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-7
3. Kapitel .
Relijäon als typi scher V/eg zu &'tt.
Eine arundl'rage, die den reli^iüsen Menschen beun-
ruhigen kann, itiL das Vorhandensein verschiedener Reli-
gionen, '^'enn es zutrifft, dass im Grunde jede Religion
sich für die allein seeligmachende hult, für die wahr e
Religion, so liegt der Schluss naöhe, aass möglicherweise
keine Religion wahr ist. jedenf=ills schien es vun unlös-
barer Schwierigkeit, zwischen der wahren Religion und
den falschen Religion.^ zu unterscheiden. Biese t'rage
liegt unausgesprochen sichc^rlich vielfach der Gering-
schätzung der Reli ion zugrunde. Sie soll jeaoch aus dem
Unbewussten herausgehoben werden, um die Frage nach dem
WSSrrün des Judentums, das wir ^l.ich zu Anfang als zentral
religiösen Lebensstandpunkt b. stimmten, zu klären.
13er entscheidende Begriff, aer zur ['.larung beitragen
kann, ist die Auffassung der Religion als typischer ^^eg
zu G'tt. Viele iv^enschen können gleichzeitig eine Licht-
quelle betrachten. Sie sind überzeugt, alle di..s..lbe
Lichtquelle zu sehen, und -.rotzdem sieht sie jeder nur
mit seinen Augen. Bs entsteht also in ihm ein ^nz per-
sönlich.^s Bild der einen Li'^hkiuelle. So etwa kann man
sich das Vorhandensein vcrschiedenur Religionen vorstel-
len.
Es gibt nur einen G'tt, ein Gottlich».s; aber jeder
Mensch muss diese fa-csacne auf süine ganz personliche V/eise
erfahren. Es gibt also zahllosu Wege zu G'tt. Wenn wir
diese Y/ege als Religion bezeichnen, so könnte uS grund-
satzlich s. viele Religionen geben, als es Menschen gibt.
Es ist dah-r von aiesem Standpunkt aus verwunderlich, dass
es nur wenige Religionen gibt, dass so viele Manschen in
ihrem persönlichen Wege zum Göttlichen übereinstimLien,
und dass Millionen das Ewige auf die gleiche Art und
weise erfahren und erleben.
- 2 -
]3ioses Zusarnmeniinden zahlreicher ivlenocäen zur
gleichen Erlebnisi'orm beruht am' einem geuioinsamen V.'esen,
von dem ein j<^der als Teil das Oanze ausdrückt, »iese
Eigentümlichkuit ist mit dera Begril'f Typus gemeint. TJer
Typus bezeichnet nicht das Wesen eines ßinzelmensohen,
sondern das verschiedenen Menschen zugrundeliegende gleich.
a
rtige Sigentünliche, das in den zugeh^renden l,:unschen in
mannigraltigster Form zum Ausdruck konimen kann.
Drei selch,,, ürlebnisgru^pen, die sich .jedoch nicht
mit Religionstypen decken, sina der visuelle, akustische
und aer emotionale Typus. Diese drei Typen können in
jeder Religion als unterscheidun^^smerkmale vorkorimen
und Sinei manchmal auch die Ursache von : cxmpi'en innerlßLb
einer Religion. Insofern haben sie auch t'ur dieSö Er-
ört.'rung eine Bedeutung, 3^ sie bei der BvStimr.un,: des
V.'esens der jüdischen Religion eine Rcll>:: Si.ielu-n. Wir
können unoer dem visuellen T^pus diejenige ...enschenart
verste-.en, di^ d^s Sein durch da-. Auge zum BöV/ußts^^'n
■ Lr-^n -. -ntec Jlom akustischen Typus, di-^ durch das Oehör
überv;iegc^nd erlebende Art und unter deiu e-iouloralen Typus,
die hauptsachlich gei'ühlsmassig reagierende Art v.n k^n-
schen. iSs liesse sich denken, dass diese Srlcbnisti,pcn
sich ait i irgendwelchen Religionen deckten und dem gleichen
Erleben e
ir. und denselben gemeinsamen religiösen Ausdruck
ver
liehen. Da jedoch schon in der gev-ohnlichen Ebene
des Lebens diese 3 Typen nicht in reiner Form vorkommen,
sondern sich r;ur durch ueberwiegen der einen oder anderen
Erlebnismöi^lichkeit restsxellen lassen, so ist es einleuch-
tend, dass dit.se 3 Typen auch innerhalb der Religionen
nur in ivii..chrormen vorkouai.en una nur unter besonderen Um-
standen vesensunterschiede zwischai aen Religionen bestim-
mcsn v;erden.
Es ist selbstverstanoilich, dass die typischen
- ^ -
unterschiede in der Erlebnis- una Ausdrucksiocm auch irgend'
eine körperliobe rürc^-lation besitzen. Biese Notwendigkeit
liegt dem Scrc^ben d^r iieuxigen 2.wit zugrunde, die den sii^^en-
ert ülutciassig zusanirriengehörenüer i>*en3chen im Un^crsuhied
w
r/
u anderen feststellen wollen. Ss
i Sit sclion ort daraur liiu-
gewiesen -A-ord-jn, dasü in Lolulier untersclieidung nicnt aie
Herabsetzung öiner anderen ulutm.^ssig gubund^nen G-em inschai't
liegün s
oll. Das bedeutet die sachliche Anert^ntkannung,
dass jeder Lebenstypus das Swin, wenn auch aui' verschie-
dene weise, üü doch in i^lyich w^ttvollur Form zum Aus-
aruck hingen kann. Der B-griiT a^s T.vpus, der in diesen
Oudankengc^ngen zum AUijdruck ..oinirit, bezeichnet also gleich-
saiii die Haut, aus der -nach aeta 7olKsir,und- d-jr i-ien^ch nicht
heraus kann. Er besagt also, dass die i.ierischu.n trouz aer
Ot,-meinsaauxeit aus ErKenntnis- und arlebnis^cgc^nj uin^us
iev/ijse ta
ts..^hliohe Gr'^-nzun in der Ausdruuksrorm mrcs
Erlebens nicht üb rVin-len konn>.^n. Eine solche Er^venntn^s
bv stimmt auch das l,7esen der richtigen una lalachen ^^ifis^ion.
Richtige M.i sion büdeutet d^s Auslmdigmachen glt^io harziger
Erlehr,x^t:;pen. F^l^^'^u i..i.i^lwn boa^./.ou den Versuch, Iv-en-
Irn^in rois t:,pisch andersar Lx^.,r Menschen herüber-
sCiiür' ^'JL x^ o.
zuziehen. Bin solcher Mi.sicnsb griiT ist jeglichen ^±'f 9]:t:>
beraubt, da in Wirkllch^vcit nicht mear der kersch o endern
dxö Idue missioniert. Dt^r IWnsc.. hc.t rur die A'axgabe, die
o
o u
;xner ]>la^nc^ten a,n die Menschen
Iat;c. ceinur Religion v;
vi^ranz..urxr, ,u^. Im übrigen wird diu Religion Ss^lLst die
.u xhr ceiiO
Q'^-'
3cerd>^n T:ypt!n au.- uer grossen Zahl d^r Menschen
an sich l.er^/izi^hen. In diezou. Sinne u.iss.uniwrt j>^do
Religion, ^uchwonn ^-^ v/l- das Judonuum aktive kissic-s-
irfieit ablehnt. Die Tatn-.che ihres Vorhanaensuins
übt aui' die zugc- hörenden Typen oino ünziuhungkraft aus,
wirkt also unzv;;.-irülhu.i't irgundw^o missionierend. 3o aber
auch ist es zu begreifen, dass
^ V. o. w> '^
..er. "v vj!
rsuixic^denen Reli-
gionen eine V-rstu,ndnisu:ügliul'ikdi t üb^r llw blosse Dal-
- 4 -
.■^-niiurit: de'
rTlciühlocro-ohtii^ung
J.=;r^oni£-n
düng hinaus und diu Ancrl
- n 1 ■• üh i st . Zunachs . s üi ö rt : ede c UJ^n^ oL
Reli^ionsc^möinnchaft an, in:..rhai:. d^.er er geboren i^t.
Auoh Vieri, or t:vpiG.h ei^:entlic;h zu einer an.erGr. Reli-
.■ionc:semein.ol..ft geliür.- .ollte. Es iat aar.^,t.us mög-
lieh und .ichrc.l-ainlicli, d..2 zicV^, urt.. den Christen ■.,
••:- .-^ arlctnistypen und unter den .luden christliche
Erlel)nistL-::en befinden. Bieser Uust.nd kc.nn innerhalb
einer Reli, iot:s,e.:.inschaft zu ganz erheblichen Spannungen
führen, mag aber zugleich auuh eine Ureache xur xhre Le-
bendigerhaltung sein und -banso die Br.cke bild.n dür die
1 „ ^1 . V o n -i • i nvc:!n da solche iviisch-
VerstanditiUng zviechen den i^^^lifaion^n, uc öu^
typen der Praxis V^erstaüdnis x ui d x>^t. ..--xx^
übec*br ingen . hönr.en .
I^er B&grifr
des
ist/
religiösen 3rlebni3t:.pus bei
den
bisherigen Erorterun^^en inhaltlich noch imur rornlos
geblieben, ^r lasst uns aud arund logischer üeberl.,^angen
ahnt^n, aass das Vorhandensein v rschied.ner R.-.ligion-n
nicht ein üebel sondern eine KoLwendigheit darstellt.
10,ie wer. is-. schön durch die .lannigdaltigkeit! Dna auch
aud dem &cbiet dos Religiösen .;.re Sindörnigkeix zu-
gleich langweilig... Ein^^i.igh.it , Die tats.chlidie Nicht-
einrörmigkeit soll nun zunächst an einem Beispiel erör- '
tert werden:
- IP -
In der Auixau;iung der Ntitur zeigen sicli topi^che Unto -
aohiede ii: der religiösen Yerttnliigung, aie sich nicht
wili;:urlich Verarmungen laü^^en. Ma-n b-^traohte lolg^'ndes
Lied aua den Upanishads , da^ ein^n Ausdruck des mai-
schen Naturenprindens darstellt.
AUS Muckle:-Der Geis, der ./adi sehen KulLur und aas
ivbendland." S. l2../i23. Aus den Upanisnads .
"Aul* eines Ro^So-s Ruck^^n ^agen _wir daain ...
Im ])ammergrauen schutuelb es die Hahnen,
Als [.lOr.-^nrot urnrlattern sie sein Haupt.
Nun springo'^ empor, es glUht sein Sonnc-nauge,
Una bis zun lliiii.el rect es sicn ^iii;ö,ux .
Sc^in üux- scharrt Tage, t.:.nzelnd geht der ..onao run,
Das Jahr - <.'in iaxz, una Jei.t, iri_ „ahen Sprüngen
Siorühn Sterne um den rasena öchn..lln L-ux.
in v.olkenxlück>.n uroplt aer Scuaum von den »'-^^-f^
ES schnaabx der Sturm, und „icTt's m seinem Den ^r-
gang
den ?Lüpi' empor, dann zutken Bli^oze um die B'^rge seiner
Uer Rec-on trieft durch dieses V/aldes Strähnen,
Und keuchend kuchx in j'. nem Ivleer die Gischx.
Doch üb sich .-.nackend Diegt der B^ume Stamm,
Ob überFelsen v/irr die '■!og^ schlagt -
Alles dahin! Gerissen wird es ruaelos und «Vvig,
Durch Tag zur Nacht, aus 3mnklen in das x^Qli^"-
SO iag-n wir durch dieses Aethers blaches i-ela,
i^n ici die 3rde und die ganze v.'elt."
ju, ^e.., aic ^L c, ^^,.^^^j,^^..2ung von i-]beraara.
Das Eigentümliche dieser Naouraurrassun^; liegt
in der la^ntirizic-rung d..'S klt-^nschen mit dür llatur. äs
ist nich^ nur ein Bild xür die Glut und Schnei ligk<.it
des menschlichen Lebens. Man spürt vielmehr aus jedem
^J/orte, wie das Blut des Dichters und die Natur im glei-
chen Rvthmus schlagen-:; und wenn er r.it den -.vort^^n schli<.sst
..So ,a-'en wir durch dieses Aethers blaches pela, Du, ich,
üie Erae und die ganzu .velt.", so bringt .r hier die
seelische Uebereinstimumung und Gleichst^^llung deutlich
zum Ausdruck. Diese Aui'rassung ist von einer berückenden
ügigkeit. Die Brust wei.et sich in der -'ühnheit
des Gedamiens, dass der -ensch mit dem Sturm der Natur
selbst durch die Ewigkeit o^ii'"*
Auch das Judentum kc-nnt eine begeisterte und^
tiefemprundene Naturschilderung. Sin Böis^-iel hierfür
Qroiis^
1 c:j Q «^^
- 6 -
ist der Psalm 19 "•
"Die Himmel erzahlun aiu Ehre G'ttes,
und seiner Ilcinde V/erk veri.ündet das Firmament.
Bin Tag strümt dea. andern Rede zu, _
eine llaoht gibt der anderen Erkc^nntnis..
Ohne laute Rede, ohne v.'or^e, ungehorx ist ihre 3tifiit:..e.
Ueber aie ganze Erde spannt sieh ihre Saite;
am Snde des Erdballs versxoht man ihre Worte;
dort haD er aer SOime ein Zelt gesetzt.
Und sie kommt hervor wie c^in Braut .gam au., dem ßraucgemaon,
freut sieh v.ie ein Held zu wanciern die Bahn.
Von dem einen Ende ac;s ii-iariiels isi, ihr Ausgang,
zum anaer'o-n ihr'- RücK-kehr,
und nichts ist verbergen vor iurer Glut!"
Der Sanger hat nier d,e ?Jatur i.äz tierstar 'i:inrühlung
in ihrer . , , . •
Grosse und Sehönheit erlebt. Kan i'uhl o seine
Naturverbundenheit und seine Pruude an gesunder ^'-rart in
dem Vergleich a^r Soi.ne mit einem gibbaur, einen Helden.
So v;ie der gibbaur seine Krarte noeh einmal innerlieh
mi^t, spielüna und strahl. ^nd^ bevor ^-r aen >Lampr aufniiiarit ,
so ist auch die sonne von strahli^nl^r Kraft erfüllt,
die in sieh gebaj.lt am Horizont .rscheinx, um den Tageslauf
zu beginnen. Aber der Unterschied zwischen Jüdischem
Naturgefuhl unu dem der Upanishads offenbart sich sehen
in deiu kleinen v/örtchen "wie". u3ie Soni.e kom-t wie ein
Bräutigam aus seinem Brautgemach hervor. ?reut sich wie
ein Held, :.u wandern die Bahn. v;eder ist es dem Singer
möglieh zu sagen: Di^ Sonn.^ ist ein gibbaur und ein cho.aun,
Bräutigam und Held, -.och umgekehrt, aass aer ^-ensch die
Sonn--, ist. Er kann höchstens sagen:
Der iviensch ist wie eine Sonne, und die Sonne
erweckt L-'bcnsfreude, wie wir sie bei krafterfUllten
Menschen wahrnehmen. Aber noch deutlicher wiru der
unterschied, wenn wir den Anfang d^s Psalmes betrach-
ten: "iöie Himmel erzählen die Bhr^^ G'txes". Vdt absoluter
Selbs-.toerstundlicukeit wird hier di-^- llatur einem höheren
Sinn untergeordnet. Ihre Schönheit, ihre Kraft, ihr Strah-
len ist nichts Selbststana
ie-es sondern ist eine Sprache,
Ausdruck für ein Höheres, nämlich für d-.n Schöpfer dieser
- 7 -
IJaxur . In den Up;^«.nishads ict die Natur sylbststaniig ge-
v.'orden- sit> ist Cj'tt; im Juaentum ver^ünaet die Natur
G'tt.
ji ser Uni-eri>vjiiied i;it nicht zux'ixllig. Der
jüdisch emprinaende ilensch kann zv;ar die Schönheit der
indischen AuiTaüSung nachrUhlen; aber er kaim seine ah-
2
chauung nichö rr.it der indicchen vertauschen, auch wenn
er wollte. V/er die TJa^ur als Ver dndigung G-» '.tes ütiipfin-
det, kann sie unrnögliuh als selbststandige G't-J.elt an-
erkennen. Ebenso mag es deiv. inaischen M'-^nschcn nicht
ö..'li^h Soin, dij Matur, in der der gexühlsmassig aui^r
mo
geht, als die Schcpi'ung eines üoergeordneten a'ttes
zu erripxind-...'n. Dise unver uausohbarkcit der beiden Stand-
punkte nenr.ün -.vir t:/pisch. 3s handelt sieh hier u®
unvcri-j^nder liehe Gegebenheiten. Noch deutlicher wird di'---
se
r typische unterschied, wenn .vir den Gedanken weiter v.r
rolgen. W;xhrend im Ausgangspunkt d«r Ilaturbetrachtung
nuch eine gev;isse Vöcv/anatsoiiaxt besteht, entrecno-n
sich die beiaen Anschauungen immer w^i'^er voneinander, je
mehr sie das Leben gestalten. Die verwunderlich'-: i-''oi't-
s
etzuni.-- des Psalmes laufet namli-h:
"Die Lcihre G-tLes ist i'ehlerlos, se.lenerciuickend,
o. ,-. 1 f
das -eugnis u'ttes ist wahr, m;-..,cht den Toren weis«.
/
I
Die Grrundlagen der religiäsen Symbole #
Vortrag Im Jugendverein aun 28 .ll #1954 gehalten •
^
Liebe Freunde !
Die Themen, die ich mir im Verlaufe der vergan-
genen Jahre, die Sie mich schon kennen, für Vor-
träge heraussuche und über die iah z.B. auch im
Rahmen der Lehrvorträge der Gemeinde Jeden Don-
nerstagabend spreche, stehen alle in einem be-
stimmten Zusammenhang.
Ich versuche hier nicht etwa irgendeine Gredanken-
welt zu beschreiten, um eine:n Menschen einmal ei-
ne Stunde ein intellektuelles Vergnügen zu be-
reiten, sondern um j'idisches Leben irgendwie
so zu klären, daos man es begrifflich vielleicht
möglichst deutlich vor Augen stellen kann und
hoffe, dass aus dieser Klärung ein deutlicher
Lebensweg hervorgeht.
Es hat gar keinen Zweck, aie Frage, die am
Sonnabend im Mittelpunkt stand, nochmals auszu-
breiten, da die Gefahr bei dem Thema: "Vereinheit-
lichung des deutschen Judentioms" besteht, ins
Phrasenhafte abzuschweifen, ^enn nicht solch eine
Gedankenwelt Schritt für Schritt erarbeitet wird.
Auf diesem Wege soll der heutige Abend ein kleiner
Schritt sein.
- 2 -
Die Grundlagen der relliriasen Symbole. Es scheint
ein uninteressantes Thema zu sein, das auoh Im
Augenblick gar nloht aodern Ist. Was versteht
man n\xa unter einem Symbol?
Wenn a,3, ein Mensch einen anderen nloht liebt
*
so ist das Ruckenzudr ^i.en dr^r A;81t:ic'c» :Jie36s ,
Geruhls. Wonn Jciriand aar due Handauosircüken eines
anderen ihrr. sichtbar don aüokcn zudce^it, so wissen
Rlle Beschoid, was da-.it gemeint ist. oder
wenn jcman . bcrchlend die Hand auastrejltt, wenn'
ein© Person ins Ziminor tritt, sö holsst das:
Gehe wieder htaausi Der Oriöntale untorcchoiaet
hierin/
sich/sear, denn bei ihm unterstützt dio Hand die
Rede. I5ß stockt da'rif.ter ein ganz bostixmter Men-
schentypua.
Das Gyrr.bol ist ein, Spracho rur sich and
braucht k^ino Urtorstützung; es ist die Ausdrucks-
rorm, die etrac Dai.i-.terlic
s bezeichnet.
Wir Juden haben sehr viele relijjiöse Symbole,
Wenn man z.B. einen i'rOKmen Juden betrachtet, so
ki?nnzeiohiit--n ihn bj^sonaers viel Merkmale: Er
umhüllt sich nit einem Tallis, oder wie wir
OS bei
• ß
- 3 -
nnßoTQT. 0ötjüdi80i;en Olaufaensbrüaern üel.en^ be-
wegt 3 ich *jOln B^te?'i in einc^ aauörndön llythmuß und
bed utaa nun diwiüo Si:..l-oio? "53 r:il:}t r-:t dl d:oJö
wlü Tit^nn ein Eaun gebaut -j^ird und alle :vosten i'ür
die l:loir;3tor Toilo i.ü ein^c-lner: Vüransboreohnet
wü^rd^^^n^ Jcuüjh .ilie jl^IIö zuja-jaeni^ex'u^t eint»n
bestl^u-ten kilnn haben^ sc rtii^^eu auch alle reli-
giÖQön Symbolo einen b sticn/cen^ gemeinsdtnon Sinu
haben. Bs ?iiusä ^lierairi.b' I^i^rboi vor Kurz-
suLlüsson bewahrt w-irdon* Ein Beis^iol hiuri^t:
Wenn iiä RoligioLsuntörrioht dio Fra^o^ gcStöilt wird;
w woher konant das Getreide", und die Antwort orfolgt:
wVoc Hüben a^tt«, ac ist dies ein KurzscAus^^
der au4:ßerQrv.er.t lieh ^crahriiuh i&Jt^ da er eiLe
pünlu'aulheit in eich birgt. Es w ^re ^l^o uucb
ein Kur::3c.iluuj^ renn man ös-gei: würde, dußs der
Sinn der Symbole die 3JZö?fiähur.g zum ilUchatöi: söi.
- 4 -
Es ist ein grosser Unterschied, ob man im Auto
über eine Flache hinwegsaust, oder ob man mit
dem Puss jedes stück Srae abtciStet, oriuhlt und
erlebt. Man sieht beim II in;vo. -sausen nur einen
grünen sdhtnalen streiten, wu herrlice wiei^e ist
und man nimmt dio ^atur überiiaupt nicht mehr
wahr. So ist es auch aur geistigem Oebiete.
Man muss auch den geistigdh v.'eg durchlaufen und
durchdenken, man muss die Fragen, die das Geisti-
ge angehen h runtertrausponieren, wie wir es
tagi ich tun. Wir habun üino uiimenge von solchen
S'ormen, cien^n jeder Mensch sich unterwirft: Bs
sind unsere Lebensi*orm?n. TJenn raan unser Leben
durchdenkt vuin Anfang bis zum Ende des Jahres,
dann wird man fsts wellen können, dass wir uns
eiüur UnsucKie von f otaalen Bolastungen unterwor-
fe:i haben. Zum BoiSj iel unsere Kleidung: welchem
Ifilden würde es überhaupt einf-.llen, sich die
Last unserer Kleidung aufzubürden? v;enn man sieb
• 5 -
überlegt, wie unbeciuan, ungosund una letzten snües
ger;xhrlich( durch Erregung der ForunkulüS0)der stei-
fe Kragen ist, sc Tragt man sich doch iinr-;er wieder:
^rum tra-gt man ihn? Warum untorv/irft sich die
ganze europäische Menschheit diesen Din^^n?
Die Hausfrau hat die Last des Haschens, Steifens
etc.. Der Kragen selbst ist d s Unbequemste, was
man si ;h denken kann und zur ungilrstigston Zeit
rüisst sicher das Kragenknopilüch, so dass utmütze
Zeit verschwendet werden muss etc. V'arum tr^^gt
die gesarrte europaische ^iannerwelt, allerdin£^8
•rst nach der frar.zciischen Revolution, diese ei-
gentümlichen Uöhrcnhüson, aie dem Bein trotz der
schönen Form den Siniruck ahnlich einem Slefanten-
fusse verleihen? Es sind Jhragen, die scheinbar
lacherlich erscheinen; und doch sind ii»^ von unge-
höurer Bedeutung. Bs werden Tür i>inge, die schein-
bar gar keine Bedeutung haben, unerhörte Kräfte
vergeudet. Auch bei der tttmenwelt funktioniert die
Mode wie bei einem Parademarsch. 3s wird dilctiert
-. 6 •
und die ganze Ijamenwolt unt-.. r^irft aioh diesem
Gosetz* Bs i;:.t traben eix\^ ungr.:heure kraft, die
den iVienacen 2ivingt, diese LdLg>5 zu ^^.Tifüllen*
H 2* Unsere ^ohnon^^vir scali ssen uns
ka. s t e n röj^m ige/
ein in Räume, /die manchnal aussehen wie grosse
Scirge. ^Aenri ein Mersch von der freien Natur
huieinkoair.t und dxe;:.8 :v:iat3La;;iernen sieht, dann
wird er erschrecken und sioh Tra^x^n: v/io können
siüli Mensoi.en in dic^se S.rge oinschliessen. V/arum?|
Früher haben sich die Bov/ohner der '*2rd& begrün-
deterweiGO ^»15 zum Schutz gegen die K^lte in
Hohlen eingegraben. Aber heute - v/u bleibt 'ile
grosse freie llatur, die Schönheit der W^^ldor?
was ZY/ingt die^o i>ior,3ciien, was treibt sie in
die ilühlen? 13s ist di^sselbe ;vie dia Med:?, die
döu Mensden befiehlt, steife i^ragen zu trageii
und Kleidung, die nichc zweckentsprechend und
bequem ist* dasselbe finden wir bei der lloi-^
liohkeii^sform des Begriissens* Vas treibt den
• 7 -
Menschen eirieia itm ^:aiiz Gleichgültigen die Harxi
zu reichen, sich nach seinem Wohlberinden zu, er-
kundigten etc. ? ^^as gebietet ihm, sich so zu binden?|
Auch die büsti-miten Essensgesetze fallen hierunter
und noch vieles m3hr* wenn wir z.B. an Tische
sitzen und zu hause eiacal einen liühnerknochen
abnagen würden und ihn dazu in die Hand nfthn.en^
so würden wir dies in ooselschait doch nie tun.
Bezeichnend darür ist das Strichwort: Gebildet
ist nur der^ der wenn er allein ist, c^uch daij i^esset|
nicht zum iMuncle l^ahrt. Das Praktischerere wird
nicht imirer ausgeführt und es soll auch ^ensc en
geben, die in geschickter Weise, sogar die Sauce
um die Gabel schlingen können. Bs ist eine Bil-
dungsarigelegenheit, wenn ivlensci.en diese ForiLen
genau erfüllen. In jedera Schritt, in Jedem Blick,
in der Frisur und überall: Der europaische wiensch
lobt heute eingehüllt wie in einem eisernon Korsett •]
Was bewegt ihn sich so zu führen? Die Antwort:
Die Kraft, die er ditfur aufbringt, ist nicht ver-
• 8 •
Ks gths^rt cii4::a^ dass iv^ixii gegeneinan lOr hol icii itt.^
werden^ aio y.rLut^n^ d^i^s die Gh^r^^inscaart zot«*
stört wlrci*durc;h aaubtitTvorlo4i^;en^ a?-ö ii: jcrdi*ci
Menaciiori s<;hlua.r.ürt* r^i.ce Fotr::eK uitij. also ein
^^ußöero^^d«:!tliüii guter (Jadai ki^t Ijer eurür^^isohe ].*eiuich
zeigt aurai; aie unb.:\/uss:.ö Un.vrur .mn^ ^u eii^ei-
liöhoroii ;.wtJok a©n Auudruck eines iuetili^u C-tribbv.hSt
Ifonn Kuropa z»b* einrjil x eii:©r t-S'-e . erdori ij Ute,
dann ivira doch oinö goiobx v erden; Diu au4.^i?rücäöi/t-
iicae ijii>:tipiiu^ äil^ Crdnuijg, düi uicu ui© i^lur^üchvii
freiTTilii^ unt.rv. orr^n i.aben^ fcjü «Ii^öö Lebvae^vj^iijbr-
keit t'jx :.lxe vorlie^rdün ^ar. rJs tsteü :t hinter all
di *Bt.r Viulf itigktit doch ein gen^oiusac-or Sir:i>^
wer run reli^^iüge : ornien verötthti?ii . ill,
imiss einüL Einblick habeu aDcr il.ru M>ntitgi.^xt.gkuit •
Ss i£t i'Ur die judc-n, ..ia i^. eiio Art dor i^c^rttön, ad-
- 9 -
lien Bio 3ioh unterv/erfen^ üer Prorunie hüllt sich
in eino -^»^rt von Formen, die ihn im er nehr bindet,
denn steht niciit hin..er alleu reli^iöson Formen
uin ;iir.n, dass dür KOnsoh sich ?.\x sc.in-^r Selbste
orhaitung di sen Für .e,i unLjnvirrt?
Der ivo\.iiie Jude ü^richt sc;,on incrgons, v/ann er
seinem Augon aurschla^^v^t, ooitn ürwacheii ein ö^bet:
^Uoh dai.ke Dir, Herr der v/elt, dass IXi T.ir meine
*iö6ie \. iv3dergögeben uust»' und t.^gl^itet räch stiiit-.
livÄiö Vorgange der i/.or^entoilJtte mit Gebeten und
Seg.nöSf.ruchen; Dj^-s ii^mae'^vascaen otc. ferr er dann
2^ *..inuten r.iit den Tri 11 im ein aar Stirn und dt-^n <
Äi ernenn uii^ Arme und ao. i ^^usohlungen zum cvoboto da-
ß--eht, so iüt daii ein ganz ei^^;c-nimalichGö Bild.
• i» .
''■^ . ' ■
Es dut'Vt an, wie oin .lorn aui* der Stirn^ Mittags
wird er v.-ie von Ue bereit chti gern geaalten und darf
sich nicat gloion aur das ^ss n otürzen, sondern
«9 i V e\\/
mußö orßt vun/Segensö ,ruch oe^l^^itet dio üande
waiii Jaon und eine Breche n;a'jhon* Nach dem liissen
spricht er das Tischgebet, nachruittags das Mincha-
<- ,
- 10 -
^:ehet, abends das Ab ^üdjjebet ur^U vor dorn Sin-
sohlareri wieder d;^s ^'s.ciritpiubot . Tag für Tag
wiederholt»** üich dies ina Loben deu rr(Xi:Den Ju-
d^)n. 15s ist eine urierhörte Bltilurg zu den all-
gemoincn Fcruon hini^u.
Dann naht der Üabbat: Per Jude
aari' kein Stu ckch. rn p-pi^'r zerreicvn, niciits
Bostchondes vernichten! Sr wird zurücksc-
halten durch eine i^:entU!r/iioh0 Mucht* ^"aö
i3t GS? Vielleicht das a':bot a'ttf^s? Nein!
3s ist d^s Unsichtbare, das sie z^/ingt.
l?s xiüi:.;ieri Peiertagd^: Die :;a:i rahrtistago, die
ihnen '/erlustc r.atericllor Art brin-:on, ?!)ie
Fasttago, an lenon öi^^ sija ,]oglicKer Speise
und Xranlis 3n::,halt0n müssen» So g^vht eg T g
Tür Tag, das ganze Lebon hindurch unterwirft
sich der Jude di.^sen un rh'orten Binlungen.
V/arum und wioso brin^-;t d?r Jude diese Krnft
aur ? Di3 ÄntTTort kann nur lauten:
- 11 --
Der Jude ji<a nn sich ßolchei. Bindurigen unterwerfen,
weil er sich damit zugleich einom Seienden unter-
wirrt, aas uehr iut aus das Leben der Freiheit,
du» uie IvSensc en sich son^i-t wunscrien. Und diüse
V/elt kann nur sein ein UDsich't-bart:?^, Höchstes^
liwi^;eö, ivCetap'ai/siscnes* JiJs kann nur 3<>in Jen-
öeitb deß stoi'riichen. WentJ mau oMür nun den
Be^rjLi'f &«Lt vüuhlt, dann karji uan aagen; O^ttl.
Der Jude unterwirft sich in ö^jiuom Lehen dem
IIö eil st 'in^ i>Ietö.ph.vsi sehen, 3r übertrj.gt diesen
V^iilen in ,^ede nanalung ßjtn>ö porsonliclien Lebens,
üir t^laubt, aasö diese Binaung von Forrr.eii beglei-
tet seit, wird über aen Tod xiir.aus» Ubor den letz-
ten Tag^evtl* erst der erster oinos ?;uhren Le-
bens.
Ueber Symbole braucht man ^^ar tiicht mehr
diskutieren. Vielleicht ist allu« ein wenig un-
deutlich und v^ird vor iölgcndeu ;itandpunkt aus
deutlicher und klarer ^^^erri^^n:
SS gibt V. rscaiedene Religionen auf der
• 12 -
Wtilt. 3ie beöto..0n darin, da^;^ dio Arigehöri^j;en
jöder üOt^rürfuiidou öanüiübchart oixio anüero
wuö den iwüaöci.ön iu praktisch on Löbur. von gröbster
B deutung iat* Sio unte iSjU^ideu u oli in der
Auöüruakui'orm . Jude^ioin büdirigt^iiieJ:! den
jüdisoüen li^Libol^n zu uni...rv»\.rrüü.
:;fc> gibt rioii^iüi^srwri.ion, die dixs
Judüutu.^ voraböchout* Zua: B^isiuel diö orgaasti^
«
^tfi^e Religion. Si© v;ill die urcU'tä, aia die
IvioutJouen in ^ioli ve rt> ., ur t^i. , ver ;;6 1 '^1 i juen . Das
BLnvun(i.iruni/a,;uc^ii!öto b^ii dün i«iö:>ao..eri ist ja
üie Faiiig,k9it, oiu ueuea Lube-. zu erzöugön.
Abac aivr Vergöttlichun^i ai^oüs Z^ugungsakts
uuü iUn alö etas Oötclichs.s zu vere;;ren, ver-
übüOuouU dvt Jude tiöA»
iiS 1
5t vorgekojEOiön,
aasß diö Töfipül zu d-^ry. ucr^b^«v. .r-.igt wurden,
wüs BÄii heute; ..it i-'röudunhauc bezciciinöt. Und man
kann nicht be^reiren, wio sehr sich die Mönschhuit
• 15 -
erniodri^;t hat*
joaojh gab es auch Zeiten dos Gegentoils:
DOü :,:önchtaTr5 und d'-fc I^onnenLurrs, Zeiten in
denen du.c Asketer.turr., die 2ntL'xlUL>ami{:rit , nervo r-
pe ober Tiurdc. "renn run :^.ber die «i'Ur; ckhaltung
das laaal wäre, dum. tu :3a ton aXle a.or.3ehen ins
Klostor r'Cli n and die '.'enc'jhheix :varde auö-
öterbön. ..bar dau Leben iöt ^tl^rk^r als i'al-
sche Bc^griffe vor. L^^bon and sotzt slcli durch.
T) ie andtTTe 3(}ito d jc \rcr^ottli<5};ving
u.B-^wunat3r..iiig
/des Zou,:ii^n.!.tes ist daa Zorstüren des Lebens.
'»j 'Z/
- 14 -
Sas Menschenleben wurde gering geachtet. Fremden-
mord, Siilavenmord und Kinder ord 7;aren aie Folge -
er scheinungen« :Nooh heute Tinaet ir.an in ulten
Bauv/:rkon Särge vo<. Kindern, die geopfort raren«
l&ü ist eben tjo, dass die Anhw>.nger der -r^iastisehen
Re-ligion stets ver^juchon ;veräon, ihrer -Zerstörung
AUi^d^ruck zu geben« So wurde zum B'^^i spiel Matusch-
ka getrieben einem Moloch anfüge löron und vvir
begreifen nic^ht, was für ein Wahr^sinn ihn verleitote
solche zerstörende Taton zu begehen«
Die Lebensrom: der Juaen jecoch hat eine
Beziehung zu einau Höchsten und v.enn man vom Grott-
lichon die Anschauung hat^ vrie ich es vorhür schil-
derte , dann sind aiese Dinge unmöglich«
Der Pf rsismus spielte vor 2 6oo Jahren
eine grosse Rolle und fand seinen Ausgang vin
Zaratuötiira« j)er iarsismus unter sohvJiaet den
(J»tt des Lidi tes und d^vr Firiflbrnis^ den a*tt dos
Outen und des Boi^-^en» Der ö'tt des i-ic^ites^ der
*
• 15-
das Licht geschaffen hat, steht in dauernden Kampf
mit seinem ae{];eng«tt, dem a*tt der Finsternis,
dan diabolus, d^itn Teufel. Et. ist der ^ ampf
sv;isehen Ormuzd mit Liciitgviis;;er^ Uhd Ahriu^n liiit
Damonon, dem zuin Siogen entücheixen jedor Glaubige
helfen si>il* Die Aiihan^er dieser Relif;ion konnten
nicht begreiren, dass oin a*tt dc'.s Oute und Böse
geüchiiffeu hatte, und sie uiv.lten deshalb aie
Existenz zw^er (j'ttheiten für notwundig. Es
haben nic-it alle Mensc^ en die gev,altige K.raft
der Fr ..jphaten, das 9ut und Böse in oiner Einheit
anzuarkemien* Aber das Judentum zoigt in dc^n
Ausdruckaformen seiaer Religion aie uöcaste
B02iehui*g zur ;wi^keit#
Der Buddhiscus i.>t :ie reinste Auüdrucki>-
form einer passiven Ethik; Dieses gah;.o Leben
ist wie oiii dumi f er Sc aleier, der zorrijsen
werden musB, so da^s uas ües-^ere Seiu folgun kann:
ijas Hichiinehrleben. Die ^;ahrö weit ii^t für sie
- 16 -
dieser Welt in das Niohtmehradin^ in das Nirwaum.
Der Buddhist glaubt an eine seelenwatiderung und
die ewige Wiedergeburt» Sr icuss also aunohmen^
daaa in jedecn Lebeweaen« 0^i ^b Tier oder Pflanxe^^
▼ielleiuht die Seele oines seiner Vor rahren wie-
dergeboren Yi Orden ist« Er geht daher seines Weges
und hütet sioh^ irgendein Lebewesen zu vernichten^
Oder einen Wurm zu zertrex^en» wenn aber zum Bei-»
spiel ein Mohau^edaner den H^^st e inea Tieres in
den Tetipel wirjft^ dann wird er varnichtet^ derji
er ist nicht mehr lebon8v,ert und wird zerrissen»
Itr wird nur dann erlöst -arerden, wenn er den höchsten
Grad erreicht hat und ein vOilst^ndig gutt^r Mensch
Ist; sonst wird er wiedergeboren alö '«furrn oder
irgendein Tier# l^ruia hüte Dich^ irgendeinem Lebe-
wesen etras zulaide zu tun! Der personliche Aus-»
druck dieser passiven Weltanschauung ist der Farkir«
der in absiltoter Starre sich in sicli selbst Ter-
senlct*
- X7 -
Diß Judentum ^odooh brin^ der. Icbundi^en Sag
reiner alctiver Ethik in aiös© VoIl. Ks 8 ohreibt
vor: Das und das aoll at ^u tun ! iäb oebot
der Zedokoh ist die Uöchcto Forderung: Eu aollät
nicht nur dem anderen niditß tun, sondern Du
Bullst
ihn sorg^. Du sollst döca Isot-
leideuden helfenl
DitüOs ist der unoruürto Uuteracüieo.
zwisohan der v oitauflTassung dea buduhiistlaoiiün
Typus und des jüdischen Typus, nor Islüua, u,
das Ohcistöntum ha-ben di-se Aui'r&ssung über-
nosscen
Biese ^udiaoUe Sthik iat eingebt» ttet
in eine sohöne Form, die gekrönt ißt durch
die Saboatwelhe, Sbenso wie man ein besonders
«•rtvollea Scharaokstuck stets in den ßo)
Hüllen a Uibewalircn wird. Dieser sa.bath is-c
nichts Zufälliges und wenn vi Die Juden heute
du roh die tragische Sntwicklung den Sabbat nioht
/
- 18 -
u-jiir iialxcn können, 30 üollan sie äüuh vranigstens
alles ünnuw2,e varL.uiduh. Ks int ^5twas ITohes,
und da^j Qe^jüt in roraii. tritt: ^-Du. darfst nun
nichts meur /.orstörerj»^ Ailöis ^ibt cier Jude
am 3a; bat auss d^r lltna^und ar 1 riit caäurch
den (jehorfcjiim cai eine hcaiiatü Mt^clit . Ss i.st
aie ünt.^rurcijiung^ die Ünterwariung unter len
göttlichen y;iiien.
Üine der gröb-üten Sünder: äa^r Gageti-
-vartlst: 3er Juae .kann nicht i.öhr geauruhen!
Kr ist eil. obildot^vun ^ioh eingenczixu.ün und
joder a^lt ^iou für einer. i^lv3inen t*»tt.
Im a] igei' oin.-^n l ^eht jeder Ivieisofa
aiir der Boden der Bwigkeit. Sei oz de.r Christ,
der moh^vEiOdanör oder aer Ät\iiu.iiißv aev orgiatiti-
- *
öohin ileii^ioO| nur der ..lu^ Sohivatzeiide, •;
der vacLelt auf der Krdo lierum und steht nicht"
fest» Derjenige, der s: zusagen für ein Sntr6e-
biilet in die europäioche i}<^sollschaft söia
- 19 -
Juaentum vork-.urte, ier ist h- ute der an:-lüok-
licluito und b-lc^uerriSv/crtcotü Menisch uikI weites
g^r n. vhtn^ur, ^uhiii er gohori.*
ver>^ottort. sie liOiinteü radit mehr gc.horoh-n.
vor, Gcitiö Jori^r du de arr^ Fr ::at- g^^b.-nd clio r.feolit
dar Brviu aus lex Haiid eii^'t.f ^-^-^i &/. le Verbote
und Q. böte doli S-bbata ntr-n^: ri'Jilt» i^*ür
C »tt ii5t 33 iiclit DO ?;iohtig, ab r tur aie
i4en>>ohou ist ii oino un;^eheuor Liehe Bi-adurig»
Der Ijabbat KtxA beginnt ^ iwderr. di'^ Hau^rrau^
dciö So^ijbol der Gk^fühlstiofo^ die LicUt.er ent-
zUnict uni jegnet* UriCi aii; Sabbatondo wird
dio gerio3ht'ina Kerze vom Man», entzündet, als
Ausdruck dr^fur, da-^ö der Meriöch wloder diu
Mc3.c;iit Ubor dio Srde ergreift.
ijie werden zugaben irüsson^ dass diose
Form des tJudentums, eine Lebensform ist#
Säs ist divs goißtigo (le^tand^ in aas der Jude siüa
gohi.llt iiatj clor Cubbat, d.io Pc^t^ru^^gt- aiu a aor
Ri^thHiao, in den. cLc^t; Juioi:i:.uni atniG^. 4llt* Faste
erinnern una un^erv ürl^r: uns der jüaiöu}i^n üe-
sc. iC'.to, Au ciü!. hüheo Pviiertagen sin^i ai':^ Si/-
ß^-^^;^g^ti aio Tore a<. iJ ^^iruni lö uiiu aiu Ju i^n r^^inig(>^n
ih -e 2'c.':'iv/« A^. Ja'..m-Aip ur iintw^f v/eriöi. 3i..a a.ia
Juujti der .^nscx: V/C;lt den licBc^lijh^n Pormei?, die
den Körper dom (ri^i^it ur.tarwerferi. 'öaa j iuische
L ■ beu 131 et'.rc^i^ iJaii2ies ai d das JudeiitaL;* oin;^^ iiei-
li.^^-^i:^ <i^- ßJttiiclicw :TaiL.na aaf Srdan. for 7/^g
.-u 'ii^:>en Idoalcn nr.u^u ori Jiraprt .varüon ruid ist
gcbaHüien au ua;3 ^liati^^^o Utit^r^^c^rf^n ur*tjr den
gö 1 1 1 L oVi V ri w i 1 ien .
JCXXTinQgK Ali
•c?
w 3r Jen/
Krixit'j V3rv;QLdot
an lau Uz. .er/ arr^r. ..er riioio^ StiaÄütäÜdii
)txx:k!iJ£ und i:.a;3aton sioli dec. untörwurr^n^ der
hinter a Ien Oeüotsen steht; Dom jgottli jh^r. v/illen>
Akioa ist bjwusüt i'ür diesen got'clichen Willen
gjstorben una alu ßoino Stirn mit eiaernüm k rr^.
- 21 -
gerolt^ rt wuxde^ KXüLxkt« er
xkX: ilwro I;ii:aöl,
der »-ge, ür üer (>• tt^ lut ^iinzig.
Alle, dio sich gro;-is urid 1^ Lug Vurkoni::en,
»V
©rui^t: uxix dUijQ nur li St^ti^l^i ^brigbl':;:ibt
i^lc hu jtn uiriü groiico Aur^'^be: ,Vir ßii.o. Boten
^»Ltiiß iii d-ujer ,Vc-lt^u.nd .iusaruciv uicsos Bote -
deitia iat die purm^ du; ürytibci, ciaö ö3Sotz#
Es i^t vor aliöu. aie v.ci^^h^iw öxr^ir rcru, aie
iii^Hil von ivlorijjohc/ti iiuar. .t^ ^iondern v^jx. irtüse
vrurde*
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J\)S yn-rys^ ,13 7T)W oJ>.^V/ nw3
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Jwi. ik'^< ^' ^1«*J«^
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^10
Dl« Snuidl ajjen der rell^^läsen Symbole.
Vortrag Im Jugendverein am 28.11.1934 «."ehaltea
Liebe Freunde !
Die Themen, die ich mir im Verlaufe der vergan-
genen Jahre, die Sie mich schon kennen, filr Vor-
träge heraussuche und über aie ijh z.B. auch im
Kahraen der Lehrvortrage aer (»emeinde jeden Don-
nerstagabend spreclie, stehen alle in einem be-
stimmten ^Zusammenhang •
Ich versuche hier nicht etwa irgendeine Gedanken-
welt zu beschreiten, um eine.n Menschen einmal ei-
ne Stunde ein intellektuelles Vergrxügen zu be-
reiten, sondern um j idisches Leben irgendwie
so zu kliren, da-.s man es begrifflich vielleicht
möt^lichst deutlich vor Augen stellen kann und
hoffe, dass aus dieser Klarung ein deutlicher
Lebensweg hervorgeht.
Es hat gar keinen Zweck, aie Frage, die am
Sonnabend im Mittelpunkt stand, nochmals auszu-
breiten, da die Gefahr bei dem Thema: "Vereinheit-
lichung des deutschen Judentums" besteht, ins
Phrasenhafte abzuschweifen, wenn nicht solch eine
Gedankenwelt Sahritt für Schritt erarbeitet wird.
Auf diesem .Vege soll der heutige Abend ein kleiner
Schritt sein.
♦ 1
# 2 -
Die Grundlagen der religiösen Symbole* Es scheint
ein uninteressantes Thema zu sein, das auch im
Aiogenblick gar nicht modern ist» Was versteht
man nun unter einem Symbol?
Wenn z.B. ein Mensch einen anderen nicht liebt
so ist das Rückenzudrehen der Ausdrucke dieses
*
Ghsfühla. ^onn jemand auf das Handauss trocken eines
anderen ihm sichtbar den Rucken zudreht, so wissen
alle Bosch eid, was darit gemeint Ist. Odor
>>i"
■^z^'
wenn jeman^ berehlend aie Hand aussxro^vikt, wenn
eine Person ins Zimmer tritt, so heisst das:
Gehe wieder hloaus! Der Orientale unterscheidet
hierin/
sich/sehr, denn bei ihm unters Lützt die Hand die
Rede. WS stockt dahinter ein ganz besLinimter Men-
schern^ puö.
I^s 3y!rbol ist . in-.- Sprache Tur sich und
braucht k^inc UnLerßtützung; uj ist die Ausdrucks-
form, die etwas lla?ii>t erliegendes bezeichnet.
Wir Juden haben sehr viele religiöse Symbole.
Wenn man z.B. einen fronimen Juden betrachtet, so
kennzeichnj-n ihn b^fsonaers viel Merkmale: Er
umhüllt sich mit einem Tallis, oder wie wi
r es bei
•'W
ixn&Kivei. üütjudißcuen alaubenöbrüdern kseiien, bö-
we^rt sich beim BBten in ein^m dauernden Ri thraus und
umgürtet aioli mii: eineiu bisuüderen Gkirtel. 7/c;a
bedeuten nun dieise Symbol<i? Es gibt Tür all diese
Erlilarungea noch ub'ir^ecrdn:te Jiriilarungön, ji^beriöo
wie wenn ein Haus gebaut wird und allo Kosten für
diö kli^incton Teile im eini:elrien voransberoi-.hnet
werden, jodooli alle T-zile zu^a mengenigt einen
bestinu.ten Sinn haben, so müssen auch alle reli-
giösen a^'mbüle einen b sti;ir.iten, geneinöiurien Sinn •
haben. Eö musö iiliordingi^ hit-^rbei vor Kurz-
schliicsen bewahrt werden. Bin Beispiel hiorr'<r;
'P
enn iiii lleiigiensanterr.icht die Frn£;o gestellt wird;
" woher kouimt dt^s Oetroida'', und viie Antv/ort erfolgt:
»•Vom lieben O^tt^, so ii^t dies ein Kurzso. lub^s,
der au^serörder-tlioh g^'rcxluiivjh i^jt^ du er eine
Denliraulheit in 3 ich birgt. Es w i.re also auch
ein Kurzßchluss^ wenn man sagen würde, daös der
Sinn aer Symbole die BezÄ^huüg zum Höchsten sei.
• 4 -
Sa ist ein grosst^r unterschied, ob cian im Auto
übor eine Fiaciio hinwegsaust, oder ob tnau rr.it
dem i^usa jedes Gtuck 3rao abtastet, oridhlt und
erlebt, uan sieht beiß iiinwo^sausen nur einen
grünen sdhr^len Streiron, zo herrliü:.e iVie^e ist
und Bian ninmt die l^atur überhaupt nicht mehr
^alir« So ist oa auch aar geiati^^om Gebiete.
Irlan musß auch den goiatigen ..'eg iurcJilaufen und
durchdenken, nan r.uss die Fragen, die das Geiati-
g« angehen h runt ertransponier en, Tsrio wir es
tag., ich tun« v^ir habon «.^ine tJnKonge von sülciien
formen, denen jeder Mansch »ich unt' rwirft: Sa
sind unsere Lebensrorm, n. ¥©nn caan arser heben
durchdenkt vena Ani'ang bis zur Snde des Jahres
dann wird ean r^stSLe31en können, dasa wir uns
ein^T UnsuisE;e von rorsialon 3olaßtune;oG unterv?or-
fe:; haben. Zun B^is.iel unsere ^U.eidung: welcham
Wilden würde es überhaupt eini'..ll0n, sich die
't
Läse unserer Kleidung aurzubürden? ?;enn man sich
überlegt, wie unboc.uoti, an^c^sund und letzten 3nda»
ger JtiriichCduron iirrcgung aar i'orani£ulouo)der stei-
ro kragen ist, sc iragt man sich doch iisir.er ?iieder:
larum tr^gt i;:ian ihn? :;arum unLöcwiri*t aich die
£^nZQ europaische t onüo.Xiöiu dieaen I^in^uü?
Die Hausrrau hat die U st daa .»ajchen;^, Jtöirens
eto#.
Kragen selbst ist d ü '-•nbeciuoaste, wd«
Bian öi 'h aericeu kruui und zur tif;^;,.r:ßtigßten Zeit
roisst sicher aas Kre*con*^:r.Qi.jLiüoi'^, ^o auh^ uiuiUtze
2.oiL vorschwordet v vorder rnu::s e^c* Tarum tr'^gt
die getarnte europc^iricUe ^ian? erwolt, allordin^-e
erst tÄCh aer rranzöiacäorA Rovoiution, diese ei-
gentüEiiiuhen Ilohr^-^rüiüuon, axe dem Bein trotz der
aohönon Form den r^in-cucl üliniich üiuom :^ai'd.u\.uU'^
foßse vorleihen? m tjina l^a^.>ör., die so/.uinbar
lacherlioh orsuheini^n; una doch siiit äIött von unge-
7,
hourer Bcdeutucg, üb werden x'ür i^in^^^ die büheir>.
bar gar keine- Bcaeutung :.abon^ uneruortö lliarte •
vergeuüöt, Aach bei der iiimen^üit i'unktiöiiiert di«
llod© wie bei einaa i-artidemurach. äß wird diktiert
•• 6 •.
ana lie garze lamonwelt unt*.-rwirrt ^iuh di^söm
Gesötz» Kö ict eben eint* ungeheure Ii.rart^ die
duri «.ei.ijc*.en zwingt, aiese .Mngt? zu arfUllt'n.
k 2# unsere? £ühhu£^,i'ir sc:.livi»Ä«n uns
l»ßtonröX'r;,ige/
ein in Rcjuaiüe^/die ßiÄnchirai aui^seLen wie grosse
Ss^rge« ;;erir. ein Mensch von dor I'reieti J-atur
hereinkonui.t und dioöe l^'iütök&sernen öidht, dann
wird ©r erschrocken und siuh rve^^^on; Wie-' konni>a
öich Liönsühen in diüso S-^rgo oinsühiioss^n. Varum?|
Früher Laben öiou die Bovrohnor Jer Jvdi:^ togrün-
deter?tOit5o
2.um Schutz gtjgen dio ?:r>lte in
»...•'. /
liohlön vingegrc^ben* Aber heute - wo bleibt die
grosse Troie Hcitur^ die Suhünhöit iur f^^ldor?
l'aö zi^ingt dießu ^^nöchen^ vfac t roibt sie in
die Hohl an? ^ ist daüaelbe wie aa^ i&oax^^ uio
dea MenöCiiun bel'iehlt, öteiTe i^ragen zu tragen
und iLloidung^ die nichi ü:v/ock«-^atsproühenu und
bequem iat* Da^So^^lbo finden wir bei der Hör-
liciikoiworonn des Begriissenß, i^as treibt den
- 7 -
Mö' sehen ©ireo ihm 'anz Oivich, filtit'en dlo Harid.
ZU reichen^ sich i;:::.oa eeiriom ' ohlberinden zu er-
kundigten oto. 7 'as gjbiotet ihm^ sich so zu biöden'l
Auch die bcsti -ton lisaonßgusc^t::^ rallai. hierunter
und noch viuloG mc^r* Wör.n T-ir z.H. ^u. Tische
sitzen und zu haut^e einn::^! einen Hühnoririnochon
abraf^on rürdon und ihn aazu in aie HaLi nilac-öu^
so wurden wir diai> in öose Isehaft üocu nie tun*
Bez^iothnend darfir iut daß 3vrici:würt: Oobildet
«
ist nur aer^ der wo.mü qv allein ist, ^uch da» Mesöei|
niclit zuru Äluniö tuart* Das irukti^clieröre v^ird
nicht ii::M:er ausgef Ihrt und uis noll auch M^?iSC ön --.
goben^ di o in f,oschioictur weiso, sogar die Sauce
HO die Oab 1 achlingan iiönnen* '^ ist eine Bil-
d mgsangulegetJäoit^ crin Menac.en diese r'orsien
genau err-illon. In jeden Schritt, in jedem sXick^
in der ?ri3ur und überall: Der eurup<iisci.e i'.ensch
Ic'bt htiute eingehüllt v:ie in einen aisern^>G Korsett ,|
Wme belegt ihn sich so zu i'uhran? Die Antv/ort:
Die JLrart^ di<;^ er dafür aufbringt, ist nicht ver-
^ 8 •
abseid QU :riö.;i:5rt: ]^^ ..anault üicU um die Löbensrorm
eincir Gr. moiupchaxt^ ü^ ist l«:^boriSiiütv;eudig, dasi^ sich
die Mö:iso..en gemeinsar: aar dieser Brde einrichten.
Es g^^hurt dazu, aass raan gegeneinanter höf ich ist,
etü^ Auü reinem B^joisuiuü müssen Formen gebildet
werdun, dio verhauen, uass dio (Kije inscliaft zer-
stört v/ird*durch Raubtierveriaa^^en, das in jedem
Menschen schlußia^ert . Diese Forcen sind also ein
ausserordentlich guter i>edanke* l;er europäische Mensch
zeigt durch die unbowuss^a Un.eror mung an einen
höheren k-weck den Ausdruck eines iaoalen Streb^ns.
Wenn Europa z.b. einmal z; eitov Wüste verden s.llte^
dann Vi^ird aoch eins gelobt r;erden: l)ie auoserordent-
liehe Disziplin^ die orunung, der sich die Menschen
freiwillig untw.-rworr^n habet: , so aa^s Lebcnsraorlicb-
keit Tur alle vorlianden ?;ar. Ks st3c ii: hinter all
diüß^r Vielfältigkeit doch ein geroinsaii.er Si^n»
wer nun reli^griöse r^ornen verstehen vall^
muss ein<jn Einblick iiaben über ihre felannigialt gkoit •
Es ist für die Juden, aie zv.eite Art dor Fernen de-
- 9 -
iien sie si-Sn ur.türv.err«3'n; der Prc^ama hfjlit sich
in eiae -^rt vox. i^'^oraion, dio iLn im er mehr bindet^
denn otoht niciiC hinter ail^n religiösen ?or en
ein Sinn, dasc dor :/:ar;ij;ih dich ::u seiner Selböt^
©rhaltun,; di sen ?or;c?n untonvirr^?
|>er i^ru:.i:i»^ Juae iir rieht aai.on icurgcnä, tftmn er
öoin^^ Augen aux^sclAiAgt^ beim i'Irwacha:. ein G'^rbct:
"loh dar;ka Dir, Lerr dor v olt, dauc IXi :;.ir ir-ein«
Seele ^ iodergegobi^n hust»' und begldtet -ueh o-ütt-*
liu-e /urganji;© aer l/orgontailotto ni:^t Qebeten ut;d
8ög.r*i:s^.rL.caen; I)t.2 liandev^^oaen ot;^. ^^ean er aarji
2l> ; inutvu rait den iriliiii. ai; dar I)tiru und d^n
HiöDon \x^ Arue und Ko.r g^s -thlung'^n zum Oubotö da-^
sieht, 8:^ iut das ein gans eig^ontuirJiuhes Bild.
:uz t:u't-jZ aiiu, wia oin Ilorn aux* der 3tir:.# -viittag«
wird or wie vut. üc-bcrniuühtiij>iai; £0:,alw^n ux.d darf
sich nicat e:l->i^^ auf das Sss jn wturzcn, scnderif;
muss erst von,'^3egtTiöu^ruoh .:©^:lüitet dio handa
was h'i*n urd uino Breche r^ühon* Jfach dexn licsen
sprioIiL. 3r d^ii Ti^o:.g^bat, naahaittags das l,:inoha-
- 10 -
,jon:t, ;il»ci;d8 daß Ab': i^d^eiiOL ut«u Vür ^ajiii uitir-
öc.';lc.rt*n wia<i<vc u.ß Kud-it.r.cDöt.. Tu-f, tu-. Tiig
wiaderholt* Jiat: lioß in; i.i^bon 'i »u xrO!,.inön Ju~
dün, T^ \ai din-,- ur.orr.örto tUnaung -^li aan all-
u&ri* ..ein Ct/ucivü:: -n Püpijr i;t;rrüicor., uioi.it«
BeawvhuKdco varüiohlünj !:r -A-ird zurückge-
halten au roh cii.o . i^^Oü^ .^^.ioliö .vU«ü:.'w. raö
Ijt eu? /iel..,>jci.c daü (Kbüt G' Ltca? Nvitü
3u Ist 'IfaD Unsu ciau.ro, daü aic zwihi-t,
iliiiun Vetj. .iöty r atörivllor Art brin-on. ffii&
und Tranks onU;&?,ter. e-iissa/i, ao g^Ut fcS X^^g
rür iJi^*» '^^^ ganze LeböC hindurch art^r'-NArit
«loh u<ör Juaö üi «Süll uti tUvrtaj üii.auiiß-^n.
Ätiriin unrl wi ao brinj-t d<r juuö (iiwa«^ Krnrt
£.ui ? l?ic' Antwort kam nur iautüa;
• ■>
- 11 -
Der Jude '::v.nn Jioh solchi^t. Binaun^j-w^n unter.i^rfer.,
weil er k^ich damit zugl<iich aititna Seic:;deri uiittj^r-
^virrt, ci&G röhr i::t eis uu;] Lobon cer ^*r<-llieit,
(i?.c o.o i'ensc ou sich sonuL v/unocne»^» unci uic^-so
weit kann nur LJ^ur. ein Urm.io}.v..tca'v>is^ i;öv:LiiLe;s^
L>/i^:üß^ ;"0taphyö.i2^:.tU".
!'ii5 k^^titi rur 8-»iii ^c^n-
©•r Cu(\e uit^orv,irrt ^iük in t^elrec- Leben at>Gk
Willen in ^edo ivar^älu^ g G.in a p^'^s-jiilic.on Lebons
3r rlaubt^ daxjG dieso :]iii4ua^, von Foruicf. be^l^i-
tot c*^>ii; * ird vbur den Toa i!lrö.u3, ube»r der. 1ül2-
ten Tci^i^uvtl^ ori;t <le:iL orston aincö iic^urot. Lu-
benß^
Ueber Gitibolu brauchL marj gar iiiciit mehr
diskutiürei;* Vielleioiit i^t alleü uin venig un-
deutlich una wird voi xül^j^nav^ii Ste^ndpufLkt auft
deutliüi]cr uiKi klarer wetclvh:
V
- 12 -
Welt^ 3iö b^nte: en darin, il^:^z dio A-ugchori .m
jodor b'nr^.rorronvion aamelnscliart ainu anioro
131nGt:dlan;> zu u3:r. Uaborrr:3r.iSjUIlo.:an iv*bün»
i»:iS da>i Mo^ioohon i-^ prallt isouor. Lobon vot. ^row;:ter
B {ieutung iat,. üiü unt.> j helaer. z .cii in der
Auöciruoköi'r^rr . Jado^ein b^ lin.-t.sijh dar;
Uö gibt IvOj i2ioi:iii'wrr..on, die clrxj
Jude^itur von^bachüut* Zam B^^liii iol dio .;r^l~.:ti-
Gcne Roli^rion. 3iö v.üi die Kn^rto. li-^ ciiG
Menaohw^n in ,:lch vore.reL, vor r'^ttlioiier.. ]^ci.s
aie ?^^hi^J-;:f.it, ein püuc-ö Lcbüt. z-c 3r::c'-s»r<>n.
Aber dii: V(?r^;ot-Llic}.üJif: dic-üQi; Zcu£aiKe2£'^ta
unu Ihr als ^t^'^c OövLlicho;: zu voro! ron, vor-
fctbsohout dor Judo ti<-i'. j^s aLt v or j^Cii orut cn , 4
6as3 die roBjrcI zn des. uer:.b<iC7vur.a^t vurdeii»
wac EÄH heute rit i'roudi-nhaQ^ toioichcLt. Ucü «an
j;üdc nicht bo.;rtiror , viic sehr alch diu iv^er.£;ohhoit
- X3 -^
orriodrlrt hat
Jt^'Cj:. ^j^b :z ^ucU ^clLon ie;^ G^i^ertciJs
Dö£i %-Önchtu:ir u*;. d a r^o r;ei.tur.£
»^
£> • ^
cer.on de ivtkuter wum, uio ni.tl.alLuamK It'ervcr-
6^ liV
ge..ü>:c?n vrurao* •. oi.n tiU
1 '
b^r iie; .^u^>c
*■••, -» -i-
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MüßLor i;e:. !i u!.a die L:ar.;:»vj;:hcit Tr^rao ai;i-
ett^rbert f.bür ci .;. ^,obun ii^t £itJ.rLor uia Ts»!-.
Lei:^ Bv'i^irro v^ii, Lub^n und ai;t;^t. ^ich civircl
!•
D ic ander;:) sJoitv^ ie%
ff^^ ^:'^4.'t i , ,u
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\J k< w J. X V'
4..a
• 14 -
Sas ifönBChmileban war de gtxing g^^^aohtet« Frmdaa^
mord« SKXaveuffiord and Kinder ord war^n die Folge •»
ereoheinun^WL • Noch heate finaet man in alten
Baawerken Scirge von Kindern« die geopfert raren*
Ss ist eben so« dase die Anhanger der orgi&ati sehen
Heligion stets versuchen werden« ihrer Zerstörang
AttSd»raok za geben« So wurde zum Beispiel Ma tusch-
ka getrieben eines Moloch anzugehören und wir
begreifen nicht« was Tür ein Wahnsinn ihn verleitete
solche zerstörende Taten zu begehen«
Die Lebensform der Juden jedoch hat eine
Bezlehong zu einem Eödhsten und wenn man vom Qott^
liehen die Anschauung hat« ^rie ich es vorher schil-»
derte « dann sind diese Singe unmöglich«
Der l^rsisi&as spielte vor 2 600 Jahren
eine grosse Rolle und fand seinen AU£;^ang ^te
Saratasthra« Der l^rsismus unterscht>idet den
3*tt des Llihttts and der VinaAirnis, den O'tt dea
Outea und de« Böten. Der a*tt des Llohtee^ der
:v
^
• X 5 -
d&a Lioht g«8oiui£f«D liiit»8t«ht in äaaerr.d«» Kampf
mit S0in«ia Oogeng^tt, d«m (J»tt dot Finsternis,
d«B dlabolus, dem Teafol« l£fi Ist der lampf
zvlsuhan uriaazd mit Llcixtgoistarn aud Ahrlman mit
XkuBonan, daa zu» Siege« antsohaiden jadar dlaablga
halfen soll. Die inb&ngar dleaar nellgion konnten
nicht bagrolfan, daaa ein a*tt das Oute and Bdae
gasoharrati hätte, and aiü hielten deshalb die
Siclatanz zweier a*tth9lten für notwendig* Sa
haben nicht alle Uensohen die gewaltige Kraft
der pr Ipheten, das Out und Böee In einer Einheit
anzuerkennen. Aber das «Judentum zeigt in den
Auadruokaformen seiner Religion die höchste
Beziehung zur iSwigkeit«
Der BuddUisKUB ist die reinste Ausdrucka-
fovm einer passiven JSthlk» Diosea ^nze Leben
ist wie ein dumpfer Sohl ei er, der zerrissen
werden omss, so dasa das bessere sein folgen kann:
Uaa Hioht«ehrleb«n* Die wahr« W^lt lat für sie
- 16 -
eiiiü absolute Vorndinun^ dieri>i;r v;eit, 4as Aufgehm
diüser W^it in das •Uchtraohrj^air., in dus Mt-wana.
Der Buddhist .^luubt an eine Seöl.inwai.doruLg und
dia e'Aiga Wiudörgeburt. "ir rousö alao etunciimen,
das3 in jeden Löboivesen, s^i <b Tier oder Pflanze^:*
vielleicht aie Seele eines Bv-*inor Vorfahren wie-
dergc-boron voraon ist. Kr goht daher seines V/eges
und hütet sich, irgendein Lebe/esin i-u verriehtin,
oder einen ',7urir. zu zertreten. Wenn aber zu.a Bei-
ai)iel ein rohacödaner der Rest e iner. Tiores in
üeu Tömpel virft, aann wird er vjrni^htet, denn
er im Licht mehr lebonsvert und wird zerrissen.
Br wird iiur dam erlöst vrordüü, wem er der* höchsten
Grad erreicht hat und ein voj istdndig guter Keusch
ist; jonst v.lrd er wieder ^^eboren als Wurm oder
irgendein Tier. .'Darum hüte T>xch, irgendeinem Lebe-
Wfcssn etv.'as zuleide zu tun! Der personliche Aus-
druck dieser passiven Weltanschauung ist der Farkir
der in absdliuter Starre sich in sich selbst ver-
senkt.
■'^'S"^-.
=>*
f
13uu Juden Lim je^ooh bringt der. i'Jben'..i^-eii Zug
röiner aktiver i-Uiik in aic-se 'Ä'el:.. Ss ;;:J chreibt
vor: ijaa und da^^j soll bt ju tun ! Kis G^^bot
der Zedokoh ist die uö^^hste Forderung: Du sollst
nicht nur deni anderen niciix.s tun, sondern Du
sollst rur ihn borgen» Du soilst dt^r:! J^ot-
leidai.dej. helfen j
Diesem i^jt der aneöhürte Unterschi oa
zwlöcliiin aer VeltaulTaLSur:;^ des >^.ud. nistischcin
Typus und de^^ jüdischen Xi'pus. lier Islam^ u
das GLristontum iiabi. n ai^^-se AuiTassung über-
non^men*
V
L'iesö jiidisohe Sthik ist eict^ebcttet
in tiine scUöna Perm, diu gelorönt izt durch
die Sabbatweihe, ßbensü wie man ein besonuers
Wörtvoll oa Sohmucls^tuok atots in den ßchönaton
Hüllen a urbev/ahcen v/ird. pioser Sabbatfe ist
nichts Zufälliges und wnnn viele Juden heute
durch die tragische Entwiclilung den Sabbat nicht
• 18 .
Keh» halben können, so soll an sie doch wdnlgsteaö
alles Unnütze vermeiden. Ka iat etwa« nohes,
wo n am Freitag- dio üinkelheit hereirbrieöt
und das aebot in Kraft tritt: »Da aar rat nun
nichts mehr xeretcrerl« AI loa ^ibt aer Jude
am .Sa bat aus dar i!&na,und er 1 ricfc caiuroh
den QeharaajD an eine höchste Macbt , ss ißt
die Unterordnung, dl«/ ünterwerfang unter den
göttl.üh«3 l,illeu.
Sine der grö säten Sündeii der Gegen-
wart iat; Der Jud» kann nicht r.oiir gehorohon!
Er ist ein ebiXaetjWon sioh ei ngenorainati und
Jeder halt sieh fUr einun kloinen 0»tt.
Im »ilgo-^einön Si^eLt Jeder Mensch
auf döE Boden der 3»igi:eit. sei es der Christ,
der iiohaciedav.er oder i^or Anhi-nj^or dtr or^iaati-
Sidt^n Religioni nur dar ^auü Schwatzende,
der wackelt auf der Erde herum und steht nicht
rast, »rjenige, der öozuaagön für ein Sritrie-
biiiet in die europäische Oesdlisohatt sein
- 19 -
Juien^^um verkauf tö, der ißt h«äutö dtr uugluok-
llohi^to und belaacrnßwürteate Irienscli und v^eiss
n- vAtmer.r, ^oiiin Br g4,hört
X-
Alle iii^CG Men&chyr: hnban d loh selbst
vargiwtort* Sie konntöü nicht raelit g^hjvotdn.
Aber die roli^iöce AuDdruo5isUoriii iJoUröibt
vor, da;5S Jeder Jude air. ifraitagabend ciiki f^j^oilt
der i^do aua dör Hand gibt^ und alle Verbote
und QK^bote d^s Uabbatu streng ^.rfuilt* Pur
e »tt ist Oö aicht Sü v;iahtig, ab ^r rur die
Dm: Hab bat
begirJit, iiia^r» die Hausi'rau,
das Gynbol der QetiJiletiQtQ ^ die Llohter ent*
zLtndct und t.egiict. Und as. iiubb&tciBd« wicd
diö geriuoh^ene Kvc20 vom Mann #nt2Undöt, alB
r
AuGdruck dafürii aacis aer Merßoh wieder aie
Ifticht über die Krde ergreirt.
Sie werden xugoben niU&s«B^ daas aiei^e
rw*.
X.-'-
Porai des Juden tarn« ^ eine Leb eng form ist#
.•rjflP
- 20 - -
Si ist das gdistigo aewand, in das dar Ju4« sidi
grtiullt hat| d0T Gabbat, dio Pelertagü «in a aer
Bythmus» in dar. ds.s Jucl antun atmet, äü-;? Keato
erinnern und anter^'jrren uns der Judlioatn O0-
•ohioht©. An den hohen Fei er tagen siDd die 2y-
nago^an dio Tore dos ^iaK-as und dia Juaav. reinigfen
ihre Sot-1«, Ar Jaiao-Kip ur untiit-werreu aiäh al©
Jadon der i=;6iR2;< n Welt d9i höriliciifm Poriüeu, die
den Körper aem CK* ist untörtiorfön. Ttas j.ui3cUe
L^«b«n ist eti^e Banzos and daa Juden tuit« öihi;» Roi-
llgung des göttliches Nancns auf &rden, Zer jieg
2B diesen Idealen ejugs crliimpi't wörasn und ist
gebunden an das günstige lJnt*ir erfen utJtor den
göttlioh<»n Willen.
«irdev
A3 le :':rtilte voi~,väKÖA?t
an das Un erworfon :or .Mode,
t f % ♦ ♦•••>'«
••*••• ^
and r.üscton sich dta- untorv^^riwii, der
hinter a len aes^^tsür, steht: r>en_gottlloli'cn Äilien«
Akiba ist b tci S3t l'ür die^jen göttiichet. 7;il.on
«eßtorben una ala aoino Stirn siit eiaernuß k caa
:..t
- 2X •
Bpraoh
i
'.. .• V
: Hör© ißraol.
ddr iöf.ige, unser 0»tt, iat einzig. :
Alle, die sich irroas ar;a klug vor koruu;©».
\ \ ..
sol^lon ti-'<ioni-9n, dass sie ines Tiges abgerufen
r*
*•
erddn ood d&nn nur di - St^olö librigMeibt.
\
Wir ii&bür ©ine gross© AUi^gabo; Wir eiuci BoUu
^»Ltös in (ii fisr "feit, und Auaaruck dieses Bote -
selns ist dio Fora, da.; Sysibol, daa atJsetz.
Es iJt vor allen aie leiah-^it' einer Porm« dio
nicht von Merißohec ateuatit, sondern von Kos©
dviBoh göttliche reislit it döu llBnäntimn oxA^rtbart
vurdo«
t
RaliKion als tyclsouer weg zu g'tt.
Judentmn als typlsoher weg z\x Q'tt.
Vortrag: Rabbiner De. Schorsch am 29. Nov. 54.
' l
In der ersten Hälrte dos Abento will ich sprechen über:
Religion als typischer weg zu (J'tt. Es scheint »on ausser-
ordentlicher Schwierigkeit zu sein, die wahre« aeligiora«
von den ralsohen Religionen zu unterscheiden. Das Vorhanden-
sein veraohiedener Religionen kann den religiösen Menschen
1,
beunruhigen, da oa für ihn nur eine wahre Religion geben kann.
jedoch ißt das Vorhandensein verschiedener Religionen zurü«k -
zuführen auf die Verschiedonarti ckeit der Srlebnistypen, da
Ja jeder auf seine ganz persönlicho feiso (J'tt erlebt. Ea
gibt aber nur einen a'ttj ein Göttliches. Die glJ. che Er-
lebnisform zahlreicher Menschen prägt die verschiedenen r
. • f ■ ■ t ■ .
Ligiösen Ty en.
De& drad, der notwenA g ist, um einen (K danken greif-r
bar deutlich in die Brscheinung treten zu lassen, möchte ich
heute dadurch erreichen, dass ich erst ergänze, was noch not-
wendig ist und aanach eine Uebersicht gebe. Nach der Ueber-
sicht werde ich eine kleine pause eintreten lassn, um Ein-
wendungen zu ermöglidien.
Ss liegt mir ausserordentlich viel daran, bei dieser
' Frageetellung unbedingt in der Art und Weise verstanden zu
/ werden, wie ioh es wünsche. Ich möchte nicht missve rstanden
werden; dazu sind die Gedanken viel zu rein und zu hoch, ala
dass man sie 1 ichtfertig irgendwie gefährden dürfte.
Zunächst einmal habe ich vor 8 Tagen schon über
den Buddhismus, den Monismus und die verschiedenen Religionen
gesprochen. Insbesondere auch über die Ethik im Buddhismua.
Der Buddhismas hat die Binatellung, dass daa gesamte Seien*«,
das wahre Sein, eigentlich nidit von der Art sein kann wie
- 2 -
aQ8«r« V«lt. li.iz ztt öinec
is-jar. üvadtj Ist ab«r
anü <iit>8er weit. Dia vahro »oXt dagegen ist «ice absolute
Verneinung dieser Welt, das Aargehen diiis^'r v/elt. in das
NioiiUaeiairseiu, in das Sirva.r.a, ;ü.d Ot^Xeurtdj., ai«^ «iuh
oiit dtta Buduhiumuii b^ aohoiti^jt haben, ülüd filoh uiahw
V
darüber im Klaren^ olb «Nirvi-i.Ä** dia vüilka:UÄdi*G Aui^liicaia^^
if! tftU"Walil«\ in du;i r:iv;htmaaiLS«»iu^ba>t«ut<^t oaBz r»r Aar-
lunaiii; iu Clin vülll;uai^«^i; jiauer
riiciiiwd ^^iu^ .iA^d iu
Beza^ auf dies« Tcdt JO v«gBcaieds>n iic^t^ lb.ü^ div.ao ^^^u^^d
Veit hiohw neiir verwaiidt iüw mit dor anaarcu# ITir abet^
die ^^ugleian in un^ traj^^eu das Atmau uuü daa Brahiisan^ sind
durah diose auch verwuudU mit d«»r gauz^a Velt^ in ai«i id r
hiuaingt>dtulit tiini# «^ftyi biat J^l'' ^agt der BuiddLiiit zu
4#ddtte In diüü«! Panteiüouö Iiö4];t oino boraokande^ ^ro- s«-
^ü^ige Tiltaurrassung^ die wohl aer Urni rung dus (K^oankena
der Seiäilenwanderung ist* Kotwendi, oreieiise^ denn wenn wir
uins sind n:it dii^t^v Mlt^ dann »uss im ao:^ankon dieser Sii^-
heit aaoh die Frag© gelöet worden nuch der Ich dar menaoh-
Hoben Ferscinliohkeit* Jeder Mensoi. hat ein lohbeensst-'
sein« Diesoa Bemisataein unteraohAidet ihn vom Xier#
««Ich bin ich''« Darum hat jener europÜSch« Denker D#
•eine Lehre aurgebaut auT : Ich erkenne« aliio wvi^j ich^ daaa
ich bine ISfie aber eoll i.un im abdanken einer absoluten Vev^
dchwommt^nheit und Verbundenholt r.it der ganzen Veit der Ich-
gedanke seini^ Statte finden • Ijarauf kann es nur eine Ant«»
«ort geb^i: Diesua Ich wird entweder ii: Nirwana erlöst und
aus dieser Veit gleichsar. zmn VerschY7inden gcbraclit oder es
■uss in dieser %dlt in der gleichen Form oder in einer
neuen Form wieder erschein^«« Wenn aie Veit nur Materie
wars« dann könnte aati siuh vorstellen« dass mit dem Zerfall
Leibes auch die lersdnliahkei
Diese Qe.terialii>ti80he Ansicht vom W08<dn der weit
• J -
ist durchaus nicht buddhii^tisch und ii^t der Bedeutung ent-
ßogengeüotzt, dio der Buadiiiiimus vom vahron BoiirU^ßtsein
der V/elt gibt. Das Wesen kehrt immer wieder, wird immer
wieder nöut# geboren, mus^i sich lautern bis es so rein
gt^w Orden l;it, daü^j 00 uui^gehen k^;nn in daa Nichtmihrüeiu,
in das Nirwai:.a, ^asä kann aus der An^ichauung des Rades
der ewigen V.-ieder gebart für eine Sthik her'AuswachsenJ
eine itnik, die uns unser iUndein vorsolueibt. Wenn man
sich vorstellt, dass der Buddhist aun^^lunen inuss, da^s evtl«
in judom Lebewesen, ieu er begegnet vivl.eicht die Seale
eines seiner yürfahren wiedergeboren worden ist, so kann
< ' ' - 1
man sich daraus von selost die Sthik des Buddhisinus ab-
.. ' ■• ' ■...'■'..-, ■ ■■ '
leiten, eine durchaus passive ifthik.iiute Idch irgendjeraande»,
sei eü einem Tier, ^iner Pflanze, etv.as zuleide zu tun*
Denn wenn Du ihm wehtust, greifst jju vielleicht aix frevel-
hafterweise ein in das Rad der Wiedergeburt* In dem
Buddhismus liegt eine eigene unerhörte Passivität, die
iypus aes/
sich politisch in dem/indischen Menschen auswirkt* Der
Indur ist ein durciiaus pai^siver Mersch, die Verkörperung
des Nichtwiderstandleistens. JWLese passive Weltanschauung
findet ihren persönlichen Ausdruck im Bilde des r^arkirs^
der in dem Augenblick die höchste Stufe mnnrttKxtUK!
erreicht, in dem er unbeweglich auf dem Boden siv-zend
sich in absolviter Starre in sich selbst versenkt*
Id.ese passive Sthik ist eine Qegenan schauung
dessen, was das Judentum in die Welt gebracht hat:
Nicht die passive - sondern die aktive Sthik*
Du sollst nicht nur dem andern nichts tun, sondern Du sollst
für ihn sorgen. Hier wird verkörpert der Begriff dar
Zedokoh: Da sollst dem anderen, dem Hotleide nden|holfenI
In diesem Punkte tritt der unerhörte Unterschied
zwischen der V/eltauffassung des buddliistlschen Typus und
v
- 4 -
;
&
des jüdißohcn Typus in üei Auswirkung klar in Brachei-
nung. Dor jüdische Typuu sagt: sei ii.\i\Av in der
Veit, tritt ©in für Deinen Menschenbrv der, liebe ihn,
denn er ist wie ixi! Bas steht im Zutan-erhanrr mit
der Prfc,-e; welches ist nun die Anschauung, diu daj^ Ju-
dentrc in die Welt gobri'.clit he.t. Es iöt au^jh eine
natural iL:tische Siilieit^deutung von Hatur und wer.sdi eii-
kräften, doch darin vom Buddhiair.us untmrschi -den, dass
allo Kriilte der i'latur, alle Kräfte doa Menschern, der
V7elt und der MonßctocitSj/eschichte geaanmelt gegenüber-
gestellt worden eineß ewigen willen, nicht eliiem por-
scnl.chen ö*tt, 7do man es ge" ähnlich auffasst. Sobald
»»persönlicher/
nian den Begrifi/a»tt»» anvendet, so t^oschiehl es leicht,
daso sich dii- Monscaen den lieben O'tt irgur.dwie als
alten litona mit lun^m Bart vorstellen. Bß ^^\\X
rahrschoinlioh zurück auf die erste Stunde des nicht-
jüdischen Religionsunterrichtes, Im christlichen
im
Religionsunterricht wird in einer ganz arderen sach-
!!• Teil.
läge die Sj/mbolisohe Vermensohlchung dargestellt •/Die
/
Ansoyiauung^ die durch die Juden in die Welt gebracht ist:
I)as3 ein zielbeTrusjter Willei* der ^velt gegenübersteht,
ist absolut verschieden von jeglicher Ersehe inungs^i^rm
dieser Brde, Du sollst Dir keine Vorstellung i^om
Göttlichen machen. Das Judentum spricht nur von dem
Willen, der die v/elt gestaltet undhlnaus führt in die
aktiv ' Ethik des Judentums^ yom sittlichen V'ilL en.
Der sittliche Wille, der innerhalb des Judentums deut-
lich Tird, die sitiliche Aktivität, die fordert: Die
Beseitigung des Mordes, die Ausmerzung des Raubes usw.
als Orundsätze mensohlidien Handelns, geht zurück auf
den sittlichen willen a'ttes, der den Propheten klar
and deutlich geworden ist. Aber wenn ich nun nach
diesen Ausführungen mich ^^nz förmlich ausdrücke so
/
,<•
.*•
/
»T».
/
- 5 -
HO ist es 20, dass übarall, «owahl im Judentum vi©
in ander on Religioneu die velt als g33üL10üSoi.e
Sliihöit einem ewigen '.7iliön /.ogenübersL. ht, der
didöö -Äolt göi^chal^on hat. Di^oe Y/elt muss ioh em-
por ;Joliw in -on 2UC /GrvoUkomnnunr., zur Roinhoit, zur
raassiar.iscUa). Zeit. Diese 'jeutuug dor ...olt,uad
was alle RaLigionon varauchan. und v/aa jeder Mensoh
V3rsuch.>, v/enn or über R.l i^ on nachdenkt ist: ras
A- Süih .ndöraotzcn da it: Waa ist die Welt und was
bin iol.? Das Judentum anlwortet darauf eindeutig:
Die^e v;elt isx gescliaffen von einea ewigen göttlichen
^Villen. Das ist ein.- grocjzU^ige lüirJacitsdeutung,
Die pantkJiütisolie Deutung auf der einen, die mcno-
thieiatiscae Deutun- auf der anderen seiie, der
des Buddhismus/
unerliÖrTio pessiir^iümusAm^ '^^^ situli>^he Optixis-
raus des Judontu .3, «las cind 27.ei unerhört grosse
Ronzörtionen der ., oltauf f assung, die ölnanaer gö-
genliberstehen und deren Auswirkungon bis in aie .
allerkleincten Beziehungen auch heutigen Tag. s zu
jt..
■M '
verspüren sind*
Innerhalb der monotheistischen Religionen
bestehen ebc-ni-alls Unter sd.ie de. Sie zerfallen in
5 verschiedene druppen: Judentum, Christentum und
iGlam. Der UntorscUied der vorliegt, ist ein typi-
scher. Den. Judentum air. nachsttn s^eht der Ißlam,
«eil auch er den Begriff des einzigen a'ttes an den
Anfang s .eilt und nicht d en TJnweg über die Deuxung
des dreieinigen ü'ttes einschlagt, in diesetr:
" ZusaiTuneuhang darf ich nun folgendes sagen:
Di© Auffassung des Judentums vom Sinn
und sein der \velt ist im Islam einfach aufgepflanzt
/
'^V
- 6 -
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und entvri ekelt v.orden auf äom veßeii ^enoa aramäischen
I^leiTScheri, der t.uf der araciiaschon KHlbirxel au-- ge-
wachsen y^rtey und oin^ebaut i t In diö mo othoißtiiJd-e
Y'eltaui'J'aßsuuß des Judentums.
Schwi-ritrer ist das Vorstlndniö des Chriaten^
tuiTiS. Itii mochto Jedocih bemerken, dass allö Religionen»
die ich g nannt habe und r<eBii»,auch für uns Juder.
Ilolligtumor sind. Wir vyrt:.usor.en nicht ©in n Typus
mit deia andorn. Jede Religion i-t eia H-> lißtum,und
das einzif^e ist, daSD wir uns ßowidßer philosOt;hir.cher
UntJrsö.dedy i--Jar werdon; aber wir haben di^-^ Lebens- ^
fücm jodar anderen Religion oinfaoh a4n2'U>r^:tmr)0n*
Der unterschied liv-iochon Ja um tum and
Christ 5ntu.r/b... st ht aai: dor i^leichon arundlage der
Sthiic elnjr andersartig-an göttl cli-n Deutung: Die
dreiracha Srscheinun sf orm a'ttes: Q'ttvater, Sohn
und 1! iliger Oeist. Di ae ßo^^riffe sind uhnlioh audi
im Hebr^iso-'.en vorhanden: Ruach kaudesch= Hoilioei* Geist,
tr jtzdemeia
Is Is
1'
aai iJntersolii 'd darin, der sich jedoch .schwer
definl-ren lässt und de^ auszuführen ich einen Abond
bcondars bonöti.^en wlirde. Bezeichnend ist, dass
ein spHuischer Maranne, der zum ahtisuentum überzutragen
gezwungen T.tirde, den Au sprach tat: "Sei nicht wie Dein
Vator ". Wir Juden können auf ..lle Piille
»«.-!•
typisc
nicht verstehen, dass man an Stol e des . inzigen a'ttea
eine Dreieinigkeit setzt. Wir nehrnen ohne weiteres an,
daas.derf roiiae Christ in der D eieinigkeit tatsachlich
die Binlieit a'ttes erlebt und trotzdem ist es den Juden
nicht md lieh, dioses na chzueOi finden. Dies bedeutet
die typische Trennung das Christenturas vom Judentum,
las gleiche besteht in der Bthik. An einer Stelle geht
die ohr-stliohe Bthik so ar über die judische hinaus:
Du sollst Deinen peind lieben. Das Judentum führt
sS..
^, V
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- 7 -
diese Forderung jödo h zft ad absuraurr;. T5S sagt: Öi
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eollst Löinen Nj.oht;ten lieben wie Dioh sclbüt. Auoli 13oi-
neu Peinci, and wönn ein Foind straucholt, frohlook--
nicht. Tu a ll;:t ihn uadi nicht hasson. Aber das Ju-
«
dentian sagt nicht: "La sollst Kolben Feind liübQn," and
Tn<xx d. shalb nic'.t, weil ain ^«^anach daü oini*av;u nicht ka >n.
(„enn ruan sich vürsL..llt, daüi. di3 „ öl w unLur^mgü,
dasa ail-^a, was hior W«rt X'ur uns l.at, hir;fu,llig wird,
üaai könnte diüiS vi^l. wiohl u. glich sain. 2,'ach der Aur-
«rstehunj Jaau haben lic Christin an die Wi dorköhr ge-
glaubt. 33 V r tatsächlich Untergangastini^uang und aus
dieser 3t 1 munK wurd* ^sagt: jobt axleü, %vas Ihr bü-
8
itzt, iort, dönri eiiar '■.•ird ain Kamel durch üin ri.idel -
Öhr ahan. denn ein Rai -her ins ilimi;:0lreich galanö=jn.
In di-^sem Zusaraieiiiaag inöchtü ida v/ifedbcum
von dem l^iai rie svrechen, den ich schon 2 n^l er.vJruvt ha-
n Ki-ent„.iaö entkleiden. 2a::.alD haben sich die Juden
be. Es ist Maln.onides, der ici Jahro 1955 ^OC Jahre ge-
worden s-^in wurde. Zu seiner üoit .larden die Juaen
im südiichon Arabien verfolgt. 15s ^^atand ein eigen-
tümlich or Irophüt, der angab, er sei von G'tt gesandt und
die Juden mUssten J/Iühamed adac anarkenntn. Sie aUsster c icn
jede
ar. :,:alionid«s gewandt und er sagte: In unserer Schriit
steht :"IJU sollst von Deinem Verniögon geben" (die glei-
che H;inschr.ankun,^ T^ie bei der Feindtsliehe) . !'idit,l>i
Bellst Dein Vermögen verteilen, dt.:Ji Tr^nn c-r alles gibt,
bleibtihm nichts mehr,unci er t.us^ ß-lbst Allmosen betteln
gehen und dam. ist die LebcnsmögUdikeit für don U nechen
zu Ende. In diesein Punkte geht die christliche StUik
über die jüdische hi-.aus
ner unterschied bt^sLoht ici G'ttesbogrifi*:
- 8 -
Dar zweite Unterschied liegt in dem Begriff, dass die
Gnade ö'ttes durch einen Mittler vermittelt ^rd.
Dieses ist eine Lehre, die jeder nachempfinden kann.
wer in seinem Leben einmal, nur ein einziges Mal,
einen Lehrer gehabt hat, an dorn er mit tiefer Begeisterung
hing der wird begreifen, was Rührertum b deutet.
Man kann zu einem gewissen Grad nachempf injlen, dass
Menschen das Bedürfnis haben, einen Führer zu besitzen ,
der sie in die höchsten Regionen führt. Das Christen-
tum hat diösen Führet auch in der Gestalt Jeäu gefunden.
Aber der Juae ist ein anderer Typus. Br kann zwischen
sich und a»tt keinen anderen al.; Mittler anerkennen.
Der Unterschied zwischen Katholiezismus und Protestan-
tismus liegt in der Auffassung des Vermittlors.
Beim Katholizismus erscLieint die Vermittlung in einem
mystischen Licht, wälirend beim Protestantismus eine
natürliche Vermit13errichtung angestrebt wird.
Ich will nun noch einmal zur besseren Ueber-
sicht klar die verschiedenen Rtligionstypen schildern:
1, poUtheistischer Typus; Es ist eine Natur-
deutung nach Menachemrt. Man führt die Erscheinungen
der Natur zurück auf Götter. Die e Art der Religion
nannte ich die menschlich geriditete, die anttoprozen-
ttisohe Natur deutung, düB^^egonüber die antroprozen-
trisohe Kruftedeutung in den Orgiastischen Religionen
steht.
2. orgiastische Relittionen: Es wi rd der Zeugungs-
akt auf aer einen und der Zerstßrunggtrieb auf der
anderen Seite als das Höchste anj^ebetet.
3, parsismus ; Die Richtung ist eine objekti-
vierende Natur- and Kraftedeutung . Der Parsismus
unterscheidet den G'tt des LiÄo s und der Finsternis
- 9 -
den O'tt des Guten and des Bösen. Der »»tt des Liditea
ü^eht iii dauerndem Kampf mit dem O'tt der Pinsterni»,
dorn Teai'el, diabolus. Der par^lsmus, der diesen Kappf
zwiaoheii Qut una Böse sieht, der deutet die Welt als m-
alisQius und geht damit über üe Ht/^ur- und Krafte-
deutung hinaus 2u einer Kinh.itadeutung.
4, Pantheismus und Bu<i<ihiümus:
Neben diese Deutungen treten nun die meta-
p,;y3iBchun iiinheiitsaeutungen von Natur und Mensohen^
krufteu, wiederum mit zwei Unterschieaen: Mit der
Kiohtuiig auf das Jenseits, mit der Richtung auf das
Siesseits.Ii
5. Monismus; Wir finden hier einen umgekehrten
^^untheiößius. üie Materie wira zu a'tt erhüben. /
6.7.8. : Judentum. Christentum u. Islam:
Hier tritt uns die metaphi^sisohe Binheitsdeutung
klar entgegen. Das .aesseits und das Jenseits sind
eng miteinander verbunden und das irdische Sein beruht
auf der SoUüpfung a'ttes. Bin wunderbares Sinnbild hier-
für ist die Traumieiter Jakobs. Sie steht auf der
Erde und ragt bis in dem Himmel. Sie verbindet das
Brdgebundoue mit aem Metaphysischen. Das DieBSeits und
jenaeitß werden zu einer Einheit, welcher Einheit
das bedarf noch einer spateren Erörterung.
8. Jlatholiüismus. (wie vorher angeführt).
Zwischen diesen verschieden n Religiunstypan
bestehen eigentümliotie Beziehung. n. loh bin Innerlich
manchmal tief erstaunt, Bs sind 2 grosse Kreise , die
wiederum in sich zurückkohron.
Der erste Kreis :±Kt »er polythoismuü. Dem-
gegenüber steht der Pantheismus. Aber im Monismus uehrt
er wieder zurück zum Polytheismus.
- 10 -
Der z>fc>lto Rrele; Angeinn :en Kit den orgiastisohen
fioligionen. Dagegen s.eht der Dualisinaß de» larsis»
mus tLu£ der oinuii Seite und die Metaphysische Bin-
heitsdöutuijg äaa Ju lontumsauf dtr anderen Seite, Mit
dem •**©g: iri* de» Gatans» derjenige, der uns auf dem
20 hindert» i^ird zun Dualiacsus das Paraiamue zurück-
Kehrt •
Nac^'
Li
Ausl* ttirungen von Herrn Löwenbach:
loh hatte keine v/ertung irgend einer Rüiig;iün itua-
gesprochön. Ich dpraoh nur davon, ds-ua os versohie-
dene Rrlohenstypeii gib^. Diose Auffassung ist ni tcals
' eineitlioh für ai le Menschen zu gootalten, -reil die
Uensohen grums^atzlioU vorsohiedcn sind« Darum hab«
ich gle«ioh zu Anfang meiner Vortra^iörolho gesagt:
^ Orunäsa.t::lioh könnte es auf der Srdfe ouvitile Religionen
geben a s og Mensohfm gibt, aber es sind nur 9 ver-
schieden Typen Vorhand n. Das ist ein verbluffendes
Ergebnis
Ein Tyvus davon ist dus Judeotuni. Das ii;t
unsere seelische Haut, aus der vir nicht harauskönr: ,n.
Ich mödite höute abend noch kurz auf cxas
»»am kodaueoh" zurttoICtomnien « das religiöse, heilige
Volk. Zuerst m ss ich die Kra^^o aufi^erfon:
Woher komraen lie hu .igen Juden?
Wir haben zunächst die jüdische Lehre, dass wir die
nbene awrohooa" die Binder Abrahams sind «Das könnte also
bedeuten, dass wir Juden blutgt-nass von Abralianj ab-
stasaiien, der vor #000 Jahren aus Ur am Euphrat aus-r
fwandert ist nach Kanaen in Palästina, jianeben haben
wir 4if kul||urgoßohi eheliche u«berliefvirung, dass wir
nämlich aeit Urzeiten fortwahrend fremdes blutge-
mast. es Volkötuc; in unser Sein au genommen hüben.
Schon Abraham hat deine }1S Knechte in seine Leb«tiS—
f 4
{
y /
- 11 -
gemeinöohaft aurgenomraen. Es tritt uns alco öciion
aier ein anleres Volkstum intgegen. Ferner dunen
wir nicht vergossen, dasü ai. Juaen ais die uuü Ae-
gypten ausüügen, bögluitet wurden von dem «ere« raw«
s unbestimmbarer Volksbestandteil, der im Volka-
ganzon aufging. Ausserdem haben aie Juden in Palastina
die öibeoniten in ihr« Chsmeiuöohart aufgenommen.
Weiter v/ird berioh et, da;3s die Juden die Philiüter
in ihre öcmeinsuhaft aufgonornc-.en haben. Diest^ sind
höchstvahrach inllch indogerraanisc:iaa Ursprungs,
Ebenso v:ie eine Reihe der anderen Völkerschaften Pa-
>
lästinasj Z.B. dioCÄttitor, von d^nen man vermutet,
dass auch aie indogermanischen Ursprungs sind, und die
später von Ramses miL Kempflöwen verniditet wurden.
Des weiteren sind Vfxn Judentum Iiionschen auü dorn rö-
mischen und griechischen Kulturkreisen aux'g nooiaen
ein/
worden. Rabbi Meir ist auch solcher Menjoh, der
♦
im Judentum eino ungeheure»- Bedeutung errungen hat
komme
und der Naohfidtox eines griechischen PBoselythen war.
In Südarabion sind ganze Volksstamme zum juaentum
übergetreten, ebenso in Abessinien, »n Südrusol- nd
raren es die Chasar9n,und es ist uns bekao m., da.ss
In der Zeit Heinrichs d.i. viele christliche Geistlich«
übertraten«
Nach einem Interessanten Bericht im «Mor^jen« soll
der grösste Teil der europäischen Juden nicht von den
Juden aus palästina, sondern von armenischen Proselythen
abstaamen.
Wir können also zwei Theorien aufstellen:
1. wir sind Nachkommen Abraham«.
2. ]ÄS Judentum ist blutgernäss aus zahllosen Volks-
büstandteilen zusac mengesetzt.
t
*
- 12 -
loh witiöerhole \icda. quomI dio FrsL ©: ror.ar Lom t das
Jüdlt.ohc Volk? In der Blb^l ict der Beweis dafür
geben, dass die judc-n grossen Wert auf Hacsenrfclnheit
gelegt ht-ben , loh möchte ^azu nooh roli^endoß auafuhren:
Von den 2anaritarern turdeo die Judön in die 0«.farii;©n-
scuaft t/pfUhrt. Iä man f üroht.öt-, aa.;a difc wilnen
Tier- überhand nt^iir.on wurden und man difces aar das
duroli die Saciis-ritanor/
Äichtarbctea dor L.-nd&sgotthelt/zuruokr Jhrto, '»urde
der V.unsch naoh elneic israolltiisca«! T-riv-üter laut»
Derieben bestand aber der heidrlsche Typus.' Auf der
Ginvn Sei tu v,urdv5 uluo diealte hoidnii^chv Rülig^icn
beibehalten urd aur dor anderen Söl .e batete man den
ö't . der Juden an, weil mar ihn türchteto. So entstand
■ #
?lcr 3an.aritani£;che T^pusi, Dia Juden Lab© die Gacari-
tarjer nie in ihre (Ji-Eia inu ciaf t aufg»n«Binen. Sie Ir-hnten
slfa y;vi^on ihr'SC Cyrdrotia/Lua ab.
Für die 2»' ei to Theorie stricl.t die Cieschlohte Esras,
dordas n ue Palustina inner?, ioh r forTiiort hut. lir zwang
di<^ Juden, ihr* hfidniso>:9c Fra.jen fortiiujchici.en, ässc
fciiß er hiodruoh did riuscoroiiiheit des ^üllso.a») Volkes
erha-ten wollte, d-'.nr. 8 uhlußt di^^st»s ;aiea Theorien
vi'OU der Aufnehme
• >•:♦«•;
anderer Völker ins juacntu
Ire ocsioht. Er v, ollt© vt -^Ir^ohr die ReÜKionsreinheit
erhalten, denn die Frauer. bchidtoii in ihrer Sha die
heidnißche :ioligit/n bdi • tMiyaionio^rdr: l^t den Judar*
verboteu.
De.0 j, discho Volk ist otvas anderes als ein
Rasßtnvolk, wenn auch ein T^ il von uns seine Verfahven
zurUekf hreu itann V.iß auf die Juden, die frUhr in Pa -
lautiua ,;elcbt hab n. Wir sind kein UutinöSöigcs Rai.se-
volk ütndern ein T;^^ervolk, d.h* Zum Jucu ntum gekört
nicht der, der ir seirer. Blute dazu pa nt, sondern dar
in üeineiu Oeist zuß^hCri^ ist»
TÄS Jtt^.:^ntum ist zentralreligiösor Leben«-
standpunkt
\ i
lo
i»y
Augen g?riß3«n hat: "Dar Ewi-ge ist G'tt.der Ewig« ist
G'tt!"
Onaore Prof «tan haben uns den E.vigen gelehrt »dessen
imaus3prö0h].iah«r Narae auf dam ^/ega duroh unsere Geschieh«
te uns geheimnisvoll bogleitet hat und ewig begleiten
wird. Ks ist daa Eitjönt'imliohe und Unabänderliche des
Juacntijims, da3S es die v.'ortä der Profeten als Leit-
stern durch das t^aiize Löban xind dux'Oh die ganze Ge-
siohichts botraclxbet. Diese Wort« sind niedergelegt in
der Hoilii^cn Schrift; und darum ist es eine UnraOt='licl^lteit
f iir uiis , die Bibel irgendwie nach Art einer profanen
Schrift zu betrachten oder betrachten zu lassen • Es
goht nicht an, dass das Sazi«rma3oer des Verstandes
in kalter BcreOinung unsere Heilige Schrift durchfurcht
und zerschneidet, "^ann es wlrde sonst Spott getrieben •
•nit de:a Heiligsten und dem Herzblut Jener ge,valtigen
M<«>nsch<--n , deren Leben nichts anderes mehr war als der
< Ausdruck göttlichen .7erkzeu:-s und Willens. Wenn in
un-iorm GUteshdusem die Thorarolle umhüllt wird mit
prächtigem Jewand, g.:j3C-im.ickt wird xit leuchtender
Krone aid blinlcandö.Ta Schild, und wenn diese Rollen
aufbejtfahrt v.»rden im besonderen Schrein, der liebevoll
flir sie gebaut XKIII uiid jesclmäckt wurde, wenn wir
am iest der Thora-Freude sarütlichc Tüorarollen heraus-
nehmen aus ihrem Haus und symbolisch ein Licht hinein-
stellen, damit der Schrein des göttlichen Lichtes nicht
entbehre, wenn -vir diese Rollen in strahlender Peier
riurch den hohen Kaum des G'ttsshauses tra.3«n und wenn
in den kleineren Gebctstuben unserer frommen ostjüdischen
Brüder »MIxätl^Thora in Händen, zur. Tanae schreiten,
80 fcottimt in all diesen Handlunscn die unendliche Liebs
z\m Ausdruck, die aus dem Herzen des jüdischen Volkes
emporir/allt und die schriftgewcrine G'ttesstimm« UDih:ait.
- 11 -
Lauras Kausche eirpifes, die Lehra IklosöS ist Warhsit!
Di«3«s Bort gibt dar Grund stimmimg jUdi3Ch#r Be-
trachtvmgswoiso für di« Heilige Schrift eindeutigen
Auadruck! Unsere Profeten sind uns Wegweiser im düsteren
Lande irdischer VerliUllxing. Kur Frcfeten können sie
in die Schranken fordern, und k.innt«n das herrliche
Buch d'sr Bibel viellaicht unter die kritische Sonde
nehmen. Wer aber kein Prof et ist, möge die Hand davon
lasben, denn er w'irde aich mit unhJiligem Spiel am
Heiligsc-en versündigen, ohne auch nur im Geringsten
uns der «ahrhait naher au btingenl
Um diese He 11 ig« Schrift herum rankt sich
i' ■ . ■ .
mit treuesier Gläubigkeit das jüdische Leben in aller
Zeit. In diesem profetiaclien Buche sprudelt die ewig-
lebendige Quelle, die das 'jüdische Volk auch in der
härtesten Allste irdischen Daseins vor deji Verdursten be-
v.ahren wird. Wenn wir sagen, dass das Eeliglöse,
die si:ingeb«nde Leb t^ns, bin düng an G'tt der zentrale Le-
ben.sstandpunkt des jüdischen Daseins überhaupt ist,
bo .i-lisscn wir diesen bedanken, diese Feststellung
eines Seienden, nicht eines Konstruierten dahin er-
gänzen, dasa ditser Lebensstandpunkt seine sichtbare
«urzel hat eben in aeca ..vinderv<fcrk h&iliger Schrift.
Das bedeutet, dast. wir zur eigenen Klärung unseres
Weges nichts anderes zu tun haben, als in das G*ttesvort
der Bibel hiricinüulauschen und aus der gc staltgewordenen
Offenbarxing die Stimme dar Wahrheit herauszuhören.
n'*rui dies die grvmdsutzliche Voraussetzung für unser
ganzes weiterea Verhalten geworden ist, so sind wir
an den Punkt g«langt, an den die Hbri^en uns von G'tt
verliehenen Kriifte des Verstandes ujid der Vernunft,
des GerUhles und de« Fürschvmgßdxan^es in die Erscheiniuig
- 12 -
xmä in ihr Recht eintreten d-.Ti:9V , Dies« Art Porüohun«
wird j<»doch wenig gsmein haben Tdt jenwr acsier-sadon
•.vi:i3«nsol-xaftlich8n BeUtigung, dU den xmh^llisan 3i-
"belei-lclärer der N-uzeit kennzeichnet; sie wird viel-
mehr den V/eg b-äsohreiten, der seit uralt-tr Z^it voa
JudantujTi beschriften worden ist und der in unsnrtn
grosG»-'-» Erkllrem, insbesondere in d-sr ,2src-itvollsn
und zu.'leioh imendlioh kl-j^^en Art E-iSCbis sichtbar
Kf worden i^t« Liist Art ear Dibel2rklarun,2, d»r Bibel-
forschuiis nennt raan Kiidr-^sch. Eieses .Vort h^it später
es/
sina -sngsre J32d*utvJi,:5 geA-cnn<?n ?.l3 ursprünglich der
^all war. Man verstand t^clilieoslich darunter nur noch
Is gsT.ütvclle und unvsrbindiich* Art der Auslegunj;
des ßibcl«urt£8; aber ursprlinTilich bsd«ut«te es ein-
fach diiS Bestreben, uimittelbar auis dem Bibel.vort
abzuleiten, v.t.s in u serem Lebon, zu jeder Zeit und
in jeder Lag« uns als »Vahrhöit voranlouehten soll.
Es gibt eine fust töricht aniiutendo Spielerei, die
Jedoch gera,;.e in ihrer üt-^rspannton, sinnlosen Art
deuUich die rio!;tige Auffa^siaig dsc Judentums vom
woseu der Bibel vva beleuchten Imstande ist. Ec gibt
Keuschen, die :-r. einer ungeklärten und ;5chwierij?en
Lage sich Hat aui^ der Bibel holen worien, indem sie
das Heilige Buch aufschlat^en uüd die Stelle, die ihnen
gerade ijuxulltgcrv;cis€ vor die Aui:en tritt als Orakel
-and Stiauac G'ttes f Ir ihren Fall betrachten. Wir Juden
betrachten die Bibel Sr/ar niohi; als coches Orakel;
aber in canzen /jcsehcn übcrstranit jedoch das ßibel-
v;ort sinngebvnd lonaer ganzeo Loben. Unsere Weisen
durchforsohten soit Urzeiten irdt unandlicher Hingab«
jedes .7ort u:id joden Üedrjiken^ dt^r Heiligen Schrift;
und da *s kauci eine Labonülagc gibt-, die nicht irgend-
\
>
- -13- -
eirmal an irgöndeiner Stell« d»r ßibal zum Vorbild«
gedient hat und zum Ausdruolc s«it03tiaön ist, oo ist es
verständlich, dass .-nan wohl für jede Lag« auch irgend-
ein« Antwort im rechtvarstandencn 3ib .Iwort finden kann.
Dies« Auffassung ist weit entfernt von sinnloser Orakel-
verwenduiig unsoror i3ibel; aber sie ist noch weiter ent-
fernt von jener höhnisch kalten Uob^^ --l «gnnheit , die di«
Bibel als «in altes literarisohes Werk mit manchen ^Tor-
ziigen und manchen Peii-jm betrachtan will. Zwischen
diesen Auffassuni^en liegt eine .7alt, und es hat wenig
Zweck, unmösliohe 3r icken schlagen zu wollen. Es gibt
nur das iebot der klaren Abwendxiiig '/on di03«ni Standpunkt
d«r Zerstörung des wimdarbaren 'Ja^ebas aus irdischen
und himinlichsn ISden. Ss icomiat ei:imal für jeden die
Zeit, da er ^anz klar entschoiden muss über Abwendung
und Zu/vendung: JudontuJi befiehlt Zuwendung zur heili^ien
Schrift als dem prü-'stischcn OffönblirungsbuGh« des ewi-ea
(J'tteswillens, un d die alte Art der Bibel »r.vlarung,
der Äiidrasoh lehrt uns, wie wir zu J-sdir 'ieit uns Rat
holen können aus dam heili/sn Brunnen, in dem ewige
.Yahrhelt sprudelnd sich erneuert.
Am k 0 d a u s o h
Vortrag: Rabb* De. Schorsoh, LehrhauB, am 6.12.1934.
ih
Meine Damen und Herren I
loh möohte heute abend vor Weihnachten mit den Vortragen
dann abschliessen und erst wieder Mitte Januar beginnen.
Heute abona no ohte ich zu Ende kommen mit dem Kapitel de»
"am kodausch" des heiligen Volkes, des religiösen Volkes.
Ich habe Ihnen einen BinblioR gegeben in den Qrundaufbau
vt>b der Anschauung des Judentums.
Ich darf vielleicht noch einmal den Gedanken
ins öedachnis zurückrufen, den ich Ihnen schon zu Anfang
ausführte. Ich habe durchaus nicht die Absicht, Ihnen
irgend etwas über das Judentum zu beweisen, sondern ich
beschreibe Ihnen das Judentum ao, wie ich es sehe, wie es
mir erscheint auf Grund meiner persönlichen Intuition.
Ich gehe um dieses Judentu;; herum, um es von
allen Seiten zu besehen. , Das bedeutet nämlich; Man muss
das Judentum in Be^iiehung setzen mögliohstzu allen Seiten
des Lebens, mit denen wir in Berührung kommen. Denn
nur das, was wir solbst erleben, was von uns selbst in
unserem Leben geilärt worden ist, ist wertvoll; was man
nur in Begriffen weijs und was man nur von einer Seite
aus betrachtet, das ist eben nicht vollständig geschaut.
Darum versuche ich das Judentum von allen Seiten her zu
beleuchten.
Zuerst habe ich Ihnen die HiaLlen angegeben, aus
denen die Ken tnis des Judentums erwachst.
Und dann in einem zwei ton Kapitel habe ich Ihnen
dargestellt, dass Judentum grund«aüzlich zentralreligiöser
/ Lebensstandpunkt bedeutet. Es gibt ausserhalb der religio
i
' sen Betrao itung des Judentums überhaupt kein Judentum.
BS gibt wohl verschiedene Judentümer, aber kein Judentum
ri
- 2 -
dass niohi. irg ndwle zeutraireligiös gobundön ist.
BS ist nicht gesagt, dass zv;isohen orthodox und liberal-
religiös ein wesentlicher unterschied besteht, denn
beides sind grundsätzlich religiöse Auffassungen des
gesamten Lebens überhaupt und g'ttgebundenes Leben
jüdischer Menschen. Sie sind gleichd^iu die Wurzeln,
aus denen alles Judentum herauswächst.
Dieser Gedanke ist natürlich eine Behauptung,
die unter Umständen üem einen oder anderen vielleicht
noch nicht einleuchten wird. Ks liegt in der Natur
aller dorartii^n Qegönstuide, die man nicht beweist.
die tan nicht logisch
I' • 4-# i^* « -•
k mathematisoh auf-
baut, sondern die r^an beschreibt • Ijass man sie erst
voellkonmen vorsteht, wenn man auch das Spatere weiss
und vurs-.anden hat, erst dann hat man die gesamte ueber-
schau.
Es liö^^t in der Natur menschlicher T)arstellunr'«-
fähißUeit, dass man das einmal Gesehene klar bewusst
aufnimmt oder linear darstellen kann, indem man einen
grossen g eistigen V/eg zurücklegt, und dadurch notweiÄg
immer wieder auf diese ZusaTmienhänge eingehen muss.
Der Gedanke ist in den 5 Abenden schon deut-
licher ge'vorden, dass das Judentum dln typischer Weg
zu G'tt ist. Ich habe versucht, Ihnen darzustellen,
wie das Judentum aus der scheinbaren Menge der Vor-
hand enun Typen sich heraushebt als ein ^nze bestimmter
klar ersichtlicher Vfeg ins Metaphysische; So deutlich,
dass ein jüdischer Mensch ohne weiteres an dem Schema,
das ich Ihnen von 8 Tagen gegeben habe, nachprüfen kann,
ob er ein jüdischer Typus ist oder nicht. Die Typen
lassen si.;h nicht miteinaoider verquicken. Es gibt
wohl eigentumliche Verstandigungsmöflichkeiten über
/l
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f
- i -
w •
das i.ewöhnliohe Majs hinaus, wenn aber üich jemand
in seiner Entwicklung als klar bestimuiter Typu« unter
allen Umstu,nden als Jude er.. eist, kann er sioh nie
zu einem ohristliohen T^^pus entwiokel-en. wer Ö'tt gegen-
übertritt aurch einen Vermittler, durch einen reli-
giösen Fuhrer, ist ein anders gerichteter Mensch als
aer jenige, aer G'tt ioant/r nur unmittelbar gegen-
ubertreten kann, und alle ai .: jenigen i-enschen, die
innerhalb aes Juaüntums aen weg des Vermittlers gehen
wollten, sind vollständig aus a&a Juaentums aus-
geschieden, üs iat ausserordentlich interessant,
unter diesem Gesichtspunkt t stzustollen, dass immer
wieder Versuche gemacht werden, ein Vermittlertum
einzuschieben. Bis zu einem gewissen ü-raae linden
• » ■ , '
wir aiöses auch bei dwu Chassidiömus, der bekannt wurde
uurch die Arbeit von Martin Bubor. In g wissem Grade
scheint es manchmal, als ob der wunuorrabbi eine Ver-
m
ittierstelie einnehmen könnte. Wer ein gewisses
> ■
Fingerspitzengefühl in diesen Dingen hat, der karji
hier gonau nachprüfen, wiö manchmal in sonderbarer
Amt una Weise dieser g^nza zusamcienhang ins Schwanken
gerat. Icli führe aies an, um aie Verbindung mit dem
Leben zu iäuchen._^Die Hervorhebung aes judischen
Typus ist nur eine Vorsture zur Kiatung.
Zuerst habe ich versucht, die foru^le Schilderung des
Judentums deutlicher auszurühten und bin dann über-
gegangen zum Begrii'r des «am kodausch", des heiligen
Volkes.
ich habe die Frage beantwortet: Woher kommen
die Juden rein körperlich?
Die Behauptung, dass die Juden - wie es von
versoliiedenen Seiten b ehauptet wird - eine Rassege-
- 4 -
toöiiiüohal^ sül, kann nie t zutroxTeiit una %ira von
ddu laxuttigi-u buch nicht aurüOatidlt. Zoi^v In don
lu».i»aoiauidfebu«hcrn, dio n»*uording3 auch in don schu-
len liütiuLdt vverden, r^ird vttr^oliiedünw ioh vlie
Foßtstö: it;ur.^ geoÄcht, dast? das «Judwitum niciUL ülne
Easae üöi, iionaorzA öin Vulk, datüs aut* verschied n n
Eü iöt ganz dautiioh i'Jr den, der gesühioht-
lioUe Zuüau. 0r.i1.iUg0 liberaieht, d-.ßu die Judon tat-
3a.ciiilch ein Volk aina, daa aua den vor-oniöv* an
iiaöäöa bastüiit., aife da ubtechuupt. göb«u '.;ann. Vi-1-
luioht £.ibt öJ ..beruaupt köinen Rasaßtypus, der
«
niuht iO. Judötitum «-utlaitm w^rfc. Ich wäiüs es
nicht, «ia kotiJtt fs Kun, daiis alldießö lier-echen
auö dön v«rschiödotiüu s.nc;fcrüxi li&fcjön ^wtad© ;:^a
Juattni-um göü^uaccii tduat, und i.iuLt zu anueron.
iwß ist ijaui aorkwuraig, dt.CJ3 ec nt'ben aen vorachieden-
i'arUigöii Juden, don ohii.tsiychon Juden in Uonan,
aöii ti iöoh fliüngo^iisoLten kensoien, d©n rallu»chi schon
Juden, den ü«i»war:ien Judfcn, in ailtiriiöuslßr Zeit
nach uüci Berich« tiineü amerikaniüchon Arohaoloj^en
itu Faciiion^latt, auch indiMitsohe Juden gibt.
Hier liwgt dor Fall b aonders ia*rkv.uraig, S« wurde
aber üu -seit rühr n uouue aböm iinw Thöüriü zu ont-
wiijköln, die ihaon in Bozug auf die n^riiunrt der
iiiuiaiiischun Kultur Aufaot.iUiJö g^bon wi.rde. Es iot
jödeniuliö üi'runaichUiüh, daao lio Juaen ein Mi soh-
vol^ sind in Bezug aux' die raaaiauhö lleriainit. 'ft'ae
Bind sie aber nun geiatigV In aer uöb^rliul'erun^ wird
ea «i.lipp uucL klar öchaiton, da*»» wir die JJachkoaaaea
Abahamd ßiud inn-chalb d:s goiatigen Judsntuma.
wenn z.B. ein Proselyt zum Judentum konunt, dann bekommt
er einen j üdisohen Namen, ebünso wie ein Niohtjude, der
zum Judentum übertritt als"Ben Awrohom- bezeichnet wird,
was eine unmittelbare VerHiniung übor Jahrtauaendo
hinaus zu Abraham bedeutet. Diese Lehre der körperli-
chen Abstammung wird ganz besonders stark besiegelt durch
den Bund Abrahams unter dem Namen: Milah = Beschneidung.
V/as liogt hior Merkivurdiges vor? Es gibt eino Lei.re
im Judentum, nach der ohne diese Aufnahme in den Bund
»
Abrahams ein Jude nicht Jude sein könnte. V/ir wisüen
auch, daes die Zu/.ehürigkeit körperlich bwsiegelt wira.
Bei der Aufnahme eine Knableins in uen Bund spricht man:
Du sollst aurch poin Blut leben, IXirch dieses Vergiesaen
des Blutes, des ertl. auch eine Lebensgefahr Jars ollen
könnte, sag^t man: IXircli dieses Vergossene Blut sollst und
wirst lu leben, ras liegt hier zutage? Ss ist eine körper-
liehe Versiegelung ein© geistigen Qehaltes. Nun rausste
*
ich Sie zum ersten Male auf einen eigentümlichen Umstand
aufmerksani machen, den icjh Ihnen .)©aoch als Abs^hluss
eines besonderen Kapitels beantworten möoh-e.
Zun&ohst will ich Ihnen eine ganz kurze Antwort
darauf geben. Wir sehen nebeneirnnder Qeisxigea, oder
im Judentum gefasste Menschlichkeit, sowie körperliche
Bindung. Was hat df^is eigentlich niteinanaer zu tun?
Stellen wir uns einen Vater vor, der sich per-
sönlich zu einem charaktervollen Ivlonüchen herausge-
arbeitet hat. Wie wird er versuchen seiner eine Ethik
seinem Sohne zu übergeben? Der Vater wird höohstwahr-
sehe inl ich wie alle Pädai/ogen, die zum ersten iv.al vor
ein© Bulche Aufgabe gestallt sind, sagen; inaem ©r i^i±.
seinen Sohn vornimmt: Bs ist ein© Grundlage des ge-
- 6 -
samten
«vf ff 1 §<r. I I
Mens che ntuma, dem anderen zu helfen«
Er vird mit vielen Worten seine ETthik darlegen und
eines Tages das Merkwürdige entdecken, dass der Sohn
die Worte gehört hat, aber die Taten nicht ausfuirt#
Der \^atjr hatt. vurausgosotzt , da^^swenn man etwas
sagt, oö auch getan wird* Uan mu^^ aber eines Tages
aus eigener Erfahrung erkenhen, dass Menschen nicht
das tun, vras j^iosa^t wird, auch wenn man ^s 5 mal wie-
derholt, wird es vielleicht i-^Äum gehört werden. Wer
nur Mit v.ürt-n deu andoru etwas lv?hrv3n will, wird
elLOs Tagos zu seinem grüssten 3rs laufen erkennen : Das
V/ort lehrt nicht, sonäera nur unter eincrr ganz be-
sonderen Konstellation*
Z.B.: äs bronuen I*ampen. Die^e Lauipen
kann man zur Kraftaus Strahlung bringen, v*enu man
an einer ganz# bostiiaiAt on stelle einen Hebel berührt.
Wir man einrach an die v/and drucken, so v/orden die
Lampen nicht roagieron, ebenso an keiner anaoren 3tei-
le, sondern nur durch den auslösenden Hebel, der in
einer jinz bestimmten Konstt^llation den Kontakt her-
beifuhrt. Aber diese i^eltene Möglichkeit dos Kon-
taktschluüses i;jt umgeben von einer Wüste der Nidit-
möglichkeiten. Alle diojunigon, die mit der Pädago-
gik anfangen, beginnen mit dem Lühren vun Worten.
Bin Beispiel, das Ihnen uhn^ weiteres dt^utlich vor
Augen rührt, was ich meine: Wenn jemand z.B» in einer
Qrossstadt nervös geworden ist, was wird man tun, um
ihn zu heilen? iä.^ hau keinen k.weck, ihn in aar Grross-
Stadt zu lassen und ihn mit Worten zu heilen versuchen,
sondern man muss ihn in ein anderes Milieu versetzen.
Da er im großstadtischen Loben krank g eworden ist,
80 wird er höchstwahrscheinlich nur wieder gs-
/
- 7 -
vf-ü
m^
\-\
Sunden, in öiner Umgebung der Huhe, in der leben-
digen Frische grüntoder Natur, ä»» ist nicht mög-
lich, dasö man eine Heilungömethode so ohne weiteres
aus uer Westentasche üiehön kann. Der beste Arzt und
Pädagoge vlvi ohne rorte einen sulchon Menschen
in ein anderes Milieu verprianzen « ein pädagogisches
Mittel ohne Worte. Die Mil-eub«eini'lussung ist das
erst« pädagogische Mittel überhaupt. Das Bltern-
hauö ist aussonlagjebend für die üharakterg. stÄltung
eines jeden Menschen. Hicht durch die v;orte dt;s
Vaters oder der Mutter, sonaern dudurch, aass llose
eine ganz bestimintas Lebwn gestalten, wenn aie
Eltern -u dem Rinde sa^^en: m musrt die v^ahrheit
sprechen und -^ines Tagos merkt da& Kind, dasa die
Bltorn anders handeln als sie sprechen, dann sind'
die Worten ve -pullt. persönl.oUes Beispiel ist das
beste. wenn wir aieses übertrafen auf aen Raiunen
tinor aeiaö irß cuait und den nahmen der r.enscliheit ,
ttanni üt es unmöglich, da s Jone ungeheure meta-
psysi3che Verbinaung nait dem (Jüttlicheu erhalten
werden könnt^e durch raino Bügrifi'sroraulierung.
ist absolut auJguschloHsen. Ueber die Frage, wie
es geixiacht werden Idinnte, möchte ich heute aDonci
nicht sprechen.
ich möchte aber aux ein^^n Punkt hinv/eisan,
dem zuliebe ich diese ürörtccung ausgeschlossen habe.
Die Miiah, die Beschneidung, ist eine unerhörte
irdisolie Bindung ewiger metaphysischer Beziehungen.
Der physiker weiss ganz genau, dass er mit stiuor
Apparatur unsichtbare Strömungen langen kann ui.d
sie in Srscheinung zu bringen vermag. So kann der
Jude ewige Ströme Tangen in ^anz besonderen Arten
Das
8 -
,A
von Symbolen. »Bin soloh gevraltiges Symbol ist die
Besuhneiclun, . Diesen öedarik.in ku.nn ich Ihnen noch
deutlidriür machen auX' Grund von Erörterungen. Be-
uenlien Sie dio Gefahr der orgiaetiscU n R> üi^ion, die
das Judentum örbarmuni;sloß beliumpfto, da sie mit
dsr>. Mord verbunden v:ar und koin Littwl zur Srhaltung
sondern zum Zerstör on bot^ Die Jud n sa.gcm niüht:
LS.U zirzoch: Du sollst i-iioht morden. Nicht t:oll
df^s blut niessen, der Blut vergossen hat, sondern
sie vollzogen eine Bin'^ung durch las Blut. Di©
orpic.stische Reli ion ist verbunden nät dem seKualis-
ein/
mus. Die Beuohneidung ist/so döutJioh.s Symbol da-
für, dass dai-, Judentum nicht an den lIaupLgrunalf,ge
des Lebens vorbeigelit, an der das vergangene Jahr -
hundert einjTach vorbeiging. In der Zeit der 1 über-
tat finden junge Mensch n isxttsf, hauiig nicht das roch-
«
te Vevstanduir. Mar. sollte über diese Dinge dann
nicht reden, ^jonrlern liober schweigen. Diese Vor-
gänge sind starker als alles scheinbar iiesthetische,
was die Menec! en bindet. Dt-s Juaontum geht hieran
nicht vcrbei und hat durch dies Syaibol ^edem ein-
deutig gesagt: Auf diesem Oebi-st bedeutet Aiiß- .
Schweifung seelischer Tod und späterhin die körper-
liche Vernichtung des Voltes. Die Geschichte lehrt,
dass hieran grosse Völker zugrunde gegangen sind.
Dieses wird i.iu.9r so bleiben.
wie las Zitat
sage; Der weit Setritbe, erhalt suh durch liun^,er
und Liebe.
ras ich eben ausführte, s.eht im bejuüvieren
.. o
ZuaaiixijiöniAang Kit dam ae^rifi^ des ^»aia kodausoh' aeo
h>.-iligen Volkes • TMiS Judentum v?ill fortihaltou vom
Orgiaaruus« Hier b^^giunt aie geistige Ilultong^ und
Jöder^ -ior üiuh di^öw^r üinaun^; unterwirrt *ritt dan.it
ein g«ißtigöß licbe^ die Löhre uni^ereß Vaters ivbraham
an^ in Verbindung durch öin Körper lioh^ß Zeichen.
Hiiir liegt ein Myateriun^ daas man weiter nicht mehr
eri laron kani-# Aber i>w v ird #8 um.» Juden gtilcK:rt:
Das ist dar BunA Abraliams* !)a abc^r Abruham alle
Beim? liauügenoiiSön in üieöen Sana einger rhct iiat^
sind cic nit iho: verburiueh worden^una Dieu;and ar^n
genau wiesen^ ob er von AbraUam absta t o ter von
eine» aer Uaa«g6r.oaat)n^ die dan;als zur HaaS|^^ n*
ßc..art voa Abraham gehurt hftiMin* IJicht diu rassln -
massige Zuger: Jri;:.kvlt ißt aiisscVilag^-oband, sonlorn
. " ' ■ • . • ' ■ ' '
die geiötig^j Bindur^g durch körperliche ünterwcrrung*
In die«em I/unkte darf Kuropa sich an uie Bru^t :in-
liuLlagen, und wir Juuön sind mit iaien Tu^:ender: und
iiurupas/
VorZugen/unu/da it auch citalicn P Llern ver..nüprt und
mit der europäischen Geschichte verband n* Ich
brauche es riioht -.v eiter außzuTuhrun* In dem Funkte
süss ;ran rtanchxal eine i:*;-ere ^chan^.
woiprinaen^
Bnd ich fc,laub« nur eino Andeutuni; rEa:jhen zu müöscn,
wie deutlich hier aui' cti göo; Oebiete Schulu und Sühne
mathemat seh gewissenhaft in-einanaergrt iren; aller-
dings auch die »ohatlgond^ die nie etwas mit denen
zu ton iiatten, die aur diesem oe biete sündigten.
Diese abramitiso .e Aufgabe is^ in einor ^anz be-
sonderen Art und Welse ü Verlierer l worden, bis sie
zur Konstituierung des ••am kodauöch« fuhrt.
Und ich möchte darauf eingehen, weli diese Frage in
unserer Diskussion manohzual eine Rolla spielte*
• 10 -
Diese Auüäb© jLbroiiams v.'urde von ceiuem Sühn isaak
und apäter von j£.ku>. ülJ^rnoiTimen. Abt»r üuitob hat
dmo Aui'gabo nicht airä*t sunuern indirekt über-
nüimen. Jaüob hat man dadurch als eiueu Botrüger
hinbestellt, weil ör Ssau av ctio Kr«tgeburt ge-
bracht hat. Veun w .r aie Behauptung aurstolien,
cl:.3s der Bögrüi aöS "an. ko.auöch" uirdkt aul Abrahaia
zurüc ^-ht, so mü:^sen vir xülgond..s beruckaichtiga .
Ksau iJt ja nit Jakoo vör^andt gev/oson. Kr w^i-r ßöin
Bruuöt. Trotz ui-ü-r biatöi:i;.3Siü"n Yerianritsciiart
herrachten zv^iüchvm buia.>n -Ine owige ?»:iinasc;hart.
Las Blux. verbindet nicht nur, sonaürn öb kann auJa
UB n..xich tremien, tifcnau wie ©s kein© gross. ra Feind-
ac^xX c«hen ka^ji alu i^c-^radö unter Blutsverwandten.
yxü Mörk'AÜrdlt,^ im Judentum ist, aasi; aie^e Vorgang©
von ja.hri.aus^nden un.)ä ualbar übertrafen wuraen auf
die OöSchichT.e der Juden, die. Foinosohait ü..i-chen
jaküb una ^sau war ursprünglich eino ganz personlichö
und wurue späterhin übertra^^^-n aui dae Bild des
Ka...pfeö zwischen Juaen unj Römern. JJ^s i^anz* Kl ttl-
alter hindurch wurde Eoai bezoichn-sio als Bdom, das
iöt der J*am'. für fisau. Hier riugt alno Juda mit ^i<m
um J.eo..nßmo^,lichk. it. Dör Dichter Heinrich heine,
den ich ;3Ch..n .einmal zitierte, jor.er jüdische uiohi.er,
den die Tragik veri'olgte, ha^ rolg.^ndes laeinos (>ö-
dicht geschrieben:
An Edom:
•i n Jahrtausend schon ;na IsiJiger
dulden wir uns brüderlich.
Du, du duldc^ßc, dasa*^ ich atrae,
dass du ras«st dulde ich.
t,anclut.al nur in duitlon Zeiten,
war dir wunderlich zumut
und die li sban trovs^QnTi^^yUu^i.
färbtest du mit deinem Blut,
jetzt '.7ird unsre Freuiidsol^aft f-ister
und noch täglich nimmt sie za
- 11 -
uonn icii ß«ibüt beginn» zu rae^^n
und jcli . erdö raat wie LU."
ES Ist der K.Bv.ir zvisohen J^Kob und Süau, ui.d soloh ein
0«4ioht ir^ ^«ituiter d»:»r I.k;:anziputior. ist höchst a;eriwur.
alg. Hüenn ioiia olbat ..ütii»-'-* 2u racün una iuU v.^rde rJiöt
bald/
wiö lU". Diu Jad^n werdtii ti^nau so vasond wio die aar^lige
lügfebunii. K;^ ist dor fö-mplT der oatoriali et lachen Velt-
arnjehauu' .,, nit den orgifc-ctio. hen P.eli; ior.ön, dio diö Lloriaoh-
helt v.^rr.iohtet. »»• aber lloitie empiaud i.t liicUwS wuiuor
alB ein Vorrat ntx Bt^grii'f do» Am Kod^;. ti^ch, dar ri^iliten
Lebwutibu^aiiuritj d«»r Ju4«|N« Br gab dam Godioht t)«wu8St dto
üeberschrift:"«.ii Bdom".
"Per Srstgüborono h:i'Uto im Orient daa
Vorrecht, vom :*b0 dos Vaters 2/J 5:u u.prant,ön. Die L\.bri-
tron crhieltt..n üt^u Rsttof 1.
Üm jcküb lau .jrBtc« hurtar^^cLt ericauite,
«ftnr. iBüscto tsau aui* den ia.;.teriollöti Krfol,, vör;,iüiiten.
au hat iir. Au-ferblicA dön Ifarigors, al« or von der Jagd •
Itaft, an divse lai£;aü - niola godauht. ^Diozi.^ uebdrletiung
Ist ihd -rat ö, itor gti.OBinen» denn er sagt:".venn ciein
Vat..r tud ißt, werde ich raeiren Bruier era. blasen.«
V,'Jnn jahob 3sau hatt^ bettögen vrollon, butto er d»n ihm
zuBtchendon Vorteil ^jpltc-nd geaftcht, jedoch L-^ite or nocU
nicht eiruual V«rt aui" das ihc zuatchcn'j© iiXbe, aur das er
auch ohna Krstgebu rtcroch Anspruch gehabt hatte. Alß Jakob
aaöli öeincv «anUorsobairt ;sur uckkan lie^s or »au sa^on:
« Mit meinor Familie bin ich auogozogon und bin zur.ckgo-
koiri...'n mix müinen 2 groöc«n Lagern, dia ich durch Deiner
Hände Arbeiw orv.orbon habe. Ich bring© ihm ein Oosch-nk
entgegen, d»» d«a Bruder flauen aoll, ftasu ich aui* das rir-
bö keinen Arspruoh erhebe. Kh habe soviel wie ich braaojje.
Esau
dieses auch an und riel Ihm trotz Pein-
- 12 -
ßchatt uri den Hals uUu. hUsbte ihn* Er se.h ein^
da^s OÄ ein irrtuni aoiaer Ueber::eugung v;ar. Jakob
hatte keiiiesralls einen r.aterifellen Vorteil errei-
chen wollen, dciS ii-t hieraurch klar erwieson*
Er war vielmehr der Berufene, das geistige Erbe
ßaint3ß Vaters Abraham .tnzutrütan. ';?9r hat ihn
denn nun verleitot, 12sau den Erstgeburtasügun ab-
zuliat-m? D^-s 7/ar neine Muttar* Hiar spielt wie-
der ^anno',1 eine jüdisoho Frau eine uu^rhür^a Rolle#
Als Mutter liebte sie beide. Ab >» R^beklia war mi^^hr -
al'.5 eine Wuttört Sie hatte die Fah.gkeit, das
Bv;ig^ klar ^u erkennen* Sic ar kannte alü einfacher
Mensch, d&s.> Jakob, der äeit seiner frühesten Jugend
in ß einem lelt v;ohnteuiid iannc^r im Miarasch lernte,
der eigentliche liac^ifolger des Geirrtes war, den
Abraham in die ^elt gebracht ha te. Jakob lüucste
IL
c4nr^:.ch der Nachfolger v erclei: und den Segen be-
komrien* Ein Segen ist nämlich kein Wert: Er be-
deutet unerhört viel. Als C: au aleo von der Jagd
kaiü und schrie: Vater^ ha::t Du keinen Segtn mehr
für mich! Da sagte Abraham: Nein, ich habe ihn
deiner. Bruder gegi>ben# Segen ist .:ein Wort; hier
liegt eine unerhörte Kraft, und man urKenut das
vielleicht: am d eaulichuten an Qugen;ruuck, am Fludi.
Q' ut hatte nauüch zu Abraham gesagt: Diejenigen,
die Dich fluchen, werde ich fluchen, und die, die
Dich segnen, werde ich segnen* Die deutsche Ueber-
Setzung ist falsch«
Ab er '^i oh werde fluchen^ die Dich fluch en«»*
Im Hebräischen versteht man hierunter etwas anderes.
Mekale#lcho meaur. Kai heisst leicht und kile
/
- 13 -
leioliter uÄühen* Die Juden brauohen als Ausdruck
tHjt rur Siiro « koivud, wf.s in uer direkten Ueber-
betzuiig "3chweiö'* büdeuLot^ diu Eiire^ die einten
Monusciun schv/er macht. Mekalel heia t Ehre
aböchnoiden s 1-, iüater n'6.v.hQn. In dem V/ort
*
verriüicaen liegt oraur, deaatin Starrm ist or =
leuchten oder Licht. Der Fluch besteht darin^
dv'^.Skj ein Mensch es v;agt^ die itraft^trüme des
Guten unheilig /:u berühren« Durch Blitzes-
schriello vdrd er f^inge hüllt in dui^ Licht Gattes
und v/ird daran zugrunao gchen^ dcim kein Mensch
scliaut a^tt und bleibt am Leben.
wer Dir aeino Ehre abschneidet^ den werde ich
zerstören» loh üb rgebe Dir einen Schatz, spater
wird es nücJimals beim Propheten jerimia wieder-
holt.: Ich mache Dich zu einer eisernen Mauer,
4^
u einer testen Stadt. Sie werden nichts gegen
Dich vermögen. Da bist vor. a»tt bestimmt, einen
^eg zu gehen, der das Böse ausrotten soll, damit
an seine Stalle das Gute kom t. Nach Deiner Kraft
geht es nicht, s ordern nur nach Deinem Glauben,
denn es ist eine göttliche Senkung.
rie::^n Glauben an eine ^jöttlidie Sendung
hat Ksau nicht gehabt. Er ging hinaus in den
\Vald und sch^ss die Tiere. Ihm tat es nicht leid,
wenn ein Tier angesoliossen wac und verblutete.
Jakob konnte es nicht, v/ir könnten uns unmöglia
vorstellen, dass er ein Tier verletzte und mitansah,
wie es langsam zugrunde ging.
- 14 -
Usau -ar nicht gooiijn.^r, für die -^ollandnn^ der
iB©tapi;yai sahen Auigabe. Jakob rauhste dies© Auf-
gabe durch oir\cr\ Ur.;v. m: lib^vtnohjriön, durch .Jonas
Sreignia, daa vielumstriiitön ist umi dio Mönscliön
niöhL begröifen Können. Jakob wM^^to d iö iUlschen
vittel die ör Tr'^H"«-«^ ividor seinen Bruder bt^nutzte.
öpauori.in auuhwiel^r büasen. Br hat es auch
selbst gessgt: lichvroror, habe ich er j eben ruiif.»©!!.
Soine Lieblingai'rttu nahel, um aio or 7 Jahr© die-
•f.
non musste, ist ihm gestorben. Josei ist ihr-i ge-
noMPen uu<i es drohte in- Qc?r Verlust seines Sohneß
Ben^&.min. Sein Leben, das auf diesen 5 i^-enschen
beruht, wird von ini;en her zerrissen. Daß ist die
Sühne rür die uni'aircn kittel. Aus diesem Fampl*
steigt harvor für das Judentiun: Jisroel, der
Otttesluioiprer. ^a v-are adiöner ge^vesen, wenn
Jakob ohne Fehler ein Sn^ol gewesen wäre. Jedoch
wäre das dann nicht dcis Leben gev-esen. Das Leben
* ist (?twas am eres. Was muss inan käoipfen, was
Überwindenl Uier iß- Jakob der^jenige, der sich
überwunden hat. Slvef = derjenige, der von uer
Ferse Uer kiuipi't, aer v.n hinten hör versucht,
seinen V/eg zu räumen. Und er wurde ein Jiaroel
er ''
weil o'in-jt ttäiapron aollta wie 3in Purst. Er
sollte rät orfanam Visier liiampren .vie ein Fürst,
denn nun yj..nr,tt er in Lichte CJ'ttes. So 3eh«n
wir in Jakob unseren eiiiontlichen ütainnvater mit
Eecht. Ssau hutte seine Aufgabe nur verschlampt und
verschmutzt. Jakob musste sich eben durch alle
Höhen und Tiefen zu seinem Leben hindurchkampren.
• Ip •
An s einuü Lobonßa.bond hatto oc koinen anderon
V.^anscljiierr, als jnsor noch oinm ;.l wieder 'aißohon,
don Solin seiner Frau^ ui. aio or 1^; Jahre lang
godient hattö| darui wolltü er sterben, as i;j"t
ein 77undervol-.cL: Bild: v/ird dor llGnsoh goboren,
(xi\.nxi ama dio Pingur zur Fa-ict gobcillt, dixz
Zeichon dor l'aohtor^^oirun^: alles üoll mir ge-
hören. Wenn der I/.enr>eh stirbt, dixija sind die
llaiido au.3gobrei;.ot. Aliea ii:>t oitül, allojj hubon
Y/ir hor^^egobon* v
Co musö noüh in Druuia bocchri^ ben v/erden,
da.s deix MuM.ch^n Jakob darstellt* ßs kann aber
nur bosc/.rieben i;:erden . it aen v.orton der B-bcl.
Wenn ich eine B-^tte an Ciü richten dürfte^ dann
lüj:;en 3ia d ocli bitte einiral in einer de^utachen
Ueb rsotzung diu Joscis- und uie «^akOüSgeschichtei
iuöbaöundc^re di^« hurrliohu Gescnichte, wie die
Bruder mit Joaer zu^amn: entrelTon, Joser sich zxx
c^rkennen ^ibt und Jakob i:ur B^grüssung kOMitt
Lw'ider iist es heute unsor G-esohick^dass die meisten
in literarischen Di gen vordor^onsind* Es gibt
zu vi'^1 .- Dichter^ die das Thoma b handalA: '*dass
zwei si.-::!^! lieben und an !3nd9 kriegen^* ♦ Lesen
Sic- eiriTüal die joGOxsgv-schiohte^ in dor die ^n^e
öoh. ere Problematik de^s Mensclilichon Leben;j dar-
gis teilt \7ird und ijie \7w^rdon dio ganze jchoiJ^iöit
kdn;s tierischer Ghi^staltung achten »uansciüichen Er-
lebens empfinden* Wem treten nicht die Tranen
in die Augen, an der Stelle, v;o Josef sich seinen
Brüdern zu erkennen gibt« Sie erhalten dann einen
Begriff davon, dass in dieser Gestalt Jakobs im
Tiefsten ein une4ndlich reiner Geist vorhanden
- 16 -
war, der überging aui* seino söhne und sivh auoti ©mpor-
kampl'ön mu^ate. In diüaüm Zusanmonhang aiJdilo iotL
Ihnön rdg-naö Güscuichtö n. ch"^ voran üi:».lton.
Ja. -Ob hatte eino Toohtwr. Sie ^irg einmal epazieren
und ..'urde daboi von dem Sohn des Furzten N. gefunden,
und er hi,t ihr Gewalt angetan. hTc hielt dann am
ihr« iiana an, jeducii uagto Jakub .ein vrort. Abor
die Bruder sagten: '.l'ir könn^-n unsere :ichv,ostor kainom
Kann gobeu, an aen nicht die Bo-sohn^iaun,.; vollzG, en
ist. Der FürtJt er.au,rte sich boröit, an sich und
ceintn "Jnt -'rgebwnen die "^iia vorneiiiaen i:u la^iion.
Am 5. Tage, als i^io nun an hefl^it^en jcLmorzan dala-
gen, übai*iolen (li^ beiden 3 >hne -lic 3ov;ohnor von
ach. und Liacntcn üi -3 niod-.;r. Alt; Jakob üics hörte,
sagte er: I;.r habt mich stinkend gernacat in aic-
aetn Leben. Und noch aur ^oin^iü jterb«bette fluchte
er deu Zorn seiner Söhne, trut2dom Die erwiderten :
Kai-n man einfach liier unsere 3ohv;es er herfallen?
Und 3ol_en wir sie zur BühlL,rin herabwürdii:en lassen?
Die Br^.dcr seilten ai. lihre ihrer Uchweüter retten.
Die Atii-usvharö ui -ser ü^b^^rlief erung isc von einer
c'r;jchruckcuden iAimyfhtjit und üo^^r von wir.em r,cnmutz
Gri'üHt, de« einen kjohaua rn macht. Trot^üOL: ;3^eht
Q
s in der xiibel, aenn un;^üre bitoel is^ kein liauli
von Engeln una Heiliger: sondern von ivlenucen, in
dum ä.llüiJ rein Menöühxiühe und Triebhafte, das über-
wunden werder mauste zum Vorschein Aomrrx. Man
darf nun nicht glauben, das.. die Zugehörigkeit zum
am ..üdaueoh ein gezwungene sei. kankann di se Zu-
gehörigkeit nur erkampxeu. i.:an muss manchmal durch-
- 17 -
vaten den Sumpf des Lebens und die Niedt^rungen seiner
ui;:enen Strünunren. Ivjtiu dui'.s kciinpi*en gegen s tJ h
unu andere und diu Bibul Züigt uns, v/ie Koa-cihon
kJxiii|j"uii ffiuauten.venn man lu ute die Bibel nou ent-
avckto, v/:,rdon die Gelehrten übGrra£.cht seir; von
der unendlichen Lebcrc, sv/ahrh*. it. ulu der ur.c»naliühen
Beinheit, mit der dieses Leber. £;;i-öcLiluor- >.ird und
wie ui-an es ubcrv.'ir.at3n r.uö3. Y/fer ai: die Bibel haran-
g ht UK eijum uecthotisohen aenusß von ihr zu er-
halten, der muco im ti xsten enttuusci.t v.orden, dem
kann sio nicht das Troruen, ..aiJ üio iu ..it'lv i-h.i-eit
i^t: Di'^ 3uüh des Lobons . In den Ausjenbiichon
dob Leben, v;o Trir ^^l^vi^^^" nicht !::ehr v.ei-.erzur.Önnen,
rinden v/ir in d. r Bibel zahllosa Gtei: en, dit uiiS
sagen: V.'ir goheron üum ^-ta kodaujoh, v:omi vir nur
dazu g ehören v;ol len. " V/onn Ihr ir„ Loben auuh v^in-
dcrn trüast, rird O'tt nicht goatatton, -Jach :.u be-
Aus uralter Zsit homrit übor uns eine Sicherheit:
V/ir vierd-n unseren V/e^j c'"^h«n, ras auch i. c;en mag.
Wir sindir eine Sc>hr groaee aenieiniL.c .aft uingOgan-
gen , die iir Oeis'-igon gestaltet v/ird, dem am ko-
dausch. 3ie ^verdei. nur. auch vorstehen, -a^ der
be.-rüT an koc'aucch bedeutet. 7/ir Juden herben es
nicht leichter als die anderen und üinu nicht auc-
erwahli. zu Vorrechttn. "'eni. unü jerand un^ic^re
HAusorv.ahltheit" z.^m Yorvrurf macht, dann werden wir
ihm antworten: Eo ist doch unter Ur.st.inden It^ichter
kein Judo z\i cein. 7;ir sind das Volk göttlichen
Ei-'ontuns. "Auserv.-aiiltea Volk" ict ticht richtig
übersetzt. "An seguilch" h. iij;.t vielmehr: G'tt ge-
hör- gös Volki
a'tt hat uns wie unsere Vater in mystisch«
f
- 13 -
Verbiaauug zu siüh .^obracht, l.'i-tna.ri.i kann siüh
aub aiüüöf üöüiuhung hutaaaJij üen. Si« brauchen
iiar öimia.! iu^ Lfc»büii hinainzuac;hen,ob« man sich
kann,olaiö ii.xi.;?rliüh ciajoi z--rbvucaöK 2.U werUun.
tiur ioii UuDö Such auüörv-Jij t vou ai.luu JTölkeru. Aber
aucii ]iiür ist di Uebcrs' t:iuiig niciit richtig:
joaati heibüt ich habe orüÄi&nt. Ifc.3 Judentum heijst
orkomiWi. iiit. i^iw d.-.rg-^yL'^-llt ala eine eheliche Oe-
m«iri.-cLai't. Wir sind die Braut und O'tt ist der
Bräutigam. tJ:G.:i in der sjiaiux-sten Zoit godei'ikt
ß» tt der Liobv.^ der Jugor.di:.«jit. Ir den herrlichöten
Toneö bedingen jm die Propheten die Zeit der Liebe.
Ali jedom /rtiitii^-teud b<.-^rui-afei> wit d^-'n ^abbath:
Äüüin.',Gh draut! Ler Itsspruch A-.ißS muös riohl-ig
*
ub.rL^otzt heiß^^^c: So a*^be ich euch er^cauit und
dac uj; ä.uad© ich an Euch oiile ear^^ Sunden, iiiö
hJiJst iu eint, proxaae SprüiJhvi äb^ic-ra^ön;
Ss giüt x^üini^ ^cÖüÄ^wce 3^iöi.hrx ur den Judon c^ls
^siuh z\x Il^^^^vl auö ^ein^;! Uirlaph^i^ißchün öebunaeu
Ich
halt, loa viviös ^a'^ gc^nau, w^r.© ioh ^a^.
öpcc'cu. nicht in Bildern. —
ü^ö aciiuör sagoen^ c^i8 Jüöt?x ins Gerangnis
^jvvvvrirou -Rurd^': L'us y lud die Polgen unserer Versun-
d.k-aJi-'tJii. weil wir die L'ot uijaeres Druders
Scihdn una vreii wir ihn in seinur fJot Vin-^iiuoiinen
-^ • .c
^ s„' M^ tM« w n «
iis iiJt die Frage aui^goworfen, ob auch heute
noch der l^m^x^tt: des am koaau.;üh xür uns zutrifft.
Ich kann ihn^n nur indeuten, wa.s ich meine. Ich
werde in einem anderen Zusaracenhang auf diese
■i,.^
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Zus;vmp-;enhange noch d'^utlichör eingehen. Man muss
najniioh, v/önn man dio Waiirli^ait des ßegrlfl'QS am Eo-
dausoh vt>ii5tohön will, imütande Söin, uieraus die
Abloitungon für unüor jan..«J3 rerüönlioh a Leben zu
/iit>ii*^n, v.enu man dioüsuiüht icar.n, wenn Roligioa
nur otwaü ist, v7a.. uoar ur^s schwebt, aanu i^-t es
einu unwaiTire Riligi^n. AöligiüU ist aur d.iü,
was ich pfefsoalich tun katai, öü iat eine Forderung
der Verwirklichung. ' iKtü i^t die Anerketniung des
Witi^n Schopl'örs ü'ttitft Welcher Richtung sind
. 1
nun aieae Ableitungon zu i.^achun? Man Kann folgen-
■t '' ■»
d<js ö&ven: St;, gibt L^yln Gebiet, C.&q m^jn^ichlichen
"^ der Betrachtung
Lebens, das aujs.rlialb a.-o ö'ua.ntums und der reli-
giösen P'--rd.erungen bestehen kar.n. " 13e.s wird recht
acutlioh iaucii in hAinüt uid ß^s --hiohte, aenn ^s
gibu kein G^-bi«-t, das nicht untöi doci ^Udischen ,,
BinAluuii iine b^sond-rre P'a-bung anniin' t. In üineni
spateren ..wg der' Untersuchung v/^te . larzustelln, vi©
alle L^-bensf ormer una L-hensget; talturigen unter dem .
■'.'.•.■ . • • -■-■./■•■;•
jUdiscliGrA A'ili^M ürschüiiiuu va.rdün. u^ ist em .
Aufdruck dea 't:^pUö. „i^ ISw du.ki Lobüu i>u g stal.en
in Uli seinyn Erscheinungon untor den Ford, rungen ; ;
• »•■'. 'S ... ', . • ■ i ' . . • , ..■*■•
...... ^ • . • ' . • • . .
dei;. Juuisch.n Q' tteserl ibnis. 'Au ist die Frage ,.
•gestellt V. Orden: Ob das Judv^ntum nicht eint- Foraerung
" , , : ' ■ ■■-,■■■■ " ■ - •■ ' ■■■: «
l'lir di»^ n-ch^jadiscae .elt ^ui-'t^-st ;llt hat. Ist
im jua»3ntum auch wiciini Buddhismus .j^ner ubcrstoi-
gertolnaividualien^us, dor sich im 'Kastengeist furcht-
bar i-usv. irkt und in doi 7Gr3..ni.ung düs FavLira, in
dem Aufg^^hen ins Nirwana, seinen Ausaruck findet? Nein!
Im Ju aatum hau «s aies^n Standpunkt nie gegeben.
Im t^udentum liegt ein religiöse Pordrung für die
nichtjudische Welt, Der Judentum ist ein weg zu ö'tt
o- 19 -
Das Judentum verlangt
öir%öFordörungen, die von
allen Völkern der Erde erfüllt worden müssen, wenn Mensch
neben Mensch bestehen soll. Sind diese Forderungen aus
jüdischer Bngheri-igkeit hervorgegangen?
»:■»«:•;
Oder sind
es übergeordnete Forderungen, die manschliesslieh aner-
kennen muss? 3ö ist uaijserst interössant, wie das
Judentum Itlipp und klar einen deutlichen Y/eg geht^ der
vollkommeu ins praktische Loben übergreift, Di ex« 7
Forderungen, die für die Nachkouimen Äoahs aufgestellt
w Orden sind, sind die Grundgesetze, die überhaupt
eine menschliche Q-emeinschaft möglich machen. Wenn
sie niolit beachtet würden, so würde eine Flut sittlicher
Verkom enheit die Folge seinl
1, Die Forderung der Dinim (dass Recht gesprochen
werden muss) Dieses muss die erste Forderung bleiben,
die für alle Menschen besteht. Hinter dem Begrirf : Recht
steht eine unendliche metaphysische Beziehung; es ist
kei.e ^nge partikular ist i sehe Forderung. Jeder Mensch
kann einmal in die Lage kommen, gerecht beurteilt wer-
den zu wollen und zu müssen. Bedera$.en wir einmal das
Unrecht des Fromden-und des Kindermordes, Hier besteht
im Judentum eine ganz bestimmte Abgrenzung von den
orgiastischen Religionen. 4
2* Die Forderung des BiriJäß hascht^m: Die An-
erkennung eines Q'ttes. Die Menschheit kann nienaLirS
in Q'ttlosiJJkeit bestehen. Bs gibt nur einen ö'tc, den
Q»tt der Erde, der alles in sich schliesst.
3.,4.,u.3. ES sind drei Forderungen, die zu-
saip^eagehoren; Av.audoh soroh = Verbot des Götzendienstes,
i H
i
- 20 -
2* Lau zirzoch: Verbot des Blutvergiesjions.
3. Lau zinoi't: Die verbotenen Ehen, Unzudit etc.
«
6. : Ever min haohajeh: Das Verbot der
Tierciuäleröi: Dcts Vermeiaen von Schmer zlugung an
lebenden wesen#
BS war z.B. Trüher im Orient Sitte, wie
insbesondere Lehrer GKittmau ausTührte, dass die
Mensouen ihren Proviant in l^ib^nder Porp; mitnahmen,
^•a* von einer Kuh in roher V/e^se Stacke Fleisch zum
Verzehren heraussclmitten, wodruch das Tier natürlich
sehr leiden mauste. Genau so wie eine andere Unsitte;
Dass man das Muttertier melkte und das Zicklein schlach-
tete, da dctö Wasser i^jaapp war.
7* &esel • • • • Verbot des Raubes, For-
mulierung des Eigontumsbegrifi .
Ich möchte an di ser Stelle noch einmal
betonen, dass diese 7 Gebote keine partikalu,ris tischen
Forderungen sina, sonaern rein etriische Forderungen,
paaagogisch-praktisch Tormuliert* Hier haben v^ir
ein Beispiel, wie metaihysische V/erte^ ins Praktibche
umgesetzt werden*
Sogar das Leben aer Tiere ixd dem der Menscen
gleiohbewertett Liese 7 Forderungen las. ; en d eut lieh
das ,^üdische Leben erkann ^^n, diesen wunderbaren Orga-
nismus des religiösen Systems der Juden. Beginnt?nd
* • " -. ■
mit der seh itf tlichen Lehre der Bibel und daran
rankend die mündliche Lehre. Das Judentum bewegt
sich aulheiligcxn Boden, der diuse »ligiöse Bindung
geschaffen hat«
1 . Religion als zentraler Lebensstandpunkt
Die Bellgion hatte einmal die Herrschaft in der »Veit.
Das war im Mittelalter. Sie hatte das Reich G'ttes auf
Erden schaffen können, nach welchem die Sehnsucht in den
Herzen der Menschen brennt« Aber die Religion des Mit=
telalters hatte trotz d3s weltlichen Armes, der ihr zur
Verfügung stand, diese Aufgabe nicht erfüllt • SJU Es
triijmphierte vielmehr die menschliche Selbstsucht mit
ihren Trabanten der niedrigen Leidenschaften. Und da
die Eeligion iiire ev;ige Aufgabe nicht erf ullite , wurde sie
mit Verbannung bestraft • Sie wurde verbannt aus dem Be«
zirk dessen, was die Menschen in Yalirheit schätzten \md
was sie als Höchstes anerkannten. Gewiss gab es noch
*
viel Relision,weil es immer religiöse Menschen gibt, die
auch in Aon Zeiten schwerster Bedrückung und Verfinsterung
if ■ ■
der Wahrheit vom Höchsten nicht lassen« Aber was man so
schlechthin Religion nennt, der in ein System geformte
Weg zw G'tt befand sich in einer gefährlichen Ruhestellung^
Alles war passiv, ein Sickzugjnur die Pietät hielt noch
von der haltlosen Flucht zuriclc* Die Menschen, die darin
den traurigen Mut auf brachten, diese Flucht als Rettung
zu preis(^n,die die Heligion als Opium verleumdeten, die
ein Paradies auf Erden errichten v/ollten aber ohne die
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Herrschaft des (Göttlichen, hatten ein leichtes Spiel •
Sie hatten nur die letzte Scham vor der Verletzung der
\ Pietät gegen Eltern, Grosseltem zu beseitigen; und Scham=
' losigkeit ist ein gSlZ süsses Gift* Die vor der Religion
Fliehenden wuchsen zu einem gewaltigen neexe an. Gross
war die Strafe der Religion, die ihre Stunde verpasste,
da weltliche Macht es ihr ermöglicht hätte, ein göttli=
ohes £^ioh des Friedens und des -ienschengläckes auf Er »
den zu errichten • Sie hatte in der die Wirtschaft ver=
göttlichenden Menschheit ihren Kredit verloren» Ihren
Dienern haftete ÜtXK&S ein Schimmer der Lache rliibhkeit
, )
\
j 1 an. Die Religion war in den Staub gezogen • Sie wurde
f? V /
/ V /,
\
\
verspottet .verachtet ,1)0 schimpft. Aus der Be^himpfun«
w^lrde öina ./iusenschaft. In Äuoesn wurden ihre "Ergebnisse*
anschaulich zur Darstellung gebracht. Wie rfin Wahnsinn
verbreitet» -^ich Auflehnung und Frechheit gegen das
Höchste ,\uid kein Blitzstrahl fuhr aus hoiterem Himmel
hernieder, um den Lästerer zu z'ichtigen. Wair das nicht
es
.o4r. t^/>wp1r :la-Pür . das 3/e in (löttliches gXXlI
^
So dachten die Menschen. Sie hatten O'tt getötet. Der
der Vemichtting
Gelehrte hatte sein Verk/mit klugen, logisch fein aufge=
bauten Schlussfplgerungsn und Beweisen ausgeführt ; der
Politiker hatte in Versam;alungen mit ihm abgerechnet;
das Volk IJSÄlMXÄIäÄXfiSI verliess die Cr» tteshäuser
und f'ihlte sich scheinbar frei und glücklich in einem
lustvollen Leben »für das nach den empfangenen Lehren
ja keine Hechenschaft mehr .SffiÄ vor einem Höheren abzu»
lögen V7:ir. G'tt v^ar tot; es lebe der G'tt Mensch!
Der .Veg aum Erd^nglück der "Menschheit war nun ei*
gentlich frei. Die Religion war vernichtet; ihre Diener
-die "Pfaffen"- diffamiert. An Stelle der Profeten hat=
ten Philosophen und Literaten freie 3ahn,den V7eg zum
Glück zu weisen. Alles war bereit. Nxzr das Glück,dessen
Kommen doch berechnet war, sollte nicht nahen. Sollte
vielleicht doch ein Fehler tn der Recliniing sein? Oder
gar viele Fehler? Der »^enschengeist hatte Maschinen er=
funden. Aber die toten Eisenleiber w-arden aus Sklaven
zu Herren und vcrdamaten Millionen von ifienschen ziir
Arbeitslosigkeit, zum Hunger. Die Gelehrten erfanden Me«
thoden zur ungeheuren Verunehrung von Währung und Gütern.
Aber andere scheinen vom 7/ahnsinn ergriffen zu sein, da
Aie darttber nachdenken müssen »wie man einen Teil dieser
Güter wieder vernichtet ,nicht weil kein Mensch mehr
hungerte, scndem weil die menschliche Gewinnsuoh* nicht
befriedigt 'wurde. In dem einen Erdteil starben Millionen
Menschen am Hunger. Im anderen Erdteil fütterte man das
' . ^ ^. ^ T ■, «4.<,r«v. Grosse Geister waren am
Brotgetreide den Lokomotiven.
'^erke,uai die Unordniing au bannen ,\un den V/ahnsinn z\x be=
seitigen. Aber wahrend sie mit fiiesenkxäften sich bemüh»
ten.dem Glück der Volkerverütundigung die Tore zu öff=
xien ,\vxi.Jh302i dieue Toro vor ihren Augen zu. Die Zollmau»
em wiirden immer hoher; sie öeschränlcung saxf die Guter
dti3 eigenen ^andoü inuaer nutwencilijore Und schon begann
auoh das Kriegsschvvert zu rasüclne Es gab wieder Feinde ^
deren Vernichtung höchstes ^ebot vmrde* Der kaum ge»
gründete Völkcrbimd begann abzubröckeln* Hot und Tod
schritt wieder Über die Erde. Das erwartete Glück war
ausgeblieben. Die Menschen fühlten sich ent tauscht.
Und Enttäuschung ist eine Sprache. Eine Sprache ohne
./orte, aber deutlicher als jede -^ede.
7/er si)richt die Sprache der Enttäuschung? Wer
«chliesut die Tore Irdischen Gläckes mit furchtbarer,
lautlOüer Go .alt , während die Menschlein sich abmühen,
die i^ore i^y^isTTi^^^itf offen zu halten? Antworten wir mit
den .Vorten des Sdngcrs (Psalm 2,1 - 5):
"Ä^arum lärmen die Völizer und ersinnen Natio»
nen Eitles? - Es stehen aui* Könige der Erde,
und Fürsten ^ft>rlj|^**^^^*^'^^^^^ beraten sich ge»
«jen G'^t und seinen Gesalbten^ 'Wir wollen
ihre j3aride zerroissen und ihre Fesseln von
-uns werfen! • - Der im Himmel wohnt lacht;
der Herr spottet ihrer! Dann spricht er zu
ihnen im Zo2m,^md mit seinem Grimm schreckt
er sie*" .
.Ya^irlioh, alles ist schon ^ewosen iind es gibt nichts
Heues imter der Sonne! (Eoheleth 1,9). ^Vas sich vor unse«
r^n Augen in der Vi^rgangenen 2iext abspielte , war dasselbe^
vvas seit Jahrtausenden in ima^^r neuen Formen sich wie=
derholte; die Flucht vor G'tt! Ob mit Lärm oder mit
der Uctaubung durch Hingabe an ein Loben des eitlen
Genusses, ob durch Beratung und klug und schlau ersonnene
Gedanken uad Plane, oder ob mit revolutitoärer Zerstö»
rungswu/t,- immer war es eine Flucht vor G*tt. Die Men»
sehen haben sich wie Kinder benommen; sie nahmen ihre
Hände vor die Av^en und sagten mit ßeziog a\if das GÖttli«
che; ich sehe dich nicht! lind weil sie nun so weit ab=«
Irrttn vom richtigen Weg, weil sie die Langrnut Gattes
als Beweis für die Richtigkeit ihrer Verirrung betrach«
teten^so müssen sie nun in der V7Uste ihres Irrweges das
sohreokliche Hohnlachen des göttlichen Schicksals hären ,
das sein Spiel mit den Verirrten treibt # Es gibt keinei^
schrecklichere Verhöhniuig als UJÜj; die Ohnmacht der
menschlichen Macht »als die Unf ählgkeit »Ton dem Wasser
zu trinken »das man sich selbst erbohrt hat# Die Menschen
der Gegenwart mUssen erfahren, dass es keine flucht Tor
G*tt und seiner durch ihn gesetzten Aufgabe geben kann
und darf ; sie müssen erfahren ,dass die versuchte flucht
Todesgefahr bedeutet! Sie erleben zu Ihrer ZeittZu ihrer
Stimde,was der Psalmist in die Worte gekleidet (Ps*139t
7 - lo)i ••Wohin soll ich gehen vor deinem Geiste?
wohin vor deinem Angesichte fliehn?
wenn ich in den Himmel stiege ^so bist du dort,
legte ich mich in die Gruft tauch da bist du!
Trüge ich Flügel der Morgenröte p
wohnte ich am Ende des Meeres ,
auch dort leitete mich deine Hand
und ergriffe mich deine Rechte !••
So spricht denn mit eindeutiger Gewalt die Lehre
der Gegenwart zu uns: TfllYISTfll Die Menschen sind auf
falschem >/ege gewesen^als sie G*tt leugneten^als sie
die Flucht vor ihm ergriffen in das Land des Hichtver»
pflichtetseinSfdas Land ausschliesslichen, irdischen Ge»
nusses* Die Menschen müssen erkennen ^dass diese Flucht
die verschiedensten Formen angenommen hatte ,und dass
sie mit Riesenschritten dem Untergang entgegeneilen^
wenn sie nicht endlich erkennen ^wo sie stehen und was
geschehen muss. Es gibt nur eine Rettung für die Mensch»
heit: das ist die Umkehr zu GHt! Mit rasender ^wahnsinni^^
ger Wiit haben sie sich in die Erde verbissen und wollten
die Welt des Stoffes auf den Thron Gattes setzen» Sie
müssen ablassen von dieser lebensgefährlichen Sünde in
Jeder Form land müssen wieder heimkehren in ih» wahre/^
Heimat g*ttgebundenen Lebens« Ueber xmserer i^eit steht
ein gewaltiges Wort als leuchtende Aufgabe: Teschuwah^
Umkehr! Und wir wollen diese Aufgabe erfüllen ^ indem wir
versuch«n,den Standpunkt des Judentums zu suchen und zu
erkennen»
Stellen wir es gleich von vornhinein fest: Das
Judentum ist Religion ,d.h. Bindung an G'tt! Wie dies zu
verstehen ist.muss die kommende Untersuchung ergeben;
aber am Anfang muss diesej^ Erkenntnis und dieses «ekennt«
nis stehen; Ob wir wollen oder nicht - das Judentum ist
•wige Bindung an G'tt. Lösung von dieser Bindung ist
Ist
Selbstmord. MlÄXder Jude als g'ttgebundener »ensch
gefährdet, so ist es sein Schicksal »dem er nicht entgehen
kann »vielleicht eine Prüfung »die ihn in eine höhere
Stufe versetzen wird. Ist der Jude jedoch als von G'tt
losgelöster Mensch gefährdet »so hat er selbst die Gefahr
auf sich herabbeschworen dwxch die Flucht vor seiner
Bestimmiing »vor seiner Aufgabe »durch den Verrat an sich
selbst. G*tt hat vor Jahrtausenden mit unserem Stammvater
Abraham einen Bund geschlossen. Das Bundeszeichen
der Beschneidung legt bis zum heutigen Tag an unserem
eigenen Körper i^eugnis ab von der Virklichkeit dieses
Bündnisses »von der Unmöglichkeit »dem Blande «i entfliehen.
Hier hat die \mbe schreibbare geistige Verbindung mit
dem Urheber alles Seins einen in greifbarste Hähe drln=
genden körperlichen »stofflichen Ausdruck gefunden. Es
wäre nicht zu begreifen »wie die Mahnung der G« ttesbindung
vergessen werden konnte »die in diesem sichtbaren ^eichen
liegt »wenn nicht der rfahnsinn der Gottlosigkeit »der sich
über die Erde ergossen hatte »auch unsere Gemeinschaft
krank gemacht hätte. Halten wir also fest: Judentum ist
für alle Ewigkeit die Verpflichtung der Juden »sich an
G'tt 2U binden »sich i^ und seinem .Villen unterzuordnen.
W«r aber kündet uns von dieser Jüdischer Religion,
und was ist überhaupt diese Keligion? Hier müssen wir zu=
nächst eine Peststellxing treffeniilX Es ist den *enschen
auf allen Gebieten der -fissenschaf t ohne -Weiteres begreif»
lioh.dass nicht jeder die neuen Ergebnisse der Forschung
und die g<5nialaii Leistungen d^r äfahrheitsfindun« zu3tan=
de "bringan kann. Auch wenn hernach ein jeder imstande
ist »den pythagoreischen Lehrsatz zu begreifen, so ist
seine Pindxmg doch eine einmalige »unnaWiahailiche Tat.
Die grossen (xelehrten sind gleichsam »egebahner in dem
unübersehbaren und dunklea üeländo inenaohlichen -^ebens;
niemand wurde sich deshalb mit ihnen vorgleichen, vrfeil
er den einmal gebahnton 7eg nun mit leichter Mü^e nach»
zuschreiten vermag. Anders war es im Gsbieto der Beligion.
Da hielt sich ein jeder für sachverständig. Ein jeder
glaubte ,G*tt vor das Pomim soines eigenen Verstandes
ziehen zu d Irfen ,".'»« il er erwartete, selbst ..'erkzeug ei=
ner Offenbarung werden zu können »falls es so etwas ge=
ben sollte. Diese Menschen hätten jadooh nur ihre Er«
fahrungen axif den Gebieten der -Vissenschaft übertragen
müssen auf das Gebiet der Religion, um zu wissen ,dass
begnadete
es auch hier so ist,das3 nur wenige/Menschen würdig
sind »der religiösen Erkenntnis a\x£ Erden den Weg zu
bahnen, das3 jedoch die anderen Menschen dio Möglichkeit
haben, den einmal gebahnten Veg nschzuschreiten und dann
im eigenen Erleben bestätigt zu finden »was die Grossen
entdeckt und verkündet haben.
Diejenigen »die a\jf dem Gebiete der Religion die
Wahrheit verkündeten »waren unsere Ptofetcn »Menschen»
deren ^eben mit inbrünstiger Glut an das Göttliche ge=
bunden war »sodass eine Loslösung iUUUI einem augenblick= #
liehen Tode gleichgeitommen wäre. Gewiss ist in ihnen
manchmal auch der Gedanke aufgestiegen »sich zu lö^en»
gegmn die
einmal ohne r/iderspruch MYBlti anderen **enschen leben
zu können; aber die Ohnmacht dieses Wxmsches zeigt den
unerhörten Grad ihrer Bindung an das Höchste. Das er=
schüttemdste Beispiel ist der Prof et Jeremia. Er bricht
in die Worte aus; (Jer.2o»7 - 9):
"Du hast mich Überredet G*tt»und ich liess mich
überreden; du hast mich ergriffen und hast es
fertig gebracht. Ich war zum KllB?BKiXilB«Xiü«fciM
XXig Gelächter den ganzen Tag; alles spottet über
mich. So oft ich red«»muss loh schreien»
■-^v,
Gewalttat und ßedrliokun« muss ich nrfenjso ist das
C}'tte3 mir z\xr Schmach geworden und zum Spott ^jn
TaglBa sprach ich: ich will £Uii£ nicht m«hr SililXil
an ihn d<9nken .nicht mehr in seinem Namen reden. Da war
es aber in mir wie ein verzehrendes ITeuer »eingeschlossen
in meine Geheine ;ich versuchte ,espa auszuhaltenjaher
ich konnte nicht!"
Solche Worte anzutasten, erregt Scham in uns. Hier
ringt ein ewiger Geist mit G'tt.und für uns ist es Li«
teratur? Aber wir wollen um \m3erer selbst willen nicht
schweigen, denn trotz aller menschlichen Kleinheit spa-
ren wir,dass der Prof et in seinem Kampfe, in welchem sei»
^ •.. _j-t. ^^\,^^-mr,v,o-?* ur-fnriA'h .unseren Kamüf KSTS^t
fJihrt. 7ie weit sind doch die Menschen von G'tt entfernt!
Sie haben sich Ja entschlossen, nicht mehr von G'tt zu
reden. Sie haben in rasender Verwirrung ihr Leben von
jedem wahrhaften G' ttverbundens^in ausgepresst und in
die Erde verklam^-nert ! Ist das nicht der Kampf des Pro»
feten im Grossen? Gewiss sind die Menschen kleine ,uabe=
deutende Wesen;aber in ihrer Gesamtheit offenbart sich
die mitleiderrogende Tragödie des Menschen schlechthin.
Die Bindung an das Göttliche ist zu gewaltig , eine un=
geheure Forderung, die vielleicht naturnotwendig einmal
in jedem den G. danken hervorruft , ob es nicht eine Lösung
von diesem Zwange geben könnte. Einmal richtet sich
vielleicht in jedem das Gigantische auf und versucht,
die Fesseln zu lösen, die ihn an den üimmel schmieden.
Knechtschaft drückt nieder und verfinstert das Lebon.
Ist die Bindung an G'tt nicht auch eine Knechtschaft?
Ist es würdig »immer nur nach dem «illen des Höchsten
zu fragen? Ist es nicht menschenwürdiger, in freier
Selbstverantworung seinen Lebensweg mit stolzer ünab»
hanglgkeit zu gehen? Ja wir sehen, wie die Autonomie des
Menschengeistes, die der grosse Philosoph dem Menschen
der Heuzeit gegeben hat »ein Geschenk darstellt, das viel»
leicht seine wahre Bedeutung erst auf dem Hintergrunde
des gewaltige» Kampfes gegen die G'ttesbindung erhalt.
Auch wenn der grosse Denker selbst ein from^ner «^ensch war
^ _^ 4^ni^4/%u*i- v»4Ä-f f\nt>yt niöhta anderes AJULt als
8
das ;?erkz«uß der G'tt«ntf«rrung gev/esen. Salt den Ta«
gen der Schöpf ung .da das Unerhörte geschehen, was uns
in majestcttisoher Spracheals der mie G'ttes mitge»
teUt wird: V/ir wollen einen Menschen schaffen nach
unserem Bilde , nach unserer Aehnllohkeit- (l.M.1,26),
seit der Mensch mit dem göttlichen Funken gebildet
wurde ,der ihm Ahnung des Höchsten erleuchtend vermit-
telt »seit diesem Tage finden wir immer wiader den ter=
8uch,sich vom Göttlichen zu lösen.sich seihst violeioht
zum G'tte zu machen, wenigstens for seinen eigenen Leben«
beeirkiseit diesen Tagen gibt es immer wieder den Kampf
gegen G'tt und das Streben.aus dieser vermeintlichen
Sklaverei sich zu lösen»
Diesen Kampf haben die Menschen der Gegenwart
Form erlebt; sie erkannten seine Ursache
in
in dem gierigen Lechzen nach irdischem fenuss »dessen
höchstes Ziel, die itocht, Augen/Herz SIX wie mit einem
Nebelschleier verdüstert. Aber in dem Proteten Jeremia
sehen wir diesen Kampf in wlinifeer Form. Hier kämpft
nicht ein genus suchtiger Mensch nach Lust und Macht,
hier kämpft nicht die Trägheit um ihre Ruhe: hier kaiqEft
ejji älensch um sein Leben! Zu viel Schmerz und Leid
ist schon über ihn gekommen;er kann einfach nicht mehr.
Da schreit er auf: Ich will nicht mehr denken und nicht
mehr reden,d.h. an G'tt den^ken und von G'tt sprechen,
denn es gibt für den Profeten überhaupt kein anderes
Denken und Beden! und dieser Schrei des "Ich will nicht
mehr!" und des schmerzlich«ten und aufwühlendsten ?Hein!
nein!" b^rmt wie fressendes Feuer in seinen Gebeinen.
Er muss erkennen.dass dieses' nein« zugleich der Tod der
Seele wäre. Die Seele schaut G'tt, und sie kann nicht sa=
gen: Ich sehe nicht! Hicht sehenwollen und doch Sehenmüs«
sen -zwischen diesen beiden Polen liegt die Tragödie
alles Menschlichen! Die Grossen durchkämpfen diese Tra-
gödie; die Kleinen -und hiezu gehörte die Meuzeit- halten
f
Ih-r« Hand vor dt« Augan und sa^en: Ich söhe nichts! Di«
inutis«n I«\«isGhen dor K«na*fct war»n in W.'^hrheit feige!
MUSS man es einem Menaohen sf»genab«r Liberhaupt ausspre»
oh«n,da38 wir in jeder Faser unseres Seii»verknlijft sind
mit dem allewigen Sein? Daaa wir «in Hiohts sind »ein
Stauboh<§n »dass der Lufthauoh Tod von der Erde hinwicpu»
stet? Dieses schwankende Sein des Menschen zu erkennen
und naoh dioöer Erk«natnis zu handeln - dies erfordert
wahren Mut! Wir aussen erkennen und be können »auch wenn
unser Herz dabei blutet »dass wir auf Erden nur zu Gast
sftndjdass unser Dasein anderswo im Sein verankert sein
muss jdast? wir so leben aüsaen ,dass unser Leben von uns
in unserer wahren lieiiaat vor dem Richtersttol eines
ewigen Richters verantwortet werden kannjf(,dass unoer
irdisches Leben sich abspielt mtor diesen Himinel cv/igen
Ernstes, dass jedes irdisch-Ileitsre von einer Träne un»
spielt wird.dasa durch alles Dasein ein ewiges Kommen
und G«hen sich schlängelt , dass das Leben des Einen/de«
Tod des Andern bedeutet, dass in den
starken Raubvogels die Taube im Todeskampf sich windet,
dass ein . chrei durch alles irdische Sein hallt, Schrei
des Schmerzes und Schrei der Lust »Schrei des Todes und
Schrei des Lebens ,\uid dass in diesem Schrei tönt der
Kampf um G'tt! Wir wissen es; aber wir verstehen es nicht.
Wir hören die Stimme O'ttesjaber sie ist zu gewaltig,
als dass wir sie nicht fürchteten, als dass jvir nicht
verleitet werden sollten »unsere Ohren verstopfen zu
wollen. Aber unsere Profeten reisson uns die :7atte aus
den Ohren, und ihr -Vort gellt in unserem Herzen wider,
und in uns brennt durch sie entfacht die Flamme der Er=»
kenntnis.dass ein G'tt ist, und nichts als G'tt ist, und
wir Manschen nichts sind, wenn wir nicht in G'tt sind,
dass a'ttfluoht erbärmliche Feigheit ist und Flucht ins
Verderben zugleich! i/ir sprechen, wir bekennen mit dem
des stolz-
.Xl&M
lo
di« bliridmach.nd« Götztnbind« d«m Volk« von d«n Aug.n
g«riss«n hat: "D.r Ewig« ist G'tt.d«r Ewig« ist G'TT!"
V«rsucht man di« Grund« auf zud«ck«n,di« uns zur
restlos.n An«rk«nnung d«s Göttlich«n zwing«n,di« uns
gar k«in«n and«r«n Ausw«g m«hr lassen, als d«n,lIX all«i
G«sch«h«n und Sein auf G'tt zu b«zi«h«n,in all«m nach
s.in.m Will.n zu fragen. so liegt einer der Hauptgr'inde
in der Antwort auf die Frage: was wird nach dem lode
pi^fTS»T5iis sein? Das Naheliegende wäre »diese Frage
haupt nicht zu stellen. Auch wenn Mi uns das Erleben
des Tieres imner fremd bleiben mag, so entsteht in uns
doch die Vermutung, dass ein Tier wohl kaum die frage:
was wird aach dem TAde sein? empfind«n wird. .Vir Menschen
können jedoch dieser Frage nicht ausweichen. Das V.rhal»
ten des Tieres ist uns versperrt. Schon die Tatsache,
dass diese Frage entstehen kann »beweist , dass wir ihr
nicht ausweichen dirfen. Di« Unterdrückung dieser Frag«
muss in irgend einer Art;^ ein Vergehen gegen unsere
menschliche Bestimmung sein, so als ob jemand wissen
könnte, eine Mauer drohe einzust irzen.und trotzdem nicht
und GefahrdiuiJE u<«^«%.*
fKTgTüiig« die Annäherung/anderer Menschen verhindere .
Wie ab«r kann denn ein Mensch diese Frage beantwor=
t«n? Hoch nie ist jemand zurückgekommen , um uns Kund«
geben zu können von späterem S«inl Es war« jedoch ein
törichter Entschluss ,aus diesem Grund« auf j«de Antwort
verzichten zu wollen, wenn dieser Virzicht ein hemmungslos
8«s L«ben ermöglichen sollt«. In diesem Falle müsste
man sagen, dass di« nach B«fri«digung schreienden Leiden-
sohaft«n d«s M«nsch«n einen allzu feilen Bundesgenossen
in de« Nichtwissen gefunden hatten. Ab«r di« Leiden«
sohaften kompromittieren ihren Bundesgenossen nicht als
ein Nichtwissen sondern als ein Nichtwissenwollen! Es
gibt Religionen, die di« Kund« vom jenseitigen Leben
weit ausgebaut haben. Das hat das Judentum nicht getan.
Aber es hat mit unumstösslicher Deutlichkeit eines
t
f
»
11
g«l«hrt: dit (^twisshtit ,dass e* «in Fortlebtn nach d«m
darlibtr hinaus:
Tode gibt/dass der Mensch Eechenßohaft ablegen muss
für die P'ihrung seines irdischen Leben»! Diese Gewiss»
heit ist in der Heiligen Schrift so gro««,da8s sie
nirgends ausdrlcklich ausgesprochen werden ausste. Das
Selbstverständliche wird ja nie in .'.'orte gefasst! Wer
die unendliche sittliche Glut biblischer Lebensführung
enaisst.der weiss, dass sie ihre Kraft saugt aus der
GewiBsheit ewiger Polgen. Kur eine solche Einstellung
weiss den Menschen im Sittlichen unermüdlich anzustossen
und aufrecht zu erhalten. Auch wenn das talaudisohe
Judentun mit abüoluter Vortdeutlichkeit den ^edanken
der Unsterblichkeit und Verantwortlichkeit nach den
Tode nicht formuliert hätte, so müsste doch ein jeder,
der hinter den fforten die Atmosphäre sieht, au» der
sie geboren .vorden,den biblischen Menschen , aber insbe»
sondere den Profeten als den mit Ewigkeiten und ewigen
Polgen rechnenden Menschen erkennen!
In diesea Zusammenhange , wo die Bedeutung der Bibel
fllr das Judentum noch nicht erörtert worden ist, soll
jedoch auf diesen G.danken biblischer Beisplelgebung
UifiX
fiXXXSSISSZ
a\if die Ewigkeit gerichtete Blick auf die Lebens-
gestaltiing eines Menschen auszuüben imstandeist l Wir
können freilich in unseren Gedankengangen immer nur den
Weg rückschlies sende r ßewegmig gehen. Die Wahrheit oder
Unwahrheit einer Sache offenbart sich dem Menschen am
Deutlichsten immer nur in den Polgen. "Die Prüchte
legen Zeugnis ab"! Nähmen wir nun an, dass - wie so oft
in der Geschichte der Menschheit gelehrt wurde - mit den
Tode wirklich alles aus wäre - was wire die Folge?
Müssten den Menschen nicht einen rasenden Lebenshunger
nach Befriedigung aller Leidenschaften und Triebe er-
fassen? Ihn hält ja nicht der dumpfe , von der Vernunft
nicht erhellte Instinkt des Tieres in Schranken.
- 12 -
Es ist \inausdenk\iar , was gcsohehen wUrd« , wenn der von
verantwortungslosen Philisophen leichtfertig in die <Velt
seif
gesetzte Gedanke, dass mit dem Tode alles aus
von allen Menschen oder auch nur einem erheblichen
Teil in die Praxis umgesetzt würde, Schilderungen
von Schiffsuntergängen berichten uns von dem grauenhaften
Kampfe um das bisschen Leben, das sich in letzter Minute
erschütternd abspielt. Die Verhältnisse der Menschen
würden der wahnsinngeschwängerten Luft eines Schiffs-
unterganges gleichen: Einer der Todfeind des andern,
wenn die geringste Lustbefriedigung unterbunden werden
sollte! Dieses Grauenhafte ist nicht Wahrheit, kann nicht
Wahrheit sein, sonst hätte die Menschheit sich längst
schon selbst zerstört! Es ist vielmehr umgekehrt: Das
Leben des Menschen, der seit Urzeiten im Tiefsten ver-
spürte, das all sein Tun im irgendwelchen Zusammenhange
mit dem ewigen Sein stünde, bekommt den heroischen Schii|-
mer entsagungsbereiten Mutes, wenn es sein muss, wenn
ein Höheres es fordert. Es ist gerade so, als ob der
Mensch , dessen Blick bei aller Erdnähe auf die Ewigkeit
gerichtet ist, innerlich aufgerichtet werde, als ob
sein aufrechter Gang, der ihn von den Tieren unterscheide^
Ausdruck klarbewusster Unendlichkeitschau wäre. Die
Menschen waren immer klüger als ihre falschen Propheten,
auch wenn diese zahllose zugrunde richteten. Wer Jedoch
lehrt, dass mit dem Tode alles aus sei, der ist ein fal-
scher Prophet? der vergiftet die herrliche Natur G'ttes,
deren Reinheit nur von Menschen getrübt werden kann. Es
gilt nicht, ihnen i-eindschaft zu erklaren. Sie sind arme
Irregehende. Es gilt vielmehr, die ffahrheitssuchenden
zu ermannen, zu dem Entschlus* sich ohne Beirrung dem
wahren Sein, dem göttlichen Sein zuzuwenden und
als sinngebende, ewifsprudelnde , zentrale Quelle
ikMX es
ganzen irdischen Daseins zu erkennen und ihm zu dienen.
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iljse die biindmaohende Götzenbinde dem Volke von den
Augen gerissen hat: "Der Ewi-ge ist G'tt.der Ewige ist
G'tt!"
Unsere Profeten haben uns den Ewigen gelehrt , dessen
unaussprechlicher Name auf dem V/ege durch unsere Geschiclp=
te uns geheimnisvoll begleitet hat und ewig begleiten
wird. Es ist das Eigentümliche und Unabänderliche des-
Judentums, dass es die Worte der Profeten als Leit-
Stern durch das ganze Leben und durch die ganze Ge-
sichichte betrachtet. Diese Worte sind niedergelegt in
der Heiligen Schrift; und darum ist es eine UnrnQ^Hohkeit
für uns, die Bibel irgendwie nach Art einer pro^Wn
Schrift zu betrachten oder betrachten zu lassen. Es
gsht nicht an, dass das Sezierraesser des Verstandes
in kalter Berechnung unsere Heilige Schrift durchfurcht
tmd zerschneidet, denn as W.rde sonst Spott getrieben
mit dem Heiligsten und dem Herzblut jener gewaltigen
Menschen, deren Leben nichts anderes mehr war als der
Ausdruck gottlichen .7erkzeu;s und willens. Wenn in
unseren G« tteshausern die Thorarolle umhüllt wird :.iit
prächtigem Gewand, gaschmickt wird init leuchtender •
Krone und blinkendem Schild, und wenn diese Rollen
aufbewahrt werden im besonderen Schrein, der liebevoll
für sie gebaut XfiilÄ und geschmückt wurde, wenn wir
am Fest der Thora-Preude samtliche T^iorarollen heraus-^
nehmen aus ihrem Haus und symbolisch ein Licht hinein-
stellen, damit der Schrein des göttlichen Lichtes nicht
entbehre, wenn wir diese Rollen in strahlender Feier
durch den hohen Raum des G'tteshauses tragen und wenn
in den kleineren Gebetstuben unserer fro:^imen ostjUdischen
Brüder ,äIIxÜf/Thora in Händen, zum Tanze schreiten,
so kommt in all diesen Handlungen die unendliche Liebe
zum Ausdruck, die aus dem Herzen des jüdischen Volkes
cmporwallt und die schrif tgewordne G'ttesstimme umhült.
- 11 -
I
tauras Mauschc e^es, die Lehre Moses ist watrheit!
Dieses Wort gibt der Grund Stimmung jUdisoher Be-
trachtungsweise fUr die Heilige Schrift eindeutigen
Ausdruck! Unsere Profeten sind uns Wegweiser im düsteren
Lnnde irdischer Verhüllung. Nur Profeten können sie
in die Schränken fordern, und könnten das herrliche
Buch der Bihel vielleicht unter die kritische Sonde
nehmen. »Ver aher kein Prof et ist, möge die Hand davon
lassen, denn er Wirde sich mit unheiligem Spiel am
Heiligsten verständigen, oline auch nur im Geringsten
xins der Wahrheit näher zu bmgenl
Um diese Heilige Schrift herum rankt sich
mit treues l-er Gläubigkeit das jüdische Leben in aller
Zeit. In diesem profetischen Buche sprudelt die ewig-
lebendige Quelle, die das jüdische Volk auch in der
härtesten 'iVüste irdischen Daseins vor dem Verdursten be-
wahren wird. Wenn wir sagen, dass das Religiöse,
die sinngebende Lebensbindung an G'tt der zentrale Le-
bensstandpunkt des jüdischen Daseins 'überhaupt ist,
so müssen wir diesen Gedanken, diese Feststellung
eines Seienden, nicht eines Konstruierten dahin er-
gänzen, dass dieser Lebensstandpunkt seine sichtbare
Wurzel hat eben in dem ^Tunderwerk heiliger Schrift.
Das bedeutet, dass wir zur eigenen Klärung unseres
Weges nichts anderes zu tun haben, als in das G« ttes ort
der Bibel hineinzulauschen und aus der gcstaltgewordenen
Offenbarung die Stimme der Wahrheit herauszuhören.
Wenn dies die grimdwätzliche Voraussetzung für unser
o-anzes weiteres Verhalten geworden ist, so sind wir
an den Punkt gelangt, an den die übrigen uns von G'tt
verliehenen Kräfte des Verstandes und der Vernunft,
des Gefühles und des Forschungsdranges in die Erscheinung
I
md in ihr Recht eintreten dürfen. Diese Art Forschung
wird jedoch wenig s^mein haben mit jener sezierenden
wi .senschaftlichen Betätigung, die den unheiligen Bi-
belerklärer der Neuzeit kennzeichnet; sie wird viel-
mehr den Weg beschreiten, der seit uralter Zeit vom
Judentum beschriften worden ist und der in 'unseren
..rossen Erklärern , insbesondere in der gem-itvollen
und zu,^leich unendlich klugen Art R.schis sichtbar
.«worden i..t. Diese Art der Bibelerklarung, der Bibel-
forschung nennt man Midrasch. Dieses >/ort hat später
eine engere Bedeutung gewonnen ils ursprllnglich der
i^all war. Man verstand schliesslich darunter nur noch
die gemütvolle und unverbindliche Art der Auslegung
des Bibelwortes; aber ursprunglich bedeutete es ein-
fach das Bestreben, unmittelbar aus dem Bibelwort
abzuleiten, was in unserem Leben, zu jeder Zeit und
in jeder Lage uns als Wahrheit voranl.uchten soll.
Es gibt eine f ast t Jricht anmutende Spielerei, die
jedoch gera ;e in ihrer -iberspannten, sinnlosen Art
deutlich die richtige Auffassung des Judentums vom
Wesen der Bibel zu beleuchten imstande ist. Es gibt
Menschen, die in einer ungeclarten und schwierigen
La^-^e sich Rat aus -.er Bibel holen wollen, indem sie
das Heilige Buch aufschlagen udd die Stelle, d.e ihnen
gerade zufälligerweise vor die Augen tritt als Orakel
und Stimme G'ttes- für ihren Fall betrachten. Wir Juden
betrachten die Bibel, zwar nicht als solches Orakel;
aber im ganzen gesehen "iberstrahlt jedoch das Bibel-
wort sinngeb nd unser ganzes Leben. Unsere Weisen
durchforschten seit Urzeiten mit unendlicher Hingabe
jedes Wort und jeden Gedanken/ der Heiligen Schrift;
und da es kaum .ine Lebenslage gibt, 'die nicht irgend-
- -13- -
einnal an irgendeiner Stelle der Bibel zum VorlDilde
gedient hat und zum Ausdruck gekommen ist, so ist es
verständlich, dass man wohl für jede Lage auch irgend-
eine Antwort im rechtverstandenen Bib-lv/ort finden kann«
Diese Auffassung ist weit .:^ntfernt von sinnloser Orakel-
verwendun.^ unserer Bibel; aber sie ist noch weiter ent-
fernt von jener höhnisch kalten Ueberlegenheit , die die
Bibel als ein altes literarisches //erk mit manchen Vor-
zügen und manchen Fehlern betrachten will. Zwischen
diesen Auffassungen liegt eine ffelt, imd es hat v/enig
Zweck, unmÖ,{:liche Br'icken schlagen zu wollen. Es gibt
nur das G-ebot der klaren Abwendung von diesem Standpunkt
der Zerstörimg des wujiderbaren Gewebes aus irdischen
und himmlichen i&ien« Es kommt einmal für jeden die
Zeit, da er ganz klar entscheiden muss über Abwendung
und Zuwendung: Judentum befiehlt Zuwendung zur heiligen
Schrift als dem profe tischen Of f enfeÄrungsbuche des ewigen
G* t Leswillens , vn d die alte Art der Bibelerk:larmig ,
der Midrasch lehrt uns, wie wir zu jeder Zeit uns Rat
holen Yonnen aus dem heiligen Brunnen, in dem ewige
"Wahrheit sprudelnd sich erneuert.
Das Judentum - ein religiöser Organismus.
Hit unausweichlicher Gewalt dringt sich dem Juden der Oejen=
wart die Frage nach dem Sinn und Tesen;^ des Judentums auf.
War es in früherer ^eit noch möglich, diese Frage zu umgehen
oder zu unterdr*icken,so ist die äikssere und innere Möglich^
keit hiezu immer mehr geschwunden , und es ist heute geradezu
eine Frage der inneren Lebensfähigkeit geworden, ob man sein
Judentum als ein sinnvolles oder sinnloses Schicksal trägt,
ob man eine Antwort auf die Frage nach dem Sinne des Juden=
tums findet. In einem solchen Augenblick ist es notwendig ,dass
jeder gehört werde, der einen Beitrag zur Lösung der inneren
Judenfrage geben kann. Ja es besteht sogar die Verpflichtung,
auf Grundlegendes hinzuweisen, wenn es scheint, als ob im
Drange der Gegenwart und unter dem Druck der Zeit Antworten
gegeben 7^erden,die von dem Juden, der das Judentum als zeit=
lose, nur in tausendfältiger Beziehung jedes gegenwärtige Sein
gestaltende Erscheinung betrachtet , als nicht oder nicht ganz
zutreffend empfunden werden kann* Es ist nicht gleichgültig,
pb das Gewissen in den Fragen der Deutung unseres Judentums
• - * ■ * -
völlig befriedigt sein kann oder nicht. In den innersten Ge=
•I ■ ■ ■
lenken unseres geistigen Lebens muss absolute Reibung slosig=
keit herbeigeführt werden, wenn nicht eines Tages von innen
heraus Äerstörende Kräfte hervorbrechen sollen. Es geht nicht
an, sein Gewissen zu beschwichtigen mit der Meinung, eine halb
oder dreiviertelsrichtige Anschauung vom v/ahren Sein des Ju=
dentums sei deshalb v/eniger gefährlich, weil eine grosse Zahl
nicht
von Menschen daran glaubt. Die ^^ahrheit wird/ durch grosse
Zahl und Abstimmung gefunden.
Die uneinheitliche , Zwiespalt ige Deutung der Judenfia^-|
ge w^ird schon in der Mannigfaltigkeit der Begriffe deutlich,
die uns die Zeitgeschichte als Lösung entgegenträgt , als da
sind: Volk,Nation,Glaubensgemeinschaf t ,Rassengemeinsciiaf t ,
Blutgemeinschaf t , oder ebenso deutlich in den eine bestimmte
Geisteshaltung schlagartig aufdeckenden Eigenschaftswörtern
jüdisch, israelitisch, mosaisch, nichtarisch. Alle diese begriffe
haben das eine für sich,dass sie nicht blosse Schreibt isch=
erzeugnisse sind sondern Hinweise auf tatsächliche Lebens=
haltungen und =Gestaltunsen. Sie sind alle wirklich. AlDer
gerade hierdurch wird die Notwendigkeit dringend empfunden, zu
einer Klärung durchzustossen. Dies wird freilich nur müglich
sein »wenn dieses Stret)en von wirklichkeitsbildender Kraft
teseelt ist und man das Reich wirklichkeitsfremder , rein the=
oretischer Begriffe vermeidet. So mag es verständlich werden,
dass auch diejenigen Bemühungen, die das Judentum als ewigen
Wert ^erne dem Tagesstreit entziehen möchten, nicht an den
lelDendigen Beziehungen zur Gegenwart voriihergehen können.
Es soll nun hier als klare XäMMä^Sg Antwort auf die
Fra^^e nach dem Sinne des Judentums die Anschauung vertreten
werden, dass das Judentum ein religiöser Or/canismus ist. Die=
ser Begriff grenzt sich ab sowohl gasen den Begriff der [{tUe\y]
Glaubensgemeinschaft als auch den der Blutsgemeinsohaft . Die=
ser letzte Begriff soll hier die mehr oder weniger deutlich
und entschieden formulierte XÄMMfifiäg Vorstellung vertreten, ä
dass die jüdische Gemeinschaft irgendwie blutraässig bedingt
wäre. Es lässt sich freilich nicht leugnen, dass da, wo Men=
sehen leben, auch die Blut= und Vererbungsfrage eine Rolle
spielt. Die blutmässigen Zusammenhänge innerhalb der mensch=
liehen Geraeinschaftsbil düngen d-^ängen sich ja unbewusst auch
dem einfachsten Menschen auf. Es ist kein Zufall , dass ver=
wandlschaftliche Bindungen eine Art von organischen ^estal=
tungen hervor rufen, aus ienen sich unverkennbar das Leben von
Gemeinden, Städten und Völkern aufbaut oder von denen es min=
destens stark beeinflusst wird. In den Vererbungs= -und Ras=
senlehren offenbart sich der Versuch, den blutmässigen Zu=
sammenhängen in systematischer und wissenschaftlicher ."eise
auf die Spur zu kommen. Auch in der jüdischen Geneinschaft ist
der blutmässige Zusammenhang vun Teilen -nie der Gesamtheit! -
nicht geleugnet worden. Das Pamilien= und Sippengefühl spielt
hier eine ausserotdent liehe Rolle und vmrde offenbar aus
innerstem Triebe seit uralter Zeit bewusst gepflegt »denn
schon unser Stamiwater Abraham verpflichtete seinen Knecht
Elieser durch Schwur, für seinen Sohn Isak eine/1 Frau nur aus
dem eigenen Geschlecht auszuwählen.
Aber es ist nvm. ein wesentlicher Unterschied, ob man
die blutmässigen Bindungen innerhalb .ihrer Crrenzen erkennt
und anerkennt »oder ob man die zeitaberspannende Erscheinung
des Judentums durch eine -zwar psychologisch begreifbare-
Ueberspannung des Biut= und Rassegedankens zu erklären ver=
sucht. Selbst wenn es so wäre,dass die Judenheit einer einzi=
gen R'isse und einem Blute angehörte ,milsste man zwischen die=
ser Rassegemeinschaft \md der geistigen Gestalt, die man Ju=
dentum nennt »unterscheiden. Da nun aber von allen ernsthaften
Forschern bei der Judenheit wie bei so vielen Völkern eine
anz ausserordentliche Rassenmischung festgestellt wird; ja
da der offene Blick in die allernächste Umgebvmg schon eine
verblüffende Rassenverschiedenheit ISX erkennen rauss,so ist
es einfach unmöglich, Judentum mit irgendwelcher rassischen
GrLindlage zu identifizieren. Selbstverständlich bestehen
ewisse Beziehungen zv/ischen dem Geist igen, das in Menschen
seinen Ausdruck findet, und dem körperlichen Sein des Men=
sehen. Diese Beziehungen sind eigent'^mlich ßonvs und mMssen
an anderer Stelle erörtert werden. Aber das , was das Judentum
im Innersten kennzeichnet ,muss zunächst abseits dieser Be-
zeihiingen festgestellt werden, und das beste Bild hiefiir gibt
uns die Vissenschaft der Psychologie , die uns zwischen fundie=
renden Elementen und den sie gestaltenden Kräften unterschei=
den gelehrt hat. Die Menschen -und selbst wenn sie einer
einzigen Rasse angehören sollten- sind der Stoff , der von
gewaltigen, in sie hineinversenkten Ideen gestaltet wird.
Auch das Judentum ist eine solche Idee; nur ist hier der Vor=
behalt zu machen, dass darunter ein Wirkendes zu verstehen
ist, das erst später dargestellt werden kann. Diese göttliche
Idee oder Idee G'ttes hat sich aus der Mitte der Völker -eine
uralte jüdische Lehre- ein Volk aus er wähl t , um sich auf der
Grundlage seines Seins zu gestalten zur lebendigen ■.7irklich=
keit. l^s ist gleichgültig, wie man das Erzeugnis dieses Vor=
ganges nennt »wenn man nur das rechte darunter versteht. Man
kann es Äweb- Religion nennen. Nur muss man sich darüber im
Klaren sein.class die Eigentümliohkeit dieser Religion in der
Nichtbesohränkung auf das Kirohliohe und Kultmässige besteht,
obwohl -***«^e-Beidel ebenfalls v/esentlich dazu gehört. Es ist
vielmehr so,dass die Idee G'ttes als ein unbedingt und un=
eingeschränkt iVirkendes auf alle Lebensgebiete hin'iber= und
eingreift. Es gibt nichts und kann nichts geben, was sich der
lebendigen Beziehung auf das Göttliche entziehen dirf te ,wenn
dieses nur ernst genommen wird. Dieser Herrschaftsanspruch
wird in eingenfimlichster '^eise entsprechend^ der typischen
Art der Völker und Gruppen sichtbar gestaltet. Seine vYesens=
art im Judentum ist die unmittelbare Verbindung mitj^Ausgangs=
punkt,die Sehnsucht . im Kiddusch hasGhem,der Heiligung des
göttlichen Namens in jedem Augenblick, in jeder Lage sich des
Ursinnes unseres Lebens und der Urver pflichtung bewusst zu
sein oder zu werden. Und so entsteht denn ein Religionsge=
bilde der lebendigsten, blutvollsten, umfassendsten Art;und
wir wollen es zur deutlichen Kennzeichnung und Unterschei=
dung von unwirklicher, blutleerer Phrasenreligion, die nur
Geltung in den Mauern des G'tteshauses hat , nach dem Beispiel
eines lebendigen Körpers, in dem alles zu allem Beziehung
hat imd zugleich alles in wimdervoller Ueber= und Unter=
ordnxmg einem Ganiaen dient, einen religiösen Or/^anismus nQn=
nen.
Mit diesem Begriffe des religiösen Organismus , der
das Sein und den Sinn des Judentums ausdrucken soll ,uiiter=
scheiden wir klar zwischen den Hauptauf fasssungen unseres
Judentums. Die eine Art neigt mehr oder weniger dazu, das
Judentum im Sinne einer rassischen ,blutmässigen Einheit als
eine körperliche Erscheinung zu betrachten -eine merkwürdige
Nachwirkung des Materialismus!- .deren eine Eigenschaft un=
ter anderem auch die eigentumliche , bodenständige ,blutgemässe
Art der Religion •»*•. In der äussersten Folge -4ta*«%*e- auch
ein jüdisches Volk einmal ohne diese Religion existierenjj
es wäre eben nur nicht vollkommen; aber der Grund und Boden
dieses Volkes, däe blutmässige UfiMH Vorhandensein wäre
^ - Es /wÄ»»-sogar/grundsätzlich möglich/,dass
ein Jude
sich einwanderen jclfnf d/o c' on- zuwendet und trotzdem
Jude bliebe. Er wäre eben dann ein Jude, der nur hinsichtlich
der'^^rtfeiOÄ-von der ;7esensart des Judentums aus Irrtum
abgewichen wäre. Gewiss geht heute nur die nicht jüdische
elt soweit, das Vorhandensein eines derartigen Judentums zu
behaupten, während innerhalb des Judentums auch in den Reihen
der jenigen, die das Judentum als einen Bluts Zusammenhang be=
trachten.ein in der ^^^^lil^Äbgewichener nicht mehr als
Jude betrachtet wird. Aber man mässte eigentlich erkennen,
dasseine solche Trennung auf Willkürlichkeit beruht, denn es
ist nicht einzusehen, warum ein Jude aus ir.^end einem Qrunde
kein Jude mehr sein soll, wenn doch schon durch seine Geburt
blutmässig sein Judentum gegeben sein soll. So wenig ein
rassisches Geschöpf irgend welcher Art sich aus den Grenzen
seiner naturgegebenen, stofflichen Form lösen kann, so wenig
mlisste ein Jude sich aus dem stofflichen Rahmen des rasse=
massigen Judentums lösen können,därfe er auch machen, was er
wolle. Die Früchte, d.- sin^ die Folgen, legen nach einem tal=
mudischen Grundsatz Zeugnis ab für die Richtigkeit eines
'.Teges. Man bedenke einmal, dass im Laufe der jüdischen Ge= ,
schichte zahllose Juden als Märtyrer gestorben sind, weil sie
die Vertauschung der Konfession als einen Verrat am Judentum
empfanden'. .Yelch fürchterlichem Irrtum wären sie zum Opfer
gefallen,wenn sie doch auch als Angehörige einer anderen
.MUe^ hätten' Juaen bleiben können! Aber der Irrtum liegt
nicht auf der Seite äS Märtyrer , sondern auf der Seite der=
jenigen, die das Judentum letzten Endes als Blutszugehörig=
keit bestimmen wollen. Unsere Auffassung des Judentums als
eines religiösen Organismus will diesen Irrtum an der Quelle
korrigieren. .Tas wir jüdische Religion nennen ist nicht eine
mehr ?der weniger wichtig zu nehmende ^.^^^ ^i^tmässig be=
/Eigenschaft
dingten Yolkskörpers, sondern Ist selbst ein Ursprung.eine
lebendig sprudelnde Quelle.eln Mekor ohajjim.der Hensohen
an sich heranzieht oder auoh vielleicht abstdsst und auf
diese Art und Weise aus dem Material blutmässig bedingter
Menschen sich einen Körper .ein Neues schaff t .einen lebendi=
gen Orsanismus,fi,ir den schon die Thora den entscheidenden
Besriff sepräst hat: am kodosch. heiliges Volk! Der Be-riff
"heilig" ^)esaL^t durchaus nicht etwas Über irdisch=Phantasti=
sches,das einen Heiligenschein um uns legen soll, sondern be=
sagt mxr,dass eine aus überirdischen Quellen entspringende
Kraft sich allseitig ausbreitet und gestaltet und so ein
zusammenhängendes Ganzes durch sinnvolle Ordnung und lebendr
1
ges Aufeinanderbezogensein schafft, ■^iena wir dieses Ganze
Volk nennen, so schliessen wir uns nur dem Sprachgebrauch
der Thora an. Aber es geht nicht an, das Judentum dadurch Be=
stimmen zu wollen, dass man unter Benutzung der 7ortgleich=
heit dem Volksbegriff einen anderen Sinn unterschiebt und
an Stelle des Begriffes Kodosch das jüdische Volk als ein
HZ in erster Linie blutmassig Begrtuidetes
zu erklären.
Die Bestimmung des Judentums als eines religiösen
Organismus unterscheidet sich aber ebenso deutlich von der
anderen weniger systematisch als praktisch gestalteten Haupt=
auffassung des Judentums, nämlich es als Religion in die en=
gen Grenzen des Kirchlich=Kul tischen und rhiiosophisch=Ethi=
sehen zu verbannen und es so seiner lebendig strömenden, das
jüdische Leben umfassend)^ gestaltenden Kraft z.u berauben. Es
^eht nicht an, ein Judentum, das nur noch ein Minimum an Ver=
pflichtung und Opfer auf erlegt , mit dem von Qer Thora als
am kodosch bestimjnten Judentum gleichzustellen. Echte Religion
verlangt tasachliche Hingabe ;und keine noch so schönen ?7orte
können ein tatsächliches Sichnichthingeben zum wahren Juden=
tum stempeln.
So scheint denn im Begriff des Judentums als eines
religiösen Organismus ein .Vegweiser gefunden zu sein, der in
der Zeit der Verwirrung den auch t.tm den jüdischen .Teisen
hochgeschätzten derech hoemzci,den goldenen Mittelweg erken=
nen lässt. Gewiss gibt es einen sogenannten .Veg der Mitte,
der nichts anderes als Ausdruck der Schwachheit ist, weil der
ihn einschlagende Mensch nur durch negative Haltung bestimmt
wird, d.h. durch die Furcht oder Unfähigkeit sich zu entschei=
4
den. Der wahre V.'eg der Mitte erfordert dagegen Anspannung
aller Kräfte, nicht nur deshalb, weil man sich nach beiden Sei=
da —
ten zu wehren hat ,ifiSlI jedes Extrem den Menschen hundertpro=
zentig mit Beschlag belegen will, sondern vor allem deshalb,
weil i^er eine positive Forderung bedeutet , nämlich die , das in
Extreme zerfallene Judentum wieder zu einer Einheit zusammen=
zuführen. Die Einheit aber ist nur zu erreichen, wenn^die Er=
kenntnis des Jud^ums wieder einmündet in die durch/Grund=
Schriften und unsere Geschichte als wahr erwiesene Bestimmung
des Judentums als Forderung nach Bildung eines am kodosch,
oder eines religiösen Organismus'.
J
8
II. Das Ernstnehmen cles Gnte-öp^laubens.
Man erkennt den Menschen nicht daran, was er sagt, sondern
was er in seinem Lehen tatsächlich ernst nlmat . Nichts ist
widerlicher als eine Kluft zwischen liSlX^I "Vorten und Ta=
ten,wenn darin noch nicht einmal das Streben nach Erfüllung
des Ideals zum Ausdruck kommt. Was jedoch wird ernst genom=
men? Hält man Umschau, so kann man zwar sehr viel Materielles
und Triehartises erkennen; Hinsähe an Ideen dagegen hilt nur
sehr schwer letzter Prüfung stand. Die Menschen suchen sich
sehr gerne das am wenigsten Verpflichtende aus , und von den
Ideen sind di.^jenigen in der allgemeinen Uehung am meisten
helieht,die keinen Einfluss auf das alltagliehe , an ganz an=
deren RtiM.MiT&fL Wünschen orientierte Lehen verlangen.
•-enden wir dagegen den Blick auf unsere eigene fe^ichte ,
auf imsere eigene ',7elt,so drangt sich uns eindeutig ein ganz
Anderes als lehensbeherrschende Kraft auf. Freilich ist hier
zunächst eine Vorbemerkung zu machen. Es gibt verschiedene
Methoden,um die Gewalt der Verpflichtung abzubauen, die unan=
genehm fordernd auf den Menschen liegt. Jahrtausende lang galt
, unsere Bibel als das Quellbuch aller .Yahrheit der Lebensf^ih=
sch
run^
ö •
Hätte man eines Tages dieses Buch
Die Grundlagen der religiösen Symbole #
Vortrag im Jugendverein am 28.11 .1934 gehalten
Liebe Freunde !
Die Themen, die ich mir im Verlaufe der vergan-
genen Jahre , die Sie mich schon kennen , für Vor-
träge heraussuche imd über die ich z.B. auch im
Rahmen der Lehorvorträge der Gemeinde jeden Don-
nerstagabend spreche, stehen alle in einem be-
stimmten Zusammenhang.
Ich versuche hier nicht etwa irgendeine Gedanken-
welt zu beschreiten, um einem Menschen einmal ei-
ne Stunde ein intellektuelles Vergnügen zu be-
reiten, sondern um jüdisches Leben irgendwie
so zu klären, dass man es begrifflich vielleicht
möglichst deutlich vor Augen stellen kann und
hoffe, dass aus dieser Klärung ein deutlicher
Lebensweg hervorgeht.
Es hat gar keinen Zweck, die Frage, die am
Sonnabend im Mittelpunkt stand, nochmals auszu-
breiten, da die Gefahr bei dem Thema: ''Vereinheit-
lichung des deutschen Judentums" besteht, ins
Phrasenhafte abzuschweifen, wenn nicht solch eine
Gedankenwelt Sfihritt für Schritt erarbeitet wird.
Auf diesem Wege soll der heutige Abend ein kleiner
Schritt sein.
k*
• 2 -
Die Grundlagen der religiösen Symboler Es scheint
ein uninteressantes Thema zu sein, das auch im
Augenblick gar nicht modern ist* Was versteht
man nun unter einem Symbol?
Wenn z.B. ein Mensch einen anderen nicht liebt
•i
so ist das Rückcnzudrc^hen der Ai;sdriickö dieses
&e±uhls. \7onn jemand aar das Ilandausstr^oken eines
anderen ihm sichtbar den Rücken zudreht, so v/issen
alle Bescheid, v/as dat:iio gemjint ist. Oder
wenn jeman^ bc^i'ehlend die Hand ausS"Lrecr:t, wenn
eine Person ins ZinuLor tiitt, 30 heiL;su das:
Gehe v/ieder hinaus! Der Orientale antersoueiaet
liierii^/
sich/sehr, denn bei ihm uni:ersuützt die Hand die
Rede. Es steckt daliir.ter ein ganz bestimmter Men-
schentypus .
Das Syn.bol ist Line« Sprache- Tur sich und
braucht k^an^ UnLerstüuzurig; es ist die Ausdrucks-
rorm, die etwas Öahi terliegendes bezeichnet.
Wir Juaen haben sehr viele religiöse Symbole.
Wenn man z.B# einen x'rommen Juden betrachuot, so
kennzeivjhn-n ihn b.sonaers viel ivlerlanale: Br
umhüllt sich mit einem Tallis, o .er wie wir
es bei
- 3 -
unseren ostjüdiscUen ü-laaben3br;.idern seuun, be-
v/egt sich beim Beten in eineru cuuernden Rythrrius und
umgürtet sich mit einern "besoiideren Gürtel. V/as
beü. Uten nun die^^ie S;yrübole? Es gibt lur all ciie^e
Erklärungen noch ubergeordn -te Erklärungen. Ebenso
wie v/enn ein Haus gebü.ut v/ird und alle Kosten lur
die kleinsten Teile im einiiielnen vorausberechnet
W'c^rdc^n, jedoch alle T^- ile zuja mengeitigt einen
bestiiui.iten Sinn haben^ so müssen auch alle reli-
giösen Symbole einen b stimjraten, gemeinsamon Sinn
haben. Es muss allerdin, s hierbei vor Kurz-
Schlüssen bev/ahrt werden. Ein Beispiel hierTur:
Y/enn im Religionsunterricht die Präge gestellt vird;
^' woher kommt das Getreide»*, und die Antwort erfolgt:
'^Vom. lieben G'tt'», so ist dies ein Kurzsc.luss ,
der ausserordentlich geTcihrlich ist, da er eine
Denkfaulheit in sich birgt. Es V7.^re also auch
ein Kurzschluss, v/enn man sagen v/ürde, dass der
Sinn der Symbole die Beziöhung zum Höchsten sei.
- ^ -
E3 ist eingrosst-r Unterschied, ob man im Aiito
über eine Piache hinv/egsaust, oder ob man mit
dem Pu3s jedes Stück Erde abtastet, üriuiilt und
erlebt. Man sieht beim Ilinwegsausen nur einen
grünen sdhmalen Streiken, wo herrliche \7ie^e ist
/
und man nimmt die Natur überhaupt nicht m.ehr
v/ahr. So ist es auch aux* geisti^^em G-ebiete.
Man muss auch den geistigen V/eg durchlaufen und
durchdenken, man muss die Prägen, die das &eisti-
ge angehen h runtertransponieren, v/ie wir es
täglich tun. V/ir haben c^ine Unmenge von solchen
formen, denen jeder Mensch sich untrvv'irrt: Es
sind unsere Lebensrorm^^n. V/enn man ui.ser Leben
durchdenirt vom Anrang bis zum finde des Jahres,
dann wird mia:; T sts[.ellen ivönnen, dass wir uns
einjr U-^sumzue von formalen Belastungen unterv/or-
feu haben. Zum B- is ,iel unsere Kleidung: V/elohem
V/ilden würde es überhaupt eiriiV..l±en, sich aie
Last unserer rleidung aufzubürden? Wenn man siJa
t
- 5 -
überlegt, wie unbeciaem, ungesund und letzten Enaes
ger;u.lirlicli(ai:irGh Erregung der i*'oruniiulüse)der stei-
fe Kragen ist, so Tragt man sich dooli irru;.er v/ieder:
Warum tragt man ihn? V/arum unterwirft sich die
ganze europäische Mensc.iheit diesen Din.-^en?
Die Hausfrau hat diu Last des waschens, Steif ens
etc., Der Kragen selbst ist d. s unbequemste, was
man si.;h denken kann^ und zur ungünstigsten Zeit
reisst sicher das 'rragenknoprloeh, so dass unnütze
n* -_ •
^Qiz verschv/ondet v/erden rauss etc. Warum trj^gt
die gesamte europc^iscae i»iannerv;elt , allerdings
erst nach der franzüiscaen Rsjvolution, diese ei-
gentümlichen Rührenhüsen, die dem Bein trotz der
schönen Form den Sinaruck ahnlich einem Elefanöen-
fusse verleihen? Es sina Fragen, die scheinbar
lu^cherlich jrscheinen: und doch sind aiörr von unp-e-
heurer Bedeutung. 3s werden lur Dinge, die schöiti-
bar gar keine Bedeutung haben, uneriiörte Kr arte
vergeudet. Auch bei der Bu,menv/elt tunktioniert die
Mode v/ie bei einem Faradernarsch. Es v;ird diktiert
- 6 -
und diu ganze 53amenv/elt unterv/irrt ^iuh diesem
Gesetz. Es i^t eben eino ung iieure Kraft, die
den Menüc.en avingt, diese Dinge zu erlullen.
X.
2. Unsere V/Qhnun<?::Y/ir sc:ili> ssen uns
kasteniü/h.ige/
ein fT^R.aume,/die rimnoiamal aukiselien v/ie grosse
S^rge. Wenn ein Mensch von der freien Natur
hüreinkomi t und diese Mietskasernen sieht, dann
v;ird er erschrecken und sich fra^^en: V/i-o« können
Sj-cti Menschen in diuse S.^rge einschliessen. ■7arum?|
Früher haben sich die Bov/ohner der 3rde begrün-
deterv/eise gxg zum Schutz gegen die Kalte in
Höhlen eingegraben. Aber heute - v/o bleibt die
grosse freie Natur, die Schönheit der V/^>.lder?
Was zv/ingt diese i^'-enscuen^ was treibt sie in
die Höhlen? Es ist dasselbe v;ie die Moue, a.ie
dem Menschen befiehlt, steife Kragen zu tragen
und Kleidung, die nicht zv/eckentsprechend und
bequem ist. Das^^elbe finden v/ir bei der Höf-
lichkei.sform des Begriissens. Was treibt den
^v
- 7 -
MeiiScLen einem ilim ..anz G-l^-icln ülti.-:'on die Ilarii
zu reichen, sich nach seinem 'Vohl'berinden zu er-
kundig-^^-n etc. ? ;Vas gebietet ihm, sich so zu binden':
Auch die bestimmten Essensgesetze fallen hierunter
und noch vieles mehr, wenn wir z*B* am Tische
sitzen und zu hause einmal einen Hühnerknoohen
abnagen würden und ihn dazu in die Hand nahmen,
so würden wir dies in oesellschaft doch nie tun#
Bezeichnend dafür ist das Sprichwort: Oebildet
ist nur der, der wenn er allein ist, auch das Messe
nicht zum Munde führt* Das Praktischerere wird
nicht immer ausgeführt . und es soll auch Menschen
geben, die in geschickter Weise, sogar die Sauce
um die Gabel schlingen können. Es ist eine ßil-
dangsangelegenheit, wenn Menschen diese Formen
genau erfüllen. In jedem Schritt, in jedem Blick,
in der Frisur und überall: Der europäische Mensch
lebt heute eingehüllt wie in einem eisernen Korsett
Was bewegt ihn sich so zu führen? Die Antwort:
<
Die Kraft, die er dafür aufbringt, ist nicht ver-
- 8 -
abscheuenswert: Es handelt sich um die Lebensform
einer Gerne insohaft^ Es ist lebensnotwendig, dass sich
die Menschen gemeinsam auf dieser Erde einrichten.
Es gehört dazu, dass man gegeneinander höflich ist,
etc* Aus reinem Egoismus müssen Formen gebildet
werden, die verhüten, dass die Gemeinschaft zer-
stört wird^durch Raubtier verlangen, das in jedem
Menschen schlummert. Diese Formen sind also ein
ausserordentlich guter Gedanke. Der europäische Mensch
zeigt durch die unbewusste Unterordnung an einen
höheren Zweck den Ausdruck eines idealen Strebens.
Wenn Europa z.B* einmal zu einer USTüste werden sollte,
dann wird doch eins gelobt werden: Die ausserordent-
liche Disziplin, die Ordnung, der sich die Menschen
freiwillig unterworfen haben, so dass Lebensmöglich-
keit für alle vorhanden war. Es steci:it hinter all
dieser Vielfältigkeit doch ein gemeinsamer Sinn.
Wer nun religiöse Formen verstehen will,
muss einen Einblick haben über ihre Mannigfaltigkeit •
Es ist für die Juden, die zweite Art der Formen, de-
- 9 -
neu sie sich unterwerfen; der Proimne hüllt sich
in eine ^rt von Formen, die ihn imiaer mehr bindet,
denn steht nicht hinter allen religiösen Formen
ein Sinn, dass der Mensch sich zu seiner Selbst-»
erhaltung diesen Formen untein/yirft?
Der fromme Jude spricht schon morgens, wann er
seine Augen aufschlägt, beim Erwachen ein Gebet:
»»Ich danke Dir, Herr der Y/elt, dass Du mir meine
Seele wiedergegeben hast»' und begleitet auch sämt-
liche Vorgänge der Morgentoilette mit Gebeten und
Segenssprüchen: Das liändewaschen etc. Wenn er dann
25 Minuten mit den Tfillim an der Stirn und den
Riemen um Arme und Kopf geschlungen zum Gebete da-
steht, so ist das ein ganz eigentümliches Bild.
Es mutet an, wie ein Hörn auf der Stirn. Mittags
wird er wie von Ueb ermächtigen gehalten und darf
sich nicht gleich auf das Essen stürzen, sondern
einem/
muss erst von/Segensspruch begleitet^ die Hände
waschen und eine Breche machen. Nach dem Essen
spricht er das Tischgebet, nachmittags das Mincha-
- 10 -
gebet, abends das Abendgebet und vor dem Ein-
schlafen wieder das Naötitgebet. Tag für Tag
wiederholt« sich dies im Leben des frommen Ju-
den. Es ist eine unerhörte Bindung zu den all-
gemeinen Formen hinzu.
Dann naht der Sabbat: Der Jude
darf kein Stückchen Papier zerreisen, nichts
Bestehendes vernichten! Er wird zurückge-
halten durch eine jigentümliche Macht, las
ist es? Vielleicht das Gebot G'ttes? Nein!
Es ist das Unsichtbare, das sie zwingt.
Es kommen Feiertage: Die Wallfahrtstage, die
ihnen Verluste materieller Art bringen, ftie
Pasttage, an denen sie sich jeglicher Speise
und Tranks enthalten messen. — So geht es Tag
für Tag, das ganze Leben hindurch unterwirft
sich der Jude diesen unerhörten Bindungen.
Warum und wieso bringt der Jude diese Kraft
auf ? Die latwort kann nur lauten;
- 11 -
Der Jude kann sich solchen Bindungen unterwerfen,
weil er sich damit zugleich einem Seienden unter-
wirft, das mehr ist als das Leben der Freiheit,
das die Menschen sich sonst wünschen. Und diese
Welt kann nur sein ein Unsichtbares, Höchstes,
Ewiges, Metaphysisches. Es kann nur sein jen-
seits des Stofflichen. Wenn man dafür nun den
Begriff a-*tt wählt, dann kann man sagen; ö^tt!.
Der Jude unterwirft sich in seinem Leben dem
Höchsten, Metaphysischen. Er übertragt diesen
Willen in jede Handlung seines persönlichen Lebens.
Er glaubt, dass diese Bindung von Formen beglei-
tet sein wird über den Tod hinaus, über den letz-
ten Tag, evtl. erst dem ersten eines wahren Le-
bens.
Ueber Symbole braucht man gar nicht mehr
diskutieren* Vielleicht ist allew ein wenig un-
deutlich und wird von folgendem Standpunkt aus
deutlicher und klarer werden:
Es gibt verschiedene Religionen auf der
- 12 -
Veit. Sie bestehen darin, dass die Angehörigen
jeder betreffenden Gemeinschaft eine andere
Einstellung zu dem Uebermenschlichen haben,
was den Menschen im praktischen Leben von grösster
Bedeutung ist. Sie unterscheiden sich in der
Ausdrucksform . Judesein bedingt, sich den
jüdWchön Symbolen zu unterwerfen.
Es gibt Religionsformen, die das
Judentum verabscheut. Zum Beispiel die orglasti^
sehe Religion. Sie will die Kräfte, die die
Menschen in sich verspür en , ver göttl i chen . Das
Bewunderungswürdigste bei den Menschen ist ja
die Fähigkeit, ein neues Leben zu erzeugen.
Aber die Vergöttlichung dieses Zeugungsakts
und ihn als etwas Göttliches zu verehren, ver-
abscheut der Jude tief. Es ist vorgekommen,
dass die Tempel zu dem herabgewürdigt wurden,
was man heute mit Freudenhaus bezeichnet. Und man
kann nicht begreifen, wie sehr sich die Menschheit
- 13 -
erniedrigt hat.
Jedoch gab es auch Zeiten des Gegenteils:
Des Mönchtums und des Nonnentums, Zeiten in
denen dcis Asketentum, die Enthaltsamkeit, her vor-
gehoben wurde. Wenn nun aber die Zurückhaltung
d»s Ideal wäre, dann müssten alle Menschen ins
Kloster gehen und die Menschheit wurde aus-
sterben. Aber das Leben ist stärker als fal-
sche Begriffe vom Leben und setzt sich durch*
D ie andere Seite de» Vergöttlichung
U.Bewunderung
/des Zeugui^aktes ist das Zerstören des Lebens.
• 14 -
Das Menschenleben wurde gering g ea cht et* Fremden-
mord, Sklaveninbrd und Kindenaord waren die Folge -
erscheinungan* Noch heute findet man in alten
Bauwerken Särge von Kindern, die geopfert waren.
Es ist eben so, dass die Anhänger der orgiastischen
Religion stets versuchen werden, ihrer Zerstörung
Ausd»ruok zu geben# So wurde zum Beispiel Matusch-
ka getrieben •i«em Moloch anzugehören und wir
-»
begreifen nicht, was für ein Wahnsinn ihn verleitete
solche zerstörende Taten zu begehen..
Die Lebensform der Juden jedoch hat eine
Beziehung zu einem Höchsten, und wenn man vom Gött-
lichen die Anschauung hat, wie ich es vorher schil-
derte , dann sind diese Dinge unmöglich.
Der Parsismus spielte vor 2 6oo Jahren
eine grosse Rolle und fand sdinen Ausgang vfcn
Zaratusthra. Der Parsismus unterscheidet den
(j»tt des Lichtes und der Finöfernis, den a'tt des
Outen und des Bösen. Der Q-'tt des Lichtes, der
-15-
das Licht gesohaffen hat, steht in dauerndem Kampf
mit seinem Gegeng'tt, dem G«tt der Finsternis,
dem diabolus, dem Teufel. Es ist der Kampf
zwischen Ormuzd mit Lichtgeistern und Ahriman mit
Dämonen, dem zum Siege» entscheiden jeder Gläubige
helfen soll. Die Anhänger dieser Religion konnten
nicht begreifen, dass ein G'tt das Gute und Böse
geschaffen hätte, und sie hielten deshalb die
Bxiatenz zweier G'ttheiten für notwendig. Es
haben nicht alle Menschen die gewaltige Kraft
der Projpheten, das Gut und Böse in einer Einheit
anzuerkennen. Aber das Judentum zeigt in den
Ausdrucksformen seiner Religion die höchste
Beziehung zur Ewigkeit.
Der Buddhismus ist die reinste Ausdrucks-
form einer passiven Ethik; Dieses ganze Leben
ist wie ein dumpfer Schleier, der zerrissen
werden muss, so dass das bessere Sein folgen kann:
Das Niohtmehrleben. Die wahre weit ist für sie
^ 16 «
eine absolute Verneinung dieser V/elt, das Aufgehen
dieser V/elt in das Nichtmehrsein, in das Nirwana •
ller Buddhist glaubt an eine Seelenwanderung und
die ewige Wiedergeburt • Er rnuss also annehmen,
dass in jedem Lebewesen, sei es Tier oder Pflanz eijiti
vielleicht die Seele eines seiner Vorfahren wie-
dergeboren worden ist. Er geht daher seines ?/eges
und hütet sich, irgendein Lebewesen zu vernichten,
oder einen Wurm zu zertreten. Wenn aber zum Bei-
spiel ein Mohamedaner den Rest e ines Tieres in
den Tempel wirft, dann wird er vernichtet, denn
er ist nicht mehr lebenswert und wird zerrissen.
|)Br /»ird nur dann erlöst werden, wenn er den höchsten
«
Grad erreicht hat und ein vollständig guter Mensch
ist; sonst wird er wiedergeboren als Wurm oder
irgendein Tier. Darum hüte Sich, irgendeinem Lebe-
wesen etwas zuleide zu tun! Der persönliche Aus-
druck dieser passiven Weltanschauung ist der Parkir,
der in absoluter Starre sich in sich selbst ver-
senkt.
- 17 -
Das Judentum jedoch bringt den lebendigen Zug
reiner aktiver Ethik in diese Welt. Es schreibt
vor: Das und das soll st i)u tun ! Das Q-ebot
der Zedokoh ist die höchste Forderung: Du sollst
nicht nur dem anderen nichts tun, sondern Du
sollst für ihn sorgen. Du sollst dem Not-
leidenden helfeni
Dieses ist der unerhörte Unterschied
zwischen der V/eltauffassung des buddhistischen
Typus und des jüdischen Typus. -Der Islam, u#
das Christentum haben diese Auffassung über-
nommen
Diese jüdische Ethik ist eingebettet
in eine schöne Form, die gekrönt ist durch
die Sabbatweihe. Ebenso wie man ein besonders
wertvolles Schmuckstück stets in den schönsten
Hüllen a uf bewahren wird. Dieser Sabbath ist
nichts Zufälliges, und wenn viele Juden heute
durch die tragische Entwicklung den Sabbat nicht
- 18 ^
mehr halten können, so sollen sie doch wenigstens
alles Unnütze vermeiden. Es ist etwas Hohes,
wenn am Freitag die ÄinSielheit hereinbricht
und das Qebot in Kraft tritt: "Du darfst nun
nichts mehr zerstören!« Alles gibt der Jude
am Sabbat aus der Hand, und er lernt dadurch
den Gehorsam an eine höchste Macht • Es ist
die Unterordnung, die Unterwerfung unter den
göttlichen Willen.
Eine der grössten Sünden der Gegen-
wartist: Der Jude kann nicht mehr gehorchen!
Er ist eingebildet, von sich eingenommen und
jeder hält sich für ein^n kleinen fl-»tt.
Im allgemeinen steht jeder Mensch
auf dem Boden der Ev^igkeit* Söi es der Christ,
der Mohamedaner oder der Anhänger der orgiasti-
sehen Religion^ nur der klug Schwatzende,
der wackelt auf der Erde herum und steht nicht
fest. Derjenige, der sozusagen für ein EntrjÄe-
billet in die europaische Gesellschaft sein
- 19 -
Judentum verkaufte, der ist heute der unglück-
lichste und bedauernswerteste Mensch und weiss
gar nichimehr, wohin er gehört.
Alle diese Menschai haben s ich selbst
vergöttert. Sie konnten nicht mehr gehorchen.
Aber die religiöse Ausdrucksfiorm schreibt
vor, dass jeder Jude am Freitagabend die Macht
der Erde aus der Hand gibt| und alle Verbote
und aebote des Sabbats streng erfüllt. Pur
G »tt ist es nicht so wichtig, aber für die
Menschen ist es eine ungeheuerliche Bindung*
Der Sabbat
beginnt, indem die Hausfrau,
das Symbol der Gefühlstiefe, die Lichter ent-
zündet und segnet» Und am Sabbatende wird
die geflochtene Kerze vom Mann entzündet, als
Ausdruck dafür, dass der Mensch wieder die
Macht über die Erde ergreift.
Sie werden zugeben müssen, dass diese
Form des Judentums, eine Lebensform ist.
- 20 -
Es ist das geistige öewand, in das der Jude sida
gehüllt hat} der Sabbat, die Feiertage sin d der
Rythmus, in dem das Judentum atmet. Alle Feste
erinnern und unterwerfen uns der jüdischen Ge-
schichte. An den hohen Feiertagen sind die Sy-
nagogen die Tore des ^immels und die Juden reinigen
ihre Seele. Am Jaum-Kippur unterwerfen sich aUe
Juden der ganzen Welt den herrlichen Formen, die
den Körper dem Geist unterwerfen. Das jüdische
Leben ist etwas Hanzes und das Judentums eine Hei-
ligung des göttliches Namens auf Erden. Hev Weg
zu diesen Idealen muss erkämpft werden und ist
gebunden an das geistige Unterwerfen unter den
göttlichen Willen.
werden/
Alle Kräfte verwendet
# «*.
an das Unterwerfen der Mode,
i'«»:«''B''>««i / »:# ♦«':«:•«•>♦■«
.• *. *»
und müssten sich dem unterwerfen, der
hinter a len Gesetzen steht: Dem göttlichen Willen«
Akiba ist bewusst für diesen göttlichen Willen
gestorben und als seine Stirn mit eisernem
Kamm
s
- 21 -
Sprach
gefoltert wurde, tooDdübn er
: Höre Israel,
der Ewige, unser G'tt, ist einzig.
Alle, die sich gross und klug vorkommen,
sollten bedenken, dass sie eines Tages abgerufen
werden und dann nur dio Seele übrigbleibt.
Wir haben eine grosse Aufgabe: Wir sind Böten
^'ttes in dieser Welt, und Ausdruck dieses Bote -
Seins ist die Form, das Symbol, das Gesetz.
Es ist vor allem die y/eisheit einer Form, die
nicht von Menschai stammt, sondern von Mose
dttttch göttliche Weisheit den Menschen offenbart
wurde*
•«
Religion als typischer Veg zu a'tt«
Judentum als typischer Weg zu g'tt.
Vortrag; Rabbiner Dr. Sohorsch am 29 .Nov. 34.
.»
In der ersten Hälfte des Abends will ich sprechen über:
Religion als typischer Weg zu a»tt. Es scheint Von ausser-
ordentlicher Schwierigkeit zu sein, die wahre« Religioffl«
von den falschen Religionen zu unterscheiden. Das Vorhanden-
sein verschiedener Religionen kann den religiösen Menschen
beunruhigen, da es für ihn nur eine wahre Religion geben kann,
jedoch ist das Vorhandensein verschiedener Religionen zurüwk -
zuführen auf die Verschiedenartigkeit der Erlebnistypen, da
ja jeder auf seine ganz persönliche weise G'tt erlebt. Es
gibt aber nur einen ö'tt; ein Göttliches. Die gl d che Er-
lebnisform zahlreicher Menschen prägt die verschiedenen re-
ligiösen Typen.
Den Grad, der notwenA g ist, um einen Gedanken greif»
bar deutlich in die Erscheinung treten zu lassen, möchte ich
heute dadurch erreichen, dass ich erst ergänze, was noch not-
wendig ist und danach eine üeber sieht gebe. Nach der üeber-
sicht werde ich eine kleine Pause eintreten lassen, um Ein-
wendungen zu ermöglichen.
Es liegt mir ausserordentlich viel daran, bei dieser
Fragestellung unbedingt in der Art und Weise verstanden zu
werden, wie ich es wünsche. Ich möchte nicht missve-rstanden
werden; dazu sind die Gedanken viel zu rein und zu hoch, als
dass man sie leichtfertig irgendwie gefährden dürfte.
Zunächst einmal habe ich vor 8 Tagen schon über
den Buddhismus, den Monismus und die verschiedenen Religionen
gesprochen. Insbesondere auch über die Ethik im Buddhismus.
Der Buddhismus hat die Einstellung, dass das gesamte Seien*«,
das wahre Sein, eigentlich nidit von der Art sein kann wie
•*
•••
- 2 -
unsere Welt. Bis zu einem gewissen Grade ist aber trotzdem
eine Annäherung vorhanden zwischen unserer Persönlichkeit
und dieser Welt. Die wahre Welt dagegen ist eine absolute
Verneinung dieser Welt, das Aufgehen dieser Welt in das
Nichtmehrsein, in das Nirvana. Die Gelehrten, die sich
mit dem Buddhismus beschäftigt haben, sind sich nicht
darüber im Klaren, ob «Nirvana" die vollkommene Auflösung,
in das**S«il**, in das Nichtmehrsein, bedeutet oder nur Auf-
lösung in ein vollkommen anderes herrliches Sein, dasiT in
Bezug auf diese weit so verschieden ist, dass diese ganze
Welt nicht mehr verwandt ist mit der anderen. Wir aber,
die zugleich in uns tragen das Atman und das Brahman, sind
durch diese auch verwandt mit der ganzen Welt, in die wir
hineingestellt sind. "Das bist Du!" sagt der Buddhist zu
jedem. In diesem Panteismus liegt eine berückende, gross-
zügige WÄltauffassung, die wohl der Ursprung des Gedankens
der Seelenwanderung ist. Notwendigerweise, denn wenn wir
eins Bind mit dieser Welt, dann muss im Gedanken dieser Ein-
heit auch die Präge gelöst werden nach dem „Ich der mensch-
lichen persönlichkeit. Jeder Mensch hat ein Ichbewusst-
sein. Dieses ßewusstsein unterscheidet ihn vom Tier.
"Ich bin ich". Darum hat jener europäische Denker D.
seine Lehre aufgebaut auf : Ich erkenne, also weiss ich, dass
ich bin. Wie aber soll nun im Gedanken einer absoluten Ver-
schwommenheit und Vearbundenheit mit der ganzen Welt der Ich-
gedanke seine Stätte finden. lUarauf kann es nur eine Ant-
wort geben: Diese« Ich wird entweder im Nirwana erlöst und
aus dieser Welt gleichsam zum Verschwinden gebracht oder es
muss in dieser Welt in der gleichen Form oder in einer
neuen Form wieder erscheinen. Wenn die Welt nur Materie
wäre, dann könnte man sich vorstellen, dass mit dem Zerfall
des Leibes auch die Persönlichkeit aufhört.
Diese materialistische Ansicht vom Wesen der Welt
- 3 -
'*
•.
ist durchaus nicht buddhistisch und ist der Bedeutung ent-
gegengesetzt, die der Buddhismus vom wahren Bewusstsein
der Welt gibt. Das Wesen k^rt immer wieder, wird immer
wieder neue geboren, muss sich läutern bis es so rein
geworden Ist, dass es aufgehen kann in das Nichtmehrsein,
in das Nirwana. 7/as kann aus der Anschauung des Rades
der ewigen Wiedergeburt für eine Ethik herauswachsen?
eine Ethik, die uns unser Handeln vorschreibt. Wenn man
sich vorstellt, dass der Buddhist annehmen muss, dass evtl.
in jedem Lebewesen, dem er begegnet vielleicht die Seele
eines seiner Vorfahren wiedergeboren worden ist, so kann
man sich daraus von selbst die Ethik des Buddhismus ab-
leiten, eine durchaus passive Ethik.Hüte Bich ir gend j ema nde» ,
sei es einem Tier, einer Pflanze, etwas zuleide zu tun.
Denn wenn Du ihm wehtust, greifst m vielleicht a±x frevel-
hafterweise ein in das Rad der Wiedergeburt. In dem
Buddhismus liegt eine eigene unerhörte Passivität, die
Typus des/
sich politisch in dem/indischen Menschen auswirkt. Der
Inder ist ein durchaus passiver Mecßch, die Verkörperung
des Nichtwiderstandleistens. Diese passive Y/eltanschauung
findet ihren persönlichen Ausdruck im Bilde des Pa^kirs,
der in dem Augenblick die höchste Stufe
erreicht, in dem er unbeweglich auf dem Boden sitzend
sich in absoluter Starre in sich selbst versenkt.
Biese passive Ethik ist eine Gegenanschauung
dessen, was das Judentum in die Welt gebracht hat:
Nicht die passive - sondern die aktive Ethik.
Du sollst nicht nur dem andern nichts tun, sondern Du sollet
für ihn sorgen. Hier wird verkörpert der Begriff der
Zedokoh: DU soUst dem anderen, dem Notleidenden,helfen!
In diesem Punkte tritt der unerhörte Unterschied
t
zwischen der Weltauffassung des buddhistischen Typus und
- 4 -
des jüdischen Typus in der Auswirkung klar in ErÄchei-
nung. Der jüdische Typus sagt: Sei aktiv in der
Welt, tritt ein für Deinen Mensch enbruder, liebe ihn,
denn er ist wie Du! Das steht im Zusammenhang mit
der Präge: welches ist nun die Anschauung, die das Ju-
dentum in die Welt gebracht hat. Es ist auch eine
naturalistische Einheitsdeutung von Natur und Mensch en-
kräften, doch darin vom Buddhismus unterschieden, dass
alle Kräfte der Natur, alle Kräfte des Menschen, der
Welt und der Menschheitsgeschichte gesammelt gegenüber-
gestellt werden einem ewigen willen, nicht einem per-
sönlichen a'tt, wie man es gewöhnlich auffasst. Sobald
"persönlicher/
man den Begriff/Q-'tt" anwendet, so geschieht es leicht,
dass sich die Menschen den lieben &'tt irgendwie als
alten Mann mit langem Bart vorstellen. Es geht
wahrscheinlich zurück auf die erste Stunde des nicht-
jüdischen Religionsunterrichtes, im Christi i dien
Religionsunterricht wird in einer ganz anderen sach-
läge die symbolische vermenschlchung da rgestellt^i e
Anschauung, die durch die Juden in die Welt gebracht ist:
Dass ein zielbewusster Wille» der weit gegenübersteht,
ist absolut verschieden von jeglicher Erscheinungsform
dieser Erde. Da sollst Dir keine Vorstellung *om
Göttlichen machen. Das Judentum spricht nur von dem
Willen, der die Welt gestaltet undhinaus führt in die
aktive Ethik des Judentums, vom d. ttlichen WiB en.
Der sittliche Wille, der innerhalb des Judentums deut-
lich wird, die sittliche Aktivität, die fordert: Die
Beseitigung des Mordes, die Ausmerzung des Raubes usw.
als Grundsätze menschlichen Handelns, geht zurück auf
den sittlichen Willen G'ttes, der den Propheten klar
und deutlich geworden ist. Aber wenn ich nun nach
diesen Ausführungen mich ganz förmlich ausdrücke, so
- 5 -
so ist es so, dass überall, »owohl im Judentum wie
in anderen Religionen die v/elt als geschlossene
Einheit einem ewigen Willen gegenübersteht, der
diese Welt geschaffen hat. Diese weit muss Sich em-
*
por schwingen zur Vervollkommnung, zur Reinheit, zur
messianischen Zeit. Diese Deutung der Wel1i,und
was alle Religionen versuchen, und was jeder Mensch
versucht, wenn er über Reli^on nachdenkt ist: Das
Auseinandersetzen damit: Was ist die Welt und was
bin ich? Das Judentum antwortet darauf eindeutig:
Diese 7/elt ist gesclriaffen von einem ewigen göttlichen
Willen. Das idt eine gr'osszügige Einheitsdeutung,
Die pan-lBistische Deutung auf der einen, die mono-
theistische Deutung auf der anderen Seite, der
des Buddhismus/
unerhörte pessimismus/ünd der sittliche Optimis-
mus des Judentums, das sind zwei unerhört grosse
Konzeptionen der Weltauffassung, die einander ge-
genüberstehen und deren Auswirkungen bis in die
aller kleinsten Beziehungen auch heutigen Tages zu
verspüren sind»
innerhalb der monotheistischen Religionen
bestehen ebenfalls Unterschiede. Sie zerfallLen in
3 verschiedene (Jruppen: Judentum, Christentum und
Islam. Der Unterschied der vorliegt, ist ein typi-
scher. Dem Judentum am nächsten steht der Islam,
weil auch er den Begriff des einzigen (J'ttes an den
Anfang stellt und nicht den Umweg über die Deutung
des dreieinigen O'ttes einschlägt, in diesem
Zusammenhang darf ich nun folgendes sagen:
Die Auffassung des Judentums vom Sinn
und Sein der Welt ist im Isiam einfach aufgepflanzt
- 6 -
l
und entwickelt worden auf dem Wesen jenes aramäischen
Menschen, der auf der araLisohen Halbinsel aurge-
wachsen iacksr und eingebaut ist in die monotheistische
vreltauffassung des Judentums.
Schwieriger ist das Verständnis des Christen-
tums. Idi möchte jedoch bemerken, dass alle Religionen,
die ich genannt habe und neun», auch für uns Juden
Heiligtümer sind. Wir vertauschen nicht einen Typus
mit dem andern. Jede Religion ist ein Heiligtum,und
das einzige ist, dass wir uns gewisser philosophischer
unterschiede klar werden; aber wir haben die Lebens-
form jeder anderen Religion einfach ainzuer kennen.
Der Unterschied zwischen Judentum und
Christentum besteht auf der gleichen arundlage der
Ethik einer andersartigen göttlichen IDeutung: Die
dreifache Erscheinungsform G'ttes: G'ttvater, Sohn
und Heiliger Geist. Diese Begriffe sind ähnlich auch
im Hebräischen vorhanden: Ruach kaudesch= Heiliger Geist.
ES ist ä^äSS^uSterschied darin, der sich jedoch schwer
definieren lässt und den auszuführen ich einen Abend
besonders benötigen würde. Bezeichnend ist, dass
ein spanischer Maranne, der zum Chiistentum überzutreten
gezwungen wurde, den Ausspruch tat: "Sei nicht wie löein
Vater " . Wir Juden können auf alle Fälle «att typisch
nicht verstehen, dass man an Stelle des einzigen G'ttes
eine ülreieinigkeit setzt. Wir nehmen ohne weiteres an.
dass derf roime Christ in der lUreieinigkeit tatsächlich
die Einheit G'ttes erlebt und trotzdem ist es den Juden
nicht möglich, dieses nachzuenpfinden. Dies bedeutet
die typische Trennung des Christentums vom Judentum.
Das gleiche besteht in der Ethik. An einer Ställe geht
die christliche Ethik sogar über die jüdische hinaus:
0
Du sollst Deinen Feind lieben. Das Judentum führt
- 7 «
diese Forderung jedoch wk ad absurdum. Es sagt: »i
sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst. Auch Dei-
nen Peind, und wenn Dein Feind strauchelt, frohlocke
nicht. Du sollst ihn auch nicht hassen. Aber das Ju-
dentum sagt nicht: "Da sollst Deinen Feind lieben," und
zwar deshalb nicht, weil ein Mensch das einfach nicht kann
(wenn man sich vorstellt, dass die Welt unterginge,
dass alles, was hier Wert für uns hat, hinfällig wird,
dann könnte dies vielleicht möglich sein. Nach der Auf-
erstehung Jesu haben die Christen an die Wiederkehr ge-
glaubt. ES war tatsächlich Unter gangsstimmung und aus
dieser Stinmung wurde gesagt: Gebt alles, was Ihr be-
sitzt fort, denn eher wird ein Kamel durch ein Nadel -
Öhr gehen, denn ein Reicher ins Himmelreich gelan^n.
in diesem Zusammenfeang möchte ich wiederum
von dem M» ne sprechen, den ich schon 2 mal erwähnt ha-
be. ES ist Maimonides, der im Jahre 1955 8oO Jahre ge-
worden sein würde. Zu seiner Zeit wurden die Juden
im südlichen Arabien verfolgt. Es «tostand ein eigen-
tümlicher Prophet, der angab, er sei von G'tt gesandt und
die Juden müssten Mohamed
anerkennen. Sie müssten s ich
jeden Eigentums entkleiden. Damals haben sich die Juden
an Maimonides gewandt und er sagte: In unserer Schrift
steht :"Du sollst von Deinem Vermögen geben" (die glei-
che Einschränkung wie bei der Peindesliebe). Nioht.Da
Sollst Dein Vermögen verteilen, denn wenn er alles gibt,
bleibtlihm nichts mehr, und er muss selbst Allmosen betteln
gehen, und dann ist die Lebensmöglichkeit für den Manschen
zu Ende. In diesem Punkte geht die christliche Ethik
über die jüdische hinaus
Der unterschied besteht im G'ttesbegriff :
- 8 -
Der zweite unterschied liegt in dem Begriff, dass die
Gnade G'ttes durch einen Mittler vermittelt wird.
Dieses ist eine Lehre, die jeder nachempfinden kann.
wer in seinem Leben einmal, nur ein einziges Mal,
einen Lehrer gehabt hat, an dem er mit tiefer Begeisterung
hing, der wird begreifen, was Rührertum bedeutet.
Man kann zu einem gewissen Grad nachempfinden, dass
Menschen das Bedürfnis haben, einen Führer zu besitzen ,
der sie in die höchsten Regionen führt. Das Christen-
tum hat diesen Führer auch in der Gestalt Jesu gefunden.
Aber der Jude ist ein anderer Typus. Er kann zwischen
sich und G»tt keinen anderen als Mittler anerkennen.
Der unterschied zwischen Katholi#zismus und Protestan-
tismus liegt in der Auffassung des Vermittlers.
Beim Katholizismus erscheint die Vermittlung in einem
mystischen Licht, während beim Protestantismus eine
natürliche Vermit-Qerrichtung angestrebt wird.
Ich will nun noch einmal zur besseren Ueber-
sicht klar die verschiedenen Religionstypen schildern:
poiz:
deutung nach Men«chemrt. Man führt die Erscheinungen
der Natur zurück auf Götter. Die.e Art der Religion
nannte ich die mensdilich gerichtete, die anttoprozen-
ttische TJatur deutung. demgegenüber die antroprozen-
trische TCräftedeutung in den Orgiastischen Religionen
steht.
2. nrf^iastische Religionen: Es wird der Zeugungs-
akt auf der einen und der ZersUörungstrieb auf der
anderen Seite als das Hödiste angebetet.
3. Parsismus: Die Richtung ist eine objekti-
vierende Natur- und Kräftedeutung . Der Parsismus
unterscheidet den G'tt des Li<tte s und der Finsternis
- 9 -
den a«tt des Guten und des Bösen. Der G'tt des Udites
steht in dauerndem Kampf mit dem a'tt der Finsternis,
dem Teufel, diabolus. Der parsismus, der diesen Kappf
zwischen Gut und Böse sieht, der deutet die Welt als m-
alismus und geht damit über die Natur- und Kräfte-
deutung hinaus zu einer Binheitsdeutung.
4, Pantheismus und Buddhismus:
Neben diese Deutungen treten nun die meta-
pgysischen Einheitsdeutungen von Natur und Menschen-
kräften, wiederum mit zwei Unterschieden: Mit der
Richtung auf das Jenseits, mit der Richtung auf das
Dieaseits.S
5. Monismus: Wir finden hier einen umgekehrten
|>antheismus. »ie Materie wird zu G'tt erhoben.
6.7.8. : Judentum^. Christentum u. Islam:
Hier tritt uns die metaphysische Binheitsdeutung
klar entgegen. Das Jüesseits und das Jenseits sind
eng miteinander verbunden und das irdische Sein beruht
auf der Schöpfung G'ttes. Ein wunderbares Bfennbild hier-
für ist die Traumleiter Jakobs. Sie steht auf der
Erde und ragt bis in de» Himmel. Sie verbindet das
Erdgebundene mit dem Metaphysischen. Das Dieaseits und
jenseits werden zu einer Einheit. Welcher Einheit
das bedarf noch einer späteren Erörterung.
8. Katholizismus, (wie vorher angeführt).
Zwischen diesen verschiedenen Religionstypen
bestehen eigentümliche Beziehungen. loh bin innerlich
manchmal tief erstaunt, Bs sind 2 grosse Kreise , die
wiederum in sich zurückkehren.
iter erste Kreis :3ack »er Polytheismus. Dem-
gegenüber steht der Pantheismus. Aber im Monismus kehrt
er wieder zurück zum Polytheismus.
- 10 -
r^r zweite Kreisj. Angefangen mit den orgiastischen
Religionen. Dagegen steht der Dualismus des parsis-
mus auf der einen Seite und die Metaphysische Ein-
heitsdeutung des judentumsauf der anderen Seite, Mit
dem Begriff des Satans« derjenige, der uns auf dem
Wege hindert, wird zum Dualismus des Parsismus zurück-
kehrt •
jOarum habe
Nach einigen Ausführungen von Herrn Löwenbach:
ich hatte keine Wertung irgend einer Religion aus-
gesprochen, ich Äprach mr davon, dass es verschie-
dene Brlebenstypen gihl^. Diese Auffassung ist niemals
einheitlich für alle Menschen zu gestalten, weil die
Menschen grunis*ätzlich verschieden sind,
ich gleich zu Anfang meiner Vortragsreihe gesagt;
^ n • V, i.Kr,«+A 68 auf der Erde soviele Religionen
G-ruai satzlich konnte es aui u.«*.
geben als es Menschen gibt, aber es sind nur 9 ver-
schiedene Typen vorhanden. Das ist ein verblüftenles
Ergebnis.
Bin Wpus davon ist das Judentum. Das Ist
unsere saelisohe Haut, aus der wir nicht herausl^önnen.
loh mochte heute abend noch kurz auf das
„am todausch" zurttoUkonmen = das religiöse, heilige
Volk, zuerst mass ich die Frage aufterfen:
»oher kommen die heutigen Juden?
Wir haben zunächst die jüdische lehre. daSS «ir die
„,ene awrohom« die Kinder Abrahams slnd.Das konnte also
bedeuten, dass wir Juden blutgemäss von Abraham ab-
stauen, der vor »000 Jahren aus Or am Bxphrat aus,
gewandert ist nach Kanaan in Palästina. Daneben haben
,ir die kullurgesohichtllche ueberlleferung. dass wir
nämlich seit Urzeiten fortwährend fremdes blutge-
mässes Volkstum in unser Sein aufgenommen haben,
schon Abraham hat seine 3l8 Knechte in seine LebÄns-
- 11 -
gerne in Schaft aufgenommen. Es tritt uns also schon
hier ein anderes Volkstum entgegen. Ferner dürfen
wir nicht vergessen, dass dio Juden als die aus A6-
gypten auszogen, begleitet wurden von dem «ere« raw"
s unbestimmbarer Volksbestandteil, der im Volks-
ganzen aufging. Ausserdem haben die Juden in Palästina
die aibeoniten in ihre Gemeinschaft aufgenommen.
Weiter wird berichtet, daas die Juden die Philister
in ihre Gemeinschaft aufgenommen haben. Diese sind
höchstv;ahrsch>..inlich indo germanischoa Ursprungs.
Ebenso wie eine Reihe der anderen Völkerschaften Pa-
lästinas j Z.B. dieCKititer, von denen man vermutet,
dass auch sie indogermanischen Ursprungs sind^ und die
später von Ramses mit Kampflöwen vernichtet wurden.
IDes weiteren sind vom Judentum Menschen aus dem rö-
mischen und griechischen Kulturkreisen aufgenommen
ein/
worden. Rabbi Meir ist auch solcher Mensch, der
im Judentum eine ungeheuc ev- Bedeutung errungen hat
komme
und der Nachfidkx« eines griechischen Pioselythen war.
In Südarabien sind ganze Volksstämme zum Judentum
übergetreten, ebenso in Abessinien, in Südrussland
waren es die Chasaren,und es ist uns bekai nt, dass
in der Zeit Heinrichs d.i. viele christliche Geistliche
übertraten,
Nach einem interessanten Bericht im "Morgen" soll
der grösste Teil der europäischen Juden nicht von den
Juden aus paläst ina, sondern von armenischen Proselythen
abstaamen.
Wir können also zwei Theorien aufstellen:
1, Wir sind Nachkommen Abrahams.
2. Das Judentum ist blutgemäss aus zahllosen VolkS'
bestandteilen zusan mengesetzt.
-la-
ich wiederhole noch einmal die Pra^e: Woner komir.t das
jüdische Volk? In der Bibel ist der Beweis dafür ge-
geben, dass die Juden grossen Wert auf Rassenreinheit
gelegt haben . Ich möchte dazu noch folgendes ausführen:
Von den Samar itanern wurden die Juden in die Gefangen-
sctiaft geführt. Da man fürchtete, dasa die wilden
Tiere überhand nehmen würden und man dieses aur das
durch die Samar itaner/
Hichtanbeten der Landesgottheit/zurückführ te, wurde
der Wunsch nach einem israelitischen Priester laut.
Daneben bestand aber der heidnische Typus. Auf der
einen Seite wurde also die|alte heidnische Religion
beibehalten und auf der anderen Sei ^e betete man den
ö'tt der Juden an, weil man ihn fürchtete. So entstand
der samar itanische Typus. Bie Juden haben die Samari-
taner nie in ihre Gemeinschaft aufgenommen. Sie lehnten
sie wegen ihres Syndhretismus ab.
Pur die zweite Theorie spricht die Geschichte Esras,
derdas neue Palästina innerlich r «formiert hat. Er zwang
die Juden, ihre ha dni sehen Frauen fortzuschicken,
Wenn er hiedruch die Rassereinheit des jüdischai Volkes
erhalten wollte, dann s chlägt dieses allen Theorien
v*on der Aufnahme
• <i »:«
anderer Völker ins Judentum
ins Gesicht. Er wollte vielmehr die Religionsreinheit
erhalten, denn die Frauen behielten in ihrer Bhe die
heidnische Religion b#i. ^Missionieren ist den Juden
verboten.
Das jüdische Volk ist etwas anderes als ein
Rassenvolk, Wenn auch ein Teil von uns seine Vorfahren
zurückführen kann bis auf die Juden, die früher in Pa -
lästina gelebt haben. Wir sind kein blutmässiges Rasse-
volk sondern ein Typenvolk, d.h. Zum Judentum gehört
nicht der, der in seinem Blute dazu pa^st, sondern der
in seinem Geist zugehörig ist.
3te.s Judentum ist zentralreligiöser Lebens-
standpunkt
■1
Amkodausoh
Vortrag: Rabb# Dr. Sohorsch, Lehrhaus, am 6 •12. 1934*
f
r"
•<
Meine Damen und Herren I
loh möchte heute abend vor Weihnachten mit den Vorträgen
dann abschliessen und erst wieder Mitte Januar beginnen.
Heute abend mochte ich zu Ende kommen mit dem Kapitel des
"am koaausch" des heiligen Volkes, des religiösen Volkkes.
Ich habe Ihnen einen Einblick gegeben in den Qrundaufbau
vDii der Anschauung des Judentums.
Ich darf vielleicht noch einmal den Gedanken
ins O-edächnis zurückrufen, den ich Ihnen schon zu Anfang
ausführte. Ich habe durchaus nicht die Absicht, Ihnen
irgend etwas über das Judentum zu beweisen, sondern ich
beschreibe Ihnen das Judentum so, wie ich es sehe, wie es
mir erscheint auf &rund meiner persönlichen Intuition.
Ich gehe um dieses Judentuia herum, um es von
allen Seiten zu besehen. Bas bedeutet nämlich: Man muss
das Judentum in Beziehung setzen möglichstzu allen Seiten
des Lebens, mit denen wir in Berührung kommen. Denn
nur das, was wir selbst erleben, was von uns selbst in
unserem Leben g ei'J.ärt worden ist, ist wertvoll; was man
nur in Begrifren weiss und was man nur von einer Seite
aus betrachtet, das ist eben nicht vollständig geschaut.
Darum versuche ich das Judentum von allen Seiten her zu
beleuchten.
Zuerst habe ich Ihnen die IJiaLlen angegeben, aus
denen die Kenntnis des Judentums erwächst.
Und dann in einem zweiten Kapitel habe ich Ihnen
dargestellt, dass Judentum grundsätzlich zentralreligiöser
Lebensßtandpunkt bedeutet. Es gibt ausserhalb der religiö-
sen Betrachtung des Judentums überhaupt kein Judentum.
Es gibt wohl verschiedene Judentümer, aber kein Judentum
f
4
t
t
- 2 -
da sf nicht irgendwie zentralreligiös gebunden ist.
Es ist nicht gesagt, dass zwischen orthodox und liberal-
religiös ein wesentlicher unterschied besteht, denn
beides sind grundsätzlich religiöse Auffassungen des
gesamten Lebens überhaupt und g'ttgebundenes Leben
jüdischer Menschen. Sie sind gleichsam die Wurzeln,
aus denen alles Judentum herauswächst.
Dieser Gedanke ist natürlich eine Behauptung,
die unter Umständen dem einen oder anderen vi^^lleicht
noch nicht einleuchten wird. Es liegt in der Natur
aller derartigen Gegenstände, die man nicht beweist.
die man nicht logisch ±1
k mathematisch auf-
baut^ sondern die man beschreibt. Bass man sie erst
voellkommen versteht^ wenn man auch das Spätere v/eiss
und verstanden hat, erst dann hat man die gesamte ueber-
schau.
Bs liegt in der Natur menschlicher Darstellungs-
fähigkeit, dass man das einmal Gesehene klar bewusst
aufnimmt oder linear darstellen kann, indem man einen
grossen g eistigen Weg zurücklegt, und dadurch notweiÄg
immer wieder auf diese Zusammenhänge eingehen muss»
Der G-edanke ist in den 3 Abenden schon deut-
licher geworden, dass das Judentum ein typischer Weg
zu &'tt ist. Ich habe versucht, Ihnen darzustellen,
wie das Judentum aus der scheinbaren Menge der vor-
handenen Typen sich heraushebt als ein ganz# bestimmter
klar ersichtlicher Weg ins Metaphysische; So deutlich,
dass ein jüdischer Mensch ohne weiteres an dem Schema,
das ich Ihnen von 8 Tagen gegeben habe, nachprüfen kann,
ob er ein jüdischer Typus ist oder nicht. Die Typen
lassen sich nicht miteinander verquicken« Es gibt
wohl eigentümliche Verständigungsmöglichkeiten über
« 3 -
f
*•♦
i
das gewöhnliche Mass hinaus, wenn aber sich jemand
in seiner Entwicklung als klar bestimmter Typus unter
allen Umständen als Jude erv/eist, kann er sich nie
zu einem christlichen Typus entwickel«n. wer (J'tt gegen-
übertritt durch einen Vermittler, durch einen reli-
giösen Führer, ist ein anders gerichteter Mensch als
derjenige, der &'tt immer nur unmittelbar gegen-
übertreten kann, und alle diejenigen Menschen, die
innerhalb des Judentums den Weg des Vermittlers gehen
wollten, sind vollständig aus dem Judentums aus-
geschieden. Es ist ausserordentlich interessant,
unter diesem Gesichtspunkt f ..stzuatellen, dass immer
wieder Versuche gemacht werden, ein Vermittlertum
einzuschieben. Bis zu einem gewissen Grade finden
wir dieses auch bei dem Chassidismus, der bekamt wurde
durch die Arbeit von Martin Buber. In gewissem Grade
scheint es manchmal, als ob der Wunderrabbi eine V^^r-
mittler stelle einnehmen könnte. Wer ein gewisses
Fingerspitzengefühl in diesen Dingen hat, der kann
hier genau nachprüfen, wie manchmal in sonderbarer
A»t und Weise dieser ganze Zusammenhang ins Schwanken
gerät. Ich führe dies an, um die Verbindung mit dem
Leben zu suchen._l/Die Hervorhebung des jüdischen
Typus ist nur eine Vorstufe zur Kiä*ung.
Zuerst habe ich versucht, die formale Schilderung des
4udentums deutlicher Auszuführen und bin dann über-
gegangen zum Begriff des "am kodausch", des heiligen
Volkes.
Ich habe die Frage beantwortet; Woher kommen
die Juden rein körperlich?
Die Behauptung, dass die Juden - wid ©s von
verschiedenen Seiten b ehauptet wird - eine Rassege-
- 4 -
meinsoha±*t sei, kann nicht zutraf fen| und wird von
den Kundigen auch nicht aufgestellt. Sogar in den
Rassekundebüchern, die neuerdings auch in den Schu-
len benuti werden, wird verschiedentlich die
Peststellgung gemacht, dass das Judentum nicht eine
Rasse sei, sondern ein Volk, dass aus verschiedenen
Rassen besteht.
Es ist ganz deutlich für den, der geschicht-
liche Zusammenhänge übersieht, dass die Juden tat-
sächlich ein Volk sind, das aus den verschiedenen
Rassen besteht., die es überhaupt geben kann. Viel-
leicht gibt es überhaupt keinen Rassetypus, der
nicht im Judentum enthalten wäre. Ich weiss es
nicht* Wie kommt es nun, dass alldiese Menschen
aus den verschiedenen anderen Rassen gerade zum
Judentum gekommen sind?, und nicht zu anderen.
Es ist ganz merkwürdig, dass es neben den verschieden-
farbigen Juden, den chinesischen Juden in Honan,
den typisch mongolischen Men schien, de:
, den schwarzen Juden, in allerneust er Zeit
nach 4am Bericht
im Pamilienblatt, auch indiwitsche Juden gibt.
Hier liegt der Fall besonders merkwürdig. Es würde
aber zu weit führen heute abend eine Theorie zu ent-
wickeln, die Innen in Bezug auf die Herkunft der
indianischen Kultur Auf seil luss geben würde. Es ist
jedenralls offensichtlich, dass die Juden ein Misch-
volk sind in Bezug auf die rassische Herkunil;. Was
sind sie aber nun geistig? In der Ueberlieferung wird
es klipp und klar erhalten, dass wir die Nachkommen
AbÄhams sind innerhalb des geistigen Judentums.
I
— 5 —
**
Wenn z.B. ein Proselyt zum Judentum kommt, dann bekommt
er einen jüdischen Namen, ebenso wie ein Nicht Jude, der
zum Judentum übertritt als"Ben Awrohom" bezeichnet wird,
was eine unmittelbare VerÄin^ng über Jahrtausende
hinaus zu Abraham bedeutet. Diese Lehre der körperli-
chen Abstammung wird ganz besonders stark besiegelt durch
den Bund Abrahams unter dem Namen: Milah = Beschneidung.
Was liegt hier Merkwürdiges vor? Es gibt eine Lehre
im Judentum, nach der ohne diese Aufnahme in den Bund
Abrahams ein Jude nicht Jude sein könnte. Wir wissen
auch, dass die Zugehörigkeit körperlich besiegelt wird.
Bei der Aufnahme eine Knäbleins in den Bund spricht man:
Du sollst durch Dein Blut leben. Durch dieses Vergiessen
des Blutes, das evtl. auch eine Lebensgefahr dars\.ellen
könnte, sagt man: Durch dieses Vergossene Blut sollst und
'wirst Du leben. Y/as liegt hier zutage? Es ist eine körper
liehe Versiegelung eine geistigen Gehaltes. Nun müsste
ich Sie zum ersten Male auf einen eigentümlichen Umstand
aufmerksam machen, den ich Ihnen jedoch als Abschluss
eines besonderen Kapitels beantworten möchte.
Zun&ähst will ich Ihnen eine ganz kurze Antwort
darauf geben. Wir sehen nebeneinander Geistiges, oder
im Judentum gefasste Menschlichkeit, sowie körperliche
Bindung. Was hat das eigentlich miteinander zu tun?
Stellen wir uns einen Vater vor, der sich per-
sönlich zu einem charaktervollen Menschen herausge-
beitet hat. Wie wird er versuchen seiner eine Ethik
seinem Sohne zu übergeben? Der Vater wird höchstwahr-
scheinlich wie alle Pädagogen, die zum ersten Mal vor
eine solche AufgabegesteQ.lt sind, sagen; indem er sich
seinen Sohn vornimmt: Es ist eine Grundlage des ge-
ar
-. 6 -
t,
samten nt^ Menschentums, dem anderen zu helfen.
Er wird mit vielen Worten seine Ethik darlegen und
eines Tages das Merkwürdige entdecken, dass der Sohn
die Worte gehört hat, aber die Taten nicht ausführt»
Der Vater hatte vorausgesetzt, dass wenn man etwas
sagt, es auch getan wird. Man muss aber eines Tages
aus eigener Erfahrung erkennen, dass Menschen nicht
das tun, was gesagt wird, auch wenn man es 5 mal wie-
derholt, wird es vielleicht kaum gehört werden. Wer
nur mit Worten den andern etwas lehren will, wird
eines Tages zu seinem grössten Erstausn erkennen : ijas
V/ort lehrt nicht, sondern nur unter einer ganz be-
sonderen Konstellation.
z.B.: SS brennen Lampen. Diese Lampen
kann man zur Kraftausstrahlung bringen, wenn man
an einer ganz« bestimmten Stelle einen Hebel berührt.
Wir man einfach an die v/and drücken, so werden die
Lampen nicht reagieren, ebenso an keiner anderen Stel-
le, sondern nur durch den auslösenden Hebel, der in
einer ganz bestimmten Konstellation den Kontakt her-
beiführt. Aber diese seltene Möglichkeit des Kon-
taktschlusses ist umgeben von einer Wüste der Nicht-
möglichkeiten. Alle diejenigen, die mit der Pädago-
gik anfangen, beginnen mit dem Lehren von Worten.
Bin Beispiel, das Ihnen ohne weiteres deutlich vor
Augen führt, was ich meine: Wenn jemand z.B. in einer
O-rossstadt nervös geworden ist, was wird man tun, um
ihn zu heilen? Es hat keinen Zweck, ihn in der Gross-
stadt zu lassen und ihn mit Worten zu heilen versuchen,
sondern man muss ihn in ein anderes Milieu versetzen.
Da er im großstädtischen Leben krank g ewor den ist,
so wird er höchstwahrscheinlich nur wieder ge-
- 7 -
Sunden, in einer Umgebung der Ruhe, in der leben-
digen Frische gründnder Natur. Es ist nicht mög-
lich, dass man eine Heilungsmethode so ohne weiteres
aus der Westentasche ziehen kann. Der beste Arzt und
Pädagoge witd ohne Worte einen solchen Menschen
in ein anderes Milieu verpflanzen = ein pädagogisches
Mittel ohne Worte. Die Milieubeeinl'lussung ist das
erste pädagogische Mittel überhaupt. Das Eltern-
haus ist ausschlaggebend für die Gharaktergestaltung
eines jeden Menschen. Nicht durch die Worte des
Vaters oder der Mutter, sondern dadurch, dass diese
eine ganz bestimmtes Leben gestalten, wenn die
Eltern ^u dem Kinde sagen: Du musst die Wahrheit
sprechen und eines Tages merkt das Kind, dass die
Eltern anders handeln als sie sprechen, dann sind
die Worte verpufft. Persönliches Beispiel ist das
beste. wenn wir dieses übertragen auf den Rahmen
iiner OemeirBchaft und den Rahmen der Menschheit,
danni st es unmöglich, da. s jene ungeheure meta-
psysische Verbindung mit dem Oött liehen erhair-en
werden könnte durch reine Begriffsformulierung. Das
ist absolut ausgeschlossen. Ueber die Präge, wie
es gemacht werden könnte, möchte ich heute abend
nicht sprechen.
ich möchte aber auf einen Punkt hinweisen,
dem zuliebe ich diese Erörterung ausgeschlossen habe
Die Milah, die Beschneidung, ist eine unerhörte
irdische Bindung ewiger metaphysischer Beziehungen.
Der physiker weiss ganz genau, dass er mit seiner
Apparatur unsichtbare Strömungen fangen kann und
sie in Erscheinung zu bringen vermag. So kann der
Jude ewige ströme fangen in ganz besonderen Arten
8 -
von Symbolen. ©Bin solch gev/altiges Symbol ist die
Beschneidung. Diesen Gedanken kann ich Ihnen noch
deutlidier machen auf örund von Erörterungen, bö-
aenken Sie die (jefahr der orgiastischen Religion, die
das Judentum erbarmungslos bekämpfte, da sie mit
dem Mord verbunden war und kein Mittel zur Erhaltung
sondern zum Zerstören bot# Die Juden sagen nicht:
Lau zirzoch: Du sollst nicht morden. Nicht soll
des blut f Hessen, der Blut vergossen hat, sondern
sie vollzogen eine Bindung durch das Blut. Die
orgiastische Religion ist verbunden mit dem sexualis-
ein/
mus. Die Beschneidung ist/so deutliches Symbol da-
für, dass das Judentum nicht an den Hauptgrundlage
des Lebens vorbeigeht, an der das vergangene Jahr -
hundert einfach vorbeiging. In der Zeit der Puber-
tät finden junge Menschen
häufig nicht das rech-
te Verständnis. Man sollte über diese Dinge dann
nicht reden, sondern lieber schweigen. Diese Vor-
gänge sind stärker als alles scheinbar Aesthetische,
was die Mensclien bindet. Das Judentum geht hieran
nicht vorbei und hat durch dies Symbol jedem ein-
deutig gesagt: Auf diesem Gebiet bedeutet Aus-
schweifung seelischer Tod und späterhin die körper-
liche Vernichtung das VoIbs. Die Geschichte lehrt,
dass hieran grosse Völker zugrunde gegangen sind.
Dieses wird immer so bleiben.
'•%'p €' *.••:•*
wie das Zitat
sage: Der Welt Getriebe, erhält sich durch Hunger
und Liebe.
Was ich eben ausführte, s^eht im besonderen
V
- 9 •''
«.
Zusammenklang mit dem Begriff des "am kodausoh" des
heiligen Volkes. D«« Judentum will fernhalten vom
Orgiasmus. Hier beginnt die geistige Haltung, und
jeder, der sich dieser Bindung unterwirft tritt damit
ein geistiges Erbe, die Lehre unseres Vaters Abraham
an, in Verbindung durch ein körperliches Zeichen.
Hier liegt ein Mysterium, dass man w eiter nicht mehr
erklären kann. Aber so wird es uns Juden gelehrt:
Das ist der Bund Abrahams. Da aber Abraham alle
seine Hausgenossen in diesen Bund eingeführt hat,
sind sie mit ihm verbunden worden, und niemand Ivann
genau wissen, ob er von Abraham abstanrnt oder von
einem der Hausgenossen, die damals zur Hausgemein-
schaft von Abraham gehört haben. Nicht die rassln -
massige Zugehörigkeit ist ausschlaggebend, sondern
die geistige Bindung durch körperliche Unterwerfung.
In diesem Punkte darf Europa sich an die Brust an-
schlagen, und wir Juden sind mit allen Tugenden und
Europas/
Vorzügen/und/damit auch mitallen Fehlern verknüpft und
mit der europäischen Geschichte verbunden. Ich
brauche es nicht w eiter auszuführen. In dem Punkte
muss man manchmal eine innere Scham
empfinden
und ich glaube nur eine Andeutung machen zu müssen,
wie deutlich hier auf diesem Gebiete Schuld und Sühne
mathematisch gewissenhaft in-einandergreifen; aller-
dings auch die schädigend, die nie etwas mit denen
zu tun hatten, die auf diesem Gebiete sündigten.
Diese abramitische Aufgabe ist in einer ganz be-
sonderen Art und Weise überliefert worden, bis sie
zur Konstituierung des "am kodausch" führt,
und ich möchte darauf eingehen, weix diese Frage in
unserer Diskussion manchmal eine BDlle spielte.
- 10 -
«•
©lese Augabe Abrahams wurde von seinem Sohn Isaak
und später von Jakob übernommen* Aber Jakob hat
diese Aufgabe nioht direkt sondern indirekt über-
nommen • Jakob hat man dadurch als einen Betrüger
hingestellt, weil er Esau um die Erstgeburt ge-
bracht hat* wenn wir die Behauptung aufstellen,
dass der Begriff des "am ftodausch" direkt auf Abraham
zurückgeht, so müssen wir folgendes berücksichtigai .
Esau ist ja mit Jakob verwandt gewesen* Er war sein
Bruder* Trotz dieser blutsmässigen Verwandtschaft
herrschten zwischen beiden eine ewige Feindschaft.
Das Blut verbindet nicht nur, sondern es kann auch
uaendlich trennen, genau wie es keine grössere Peind-
scftaft geben kann als gerade unter Blutsverwandten*
Bas Merkwürdige im Judentum ist, dass diese Vorgänge
von Jahrtausenden unmittelbar übertragen wurden auf
die (Jeschichue der Juden, die Feindschaft zwischen
* Jakob und Esau war ursprünglich eine ganz persönliche
und wurde späterhin übertragen auf das Bild des
Kauipfes zwischen Juden und Römern. Das ganze Mittel-
alter hindurch wurde Rom bezeichnet als Bdom, das
ist der Name für Bsau. Hier ringt also Juda mit Bdom
um Lebensmöglichkeit. Der Dichter Heinrich Heine,
den ich schon einmal zitierte, jener jüdische Dichter,
den die Tragik verfolgte, hat folgendes kleines Ge-
dicht geschrieben:
m Edom:
Ein Jahrtausend schon und länger
dulden wir uns brüderlich.
Du, du duldest, dass» ich atme,
dass du rasest dulde ich.
Manchmal nur in duklen Zeiten,
war dir wunderlich zumut
unddie lieben fr ommen JX^j^^U^t^f
färbtest du mit deinem Blut*
jetzt wird unsre Freundschaft fester
und noch täglich nimmt sie zu
- 11 -
demm ich seihst beginn' zu rasen
und ich werde fast wie jDu.'^
Es ist der Kumpf zwischen Jakob und EsaU| und solch ein
G-edioht im Zeitalter der ©nanzipation ist höchst merkwür-
dig. "Denn ich selbst beginn» zu rasen und ich werde fast
bald/
wie IDuw* Die Juden werden genau so rasend wie die damalige
Umgebung. Es ist der Kampf der materialistischen Welt-
anschauung mit den orgiastischen Religioneni die die Mensch-
heit vernichtet. Was aber Heine empfand ist nichts weiter
als ein Verrat am Begriff des Am Kodausch, der heiligen
Lebensbejahung der Juden. Er gab dem &e(iiöht bewusst diö
Ueberschrift:»»an Bdom««.
Der Erstgeborene hatte im OriSBt das
Vorrecht^ vom Erbe des Vaters 2/3 zu empfangen. Die Uebri-
gen erhielten den Restteil.
V;enn jakob das Erstgeburtsrecht erkaufte,
dann musste Esau auf den materiellen Erfolg verzichten.
Esau hat im Augenblick den Hungers, als er von der Jagd
kam, an diese Tatsache nicht gedacht. Diese ueberlegung
ist ihm erat später geicommen, denn er sagt: "Wenn mein
Vater tod ist, werde ich meinen Bruder erschlagen."
wenn jakob Esau hatte betätigen wollen, hätte er den ihm
zustehenden Vorteil geltend gemacht, jedoch legte er noch
nicht einmal V/ert auf das ihm zustehende Erbe, auf das er
auch ohne Erstgeburtsrech. Anspruch gehabt hätte. Als Jakob
naöh seiner Wanderschaft zurückkam liess er Esau sagen:
n Mit meiner Familie bin ich ausgezogen und bin zurückge-
kommen mit meinen 2 grossen Lagern, die ich durch meiner
Hände Arbeit erworben habe. Ich bringe ihm ein Geschenk
entgegen, das dem Bruder sagen soll, dass ich auf das Er-
be keinen Anspruch erhebe. Ich habe soviel wie ich brauche.
Esau erkannte dieses auch an und fiel ihm trotz Pein-
- 12 -
Schaft am den Hals und kusste ihn* Er sah ein,
dass ex ein Irrtum seiner lieber zeugung war. Jakob
hatte keinesfalls einen materiellen Vorteil errei-
chen wollen, das ist hierdurch klar erwiesen.
Er v/ar vielmehr der Berufene, das geistige EJrbe
seines Vaters Abraham anzutreten. Wer hat ihn
denn nun verleitet, Esau den Elrstgeburtssegen ab-
zulisten? Das war seine Mutter. Hier spielt wie-
der einmal eine jüdische Prau eine unerhörte Rolle.
Als Mutter liebte sie beide. Abe« Rebekka war mehr
als eine Mutter. Sie hatte die Fähigkeit, das
Ewige klar zu erkennen. Sie erkannte als einfacher
Mensch, dass Jakob, der seit seiner frühesten Jugend
in seinem Zelt wohnteund immer im Midrasch lernte,
der eigentliche Nachfolger des Geistes war, den
Abraham in die Welt gebracht ha.te. Jakob musste
einfach der Nachfolger w erden und den Segen be-
kommen. Bin Segen ist nümlich kein Wort: Er be-
deutet unerhört viel. Als Esau also von der Jagd
kam und schrie: Vater, hast Du keinen Segen mehr
für mich! Da sagte Abraham: Nein, ich habe ihn
deinem Bruder gegeben. Segen ist kein Wort; hier
liegt eine unerhörte Kraft, und man erkennt das
vielleicht am d eutlichsten am Gegenstück, am Pluda.
G'tt hatte nämlich zu Abraham gesagt: Diejenigen,
die Dich fluchen, werde ich fluchen, und die, die
Dich segnen, werde ich segnen. Die deutsche Ueber-
setzung ist falsch.
Abert^ich werde fluchen, die Dich fluchen.»»
Im Hebräischen versteht man hierunter etwas anderes.
Mekale#lcho meaur# Kai heisst leicht und kile
15 -
leichter machen* Diö Juden brauchen als Ausdruck
ijtz für Ehre = kowed, was in der direkten Ueber-
setzung wschweö^ bedeutet, die Ehre, die einen
Menschen schwer macht. Mekalel heis^t Ehre
abschneiden = leidater machen* In dem Wort
verf liehen liegt oraur, deaHen Stamm ist or =
leuchten oder Licht. Der Fluch besteht darin,
dass ein Maisch es wagt, die Kraftströme des
Guten unheilig zu berühren. Durch Blitzes-
schnelle wird er eingehüllt in das Licht Gattes
und wird daran zugrunde gehen, denn kein Mensch
schaut G'tt und bleibt am Leben*
wer Dir Deine Ehre abschneidet, den werde ich
zerstören. Ich übergebe Dir einen Schatz, später
wird es nochmals beim Propheten jerimia wieder-
holt.; Ich mache Dich zu einer eisernen Mauer,
zu einer festen Stadt. Sie werden nichts gegen
Dich vermögen. Du bist von G'tt bestimmt, einen
Weg zu gehen, der das Böse ausrotten soll, damit
an seine Stalle das Gute komi.t. Nach Deiner Kraft
geht es nicht, sondern nur nach Deinan Glauben,
denn es ist eine göttliche Sendung.
Diesen Olauben an eine göttliche Sendung
hat Esau nicht gehabt. Er ging hinaus in den
Wald und schoss die Tiere. Ihm tat es nicht leid,
wenn ein Tier angeschossen war und verblutete.
Jakob konnte es nicht, wir könnten uns unmöglioiA
vorstellen, dass er ein Tier verletzte und mitansah,
wie es langsam zugrunde ging.
- 14 -
Esau v;ar nicht geeignet für die Vollendung der
metaphysischen Aufgabe. Jakob musste diese Auf-
gabe durch einen Umweg übernehmen, durch jenes
Ereignis, das vielumstritten ist und die Menschen
nicht begreifen können. Jakob musste d ie falschen
Mittel, die er
« f I
wider seinen Bruder benutzte.
Spaterhin auch wieder büssen. Er hat es auch
selbst gesagt: Schweres habe ich erleben müssen.
Beine Lieblingsfrau Rahel, um die er 7 Jahre die-
nen musste, ist ihm gestorben. Josef ist ihm ge-
nommen und es drohte ihm der Verlust seines Sohnes
Benjamin. Sein Leben, das auf diesen 3 Menschen
beruht, wird von innen her zerrissen. Das ist die
Sühne für die unfairen Mittel. Aus diesem Kampf
steigt hervor für das Judentum: Jisroel, der
G»tteskämpfer. Es wäre schöner gewesen, wenn
Jakob ohne Fehler ein Engel gewesen wäre, jedoch
wäre das dann nicht das Leben gewesen. Das Leben
ist etwas anderes. Was muss man kämpfen, was
überwinden! Hier ist Jakob derjenige, der sich
überwunden hat. Ekef = derjenige, der von der
Perse her kämpft, der von hinten her versucht,
seinen V/eg zu rä^en. Und er wurde ein Jisroel
weil einst kämpfen sollte wie ein Purst. Er
sollte mit offenem Visier kämpfen wie ein Purst,
denn nun kämpft er im Lichte G'ttes. So sehen
wir in Jakob unseren eigentlichen Stanmvater mit
Eecht. Esau hatte seine Aufgabe nur verschlampt und
verschmutzt. Jakob musste sich eben durch alle
Höhen und Tiefen zu seinem Leben hindurchkämpf an.
- 15 -
An s einem Löbensabend hatte er keinen anderen
Wunsohmehr^ als josef noch einmal wiederzusehen,
den Sohn seiner Prau, am die er 14 Jahre lang
gedient hatte, dann wollte er sterben. Es ist
ein wundervolles Bild: Wird der Mensch geboren,
dann sind die Pinger zur Paust geballt | das
Zeichen der Machtergreifung: alles soll mir ge-
hören* Wenn der Mensch stirbt, dann sind die
Hände ausgebreitet. Alles ist eitel, alles haben
wir hergegeben.
Es muss noch ein Drama beschrieben werden,
das den Menschen Jakob darstellt. Es kann aber
nur beschrieben werden rrit den Worten der Bibel.
Wenn ich eine Bitte an Sie richten dürfte, dann
lesen Sie doch bitte einmal in einer de^^utschen
Uebr Setzung die jose*s- und die Jakobsgeschichte,
insbesondere dio herrliche Geschichte, wie die
Brüder mit Josef zusamm entreffen, Josef sich zu
erkennen gibt und jakob zur Begrüssung kommt.
Leider ist es heute unser Geschick, dass die meisten
in literarischen Dingen verdorfeensind* Es gibt
zu viele Dichter, die das Thema bt^-handelA: "dass
zwei sich lieben und am Ende kriegen". Lesen
Sie einmal die Josefsgeschichte, in der die ganze
schwere Problematik des Menschlichen Lebens dar-
gestellt wird und Sie werden die ganze Schönheit
künstlerischer Gestaltung echten menschlichen Er-
lebens empfinden. Wem treten nicht die Tranen
in die Augen, an der Stelle, wo Josof sich seinen
Brüdern zu erkennen gibt. Sie erhalten dann einen
Begriff davon, dass in dieser Gestalt Jakobs im
Tiefsten ein une4ndlich reiner Geist vorhanden
- 16 -
war, der überging auf seine söhne und sioh auch empor-
kämpfen musste. In diesem Zusammenhang mödate ich
Ihnen folgende Geschichte nicht vorenthalten.
Jakob hatte eine Tochter. Sie ging einmal spazieren
und wurde dabei von dem Sohn des Pursten N. gefunden,
und er hat ihr Oewalt angetan. Er hielt dann um
ihre Hand an, jedoch sagte Jakob kein V^ort. Aber
die Brüder sagten: Wir können unsere Schwester keinem
Manne geben, an dem nicht die Beschneidung vollzogen
ist. Der Purst erklärte sich bereit, an sich und
seinen untergebenen die Miia vornehmen zu lassen.
Am 5. Tage, als sie nun an heftigen Schmerzen dala-
gen, übaf ielen die beiden Sohne die Bewohner von
Seh. und machten sie nieder. Als Jakob dies hörte,
j
sagte er: Ihr habt mich stinkend gemacht in die-
sem Leben. Und noch auf seinem Sterbebette fluchte
er dem Zorn seiner Sohns, trotzdem sie erwiderten :
Kann man einfach über unsere Sehwesi^er herfallen?
Und soUen wir sie zur Buhlerin herabwürdigen lassen?
Die Brüder wollten die Ehre ihrer Schwester retten.
Die Atmosphäre dieser Ueberlieferung ist von einer
erschreckenden Dumpfheit und sogar von einem schmutz
erfüllt, de« einen schaudern macht. Trotiidom steht
es in der Bibel, denn unsere Bibel ist kein Buch
von Engeln und Heiligen sondern von Menschen, in
den alles rein Menschliche und triebhafte, das über-
wunden werden musste zum Vorschein kommt. Man
darf nun nicht glauben, dass die Zugehörigkeit zum
am kodausch ein gezwungene sei. Mankann dic;se Zu-
gehörigkeit nur erkämpfen. Man muss manchmal durch-
- 17 -
waten den Sumpf des Lebens und die Niederungen seiner
eigenen Strömungen. Man muss kämpfen gegen s i5 h
und andere und die Bibel zeigt uns, wie Menschen
kanten mussten.V/enn man heute die Bibel neu ent-
deckte, würden die G-elehrten überrascht sein von
der unendlichen Lebenswahrheit und der unendlichen
Lt, mit der dieses Leben geschildert v/ird und
f
wie man es überwinden muss. W©r an die Bibel heran-
geht um einen aestheti sehen aenuss von ihr zu er-
halten, der muss im tiefsten enttäuscht werden, dem
kann sie nicht das werden, was sie in Wirklichkeit
ist: Das Buch des Lebens. In den Augenblicken
des Leben, wo wir glauben nicht mehr weiterzukönnen,
finden wir in der Bibel zahllose Stellen, die uns
sagen: Wir gehören zum am Äodausch, wenn wir nur
dazu g ehören wol len. " Wenn Ihr im Leben auch wan-
dern müsstt^ wird G'tt nicht gestatten. Euch zu be-
Aas uralter Zeit kommt über uns eine Sicherheit:
Wir werden unseren Weg gehen, was auch kommen mag.
Wir sindin eine sehr grosse Gemeinscixaft eingegan-
gen , die im Oeistigen gestaltet wird, dem am ko-
dausch. Sie werden nun auch verstehen, was der
begriff am fcodausch bedeutet. Wir Juden haben es
nicht leichter als die anderen und sind nicht aus-
erwahlt zu Vorrechten. Wenn uns jemand unsere
«Auserwähltheit" zum Vorwurf macht, dann werden wir
ihm antworten: Es ist doch unter Umständen leichter
kein Jude zu sein. Wir sind das Volk göttlichen
Eigentums. »»Auserwahltes Volk" ist nbht richtig
übersetzt. "Am segulloh" heisst vielmehr: a'tt ge-
höriges Volk!
a'tt hat uns wie unsere Väter in mystische
- 18 -
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1
1
Aber
Verbindung zu sich gebracht. Niemand kann sich
aus dieser Beziehung herauslösen. Sie brauchen
nur einmal ins Leben hiBainzusehen,ob« man sich
aus dem Kreise des jüdischen Geistes herauslösen
kann, ohne innerlich dabei zerbrochen zu werden.
Später hat X der Prophet Amos gesagt:
Nur ich habe Buch aus erwählt von allen rölkern.
auch hier ist di Uebersetzung nicht richtig:
jodati heisst ich habe erkamnt. Das Judentum heisst
erkennen. Es ist dargestellt als eine eheliche Ge-
rne inschaft. Wir sind die Braut und G'tt ist der
Bräutigam. Und in der schlimmsten Zeit gedenkt
G»tt der Liebe der Jugendzeit. In den herrlichsten
Tönen besingen n die Propheten die Zeit der Liebe.
An jedem Freitagabend begrüssen wir den Sabbath;
Komm« ,0h Braut! Der Ausspruch Arnes muss richtig
übersetzt heissen: So habe ich euch erkannt und
dar um ahnde ich an Euch alle eure Sünden. Das
heisst in eine prorane Sprache übertragen:
BS gibt keine grössere aefahrfür den Juden als
sich zu lüfcsen
aus seiner metaphysischen Gebunden
heit. Ich weiss ganz genau, was ich sage. Ich
spreche nicht in Bildern. —
Die Brüder sagten, als Josef ins Gefängnis
geworfen wurde: Das sind die Folgen unserer Versün-
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digungen, weil wir die Not unseres Bruders
• T «,♦•«. -sviw in t^ainer Not verkommen
sahen und weil wir ihn m seinei iwv.
liessen.
Eß ist die Frage aufgeworfen, ob auch heute
noch der Begriff des am kodausch für uns zutrifft.
Ich kann Ihh^n nur andeuten, was ich meine. Ich
verde in einem anderen Zusammenhang auf diese
- 19 -
•'
Zusammenhänge noch deutlicher eingehen. Man muss
nämlich, wenn man die v/ahrheit des Begriffes am Äo-
dausch verstehen will, imstande sein, hieraus die
Ableitungen für unser ganzes persönliches Leben zu
ziehen. Wenn man diescs nicht kann, wenn Religion
nur etv/as ist, was über uns schwebt, dann ist es
eine unwahre Religion. Religion ist nur das,
was ich persönlich tun kann, es ist eine Forderung
der Verwirklichung. Das ist die Anerkennung des
ewigen Schöpfers Cr'tt. in welcher Richtung sind
nun diese Ableitungen zu machen? Man kann folgen-
des sagen: Es gibt kein Gebiet, das menschlichen
der Betrachtung
Lebens, das ausserhalb des Judentums und der reli-
giösen Forderungen bestehen kann. Das wird recht
deutlich iaucfa. in Kunst und Geschichte, denn es
gibt kein Gebiet, das nicht unter dem jüdischen
Einiluss eine besondere Färbung annimmt. In einem
späteren Weg der Untersuchung wäre klarzustelln, väe
alle Lebensformen und Lchensgestaltungen unter dem
jüdischen Willen erscheinen würden. Es ist ein
Ausdruck des Typus. Wie isu das Leben zu g.;stalLen
in all seinen Erscheinungen unter den Fordt-rungen
des jüdischen G'tteserlebnis. Es ist die Frage
gestellt worden: Ob das Judentum nicht eine Forderung
für die mchtjüdische Welt aufgestellt hat. Ist
im Judentum auch wie im Buddhismus jener überstei-
gerte Individualismus, der sich im Kastengeist furcht-
bar auswirkt und in der Versenkung des Pa»kirs, in
dem Aufgehen ins Nirwana, seinen Ausdruck findet? Nein!
Im judBadium hat äs diesen Standpunkt nie gegeben.
Im ..udentum liegt eine religiöse Pordt^rung für die
nicht jüdische Welt. Der Judentum ist ein Weg zu G'tt
- 19 -
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Das Judentum verlangt xhä eir^Porderungen, die von
allen Völkern der Erde erfüllt werden müssen, wenn Mensch
neben Mensch bestehen soll. Sind diese Forderungen aus
jüdischer Engherzigkeit hervorgegangen}^
oder sind
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es übergeordnete Forderungen, die manschliesslieh aner-
kennen muss? Es ist auk^serst interessant, wie das
Judentum l^lipp und klar einen deutlichen ¥eg geht^ der
vollkommen ins praktische Leben iübergreifl;* Diexjt 7
Forderungen, die lur die Nachkommen Äoahs aulgestellt
w Orden sind, sind die Grundgesetze, die überhaupt
eine menschliche Gemeinschaft möglich machen. Wenn
sie nicht beachtet würden, so würde eine Flut sittlicher
Verkom.-ienheit die Folge seinl
1# Die Forderung der 3)inim (dass Recht gesprochen
werden muss) Dieses muss die erste Forderung bleiben,
die für alle Menschen besteht. Hinter dem BegriiT: Recht
steht eine unendliche metaphysische Beziehung; es ist
keii e ^nge partikularistische Forderung* Jeder Mensch
kann einmal in die Lage kommen, gerecht beurteilt wer-
den zu wollen und zu müssen. Bedenl^en wir einmal das
Unrecht des Fremden-und des Kindermordes. Hier besteht
im Judentum eine ganz bestimmte Abgrenzung von den
orgiastischen Religionen.
2% Die Forderung des Birkas haschem: Die An-
erkennung eines G'ttes* Die Menschheit kann nieraLis
in Gottlosigkeit bestehen. Es gibt nur einen G'tu, den
G»tt der Erde, der alles in sich schliesst.
3#,4#,u.5# ES sind drei Forderungen, die zu-
saipqieiagehören* Awaudoh soroh = verbot des Götzendienstes,
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• 20 -
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2# Lau zirzoch: Verbot des Blutvergiessens.
5# Lau zinori": Die verbotenen Ehen, Unzudat etc •
6. : Ever min hachajeh: Das Verbot der
Tierquälerei: Das Vermeiden von Schmerzfügung an
lebenden weson*
Es war z.B# früher im Orient Sitte, wie
insbesondere Lehrer Guttman-, ausführte, dass die
Menschen ihren Proviant in lebender Form mitnahmen,
z#B* von einer Kuh in roher Weise Stücke Fleisch zum
Verzehren herausschnitten, wodruch das Tier natürlich
sehr leiden musste* Genau so wie eine andere Unsitte:
Dass man das Muttertier melkte und das Zicklein schlach-
tete, da das Wasser knapp war.
' 7* Gesel . . . • verbot des Raubes, For-
mulierung des Bigentumsbegriff .
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal
betonen, dass diese 7 Gebote keine partikularis s^ischen
Forderungen sind, sondern rein ethische Forderungen,
pädagogisch-praktisch formuliert. Hier haben wir
ein Beispiel, wie metaüliysische Werte ins Praktische
umgesetzt werden.
Sogar das Leben der Tiere v/ird dem der Menschen
gleichbewertet. Diese 7 Forderungen lassen d eut lieh
das .jüdische Leben erkennen, diesen wunderbaren Orga-
nismus des religiösen Systems der Juden. Beginnend
mit der schriftlichen Lehre der Bibel und daran
rankend die mündliche Lehre. Das Judentum bewegt
sich aufheiligem Boden, der diese leligiöse Bindung
geschaffen hat.
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Die ilidisohc Relation.
1. Religion .ils ze^itraler Lobeiibi>tandpuakt •
2. Religion :iil'i typischer '.7es zu G'tt.
3. Das religiöse Volk (Am kodosoh) .
4. Ersatzreligion.
5. Die religiöse Ethik.
6. Der religiöse Kultus.
7. Die Geschichte unter religiösem (rosiohtr^punkt .
8. Religion und '.Tissenschaf t .
9. Der Teg zur Reli;^ion#
10. Religionspädagogik.
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Aus Muokle;"Der Geist der jüdischen Kultur und
das Abendland." i.'ZJ/f il» .
Aus den Upanishads. . ■
"Auf eines Rosses Rücken jagen wir dahin...
Im Dämmergrauen schüttelt es die Mähnen,
Als Morgenrot umflattern sie sein Haupt.
Nun springt's empor, es glüht sein Sonnenauge,
Und bis zum Himmel reckt es sich hinauf.'
Sein Huf scharrt Tage, tänzelnd geht der Monat
hin.
Das Jahr - ein Satz, \and Jetzt, in jähen Sprün-
gen
Srühn Sterne um den rasend schnellen la\if .
La Wolkenflocken tropft der Schaum von dem G^biss
Es schnaubt der Sturm, und wirft's in seinem
Donnergang
den Kopf empor, dann zucken Blitze um die
Berge seiner Flanken.
' Der Regen trieft durch dieses Waldes Strähnen,
Und keuchend kocht in jenem Meer der Gischt.
Doch ob sich knackend biegt der Bäume Stamm,
Ob üb>3r Felsen wirr die .7oge schlägt -
Alles dahin! Gerissen wird es ruhelos und ewig,
Durch Tag zur Nacht , aus Dunklem in das Helle . . .
So jagen wir durch dieses Aethers blaches Feld,
Du, ica, die Erde und die ganze iVelt."
Uebersetzung von Eberhard.
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Uober Setzung von Martin
(Buber, S. 24 - S.27)
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;Veh ihnen, die Haus an Haus reihen, Feld nachrücken an Feld,
bis zuende der Rauni ist, - einzig ihr angesiedelt im Innern des
Lands! In meinen Ohren ist Er der Umscharte: «werden nicht die
vielen Häuser zur Oede , grosse und schöne siedlerlos, •••!
Denn zehn Joch Rebgartenboden bringen ein einziges Schaff und
ein Malter Aussaat bringt einen Scheffel.
weh ihnen, die, frühmorgens auf, dem Rauschtrank nachjagen, die,
spät in der Dämmrung , der »i/ein erhitzt, Leier, und Harfe, Pauke
und Flöte und »^ein ist ihr Trinkgelag, Sein »»erk erblicken sie •
nicht, auf das Tun seiner Hände sehn sie nicht hin.
Brum wird mein Volk weggeschleppt, aus Erkenntnislosigkeit ,
sein Ehrenschein sind Hungerleider, sein G-etiimmel verschmachtet
vor Durst. Drum weitet die Gruft ihre Gier, reisst auf ohne
Mass ihren Rachen, und hinabfahren muss sein Glanz, sein Getümmel,
sein Getose, was so lustig war in ihm.
Da wird gesenkt der Mensch, wird geniedert der Mann, geniedert
sind die Augen der Hohen, Er der Umscharte erhöht sich im Gericht,
der heilige G'tt wird im V/ahrspruch erheiligt. Die Lämmer weiden
da wie auf ihrer Trift, auf den Trümmern der Feisten zugast
dürfen sie fressen.
7/eh ihnen, die Schuldstrafe herziehn an Stricken des »^ahns, Siind-
busse an »^agenseilen, die sprechen: Er beeile, beschleunige nur
seine Tat, damit wirs sehen, es nahe, komme nur der Ratschluss
des Heiligen Jisraels, dass wirs erkennen!
T/eh iltnen, die zum Bösen sprechen: Gut! und zum Guten: Bös!
Die die Finsterniss machen zum Licht und das Licht zur Finster-
und Süss zu Bitter!
<^eisen, vor ihrem eigenen Antli'Cz
nis , die Bitter machen zu Süss
ueYi don in ihren eigenen Augen
Gescheiten!
^»eh den Helden im «»eintrinken, den Männern, tüchtj.g, Rauschsaft
zu mischen, die den Frevler bewährt heissen um Be Schenkung und
das: Bewährt! vorenthalten Jedem der Bewahrten.
Drum, wie Feuers Zunge Stoppeln frisst und Heu in der Lohe zer-
schlaff t, wird ihre Wurzel wie Mtder werden, ihr Blust aufflattern
wie Staub, denn sie haben Seine, des Umscharten, V/eisung verwor-
fen, verschmäht das :7ort des Heiligen Jisraels.
Darum ist Sein Zorn wider sein Volk entflammt, seine HcUid
reckt darüber er aus, er schlägt es, die Berge erzittern, ihre
Leichen sind wie Unrat mitten auf den Strassen. Bei alldem
kehrt sein Zorn nicht um, und noch ausgereckt ist seine Hand.
Er erstellt eine ßannerstange Stämmen fernhin, er pfeift einen
herbei vom Erdenrand, da: eilends, leichtfüssig kommt er.
Kein Matter darunter, kein Strauchelnder, er schlum^iert nicht,
er schlaft nicht ein, nicht wird der - ■
Schurz seiner Lenden geöffnet, nicht wird der Riemen seiner
Schuhe gelöst. Dessen Pfeile geschärft sind, alle seine Bogen
gespannt, die Hufe seiner Rosse wie Kiesel zu achten, seine :
Räder wie der ^Virbelwind, sein Brüllen ist wie der Löwin, wie
Jungleuen brüllt er. Er heult auf, packt die Beute, sichert
sie, keinur ist, der sie entrisse. So heult es nun, 3jn jenem
Tag, über sie herein, wie Heulen des Meers. Man starrt über
die Erde: da ist Finsternis, ängstend, zum Licht auf:
verfinstert in ihjren Nebeln !
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üwbersetziuig von Martin ßuber.
(Buber, S. 24 - S.27)
v;eh ihnen, die Haus an Haus reihen, Feld nachriioken an Feld,
bis zuende der Raum ist, - einzig ihr angesiedelt im Innern de«
Lands! In meinen Ohren ist Er der Umscharte: werden nicht die
vielen Häuser zur Oede , grosse und sohöne siedlerlos, ..•!
Denn zehn Joch Rebgartenboden bringen ein einziges Schaff und
ein Malter Aussa.;it bringt einen Scheffel*
i^eh ihnen, die, frühmorgens auf, dem Rauschtrank nachjagen, die,
spät in der Därajiirung, der »i/ein erhitzt, Leier, und Harfe, Pauke
und Flöte und uein ist ihr Trinkgelag, Sein n^erk erblicken sie
nicht, auf das Tun seiner Hände sehn sie nicht hin.
Drum wird mein Volk weggeschleppt, aus Erkenntnislosigkeit ,
sein Ehrenschein sind Hungerleider, sein Getiünmel verschmachtet
vor Durst. Drum weitet die Gruft ihre Gier, reisst auf ohne
Mass ihren Rachen, und hinabfahren muss sein Glanz, sein Getümmel,
sein Getose, was so lustig war in ihm.
Da wird gesenkt der Mensch, wird geniedert der Mann, geniedert
sind die Augen der Hohen, Er der Umscharte erhöht sich im Gericht,
der heilige G'tt wird im vrahrspruch erheiligt. Die Lämmer weiden
da wie auf ihrer Trift, auf den Trümmern der Feisten zugast
dürfen sie fressen •
V/eh ihnen, die Schuldstrafe herziehn an Stricken des ^^ahns, Sünd-
busse an ȟagenseilen, die sprechen: Er beeile, beschleunige nur
seine Tat, damit wirs sehen, es nahe, komme nur der Ratschluss
des Heiligen Jisraels, dass wirs erkennen!
T/eh iknen , die zum Bösen sprechen: Gut! und zum Guten: Bös!
Die die Finsterniss machen zum Licht und das Licht zur Finster-
nis, die Bitter machen zu Süss und Süss zu Bitter!
<»eh don in ihren eigenen Augen «weisen, vor ihrem eigenen Antlitz
Gescheiten! "•^
»»eh den Helden im .»eintrinken, den Männern, tüchtig, Rauschsaft
zu mischen, die den Frevler bewährt heissen um Besohenkung und
das: Bewährt! vorenthalten Jedem der Bewahrten.
Drum, wie Feuers Zunge Stoppeln frisst und Heu in der Lohe zer-
schlaff t, wird ihre r/urzel wie Mtder werden, ihr Blust aufflatte
wie Staub, denn sie haben Seine, des Umscharten, w'eisung verv/or-
fen, verschmäht das v;ort des Heiligen Jisraels.
Darum ist Sein Zorn wider sein Volk entflammt, seine H^ind
reckt darüber er aus, er schlägt es, die Berge erzittern, ihre
Leichen sind v/ie Unrat mitten auf den Strassen. Bei alldem
kehrt sein Zorn nicht um, und noch ausgereckt ist seine Hand.
Er erstellt eine Bannerstange Stämmen fernhin, er pfeift einen
herbei vom P^rdenrand, da: eilends, leichtfüssig kommt er.
Kein Matter darunter, kein Strauchelnder, er schlumaiert nicht,
er schlaft nicht ein, nicht wird der
Schurz seiner Lenden geöffnet, nicht wird der Riemen seiner
Schuhe gelöst. Dessen Pfeile geschärft sind, alle seine Bogeii
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Schemuel I, 15- 1-23
1) Und Sohemuel spraoh zu Sohaul: "i/Iioh hat der Ewige gesandt,
um dich zum König über sein Volk, über Jisracl , zu salben; und
nun höre auf den Laut der T/orte des Ewigen. 2) So spricht der Ewi-
ge der Soharen: Ich habe bedacht, was Amilek an Jisrael getan,
was er ihm in den V/eg gelegt, als es aus ivlizraim hinaufzog.
3) So geh denn und schlage Amalek, und ihr sollt bannen alles,
was sein ist; und schone ihn nicht, sondern töte Mann wie Weib,
Kind wie Säugling, Ochs wie Lamm, Kamel wie Esel!"
4) Da bot Schaul das Volk auf imd musterte es in Telaim: Zwei-
hunderttausend iVIarschfähige und zehntausend, mit der Mannschaft
vtn Jehuda. 5) Und Schaul kam zur Stadt Amaleks und legte sich
in einen Hinterhalt im Tal. 6) Und Schaul sprach zu den Kenitern:
"Auf, entfernt euch und zieht hinab aus der Mitte der Amalekiterj
Damit ich euch nicht mit ihnen raffe, da ihr doch Liebe geübt an
allen Kindern Jisrael, als sie aus Mizraim heraufzogen." Da
zogen die Keniter fort aus der Mitte Amaleks. 7) Und Schaul
schlug Amalek von Hawila bis gegen Schur, das vor Mizraim liegt.
8) Und er ergriff Agag, den König Amaleks, lebend; alles Vtlk
aber b.annte er, ins Schwert hinein. 9) Doch tat es Schaul und
dem Volk leid um Agag und um das Beste der Schafe und Kinder,
die Zweitgeworfenen, und die Mastlämmer und um alles Gut, und
sie wollten sie nicht bannen, aber allen verächtlichen und
schwachen Bestand, den bannten sie.
10) Da erging das Tort des Ewigen an Schemuel, besagend: "Mich
reut es, dass ich Schaul zum König eingesetzt, denn er hat sich
von mir abgewandt und meine 'Vorte nicht erfüllt." Das verdross
Schemuel, und er schrie zum Ewigen die g.anze Nacht. 12) Und
am Morgen machte Schemuel sich früh auf, Schaul entgegen. Da
wurde Schemuel berichtet, besagend: "Schaul ist nach dem Karmel
..,gek#mmen, und sieh, er setzt sich dort ein Handzeichen, dann
hat er sich gewandt und ist weiter nach dem G-ilgal hinauf, gezogen."
13) Als nun Schemuel zu Schaul kam, da sagte ihm Schaul; "Geseg-
net S'jist du dem Ewigen, ich habe das V/ort des Ev;igen erfüllt."
14) xvber Schemuel sprach: "Und was ist das Geschrei der Schafe in
meinen Ohren und das der Rinder, das ich höre? " 15) Da sprach
Schaul: "Von den Amalekitern haben sie sie gebracht, weil das
Volk das Beste der Schafe und der Rinder verschonte, um es dem
Ewigen, deinem G'tt zu schlachten; das Uebrige aber h_.ben v/ir
gebannt ."
16) Da sprach Schemuel zu Schaul: "Lass ab, dass ich dir künde,
was der Ewige zu mir in der Nacht geredet." Und er sprach zu ihm:
"Rede!" 1?) Und Schemuel sagte: "Nicht s#? Bist du dir auch
gering in deinen Augen, kiKxiÄXÄxxxiLÄj2kxgÄXXKgxiKx:äix±KÄKXXH^ßjKJ(
bist du doch das H.iuüt der Stamme Israels, und der Ewige hat dich
z^m KiJnig übor Jalrael gesalbt! 18) D.ann hat der Ewige dich auf den
''»cg geschickt und gesprochen; "Geh und banne die Sünder, die Ama-
lekiter, und kämpfe mit ihnen bis zu ihrer Vernichtung! 19) Und
warum hast du nicht gehört auf die Stimme des Ewigen, sondern
bist über die Beute hergefallen und hast getan, was böse ist in
den Augen des Ewigen?" 20) Da sprach Schaul zu Schemuel :"Ich
habe ja auf die Stimme des Ewigen gehört und bin den V/eg ge-
gangen, den mich der Ewige geschickt hat, ich habe Agag, den Kö-
nig der Amalekiter mitgebracht und Amalek gebannt, 21) aber das
Volk nahm von der Beute Schafe und Rinder, das Beste dus Bann-
guts, um es dem Ewigen, deinem G'tt, zu sohlachten im Gilgal."
22) Schemuel aber sprach; "Hat Lust der Ewige an Hochopfer und
Schlachtung v\;ie an dem Hören auf des Bwgen Stimme? Gehorsam,
sieh, ist besser als das Opfer, auf lauschen als der 'f^Udder Fett.
23) Denn gleich i^ahrsager schuld ist Trotz, gleich »Kahn- und Pup-
pendieoBt die Dreistigkeit, .«eil du des Ewgen './ort verworfen,
verwarf er dich als König."
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V.
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!• "bi** Reliq:lon als zentraler Leb^n-istanflounkt .
Die Religion hatte einmal die Herrschaft in der 'J^elt .
Das war im Mittelalter. Sie hätte das Reich G'ttes auf
Erden schaffen können, nach '.volchem die Sehnsucht in den
Herzen der Menschen brennt. Aber die Relision des Mit=
telalters hatte trotz des weltlicben Armes, der ihr zur
Verfügung stand, diese Aufgabe nicht erf lillt . 28X Es
triumphierte vielmehr die menschliche Selbstsucht nit
ihren Trabanten der niedrigen Leidenschaften. TTnd da
die Religion ihre ewige Aufgabe nicht orfüllte , wurde sie
mit Verbannung bestraft. Sie wurde verbatint aus dem Be=
zirk dessen, was die Menschen in Wahrheit schätzten und
was sie als Höchstes anerkannten. Gewiss gab es noch
viel Religion, weil es immer religiöse Menschen gibt, die
auch in den Zeiten schwerster Bedrückung und Verfinsterung
der 'Wahrheit vom Höchsten nicht lassen. Aber was man so
schlechthin Religion nennt , der in ein System geformte
Weg zu Cx'tt befand sich in einer gcfährlichon Ruhestellung.
«
Alles war i3asGiv,ein R-lcka\ag;nur die Pietvlt hielt noch
von der haltlosen Flucht zurück. Die Menschen, die dann
V
den traurigen Mut aufbrachten , diese Flucht als Rettung
zu preisen, die die Religion als Opium verleumdeten, die
ein Paradies auf Erden errichten wollten aber ohne die
Herrschaft des (röttlichen , hatten ein leichtes Spiel.
Sie hatten nur die letzte Scham vor der Verletzimg der
Pietät ge^^en Eltern ,Grosseltem zu beseitigen;und Schara=
losigkeit ist ein piX süsses Gift. Die vor der Religion
Fliehenden wuchsen zu einem gev/altigen Heere an. Gross
wa
r die Strafe der Religion, die Ihre Stunde verpasste,
da weltliche Macht es ihr ermöglicht hätte, ein göttli=
ches Reich des Friedens imd des Menschenglückes auf Er =
den zu errichten. Sic hatte in der die Wirtschaft ver=
göttlichenden Menschheit ihren Kredit verloren. Ihren
Dienern haftete 5IM5 ein Schimmer der Lache rlibhkeit
an. Die Religion war in den Staub gezogen. Sie '.vurde
V
verspottet »verachtet »beschimpft. Aus der BeoChi-npfmc
wurde eine '.Yis.enschaf t . In Museen wurden ihre "^r^ehni sse-
anschaulich .,u.r Erstellung gehracht. '?/ie ein Wahnsinn
verbreitete sich Auflelmung und Frechheit gegen das
Höchste, md kein Blitzstrahl ^uhr aus heiterem- Himnel
hernieder, um den Lästerer zu züchtigen. War das nicht
ein Beweis dafür ,dassAin f>9ttliches §XKX7. aicht gah?
So dachten die Menschen. Sie hatten r>'tt getötet. Der
, der Vernichtung , ^ . 4, ^-
Txelehrte hatte sein ■''erk/mit klugen »logisch fein aufge-
bauten Schlussfplgerungen und Beweisen ausgeführt ; der
Politiker hatte in Versa-imlungen mit ihm abgerechnet;
das Volk ZJKf-f^JTiZIJ^.TTO. verliess die C'tteshäuser
nnd fühlte sich scheinbar "^rei und glücklich in einem
lustvollen Leben, für das nach den empfangenen Lehren
ja keine Rechenschaft mehx 522Ü vor einem Höheren abau=
legen war. O'tt war tot;£3 lebe der n'tt MenscM!
Der '^:cs zum Erdenglück rler ^'enschheit war nun ei=
gentlich frei. I^le Heliglon war vernichtet ; ihre Diener
-die "Pfaffen"- diffamiert. An Stelle ^^'er Profcten hat=
ten Philosophen md Literaten freie Bahn, den '.«^eg zum
Glück zu weisen. Alles war bereit. Nur das Glück, dessen
Kominen doch bereclmet war »wollte nicht nahen. Sollte
vielleicht acch ein Fehler in der Tt^ohnan^ sein? Oder
,1^ Fehler? Der Menschengeist hatte Maschinen er=
frmc^en. Aber die toten Eisenleiber wurden aus Sklaven
zu Herren und verdammten Millionen von Menschen zur
Arbeitslosigkeit, zum HT.inger. Die Gelehrten erfanden Me=
thoden zur ungeheiiren Vermehrujig von ITahrung \mä Gütern.
Aber andere scheinen vom Vfahne-inn ergriffen zu sein, da
äie dar^=ber nachdenken müssen, wie man einen Teil dieser
Grüter wieder vernichtet , nicht weil kein Mensch mehr
hungerte, sondern weil die menschliche Gewinnsuclifc nicht
befrie-^igt v/urcle . Tn dem einen Erdteil starben Millionen
Manschen am H^angcr. Im anderen Erdteil fütterte man das
Brotgetreide den Lokomotiven. Grosse freister waren am
%i
■Terke,ua die Unordnung zu "bannenjurn den lalinsinn zu he=
seitiii-en. AlDer v/ährend sie mit Riesenkräften sich t)emUh=
ten,dem Glück der Völkerversttindigung die Tore zu öff=
nen »wuchsen diese Tore vor ihren Augen zu. Die Zollmau=
ern wurden immer hoher; sie Beschränkung auf die Güter
des eigenen I'andes immer notwendiger. Und schon begann
auch das Kriegsschwert zu rasseln. Es gah wieder Feinde,
deren Vernichtung höchstes ^ebot wurde. Der kaum ge=
gründete Völkerbund begann abzubröckeln. Not und Tod
schritt wieder über die Erde. Das erwartete Glück war
ausgeblieben. Die Menschen fühlten sich enttäuscht.
Und Enttäuschung ist eine Sprache. Eine Sprache ohne
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^Vorte,aber deutlicher als jede -^ede#
V/er spricht die Sprache der Enttäuschung? V/er
schliesst die Tore irdischen Glückes mit furchtbarer,
lautloser Gewalt , während die Menschlein sich abmühen,
die Tore XfiXÄIIÄXK offen zu halten? Antworten wir mit
den V/orten des Sängers (Psalm 2,1-5):
"V/arum lärmen die Völker und ersinnen ilatio=
nen Eitles? - Es stehen auf Könige der Erde,
und Fürsten iüMMiiiXÄXÄlfiM: beraten sich
gen G'tt und seinen Gesalbten; 'IVir wollen
ihre Bande zerreissen und ihre Fesseln von
uns werfen!' - Der im Himmel v/ohnt lacht;
der Herr spottet ihrer! Dann spricht er zu
ihnen im Zorn, und mit seinem Grimm schreckt
er sie" •
Wahrlich, alles ist schon gewesen und es gibt nichts
Neues unter der Sonne ! (Koheleth 1,9). «Vas sich vor unse=
ren Augen in der vergangenen Zeit abspielte , war dasselbe,
rÄ=:
wa
s seit Jahrtausenden in immer neuen Formen sich v/ie=
derholte: die Flucht vor G'tt! Ob mit Lärm oder mit
der Betäubung durch Hingabe an ein Leben des eitlen
Genusses, ob durch Beratung und klug und schlau ersonnene
Gedanken und Pläne, oder ob mit revolutionärer Zerstö=
rungsvm/t,- immer war es eine Flucht vor G'tt. Die Men=
sehen haben sich wie Kinder benommen; sie nahmen ihre
Hände vor die Augen und sagten mit Bezug auf das GÖttli=
che: ich sehe dich nicht! Und weil sie nun so weit ab=
irrten vom richtigen 'A'eg,weil sie die Langmut G'ttes
als Beweis für die Richtigkeit ihrer Verirrung betraGh=
teten,so mlissen sie nun in der Wüste ihres Irrweges das
schreckliche Hohnlachen des göttlichen Schicksals hören,
das sein Spiel mit den Verirrten treibt. Es gibt keinej^
schrecklichere Verhöhnung als ällC^ die Ohnmacht der
menschlichen Macht, als die Unfähigkeit ,vün dem ..'asser
zu trinken, das man sich selbst erbohrt hat. Die i»ienschen
der Gegenwart müssen erfahren ,dass es keine i'lucht vor
G'tt und seiner durch ihn gesetzten Aufgabe geben kann
imd darf; sie müssen erfahren ,dass die versuchte i'lucht
Todesgefahr bedeutet! Sie erleben zu ihrer Zeit, zu ihrer ■
Stunde, was der Psalmist in die Worte gekleidet (Ps.l39,
7 - lo)i "Wohin soll ich gehen vor deinem Geiste?
wohin vor deinem Angesichte fliehn?
wenn ich in den Himmel stiege, so bist du dort,
legte ich mich in die Gruf t ,auch da bist du!
Trüge ich Flügel der Morgenröte,
v;ohnte ich am Ende des Meeres,
auch dort leitete mich deine Hand
\Hid ergriffe mich deine Rechte!"
So spricht denn mit eindeutiger Gewalt die Lehre
der Gegenwart zu uns: SliXilJia Die Menschen sind auf
falschem .7ege gewesen, als sie G'tt leiagneten,als sie
die Flucht vor ilim ergriffen in das Land des llichtver=
pflichtetseins.das Land ausschliesslichen, irdischen Ge=
nusses. Die Menschen müssen erkennen ,dass diese Flucht
die verschiedensten Formen angenommen hatte ,und dass
sie mit Riesenschritten dem Untergang entgegeneilen,
wenn sie nicht endlich erkennen, wo sie stehen und was
geschehen muss. Es gibt nur eine Rettung für die Iviensch=
heit: das ist die Umkehr zu G'tt! Mit rasender ,wahnsinni=
ger Wut haben sie sich in die Erde verbissen und v/ollten
die ./elt des Stoffes auf den Thron G'ttes setzen. Sie
müssen ablassen von dieser lebensgefahrlichen Sünde in
ieder Form lond müssen wieder heimkehren in ihifc wahre^
Heimat g' ttgebundenen Lebens. Ueber unserer Zeit steht
ein gewaltiges Wort als leuchtende Aufgabe: Teschuwah,
Umkehr! Und wir wollen diese Aufgabe erfüllen, indem wir
versuchen, den Standpimkt des Judenti;iins zu suchen und. zu
erkennen.
Stellen wir es gleich von vornhinein fest: Das
Judentum ist Religion, d.h. Bindung an G'tt! Wie dies zu
verstehen ist,muss die kommende Untersuchung ergeben;
aber am Anfang muss diese;^ Erkenntnis und dieses Öekennt
nis stehen: Ob v/ir wollen oder nicht - das Judentum ist
ewige Bindung an G'tt. Lösimg von dieser Bindung ist
Ist
Selbstmord. Xäü&Xder Jude als g' ttgebundener Mensch
o
efahrdet,so ist es sein Schicksal , dem er nicht entgehen
A
kann .vielleicht eine Prüfung, die ihn in eine höhere
Stuf el versetzen wird. Ist der Jude jedoch als von G tt
losgelöster Mensch gefährdet, so hat er selbst die Gefahr
auf sich herabbeschworen dimch die Flucht vor seiner
Bestimmung, vor seiner Aufgabe »durch den Verrat an sich
selbst. G'tt hat vor Jahrtausenden mit unserem Stammvater
Abraham einen Bund geschlossen. Das Bundeszeichen IXglX
der Beschneidung legt bis zum heutigen Tag an unserem
eigenen Körper Zeugnis ab von der irklichkeit dieses
Bündnisses, von der Unmöglichkeit , dem Bunde zu entfliehen.
Hier hat die unbe schreibbare geistige Verbindung mit
dem Urheber alles Seins einen in greifbarste Nähe drin=
genden körperlichen, stofflichen Ausdruck gefunden. Es
wäre nicht zu begreifen, wie die Mahnung der G' ttesbindung
vergessen werden konnte , die in diesem sichtbaren ^eichen
liegt, wenn nicht der Jahnsinn der G' ttlosigkeit ,der sich
über die Erde ergossen hatte »auch unsere Geraeinschaft
krank gemacht hätte. Halten wir also fest: Judentum ist
für alle Ewigkeit die Verpflichtiing der Juden, sich an
G'tt zu binden, sich i^m und seinem '//illen unterzuordnen.
//er aber kündet uns von dieser jüdischer Religion,
und was ist überhaupt diese Religion? Hier müssen wir zu=
nächst eine Feststellung treffen^SIX Es ist den i-^enschen
auf allen Gebieten der .Tissenscnaf t ohne ^/eiteres begreif=
lich,dass nicht jeder die neuen Ergebnisse der Forschung
und die genialen Leistungen der ./ahrheitsf indung zuötan=
de bringen kann* Auch wenn hernach ein jeder imstande
ist, den pythagoraischen Lehrsatz zu begreifen, so ist
seine Findung doch eine einmalige ,unnahhahmliche Tat.
Die grossen G-elehrten sind gleichsam -Vegebahner in dem
un'lbersehbaren und dunklen Gelände menschlichen Lebens;
niemand v/lirde sich deshalb mit ihnen vergleichen , weil
er den einmal gebahnten ./eg nun mit leichter Mü&e nach=
zuschreiten vermag. Anders war es im Gebiete der Religion.
Da hielt sich ein jeder für sachverständig. Ein jeder
glaubte, G'tt vor das Forum seines eigenen Verstandes
ziehen zu d'irfen,weil er erwartete ,se'lbst //erkzeug ei=
ner Offenbarung werden zu können, falls es so etwas ge=
ben sollte. Diese Menschen hätten jedoch nur ihre Er=
fahrungen auf den Gebieten der 'A'issenschaf t übertragen
müssen auf das Gebiet der Religion, um zu wissen, dass
begnadete
es auch hier so ist, dass nur wenige/Menschen würdig
sind, der religiösen F.rkenntnis auf Erden den Weg zu
bahnen, dass jedoch die anderen Menschen die Möglichkeit
haben, den einmal gebahnten V7eg nachzuschreiten und dann
im eigenen Erleben bestätigt zu finden, was die Grossen
entdeckt und verkündet haben.
Die jenigen, die auf dem Gebiete der Religmon die
Wahrheit verkündeten , waren unsere P tof eten «Menschen ^
deren -Lieben mit inbrünstiger Glut an das Göttliche ge=
bunden war, sodass eine Loslösung MäX einem augenblick=
liehen Tode gleichgekommen wäre. Gewiss ist in ihnen
manchmal auch der Gedanke auf gestiegen, sich zu lösen,
gegen die
einmal ohne Widerspruch )£KX'g»j4 anderen ^^enschen leben
zu können ;aber die Ohnmacht dieses 7/unsches zeigt den
unerhörten Grad ihrer Bindung an das Höchste. Das er=
schütterndste Beispiel ist der Prof et Jeremia. Er bricht
in die \Vorte aus: (Jer.2o,7 - 9):
"Du hast mich überredet G'tt,und ich liess mich
überreden; du hast mich ergriffen und hast es
fertig gebracht. Ich war zum SiS^iSiliÄXÜlÄiiXgäÄÄÄJi
Xläg Gelächter den ganzen Tag;alles spottet über
mich. So oft ich rede,muss ich schreien,
Gewalttat und BedrUoV.m. .uss ich^rufen^
a-ttes mir ^^^.^^^f^^ ufsllüS niäht Lhr ^ääiUüi»
Tag '.Da sprach i^h. ^ch vvixj. **-*• Namen reden. Da war
^" r .*!f mi^"w?ro?f v,r"ehriSd"s' F^uer^lngesohlossen
" SIL SeSeL:-lorver.ucht.,eB*»S aus.uhalten;ab«
loh konnte nicht!"
Solch« '.Vorte an^tasten.errcet Scham In uns. Hier
rlnst ein ewiger Qeist mit G'tt.md filr un. ist es Li=
terat«? Aber wir wollen um unserer ..Ibst willen nicht
schweigen, denn trotz aller menschlichen Kleinheit spü=
„n wir.dass der Prof et In seinem Kampf e , in welchem sel=
ne Se-le sich schmerzhaft windet .unseren Kampf BUUEI
f;mrt. «ie weit sind doch die Menschen von SHt entfernt!
Sie haben sich Ja entschlossen, nicht mehr von G'tt zu
reden. Sie haben in rasender Verwirrung ihr Leben von
. jedem wahrhaften C ttverbundensein ausgepresst u-nd in
die Erde verklammert! Ist das nicht der Kampf des Ero=
v,9 p-ivTco. sind die Menschen kleine ,uiitie=
feten im Grossen? Gewiss sina uj-c
. . -', o.n.«-h^r ir ihrer Gesamtheit offenhart sich
deutende v/esen;aDer in xux-j-
■ .. ^^^m T>rc.födie des Menschen schlechthin,
die mitleiderregende iragoaie uca
;^^r, p?-;+ + iTPhe ist au gewaltig , eine vm=
Die Bindung an das Gottiicne it.». &
.-heure Porderuns .die vielleicht naturnotwendig einmal
In jedem den bedanken hervorruft , ob es nicht eine Lösung
von diesem Zwange geben konnte. Einmal richtet sich
vielleicht in jedem das Gigantische auf und versucht .
äie Fesseln zu losen,die ihn an den Himmel schmieden.
Knechtschaft drückt nieder und verfinstert das leben,
ist die Bindung an G'tt nicht auch eine Knechtschaf tf
ist es wurdis, immer nur nach dem .Villen des Höchsten
zu fragen? Ist es nicht menschenwürdiger , in freier
Selbstverantworung seinen Lebensweg mit stolzer Unab=
.- o T„ ^fy =»hen wie die Autonomie des
hängigkeit zu gehen? Ja wir sehen, wie
Menschengeistes, die der grosse Philosoph dem Menschen
der »euzeit gegeben hat, ein Geschenk darstellt , das vier
T, :, 4.„v,o. .VQ+ quf dem Hintergrunde
leicht seine wahre Bedeutung erst aui
^-o r.0.c,mn die G' tteshindung erhält,
des gewaltigen Kampfes gegtn aie
Tl. „4. -.^« -rvnm 'ler "^ensch war,
Auch wenn der grosse Denker selbst ein fromer
,0 ist er Vielleicht hier doch nichts anderes SISä als
8
das Werkzeug der G' ttentf ernung gewesen. Seit den Ta=
gen der Schöpfung, da das Unerhörte geschehen, was uns
in majest.xtischer Spracheals der V/ille G'ttes mitge=
teilt wird: "V/ir wollen einen Menschen schaffen nach
unserem Bilde, nach unserer Aehnlichkeit" (1 .lvl.1,26) ,
seit der Mensch mit dem göttlichen Funken gebildet
wurde, der ihm Ahnung des Höchsten erleuchtend vermit=
telt,seit diesem Tage finden wir immer wieder den ter=
such, sich vom Göttlichen zu lösen, sich selbst viölcicht
zun G'tte zu machen, wenigstens fir seinen eigenen Leben=
bezirkiseit diesen Tagen gibt es immer wieder den Kampf
gegen G'tt und das Streben, aus dieser vermeintlichen
Sklaverei sich zu lösen.
Diesen Kampf haben die i^enschen der Gegenwart
in unwürdiger Form erlebt; sie erkannten seine Ursache
in dem gierigen Lechzen nach irdisahem §enuss .dessen
und
höchstes Ziel, die Macht , Augen/Herz MX wie mit einem
Nebelschleier verdüstert. Aber in dem Profeten Jeremia
sehen wir diesen Kampf in wLiidfeer Form. Hier kämpft
nicht ein genussächtiger Mensch nach Lust und Macht,
hier kämpft nicht die Trägheit um ihre Ruhe: hier kari|ft
ein "^ensch um sein Leben! Zu viel Schmerz und Leid
ist schon über ihn gekommen; er kann einfach nicht mehr.
Da schreit er auf: Ich will nicht mehr denken und nicht
mehr reden, d.h. an G'tt denken und von G'tt sprechen,
denn es gibt flr den Profeten überhaupt kein anderes
Denken und Reden! Und dieser Schrei des "Ich will nicht
mehr!" und des schmerzlicheten und aufwühlendsten "Nein!
nein!" brennt wie fressendes Feuer in seinen Gebeinen.
Er rauss erkennen, dass dieses' nein' zugleich der Tod der
Seele wäre. Die Seele schaut G'tt, und sie kann nicht sa=
c-en: Ich sehe nicht! Nichtsehenwollen und doch Sehenmüs=
sen -zwischen diesen beiden Polen liegt die Tragödie
alles Menschlichen! Die Grossen durchkämpfen diese Tra=
gödie;die Kleinen -und hiezu gehörte die Neuzeit- halten
ihre Hand vor die Augen und sas«n: ich sehe nichts! Die
mutigen Menschen der Neuzeit waren in V/ahrheit feige!
MUSS man es einem Menschen gegenüber überhaupt ausspre=
ohen,dass wir in jeder Paser unseres Se ins verknüpf t sind
mit dem allewigen Sein? Dass wir ein Nichts sind, ein
Stäubchen.dass der Lufthauch Tod von der Erde hinwggpu^
stet? Dieses schwankende Sein des Menschen zu erkennen
imd nach dieser Erkenntnis zu handeln - dies erfordert
wahren Mut! Wir müssen erkennen und bekennen, auch wenn
unser Herz dabei blutet, dass wir aixf Erden nur zu G-ast
sind,dass \.mser Dasein anderswo im Sein verankert sein
muss,dass -wir so leben müssen, dass imser Leben von uns
in unserer wahren Heimat vor dem Richterstmhl eines
ewigen Richters verantwortet werden kann/{,dass unser
irdisches Leben sich abspielt unter diesem Himmel ewigen
Ernstes, dass jedes irdisch-Heitere von einer Träne um=
SDielt wird, dass durch alles Dasein ein ewiges Kommen
oft
^mä üehen sich schlangelt , dass das Leben des Einen/den
Tod des Andern bedeutet , dass in den Fängen des stolz-
starken Raubvogels die Taube im Todeskampf sich windet,
dass ein Schrei durch alles irdische Sein hallt, Schrei
des Schmerzes und Schrei der Lust, Schrei des Todes und
Schrei des Lebens , und dass in diesem Schrei tönt der
Kampf um G'tt! V/ir wissen es;aber wir verstehen es nicht
Wir hören die Stimme &'ttes;aber sie ist zu gewaltig,
als dass wir sie nicht fürchteten , als dass wir nicht
verleitet werden sollten, unsere Ohren verstopfen zu
wollen. Aber unsere Profeten reissen uns die '.7atte aus
den Ohren, und ihr 7ort gellt in unserem Herzen wider,
und in vins brennt durch sie entfacht die Flamme der Er=
kenntnis,dass ein G'tt ist, und nichts als G'tt ist , und
wir Menschen nichts sind, wenn wir nicht in G'tt sind,
dass G'ttflucht erbärmliche Feigheit ist und Flucht ins
Verderben zugleich! Wir sprechen, wir bekennen mit dem
Volke auf dem Berge Karmel ,aXXÄÄ wo der Prof et Elijah
lo
di« bliridmachend« Götzenbindc dem Volke von den Augen
.-erissen hat: "Der Ewige ist G'tt,der Ewige ist G'TT!"
Versucht man die Gr'iinde auf zudecken, die uns zur
restlosen Anerkennung des Göttlichen zwingen, die uns
gar keinen anderen Ausweg mehr lassen, als den,äXI alles
Geschehen und Sein auf G'tt zu beziehen, in allem nach
seinem llllen zu fragen, so liegt einer der Hauptgr^inde
in der Antwort auf die Frage: was wird nach dem Tode
PXSMM» sein? Das i^iaheliegende w^re, diese Frage über=
haupt nicnt zu stellen. Auch wenn Mi uns das Erleben
des Tieres im.ier fremd bleiben mag, so entsteht in uns
doch die Vermutung, da SS ein Tier wohl kaum die i-rage:
was wird -lach dem Tide sein? empfinden wird.. V/ir Menschen
können jedoch dieser Frage nicht ausweichen. Das Verhal=
ten des Tieres ist uns versperrt. Schon die Tatsache,
dass diese Frage entstehen kann, beweist ,dass wir ihr
nicht ausweichen d irfen. Die Unterdrückung dieser Frage
muss in irgend einer Art/ ein Vergehen s^z^n unsere
menschliche Bestimmung sein, so als ob jemand wissen
könnte, eine Mauer drohe einzustürzen, und trotzdem nicht
und Gefahrdving ,
tiiäiÄMiX die Annäherung/anderer Menschen verhinaere .
Wie aber kann denn ein Mensch diese Frage beantwor=
ten? Noch nie ist jemand zur Jckgekommen,uiü uns Kunde
geben zu können von späterem Seinl Es wäre jedoch ein
törichter i:ntschluss,aus diesem Grunde auf jede; Antwort
verzichten zu wollen, wenn dieser Verzicht ein hemmungslos
ses Leben ermöglichen sollte. In diesem Falle müsste
man sagen, dass die nach Befriedigung schreienden Leiden=
Schäften des Menschen einen allzu feilen Bundesgenossen
in dem Nichtwissen gefunden hätten. Aber die Leiden=
Schäften kompromittieren ihren Bundesgenossen nicht als
ein Nichtwis.;en sondern als ein Nichtwissenwollwi! Es
gibt Religionen, die die Kunde vom jenseitigen Leben
weit ausgebaut haben. Das hat das Judentum nicht getan.
Aber es hat mit unumstösslicher Deutlichkeit eines
r
I
11
gelehrt: die ^ewissheit ,dass ei ein Fortlel)en nach dem
darüber hinaus:
Tode gibt/dass der Mensch Rechenschaft ablegen muss
für die Führung seines irdischen Lebens! Diese Gev^iss=
heit ist in der Heiligen Schrift so groaa.dass sie
nirgends ausdrücklich ausgesprochen werden musste . Das
Selbstverständliche wird ja nie in .Yorte gefasst! Wer
die unendliche sittliche Glut biblischer Lebensführung
ermisst,der weiss, dass sie ihre Kraft saugt aus der
Gewissheit ewiger Polgen. Nur ein« solche Einstellung
weiss den Menschen im Sittlichen imerraudlich anzustossen
und aufrecht zu erhalten. Auch wenn das talmudische
Judentum mit absoluter .7ürtdeutlichkeit den ^edanken
der Unsterblichkeit und Verantwortlichkeit nach dem
Tode nicht formuliert hatte, so müsste doch ein jeder,
der hinter den .7orten die Atmosphäre sieht, aus der
sie geboren worden, den biblischen Menschen , aber insbe=
sondere den Profeten als den mit Ewigkeiten und ewigen
Folgen rechnenden Menschen erkennen!
In diesem Zusammenhange , wo die -öedeutung der Bibel
fir das Judentum noch nicht erörtert worden ist, soll
jedoch auf diesen Gedanken biblischer Beispielgcbung
noch nicht allzugrossen Nachdruck gelegnt werden. XJÜÜiX
MXXSSIMi Bedenken wir selbst , welchen Einfluss der
auf die Ewigkeit gerichtete Blick auf die Lebens-
gestaltung eines Menschen auszuüben imstandeist l Wir
können freilich in unseren Gedankengängen immer, nur den
Weg rückschliessender Bewegimg gehen. Die Wahrheit oder
Unwahrheit einer Sache offenbart sich dem Menschen am
Deutlichsten immer nur in den Folgen. "Die Früchte
legen Zeugnis ab" l Nähmen wir nun an, dass - wie so oft
in der Geschichte der Menschheit gelehrt wurde - mit dem
Tode wirklich alles aus wäre - was v/äre die Folge?
Müssten den Menschen nicht einen rasenden Lebenshimger
nach Befriedigung aller Leidenschaften und Triebe er-
fassen? Ihn hält ja nicht der dumpfe, von der Vernunft
nicht erhellte Instinkt des Tieres in Schranken.
- 12 -
f
Es ist unausdenkbar, was geschehen würde, wenn der von
verantwortungslosen Philisophen leichtfertl,:j in die Welt
gesetzte Gedanke, dass mit dem Tode alles aus xxxx sei,
von allen Menschen oder auch nur einerü erheblichen
Teil in die Praxis umgesetzt würde. Schilderungen
von Schiffsuntergängen berichten uas von dem grauenhaften
Kampfe um das bisschen Leben, das sich in letzter Minute
erschütternd abspielt* Die Verhältnisse der Menschen
würden der wahnsinngeschwängerten Luft eines Schiffs-
unteriranges gleichen: Einer der Todfeind des andern,
wenn die geringste Lustbefriedigimg unterbunden werden
sollte! Dieses Grauenhafte ist nicht .Vahrheit, kann nicht
'.Vahrheit sein, sonst hätte die Menschheit sich längst
schon selbst zejystört! Es ist vielmehr umgekehrt: Das
Leben des Menschen, der seit Urzeiten im Tiefsten ver-
spürte , das all sein Tun im irgendwelchen Zusammenhange
mit dem ewigen Sein st'inde , bekommt den heroischen Schia;i-
mer entsagungsbereiten Mutes, wenn es sein muss, wenn
ein Höheres es fordert. Es ist gerade so, als ob der
Mensch , dessen Blick bei aller Erdnähe auf die Ewigkeit
o
erichtet ist, innerlich aufgerichtet werde, als ob
sein aufrechter Gang, der ihn von den Tieren unter sehe ide1j
Ausdruck klarbewusster Unendlichkeitschau wäre. Die
Menschen waren immer klü^ger als ihre falschen Propheten,
auch wenn diese zahllose zugrunde richteten, ./er jedoch
»
lehrt, dass nit dem Tode alles aus sei, der ist ein fal-
scher Prophet; der vergiftet di« herrliche Natur G'ttes,
deren Reinheit nur von Menschen getrübt werden kann. Es
gilt nicht, ihnen Feindschaft zu erklaren. Sie sind arme
Irregehende. Es gilt vielmehr, die 7/ahrheitssuchenden
zu ermannen, zu dem Entschlus? sich ohne Beirrung dem
wahren Sein, dem gottlichen Sein zuzuwenden -und iluuc es
als sinngebende, ewi|gsprudelnde , zentrale Quelle des
ganzen irJis -hen Daseins zu erkennen und ihm zu dienen.
RELIGION AS CENTER OF UTK
Oaot rallgloxi
po89«88ea doninlon over th« •urthi ttais
happened in the Ulddle Ages. It oould hav« or«ai«d th« kinsdom
of God on earth f or whloh the human heart was Inipasslcmtdljr
longing hut, It could not fulfll this task despit« th« woyldly
power It enjoyed and wielded. On the contrary, hunan egotltm
with all the accompanying phenomena of tßnohle paeslons wa»
prevaillng and triiimphing, and heoause rellglon dld not aoeo»»
punlshed
XZII
ialnl:
xBuch rellglon existent, heeause there are and were always
per8«out«d
rellßlous men who even in tlmes when rellglon was »^BaäRbi /
wof-
and ruthlessly suppresaed, dld^abataln from adherlng to ths
supreme truth. However, what Is iiaually called rellglon •
the way to God shaped In ä partlcular system- was In a danßero|te|
Situation. Everythlng was passive, was a retreat; only a r*»t
of reverence kept man baok from unbounded fllght. The men
who had the sad oourage of pralslng thls fllght as salvatlonp
who oalumnlated religiös as oplate; who also wanted to estab»
llsh a paradlse on earth but wlthout the recognltlon and do-
mlnatlon of the Dlvlne. had rlven themselves an easy task.
»^ k 4 e ♦ <«.
They only had to remove the rest of reverence men
harhor nattorally In thelr heart to thelr parents and grand-
parents; and shamelessness is a sweet polson*
L -B.«' .
The people fleeing from religion grew to a mighty army.
Severe was the punishment of relioion v/hich had let ,ad«^ its
opportunity/ when v^orldly power coulu have enaLled lit to create |
a kingdom of peace and hiiman happiness on earth. It had lost
the human society . . .. „r,j^,„
its credit in msKJclKÄ/that deified the economic relationships
»RXxhEfcEEEHxmEHX among men. Its servants attxsEi were exposed
to ridicule and not seldom openly iaK?;feK!äxa±x mocked at. Reli-
gion was drawn into the dust; it was derised, despised, insulted
Insult was made a science. In museums its "results" were puh-
licly exhihited. Revolt and impertinence against the supreme
Being were spreading like an epidemic , and no lightning was
feil from heaven to punish the blasphemer and slanderer. Was it
not a proof that something Divine did not exist at all? - This
actiially was the natixral conclusion of innuraerable men; they
had aholished G'd; derisi-ely Friedrich Nietzsche ,EaiiE± the
philosopher who invented the lixKxs ideal of "Superma.n", called
out in'his hook Zarathustra: "This old man in the forest does
not know that G' is dead!" -In his opinion itxisas there was
nohody eise who could have douhted that G' was finished for
e^A^
6
te^
ever></vvas proven as a "bogJT iEXtEXX invented to terrify chil-
dish >-rown-ups who did not guorjti the infinit^ power in man
himself. There \vere also many scientists and students who
had taken part in the annihilation of the "hog%«" belief m
G' with clever, fine constru.cted conclusions and proof s; there
were politicians v;ho had held sxäsy the day of rechcninr -ith
religion and its G' whojrrthey declared to be "opi«» for the
talDandonned
^_.^_. .. -.--. he people ±Kf*/the houses of G' and used
their ^ron Mnywe^^lhe .rje
rte for -as they believed- more useful
occupaticns; they seemdd to feel happy and satisfied with this
new freedom from the fetters of religious faith; life x«xjdMx v.
will «he beaiitiful now, they persuaded themselves, for there
will he no-one who can demand reckonin.^^ for our deeds. G' was
dead; long live the god MAN!
..-ii
' / .~
. ./
The way to the earthlv hapriiness of kisncT manl'-ind vms
supposed to "be free then» Religion was annihilated; its
servants and promoters, the clerics were exposed and dis-
honored. Instead of prophets, philoscphers, scientists,
politicians, authors ,E±ExxxHäxx]axfEX±k self-appointed leaders
of all Ivindswere called upon to show the way to the ^^inal
sta,<Te of human hapyiness of earth. Everything was prepared;
only the happiness v^^hose Coming v/as so cleveDyi^' and scien-
tifically fi/??gured out, did not want to eehi come into exi-
O
tence. Should it "be possihle that man was perhaps wrong in 1
his calculation? The human intellect had invented m.achines;
but, the dead iron hodies changed from slaves into masters
and condemned millions of men to unemplo^ment and hungcr.
. Scientists discovered m.ethods to an unimaginable increase of
t
of food and goods hut, others seemed to he seized hy a stran-j
ge mental disturbance for they feit ohliged to find out ways
of destroving the goods and food produced not hecause there
w
ere no r^ople v/ho v;ere starving bi't because the human greed
for money was not satisfied. On one continent millions died.
of hnnrex; on the other they used •brfcadootuf le- for heating
en.pdnes. Great men were searching for ways and means to
ban the spirits of disorder^tut^ v/hile they endeavored to
open the doors for the mutual "umderstandins of the nationsl
these doors were slammed in their face. The walls of custom
duties j^rew higber and higher; the .Limitation to the pro-
ducts and merchandise of one^s own country tecame more and
mo
re compulsory* Then the sword of war "began to clash aga;
there were ennemies again whose annihilation hecame the
highest commandment. The League of Nations founded with
greatest hopes only a few years ago , began to crumble off^
Keed and death were striding again over the earth. The
hapriness sxjiEKtÄÄ so certainly expected .to arrivfr, did m
■..^*«?f^^^
ftir iiii's
r
come; men feit disappointed, and disap^^ointment is a language,
a language without words but more distinct than any human
spgÄch. I.eadin.p: personalities among philsophers and scien-
tists "began to recognize the mistakesfewftü' short Comings and
Jde5is± silly boasts cn the side of the people v;ho wanted to
kill G' and religion, v;hen a nev; phase of human destruction
lonprer any
Start ed which gave no/time to anyone to slowly change his
attiÄude towards faith and religion.
Nazis and'^Fascists turned the world upside down.
I >
/
Grund sätzliohes zur_Frage^e3_ ,sy stematlsohen_Rell£lonszgn.
terrichtes. (Zugleich eine Buchbesprechung) ; (x)) .
von E. Schorsch, Hannover.
Das älteste jüdische Scarifttum kennt in dem
Gebiet, das die Frage des systematischen Religionsunterrich-
tes ber-lhrt 4 Ausdrucksformen: 1. das unsystematische Ge-
setz- und Lehrbuch der Thora; 2. das Geschichtsbuch, in
welchem die göttliche Einwirkung und Er&iehung sichtbar
wird; 3. das systematische Gesetzbuch der Mischna und der
dazu gehörenden Schriften; 4. das Diskussionsbuch des
Tal^d^JrTn Welchem die starre Form des gesetzlichen Lehr-
buches durch lebendige Aussprache aufgelockert wird und
zugleich in gemütvoller ./eise eine Verbindung mit den
aussergesetzlichen Stoffen hergestellt wird.
In späterer Zeit finden wir in merkwürdiger Aus-
ein":inderfq.ltung und Zusaimnenfassung drei Formen, die den
uralten Formen des in V/orte gestalteten jadisch-religiösen
Erlebens nicht ganz gleichen, und zwar 1.: das syste-
matisierte Judentum der Decisoren, deren deutlichstes
Beispiel der Mischne-Thora des Maimonideg^und der Schul -
chan-Aruch des Josef Karo darstellen. In ihnen kommt
wissenschaftliches Systematisierungsbestreben für den
halachischen Stoff zum Ausdruck; aber zugleich tritt an
nicht wenigen Stellen der religiöse Geist des Judentums
begrifflich formuliert in Erscheinung. Diese Art gleicht
am meisten der mischnischen Form gesetzlicher Auf-
iJt^ft^^^eX^rt^ Bind die philosophischen
Schriften, die nicht zuerst nach den gesetzlichen Vor-
schriften des Judentums fragen, sondern nach der
x) Dr. Ernst Jacob, Israelitische Religionslehre, M^inchen
1935, Verlag B.Heller.
w
i
l
- 2 -
metaphysischen Grundlegung des Ganzen. Diese Art Schriften
haben im alten jldischen Schrifttum kein -ä4.^?ekWa Vor-
bild/ auch wenn für den einen oder ?^eren Gegenstand
k^instlerische Gestaltun.^skraf^/^rfianches herrliche, meta-
physische Grundfragen ä^^y^llende oder berihrende i/erk
der Dichtkunst herjKTrgebracht hat^ Die dritte Form,
die ebenfalls bis auf die Neuzeit ihre Bedeutung erhalten
hat, ist der Komentar. Er begldtet die Heilige Schrift;
.4nr- jedem <Vorte treu sich anschmiegend behandelt er so-
wohl gesetzliche -^-als auch philihsophische Fragen. Die
Quelle dieser Ausdrucksform jüdisch-religiösen Erlebens
ist sicherlich uralt. Die halachischen Midraschim sind
deutliche Vorboten dieses Schrifttums. Seine eigentliche
Bedeutung jedoch hat der Kommentar erst später bekommen,
und zwar wohl auch deshalb, weil indieser üorm eine Gegen-
I
Wirkung; enthalten v/gr gegen die all'zu starre , unlebendige
Systematisierung, die das gesetzliche- aber noch vielmehr
das metaphysische Bestreben in Bande zu schlagen drohte.
In den Kreis dieser Erwägungen gehört auch die
Frage der Lehrbücher für den systematist|Len Religions-
unterricht, die die Neuzeit in erheblichem Maße hervor-
gebracht hat. Der systematische R.U. galt wohl immer als
problematisch. Das kann jedoch nicht bedeuten, dass er
keine Berechtigung besässe, sondern vorerst nur, dass die
heuti.^'e Zeit in dem Strom der Entwicklung so gefangen ist,
dass sie über die Grimdf ragen -wft4 — Problome noch nicht
bis zur anerkannten systematischen Zusammenfassung des
Ganzen lAnd zur gültigen Form vordringen konnte, in welcher
entsprechend den systematischen Bestrebungen im Altertum
und im Mittelalter eine Ueber schau über das Judentvun g
Gestalt gewinnen könnte. Dass aber trotzdem immer wieder
yi^ von feuern Lehrbücher für den systematischen R.U. entstehen,
beweist, dass ein tiefes Bedürfnis vorliegen muss. Welcher
Art dieses Bedürfnis sei, kann an dieser Stelle nicht end-
gültig geklärt werden. Es soll jedoch in wenigen Punkten
- 3 -
•^
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auf die Ei/^entlmlichkeiten des Fragekomplexes hinge-
wiesen und so zur Klärung beigetragen werden* ilicrbei^
_ßjj} 1 pn ^ Punfel
werden •
Ulf
{ t y^ Uf, .
1 0 Die Art der Religionsdarstellung *
Piir die systematische Darstellung einer
Religion kann es 2 Arten von 3egr indungen geben. Die
ersj^e -Ari? -:eht von der Religion aus, die zweite Art vom
Menschen. 'Muss eine Religion systematische Darstellung
fordern? Da grunds^ätzlich jeder Religion ein Streben
nach totaler Lebensbeherrschung innewohnt, so müsste sie
eigentlich auch ein System aufstellen, das ihre Voraus-
setzungen und i^'orderungen für sämtliche Lebensverhältnisse
darstellt. Dieser objektive Gesichtspunkt ist wohl auch
die Ursache für die im Laufe der Menschheitsgeschichte
irmner wieder erneut auftauchenden systematischen Dar-
r
Stellungen der Religionen. 'Im Judentum wird dieser Ge-
L /
. y i^^^ danke eigentümlich illustriert durch den Umstand, dass
104^^ y^ sich neben Gesamtdarstellimgen, die auch praktisch nie:
mdhr auszuführende Gesetze enthalten, auch solche finden,
die nur die ausführbaren G-esetze darstellen xand somit
21^^i^"^< of f enbaren , dass es der Religion auf totale Beherrschung
"-'/^^er jewaili^^en Lebensverhältnisse ankommt. Schon von die
r: 1 ^' Vv sem Gesichtspimkte aus wäre es zu begreifen, dass auch
' t für die Schule ein Lehrbuch des systematischen R.U. ge-
/
Of.
a
geht vom Menschen aus, ist also subjektiv. G-emeint ist
der Wunsch des Menschen, die allseitige Auswirkung der
religiösen Voraussetzungen zu erfahren. Das bedeutet die
Annahme eines geistigen Bedr:ifnisses nach systematischer
Erkenntnis. Es muss jedoch erkannt werden, dass syste-
matische Religionslehre kein Bedürfnis für alle Menschen
- 4 -
<
l
sein kann, da sehr viele Menschen -vielleicht sogar die
meisten- unsystematisch denken. Die Ausdrucksform de^
Judentums in der geschichtlichen Darstellung, im Kommentar
und in der zwanglosen Diskussionsart des Talmud ist ein
deutlicher Beweis dafür, dass das Judentiom die Natur
t
des unsystematischdenkenden Menschen kennt, versteht und
ihr entgegenkommt. Daneben gibt es allerdings auch
systematischjienkende Menschen. Ihnen ist es ein Be-
Äxii dürfnis das flies sende Erleben und seine verwirrende
Mannigfaltieikeit zu einem klaren System zusammenzufassen
und so den V/eg zur A'abrheit unerschütterlich festzulegen.
Dieses Bestreben hat bei den grossen jüdischen Denkern
dazu geführt, einerseits die gesetzlichen Grundlagen und
die Forderungen dds Judentums für ihre Zeit unter Be-
rücksichtigung aller Entscheidungen systematisch zu ver-
zeichnen und andererseits die metaphysischen Beziehungen
des Judentums in einer anderen, aber ebenfalls systemati-
schen Form niederzulegen. Die modernen Reli^^äonslehr-
bücher versuchen nun beides zu vereinigen. Sie wollen
- oft in sehr gedrängter Form- einen Einblick geben
in die gesetzlichen Forderungen des Judentums und gleich-
zeitig auch die metaphysische Grirndl egung in den Rahmen
des Systems einspannen. In jedem Falle wird ein solches
Bemlhen schwerlich gen "gen. Sowohl für den in gesetzlicher
Bezieh\ing Auf klarungsuchenden wie auch für den meta-
physisch Denkenden wird immer zu wenig und nicht Genügendes
geboten sein. Man konnte daher an der Notwendigkeit eines
systematischen Religionlehrbuches insbesondere für Schüler
zweifeln, w nn es nicht noch eine zweite Art nach Systematik
stiebender Menschen gäbe , nämlich jene , die nur eine
Uebersicht über das ganze Judentum gewinnen will , ohne
jedoch allzu tief in die Dinge eindringen zu müssen.
- 5 -
t
•
^
Dies ist mehr eine syste.ngtisoh- :gaktische Art; und xmter
Ber icksichtigung dieses Umstandes gewinnen die modernen
Religionslehrbiicher eine gewisse Bedeutung. Sie nützen
denjenigen, die wissen mochten, was das Jud^^ntum im
allgemeinen verlangt, setzen dabei allerdings einen Men-
schen voraus, der sich von vornherein im gewissen Sinne
bedin;:\ingslos dem Geiste des Judentums unterwirft, also
einen Menschen, der eigentlich erst durch das Seligions-
lehrbuch (allgem in: durch Erziehung) geschaffen werden
soll: Nämlich den jüdisch-religiösen Menschen, dessen
■ Religiosität in der Festigkeit des Sichunterwerfenkönnens
in die Erscheiniin^: tritt. Man muss also in diesem Falle
mit Mitteln zur Religiosität erziehen, die ei-entlich nur
auf denjeni-^en wirken, der sie schon besitzt. Aber diese
Schwieri^rkeit wird sich wohl nie aberv/inden lassen. Darum
ist sie auch nur ein kritischer, zur Vorsicht mahnender
Gesichtspunkt und. keir\-^adel des systematischen R.U.\S.
Die Kunst des Erziehers wird wohl in allen Grundbezirken
des Lebens immer nur in der Entfaltung eines schon Vor-
handenen bestehen können. Nichtvorhandenes schaffen
ist dem Göttlichen vorbehalten.
2 . ) PsycholO;^<ische Gnundlegung.
Ein Lehrbuch muss wesentlich Ricksicht nehmen
ouf den Schüler, der Mehrt werden soll. Das bedetat, dass
auch ein Religionslehrbuch auf einem zureichenden psycho-
logischen Fundament aufgebaut sein muss. Eine psycholo-
gische und im Gebiete der Religion wohl auch sachliche
Pehlerauelle des systematischen Religionlehrbuches ist die
lehrhafte, absolute ./ahrheit verklindende Formulierung des
reli^-iösen Lehrgutes j denn sie ist ausgesproiahen \inlebendig.
- 6 -
l
aöhton wt-r-
jaie hoc
chsten Vorbilder der fieliriion verkün-
denden und lehrenden Menschen, die Propheten , --«e-teennetr^
wir gerade bei ihnen w.nhrnehiuuu , wie aJr^ sich vor aer ge-
ruhi._^en Formulierung -^fa«-^t--tin.tfS^M4:eh-^^ In ihren ./orten
steckt eine bohrende, springende, vorv;ärtstreibende Kraft.
Wir fühlen in ihnen deutlich die seelische Bewegung. Der
Prophet lehrt nicht, dass man z.B. G'iter rieht imrecht-
raässi.^erv/eise sich aneignen darf. Das ist im Lebenskreis
der Reli,i:ion ganz sel>)stverstindlich. Ergreift vielmehr
an einem Punkte, an welchem seine Zeitgenossen sich ver-
s'indisten, ein, um dem r-litriosen Gebote Beachtimg zu
verschaffen. [j)er Proph^^-^ll nicR^^^in .Vissen lehren,
sondern ein .<iss^j:v<^s unmittelbar im Leben seine Aus-
wirkung fi^d^t O Prophetische Religionslehrkunst gibt also
keinen Ueberblick über die Forderungen des Judentums, sondern
sie greift an den richtigen seelischen Ansatzpunkten ein,
da wo^ das Volk eindeutig das Verstehen des religiösen
Gebotes auch E,QE,Qrv seinen '«/illen erleben muss. Ihre Re-
ligion umfasst und fordert nafirlich auch das gesamte Leben,
ist also ebenfalls System, jedoch nicht materiales. alle
Objektivierungen des jüdisch-religiösen Geistes \imfassenwollm'
j
dej System sondern formales von den religiösen Kräften
ausgehendes und so von innen nach aussen auf das ganze
Leben ausstrahlendes, durchdringendes und total erfassendes
System. Diese Art System ist jedoch aufgelockert, der
jev eiligen seelischen Situation genähert, in Bewegung ge-
bracht , auf Verwirklichung der religiösen Forderung hin-
drängend. Es scheint, als ob diese dynamische Art des
religiösen Lehrens mindestens in einer Zeit, in welcher das
religiöse Lehrgut nicht unangefochten dasteht, die richtige
ist. Die statische Art, das Lehrgut einfach darzubieten,
geht an der Tatsache der Anfechtung vorüber. Der syste-
matische Reli.^ionsunterricht hat den Vorzug, das religiöse
- 7 -
Probiem an der HauptstelLe und nioht an aussenliegenden
Piinkten anzufassen. Aber er aiuss es dann in einer \Veise
tun, die der Heiligkeit und der auf Verwirklichung; hin-
drängenden Art des Gegenstandes entspricht. Dieser be-
er
n'lgt sich keines^'alls mit dem blossen ^ewußtwerden. Er
will, er inuss d'^s Leben formen! Er darf fordernd auf-
treten. Ja, er muss dies tun in einer Zeit, in v;eloher ^
zahlreiche Ideen irdischer Bindung ausschliessliche Unter-
werfung ford rn. Er ist keine im blosser Beschaulichkeit
zu erwerbende l4^he it. Reli^tiion wird nur durch Leben erworben/|
Das Leben ist schwankende Bewegung. Religion fordert Er-
kenntnis dieser Bewegung und zu>ileich ihre Unterwerfung
unter das ^öttliohe Gebot, um dem Schwankenden dauernde
Richtung zu verleihen. Und dieser i'orderung entspricht
auch die Notwendiijkeit , im systematischen R.U. an die
Stelle statischer Darbietung dynamische, auf Verwirklichung
»
hindrängende Bewegxing zu setzen.
n Neben diese formale Forderung im Rahmen der
psychologischen Griindlegung tritt in heutiger Zeit in vor-
derster Linie eine materiale Forderungy Ö|ls erster Bau-
stein für das psychologische Fundament der -Virkungsmög-
lichkeit,fc^e fordernd -nicht nur lehrend- auftretende
Religion kann nicht an der insbesondere die Seele der
Jugend imiUer wieder bedrängenden Frage/ vorübergehen:
Was bedeutet das Vorhandensein der verschiedenen Religionen?
ffir möchten meinen, dass diese ausserordentlich schwierige
Frage bei der Entwertung der Geltimg der Religion eine
nicht geringe Rolle gespielt hat, xmd dass ein Religions-
lehrbuch der Neuzeit eine grimdBätzliche Aufgabe der
Gegenwart nicht erfüllt, wenn es nicht auf diese Frage
eine Antwort zu geben weiss
^^ Es handelt sich dabei durch-
x) .»'elcher Erschütterung der religiösen Ueberzeugung ist
z.B. ein Mensch ausgesetzt, der in einem populär gehaltenen
Büchlein über antike ivjBterien(Burger , Antike Mysterien,
M'inchen, 7. -9. Tausend, Tusculum-Schrif ten , Seite 3) folgendes
liest: "Das Grösste und Beste, was der Orient uns zu geben
hatte, das wiren seine Religionen. Ewig denkwürdig in der
Geschichte der abendländischen Menschheit bleibt jener 5.
- 8 -
aus nicht um .ine inhnltliohe Frag« des systematischen
R.U. , die anderen inhaltlichen Fragen gleichgestellt ist,
sondern um eine ausschlaggebende grundsätzliche Frage
f'ir die Berechtigung des systematischen R.U.r in heutiger
Zeit Überhaupt, da die zulängliche Beantwortung in diesem
Falle erst die innere Bereitschaft und Aufnahmewilligkeit
flr das religiöse Lehrgut erzeugt. Die allgemeine -zwar
oft unausgesprochene- Anschauung ist, dass jede Religion
Anspruch darauf erhebe, die wahre Religion zu sein. Da
aber nur eine Religion die wahre sein könne, so -fol-
gert der Denkende- sei wohl keine Religion wahr. Die
Lessingsche Fabel von den drei Ringen hat einen fatalen
Kern. Da niemand weiss, v;elches der echte Ring ist,
so könnten allerdings alle drei Besitzer so leben, als
ob ihr Ring der echte wäre. Sie könnten aber auch die
Folgerung daraus ziehen -dies entspricht durchaus der
0
K
Reli^'ionen fei oh 'in oiuem' .Valm Twfänden imd es besser wäre,
in einem unentscheidbaren Kampfe, in welchem man unter Um-
ständen sich als Getäuschter entpuppen könnte, nicht
mizutun, sondern ausserhalb der drei Religionen seinen
eigenen weg zu gehen und sich keiner Religion anzuschlies-
sen. Darum mussheute ein Rsli^nslehrbuch in erster
Linie eine klare, eindeutige Antwort auf die Frage nach
der Bedeutung des Vorhandenseins verschiedener Religionen
zu geben wissen; und wir könnten uns vorstellen, dass
ein solches Lehrbuch gerade mit einem diese Frage be-
treffenden Kapitel eröffnet wird. Wir möchten die
psycholo,^ische (und sachliche) Richtigkeit der Antwort
Fortsetzung d.Anmerlcung zu Seite 7:
April des Jahres 205 v.Chr., der Tag, an dem als erste
orientalische Gottheit die Kybele mter Wolken von »ifeih-
rauch auf dem palat*nischen Hügel zu Rom ihren Einzug
hielt. Zuerst zögernd, dann aber in stürmischem Sieges-
lauf folgten andere Gottheiten: Aus Aegypten kamen Isis,
Osiris. Serapis, aus Kleinasien Attis und Sabazios, aus
- 9 -
bezweifeln, seine eigene Relision als die Höchste und die
anderen Religionen als grössere oder kleinere Irrwege Ein-
zustellen. Das Itethalten an diesen "Irrwegen" wäre nicht
so einfach zu erklären. Abgesehen davon mag gerade diese
Einstellung, die nat^irlich jec/e Religion für sich hegte,
eher zu ihrer Entwertung beigetragen haben. Die richtige
Antwort scheint uns -um ein Beispiel zu geben- angesichts
des nichtmissiontreibenden Judentums in der Annahme zu
liegen, dass jede Religion für einen bestimiaten Menschen-
typus den Weg zu G' tt darstelle. Darum kann jede Re-
li.^ion wahr sein, d.h. den Menschen zu G'tt führen, und
trotzdem eine Vertauschung der Religionen nicht möjlich
sein, weil jeder Tj^us nur einen V/eg , nämlich den,
seinem Typus entsprechenden gehen kann.* Der Gedanke
scheint uns also nicht von der Hgind zu. weisen zu sein,
in einem Religionslehrbuch der heutigen Zeit die Haup t -
religionen der Erde in ihrem typischen .«'esen kurz dar-
zustellen, um das Bewußtsein seines eigenen, unvertausch-
baren typischen Weges klar hervorzurufen. Es genügt in
einer Zeit des .Weltverkehrs, in der jeder fast mit jeder
Lebensform und -Grundlage irgendwie in Berührung kommt,
nicht, nur in genügsamer Selbstschau die Züge seines
eigenen V/esens zu beschreiben, sondern man muss , um in
sich selbst fest zu stehen, von der imnachahmlichen Ei-
t
x) Das Judentxom schliesst -wie wir meinen- nur einen
Religionstypus von der Existenzberechtigung aus, den
orgiastischen, d.h. denjenigen, der den V/eg zum Gött-
lichen durch UnSittlichkeit gehen möchte. Auch da,
wo der Polytheismus bekämpft wird, lauert im Hinter-
grund immer die Gefahr der orgiastischen Verirrung , da
unter den vielen Göttern eben immer auch ein blutdürsti-
ger Molech war. Es ist wohl nicht zu leugnen, dass
Blut- und Sexualrausch den Menschen auch ins Gebiet des
Uebersinnlichen versetzen /können. Das Judentum, das
jedoch das Sittliche als Flc^ngnlraf^. G' ttes und daher
als Forderung für das Menschenleben erkannt hat, lehnt
den orgiastischen ^Veg radikal ab , und die ganze Kultur-
menschheit hat sich dieser Anschauung angeschlossen.
- 10 -
gen-Art des Anderen iind ihrer Berechtigung eine Ahnung
haben. Das ist etwas ganz anderes als kraftloser Re-
lativismus und Skeptizismus. Im Gegenteil, es kann auf
diese V/eise eine Gläubigkeit und geistige Festigkeit ent-
stehen, die derjenigen des Mittelalters nicht nachsteht,
sich aber gcuf einer höheren Ebene befindet, da sie mit
der eigenen inneren Sicherheit nicht den Fanatismus \md
die Feindschaft gegen andere Relgionen verbindet , sondern
selbstverständliche, aber nicht zur -^iganon Laxheit be-
re Oh t igende , Duldung und Anerkennung* -Vir meinen also,
dass unter den heutigen Umständen in einem Seligions-
lehrbuoh eine Antwort enthalten sein muss, die dem
/esens^^ehalt des Judentiims entspricht und zugleich auch
die Frage der Mannigfaltigkeit der Religionen und die
unleuglDare psychische Tatsache klärt, dass man Religionen
nicht wie ein Kleidungsst'ick vertauschen kann* Ohne eine
solche klare Antwort wäre das Fundament, auf dem das
Religionsgebäude systematisch errichtet werden soll, von
vornherein psychologisch br^ichig* Auch wenn man eine
andere Antwort als die ausgeführte^ geben möchte (die
nur als Beispiel diente), so kann , unter keinen Umständen
auf die grundsätzliche Klärung*^ in einem Religionslehr^»*<!4_
jwaah. verzichte-^ wei'de-n. Wer in schwankender Zeit baut,
muss unbedingt zuerst ein sicheres Fundament legen; imd
in Bezug auf das Reiligiös-Metaphysische ist unsere Zeit
schv/ankender ,als je eine andere ^gewesen ist.
3.) .JMfe- Quellen der Religionsdarstellung.
Für ein jüdisches .leligimslehrbuch ist eine
QK*a<*^
x) Damit wird auch zugleich ein^religionspsychologisch gar
fährlicher Umstand geklärt, nämlich die Frage des echten
Proselytentums .
'*"
- 11 -
klare Stellungnahme 7Axr Frage der Geltung unserer Bibel
unbedingt notwendig, denn sie ist ja das Religions-
lehrbuch im höchsten Grade. Hier möchten wir einer
Einseitigkeit das ..'ort reden. Die Darstellimg, dass eine
W Richtung die Bibel in allen Teilen -ftie- unbedingt
t^^c**
unter
ZS.JUa^ -&ohiöfe*i±ah-aner kennt, die andere Richtung -j
A***^^ irgendwelchen Gesichtspunkten eine Auswahl in der Gel-
'i^l^l'^: tungswertigkeit vornimmt, ist vom Standpunkt religiöser
Bildung und Pörderimg aus nicht befriedigend. Eine
solche Darstellung gehört in^lein Buch der jüdischen Ge-
schichte, aber nicht in ein Religionslehrbuch, auch wenn
erst der Lehrer den Text ctes Lehrbuches zum Leben erwecken
f
f
üoll. Ein Religionslehrbuch muss so geschrieben sein,
dass man es ohne Gefahr, d.h. ohne das Bildungsziel zu
schädigen, dem Schüler in die Hand geben kann. Die
Feststellung von ..ieinungsverschiedenheiten in Bezug auf
die Geltung der Bibel ist für den Religionsunterricht zu
wissenschaftlich. Es ist ein ungeheurer Unterschied im
Grade der Ehrfurcht, ob ein Schaler der Bibel mit dem
absoluten Glauben an ihre« Ö#«oii4«^it^^:ehfcei4s- gegenüber tritt
oder mit der Voraussetzung, zur auswählenden Kritik be-
rejhti^t zu sein. Hier stehen zwei .Veiten -e4dter-e inander
gegenüber, von denen die eine über die andere lächelt,
und die andere befürchten muss, von der ersten in ihrer
wesentlichen Voraussetzxmg entwurzelt zu werden. Im
praktischen Unterricht ist es vielleicht möglich, eine
Brücke zu schlagen; ein Religionslehrbuch jedoch ent-
und ./irkungsmJglichkeit/
wurzelt seine eigene ueberzeugende Sicherheit , /wenn es
nicht einen eindeutigen Standpunkt einnimmt. Der Ver-
fasser muss ja slbst eine klare Stell\mg beseitzen, und
er wird immer nur fördernd auf die seelisch ^leichveran-
lagten einwirken können. Diese Einwirkung ist jedoch
nur möglich, wenn die Meinung des Verfassers komprom/isjü>5
^ ^
4. I > '
V
„.Hk
. ;
f —
V-
x)
* ' • tJ
jlnmerkimg zu Seite 12 Mitte:
Damit darf auch der Charakter der Decisoren nicht
vervvechselt werden, denn hinter ihnen steht eind ausser-
ordentliche, ja geradezu äberragende Triebkraft, nämlich
der Begriff der Mi zwo h. Dieser Begriff bedeutet die
imerschütterliche Ueberzeugung , alles, was da geschrie-
ben steht, als Heiligung des göttlichen Nemens verwirk-
lichen oder als Entweihung vermeiden zu müssen.
\
- 12 -
t
f
zur Darstelliing kommt, \md letzten Endes ist entschei-
dend nicht ein imlebendi^jes , seelenloses ./issen, sondern
ein in die Praxis, in das Tun ülDetflihrtes V/issen. Die
Stellung zur Bibel bedeutet ebenfalls psychologische
Grundlegung. Judentum ohne Bibel ist und«i<.bar. Sie
ist der Quell lebendi^ren Wassers, in welchem sich G'ttes
Wirkung auf unser Volkjspie :elt . 'Henn man erreichen
könnte, dass jemand gar nichts anderes als den Willen
entwickelte, aus diesem Quell stets zu trinken, so wäre
der Zweck eines Religionslehrbuches vom Standpunkt see-
lischer V/irkung und Erhaltung der Religion aus zum
grössten Teile schon erf'illt, denn dann wäre das V/issen
in lebendige Bevvegimg geraten. Auf die Dauer werden
solche Wirlomgen (neben dem viel wichtigeren Umstand der
richtigen Lehrerpersönlichkeit) nur von solchen Reli-
::ionslehrb*lchern erf illt werden können, in welchen die
Persönlichkeit in ihrer ganzen Ueberzeugung und Hingabe
zum Ausdruck kommt. Das ist etwas durchaus anderes als
geruhige, imerschiitterliche Darstellung einer wie dog-
- X)
matisch festgelegten Religion^ Ueberzeugimg , die an
der Bibel und dn der Uebersetzung ins Leben gewachsen
ist und gestählt wurde, wikkt irajner belebend und an-
treibend. Sie ist selbst in der Form kontemplativer
Wahrhe i t s suche
t-s -Spinc^BS- Ethik deutlich -
we-y-den kan»- von gewaltiger Sprengkraft erf illt.
40 ^P^^ Srprache der Religionsguellen.
Mit dem Judentum in unlösbarer Verbindimg
steht das gewaltige Mysterium der hebräischen Sprache.
Hierunter ist jedoch keinesfalls der Gebrauch dieser
Sprache allein zu verstehen. Vielmehr ist die oft un-
definierbare Umwelt der hebräischen Begriffe gemeint,
deren Uebertragung in andere Sprachen schlechthin un-
möglich ist* Der Schabbos ist befahl smässig etwas
- 13 -
r
r.
durchaus anderes, als selbst die 4mgdgXiÄiia»«- Formulie-
rung "Sabbath" vermuten lasst. In ihm spiegelt sich das
ganze wanderbare Sein des jüdisch en Ruhetages und aller
Beziehungen, die jüdische Gedanken- und Gefühlswelt im
Laufe der Geschichte in ihm verankert hat. Aehnlich
liegt es etwa mit den Begriffen kiddusch haschem und
chillul haschem und vielen anderen. Es wäre die Präge
zu erwägen, ob nicht in den Rahmen eines Religions-
lehrbuches (nicht eines Sprachlehrbuches!) diese Er-
kenntnis eingespannt werden müsste, etv/a in der Form
eines hebräischen Begriffsunterrichtes. Blosse An-
führung der Begriffe genügt hier durchaus nicht. Hierin
hat uns die Sprache der Umgebung^ irregeführt. Man
müsste neue Wege beschreiten und -imner unter Berück-
sichtigung des Gedankens eines Lehrbuches- verbuchen,
die Bügriffswelt hebrcxisch festgehaltenen jüdisch-re-
ligiösen Erlebens in Definition, Beschreibung, Erzählung
und anderes mehr lebendig zu machen.
' 5. Systematischer Religionsunterricht und Lebe,n^
Die Gefahr des systematischen R.U. besteht
in der seelilöshen Versteifung und im Verlust der na-
türlichen Beziehungen zum unaufhörlich^ Leben. Das
Leben ist nicht systematisch; darum wirkt der syste-
matische R.U. wie eine starre Form, die widernatürlich
über das bewegte Leben gestülpt wird. Aus diesem
Grunde ist es notwendig, bei jeder Möglichkeit das Le-
ben wiederum in den systematischen R.U. einzufügen,
und als Vorbild kann uns Maimonides dienen, in «^ö^^.^^J^^.^. ^(,^
streng systematisch^ Werk des Mischne-Thora das
HMaasseh", die Beziehung zum Geschehnis, zum
wirklichen Leben, Eingang gefunden hat, wo es dem
Verfasser zur Verdeutlichung
/
- 14 -
notwendig erschienen ist . Vielleicht ist die Krise der
gerade
Religion im allgemeinen/ auf den ^aderspruch zwischen Lehre
und Lcten zurückzuführen. Religion verlangt das Höchste
an sittlicher und vergeistigter Lehensgestaltung. Das Leben
jedoch in seinen harten Mforderungen und Auswirkungen des
Kampfes um des Dasein zieht immer wieder in die Tiöfe hinab.
InnerhBlb des ganzen religiösen Schrifttums kann dieser
V/iderspruch nirgends deutlicher axiftauchen als gerade in
einem Lehrbuch für den systematischen Rel.Unt. Die Kluft
ist so gross, dass sie oft kaujn durch den geschicktesten
Lehrer, der das Buch nur als losen Mlmüpfungspunkt be- •
nutzt und aus sich heraus lebendiges zu gestalten versucht,
überbrückt werdenr" Hinzu kommt der weltanschauliche &kskk
Widerspruch. «Venn man bedenkt, wie im Verlauf von 500
Jahren ttx. grosse^ weltanschauliche Stürme über das -Abend-
land dahinbrausten: 'Sie scholastische Welle, die Jasaimitxtt
die Kirche ,±HXÄKHxM±*tKi|ii!mic±xgM±B±i±xludup die humanisti-
sehe JVelle, die den Menschen, die mechanistische -Velle,
die die Maschine, und die biologische «Velle »iKxägmxMitiiiÄ
jiBmi±xsK»* die das Leben in den Mittelpunkt gestellt hat ,^
go ist esbegreiflich, dass das religiöse Lehrgut nicht un-
angefochten stehen bleiben konnte, dass Religion in den
Geriich der Mumifizierung kommen musste. Dieser Gefahr des
»Widerspruchs zum Leben muss 4ä jede« -i/erk^ dfs sich mit
•h.
Religionsüberlieferung beschäftigt, entgegeng«wirk*- we*4«n.
x) siehe Jakob von Usxküll , der Organismus und die üm.velt,
in "Das Lebensproblem" von Driesch \md .<oltereck, Leipzig
1931, Seite 189 f.
*
Il
- 15 -
Die wahre Entgegenv/irlmng besteht in 4er Lebensgestaltung
nach religiösen Grundsätzen, denn nooh so bestrickende
falsche Theorien werden durch die -Anschauung eines religiös-
erfilmen lebens leicht entwurzelt. Die Frage der prakti-
schen religiösen Lebensbildung ist also genau so wichtig
w
le die Frage der Feststellung des religiösen Lehrgutes.
Es ist der Gedanke des immer w in der
Thora wieder-
kehrenden
«rj-j Ihr sollt meine Ge-
bote erf illen!" . In wunderbar anschaulicher V/eise kommt
diese Forderung durch den grossen XSXI Pädagogen Pestal/ozzi
zum Ausdruck. Er schreibt in "Lienhard und Gertrud":
"G'tt ist für die Menschen nur durch die Menschen
der G'tt der Menschen . . . Daher soll nuch ein
Mensch den andern nicht durch Bilder und »»orte
sondern durch sein Tun zur Religionslehre empor-
" leben. Denn es ist umsonst, dass Du dem Ar-ien
sagest: Es ist ein Grtt, und dem ./ aislein: Du
hast einen Vater im Himmel. Mit Bildern lehrt
kAin Mensch den andern G>-tt kennen. Aber wenn
^ Du dem lixraen hilfst, dass er wie ein Mensch leben
kann, so zeigst Du ihm G,M;t; und wenn Dti das
Waislein erziehst, das ist wie wenn es einen
5ater hätte, so lehrst ^u es den Vater im Himmel
kennen, der Dein Herz also gebildet, dass Du es
erziehen musstest" .
Pestalozzi kennt also drei Stufen des religiösen Lehrans:
• 1. Das blosse Wort; 2. das sKSSh±iÄBXiÄxlais|i±K± Bild und
das ^esoliilderte Beispide-. 3. das Tim selbst. Rückwärts
gesehen ist das Tun das Leben, Bild xmd geschildertes
Beispiel ein /bglanz des Lebens, das blosse »Vort ausge-
presstes und schematisiertes Leben, »/ir erkennen daran
die ausserordentliche Gefahr für das systematische Religions-
lehrbucha^ dieser letzten, unlebendigen Art anzugehören.
«OS ist zu tun? Man muss versuchen, das Leben selbst /
-oovveit es irgend möglich ist- in den Unterricht einzubauen.
Diese Mö;:^lichkeit ist beschränkt. Das zweite ist die Ein-
führung zahlreicher Beispiele aus dem wirklichen Leben der
Vergangenheit und Gegenwart, die mit allen Mitteln der pä-
dagogischen Darstellungskunst zxom geistigen Erlebnis aus-
gestaltet werden müssen. Das bedeutet auch für ein lehr-
- 16 -
buch des systematischen Religionsunterrichtes die For-
derung, den Rahmen der systematischen Darstellung durch
möglichst viele zureichende Beispiele religiösen Lebens
aufzulockern. Das Beispiel ist in diesem Falle unter
keinen Umständen nur eine Unterstreichung sondern viel-
mehr ein wesentlicher Baustein des Planes, weil es die
Brücke vom <Vort zvag. Tun darstellt, /.us diesem G-runde
mus
s man wohl zu einer neuen Form der Darstellung des reli-
giösen lehrgutes für die Zwecke des Unterrichtes kommen.
uuixxim
6 .Die Mono^<raphie als Form des Beli^rionsunterricht
liehen Lehrbuche s . ~ . •
^
Unter Beräoksichtigung der angefahrten Gesichts-
punkte und zugleich der aus dem Leben auftauchenden zahl-
reichen, hier nicht genannten anderen Probleme, mit denen
ein Religionslehrbuch sich auseinandersataen nues, wenn es
in iVirkl ichke 1 1 Religion lehren will, muss man erkennen,
dess die bisherige Form des religionsunterrichtlichen Lehr-
monographische
buches unzulänglich ist. ßn ihre Stelle sollte die/Dcr-
stellunr' von Einzelf ragen treten. Die Wirkung könnte
in vieler Beziehung ausserordentlich g'instig sein. Die
oft störende , das Erkennen der «Vahrheit nicht fördernde
allzu grosse Kürze könnte bei Einzeldarstellungen vermieden
we
rden. Das Leben selbst könnte in den Aaschauungen be-
deutender Menschen, Erzählungen, Schilderungen, Berichten
usw. in den Kreis des Religionslchrbuches eintreten. Rein
technisch wäre eine öftere Erneuerung und daher -Anpassungs-
fähigkeit sn die jeweilige Lage möglich. Dieser Umstand
ist im G-egensatz zu anderen Wissenschaftsgebieten für die
Frage des Religionsunterrichtes und der Religion selbst
von weittragender Bedeutung; denn Religion kann nie lan-
abhängige G-eltung verlangen, sondern sie muss immer in
- 17 -
innigem Kontakte stehen mit dem Leben, dessen Erfahrungs-
quelle die Relijion entsteigt, um Erfüllung im Streben nach
dem Gröttlichen zu finden. Als ein laixgxHxxÄHXMÄÄxgxaxjtx
wertvoller Versuch in dieser Richtung ist das Buch von
Moritz jobel , der Sabbat (Berlin 1935, Schocken -Verlag)^
zu werten. Auch dieses Buch ist für den Religionslehrer
nur Ausgangspimkt der Behandlimgsweise . Aber es beweist
psychol02:isch
schon/durch seine Reichhaltigkeit die umfassende Kraft
des Sabbatgedankens und entfernt sich damit von der im-
lebendi^p-en Trockenheit anderer Darstellungen. Um ganz
im jüdischen Sinne wirken zu können, sollte bei einer Neu-
ausgabo versucht werden, zu möglichst vielen Stücken ilen
hebräischen Urtext hinzuzufügen, da es sich hier durchaus
nicht nur lom ein mehr oder weniger bedeutungsloses Gewand
handelt, in das man den Stoff willkürlich kleiden könnte.
Monographien dieser Art, die jot^onh nnhr wn'n''
durch
vermittelnde Stücke den G-eist des ÄÄxaiijucx psychologisch
und pädagogisch geschulten /Sammlers verr^.ten «dürf -ben.,
würden sicherlich auch den G-edanken deutlich machen, dass
materiale systematische Vollständigkeit im Religionsunter-
ist
rieht weder zu erreichen/noch eis oberstes ideales Ziel
aufgestellt werden brauchtejrf. Es kommt vielmehr darauf
an, den .Villen zur systematischen Lebensbewältigung unter
religiösen Gesichtspunkten von innen heraus zu entfachen,
den Eindruck
und damit/zu vermeiden, als ob es sich auf dem Gebiete der
Religion gleich anderen ^Vissenschaf tsgebietcn um Uebemahme
eines blossen iz/issens handele.
7> ^Israelitische ReligionslehrS^von Ernst Jacob.
i
Legen wir die erörterten Gedanken als Maßstab
sn d£:'S neuerschienene Religionslehrbuch von Ernst Jacob an.
Es besitzt einen ausserordentlich klaren, einfachen Aufbau,
der in seiner Gesamtheit die scheinbar oft dogmatisch
\
anmutende Sprache geruhiger Formulierimg bis zu einem ge-
- 18 -
i
4)
V^
/
Wissen Grade 7.u dynamischer Bewegung eines zielstrelsigen
Ganzen auflockert. Es ist ein geschickt angelegter und aus
tiefem Empfinden gewachsener moderner praktisch-syste-
matischer Versuch, welcher demjenigen, der Einblick und
Uehersicht über das Judentum gewinnen möchte, ein zu
einem Ziel führendes Mittel an die Hand gibt. Dem Ver-
fasser ist dabei die in der Natur dieser kcl Bucher gele-
gene Unzulänglichkeit ihres netzartigen Charakters, der
erst eine Erf^illung und Ausfüllung durch den Lehrer bedarf,
vor ^u^en gewesen. Er rechnet mit der Lehre rpersön^lichkeit ,
die sein V^erk eigentlich nur als i^us^iangspunkt persön-
licher Schöpfung zu betrachten hätte. Eine wesentliche
Eigenschaft des Buches ist die von religiös-liberaler
Haltung ausgehende traditionelle Einstellung der ganzen
Darstellung, in welcher deutlich wird, dess in der durch
Jahrtausende gewachsen^en Form des Judentums gewaltige
Kräfte der Erhaltung, Stützung und Förderung verborgen sein
müssen. Ihnen ermöglicht der Verfasser durch sachge-
mässe Darstellung eine Auswirkung, ^b man ^ngoDiahtc ^^r-
,s^die Behauptung (Seite 8), dass Religion in keinem
Gegensatz zur .Vi ssenschaft stände, weil Religion sich nur
an Herz und Gewissen, .Vissenschaf t jedoch sich an den
Verstand wende, aufrecht erhalten kann, ist eine Frage.
n^nn die «Vissenschaf t die ihr (vom Verfasser) gesetzten
Grenzen überschreitet und zu weltanschaulichen und gar
religiösen Folgerungen und Forderungen sich erhebt, wie
es ja im neimzehnten Jahrhundert durchaus der Fall war,
so müssen Reibungen und Gegensätze entstehen, denen man
um der Religion selbst willen nicht aus dem Wege gehen
darf .1 Die Notwendigkeit der Auflösung in dynamisch gehal-
tene Einzeldarstellungen wird hier wie bei anderen Re-
ligionslehrbüchem besonders ersichtlich etwa in der Fra-
ge der Bedeutung der Busstage und der Hohen Feiertage.
t
- 19 -
Hier wird an eine der wundesten Seiten der gegenwärtig
lebenden Menschheit gerührt, denn ihr ist das Schuld-
bewußtsein fast völlig abhanden gekommen. Die tradi-
tionsgemässe Darstellung der Bedeutung dieser Tage ist
imter den obwaltenden Umständen und den Möglichkeiten die-
ser Art Religionslehrbücher ein Weg, dessen Vorzug in der
Vermeidung falscher Töne und irriger Hichtung besteht.
Er kann jedoch unter dem Gesichtspunkt religiöser «Wirkung
und Forderung nicht befriedigen. Dies wird z.B. deutlich
beim Vergleich mit der Gefühlswelt chassidischer Erzäh-
liongen, die in loser Form durch die Genialität dichteri-
scher und religiöser Begabung oft erschütternd die gewal-
tigen Vioßfte zur Darstellung bringen, die im i'/irkungskreis
unserer Hohen Feiertage geborgen sind. Ganz besonders
dankenswert ist die Aufnahme einer Reihe von Fragen, die aus
dem Leben der Gegenwart durch Umwelt und Eigenwelt ent-
stehen missen;^ \md die dem Lehrer Ailass zu einer gründ-
lichen Behandlung geben. Auch das Problem der psycholo-
gischen Grimdlegung ist damit /erkannt worden. Ebenso fin-
det die Notwendigkeit, die Mannigfaltigkeit der Religionen
zu erklären und die psychologische Gefährlichkeit dieser
Tatsache zu beseitigen, in diesem Buche eine kurze Berück-
sichtigTmg (Seite 7 imd 21), während -aoftet-creir diese Ge-
denken/nur in apologetischer Absicht und daher verschieft
dargestellt werddn.
Sehr denkenswert ist die Aifügung des Ab-
schnittes: "200 V/orte Judentum", in welchem in treffsiche-
rer .Veise ein Teil jener hebräischen Begriffe zusammenge-
stellt ist, die nicht etwa nur hebräische .Vorte zum all-
täglichen Gebrauche darstellen, sondern Einführungsbegrif-
fe in die jüdisch-religiöse Erlebnisvvelt sind. Unter dem
Gesichtspunkt des hebräischen Begriffsunterrichtes ist
dieser Abschnitt einer wesentlichen Ergänzung fähig. So
sollten noch weitere wichtige Gebiete jüdisoh-religiöser
Gedankenwelt in der kristallklaren Ausdrucksform der he-
bräischen Sprache
- 20 -
angef'ihrt werden, wie etwa: u ^y.-i'J «'_. ••_ /
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und viele andere.
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Das sind hebräische Worte, von denen jedes eine Welt be-
deutet. Aus diesem Grunde gehören sie -und nur solche-
in ein Religionslehrhuch, das ja etwas anderes als Lehr-
buch einer Sprache bedeutet. Es ist allerdings die
wichtige Aufgabe des Lehrers, die Welt dieser Begriffe
lebendig zu machen und den Schüler im Erlebniskreise echten
Judentums zu verankern.
8. Ist svatematischer Religionsunterricht
notwendig? '
I
i.
Was die Frage des Lehrbuches anbetrifft, so
haben wir unsere Ansicht dahingehend schon ausgesprochen.
* n 1 nr ft c
Art von Religionslehrbüchern die monographische Dar-
stellung von Einzelfragen zu treten hätte. Ebenso haben
wir auch schon xinsere Meinung bezüglich der Frage des
«
systematischen Religionsunterrichtes angedeutet. Aeussere
systematische Vollständigkeit zu erreichen, ist sowohl
angesichts des ungeheuer umfangreichen Stoffes als auch
der psychologischen Forderung, die Verbindung zwischen
Gelehrtem und Gelebtem zu schaffen, nicht möglich und
nicht notwendig. Es gibt Stoffe, die ohne den Hintergrund
einer gewissen Lebenserfahrung nicht gelehrt werden kön-
nen und dürfen, ohne ein verhängnisvolles Missverstehen
heraufzubeschwören. Hiezu gehört alles, was sich auf
die Ei^-enschaften G'ttes bezieht, dann Vorschriften und
Lehren über Ehegemeinschaft und dgl. mehr. Religions^r
Unterricht muss also grundsätzlich unter dem Gesichts-
punkt und unter der Forderung erteilt werden, nach dem
Abgang von der Schule sich erneut und vertieft immer
- 21 -
V
wieder mit dem reli-^iösen Lehrstoff zu beschäftigen, da
erst mit stei.-ender Lebenserfahrung die Bedeutung imd das
Wesen vieler Forderungen deutlich werden. Lehrbücher
des systematischen Religionsunterrichts können also
für den Schüler in^-
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, 'j
iterr:
inneygar nicht geschaffen werden;
für den Lehrer bedeuten sie einen Anhaltspunkt f'ir die
Auswahl des Stoffes. Mders liegt es mit der Frage des
formal-systematischen Religionsunterrichtes, d.h. des
Religionsunterrichtes, der^'^totale Lebensbeherrschung durch
religiöse Kräfte und religiöse Gesinnung abzielt. Innere
Lückenlosigkeit des Unterrichts, Mschluss des Stoffes
an den Jeweiligen Erfahrungs zustand und Versuch/J prak-
tischer Mswirlamg ist daher oberstes Gebot. Die Schwie-
rigkeiten solchen Unterrichts sind ganz ausserordentlicher
Art. Sie können mit den Mitteln des Schulunterrichts
allein nicht überwunden werden. Die Schaffung von reli-
giösen Lebengemeinschaften wie etwa von Jugendgemeinden
und anderen "Formen, ist u-nbedingt notwendig. Damit
gewinnt die Lehrerpersönlichkeit überragende Bedeutung.
Sie darf sich nicht auf den schulmässigen Unterricht be-
schr.änken, so sehr dies ruch im Zug des geordneten Schul-
unterrichts liegt. Systematischer Religionsimterricht
im Sinn Ä totale» Lebensauffassung ^.fordert sich der
Aufgabe vollständig hingebende Lehrkräfte, erfordert
eine lebendige Behandlungsmethode, die immer den M-
schluss an das Leben zu suchen be^*««i* ist und erfordert
ein Schrifttum, das durch Widerspiege^^lung der Mannig-
faltigkeit des Lebens im religiösen Lebensbereich die
Gefahr unlebendiger Trockenheit vermeidet.
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KJ"
kvti Muokle:'^Der Geist der Jidisclien Kultur und
^^ das Abendland ••• l^H/fli
Aus den üpanishads.
"Auf eines Äosses Kacken Jagen v/ir dahin. ••
Im Dämme rgrauen sc:iutte.lt es qI':^ M^ihnen,
Als Morgenrot umflattern sie sein haupt.
Nun sprin^jt's empor, es ^jl^iht soin Sonnexiauge i
Und bis zum Him^nel reckt es sioii hinauf •
Sein Huf scharrt iage , tänzelnd ^jeht der Monat
hin,
Las Jahr - ein Satz, und jetzt, in Jähen Sprin-
arühn Sterne um den rasend schnellen Lauf*
In Wolkenflooken tropft der Schaum von dem G-^biss
Es schnaubt der Sturm, und wirft's in seineiü
Donner^fang
den Kopf empor, dann zucken Blitze urn die
Ber^e seiner flinken.
Der Regen trieft durch dieses .Valdes Strähnen,
und keuchend Kocht in Jenem Ivieer der Gischt •
Doch ob sich knackend bie^jt cer Baume Stamm,
Ob Ub^r Felsen wirr die ffogc schlägt -
Alles dahin! Gerissen *vird es ruhelos imd ewig.
Durch Tag zur Nacht, aus Dimlclan in das Helle* •♦
So Jagen wir ciurch dieses Aethers blaches Feld,
Du, ici, die Erde und die ganze »Veit»"
üebersetzung von Eberhard •
3»Kai)ttel »
Religion als typischer weg zu Q'tt.
Eine arundfrage , die den religiösen Menschen beun-
ruhigen kann, ist das Vorhandensein verschiedener Reli-
gionen. Wenn es zutrifft, dass im Grunde jede Religion
sich für die allein seeligmachende halt, für die wahre
Religion, so liegt der Schluss naehe, dass möglicherweise
keine Religion v/ahr ist, jedenfalls schien es von unlös-
barer Schwierigkeit, zwischen der wahren Religion und
den falschon Religionon zu unterscheiden. Diese Frage
liegt unausgesprochen sicherlich vieirach der Gering-
schätzung der Relitiion zugrunde. Sie soll jedoch aus dem
Unbewussten herausgehoben wurden, um die Präge nach dem
fitosen des Judentums, das wir gleich zu Anfang als zentral-
religiösen Lebensstandpunkt bestimmten, zu klären.
Der entscheidende Begriff, der zur Klarung beitragen
kann, ist die Auffassung der Religion als typischer weg
zu Q'tt. Viele Menschen können gleichzeitig eine Licht-
quelle betrachten. Sie sind überzeugt, alle dieselbe
Lichtquelle zu sehen, und ^rotzdem sieht sie jeder nur
mit seinen Augen. Es entsteht also in ihm ein ^nz per-
sönliches Bild der einen Lichtquelle. So etwa kann man
sich das Vorhandensein verschiedener Religionen vorstel-
len. Es gibt nur einen O'tt, ein Göttliches; aber jeder
Mensch muss diese Tatsache auf seine ganz persönliche weise
erfahren. Es gibt also zahllose vege zu G'tt. Wenn wir
diese Wege als Religion bezeichnen, so könnte os grund-
sätzlich so viele Religionen geben, als es Menschen gibt.
Ss ist daher von diesem Standpunkt aus verwunderlich, dass
es nur wenige Religionen gibt, dass so viele Menschen in
ihrem persönlichen Wege zum Göttlichen übereinstimmen,
und dass Millionen das Ewige auf die gleiche Art und
weise erfahren und erleben.
- 2 -
Dieaös Zuaaamunxindün zalilroichor Kenschen zur
gleichen Brlebnisform beruht auf einün gemeinsamen Wesen,
▼on dem ein jeder als Teil das Ganze ausdrückt* Diese
Bigentümlichkeit ist mit dem Begriff Typus gerne int • Der
Typus bezeichnet nicht das Wesen eines Sinzelmenschen,
sondern das verschiedenen Menschen zugrundeliegende gleich-
artige Sigentünliche, das in den zugehörenden Menschen in
mannigfaltigster Form zum Ausdruck kommen kann.
Drei solche Brlebnisgruppen, die sich ^edoch nicht
mit Roligionst:/pen decken^ sind der visuelle, aiiustische
und der emotionale Typus. Diese drei Typen können in
jeder Religion als Unterscheidungsmerkmale vorkommen
und sind manchmal auch die Ursache von Kämpfen innerbUb
einer Religion. Insofern haben sie auch für diese Br-
örterung eine Bedeutung^ Da sie bei der Bestimrnn.r des
Wesens der jüdischen Religion eine Rolle Bpielen. Wir
können unter dem visuellen Typus diejenige Menschenart
verstehen, die das Sein durch das Auge zum Bewußtsein
bringt ^ unter dem akustischen Typus, die durch das Gehör
überwiegend erlebende Art und unter dem emotionalen Typus
die hauptsächlich gefühlsmässig reagierende tpot von Men-
schen. Es liesse sich denken, dass diese Erlebnistypen
sich mit ifergendwelchen Religionen deckten und dem gl ei eignen
Brleben ein und denselben gemeinsamen religiösen Ausdruck
verliehen. Da jedoch schon in der gewöhnlichen Ebene
des Lebens diese 5 Typen nicht in reiner Form vorkommen,
sondern sich nur durch ueberweibgen der einen oder anderen
Brlebnismöglichkeit feststellen lassen, so ist es einleuch-
tend^ dass diese 5 Typen auch innerhalb der Religionen
nur in MioChformen vorkommen und nur unter besonderen Um-
ständen yesensunterschiede zwischen den Religionen bestim-
men werden*
Ss ist selbstverständlich, dass die typischen
- 3 -
üntorscuiödQ in der Erlebnis- und Auadrucksform auch irgend
Diese Notwendigkeit
©ine körperliche Korrelation besitzen.
liegt dem streben der heutigen Zeit zugrunde, die den Eigen-
wert blutmässig zusanimengehörenuer üAenschen im Unterschied
anderen feststellen wollen. Bs ist schon oit darauf hin-
zu
gewiesen wordün, dass in solcher Unterscheidung nicht die
Herabsetzung einer anderer, blutmässig gebundenen Ghsmüinschal't
liegen soll. Das bedeutet die sachliche Anernetkannung,
dass jeder Lebenstypus das Sein, v/enn auch auf verschie-
dene weise, sü doch in gleich wettvollor ?orm zum Aus-
druck hingen kann. Der Bt'griff des Typus, der in diesen
Gedankengängen zum Ausdruck kommt, bezeichnet also gleich-
sam die Haut, aus der -naoh dem Volltsmund- der Mensch nicht
heraus kann. Er besagt also, dass die l/ienschen trotz der
Qemeinsamkeit des Erkenntnis- und ErlebnisgegensiÄndes
gewisse tatsächliche Grenzen in der Ausdrucksform ihres
Erlebens nicht übursinden können. Eine solche Erkenntnis
bestimmt auch das Wesen der richtigen und ralschen Mission.
Richtige Mi :3ion bedeutet das Ausfindi^jnachen gleichartiger
Srlebnistypen. Falsche Mission bedeutet den Versuch, Men-
schen zu einem Kreis typisch andersartiger Menschen herüber-
zuziehen. Bin solcher Missionsb. griff ist jeglichen Affektes
beraubt, da in Wirklichkeit nicht mei.r der Mensch sondern
die Idee missioniert. Ber Mensch hat nur die Aufgabe, die
Idee seiner Religion wie einen Magneten an die Menschen
heranzubringen. Im übrigen wird die Religion selbst die
zu ihr gehörenden Typen aus der grossen Zahl der Menschen
an sich heranziehen. In diesem Sinne missioniert jede
Religion, auch w enn sie wie das Judentum aktive Missions-
tatigkelt ablehnt. Die Tatsache ihres Vorhandenseins
übt auf die zugehörenden Typen eine Anziehungkraft aus,
wirkt also unzweifelhaft irgendwie missionierend. So aber
auch ist es zu begreifen, dass zwischen verschiedenen Reli-
gionen eine Verständnismöglichkeit über die blosse Dul-
.i»'
- 4 -
düng hinaus und die Anerkennung der oieiohberechtigung
möglich ist. Zunaohsu gehört jeder Monaoh derjonig^-n
Religionsgemeinschaft an, imerhalb derer er geboren iat.
Auch wenn er typis^l^ eigentlich zu einer anderen Reli-
gionsgemeinschaft gehören aollto. Es ist durchaus mög-
lich und wahrscheinlich, dass sich unter den Christen
jüdische Srlebnistypen und unter den uuden christliche
Erlebnistypen befinden. Dieser Umstand kann innerhalb
einer Religionsgemeinschaft su ganz erhebliehen Spannungen
führen, mag aber zugleich auch eine Ursache xür ihre Le-
bendigerhaltung sein und ebenso die Brücke bilden für die
Verständigung zwischen den Religionen, da »oiche ilisch-
typen der Praxis Verständnis für beide Religionsformen
ül»«#brinßen. können. . ^ ^'^}/ . ,^„
Der Begriff des religiösen Erlebnictypus bei den
bisherigen lilrörterungen inhaltlich noch immer formlos
geblieben. Er lässt uns auf Grund logischer üeberlegungen
ahnen, dass das Vorhandensein verschiedener Roligiontn
nicht ein Uebel sondern eine Notwendigkeit darstellt.
Die weit ist schön durch die Mannigfaltigkeit! Und auch
auf dem Gebiet des Religiösen wäre Einförmigkeit zu-
gleich lang^-eiligc Eintönigkeit, Die tatsächlicbe N.cht-
•Ini'örmigkeit soll nun zunächst an einem Beispiel erör-
tert werden:
- 5 -
In der Aurfasaung der tlatur Saigon Gich typische Un-
schiede in der religiösen Veranlagung, die sich nicht
willkürlich vordrangen lassen. Man betrachte folgendes
Lied aus den Upanishads, das einen Ausdruck des indi-
schen Naturenipfindens darstellt.
AUS iyuckle:"Der Geist, der Jüdischen Kultur und das
Abendland.«« S. 12:/i25. Aus den Upanishads.
"Auf eines ROi^sos Rücken ^agen v;ir dahin ...
Im Dammergrauen schüttelt es die y.ähnen.
Als yiorg:-nrot umilattern sie sein Haupt.
Nun springt'S euipor, es glüht sein Sonnenauge,
Und bis üuni Hir;ir.el recLt es sich hinaur.
Sein Kui* scharrt Tage, t::i.nzelnd geht der Monat hin.
Das Jahr - ein iatz, und jetzt, in jalien Sprüngen
Sprühn Sterne um den rasend schnv^lln Lauf»
In .volkenfl ecken tropft der Schaum von dem Qebiss
Es schnaubt der Sturm, und ..irft's in seinem Don er-
gang
den Kopf empor, dann zucken Blitze um die Berge seiner
Flanken.
Der Regen trieft durch dieses V/aldes Strähnen,
Und keuchend kocht in jenem Meer die Gischt.
Doch ob sich luiackend biegt der Baume Stamm,
Ob überFelsen wirr die woge schlugt -
Alles dahinl Gerissen wird es ruhelos und »wig.
Durch Tag zur Nacht, aus Dunklem in das Helle...
So jagen wir durch dieses Aethers blaches Feld,
Du, ich, die Erde und die v;anze Y.elt."
Uebersetzung von Eberhard
• Das Eigentümliche dieser Naturauffassung liegt
in der Identifizierung des Menschen mit der Natur.
ES
ist nicht nur ein Bild für die Glut und Schnelligkeit
des manschlicaen Lebens. Man spürt vielmehr aus jedem
V/orte, wie das Blut des Dichters und die Natur im glei-
chen Rytlimus schlagen:, und wenn er nit den vierten schliesst]
"So jagen wir durch dieses Aethers blaches Feld, Du, ich,
die Erde und die ganze ,.elt.", so bringt ^r hier die
Scjelische Uebereinstimmung und Gleichstellung deutlich
zum Ausdruck. Diese Auffassung ist von einer beruckenden
Gros 3 zügigkeit. Die Brust weiset sich in der Kühnheit
des Gedankens, dass der ix^ensch mit dem Sturn der Natur
selbst durch die Ewigkeit jagt.
Auch das Judentum kennt eine begeisterte und
tiefempfundene Naturschilderung. Bin Beispiel hierfür
• 6 -
ist der Psalm 19:
••Die Himmel erzuhlen die Ehre Q«ttes,
und seiriör Hunde v/erk Var;:andet aas Firmament.
Ein Tag strömt dem andern Rede zu,
eine Nacht gibt der anderen Erkenntnis.
Ohne laute Rede, ohne Worte, ungeuür^ ist ihre Stimn:e.
Und sie kommt hervor wie ein Braut -gam auo dem Brautgemaoh,
freut sich v.io e^ii H^^id zu wandern die Bahn*
Von dem einen Ende des H-.mmels ist ihr Ausgang,
zum anaer v.n ihru Rückkehr,
und nichts ist verborgen vor ihrer Glut!-»
Der Sc^i-nger hat hier de Natur i.it tier^tor Hinrühlung
in ihrer
arößüe una Schönheit erlebt. Man i'ühlt seine
Naturverbundenheit una seine Früuda an gosunaer Krart in
dem Vergleich der Sorme mit einem gibbaur, einem Helden.
So wie der gibbaur seine Kräfte noch eini:;al innerlich
miat, spielend und strahl^Tid bevor er den Kampf aufnimmt,
so ist auch die Sonr^e von strahlender Kraft erfüllt^
die in sich gebaxlt am Horizont ^rschv^int, uir. den Tageslauf
zu beginnen. Aber der Unterschied zwischen judischem
NaturgexUhl und dem der Upanisshuds orrwibart sich schon
. in dem kleinen v/Örtchen "wie". Die Soni.e komi.t wie ein
Bräutigam aus seinem Brautgemach hervor. Freut sich wie
ein Held, zu wandern die Bahn, V/eder ist es dem Sanger
möglich zu sagen: Die Soixne ist ein gibbaur und ein choßaun,
Bräutigam und Held, nooh ung-^kehrt, aa.ss der ^i^ensch die
Sonno: ist. Er kann höchstans sagen:
Der Mensuh isx wie eine Sonne, und die Sonne
erweckt Lebt-nsfreude, wie wir sie bei kraftert'Ullten
Mönsuhen w ahrnohmen. Aber nooh deutlicher wird aer
Un-«erschied, wenn wir den Anrang des laalnies betrach-
ten: "Die Hiuimel erzählen die ühre ü'ttes*'» Mit absoluter
Sölbö^1lyersta.ndliciikeit wird hier diw Natur einem höheren
Sinn untergeordnet. Ihre schünhoit, Ihre Kralt, ihr Strah-
len ist nichts SelbststUndigcs sondern ist eine Sprache,
Ausdruck für ein Höheres, nämlich riir den Schöpfer dieser
- 7 -
Natur. In don üpanishads ist die Natur solbststandig ge-
worden: sie ist (r'tt; im Judentum verkündet die Natur
a'tt.
Di; ser Unterschied ist nioht zui'iillig. Der
jüdisch eapl'indünde Mensch kimn zwar die Schönheit der
indischen Aul'fassung nachi'ühlen; aber er tenn seine An-
schauung nicht rr.it 'ler indiüchen vert^iu.chen, auch wenn
er wollte, '^or dia Natur .v-ls Vev ;;ndigung G» Ltes empfin-
det, '.tann sie unmöglich als selbst stand ige G«ttho;t an-
I
erkennen. Bbenso mag ec dem indischen Kenschen nicht
möglich sein, die Natur, in der der gefühlsur-assig auf»
geht, als die Schöpfung eines übergeordneten G'ttes
zu empfindon. Diese unvert;iUGchbark<jit der beiden Stand-
punkte nenntn v;ir typisch. Es handelt sich hier u^
unveränderliche Gegeberhaitcr . Noch deutlicher wird die-
ser typische unterschied^ wenn wir den G*?danken weiter ver-
folgen. Wahrend im Aus^^angspunkt der N&turbetrachtung
noch eine gewisse Verwandtschaft bcSt^ut, entfernen
sich die beiden Anschauungen in-cer weiter voneinander, je
mehr sie das Leben gestalten. Die verv/underliche Fort-
setzung des F salines lautet nämlich:
"Die Jjöhre G-ttes ist fehlerlos, se.lenerquickend,
das Zeugnis G'ttes ist wahr, mcicht der. Toren wfise."
f/ ■
,*'
f
24. Januar 1935.
-i w
i'»
Meine iDamen and Herren !
Ich begrüsse Sie and freae mich, da^is Sie wieder
in Su grosser Zahl erschienen s ind*
Wir wollen ans mit dieser Vortragsreihe ein-
arbeiten in das wirkliche Sein and Wesen des Jadentams«
Die heatige Zeit ist besonders daza angetan, den V/ansch
in ans za wecken. V/ir sind dabei von der Voraassetzang
aasgegangen, dass wir ans nach keiner Seite hin ablenken
lassen wollen, weder aas Parcht vor irgendeiner Meinang
noch darch Zuneigang. Wir wollen aaf Grand jener aner-
schöpf baren and ewigen Qaelle des Jadentams, aaf Grand
der biblischi-^n Schrift das Jadentam so kennenlernen, wie
es im Laafe der jahrtaasende von innen heraas Gestalt an-
genommen hat.
Ich habe vor V/eihnaohten zu Ihnen über 3 Themen
gesprochen.
1« Ueber Religion als zentralreligiöser Le-
bensstandpunkt. Daraus geht schon m^t Eindeutigkeit hervor,
dass Judentum und ReligL on 2 unzertrennbare Begriffe sind.
Ob nun Religion gleichzeitig als Kirche betrachtet werden
kann, ist nicht beantwortet; diese Frage wird später
eine RolL e spielen. Religion ist nicht etwas, was man nur
nebenbei ausübt, sondern Religion bestimmt den Menschen,
weist ihm den Weg, gibt ihm in allen Fragen des Lebens Aus-
kunft und latnn dargeißgt werden in einem zweiten Kajitel,
2. dass Judentum immer ein typischer Med zu
a»tt ist. Unsere heutige Zeit stellt eine ausserordentlich
schwierige Aufgabe. An dieso-r Aufgabe sind viele Menschen
ausgeglitten und werden itmer noch weiter ausgleiten.
Im Mittelalter hatte die Religion allgemeine Geltung, später
t*
- 2 -
hat sie diese verloren^ weil die ^vienschen der neuen
Zeit keine Antwort darauf finden, wieso es möglich ist,
dass jede Religion von si h behauptet, dass sie die
einzig wahre sei und trotzdem nur eine die wahre sein
kann« T/enn alle wahr sein wollen, dann ist ein
Widerspruch gegen den Begriff der V/ahrheit • Es
gibt aber auch nur eine v/ahrheit, das liegt schon
im Begriff* Die Antwort ist unendlich schwer. Aber
v;
[0 Schwierigkeiten vorhanden sind, da beginnt erst
der weg zur y/ahrheit# Ich habe versucht in 3 Vor -
trägen darzulegen, dass jede Religion der Erde ein
weg zu G'tt ist, es ist tine reine Angelegenheit des
Typus. Wir sind ja al le v.rschieden in äusserer
und seelischer Gestalt und so hat jeder Mensch zum
Ewigen, zum Metaphysischen, zum Zeitlosen eintn be-
1
sonderen V/eg mit angeboren bekommen, fieser angeborene
weg ist der Weg zu seiner Religion. Es gibt auf der
Erde gar nicht ttiele solcher typischer Wege. Ich
habe Ihnen in klarer Uebersicht dargelegt, dass es in
V/irklichkeit nichbmeiir als höchsteris 9 verüchiedtne
typische Religionswege- oder Stufen gibt, und d.^s
Judentum ist eine Stul'e. Es liann jede Relij^ion wahr
sein, genau so wie wir alle das Licht wahrnehmen, je-
der mit seinen Augen und trotzdem ist es die gleicle ,
eine Lichtquelle. So ist es auch derselbe ^Mcl.e G'tt,
dem die iviensclien ihren Weg gehen, einen_Vater haben
zu
wir alle.
Ich habe nun zunächst in aller Kurze versucht,
Ihnen darzulegen, dass dio ßt-stimuiung des Judenxums
dahin geht, dass es als "Am Kodausch" sämtliche Aeus-
serungen des Lebens betrachten soll unter dem Gesichts-
punkt des göttlichen willens, denn das bedeutet am ko-
- 5 -
dausch. Nichi, gemeint ist mit Am Kodausch, dass wir
uns um das Haupt einen Heiligenkranz winderi! Wir sollen
Menschen s ein, die auf der Erde stehen und mit dem Kogf
in den Hinanel ragen, ins ZeiLlQsel Der Gei-t kündet uns
vom lebendigen Göttlichen. Der 3rgel im Traumbild Jakobs,
die Traumleiter ist die Versinnbildlichung dafür, dass
der Mensch der üJrde mit seinen Gedanken in den Himmel
ragt . . -
"3ih heiliges Volk sollst Du sein und Ihr seid mir
ein segullüh, ein auserwahltes Volk, denn mir gehört die
ganze Erde, v/er dem Judentum eine andere Besoimirun^, geben
will als die, Gottesvolk zu sein, dex. entwurzelt die
Thora. Die 7/ünsche des Manschen sind seinem persönlichen
V/illen unterworfen, nyüntsch-n kann er, dass der Himmel
einstürzt. Wünsclien kann man, dass das Judentum etwas
arüeres sein soll, als am kodausch, G'ttosvolk, aber
wissen müüsea wir, er ruft nicht Theorie in die Schranken,
ondern er ruft das ev/ige Buch der Menschheit, di. Heilige
s
Schrift, in die; Schranken.
"Ihr SL;id uär das auserwj.hlte Volk, Ihr sollt mir
sein ein Reich von priosxern und ein heiliges Volk,<'Bo
lautet die urewige Be-Stim.'.ung. den Satz:
Ein evange ischer Geistlicher pragte/lftas V/ort ^
it Sie sollen es la.:sen stan!" Und wir können das Wort: dass
wir ein Volk von Priestern sein sollen, nicht stehen lassen,
sondern müssen es anwenden.
Zur Klärung dieser Prägen wollen wir zu einem
weiteren Kapitel fortschreiten:
- 4 -
E r satz -Religionen
e
Man soll, wenn man etv/as klar darstellen will, auch
zugleich das Gegenteil beleuchten.
Das Licht in seiner ewigen Eigenart wird uns deutlich
durch die i^rfahrung des ]3unliels.
Ich möchte über jene merkwürdige Versuahe sprechen,
die bis in die unmittelbare Gegenwart gemacht werden,
um vor seiner reli^ psen Bestimmung zu fliehen, isenken
Sie an die ErÖ rterung über die verschiedenen Typen.
Ich habe nicht mehr und nichx weniger damit behauptet,
dass es überhaujjt keinen Menschen gibt, der nicht irgend-
ine klar derinierbare Einstellung zum Metaphysischen
bestzen kann und muss. Jeder ist irgendwie innerhalb
dieses Typus-Schemas eingegliedert. Es besteht die
Mgölidikeit, dass ein Mensch sich übers eine Eigenart
hinwegtäuscht, wenn ein Mensch sich jedoch über sich
klar wird, so wird er eines Tages ert decken, dass
er zu irgendeinem Typus gehört.
Er gehört zum Beispiel:
1.) zu dem Typus, der in der Natur etwas Absolutes an-
betet, wie z.B. die Griechen, die in jeder Quelle einen
G'tt sahen, oder
2.) zu jenen, die die Kraft als solche anbeten, die
sich äussert im Menschen, im Tier, im Seienden. Die
Kraft als Urheberin alles Geschehen.
5.) zu denen, die die irdische weit als Trug betrachten,
als ein Nichts, als einen Schleier der Maya. Es gibt
viele Menschen, die vom Buddhismus angezogen werden
und die in den buddhistischen Klöstern die innere
Ruhe und Beschaulidi keit suchen, damit sie aufgehen
ins Nirwana.
{*
- 5 -
4.) Diejenigen, die das Ewig-Göttliohe verspüren, das
aber nur durch irgendeinen Mittler zu ihnen kommen kann.
sei es eine göttliche oder menschliche Vermittlung.
Es gibt zahllose solcher Menschen. Aber jedes Mal
ist es ein besonderer Typus in Bezug auf das Metaphysigche
5.( jene, die dem Monismus huldigen, jener Typus, der
die Materie verabsolutiert. Auch Aristoteles hat ge-
sagt, die Erde ist von Ewigkeit da. Wenn das wahr
ist, dannm«4 die Materie zum Gr*tt, denn dann hätte
nicht &'tt die Erde geschaffen, sondern die mterie.
Qitt ist etv/as Absolutes, Unerschütterliches, Iwig aus
sich Quellendes.
Man soll keine Menschen bekehren. Von
den echten Missionaren, die hinausgehen in die Ur-
wälder Afrikas oder zu den raongdischen Völkern des
fernen Ostens, um ihnen die ReligionoiEarepas zu
bringen, ist es vielleicht so gemeint, aass sie nur
Religions/
den Typus ihr ex/Richtung herausfischen wollen. Auch
unser aiuck ist nicht voll, irgendwo
bohrt es in
uns, bis wir unseren ureigenen v/eg gefunden haben, bis
wir zu uns selbst gekomiiien sind. -
Hermann Resue hat seinem Buch Demian das
Motto gegeben: Ich wollte ja nur zu mir selbst.
13a
warum war das so schwer?
s ist die Aufgabe etwas anders formuliert, die
auch ich mir gestellt habe, wir Juden wollen zu uns
selbst. Leider ist dies durch 1000 Umstände sehr
erschwert, durch den Lärm der Großstadt, dass wir niclt
die Zeiu haben, vi eil icht auch nicht den Mut, durch-
zudringen zu unseren persönlichen Wesen. Immer gab
untei den Menschen eine Flucht vor dem Metaphysi-
es
sehen.
. 6 -
Biese Flucht möchte ich unter 4 ae Sichtspunkten
beleuchten:
die er
ste Art der Flucht; Die Flucht in die
Verleugnung des Göttlichen« . ,
2.) Die Flucht in den Aesthetizismus.
3.) Die Flucht in die Geschichte.
4.) Die Flucht in die Astrologie un^ Magie.
Ich meine damit folgendes; Es handelt sich
nicht darum, dass ein Mensch nicht genau weiss, zu
welchem Typus er gehört, sondern dass er seine Zugehörig-
keit zu einem Typus nicht eingestehen will und einen
Ausweg sucht, meser ist sehr interessant und be-
zeichnend für die ganze oeschichte der Neuzeit.
Man kann fragen, woher kommt es, dass man
das Göttliche verleugnet^ l'/as ist das Gottliche?
ES ist douh keine Erfindung von mir. Das Göttliche
ist doch jenes unheimliche, das auf uns Menschen lastet,
das wir fühlen, wenn wir allein sind in dunkler Nacht,
wenn wir nicht mehr wissen, was eigentlich werden soll
uÄd wie es weitergeht. Solange wir mit Menschen zusam-
men Sind, unterliegen wir dem Ivlass engefühl, solange
wir durch Menschen abgelenkt werden, täuschen wir uns
selbst über die Notwendigkeit hinweg, an die furcht-
bare Ewigkeit zu denken. Di es es Ewigfurchtbare ist
der Tod. was wir mit dem Begriff Tod bezeichnen, ist
nicht der Abschied vom L ben, sondern das Nichtwissen,
was eigentlich gescldeht, wohin es geht. Jeder ist
eingebettet in dieses unerhörte Getei^nis. Ob hoch oder
- 7 -
tun soll.
niedttg, vor dem Tod sind alle Menschen gleich und
das ist immerhin ein gewisser Trost.
wenn man einmal versucht hat, mit jenem
Unbestim baren sich auseinanderzusetzen, so bleibt
eine ungeheure Enttäuschung nicht aus, wie überhaupt
auf dem aebiete der Religionen. Zur BntwicLlung
bedarf es imir.er der linttäuschungen. Man glau bt,
man wa,re dem Geheimnis hahe und wird zurückgestossen
in das Reich der Unwissenden. Ivlan glaubt, der IVeg
ist absolut sicher. Und siehe, man zv;».ifelt an ö'tt,
an d en Menschen und allen. Man weiss nicht, was man
BS ist ein ewiges Auf und Nieder. Wie unsere
Gedanken auf- und ni-dersteigen, so steigen unsere
Beziehungen zum Ewigen. Man kann die i^^age nicht lösen:
ivian soll man eigentlich im praktischen Leben tun. Heu-
te weiss man die Antwort. Heute fühlt man sich als
Held. Morgen ist man niedergeschlagen und ist keincA
schritt näher dem Ge i sti geriünd dieses Enttäuschung
bringt den Menschen schliesslich dahin zu sagen, es
gibt kein Göttliches, er will nichts damit zu tun haben.
Er will den Weg gehen, mag komi.ai was will. Es i.t
nicht etwa die Einstellung des Durchschnitts..enschen,
sondern im Gegenteil, es ist der höohststehende Mensch
der Gefahr am meisten ausgesetzt. Dafür gibt der
Taliiuid ein wundervolles Beispiel:
Elischa ben Abuja, der grosse Lehrer des Rabbi
Meir, ist sogar aus der Gemeinde ausgeschlossen, und
trotldem ging Rabbi Meir, einer unserer gröbsten Gel eh r
ten, iimier wieder zu um, um von ihm zu lernen,
hat'gesagt; Es gibt kein Götxlidies. Man strafte ihn
nun nicht, dass man ihm seinen Reichtum nahm oder ihn
gar tötete, sondern der jüdische saun sagte: in unserer
Elischa
- 8 -
Gemöinsohal't kannst 3)u nicht bleiben, wir können mit
Bir zusammen nicdit leben.
ElisGha ben Abuja ist durch folgendes oeschehnis &ott es-
leugner geworden: ' Eines Tages kam er an einem Bauern-
hause vorbei uraa hörte , wie der Vater zu seinem Sohne
sagte; "&eh' hinauf in den Taubenschlag una hole eine
junge Taube, die alten aber lasse fliegen, denn in der
Thora stehx, dass nur die jur^..en Tiere genonmen werden
dürfen." Elischa sagte sich, wel ch bedeit ender Lohn
muss aem Jungen vurbehäL ten s.in, denn der Knabe befolgt
das Gebot aer ait^rnachtung und -liebe, und ausserdem
erfüllt er ein G^-bot der Thora. Der Kr.abe stieg die
Leiter hinauf, doch bevor er noch aen Taubensdalag er-
reicht ha-.te, fiel er herab und war tot. Als Elischa/
das sah, sagte er: es gibt keinen Gott, keinn Lohn,
wie es in derTHora stehtl So wurde Llischa ben Abuja
ein Gottesleugner.
Als man Rabbi Meir zum Vorwurf madate, dass er den Ab-
trünnigen no.h im.r axf suche, sagte er: "Es ist genau
so al3 weun ich einen Granatapfel finde, pas Geniesbare
daran esse ich , die schale werfe icih fort. In der
gleichen Art mache ich es mit den Weisheiten Blischas,
ich behalte die guten."
warum wurde Slischa ben Abuja abtrünnig? V/eil er dem
Göttlichen am nächsten stand, yer sich z.B. seelisch in
s.lch hoher Art und Weise aufarbeitet, der fühlt manchmal
unter sich s chwindelerregenle Tiöfe.
Als David die Bundeslade zurückführte nach
Jerusalem glitten die ?ferde aus und die Lade kam ins
schwanken. Der Priester girff nach der Lade, um sie
zu stützen und viel in gleichen Augenblick tod nieder.
„Von denen, die mir nahe sind, will ich geheiligt sein"
ES ist etwas unerhört« Qefälir liehe s um den Bezirk der
*.
M 9 "^
Religionen und wenn das vergangene Jahrhundert geglaubt
hat, daran vorbeihuschen zu können und sich vor (J'ttes
Heiligkeit Scheuklappen an die Augen macite, so hat
es sich getäuscht. Denn die Polgen, die den Volkskörper
Berrütten, werden nicht auxbleiben. Dadurch, dass man
sich die Augen verschliesst vor Krankheiten, die im
Körper wirken, wird sie nicht geban nt.
Die Polgen dieser Krankheit, dass man s ich mit
Frechheit an das Hochs. e und Heiligste heranwagte, köni.en
nicht ausbleiben. Bs gibt keine weitere Rettung al2 auf
die sem Wege umzukehren. EinÄne Polgen brauche ich wohl
gar nicht erst zu schildern, die sich auf Erden bceit-
machten. Vielleicht verstehen Sie mich nun, wenn ich
Ihnen damit sagen wollte, dass die Flucht« in die Ver-
leugnung des Göttlichen eine Eigensctiaft des 1 9» J^iir-
hunderts gewesen ist, indem man auf wissenschaltlichem
Gebiet eine so ausserordentlich hohe Stufe erreicht hat,
Vom wissenschaftlichen s+^andpunkt aus verdient der Mensch
des 19. Jahrhunderts g rösste Bewunderung; doch seelisch
steht er unter den primitivsten Menschen, das ist kein
Zweifel, wer die seelischen Aeusserungen der e iniö,ehsten
Menschen kennt, z.B. die der Neger, der eingeborenen
insulaern, der Südamerikaner, der Australier, der muss
sichwundern, mit welcher Klarheit diese Menschen das
urheilige fühlen und mit weicht absoluter Sicherheit
Sie d iesem Ausdruck geben. In d en kleinsten Aeusserungen
des Duala-Negers z.B.: "Behüte mich davor, dass ich mei-
nen Nachbarn um seine neue Kappe beneide."
Südseeinsulaner, d-e niemanden wecken, bevor der schla-
fende von selbst erwacht. Sie fühlen, hier wird der
Mensch seelisch neugeboren. Wir dagegen leben mit der
^hr, leben in die Nacht hinein, wissen vom Tage nichts
mehr, arbeiten in den Höhlen der Menschen, wie
z.B. die
- 10 -
wie vor Jahrtausanden die Trogloditen. Y/ieviel wird z. 3.
mit dem .unstliohvn Lieht hei Tag gearbeitet? Y/o ist da
der Unterschied, wo der Portsohr i*tt? Bs ist nur Trug und
Schein, nur äusserlich. Inner, ich ist der Mensch des I9. Jahr-
hunderts nicht vorv/ärtsgekümmen, er steht seelisch unter den
I
primitivsten Menschen. Ivlan braucht z.B. nur an das i'urcht-
bats Massenrnorden zu aenken. Hierzu fehlt dem primitiven
Mai s(ii en die V/issenschaft. Ss gibt einige ganz grosse
Beispiele von der richtigen Lösung j^ner Gefahr der Flucht
in die Verleugnung des Göttlichen. Und ich will Ihnen nur
2 Beispiele hierfür in aller Kürze anführen.
das erste ist Hiob; Der angesehene und reiche
Mann, der vom Sata (d.h. vom Schicksal) geprüft wird. Ss ist
leicht , ein guter Mensch zu sein, w enn es einem gut geht und
man gesund ist. Und so wird Hieb geprüft: Der Reiche sit2t
in Staub und Asche von Geschwüren bedeckt und seine drei
Freunde kommen zu ihm und sagen: Kein Mensch wird be-
straft, der keine Sünde getan hat. Darum b ekenne! Hiob
art wertet:« Ich bin mir keiner Sünde bewusst". Und die
Freunde begriffen nicht, dass hier ein Mysterium ton unge-
heurem Amsmass von sich geht, das immer wieder;.ehrt. Es geht
manchmal Menschen s chl echt, von denen wir wissen, dass sie
eÄt Bny-el in Menscheng stalt an Hilfe und wohltun sind.
^ ' wird
was geht hier vor? Was Hiob tun? der von s einen Freunden
verschmäht und verachtet wird. Würden wir uns wundern,
wenn er fluchfe? Hier komn:t die richtige Lösung!
Mensch flucht nicht. Er sagt nicht, es gibt keinen G'tt,
sondern er verflucht den Tag seiner Geburt. "Wäre ich doch
nicht geboren", dieses Leben ist unverträglich!" Aber seinen
MUnd erhob er nicht gegen G'tt.
welch' unerhörte Stärke äussert sich hier im Beispiel
Hiobs. ich muss mich hier mit dem Blick auf andere Menschen
Dieser
- 11 -
fragen: Ist Hiob nicht e in wunderbares Beispiel des
jüdischen Volkes? Aber darauf muss ich Ihnen ant-
worten: nev Hiub der Bibel ist überhaupt gar kein
Jude! DOS möchte ich ausdrücklich betonen: Hier
kommt das Menschliche zum Ausdruck. Der Mensch trägt
das Leid der Ungewissheit. Er versucht, sich dagegen
aufzulehnen und es kommt der Augenblick, wo er
glaubt, es nicht mehr ertragen zu können; wenn er
es in einem solchen Augenblick fertigbringt, zu
sprechen wie Hiob und nicht das Gottliche zu verleug-
nen dann kommt die Umkehr, dann kommt die 7/endung.
Man sagt nicht umsonst: Wenn die Not am grössten,
dann ist G'tt am nächsten.
15as zweite Beispiel ist rast noch er-
schütternder gestaltet als bei Hiob und zwar bei
Elija. Y/ir öffnen am Sederabend die Tür, stellen
auf den Tisch einen Becher mit wein und erwarten
w
den Propheten Elija. Er soll die Erlösung der Mensch-
heit verkünden. Er ist eine unerhört packende Ge-
stalt. Er lebte in dem nördlichen Reich in der
Hauptstadt Samaria. Dort standen alle Kulte, ein-
schliesslich der orgiastischen, aufdem Höhepunkt und
Elija eiferte als einziger dagegen. All seine Mit-
hingemordet, er war als
'«:«:4i':^;
kämpf er waren
einziger übriggeblieben. Und es gelang ihm durch
merkwürdige Ereignisse den König Achab zu über-
zeugen, dass er auf dem falschen Vfege war. Wielange
willst IDu noch über 2 Schwöllen springen. Adaunoj
echod: Der Ewige ist &'tt. Elija glaubt, dass er
nun alles erreicht hat und befeeht dann eine m.nschli
che Handlung: Er lässt hunderte von Priestern der
AStarte und 4es Bai an den Fluss führen und töten.
12 -
Obi^eich er das Unheil kannte, das von diesen Priestern
ausgegangen war und wusste, wieviel Morde durch sie
schon geschehen waren, h&tte er sich in diesem
Augenblick überwinden müssen. Vielleicht mre dann
die Geschichte anders geworden. Die Königin Isabel •
versuchte mit allen Mitteln über den König Gewalt
zu bekommen und den Propheten hinrichten zu lassen.
Bliga konnte und wollte nicht m^hr kämpfen. In
seiner Enttäuschung wollte er in die Y/üste wandeln
und dort sterben. Er schlaft ein, um zu sterben,
denn er will nichts mehr von dieser Welt wissen.
Ein Sngel weckt ihn jedoch und gibt im Brot und ei-
nen Krug mit Wasser und Elija trinkt und s chläft wei-
ter. Wir sehen hier den Schlaft als Symbol des
Nichtmehrwolleno. Yfieder wecnt ihn der Engel. Er
gibt ihm einen Auitrag: Er soSble einen weltlichen
nicht jüdischen Konig über Israel salben und Elija
einen Nachfolger, der das G'tteswort ^iterver künden
würde. Gptt ist mit seinem Tode einverstanden,
hachdem Elija seine Aufgabe erfüllt hat. Die
geschichte geht jedoch «ixer: Elija ist nicht ge-
storben, er ist in den Iliumel gefahren, d.h. er lebt,
er wanuert. Vielleicht ist es der Mord an den 85O
Priestern, oder die nicht zu Eni e geführte Lebens-
aufgabe. Das Judentum hat dem Propheten Eli^a die
Aufgabe diktiert: Er wird koirüien am Bndeif der Tage
wenn die Geschichte erfüllt ist und das Reich G'ttes
auf Erden verlöinien.
Elija wäre es nie eingefallen, G'tt zu
leugnen, weil die Aurgabe ihm zu schwer war. Eine
schwere Aufgabe ist vielleicht manchmal nicht zu
IJ -
tragen, aber mehr als sein Leben kann der "^enßcii
nicht verlieren. Er verliert aber ein anderes
Leben, wenn er seine Aui'gabe verliert. Das wiasen
alle i.:enschen. Als Alexander der arosse einen
indischen Pursten lebendig verbrannte, wusste
dieser im Todesaugenblick zu sage : Wie schön
4
ist es, v/enn der Körper dtiiech Peuer zerstört wird
und die Seele freigibt für die Ewigkeit. Daraufhin
sagte Al-^xander der &rosse: "Du darfst noch einen
Wunsch an mich richten." »er indische Purst ant-
wortete: "Äi bist in 2 Tagen bei ndr" Und in zwei
Tagen war Alexander gestorben. Alle Mensche, die
vom Religionsgefühl erfüllt ;iind, wissen, dass die
Enttäuschung nur eine Etappe ist auf dem Woge der
endgültigen Lösung ihrer Aufgabe. Es kam oft bei
den grossen geschichtlichen Gestalten vor, dass sie
enttauscht waren. Wie z.B. Hiob, Elija und Mose, der
sagte, es ist schon bald soweit gekommen, aass das
Vulk mich erschlagen wird. Diese Schwierigkeiten
sind nur ein Hinweis darauf, dass die Aufgabe erst
dann schwer zu werden beginnt.
Eine zweite Flacht ist die Flucht in die Astro-
logie und Magie.
Am besten w.rden Sie dies durch folgendes ver-
stehen: Ein Mensch, der sich absio lut nicht zu
einer Klarheit durchringt und zum Metaphysischen
bekennen will, der nicht einmal für sich Buch machte:
Wie wird es einmal mit Dir sein, wem ÜÄi Stirbst,
wie steht es eigentlich um Dich? Bin solcher Mensch,
der es nicht wagt, diese Prüfung anastellai , hat u.a.
- 14
den Ausweg, in die Astrologie oaer Magie auszuweichen
Sie wissen, dieser Ausweg wird heute vielrach be-
die Anerkennung^
treten. V/as bedeutet divser Ausweg?' Es bedeutet,
dass uns Ksaiäctsüs. ein Unheimliches und Gewaltiges um-
gibt. Dass aber der Mensch den Wunsch hat, über
diese Gewalt zu herrschen und nicht sich ihm ein-
zui'ügen. Dieser v/unsch ist begreiflich. Srkommt
auch deutlich zum Ausdruck in dem Märchen: Sesam
öffne 33ich. ^er hat nicht schon den vmnsch ge-
habt, den Schlüssel zu besitzen, der alles auf-
schlieast, um al les zu beschauen. Die w.en sehen
haben es sich in den verschieiensten Formen aus-
gemalt. Aber in die Praxis umgesetzt haben es die
Astrologen und Magier. Die Magie ist nichtdie
Erkenntnis des Dämonischen, sondern cier Versuch es
zu
beherrschen. An dem und dem Tag d;,rfst Du das
und das nicht ^un. bezw. nur tun, denn alles
andere wird Dir uiisslingen bzw. gelir^en. Ich
führe nur des Interesse halber eine Zeitschrift,
die noch vor 8 Tagen he rausgeko turnen ist, die z.3.
■
verhaltungs- bzw. unt ürlaasungsvorschriften für die
einzelnen Wochentage angibt.
' Es ist nun interessant, dass diese Rat-
schläge in ein astrologisches Gewand geileidet werden.
Denn durch Berechnung der sternenbahnei. soll genau
festgestellt werden, was für die Menschen gut ist.
Von Individualismus kann natürlich gar keine Rede
mehr sein. Es gilt nur das Allgmeine, denn die
Sterne kümmern sich doch nicht um Einzelnes. So
gibt es z.B. astrologische Kalender für alle Monate
und merhere Jahre. An und für sich sind gegen diese
Ratschläge nichts einzuwenden, da sie für jeden
- 15 -
Menschentypen anzuwenden sind und laein Unheil an-
stiften können. V/ir stehen hier bei der Astrologie
am Ani'ang einer Entwicklung, von der wir nocii
nicht wissen, wohin sie geht. Aber berechnen können
wir sei, denn die B es o uäiti-feueg mit der A. ist
eine Flucht vor der Klarheit, vor der klaren Ein-
sicht unserer menschlichen und geistigen Verprlich-
tung. Wir müssen uns eingestehen, dass wir z.B.
von dem Willen des Göttlichen nur durch ganz
hervorragende Menschen erfahren können. Dieses
sind unsere Propheten, die niemals sagen, dass man
an dem und dem Tag, das und das nicht tin dürfte,
sondern: Du sollst keinen Zauberer bei Dir haben .
Du darfst solche noch nicht einmal leben lassen
unter Dir. Warum denn eigert lieh nicht? Sie
vernebeln uns die klare Atmosphäre. Wer weiss
denn, was einmal aus diesem Geheimnisvollen heraus-
l^omm n wird. Die Mensdien hoffen, auf diese Art
und weise eine ivlacht Zugewinnen übdr Dinge, über
die Wie nie Macht haben werden. Hier liegt eine
Flucht in die Unwahrhit vor. Bei den Menschen, die
sich damit beschäftigen, findet man häufig eirB
tiefe innere Ueberz uging und man möchte wünschen,
dass sie di^se auf etwas andere übertragen würden.
Aber sie wollen sich nicht zu einem Typäs bekenr^n.
Man muss zwischen diesem unterscheiden und jenem,
nämlich der Verkümigung de. Orakels, die världich
mögHWi-ist. Sicher haben Sie schon einmal voh
den griechischen Mysterien-Religionen^hört. Ein
Gedanke, der zurückführt zu einem Kapitel, das ich
noch in e.nem Punkte ergänzen möchte. Die gleiche
Mfsterien-Religion finden wir in dem Begriff des
Orakels zu Delphi, pythia, eine unverheiratete
- 16 -
Priester in, versetzte sich durch aufsteigende Dämpfe
i Priester/
in Ekstase und dann deuteten die den Sinn ihrer Prophe-
zeiungen um in Wer te, über das was kommen sollte.
Es wären ihnen nie eingefallen ein Rezept zu göben
für einen Kreis von Menschen, die innerhalb einer gewissen
Zeitspanne geboren sind«
Wir Juden haben ein derartiges Orakel auch
einmal gehabt. Die genaue Ueberlieferung davon ist
jedoch verloren gegangen. Man weiss nicht, in
welch r Art und weise "Urim und Tiurmin (vielleicht
I - -
Licht und Pehlerlosigkeit) zu deuten sind. . :
Aber das Orakel war kein Sch7;indel, sondern
die Verbindung eines zur Ekstase neigenden Menschen mit
den anderen Sein. Es liegt haarscharf*- neben dem
Weg der Astrologie.
Ich weiss nicht, ob Sie mich hier richtig
verstanden haben, vielleicht ist jemand unter Ihnen
der sich mit diesen Dingen beschäftigt, «enn man«
f
nämlidi sein Judentum erkennen will, dann muss man
sich vorher darüber klar werden, ob man nicht auf
*
Falschen Wege ist. Ich persönlich behaupte, dass
der Weg der Astrologie ein falscher Weg ist, weil
er den Menschen vorlügt, er könne Macht gewinnen über
das Göttliche. Er ist aber zu unterscheiden von der
Prophetie, d.h. der Voraussage der Zukunft. Wenn z.B.
pyftia Alexander dem Grossen voraussagte; Wenn Du
über den Pluss gehst, wirst Du ein Reich zerstören,
so hatte er nur die Weissagung falsch ausgelegt, indem
erglaubte, er würde ein anderes Reich zerstören,
wa^.rend er in Wirklichkeit sein eigenes vernichtete.
Diese Voraussagungen sind also häufig eingetroffen.
Man flindet die Fähigkeit, mit dem Göttlichen zu sprechen
- 17 -
also nicht nur bei den Juden. Z.B. Bileam eto.
t
waren auch Instrumente des Göttlichen und auch
in der Bibel finden wir eine grosse prophezei4ng.
Scheor joschuf : Es wird ein Rest umkehren. Und
umkehren heisst: von dem falschen Weg auf den
richtigen zurückkehren. Der richtige Weg ist der,
da.oS
wir alles, was an uns herantritt beiseite
lassen und uns endlich einmal zurückwenden
V^nd die Worte hören: Sieh, o Mensch, ich habe
Biv gesagt, was Du tun sollst; Lieba und Gerech-
tigkeit sollst ^ üben und in Demut warü ein vor
Deinem G'tt. Dieae Worte strömen ein unendliches
Licht aus gleich der So ne.
Es gibt eine Vorauskündigung, aber sie
ist für uns ganz etwas anderes als für die Griechen.
ES ist nicht die Flucht in die Magie oder Astrolo-
gie. Bei den Alten geschah -3S, dass man Kinder
tötete, um ihren Geist zu berufen, damit er die
.f
Zukunft voraussagte.
ich führe das an, weil man uns Juden
immer wieder den Ritualmord vorwirft. Dahinter
steht immer noch der Gedanke, der sich bis ins
MiV.elalter erl^ten hat, dass man die Zukunft
magisch vorausbestimmen konn-.e und beschwören
konute durch den Geist der Toten. Ich persönlich
glaube , dass Sie si.h vielleicht gar nicht mit
diesen Dingen beschäftigen und sie nicht kennen,
aber wenn ich davon freche, ist es datum, Ihnen
zuzeigen, dass das Judentum uns vor Irrwegen be-
wahrt, aass wir nicht eine Flucht mitmachen sollen,
darum iiann ich nicht daran vorbeigehen, über Astro
logie und Magie zu sprechen.lch habe Ihnen di.se
Dinge genannt, da sie so haarscharf nebeneinander
- 18 -
liegen. Die alten Griechen haben mit ihrem Orakelwesen
das Sichvereinigen mit dem Göttlichen versucht. Wir
wollen nicht herrschen, sondern uns vereinigen mit
der Gotth:it. UndG'tt wird und tragen, wie die Athmos-
phäre uns trägt. Sin Flugzeug könnte so nicht fliegen,
und so kann uns das Göttliche tragen, w enr. wir uns nur
hinainschmiegen.
Wir Juden haben die klare Offenbarung:
Gib
Dich dem Göttlidien hin, wenn Du hörst, auf d^s, was
G'tt mr sagt, dann wird G-tt Dir alles geben, w as zum
Glück notwendig ist. Das ist keine Abrechung, sondern
das oute, das durchaus den rechten Weg verfolgt. .;
Dem zweitmWeg, den ich Ihnen schilderte,
«
gügd ich nun den dritten an:
ylucht in rien Historizismus...
siewissen wieviele aesehiohtswerke erstanden
Sind. All.s nuss eine desch.ohte haben, auch unsere
I^Mllie, sogar die aes.hicMe der Flohdre.sur »to. wurde
neiedergalegt. Die ansehen sind von e in.m Taun^el «-
griifen: Ueber alles muss eino a.sohiohte g.sohr leben
• ^,-. ^ -wip PS früher eewesen ist.
werden. Man muss wissen, wie eb iruaot ^
Ueberall gibt es eine Historie; In der I^ltur, in der
Zivilisatxon, der Medizin, Philosophie, Kriegsgeschidite"
eto.etc#
loh lehne die aeschiohte an und für sieh
nioht ab. aber loh ..enne j.nen PunW, .0 der Hlstorizis.
^. niohts anderes mehr ist als die Pluoht In die Snt
fernung vom Göttlichen.
^as ist Historizismus?
Ma
E» ist in seiner tiefsten
n glaubt nämlich, dass dadurch.
Form etwas Ivlagisches.
dass das groi^se Beistehende schon eine Vorfam hatte.
— *
- 19 -
das V/under des Seins geklärt zu haben. Man meint,
weil schon vor 100 Jahren jemand gl^.ichen Namens und
gleicher Familie dagewesen ist, dadurch in der Cxegen-
war vielleicht irgendeine Präge 1^. idater gelöst wer-
den könnte* Der Rationalismus rindet seine Ueher-
stei erung im Historizismus. ' -
Der liistorizismus sagt, man müsse nur die Oeschichte
... . »
der Juden kennen und wir sind erlöst. I^s ist nicht
wahr. Ifas haben sie davon, dass sie wissen, wie der
Hergang der beschichte war. Vor Jugendlichen wüx de
ich natürlich nie so sprechen und mich ao o-usdrüciien,
da ich möchte, dass sich die Jugc-nd mit d. Gesch. bescnaitigj
aber Ihnen gegen .b er kann ich eing stehen, dasa man
auch bei der Geschichte sich von wahren Judentum ent-
ferrit.
Zum Beijpiel begehen wir jetzt den 800 jährigen
Geburtstag von M^-'^imonides, dem grossen Gelehrten , der
Herzliches geleistet hat. i^eberall wird dieser grosse
Mann gefeiert und durch seine Leittungen durchaus mit
Recht. ES gibt aber eine grosse Gruppe von Juden,
die diese Feier nicht m itmachen wollen. ITarum? Ich
habe das im ersten Augenblick nicht begrüTen. Und
ma
n macht ihnen den Vorwurf, dass sie hyperorthodox
seien.
Ihre Begrürrlur^ ist: Wir wehren uns dagegen,
dass man den grossen iviaimonidos als eine G^schichts-
gestalt verherrlicht, anstaut nach seinen Wegen und
Vorschriften zu leben. Di ^se Leute wollen nur die
Gefahr des Historizismus vermeiden. Denn er hat
ja ungeheure Werke geschrieben, nach denen man leben
sollte und müsste, jedoch das hat man vergessen. Man
erkennt ihn an und harä elt nicht naoh seinen Vorschrift-
ten. Wir finden den gleichen Gedanken in dem Klopp-
stockschen iiiitat: "Wir Dichter wollen weniger ver-
- 20 -
herr licht und mehr gel.;sen sein.
Das Judentum nun fordert Vermeidung ä-ller
Irrwege. Und ein solcher Irrweg ist auch der Histori-
zismus. Man soll sich zwar mit der beschichte be-
schäftigen; wer aber .n Geschichte glaubt, wie an ein
magisches Y/underwerk, der ist auf einem Irrweg, der
nicht weniger in die Irre führt als die übrigen, die
ich Ihnen genannt habe. . .
ich mödite nun noch kurz abschliessen mit
dem 4. Irrweg: Die Flucht in den Aesthetizismus. ;
ich m glaube, diese Zeit ist vorbei. Es gab aber
ganz bestimnit eine Periode, in der man in der An-
betung der Kunst und Wissenschaft eine vollkomrr.en inaer-
liche Befriedigung gefunden hat. Kunst ist etwas
Göttliches und der wahre Künstler ein Prophet. Der .
Kunstler hat die Fähigkeit , mit seinen Mitteln den
göttlichen Willen auszusprechen. Der Kaier, der ;
Bildhauer, der Architekt hat die Fähigkeit, etwas zu
gestalten, .vas wir anderen nur fühlen. Der Aestheti-
zismus ist eine Verirrung in die Form. Der Künstler
soll nicht die Form anbeten, sondern mit Hilfe der
Form einen Qe danken inhalt ausdrücken. Alle "ismen" wie
Kubismus etc. legten nur noch Wert auf diese Formen,
obwohl sie behaupteten , einen Inhalt auszudrücken!
3,iB Form macht den Künstler. Bei den wiriaich grossen
Künstlern scÄimiegt sicü die Form wunderbar ein in de n
, vresensinhalt, den er offenbaren will. In dem Augen-
blick, in dem nur noch die *'orm angebetet wird, ist
es nilht melir Verldandigung des Göttlichen, sondern
er ist Spieler geworden. Denn der Aesthetizismus ist
etwas spielerisches. Es ist in Wirklichkeit nichts
anderes als eine Flucht irnr der ewigen Wirklichkeit
- 21 -
des Oöttlicheu. Man hat geglaubt, man könne wichtige
Lebensfragen besiegen, wenn man siö nur in i.üiastle-
rische Form kleidete, und hat darüber vergessen,
dass der wahre Künstler in s einer Form das Göttliche
verkündet. -' . - • ■
loh inhe heute abend versucht, Ihnen 4 Irrwege
aufzuzeichnen. Die Flucht vor dem Göttlichen ist
im ersten Falle die Verleugnung des Göttlichen, die
die Grössten erfasste, ebenso wie im Falle des Aesthe-
tizismus wirklich gross veranlagte Menschen davon
\
betroffen wurden* • ' ■
» . *
Der i-listorizismus ist eine allgemeine Gefahr.
Er hält die Menschen ab vor der richtigen Prüf ui:tg
seines 7/egeS und Standortes. Und das, v;as In unserem
tiefsxen Innern im Dunkeln wallt, 7;as einen in Angst
versetzen könnte, da man nicht v/eiss, WoS werden kann
= Astrologie. Wenn ich nun gesagt, habe, es ist die
Aufgabe für uns, unsere Zugehörigkeit zu einem meta-
physischen und religiösen Typus zu erforschen, so habe
ich durch Irrwege aufgezeigt, wo die Grenzen liegen,
bei denen man nicht ausgleiten darf. Schon die Bibel
kennt die Gefahr, nur in ihrer Sprache. Ich erinnere
nur an jeremia.
nicht rühme sich der Weise seiner Weisheit
nicht rühme sich der Held seiner Starke
nicht rühme sich der Reiche seines Reichtums
sondern in folgendem rülime sich der Mensch:
der sich rühmen will:
dass er versteht und mich begreift
dass ich der Ewige bin, der Liebe übt
und Recht und Gerechtigkeit auf der li.rden. •
Daran habe ich Wohlgefallen,
so sprach der Ewige.
- 22 -
Der psalmist sagt: Wenn man noch so sehr versucht , aus
zuweichen, es i^eht nicht, denn:
wohin soll ich fliehen vor Deinem Geist
wohin könnte ich mich entfernen
wenn iah in den Himmel hineinst.- ige
und wenn ich mich in die Gruft bette
und wenn ich die Flügel der Morgenröte trüge
• ••••••
I
Meine mmen und Herrai !
Verstehen Sie di'-se SpractB . Es ist etwas
unerhörtes dieses jüdische Einseitigkeit, aber sie
ist die Einseitigkeit des Menschen, der auf dem .,
höchsten Berge steht und die ganze Gebirgskette über-
schaut. ES ist eine Einseitigkeit , auf der man alle
Irrwege u nd Fehler verni^-idet*?.
Ich wollte Ihnen die Fluchtwege beschreiben
und gleichzeitig angeben, w,,,s das Judentum unter dem
rechten Weg versteht. Und im nächsten 1/Ial will ich
eine Rei^z^he von Fragen klaren, wie man den
Inhalt des Judentums praktisch gestaltet, die jüdisch-
religiöse Ethik und das jüdische Recht.
" . %
0
\,^
24. Januar 1935.
%/
Meine ia.men und Herren l
loh begrusse Sie und freue mich, da.s Sie wieder
in Sv grosser Zahl ersohienen 8 ind.
Wir wollen uns mit cLioser Vortragsreihe ein-
arbeiten in das wirkliche Sein und Weaen aes Judentums.
Die heutige Zeit ist besonders dazu aii^otan, den Wuncoh
in uns zu weoken* ?/ir sind dab i von der Voraussetzung
ausgegangen^ dass wir uns na oh keiner Je^te hin ablenken
lasson wollon, wader aus Jfurcht vor irgendeiner Meinung
noch duroh Zuneigung. Wir ^vollen auf arund jener uner-
sohöpfbaren und ewigen Quelle des Judentums, auiT örund
der biblisoh' n Sohrxft das Judentum so kennenlernen, v/ie
es iiii Lauxe der jahruauö^nde von innen heraus Q-estalt an-
genoiimien liat«
Ich habe vor Weihrac-'iten zu Ihnen über 3 Themen
gesprochen
le üeber Religion al;j zentralreligioser Le-
bensatandpunkx . Daraus geht üohon m^u liindeut igkeit hervor,
dass Judentuiü und aeli^ on 2 unzc^rtreuLbare Begriffe sind.
Ob nun Religion gleichzeitig als Kir^iie betrachtet werden
kann^ ist nicht beantwortet; aiese ira^e wird spater
eino Roli e ;dpi<-l6n# Religion ist nicht etwas, was ri;an nur
nc^benbei ausübt, sondern Reli^^on bestimzüt den Menschen,
wt^ist ihm den '^eg, gibt ihm in allen Prägen des Lebens Aus-
kunft und kann aarg^i^gt werden in ein^m zweiten Kajttel,
2. dass Judetxtum imriier ein typischer VIosl zu
Q»tt iste Unsere heutige Zeit stellt eine ausserordentlich
schwierige Aufgabe» An di^^Bjr Aurgabe sind viele Menschen
ausgeglitten und werden itrmer noch w eiter ausgleiten*
Im Mittelalter hatte die Religion allgemeine Geltung, später
^
hat 8iu dl US« vwrlor«.'^« ««ll diu «^nauadn dar noicin
Zelt. k«in« Antwort <U,raur riiid&n, vi «so aa möglloh ist«
dasa J0d« RüXijlor. von 8i h bt>>haut>tat « olasa sie dl«
•inzig vahro sei ana trotzdam nur eine
wahre sein
kann« «enn alle valir ooin sollen« dann ist «iin
liderapruoh ge^^vn don Bögriff der vahrli it . Ss
gibt al»er aaah nur eine irahrheit, das liegit schon
im Begrirr« Die Antwort ist unendlich sohvor« Aber
ro achwierigktiiton vori^mden sind, da bugiant ««rst
der weg zur , ahrh-it. loh habe versticht in 3 Vor -
träg^^n darzulegen, das« Judo Religion der Srde oin
Teg zu 0*tt ist, es ist t^lne reine Angelvj'gf^hdit des
Typus. Vir isind ja al le v ruohiöden in attsserer
und seeliäcn.r OüStalt und äo hat JJuder M«nsoh zum
i^wigen, zum &t«itaphy tischen, zota Zeitlosen ein n be-
sonderen weg mit angoboror. bekosmen« Dieser angoborwie
Weg ist der eg zu seinor Roligion« ü gibt auf
Irde gar nidix, Itiel* solcher tvpiuciior .-^ege« loh
iKkbe Ihnun in klatw^r U
cht dargelegt, äa;js ös in
ffirkliclüceii niclltr.ehr als hödhstens 9 verschiedene
typisohö Religionssege- oder StuJTen gibt, und d^a
Judentum ist eine Stur«. Ss kann Jude lioHt^iwn mim
■•in, ^vnau so wie wir alle das Licht vahrnehmen, 4**
der mit seinen Aag€0 und trotzdec ist es die ^It icis ,
•ine Lichtquelle. So ist es Mich derselbe gMohe o*tt,
zu den; die Mensohen ihren T^e^^ gehen, einen Vater haben
wir alle.
loh habe nun zunaoii;>t in allar Kurze versu ht.
Ihnen d ar zulegen, dasu di^i B^stieoung deft Judentoras
dahin geht, dass i*B als **Am Kodausoh** sämtliche Aeus->
••rungoa des Lebens betrachten «oll ..nter dem Oesichts-
punkt d«i fSttlichdn willens, denn das hindeutet am ko-
- 5 -
dausoli* Kioht gociofint i;jt mii. Am .üdausuh^ dass wir
uns um das Haupt einon Helligonkranz winaerj Wir sollen
Menschen s ein, die auf der Srde stehen und mit dorn Kopf
in den Himmel ragen, ins Zeitlose! Der aei t kündet uns
"^^ vom lebür.digen (Jottliolien. Der iSr^ol im Traumbild Jakobs,
die Iraumleiter ist die V'ör;jinnbildlichung dafür, dasr, .
der MO isoh der iürde miü seinen Gedanken in den Himmel
ragt
"Sin heiliges Volk soliat Du aoin und Ihr seid mir
oin öogiilloh, ein auserv/tihlt^ü Volk, derm mir <:;ehört die
gp.nzo Rrde* wer dem Judentum aine andere B'^stimmung geben
will als dio, Oottesvolk zu sein, der entwurzelt die
Ihora, Die V;ün3che des MonacUen i>ind kleinem perscjnlichm
Willen unterv/orfen. Wün;:ioh n kann or, vlanr> der Himniol
einstürzt* V/ünsolien kunn man, dass das Judentum etwas
anderes sein 3ü13 , als am kodausch, Q«ttesvolk, aber
wissen uüüseu v/ir , or ruft nicht Theorie in die Schranken,
sondern or ruft dcis ev/ige Buch der Menschheit, di Heilige
Schrift, in die Schranken.
♦♦Ihr seid ü.ir das ausenv-^hlto 7olk, Ihr sollt mir
sein ein Reich von priostern und .in heiliges Volk,«Bo
lautet die urev-ige ßestim ung#
den Satz:
Elin evange ischor Geistlich t?r prägte/ftü,s ^ort^
^ Mie sollen es la::sen stan!'^ Und wir tonnen das Wort: dass
wir ein Volk von Priestern sein sollen, nicht stehen lassen,
sondern müssen os anv. nden.
Zur Klärung dieser Prägen wollen wir zu eln«n
weiteren Kapitel fortschreiten:
• 4 •
Kraatt ^aeligionen
MMi 0oll^ wann man etwa« klar aaratollan will, nxicik
siigl^ioh
OegenLuil bclu^uohLan«
Vf^B Lloht in wt^inor erigen Ki^nart wird uns deiitlioli
durch die ^^fahrung des runliels«
loh EBoohte Über Jene merkwürdige /ersaahe aprech n^
die bia in lie umaiutel&are O^guMwart ge»aaht werden«
am voc 4Si^int>r rolij^^aen Bestisxiung zu rixehen« Denken
Sio an die Sri rL rung über die? verß<Aiio4enen Typ«a*
Iah habe uiaht aehr und nicht weniger darit behauptet,
daejg; ee ub«irhau|^t meinen i^&ndohen gibt, der nioUt irgend«»
ein^ ^ar derinit^rbare £inat Uung «ua Metaphysischen
bdalzeii kann und biu8»> Jeder ist irgendwie irrerhalb
dieses Typus«*oChecm3 oingsgiiedert» ^ bosteht die
Ugolidikeit, dat^s ein Mensoh sich übers eine fiigenart
hinvregt^&uuuht, wenn ein &!ui:.«uah aiisa jedoch über sich
klar wiru, Sw wird er uines Tages atl decken, dass
er zu irgondoiaiB Typus gehört«
Br guhört zum Beispiel:
I») tu aem Xy^us, aer in der K&tur etwas Absolutes^ an«»
bet«^t, wio z3« aie (hrii.ohon, die in Jeder Quelle einen
(|*tt £ahen, oder
2«) zu joeien, die die Kraft als solche anbeten^ die
sieh äussert im Ken80^:ien, im Xiur, im Sei^nd^a« Die
Krart als Urheberin alles Oew0huh<^'n#
3#) zu denen, die diw irdische velt al^ Trug betraohtcmt
ftXs ein Nichts, als einen Siiiloier der Maya« Ss gibt
viel«! Menschen, die vom Buddhismus angezo£;en werden
und die in den buadhiLtisohen Xldstern die innere
Ruhe und Besohauli<h ^elt suchen, damit siw aurg-hin
ins Mirwana»
- !; -
4.) Dioden igen, die das »rig-aöttlioho Tor«pÜr«n, da»
»ber nur duroh It^wndulaön Ml^tl^^r z\x ihnün kocai-dL kÄnn.
1 «s olB« göttliohü od r menachllohe TorcitLlung.
giljt z<llose 8oluh<?r Mensohan« Aber Jedes VAX
Ist en ©In beson lerer Ty-us In Bezug &ur das Metfcphyslsoh«
5«( Jone, ^tlo doß llo&l88ui6 iuildlü«n, jonur Typus, de»
die üiterie verabeolutiurt* Auoh irlatotul.:»« hat ge-
sa^, dlo Brde ist von ]5wlßkelt da. l«nn das irahr
Ist, dannid«! dl© lÄterlo zuci (J'ttt denn dann hatt.«
nicht a'tt dlo ^de gHOOhaften, sondere die liittarie.
0»tt lat otwaa Absolutes, Cn tüc..ut;.erllohes, Iwlg aas
sieh ;^uellandoü.
Mtfi soll kein*:» Menaol. an be* ehren. Von
den echten Hlsaion&ren, Ale hinauagöhen In dt© Dr-
wal'.ier Arrikas oder zu dun non^idlach«! Y'.lkern dos
romen Oeti^us, uja ilm^r, 41© aelli;l».rä«iSar«pa8 zu
bringen, Ist ec vlolloicht so gv« int, aase sio nur
aellGiü»'-ß/
den Typu3 ihror/Jiioiitani^ her^ur.ri8ak<m wollen« Auob
unser Oi ok lot nloht voll, irg«>Bdwo
bohrt e& in
uns, bis wir aasoren uroigonen e^; g^jAindon liabän, bis
•i» zu unü j Jlbat 4;*.
s.nd.
Honaann Hosi>o hat soinea Buoh Dtmlan das
Motto gegeben: loh woL te ja nur zu mir ööl\>«t,
«arum war <UkS so soh^/er?
9uB lat dl^: AuiTg'Abe otwaa andere forauliart, die
au oh loh mir gestellt habe, rlr Juden wollen ax ans
»olbst, Lelaer lat dies duroh li)00 ümatondo sehr
eraohwert, «aroh den LÄcm der Oroflbtadt, das s vir niolt
die Zel- htiben, vi oll Icht auoh nicht dön Mut, durolu
sudringet. zu unaeren p^rs^nliohen Woaon. Irffler gab
•0 untö« dön MeJisoaön eine ?luoht vor dem Metaph^sl-
sohen»
• 6 -
Pltse FlUvjlit röclito loh ufitor 4 öeeicUtßpankten
bel'uohuon;
dlt) ersto A.rt 1er Flucht: rlc llucht 1ü die
2#) Die ?lucht In dtn A©ßth©tiziömuß^
J.) Die Flacht in die QLSchii.hta.
40 rio Fl clit ir die Afetrclogi« uu- Ka^^ie.
•4
Ic . B#lri^ iamlt rol^iendetis Ss harcelt siali
alcdSit daru^ ^ dÄs^; alu M«n80h nicht gf^naa weisse, zu
welohOTTi Tyius ar ijöhört^ sonierr dacc er seins Zmj^Larig-
8:;.it zu elnum T^^:>us nicht ein^o.^teher. vill -ind int^n
Ausweg ßuoht* Tileser Ict s^hr intere^^isant und b<i-
»©ichnond fUr die ganze Oosohlohte der ^^©az^^it»
Man kann I'rÄj,e?i, iu\ r kam-.t ea^ das« oan
da3 Oittlioh vt^rl ^u^n« tt 'aß Ist das sittliche?
Es iöt dt:>v.h ;_oln.^ Srrindun^ von xvAt. T^z Söttliciie
tBt doch Jöne^ Unhelrullohe^ dua &iur uns ijn^^olion luatot^
dlAl wir iublön^ wenn vir £;i:öin jsiud in dunklur -laoiit,
l/eiiH vrir uiuht -.jhr wi^^o .^ ra^ «i4J.^tll;5h v*örd©u soll
uiid wie es wui ler^^-htm Solange wir r:it i^lunaarien zusaa-
«en uind^ u^;torliogeu wir duL* i^'ÄSi:ieng3rahl^ öülÄnge
wir durah Menüohen abg^^lenkt werden^ tStu^^oiien wir une
Solb^t üLor '11^ Notw. nl-i^li'vlt hlr/veg, an die fj.rcht-
bare Brl^/kolt zu den): n* 'Ole-^Ewigfur'Jhtbarö i^it
der loA. wc^e vir tnlt dem BGürirr Tod beze lehnen ^ ist
nicht der Abochied vora L bon, sondern d^cs Hiohuwisaen^
wa^ ©Igentilv^h g©£»u..it^ht^ wohin
eht* Jöder ict
eingebettet in dieses un^^rUorte Qtili;^ lnais# Ob uooh Uwt^v
- 7 -
».
nl«cittg, vor 'ten Tel wind all® Mensoher gleioh und
d&s ist Icanerhln ain g«fri«gor Troot.
V#un &:itr! oii«al v^töucht Imt, uit Jen«
Uub»ati«x \>aren »ich ausalran ;»r::;u3«*i.z«*n, sc bl« ibt
auf dAs: 0«>l)i9t,a der Raligicn&Fn« Zar Sntvloklung
b«tar3f ü.i luaor dur "..nttausunargen. Uan glau bt,
iö«n Wir© dev 0<.4iöiaml» fcaho und wird 2url'ckg^»fitoj:ßen
in da£5 Reich cior tJnifl£.;.örieien.
claubt, der teg
ißt abeolut sichör. und Si«?h«, «tac «wel^elt an a»tt,
ander. Jileritrtien um tllen. Man weiaa nicht., i?a» »&ß
tun Süll» SB l«t ein CTtfiii ?c AulT uisd »ied«»r. Yit» uncerd
ae«ar.kdii aaf- unc. ni d«rst0i£eii, eo «teigen untere
Bexibhuiigen zum Bwig^u. «an luitio die ^''raga liicht löaen:
Man aoll löaR öi^entlich im pritltti schon tebi-r tun. Heu-
te wttxas tan die Antwort. Heute fuUlt lu&n üiah ttla
Kela. Ifortcen ist »an nledergeo hla^on und ist t*^iniJi
Schritt ttti.cr dem o. i-tigvcUiid di.ac»« Sntt&uacluing
brihßt den MerjwChon cehliesaüeh dahin za sa, ©n, «8
gibt k«in oitLliciiöe, er will nlchtß da^it ru tun haben.
Jr will den veg geben, na|r kocr ai
v;ill.
iL^
nicht etwa dia r.init^ülung dea iÄrcfcecl:nltt«wi«M*chen,
aondt^rti ic GWj';öntöil, es ist der höohetatehonäe ioensoii
.j»r acraUr ar. coiat«« auageaetzt. DafUr gibt der
Haltsnd ein «u.avjrvuJLlos Boispiol:
nisotaa bar. Abu ja, aer girosae Lvhror dea Rabbi
Meir, i»t ßotar aua der Oeceinda aasgeßcUloaaon, und
trotzdem ging Rabbi Meir, einer unserer grätistan o^acb r-
tön, iaaDör wi adcr sui iioa, ua von iiat «u lernen. SliauiA
bat geaagt; 3s gibt üein üijt^liübea. v^n atrafta ihn
tion ftiobt, 4&»fi si&n iha aeinön ?»oichtaci naht: oder Iha
0^9
tötete, aondern der 4^<^^^<*^^ B^ n sagte: In onaorer
- 8 -
aeoid Insohart kannat Du nioht bleiben, wir köuntn mit
Dir zasammjn niith^ leben*
Blisoh» ben Abuja Ist duroh f olgandaa oooohehniß oott es-
laugner geworden ; Elnös Tagy>8 kam er an einem saut^^rn-
liaus© vorbei onfi hörte , wie avt Vati^r 2:a seinem Sohne
sagte: «öeh' hinauf in üen Taubensöhlag un^ hole eine
Junge Xaabe, die alten abor laaae fliegen, denn In der
Thora eteht, dasa nur dla jurv en Tiere genommen werden
dürfen.» Klisoha sagte aiöh, wel cäh beieitenaer Lohn
musa atem Jungen vcrbehd ten au in, denn der Knabe befolgt
das Gebot aer ältarnauhtung un.. -liöbe, und aaaaerdem
erfüllt er ein o<.bot der Thora, Der iü^abe stieg die
Leiter hinauf, uouh bevor er noch aen Taubenschlag er-
roiJit ha-te, fiöl r herab und war tot. Als Elisoha/
daa sah, sagte or: es gibt keinen >olt, kein n Luhn,
wie es in aerThora ateiitl so wurde .lischa ben Abuja
ein GK>tt©8leUbiier.
Als man Rabbi l^ir zum Vorwurf maditü, dass er aan Ab-
trünnigen no h loa r aif suche, sa^te er: "Sa iat genau
so ala we».n ioh einen Granatapfel finde. Das »eniiwbare
daran esse loh, di^ cohalt. werfe iöh fort. In der
gleiciien Art maohe ioh .s mit den Keisheit.^n i^liöolias,
loh bblaalte die guten."
Warum wurde äliaoha Den Abuja abtrünnig? well e» dem
Qöttllohon am ndohatün stund, wer sich z.B. aoelisoh in
• .loh hoher Art und TTeiae aufarbeitet, der fUhlt manohmal
unter sloh sohwlndelerregen-ie T*Äf©»
Ala 2avid die Bundealade zurüokfühcte naoh
jeruaalem t- litten die Pferde aua und die Lade kam Ina
Schwanken. Der prleater girff naoh der Lade, um sie
m stutzen und viel l« glelohen Augenblick tod nieder.
ftVon denen, die mir nahe aind, will loh geheiligt sein"
Ba lat etwaa Unerhörte oefähcllohea un den Bvk;lrk dev
- 9 -
Euligionen und wenn das vergangene Jahrhundert geglaubt
hat, aaran vorbeihuöohen zu können and sloh vor d'ttes
Heiligkeit Soheuklappen an die Augen maclto, so hat
es sieh getäuscht. Denn die Folgen, die den Volkakörper
■errütten, werden nioht auxbldlben. Dadurch, dass man
sieh die Augen versoaliesst vor Kfankhuiten, die im
Körper wirken, wird sie nioht geban nt.
Die Folgen dieser Krankheit, dass man sich mit
Frechheit an das Höcfas-e und Heiligste heranwagte, kön« en
nioht ausbleiben. Bs gibt keine weitere Rettung al^ auf
die sea Wege umzukehren. Sinaäne Folgen brauche ich wohl
gar nioht erst zu schildern, die sich auf Beden b»eit-
maohten. Yieileioht verstehen Sie mich nun, wenn ich
.t
Ihnen damit sagen wollte, dass die Pluohxeb in die Ver-
leugnung des Göttlichen eine Bigenscäiaft des 1 9. Jahr-
hunderts gewösen ist, indem man aui' wissensohartliciiem
Gebiet eine so ausserordentlich hohe Stufe erreicht hat.
Vom wissenschaftlichen s+andpunkt aus verdient der Mensch
des 19. Jahrhunderts g rösste Bewunderung; doch seelisch
steht er unter den primitivsten Menschen, da,a ist kein
Zweifel. Wer aie seelischen Aeusserungen der e iniuchsten
Mi^nschen kennt, z.B. die der Neger, der eingeborenen
Insulaern, der Südamerikaner, der Australier, der muss
slohwunaern, mit welcher Klarheit diese Menschen das
Urheilige fühlen und mit welchf absolutt^r Sicherheit
Bio d iesem Ausdruck geben. In d en kleinsten Aeusserungen
des Duala-Negers z.B.: "Behüte mich davor, dass ich mei-
nen Nachbarn um seine neue Kappe beneide.« z«B. die
Sudseeinsulaner, d e niemanden weoiten, bevor der Sohla-
i
fende von selbst erwacht. Sie fühlen, hier wird der
if«n8oh seelisch neugeboren. Wir dagegen leben mit der
flw, leben in die Nacht hinein, wissen vom Tage nichts
mehr, arbeiten in den Höhlen der Menschen wie
- 10 -
wie vor Jahrtausenden die Troglodyten. Wieviel wird z. B.
mit dem künstlichen Licht bei Tag gearbeitet? Wo ist da
der ü«tersc4iied, wo der Portschri#tt? Es ist nur Trug und
Schein, nur äusserlich. Inner: loh ist der Mensch des 19. Jahr-
hunderts nicht vorwürtsgekommen, er steht seelisch unter den
primitivsten Menschen. Man braucht z.B. nur an das furcht-
ba» Massenmorden zu denken. Hierzu fehlt dem primitiven
Maas(h«n die wissönschaft. 3s gibt einige ganz grosse
Beispiele von der richtigen Lösung jener oefahr der Flucht
in die Verleugnung des Göttlichen. Und ich will Ihnen nur
2 Beispiele hierfür in aller Kürze anführen.
das erste ist Hl ob« Der angesehene und reiche
Mann, der vom Sata (d.h. vom Schicksal) geprüft wird. Es ist
leicht ein guter Mensch zu sein, w enn es einem gut geht und
man gesund ist. und so wjrd Hieb geprüft: Der Reiche sit2t
In Staub und Asche von Qeschwüren bedeckt und seine drei
Freunde kommen :^u ihm und sagen: Kein Mensch wird be-
straft, der keine Sünde getan hat. Darum bekenne 1 Hiob
ait wertet:" Ich bin mir keiner Sünde bewusst". Und die
Freunde begriffen nicht, dass hier ein Mi^sterium ton unge-
heurem Aasmass von sich geht, das immer wieder .ehrt. Es geht
manchmal Menschen s ohl echt, von denen wir wissen, dass sie
gät , Engel In Menscheng stalt an Hilfe und wohltun sind.
wird
was geht hier vor? Wrs Hiob tun? der von seinen Freunden
verschmäht und verachtet wird. Würden wir uns wundern,
wenn er fluch^? Hier komK;t die richtige Lösung! Dieser
Mensch flucht nicht. Er sagt nicht, es gibt keinen ö'tt,
sondern er verflucht den Tag seiner Qeburt. "Ware ich doch
nicht geboren", dieses Leben ist unerträglich!» Aber seinen
Mand erhob er nicht gegen a'tt.
welch« unerhörte stärke äussert sich hier im Beispiel
Hlobs. loh muss mich hier mit dem Bliok auf andere Manschen
- 11 -
fragen; Ist Hiob nicht e in wunderbares Beispiel des
Jüdisohen Volkes? Aber darauf muss ioh Ihnen ant-
worten; Der Hiob der Bibel ist überhaupt gar kein
Jude» D üs möohte ich ausdrücklich betonen: Hier
kommt das Menschliche zum Ausdruck. Der Mensch tragt
das Leid der üngewissheit. Br versucht, sich dagegen
aufüulehntn und es kommt der Augenblick, wo er
glaubt, es nicht mehr ertragen zu können j wenn er
es in einem solchen Augenblick fertigbringt, zu
sprechen wie Hiob und nicht das Göttliche zu verleug-
nen, dann kommt die Umkehr, dann kommt die Wendung.
Man sagt nicht umsonst; Wenn die Not am gcössten,
dann ist Qt*tt am ncichsten.
las zweite Beispiel ist rast noch er-
schütternaer gestaltet als bei Hiob und zwar bei
Elija, wir öffnen am Sederabend die Tür, stellen
auf den Tisch einen Becher mit wein und erwarten
den Propheten Elija. Er soll die Brl sung der Mensch-
heit verkünden. Br ist eine unerhört packende Ge-
stalt. Br labte in dem nördlichen Reich in der
Hauptstadt Samaria. Dort standen alie Kulte, ein-
schliesslich der orgiastischen, aufdem Höhepunkt und
Elija eiferte als einziger dagegen. All seine Mit-
kampfer waren
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hingcmordet, er war als
einziger übriggeblieben» Und es gelang ihm durch
merkwürdige Ereignisse den Eönig Achab zu üb er-
zeug en, da SS er auf dem falschen Wege war« Wielange
willst Du nooh übet 2 Schwöllen springen* Adaunoj
eohod: Der Ewige ist ö^tt* Elija glaubt, da^s er
nun alles erreicht hat und begeht dann eine mc^nsohli-
ehe Handlung; Er lasst hunderte von Priestern der
Astarte und des Bai an den Fluss führen uxii toten«
X2 -
Obiiüioh ür ^m Unheil kannte, das von diesen Priestern
ausgegangen war und wus^te. wieviel Korde durch sie
schon g.sohGhen waren, httttö «r sich in diesem
Augenblick üburv^inden civsson. Vi '^»1 ^ .^ i cht mre dann
die GesoUichte anders geworden. Die Königin Isabel
versuchte mit allen Mitteln über den König Gewalt
zu beitornruen und den Propheten hinrichten zu lassen.
Bliäa konnte ur.d v/ollte nicht m hr kcimpfen. In
oeinur Enttäuschung wollte er in die V/ust© wandeln
und dort sterben. Er scltlJift ein, an zu sterben,
denn *^r will nichts raehc von dieser Wolt wissen.
Bin T^igel vreokt ihn jedoch und gibt im Brot und ei-
nen Krug mit Wasser und Slija trinkt und e ohläft wei-
ter. Wir sehen hier den Scldart als Sinibul des
Kichtmehrrollen^. Wieder wedct ihn der Kngöl. vx
gibt ihm einen Auitrag; Sr öcikle einen weltlichen
nicht jüdischen fönig über Israel salben und Slija
einen Nachfolger, der das a'tteuwort «eiterverkünden
Die
würdo. ap*t ist mit seinem Tode einverstanden,
hachdem Elija seine Aufgabo erfüllt hat.
ge schichte geht jedoch «iter: Elija ist nicht ge-
storben, er ist in den Hiijnel gofahren. d.h. or lebt,
er wauaert. Vielleiclt ist es der Kord an den 850
Priestern, oder die ui^iht zu ISni o geführte Lebens-
auf^be. Das Judentum hat dem Propheten Eli^a die
Aufgabe diktiert: Sr wird kommen am Bnda» der Tage
wenn die aeochich.e erfüllt ist und das Reich O'ttes
auf Erden veruünien.
Elija wäre es nie eingefallen, G'tt zu
leugnen, weil die Au -gäbe ihn zu schwer war. Ein©
BCliwere Aufgabe ist vi* lle icht manchrual nicht zu
• II -
tragen, aber mehr als sein Loben kann der ^^enßch
nicht variieren. Er verliert aber ein anderes
Leben^ wenn er seine Aar gäbe verliert* Das wiesen
alle iYenschen* Als Alexander der Grosse ein^n
indiöohen Pursten lebendig verbannte, wasste
*
dieser im Tode saug© tibi ick zu sage. ; Wie schön
ist es, wenn der Körper dä»oh Peuer zerstört w^rd
und die Seele freigibt für die S^/ugiieit, Daraufhin
sagte AI 'xander der Örosae: "Du darfst noch einen
Yrunsch an mich richten." Der Ind. üche Purst ant-
wortete: "]3u bist in 2 Tagen bei nir" Und in zwei
Tagen war Al«?xander gestorben. Alle «len^che, die
vom Religi uns ge fühl erfüllt jind, wissen, dass die
Enttau. ohung nur eine Etappe ist auf dem 7/^ge der
endgültigen Lösung ihrer Aufgabe. Es kam oft bei
den grosr.en geschichtlichen (K'stcaten vor, 6a.S3 sie
enttäuscht waren. Wi« z.B. iüüb, Elija und Mose, der
sagte, e^; ist schon bald soweit gekomuen, aass das
V.'lk mich ereciaagen wird. Diese Schwierigkeiten
sind nur ein Hinweis darauf, aass die Aufgabe erst
dann schwer zu werden beginnt.
«
Eine zweite Flacht ist die Flucht in die Astro-
logie und Magie.
Am besten w-^rden Sie dies durch folgendes ver-
stei^ien: Bin Mensch, der sich abs4o iut nicht zu
einer Klarheit durchringt und zum wietaphyai sehen
bekennen will, der nicht einmal für sich Buch machte:
Wie wird es einmal mit Dir sein, wenn Da ttirbst,
wie steht es eigentlich um DiÄ? Bin solcher Mensch,
der es nicht wagt, diese Prüfung ansaitell« , hat u.a.
- 14 -
den Auawög,in die Astrologie oaer Magie auszuweichen
Sie wissen, dieser Ausweg wird heute violrach t>e-
die AnarKennung,
treten, was bedeutet dl« ser Ausweg? Sß bedeutet.
da SS uns
■»•'#':*»'♦ 4». ■••
ein ünheimliJaes und Q-ewaltiges um-
gibt. "Dass aber dor Mansch den wünsch hat, über
diese Gewalt zu herrschen und nicht sich ihm ein-
zul'ügen. Dieser wünsch ist begreiflich. Bci:ommt
auch deutlich zum Ausdruck in dem Märchen: Sesam
öttne Dich. Y.'er hat nicht schon den 'Wunsch ge-
habt, den Schlüssel zu besitzen, dor alles auf-
schlie^st, um alles zu beschauen. Die Menschen
haben es sich in den verschieionstan Formen aus-
gemalt. Ab^r in die : raxis umgesetzt haben wS die
Astrologen und Magier. Die Magie ist niclAdie
Erkenntnis des Dämonischen, sondern der Versuch es
zu beuerr sehen. An dem und dem Tag ,d- rf st IXi das
und das nicht tun. bezw. nur tun, denn allos
andere wird Dir uiisslingon bzw. gclipgon. Ich
führe nur des Int^-resse halber eine Zeitschrift,
die noch vor S Tagen hwrausgekocinen ist, die z.B.
verhaltungs- bz/.-. unt urlaüsungsvorsohr iften für die
einzelnen 7/ochentage angibt.
BS
ist nun interessant, dass diese Rat-
schläge in ein astrologisches aerand geileidet werden.
Denn durch Berechnung der Sternenbahnen soll genau
festgestellt werden, was für die Menschen gut ist.
Von Individualismus itann natürlich gp.r keine Rede
mehr sein. Es gilt nur das Allgmeine, denn die
Sterne kümmern sich doch nicht um Binzelres. So
gibt es z.B. astrologische Kalender für alle Monate
und merhere Jahre. An und für sich sind gegen diese
Ratschläge nichts einzuwenden, da sie für jeden
'V.
. 15 -
Mensohentypen anzuwenden sind und hein Unhell an-
stiften köniien. v/ir ijtehen hior bei der Astrologie
am Anfang einer Entwicklung, von der wir noch
nicht v/ißsen, wohin sie geht. Aber berechnen können
wir sei, denn die BesouaftilgueB ßii't cl©^ A. ist
eine Flucht vor der Klarheit, vor der klaren Ein-
sicht unserer menschlichen und geistigen Verpilich-
tung. Wir müssen uns eingestehen, dasc wir z.B.
von dem willen des aöttli.;hen nur durch ganz
hervorragende Menschen erfahren können. "Dieses
sind unsere Propheten, die niemals sag. n, dass man
an dem und dan Tag, das und das nicht tun dürfte,
sondern: Du sollst keinen Zauberer bei Dir haben .
Du darfst solche noch nicht einmal leben lassen
unter Dir. Y/arum dt nn eigert. lieh nicht? Sie
vernebeln uns die klare Atmosph- re. Ter vyeiss
denn, was einn-al aus diesem Geheimnisvollen heraus-
\oxm n wird. Die Menschen hoffen, auf diese Art
und weise eine ivfecht zu g ^winren ubör Dinge, über
die Wir nie Macht haben werden. Hier liegt eine
Flacht in die UnwaUrh it vor. Bei den Menschen, die
sich damit beschäftigen, findet man häufig eins
tiefe innere üeber:: ugung und man möchte wünschen,
dass sie di^se auf etwas andere übertragen würden.
Aber sie wollen sich nicht zu einem TypüB bekenren.
Man muss zwischen diesem unterscheiden und jenem,
nimlich aer Verkütü igung des Orakels, die wiriaicti
mö^Wi ist. Slchsr haben Si^ schon einmal von
den griechischen Mysterien-Religion eng,- hört. Ein
öedanke, der zurückführt zu einem Kapitel, das ich
noch in e.nem Punkte ergänzen möchte. Die gleiche
Mfaterien-Reli^ion finden ^x in dem Begriff des
Orakels zu Delphi, pythla, eine unverheiratete
\-:
' '7
• 16 -
Priößtörin, vorsotzto aioh duroh aufateigcnde Dampfe
i Priester/
in Ekstase und dann deuteten die den Sinn ihrer Prophe-
zeiungen um in ?/ccte, Ubör das was kommen sollte.
SS wären ihnen nie eingöfallen ein Rezept zu güben
iüT einen Kreis von Menaohen, dio innerhalb einer gewissen
Zeitspanne geboren sind»
^ — .
Wir Juden habon ein derartiges Orakel auch
einmal gehabt. Die genaue Ueb er lieferung davon ist
jedoch verloren gegangen. Man weiss nicht, in
wöloh r Art und Weise "Urim und Tiuttnin (viäLlc-icht
■ r .
'■•' - '
■♦ ■ ■ • - ■ • •.'
LiohtundPehlerlosigki.it) zu deuten sini.
Aber das Orakel war kein Sclwindel, sondern
die Verbindung eines zur Ekstase neigenden Mensdien mit
den anderen Sein. Es liegt haarscharf*- aeben dem
Weg aer Astrologiö, '-M'
Ich weiss nicltt , ob Sie mich hier richtig
verstanden haben, viell«^ioht ist jemand unter Ihnen
der sich mit di 'sen Dingen beschäftigt, »enn man«
nämlicii sein Judentum erkennen will, dann muss man _
sich vorher darüber klar werden, ob man nicht auf ^
Falschen »e^ ist. Ich p rsönlich b-^haupte, dass
der weg der Astrologie ein falscher ifteg ist, weil
er den Menschen vorlügt, er könne Macht gewinnen über
das Göttliche. Sr ist aber zu unterscheiden von der
Prophetie, d.h. der Voraussage der Zukunft. Wenn z.B.
Pi'ltta Alexander dem »rossen voraussagte; Wenn IXi
über den Pluss gehst, wirst Du ein Reich zerstören,
so hatte er nur die Weissagung falsch ausgelegt, indem
erglaubte, er würde ein anderes Reich zerstören,
wa..rend er in Wirklichkeit sein eigene! vernioht eta.
Diese Voraussagungen sind also häufig eingetroffen.
Man «indet die Fähigkeit, mit dem Qöttlich^n zu sprechen
- 17 -
* »
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also nicht nur bei den Juden« ZtB« Bileam eto«
waren auch Instrumente das (göttlichen und auch
in der Bibel fir.den wir eine grosso Prophezciitng.
Scheor joschuf : Ss wird ein Rest umkehren. Und
umkehren hoisst: von dem falschen weg auf den
richtigen zurückkehren* Der richtige Weg ist der^
da..s wir alles ^ was an uns herantritt beij^iaite
lassen und uns endlich eirmial zurückwenden
\;nd die wort«.- hören: Sieh, o Mensch, ich habe
Dir gesagt, was Du tun sollst: Liebe und Oorech-
tlgkeit öolrst Du üben und in Demut wanl ein vor
Deint^m G'tt» Ditj^e V/orte ström^u ein unendliches
Licht aus gloich der So ne.
Es gibt eine VorauskUndigung, aber sie
ist für uns ganz etwas anderes als riir die Qriechen.
in ist nicht die Flucht in die Ma^^ie oder Astrolo-
gie. Bsi den Alten geschah os, das^ man Kinder
tötete, uro ihr an (Je ist zu berufen, damit er die
*
Zukunft voraussagte.
loh fahre das an, weil man uns Juden
immer wieder den Ritualmord vorwirrte »ihinter
steht immer noch der Gtedanke, der sich bis ins
Mittelalter erholten hat, dass nan die Zukunft
magisch vorausbestimmen komae und beschwören
kon te durch den Qeist der Toten* Ich i^ersonlich
glaube , dass Sie si h vielleicht gar nicht mit
diesen Dingen beschäftigen und sie nicht kennen,
aber wenn ich davon spreche, ist es datum, Ihnen
zuzoigen, dass das Judentum uns vor Irrwegen be-
wahrt, aass wir nicht eine Flucht mitmachen sollen,
darum kann ich nicht daran vorbeigehen, über Astro -
logie und Magie zu sprechen. Ich habe Ihnen di-se
Dinge genannt^ da sie so haarscharf nebeneinander
- 18 -
liegen. Die alten ariechen haben mit ihrem Orakelwesen
das Sichvertiinigön mit dem (Jöttiichen versucht. Wir
wollen nicht herrschen, sondern uns vereinigen mit
der dotth it. Undö»tt wird und tragen, vi^ die Athmos-
phäre uns trägt. Sin Flugzeug könnte so nfccht r liegen,
una so kann uns das Qöttliohe tragen^ w ön:. wir \xm nur
hinw^inschmiögen*
Wir Juden hahöa die klare Offenbarung: aib
Dich dem (Jöttiidien hin, wenn Du hörst, auf dita, was
a'tt Üir sagt, dann wird a» et Dir alles geben, w as zum
Olüok notwendig ist. Das ist keine Abreclnint;, jonderu
das Oute, das durohauü dön rechten Weg verfolgt.
' i_.
' Dem zweitaiweg, den ich Ihnen aöhilderte.
füg* ich nun den dritten an
Flucht in den Historizismua.
Siew issen wieviele (jeschichtswerke entstanden
sind. Alles muss eine öeschiohte haben, auch unsere
» .•■.-■
Familie, sogar die Odschichte der Flohdre^üur --to. wurde
n#ieder gelegt. Die £iöniJchon sind von ein~m Taumel ör-
griffen: Heber alles muss eine (Hjsohichte geschrieben
werden. Man muss wies n, wie es früher gewesen igt.
Ueberall gibt es eine Historie; In der Kultur, in der
Zivilisation, der Medizin, philosoi-hie, Kriegagcsuhiciite
etc. etc. Ich lehne die Geschichte an und für sich
nicht ab, aber ich kenne jenen Punkt, wo der Historizis.
mus nichts anderes mehr ist als die Flucht in die Änt
fernung vom Qöttliohen.
Vas ist Historizismus? S« ist in seiner tiefsten
Form etwaa i^iagisches. Man glaubt nämlich, dasa dadurch,
dass das grouae Beistehende schon eins Vorfosn hatte,
ef-v
- 19 -
\V-^. \
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•ff .1
das wunder des Seins geklärt zu haten. Man meint,
well schon vor 100 Jahren j< mand gleichen Hamen» und
gleicher Familie dagewesen ist, dadurch in der (^egen-
war vielleicht irgonAeine Frage li iditer gÄost wer-
. den könnte. Der Eutlonalismus findet seine üeher-
. stei erung im Historizismus. « ..
Der Historizismuß sa^, man müsse nur die Gtesohiehte
der Juden kennen und wir sind erlöst» Das ist nicht
','■.■ • ' • . , • _ • ' •
wahr« v;as haben sie dc<.vün^ das^ sie wissen^ wie der
Hergang der <*eschichte war. Vor Jugenvllichen würde
. ich T\atürlich nie so sprechen und mich so ausdrücken,
da ich möchte, dass sich die Jug-^md mit d#öesch.beschal*ti
aber Ihnen gegen b er kann ich eing stehen, dass man
auch bei der Öeschichte sich von wahren Judentum ent-
kernte
Zum Beispiel begehen wir jetzt den 8oo jährigen
Geburtstag von Maimonides, dem grossen ablehrten , der
Heriliches geleistet hate Igfeberall wird dieser grosse
Mann gefeiert und durch seine Leittungcijn durchaus mit
>
Rechte Es gibt aber eine grosse CJrupje von Jude i,
die diese Peier nicht m itma che n ?/ollen. Warum? Ich
habe das im ersten Augenblick nicht begriffene Und
man macht ihn-n den Vorwurf, dasß sio hyperorthodox
seien»
Ihre Begründur^g ist: Wir wehren uns dagegen,
dass man den gro. sen Maimonides als eine GK^schichts-
gestalt verh'^rrlicht, anstatt nach seinen Wegen und
Vorschriften zu leben. Di se Leute wollen nur die
Gefahr des Historizismus vermeidene Denn er hat
ja ungeheure Yferke guschrieben, nach denen man leben
sollte und müsate^ jedoch das hat man vergessen. Man
erkaint ihn an und hatd elt nicht naoh seinen Vorschrift--
ten* Wir finden den gleichen Gedanken in dem Klopp«-
stookschen Üitat: "Wir Dichter wollen weniger ver-
- 20 -
^1» ■■ .,, /
herr licht und mehr gol sen seiu.
Das Judentum nun forciert Vermeidung aller
Irrwege, und oin ßolcher Irrweg ist auch der Hiöturi-
zismaBt Man t^oll öich iiv;exr mit der iies.^hichte be-
scheiftigenj wer aber n öeschichte glaubt, wie an ein
magisches Wunderwerk, der ist auf einem Irrweg, der
nicht weniger in die irre Tuhrt als die übrigen, die
ich Ihnen genannt habe
\
Ich ü^öchte nun noch kurz abschliotjüen mit
dem 4. Irrwog: Die Flucht in den Aesthetizismus. *
Ich iE|; glaube, diese Zeit ist vorbei. Es gab aber
- \ _ . '. . V
gar 2 b.ötimnt eine perioae, in der man in der An-
betung der iiunat und Wiss'^nüchaft eine vollküi:;j:nen inner-
liche Befriedigung gefunden hat. Kunst ist etwas
Gkittlidaes und der wahre Künstler ein Prophet. Der
IQinötler hat die Fähigkeit , mit seinen Mitteln den
göttlichen willen auszuaprech n# Der ialer, der •
Bildhauer, der Architekt hat die Fähigkeit, etv.as zu .
ger>talten, vvus wir anderen nur fiihlen* Der Aostheti-
zismus ist eine Verirrung in die Form. Der Künstler
soll nidi t die Foru anbeten, sondern mit Hilfe der
Form einen Gedanken Inhalt ausdrucken* Alle "isnien»^ wie
Kubismue etc. legten nur noch Wert auf diese Formen,
obwohl sie behaupteten , einen Inhalt aus2udrückenl
Di» Form macht den Künstler. Bei den wirkli oh grossen
Künstlern schmiegt sich die Form wunderbar ein in de n
Weaensinhalt, den er of^orLbaren will. In dem Augen-
blick, in den- nur noch die i'onn angebetet wird, ist
es nicht menr Verldindigung des Göttlichen, sondern
er iat Spieler geworden. :Demi der Aesthetiziisinus ist
etwas Spieluri seine«. S« ia- in wirLlioakeit nichts
anderes als eine PI cht irnr der ewigen virkJiohk*it
ff.
- 21 -
des Oottlichon. iOan hat geglaubt, man könna widiLig©
Lebonsfra^en bcülö^^Qn, renn man üio nur in l.Uniitle-
risohe Porm kloidete, and hat darüber vergossen,
dasö der vraJare Künstlt-r in seiner Form das GK^ttliuhe
veriiundet# ^ . ■ v
■-l':
loh hab3 heute abend vercu^jht, Ihnen 4 Irrwege
aufzuzeichnen. Die Pluoht vor dem aüttlidien ist
im ersten Falle die Verleugnung dus Göttlichen, die
die (Jrüßöten orfasste, ebenso wie im Falle des Aesthe-
tizicmus wirklich gross veranlagte Menschon davon
betroffen wurden*
• . * - *
'f * . "■ . ■ ■■'»■'
Der Kistorizismus ist eino allgoneine Oefahr. -
Br hält die Menschten ab vor der richtigen Prüfui"(g • .
seines Weg s und Stand ortoSt Und dus^ v;as in uniäerem
tiefsten Innern im Dunkeln w allt, ^ras einen In Angst
versetzen liönnte, da man nicht v/^iiss, w^s werden kann
SS Astrologie, werm ich nun gesagt, habe, es ist die
Aufgabe für uns, unsere 2ugeaÖrigkeit zu einem meta-
physischen und religiösen Typus zu erforschen, so habe
ich durch Irrwege aufgezeigt, wo die Grenzen liegen,
bei denen man nicht ausgleiten ciarf . Schon die Bibel
kennt die aefahr, nur in ihrer Sprache. Ich erinnere
nur an Joremia.
lUcht rühme sich der V»^eise sein^or Weisheit
nicht rühm«, sich der Held seiner Stu^rke
nicht rühme sich der Reiche seines Reichtums
sonder u in folgendem rühme sich der Mensch :
der sich rühmen will:
dass er versteht und mich begreift
dass ich der Bwrige bin, der Liobe übt
und Recht und Gerechtigkeit auf der ßrdan.
D«ran habe ich Wohlgefallen,
so s, räch der Swige.
- 22 -
»
S
Dar psalmißt sagt: Wenn man uoch jJO sehr versucht ^ aas-
0
Xtt*Yüicli<äri^ es ,^eht nicht^ denn:
wohin üoll ich riiöh^n vor Itöinan &eist
wohin könnte ich mich entf-rnen
^^enn iah .n den üiDtnel hlnc^inst ige
und ^i^v^ ich mich in die Gruft bette
und 7;enn ich die Flügol aor iviorgenröte trüge
• •••••#
• • ••••• •
• •••••••
Meine Uamöii und Hertai |
. Verstehen Sie di se Sprach». Es ist etwas
unerhörtes dieses jüdlßche Eins-iJitigkeit, aber sie
ist di .' Einseitigkeit des Mensohen, der auf dem
höchsten Berge steht und dio gam.ö Oebirgßkette Uljer- .
soliaut. S3 ist eint. Binöeitigl^ait , auf der nan alle .
Irrwege u nd ?ehler verrvidet*.
loh vrollte Ihnen die Fluchtwege beschreiben
und gleichzeitig angeben, ir->ö daj Judentum unter dem
rechten %'eg versteht* Und im nudiaten Mal will ich
eine Rei/he von Fragen lili^^^ren, wie man den
.» ^-'it;» •♦*•§•.•'• .'»:•*
Inhalt des Judentums praictisch gestaltet, die jüdisch-
religiöse Ethik und das jüdische Recht.
\
/ '
V
Meine iBamen und Herren !
1
i.
Ich begrüsse Sie und freut^ tnich,d.ass Sie das "Wetter
nicht gescheut haben, denn heute abend könnte man wirk-
lich den .en, dass man vielleicht von dem Regen und dem
Sturm draussen mehr beeindruckt wäre, als von geistigem
Streben und ich könnte bestimmt keinem Menschen einen
Vorwurf daraus machen. Darum dunke ich Ihnen und freue
mich, dass Sie gekommen sind.
Das neue Kapitel, dase ich heute vor 8 Tagen
angeschnitten habe, ist vielli^icht noch nicht vollstän-
dig in der Absicht herausgekommen, die ich damit ver-
bundei. habe. Es liegt daran, dass hi^r ein neuer
Gedanke ber..hrt v/orden ist und ich v;erde es so machen.
w
ie bisher immer, dass ich denselben Gedankengang in
alier Kürze noch einmal darlege; aber nicht in der
weise, dass ich das gleiche Problem wieder hol-ge, t;ondern
dass ich zugleich noch weitere Ergänzungen hinzufüge.
«
Y/enn'Sie zurückdenken , so wird Ihnen am besten in Er-
innerung sein, dasj ich zuletzt gesprochen habe über
da/
" Religiöse Typen". Wie aber kam ich za?3üa, diese Typen
zu erörtern? Dadurch, dass ich Ihnen gleich zu Anfang
darlegte, dass jeder Mensch irgendwie eine Beziehung zum
Unendlichen haben mUsste, ob er will oder nicht.
wenn er nicht will, wenn er sich s einer Beziehung
zum anderen Sein, wie man eü nennen will, Sie verstehen
mich wenn er sich aieser Beziehung nicht etv;a l^r werden
möchte, so kommt er doch zu dem Bewußtsein dieser Be-
ziehung spätestens in dem Augenblick, da der Todes -
gedanke in ihm aufsteigt und wenn er sterben muss.
Ich meine nun, ein Mensch, der doch vor eine
«r
- 2 -
l'
t
geistige Situation gestellt wird, der er nicht aus-
weiohün kann, der soll nicht warten bis endlich ein-
mal die Situation sich sü verschärft hat, dass er
gar nicht mehr ausweichen kann. Der Mensch soll nicht
wie ein Tier auf der Treibjagd sich hineintreiben
Lassen in jenen Augenblick, sondern bev.'U..st die klare
Einstellung zum unendlichen nehmen, und jeder Mensch
hat solch eine Einstellung zum unendlichen. Ich
habe diese Stellung gefächert dargulegt soweit ver-
schiedene Arten auf der Brde überhaupt möglich sind.
Es gibt verschiedene religiöse Typen. Ich ging
aus von der Erörterung über die G-rundauffassung des
Judentums.
ich habe dargelegt,, dass Judentum für uns
grundsätzlich zentralreli^^i öser Lebens Standpunkt
bedeutet. Ich habe das an den Anfang gestellt, um
Ihnen zu sagen, v/orauf ich hinauswollte. Ich weiss
wohl, dass ich niohts beweisen kann, aber ich Kann
Ihnen vieles verständlich machen. Ich opfere den
Oedanken, da.s ich nichts beweisen kann dadurch,
äass ich meine metaptosische Auffassung über dus
Judentum ganz klar in den Anrang stellte.
und als zweitt^s Ji^pitel fügte ich den
Gedanken des "Am Kodausch" ein. Der zentralreligiöse
Lebensstandpunkt ist dl e Ausweitung des religiösen
Urerlebnisses. Ich habe das in aller Kürze dargelegt
und bin dann fort geschritten zur Erörterung der
Erforschung der Religiösen Typen. Nun will ich
dazu übergehen, jene Ausweitung des jüdischen Reli-
gionserlebnisses auf das gesamte Leben näher darzu-
stellen und zwar für gewisse GebiAe, die unmittelbar
aktuell für uns sind.
- 3 -
Wir
^
loh hübe heute vor 8 Tagen ein Kapitel eingeschoben
aus einem metaphysisch-pädagogischem Gesichtspunkt
heraus.
V/oher kommt es eigert lieh, das3 die Menschen
sich nicht zu ihrer metaphysischen Einstellung be-
kennen wollen? Es ist durchaus nicsht etwa so, wie
von
es vielleicht mancher Söite irgendwie auxgei'asst
w
erden könnte. Ich will niemanden zum relig lösen
Stadnpunkt des Judentur^s bekehren. Das iSegt mir
durchaus fern. Sondern ich habe dargelegt, dass es
Umstände gibt, die eriddren würden, warum ein Mensch
sich nicht hindurohfindet zu seiner metap^sischen
Ureinstellung, zu seiner persönlichen Religion.
Ich habe diese Hindernisse heute vor 8 Tagen darge-
stellt nicht systematisch sondern rein paiaktisch.
Ich habe einige Beispiele herausgenommen, die unter
ganz bestimmten Gesichtspunkten eine Rolle spielen.
Als erstes dieser Hemmnisse sehen wir jene eigen-
tümliche Situation der Q'ttesleugnung. Es kommt
bei manchen, ox't den bedeutendsten Menschen, der
Augenblick, in welchem sie sagen: Bas Göttliche kann
nicht vorhanden s.ein. Es gibt k.in klares ziel-
bewusstes Regiment dieser Welt, weil sie persönlich
eine g«aaz tiefe Enttäuschung er-lebt haben. Das
sehen wir bei Elija ben abuja, einem gewaltigem Ge-
lehrten, der durch ein Erlebnis zu dieser ueberzeugung
gekommen ist, dass es keinen Erlöser gibt. Es gibt
g:einen Lohn, wie es in der Thora geschrieben steht,
also gibt es auch kein Göttliches. Aus Bseinem Grabe
loder-te ein ewiges Feuer, bis Rabbi Meir für ihn
Erbarmen bei G'tt erlangte. Dieses lodernde Feuer
- 4 -
1
ist ein bildliches Sirmbol für einen aeda.,ken,xÄ ter
unrichtig ist und sich vorzehrt. loh gehe Ihn.n
echt und recht eine Losung dieser Situation der a-ttes
«leugnu« in aller Kürze, dargestellt an Ilioh, dem
grossen Biohtjuden der Blhel, der von S'tt durch
Leiden ged*nütigt wird Ws auf den arund, in seiner
aesundheit,- in seinem Reichtum. ' Bei dem, der mit
grauslichen Qeschvtoen bedeclct auf dem Boden sitzt,
finden wir. dass er nicht in die (J-ttesleugnung um-
kippt, sondern wie hier ein starker gewax g
+ -cv wprf lacht nämlioh den Tag
zum Ausdruck kommt. Er verixuwio
seiner Geburt.
Z.b. finden wir in einem Disput im-Talmud, wo
zv;ei gros.e Schüler des Schamaj und lüllel 2 Jahre
lang Sich gestritten haben, ob^ es gut sei, dass der
Mensch geboren sei oder nicht. Nach 2,ähriger scharfer
h«t ran abi^estimmt: taaOL die MajoriXc^t
Untersuchung hat Cxan aü^cöo* *
v^co^v =5ei der Mensch wäre nicht
war dailir, dass es besser sei,
^■ur^vQvi i <5t da untersuche
geboren. Nachdem er aber geboren ist, da u
. -vo Ar sich eben in der Untersuchung
er seine Taten, da übe er sicn eoc
^^ ,«aa OC5 -hei den Mensda en
der Wahrheit. Das Schwierxgste, was es bei
V, «-0= rtass ich nichts weiss. Diese
gibt ist: ich weiss, dass icn
+ «c T?s ist doch auch so,
Br..enntnis ist von sokrates. Es ist
aass man mit dem biSc.en Licht unseres Verstandes nur
ein klein wenig das Dunkel um uns durchbricht. Aber
^ Verzweiflung in der Frage der Bc-
jene grosse
■0:^:m:t
Die Vernunft ist
•i<
kenntnis kann kein Mensch beseitigen.
. ri^c nns nur ein klein . enig hinein-
eine elende Krücke, die uns nur ö
• ■L.-4- ^nv^Q das uns hinaus-
führt ins Metaphysische. Es gibt eins, das un
, -. T nP« Pluezeug, das die Brdgrenze
rührt aus dem Dunkel. J-.nes Plugz ug.
5 -
%
überwinden könnte und uns aus der irdischen Ge-
bundenheit h rausrührt. Man sagt: Glaube ist richtig
udn i'alsch. Es l^omint darauf an, was man sich denkt,
jene gev;altige Intuition ist es, die den Menschen
imnitten allem hält und bindet ;wie die Schiffchen
am Karussel, so wird der Mensch doch hochgehalten
durch die Bis^nstange des Glaubens. Diese Ver-
bundenheit hat Hiob gehindert, G'tt zu leugnen.
Es gibt überhauj)t> gar keinen Juden, der nicht von
dieser gev/altigen symbolischen Gestalt ergriffen
würde, nämlich von der Gestalt des Hiob.
Es gibt ausserdem noch eine andere Gestalt,
den Propheten Elija, der für G'tt geeifert hat und
der in der V/üste sich niederwirft, um in den Tod zu
sciaafen. Wie G'tt ihn weckt sagt er: "Geeifert habe
ich für iöich und sie haben alle Propheten G'ttes.
getötet, Ulli ich allein bin übriggeblieben und will
nun nicht mehr". Ihn hatte jene Mia.tigkeit überfallen,
die den Menschen überkommt, Wenn seine ganzen Hoffnun-
gen und Bemühungen ihm ©rstört sind. Und dieser
Prophet, der in dem Himmel gefahren und nicht ge-
storben ist, ist das Beispiel dafür, dass das Judentum
uns führt 'und lohrt, nach der Wahrheit zu suchen,
auch wenn man nicht mehr kann und nicht mehr will.
ES gibt «ine Möglichkeit die Y/ahrheit ^u suchen.
Elija ben Abuja, Hiob und Elija
An diesen 5 Gestalter^habe ich versucht,
Ihnen die falsche und richtige Antwort zu geben inder
Frage der G'ttesleugnung, die den Menschen befällt.
ES kommt bei jedem iv^enschen einmal der Augenblick,
in aem er sich sagt, es gibt gar kein Göttliches, es
ist alles sinnlos. Man kann dabei hangen bleiben,
wie die Mücke am Leica.
- 6
i
•»-.
Aber man muss sioh lösen, denn die Antwort ist falsch.
Aber daj wird erst vollkommen sichtbar werden aus
dem Ueberblick, den ich Ihnen noch geben werde.
Tte.s 2. Hemmnis habe ich dargestellt indem
Begriff des Aestetteizismus , jener Auffassung, die
heute nicht mehr vorhanden ist. Vor einigen Jahren
war sie noch bestinmit anzutreffenj aber di. Zeit selbst
hat diesen Aethetizismus als lebunsunwichtig ge-
zeichnet. Es ist auch eine Flucht vor der Not-
wendigkeit, seine metaphysische zu definieren, ei-
nen Standpunkt zu haben. Unter Aesthetizismus ver-
stehe ich nicht etwa die echte Kunst. Dieae unter-
scheidet sich vom Aesthetizismus durch den Inhalt. Der
Aest.. tut so, als käme es nur auf die Form an,
gar nicht mehr auf den Inhalt. Es sind immer neue
«ismen«. aufgetaucht und der Inhalt ist ganz und gar^
vergessen worden. Die echte Kunst hat den Inhalt
und eine grosse Form. Denken w.r nur an die grossen
Ivlaler, Bildhauer, Dichter und Architekten. Der Aest.
war etwas Schaumgeborenes; Schaum, der sich auf dem
ungetrübten Meer der echoen Kunst wie ein Hauch be-
wBgt hat •
Die echte Kunst mr ste^s im Judentum
vorhanden, ^uoh in der neusten Zeit. Denken wir
an Liebermann, Elkanusw. In der Bibel sohon kommt
1. v,^v,c.+i p.!- vor mit einan vainder-
ein grosser jüdischer i.unstler vor,
t:>o -iQt wirklich etwas Herrliches in der
baren Namen. Es ist wirKxioa
Bibel: Jeder Name hat eine Bedeutung. Bezal'el hat
alle grossen Kunstwerke in der Stifshütte geschaffen:
Bezal.el ist gleich = unter dem Schatten a'ttes.
- 7 -
Der echte Künstler arbeitet unter dem schatten
Q-'ttes.
Ich möchte einmal ein Kapitel einfügen üer
die Mittel des religiösen Ausdrucks. Die echte
Kunst ist ein religiöser Ausaruck. Der Aest. ist
glöiclisam nur ein Schein vun diesem Ausärucksmittel,
ec ist nur ein Y/eg der Flucht vor dem BQi-önntnis
seines metaphysischen Standpunktes.
Das 3. Hemiinis ist der Historizismus. Viel-
leicht bin ich hier am wenigsten verstanden worden,
il dooh der Gedanke nicht unmittelbar nahe liegt,
we
obwohl man die Erscheinungen kennt. Es ist psycho-
/.
logisch vielleicht für die hiesigen Verliältni-se
gar nicht entscheidend. Der Eist, hat in der Frage
des Nichtbekennens seines metaphysischen Standpunktes
eine grosse Rolle gespielt.
Metaphysik bedeutet, das», was jenseits
alles Körperlichen ist, Dieses vollkommen Andere
im Geg nsatz zur körperlichen Natur. Dieses voll -
kommen andere wird anerkannt durch Kart . Er hat
gesagt: Das Ding an sich. Man kan.. es an sich nicht
ernennen, aber nur den Schein eines Mnges an uns.
Der Hist. hat keine Stellung zur Frage der Meta-
physik genommen, weil er sagte; Ich verstc^ie etwas,
wenn ich seine Geschichte, seine Entwicklung kenne.
Denn dann bin ich darüber im Klaren, was es bedeutet.
Es ist ein berückender Standpunkt und ganze Genera-
tionen sind darauf hereingefallen. Ich meine jenen
Punkt, wo der Hist. ins Metaphysische hinüberkippt.
Nur im Laufe der Jahre ist etwas Neues daraus geworden
iDenken Sie nur einmal an die vielen Bestrebungen
der raLigiösen Entwicklungen. Es ist unglaublich,
- 8 -
was auf dies m Gebiete sich die Denker alles geleistet
^
^1
haben. Ausgegangen von
der Religion der primi-
tiven, dem Animismus, blieb zuletzt eine verklärte
vom Verstände zu rekonstruierende Ethik übrig.
So hat man mittels der historischen Darstellung das
Wesen der Religion entwurzelt. Dieses ist eine Ent-
wicklung, die sich erst im Laufe der Geschichte her*^^-
christallisierte. Aber es gibt in geistigen Dingen
eigentlich gar nicht solch e ine Entwei cklung . Dies
ist nur ein Aberglaube. Schon in der Bibel steht:
Du sollst nicht morden! Das wurde vor 3500 Jahren
gesagt. Könnte man s ich vorstellen, dass in Millionen
Jahren einmal ein anderes ethisches Gebot sich ent-
wickelt haben könnte» "Du darfst morden!" ?
Das ganze Schaffen ist nicht rational berechen-
bar. Nicht darstellbar durch die Begriife der mecha-
nischen Entwicklung. Es ist irrational. Der Histo-
rizismus hat viel Untieil angerichtet, jedoch möchte
ich im Moment nicht mehr darauf eingehen.
Als 4. habe ich die Astrologie und Magie an-
geführt.
Man könnte darüber einen Winter lang spre-
chen. BS ist ein ungeheuer gefährlicher Ausweg.
Es ist ein Hammnis, das eine gewaltige Rolle spielt,
wer sagt, dass die Astrologie keine grosse Rolle spiele,
der hat die Zeit nicht richtig beobachtet. Sehen sie
sich doch einmal die Zeitungsständer an, Sie finden
dort eine ganze Reihe von astrologischen Zeitschrii^-
ten, von denen wohl einige verboten, aber in^nerhin noch
ehr er e zu verkaufen sind.
Astrologie und Magie spielen wie gesagt
eine
ungeheure Rolle. Sie bieten die Voraussetzung,
dass man sein Leben beherrschen, bzw. voraussehen
1^
- 9 -
kann, wenn man den Laui' der Gestirne kennt.
Was bedeutet aber diese Auffassung? Sie
bedeutet, rCatt sich klar zur v/irklichkeit hinduroh-
zustossen, stattdessen sich mit einen Nebel von Vor-
stellungen behängt. Sei es für sich oder andere,
we
r die Zukunft voraussagen kann, lebt auf durch
diese Macht. Es ist eine Ableitung von den Preiestern
der Perser, der Begriff des Magiers, den wir in Zoro-
aster finden. Die Magie hat etwas, was den Menschen
in Bann schlagen kann. Es ist wie ein Hinweis auf
das Märchen, d^-S den Menschen vorgaukelt, er könnte
über alles Macht gev/innen. Zugleich danobengesxellt
ist die Frage, ob es nicht unter einem höheren Ge- ■
sichxspunkt eine echte Art von vbrausverkünl igung
gibt. Ich habe dabei auf das Orakel hingewiesen.
Es iJJt diese echte Art der Vorausver. ündigunjj, dass
' ' ' ' ' ' ■
ein Mensch wirklich fühlt, was kominen wird; denn
es gibt in Wirklichkeit die Mögliclikeit, etv;as voraus-
zuspüren. EinMensdi, dei^f in natürlicher Umgebung,
wie auf dera Lande lebt, ist viel reifer für solche
Dinge. Es gibt wirklich einen Schicksalstraum etc.
Das beruht auf einer anderen Voraussetzung . Schon
die ariechen haben sich durch da,s Orai^l von ihren
Priestern, die Voraussage machen lassen, dass sie
Binsw>.rden mit dem G'tte, und durch diese grosse Schau
versuchten sie einen b.stim ten Gesichtspunkt für ihr
Leben zu bei.omiuen. Reiche zwei eigenartige Vorgänge
liegen hier haarscharf nebeneinander?, dessen Unter-
schied zufli.Teil im Wunsche des ivienschen liegt?
1, Der Mensch will eine magische Macht ausüben
2. Der Mensch will nur Werkzeug a»ttes sein.
- 10 -
BS ist v/ie bei jeremia, der nicht der Bote &«ttes
sein will, wei:. er sich vor den Mens cuen fürchtet*
Er sagt, er sei zu jung, etc. Aber da erwidert G«tt:
Ich mache aöich zur eisernen Mauer gegen die Pursten.
Er ist nur der Bote a*ttes und und muss ausführen,
was G-'tt ihm sagt. Er musste einfach sprechen, da er
von G-'tt hinausgestellt war und dieses ^ürte. Dieses
ist ji^doch etvfas vollkommen anderes, als jene unheiligen
Zaubereien.
In der Bibel steht. Du sollst die Zauberer
nicht leben lassen. Auch die Römer verurteilten die
Zauberei, ebenso wie die Babylonier das Zauberwesen
bekämpften. Und wir finden es auch für alle Zeiten
festgelegt, denn es steht auf der Han^urabi-Säule auf
dem Hanur ab i- Gesetz, dass Zaubereien verboten sind.
Alle 4 angeiührten Auswege sind Hemmnisse
auf dem V/ege, sich zu seinem Standpunkte zu bekennen.
Und ich konnte noch eine grosse ^*'enge anderer Auswege
diesen hinzufügen.
Ich möchte denjenigen, in denen die Frage
auftaucht: V/oher kommt es denn, dass sich ganze Gene-
rationen dem vershhliessen, sagen, dass ein Maasch gar
nicht aus- weichen kann , dass er bekennen muss. V/eiter
antworte ich darauf nicht etwa: ^Teil sie erkennen, in
der Richtung liegt nicht die ^mhrheit, sondern weil
sie sich einfach nicht von dem Sein haben in die Enge
treiben lassen. Wir sind alle einmal in der Situation,
dem Qöttliohv^n gegenübertreten zu ^jüssen. Seien wir
mutig und wollen wir es tun in dem Augenblick, *n dem
uns der Ernst der Situation dazu zwingt.
- 11 -
Wenn ich nun übergehe zur Frage der .jüdischen ETthik,
i
so verfolge ich n. cht den Zweck, Ihnen ein
_j , •
■•f • t'-w^''9,'t:-*.'
System der jüdischen Ethik darzulegen, das würde
zu weit führen. Ich will heute die judische Ehtdk
erörtern um-erldetn gleichen Gesichtspunkt, unter dem
ich bisher alles betrachtete und zwar von Starüpunkt
des Judentums.
Ich spreche über die Frage: was ist Judentum.
Ich will keinen bekehren, sundern nur ausführen,
dass hier die Wahrheit für uns, lür unseren jüdischen
Typus liegt. Inweichem Zusammenhang steht die jüdische
Ethik mit dem jüdischen Typus? ¥as versteht man denn
überhaut>t unter Ethik? Es gibt darüber ein ganz
philosophisches Fach mit allen möglichen Merkwürdig-
keiten. Man unterscheidet nach dem Ur^rung, nach
dem Objekt, nach der Form.
' Sagen wir z.B.: V/ir verstehen unter Ethik
all das was der Mensch handelnd tut oder auch handelnd
nicht tut, in jeder Beziehung, die irgendwie eine Be-
ziehung besitzt vom Handeln des Menschen zum Ewig-
metaphysischen, wer einen Menschen neben sich ver-
hungern lässt, tut eigentlich gar nichts. Atier
trotzdem hanielt «r in seinem Nichthandeln unethisch,
und gegen unser Gefühl. Wenn z.B. jemand bei einem
Mörder, der hingerichtet werden soll, von Mitleid
erfüllt ist, so urteilt er im praktischen Leben unter
einem ewigen Gesichtspunkt, der ihm nidat klar ge-
worden ist. wenn z.B. einer glaubt, das Recht zu
haben, Tiere zu töten und Mensdi en zu zertreten, so
hat das irgeniwie eine Beziehung zu seiner metaphy-
sischen Voraussetzung, und di-se Beziehung möchte ich
darstellen und darauf von vornherein eine Antwort
geben.
- 12 -
Man kann nämlich in der Frage der Ethik nicht irgend-
etwas behaupten oder vom Verstände ableiten. Das ist
einer der grossen I rrtümer, dem z.B. auch Kant anheim-
gerallen is-^, eine l'ormale und materielle Ethik.
Die formale ETthik ist deutlich ausgedrückt durch den
kategorischen Imperativ: "Handele so, wie eigentlich
alle Menschen handelA müssten. Kant hat gesagt: Handele
so, dass die Maxime Dein s Handelns zum allgemeinen
Grundsatz erhoben vferden könrt e. F^nt setzte dabei
voraus, dass sie in der Rücksicht, auf das gemeinsame
Leben läge, ita Sozialen. Und darin hat er sich merk-
würdig getäuscht. "Handele so, wie alle handeln soll-
ten", damit habe ich noch nichts aus gesagt, über die
Mein ng eine^ Menschen. Ich könnte mir vorstellen,
dass ein Gev.altiger sagen würde: "Bitte stellt alles
nach diesem Prinzip des kategorischen Imperativs rich-
tig. Man könnte z.B. durchaus Scigen: es ist möglich,
dass er nach dem kategorischer. Imperativ richtig ge-
handelt hat; denn Kant hat gedacht, anders könnte kein
Mensch handeln, wenn er sich nicht selbst schädigen
v;ollte.
Dass man den kategorischen Imperativ auch
anders auslegen kann, das beweist ein Tyrann des
Altertums, der nach dem Grundsatz handeltet: Ich
tue, was ir gefällt und was ich für richtig halte,
handelt ihr doch auch so, ich werde mich schon erhalten
und durchsetzen. Kant hat jedoch vorausgesetzt, dass
ein Mensch so etv/as nicht denkt. Der
gnL kategorische imperativ gibt uns keine m^i^-
« ^"o»«r.
i'ori.ale
' A ^b 4^ /'S ' tf wä
keit, einen Sprung zu machen zur mai^riellen Ethik.
- 13 -
Kant hat aus begreiriichen G-ründen diosen Imperativ
so farmuliert. Er war nämlich in seintm Leben ein
streng Trommer fietist und als solcher erschien es ihm
selbstverständlich, dass ein Mensch nicht stehlen und
morden wird, und weil er so dachte, hat er ohne weiteres
angenommen, die Formulierung väirde genügen: Handele so,
dass alle auch so handeln müssten. Der kategorische
Imperativ hat eine gewaltige Bedeutung. Man muss
nur den Unterbau, der verhüllt ist, klar hinstellen.
*"^an muss z dgen, dasü in wirkiictikeit der kategorische
imperativ ein Denkmal ist, des auf einem Sockel steht,
der ti^t im Metaphysischen verankert ist.
Es gab Mensdien, die wussten, was aut und Böse ist.
und zwar aui' Grund eines Vorganges, den man Offenbarung
nennt, iiaben sie es einfach gei^vusst,
äbenso wie in der ';;issenschaft ein Suklid hat
seine gr urii 1 eg enden Lehrsatze entdecken können had
auch liinstein seine Relativitätstheoriü9 Obers o der
douLsche physiker Plank j: ne wunderbare Entdeckung von
der Portpflanzung des Lichtes etcl hat machen können .
Es sind gewaltige Entdeckungen, die oft in einem Ju-
genderlebnis fundieren. Es gibt viele Schriften, wo
grosse Gelehrte ihre Theorien darstellen, und zv;ar wie
sie sich im Laufes ihres Lebens entwickelten. Es
gibt eine Wahrheitsschau auf jedem Gebiet. Auf den
Gebieten der v/issenschaft etc., warum nun nidit auf
dem Gebiet der Bhtik, der Beziehung des Einzelmenschen
zur Menschheit? Es gibt Menschen, die haben gesehen
was gut ist und andere, die haben sich versehen. Diese
Dinge lÄnn man nicht miteinander versöhnen.
ich muss hier zurückgehen auf jenen Ursprung
des ethischen wertes, der vom Judentum der Welt
- 14 -
übergeben vAirde und vom Is»lam und Christentum aufge-
noimiai v/orden ist: Es sind die 10 Oebote.
Ich v/ill heute den zweiten Teil herausnehmen:
Du sollst Vater und I.lutoer ehren, nicht morden, nicht
stälen, nicht falsches Zeugnis aussagen und nicht be-
gehren
//
Das sind Grundsätze dar menschlidien Verhaltungs-
weiSü, dahingestellt auf ewigem granitenem Sockel.
Lau tfcrzoch: Du sollst nicht morden!
Lau* tinhof : Du sollst nicht ehebrechen !
Dieses sind V/orte, die wir uns einhämmern
müssen, dann komniai wir zu jener Voraussetzung, die
das Judentum macht in Bezug auf Ethik. Ich habe Ihnen
ein Buch mitgebracht von Ruaolf Otto, dp die Religion
vom Standpunkt der Religionspsychologie behandelt.
Er" knüpft an an das "Am kodausch". Ich zeige Ihi.en
h ier eine Abbildung, die die aüttin Durga darstellt,
damit Sie sie einmal von Angesicht zu Angesicht schauen.
- Die Inder sind ein geistig hochstehendes Volk. Sie
haben Durga, die Mutter und Göttin Indiens, als eine
scheussliche Teufelsfratze dargestellt. Der grässliche
Murü ist weit aufgesperrt und man glaubt, eine fürchter-
liche Stim:ae daraufi zu vernehmen. Auf der Sttrne sehen
wir 3 fürchterliche Augen und vom G-.sicht aus sehen
wir erschreckende Krallenfüsse. Es ist ein scheuss-
liches Bild und wir müssen und fragen, warum haben die
Inder versucht, das Göttliche so darzustollen? Otto
entwickelt den Gedanken vollKommen richtig. Er sagt:
Diese Darstellung ist nicht ein getreues Abbild der
Göttin IDurga, sondern die Darstellung des Eindrucks
des Furchtbaren, den man vom Göttlichen bekommt. Wir
haben im jüdischen den Ausdruck: Nauro. Wir nennen
G'tt den Furchtbaren und fügen diesen Begriff dem
- 15 -
ßöttliohen Namen hinzu. Hier haben Sie dieses Furcht-
bare bildlich ausgedrückt. Denken Sie bei diesem
Bild daran, was das Judentum sagt, und zwar: Du
sollst Dir kein Bild machen von Deinem a'tte. Hier
liegt auch die Quelle für die Abschneidung der
künstlerischen Betätigung, soweit es eine bildliche
Auüdrucksweise betrifft. Das Jud ntum musste uns
vor diesem Irrweg bewahren^, weil das Göttliche
furchtbar ist, muss der Mensch furchtbar handeln
* ■ ' ' ' " ■
am Menschen. So primitiv es ist, so is^ es dojh
eine Voraussetzung, die von wahllosen Menschen aer
Erde gemacht worden ist. Wöil «las Leben, das Iwig'
Seiende furchtbar ist, darum herrscht ein Kampf aller
g gen alle, darum ist der Menüch zur Grausamkeit be-
rechtigt. Das ist ein merkwürdiger Schluss. Das
jud.^ntum jedoch sagt: Trotzdem sollst Äi, o Mensch,
nicht morden, nicht stehlen, n iclit ehebrechen etc.
Die jüdische Tradition sagt: Für Ehebrechen und Dieb
stahl steht Todesstrafe, ebenso wie auf dem "IXi sollst
' nicht morden." Denn mit dem Diebstahl ist der Menschen-
4
-•
dieb Stahl gemeint.
In diesem Zusammenhang möchte ich hinv/eisen
auf den 6o. G-burtstag von Albert Schweiz^^r, der eine
' herrliche Gel ehrten Zukunft in Deutschland hatte, und
ungeachtet dessen hinausgegangen ist vor üram über
die Versündigungen am afrikanischen Volk, an den
Schwarzen. Er konnte es nicht ertragen, dass unter
der t/Iaske der Kultur draussen unendlich viel Unglück
geschafien wurdeja und er w ollte ihnen helfen.
Die Bibel sagt: Lau signof : Du sollst nicht steh-
len.
Lauf zirzof: Du sollst nicht töten.
Du hast nicht das Recht, das Leben eines
Menschen zu beeinträchtigen.
- 16 -
zum Mann gehör t die Frau. Der Mensch besteht aus
2 Teilen, aus männliehem und weiblichem. Und aus
der Vereinigung wird erst ein Ivlensch geschaffen.
NichtMur der Ehebruch der verheirateten
prau ist todeswürdig, sondern es gilt für ..ann und
Prau; es gibt keine doppelte Moral. TXi hast nicht
das Recht, das Leben eines anderen Menschen zu be-
einträchtigen. Du sollst deinen Na,chstaa lieben,
wie dich selbst. Bind eut scher Rabbin.r hat den
Zusatz' g macht: dem er ist wie du. Y/ennweiter
gesagt wird: Du sollst nicht falsches Zeugnis able-
gen und Du sollst nicht begehren, so ist das nur
der psychologische Ursprung . Mit dem Neid fängt
es ja an. ^ Und darum: Äi soHst nicht b g ehren die ^
Kappe Beines Nachbarn etc. Wir habeti in den Grund- .
geboten eigentlich nur eine Ausfäoherung des einen
Gebotes: Beeinträchtige nicht das Leben eines anderen
Merxsotien, denn er ist wie Du. Daneben haben wir die
ehtische Ableitung, die aus der religiösenjoraus-
setzung entspringt. Selbst P ürsten stehen als staub^
geborene vor Göttlichem, yas bedeutet das? Es wird
besonder, hervorgehoben, weil es. Menschen gab, die
andere zugrunde richten durften,
als absoluter Kurzschluss zu betrachten ist. Nichts
anderes ist es im Dualismus, jener Lehre, die aner-
kannt ein Göttliches und ein ixLabolisches. Es gibt
also sonnen- und Teufelsmenschen. Daraus resultiert
ein ewiger Kampf zwischen den Sonnen und Teufels-
menschen, im Pantheismus des BubbdhismuS besteht
die Vorschrift; dass man andere Menschen im Leben
nicht beeinträchtigen darf. Der Buddhismus verbietet
auch den Mord, aber er verbietet xhn unter der Voraus.
Setzung, er väirde durch einen Mord eine Stufe tiefer
w^s jedoch
- 17 -
sinken und zur v/ied-rgelDurt verurteilt werden. Nicht
als Mensdi sondern als Tier und dadurch würde er noch
von . .
weiter entfernt tsx^ 4derErlösungdes Nirwana. Das ist
eine passive Ethik: Tue nicht das und das, sondern
vermeide alles, was Dir schaden könnte auf dem Weg.
zum Nirwana. Dieser Typus ist nicht lobens tüchtig
genug. Derselbe Buddhismus hat die Kasteneinteilung
geschafi'en, wonach Mensciien, obwohl staubgeborai wie
wir .rotzdem höher oder tiefer stehen. Sie dürfen sich
nicht miteinander vermischen. Es gibt unberührbare bei
den Buldhisten, die Parias, und Gandhi hungert dafür,
dasü sie in die ivlenschengerieinschaft aufgenommen werden.
Diese Schattenseiten mucs man im Buddhismus mit in
Kauf nahmen. Ich nehme; das an, woil der Buudhismus
Sü lange existiert und weil er'keine vernichtende Kriege
k-ennt, weil er 500 Millionen laenschen in ihrer Leb.ns
möglichkuit, in ihrem sozialen Sein der Y;elt geschenkt
und erhalten hat; debshalb glaube ich, dass der buddhistij
sehe Mensch diese Präge erkennen wird. Vor allen Din-
gen erkenne ich den unterschied vom jüdischen Typus
in der Auffassung des: Du sollst nicht morden, damit m
nicht nach dem Tod etwa als Tier wiedergüboraa wirst..
Sie sehen, wi^ ich in aiesem einen Punkt die
strenge arenze ziehe zwischen deji religiösen Typen.
Das Judentum sagt klipp und klar: Sin unenilicher
göttlicher V/ille, den 3Qu bildlich nicht darstellen
darfst, hat den Menschen geschafen. V/ir benutzen
den Begriitr "Adam" für die ^anze Menschheit. Darum
findet man ihn bei uns auch nicht als Personen namen.
jener erster Adam ist Sinnbild der ganzen Menschheit
und alle Manschen haben das gleiche Lebensrecht,
darum darfst Du nicht morden, stehlen etc., also
das Leben Deines Nächsten nicht beeinträchtigen.
- 18 -
Darüber hinaus kommt nun die andere Seite: v/eil er
«
Dein Bruder ist, 3)ein Bruder in G«tt. Deshalb :
woochwtp: sollst Du ihn lieben • Was ist im Judentum
L^^be? Ss gehört zur jüdischen Ethik, v/enn man den
V/ orten der Lehrer zuhört, die den G-edamLen im ver-
gangenen Jahrhundert innerhalb der Theologie Ivlar-
gelegt haben, kann man etv/..s Merkwüridges erleben.
Nämlich den gewaltigen Unterschied zwischen dem, was s ie
als Höchstes der Religion Iwhrten und dem, was in der
Praxis getan wurde,
G-elehrt v/urde: Du i^iollst Deinen G-'tt lieben,
die Menschen lieben, Deinen Nächsten und ihm beistehen.
Y/ie soll isich nun das bei den natürlichen Menschen
in der Praxis auswirken? Sollen wir ihnen um den Hals
fallen?. Man ruuss sich die Antwort darauf gc.ben können.
Ich bin schon einmal auf den Begrifl' der »»Awo»- =Liebe
eingegangen, aber dieses Mal muss er naher beleuchtet
v/erden. Vielleicht wird er deutlich in Jaier Schei-
dung, die Christentum und Judentum schuf.
" Du sollst Deinen Nächsten lieben!»» dieses
ist ;.öchstes G-ebot bei beiden und sie stimmen hierin
vollkomn.en überein# Es gibt aber auch eine negative
Formulierung dieses Begriffes. Ich erläutere dieses
Am Besten an einem Beispiel. Ein Heide kam zu Hillel
und sagte: Mache mich zum Juden, vä rhend ich auf einem
Bein stehe, bringe es mir in dieser Zeit bei. Und
Hillel sagte: Der Grundsatz des Judentums, aus dem
all^s abgeleitet werden kann^heisst: 7/as Dir verhasst
ist, tu auch dem anderen niciat; alles übrige ist nur
Kommentar und nun gehe hin und lerne. Der Betreffende
ist ein sehr fromnioi^ Mensch geworden. Die Pädagogik
Hilleis hat den Mann von dem Irrweg h.rabgeleitet, sich
- 19 -
s^rcli über eine ReligL on lastigzamachen. liillbl hat
etv/as Unerhörtes g etan: Er hat eine negative 1^'ormulie-
rung des Gebotes gegeben: Du sollst IKjinen Nächsten
lieben. Neu definiert zur positiven Fomualierung:
Tue deui anderer., was Du v/illst, was man üiv tue.
Es ist ein merkwürdiger Unterschied in
diesem theologischen Schritt, die positive oder negative
Formulierung.
Y/enn z.B. ein Mens cii eine Krankheit oder
ein persönliches Budüri'nis hat, so kann er diese Dinge
nicht au- seine Nebenmenschen übertragen* Wenn es
z.B. ihm gut schmeckt, so kaa n er nicht verlangen, dass
es auch den anderen schmeckt. Diesist natürlich nur
ein v/ortgeplankel.
Es muss an und für sich in dir ist lieh er
wie jüdischer Auffassung etv/as ganz Bestimmtes liegen.
Der Unterschied ist in einigen Begriffen sehr deutlich
beliannt z.B* in Zedoko und Awoh: &er4chtigkeit una Lie-
be. Das Judui-.uua kennt als Höchstes die Gerechtigkeit
an und das Christentum als Höchstes die Liebe. Was Hil-
lel negativ gesagt hat: w- s Bir verhasst ist, tue auch
den andern nicht an* Gerechtigkeit und Liebe sind psx
Chol 0: ..seh fi verschiedene Aasdrucksformen.
o *
I
Gerechtigkeit kennen die Menschen alle, aber
Liebe isnrjß die v;enigsten.
Ignatz von Lojola war imstande in jener wundet-
baren Liebe sich aufzuopt'ern,eb nso v«rie Franziskus von
ASsisi, das sind Menschen die sich hingeben konneri als
Opfer für andere. Zahllose Gestalten gibt es im
Christentum, die verehrungswürdig sind. Ebenso im
- 20 -
Judentum wie im Isläjoa. Ei^ gibt Mönschen, diu gross©
Liebesluhigkeit Tür die anderen haben. Das Christen-
tum %afe»t den shritt und stellt die Li^'be hin als Auf
gäbe für alle Menschen. Bin ungeheures Wagnis und
ein wunderbarer Mut. Das Judentum wagt diesen Schritt
nicht. D as Judentum will den Menschen nicht in innere
Zerwürfnisse bringen. Als oberste Forderung gilt hier:
Beeinträchtige nicht das Leben Deines Nebenmensciien .
Bas Judentum fordert das, was man tun kann, v/as man
erreichen xia^n. Ich tA^^»^^«» ^^^ Christentum fordert
hier Uebermonschliches. Es besteht hier diegro.se .
Gefahr, class der Mensdi zum Heuchler werden muss.
Ich möchte den Ilillelschen G-edanken iür
das. Judentum vorziehen. Die Forderung: Tue Deinem
Nächsten alles, was Du haben möchtest, d--s man Dir tue.
SS liegt uns zunächst näher der Gedanke der negativen
Formulierung: Hüte Dich Deinem Na«hstai ein Unrecht
zu tun, denn JÖu v/illst auch kein Unrecht erdulden.
I
Ich habe nun zunächst einmal die Grundlagen
der e. jüdischen Elitik in zwei Punkten festgelegt.
1. Im m-itai^hysi sehen Ursprung.
2. In psyhc. elegischer oder pädagogischer Richtung
Vom Judentum aus gesehen hei s st es: Tue das,
was Du tonnst, tue dem andern kein Unrecht. Es steht
dahinter die ganze Fülle eines lebenumfassenden Systems.
Aisi Material will ich Ihnen zum Schluss noch eine Stelle
vorlesen, die uns der Talmud überliefert und über die
Sie selbst nachdenken sollen.
Rabbi Simlai hat uns gelehrt: G'tt hat
uns gegeben 6l3 Ge- und Verbote und zwar 565 Gebote
ensprechend den Tagen eines Sonnenjahres und 248 Verbote
entsprechctnd der Zahl der menschlichen Glieder. Da kam
- 21 -
David und hat diese 6l3 Qe- und Verbote zurückgeführt
auf 11 und 2;v/ar ist dieses enthalten im Psalm : 15 .
Da sagt er: Wer, o &'tt, darf in Deinen Zelten weilen,
wer auf Deinem heiigen Berge wohnen.
Wer fehlerlos in Unschuld wandelt,
Wer Gerechtigkeit übt, wer v/ahrheit spricht
in seinem Herzen,
wer mit seiner Zunge nicht verleumdet .
Y/er seinem nächsten kein Böses tut und
Schmach nicht bringt auf seinen Nebenuenschen.
und v;er verächtlich ist und auch von ihm ver-
achtet wird , . . '. '.
l
wer solches tut, der wankt nicht für alle Ewig-
keit!
Das sina die 11 anböte, die David aufge-
• * •
Stellt hat.
Dann kam Jesaja undhat sie auf 6 Gebote zu-
rückgeführt. Er sagt: \7er in Gerechtigkeit v/andert,
V^er Redlich'- s spricht,
Y^er Gewinn und Betrug verachtet,
wer suine Hand verschlieest , damit er nicht Be-
stechung annehme,
wer seine Ohren versctiliesst, um nicht Blut-
schuld aufs ich zu laden,
wer seine Augen verstopft, lamit er nichts
Böse® tue, der erfüllt
seine vorgeschriebene^! Gebote.
Dann kam Mischä und führte die ^ Gebote auf
3 zurück.
3f. Siehe , o Mensch, es isx Dir gesagt, was
der Ewige, Dein G'tt von Dir verlangt:
1. Rechtes tun, 2. Liebe üben, 3. demütig wandeln
vor Deinem G'tte.
Dann kam noch einmal Jesaja und führte diese
Gebote auf 2 zurück:
Wandert recht und übt Gerecht igkeitl
- 22 -
J
Arnos dagegen i'Lüarte alle Gebote auf »ins zurück:
"wirschun und wichju: Sucht mich und liebt!
Habakuk sagte: wejadisch und hat damit den
Grundsatz aufgestellt: Der Zadik, der Gerichte, wird
in seiner Treue leben. In diesem Begriff ist das Juden-
tum in seiner tiefen ewigen ethischen Beziehung erfasst.
Im Ghassidismus spielt der Zadik eine grosse
Rolle. Der Zadik wird leben in seiner Treue. Zedokoh
mit "Gerechtigkeit" zu übersetzen, ist nicht richxig.
sondern: Zedokoh ist das, was der Monsch im Leben tun kann,
um sich seiner g « ttähnl i chke it nicht schämen zu müssen,
dasiji was man an jeden Binz.;lnen als Pord-rung richten .
kann. Y/enn ich sage: Liebe Deinen Nächsten, so entsteht
die Präge: \Yie soll ich denn das tun? Ich mache diesen
Satz nicht lächerlich, ich bc^wundere es, denn es ist
etwas Hohes, dass es in den Mittelpunkt gestellt wurde.
Trotzdem aber sage ich: Der jüdische Typus konnte in
den Mittelpunkt stellen nur das Tfort: Der Gerechte
wird ins einer Treue leben. Und wenn Sie den Gang
der Dinge beobachtet haben, so haban Sie gefunden, dass ■.
der Gedanke der Zedokoh sich allmählig aus den 6l5 .•
Ge.- und Verboten herausgeschält hat bis er in einer
3 fachen Säule hervorging. Es heisst:
Säf drei Dingen s teht die Welt: Aur er G'tteslehre,
Auf dem G'ttesdienst u.
auf der rechten Liebestatigkeit;
Also: auf dem Recht, der v/ahrheit und auf dem Prieden.
wenn Sie i» Leben eines Denkers 2 Ausdrücke nebeneinander
gestel.Lt haben, werden Sie häoTigfinden, dass diese sich
widersprechen. Hi^r liegt aber kein Widerspruch vor,
sondern es ist ein Tor zur ^'/ahrheit. Ueber das Meta-
physisch- k^nn man nicht sprechen mit irdischen V/orten,
man kann nur bildlich davon sprechen und das gewaltigste
( ^
- 25 -
Bilt' is^ immer nur das:
Es ist so und es ist doch nicht so,
handele so und handele doch nicht so^
nur durch solche &e gensätze v/ird ein Ivlenscu vorbe-
reitet, den v/eg ins Metaphysische zu finden.
Heute in 8 Tagen werde ich Ihntjn die Frage äkx
v/eiter darlegen, indtm ich dann eingehe auT da,s jüdi-
sche Recht und von da aus weiter zu der Prag, des
religiösen Kultes. Die uebrigen Themen, die ich noch
behandeln werden, sind :
Der religiöse Kultur,
die aoschichte urt er religiösem ü-esichtspunkt,
Religion und Wissenschaft,
die Art der G-» ttesoiTenbarung,
dar V/eg zur Religion und Religionspädagogik.
Diese Ueberschriften sagen nur .;enig# Ich will alle
Gebiete nur unter dem Gro Sichtspunkt behandeln, in
welcher Art und y/eise sie Ausdruck des jüdischen Typus
sind.
Am Ende dieser V rtragsreihe möciite ich, dass
Sie ein Kleines Stück mit mir zusammen und durch Ihre
eigenen G-edanlien weitergekommen sind in der Präge der
Definition, was ist Judentum in v/ahrheit.
?
A
\
Meine Damen und Herren l
f «
loh begrüsse Sie und freu« mloh^di^^se Sie das Wetter
nioht gt^soheut haben^ denn heute abend könnte man wirk-
lich den en, dass man vielleicht von dem Regen und dem
Sturm draussen mehr beeindruckt wäre^ als von geistigem
Streben und ich könnte bestimmt keinem Mensdien einen
Vorwurf daraus maohen* Ijarum danke ioh Ihnen und freue
mioh^ dass Sie gekommen sind«
Das neue Kapitel, dase ioh heute vor Ö Tagen
angeschnitten habe, ist vielleicht noch nioht vollstän-
dig in der Absieht herausgekommen, die ioh damit ver-
bundeil habe* Es liegt daran, dass hier ein neuer
«
Qedanke ber ^hrt wordm ist und loh v;erde es so machen,
wie bisher immer, dass loh denselben Oedanken^ng in
alier Kürze noch einmal darlege; aber nioht in der
weise, dass ioh das gleiche Problem wieder holtsei sondern
dass ich zugltioh nooh weitere Ergänzungen hlnzuHige.
wenn Sie zurüokdenkaa , so wird Ihnen am besten in Br-
innerung sein, dasjs ioh zuletzt gösproohen habe über
4*/
» Religiöse Typen**. Wie aber kam ioh zufiüat, diese Typen
zu
Dadaroh, dass ioh Ihnen gleich zu Anfang
darlegte, dass jeder Mensch irgendwie eine Beziehung zum
Unendlichen haben müsste, ob er will oder nicht.
wenn er nioht will, wenn er sich seiner Beziehung
zum anderen Sein, wie man es nennen will, Sie verstehen
mich, wenn er sich dieser Beziehung nioht etwa Ar werden
möchte, so kommt er doch zu dem Bewußtsein dieser Be-
ziehung spätestens in dem Augenblick, da der Todes -
gedanke in ihm aufsteigt und wenn er sterben muss.
Ioh meine nun, ein Mensch, der doch vor eine
i>
f.
- 2 -
4
t
geistige Situation geß^ellt vflrd, der er nicht aua-
weiohön kann, der soll nioht warten b^s endlich ein-
mal die Situation sich so verschärft hat, dass er
gar nicht mehr ausweichun kann. Der Mensch soll nicht
wie ein Tier auf der Treibjagd sich hineintreiben
Lassen in jenen Augenblick, sondern bewuust die klare
Einstellung zum Unendlichen nehmen, und jeder Mensch
hat solch eine Einstellung zum Unendlichen. Ich
habe diese Stellung gefächert dargelegt soweit ver-
schiedene Arten auf der Srde überhaupt möi;lich aind.
Ss gibt verschiedene religiöse Typen. Ich ging
aus von der srörterung über die Orundauffassung des
Judentums*
Iah habe dargelegt, dass Judentum für uns
grundsätzlich zentralreligl öser Lebens Standpunkt
bedeutet. Ich habe das an den Anfang gestellt, um
Ihnen zu sagen, worauf ich hinauswollte. Ich weiss
wohl, dass ich nichts beweisen kann, aber ich kann
Ihnen vieles verständlich machen. Ich opfere den
Gedanken, daüs ich nich^s beweisen kann dadurch,
ft»ss ich meine metaphysiache Auffassung über das
Judentum ganz klar in den Aniang stellte.
und als zweites Kfpitel fügte ich den
Oedanken des «Am KodauschH ein. Der zentralreligiöse
Lebensstandpunkt ist die Aus./eitong des religiösen
urerlebnisses. loh habe das in aller Kürze dargelegt
and bin dann fortgesoh*ttten zur Srörterung d«r
Brforsohang der »eligiösen Typen. Nun will ich
dazu übergehen, jene Ausweitung des jüdischen Reli-
gionserlebnisses auf das gesamte Leben
stellen und zwar für gewisse aebiAe, die unmittelbar
darzu-
aktaell für uns sind.
- 3 -
loh habe heute vor 8 Tagen ein Kapitel eingeschoben
aas einem metaphysisüh-pädagoglsohdm Oesichtspunkt
heraus.
V/oher kommt es ei gört lieh, dass die Mensohen
sich nioht zu ihrer metaphysischen Einstellung be-
kennen wollen? Ss ist durchaus nidit etwa so, wie
von
es vielleicht mancher 3*^1 te irgendwie auigefasst
werden könnte. loh will niemanden zum relig lösen
Stadnpunkt des Judentums bekehren« Das liegt mir
durchaus fern« Sondern ich habe dargelegt, daas es
■~^ .
Umstände gibt, die erlildren würden, warum ein Monsoh
' .■ ■ i*
sieh nicht hindurchfindet zu seiner metaphysischen
Ureinstellung, zu seiner persönlichen Religion.
Ich habe diese lündemisse heute vor 8 T^gen darge-
stellt nicht systen^tisch sondern rein praktisch.
. . .■ \
loh habe einige Beispiele herausgenommen, die unter
ganz bestimmten Q^sioht spunkten eine Rolle spielen.
Als erstes dieser üeMrani>sse sehen wir jene eigen--
tfjmliche Situation der a^ttesleugnung. Es kommt
bei manohen, oj^ den bodeutendsten Menschen, der
Augenblick, in welchem sie sagen: Da^ (}ntt liehe kann
nicht vorhanden sein. Es gibt k in Itlares ziel-
bevTusstes Regiment dieser Welt, weil sie persönlich
eine k
tiefe Enttäuschung erlebt haben. Das
sehen wir bei Elija ben abuja, einem gewaltigem Oe-
1 .hrten, der durch ein Erlebnis zu dieser Ueberzeu,<?ung
gekcMnmen ist, dass es keinen Erlöser gibt. Es gibt
Jt«lnen Lohn, wie es in der Thora geschrieben steht,
also gibt es auch kein (Jöttliches. Aus •seinem Grabe
loder-b ein ewigo» Feuer, bis Rabbi Meir für ihn
Srbarman bei Qt^ tt erlangte« Dieses lodernde Feuer
's*.
- 4 -
r l\
ist ein bildliches Symbol für einen (joda Hen.ädc «ter
unrichtig iat und sich v-rzehrt. Ich gebe Ihn^n
eoht und recht eine Lösung dieser Situation der a«ttes-
#leugnu« in aller Kürze, dargestellt an Hiob, dem
grossen iJiohtjaden der Bibel, der von ö'tit durch
Leiden ged*nütigt wira bitJ auT den örund, in s einer
Gesundheit, in aeinem Roiohtuüi. Bei dem, der mit
grajslioiiön Gudch.vüren bedeckt aui' dem Boden sitzt,
finden wir, duss er nicht in die Q» Ltesleugnung um-
kippt, sondern wie hier ein starker gewaltiger Mensch
zum AusdruQi: kommt. Ar verflucht n^julicu den Tag .•
seaner Gh-burt, ?
ü.b. fiudeu wir in einem Disput im Talmud, wo
. - •
avöi grosse Scüüler des sohamaj und Hillel 2 JJarv;.
lang sich gestritten haben, ob» es gut sei, uas^ der
Mensch geboren sei od^r uicuU H^-ch 2Jahciger scharfer
Untersuchung hax uäu aüge3tim..t; tMXK die Majorität
Ifar dafür, duss es besser sei, d^r Men^sch wäre uicht
guboren. Nachdem er aber geboren ist, da untersuche
er seine Taten, da übe er sich eben in der Untersuchung
der Wahrheit. Das Schwier .g*.te. was oS bei den Mer^ en
gibt ist: Ich weiss, das;; ich nlotits weiss. Di-»ö
Br-.emitnis ist von sokrates. Es ist doch auch so,
dass roan mit dem bii.c..en Lichi. unseres VersUndes nur
ein klein wenig das Duixkel ul. utxS durchbricht. Abor
^ene grosse
Verzweiflung in der Frage der Jir-
kenntnis kann kein Mensch beseitigen. Die Vernunft ist
eine elende Krücke, die uns nur ein .lein >. euig hinein-
rührt ins Metaphi^sische. Sß gibt eins, das: uns hinuus-
rührt aus dem imnkel. J .nes Flugzeug, das die Srdgrenze
>!,
\
- i> -
Überwinden konnte und uns aus der irdischen Ge-
bundenheit h rausführt. Man sagt: Glaube ist richtig
udn falsch« Es liomint daraui' an^ was man sich denkt*
Jene gewaltige Intuition isi; es^ die den Menschen
iiamitten allem hält und binaet;wie die Schiffchen
am I\arussel, üo wird der Mensch doch hochgehalten
durch die Bis nstange des Glaubens* Diese Ver-
bundenheit hat Hieb gehindert, Qt^tz zu leugnen*
1^ gibt uberhai4»i^ gar keinen Juden^ der nicht von
diesur gewaltigen symbolischen Gestalt ergriffen
würde, nämlioh von der G-stalt des Hieb*
Es gibt ausserdem noch eine andere Gesxalt,
dsa propliöten Elija, der für a»tt geeifert hat und
der in der '.möte sioh niederv/irft, um in den Tod zu
soiaafen. Wie ö'tt ilin weckt sagt er; «aeeifert habe
ich für Dich und sie haben alle Propheten a'ttes
*
getc)tt.t,uai ioh allein bin übriggeblieben una will
*
nmj nioh^ naerir". Ihn Uat'ue jene L«iaotigk©it überfallen,
diö den Merisohen überkom t, \<'enn a«ine ganzen Hoffnun-
gen und Bemühungen ihm serstört sini. Und dieser
Prophet, der in ä&m Himwel gefahren und nicht ge-
storben ist, ist das Beispiel dafür, dasa das Judentum
uns führt und lohrt, nuoh der Wahrheit zu suchen,
auoh «unn man nicht mehr kann und nicht mehr will.
Es gibt «ine Ivroglichkeit, die v/ahrhcit zu suchen.
Elija beu ^baja, diob aiiv^ >iija
An diesen 3 (>estalteiiB:habe ich versucht,
Ihnen die falsche und richtige Antwort zu geben Inder
Frage der O'ttealeugnung, die den Mensouen befällt.
üs komiiit bei jedem Mönöc^.en einmal der Augenblick,
in aem er sich sagt, es gibt gar kein Göttliches, es
ist alles sinnlos. Man kann dabei hangen bleiben,
wie die Müoke am Leim.
i
'V
- 6 -
Aber man muss sioh lösen, denn die Antwort ist falsoh.
Aber da.. *icd «st roUkoirimen sichtbar werden aua
doüi Ueberbliok, den ich Ihnen noch geben v/ardo.
paa 2« Heramnia habe ich dargestellt indem
Begriff des Aeatetteiziamus , joner Auffassung, die
heute nicut mehr vorhanden ist. Vor einigen Jahren
war Sic noch bestinaat anzutreffen; aber die Zoit sei bat
hut diesen Aethetizismus als lebonsunwiohtig
zeichnet. Es is'. auch eine Flucht vor der iTot-
wendigkeit, seine metaphi'si^che zu derini-iren, ei-
nen ütaiidpunkt zu haben. Unter Aostheti^iscius ver-
ßuühe ich nicht etwa die echte Kunst. Diese unter-
scheidet sioh vom Aesthetizismus durch den Inhalt. Dar
Aest. tut so, als käme es nur auf dio Porm an,
gar nicht mehr auf den Inhalt. Bs sind i'.raer neu©
Hismen" aufgetaucht und der Inhalt ist ganz und gar
vergasööu worden. Di« echte Kunst hat den Inhalt
und eine grosse Form. DenKen w r nur an die groason
Maler, Bildhauer, Dichter und Architekten. Der Aest.
war dtwas Schaumgeborenes; Schaum, der sich auf dem
ungetiubten Meer der echten Kunst wie ein Hauch be-
wegt hat.
Die echte Kunst war ste^s im Judentum
vo«haiiden, auch in der neusten Zeit. DenV.en wir
an Liebermann, Slkanusw. in der Bib-^1 schon Loma:t
ein grosser jüaischar Künstler vor, mit einem »oinder-
baren Namen. Bs ist wirklich etwas Herzliches in der
Bibel: Jeder Name hat eine Bedeutu. g. Bozal'el hat
alle grossen Kunstwerke in der StifshUtte gouchaffen:
Beaal'el ist gleich » unter dem schatten a»ttes.
\
- 7 -
z
Der oohte Künstler arbeitet unter dem schatten
aittes.
Ich müdate einmal ein Kapitel einTUgen tber
die Mittel des religiösen Ausdrucks. Die echte
Kanjt iat ein religiöser Aus.iruok. Der Aest. ist
gloionßam nur ein Schein vcn diesen Aus*ruoksmittel»
ist r.ur ein Tog der Flucht vor dem Bei>enntni3
ein öS nretaphyslschon Standpunkte».
D3.S 3. Hemmis ist dei Historizismus. Viel-
JSim— > *l ■ '■III ■■"
lüioht bin ich hier am wenigsten verstanden worden,
weil (ic h der OtJdanke nicht uiimittell^ar nahe liogt,
obwohl man iie Erscheinungen kennt. Ss ist psybho-
logi;:üh vicl?.olcht für die hiesit^en Verlmltniase
gar nicht ontsoheidend. Der Hist. hat in der I^rag«
des lllohtbokennons seinen aietaphysi sehen Standpunkt©«
•ino grosso Eolle gespielt .
Mötai)hi'3ik badoutat, da3»,wa« jenseits
alles Körporlichen ist. Dieses vo?ulkori:Tnan Andere
Im 3eg naatz zur körperlichen Natur. Dieses voll -
komii.en andere wird aaericannt durch Kait • Er hat
gesagt; Das Ding an sich. Man kanr es an sich nicht
erkonnsin, aber nur den schein eines Dinges an uns.
Der Hitst. hat keine Stellung zur Präge der Ivleta-
physik genoair.;en, weil er sagte; Ich verstehe etwas,
wenn ich seine Goschich le, seino Bntwicklun':; kenne.
Deiai daro. bin ich darüber im Klaren, was es bedeutet.
3s ist Gin berückender Standpunkt und ^janze Ch nera-
tionen sind darauf hereingeralle». Ich meine Janen
Punkt, wo der Hist. ins Metaphysische hinüberkippt.
m.r in Laui'e der Jahre ist etras N ues daraus geworden
Denken Sie nur einmal an die vi elen Bastrebungon
der rcfLlgiLösen Entwicklungen, ss ist unglaublich
K
|l«ln« SBundn und iierretx I
loh liegrüsso Sie and freu. mloh,d-S0 sie das irett«
nioht gusoheul haben, deaii heute abend konnte man v.rk-
lioh den en, dass man vielleloht von dem Regen und dem
Sturm drausa«! mehr beeindruokt wäre, als von geistiges
Streben und ich könnte bestiamt keinem Menstiien einen
Vonrurf daraus maohen. Darum danke ioh Ihnen und freue
mieh, dasB Sie gekonjuei. sind*
Das neue Kapitel, das« ioh heute vor Ö Tagen
angeschnitten habe, ist viölleioht noch nicht vollstän-
dig in der Absieht herausgekommen, die ioh damit ver-
banden habe. Ks liegt daran, dass hier ein neuer
oedanke ber .hrt wordwi ist und ioh «erde es so maohen,
wie bisher immer, dass ioh denselben Qedankoagang in
alier KUrie nooh einmal darlege; aber nicht in der
weise, dass ioh das gleiche Problem wieder hol-go, sondern
dass ioh zugl^ ioh nooU weitere lir|pui2ungen hinzuiljlge.
Venn Sie zurüokdenk^a , so wird Ihnen am besten in sr-
inneron^ sein. d*su ioh zuletzt gesprochen habe über
da/
•* Religiöse Typ«a«*. Wie aber kam ioh zutikas, diese Typen
SU erörtern? Sadaroh, dass ioh ihnmi gleioh zu Ani'ang
darlegte, dass jeder Uensoh irgendwie eine Beziehung zom
haben müsstef ob er will oder nioht.
wenn er nioht will, wenn er sioh s einer Beziehung
som anderen Sein, wie man es nennen will, Sie verstt?h€»
■loh, wenn er sioh dieser Beziehung nioht etwa l^r werden
möchte, so kommt er doch zu dem Bewußtsein dieser Be-
ziehung spätestens in dem Augenblick, da der Todes -
gedanke in ihm aufstei^ und wenn er sterbwi oass.
Ioh meine nun, ein Mensoh, der doch vor eine
- 2 -
fi
geistige Situation gestellt wird, der er nicht aui-
«eioht^Q kam, der «oll nloht warten bi» endlich ©In-
oiäl die Situation eloh »o verecharft hat, das» er
gar nloht laohr auswölohun kann. Der Menaoh »oll nicht
wie ein Tier auf der Treibjagd aloh hlx*6lnti-eiben
Laßsoii in jenen Auigönbliok, ßonaern be^a^st die iJ-are
Klnütellung aum Un^nallohen nöhnon, und jeder Mensch
Itfit »üloli «iuö ülnstuUung zuai ünöndllolien. loh
habe diese Stellung gefächert aar gelegt sowölt vör-
Bohledene Arten auir der ürde üborh&u|,t cü^^Hoh sind.
BS gibt veraohiedene rellglöae Typen, loh ^Ing
aus von dör lÄörttrung übor die Grund aal'fasßung de»
Juden tuBtfl.
leh habe di;^rgelegt, daee Judentum £\ix uns
grundfiätziloh ze
öfü^v Lcbensstanlpunkt
bedeutet. Ich habe das au den An^arig ge»tellt, um
Ihnen zu sagen, wora^uf loh hinauswollte.
Ich weiss
wohl, dass loh nichts beweisen karai, aber Ich kann
Ihnen vieles vorctändlloh laaohen. loh opi
den
Oödanken, da;.fi loh nichts bcw^iseu tonn dadurch,
ft»6S ich Deine mötaphysiaohe Aufraneung iböt dt.s
jud&nwum ganz
In den Anrang atollte.
und als zweltt^s i>^pltel rügte ich den
Oedanken des «Am KodauschH ein. Der zontralrellgiöse
Lebensötandyunkt let die Aus-.oltung des religio son
Urerlebnisses. loh habe das In aller Kürze dargelegt
und bin dann f ortgoschtttten zur Brörterung ior
Srforsolmng der mellglösen Typen. Nun will loh
dazu übergeh^m, jenu Ausweitung d«s jüdischen a«ll-
glonserlebnlBses auf da» bosamte Lcboil n&her darzu-
stellen und ze»r für gewleso Qebl^, die unmittelbar
aktuell rur uns sind.
i
- 3 -
loh h:bo heute vor 8 Tagen ein K&pltel eingesohotoen
aas einem motaphy»ii:ch-päidagogisohem Gesichtspunkt.
heraus*
T'oher kommt es ei^^it lioh, dasis die itsr.sohen
sloh nicht zu ihrer metaphysischen iäinstellung be-
kennen wollen? «s ißt dvirohaas nicht etr/a so, ^ie
von ^ .
es viellaiohii Rianoht>r Seite ir^iandwie auigexTasst
werden könnte. loh vUl nienanden zum rellg lösen
Stadnpunkt des Judentura hekehron. Das iSegt lalr
durohaus fern. Sondern ich habe dargelegt, dass e«
umstünde gibt, die er Üiren würden, warum ein Monsoh
sieh niüht hindurchfindet zu seiner metaphysischen
Urein3tellung, zu seinar porsonliohen Religion.
Ich hahe diese Hindernisse heute vor 8 T^.gen darge-
stellt nicht aystemtisoh sondern rein praktisch,
leh habö einige Bftispi'l- hurausgeromman, die unter
ganz bosxlrronten asaichtspi^nkten eine Rolle spielen.
▲18 er atoB dieser Meirnnisse sehen wir joce ölgen-
tümliohe Situation der (»»ttealeugpung. Ss kommt
bei manchen, ort den bedeutendsten Menschen, der
Augeobliok, in welchem sie sagen: V^n ftottllohe kann
nicht vorhanden sein. 15» gibt k In klares ziel-
bewttgstes Regiment dieser Welt, weil si^ persönlich
tiefe Snttausohunjj orlo^.t haben. l»»
sehen wir bei Sli^« ben abuja, einem geiraltigem öe-
1 ,hrten, der durch ein Erlebnis zu dieser ueberzeugun«
gekommen ist. dass es keinen isrlöser gibt. 1» gibt
feinen Lohn, wie es in der Thora geschrieben steht.
also gibt es auch kein (Jottlichefl. Aus »sein
lodert ein ewlgo» Feuer , bis Rabbi
Srbamien bei a»tt erlangte. Diese» lodernde Feuer
eine
drabe
für ihn
«
• 4 «-
iat ©in blldlloha« Symbol für «inen Ooda ken,*Ä <•»
anrlohtlg lat und eich Vv^zehrt, loh gebö Ihn^^n
eoht und reoht eine Lösung Äieser Situation (iüt Ö»tte8-
♦lougna« in aller Kürze, dargestellt an Uiob, dem
groösen Miohtjnden der Bibel, der von O'tt duroh
La i den fiditaütigt wird biß auT den Orund, in seiner
Gesundheit, in seinem Reichtum. Bei dam, der rr^it
grauslichen Ocschwüren bodöokt auf dem BOden eitzt,
finden wir, das^ er nicht in die 0» itosleugnung um-
kippt, sondern wie hier «in starker giäfwaltiger Mensch
zum Attsdruoi; k^jornt. Kr verflucht namlloh den Tag
sedner Qeburt«
Z.b. findet* wir in einem Disput im Talmud, wo
SolMuna,
lÄng
Mensch geboren sei odor nicht. Naoh 2Jahri«er scharfer
Untersuchung^ hat cAn abgostimj.t;
ciie Major it>*t
war «teilir, dass es bessdr Söi, d<-r Meniäch wäre nicht
geboren. Haohd**m er aber geboren ist, da untersuche
er öüine Taten, da übe er ai<A eb»n in der Untersuchung
der Wahrheit. Iäb schwier gate, was es bei den Kenaäi en
gibt ist: loh weise, das« ich nid^ts weiss. Diese
irkenntnia ist von sokrates. is ist doch auch so,
Oass man mit dem bißol.en Licht unseres Verstände« nur
ein klein wenig das Dunkel um uns durchbricht. Aber
jene grosse «nsB Verzweiflung in der Frage der Ar-
kemitnls kann kein i-lensoh beseitigen. Die Vernunft ist
eine elende Krücke, die uns nur ein klein • enlg hinein-
führt ins Ketaphi^aißche. BS» gil>t «ins, das uns hinaus-
fahrt aus dem Dunkel. J nes Flugzeug, das die ErdgCMZe
t
s
- 5 -
Uberwlndon könnt© und uns aus der IrüiBOhen O0-
bundMihalt h rtiuorührt, ...au üe-ät: Olaub« i^t richtig
ttdn t^lsoh* Es lioor-t darauf an, ras man slchdenict«
Jene gmmlzisB Intuition iBt es, die den Mereohen
lamltten alle« hält und binuetjTrie dif GcUiffohtn
ea KRTusael, Bowlrd dor Menach doch hochgehalten
duroh die Sls net&nge des al&ub- ns» "Dl^ec \rer-
bunionheit hat Hlob ^ehirdert, O'tt zu leugnen.
Em gibt über ha »^ gar kein an Juden, der nicht von
dlis-^r gewaltigen »ymbollsohei (Jostalt ergrifi.en
würde, Dämlloh von dar G-stblt des Hiob,
iSs f.lbt ausserden noch eine SLuiert C^ST'ilt,
den Fro,,h.t8n Sllju, der f ur a»tt geeifert hat und
4er In der Vijsto» sich niederwirft, um In den ToJ zu
schlafen, wie 0»tt Ihn v eokt sa^rt t>r: «aoeifert habe
loh fir Dich und sie haben alle prOi.hf;t«n a'tteo
get3t.*t,uni ich allein bin übritiigebll.bsr und rill
nun nioh. i»oar". Ihn hatte Jene Ma-tigkeit überralien,
dlo den Menäoli«« überkom t, Tenn oein« ganzen lioffnun-
i?en und Bemfihuni'en IIbc »rstört sind. Und dieser
Prophet, der In dei: Hira «1 gefahren unri nicht ge-
storben ist, Ist da» Beispiel dafür, das- das Judentu»
uns führt und 1 ! rt, r.'<.ch der »ahrheit zu isuchen,
auch weßn nmn nicht mehr kanr. und nioht wehr will.
88 gibt »ine Mo .'llohictlt, die f ahrh^ it zu suchön.
Uli Ja ben Abu ja, Hiob una Slija
An diesen 3 Gestalt- t6 habe i-h vetsuaht,
Ihnen dio fulscho und richtige Alt wort zu geben Inder
Fra^je der 0*tt«^sleugnung, die den Manso'.in berallt.
,:8 korot bei Jedem i^ensohen oinraal der Augenblick,
in aeui er sich sagt, ea gibt gnr kein Qöttlicjhea, ••
ist alle« similus« Man iiann dabei hangen bleiben,
wie die MUoke am Lein«
^ 6 -
Abar l.9Ji nuzz eich loscng denn die Antwort Ibt Talsoli»
Aber da. wird erit Tollkor -^ n ßiohtbar werden aue
tmn Ueberblloky den ich Ihi.eu huoh geben ¥<0rdo«
'i}as 2# Horp^nls Uaibe ich dargest 11t In d mi
Bßßriff des Aesfctiiislcnms ^ joLer iiUfranaung^ dl«
liouto nlelit'BitDhr vuvlyAhuon iöt. Vor Ginli-on J^^lirön
war sie noch beßtlsicit anzutreften^ aber di Zeit selbst
bat d Q&en AethetiziemuB als leb rnaunwloiitlg ge-
i.alohntit# Htm iBt auch »ino Flucht vcr uor ot-
vendlgkelt^ aeln L.etaptiysltiche zu doi inlt^rerii •!•-
fion Ctaödpunkt zu haben» üntör Aecithettzlßriittß v^^-
a^ehe ich nlöht etwa die eohte Kunnt* Diene an :.eT-
ßoheldet sicih vom A^6tUetl2.1niU4» duroh den Inhalt« Der
Ae&t« tut 30 1 als k^mu eii nav au]^^ die Form an^
gar nicht mehr auf den Inhalt* ^:c cinl irjT.er Keu©
»»lsi?ien<^ auTgotaueHt und dor Inhalt ist ganz uiid gar
verges^eii woeden« Di- eohte Kunat hat den Inhalt
und eine grosoe Form» penker: t r nur an die qcocb.xx
Maler 9 Blldiiuuer^ Dlohtf^r und Arol^itl/vtön» Der Aeat.
war etwas G^haumgeboronesj nchFoici^ der sieh aur dem
ungetrübten Meer der oohten Kunst wie ein Hnuch be-
wegt hat«
Die echte Runst war lötets i^ Judentum
vowha/ den^ auch in der neusten Ileit« Denken ^ir
an Moberiiaiai^ Klkanusw« in der Blbol sohon !:oru^t
ein grosner JUdlsoher Künstler vor^ nit einem wurider-
barei; Hanen« Ks Ist v/icklioh etwa« Uertllohes in der
Bibel: Jeder i^Wie hut tilne Bedeutu gm B«zal*el hat
alle groeoen Kunstwerke in der 3tirsh;v;tte gc . ohafren:
BöaA?.«el iat gleich m unter dem Schatten d^tte««
- 7 -
Der «ohte Kün»tl©r arbeitet anter das soli»tt,«u
(^(ttaa.
loh loü
einmal «^in Kapltöl e^afü^ön Cber
die I4itiel dws raligiösen Anßdrucks. Di^ eulst«!
Kttnst Ist ein religiöser Ausiruok. for A©st« Ist
glelohsam nur ein T5ot»in v n d!e»«K Auetraokauiitttlf
9«
l3t nur sin VJög ü©r Flucht vor loru B^^vtiauunis
Beino3 ojötapiiyaischen Stanclpunlites.
Dl^s 3. Üeai nla ist der FlstorizisDiue. Viel-
luioht bin ioh hior aw wecif^ston TCretariöC'ii wor4fon»
weil (io h der öödunke nicht unmltteltar uuhe iiagt,
obwoül man uio -.rsohoinuiii^en könnt, i" iat i>ii#oiiO-
logisuh violleloht für die hieei->jn 76t:*^l-ni-se
^r nicht ontBchöldend. Der Hißt, liat in der Frage
des lliohttoekonnwis seine« Retaphi'ßtsc^hou S uar*ü.punktea
eine grosse Äolie gespiolt.
M«tÄplii? s ik bedeutet, dao«*,- ä« j^nfjoits
ttlles Köcperlichön ist, Dießec voIlUoru n Juidöro
im Qq^ naatz air körperlichen TiÄtur. t'ieflOB voll -
koBL-en andere '»ird anerkannt durch Kalt . '.c laxt
gesagt: Das ring an sich, ^^an kan es aa »ic rächt
er«.onr.cn, aber nur den ncholn fin.^s Dingos im uns.
Der HiJt. hat köind ütellung zur Frage der Mela-
physik genocxen, weil er sagte; Ich v^3t,-ut etwas,
wenn ioh seine öüSohichLe, aelca SntvicUung kfeni,«..
Denn dann bin ich oarüber in Klaren, waa ©a b^dawutat.
ist ein tQrua.v«nder stanipunkt und «äp.na« Gcaara-
tionan sind darauf hereirjgerallen. Ich laaine jen^n
iunkt, wo der Bist, ins M taphysisohe hinUr.orkippt.
Mu: in Lattie der Jahre ist et.mü Heues daruat gwcrden
Denken Sie nur einmal an die tl «^len B ^Jtrvbuugöü
der rAlgiLdsen Satwioklangon» Sa ist unglaablioh.
/y
- 8 •
was aui" di^B m Oublute sich die Denker alles geleistet
♦.
haben. Ausgegangen von
der Religion der Primi
tiven, derc Animiemus, blieb zuletzt eine verklärte
vom V^er Stande zu rekonstruierende Sthik. übrig.
So hat man mittels der historischen Darstollung das
Wesen der Religion entwurzelt. Dieses ist eine Ent-
wicklung, die sifjh erst im Laufe der &esohichte her-
ohr istall isierte. Aber es gibt in geistigen Dingen
eigentlich gar nicht solch e ine Bntweicklung. Dies
Ist nur ein Aberglaube. Schon in der Bibel steht:
I^i sollst nicht morden! Das vurde vor 3500 Jahren
gesagt. Könnte man sich vocsts^len, dass in Millionen
Jahren einmal ein anaeres ethisches Qobot sich ent-
wickelt haben könnte; «Du darfst morden!" ?
Das ganze Schaffen ist nicht rbttional berechen-
bar. Nicht darstellbar durch die Bugriife der mecha-
nischon Siitwicklung. iSs ist irrational. Der Ilisto-
rizismus hat viel Unheil angerichtet, jedoch möchte
ioh im Moment nicht mehr darauf eingehen.
Als 4. habe ich die Astrologie und Magie an-
geführt
Man könnte darüber einen Winter lang spre-
chen. Es ist ein ungeheuer gefahrlicher Ausweg.
SS ist ein Hwnmnis, das eine gewaltige Rolle spielt,
wer sagt, dass die Astrologie keine grosse Rolle spiele,
der hat die Zeit nicht richtig beobachtet. Sehen sie
sich doch einmal die Zeitungsständer an, Sie finden
dort eine ganze Reihe von astrologischen Zeitschrift-
ten, von denen wohl einige verboten, aber ituL.erhin noch
mehrere zu verkaufen sind.
Astrologie und Magie spielen wie gesagt
eine ungeheure Rolle. Sie bieten die VorausBetzung ,
dass man sein Leben beherrschen, bzw. voraussehen
- 9 -
kaaan, vjenn man der. Lauf der Geßtirna kennt«
Was bedeutet aber üiv^se Auftasaung? Sie
bedoutot, ß^att sich klar zur ?'irkliülikait hinduroh-
zu;itüßöön, ütattdcüsen sich mit einen Nebel von Vor-
ßtüllungör, behängt. Sei es für sich oder andere,
wer die Zu.:anrt voraussagen kann, lebt auf durch
diese l^iacht. Kü ist oin« Able^i-utiti von den Preiestern
der Feraer, uer Begcii'f das iv.agiers, dei: wir in Zoro-
asiter f Indien. Die Iviigie hat eti.as, was den Menschen
in Batm schlagen liann. Es ist v.ie ein Hinweis auf
das Märchen, dae deiu Mensciien vorgaui^elt, er köiüite
über alles Ixiacht geväni.ön. Zu^jleich danebengos-ellt
ist die Frage, üb ea nicht unt^r einein höheren &o-
sich\,spunkt eine echte Art von Vorausvorkünl igung
gibt, loh habe uabei auf das Ora..el hingewiesen.
iSs ist dirise echte Art aer 7orau^ver. undigunj/, dass
ein Mensch wirltlicii fühlt, was kommen wirdj denn
es gibt in Wirklichkeit die ...öglichkeit, etwas vor«uB-
zuspüren. Bin Mensdi , deriu naturlicher Umgebung,
wie :..ur dem Lande lebt, ist viel reifer für solche
Dinge. BS gibt wirklich .inen •jchicksalstraum etc.
üas beruht auf einer anderen Voraussetzung . Schon
die ariechen haben sich durch das Orakel von ihren
Priestern, die Voraussage machen lassan, dass aie
Sinswcrden mit dem G'tte, und durch diese grosse Schau
versuchten sie einen b-stim ten aeoichtspunkt für ihr
Leben zu bekomu^en. v<elchö zxei eigenartige Vorgange
liegen hi«r haarscharf nebeneinander?, dessen Unter-
schied zuA.Teil im 'ansehe des i^ienschen liegt?
1, Der Mensch will ein^ magische Macht auaüben.
2. Der Mansch will nur Werkzeug a*ttes sein.
- 10 -
SB Ist v/ie bei jeremia, der nicht der Bote O'ttes
sein will^ weil er sich vor den Mens cuen fürchtet.
Br sagt, er sei zu jung, otc. Aber da erv/idert 0»tt:
Ich mache Dich zur eisernen Mauer gegen die Pursten«
Br ist nur der Bote a^ttes und und muss ausführen,
was ö'tt ihm sagt. Er r:u33te einfach sprechen, da er
von ö'tt hinausgi^stel It war und dieses ^ürte# Dieses
ist jedoch etwas vollkommen anderes, als jene unheiligen
Zaubereien.
In der Bibel steht. Du sollst die Zauberer
nicht leben lassen. Audi die Römer verurteilten die
Zauber ei I ebenso wie die Babylonier das Zauberwesen
bekämpften. Und wir finden es auch für alle Zeiten
festgelegt, denn os steht auf der Hamurabi-Saule auf
dar. Hanurabi-Gtsetz, dasc Zautereion varboten sind.
Alle 4 angeführten Auswege sind Hemmnisse
auf deu) V^ege, sich zu seinem Standpunkte zu bekennen«
Und ich künr...e noch eine grosse *"enge anderer Auswege
diesen hinzurügen«
Ich möchte denjenii^en, in denen die Frage
auftaucht: Woher, kommt ets denn, dass sich ^.zo Gene-
rationen dem vershhliessen, sa^en, dass ein Möisch gar
nicht aus weichen kann, dass er bekennen muss. Weiter
antworte ich darauf nicht etwa: Weil sie er kenn gn, in
der Richtung lieg:t nicht die v/ahrheit, sondern weil
aio sich einfach nicht von dem Sein haben in die Enge
treiben lassen. Wir sind :i.lle einmal in u©r Situation,
dan Oottlichvn gegenübertreten zu ipüsüen« Seien wir
mutig und Trollen wir es tun in dem Augenblick, *n dem
uns der Brnst dar Situation d azu zwingt«
- 11 -
Venn icü nun übergehe zur Frage aer aüdlachen Bthik,
so vertolge ich n oht den Zweck, Ihnen ein
Gystem der jüdischen Bthik darzulegen, das würde
zu v.eit führen. loh will heute die jüdische Shtdk
erörtern unxerd« gleichen öosichtspankt, unter dem
ich bisher alles betrachtete and zwar von SLarüpunkt
des Judentums.
Ich sprocho über die Pra^e: v-as ist Juaentum.
ich will keinen bekehren, sondern nur ausruhren,
dar.s hier die Wahrheit für ua»i, xtir unsaron jüdischen
Typus liegt. Inwelchem ZusacmenhäiTg öteht die jüdische
Sthik mit den jüdischen Typus? V;a6 versteht madenn
^.berhaut>t unter Sthik? Ss gibt darüber ein ganz
philosophisches Fach mit allen möglichen Merkwürdig-
keiten. Man unterscheidet nach den ür^rung, nach
>
dem Obj«ict, nach d«r Form.
Sagen wir z.B.: V/ir verstehen unter Ethik
Hll das, was der Mensch handelnd tut oder auch handelnd
nicht tut, in jeder Beziehung, die irgendwie eine B
Ziehung besitzt vom Handeln des Menschen zum Bwig-
metaphysischen. Wer einen Menschen neben sich ver-
hungern ILsst, tut aigentiicU gar nichts. Aber
trotzdem harUelt .v in seinem Nichthandtln unethisch,
und gejren uns«r Gei'Uhl. Wenn z.B. jemand bei einem
Mörder, d«r hingerichtet worden soll, von Mitleid
erfüllt ist, 30 urteilt er in praktischen Leben unter
einem uwigen aesichtspunkt, der ihm ni<ht klar ge-
worden ist. wenn z.B. ein.r glaubt, das Hooht zu
haben, Tiere zu töten und ^;^nsai en zu zertreten, so
hat das irgeniwie eine Beziehung zu seiner metaphy-
axBchen Voraussetzung, und di se Beziehung möchte ich
daretellen und darauf von vornherein eine AUwcrt
geben«
- 12 -
Man löinn nämlich in der Frjige der Bthik nicht irgend-
©tvas beiiaupttn oder vom Ver;itande ableiten« lus ist
einer der g roüjson I rrtUmer, dem z.b» auch Kant anhüim-
goiallen iö^i eine rürniule und materielle Ethik.
Die fürrr.al3 Bthik ist deutlich ausgedrückt durch den
kategcrt sehen Iirp^rativ: "Handele so» v/ie ei^jentlich
alle Menscher, handel» müssten. Kant ha.t gesagt: Hand-le
so, dass die Idaxime Dein s Randeins zum allgemeinen
QrandiLatz erhoben vferden könit e. I^.nt setzte dabei
voraus, df^.ss sie in der R cksicht auf das geraeincame
Leben läge, i; Sor.ialen« Und darin hat er sich merk-
würdig getäuscht. "Handel© so, wie alle handeln Soll-
ten", damit habt-- ich noch nichts auEg-vC:;.gt, über die
Mein ng eine*: Menschen. Ich könnte mir vorstellen,
dass ein GK). altiger sagen würde: «Bitte stellt alles
nach di'Sera Prinzip d^js kateg«»ischen Imperativs rich-
tig. Man könnte z.B. durchaus Scigen: os ist möglich,
dasj er nach dem kategorische;. Imperativ richtig ge-
handelt hat, denn Kant hat gedacht, anders könnte kein
Mensch handeln, v/önn er sich nicht selbst sdiadigun
v;ollte«
liass man den kategorischen Imperativ auch
anders auslegen kann, das beweist ein Tyrann des
Altertums, der nav.h dem Grundsatz handeltet: Ich
tue, was ir gefällt und v;as ich für richtig halte,
handelt ihr doch auch so, ich werde mich schon erhalten
und durchsetzen. Kant hat jedoch vorausgesetzt, dass
ein Mensch so etv.as nicht denkt. Der
for ala
feKXKK kategorische imperativ gibt uns keine MöüLioh-
keit, einen Sprung zu machen zur matri eilen Bthik.
- 13 -
Kan\. iu.t uuj b^igrairiioiivin Jrunitin cLlu^sen Imperativ
so rurmulivirt« 3r war näfülioh in ;3ein«cim Leben ein
streng rroiömar ßletist unU v.1^ solcher erschien es Ihm
aelbßtvurstandliah, daöß ein MenBoii nicht stehlen und
Ql
ordwm wird^ und weil er bo dachte, hat er ohne weiteres
angenomniün^dfce Fürn.uliorun|>; v^ürde genügen: Handele so,
dass alle auch so handeln mübsten* Der kategorische
imperativ hat eine gewaltige Boaeutung* Man muss
nur üfcsti unterbau, aer vorhullt ist^ltlar hinstellen,
'^an üiuati z.dgfcn, üasa in firkliuhkeit der kategorische
lm;}orativ Gin j)enkmal ist, daa auf einom Sockel steht,
clor tiijf im Metaphysißohon verankert ist.
Ba gab Mönsdtien, aie v-ussten, v/aa Out und Böse ist.
und 2war üuI' Grund jinas Vorganges, den ruan Offenbarung
nonnt, i.aben sits es Ginfaoh göwusst,
«beriso wie in dor i'issanüohaft ein üjaklid hat
seine er um legenden i>eiir»u.tze entaeoken xcönnen Imd
wie
auoh -änatein seinu Relativitatstheoriy^ «beiso der
düUvSoUa phisikar Flank j. ne wunderbare Kntdeckung von
der Portpflanzung das Liohtes eto. hat machen können •
£3 sind gewaltige Bntdec.vungen, die oft in einem Ju-
genaerlebnis funuierüu. üa gibt viele üohriften, wo
groöse G^aehrte ihre Theorien darstellen, und zwar wie
sie sich im Laufes ihres Lebens entwickelten. Es
gibt eine '.iahrheitssohau auf jfcdaiu aebiet. Auf den
Oebieten der v.issenscualt etc., warum nun nicht auf
dem (iebiet der j;htik, der ßeii-hung des Binzelmenachen
zur Mei^aciihdit? a,s gibt wünschen, die haben ^sehen
was gat ist und andere, die habtn sich versehen. Diese
Dinge tonn man nicht miteinander versöhnen.
loh muss hier zurückgehen auf jenen Ursprung
des ethischen wertes, der vom Judentum der V/elt
y
Kf-
- 14 -
ü'bergobön \varde and vom Ißerlam und Christentum aufge-
noi]r.0n vrorden i^t: Eß sind die 10 G€)bote.
Ich \ ill heute den zureiten Teil horausnchji:en:
Du sollst Tater und Matter ehren, nicht m. rden, nicht
BtÄen, nicht fidschcs Zeugnis aussagen und nicht be-
gehren
Das sind QrundȊtze der irenschliciien Verhaltungs-
we
ise, dahingestellt s.uf ewigen granitenem Sockel.
Lou ttrzoch: !)u sollst nicht morden!
Lau« tinrof : m sollst nicht ehebrechen !
Dieses sind Worte, die wir uns oinhüjmciern
müssen, dann kommen wir zu jener Voraussetzung, die
das Judentum macht in Bezug auf Sthik. Ich hö.be Ihnen
o£n Buch 2ii '.gebracht von Rudolf Otto, dp die Religion
vom Standpur.; t der R.v ij/ionspsychologie behanlelt.
Er knüpft an an das "Am Kodausch". Ich zei^ie Ihren
h ier eine Al^bildung, die die Göttin i^ur^a darstellt,
damit Sie sie ;inmul von Ar.^psicht zu. Angesicht scliauen.
Die Inder sind ein geisttg hochstehendes Volk. Sie
haben IXirga, die Mutter und Oottin Indiens, als eine
scheusöliche Toufelsf ratze dargestellt. "Der grässliohe
Muni ist weit aufgesperrt und mar glaubt, aine l*ürchtor-
liühe Stirn, e da: au« zu vernehmen. Auf aer Sttrne sehen
wir 5 fürchterliche Augen und vom 0 sieht aus sehon
wir erschrockÄnde Krallenfüsse. IB Ist ein scheuss-
lichoB Bild und wir nUssen und fragen, varmn haben die
Inder versucht, das öottlicho sc de-rzustollon? Otto
entwickelt der. oedanlcen volli:oma.en rieh ig. St sagt:
Di'^se DTirstellung ist nicht ein getreues Abbild der
Qöttin Diirga, sondern die Darstellung des Eindrucks
des Purohtbaren, den man vom oöttlichen bekomnit. Wir
liaben im jüdischer, den Ausdruck: Nauro. Wir nennen
ö*tt der: Purohtbaren und fügen diesen Begriff dem
- 15 -
\
göttliclien Najuen hinzu, Ili ir habön Bio dJeacs Puroht
bacö bildlich ausgedrückt. Denken Sie bai dioseta
Bild daran, waiS d; ö JudentuTi sagt, und iiwar: Du
s
ollst Jjix kein Bild iiacjhi-n von Dein^^oi a'tte. Hier
liegt auch die Quelle rür di? Abschneidung der
künstl<!ri soften 3 et ü L i gang , sov/öit «s -^iu^ bildliche
Au^jdraoksweicö b^tiiiTt. Da:; Juä ntum musjte uns
vor di(..s*ai Irrweg bowahron; wfeil das ajwt,licho
rurchtbar ist, .r.uss der Mansch furchtbit handeln
am l^enschen. Co primitiv es iit, so ii^v- oi; dü.-h
eine Voraussetzung, die v^n »aiLllü^ür. iconscaen car
Erd3 gö'iiiacht -.forden iüt. v.ail däs Leb.n, das e^ig
Ceionde furchtbar ist, darum uüriacht fein Kampi' aller
gvgen allo, darum ist der wenaoh i'-ur Grausamkeit be-
rechtigt. Das ii;t oin muricvurdigör Schluss. Das
jud- litora jedoch sagt: Trot-^dcr,. kiollst Da, 0 Mensch,
nich'ö morden, nicht steiacn, n icl.t ehebrechen etc.
Die Jüdische l'r:.di^iori lact: Pur siiobrechen und Di'&b
ahl steht Tod^sstraie, obenso wie nur dem »m sollst
nicht morden. Don.-, mit dem Diebstahl ist der Monschen-
diebstahl gor::«.- int.
In diesora Zusttmmenhang möchte ich hinv.aiuen
auf den 60. a burtstag vuu Albi»rt Schweiz r, der eine
herrliche aelohrtenzukunrt in Doutsohlanl hattsj, und
ungeachtet dessen hiaausüegs-ngen int vor üram über
dio Versündigungen au arrilAnischen V"lk, a-n den
Soh'.7arzen. Br konnte es nicht ertragen, dftss unter
dar mske der I'.ultur draussei. unendlich viel Unglück
geschti.f-1-eu wurderi und er w ollte ihnen hal-'en.
Dia Bibel sagt: Lau slgnof : Du sollst nicht steh-
len.
Laux' zirzof: Du sollst nicht töten.
DU hast niüht das Rooht, das Leben eines
Mensen en zu be-^intrachtigen.
.y.
- 16 -
Zuiu Mann gehet t aie Frau. Der M^i^^ tcst^ht aus
2 Teilen, aus mämaicUum und weiblichem. Und aus
der Vereiniguufc. wird erst ein Menach geßchairön.
MiwitNar uer Ehebruch der vorhöiri:tüten
Prau iBt tüüea*'ürdig. Bündern oß i^iU rur -..lixU und
Frau; es gibt kein.^ düpp..lte Licral. Bi hast nicht
das Hecht, <uxs Leb^n ein.s anderen Menschen '^u be-
eintr..ohti^^n. Du sollet deinon Hudi^stai lieboii.
v,ie aid. selbst. Sind eut^cher Habbinr hat den
Zusatz gruacht: de^^ .r i- vie du. r'.nnw e.ter
gesagt wird: Du ^ulx^t t.icht ral.ou.s Leugni^^ ablo«
. ^ •'T >-^ »^^ »ht li-'/ohron. so i^t da^ nur
gen und u^x suxlßo uloüL Uw^^^utvti,
dfc^r pb>oUologiiJOue Lrsprang • i^r.^^
öü > an* Una abirum: IXx buli 0I; nx^^au u i^^
geboten .i^eutiiuh nur ein. Au.rUch-: rung ies ein3n
^öutes: Bo«»iutruohtige nicht das Lebon eines anderen
. „n «r iai wi6 TAI. Dun.-^ben haben wir die
MätiöOiiön, denn ec a&^ wj-" -»Ai. a**
, -, -j ... z^iÄ Äi-G der räli*^iÖäc)n Voraus-
ehtische Ableitung, die au- aec cöx t, ^^^
Setzung er,t.^rir.gL. ..l^..t F ürst.n st.her. als stau»-
geboren. v«c ootaioh». -..as bedeutet d^s? Es wird
als absolu^^r ^r«c.da.s zu betri^cWan Ist. !U=M8
ana«.. ist .s im Dualismus. Jouer Lehr.. « ane.-
• ^*„nt «in vhi.t:.ioh»a und ein üabolis.'.eu. Es eU*
^Uo Sor..,»n- und T^ui-eUmenschcr.. li^caus resultiert
.in «»leer Kampr z«isoU*<i d««. So.m* und Tcuiels-
..nsoton. X.. PautU.isn.us d.s Bubbdbismus b^st.ht
»ie vots^krixtv üass .*u ander. Kensol-,.ti ii. Leben
. ^ • 1+1,^»« riH.rf "Der BuddhiäL^us verbietet
nicht beeilt facht igen darr. i;*»i
. ^ «>.«, «r verbietet .hn unter der Voraui
auch den liiord, abei er veruxvv,«
Setzung, er wurde durch einen l/"ora eine Stufe tiefet
^ - 17 -
sinken und zur wi^dorgaburt verurteilt werden. Nicht
als Mensdh sondern als Tier und dadurch v/ürde er noch
weitor erti'^rnt äktkIi .AdorKrlöBungdcc Nirwana. Uay ist
©ine passive Ethik: Tuo nicht das and duB, sondern
vermeide alles, was Dir schauen könnte aur dam *eg.
zuw Nirwana. Di&ser Tyiue ist iiicLu lobais t-ciitig
genug. Der&elbe BuüdhieruUs. uat die ;.:a3tüneintoiluni;
geschs,tren, vonaoh ./lenschen, obwohl suaubgobor« wie
T."ir, •.rotzdem höher oder titfer stehen. Sie darion sich
nicht ir.iteiDander v.TOi.chen. Es gibt Unberuhrbare bei
den Bu. 'd^isten, die f-arias, und Gandiii hungert daf.r,
das.; aie ir: die ..enöc:.eng<i.-.-in!iohart ^at^nomim werden.
Di.se 3cuattenD0itön muab xütxv im Buddhiemus mit in
Kauf n hmen. Ich nöhm. das ar, ^^-c-il der Buudhismus
so lang« 9xistic?rt und ^ell erkeit^e venüchtendc r.riege
kennt, weil er 50ü :.\illiou.in l/.snscheii in ihrer Leb ns
inö,:lichl'.at. in ihrem oo^ialen Sein der -..Glt geschenkt
und erhalten hatj , deiishalb rli.v.^e ich, dass der buddhisti
sehe luen^ch di iäo Präge eri^nnen wird. \rür allen Din-
gen ork^nne ich den üntarücLied vom jüdischen Ti^pus
in der Aui'i'asuun,, dos: Du sollst nicht norden, damit JXi
nicht nach den Tod etwa als Tier wieder g-^^borai wirst..
3i.isahon, wi- ich in aieseu einen rankt die
stran-e örenze ziehe zv-iscnen des reli..,iü3en Typen,
ras Jud.-ntum bagt .aipi- und klar: 3:in unonil icher
göttlicher v;llle, den Da bildlich nic!.t darstellen
darrst, hat deuKcndohen g^schafen. Wir benutzen
rien Bogriif "Adam" tav die ,,an^e McnsohHeit. üaruui
findet man ihn bei uns aich nicht als Personen naiven,
jener erster Adam ist SitmUild der ganzen r.en;:criheit
und alle Monschon haben d<xs gleiche Lebensrecht,
darum dari'st T)u nicht morden, stehlen etc., also
das LtJben DtincS Nächsten nicht beeintri^chti^n .
- 13 -
iju ruber hiticius kutjmt uau äit* atitiurö ooite: Weil ^r
Dein Bfuder ißo, Lein Bruaor in ü'^t. ijeühiiib :
woüchwto: sullsu Du iiin liobou, „aa iat iui judontuiu
L_t;be? Eö gehört zur judisoubu jitiiik« »öiiu ukin den
V/orteu uer Lehrer üuaört, aio dvsii Gfc»duni..äii im ver-
gühg- nun Jahrhuiidert in^^orhülb clor Thöologi© klar-
gölögt haben, ^'.ann man ©tv. s i»iörkwuridgeö erlöliön.
Nämlich den gövaXLigen Uutarochiea zwiöciiön dorn, ^ixß sie
alö iiöüitittt^s uür Hiiligion i-hrtan und dem, v.'&s iu der
Praxis getan viurde.
&elw'Urt v.urdü; Du jollst Deinen G'tt liaben,
die lu^riBoawn hieben, Jbinen xVudUßten unu ilua btoiatöiiön.
Wie öüll oic.L nun daii bei den naturliüuun jv:.enöciiön
in uüL ^ taiciö ;au«v.irk£n? Sollfci. wir ihnar, .m dön lials
i'alicn?. «^n nu-^i^ aic-i aie la.tWor^ a^.raur g^ben können.
Ich bin icuon yinmal aal' aön üögriii der ««Awo- =LiJbö
eingej^angen, aber wxeaoa i..al uiufa* «»r u^-her bdlcuohwet
we
rden. Vxexj. eicht v.'ird er u^uuiich in ^vner Scnai-
aung, die üur ^sUentun. und Judentom i;chuf.
" Du aoliüt ijeire n liachüten li-i.ben!'» di^seö
ist -öchstos üebot bei boiuen und uie ütiüiuieu hierin
volli.ODifcien uborein. iiSJ i,ibt aber auch eine; negative
i-üruiuliurung dieses Segrirres. Ich erl^-uter© dieses
jiUi B«äLen an einem BeiSi^iel. Ein Heide k-m zu hillel
und üagte: Mache mich zum Juii-n, m rhena ich aux eineui
Bein stehe, bringe eö a.ir in diaü^r it-eit bei« Und
Hiiiel sagte; Der Orunaeatz a^s Judontums, aua ueui
all.s abgel-itet v?ecden iiann heisüt: ;.as Die verhasst
ist, tu auch dwa anderen nicht; all js übrige ist nur
ii.üßcientar und nun gehe hin und lerne. Dur BötreiTende
ist ein ööhr iroram^« Mensch gew erden. Die ladagü^^ik
Hilielü hat den «iann von dem Irrweg h rabgoleitet, sieh
/
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- 19 -
sicli uüör ©iuo aöi-igi- on xuätigzucauhun. Hillöl hat
etwa^ UnuriiorUb gvtan: Sc hat v..iiic rwgativt- Foraiulie-
ruug das Gebotös ^s^guüen: Du sollst Dtjiuferi iMEi.ohyfc.jn
Hoben. Heu düilnicrt aar positiven i'Ot«ttliörung:
Xu« dwii. auuerö , v-as lu will&x, wi^a aan Pir tuw.
S8 iat ein nieckwürd j-i^or Ijnteraciii d in
diesem thöoltgiscUen Schritt, dia positive odör negativ©
Pormal icrung.
v.enti i.,ii. oin Lc-r.scii eine KryjQkhoit oder
oin pcrsJtaiohcs B'-durl'nis hat, so kann er dleso Ding«
nicht au. aeim Neb encien sehen übertragen. V.enn es
z.B. ihn: gut sclmitJCkt, so larin er nidit verlangen, duss
es auch d©n andareu suhrueoüt. L»j.e8it.t natUrlicu nur
eiu „ottgeplunitel.
S^ mudo an ur.a für sich in dir etlicher
wiu jüdischer Aurfassung etwas tjanz ptistiüjutes liegen.
Der Unterschied ist m e.nifjun B<^grixxün üöhr deutlich
beiÄjnt z.B. in Zedüko und ^woh: O^rdohLigiieit und Lie-
be, ijaa Judcntuu iiamt J^ls Houhi^es die Oer-c^chtigküit
an und das Ühridtüntom als HöchstöS die Liebe. Was Hil-
lel negativ gesagt hat: w a Dir Vürhasst ist, tue auch
den andern nioho an. aer^chtigk^it und Li^bo sind psy.
chülOi^.soh 8 varsüuiüdöne Ausuruokarormen.
Qaröchtigrteit kennen die Iviensohcin alle, aber
Liebe \eui^ die wenigsten.
Ignatz von I.ojola war icistande in jener wunde*-
baren Liebe sicii aufzuOi..iern,*=b nso wie Franz isiois von
Aisiöi das sinu ...encJien die ^ich hingegen konner, als
Opl'er lur aiidore. Zahllose G*:'ötilten gibt es im
Chrietentuiu, die verehrungawurdig sind, über^o im
/■
^
- 20 -
Judentum w^e in liiiäLm* ••:.: gibt .vünaclien, die groiS^Q
Li(^besr higkeit i'ür die auaeren haben* Du^ Ohri^iten-
tum tia^f^t den ::hritt und i3 tollt dit; j/iubü iiiu aiii Auf
£'.bo f )r ^.1^ „.,en;jc;:en. liin utit^L^hour^^ö N'^giais und
ein wunderbarer .iut. Tag JuaentuEi wagt j.ioSür. ochritt
ni.'ht. D as Judentuni will den Menschen nicht in innere
i^erwürfniüso bring^:n. Al^ oborut^ Foraeruug gilt ux^r:
BeeintrLchtigo nidit aaü Leben Deines I.ebeni^onsciiun .
IXxi^ Judontun fcirdert d\s, ^k/^ rian tun loiim, v;as äiun
erreichen .a
Idi ^s.ubi>^ d-.s Guristuntura fordert
hior Uobormoncdi liches, ^s V^r^steat hier diti g ro- se
G-ofahr, da SS der :/ensd; zun: ilcuchl;.r ■;v^rdöL nuisa.
Ich möchte don Ilillc-lsohcn u-c?dunksin Tur
das Judentum vor-.i.;hen. Dio Forderung: Tue Deinem
Nächsten allt:s, .;a.s T).. haben röcht est, d.s man Jir tue
Ss liegt uns zunächst nlihor der G dun/.j der negativen
?orr.ui: .rung: Huto Dich DcinGGi ;iu.i.sttCL ein Unrecht
zu tun^ denn Du wiaist :.uch huin lli.r; cht -^raM-ldon.
Ich habe nun zunaclxst einr::cd die Qvur.iLlx^^^n
der e ,iüdi s ch en Kht i 1: in zv/ei Punkt v^n rostgelagt,
1. In c:. ta^.hyß i sehen Urs^.rung.
2* In psyhc ologisciior oder pc^agogisoher liichtui^g
Vom Judentum aus gesehen hoisst es: Tue das,
was Du kannst^ tue den andern kein Unrecht* Ss steht
daliinto^r die ganze tuli-e eines lebenumrassenlen S^sterris«
Asl Material vill ich ihner: zum Schluss noch eine Jtelle
vorlesen^ die uns der Talmud überlier-..rt und über die
Sie jelbst nackienken sollen.
Rabbi Gimlai hat uns gelahrt: 0»tt hat
uns y-ereben 6l5 oe- und Verbote und zwar 365 Gebote
t> o
ensi rechend den Tagen eines 3onnenjahres und 248 Verbote
entsprech nd der Ijahl der m nschlichen Glieder* l)a k:.in
^=si<L
• 21 -
David and liat diese 6l3 00- und Vorbote zuilicl^gerühirt
ujxt 11 unu zwar ifcit dieses onthaltön im F^alm : 15»
Da sagt er: %ör^ o ö'tt» darf in Deinen Zeiten weilen^
wer auf Deinem heiigen Berge iwohnen.
W«r feiilerlos in ünüchula wandelt ,
VJer fl^6Techtigkeit übt, wer " rjhrhoit spricht
in seinem lierzen.
Wer mit öoinur Zunge nicht Vv-rleumdet.
Ver suinöLi na'jiicton kein Boseß tut und
Schraach nicUt bringt auf meinen N^bem^ onschen.
Und v/or v«^rachtlioh ist und aucii von ihm vev-
eichtet wird • • • « •
wer Gülchos tut^ der wankt niuht für alle Ewig-
keit!
Das öina die 11 GKbote, die "ijav.d aarge--
stellt hat#
Dann kam Jesaja undhat sie 9nif 6 Oebote zu-
rückgßführt* Sr sagt; Wer in Oor-chtigiieit v/andert^
wer Redlich s spricht,
W«r Gewinn und Betrug verachtet ,
wer ;ic.inu Iland versoiiliaest , damit er ni^ht B
ßtechung annetoxe,
wur seine Ohren verscb li^^sst, um nicht Blut-
cchuld aufir>ich zu laden,
wer seine Augen verstopft, oamit er nichts
Böse« tue, der erfüllt
s^^ine VC rgesohri ebener öeboto.
Tüinn kam Mischd und führte die # Gebote auf
3 zurück.
h. Siehe , 0 Mensch, es ist. Dir gesagt, was
der Swige, Dein &»tt von- Dir vorlangt:
1^ Rechtes tun, 2* Liebe üben, 3* demütig wandeln
•>
vor Beinom ö'ttö.
I)E.nn iam noch einmal Jasaja und führte die so
Oöbote auf 2 zurüok:
ändert reoht und übt Qereclit igkeltl
• 22 -
Arnos dagogon führte all« 0«bot9 atif «Ins zurück:
Iröohun uiid wichju: 3ueht mich und l*«ht!
Hubakuk atk^Xe: vajadlych und hat d^mit den
Orundöi^tz aufg' etvlit: Der Zadik, d r der ^cüte, wird
In seinor Troae löbon. In Oiesm Bögrirr i&t das Judön-
tuaj in seiDOT tiefen öwi^en «tiiiöcher. Boziöiiun^i OTras-t.
im GlÄSSiuitinuü üpiwlt cer Z- dik ein© groi^ee
RüUe. Dyr Zudik wird Idb©«. iß Cöinar Truuo, Zödokoh
uät «C^^tecLtlteK-it'^ '*:u .ber^etzen, ist nicht richtig,
SonÄorn: Zodokoh i^st d-ta, waa der M-n;ioü iu töbön tun kann,
UE 8ioh 3ei.n.^r gtttäOmliuhheit nicht, ech^inon zu musson,
cLus^ wtia Kian uu joüun Sinii^Itian :as Ford- run^ richten
kann, rrann loh sa^-e: Li^^be Trinen Nrichnton, so .^t« .t;ht
dlö rratic: T7l . soll ich denn das tun? Ich nach© dleßea
Sat2. nicht .-;tcr»rliüu, ich b.*-unüore ua, denn ea ijt
etwas Höh: ■, dass es iti den Mittölpurit g-stellt wurde.
Trczac« aber ^.a^e ich: jjor ,>.d.coht. Typua konnte in
den liitwölpunk. stauen nur d-s rort; l)er a^rochwe
wird in s einer Treue leben. Und wem Sio cien Gar.g
der öinj:>J bc-obaoLtot habon, sc haada ^i« göXuncLen, dass
der aedanke der Zedükul. sich alltnoualig aus den 6l5
de - ui:d Vurbci,«n U^ca .ögu^u...lt :.at bis ur m einer
}fach«n 3i*ul3 horvori^in^j. Bß heiastz
liu- drei T)ir.,««i s uht ale feit: Anr er O'tteilehre,
Auf de« G't-tcßdidDiit u«
auf der rechten Liebe ata Li gkeits
Also: auf dem nrchl, der Tahrh It und auf dem Frieden,
wenn Sie i» Leben eines Denker» 2 Aueärucki. neb*^n.=jinander
genteX't haben, werden Sie hatfigfind«n, dal« diese sie h
wldereprochen. tti-r li.igt über kein >iclor.T^raoh yor.
»ondern ea iet ein Tor zur Waiirheit. Uebor das Meta-
pluttiöch kann man nicht sprechen mit irdieohen Worten,
man katm nur blldlioh davon epreohen und das gewaltigate
f
- 23 -
K
Bilt iöt icinor nur dbOt
Es ist so und. es i«t dtwh nJc ht so,
handölo bo uiiC Us^vkioIö douh nicht so,
nat dtLXCh soluho Ot^gf^n Kratze v/ird ein ^^lensch vorbe-
reitest, den v/eg ins Metaphyöische zu llnaen.
Heute In 8 Tagen werde ich Ihnen die Frä.ge
weiter darlegen, indim i«h dann -ingoh© ;-.ul' dc.s jüdi-
sche Eöoht und von da aus wditur zu der Fra^ dos
reiigiööen Kultes. Die uebrigon Thaiien, die ioh nooh
behandeln verde«, sind :
Der religiöse kultur,
die Qoschiolitö urt ür riiigiös««! Gesichtspunkt,
Höligion und "'issen schall;,
aio Art der G»tt6£;ori'enbarung,
dör . e^ 2ur Religion utid Reli«=jionspadagogik,
Dlose Ueberschriften sagen nur onig. Ich '.vi 11 alle
Gebiete nur unter dorn (Jesichtspunkt bv^h^rw oln, in
welcher Art und v;eise sie Aa3 druck des judi^jchan Typus
sind.
Am Bndo di aar V rtrai^^sreihe inociita ich, dass
Sie oin Icloines Stück, ait mir i.ußuüUiiöa und durch Ihre
eigenen aedsrnken 'Vöiterg«kürair.än sind in uer Präge dm-
Döi'initiun, was ist Judtmtum in ahrh.it.
«
I
I
- 1 -
Meine Damen und Herren 1
1
V
Dieser Tage sagte mir eine der üjamen, die hier an den
Abenden t ei Iniriimt, dass sie ein Bild habe, dass gerade
in diesem Kreise sicher sehr interessieren wurde, fieses
Bild ibt Ihnen vielleicht bekannt, denn es ist der Stich
von Dürer: Melancholia. Dieser Stich ist wirklidi
ein prophetisches V/erk. Man sieht hier eine betrübte
Prauengestalt dasitzen. Um sie herum sind die ver-
schiedenen Symbole der Wissensohart und der praktischen
Bewältigung der Welt: Handwerkszegg etc. Als Symbol
dafür aufzufassen, dass sie alle v/issere chaften durch-
forscht und mit allen Mitteln versuch . hat, die Yfelt
zu bewältigen. Sie hat sogar versucht in der geheim-
nisvollen Kabbala zu lernen. Man sieht oben in der
Ecke geheimnisvolle Quadarte. jedoch alles ar umstnst ,
Das Q-lück ist nicht gekommen, weder durch die V/issen-
sciiaft noch durch die praktische Lebensbeherrschung.
Da sit^ nun die Frau mit trübem Blick. Aber sielt
auf einmal, wie im Hintergrund der Himmel sich öffnet
und ein Lichtstrahl hervorquillt. Dürer hat voraus-
gezeigt, wie weit der Mensch in der Wissenschaft kommen
wird. Wissenschaft ist etwas Wunderbares, aber der Mensch
wir die ent^ltige Befri -digung nicht durch sie er, erben,
sondern nur, wenn er versteht, den Blick emporzurich-
ten zum Himmel, aus dem das Licht der &/;igkeit durch-
bricht und das Dunkel unseres Lebens erhellt.
Die Rolle des Lichtes, das das Dunkel durch-
bricht, ist das, was
wir heute mit dem Begriff der
Religion bezeichnet haben. Die Religion ist die Bin-
«
düng an das höhere geistige, an das Ewige. Wir haben
i.
V
\
- 2 -
4
V
*,
f
I
versucht, jene Punkte darzustellen, andenen das Lidat
hineinquillt in die mens c hl i che aümeinschaft, jene
Urpunkte, die man nicht weiter erklären kann, die typische
Offenbarung des RJ. ig lösen in den verschi den^ n Menschen-
arten.Y/ir sind nun dabei, den jüdischen Typus inner-
halb dieser 9 Typen auf seine Bigentümlichkeit genauer
zu untersuchen. \7ir haben vorige v/octe begonnen mit
dem Kapitel der judischen Ethik. Icü habe versucht,
jenen Boden zu bestimriien, de« die jüdische Ethik stark
unterscheidet von der Ethik irgendeinen anderen Typus,
un
d ich habe es davon abgeleitet, dass innerhalb des
jüdischen Typus wir die zulängliche Begründung dai'ür
finden, dass der andere Mensch das gleiche Leb^nsrecht
besitzt wie v.ir selbst und zwar quillt diese Voraus-
setzung unmittelbar aus der metaphysischen Voraus-
seztung des jüdischen Typus. Der jüdische Typus kennt
keinerlei Dualismus, nicht den G'tt des Lichtes und
den der Finsternis. Der jüdische Typus sieht einen
göttlichen Willen, unvorstellbar, unbegreifbar, aber
ein klarer zielbewu^ster Wille, der di.se Welt gestaltet
hat. Er hat einen Menjchen geschaffen una von diesem
stammt die ganze Menschheit ab. Adam ist das Symbol der
ganzen Menschheit. Das ist jüdische Auffassung. Dagegen
steht die Aut'fassung ein.s anderes Typus, jener z.B. der
glaubt, weil es einen &«tt d-s Lichtes und einender
Finsternis gibt, gibt es auch Licht und Teufelsmenschen.
Bö gibt Könige und Fürsten, die von d en aöt^ern abstam-
men und die das Recht haben, andere zu v ernichten. Das
sind urgefühle, Urauffassungen , die immer da waren.
Aber der jüdische Typus hat eine andere Vorstellurig
von dem, was a'tt ist, urri hier beginnt eigentlich die
jüdische Ethik, hier ist die Quelle. Ich habe
die Ethik des Buddhismus daneben gestellt. Es ist eine
i-.«:-t «
i
I
Ich habe
- 3 -
vollkoirjnen andere Art, eine passive Ethik. Der Mers ch
ist nur egozentrisch gerichtet. Tue nichts, was Beinen
weg ins Nirwana verhindern könnte. Selb stb er ä- an dl ich
ist der buddhistiL;che Menschgenau so wertvoll wie der
järüdische. Er ist eben nur anders als wir.
Ich habe Ihnen neulich aufgezeigt, wo die
jüdische Ethik zu quellen beginnt. An jenen Punkt m ,
wo die Offenbarung kollelctiv vom ganzen Volke aufge -
nömmen wdrde, in den beiden Erfahrungen, dass G«tt ist
und dai^s kein anderer G'tt neben ihm ist. Nur diese
beiden ersten Gebtte sind von G'tt gesprochen und vom
Volk gehört worden. Hier beginnt unser jüdisches Sein,
die jüdisch-ethische Erfahrun- zu quellen,
die mi-.tleren Gebo;:e überschlagen und werde nun aufdiese
eingehen. Heute vor 8 Tagen habe ich d .rauf hingewiesen,
wie in den Geboten, Du sollst nicht .äten , nicht ehebre-
chen, nicht stehlen, eigentlich das Grundg-bot der jüdi-
schen Ethik gemeint ißt, denn alle drei Gebote beziehen
sich auf üixöe, deren U ebertretung mit der Todesstrafe
belegt ist. Bas Morden i^t selbstverständlich auch
nach unserem heutigen allgemeinen i.iensch enge fühl de« Todes-
strafe unterworfen. Auch auf den Ehebruch beruhte theo-
retisch die Todesstrafe. Aber nur das Vergehen mit der
verheirateten Prau bedeutete Raub. Der Mensch ist
dadurch ze^ört und entweiht. Äucli aa3 Gobot, lau signof,
DU sollst nicht stehlen, zog die Todesstrafe nach sich,,
weil damit der Menschenraub gemeint war. Und weiter :
Du B
ollst nicht lejo = falsches Zeugnis aussagen, denn
auch das ist ein Vergehen, was nach jüdisch^ethis eher
Auffassung eine Todesstrafe zur Folge haben kann, weil
die zeugen Falsches gegeneinander aussagen und daait
das Seht6ksal dessen zerstören können, den sie verleugnet
•*
- 4 -
H«
h
haben, Also eine Lebensbeeinträohtigung daraus ent-
spri essen könnte •
Nun BK ine Damen und Herren, müdite ich denselben
Gedanken, den ich vor 8 Tagen dargestellt habe, von einer
anderen Seite her beleuchten. Ich will Ihnen nicht einen
Abrics der jüdischen Ethik geben, weil man darüber un-
endlich viel sprechen könnte, ich will aarum haute ver-
suchen, Ihnen ein Bild darüber, v/t.s judische Ethik iüt,
ffi
lit einer kurzen Zeichnung darzustellen.
Man hat irumfcr schon die Ethik aus der Wissen-
schaft überhaupt als besonderes Gebiut herausgehoben; man ^
hat sich damit eigentlich im innersten gegen das Leben
veräindigfe. V/elcher ist sich denn bewusst, dass er ethisch
Wenn er hantelt , so zeiht er nicht
und fragt, wa^ gebietet mir die Ethik?
did Ethik heraus. /Der Mensca ist
im Leben handelt?
wie eine Schublade
doch eine Einheit^ wenn man ihn von irgendeiner Seite her
berührt, so spürt es der ^anze Mansch. Unsere Sinne sind
genau so geartet. Man kann si berühren vonvfclcher Seite
man will, sie werden i:.iaer die gleiche Empfindung haben,
wenn man z.B. den Augennerv durchschneidet, so lautet die
Aussage derjenigen, die mit diesen Dingen zu tun haben ,
dass der Operierte auch eine Liohtempf indung hat, ob -
wohl das Schneiden nichts mit dem Licht zu tun hat.
Das Auge reagiert mit eine« Liclt empfindung, w eil e s der
Lichtträger ist. So ist der Mansch eine Einheit, von
welcher Seite» auch eine Aufgabe an ihn herantritt. Und
so reagiert immer der ganze Mensch und nicht nur d er ethi
sehe Teil des Menschen. Darauf beruht auch das ungehai er
schwierige d^r v/ahrheitsforschung, weil man das Q&nze
erfassen und begreifen muss. Das Ganze ist mehr als
die Sumi.:er der Teil, eines Ganzen. Aber indem Augen-
blick, in dem man etwas unterteilt, fehlt eben die Ganz-
«•
- 5 -
heitsbeziehung, die mehr ist als die Summen? der Teile.
Es ist nicht richtig, wenn man die Ethik als einen
Teil herauslöst. V/enn ich Ihnen nun e inen Begri±*r ge-
ben möchte, v/as die jüdische Ethik ausmacht, so muss ich
versuch, n, Ihnen ein Bild zu geben von der Reaktion , die
der Körper des jüdischen Seins erc raltet auf dic^ unend-
liche i^^age, vvas ist das Seiende, was ist das Leben? Das
ist die metaphysische Frage. Wie reagiert der Jüdische
Typus unter dem Lichtstrahl, den wir unter d em Begrifi*
der Ethik im jüdischen Sein auslegen.
Hier ist entscheidend der Q-'tteshegriff»
Bedenken Sie doch einmal: Es ist ausgeschlossen, dass
das Judentums mit etw; s Nebensachlichem angehen kann.
Die Bibel beginnt mit; Am Aniang schuf G'tt himirxel und
Erde. Mit diesen Worten wird schon das Judentum in
seiner .'anzen Lebensauffassung begründet. Die spätesten
Gödanlien sind in V/irklichkeit schon am Anxang ent-
halten.
a«tt , Himmel und Erde, diese Begriif e üind gleich
am Anfang . V/as bedeutet die Mitteilung der Bibel für
uns un-Ger ethischem Gesichtspunkt. Die Schöpfung von
Himmel und Erde durch O'tt bezeichnet d en jüdischen
ethischen Kosmos. Hier ist das Haus des Judentums be-
gründet. V/ir stehen nicht mehr ungeschützt im jüdischen
sein da, wir sind hineingüstellt in eine Beziehuiqg zum
Bv/igen. Es ist ein seelischer Kosmos. Ich zeichne es
f ol g ndermas jen :
i
sc
- 6 -
Die Erde ist die Basis, die ich durch einen Strich sym-
bolisiere. Darüber wölbt sich wie eine alocke der Himmel
der die Erde abschliesst. Oben mache ich einen Ein-
iinitt. Hie« bricht der Wille des Göttlichen ein und
sdiafft den Kosmos. Das erste das G'tt schafft ist der
Mensch Adam, den ich durch einen Pfeil nach unten ein-
zeichne. Adam ist das Menschengeschlecht zugleich. Nun
kommt ein Drittes, was ich schon früher angedeutet habe.
Nämlich nach der Schöpfung dieses irdisch. seelis chen
Lebern raumes gibt G'tt ein Verb indu% sglied, das von
dieser Schöpfung hinüberführt vom Binzellebewesen zum
G-e s amtmen s ch «n .
und das Bindeglied ist das 4. aebot:
Gedenke des sabbattag.s, ihn zu heiligen! Hüte den
Sabbath, ihn zu heiligen. Das erste war Gebot und das
zweite Verbot, dieses steht im 5« Buch Mose.
Dieser Sabbat hat .-in. unerhörte, gewaltige, tragende
Aufgabe. Es ist lächerlich, dass manchuial b ehauptet
wird, dass der Sabbat irgendwie im Zusammenhang steht
mit dem Schabbatu, der bei den Babyloniern der Vollmond-
tag b edeu.et. Dieser Schabbatu war der Vollmondtag
• im Monat, ein dämonischer Tag, an dem der Mensch nicht
herausducfte, v/eil die mmonen ihn vernichten würden.
Y/ie soll nun dieser Schabbatu in Zusanrnenhang kommen
mit dem tiefreligiösen Sabbat, dem Tag der allgemeinen
•sozialen Ruhe. Dieser Sabbat nun, der als Zwischen-
glied von der Menschheit heruntersteigt zum allgemeinen
sozialen Leben, enthalt ein idar gegliedertes Gebot.
BS sollen ruhen an diesem Sabbat Du und Dein S ohn und
Deine Tuuhter und Dein lüiecht und ^ine Magd und Dein Vieh
und d.r Fremde, der in Deinen Toraa weilt. Dies ist
eire klare Fächer ung im Metaphysischen#
- 7 -
f
t
Im Mittelpunkt steht das «»Da»»^ darum herum Sohn und
Tochter, Knecht und Magd und dann das Vieh, das mit
zum Hausstand gehört und darüber hinaus der Fremde,
der nicht zum Hausstand zahlt. Sie haben hier eine
sehr klare Fachorung des Sabbatgebotes und damit
bidBiart den j üdiscuen Lebenskomplex, den grosse
»hiiosophen als Ethik bezeichnet haben*
Ich will Ihnen nun heute abend was ich
hier schematisch dargestellt haben, d eutlicher erklären,
indem ich di^^se Facherung als konzentrischen Kreis
in ihrer ganzen Lebendigkeit zu erörtern versuchen
werde* Im Mittelpunkt steht das du. Es v;ird lunai
au^i'allen, dass die Frai nichtgenant ist. Das Du
ist Mann und Frau gemeinsam. Einen anderen Sinn
braucht man gar nicht zu sudiea und auszudeuten* In
der Bibel heisst es: "Darum verlässt d^r Mann Vater
und Mutter und hängt aem ^l^^ihe an; lixx sie werden
zu eiin^m Fleische." Das ist das Schema der Einehe,
der monogamen Ehe. In Y/irlilichk^it aber ist es das
Schema des Menschen, denn der Mensch ist eine Einheit
aus Mann und Frau. V/ie das imFamilienleben zu ver-
stehen ist und sich auswirkt, kann ich Ihnen nidit
deutlicher klarmachen, als wenn ich Ihnen ^.inmal das
wunderbare Lied aus aen Sprüchen Salomonis anrühre
"Sin wackeres Weib, w^r kann t^s iinden!" Es ist eine
wunderbare Uebersetzung, die von Klausner stammt, aus
seinem Buche; Gedichte der Bibel. Dieses Lied gibt
ganz deutlich wieder, was das Judentum in der Beziehung
von Ivlann und Frau in jeder Beziehung kennt. Hier ist
nichts körperliches etc. getrennt. Es ist etwas
Quellendes, seiendes. Es ist nicht schöne zu sagen,
als es Salomo ausgedrückt hat.
- 8 -
wer ein bi'-^dres Wt^ib gewann,
dem ist Glück und Heil beschert.
Ueber Perlen geht ihr Wert,
ueber alles Gold ihr Sein.
Ihr verürü,ut mit ganzem Herzen Haus
und sich der ivlam. so gern,
und die treue wird dem Herrn keinen Vorteil
je verscherzen
Meinw Damen und Herren!
Ich glaube, sogar in der uebersetzung
kann man sich dem Zauber dieses Liedes nicht ent-
ziehen. Sie werden viell-icht schon gedacht
haben, dass Schiller den Tenor dieses Liedes
nachgeahmt hat in dem Lied der "Glocke". 7/ir
finden dort ganz ähnliche Bilder, aber wir haben
hier das Verhia-ltnis zwischen Mai n und Prau ^nz
Was ist das Eigentümliche?
aeutlich und Idar dargestellt./ Ssasx Äie Frau ist
nicht das Spielzeug des Mannes wie z.Tl. bei den
ariechen. Sondern die Prau ist Hilfe iiim gegen-
über, oder wie man neuerdings sagt, seine Kameradin,
seine wirkliche Lebensgefährtin und vollkommen gleich-
berechtigt. Wie verdreht ist doch der Sinn in dem
V/ort Kameradschaftsehe. Denn in dem Begriff
Kameradschaftsehe steckt etwas Vorübergehendes,
Spielerisches. Aber in dem Begriif des tomeraden
steht cLeuwlich: "Hilfe ihm gegenüber". Die Prau
I
I*
- 9 -
der Mann
steht im Ivlittelpunkt der Familie und sorgt für deren
wirtschartliohe Erhaltung . Der Mann erkennt die
Frau an und die Kinder rühmen s^e. jeden Freitag-
abend hört man in den jüdischen Hixusern das hohe
Lied auf die Frau. Sie wartet bis der Gatte nach
Hause kommt. Der Sabbatengel empfängt ihn mit aem
Lichterstrahl, ein Gedicht ist das inmitten der rauhen
All tagsweit. Und der Mann spricht dann die yorte».
Bin wackeres \7eib, wer kann es finden? .-
Dies wird gesprochen von Millionen Juden an jedem
Freitagabend. Das ist jüdische &egenwar^. El; is. über-
haupt etv/as Eigenartiges des Judentums, das 3 es immer
verbindet das ivietaphysische mit dem Praktiscl.en. Eben-
so wie durch die tiakobsleiter der Himmel mit der Erde
verbunden wird. Wenn in dem Sabbatgebot steht: Du -
ato, so steckt in di :^sem weltumhüllenden m eine ganze
Philisophie, eine ganze Ethik = die Annerkennung der
jüdischen Fra,u.
Ich möchte bei di.ser Gelegenheit darauf hinweisen,
dass z.B.' vor Jahrtausenden schon Debora die Führerin
des Volkes war und ihr Mann nur der Begleiter.
Die Prophetin Debora w rd in der Haftara neben Mose
gestellt. Und Debora und Barak singen zusami.en ein Lied.
Der Zusammenhang von Himmel und Erde klingt manchmal
wieder in der Aatrologie. So ist es immer inder Y/elt,
dass das Gute zugleich durch eine kleine Veränderung
verdreht werden kann. Hier ist in dem Du, in der
Vereinigung von Mann und Frau, zugleich eine Vereini-
gung gefunden im irdischen Gewände zu dem Binheits-
begriff "G'tt". So steht als Grundbau streng auf
der Erde: Mann und Frau, »ie Frau als Kern der Mensch-
- lö -
heit. IliermuüS alles ^t sein, hier müssen sich die
Dinge verklammern, dass kein Sturm sie lösen kann, in
der Physik firüen wir das wieder, denn in der Atom-
leure wird gesagt, dass das Prcton sich mit ungeheurer
Kraft mit demBiektron verbindet. V/elche Kraft ^h ort
(lazuELektron und ?roton zu binden zu einer Einheit!
und welche ungeheure Kraft gehört erst dazu, um Mann und
Frau in echter, vÄirdiger und guter weise, in reiner
ata - Luft aneinander zu binden. Jene Zweiheit, die
wir imt::er wieder finden in4 guten und schlechten Romanen.
Hier beginnt nun der zweite konzentrische Kreis: Bie
Kinaer, Sohn und Tochter. Nach jüdischer Vorschriil:
hat man seine Pflicht erst dann erfüllt, .; enn man Sohn
und Tochter besitzt, ich möchte gleich einen Gedanken
voraussdiicken: Es gibt eine theoretische Ethik, die
das Fernliegende zuerst n^nnt, die mit herrlichen Vier-
ten kommt und nun sagt: Das und Das tut man den Fremden
und Fernsten, gehe hinein und Künue ihnen das Wort Mensch-
tum. ^Uiv Juden meinen aber, wir müssten den umgekehrten
Y/eg gehen. Unsere prlicht im Innersten zuerst e rfüUen.
Eine grosse Frau den vorigen Jahrhunderts: Ivlarie von
Ebner Bschenbach hat gesagt: Es ^ bt Menschen, die
sagen, man k.,nn nicht allen helfen, darum helfen sie
niemanden. Das ist ein grosser Ausspruch, man soll nur
imn^ei^ den nächsten Schritt tun. Es ist nur eine Be-
schränkung, die uns der Schöpfer auferlegt hat, indem
er uns zu Mensclien geschaffen hat..
Die nächste Aufgabe ist, dass di^s Ver -
halonis zwischen Eltern und Kindern ine der rechten Ar t
- und weise gelöst wird. Und di.ses Verhältnis wird
unmit elbar an das Sabbatgebot angeschlossen: Ehre Vater
und Mutter, damit Du lange lebst auf x:rden.
- 11 -
4
s die ganze mensoliheit
Das Leben auf der Erde ist abe. nicht etwa als billige
Bezahlung für Einhaltung dieses Gpbotes aufzuiUscen,
denn da^ wart- berecunende Ethik. Bie EXistenzmöglicii-
keit ist davon abhängig, ob dieser zweite schritt
in der Begründung der Menboiiheit in der rechten 'ileiiie
getan värd. Ist die Ehe gegründet und der Bestand der
Menschheit in rechter \/eise ge, lant, dann muas Vater
und Mutter aastehen als der Mittelpunkt, an deu: sich
nun wieder die Kinder emporranken zu Menschen. Die V/issen
^chaft sagt uns, dass jedes Kind die Stadlern durchläuft,
die die Menschheit im V. -laufe ihrer Entv/icklung zu
druchlaufen habe. Y/as der ^-ienscli durchläuft in seinem
eigenen Sein von Keim an ist eine Widerspiegelung dessen,
eine Entsprechung zu dem, v/as
durchlaufen hat.
Nun, die Kinder ..üssen s.ch an den Eltern anpor-
ranken und da v.rlang^ das Judentum et^7as, was man
noch vor einigen Jahren vergessen, nämlich, dass die
Kinder den Eltern Ehrerbietung entgegenbringen. V/enn
nun nach dem Kriege die Jugendaufgestanden ist uud
gesagt hat: V/eil unsere Eltern im Kriege versagt haben,
haben wir das Recht ihr. Vormünder zu sein. DaS war jene
zeit , da^s wenn der Vaxer etwas gesagt hatte, das eine
Brüder^chenzum anderen sagte: "Sollen w:.r ihn aufldären?"
ES war eine unglaubliche Verdrehung des Verhältnisses
zwischen Kindern und Eltern nach dem Kriege. Du sollst
Deine Bitern ehrfürchten! Was bedeutet es nun, Ehrer-
bietung als oebot aufzuerlegen? Ich glaube, niemand
von uns hatte den Mund einem Kinde zu sa.^.en: Du musst
^ich ehrent T7ir betrachten es als selbstverständlich
- 12 -
ste
und unser Recht, dass die x^nder uns aus Liebe diese
Ehrerbietung von cillein entgegenbringen. Es ist e ine
ungeheure Weisheit des Judentums, dacs es diese Srir-
erbietung nicht in die Freiwilligkeit stellt, sondern
gebietet. Das versteht man heute besser als vor ein.m
Jahr. Eü ist etwas Grosses: Sich unterordnen zu können,
nicht immer sein eigenes kleines Licht als Sonne hinzu-
Uen. In dem mittelalterlichen Orden hatten wir Jenen
eigentümlichen kollektiven Individualismus, jenes änder-
bare Zusammenstehen von Menschenwürde in V^^rbindung uit
der Freude am Unterordnen und Gehorsam. El; ist -och so,
t
dass man diesen altdn ^ngen gegenüber eine Beschrei-
bung nicht zu geben braucht, es ist etw...s Grosses, lieiliö-
ges daran, an das man nicht rühren darf.
Entweder erkennt man das Verhältnis zu den
Eltern als ein göttliches Gebot an, oder, man ist auf
voilkormen anderem Wege. Bin zweites gibt es nicht.
Das Judentum gebietet die Blternehrung, ganz besonders
in
im Talmud aber auch schon detBibel. Dafür gibt es
zahllose Beispiele. Im Talmud wird ein Heide hinge-
stellt, der in der Ebene von Jerusalem gewohnt hat.
hatte einen ..errlichen Edelstein zu verkaufen, den es
nicht mehr gab. Es kam ein Händler und bot ihm eine
grosse Sumi.e dafür. Jedoch der Stein war eingeschlossen
und der Schlüssel dazu lag unter dem Kopfkissen des
schlafenden Vaters. Das Geschäft wurde nicht abgeschlos-
sen, weil .-r den Schlaf des Vaters nicht stören wollte.
Dies ist als Beispiel der Blternehrung hingestellt.
Es ist eindeutig für die grossarti^ mldsamkeit des an-
deren beim jüdischen Typus, dass der Talmud gerade dieses
Beispiel besonders hervorhebt, denn man sieht: Hier
steckt nicht die geringste Un.erbewertong des anderen
Er
- 15 -
Der sogenannte Heide steht auf der gleichen Stufe
wie der Jude, der seine Prlicht erfüllt; er v/ird sogar
als Beispiel hingestellt.
In den Mussar-Sühriften finden v/ir zahllose
Ausmalungen, v;as man zu tun hat. Man» soll sich z.B.
nicht auf den platz des Vaters setzen, nicht mit itim
rechten etc. Es wird ausgesponnen, was man unter Eltern
irgend versteht, und dieses Verhältnis zwischen Kin-
dern und Eltern beruht natürlich auf der umgekehrten
Voraussetzung, dass die lültern für die Kinder eintre-
ten. Ich glaube, ich brauche nur zu erinnern, an die
ungeheure Liebe, die man gerade in unseren vereisen
bei den Eltern für die Kinder findet. Manchmal geht
diese Liebe vi. 1 zu weit. Sie wissen, wie jene jüdi-
sche Mütter den V^unsch gehabt haben (eine Art seeli-
sche Krankheit) der Sohn müsse etwas Höheres werden
als der Vater war. jedoch ist doch jeder Beruf das
HöEhste, wenn er nur richtig ausgefüllt wird. V/ir
wissen doch, dass all unsere aelehrten alle möglichen
Berufe gehabt haben wie z.B. Bauern, v/ass ertrager, auch
Minister und Aerzte. Uer Beruf macht gar nichts aus.
Noch heute hat ein Schriitsmier in Südar^abien einen
Rabbiner (in Jemen) gefunden, der ein Scljnied war und
er wuDste seine Klugheit nicht genug zu rühmen,
ich wollte zeigen, dass die Liebe der Eltern zu den
Kindern oft viel stärker gewesen ist als umgek^jhct.
V/ir sehen wieder die beiden Kra.te, die Eltern und
Kindern zusaumensciimieden. Wir sehen, wie dt.r Bau-
stein wiederum in dem zweiten konzentrischen Ring mit
aller Festigkeit an den innersten Kern angelegt wird.
SÄ wird im Judentum der Tempel der Menschsxheit gebaut,
Die Brhcung der Eltern durch die Kinder und die rich-
tige Versorgur^ der Eltern durch die Kinder, also
- 14 -
das richtige Familienleben, ixt das immer der Stolz
unseres Judentums war unt ist. Diese Forderung der
Bibel ist immer eingehalten worden. Jeder hat ein
Schaudern empfunden, wenn er hört, dass e ineMutter
ihre eigenen Kinder verhungern liess, um sich selbst
Genuss zu verschaffen. All dies geht zurück auf das
G bot. dass uns Juden amßerge Siani gegeben ward, und
das ist die Fcicherung des Oebotes der Blternehrung.
Nachdem nun Körn und erster Ring in richtiger
Art und Weise zusammengefügt sind, lüinn die Päclerang
weitergreifen: "3ein Knecht und Deine Magd" Dies ist
eine eigentüm..iche Aeusserung, denn es gibt 2 Arten von
Knechten: einen jüdischen und einen nichtjüdischen Knecht
Man muss hier ganz deutlich unterscheiden und soIj. sich
nicht falschen B etra eilt un gen hingaben über den Begriff
aefi jüdischen und nicht^üdiachen Knechtes, dadurch
le«tman das Judentum nicht kennen. Der jüdische Knecht=
Sklave ist eine vollkommen falsche UebersetzuQg. üesn
das Knechtsverhältnis dauerte nur 6 Jahre. Er lionnte
ich selbst verkaufen und verdingen und konnte verkauxt
s
«•
^uraen, wenn er z.B. beim Einbruch gefasst wurde und
das oe-tohlne nich". zurückgeben konnte, in diesem
Falle konvfe sein.. Arbeitskraft veriiaui^t werden,
unter normalen Umständen jedoch ging er nach 6 Jahrsn
der Knechtscliaft frei aus. Der arenzpunkt v;ar das 7«
Jahr, wenn er im 5- Jahre verkauft vnirde, hatte er
nur noch 2 jähre zu dienen, iäin /erdingen der Arbeits-
kraft hatte also nur den Zweck, das begangene Unrecht
zu sühnen. Heute sperrte man bei Einbruch die Leute
X Jahre ins a^^fangnis; früher konnte er d af ür arbeiten
- 15 -
t
\
■s
Sobald der Herr etv/ua getan hatte, ging der Mieoht
frei aus. W^nn etwa jemand eine Frau verkaufte, dann
durfte der Käufer sie nur erv/erben, in der Voraus.
Setzung, dass er sie heiraten wollte . Sonst ginge
s-e frei aus, andernfalls mu-ste d>jr x^iuler sie lur
Sohn als Prau bestimmen.
Bsj ist stilbstvorstcindlieh, dasa dic^se Be-
trachtungsweise nur auf aen Volksgenossen Gültigkeit
hat±H. Die wahre ITthik kommt erst zum i^äsdruok dem
Schwächeren gegenüber, auf den m.n Rücksicht zu neh-
men :iat. Aber wie war es in Bezug auf den nichtjü-
dischon Knecht? Durch das ganz Mittelalter geht die
Institution des Sklaventums hindurch. Man betrachtet
den Sklaven nicht als Mensch, s ondern nur als '.Var.
Einen Sklaven durfte m^',n todschlagen, ohne dass sich
jemand überhaapt darum kümmerte. 7/enn man z.B. einmal
diese Sklaven austeilte und es blieb einer übrig, dann
wurde er c-infachg etoilt und evtl. als Fischfutter
verwandt.
In der Bib.l steht:"Wenn ein Sklave seinem
Herrn ort lauft, darfst Du ihm diesen nicht wieder zu-
rückgeben, "denn er ist sicher nur deshalb entlaufen,
weil er misshandelt wurde, denn überall waltete in
der Sklaverei furchtbare Graumsamkeit . \;elche Ein-
stellung finden wir im Judentum in Bezug auf den nicht-
jüdischen Sklaven? In der Übel steht ganz d ertlich:
wer einen Sklaven erschlagt, wird wieder g etötÄt , und
damit ist schon wieder die Grrenze abgesteckt.
Der nicht jüdische Sklave ist genau so ein Mensch wie
sein Herr und darum sagt der Talmud : ¥er sich einen
Saklven kauft, kauft sich einen Herrn, er muss Rück-
sicht auf ihn nehmen. 1000 Vorsdirilten hat er zu
- 16 -
erl'üllen: Du darfst den Sklaven nictt misshani elnusw.
Die nichtjüdischen Sklaven müssen genau so ruhen
am Sabbat etc. wie die Herren; sies ind miteinge-
schlossen in zahllose absetze des Judentums. Sklave
Mose
ist n;^inlich = Arbeiter. Man bezeichnet KtEk bei
d.!m Worte: ewet nicht als Sklave, sondern als wiener
G'ttes. und darum ist die heutige Uebersetzung des
awodim mit
heib-sst.
Arbeiter auch falsch, da ewet= ©iener
Ss kann gar keine Sklaven geben, weil G'tt den
Menschen geschaffen hat und aus dieser Urerkenntnis
resultiert, dass jeder Mensch als Mensch gehalten,
geachtet und geehrt werden muss. Hier t ritt schon
der NichtJude in den Kreis der sozialen Pfi ichtoi ein,
in der Gestalt des Hausgenossen, der die Arbeit ver-
richtet. Darüber hinaus finden wir im 4. Kreis
das Tier und im 5« Kreis den Prernden
. Ea ist ausserordentlich interessant, dass
ohnes weiteres in den Kreis der sozialen Pflichten das
Ti.)r u.iteingesciaossen wurde. Jene Ganzheitsbeziehung
habe ich schon am Anfang besprochen. Das Judentum
erkennt keinen tobretischen Unterschied in der Le-
benberechtigung sn. Das Tier hat die gleiche Lebens,
berechtigung wie der Mensch. Wenn es uns nun aber
Z.3. gestattet, das Tier zvi seh achten, um von ihm
zu leben, so darf dies nur unter ganz besonderemoe-
sichtspunkt geschehen. Und zwar im Hinblick darauf,
dass wir uns erhalten müssen und es aus diesem Grunde
einfach nicht ganders möglich ist. Darum musste
aaah in Palästina die Viehwirtschaft geschaffen wer-
den. Aber eine Einschränkung wird durch das Gebot
r
-17-
gemacit : Du sollüt dem Tier nicht zu nahetreten.
Darüber hinaus hat aie Pi'lanzenwelt die gleiche
Berechtigung. Sogar im Kriege, v/enn Du eine Stadt
belagerst, hüte Dich eine. Pruclitbauin zu zer-
stören. Es ist uns nicht gestattet, Tiere zu
züchten bzv/. pflanzen zu vermisciien. Es heisst;
Du di.rfst aucli nicht den Maulesel züchten.
Eb ist uns also verboten, eine Verv/irrung in der Na-
tur anzurichten. Bs hat sich schon bösartig heraus-
gestellt, wenn der Mensch aur Grund seiner V/issen-
schart in die N: tilir eingegriffen hat. so z.B. hat
man in Australien Kalateen eingeführt, die sich dann
später auf Tausendenvon Kilometern fortpflan^zen, so
das 3 die Menschheit dem machtlos gegenüberstanu.
Man musste dann ein klc;ines Inse/^t ( die L a U s e )
einführen, das die Kalrteenen verstörte. Es gibt
noche eine Monge anderer Dinge, die sich noch furcht-
barer auswirkten, wenn der Mensch versuchte einzu-
greifai in den Gang der Natur.
Ich möchto in di^^sen Zusammenhang er-
innern an das herrliche Qebot : Im ?. Jahr soll auch
das Land ruhen, das Sabbatjahr , d enn da soll es
wieder dem Schöpfer zurückgegeben werden. Hierin
liegt eine unendliche Klugheit. Ich könnte mir vor-
stellen, dass dit Menschheit eines Tages darauf zu-
rückkommt und den Boden einige zeit brach liegen lässt,
anstatll ihn immer wieder mit Kunstdünger zu befruchten.
in der Bibel steht; Im 7- Jahr soll auch
das Land ruhen. Nicht nur der Mensch, nicht nur die
Familie, u.cht nur die arbeitenden Kräfte sollen ruhen,
sondern auch d s Tier und das Land sollen ruhen. Es
äst wirklich etwas t^z Eigai artiges und was geschieht
- 18 -
denneigentlich mit dem Sabbat?
rhythmisches
Der Sabbat ist ein MtfcWr»»KKtagK Pri nzip
das aus dem Kosmischen entnommen ist. Die Sieben
spielt eine unerhörte Rolle im Kosmos. Dadurch,
dass die Bibel die Ruhe i
• •«_ t M ^t_
I ; J -1
befiehlt, uusnahms-
lüs i'ur alles, dadurch dass alles in einem bestimmten
Zeitabstand ruhen muss, wird eben wieder das Ver-
steifte gelockert, wird der Mensch aus seiner Kultur
und Zivilisation wieder hineingestellt in den Strom
des unbfewussten Werdens und Vergehens. Das ist Juden-
tum! Dieser Sabbat ist im Judentum geboren worden,
er bezieht alles ein in das jüdische Gebot. Es ist
von ausserordentlicher Bedeutung, dass in den äusseren
konzentrischen x^reis der abSDlut Fremde, der uns nichts
anii;eht, miteinbezogen wird. Es gibt ein Buch von
Bertonette, der versucht über die Stellung im Juden-
tum Klarheit zu schaffen. Es ist bezeichnend, dass
er gerade dieses Problem ausgewählt hat und in-
teressant, welche Betrachtungen er anstellt.
wenn e iner sagt: Ivlan kann nicht allen helfen,
so ist daswahrschieinlich eine Ausrede, dass er kei-
nem hilft, wenn jemarxi nur für sich ist und nicht
auch für andere, waS bin ^ch dann? so fragte schon
ein alter Weiser. Man muss alles mit allem ver-
knüpfen, und so muss man in seinem Sinnen und Den..en
für sich s feist, für die ganze Familie, für alle , die
zu seinem Kreis gehören, gleichzeitig die G edanken
verbinden mit denjenigai , die uns scheinbar nichts
angehen. Dieses genauer definiert:
ES gibt drei Arten von Fremden:
1. Ger,
2. Ger toschat,
5 . Nochim
- 19 -
"Ihr sollt den Premaling lieben, denn Premdlin.^e wart
Ihr im Lande Aegypten". D-nn es wird gesagt: es ist
nicht ein böLiebiger Fremdling, sondern e iner, der sich
unserer Volksgemeinsohaft angesculossen hat. Das ist
falsch. Der Beweis hierfür ist der Nachsatz: ^enn
Fremde v/art ihr im Lande
2. hierbei haben wir das toschat hinzugefügt.
Ger toschat ist in der Bibel der llalproselyt, der nicht
nur bei uns wohnt, s o.dern der sich schon den Sitten
angeschlossen Hat und die toiltvorschriften einhält.
BS ist dann natürlich s elbsuver standlich, dass dieser
ger toschat auch eingeschlossen wird in die sozialen
Gesetze. Es geht deutlich -.ervor, dass auch der Volks,
fremde miteingeschlossen ■..•erden muss und wir Ixaben
zahllose Beweise dafür:
,.2u sollst den Fremdling nicht bedrucken, nicht de-
mütigen usw. DU sollst auch nicht ganz abernten
auf Beinen Feldern, sondern etwas stehen lassen für
die schwachen, Witwen und \'ja.is en und den Fremdling.
die 5. Art, der nochim, ist gl'.ich = der
Volks- und Landfremde, der nur vorübergehend im Lande
weilt, etwa der Tourist, damals der Karawanenführer
V/as sagt nun das Judentum in Bezug auf den nohim?
um den braucht man sich doch eigentlich nicht zu küm-
mern, de»ner fällt unter das internationale Gesetz.
Oder schreibt das Judentum vor, dass wir uns doch
um ihn ^^mmern? Es gibt e ine ganz herrliche Stelle,
in der deutlich zum Aasaruck kommt, dass auch er ein-
geschlossen wird in das weltumspannende Gefühl des
Jüdisch-sozialen, in Salomos Lied wird es folgender-
mas.en in Worte ^^ gekleidet: Auch der Fremde, der
USW.
t
- 20 -
kommt von einem anderen Lande, der Dich nicht kennt,
der nicht zu unü gehört, wenn er kommt und vor Dir nie
derfallt, dann musi^t Dua uchsein (jebet erhörten. Hier
wird deutlichder Fremde in den Begriff des ^üdischso-
zialen einbezogen, wenn er sich einfügt und in die3öi;i
Lande empfinaet, wennsein Oebet zu ö'tt aufsteigt,
dann erhöre ihn, denn auch ertrugt Menschenantlitz.
Er ist eben einbezogen in alles, was Leben bedeutet.
Man muss zwar 3 Arten unterscheiden, aber sie gehören
alle drei ins Jüdisch-soziale.
Das 4. G-ebot, das sagt: Du, dein Sohn und Tochter
etc. sollen ruhen und der Fremdling, der sich in deinen
Toren aufhält, zeigt die gleiche Kielt ung. In dieser
fächerung 11 agt die metaphysische Voraussetzung
dass ein a'tt mit seinem v/iHen in den Ihnen vorge-
zeichneten Kreis des Kosmos eingebrochen ist. und
dass dieser Begriff sich fächert im Sabbatgebot. Hier
haben wir die Grurülage dessen, was man unter dem Ge-
sichtspunkt der Ethik als :iüdi^che Ethik auffassen kann.
V
was durchweht denn nun das Gebilde des jüdischen Kos-
mos? welches aefühlt herrscht hier? Hi .r lebt
der so oft missverstandene Bögriff der Ahawo, der Liebe,
in der Tier- der Triebwelt besteht das Zerreißen,
das ^errisenwerden = der Kampf aller gegen alle.
Auch die Stechmücke, die den "^enschen in die Hand
sticht, ist etwaj Göttliches, denn es ist doch ei gai-
artig, dass diese Mücke gerade das Blut des iv^ens chen
für sein Fortbestehen braucht. Das Judentum stallt
das Gegenteil der Schmerzbereitung, das Mitgefühl mit
a llem Lebendigen gleich = inneres Verbundensein
mit allen, also die Liebe als Hauptforderung in den
Mittelpunkt: Liebe Deinen Nächsten, denn er ist wie Du-
- 21 -
Das ist der Ausspruch. Das heisst: Du bist in allem
enthaltaa . Hier finaen wir einen Ausdruck, in dem
das Judt-ntum und der Buddhismus sich iDeruhren. Auch
der Buddhismus sagt: Bas bist Du, Du bist in allüm.
Aber weitergehend rinden wir die Trennung: denn es
heisst: es könnte darin die Seele Deines Vaters vor
handen sein und hier liegt die strenge Trennung vom
Judentum, Denn hier zal gt der Buddhismus die passive
Ethik.
Erfüllt von d^v wunderba,ren Luft des/
egriffe der "ahawo" hab^Ji
o
wir .aer aas
Gebäude des jüdisch-ethisch Sozialen.
Y/enn ich die Verbindung suchen soll mit dem
ü ich vor 8 Tagen gesagt habe, so mochte idi noch
v;aü
wiederholen, das 3 die Propheten einmal versucht ha-
ben, die 613 &e- und Verbote in weniger zusammenzä-
i'assen. liabakuk hat sie au«ii einen einzigen Grundsatz
zurückgeführt. T/aS bedeutet diese Zurückiuhrung?
die 615 Ge- und Verbote sind die Stützbalken des jü-
dischen ivosmos. Aber ^s besxeht die MögLichk it
veilleicht die Atmosphäre gross und weit zu gestalten,
um wenigstens im Geist die einfache Grundlage zu er-
kennen. HabalJik sagt: Der Gerechte lebt in seiner
Treue. Was ist gerecht? Es hat nichts mit unserer
Auffassung von^flBcht zu tun . Es heiest: der rechte
Mensch. Dieser Men.ca ist deshalb recht, weil er tut,
was aus der metaphysischen Verbindung für ihn h..raus-
quiilt. In seiner Treue und seinem Glauben lebt er
nach den Worten: Emuno und zadik. Der Mensch muss
wissen, um was es sich letzten Endes handelt. Es kommt
eini-Äl das ddnkle Tor an jeden hran und hoffentlich
wird er dann nicht vom sclüiwrz zerrissen und Hoffent-
lich hat er dann nicht zu bereuen. Man muss leben
in seiner Erkenntnis und Mut haben zum eigenen jüdi-
schen G'ttesbewusstsein.
»,
i
- 22 -
Ich babe Ihnen vorhin in der Natur gezti gt, dass
ein zerr eisen und zerrisennwerden besteht, jedoch
das Soziale ist von a'tt goschaff en.y/ir betrachten
aber dieses aerühl des Sozialen, das aus unu ent-
springtals ob es ganz selbstverstiindlich rein ir4di-
schen Ursprungs wUre, V/ir empfinden es als selbst-
verständlich, aus unserem Blute qulle nd und als Be-
weis dafür, dass wir einem ganz bestimmten Typus
angäiJören: Dem j üdischen Typus, der hier gefächert
v/ird zu di'-ser \7elt der Ganzheit, von der ich ver -
sucht habe, ihnen ein Bild zu geben.
Nun wäre die Aufgabe die, dass ich versuchte
den 2. Schritt zu zeigen, der auch getan werden muss
aus dem Leben der sozialen Verbindung hinaus,
zu den Leben, das einfach nichtximmer mit dem Begriff
der ahawo unmittelbar in verbinaung steht. Es gibt
no
ch andere Beziehungen, die nach strengem Recht
und Grusetz behandelt werden müssen.
V/ei-m z.B. ein Kaufmann Ware fortgibt und der
Käufer kann sie nicht bezahlen , dann kann ernicht
einfach sagen: schen..e mir die Ware. Denn wenn solch
ein fall sich ölters wiederholen würde, so stünde
der Kaufmann bald sei .st vor dem Ruin. Ss gibt
ein Leben, wo auch noch etwas anderes gelten muss,
als das was ich heute abend schilderte. Es be-
stellt die ung heure Gefahr: die prakti che Welt.
Hat das Judentum di.se Kluft übe wunden? Ich möchte
xn 8 Tagen noch Näheres ^hnen aber das "Jüdische
Recht ■ erläutern.
zum Sehluss möchte ich Ihnen noch ein
Beispiel anfahren: Sie w .Gsen, das- das Christen-
tum win ganz grosser Wurf nach der Vollkouuuenhlatt
i,
- 2) -
indem es das Q-ebot der Nächstenliebe in extremster Form
vor den Menschen hinstt^llte, zugleich mit dem &öbot,
alles aurzugebai , was man besitzt, 'D^hyi erier kommt
ein Kamel durc ein Nadeöhr, denn ein Reicljt^r in (ien
Himmel. Al^ diese Gebote aufgestellt wurden, v/ar
WeltuntergangSBtimmung. Die N^;.ch:i.olger di-ser Lehre
mussteri leben* Leben heisst: dass man diese prinz^ien
nicht mehr durchühren kann und hier beginnt ein unge-
heurer ii^mpf. E^ i.3t aigcinüLiiaiich^ festzustellen, was
für einen If/eg das Christentum gefunien hat. V/ir haben
kein Recht, irgendein Urtei 1 zu fiillen. ßewunderswert
ist, w eichen weg das Christoitum üingesclilagen hat. Es
hat einen v/iderspr^-ch überv/inaen müssen, der geseicht -
lieh hinv^^ingeratcn ist. In welchem Zusauimenhan^ steht
daj praktische L^ben mit den enuferntcsten Punkten
die man vor Gericht tragen miuss, mit dem was ich heuLe
als soziale At...osphEre des jüdischen TVp^s dar-
gest llt hab^?
Diese Artv/ort werde ich verbuchen, ihnen
am nächsten Abend zu geben.
- 1 -
Meine Dauien und Herren I
I
V
r
Dieser Tage sagte r.ir oine der TÄmen, die hier ar den
Aboudoh t c-ilniüü::.t, daSL ile vin Bild i.abo^ das r, gerade
In diesem Kreise sicher sehr interessiürcn wurde* ^ios&s
Bild iit Ihnen vielleicht b-^kar^nt, denn ©y Ist der Stich
von Darier: Meiancholia. Dieser Sticn it;t wirklich
ein prophutisoh^^s u^vk. M^^n sticht hier :.^ino batr'i'ota
Frauung'. stalt dawst;*2:ent Urr. sie h^-rrm iiiind die v^r-
eehiedön n S;ymbc;lo der 7/1^:3 ri^ciialt und dev praktischen
Bowältigung d'^r vclt: llundwtrrkszogg otc* klii Symbol
d'arür aurzui'ast^on^ dacs sio allo i;'is3t.m chatten Muroh-
forojht und mit allcu Mitteln versuclri . hat, die vrelt .
z\x bev<igan. Sie hat so^ü^r voriiucht in der geheim-
nisvollen Kar.bala zw lornen. ivifetn siuht oben in der
Ä3)^e g-heimnißvolle c^uadarto. jedocjh alles ar ULiaon^,
Das Olücii iüt nicht ge^:„oniruon^ v;dder rvurch die v/iBs>>n-
öoiiart nodii Uuroh ai.. praktische Lebonßbeh^rrschung.
Va. cit^t nun die Frau mit trübem Blick. Aber si.itt
auf einmal^ wie im Hintergrund der HiniiLel sich Öffnet
und ein Lichtstrahl hervor q.ai 11 1, Durer hat voraus-
gez igt^ wie weit aer Lion^oh lu der *.7isöenschaft kominan
wird. Wissenschaft ist etwas lumerbares, aber der Me&soli
Trir die ent|tü.ltii?e Befri di^n nioht durch sie er erben,
sonaern nur, wenn <*r versteht, den Bliek oiapurzurlch-
ten zum Hitnmal, aus ders das Lioht der B-.vigkoit durch-
bricht und das Dunkel unsviras Labens orhellt.
Die Eollö dea Lichtes, daa das Dunltel durch-
bricht, iat das, 'e?as aas wir heute mit dem Begriff der
Religion bezeichnet haben. Die Religion ist die Bin-
dung an das höhere Oei^tige, an das Swige. Wir haben
./"
K
- 2 -
I
\
versucht^ Jene Punlcta ctarzus teilen^ an denen das LjCht
*
Uifpunkte^ ait^ man nloUt wait^r «klaren k^rin, die typisohe
Offenbarung des RJligiJaen in den verachi den n Ken^jchen-
artcn^Wir sind nun dabei, den jüuiaoh'^n Typus inrier-
hiilb di eoör 9 T^peii txxjn: Sv^ino 3iMaa t /mlichkeit genauer
kiu unterbuciion. wir Laben vür i^ö v/ojhtr bogoni.on lait
dem Kapittil aor jaa.:.jciiea Ethii:# Id. h^^bc Vvrj3uühu,
jenen Boden z\x b s^iranen, dei^ ai«.- jüdicche Ethik stark
unterscheidet von der StUik irgendeineB anaeren Typua,
und ich iia^bc eu davon abgel-.itet, dasb i'ir.erhdb doß
Jüdischen Typus v;ir aic^ /.ulan^liohe'Begr'iUuung da^ur
rinL.cn, daj;: der arjdero iv.ensch das gleiche Lebv^nsrecht
besitzt Tiriö ..ir selbst and zv;ar cui.!.3t diese Voraus-
Setzung unmittelbar u\x'^ der muUxph.vöiöCiKr.n Voraui>-
seztung de;: jüdischen Typus* 75©r jüdii^che Typus kenut
keinerlei Dualißmue^ nicht den G^tt des Li'^-htv.js und
den der Pinüternis. Der JUdii;5Che Typus sieht einen
gottlichen Willen, unvorstellbar, unbegreirbar, aber
ein iilarer zielbcicu.ster Vville, dci?r di.iie v/elt g«^;italtet
hat* Sr tut einen Meii.>0ixn jvnichalUen und vort dieiiem
ßtoüinit die gan2.e i:en:>Ci.heiL ab» Adam i;jt das S:>'n-bol der
ganzen Moa.uhheit# Daa ist judische Aurxas»:ung. URgegen
stuht die Auc'i'&^sung ein s anderes Typus, jener z«B* der
glaubt, weil es einen Q^tt d s Liohtes und einander
Finsternis gibt, gibt es auoh Licht utid Teuielsmenschen*
Es gibt Könige und Fürsten, dici von d an öotuern abstam-*
men und die das Rjoht haben, andere zu v ernioht^n* Das
Ssind Urgei'.Ahle, üraufä^assungun , die imuier da waren*
Aber der jüdiache Typus hat eine andere Vorstelluqg
von dem, v/as ö'tt ist, uril hier beginnt eigentlich die
tttfmhch» judisoht^ lithik, hier ist die Quelle« loh habe
die Sthik des Buddhismus daneben gestallt« £s ist eine
I
<
- 3 -
Yollkommcn ander© Art, eine passive Ethik. D«r Mors oh
Ist nur t:go:.fcnttrisch gerichtet. Tue nichts, was Deinen
Veg ins Nirwana verhindern lLönntv2. Selbatbers, undlioh
idt dör buudhiöU;-ch© Menschgenau so wertvoll wie der
j4üdische. 15r ist oben nur anders als wir.
loli habe Ihnen neulich aui'g<:.a«^igt, wo die
jüdiaciiQ Stliiii zu quall.'n hoginrt . An .'itiia-.-n punk-^cn ,
wo die Oi'i't'nbö.rung kcile>.tiv vou ganzen Volke i*ai'ge ~
nöüÄ/iea wdrde, in d im beiden Erralirungcn, dass a'tt ist
und daijs --ein anderer G'tt nvben ihm ist. Für tlifc' se
beidon ersten GkuOte sind von a'tt. ges^ rochen u. d voia
Volk gehört viorden. Hier bogiütit ur-eef Jüdiiiches Sein,
diu judicch-cthiuchG 3tr«aru)..^ zu '^11 eilen. Ici. hübe
die niotloren oebo.e Überschlagen und werde nun aurd lese
eingehen. Ileuwe vor 8 Tagen h.%be ich d c^^ui' hingewiesen,
wie in den üebott.n, I^ Swli-t nicht uätcn , nicht ehebre-
ohen, nicht stehlen, cl^ent 1 iJh das Qrundgcbot der jüdi-
schen Ktr.lk got'^.oint ict, donn alle drei S'-boto beziehen
sich auf Dinö«, deren ü eboTXCötung mit der Todesstrafe
belegt ist. Das Morden it:t selbstverständlich auch
ni.ch uusoruiü heutigen uli^L.J.w.u ..öi^cheng..fuhl de» Todes-
strafe unterworfen. Auch auf den Ehebruch beruhte theo-
retisch die Todesstrafe. Aber nur das Vorgehen mit der
verheirateten Frau budeutyte Raab. Der Mensch ist
dadurch zea^rt und tntweiht. Auch uas Gebot, lau signof,
DU sollst nicht sterilen, zog die Todesstrafe nach sich,
weil damit der Mensch nraub gemeint war. Und » eiter :
DU sollst nicht lejo « falsones Zeugnis auasagen, denn
aachdas ist ein Vergehen, was nach jüdisdi^ethis eher
Auffassung eine Todesstraf» zur Folge haben kann, weil
die Zeugen P&lsohes gegeneinander aussagen und damit
das SchA*k»al dessen zerstören können, den sie verleugnet
K ,
A
- 4 -
•
k
V
1
haben, Also einü Löbfenabeointr^ohtigung daruati ent-
Nun m ino ijapien und Harren, möditu ioh d ©nsolben
aedankon, d©n iuh vor 8 Tagen uarg' stellt iiaba, vyii einer
anaeran Söita hör belöu-Jhtan. Ich will ihnen nioht einen
AbriükJ dar Jüdisoheri üthii: goben, weil manOar-ber un-
enalioh viel sprach -n könnte, ioh will lanim haite ver-
Bttchan, Ihnon ..in Bild darüber, was jüdidohe Sthik i;:t,
mit einer kurz^. n Zeiohnun^: darzustellen.
M8.n hat immi^r schon aie Ethik auü der 7 isaen-
sohafx überhaupt als btsonderos aebi.t h^-rausgehoben; nian
hut üioh daffii. eigentiioh im Innersten gdgen das Leben
versind i/-'t. V/elch^r ii^t sich denn bewusst, das^ ^r ethisch
im J.eben handelt? ^enn er huiü eiL , j-o feiht er nicht
und tragt, wa^ g. bietta mir üie Ethik?
wie eine Sohubl^de die Ethik hucaua. /'i>er Xlen^c-i ist
doch eirxii j^inheit| wenn man ihn von ir g . n a-i i r. or i3eit^ ner
berührt, so spürt es der ,anze Ivitnsoh. Unsere Sinne sind
genau so goartet. Man k-ann si b^^rUir^n v^n^Ucher 3^itQ
nian will, sie werden i- iner ^ie ^Idche Smi^fin.ung kiben.
wann uian z.B. den Aug.nnerv durohe hneidet, no lautet o.i©
Aussage der jenii^^^n, di. mit ci -3en Din^un zu tun haben ,
dacs der Operierte auch oitie Li'Jhtar.i,)f indunj hat, ob -
v.ohl das Sclmeiden nichts Kit dem Lichu zu tun hat,
paa Auge reagiert uit einer Liolli ernpfindui..g, ireiles a'.r
Lichtträger iut. So ist aer i.onsc.i e ino Einheit, von
welcher 3eito» auch eine Aurgabe an ihn heranLritt. und
80 reagiert innner der ganze Kien^id. und uicit nur d er ethi •
8c;.e Teil des lüen^chen. Daraui" beruht auch daa ung>^haier
Sehwierige d.r vmhrheittifoisohung, weil cvan das Ganze
erfassen und begreiren muss. Das Ganze Iltl mehr ala
die iJuic er der Teil eines Ganzen. Aber indem Augen-
blick, in dem man ef^a^ unterteilt, fehlt eben die Ganz-
- :> -
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h#ltSb3Zlv^ung, dl j m^Uc lue ald dlt^ Summe« der T^^^lle«
V
fs Ist niöhu rlohtijs^ vrenn man cLie Ethik cils ^^iD^n
Toll h^ruuöloüt* ..kinii iuh lUiiöi; nun # iiic^n Bogrifi' g(j-
▼urau^'h u^ lUi^öU üin 3ilvi i:u i^t^Lwn vüu clor atä't^ütion ^ di(
der Xörpör des ^udl^ohen Seins ett xal..t aur di. urivfiä-
liehe -^rage^ vau ist das ieiende^ waa ist de^e Leberr? Bas
ißt ditsi niötaph:yöibcUe Fragte* %i^ reagiert dur jüai^uha
Typus unter d«it ) ieiitiitral.l^ d(>n v.ir uti.'iir d ein Begrirr
der Ilthik it.( Ju( iucii^ni l^eir) uuiilui^.ut.^
Ki r Ist entiTOU« idt-oa übe ft'wt r3bfe>^rlf3f •
B dt-^nkor Sie ßoch einsial: SB is.:t ftusgeBchlot-sen, olass
d;*c Judc-ntuciC tdt ötw e MvbwrAi^a.iiöli«« ü.t.tchai kann.
Die Bibel bogiuiit r::it: Ate Ar:^tig jjhuJt a'tx üitriel und
Srdö, Mit cli^-üüi; «orton wird zdLoxx dv-s Jucyrtum in
seinter fjiniiün l.übünaö.ui*i*a^eutig bogrut.uut, Di^ spätt^K
ölna in virH"! iuhkuit iicuori axa äIü» itg ent-
LuItOQ.
O'tt , ilii..: ül uLu ärac, cLxuöü b^'erixTü Lina gleich
am Ar.Ang • ' iu: bQcie-Jitrt die ^'.itteilui:g der 3ibül rur
utiu uu-cc wthi£.oheci öwiieiatspuruit« Di« wüu.'i.i'uutj von
Hlnimel und *\ri(i aurch wt'tt bozuioiinöt d on ^Mdi^oUen
etliiücut© Rosao«« ilio^^ l;it dts.« Huu,ö «i«;i Ju4.ailume bo-
ijrüiidet. Wir stt^h^n ni^iit laeiir untj^schU^^zt in Jüdischön
Söin da, rir sind hineirijsastellt in eic»? BeKieinirfe zum
9rig<»n. Sa iat. iiivi atelisoher '.-oat.vS. lau zuichn« a^
l'ulg 'nädrnj&&.:6n:
!
- 6 -
Dia jJrdQ ist di9 Baaifl, clio ich auvoh einen 3ur4.cri s i/a-
bolisior9. iÄcüöur wölbt such 'fiie ©ine aioolio der Himraal
}
V«
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<i^r <Jie üvü-ü ab3ühli<;*K.3t» Obo^n mache icli einen Em-
aoimitt. Hier bricht dor .'.'iilö das Oittlich^n ein und
sdiai^t den :\oumos. Das erst.^ d&s G'tt syiiafi't ist der
Mondch Adam, den ich durch eiuon Pföil v.b.oh untün ein-
zeichne. Adam iat das tk niiohcuguachlocit 2Utslt.ich. Nun
kommt öin Drittes, wa^- ich schon rrüher angedeutet iiabe.
NaB^ich i.ach dor GcLupfung di-ses irdisch.aeelischon
Lebe»B raumes gibt (J»tt ein /t^rbinaun: ßglied, das von
dieser Soliöpfung hini.b erführt voü Einseil ebowesen zum
0-65 auitmen s ch en .
und das Bin.agliod ist das 4. Oebot.
Gedorito df^s Gabbuttag s, ihn ?.u h€)iligen! Hüte den
Sabbath, ihn i.u heiiit-on. !Ui; erste v/ar (jrbot und das
zv:eitö Verbot, dieses st^-iit im 5» Buch Mose.
Dieser Sabbelt hat --^in unc-rhort;, g-valtiga, tra^j-nde
Aargabe. £3 ist läcinsriioh, daßs laanch^al b «hauptet
wird, dasc der Sabbat irgündwio im Zuisarmiieuhang otVnt
mit dam Schabbatu, der bei den ßabylünit-rn dfor Vollmond-
tagb t^deu-et. Dioper C-ichahbatu war der Vollmonatag
im Monat, ein däaioniacher Tag, in ctem Uor t'^n^ch nicht
heraußdir Ate, veil die üiiiionen ihn vernichten v.Urdan.
Wie ßoll nur. uiv-'Sur Sehabbatu in Zuticnt.wnhar.g kororren
nit deci ^icJrre..Iciü..en .abbat, d'>n Ta^- der allgemoinen
i,üziaien Ruhe. DiuBOr Sabbat nun, der als Zwischen-
glied von der Menschheit heruntovötulgt zum allger.einen
sozialen Loben, enthalt ein laar gegli-^dert^s Gebot.
Ba seilen ruhen andieöyr:i Sab>)at Du und Dein S ohn und
Deine T.^ht>-X und jein inecht und Deinu Magd und Dein Yith
und d r Fr«iid», der in Deinen Toroa weilt. Di-s ist
elis klare Facherung in Metaplu^s Ischen.
• )
- 7 -
t
^
Im Mittelpunkt steht das "Da", darum herum Sohn und
Tochter, Knecht und Magd und dann da» Vieh, das mit
der Fremde,
7^^111 Hausstand gehört und darüber
der nicht zum Hausstand zählt. Sie haben hier eine
sehr klare Faohorung des Sabbatgebotes und damit
bfldlftft den jüdischen Lebenskomplex, den grosse
ahilOBophen als Bthik bezeichnet haben,
loh will Ihnen nun heute abend ira-s ich
hier sohematisch dargestellt haben, d eutli eher erklären.
Indem ich dlose Pächerung als konzentrischen Kreis
In ihrer ganzen Lebendigkeit zu erörtern versuchen
werde, im Mittelpunkt steht das du. Bs wird Ihnen
auffallen, dasa die pcax niohtgenant ist. Das du
ist Mann und Prau gemeinsam. Einen anderen Sinn
braudit man garnicht zu sudiai und aasüudeutün. In
der Bibel heisat es: "Darum verlässt der Mann Vater
und Mutter und hängt dem Weihe an; *« sie werden
zu einem Fleische." Das Ist das Schema der Einehe,
der monogamen Ehe. In Wirklichkeit aber ist es das
Schema des Menschen, denn der Mensch ist eine Einhalt
aus Mann und Frau. Wie das imFamilienleben zu ver-
stehen ist und sich auswitict, kann ich Ihnen nicht
deutlidier klarmache , als wenn ich Ihnen einmal das
wunderbare Lied aus den sprüchoi salomonis
"Bin wackeres weib, wor kann es ilndeni" Es ist eine
wunderbare üebersetzung, die von Klausner stainmt, aus
seinem Buche: Qedidhte der Bibel. Dieses Lied gibt
i^nz deutlich wieder, was das Judentum in der Beziehung
von Mann und Frau in jeder Beziehung kennt. Hier ist
nichts körperliches etc. getrennt. Es ist etwas
Quellendes, seiendes. Bs ist nicht schöne zu sagen,
als es Salomo ausgedrückt hat.
t.
- 8 -
wer ein biedres Velb gewann,
dem ist aiüok und Heil beaohert.
Uober Perlen geht ihr Wert,
ueber alles Oold ihr Sein.
Ihr vertraut mit ganzem Herzen Haus
and Bioh der Mann so gern,
und die treue wird dem Herrn keinen Vorteil
je verscherzen
Meine Damen und Herren 1
loh glaube, sogar in der ijebersetzang
kann man sioh dem Zauber dieses Liedes nicht ent-
ziehen. Sie werden vieliaoht schon gedacht
haben, dass Schiller den Tenor diöses Liedes
nachgeahmt hat in dem Lied der «aiocke«. Wir
finden dort ganz ähnliche Bilder, aber wir haben
hier das Verhältnis zwischen Mm n und Jrau gpinz
axmz a»»» ^^^ ^^, ^^^ Eigentümliche?
deutlich und klar dargestellt./ San »ie Prau ist
nicht das Spielzeug des Mannes wie z.Tl. bei den
arieohen. Sondern die Prau ist Hilfe ihm gegen-
über, oder wie man neuerdings sagt, seine Kameradin,
seine wirkliche Lebensgefährtin und vollkommen gleich-
berechtigt. Wie verdreht ist doch der Sinn in dem
wort Kameradschaftsehe. Denn i» dem Begriff
Kameradschaftsehe steckt etwas Vorübergehendes,
Spielerische.. Aber in dem Begriff des Kameraden
steht deu^lioh: -Hilfe ihm gegsnüber-. Die Prau
4
•i
- 9 -
der Mann
Bteht im Mittelpunkt der Familie und sorgt für deren
wirtsoharUiohe Erhaltung . Der Mann erkennt die
Frau an und die Kinder rühmen Sxe. Jeden Freitag-
abend hört man in den jüdischen Häusern das hohe
Lied auf die Frau. Sie wartet biß der Qatte nach
Hause komir.t. Der Sabbatengel empfängt Ihn mit dem
Lichter strahl, ein Gedicht ist das inmitten der rauhen
Alltagswelt, und der Mann spricht dann die UTorte»
Bin wackeres Weib, wer kann es finden? .-
Dies wird gesprochen von Millionen Juden an jedem
Freitagabend. Das ist jüdische aogenwar^. B^ isi: über-
haupt etwas Eigenartiges des Judentums, dasa es immer
verbindet das Metaphysische mit dum Praktischen. Äben-
so wie durch die ^Jakobsleiter der Himmel mit der Erde
vetbundea wird. Wenn in dem Sabbatgebot steht: Du -
ato, so steckt in di.>sem weltumhüllenden m eine ganze
Philisophie, eine ganze Ethik « die Annerkennung der
jüdischen Frau.
loh mochte bei di ser Gelegenheit darauf hinweisen,
dass z.B. vor Jahrtausenden schon Debora die Führerin
des Volkes war und ihr Mann nur der Bogleiter.
Die Prophetin Debora w rd in der Haftara neben Mose
gestellt, und Debora und Barak singen zusam. en ein Li*d
Der Zusammenhang von Himmel und Erde klingt manchmal
wieder in der Astrologie. So ist es immer inder feit,
toss das oute zugleich durch eine kleine Veränderung
verdreht werden kann. Hier ist in dem Da, in der
Vereinigung von Mann und Frau, zugleich eine Vereini-
gung gefunden im irdischen Oewande zu dem Binheits-
begriff •<»»tt-. SO steht als Grundbau streng auf
der Erde: Mann und Frau. Die Frau als Rem der Mensch-
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heit. Hlermuca alles ftit 8«in, hier müssen sich die
Dinge verRlaaimern , dass kein Sturm sie lösen kann. In
der Physik finden wir das wieder, denn in der Atom-
le'are wird gesagt, dass das Prdton sich mit ungeheurer
Kraft mit demXLektron verbindet. Welche Kraft jph ort
dazoELektron und ]froton zu binden zu einer Einheitl
Und wölche ungeheure Kraft gehirt erst dazu, um Mann und
Praa in echter, würdiger und guter weise, in reiner
ata - Luft aneinander zu binden. Jene Zweiheit, die
wir immer wieder finden in4 guten und schlechten Romanan«
Hier beginnt nun der zweite konzentrische Kreis: Die
Kinder, Sohn und Tochter. Fach jüdischer Vorschrift
hat man 8 eine Pflicht erst dann erfüllt, w enn man Sohn
und Tochter besitzt. Ich mochte gleich einen Gedanken
voraussdiicken: Ss gibt ein© theoretische Ethik, die
das Fernliegende zuerst nunnt, die mit herrlichen Wor-
ten kommt und nun sagt: Das und Das tut man den Fremden
und Fernsten, gehe hinein und Künae ihnen das Wort iviensch-
tu«. Wir Juden meinen aber, wir müssten den umgekehrten
wog gehen. Unsere pilicht im Innersten zuerst o rfüllen.
Blne grosse Frau den vorigen Jahrhunderts: Marie Ton
Kbner Bschenbach hat gesagt: Ss g?. bt Menscuen, die
sagön, man k;inn nicht allen helfen, darum helfen sie
niemanden. Das ist ein grosser Ausspruch, man soll nur
imme* den nächaten Schritt tan. Bs ist nur eine Be-
soj^ränkung, die uns der Schöpfer auferlegt hat, indem
•r uns zu Menschen geschaffen hat..
Die nächste Aufgabe ist, dass das Ver -
haltnis zwischen Bitern und Kindern t*e der rechten Ar t
and weise gelöst wird. Und dieses Verhältnis wird
onmit elbar an das Sabbatgebot angeschlossen: Bhre Vater
und Mutter, damit Du lange lebst auf Erd«n.
- 11 -
Das Leben auf der Rrde ißt abe. nicht etwa als billige
Bezahlung für Einhaltung dieeea ö^botoe aufzufassen,
denn daa wäre bereoimende Ethik. Ble Bciatenzmöglidi-
keit ißt davon abhängig, ob dieser zweite achritt
in der Begründung der Menscliheit in der rechten weise
getan ^ rd. Ißt die Ehe gegründet und der Boßtand der
Menschheit in rechter weise geplant, dann musß Vater
und Matter dastehen als der Mittelpunkt, an dec sich
nun wieder die Kinder emporranken zu Menschen. Die Wissen
sohaft sagt unß, dass jedes Kind die Stadien durchläuft,
die die Menschheit im Verlaufe ihrer Entwicklung zu
druohlaufen
was der Mensch durchläuft in seinen
^4
eigenen Sein von Keim an ist eine Widerspiegelung desßen,
eine Bntßprüohung zu dem, was die ganze Menschheit
durchlaufen hat.
Hun, die Kinder müssen s.oh an den Eltern anpor-
ranken und da verlangt das Judentum etwas, waß man
noch vor einigen Jahren vergeßßen, nämlich, dass die
Kinder den Bitern Ehrerbietung entgegenbringen. Wenn
nun nach dem Kriege die Jugendaufgestanden ist und
gesagt hat; weil unsere Eltern im Kriege versagt haben,
haben wir das Recht ihre Vormünder zu sein. Das war jene
zeit , dass wenn der Vater etwas gesagt hatte, das eine
Brüdeririohenzum anderen sagte: -Sollen wir ihn aufklären?'
BS war eine unglaubliche Verdrehung des Verhältnisses
zwischen Kinaern und Eltern uftoh dem Kriege. Du sollst
Deine Bitern ehrfürchten! Was bedeutet es nun, Ehrer-
bietung als öebot aufzuerlegen? Ich gUube, niemand
von uns hätte den Mund einem Kinde zu sat;en: Du musgt
mioh ehrenl Wir betrachten es als selbstverständlloh
<.
- 12 -
c'
•
and unser aecht, dass die Kinder una aus Liebe diese
fiirerbietung von allein ontge^enbritigen. BS ist eine
ungüheure WeishöiL des Judentums, daüs es diese Äir-
erbietung nicht in die Freiwilligkeit stellt, sondern
gebietet. 1X.S versteht man heute besser als vor einem
Jahr. Iß ist etwas aroeses: Sich unterordnen zu können,
nicht immer sein ei genes kleines Licht als Sonne hinzu-
stellen, in dem mittelaltorliüJ:.en Orden hatten wir jenen
eigentümlichen kollektiven Individuali saus, jenes wunder-
bare Zusum enstehen von Menschenwürde in Verbindung i^it
der Freude am Unterordnen und Gehorsam. Sa ist coch so,
dass man diesen altun Dingen gegenüber eine Becchrei-
bung nicht zu geben braucht, es ist etwas Grosses, Heili»
ges daran, an das man nicht rühren darf.
Entweder e rket nt man das Verhältnis zu den
Kltorn als ein göttliches Gebot an, oder man ist auf
vollkommen anderem Vege. Bin zweites gibt es nicht.
Das Judentum gebiotet die Elternehrung, ganz besonders
in
im Talmud aber auch schon derßibel. Dafür gibt es
zahllose Beispiel*. Im Talmud wird ein Heide hinge-
stellt, der in der Ebene von Jerusalem gewohnt hat.
hÄtte einen ..errlichen Edelstein zu verkamen, den es
nicht mehr gpib. Bs kam ein Handler und bot ihm eine
grosse Sumr^e dafür. Jedoch der Stein war eingeschlossen
and der Schlüssel dazu lag unter dem Koplkissen des
schlafenden Vaters. Das Geschäft wurde nicht abgeschlos-
sen, weil er dun Schlaf des Vaters nicht stören wollte.
Dies iut als Beispiel der Blternehrung hingestellt.
Es ist eindeutig für die grossartig? Duldsamkeit des an-
deren beim jüdischen Typus, dass der Talmud gerade dieses
Beispiel besonders hervorhebt, denn man sieht: Hier
steckt nicht die geringste Unterbeweiteng de« anderen
Bc
- 13 -
Der sogenannte Heide steht auf der glolcaen Stufe
v/ie dur Jude, der aeina Px licht erfüllt; er wird sogar
»«
ais Beiapiel hingc+ä teilt.
In ler. I.iu.ߣ"'.r-D'-*iirirtor rii doi. wir zahllose
Auüiaalui:ie,viU, was ran zv tur hat. ManB aoll ülch z.B.
nicht auf den platz det? Vaterü setx'.n, nicht at iina
reühwwii etü, liö wira außgüäpuniivjn, vri-s man antar Kitarn
irt^und vura teilt, und ditiaos Ver .Itnia z;7iü(;U«.r "'än-
dc-rii und Eltorn b r;.-hu uut.rjich aui' der uü-^iv;] ehrten
Vorauasotüun^, dasb die üJit rn i^iir üio Kinder eintre-
ten. Ici. i^laubö, icii brauche nur "u orinncrn, an die
urigtsiiüure Lifbe, die hau g^^raae iu unBöron Kreisen
£>Qi doli üJioeru i'ur die lander Jindet. Ma>iChTnal geht
dieije Li-bu vi 1 zu weit. Sie wissen, wie ö^r.e jüdi-
s
che .v^.tttter den Wunsch geliubt Laber. (eine Art üoeli-
öche Araiiiii:ieit) aer iiohn mii^se etv;^,s Höh .res worden
al3 der Vater vvar. jadJch iüt aoch joder Boruf das
llüah^iuö, woiui er x\ur richtig ausgeriait wird. Vir
7/^a3un doch, dasu all unnere ayiehrten all9 .'n:i^licht2n
Boruro ji..habt haben v/.e z.xi. üauern, . at:;jectr;ager, auch
MiniöLör una Aeri-tü. Der Beruf macht ge.r nichts aus.
Noch hvjute U.t ein ^chrirtöMler in 3i;darf»r.bien einen
Ivabbxn^r (iu Jemen) germüen, awr ein sc;.mied war und
er wu'jste seine Klughuit nicht gwnug zu. rühi-um.
icti wellte Zöi^^^en, daas die i^iebe der üü-torn zu den
Kinueru oft viel itariier gewesen ist als unifrekeirt.
Wir sehen v/i.^aer die beiden Kraj-te, die Litern und
Kindern zujuiijnenüolitaieden. Wir öehwn, wie der Bau-
stein vriedoruui in deu a..eiten kunzentrischen Ring mit
allur Festigkeit au den ii*neröten xvern angelegt wird.
S6 v.'ird im judöntum der Tenipal der iylenschaacheit gebaut,
Die Brhrung der Eltern durch aio Kinder und die rich-
tige Veraorgui« der Kitern durch die Kinder, also
♦.
- 14 -
t,
I
•
das richtige Pamilienleben^ddriE das immer der Stolz
dnseres Judentums mar unu ist. Di^^s^ Porderung der
Bibel ist immer eingehalten worden# Jeder hat ein
Sohaadern empfunden, wenn er hört, dass e ineMutter
ihre eigenen Kinder verhungern liess, um sich aelbat
Qenuss 2u veraohaffen. All dies geht zurück auf das
a bot. das» uns Juden an®erge Siani gegeben ward, und
das ist die päoherung des öebotes der Blternehrung.
nachdem nun Kern und erster Ring in richtiger
Art und weise zusammengefügt sind, kann die Fächerung
weitergreifen: »«Bein Knecht und Deine Magd" Dies ist
eine eigentümliche Aeusserung, denn es gibt 2 Arten von
Knechten: einen jüdischen und einen nichtjüdischen KnoolA.
Man muss hier ganz deutlich unterüoheiden und soll sich
nicht falschen Betrachtungen hingeben über den Begriff
deM jüdischen und nicht^üdi sehen Knechtes, dadurch
lettman das Judentum nicht kennen. Der jüdische Knecht«
Sklave ist eine vollkommön falsche Uebersetzugg. De»n
das Knechtsverhältnis dauerte nur 6 Jahre. Br konnte
sich selbst verkaufen und verdingen und konnte verkauit
Verden, renn er z.B. b^im Einbruch gafasst wurde und
das oestohlne nicht zurückgeben konnte, in diesem
Falle konnte seine Arbeitskraft veri^auft werden,
unter normalen Umständen jedoch ging er nach 6 Jahran
der Knechtschaft frei aus. Der Orenzpunkt war das 7-
Jahr, wenn er im 5- Ja^^^f® verkauft wurde, hatte er
nur noch 2 Jahre zu dienen. Ein Verdingen der Arbeits-
kraft hatte also nur den Zweck, das begangene Unrecht
zu sühnen. Heute sperrte man bei Einbruch die Leute
X Jahre Ins Gefängnis; früher konnte er dafür arbeiten.
- 15 -
*
sobald dor Herr otv/aa gotan hatte, ^jing der "n.v3ht
i'roi au;3. \j<^nii et,va, je;:.üad oino Pr'iu varkaufte, dann
durfte dor vjxufor sie nur erv; erben, in der v'oraus.
aetzunn;. lar.ß ov sia liüiraten woll :o. Sonst ging©
ü e rröi fc-uj, finaurr.i'allB UiU^etö cor l iUi.?r si« lur
a.
'jül:in ala r'rau bastimmen.
Uli ii;t cel';)Ctvcri;u:vn(;.lioh, (laßt; diese Bc'-
trachtun;rswoiBO nur <%ur len VolKögcnoLisen Cruitifikeit
hattas. Die \.'&hro Kthiü i;ocnt erst zun) .vssdruck dem
SchwUohürai gügonubor, aui* don mn RLc '-wicht 'au r.eh-
men lat. nber wie wur os in Bozu^; auf dön niühtju-
dicchon Kneaht? Dar oh das ganz Mituela.Uör geht die
Inatituttkon dea ükluvontuuü hin,iuroh. hIüh butraoalet
en 3kluvon nicht als !■ -nnoh, s ondern r.ur ü-Is 'vVar.
^inen LiUlavGn iurfto tn n tol^chla^j^n, ohn.j daas aieh
jemand überhaupt ciarura kümniorte. '"enn nian z.B. oiuLÄl
diose 3klav3n aui>teilte und ©y blieb uin^^r ;Jbrig, dann
wurde er oinfa^ih^ ctoilt und üvxl. :.l3 Fiöchfutter
varwardt.
In der Bib 1 stt'ht:"V.'9r.n ein 'okl^ve aüinöm
Herrn ert lauft, darfst IXi ilixix di Cön nicht wieder iu-
ruckgoben,"aenn er iiit i;iüher nur aöshulb enöl::ureu,
weil er mibßhaidelt v.urde, denn überall v;altoto in
der 3Llaverei farohtbare CrraumsaDikeit . V/eicn« Sin-
j;t<aiu».i; finden vir im dudenLum in Bezug auf den nicht-
jüdi-.chen Sklaven? In der ibel steht ganz d e^tlioh:
vereinen Sklaven erschlagt, v.ird v/ieder g etötit , und
darrit ist schon wieder die Grenze abgestöckt.
Der ni-'ht ji.dincho Sklave ist g^nau so ein Uensch wie
sein Herr und dämm sagt der Talriud : V,'er sich einen
Saklven kauft, kauft sich einsn Herrn, er muas Rück-
gioht auf ihn nehmen. 1000 Vorsdirirten hat er zu
- 16 .
*
4
erfüllen: m darfst don Sklaven nlolt misshaixlelausw
Dio nichtjüdi sollen Sklaven rnüasen gonau so ruhen
am Sabbat ©to. wie dio ilerron; aies ind mltöinge-
solilOGsen in zahllos© Gosötze des Judentuma. Sklave
Mose
ist n..ii;lic5h = Arbeiter. Man bezeichnet ztxk bei
djm Worte: ewet nicht als Sklave, sondern als Diener
Ö»tte8, Und daruüi ißt die heutige Ueberaetzung des
awodim mit
heit>68t.
Arbeiter aachxalsch, da ewet« Diener
Bs liann gar keine Sklaven geben, weil ft'tt den
Menschen geschaffen hat und aus dieser Orerk^nntnie
resultiert, dass jeder Mensch als Menaoh gehalten,
geachtet und geehrt werden muss. Hier tritt schon
der NichtJude in den Kreis der sozialen pa ichtaa ein.
In der Gestalt des Hausgenossen, der diJ Arbeit ver-
rioiitet. Darüber hinaus findon wir im 4. Kreis
das Tier und im 5. Kreis den Fronden
Ea ist ausserordentlich interessant, daaa
ohnes weiteres in den Kreis der sozialen Pflichten dae
Ti'^r {üiteingesciaossen wurde. Jene Ganzheitabeziehang
habe ich schon am Aufting besprochen. Das Judentum
erkennt iteinen tiöhretischen Unterschied in der Le-
benberechtigung an. Das Tier hat die gleiche Lebens,
bereohtigung wieder Mensch. Wenn es uns nun aber
X.?,. gestattet, diis Tier z\i seh achten, um von ihm
zu leben, ao darf dies nur unter ^n-. besonderewiOe-
sichtspunkt geschehen. Und zwar im Hinbliok darauf,
dass wir uns erhalten müssen und es aus diesem arunde
einfach nicht ganders möglich ist. Darum muaste
aaoh in Palastina die Viehwirtschaft geschaffen wer-
den. Aber eine Einschränkung wird durch das öebot
§
i
4'
-17-
geinacWb : Tn sollst dem Tier niüht zu nahetroten.
»trüb er hmttuß hat lie ri'lunz ^rvolt die tjlöiohe
Bereoliti^'ung. Sogar It. ^rio^^e, wenn Du eine Staat
belagerst, hüte Dich eine. Frucht baux zu zer-
stören, ßö ißt una nicht fescat^et, Tiore zu
Süchten bzv;. prlan^en 7m vermischen, y^s hf?i33t:
Ui d vtai. aucli nicht .lün ,.;aulüücl iiüchten.
K., ißt uns al-oo verbotet;, eine Verwirruiig m der Na-
tur anzurichten. Ku hat siuh s^^auu bösartig heraus-
gi'<3tt»llt, wenn der küi;..ch aux Ocuna jein.r ;.- lö oen-
sohart in die N t4r eingegr irren hat. so z.B. hat
luan iu Australien r^afcteen eingerührt, die sich dann
Q
pciter aar Taaoondenvon Kilometeri- j.ortprlan*:6en, SO
daiä.. die . onschheit aeu. n.achtloß gögOüL: >ifc>rstan...
Man muusto dax^ ^iu .J.^inöu inüü^kt ( die L a U a e )
einrühren, das aie /.a^fteenen :. erstörte. Ss gibt
noeht» eine i.i.ni^ö anderer T)in,:e, die tiicJi i.uch rurcht-
barer auüwirkten, '.vonn der iien^^oh Vucöu.-htö ©iuzu-
greirai in den Gang der Natur.
Ich uücht. ir. di.öüa 2;ü£i;.;:.j.i nhang tr-
innern an dau hotrliche Qebot: Im ?• Jahr öuli auca
das Land ruhen, daa Babbatjahr , d enn da soll es
wieder aeni schüprer zurudLgüiiübeu worden. liiBrin
liegt cin^ uaen.lich- Klugheit. Ich könnte uir vor-
atcllcn, aaus ui i..er.achh.ut eines Tages darauf zu-
rückkum..t una den Boden e inig.' Zeit brach Ueijen lasst,
anstattl ihn iirjrier v;i..der nüt Kun^^tdünger zu befrucllfcen.
in der Bioel steht: iß 7- J^-hr soll auch
aas Lanarukon. Nicht nur der Men.cU, nichl nur die
Faraili^, -'-o^^ ^^^ ^^^- arb^itenuen hr^^rte aollen ruhen,
sondern auch d s Tier und d^s Laua sollen ruhen.
4Bt v.iriaich etwaä ,iuiz Bigoi artiges und was geschieht
hJi
«1
. X8 -
»
t
i
18 ist
denneifaentlich mit dem Sabbat?
*=■ rhythmisohea
Der Sabbat ist ein tiHwimtW* Pti nziip
das aus dem Kosmiüohon entnomihen ist. Die Sieben
spielt eine unerhörte Rolle im Kosmos. Dadurch,
dass die Bibel die Ruhe iaüÜMkk befiehlt, ausnahms-
los für alles, dadurch dass alles in einem bestimniten
Zeitabstand ruhen muss, wird eben wieder das Ver-
steife gelockert, wird der Mensch aus seiner Kultur
und Zivilisation wieder hineingestellt in den Strom
des unbewussten Werdens und Verg.-hens. Das ist Juden-
tum! Dieser Sabbat ist im Judentum geboren worden,
er be^^ieht alles ein in das jüdische Gebot
von aussarordentlicher Bedeutung, dass in den äusssren
konzentrischen rireis der absolut Premds, der uns nichts
anseht, miteinbezöget: wird. Es gibt ein Buch von
Bertonette, der versucht über die Stellung im Juden-
tum Klarheit zu schaffen. Bs ist bezeichnend, dass
er gerade dieses Problem ausgewählt hat und in-
teressant, welche Betrachtungen er anstellt.
Wnn einer sagt; Man kann nicht allen helfen,
so ist daswahrsciueinlioh eine Ausrede, dass er kei-
nem hilft, wenn Jemani nur für sich ist und nicht
auch für andere, waS bin -oh dann? so fragte schon
ein alxer weiser. Man muss alles mit allem ver-
knüpfen, und so muss man in seinem Sinnen und Dsmien
für sichsilst, für die ganze Familie,
zu seine.. Kreis gehören, gleichzeitig die ö edanken
verbindet, mit denj^nig^i , die uns scheinbar nichts
ai«ehen. Dieses genauer definiert:
ES gibt drei Arten von Promden:
1. 0er,
2. Ger tosohat,
3. Moohim
alle ^ di«
4
•
- 19 -
«Ihr sollt den Pretadling lieben, denn Fremdlinge wart
Ihr im Lande Aegypten". Dt-nn es wird gesagt: e» iat
nicht ein b^iebiger Fremdling, sondern e iner, der sidi
unserer Volksgeraeinaohaft angesoiilossen hat. Das ist
falsch. Der Beweis hierfür ist der Nachsatz: ^enn
Fremde wart ihr im Lande
2. hietb^i haben wir das toschat hinzugefügt,
aer toschat ist in der Bibel der Halproselyt, der nicht
nur bei uns wohnt, s o dern der sich schon den Sitten
angeschlossen hat und die Kultvorschriften einhält.
Bü ist dann naturlich s elbstver ständlich, dass dieser
gor toschat auch eingeschlossen wird in die sozialen
Gesetze. Bs geht deuUioh :.ervor, dass auch der Volks.
fremde miteingeschlossen v;erden muss und wir haben
zahllose Beweise dafür:
"Bu sollst den Fremd ing nicht bodr.icken, nicht de-
mütigen usr. Du sollst auch nicht ganz aberkten
auf Beinen Feldern, sondern etwas stehen lassen für
die schwachen, Witwen und ^raisen und den Fremaling;.
die 3. Art, der nochim, ist gleich « der
Volks- und Landfremde, der nur vorübergehend im Lande
weilt, etwa der Tourist, damals der Karawwienführer
usw.
notalm?
Um den braucht man sich doch eigentlich nicht zu küm-
mern, d«ner fällt unter das internationale Qesetz.
Oder schreibt das Judentum vor, dass wir uns docA
um ihn kümmern? Bs gibt e ine ganz herrliche Stelle,
in der deutlich zum Assdruck kommt, dass auch er ein-
geacÄlossen wird in das weltumspannende (Jefühl des
Jüdisch-sozialen. In Salomos Lied wird es folgender-
massen in Worte Tfiatt gekleidet: Auch der Fremde, d«
'^.-.
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kommt von einen anderen L».nde, der Dl oh nioht ktnnt,
der nioht zu uns gehört, v/enr. er kommt und vor Dir nie
derfallt, dann musjt Lus- uoh«eln Qebet erhörten. Hio»
wird deutliohder Pramde in den Begriff des ^«Idischso-
zlalen einbezogen, wenn er sich einfügt und in dioseq^
Larrie empfindet, wennsein aebet zu ö»tt aufsteigt,
dann erhöre ihn, denn auch ertragt Msnsohenantlitz.
Er ist eben einbezogen in allos, was Leben bedeutet.
Man muss zwar 3 Arten unterscheiden, aber sie gehören
alle drei ins Jüdisch-Soziale.
Uas 4. Gebot, das sagt: »u, dein Sohn und Toditer
etc. sollen ruhen und der Preradling, der sich in deinen
Toren aufhält, zeigt die gleiche Hioit ang. In die.er
facherung 11 gt die metaphysische Voraussetzung
dass ein G'tt mit seinem willen in den Ihnen vorge-
zeichneten Kreis des i'-osmos eingebrochen ist. und
dass dieser Begriff sich fächt^rt im Sabbatgebot. Hier
haben wir die Grund läge dessen, was man unter dem Oe-
ßiohtspunkt der Sthik als jüdi-.ohe Bthik auffassen kann.
was durchweht denn nun aas Gebilde des jüdischen Kos-
mos? welches Gefühlt herrscht hier? Hl.r lobt
der so oft ml ssverstandene Begriff der Ahawo, der Li«be.
Inder Tior- der Triebwelt besteht das Zerreifen,
das ^errisenwerden « der Kampf aller gegen alle.
Auch die Stechmücke, die den i^en^oiien in die Hand
sticht, ist etwa^ Göttliches, denn es ist docü €i gai-
artig, dass diese Mücke gerade das Blut des Mecsohen
für sein Portbestehen braucht. Das Judentum stellt
das Oogentoil der Scnmerzbereitung, das Mitgefühl mit
a llem Lebendigen gleich • Inneres Verbundonsein
mit all», also die Liebe als Hau ptf orderung In den
Mittelpunkt: Liebe Deinen Hächaten, denn er Ist wie Da-
H
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- 21 -
i)as ist der Aasspruoh* Das hois^t: Da bist in allem
enthalttn • Hier rinden wir einen Aasäruok, in dem
das Judentum und der Buddhikiiaus üidi berühren* Auch
der Buddhismus sagt: Da.ö bist Du, Du bist in alle».
Aber weitergehünct finden wir die Trennung: denn es
heisst: es tiönnto darin die Seele Deines Vaters vor
handen sein und hier liegt die strenge Trennung vom
Judentum* Denn hier 2ti gt der Buadhii;mus die passive
Ethik,
Brfullt von dor vmndi^rbir^n Luft des/
egrifÄ der ^'ahawo*' hab^a wir ;:ier das
♦ .♦.<
Oebaude dac Jüdisch-ethi jch Sozialen*
V/enn ich die Verbindung suchen soll mit dem
wari ioh vor 8 Tagen goi^^agt habe^ so m. ohto idi noch
wiederholen^ das 3 diu Proph^rten einmal versucht ha-
ben, die 613 Ge- und Verbote in v/enigor zusammenzti-
i'assen# Habakuk hat sie au#it einon einzigen Grundsatz
zurUcl-igarührt. Was bedeutet dxese Zurückiuhrung?
die 615 oe- und Verbote sind die Stützbalken des ju-
dinchen i^osmos* Aber os besieht die MÖglichk it
veilleicht die AtLioaphure gross und weit zu gestalten^
um wenigstens im üeisi. die ein^auue Grundlage zu er-
kennoÄ. üabaloik sagt: Der Gerichte lebt in seiner
Treue. 7/as ist gerecht? Es hat nichts mit unserer
Aui'facsung von^l^cht zu tun • Sj^ heisst: der rechte
Mensch, Dieser lien^ch ist deoUu^b reclit ^ ?/eil er tut^
was aus der metaphi^si sehen Verbindung l\ir ihn heraus-
quillt. In seiner Treue und seinem Glauben lebt er
nach den Worten: Emuno und zadik. Der Mensch muss
wissen^ um was es sich letzten Endei^ handelt» SB kommt
einrjsil d: s dunkle Tor an jeden h ran und hoffentlich
wird er dann nicht vom Scijniprz zerrissen und hoffent-
lich hat er dann nicht zu bereuen« Man muss leben
in seiner Srkenntnis and MUt haban zum eigenen Jüdi-»
soh«n »«ttertewuflgtBaln^
4
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loh kabe Ihnen vorhin in der Natur gozd gt, dass
ein zerreisen und iierriBennwarden besteht, jedoch
das Soziale ist von ö'tt goscJiaifen.wir betrachten
£i,ber dieseß Oei'ühl des Sozialen, daeauß uns ent-
opringtals ob es gana selbstveretandlich rein iridi-
sohen Ursprungs wa,re. V;ir empfindün es als selbst-
verBtändlioh,aus unserem Blute qulte nd und als Be-
weis daflir, dusü wir oinüm ganz bestimmten Typus
angöi&en: Den; j üa lachen T:^pus, der hier gafächert
vird zu di-ser Weit der Oanzhoit, von der ich Ter -
sucht habe, Ihnen ein Büd zu ^eben.
Nun wäre die Aufgabe die, dass ich versuchte
den 2. Schritt zu zeigen, der auch getan werden muss
aus deju Leben der sozialen Verbindung hinaus,
zu dem Leben, das einfach nichtximmer mit dem Begriff
der ahawo uniiittelbar in Verbindung steht. Bs fi^bt
no
oh andere Beziehungen, die nach strengem Recht
und Qesetz b<.*uanaelt werden müssen.
wenn z.B. ein Kaufmann Ware fortgibt und der
lÄufer kann sie nicht bezaiileu , dann kann ernicht
einfach sagen; sciifcni.e mir die Ware. Denn wenn solch
ein fall sich öfters wiederholen würde, so stünde
der Kaufmann bald seli.st vor dem Ruin. ES gibt
ein Leben, wo auch noch etwas anderes gelten muss,
als das was icu heute abond schilderte. Ss be-
stellt die ung.heure Gteft,hr: die prakti che weit.
Hat das Judentum di^se Kluft überwunden? Ich möchte
in & Tagen noch ijähores ^hnen über das "Jüdische
Recht" erläutern.
zum schittss möchte idi Ihnen noch ein
Beispiel anfuhren: Si© w issen, das^: das ChrlÄtafr-
toB ein gan» grosser Wurf nach der VollkommenWitt
IT
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- 25 -
indem es das Gebot dor Nächstenliebe in extremster Por«
yor den Menschen hinstellte, zugleich siit dem Obbot,
alles aut'zugebui , waa roan besitzt. Denn eher komnit
ein Kamel auroL ein Nadeöhr, denn ein Reidapr in *en
Himmel • Als diese Gebote aufgestellt v.'urden, war
WeltuntQrgangSBtimmung. Die F^chTolger di*^ser Lehr©
musBten iebon. Letjen heiijst; dass man dies« Prin24)i8n
nioh'u mehr durcriiü. hren kann und hier baginnt ein ungö-
hüurör KP-Gipf. Si. ist Qifi.-ntlunlioh, f estzustäi ien, was
für exnon weg das Christ rntura gefunien hat. Wir haben
kein RiJchx, irgondain Urtoi 1 zu fallen. Bewunderswert
ist, »X elohen Vlog das Christentum eingeschlagen hat. Bs
hat einen widerspr oh übarwinden müssen, der gescaicbt-
lloh hineingeraten ist. In wölohsm Zusammenhang steht
day praktische Leben mit don entfsrntasten Punkten
' die man vor Gericht tragen muss, mit dam was ich haut©
als soziale At^osplÜire des jüdischen Typus dar-
gcst lit habuj
Diese Art .vort werde ich ver; uchon, ihnen
am nächsten Abend zu geben.
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Das jüdische Recht
21.2.1935.
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L
i
Meine Uamen und Herren !
Ich möchte heute mit einet|pädagogi sehen Erörterung
beginnen.
unmittelbar nach dem Kriege ist ein neuer BegriÜ" in
der Päaagogik zur Herrschaft gekommen, der insbe-
sondere von den verdienstvollen Pädagogen Kerschen-
stein unterstützt, nicht gesclml'l'en, worden ist. Es
ist der Begriff der Totalität.
Was verstand man darunter?
Nun, stellen S^e sich einmal die Aufgabe vor, dass man
das System einer Kultur der kommenden Generation
überliefern will. Wie macht man das etwa?
Da hä die intellektuelle Schule, die alte Schule näm-
kich, einen Tfeg eingeschlagen, möglichst alle Kultur-
güter in die Schule hineingenoranen. Immer neues kam
hinzu, immer mehr mussten die Schüler lernen. Kam man
noch vor einer Generation mit 25 Wochenstunden aus,
so kam es bald auf 55 Wochen für den Schüler. Das
ist unerhört viel. Trotzdem hat sich herausgestellt,
dass auch diese Art Bildung nicht ausreichte, um die
Kulturgüter gegen das Verschwinden zu schützen.
Biese Art Bildung versuchte, den Weg des
Unviversalismus zu gehen. Man versuchte, jedem Schüler
möglichst alles zu vermitteln. Es gab vor 500 Jahren
universalgebildete Menschen, die alle Zweige der
Bildung beherrschten, öa^ ist in der Neuzeit nicht
mehr möglich gewesen, weil der Wissensstoff viel zu
umfangreich vnirde. Die Kultur lief Gefahr an irgend-
welchen Stellen brüchig und der Zukunft nicht mehr
überliefert zu werden.
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- 2 -
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«t-^
Denken Sie nur einmal an das wissen eines Ingenieurs. Auch
er muss ioh spezialisieren. Vielleicht würde sonst irgend-
eine v/ichtige Konstcuktion vergessen.
Da kam Kerschenstein auf ein eii^entümliches
Prinzip, und er hat im Jahre 1917 eine Schrift veröffent-
licht, in v;elcher er dieses eigenartige Prinzip beleuchtet
hat. BS hate nämlich gar keinen Zweck, einem Menschen
die gesamten Kulturgüter zu überliefern. Der Mensch hat
gar nicht alle Kärfte, um sie zu versteh. n. Nicht jeder
ist z.B. musikalisch begabt. Wir müssen uns auf den
S+andpunkt stellen, datis jeder Mensch bestim te Kräfte
hat, eine bcstiramte Kräftekonstellation besitzt. Polfe-
lich muss man nicht danach streben, dem Menschen alle
Kulturgüter zu übermitLeln, sondern entsprechend seinen
Kräften sich möglichst alle BEulturgüter total aneignet,
die er verstehen Iiarin. Man häaft nicht einem Menschen un-
geheure Mengen von ftingen auf, man greift nur Kultur-
güter, die uns angemessen erscieinen, heraus. Bö ent-
steht eine Bildung von inner her. Diese Bildung, die wir
uns nach Aneignung dieser Kulturgüter erwerben, ist
nicht mehr universal sondern total« von den Kräften aus,
und sie geht aus, von dem, was die Wissenschaft gefunden
hat. Diese Art totaler Bildung, dieses Streben nach To-
talität,hat eine unerhörte Bedeutung gewonnen. Die Wissen-
schaft hat schon Jahrzehnte vorher gewusst, was eigent-
lich iLommen wird, was innerhalb der pädagogischen Wissen-
schaft an neuen Tragkräftigen und Beherrschendem auf-
tauohön wird. Diese totale Bildung, dieser Begriff der
Totalität spülte schon eine Rolle bei den Erörterungen,
die ich Ihnen in diesem Winker vortrug.
Ich will Ihnen nicht einen Ueberblick
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- 3 -
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über aaa Sysxem awö Juaentums von aussen her güoen. Das
wäre ein Unternehmen, das man nicht ohne die Kenntnis
der hebräischen Sprache, in der ja alles geschrieben
ist, vornehmen könrxte. Viel wichtiger ist es heute
in Bezug auf das Judentum totale Kenntnise zu vermitteln,
von der Gestalt des Judentums. Ich versuchte in mei-
nen bisherigen Vorträgen Ihnen ein Büd zu geben von dem
Wesen des Judentums, vom dem, v/as zum jüdischen Typus
4
gehört, nämlich ein ^nz besonderer Mensch.
T7as gehört nun zu seiner geistigen und seeli-
schen Wesensg stalt? Aui' diesen weg habe ich meinen
Vortrag gestellt.
Heute vor 8 Tagen habe ich ein Kapitel angefügt
über die jüdische Ethik.
Heute will ich vers^uoh^n, Ihnen einen Einblick
zu geben in Totalitat des Judentums, und nicht ein Sammel-
surium von Din^-^en bringen.
« V/as stellt eigentlich sich das JXitentum vor,
wenn es an den ßegrifi' der Ethik denkt?
3Da habe ich Urnen ein Bild, vielmehr ein Schema,
an die Tafel gezoichhet,und iioh will es wieder tun, weil
ich heute darauf weitergehen muss. Ich habe gesagt,
das Judentum stellt die Welt sich vor als eine geschlossene
Einheit, einen Kosmos im geistigen Sinne. Ich sage nicht,
in welchem äusseren wissenschaftlichen Sinne, denn diese
Frage wurde schon so oft klargestellt.
"Am Anfang schuf a«tt Himmel und Erde" , dieses
ii^t das erste Wort der Bibel.
^.t
*•*
- 4 -
d X uue z. ö 1 üUliUXig :
*.'
Mit diesem Sabbatgebot hat uns a«tt etwas Eigai tümlidies
gegeben. B liarntlich endet die Schöpfung damit, dass
Q-itt wie es die Bibel ausdrückt , am 7» Tage ruhe.
Das darf man sich nicht vorstelloi, wie etwa bei den
Menschen, denn das ist ja nur die menschliche S^rac^.
ES wird ja imu:er betont, dass die Thora spricht in Wort.d.M
Wir müssen den Sinn dahinter erkennen. Der Sabbat ist
im Ewigen, im Reich des Kosmischen eingewurzelt. Von
diesem Sabbat sttahlt das Ruhegebot aus in sozialer Wei-
se. Ruhen muss Mann und Frau, Kreis der Kinder, Viel
Knechte und Magd und alles was dazu gehört; sogar der
Fremdling, der in Deinen Toren weilt.
ich habe heute vor 8 Tagen ein Vergröberung ange-
ln Yv'irk-
zeigt, weil ich nur eine Familie angegeben habe,
lichkeit beruht die Menschheit nämlich nicht aui* einer
j^milie, sondern aufzahllosen Familien. Wir müssen
uns nun das Sabbatgebot nicht ausgestrahlt denken über
die ganze Erde mechanisch verteilt, sondern nur auf
die Familien beschränkt.
Gestatten Sie, dass ich diese 7 Bezirke säulen-
haft nebeneinander zeichne . Diese 5 Säulen, auf die
der Sabbat ausstrahlt, sollen die Familie repräsentieren,
auf denen sich die gesamte Menschheit geschlossen, uni-
versal aufbaut, ich habe dargestellt, wie das Sabbat-
gesetz ausserordentlich merkwürdig formuliert ist, und
die Heimat dessen ist, was die jüdische Ethik ausmacht.
Beim Sabbatge^etz heisst es »ML> d.h. Mann und Frau zu-
gleich, BS ist etwas Eigentümliches; jedoch die eigent-
liche Voraussetzung ües Judentums, dass nämlich der
Mensch aus zwei Teilen besteht. Darum: "es verlasse
der Mann Vater und Mutter und hange dem Weibe an, dass
K^
*.'
- 5 -
sie v/erden zu einem Fleische. Mann und Frau gehören zu -
sammen, wie zwei Teile. Und es heisst nicht; Die Frau
x:
« •*
•«•^;<»;^
ist dem Manne gleich -Stellt, denn das WLire eine falsche
Betrachtungsweise. Also ist die Fragestellung: Ist im
Judentum die Frau» untergeordnet oder ist sie dem Manne
beigeordnet, f;u.lsch. (Gelobt seist m Ewiger, dass Du
mich nicht zum Weibe geschan'en hast, bezieht sich auf
andere Gebiete). Man müss diese Vorschrift betrachten
unter dem einzigen Gesichtspunkt der Bibel. loh habe
schon zu Anfang herausgestellt, dass Mann und Frau zusam-
men ein Mensch sind. Aber so« wie wir verschiedene Or-
gane haben, die alle einen anderen Zweck erfüllen, so
hat innerhalb des Organismus Mensch die Frau andere
Aufgaben als der Mann; aber beide zusamen haben eine
grosse Aufgabe, nämlich den Menschen zu bilden.
V/enn Sie bedenko-n, dixi^s gesagt werden ist,
: Am 7. Tag- sollen ruhen Du, Dein Sohn und Deine Toch-
ter usw. und die Frau wird nicht erwähnt, so bedeutet
das, dass sie eingeschlossen ist in das wunderbare,
grossartige "DuH. 3)as Judentum fordert, dass die Kinder
die Autorität der Eltern anerkennen. Auch die Eltern
sind verpflichtet, den Kindern gerecht zu wenden, also
ist auch das gefeenseitit. Das Judentum gestattet nicht,
dass das Küken sich klüger dünkt als die Henne, gestat-
tet aber auch nicht, wie in jenem Falle bei einem Neger,
der, als ihn sein Sohn im Schlafe c.urch sein vor der
Tür vollfuhrtes Kriegsgehöul störte, einfach erschlug.
Das ist nicht gestattet. Es ist hier wiederum ^enes
gegenseitiges Verhälntnis: Kinder und Eltern gdiör en
zusammen, ebenso diejenigen, die mit uns arbeiten:
Knecht und Magd. Wir dürfen sie nichu unterdrücken.
da ist das gemeint, was man in der Welt als Sklaven
bezeichnet*
- 6 -
Der nicht jüdische Arbeiter, auch er rauss am Sabbat ruhen.
Durum d.uri'te im Altertum e n Jude eint-n nij ht jüdischen
Sklaven nicht mehr an ein.n NichtJuden weiterverkaufen,
weil er sich durch die Eingliederung in den jüdischen
Lv^hensbezirk ein Recht aur die Sabbatruhe erv;orben hatte.
Hierdurch ist etwas Totales nicht Universales zusamiuenge-
leimt. Das Vieh ist ebenfalls eingeschlossen in diasas
Ruha^ebüt, donn der Gferechte kennt die Seele seines
Viehs. Der wahre, der rechte Mensch kerjQt eben zu-
gleich auch das Geheimnis des Seins.
An dieser Stulle habe ich auf die Verbindung
mit der buddhistischen Lebensauffassung hingewt^i^sen.
Es gehört mit zum Judentum, alles gl ich mitzufühlen und
wir spüren alle die Tragik. Unsere Propheten haben es
schon gesagt, dass auch wir dem Tier gegenüber grausam
sein müssen, v/enn wir es schlachtüL. müssen, um es zu
verzehren^ wie aber sollten wir Mensdi en s onst legen?
w Am Ende der Tage wird diu Zeit konirnen, da wird grasen
nebeneinander der Löwe and die Kuh una ein Kind wird
ß.tzen an der Höhle des Baselisken* '» Dieser Traum des
Propheten gibt die Zielrichtuing an* IQass wir haite noch
nicht scM^eit sind, daran ist eben unsere begrenzte kensch-
heit schuld.
Auch der Fremde gdriört zu diesem Lebens kr eis »und
auch er gehört L.it in da^ Ruhegübot.
ti 3)er Fremde, der in Deinen Toren weilt'», denn auch er
ist ein Mensch. D^^-s ""udentum geht aus von der Voraus-
setzung der Gleichberechtigung aller M nschen, die ja
abstammen von dem Menschen, der gebildet ist aus zwei
Teilen«
loh habe Ihn(^ aufgezeichnet und erklärt, dass
dieser Kreis Mose erfüllt ist von dem Gefühl der t»ahowo".
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- 7 -
der Liebe. Nun entsteht aber eine zweite Präge:
«Wie»» soll ich das tuen? VTenn es h isst: Liebe Deinen
Häohsten Tide Dich selbst, -Bükl ich ihm dann um den Hals
fallen? Aber darüber hinaus meinen wir, dass es ge-
schäftliche Beziehungen gäbe, bei denen es unklar ist,
wie man sie nach dem Prinzip der Liebe gestalten soll.
Z.B.: D©T Bauer produziert und muss verkaufen, sonst
kann er nicht leben. Kann man das irgendwie nach dem
Prinzip dieser Ethik klären und bel-uohten? Es gibt
in jedem Gemeinschaftsleben ein System des Rechtes und
der Rechtsbezibbungen. Wie hat das Judentum diese
Rechtsbeziehungen aufgüi'asst, diese grossen Fragen gelöst?
Im Leben gibt es etwus Profanes und es ist keine Lösung,
des Problems, wenn das Eiitische eingeschlossen wird in
das G'tteshaus, sondern eine Durchschneidung des g»©di-
schen Knotens. Wir spüren ganz deutlich, dass nur der-
jenige unter religiösem Gesichtspunkt seine Auf gäbe d enk-
massig gelöst i.at, der den uebergang findet zum gesamten
leben.
Wie hat das Judentum diese Beziehijngen aufge-
fasst? ich könnte Ihnen heute abend ein System des jü-
dischen Rechtes darlegen, jedoch möchte ich Sie auf-
merksam machen auf ein werk, wo Sie sich orientieren
können und wo alle Sttollen angeführt sind, die hierfür
eine Rolle spielen. Es ist das 5 beendige werk, die
Lehren des Judentums von Bernfeld, der erst vor kurzem
seinen 70 Geburtstag feierte. Nun ich will die Frage
nicht systematisch erörtern. Ich wiil nur sagen, dass
das Judentum natürlich ein ganz grosses System des Rechts
aufgestellt hat. Es gibt z.B. Vorschriften über: die
Einsetzung von Gerichten. Richter, über Offenbarungseid,
Rechtsspruch, Zivilverfahren, Strafverfahren etc. Sowie
Rechtssätze über Sklavenrecht, Vormundschaft, Beitrags-
>*
- 8 -
pflioht für gemeinsame Zwecke, aerztliche Hilfeleistung etc.
Dann auuh Masse und Gewichte, Familienrecht und besondere
Vorschriften für Armenpflege. Alle di..se Vorschriften
sind nicht etwa aus der neuen Zeit hervorgewachsen, sondern
wir sie alle in dem grossen System unseres Talmud.
was beaeutet er? Die Thora, die Lehre ist die Ur-
quelle, das v;ort G'ttes. Doch steht im neuen Testament:
nomos = Gesetz und es heisst, die Juden leiden unter der
Last der Gesetze. Man stellt sich vor, dass die Juden
eingeengt werden durch Vorschriften, das ist aber nicht
gerecht.
Judentum ist Thora, d.h. Lehre. Sie ist Ausdruck
unseres eigenen V/esens. Sie ist nicht e ine Last, sondern
innerhalb der unendlichen Binsamd.eit ^^l^i^^ ^^^^
Erleichterung, eine Hilfe, etwas Grossartiges ;/trotz des
Umi'anges ist sie kurz formuliert.
Auch das Sabbatgesetz. ¥as soll man darunter
verstehen? Wie soll man ruhen, darf man z.B. überhaupt
nicht aus dem Hause, darf man eine bestinmte Kilometer-
zahl vielleic.t nur gehen etc. Das steht nicht dabei.
Darum : Es muss neben dem schriftlichen Gesetz ein münd-
liches Gesetz nebenhergehen. I^s Mündliche durfxe nicht
aufgeschrieben werden. Warum? Damit imn.er der Uebergang
da war von dem schriftlichen, formulierten Gesetz zum Le-
ben, wenn man nur ein schr.ftliches Gesetz hat, so be-
steht die grosse Gefaiir, dass man innerlich erstarrt, dass
n^n sich überhaupt nicht mehr dem Leben angliedern kann.
ES Ron^t nicht darauf an, dass ein Gesetz besteht, sondern
dass der Mensch im Leben bestehen kann. Der Sinn der
. -,^+.--n„v,„ rrfthpn Eitsteht Z.B.: Bi darfst
Thora muss in Erfüllung gehen, Hi- » «-«
•»^
- 9 -
einen anderen keine Zinsen abfordern. Und wenn Bu
ein Dar lehn gibtst und es kommt das 7* Jahr, so ¥er-
lischt der Anspruch
Die Juden v/aren ein Bauern-
volk und man ooll dem Bauern nicht Zins abrordern,
sondern es ihm schenken, wenn er es im 7« J£»-hr nicht
zurüci geben kann. Allmu-hlig hat sich aber der Kauf,
mannsstand en;.w- ekelt. Es gab auch betrügerische Man-
schen, die es sich zu Nutze machte? , dass das ]3arlehn
im 7. Jahre, wenn es nicht zurückgegeben werden konnte,
verfiel und darum wollte niemand mehr G-eld ausleihen,
auch nicht an die Notleidenden.
Der grosse Hillel iiat da die Vorschrift
getroffen, dass der, der nicht will dass sein Darlehn
verfällt zum Gericht geht und sagt; ich will nicht, dass
mein Barlehn verfällt. Auf diese y^eise bekamen die
Notleidenden wieder Geld, zugleich aber und das ist
die unerhörte Klugheit des jüdischen Gelehrten, war
man gegen Betrüger gesichert. Der, der die Armen be-
schenken wollte, hat.e die Möglichkeit dies zu tun, in-
dem er einfach nicht zum Gericht ging, wodurch er dem
Notleidenden das Dar lehn geschenkt hatte. Der Sinn
wurde verwiriaicht während d-.r Buchstabe beseitigt
wurde.
Ein grosser Rabbi, der vor 1000 Jahren ge-
lebt hat, Rabbi Ger schon in Mainz, hat auch grosse
V/erke vollbracht. Die mündliche Lehre durfte nicht
aufgeschrieben werden, damit das schriftliche Gesetz
angepasst werden konnte dem Sinn des Lebens. Der
ginn des Gesetzes musste erfüllt werden. Nun kam aber
die Gefahr, dass das mündliche Gesetz verloren ging.
Inxolge der Kriegswirren, die über Palästina gingen,
hatte» man keine Zeit ins Lehrhaus zu gehen und es
-/o
«w^
war w gi ich, dass die mündliche Lehre in Ver-
gessenheit gereitjda die Röi er, die das Judentum
4n der 17urzel ausrottu,n v;ollten, die jüdischen Iland-
lu! gen und das Studium der Thora mit Todesstrafe be-
legten. In dieser Notlage blieb nichts anderes
ixKk iibrig als auch die mündliche Lehre zu fixieren. =
Mischna, die Vfiederholung und nun haben wir ja etwax,
was der Erstarrung anheimfallen kann. Da kam aber
wieder etwas aus dem jüdischen Typus heraus: Biese
Mi s dl na wurde diskutiert in den Hochschulen Palästinas
unü Babyloiiiens. In Babylonien wurde diese münd-
liche Lehre diskutiert und e s wurden Protokolle
niedergeschrieben = G-emarah und im Zusainmeniiang
mit der i.iischna = Talmud. Da stuht z.B.: Rabbi sso-
undso htot das und das gesagt und Rabbi so und so hat
das und das gesagt, jedoch ist eine Entscheidung
nicht getroffen worden. Man hat Auswege gewählt,
dass man diese Mischna wieder aufgelockert hat und
man hat Thesis und Antithesis gegenübergosuellt und
dem Leben wie es ist Bin^ng verschafft. Im Leben t-
steht die Behauptung und Gegenbehauptung, das Leben
muss f Hessen können, und das Leben ist nie starr.
Man hat eine ^; rossartige Mei st er le istung vollbracht,
man hat zugleich das Leben und das Fixierte. Später
hat man inmer wieder den Versuch gemacht, aus dem
Talmud das gesamte Rechtssystem herauszuziehen für
alle Zeiten. Der erste war Maimonides, der »or 800
jahron ein herrj iches wissensctoftliches Werl ge
schrieben hat. Wenn wir seinen Geburtstag i^.^^f em
Jahre benen, so begehen wir den aeburtstag stss mo-
dern ün D.nkers und Wi.:.s.nschal^lers. Arba turim ist
sein höchstes werk, ein kov^mentar dazu, das das ge-
s mte Rechtssystem der damiligen Zeit erörterte und
ft.
- 11 -
^<
zurückführte auf die Grundst .-llen. Aus diesem Kommen-
tar ist der Schulchan Aruch entstanden und seither haben
wir kein grosses Werk mehr, dass die Rechtssatze zu-
sammengerasst und angewandt hco-tte auf die Gegenwart.
Wir finden dort eine grosse Plut von Antworten und
Prägen und einen Zusamm-nfeang zu dem Strom des Lebens
bis auf den heutigen Tag. Hier ist praktisch entschie-
den worden, was das Judentum zu dem und dem Umstand,
zu der und der also jeder Situation sagt.
Ich habe Ihnen nun einen lieber blick gege-
ben über den Pluss des jüdischen Leb.^ns und Erlebens,
soweit man .s sehr ftlich verfolgen k^nn. Ich wollte
Ihnen jedoch kein Universalsystem des jüdischen Rechts
.eben, sondern Ihnen nur das ^^/erk andeuten, dass Ihnen
jederzeit zur Verfügung steht, und ich glaube, wir haben
es sogar in unserer Jugendbibliothek zum Ausleiehen.
Die Frage, die ich stelle ist nun die: welches ist
denn eigentlich der innere Kern, aus dem die jüdische
Rechtsauffassung fliesst?
Ich will Ihnen kierzu Beispiele geben, die
deutlich machen, was ich nur mit Begriffen formulieren
kann. Da muss man ausgehen von einem Satz, der sehr
zum unrecht dem Judentum falsch ausgelegt wird;
««Auge um Au^e. Zahn um Zahn!"
Wir wissen, man hat schon oft gesagt, das Judentum, sei
grausam. Wie k^nn man vorschreiben, dass wenn jemand
A, ^^ «i-iocrA=5Phlaf>en hat, ihm wieder
einem Menschen ein Auge ausgescniagen ua ,
ein Auge ausgeschlagen werden soll?
•W enn jemand nun nicht richtig orienteirt
ist üb.r das Judentum, dann wird er fragen, wie Liann
ich mich nur deswegen verteidigen? Packen wir ruhig
den Stier bei den Hörnern; Dieses Wort : Auge um Auge,
und Zahn um Zahn, ist ein nerrliches ©thisch-rechttlches
- 12 -
Pathos. Die Grundlage, auf dem alles Recht unserer
Meinung sich aufbauen kann. RQOht bedeutet nicht,
Erbarmen mit jemanden, sondern Recht bedeutet, das
sorgfaltige Abwägen gegeneinander, was der eine getan
hat und was di Reaktion daraur ist.
Was versuchen denn die Richter in der V/elt?
Sie versuchen, eine angemessene Sühne zu aciiaffen,
das ist doch dasselbe, wie auch im Judentum: Auge um
Auge, Zahn um Zahn. Es gibt nämlich eine Kultur, wo
das gleiche ^7orte steht. Namlidi bei den Babyloniern.
In dem Gesetzbuch des Hamniurabi, dem ältesten, das
wir besitzen, steht: wenn ein^r einem anderen eine
Hand abhackt, so soll audi ihm die Hand wieder abge-
hackt werden.
Diese Formulierung ist in der Bibel übergegangen
ind dem Wort: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Die hebräi-
sche S.^rache ist semitisch und wir verstehen sie nicht
feeaau. Die Hebräer -aaen nicht eine neue
Sprache erfunden , obwohl sie eine neue Schrift, wie
^ haben,
Griuane behaupLet, erfunden und die Griechen haben ihre
cX X ö '»^
Schriit davon abgeleitet. Die Juden haben nicht eine
neue Sprache geschaffen, sondern das Semitische benutzt.
Man weiss ja gar nicht, wie oft man sich im praktischen
Leben mit biblischen Red.wuüdungen ausdrückt. Man
findet noch heute sehr viel. Bibelverse überall. Z.B.
' bei dem neu erschienenen Buch: Das Herz ist wach,
v;er denkt daran, dass dieser Titel schon im nH.he.Lied"
s.eht und zwar: Ich scnlafe, aber mein Herz ist wach.
ES ist ein Ausdruck, der uns der deutschen Sprache ab-
solut angemessen erscheint , und doch handelt es sich
um einen Au. Spruch in der Bibel. Stellen Sie sich
einmal ein sprachphilosophisches Sx^Ärnaadc Problem
vi,r: Man will ausdrücken, dass die Beziehungen zwischen
Mensch und Mensch, Familie und Pamiüe, Volk und Volk
- 13 -
auf absolutem Recht beruhen müGSsn. Y/ie sollte ein
damaliger Mensch in jener -^eit denn in der semitischen
Sprache ausdrücken? Damals ist man daraui' gekommen,
dass man die Pormulieruüg des Semitischen benutzt hat;
So wie ein Mensch getan hat, soll ihm wiedergetan v/er-
den. Der Talmud, die mündliche Lehre, gib^ den
Sinn der nichtrixierten Schrill: an und zv/ar: V/enn einem
jedem soi getan werden soll, ..ie er selbst getan hat,
so ist es bei einem Einäugig -■n,der einem Zv/eiaugigen
ein Auge schlägt, doch nicht dasselbe, v;enn man iiim
nun das eine Auge ausschlagt. Darum kann nur ge-
meint sein: Wiedererstattung des erlittenen Schadens,
soweit dies möglich ist.
Und der Talmud weist weiter ciaraut hin:
Es steht ausdrücklich in der üibel: Wer einen Men-
schen erschlägt, dess Blut soll wieder vergossen weiJ-
den. Bu sollst keine Bestechung annelirnen, kein Löse-
geld nehmen von dem, der einen Menschen erschlagen
hat. Was bedeutet denn nun diese Unterstreichung?
Wenn aber cir.er einem anderen nur ein aiied verletzt
hat, dann darf man Lösegeld nehm, n? Nur also. für den
Mord kein Lösegeld! Daran besteht kein Zweifel.
Das ist massgebend dafür, wie d«ie So-.-'lle der Bibel
aufzufassen ist, jene uralte Erklärung dew VoMces,
dase die mündliche Ueberlieferung hat. Massgebend da-
für ist r.ur der Talmud, und das Wort: Auge um Auge,
is^ nur so aurzufassen, dass man Geldersatz geben
das man deti anderen geraubt hat
muss für das Glied, aber kein Geld für len Mord.
Ben unterschied in der Formuli.^rung der Thora
und des ilammurabige^etzes kann ich Ihnen an e in an
Beispiel erläutern:
Im Hanmnarbi-Gesetz s.eht: Wenn jemand ein
Haus baut, und es stärzt ein ziögölstoin hernieder
- 14 -
und ersohlLgt ein Kind, dann wird das Kiud des
Baumeisters wieder getötet. Hier haben Sie ange-
v/andt die wir lidae Wiedervergeltung: Auge um Auge.
In dieser.. Punkte aber sagt die B bei: Damit man
nichtirrt, muss Verständnis entstehen: Yüter dürfen
niüh. um der Kinder willen und Kinder nioht um der
Vottar willen sterben, jeder stirbt nur l'ür seine
eigenen Schuld. Die Thora wendete sich gegen die
herrschende Bedeutui g des ursemitischen Reohtscitzes .
Nun entsteht die weitere Präge: V^enn die G-rundlage
des Rechtes eben di.ses "ajin tachas a^in" ist,
dieses vollKommene angemessene Vergeltung, wer muss
dann eigentlich dieses Recht durchführen? V;ie soll
man es durchführen? Y/ie konmt es nun eigentlich,
dass das Judentum aus seiner Gei^ra-mtauffassung der
als eines geistig-seelischen Kosmos
Welt/zu diesem Grundsatz : Auge um Auge, komint?
Wir könnten griechische Begriffe für die Atii.osphäre
dieses Kosmos nämlich Harmonie= Scholaum anwenden.
Wir bitten viel um scholaum. Wenn wir davon spre-
chen, was O'tt seinem Volk geben soll, so sagen
wir: G'tt gibt seinem Volke w.a.;ht, indem er ihm
Frieden gibt. Es ist eine Harmonie mit allem Sei-
enden. Der, der ein Unrecht begeht, zerstört diese
Harmonie und v/eil er sie zerstört, muss sie wieder
hergestellt werden, sonst klafft eine Wunde im
Dasein, die nur geschlossen werden Icann durch
einu angemessen« Sül.ne. Aus diesem Grundsatz heraus
entstand das "Auge um Auge".
und wie soll er durchgeführt werden?
Uas' Judentum hat einun eigentümlichen Grundsatz auf-
gestellt: Nämlich durch Zeugen. Ich spreche vom
Straf recht überhaupt.
. 15 -
V/er ein Verbrechen begangen hat, der kann nur
gerichtet v/erden, v/enn zwei Zeugen sagen: V/ir ha-
ben gesehen, dass er das und dss getan hat und
dann entsteht noch die Frage: Wer w irft den ersten
Stein? Es gibt keinen Henker, der angestellt wäre,
und die Zeugen müs^ en die ganze Verantwortung
übernelimen.G-eständnisse tuen gar nichts zur Sa-
che, und deshalb -::ibt es im Judentum unmöglich
eine Folter. Diese hätte gar keinen Y/ert, da sie
ja nur versucht, eine G-eständnis zu erpressen.
Auch Indizienbeweise sind wertlos, nur die Zeugen
sind ausschlaggebend. Der Talmud drückt sich
in einfacher Sprache aus.
" ,Yenn R üben z.B. dem Schimon mit einem
gezückten Messer nachgeht und Schimon ist in eine
HÖhie geflüchtet . Und wonn dann Rüben mit einem
blutigem Messer aus der Höhl er wieder herauskommt,
dann kann man .hn doch nicht veiJurteilen, sagt
dann der Talmud. Denn es bosteht die Möglichkeit,
dass Schimon gestürzt ist und selbst in das Messer
hineingefallen ist. Also - wenn Keine Zeugen für
diesen pall da sind, kann Rüben nicht zum Tode
verurteilt werden.
Es müssen auch zwei zeugen stets sein, denn
einer hat gar keinen \Vert. Zwei Zeugen könnte
man getrenr.it vernehmen. Bin Zeuge gilt nur im
Ziv«ilrecht, aber au.h nur dann, wenn er vorher
einen Eid gzschworen hat, denn der Eid bedeutet
den Juden unendlich viel. Der Jude soll nämlich
nicht oft schwören, nicht G'tt anrufen, lieber
ein unrecht auf sich nehmen.
So iiann ich ihnen aus der Wirklichiceit
eine Begebenheit berichten:
- 16 -
Bin Mann hat aui* einige hundert Mark verzichtet,
obwohl es nur eines Wortes bedurfte, um den Pro -
zess zu ge, innen. 3r hat gesagt: Ich nehme wegen
Geld nicht den Namen G'ttes in den Mund, und er
hat nicht geschworen. Wennman nun bei Gericlt
bei einem Zivilprozess der., einen den Eid zuerteilt
hat, so ist dies ein scharfes Mittel. Beim Straf-
prozess gab es nur die Möglichkeit von zv/ei Zeugen.
üTrotzdem in der Bibel viele Dinge mit der Todes-
strafe belegt worden sind: wer z.B. Vater oder
Mutter flucht, der muss sterben, oder wenn Eltern
ein^n ungeratenen Sohn haben, co müssen sie vor
Gericht gehen und Anklage gegen den Sohn erheben,
so dass der Sohn dann gesteinigt wird (aber welche
Eltern werden denn dus tun?) trotzdem es ßo ist,
hat das Judentum etwas ^anz Eigentümliches getan,
und hier komrt eine ganz merkwürdi/e Seite des
jüdischen Typus zum Ausbruch. Und zwar: bei der
Zeugenaussage müssen die Zeugen aussa-en: Wir haben
es gesehen, jedoch genügt das zum Verurteilen nidit,
sondern sie mussten hinzufügen: wir hatten ihn auch
verwaimt. Und wenn er dann go^sagt hatte: Ich
tue es trotzdem, dann war er todesschuldig.
Auf Ehebruch steht auch Todesstrafe beim
Vergehen mit einer verheirateten prau. Hier vor-
her zu verwarnen, ist doch iiaum zu konstruieren.
Bei dem Fall des Schli:.gers und Säufers müssen
Vater und Mutter direkt zu Gericht gehen. Da nun
aber Vater und Mutter nictit zu Gericht gehen werden,
0 hat man praktisch die Ausführung der Todes-
strafe in diesem Falle unmöglich gt.macht.
Der Talmud hut z.B. formuliert, dass ein
Gericht, ds^ss im Verlaufe von 7 Jahren ein
s
- 17 -
Todesurteil fällt ein mördericch s &erioht sei.
Warum? Nun, '.venn Si mich* rauht verstehen, so
wird ILuen sicher eine Erleuchtung in aieüeu. Falle
wegen des Grundaatzes: Auge um Auge, kommen.
Man hat die Todesstrafe unuiö glich gemacht, weil
die G-rundlage des Jüdischen Rechts ist: Die Ver-
geltung. Y/er kann denn alü Mensch die Gev;:üir
übernehmen, dass das wus v/ir einem .lenschen antun
wirliche Vergeltung, vollkomruen angemessene ver -
geltung ist? m der Theorie wird die Todesstrafe
gefordert, praktisch aber unmöglich gemacht.
ES steht z.B.: Bu solls. das Recht eines
Armen nicht beugen in einem Rechtsstreit.
Das kön..en wir psychologisch so vexsxuhea:
Bin Armer, der kein Geld hat, ist ein unangesehener
Mann. Sein Recht wird man bald beugen können.
Du sollst abur auch den Armen nicht in s einem Streit
begünstigen, st.ht.auch. T/o findet man das noch
einmal in der ^^elt? T/elche Ei,:>^nschaxten muss die-
ser Typus haben,der eaiem Armen Recht geben kann,
auch wenn er unrecht hat.
Trenn nun wirklich jemand hinger i eint et wor-
den ist, dann lautet die Vorschrift: Sein Leich-
nam darf nicht üb r N^.cht dort hangen bleiben, denn
es wäre eine Beschämung für G'tt, da der Mensch
in seinem Ebenbilde geschaffen ist.
Hoche schrieb* z.B., dass im Mittelalter
überall auf den Hügeln die L.ich.n der Hinge-
richteten herumhingen.
Das Judentum ^edoch sagt: Wenn es schon
einmal soweit gekommen ist, dann nimm den Leich-
, vo.,^..v,rt ihn Wir sehen auch in diesem
namab und begrabe lan. w-l»-
Punkt, väe die Rücksichtnahme auf das strenge
- 18 -
Recht die Grausamkeit verhihdert. So kommen v/ir
zu merlwürdigen Begrixlen im Judentum. Man UiUSs etwas
tun, dasc innerhalb der Reiha der Ordnun^^ des stren-
gen Rechts steht. Es ist sehr instruktiv und ich
VI
ill fhiaen dafür ein Beispiel aus dem Talmud wört-
lich wiedergeben. Sie v/erden merken, dass der
Talmud eine eigenarti^^e, stenographische Sprache
hat. Sie bekommen den Eindruck, das. es wirklich
aus den Quellen unmittelbar hervorleucht öt.
Tralrtat Sei oe 30 B. , Barbe lüezia. Es steht
dort eine Geschiclite, die sich zugetragen hat. Es
handelt sich um Rabbi Ismael, Sohn des Rabbi Jose,
ein alter sehr beleibter Mann, der nicht mehr schwer
arbeiten ..onnte. Dieser Rabbi gihg einst auf dem
Wege und da be.^^gnete er einem Manne, der ein ilolz-
bündel trug. Das musste schwer gewesen sein, denn
der Mann setzte das Bündel ab, verschnaufte und
sagte zu Rabbi Isamel: "Hilf mir das Holz wieder auf-
nehmen". Das war für den Rabbi sehr schwer, denn
er ixfcnnte sich nicht bücken. 7fas sollte er nun tun?
Wir v/ürden s ar^en: "Ich Kann es nicht!" Aber Rabbi I.
hat folgendermassen gehandelt :Br fragte: \'/as kostet
denn das üolzbündel. Der Mann sagte:" 1/2 Sous",
Darauf gab ihm Rabbi J. den halben Sous und erklärte
das Holz für "hefker" = herrenloses Gut. jeder,
der es findet, kann es in Besitz nehmen. Kaum
hatte er das gesagt, da versuchte der Alte wieder,
das Holzbündel aufzunehmen. Da gab ihm Rabbi J. wieder
V2 Sous und sagte wieder, das Holz wäre hefker. Aber
er sagte dabei: Nein mein lieber i^'reund, dieses Bün-
del ist hefKer für alle , nur nicht für iJich.
- 19 -
in Babylonien iiit dieser Fall bearbeitet worden.
Da sagte einer der Schüler: Rabbi J. war doch
ein alter Mann und es ist doch selbstverständlich,
dass es seine Ehr eni cht erlaubte, so etwas zu
tun. Darauf wurde ilim zur Antwort gegeben:
Rabbi J., aer Sohn dos Rabbi Jose, hat gehandelt
übur das strenge Recht hinaus. Das heilst: Er
hätte sehr wohl das moralische Recht gehabt zu
sagen: ich liann nicht , er ist aber darüber hinaus
gegangen. Br gab dem Mann einen Sous, damiter
ihn nicht beschämte. und das Gesetz* übertritt.
An Kleinigkeiten orx'enbart sich der iv^ensch,
z.B. in jener Geschichte bei der Einstellung eines
Lehrlings, der die Stelle bekam, weil der Chef
sah, wie er eine Nadel vom pussboden aui^hob.
Eine i.weite Geschichte, die über das strenge
Recht hinausgeht dieses noch unterstreicht:
Raf Jehuda ging einst mit seinen Freunden
spazieren. Sie liamen auf den Iwarkt, wo man
das Getreide anbietet und verkautli. Da sagte
Rabbi j.:"Wenn nun hier jemand einen Beutel m it
Geld finden würde, wem würde dann der Beutel ge-
hören"?. Da sagte einer der Freunde; "der Beutel
würde dem Firmer gehören!" V/arum? Hier haben
z.B.
wir das jadische Fundrecht; ^^enn der Verlierer
dadurch das er ja verloren hat/
keinen Verzicht ausübt, so Lann niemals ein
anderer den Gegenstand erwerben, da dieses Ver-
zichten aber vorauszusetzen ist, gehört der Beutel
dorn Finder .
Dies steht im Gegensatz zum römischen
Recht. Denn in dem Augenblick,gehört d em Verlierer
- 20 -
nichts mehr, w
0 der &egensLanci nicht mehr in seinem
Besitz sich befindet. Y^enn Jemand z.B. einen gol -
denen Ring in das Meer wirft und wenn ihn dann spater
hin Jemand findet, so darf er ihn selbstverständ-
lich behalten, denn (fer Verlierer rechnet mit aem
stand igen Verlust.
Ebanso ist es auf der. Markt: V/er hier etwas
verliert, der rechnet mit s^in^r gewöhnlichen Psy-
chologie: "V/enn das nun Jeinand findet, so gibt er
es doch nioh. mehr zurück" und leistet auf diese
Weise den Verzicht,
Darauf sagte ein Schüler weiter: V/enn nun
w
irklich ■.eiaand kommt und sagt, ich habe den Beutel
verloren und es ist der, den Du in der iiand hast,
denn er hatte dieses deichen, was ist dann? Dann
mu
SS er den Beutel wieder zurückgeben, Wieso kann
man denn beides anwenden, fragte der andere?
Ba^rauf erhielt er zur Antwort: Ja, er darf ihn
behalten nach dem stren,,en Recht. Aber über
das stren, ,e Recht hinaus muss er ihn zurückgeben
und darf ihn nicht behalten. Juristisch wäre
er berechtigt, den Beutel zu behalten, Jedoch
m
oralisch mutis er ihn v/ieder znoückgeben.
- 21 -
Bin woiteres Beispiel vmrde behandelt:
Bin Vater hat einen Esel gefunaen und ihn 12 Monate
lang gefuttert. Nachdem diese Zeit herum war,
ist anzunehmen, dass der Besitzer inzwischen darauf
verzichtet hat. jedoch gab dieser Vater den Esel
Jahr
dem Besitzer auch nach diesem äbobk zurück, als
h der Besitzer meldet. So muss man handeln auch
SIC
über das strenge Recht hinaus.
Rambam z.B. sagt:
V/enn jeuiand seine Obsternte einfach in die
Scheune eines anderen unterbringt, ohne ihn zu fragen
und geht einfach fort, so dc.rf der Besitzer der
Scheune einen Teil da^ verkaufen und den Rest des
Obstes lExraöc herausso^aien lassen. Das würde man
heu.e doch auch tun. Aber, sagt Rambam weiter,
aus dem Grundsatz heraus ist der verpflichtet, zum
Gericht zu gehen, damit man für einen Teil des Geldes
eine neue ünter.oinft zum Unterstellen mieten kann.
»^
V/as bedeutet dieser Grundsatz eigentlich:
Ueber das strenge Recht hinaus? Ich kann es Ihnen
am allerbesten mit einem Strich in unsere Zeichnung
einzeichnen. Ich nehme dazu einen farbigen Stift.
G«tt hat Himmel und Erde geschaffen und gestellt auf
das Recht; denn 0hne das Recht könnte keine mensch-
liche Gemeinschaft existieren. Es heisst wohl:
Auge um Auge, Zahn und Zahn, aber es gibt eine Ver-
pflichtung, gegen die Menschen Erbarmen zu haben.
BS gibt Falle, wo der Mensch verpflichtet ist, über
das strenge Recht hinaus ins ethische Reich vorzu-
dringen. Auch irjierhalb des strengen Reiches des
Rechtes soll der Mensch sich davor bewahren, einem
- 22 -
Nebenme;.sohen Etire und Würde zu zerstören.
Eü gibt in der Bibel zwei Ausdrücke für a'tt:
1, : elaukim,
2. : adonoj = Herr.
Diese beiden Namen bildeten die Ursach>3, dass man
dies« eigentliche kritische Bibeli'orschung vorge-
nommen hat.
E
s
heisst: Am Anfang schuf a«tt Himmel und
Erde und im zweiten Kapitel steht : "adonoj." .
Das kann doch nicht ein und deriüelbe geschrieben
haben. Polglich müssen hier zwei Quellen vorge-
legen haben. In Wirklichkeit gibt es nur den
einen Satz: G'tt offenbart sich nicht. Der Name
elaukim bedeutet: G'tt in seiner Bigäischaft als
Richter und G'tt hat in seiner unendlichen Eigen-
schaft des Richters die Y/elt gesciaffen.
Aber der zweite Namen ist: j h u h - Erbarmen
G'ttes.
Das ist der Wortlaut der Offenbarung G'ttes:
.-a'tt offenbare mir doch deinen Geist, ich möchte
3,ich schauen." Darauf antwortete G'tt: Mein Ange-
sicht kannst Mi nicht schauen, aber meinen Rücken
kannst I>u sehen. Als aber dann G'tt vorüberzieht,
da hörte er die Worte: Der Ev;ige ist reich an Gnade
und L-ngmut, aber rreisfrechen will er nicht.
Das ist die Erkenntnis des göttlichen Er-
barmens, aber darüber hinaus der Ausaruck des stren-
gen Rechtes: Er spricht nicht frei, er ahndet die
schuld der Vater bis ins $.u.4. Geschlecht,
um was handelt es sich da?
Wir müssen die Welt er^^eunen und daraus ver-
- 25 -
atehen lernen: Di^^ Münsclion müssen leiden an Krank-
heiten "bis ins 3. und 4. Gejohlecht. Darin gibt
es ein v/eltgericht .
Ich möchte hier noch einmal Hoche anführen,
der öagt9-"Ich glaube nicht an den liehen &'xt."Er
ist überhaupt merliWUrdig apathisch. Er rührt weiter
aus, dass er oi't erlebt habe, dass Menschen, die
ihm Unrecht zugerügt hatten, oft ihre Strafe noch
z.. seinen Lebzeit^-n bekommen hatten. Er j^laubt
cht an dasOöttliche, aber es ist doch merlwürdig.
ni
dass er trotzdem die Bestrafung sieht.
Der älteste mündliche Konin entar ist in die
aramäische Sprache übersetzt worden.
"Er sühnt die Schuld aer Vater an den ab-
trünnigen Kindern, die salbst fortfahren, die Sün-r
den der Väter weiter zu tun". Es gibt aber au-h
ein.' Umuehr, also auch m diesem Gebiet, und man
stt^ht gegenüber dem unendlichen Recht der gottlichän
Hand.
V/er nicht daran glaubt, der wird zugrunde
gehen. Ich glaube daran, st.lit in unserer heiligen
Schrift, denn das kann man nicht beweisen. Unsere
Wissenschaft, Dinge der Chemie und Physik, kann
man noon nicht einmal beweisen. Man muss Dinge
fjihlenl Der V/elt zugrunde liegt das ewige göttliche
Erbarmen. Das ist gestellt auf Recht, denn ohne
Recht gibt es keine Existenz. und ginge die Mensch-
heit zugrunde.
Aber über dem R^cht sieht der Himmel der
göttlichen a%de. Wenn wir mit einen anderen Spre-
chen, dann sollen wir nicht zu hart mit ihm ins
— 24 —
Gericht gehen, denn richte deinen Nebenmensuhen nicht,
bevor Du i.icht selbst in seine Lage geliominen bist.
Ich erlaube, ioh habe Ihnen untjr dem Gesichts-'
punkt der Totalität einen gewissen Einblick in das
Gebiet gegeW,v;as ich den jüdischen Typus nenne, und
wenn ich heute in 8 Tagen eine weitere Schilderung
desselben geben werde, dann werden Sie mich viel-
leicht verstehen.
Ich will sprechen über: Jüdische Kultur
oder G^-'Schichoe unter jüdischen Gesichtspunkt. Ich
ringe noch mit der Frage, welches Thema pädagogisch
dam heutigen naher liegt, jedoch werde ich das noch
entscheiden.
■ l
Der jüdische Kult.
28-11.1935.
1
•V:
Meine Jamen und Herren !
Vor 8 Tagen ha^e ich versucht, Ihnen einen
Einblick zu geben in den inneren Aufbau des jüdischen
Rechtes. Das ausserlich Bemerkbare und Bemerkenswerte
war zunächst einmal deas Eigentümliche, dass das Ju-
dentum das Rechtssystem unmittelbar hieinbaut in die
Gesamtheit seines religiösen Werkes.
Das Juaentum, ich habe es einerzeit einmal
dargestc It in der Auri'assung des Philosophen Spinoza,
erlaubt keine Trennungzv/isdi en der religiösen Voraus-
setzung, den Glauben an das einzig v/irksame Göttliche
und dem praktischen Leben. Es ist gestaltete Religion.
Wenn das aber uer Fall ist, muss natürlich alles berück-
s
ichtigt werden, was^sonst auf der Erde irgendwie in
das rein rechtliche Gebiet hineinreicht. So hat das
Judentum in der Theorie innerhalb seiner Schriften:
Im Talmud und innerhalb seiner mündlichen Lehre, Mischna
und Gemarah ein ausgedehntes Rechtssystem entwickelt .
ich wollte Ihnen keinen Einblick geben in das eigent-
liche System des Rechi.es sundern nur in seinen Aufbau.
E.^ ist Ihnen sicherlich deutlich gev; erden, dass gerade
der Grundsatz: A^im tachas ajin: Auge um Auge so üoft
missversoanden wurde. Es ist eine ausgesprochen .jüdische
Anschauung von dem notwend gen Aufbau der sozialen Welt-
anschauung. "Auge um Auge" heisst schon nach der Thora
nicht, dass wann ein MOfiSca einem anderen ein Auge
ausgeschlagen hat, es ihm wieder ausgeschlagen werden
muss; deutlich weist darauf das Wort hin:
Ihr sollt
kein Lösegeld nehmen für den Mörder. wenn hier eine
Aussage gemacht ist: Pur den Mörder, so weist dieses
A
♦»
i
- z -
darauf hin, dass selbstverstanaxiüh in B-^ug auf
andere Vergällungen ein Lösegela gen omiiien worden
ist und enommen v/erden darf, nämlich übur das
strenge Recht hinaus •
Warum hat man eigentliche für diese
Eösung keine eigentliche Formulierung verv/andt?
Sicherlich handelt os sich hier um e in Problem
der öprachphisophie. Welche v/orte muss man denn
anv/ednen, um einen bestimiuten Zusarimenhang auszu-
drücken? Die damalige Zeit i^ nnte keine abstrakten
philosophischen ßegriiTe. Man hatte damals diese
abstrakten Begrifre von sozialer Weltordnung, vom
allgemeinen R^cht usw. in jenem Sinne v/ie heute
nicht gehabt. Darum hat man jene in der semiti-
schen Welt gebEäalicriGÄ Formulierung: Auge um Auge
benutzt, um das auszudrucken. Denn es herrscht
ai ch heute noch für alle das gleiche obige R^-cht.
In dem Buch: Einführung in die Rechtswissari;jchaft
von Prof. v/e^ener steht einleitend: wenn in dem
Bürgerlichem Q-esetzbuch der § 1 lautet: Die Reclits-
fähigkeit des Maischen "beginnt mit der Vollendung
der Geburt, so meint hier aer Verfasser: Jeder
Mensch, und v/ir sagen damit etwas iffelt geschieht -
liches, unser Recht Kennzeichnendes aus.: Das
ist keine Hörigkeit, kein Sklaventum ,kein Men-
schenunter sclriied vor dem Recht gibt, kurz ganz
ausarücktich: Das B.G.B. und ebenso samtliche
Gesetzbücher der europaischen Staaten erkennen
keinerlei Sklaventum mehr an. Alle Menschen sind
i
rleidiber echt igt vor dem Recht, d.h. in Wirklich-
keit vor wem? Vor &'tt 1 Darin steckt ein meta-
physischt.s Prinzip in dem Stadnpunkt; Jeder hat
genau soviel Recht wie de« andere. Das ist eine
Beziehung zu den allerletzten voraus s et zugnen.
- 3 -
t
I
Die alten Völker rjahmen an: Es gibt Sonnengeborene
und er geborene« Menschen, and die können ja nicht
alle geleich sein* Nur die Zarückführung auf
den einen G-ott konnte in der sozialen ^eltordnung
d€a Gruni Satz konstruierui ; Alle Menschori sind vor
dem Rocht gleich. In der Thor a steht: "Sin Recht
gilt Tür ISuch alle!»» Das allüin würde schon ge-
nügen und ist außer ordenxlioh interessant Im
3. Buch Mose wird dieser G-e danke v/ eit er geführt:
Wie der Fremde, so der Einheimische! Der schwächste
Mensch auf der Eirde ist immer der Fremde! Der Recht-
lose, der keinen Verteidiger hat. Man kann wohl sagen,
dass dar Grundgedanken dieses met-physischen Rechts-
systems ist: Das Verhältnis zum Fremden, der keinen
Schutz hat. Und Üor sagt die Thora: Wie der Fremde,
so der Einheimische, ein Recht für Buch alle, und
löst diese Forderung dej allgemeinen gleichen Rechtes
ab mit dem
iw;^:*:!^-!'*»
Worte: Denn ich bin der Ewige,
Euer Q-*tt. Rein oberflä^chiich steigt zunächst ein-
mal der &edaniie auf: Inwc^lchem Zusammenhang steht
die Behauptung: Ich bin der Ewige, Euer &'tt mit decji
"gleichen Recht für alle'».
Meine Damen und Herrei., v;:^s ich Ihnen gesagt
habe, gibt ganz eindeutig darauf Antwort: Weil es einen
G'tt gibt, der alle Menschen geschaffen hat in seinem
Ebenbilde, de;:3halb gilt für alle das gleiche Recht!
Dieses ist vom Judentum in die Welt hinein gebracht
und ist wirklich rein .jüdischer &-ist>In allen Rectt s
Kultur^
Systemen der Völker hat dieser Grundsatz der Bibel
die Herrschaft angetreten • Es ist nicht die Herr-
schaft eines politischen iViaohtgefühl*, sondern
die gro^üse metaphysische Voraussetzung, die sich auf
das Allerletzte bezieht. Hier hat die Wahrheit
•♦»
%
\
» 4 -
die Herrschaft angetreten, jener Grundsatz:
"Auge um Auge" steht h ute über allen aerichts-
gebäudei der V/elt. Man urteilt unter dem &e-
siohtspunkt, dass jeder in der Theorie g«l«ich-
bereohtigt ist. Das üelbstveratandlich in der
Praxis doch Irrtümer unterlaufen können, das b eruht
darciuf , dass jeder trotzdem ein schwacher Mensch
ist und die v/ahrheit nicht imne« finden kann. Ich
habe dann versucht, Ihnen darüber hinaus jenen
Satz zu entwickeln, der bezeichnend ist für das
jüdische Recht.
Vor 8 Tagen hat hö^'' Buouholz einen
netten Ausspruch dafür verwandt: Man findet in
jedem Rechtssystem ein Ventfel. Und dieses Ventil
das verhindern will, dass das strenge Recht, durch
seine Strenge zu einem Unrecht wird, wird im Tal-
mud formulit;rt: fber das strenge Recht hinaus.
In dem jüdischen Recht , innerhalb des strengen
Rechtes, kommt ein ganz eigentümliches ^jüdisches
Prinzip zum Ausdruck. In der Thora wird «ür
sehr vi ele Vergehungen theoretisch die Toaesstrafe
gefordert, auch für das Fluchen gegen die Eltern.
In der Praxis jedoch wird dieselbe unmöglich ge-
macht durcti die verschiedenen Formen, die man gar
nicht ausführen kann.
Z.B.: 1. mussten die zeugen den Tater ver-
w«Bnt haben. Der Tater musste gesagt haben, ich
tue es trotzdem. Denn erst dann konnte u;an den
Täter hinrichten, wenn die zeugen aussagen konnten,
es war wirklich so und der O^er hat die Strafe ge-
wusst. Das kam natürlich äusserst selten vor.
Es st>^t im Talmud, dass ein Gericht, dass in 7
fällt,
Jahren ein Todesurteil ein mörderisches Gericht
sei und dasselbe auch, wenn divises in 70 Jähren ge-
- 5 -
t
5
%♦
* » •
fällt wurde.
BS hat jemand mir gegenüber unter 4 Augen ein-
gewandt: Soll man aus dieser pr^lcti sehen Verhin-
derung der Todesstrafe annahiiBn, dass vielleicht
dadurch dem Verbrech n zu l.iciit Eingang verschafft
wurde? Ich habe darauf gestntw or t et : Es ist gerade
umgökelxt. Man kann daraus entnehmen, wie äusserst
selten ein Menschenmord in unserer (jemeinschaft
vorge..or.imen sein muss, wenn man mi. dieser Milde
auskommen konnte. Wenn es anders gewesen vrtirde,
so hätte man au^ der Praxis heraus, eine mrchbre-
chung des alten jü. isciien Prinzips schaffen müssen.
Was ich aber sagen wollte; ist eben, das;^ in diesem
Falle : "Ueber dc.s strenge Recht hinaus" zum graudio-
sen Durchbruch gekommen ist. Der Mensch ist nicht
ans,t..lle von Gott. Es ist durchaus möglich, daß
das, was man als strenges Recht bezeichnet, als
furchtbares Unteciit herauskommen kann. Einer unse*
rer Weisen sagt: Richte Deinen Nächsten nicht,
bevor Du nicht in seine Lage gekorarüen bist. Von
anderer Seite beleuchtet bedeutet dies den gleichen
Grundsatz: Es ist unenilich schwer, -.vahres Recht zU
sprechen. Es ist ausserordentlich b.zeichnena, dass
das Judentum für G'tt und den Richter einen^ Aus-
druck hat: elauhim. Y^ie weit man das Prinzip, das
strnge Recht nicht zum unr ehtwerden zu lassen, be-
tonte, beweist jener Gc^danke: Man muss davor bewahren,
den Armen nicht zu milde zu beurteilen aus Mitleid
horuas. Der freie Richter, der sich G'tt verant-
wortlich fühlt, ist der mrkliche Genosse G'ttes,
der mit- ihm sdi äffen und vetr.ichten kann. Dennen
Sie an das, was ich Ihnen bereits über den jüdischqn
Typus gesagt habe. Es gibt einen Religionstypus,
der das Zerstören ver göttlicht, und ebenfalls das
- 6 -
Zeugen in der Talso uen Art und V/tii;je* Aber in der
richtigen Weise hat man i.un dem Richter die Möglich-
keit düs zerstörer;s und des Schafiens in die iland
g'. geben. Im Traum iLann man ii.ancumal das Rechts-
sy Stern und die; iiecutspilege vor sich soiien als ein
gev/al;.iges eBiernes Rad, das über die Menscl'iiibit
hinweggeht und den zermalmen v/^rd, den es paclt.
Das^ man verainaerte, das.. da.j »»Auge umd Auge»» nicht
zu solche einem vernichtenden Rade v/urde, v/ar un-
geheure göttliche Aufgabe. Ich habe versahht nach-
uweisen, wie sich dieses Prinzip im Judentum a,us-
göv/irkt hat. Ich iiiöohtü huuDt» nu'^i i.ücli eiue Klei-
nigkeit hinzufügen, nci-mlioh die Frage der Ent-
wicklung d s Zinsrechtes. Icli fi ii: e dies an, weil
diese Prare manchmal ein,) praktische Bedeui-ung ge-
winnt. Es
steht in o.er Bibel: IJu. soll^ät Deineci
Vulksgenossen, wenn IXi ihm &vjld leihst, keine Zir.-
son abnehüien. Aber vorn Ausländer dari'st Du ^ii.sen
nehmen. Es ist ein Standpunkt, der uns oft von
anderer Seite.' heute zum Vorv/urr gemacht wird. Es iüt
l'alsc, v/enn man solche tsinen Grrunaüat-. unter heu-
tigen B^griflen erfassen will. Ivian musc selbstver-
stand! ich immer v/issen, unter welchen Umstanden,
und in welcher ivulturhöhe und Zeit ein solcher Aus-
spruch entSLand. Es gibt ^lenschen, die alte Si
tuationen mit V/illen in deu. Sinne» der Gegenwart
auslegen.
Y/ir köni-en gerade bei diesem >iatz sagen:
es ist einfach unmöglich, ihn aui'die Gegenwart in
Beziehung zu bringen!
Di^^se Grundsätze haben überall dort Anwendung
wo der Bin..eimische mit dem Fremden, 4er nicht im
Lande wohnt, in Qeschaftsbe.iehungen s.eht. Palastina
- 7 -
war ein Durchzugsland, das schon damals durch Kara-
v;anenstrassen durchzogen war. Es hat nicht erst
heute die Bedeutung der Brück^^ zwischen Orient und
Oißident gev;onnen. Der KaulViiann, d.^r Handel rührt,
muss wenn er mit PremaLn zusammenstasst ein besonaeres
Recht obwalten lassen, das schwieriger zu gestalten
ist als das Recht innerhalb seines Landeskreises,
weil ja der Fremde zu Hause nur ein eigenes Kecht
hat. Der Fremde, der in das Land kam, hat selbst-
verständlich von jdem, dem er &eld g. borgt hatte, Zin-
s
en verlan^jt. Es war Qang und &abe, dass niemandöm
etv/as geschenkt wurde. Auch vom jüdischen Bauern,
dem er &eld geliehen hatte, hat er Zinsen verlangt.
Für das Land Palast ina haben wir in der Bibel den
Ausdruck: Kanaan. Die Bewohner aieses Landes waren
die Kaeirnaaniter. Bedenken Sie einmal den Zusammen-
hang: In der späteren hebräisch n Sprache der Bibel
bedeutet Kanaan zugleich der Kaal'mann, der Handler.
Fremde
Ein deutlicher Beweis datür, dass der Sxix. der Kaui*.
mann war und der Jude der sbocdüerx Bauer* Zum Bei-
spiel haben Angehörige eines fremden Volksstammes ,
die Mitianiter josef gekauft.
Wem sie geborgt hatten, von dem verlangten
sie Zinsen. Sollten die Juden nun dieses anders
ma
ühen und Geld verleihen, ohne Zinsen zu fordern?
Nach dem damaligen Recht bestimmt nicht. V/ir ver-
steifen es heute ganz gut, dass in wirtschaftlichen Be-
rv
irken selbstverständlich eine Rechtsbeziehung herr-
schen muscj. Später entstand eine gewisse Schwieri g-
keit innerhalb des jüdischen Bezirües dadurch, dass
sich auch ein jüdischer Kaufmanns stand entwickelte,
und es ist nicht recht ersichtlich, warum er vom öeld-
v
- 8 -
verleihen nicht auch einen Gewinn haben sollte, ms
Judentum hut hier einen Ausweg geschaffen, der bis
zum heutigen Tage gültiges jüdisches Recht ist.
Bis zum heutigen Tages ist es nicht möglich, schlecht-
we>.-- einfach Zinsen abzunehmen. ¥er einem Kaufmann
&eld borgt, darf einen Gewinn nur in Etepfang nehm n,
wenn er auch ein Risiko mitübernimmt, wenn er z.B,
Gesellschaf tür wird.
Ich glaube, ich verstehe von geschäft-
lichen Dingen sehr wenig, aber es hat sich in der
Praxis so herausgebildet. Innerhalb des jüdi-
schen R.-chtes bezeijh net man diese Person mit =
Schuttaf. Das genossenschafterverhälntnis ist die
Grundlage für die Srmoglichung des Zinsrechtes.
ES hat eine eigentümliche BntwiclLLung hinter sich.
Als d:.s Christentum entstanden ist, hat es die
gesamte L hre, die Ueberlieferung der Bibel für sich
in Anspruch genom-en. Man unterscheidet zwei Ar-
ten von Christen: Die Judenchristen und Heidenchristen.
Die Judenchristen waren Juden, dl e an den Mochiach
Sie haben/aile Vorschrixten des Judentums auszu-
führen und unterschieden Sxch nur dadurch, dass sie
daran glaubten, dass der Messias schon erschienen
sei.
Die Heidenchr.sten dagegen waren von dem ge-
sagten Religionsg.^etz der Juden befreit und haben
nur an n.ues zu glauben, liier ist zum Teil ein neues
System des r el igLösen praktischen Lebensgeschaffen
worden, dass selbstverstanilich Sintluss auf die
Entwicklung der Völker geschichte gehabt hat.
V
♦.
- 9 -
rr
Aber beide Teile dieser Christen, die Judenchristen
und Heidenchristen, betrachten ame Versprechungen
und Verheissungen der Bibel als für sich gegeben.
.B. ist so das kanonische Hecht die Grundlage
gür das christliche Recht geworden. Polglich auch
d;.s Verbot des zinsnehmens von Volksgenossen. Kein
Christ durfte; vom andern Zinsen nehm..n. Besonders
innerhalb des Mittelalters, gab es selbstverständlich
h nictit jene Menscheu, die einem KauHnann umsonst
auc
Geld borgten, so daSü das Christentum auf einen eigen-
artigen Ausweg verfiel. Ber Mittelsmann, dem man
das Geld gab, der NichtVolksgenosse war der Jude,
und von dem durfte man Zinsen nehmen und der durfte
es wiöderumg dem Christen verleihen. Man muss
wiriaicli stauenen über da,s Prinzip, nacii dem die
Welt sich entwickelt. So v/urden z.B. die Juden
im Mittelalter s ihr oft vertrieben, aber nadi wenigen
Jahren wurden sie imr:.er wieder zurückgerufen.
Nun, ich habe mal gelesen, dass eirimal ein
Gelehrter untersucht hat, wi-lange die Ewi^neit
solcher Verträge dauerte. Es waren durchschnitt -
lieh 2 Jahre. Jedes xvlal siegte die wirtschaftliche
Umsicht, denn man brauchte sie als Mittelsmänner ,
um Geld auf Zinsen ausleihen zu können. So hat
sich biblisches Gut als Art Schutzpanzer im Mittel-
alter ausgewirkt. Gerade im iviittelalter, wo die
furchtbaren Verfolgungen der Judn.heit stattfanden, wä-
re denkbar gewesen, da..s es heute gar keine Juden
mehr gäbe, wenn nicht diu praktische Notwendigkeit
die Judenerhalten hätte. In der Neuzeit ist
dieser Panzer gefallen. Heute braucht man den ^uden
- 10 -
niohz mehr als Mittelsmann. Bin ganz gewisses
System ist in der Bn'uwicklu ng begriffen, etwas
Neues geht vor sich. Es v/xre ausserordentlich in
teressant, einmal nach den geschichtlichen Prinzipien
zu suchen, die insgesamt noch heute v/irken und
früher gev;irkt haben.
Dann mdctit e ich noch ein zweites hinzufügen.
Wie steht es in d era Augenblick, in dem das jüdische
Recht wirklich oder scheinbar im v/iderspruch zu
den Rechten irgendeines Staatea koan en rr.usste, in
dem die Juden leben?
Darauf ist folgendes zu sagen: Im ün-
sc:.luss an einen ßri f d s Propheten jeremia an
die Verbannten in Babylon:
"Suchet das V/ohl der Stadt, wohin i^'tt
EU
ch geführt hat'S ersehen wJr seine Einstellung zu
diesen Fragen.
Eingros.-.er Talmudlehrer hat vor 7000
Jahren als absoluten gültigen &rundsatz d.iS jüdisch-
religiösen Rechtes den aatz aufgestellt: "üas
Recht des Landes, in dem wir «ohnen, ist für uns
gültig^^s, verpflichtendes Recht; n:cht nur praktisch
sonder auch unter religiösem Gesichtspunkt.
Wir finden eine Reihe solch r Beispiele. Z.B.:
Betet für das Y/ohl der Obrigkeit, denn wenn sie
nicht vÄ.re, dann würde eine» den anderen verschlin-
gen. Wir sehen, wie das Judentum die Biaufindung
für di' Notwendigkeit einer straffen Regierung von
jeher dokum, ntiert. Bei Juden gilt bei allen r4»li-
sionen das Recht des LiuitBr Staates . In dem Augen-
blick, wo von uns Juden verlangt würde, ein Ver-
M
».
- 11 -
£;,ehen auf uns zu nehmen xn Bezug auf Götzen-
dienst, z.B. orgiasi^ische öien stle istung: Mprd
oder Unzucht, so haben v/ir nioht do.s Recht uns
auf den Grundsatz zu berufen, dass das Recht
des Staates das allein gültige wäre, sondern
müssten, w enn dies nötig v;are, als Märtyrer
sterben. Dieser Grundsatz ist auf g; stellt wor
den nach der 2-e: Störung des Tempels. Da kamen
die Gelehrten zusariir.en bei Uscha und b. rieten,
wa
wieder zu tun aare, um das Judentum zu er-
halten, lladrian hatte die geringste jüa isch-
religiöse Verpflich.ung und Ausübung mit der Todes
strafe belogt. Die geleiürten beschlossen, dass
in einem solchen Falle jedes Gesetz übergangen
we
ärden dürfte. Der jud' brauchx sich nicht töten
zu lassen, wenn er das Sabbatgesetz oder das Spei-
SGg bot übertreten soll. Nur auf 5 Falle steht
Totfes straffe: Götzendienst, Unzucht und Mord.
Aber meine Damen und Herren, beachten Sie
doch bitte, was die Gelehrten für sich selbst als
obers^en Grundsatz aurstellten. llntsJacidend
für einu Religion und :in VoIk ist, was die r^ührer
tun. Die Gelehrten haben die Ausnahmen für das
Volk bestimmt. Für sich selbsL haben sie keine
gelten lassen. Zahllose von ihn.n sind den Mär-
tyrertod gestorben, weil sie z.b. Einen Schüler
unterrichteten, das oabbatgebot hielten ubw. Im
Mittelalter hat sich das in merkwürdiger Art und
We
ise wiederholt. In Spanien hat man e s den
Juden anheimgestellt, entweder auszuwandern oder
das Christentum anzunehmen. Zsa-hllose Juden
>
man sagt: 500 000 seien ausgewandert und unter
- 12 -
ihnen Don Isak Abaravonel. Aber lausende üind auch
in Suanien g'^ft'fav geblieben aus Liebe zu ihrer Heimat.
Eshat ihnen aber kein &lück gebracht. Es ist eine
eij^entümliche Verstrickung, dass die Geldsuoht aer
übri, en Chris tv^nheit geweckt wurde und sie nicht eher
ruhten, bis sie das verciögen der neuen Christen
mächtig wurden und zwar durch die Inquisition. Damals
sind zwhllose Juden gestorben, Laben ihr Vermögenver-
loren, weil vielleicht jemand am Sabbat frische v;asch«
angevog.n hat. Aber sie konnten nicht unter dem Ge-
sichtspuikt sterben, unter dem die G^dehrten des
2. nachchristlichen Jahrhunderts g^-storben sind, die
dem Judentum treu geblieben waren. Denn sie haben
Ihren Vorteil gesucht una ihr Vermögen zu retten
und deshalb ihren Glauben getauscht. Aber ein ^lau-
bensta';sGh nicht aus ueberzeugung hat noch iieinem
Menschen Gluck gebracht. V/enn Sie bedenken, dass jeder
in meinem T^ijus hineingeboren ist und da» jüdische
Typus ein. n ganz b sonderen V/eg zu Gitt bedeutet,
aann ist das Heraustreten aus diesem lieg zugleich
ein ilerausgeschleudertsein. So stec.it vielfach schon
in diesen: Glaubenswechsel der seelische Toa, der
in e. genartiger Weise sich herauswachsen kann.
Hier kommt der Zusatinieniiang mit dem judisch .rel igiösen
Typus wieder in einer eigentümlichen Art und V/eise
zum Ausdruck.
Meine Damsn und Herren !
Ich möchte nun h>iute versuchen, Ihnen
einen Gedankengang zu erprtern, von dem ich nicht
ohne weiteres überzeugt bin, dass ich mich vollstan-
.v
- 13 -
dig vors oändlicii machen kann. Weil ich /.war mit
Worten s childern kann, was ich mdine; aber es gibt
ein Gebiet , v/o 77orte nicht genügen, wo man fühlen
muss, um zu begreiiVn. Vidi leicht v/ird aber aouh
eine Ahnung sich v ermitteln lassen, vielleichtwird
bei vielen ein Verst..ondnis daiur sei»
(Dch möchte sprechen über den jüdischen Kult:
Warum? Vielleicht denken Sie noch einmal an das
Schema deü jüdisclaai- geistigen Kosmos, dass ich
Ihnen seinerzeit angezeichnet habe.
Die Erde, darüber gespannt der Himmel. V/ir
leben eingebettet in die V/elt des götUichtn Yfirkens.
Und c.ls oberstes Gebot finden wir die Nächstenliebe.
V/
ir müssen uns nun in diese Wfelt , deren Boden ich
Ihnen loarz angedeutet habe hineindenken. Sie müssen
sich dabei den ausgespannten HiiTirr.el denken und hin-
zudenken jene Drahtseile, die den Boden mit dem
Iiimi;:el verknüpfen, an dem die £*rde auf gehängt i st . '
V/ir haben ein bestimmtes System der Lebensgestal^ung
und Y/eltanschauung aus unserem Judentum aus dem jü-
dischen Gotteserleben heraus entwickelt. Nun ent-
steht die Frage: Wie überliefert man ein solches
System der Zukunft, denn wir betrachten es ja auJi
als etv/as Wertvolles, aas den Kindern nicht verloren
gehen darf. Es ist der Gedanke des gleichen Menschen-
rechtes, denn unsere Kinder dürfen keine Sklaven ler-
den. Wir wollen die Wahrheiten des gitllichen Rech-
tes, der Sittlichkeit, des Gebotes zur Nächsten liebe
der 2,ukunft überliofern, ^enau so wie das v^hristentum
und der Islam. Die Präge: Wi :. überliefert man dies?
ist schwer zu beantworten. In der Theorie kann diese
- 14 -
TT
Frage gar nicht gelöct werden, sondern nur in der
Praxis. Denn wenn der Talmud sagt: Die Früchte
werden Zeugnis ablegen tüv die Rieht i^telt des
v;ege«, so bedeutet dies: Nur wer dazu beitragt
dasü di: göttliche sixtlicakäit aur Erden erhalten
wird, hat bewiesen, dass er aut rechtem Wege ist
und dass e s richtig ist, wie er lebt. \7ir befinden
\jns hier in einer enschlidien Tr- gik. Wir alle
wollen wissen, ob es richtig ist, was wir tuen,
ob es richtig war, das kann erst die Gentration
nach uns beurteilen. Wir müssen hier ein Risiko
auf uns nehmen. 7/er weiss, wtis das beduetet:
Das Abhangifekeitsgerühl vom Göttlichen, ein Mensch
sein, aer ein Risiko tragt? Ivian klebt nichtan
den Bingen, man weiss es uann auch anders kommen.
wir sa-en vom G'tt im Gebet: er ändert die Zeit
er wechselt die Perioden. 3)amit rechneo der reli-
giöse Mensch. Er ist jeden Augenblick bereit, sich
zu verandern, wenn er weiss, sein Weg ist ein fal-
scher.
Bin zweiter Gesichtspunld: kommt hinzu:
Wie kann man seine eigene innere Lebenssicher-
heit erhalten oder gev.innen? Wie lebt man denn
sicher in einer Welt, die in Bewegung geraten ist.
wenn man heute den (SJbus betrachtet un^er dem Ge
sich-.spunkt, was heute in Bewegung geraten ist,
dann graut es einem vor den Aussich.a: , di. sich
eröffnen. 50 Millionen gelber Menschen können
marschieren, wenn sie sich vereinigen. Dm hat
Buropa nichts gegenüber zu stellen. Heute
schon ertönt der Ruf: Afrika den Afrikanern.
Man mr- -ar nicht an solche Probleme denken. Die
- 15 -
»
Srcle ist rund ist, kann siö'h ^edarz^:;it ins Eolien
iiom.uen. Das S hicksal ist im Rollen begriffen.
Wie erhalt man nun s eine Sicherheit und Ruhe?
luch jene, die ..raktisch ihren Beruf ändern r-uss-
Len US7/. , das s nd Lebenfragen, die an .-jeden ein-
zelnen von Ihnen herantroten i.ümien. Jedem
einhelnen von Ihnen kann aer Weg der religiösen
Erkenntnis von i^ieuem sieh eröffenen. Wir haben
nicht umsonst das aefühl dafür, dass Religion keine
Spielerei ist. Hier fin.ien wir auch verun. ert die
Lehre des Lebens- und sterbenkonnons . V/er sich
aber mit diesen Gedanken nicht besohioftigt gehört
zu den Glüciaiehen, die Scheuklap en tragen können
Am Gl cidi .hstc^n sind di . Ti^-re. Leider sind wir
Men schal mit der Vernunft begabt und w r sötxisxx
spüren die ungeheure Kluft zwischen der...: engbegranz-
ten irdischen Sein und der unend liclikeit. Vfir ^ind
blind und müssen g hen und wissen nicht wohin.
Diese probleraekönnen nur gelöst werden, wenn man.
s
0 antwortet das Judentum, in jedeui Augenblick
sein Leben mit der BwigkeiL verbindet. Und dieses
Vgrbundensein mit der üwigk^it für sichs^olbst, für
seine Kim er, fü.^rt zu dem, was man unter dem Begriff
des Kultus gewöhnlich bezeichnet.
Meine Dc^men und Herren !
Zaerst will ich einen anderen Geaan^.engang ein-
schlagen: Vielleicht ist es ihnen noch nie deutL ich
g«v/orden, dass wir alle einem ungeheuren Kult un-
- 16 -
terv/orren sind, femlicli döm Kult der für di G-esell-
öchaft gilt und notwendig ist, der: Kult der Klei-
dung, der V/ühnung, des Zusaimienlebens usw., alles
spi-.it sieh unter strengsten Porraen ab, wie sie
selbst keine Religion vorgeschrieben hat.
Denken Sie nur einmal an unsere Kleidung. Ich bevmn-
dere die Männer, die es fertigbringen, sich in die
engen steifen Kragen zu zwengen. Die Frauen sind
uns w
irlilich hier voraus. Denken Sie doch einmal,
an diese unt' örmi gen Röhrenhos ©n der iin..er, di.. das
sonst so schön geformte Bein verunzieren!
Was muss ein Kind alles erl-rnen, um ein vollgültiges
Mitglied der meniöchlichen Gesellscliaft zu sein. Es
mo
Öchte nicht mit Messern una Gabeln essen. Möchte
nicht den G-ebrauch der rechten Hand annahmen und
all die 1000 Dinge noch, die ein Kind erlernen muss.
imn müüste einmal ein Inventar des gesellschaftlichen
Kultas aufstellen und dabei würden wir finden, dass
wir es gar als Belästigung empfinden. Sobald aber
ein T^ilder in einen Lederschuh hineinschlüpfen muXK,
dincx so empfindet der, die ganze europaische Gesell-
schaftsordnung als einen ungeheuren Zv/ang. Darüber
hinaus besitzen wir nicht m.ehr wie der frühere
Mensch len gesttrbten Himmel über uns etc. wir leben
in steiErnen Höhlen. Wir haben uns grossartige Schluch
ten in unser .n Städten geschaffen, in denen wir den
Himel gar nicht mehr slihen. Wir haben gar kein Gefühl
für den Himmel mehr, welche Entberhungen und Entsa-
gungen haben wir uns auferlegt! Wie ordnen wir uns
- 17 -
Wie ordnen wir uns den gesellschaftlichen Sioten unter?
Der Menüch hat oxx'ensicutlioh eine Begabung dafür, Kult-
zu treiben und es koriirat nur darauf an, wofür er estut.
Wir tun us für dieGesellscliaft, für die es eben einfach
einmal gilt. Es wäre ps:v'chologisch und philosophisch
ungeheuer Interessant festzustellen, unter v/elchem
Gesichspunkt man sich diesem Zwang der gesellscliaftlichen
Formen unterzi ht . Sehen Sie einmal: Der religiöse
Mensch sagt, wenn man sich für gesellschaftliche Sitten
tausendfach buugen kann, kann man es. dann nicht audi
in dem Qcdanlien, dass man etv/as tut zur Befosxigung
seines Lebens unter ev;.gem metaphysischen aeisiobte
punkte. Dass man etWc.s tut für die Nachsäen, damit
sie ruhen können und i icht Zusamm nstürzen v/enn Un-
ordnung eintritt und Gefahren d rohen. Daraus hat
das Judentum sein System des Kultes entwickelt.
Meine Damen und Herren! \/io suxl ich Ihnen das
nun deu-aicbi machen, damit Sie den Gesit dieses Kultus
vetspüren. Ich glaube das am b.:-sten dadurch zu errei-
chen, das.. ich Ihne? 2 Linien ert wickle.
1, Die Linie dessen, w-.s man unter Gebet versteht.
2. Die Feiern des jüduscaen Tages, der Feiertage,
des Sabbaths usw.
Zum Gebet möchte ich au den Anfang stellen,
dass das Judentum durchaus nicht verlan^^t, dass jemand
betet. Das hat der Talmud so formuliert: Wenn jemand
ein langes Gebet sprechen will, hat er ein grosses
Vorbild an unserem Lehrer Mose. I^: war 14 Tage und
Nächöte auf dem Sinai und hat cb rt gebetet. Wer.n
jemand ein kurzes Gebet sprechen will, so hat er wie-
derum als Vorbild Mose: Er hat nur 5 Worte gesprochen:
jeOh G'tt, heile sie doch" ! und das b.-zog sich auf
seine Schwester Miriam. Das Gebet dieser 5 V/orte ist
- 18 -
%>
in Erfüllung gegangen. Bas Judentum verlangt durchaus
nicht von den Menschen, dass sie sich hinstellen und
nur "dawen.n", d.h. die Gebete nur so herunterplappern.
Man käme hier in eine Entwicklung, in die der Buddhis-
mus sich verstrickt hat. Ueberall im Orient laui'en die
G.betsmuhlen. 15000 mal in einer Stunde und es ist natür-
lich <iine vollkomiaen mechanische Auffassung des Gebetes
Das Gebet bed-utet aber im Judentum etwas anderes und e s
ist ausguschlousen, daS3 etwas derartiges im Judentum mög-
£3QCX2!X
des Menschen mit der ET-vigkeit, mit metaphysischen Gesichts-
punkten, ich will Ihnen ai. s in folgendem deutlicher
mchen: Wenn ein Jude dos morgens auiVacht, dann be-
ginnt er sein Gebet mit einer philosophischen Betrachtung.
»Adaun aulom, ascher molach" Herr der ^/elt der regiert hat,
bevor irgend et..as geschaffen wurde, der heute regiert
und der sein wird, wei:n die Welt nicht mehr besteht .
BS gibt heute Haturv;issenschaftiiche* G'^iehrte, die
sagen, die 7/elt würde irgendein Tod sterben und zwar
den Kältetod, und führen auch den YJ^^-rmetod an etc.
Mit diesen Problemen setzt sich der Jude ganz selbst-
versxänolich auseinander. Er erhebt seine Qedank.n
in die awi^eit. «ir rangen jeden Tag mit diesen Be-
trachtungen an. Wir wissen, irgendeinmal wird es kommen.
in dieser Pormgeht es weiter und das Gebet schliesst
nit den Worten, die bezeichnend sind für das jüdische Da.
sein : "In seine Hand vertraue ich meinen Geist und
meinen Körper. Der Bv;i6e ist mit mir, welau iro: Ich
fürchte mich nicht! Ich habe keine Furcht und das ist
eine Weltanschauung, die sich aus diesen beiden Worten ^nt-
wickelt, dieans Heroische grenzt. Damit fängt man an,
v,-i,.vi+ vj-Acrt sich miL diesen V/eis-
zu leben und w enn man nicht wagx, siea mx
heitea auseinandersusetz^en und sich vor ihnen feige
- 19 -
verschliefst, so würde di..s sohliesslich zu einer Yer-
biegung der ^nzen Menschheit führen. Aber wer sich
schon gleich uorgens di se Betrachtung vor Augen halt,
gehört zu jenem Typus, der aus deu Innern zu beten
versteht, aenn er hat die Verbindung mit dem Göttlichen
und kann sagen : welau irso: Und ich lurchte mich nicht.
Der J de spricht weiter: aelubt seist Du, Ewig r, der
uns geheiligt hat durch seine Gebote und ur.s befohlen
hat, die Hanie zu waschen. Sie ersehen daraus, dass
die Reinlichkeit sehr viel bedeutet. und für den Juden
mit zu dem Höchsten gehört. Ich weiss nicht, wielange
es her ist, dass man dao hygienische Prinzip entdefe^
hat.
Es liegt gar nicht so lange zurück, dass man
feststellte, dass der Schmutz die Hrsache vieler Krank
heiten ist und unheimlicu viele Krankh.itserrt.ger
in sich tragt, wieviele Frau n starben seinerzeit
bei der Geburt etc. durch diese infeitionen.
G«tt gebitet uns, dio Hände zu waschen.
Es
gibt Leute, die sagen, Mose war ein sehr gescheiter
Mensch, er hat viel von Medizin v.standen und das Volk
tut es nur, wenn die Reli^^ on es gebietet. Dieser
Standpunkt ist msch. Mose hat es sicher nicht be-
wusst aus diesen Beweggründen getan, denn ein Mensch,
der seinen Blick nur auf das Sv/ige rieht .et ist inner-
lich so gelockert, dass er überall spürt, wo die Wahr-
heit liegt, ich kann mir vorstellen, dass ein grosser
Mensch durch einen einzigen G^^dan. en auf wissenschaft-
lichem Gebiete ein ric htigmach^nde Sntdeclmng machen
l,ann, die er intuitiv gefunden hat, weil er auf einem
Turm geistiger Höhe steht, von dem er das gesamte geisti
ge Leben vor ä ch liegen sieht. Es ist b .stimmt kein
- 20 -
Zui'all, dass gerade im Judentum der Berui" aes Arztes
und des Theologen so oft miteinander verbunden isnd.
luh habe noch erst vor kurzem Mit Herrn Dr. Catzen-
steindarüber gesprochen. Es wirkt natürlich in bei-
den Berufen zugleich dxe Strömung der Mensdienliebe
mit. Der Arzt Itann heilen und helfen.
Das Judentum hat einen J^ult nicht daetrum
entwickelt, um mit ihm das Religiöse zu unterbauen,
Meimonides sagt: Essen sollst Du und trinken, damit
Du Deinen Körper erh;..ltst, um G-'tt zu dienen. Jeder
Mensch hat körperliche BedürUnisse und es gehört zur
wirklichen Zivielisation, dass man darüber keine Worte
na
cht. Die Reinlichkeit, die sich hier entv;icLelt hat.
ist wirklich ein Fortschritt. Aber es ist eigentüm-
lich und es gibt nichts in der reit, was nicht irgend-
wie in den Kreis aer jüdisch-religiösen L bensaurfas-
sung hineingreift.
Z.B. : Boruch atc adonoj
Oelobt seist Du Ewiger, unser G'tt, König der Welt,
der den Menschen g ebildet hat in seiner y/eishet , der
ihn geschaffen hat uät oeffnungen und Höhlungen und
es ist so, dass wenn sich eines davon öffnen würde ode
schlieasen, so wäre es nicht möglich, vor öir zu be-
stehen. Gelobt seist Du Ewiger, der alles frisch
erhalt und Wunderbares tut .
Strindberg hat sich das Paradies so Isror-
gestellt, dass es dort kein körperliches Bedürfnis gibt
Auch die psycho-A^alyse geht gleiche Wege.
Der jüdisch-roL igiöse Typus geht nicht scheu
an diesen Problemen vorüber. Er fügt es mit ein in
sein System. G'tt hat es so gewollt, und der Körper
ist ein herrliches Instrument des göttlichen Willens.
- 21 -
c.
Demgegenuoör staht die Askese, die den Körper abtöt«=*t.
Wie stark ist der jüdische Mensch, der den Körioer
nicht obtet, sondern Lebenöregeln aufstellt, durch
deren Befolgen er gesund bleibt. Und vom Körper
kommt man zur Seele. Das ist uin alaubensbekenntnis,
dase- das Judentum für alle Zeit vom iviaterialismus
gesciiieden hat. Sie merken gl ü ich, was für yin
Strenger Trennungsstrich hier gezogen ist zwischen
Clr isteutum und Judentum. Es hoisst im Gebet:
Mein G'tt, die Seele, die m mir gegeben hast, ist rein,
rein hast lU sie geschaffen,
iflu hast sie gebildet. Du hast sie mir eingehaucht
und Du wirst sie einst wieder von mir nehmen,
und sie irär zurückgeben in der zulcünftigen 7/elt.
eit solange die Seele in mir ist,
Und jed-rz
danke ich Dir, mein G'tt
Gelobt seist Du, D-v-ger,
der dem toten Körp r die
Seele wiedergibt.
Sie wissen, da;.s das Chris u.ntum die Lehre von
der Erbsünde hat. Wir können das Mysterium des Christen-
tums nicht kritisieren und auch nicht verstehen; es
ist ein Heiligtum des anderen, das wir nihht berühren,
aber .s ist nicht unsere V/elx. Und w^.n ein Jude zum
Christ^tum Iterttttt und er hat nicht Schindluder ge-
trieben mit seiner Religion, so muss er sich mit dem
Grundsatz auseinandersetzen, ob er sich grundsatzlich
für Sündig halt und von s einer Sünde nur erlost wird
durch den Glauben an den Opfertod Jesu. Hier schei-
det sich das Judentum absolut vom Christentum,
gehen verschiedene V/ege zu G'tt, aber beide V/ege fuhren
zu G'tt. 5ie Gc^danken, die ich hier angef ül.rthabe ,
sind die jenigen, die mich bewegen, aber es väirde
ein schaden sein, wenn sie nur gedacht und nicht aus-
— - •
Sie
-ü 22 -
ges. rochen würden,
Welche Bitte haben wir, wenn wir morgens unser
Leben anrangen? Btv;as ganz Persönliches kommt nun
mit dem der Tag beginnt. Ich glaube, dass das was
wir in unserem eigenen Innern auffinden, nicht so
verschieden sein wird.
"Es möge wohlgefällig sein vor iQir, Ewiger unser &'tt,
dass Du uns in Deiner Lehre zu Hause sein lassest,
dardt v/ir Deine Gebote erfüllen etc.
und unmittelbar daran imüpft sich noch ein zweites
Gebet:
'»üs möge wohlgc-ffällig sein vor Dir, G'tt unser Vater,
dass Du micix heute und jeden Tag erretten mögest vor
frechen Mei sehen und vor i^'reoiiheit überhaupt,
vor bösen N: chbarn, vor böser Plage, vor dem ver-
derblichen Satan, vor einem bösem Gericht und vor
einem bösen Ger i cht s ge gener , ob er ein Volksgenosse
ist oder nicht ."
und immer sei der Mensch g» ttesfürchtig
Auch im Geheimen bekenne er die V/ahrheit, stehfe er
zur Wahrheit, und dann stehe er auf und ^ reche.
Meine 3)amen und Herren !
Ueber legen Sie doch noch einmal den Ge-
danken; fliv kommen t^i^glich mit den anderen Menschen
zusammen, überlegen gar nicht wie tausendfu^ltig die
Beziehung^» zu dem anderen Sein iot . Ich hatte wün-
schen mögen, dass
«•:«■•!••.'<»
kxselir viele noch vor 10 Jalriren
hier den Oedanken vers"öanden . ätten:
"Herrg'tt bewahre mioh vor frechen Menschen
und vor Frechlieit4-". Denn wenn man iie Krai liheit s-
ur
Sache der letzten 10 Jahre erkennen will, möchxe
ich sie als die Krankheit der sc-elischen Preclihelt
bezeichnen*
- 23 -
Dunken Sie nur einmal an jene frechen Bilder, in
denen man alles herabgezogen hat, was anderen heilig
ist. Die Menschen haben gar nicht mehr begriffen,
dass sie herabziehen. Sie wussten niciits davon:
Ich habe nicht das Recht, etv/as herabzumindern,
v/as anderen hä lig ist. iyo war die Ehrfiir ciitvor den
Menschen, vor dem Heiligtum des anderen? Ich glaube,
in diesem Punlrte durfte man sagen: pater paccavi:
Vater ich sündigte. Jeden Morgen ruft man es sich
ins (Jeauclinis: Oschamnul
Viele Sünden sind da begangen worden,
und wie steht es wirklich? Ein kleines Aederchen
platzt im Gehirn und der Mensch atmet nicht mehr.
und trotzdem: Eiirfutchtslos hat man die Natur zer-
stört, her. liehe Walder niedergehauen etc. Z.B. ist
man in Afrika nach Jahrtausenden zum ersten Mal mit
dem Pflug über dl Brde gegangen, jedoch siehe da .. .
Die schwer erkämpfte Brdkrurae wurde vom Winde hin-
weggeweht und ee entstand Wi-iste. Ich habe es seiner-
zeit in einer Berliner illustrierten so gelesen und
auf diese Weise rächte sich die Natur gegen die Frech-
heit der Menschen. Und her sagen wir im Gebet: Halte
uns
fern von der Frechheit. Welcher Mm seh möchte
sagen: Mit «eichen Dingen habe ich mich* nicht
auseinanaerzusetzen. Das sind psychologische Arjge
lagenheiten der Lebenskunst. Wenn wir Juden morgens
aufstehen, entsteht für uns ein jüdisches Problem:
was ist der Jude? Eins der furchtbarsten Dinge, von
denen ich je gehört habe, war: als ein Kind sagte :
"loh möchte kein Jude sein!" Es wäre töricht, dem
linde einen Vorwurf machen zu wollen, denn es ist
zu verstehen, dass e in jüdisches Kind so sprechen kann.
- 24 -
Es ist so lUrchtbar, dass unsere ganze Tragik darin
zum Ausdruolu kommt • Una wenn jemand auch Flucht
versuchen will: Es gibt keine Flucht »Q« dem Judentum
denn bis in» die 3* G-eneration wird heute wieder
aas Judesein geahndet. V/as ist denn eigentlich 1 ps.
mit unserem Judesein* Daraur v/ird eine Antwort
gegeben, so gross, so v/unaerbar, dass man darüber
bloss staunen kann. Ganz deutlich wird es Ihnen
erst in 8 Tagen sein, wenn ich sprechen werden über:
Geschichte unter jüdischen &es i cht spunlit .Zunächst
mo
öchte ich einmal den allgemeinen Gedanken des
Pessimismus berühren.
"Herr etiler V/elten, nicht aui' unsere
aerecht i^ieit können wir uns verlastjen, sondern nur
auf Dein Erbarmen! V/as ist unsere liiire, unser
Hamen, unsere Herechtigkait. &»tt unser Vater,
es sind nicht alle Helden vor Dir. etc
Habol hov;$ . . .
Alles ist eitel und ..ertlos, das ist
der Ausdruck des Peesimismus. An e inem solchen G-e-
danken gehen wir nicht vorblai. Dio jüdische Ver-
«weifläng fängt da an; Wir wollen den V/eg nicht mehr
gehen, der unsabsonaert, wir wollen iveine^Juden mehr
sein. V/as ist denn schon unser jüdisches Dasein?
Alles ist eitel, ist gesagt worden. Aber ec ist
direkt ein Aufatmen, wenn es heisst: v;ir sindBain
Volk, Sühne seines Volkes, Söhne Abrahams, der JJich
liebte und der Bir zug. scwhoren hat am Berge koria.
Sohn isaaks, der gebunden wurde auf dem Altar,
die Gemeinde Jakobs, Deines erstgeborenen Sohnes und
aus der Liebe, mit der Du ihn liebtest und aus der
Freude, mit der m segnetest seinen Namen: Israel.
Und darum sind wir verpilicute^, auf zustehen und zu
- 25 -
sagen: Höre I^rc^^l, der Ewige unser Q-«tt ist ein Q-'tt*
V/as ist hie« gesagt worden? Hier v/ird nicht ge/J-ügelt
hier wird uuo eine geschichtliche waLrh«Iit ins Oe-
däahnis zurückgerufen. V/ir ^ind die Nachl'^oriii'üen der drei
Stammväter Abraham, Isaaks und Jakobs, die ein neues
grosses Mens ohengesdnle cht ins L^berj gerufen haben.
Kürzer konnte man den Sinn und den Qü-ng des Judentums
nicht bezeichnen.
V/ ir sind Madikoraiiien Abr...ixams, der Ji»ich liebte.
üaiiiit hat der v/endepunkt begonnen, dass ein ivl« soll so
gan.. Mensch v;ar. V/as hiute als menschlich gilt, ist
üb er
erst VüEi judent'om geschaffen. Das ist ein Satz , den
ich vor nicht so ferner Zoit noch mit m inem^ Schülern
dis.^utiert, . Abraham v/ar ;-anz Mensch, weil er das
Göttliche liebte.Aus jenem Menschen h^-^raus iiam die
geniale Li^be zu &'tt. las nun aber sein Sohn er -
duldet hat, das ist eine Bindung, eine Kneclt ung.
Was hat er denn gexan? ErÜess sich binden! Er hat
f^e, gesagt zu seinem Schicksal. Das v/ar der Sohn, und
der dritte: jakob, da wird gesagt: Y/ir sind die Oeuß inde
Jakobs, Deines erstgeborenen Sohnes, der die Erbschaft
eines Abraham auf sich nehmen konnte. Hier wird klar
unxer schieden, ob jakob oder Bsau der Erstg.^boretie war
ES heisst: V/ir sind die Oemeinde Jaiiob, Deines erstge-
broeenen Sohnes, jenes Menseln en, der die Erbsahaft
Abrahams auf sich genommen hat und auf sich nehmai
konnte, aus der Liebe, mit der Du ihn liebtcstl
7/enn bei Abraham g esa^^t wurde-. Br liebt G'tt, so wird
hier gesagt: G'tt liebt ihn, er wurde von G'tt geliebt
ms Judentum lehrt: Man rauss Vertrauen haben auf das
Y;aloen des Schicksals. Man versteht vielleicht sonst
gar nicht, was geboten wird und es hat keinen Zweck
- 26 -
Es hat keinen zweck zu klügein: was bringt der morgige
tag, wie wird es wei i^ergehen. G-lauben wir doch, G-'tt
liebt uns, wenn wir recht Juden sind. Er hat den
Namen bekommen: Israel und das bedeut et: Er kampite
um
»prte &itt, mit ö'tt .n der Welt!
Darum sprechen wir; Höre Israel, der Bv/ige,
unser G'tt ist ein &'tt. Wenn der Tag mit dem
Gebet beginnt, dann baut sich der Horizont unseres
Daseins. So lebte der Jude tieix jahc xausenden, denn
seine Gebet stehen im Talmud. Und ein kleiner Teil
ist übergegangen in die Praxis des Christentums.
Wir rinden es wieder in den herrlichen Gebet; Vater
unser, der m bist im Himmel. Das .vönnen Sie ohne
Sc.iWierigkeit übertragen ins Hebräische: Owino mal-
kenu. und führe uns nicht in Versuchung, das ist
• •
da :jelbe, wie auch wir beten, Hier haben wir einige
Begriffe herausgenommen aus dem ivxeere dar .jüdisclBn
Lehre und hier vereinigen sich wieder auch in grossen
heiligen ßegriiten die verschiedenen Wege, die doch
alle zu G'tt f. ihren. Im tiefsten r eL igiösen «mlffinden
stimmen duch alle religiösen wahrhaft über ein.
Es
gäbue noch ausserordentlich viel darüber zu sagen,
was das jüdische Gebet bedeutet. Nicht das Gebet,
das dahlns-ceht und pla.pert, wie eine Göbetsmühle.
und nicht das: Man zahlt G'tt eine Geb^^^tsmünze und
wird dafür belohnt.
ES ist eine unerhörte Vorstellung: Das Gebet
ist eine Vereinigung des Menschlichen mit dem Gottlichen.
in der Ewiglt* it
wenn ich bete, bin ich/für mich allein und diese Ein-
samkeit tut dem Menschen ausserordentlich gut. Es war
manchmal gut, wenn auch in der Grossstadt, wo der Lärm
alles übeödröunt, hie und da eine kleine einsame Minute
den Geist des Menschen emporführen würde zum Ewigen,
- 27 ^
zum unendlichen.
V/as ich Ihnen dargstellt habe» ist der Ausdruck des
jüdischen Typus. Es gibt z. 3. Gebete der Buddhisten,
der primitiven, der Neger, des Indianers etc. etc.
Jedoch das &obet der Juden ist ein jüdisches Gebet,
unsere Nöte, unser Glauben, alles s-Deht in Be:.iyaung zum
GötLlichen. Unser Glaube, der über al lern waltet, ein
Wille und wenix wir an einen anderen Menschen dtnken,
dann achliessen wir ihn ein in unser Gebet.
König Salomon (David?) betet; Ilerrg'tt, wenn ein
Fremder iioriant .... und so ßchlies.:en wir ihn ixät ein.
Ich möchte nun schliessen mit einen herrlichen G^'-bet
des grossen Gelehrten, eines Zeitgenossen des Marsamuel,
abal Recha, mit dem wir noch heute den !• g beschliessen.
" An uns ist es, den Herrn zu ppeisen. Wir beugen uns vor
ihm und an jenem Tage, an dem alle Greuel von der Erde
verschwunden 3e.in werdun
• »
Hier komi-en die Gedanken ^^ines Juden mitten hienein
in unser Gebet. Es wird ein Tag komiien, da wird kein
Mensch deu. anderen mehr Böses tun. Jeder vi rd zugeben,
auch wenn er sich innerlich nicht g&nz verwandt i'uhlt,
dass mit diesem Gedanken oLneherrlidie Konzeption des
Lebenkönnens, des Lebenaiüsseaa und zug«leich ein^ herr-
liche Konzeption eines idealen Menschentypus vorliegt.
Vielleicht ist Ihnen nun doch zum Teil eine masx
Ahnung aufgegangen, von dem ^as ich Ihnen sagen wollte.
Idi weiss nicht, ob das zum Ausdruck gäi ommen ist, was
ich fühle und emiJfinde, aber ioh möchte es wünschen
und mit diesem punkte möctrteich nun abschliessen: Das
Judentum verlangt nichi^, dass ein Mensch beten soll.
Bin langes G<.bet findeo ein Vorbild in Mose und ein kurzes
ebenso. Wir bezahlen G'tt nicit etwas und er gibt
uns auch keinen Lohn, sondern:
- 28 -
wir erhüben uns in die Sphäre des Mose, v/enn wir
beten, wir erheben unsere Seele ins Metaphysische,
wir erholen unsere Seele. I
1
7- Harz 193!p>
Meine ^Jumen und Herren !
% I I
'1
Ich bitte um Entschulaigung, aacs ich uiioh um eine hal-
be Stunde verspätet habe; ich musjte :^n einer auoser-
.jrdentlich wichtigen Sitzung teilnehn.en, iwh kann ihnen
im AUj^enblick nicht sagen, um
v/as c'S sich hanaclt, aber
es lag im allgemeinen Interesse.
Vor 8 Tagen habe ich versuch*, Si- in den
Sinn des jUdisci^en Kultes einzui'iJiren und ich habe zu-
wachst einmal darauf hingewiesen, dass wir Menscüen
ja alle, ob wir es wissen oder nicht, in einen Kultus
eingebettet: sind und zwar in den Kult der QeSüllschai't.
zahllos sind die Forderungen, denen wir un.. unter-
werfen müssen: Im täglichen Leben, in der Kleidung , im
Benehmen usw. Wir sind üingebett^-^t in die Norweniigke it
uns standig im Zügel halten zu u:üssen und zwar um
einer irdischen Beziehung willen. Religiöser und
jüdischer i.ultus bedeutet, dass m;xn Beschränkungen
und Rüoksichte. auf sich nimmt nicht um irgendwelcher
irdisclier Beziehungen sondern meinetwegen um üb<^rirdi-
scher Be..i.;hungen willen. Das he.sst, dass man das
Leben nicht nur einbettet in die Rücksichtnahme auf die
Bipg^ä, die uns unmittelbar umgeben, sondern unsichtbare
«
Vorgixnge, -lie wir mit Metaphysik bezeichnen , denn
Metaphysik ist nichts anderes als eben das geheimnis-
volle Unsichtbare, aus dem alles horaus quillt, und zu
dem alles wied.r zurückkehrt, ^s gibt viele Mischen,
die sich keinerlei (K^dunken über die metaphysischen Vor
aussetzungen des Lebens machen; das bedeutet nicht
etwa, dass sie nieht aie Mo gl i chke it hatten, sich
darüber klar zu werden, sondern sie denken nur nieht
darüber nach. Unsere Zeit gibt unj darjh ihren Lärm
- 2 -
kaum uie Mögliohkeit G^-danken in un3 zu wecken. Sobald
aber ein Mensch naohdenkt, komL.t er auf die anum. anrauche
absolut notwendige Ueberzeugung, da^s unser sichtbares
Leben liödrist:ns ein Y/ellenkariiiii ist auf der unendlichen
Flut unsichtbaren und vieilv-icht Tur irüner unbegreii-
lichen Seins. Ein Mensch, der nachdenkt v/ird ohi-es
weiteres vtrstehcn, dass unser Leben nur v;ie schon ein-
mal angerührt, ein G-lirriiien derev/ig göttlichen Seele im
menschlichen Körper ist, und -./enn der Köpper zerbricht,
kehrt die Seele zurück in dcis ewige DunLel, aus dem sie
gekommen ist. Und v/nnn ein Mensoh solche Worte nicht
nur denkt, sondern daraus Konsequenzen zieht, aann kommt
er zu notv/onaigen V^^-rhaltungsmassregeln in Sv^^^inem Leben
und solche Verhaltun^saassregeln, Pormen, in die er
sich ^^elbst einbettet, sind religiöser Kult undbedeutBt
eine Lebensrorm unxor der B^-^ Ziehung zum Ev/ig-^-Gdt Glichen.
Es handelt sich ixi^^r nicht um eine Be:.iL.hui:g zum N^chs^en
- z.3. v;enn ich mit einem iviesser essen würde etc. — sonder
v/ie &»tt es auffassen würde, v/enn ich :: ich in dies.-m
Augenblick so oder so verhalte. Religiöser Kult wird
von jedem kensc.:en versxanden, wenn manche auch nur
in &ei'ahren versuchen, es mit dem G-^danken ^*tt ernst zu
machen. Es gibt eben im Loben Formen, in die man sich
hiBeinstela.en muss und man könnte sich diese iPormen
zahllos bildu'n. Es könnte ein iviensch z.B. sagen:
Ich vvürde mich um G»ttes ^Ji. laa 24 Stunden auf ein B$in
stellen. Auch dieses wäre eine besondere Form , die sich
ein Mensch überlegt hat. Es gibt Menschen , die so
etwas tun und es gibt diese ivienschen insbe^^onaere im
buddhistischen Rei igionskreise. Es gibt z. B. auch
Menschen, die sich tagelang an den B^-^inen an einem Baum
- 3 -
¥»
a-uihängen lassen, dault aar dit^se Y/eise die Seele i^ich
vom Körper loslöse una uui'guhe ins Reich des (Jättlioiien.
Bei den Julen gibt es so etwas niclit ! Das
Judentum verbietet die Abtötung des i.örpers. Aber
es lautet L.uch, dass man s oinern Körper nicht rröhn^^n
dürfe, indem man z\ B. seinem Tr.^^^b nachgebe* Das
Judentum verlangt e^nen V/eg, der zv/ischen üiesen bei-
den Extremen liegt, oder wie Maimonides sagt: den derech
ha^oschori, den ^er-.djn wj^:;, den goldenen Mittelweg.
Es ist bewunderungswürdig, v/elohe Verbindung bestand
zwischen jüdisühen und grit-cliisuhem Göist, Aristoteles
und Iv'iciimünides. Und suuon in der Ttiüra bei der /er-
heissung heisst es: Es soll wohnen Jai'eth in den :Delten
Sems und das bedeutet, dass die S^hünheit wohnen ^oll
in unserem Kreise ui.d uueh i-i\ griechischen G-eist. Es
gibt Brüc:i.en, aul dcn^^n iue'ischen zueinar.der ..or-men
können. Dies ist die R..cksichtnahm- auf den &-^ist,
denn gerade zwischen den Extremen der Kürperabtütu;:g
und Triebrrühnung entsteht eine grusse Form unu. diese
Form aurchuacht Von morgens bis ab.^nis, von der Ge-
burt bis zum Tode, diese Rücksichtnahme, diese Ableitung
des as.zen Lebens ist das System des religiösen xvultus.
Da wir aber alle einem Ti/pus angehört:n, hat sich eben
für ..nseren Typus, das h-isst für zahllose Menschen ein
ganz bestimmter Weg, eine ga
nz beSL,im::;te Form für aj le
her:-.us gebildet.
Ich habe ihnen vor 8 Tagen ^üne« innerea Be-
ziehung dargt^bracht, die den iiultuBS begründet und zwar:
das Gebet!
v;as beaeütet das Gebet? Ich habe gleich be-
- 4 -
merkt, dass das Qebüt x^airiün Kuhhandelt mit a 'tt
darstellt. T,7er das &ebet so aut't'tfsst, der muss ei-
nen ral schon v/eg gehen, der versperrt sich durch
Scheuklappen die Aus sieht aui' die Wahrheit, Das
G-ebet ist ein V/eg, auf dem der Mensch einsam ist für
Minute und Stunde. B^^soh'^ers am Js.um Kippur steigt
das Gebet auf zu G'tt und es ist eigenartig, dass
der Jude an diesem Tage auf Si^eise und Trank verzich-
tet und nur den Wunsch hat, an diesem Tage seine
Seele mit G'tt zu voreinigen. Es ist eine Einheit,
die der Mensch deshalb erstreben kann, da jeder
Mensch ja im Ebenbilde G'ttes gesciafi'en ist. Es
gibt nichts Purciibareres, als v/enn Mensc.en sidi
verachten und nicht w i-ssen, dass sie seelenprobleme
in sich tragen und z.b. wie beim Mor gengebet sprechen:
Herr der Y/elt, der Bu v/arst, bevor alles ge-
schalten wurde, der Du bist, nach. dem alies geschaffen
ist m;d sein wirst, wenn nichts mehr vorhanden sein
wird. Dio-ses sind wahrhaftig philosophische Gre-
dank'ongänge. Wir sehen ein, da^s wir nur Wind sind
aur der Erde und wir werden eivmia verstieben und
nicht mehr sein. Es ist eine ungeheure geistige
Forderung, dass wir Juden u. s gleich morgens m der
Weise in das Gebet stellen. Di-^-ses ist jedoch nur
ein kleines Gebet. Wir haben aber 5 Bände unserer
Machsorim und wer diese Ge-danken versteht, die in
diesen Gebeten stehen, der r.uss in diese TiÄfe ein -
gelangen sein, in das Leben des Geeistes überhaupt.
Wie einfach hat es eigentlich der "^ensch,der wie
im Orient nur den Rosenkranz herunter zubeten hat, im-
mer in derselben W^ise. Ich spöttele gar nicht über
ein derartiges Gebet, jedoch ist das eben nicht
jüdischer Geistl Das Judentum fordert, dass wir
das Geschenk der Vernunft, das wir bekommen haben.
K
- 5 -
ausbauen zu einem Kunsuv/erk,
Ich habe da in zum S^luss das bin^j nooh dar-
gestellt, wie nun in den Gebeten das judische Schick-
sal morgens in aller Frühe jedes ivial uns ^ r Augen
gostollt wird.
" Was ist der Mensch? \7as hat der Mensch dem
Tiere voraus"? Ueberhaupt nichts! Denn alles ist
eitel und nachdem der Mensch gl.äch am hier entwurzelt
werden ist, da ko.mt dann ein Impuls, der uns wieder
aufhorchen lasst. Hiör kommt Porm und Kraft düS
se
elischen Motors, damit man wieder arb^ii ^en l«,nn
als Jude ,der es gi eher nicht leicht hat in der Welt.
" Aber wir sind die Söhne, Deines Bundes, Nachkoi;.uen
Abrahams, der öich ii>.bte, Isaaks, der gebunden wurde,
und Gem-inde Jakobs, den Du liebtest und den Du darum
mit den i^amen nanntest: Jisc.el, d.h. der Kampfer
um G'tt. In diesen 5 Worten, die i ur ein iDichter so
ausdrücken konnte, ist die ganze Geschichte gestreift.
Abraham, der als ersxer den Götzenui ,nst als uiaJri.llig
v.rdarmite, is«ak, der gebunden wurde und das Los des
Märtyrers auf sich nahm, Jakob, den G'tt liebte und
der ihn Streiter um G'tt und für G-tt nannte. Ob wir
es erkennen oder nicht, ob w.r juaensem wolß n oder
nicht. Ob -..ir empfinden wie der i^eine Junge, der sagte;
„ich will kein Jude sein", ob wir flüchten w ollen bis
ans Snd. der Y/elt: Es hat alles keinen Y/ert. Y/ir sind
als Juden hinaingeboren in die V/elt und ©üssen durch
unser Leben G'tt dienen auf ürden. Durch uns soll der
Strahl erhalten bleiben, auch wev^n er inu.er wieder
versiegen wird und wie das vorsieh* geht, das will ich
.1.
Ihnen dar ifegen
K
- 6 -
loh will noch einzelene Punkte anfuhean, die ich immer
wieder vor Augen gesta It habe. z.B. den Gedanken:
Sie verstJien, was ich damit meine, im aebet; das mit
borach schomar ani'ajigt. Bort lautet es: V/enn Ihr
auch goring an Zahl s^id, wenn Ihr auch wenige seid,
Fremde und wenn Ihr wandert von Volk zu Volk von
Reich zu Reich, so hat G'tt doch nicht zugelassen,
dass auch nur einer bc^drücict wird .... singt dem
ßv/igen ein Lied, erzuhlt unter den Völkern seine
Treue, denn y;ross ist a»tt. Es ist doch zu bewundern,
mit welcher Klarheit hier das Judenschicksal heraus -
gehoben wird. Ebenso w e z.B. am Montag und ©onnerstag-
Tachanun-GebetjPBeine k<.inder, di-^ verabscheut werden
unter den Völkern!£tca'/er kennt denn den (K^dan. en nicht!
Das CKbet jedoch ist vielleicht entstanden vor 800
Jahren und wir sprec .en es heute n^ch. Oder
wenn wir immer wi.der aur der Erde verachtet werden
und wir fra-^en: Y/uher kommt «s eigentlich? Dann
werden wir eines Tages .ntdecken, daas es viele
sch:^ cuteMenschen aui- der Srde gibt, dass aber die
schlechtesten jene Verleumder sind, die aus eigenem
Kreis entstehen, jene Mensch n die aus Sehnsucht nach
Karrieru zu Abtrünnigen werden und die alte Gene in-
scliai't beschimpfen. Wir wissen, was uns von aiesen
Leuten angetan w orden ist! Lügen, die absichtlich
von ihnen in die ¥elt gesetzt worden sind usw.
Y/ir können es verstehen, dass wir mitten im heilig^n
Gebet sprechen: " Dem Verleumder, dem sollst 3>i iieine
Hoffnung geben", sie sollen ausgerottet und vernichtet
werden, gelobt s^i^st Du , Ewiger, unser G'tt, der
die Uebermütigen demütfegt. Ivlan muss in guten Zeiten
die Geschichte kennen, um so etwas zu verstetien und
muss zurücksinnen in uralte gev/altige vfeisheit des
- 7
Judentums . Von ungei'uhr haben unsere Vorrahren doch
nicht diese Wissens, rait gehabt. Es waren Helden
des Geistes, und wir haben es iui Gebet. V/en kann
es noch wunden.., da,,s unsere grossen Lein: er und Fuhr er
Bauern, Handwerker, ¥assertri:.ger , oder Aerzte waren?
Esist öuch etwas aaz auiiaerotceit liohöu, dass ^eder
so hieneingesoellt ist ins Leben. Die Forderungen , die
an den jüdischen Typus gestellt werden, sind Gesünderer
Art. Man kann manchmal Neid empfinden, dass man über
seine Grenzen nicht hinauslcann. W-^ id aui' jene Religion,
die nur verlangt: Hineinüc miegen in
• • • • •
V/elcher jüdischu^r Typu3 kann das? Jeder muss
sein eigenes Lehen leben, Vater sterben nicht für Kinder
und Kinder ster.-en nioho für Vater. Jedc-r büsst nur
für seine eigene schuld. Hier wird der Jude ge-
patekt von der Faust G'ttes und hieneing.^stel . t ins Leben.
Wir sind als Juden geboren uns sollen uns hier VDr
Entweihungen und Schändungen hüten. Wie leicht ist
wecieev/orfen v/orden
wft die Religion/durch äussere Umstände !Und wenn wir
dann fragen, was ^ard denn geschehen, dann antv/or^en
wir mit dem grossen König im Reich des Geistes und der
Kunst, der so viel gelitten hat, der grosse König BaMid:
Lass mich doch nicht .'allen in die Hände aer ivienschen,
wenn ich gestraft werden soll, sondern in die Hand
G'ötes.
- 8 ^
Soi wollen wir Juden imr:ier sprechen, wenn wir gequält
werden, soll G'tt uns strafen und nicht die Mensdiea.
Hie und da beginnt manchmal auch das uralte Haupt des
Judentums den Kopf zu schütteln, wissend, was im Leben
vor sich geht. Am Abend treten v/ir hin undsprechen
die V/orte: Er ändert die Zeiten, er wechselt die Perio-
den, gelobt seist Bu Ev/iger, unser G'tt, Es war einmal
so im ültertum und Mittelalter und es herrschten einmal
tüber Palästina der Römer und der Griche usw. Da wtrd
man hineingestellt in die Notwendigkeit, eigene Lebens
erf ah runden zu sammeln una dann genen wir auclri nicht
vorüber an dem s cliv;ersten Schicksal, das Menschen er-
fahren können . Und im gewohnl-^chen Leben ist .s
immer noch Su, dass das das schwerste Schicksal ist,
v/
enn ein Mensch sterben muss, als Märtyrer sterben muss.
Ich habe Ihnen ein kleines Büchlein mitgebracht : das
heisst Eaom, das ist zugleich der Name der Amoniter,
jenes Brudervolkes, das uns so sehr befehdet hat und
auch der Beiname des Bruders Jakobs, Esau. äs ist in
derschlichtesten Sprache, die man sich überhaupt vor^tel
len kann , geschrieben. Es sind Berichte eines Augen-
zeugen von den Verfolgungen die unsere aiaubensgenossen
in den Kreuzzügen erlebt haben. Ich möchte ihnen
einen kurzen Abschnitt vorlesen, um Ihnen zu Züigt;n,
v;
ie ein Kultus im &» t^esdienst sich bis heuxe bewalrt
hat.
ff siehe Absatz im Buch Edom!
Seil: den Kreuzzügen, seit jener Zeit spricht man
in unseren Synagogen 2 mal im Jahr und bezeichnender
weise aber in den Synagogen des Ostens an jedem Sabbat
( denn unsere ostjüdisohen alaubensbrüder sind Nachkommen
jener, die nach den Kreuezügen vertrieben und in den
Osten geflohen sind) und da sprechen wir dann:
Af horachamim, Vater des Erbarmens, Herr, der
- 9 -
in der Höhe wohnt, er im) ge gedenken der Prormu n in
seinem Erbarmen, der »edlichen, der Vüllkommenen in
der heiligen Gene in de, die ihr Leben aufgaben zur Hei-
ligung des go -etlichen Namens. Sie waren achnelier
als Adler, stärker als Löwun umd den V/üen des Schöpfers
zu erfüllen. Mö-e unser G«tt mit uns ihretwillo-n Er-
barmen haben.
Was bedeutet das?
Hi .r ist die G-escliichxe unmittelbar in
unseren ilultu^s aufgenommen. Wir haben es nicht ver-
gessen, 2 ual wird es vorgetragen am Sabbath vor dem
Schewaausf^'St und Tischu b'aw.
Meine Damun und Herren ! V/er unsere Gebet e
durchlebt, der wird erschtt tert sein, wird gekneto't
vom Geschick. Er weiss, dasr. vir N^chkoui. en sind, von
Vätern und Müttern, aie Helden waren, der versteht, dass
^''^'' in den Worten eines Juden, der uiit seinem Judentum
gespielt halt, Heinrich H.ine, wirklich wunderbar for-
muli--.rt wird und zum Ausdruck komme, was wir alle empfin-
den:
Das Volk der Griechen b^stana auü scaönen Jünglingen,!
ist ein Volk von '
Das Volk der Juden kÄSiXKStxäDCJJ/Munnern
wer solche Geschichte gehabt uat und sie einbe-
zieht in das Leben, in dei Kult, wer hier nicht vergisst,
was in der Vergangenheit geschehen ist, wird dadurch
ein anderer Mensch, dass er aie Beziehungen zum Höchsten
erkennt. Man kann nicht sa ,.n: Es fangt hier an und
hört dort auf. Bin M nsch soll sein eigenes Leben hin
einbauen in das, was er von der Ver^an.enh.it überliefert
bekoumit,- weichen V/eg er persönlich finden wird, um
das Alte zu verstehen, kann niemand voraussehen. Die
Forderung der .^^^^^^TMllen wxr darüber scl...iben:
v;as
- 10 -
jedes IvJal sdiü^süen wir daü liaupti/obet mit den Worten
niierr d-r Welt, bew;.hre me.ne Zun,,;e vor Bösem und meine
Lip en vor trügerischen Reden, lass duoh meine Se^le
schweigen gegen die, die mich i'luchen und mein Leben
sei wie Staub vor Dir. Oe.fne mein Herz* Deiner Lehre
una meine Gebote las 3 meine Seele boiTolgen. Und
wer Böses gegen mich sagt, zerstöre seinen Lauf und
vernichte seine Plane. Tue es um Deines Namens willen.
Tue es um Deiner -eiligkeit, Dexn^r Lehre, um Deiuer
Grösse willen. Ur.sere Seele soll schweigen gegen
die, die uns Böses tun und wirv/ollen erst: ben scholaum,
Frieden für alle und für unsere Gerne inscua it. Solche
Worte solen llelfee sein, aie die Seele von neuem
sciffliieden, dass sie ertragungsfuhig wird für ein
Leid, das lange noch nicht so gross ist, wie das,
unsere Voriahren ertragen haben. Ich möchxe ihnen
in aller Kürze noch e inige ürd eutungen machen'-
und sprechen über den Zyiilus des Jüuischen Jahres und
über Geschichte unter religiös -jüdischem Gesichtspunkt.
Heute m 8 Tagen werde ich es ausfühürl icher beschrei-
ben, aber alles kc^m man nicht auf einem M:-a erörtern.
Was den Zyklus des jüdischen Jahres anbetrifft, so ist
auch 4er ein Kultu^s, aber ein Kult von merkvmrdiger
Art. Haben Si-- sich selbst sclion einmal beobachtet?
Haben Sie schon bemerkt, dass unbewusst der Atem
einen besonderen t bestimmten Rythmus hat? Das Herzt
scrilugt den gleichen Takt, ob sie gehen oder stehen,
was wir auch tuen, das Herz schlagt im gleichen Takt.
Ein eigentümlicher lythmus, auf den sich unser Leben
aufbaut. Nun s.h.n Sie einmal, eine Widerspiegelung
dieses Rythm.us ist auch im Leben des gesammten jüdisch-
retgiösen Typus vorhan den.' Äs ist der Rythmus d. s
Jahres. Er wird eingeteilt durch verschiedene Er-
- 11 -
hebungen. Zanachat e immal iüt daü glc iuliinaüSige: der
Sabbath. Hier und da habe ich schon darüber gespr oolien,
dasö der Sabbath für heiliger gilt als der Jaum Kipi.ur
Der Sabbath, von dem es «iheisst: Man soll ruhen, damit
die Se^le ;-;ieder 2;u sich finden iiann. "Der Sabbath is
entsdieidend lür das Judentum'. Wie entscheidend er
ist, sagt mxü ein V/ort aus dem Talmud. Da steht näm-
lich v;ann der Messias kommt und es mre vdrklidi inte-
ressant, das zu wissen. Db.s Judentum g. bt das auch
an, aber nicht die genaue dironische Einteilung, das
genau e Datum, sondern die Bedingungen: "Wenr. alle
Juden Schabbos halten, dann kommt der Me^jsia". Das
ist ein eigentümliches Wort. Es ist ungeheuer bedeuxsam,
dass herausgehoben wird, dass der Sabbath für das Judentum
das (jrundleg nde schafft undv;ir erkennen villeicht die
Tragik, in der vär uns in Deutschland befinden. Den
darüber dürfen wir uns nichL täuschen, dass wir in
Deutsc.land den Sabbath einfach nicht als absolute
Pcrderung an j.den Sohlen können. Das Berufsleben
macht leider die lieilighaltung des Sabbaths für viele
nicht möglich. lU r einen richtigen Weg zu finden,
ist eine schwierige Aufgabe. 7/enn jemand die Bedeutung
des sabbath kennt, ward er einen Weg linden, um an
diesem Tage teilhaftig zu werden der g^-..altigen Weis
heit, die im Sabbathgebot steckt. Und v;äre es nur die
Beschäftigung mit der heiligen Schrift, denn man kann
sag'.n, was man will, es eht nichts über die unerhörte
Weisheit, die in unserer heiligen Schrift, in unserer
Thora steckt, und am Sabbath wollen wir uns mit der
Thora besci-^tigen. Ein mir bekannter Herr macht es
z. B. so, dass er, da er am Sabbath seinen Geschäften
nachgehen mu^s, er sich in seiner Pfcizeit und am Frei-
tagabend, dem Anfang des Sabbaths, sich mit der Thora
beschäftigt.
•">
- 12 -
Bas fet unser Blut und unst^^r L^ben. Das Budi , das in
über 600 Sprachen übersetzt ist und in jedem Jahr in
vielen Sprachen hLniauswandert in di v/elt, es ist unser
Buch, das uiüssen wk immer bedt-nkun. Gerade im Mi>.tel-
alter gab sie den Juden besonderen Halt. Am Pr«.itagabend
da war det Jude ein König und seine Prau war eine Koni
gin, sinst aber v/ar er ein* gedrückter Menach. Am
Freitagabend besingt er seine Frau als Königin des Hauses,
es steht ein Duft über di es m Saobath, ein Tarn, ein
Eebensodem. Sie kannen die Geschichte über die rä.i^öse
Sprache, über die Sprache d^JS Jui entums. Bin klein
wenig will ich heute andeuten. Sie kennen die Gesouichte
von jenem römischen Kaiser, der am Sabbath bei Rabbi
jemed eingeladen war. Er hat dort einen wunderbaren
Duft in sich aufgeno-mmen und hat gemeint, die Speisen
munden iiim vd. e nie zuvor. Er befahl nun seinem Koda
die gleichen Speisen anzufertigen. Dieser lief zu Rabbi
Jemed und liess sich die Spelsezusacpipfflnstcllung geben.
Aber der Kaiser wollte dem Koch den Kopf abschlagen
lasiien aus Zorn darüber, das^ die Speisen trotzdem anders
seil meckten als die bei Rabbi Jemed, und er fragte
Rabbi Jemed, ob es vielleicht an einem Gewürz liege,
das sein Kocli vergessen habe. Ja, es war wirltlich ein
Gewürz, nämlich der D..ft des Sabbaths. Hier haben Sie
in wunderbarer A rt und \7eise in einem Midrasch die
Bedeutung des Sabbaths. in genuitvoll er- Beziehung erhalten.
Denken Sie andie 3 v/allfahrtsf este: pejsach, Sche-
wuaaa und Suckaus, fernc,r an Roschhajchono und Jaum-
jqbppur, das purim-Pest, das bevorsteht und das Ghanu-iia-
Pest.
Wir feegini-en diesen Zyklus dev Feiertage mit Pes-
sach, dem Geue; ktage des Auszuges aus der Knechtschaft
aus Aegypten. An jeddm Sederabend sagen w ir es vi eder:
- 13 -
Es ist etwc^s
a
Heu.e sind wir Knechte, morgen Freie.
Wuiti.rteres uhd unsox« «rosDe Sc rirten r Uhren uns nin-in
in den ^.nrang der jüdischen qoe. . inscUartswerdung .
Dann kommt di9 Wüstenwanderung und dann er st-dle
Erlösung. tt.nn ko.:.t das Sohev^uausr.st , das v/oohen-
. T. ^ « Q-i«i»i mhin unoere aemeinsühaft die Thor
fest. Am Bt!i:^g6 biaai mnm uuuoi.
^ o«, cnv-ansfest wird die WuStai Wanderung
im lanpL'ang und am Suii.^usieao
^ , ^-i.=. TJii +A in der v;ir sjnnbolisch
dargestti It duro.i die Hu^te, m
, -, V, -i V, T v-vri ■.;>pr vJeise vermischt
leben, jene '^eit vi ra dadurcn m inniger v/eis«
mit unserer aegenwart.
Biese 5 Feste sind Peste, die mitten hien-
eiust^-llen in das jüdisoiie Leben.
Am pessach beginnt die Gerstenernte,
am .ohewu.usi-.s-uu i.t si o buenuct. .Manbrxngt schon
die Blüten im Tempel dar. Denken Sie doch bei dieser
Gelegenheit wieder an den wunderbaren Traum J^ obs:
Me Leiter, de auf dem Boden st.ht und in den Hi..el
ragt.l-Ii.r haben ^ir aie grossen gesohichtlicuen Feste,
i-ic n-yr Qc^p vran-ierung durch die
d.h. sie eri.iiern an die grosse \,an-LOLu ^
r, •+ H vpr'rn-^rer diese Wanderung mit der Erde, sie
4:^4- 7nri'n*(»>i sind öS P ste von
schv/^.>bt nicht in der Luit. Zugl^ica .lua
, •^- ^ -^ -Q^ap tnntf denn an diesen 5
ung.h eurer politiscuer Bede tun^,
. nnsere Vo-rahren ins Jerusalem versaLimelt .
Festen, waren unt-ero vu-xö,.iLv^
. V, V, Metren w^r hie«- in Deutschland eine
Vor einigen Jahren nat^en w^r
^n ^ vv^+pr dem wot-oO stand: Jeder
ähnliche Bewegung, die unoer dem iv.oo
. -. nnoh Rerlin! Jias haben wir Juden schon vor
einmal nacn Beriim -'»^"
■; V, Ko-rt-H-u-en r Bedeutung gesagt.
Ja hrta... senden m übertragen.. t d^
Tr,>v.''nViypn in Jerusalem. Von
im Jahr warun unsere Vorxdhren in o
«. e-io her Mvi blieben 8 Tage im
über den GrenEßn kamen sie her urv
.•« 'nilinA-noli tischer Bezie -
Tempel. ¥as bedeutet dic-s in ...ultutpoiix
v,a + rr 1 ich ihre Nahrung s_;ittel
hung? Sie hatten xa^itaDcx naturlicn mr
• -,.v^PVlder Form. Sie führten die
mitgebracht und zwar m lebender J? orm.
Tiere mit sich, manchmal aber auch Waren, di
3 mal
tüi e
- 14 -
zu Gel de machten, indem sie sie in d-^-^r Umgebung des
Tempels zum Kaufe- ausboten. Hieraur bozi-hen sich au h
die \y ohsler im Neuen Tt^stament. „aruin machte» u.an
den Juden zum Vorwurf, das^ sie die ^v7aren am Teüipel aus-
boten? Hie grossen Märkte im Mittelalter fanden imir/er
bei den Kir»ohen statt. Siy habem hier ein Beisxjfeel*,
das Sie sicher schon kannten, eingefügt in den Sinn
des Judentums.
Wir haben heute nuch di^.se 3 groü^en Yfalilfahrts-
feste, die erinnern an die gewaltige Bedeutung, die
sie in Palästina gü.vonnen haben. Sie sollen in uns wach-
räfen das geschichtliche ßewusstsein und gleichzeitig
die Geachichöe verbinden mit dem Boden. Das jüdische
Volk war ein Bauernvolk. Y/ir sollen nie v^rgcissen,
dass vom Boden aus, der Mensch entschieden wird. V/ir
finden in der Thora grosse Bodengesetze, die noch hai te
für ie Boaenreformler von besonderer Bedeutung iiina.
Man führt es nur in moaernen VI orten aus. Nachdem
das Gesetz in uns wach geworden ist, werden wir 3 Tage
vollkommen isoliert, aus der Gemeinschaft herausgehoben.
Dann ist es nicht mehr die Gem^irE chaft, sondern dann
Bindwwir nur als Personen G'tt gegenübergestellt.
Nun Roschhascuono und Jaum-Kippur. = Neujahr
und Versöhnungstag. Unser Neujahrsf t.-st ist eben etwas
ganz anderes als das bürgerliche Neujahr. Man sagt
einen netten Ausspnch: Unser Jahr fuiigt mit dem "Rausch"
an, das andere hört damit auf. Aber es ist uoch
eigentümlich fiär den jüdischen Typus, das. wir das neue
Jahr nicht mit Freude begingen, sondern still im Gebet.
Am Roschhasc:.ono wir eingeschrieben und im jüdischen
Kult besiegelt, wer leben wird und wer sterben wird,
wer erhüben wird und wer gedemütigt werden wird, dies
ist ein ganz grosses Bild. Ich werde versuch n, Ihnen
- 15 -
die Bedeutung des Bildes dar2.ulegen: Wenn der
Dichter sagt: Es v;ird in die grosse Posaune gestossen
und alle ßn^, el erzittern, heut ist der Tag des Ge-
richtes und so kommen sie alle Weltenbewohner, nicht
die Menschen allein, nicht die Brdbev/ohner allein, alle
Weltbev/ohner, die es überhaupt gibt. Und sie zi hen
vorbei unter Deinem Stabe und es mrd gerichtet.
Man muss das varlilich einmal ini erlioh an siJi selbst
erleben und vä rd erschüttert werden. Es heisst:
G'tt sd.lägt vor sich auf das Sefer hasse, das Buch
der Geschichte, es ist ein merkwürdiges Tagebuch
nsc^ aer Anscliauung des Didriters. Es liest sich näm-
lich von selber vor. VIs^Q ist das für ein Tagebuch?
All unsere T»ten, auch unsere Y/orte, dit^ wir sprechen,
diesind nicht verflogei., sondern eingeüchrioben in die
Bwigiieit. Und wenn wir ihnen wieder begegnen, werden
wir sie an den Folgon erken QQ . Wie töricht v/aren
wir, dasj wir nicht früher nachgedacht haben. Es gibt
für allv..s eine Folge. Der Jude denkt dasfür sich,
der Mensch allein. Roscrihaschono und Jaumkippur sind
Tage der gro^^sen Abrechnung und ein ganz personliches
Menschheitsfest, wo manherausgehoben v;ird aus der
Gerne mscliaft. Es gibt nur einen G'tt urxL vor dem
werfen wir uns am Jaum Kippur bieder, stellen Sie sic.i
einmal vor, an jedem Jahr erleben wir das mit allen
Votbereitungen und all den wunderoaren gefühlsmässigen
Begleiterscheinungen. So erleben wir die ganze Flut
der Oeschohniüse, die Problemstellung dei»s Mensdien.
Aber immer nicht isoliert im Intellelttuell en sondern
eingebaut* in den Glauben, in ein kraftvolles Leben
des Inn^ron und der Seele. Ein Mensch, der so lebt,
der atmet erst unter goutli ehern Gesichtspunkt.
Wi
ir teilen unser Leben ein in Wochen und dix ch den
- 16 -
Sabbath und die Peicjrtage bekomii.en sie das Spektralband
des jüdi seilen Jahresrytlimus. Uni wer.n Sie das Spektral-
band des Öhr istliche Jahreszyklus danebenstellen,
dann würden Sie eine mer würdige Bntdecl-üing machen:
Denn dort hebt der Mensch an 9 Tagen, bei den Juden
kommen noch 4 Tage hinzu, ;.ich aus dem PIuüS des Tages
heraus und i,war beim Christentum last zu derselben Zeit
wie im Judentum. Man hat hier einmal bildlich deut-
lich vor Augen, wie do oh däiSTudentum und Oliristentum
im Reiche des Seeliscüen gleichmüssig atmen. Und wenn
man sich vorste.lt, dass es noch andere Spektralb ander
gibt, wird man begreii'en, dass das Judentum Ungeheures
in die ';7elt gebracht hat. Nicht nur bedanken, sondern
auch ä. ne Soeleni'orm. Dann .ann ich ihnai nicht
in Worten schildern. Es gibt niosht nur einen Rythm^s
des Herzens sondern auch einen der Seele. Nun gestatten
Sie mir, meine damen und Hörren, noch einige V/orte
zur Präge : die Geschichte unter religiös-jüdischenm
Gesichtspunkt zu sagen. Es ist aber heute abend nicht
mehr anders möglich, als daxs ich Ihnen ein Beispiel
heraushole, in dem die Frag estellung deutlich wird
und ein Beispiel, das Sie nicht allzu sehr anstrengen
wir.
Die Geschichte ist nicht m.hr dac persönliche
'Gesch.hen allein, sondern ist das Personliche verbunden
mit dem Gemeirs chaftlichen, zurück in die Vergangen-
heit gesehen und für die Zukunft vermuoet. Bin Band
/^ O Q
dütiehdas Leben für a re Bauer zieht, auch ein Spek-
tralband, ein Atmen, und der ist der grösste Geschichbs-
Schreiber, der dieses Band in seinem Rythraus beschrei-
ben kann. Zahllose haben es versucht, im Altertum
im Ivlittelalter und in der Neuzeit. 3)ieses sind 3 Perio-
den, aber das Judentum atmeü iL. Zeitraum von 700 Jahren.
Aber ich will dieses heute nicht mehr beschreiben, son-
- 17 -
dern nur eine Pra^e stellen: Was bedeu et von jüdisch
reliiviösem Typus aus überhaupt di^^ &eschichi:e? Was
bedeutet diese Frage? Si-^- bedeutet: Es ist umiöJLich,
irgend etwas aus der Qanzhi^it acs Judentum s heraus
zu nehmen und besonders zu behandeln. Wen man s ein
ganzos ethisciios Leben , vi rtsohaftliehes Leben, das
gesamte Lebc:n decausseren Form aufbauen muss, so uiuss
au eh die G-esohich^e damit im Zusamiaenhang stohja .
Es bestehun zwei grou. e Unterschiede in aer G-eSuhiohts-
schreibung, und zwar eine die ja sagt zur ewig-religiösen
Beziehuug unter dem aesi^jh^ spunk-& a'ttes, das is l die
Gesuhichtssdireibung unserer Bibel und eine, dieabsolut
davon abweicht und gleichsam immer nach d^^m Prinzip geht,
mix den Augen aul' dem Brdboden herumzusuchen.
Meine Barnen un ,. ^ercen ! Ich will ihnen nur noch
einen Punktun^erer ßibel darlegcr. , wo aiese beiden
priniiipion zusammentreffen. Es ist wiri-lich etwas
Merkwürdxges und ich führe es an, da es im Zusammen-
hang steht mit dem Purimf -.;st,i)?it Worten aus dem Puriqi-
büchlein,
BS gibt in der Bibel ein Bi.chlein, in dem
der Name G' i.t üb er hau. jt nichu vorl^ommt. Das isx dio
Geschichte*, die wir am pur im in der Synagoge vorlesen,
die Esther- Geschichte. Es ist hier also witklxch eine
weltliche &esd. ichtsschreibung,die in der B-bel steht.
Es ist düch etv;as BigeitümÜches und oas soll nun da-
hinterstecken? V/as ich Ihnen nun darlege , ist gleich-
sam eine B|piSü4de Sie kamen alle die Purim-aesJa ici.te,
und Sie werden zugeben, dass in dieser Geschichte alles
mit einer unerhört gtossen Sinf Eiligkeit zugeht.
Man sollte es gar nicht für möglich halten, wieviel
Zufalle zusaiiunentreffen, so dass hier die Juden von
grösster Gefahr gerettet werd<^n. Zunächst einmal der
lächerliche Befehl des Königes, der in der Weinlaune
- 18
der Königin WaL^chti befielht, unversdiloiert auf ein
grosses Fest zu erscheinen* löaan nach ihrer Vertrei^ng
waich Zufall, dass d.^r König von allen schönsn Mudchen
dos Landes gerade die Jüdin Esther zur Frau erwuhlt*
Dann erwischt MoÄdechai die beiden Verschwörer, die dem
König an den Kr-^gen w ollen. Er meldet auf dem Umweg
über die Königin Esther die Versdiwörung , j. doch ver-
gisst der König, ihn zu belohnen. 3-jdeni.en Sie anmal,
Tiie grobe Zufälligkeit, wenn z.B. der König in jener
encsch eidendenNach nicht gewacht sondern geschlafen hät-
te! Also der K>nig wacht in der Nacht, und er kann nicht
schlaren. V/as taten Sie in .inem solchen Fall? Sie
1 ,' • • •
vmrdöu vielleicht ein üuch nehmen und lesen. Der Jrs^önig
jedoch holt die Chronik, in die langv/ eil igen Staats-
ereignisse verzeichnet sind, es ist doch e ine grobe
Sinnfälligkeit in dieser Oescaichte. Aus dieser groben
Zufälligkeit möchte ich Ihnen ein kleines Bild ^nt-
wiclilen.
Es ist nämlich gar niohc so zufällig. Die Köni-
gin Esther m rde von Mordechäi gebeten, gehe zum König
und bitte für iöein Volk. Du musüt gehen, denn waan Du
es nicht tust, dann wird viollticiit Dein Volk gerettet
aber Du wirst zugrunde gehen. Die Königin lic)ss ihm
darauf sagen, dass ii.nerhalb 30 Tagen Keine.' zum i\öi.ig
duürfe. Trotz dieser Lebensgefahr ertschlieüst sich die
Königin doch , zum König zu gehen. Sie fastet 3 Tage
und tut den Gang. Sie ivOiamt hinein zum König, der sehr
erstaunt ist und stets muüste der König, wenn ihm der
Besuch angenehm v/ar, da;3 Zepter ausstrecken und siehe da,
trotzdem Esther ungerufen kam: er streckte das Zepter aus,
ir fragte daraufhin Esther, was Willst a»i und wenn es das
halbe Kv.nit,reich wäre, so will ich es Dir gewahren. Und
die Königin sagt: Lade den Huamann zum Abendbrot ein.
- 19 -
Was tut sie denn nun eigöntlich beim Mahl? Der
König iüt ©in gutmütiger und leiciatfortiger Men.oh
und als sie so b.isaruinan sitzen, da sagt Esther
auf die Pr ge des Königs: Lade Haamann noch einmal
lür morgen ein. Mindestens konnte nun bei dem König
der Gedanke der Eifersucht aurkomir.en und es iiam nocii
hinzu dasssein er^eit im Orient dauernd Verschwörungen
an der Tagesordnung waren. Dass nun der König in
der Nacht nicht schlafen iionnte, ist doch kein Zufall
und er wollte einmal nachgehen: Vfie haben sioh eigent
lieh meine ^orrahren in ahnlichen Situation n ver-
? Und hat schon einmal eine Königin ihren liatten
ahlten'
ermorden lassen?
])a a ieb er bä. dem Warnen Mordechai stehen,
und stellt fest, dass dieser noch nicht einmal eine
Belohnung erhalten hat. Und nun konmt morgensin aller
Früher ausgerechnet Haamann zum Köni^; und will die
Bitte an ihn stellen, den Mordechai hängen ^u lassen.
Da stellt ihm der König eine Präge-. Was soll der
König mit demjenigen 1xin, den er .hren will. Haamann,
aar glaubt, er s ei gem. int, antwortet: Man nehme des
Königs Gew..nd und des Königes Ross uiid xühre di . sen
Mann auf diesem Ross durch die Stadt und rufe: So
geschieht dem M.:nn, den d^r König ehren will.
Da hat der König gedacht: Du elend. r Kerl, jetzt hast
DU Dich verraten, Du strebst nach der Krone!
Au^^enblick war Haamann verl oren. Als nun c.nach
dieser Handlung Haamann zum Mahle gerufen wird und
der König wieder an Esther die Präge stellt, was sie
wolle, da ar;twortet si ■: Rette mich und mein Volk !
Wir sollen ausgerottet werden. Und als der König fragt
von wem de,.n, da zeigt sie Auf Haamann. Da ist nun
dem König die Möglichkeit gegeben, dass s, ein arimm
In dem
- 20 -
ausbricht. Als Esther zum ersten Mal zum Kö;;ig ging,
dastand Haamann noch in voller Gunst. Die Sache ist
wahr s che in_ich nich^ unrichtig konstruiert undich bin
überzaigt, so war der richtige Zu^ariidenhang.
Di>-ses Büchlein Liit dieser Geschichte, die
so einfach vom ivienjchlichen aus zu verstehen ist, sjtht
in der Bibel. Die weisen xiaben sich darüber gestritten,
ob man diese Geschichte hineinstellen soll oder nicht,
aber sie haben sich d..ch dafür entschlossen, weil der
G'ttesname nicht sichtbar, jedoch verstecl-tt darin stün
de. Gerade hinter diesen Zuf?ällen, die so plumt aus-
sehen, steht der \';ille G'tt s, v/erm wir nur nachdenken,
dann finden wir einen sehr laicht ver st uni liehen psysho-
log...üchen zugleich aber auch einen hühJeren raetaphysiüctien
Sinn.
Das ist Geschichte vom jüdischen Standpunkt aus.
Es ist G'ttesgeSühichte auf Erden, aber zu verstehen
vom i'iensclitn aus.
Die Lehre, diu wir aus dv^r jüdischen Gescaidiue
ziehen sollen heisst:
"Du Jude, Du hast alle Kircifte zu gebrauchen,
um Dich im Leben zu c^rhedten. Du darfs. nicl± die Hani e
in die Taschen stecken und abzuwarten und zuzusehen,
Bu musot es so machen, wi.^ die Al-cen, wenn mi ])ein3n
Teil zum Gescaehc-n hinzuxügen wilst, im uebrigen wird
G'tt schon walten!
In der ganzen Ssthergeschichte gibt
es nur einen wirklichen Zufall und das ist der Augen-
blick, in dem Haamann, gerade morgens von seiner inneren
Unrast getrieben vard, zum König zu gehen, um ihn
zu fragen, ob er seinem bösen v;i lev. folgen kann.
wer stört denn einen anderen so früh luorgens? ! Hier
kann man es ja sehen, wie G' ^^t _ ingreift, so dass die
- 21 --
Münsohen sd. on glauben, sie to^t^n ü^ ;:olbst.
Sü ..ird G-esühichJe gev/irktl
IJeider liann ioli halte abend hier nicht
nooh Y/eiteres aufführen. Es entsteht eine unge-
heure Präge, die ich heute abend aber nur stellen
und nichL b (^antworten mochte.
Wie sollen wir die Ureschichxe der Juden
verstebenausserhalb der Bibel? Für aie Bibel haben
v/ir jene grossen Geschichtsschreiber gehabt, die
unser G-e^chohen emprunden uaben unter e v/igen a -
sichtspunkt;far die Zeit naci. der Bibel r hlt
bis zum heutigen T^.ge der xv^ensdi , der die gleiche
Fähigkeit gelmbt hü,ttü, der zusair em'ügen kann
Erde und Hiuael , aer die jüdische , di- eine Runder
gösüiich^e ist, ver;jtanden hatte zu schreiben un^er
demGe Sichtspunkt: G-'tt hat es so gewollt. Aber
man
sollte aoch iixiec v/ieder versuchen, einmal
einzut^reii'en. Das Ganze werden wir nicht losen
köni.en, dazu fehlt uns das iviaterial , der prüph.t.
Aber zum Teil v/ird an eii.z^lnen Stellen doch sicht-
bar, v/as die Alten bezeichnet haben mit dem pinger
G'ttes.
Ich hab^ das Geluhl, meine lernen und Herren,
w
enn Sie selbs- nachdenken, v;ird ihnen das eine
oder andere einfallen, e^ gibt eine ganze Menge
Situationen der V rgangeniieit, in denen man sagen
könnte: IDas war der Finger G'ttes. Uüd darüber
möchtü ich heu e in 8 Tagen sprechen und vitlleicht
auch anschliessc^nd daran über das P:idagogische in
der Weltgeschichte und vielleicht auch ganz kurz
über Religion, v/ahrh&it und Wissenschaft. Aber
im allgemeinen werde ich heute in 8 Tagen noch Ainen
Ueberblick geben und dann diesen Zy.,lus abscxiliessen.
r
14.5.1935_._
Meine Samen und Herren 1
loh hatte heute vor 8 Tagen erklärt, daßs ich
heute den Sohlusevortrag halten wollte. Hun bin ich ge-
beten worden, die Themen, die ioh noch angekünd igtfc hatte
nicht vorher zu beenden. Ich habe mich auch entschloe-
Ben, ausser an dem heutigen Abend noch ei nmal in 8 T.gen
und dann den S^hlussvortrag erst in 14 Tagen zu halten.
Und ich möchte es ihnen überlassen und bitte Sie, zu
überlegen, ob man nicht vielleicht auch mal einen
«iskassionsabend veranstaltet und dabei versucht, das
aeüambbild herauszuschälen, also daas jeder von seinem
Standpunkt aus die Dinge durchdacht hat und hier in
l^onzentrierter Form Prägen stellt. Vielleicht besteht
Interesse und auch die Möglichkeit, dass man hie und da
einmal während des Frühjahrs und des Soumers zusummen-
kommen könnte, vielleicht in Abständen von 4 bis 6 Wochen,
unter Umständen ist auch die seelische Situation wie-
derum auf irgendeine Art und Weise verschoben, so dass
d cn das Bedürfnis besteht, sich einmal auszusprechen,
wenn dies der Fall ist, dann müsste m türlich jeder-mann
direkt benachrichtigt werden, und zu diesem Zweck möchte
ioh Sie bitten, doch Ihren Namen und Adresse in die Liste
einzutragen, so dass ich lie dann in solchen
evtl. benachrichtigen könnte.
vor 8 Tagen habe ich begönne, Ihnen eine
Präge darzulegen, deren Tragweite ich mir durchaus
bewuset bin, ebenso wie ioh mir darüber klar bin, dass
von mir keine endgültige Lösung gegeben werdn kann;
und trotzdem muiss versucht werden, eine Lösung zu
saolvn. loh glaube, dass die Richtung , in der die
Lösung dieeer Frage tor sich gehen kann, durchaus sidit-
bar wird. Ich habe begonnen, das Problem der Geschichte
- 2 -
^■■-/.
/
unter dem oesioh^p unk^t des jüuiaoh-religiöson Tirpua
zu behanaeln, und ich werde zunächst einmal mit
Episode
einer tBXSK beginnen, die In der uatur der augen-
bliokllchen Zelt unseres jüdischen Jahresoyklus liegt
In aller Kurze habe loh Ihnen den inneren psycholo-
Man
in der
gisohen Qang der pur im - (leschichte dargelegt
hätte m türlioh audi in irgendeiner Periode ein-
setzen könnon, aber wie es eben ro manchmal im Leben
geht, man muss sich nur der Strömung des Tages ein
fach hingeben. Der merkwürdige soh -inbare Zufall
trägt uns die Beispiele entgegen, die von eindeutiger
Klarheit sind. So ist in Bezug auf die Frage der
Geschichte unter r el lg iös#jüd Ischen Gesichtspunkt
gerade auch die Purimgesiü lohte ^n uigeütüml icher
Beweiskraft. Und zwar deshalb well
Bibel erwarten würde, das ttuch im Buche Esther imer
wieder die Beziehung zum Göttlichen angeführt würde.
ÄS ist jedoch nicht der Fall. In der Purimgeschlchte
kommt nicht einmal der G'ttes vor. ]3aB Auffällige
an dieser Geschichte ist, dass soh inbar eine Zu-
fälligkeit neuen dieandere gerückt ist. Wenn
irgendein solcher zafall ausfallen vürde, so würde
der Zusammenhang nicht klappen und es käme nicht zum
glücklichen Ende. Ich habe ihnen dargestellt, wie
in einem Räderwerk hier alles psychologisch inein-
ander greift und habe Ihnen gezeigt, wie hier eine
kluge Frau, schön In ihrer Qelitigkeit und schön durch
ihre Einfachheit die eben den Geist aus dem Gesitoht
herausleuchten lasat, wie hier die königin Esther aus
tiefem Herzen das Volk errettet, auf eine wunder-
bare kluge Art und Weia«. Hätt^sie im ersten Augen-
blick, daaie ihr Leben wagte, irgendetwas gegen
B&amann unternommen, so wäre ihr scheinbar beim König
- 3 -
H)'
f
nichts gelungen, denn Haanann stand nocxh in yoller
Qunst. Aber Haamann hatte in seinem Hass weiterwühlen
inn ^n, was tausenden und abertausenden von Menschen
das Leben hätte kosten können. Da hat die Königin
einen plan ausgesonnen und in dem König einen Ver
dacht geweckt, der vielleicht schon sowieso bei ihm
vorhanden war. Violleicht hatte Haamann doch dach
der Krone gestrebt; ä. e hat ihm das Mi strauen
eingetlösst und hm klargemacht, dass er Mordeohai
nicht ohne weiteres rallen lassen konnte, da er ihm
das Leben gerettet und er ihn noch nicht einmal dafür
belohnt hatte. Wie dannalles aufeinanderfolgt ist
bt'sonders merkwürdig. ^Jie der K.nig nicht schlafen
kann, sich die Chronik holen lasst und nachsieht, wie
seine Voc ganger sich in ähnlichen pälle« verhielten
und plötzlich beim Umblättern auf die Geschichte Mor-
4
dechais stöbst. Wie dann ein s ohe inbarer Zufall den
Haamann in aller Frühe herfuhrt und di^ ser den König
in seiner Nachtruhe stört und wie nun Haamann kommt
und der König ihm die bewuüSte Präge stellt, aus deren
Beantwortung er klar zu erkennen ^aubt, datis Haamann
nach der Kr >ne strebt, das ist alles so wundervoll
eitigefädelt und wie dai.n im entscheid nden Au^-enblick
die Königin sagt: »♦ Er ist es, der uns das Leben nehmen
will,»»Äa war Haamann schon verurteilt. Aber von all
den psychologischen Zusaenmenhängen, die unmittelbar
einsetzten, steht nicht ein Wort der purimgeschichte.
In der parim-OeüChichte stehen einfach die Begeben-
*
heiten. Es wird angeführt, dass der König sich die
Esther ausgesucht hat von allen Mädchen des Landes.
D^ss Esther zum König gegan^ien ist usw., aber von
den inneren Beziehungen ist nichts mitgeteilt. Der
jüdische aeschioH sschreiber begnügt sich mit der
- 4 -
m
Wiedergabe der äusseron Bröigniase. Hier beginnt die
Oeßdi ictJtBsdi reibung der Bibel in das Licht zu rtidt n.
denn der Oesohi(Äx*S8chroiber wondet weinen Blick dahin
wo auch ich den Blick hinrichten mödite.
Die biblische Geschieht »sehr Gibung ist voll-
kommen subjektiT undzuglfeücH An höohfltem arad« , wie
es Menschen sonst überhaupt gar nicht möglich ist,
objektiv. Subjektiv aus dem öinrachen Gründe, weil
der Geschichtsschreiber es durchaus wagt, ITast
vor jedes Ereignis den AusdruOt zu setzen: G'tt sprach,
G'tt hat es so gefügt usw. Das ist doch wirklich rein
subjektiv, und weil ich es ^aube, setz© ich vor das
Ereignis; O't. hat es so gewollt. Trotzdem ist diese
subjektive Art auch zugleich die einzige Möglichkeit
die w r auf Erden haben/ v. 4. «< «
/ Geschtohte zu schreiben. Daü mochte ich zunächst eln-
nal an einer KloinigKe.t zu erörtern Versuchs n. Wie
ist denn die Geschichtsschreibung sonst bei der
Geschichte der Völker gestaltet. Ks gibt da bei jedem
Geschichtsschreiber b-stimmt© Voraussetzungen. Eine
Gescaiohtssohreibui.g ohne zugrundeliegende Vor gärige,
auf die man sich beziv^^ht, gibt es überhaupt niclt .
Der eine z.B. d^t von der Voraussetzung aus, sein
Volk sei das all er bedeutendste. Und daher wird d^des
Ereignis die GlMrie des eigenen Volkes etfaöhen. Ein
anderer gtHt von d em Gedanken aus und es ist Ihnen durch-
aus bekannt, dass alle ku turellen Vorgänge auf der Er-
de Begleiterscheinungaa materieller Vorgtoige wären.
Das ist der sogeannt^e historische Materialismus.
Alles ist Kampf z-iischen arm und reich, Arbeitsnehner
and Arbeitgeber. Er ist eine merL-würdige Auf fassur« ,
das Materielle zur Grundla^^e des Kosmos zu machei , s>
dass alles Geistige nur einj Art chemische Begleit-
■'V.
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- 5 -
ersoheinung der iv^aterie. Wie wird ein derartiger Schxi ft-
ßtöller z.B. die öeBchi. hte sohreibenY Br wird ver-
suchen, in jeder Handlung irgendwie seine Theorie zu
bewahrheiten. V/erm er z.B. nioht nur die Kampfe der Armen
gegen Reiche behandelt, so wird er diesen Zusamm nhaig
finden. Und er wird ihn finden müssen , wenn er von
seiner Idee aus den Humanismus darstellt, wenn er die
herrlichen wetrke eine Rembrand behandelt, den Bau d«r
gotischen Kirchen, dann muss er immer Bestätigungen
seiner Voraussetzungen finden, daan sonst wäre seine
Theorie ja rilsch. Qenau so ist es bei der dynastischen
öeschichtsschreibung. Wenn wirklich ein Herrscher wirk-
lich Z;,B. nicht der beste war, oaer Fehler gemacht hat
30 wird der dynastische Qesohichtaschreiber dies ver-
schweigen, denn es wurde ja sonst nicht zur ho:.en Glorie
des Kaisers oder Königs gereichen. Br würde also ver-
schweigen, was nioht hiaainpasst und das Gegenteil be-
richten. Dieses ist z,B. bei den Berichten der assyrischen
Grosskönige der Fall. Ich habe Ihnen s ohon einmal ge-
■•igt, wie auf der ä murabi-Säule de« Sonnengott dem König
eine Rolle überreicht. Die Sonne heisst auf assyrisch
M oiamoL und rabi heisst in diesem Sinne sowvÄl wie Herr
der sonne. Der Kaiser, der K.nig und der Grosskönig der
Assyrer war ein ^'tt. Br konnte nur siegen und wenn
er eine Niederlage erlitt, so war es keine böswillige
, auf den Obelisken, diese T^i*erl age einfach nictt
einzutragen. Das Alleraühnste bei den Berichten be-
steht darin, dass sie ein anderes Licht auf das Brei»-
niag eworfen haben. Als kleines Beispiel hierfür folgen-
des: Der König Sanherib marschiert mit seinen Truppen
durch Assyrien nach Aegypten. Alle Staaten hat er unter-
worfen, nur in Palästina ist das iJ.eine Juda übrigge-
blieben.
20 km. westlich von
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- 6 -
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j,ra.ale« lagert <l«t as.yrlBOhe oros.kSnlg . Kr sohioW
seinen Feldherrn Rabsaki nach Juda und laset eine gros-
se »,ra»abarlsierende Rede halt* : unterwerft ».oh dooh.
Attf wen vertraut Ihr denn, etwa au* B.ren O'tt?
voller Schmähungen Ist diese Rede. Rabsaki versucht,
die Juden el nzusohUohtern. Sie hören die Rede In
der Sprache, die sie verstanden, in aramäisch, Ber
damalige KBnig Htskla wurde von Jesala unterstützt,
der sein Ratgeber war, und als d eser mithörte, daß
der assyrische aroBWnlg d*e religiöse wundläge des
judischen Volkes angriff. daB er 8»tt schmähte, sagte
„: Morge. ist er besiegt, onter kd mn Umständen
darf die Stadt übergeben werd« . Sohnelle« als er
gekommen ist. muß er wieder abziehen. Rabsaki muss
ausder Stadt und verkündet dem arosskönlg. was ihm
gesagt wurde und siehe; Am andern Tage Ist das He.r
verschwunden, dem assyrischen orcs^unig war zu Ohren
geko».en. das. ein .eglyptlsches Ersatzh.er heranzog,
in einer «aoh^.s o berichtet dl. Bibel. Ist ein H.W
vernichtet worden. So kam der Engel (J-ttes und schlug
das He« mit Post. Denn eine solche hat das He« ver-
nichtet, »ir wissen heute, das. die Pest durch Mäuse
verbreitet wird und man fand. das. das Lederzeug des
Heeres von Mausen zernagt war. W« Re^t« *~ H"««
eilen fluchtartig nach »inivee zurück. Der König
selbst ist mit knapper Hot entkommen. Weser Feldzug
ist von einem typischen oeschlchts.ohrWber gefälscht
,.rd.n. denn auf einem Obelisken hat man .1. In.chrlft
gefund.n: »oh. der asyrlsoh. Orosskbnlg Sanherib habe
»eslegt: Die Syrer. *ru.. die Ammoniter. Israel und
den König Hiskia von Juda habe Ich elngeseaossen .1.
- 4»< Oft kann moo. die Qesöi ichte
•inen Vogel in seinen Käfig, fio kann man ox
auoh leaen. Man muss sich dann fragen, warum er
- 7 -
den Vogelkäfig denn nicht aufgemaoht hat. Aber der
assyrische Ocosskünig hat eben nur gesiegt. Kr kann
nicht einfach eine Stadt vergebens gestürmt haben!
Wir sehen hieraus, wie dynastische oesoiiichtsschreibapg
die einfachsten Tatsachen verbiegt. Dass er fliehen
wsste, dass er überhaatp nicht zum Kampf gekommen
ist, das verschweigt er vollkommen. Kein wort von
den wahren Begebenheiten steht in den Berichten und
wir sehen hier die ttge, die geboren wird aus der
grossen Voraussetzung, um zu verherrlichen.
Welche Qesohiohtssclireibung man auch nehmen
mag, sie uit erliegt immer der Oefahr, dass dirch den
Willen der Verherrlichung seiner Idee die Wahrheit
leidet. Die biblische Oesv^hichtssohreibung hat die
Voraussetzung: G'tt hat eben alles so gestaltet.
Diese Art von Voraussetzung hat e ne ganz merkwürdige
Folge. Un.. ist zugleich die subjektivste öeschichts-
schreibung, die man Ä ch denken kann, weil doch nur
berichtet wird was im willen &»ttes geschah. Nun ent-
steht aber eine ungeheure Präge: Wie ^ rieht dein Q-tt
zu dem Mensolien und da macht die Bibel die Voraus-
seztung, sowie es auf Erden gexidddrilk geschieht, so
Spricht Q'tt!
Meine Damen und Herren! Verstehen Sie die
umkehrung der Dinge. Alles, was überhaupt gesdiieht,
ist Ausspruch G'ttes und wer G'tt verstehen will in
seine m Willen hat nichts anderes zu tun als sorgfältig
alle sinne zu scharfen, Augen und ühren aufzumachen,
zu sehen und zu hören. Br muss die Schrift O'ttes
erst sehen und hören und dieSchrift G'ttes besteht
in den Vorgängen, wie sie nun einmal sind. Würde er sie
anders sehen, könnte er die Schrift G'ttes nicht ver-
stehen. Die Voraussetzung alles geschieht durch G'tt,
zwingt den Menschen
/
- 8 -
•.>;:..
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anter allen umstanden dhm
Dinge
so zu Bohildern, wie
sie göwöson sind. In der Bibel finden wir dort eine
dynaatisohe QesohiohtBSohreibung? Die Möglichkeit wäre
vorhanden. Denken wir an den xvönig ßivid, der grosse
Heros. Von ihm wird der -^essias abstammen, der grosse
Psalmensänger ist er, der von den Schafen we^, die
Rettung tfon den Philistern vorllbrachte, der alle Kämpfe
bestand und ein echter Held, ein prächtiger Mensch ist.
Hier läge doch wirklich aus dynastischem Prinzip der
arund vor, diesen König als Heros, uU einen herrlichen
König in allen Beziehungen darzust 1 len und hier wird
uns nicht »twa von kleinen Fehlern berichtet, die er
begangen habe, sondern uns wird gesagt, dass er einen
gftnz gemeinen Meuchelmord in der abscheulichsten Art
und weise begangen hat. Er Hess Uria an die Proit
locken und durch die Feinde ermorden. Dies s wird
uns berichtet. Bin dynastischer Geschichtsschreiber
hätte es bestimmt verschwiegen. Hier wären alle Voraus-
setaungen gegeben, die Dynastie zu verherrlichen. Aber
es wird uns sein Fehler berichtet, weil sonst der oe-
sohichtsscureiber die öesahichte ö'ttes fälschen würde,
ifen könnte a^nst die ^^usacuanhänge zu dem späteren Leben
des Königs davia nicht finden und iiönnte nicht vorstehen,
was geschehen ist.^ Wir haben hier ein er sc Gitterndes
Beispiel, üne aufsteigende Linie ist da, vom schönen
Jüngling bis zum Helden, zum Kämpfer, zum König und
dann kommt der Zaaammenbruch, ein Unglück nach dem an
dorn ausgehend von dem Verbrechen. Zunächst stirbt der
Solin der Prau, die er durdi Mord erworben hat. Er ver
sucht alles MögLiohe, um das Schicksal umzustimmen.
■*^^Ä, ,
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- 9 -
aber es geht n oht. Hunger geht üb^r das Land^ die
pest verwüstet alles. Man sieht, wie das Schicksal
den Metiöchen angreift, wiö es um den König wetter-
leuchtet. Sein Sohn Absalom empört sich gegen ihn.
und er muss fliehen wie ein bettler in der Nacht.,
beschimpft von den Gemeinsten seines Volkes und
er kann sich nicht einmal wehren^ Als dieser Auf -
stand niedergeworfen ist, sein Suiin Absalom ge# tötet
wird, da ist dieser Tod seines S ohnes ein Dolchstoss
in seinem Herzeue David war alt geworden, ein
armer gebrochener alter Mann und am snde seines
Lebens empört sich wieder ein Sohn gegen ihn und zwar
Adona. Er kommt überhaupt nicht mehr ^ur Ruhe. Er
stirbt und kann zum Schluss nur noch seinen Sohn
Salomon zu sidi rufen laßr.en, um ihm zu j^jagen, was
er tun soll»
Hier finden wir keine dynastische Ge-
schichtsschreibung, sondern das ist Photographie der
Vorgänge I Hier sind wir im innerster. Herzen der
jüdischen Voraussetzungen und dieses ist nur die Vor-
aussetzung: unter dem Oasiohtswinkel Q-ittea. Das,
Was gesoliieht, so spricht &'tt und Du hast zu hören, .
was geschieht. Einen anderen ^'eg wird es nicht geben.
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Meinen Damen und Herren ! Was ich Ihnen eben dar-
gfestd.lt habe, ist wirklich eine umkehrung derjanigen
Prinzipien, die man son^^t in de. Gesötiichtssohreibung
anwendet. Und t»«ttdem ist es so eindeutig, wie nur
Irgend etwas klar sein kann, dass die Bibel nac4i diesem
Prinzip Geschichte geschrieben hat. Nun gehe ich
über zu dem Prinzip, das ich anwenden macht ^^ auf die
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ganze g Dsdiichte bis zur Gegenwart. Wie ist lie Entwiok-
lang des Volkes vor sich gegangen unter dem Qesiohtß- .
Winkel O'tte»? tennc^n ver^uolvt, das jüdische Oesohick
m einT Art und weise zu besohroibenl wie die absohichten
anderer Tölkör, so muss man sinsohrankungen ,^: achen,
denn wir finden keinen anderen oe gi cht spunkt'. unter dem
das jüdische Schicksal mit irgendeinem anderen Schicksal
ondern
der Erde zu vergleichen wäre. Wo gibt es noch einmal
eine Gemeinschaft, die keinen eigenen Boden hatte 2000
jähre lang und trotzdem erhalten blieb, obgleich viele
aus dieser Gemeinschaft flohen, unzählige vertrieben wur-
den, die ganze Erde durchzogen, so dass aie i^iensch-n
schliesslich selbst ihr Schicksal kaum begreifen konnten
und das Bild des ewigen Juden als Symbul entstand. Wo
finaet man et^ras Derartiges noch einmal? Wer Gefühl da-
für hat, Bpütert das wunder oder w.e viele sagen: den
P^uohl Wir empfinden Judesein nicht als Fluch,
als eine ungeheure Aufgabe, als ein wunderbares, d «u .«ir
dienen laüssen. Wir können nicht anders, aber ich bin
überzeugt, am Ende der Tage wird sich herausstellen,
dass wir einem wunderbaren treu gewesen sind
derartige Geschichte ist nicht mit den Mitteln ge -
schrieben, die man sonst bei der Völker und Kriegs-
geBchiclite verwendet und wenn man versucht, Su zu schrei-
ben wie die Bibel es getan hat und wenn man versucht,
sie mit den Begriffen, wie wir sie heute verstehen,
wi<^er gegenwartig zu machen, so iut das unsere persön-
liche Aufgabe. Denn das. war früher gv^schehen ist,
was früher geschildert worden ißt, das müssen wir
/ wiederum lebendig machen für uns. Dann katm man aus
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der »rstollung der Bibel ein Eigentümliche» herausfinden,
und ich will Ihnen dieses Eigentümliche mit vollkommen
•infachen Begrifien darstellen. Denken wir an den
Begründer ds Judentums: Ahrah«m. Bas ist gleichsam
der Herzschlag der jüdischen oeschichte. Oft durchdacht
und was ich Ihnen jetzt darlege, ist wirklich meine voll-
kommene ueterzc^^gung. Bi^^ser Abraham wandert aus aus
Babylon, das damals Beherrscherin des gesamten vorderen
Orients v;ar. Wir fanden dort noch herrlich.. Bauwerke,
die ausgegraben wurden. Man staunt über diusu gefundenen
Kunstworke.. über die Kurst, die damals geherrscht haben
imxs8e
in dieser grossen Kultur lobte ein Mann
Dieser
,0g auB uni nahm iie Ansoiiauung dieser grossen Kultur mit.
Br sucht nur etras neues, aber er lebt in dieser Anschau-
ung. Dasl st z.B. an dem Beispiel dargestellt, dass
jakob 2 sohwestern heiraten konnte. Di ««es war nur mög-
U* auf arund des babylonischen Rechtes. Abraham stand
auf dieser hohen Kulturstuf.. Br «olite aber darub«c
hinaus, in der Vergangenheit, die u» die Herrschaft
de. vorderen Orients ki-pi'te. war die Kultur a.gyptlsoh
jene herrlichen Kunstwerke
unter Bnohathon zeugen davon.
Man könnte annehmen, dass sie im späteren ariechenland
geschafxen wurden, sie mren also 900 Jahre der Weltge-^
sohl cht« in ihrer Kultur vorau«.
Abraham zieht infolge einer Han.^ersnot nach
Aegypten. Br hat dowt zugleich die aegyptische Kunst
kennengelernt, die damals die Welt beherrschte.
Sohn isaak übernahm die beiden Kulturen. Jakob il4eht
nach Mesopotamien, kommt aann nach Palästina zurück und
hat die Anschauung der grossen Kulturen in sich. Im Alter
sein
i:
~ 12 -
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muss er naoh Aegyptön. Und er lernt dort wieder die
grosse Kultur kennen. V/ir sehen ganz deutlich, wie
im Schicksal der 3 Stafanväter uns eine wage gezeigt
wird. Das Neue idrd geboren aus dem Seh^n heraus.
ES wird alles benutzt, was die Vergangenheitörosses
geschafft hat, aber das Neue ist die Krönung des Ganzen.
Ss wird das Alte mit der. Neuen zu einem -harmonischen Ganzen
i
vereinigt. So beginnt das jüdische Schicksal mit den
3 Staromvlitern und so wird es fortgeführt bis auf den
heutigen Tag. Was tih ■'■hnen darl^e sind Dinge, die
niemand widerlegen kann. So war »s nomlich in wirklich-
kelt. Man kann es nur ard ers schauen. Das Bild von
der Wage ist unmittelbar für die älteste Zeit richtig
und audl der jetzigen a<^neratioLi einleuchtend. Ebenso
wie isaak eine pause darstellte zwischen der ungeheuren
Ansohauungsauf nähme, die einem Abraham und Jakob zuteil-
wurde, Sü kann man eine Pause iür das ganze Volk, eine
selbstschöpferische, beruhigende Pause feststellen, als
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nämlich Moses sein Volk nach Pdlüstina geführt hatte.
700 Jahre lang waren sie für sich allein und auf einem
eigenen Boden. Auf einmal kflm das Leid von Babylon wie
der und führt dieses Volk in die Gefangenschaft.
6o6 vor ohrstl. Zeitrechnung bis 558 unter Nebukadnezar
und seinem Nachfolger ßelsazar. Nun leben die Könige
nur in persischer Kultur, jahrhundertelang . Das hat
einen grossen Binfluss auf das Judentum ausgeübt. Man
raässte «nendlioh viel au scheiden, wenn die Berührungen
zwischen jüdischer und persischer Kultur ausgeschlossen
werden sollten, Bs ist ganz eindeutig, dass hier die
arm
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- 13 -
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armenische Kultur dem Judentum nahe^bracht wurde« Die
Juden haben unter der Herrschaft gelernt» Spä.ter kamen
die römische und griechische Kultur. Hier ist eine ähn-
liche ümsohlingung dasxk jüdischen Geistes durch die
griechische Kultur* während das ein Kampf war auf
Leben und Tod, hatten die Juden in Persien doch ein ruhi-
geres Leben* Hier haben wir neben der römischen Kultur
die persiiohe. Wir seh n, wie der Wagebalken schvebt*
Und nun meine Damen und Herren! Denken Sie an das
Mittelalter! loOO Jahr© sind in Deinon Augen wie ©in Tag.
y/as bedettön denn 1000 Jahre des Mittelalters? Sie be-
deuten gar nichts! Aus den Stürmen der Völkerwanderuiig
ringt sich das christliche Mittelalter hindurch, das
auf dem örunde des Rötnerreiches und jüd soh-geistiger
Kultur versucht, d^n Geist Buripides auf eine höhere
Ebene der Sittliolikeit, Moral und aaLigion zu heben.
Und wir wissen, wie unendlidri schwer es gew- sen ist.
•ijv
wieviel Verirrungen an den Rand des Verderbens geführt
haben. Dann kommt die Kultur der Neuzeit. Und hier be-
ginnt die Kultur der wissansohaft, die aufbaut auf den
Anfang der Wissenschaft in der griechischen Kultur und
ausbaut zu eine«»ganz ungeheuren. Die^e Kultur wird
aber in einem doppelten an das Judentum herangebracht.
Zunächst einmal haben sich Juden selbst an der Ueber-
lieferung beteiligt, Sie haben die Schriften der gcie-
ohisoUen Dt;nker ins Hebruische und Aramäische übertragen.
und brachten sie so nach Europa. So lebten die Juden
diese Kultur im arabischen und maurischen Gewände und
man spricht vom goldentn Zeitalter der Juden in
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- 14 -
Spanien. Aur der anderen S^ite wird es der wissen-
sohaft entgegangef ührt , die sich lost löst aus dem arabi-
sehen Oewande. Die J den lernen die neue Wisüensohaft
kennen, geben sich ihr hin» lernen sie in 2 Seiten kennen,
im oevande des Orient «im arabisch-maurischen Gewände
und zugleich im aböndländischen Geist und der Wissen-
schaft, die im 19. Jahrhundert besonders stark geworden
ist. Wiederur- jind die Wagebalken d eutl ich erkennbar
und zwar schwanken sie rechts und links vom Judentum
in ungeheure . Ausschlägen. Die arabisoh-spanisdie Kul-
tur bat nicht zu tittern aufgfcihört. 1492 fand die Ver-
treiLunti der Juden aus Spanien s^att. Wie luerkwür ig '
musB es uns 193^ anmuten, dass d^e spanische Regierung
offiziell teilnimmt an der Feier für den jüdischen Denker
l(la:monides. Bedenken Sie, dass von einigen Jahren zahllose
spanische Christen zun Judentum zurückkehrten, weil vor
500 Jahren ihre Voriahren einmal Juden gewesen sind. Ein-
geje itot wurden diese Bestrebungen durch einen Offiziw
der spanischen Mauren in Oporto, der ein ausserordentlicher
Mittelsmann w%r. Es ist äussertt syppathisoh in welcher
Einfaohh.it und Gradhi it er seinen L-ndsleuten sagt:
Kommt zurück! 500 Jhhre sind vergärten und trotzdem
haben wir die alte Kulturverbundenheit mit dem Judentum.
Man sieht doch, wie der Wagebali en zittert. Diese alte
Kul-ur hat das judentumrnicht losgelassen. Bedenken Sie
doch, wie aua der anderen Seite das Judentum verlJiüpft ist
mit der WtesenoChaft der Gegenwart. Es ist einfach, mit
der vergar.genen Zeit zu schalten und den Judentum Ab-
trünnigkeit vorzuv/erfen. Man darf aber nicht vergessen
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- 15 - .
das;., auoh ein© Hingabe an diu Idee der tissensch^ilt
Btattgöfunden hat. Man mus s nur mal die Namen im
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Oeißte vorüberziehen lassen aer groseen judieohen Ge-
lehrten, die aui' allen Gebieten üur Geburt der europä-
ischen v;iößenschai't beigetrat^eL haben. Denken Si© z.B
nur einmal an die Tecimik:
Ohne Hertz kein Radio.
Moritz jakob aux' dem Gebiete der Galvanoplastik.
Schwarz, xev daß erste iiahrbare Luitsdiirf erl'and.
Khrenötoin, der Chefkonstrukteur der Zeppelmv.erke.
Berliner, E rfinder des OraKophons.
Aul" dem Gebiet der i^edezin: H^noch = Kinderheil-
künde, lleiüser, Ehrlich, üeröon,PRankel , Vaesermanri,
Trr^ube, Meyerhoff, Freud und Adler.
Dann: Liebermann, Karo, Frank, Einstein, Gratz,
Wildstatter, Goldstein uöw.
Eine ^nze i^-enge solcher Gelehrten muas man sich
einmal im Gaist vorüber zi^-hen lassen, um zu seh^-n, wie
sich der jüdische Gt^ist mit al-.en Gebieten der V/issen-
schait des Abendlandes vermählt hat. Wir finden hier
eine abi:olu^e Hinj^abe. Bedenken Sie wie die Liebe
ausgegiingen ist. Aehnlich einer Shoschaddung. Es hat
etwas Meria?ürdigeß stattgelUnden; l^^un gestatten Sie
mit, m ine Daman und Herren, da^js Ich das Bild auf die
Theologie i. inüberführe. Bs ölet mich an, wie ein Ge-
bot des Auszuges für die Gelehrten. Und siehe da,
sie fanden zurück in das Land, in den die Ruhepause
für den Jüdischen Geist vorhanden war, T.'ir sehen,
wie der Xac«iettidKXK W^^gebalken nadi den dauernden Sohwan-
laingen durch die Jahrtausende, iio Juden zurücksdilea-
■k
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- 16 -
dert. ölautoon Sie nich^, da;.s das v/as mit judischer
Politik zu tun hat. ich bin absolut unpolitisch und
habe das 5er:.hl, dass hier die Oedank.n nicht Idar zum
Ausdruck kommen können. Wir sagen, wenn^ir die Thcr a
ausheben: Von Zion geht die Lehre aus, und das Wort
(j.ttes von Jerusalem. Und dahin kehrt es auch .unick.
BS ist doch wirklich etwas iSigenartiges und das muss ^h
feststellen; Hier beginnt etwas Sondorbares deutlich
i„ Toraer,-- vt S»sti.tt <i^r »uexng. Das ist etwas an-
4er«s ^13 P-..gaug. Er.»aXig hat der a,:t*ohe, nicht der
judo die Fügung erfunden. Ein griechischer »ramtiker,
der da. Drauia zurueWührt in den wog, den die Götter
Vorschriften, liier .teht der H.ld. Vor ihm ein Läi-e.
hinter ihm eine Hiesensohlange, zur Seite ein Abgrund.
Als er in eln.r Situation war, aus der er sich gar nicht
„,,hr hell-.m Ron.to , aa Uoo ihn d- tt empor und errettete
ihn. Ic:-> stelle es de.Ualb so ausfürhli.h dar, um den
Ood*nken dst Tugunt, deutlich zu maiÄon.
ist m der weit nicht die Fugung, sondern die Fügung.
Die Dingo .ao.sen ineinander wie im Bstherbuch. So «ie
<1„ Uhrmchar Uie Hatohen ineinandergreiren läset, so
geht es in dar V.elt .u. Die aeschichte ist gefugt, sie
ist nicht druch einen O-tt zufälligerweise gefugt worden
In (;iili.liohlieit
- 17 -
Ss iat eigentümlich und das kann man nicht bestreiten,
dass das Land Palästina heute wirklich wieder einü gros-
se Reihe bedeutender Gelehrten aufnehmen kann. Meine
Damen und Herren ! Jene Periode der Verschmelzung mit
dem europäischen Q^eist scheint ihr Etride zu nehmen und
der jüdische öeist kehrt wieder zurück in die Oerilde
des Orients, so scheint es. Nachdem im Mittelalter
die Verschmelzung der spanischen P^ultur ihr Ende ge-
funden hat, so scheint eben die Verbindung mit dem
europäischen öeist ihr Bnde zu nehmen. Ich kann mich
täuschen, aber über eines täusch ich mich nictt ,
dass bis zum heutigen Tage der Herzschlag jener jüdi-
schen (beschichte deutlicdi wahrnehmbar ist, und dass
wir Juden immer die Berührung mit der herrschenden
Weltkultur hatten und haben mussten. Wir haben die
mesopotamische, und ^egyptiöche Kultur, die römiach-
g riechische und spanisch-arabische Kultur jetzt die
europäisch-wiss.>nschartliohe Kaltur. Wir sehen, wie
die zwei Seiten hin und herschwanken auf dem Boden des
jüdischen Wagebalkens und jetzt scheint etwas Neues zu
beginnen, wenn man die Dinge fests -eilen will, wie
sie gewesen sind, so kommt man an der Erkenntnis des
Eigentümlichen nicht vorüber. Es taucht die Frage
auf, was soll aus allem werden? K< iner weiss es.
aber
■ÜBiten
der jüdischen oescbichESchreibung ^eu bleiben. Wir
müssten sagen: In dem, was geschieht, spricht (J'tt zu
ans. So kann kein Pädagoge die Menschengemeinschaften
erziehen und bewegen, wie der Pädagoge der Geschichte
oder sagen wir: Wie d'ttl.
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loh persönliüii für mioh habe durohaus den Mat, hinter
diese Dinge zu setzen.: So spricht a'tt. Und die
Propheten sohliasstn mit den Worten: So ist der Spruch
G'ttes. Nicht durch ftewalt, nicht durch Macht,
son-
dern durch meinen G^äat, so spricht Äie U eher lieferung
hat Israel gesiegt, üs gibt nur ein Beispiel der
Oesühichtssc^ireibung der Erde, und aas ist u nsere
Bibel. Es ist etwas ünt*rhörtes, so etwas Gewaltiges
daüs sogar die jüdischen Geschichtsschreiber sich da-
vor fürchten. Ivian siebt wie imirier wieder Qesdaiohts -
Schreiber entstehen, diesich nicht genug tun können,
die Gesuhichte zu verklären. T3a müssen ökonomische
zustände zu Verherrlichungen herhalten etc. Ich will
keine Beispiele anfahren, aber icu glaube, heute
ist der wahre jüuiache GescU.chtaschreiber noch nicht
entstanden. "^V
Meine Barnen und Herren ! Das, was ich Ihnen gesagt
habe, ist nicht beweisbar, wie eine mathematische
Voraussetzung, aber man kann es erfühlen und es ist so,
dass wenn man »twas neues erkennt und e rkcnnen will,
wird man es nur vollständig erkennen, wenn man wagt,
sich voll auf diesen Boden zu stellen, sonst ist
das Neue zu schwer, zu uLdMchführbar . Sobald man sich
aber einmal durchgerungen hat zu d em Mut, die Dinge
von diesem Standpunkt aus zu betrachten, dann stellt
es sich heraus, dass nur diese Auffassung der Ge-
schichte uns aufreohx erhalten ka n. Was vorher ein«
Last war, wird auf einem wial zu einem tragenden Boten.
Die Geschichte sagt uns ist ein TTort G'ttes, mit dem
G'tt spricht nicht zu uns. sondern zur Welt. Man spüfert
deutlich, dass man hier handeln kann und man fühlt sidi
nicht mehr verlassen. Wir spüren: Uns.r Raum ist frei.
Wir können gehen, wohin wir wollen, aber so wie der
warzellos und die Wurzeln des Judentums müssen
hinuntersenken in den Urgrund des
oten.
wir miüsen den Sohwung unseres Wagebialkens er-
halten und wir werden hinausge schleudert und
zerschmettert, wenn **T nicht jenen Halt rtn-
don, der den Schwung irdischer Gewalten aufhält.
Von daher kann eine ^nz neue Kraft kommen: So
wie es geschieht, hat &«tt es gewollt. Was ge-
schehen wird, geschieht durch ö'tt. Aher was ich
Ihnen dargelegt habe, ist biblische Oesdaichts-
Schreibung. Eine ähnliche Geschichtsauffassung
finden wir im is»lam, aber hier werden Sie den
unterschied merken, wie der jüdisch-religiöse Typus
sich vom arabischen unterscheidet. Dort finden
Sie den ßegrifi* des kismeth und Schicksals. Darum
konnte der Araber in wenigen Jhhr zehnten Afrika,
den vur deren Oriont und Turkistan zerstören, weil
G«tt es bestimmt hat, beseelte sie ein ungeheurer
Elan. Der Judekennt diese Voraussetzung jedoch
nicht. ES gibt hier so etwas nicht, das später
bei den Arabern eingetreten ist: Die Hände in
den Sohoss legen, denn es muse doch komn-en, wie
0»tt es bestimmthat. Bina furchtbare Untatigk it
resultiert aus dem Begriff des Kismeth. Das
Judentum aber sagt: Alles hat ö'tt bestimmt. Deine
Kräfte musst Du schulen. Du musst kämpren. Es ge-
hört mit in den Plan: Du bist mitgestaltend. Da
musst mitwirken, mittun. Und di' ser Gedanke wird
▼on Franz Hosenzweig, dem grossen Juden, von dem
loh Ihnen bereits erzählte, in einen wunderbaren
Satz gebracht: Die Welt wirlt|»Wir Mensohenwirken mit.
Das ist etwas vollkommen anderes alt, das, was wir
im Is&lam finden*
• 20 -
Dlo Telt «Ird von in «in haraua g€»0taltot da roh das
Ringen d«8 if.etß ohen cit der. oattliohn. Es ist ein
anderer Ausdruoit xlir den BegriiTf Jlsro«!. Vir wüBBtk
ans id oder auf uns besinnen. Vir mü seitot uns vi«d. r
in Jeder Riahtung prUiTen. Ss ist nioht gestattet, ai
nooh so klein« P liier zu bosoiionigon. Wir können
nioht daran vorbei« Diese Pädagogik kümmt von a»tt.
So sprioht 0»tt mit unsi Ihr s^Ait kiimpren. 5s beginnt
ein nauöS Stadium, uin« n«ue AuTgübo, die man ni^Ut .
voraussagen kann, an der m un n ar tuitwirLfcn kann. '
Es wird etw s ^janz arotjues um cjit vielen scbiserzen
TTird es geboren. Aber in unsere:. H9r:^en ruht der Glaube,
dass das Judentum von Neueci zuru.:kgc^rundöri hat^ niüht
*'''.■', • ^
Abtrünnigkeit darf man den ve gar.gvnön oeadilechtern
vorwüri^en. Bi war ein Sichvers ehrenden der gel s -.igen
Krairt, ein sichausstreuen , v n den Nietssohe ge-
f '...'-■
sagt hat, man Eüsste sie sorgfältiger registtieren.
SS ist ein gä*altig*»r Beitrag zur europäischen Qe-
sohichte. Es ^ar oine Verschvendung und nach diöser
Vors vjhitandagnsau cht <osi.t nun die Ruo: ehr zu sicüi
selbst, zu den eigenen Quellen. Mac naass wieder trin-
ken aui3 den Quellen des i^bens. Und diesen B(i griff
des Quell dts Lebens liat ein jüdischer D^Bker vor 700
Jahrün geprägt: Salotso ihn gabirol und er hat ein Buch
gosoUriobcn, das in allen ■t.-loBtersohulon geluhrt wurde
und man l.at nioht gewuBSt, dass os von d#si Jüdludi -
3panisoh«?n Dicxaer stammte. Mud hialt ihn für uinen
Araber. 8r ist iia Alter von 5o Jlihron vor den Mauera
erschlagen und vursoharrt worden. Kn den. frühen üiuhon
des Itondolbaums, anter der. er lag, hat der damalige
Uerrscher d^n Mord entdec/.t. Salomo ihn Qabirol «ar
früh verwaist. Einsam wandelt er auf den iitrasson
Sari^goßsas und fand keine Ruhe. Der gross« Dichter
^'
• 21 -
und Mensoh hatte das höchste '^orte das Judentums
geprägt: Quell des Lebens« und hau ausserdem
•ine grosse volatar istische Philosophie geeohrieben,
Wir dürfen die Verbindung mit diesen Quellen des
Lebens nicht verlieren. Wir haben nur einen Bo-
den, der UI8 nicht genommen werden kann.
BS gab die Verschmelzung mit cier griechischen
Kultur, die ich aber weiter gar nicht schildern
will* Dann mit der spanischen, der arabischen Kul-
tur und später der deutschen Kultur. Nach 700
Jahren bei den Kreuzzügen sind unsere übriggeblie-
benen Glaubensgenossen nach Polen ausgewandert
und haben dort in unendlicher Treue das deutsche
Kulturgut des Mittelalters bewahrt. Sie sprechen
die Sprache eines Walther von d« VogoL weide. Sie
tragen den Mantel des Mittelalters, den man heute
als K^ftan verspottet. Es st doch eigenartig,
da SS nochheute in Palästina Kämpfe wegen der deut-
schen mittelaluer liehen S räche herrschen. Die
Jiddischisten wollen nicht, das man in Palcxstina
in den Schulen hebritisch lahrt. Und wo heute in
Palästina vi el-i eicht eine neue Kultur wird, ist
der Boden dazu zum grössten Teil gelegt worden von
den ostjüdischen Glaubensbrüdern • Jetzt kommt
heute hinzu die neue hochdeutsche Kultur, um sie
legt sich ein schmaler Ring sphar4di scher Juden un
ein noch ödiaialerer Ring von arabisch« Juden. Es
ist etwas gsinz Merkwürdiges: Vir sehen im Geiste wi
hier ein giossen ^eer zu wallen b^ginrt und dieses
Meer Icann den Boden öffnen für den Quell des Lebens.
Dort in der. Lande, wo jede Religion ei» Kirche
haben muss« Es beginnt bestimmt hier etwas Eigen-
artiges und neues. Schon vor 200 Jahren hat man
e
•ii,
- 22 -
den Strom murinen könnön. Nun finden vrir auf einmal
tiaüli der Vorn:ahlunitnit dör öuropäißchon Kultur ^enen
Raokzug aur den äusewruton Wa^elial^on. Dort , wo
dör Quell des Löb^iiia sprudelt, aui' dem Berge Q'tL^s,
^iv 'riüban dine kui'^uh^^ die einen r eligiöaen duden,
der das Sein und Wesen ö'1-tös a^^ürt, begeistern kann.
Man spurt wia un^jeheuec geraiirliah es ist, dicson
weg einzuseliiagan. Es ist uicht ao diufaoh, den
in das Lar.fl, wo man G'tt am nächsten ist.
Sohritt zu tun. Aber bestimmt ist liier ein Ausdruck
dafür, dasü heute \yiödör Qeseiiiohte gösolr ieben wir d,
3chioLi.e der Zukunft. Siaiier ist, dass für uns
oe nur i-;ilt: Iliur sprioht Öitt zu uns.
MO ine uara-.n und llarron! I)i os Süll kein
Beweis sein. Es ist nur ein-^ De.r3tsllun,r dessen.
&e
was i.Jti glaubo. B^ b ginnt zur gleichen lieit ein
Srwachen anderer Kräfte, und es war c tbricllt , nur
den eigenen Xraftan Wahrheit und B^^recntigung zuzu-
sclreibon. Ss beginnt ein Neues übo-rall, auf dem
das Alte sJa ii'f bruoh loidot und zum Teil durch die
Unfähigkeit, Böswil.iglt it und Schlecntigkeit der
Iviensühen. «ir Juden Imbun unter den Prinzip der
biblischen aesonichtsschreibung iumer bei jodem Vor-
gang den Blick naci; inren gewendet. Al=^- Jerusalem
vpn der Paust des Titus zertrüm ert wurde, schreib
der römische (lesohi cht sschc eiber, dass man das Volk
der Juden .iidlich unt£rworfer\ hat und der Talmud
schreibt: .lerusalem ist zugrunde gegangen dirch:
gruid losen Ha«s. E^ ist eine durchaus andere Kraft
nach unserer Vorstellung, die in der Welt wirkt,
4uuh geschichtlich. i?.'airum ist Jerusalem zugrunde-
gögangen?
- 25 -
warum iat Jerusalem zugrunde gegangen?
DLiroh Kamzar und Barkamzar. Kamzar gab ein grosses
Pest und zu diesem Pest fand aich auch unaufgefcdert
Barkamjar ein. Da die beiden verfeindet warten, wollte
dör Hausherr ihn herauswerfen lassen. Der andere
aber sagte: Beschäme mich doch bitte nicht in der
OefienUichkeit » ich werde das ganze r.ahl bezahlen.
Aber K. Hess ihn doch herauswerfen und S0j^|^^«^*^"
diesem (Kund© der Beschämte zu Titus uid >i.,6»lL- ihn
gegen die Juden auf.
i.
vor der Vertreibung der Juden aus Spanien
wurde ein Breif geschrieben. Darin stand ; Worin
besteht die Schuld, die die spanischen Juden aur sich
geladen haben? Sie waren nicht schlochtor als die
spanischen Nicht Juden auch. Nicht umsorß t sagt man:
Wie mancher, der &nade beim Pursten gefunden hat, ver-
gass in seinem Reichtum und Glanz die Demut. Israel •
diente nicht mehr seinem Herrn. Es baute sich Paläste,
war mit wurden und Aemtern ausgestattet, kleideten
sich in pEachtvollen Gewändern und die Frauen trugen
sioh wie Fürstinnen und konnten nicht genug Gold zur
schau stellen. Nun wu den sie uu-.h des Lernens und
Arbeitens überdrüssig, ihre Herrscher fröhnten dem
MUssiggang.und verfielen in Spottlust. Jeder jagte
nach Aemtern, keiner gönnte dem andern Brot oder auch
Die Näoiite wuraen durch Zechgelage und Musik-
Veranstaltungen vertan. Statt der Eintracht war nichts
als unaufhörliche Zänkereien. Ich höre meine Brüder
oft klagen, dass sie unverdient verfolgt werden usw.usw.
Shre.
Iile
me l^m. n un dllerren I Was für ein Qeist ge-
- 24 -
hört dr^xu, in «iner Zelt in d«r ii ep^nlßchon Juden
ao verfolgt wurden. In .iner -olohc^n £«lt dee Leiden«
noch EU B^gen; W.oht die audom alnd «ohuld, Bond.rn
wir «ind schuld! Wir v»oll0O untevauohe«, «ae boi uns
,ln une Ueurcr Mut« Einer, «ut. der h«y« quillt aua e.tg«i
liers«. =»««4«" -^»^i ^«■' "•* ""■'"*"' "*"""• "•"• ""' **"
Oel»t elr« Volk.e. da. «ol.s. dlo gescheht« d« TOlt
*lr von 0-vt «oäol«-l»t.en, duroU «£521^!^ '««' ^*""^"
«uesec wir die Schrift elnsohr, Iben. es .ocrr.t uicht
• « ^^ Äfiriftvan den*.on* v.örji wit nur wissen,
wir sind aar dec. richtige« «eg«. Heut« g^>«»t elr-ogro.»
»eile .b«r unsere (K-»aluiJOb«l-t. die RUükkohr zum Juden.t»i.
Kine «nderbare Welle, die auB eol-ten Mertn k«»t. Tra-
gen wir wieder da»u bei. da«*, die neue oeachlchte ge
80hrl<ben «ird .It ein.» teln.n OrU'fol. den .Ir eelbet
herst iion wollen durch eigene prurung.
•' k
M^ine IifxiB^n und Herroti l
loh habe versucht, iUnönveraohiedan©
Oed&n en des Prinzips der üeschichtsschreibung «Unter
dem Ges loht «Winkel Ü»tte8« daczustulien. Ich b^be
anob verauoht .inzugvhen, auf die Qescb i cht e der
naohbibU sehen ^eit. Per a^sohichtsschreib^r fehlt
noch, der di .»e Zeitspanne oo d^rzustol.^n verstände
wie die Bibel es get^n hat. Ich habe versu.lt . IT ür
an. selbst g wisse Aus*irimngcn heute dar.uo.ullen.
Für ans selbst irgendein.« V^-g zu sehen und zu suchen.
der uns Wurde bewahren laeat una uns zugl ich aich
,^^ i^u y^»\%tx wrtr«4uaht- Ihn -n das Kinzigar-
Hcifnung gibt . loh habe voraaout, i««
tlge der jüdischen Gesch^chtsaurfassung da«ulegen. Ich
«üsst. noch sehr, sehr viel hinzuTügen und illustrieren,
denn loh Uann Ihnen di se Dinge so nicht darlegen, aber
-25-
ioU «ihXe. »u. ale»» We«e li«.- die .ahr.elt. Ich
vo« loh fühle ab-T nur den Weg, m
Ihn >n nicht angeben, ioh runx
.v^«r» wird. Das eine, aasß
vT^loher Richtung es g.^hen wird.
^.« .einen U.Bt^^en Überhand n.h.en darf ist
.,e zerreiBBung durch irgendwelche P.rteirüc.s.oh.
^* ^ dem Boden seiner ueberzcmgung .
V,.« m einer tieferen Ueto..rzeugung,
Aber dioae muss ruhen in einer
,^Xich dass ein gewaltiger CH.eins<*.aftage.st
.ns verbindet. 3.. i- die .eb.r.eu^ng, da. ^ ^^^
•^^'^*i•7ncf vor den anae-i*
1^1+ wurd-n nicht zum Vorzug vor
vir auserwuhlt wura n ^^t,^-
AMf^^aba. zusammeoptehon
sondern z einer grösseren Aufgabe. '
. ..ht da.s man sich auf dem Felde des gol ,
heisst nicht, daas nu*" „^^«„
n«nenfindot. sondern auf dem Boden
denen Kalbes zus.m.enfind ^...xichen.
.asammenfindet des ewigblühenden Geist
• T.a« di.- uns alle v -rbindet und
RS gibt nur eine Idee, di - u
••... den furchtbaren partoistreit der ver^
liann uns über den furcn
v.rtT^ön Wir müssen niecuu •«
ctmen Jahrzehn'.e hinweghelfen.
'^^ ^ rinrrit die Gemeinschaft
,. einen Scluastrich setzen, da.it di 0«
.,+• der Idee, das Volit G'ttes
der Juden wachsen kann auf der Ide ,
U zusein sondern zu werden, wenn in de. S.nn
\t n. der jüdischen Geschichte u^ er dam
die Betrachtung der juux» , , v«i.
. ..r E.i^l. it ein klein bischen dazu bex-
Gesichtspunkt der B^^igk n^ wecken.
. .n hatte in Ihn.n die ueb.rzeug^ng zu wecken,
g.tra gen hatte, ^ ^^^ ^^^ ^^^
dass durch Anschluss ar. d..3 uralte
H^asar weg beschleunigt wer-
ewiR-JUdischen Geistes dieser V.eg
^ .hö die ich mir heute
den konnte, wäre eine Aufgabe,
abend gestellt habe, zum Teil erfüllt.
Meine Damen und H^^rren !
ich vrerde heute in 8 Tagen ver-
•••^4«oh relifi^öson Typus, das
-«nhen das Bild des judisch. reiig^
attohen, »'»•ö » ergänzt ha-
^ A •«>, einen eigentümlichen Zug erg
ich heut« durch einen »**&
\
- 26 -
to wälwer darzustolion uiiter .len ooaiohtsrinkel!
per Vtg zur Aufraaaang cids jU<ilßohp.rd igiöaon
Typus rjr «Inen jeden Juaen. Das ißt sine Prag«,
d ö doch b Btimtit schon allen oiv'^Al aurg^tauobt
iat: Vl;J ^indöt m&n zu siohs elbst? Ti-. itann
nun In slchs ölbdt di^ 3<*8tinicunir fiua..n? ui*
loh Ihnen in Deinrn i^rzen Vortri^g^rt veraucht ha-
\H> darzust..nen. Hi rmit bößinrt etßt« eire
oolbBtaohöpföriSwiii' To.tigkt^lt. •Da0;it boginnt
die oigoi^c rereinlichkeit zu rirgon. Ks iet
eint- wunaervolle Au^oioht:, dasu man aiwii gegon-
r
Beltig wirklloh holten ^ann, daaa can In diosor
!t«lt, in äiessr 3tur.de miteinander vorbunden, den
V^ büßchcelUn tenn, dor na.nohKal »Irklioh nioht
»•ioht ißt. und ich nöchte versuch n, Ihnen aus d»r
jüdlsohan Lalace und auü der a^s hioh^c aSni«jö
vege dar-^ulagon, die auo uralter Erfahrung quellen,
inaner dar&ur himsi.Jön, ria ;dr ans .Igoniiich
Vorhalten müssen, daadt wir zu un^ Bölbßt koi
penn dar'^ber habe ich aioh V:oin o üwöiiTül hingo-
geben. Die ünlöbundigk- It a es Jalentu:^^ -r^r
nioht nur SuUuld derjanig^n, AU- nieh^s cehr davon
wlaaea wollten, sondern häufig war es uuoh aie
Starre, die sich über unser wunaerbareß Jud^n-
tUB gebreitet hat. Man hat -^ugiigeb©: , daus das
Leben e tfkoh und nicht verstanden den Zusan. enhang
zu f in .ön ir.it der joweilieien Zeit. Jedoch heute
Duss öS geil Ingen, heute raü^sen wir den weg doÄ
finden, unser Judüntaa» in uns zu verlebendigen.
Dsrn weder der zum Judentum gehurt, fühlt in irgend-
einer Richtung liegt die ^.uelle sei^ur Kraft: das
f
/
- 27 -
Ä .
meine Birrier und Herren I wennich heute in 8
Tagen den Ghesicht^punkt d&.rlegea will: Wie kommt
der ^üdiaohe Tyfus zu seiner Sölbsterkenntnis, so
will ioh Sie nioht belehren^ ßondern die Wege
aufzeigen» auf deijn der jüdisoue Ty/U» gleicli -
sam das getan hat, w%& der grosse deutsche Di eilte
Heßse in seinem ^Do lan^ sagte: Ich wollte ja
n r zu mir selbst, warum war das so seil wer?
Wir müssen es versuchen und es ist so unge-
heuerlich s ohv/ er« Ich habe heu^e vor 8 Tagen keine
lÄSioission veranstaltet und weiss es nicht^^ üb Si©
heute eine wUm chen* Ich hatte folgende Bitte
an Sie: y/enn jemand prinzipiell anders aus eigener
Ueberzeugung heraus denkt, bitte ich, ruhig seiner
Meinung Ausdrucli zu geben, damit mun den vViderhall
• . .. .
der CK'dankeri verneh^aon kann» Nur so könnte man
vollkommen zur Kl^^x^ung LomUiOn. Wnn sich unter "^
alesem Gesichtspunkte jemand zu ^^orte tielden möchte,
so bitte ich darum*
:t>
Xi. 5. 1935
i
l
habe.
Meine Damen und Herren!
loh darf das Heft noch aL nmal h rumgfh aa lassen und
diejoa igen bitten, die vor 8 Tagen nicht da waren, sich
einzutragen, damit ich Sie benaohriohtlgen Isann, falls
es sich, als gunstig oder notwendig heraua stellen soll-
te, daß wir im Laufe des sommers noch zu d. nor Aus-
sprach* zusammenkommen.
Meine Damen und Herrun! Ich möchte die v/iederholuhg
dessen, was ich Ihn>.n heute wr 8 lagen vorgetragen
ehmen, indem ich Ihnen zum Teil einen Brief
vorlese, den ich bdt ommen habe. Hier sind einige Präge
von einer mein r Hörerinnen angeschnitten worden, und
I , «.
es ä. nd wirklich die antsofteidenden Fragen. Vielleicht
ist es doch ganz interessant, einmal zu hör« , in wel-
cher Art und weise solche (jedanken in der persönlich-
keit eines anderen Menschen auftauchen. «Ich bin
a ne einfache Prau«, heißt hier ä e ;^inla tung dieses
Briefes, "In Ihren letzten Vorträgen erwähnten Sie,
dafi die Bibel dl e Menschen so beschreibt, wie slesind.
Das ist das Vfichtigste, das ^s überhaupt gibt, v/ie
soL ten wir armen südigen Mensdien, denn den Mut haben
zum Kämpfen, wenn in der Bibel nur Jln^^elsgestalten wären-
Denn ob Sünde, ob gross oder klein, G'tt vergibt nie
uns, aber die Strafe müssen wir ertragen. Jakob wurde
immer wieder von seinen eigenen Angetiörigen betrogen.
David muöste dasselbe Leid an sich e nähren, das
er anderen zugefügt hatte und wie sclwer mu ste Abraham
leiden, weil er geglaubt hat\.e, er i üsse ö'ttes Ver-
heisimng ein wenig kopieren. Ich meine den Sohn der
Magd, unter diesem Gesichtspunkte habe ich mein Leben
und das meiner Mitmenschen b eobachtet und immer wieder
erfahrai,'»wenn Du sündigst, dann idrst IXx bestraft!
Dies dehnt sich nach meiner Meinung auf Familie und
»•
»
- 2 -
ganze Volker aaa. All«» Leid, was G'tt schickt, ist
wie eine Strafe. Unser Leben ist nicht Fügung sondern
Fu^ng. Vir können durch unseren Lebenswandel manches
zum Outen b eeinflussen, Ihren Auii^sprohh: Vor der Be-
kohrang li^ift exnt; WUste möthte ich hiemit in
ZusaEinenhang bri .gen. Die v/eniffSten Mensch n besohar-
tlgon sich mit dür Bibel, und sc stehe ich i'a^.t allein
mit meiner Aurrassung und kann die heilige Schrift doch
nicht so Verdeutlichen wie iuh es gern möchte. Dann
sagten Sie, dass es sich mit dem j Lid i s cii >n Glauben
nicht vertrüge, dasa ein Mensch Hir den anderen stürbe.
Jedoch feab n wir doch da eiü Beispiel in der Bibel:
jophtas T«^chter. Diest^s Kapitel hat mich sehr er-
scUüttert. DGrleiclitsinnige Vater hat ine grosse
Sunde begangen
ezQ, etc.
»'Ich bin vorllko'.men Vorurteilsfrei und
für mich gibt eti nur gute und schlooLte Menschen.
wer es ist und woher sie kommen, ist :ir ganz gleich,
denn alles sind Ge-cliöpre a»ttes!«
Maine Damtn und Herren! ich habe Ihnoi
e nen Teil diesJs Briefes vorgelesej, weil er Ihiiue
eine eigentümliche wiaerstiegotung desse; ist, was
ich vor 8 Tagen Ihnen vori^utragen versucht habe.
Hier sind wirldiche /ragen angeschnit;.en und einen
teil kann ich Ihne» gleich beim wieder holen b eant-
wort€n •
E>jutt ^r 8 Tat;en habe ich darzulegen ver-
sucht, dass die Auffassung der Jüdischen öescäiiohte,
die A'.f faccung der GosJiichte vom jüdisc.
religiösen Typus aus, den ich ihnen in den v.rscaie
denen Vortragen vorstellen wollte, nicht etwa die
Auffassung 4 er Fügung, condern der Fugung ist. Sie
wissen, wie der sohreiner die GegeiBtände ineinander-
greifen lässt durch die Fügung und wie auf das ma-
.»,
*'
- 5 -
Bita^li»oh© oobl^t der üegrlir dt.r fu^jang IIb rt »«w wer-
de iot. Johann Söbaetian Baoh Ist ein U.Aau>v der Fugung.
Hi-r gr«Udn In wui-dörbarer Welse die atimen Ineiiuiiider.
and 00« n in»t daß Judentum groirun alle Vürgjinga d«r
Oesohloiit« wundervoll inolnunder und g^W'vait». sion »o
al8 Ob an ir^;«ndeiner Stöl:©, -o «• gerade no^t?endlg
* über, il-ltit.'riderv.oia«/
iBt, a»tt in wutflörvollör ««Isö elngr^il^» duroh irg nd-
•in« PUg ng. Ich darf vi -li» loht ein Böiuplel zur Ver-
deuaiuhun^ anrühren. Densen QU an don Durchzug der
n -1"h!!ö Rn-e Ideer. Tflr bogr^iren ©■ al» «in«
irunderbare :at der Srlüung, die CV.tt uns hat zuteil »«r-
den lassen. Ü steht nicht nur im ^li tt eljunl^t de» Pesaach-
f est^^ü sendern di^o ganzen Jahres. IfeoU ^ede.. (Jebet
erinnern wir uns aer Bufruiung. Aber wennim Roten i^^esre
nioht zur r^^htea ^eit eine troaliene Furt 8nts..vnden
«Lre, ßo .aren alle Judan duroh dio Aeg^pter^vwi nicht et
worden. Hl r hut O'tt eirgagrlfron.
«.•:♦.»
StB^Cict
Mose den Gtab auaui.d es tümen uioh die Was.er zu Mauern
und als die Rinder Uiael hir.durohgogan,;^ Ä nd und die
Aegjrpter kO£.;::eD an ^ü Moer» atreout l^os.. wl oder um den
Stab au« und die ^asaer V:<4»«» zurück. Wenn e a .ä;.8 .oh-
lioh CO gewesen ^.re, datm war es ?U^ng. Dar.n hütte
Ottt eingegr irren. Der von T^ripld^s vurr.-andte Deux ex
«aohina. Aber so iut es gar nictt . Hier muas man
^'"^^ dl. Blbul richtig durchlesen und Uh ges^.ehe Ihn.n
ruhig ein, da.s dor jonige der mich in diese« Falle hat
die takrh'it schauen geler.rt, der verstorbene Rudolf
Kittel «ir, der uu« gozülgt h^.t, ^ie sandle Bibel wfitt-
lioh nehmen kaim und der die .undtcbaren iiusarrmeKhange
entdeckte, die idb unter den oesioht^ unkt der ge«M»ten
\:
•*v>....-
- 4 -
->
aesohiohtaaui"ra3aunü Fügung nenne. D^e -anze Waoh '
weht© ein atark.r Ostwind und di esör wind trieb die '.v'asser
zu M-tuern empor* . Derartige Ereignisse finden wir auch
heute nooh.V/enn ioh Sie daran erinnere, werden Sie aehen,
daas ihnen die Tatsache durchaus beita- nt ist. Denl^en Sie
nur an die üamom-s^ütme , Un^ieheure ^ ngen von Sand
werden viele ^ilome«ter uahingetragen. Solche Stürme fin-
den wir in Nücdafrika. äben so s ohneM Wi e ein Sturm
entstehen kann, kam. er wieder aufhören oder si oli drehen.
Mit einem aohlag© laset die 7/indkraft naoh und die Sand
nassen stürzen niader. -^©nn gerade unglücklicherwoise
eine Karagane dort ist, 00 ersciok t ^ie darunter. Eh
Oelebrte haben die Gegenden gtuau untersudit und festge-
stellt, daasee aolche Stürme heutenooh gibt, Z.B. habe
loh da ©ine Potogrfie einer mutigen I^rau gesehen, es
war ein Toinado, der dahinfegte, und wie ein Me ser
die ganze Farm duruhüchnitt una gerade durch don Teich fuhr,
so dasc die Wasser eioh aufbi*umten zu einer wunderbaren
8-iule, Die^,en Moment hat die Frau fotogrxiert. Ich be
wundere diea© (leiatesgegenwärtigkeit die^er^rau, die sl oh
nicht aas Angat veruarg, sondörn aen Mut zum Fotografieren
hatte. Diese Begebenheit wurde i.. einer illuatrierten Zeit-
schrift g aohildert. Hier haben wir die Möglichkeit deut-
lich vor Augen, wie die Wasser sL ch aufbäume können.
das gleiche ist damala dort geschehen und es iat durch-
aus verständlich, dass plötzlich der Wind auihörte. Das
einzig Unbegreiiliche , ^/änderbare an dem Vorgang iat
nicht daa Eingreifen O'ttes, Sondern d»B Zeitpunkt, zu
dem das stattfand, dass gerade in d«m Augenblick, in
- 5 -
M
9
dem die isiRöll^en die trookeno Purt braaohten, ßioh die
Wasßör aui'büuraten und dtiss ebenso der Wind aurhörte als^
Vi' ' '
• " . /
die Aegyptor kamun. Ver von uns hat nicht schon erlebt
dass in einem ganz b- stimmten Tunlrt durch einen glück-
lichen Umstand solch gUnstigfc.r Zeitpunkt eintrat? im
uebrigon h..nge'i die- Dingcd^jrohaus natürlich zuBumt..en.
Wir erl ben hier di*^ i'ugung und nicht die Fügung. Und so
betrachten wir die gan^e Oeßchichte. Ueborall haben wir
die Fügung, loh habe nicht um^ov^t das Estherbuch ange
mhrt, in dem dor Nam-^ G'ttes ninht einjr. 1 vorkom t - Hier
ist die Fugung dargestellt. Hierin ^rd das Eigoatümliche
sichtbar, was das Judentum mit der Auffassung der Oesohioh-
to will. Ich glaube meine Demen und llorrm , diese koper-
nitoalsche v,'anaung, die das Judentum hier vorgono^r.en hat,
die voll..ommene Umü.ädcrung «er roltgeschichte von unge-
heurer Art. Das Judentum sagt; Alle Voigänge auf der
erde, die wunderbar ineinandergreifen sind ebonöo wie
sie gefugt worden sind und sich fn^en, Aasdruck des gött-
lichen ';7iilenß. Nicht muüs man itgori^rno ein Wunder suchen,
es is. unmittelbar nebon uns. TUoh ist irgendwie etwas
bosondurs ^aaaoht wordrn, sondern wa^ wir erleben, dass ist
die Sti.nm. a.ttes. DaSo wir das erleben, dass wir heute
hier 3 iüd and in Ruhe Ui d prfcfeden, das wir gesund sind,
überhautp die F^:-igkeit hüben , uns 2U verstehen, dass die
Mecedihuit haute in Ruhe .lebt und dass vielleicht Stürme
bevoretshc^, dass vielleicht Vornichtung vorbereitet wird
usw. alles ist Fugung, die Stiore aUtes. Denken Sie nur
einmal an China, was da vor sich geht! Bedenken Sie ein-
mal, das Judentum b ekennt 3i(äi zu den, was auf der Brde
vorgAt. Es flüohtot sich nicht etwa hoohoben auf Berge
^^-^.
. 6 -
;:#•
*i
wie das Kloster der *^nche bei Eerlcho. Das Judentum
bekennt sich zur weit. Hier offenbart sioli ö'tt. Da»
Judentum erkennt nioht Kisraeth an, gondürn es gesohieht
nur all das, was a 'tt Yorgos ehr i eben hat, Ss sagt nidit,
loh darf ruhig :die Häi;de in dio T:.achon stecken, denn
es kommt dooh, wie ü'tt es will. Hi'^r ist dit^ Scheide an
der Buddliismuö und Judentum sich in Wahrheit mesüerßcharf
trennt:*n. Unsere Kräfte, unaet Singreif on, die ii et wendig
kelt, dass wir oingreifai kJnnen uni taüijsen, oUer es nibtt
tun, gehören zusanimen. fir stehen mit -tJn im weltenplan,
müssen raik mpf en und mittun, muasen alle Kräfte be, utze».,
die des Körpers und des Geist -'S, die »itt uns geschtakt
hat, die reit ist nicht eine sdi ickuni^ G'ttes , sie ist
ein Kampf. Sehen ^vir hinaus: Wer hat nichi. üchon die fe-
dern einer Taube li -gen sehen, die ein Habicht zerrissen
hat nicht ychon eir.en imusbus£.ard geüehan, der
eine ifeis zerriss. Wir sehen den Fümpf überill. Wir
brauchen fear nicht z. lügen: SB ist nichts neues, v;as unsere
Entv.iokluni^stheoretiker lehren. Kt.mpf ist eben ein Mittel
in der Pugurg. Leben ist eben Kacipf . 'iJir müssen mitkämpfen
«
mitempfinden, sorgen, dass die u?elt ^ird. Die Sohöpfung
war vur Jahrtausenden, die %^elt ivird, a.tt ist von Bwifc
keit und wir loben in die;:-m Ä'eiden und Vc-rgehen. Aber das
Leben ibt doppelschichtig. Und dahinter steht aln gewal-
tiges ruh ges Meer ohne Etde. Wir sirid nun einmal geboren
hat . ^&v
um den weUonkamm zu bilden und es hat keinen
sioh
nicht dazu zu bekeuren. Vir außüer. auf und nieder, müssen
flciiwinunan sonst ertrinken wir Mensolien in unserer Hoifnungg
loßigkeit. Wir müssen jasagen zu uiÄrem sohioksal, muaaon
es ergreifen und zu gestalten versucht n. Ss hat 1« inen
• 7 -
»p
♦'",■■- ' ' ' ' .
Sveok, dorn Altt'n na,;hujagan und L»il1.öolil.iüB©r 2u bauen«
tu muoß fiöfiprooh«Bn, «s v^\x3t^ elJ.gegriifon werden. So y,
betrachtet daa judontum all» Pingo von dem objektivsten
stand, tnkt aua, den ea gaben kann. Objektiv, weil
Alle anderen Standpunkte zur Vurbiygurtg der oe b >.;hei oht»
jrürh*.^n Küäson« Die dynaJtiBche &o3ü6hiohtS8chreibung
z,h. kai.n nioh- zugobon, cla^i- der üold ein /erbreohen
be^jangtn hat. Die heroisoaa at*8ohioh « kann nicht
elngeaxehen, daas auohf oigos Voll;aar der Srde ist,
Unsere Gesühichtsauhreibung m .luet uns von hero ißohen
Taigen unaeras Volke», von großuen Kamijfergaswalten
und von F©ig-in^eBf de aioh vorkrcohon haben, die
das Qetreiia Vel liaoht abgerissen habtn eto,
Attoh der hi^itorlsoh'- Materialiamus dar alles »«£ ...ate-
rte zarüokruhrt muiis abenj-alls ,:.ur V rbit^rg in der
Attfi'aiißung der (Kischiohtd fulren. Dl aAitf ras annü dee
jUdisoh -raliglößon Tipuß 2:eiuhnjt alleß lur, wie ea
tatS'iohlioU vor aloh^ieht, «a scuht der G*i«sel o'ttea
der Belohnung a'ttee ^^.egenuber. feiinea 3)ir eiüßid
sohlßoht güht, dann danke darai., dati ^^t« Tage komiTen .
und Du ».annot fes beöa r teagü . Du .ujßt Dioh auftichten
an der i'aJiÄhoit. Diese AuiTasuun^ ist die objektivate,
die es überhaupt für idens«^ ß« geben kat.n, trae in dieaer
Aurraoaung unriohtig geauueh n kann, oaa fallt darai
»
unter den Begriff des irrtuma aber nioiit uiter den der
palß(4iung. Wn cUrist.lüher jcoz er Theologe, König,
hat auBgeaproohen, daaa an Treue der oesehichtaada T«i-
bung ie In Oeschiahtabuob irgend einen Volkea, ea mit
der Bibel aufnehmen ktimite*
Maine Dam n und Uörren* Vor 8 Tagen haben wir
/
/
(3
■f ;
X..
. 8
♦•♦
in ausgc)(bhntürwoise alese üinge auszubreiten ver^uohtt
Äasbosoniere habe ich gezeigt^ wie man eigentlich die
■ . ■ • . ,(
G'eso^iohi:e des Juden .ums auffassen könnte, habe Ihnen . ,
eine Theüijie dargelegt, mit Illuütratiot-en, die i(ii
a«ß pßä^ Chol ogi sehen örünaen für notwendig hielte Sie könn-^
ten 2u mir sa^en» V/enn Du diese Aurfassung des Judentums
Von der Geschichte d'^rlegt, nüsstoßt üu uns audl eine
AntTTort auf das g eben kennen, ^^as uns heute bcv:egtt
Und ich i.abe versucht , Ihnei eine Theorie darzulegen,
Ici: bin keiv. Frophet, aber es mlissto einmal einer kciuruent
loh hiibe 6B deutlich zu m?xchen versucht an dem Bilde einer
wage, die auf einem Sockel ruht« Ich zeigte .hnen einen
Wagebalken, der die weltliche und einen der die östliche
Kultur rflu'asst# Palästina ha^ eine eigentümliche Lage
zwischen Ost und West t '
Abraham, der aus der babylonisoUen K Itur
kam, zieht nach Aegirpten, also sohun westlich» Kg ißt
nich'o mehr dor Orient«
4
4
- 9 -
A
Hlor finden wir schon dengruuBan Blnnuim auf dU Kanat
von so naton, von d*r .mxx »agt, dase «le die Orundzüge
dar grleuhlBohen Kunst hatto, obßloloh sie 900 J»hf
vorli«^ bestxind*
Jakob lebte In Palästina. Br mu^s durob
•in merkm-rdlgs Fügung, namlloh dadurch, daas sein
Bruder Ihm mit dsm Tode droht nach Aegypten auewandern.
gr wird ein av.dercr U.na.a; er nuas durch die babylonische
Kultur hindurch In dio aegyptisohe. also hinoln in die
Kultur des vorderon Oriunts. Siator n
4«r pev»;i8ch..n Kultur, dann '«.»l-^r die tmkedoniaohe
Kuiuxr. dann aur der einen Seite die holienistisohe und
•tti' der anderen die arrablsche, danr. apater aui' der
einen Seite die mittelalterliche Kultur und auf der
der Einil.u
n die nua.»l-.llohe Kult«. In der sich die Jud«>n
verloren habcr.. In die sie sich l.inein^türzten. Iflr
teben hier eiuü 3r. oitorung des Wagebalkens. Und heute
erleben wir etwas ^m Uerkwurdiges, dasa nämlich In de«
Augenblick, in den en not-ndig war, lal.stlna offenstand
22000 deutsche Jude undliler dio osLjUdisoh^^ Kultur
vorzuherrscken b.glnut. Ich ^äro ein schlechter Redner,
wollte Ich nicht erwähnen, was wir jaden gaiatet
haben. Bitte bedenken Sie, daso von d« Nobelpreis-
tragern }^ Juden sind, üin Bev.ois daiTir, daosw ir aros-
ses geleistet haben. Hun noch olnr^l finden sich die
grp8.en (K.lehtten In die »ahe des Ter :p«ls auf den
Skopusberg versetzt. Ich Oarf nun aber auch nicht ver-
schweigen, dass der High Ko.::n.lssionar seinen gi^^ ß«^*«**
auf dem Berge dos *B*en Kates" auigebaut hat .TT« n loh
auf den Standpunkt st^hb, da.. Pagung vorllcgL, so Ist
auch diese» eine Pug^ng. Irgendwie «ü son doch die DlngO
»8»m«nhangen. Und von nelnem Standpunkt aus, glaube
loh, daos wirklich die feltgesch lohte einen Siiiitt
• 10 •
naoh vorvdurts tut«
.-f^
\
kjbhrt
nioht wie dar, und das 20. Jahrhundert wird er«t noch
geboren« Kin neuer Schritt beginnt, was es wird,
wlsoen wir nooh nicht. Aber davon, da^s wir üine be-
Bcmdere Aufg^ib© liaben. Un loh root Überzeugt.
Wir flnier In paläatina 2 Schlohten von Juder, die
groüse sohloht os'».jüdlöcher öiaubenbruder, dl© die mit
tül alter! lohe Kultur bis heute, Ihre Gptmche, bewahrt
haben und zwar In elfior uRorliÖrten T
heute In Palästina und überall noch Kanpfe statt ob
als Sprache
SS finden
laoh oder jlddlooh vorherröohen soll.
Siiileht /
finden wir di-^ fcmrtrinnnai der Juden , die die n^äu-
»«ItUche europälöohe Kultur in sich auf gen otjrr^n haben.
««(• wird hlor etitcttihen? Viel eloht Ist de Orurdlage
gesoharren für einen neuen rd l^isiösen Fortschritt. I»»
Eellgläae Ist nicht etwas, i«« in dl» Synagoge gehört.
BS ist ein Mittelpunkt, von di*c dau gan: e Leben strahlen-
artig arfasüt wird. Stwaß Walares steout dahinter. So-
wohl der froEjae Christ als auoh der Kphamedaner Höbt
und hangt an dem ia de gonaa wie wir. «an b raud
den Arabern nur zu s^gen, dass« die Juden dl« oinar:>!oöühe«
rauben wollte und man wurde unabsehbare .-eigen h rauf-
beschworen. Äse dl** Christen eborso an dies« Larde
hangen wird daluroh dargestellt, dasa vor 8ü und 90 Jhhre
dMtsohe Christen naoh lalastlna gegangen sind , die
Tempi :T , die do rt
Kolonien gebau- habim.
Qltsös Und spiel- eine un^ehüure Rolle unter ewig
«bd
Wagebalkens, den loh Ihren dargestellt hab.-. «loht ua-
•tfast legt gerad» 15n,:land, das eine besonders gute Spür-
nas« für diplomatische Möglluhkelten hat, seine ßand auf
dieses L»nd und baut ^^•n und lagt eine o^lleltong vcn
• 11 -
l8oü Kilomtitem von Haifa naoh Tripolis« Aber eben o
gehört es zur Fugang, d&sa vir uns r Jchidisal ver-
stehfiD« unsure /erbiniong mit dür KuXwur der Un;g4>bang pflegec
a^it Dank arkelt worden wir die UerrXich<^n ^^iiatZü der
doutsohen ^Itur in ans bewahren, vir viui^en, n&ä ?.-ir
ihr zu verdankcm ]iab«n« Nie hab«^n vir Jadvm
die Augen gosui^losecm una haben ont:8tirnig gesagt:
Hur das« «aa auadoi Jadtidtum geboren iat^ iui ^nzig
und allein diel'^loöiing der Telt# In kurz^^tn Züg^n zu-
sacmengura :;t ergibt es nur die Andeuuing^ wie
au(*i
hoate das ht^rbe aes hiok urter dem Gesiuhtupankt^ so
wie es gerügt wird, einen Sinn in unserom eigenen Sohick-
sal erhält#Jeder, dc^r uns anü^gegenttitt, ist ein Ge-
sandter Gattes zu ihrgendeinem Iweciu Wer sicdi zu die
setr: OQsiohtspunkt b^kernt, bat inre rlioli einen Vorteil,
den er vorher ni^h:- gehabt hat«
'^waiLuinü Damen uni Herren, koaie ich
na& zoD eigontliohen soUlu^sk^pltel*
loh möchte Ihnon noch largt^^ll un den feg
des ^Udiso.en Typ^B zu sich selbst^ denn darsbiT ging^^a
sämtliche AuoSührungen hinaus«
In jedem i^^-ünsjhen, der daa Oesohvnk seines
Verstandes in r chter Art und weise nicht nur an^^^^oDtnen
sondern aufge:;o Bsnen hat, der die Vt^rpflichtun^; spürt,
alle Kir&fte zu sdiul^an, in jedem solchen i^enschen s tedk t
das Streben nach Totalität» Dieser BogririT ist erst
vor 20 Jahren zum 1# ual inrer:^lb der päda^^ogisohen Li-*
teratur im deutso .en Kulturkrel^ aurgotaucht« Totalitat
ist glw'ich Aur£>!issung des gesamt mi Lebens von einem zen«-
tralen Mittelpunkt aus und ich Labe vursuuht , Ihnen
darzulegen, dasa da sjudentum diose Eraclielnung, vor
der so vi le riiohen mödhten, von der so vieli nichts
• 12 -
wisaan wollen« auf dau Qesohunk m cditen sie so gern
verzlohtoa^ in ^ich aur^^tiinoiamdn h&u« Für diaaen a#«»
dankan sind Im ü-Httelaltor Ylele g^8torb«Q# Daa:
dieses Judentum in solnor^erkw <rdlgkait überhaupt noch
«tistlert« wto ei; doch kein Land itiat, wo es unter einem
zentralen Or^nismus vereint wäre, aasL dluses Judentum
eine Qejaoottanscliauung des Lebens ist^ dies beruht auf
olns>; unerklärb^^rem Htwas, und dieses 'rtw s ist von
O^tt gegeben* Dies ist der JUdiscli^ Typus« Typus ist
natrülioh nur ein wort von wenigen Buchstaben. Ich
meine ^ane grossen Ansatzpunkte, von denen der Mensoh
einen bek>timr:.ton weg zur Wahrheit gehen muss, den man
nicht vertauschen kann* Aber ^et\ti tcJELn z#B# nicht
muSi^kalisoh ist, dann wir
ebto der -eg zum Verst änd-»
nis jener her liehen ^art^onien im Reiche der .;usik ewig
vocsüiäosubii bl. ibiin* U&n iaun dieatiu Ansati.punkt
nicht willkarlich gtibon.
* « » ♦ 4
das hat all^;emcine
aülti^;keit# Vir sind eingebaut in einen sclimale Weg.
«
In unseren p rsönllcäien ^eg# Der We|^ des jüdischen
Typus« und ich uabe ihnen diu verscuiedeiiun Ty^en^ die
es aur lilrden gibt deswegen neboneinandw^r gestallt«
praji..isch
^un entsteht die Fra^e^ wie man nun zu einer
eigenen Totalität komi t# ich kann Ihnen ohne Besinn^i
eingestehen, dass es nicht n:ii. einer philosophischen
Spekulation zuoamiu nhängt, sondern mit der Präge, dass
loh einmal, wenn ich ruokblicke auT mein i»eben, nicht
sagen muss. Du bist einen ^rrweg gegangen • So wie
ich heute in einer i^otiz gelesen haben : Ich bin zwar
$0 Jahre alt#, aber wenn ich bedenke, wieviele 2eit ich
£\XT andere gelebt habe, danu bin ich noch ein ^ehr jun-
ger Mensdh« Sr hat ausserordentlich w enig nur an die
Entwicklung seiner eigenen Persönlichkeit untet ewiges
- 15 -
Ooslchtspunkt gi>aaoht« loh dj^r^oUi^ zu Ihnen^ wulX
loh ^^laube^ daso elnu Zwlc^spraoha aauhvcnn loh i^a
vielen .spreche beiden ^e nach enrilit^t^ <iöm der es au.-»
S}.rioht und de^u^dAr •& hört und das al erboste ware^
wenn dit^ v<.r .altnisrna^iaig eint^uitlge Zwiiiuj^i^ch» didh
iXQoh vi eil loht zu alnor et^a^i doutlioheren Verbin-
dung auflüükörn k inn^e und daruE habn. loh daraur
hingevfieaen^ daos vir hie und da vleXiwiohL einmal
IxaL^uTü dea 3or mer^ ;:u£iau :Oniioia..en«
¥ie ko.j::.t ß^an zu aiuh eolbut? Wie
I 0!ar:t r*an zu dem^ was i:nan alü jUdiachReit^ als
Veranlagung dos jüdiodb en T^pus ir; aich versp^ttri;«
Meine Damen und Herren -
Zuna^chist möühte ich ihnen aini::al 2 Beispiele
geben aus unserer Zi^it.
Das 1« Beispiel ist das des Philosoilien Otoil
Cohen*
Und das 2» Beispiel das UcS beaettendsten Den-
kers Franz no;;anz^^reig^ dem Gcl^.ler vori Cohen«
Cohen stsormt aus der Familie eines jüdischen
Lehrers und wurde ein beruhmtvr proressor, der
}6 jHhre lang in K^vrburg gewirkt ha.# Sr ^^^ dort
eise neue ac uIü gegr^^nde«.^ 4ie l^uarburger aohule^
tind Ifamen von Klag gehören hierzu» Das war allge-
nelne M6Kischlichkeit« aer f^r sich hingab« £r war
^»ingesuMo ; en in da^s Kant 'sehe 3ystem# iSines
aber mac^it in dlesern Leben ataztig» Ich habe einen
üchUler Von ihn iLeL.niAg^ lernt, einen Iledaktuur,
keinen Juden, der sagte, es ist etvras ^merkwürdiges,
wenn Cohen die Lehrkanzel betritt: 9r hat irieer
einen schwarzen Hock an und steht ia wie ein PricMTter
So hat er die philosophisJien ieliren vorgetragen»
Ir hat Vt.n der ihilosoj.hie kIb e tr%8 güiprocho«
- 14 -
was 4«ß iwor ao:.en in a«inor «jan::©!» 3t in^-un /«wegen
vor&ndert. Sr ist also aolion in Hi oiitungaai. dls
Totali üit vorgoiiarii-on. Und als nur. Ooh«n von
Marburg wöiiging, wais t at or da? Sr cing nach
Berlin und gründoto dio A.Adecie rür dio ¥isaon-
ac-Airtuu dos judor-tOBJ«. Sr denk- aur &inm. u^l
nadiden er auf d«n H:>hoti der allgeavinün W s son-
üOAirtön s-and daran, duäc er «in^* kVAdt.mie Tut
das J dönt-ußMi grUr»den Eü-sto und er war ein t/ifriget
?:.rderer tUr dl« Hodi^ohult» fUr ais enaohaiftfen de»
judöntutüs. Als er geatrobon i»r, And man in sei-
nen JoUrcibtiüch ©in «ianusUript; Die Religion der
VemuniX aus den QttäUen 4*6 ju eutaits. Bedenk n
Sie einer der ^jrossten ihilosohön, Gründer «iner
grossöi; Solmle eto. boglnr.eni lis &l.i;*-'m«in menach-
llohw vor. dem man öieh», daüa r zu sich zarück-
gc runder, liat, als er starbt.
coh n antwr Veri»
vamtx.
!MI
war Hcliakelir des jülisohen Typus '^ sich selbst.
»Lühseln n loie ist das Werk erso:.l*>non und«lr
habün hlor symptoBÄiisoh, wie hivir ein jUilscUr
TVitos, wissen.ioiiai.'tliuh an erster Stelle stehend,
SU jI oh B ölbst zurUoiigeXünderj hat«
Sein öOiiüler Franz Ro^onüweig etaujj;t uurf einer
I-Uolllö, wo man von ihm niohts wissen wolitü. Kr
war Im r'elde alü Soldat an.; hat dort Oedanken an
daj HüBhte und zu^jl ioh an das Letzte in sich ver-
spürt ui;d Aiödergesohrlüben. Er hat diuse Briefe
naoh Haus geschiiöct, «an hat siedort gösaanslt
and naoh Beendigung des iLricges hat er dit«es serk
erweiternd zusaanungefauat und unt^^r dec: Ti-ei her-
- 15 -
I
ausgegeben: Der Stern der Srlösung. Und das klingt
scUon atiderB al. dao Buoh: Religion der Vernunft aus
den Quel on des Judentum« • -38 ist elno morkwiir-
di^e Sprache und es Ist gar niohl. deutsuh, das nian
liest, Kani'aoh hageullöh, ist der Uebr .isohe litel
AuoU Luti. ör hat violo h&bri.ijohe Begriffe in
aie deutsche Sprache eingeführt. Aber hier ver-
spür eri wir ai'S der deutschen Sprache den jüdischen
Qeist. Hosenzweig hat miu die«em Buch eine Philo-
sophie geschrieben von einin: solch unendlichen Tiwf«
and Schönheit, daes der der eich hineinfinden kann,
erschüttert gepackt wird, loh habe versucht,
•inen wiÄterlang Vortrage zu halten und die Brklä
rung^-n zu diotsem Buch za geben. Ich bin aufviel
Verständnis für dieses Baoh gcstosse«. i^^an wird
einmal rückbliokond mit di-seo Buche eine neu« Kttl-
turhistorisohe und philosöi hisdi e i'citrechnuj.g
bog nr.en. Das Entscheidende ist: w« hat sich hier
fttr Fran z Rosenzweig vollzogen? Bs.st die Euck-
kchr zu einem etwas anderen Juden vuia als bei Cohen.
Bei üohen ist es eine göttlich • Keimkehr, aber im
•uropai Stilen Gerande» im F>raok.. Br hat i r.er noch
daa^^ewand des Verstandes uoigchabt, was i m Anschluss
an Kant in europäxsoher rhilosophiu wurzelte.
Frunü Rüsenzwöig küm;t:t tuit etwas vollkommen anderem.
Die ^onzQ R^ä ij^ion war dlfamiert. Es konnte sowei
kociuön, dacse in ganz grosser Arzt wie Virchow sagte-
er glaube nicht an die Kxistenz der Seele, denn
beis einen vielen Sktionen habe er noch nie «ine
Se le entdeckt. Da» w ar selbst verstäLndl ich durch-
aas mo^lloh and es ist Itlar, daus ein grosser Menscli
auch mal bei einer Kleinit;keit duoua wird, es
- 16 -
tttt aber nicht.» xur Bewertung <l«ß Oöl^rten,
Heokftl war oln ^nz grosser oolohrter, abar auf
d&BL Gebiete <ler Religion hi^z er Yl» 1 daBone» Zeug
geredet. Aber es war eVion das 19 . jahrhuniert«
«un koon*- auTeinem Mal ein mann, der siyh mit
dem 19. jahrhondort ause Ina ni ersetzt und eine
aeae Orundlago soltarrt, Inder: er das geoamte
Leben vom r»ligiööen Urgsunae aas betrachtet
and tfztviokeXt* Und z^yar ohne jedes Mittel der
Vetnanrt. Und nun i^ain^.X, der entfiohoidtmde Punkt.
SS uo wt nloht ..araur an, wti» ein J^. rsoh denltt,
das Deriium wird erst wertvoll, wenn ssan es in
die wir.aioJilielt Uters.»t2it rindet, loh denke cit
irhilosophdQ
Dankbar *:eit an einen gros enxXxxÄwuaoc in Tu bin-
g«n, an prtif üSoV Addigsun, ein kla^r KarÄuner
aber or geriet in Rührung, wtnn er vun deci .jü-
diöoh<>n phlloßOihan Spinoza siraoh, denn Spijozu
hat seine rhilosophi« gelebt und das war daa
fwnderbare und das Ist wahrhaftig dus B ^isplel
eines Philosophen, der ein jüdisch r Philosoph
«ar
Franz aosent^Teig hat seine Philosophie auch
ins Leben überi'ührt. Aber er war von einer furcht
baren KranklÄii* ergrifren: ein Glied nach dco
Wandern wurde gelähmt und er konnte z let«t nur
noch liegen, sein oeist aber war rege. Keben
seine:. Bett sass seine Qattln und or ..or.i;te nur
noch mit den Au^^n auf ©in Gehre ibmasuhine
deute 1. und die Frau hat gewusst, was er molnte und
hat danach die Torte gecchrl':;bun* Und was f.l*^
ben Sie, was er in diwsen *.elt«i gesoi»nen hat;
gr hat emö uebersetzung der Bib 1 mit Martin Bä-
ber horausgögüber.. J »doD Tag tomen zu Roeenzwelg
- 17 -
Studenten, und i.abcn bei ihm Sohaoharic und Mlncha
gebetet. Denn Hosenzwal g ist nioht nur zum Juden-
tum heimgekehrt, sondern auoh zum rol-giösan prak-
tisoh^n ^udt^^nxum. Br i^t ina ^Ärktlsohe Loben das
Judentum hiMinges Altet in seinen eigenen Lebens-
rythmus. In dieser soLweren Situation des Körpers
und der See»* ist er von der Krde gegangen. Er »ar
eine harmonisch« persönliühlteit, ein iioimgo kehrt er.
wit er OS in diesem I'\ilie wirk ich nur wer d« konrt e.
ES wur aymptümatlöcu flir den V{r,.:ang , den wir alle
erleb n.
loh habe Ihnen an diesv^n beiden ßeiapielen rein
ausserlioh die Heimkehr des ^ÜdicoU^i Tyruo zu sich
selbst aargcöLellt. loh habe dabei versucht, die
seeliüohen v;ege , um die es aioU d&be . üborUaujt
handelt, aurzuzeigen. Bei beiden Gelehrten Uabon
wir ^r uns ein aussv^res Schicksal und ein inneres
Brle-ben. Sie werden vo Schicksal irgcndtrie um
ringt, ^ohen von einem gl aCidiciien Schicksal,
^senzv-eig von einen traurigen. <'ohen -var nicht
böfri digt, das war der erste «nusoheidonde umstand,
man ist nicht zui'riödfen, irgendwo bohrt es. Meine
Daiüun und Herren, man wäre nioht mutig, "©nn man
nicht ©iOtiestehen wollte, da..ß m jeden Mecisc ©n
die Frage bohrt, was wird mit Dir sein, »otm lu
einmal Dein Leben h..er aux der Krde auif geben cusst.
Die grobse Frage koHit doch einmal zu jedem. Ss mre
gar nicht Böglioh, dars auropa di se eigentümliche
Entwicklung g«) omtie- hätte ohne die Maschine, die
mit itoem Lara jede Besinnung todgeuci lagen lAt,
Die lī sehen d enken nioht daran, wa. kommoi wird und
wenn sohun öiner zugrunde geht, das Leben g.ht weiter.
• X8 -
So z.B. wird iioohd oin Srlebnifl söina« ^^ebana
nid y^rgätt^en* Und z'wixx das erate sterben , daa
©r sah. iSine wöohnörin war ©a im Berliner Nordon,
die inerlioh ▼erblutöcen, v. eil 2 pwtilwtiüohö AetZlB
eiö vorl«itzt hatten, äs war In einer düsteren Kuller-
wohnang. Draussan sauaten Automobile vorbei, die
Menschen laohtai und daa L"öben pulßte weiter, es
war ein «er äiu r d i gea Bild und hier lag ein luoisoh,
der starb. Er ko r.to das nie ni«hc vergessen , so
h:it ^ es in seinem öuohe berichtet. Meine Damen
und Herren I Wir wis. en alle nicht, was komman wird*
Jsder ""onscii uJxaB eitaoal daran d enken;
Iffenn einer unserer Bei^annten den v:ög n die Evigk-
kt?lt geht, so soil<jn wir Um die ietztö Slire
erw«ji.ien. Desaer man geht in da^ Hauader Trauer,
als in das Haus der Freude. Die Besi nlictikeit is
oin wunderbares Geschenk. Daa Judentum ist keine
arabeareligiwn , aber es hat den Mut der wahren
iSannhaitigkeit und ardererseits aaoh der wah en
Praulichkeit, der wir in Sara begegnen. IXi Eus.t
eben Dein Leben überblicken unter diesem allerletzten
höchsten ueslolt i¥>u>^ "^^ Cohen hat gemerkt, da;.«
er nooh nicht zuriickgc'JTu. uen hat zu sich sölbst,
zu seinei- eigenen Jüdi.;clien TVi-u» und er cuas des-
wegen einen Stachel emprur.don ^laben. Dann rindet
aan in . einam Schreibtisch das Bu<di, das ©r Ver-
anlasst auroa die a usseren Umstunlo gosoh i«ben
hat, ausgeführt durch den Stachel: Kiiunst Du Dein
Loben ©iniial verantworten? Und bei Roaonzweig brauche
ich nur daraur uinzuwei.en, dass e r iimar krank war
•in entsetzliches Krai kenlager hatt». ^in k-Jiscl.,
d©r solühts triebt, wird dooii zutiefst davon «»c-
achUttert. loh seh^ mich heute noch, Kvine T*.r en
und Herren, als jungen Soldaten drauasen. Junge
Soldaten waren wie die H<^s«n. FurcVt hat oan ricsbt
- IV -
•mprundttn, w«nn die Oranaten kamen, nar di«. 41« «cüob •!»■
wil verwandet varmi und die ea nioht kann ton, haben aioh
•inftkoh hlngöworf •n- Aber loh seho noch höute ©inun
fühl
lomal
In BtröBwnden Regen maradiierten, machten i»i» an«i er Zu-
tikerfabrlk Station. Am anderen Morgen atiA Ito e» «loh herauo:
Wir hatten uno In Änaerar kUllgueit auf Frord«mi8t gelegt
und es hat ans nlchte außgetraol*. Aber als dann Im Morgen-
kamwi,
Dennwecn hier ein. ftre^nate niedereA lug, «6 waren wir
verloren. Aber draussen hatten die Pioniere schmale Graben
50 blB 40 am. hooh gegraben und hier koni.ten wir uns hin-
werfen, loh seh« «loh heute nodx: 1«*^ hatte mich nicht
hingeworfen, aogair den Kopf aufgeotüt-t und godacÄ, wran
willst Du Dich nun erinnern: -öden Aut^enblick laniB t IXi
sterben. Die Oranaten s <h lugen um ml oh unentwegt ein. Ich
kann Ihnen sagen, es war rfa.8t ein Fluch In mir, de- n loh
labe In de« lagfcibliok an die Kathes^tlksturil e gtdacht und
mir gesagt; Vas habe l h nun von den guten Zeagnlssen?
und glauben Ule mir, von dem AugunM Ick an habw loh für
■ein Leben gelernt J^habt. Da« war der »g der Umkehr.
» hat oloher jeder einml soloh einen Aut;onblivk erlegt.
SB ko«c3t nur darauf an, das« man Ihn nltht vorglsst. S.n
sweltes Wil wird e« nicht ^ohr an uns I» rantreten, darum
Baissen wir den Mut haben, den richtigen f^g zu gehen.
und Franz Ro^enwelg Ist dl äsen weg vorangegangen »i sich
«olb«t . und lugleloh hat er one mit «einem herrlichen Buche,
«Ml weg gewlet>en, den ^r g hen nollton.
«Ir dürfen nioht vorbei an unserer Heiligen Schrlf^.
Hl^rU- ein B *» dw Weisheit und Schönheit, der iahrhult
und Klugheit. Hier tm «ohöpfen und zu trinkt^ Ist eine
ungeheure Lebensauf ^be. »• Lernen «teht Über alle«.
,y
• ao -
Aber «8 steht auoh dort: Hioh. nur das Lernon iot die
Hntpsaahe, Bondern aaoh dag Tun. Dafi Ist Tollkomcsea
riohtlg. Denken wir nur an Spinoza, aber trotzdem steht
aaoh im gl e lohen Bereich: Das Stualom der Lehre geht
über alles, denn im Stadium der Lehre ist Zugloch Lehre
und Tat miteinander verbunien, loh möchte Ihnen
hierzu ein Beispiel aus der Bibel geben, wie man es nioht
madien soll. Die oesohicite ist von einer eigon-
tUmliohen inneren Spannkraft. Ks ist di« 0©ßchlolte
des Simson, des grossen Helden, der einzigen tragischen
Gestalt im Sinne der orleoh.n, Ss handelt sich um ein«
Mensdien on ungeheurer Körperkraft. Kr hatte eile
Fähigkeit gehabt, durch sein« groSi^e Körperkraft fln
Tülk zu leiten« Dieser Mann ist geboren worden unter
einem religiösen Aspekt. Sein Leben stand unter dem
Oeslohtspankt, dass er ein (Hsandter a*ttessel, dass
•r ein Nasir wäre. Und wie hat nun dieser Mann Süine
Kraft, die a tt lh> ges<dienkt hat, benutzt ? Br hat
mit ihr gespielt! Br hat z.B. 200 Füchse gefangen und
ihnen die Schwänze zuü^mengebundun und dann hat er
einen grossen Brand entfacht , Indem er den FüuUsen
brennende Büschel an dl- scUwimze gebunden hat und diese
dann auf die Polder der Philister gejagt. Dieses war
wirklich eine hasslich» Splal rei. Und dabei wäre r
imstande gewösen, sein V olk ^n der Herrschaft der
Philister zu befreien. Aber er hat geq? ftelt und so fiel
er dann in die s<h lihgen, die einem MensAen durch Fugumg
bereitet werden., in die Sohlintjen der Frau . Die Frau
Ist #lne Hilfe dem Manne gegenüber, unter dem oesiotts
ponkte 0»tte8 betrachtet ist Mann und Frau ölne wunder-
bare Anfg^be zaerteilt: DenMcnsditsn zu bilden. Aber
das Abw
. 21 -
das Alweiohen ▼(» wog i«t Ja «o ger^rlioU. Wieviel©
haben sioh aohuii dtt»oh den i^leohön «eg sioh selbst zu-
grunde ge iohvet. Cherohtx Xa f ©mm«! So war e s bei
SlBSonl Die Prau, die ihn «idier geliebt hat, ich bin
daTon Überzeugt, wurde von ihn nidit als Hiiro ungesehen,
itle wurde von ihm gedÄteütigt und war ein Spielzeug
für ihn» » liftt sioh die fraulidxe Tüoke entvioteüt
Sie iLut ihn auf die Ptob e gestellt and wollte sehen,
ob er nicht audh gedmütigt werden könnte. Hier liegt
Fügung vor und seine Augon wurden ausgestochen, weil
•r vorher nicht gosehen liat. «Du sollst sAauen, denn
Da bist zum soÄuen gebeoren, Br fangt wieder von unten
an zu leb n, als MUhlentreter, als blinder gebrochener
Mensdht Vie er dann im Tempel si-eht von allen Seiten ver-
höhnt, bespiSÄi, da spridit er ein Gebot, viell«i<iit da
erste in seinem Leben: Herg'tt noch einmal gib mir die
Kraft, und die Kraft ist wi der da, er drückt die Säule
zusanmen , und alj.eß stürzt Über ihm -in.
wer mit seinem T.eben spielt, mit dem
Wersem Leben nicht in die "^g«^,'^i;:'?^,^JL'' sie'^h^* *
wird gosiiolt. Das sLeillt uns die Bibel dar. Sie fUür
^einerlei Morallehren an. Sie sdaildort lie KensAen, » ie
sie gewesen sind. Aber wir. die wir uns Gedanken «achen,
wir verstehvn hüute mit unseren Begrifien, was es be-
deuten soll. Man muss sein Leben ernst n.hmon und nie»
spielen, wenn I}u zurückblickst in diu Vergangenheit,
dann kan man vieles verk;»*lien, aber einen Vor warf ann
raaneiüeben: Vom Krnst des Lebens ist nicht viel zu ver-
spüren, wenn das Bankkonto groBS goiug war, dann i.ar
a»tt überflüssig, dann war alles gestattet. Aber die
Zeit liegt hinter uns.
«» 22 -
wenn wir uns auoh maaolimaX unglüoklioh fühlen^ ein
Stolz darf doch In unserem Herzen wohnen. Ich glaube,
wir stehen eine Stufe höher als unsere Vorjahren.
Wir müi^sen wieder um das Leben im Lebaa kumpren» Wir
1 ernen wieder unser Leben ernst zu nehmen und darum
drüfen wir unser Haupt höher tragen*
Wenn li r nun den zweiten seelischen Punkt
heranziehen, so ist es der Begriff des Leidens, der
den Menschen stahlt und pxrüft. Wie ist es mit dem
Leiden? Oft st^ It man die Präge an andere, oft
an sich s elbt. Warum bin idi ein Measoh nur mit
solchen Pühigkeiten und nicht
anderen? warum is
der krank, warum ist überhaupt da > Leiden über die
, . ' . ■ . ■ . * - ' >'•,■',
Menschheit gekommen usw» sw»
BS sind Prägen, die in irgendeiner Porm
■• ■ "« .
an jedai gestd It worden s .nd. Das Judentum hat
dafür ein wunderbares wort: Leiden sind auch Boten
'^«ttes, aber nur für daa Mesohen, dar sL e erfahrt ,
Häner hat das Hecht, über den aaderdn zu rtell«.
Du kannst den anderen nicht verurteilen, bevor Di
nicht in seine Lage gekommen bist. Bsgibt Leiden,
die aitt aus Liebe soi;iiakt, um den Menschen dadruoh
zu jittüfen und zu erziehen. jBsgibt Maischen, die
sich nicht vorwerfen können, irgend «twas Böses ge-
tah zu haben , die aber tvottdem unter ihron aesdi idt
leiden mitesen. Sie müssen sich dann tröstön, dass
es Leiden aus Liebe sind, an denen der Mensdi wach-
sen soll. Im uebrigen hat die Bibel ein eigenartiges
|>rinzip. Josef wird an die Aegypter verkauft. Warum
IXroh die Bosheit der Brüder. Eigenartig wie hier
der Midrasch eingreift. Unschuldig war Josef durdiau
nicht. BT war mit den Söhnen der Mägde aufgewachsen.
Da sagt nun der Midrasch* Mose hat eine dreifache
*v,-
. *•« • V«»
r: -■
- 25 -
Verleumdung seiner Brüder seinem Vater gegenüber
ausgesproohen: 1« Sie sdilauhteten Tiere und assen
sie roh, 2« trieben sie unzuoht und 3* noch ein Ver-
breohea. woher weiss nun der Mldrasch, da. s d as
tatsäohllch so gewesen ist? Er hat s e verspottet
als Söhne einer Sftklavin. Josef Ist so gestraft
worden. Die brüder haben Ihn in die örube geworfen
und er ausste zusehen, wie sie ein Tier schladäteten
und es geitjraten haben. Uns ist ja der oenuss von
Blut verboten» Fromme Juden gehen sogar so weit^
dass sie nicht einmal das eigene Blut^ wenn sie sich
»-B. verletzt haben, mit den Lip; en aufsaugen dürfen
» .
Qescixwviige denn, dass wir Blut zu rä. igiösen Zwecsken
gebrauchten» Es ist fast schon wie eine a»tteslasterung,
dies üverhaupo auszusprechen. Auch das Blut der
Tiere zu geniessen ist uns verboten ia;
* ^
>>T«
'P^ # #. ).»;4'»/«'.^:4' 't:i««'
Josof musste ferner
als Sklave das Sdi icksal erdulden, in welchem er seine
Brüder verspottet hatte. Ihr seid Söhne einer Sklavin,
hatte e r gesagt und nun erging es ihm in Aegypten sob«
dass er als Skalve sein Leben fristen musste.
Der Midraüch malt das ein bissohen aus. Wenn sein
Herr sagte :Bring mir Glühwein, dann brachte er ihm
solchen, darauf entgegenete dann der Herr: «ach will
keinen CHühweln, loh will Qewürzwein. Es ging ihm
dann gut und Josef fL ng an sich zu schmücken. Da
sagte Q't zu ihm: Wie, Äi bist hier und Dein Vater
weint «ich die Augi^naus. Und er hetzte die Bären auf
ihn und die (Jelüste der Frau des Pothi|lkar. Die Schön
heit des Josef soll so gross gewesen sein, dass die
- 24 -
Frau des Potiptaar Ihren Preunditmun oine Apfelsine
and ein Me&ser gitb, daciit sio diese 8<hälen, darm
ri f si«) Josef herein und siehe! Die Freundinnen
hatten Ä oh alle in den Pinger g ecnitteo . Da sagte
die Prau des potiphar: Ihr seht den Josaf zum erste .n
Malirtxnd schneidet ^oh s chon in die Ping^r und i
bin jeden Tag um ihn and soll nicht gopaciit werden?
Undnun kommt ©s , worauf der Midrasch hinauswill.
Und trotz allem wiÄÄstand josef durch sein leiden
ist der öohte Kern in ihm erwischt, iär war dodi kein
Scharlatan, sonlem eine grosse Natur, die durch das
Leiden aus ihm he ra is geholt wurde« Das Entscheidende
war dass indem Augonbliok, v;o es darauf ankam, wn
ihm Widerstand gel. istet taard». Jeder kommt einmal
an eine Station, da ist ©inö rxufUng für ihn, Was
auch gesdiieht, hier ussen wir ein Examer. bestrtien.
Dafür ist die schule ein gür.ijtlge Vcr einrieb tung.
Wenn wir da^ Leben als eine I-rüfung betrachten, „•
vom grnst auüge end, dann werde u wir auf diese Art
und v/eise eines Tages zu dem koujsien, was aus uns her-
a»will , denn die Pr fang« rufen horwor, was der
Mensch in Wahrheit ist. Jeder moss seinen weg für
sich gehen. Allmahlig he^^ommt man ain Fingerspitzen-
gefühl dafür, ob ein Maiudi die Aufgabe e rfollt hat,
zu sich selbst zu kommen, ob er eine Persönlichkeit
geworden ist oder nicht, wer ein Bischen die Augen auf-
mnoht, der kann es mit .Ötliohor sloherhuit unter-
scheiden, ob er einen Piuohtoenßt^en vor sich riat, oder
•inen, der zu i*oh will, denn die Pluohtmensdi«! ha-
ben eine merkwürdig* Art der Lebensauffassung . »en;
Si0 lü dl sem Vortrage konmen, ist es ein Zeichen
- 25 -
Idfci h»be Ihnen kein Späasse vorg macht, soni ern
übe* die tiefsten Prägen gesprochen und habe ver-
Buoht, Ihnen den 7/eg zum jüdischen Typus zu zeigen
Wenn man zu sich selbst kommen will, muss man
auch ernstmachen mit dem arurxibuoh, das<o wir be-
sitzen^ mit unserer Bibel« s^ ist notwendl»^^ dass
rmn nicht etwas \jbov die Bibel, sondern in der Bibel
liest» Erst dann entstehen die wirklich ai Fra^^on •
Mab muss sich dauiit besdiaf tigen* Manche sagen:
Iah habe keine zeL t» Ein uig»n.rtiger Stardpunkt*
wenn man k eine Zeit hat^ dann flndetman wiikiich kei-
ne Zeit , auch nicht Tür das Notwendigst e# ?/enn man
sich aber die Zeit darür nimmt, dann istmanaur einmal
auf einer neuen Ebene und die Hau jt besä. äftigun^^,
die vorher alles raubte, die ganze Zeit für sich
In Ansprudi nahm, ist auf einmal leichter. Man ist
in einer gehobenen Stimmung, wird von innen her be-
friedigt. Was einem so schwer erscdiien, dafür hat
man auf einem Mal viel i^eit. Bi-ganz neues Gefühl
der Befriedigung steigt in uns auf. und ich wäre
meiner Auf^be untreu, wenn ich Ihnen etv;a einre**
den wollte, ein Jude könn^;^ zu seinem Judentum kommen,
ohne sl oh mit der Bibel zu besdiatf tigen« Ebenso wenig
wie ein MenscAi sich nichL ans einem eigenen Sda opf
aus dem Sumpf ziehen kann, genau so wenig kann
ein Menscii ohnedie Bibel nicht zum Judentum zurüolf-
kommen •
Das Chii stentum hax. es einfacher« Es ]j»hrt
dte aiauben an die PUhrergestalt des Jesu. Da spüren
wir vielleiolt , was für die Christen AA#v/ahrheit
dieses Glaubens bedeutet.
- 26 -
Wir
n diesön weg jodoeh i.icht gehen, ün» kam
kein Uenöuh zu üitt fuhren, aber una Juden ist da»
Cüioho werk der biblischen L«b nsgestaitung gegeben.
Dies ist
wer hineingreift wird überraöuht sein von der Pi
der Lebensgedanken. Wem. ein i^.aa ßch z.B. weiss, dass
er in der nuahaten Stunde sterben r.usa, dann gibt
OS nur ein Buch, das« er in die liand nir.«nt: Dl o Bibel
Onsöre Bibel, in der die M«x sehen su dargestti It sind,
wie sie sind, sündhafte .^»ai schon, ücisaahen, die
gekämpft haben, die himiufwollen im Sone, zum
Leben, zum Lebdu der a^figtoit. Dieser weg ist ein
se li£Oh r weg, ein ¥eg, der zu gl ich eine Tat er-
fordert, und ich taöohlbo Sie wirklich bitten, ver-
sttoäen Sie eiimal eint solche Tat undz ar an e Inon
Tage, andeu Sie die Tat einbauen könri(?n.
Sicherlich der Freitagabend. Bine halbe stund« nur
brauch KAn sich daftt« zu nt^hmen, urasomohr, wenn
man K-naer hat. Man soll sica die Bibel eine halbe
Stunde vornhetaen, nicht wie man aoiram U.st, sondern
darüber spreoh n. Ss ist eigenartig, wie sich dann
die öedan^-en «inst<llen, wia eidi die Her;:en auf-
sohli ssen.
Meine lomon und Herren t lÄ glaube, diese Ta%
iöt duroiiaus cimlich und ich bin der Arsicht , dass
druch Sic ein weg beschritten wird, der zu dem
weg zu «ich selbst fUtact. Man braucht, «enn ican
die Totalität des Lebens erfahren will, wenn ican
Jude sein will, nar in unseren Quellen zu soh )pf en.
In der Ihora ist alles enthalten. To man hingreift,
ist ewige T/ahrheit. Sogar wenn die floi enref ormor
•ine neu- Idee brauchen, werden sie heute noch dar u
lernen können*
- 27 -
Die Idee der Bodenreform der Bibel ruht auf der
breiten Wirklichkeit ö'ttea. »»eden Tag t^ägt er
ans und wir sind auf ihm. jeden Tag eine kleine
Tat, und ös wäre rtir jeden der ^nrang zu einer
t**fen inneren Befriedigung. Weiter wird die Ent-
wio klang der Menschen viol -icht nooh ducch vi le
Stadien in der Entwicklung dahin führa , das 3 jeder
Mensch zu sich kommen wird. Und der jüdische Typus,
der zu sich komma wird, wird wahrscheinlida über-
einstimmen als Frau mit dem wunderbaren Ausdruck:
Sie lächelt des letzten Tages, ohne PWBOht steht
sie da, eie hat ihr H^^us geordnet.
and als Mann: er befiehlt sein Haus
und dann wird er öingesamraelt zu seinem Volke.
Ks lit^gt darin eine solche Grösse, Das ist
Linie. Solch ein Mensch hat nicht gespielt, er geht
den weg zur grossen Prtti'ung durchs schwarze Tor, ohne
Furcht. Er ändert nur s€.in Haus und geht in die
nächsthöhere stufe ein. v/eun s dili ^"Sslich einmal
alle Menschen zu sich gek ommtn sein werden, wird
aus diesen vielen Strömungen, di zum Qättlichen
gehen auch ein irdischer Widerhall erilingeß.
Dann werden die wienschen auf verseil iedene Arten ei-
nen weg finden zum Ursprung des Rei^giosen. Es wird
der Tag kommen, da werden str Men die Volker zum
Berge &«ttes. Dies ist t:*in wanderbares Zukunfts-
bild and es wird niemand mehr zum anderen ^rechen:
Sei Du mein Lehrer, dann alle werden wissende sein.
Von dt^r Erkenntnis a»ttes werden alle voll sein,
sowie die Tälder die Erde bedecken. In ans selbst
In ans selbst drängt Göttliches zur Wirklichkeit.
Wir
!
- 2Ö -
Wir selber sind Kampf öt um a»tt und rur a'tt. Wir
sind als Juden bewusst "Jisroel« Kämpfer für a'tt.
Der w«g, den wir gehen, ist steil. Eg ist ein weg,
der senkreoiit aufrührt ^ auf dem viel© abgleiten^
©in weiter weg von der Erde zum Himmeln hin Traum^
den Jc'kob geträumt hat, wird doch einmal wahr wbvdtJn;
BLnmal werden alle Leiden vergessen sein und wir
werden sagen, wir dürfai o'tt danken, der unü gvlotrt
hat,
hen«
mnseren eigenen weg zu sohau^^n und zu ge -
f'
Mit dem ht^tigen Abend möchte ich meine Vortsäge
_ • . . ' '. • ..
für den Winter abschliessend Vielleicht wird es sich
einmal ergeben^ dass wir zu einem anderen Zeitpunkt
wieder zusammenkominen#
Meine ^iBonen un d Herren^ icn taöchte sie bitten,
falls Prägen bestehen, sie heute abend noch zum
Ausdrucü zu bringen*
loh danke Ihnen.
!!!!!!!!!! I !!!!!!!!! M !!!!!!!!!!!!! f !!!! f ! 1 !! l I I I 11 I !!! I ! I !
hei^ hei, hei! ! I !! f
Ha - a - a - ah - ah ! ! ! ! ! 1! j !
Guide to the Papers of Emil Schorsch CoUection (1899-1982), 1841-1999 (bulk 1927-194... Page 1 of 1
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19
B) Individual Lectures
ler Title
Jewish Youth and Religion
Inauguration of Jewish Youth Organization
(Manöver)
To Parents of Jewish Youth (Manöver)
Die Bedeutung des Judentums
Gibt es ein Fortleben der Seele nach dem Tode?
Gliederung der Jugendarbeit
Jüdische Geschichte
90th Anniversary of the Women's Association
Inauguration of the Gym
Bar Kochba
Judentumserziehung in Meutiger Zeit
Bar Kochba Table Tennis Tournament
To Parents of Jewish Youth (Manöver)
Inauguration of the Leibniz-Loge
To the Manöver Jugendheim: Raum und Geist
Der wahre Weg: On Rosh ha Shanah; Israelitisches
Gemeindeblatt Badens
Date
undated
1928
1929
1931
1932
1933
1933
1934
1934
1934
1935
1936
1936
1936
1936
1936
November
October
December
March
September
Oct.-Nov.
January
January
May
May
file://X:\LBI\EmilSchorsch.html
6/22/2006
M !^(03
Bmil Scfiorsci ^ol/t
ecH^0
M.S*3 Isct-ure fiDonf^ Yom^ ß^'ijhii, f^,0.
/^rcl
i/^i
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W//e"^
LecH^ ao^i//- {ffi/tJ) a/iJ /ief/'j'e"^'
^.p.
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/ /
I
f
U
£^ ist eine gewagte Sache, •^'Oö/^e Menschen 7ai ^^^rnnlas«en, ihre
GeAarlren fi>»er Religion nnazuaprechen, ^ewa^t, rinht etwa ai-»- dem o ^^
Grunde, weil man revolutionäre Geda^-ken 7ai >^e-rf^rohten hätte* Hevol-ct- ^i
tion ist "iR an nioh weder gut noch sohl echt • Irr^er wird es sich da—
mrr^ hardeln, wamm revolutioniert wird* Will die Ernp 'nirg gegen dna
Bisherige hessere Zustände herheifiJhren, so wird wohl Yelv wahrheits-
suchender Mensch schlechthin eineVenirtelnng atissprechen körnen*
• Aher dn»ronf liom^nt es ^Mn an, dass wan Wahrheit sucht* Die-
ses Strehen entscheidet sogar üher ,iede Handlung des Mdnsc>^en* Es
entscheidet nlso ai^ch fc'her die Frage, oh rran ,1ugondliche Menschen
auffordern darf, üher Heligion ein Urteil ahzugehen*
denn/
Man n^iss also die PrRge so stellen : KannTJug^nd nherhaupt
uher das, Tras r>Tan Religion nennt, urteilen ? Hat sie genügend Erfah-
ru ng, nicht um das Letzte und Höchste r:her diese Frage zu sagen,
aher wenigstens f^oviel Erfahrimg, dass s*e von der Wahrheit ihres
Gegenstandes etwas ahAt, dass ihr Urteil einem Suchen nach Wahrheit
entspricht ?
Ist (iBe rieht der Fall, dann ist .1edes Urteil frivol, und
es könnte kein ernster Menv^ch verantworten, zu solcher^ Urteilen auf-
gefordert zu ha'^en*
Kann also J^igend üher Religion urteilen ?
Nei> urd .ia.
Es >^ag sein, dass vielleicht das kleine Kird dem Göttlichen
näher steht als der Er^iYachsene* Aher eines darf man nie vergessen :
Was man Religion nennt, ist imrrer nur von Erwachsenen geschaffen wer-
den, vor IfejDSChen, di« die Kot iind die Gefahrer des Lehens kernende-
lernt imd aragekojgtet ha'ben. Religion ist ia das Suchen nach einem
Boden, der dauerrder ist als das von Bitterkeit und Not erfi:llte
Trersohliche le^hen. Ihre Wahiiieit ist der e-'ns^ige nrd letzte ^Toffnnngs-
atrahl, wenn sich der schwarze Sohleier des Todes einnal ij^her den Uen-
schnn
i
If
2.
breitet»
-■.^^
%
Efj gp.h auch im Gebiet der Religion von ,ieher Revolntionare«
AT)er es ist ein eigenartiger Ureatnnd, daae diese Enrpf^rer gegen das
das Bestehend« reife Männer "mren, die das Lehen in seiner Schrverv
nnd Tiefe l'-ennengeleiwt hatten, nvü die - wenn es sein rmiaste - för
pedanken gestorhen sind,
Wi?l J-ugend sich mit ihnen vergleichen ? - Aber sie will
üher derer Qeda^}^en urteilen ? If-chte sie doch nn das ;7ort denken,
das unsererr grössten PrpphVten galt ; Ziehe deine Schtihe au'?, denn
der Boden, fiuf dem du stehst , ist heiliger Boden. Wenn irgendwo,
dann gilt hier das >ra.l est It lache Gehet der Ejfhrfiircht» Wer es über-
tritt, für den hlsiht das Tor 7v wahrer Religion für immer verschlos-
sen»
Darf also Jtigend ,?arnicht urteilen ? - Doch. Sie darf, mnss
vielleicht urteilen, Stel'-ong nehmen, well sie in unserer Zeit leht,
W r s«he nicht, wie nnsem Zeit das Band der Religion abge-
streift hat oder roch schlimrer, innerlich gelöst hat und äuaaerlieh
das Überkommene bewahrt; also den Vorwurf der Heuchelei geradezu
herausfordert ! Der missversteht das 'ffesen de-^ Religion, der glaubt,
sie g'4be sioh aiich mit Heuchlern zufrieden . Er hat nichts begrif-
fen von dem furchtbaren Ernst des Gedankens, dass wir einst alle Re^J
chenschaft ablegen müssen vor dem, der mit lanerbittlirher Klarheit
in das Innere sch^^nt,
'.Vir braiichen ni'^ht nur Ansübende im Geriete der Religion,
Wir brai^chen nieder Bokanner^ Und »ieT- Weg dahin geht rur über das
eigene Gewissen^' über die eig^nei4 Stellungnahmeii , Es fehlt uns aber
heute an Männern, an Bekeu'-em des Judenturas, die sich nicht ron
Materialismus der Seit haben iinter.lochen lassen. Darum darf man
für 1-nsere heutige Jugend wieder ein Wort des grossen Hillel in den
Vordergrund rf^ken: "Wo keine Mlinner sind, bemühe dich ein Mann zu
nein l'
«.»
J
Unsere JrLgend ist vielleicht nicht rit ier Jngen^^ fTüherer Zeit 7u
▼ergleichen, Sie ha-^ Briegs- nnd Nachkriegszeit erleht iind merschli-
che Leidenschaften in ihrer Tiefe Bi^fgowijhlt loschen. Waniin soll sie
nic'Ht anch von dem Heiligen ahnen, das in de>r i:)ralten Terrioel der Reli-»
gion wohnt ?
In diesem Sinne sollte die AiissT)rache ein Zeichen dafi^r s*ln.
9
dass die ^rfiircht ^^or einem letzten Erl^ennen in iir^erer derieinschaft
wieder zn vachsen heginnt«
t
fifi stsm
7
^/V
'/A^Ä^
\
MUss,
r
Vortrag bei der Einweihwngafeier des
Jtigend Vereins, Hannover, 5, IX. 28.
Keue Ati^gal)en der Jagend. .
Komrat in ein neues Heimjauch neue Aufgaben!
Bisher schon viele Aufgaben: Bildung des Geistes u.des Körper»
Verträge über .itidiscne Wissenschaft »allgemeine Zeitpr®b=
leme allgemeine Wissenschaft jArbeitsgeraeinschaften.lüd.
?HJS^i??JSl^J??'®^^^® ' ^**^*"*^^^®^®™i® •Sesichtigui;i:en.
Körperliche BildungiSport, Wanderungen.
«enseiS!*"^' ^«*e,ünterhaltmigsabende, gemütliches Zusaw»
Noch neue Aufgaben?
Antwort^Ja^|iS|_^neue Aufgabe zunächst, nä«l ich Zusammenfassung
Suchen eines I«benssinnes. Bisher nur hemmgeachwemmen.von 1e«
BlSwS??e?t^irfif ^i:^"-''^ '^"^^ ''^ ^^^-'^« ^- --
Sinn u.Möglichlceiten der Ji:igend:Kach de« Kriege gf>glaubt «.Ia
If???.-?®""® Aufgaben finden. Enttäusonunr Art Ikflir^Ü
Weltbuhne gegen die Jugend. Wahr ist:Mfht die Jugend
rSS aShäS??^ finden.Neues,Wahres finden von dÄJah«
V.rzuJ'Sr\'"" L^^«««?^n^ SpÄLer^ Jugendbewegung v.r
^J;^J^1^^^ -J*^ Neue, das »an ihr .eigt in seiner
Wahrheit ahnen können. eriTeifen vnm p««hi«.I. I^ -Z ,
gend hat Elan "i«^gr«iren, zum Panier erheben. Ju*
Är«berung der Gemeinde! Vortrag: Jugend i« ^«^ n« L^
IlM ™,;. pf2?",°" *'«®'' "*lÄe». Vielmehr: jMendwll
mLS^e'Ge^^iS^^^^f JS"i.*o:^ "»"•" ^«i-^n »"Seit
kennt. dass wirkii«^« t«»*«^ < ^Y*^^ «©«teilt. Sie er«
akti>«« IfnS gehö?? ^ "* ^"^ ^^' Gemeinde in tiefste«
^Hs ist eine ^ü.ieche Ge;einde? - Gestaltung eines Gemeinschat..
z
le>)ena nach "oralten iüdisch-religiösen Prinzipien, d.h. nach den
Prinzipien ewiger Wahrheit. Nicht etwa zu nichts verpflichten»
de Religiosität!
Selche jüdische Crenieinden fehlen, Üherall suchen die
heutigen Menschen, die Juden die Wahrheit, nur nicht in ihrer
Nähe,ii« JudentuM ! waniM in die Ferne schweifen... Im tMfsten
un"begriedtgt b leihen!
Weg zu einer neuen j üd . GeToe inde :
1.) Jüdisches Lehrtiaus . Schule der Jugend! Eine selche
Möglichkeit «iss geschaffen u.muss dann "benutzt
werden!
2.)Greistig jüdisches Leben suchen! Versaarailungsort
Synagege,be8 hak'neses.Ich könnte ja sagen: Ich
spreche nicht als Habbiner,sendem als Jugend«
ftihrer - gerade weil ich die Jugend zur Wahr«
heit fütiren will, spreche ich als Rabbiner, d.h.
als einer, der sich bewusst in die ersten Reis
hen einer gefährdeten GeMeinschaft gestellt :hat.
Synagogen-besucii an einem christlichen Jteier«
tag der auf Sabbat, auf einen jüdischen Iteiertag
fällt. Welch iapesante Wirkung, wenn öffentlich
dekuÄtentielrt wird, wie die Jngenn wieder das
JudentTUB erebern will.
3. )Ge8taltung eigener Feiem(Sijuah- feiern etc.
im Zusammenhang mit dem Lahrhaus ! )
Eigenes Blatt, in dem die neuen Jugendfragen
erörtert werden: Jngendgewe inae . ZusamMenschlua«
zu einer Jugendgerreinde!
3chluss:Partikulari8tisch?»ein.Menschlichkeit gibt es nur in
Gestaltung von Besonderheit. Judentum ist ewig gültige
u. für den der sie Vennt, herrliche Besonderheit der
Gem4ftn??chaftsgestaltung.
Welcher Mensch, weiche Jngend, echte Jugend hfttte nicht gern
Grosses geschaffen? Ich habe auf eine Punkt nur hin«
gewiesen: Konzentration zu rErneuerung echter Jüdischer
Gemeinschaft .
Schiller: Wer etwas Treffliches leisten will
hött 'gerne was Grosses geboren '
Der aaremle still u.unerschlafft
Im kleinsten Punkte die höchste Kraft,
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Tiene Räume :^ii der Jf^nge anr"ge,oT) riebt rri.t rllo??or L^erBledlung auch
in/"jue Arf^a'^^en •^^er'hiirleii sein soÜl teri.Di«^ n^nt^T:]/^;?! JngordTO reine ha'ben
Gic^ r^'^mr 'hi^'^her B'^'^on eine an^n-ro-^d^rtl'icVje Vevpr^ vnv AMfg^>>ev^,e^
stellt f^or\.Bss VB.T ^ it Hec>it ""vH^en var-njOT) ^ii ii e-^-^r Ire- ^re rooh eine
ne\;e Awr^-abe treter so]3, p.rp.n-^ g*il> i'^-r R^drier dio iV-^t^vort ,of? .?*'"^^e noch
eipe ne-ue Auf rn'bo^r: 53^3 ich die Zm^^-^'^-erif'^s^miv.p: der? Bi'='^or1/en/Dio Ju«
gonc5 icüv3se oiner- noiatir. Lo^erv^siT n iiiic^en, Ri«hor soi sie 4ai»Ä^M:5ti auf al«
Idn Oobi^tor henirv^::^Boh'.voTiiT^en, 7c ^'ner boI ctcr Boiler, in den ^-^an ein'JViir«
zeit v;ie oir. BaiiirV'.ach der^ Kripz-^e ^^esondo?;*^ "hwl-o r-nr .r:ejr]anl)t .diese
eine rone A^if/rp'be ] örne die Jn^^^rd i^'^i'^-Bt fir^en.Da.s Alter. ^«vS d63n
iriep; hei allen K^imn^finien vorlor-er ha^OjV-atte. Vein Zv-tr^very nehr zn
sich u.'i^a'b der Jti^eiid ihr Vertr^i^en^'^ine rene Gef^trOtnrg 7ai finden.
A'ber hente 3oi eire jJntt'^ni^ohvn,^? i<efrl -t .Uno ho ] or^r^e e??^da^8 in ei#x»r
politiöoVienp^ir^erdy'lirinL'eriv^cher Zeitschrift vor Vvrzen? A'e,Ä;en die Jii^end
gesohriehen wcr-^en sei. Die c^n^end hftbe nie v.njr^rer etwas Neues /^refun-
den. Sie hrhe viel^a^hr ir-r^er nnr '1e'1ar>en^die ars oer Erfahrung fie?5
Altera r5ta>rii^en,nufgenor-ren///ahr pei an die??er I ritllr^riRas ^ur Aufzeic^
gu.rg rer^er vVege itJrfahrnir:^ nicht enthehrt werr^en >önne.Aher die Jugend
hwhe loch einen Vor^u^,sie hahe n^^lioh Sc^^Tnmg'kr^ft u.>.önne daher das
u.desv^en «Vahrheit sie ahne,
Eeue,äa9 rriar ihr %ei;re/ergreifen u.dnrchfiihren.
Und was ist nun «iienes Ke-ae^iHwS als 7n7.^awT^errap;^ende Aufc
ie;ahe der Ju>:end vorschwebten solli^tEs sei die Aufn-ahe^eine neue, wahre
. G-erreinde zv ■bilrleE..i;ir-e il'vlische Crereeinde f?ei fiie (Tev«=!taltii]T/5 eines
GerreicachaftBle'benf^ npch uralten .iüdiaoTi-reHglÖnen Prinzipien, d.h.nack
Prinzipien ewiger »Vahrheit.iisie seien nicht aufgohaut auf' zu nichts ver«
pflichtender Heligiogitat. Solch 7;ahre ,iüdische Cfenieinden müsßten wieder
Sef,ch£ffen -wrdeK.Urd der leg clRliin J^'-Tfalüe in verschiedene Unter^rup«
pen äer üf.ferut aufgab©.
,J-1
/
♦Es gähe Giiien oTter .Tiidi3c"hG Streit, r!or nie entnchltJden wor^len sei.
Der Stroi/t tiä"ilich,vm3 wichtip;er sei, Tim oiier Lehren. Bftr üruad 4«%
der nichtaBttscheidiing istj-iaas ?m vHr«chifidenen Zelten das eine oder
flan nndere vricbti«rer Bein kßnce .Heute fghle es aw .Visnen "»im das Juden«
tuni.Dan:.ra ^\i3te ei.'jentnoh die Jn/^iend fordern, la-^?« il^r eine Möglichkeit
^:ef=!Chßffen •»ri:rd8,die.-e8 Wiaaon in wodorner v/eise 7.v erv^erhen.Ea trtfigse
■p
VT sie eine iloßhachnle oder - wenn raan die nralte }"ie?,eiohnun^ fi^r jüd.
Ilochsc'-ulen hem'itr.e - es rv^^(> ein .ifidlrtohes Lehrl^ens ge^chftffer '^erdi»n.
ür.d wenn eir, r^olehes ,'renoh äffen «ei,dPnn rrüswse die Jn;!;er.fl es "beiiiitrren.
'•Weiterhin '-ror.e die Jr-cnd den Ort Rnf'3ncrien,"fo ii^disches Lel)en flieast
n.f;ep.taltet Tdrd.das Pos hR].- 'reseSjder; Ort -.ler Vert^airr^lnng oder - grie«
chisch - die o;/r!agc«;e. Inner GeVjet sei nehr als (febe^...^a Ist 5?n^Tleich -
eine TetsP-c>'e,-or der die anderu otannend stehen - die .iüdische Phllo=
sopVie.?]s vr<^Te ein if^-r-cs 'artiges DoVnv-ejot neiien Ji^gendwollen»,wenn an
TR^:en,nn denen ein richt,iuäischer J^"eiertRg rrit ietn öaTjhat oder eirem
.-'t'dtscVer Psier1:ag r^n3fl^'>-enfJillt,Ju'?rend das herrliche VersarriwlTmgahRi:u3,
dPs sie m Karnover ■'->e9it^t,n;nen wirde.Ein ^^efintea G'tteahsi:« atimait
allein schor; ■-eli'-iösi?:-!^ bleich aber wäre es -in Zeichen dafiir.daes nun
.irdisches Loheio vor einer ranen Jn^end t^k ir-nen heraus gs-fitaltet werden
scll.Des^/el+eren ynv.vter\ von der Juf.erd eeht •'iJdiBclie Feiern veranatal*^
tet vre rflen, -ihr lieh -/ie -bisher schon .iijd.5^ierr -'erenstaltet ;vorden sind.
und aktiv y.nr.no die Jiagend sich mit all diesen Praxen anseinandersotr^en
av.ch die,-^enigen^die es nicht in freier tnn ^önrjen.in den: fiir sie /reschaf«
fenen Bl8.tt -^er Ji:i^ond,^e-eiude.K-ntÄ:])ie Anf/^ahe^eine neue >'}e«einde zu war
den !^erf":ne in sehr vio^e Urterauf^^sher.TJrd werm ?ran einverfen wolle-
//ari^r den ±;srtiltularisnn^s einer hesonderen ,1iidischen JLftV,ftn^o>,taltuia.r' .
Gepeinschaftspestaltun^,v:an.Tr. nicht einfach eine ^^dinpuo l^Yo^^ irensch«
liehe l^h-^rs-esteltur^? so sei darauf zu er7Tidern,dass es so etwas wie
eine rein^ r>-enschliche tehensgestaltun^ nicht ^Iht.Es ^ibt rrenschliche
Lehena^estaltun^ mir in der Besonflerheit de» TTT)-aB.Und'ein solcher Tr«
pus der ideer>u.aerreinschaft!=»5;estaltnng von ewi,^,e>>i Wert sei iaa Judens^
tuiB.oc also kon^^entrierensioh die neuen AufirUhon der Jn^end in d'^r einen
Auf^«rft>,e «ir,e echte .ili-lische Gen^ein'ie nen ^u' scharfen. und ^enr^ man HTiHüf
sa.fcenjvollte,die3 sei doch eine >3^>ine Aufgnhe,so ^vvsse n>an >rit devc 7or=
tft ochillors ant^^orten: -7er etTms Treffliches leisten will - H^^ttVern«
^Z^r''T:%^'''^''''^''^~^Zl '''*^-^^ """"^^^ u.unersohlaf.ft - Iir^'kiein'iten
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1,
Bafen3ftbend für die Enern, rteror. Kindwr die Rel Igionsschiilo
Äw 31. Jan^-ar 1929,
aiwreserKi ce, 40 Persoren.
In der BiwneittTrn; weist äer- Dr^ür^hornch aarni^-r ^in.dass
die E]tem«'bende da^n rfi©r,en eoHler., daa Irterecwe rfo » lehrrjrs wie «inch dea
das des Sc>i\51ers in derr ürrwe^c« fhe- cti« i^lterJi 7.v rörderr'. In de^- »eiis-ions-
8c>vle wer^e v^hr Heligionf^mterricht erteilt ein ht den höheren Schi?3eii.I)ie
Elterr) flis, di*^ ihre Klrder in die Heligionascinile nr-icler. ge'ben dar^it
l'hre'^ »ninsche Anr^dmck, das ihr« Kinder tiefe- ir dw3 Jvi,e^ tiirr e^'n^etührt
m'rden nJa es sonst der I;>i33 sei. Der Rcligionsu^ t errieft sei eigentlich
mir ein Ersatz für den Unterricht der Eltern, dem die Elterr swlhst sei/en
verpfli'^htet- -^hre Klrder in dws Jiidrirt^^Tn (^inJ?i5ff;h-v^r, Das sei der Sinn der
Worte in Sch^rra-aehet: wesohlnantont l*77onecho: Dv so23-s3t 3l« deiner Kind-^m
elnsohfirren. Durch Benir imd raan,'^'^ lAde Kenntnis äeler .iedooh rjle Elte n
in den allerwiat-r Fällen nicht v-^hr in^tande, swl^st Itor'^ Kind^^r 7.v ^mt9T^
richten, daher trete an die Stelle der lÄhrer. Mf»r M'rfe hei»»! Heli,'zicnsim-
terricht nie verlsernen, das*? es hier elr lerren fi^r da- Leh'^n gilt. Was in
der SchnlJe sonst gelernt wird, Terd-r zrrr ;?^ös3tr!n Teil rac>^ Vi^rlass'-JD ä"^
Schule -"ied-^r vergessen. Das misse ,1edoch h«ini Relgi'-nsnnterricht -'nders
sein. Ja hier h^ginne das eigentliche"lerren " er'^t nach V^^-rlns -en -1 er
Schv:ie, Joder Ji:ide s«i venD^lichtwt 7A7 lernen ad fim^m iwiussau. "»^ig z\m Taare
•iwnh '=mge
seh 9^n ge-
,. , ,- - j v^r&vvart
Wäre, Ure diesen ^'edarlren znr klaren ifilnsicht zyy hr-ir:ren, s^len die Eltern-
»^hende g-^ninrt. Sie -/t'rden ihren Zweck n-r da- n erfülle- , w^nn es 7M e'-ijer
re^Ter Aussprache körne, -n dwr rr^^glichst viele t^iln^^^irm sollt-^n,
Ausspra-^he^
Fthu CroldiTHnn; Der Gen ^^icht3i:ii}tor ioht gel \m fiMi^oherx
Religion^nnterrloht d-^r h'*her'^r Sehnten T)en3er, ßel^^\:r^T «33 in dr?r Reli-
gionsachrle. Herr Levif^ohn^ weiBt daranr hiü, das i da^ mit d'-?n Voraiisset-
7vr\^-^v. 7TT3n>-r^rh'r;Te^ ile rrnn ar der höherer)
Schril«
«n im Genchlohtsiinte>"rinht
rBacp/^D dürfe. Di« .lüdi^c^ieii aeschl-hte g-l viel le"b'-rdlger^ wonn den Schti*
lern bv^- dem a31;z?Tr3in^n fireachiohtgnnterrinht die Geschicht^r der inliegenden
Völker "hekarint sei. er/
iier Hfilnemann weint darniir v>in, das^eina Z^it lang 55eine
Kinder an dem -•üdisoh^fn Religionnimterrl-^ht de-^^ höhc-wn Schnlen habe teil-
nehmf^n lasg-nj er hn'be gin .iedooh wieder in di-^ Hei -lontischnle geschio>t^
weil ^i« dort mehr le?mten.
Pran Balsam, stellt den üntra^?;, Hv^h die ,1üdlBoh^ Kiirsiv-
So>^rlft in d^r He3igio-33chi;le zv lohr.^n. Darf'her entspinnt sich ein^ Dehaf /
te . /
Fran Natt hwrichtet. das-^ elf? in Görlitz dae iüdigehe
Schreih^r gelernt hahe^ ah^r ^ar Icelne Geleg-nhe-^.t h:. n^ es anzwvenden.
Her">- Rnnoler hetont ^«doch^ davS-^ die hehräieche Schrift
^ir die ost,iüdi*=!nh"n Kinder^ notTT^nd lg aei^ wem s±^ z^B. ihrer Grosse! tern
nach d'^r Heimat schrolh^'n wollten. MJ.t lhr«n gehe es keine ander-? VersÜfindi"*
gnng als dnrch di'^ hehräischfi Sc'^rift. TjT mach« d^^-r Vorschlag^ iiHlsohe Ge-
schir^hten in hehr^lischer Schrift les-^n ^n lan -n. E^> gehe solche Bücher in
Biic>^^r in Leip?:lg» Jedoch w^iss eB kein v»erk land kf^in-^n Verlag an5;:tigehen*
Herr Beidnr?r verspricht, ein Bi^ch, wir: Herr Rndoler
ange/xeh-^n hahe, 7M h'^schaf r*f^n. Es s-^i deutsch« Sprac>^e mit hehr-'i^chen Brich**
staher ge8chri':.hen, z.B. dit? Buher' sehen Saclien.
harr Lehrer Welnherg hält es ^iv wichtig festriistellen,
wie gross das Interesse fiür das ,iüdi5che Sclrreihwn st^i.
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Z.
AbschHessoüd ^-^edoch w.*iBt Her'" JXt. Sc'hpr^^o'^ daraiif hin, dasf^ es nicht
nötig wJ^re, cihe "befördere ötiirde fijr die ^dlsche Ki:jri8v-üohrift eiii7:^i-
führen. Er hah« auf ffu-^BCh der Klr'lcv ein^^til arr Sc'^^nnas einiger Stmnden
die Buohstnher der hehräiacher Kiir^^lv-Schrift i:rd "hre Vr^r'blndiingen an die
#
*
— _ . , — , „ ^ _.. Einfilirung
des Jßdisch-Sc'hrei'henj? al^ ßnmd argftgo'beri, es sei ein« Art Sterog-rafie,
Daraiif e^tfid.ert"'. Herr pr.3chor;^ch^ er yönne höchstens zugehen, dass es sich
•am eire Art Ge>'eiTn3o'»Trlft handele. Znr Best^itlgi^rg •n'Jhrt Herr Rn^oler an.
dass es «i]es, was seine Angestellter nicht lesen solli^n. In ii'dl'^c'her
Schrift schreihe.
Herr FrledTrann rrelnt, dass es sich "^eirr Religinnsnnte rieht
tn WirUlchlrelt nicht rm Unterrir-ht In Heligion handele sondern vn das Lehren
der Sprache. Die Kinder sähen die Religion ?ft nicht. Es werde i^edoch zu
wenig Heh-^älsch gelernt, und das Gelernte wi^rde twsoVi vergessen. Jfan m'i^se
also nehr Unterricht ertw'len.
Herr Helnerrann meint, die Kinder sollen lelMusn, ttes-Tran im
G-otteshause hetet. Dafür seien 4 St'^nder wöchentlich genng.
Herr Gottlieh ho-^ont. das- in der Religionsschule im Behrä-
js chen sehr viel gelehrt werrt«. Das sehw er an seinem Kinde. Er spricht
weiter den Wursch aus, einwn Kursus nach der Si:dstf»dt (HildesVieirierstr. ) zu
verlegen, da der Weg für die Kinder sehr wei t sei. Diesem Wunsch schliesst
sich Frl. Hoderherg ar.
Herr Aschheim tragt, oh d«r Religionsunterricht '^ur gleichen
Zeit wie in der Schiile erteilt «erden Icönne. Herr Dr. Schorsch weist nnf die
Sohwiereigkeiten der Organisation des Rellgionsun*-errichtes hin. Es handele
3ic> al>ln an der höher-^n Schulen um 167 verschiedene Klassen. Allen Klas-
sen gleichzeitig mit dem christlichen Religif-nsunterricht den .-^üdichen Reli-
gionsunterricht zu «rt«-^ ler, sei eine fKlctische TJnmöglichlceit. Mfln hraiiche
dazr rlrdeatens die dreifache Anzahl der Lehrer, die XiJlX heute znr Ve-fi5gU25g
styiehe . Aher nrch Komhinatlonen seien Y^vm möglich, nicht einmal von Para-
lell-Klassen derselhen Schiele, da fi^r den christlicher Heligion^tinterri-ht
der verschiedenen Klassen n^r ein I^ehrer zur Verfi'mng stünde, der Immer
nur in einer Klasse untorricht«n kann. Dagwr die Eirricht^-ng von verschie-
denen Kursen in v^^rschiedinen Stadtteilen sei vielleicht möglich. Es liegen
.iedoch hierhei SchwieriirV^iten in der Orgarisaitior vor, da fi;r die Komhina-
tion ri^r die Kafehmittage zur Verfügung stünden. Ein« Erle ich t'^rnng -^ärees,
wenn sioh herau-^st-^llen #153HK^eollte, dass man Gnmdschulklaasen auch vorr
mittags zusammenfassen könnte.
Frau Fri'.!dmann glanht. die Kinder nehmen den Relig ionstm-
terricht ricv-t errst. Als Beweis fü^^rt sie an, dass Gehnrts tags feiern imd
dergl. Dirge als Gründe ge.iten, am Religionsunterricht nicht teilzunfehmen.
Herr Le>^rer Levisohn weist Amregegenüher damaf hin, dass nher das Ernstnehmen
die Eltern entscheid'^n. Wenn die Eltern darüf sorgen, dass ihre Kinder regel
massig ^nm HelgionvSnnter'^icht kommen, desgl., wenn sin fi5r dif^ Vorhereitnng
ihrer Kinder sorgen, dann würdwn di« Kinder anch der Relgirnsnntexricht ernst
nehm'^n. Frau Rieg^lhai:i-r)t unterstreicht diese Ausfiihrungen mit dwr Angahe,
dass ihr Kind den Religionsunterricht v-ellig n'»hme. Auch Herr Inspektor
Mev^r herichtet ans seirer rfahining, daa-s die Kinder den "Religionsuntericht
Sf^hr nehmen«
Herr Dr. Schorsch, sni-ach nnn üher den Aufhau des Religions
Unterrichtes. Die heu-*-ig- Ke'igionsschule dnrfenicht dem Ahgchlnss de« Ler-
nens. So lang-^ Kinder das Gliicl: hätten auf Kosten Ihres Vaters die Schule
ZV hesuchen und leif/(nen zu dt'rf-r^n, solange sollt er sio auch ihr Wissen xm
ihr Judentum vertieftfB. Mit 14 Jahr-rn oder oft schon fri-:her sei dieses Wis-
sr^n nicht f*rtig, nnd er würde Einrichtungen treffen, daas die,ienig-n Schüler
die räch Ahsol^^ir»rüng der heutigen Klassen der Religionsahule noch weiter die
3*'
^
'5.
öffentliche achniHr» 'Heaiichen, anoh (relegenhoit h"?tter, in Ar"beitrt/z;en^ir^c"haf-
t-^n ihr religiöses üfisswn 7M vertiefen. Jör ►^itte die ElteT^, wen^- diese
Sache ar sie heruntrete, sie 7M nrtersttitfjen.
Des .veitercn weist ex- daranf hin, dass er verschiedene Elnri^h-
tnng-jn getfoff'^n hahe, um d^n Heligionm^nterricbt ymä das Interesse der« Ein*
der 7n "belo-hen. So z.B. habe er eine Jugendhihliothelc geschsf-f^n, diirch die
die Kinder in gerriätl icher »If'^ise In .Indisches ^er>r,n rnd Fijhlen elngefi-^hrt
werden s'^l^er. Dem Arsp^om dienen Prris«, die dieses Jahr 7.vm ersten MäI
verteilt vmrd'^n seien. Dieser Aush..!] we-de roch ;7eite.r- fortgesetzt. Die"
serr gehörtet hvcIi die Schaffnnßr der Bit- mähende an, die vielleicht dr-irml
iw Jahr veranstaltet werden wollen. Desgl. möchte er in ahsehharer Zeit
alle 4 #oohen oiren Jng-t^ dgottesdier«t in der S^-nHgo,Te ahhalt«n. Das hahe
.ledoch nnr dann einen Wert, wenn die Jr/rerd anch "OllzJIhlig e-^s-heine denn
eine leere Synagoge mache sc>ior auf Jäi^rwac>«scne einen herahHtirrmendftn'ßih-
d mck, "Ujn wieviel mehr auf Kinder. Kr möcht«, dass alle ** Wochen -tattfin-
dende «luge-^gotte'^dienst als Vernfli^'Htnng flJr sSrrtM-^h-j Ki-rter g«?ltwn solle
di« fim RelipriongsnnterTlcht teilrehrv-v^n.JedocTi wolle e^- zuerst 4ie Meinung '
der Elte-r hören. Es erhöh sich kein fidersr)rtich.
^ Zuiti Schluj3s weist Herr Lehrer Levisohr darauf hin, oh man
nicht einen heson'^leren Eltemahend ahhalt^rn aolle, um e^nT-l die Frage def
.iüdischer öchule zu eröT-tem. Herr Dr.Schorsch hält «s nicht für nötig
da die Gemeinde ia sowieso die Ahsicht hahr, eine irdische Schule ins Lehen
zu rufen, schalt der Hiderstard de- st^dt. Behörden ve schwlrdo.
Daraur schliess Herr Dr.Schorsch der isitfiina'bend, ,- :'
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OeJemna Jfs '77Je,?/i^w5
lö. I.ivoi.
g
Die heutige Ziisar^men^nnft hat eine he^sonrlr>^e Be^
deutTJrg. E*^ Vo^-^men I\jr^-n/^nhftn 7A7eler Rfinigionfi-n '^^n^ai^nen,
utr ^ieh z\3riäo>st e1n>^''?^l iih^r r; Ire Pr?^ge den VerBuc"^^ der
Ver8t?indigiir)g zr )rpc>en. //as h^deutet ein Boloher V^r"^
8uch,d/^r pa 8chcn and^rs^/o off^rn u.r'it gnterr Er'^olg
geivpcht wnrde? EvS giht anf der -^j^de ,7/er^n aneh nicht all=^
zxi^n.rjle ,80 doch immerhin eine ganze Anzahl von rieli=:
gieren, iie sich früher mehr oder v/er.iger he-Oind'')ten,
von drn^n ^ede sich iMir/einzig ;.7qV re lie 1 igion h ie 3 1 ,
©f>i?-S^4-'e3rg Die Folgen solchen Verhaltens "konnten nicht
anshjeihen. Venn ,1ede Religion sich für di^ einzig wah^
re hält, 80 v;ar eigentlich vornnsznseh.en,das8 ein^^-^J
iemand l:ommen 'vird,der den Schluss zieht: Es V7ird wohl
hei solchem Streit > e i y e Religion die vVahrheit verl<i3n=
den. Iw'at anderen //orten: Dass die' i^lut des -Atheisnu^s
:i
des G' * teslei^gvertnme so gewaltig Pnschwo] 1, sehe int
eine v.^chuld der sich he>>*mrpfenden n-^:iigionen s-^lhst
zu sein! Ich will die Ahschni^tte dieser £nt7/icl<]nrig
hentfj n i c"^ t ' he ach re ihen . Ihre l^igri^nder ?/aren Philo=^
öophen,die dnrch die techniscJien Erfolge der ITatnrv;is^
senschaft zu ihren iTehlschliissen veranlasst 7/orden
-r
Ksirid. Ihr^ Irrtiim ist lorrigiert worden ii.sie hahe
n
•in fi/^r Ef^nl^ftrn 4e¥-^f^*^-?54f*ir imsoror Zeit .teine I>chfol=^
ger gefunden. Dafiir hPt 8ioh nach dem u-e8etz,da.ss eine
Genor.«,tion nPch dern Tode eines DenVers seine Ansohau-ujip-
1/bde ^ird,rler athr iativSrlKi^ I^^aterinl iBmnR nnter dem Vol-
Ve aii8ge"hre it "-t in einem LaaRe^dan geradezu ernohrek^'
lenri Ist. Ic'h g]aiil)e,nan darf sich nicht dnrnh die
rjoch ivvif^T p^vossn Zahl vori Et^Bnchern d^r G' ttaahäiisftr
t.H\i3cheri lavS8«n. !^b^ Ür I«:'???^«« der IvAnRchen h'-dit« 'hn=-
7/«gt , ist ftin- praktlqohftr Ii^tftriali-Bmis ,d.h.i^inft Einstel-I
, :iur.ig,die ■boeagt, ,da?!{^ :!«r I^^naoh sicli v/egftn vS-^irrs Han=^
deine ^/ot kftjre'^r höh^r'^r .Venen zu vi-r^nt-nort.-^n }-jp''bf^
dJ^sfii dPr, Lfil-)en mit dem Todo ms. p,«i u.da"<-! fsinxig Er-
st,reheri8?/erte i-discl"ft G}i;cl<ae] igl^ftit w/^re. Es -i5?t
nicht ZM ver]^ernen,dn8R hierniit trotz dfl.T miHinnofi^
rechen GftTrPuch-^a dne Begriffes 'sozial* in 7/irklichl-'5it
■ die r!ier,sch liehe J:igen8C>:aft sich durch zn.se tzen "beginnt,
die iw.-<^r dir! nor'^l ischon Hei-nnr.gpn 7,^1 f"h«r-7inden ver=^
sncht, nämlich der grasse ,nPo] te i^goisms, j^^ach der
Lh«rzengnng religiöser Llenschen >;nnn die Fo Ige e reche i=-
nung dieser Ahwendnng vom" Gott] i'-hen nicht anah^eihen
^i'' Seihst zerstörnng ier ^-enschengerminschaft oder -^ie
'' II ■»! III ■ ■_ I I ll^^««^W— ■— — — 1— — ^»-i— — — ^/
evS aus arder(^n Gründen Snengler genannt hat: Der Unter=^
gang des AhendlaDdes.
i'iljiem solcl-'en Anatnrn rnftn-schlicTaer Zftratörurjga-
vAit g'^geni^'ber nn;.ss«n di^^ leligionen not-^ftnrUgftrr/eise
ihr« irterneri S-^r« It igke iten v<^r/y.qpen ^ sie müsBen er-
nennen,dPss «!? nnter grnsBtern Gfi8ichtannn> te heute rmr
^ Parteien ^\rr der vVelt giht: Die eine,riie unter ^iner-
l^enming da3 OTrlgen Q^ttea durch Anwendung reJ igiöa^ethiH
Rcher PringiT.ien die j/elt erhalten nill^ii.die andere.
praK tische • *
die cTürcTTTTeTTgmang (£s gibt nr.mlioh viele J*rPohen riie
G'ttes '
^•^^^ theoretische/Lengner Bi.nd,aher prattiach noch das
dar, reUglös-ethische ^rhe der Vergangenlieit uhernonirr«n
hahen u. ver-rirlclichen,daa iat natürlich vveitrus hesBer
ncch^pls venn ieir^nd mit Porten G'tt Pnerl-ennt nher
praktisch das Cregenteil dor Porderimgen tnt ! ) der .zer>
at ör e nde n Sei bs 1 3 ncht 7Am> Siege verhiltt. Die J?ord-rung
der Stunde Rlso heisat: Zn-gamn^enachln.-^a aller neligiösen
gegen die ungeheuer angeTrachscne Zeratörungg/refahr'!
Di?^ae »Kenntnis, die achon d«a Öfteren T.ra]<ti^
achen Ausdruc> gefunden hat, begegnet einer Schwierig-
keit. .7enn näral ich im Untergrunde des in der Zeit der
Cre fahr geschlosaeneh Burgfrledens d-r GedPnke »weiter
schwelt, daas .Jede -^eligion die Wahrheit allein Feuach-
tet hoben will, so ist hiedurch notwendigerweise die
Echfhf^it ci/^s ^.ugnmrmmnchlusses ^e triebt u.drrrit ^^i<«5l-
deicht niioh rifir Erfolg dr^s Ziisnmmftn^ohlugses in Frage
gestellt. Daher ist es dring,^nd notwendig, ^f^ss die ver=^
schiede neri Religionen sich gegenseitig einir^nl >ennejt.
lernen, vr^rst ehe n lernen u.lw'iissverständnisse heseitifiien.
^lie früher das Verhältnis vergifteten. L'an wird aus
dieser ^.^ahren Verständigung ernennen, in^/de fern iede
Religion rrit Recht ihre «Vahrheit hehau-otet u.doch keine
die vVahrVieit der andern nnter^^räht . Allerdings miss
r>-an,ujr: L.is'^.verstöndnisse -^^u verp-eiden, solche Vege ge=^
hen,die sicher zur vVesenserkenntnis der anderen Reli=^
gion fvhrt, ein solcher 7i>g ist, die Li^thode der Selhsts,
darstellun^. Hierdurch v/ird ^^er]^ieden,dass anch heim
hesten //illen unhevrusste Vorurteile das wahre ^erstehen
i:inmög.lich machen. Unter d in aeri Cresichtapun>tftn faa.se
ich den hentigen Vortrag auf,i5.r)i den ich gebeten worden
bin. Ich möchte Ihnen, Bo^^eit es in kurzer Zeit rrnglich
ist, einen kleinen liinhlick in dae 7/e.qen des Jn-lentumes
gehen, so wie «vS wir Juden se]her nuffasen. Diese Seihst-
darstellung hat eine donpelte ochwierig]<eit . Erstens
hPhen -^ir Juden l<eine autoritative SteHe. die etwa v,y\
nagen berechtigt ;7äre: Das u.das allein ist Judentum!
Der Katholizismus hat eine solche Stelle in Papsttum.
r^i uns Judftn i^t r^aasge'hrnd anf^t«]Je ''^ines einzigen
Znntrnms die GeBan-ynthe it unse rr g Schrifttums wie rs
sich irn La\ifft d«r Jahrtan.serle her^'WBge'bildet' hat. _Jftde:
inde hat das Reoht e.vr GrnM «ingfthftnder Kft>iTitriia die-
ses Schrifttiws sich eine «igcne Kftinnng bh«r das Ju-
dentum/^ ?Ai "bilden, aher keiner ist herecht igt , einen an^
deren zur Annahrne seiner Entscheidung zrn.ngen zu 770: =
^•"- Pip, Rnhhiner hnhen ihre Autor^-tät als _Ge lehrte
die auf Grund ihrer eing«>henden Kenntnis Auskunft ge=
hen können üher die Pri-?^ip.i«n der Vergangenheit , mit '
denen die Handlungen der Gegen-vart in luin>1pr,tr stehen
sollen. Diese '^nsserordentn iche J?reihei.t des Denkens
hildet in dem Angreblick eine 3ch7/i!-rig]<eit , in d-m
^^ ^i»? >^Jr^e AntT?ort auf die Präge nach dem -/es-n
des Judentnmes gehen will. Lßn müsste eigentlich sa^
gen: Alles, was sich in den J^hrtangenden d'^s Bestehens
unserer Gemeinschaft zugetragen i.i.her-usgehi Idet hat
ist ^Bs^ Judentiim. Es giht also infolge des ung-henren
StoffumpfRnges keine kurze sondern nur eine Jar^ge Ant^
wort auf, die Frage nach dem .Yes^n des .Tudentnms. Mit
dieser ii'eststellnng ist aher dem Zwec} des heutigen
nachmittags nicht gedient, da ich ,in hier die umpmng-
reiche öf»ee Antwort der .jüdischen &esrhichte u.Lite=-
ratm- nicht g«>)en l^ann. Ich will dnh«r f?ns .i«r G«,snmt- "
holt cl.^s Pro-b]enia einige Fragen herau.ssohälen, von denen
ich glauhfijdP.gs sie in der Kv:rze ar^ hegten ein^n Ein=^
"blick in das «Vesen des Jndentiwftg zugehen verr^ögen. Es
flind^ folgende 5 Fragen:
i. »Vie .stehf^t d^s Judentijre j^nm CTnttTiph*n?
-• 'i-'^ "T^,^^ ^•'^ '^^'^'^^ SrJenrtnia des Göttlichen ani^l
o. vVie steht es zn anderen Religionen?
^. .Velr^hes igt die Pörm.ries .jüdischen SeinsV
t>. vVie dcn^.t sich das Jndentnm die Z\iknnft des
MenschengcschHechts?
v7as nnn die erste Fr^gf? arhetrifft: -Vie steht das
Judentum zuir Göttlic^'m,so ni.ns r^n diese ]?rage aus
der j] rund frage aJIles Jifenachlichen heraus verst-hen. Tn
.iedem tenschen leht whr oder v/enig«r die hohrende
Sehr.'^r.cht nach Erkenntnis der letzten U srpv>> alles
•Seienden, v/oher komwt all es, was da ist? .fes ist denn
letzten i'inries das ^^orhaniene ,das Seiende? Auf di-se
i'TPg« gi>^t es verschi-^dene Antr/orten.die sich dadurch
Geführ^^"'^'^'''^'''^''"'' ^'" ""'"^^ d^^ Verstand oder aus de»
Xft^MEK stnmjr^n. Ich will au P ii-se verschiedenen Ant
Worten nicht einge^-^en. Ks genügt, um die Antwort des
Judentums darzulegen, auf eine einzige dieser Artworten
einzugehen. i:an kann rein Vernunft gemäss hei- der Frage
nach der Ursache auch ouf der JBegriff einer letzten
Ursache kommen u. diese letzte Ursache G'tt nennen. Irri
7 e
LIittelaltftr gl anlöte ymr mit d.ys'firr GeianVengnng das
Dasein Cr'ttes loglaoh >^e^ne\s(^.n 7Ar können. (Der 'koR]>"o=^
logivsoh« C7'tte3T)eweia). Es erfordert ahf^r woh] nicht
viel Phartasie u,7.1nri;hlungB vermögen, um die >Sohv/änhe
eines nolo>^en logischen Tt^ tteshep.-rif fes 7a\ ernennen
A^bgeoehen davon, rlpsa rx^r\ ^Igftntlioh ^.ei rt«r L>»thorle
der ü '9?»chenforacliung nie stehen b^eihen ]ann,rm.n mtisa
«
imrviftr -.vi^der fragen: .Vo"h«r yor^mt n'^jn dPr.,rwras dn als daa
Letzte 'be'^eiohnet h^st?- derr logisch erachlofl^^'^rien
fJ'tt -r^Dhlt .i??cif?q v7arire,Begcir!tf>rnde,Ar?;i'>h«^nrie - kurz
.iftdes immittelhar le hend ig Ee rjih re nde ! Der fl'ttes^
hegriff des JudentmjB hat nichts nlt einem solch lo-
gisch erschlo33(?nen zu tun. Er heruht ■ vielrveh-r grif
den Uienr^chen '^
einer Erfahrung, einem Erlehen,das ^ft von aussen her
in^/uiidersar^ster,aufrüttelnster ^Teise herührt hat, ein
Erichen, dem rmv. nicht aus'-veichen kann. so "rie m^n 9 B
#
einer Erankheit nicht ausweichen tann. Jetzt noch ist
der lÄnsch gesund u. beherrscht von unh^indigero Lehens-
-rillen. Da ergreift di« Schwäche der Krpnkheit seine
Glieder u. vollbringt eine merkwürdige Veränderung in
dem ietzt noch lehenstrotzender Menschen, flr 7/,ird still
ftr wird schwach. ;/as «* ihm/noch gross u.Krstrehens-
"^ftrt erschien, versinkt;ein ungeahntes Huhehedürfnis
B
. ii"herl<o)nmt ihn; er will mar noch stftrh«n. loh h^he nicht
willkürlich 7Am V«rg]«ich das Bild der Lranl^hait crf>nom^
n«n. Sie ist ^s nämlich, diR den lÄnsohen heransr-eiast
axm dem lauten Tag-agetriehe u.ihm erat üherhaimt daa
innere Ohr öffnet für daa,v;aa das Judentum Pr'tt nennt.
Dann aher ist ea no,ala ob ein winziges K-iferohen ift=
mandem in die Ohrmt^achel geraten wäre u.n\in üher daa
Trommelfell kriecht. ,7-3 vor^«r e in ,««jTÖrharcac>f Ge-
räusch war,da^ brüllt i«t^t,toht,raiisr.ht »schmettert
wie tausendfältiger Kanonendonner. Dem y-Bnn niemand
rrehr ausweichen! So hahen uns-^re Grossen der hihlischen
Zeit Cr'tt erleht! Nicht anders ist es zu verstehen,
wenn der Paalmint aiiricht : (Pa.i^ö, ühers.^r r-J^ein^
t''^?^'"'^ v"* König, Hoheit legt er*.=,ioh aA;
In Allmcht hat der Herr aioh angetan - '
i^a steht di^ vVe]t,sie wandet nicht-
Hoch thron-st du im ewigen Licht! '
i^s erhöhen sich Strome o Herr
Es erheben die Ström' ihr Getös'
F.a erheben Ströme ihr Brausen! -
Doch über der Strörr« Getos'
Rauscht mächtig das wogende Meer -
Allmächtig im Himmel ist G'tt! -
Oder i7enn ein anderer Ps^lmist suricht: CPa ^9)-
Oebt^der Herrn (ien Ruhm seines Mr^^ns!
Die stimme des Herrn mit Ma.iestät.
Die btimrm des n:-^rrn zertrünroert ,iie Z«dern-
Der Herr zertrümrrftrt die Zedern des Libanon'
i^.r-lasst sie hüpfen wie Lälber
LihRnon u.Sir.ion 7/ie (junge vVildoch.sen) (v.mir ! )
Die Stimni.e d. Herrn ont mündet J^uer flammen.
t 1 ■« ^Ik. \. ^ * «M. .^ ^__ T^^ ^a ^ m ..KSK
ii.ftnfhlättort dlR »VäMer.
In ar^inera Paläste aiorioht RHes: Hfirrlich!
j^ iat, riUvq .soUchem Brlri'hftn hewor gegangen
^er Psnlmist formuliert die Drl^enntnis mit d«n iVorten:
■
^er Herr thront üher dftr Plut ,
der Herr thront r^l^ I^önig immerdar ! (B^rnfeld) .
fen '.7ird T^ohl ohne vyeiteres zi:i.8;ehen,daas ein so
erlebter G'tt etwas unvergi.eiohhar anderes ist «Is ein
logisch erschlossener. Ohne anzugreifen definiert -ias
JudentuTT d«n Unterschied zwischen helden Begriffep da=
durch, dnss es seinen ß'tt rennt d«n «1 cha.l.den lehen=
digen a'tt. Hierin liegt die Chnrayterisierung d«s
philoaonhisch ^erschlossenen Letzten a]a tot^t^fl.c heis^t
nnwirksam! Und -=»3 ^/ird wohl niewnd hestreiten können,
dass gerade ier Rückzug der tieuzeit anf ^em^hiloso'^
^*i2£iiSIL-G-' fcC die Religion diskreditiert haV. Ivan hat
darrit gleichsam das innere Ohr. das aivP üe Stir-rr« des
Göttli-hen zu lauschen versteht .wegooeriert "ie mn
den BlinddarTT wegnimrrt. So komr^. es, dass die Menschen
heute die__3timn>e des Göttlicher, pgr nicht ry^hr rr^.y^^^^=^
heiu Sie laufen zwar ratlos -'le ein aufgescheuchter
10
Amfti.sftnhanfen in ihrer in Yfivvixr^vng /reraterftn ver=
minftgasnhnrtfiven ■MirtfiChFi.ft ii. Politik hemTr.,u.wiP!<^«n
— II I I ■■IIUJII ■! 1 '
nicht, (iasa dan #ort 'lesi Proffttftn tlegnia dentend mpy^nt:
vJea.5,2&): "Sein (a'tte!?; ^ehrrll ist vie riaq Ge-hrWll
des löwen. *Vie ein Len hrüllt n.toht er u.-nao>t iien Raiih
/ u.v'?oli]eppt ihn fett ii.lei-er rettet".
Aus welchem Crrnnde "hin ich etwoa ausführlicher
X>M,aH«ia<i
anf die er^ite Jhrf^gfi .wie das Judentum 7.rYn fTöttli-hen
steht, eingegangenV ,Veil nnr von di<^ser G^-nndlRge f^ns
iie Ersehe innng des Jndentur-s zu hegreifen ist. Uas
Jndentnrr' ist nichts anderes eis die Ausur'a/Tung seines
GHteaerlehena. IJrr di'=^s a>ier ver-^tändl ich 711 rächen
iniss ich noch auf zwei EigentÜTrlich>eiten dieses Rrle-
hens onPn^er^sar*' rmchen. Ivfln kör.rte vielleicv>t ans den
ilforten der Psalrristen ertrehTren,'iass sie sich den letz=
ten Urgrund alles Seienden nur nls Schrecknis hesrei-
fen. Deir IvSt R'her r^lc^t f50. rxewinpi er>-n fanden ^1(» fll^ses
{r\Bs rmm auch sehen f^ls Zorn Cr'tteR 'he'^eichnftt^) '
ErRohreo>e.nde,Lähirftnde/aher ^h ist fioch "mir ein Bild
7M dessen Verstäncin^s ein wichtiger Zng ^ehlt: Daa
vschein>>flr Er3chrec>erde ist ziigleich i^ngerrein anTiie-^
hend^ "Fessel rd,hRnneM. Der PsalTri.qt (,Ps,43.2 ii.3) driickt
das so ^.usl''*7ie eine Hindin raoh ^Vasserqnellen ]echzt,
I so lech?:t meine Seele raoh dir,o G'tt.
Un^ dann
danach:
11
m. nooh deutlloheri^ifii BllAa- iinr>nittel>>ar
E3 dürstet rtei.ne Se^^le nach G'tt,
nach dem ]e>>endigen rx'tt;
warn darf ich >o>n»-en
u.vor dem Antlitz Or'ttes er5?cheinen?
Der protestantische Oe"' ehrte Rndolf Otto hat heson^
ders auf diese Eigenschaft des nüdl^chen Cr^tteshegrif^
fes,d.er ia auch vom Chrif^tentum t'hernommen wurde auf=
werlfsair ger^acht. Er rennt nie ein f^scjjiaauiC, etwas
Faszinieren'iea. Mit di'^ser Srl<erintris hat er (ien -Veg
«
frei genacht 7^^T Beseitigung eines alten Kissverstend^
«t»»»«^ !•» '«*'
m —IUI 114 _J«
nisseg,!ias3 när>nlioh (ier. Q'tt des Jndertiir^ ^Ht G'tt
der Roche. w?ire. Es wifrdn heute zu weit fv'Hren die Irr=^
wege dieses Iv^issverstf'ndnisses nachzugehen. Es genügt
darauf hinzuweisen, dass in Begriff des le'^A'^'ndigen iBtz-
ten Seins das Erschrecl-ende u. lieheharnende zugleich
Jiegt. In der 21215-/"'''^^''^ ^'^ '^l-^deruTn r^it anderen Vor-
ten: Du sollst den Ewigen, deinen G'tt liehen rrit dei-
nem /ranzen Herzen, deiner -anzon Seele, deiner gfinzen
ir^raft! - Darrher hat sich schon der verd ienstirolle
Psvrho]oge Ludwig Klfiges in seiner Charakterologie er-
regt, inderr er fragte: f.ann nan denn Liehe gehieten?
- So ist es aher auch gar nicht ge-- eint, sondern rii«
\ins in alleir rmssgehende Thora will sagen: Solange du
Cx'tt nicht liehst, hast du ihn nicht ernannt ,hist du
12
auf Irrwegen! Und Rls der kann, der wir a]s den grösR=^
ten im^^erer Profeten anp{elien,Rl?^ Lb^e ^lehraiichtlg d^t-
tes HerrlichVeit erlennen wollte(<J.M.33,18) ,da offen^^
T)arte sich ihn G'tt (^.k..-)^, t ti,7} al<? der:;^
'Herr, Herr, "barmherzige n. gnädige d'-^t , langrnitig
u. reich an Hnld n. Treibe, der iie Hnld "Hewahrt
hi5=i in?^ tan5=?end.ste deBchlecht ;8nhnld,kis!^etat
n. l^^hl vergiht .
Und rwm ^orrv-t da^ Eigentümliche , das er^t ^arz erklärt
was G'tt im Jndertum hedentet:
Ganz straflos lässt er nichts hinzieheni«r a>infl«t
die Schiild der V' ter ar den Kiniem n.KiMeo=^
kindern,am dritten u. vierten ßenchlechte.
' /j< P^'\^^^ Gedanl^e,der schon in den 10 Crohoten s+eht
|ffir dasMigsverstärdnivSjdfis in derr Ea»>^en Racheg'tt
liegt, ils ist nicht die Hede riavon.dass G'tt die Binder
für die_iichnld rier Eltern_Mstraft . Ai^sdrücVlich r^teht
im ö.B.Moses,Lap.^4,16: »V-'^ter sollen nicht getötet
/werden nm der Kinder willen, n. Kinder nicht \m
(der V?lter willen; ieglipher sterhe nur fi5r seine
J Schuld!"
to^e weist nur anf die unnmstnssliche , nicht weg5^n]ei3g=
nende u.wegzunhartasierende fnrcht>>are 'Wahrheit hin
^— ^— ■<■— II ■will II II ■ ■iMfc— >^M^— '
dass die Schuld der Eltern sich auf die Kinder aus=.
wirkt (Bernfeld),:^.B. hei Krankheiten! Der Mensch ringt
mit dieser ü^rkeT^ntnia,u. die Thora sagt uns: Trotz allem.
es ist der IJ^he^olle _GM^ , der die Sünden nicht ganz
15
iingestraft Ifis-st 11. ihrer am. den Kindern u.Kind«s>- indem
gedfny-t!. Weiter lann rmn diea^a Rätsel nicht lösen, u.
— *■« !■ rIM
WO ein soJr'.y.e'^ Rfttsel iRt,l^.R.«!t e?? dfta Jurientiirr "heFitehn.
.Vir iri3SGten nicht Menschen f5ein,in deren hegrenztero
Körper nur "he^grent*e iVeigheit leher T^ftnnjWenn -"rir alle
Ie"bensr?3t?5el n^sen könnten. Knr der aifiii'he nn den.nna
in Liehe hnmerden G'tt lösst mg ?3icher sein,riess
auci- in Urhegreini^hRten Reine Liehe waltet
Eine zweite Higerschaft des iiJdi^^ohen H'tteshegrif-
fes misfi ich noch ann*:T^ren,wern ich von innen her das
Jndentnir -ersti^rdlich mnchen will. Ich hahe vorhin ge=^
sagt,dass der Begriff des lehendigen Gattes anf intiii^
tiverr^nnrittelharem SrJehen heniht .u. nicht logisch er-
schlossen ist,. Des soll mm a>^er nicht bedeuten, dass
das JudentTim den loginch erschlosseren G'tteshegriff
ahlehnt. Es lehnt ihn mirj^ eh, wem er Pnr^telle des
Erlebten die Grundlage ujiseres religiösen Seins bilden
sollte. Wenn aber der vernunftbe£abte_Jter,sch ausserdem
auf Grund des Drarges nach Vernunfterl-enntnis der 7elt
logisch .Rie begr\-nden will, so bleibt ihn dieser 'Mg
unbenovrren. Das Judentum hat noch nie der Wissenschaft^
liehen ülrforschAuig der Jelt ein^ Hindernis in den ;7eg
gelegt. Fragt rmn nach der Ursache, so wird~r"an '^ie eben
14
in tinf=!eren G-* tteshegriff firrlen. »Vir hn^hen n^imlipiii niir
eii3 eirij^iges Dog^a,we]n]n rnar den in Präge >omnenden
Satz iir^^erer Thora 30 rennen will, das ii^t der GlanT)ens=^
satz iv^. ö.B.Iv:. 6,4,]rit dem der fro>rr>ie Jnde nuf den LiT>='
per Rtirl^t: ^^Höre Israel , der Ewige, nrvser O'tt ist ein
einig-eir^iger ! " Die lebendige Jb^r'kerrtris dieser .Vahr='
hoit tritt in nns ein Rvf Aer^ //ege des Erlehers» Vom
Standpi-^nVte des Den>erir^. aiis a>er,ist dieser G' ttesl:>e=^
griff so hooh(oder tief - wem >an an den Begriff der
•logiso>>en Begri'ndnng dentt ! ) ,dass er den V/eltenraiOT,
der denl. ^--irisch erfasst werder soll , gleichsam rn-te eire
i:jngehenre Sorne erlenohtet ,f*?»ft also dem D^nVen nützen
tarn, Ohre es zu hehinderrier ist für das DerVen ein
nnerreich"harer,a>)er wegeweiserder Zielhegriff. Ir rile-
ser Eirstellnrg liegt die wnrderhnre gei<^tige Freiheit
mmm
hegri:rdet ,die es -ermöglichte, da ss unsere Glruhigen
trotz äev religiösen Birdiing 7Ai .-'eier Zeit ir ^-ollem
ürrpfarg ar 'ien •'.vi^'serpjoV'Rftlic'hen Te^tve'bvr^pen einer
Lnltnr teilnehmen dorrten, weil nie zu he fürchten war
u. ist, das irgendeine HntdecViirg der vi/issenschaft den
G-'tteshe griff des hi hl i sehen Jndertnms erschüttern
hörnte. Vir. hetrachten M.e } räf te des^frefühles n.des
Verstandes als a l'/.ögMchlc^-iten,die das Cröttliche in
15
ViT'Q hineingelegt hat u.die iina gestatten, ^ie ITahrheit
zu 8\iohen. Sie nnterwscheiden 5?ioh dadii'rnh^dBRB der lo-^
-gli^rh nrh<»itandg Verstand uns einen nchwachen Ahglanz,
einen Begr-i ff mir darhieten kann,ier mit Üogisr^her
I'otwendigVeit gefolgert doch nicht dem ert8T)richt,was
uns die Kräfte des intuitiven G-efi:h:ies mit der vollen
Wucht u.,dem. jJYu^^nglariz des i^rJehten als e] cha,i,als
lehendigen G'tt erl^ennen lehren.
Kun imiss die Frage gestellt werden: vYie hat
das Judentum seine i^r>enntnis des G^tt7inhpn^^i(e> in
einen ein!^igen Glauhensgrurdsatz zusammengehallt 7/er=^
den ^^onnte ^ausgeurfigt ^j-erwirVlicht?
Eine //ahrheit zu entderlen,erf*ordert einen
/
genia:ieii Ge igt, 5. st eine geniale Findling. Trotf^derr Ist
euf rellgiö5?en G-e'biete don'it mir ein Teil,ein kleiner
Teil ier notT/endigen Forderung erffint. Viel nchw1.eri=
ger noch ist n^müch die Anwendu-g des ftefiindenen auf
» ■- ' ■ '■■■ '
die zahllosen Fnlle nnBeren irdischen Seins. Dass ae=
-p.i^i. ■ ' — ^—
reohti^teit -«Hwfr eine Forderung wahrer n'tteser1--ernt.=
nis ist, wird irrn-er -"ieder von nenem vor Ifensohen er=
>annt. Dieser Gerecht igVeit aher znn Siege vai verhel=
fer,sie diirohj^nf ihren, er fordert nicht nehr n. nicht we^
niger als den Einsät?; eines ganzen L5envschenlehens,,ift
mk
16
ganzer Gererat Ionen; u. doch l^ann rmn nie a^gen,rian ha'be
der Forderung voilstMndig genrgt. Iiaohael KohlhfiavS
hat sein Lehen p1^ nicht zn grof^isen lanfnrel?? pnge=
sehen, nir mir in einen einzigen, in seinem lYille Gerecht
tig>eit zn er^ fangen! //as aher ist ein PpJl inn^rhalh
^"ier Milliarden von Fällen, die das Lehen der -^-rde hie^^
tot! Sovlelr-Hl schwerer ist es, das Prinzip der Gerech-
tigkeit durch. z ufüh re n y -la sogar nur dnrchzndenl-en! Teiss
rv^an denn in ,ieden Pa.lle,was Gerechtigheit ist? ivan wird
also die Schwierig} eit der Ve rw 1 r^ 1 i ch nn^ ve t-ci t eh e n ,
/i/ieviel nc'^-werer i-^t es nun, die gesar>ote üir]<enntnis des
II .■■! ■ ' ■ I I III ■ II ■■
Göttlichen aiif Erden zn verwir>lichen. ."^a PMch nur dnrch=^|
zuden]en! iJas erfordert nicht nnr den Einsatz eines
t/ienschenlehens,das erfordert sogar nicht m^T den Hin=^
satz einer Volksgenerat ion , das erfordert die ni>pahe
einer Vrl>sexistenz für iie ganze Daner ihres B^^ste=;
hens auf der nirde. So fassen wir Juden den Begriff
des anserwRhlten Volkes auf! Er bedeutet nicht eine
Einhildnng, nicht eine Bevorzugung, sondern, eine Belastn^i^l
r'her das Liiss dessen hinans,was sonst an die Menschen
als Forderung gestellt wird, ^Vir r>einen,dass wir die
Aufgehe gestellt >>ekorT^en hotten, gleichgültig, oh die
andern es tun oder nicht, einrml durch zud enk en . was die
17 •
Porderiirg nach irdischer Verwirk lioTinng "bedeutet , die
in der iiirterntris des Göttlichen T}egn:ndet liegt, ii.
nicht nur durchzudenken, sondern tinser £esnrvrf:es Sein
hie anvS i^nde der Tnge für diene Ainfgahe in r\ie ilsp'f^c'ha'
fr
Je ZV werfen!
Diene Dnrchdenl\i?ng,davS gedarrte SypiterK) rier /inwen=^
durg ai3f der ^arzen Ur^pfa^g rieft irdi^^cv^er L'^^hPiris ist
znir- ersten Lal geschehen durch unseren Profeten L^OvSe
n. liegt vor in der sogeramten 5,Brchern Jviose der Tho=^
rallch ^7*dss sehr wohl,dans es eine hi>>e3VritiscV.e
iVage ist w4e-44e aus ^rieviel i^iiellerschrifter ^ie Tho=
ra ?;T!RPirriengesetzt ist. Dift^jeri GedorJ-en frrw«Vinft Ich
nnr.tirr an dem erj^ähnten ft«4ft«;^e« ZuBarrmenharg 44*» 7.n
j;eigen,wle ■hofleiitnrig!=?10vS die 'hi'hellritiriche Frage fiir
das JiidertTir)- ist. Se]"hst werrs die Theorien stir-mten -
was ich h ^streite! - so ko^T-t es doch nur auf den ei=^
ren UT>-stan<i an,dass Piir nns in der Thora rjjr den gan=
zen Ui^fang des Lehens der Gedanke des Göttlichen diirch-i
gedacht iatl Daher finden wir in dieserri Bloche nicht
nvT religiöse Gedanlen in gewöhnlichen Sinne ,vSondern
wiWfinden die Grnnd Vorschriften ffr alle Gehiete des
lehens, für die Hechts-nrechnrg fi.enBVi so 'vie fijr Po 11=
tik im allgeireinen u.Sozialooliti}; irr I3esonderen»
18
.Vir firrier VorB^^hriften der ]
fier IurlividiiBls-. n.
So7lnlethJ,l[ genau so 'vlo -rlrtF^ohaft] lohe Ornn^lgeset^e
ii.VorRc"hrl-rt,en. Wir rivAen .Vir flnr^er Vorsr-hri -Pteri auf
iredl^lrlschem Ge'biet g^rar so wie ".rl-erntrlsse v. Pol=
geriirper Pvf dem r7f?"bd4te ,da!=( rmri >iente etwa r-it dem
i'iamen faraT)3vchologie "bej^eichnet ,u.dgn .»vehr, 'Ter mir
ein lleir werig Gefühl für religiöse amndst irmiung hat,
der we1f?f?,daFia das ge?3arrte System rier Tho-^a herana^e-
-r f r-mimin
wachnen i?5t aus eirer unendli^-hen TRlip^in'^nv n]nt rlle
so tief lst,da??s ihr vVa?^Fier so j<:iar wie da'^ eiv>es Berg-
sees erscheint. - Und nun ein ohara^teristisches Bei=
spiel ftir das ."/esen des «Tnflentnrva nnch -"-on hente: Die=
ses B^xh der Thora steht im Mttelpnnl^te ,ie'=ies unserer
tmt' •'
Gottesdienste ! Je^]^s_<Tahr v/ird das gan^e Bnoh einnwl
in der ST^-nagoge durchgelesen, m es h^steht die Vorp-Plich=
timg,es rvr sich allein noch öfters dnr^hj^iiilesen. '-Vas
hedentet das? ria hedeutet einen G'ttesdienst eig-;ner
Art! Unser G' ttesdier^st will ms ^nn"chst nicht in mv-
stis-he Glnt einhüllen. sondern er verlangt ,dass wir
G'tt dienen, indem wir seinen Tillen nach dem Beispiel
der Thora aiif allen Gehieten des Lehens dnrchdenVen
wmmmmtmm^mmmm
11. dnrch führen! DaN?i ist nicht gedacht, dass r»^n r^cha!
nisch die r!eset?;e der Thora auf unsere , viel fach gan55
n^"hr den Sinn .-^ener Gesetze arwerrien! lenn ^.B.in der
Thora steht, dass mr ioAerr ^Lohnorheiter ../meinen Lohn
noch arkelhen Tage anahe zahlt ,eo lann dfiR hente nicht
»^
?chanlf?ch anf alle dehiete angewendet werden! Aher
der Sinn ist nnverl-ernhar: l'Bn darf den J ohnarhelter
nicht einrml dadurch sch'ödigen,riasB ran ihr meinen
Lohn nicht zrr richtigen Zeit an^he^ahlt! Es stecVt
also hierin eine l-ennheit so7,ia!l= ,ar>eitseth,ischen Ekf
pfindens,das ran hente der Allger-einheit wünschen rnch:
te n.das innerhaLh der Ihora nichts a.nde->-es hedentet
als in einer l'leinen,heisr»ielhaft gew-;hlten Falle die
Answirl^nr;? des Thorfigehotes der K.q,ch'^te
Es ist hegrei flieh, dass die Anwendung in anderen
Fällen weitans sc>iwieri)ier ist. So steht z.B. in der
Thora das rrrnndprin^.ip der Hechtsnrechrng: Ange nr An-
ge Zahn nr -Zahn nsw. //ir wissen, wie falsch dieser Grund=
sat?, ansserhalh des Jndentrrs anfgefasst wird n. welche
Vorwürfe ran gegen nns erheht. Der Fehler hesteht darin,
dass wan die heutige Sprachauf fass^un.^VritiKloa. ^^^r
i:^rV 1 firung eines uralten viertes henutzt ,Htatt sich zu
hesinnen,was darals darit gereint war. Das w«re ,Tenan
so, wie wenn .iewnd nach 3000 Jahren in der Buche eines
20
öchriftatellers nrserer Tage den AiiBdruc^ -Tärde: die
Birde der Ju^tltia sei etwas verrutscht gewesen, n. er
wiirde dnrans rnr a'b]eiten,daRs in unserer Zeit rvier>r=
wt^rdige Gepflogenhe-i ten h^itten herrj=5r»lien ^'i.^sen. VPhr=^
scheinüioh sei iie o'berHte Rir^hfrerin eine Frnii gewe^>en
die tlnvStitin,die wohl ^"rie vielleicht alle Richter heifn
G-ericht.sayt rit verhiindenen Angen dagesesser v/^ren!
'^7ag ist in '.Virklichl^eit rit der^ Ansdriic> Aii^e urr An^e '
ger-eint? - Der 3st7. ist soVnr^ass aus ihn^ die Be::
deutnrg ?:nnr:ch^^>t nicht heT^rorgeht . Lan rmiss also da^^
nach fragen >j7le die Leute der rlai^aligen Zeit ihn ver:^
stanrien hahen,es rmss eine rrüridliche Erl< 1 r-^rniie- fr^^.fre^
hen hahen! Diese mündliche ßrh 1 ärung , d ie nicht für die^^
sen Fall sondern fi?r die ganze Thora notwendig war
ist Ann Innerhalh der iiildischen riorvieiyiflohaft g4nau
wie riie Thora seiher T^it unerhörter Treue weitergege^^
hen worden von Creschlecht zu Geschädcht ,his ran sie
endlich niedergeschriehen hat u,sie Mschna d.h. zweite
lehre, ErlRuterung,Komrentar der Thora rannte. Aher wir
w
issen ?a ans unserer Z^it,dass auch offizielle lorr^
^^ntare noch rris^de*tet werden Vönnen. So hat auch da=:
mals wie heute die ^^otwendigyeit hestanden JJher die
Auslegung des Kommentars zu diskutieren. Diese Dislrnss=
^«•WNiaMMMVi^ M II I i.ii I««
21
. ion geBohoh in ion Hoo'hBcynjJen vor Palfistira n.Bfi'hTs:
lonien in den ersten nachohrlf^t liehen J^f^i^rhiinrlerten.
S'-h] ieanlicTn hat man auch diose Di5?>TiB.^ioren nieder^
gesohriehen, 11. nannte nun das ganze Nery - die Dis]^UBs=^
Ionen rher die i^ürdliohe Lehre, die die Thora erl^lärte:
Ta 1 r^ud , So entstand der so viel gesohrrähte ,wein f^o vre^
nig gol^annte Talmid! D^rJTalrrnd ist nichts anderes als
die Ar^vendnng der Thore auf das gan^e Le^hen der damli^^
lylBl^«^' Tlrttm»' r H TMlnT""~~^"~" ""' II II II ■ 11 ■! III IM
p^er! Zeit .* "Anwendung" ist nicht genijgend "^^e^e ich renrt;
der TaÜ^rnd iat daa^Rlngen vr^ die Arwenrinng des göttlich.
fiednnl-erp ^nr alle Verhältni5?f?e,die die Erde hletet.
//ern «vir a]f?o wiaaen wollen, v/hs die Thora in ihrerri Ge=
aft+'S!; "Aixge vrr Anpre" wirklich ne inte, so missen "^ir den
JPa !Tn:d aufschlagen, der rrs die Stelle erl^lnrt. Und er
v*5agf nun eindeutig^dass ?ene3 Gesetz nur so zu ^ervSte^
hen ist,dass S'ihadenersätz in der Hohe des Verlustes
geleistet werden mass. jlntsteht dann die ^pige: 7/Rrum
iat dieser GedanVe so irerlcwürdlg ai>sgedrrc>t? Aher die
Antwort ist einfach: Die TTiora will sngen: Innerhalh
der Recht snrechung darf nur der Grundsatz der Gerech=-
tigVeit herrschen, sonst ist es Veire Jiechtsiorechung t
•jVer iinschu]dig ^or Gericht >on^nt,will keine Gnade son=^
dern sein Recht! .Vohin kä^^ ^an,wenn rnan anstelle des
2Z
R^^ohten die ffilllcür vset^^en wollte! Drs Getiot der Llo^be
steht atif eirerr anderen Blntte. ,Venn ieinind 7m Rocjit
vernrteilt worden ist,dfinn erst 44« ert!3teh+ die Frage
oTi Iran nicht (rnnde wagten la5=!sen qoll,dP iooh alle
Ivenscher schwach Bind. So nnr ist ?enes aeset7. der Tho^^
ra 7A1 verpitehen n. nicht ander«. ';/ollte G'tt,die Yelt
Wfire hente schon so ! '
*''■'■*■• '^^'^ Ahschlnaa des Talirnd war die Aufgahe^deTi
in der Thora dar^-^i+ellten .Tillen Ci'ttes irrn^r wieder
rron reneir anf die Verhol] tnisse der ;'/e]t an^nwer^den nicht
heendet. Die r^rschliche vVelt ^"ndert sich na fortlan=^
fend. Und so finden wir denn,dass die geschilderte Auf=-
^gahe_Ruch imrer wieder von nenem in Angriff genor^ny^n
wurde. Jüdische JPhilosophen, /;r^^te,rre lehrte anderer
.yissenschaften,Iu5nst 1er, Dichter, Lan^ u.Hand=
Wirker u.noch viele Rnde-re Tmhr hahen sich h^ g 7.\vr heuti-
gen Tage der Aiifgahe i7nter?;ogen,die Vernflichtnrgen der
Ifenschen ge^«ss den ^«ft44g4i:i«e« Forderungen der Thora
dnrch5!;udenl--en \3. vorznlehen. Der Stoff, ihre Ergehrisse
ihre Literatnr Ist nnühersohhar geworden, hat sich a.ns*=^
gehreitet wie ein ^ereistiges L^ftPTjnhAT» (üe gestellte
endgültig
Aufgahe >arn nicht/gelöst werden, solange imrmr nene
Geschlechter die Erde hevölVern. "" '
23
Ans den "biwSherigen Aiisfühn^rgen geht hervor, welch
Bi:)^3erorrlentlichea Hssn geistiger Freiheit fla^ cJnri,en=~
tnri meinen Anh'iTigern gestattet , wem 'ran den geringen Um=^
pfang dogTrat lache r Bindung betrachtet ,n. an gei?!tlger
Freiheit foT^dejt ,wenn rr^an noch einmal ^He "^isher ge=^
schilderte, urendliche Aiifgahe liherden}<t. Scheinhar im
W'idersnrnch dazu steht da?:u etwas, was iw Heuen Testa=^
^g^^^tatm. - — •■ — ■ - *
rrent als Gro^^tz he?eichnet wird u.was mn dort als ei=-
ne grosse Belastung empfindet. vVir Juden nennen das
Sy^A.er dieser Gesetze ]u;i7\TOth ,rl .h,Gehote ^0^ -^tes) . Es
ist nicht leicht ,elnerr Aussenstehenden >lar zu v^.cy^en,
(iass die I/izwoth ^r den religiösen Juden nicht eine
B'^^lf^^tung sondern eine Lehenserleichterung hedeuten.
Iv'^pn mvss festhalten, dass rile religiösen Forrien,wie rrpin
sie heute auch nennt, nur eine äu^ser-e Bindung sind,
*
u.Veine Oeisteshindiing oder gar Geistes>nehelung. Am
Sahhat sollen wir von .-Jeglicher Arheit ruhen, aher nicht
nur wir sondern auch alle Haus genossen, auch Knecht u.
togd u. sogar iie Tiere! Das ist doch offensichtlich
>elre geistige Bindung! Den>en kann trotz dieser Vor^
Schrift ?eder,was er will! Allerdings - u. hierin liegt
das Entscheidende - gemeint Ist, wir sollen üher r\ie
Gehote G'tteJ nachdenken, /iher niemand lann u.will dazu
24
zwingen! Mt anderen Worten: Dbb gesamte Sys^terw der
Mzwoth ist nichts als Hinweis: Denl'e üher die Gehote
«MM
MfMHWWUW»
G'ttes nanh!^ .Venn rnan ein ,1rdl'=^ohe Haus "hetritt dann
sieht rmn an den Pfosten der Türen eine Vleln« ferga-
r^rtrolle angebracht. Das ist >ein Talis««n>l,wie ^iel=-
leicht ein Awssenstehender denken könnte , sondern auf
dieser PergaTOntrolle steht ein kurzer Abschnitt aus
der Thora,der uns an die Grundgehote des Judentuns er=-
innert. Und wenn wir ein Ha-s hetreten,dann will die
Befolgung, die Erfüllung einer religiöser Form richts
anderes als ein Hinweis, eine rei igiöse Den>fiufga-he
sein! ^ - Warum aher ist uns dieses System der Gesetze
auferlegt? Das >ann man nur unter einerr üherindividu=
eilen pädagogischen Gesichtspunkt verstehen. .Vie soll
nta.n eine geistige Errungenschaft den Kindern u.Kindes=^
k indem iJherliefern? Bekanntlich kam »«n rur mteriel=
le Gvter verschenken; geistige nicht! Wo sind die herr=
liehen Gedanten der griechischen Philosophen hingekorrmenl
SPenn nicht ^ufälligerwpise einige ihrer Bücher erhalten
worden wären, so wäre ihre Geistesarbeit lJä,ngst versun=
ken u. zugrunde gegangen! Das Judenturr hat einen eigen*^
*EH4M}«.nj?«Ä.^«''^h^t,oder vieln^hr G'tt hat ihn dnrch
seine Profeten uns gezeigt. Es hat narallel dem System
25
der ThoragedarVen ein System der Form airPg^« teilt. die
nun stärdig die Aufga^ie .stellt ^üi^er die Gedanyen der
Thorft nachzTig^inren so wie es iw S.Biiche I/oses helsst:
^ T
»Venn du in deinem IlRnse sit'^est n.wern (\v anf der Stas=^
se gehst, wem du dich niederlegst u.wemi dn aufsteh-^t.
Auch der einfachste Mansch l^ann eine Form verstehen
Während ihm viele fredanVen oft nicht ^ug^ro-lich sind!
So aher hat das Jiidentum das Gehäude seiner Erhaltung
diese iingeheure pär^agogi.sche Aufgahe der therlleferung
rieht nuf die Schulter werlger gei??tiger Führer gentelll;
Bondern auf das Handeln aller Angehörigen seiner Ge-
■hwiaMn
reirschaft. So yann sich ierm die Form auswirken *ie
die harte Schale um einen Fruchtkern. Es Vönren Cre-ne^
rat Jonen gebrückter. nicht rrehr denkender Manschen vorüs^
hergehen, wenn die Not der Zeit auf unserer Gemeinschaft
lastet. Durch die Form wird un<^.ere Religion weiter ge^
gehen, u. wenn hessere ^^eiten konTmen,hricht neues altes
■MMMaMH*«
LehenvSjius dem unheschMigten Fruchtkern, der iurch die
Schale der Form vor der Gefahr der Zerstörung geschützt
wurde.
Damit ist seihst verständlich das -/Tesen unserer
religiÖ«?en Formen nicht erschouft. Ich hin insbesondere
nicht eingegangen auf ihr Gemüt=-Ansnrechendes,.u. nicht
^6
auf die Tatsache, das« auch die Findling einer Form eine
geniale Lei^timg^ i«t . Nur auf einns ^vill inh noch h\n^
weisen: Selh^tverv^tflndllch liegt In .jeder religiösen
%
Form, a^har nicht nur In der jliMlschen, sondern auch In
der, die das Chrlstentuin notwendigerv^reise ans^ehildet
hat(7..B.seire Liturgie!) eine geiTahr^die tKimlinh,davSs
ein nnreligiöser tensch sich d^rch Erfii]liwg der Form
als religiös ausgiht,die G-efahr der Heuchelei. Ich ge=
'nmm'm^mmmm
he ohne weitereg zu,dass es sicher in der ,1ü(iischen
Vergangenheit un**r sehr, sehr viraler anderen auch Heüch-
1er ge gehen hat; die giht's auch heute noch in allen
Religionen der gani^en feit. Ea ist klar.dass Iceine
Religion diese Heuchler dulden kann u.will;aher die
' Schwier ig}seit "besteht darin, daf?3 kein Mensch dem andern
in die Seele schauen l-ann! '/71e hat sich das Judent
um
mm gegen die He\ich]er gesichert ,*^o weit man das Tiher=^
Mrirfl«k«MMW*»«M««*MMMii*«Mi
l
haupt yann? Dadurch, dass es die stärkste Kritii',die
,ie an religiösem Heuchlertum geüht wurde , die Kritik
unserer Pro fe tan nämllch,immittelhar nehen die Thoras^
•^■^^"^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^'•*' - »■ . II — ^»>
Vorlesung gestellt hat, also auch in den Mittelpunkt
unseres &'ttesdienstes,sorlass immer wieder ^on neuem
der religiöse Mensch durch rlie Kritik der Profeten ^um
Tiachdenken gehracht wird. Nur ein Beisuiel hlefür: Ti^r\xi
Z7
z.B. der AiiqerwnhJimgw/^edanl^ft.den ich frijh«r g«nnhildert
■ha"he, wirklich einmal iri falscher Tfeise ,7aj fanschow
Stolze atiagelegt würde, dann wirkte ala korrigier^ftder
Donnerschlag das 9. Kap. des Profeten Arro«,da?j in imfle=
ren S^rragogen nach der Thoravoräesung verle?!en wird:
Seid ihr, ihr Kinder Ipirael n-ir rlern etwa r^hr wert als
die i^uachiten,ala die /.thiopier,4richt der Ewige! Euch
nahe ich 7war aas /gyrjten herausgeführt ,aher die Phi=
lister anch ans KaT)htor,u,AraTn rus Kir! .. Diirch das
Schwert werden nTrlrorrjnen alle Sünder n^ires 'volVes ! . . .
So könnten ^H.ele Beispiele angeführt werden.
Aher es genügt das eine, um zu zeigen,dass das Jvdertura
die allen R'^ligionen drohende Gefahr der Seihst zerst«=^
rnng durch Urwahrl-aftigkeit wohl ker.nt ,u.sich ^ur-h
Aie sch?jrfste SeJhstkrltik dagegen gewappnet hat.
Ich hahe nun des öfteren schon andere Reli=
gionen erwähöt ,u.will nun kurz die Frage aufwe-rfen:
y/ie steht das Judentnm ;j;runds-i,tz1 icv. zu anderen He 11=^
gionen? Darauf ist zunächst zn antworten, was ich schon
angedeutet hahe: Das Judentnrrt hSlt sich nicht für die
einzig wahre Religion«i^,u.der stnr>'^te Beweis 'hiefi5r
ist das praktische JVerhot der Liasion. H^itten wir den
genannten Glauhen,so Trüssten aus innerer VernfMchtung
alle lüftnschen den selig mach-nde». Gedanken zuführen.
Das Judentum hWt sich nur für einen ^eg,der zu G'tt
28
führt ii.r)ur für eine Art der Auv^prägnng de.s (rottlichen
auf der Erde. Es verlangt von allen Bewohnern der Er=^
de nur eines: n?5ml ich das zu -^^e in, als was <=^le gesohafr^
fen worden sind: Adam, d.H. Mensch zu sein. Aher das Mensohl
sein ist sehr schwer, weil ,ia die Forderung in allen
Einzelheiten durchdacht werden rnus3,ii.so Vorwit es denn,
dass die l/'enschen leicht ahirren. In der Sintflut wurs^
de die da>mlige verderhte 1/fenschheit von der Erde ver=^
tilgt u.r^it Pioali hegann eine neue l/tenschheit . Darrit
er es aher nicht so schwer hahe wie Adan,derr ohne Erläu=^
terung nur die Aufgahe des Iifenschseirs gegehen wi:jrde,
O'tt -so lehrt uns der Talmid-
^-■at/den Kpchkorr^en des Tloah/siehen Hinweise, Gesetze ge=^
gehen, die ieder erfüllen Truss,der Ivjensch sein will. Ach
werde sie sofort anführen.^ Aher trotz dieser Hinweise
sind die Menschen wieder ahgeirrt ,u.da hat G'tt ein
Voll^ aus der I^iitte der Vollmer h<:^rausgenorrr>en \i.gah ihm
613 Hinweise,<lehote .derit es in seiner Art u.^Veijjje .ohne
mehr ahzuirren,den Credanl^en des Göttlichen dnrch die
Geschichte der J&nschheit trage. Die Bücher der Bihel
sind die Be seh reihung des >7e^es,die Darstellung der
Er Ziehung, durch die G'tt endlich das '^ol> Israel unter
unendlichen Schwierigkeiten, die im Charal^ter der Ifen^"
sehen u.der Völlrer liegen, z\ir Annahme seiner ewigen
29
Aufgabe ^eferacht hat. In di^^f^ea 3ypit.ew paast nicht d«r
Gedanke der f^llein wahren Religion, Unsere Ai^fler-J^nhlt^
heit if^t nichts als eine Aiiserwähltheit dnroh BelRstnn^.
Von den jfenschen der Ürde aher Ist nach der Anaohaniing
nn<ierer Re3igior nlchtffrftrlanf;t alg die Annoh'-e n. ver=
wirkllfhung der 5?ie"ben,deiii Noah auferlegten Gehote.
>inn'»imii.
S3 i3t die Verpf lichtTing . i:>erall gerechte Gerichtshöfe
einz\iset?:en,9ich >>ewusst zu sein,dasa die ganfee Welt
durch eiven göttlichen .yiller get Tragen wird, das Verbot
des orgiostischen Götzendienstes, der rrit l^-d (Mens che n=
onfer)n. Unzucht ^rerhun^len wnr,dag Verhot des Blutvergie
l^^^j^®-^ Verhot derJJnziicht,das Verhot des Rnp-bes u.
das Verhot der Jierqu^i lere i. - bs wfirde zu weit
führen, diese slehen noachidischen Gehote in ihrer gan=
zen Bedeutnrg darzulegen. Kurzes Nachdenken aher wird
lehren, dass es sich dahei un Gehote hendelt die wn
in allen Religionen '
^^''^■^ "^"^ ft^ JgQ^in Tr^enschlich/empfindet ;u. ir^-h ginnhe,
dass die Erde ein Paradies wrire,wenn n^^r die noachidi=
sehen Gehote durchgeführt wSren.
Nim hnrz noch die Frnge: vyelchea ist '^ia Form
des ,1üdischen Seins? Ich gl anhe , daran j? giht es mir ei^
ne Antwort; Das Sein der .indischen Ger<einschaft ist
ein geschlechtliches j7nnder! Ic>> erspare mir, hiefür die
öü
/forte nicht .iüdi'^nher Denker an zuführen, weil rii« Tat^^'
fsache der? denl^enden Menpschen von selhat ein]enohtet.
Iv5an T)redigt hente wieder flllenthp]hen 5y?ind!=?ohaft p«^~
gen imsere ,ii:'di"^che CrerelrPiohnft . Da?? -i «^t nra nichts
Kenes! Unsere (Tery=?in'=3Chaft hat dies ac'- on öfters, iim
nicht zu sagen irrwer erdu:iri9t im Verlauf ihrer fle-^ohirihsJ
te. vVer}n es räch ^^riBChllnVieir Pirwevssen fi^enanp-en ^'-)re
SO -^nre das Juden trn; IMr.gst auf der V/elt misgerottet.
Und so g]auhen mir^ denn.dasa der Geist Tr'ttes sieht-
har üher uns gewaltet u.unsierhalten hat. loh h^he 7,-a
Anfang gesagt: Judent^-rr ir,t eigentlich a]les/.7as ir-
Laufe der Zeiten in seinervi Geiste geschaffen 'mrde. Ich
Icönnte ,ietzt kürzer sngen: tTndentum ist die Geschichte
des Judentums! ist die Geschichte dessen, -vie sich der
göttliche Geist_in der "besonderen Form unserer Gerne in-
^^^^^'^***'*"****— ^™**— *'^^'**'— ~'^~*^'~"— *'~^— ^— -r— i-irr ^i imiib
scKsft offenhart .hat.
Dazu ist Ire in Jidersuruch . dass ^rir Juden als
Jtensch_en gesehen nichts anderes sind als andere Menschen
auch. .Vir hahen -Arie alle Gemeinschaften der ^rde Gute
u. Schlechte unter uns, gen i nie u. kleine Menschen- ^/ir
I*>*~»«»K««<— — 1 » in— g
Mriu^BMnaaMMMMM
o-mtmmmmm
sind wie alle Itenschen aus Fleisch u.Blut. Aher das
fun^^-ateht darin, dass diese T>/5Rnnchfingru^fie Vei pH
ihren|u.demaandern«Menschen«Gn eichsein trotzdem das
31
^^^terial hia^eten n.-hp.den,in den sloh in vr!*hegre1fli=
in e tri er Form
ober 7/eise dfts flöttliche'auf £rdeii/;Te.qtpTtftn nöoh^-e
Dfis ist aher nicht - wie -^rir gJmi^f^n - der »^mlität
^mttmm
der .^Jr-^chen ?^ii ^^erdnrVen, sondern dem Umstände .den der
ST)rnchdichter(.ö,lö;lV; — ~*" iiuT7,uwxi a«r
*^^*^^ in die .Vorte geDrägt hat: Ein Bminidea Lehena
■■i**wn«aB«i»» -■«. . .
ist die göttljnhe Lehre den:^enlgen,die sich da van fest=
l^Iammern..
Und nun noch ganz kurz die Frage: '>7ie denkt sich
das Judentum die Zukunft des Mensc^engeso>>1eP.h^-..c^
Ilieiim ist ^-^ri T)or)T^eltfiB_7ML her«r>en: Das Judentum
^ch keine Aussage iiher die ;Velt,die .Jenseits des To=
»0
d^es liegt. Das hedeutet nicht, dass es nicht an ein Fort-
22]Tenjier Seele nach iem Tode g]auhe;im rre^^enteilTTilT
ist aelhstversfindliche Voraussetzung. Aher es rrpcht
keine Auss-'.ge darüher,weil ein I^ensoh dariiher xilr.hts
wisse2i,u.-elhst,wenn e» es m3sste,es mit me^-schnchen
Begriffen nicht aussagen kann. Umsomehr -erlangt das
Judentum, dass alle fenschen auf den g-rar^ desJJliickes '
hinarbeiten. der auf ' Erdjen_ erreicht werden kann. .Vas
hierunter zu denken ist, ist leicht zu verstohen,wenn
-nn das bisher über die noachidischen Geset_ze aesagte
nocheinmal fberdenl^t. Sin allgemeines Ifenscheri^iiinv ist
ohne allgemein hohen sittlichen S+:and nicht zu erreichen
'6Z
SlttlichlLftlt li°rgt a'hftr rr.it wahrer CJ' tteger^emtnla
<i II II II ■!
7Usarrr^n,u.Ro rmlen nriBore Profiten, doren Worte 'viedoriim
vielfache Verwendung in unHereir. O-'-^tesdienj^^t ;?:e-fimden
yja>en,aiis,'vie e inst ^JJe Völker glrcP.lioh sein 'W^den
in der Erlernt^is u. Verwirf] ichung den CröttTi-hen Der
ProPet JeBaia f^^rioht es rrit den .Yorten ans:
''Dereinst, in den ST)äteren Tagen/vird anfge^^
' richtet sein der Ter^-nel des Herrn hochragend
iiher alle Berge n.erhaher i:her alle Hrgel-r-r.
u.zn ihri werden alle Nationen strorv^n. .\
G'tt wird richten zwischen den Kationen 'r.
zurechtweisen die vielen Völker. Dann werden
sie ihre Schwerter zu Sicheln iirric^chmieden '
u.ihre lanzen zu Reh>-essernieine Nation wird
nicht ft'rder das wSchwert p^efren -Ue ard 'ijre
erhehen, U.Sie werden nicht rrehr das Frieg-Püh=
Ten lernen! (Jes.2,4ff).
Diese \'JoTte werden pedes Jahr einmal ir unseren^
Gottesdienste verlesen. Die^ '.Yorte anderer Profeten sind
e Ingehaut in unsere Gehete. Dass es aher einst so 7/eit
Jiorviirer "-nge,riaa3 Ue Ifenschen vvieder wie Adarr nichts
f^mAeves als •fen'^ch aein vrerderijd^ i
iirVennt.ris des G'ttliohen dos Rechte 7a^ tvn' im^^+ande
^•«■«■■■MfaWiJtMIlBAiriBiMap^KaiAwtMUlik
r II ■ f— Miii yiwurri f
iT r»'«!» m
MtamM
ist, diese Hoffmijig anrenhen wir 7.\m Sohli:isse einevS ]le=
den Gehet es rrit den .7orten dos i^rofeten Sechar.iah ans:
Der E-dge vvird einst Konig sein fher die ganze
i-rde. Zn dieser Zeit wird der Ewige als einig n
sein liare als einig anerelrannt worden. (.So -h 14 9)
öö
loh ha'hejsov/eit es in yArr^.p-v Zeit »rögnich ist, ein Bild
des Judentums zn geTien versucht, so wie -^s sich von in-
ren heraus' darstellt- Aher -^s dies nur '-^in /?an?; Klei=
ner Teil des urendür-hen Stoffes. Und trot7.derr ist er
vielleicht noch r^n iim-ofongreich riir eine gerz >irrze
Artwort, die ^^ielleinht der eine oder andere mir die
MMKaOtaal^. ^'>-..
iVage i^ach der ./Ovsen des Judenti-^rs erwarten »»'öcVite,
Eine solch feanz Jknrp^e Artwort '.vill ich auch noch ge.-hen
u. z7/ar rrit den ''/orten eines unserer grossen ,1i:iiischen
Lehrer, iap ^ur Zeit Jesu geleht hat. •'WW<^,;U^ ,'
Zu Scharr'a,i >am ein Heide u. wollte Jude we^-den
wenn es Ihrr gekehrt werden >önnte, solange er auf'
einem Beine stehe. Schamma.i glaiihte ,' er Heide
wolle ihn verspotten u.trieh ihn fort. Da ging der
Heide zu Ilillel u.trug ihm den gleichen -Tun seh
vor. Hillel aher erwiderte ihm.: ".Vas du nicht
willst, das nigg auch l^einem andern zu», das ist
das ganze Judentum. Alles andere ist nnr Komnv^ntar
mar ii:rl< 1 ärung . Und nun gehe hin u. lerne die äv- ' 1
l^'lärung!" ■
Iw'Bine Antwort ist länger als die Hillels. Aher
doch nicht lang genug, um Iviissverständnisse '-ielleici-t
ganz zu ver^^'eiden. Darrm wollen wir hingehen n.ians ge=
^ genseitig erklären, uns hier rher die -besonders interea=
sierenden Prägen anssorech^^n.
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22. XI. 52. Rabbiner Dr. Schorsch
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Auf dieae Präge gi>>t es ir^ grossen ii, ganzen eigent=
lieh vvT Z AntwortsrögllchVeiter : Ja oder nelr! Es
giht natürlich innerhalb <ies Ja oder nein Sonderr^ögt
lichlcel-^en. Aher in^r^r gehören die Antworten entweder
7.X1T Grrnne der Ja=^ oder Nein-Antwort.
Die Antwort Ja ist uralt. Schon die prir^itiven
Völler der Vergangenheit u.der Oegerwart h^'^en anf die
]?Vage,oh die rTensohl iohe SeeDe nnsterh]1oh ist rrlt
Ja '
Ja geantwortet. Es war ein hlnthaftejy,Vein >]os^es
LlnnenheVenntnls. Sie hahen sich vor den Seelen der
Ahgeschledenen gefürchtet. Sie hahen ihnen Sneisen
u.Getranle auf die Gräher gestellt , damit sie irr? Jen^^
seits nicht zu darhen hrauchten. Königen gah n^an un^
geheure Schutze rrit ins Grah. Heute gr^^ht rmv die noch
nicht , entdeckten u.herauhten Schätze aus, wie etwa das
Grah des Tut-ench-Amon,oder wie die noch reicherea
Gräher der hahy]onischen Kcnige,die vor Jahrtausenden
geherrscht hahen. Dahei ertdec>te rmn grausige Dinge:
Jfen hat manchen einen ganzen Hofstaat an Sklaven u.
Bediensteten mitgegehen,dle man^'a!fso heim Tod© des
/i
T
V
Herrschers ehenfalla getötet hatte. iYartw? Nnn,well
der Herrscher Ir Jerselta doch auch SHa-n-en hraucht!
hvA dahei iracher die völlig unverl^rannoft daliegenden
SHelette durchaiia den Eindruck, als oh die Cretriteten
c
n-lt ihrer Tötung einverstarden gewesen wären, *^]n oh
sie es für ein schönes Opfer oder gar kein Orifer ar=
gesehen hätten, zu sterhen,ur ihrem Herrn im Jenseits
ZV dienen. '.Venn ran solchen Manschen gesagt hätte: es
giht gar kein Fortlehen der Seele im Jenseits - sie
hätten eine solche Behau-ntung gar nicht verstanden.
Das wäre ehenso gewesen, wie wem ^emnnd hätte hehaun«
ten wollen, die Sonne ginge nicht auf.
Aher auch die alten Ger-^anen gl achten an ein
Fortlehen der Seele nach dem Tode, In Walhalla lehten
die Hei den, h ingegehen der Ihren liehsten Arheit sich
gegenseitig mit iem Schwerte Arme u. Beine ahzuhauen.
In Walhalla aher mit der Aussipht ,dass die verlorenen
Glieder ahends wieder angewachsen sind. Dies'=?r ahsolus
te Glauhe an <ias Jenseits gflh ihren die I<raft,>rieges=
rische Helden 7ai sein. Was sollte auch der Toi sie
schrecken, wenn man Aussicht hatte, durch den triegertod
ein herrliches, ewiges Lehen y.n gewinnen:
ATier a\ich nach der Ansicht der Grieohen f^ah es
eir Port]e"ben der See3e ranh den Tode. Zwar eraohien
Ihren daa diesseitige Lehen ala das Schönste n. Herr-
lichste. Das Jenseits war nur der Hades, die Unter«
weit, wo die Seeler ein Schattendasein führten n.nnter
umständen wieder ins irdische Lehen 5!;rrücVge führt
werden konrten. Aher die Vorstellnng,d.aas daa seelische
Dasein des Ifenschen in- Tode sich in Nichts arflöaen
könnte, war ihren völlig frer^.
ton hrancht nicht alle aiisserhaJh des Judentums
".seiner TochterreDlgionen stehenden Völker u. Gemein-
Schäften aufzukohlen. Man kam zusammenfassend die
es
•t>ehauptung aufstellen, dass^ in der Vergangenheit kein
Volk der Erde gegehen hatte, das an dem Fortlehen der
Seele nach dem Tode auch nur p-e^weifelt hätte.
Aher garz selhatverständllch war der Gedanke
des Fortlehena der Seele dem Judentt^m u.den aus dem
Judentum hervorgegangenen Religionen. Es gah zwar ein-
mal eire .iüdische Sekte, die das Fortlehen der Seele
lergnete. Das waren die Sadduzäer. Sie waren merkwür=
digerweise zugleich die Kriegaparte i. Es soll daa
nur
argefiJhrt werden gegen die BehftUT)tung,daas Kriegslust
hervorquelHe aiis dem CrlHn'ben an r[l) Un^terhl ioh>*elt,
dang also die ReDigion die Krieg<5ilii3t forde re,?7eil
nan iajden Tod nic>^t 711 ftirchten hrauohe. Die Saddu^^
^aer^scbeinen i'Hre Kriegg]nst gerade ansi dem aiaiihen,
daj^B mit dem Tode alles aus sei, gesogen zu >iahen. Aher
r\ie Sariau7äer waren eine Vinderlieit u.qind vollständig
c*us dem Judentnrn Trersohwnnrien . ürd p«o »^c^t denn im
Jurlen'^nm,0hristenti7m u. Islam der Vergangenheit ganz
selKstverst^ndllch ier (ITanhe geherrscht ,dass ^ie See^^
le ries ü^nschen nach dem Tode weiter lehe. XKXKXJÖÜfX
Das Christentum lehrte den Himmel, in den rlie Crnten
n.^ie Hölle, in die die Bösen ^o^men. IJncl der Islam
verdanl^te seiner Lehre vom Schicksal u.^om Jenseits
die gon^e ungeheure StossVraft,mit der er in den ersten
Jahrhimderten seines Bestehens die halhe Jelt eroherte.
Auf diese Dinge soll an dieser Stelle nicht
weiter eingegcmgen werden. Ss sollte nnr gezeigt wer^^
(ien,duss die Lehre vom Fortlehen nach dem Tode uralt
u. allgemein Verbreitet war.
Die Lengnung des FortJe'hena der Seele igt nnn,
wie 30 vieles, eire Erfiridnng de,g i9.Ja>irhundert9. 3io
■beruht auf der Entwicklung aer Philosophie seit Des-
cartes.der 1650 gestorhen ist. Desoartes unteraoheis:
det 6 Arten von ewigen Se in '^ fernen: (\ie natura natn=:
rans,die ewige SiT-hatan^,^ . i.Gott. Von ihrr^ pescnct^
fen ist aie nattira naturata,rtie geschaffene SnhatHn?:,
Rher sie zerfällt in 2 Teile, die denVen'^e n.die ans^
gedehnte Snhstanz.d .LGeiat u. Stoff, oder wir vttnrten
sagen: Seele n. Körner. Naoh Deacartes sind beide
ewig wie die natura n«tiTrans,wle Gott. Aher sie sind
auch ewig wesens verschieden, so dass es zwischen awist
u.KörT>er eigentlich gar Veine ^Vechselwirknng ge>^en
könnte. Der ßednnke, Ich wolle ietzt TOlnen Arrr hie:^
gen, durfte eigentlich gar keinen Erfolg ha>>en,denn
wie könnte der aKsolut wesensversc>>ledene Geist in
das Reich des Stoffes hestirrrrend eingreifenT^Ans die=
aerr Grunde hahen die philosonhischen K'^chfolger des
Descartes eine merkwürdige Lehre aufgestellt. Sie
meinten, Gott gr*4re In .iedem Aiigenhlick in den Gang
der Dinge ein. .7enn ich denVe,dass ich ietzt r-einen
Arm »legen will, so ergreift Gott diese Gelegenheit
als Herr über Geist n. Körner, den Körper, nämlich in
diesem f«alle meine Armm:skeln zn he/stlmmen.dass gi©
dem geistigen Befehle nachkorm^n. Diese Theorie der
Occasionalisten,^GelegenheitsDhilosonhen im angeführten
Sinne, ist sehr rerkwürdigjii.clTirchHua ninht ohne wei=
ters einleuchtend. Aber 7.\^i ihr rruaste die Philoaonhie
des DescarteSjder eine »hnolnte Versohiedenheit; zwi=
^chen Geist u. Körper annirrnt , fast zwangsnäRsig fuhren.
Zu einer gcxr\7. anderen Lösnng aher karr Sninoza.
Für ihn ist Geist n.S+off ?!war anch e'vig^aher sie
sind mir -so r^int er- ?:wei verschiedene Seiten ein=
Tindesselben, nämlich des Göttlichen. Gott hat unendlich
^iele Eigenschaften, Attrihwte,XKXXKÄMJ0aö5Ä die alle
3 irrt
ewig sind;>^ekMnnt lüX nns aher mir ä Eigenschaften
''^^^loliS* "-f'^r'^iö ^^^^ aläo nicht entgegengesetzte
gieicngeornnete , ^
sondern/nar^llene iirsche immgen des Göttlichen. Darum
den nsychonhvsischen
nennt nan diese Anffi.ssnng apinozag^Paralleliamna. lach
ihn- qi>i(^ „jpio Geist u. Körner gleichwertig.^
Aher es ist eine einn-»che th^r legung, iass sehr
JUQQC
JIMSX.
Gan5^en erklärt wurde n.die andere r\xyr mIs Begleit:=
erscheiming. Erklärte imn also das Geistige als Grund=
lago,so kam man ?;ur einer Art Idealisrnia n. Pannsychi3=-
'»'ns(Allheseelnng)in. erklärte man das Stoffliche zur
Grundlage, so kam man 7ur Anschauung des itoterlalias
mtig. Diese Philosophie wurde nun im 19. Jahrhundert
zur Beheraoherin clor garten .Vis?jenachi»ft ,iH>^er ins-
"besondere der Naturwigaenncbuft . Dar'it wurdf^r die ras
teriallgtigchen Phlloaophie;^.y8ten>e der früheren Zeit
wieder lebendig. Schon ein Derol^rit n.EnlVnr erk]är=^
ten das Stoff Hohe für das wahre Sein. Aher erst i
m
lö. Jahrhundert wurde rrit Inhrnnat u. Hingabe der A?a-
teriallsima in all seinen Polgen durchgedacht u.rücV«
slchtsloa auf alle iracheinungen des Lehens, insheaon*
dere aher auch auf das politiache Leher ühetragen.
Der J/kterinlisn-na erHärt alles Geistige a.ls hlosae
Begleiterache immg ier atof fliehen Vorgänge. Urser
DenVen ist eigentlich nur eine Summe heatlm^ter che=
niacher Vorgänge irr Gehirn! -Venn also das Geh im 7er=
fällt, wenn es irr Tode ^^erwest ,waa ist dann? Kuji dann
ist'^ehen rlt dem Densen auch a\is ! Dass es etwas ge^
hen Vnnnte,waa auch nach dem Tode noch denVt,ein«
Seele, da'? iat «nf Griind dieser Voraussetzungen un=
mögliohl ISMXSJK
Am merl<würdiggten hat sich diese Anschauung auf
dem wisserschtiftlioien Gehlet ausgewirkt , das sich
Seelenkainde rennt, Psychologie ! Im vorigen Jahrhundert
ist eine Psychologie ohne Seele entstanden. D.h. man
6
hat gicn eirfaoh (iar-it >^egr\igt , ^e8t,?;uatel]en,flaas
daq Bewuaj^taein des Iifenachen ao u.ao geatw^tet ist,
zurr Ausdruck konunt. Die Annahine einer Seele 'vnr hier-
zu nicht nötig. Vas ist der i^nach? ßin Bün'^el vnn
Empf indTingen - antwortet der Philoaonh ifech. Irr Tode
natürlich fällt aaa Bündel auseinander u.dann iat's
mit dem Menschen aua, endgültig aua.
üie SeelenVunde also war ein ViRsenacVaft von
der Seele i)hne Seele, ^er Materiallamia hat allea See-
lische 7ur Moaaen cherr'ischen Begleiterscheinung des
Stoffes heraTigrdrücl>-t, - wenn man in einer solcnen
Situation die Präge nach der IJnsterhlich>eit der See-
le gestellt hätte, nun dann muss doch die Antwort ar^
foliren: Die Pr«ge sei unwissenscn^ftlicn gestellt;
der itensch hahe Veine Seele, also }:onne es «nch keine
Ünsterhlichkeit ier Seele ge>^en. J7enn ich mich also
auf diesen Standpun>t stellen wollte, so mügste ich
iet7t erklären: I^ine Herrschaften, ich hahe ihren
also in rT^erzeugender iVeise nachgewiesen, dass ÄÄ3K
MmXX. Sie gar keine Seele hahen. Ich hitte Sie also
sich nicht weiter mit dieser unmit?5en Frage zu heachäf:
tigen,aenn wenn Sie sterhen,ist alles ans.
9
Ich weiss nicht, oh ,1epx.rd unter Ihnen ist, den eine
derartige Antwort hefriedigen würde. Aher ich iröcnte
vermuten, daas rnanche Uns^ufriedenheit in ihrem Herzen
als Stachel sit^^en hliehe,wenn Ihnen eire derartig©
Antwort gegehen werden sollte. Darnrr machte ich mich
einmal etwas näher mit der material istischen Leugt
rnng der Seele heschSftigen,u. znnächst ein-ml einen
Cresichtsnnnyt anlegen, den man als Pragmatismus hes=
zeichnen l<f)nnte,a.h.als Annahme, dass etwas v/ahres
sich als gnt erweisen müsse, u.^ern es sich als jffchlechtl
erweise - nun, dann ist die Voransse tznng e>'en nicht
wahr. Der Talmud drncVt das so ^ins: Perosehem me-is=
dim Hlehem,ihre Prrchte legen Zeugnis ah fiir sie;
oder -wie es im Testament des Christentums heisst:
An ihren Prticnten sollt ihr sie erl^ennen!
Also nJüT^n wir einmal an, der Material i-smns
mit seiner Lengn\ing der Seele n. damit anch der TTn=
sterhlichVeit nche recht. -Vas ist dann die 'Fblge?
Ein Mensch, der ahsolnt davon üherzengt ist,dass es
mit seinem Tode für ihn endgültig «ns ist, was wird
der tim? Vird er nicht versuchen, in diesem >nrzen
Lehen sich an Lnst zu verscri£;ffen,was irgend möglich
10
Ist? Eine Strafe nach dem Tode hat er nicht ?:n er-
warten. Eine Strafe in aeinerr- Lehen wird ihn ntir achrek
>en, soweit er heriJrcui-en msa,da<=?3 sie ihn wirklich
trifft,d.h.daa3 n«n ihn erwischt. Ein solcher Mensch
rmiss notwendigerweise 7.vt Oeführ für alles das werden,
was n«n Moral n. Ethik nennt. Die religi^ise Forc»l scvgt:
Dn sollst nicht morden, du sollst nicnt stahlen, dn
sollst nicht ehehrechen! Aher war\iw soll ein Mensch
der nicht an ein Portlehen nach flem Tode, der noch
nicnt einrnal an die Existenz einer Seele glanhtjiiese
Verhote nicnt übertreten? Ich sttge diirchc.us nicnt,
d&ss ale Lengner der Seele n.der lJnsterhlich>eit
schle-hte Mgnschen sind. Im Gegenteil glanhe ich,dass
nicht wenige darunter glühende Begeisternng ^ür das
olJgemeine Ifenschenrecht empfanden. A>ier ich kann gar
nicht hegreifen, wie sich flie Moral ans ihrem lttteri=
Hllsmns herleiten cier hegrürden soll? Seihst wenn
man annehmen würde, dass ^Ae ßiück der Kinder den Men=^
sehen 7n ethischem Handeln veranlasst, so hliehen doch
mindestens diejenigen ansehen ührig,die >eine Kinder
hHhen! Es scheint n^ir vielmehr so ?.\i sein,dasa die
materialistischen l^ngner der Seele ".Unaterhlichkeit
11
die trotzdem ethische Me^aohen «^indjlr dieaer Ethilc
die Eiergchftlen eirer ganz anderen An«?ohnming rrit qich
herumtragen, nämlich einer Arachaunng,da33 die Seele
des Itenaohen nach dera Torte weiter] e'bt n.die Folgen
ihreq Handelns wrährend ihrer iraiscnen k.rrhuhn zu
tragen hat. ilfürde aher einmal die Lehre, dass mit dem
Tode alles a\ia ist, sich üherall verbreiten n.die iten=
sehen ernst mit ihr machen, so miisate iie natürliche
Folge gein,dcias ein i-asender Egoismus iie Herrschaft
ergrlrfe;,1eder müaste zum Feind dessen TTerden,der
seiner Lngt im Wege steht, ier Stfirkere mirde den Schwa=
chere vernichten n.'^iie Lehre, dass mit dem Tode alles
a\ig ist,w\irde die Selhstvemichtnng der r>*>nschheit
eingeleitet hahc»n.
wer aiese Konsequenz leugnen möchte, ier hntte
nur einen Ausweg: Er müsste nfimlich hehRunten,dttsa
das J/ior«l lache genau so im Ifenschen Ijege wie etwa
das Bedürfnis zu essen, also einfnch nwtürlich sei.
Aher er würde sich cit»mit seihst heiligen. Denn nicht
u. iat natirlich
das Moralische liegt im Menschea^sondern das Nicht*=
mornlische, Amorali sehe. .Ver kann behaupten, dasa in
der Natur das Vorbild liege für das Ver>>ot etwa: Du
1 p
sollst niont, r\yrden,d.n aollat ricnt atehlen! Das (Je =
genteil ist der ülall! In der K«tTjT herrscht rias Hecht
des Stärl<eT:^n,d.h.der Stärkere nimmt sich das Recht,
den SchTTJ^criwren au morden, dem Schwi^cheren die Kahrimg
wegziinehmen. Das Ii/brnli^che ist ein ^ehot gegen die
i<at\tr! Und der Leugner der Unstorhl icnl^e'it l^ann sich
nicht USX darauf herufen,dass es ols l^atürlichVeit
dann iferfiCtien «ngwhuren sei. Aus der leugnung der Un»^
sterhlichkeit fliesat im Falle der konsequenten Lurchs=
führung aller Folgerungen der Urtergang der %rschheit
Hat ran einmal auf Gruna aieses pragrna tischen
GÄsichtapunVtes ile GePÄhrlichVeit der Leugnung der
Unsterblichkeit erkannb.su wird der die Verantwortimg
fühlende Mensch den gan?en ßrnst der Frage fühlen.
ür wird auch nicnt me^■>r snielerlsch die Fr«ge ?:urück=
drängen u.unhea>^ twortet lassen, sondern er -vird mit
aer ganzen Kraft seines Denkens an seine ganz uersön^^
liehe Lösung der Frage hem^-gehen in der >^estlmmten
Erwartung, das s aus der Beantwortung auch eine Beein*
flussung seiner I«hwnagestnltung erfolgen wird.
Die einfachste Art der Beantwortung wnre wenn
.iömand irorhanaen näre, der das Jenseits ke-mt u.uns
aus eigener Anschauung herichten könnte. Wir «lasen
das 3 dies <=^ire törichte Ho-Pfmirg w^ere. Zwar giht es
l'en>^cher,die hehc^iipten, Tote hesch'A^ören zn tonnen.
A"her wns an P]a-»-theiten hei ^^jolchen Be'ichwnriin^en
worien i^t
von len C^el-^ter-n rter Dahingeschiedenen gesagt/ÄÄX»
MXIXK, spricht nicht gerade riafür,dass sie ans flem
Jenseits starrm^xi,
linn r-n^is aJ^io einen anderen Weg vmt Beart\7or=^
tnng der Frage nach der Urs^erh] IchVeit ^ev Seel
e
einschlagen. } ann rrptv (\er direl-ten
nicht he schreist
ten,so nnss nan einen indirekten ^Veg gehen. Es giht
min seit langem eine Art von Beweisen fvr die ünsterhs^
lichVeit , ?!.B.der historische Beweis, ßr hesagfweil
an
a]l0 Vö]l<er/eine Unsterhllchleit der See]e geglanht
ha'^en^deshajh n^vJsse auch etwas vVahres da>>inter sein,
Iwar hrancht nicht hescnders scharfsin> ig ?v sein xirr
zu ernennen, dass dieser Beweis nnznlMrgDich ist. '/?a=^
rurr soll es nicht rög] ir-h sein,(iass a33e VrlVer der
Vergangenheit in di^serr PnnV.te ;3;eirrt hätten. Die
JVaVrheit wird nicht durch J.ja.iorität entschieden. iVenn
ir^ ^Mittelalter allgemein die llär verhreitet war in
Ircller gJ^'he es Vng*ä,die anf Bäiinen nficTi?5er,,ao het
die AQ] Lerneinheit der Ver>reitnrg e"hen nnr die Grrg=
ae des Irrturts nnterstriohen. Her historische Beweis
14
ex corsenau gertiuw hat Bewej.aVrnft riir für ier,cler
Bn die UrsterT^licMeit glaii"ben will. Einen Ungl'iut
"higen Parr er nicht vj'ber?;e\igen.
Daher möchte ich einen anderen -Veg der Beant=-
wort\:ing einschlagen Ti.TinnHchst fragen: .Vie verh«^lt
es sich denn mit der Znlänglichkeit der.^enigen rrenschs:
liehen Pähig>eit,die die UnsterhMchVeit >^ewiesen
hahen möchte, d .h. hat die Vernunft des Iferschen «her*
hawpt die F8higl-eit,die T-nsterhlir-hteit ?ai ernennen
oder ?.\i leugnen? Anf diese Frage m:?^chte ich lrHT)T) n.
Har mit "nein" antworten. Und 7war ans folgender
Iherlegnng heraus: .7ir ]ehen in einer /Veit, die sich
aufhaut auf den Koordinaten Raum u.Zeit. Was wir er^
lehen,erlehen wir ir'-mer irgendwo u. irgendwann. Nun
wird iiese raumj^eitliche IVelt o^^fenai cht lieh sc>oii
gea+ ort, wenn wir in Schlaf versinl-en. /Vir wissen nicht
wo wir weilen, nicht Ort u. nicht Zeit. Erwachen wir
aus einem hleiernen Schlaf, ao ist uns unmöglich zn
sagen, oh wir i Stunde oder 24 Stunden geschlafen ha-
hen. Diese Störung daarch den Schlaf scheint mm herr=^
sehend tax werden durch '^en Tod. In Tode ist doch alt
lern Anschein nach alles Raumj^eit liehe ?.v Ende. Wir
müssen also annehmen, daas es nehen der raum-^eitl'chen
15
Melt eir«^ völlig anders geartetes Sein gi'htjeln Sein
ohne Rai-ir n.Zeit. Aber rr^hv als dieses Kegative l<ann
misere Vermmft nif;ht aiissagen. Sie ist «"bsolnt \in-
fähig, diese Grenze des Negativen 7.n \:"bersoh reiten.
Dass sJe diese Unfähigkeit wi^rr^t ,geht daraus hervor
dass nje rit einern gewaltigen Salto mrtaTe miB (\ie^
ser Situation herans:?\:ihiiT3fen versucht hat n.erl^"'ärte
e» glht ehen >ein anderes Sein a:is das >mterielle
den Sinnen zngiirgliche Dasein. /Venn ein A/fensch stirht,
dann geht ehen sein ganj^es Dasein, das ist der Körper
in einen anderen Zu-'tand iiher. Vnn k^'nnte also ruit
E-^cht >>ehauT)ten,<ia3s die Hexe irr- Iffirchen von Hansel
u.Gretel tatsäclilinh zvrr Schornstein hinausgefahren
seijal? sie verhranntc,denn iras die Hexe wpr,iF't voll=
>oirBTen nr-gesetfit worder in .Väme, Rauch etc. Die rro^
nistische Arschaurng also, die ein Sein ausserha]h
von Zeit u.Ranim nicht arerVennen will,hew*lst tatssch-
lich nur^das Unhehagen der Vernunft angesichts der
Tatsache, dass sie die Grenzen des ranri^eit liehen Das^
Seins niovt t'herschreiten Vann. Das rächt sich auch
noch in anderer Befiiehurg herer>har. »Vas wir erlehen
9
ist alles eing^suonnen in denji Begriff der Erdlichleit
16
Aher ael^st der Ibnist miiaa ßine TJnerdlicVjT'eit von
Ranm u.Äelt fordern. Vorstelllifir lat diene rneridllch*^
lelt ledoch nicht! l^n Varn mir sagen: Rarm u.Zelt
liören nicht anf,sind nnhegren^t ;aher wie ao etwas
möglich ist, ist gar niclit 7ai hegreifen. Die Vernunft
stösat alao anf Gren^en^die aie^ nicht üh^rschreiten
Parn! Sie int folglich ^nr Er-Torschnng deR nahror
SelDB ein rniznlärgl Inhes, JlL^.^TrüggJ"- ^ Sie Vötinte ver^
glioher "werden nlt cirem Rcharfen Tanclnerxre8-ier,mitsr
telst deaaen ein r>'eterdin> er, eiserner Treaor geöf-Pnet
werden wollte! Scharf ist die Vornnnft jah^r ^.nr Lö=^
Bnng der iVage nnoh der^ '«^ah-ren völ]lg nrgeeigret, Sie
>ann nlchta arideres tnn,ala zergliedern, was Ihr als
Lteterial gegeben wird. Das ivMterial liefert Ihr ei-
nerseits iie Slrreserkenrtnis,was als Err^flndungen
uns nnn^ittelhnr entgegentritt, andererseits aher hle^
tet neues L/titerlnl eine von der Vernunft vol]lg ^er^
schiedere Kraft der un^ittelharen Eirfühiiung^der
intiiltiven Schau, die frei wird besonders ii^ Zustande
da der Kör-oer geschwächt ist. Darum spielt das Pasten
hei den Schöpfern neuer, grosser u. welttragender Sy^
steme elre so grosse Holle. In der E>sta<^e,d.h.ehen
im Hinaustreten der Seele aus dem Körner schaut rmn
17
un;5:ealnnte Dinge. Die Profeten n.SVstatiVer ai:ier Völs=
ker nchenl^n in ihrer Sclnun derr Mengchengesohlenht
ÄrVenntnigae (]es wahren Seins, sie "bieten njnserem
Denken Material, Rn dernjsioh ühen kann, j^erlegen n. klü-
geln kann, ohne ,1ermls etwas Neues zv schaPPen.
Im vorigen Jahrhurdert hat die Vernnnrt sich
entGchlossen,als Iviaterial ihres Denkens nnr noch die
äinnesorkenntnis anzuerkennen, das toter ia] profeti^^
scher Sch'Mi aher ahj^nlehnen. Sie hat sich dar'it -^ev^
rnnnt in die Unzulänglichkeit n. Gefährlichkeit mate^:
rialistischer n.rnonistischer Beengung. Darum entsteht
für nns eine neue, aher in /Vahrheit uralte Aufgahe,
nämlich: die >^ewusste .Viederzuwendnng zur Schau der
Profeten,zur -Veit der Religion!
Bevor ich nun aher anf diese Präge eingehe
soll zuerst noch eine Crrnndfrage geklärt werden. Für
die Religionen existiert ein JensejJ:s,d.h .eine von
der raumzeitlichen ^elt ahsolut verschiedene v7elt.
Die 'Viasenschaft des vorigen Jnhrhnrderts hat ein
solches «Jenseits ahgelehnt. ton könne sich eine Port=:^
Setzung des Lehens rher den Tod hinaus nur vorstellen
unter denselhen Bedingungen, unter denen wir .ietzt
schon lehen,also ehen nur in den Koordinaten von Raum
18 .
U.Zeit. Die Religion hnt gioh niemalg nnter dies^a
natnr«i3aen3C>ipniin-he,in ;/irk]loh>eit rr«tanhv3iacln©
Dogrm gehengt. Nnn ■herij>irt, es eigenartig, 5!\i sehen
wie Ue heutige Physik, also die Naturwissenschaft im
höchsten Sinne, von dem monistischen Dogrrft der einig=
einzigen Veit ahruckt. Sie erklärt nämlich eindeutig,
das v7elta]l sei nicht unendlich, wie msn hisher hes^
htiuntet hahe, sondern endlich. Und ^war schliesst sie
es aus der J^unehmenden Entrernnng der fernsten 3tern=
nehel von uns u. voneinander. Das hew4ise,dass das
'Vertan iTmer grösser werde. Grund voransset^iing des
Grösserwerdens aher ist die EndlichVeit des .7eTt»n.qt
'.Venn also urser '.VeDtnll nicht unendlich sondern end=
lieh ist, so giht es in ganz ein fache m,naturwissen=
schaftlichen Sinne wieder ein Jenseits. Damit ist also
von Seiten der MatnrwissenschAft seiher die Griindlage
''er monititischen Naturphilosophie 7,erstört,u.der J7eg
freigemacht zur uralten religiösen Erkenntnis, die irrmer
ein Jenseits gelehrt hct.
Eine zweite Grundfrage noch: Hat ier Ifensch eine
Seele? Dnranf antworte ich ehnnso eindei-tig: Ja. Die
leugnung der Menschenseele war die letzte Stufe in der
Entwicklung der materialistischen Veitanschauung»
19
Was sollte ai:ich eine Seele in einer nDniati sehen Stoff=^
weit? Wird diese monistische Stoff^elt hehaiiiotet ,:lann
r^MBS -so schwer es aiioh p:efai:ien ist- iie Seele(leng=-
net werden. Ich glanhe,Veine Beh^untiing ist dero ein=^
fachen Iferschen schwerer ein7ntrichtern,a]s die,dass
er Veine Seele hahe,'^ass er nnr ein Bündel von Fjrrt)^
findnngen sei. Darum war die Psychologie ohne SeeJe
nnr ein Privatvergnügen dieser Wissenschaft ,n. erst
in dem Aiigenh]lck hat die Öffentlichkeit wieder Tnte=^
resse gewonnen an der Psvchologie ,als die Psychoana-
l77se den Ifer sehen wieder als Einheit genommen n.er=^
] ]ärt hat. Da nun die m^^deme Phvsik -^ie Voraussetzung
der monistischen Stoffwelt zerstört hat, ist nun auch
der Weg wieder frei geworden, dass der wissenschaft=:
Üich denkende Lfersch ohne Hemmungen zum Glauhen an
die Menschenseele zurückkehren kann. Der religiöse
u.der einfache Mersch hut niem^^ls daran gezweifelt.
Und n\an möchte ich mich nach der Peststellung
dieser Voraussetzungen der direkten Bea-twort\ing dsr
Präge nach der UnsterhlicWei t der Ifensch^rseele zu-
wenden. Wie ich schon erklart hahe,will ich keine
irgendwie gearteten^'Beweise'' «rführen. Ich hätte mich
^u damit wieder KKX ,1enem unzulängl i^^hen Strahen an^
20
ge8r»h]o.sgen,rrlttelst der Varriinft etwas 7^^ erkennen,
was ihr aT)?iol\it unziigäng] inh ist. Ich werde vlels:
mehr nichts anderes tiin,a]s das I/at^rial ansd^hten,
dc*s nns scnon vur Jwhrt^iisenden pro fet Ische Schau pß^
liefert hat.
Hierhei entsteht nun eine wic>>tige Präge, vfenn
die Profeten aller Völker d'^s Jenseits geschant u.
verkündet hahen, woher kommt es dann,dass die ver-^chAe-
denen Religionen sich das Jenseits so ^hv.'7, verschieb::
»
der c^nnrnden? ßs giht doch nur ein Jenseits, das sie
meinen
^UK JÖÖÜ5XR3tMX . Also münsten sie es auch einheitlich
schildern! Der Buddhis^ms z.B. nennt das Ziel, zu dem
die ^ienschenseele streht, Nirwana, u. er meint finmit
nichts c.rderes nls dc*s wollig Anderssein -^ener vYelt.
iSs lässt sich darüher streiten, oh das Kiwana eine
endgültige Auflösung Aer Menscheneeele in das Nichts
mehrsei n oder nur in das Kichtmehrirädschdasein he:=^
deutet. Jedenfi^lles ^'^^,t ist iie Vorstellung vorhan^
'^eUjdass die Jytenschenseele ,die ihre tonschen^ufgahe
nicht erfüllt hat, wiedergeboren werden muss,um in
einer! neuen, vielleicht tieferen Dftäöins-Stufe si^-h zu
läutern.
21
Daa CViriBtertnm etollt Bloh ^u^ JenaeitvS vor
zerfallend in Hlinml \T.rlö]]e,(ior Hirrrrel als Aufent=^
haltgort für die Guten, die Hö]]e für die Bö!=?en. Das
wird oft "bis ins Kleinste ausgemalt ,n. es scheint
r^anch>^al eine pädagogische Aufgabe z\i sein, den Schüs^
1er drthin zu "bringen u.für sein ganzes Lehen unnus^
]öschlich zu heein^lussen,dass er das Fegefeuer ge^
radpzu riecht.
Der Is^am >ennt ebenfalls Hir^tr^el u. Hölle
u. weiss sie auszumalen. Da i -^t 11 e Rede ^on eirer
BX haardünnen BrücVe,üher ^i« 3ee]o ins Paradies schrei
ten muss. Hat sie Schuld auf sich geladen, so ff:ieitet
sie aus n. stürzt hinunter in lie Hölle.
Auch in der im Talmud u.LIidrasch marchmal
zum Ausdruck l<ommenden Voll^sreligiön des Judentums
findet sich die Unterscneinung zwischen Him^iel u.
Grehinnom,wenn dies au^'h ir unserem ganzen religiösen
lehen keinerlei AusdrucV findet. Die Freuden des Pa=^
radieses werden manchmal mit herrlichen Farben ans-
gemHlt. Die Frommen werden wohnen unter dem Glänze
der göttlichen %,iestst.
Ist es n\in wirklich eine Entwertung des
22
Gedankens, das s die Seßle im Jenseit,?} nach den Tode
w<=»iter lehtjweil die ver3chied'=?nen Religionen qicn
davon veraohiedene Vorstellnngen imcher? Die Antwort
iat eigentlich sehr einfach. »Vern zwei Jferachen ein
nrddaaae]he Bild betrachten, w<?o sehen sie doch zwei
vernchiedene Bilder, dem ieder sieht es auf seine
Art. 77enn es sich nnn aher auaserder»' um einen Ge/ren-
stnnd handelt, der derr irdischen Lehen gan?^ entgegen^
gesetzt ist,JtXII dann kommt zn dieser Verschiedenheit
des Sehens noch dazn die c5ch.,iHrigVeit ,das Unanssprech:
hare ans zusprechen. ^Vas nämlich von allen Religionen
iiher das Jenseits gesagt wird, bedeutet nichts anderes
als ein 9ild,(ifte.^he sagen soll: ^as «Jenseits ist
ah'^olnt wirk] ich, dass ich sagen könnte, do Titlest
dort auf goldenen 3ti;h]en,oder du wirst dort zu hüssen
hahen,wa3 du im irdischen Lehen -gesündigt.
Diese Sprache des Religiösen musa »^an versteh
hen. Dann erst k«nn mwn weit er schreiten u. wirk liehe
Unterschiede in den Religionen feststellen. Uns liegt
rntv'rlich i.m Herzen die ii^dische Auff-ssung. Bekannt^^
lieh ist massgebend für das J'-dentum -lie Bibel die
Heilige Schrift. Und in dieser RichtTing m-cht wn nun
eine merkwürdige Entdeckung: Von einem Leben nach dera
so
26
Tode Ist dort üherhauT>t nicht di« Red«. Venn rmn dies
7A-m ersten Ws]e ertdecVt,so ist rmn ü^er die Ifessen
er'^taiint. Denn dem Gefühle nach gehört der GedarVe
der UnaterhlichVeit der Merschenaeele unhedingt zvm
Ansohaannggl<reis der Bihel. Aher es ist tatanchnch
sojdasa in der Bihel so gut wie nichts iiher das Lehen
nach dem Tode stöht. Gewiss giht es einige Stellen,
die a\if ein e-^iges Lehen hindeuten; am eindeiitigsten
d.ie Stelle im Preftigjr Salomonis 12;7: Der Stauh kehrt
zvT Erde zurück, was er war;der Geist aher kehrt 7,n
Gott ?^urtVk,der ihr gegehen. Das ist rngTeich c,ncn
die eineiige Stelle, an der gan^ entfernt etwas üher
den Znstnnd rac^- dem Tode Hn;^ges«gt wird, nöml ich dass
die Msnschenseele eher -nieder in den Schoss des G-tt=^
liehen v«rv»in>t ,an« dem sie f^eh'^ren wurde. Eine nner^d*
lieh Kemchheit liegt üher dieser /^nssernng,die weit
davon entfernt ist, dem Ifenschen zm sagen: Tue Gutes
damit dn einmfll im Jenseits deiren Lohn emnfängst.
Vergleicht man eine solche inisseriing mit den fannt=^
dicken Versr^rechnngen der VolVsreligion,die ein herr=^
liches Lehwn im Jenseits verspricht , mit den eingehen-
Ansmalungen anderer Religionen, so muaa mn staunen
üher den herhen Heroismus, der unserer Bihel inne-vohnt.
24*
Da wird einfach gesagt; Dn {=jollat nicht rrorden.iu
sollst nicht stehlen usw., u. die ein^^ige Begründung:
Ich h-^n der ßwlge,dein Crott! Es ist ah«r gar?: unvor=--
stenhar,dass an dieser Stelle etwa die ■'^egrfrdung
stehen könnte: Dar^it du in den Hirrr«l Iro^rr^t !
An trarchen Stellen der Thora steht ein Ausdruck,
der etwa hesagt: Wenn du die Gehote Crottes erfüllst
dann wirst du lange lehen. ^]s ist zu verstehen, dass
iie späteren i!3r>lRrer,iie
unter ollen IJr^t«nden einen
Anhaltspunkt für die UnsterhlichVeit der Menschen=
s'^ele in der Thora finden wollten,riie9(es lan^e Lehen
als lehen Im Jenseits deuteten. Aher es ist ehenso
un7weifelhaft,dass dies nicht gemeint war. "Deine Tag«
werden sich nwhren auf ierc Ärdhoden,rlen der Herr, dein
Gott dir giht», der Erfolg ier Ausführung von Gottes
Geboten ist zunächst ein langes Lehen auf der Brie!
Und wenn rmn einwenden möchte: Wie engherzig sucht
doch dtts Judentum einen Lohn für das Gute auf Srden
so versteht man ehen die Bihel nicht. Die Gehote Got=
tes stehen in unmittelharem Zusammenhang mit dem Le-
hen: 3iehe ich lege r\iv Tnftute vor Segen u. Fluch u.du
(ff
wähle iHS 1/^hen! Ahwendung vun Gott hedeutot den ersten
Schritt anf dem liege zum Unteri?«ng - dns ist die An=^
25
schannr^ der Bihel. A^er nirg'^ndG wird ein derartiger
(xedan>e T^egrürdet mit den Iliir^reia anf ein Le"hen nach
«
dem Tode.
se
Die/'feisheit der BiTiel iat mir erc^t volllrora*
rren >:iar g'=iworden drrc'h das Schlagwort unserer Tage;
■tieligion aei Ooiurr füra Volk. Wieao tann Religion
üpirrr. so in? Die Begniraung geht dahin, dapja die Reli=^
gion den liiensohen auf einen Lohn im Jenaeita vertrö-
ate u. daher verhüte, daaa der nnterdrijcvte n.ßeyneoh=-
tote Lfen-^ich aich aein Lehenarecht auf di'^aer ,7elt
erkämpfe. Der Erfinder iea Sohlogwortea vom OTJinm
hat allem Arachein vor der hihManV^en Religion n-'ohts
gewuaat,denn dann hätte er atntzig werden müaaen.
Dort ateht anoh niot^t ein '/Vort von der Belohnung im
Jenaeita J Alao erweiat unaere Ei'^el ir ihrer Yeiaheit
daa Opiumwort a3a daa,waa ea ir //ahrheit iat: Ein nos^
litiachea ^ch Togwort, ein Eamnfmittel ,aher Vein Hinweis
auf eine Wahrheit.
Kaoh dieaen Auaführnrgen körnte mPin vielleicht
r"eiren,daa3 ea meine Ahaicht wäre,nach7,uwei8en,da8a
ea nach den /»orten ier Bihel vielleicht ^r kein Fort-
lehen u.Veire Vergeltung nech dem Bode ge^e. Diea
aher entanricnt durchaua nicht meiner Ahaicht. Im
46
Gegenteil g]au"be ich mit a^baoluter itestigkeit an ein
Fortle'hert der Seele nach iem T odej-^a sogar an eine
Vergeltung, 11. ich hin auch der Ansicht, dasB diese An=^
schnnnng zvigiexcn rit hiTiMschen ühereinstii^tr-'- . Der
Geist der Bihel wäre üherhannt nicht derVhar ohne
diw Voransaetziing,dHsa ein nnr-ittelhares ;l7eiterTehen
nach deir To'^e giht. Das ist so selhstverständlicn
dass die Bihel es gar nicht a\is?;iisT)r«chen hrancht!
^n^ wir T»«iren,es müsse wort-'örtlich drinnrwhen weil
wir der Ansicht sind, die Bihel rnjsae auch direkte
Antworten anf nhiloaorthiache Prägen gehen, wie z.B.
die Frage: was ist der Tod, n. was geschieht räch dem
Tode? A>^e^ die Bihel will mit den Philosophen, d.h. mit
L'ienschen,die mit dem Taachenmesser der Vernunft dem
Stahl der üwigVeitsprohleme 7.n Leihe gehen, nichts zn
tnn hahen! Die Bihel vn'll ausschliesslich nrofetische
Gottesschan verkünden n. stellt dftrüher hir?^\ia nnr die
einzige Präge: Steht das Lehen der tenschen mit dieser
profetischen SchPn in Einklang oder nicht? Am Anfang
(\.eT hihlischen Offenhanmg steht: Ich hin der Ewige
dein Gott - n.nn^ dieser Offerharnng des göttlichen
Seins fliesst alles, ohne Ausnahme; »»Dn sollst nicht
Pils Verleumder umhergehen unter deinem Volke u. rieht
ZI
gleicia;g\:ltig stehen "belr^ Blut« deinsa Nnchf^ten, ich
hin der Ewige, de in Gott! - v7enn ein Premiling hei dir
weUt in enrerr' Lande, flollgt dn ihn nicht hodrvicV^n;
wie ein üinheimiaoher aei er enoh,der Fren'de,der hei
ench ist;ii.dn aollst ihn liehen wie dich seihst, denn
Premilinge wäret ihr lt»i Lande J^gvnten - ich hin ier
Ewige, de in Gott!"
Also die einzige Begründung hier u.inmer: loh hin
der Ewige, dein Gott! //er verstehen will, kann ^^eratehon,
u.Trer nicht will, der hleiht ehen ansaerhalh des hih~
liachen Bereiches! »loh >nnn den 7/illen Gottes nicht
wissen», ist eine gern im Mnnde ge rührte, wnnder wie
gescheit klingende Redensart. Derrgegenüher erklärt
die Bihel irit iahrtanseniealter Vnchtigkeit u.UnherührtJ
heit: Aher ich weiss den Villen Gottes !Die Profeten
hahen ihn erschaut u.geMindet ,n.dies nnr,weil sie Gott
erkannten wie Mose "von Angesicht zu Angesicht». .Vahr=^
heitsschan hietet die Bihel u. nicht nhilosonhiache
Klügeleien!
Und nun eine Frage; Wenn nnn die Bihel vom %„,:
sehen sagt, er sei im Ehenhilde Gottes gesohafPen worder)
d.h. Gott hat ihm ein Stückchen seiner seihst einge=
%
f
26
hanchtjhat aio dairit nicht mich etwas anag^angt v'her
die Frage der T3n3ter"b3iohVeit der üfenaolneriseelft? Ja
sie hat etwas an<^ge3«gt! 3o wahr Crott leht so rvahr
er der Schöpfer alles irdischen Seins ist, so wahr er
den Itenschen in seineir» Bilde geschaffen hat, so wahr
ist es,das3 die Seele, die göttliche Seele des i^nschen
nnsterhlioh ist! Braucht MK auch nur ein einziges
^ort in der Bihel noch üher die Frage der TJrstert)=
lichl<eit,wenn doch gelehrt ist,dass Gott leht,dass
der Ii/iensch seinen ^vnien 7.v erfüllen hat? Wo das Wort
Gott steht in der Heiligen Schrift ,drö>nt iT^-rrer zu-
gleich Mt die A/iahnnng: Bedenke es,o iVen-^chjdenn du
hist nnstorhlich in deiner Seele,derr Gottesgeschenk
das deinem Körper eing'^hancht ist! - Und weil dieser
Gedanke der UnsterhlichVeit so selhstverstTindlich ist
deshalh braucht er nicht ausgesprochen zu werden,
deshalb hat die Bihel Zeit, nur X3SKX die Fragen zu
lehren, wie der itensch sein Lehen gestalten soll,
Deshalh hraucht sie anch Veine Theorie aufzu-
stellen üher die Art des Fortlehens nach den Tode. 3a
• • ^
ist oft die Frage anfg'^worf^n worden, oh es eine r)'=»rsnn'
liehe Unsterblichkeit gibt oder nur eine allge^'^'^ine.
I^ichts sagt die Bibel darü^'^r aus. .Vozu auch? D>=.s «
30
i^ ahfjolnt andepRalhige Sein ranh detr Tode Irann nl« ntlt
irdir^oher Bildern germ.]t werden, .sonst w?ire der Tod
.ia nicht der Tod deg Irdischen. XÄXXKXMJOaxJßCKKOX
ÄIMXMXlOa DasvS aher die Profeten das andersartige
Sein geschaut haben, scheint riir persönlich ausser
allem Zweifel. Die absolute, unerschütterliche Veran^
lerung im Crött liehen, die nicht Kot u. nicht Tod scheu=
te,ist nur :^u erklären aus der Schau des höchsten
Gutes, der höchsten Seligkeit , die es gehen Vann,aus
der Schau des anders-artigen göttlichen Seins u.des
Seins in Gott. Nur einmal scheint ein Profet den Ver»^
sTich gemacht ^u haben, etwas darüber auszusagen. Der
Frofet E5rechiel schiMert die göttliche Offerbarunff
ganz unmng:i if>hen
in den nngl^ublibhsten/ Zusammensetzungen irdischer
Vorstellungen. Damit soll das so völlig An'^ersart ige
erläutert V7er±en. Aber er bleibt beim Allgerrv>inen
stecken. Der Profet Daniel dagegen versucht etwas nus=:
ztisagen über die UnsterbUchkeit der Seele u.die Art
des ewigen Lebens, üs reicht aber rur zu dem hilflos:
ser Vergleich: (12, ö) '»Die iVissenden lexichten wie der
Glanz des Himmels, u.die.lenigen, die andere zur Gerecht j^.
keit führen, wie die Sternen rür alle Ewigkeit!"
Gibt es ein Fortleben nach dem Tode? Ich habe ^^.
I
^
^eigt,wie urspriJng] io>i die ganze Ivfengchhei.t »nit Ja
antwortete, wie dann die iTia-^emsohaft des vorigen Jahr=
hnnderta zuerst sich abgrenzte gegen das '^taph^sisoho
&e"biet n.in hezTig anf alle Fragen des Jenseitigen
vsagte: '^ir können 's nicht wissen. BaJd a"her ga"h»< sie
vor, es doch ztl wissen, dnss es nänljch l<eine Unst'*rh=
lichVeit ge^hen lfönne,weil alles Sein nnr rmterielles
Dasein wäre, u. der itensch keine Seele ha "he. loh hahe
anoh Vxirz gezeigt, wie schon die heutige l^atnrwissensch.
sich von diesem iiherheh liehen Öehahren ahwendet/^ u.
wie iie rnenschliche ^ernnnft XKXKXIX z^ar imatand«
ist, das ihr durch Sinneserkenntnis u. intuitive Schau
gegehoBC Erker ntnisimterial zu ordnen n.zn v«rarhei=:
ter,das3 sie aher selber nicht irrstonde ist ,?3rl<enntni3=^
material zu heschoffen. DaruTr müssen wir uns hhwenden
von der SoheuVlanpenuhilosouhie des vcrrigen Jahrhun=
derts u.uns hinwend«n t^ut profetischen '^chau,die uns
ewige Wahrheit verkündet. Oh es ein Fortlehen nach
dem Tode giht,ist keine Frage de» Vernunftwissens
sondern des Glaubens! Glauhen aber heisst nicht ver=
nnaten sondern absolut bluthaft sicher wissen! Wit dem
Tode ist es nicht aus i .Vas mit tms geschieht - ich
weiss es nicht, aber daas rr'it uns geschieht nach un=^
seren Toten in die3»»r iVelt.das weiss ich.
M^^fto^
Bffiil ^chotsJ CoUtM
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^dliedeivM Jer li^wMeir"
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7
Gliederung der Jxagendarbeit^
von Rabb* Dr# Schorsoh.
Der jidlsohe Ju^endverein vertritt die gesamt=
jiidlsohe Idee» Daher Ist es wohlangeb rächt , einmal
einige cJedsinken über die Gliederung der gesamten Ju«
gendarbe It In einer Gemeinde auszusprechen •
hierin in einer Gemeinde noch kein Bund und kein
Jugendverein vorhanden wvare^und es worde jemandem die
Aufgabe gestellt ^eine Jugendarbelt ins Leben zu rxxfen
und Baturlich zu gliedern - wie miisste diese Aufga«
be ausgeführt werden^das ist die frage •
Es gibt zunächst zwei Möglichkeiten: man könn=
te die Jugendarbeit aixf bauen , indem man von den Bedürf«
nissen der Gemeinde ausgeht , indem man berücksichtigt^
dass einmal die heranwachsende Jugend die von den
Vätern errichtete und erhaltene Gemeinde libernehmen,
weiter ausgestalten und insbesondere vor Zerstörung
bewahren sollte» Man könnte aber auch, ohne diesen
Gesichtspunkt zu beracksicht igen, seine Blicke hinaus«
lenken über die Grenzen der Gemeinde und die Jugend=»
arbeit aufbauen entsprechend den Strömungen, die sich
im allgemeinen jüdischen Leben herausgebildet haben*
was die erste Möglichkeit anbetrifft, so würde
sich nat^irllchervveise zunächst einmal eine Schichtung
der Jugendarbeit nach Altersklassen ergeben. Es ist
dxirchaus von -Bedeutung, ob man Gleichaltrige oder Un»
gleichaltrige zusammenfassen niill oder muss* Uenn
auch ein gewisser Vorteil der Zusammenfassung von
Ungleichaltrigen nicht bestritten werden soll, so ist
doch die Zusammenfassung von Gleichaltrigen aus leicht
begreiflichen psychologischen Gründen Jeder anderen
Schichtung weitaus überlegen. '^^Qxixi wir diese Schloh=
tiing KBTTlKiS vertikale Gliederung nennen wollen, so
können wir die andere Möglichkeit der Schichtung
die horizontale Gliederung nennen. Es könnte nun
scheinen, als ob vertikale imd horizontale Gliederung
der Jugendarbelt sich vielleicht bis zu einem ge=
wissen Grade vereinigen Hesse* Das ist leider nur
sehr schwer möglich. Die einfachste Art der Lösung
besteht darin, dass auf der Grundlage der horizontal
len Gliederung auch eine vertikale Gliederung durchs*
geführt wird. Aber es ist sofort ersichtlich, dass
dieser Auft)au der JiAgSndarbelt sich höchstens für
ganz grosse G-emeinden rechtfertigen lässt,die so viel
Jugend besitzt ,dass- auch hei dieser weitgehendsten
Teilung keine Zersplitterung erfolgt. Angenomin :n,es
befänden sich in einer G-emeinde 5oo Jijgendliche ,die
für Jugendarbeit in Frage kämen. Auf Grund horizon=
taler Schichtuhg sollen sich 5 Bände gebildet haben,
die nun ihrerseits eine vertikale Schichtung in 3
Altersklassen vornehmen würden, so bekäme man bei
ganz schematischer ^erteil long für jede arbeit sfähi=
ge Jugendgruppe 5oo : 15 das sind ungefähr 33 Mitglie=
der. Tatsächlich jedoch ist eine schematische Vertei=
lung unmöglich, sodass für die kleineren Sünde eine
Schichtung nach Altersklassen kavun mehr möglich und
daher die Jugendarbeit gehemmt wird*
Man nun vielleicht einwenden, das s die G-lde=
derung der Jugendarbeit von der ideologischen Seite
her in Angriff genommen werden müsste. Es ist nat'lrlich
nicht der Zweck dieser Zeilen, zu dem Inäalt irgend
einer Bundesideologie Stellung zu -nehmen. Aber man
spricht keinen zu kritischen Gesichtspiuikt aij-s,wsnn
man meint, es müsste eine Möglichkeit bestehen ,Unter=
schiedsschattierungen in Ideologieen statt durch
Gründung von Bnnden in Arbeitsgemeinschaften zu pfle=
gen, die beim Wegfallen schichtiger , also äusserer,
technischer Veränderungen vielleicht sachlich umso
tiefer durchbilden könnten. Es soll also durchaus
nicht die Berechtigung bestritten werden, wirklich
tiefgreifende Unterschiede in den Ideologieen als
schichtbildende Kräfte anzuerkennen. Nur müsste man
sich in dieser horizontalen , nach den Vorgängen von
Parteibildungen gestalteten G-liederung weise ^e=
schränkung auf erlegen, um die Jugendarbeit nicht
durch Zersplitterung zu geäShrden. Es würde vollkom=
men genügen ^v^enn eine die Judenheit durchziehende
Idee^fiÄlXXIISXSK in einem einzigen Bunde vertreten
wäre ,imd alle ähnlichen Schattierungen sich nur in=
nerhalb dieses Bundes in der praktischen Arbeit aus
wirken würden.
Aber man muss der Frage der horizontalen G-lie =
derungen zwei weitere Prägen anschliessen. 'v7äre es
nicht richtig , Jugend überhaupt noch nicht horizon=
tal ,nach ideologischen UntersCxhieden zu gliedern,
sondern zur Wahrung v;irklichen Einheitsempfindens
mögliohst lange mxr die vertikale Gliederung durchs
ziif Uhren? Und ist die Fordeinng der vertikalen Glie«
derung,die die Nachfolge schaft einer Gemeinde in
natürlicher «Veise sichern will nicht auch tragkräf=
tige Idee^die ohne den Nachteil von Zer3plitterungs=
möglichkeiten zu haben, den togehe\;iren Vorteil einheita^
bildender Kraft besitzt?
Was die erL^te Frage anbetrifft ,so brauchte die
Gliederung der Jugendarbeit «!S*K15«1S]6XKX»TSIYgT» nach
Altersschichten durchaus nicht die Folgeeiner rämp=
fung der Ji;igendarbeit zu haben* Man könnte sämtliche
vorhandenen Ideen in Arbeitsgemeinschaften eine
Statt geben, ohne dass man unnatiirl icherweise Jugend
schon zu heroischen Ueberzeugungsvertretem irgend
einer Ideologie stempelt •
Was jedoch die zv/eite Frage anbetrifft ,so
wird hiermit allerdings die Ansehaaung vertreten,
dass die Auf gäbe , unter 3erücksichtun,j; natürlicher
Gliederungsnotwendigkeiten |die Ji;igend als Nachfolger
und Erhalter und Gestalter einer Gemeinde heranzu=
bilden, als überragende Idee betrachtet wird. Nicht
etwa dass Jugend am Gängelbande geführt werden soll!
Jugend soll nach Art und »Veise des Jugendlebens aber
einer Idee gerecht werden, die Jahrtausende aberstan=
den und viele Ideologieen überdauert hat. Die Gemeinde
ist nämlich die natürliche Gliederung der Jüdischen
Bemeinschaft in horizontaler Schichtung , und es ist
nicht von Vorteil, dass weitere horizontale Schichtung
gen die Einheit Jüdischer Gemeinschaft unter Umstanden
bedroht. Dieser Gedanke wird eines Tages violleicht
für die Jugendarbeit ausschlaggebend sein. Wieviel
oft unnötige Nebeneinanderarbeit , wieviele Verschwen«
düng von Arbeitskraft , die sich bei den oft wenigen
zur Verfügung stehenden Kräften auf die verschieden«
sten Bünde verzetteln muss,wflLrde dadurch vermieden
werden, und es würde damit auch eindeutig in die Er»
soheinung treten, dass nicht nur die Jugend das Hecht
hat , Forderungen an die Gemeinde zu stellen, sondern
auch die Gemeinde ein Recht hat auf ihre Jugend!
Mi>SIC9
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EmilSdi^tui Ccljec^fcrt
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Hannover, den 5.12.1955.
Jüdische Oeschichte.
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Das Ch anukliafest ist ein ausgesprochen ge-
schichtliches Pej^t. Wer es verstehen will, muss unbedingt zu-
rückgehen auf die Zeiten des Makkabaer-Aur stand es, auf den hel-
denmütigen Kampf, den die Juden um die Freiheit der Religions-
ausübung führten. Aber es genügt noch nicht einmal zum völli-
gen Verständnis, rur diesen Freiheitskampf in seiner Entwicklung
und seinem Verlauf kennenzulernen. Y^Er die Dinge tiefer erfassen
will, muss zurückgehen auf die geschichtliche Epoche vor dem
Makkabäer auf stand und hinübergreifen auf die Entwicklung des
jüdischen Staates, die aus den erfolgreichen Kämpfen heraus-
v/uchs.
So lehrt uns denn das Ghanulika-Fest di Bedeutung
der Gtesihlichte überhaupt. Geschichte ist nicht etwas Feststehen-
des, einmalig Gewesenes. Geschichte ist viel mehr,/ Äin dau-
erndes Pliessen, ein vielleicht nie völlig ergreifbares und be-
stimmbares Geschehen. Geschichte ist ein lebendiges Strömen, so
wie das Leben selbst; und wenn ^uiv irgend eine Epoche heraus-
heben, so ist es geradeso, als ob wir in das Bett eines Stromes
Pfahle ratrmten, um die unaufhörlich sich dah inwalz enden Fluten
aufzuhalten.
Aus diesem Grunde ist Geschichte so vieldeutig
Es ist ja jedem Menschen möglich, einen anderen Zusar-inenhang
herzustellen; und so ist es auch begreiflich, dass man schliess-
lich auf den Gedanken kornmen kann, Beschichte für etwas grund-
sätzlich Sinnloses zu erklären, für Hefker, herrenloses Out, das
I
• «
jeder an slohrei^sen und mit anderem Sinn erruiJen kann. Dies^
Aufi"assung der Geschichte Ist jedoch nicht .jüdisch ! Gerade das
Channukkafest lehrt uns, was uns Juden jadische Oosohitohte be-
deutet. Sin Juda-Makkabi, der die Frucht seines Kampfes in der
Chanukkath-Habajith, in der Einwftihung, der Neuweihung des
Tempels erblickt, zeigt damit, dass für ihn, den Handelnden,
die Geschichte nicht sinnlos ist, denn er legt ja die Frucht
seines Kampfes einöm höchsten Sinn, dem lebendigen G'tt zu
Füssen! Daa aber war immer der Sinn dar jüdischen Geschichte:
Alles Geschehen rankt sich um den VJillQn G'ttes. Es ist ent-
v/eder ein Portschritt auf dem '.vege der Yervoilko; mnung aller
irdischen Zustande, oder ein Stillstand, oder ein Zurückweichen,
oder ein Irrweg, oder ein ümv.eg ! Aber eben diese Auffassung
ist in ihrer ungeheuren Einfachheit ausgesprochen jüdisch.
Tollte man einv/enden, dass diese sinrachhfit zugleich Einsei-
tigkeit wäre: - nun denn, dann ist es eben jüdische Eigenart,
diese Einseitigkeit, id. die V.elt gebracht zu haben, d.h. aber
Brnst zu machen mit dem Gedanken dos Malchuth Schamajim, der
Herrschaft G'ttes auch auf Erden! Es ist unvorstellbar, dassÄ
unsere Propheten den Gedanken ertragen hätten, das Sein eines
G'ttes in ein absolutes Jenseits zu verlegen, aus dem heraus
seit der Schöpfung keinerlei Einwirkung mehr auf irdische
Vorgiingd erfolge. Seitaalters her haben jüdische Denker die
Kraft der Vernunft als ein göttliches und zum Gebrauch ver-
pflichtendes Geschenk empfunden. Aber hinter diesem kühlen,
klaren, verständigen Tun da loderte die Leidenschaft eines zur
vollen Hingabe verpflichtenden G'ttesglaubenÄs. Der Begriff
emunah, der eigentlich Festigkeit, Vertrauen bedeutet und der
In der Bibel die Stelle des deutschen Begriffes Glauben vertritt
f
- 2 -
will besagen, dass wir Juden von jeher aur das Dasein Q'ttes
bauten, unser Lebensgebaude errichteten. Ss war für uns nie
eine billige Phrase, die im Leben zu gar nichts verpflichtete,
neben der man sein und tun konnte, was nian wollto. a«tt war
für uns immer ein El Chaj, ein lebendiger G'tt; d.h. ein in
allem unmittelbar wirkender und dem religiösen aemut erkenn-
barer ö»tt. /
Diese Anschauung, dieser Glaube, dieses v/issen
kann auch nicht Hal^ machen vor der Geschichte. Denn wäre
es möglich, das Geschehen ohne G'tt in Y.ahrheit zu begreifen,
so wäre auch unsere Voraussetzung falsch. Darum konnten die
Propheten, aar um kann der Jude nicht darauf verzichten, in
allem Geschehen ein ueber irdisches, t^öttlichea trirken zu er-
kennen, so wie auch 6.13 ägyptischen Zeichendeuter, als sie
zum 1. Mal mit jüdischem G( ist in Verbindung kamen, bekennen
^'^ , . .
raussten: .«Ä- ezba elokimi da^ ist der Pinger G'ttes.
Das Chanukkaf-st ist wahrhaft ein Hinweis auf
den Pinger G'ttes, auf sein lebendiges rirken, so wie w ir im
Gebete sageninDu aber standest unseren Vorrauren bei in Zeiten
ihrer Not, Du strittest ihren Streit, Du richtetest ihr Recht,
Du rächtest ihre Rache, Du überliöf ertost Hfelden in die Hand
der Schwach n. Viele in die Hand Weniger, Hnreine in die Hand
lÖ-ner, Frevler in die Hand der Gerechten, U«bermütige in die
Hand derjenigen, die Deine Lehre üben; und Dir hast Du damit
einen grossen undheiligen Kamen in Deiner Welt geschaffen !"
Jüdische Gesichte ist für uns keine Ange-
legenheit nur des kühlen Verstandes |
kennen in allem, was uns berührt bis auf die Qegemvart einen
Hinweis auf ewige sinnvolle Zusammenhänge, einen Mahruf , eine
<rV
. Wir Juden er-
p^
>■'«
Warnung a'ttes. Darum muss jeder Jude, der sein Leben verstehen
vill, auch zu Hause sein in der jüdisci.en Geschichte. Kennt er
den Strom jüdischen Seins, wie er durch die Jahrtausende anauf-
haltsam daiiinriosfl, so w ird daraus eine lebendige Verbindung
erwachsen, ein Erkennen seiner Selbet, eine Erleuchtung der
Vergani^enheit; Mut i'ür die öe£er.wart und Horrnung für dlie Zukunft!
Darum säume niemand, hinunter zusteigen an das Ufer seines Lebens-
stromes, der Geschichte unserer Q-emoinschai't, unserer eigenen
Geschichte f
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Rabb« Dr. Sehorsc:..
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Vt
Zur Beachtung emprohlen die Anzeige i'ür die Sonderveranstaltung
der Lehrkurse der Synagcgen-O^meinde:
Jüdische Geschichte in 10 Vorträgen vom 7.Jan.bis 11 »März 3
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Ansprache Rabbjnsr Dr. ^^horsch
zum 90 jihrigeiÄ Jutiläimi des Frauenvereins •
Meine Gehr geehrten Damen !
Xl^nn man in heutl^-:»r Zeit einem Fr':iuenvcre Jn
Gl'^ckw'.insche zwm 90 jahrigen Best'^hen aussprechen will,
so ist es 3nn.2irlioh unmögliGh, hiefür 'allgemeine Phrasen
^ verwenden, die vielleicht in friihcrer Zeit "b'irgerl j.chcr
Ruhe ein Pest verschönen konnten. Was heute geschieht,
getnn und gesprochen wird, muss eine unmittelbare Bezichurg
fiu-Tv/eisen zur V/irklichkeit der Gegenv/art , denn wir halben
keine Zeit, Krifte zu versohweridsn und neben den Dingen
und Geschehnissen herzulaufen.
1 /soll
Der Gl'ickwimsch f soll daher anknüpfen ^\n
die wahre Bedeutung und das V/esen des Prauenvereins . Dies
ist oft genug formuliert worden. D^^rum kann hier als
Ankn'ipfungspunkt ein V/ort unserer vVeisen verv/endet werden,
das den allgemeinen GlMckwunsch in einer besonderen '/i'ei-
se formuliert. Unsere V/eisen suchten die Bestehens-
]^::lichkeit ddr Menschheit aufzudecken und prägten das
Ergebnis ihres Nachd nkens in die V/crte:
Auf drei Dingen steht die '^^elt , auf der GUtoslehre, auf
dem Gottesdienst und auf der Erweisung von .Wohltaten,
oder sagen wir besser; Auf der t'itigen Menschenliebe.
Es ist selbstverständlich., dass die Er-
haliung dieser drei Grundsäulen, der Fundamente des V/elt-
baues eine Aufgabe des Mannes nnc] c](^y^ Pv.^,,
f
- 2 -
darstellt. Zuglsich aber ist -s einleuchtend, dass trotz
der geraeinsamen Aufgabe die Frau dss Gemeinsame und f'ir
alle Craltige in besonderer Art und 7/eise, entsprechend
jhrsm vVesen und ihrer Veranlagung srf'lllen muss. Es
gibt Lebflnsgebiete, auf denen der Vorrang dem Manne,
und andere, auf denen der Vorrang der Frm gelassen v;er-
Wn muss. Suchen wir nun aus der Bestimraimg ujnserer
■.7eisen jenes Gebiet heraus, auf dem das .Yeson der Frau
am deutlichsten in die Erscheinung treten und zur Ver-
wirklichung beitragen kann, so werden wir unwillkürlich
haften bleiben bei der dritten Grundsäule: Der gemilus
chassodim. Sicherlich hat die Frau auch oine wesentliche
Aufgo,be bei der Erhaltung der G'tteslehre, aus deren
Ganzheit alles fliesst, was irgendwie zur Erhaltung
unseres Menschend iseins beitragt; und ein Bewcisyfür '/r^
^abe ist ..dJjs^r^-nriurtff ri e s ..^IsLul.!-^ r.hrx i t n g i Jb-i? Btiii^iii s
.r'-if-r itbl rr'tT-; dass auch die j'idische Frauenwelt Hannovers
^e Notwendigkeit empfindet, j'idische Kulturaufgaben
iRse-its jedes j'idisch-politischen Gedankens nur um
ihrer selbst, also um der Jahrheit wjllen, zu erfüllen.
Und auch \^-ä die Awodah, den G'ttesdienst
anbetrifft, so hat auch hier die Frauenwelt eins lufgabe
von tiefer Bedeutung. Das Judentum hat ihr die grosse
Verpflichtung titiger Teilnahme am öffentlichen G'ttes-
dienst aus Rücksicht auf die Eigenart der Fr;^uenauf gaben
\
- 3 -
wnicht auferlegt. Aber dafür ist der Prau die unendlich
Y/ichtige Aufgabe auteil geworden, tati^^e und erfvillnnde
Priesterin im Ileiligtiom des Familienlebens zu sein und
dort den Boden au bereiten, 9,us dem in :iller Stille immer
wieder von Neuem Belebung uf.d Erhaltung echten G'ttcs-
bewusstseins kommt •
Die dritte Säule jedoch, auf der die V/elt
i^eruht , ist eigentlich zur besonderen Pflege der jadi-
schen Pr-^.u 'fbergeben. '^Yas unsere .eisen gemiluth chasso-
dim nennen j lässt sich in ein Doppeltes teilen. Das
1. sind die v/irklichen Liobesleistivngen, die anderen Ivlen-
schen zur Erhaltung ihres L*-^ben3 vorhelfen* Das 2. jedoch
ist die Gesinnung, -lus der heraus immer wieder von Heuern
die Lust er\v:\cht , helfend anderen Menschen beizustehen*
Dieses 2. ist eine ausgesprochene Aufgabe der Frau.
Denn die Gesinnujrig der Menschenliebe ist be.^r*lndet in
einem lew tauw, einem guten Herzen, das Leid aller Men-
schenkreatur unmittelbar verspärendei Frauenherzen.
Niemand auf der V/elt ist so wie die Frau imstande, das
Äid anderer als personliches Leid zu empfinden, weil
doch nach uraltem Gesetz alles was auf Erden lebt, unter
Schmerzen dem Mätterl ichen entsprossen ist. So wie
nun auf Erden nichts wachsen und gedeihen kann, wenn
der v/ärmende Strahl der Sonne f elht , so \^nn auch wahre
Menschenliebe, Hilfsbereitschaft und Pflege unserer
nat'lrl ichen Zusammengehörigkeit auf Leben und Tod nicht
gedeihen ohne öewi Mutterboden des mitfühlenden Frauen-
- 4 -
das immer wieder alle Ver'o-irtunp' .^"uflockert und
Würde mr^.n mir //ert legen :.iuf die objektive
Hilfeleistiing , so konnte man vielleicht glauben, auf die
Mitv/irkung der Frau verzichten zu können. Da aber beim
Versiegen der Quellkraft echter Menschenliebe sehr bald
'ch die objektiven Leistungen vernichtet Srürden, so i.-t
es ein Gebot der Sorge für das Kommende, in dem Gebiet
tatiger Menschenliebe der Prau diejenige Stellung zu. schaf-
fen, die ihr gebührt; Hier ist das Königreich stiller
und öffentlicher V7irksamkeit der Prau! Hier soll ihr
mütterliches Herz sich auswirken zum Besten der heran-
reifenden Jugend, für die n j emand so tief em-ofinden kann
wie eben eine Mutter, und. zum Besten aller derjenigen,
die der Hilfe bedürfen imd die in ihrer Hilflosigkeit
dem hilflosen Kinde zu vergleichen sind.
7/enn ich nun im Namen der j'idischen Jugend
in Hannover und zugleich im Namen der Zion-Loge dem Is-
^elitischen Prauenverein zum Jubiläum den herzlichsten
"ickvmnsch ausspreche, so geschieht es zunächst aus
dem Gefühl der Anerkenn;.:ng und der Dankbarkeit her >us
für das, was in 90 Jahren an vorbildlichen Menschenv/er-
ten von der jüdischen Frauenwelt Hannovers geschaffen
vmrde, was für die Jugend und für dje Notleidenden getan
wurde. Dann aber gipfelt der .Vunsch in dem Gedanken,
dass immer eine Harmonie bestehen möge zwischen dem auf
die Förderung des allgemeinen Besten gerichteten Streben
- 5 -
der Zion-Loge und deöledlen .virken des Traelitischen
Frauenvereins, ^^äö^ dass die Jugend der j'idischen G-e-
me i.nde Hannovers an ihrem eigenen Schicksal das Tun und
Strehen des Israelitischen Prauenvereins als Vorbild
empfinden möge, und dass auf diese Vveise die -ijrojrv-...
Lsen ^-enann^^j der Erhali^ung. dej^JoÄ^ischih^
ule der ^e-niluth ohasso^lmv der "^rrgirt'g rv Men a <o he nl i c >?
fr^*«***
in_diß,,3e\^ia,hrung der Prau^'^geben',— rrie'-'-T^T'SS'FiTt:' v.crdcn'—
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zum 90 jahriigen Jubiläum dea Prauenverelns> 8.MärZ 1934
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Meine sehr geehrten Damen und Herren !
wenn man in heutiger Zeit einem Prauenverein Glückwün-
sohe zum 90 Jahrigen Bestehen ausspreehen will^ so ist es
innerlich unmöglich, hierür allgemeine Phrasen zu verwenden,
die vielleicht in Trüherer Zeit bürgerlicher Ruhe ein Fest
verschönen konnten* V/as heute gesc:ii0ht, getan und gespro-
chen wird, muss eine unmittelbare Beziehung aufweisen zur
Wirklichkeit der Gegenwart, denn wir haben keine Zeit, Kr ar-
te zu verschwenden und neben den Dingen und Geschehnissen
herzulaufen.
Der Glückwunsch, den ich im Namen der jüdischen Jugend,
Hannover, die niir in meinem rabbinischen v/irken besonders
anvertraut ist, aussprechen möchte, zugleich auch im Namen
der Zion-Loge, deren Präsident leider an der Teilnalime bei
der heutigen Feier verhindert ist, soll daher anknüpfen an
die wahre Bedeutung und das '"esen des r'rauenvereins. Dies
ist oft genug formuliert worden. Darum ki^nn hier als An-
knüpfungspunkt ein V.'ort unserer v;eisen verwendet werden,
das den allgemeinen Glückwunsch in ein-r besonderen Vfeise
formuliert. Unsere v/ei..en suchten die Bestehensmögliohkeit
der Menschheit aufzudekken und prägten das Ergebnis ihres
Nachdenkens in die Worte:
f
Auf drei Din.:en st ht die 7.'elt, auf der G'ttclehre,
auf dem Gottesdienst und auf der Erweisung von v;ohltaten,
oder sagen wir besser: Auf der tatigen Menschenliebe.
Es ist selbstverständlich, lass die Erhaltung dieser
drei OrundSi^^ulen, der Fundamente des yeltbaues eine Aufgabt
des Mannes und der Frau gemeinsam darstellt. Zugleich aber
ist es einleuchtend, dass trotz der gemeiiiSamen Aufgabe
die Frau das Gemeinsame und für alle Gültige in besonderer
Art und Y'eise, entsprechend ihrem Wesen und ihrer Veranla-
gung erfüllen miss. Es gibt Lebensgebiete, auf denen der
»'errang dem Manne, und andere, auf denen der Vorrang uer Frau
gelassen werden muss. Suchen wir nun aus der Bestimmung un-
serer 7/eisen jenes Oebiot heraus, auf dem das '"esen der Frau
am deutlichsten in die Erscheinung treten und zur Verv/irk-
lichung beitragen kann, so werden wir unwillkürlich haften
bleiben bei der dritten Gnundsuule: der gemilus chassodim.
Sicherlich hat die Frau auch eine wesaatliche Aufgabe bei
der Erhaltung der G'ttslehre, aus deren Ganzheit alles
fliesst, was irgendwie zur Erhaltung unseres Menschendaselns
beitragt; und ein Beweis dafür ist, dass auch die jüdische
Frauenwelt Hannovers die Notwendigkeit empfindet, jüdische
Kulturaufgaben abseits jedes jüdisch-politischen Gedankens
nur um ihrer selbst, also um der "ahrheit willen, zu erfüllen.
•5
- 2 -
f
Und auc3h was die Awodah, den ö'ttesdienst anbetrirft,
ao hat auch hier die Frauenwelt eine Aurgabe von tiefer Be-
deutung. Das Judentum hat ihr die grosse Verpflichtung tä-
tiger Teilnahme am ön'entlichen Q'ttesdienst aus Rücksicht
auf die Eigenart der Pr au enauf gaben nicht auferlegt. Aber
dafür ist der Prau die unendlich wichtige Aufgabe zuteil
geworden, tätige und erfüllende Priester in im Heiligtum
des Familienlebens zu sein und dort den Boden zu bereiten,
aus dem in aller Stille immer wieder von Houem Belebung und
Erhaltung echten 0' ttesbewußtseins kommt.
Die dritte Säule jedoch, auf der die .;elt beruht, ist
eigentlich zur besonderen Pflege der jüdischen .'Yau über-
geben, was unsere 7;eisen gemiluth chassodim nenaen, lasst
sich in ein Doppeltes teilen. Das erste sind die wirklichen
Liebeslei otungen, die anderen Menschen zur Erhaltung ihres
Lebens verhelfen. Das zweite jedoch ist die öosinnung, aus
der heraus immer wieder von Neuem die Lust erwacht, helfend
anderen Menschen beizustehen. Dieses 2. ist eine ausge-
sprocheno Aufgabe der Fruu. Denn die Gesinnung der Men-
schenliebe ist begründet in einem lew tauw, einem guten
Herzen, das Leid a 1er Menschenkreatur dnmittalbar verspü-
renden Prauenherzen. Niemand auf der reit ist so wie die
Prau imstande, das Leid anderer als persönliches Leid zu
empfinden, weil doch nach uraltem Gesetz alles was auf Erden
lebt, unter schmerzen dem Mütterlichen entsprossen ist. So
wie nun auf Erden nichts wachsen und gedeihen kann, wenn
der wätanende Strahl der Sonne fehlt, so kann auch wahre
Menschenliebe, Hilfsbereitschaft und Pflege unserer natür-
lichen Zusa; mengeliörigkeit auf Leben und Tod nicht gedeiheh
ohne den Mutterboden des mitfühlenden prauenherzens, das
immer wieder alle Verhärtung auflockert und belebt.
Würde man nur v7ert legen auf die objektive Hilfeleistung
so könnte man vielleicht glauben, auf die Mitwirkung der
Prau verzichten zu können. Da aber beim Versiegen der Quell-
kraft echter Menschenliebe sehr bätid auch die objektiven
Leistungen vernichtet würden, so ist es ein Gebot der Sorge
für das Kommende, in dem Gebiet tätiger Menschenliebe der
Prau diejenige Stellung zu schaffen, die ihr gebührt: Hier
ist das Königreich sti:-ler und öffentlicher Wirksamkeit der
Prau 1 Hier soll ihr mütterliches Herz sich auswirken zum
Besten der heranreifenden Jugend, für die niemand so tief
empfinden kann wie eben eine Mutter und zum Besten aller
aer jenigen, die der iiilfe bedürfen und die in ihrer Hilf-
losigkeit dem hilflosen Kinde zu vergleichen sind.
wenn ich nun im Namen der jüdischen Jugend in Hannover
und zugleich der Zion-Loge dem Israelitischen Frauenverein
zum Jubiläum den herzlichsten Glückwunach ausspreche, so
geschieht es zunächst aus dem Gefühl der Anerkennung und
der Dankbarkeit heraus für das, was in 90 Jahren an vor-
bildlichen Menschenwerten von der jüdischen Frauenwelt gaa-
novers geschaffen -w«r4«-, was für die Jugend und für die Not-
leidenden getan wurde. Dann aber gipfelt der ^'unsch in dem
Gedanken, dass imer eine Harmonie bestehen möge zwischen
I
- 3 -
dem auf die Pordorung des allgomeinen Besten gerlohteten
Streben der Zion-«-Loge und dem edlen wirken des israeli-
tischen Prauenvoreins, dass die Jugend der jüdiücUen Ge-
meinde Hannovers an ihrem eigenen Schicksal das Tun und
Streben dos IsraelitiscliSn Prauenvereins als Vorbild em-
pfinden möge und dass aur diese v/eise die in die Bewah-
rung der Prau gegebene dritte Mensehheit-stützende Säule
der gemiluth chassodim, der echten Menschenliebe, unver-
sehrt der Zukamt überlierert werde |
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Ansprache bei der Einweihung der
Tiirnhalle am 8*Sep.l934*
Meine sehr geehrten Damen und Herrn!
Liebe Pre\indel
Von dreifacher symbolischer Kraft ist die
Handlung des heutigen Abends erfüllt: das erste
Symbol: eine Synagoge wird zur Turnhalle umgewan=
deltidas Zweite: wir haben einen Schritt zurilck
in die Vergangenheit tim müssen; das dritte:
die Vergangenheit ist in der Gegenwart lebendig
geworden.
Prägt man: Wie ist es möglich, ein G'tteshaus
in eine Turnhalle umzuwandeln, so liegt vielleicht
bei Missverstehenwollenden ein ^erdacht nahe; sie
meinen nämlich ,II1S8XTOlHS]5KIIKy]^gTX weil eine
Turnhalle der Jugend gewidmet sei, und weil die
i*euzeit die Jugend über alles stelle, deshalb
dürfe man auch selbstverständlicherweise den Gas
danken des Gotteshauses dem der Jugendpflege un=
terordnen,denn Dienst an der Jugend sei auch
in gewissem Gottesdienst«
Ein Körnchen Wahrheit steckt in solcher Ue«
berlegung* Jugend ist immer ein Schritt über die
jeweilige Generation, über sich selbst hinaus, ein
Kettenglied der Menschheit in die Zukunft hinein»
geschmiedet. Da aber die Menschheit eine göttli«
che Aufgabe hat, so ist die Erhaltung und Pflege
der Jugend Grundsteinlegung für die Erfüllimgs=
möglichkeit dieser Aufgabe und insofern wirklich
$
$
eine Art Gottesdienst.
(Jerade wir In Hannover haben ein deutll
^eichen dieser Zusammenhänge« Unsere Gemeinde
hat als eine der ersten Gemeinden die
Notwendigkeit erkannt, die Betreuung der Jugend In
rabblnlsohe Hände zu legen. Gewiss gibt es keine
mechanische Trennung zwischen Jxigend un4 Alter.
Die Gemeinde umfasst wie eine Familie alle von
Jung bis Alt. Hierzu Ist es kein Widerspruch,
wenn Innerhalb dieser Gemeinschaft ein Teil schelrts
bar besonders hervorgehoben wird, denn die Jugend
hat hiermit nur Ihr Hecht, kein Vorrecht erhalten.
So aber war es möglich geworden, den Vorzug der
jüdischen Gemeinde Hannover lelne wlrkllcheEln«
heltsgemelnde mit einem Gottesdienst .einem fiab=
blnat, einer Verwaltung zu sein, von Neuem In der
Jugend zu unterbauen. Seit Jahren haben wir In
Jugendgemeinde, Jugendring und Jugendhelm das ^e»
fühl tatsächlicher Einheit gepflegt und erhalten,
ohne da SS eine Elchtung geschädigt und eine In»
nerllch tote Vermischung herbeigeführt worden
wäre.
Und nun kommt als neues Glied dieser wahren
Elnheltspflege hinzu die der gesammten Jugend zur
Verfügung gestellte Turnhalle. Es Ist bei rechtem
Nachdenken etwas Herrliche s,dass die Anregung
und Doirchführung des Tumhallenplanes ausging von
einem tatkräftigen, vorbildlichen Manne, der einem
f
f
Sonderverein vorsteht »aber in ganz selbstver»
ständlicher Velse xmd aus tiefem Jüdischem Emp»
finden an die ganze jüdische Jugend Hannovers ge=«
dacht hat. Er ist ein prächtiges ^eichen dafür,
dass es in unserer Gemeinde eine andere als auf
Einheit und Gemeinsamkeit zielende Derweise nicht
mehr geben darf und kann. Wir brauchten nicht
erst durch unser Jüdisches Schicksal der aller»
neuesten Zeit belehrt zu werden.
Der Schöpfer dieser Turnhalle darf sicher sein,
dass sein lii Werk, das von tJBfem Mitgefühl für
die Jugend angefacht , von wunderbarem Optimismus
beschwingt und von vorbildlicher Tatkraft durch=
geführt wurde, im Herzen »Mg>»»»y^TT der Jüdi»
sehen Jugend unserer Gemeinde Dankbarkeit erwecken
wird. Diese Dankbarkeit wird aber auch diejenigen
schmücken, die zur Verwirklichung des guten "«qt»
kes die Mittel zur Verfügung gestellt haben.
Und wenn man nun heute rückschauend das ganze
Werk betrachtet, 80 kann man nicht umhin , Verwunde«
rung darüber zu empfinden, dass nun eben ein altes,
allerdings fast zur Ruine gewordenes G'tteshaus
zur Turnhalle ausgebaut wurde. TT>T»m xbex es
steckt irgendwie ein Fingerzeig eines
Willens darin. Wir wissen, welch unendliche Mühe
sich der Schöpfer der Turnhalle gegeben hat,an=
derswo seinen Plan zu verwirklichen. Ab«r es
gab keine Möglichkeit. Da wurde sein Sinn geradezu
seherisch auf diese alte Synagoge gelenkt, deren
f
ff
r
Betreten ffigfön Einsturzgefahr fast schon polizei»
lieh Terbot^Ä. Er hat gezeigt ,dass es diirchaus
nicht notwendig gewesen war, dieses Haus völlig
verfallen zu lassen, sondern dass man es für einen
neuen, aber sicherlich &SKK unter dem richtigen
Gesichtspvinkt auch heiligen Zweck verwenden konnte*
Das jedoch ist eben die Frage, die vielleicht
in manchem aufsteigen kann, ob man die Umwandlung
dieses verfallenen Gotteshauses in eine Turnhalle
rechtfertigen kann« TBiyjgl
Wir sind Juden, d.h.wir sind Nachkommen des
Jehuda, eines der zwölf Söhne unseres Stammvaters
Jakob* Vor seinem Tode hat Moses alle Stämme geseg»»
Segen:/Jodow rov lau,w*eser mizorow tihje, seine
Hände sollen für ihn streiten ,\md Schutz vor sei»
nen Feinden sollst du sein! Hier haben wir neben-
einander den (bedanken der Körper» und Ge istpfle-
ge, sagen wir im heutigen Zusammenhang: den bedan-
ke von Turnhalle und Synagoge. Denn die Tumhal«
le soll die Körperkräfte pflegen und iflSMIHI
die körperliche Gesundheit erhalten. •'Die Hände
sollen für uns streiten! •• Es ist durchaus nicht
Jüdische Art, den Körper imgeschult zu lassen und
untätig auf die Hilfe G*ttes zu warten. Uns sind
die Glieder des Körpers geschenkt worden, damit
wir sie regen und sie uns und unserer Erhaltung
dienstbar machen. Wenn wir diese/ Pflicht nicht
^
f
vernachlässigen, dann ist unsere Hoffnung auf gött»
liehe Hilfe ganz anders begründet als beim Untä«
tigen. Das Hoffen auf diese Hilfe findet seinen
Ausdruck in den "Versanunlxangshäusem" »wie wir
unsere Gotteshäuser in Wahrheit nennen, weil wir
uns da einfinden, um gemeinsam die letzte Schwach»
heit und Hilflosigkeit alles Menschlichen zu
bekennen. Die Heiligkeit eines solchen Ortes ist
von wunderbarer Kraft erfüllt. Sie legt natür»
lieh Verpflichtungen auf. Sie fordert ,dass die
Körperpflege in diesem einstigen G'tteshause unter
einem höchsten Gesichtspunkt geschieht, dass die
Grenzen des menschlich Gültigen xind Anständigen
nie überschritten werden. Aber wir zweifeln nicht,
dass diese Bedingung gewahrt wird, und darum sind
wir überzeugt, dass diese Umwandlung des G*tteshau=
ses von tiefer symbolischer Bedeutung sein wird:
Die Hände werden hier gestähl* und die Kräfte des
Körpers geübt SiZUi in solch reiner und Vorbild»
lieber Weise werden, sodass nie die Hilfe des
Göttlichen imserer Gemeinschaft fehlen möge!
Die zweite Symbolik der heutigen Handlung^:
wir haben einen Schritt zurück in die Vergangen»
• heit tun müssen! Es ist doch kein blosser Zufall,
dass man gerade auf unser altes G'tteshaus bei
der Suche nach einem für eine Turnhalle geeigne=
ten Baum gekommen ist. Es standen \xaa ja keine
anderen Räume mehr zur Verfügung. Da musste man
wohl oder Übel eben im eigenen Bestände und Ge«
biete nach einem geeigneten Objekte Sil suohen.
Unter solchen Umständen hielt man wi|J|jQ{j|Jj^der
•
f
alten Synagoge Einkehr; man tat also
einen Schritt von Jahrhunderten riiclcwärti#
Hierin liegt eine tiefe Symbolik, denn auch wir
haben diesen Schritt um Jahrhunderte zurück tun
müssen. Betrachtet man die Zukunft unserer Ge«
meindeiso wird man iXiU von dem Gedanken bewegt,
dass sie zahlenmässig sich im Rückgang befindet
und sich früherem Zustande wieder näherte Schon
heute ist die Zahl der Seelen, die 1924 55oo
betragen hat, sicher schon \mter 5ooo gesunken.
Die Zahl wird noch gainger werden. Aber das Ba=
trübliche besteht darin, dass so viel Jugend aus*
gewandert ist. Nicht nur, dass sie selbst nun
fehlt; sie hätte Ja auch den Stamm des übemäch»
sten Geschlechtes^lliiPsollen. So wird sich also
der Rückgang unserer Gemeinde mit Jedem Jahre
mehr auswirken.
Aber nicht nur äusserlichi^zahlenmässig müssen
wir diesen Rückgang feststellen. Wir haben immer
geglaubt , dass wir vor unseren Vätern den grossen
Vorzug ^i^TTTgg^ weiter ,\mgehinderter Zukxmft vor
\ms hätten. Wir glaubten uns, ihrem Zustande weit
überlegen. Und nun sehen wir, dass wir im Irr=
tum waren.
Jede Rose hat Domen. So hat auch das Gefühl
der Freude, heute eine solche schöne Turnhalle
einweihen zu dürfen, einen Stachel. Wir haben
^^
#
f
nicht nur die alte Bulne ausgegraben. Wir haben
ziiglelch >ohne dass jemand daran dachte- tratun»
wandlerlsch gezeigt, wie wir heute denken und be»
trachten: rückwärts ist unser Blick gerlohtet, da
die Zukunft dunkel ror uns liegt.
Aber es ist doch kein blosses Hüokwäl;t s ; e s
ist vielmehr -und das ist die dritte Symbolik der
heutigen Handlung- ein Zurück ,\uii das Vergangene
für die Gegenwart lebendig zu machen! Dieser Ge»
danke geht aus von einem Bitteren; aber er endet
in einem Frohen. War doch die Geisteshalt\mg ein
oft überhebliches fierabschauen auf die Leistung
xmd das Wesen früherer Generationen. Diese Haltung
ist beendet. Man baut zwar heute sehr schön und
praktisch. Was aber die früheren Generationen
darin leisteten, wird so leicht nicht übertroffen.
Bei der Untersuchxuig der Mauern dieses alten ,ver»
fallenen Hauses stellte sich heraus, dass sie von
ausserordentlicher Dauerhaftigkeit slnd,xmd dem
Eindruck der Schönheit dieses Raumes kann sich
XiZlZ niemand entziehen* Es ist schon so: unsere
Vorfahren waren tüchtige Menschen »auch wenn sie
nicht diese Freiheit hatten wie wir. Darum ist
es gut, dass wir mit der Einweihung dieser Tum=
halle wieder einmal bei ihrer Leistung Einkehr hal=
ten,dass wir sie in den Mittelpunkt unseres ge=
genwärtigen Denkens stellen. Denn wenn man es
recht bedenkt: die Freiheit der Emanzipation war
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8
der Lohn für die IX Treue , die lii die ('esohleohte
vor der Emanzipation ihrem Judentum gehalten
haben. Ihre Treue soll wieder lebendig werden, und
UlSZberufen als Träger neuer Treue, d.h. alt er
Treue in der Gegenwart ist die Jugend, der diese^
Halle gewidmet ist, um darin ihren Körper für
die Erfüllung geistiger Aufgaben zu stählen.
, . Die Seelen der früher|nj^Sgnerationen,die
im Zeitalter der Unfreiheit diese;^Haus als G'
tteshaus geschaffen haben, blicken heute auf uns,
die wir uns zur Einweihung einer Turnhalle hier
versammelt haben, hernieder. Verstehen iftir die
Symbolik dieses Augenblick! Mit bittere» ^efühl
mussten wir in die Vergangenheit hinabsteigen,
weil die Gegenwart verdunkelt vor uns liegt. Aber
siehe da, wir fanden in dem verfallenen Werk der
Alten einen kostbaren Schatz, einen Ausdruck der
damaligen Opferwilligkeit und Treue auch in der
schwersten Zeit der Unfreiheit. Und nun haben
wir -weil wir ein schönes G* tteshaus schon besit»
zen- aus diesem Hause die T\imhalle erbaut. Bas
möge zur Befriedigung Ili®§chöpf ers und aller
Spender und zum Betten unserer ganzen Gemein-
schaft ein ^eichen dafür sein,dass unsere Jugend
hier ihren Körper stählt, damit ihre Hände für sie
zu streiten verstehen , wie der alte Segen für
Juda es kündet, damit aber auch ihr Geist zurück»
kehrt zur alten Treue zum Judentum. Dann wird der
heutige Augenblick einmal einen Wendepunkt zum
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Guten bedeuten; dann wird uns die göttliche Hilfe
beistehen in allem l>eid und in aller Bitterkeit!
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Em/ ^chrsd CollecH<m
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Dem Bar Koohba ziam 15 Jahrigen Bestehen*
von Rabbiner Dr# Schorsch*
Der Rückblick auf ein 15 Jähriges Bestehen ist gewiss
kein Anlass zum ffeiern, aber ein Anlass zur 2ÄÄÄÄii»Kt|ixJdf»K|f
Priifung der Fundamente, auf denen Idee \ind Gemeinschaft
beruhen* Der Tum ft Sportverein Bar Kojhba vereinigte
Innerhaib der Zeitspanne von 1 1/2 Jahrzehnten Junge
Menschen einer ganz klar bestimmten Weltanschauung mit
der Aufgabe körperlicher Schulung und Ertüchtigung. Man
konnte die Präge auf werfen, ob nicht gerade der Sport ge-
eignet wäre, alle weltanschaulichen Gegensätze zu über-
brücken ^^^ ohne Seitenblicke Menschen mit Menschen, Juden
mit Juden zu vereinigen. Derin wenn es irgendein in sich
wertvolles neutrales Gebiet gibt, das sich aus eigener
Gesetzlichkeit heraus gegen weltanschauliche Kämpfe
sträubt, so ist es Turnen und Sport • Man müsste wahr-
scheinlich auf dieser üeberzei;igung beharren, wenn eine
geordnete turnerische und sportliche Ausbildung durch
weltanschauliche Trennung verhindert würde. Ist Jedoch
eine Gemeinde gen'igend gross, so wird diese Ausbildungs-
möglichkeit nicht gestört, wenn Menschen gleicher welt-
anschaulicher Richtung in einem Vereine zusammengefasst
werden. Unter diesem Gesichtspunkt wird sogar eine-
wertvolles Element der TrennTzn^; lebendig. Auch in der
^Ifi^kirl« Einheit i»fif^
miDsen also erkennen, dass durch weltanschauliche Gliederung
der Portschritt nicht gehemmt, sondern durch Anregenden
Wettkampf gefördert wird. Nur ist es notwendig, dase Gift
des Machtkampfes \xm Jeden Preisfernzuhalten, denn er zer-
stört den Auf au in seinen Grundlagen. Aus der Einheit
gegliederter Mannigfaltigkeit entstünde chaotisches, sinn-
loses und hasserfülltes Gegeneinander.
Der Bar Kochba in Hannover war sich dieser gnmd-
legenden Forderungen von Jeher bewus*t. Wenn er Junge
Menschen zur körperlichen Ertüchtigung auf dem Boden seiner
Idee zusa menf asste , so geschah es nicht aus absolutem
Trennungsbestreben heraus sondern aus dem Wimsche nat ir-
lljher Gliederung. filsJUixxlslxSuBKlx Das beweist sein ein-
deutiges, klares Streben zur Gemeinde. Er hatte von Jeher
den Wunsch, sich in das Gemeindeganze, dcl4 auf religiösem
Boden alle Kinder des Judentums und Jegliche Richtung um-
fasst, einzuordnen. In diesem 1itni1fc»n nicht ganz leichten
Streben hat er -4as muss man heute rückblickend anerkennen-
wertvollste Gemeindearbeit geleistet. Er hat seinen Jugend-
lichen Mitgliedern die Möglichkeit gegeben, sich körperlich
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zu entwickeln und gesund zu erhalten. Damit jedoch h*t
er zugleich die Möglichkeit geistiger Entwicklung geschaffen,
denn es ist ja eine alte Erkenntnis, dass die Beherrschung
des Körpers eine wesaatliche Voraussetzung ist für gesunde
geistige Entfaltung. Diese Möglichkeit beruht auf einem
Doppelschritt: In der Bindung und der Befreiung. Gerade
hei jungen Menschen ist es u unendlich wichtig, ihnen
über die Zeit körperlicher Entwicklung und des Garens
aller KrdLfte hinwegzuhelfen. Es gibt kein besseres Mittel
dazu als Turnen und Sport. Wenn jüdische W4tsheit fragt:
Wer ist ein Held?, und antwortet: Wer seine» Triebe be-
zwingt, s. ist in ieser Forderung idealer Selbstbeherr -
schung jegliche» Mittel eingeschlossen, das den Menschen
zum fttk^taaszx Gibbor, zum kraftvollen Menschen entwickelt,
also auch die körperliche Ertüchtigung durch Turnen und
Sport. /es ist ja kein Zufall, dass die Persönlichkeit des
Königs David in sich vereinigt die &twlBttfflQlrrttx Schönheit
dichterischer Lebensverklärung und -Durchdringung aiit be-
wunderungswürdigem mannlichen Eeckentum. Er dankt G'tt,
dass er seine Hände den Kampf gelehrt. Das ist kein Bild
sondern unmittelbare, fast könnte man sagen sportliche
Wirkl ichke i t yxttBxxtlsxaakÄtiftÄ»
/>^ Jedoch die Schulung und Beherrschung der Kör-
perkräfte wir erst die Voraussetzung für die Entwicklung
des wahren önigs, der gYi«t8^bild in den Gang jüdischer
Geshhich e hineingestellt ist. Aus dem Recken des Körpers
wurde der Held des Geistes, der imstande war, jene Arbeit
zu vollbringen, die schwerer ist als alle körperliche
Schulung, das ist: Einpflanzung göttlichen Geistes In das
mmhxmxiBlteMx wirkliche Leben des Auf und Hieder, der Liebe
und des Hasses und der nie abreissenden Kette von Lust und
Leid. Dies ist der zweite Schritt, zu dem körperliche
Ertüchtigung vorbereitet: Befreiung des Geistes durch Bin^
düng des Körpers! So hat denn der Bar Kochba wie alle
Tum ».Sportvereine eine unendlich wichtige Aufgabe, die
es immer wieder wachzurufen giltj und hiezu ist gewiss
der Zeltpunkt des 15 jährigen Bestehens geeignet, der in
recht verstandener Weise veranlasst, die Fundamente des
eigenen Baues zu prüfen. ^Öi^Aufgabe wird gesteigert und
geheiligt dixrch den Umstand, dass das Bemühen des Bar Kochba
fast ausschliesslich der heranwachsenden Jugend gilt.
fr arbeitet somit in verantwortungsvollster Stellung an der
Lidamentlerung unserer Gemeinschaft in Gestalt der kommenden
G^elatlto. eI möge ihm immer vergönnt sein, diese Aufgabe
in hingebender Treue und Wahrhaftigkeit zu dienen!
Begriissungsworte zum 15-3ährigen Jubiläum
des Turn-und Sportverein Barkochba bei seiner
Jubiläumsfeier am Sonntag, den 4.N0V.I934.
Meine Damen und Herren! Liebe Freunde!.
Als Rabbiner Hannovers, in dessen Arbeitsgebiet
unter anderem auch insbesondere die Sorge für unsere
Jugend einbegriffen ist, spreche ich dem Turn-und
Sportverein Barkochba herzliche Glückwünsche aus.
Der Barkochba ist aus dem Jugenleben der "Gemeinde
Hannover nicht mehr hinwegzudenken. Er hat in ziel=
bewusster »geradliniger Art seine Jugend dem Sport
zugeführt und wertvollste Arbeit an ihrer körperli=
chen Entwicklung «8IU5iÄ2ÄlX geleistet. Ueber den
Rahmen seiner engeren Aufgaben hinaus hater jedoch
immer und inbesondere imter der Leitung seiner
jetzigen Führer die Wahrung des Zusammenhanges mit
der übrigen Jugend J^annovers als wicht igile Aufgabe
erkannt und zu ihrer Erfüllung beigetragen. Die zu
ihm gehörende Schuljugend war auch immer ein treues
Glied unserer Jugendgemeinde , und das oft überschau»
mende Temperament der Jugend zeigte deutlich, welche
wichtige Erziehungsaufgabe ein Turn- und Sportverein
allein auch unter diesem Gesichtspunkte zu erfüllen
hat. Ich wünsche dem "erein von Herzen, dass er zu
seiner eigenen Zufriedenheit und zum Wohie unserer
Gemeinde sein bisheriges Streben auch weiter verfol=
gen möge, dass -um mit den vVorten des Psiimisten
zu sprechen- seine Jugend sprossen möge wie die
XX Palmen »gränen wie die Zedern des Libanon, dass sie
-nach dem in ihrer Jugend solcher Grund gelegt-
markig und frisch bis in späteste Jahre bleiben
möge, um zu verkünden ,ki Jaschar haschem,dass auch
der Barkochba innerhalb unserer Gemeinde beiträgt
zur Erhaltung und Stärkimg religiösen fiewusstseins,
und so in seinem Teil den Baustein liefert zum re=
ligiösen Aufbau der ganzen Judenheit!
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3m ^a^mcn 5cr am ^onnceetag jcbcr XDoc^« in 5«e 3ipn-
lofl« Jtattpnbcnbcn tDoptrageabcnbc Iprac^ ^cpr 5>r. 6<^opJch dm
28. aiot>cmbcr 1935 über ^Probleme bcr 'Jubcntumecrsicbuna In
F>«utig«p 3cit-. ^icfce S>ortrag f4)Iop einen 3t)BIuf Ober ^r-
5iel^ung$fragen ab, ber Don Äerrn ^Deiner eingeleitet unb bon ben
5öbwrn ber ©ünbe fortgeje^t tDurbe.
5)ie etotftcilung, bie fcbon in ber 2b«maJtcIIung entölten i%
benul^enb, ging i;err ^r. 6cborjd^ sunacbft Don bem ^Oerju^ au$-
eine ^egrijf^beftimmung für ^^ubentum** 3u pnben, um bann an
toefentlid^en pabagogijd>en ^nftitutionen unb OHet^Jobcn bie Prob-
leme ber Cgr3iel)nna Id>lec^tl)in su bemonftrieren. mu ber 6*il-
berung ber aktuellen jübiJc^M^n 6ituationen bePam ba^ Referat
Jeme organijc^^ f?\brunbung — eine auege5eicbnete (ßrunblage für
eine ^uefprac^e. fDcnn bae^ Referat, bat bie 3nftitution«n (^ule,
^unb, QWilieu, ^ugenbbcim, (Boftcsbienjt u. a.) unb Problem« ber
^rsiebung leibe nfd^afteloe barfteUte unb eine im »efentlidj^en
]ad)\\d)9 Sö)\\bQvnnQ toar, ol>ne ben 3ujammen(>ang mit ber prob
lematiß ber biftorijc^en (£nttx)icllung 5u bcriieren, er^eiJdS^te bie €ir
gflnsung unb f unbierung bur^^ bie tatjäc^Ii^e Situation, »ic to r
fic bei er3ie^eri|c^er O^rbeit jeber 3^rt borpnben.
^ie ^uejprac^e, getragen bon ^ugcnblid^^en unb <£rö)ac^|eneH
berpiebenfter $?\nlcbauungen, unb bon ben übcraue 3ablreicben
3uf)örern mit ec^^tem ^nterefje berfolgt, läßt fid> oielleic^t babin-
gebenb 3ujammenfafjen: 5)ie fragmürbigPeit unjerer materiellen
unb geiftigen €|iften3, bie ^tomifierung ber jübijc^en <ßejell|<^ft
unb bie baraus rcjultierenbc ^ibergcn3 b?r OubentumMuffaflungen
bat 3ur 5olge, ba^ bie jübilcb-Bulturcllc Cgnttx>idllung Peine normale
mebr jem Ponnte. ^ie !>eutige ©eneration aljo f>at Peine berbinb-
li0eJIlorm, bie eine eini)eitlicbe 5)or)'tellung bom ^Oübifcben S)oll
al$ ^beenbolP** ermöglichte.
. , ^.*^ ^uelprac^^e unb auc^ ba^ öc^luPtoort bat 'Hebncrt mun-
beten m bie gememjame ^ojfnung, baf^ buvd> «re3 Serael toieber
eine dlormalirierung jübifcben £ebene erfolge, unb ba^ im Saufe
ber lo angebabnten organifc^en (gnttoicPlung eine neue 'Jubentum^-
(beorie entftebcn toerbe, bie im toefentticben toieber bie uralte jfl«
bjj<^>e !?bc€ bcinbalten toirb — toie ee eben ba^ XDefen einer jeben
S\enal(jance iß.
' ^er ^Oorfifecnbe, ^err ^ecbteantoalt (ßolbftein, banPte J^errtl
5)r. 6cbor{d> für ben mtereflantcn $?lbcnb, ber eine gute JDorbe-
reitung b>ar für bie folgenben 3a)ei !Oortragc, bie fi^ ^^^ aPuten
Problemen <£rc3 ^«raele, bem „Qlabel ber ISOelt", befajjen f ollen:
y5Die ^Araber palaftinoe'* unb „Palaftina unb ber ^bejfinijc^e
Ärieg**, f. r.
%0f\
Judentiim^erziehunf: in
Keutlner Zeit.
•^IB^Mü«!
28. Nov. 1935.
Judentums er Ziehung in heutifcer Zeit.
Vorbemerkim.g;; j£ie will ich sprechen? Leidenschafts=
lese Suche nach Wahrheit »oder Leiäenschaft zur
Wahlrheit. Keine Zweclclüsen. Beispiel: I-ricgslu=
een (VerstUjnmelimgen aus Graiisainl:eit ; Italien-
A"bessinien) •
Die drei Grundbegriffe im V/ort Judentums er ziehimg:
1. v/as ist Judenti;iin?
2. Giht es Uherhaupt eine Erziehujicsmöglichkeit?
3. V/elches sind die Erziehungsmittel?
1. Was ist Judentum?
a ^Vnmial=suh.iektive Bestirnmim
Wille zum Judentum. " Jasagen zum Judentum" .
Ist etwas damit erreicht? Ja,Ahgrenzung gegen
die Verneinung des Judentuins durch die Juden,
gegen die Assimilation mit dejp Absicht auf
Auflösung.
VphlPr diese-r BestJlinmttling: nur formal, nicht
^-^-^^^^gkrJU^istgfSagpSn^^'^er^aspora;
hahen alle den vailen zu^gi Judentum, bekämpfen sich
trotzdem; also genügt ganz offenbar der blosse
Wille zum Judentum nicht.
Palästina: Um alle schlingt sich das Band
des jüdischen Landes und des selbst^erständli=
chen jüdischen Seins; trotz«/em gibt es sich
sich heftig bekämpfende Parteien; Unterschied kann
theoretisch ziim Teil nur im Weg liegen; in V.'ahr=
heit muss auch eine verschiedene Auffassung des
Judentums ziigrunde liegen.
TT^-hrnische Kultur ist ebenfalls nur formale
Bestimmung des Judentums. (Kein Zweifel üher die
ungeheure Bedeiitung des Fehräischen. Anderer
Sprac&p-eist ; andere 7/eltanschauung; wir Juden
sehen infolge unserer Kenntnis des Ileträischen
und Indcfeermaniichen stereoskopisch. Beisr^iel
hierfür zugleich als pädagogisches Beispiel
für die Verdeutlichung des hehräischen Sprach-
geistes: Lokach = nehaan, kaufen (mekkach .imem=
kar); im Deutschen: nehmen auch = stehlen; ja
sogar kaufen manclmal in dieser Bedeutung .Im
HeLäischen ist stehlen eine für sich vollkom^nen
isolierte Handlung ung Tatbestand : ganav. Hxer
klingt insbesondere der Kenschendie^stahl nach, der
als schreckliches Verbrechen (Todesstrafe) xn
den asereth hadihroth verhüten ist.
Beispiel : Beim Verhum steht im Vordergrund
ai; Frlge "nach der Aktivität, ahgoschlossene oder
aie iica^, TT„^/iT,,r.c,. im Deutschen die
nicht ahgeschlossene Handlung, ^^J
Zeit. Ausdnxck für die ausserordentliche Akti
. ^A^ iTpit ist da, um vom Menschen
vität des Jtiden: die ^.elt ist aa,
1 "-^vo+on 7,-leTes verändert zu
im Sinne eines höchsten z.ie_es v
'"tZ.^u ist ne.r.lsc. ^a .udentu. nicM_
laentisoh. ES tenn völlig ^mBüdisohes hebraxsoh
fcrB,uliert werden. Extremes Beispiel: es kunnte
..slmi:.Uon in he.rUischer Sprache S^P^j^^S*
;eraen,w>aTdirae wohl auoh.werm alle Juden nur
he"bräisch verstehen \r
Evanselien ins Hebräische.
„Irden. UelDersetung de»
^^Tr.v,n1tliche T^p..tirmuns.
i • ^ h...so.-u, ,-yv- — _ ^ «„ + T -1 Phe fkv f nähme
Peis-iele: Stetige tmd wesentlxche KUi
T ...riteile- hoasafsuf (i^^/pter) ,
fremder Rassenhestandteile. noa _^ . _^ ,^
Chazaren. Totnlität eines organinch
2.) Vol^she^rxff. Totalix ._einschafts=
^d geistig einheitlich hestx.-.ten Gemexn
lehens. ^;,^v,+Mche r>edeutuns:
AussercraenUlohe ^^ „e.-»elUiohen
,) aecen a.e Mosse ^^,^„ ^,„,„,a=
S...tenhe.ri. . - --^^^^^ .- ^— ^-^^""^^
rLrcLSfeaan^e; .edoch in .n.ehendi.er
rorm vor^vesseno-,en) ,^,j_,,,,^,iehenaicer
'\: "i^es -; insoh..tslehens. .s .raucht
AnsatzpunM exnes ^^^^^^ ^^ ^,^^,,„,
telne ^«i'^^f^^^f "'. j^err-chaft kcnrt.d.ss jeaes
-** der «^^"^ ™ ;. -la^^^p^eluns -a Ver.«r=
Vcli eine «!f!»;;^*;„, ,,f Erden bedeutet . Jedes
perung des »'^S«" ^^^ „erden.senau so.wle mn
Vcll. muss asm «tolten V ^ vielfnltiekelt
jedes lehewesen als Ausdracl.
des Seins erhalten v:ill.
c) Einfühn-mg des "Lel)ens"=I3e£:riffes in
die Auffassimg des Gemeinschafts] eigens, Die atoini=
stische ITaturwissenschaft hat auch das Gemei»fichafts^
leben/ in Einzelteile -das Individuum- zerschlagen
und dardt tatsächliches Gemeinschaftslehen thecre=
tisch ah.pnewürp-t .
Gefahr des Vcl'ks'^e.rrylfep.:
Man "begnügt sich -aus Finderfretdejvielleicht-
mit den einfachen gemeinsamen Dasein, dem hioligi=
sehen Sein, instinkthaften, tierischen Gein (in
gutem Ginne), und vergisst ,dass der Mensch nicht
mehr instinlctfeaft zu lehen verimg; er besitzt V^r=
nunft,und muss unter Aufivendung aller Kräfte, sein
Gemeinschaftsleben unter höherem, einheitlichem
Gesichtspunkt regeln.
llan darf also nicht nur sagen: wir wollen
als Volk leben; man muss vielmehr fragen: als
"Was für ein Volk" sollen und wollen wir leben?
Schon in der Bibel: goj imd am.
Goj kadosch (sippen:?: und daher blutmf.ssig
bestimmtes Volk) .Öewijjah = Körper.
Am kadosch. amam,zusammenschliessen, verbinden.
Vgl. Secharjah: goojim rabbim werden kommen imd
sich zusammenschliesr^en zu einem am.
Art des .jüdischen Volkes:
am kadosch, Nachdruck auf dem TTorte kadosch. Religiö=
ses Volle, vom G'tteswillen -der durch die Profeten
ofienljart ist- "bestiirmtes Volle.
Fose: weniflinu ani v/eamclio (!) milcol hoarnmim
al hoadomoh,
i^l in, •:):'!: Ad mr'Sa^ paus'önim -.1 sehet e s-'ijiin?
Schluss: Ich Icaiin nur ülDer Erziehung zu diesen
Judentum spredhen.
'• w
2,>"7ilit _es
„■^-.^i,^,i«t Ain>. Ttirsleh-infsmiifTl ich-
^^^^^Die Iberischen ha^en naiv immer als serostver»
stänaiioh aaran seGlav**- ^^'>«i- ^^^ Einrlohtwig
der Cohulo. ^ ^ .»^
Itedilcale ÜDerspltrAms nach dieser ..eite
durch aen Rationalismus : Die mensohllohe Ceele
sei ein tal,ula rasa.KEnne von Erzieher nach Be=
lie-ben teso-nrieben v/erden. ,=^1 + ..
Radll^ale tfterspitzuns nach der andere.yexte.
I„3 ^--v.-»^^^^ -nes andes. ES gilt nur noch Ver-
dlvinismus. Daher auch nach dem Kriege -wo
r .Tip^ m Treibhausluft mit rasender
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hörte, von ihr gar nicht zu erfüllende Aufsa'be und
Ve r an tv/ Ortung auferlegt .
Die richtige I.'itte (derech hftemzaith ) :
Jeder ITensch ist eine Individualität mit iDersonderen
An].asen,die mn nicht v;iir.cUrlich verändern kann.
(Hienand kann musikalisch gemacht v;erden) .
Das seht nun alyer nicht wieder so weit,dass jeder
vom anderen so tief verschieden wäre,dass nan
nicht seraeinsame Forderungen ^±s su einem gewissen
Grade avif st eilen dürfte. Sonst wäre keine Kultur
möglich ,
Forderungen der Gemeinsaal:eit notwendig, scnät
kein Zusammenleben und keine I'ultior möglich.
Jeder kann jedoch mir die Güter der Kult^^
übernehmen und fordern, für die er veranlagt ist.
Also ist es notwendig, die Anlagen des Menschen
zu entwickeln md ihn an die richtige Stelle zu
brin-en. llan konn die Anlagen jedoch nur durch
entspredhende,£leichgeartete ICulturgüter entwickeln.
/ , 4-„ ;5ac. "Ri iri^inf^srircesses von Kerschen-
(Grundgesetz de?^. ijua-m, ,b! j^-c-
Steiner)
Der Begriff des T,vpus .
Jeder, der erziehen will,muss Tnnivirlu.al= -und T.ypus^
forscher sein.
Erziehung also dreierlei:
1) Erkennen der Anlagen.
2) Anre^oing und Ausbildung der erT,vünschten,und
Unterdrück^mg der nicht er.vünBChten,insbeBondere
sozial nicht zulässisaioder nachteilisen Anlagen.
3) Erlangung eines Bozial xmd. kuj.turell
un"bedin/^t erforderlichen Sildungsstandes.
VJelclies sind die Sr?.ieh^ln^^^smittel?
1) Snlmlml'5si:?e r.üttel:
UnterrichtungjEelehriing. Das '."ort , einfaches
Ausst^rechen scheint das kürzeste Lüttel zu sein.
In 'vVahrheit das schlecht est e/:;eil es 1!) direkt
einwirken v/ill und daher leiclt auf Widerstand
stösst. Stille Ahlehn^ong imd T^Ausohung D.eicht
möglich. 2.) weil es sich des inshesondere rir das
Kind a-ber auch noch für den erwachsenen Menschen
schw^.r verständlichen yorthe-riffes T^edient. Nicht:
ve-st".ndnis und I.!is sirer stämdnis inshescndere der
schwieri/^eren Lehenshecriffe sind naheliegend.
3.) weil sich der Unterricht auf alle diejenigen
Stoffe heschränlcen muss,die irgenwie r^it Worten
zu erfassen sind. Gerade heim Judentixin spielen
neben den Wissensdingen Gefühlsdinge>^ (z.B. Wille
zu^ Judentum ) eine grosse Rolle.
o ^TT-^n ATmn^sm",ss5f;e lÜttel.
■ Das sind soD.che Mittel, die das Wort nicht
unbedingt ausschliessen, deren entscheidender ■
8
ITachdnfiicl-c ^edcch einer anderen Art von Einflussnalime
iDeruht .
a) Das Vorloild. Hier wird ein ganzes LeT3ens=
ide;.l in Totalit,"t der Einzelpersönlichl:eit vor=
.^elÖDt. Bei "leicher oder ähnlicher Veranla.jiins
von ausserordentlicher T/irkung. Entscheidend die
Sympathie , Zwie i PTUiiß .
hasinoh mekalkeles es haschiiroh; ebenso SäSSEaSX
hoahawoh. Lie^be imd Ilass sind nur Ausdruck der
entr-egensesetzten oder gleichen Veranlagung. 0l3jek=
tivität ist zu erstreiken, inshesondere durch das
Mittel der grössten nerecV^ti;^keit -Anerkennung der
andersartigen Individualität des Schülers, denn es
ist natürlich unmöglich, jeden üenschsn nur mit
einem Erzieher seiner Art zusammenzubringen. Es
ist immer vertrauener;jeckend,wenn der zu Erziehende
merkt, dass ihm nicht irgend eine Heinujig aufge=
drängt werden soll,sondem,dass ihm nur Hilfs=
Stellung zur Entwicklung der eigenen Anlagen ge=
gehen werden soll.
Hierher gehört der Begriff des Grui^^^enf Uhrer^^s .
Entscheidend, dass er den allgemeinen ^Jillen vor=
leht.
Auch die Frage, dass Jugend von Jugend se=
fülirt werden soll, ist von dem Standpunkte aus
richtig, dass der o^iise Mensch im jugendlichen .
Vorbild die Möglichkeit der Ausführung des Ideals
auch in jugendlichem Alter erkennt. Schwierig ist
I
die Fräse, wer von den jugendlichen Führern die
Verantwortimg für eine ^^Veltanschauung übernehraen
kann,nicht etwa fü* sich -jeder Jugendlache hat
das Recht, in seinem Leben zu experimentieren-;
anders jedoch, wenn er als Vorbild auf andere Ju=
gendlich einwirkten soll. Im Allgemeinen ist es
nicht richtig, dass der Jugendliche als FlJhrer eine
eigene Weltanschauung besitzt; er hat sich meist
einer grösseren Gruppe angeschlossen, die bewusst
die Jugend für sich erziehen möchte Cwozu jeder
das Recht hat). V/ir haben also sehr oft im Lager
der Jugend nichts anderes als die geistigen Ver-
hältnisse der Erv^'achsenengruppe vor uns.
1^) iinfi Er2iehii>i,^;ssituat.^nn. Dr.s Lülieu.
Beisi^iel:Ein Kind ist in der Grossstadt nei^os
geworden; kann nicht lernen und sich nicht lconzent=
rieren. Selbstverständlich nützt der beste Lehrer
nichts, wenn nicht die Situation geändert wird.
Das Kind muss in eine i^.ige, möglichst ländliche
Das Milieu als pädagogische Situation kann nicht
aus der Westentasche gebogen werden.
T.nr.^.c.-ulheii^; kommen aus England. In Deutsch-
land durch Lietz eingeführt. .^ ,. ^,.
Bdäeutung der HV:^-^ohnrah]cibWzxm; xhr .ett.
Milieu als pädagogisches I.Üttel.
worin steckt der W^rt des Milieus? •
lo
Bietet und fordert Totalität.
Beisriel fUr Judentums erziehuns durcli Milieu:
Jüdische TTeime (Waisenhäuser »lelirlinsslieime ,
usw .
Jüdische Sc--"le. Früher Kampf mm die Konfess=
ionsschule. Simultanschule will Einheit schaffen
vor Erlan£;ung der Eigenart.
Aufsa-be der jüdischen Schule: Bildung ,,1üdischer
Eigenart. ITicht Ausschaltimg der fremden Kultur=
Stoffe. Jedoch einen Standpunkt bilden, von dem
aus Brücken geschä3igen v/erden können. Lesen lernen
an jüdischen Stoffen etwa aus Bil)el und lüdrasch
und jüdischer Literatur, nicht an ^Weihnachten,
Nike] aus, Tannenbaum etc. Es gibt nur wenig weltan=
schaulich UngeD-ondenes. Es ist wirklich vervmnder=
lich,dass die Tauf t. ewegvmg nicht noch rasender
um sich gegriffen hat, nachdem von frühester Jugend
an der Geist und die Seele des jüdischen Kindes
mit Stoffen des christlichen Lebens angefüllt
war.
T.:^^.e^T.P Ji^<?endheime,die räumlitikh allerdings
so gestaltet sein müssten,d: ss man jüdischen Geist
zma Ausdruck bringen konnte: Jeder Bund einen
Raum; Leseraum etc.
.Tüdi sehe Ju^endbünde .Kachdruck auf dem v/orte
jüdisch. Sie müssen ihre Mitglieder in ein jüdi=
sches Milieu hineistellen wolleru Dann sind sie •
mitten im Gewirr der Grosstadt entstandenes, see=
11
lisches lind geistiges Ililieu.
Jüdisches Lehrhaus ^ am besten ein wirkliches
Haus, in dem immer geistiges Leben herrscht, in v/el=
chem Gruppen sich su jüdischen Feiern zusammenfinden
könnten. Ausgestaltung zu einem umfassenden Ge=
meindehaus. Früher wäre dasGeld dafür da gewesen.
Es fehlte die Einsicht in die Notwendigkeit solcher
Grnnduggen.
Entscheidend immer der Geisl^er in all diesen
Institutionen herrscht.
Re;":es und echtes .nrpttesdienstliches Leben.
Nur regelmässiger Gottesdienst bildet pädagogisch
wirksames LIilieu,ist aber auch Voraussetzung für
wirkliche Lebensförderung. In Deutschland herrscht
meist ein religiöses Leben in homöopathischen
Dosen» Kann wenig nützen.
Nachwirkungen der Naturwissenschaft des 19 •
Jahrhunderts.
c.) Die Lebenssituation.
Alle bisher gennnten Llittel sind bev/usste pädago=
gische Handlungen, wenn auch bei der Erziehungs=
Situation des Milieu mit der unbeirassten Y/irkung
grundsätzlich gerechnet wird.
Die Lebenssituation, das Leben ist völlig unab=
hängig von unserem ^;7illen. Es ist die Erziehungs=
Situation von Ilaschera jisborach.
12
Grun^"^ sätzlich muss Jeder, der über Erziehung
nachdenkt und sich mit ihr beschäftigt, wissen, dass
er nur für die ^^ Schule des Lebens" vorbereitet.
Letzten Endes wirkt erzieherisch nur, was in die
V/irklichlieit um2:esetzt, gelebt v;ird:
al taamen beazmecho ad jaum maus* che (llillel II.)
Die Er ziehinics Situation des Lebens geht nie zu
Ende und kein Mensch wächst aus ihr hinaus.
Die heuti.^e ^eit ist sichtTsarste Erziehungs=
Situation für uns Juden. Es wird uns z.B. vor
Augen geführt :
UnberechenlDarkeit des Lebens (ra'bbans niachacho=
waus belev isch...)
Kein Vertrauen auf menschliche Umstände wie ^^ ^^^
jahrhundertelange Ansässigkeit udgl.möglich,";,^;"^^^«-,^,^ pi
Flucht aus dem Judentim, Taufe, Trennung voil '
der Geraeinschaft ist verhängnisvoM für den Täter,
noch mehr für Kinder und Kindeskinder; sind ent=
wurzelt . (paiiked awaun owaus . . . )
Ahiegung der jüdischen Verpflichtmigen wie
Sahfeat etc. aus wirtschaftlichen Gründen, um wirt=
schaftlich nicht zurückzubleiben, ermcg]icht Reichtum
und damit auch Vordringen in gehobene Stellungen
imd die verhängnisvolle Ausrdrkung der heutigen
Zeit. /Anerkennung wirklicher Führer wie etwa Moses
IlendPlsolin'nur in dem,v;as gerade passt, trägt gift
in sich. Gesetz und Bürgerliche Vereinigung!
Das beängstigende Schwinden des jüdischen
¥;issens läuft Hand in Iland mit der immer grösseren
Verbreitung unrichtiger Behauptungen über das Ju=
dentum. . , , , ,
Hoch vieles mehr könnte man als Lehren der
Zeit anführen: Es sind zugleich Lehren der Bibel.
Kein Zweifel :G«tt spricht heute mit uns durch das
Leben!
13
Palästina als ^^ädateo.pjische Situation.
In Palästina finden vjir alles vereint, was zur
Judentiims er Ziehung notwendig ist.
Jüdische Schulen gibt es überall; jüdische
Hassen mit jüdischem Leben gibt es in Polen; jüdische
Bauern gab es schon inrner,in grosser Zahl in der
IBcrnine; jüdische Einricltingen bot die jüdische
Welt allüberall, oft in äusserlich vorbildlicher
Weise; usv;.
Alles z-asammen gibt es nur in Palästina.
Dazu komraen einige neue, pädagogisch unendlich wich=
tige Umstände:
Die hebräi:-.che S-prache er f öffnet den Weg zum
hebrätisclien Sprachgeist; zugleich zur Bn)el,eine
für sich selbständig wirkende Srziehimgsv;elt,wenn
sie nur gekannt wird, und insbesondere in der Jr=
Cl T^ ^* *^ O fl (-^
* PrlAstina ist admas kaudesch; dies wirkt als
Verpflichtung tmd antreibender Stachel.
In Palästina ist der Sabfeat selbstverständlicher
Rulietag;sodass jetzt erst wieder d§r oabbat in
umfassender \7eise sich fruchtbar auszuwirken be=
^^""""in Palästina ist die Vereinigung von Thora tmd
v-eltlicher Beschäftigimg, d.h. organische Lebensge-
staltunr MMnSgSSSälsaägXunt er dem G'ttesbefehl
wiedereinml im Lauf der Jahrtausende möglich ge=
worden. Eigenartig dass es mit der Zeit zusammen=
trifft, in welcher das uralte jüdische Ideal des
reli^'-iös-gebundenen Bauerntums in der Parole : ^
Zurücv zuS Boden! Weltgeltung zu gevmnnen scheint.
Auf Palästina sind die Augen der ^udenheit
gerichtet, - eine Anstachelimg pädagogiscner Art
?on P.usserofiäentlicher Verpflichtungskraft und
..ir^gsmöglichkeit. ^^^ ^^^^^^ ^^^^^ ^^^
um die Verwirklichung des G'tteswillens auf Erden,
14
um das malchuth schama^jim al haarez,in ein "bren:
nendes Stadium getreten.
Wir f:,ailen es deutlich: Es ist G'tt,der uns
heute zum Judentum erzieht!
MM3
pmll ^rs4 Cmiien
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S^r mU ^oeech,
'srs.B.
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^rci/i
/i^i'S
\ji^/3C
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Y/rt»/^
^artlU SpeeJ), l/lfk
Ansprache iDeim Tischtennistiirnier des
des Barkochba. 19. Januar 193S*
T-ie^^e Freimde! Ich iDegr'^sse Sie im Namen des
ganzen Jugendrings in der schönen Turnhalle der
Gem.einde Hannover , und möchte die IToffnimg ausspre=
chen,dass ein scliönes Tu ni er in einem schönen Raum
einen nev'en Baustein wahrer Lehensfreude in Ihrem
Le'ben liedTere.
Jüdischer Sport unterscheidet sich von an=
derem Sport dadurch, das s er immer auch eine Beziehung
zum Geistirjen aufweisen muss. Biese Bezi]fehi.mg soll
in diesem Augenhlicke lebendig gemacht werden.
Sie liegt in der üb erh rückenden Kraft des
Sportes» Sport vereinigt l'enschen aus den verschie=
densten Städten und sogar Ländern -auch v^erm sie sich
völlig fremd sind- zu einer Einheit. Sport kann
auch Menschen, die weltanschaulicb auf verschiedener
Grundlage stehen, in einem gemeinsamen Tim zusammen=
führen, und so zu wahrer innerer Befriedimg beitragen.
Aber echter jüdischer Sport hat noch eine
andere Kraf5 der Üb erb rückung. Dies kommt immittelbar
in dem Psalmliede zum Ausdruck, mit dem der heutige
Tag)^, der erste Tag der Woche eingeleitet wird. Y.^ir
singen da an jedem mozae schabfeat ein Lied des
sport= und kriegsgeübten Königs David, das mit den
Worten anfängt: baruch adoschemx zuri,hammelammed
jadaj lakrav,ezbeotaj lamilchamah, gelobt sei G^tt,
mein Feister meine Ilände den Krieg gelehrt und meine
Finger den Streit !
Es ist wirklich ein klein wenjfe verblüffend,
dass dieses 'Tort geradezu grossartig auf IT^r heutiges
Unternehmen passt,denn Sie streiten ja auch mit
Händen imd Fingern, ^md dürfen daher nuch ein Dankes=
wort sprechen an denjenigen, der uns Menschen die
Gesimdheit gegeben hat, die uns körperliche Betätigung
gestattet.
Aber entscheidend ist das folgende V/ort
imseres grossen Volkskönigs: magini uwo chassiti,
er ist mein Schild; auf ihn -d.h. auf G»tt- vertraue
ich. Hier haben wir in der kürzesteh Form jene
grosse Überbrückung des Judenturas zwischen dem
Körperlichen imd den Geistigen, zwischen irrlisc?ieE
Betätigimg vnä. Uimvandung riim Göttlichen, zwischen
Sport und wahrem Judentum!
Die grösste Gefahr, in der die sportlic'^'e
Freude am Körper steht, ist die Verselhständigung
des Körperlichen, die I.!einung,dass der LIensch nichts
v/feftter -"-u tun braucheyf, als ehen seinen Körper zu
pflegen, ein tüchtiger Eportsmann zu sein; einer
Finwendung zum Geistigen bedürfe es dann nicht. In
diesem Falle wäre aus dem Sport ein GötzendiBHst ge=
worden.
Beim Barkochloa iDesteht diese Gefahr nicht,
denn er treibt ja Sport nicht um des Sportes v/illen*
Immer steclct hei ihm die AnschauunUi dahinter, die
jüdische Jugend um des Judentunis i^illen auszubilden
imd zu dessen Erneuerung beizutragen.
So möge e3 denn diese Haltung be'vusst wfe&ter
pflegen; immer mögen bei ihm nebeneinander liegen:
magini uwo chassiti.der Schild des Sportes, das
Sportabzeichen, und die kraftvolle Zuwendung zp_m
echt Jüdisch-Geistigen. Dann v;ird er auch zur rr=
fülTung der davidischen Schlusswcrte beitragen, die
von einem glücklichen, bäuerlichen Palästina sprechen:
alufenu messubalim, an perez,\7e-en 3o2eth,v7e-en
zev/achah birch0^/;ethenu, unsere Rinder werden MSgSÜC
trächtig sein, ohne Verlust, ohne Schaden, und kein
TiTbhgeschrei mehr in unseren Strassen^ J'd ^n/iP/^ e^'i^e
cf
/^/f SS 103
t
fmJScUfJ CtllecHf/) IT 3. 6.
leciute ' Feteini B/tn!m »f &itJ ^reofäefA
fe^>/?
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'V<»X
\
•
Anspra-Qrhe nm Elte iiaTDend de»
undes deutsch=j*idischer Jugend; 25 ♦lo^*
Lieloe Freunde?
Der lienti^e -von euch veranstaltete Abend-
steht imter zwei Gesichtspunkten: 'JTinterhilfe und
Elterna'bend. Das l^edeutHt einmal, da ss ihr euren El=
tern zeigen V70llt,was ihr in eurem Dunde treiht,
v/as euÄ^e Ideale sind und wonach ihr streht; und zum
2;":eiten v/ollt ihr durch emer Spiel den n^otleidenden
Llenschen unserer Gemeinschaft helfen» Es steckt nun
ein hitterer Kern in dem Bestreiken, durch Spiel
V/ohltätigkeit su üben; es erinnert an eine der in
früherer Zeit vorgekommenen Sünden, der des V/ohl tätige
keitshalleSj'bei dem die Hauptsache das Amüsement
der Veranstalter vrar,imd dir vorgeschützte Grund, dass
etwas als Hilfe der i^ormen abfallen sollte. Darum
i:-t es richtig, dass v;ir in diesem Augenblick einmal
in aller Kürze versuchen, euer ^un in den richtigen
Zusammenhang hineinzustellen .
Euer Helfenv/ollen kann man mit dem hebrä=
ischen Begriffe der gemilus chassodim bezeichnen,
Er/'^eisung von TJohltaten. Ihr erinnert euch sicherlich
an das bedeutsame V/ort imserer 'Weisen: ''Auf ("irei
Dingen steht die 'Jelt : auf der Thora,auf dem G't~
tesilienst und auf der Eirv/eisung von Wohltaten". Hierin
ist die Rede von den drei Säulen, avif denen die Iuen=
schengemeinschaft steht; undzugleich müssen v/ir da=
Xt\n denlcen,dass ':wn.n nur eine Säule hiervon ein=
stürzt, die ganze llenschheit gefährdet ivird. Dass auch
ihr heute der Erhaltung dieser drei JSäulen dienen
wollt, ist ohne weiteres ersichtlich.
Der ersten Säule dienet ihr, indem ihr
heute ein Stück auf führt, das nicht nur einen jüdischen
Inhalt hat, sondern das einer von euch selbst gedieh-
tet hat. Dies legt Zeugnis davon ab, dass ihr euch
ernst'"aft mit unserem ureigenen Judentum beschaff
tigt. Freilich gehört noch mehr dazu, denn eTudentum
ist die göttliche Lehre von der Menschlichkeit, enthal=
ten in unserem vnmderbaren Buche der Thorg. Und es
ist ausschlaggebend für unser Geschick, ob wir selbst
diese Menschlichkeit immer wieder von neuem kennen
lernen wollen, damit wir sie nach dem Hennenlernen
auch verwirklichen können.
Auch der zv/eiten Säule der Erhaltung der
MenschJieit dient ihr, der awaudoh,das was wir G-»ttes=
dienst nennen. Gottesdienst ist zunächst einmal
seit uralter Zeit in allen Religionen die Zusammen^
kimitt im Cr' ttehaus, wo man sich gemeinsam dem Gedan^
ken der Ewigkeit widmet* Aher ein solcher Gottesdienst
allein genügt nicht. Das Judentum f ordert, dass das
ganze LelDen ein G*ttedienst ist, dass alles, v/as ge=
schieht leschem schomaj jim,su Ehren Gattes geschieht.
Ein solcher Gottesdienst ist sehr viel schwerer noch
als hlosse religiöse Zusammenkimf t • Und ihr dürft
heute Abend erkennen, dass auch ihr auf dem w'ege zu
solchem T-ehensg* ttesdienr^t euch bewegt. Denn was
wollt ihr mit eurem Tun? Ihrivollt unserem Judentum
zur Ehre gereichen? Judentum jedoch ist eben die
Lehre der Verehrimg G'ttes durch ein Leben der
Menschlichkett. In dieser Aufgabe sind wir alle
ev;ig Strebende. Diese Aufgabe ist imendlich,wo wir
auch sind, ob hier in Deutschland oder anderswo.
'Tenn jemand auswandert, so kommt er g ewöhnlich in
ganz fremde Verhältnisse imd es wircl ihn v/ohl sehr
oft das Heimweh anlcommen. Aber er kann einen treuen
Begleiter haben, dar ihn tröstet, und das ist unser
Judentum. "Jler sich vornimmt -wo er auch sei- ,ein
treuer Vertreter unseres Judentums zusein, der wird
auch in der schwersten Gef^^hr und Not einen Beschüt=
zer haben, den wird man niemals wegen unwürdigem
Verhalten ausser Landes weisen müssen!
Einer von euch, der lange euer Führer war,Phi=
lipp Goldmann geht in wenigen Tagen von euch KKK in
das grosse Land jenseits des Ozeans. Erhat euch ge=
zeigt, wie man hier eure Ideale vereinigt mit echter
Treue zum Judentum. Er hat diese Treue seinem vorbild=
liehen ElternhaHise entnommen, und sicherlich ivird er
auch in der Eremde diesen vmnderbaten Talismann, den
er hier -in seinem Leben seinen jungen Freunden ge=
zeigt hat, nicht vergessen; dann v/ird das Judentum,
dann wird G'tt auch ihn nicht vergessen.
Und der dritten Säule der Menschheitserhaltung,
der gemiluth chassodim dient ihr heute hier in aller
öffentlichkeit. Ihr wollt Notleidenden helfen. Damit
zeist ihr euch im Kampfe segen die Sel"bstsuclit,die
daJikläSM slaiilDt,es genüge, wenn es einem nur sSbst
gut gellt. Aber ihr zeigt auch,aass ihr ein Gefülil
ha'btj'iioi -vvelcher Form Jugend den Notleidenden helfen
darf. Aber es gilt auch für erwachseneyl ITenschen.
Man darf nämlich der Armen nicht beschämen. Darum
ist eure indirekte Hilfe so schön. Ihr habt euch
für die Sammlung an den Eint opf Sonntagen zur Ver=
fügung gestellt, und auch an sonstigen Samnlungen
beteiligt ihr euch. Und heute Abend dienst ihr dem
gleichen ^wecke in einerindirekten, aber ernsten
Form.
Und
Ihr werdet aus bomim zu baunim,aus Kindern, die
y',issen,wnp JTl -^ <=>■>♦ ^"^"H- imv.r^n^it ,iMrfin1n-h iTir zu ]3auleu=
ten,die mitbauen nnder Erhaltimg der Gnuidsäulen der
Menschheit, an den Säulen der göttlichen Lehre pr,^k=
tisch ge^'bter Mens chlichlcetl .
was leistet ihr damit? Ihr verwandel"^ euch.
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Um-Ue, Msc
• •
Ansprache
bei der Einführung in die Leibniz-Lo^e
am Dienstag, d. 19. Mai 1936.
Wenn die «^elt, in der man lebt, äusserlich und inuerlich
erschüttert worden ist, muss man - sofern man noch Kräfte in sich
f 'ihlt- den Versuch der Prüfung seiner V/eltanschauungsgrundlagen
machen und evtl • zu einer neuen Grundlegung schreiten*
»»ir wollen im Rahmen dieses Denkens heute Abend von dem
ausgehen, was uns am nächsten liegt, von den Idealen unseres Ordens
W.B.a^E., i/i/ohltätigkeit , Brüderlichkeit und Eintracht» »^ir haben
hier zwei positive und ein negatives Ideal von uns# «Vohltätigkeit
ist ein aktives Ideal der praktischen Handlimg, Brüderlichkeit
ein solches der G-esinnung» Eintracht ist mehir ein negatives, ein
passives Ideal der Zurückhaltung, die Aufforderung, Zwietracht zu
vermeiden, (gewiss ein wichtiges Ideal, desoen Bedeutung gerade in
einer Zeit erKannt wird, da das Vergehen eines Einzelnen der ganzen
Gemeinschaft aufgebürdet wird und daher auch nur das Zusammen-
stehen, die Vermeidung von Zwietracht die Kräfte der Erhaltung
hervorrufen kann)* " -_ ^
Kein Zweifel, dass diese Ideale in das Gebiet der Ethik ge-
hören, der Lehre von guten Handeln ♦ Sie scheinen von selbst ein-
zuleuchten • Vnirde man ohne jede Voraussetzung nach der Notwendig-
keit des Ideals der «Wohltätigkeit fragen, so würde der Bruder
■unseres Ordens wohl in irgend einer Form antworten, dass sich die
Hilfeleistung sn Notleidenden von selbst verstehe; es ist eine
Forderung der Menschlichkeit. Ausserdem werde sie auch vom Egoismus
befürwortet, der auf die Möglichkeit hinweist, es könne jeder Mensch
einmal in Not kommen und da er der Hilfe bedürfen* -/^ah für die
Brüderlichkeit und die Eintracht könnte angeborene Selbstverständ-
lichkeit und Egoismus in ähnlicher <^eise zur Begründlang ihrer Ver-
pflichtungskraft angeführt werden»
Solche Begründungen haben Durchschlagskraft jedoch nur,
wenn sie auf einem concensus imnium, auf einer Uebereinstimmumg
aller beruhen. Dann aber brauchen sie eigentlich keine Begr'indung*
Führt man doch solche Begründungen an, so ist es meihr der Ausdruck
eines glückhaften Empfindens der Selbstzufriedenheit, die das rei-
bungslose Mitschwiminen im Strom der Allgemeinheit konstatiert •
^ders liegt die
- 2 -
Sache jedoch, wenn die SelbstverstfLidlichkeit solcher Ideale in
Frage gestellt wird. Das Fehlen des conoensus imnium wirkt dann
wie eine Schwinge, die Spreu und «»'eizen voneinanaer sondertt Die-
jenigen, deren Gl'icksempf Inden csuf dem consansus omnium beruht,
werden sich w ahrscheinl ich ohne viele Heminungen dem neuen Ideal
anschliessend Beim alten Ideal werden aber nur diejenigen bleiben,
die von der Sehnsucht nach V/ahrheit getrieben hief 'ir zulängliche
Begr^'indungen gefunden haben werden als nur die liebere ins timmung
aller.
An die Ideale unseres Ordens hat die Zeit der vergangenen
Jahi-zehnte mindestens scharf kritisierende Sonden angelegt. <Vohl-
tätigkdit wurde gewiss nicht als schlecht hingestellt. Hier die
Frage tauchte doch ganz entschieden auf, ob individuelle V/ohl-
tätigkeit nicht eine Versiindigung gegen den Geist des wirklichen
Menschenrechtes darstellt. Die Kultur und Zivilisation beruht • ^
auf der Zusammenarbeit aller. Daher haben alle das Recht auf
Erhaltenwerden selbstverständlich zur Zeit ihrer iirbeitsausf ührung ,
aber auch zur Zeit ihres Nochnichtarbeitenkönnens i:uid Nichtmehr-
arbeitenkönnens* (Popper-Lynkeus-Nährarmee) • Gev/iss konnte man .
dann vom j 'dischen Standpunkt aus einwenden, dass ^Vohl tätigkeit
in unserem Sinne gleich Zedokoh, gleich Gerechtigkeit ist, dass '
also das Element der Beschämung, das in jeder privaten <i/ohl tätigkeit
liegen kann, dem i^iillen des Judentums entsprechend ausgemerzt werden
müsste. /ber es handelt sich hier um eine prinzipielle Verän-
derung. Es wurde der individuellen V/ohl tätigkeit die allgemeine
rechtliche Verpflichtung, dem Individualismus der Sozialismus
gegenübergestellt«
i«enn man auch bei dieser Kritik noch gewisse verbindende
Bracken finden mochte, so gi.'iff eine andere Jxt der Kritik viel
schärfer an. Wohltätigkeit ist insbesondere eine Verpflichtung den
Schwachen und Kranken gegenüber. Wer konnte sich vorstellen, dass
einmal eine Zeit kommen wird, in der die Verpflichtung der Hilfe-
leistung für Schwache angezweifelt würde. Diese Umwälzung kam be-
kanntlich mit Nietzsches Philosophie. In seiner letzten Periode
stellt er als Ideal die Bejahung des Willens zur Macht auf« Ueber-
mensch und Herdenmensch stehen einander gegenüber. Die Herdenmen-
schen sind nur Material für die Erzeugixag des Uebermenschen« Diesem
- 3 -
ist alles erlaubt* Die alte, auf dem G^ ttesglaubea beruhende Moral
ist aufgehoberit "Nichts ist wahr, alles ist erlaubt". Begreiflich,
dass der Schwache, wenn es notwendig erscheint, nicht gehalten,
sondern gestossen wird, damit er noch schneller fällt*
Henn eine solche Philosophie ausgesprochen .vird, dann ist
es noch weit bis zur ihrer Verwirklichung • Zuerst sind noch
die Kräfte der Vergangenheit lebendig, so dass Theorie und Taten
zueinander in iViderspruch stehen. ^J^er einmal kommt der Augenblick,
da die neuen Ideen sich durchgesetz.t haben* Dann haben sie die
Fähigkeit, die alten Ideen aufzuheben und das Leben tatsächlich
nach ihrer Vorstellung zu gestalten* In diesem Augenblick wird auch
die alte Idee wieder auf den Kampdp.atz gerufen* Sie muss entweder
xmter neuen Verhältnissen zu einer neuen ßegriindung kommen, oder
sich selbst endg'ilttg aufgeben«
In dieser Lage sind heute die Ideen unseres Ordens • Seine
Ideale sind nicht geeignet, den Herrenmenschen zu erzeugen* Im
G-egenteil wo . len sie "Brüderlichkeit", die G-lsichheit der Menschen,
Sie lehnen das Recht des Stärkeren auf unmoralische Handlungen,
wenn es für ihn nützlich wäre, ab, und verlangen kategorisch Hilfe-
stellung für den Schwachen. Muss man diese Ideale als unrichtig
erkennen? - . . - . - •
• Prüfen wir diese Frage auf dem Hintergrunde der in diesem
Augenblick ims auf taujhenden Begriffe der heteronomen und au-
tonomen Ethik* Man versteht unter hetoronomer Ethilf ein von einer
, ausserhalb des Menschen liegenden Autorität vorgeschriebenes
sittliches Handeln, z*B. von G' tt gegebene Gesetze. Autonomes
Handeln beruth auf der angeblich vorhandenen Fähigkeit des Menschen,
aus eigener Vernunft a: solut gültige ethische Gesetze zu erzeugen*
Das Altertum kannte nur heteronome Ethik. Immer hat
ein G'tt die Gesetze verordnet* Ein Beispiel: Auf der Hamurapi-
Säule sieht man, wie der Sonneng' tt Schamasch dem vor ihm
knieenden König Hjunurapi in Form einer Rolle sein Gesetzbuch
übergibt* So stammte auch die Ethik, das über das Recht hinaus-
gehende Verhalten zu den Menschen, aus göttlicher Quelle. V/odruch
kam die »Sendung? Durch die Entdeckung des Rechtes der Einzel-
persönlichkeit* Durch den aufkommenden Individualismus. Kopernig:us
hat den Menschen heimatlos und wurzellos gemacht* Vor ihm wölbte
sich ein schützender Himmel über dem irdischen Reich der manschen und
- 4 -
^
und ge"ährte duroh seine Hoffnun_'- auf die Zukunft auch Sicherheit
in der irdischen Gegenwart, da. ein vorstellbarer G'tt aus diesem
Himmel heraus imumstössliche Gesetze verordnete* Kopernikus hat den
Himmel zerstBcfirt. Jetzt war der Mensch nichts metir als ein winziger
Staubkorn auf dem kleinen Planeten, der sich im unendlichen "^i/eltall
mit rasender Geschwindigkeit drehte» Es gab nun logischerweise
nur noch einen möglichen fiuhepunkt: das war der Mensch selbst.
Er musste in sich einen feststehenden Msatzpunkt suchen, nachdem
jeder ausserhalb liegende Msjitzpimkt genommen war. Der Mensch fasste
Zutrauen zu seiner Vernunft. Hatte sie ihm nicht die Erkenntnis
von der wahren Beschaffenheit der V/elt gegeben? Sollte sie nicht
auch imstande sein, ihn Sicherheit in der Jb'rage nach dem richtigen
Verhalten der Menschen zueinander geben können? "' V '
Es ist daher durchaus verständlich, dass 'der Phiiosoph
Descartes den Aisatz des absoluten Selbstbewusstseins in der Denk-
3CÄXjäxgJCıi möglichHeit fand. Cogito ergo sum, v;eil ich denken kann,
deshalb bin ich. So stünde der Mensch nun wenigstens in einem Punkte
fest. Nach Carte sius wäre der Mensch mm durchaus imstande .p-ewesen,
G'tt zu entthronen imd damit auch die .7elt der göttlichen Ethik,
/^er er fand den rettenden Ausweg, indem er für wahr' erklärte , r/as
olare et distincte sei, was in sich klar und von anderen Begriffen
deutlich unterschieden wäre. Dazu aber gehörte in erster Linie
der Begriff G'tt. Er meinte also, dass G'ttes Existenz eben
durch vernijnftige Einsicht klar ersichtlich wäre und damit auch die
auf Religion gegründete Sittlichkeit. Er bemerkte offenbar nicht,
dass er in Wirklichkeit die Reli-ion zerstörte, da er das Dasein
G'ttes von der Gnade der ihn erkennenden menschlichen Vernunft
abhängig machte •
Die endgültige Zerstörung dieses Pfeilers v/urde durch den
grossen Philosophen Kant vorgenommen. Er wies nach, dass ein noch so
klar vorgestellter Begriff durchaus noch nicht existieren müsse.
Also besage auch die klare Vorstellung G'ttes nicht über seine
wirkliche Existenz. G'tt lasse sich nicht beweisen.
Trotzdem blieb sowohl für Descartes als auch für Kant
die göttliche Ethik erhaltenl Bei Descartes ai geschah es durch das
Mittel, dass die Existenz G'ttes und mit ihr natürlich sein Sitten-
gesetz eben durch den Verstand als unbedingt notwendig und seiend er-
« 5 -
^
kanntwurde. Bei Kant dadurohrji dass er zv/ar die ßeweismöglichkeit
Gattes durch Vernunft leugnete; daf iir#*jedooh Ü-'tt als Postulat,
als iJ'orderimg des Glaubens erhob, ohne welches es kein sittliches
Handeln geben könne* Er fonnuliert das so: Das moralische Gesetz
führe "zur Religion, d*i. zur Erkenntnis aller Pflichten als
göttlicher Gebote, nicht als Danktionen, d.i. willkürlicher, für
sich selbst zufälliger Verordnungen eines fremden ^/illens, sondern
als wesentlicher Gesetze eines jeden freien ^7illens für sich
selbst" (Kritik der praktischen Vernunft, erster Teil, 2. Buch,
Hauptstück V, Das Dasein G'ttes als ein Postulat.)
Der Pferdefuss in dieser Auffassung liegt offenbar darin,
dass das göttliche moralische Gesetz seine Göttlichkeit dc?durch
erweisen muss, dass es als das Gesetz unseres freien willens er-
kannt wird; es aiuss sich also vor dem Richterstuhl der menschlichen
Vernunft verantworten. Damit ist natürlich seine Kraft gebrochen,
denn in diesem Frdle ist eben die menschliche Vernunft der wahre
G'tt.
. Ist es nun verwimderlich, dass eines Tages die R'.icksicht
auf einen von d;^»r Vernunft geglaubten und gnädigst anerkannten
G'tt schon aus Gründen der Beq^uemlichkeit fallen gelassenv/urdei*?
Dann gab es nv^r noch einen G'tt; das war die Vernunft selbst.
Aber die - von G'tt aus gesehen- rückläufige Bewegung des ^^enschen
zu sich selbst machte nicht Halt. Der Mensch begann in seiner
«Vissenschaf t sich selbst aufzulösen. Das Vorhandensein der
menschlichen Seele 'vvurde geleugnet» Das Ichbewusstsein erschien
fast wie eine Selbsttäuschung. Der Psychologe Mach erklärte die
menschliche Seele nur noch als din Bündel von Empfindungen ♦ i'olge:
Allgemeiner Skeptizismus. Wenn in dieser allgemeinen Auflösung nun
irgend jemand einen neuen Haltepunkt aufstellte, so musste er sicherl-
lich Erfolg haben. Dieser neue Haltepunkt war der gesteigertete
Individualismus, der Egoismus. In Stimers Buch"Der Einzige und
sein Eigentiom" wurde radikal der IvL.nschheitsbegriff geleugnet.
Es existiert nur noch der lebende, sinnliche Mensch* Sein Eigentum
reicht so weit als er will. Er erkennt kein anderes Gesetz als
das seines eigenen Wohles und Vorteiles an^
Nicht ganz so weit geht Nietzsches Lehre vom Uebermenschen«
Aber auch für ihn gibt es keine anderes Gesetz als die Notwendigkeit
b -
4
seine eigene Persönlichkeit zu enowiokeln.
Hie i-Otwendige Folge solcher philosophieen musste die
theoretische Vorr/egnahme eines KampTes aller ^egen alle sein* Da
aber die Menschen doch ein gesundes B;riipi*inderi Tür den Wahnsinn
der Selbstvernichtung haben, der iii solcher Lehre übersteigertster
Egoismus steciwt, haben, so begreiien v/ir, dass als einrache Folge
der Uebersteigerung nach dorn besetze des Pendelschlages das an-
dere Extran entstund, der hemmungslose Kollektivismus des 19 .
Jahrhunderts, in dem das Individuum sich selbst zu Gunsten der .,
Gemeinschart Vüllst.xndig aufgab. Ss gibt i'ür diese ^rt;oUeinung
u igtintlich keino andere zulangliuhe Er di^rung als eben der L7/ang
der Selbsterhaltung der Mas^e, die sich nicht von hemmungslosen
Egoistv^-n als Mit ^.el zum Zweck g-^brauchen las.:en Y/ollten,
tiO
c;
Y/ar nun eine andere Art des Egoismus, dt^r die ScUi/achen, die sich
nicht allein erhalten konnten, zu gemeinsamer ilili'e zusammentrieb.
Aber das Ganze 7/ar eine vüllständig ontgotterte Welt. Von der
autonomen Vernunrt, die Raubte, sich selbst regieren zu können,
war nichts übrig geblieben, als ein hemmungsloser Egoismus, der
nur aus durchsichtigen Zwecken manchmal mit o rauschen Prinzipien
verbrämt t/urde» •* - • v
r •
u aiesen moralischen Prinzipien, die in V/irkliciikeit
aus ga> z anderer V/elt stammen, gehört auch das V/.B.u.^. unseres
Ordens» Aus dem Egoismus heraus kann man keines der drei Ideale
begründen* WohUjaLigkeit aus Egoismus ist keine V/ohltutigk^it,
Sondern höchstens Berechnung, die im j^aben ^u^c^nblick die
Wohloätigkoit sus-pendiert, da sie nicht mehr zu eguistiscaen
Zwecken notwendig erscheint, abg^^aehan aavon, dass Wühlte, v.igkcit
aus Egoismus die rechte Behanalung des Nebeiinenschen vermissen
- 7 -
laüüt. BrüderliclikuiL aus ii),j-oii3iauü iJt keine ^rUdoriickköit sondern
^
iictöke. Mritrs^üiiu aus -^güismus Zerbricht im belben Augenblick, da
gwietrcicht nützlicher erscheint • Wir jjöhen, cLajü in der Zeit der
Verwirrung, die der Egoismus una iiatcrialisrnus des 19* Jahrhunaerts
hervorgebracht haben, unbure Ordensiaeen geradezu nach einer zuläng-
lichen Begründung ;5chreien. V/ie iüt isie zu ringen? • ; "
Zeigen v;ir die Jüdische i:iegründung. Kurz gesagt: Sie
ist rein theologisch, d.h. ""» ttbezogen, vom ^« tteabegrixT abge-
leitet. Erkennen wir zunächst einmal nur den rortnal-lopischen Zu-
üammenhang: Das Judentum lehrt, dajci aie -^rde von ü-ttt gescharr^n
Tvurde, und dasü er den einen Menschen erschuf, von dem dann alle
Menschen abstaniriten. Has bedetuet nach dem Talmud, dass kein Mensch
das Reciht und die Möglichkeit haben sollte, sich eine andere, - y/ie
, ■ .',■.• . "■
er meint- bt-sserc- Abstammung zuzulv^-gen. •
Mit dieser Anschauung y/ird der ^egrirr der yiei.schheit
begründet. Sxirner leugt die V/irklichkeit der Menschheit. Sr ist
» _, . ■ - *> - ■ '.
nur ein Oattungsbegrifr, ein Jibstraktum, der letzte Kichauten einea
alLen &espenstes. (v/indelband, öescichte d.Ph.Se. i?6ip). ....
^er Talmud stellt dagegen die Menschheit nicht nur als -tiegriiT
sondern als eine historische -Tatsache hin. Alle Menschen sind
Blutsverwandte, eine grosse Familie. In Jeder Familie kann es
Streit geben; aber die Mitglieder genören untrennbar zus.:-:i.mmen. Kei-
ne Jöiskussion kann es verleugnen, ^iv Menscuen sind J^rüder in
ü-'tt. Und welches ist das recht Veriialten zv/ischen Bri.aern?
Die Brüderlichkeit! Das Wohlwollen, nicht das Uebelwollen; Die
Hiire, nicht die Störung und nicht die Zerstörung* iJfe-ruber hinaus
aie Eintracht, so Y/ie innerhalb einus einzelnen Menschonkörpers
liar i.onie herrschen muss^ wenn nicht Krankheit ausbrechen soll; so
muss auch innerhalb eines Volkes- und m^^ Suiüi.^itskörpers Harmonie
^
%
- 8 -
herrschen, aanix nicht Kr^unkheit Zöratörend ciurtrcto . Wenri über
Krankheit aui'taucht, wenn ilen sehen Ibideu, dann muas man ihnen heli'en,
denn wir le.den mix den Brüdern, wir OL;pritiden in des v/ortes wahrster
üedeuxung Mitleid, weilwir ja in v/ahrheit alle zu^ariiiTiengohüren.
So entwickelt sich aus der einfachen theologischen Vorausaei-zung
des Schüprerg» ttes, der die i-»rdü erschaxi'ei., Lwanf^loa die Freiheit
unseres Ordensideales. •
Bs v/ird also j 'j de w eitere »-enscuhcitsentwickluigti ab-
hangig sein von dera Verheil onis zxxai G-' tT.esbc!grirr , oaer besser gesagt
■ ■<.■•,■-■
zur V/irkliohkei t G'>~utüs, Wir müSL;en ar.s in ciieötiir. üugen blick noch
einmal an die rUükluurxge Bev/ü^ung erinnern, aie vücii dc;lbK;tver-
ständlichen Cj» ^tes^lixuben aes ilit Lelalterü zur entgöLterten V/elt
des ra..enden Bgoiamus des Einzelnen und dessen G-egenspiois aer
sieh verteiaigenaen Masse rührte. * Der philosophisch denkende Mensch,
uer die V/irkung ablcniit, muss. naturlicher7;eise auch uie Ursache ab-
lehnen. Die Ursacheli^gt in der Talschcn Idee der Autonimie aes
i^iensehen, (in gewissen Grenzen ist sie auch wieder richtig; soweit
sie nämlich das j^^reiheiustaeY/usstsein des Menschen in der Wahl-;
zv/iscwen Gul xxin BüstJ ausdrücku). Echte i-Ioral, wirksame iloral ist
nicht autonom sondern hetoronora; dem i,.en sehen vori einem liöheren,göttl •
Wesen verordnet. iJer **eg uür j^rli^oeilung geht v/ie bei aller v;issen-
schartlichen Forschung über den Sinzelmuni^chen, den Üntdecker
der wis^^enschai'tlichen Wahrheio, der den «</'eg voranschreitet,
den danii alle arüern nach seiner Bahnung auch b^-^schrei^en Können.
Der Y/eg der Iiltdeciiung der :';ahren Grundsatz. göI>^licher ^^^thik g;ht
über den Prophc^ten, der die Y/ahrhcit zu schauen vermag von Angesicht
zu Ang-sicht, so wie es von unst^rerm Löhrer Mose heisst.
Es etnsteht nur noch die i^'rage, weshalb unser Orden zvrar
,1
•
— Q -
diä drei gro^oeii Ideen echten Juden uums c^li> ürunaprciiler eingebaut
hat, aber die ÜTUi\dlaigo des lügisoli einzig und allein zureichenden
ö« ttesbegriiTes niüht nennt? Darauf gibt es i//:ei Anc v/orten.
Man Könnte vt^rmuten, da. i^ es in oint^r i^eit, inw einher O'ttesür-
konntniö nicht meixr als verj^a'li mutend eriiannt v;ut:de, Zv/eciüJiiubsig-
keit die Q-ründer verluiuet haben i.ör.n^e, zy/ar aie Forderung aes
ü-öttxichen einzubauen, aber zur Vt^rnieidung vun V/ortstrei ^igk.eiLen
die Nennung des Grrunabegr irres und Ausgangspunlites zu unterlassen.
^er..utliüh iot aieiiur &rund nicht rici^tig. ISj v/i rd viti^lmehr so
sein, dass man unter Juden von der waiirhoiu de^; gÖULlichen Daj^eins
gar nicht zu sprechen braucht. Gehi> man den Anschauungen aui' den
Cjrund, so v/ird man vielfach entdecken, dass auch sogennruAo
Ü-» tteoiß ugnung in v/ir;vlich/\.e it sich nicht aur aie Biiiprinaung aes -
CT/igun Q^^-heimnissos bezieht, sondern aur einen ü-'tt, den üenschen
»■ ' * ■ ' *- - ' • . ■ ^ . . "
sich nach falschen Vorbildern zurechtgeschni uten hatten. i/Iacht
man aber einmal die Probe a.ur aas ü;>ceifipei, so entdeckt man dirjvjunder-
bare Empränglichkeit und ewige aieichartigekti des jüdischen -^e-. .
• ■ .. " • • .
wusstseins. Denn '»v^^lLjhcr ü rüder unseres Ordens konnte sich der
t • • . ■ ' ' '
Erkenn\.nis enuzieiien, dass z.B. in den Worten des Propheten^ Jesaia
• -■•.■■
Kt.ll, Vers 1-9 in wunderbarer Foria, in absoluter -»-rerrsichc-rheit
die Ideale unseres Ordens schon vor Jahrtausenden ausgessprochen
wurden, indem Persönlichkeit und G-c?meinschart , üidri scu und Natur •
in eine ei nzigar Lige , aur dem iJriebnia des ^otUlichen beruhende
Harmonie p;ebracht wurde:
ES Y/ird exn Spross ausgehen vom Stanne Ijais . .
. .
Wiederhole-, v/ir dieprophotischen ^/orte jüdischer
(j» tteserkenntnis noch einmal mit den Worten des grossen Dichters
ü-öthe:
G'ttes ist 4ur Orient,
Q.«tteo i;:^t aer Oocident.
l'
•
- lö -
a»tte3 isx. der Üriv::int
G'ttös i;jt di^v ÜcciciLnt.
Nor<i uriCi Südliches G-elande
Ruiin im Frio^den st^iner Hanae
Mit aiesün Worten ist der Hintergrund unserar Ordensideen
gezeichnet. Und auT iinn erhc^bx sich nun ein Aufbau der Führer urdnung
Von der Idee i:ur G-emeinschaft, von hioip zur engeren Q-cnieinschart
unseres Ordens, von hier zu seinen Führern, und insbesondere zu",
denjenigen, denen d:-^ .jeweilige 3chicks<%l eines Jahrös in die Hunde
gelegt Y/orden ist* Ich kann ihr^en allen und insbesondere ihrem, ."
.... »:- " » ...
;jchon in der Arbeit bev/ahrten Prcii3identc;n nichLi» ö^SK^eres wuUijchen,
als die iSrfüllung des Jesai j->.ni;^chen Wortes: Es möge auf ihnen ruhen
Der (jeist ü-'ttes,
der G ii^t der »-»^isheit, uiid der SiniJichL,
der cjv:.iiit des Hartes und der ox.^rxie,
." der ü-c;ist der iiukünntnis und der ^» t'uesrurcht .
In diesem Sinrie üborgc^be ich ihnen, r/ürd. Präsident, im
«
Aurtrage der hüchv;ürdi,jen &rossloge den H^mnev als Zeichen Ihr^-r V/ürde,
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und er;. Iure iiiürmit den Türmin 193'->/37 .»-ur erölTnet.
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Ansprache
bei der Einweihungsfeier des Jüd. Jugendheims
am Mittwoch, d. 20 .Mai 1936,28.Ijar 5696,
abends 8 l/2 Uhr.
#
Der iugenblick, in dem der Jüdischen Jugend das
von der Gemeinde Hannover aus^-ebaute Jugendheim ibergeben wird,
ist geeignet, den Gedanken eines Jugendheims unter einen- grös-
seren Gesichtspunkt zu stellen. Als einen solchen ergibt sich
zwanglos das Begriff spaa* Raum und Geist. Das Jugendheim gibt
vins den Raum für die notwendige Betätigung, und dieser Raum
muss erfüllt werden von dem richtigen Geist. DieS ist der
Grimdgedanke, der sich dem Beschauer aufdrangt.
Der Raum ist eine begriffliche Seite des Körper-
lichen überhaupt. Zwischen dem Körperlichen und dem Geist
bestehen offenbare und zugleich auch geheimnisvolle Beziehungen.
An nächsten liegen diese Beziehungenbeim Menschen selbst.
Man bedenkt nur meistens nicht, dass der Körper des Menschen
Ausdruck seines Geistes ist. Aber die Beziehungen sind na-
heliegend. Es ist der Geist, der sich de* Körper bou/t ,
spricht der Dichter. Aber auch schon unsere Bibel le^t
einen grossen Wert auf die köerperliche Erscheinung des rechten
Geistes. Der erste König Schaul wurde nicht zum .Venigsten
deshalb besonders als geeignet empfunden, weil er ein schöner
Jüngling war, der an Körpergestalt alles Volk überragte. Offen-
bar herrschte die Mnahme , dass in einem solchen Körper auch
ein königlicher Geist wohnen aiüsste. V7ir brauchen nur einen
Menschen in seiner Gestalt und seine Bewegungen deutlicher zu
beobachten, um in vielen Fällen zu erkennen, wess-' Geistes
Kind er ist. Eine ganze Wissenschaft baut sich auf dieser
Erkenntnis auf. Sie will nichts anderes, als jene ewigen
Beziehungen zwischen Körper und Geist, die raumge staltete
Seele aufdecken und für das praktische Leben nutzbar machen.
.Venn auch die Menschen auf solche Beziehungen im
allgemeinen nicht achten, so leuchtet ihnen der Zusammenhang
doch gewöhnlich ein, wenn man ihn nur andeutet. Geheimnis-
voller jedoch iU^^ die Beziehungen Zwischen dem weiten Raum
der Landschaft und den Menschen, die sie erzeugt und gestal%*t.
Es ist eine der eigentümlichsten und der wertvollsten Erkennt-
nisse moderner .Vissenschaf t , dass jede Landschaft merk-
würdige Kräfte in sich birgt, die imstande sind, eigentüm-
liche Charaktere an Körper und Geist hervorzurufen und umzu-
bilden, ./er denkt in diesem Augenblick von uns nicht an Pa-
#
- 2 -
lästina! Zur Zeit, da es dort gut ging, war es nicht nötig,
viel davon zu sprechen, denn alles lebenskraftige wächst im
Stillen entsprechend dem Vorbilde der Natur. Heute, da schwerste
Zeiten über Erez Jisrael hereingebrochen sind, darf und muss man
davon sprechen und jene Beziehungen hervorheben, die Mswirkungen
ewiger Kräfte sind. Die Luft von Erez Jisr&el macht weise, sagt
der Talmud. Das bedeutet verschiedenes, nur nicht dasjenige,
was man im ersten Aigenblick sich darunter vorstellt. Es ist nicht
so gemeint, dass die dort lebenden Juden klMger als andere i*len-
schen xüriaai wären; das wäre Ueberheblichkeit , die gar nicht zu
echtem jidi sehen ./esen passt. />ber was in .Virklichkeit darin-
steht,ist der Gedenke, dass zwischen dem Lande und seinen Be-
wohnern zwar geheimnissvolle aber deutlich sichtbare Beziehungen
bestehen. Wir können in diesem Falle diese Beziehungen noch
deutlicher formulieren. Palästina zwingt den Menschen zur Arbeit,
wenn er sich erhalten will. Es schenkt dieser Arbeit köstliche
Frucht. Aber immer ist d,er Erfolg dieser Arbeit abhängig von
deai unberechenbaren Vorg«J8Ä"in der Natur, von dem, was G' tt be-
schlossen hat. So entstyind in Palästina das ewige Vorbild des
4' ttgläubigen, jüdischen Baudm, der uns schon in der Bibel als
stille und schlichte, aber trotz aller entgegenstehenden Hemmungen
und Hindernisse unbesiegbare» arbeitsstme , kämpferische KxtKX
Persönlichkeit entv^egentritt . .So sehen wir, wie der Raum Pa-
lastinas mit herter Hand jüdischen Geist^schmiedet , und wir sind
überzeugt , dass die schweren Kämpfe , die imsere Brüder heute drü-
ben zu führen haben, das .Vachstum nicht hemmen sondern nur
stärken und vertiefen werden.
Uexm uns an diesem Beispiel die eigentümliche
Macht von Lrnd und Geist deutlich geworden ist, so wird es uns
nicht schwer ffllen, zu verstehen, dass auch der uns unmittelbare
umgebende Sa\am in Beziehung zu seinen Menschen steht und Wirkungen
hervorruft. Es ist nicht gleichgültig, wie etwa «ohnung und •
Kleidung eines Menschen aussehen. Nicht ist entscheidend, ob —
am Gelde gemessen^grösserer oder kleinerer «ert in ihnen steckt.
Es kommt vielmehr darauf an, wie der Geist eines Menschen sich in
dem ihm zur Verfügwtig stehenden Räume ausprägt. Wahrend wir beim
Kör.erlichen und bei der Landschaft den Eindruck haben, als ob
hier der Ausgangspunkt aller V-irkungen der Raum wäre, und dase
Gestaltete der Geist, so scheint ms, als ob es im räumlichen
Gebiet des ohnens und Kleidens umgekehrt wäre, als ob hier der
Geist als Machthaber den ihm zur Verfügung stehenden Raum beseelte
und ihm seinen Charakter verleiht. Aber in v/ahrheit liegen auch
-hier gegenseitige Beziehungen vor.V Die graduellen Unterschiede
sind nur durch äussere Umstände hervorgerufen. Körper, Land-
schaft, rtohnung, Kleidung sind zwar ihrem .Vesen nach verschiedene
¥
*
k
- 3 -
«Urlcungsgebiete; aber sie habvn das eine gemeinsam, dass sie
Tummelplätze darstellen für die eigenartigen Beziehungen zwischen
R^um und Geist, die uns heute beschäftigen.
Fragen wir nun nach dem tiefsten «Vesen dieser
Beziehungen, so muss uns eines auffallen: Sie sind zwar auf
Hinweis erkennbar und einleuchtend. Iher wieso sie wirksam
sind, ist unserer Erkenntniskraft verborgen. Es liegt unend-
liches Geheimnis ^iber ihnen und wir können nichts anderes tun,
als durch tieferes Eindringen das Geheimnis immer näher zu
umgrenzen imd zu bestimmen. v-4.^4.
, Ein Mittel zu dieser nähere n Bestimmung bietet
uns die heutige Feier. Denn wenn wir einmal den Versuch machen,
den geheimnisvollen Linien nachzuS;.viren, die in diesem Falle
in Tun und Wirken von Gemeinde und Jugend zum -Ausdruck kommen,
so werden wir nicht umhin können, die seltsamen Wege von G'ttes
Schöner- und Wirkungskraft zu bewundern. Das Haus, in dem sich
hier die Turnhrlle befindet, und dasjenige, in welchem nun
unser Jugendheim eröff^t wurde, lag lange brach. In ihnen
kam das äussere und innere Schicksal, die räum! icha-kör per liehe
und die geistige Entwicklung unserer jüdischen Gemeinschaft
zum Ausdruck. Hier herrschte einmalregstes jüdisches Leben.
In der Turnhalle strebten die -Vorte des gemeinschaftlichen
Gebetes zum Göttlichen empor, und in den Räumen des Jugendheims
wurde der Geist der jugendlichen mit dem Geist unserer Gemein-
schaft vertraut gemacht. Die Gemeinde urde reicher und grösser.
Sie hatte die Möglichkeit, sich ein* neues G'tteshaus zu bauen.
Das alte G'tteshaus wurde verlassen. Die Schüler zogen aus
und wurden Bürger der öffentlichen Schulen. Die alten Räume
jedoch verwahrlosten und riefen des öfteren den Gedanken
hervor, sie abzubrechen und auszulöschen. Da kam die heutige
Entwicklung unseites Geschickes. Und siehe da, es fanden sich
eigentümliche Y/ege und Umwege , auf denen die alten und ver-
lassenen Räume wieder erstanden und sichtbar für das Leben der
Gemeinde eintraten. Aber der Weg ist eigentümliche genug,- da
wo die Synagoge stand, wird heute die Jugend körperlich ertüch-
tigt, und in den alten Schulräumen soll nun Jugend ihr geistiges
Eigenleben gestalten. Es wäre merkwürdig, wenn in diesem Zusammen-
treffen nicht die geheimnissvollen Bezifehungen zwischen Raum und
Geist und zwischen Körper und Seele zum Ausdruck kämen.
Man hat heute die ungeheure Bedeutung der körperlichen Aus-
bildung fast überbeut lieh erkannt. Kein Mensch wird dagegen
Einspruch erheben, sondern im Gegenteil jede Förderung wünschen.
Aber wenn man in einem alten G« tte -.hause turnt, so be egt man
sich in eigentümlicher Atmosphäre. Die Seelen der Beter früherer
Generationen umschweben uns hier und rufen ims zu, dass körper-
liche Ausbildung für uns Jud.n nicht Selbstzweck ist. .Vir
k
- 4 -
sollen aus dem alten Geiste etwaü lernen, damit seine unbewusste
Wirkung uns bewusst glücklicher mache. Und wo sollen wir es
lernen? Sehen Sie: Vor dierTurnhalle ±xx«± liegt mm das neue
Jugedheim. Seine Anfgahe ist nicht körperlicher Art; also hleiht
nur seine geistige Bedeutung übrig! Im Jugendheim muss der Geist
gepflegt werden, der zu einer Jugend passt, die in einem alten
G'tteähause turnt! Ein Jugendheim ist keine Schule. Seine
Arbeit verläuft nach den Prinzipien der Selbsterziehung. Das
bedeutet, dass eine rechte jüdische Jugend heute aus sich selbst
heraus den Geist fühlen und erjagen muss, der geheimnisvoll in
gesöhichtlichera Dasein der Juden wirkt und webtl
Nachdem wir nun die gehei'rmisevollen Kräfte,
die symbolisch in der Rückkehr zu alten Räumen bemerkbar geworden
sind, näher bezeichnet haben, ist es richtig, diese Beziehun^jen
noch in anderer Ri .htung zu unterstreichen. Esist eigent üniich,
daos unter dem heutigen Gesichtspunkt die Begriffe Raumund Geist
auch mit dem Begriffe Alter und Jugend zusammenfallen. Die neuen
Räume sind der Jugend nämlich von den JÄlten zur Verf iigung gestellt
worden, von der Gemeinde. Sie hat damit zum Mädruck gebracht,
dass sie den einen Msatzpunkt zur Je j terentwickli^ng unserer
Jugend und des jugendlichen Geistes, nämlich den Raum zur Ver-
fügung stellen wiU, weil sie seine tragende Bedeutung erkannt
hat. So einfach dies heute scheint, so ist es doch erst das
Ergebnis einer längeren Entwicklung. Kein denken er Mansch,
wird es verargen, dasü in f ruberen Jahren die Erkenntnis, der
Jugend für ein Eigenleben Raum zur Verfügung zu stellen, noch '
nicht bis zur Erfüllung gediehen war. Es gab ja so viele Mög-
lichkeiten in der .Veit draussen, und es gab auch viel Jugend,
deren Geist sich den .Wirkungen jüdisch-körperlichen Schicksals
entziehen wollte. Seit meinem Hierseinhat der Vorstand der Gemein-
de Hannover immer gr^sse^*« Verständnis für die wahren Bedürfnisse
der Jugendbewiesen. Einige geschichtliche Bemerkungen dürfen daher
in dies.m Augenblick an^-ebracht sein. Es war früher Verhältnis .r
massig leicht, das die Jugend sich selbst H iume schaffte und er-
hielt. Die erste Ifctlage entstand bei unserer ost jüdischen Jugend.
Es ist eine tiefe innere Bef riedi^'ung für die Wirkungskraft
echt jüdischen Empfindens, dass diesem Uebelstande abgeholfen
wurde von einer jüdisch-politisch ganz anders eingestellten Grup-
pe, nämlich vom Centralverein. Er stellttdamals tmter Leitung
des Herrn Rudolf Herzberg monatlich eine ^erhebliche Summe zur
Verm-un^ um der osi: jüdischen Jugend die Möglichkeit zux geistigen
Arbeit XÄXsBhiElfMX in den Räumen des Hauses Ohestr.9 zu schaffen.
Durch die zunehmende Wirtschaftskrise entstand auch bei den an-
deren Bünde eine Notlage. Ihr wurde dur .h Schaffung des alten
Jugendheims in der Langelan^e 46 abgeholfen; aber voraus ging
ein eigentümlicher Umstand. Die jüdische Jugend in Hannover
;
«
I
- 5 -
hatte sich langst bevor es öffentlicher Zwang vviirde^ in ihren
verschiedenen jüdisch-politisohen Binden trotz mannigfacher hef-
tigen Gegensätze zu einem Jugendring zusammengeschlossen.
Das war eine geistige Leistung, der als Belohnung die ramliche
Befriedi,y:ung fol^^te. Der damalige II. Vorsita nde der Gemeinde,
Herr Rudolf Herzberg, hat die V/ege und die Mittel gefunden,
der geeinten Jugend ein gemeinsames Heim zu schaffen. Es hat
3 1/4 Jahre bestanden, und hat seine Aufgabe trotz mancher Nach-
teile hervorragend erfüllt, ««ir dürfen annehmen, dass ca.
iaSxa00xäHSÄÄii±iSkMX±auixa£ÄX]i±KÄÄXXÄ3txixÄ»sxHxiBixJt«xiaskiixl!La3a«iix
±mxivm^ivi± 100 Jiigendliche taglich dos Jugendheim besucht htiben.
Im Verlaufe der ganzen Zeit äi*© ca. 100 000. Es ist mir an dieser
Stelle ein Bedürfnis, allen denjenigen herzlichen Dank auszusrpe-
chen^ie die Schaffung und Erhaltung des alten Jugendheims ermöglich-
ten. Es waren verschiedene Vereinigungen: Die Zion-Lo.:e imd die
leibniz-Loge, der Zentral^Verein und der i'rauenverein , und der
Schwesternbund der Zion-Loge , deren Beiträge uns den Grundstock
der Miete liefertet*. Es waren auch Einzelpersönlichkcj ten , deren
treue Mitarbeit immer dankbar begrüsst wurde. Es war auch unsere
erste Heimverv/alterin , i'rau Nikolai, deren wir in diesem Augen-
blbk ein stilles Gedenken widmen. Es waren auch die vielen Spenden,
an Geld und Sachen, die uns die Einrichtung des Jugeadheims er-
möglichten.
Und nun sind wir umgezogen. Nehmen wir den
Dank an die kleineren Hilfe leistimgen voraus. Bedankt seien
Herr Liebenthal von der Firma Brash & Rothenstein, der u:iö zum
Umzug die Wagen umsonst und die Arbeitskräfte zu einem ganz
billigen Preise stellte; Herr Dudelczik, der uns die L; mpen
abnahm und wieder aufhängte; es seien bedangt auch alle die-
jenigen, die von unseren Jugendlichen beim Umzug uns geholfen,
und ebenso die Mitglieder unserer .-.leinen Kommission, die eifrig
bei der Einrichtung des Jugendheims xrnd bei der Vorbereitung
zur heutigen Feier mitgearbeitet haben. Aber insbesondere
richten wir unseren Dank an die Gemeinde, imd ganz besonders
an Herrn Kommerzienrat Berliner, der mit jugendlichem Verständnis
und mit jugendlicher Tatkraft den Gedanken des neuen Juge.idheims
aufgriff und durchführte. Wie diese Leistung zu würdigen Ist,
das mag aus den «orten sichtbar werden, die als Mottu über diese
Msprache gestellt war: Raum und Geist. Die Gemeinde hat in
der Erkenntnis wirkliche! Verpflichtung^ neuen Raum für geistige
Jugendarbeit zur Verfügung gestellt. Sie hat damit etwas für sich
selbst getan. Denn wir habdn gesehen, dass aus dem Raum geistige
Bildung^iraft ausstrahlt. Diese Raiime der Gemeinde mögen eine Jugend
heranbilden, die zur inneren und äusseren Erhaltung der jüdischen
öoneinsohaft hier und - wenn sie einmal nach anderen Orten wandern-
- 6 -
in ihrer neuen Hsi mat beltrai:en!
Und wenn man nun an die Jugend die i'rage richtet,
was sie zu tun gewillt ist, so rauss man darauf antworten: -
Sie empfindet sicherlich den .Vunsch, die neuen Räume mit neuem
Geist zu erfüllen. Dieser neue Geist aber ist der alte, ja uralte
jüdische Geist. Im Hauseingang steht eine Erinnerungspruch
an den ^Silcauf dieses Hauses durch die Vater der hannoverschen
Gemeinde. Er beginnt m t den .i/orten: Dieses Haus ist ein
Mowau el mikdasch meat,'zuia kleinen Heili,-tum. Unter diesem
Begriff verstand man jedes j-idische G'tteshaus im Ge -ensatz
zum Tempel, der ^ grosse» Heiligtum -.var. Das Jugendheim
liegt zwischen zwei Heiligtümern: Hinter ihm die <• Ite , kleine
Synagoge; heute der Ort körperlicher Ertüchtigung. Vor ihr je-
doch liegt auch ein grosses Heiligtum: Unsere grosse, schöne,
ja geradezu herrliche Synagoge. \'ienn unsere Jugendder Gemeinde
sich dankbar erweisenwill, dann möge sie dieses Symbol verstehen.
Der fiaum Ä** Arbeit ist M±±±Ki?iralct die Brücke zum wahren Geist
des Judentums. Die Jugend, die in der alten Syna-oge körperlich
stark geworden, möge im Jugendheim geistig reifen, damit sie dann
mutig als voll./ertige Persönlichkeiten eintreten in denGeist
g'ttgebundener jüdischer Gemeinschaft! So wird dann ÄTneuey
Raum eine neue, körperlich und geistig gefestigte jüdische Ge-
meinschaft erzeugen. Ken jehi rozaun, das möge G« tt geben!
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Umnn dAs LAbAn kAin Endli nÄhmA.— waa wä*^ J
Wenn das Leben kein Endb
^ eine xmunter Droohener
i- was wäi^
das Leben dann
Folge von Pest=
-* ein Boschhaschonohs
tageli 7 _
^ fest/ wäre '^ nicht darunter ^denn das j^üdisohe Neu»
jahrsfest erinnert an das Ende des Lebens ^an
den Tod!
Das Judentum knüpft in HTKH den Grundge^^
danken seiner Pesttage immer an das Erlebnis
unserer Gemeinschaft
s
ern
Bindunil an das Göttliche bewiesep^^^n-
oh die unmittelbar erlebte ufla durch
e Erinne
festgehaltene eäxtliche Tat» Dii
Judischen FesttajM stell»!! uns mit der unaus^
weichbaren Grewalt
Gleichmässigkeit , ihrer
ewigen Wiederkeifr mitten hln^n in das (Gesamt-
\ y^ ^^"^v. so
erlebnisjäMr Gemeinschaft xind lenr^ \ms/auch
widej^^'tuiseren Willen »dass wir nichts bti^uten
des Q'tte
4^ Aber das Boschhaschonohfest hat keine
icht^
liehe Bezieh\ing# Es entwurzelt uns
«ISA Ate»»^ Peii » \j^^^i^t
eren Ebene der Ge»
melnschaft ims selbst als bessere Menschen wie*
derzufeben tes entwurzelt uns jcküiMühr In unserem
Sonderdasein lUm uns auf die Ebene
des Menschen schlechthin zurückzuwerfen« Dle^
se Ebene ^auf der jeder Dünkel von Hoheit wmt
-.^«^ir^SaKIXIIS&^JaadkaxiL im/geltsll g1 alsä mmf\\ wmti ,
helsst Sterbenmüssen« Das Boschhaschonohfest
zerbricht \mser Selbstbewusstseln und jede Ue»
berhebllchkelt , jeden
Stolz auf
Rang und Geburt durch das gewaltige Symbol des
Totengewandes/(ln welches der fromme Jude sich
an seinem Neujahrstage hüllt, um sich zu mahnen
und kund zu tun,dass er um die Bestimmung alles
Menschlichen weiss«
So stellt uns Roschhasohonoh durch die Nlah»
nung an das Ende In jedem Jahr von Neuem an den
Anfang unseres Lebens« Ueber uns wölbt sich der
Himmel göttlicher Gerechtigkeit« Die Blitze der
Vergeltiuig durchzucken unsere Seele« Dass hal-
lende Schofarhom kündet Offenbarung wie am
Berge Sinai: Es kommt für jeden einmal der Tag
•
des Gerichtes und Jede Schuld wird gesühnt!
M«»s^eses Bild, das uns das herrliche ''e^
bet des Roschhasohonoh vor Augen stallt »ist
•eine Mahnunif an unser/^ Vermögen innerer
Schau/ ga'i'un en;tnehmen 'yitm
^ .::avHMF^;(/7orderung(f^ «
aajienAnf «»--«eines ■'«e
Ui.UV^/werde still! /Denn nur .wer still ist »hört den
ionner de^
f*Wenn etwas die Neuzeit deutlich kennzeich-
»mit dem sie die
net»so ist es der rasende
Erde erfüllt »der
ihrer Groistädte »ihrer
V
Hassenansammlungen» ihrer Haschinen. Sie schla^r
lUXX die Stille tot; aber sie erschlagwi
damit ihre Seele und w4rden sich selbst Ternich:
ten. Ohne Stille kann der Mensch nicht zu sich
selbst kommen. Er verirrt sich im Sumpf seiner
Leidenschaften »vom Irrlicht der Neuzeit verlockt.
•
Dieses Irrlicht heisst Selbstgersohti^keit • Der
Mensch der Gegenwart hat nie eine Schill d auf
8
sich geladen, er hat nie gesündigt; er hat höchst«!
Pech gehabt, wenn das Schicksal ihn zurechtweist •
unter ewigen (Je Sichtswinkel geschriebene
Das/&e Schicht sbuch der Zukunft wird lU den Ab-
vielleicht
der Uebersohrift versehen: Das Zeitalter ohne
Bewusstsein der Sunde! IXfiU
Der Mensch der Neuzeit
dünkt sich
liZ vollkommen; er kann sich nur verrechnet , nie
versündigt haben! Denn Sün/{de jIHTH ist eine
Erkenntnis, die nur in der Stille wächst ^bei dem
Menschen, der Einkehr hält j|^ seiner Seele, der
die
bescheiden^ Aufgabe empfindet, in seinem
irdischen Dasein das zu werden, wozu G*tt ihn be»
stimmt hat* Ein solcher Mensch muss in sich hi»
neinlauschen, und er wird Jede Abweichung von aei^
nem/Wege als Schuld empfinden*
Wenn wir in der ^eit der S'lichaustage/an
die Brust schlagen \ind sprechen: oschamnu,wir
haben Schuld atif uns geladen, so sind wir/ Aufdruck
t
des ewigen Protestes, den das Judentum s^gen
Sell)st£ereohtid:lceit und Selb stläiXff hei
^\At
erhebt. Judentum hat
gelehrt, In IX stiller Einkehr die Sphuld i^»V
ZSiUX »it^O^ii^^
/bei sloh selbst zu suohen,damlt jdlenrnade
} xins nUKlK Hilfe sende«'.
Mik
es ist die erste Blüte »die aus der Stille
erwächst: die Sehnsucht nach
Göttlichen.
f.
Ist
das Edelste am Menschen, diese Sehnsucht erwachen
zu lassen und sie am Wachstum nicht zu hindern.
Diese Sehnsucht trägt uns hinaus aus der Saum^ u.
Belt-iT^bundenen Irdischen Welt In das Seln,ia
nichts Ist ausser (j*tt.
Und wir keh^
ren von dort liXlil mit Immer erneuten Kräften
zurück Ins harte Dasein des
. "Ich fürchte
mich nicht »denn Du bist bei mir" kündet der
Sänger als köstliche Frucht seines Bingens um
Gr*tt. Sie leuchtet In den Eigenschaften des
Furchtlosigkeit und des Hutes als ^eichen geadel»
ter Seele ron seiner Stirn. Jeder Mensch trägt
den Keim dieses Adels tief in sloh verbor-
gen« Es gibt keine königlichere Aufgabe als die-
ses Edelste , Ewige in sich zu erwecken!
mele Menschen
verachten!? Dann nicht »weil sie sündige
Menschen sind ,iS£U£UlS2 -denn kein Mensch ist
vor dem Höchsten rein- , sondern nur, weil sie ^^j^^^^^
^^Men^dass auch^ ihnen der Adel einer göttlichen
Seele verschüttet liegt«
^IPMlHki
Ze j^^jn <il«»r i>t««imi!rm M ii i'nr i"i 1 1 ii lifTnül n - rt m h t mm
«ft-^t«tt^fttlOaaift^^i^A<* ^>^»M 'j it»in»"«»i?»»a»
im Gefallenen ctffenbart »loh d iw**Sfttr gWifl^limm
M/uttmmnFDer Eoschhaschonoh will diese/C Spur des
Seelengoldes wieder an das Licht des Tages heben«
Er will \ins das Gefühl wieder geben, dass wir ein=
gebettet sind in das göttliche Sein^
/
Er^will uas die Augen öffnen
unmittelbare^ Berührung, die ans
allseitig an das Göttliche bindet, und xms die
Wahrheit künden, dass alles Mühen und Forschen ^ —
um nichts geht als um den höchsten und gewaltig»
sten Willen
Der Eoschhaschonoh will
dünkelhaft!^
Mensohengrösse entwurzeln , um unbesiegbar und
in der Vereinigung
über den Tod hinaus
mit dem Göttlichen zu verwurzeln.
3^4 >*^
wäre
der Boden bereitet, um die
zweite Blüte aus der Stille des Eoschhaschonoh
zu erwecken^
zu stehen als
im Leben des Alltags
Mensch, der in jeder Handlung
Ze\ignis ablegt von ewigem Wissen. Ein solcher
Mensch ist nicht vertrocknet und erstarrt »nicht
untätig und weitabgewandt ^|»r wird «MHH^ über»
all treu seine Pflicht erfüllen|#»iJi«* vor den
Aufgaben des Alltags und des Berixfes nicht flie»
hen4Blber er wird nicht darin versinken und nichts
Höheres mehr kennen. Aus seinem Tun leuchtet 4ik>
[ß immer Idas Wissen um das aernach,uB
die ewigen Polgen Im^mx. Er versteht alles
Menschliche ,ohnö)alles zu billigen, denn er hat
einen.«MMi»tt Maßstab für alles Tun. Aber er
, \
ist nicht Richter, denn Richter ist nur Einer,
8
t
Er ist vielmehr Helfer imd
Berater* Er denkt nicht nur an sich, sondern -wie
der Weise es fordert- auch an die andern ,weiltvvt
alle zusammen
eine zerbrechliche Stufe sind
auf dem liege zum Höchsten« Mit einem Worte: ein
solcher Mensch lebt ein sinnvolle s'^Leben »weil
einen Anfan^^s- und ^iiMR^ Zielpunkt hat,:
weil diese Linie hinaus führt über
das Schmer zlichste^pUI des irdischen Lebens, weil
die Zeit einem solchen Menschen zwar bitter
brechen
wehe t\m,aber ihn nicht innerlich zerSISlSSXUI
kann«
Dieser Weg, der aus der Stille des Herzens
über die
uralte ,unauslöschbare ,nur
verschüttete Sehnsucht nach Vereiniguni; mit
zum
xmverzagt
dem Göttlichen
praktischen,
tätigen ,kber im Göttlichen und Ewigen veranker»
ten Leben führt, dieser Weg, der auch in schwerster
Zeit Hoffnung verleiht, er soll unslaurch das
Boschhaschonohfest gezeigt und erleuchtet werden
mit denlWorten: SlliZ Umkehr und Gebet \md rech-
per wahre 'ü o n •
» ^'
r
\ ■
..' i
Vonn dau lUbüi- • in Snü.) r.'iht:!©, - wae wur© dann?
iie lüt unauederitbar. "ir© Aas- Lebon d-inn #wlß s r>l:o!i, üine un nttjr-
bTochone Folg« von feBtta.gen? - ein Hot>ohlÄauiiünühl'ost in unaeretn oinnt»
wäre gev;iBa nioht darunter, aet n das jüdlßohe K^ujahrsiToüT. ocinuort
■^ . V
an daö :4iae ctet; i. bcna, an den Tod l ;, -
|i»8 juaontuci knüprt in ^on Orundfcjudar.Uon seiner
■^' ( ' ' ■ ■ ■ ■ , ■
F'jsttage Ircmor an das ".rl-bni^ un^arur Gut!. ■ inwOhatt an« .vbör da«'
t
ROi^chliti^jühonolU'aot hut koln« ce-ichljhtaohe Beaicihuni;, l& unw.vurzült
liur ujm/ •' ,
una niohu^xö <iie anaeren ?^sits and l«*;-t2uit«li una in der üöhüren ^bene
a©r aorQcinbuuai,t anü e.lb&t ul., böüüür^ M«J.üohür. -viiiltrsu^^.'iön, sondern
Oß ünt'Axirzult uns in un««rOD^^ ndoraaiiüln, um una ani' die ü:bcno doa ',
ll«riiiohcn solil^'Ohtliin zur okzuworron, :3iekjc :bcne, aur der jodor iXin-.
kel V n Hoheit veri,eht ,h©iü3t SterbanmüöBen» Iäs aosohhaücii.onj^hraöt
«erbricht unoor jülbstbüwuüatüüin und jvd« üaberhcbliohkoit, joden
f
Stola aur Riin.' una aoburt duroh dzt» g«walti<^e ^yr.bQl dea Tüteng© -
• -
»andes, in weloiieo der irocariö Jude aiuh an CJino^ neu^ahrutage hüllt.
V "^«^ (
urn üich zu üÄiiniÄi unü liund zu tun, u.^^^ er um dl© Beatiror?jun,^ alles
^ •" ■ ■' . . . ■
■.■■'/. , " ^ - ' ■»*"•' ^ '■"/■'■ '■
30 ütollt ttuß TiOiiühiiMiihonoh duroh die MaiJiun^, an
dao iiide in jodojL Jahr von l^iailn an den Anfang anocree Lebv^nü. Uobor
unc v-älbt sich dwr Uirnmel i^dttlioher aordöhtigCsOit. Diu Blitze der
Vertjoltung duroLzuoken unsere Juelü, Das« hallenue JcüOj.'arhi^rn kun-
det olTenbarung wie toa Borge Sinai; Sa kjornt i'uc jodün öinr.al aar
*
Tag dos QericUtcö und jede uoiiulu 7.ira guijühnt!
Üieces Bila, das unu aas horrilohe Gebet des Rosch-
hasohonoh vor Au^en at-llt, ict eine Mahnung, wi uns«r yemögen innerer
• 2 -
Schau und v/lr entn. hi?;tm Um } erlge Forilorurgt-n,
forde stillt Dloa ^ot dlp örate Kahnung. Denn nur,
wer s liXl i4>t, hJrt don Donnor d&a «migon 3ohwo > ^!:eR0 • Wenn etwa«
diy ifieuzeit douvlloh kJnriZciohnet, eo iat oq der ra;:andö Lartc, mit
dec. üio dl© i2rd© '..rrullt, dwr hurra ihrör (>roöoti*dte, Ihrar l-.aööön^
, Ihrar r aohinen. Slö cruhligt dl© «tili© tot; abor
siö ©raohldgt aatnit lUr© 3eele und wird aioh eelbat Vv^rnichten.
Ötma stille ktxrxx dor Mwn&oh tiivht zu uioii swliut Kamr.en* 3r v^i^cirrt
( » .. .'
loolrte i)ieafÜ!ö Irrlicht hol. at ^olböt^jüreohiigkoit^ Tx?r Morsch
der Oegwnv/art hat nie elno llohuld Stilf Blüh ge luden, er hat nie
güsiinilgt; ö|? iuitt iiöohetons i-euh guhabt, wonn laß ouhj.ciiu:al ihn
^'» • , y •'
^■ /.
• -■ »'
üurocht.vc'iü^, tJaö unter öwi^owtiülolilöwinl;©! ^csühricbcnu oo-
> ^ ■,..'.■ .-••♦ .•' »••,•.»,!.■••. ■•■•»■ ■,■,..• ., . , • .■ '
• . • - .... < 4 ■ ■ • > , »,,•■■.'.,,,. ,■'.■.
sclvlohtßbuch'def 2;üi.ur;*t wird den Abaohriti dar *?eu2w»it vl.--iloloht
.r^'C
rnit der Uoberscjhrirt varaehjn; Daii 2:eitalter ohii© Bt3v,ußtßain der
Sünae! uer MensoL der N uacit dunKt öioh volliiomintin; or K^nn
r t
'9mt'
;*kvni.tnia, die nur In der Gtillö v^iOlist bei dea !'eru^cdiQn, der
,t>
Blnkwhr hu.lt In ßolr.er ijoelö/ der boaohoidon die Aui'gabe ztiprin-
det^ in aeinena irciiiJchen l>aiüin daa zu werder^ woiiu üf'wt ihn be-
"^ stimmt hat« i:;in ßolclk^r Mensch muBS In ßiolx hinelnXau^uhen, und
or olrd jede Abv^wJichun^^ von üoinem doutliol. zu orA^ütilcnuon : egä
ali» achttld o: jrinaün#
Wenn ^iv in dor Zelt dot S^lioliauötage unö an
die Brust aoalagon und |>pri3cheh: oaühannu, wir habet; jchula aar
uns g^ladeu^ so ßira t ir oin aor:Uti^or Au^aruck d^is ewigen irote;stes^
den duij Judentum gegen w>el!iött:<^rt)ühti^iieit und .:olböt4J.ugh^lt er-
hebt« Judentun» hat uns fjiJloiirt, in atlllor !21ni:chr die nohuid iorjaer
•xf'
- 3 -
bui äich fiulbut zu auohen, danlt im Rbrigon ale Onade a*tte« una
Hili'e üttuiie»
D-Oß iüt <iio oratio Blute, dio-'aua d«» Jtili^ ©ri^
wffctthßt; J)i0 S#hnsjuoUt räch dor Gnade dcts GJt'wlichvn, $6 lüt daa
aus der rauo» und s^^/it^^^^bundcnon irilsoh^ti : S\X in das 3cin^' dao
*
nichts i-jt außcör 0«t^# Und ?;ir kvhren von dort n:it lr..tnor örn-uton
Kr^iixon zuruok ind^iarte lÄ::uin dc^s KJrp^*rö# •Ich itirohto \\AiA\ i.-roTit^
deni] Du liiot bei .nlr^' küniet iar 3;*.r^^T ali: Kd«tlioh# fcUw-lr. öoi-.
»•i Rir.tidnö um 0'i.t« Sio leacUtot in dar; >";ie<nii<il»rtüf; dor Fur-i*t-
losifjkcit und döü^H»fut -i; ^^Ic 2 iohön gaatalior 3(»vd6 vor^ colnct Gtirn.
' ■ v .. '-■'■:
0
' ' I •
Jedor r'cnsoh trifgtdoi. Keim iieüaa äuIö ti^r ir sl i!. votbür^jon.
läi gibt üeir.w' küni^^licjhar© AujiTgabw als dlaaea l%':*li;t©, -"^l^jd isäa.
i^iv^h zu :^rw«ok«;3n ! Vi Xe Munijohet) v ruehtt^^n jlch? IJuni t
Tt-T=r
^ A.I Vül
« — ^
Jt33ft—
tM^4+r
'n r>.uif| wijil^^'iv> Vi;rgft43san^ da^i^ uuoh In ihnon lor
4del eina göttllclion Ccdl Vörüc!:üttet li ß^« T)er Ho.chhacchonoh
«ill aii'Bd Spur aea '5e -ler.i^oldos wloder an d .d i.ioht <x%fi T-xt; a
hebon« Jr v.ill uriij da.^ (Ki'uhl v.iedör t;t;bgu, Uus^ ir •In^^Mtlcut
ßind in da» igöwtlijho 3e'ln. 3r v.ill ur.a dio Au^iön o/Ti.jn Tür 41t
UH' ittölbare Burulirunc, dlo ur.s allseitig an das GottlicLö bin aoi,
ui.d uns dlo vrahrh -iu künden, dAOs ftlles Müh©!. ui.d 'Porschen - v.üich«
Y'iaaaneol^art es auch cei - a7:, nli^hta 'r<^ht ala um den hioh^tt^n und
gavcltigatdii WillüFi, "för Ro.chhuuc. oroh '.vill dUr ..-IL.arte n-sJoLun«
^;rc>Ji;ö entwurZ' In^ um unöt^öiu^^b^ir una Über cien Tod hir.au in dör
Vereinigung tr.it dorn Sittlichen zu vu£-;varzijln.
D ann w&re dör Boden boreltet^ uir; dlo zveito ^:^e
auu uor Jtiilu dwu Houohhaachoaoh zu oiv..ic.: .fr: Ir L^bwi des Alltags
i
»
/
- 4 •
al8 ein Mensch, üer in jedör ilisinalttn,,': iuout^ris ubi- gt von «irlgäm
. vi. ■•'■'
Ti'icown« Sin aolühcr i.ör.ach iat niohu vorirooiJüöt uiii. uriJUirrt,
ruiiUt un^a■ulg una welt^btiOftandt, oondorn ur wiri uborail trau
aoinö i riioiit üfrl'.iion unvi vor a<»i 4u<kt,ckbon aus Alltairjij und «lea
Borures nicht i'lieium • Aber or T*r(i ni^h- darin vöcclnken una
niolits Hfihortfl ruehr kunnon« Aus tfalnom Tun l0Uüutt>t iwaer htirvory
aas vifciüön ud daui liurnauh, uu uio «ivltjö!; r'olo'Ju '^ v^rrfteUt alldo
4.len«:c;ilici;iö, ühno jta.üüh u lo^ au biixi on, aont. ..-r iiut oincn
h^ühü-en IftiigLab r^ir ali*sü Tun. Aber av Ul riicüt Richtet, ddnn
linv/r^iär iüt violD.hc üöir^r und tlörutur. IT'
dWikt r.iuht nur an JiüL, aonaern - wit» üor ..ei..;v» i" ordurt ---^^ih sjq
üi© andern, rwilJfc iJit tiüö-sssSisw. jH lii«» Sv-cb£=r«i^ii'i^he-^^i^ öind
uux doirt ViOtiö Äuia liöuhötöt;, ndit ülnod trbrto: oin öolohtir Mön;jch ;
Kiohtor l;at rur
'■« 1
lebt 0in sinuvollos L^^b n. woil dlüöoß Lub ^n olne aiahtunr, einen
*vnrang«n» und iiiolpunkt hat, wöil die«* Lir.lw hinauai'ührt über
^ r
aas liOltiBMnrBl lohnte ä^a iraiuchun L^betia^ «ü^ii ü^^ ^^^it dlui
iwlühon i/ienäohtn awac bitter wühö tun, ;.bör ihn nl^Iit Inrieriich
< ?.
Zerbrochen iu-nn»
• ^
\ V
w;
Dloa.;ir v?ög, d or aua der atili«) ,tlWi'R«r2;en« üb's?r
diö uralt©» unauaidöohbarö, i.ur Vöröohu»t«ätö Selinöucht naci; Vv^r-
üinii^unii cit dö«r. üot.uliUi«jn üuni unverzagt tuLi^jon, pca/.tiüuhon,
aber Im Oövtlichon und SivI^ür vcrai.:;ürt©n Lwb«;»n l'aUrt, dioswsr
wog, der auch in «ohworüter Zoit Ilonnun- Vörlclht, er ooll -na ia
jodott Jahr© duroh das Uocwihaoohor'ohrwat. ftozeif.t und urlwuchtet
Wi^ra^n mit aen in irMiet neui^r /.laruiJ.t ui;<i valituoi^ er^^wralUv^nlan
Worten; üDKahr und Oebet una reoutJ« Tun xüuron hinweg daa boöö
Vdrlidngniot
Der wahre weg.
Jfcrwjiji n . II 1 - ' *^^ — '
(Sine Hogohhaßohono^B^tr^iohtumx von Habbln>^r <r# JohorBctu)
9
%mm iiij^Q L^dbun Kein SnutJ nahn:©^ ^ was wure dann?
Ss iist unaußaenkbar. uro da© Lt^bcn dann •wif.a« alUok^ uitie un ntt^r-
brooiiono Folge von Feettag^tnY - ein HoüohhujuaonolUQßt In unöeröc^ Jinno
waro gewlsa nicht darunter, detin dsiu jüdiüdie Nc^ujahrsreöi erinnert
an das !2nde des L.buns, an den Tod !
j ' ' ' * ■
Das Judentum knüprt in don Orundgedanken #»iner ■;
i<* sttage icumur an daa Srlubnitä uuiiurur ümi<jin..o..'a£t an# .iber daa >
ROiSci;ha.iiohünohi*^^üt Uat koin^ ijeücluahwüche Bei,iehunK# • 1» cnuurzelt
nur um/
uns nlohu/iinre die anderen ?wtJt=^ und ?*a;;tzeiti?n uns in der aöh^ren ;3bön©
..■1 . . "^ ,. ■"■'•■ ■ ■. •• •' ■ ':' '.,'■•■■'■ '■ '■_ '- ' .■ ■■ . .._■•■ '• '■ ... / ., ^.^ ♦ . . .■ ' ■■ .'•'■'^ '■■■.''■'■■:
dör oorüoinöchait unü u-lißt ali> be^tsöro Munsohon wiedark^ug^^bidil/ tfondern
/rr*
•fi antwurzolt uns in uni>v.r0m^Uv.nu0raai;^in, um una aui* die jibcno dorn
llensolicn Sühl^^cühthin guruüUZUwcri'ün. ait'uu -Tbar.e, aui' der jedor tXin-
■ I •
kel Vun Hoheit ver^^eht. helüot otörbönmütJiiet.« i)aa' aoöchhacchorsohrast
y :
Störbricht unoor ael'.ötbewuaötöoin und jödo Ueberhcbliohkeit, jeden-
Stolz aur aan^^ una auburt durch dr;;ö gev/altige ^yribol döB Xotongo -
Landes, in welohea der rroinme Judtir uica an iMtiiil K^u^ahrata^e hüll
^ j ■'* ^.
um üioh zu nsaimon und l;und zu tun, daas or uu. di» Bostimroun^ allos
30 atollt ans lloachhaßohonoh durch Ue MaiJiung an
i.
das anao in jedem Jahr von Neuem an don Anfang unaereB Leb«Jnü. Uöbör
una wölbt sieh d«^r Uicun^l gtittliuhur aorüchtigKuit. i)iu Blitz« ddr
Vergoltung duroLzuoken uncoca UüöIö. paü« hallonue acuoiarhorn kün-
det orrenbarung wie toti Hertha Uinai: Sü konaiit Tür \j öden einmal der
Tag des Oerlohtes und jede Schuld v.irü geaühnt!
DiüGvtB Bil'd, das uns das herrliche Qe bot dus Rosoh»
husch onoh vor Au^^n st- 11t, ist oino Mahnung; an unaer Vemögon inn^^rer
- 2 -
Sohau und wir antin^hrRön ihm > ©rlgo i'oraörur.gen«
9
Werde stilH Dlos ißt dio erste Kahuung. Denn nur^
/■
wer Q tili ißt^ hört don uonner dea av;igun Juhwü^^!;ü>na# Wenn etwas
div; lleuzeit dua^lioh kennzeichnet^ ßo iat es der ra^iJUae L^rm^ mit
detn sie die Srde vrl*üllt| der iJlrm ihrer aroöatadte^ ihrer Mftööen-t
öa«!fttttti-7Wh, ihrur t/^if;chinen# Sie aohljxgt die .;tillu tot; aber
sie eraohlagt damit ihre Seele und wird iiiuii ßeibat v-rniuhti>n«
■ ,-•• . , • . t ■, • . .. -. ,■-' .. . . . •. .' • '- - ...-•,' •. ' -■ . . • ..
Ohnu atille iiann aor Mvniüaa niont zu üiüu u^li^^X homuen* .* verirrt
sich im Sumpr öw^inwr Lcidjnöoharta:/, von Irtlic-.t aer Neuzeit vur-
lockt. Di^ßoö Irrlicht hoi.,jL aolbstgeraoIiUgkeit* 'Der Morsch
der Oegenv/art hat nie eino Sohula aar -^i ich geladen^ er hat nie ; ^
/ . . - . . , ■'■'<■.■■
- ■ ■ ■ • ■ •':
gijßünaigt; er hat aouhßtens Peah g^habt^ wenn laß auhick;:al ihn
j;urwchtwelßt# Bau unter ewit-env^w^iSichtswiniiel gccuhricben^ öe-
ßcaiolitßbuch der ZuhunXt v;ird den Abüühritt der 'Jeuzeit vielleicht
mit der UeberscUrirt vorgehen: Dai; k:uitalter otmo aev.ußtsein der
Süuae! Der Menßoh der N uzclt aünkt 3ioh Vülli\omtT:fc:n; er /unn
•ioii nur verrechnet^ nie v^raunUigt hab n1 Denn Üunde ißt eine
üli en ^ d er
N '
iirkwnt.tniö, aie uut in der ütille vr-tohst bei titt
Sinkehr hult in söl::er aeole, dot bojaheiddn die Aufijabe mprin- :.
•'''•-■ " ' ■ ' '•■'■.,
det^ in aeinem irdijclien Ijuacin Äaa zu werder , woiiu tn*wt ihn be-
stimmt hat. Ein s».lcher IvienSch mußs in Qicl:i hineinlaußchen, und
er ;vlrd jede Ab'Aeichuni^ von ßeinem döutlicu zu erjiüulönaen Wege
\ , • • • - ': ^
" • I ■ «
alß Sui^uld eu.piindent
V;enn wir in der Lelt d^^r «i^ liohauötage unß an
die Brust uOulagon unu 4>prochen; oßohamnu^ v;ir haben jchulsi aar
uns geladen^ so ßlna vir ein aemütiger Außaruck des e-^lgen iroteßtes,
den daß Judentum go.get. ;;eliiat^>-ruuhti^.,i.eit und Selbßtiilugh it er-
hebt* Judentum hat unä j^:^leiirt, in Etillcr liinkchr die Gchulu icr^ier
#
- 3 •
boi üich 6ulb3t zu ^i^aohi-Mi m ii im l/cbrlgun IIa Quixa(^ a^ttui» uni
lilli'e Gende,
I)-eß ict dio
ersto airÄ^, die^aus der rJtillu et^.
w
: Die S^^hfiöuctit naoli dar anade dec Odttlioberit '^ß iöt dis
Sdc-lato an l/ivnsu.i^fi^ iit.ü© Seiinauoat v^rvruchön iiu laaauh und oie
aci ' auiiütun. nioiit zu ^iindurn* :ji3ö0 3ehn:3uc:*t tragt ur.c hinau^J
aua der saumÄ und ZK^it^^i^ubundcnun iriischen :^^li in aa;^ .K^in, dag
nichts ijt auscar 0*tt# Und wir kvhren von dort n:it i:-jner ern uton
«truitun zurück infijhäirte lasuin des KJrp:;?rö» •'Ich ilirohte rr^£fe=F;w«ft ^
der.u j}u Ui^t bei nilr" kUnuet lor 3.<.ri^er alu Köstliche Fruw-ht. Swi-
hes Hlr.^iens um Q'ut. Sie liuclitet in aer: !5igcnöühiart©!. der FutwJht-
V- .
1
1 oöiijkeit unu aöt5''%itcs ;^.lß Z.iohan geaael or aetf>le von eeinor Stirn#
Jeder Itrienöch tragtdon Keim aiökjea Aodö ti^r in sich vurborgcmt ':
Hie gibt ueinj koiiiglichor* Äurijabü^ altj diecos i5dv>lute/ iirig* imiid^
V
*/
=&^«*ki^ki*u- :j.!i. ,i.'L.ii /\.
.• \..i-
IL Heiiaeli ikjt vüi" clOi aöoho
^.
rgCflöön, daas aiicJi in Ihnan <ter
Adel ein«i göttliclion Swel vürachüttüt 11 gt« D©r nouohhaschonoh
,A » ' '
will divaü-Äpur aea o« -lön^iolÄ«»« iri#id*f ^n das i4üht cies Tagoa
V- ' *
h^bOD« iär will uns da.;; ö^ruhl v;ioaor ^^^-bcr, dftSe v,ir oin.,uba^i;t,.a
ßind in uaß göLtliühe oein* Kr will una aie Au^<>^ri ujfi'i.un lür diö
un>.itt©lbare B^rUirung^ dio uns allseitig an aas Oöttlicu^ binaet^
und uns die ?rahrlioit künden^ dafis alles Mühor. und Porschon - wöloh«
t,iöi;eni30i;ait eu auch ;.ui - um niuhtü <,, ht al» ura den höchsten una
gev;;,ltig»Aon ;;illu?.t .Oör rio-JcUh:-.iJU..ünoh vrill dünkalharte :;;t^naohun-
gröjse ent?/ur2 In^ um unbesioi^bar una übv^r leii Tod hinau : in dor
Vereinigung mit dorm OJttliohon zu vur^r;ur;^aln^
D ann v;ära dar Boden bereitet^ uc: dio zroito aip^=?1fti
auiä acr ütillu dvu iiot,ahaaiiohonoh i:u ö^ji- " ji t.il: In L^ben des Alltags
• 4 -
'\
« /
als i^in iVloritoOh^ a^c in jua«^r HantllurA - i-uutcriiö ablegt von ewi^^an
ricßerit Bin aolcUur ..w-r.wCi. iat niuhu YortrouiUi«»t und ürütarrt,
nihht untatig una w^^ltabt^oi^andt, oondjrn ui- wird überall trau
seine Priioht erfüllän und vor den ;iUi.v.al>(^n des Allta^j^i und <1ö8
Bürui*es nicht i*lieu.^n \ ' Abov wr wird nioh- aar in Vöiaiaken una
niüUtß Höhorcö »sMhv keruion* Aua öv-iiwfc Tut; l^*uuutt)t iuanuv ü^rvor^
aas v.iaüön um du.. IlyriiacU, u» ui. ewi^iöi. i''ol£.ch. Ir versteht allöfl
i^iöriüchlichö, ohno jeäücii u la^ zu bllüijen, aonn ^v iriut einen
' ' , ■•■'.■' . ■^ '■■ . - . ' «- ;
hichGien MuBsuab rur allös l'uu. Aber «r iw t nicht aiohwuc, aenn
Rioiaor i;Jt nurv\inv fT^är iüt viele,, hc U«»li,.r und ßv^rütor. Sr
«tWitv-t niuht nur an iUüh, üünaorn - vio dwr ., ©a„u 1 ucauri. -»auoü an
aie andern^ v;uil rjir n\\t\ g'i^^'i>ü^..'iyn uitw^-jtvi'bc' -.uuiio.j^' slüuio »ina
aux dem V/o^e aum Uöohat^n.s^ kit einon v;ortc; ein üoloh<={r Mensch /:
lebt ein sinnvolleö Leb ru wöll diuööö Lob *n olne aichtung^ t^inen
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Anrangs» und Zielnunkt hat^ weil dic-00 Lir.it^ Uini^uiäxuart ubor
aas iJCiiuiv?rzlioh;:jt© d^j xrai;ichuu Li^ben^t Wt?il d^e ilu^t öiucrü ^
SwXah^^n i^enüciKn kiwac bitter woLa tun^ über Ihn i.iout in:icrlioh
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zurbroulKn kann*
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Dios^r ;^^ög^ d öt auö der ^.tilie aös Her'-dens übor
die uralte^ unaualösohbare^ ^.ur vurüchuttete aelmuuoht naoii Vv^r-
üinirunii c*it aeixi aoLuliuiun 2.uii. unverzagt t..tigun^ pra;.tiüchc^n,
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aber im QoUtlich«n und i3-;,liiün vc ranke* c tön Löbon Tiilirt, dieBcrr
Wog^ der auch in .chr/eröter Zuit Ilonnung vorl, iht, er soll uns in
jeden. Jahre durch das llocoiihaßohorohruau ^,%jzeit:'l und ^rl^^^uchtet
weraen mit aen in iumi^t nti^ui^^r i.larut*.it und *.ahruuit «^Ci^tiahlvi .ion
Worten; Umkehr und Ghib^^t und r^oUt^s Tun rUartHi hinwug daü ho^e
Voriaangnis!
^M) f ii z i e 1 1 e s 0 r g a n d e r is r a e I i t i s c h e n Gemeinden Bade n s
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Y' A^oonemetitspretx TieTteljahrUch 50 Rpf. Nur durch die
-* 'S*. ., . - Poxt beiiehbdf
^WS^^''^'^'-^'' ArueJgen nadi Tarif ^l-'^^^^^^^l^rr^r-/
' Jivf Oeschiftötene: Ladwigshafen a. Rh., Schuhtr.' 14
Das Israelitische Gemeindeblatt
i^t^-JyCrscheint monatlich 1 Mal 1^^
Alle fflr die Schriftleitung bestimmten Zuschriften sind *a
jt^^-'-r^^-^fi-:- Herrn Dr. Mdx Grunewald - v ' .:..
s^^r- Mannheim D 7, 17, zu richten / Fernsprecher 23871
i^'"v.'V.-., Anzcigendnndhmc: Mannheim C l, 15 *• , ..i
-'T%^->.'. . Tel. Ludwigshdfen a Rh. &251I ■'*^' *
Auso<jbc fk ist das alleinige amtliche Organ der israelitischen Gemeinden Mannheim und Lüdwigshalen, mit dem die iüdischen Einwohner
i^^^^f von Maniüicini, Ludwigshafen (Pfalz) und Umgebung beliefert werden; die Ausgabe O ist das allcmigc amtliche Organ aller anderen
I-**;
jüdischen Gemeinden in Baden, deren Mitgliedern es regelmäfeig zugestellt wird .
Ä12rJahrgang ^^i V;^^^
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'^: diesen ernsten Tagen von uns gefordert: als der Wille zur Gemeinsdiaft und als der WÜle zum, Opfer, f^i'^
■!^]^zWi^ selbst gewiesen. Nur wenn wir zusammenhalten, frei von Eigensudit und '^^
1^0 Eigensinn, und nur wenn eines jeden Können, audi eines jeden Habe, dem verbindenden Ganzen dienen }£J
^"^ will, " nur dann werden wir bestehen.-'T-t^::':-^,>:-^^^^^^ r'^i^^^0:^.-^'^^^pr^'^'i^^^^^^
^i^'l:^ Mahnung und Bürgsdiaft dessen zu sein, das ist die große Aufgabe der Reichsvertretung. In dem Willen y^i
Äj*^''2u ihr spridit der Wille zur Gemeinsdiaft und zum Opfer.
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v^^i^ Eine Rosch ^ Haschonoh - Betrachtung Jc^-/
k i^)^iv r^^^^V^^ * % von Rabbiner Dr. Schorsch-Hannover . r: -. . ., -.. ^^ir;^
' ..;; ^tJJ^V^;^^^^^^^^ Aus'techni:»chen Ursachen erschien das August - Blatt so früh,
•*.:i^^'^&j^-^djß dieser für Rosch-Haschonoh gedachte Aufsatz nicht mehr auf-
|r;"5-^^I^€^ genommen werden konnte. Sein Inhalt rechtfertigt es, daß wir
r*'^i''^'^'>-^^" °och naciUräglich zur- Kenntnis bringen. Die SchriftI ilunj/.
;^^l^Wenn das Leben kein Ende nähme, — was wäre dann?
'^r Es;-* ist unausdenkbar. Wäre das Leben ^dann ewiges Qlück,
Kusine ununterbrochene Folge von Festtagen? — ein Rosch-
^i^haschonohfest in unserem Sinne wäre gewiß nicht darunter,
.; ;denn das jüdische Neujahrsfest erinnert an das Ende des Le-
bens, an den Tod! • > o;;;;-- .
voÄ'.rDas Judentum knüpft in den Grundgedanken seiner Fest-
tage immer an das Erlebnis unserer. Gemeinschaft an. Aber
das Roschhaschonohfest hat keine geschichtliche Beziehung.
Es entwurzelt uns nicht nur, um wie die anderen Fest- und
Fastzeiten uns in der höheren Ebene der Gemeinschaft uns
selbst als bessere Menschen wiederzugeben, sondern es ent-
, •'o,:i^.i-^.v..r.-^- :- '. Ebene des Menschen schlechthin zurückzuwerfen. Diese Ebene,
■1" — •>'■'■'■.•'
auf der jeder Dünkel von Hoheit vergeht, heißt Sterbenmüs-
sen. Das Roschhaschonohfest zerbricht unser Selbstbewußtsein
und jede Ueberheblichkeit, jeden Stolz auf Rang und Geburt
durch das gewaltige Symbol des Totengewandes, in welches
der fromme Jude sich an seinem Neujahrstage hüllt, um sich
zu mahnen und kund zu tun, daß er um die Bestimmung alles
Menschlichen weiß. - .: • - ■-.:.^^^<^; - ^ .; -\.::: :v vi: ;;::ii:/^..--7*t'.
So stellt uns Roschhaschonoh durch die Mahnung an das
Ende in jedem Jahr von Neuem an den Anfang unseres Lebens
Ueber uns wölbt sich der Himmel göttlicher Gerechtigkeit.
Die Blitze der Vergeltung durchzucken unsere Seele. Das hal-
lende Schofarhorn kündet Offenbarung wie am Berge Sinai:
Es kommt für jeden einmal der Tag des Gerichtes und jede
Schuld wird gesühnt! ., .j-.. : :^ . : - ••'::: -:^.-- --
•^. Dieses Bild, das uns das herrliche Gebet des Roschhascho-
noh vor Augen stellt, ist eine Mahnung an unser Vermögen
innerer Schau und wir entnehmen ihm drei ewige Forderun-
gen.-. * -• "•'• ■ V- •
--:<:• Werde still! Dies ist die erste Mahnung. Denn nur, wer
—c^.^'^tAitt^'' ..~.V *^^-,' -■ / .
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in allen einschlägigen Geschäften erhältlich.
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die Neuzeit deutlich kennzeichnet, so ist es der rasende Lärm,
mit dem sie die Erde erfüllt, der Lärm ihrer Großstädte, ihrer
M^'^':; :. Massen, ihrer-Maschinen. Sie/ schlaf die* Stille tot; aber sie
5®^v.:*'i:f erschlägt damit ,ihre>Seele: und wird sich selbst vernichten.
Aber ßr wird nicht darin versinken und nichts Höheres ii
■kennen. Aus seinem Tun leuchtet immer hervor das VVi
um das Hernach, um die ewij^en Folj^en. Er versteht
, Menschliche, ohne jedoch alles zu billigen, denn er hat
höchsten Maßstab für alles Tun. Aber er ist nicht Ricl
denn Richter ist nur der eine Ewige. Er ist vielmehr H|
und Berater. Er denkt nicht nur an sich, sondern — wi^
Weise fordert — immer auch an die andern, weil erst
^Gemeinschaft auf dem Wege zum Höchsten weiterführt.]
-einem Worte: ein solcher Mensch lebt ein sinnvolles L<
weil dieses Leben eine Richtung, einen Anfangs- und Zielpl
"hat, weil diese Linie hinausführt über das Schmerzlichste|
irdischen Lebens, weil die Zelt einem solchen Menschen
.bitter wehe tun, aber ihn nicht innerlich zerbrechen, kana
};VS Dieser Weg, der aus der Stille des Herzens über die. ui
Minauslöschbare, nur verschüttete Sehnsucht nach Vereinij
-mit dem Göttlichen zum unverzagt tätigen, praktischen,:
■ im Göttlichen und Ewigen verankerten Leben führt, dil
-
^1;iJ«M^^^'0hne Stille kann der Mensch nicht zu sich selbst kommenu Er
4f4^i.%^ im Sumpf seiner Leidenschaften, vom Irrlicht.der
ääfcf-j-'-^c Neuzeit verlockt. Dieses Irrlicht heißt Selbstgerechtigkeit. Der- -nn u^'.li.'-iich uuu i^wiscn v/^iaim^it^n j^w^^ü i^mv, v*,
'^^^§Mf-^' Mensch: der Gegenwart^ hätnie'eihe Schuld auf sich geladen, t Weg, "^der auch in schwerster Zeit Hoffnung verleiht, er
. IS^C% er- hat nie gesündigt; 'er hat höchstens Pech gehabt, wenn das V'im^ durch das Roschhaschonohfest gezeigt,
r$^^.^[' Schicksal ihn zurechtweist. "Das unter ewigem Gesichtswinkel .l erleuchtet werden mit den in immer neuer Klarheit und W
^£^'^J^:.^;>;^ gesc der Zukunft: wird den Abschnitt-^heif (erstrahlenden -Worten: Umkehr . und Gebet und red
-..•'Äfü'*t? ,. ■ . jf-.---,- - - - - - __ - . .-. • . T-.. — ... - . . .. .. • -r ,. , .. . . . :- _ 1
^_ _ ^'versündigt haben! Denn Sünde ist eine Erkenntnis, die nur in^;;.c:>^:^
^Ä^Ä?*def StUle wächst bei dem Menschen; der Einkehr hält in seiner rrrügS:^
^^§^i>^-Wenn wir in der^Zeit der Selichaustage uns an die Brust
-V^j£i^%.^schiagen und sprechen: oschamnu; wir haben Schuld auf uns
^?^^v.^:|??geladen, so sind wir ein demütiger Ausdruck des ewigen Pro-
i^^J^M^^'^,^^^ das Judentum gegen Selbstgerechtigkeit und Selbst-
^^ ""^ klugheit erhebt. Judentum hatuns gelehrt, in stiller Einkehr
rdie Schuld immer bei sich selbst zu suchen«, damit im übrigen
■•— 4r-.-r
Jv^-f';i^t' die -Gnade G'ttes uns Hilfe sende..,-
r-M»--.-«:
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:v^!^i^^ Dies ist die erste Stufe, die sich aus der Stille erhebt. Di
• :. Sehnsucht nach der Gnade des Göttlichen. Es ist das Edelste
lii: am Menschen, diese Sehnsucht erwachen zu lassen und sie
•vJ:^-'am-;i:Wachstum nicht zu hindern. Diese Sehnsucht trägt uns
.v; hinaus aus der räum- und zeitgebundenen irdischen Welt in das-
-^\,Sein, das nichts ist außer Q'tt. Und wir kehren von dort mit
--^;?; immer erneuten Kräften zurück ins harte Dasein des Körpers.
7v-',,Ich fürchte kein Unheil, denn Du bist bei mir" kündet der
;^t-*'^: Sänger als köstliche Frucht seines Ringens um G'tt. Sie leuch-
Zur beruflichen und wirtschaftlichen Betreuung der j|
sehen Handelsvertreter ist im Auftrage der Reichsvertre
der deutschen Juden beim Centralverein deutscher Staatsl
ger jüdischen , Glaubens eine besondere Stelle, das Deze
für Handelsvertreter, eingerichtet worden. " Gleichzeitig!
bei der Reichsvertretung der deutschen Juden selbst ein
sonderer Handelsvertreterausschuß bestellt. Der Handels
treterausschuß der Reichsvertretung hat die Aufgabe, die
arbeitung der für den Handelsvertreterberuf in Betracht kl
menden allgemeinen wirtschafts- und berufspolitischen Frc]
in Uebereinstimmung mit den Arbeiten zu bringen, die
Reichsvertretung zur Gesamtwahrung der jüdischen Inte|
sen leistet. Dem Dezernat für Handelsvertreter sind im
teresse der jüdischen Handelsvertreter die nachstehei
Aufgaben gestellt: -.■■:'.:ir--'^-:/yi^ :■■>-■■:■ '-^ "" ■- --
U S'cherung und Förderung der Existenz- und Betätig^
, .r-„V,
Unterrichtung und Beratung der jüdischen Handelsve
ter über ihre gesetzlichen Pflichten und Rechte, und
ihre Berufsausübung nach ordentlich kaufmännis(
Grundsätzen;
tet in den Eigenschaften der Furchtlosigkeit und des Lebens- ^;,S;i^^ Möglichkeit der jüdischen Handelsvertreter;?;
mutes als Zeichen geadelter Seele von-seiner Stirn. Jeder
Mensch trägt den Keim dieses Adels tief in sich verborgen. Es
gibt keine königlichere Aufgabe, als dieses Edelste,, Ewige in
sich zu erwecken! Viele Menschen verachten sich? Dann, ha-
ben sie- vergessen, daß auch in ihnen der Adel einer göttlichen
Seele verschüttet liegt. Der Roschhaschonoh will diese Spur
des Seelengoldes wieder an das Licht des. Tages heben. Er
will uns das Gefühl wieder geben, daß wir eingebettet sind in
das göttliche Sein. Er will uns die Augen öffnen für die unmit-
telbare Berührung, die- uns allseitig an das Göttliche bindet,
und uns die Wahrheit künden, daß alles Mühen und Forschen
— welche Wissenschaft es auch sei — um nichts geht als um
den höchsten und gewaltigsten WUlen. Der Roschhaschonoh
will -dünkelhafte Menschengröße entwurzeln, um unbesiegbar
und über den Tod hinaus in der Vereinigung mit dem Gott-
liehen zu verwurzeln. *- '' " , .r^t :,*:•---.. -
- Dann wäre der Boden bereitet, um 'die zweite Lebens-
stufe aus der Stille des Roschhaschonoh zu errichten: Im Le-
ben des Alltags zu stehen als ein Mensch, der in jeder Hand-
lung Zeugnis ablegt von ewigem Wissen. Ein solcher Mensch
is'f nicht vertrocknet und erstarrt nicht untätig und weltabge- ^. u •• i . • n-.- i •. . .
wandt sondern er wird überairtreu seine Pflicht erfüllen und -r^- beschrankt seme Tätigkeit streng auf
vor den Aufgaben des Alltags' und des Berufes -nichtjliehen: angegebenen Gebiete und übt insbesondere auch . in ke
'•; Fürsorge für in Not geratene Handelsvertreter und
\ treuung der Hinterbliebenen des verstorbenen Han(
■-■-:'vertreters; ^^i^v,vö, ■,.//' ■.••i-^,v jv-v. ,,..':r -.^-V.l ^■•r^'"-
- Beratung in allen beruflichen und wirtschaftlichen Ein]
'■•'fragen sowie in allen Rechts- und Steuerfragen, so-
W sie den Handelsvertreterberuf betreffen. ';•:; .-:
•^' Es handelt sich beider mit dem Dezernat getroffenen
richtung um keinen neuen Verein oder eine neue Organl
tion. Das Dezernat ist als Einrichtung einer bestehenden ai
kannten Organisation lediglich aus der Notgemeinschaft 1
aus entstanden,, zu der die Verhältnisse die jüdischen Hand]
Vertreter zusammengeführt haben. Vor allem soll die
Schaltung der jüdischen Handelsvertreter aus dem Wettbewj
-verhindert werden. Die jüdischen Handelsvertreter- soller
ihrer Möglichkeit, ihrem Berufe auch in der Zukunft nachgej
zu können, die notwendige Förderung erfahren. ^. . :-'
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Dezernat für den jüdischen Religions-
unterricht in Hannover
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Rabb. Dr. Schorsch
*» Hannover,
Kinister-Stüve-Str. 9.
Hannover, im März 1930
Sehr geehrter Herr !
Sehr geehrte Frau !
Aus den Schülerlisten, die uns vom Magistrat übersandt
wurden, ersehen v/ir, daii Ihr Sohn
Ihre Tochter .• * • . . noch keinen jüdischen Re~-
ligionsunterricht hat. Wir möchten Sie bitten, auf der beiliegenden
Karte die Anmeldung zum Religionsunterricht ab Ostern 1930 umgehend
vorzunehmen, damit wir einen Überblick über die-eventuell in ver-
schiedenen Gegenden der Stadt - einzurichtenden Klassen gev/innen.
Wir möchten Sie dcirauf aufmerksam machen, wie außeror-
dentlich v/ichtig der Religionsunterricht für die Charaktergestaltung
eines Menschen ist, und daß die in den letzten Jahren gesteigerte
Zahl der Schülerselbstmorde ein Menetekel für unsere zum Teil halt-
los gewordene Jugend bedeutet. Es ist auch wichtig^ die Kinder mög-
lichst frühzeitig dem Religionsunterricht zuzuführen, denn nur dann
ist eine verhältnismäßig mühelose Einführung, die auch Erfolg ver-
spricht, möglich. Außerdem ist es für die Kinder, die erst später
am Religionsunterricht teilnehmen, eine nicht zu unterschätzende,
psychologische Belastung, mit viel jüngeren Schülern zusammen be-
ginnen zu müssen.
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Mit vorzüglicher Hochachtung
Dezernat für den jüdischen Religionsunterricht
in Hannover
Rabb. Dr. Schorsch.
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Hannover^ im Januar 1929.
Lützowstr. 3.
Sehr geehrter Herr !
Sehr geehrte Frau !
In der Voraussetzung, daß Sie an der religiösen Erziehung
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Ihrer Kinder innigen Anteil nehmen, möchten wir am
Donnerstag, den 31. Januar ds.Jrs., abends 8 t Uhr
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im öemeindehause, Lützowstr. 3, einen Elternabend veranstalten.
Dieser Abend soll der Aussprache zwischen Eltern und Lehrern
über die Prapcen des Relip:ionsunterrichtes dienen und gegenseitig
das Interesse fördern.
7/ir laden Sie hiermit zu diesem Elternabend ein.
Der Direktor der Religionsschule der Synagogen-Gemeinde:
Rabbiner Dr. Schorsch.
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Lützowstr, 3.
Sehr geehrter Herr !
Sehr geehrte Frau !
In der Voraussetzung, daß Sie an der religiösen Erziehung
Ihrer Kinder innigen Anteil nehmen, möchten wir am
Donnerstag, den 31. Januar ds.Jrs., abends 8 ^ Uhr
im Gemeindehause, Lützowstr. 3, einen Elternabend veranstalten.
Dieser Abend soll der Aussprache zwischen Eltern und Lehrern
über die Frap^en des ReliF^ionsunterrichtes dienen und gegenseitig
das Interesse fördern.
7/ir laden Sie hiermit zu diesem Elternabend ein.
Der Direktor der Religionsschule der Synagogen-Gemeinde:
Rabbiner Dr. Schorsch.
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Sehr geehrter Herr
Sehr geehrte Frau
Aus den Schülerlisten, die uns vom Magistrat übersandt
wurden, ersehen wir, daii Ihr Sohn
Ihre Tochter noch keinen jüdischen Re-
ligionsunterricht hat. Wir möchten Sie bitten, auf der beiliegenden
Karte die Anmeldung zun Religionsunterricht ab Ostern 1930 umgehend
vorzunehmen, damit wir einen Überblick über die-eventuell in ver-
schiedenen Gegenden der Stadt - einzurichtenden Klassen gev/innen.
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.-._._, — Wir möchten Sie darauf aufmertcsast machen,- v;ie äußeror-
dentlich v/ichtig der Religionsunterricht für die Charaktergestaltung
eines Menschen ist, und daß die in den letzten Jahren gesteigerte
Zahl der Schülerselbstmorde ein Menetekel für unsere zum Teil halt-
los gewordene Jugend bedeutet. Es ist auch wichtig, die Kinder mög-
lichst frühzeitig dem Religionsunterricht zuzuführen, denn nur dann
ist eine verhältnismäßig mühelose Einführung, die auch Erfolg ver-
spricht, möglich. Außerdem ist es für die Kinder, die erst später
an Religionsunterricht teilnehmen, eine nicht zu unterschätzende,
psychologische Belastung, mit viel jüngeren Schülern zusammen be-
ginnen zu müssen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Dezernat für den Jüdischen Religionsunterricht
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23. März 1931
Adressen der Teilnehmur dcis Lehrk^iuaes !
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Frau 3en. F i s e k
Harru.Prau Hermann,
" '• Moses,
»• Heine,
Fräulein JE. Rose,
Frau Strauck,
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'* Jok. Detaube, an gleiche Adresse.
, Körner Str. 21.
Bessermerstr . 1.
B e s s e rnier s Lr . 2 .
Bandeis Lr. 2Ö.
Brühlstr. 11 A 11 .
Abelmannstr. 27. I
Herr u.Fräul.^onnenberg, 11 a
Herr u.Fraa Güdemann,
Frau Dr. Sklareek,
Fräulein ilisabetk Ber^^raann,
" Suse Nathan,
Fraulein G-.Frenzdori',
Herr u.Frau Behrend,
" Leomi.Lesvy,
Frl. Rutk u.Ilsbetii Pliilipp
Herr u. FrauFriedmann,
Frau 1. V/eil u.Frau Gr.otern
** Gertrud Licivt^^nber^
Frl. Gl. u. Fanni Dessau
Frau Kirc.ilieimer , . _.^,
" ftüsel Dreiruss
Herr und Frau Goiäsenmidt]^
Herrn Loewe
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Tkeaterstr. 14.
Podbielskistr . 337*
Am Kleinenrelde. 10.
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Kram^^rstr. 11.
Kurze Str. 5*
Herrens;.r. 6.
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Minister otüvestr. 9-
Püdbielskisur . 8 a.
Büüderstr. 1.
An aer JiiristuskirOiie 25
Warmbüeiienstr . 24.
'Bödekerstr. 17 .
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1. Religion als zentr^ Leben&st^ridp >
Unmodern. Herr^cliaf t der Rel. im Mittelalter;
viele Fehler ;Pfaffenherr80haft, verquickt mit
irdischen Interessen. Hat -Kredit verloren.
Trotzdem zentrs.l? Ja.
'Jas ist Rel.? Kreist ujn OM Keine Crestalt;
aber handelndes Tesen. P^lhrung der Profeten.
Ueberwaltigt -^on ". ;Jeremia: Pitisani woepos.
"Wolfes G'serfe-enntnis: Nicht unmittethar .-
3*3cken kannst du %(^'^Qn --= vVirkung! Offenbarung
als der unendlich Barmherzige, r/ir haben Be=
durfnis nach ::]rlÖsung! Anlehnung . Macht Jere^
mia zur eisernen Mauer !
J^esaias G-'erkehntnir>: Der "HeiTige . Das^
unendlich Reine, in dessen B:4nn .^ce schlagen ;r:r=
kenntnis der Kleinheit , Schwachheit ,\mendliohen
Sündhaftigkeit. Die G ' sber'ihrung brennt rein
(Kohle vom Alt-jir!).
7/esentlich Frage: Fortleben nach dem Tode.
Beispiel von aein elektrischen Strom in der
Birne. 7ieso in der Bibel die Fra^e nicht
berührt? Absolute Selbstverst -Endlichkeit . TDie
biblischen Menschen in öolch inniger Berühr -
rung mit dem Gottlichen,dass Ewigkeit sge=
danke selbstverständliches Erlebnis und Vo=
raussetzun,^ v/ar. Bei den Grössten unmittelba=
rer Uebergang ins Jenseits: Moseskus^ ;Elia:^
TT imj'riel fahrt .
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den 29.3.1935*
Herrn
Dr. Höh* Strauss,
Hg n n o V e r#
Alte Cellerheecstr •
Sehr geehrter Herr Doktoür !
loh danke Ihnen herzlich für Ihren liebenswürdigen
Brief, der meine Donners t«ig<^bend-Vortr^ge betrifft. Sie hoben
mir durch Ihren regelmässigen Besuch eine grosse Freude ge-
m«tcht, denn es liegt mir nicht d<=ir«jn Hörer för meine Vor-
träge zu h^b^n, sondern vielmehr Hörer für die ewige iV^ihr-
heit unseres Judentums zu gewinnen*
Gern will ich mich mit dem Gred«^nken beschäftigen,
in welcher Form ein weiteres Eindringen in dns von Ihnen an-
gefahrte Schrifttiom innerhalb einer Arbeitsgemeinschaft möglich
ist. Ich hqbe schon selbst etwns deri^irtiges überlegt, "und ich
brauche Ihnen sicherlich nicht zu versichern, d«iss ich eine
solche Arbeitsgemeinschaft leschem schomnjim leiten würde,
d«i mir nur «n der Vertief img des echten jüdischen Bewußtseins
liegt.
Indem ich Ihnen noch einmal herzlich für Ihre
freundlichen Zeilen d^nke , grüsse ich Sie bestens !
Frqu
Grete /ifirtheim,
Hnnnover-Llnden «.
Egestorfstr.i
den 29.3.1935.
Sehr geehrte Pr«^u üfirthelm 1
Ich dnnke Ihnen herzlich für Ihren frexindlichen Brief,
nus welchem hervorgeht, doss meine Donners t«^g«bend-Vort rage
hei Ihnen e Ire freundliche Aufnahme gefunden h«»ben. »V^s mich
besonders freut, Ist der ümst«ind, d«^ss diesen Vorträgen «luch
üonst eine freundliche Aufnahme bereitet worden Ist, und Ich
hoffe, d«.ss die Rückkehr zur Bibel Im Interesse der Inneren
Erst«^rkung unserer Gl«<ubensbrüder qllmähllg Immer grössere
Portschritte machen möge.
Nehmen Sie noch elnmt^l herzlichen Dnnk
von Ihrem
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W. ^A^ \^;..JX^ —
den 29* 3. 1955 •
Frqu
P^^uln Sohr^^genheim,
H qi n n o V e r •
Boedeokerstr •
Sehr geehrt^frnu Schr<^genheim !
Ich d^^nke Ihnen und Ihrer Toohter herzlich für Ihre
freimdliohen rforte , die Sie mir «^nlässlioh des Abschlusses
meiner rf inte rvor träge geschrieben haben. Es bedeutet für mich
eine grosse Befriedigung i d^ss diese Vorträge **ufnnhmebereite
Menschen gefunden h<^ben, dean es liegt mir nicht nn äusserem
Erfolg, sondeiTi d-^^rnni d«iss echtes Jüdisches Bewußtsein in
unseren Glqubensbilüdem vertieft wird* Vielleicht kqnn m^n
so etw*^s äf^zn beitragen, d^ss d«»s Schwere der heutigen Zeit
infolge innerer Erst'^rkung leichte^ getragen werden k«^nn.
Indem ich Ihnen noch einm<^l herzlich für Ihre freund-
lichen »Vorte donke , grosse ich Sie bestens
Ihr sehr erg#
N.
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Jj.r J. _A JT. J i ^ J ' "V / ' / y ^ /;
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Herrn
Hioh«»rd Dqnin^nn,
H«innover •
Sohiffgr^ben 56
den 29 •3. 1935 •
Sehr geehrter Herr Dq.mm.qnn !
Nachdem ioh Ihnen schon miindlich meinen Dqnk aus-
gesprochen hqbe , möchte ich Ihnen noch einmal schriftlich
dftnken irnd Ihnen sngen, d^ss Sie mich mit Ihren Worten imd dem
Buch sehr erfreut h^hen. Sie wissen jq ^ d«iss mir nicht ^n
irgendwelchen äusseren Erfolgen liegt, sondern dnss ich bei-
tr«^gen möchte zu einer Vertiefung echten Jlidischen Bewußtseins
und dqmit quch zu einer inneren Erst^rkung unserer Oloubens-
briider in einer Zeit, die uns ollen eine schwere BcfUde auf-
erlegt hqt. Ich hqbe von vielen Seiten so vieleÄreimdlichen
Dqnk erfahren d'irfen, dqss ioh eine innere Befriedigung darü-
ber empfinde, für d^s vergangene Winterhalbjahr diese nicht
geringe Arbeit übernommen zu haben«
Indem ich Sie bitte, quch Ihre G-qttin zu griissen,
verbleibe ich
Ihr sehr ergebener
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RICHARD DAMMANN
miaffegangen:
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Bwntw
HANNOVER , 22. Kärz 1935
GROSSE PACKHOFSTR. 17
PRIVAT: SCHIFFGRABEN 56
Herrn
Rabbiner Dr. Schorsch,
H a n n o V G r.
Sehr geehrter Herr Doktor!
Nachdem Sie mit dem eer^tricen Vortrag den Zyklus Ihrer
Wintervorträge abgeschlossen haben, möchte ich nicht ver-
fehlen, Ihnen, gleichzeitig im Kanon meiner Frau, unseren
allerherzlichsten Dank für die wundervollen Vorträge auszu-
sprechen. Sic gaben uns unendlich viel Anregung und vev
den infolge ihres ungewöhnlich reichen Inhalts in uns noch
lange nachv/irken.
Ich bitte Sie, als äusseres Zeichen unserer Dankbarkeit
das beifol-ende Buch von uns entgegennehmen zu ?jollon.
Falls es schon in Ihrem Besitz sein sollte, wird Herr
Bacharach Ihnen gern einen Umtausch ermöglichen.
Mit den besten Empfehlungen, auch von ö^iner Frau, verbleibe
ich
r.
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mit
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den 1. April 1935.
Frau
Heddi Sichel,
H o n n 0 V e r» ,.
Horst Wesselpi-^tz.
Sehr geehrte Pr«^u Sichel !
Ich d«^nke Ihne herzlich f'ir den wiinderschonen
Blumenstock, den Sie mir gesandt halben. Ich freue mich, d^ss
Ihnen meine Vorträge etwjis gegeben h<^ben. An äusserlichem Er-
folg ist mir nichts gelegen. Wenn meine Vorträge jedoch dazu
beigetr-^gen hoben, imsere schwierige seelische Situ«=»tion zu
klären und durch Verankerung in unserem Judentum widerstands-
fähiger zu machen, so ist mir dies die schönste GenTigtuTing,f -Ar
die Arbeit, die ich auf mich genommen h^tte.
Indem ich Ihnen noch einm^^l herzlich dnnke , gr'isse
ich Sie bestens ! •
Ihr sehr erg.
^vx^^l Sc Kofi sc ^ (i,U '
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Arcltiyei
Emil ScJjorsch Co//^c//c
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Fr^ifinentf
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Ju/^endg^ttesdlenst
eine Untersuchung zuK religiösen Frage.
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der menschlichen Erkenntnis
Es gibt wohl kein GebieV»<ias klarer Beurteilung grös-
sere Schwierigkeiten entgegensetzen würde als das religiöse.
Nicht nur dass die Erscheinungsformen zahllos sind,- schon
der Ausgangspunkt ist kaum genau zu "bestimmen. Vernunfter-
kenntnis \ind Willensentschliessimg "bilden die eine Urquelle
aller Religion, Gefühlserlebnis ist die andere. Nun kann man
Gefühle beschreiben; aber ob das Wort eine Brücke 2.um Ver-
ständnis oder Miss Verständnis bildet, ist oft schwer zu ent-
scheiden. Überlieferte Religionen haben es scheinbar leich-
ter, da ihnen ein festes System in die Hand gegeben ist und
alte Erfahrung ihnen zur Seite steht. In Wirklichkeit
schwelt in ihnen dieselbe Problematik. Hinzukommt aber die
gefähr lichk^ Wahrheitsfrage. Überlieferte Religionen müs-
sen sich für wahr halten. Es lässt sich aber nicht leugnen,
dass es Menschen gibt, die ihre V/ahrheit anzweifeln. Kann
es denn so viele wahre Religionen nebeneinander geben? Ist
nicht alles Willkür und Zufälligkeit, die sich im Laufe der
Zeit zum System verdichteten? Derlei Gedanken müssen das
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Fund' ment der überlieferten Religionen brüchig gemacht
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aus der durch Enttäuschung die Wahrheit hervor \rncnn0n lcönn=
te; sie ist Ifull. G'tt wird nleniala durch das blcssa Denken
erfasst; in'ggy der Grlaul)e,daöö eb doch mö^;llch wäre, ist
der entscheidende Irrtum Iä dcaa verniln:Ltii;en G^ttsuo^iortum
der iTeuscit. GHt kann nicht gedacht werden* ^Wem wollt
ihr mich vergleichen und /leintfdaos ich ibni ähnlich lEDaS
v;ärc, spricht cTer KeiiigO"\ Lleses ^Vort des Profeto^n Jesu ja
ist ZiW:!: eines der zahlreichen Ze^i^^isse der i^röss^en reli=
gießen Nenschon^dass r.an C*tt nicht denkend 2at erkennen
verna^. LIaii kaiia ilu: auch nicht it^&feUÜi erfühlen uiid
iueiiiin,dies Gel Ycllstanujge rr'tTe&erkreni-tnic, iiuch die
&ef'l'3lskr:^ft3/ elnd nur ^iii isolierter Teil cle« l'enschen«
G'tt Irann /lor. \^x)cr :,iit ^^eLuevi. gaiicon 'Lof'o^^n crkf^nnj^n^aliso
uiit der i2i/ii:eit des den}-üaueii,fvUil enden, v/i^Llei:den., handeln-
cleix llen^ohen^T^it d9m gn2>i;e:a Hörigen, init der ^v^v'^tl Sf^r^ie,
und irilt allen üt^'.'ften'^ • * ' '
genwart :^.prcl)lem ein:Sie äussere und innere Erschütterunp;
unseres LelDens. Solches Erleten geht an 3ÄäZS£S3iaXin: die
urzel unseres Daseins, und daher ist sicherlich auch eine
Aufgeschlossenheit vorhanden, ims er jvxlisches Leben einmal
vom Grunde her zu durchdenken. Dieser Urgrund ist religiöser
Art in einem Qfxnz besonderen Sinn. Es ist nicht zufällig,
dass die Erschütterung des Judentums als Folgeerscheinung
einer Zeit auf tritt, die auf allen ^rcbieten religiöse Ver^
ankerung ung Verpflichtung entvmrzelt hat. Die folgende
kurze Darstellung feoll nun den Versuch machen, unser Geschick
einmal von diesem Gesichtspunkt her ged^^nklich aufzurollen.
Es geht alle diejenigen an, die solche Judentumsauf fassung
als die ihre enp finden, damit" ihr Leben und ihre Haltung
sich f estige, U
• *
'S. wo sie' auch sein mögen.
V/ahres Judentum geht von G'tt aus; nixr von G'tt. Wer
solches leugnet, streicht damit das /'eugnis der Thora und
der Heiligen Schrift, mit der Judentun in die Y/elt der Ge=
schichte eintrat. Er erfindet ein neues Judenti:Jin. Es ist
■f
ISISEIZiMgllSH aber auch leicht möglich, dass auf die Äu=
sserung, Judentum fange mit G'tt an, die Antwort erfolgt:
Selbstverst'indlichjdas ist ia seit alters das anerkannte
Wesen des JudentumiS. In dieser selhstverstündlichen Aner=
kennung liegt der Haken. Sie ist so selbstverständlich,
dass sie wirkungslos bleibt. Sie bezieht sich nämlich nur
auf die Welt der Gedanken. Nicht umsonst jedoch ist dem
Ngmen G'ttes der Begriff "chaj " ,lebendig beigefügt. Das
Gegenteil ist im Munde jüdischer Menschen undenkbar. Aber
es gibt eine tote G' ttesvorstellung,d.h. eine, die wir=
kungslos bleibt. Oder deutlicher umgekehrt: Jede A.uf fassung^
von G'tt die in Bezug auf das Leben wirkungslos bleibt,
ist fälsch, ist noch nicht einmal ein fruchtbarer Irrtum,
Rell/:lon als Lebensform^^
von E. Schorsch*
*■•:.•!-.
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Die Rolle, die Religion houte im Leten der Menschen
spielt, ist eigentllmllch. Als Institution prägt sie sich in
zahllosen Formen für jedermfinn sichthar aus. Trotzdem lei«
dot sie unleugbar an Innerer Schjväche, ISs ist zwar ebenso
deutlich, dass religiöse tJherzeugung in vielen Menschen als
lehenrrefstaltende Ejraft wir?ttj aber diese Kraft im Einzel=
menschen ist isoliert. Wof wirklich noch bedeutende Auswir=
iDmci^n rsligicser /ort ii: ME einer Gemeinschaft Sl&h zM^X
^^7?vnlam vorliegen, frehen sie av.f die gewaltigen religiösen
^rieb?rrnfte fri/herer 2eit zrjriielc. Deren scbmohe t'berbleib:
sei v;L:ren heute nicht mehr iiTistGJidc, das selbe ku schaffen.
Das Eirr Teil noch mächtige und eindruclrs volle äussere 0«=
böude der Religion !r«,nn nicht darüber hinv/esty.uschen,dass
ihre irmci^ Kraft hinDiohtlicL der G3W3ln3chaft g-abrooAen
ifc--t., 7fcr Massen heute bevegen wlllfliaim Icavau Reli^jicn als
Trloblcraft des C'0fMhlf3S,gesch7;eige d?^nn als Institution in
die Tagsclialc werfen. Er w'lrdo weder Bageisterimg noch die
wirlcsaiic ^emeinsMmireit entscliied^nor 'Jberaeugung h^^^rvorrufen,
i7aa 3x0ii jedoch au::aorhari3 des Religiösen be-zegt, scheint
unter varschlÄdsncin tJins tiiteiden innrer irgendwie ^.^eartet,
'■' ' ' '
^ Menachcn ijim sich 'ZU scharen und 2.u Opfern zu bev/e/jen. Über
döiü rsin und ai/idoutig Relisi-'Jüen liegt heute vielfach der
• • •
Sclileier des •Tic?3teTnstgenom'n©ny7eTä«?:y,des etwas J^^iäcTiclten,
vjemi auch noch teil\'.'eise 13SM13[mmiX airs irgei.d »^iner Art
j
Pietllt heraus Srhiltenen. Bei dieser ^'eststellung rs.^z^n
alle ITichtbetr offenen bederJcen,dass eine Zeitstiniaung an=
gedeutet werden soll, die stärker ist als die Summe der an=
ders eingestellten, aber Isolierten Einzelnenschen.
Diese ^Verlegungen greifen in ein lebendiges Ge=
Welches ist die Innerim.p: der mlzwoh?
ProlDlem: mizwoh zerichoh kawwonoh au lau?
Jüd.-pädagogi sehe Anschauung: Die Äusserung (die T.Iizv/oh)
soll die rechte Irjierung erzeu-gen:
Pirke Owavis : Mache dein Gehet nicht zu einer wider=
I ■III« I ■ I I I II ^wi^i»-
wärtig erfüllten Pflicht (kewa) sondern zu wirklichen
Bitte (tachanunim) . .... •:, , .
Die Gemeinsamlreit des religiösen Tuns wirkt Innerunss=
hildend. (Die Sehnsucht des Menschen nach Gemeinsainkeit -
zwingt ja auch zur Äusserung). Daher gilt die Gemeinsamkeit
mehr als das Individuum. Siehe Stelle in den Tirke Ov/aus :
G'tt ist hei lo,hei 5, usw. Das ist keine VJertimg der Men=
sehen, sondern der Schwierigkeit , von religösen Äusserungen
zu religiösen Innerungen zu kommen. Am schwersten hei
l,am leichtesten hei lo.
siehe ähnliche Stelle in Berochaus mit der Variation:
G^ wartot hei lo schon, ist schon vorher da! Diese !Sort=.
Äusserung muss richtig verstanden werden (Uherhaupt bei
allen das Religiöse hetre-rfen Äusserungen!); her.eichnet
I
nichts anderes als die verhältnismässige Leichtigkeit der
Erzeugung religiöser Gefühle und Erichnisse in der Gemein=
Schaft.
Wichtig, dass das Judentum nicht ühertreiht und das
religiöse Tim, die rel.imsserung des Einzelnen entwertet.
Pädagogischer ^^eck des gemeinsamen Gottesdienstes.
Sij jumf eiern, S'udas mizwoh, gmeinsamen Lernens (auch: Sr^.virh
dir einen Genossen!) usw.
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Die WechsellDeziehung zwischen Äusserun/^ und
Innerung als Grundlage religionspädap-ggischer Erkenntnis.
Äusserung und Innerung; Definition siehe Schmidt ,Philcs .
V/örterlDuch S,57* (ist der Begriff Innerung von Schmidt
gebildet?, in Anlehnung p-u Erinnerung? siehe dort).
Grundlage alles religiösen Daseins sind Gefühle .
Hierin hat Schleiermacher recht. (Anmerkung: Sein Fehler,
*
nun alles ins Gef'lhl zu verlegen, darf nicht zum gegenteilig
sen Fehler verjfleiten; Kritik von Ludwig Feuchtwanger in
dem Religionsheft des Morgen).
Es gilbt natürlich unausgesprochene und viell.auch
unaussprechbare, d.h. noch nicht einmal andeutbare Gefühle.
Aber der Mensch als zoon politikon (Arist . ,s.d. ) wird durch
diese Eigenschaft gezwungen, seinen Gefühlen Ausdruck zu
verleihen, (siehe \7örterbuch, Gefühle; Lange: Korrelation
zwischen Gefühl und Gesichtsausdruck; siehe Vorlesung Gross,
Psychologie) .So kommt zu jedem religiösen Gefühl, jeder
re]ip:ic)sen lnnerun/>: auch eine rcli.^iöse Äusserung.
Problem: Entsprechen die überlieferten rel jp-i. Ösen
Äusserungen f^^Formen^) nochjtf den heuti^^en reli^-iösen
Innerun,":en. Dienemann bestreitet es. "Der liberale Jude
kann nur die Dorm anerkennen und an ihr tell=
haben, in rler er sein religiöses Gefühl und sei-=
nen jüdischen Willen auch wirklich ausdrücken
kann" .
Diese Behauptung ist deshalb nicht stichhalt ig, weil
das ganze liberale Judotum kein ernsthaftes religiöses
Leben gS2X erzeugt hat und daher auch nur schwache reli=
giöse Innerungen haben kann. Der jüdische Liberalismus hat
in diesem Problem nichts zu sagen. Er ist Judenttoi im.
Abbau, Flucht vor ernsthaftem Judentum, Sehnsucht nach den
Äusserungen des Lebens der Andern. Daher muss er zwangs=
Xläufig auch die Innerungen der Andern aufnehm.en,assimi= ;
latorisch im Sinne der Entjudung sein (Orgel, Abbau des Ge=
betes zugunsten der Predigt , Abnahme d er Kopfbedeckung usw.)
Relif'-^iöses und weltliches Judentum.
Von wann an l^esteht die Auffassung des Judentums als Reli=
Sions;3udentum? Die Theorie zur Erleichterung der Einglie=
derimg in (^ie Völker. Siehe Synhedr ium Ifop o 1 i on s . Si - he
Geiger. Siehe Schöps.
Das Judentum war früher ah so lut religiöses Volks.1uden=
tum. Beweise aus Bihel und Talmud. Das entsprach dem Zu=
stand "bei anderen Völkern. Auch "bei ihnen alles auf das
Göttliche "bezogen. Z.B. Römer. Bev'^ise.
Man b-nt behauptet, das «SIXX religi''se Judentum, die
Auffassung des Judentums als Religion sei unlehendig.
Richtig, wenn man demgegenüber an die Existenz eines weltli=
chen Judentums glaubt. Aber erst die Erfindung des weltli=
chen Judentums hat die unlebendige Auffassung des reinen
Religions Judentums erzeugt.
Es ist unmöglich, Bibel und Salmudstel] en f'ir die welt=
liehe Aufbautheorie Palästinas heranzuzilahen. Es ist gerade=
zu einTrick, etwa zu sagen, der Talmud verlange den Aufbau
von Erez Jisrael,um für kritiklose Menschen zu beweisen,
dass die weltliche Aufbautheorie richtig wäre. Einen anderen
Aufbau als f^"1.r den Zweck des G' tteslandes kennt das über=
lieferte Judentum nicht. Siehe Tir;chgebet : "Wir danken dir
dafür, dass du unseren Vätern hast zuteil werden lassen
ein Land, lieblich, gn t. . ." Siehe die innige, utilösbare Ver=
bindung mit dem G' t1 esgedanken,der Thora,der Beäiegelung an
unserem Fleische. Siehe hierzu die Talmradstell en (Barsche
Tefilla).
Es ist entscheidend, unter welcher Theorie und Auffas»
sung SiSiMZ des Judentums man erzieht. Ist ein gemeinsamer
Boden der Pädagogik für religiöse und weltliche Judentums=
auffassung möglich? Nein. Ist die Schule grandsät zlich
weltlich, so kann es nur einen Religionsunterricht nebenher
geben. Er ist also nicht mehr umfassend imd ist dr-mit schon
in seiner Anlage ein Widerspruch zu seiner eigenen Voraus=
Setzung. Er schwebt in der Luft und m.uss unwirksam bleiben.
Dies war die Situation des Religionsunterrichtes seit der
Emanzipation. • " •
Ernst der religiösen Ueberzeugung«
Hauptaufgabe der Religionspädagogik ist Schaffung
einer ernsthaften religiösen Ueberzeug"ung.
Es fehlt allenthalben an dieser religiösen Ueber-
zeugiHig. Man findet Lauheit, Unernst, Spielerei, Getue. Im
Unterricht wirkte sich dieser Unernst oft verheerend aus.
Manche Erscheinung kam nah an &' tteslästerung.
Woher kommt dieser Unernst ? Die Menschen fühlen
nicht das Bedürfnis, religiöse Erkenntnis auf ihr Leben zu
übertragen und ihre Lebensweise religiös zu binden. Gerade
dies aber fordert das Judentum. ( aul haschomajim;aul derech
erez; über das Verhältnis dieser beiden Begriffe siehe Sprü-
che der Väter. )
Welche Kraft ruft den Wunsch nach religiöser Lebens-
bindung heirvor ? Entscheidend scheint mir der Begriff ewigen
Lebens (chajje hoaulom habo) . Ueber die Bedeutung dieses Be-
griffes siehe in den Sprüchen der Väter. Aussprüche des
Rabbi Jaakouw (4,21 : *' diese Welt gleicht einer Vorhalle vor
der kommenden Welt; bereite dich in der Vorhalle vor, um in
den Palast eintreten zu dürfen"), des Rabbi Eliasa hakapor
(4,29 :" die Geborenen müssen sterben, die Toten leben, die
Lebenden werden gerichtet, um zu verkünden und zu erfahren,
dass er G'tt ist ... usw.; und lass dir durch deinen Trieb
nicht einreden, dass die Gruft ein Haus der Zuflucht für dich
bedeute, denn gegen deinen V/illen bist du gezeugt worden, imd
gegen deinen Willen bist du geboren worden, und gegen deinen
Willen lebst du, imd gegen deinen Willen stirbst du, und gegen
deinen Willen musst du einst Reehenschaft ablegen vor dem Kö-
nig aller Könige"), des Rabbi Tarfaun (2,20 u.21 : der Tag ist
kurz, die Arbeit viel, die Arbeiter sind müssig, der Lohn ist
gross und der Hausherr drängt; nicht deine Aufgabe ist es,
die Arbeit zu vollenden, du bist aber auch nicht frei, dich
ihr zu entziehen ... und wisse, dass der Lohn der Gerechten
der künftigen Welt vorbehalten ist"), des Rabbi Akiba (3,20 :
•^alles ist auf Bürgschaft gegeben und ein Ketz ist ausgebrei-
tet über alle Lebenden, der Laden ist offen, der Kaufmann borgt.
das Schuldbuch ist geöffnet und die Hand schreibt ein, Je-
der der leihen will, kommt und leiht; aber die Eintreiber
gehen ständig an jedem Tage hervim und machen sich von Men-
schen bezahlt mit seinem Willen und ohne seinen Willen, sie
haben etwas, worauf sie sich stützen; das Urteil ist ein
wahres Urteil, und alles ist bereit zum Mahl ").
Vergleiche hierzu auch den Religionspädagogischen
Sinn der hohen Feiertage. Sie mahnen an Tod und Rechenschaft.
Beachte das Sterbegewand, das Fasten, das an die Zeit nach
dem Tode erinnert, in welcher alle irdischen Bedürfnisse
abgefallen sind, den Wunsch, Verzeihung der Sünden zu erlan-
gen. Besonders zu beachten ist dabei die Sitte, dass alle
Kreise an den hohen Feiertagen den G'ttesdienst besuchen.
Hicht die geschichtlichen Feste die Freudenfeste haben die-
sen Einfluss ausgeübt, sondern die hochheiligen Feste, die
an dem Tiefsten des Lebens mahnen, an Tod \ind Fortleben nach
dem Tode. Dies spricht dafür, dass in religionspädagogische
Beziehung der Ernst und zwar der tiefste Ernst wirksamer ist,
als Freude und Lebenserleichterung. Ausschlaggebend ist da-
bei selbstverständlich die Wahrheit des Ernstes. Was hier
wirkt, ist die Ueberzeugung von der Unausweichlichkeit des
Schicksals aller Menschen und von der Notwendigkeit, in einer
Fortsetzung des Lebens nach dem Tode, die Folge des irdischen
Lebens tragen zu müssen.
Für die Klarheit, mit der das Judentum diesen Zu-
sammenhang der Religion mit der Frage nach dem ewigen Leben
sieht, spricht das Gebet : elauka.i neschomoh.
Besonders bedeutend für die Wichtigkeit der Frage
nach dem ewigen Leben für den reli^ieösen Menschen .jeder Re-
ligion ist Schrempf (vom öffentlichem Geheimnis des Lebens,
Stuttgart 1920, Seite 109 ff.) Er zitiert auch die Verse von
David Friedrich Strauss :
"Wem ioh dies klage, weiss, ioh klage nicht;
Der ich dieses sage, fühlt, ich sage nicht.
Heute heisst's : verglimme, wie ein Licht verglimmt.
In die Luft verschwimme, wie ein Licht verschwimmt.
Möge schwach wie immer, aber hell und rein,
♦ Dieser letzte Schiaimer, dieser Ton nur sein.** (Seite 126)
Die Schönheit dieser Verse ist für die jüdische
Seele etwas giftig. Sie zerstören den Lebensernst, den Ernst
gegenüber den Gedanken, dass dieses Leben in einem künfti-
gen Leben verantwortet werden muss. Wer glaubt, dass sein
Leben spurlos in die Luft verschwimmt, trägt unwillkürlich
dazu bei, das Menschenleben der Fackel zu berauben, die aus
der 'Ewigkeit heraus die Notwendigkeit religiös gebundene Le-
bensgestaltung erleuchtet.
Ebenfalls zur Erzeugung des Ernstes und des ernsten
Willens zur religiösen Lebensgestaltung trägt bei die Er-
schütterung des .jüdischen Schicksals. Die scheinbare Siche-
rimg des äusseren Lebens, Reichtum, Technik, Macht haben re-
ligiöse Lebensbindung und Verantwortung vor G'tt scheinbar
überflüssig gemacht. Folglich muss die Erschütterung auf die-
sem Gebiete zur Umkehrung und zur Umkehr beitragen.
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das Prohlem eiimal vom religiösen Standpunkte aus zu unter»
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sten EreisplBse der Gesshiclite überstanden, hotten ggWI
sicLerlich ihr rplii;^-lG3es Prinzip "uYisere Sva:.den hiil^en es
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aus der durch Enttäuschunc die Wahrheit hervorwnchsen kc)nn=
te; sie ist Null. G'tt vd.rd niemals durch das blosse Denken
erfasst; ^TIMa der Glauhe^dass es doch möglich v/äre,ist
der entscheidende Irrtum in dem vernünftigen G' ttsuchertum
der Neuzeit. G'tt kann nicht gedacht werden. '^Vem wollt
ihr mich vergleichen und meint, dass ich ihm ähnlich iJfSKifE
v/äre, spricht der Ileilige'^ Dieses '7crt des Profeten Jesaja
ist nur eines der zahlreichen Zeugnisse der grössten reli-
giösen Menschen, dass man G'tt nicht denkend ?.'Vi erkennen
vermag. Man karin ihn auch nicht KlfBTflM erfühlen und
meinen, dies sei vollständige G-' tteserkenntnis . Aueh die
Gefühlskräfte)?^ sind nur ein isolierter Teil des Menschen.
G'tt kann man ntir mit seinem ganzen Leben erkennen, also
mit der Einheit des denkenden, fühl enden, wollenden, handeln^
den Menschen /bit dem ganzen Herzen, mit der ganzen Seele,
und mit allen Kräften".
^envrartsproTDlem ein. Es ist die 32iää?£J2iH2L äussere uäcl in-
Theorien
nere Erschiitterimp; unseres Leidens, Mancherleij^f 2£2[l!IS12Ig3öl/
werden von Besinnlichen LIenschen zu ihrer ErklMrung auf2e=
stellt, M Ist es einem heute lebenden Juden nicht möglich,
das Pro^blem einmal vom religiösen Standpunkte aus zu unter=
suchen und durchzudenken? Es läuft gev/iss der ^citstromunn;
ent^^c'^n. AlDer unsere Alten, die aufrecht a-Sich die schwer=
sten Ereignisse der freschichte üherstanden, hätten gSSl
sicherlich ihr religiöses Prinzip "Unsere Slinden halben es
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verursacht" auch aiif unsere Zeit an^^ev^endet . Vielleicht
haben gerade rüc aus Deutschland auswardernden Juden kraft
ihrer Ei'':enart und Fähi.f^:keit theoretisch.en Durclidenkens
eine besondere religiöse Aufgal)e,mit deren Lösung unter
Umständen auch das persönliche I'e"bensglilck des "Einzelnen
auf die Dauer gesehen ahhänpit.
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.Veit, irr GRrzftn vorsohr-^itftt ,iie Jiip^fiyfl mi:ias doch iirrr«r nieder
vori vorr ar-farper 1:1. a]3 Irdividi^un die ETOocTien der -Vel tV-uHtTir
durchTvachen".Ivan hf^t diine für den der>eTiden Lerschen i:)rrrittel-
"br^r 'fjinlfti^chtftx)fl<^ ErVerrtrif^ 8p9ter in dem fjfto-tz Pormiliert,
dass di« ümt ^genese fl^r Plivlogein<^s« entspreche .Ivinn reir>t da>^it^
dRSvS iedes LehtrT'^vSon im Verlan re^ seireB le'hens cüeselbe Entwicji=^
Inng dnrchmaohe,die die g^inze Gattnng im Verlanfe der Jj^hr^au^^
^ende der ErdentTrioMnng dnrohgeT^oht h.^he.ürs "bedentet ~ v^n^
die L'er^vsohen ar^eTr-^indet - d«8vS in der ErtTfio>lnng devS ein:>^el>'en
ly^ersciien vor der Ge'hnrt ^iB ^um Tode wsich dl*sel"hen StnPftn wie^
derholenjdie der gesamte Stamm der Alensohen von der Fri:*'h7eit "bis
zni* lievjtigep Kn3tr:irstnfe dnro> Hänfnen hP^e.üm ein Beisniel da-Piir
anznfnhren: Die iCr'tTricHnrg des Kindes von seinem nortloBen Dasein.
"his 7nm v^nrachheherrschender Er^aoh^erein iv^>t eire ParaT^ele znr
!^r-i'JrtTrio?nnng der Lenscr' heit^'von i^rem Trortlosen FriJhdHsein üher •
r^ ^ •
die cStnfen der i^eichensorache ,der "lallenden SoracVie^der ^ortarmen^
Sprache his zu deyi TTortreic^vhen,a] :ies Dmt>isr5enden Ki^Htnrsnr^-'ohft.
Dieses hiogenetische GrnndgesetT; - ^-fie mar es rennt -
scheirt nnn - richtig an,Q-e;venw.et - einen Jeg dnrziKstel len ai] P dem
\ m.«n in das Verst.^jnir is der Jngend fragen n .Jngendarh-^it e.indrin=- ,
p;eri y!«nn. //erm r>-an n'irvlir^h versiicht^df^s schi3:!err}de u.iri-jnariti/yft
Prohlen' de?5 7np:end] icher le'^.ers zu ertwirren^so e-fl:reift e-reri
h^im ArihlicV der z^hllreiphen n.rie garz diirchsch^pgerden Lösiings=
verfluche d«.s Gefi:h] der fecht]osig>elt.Es ist^ schon ein ;?e'Tin^e
Bernhignrg,eiren .Veg gefnnder zu hahen, von dem man prlaii"ht dass er '
in dPs iJerj^ des gpri7en ProVIenv«? führt. Dieser .Vep scheint nns'^'i-
fie der" hipger.-tisc>>en fTriindKer-tz fj'^rliche Vor^nnsetznn/r zu sein
dftB G-edanVe n^ir] ich ,dnss dns L^hen einer <Ti]gendgerieinsci->art,eir.er
Zelle echter Vol>sge"'e.1nsch"ft ,irv Prinzip der persönlichen Ent=
wicHnng eines einzelnen iugendlichen Lenschen entsprechen mnss.
Ein strenger Beweis l^sst sich für diVse Voraussetzung naf-url ich
nicht fv:hren,^eil sich rür das Lehendige , das man in seinen Zusam=^
menh?^nfiren erfiihlen >^nss,üherhauT)t Veine Beweise, in st7:eng logische
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Forrlftrnn.ßrftn gfthifttnri soh n.n .-irifln fersoLrsn ii^ Vf;rlnir»»
j^^^^P yvr^^^c^ pjioh in iri.^er»ri elr^r '.Yeise r^it der Ur>T.T<*] t} v;l tiir aixs^
eiTna.rderse+-7.ftn,dift dritte :Jecl6r r^a:i8R/''erirj ^^r nio>it nls nnvol]en=^
/'• Rt'^i'^^fin ^ri:Ll,s(*irfin eig^n<^n g'^istlgfin BoriÄn,dlf^ Cj^,^tPl-^vv^ .^^. i^'
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deri^ng dirrch "^reiwilTi ige V/eggp'^e des Lel-^envS entfliehen,
der Benrnsergrei -Pn^'g rrit ingerd] ioherr Idenlismas hinTTegvse>'en zu
di-rren-lcV) ^lnn>e,d^o.s ninh dies'^r f^lsoTne Ide^^liswnas Rn rr-rolien
ro^on "hitter ger^jc>!t >'nt,denn vsie TiR^en verJ^'bnäiwt sicTo die iin^
te-r <^lTen ür\st>i^'^den not^end"^,ge Le'henv^gn.'^nn.ln/Te 711 so>>^-rfen,u.
s-oHter ?^te"^en sie of*t rylntzliclr) ^ror der .Frnge, einen -^eri7f 7v
ergrei fen , fi^r den vSie di^^rc^^rs ^i<^vt f:eeig>et v*?i>Td r.in der-^ s^ie
vMT L ine^er'T^olge f^-^-^e ii .Er-tt'hisc'Hii^'rren eT>n^i^c*n,
i)ie Frage der B':^r 13 -rennet der c>i:3//-end] lohen ivSt nvnh hier
in II^>^nover vsc'^cr in einl.^en Vorträgen erört'^rt *7ord^:n,3aher er^
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i^>>rigt es sioh,anf dies^' Pr^^ge ernent ein 7i:igehen, loh r^vss aher
iin ZvTvsai^rv.^^ hni'ge des hentigen The>^'^as einige Gedanken nnf*i;*'^"*^en ,
di'-' r>'ir "^esond''"^T-s -'^ichtig e^soh'^inen. De-^ nac'te Iia):!-ntsinn .'^edev«^
■ß^-rrfes,der sich dm^ch nichts verti^sohen 13. nichts ^egd isVntieren
]^^:ä.st , IvSt die einfache Lehenserhaltnng des Kenschen.da ich -^age
sogar, es noch trivialer zu forr^^ul leren: Da der Ai:istr-^rj'^ch der dü^
ter sich heiitzi:)tage dijrch das jVittel des Trendes vollzieht , v*?t
der Hanntsinn pedes ßern^es zunäc'^^st einn^al ßeld zii ^^erdienen.
WariTm aher Vialte ich di^se triviale Fo ri^ii 1 ie-^n:i ng nic>it m:^ fi3r
h'^r^c^^ti.Qüt scnd.ern sogar fy>r -nnhedlngt not'^endig? - Danit nicht
• *
rliir-ch ein« falaohe E.instftllimg 13. VerVI^'nmg der T/eg 7A}T Tapiren
Ja
Tdftfil^Jftrnng -«'ersiohlloflRen »ärd.-Vns ri>-t?? Jiidirntnrr' vor rmroToen ^nil'^ren
lienf^ion-sn (\<r;H Erd^aüTs i:int«rv«(c'^!e-ldftt ,ist iinter mderftm 8.i:)0h il«
f
TBt,snch«,dnfis «'S nift- die TrRnir]«it«r nrfl^^rr.s S t R -rr vf. t e rs JaVob,
I?.r'='«l ZT/nr rlt der Snitze ir (i«n Hirrmfil v^^.t,P.her mit d«tr Fiassft
r«at fi^vf de- Erde steht. So - stelle ich mr vor - h^t ieder Jii=^
rie "i^oh s-in eigeri':s Le>^er anf-iih^i^en, zuerst Puf der Hirde griin=
den n.darir n^ch derr. HimTnel streben. Auf der Erde gruniien aher
heisst rrit anderen .Torten, d?.iss ieder lernen im3S8,sich auf anst'm=
riicrrt ;/*ise seihst zu erhnlten. - loh gl-ul^e /l^'ss in se>r vielen
fingen urseres Lehens dPs Animalische des Tieres, dem T,-ir ;■? diirch
den LnrnerhPu r-hr oder i7*niger x'er-'andt sind,Vorhild s-'in Vann.
Luit welcher Liehe rm'sorgt eine Tierrutter ihre Jurten, wieviel
z .T.rV'hrs^l i^'-ft rjrsnhloViten -rn Ivii:itt'^r] i-::"br. ■bei dftn Tieren ni.nd
Tiiclnt riea^ia vor vy\s '»-^«>arrtA>:^er cia^j ^iir;.'« Tier vTHohst heran i:j..
nird i>"wer selhständip:er,hiB es sich sohl ies'-O ich wie ,ein Ahleß;er
eires^ Jrdheerstoc>es voili^: von seiner Kutter löst , sodass I/utter
u
.«Tung-^ier sich schliesslich gar nicht me>>r kennen. - So-^eit soll
die Loslnsrng hei der Menschen nicht gehen. Ihr geistige?? Lehen
hjldftt. vielmehr eine Bindung, die für immer Eltern u. Kinder hPr=
moHisoh zusammenVettftn soll.Ah«r man dfirf dari^-hftr da5=< pot'^f nd ig
Arir^^liv^che nicht vergessen. Diejenigen Entern lei5?ten ihren Kin=-
ie-^n '•inen ^ehr schlechten Diei^^st , die moglichvst lange oder ß;ar
-TvT immer vor derr 3elhst-:}nd igir-^^^den n.vor die^^er Los] ö.^nng he=-
^Rh r-en 'tollen. ^an >ann vielleicht sof^p.r i.ie Jngen<i>'eneß:nng ftls
rjemeinRchaftsf>nvSdri>cl^ riner zn lange i^nte-^-^driicl-ten 10v*5lövSnng«=^
hestrehi^ng der echten Jrgend anf fassen, vsodass also ihr Ahehhen
«
ein ganz n^^ti^rlicher Verlauf WH-re^Teil lein &ri^nri rehr hesteht,
räch CrWTTährpng geniigerder Frei^-^eit zvrc KS^lhster.v4.xgiTerden iie dnrch
ni-^5^es otrehen "begründen :.f. Be^^gnrg fort zuri."hren»<)a vv.m r^öchte
vi-^lleicht iranchr^al reinen, i^vss en n):)n nieder ar der Zelt 'rare
die a-'dere .Siite des if-'enschl ichen Lehens hervorznhehen,r ^irr] ich
die n^tiJrliche n.notw'^ndige Birdnng an die iJltern.Denn rrnn d'.'rf
f'her der Unterschied von ßltern=^ n.Klnde^generation sagen, nas n^an
will : Die Tatsache hleiht h^ste^'^en.dass '^ller Portschritt in der
L-ens^hheit ni:ir n-ögl ic"^' -rar ,rrei 1 die Kinder n.En]<el an r den Ärfah-
rnngen ihrer Vorfahren aufhauten. Und ich r^eine, diese ErVenntniw?i
rr^üsste nun heute, was die Frage der Findnng n.des Einlehens in einn
B-^rnf hetrifft ,angeYTendet ^-^rden.vVir sollten nns die Br-Pahrfingen
der Älteren zunutze machen -vf^nn es sich dorum handelt die erste
II, '^unöcToflit wichtigste Aivr^.9T>e ifjdevS Llerivschen zi:i 1 r)S(^n,r]-^fl ist
AiU^bnu if^ftirK^vS än^s^ren Lf^h^^rfl di:»roh ßegriindujng fJiger'er Arbeit.
- t>)<»r difiRft -i-^rpge wSr« noch ai:i5!is^rordftnt] loh' vie] zu J^orechen, i|
ypv HT««tft dRriJher sor^^ohen ,(1^«vS e« im^srer '^ller Anrp.r^'^ft i«t
hei .-^edem iungen Lenschen '^ur rio>tif/en Beruffl^ahl hei 7;nt m/i-en,
dP5?« e,s in Jsehr vielen Fällen n^öglic^ ist, in seinem BernPf^ auch
55ohon eine ^eifltige Be-Priedigurg ^u •Tinrien.Ich will auf dieße
Fv^g^f. hf.nf.fi nicht «ingfthen.Knr folfi:f>ri(ir;r! (Tf?slcht,!^T)ur]st möchte
ich no-^h h<*rvorh(*"hen. Flndnng -^iftinftR ■^'!rirrft.s,S(?lrftr iCr-hr»] tijrie:.s=
nngliohlftit ist rri.chtig,iRt ^un^chst 5?og«ir (i'^s .YloV't i frst« von
R]]en.Ah«-r ich rt^öchte es mit d«r Att^en '"ft-^-gl«iohf(n./itTrftn iPit 1«=
■hftn."^not,-,cn.A..Lts njr dnn ItftrRchftn.Ahftr man «nrioht n^r selten ri^^r^
Phftr,w«il dpa Dnrri)"herrftrien g«r nichts hilft /geatmet miiv^s wrden
es muss getnn Trerden,sti:i JschYT-igend. 80 ist's mit Be r n fs ^Ta.h 1 n.
der Arheit im BernPe.cSie müssen ;.-e-^an Tf^ rd e n , mir» n miiss helfen n
fördern, y/enn man aher vicj dariiher redet ,hf;steht die Gefahr dass
man nWr da-r;i^i;her redet ip. vergisst ,dass Jngend (u.Alter) eigent»
lieh rooh andere, höhere Ai^f.-xphen ha-hen. Reden :>:hmt das T^n.
Dier.e J^-^eite, höhere Anfgahe,dPs ^^eite Lines des Le=
T-ens,nn des peder heranwachsende l^ensch gelangt n.,dessen Anf^ahe
von nedem oh gnt oder sohl echt - d
s ist '^ine ard
ere Fr^^e - ^e =
löst werden mnssj'ist die Kot-rendi;?l-eit sich
n
U5?.*;1 n^rider7:usetz
f'^r\.lLp..n hroncht sich dies
rrit der bV-Te] t^ultur
•
i-iurg.Mhe nicht e-'na
^ i t >Vo rt e
n U.Begriffen y>')^}-}r,^t y-o stell
en. //ir lehen einfach i
n
di>srr Up^elt^ultur u. "»ed-*
4/*s nich Irgendrriehineinfinl
Lö
snrg di-ser Aufgphe.Kur d^^vS
«
nien ist eine
ine TTird man rfchl ^ug^s + ehen:Da
rrnn schon diese Anfgahe löse
n mus3,iRt es eigentlich
rrenschen5Tnr=
diger i).erhehender,dass man ^,ich di*se Anfg..-h« he'vnsst stellt
dar^it ihre Losurgsn-'öglich>e
einem -Beispiele zeigen '^ie
u
iten durchschaut. Ich rr^chte V
nr\fir] an
i^se AuP/rahe g-löst »rird ohne ^
vielleicht: vnllstf-ndig }lar U- theoretisch
en iVöglichi eiten
SS
u
Kotw^ndigl^eiten ,}>^, uherschaut
werden. Das B^^isniel soll
sein der
indische Jugendverei n in
a>er er hat i
iiPnnover.ür ist ei
n ifdischer cTugend^^erejb
/JX^^''^' ^^men schnn^n^ine gan^e l^nge Din/r
yzunfjchst nichts ^n turi hah
^Standnunlte aus gut
/
■^ ,die r^it de
m
n.Das -st nun nicht etwa
von einem
u.von e'nem anvicren schlecht ,<^ond
ern das iw*»t
1»
\
rific^s an« DiTicr,ft,rilft in osinftr nicht.iMisohftn Vr^r.lt rit d«n an-
dern c^n^^arTTrsa girtnn «yeTden >nrr)Rn,ai3ch rr.it diesen ardern ;^n«am=
r>-en petan werden !^oll»;n.A"rl' das ist ^int u. fällt in die Kot'»-^n=
/
a
v«rf5i.n dies« ^]lg^r^<!^inen Dinp;^ i-^i ^eiv Progrnr^^ir RiiPriirv^mt .l^an j=5o11
nnrr] ich im lf5"hen nicht scvi(*I i.sc] lereri.Knri vsoll nicht ^^An J-i:j=^
denein vor' Lnher df^r Un^^lt trenne^n ,(iRrrit n1c>t n^.r SinriT^iick <^nt-
st+(*ht : Jni^s^in heivsse ^igontlioh SiohhrranvShehen R^m df^r g(fF^arri=^
ten ürrrTre], t .Iwit riieBem Crrid^^nVen ah^r g<^ht n^nn h] ird ^n d<^r i:innrn=^
g*'ng] i o>f^n Kotzend ig>ftit voTi3hftr,nich i^it vS'^iner Urm-mlt aTis^.'in=-
and^^rzix^^tzcn.üncl di<^s« Lfiglic'H>eit ,sic>} *^ls Ji:iclf^ r:nt p^^^in^f^r TJrv^
w^lt anr?<^^1 nanderziiBetzen^giht eir ii:di3cher JiigerKlvc rein. Sin 5^ol=^
c>ftr i*^t Plsp diirc''""M:i.^ y^in Ziifa] ls"Drodiil<t ^<f^r i.st anch nicht ei=-
nf! Folgft r]'^F^ Anti'^irritißn-iivS , sondern er ist die «^inPac'^e TvOtv/-)nig=^
V'iit^.sich in ftiner nPtnrg^'.vie^henen uf^ireinJ^^ohairt irf^>^r odf^r Veniger
h-^-nir.'^t in vS^ine Uir^'^elt hlreinznf inden.Und cSie^e wichtige Aiifgahe
vnrn,?7eil all^is Lehen m:ir G-^jr-^ei r\«?cha rts]ehen i.'^t^r'ic'^t alg i-]in=^
R:.snger,f^:ir^ vornehm oder T^^^^qnem sich Zi:iriic}<hn] tendier gi^^J^fsit »Ter=^
den.oie Vann m:ir gelöst r/f; r d e n /-^e n n mnn sich in di-^se indische
Jngendgeir^^irschpft ^inft'gt.
Viei:ieicht nher ist dem ^inen oder Pndern die Frr^ge niif^
gostiegen: .Vprnmi -soll /-r^n sich yy^it d-^r Urr^f^At ^igen^lich nr.s-^in:^
« •
anrle-^set?en? - D'^r^nf n-ö-hte ich die Arf'ort .s;e"ben: Di ■;?!«. Aii.seiD=
ard?irf5«it'/ijng ist nio>t 1r das B-ldähen dee Einzelnen ^\sf«llt Toh
y,f,-}t^. pioh hevte A"hend vcHig fern von der Anfstellimg von Idealen
nach denen r^^an streben soll. loh mno^te vi.el-r(-hr von Notvrendic'>ei=:.
ten "-nrechen, denen niei^n^nd entgehen ]<ann.rinr scheint «».•
mir vvi.ir-
di^i;er zu sein,-'rnn man schon et-zas tun rruss,sich anch ^]<^r d^^rii^
■^er 7.n werden, dass ran es tnn mnss.
Die fjinfiignng in die Urwelt ist w->r) nöti^,-7eil sie
nn.s sonst 7evra]n,t.Es soll rr^l iernr.ft versuchen, sein Lehen 7.v
gestalten, ohne et-ms von den in Dentf^c-Hlonri g^^ + ^^^^j^ G-<^^t^en y.n
wi-^sen.Er würde sehr hnld Schiffhrnch erleiden. Das ist n-'-rl ich das
Si.oronartigft an der gesarten Prohler.Die Urwelt -artet nic>t his
wir nrs ir sie «inCiv<rrtr ^oHen.oift «tiirnt nvif nrs ^\r>^\n ii.>^'; =
tHiiTit, gfir'="iftp;'i I.Ich "hittfi Sie,5?icV! nnr •lr«rn] ^t» v>>evl'^.pein ,^n^ an
l^rg /7r^ht,die T<^ohnlk in derr R^^^^^en i3.L-.^rr>^ der ATitos,(iÄr Stras^
«
7ah]3ov*=^e?n V/nren/ler .sc'bT'ff^if^ reifen Re''. l^^rre ,ri«r L^^if^if^r^soh^ ^t nrf-
de*^ dr^n k'^f^r Rrmvjten^d^r />it.rrgeri nit ihrfJr 3aiT>r-U':^,i:]rii;n von
Po]1tilc,vor 7iai:!"hrrrrdf^n n. Po] i 7eivcrr'rlgiir)grr\,"0Tn Klatsch ii.
Trntvso'b ^ ^''ori iilTin:!rg^n n. V^rd^rnnningf^n - v-'Pyi l*'^"f5Td.(^r>'e also m:!r '^ i}i=^
mal die Ei r'drijc]<'* eir^^s Tag-^s: Lst ' s nicht r^\r^ r^n'^rhörtr^-^ Vieler=^
]f^l,dPs vhnx T)ns Iv'r5r8ohr^n hf^rei r.'^tijirrt? - ^her rnijs diei^^r Verpe^
* *
geriTTf'rtignrg n^ss eine^ f^ri-'f^rntr it^ rTr^^TP'-^hnenrEs Ist iinöVomomisoh,
T^e'^^r nochzes ist wahnvSirrn.;^ r-,io"h v^r) dif^r^r^n G^^^^ogfj hir i:)..'^'^r?^tos^
ser '711 lassen, .'/^r }nrn der "beiirtfti]. f*r ^oh . die -Togen ihn rieht an
J.lirper ^rrerfen^Pr der^^^r er 7iigrr;rde grht.Es gilit also ir dieser
«
Hirsic>)t f^ir^r. l<lare , HfiJher'S^r^^-al tf^i^ie Ai-^f^n'be zAiis'wr Philen aiis dem
Vi(-l-?rlei,sich heschr^}r>en,a"^-H-5r nio^t ^ahl Ics , sondern Vlav n,he =
^usst auf das nrs Erts-nrechende , Stüt^erde , Fördernde ii. Erhal t«?rde.
Vielleicht > arT mar sich diese Ai:ifgr>"he dnrc^ Frafrestf^l Inrgen f^r^
lelchte^-^r ,ar denen mar sich von Zeit 7v Zeit immer vrieder nri*-rt
n.ert^ic^elt .Kt^Ta:'-7ie stehe ich ^nr Technik? Ist es wirl-lic^ ein
IdeR:i,r^it ihrer Lllttein -heilte vier n.rnoxgen da yn .«!elnf7-> stahfi
ich 7.nni hertiger Vergrii/zftjij-^wr h-^nti/^er' Stnat^^urr 8tre"hep rnch
HeichtntnVIst's Ty1rv:i-tch g'-stattet , ür "Tj^is-re .7o>i ü f b>^ rt eines
La.rd<»s mit i-^dem Mttel ?v fördern ,arch m^rn man da'^>(»i einen 3ac=^
CO n.Van^etti .-^iiRt l?;roriet?
'.Vern wen a>^er diese Fr'^^en n. •ihrilic.>^e stellt ,riaiin -Y-ird
'^an «irrral h^/rrei fen,dass in <]r.T Tiefe nnsfir^JB Seins eine dritte
n.vi(?n leicht in eirerv 2fif.7,tnn oinne tiefste Kot7f^rdi.fi;leit vor-
liegt.uan 1-Rnn n."!r"]ioh der ChnovS der Bindriic>e die onp i:)r!S - oh
"^ir wollen oder nicht - hineinstiirrren, nicht anders entgehen pL«)
dpss rmv "inen zentralen Pnn}<t nns^-es ^SeinB findet nijf f^er> !:5inh
filles h-ziehtj-'-^s Itt Bereiche unseres Lehens geschieht .Dieses Zu^^
sichPielhRtfi,n.den ffir eini^l leichter, 7. B. ir» ]i:ittelRlter,als d?=>s
lft>^ftn \v -«rliäntriar;48-.ig w^riger BaTir«n verlief. Aus a-hftr 'ii«
7PV)]los«n Fort schritt ft dftB ib .JnhrTnur^dftrfe* di<^nftn nnfreTi«nr«n
di« Airf/Tn"hft,r.lt^ f^T^'bRt mieten zii irij-.sf!n.A>«r dann >^rnoh «r anr«in=^
xrHl wieder r^xt ymp^fthevrf.r KacTit hervor ii. fand ■h«gr«in io>erv7ei5?ft
c'wric'bf^t P^inftn An^dmO ir dftT» fr>in«n Regif^trieri rB-f.rvment fi«r
Dir>>ter. loVi glPii:!^^« jf^r- ist Prir;dP! SohanZjdl«^ dftn Anf=!Sornc'h g^tan
«
hf^tzln .-^'^dem 3 i ^gt ^i.n Bild, des rras er :7f^rden soll »«^oTf^rg "^r^ ripf?
rin"i-t if?t ,iRt "nch a^in rrai:c> ricT^t voll. - A-hrr vo^y^ vi^l 'nn=
rnr'hf'r i^.ftrgrei r>v,ri(«r ViRt ro, Uftr""^riTi IJftPise i r ii^rr I.ottn 7ii s'^i^
r(*m BiK-;hffi Denäan rorr>^i3l ii^irt : "Ich wollte .?a rnr ^n r^iv f^'^l'^f^t" -
530 l?^>sst fir dftr Helrien, Deri^r ,f=!r)rftc"h«n -"^"rrr rypr aas so Rch^rftr?"
.jO iRt'B:Di<rPft rirltt.e v .li^.ty.tf, rot-vftndige L^hf^rRfordernng, 7,u
tiprr Ar-'^trr^ngiiJrg rl^r Dftn>}<rPft 1 r^J^en Vßnmt^.DRs Df^n] f^n allein
hat rooh ni<^ '^Ir Lf^'hersnro'blftn gel o5?t .iTivS mußf^ BeriVftn u. Lehen J^^in,
durc>>daohtes Le^r^en n. Gehend ige« Berten. Und i^^s erfor^^ert eine
fr,sr7. andere l'igerj^cha ft fievS Ken8o>"en, oie w:^T'den sie viel bleicht
ie-^-zt irr Augerh^icVe g^r nicht errf^ten. I^in er^^ordert ein >]ein
"^^erig Iviit .K**rr] loh den I\/:nt,dPvS ^n Recht-erVr^nnte m:jch niir irn Klein=^
fl-^'^n zu vei^irJ^I "^chen. D^vS i v^t der Urterschied z-'i5?chen phT-n'^<öyi^
tiin eir'er der Ti^ier] iohvst^n Er5^cheini:)ngen i>r Ivenscrhen]ehen,ujf,
»
de>^ wp"^ren lehen^-BenVen,
Und \7elo>es ißi. nnn di^^ser zentrn^e Piin>t,m:jf den wir
nn^er gPnze5=5 Sein heziehen vSolHen?'- Ich r^ochte oie in ii "^ser
Richti^ng ^nf eine ganz irer>wiirdige Tatj^ac'^e anfr^r>-*=5an] ?rachen.
Dem derlenden MenvSc'^en >.ann ^n nicht entgehen, d/-\s8 die Erde von
einer ungeheuren Lannigfait ig}eit von Leh^nsgest^Iltiirgen erft*] '.It
wird. Daher Tonnte r?^n fC\^^^'h^.y\ ^'^^ H'sse iievse Iv'annig^Y-ltigheit
auch in Bezug auf da^^ letzte, auf die '/oltanRc^auungen als zentrale
e
Punhte der iwen8cheng^r>\inscha-Pten vorherr.schen. Da55 aher - und es
•*
■f^enihrt riief^ zunächvst rnerH-^ürdig - ist nicht r!er FallX.fre^iss
giht 6kS auch nicht^7er>ige 'Jeltannch?'uungen.Aher sie -^-ragen mehr
oier minder grosse VerTandtsch-rten in sich, sodass man ihre schein:^
^»
hare Vielzahl auf vSliiJftr ^^enige Grundanschauungen zurückführen
6
\
mmm
i^ystftr^ft ^Mi|^ feinen ftin7Afrer) zertraüen Piir^-t ?:'nriioVfijhrt ,n,ii i^j«iar
ppri?t -•. <wr if^t eir f^eVir 3ohlftc>>tes Bild fi'r das.^as (•«^. yernzeioh^-
^.<*n n-eciapVen zii^Fst g<^f*nwSßt ii,ge]<»'ht i-s.gevStaütet hat - das ist
E8 giht cTiiden^dio riohtn vorr Ji:)dftnti]rr' "hörf^r wo]lftn.
Jeder Aii?5d.ri:)C> /oh er ai^s Ohira oder der ■rer>^nter Piiiltiirer Afs:
r1>av<^ stHr>^rrt ,'^^oheint ihren wertvoller oder Erv«=?treheris^erter.
LieV^ Pre"nrde,loh >arn mich nit ihren nio'^t anfseirarderwS'^tzen,
Treil nuf di^^^era Trehiete vvv dar, Sein n.ric"^t dawS Reden gilt.Miir
da^ Eine mochte ich aiissrirechen: Ich glRuhe ,d ie.se Jrder werf*en
eiren Edelstein ^eg^iim dafijr Sc>>lechteT*es eir7n.taTi5^chen,n.^53
^»^ird. einrm] die Zeit kommen, in 4#^ der .iedem - mtt eiren hih]i=r
5=?ohen AusflninV 7.1:1 gft>rni^o'hftn - iie 0>ir«n gell«n werden ir der '
auch der Torichste es verstehen. Aher ich ^slanhe'sie hahen ^-ente .
f — — •
?tchon Ver^^tändris dafi^r.^Vir H'J^ser' heden>en,dass ein .ii3di.*=5cher
Den]^er,der di'^ '//1s«erschaft der Philosoiihie in "^eder Art u/vVeiv«!e
dnrohacVftrt hat i^.-^lnftn Le^rstiihl an «Irer ürlv(«rf?lt9t >)«>. leidste
daBS «in 'Dtv^ev wie HnrrMPnn Cohf5n ein lety.tfif^ IV^rt gesnhPffen
■Hnt,t«,da?? «r rnnnt«:Dift R^].iglon der Verrurft Rii8 den Quellen-
de« Jndenti3r"S..YnB 'bed-ijtet -'^"her die<',er /in.<5d.rnnh?Er "h'^dentet den
fT]aTi-hen,dfiss Ji:ident,rirr> das I>/enf5o>^entnm en-^dec>t hf=it . loh will e)g
Ihnen haiite Ahend nicht i^e^-r 7U hftT?'e1'?en versrchen. loh -rill m^oh
nicht darfiinf eingehen, dass dieser Gl "i^he weit davon ertfemt int
sich für die Rlleirseli/Twohende ReMgion 7v halten. Aher den Pnnlct
möchte ich hern7iflh«i.en,dass wir ?>lle in di-^f^e Crer<«in.«ichaft hinein=-
gehoren sind. Es i«t ein w^^n'^rhMv-s rxe.<?chen]^\i:. ;.^ar def?hPlh,Treil
es unser .Yeg zn uns seihst nein T-ppn.Knr gilt anch hier, was ich '
vorhin sagte; i^ns Geringste darin tnn ist rehr wert, als noch so
viel darvher reden.Aher wenn rran einmal den .'/eg des Tuns, des Gfi^
staltens hesohritten hat, dann ernt wird wn ^nf einrml stai^iiend
erlehen,wie man dnrchaiLs nic>>t nur eine neue Einsicht u.Iehens=. '
einstellnng- gewinnt, sondern wie die ErfiJllnng dieser, dritten u.
le^^ten Pordening des Lehens zurücl^wirl^t Bvf d4e Beiden ersten
Fordernngen,wie man aufeinmal neue Kraft gewinnt in der Regulier
^
i*
/
9
riing d'ir '^uf iins ftinfltüri^ender4#» EindriicVft (1<^fl Taß:e«,dftr Zi"ls
Ausi"bnrg seire« -Berufes, Ir der Fähigkeit , durch Ar'^eit j?eln Le-
hen vyy erhalten. Kur55:Ev^ rracht «ich das heÄer>hRr,^ai!«i der Phi=^
loflonh Simrel einrral auf^ge^nrochen hat i:i.wm« unp:efäliir fo!lßrendea
hevsagtiE« »el gan?^ eigenartig, trenn eine Forderung al« Zu«atJ5=^
forderiing an den Menschen herantrete, dann ?!iei e?i in "^eder Hich=^
tnng ?^nviel. jVenn r^an aher «ich einrral völlig auf den neuen Stand='
»
uunkt stellt, dann heirieT'^e nan auf einmal zu s-^inen gröbsten Er-
Rta\]nen,da8?5 man nicht m:ir die neuen Ford'^ri-'ngen erfi^llen >önne/
sondern v.c<?y\ die alten Forderungen da^u, •'a sogar noch -^^ielmehr.
Ich hahe hiermit die 3 EntTriciaungsstufen au-r^gezeigt ,
durch die ,1eder liensch hindurchgehen muss, Trenn er sein Lehen er=^
die Ent^icHnng
halten u. gestalten ^Till.Jas fiir/deii Einzelnen gilt, gilt auch ir=^-
gendwie für die Er-t^rioVlung der Treme inschaft .Das ist der Sinn des
■hiogfir^tis^^hftn rTrun4grs-n7e55.Ki.in, ich Fifsinft,dRss di<^ Kor^-irtratt
innen .-^üdischftr M*»nsc>)ftn,dn.«3s di« .ii3rli??oVi« Jngendvftr-ün« 5?ich
^''V'-t-'
üher diese otufenentrrioMung im Klaren se^r müj^ste/, ia dass sie
■^i.*! 7^^ einem g-^wissen Orode eine ähnnche :!;rt?ric}']nr»g di:irchge-
1-^acht hn'hen.Aijch .lie munsten h-ii ihrerr Ertijbhen sich zi^nä^ohst
einiraa einr^ci^ erhPl+er.Und dann mi55«f:en sie 4#-»' dem ungeheuren
An?^ti)rm de?? vieler] «i der 3tr nrnngen, der }.ii.ltiir sich he^ältig«nd
entgeg,en.«5temmen^,his sie erdlich hegornen ha-ben,in ihrem <Tnden=
tum ihren Lonzentratiorspunl<t v.yy finden. 3ie hahen es nicht nötig
das Andere ausz^ischalten. Im Cxegcnteil, ihre Vorträge u. Kurse wie
7.B.7et7.t ein Kursus in englischer Snrache - si»- sind wertvcrai
u.rrichtig.Aher sie g-winnen allm-ihlich einen I«littelnun>t ,aus dem
h^r^us ihr ganzes Dasein Sinn ge-rinnt,der sich nun rüc>7rir^end
in .^eder Art u.Jeise ;runsti^ aus-rir>t. - Und ii'^se 3turenentwic> =
]nng hat noch einen Sinn. In .-"edera «Tug*ndverftin sind --unpie T^enschen
die mitten in der ErtTricJlung drirstehen. Dadurch dass sie in der
Ger-einschaft drirstehen,muss ii-re eigene Entwich limg gefördert
werden. Das ist eine der höchsten Auf, sahen, die ein Jugend-^rein
hahen Vann.Er rr^uss im Berufe f:-rdern,muss in der Lehersregnlation
u.der oinn.sehung forde rn,u.miiss in der Kon/ev trati on fördern Nur
ein L'issverstflndnis möchte .v«rmei den. Alle diese Ford«;rn>igen Vann
1,
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lü.
r^PY\ Ti'^cht ef/^'H evfvllftn,\r\(\firY\ rrRr 5=»ie rachf^irnndf^r tut - arch
da» yj^nn ei.rrrR] vorVoriren. oifi r^i:5^sen rper^'iirdiger^'ai.v^je n^le zu
g^f^ioher Z'^it erfWÜÜt *»Te->^den.A"her di^sftv*^ Mftr^i:;rdige ha'hen ^•^ie
r^it eirar f^'^hr wi.c'^^t'^ gen Tats^^che g!?irein8?-^rn^ii.di'^-s<^ Tatsache
h<*i.<=5«=5t - Lehen. L^"h^r3 i?^t Iceire '^^n eirer Sohr^ir aufgereihte Zeit=^
ahwicl^lnng. Lehep i«t r\R^ Jr^te u.daj^ -Letzte zugleich, Lehen i?^t
eine Einheit , Beginn u.J^nde in Siner^, iBt g!^i^ein?=^nrvy» JrtvrioHnnng
von ATlei^,voir ersten u. Letzten. L-an nr^rnt (ia?5 da?5 Organv^ohe.
Knn ich glauhe ,?iijch ein ,iiJii'^oher «Tngeni ^^^rein hat ein Organiv?5=^
r>^ns zn :»^ein,in dem «sich irrTner a]le Stiifen der Ent?fio.> ]i;ng finden
iV.ehen dadnr-ch ??ioh gegenseitig f^nrdern.Und ^^enn f^ic'^. einmal
di^-^ser ürgnni??nns ^ anch iiUvSf^erl ich In einen aig^nen IT:^ime l'on=
.-»
z^rtrieren u.gesta]ten >ann - dann w-ire wirtlich davS erreicht
von dem man mit gytev^ Q^^',Tissen f^'f^per) Tonnte: r]>5 ir^t VertiePnn^
ilidischer Jngr^ndnrheit ,
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PiH>:\;s/ n.ADt in der Loge avn 5.5.3jgSB^ 19.50.
.Vüöiger Pr^jgi'ienrt ,11^"^« Brörier!
4 ■ :
Ar) ^ieRftr vStett.«* wonen wir ^^^Aitn iiv^vserar dahlngaBchieie
T?.44# Ir die EwigVait eingegange^^en
ner/Briider gei-^n^en. J^it tl^f/^m Schr^erze "hr^'^en wir^lle iag
harte G-ev3ohio> r'i.terle'^t ^da.s i:in.seren Brvder Rudolf Ant In
so ,iunger Jahren ans nnserei^ Kr-^ise geringen hat. .Vir wollen
heute nicht er^f1hnen,wieTnel üe A^geh'-^rigen -verloren; hente
wollen wir meiner pIb Logenhruder prederlen. VVpr den vYert
einer wahrhaften Lof:e ies Ordens B're B'ris ans^moht^ist n^-
ter anderern die Ivlöglichp-eit u.cUe Pord -^rnng,dass hier sinh
Persönlichkeiten n.nicht Iv'asse ¥en<ich 7m -rahrer GrereinvSohalft
7usairmenfinder>, Dadurch dpss .^er|(*r hest-eht ist, seinen Chai
ral-ter znm Eie] stein Riiszusohleifen, gewinnt unser Oiden das
Anrecht zur gei'^'tigen Fuhre-r-schaft. Kun dürfen wir anch heir
''^ e 1 r^ge /?<^ n i^-'^ri e r
an dieser Stelle he) ennen,dass uns^r/Brnder rrit Recht als
wahre Persönlichkeit unserer^ Orien eingegliedert wnr. '^71r
konnten 8to]7 puf Ihn sein, u. nicht ni-«r,weil er eine Persnnlic;
>eit war, sondern weil er sich in stetiger, tätiger ¥i^arheit
r'■\^v H«"bung des Gnr'^ftn einsetzte. Ir>ir^er hat er ^>iriach ßestvi
dl« Aufgn"h«n ai:?? ri«ni >le1ren Irei^^« d^-r- Korritftf»g hinaaszn='
verlegen in (iftn grö.gseren Ireln aller t^tig ^itar'bait»«»r'i«n
Brürl«r,wr anf dlftn« .Yei.sft wnf^ftre Ger-^^insohaft i>rrr«r gröqs«^
rer VoIHronirrftnhftlt «r' + g^gfinznführ'^n. Di«^??°.=! StreTi«?!! l«^rin^«la
ret 80 vpcht flen ChRv^^.y.tev unseres Bruders. Nicht Woher^etzn:
I
Rnf Ko8l:f5n der andern, nic'^'*- tJ"herlie'hiMg war *^^1r) '^eg^ns^ug
sordern i^ GregeY)tell wahra.s r>^n8o'h]iche8 (jelterilaRRen, echtes
Briidergeft'hl . ^n^ öariim vrar er ein hefnicht^nder, -PHrdemder
Teil unserer Crer>-einschaft . Und wenn wir ih^ nun heute etw^s
Schönes nachsagen wollen,4a-«!^- - sein fteist hnrt i-^. sieht es -
iann diir^en wir festste] len,dass dieses .7esen iie Ursache .
ie^ a] 1 er*r^einen B<^lie>^th^i t war, deren si^h unser -^rer^wigt^jr
Bruder erfreute. Ur^so pHgerneiner u..verhr^ ' teter war ier
3chr^r7/ler sich hei seinerr Hinscheiden Puf uns legte.
'.Ver^r rmm in einer geistig^hrüderl ic'^^en fie^einscha^',
wie ^^le. eine Loge darstellen soll, des Heirr/7an/?:es eignes Bru=
ders gedenVt,lPnn ist es die Notwendigkeit ge-^sti^o-er Vernflfio'
tung, hirter ier^ Peröönliehen anrh das allgermine zu sehen.
In deir AugerhÜcV ^i^- r]evn (^ir Ii'^ensch vom urs ^eht, tritt eine
>rer>7/ürdige Veränderung ein. Der Fluss seines Le>>ers steht
rrit einerr Mnle st-^llf^ u.das Bild rie<=? Liev^nchen,das aus seinem
Sniegel hervorleuchtet , ist nicht irehr dasse]he wie hei Lehzi
ten. Die guten Eigehschaf-' en des Menschen treten mit einem
lüal gt'4rk«r hervor, als o"b man ,iet5;t erst feststellen könn
te, was verloren ging. Eine seltsame Scheu ergreift den Men-
sohen, den Verstorbenen auch hnr im allergeringsten Unrecht
zu tun. Was ist die Ursache? Die Ursache ist, dass uns die
/
ü'herrRg'^ncle und erachreokende Mal«qt*4t d«s Todfts gegenCTiertritt'
der .ieder zmn. Opfer ffallen wird. Darurn l«>)t in .iedem Sterhen
d<^r walirnende (Tedan}<e, daas der Dahingeschiedene \ma nur voran
gegangen ist. Es ist der Gedanke des allgerneinÄn Menschensohlck
sals i und diese Allgerreinheit ist die erste Ursache, die dem
Bilde eines Verstorbenen die persönlichsten Züge rauht. Der
Entschlafene tritt im Augenhlich seires Todes sofort in den
entpersönlichenden Hintergrund urewigen Seins Zurück. Und 1e-
■ • '
mehr die Zeit dahinfliesöt lamsorriehr verschwindet das Bild d«:f
Persönlichkeit und tihrig hleiht nur noch/die allgeirwfne Wen
schensehnsucht, wenn sie sich auch als Furcht äussert, in ei:
ungestörtes, ewiges, göttliches Basein r^urück^utreten. In dl
sew Gedanken liegt für den geistig eingestellten Menschen dJ
tiefste Trost gegenüber dem rauhen Zugriff des Todes, lagst uS
daher an dieser Stf^lle, in diesem Kreise geistiger GewinschaftI
diesem -Gedanken huldigen. Unsere heir^egpngenen Brüder sind
aus unserer Gemeinschaft, die in der Form der Humanität das
Göttliche ver-rirklichen will, ^^lu-ückge kehrt an den Quell, aus
dem. akkes adelnde geistige Srehen entspringt. Ihr Lehen und
Strehen war ein Tropfen im Strehen und in der Bewegung >insere:
Gemeinschaft.^sere Gemeinschaft seihst ist nur ein Tropfen
im ge4-e%-iger
geistigen Seins, das im irdischen Gewände
4;
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vschillert. A^ber RllesMlräL-JZXU^^k^KiihxAn in das Meer göttlichen
S*mas, in den wir rätselhaft heut« schon schwimmen. Es wird
sein die Rückkehr zn ewigem Glück.
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Dl* ßehaiirnissff des Poal :
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Nein, es iat kein englisc*heR Wort, wie ihr vielleicht glatt -
hen yönnt, liehe Jüngers und Mädels. Es ist atioh nicht Spanisch^ wie
es Euch aaoh vielleicht so vorkomrt; sonderr es ist Hehr^isch und heiss
arheiten* Also hedentet die Ueher^^chrift - so l<^örnte r^ncher von Euch
denken - die (reheirrDisse der Arheit? Der deiarke wäre gar nicht so
ühel, denn in der Arbeit steckt wirklich ein ^ehelr>Tiis, das die Mensche
erst erforschen rüssen. Ueherlegt's Euch rnal : Tag ft'r Tag geher die
Menschen an ihre Arheit, der Bauhandwe^ker, der Arheiter u^s.w. zu
schwerer körperlicher Arheit; der Kaufriann in sein Gresch'^ft, in das
Büro, urp dort unter nicht leichten Umständen - das vri^^t ihr sicher
Auch - seinem Verdienst nach^ug^^ihen. Ich will nicht mehr auf^^^hien,
denn ihr versteht rieh na sicherlich; a]le die vielr^n erwachsenen M*n -
sehen mijssen arhelten, um ihren Lehensurterhalt r^u verdienen, Hur ihr.
lio'he Jiingfsns und Mädels, die ihr 7avc Schule ^^?r^^n dürn, "hlldet eine
Ausrahr«. Wenn ihr von der Schule nach Hau5?e Vorr^, '^t'^ht das Essen auf
der Tisch; eure Eltern Meiden und em^-hren euch, ohne daaa ihr aelhst
die geringste, wirtschaftliche Sorge haht, ohne dasa ihr um ßeldver -
dienst Arh-^it haht. Wenn ihr euch das rlc>^tig therlegt, dann fühlt ihr
sicher tiefe DabPharV.eit gegen eure Eltern, die eun"H in dieser Weise
euer I^hen schön wachen, Ahe-^ eure Eltern verlan^^en eines daffjr: n'in^ -
lieh, dass ihr die Zeit, die sie euch -^ur Schule «»**# schicVen, henutzt
urr zu lernen , ujr. alle eure geistigen und IrörperlichenAnlagen t^l ent -
wickeln und auszuhilden, darit ihr spjlter seihst einml als Ervmchsen©
euern Weg selhstst-lndig d^rrch's lehen gehen könnt. Die Pordening also,
die Eure Eltern an Euch -.teilen, heisst: ^i'cht l^öruerllche sondern
geistige Arheit. Aher ich weiss .ia, dass diese geistige Arheit, die
Schularheit, nicht hei allen von Euch helieht ist. Und doch steolrt in
dieser geistigen Arheit hei richtiger üeherleguug etwas sehr Schönes,
das T>ian hei genügender Vertiefung entdec>-t - ein Geheimis! |fclso ist
• »-
das wohl rrit der Ue'hf^rachrift g^rr«int: die Geheimnisse den Poal?
Aher das ivSt nicht gemeint, auch ^mrv der GedRrke seht wiol
tig ist? Poal ivSt närllch ein Wort aiis der hehr9.ischen Grammatik* Hu
ir^h sehe sohon wie es iranchen von Euch schiittelt. Mit Grammatik, da
wollt Ihr nichts zu tun hahen. So wns Verl-'nöohertes, so was Trocl^ene?
Aher ich möchte Euch doch hitten, einmal das Ge fürchtete ins Auge zu
fassen. Vielleicht hat mancher von Euch schon ErwachvSene dartiher Via
gen hören, dass sie das Hehräisr^he fr^Tier gan!^ mechanisch gelernt hat
ten ohne ,1ede Grammatik. So hätten sie gar nie den Eindruck gehöht ,
da33 es sich auch "beirc Hebräisch nir eine richtig« Sprache handelt und
hätten auch gar nie Freude ar Hehräif^chen gewonnen. Nun lernt Ihr ja
auch alle Hehräisch. Und iEhr wiast ia, dasvS wir Euch hrJ» auch in die
Geheitmi'sse der he'bräi:-,oheE GrarrTRtik ein-<*iihren -vollen. Und wenn Ihr
rieh recht versteht, dann werdet Ihr eirr-al als Erwachsene nicht dart
her klagen, dass Euch rlas Hehräisch gar nicht al?^ richtige Sprache
»•rschieren sei. Es ivSt ir VYirklichkeit nicht nur eine schöne sondern
auch -line an-^^iserordentlich wichtig« Sprache.
Vielleinht ist schon in Mani-^herr von Euch die Präge aufgestf
gen: Warian sollen wir eigentlich Hehräisch lernen, lion kann doch diei
Sprache gar nicht iir täglichen Lehen gebrauchen. Französisch und Eng -
lisqji, was ran auf der Schule lernt, kann rftn** später einrml im Hand
verkehr wie irc Ausland gehrauchen. Wozu aher hehr^iisch? Nim, für Har
und Gewerbe ist hebräisch nicht notwendig. Da habt Ihr ganz recht. I
die lienschen haben .ia noch andere Bedürfnisse ausser sinen körioerli«
Bedürfnisse der Seele und des Geistes. Seht Euch eine schöne Blume j
Was nützt sie? « - Iilchts. Und doch freut Ihr Euch daran, weil die
le des Menschen Sehnsucht nach derr Schönen erpfindet. Und so fühlt
Seele auch Sehnsucht nach Erkenntnis, nach Wahrheit, nach den Guter.
Das alles gehört einem grossen, ge-^mltig^rn, unsichtbaren Beiche an,
- 3 -
dam Reich© des Geistes. Es ist schöner und dauernder als alles was
die Erde zu "bieten verrrag. Wer ai^er hat das Tor 7« diesem Reiche auf -
geschlossen? Es gibt verschiedene Tore; aher dRs.1enigf( Tor, durch da«
mehr als die Hfllfte der Msnschheit Eingflr^ in das Reich de» Geiste»
gefunden hat, wurde von laiseren Vorfahren, den Pro-ßTieten aufgeschlossea
Was sie gesehen, was sie gedacht, gefiihlt und gefordert hahen, das ha -
hen sie niedergelegt in einem herrlichen Buche. Das in irehr als 600
Sprachen üherstc^t worden*^ ist und .iedes Ja^-ir in Millionen von Exerepla-
ren auf der Erde verhreitet wird. Und das Buch der Bücher, die Bihel!
Liehe Jungens und Üödeüs! Wenn EucV> Eure Lehrer die hehrft -
ische Sprache lehren wollen, 30 v/oller sie Euch den Schlüssel in die
Hand ge'hen, ur^ das Tor zum Reiche der Propheten aufznachliessen! Ist
das nicht ein herrlicher Gedanl.e? Viele Ifensohen, viele Kichtiuden
lernen heute Hehräisch, ur durch die Unprachrt die Gedanken der Pro -
pheten ^inrrittelhar verstehen zu können, und Hir wolltet zurückhleihen?
Hinziü^ommt noch ein Gedanke, Ihr wisst, das die Gehet spräche
in allen .indischen GottevShäusem der //elt Hehräisch ist. Stellt Euch
vor, dasp Ihr einrial ins Auslpnf komrnt, dass Ihr vielleicht durch Dm -
stände gez'^ngen auswandert mcFsstet. Ihr komrt in ein anderes Land vaA
Euer Weg fijhrt Euc>^ in ein .jüdisches Gotteshaui3 - vms würdet Ihr
wohl empfinden, wenn Euch die au.3 der Heimat vertrauten Klange der he -
hräi sehen Sprache hegegnen? Wäre es nicht ein Glücksgefühl, ein Gefühl
der Gemeinschaft üher die Zeit üher das Köruerliche hinweg, ein Gefühl,
das mit einem Mal den Wert der übergeordneten V/elt des Geistigen offoxk-
haren würde? und glauht ndcht, dass nicht alle Menschen den Weg zum
Göttlichen einmal suchen und finden mfjsstdn. » mit des Geschickes MSch
ten ist kein ewiger Bund zu pflechten !» Es ist schon richtig, wenn
raan den Weg sucht hevor schwere Seelennot zwingf: und es vielleicht zu
spät iöt#
. - 4 -
Das, was ich "bisher gesagt hahe, soll Ench den Wert unserex*
schflnen hehrSlschen Sprache zeigen. Man kann's natiirlich nicht so he-
weisen wie, dass 2 mal 2 « 4 iwSt* Man rmiss es schon nachfühlen. Aher
ich hin üher7:eugt, dass Ihr iriich verstanden haht* Es ist wirklich Wert,
sih iE die Geheinnisse clies«r Sprache zu verti«fen, Si« fijhrt in viel
tiefere GeheirmiGse als es auf den erster Aii^en'blick er?jc"heint, in die
Gehimnisse dee Geistigen und Ewigen.
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Ausspracheabend im Jugendverain sun 2o.8oo. über
^Ist man Jude^ aucü wenn man die Rell^lonsgesatzc nicht hult*^?
3r f'.nd statt in Form eines Zwiegosprächös zwischen Herrn Baoha-
räch und Herrn Erich M.^inrath, dtm Schwiegersohn von H. rrn Rabb.Dr .Norden,
Älberreld.
Das Kennzeichen der Aussprache war ersichtxich Oberflächlichkeit.
Die Sprecher hatten gar nicht das Gefühl, dass es sich um Religion, d.h.
um eine Lebensgestaltung, die ihren letzten Sinn durch den Bezug auf Gott
erhält', dreht. Sie sprachen immer nur vom Judentum als einer aus Formeln
bcsthenden &emeinschartsinstutition, die aus irgend welchen (jründcn erhalt
ten oder nicht erhalten oder rcrormiert werden soll. Der Name Gottes wurde
überhaupt nicht genannt.
Erich Meinrath vertrat die Rerorm, Siegfried Bacharach die Ortho-
doxie. Die Pragen4 licTen daraur hinaus, ob man Jude sei, wenn man die
Speisegesetze nicht hält, den Sabbath nicht beobachtet, eine Mischehe ein-
geht, sonstige Gesetze übertritt, wie z.B. die Vorschrirt des Eruf, des
Händewaschens, der Kopl'b cd eckung. Siegfried Bacharach gab nie eine klare
Antwort, sondern versuchte nachzuweisen, wie bei gutem V/illen diese Ge -
setze doch zu halten waren. Die Juden hätten Trüi.er die Woche über bei
geschäftlicher Abwesenheit von V/ürsten gel.bt. v;enn sie am Montag früh über
Land gingen, so hätten sie im Rucksack diese V/ürste mitgenommen und davon
mit einem Stücki^chen Brot "allerdings wie ein Hund" gelebt. Hier auf entgeg-
nete rieh Meinrath, man könne von ein^ m Vertreter eines grossen Geschäftes
heute nicht verlangen, dass er mit Rucksack und Würsten erscheine. Hierauf
Lachen bei den Zuhörern. Herr Bacharach wirft ein, es könnten auch Eier
statt Würste sein. Diese Bemerkung genügt, um die Lacher auf seine oeite
hinüberzuziehen. Nach längerem unklaren liin- und herreden schalt sich noch
folgender Irrtum heraus. Erich Meinrath hält es rür richtiger, den Sabbath
auf den Sonntag zu verlegen, weil die Juden da wirklich frei hutten* ^s
- 2 -
war ein ganz anderes (Jerühl, wenn man sich am Vorabund zur Feier
des Sabbaths im Familienkreise hinsetzt und das Gerühl haben kön-
ne^ dass man auch tatsächlich einen Feiertag vor sich habe, als
wenn es so wie bisher weitergeht, dass der Mann am Freitagabend .
aus dem Qeschärt naxjh Hause komme, nun den Sabbath heiligen soll,
mit dem Bewusstsein, dass er morgen rrüh v/ieder ins Greschäft gehe.
Ausserde: ginge man am Freitagabend viel zu spät zur Synagoge.
Der aottesdienst beginne hier um 1/2 8 Uhr ( er meint natürlich
nur den Sommer) man komme also Truhe st ens um 1/2 9 Uhr nach Haus,
und dann solle das Familienleben beginnen, wem die Frau schon ins
Bett will. I-r halte zwar nocli den Freitagabend, aber nur aus Pie-
tät gegen sein ^ternhaus. Er möchte am Freitagabend sein Kind bei
sich sehen, so wie sein Vater ihn bei sich gehabt habe. - Eine
wirkliche ©itgcgnung erfolgte von Seiten des Diskussionspartners
nicht • - Hieraur entgegnete Bacharach, er könne den Freitagabend
so früh wie möglich beginnen, üis sei so gar eine religiöse Pflicht
ihn möglichst früh anzufangen. Hierin steckt natürlich ein Irrtum,
da die Zeit des Sabbathbeginns genau begrenzt ist.
In der Aussprache kamen einige bezeichnende Aeusserun -
gen zu Tage. Berthold Lunenreld (ca. 2o Jahre alt) der eigentlich
ganz religiös gesinnt ist ( er verlangt z.B. von seinen Eltern,
dass sie wieder koscher leb n sollen, den Freitagabend halten sol-
len) kam doch auf die theoretische Ueberlegung hinaus, dass es
rielleicht richtig wäre, alles oder nichts zu halten. Siegfried
Fleisctimann (Student, ca. 21 Jaiire alt) fragt, «b die jüdische
Form ntch Sinn habe, nachdem doch die jüdische üthik, die Haupt -
Sache des Judentums, von dem grössten Teil der Menschen als ver-
pf lichtend anerkannt werde. Sander (Student^aus Suhl in Thür.,
ca. 19 Jahre alt) wirrt die Frage auf, ob es nicht richtiger wäre.
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N
- 3 -
mit dem Bvawusstsein zu leben, eine Form nicht zu erfüllen, als »ich
zu liebe das Gesfttt zu andern; eine sehr kluge und durchdachte Fra-
ge* Sie wurde vielleicht angeregt durch die Forderung , die Erich
Meinrath immer wieder stellte, ein Judentui:. zu scharren, das ohne
Bewusstsein der Uebertretung, deracto auch gehalten werden könne*
Dabei führte er zurlllustration unter anderem auch an: Es sei doch
z.B. auch eine jüdische Forderung, auch beim 2ssen den Hut aufzube -
halten« 3s sei doch z.B. nicht gut möglich, dass ein moderner Mensch
etwa im Hotel Ernst August mit Koprbedeckuhg beim Essen säss»* Bei
dieser Bemerkung knüpfte der 1. Diskussionsredner an, Siegfried Sonn-
tag ( Lehrling, ca. 17 Jahre alt) er erhob sich nämlich und sagte:
Wer beim rissen Kopfbedeckung aui'behalten wolle, der ässe gewiss nicht
im Ernst August.
Nachdem in den Diskussionsreden mehr oder v/eniger kluges
gesagt worden war, meldete ich mich ebcnralls zum Wort. 3s war in -
teressant, wie dai?u,är r^äigiert wurde/. Erich Moinrath machte den Vor-
schlag, der ohne jede Diskussion gebilligt wurde, dass ich an Stelle
der Referenten das Schlusswort halten solle. Es war also orrensicht-
lich das öeftihl vorhanden, dass den Referenten die sachlichen Grund-
lagen zur Behandlung des Themas nicht zur Verr gung standen. Es
musste aber auch jedem auffallen, dciss die angeschnittenen Fragen
de facto so gut wie nicht beantwortet wurden. Da die Aussprache gut
besucht war, ist offenbar, dass die Form dieser Aussprache psycholo-
gisch richtig gewählt war. Zwei Laien unterhalten sich über ein The-
ma, das ausserordentliches Interesse gand und sicherlich schon viele
beschäftigt hatte. Man hatte erwartet, dass ich oder Herr V/einborg
in die Diskussion eingreifen sollten, um sachlich aufklarend zu
wirken* Herr Weinberg Jjat nicht eingegriffen. Ich habe erst zum
- 4 -
Schluss öingQgrifi'en, so dass also diesa sachliche Aurklärung am
Niveau oder an der Oberflächlichkeit dieses Abv^nds nichts mehr an -
4ern konnte. Interessant ist die Aeusserung , die Lotte Schrägen -
heim ( ca. 2o JahrJalt) meiner Kusine, Huth Thalheimer gt-genüber
machte. Sie meinte: Ich habe sicherlich Freude an den Irrwegon der
Jugend in der Diskussion, denn sonst ha,tte ich an ctfesem Aussprache-
abend nicht so lange zugehört, sondern früher in die Diskussion ein-
gegrirren. Mein Schweig^-n wäre nicht richtig gewcson, weil ich den
Abnd auf ein höheres Niveau hätte heben können. Diese Bemerkung
ist in soi'ürn richtig, eis ich tatsäcLlich die Jugend reden liess,
allerdings nicht um mich an ihrem Irrtum zu errreucn, sondern um sie
unter sich aussprechen zu lassen* Vom psychologischen Standpunkt
scheint mir auch heute noch dieses das Richtige g^me^en zu ^ein*
Mein verhältnismässig kurz^^s ScalusSwort umfasste ungefähr
drei &edanken. 1* ils muss die Präge nach dem Jesen der Religion
geklart v/erden, wenn man das Thema des Abends beantworten wolle*
Judentum sei ein besonderes Grottesbcv/usstsein^ das sich bis in die
letzten Handlungen dos Menschen auspräge. Dieses Gottesbev/usstsein
sei durch Christentum und Islam zum Beherrschenden der Welt gewordec
2. ^ine andere Frage wuro die Form des Judenturas,d.h. die Form, in
der sich dieses Gottcsbewusstsein für den Juden auspräge und der
künftigen Generation übo. lief ort werde* Ist man kein Jude, wonn man
diese Form nicht hält? Darauf gäbe es eigentlich eine ganz oinfache
Antwort* Es bestünden heute sogenannte Sinh«jitsgemeinden, d.h. Ga -
meinden, die verschiedene Riclitungen des Judentums zu einer Einigelt
r
zusammenfasst. Das bedeutet, dass diese Richtungen sich gils Gleich-
berechtigte anerkennen. Hiermit sei das Thema dts Ab^nd eigentlich
beantwortet* .' 3*^ loh. mochte aber auch eine ^^uelle unseres Schrift-
tumsanführen, aus der man eine Antwort auf die Frage rinden kann*
- 5 -
find zwar müsse es geschehön aur örand einas de maiora at mir^em =
Schlusses. Der Talmud hegt die Anschauung, dass ein Jude überhaupl
nicht aus dem Judentum austreten könne. Er kann nur abtrünnig wer
den, d.h. ein jisroel poschea werden. Aber sagt der Talmud: jisro€
ar al pi schechoto jisroel hu, ein Israelite,auch wenn er abtrün -
nig geworden ist, ist noch Jude, und in mancher Beziehung steht er
dem Juden völlig gleich, z.B. hinsichtlich des Getj ja in einem
bestimmten Falle wurde so gar der abtrünnige Jude dem Proselyten
vorgezogen. Dieses letzt« hing allerdings mit den Zeitumständen zu
sammen. Aber nun ist der Schluss sehr einTach: Wenn schon der ab-
trünnige Jude noch als Jude gilt, um wieviel mehr derjenige, der
nur einer anderen religiösen Richtung innerhalb des Judentums an -
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gehöre.
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(Vortrag Im ii^.ri.sohorriahr'^ aus am oori}itag,<i^. Kov.öl)
Das« unaer ClnaririHh^aPost :^nriJcKi;;eht awf die
geivaltlgen o lege, die .Ins PrievStergesvihleclit der Has= •
ronäer, iiisT'Bsondere nr'-^er (^er FQirnrig vnn Jnda Valicabi,
Ji5da, oerr "Hämi-erer" In r\ej) Johren ic'r oia 164 vor
cl-.riatlic'-^er i-eitrechnung errungen ha+-,te, ist angeniein
üe};anrit. Durcli die 3iege hui JJ(jthcron,r>miis u.Bfitla=^
y.vr ür-er da« vielfach iJ>-.e^:tefe6ne Heer des vsyriac^en
Königs Artioohus en:^aneB-.vv)rde iler ^Veg rrei,ur" den
aw .iö.hislev ^eo Jahres ic7 enU-cihton Tenirjel u. Altar
ger.Qu nrr aealjen Tage,mu- ^ Jahre später ?;ierler ^inzxx^
■reihen u. den u' tteadienst vrierler anff.unehp'en. Lies
ist r-it ganz v;enigen .Vorten der Jmssere liahr-en iener
alten rreschichte,an die unser Ghannui-i.afest erinnert.
-Vaa aoer r,'eni^,or bekannt i8t,u.7/as verdient , gerade
heute in den B3 ick onnlrt ^^nseres Interosses gerückj^
zn rerden,sind die inneren Vnrg;;nge iener Zeit, die
Vorgänge hinter den Krlissen n.der Sinn des uan/en in^
ne-ha]h .-»er .iahrtaunendealton .)i:dis>',hen Creschichte.
AUS diesem Grun-Ie sollen die auftanehen^en Prägen nn^
folgenden o 0-=» Sichtspunkten hehandeat werden:
' ■(
w
i) /^<'elcheö 7:ar die unrnii; halbere LrBRohe ,'erer
Vorgc'Jrge?
ii^^i"^^ der ;iüdi3c>^Grj GoHchichtei
Ip: Auacliluös p.n die o.iV^ge aoli auch die IoäIbc^ dn
i^ «i/ eichen -r/ar die nut:toll.<^re urH^ohe?
i> ;/elohes *at '^^ Le otoaannp; dea Gari';:fjn inner=-
o
rrit im. ZuaamrrierjhPrig ß-^ehenne Frage der Lit^ rgie u.
/iUSTTirkimg den Ch^riniii.kafCKsteB ^nf die niclit.iüdi
sehe ürt-iTTolt behandelt v/erden.
ä
(YelcheB v/ar die urr^ittelTiare lirfiRc>ie?
Im n.l Igore i neu hn^^f; fufin ^je Aiiöic/it .iana der dvr
rert.önig Antioohus jipio'i'^noa durch aeine ürterdri:c>vjiig
der .iüdincVien HRligionsnusn^ving die iinn-i+.teil-.ni-e Urs
sflche .-'Guer geachic"^ Isiic^^en iireigriiSHe ,d ie ?.\-)n> Chnr\mi] ~
kafflst führten, ge-vo^en .-,^1. Ip.s i.st loi^cr n'xaht der
1^'all. .YnrG Gn no,Mc brauchte nnri eireii '^CislhrM.en
Vorv;urf nicht y.n erT-fihon,der leider in der nvidiac'J-en
Geschichte Mic^t selten erhöhen T^orden mus.'^; Di
ste ürsPche .-^ener furchtbaren Vor/>;9n.<^« vraren ii« Jns
den «elher! laicht Plle Ju1en nRtürj ic}i,«Gndern nur
ein ganz V.leiner Tell,-rie die auHteron iiij^eignisse he=
T;eiPien,u.'"ir >/nnon die .-iadelsführer mit 14«>'en. Als
ir". er.^ten i.'?.chcliridtlic"»^en Jnhrhunrieri. aahhan Gair.licl
dem Gelehrten tJch'mel haVoton den Auftrag gah Birkas
e er=
i
-4
clf^.9 :7ir loiir schon icivU Jalire tägj ich im ScliVone ear*^
sprechen, da Tiaren die Juden durcli hittcrc jirfahrun^en
sehend gorrnruen, ur.sere Bchllrrmaten Feinde v;aren nicht
die andern sondern Verräter,die ar>ä unyt^ren eigenen
Reihen hervor^e^^aiigeri iiind.
Uer ernte dieser V^rr^ter zur Iv^aikaoHerr/^eit ,Mit
den dHo unhci} anhebt ,7;ar der Terrine IvorvSteher Siron
aus (\^.m Starrr>Ta Ber.-^arin. Seit der Hi:c}.}ehr iviuüwLMim
nus der 'babylonisc'hen Ger'iijgei!vSc'!-;nft ir. Joliro .lob uf»t=
teri die tluden eigentiioh nicnt viel jj^indsclisf't au.a^u=
stehen, Die rerHerkönIge v/aren den Jixden irr' allgerrei=
nen g^-,7ogen u. schätzten .sie als treu« IJrrtertaneji. Uii:.
gftfähr 4ou onhi-e üP.ch der Ilvcl-kelir K'ing d«s ganre Pert
serreich rit einem aciil^.gc nn .len Kwni^ ■^er il^kedonier
Alexander, dar Grossen vlher. Di->3e gros?^.« politiac'.e
Lin7;ül7.nrig ging ohne J-eideu nn der Gerreiracliart ler
Juden vorrüber,u."uc'!i ^t'^exander der Groat^e v;ar den
Juden ge7/ogen. K'^ch rleiri frülian rede Alexnr.dfiry -.vurde
sein Heich urtcr >1-'o Feldherren a\-.fgeteat u.fÄi'^ali*
für Cnsh luo ci^hre
na fiel/ nach veraohiedenen dch-^anl-MJngen nn di« iiher
Ägypten Lerrvsohenden Pto3er<ier. Auch uie WAt-f^n tw aH»
ger'ieinen den Ju-len v/ohlgon innt . jnM Mnf1«rt.e Hioh HU*t
-•»1
»•
ernt ^.i3c>i nicht, als PnlävStirja nua der Hnnd der Ptole=
n-iäer iinge C'ihr zu Begimi des <i. vorohrlstlic^rtn J«hr-
hnrderts linter d.ie Herrschaft der In Antioohin arr Oron=l
tes herrschenden Sele^icidenl^önl/?;« üherging,his riann
im d.Johrzei^nt des 2.«^'rJirhunuertö niis der Mitte der
Jtiden seiher ''ie VerrJlter a\]fstnriden,die ihr« Volknge^
noaHftri in die II«nd öenes Anticclius üniphauea liefer-
ten.
ver erste ^iieöer Verräter 'TOr nleo der Ter*T>el=-
Vorsteher Sinon. .»'o^en aeiner in der itadt beruhten
IjEgerechtigl'eiterL tnuaste ihm der HoViepr i.ester Onlas
Vorhaltungen ^^ci-^acht hahen. I--^^ Verlauf devs hieraus
entstaiidenen ötreitea verüht« üirton eitjen H"t^-^heaKT, in-
derr: er a>if IjrT.7egen den iM«»hgierigen »j.lmrrer ge.ldb-^dbrf^
tigen ü.vr^rkr.nig «uffcrderte,dert Terrr)el in Jernsalem
zu he rauhen. Dort ™aren aileddings groa.s« 3chät>;e,aher
es waren die Depositer von 7/itwen n.iValsen, deren Gut
«rr hosten irr- ijnantastha-en Tempel gesohüt^it v/ar. Zwar
wnrde die Beraubung des Teirpels dnrr-h den Sohatzrr^iTtor
den höniga Hellodorns im letzten Augerhliok v/i« durch
ein .Vionder verhindert;aher KXXÄÄ/IIISM die Gier des
a.yrers -var nun schon einma:! auf den Temne^scir^^tz ge=
richtet. Der erste ZT^ist rrar entstanden, denn
üf
^
verinr^te ei/.vaB vori den Judftn,77as dlfBe ihm nierrBls
frei7;.iliig zu ge'hen bereit Tvaren. i>a.s ^^r di'* L<*latuiig
eineB ,iiidi8c''^«n Verräters!
JLiiifnal Txi/TMierijriRniT: der Verrot seinen 7ort=-
ßRKft. Sinon ^etztat innrer "weiter. Dnher aah aich ünlaa
gGW--v\3ngen,irj Me Hesiden;^ Artiochin zu r<^if?en i
«n aen
Verjcuf-dwiger entge^,en zu treten, in^'-vischen stsrl?
öeleukiia n.Antlonhns Ep^phares bestieg der Tliron.
Dies
-.var fler Anlns3,ur. einen z'7niten,u.z'.vnr den Bruder '
es
Hohepriestern, Äa8on,^um ürheher eines einz,^ gart igen
Verrates in a«r ,1üdischen Geschieht« m ermutigen. Im
Ghristlic"^en Wiittelalter kannte >ran ein Vergehen der
Sir'onie,d.h.der iirsohleici-ung von relifriöaen ^Vtern
durch G-eldhestechung. I>un,Jp.aon -"nr der erste der nie
öchßffiioaigi'.eit tiesRas,dr-vS Hohe pries t'^rfirrt,dna nur dem
-rmrdigsten P!ua derr; GeHchr.eohte >ihrona Pur Lehzeiten
ühertragen werden durfte ,JüäMk>Jßi£Äi vorr Syrerkönig
um eine hohe Geldsunn « zn Vanfen u. seinen eigenen Bru=^
der 7Ai verdrängen. Angesichts solcher Schlec>itig>eit
v;iegt ea fflat geringer, ^aaa dieser Auchhohenriester
eine griechische Tnrnschule r^it I-ackt7;etti<=-3ni-nren an=
geaichta dea Tempels errichtete u.aogar zxi kamufapiel«:
ru«ch Tyruö Geld für «in Opfer des H«ral<;lej=i sJindte -
ein Hohe n^ie Star ,i\eT einem Göt7.ftn opfern -.lolltel
•.<enn >mn einem, nicl.t.ifdisc^on Könige die Vernclis
tm>g «?jles Jüdinchen hätte leliren 7/olleii,3o Tintte nfln
.T3 nicht geschddK-.er anfangen l<;önrjwn,r.ia «a Jason
gemacht >ifitte. ;/p.hrlioh ein Anticoiius rJoiphanes ist
eher y.n entschuldigen «Is ein Verräter nia Jason, der
d^fj IleiligöLe aelnes Volkea in ".en 3ohivut5? ^og.
23fSXX A'ber die öcharr-Joa Lg>ei h JavSona liatto trotii
ihrer ent8et?:li,;>>ön Höhe noch r)io>it geriügt,i3n dem
öyrerl^önig di» letzte Ilercmnjig t.u ne}i»T«n, ll^^^itte]>lar
in das Heiligste -^.er Juden einüugreiPen. Dieser 3o}iritt
blieb einem dritten Verräter vorbehalten, der allerdinga
sein Verhalten aus d*ra seines Vorg''rtger8 reclit fertigen
Rechte. Menelaos,ein Eruier des ers*en Verräters 31=
mon,iaufte für oine noc}} grössere du-w* dem Antiochus
Ver=
■^■
das Hühepriesterartt ab,ob7;o}il er nicht einmal p^ura
G*schl echte Ahr-na gehörte, und raclidem. es so weit ges^
kommen vrar, übers türr^te eine 3chaniosigj<eit u.eln
brechen das andere. IvÄnel^os beging selber den Temoel^
raub, zu dem sein Bruder nur den K"nig hatte bevye^en
v7ollen,u. zugleich 1 iess er den vertriebenen Hoheprles^
vSter Onias ftrrrordftn. Schnell schürz ta si.c'h n^iri der
hxiOt^n des unjieils. AlvS ui-* Kachric.^ht v^^rhreitet v/urde,
iait:LOch'!;ö 3e 1 5G8'^orh«n,ei Ite dftr ^^^rr ruiri,!» Arrta^^rachld^
cl-.er Jason iierbei^richtrtte ein Bluthad unter .seinen
ei^^eiien Volk«gtino8Ben nn. Auf di^.se KnclirloT-t hin zog
«
Antiochus r/utöcT-nRuherid ^e.rPin u. richtete ohenfalls
ein Elutljnd unter den Juden «n,her^uhte rlen Temoel end-
• • -« I •
^\i±tiß,\uevlier^3 -i^R^.a .l^TP.ijf dpy Edikt der Rftlig-!onvS=
■^«rfo]gnng,,lns dnri« ijoch un«iiajic^«ra Leiden die ivlrtkka=-
"bäer Puf den fl?^n rief,
Frngon -^ir «=j9o: .7elc?ie3 v.'ar die un-rittelbare
ürs'^chft ,lei^ C'-anmüvkngeachic^.te ,so /"üörten -.vir -7;erm
r;ir der .V'ahrl'oit die Jilire gehen- sntT/orten: Juden .sel=
ber an }iervorragender citoll'^ lialjcn durch Verrat ihrer/
i.eligicn, ihres Judenturo« u.. Ihrer VolksgeuOvS.sen -rf-
'-*\nXyi
eKtset?;liohe Unglücl< heran n-.esohr^oren. JieBftr bitteren
üirkonMijnia gegenüber ist er> ein schlechter 7ro«fet,da3
ochickaal tier Verräter zn seT.en,i^;u sftrLftn,r,-ifl der ehrgil'
zige Jason verjassen in r!e- Prei-nde st::;rben rnuaste u.
l^enelaos auf Befehl des Syrerköniga '-elendiglich in ei«
nem niit Asche gefüllten Turm (»rstickt wurde,
i.ber trotx der bitteren Gelbster} enntnis reicht
b
dna Vorharideria«'.n der »ftrrätftr rricht aus, virri ifis Gnn'/e'
zu erklären, i^ir MJaseii olj.iektiv genug 3ftin,um die
i!V«.f,e j;i2 stf5llen: Jpm h^t eigentlich .iere i-;-inner zn
ihrer- Verrate be770gen,u.;7ie )^nm es,dasa ihr Vorgehen
doch irgendv/ie einen .«'iderho]! Inder CffenMichkeit
zu rinden schien? D^mit j-omr"en Trir 7Au- ?',77eiten irrige:
iVelohes war die Ȁmittelhare Ursache rener
GeschehniHse?
Die AntT;ort -rird yiP,r,vjnmi vrir die heiden ochrit^
te heachten, durch die Janon nici^ '^na IIohenrieHterarnt
erschlichen hatte. 5r hatte ia de fr Könige nicht nur
eine grcane Geldsurr.t^ie gehoten, sondern ziigleich ver-
sprochen'/noch weitere iöu Talente zn ^'erachreihen
-^eiin ihr^' gestattet '.vürde, einen 3piel= u.th^-ru-rsolatz
7.n errichten". jOes -weiteren herichtet dan/jVa}Va"HHer=
"buch;»Da der König dies howill igte,u.er die GeTyalt
erhielt, führte er hald hei seiren Volksgenossen £rief_
eh. i sehe 3iUerj ein-'. ,Vir sehen alao,d*?ös y.nr Erklär
rung des verrnterischen Ilnndelrs der ühernnssige jirar=.
geix nicht aasreic'^t,XÄM es komrt dazu ein idealer
Grund, denn auch der Verräter -rUl ^^o^ ai^h seiher
nicht als Verr-ter dastehen. iJer ideale Grund ist die
Hinneigmjg zw ^rifio> 130^011 Zivi:; iBRticn n^KvQtnr,
Sie 'kommt schon zm»^ Ausdruck irr Ilamftn Jason, cienn der
,1iidi.<=3oh« K^me des Bruders des IJoheor l^sters war Josua
den äaA fJosephus PißAnis mit der gekür.v.ten Forrr Jeschu,
d.h. Jesus rriedergiDt. D^mRis hRljen viej^ Juden ihre
l^nmeii gr^cisiert ,um Ihr neues Lehansiden.} aus?.udrüks^
kon. Dieses Ideal schien ih.nen ?>usreichend,u>r. iede
Art der Ah77endung vom. Judentum u. Vnr-'/endung unsa^herer
Mittel zu reo>tfertigftn,ri:ch L*inaeaverrnt ! r;!=>s/i.Ä>}.:ös:
■bHftrlinch ner.nt ]vftrieip.0!3, dessen ICnn« vic] leicht ein
L'raacVie eraetzen 3olite; einen Verräter ^ee driRuLens
u.dea y^aterifiiides. £a ^'nnrielt sich also in .-lenen Sr=
eignisvsen t^taäcMich \m einen ZiisaninenFitoss zweier
Kulturen, des Griechentrmis rrit iem Judentum! Unter di«=
oerr. Gesichtai;uni;t ecv^innen .^ere Vorg-inge scheinbar
»ieder etvrna wiarienaohp.rt] ic>> Beruh Ine ndes. Jene r)er=
snnlichen Verräter -raren in /n.rl^lichl'fti t nichts ande-
res ^e;7esen flls die Auslösuria; -qlnwa liefen ^nsaeren
u. innere). Gr-^-n^^tze^, d^a Schicksal geheint über den
Ereignissen zu stehen u.die oersönü che Schuld 7ai mil-
dern.
■/Vie verhält es sich mm tfttsäc>.li.«.h rrit lieseni
}<;ulturellen Gegensatz?
XU
^V^mi rnB.n von griecnisohe^r Kultur spricht, so miSB nnn
rrindefeterjB ein ürelfncljes imtöracheldcn. Dnö f^lte Grie^
chentmn '.var «in« von TTrythologischen rrntt«rn,(Ue in
ilir«r LebeiKsr/cise -^«nig vorbildlich vrarftn,ftrfini+«
Sport] iohes
.V«lt,«ln fröhnichea/IIftidftntujn! Ans ^.«n Ufln^schen di«3ftr
Voltsreiiijion erntan,l«n «^T.er ir. ö, vorchriatlion^n Z'^hc-
hv'VVATt l*anni,er,iai(5 ein« herur)d«r\jrjgBV7v'r'!ig« nftue C)3«r=
w«lt a\ifl)nui«n, U« //«It der vVio^«naohaft . Di« grr-s.sten
ciieser Ivlänner nnhftrtfin sich durch i}ir D«nl««n d«rn mono-
theistiachen G' -i.t.eaglnubenjii .von dieser oftit« h«r ?;ä=
re «igentlicv tsiii« Bruc.ya zmv Jud«ntum /ai achlngen g«^
w«s«n. Al)«r vor AIex«^nder deir Groasjen -r^rftn heid« Ar-
t«n d«s Gr^-'^hentnius f^vT Gri«c>ieniand h«schr^ln}<t .
Juva t
Alftxpnder h*^t diftse Ku3ti3r hin^^iigsge tragen in d«n Ori=
ent. Dadurch ental,and oin n«u«B Griechentimi «ine V«r=
miachiuig aiia h«idniöch-frr)h] ichs^sportlichftrr Gri«chen=
tum -wi-^ dem wi^ivSenBchaftüchen Grieohentnrri -h^Äiemen*
t«n ori«ntaliach«r kultvir. Diesea neu ent^s banden« ^e-
hild« nennt tnnn Hellenigmia. Dieser Helleniamis
nun
8bi«sB mit dem Judentum zusammen. vV'as rrusste hiehei
hei'piiakommen?
Lit deif rris3ensch»^ft liehen Griechentum hatte
sich das Judentum verständigen };nnnen. Die an.-;te ren
ii
Jnhrhimdf!Jrte ii^ben es l)ewi(!^aen,dasvS di«:^ treusten Die=^
ner/nn aenj herrliclier GÄSchenk -ler //ivSJ^enachaft
iiiv3l)ftvSonder5 ^uoh üljer :lie Zelt uea f.irj«teren Ivlittelal-
t«ra hinülDer -li« .iüdif^chftn G(2le?irtftry. Df^r Anfarig ist
a^ber schon vor d«r IvP.kkalj derzeit g«)'«G?)if. ^nr(i«n,nl3
auf /»'imac/n ninea F(irai,«ri der Flolft.'nMcrdynaHtlft die
Bi^el ii) die griecltiaohe Sprache üTierafitx.t '.vurd«,der
er^tft ii"uat«uaoh -.visHenflnl-?. etlichen Gutes! Von der .7is=:
ßenschaft ^ii)g der Zu.rfnn^iTen8toRs nuoh nicht «us son-
dern vom helleni!=itischen Lehen! Dieses L^i-t^n -rar Ins
fröh]ich^3port3ir:he I]eidcr.-tu/n,«.her P-ntei^ert .inrch
die Iifichäffurg/,K«r hf»isahlütia,^ren Grier.t«:en. ;«)s den
ciu.ien .-inp«l« a^-o neiaten «^uf/f ifil^-mr// dn^ Treiben In
u.nrr -^en Gyn.iifäsn^.ier. oport.sclnjlen, in ienen iie »Vetf;=-
>fimpre der JCn^^inge n«^cht auage rührt -rrnrrler,. ,/ern man
herlev}<t,-;ie gero.^e das Judentum" ^iehietet ,r!«n Trieb
:^rrar nicht zu unterdrücken ihcr z\: h;;ndigen,go vnr^
|teht ^'P.n,r\*^ss hRltlonen L<-.enschen die heai«nir,ti8chen
^Tis eine üirlf3snng vork^rrj. .Jg -.vird uns heriohtet (4.1'Rli,
lnp,-^)l>dna3 die lu.sh nach hellenincher^ //esen u.die
NachRhr^urg "rerrder oitten .^uroh die ühern-.Hasige Frevel^,
haftigteit dea gottionei),,les hohenoriea-.erlichen Arr^
tftvS \wi'7i;r<lit^ftn Jason dcrniasaftn «rstririii: afti,daf?3 die
Priester nicl^t rr^ehr eifrig um den Dl^^nnf: des Oofer-
altara ':var«n,8cr.dr!rn den Temnel ve-^^^cbteten.öich urn
die ÜDfer ric'^l Ki*'r>.r^erLen u..sic^ >^e3treT)ten,an dem ge^
öef.z-vidrlgen ücnnupial ^irP den^ iiiri^paatz u.devf ;/erfen
jTiit ufjr Jcheioe teilzuneLr-en'^ Dieae Fluch?: ^ua der
Länn«r=hildenrienden Bindenrlen ßthil fi«B Jnfiftntuwg ?;ti
der -^ftdft Ansaohv7«ifnng /^»^v^tattendftf /]f«ligion des Hel=.
]entiinis vr^an deme nur «t?:« nn dift P^JderavStl«! ) -.var
nnti;rlich Ruch die Uraac},?; ,dfia8 man nur) Talilloa allfts
Bclxön rarid,vvas der Ilellexiis-tiua riuoh sonst dar'^iot . "Die
vatft-i^.nd Ischen iihren ncnteten aifi fhr >.ichta,u.n\ir
die helleniachen hielten sie rUr lie aohönaten" i<;.Jvhk.
1 a \') .-t)
ten könnt« sich die i'ifut u.dchav-^loaigkeit
dea V«rrnt«3 .isner it-^-niier flua den ersten i?atrilien gar
nichh AÄiEÄXÄlZ&ili erklären, ;verin -^s nicht eine anlr-all-
aohe RevoHntion mnh Lehen hungernder Menschen ^^imeaen
•77äre,die a Ich gegen die herhe,prof-ti3che Lehenahln=
dimg dea tnidenturt« a\3fgei«"^'nt hätten. 3o -var a^ao
tataüchlich die tiefere, rnittelharft T;rt}o,.>jft .irijer 2r='
eigniaae einZiiaaifmenalorta zvyiachen 4 Kulturen ?:'.•; iac>-n
J ud eil tufi u . i.:T iecn iaehic r L" Tjen.'^/j;ea i:Q It ung . ja^nr es
scheint JunzY/ftlfer-n et, ansB die^^er Zu.s nrnrni^ u^s Lo 8 ö rne=^
seroHt ü.av^inft ADhängcr in den Hont^^ren Jalirhuriderten
zugrmi;le gftr.ic^tftt hat,«hand rjjs VÄr:^it^.Ier die hf.rr^
liehe ochöpfung griecyrlscl-Rn meiste«, die ^T-ieohische
.Vissenschaft. Der ZuannTnienatoa^/iat eirizig u. allein
das .7erk .jüdischer Verräter, die -IJerdiri^B Hn-b.1e>tiv
sich gerecht fern igt g]«.uhten,da -i« reinten, ihren
Volk8genoa.3en eine neue,henvsere ^eberisfor.'n hringen 7.\\
rcböoen. Lieae L^nrichen hRhen den Rn sicli ger/altt-itigen
leidenachjs.ftlichen u.f^uasohweif enden Antiochus Spi=
phnnea ain-^gepeitacht^.lR sie hahen XXjC geradezu diu:ch
ihre Bestechungen, tnit^,«]st derer .sie daa HoheT)rie=:
sterairit erin,^tftn,.1ene CürcVtoci-ren Verfo3:gi:ngen ,p-^.;^n
iiir_/»^/^>ftne.3 Volk erlauft.
.Verfp.n -vir vAm in dleaem Augebhlick einen
Blicl< auf das liauptatücl'. der Chanmikkalitwgie,auf
das allhekannte toos 7a^t ,^o rr.ua.s^eine gan.. erstaimli^
che Pe.ststein^ing rachei,. In l«tx,ten Verse 77ird die
Verfolgung dnrch die 3yrer geachildert: Die Jewanim,
die Hellenisten versar-rreH ten sich MüOmtXFer^n Mr»,
x^
^^nern weAner i^estiingen n.veninreir Igten alle(heili=:
g«n) 03«... ivein v/ort atftht ?iiffrin voii cl^n ,ir.diöc'^f»n
Tr
/«rrätern,u.g«7;"r>a v^äre «s -lisrn hervorragenlen Dichter
dieaftB Lirtdea roc^lich ß«'«rnnßn, ihr v«rh?]ngni3voll«a
.Virlsen !3nr,uaftutexx,7.'enri er ^e^ollt hntte. .Vnrut-i hat «r
ea nicht getan? -
Dio BftantTTortvmg -lieber Frage ".'ird nur p-öglich,
vrenn --^n zur dritten Iiraipti>nge urseres Planes üher-
ge}it: //elchea ist die StelHung der Chanrm>Vaerelgnis3e
imierhalh der ganT^en ii^disohen Geschichte?
''faren denn 'Ue Verfolgungen den AntiochrAö lünis
phanea die einzigen, die vinsr^re Geirciuacliart ip- Lauf
ihrer ueachic^^te zd erdulden h.atteV Hat nicht ein Pha=
rao die Juden auaj:urotten wer.suo>itV uat nicht ein
^ehiikadne?:ar Jerusalem, den T^moei u.XffiöQPiSXMÄMXHXIifh
zertrümpiert? IlPhen nicht die Ijörgr daa .1 öd lache iieich
endgültig zerstört? iiat nicht das Mittelalter die
,1üdiR(iVie Gemeinschaft Caat zura .jraticren gebracht?
Erheht sich nicht z'ieder i/i r^iKS-rren Tngen eir.e jlran^
düng hlutriJnst iger Judc^nfeindachaft ,die \m^',.^.r^. Gencin-
Schaft zu entTTurzeln droht?
I^n ^ann angesiohta dieser Tatsachen nicht ver-
io
kftnnftrij.iRsa dl« Vftrfolgung«n einfta Antioohua ihren
oinii g«v;innftn innerhalb der Cxesamteracheinun/<4»Ä -jer
Verfolgmjt^eii im Innf der Ge5jchiohte,dcia9 niao ,1ene
jivldi.gohen Verräter nichts anderes vmren nia der An--
laBSjüCr in .iener Zeit zwjknBhrnoh der Pein.lschnft
i>e]eiiexmeit gab. Der lehzl:e u.tiernte Grund der Chan^^
nui-kaereignisae ruisnjir. ef^as biegen, ;vr'a maoh die Ver-
foigungen früh-rer u. späterer 2-iten erklären läöst.
Hierzu nüseen v;ir fragen^ ',7as bedeutet da?5 Judentum
überhaunt in der Gesamt ersehe inurg der JiM«rachheitv«?=
(^A*>»»fC v4M^Ar»yl Äu*^ ;
eschiohte? -^Das Judentur»i bat mit der iJrlsenntnis
des einig-einzigen
/G'ttes den Menschen Lebenabe.iahung anstelle von Le=^
bensfurcht u. Lebens flucht gelehrt ,:7i:,g]e ich aber durch
sittliche Bindung der Triebe durch das G'ttesgesetz
'trerhindertjdaas eine falsche leb.-nsbeiabung der Trieb-
ausschweifung Jeglicher Art (g^^o^ldgier, Sexualgier usv/. )
den <7eg eröffnet zur früheren oder snäteren/zirstö-
rung der renschlichen Genie in schaft.
Wo nun in ima-rer Geschichte eine Gesawtverfol^
gung unserer Gemeinschaft '^ufzu-vaiaen ist, handelt ea
öich irrjr,er um den Aufstand einer -«iÄii*vUi-^systerHtl=
alerten animalischen Triebwelt , die das blosse Vorhang
16
rl«ns«in d^a Jufl«ntnms als im«rtr''1g] ichftjW«!! ainnauf=
y ep^findftn miivsnt«!
he'bftnde »i'oTnul
Seilen "-ir die Verfolg\iiig der .iüdibclien Gerrein-
aohnft noch vor ihrer geistigen Festigung in Ägyr,-
ten! Lie /Jgypter emj^f^nden die Isrneliten Aln noliti=^
sehe Gefahr. Aher -.varuK'? Doch mir, weil sie anders
rraren «Is das ührige Volk u.sich nicht r.s.-^imil ierten?
jiöäea ifQ titiCr.ten vVosen anders .T-in XKiüüODC -vird
8ichfbPr,7.'enn Trir auf der einen öeite sehen, v/ie iie
Sch-'.'ere der TodeserKenntnis den ^yoter Z7;ang sein
Ir^henverfinatarndsn ""' o> '
halbes Lehen der/ Totenverehrung zu 7ridrrien,so -^ass die
PQ-irer de^ Voll'eSjaie Pharaonen schon ^ora Tage der
Tlironbe Steigung Ph begannen, oic^- ihr Tötenden}-. ral zu
hauen,. Ue heute noch «rstaunenden.riesenhaj^ten Pyranl^
aen!,u.auf der nnderen Jeite das ^«banhe. lahenclc Ju-
dentvM,in äf^m die echte Lehensfi-eude,die Simohah, nicht
nur eine Itollc spielen darf sondern soril!
Oder betrachten '."ir dia ErTriehungRgeschiohte
uiiyores Volker, bis Zür Zersl.Örung des Teirpels! ./as
bedeutet denn der atändige Abfall von der Lehre Cr't^-
tes u.die auf dec Fusse folgende ^estrafungV IMchta
anderes als die Hinneigung ?Am ifr.lech,Baal= u.Astarte=
#
17
gntJ^endiftnst , d.h. aber zw Religlonftn, in d«r«n ziir Er-
regiirg religiöser SkatavSe Iwrd=n.SexiTalransoh,die
Kedefschitn u.K'deschoth \i.die i-^nsohenoDfer eine tragen=
de Rolle spielten. iiftiÄen vrir a^irnn/iass ■■!«« Judenturri
den Jv:f4xtyrertod von Rieden' r^^lner Anh-nA-^r Tord-^rt -«mi
er zmn Grötzendiensi: der Un^ucl.-t u.dea Llordea ^«^^^^-üt^^en
Tveraeu äoil,u.r.'lr Köiinen XX uän ri '-[trinjj. anininliaclien
Gö^i;erjaat>'. arrü}ileii,der dem Auf u.Ab der
ivsrf^eli=
tischen Geschichte his zur ernten ^erHohr,-«tterüng des
iieiohöö zugrunde gelegen hn';.
Oder 1.":- denken -vir die o i t n q, b i o r ' 1 e a Ivl i t ': e 1 n, 1 '-, s r .s
n-it Belneir, nPiven,r)her im r^oen^i .s^^^vordei^en L:«cht=
triftl) verrai/erien Uniforr-ienwgshestrehen: EinReioh
eln_ König, eine Art von Untertanen, u. der Tata°che,
dass )rnn das Vorhr.ndonöein der Juden nla eiüen at.iin=-
digen Protest gegen die Xlicv-ti-keit dioncr ^>->strehi^^
gen en-pfindcii r"a3ate,so k^nn r-.n verstehen, dnsa gK die
irro geilenden rWirer °uch das niedrige Volk nicht 7.\x^
rückhielten, 7;enn es seiner tiöriachen Tr.ieh.^.dr^a An^
dersartige nls aolcJ.ea schon für schlecn. u.nusrott^angÄ
■vert VAX halten, Oiutg^:erigen Ausdruck verlieh.
Oder betrachten -.vir die Jil:ixai,iun des heuti^^en
X^
^.0
♦
Judephpsrf^^grtr nrjf der prinifh/eh tT;er;^ftugring aid!'-
l'C,ut,d?iös iiiii' d?.a eigene Elut ^ott;5hiüich,lftl>ftnsT;«rt
(nlöc p.aoli dlft Judftn)
u.r'ieruMchen',7urdig ist, ,anl)er nll«8 anuftrß/r,l«d(^rrn,8öl^
■u.iebenaujr^erüdo r-firdon --ix- d La BrtLn^pturjg verateh'n,
\irn einen Aiif stand eirer
-1 ■?
i-i i"M RVR t «rat i.<=i ierten
fi'^ii-naliac.l.er Tr1e"bwelt haiidelt,die das "hTosse Vorhan*^
dftnRfiin des Jt^dent^mis alsViinerträgl ich^ ,v^ei: BinEai;f=
hebende no>mlr^ift!f;«ir>i. empfinden mi^ste ,
Dies iai, jjayc}iolrgibc> rjiolit iu..c;rötUi.axi(;:.,
ebenso --ie es verötaiKliic'»- lai;,dns8 inner>.a]l) ujiaerer
Gen^elnfichart SXM ^er-.de zxa eiilacl..ftidend«ix Zelt aicL
auGli iri.er k'en.scl-.en gefun-^'oij haTx-n^die -u.-> ".ilidiRchem
Selbsthass" <i^n r.rl,«liei\en,*'TK*r T)inder,dftn Lehren ihx'cs
Judentuira eii.'.rii<^l.ei, '7Toiii,e}j ,-.iaa di«,^«r. Grunde den
i^eindftL de» Judentut^is^vcr. imien her nla 7err'ii,er die
■> ^ * .. -t. j .'. 4 .
griffe aher nicht Ursache, ijariijn hat der Diüiiter recht
der sie im Kooa "-,:r ^^.x nichf; er.7:nn]vt,ueiia-i Uranche
.lenea Ai^griffea u.j^ller Arv.rU- fe -ar dat- I^-^iktnffl des
fberhaupt existierenden Jndenti)ws,d.h.dftt höchste» for=
(ierntiewAi^fgahe des .l^enschentnms.die den Völk«rn im Ge=
J^
wände des Ji^deritimis geste:?.! \v\m1e. üi« :J:ltuation jtae
Ytayf
Judentunks iij allen -i^ei i«j:i/.Lin/'ei- v;ieu.er Jie.ieuige,die
in der ChanimVkasittiat Ion gemein, /«ichr.et wird: ßiner
l-lelne« yn]l^lft,iri,dwnne?y ein%-ige Arfgal^e ist die Ver^
kömernng T3. Vertretung der höchsten T?«n8chnch=nitts=
Steht HO oft ^ep.ftnü'ber
] ioh=^re] igiösen Aiifgahen
1^ <:MA^JUva.^iVcX«r' ^n^C^^^tvi^
einjhrüllender HeerhSufe,derr roch nie das Eew^isst^ein
rler TJr.irrra:'it??t seiner hrtlllenden La.ioritrt geyonrren
ist . ^^''>^^^:^^i:^iT^T^-JL^mjj^
^Vo^er hat nun die .iüdif^che (lerein^chf^n die Kraft
genorr-en, ihren znr j
Anstilgvng entsch^of^pjeren
Feinden -^-r.tand r.u leisten u.«te .. üherda.ern,acM
v.nMerhnx.|.... .:-_ .,er christliche .Forscher Friedrich
-uc:.le ai. Juden in, ;vn},rsf:ei, ^i,,,.. «ir. Keiaenvoik
^-a.f,V Li« Ant.vort,uie dn» Chann,^.k.nfettJ^^t?;f "^
Bc}.eint,iot nicht uift rieht I^« -fr-, - _, T ..
i-'allejcjas 3ch7/ert Jja4a J/n^kfehla ^.^^>,., ... _^^^^,
> t cV.k'^ -i f / ] vi^vp niar* i./r'f + 1 i r. V ^ .--Li - ,
gHhe achon iängau lein Judentum rr«hr,.venn nicht ft'tt
s.Iher ^ ^.. i..,, .iederLehre.der. GeX-.hren.ituationen
sein /o^xc u.seine uetrei.en geatut^.t hätte. 7^\ henütsit
siU
w
rfrfid^rsl.nnd eines kleinen iriHurieiny ^.eg^ri einft imge^^
hft\^ftrliche LherM«cht. ^her itr.rr^r ist «a ftr,nic?it
L'rjhftr dirsrra Geaaiiken nun .si.Äht uie grnr.e
v.enig iiirpfnn^/rftiche Li i. u xk ig d <^ .s Cli ap ni[j> > jU'f^g t^ m . fis
soll unter r>i:ien uratänden verhüte»! v;erden,der; vledan^
len eines P&f fen^hidentDjr>,s nls ;ivMi.S(;h,.^.l.s er.sti^ei^ena^
v7ort,als etv7?^s G 'tt^e r;3ilii/eB,-ls e tv/^s Keligiöses l-in-
zustellen. Darier --erden die Hasnr)n^5ernrieRter an der
einzigen 3telle,ar. der -^^-r* Hft-J(iffritr:ten|ÄMXXM nngft=
deirtftt ^«rden,riux «is .»'erk^.CiU^ft G' tf.es hln^est.ellt .
iis ist das Geljet nach den. LicLteranxi;nd-?n: »Sirtli« die-
3« Lichter >,ünden r.-ir r.n für die iiil i>Ie iatiu-^sea,-,.../!^
der u.;«nnde-taten,die du unseren Viil.ern durch ieine
heiligen Priester er-.7ier,ftn hast". Sonst aher vve
.ir^ne kriecherischen Leistvijgen noo}i nicht einral rila
Taten der liasnonaer er7/-ihnt,r)i(;ht in den B'rochos vor
den Lichteran/Ünden, nicht im xiede Ivk^oa ziji>, nicht in
der i^iriöchnltmi^, ir das ^ch'none esre u.das Tisch-ehet
ioht in der Hioj'avcrlftsung, nicht in ,1er Haplitarrdi.
In den x^indrüc} en,die tief ernpfindende flieht^
rden
n
-u^rr
^OiAC^^^fvLu^
^16uJU-o^-<-^ j J^,
m
21
?i:i«n,wle z.B. der Komoor.iat Hnr.(1el,voji der Grnndio-
Bit,^it der Ch^-nniikknftroigniKße erhnüten hn"h«n,rtpielt
nucl-i dl« militari 8 c^(*i;eiatim£5 eine vriclitlg« Holle,
kW. 2.-^.^
.nera
Hallelii.in Ar»--«!! Hcliiifta£il.%ii.i»j- gu leicht '}:orn>t man
in .iftue ^e.f ehrliche Atiro Sphäre, in der mon reiiaohen-
mordende iivS£^.ii segnet. -Vor «traa derartiges tun TÖoh=
te,krii!n .sic"^ nicht nuf unser ChPrinnlci-arevst lierufen,
flenn unsere «Veiten h«.hen nicht rj.>r .•.rde ./r.ff«nv«rlierr=
lichwig veririeden,.gift h"hen sog?>r eine Hr.ohtnrnii nna
dem Profeten Sechar.iah ausgewählt , in der die «/äffe
nlt3 lebenförderndes iv:it..,(^a/w,-^ meint rird; Lies isst
(^p-B vVort des ürigen Pn den (politischen ■iV?<.xfir\) Se=
ruhahel: Mcht durch Heeresmacht n. nicht durch Gewalt
ncndem dnrch meinen ^eist,sr)richt der Herr der H-ftr=
scharen!
Es glht eine oitte,hevcr mpn n°ch der wl'^hl^eit
^^ m- 1 , _L . '''om Tische
aas fischg.-ioet vemchf;« t ^alle eisrriaen G«rMteA;-.g=
7,ngchf>ffftn in ürinnenmg daran, dnsa der A:;tar des Teffl=
pels,^it iem unser Tisch verglichen wird,nm^ aus 3tei^
gen vvurde^ Et'.vaa Ähnliches hal)en unsex-« v/eisen n,it
den Chanmikkaerrtigniasen vorgenoi)Tfen,heA;-or «4
\ •
i^rin=^
0
r
naruDgBls^.g in ueu LreiBj^uf den reli^^iöcjen Jn.hrÄa
niifgenoirjnen T^erderi Ivorntft, Sie hP.lDen Jede V7arfen]<:lir=
rende iirirnerimg "beaei t igt ,üiart^it eindeutig in die iSr=^
scheinijiig tritt der 7:ahre ^iinri ,1eiies Geschehens u.
der ganzen Jüdischen G-esohiohte: iiin Vrlk,da3 auser^
koren iat zxm SKXXXJt lehrreinter des Dienstes am (rei-
ste G'ttes u.der iwenRchj ichkeit v;ird anf seiner.) 3ohick=-
sals'vege durch oturm u.D rang u.Kot u. Tod gKiiXXiüuüi:
^;c^,en den Vernichtiujg drehenden Anctiu-r^t von aussen
U.Verrat von innen geschützt (durch «ci^^e ■<» ifr^n» Treue
f /
yj/f :^SI03
fm/ forsch ^Jlt
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39.
'^fS
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"Entwicklun^sraum der Jugend"
Ansprache für die Einweihungsfeier
des Jugendheims der Synagogengemeinde am
Sonntag, !$♦ Jan >1 932 > ''
Meine Damen u •Herren! Liebe rreunde!
Zu den schwierigsten Auf gaben, die uns das Leben
stellt, gehört die richtige Gestaltung des Verhält=
nisses zwischen Erwachsenen u. Jugend • Selbstverständ=
lieh ist diese Aufgabe individuell , innerhalb ein=
zelner PamiÜien von den geborenen Pädagogen aller
Zeiten schon sehr oft richtig gelöst v;orden. Man
könnte als Kriterium für die richtige Lösung bei
Berücksichtigung moderner psychologischer Erkennt=
nisse vielleicht die Behauptung auf stellen, dass dann
das richtige Verhältnis vorhanden war u. ist, wenn
zwischen den in Frage kommenden Menschen, wie z.B.
zwischen Sohn u. Vater. oder zv/i sehen Lehrer u.Schü=
1er statt des leicht eintretenden Falles ääX feind=
Achtung /
schaftlichen Verhaltens das Band der Zuneigung''^ oder
gar der Liebe entsteht. Dass solches Verhalten auch
schon in der Vergangenheit zv/ischen den in Frage
oft
kommenden Menschen/geherrscht hat, wissen wir aus
vielfachen Schilderungen U.Berichten, die also dafür
sprechen, dass. auch früher schon im Einzelfalle nicht
*
t
*
selten das richtige Verhältnisse zwischen Alter u
/
Jugend gäSäXiMKJtX vorhanden war u/. somit eines der
schv/ierigsten Probleme der Menschengestaltung richtig
gelöst worden v;ar.
Aber es kommt nicht darauf an, ob vielleicht im
Einzelfalle aus persönlicher Begabung des Aelteren
heraus das Problem richtig gelöst war, sondern ob
die allgemeine Einstellung der Zeit u. damit die &e=
samtSIÄ]ßJgIIiiÄg=Lösung die richtige war. Und in die=
sem Punkte lässt sich nun nicht bestreiten, dass die
Vergangenheit viel gesündigt hat. Die Erv/achsenea
haben im unerschätterlichen Gefühl ihrer körperlichen
materiellen u .geistigen Jeberlegenheit die jungen
Menschen nicht selten in unbegreiflicher \7eise be=
drückt u .unterdr'jckt , sodass man manchmal meinen
möchte, die fast als psychologisches ü-esetz aufge=
stellte Beobachtung des oft radikalen .Vandels in
der Anschauung der Väter= u. Kindergeneration sei/
in Wahrheit vielleicht nicht auf eine naturgestzli=
che Veranlagung , sondern vielmehr auf die Fehler zu=
rückzuf iihren,die seitens der Erwachsenen in ihrem
Verhalten zur Jugend gemacht worden sind.
Welcher Annahme man nun auch zuneigen möchte ,
so wird doch durch eine jede ohne weiteres erklär=
lich,dass in dem Augenblick, in dem einmal -zum er=
stenmal in der Menschheitsgeschichte!- die Frage des
Verhaltens zv/ischen Alter u. Jugend aktiv von der
Seite der Jugend her in A igrif f genommen vmrdejin der
vor ungefähr dreissig Jahren in die Erscheinung ge=
tretenen Jugendbewegung nämlich, dass in diesem Au=
genblick nichts anderes in die Erscheinung treten
konnte als eine allem Anschein nach abgrundtiefe
Verschiedenheit zwischen Alter u. Jugend u. damit
in der peffentlichkeit ein generelles feindliches
Verhalten der Jugend zum Alter.
Dieses Verhalten aber ist nicht das nat*ir=
liehe ;ebensov/enig wie das frühere Verhalten der Er=
v;achsenen zur Jugend das natürliche war. Die Ableh=
nung der Erwachsenen durch die Jugend war nichts
als der extreme Pendelschlag des Verhaltens , das sei=
nen Ausgangspunkt bei den Erwachsenen genommen hat=
te .
Ist diese Annahme nun richtig, so muss der
Zustand einmal he rannahen, den der grosse Maimoni=
des in Anlehnung an griechische Vorbilder middah
benonith,den goldnen Llittelv/eg genannt hat* D.h.: es
muss einmal der Augenblick kommen, in dem die Erwach=
senen einsehen, dass das prinzipielle Verhalten zur
Jugend in der Vergangenheit falsch war ,u. auch die
Jugend muss einsehen, als Jugend u. nicht erst , wenn
sie zu den Erwachsenen zählt, dass auch sie in ihrer
radikalen Ablehnung dessen, was sie alt nennt, auf fal=
schem Wege ist. Dieser Zustand ist nun gerade in
unseren Tagen eingetreten. Von den Erwachsenen sind
zahlreiche berec itigte Forderungen erfüllt worden,
man denke nur an die Aenderungen in der Schule ,in
der Jugendpflega/,u. andererseits ist der etwas vertrlüf=
fende Fall ganz offensichtlich vorhanden , dass die
Jugend Unterordnung unter die Erwachsenen nicht nur
nicht mehr ablehnt , sondern sie mit Freuden bis zum
militärischen Drill treiben lässt. Damit aber ist
durchaus nicht die Aufgabe entfallen, dass man immer
v;ieder aber die G-estaltung eines richtigen Verhält^
nisses zwischen Alter u. Jugend nachdenkt , denn es
r
ist nun einmal so,dass es im Lebendigen keine Ruhe
gibt. In jeder Familie v/iederholt sich immer* wieder
von neuem die Problemstellung Alter - Jugend, und im=
mer von neuem muss sie wieder geljst werden. T^arum
soll diese Frage in die heutige Erörterung eingescho=
ben werden, damit ihr unmittelbarer Zusammenhang mit
des Jugendheims
der Bedeutung/offenbar werde.
Zuerst die Frage: Was ist eigentlich Jugend?
Aus dieser umpfangreiohen Frage soll nur ein einzi=
ger Gesichtspunkt herausgegriffen werden, und zwar der,
v/er kann die Frage nach dem «Tesen der Jugendbeant=
v/orten? Darauf muss geantwortet werden: Nur, wer die
Jugend liebt! Man sollte glauben, das wäre eigentlich
eine Selbstverständlichkeit. Sie ist aber leider
nicht. Es gibt Menschen, die die Jugend nur als Lau=
sebengel ,oder wie derartige Lieblingsworte lauten
mögen, betrachten, die gezwiebelt gehören: "Haben v/ir
nicht auch in unserer Jugend Prügel bekommen?^ - so
lautet manchmal die Frage ,u. ihr wird hinzugestzt:
'^und wir sind ganz rechte Menschen geworden" . Es
steckt in solcher Anschauung ein merrvwür^iges Gefühl,
man könnte fast sagen , manchmal eine Art Jugendhass
^ev viJgll , tosv^c'toavialji^«^
k\^
Y
^i l^ GiKhfQM U>Ä/C,
Gewiss ist gar nicht zu bestreiten, dass es Fälle , wie
z,B« Tierquälerei geben kann, in denen eine Ohrfeige
die richtigste Pädagogik ist. Aber nicht um Einzel=
■
fälle handelt es sich, sondern um die ganze prinzipiel=
le Einstellung ,u/ hier muss man mit allem Nachdruck
darauf hinv/eisen,dass nur derjenige die Jugend, das
Wesen der Jugend richtig verstehen wird, der die Ju=
gend nicht nur nicht hasst , sondern liebt! Es ist gar
nicht so schwer, zu dieser Einstellung zu kommen. Lie=
ben denn nicht die meisten Menschen wenigstens einen
Teil der Jugend, nämlich die eigenen Kinder? Nun
braucht man ja nur einen Teil dieses G-ef'ihles auf die
Jugend anderer Eltern zu übertragen u.man hat die
jedem gestellte Menschenaufgabe erfüllt.
Freilich ist diese Uebertragung nicht allzu=
leicht. Der menschliche Egoismus steht ihr im 7/ege .
Es muss schon noch mehr dazukommen , um diese Ueber=
tragung zu bewerkstelligen, und dieses Mehr ist
-menschliche Begrenztheit!- eben schon die Einsicht
in das ^esen der Jugend. Jugend ist das einzige Mit=
tel des Menschen, um die Ewigkeit zu gestalten! Ju=
gend ist Portsetzung über
sich hinaus, über den Tod
hinaus ,u. zwar Jugend im Allgemeinen, nicht nur die
'- I'
eigenen Kinder! Das Leben wäre trostlos , wenn der den=
kende Mensch keinen anderen Ausweg aus den Leiden
irdischer Begrenztheit sähe , als Versinken in die Be=
vA;isstlosigkeit ,in das Nichtdenken. Es müsste ihn
Verzv/eiflung erfassen, denn das Denken kann man nicht
abschaffen, wenn er nicht den Ausweg erkannte in
dem V/under,dass neben uns neue , kräftige Körper und
Geister auf wachsen, die das Erbe übernehmen, das Erbe
der Aufgabe und das Erbe des bisher Geleisteten, das
die Jugend fortsetzen soll in die Zukunft. Oder wenn
*
wir das Menschenleben vergleichen mit der Traumlei=
ter unseres Stammvaters Jakob^, nämlich mit der Auf=
gäbe, eine Leiter zu bauen, die von der Erde bis in
den Himmel reicht, bis in messianische Zeit endgül=
tiger Erlösung, dann können wir sagen: Jugend ist die
nächste Leitersprosse , die der starke Arm der Erwachs
senen über sich hinaus in Richtung auf das unendli=
liehe Seini^^'^K
'flenn man Jugend unter solchen Gesichtspunkt
8
ten betrachtet , dann wird man erkennen, dass das Ver=
halten zur Jugend ein Verhalten zur Ewigkeit ist, eine
Einstellung von gewaltiger philosophischer Tragweite,
ein Verhalten, das imstande ist, die Grundstimmung der
Urkälte , durch die alles Lebendige zugrunde geht, den
Pessimismus wirksam zu bekämpfen und zu beseitigen,
und an seine Stelle zu rücken die lebenfördernde
Stimmung des Optimismus, das heisst jenes Glaubens,
der besagt ,es hat einen Zweck zu leben und zu wirken,
weil das Ganze einen Sinn hat. Und aus solcher Ein=
Stellung heraus wird auch erwachsen die Liebe zur
Jugend, weil sie es ja gerade ist, deren junge Kraft
den Glauben gibt an ein sinnvolles Fortleben.
Wenn man diese richtige innere Einstellung
zur Jugend gev;onnen hat, entsteht die Frage: Witf, soll
man sich nun praktisch zur Jugend verhalten? Auch
bei dieser Frage soll nur ein einziger Gesichtspunkt
herausgeggriffen werden. Auf Grund der bisher entwik=
kelten Anschauung über die Jugend, gibt es üäi eine
entscheidende Grundforderung an die Erwachsenen, näm=
lieh die Aufgabe , die Jugend sich ^-ntwickeln und kräf=
0
tigen zu lassen, bis deren eigene Substanz in klarer
Prägizrig eines wertvollen Charakters zum Vorschein
kommt .
Die Jugend soll einmal unsere G-emeinschaft
übernehmen und. erhalten. -Ihyo Forderungen liegen
heute auf unseren Schultern , auf den Schultern der
heutigen Erwachsenen. Es wäre töricht, die Uebernah=
me dieser Erhaltungspf licht , dieses Dienstes an ewi=
ger Aufgabe , jetzt schon der Jugend zuzumiJten. Aber
das glauben wir felsenfest: Wenn wir der Jugend die
Möglichkeit geben zur Selbstentwickelung wird nicht
ein.^reten,was man als Naturgestz aufzustellen sich
manchmal berechtigt glaubte: Die Jugend wird sich
nicht abwenden vom Erbe der Väter aus blosser Lust
an Gegensätzlichkeit , sondern sie wird nach Entwik=
kelung ihrer Kraft, wenn unsere Reihen durch Abgang
in die Ewigkeit sich lichten, eintreten in die ur=
alte herrliche Aufgabe, die auf uns lastet , nämlich
zu sein für alle Dauer, wie es bewundernd kein Gerin=
gerer als der grosse Dichter Herder ausgesprochen
hat: Ein Gepräge , ein Charakter , eine Beurkundigung
für alle Zeiten: das Volk Gottes. (Ideen zur Phi=
r
lo
losophie der Geschichte der Menschheit).
Um aber diesen Glauben nicht Lügen zu strafen,
brauchen wir das richtige Werkzeug, das heisst:müs=
sen wir der Jugend die Möglichkeit geben, sich zu ge=
stalten und zu entwickeln; wir müssen ihr heute den
Boden geben, auf dem sie wachsen kann, nicht in erster
Linie als Einzelmenschen, sondern als Gemeinschaft,
aus der erst wertvolle Einzelmenschen herauswachsen.
V/ir müssen der Jugend Entwicklun^sraum geben, in dem
sie sich zur Gemeinschaft bilden kann, und das ist
in heutiger Zeit , unter heutigen Umständen das Jugend=
heim!
Hier ist nämlich im Kleinen die Aufgabe der
grossen Gemeinschaft vorgebildet. Eine Reihe von
Bünden, die sich die verschiedensten Aufgaben gestellt
haben, die sich in so manchem unterscheiden, sind hier
zusammengerückt auf engem Räume. Jeder Bund soll sein
stark im Eigenen, voll Duldung gegen andere. Was sich
im Grossen abspielt soll hier im Kleinen vorgebildet
korrigiert werden. Man bestreitet uns Juden das Le=
bensrecht , weil wirjeinen anderen «Veg zu Gott suchen
als unsere Umgebung. \7ir fordern von den anderen
t
11
Anerkennung als gleichwertige Menschen. Hier im Ju=
gendheim hat der Junge jüdische Mensch die Gelegen=
heit »zunächst einmal selbst diese Forderung nach An=
erkennung Andersartiger erfüllen zu lernen, denn man
hat nur das Recht zu fordern ,v/as man selbst im umge=
kehrten Falle erfüllen könnte imd würde. In den
Bünden/ also, die sich im Jugendheim versammeln, ist
nicht Kampf gegen die anderen die Aufgabe »sondern
nur Kampf gegen sich, mit sich um seinen eigenen Weg!
Hier ist die Gelegenheit zu lernen, was so viel=
fach auf den Lippen geführt vmd nicht sehr häufig
erfüllt wird, das, was man soziale Tugenden nennt:Die
Rücksicht auf andere, die Erkenntnis ,dass man nicht
allein auf der 'Jelt ist, das Opfer «denn auch die Ju=
gend hat schon die Verpflichtung zu erfüllen, im Rah=
men ihrer Möglichkeit zur Erhaltung des Jugendheims
beizutragen. So v;irkt das Jugendheim gemeinschafts=
bildend,und das heisst zwar auf einem Umwege , ab er
trotzdem auf dem allein möglichen V/ege Persönlichkeits
bildend.
''Jena die Jugend aus ihren reinsten Gründen
heute ihre Forderungen an die Erwachsenen ausspre=
12
chen würde, dann würden sie wohl f olgendermassen lau=
ten: Wir wollen nioht unterdrückt werden; aber wir
haben auch nicht den Wunsch jener überheblichen Zeit
nach dem Kriege , über die Erv/achsenen zu herrschen,
weil wir uns klüger dünkten; wir wollen nichts ande=
res als Raum für uns selbst, auf dem jeder durch Ge=
meinschaft das werden kann, was er in v/ahrheit ist.
Dieser echte Wunsch der Jugend ist mit der
Schaffung dieses Jugendheims erfüllt* Damit haben
sich die Schöpfer als echte Vertreter des Judentums
erv/iesen,als wirkliche Nachkommen jenes Juda,von dem
wir gestern in dem V/ochenab schnitt im Segen seines
Worte
Vaters/gehört haben, die wir auf den jetzigen Augen=
blick anwenden können: Juda,dir danken deine Brüder!
Dieser Danki wird nicht ausbleiben, wenn das geschaffene
7erk im rechten G-eiste fortr^eführt wird. Wir wissen,
dass wir nicht allein auf der Welt sind,dass es noch
andere Gemeinschaftsaufgaben in der Welt gibt. Trotz=
dem ist unser Handeln recht, denn jeder muss zuerst
im eigenen Hause für das Richtige sorgen. Und tut
es ein je der, dann wird auch eines Tages die Harmo=
13
nie geeinigter Menschengemeinschaften erklingen.
In •unserem Bezirk ist die ScJ^affung des J\igend=
heimes ein gliickverheissender Anfang* Ein Anfang , der
erst noch zur Vollkommenheit ausgestaltet werden
muss# Das Heim muss finanziell unterbaut werden und
sicher stehen, seine Atemluft muss von klarem, jü=
dischem Heiste erfüllt werden; es muss ein starkes
Bollwerk werden für äKSSXä die Erhaltung unserer Ge=
meinde und Gemeinschaf t ; dann wird es werden für das
letzten Endes auch
Judentum und damit/für die Menschheit eine Quelle
neuen Lehens»
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Speecli' UüaenJ hilft e^r jüö^/tef JK" V
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AraprFtche hei r^^r Vf?ran8t^ltnrg
•.1
Eine grosse von der Kntnr ii.Amn Cr'tt geset,?;t,»
DoppelRnrgR'be l>Rt die Jiogerd. Die i:^tvr hnt, reic};«
^r^J*!^» in ''i« gelegt. Die JiigerdmK^n^^ie^ entfalten
n^ntärlteni Die Katiir nelliwSt int ihr Vorbild. Sehen
7/ir nur da?; Jnr^?tier an: Es üht u.ert faltet in» Spiel
die veranlagten i.ränejhia eint^-al d-r Angerhl ic>
topft, da aus '^em Spiel Ernst ^i'-djda rias Lehen mit
seinen ITctwendigteiten \i. Forderungen herantritt. So
"-iisa auch ieder .innge lÄnaoh die ihm von der Katur
geschenkten afihen entwickeln u. kräftigen hia «r -el=-
, . , . ^ Und
rer einnai im Lehen ^eir.en I/arn stellen JeKMXXKDWiKX
. an
irti hrnst des Daseins die getihten Kräfte laOEwenden
rrnaa .
Die Ent\7iclrlurg der }räfte ist iedoch nur eine
Aufgahe des IKX3Q5X .iungen Menschen. Es entsteht die
Frage.vrozu die Kräfte verwenden? Hier kaun r!i- Katiir
allein nicht mehr Vorhild sein. Die Kröfteentfaltune
ausser dem lüsn^chen '"
alles Lebend igen/dient nur der Seihst:^ u.der Arter=^
haltung. Gewisa miss auch ^,^r Itonsch sich «!«lhst u.
seine Art erhalten, er muss fiJr ^en -Virtschaftstampf
I
0
ouagebildet ,stftrk iLTif^reit sein. A"ber vrenr er nrr
diese Aufgabe erfüllte, r^re er d'^.nn mehr Ria was
aorat nwf Erden kriecht \i. fliegt , »mehr Ria -"egetieren^
die LiöglichVeit
des Leben? Sohon/die<=!a' i>RgeP!tellung gibt die Ant-
wort: Der Ivlensch ist ir^shr als Tier, das nnr Knhrnng
7Xi v«^ioh nir^mt jdarit der Körper instand gesetzt Trird,
von nenem KabrnDg zn siiehen. "Kicht von; Brot allein
Hebt der Ivlensoh, sondern von allejm^waa anr; derr» knnde
G'ttea hervorgeht, leht der Mensch" ;ao sagt es die
Thora. und der griechische vVeise spricht Äasselhe
irit seinen fforten aiis:»Iiiin Deh* nicht, um y.m essen,
sondern man isst,un 7a\ lehen!" ßr will darrit sagen
dass das echte Lehen irehr ist als v»"getierenj Der
Idensch hat nicht nur das Katurgeschenk de» Kräfte des
K "rper s^ u^ de s^ Ingjli £Jllg2 >^*korrtr»ien, sondern er erhielt
auch das Gottesgeschenk seines CTeistes. Der geisthes:^
wusste Llensch weiss von einer He in« t, die Jenseits
des Körperlichen liegt. Piaton erklärt das ganze
r'':ersch] iche Ernennen n]s ein Wiedererinnern an das
was die Seele vor ihrer Gehurt ir" Reich der Ideen
geschaut hpt. Dieses Reich der^Idefn -ftront i:>er al^
"Jepi Irdischen n.erw-oVt in iedem edlen lÄnschen die
6
Sfthnaiicht rflch rieir; Trun>e mts dffn ewiger reinen Qiiel=
len.
So fllao hat die «Jti^enfl eine zweite, eine höhere
Kräfte
A\5fgft-be: Bioht nur Entfaltung der törnerlichen/^ u.
die r^er Lehen-^erVin] tnrg '^i'»nen
der derr Körner verhafteten Kräfte des Instinlctea/J
sondern mich Entfaltung der li«ist£3i:_I^^r^eiri^t5i:i«^i«^
Piir das er<=!te hat XiK unptere Zeit groa.s-a X'-er-
stjindnivs aufgehrachtica wird erwiesen durch die nach
dein Kriege axisaerordentlich angewachsener^ IKJÖf^ÄKg
iMSMr u.insheaordere Snorthe-egnn^. Nichts ist hier=-
gegen ?.n sagen, denn rooli inrier gilt irr a]lgerr^inen,
dasa ein gesunder Geist in einem gesimden Körner
wohnen nuas. 771 e aber verhält es sich rit der Ent*^
falt\:ng von Geist u.GewltV
L'on wird nicht bestreiten }'ör»en,dasa es hierin
mnachrtial hedenl<]ich ansgea<^hen hat. Jahrtaus-nde
hahen an ^er Entwicl^lnng des nerschlir^hen Knjtnrle-
hens gearbeitet. D.h. die Bester aller VölVer wurden
7.n Dienern u.FortentwJcHern ^<^r geistigen Errungen^
scharten -^i-r vergangenen Generation; eine Generation
hot mit hingehender Trene das geistige Gut der vor-
hergehenden Gen-^ration «ufgeno^rren, erhalten, erweitert
u.der kor^j^-enden G^^n-^rBtion ühe^] iafert . Aher in \in^
a^rer Zeit sah es ein*^ Zaitlarg so aus,qls o'h dag
Band der tber] ieferving aM^rachan würde, als oh die
Jugend l<eine Sehnsucht >^ahr nach geistigen Din^.en
hSttft u. nicht rehr <^«n •Villen, zur ihrsr ßrhaltTirg
oder grw ihrer «Veite rentwiclsl-ang heiKutr^gen. '11<f)nn
geht
nicht alles trügt, IXX dies» &efQhr vorvJher. Vfin
Vnim in der heutigen Jugend Tvieder Verständnis für
ueiatiges u. Sehnsucht nach Idealen u. iv>!tRp?iv?^iaohera
finrien! Die Jugend t^on heute ist wie^^er >>ereit iie
i-ralte ItAnschenroile ^u spielen, nämlich die PrücVe
5^u hilien f^w^* sehen z'^ei Generationen, der vergangenen
u.der l^ünftigen Generation, auf der die -Vagen der
Kulturgüter ihren Veg n-hr^^en innren ins Reich der
ürrigl^eit. Jugend von heute will wieder ihre ?;weite
heilijre Auf;^ahe erfvllen: Die Gahen des Geifjtea u.
dCvS Gemites ausbilden u. anwenden! Sie ist dahei sich
ahzuwender vom Typus der Vor>.rieg355eit ,de>n intellek-
tuell sich gehäiTlenden Gesellschaftamensc^en u.dem
Typiis der Kachl riegszeit dem blossen Snortmensohen-
sie scheint eine Jugend zu werden, die "bestrebt ist
Körper U.Seele gleichmässig auszubilden, weil sie ih=
rer Ilertimft ftus zwei .Veiten sich he'Tiisnt geworden;
sie will dem Körper gehen, was des Knrn^r.s ist, u. dem
gottlichen Gei"=?te,'»'as des Geint«»s ist!
lelh
In di-(s^m Aiigenhliol<:,da sich in der heut igen 1
eine vielleicht i>ienschheit3ge3chicht] ich hedeutungs=^
volle /Vend\ing vollzieht, ist unsere Jugend in eine
erschütternde .tragische Sitnation gernten. Sie soll
fln einem Bilde erläutert werden. Drs Haus der Menscho
heit. hesteht aus den schlitzenden I/auern !?,11 dessen
was die L^snschen zu ihrer Seihst erhaltiing hetreihen
also sagen wir aus dem, was man "Wirtschaft nennt.
Dieses Hans t-^ngt als Dach, das alles /Virtscha Pt] iche
vereint,üher-agt n. gegen iie ^Veltraumknlte der Sinnlos
sigteit schützt -iie Gebilde der Kulturgüter. Dies««
Haus müssen wir uns ober lebendig vorstellen: IJen=
erhal + ertien
sehen bilden die/v7irtschaftsmau'»rn,u.auf ihren leben=
digen bchiuterr ruht das lebendig» Dach deri fulturgü:^
ter. 'tffelche Rolle spielt nun die J^igerd in d1«s»m
Haus? Die Rolle, die ieder Heranwachsende in seinem
ülternhaxise spielt. Sie darf ein^ ". «ausgehen, spielend
Ihre Kräfte entwickelen, ungehindert nichts tun al<=.
lernen, weil .ia das Dach der Menschheit , die Kultur
wirtvschaftl. 6
riilit auf der/Schultern ihrer Eltern, weil sie nur ?;u
wachsen, a'ber nicht zu tragen hat. So war es einrml!
Heute hröcVeln (M'^ '//irt^chQftsmn.nern ah] D^^vS -^aoh
oft:
der Kultur airlk.t immer weiter herah ü.legt sich/aohon
auf die noch gar nicht tragfähigen Sc>iu?tern der Ju=
:end!
Ohre Bild ausgedrückt; Die Jugend, die ihre Kräf=
te annhilden u. lernen sollte, Bteht heute mitten irin
im »Yirt acha f t akamp f u.in der »?irtacha ftanot . im T)oli=
tischen Kamnf.der ,ia let^^ten 3ni-a auch um die wirt-
schaftliche itocht geht, u.in der nolit lachen Nnt! Di«=
sea Bild ivSt rlHs erachütterndste Zeugnis unserer
Zeit! Unsere Jugend könnte sich vrleder ent'^ickeln
zum körperlich u.a-eliach starken Menschen, der nach
Vollendung der Eeife imstande wäre, ans teile der ftlte=-
ren Generation auf ihren 3chu]tern das Dach des Hau=
s^s der J^enschheit,di.e Kulturgüter zu tragen; u. statt
dessen ist sie der Gefahr ausgesetzt , körperlich u.
seelisch Schaden zu leiden! Das Herz kram^ft sich
Buaammen.wenn man heute Juger>d sieht, der es am tägli*^
chen Brote fehlt, Jugend sieht, die nicht -weiss, ^aa
sie werden soll,^eil .ieder Beruf aiisaichtslos scheint
e
eiren Beruf cr^ 7
Jvigend, die/lernen möcht« n. nicht eirirml eir« Lehr-
stelle finäet,jT:iger>d,die Runite lernt hp.t \i.&crort
g»]CKM 7.vr ist
-ntlPsaen u.SKX/Arl^ei ts-ii. Sinnlos igt elt ^rr' tut tei^i/
Jugend, die schon seit Jahren KMXihren Berufe en*-
frerrdet ist u. nicht t7ei89,v7nnn sie :pöQiliiX.wif;der
ir den Arheitsprozess sich einfügen l<Pnn,ofier J\5gend
die statt 7Ai jernen sich -von gewissenlosen I/enschen
angespornt- KXXX in der ArenR des polt lachen Lrocht^
liRPipfes tur-rnelt «.vergiftet wfrd#B- durch den Kehel
der charakterf.erstörennen VerDeur-dung u.Löge.
£s gah einrnpl eire Zeit, da r^an Vortrüge hielt
i'her die ^ot^de^^ Jugend. Heute sp-icht nmn ni(;ht
mehr davon, weil di- Kot so gross gevrorden iTt/jdasa
sie Alt u.Jung iwfasst ,dasis man resigniert glauht
hier nicht r>ehr helfen 7.\i. Vönnen. A>>er die gröaste
GMHiiLiUr«rxJ2£t ist die gelst ij^:e ^so seltsam es i<lin=
gen rag. lÄ^enn es nänlich einmal so weit konren würs:
de,dass das Dach der Ivuaturgviter,das schon aur die
Schultern -^er Jugend herahgesnnien lst,?;usammenhre=
chen u.eirstür%-n ;vürde,'nenn ^-..B.dle hi^derden u.hln-
denden Kräfte der Lbral aufgelöst u.verniclitet wfrs
den,u.wftnn^die letzte, un-olllo)rLr>-«r.,e Herrmung der Furcht
ib
f
4»
A'^or deir Ötrafgeset?:bTiche scliwinden w\:rdf>,clPnrL wäre
f'ß ?.\i spät,dsnn ^rürde wieder der Urj^.u^tf^nd yAxriicy^
1: ehren, dP8S der Ifernch derr. IsLens^chen ^Muri Hälfe v/jrd
u. in der gegenseitigeu Zerfleiaohtjng wfrde dps Kfins
der LerRchheit sich in einen TriiiriirerhRiifen vervrandeln!
Dnt,«r diifsem Gesir-htHprnl'tft iitTrimit d«s 1/btto
der_hftp.t i^en Vei-flnntPD turg eine gRr? r'eaond**w Bet
deiitnng: Jugend hilft der Jn^end! Nichts dna ist nöri=.
lieh die Kpuntaa'^he.xerm es nuch notwendic w^re dP«!«*
nMmlich der -> - oa
Erfolg rt^rglich.gt gross ist,daniit n^öglichst vielen
geholfen T7erden kann - das Entscheide rirle u.d^s Be=
freiende Int die TPtsnche,d*?ss ein solches Uotto
von der Jiigend anerkannt u.aufgenonirren vnirde. Der
Gedanie.^en andern, ^ni he] Pen, wirtschaftlich ?;mi;-^ohst
KU helfen, gehört gewiss x\ur IJauerr>'erk des l^n;=;chs
heit8haues,a>-er die Mndencl^Jvr^ft^ seines Kört eis
hat er «us der ther^^lt. der Kulturgv^tej-tp^i^ ^er gött=
liehen V/elt des Sittlichen u^Ont^^r.^ f So gehört deim
die heutige \eranstPltu7.g tax denl üataachen,di© einen
ii^}^^Ml^,.miS,^2-t,^!y>kl!XLft erö-fnen. Die Jieit unge^
störter u.rnihelo^er KrJ^fteentfalturig,die der Vorkriegs^
,-^ugend geschenkt war, ist vorhei n.wird wnhrachein^
lieh so schnell nicht mehr wiederkehren. Aher es he-
s
steht die Hoffmuig n. Ai;SBic>.t ,dP.s8 die Jn^r>nd unserer
f _
# Tnge ^n der Lot der Z^it^die «cliorj auf -^'hren Schuld
t e rn 1 p p» t e t , rJclit zerbricht F^oiid^rri wHchat^iurgjjrt ,
he rRmvy flehst zu ernsten n.c>i?^r«l^ter^/ol]en L'enöchen
die die g^horsteren .VirtRchaftHp-^auern wied'^r pu^=>-
hessern u.a\-ifYichten,die J^her *=>iioh das zu jeichtfertig
vernaohläsvsigte Dach evriger u.göttiioher Kulturgüter
^vlcder herstellen, darat das Haua der lÄnsc>iheit in
KXiQÜDQyUQQtX SonnengHanze eirer neuen 2eit uirso heri-s=
li-cher unschöner erntrahle!
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jy. t3.Feb.l933
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U. O. B. B.
uieantVi/ ortet am: ....mm^mmm
MMk
Leibniz-Loge C XIII N£ lOöö
Hannover, den ^^ • ^e^ruar 1955 .
zur 103 > Logensitzung am Dienstag, den 14, Februar 1933
i' \:
Pünktlich 20 Uhr 15.
Tagesordnung ;
Kugelung über die beiden in der letzten Logensitzung
genannten Kandidaten.
• •
Im Anschluß hieran findet um 20 Uhr 40 eine offene Loge
statt •
.. . . .. . • .... ■ .-^ . ■ ' ' -
Bruder Rabbiner Dr. Schorsch spricht über:
"Stand und Entwicklung der .jüdischen Ju,^end"bev;egunR-^ .
Sämtliche j\ngehörigen und Freunde unserer Loge sind zu dieser
offenen Loge herzlich willkommen und hiermit eingeladen.
Um den pünktlichen Beginn der öffentlichen Loge zu gewähr-
leisten, wird um das pünktliche Erscheinen der Brüder zu der um
20 Uhr 15 beginnenden Logensitzung gebeten.
Nach der offenen Loge findet ein gemütliches Beisammensein
SUäuü. .........
Vor und nach der Loge ist für einfaches Abendessen nach
Wahl bestens gesorgt. ' ■" \
•~ t
» r
Mit herzlichen ßrudergrüßen
in W. , B. und E.
Hans V/olfes
Präsident.
Artur Kaufmann
Marschall .
Entwicklung und Stand der jüdischen Jugend=
Bewegung >
Panta rei.
Persönliches Erleben hinter dem Panta rei?- Jugend?
Ringen mit dem Problem Jugend; quallig.
Subjektive Erfahrungen, unzwingend. Gegens/Naturv/iss.
Formale Frage: Jugend Recht zu werden, was sie ist!
Erziehungsnotwendigkeit? Autoritätsflucht?
Natur: Alttier-Jungtier?
Keine falsche Pädagogik: Beispielgebung! (Wahrhaftige
keit,S'inden des Weltkrieges) Führer!
Kritische Einstellung der Jugend zum F ührerpr oblem •
Eigenwesen ^ der Jugen^: vollwertig nehmen!
Warum so viele Bünde?(Nietzsche j , berechtigte G-lie=
derung.
Nicht unberechtigt eingreifen:Verbiegung d. Jugend=
strebens: Abgrenzung segen einen Feind!
Antisemitismus. Bildung von innen heraus. Rat=
suchen bei den Freiheitgewährenden Aelteren.
Bis hierher: Recht zur Selbstgestaltung.
Illustration durch Individualpsyghologle":
erste 5 Lebensjahre. ^
Selbsterziehung der Erwachsenen. Erziehen=helfen
•i
1
Jugendland: Pf adf inderlsrewegung .
Berechtigung d.Selbständigkeits^.vunsches? - Lander=
Ziehungsheime.
Eigenwert der Jugend? Kultursystem der Schule und
jahrtausendealte Traditionl
formal? - Kultur auf ein bestimimtes Alter über=
tragen?
abwegig: Freud: Lustverzicht? Erziehungsaufgabe? ^
Abgewöhnung von Triebwünschen? Jugend sich bedanken:
Ordnet die Wirtschaft!
Eigenwert? Panta rei: Tempofrage ! Dauernde Wandlungs=
möglichkeit des Menschen . G-laube nicht an dich.*.
Tempo der Wandlungen: Kindesalter , Pubertät ^
geistige Pubertät ,3o .Lebensjahr ,4o .Lebens jähr :
Auftauchen von Metaphysik, Religiosität (Freidenk.)
Hochgeistige Menschen: G-othe !
Genie=Wandlungsfähigkeit? Jimgbleiben?
Eigenwert der Jugend: Filter , Geniesein! (Kind vor der
Schule , Genie sein = Kindsein?)
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1
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V->V n
Jugend Gott]Jeit einen Schritt näher*
Paradiesesgeschichte :Nacktheit , Austreibung.
Pubertät heroischer Kampf ,Strauchlungsmöglichkeit !
Gegenseitige Hilfe. Jugendland zur Entfaltung
der eigenen Kräfte.
Kritische Zwischenfrage : Unterwerfung unter die Kul^
tur nicht not^ endig? Weiteriiberlieferung? Ein=
richtung Schule! Kritik an d. Schule unberecht*?
Entstehung und tfeerlieferung der Kultur.
Der Jugend nicht ersparen, zu lernen! Will Jugend
auch nicht!
Spannung zwischen Schule (Ueberlieferungsstreben) u.
Jugend (Zeugnisse , Durchfallen Begabter) :
Begabungsangleichung! =ausbildung!
Aengstlichkeit in d. Frage der Kulturüberlieferung:
Genug Menschen, Bewahrung vor Stümpern!
Bedeutung des geist .Jugendlandes: Keine neuen Kul=
turgüter aber v/ahräaftige Kräftaausbildiong;
Reinigung des Kulturstreben? Zusichkommen!
Tatsächlich jedoch die Schule nur in Ausnahme fäl=
len hemmend und zerstörend!
Anwendung auf heutige Jugendfragen:
Jugendheim! = Jugendland • Erlernung sozialer
Tugenden!
Erzeihungsbedingung des Milieus im Gegens.zur
Persönlichkeit ! und blossen Worten!
Kräfteausbildungs streben: Zerfall in Bünde und Kol=
lektivismus! (Dämpfung bei der jüd. Jugend!)
Zerfall in Bünde kein Nachteil ,eig .Einsiedler!
Typenzusammenf indung ! Individualismus CiVlinjan! )
Kein Bund unter 4o-5o Jugendlichen, nicht lo!
Kollektivistische Tendenz bremst ab.
In dem Menschen liegt sozialer Kollektivismus .nicht
egoistisches Triebv/esen!
Harmonische Vereinigung von Selb stf indung und Koll.
Jüd . Jugend : Aufspürung des jüdischen Menschen!
Antisemitismus-Gleichmacherei -deutsche Volksgemein=
Schaft Zusammenschluss sich selbst gefund.hab*
Menschen.
Jugendring. Mannigfaltigkeit d. deutsch. Volkes.
Weg, den die Jugend sich erkämpft.
\j c\^\» ©-V
1
^^\o{&lv - ^2^^ °^^^ Xo^vjk
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II [\(xV ^'^^^ ä"^^"^
KovCtkW
r)eb«^ ^^ \<^' (4wVvSöw^. ,
\o}<^ o,ui^'ss. v:öi^v)w^s^^i
/<(ilM^^'^'^^^
lo.II.1933.
JuggQdbewegung^
I
Der griechische Philosoph Heraklit hat den
Grundsatz aufgestellt ,dass das v/ahre 'fiesen der V/elt
in ihrem ständigen V/erden und Vergehen liege. Panta
rei, alles fliesst,so hat er es formuliert , und er
hat als Beispiel unter anderem angeführt ,dass wir
nicht zweimal in denselben Fluss steigen könnten.
Immer strömten neue «Vasser nach und sehen wäre es
nicht mehr der alte Pluss.
Alles Denken und Philosophieren geht schliess=
lieh auf persönliches Erleben zurück. Es ist begreif =
lich,dass ein beschaulicher Denker, der in der Stil=
le seine Tage dahinbringt , leichter zu der Anschauung
gelangen kann,dass das wahre Sein nicht das ev/ige
Werden und Vergehen, das unendliche Dahinströmen ist
( in dieser Form ist der alte heraklitische Gedanke
in unseren Tagen wieder aufgenommen worden) , sondern
ein ewiges Ruhendes, das dem Bewegten zugrunde liegt.
V/as mag nun v/ohl für ein persönliches Erleben der
heraklitischen Philosophie als Ausgangspimkt gedient
^*
haben? Es mag natürlich die allgemeine Unruhe des
Lebens überhaupt gev/esen sein, die ihn zu der An=
schauung gebracht hat,dass das Sein ein Werden und
Vergehen ist und der Krieg* der Vater aller Dinge,
das heisst die Gegensätzlichkeit die Ursache des
Vorhandenseins der Dinge. Alles entstand durch den
Gegensatz aus dem einen Urfeuer und kehrt wieder
zum einen Urfeuer zurück, um v/ieder von Neuem in den
Gegensatz zu zerfallen. Diese Gedanken mögen also
sehr wohl aus dem alltäglichen Leben entstanden sein;
aber es ist nicht unmöglich, dass vielleicht etwas
ganz anderes seinem Denken einen Anstoss gegeben
haben könnte , nämlich die Erfahrungen, die er mit der
Jugend überhaupt gemacht haben könnte. Jugend ist
durchaus nicht erst ein Problem imserer Tage. Viel=
leicht hat man sich in unseren Tagen zum ersten
Male prinzipiell über dieses Problem besonnen. Aber
v/irksam ist die Frage der Jugend , solange es Menschen
gibt, '^enn man nämlich sieht, mit welcher Kraft sich
die Mensch/ durch Eifahrung und Arbeit zu einer Anschau=
unfi durchringen , und dann oft mit grösstem Erstaunen
K
feststellt ,dass die nachfolgende Jugend an den An=
schaumigen der Väter und der älteren G-eneration un=
berührt vorübergeht , als ob sie vom Erleben der Mte=
ren vollkommen abgesondert wäre , wenn man zudem sieht,
wie innerhalb der Jugend selbst die Anschauungen
oft mit beängstigender 'Geschwindigkeit wechseln, so
kann man wahrhaftig zu der Anschauung kommen :Panta
rei, alles fliesst,und ein wahres Erkennen gibt es
überhaupt nicht •
Ich weiss nicht, ob solches Erleben v/irklich
den Ursprung der heraklitischen Philosophie bildete.
Aber wie dem auch sei:deip Gedanke des Panta rei ist
ein vorzüglicher Ausgangspunkt ,um das Problem zu
verstehen, mit dem jeder zu ringen hat: Jugend! , zuerst
als Jugendlicher selbst und später als Vater oder
Mutter oder als solcher, der eben auf eine neue ,nach=
kommende Jugend zurückschaut .
V/er sich nämlich mit der Jugend eingehender
beschäftigt , bei dem kann schliesslich ein ganz be=
stimmter Eindruck nicht wegbleiben, dass auf diesem
G-ebiete alles ungreifbar , geradezu quallig. Man weiss
f.
i^
nicht , wo man angreifen soll, was in dem ständigen
Wandel festzuhalten, was beiseite zu schieben ist,
es ist eben alles im Fluss.
Ylenn ich Ihnen heute Abend über den Stand und
die Entwicklung der jüdischen Jugendbewegung berich=
ten will, so kann ich unmöglich von dieser prinzip=
iellen Voraussetzung, die eben aufgezeigt 'vmrde ,ab=
gehen. Das ist im Gegensatz zum wissenschaftlichejo
Betriebeji auf anderen Gebieten, insbesondere auf dem
Gebiete der Naturwissenschaft , das Eigentümliche
aller Ausführungen über die Jugendfragen, da ss sie
immer in ganz besonderem Masse sub jektiir,ianzwingend
klingen^ Gewiss herrscht auch auf dem Gebiete der
Philosophie ein ständiges V/erden und Vergehen von
Ideen;aber trotzdem entsteht in jedem Falle ein
geschlossenes Bild, das zu verstehen ist, sobald man
logisch denkend vom Ausgangspunkt mit dem Urheber
weiterschrsitet . Auf dem Gebiete der J^endfragen
iöt es nicht so ,imd zwar -wie mir scheint- deshalb
nicht ,weil es sich hier gar nicht so sehr um Vor=
aussetzungen und Ableitungen handelt als einfach
r
i
um Beobaohtimgen,um richtig aufgenonmene und klar
definierten Erfahrungen. Hierüber aber gibt es ei=
gentlich nur eine Art von Diskussionen: Es ist, so,
oder es ist nicht so. Genau so, wie es über die Be=
hauptung,die Tapete sei grim,auch nur eine Art von
Diskussion in dieser Richtung geben kann, ^as ich
Ihnen also hier vortrage , macht durchaus nicht den
Anspruch, ein wissenschaftlich beweisbares Syste^m
zu sein, sondern ist nichts anderes als die Darle=
ung von Erkenntnissen, die ich auf Grund meines
g
Mühens um die Jugend gemacht habe.
Und nun zuerst eine Behauptung: Die Jugendfrage
ist zunächst weniger eine materiale als formale Fra=
ge. Das heisst,es scheint mir eine wesentliche Por=
derung an den Erwachsenen zu sein, sich selbst und
der Jvigend gegenüber eindeutig darüber klar zu sein,
dass die Jugend das Recht hat, zu werden, was in ihr
liegt, was sie ist, Es ist unglaublich, wieviel/ ver=
irrte Pädagogik sich in der \7elt herumtreibt. An der
Jugend wird ständig erzogen. Ich sage durchaus nichts
gegen die Erziehungsnotwendigkeit. Aber das Erziehen
setzt erst in dem Augenblick ein, wenn man sich darü=
i*
ber im Klaren ist,dass man einem'geschlossenen We=
sen gegenüber steht ,äas ein Anreoht auf selbständiges
Dasein und Werden hat. Ein Beispiel zur Verdeutli=
chung* Man hat nach dem Kriege geglaubt, die Jugend
habe ein absolutes Streben nach Loslösung von Auto=
rität,von Unterordnung* Man hat aber innerhalb vveni=
ger Jahre die Erfahrung machen können, dass dies durGte=
aus keine Eigenschaft der Jugend sein kann, da sie
sich nämlich in geradezu unglaublicher Weise unter
eine Autorität au beugen entschlossen hat,dass sie
geradezu aus sich heraus oft einen neuen Kadaverge=
horsam schafft. Offensichtlich muss doch die Theo=
rie von der autoritätslosen Jugend falsch gewesen
sein* Wo liegt nun die Lösung der Frage? Eben in dem
Gedanken, den ich vorhin als einen formalen bezeich=
net habe* Die Jugend unterwirft sich gern und willig
einer Autorität , sobald sie es freiwillig tun kann,
sobald sie es aus Natur heraus tut. Wie ist es denn
in der Natur? Folgt nicht das Junge mit absoluter
Selbstverständlichkeit dem Mutter= ,Vater= oder Leit=
tier. Es müsste uns geradezu als widernatürlich an=
r
i
muten, wenn ein Junges, auch schon ein älteres Jung=
tier sich von dieser Leitung loslösen wollte , etwas
was innerhalb der menschlichen (Gesellschaft nach
dem Kriege etwas ganz selbstverständliches gewesen
i§t. Das Geheimnis liegt aber darin, dass sich in
der Natur zwischen ältere und jüngere Generation
nicht das gedrängt hat, oder sagen wir drängen kann,
was man falsche Pädagogik nennen muss. Hier tritt
keine ältere Generation mit irgendwelchen formulier=
ten moralischen, gesellschaftlichen, politischen und
weisssonstw^elche Forderungen an das Junge heran,
wobei ja so leicht die Atmosphäre abstossender Heu=
chelei entsteht ;vielm^hr tritt hier das begrenzte
und in sich geschlossene , aber mit reicher Erfahrung
ausgestattete Beispiel des Muttertieres dem begrerrten
armen/
und in sich ;eschlossenen ,aber er fahr^ngB/ Jungtier
entgegen. Es mangelt also in der Tierwelt nicht
etwa die Pädagogik, es fehlt nur die falsche Pädago=
gik. Das Idtere Tier sagt gleichsam zum jüngeren:
Mach es so wie ich! Worin liegt nun in diesem Fall
das Richtige der Pädagogik? In der absoluten \7ahr=
L
8
haftigkeit. Es wird nichts anderes verlangt, als was
die ältere Generation selbst erfüllt hat und erfüllt.
Das aber ist nur müglich,v/enn zwischen V/orten und
Taten der älteren Generation kein \Viderspruch klafft.
Es ist unmöglich von der Jugend einen moralischen
Lebensv/andel zu verlangen, wenn dieser nicht als
Beispiel vor ihr liegt! Denken wir nun in dieser
Richtung an die Sünden des Weltkrieges , so wird wohl
ohne weiteres einleuchten, dass es kein \Yunder ist,
wenn die Jugend nach dem Kriege von der älteren Ge=
neration abfiel. Sie sah ja vor sich die alten Ide=
ale im wirklichen Leben zusammenbrechen! Aber damit
wollte die Jugend sich durchaus nicht der Autorität
entziehen! Sobald ihr jemand gegenübertritt , bei dem
sie vermutet , dass Leben "und Ideal absolut übereinstiiit=
men,da ist sie bereit, den Führer anzuerkennen und sich
ihm blindlings unterzuordnen.
Allerdings ist die Jugend in dieser Richtung
sehr kritisch geworden. Vielleicht durch die Bfahrung
der Schule gewitzigt , befürchtet sie zu leicht bei
jedem idteren ein Aufklaffen der alten pädagogischen
•y
^
;.
Fehler , nämlich Widerspruch zwischen Worten und Ta=
ten und daraus resultierend Eingreifen mit unberech=
tigtem pädagogischen Pathos in ihr Eigendasein, das
sie doch nur naturgemäss durch Beispielsnachfolge
gestalten können und wollen* Daher kommt es,dass die
J-ugend sich zunächst am liebsten die Führer aus
den eigenen Reihen wählt, ja sogar nicht zurückscheut,
einen gleichaltrigen, der doch offenbar nicht mehr
Erfahrungen als sie selbst gesammelt haben kann, zum
Führer zu erwählen. Aber es kann keine Rede davon
sein,dass es immer so wäre. Wir haben schon in den
Anfängen der deutschen Jugendbewegung, als noch die
Ablehnun^stendenz vorherrschend war, genügend Beispie=
le dafür, dass die Jugend gern einem Aelteren als
Führer f olgte ,wenn sie nur von der Reinheit seines
Strebens überzeugt war.
Fassen wir also die bisherigen Ausführungen
zusammen, so ist folgendes zu sagen: Jugend will nicht
geschulmeistert sein. Sie will als Eigenwesen gelten
und genommen werden, das sich nur entv/ickelt nach ei=
nem aus der Erfahrung gev/onnen Naturgesetz , nämlich
ß
L
<5
lo
durch das Beispiel. Darum ist das allererste , was
nach meiner Meinung der Erwachsene der Jugend gegen^
über zu lernen hat, ihr nämlich glaubhaft zu sagen
(durchaus nicht immer mit 7/orten): Ich nehme dich als
vollwertiges .Vesen -und erkenne deine naturgegebene
Eigenheit an! Hat man diesen Eindruck erweckt - und
man kann ihn nur erv/ecken,wenn man ihn selber glatibt!
die Jugend ist sehr feinhörig!- dann kann man sehr
und I^rfolg
oft mit viel grösserem NachdrucVj^ls je ein autori=
tativer Pädagoge gewagt hat, sagen: Gerade deshalb
fordere ich von dir,dass du das und das aus Selbst=
Verantwortung tust , genau sd),wie ich es tuel
Dieses Streben nach Selbständigkeit , das sich
in der ganzen deutschen Jugend zeigt, ist nat'irlich
auch innerhalb der jüdischen Jugend vorhanden. Aus
ihm heraus ist es zun^ächst einmal zu verstehen,
warum sich so viele Jugendbände und =G-ruppen gebil=
det haben. "^Vir haben in Hannover bei der nicht sehr
grossen Zahl von Juden, 55oo , nicht weniger als 8 ver=
schiedene Jugendblinde. Das ist nicht etwa -wie man
leicht versucht wäre , von aussen anzunehmen- eine
Folge der Spaltungstendenzen unter uns Juden (man
11
könnte manchmal vohl wie Niet sehe von den Deutschen
sagen: v/enn 3 Juden zusammen sind, haben sie 4 ver=
schiedene Meinungen! 7- vielmehr ist es eine natur=
gemässe Gliederung der berechtigten Strömungen in=
nerhalb des Judentums oder der jüdischen Jugend.
Dass es nicht törichte Spaltungstendenzen sind,se=
hen Sie daran, dass die Jugend der verschiedensten
Richtungen sich zu einem einheitlichen Jugendring
zusammengeschlossen hat. Das bedeutet , dass sie über
das Trennende hinaus ein Einigendes sieht, eine Auf=
gäbe, die im Uebrigen heute der ganzen deutschen
Judenheit gestellt ist.
Erste Aufgabe ist es nun, der Jugend innerhalb
ihrer Bünde absolute Selbständigkeit zu lassen. Ver=
• suchte man aber in unberechtigter '.Teise einzugrei=
fen,so würde man notv;endigerweise eine Verbiegung
naturgemässen Jugendstrebens herbeiführen. Jugend
v;
ürde dann nämlich wieder einmal zur alten Peind=
Schaftstendenz zurückkehren. Es gibt auch eine Qre=
meinschaftsbildung durch Abgrenzung gegen einen
v/irklichen oder vermeintlichen Feind. Daran erinnert
manchmal der deutsche Antisemitismus. Was v/ürde er
12
'4
wohl machen »wenn nicht die Juden da wären. Ihr Vor=
handensein .gestattet ihnen, sich den Juden als Teu=
fei zti malen, dem man alles Schlechte und alles, was
einem nicht in den Kram pas st , anhängen kann. An die=
Sern Beispiel ist die Gefahr der Gemeinschaftsbildung
durch Abgrenzung gegen einen Feind ersichtlich. Ver=
biegung ist das richtige .Vort dafür. Natürlich be=
steht das absolute Naturrecht , eine Art Deutschtums
zu begriÄnden,v/ie es sich die deutschen Nationalisten
vorstellen. Das gibt's in der ganzen '.Veit. Aber es
m
muss von innen heraus, dur^h Ausbildung und Gestal=
tung der 'Yerte konstituiert werden und nicht durch
Peindschaftsbildung nach aussen. Auf die Jugend ange=
wendet, wäre es eine ungeheure Gefahr, wenn die Jugend
ihre Gemeinschaftsform finden und bilden würde durch
Feindschaftsstellung gegen die Alten. Das war die
Situation nach dem Kriege. Heute ist eine glückliche
Lösung, dass man der Jugend eben ihr Recht lässt.
Aber man soll es ihr nicht nur lassen, man soll es
ihr vielmehr gern gewähren und sie sogar aufmerksam
machen, wenn sie es noch nicht von allein weiss. Dann
13
wird sich auch diejenige Situation herausbilden,
dass die Jugend eines Tages in wichtigen und ent=
scheidenden Fragen an den erfahrenen Aelteren heran=
tritt und ihn bittet , ihr mit seinem Eate beizustehen*
Die bisherige Darstellung geht auf das ein=
genannte
zige/ von mir das formale'^ Prinzip zurück, das man
also in die Worte zusammenfassen könnte: Lasse aus
voller Ueberzeugung der Jugend ihr Recht zur Selbst^
gestaltung. Erst dann wird dein Einfluss wach werden
können im Sinne vorgelebten Beispiels. Ich möchte
nur noch darauf hinweisen , dass dieser Gedanke in
anderer Form schon wissenschaftliche Gestaltung an=
genommen hat. Die aus der Psychoanalyse hervorgegan=
gene Individualpsychologie hat zv/ei G-rundsätze auf=
gestellt, die das besagte illustrieren: Erstens die
Behauptung, dass in den ersten 3 Lebensjahren der
Charakter des ^^nschen schon in seinen Grundlagen
fertig entwickäit würde und zwar durch ääSX Milieu=
beeinflussung,das heisst also durch Beispielgebeng;
und zweitens müsse jede wahre Pädagogik sich als
Selbsterziehung des Erwachsenen auswirken* Erst wenn
man ganz das geworden sei , was als naturwahre Mög=
■^^
14
lichkeit in einem Jiege,dann könne man helfend(^und
niir das ist wahrhaft pädagogisch)^] in das Leben des
f ^
zu ©ziehenden eingreifen. Es handelt sich hier um
Heilung durch Beispielgebung eines wahrhaftigen Men=
schendaseins#
Mit dem angeführten Prinzip ist selbstverständ=
lieh das Problem der Jugend nicht erschöpft* Ich will
in diesem Falle nun nicht zuerst das Prinzip aufstel=
len, sondern einejfi Erfahrung anführen. Die deutsche
Pfadfinderbewegung (sie geht aber Ja bekanntlich
•
von England aus) und im Anschluss daran die jüdische
die Forderung
Pfadfinderbewegung hat SäfiXfiiäKäMIS aufgestellt:
Wir wollen für die Jugend (es handelt sich dabei
hauptsächlich um Schuljugend) ein Jugendland haben!
Das soll heissen,dass die Jugend während einer be=
stimmten naturgegebenen Zeit ein in sich geschlos=
senes, jugendbewegtes Dasein führen dürfe. Es ist zu=
nächst ohne weiteres ersichtlich, dass auch hier der
Wunsch nach Selbstständigkeit , nach selbständiger
Lebensgestaltung eine wichtige Rolle spielt. Aber
es steht nun neben dem formalen, schon erörterten Prin=
15
zip eine wichtige materiale Frage »nämlich die nach
der Berechtigung eines solchen \Yimsches nach Selb=
ständigkeit. Ist es denn nicht vielleicht so,dass
die Jugend einfach erzogen werden muss,dass ihre Por=
derung nach Selbständigkeit nichts wäre als eine un=
berechtigte Auflehnung gegen die Forderungen einer
Kulturgemeinschaft, in die sie eben hine ine rz j)gen
werden muss? Auf diese Frage hat die Jugendbewegung
unter der Führung reifer und erfahrener Männer ge=
antwortet: nein; Jugend hat einen eigenen V/ert,der eben
in absoluter Selbständigkeit herauskristallisiert
werden muss. Denken wir an die Landerziehiingsheime ,
in denen nicht nur Unterricht in modernster Form
erteilt wurde »sondern in denen oft all es, samt liehe
Arbeiten einschliesslich der Bauarbeiten von Jugend=
liehen ausgeführt wurde »so wird klar»dass der Gedan=
ke des Eigenwertes der Jugend ernsthaft pädagogisch
erwogen und gestaltet Wurde. Betrachtet man jedoch
die Jugend in unseren Städten, insbesondere in den
Schulen, so v/ird man leicht zvaa Zweifel an dem soge=
nannten Eigenwert der Jugend geführt. Worin soll er
denn eigentlich bestehen? Wir sehen vor \Ans ,wie in
^^
**
16
dem grossen und doch sicherlich auch bevvunderujigs=
würdigen Kultursystem der Schule die SäKälX Jugend
hineingeführt wird in die gegenwärtige Kultur und
Zivilisation, wie die aus der Schule hervorgehende
Jugend später Vertreter und Anhänger eben dieser
Kultur wird, sodass man ernsthaft zu dem Gedanken
kommen kann: was an V/erten so im allgemeinen in den
jungen Menschen vorhanden ist , verdanken sie dem Er=
Ziehungssystem der Erv;achsenen und der seit Jahrtau=
senden geübten ununterbrochenen Tradition* Ist also
auch die Antwort auf die materiale Frage nach dem
Eigenwert der Jizgend nur eine formale , nämlich die,
dass eben eine gewisse Aufgabe entsteht, die Kultur
auf Menschen eines bestimmten Alters zu übertragen?
Deutlich sichtbar wird jedoch die Abwegigkeit dieser
Pragebeantwortung an der Theorie, die der Schöpfer
der Psychoanalyse Sigmund Freud aufgestellt hat*
Nach ihm besteht die allgemeine Erziehungsaufgabe
der Menschen darin, sie zu dem notwendigen Lustiyer=
zieht zu bewegen, der um der Existenz der ganzen
Gesellschaft willen unumgänglich ist. Wollte man
17
von diesem Gedanken aus die Frage nach dem Eigenwert
der Jugend beantworten, so müsste man sagen: Je Jünger
der Mensch ist, um so v/eniger ist er imstande , auf die
Erfüllung von Triehwünschen freiwillig zu verzichten.
Polglich besteht die ganze Schwierigkeit des Verhal=
tens der Erwachsenen gegenüber der Jugend In der
Notwendigkeit , dieser allmählich die gesellschaftlich
nicht s-e statteten Triebwünsche abzugewöhnen. Natür=
lieh gibt es gewisse Dinge der Erziehung, für die
dieses Schema zutrifft ; aber im Ganzen gesehen zeigt
diese Auffassung doch eine ungeheuerliche Einseitig=
keit und Lebensferne. Auf alle Fälle würde die heuti=
ge Jugend sich bedanken, wenn man ihr mit der Behaup=
tung gegenübertrete ,ihr hab/^t zunächst gar nich;^ts
anderes als Verzicht auf Triebwünsche zu lernen.
Darauf würde die Jugend mit der heute allgemein
vorhandenen Freimütigkeit , die irrigerweise oft als
Frechheit aufgefasst wird, antworten: Und die Erwaoh=
senen haben zunächst einmal die Aufgabe, ihre eigenen
Angelegenheiten als da sind 77irtschaftsproblem etc.
zufriedenstellend zu erledigen; dann haben sie viel=
leicht das Recht, uns irgendwelche Vorschriften zu
18
machen •
Um nun die Frage nach dem Eigenwert der Jugend
zu beantworten, sei es gestattet , auf den zu Anfang
angeführten Gedanken des Panta rei zurückzugreifen.
Ich habe gesagt, dass man diesen Gedanken des ttera=
klit scheinbar am allermeisten angesichts der Jugend
bewahrheitet finden könnte. Aber Heraklit hat ihn
für alles Daseiende gemeint, also auch für die Mensch=
heit im Ganzen, einschliesslich de^ Erwachsenen • Es
scheint nämlich möglich, unter dem Aspekt des herak=
litischen Gedankens die Jugendfrage unter anderem
auch als Tempofrage zu verstehen. Es ändern sich die
Zeiten und wir uns mit ihnen! Die Wandlungsmöglich=
keit bleibt dem Menschen erhalten bis ins höchste
Alter und bis zum Tage deines Todes! Interessant ist
in dieser Hinsicht ein Ausspruch unseres grossen
Hillel,der gesagt hat: Glaube nicht an dich bis zum
Tage deines Todes! Er wollte doch offenbar damit dem
Gedanken auch Ausdruck verleihen, dass der Mensch in
v/eitestem Ausmasse sich noch bis zum letzten Augen=
blick ändern kann. Da nun der Umstand des Banta rei
19
des Sichwandeins sowohl für die Jugend als auch für
das Alter zutrifft, so scheint ein Unterschied zwi=
sehen beiden doch nur noch im Tempo der 77andlungs=
Schnelligkeit möglich. Wie rapide geht die Wandlung
in den ersten Lehens jähren des Kindes vor sichl Wie
schnell verändert es sich äusserlich und noch mehr
innerlich, wenn allmählich die Anlagen des C^eistes und
des Gemütes zum Vorschein kommen! Sobald das Kind
etwas älter vird,lässt auch schon das Tempo der Wand=
lung etwas nach. Nim bleibt es schon einige Jahre
so,dass man es erkennen kann, auch wenn es in der
Zwischenzeit nicht gesehen worden ist. In den Jahren
der Pubertät wird das Tempo der Wandlungen plötzlich
wieder beschleunigt. Was der junge ^^^ensch heute an=
betet, kann er imter IJmständen schon v;ieder nach 1/2
Jahr verbrennen. Um das 17 • Lebensjahr herum -nach
den i'orschungen der Psychologie- tritt nun eine ge=
v/isse Verlangsamung des Entwicklungs= und Wandlungs=
tempos ein. Man spricht da von einer geistige Puber=
tat. Es ist auf alle Fälle eine geistige Reifung
nicht zu verkennen. Plötzlich ist bei dem jungen
^9
2o
Menschen, der längere Zeit nicht das geringste geisti=
ge Interesse aufzuweisen schien und oft kaum zu ge=
niessen v/ar infolge seiner zahlreichen durch die kc)r=
perliche Entwicklung bedingten Unlustgefühle , wieder
geistiges Interesse vorhanden und zwar un"\?erkennhar
gereift und wesentlich auf wahre Erkenntnis gerichtet/
Im Anfang der zv/anziger Jahre beginnt der junge
Mensch sich allmählich ganz zu festigen. Sein Gha=
rakter und seine Weltanschauung v\^ird dichter und zu=
verlässiger , und um das 3o. Lebensjahr herum scheint
die Entv/icklung ihren festen Abschluss gefunden zu
haben. Beim Durchschnittsmenschen wird es wohl auch
im allgemeinen stimmen; aber auch bei ihm kommen deut=
lieh Wandlungsperioden zum Vorschein. Um das 4oäte
Lebensjahr herum oder zwischen dem 4o . und 5o. Le=
bensjahr kommt unverkennbar bei den meisten Menschen,
soweit es ihnen geistig überhaupt möglich ist, der
metaphysische Sinn zum Vorschein. Sie neigen sich
schon ier absteigenden Lebensbahn zu; sie denken schon
hie und da an den Todiä,und da kann es denn kommen,
dass Menschen, die sich etwa vorher ganz unreligiös
gebärdeilien,auf einmal in ihrem Herzen eine religiöse
# «
21
Ader erkennen, ja dass zum Beispiel Menschen, die an
führender Stelle i?*reidenker= und Peuerbestattungsver=
einen angehörten ,imter keinen Umständen nach ihrem
Tode mehr verbrannt u.ausserdem auf dem konfessionel=
len Jb'riedhof beigesetzt zu v;erden wünschen. Das sind
doch offensichtlich v:andlungen,für die man aber noch
ganz andere Beispiele finden l^önnte , sobald man
in die Sphären hochgeistiger Menschen hinaufsteigt.
Denken wir nur etv/a an den grossen Dichter Göthe ,
so könnte man geradezu zu der Meinung veranlasst
werden, als ob die Begabung des Genies nicht zvm
Wenigsten mit der nichtverlorenen Fähigkeit , sich
zu wandeln zusammenhängen könnte . Das ffeniehaf te
besteht vielleicht in der Fähigkeit , ewig jung zu
bleiben! Mit diesem Gedanken nun kommen wir der Fra=
ge nach dem Eigenwert der Jugend erheblich näher.
Jugend ist nämlich durchaus nicht etv/a ein Fehler,
der sich in den abzugewöhnenden Eigenschaften von
Vorwitzigkeit , Frechheit ,Verantv/ort\xngslosigkeit usw/
äussert ,MäaSMXgSXISIXS15päää, oder ein Zustand der
Unfähigkeit , Triebverzicht zu üben, sondern Jugend
^'9
• •
22
ist vielmehr ein Zustand, in dem der Filter, durch den
die Werte der Ewigkeit tropf ein, noch nicht ver=
stopft ist. Jugend ist ein Zustand von &eniesein!
Und es kann wohl bei offenäugigen Menschen kein Zwei=
fei darüber herrschen, dass das Kind vor der Schulzeit,
also in möglichst unbeeinflusstem Zustande ,künstle=
rische Leistungen v/ie das Genie vollbringen kann,imd
dass es diese Fähigkeit von dem Augenblick an zu
verlieren beginnt, da es von unserem Schulsystem er=
fasst und leider sehr oft verbildet wird. Man kann
wohl ohne Uebertreibimg formulieren, dass überragende
künstlerische und führerische Eigenschaften anderer
Art sehr oft mit der Frage zusammenhängen, wieviel
sich die Menschen von ihrem Kindsein erhalten haben.
Hat also Jugend einen Eigenwert? Darauf möch=
te ich die Antwort geben: Ja! Und zwar einen echten,
keinen anphantasierten Eigenwert. Jugend steht dem
Ewigen, steht der Gottheit einen Schritt näher als
die Erwachsenen. Und fasst man gar die Kindheit ins
Auge, dann möchte man in der Geschichte der Bibel
vom Paradies, der Sündenverlockung und der Austreibung
* «
23
einen eigenartiges SymlDol dieser Behauptung sehen.
Die Sünde besteht ja darin, dass mit dem verbotenen
Genuss der Frucht vom Baum der Erkenntnis des Guten
und Bösen die beiden ersten Menschen ihre Nacktheit
»
erkennen und aus dem Paradiese ausgetrieben werden.
Man könnte die Zeit vor der Pubertät als ein Paradies
auf fassen, aus der der junge Mensch)^ durch die Ent=
Wicklung hinausgetrieben wird ins feindliche Leben,
und mm durch Wirken und Streben sich zum gottnahen
Leben seiner Jugend zurückarbeiten muss. Dass also
die Jugend vor der Pubertät einen Eigenwert hat, ist
wohl einleuchtend. Aber auch die Jugend nach der Puber ^
tat besitzt diesen Eigenwert , denn ihr gehören ja die=
jenigen Menschen an, die dem Paradiese szustande der
Erkenntnislosigkeit ,das heisst aber in Wahrheit der
viel tieferen, geniehaften Einfühlungserkenntnis , viel
näher stehen als die Aelteren. Zugleich aber befindet
sie sich in einem heroischen Kampf , in dem der Jugend
*
sehr schv;er zu helfen ist, in dem sie selber sich
hindurchringen muss,und an dem nicht wenige ansehen
für ihr ganzes Leben schon gestrauchelt sind. Aber
<« •
l
24
helfen kann vielfach und am besten die Jugend sich
selber durch Aneinander lehnung und gemeinschaftliches
Streben. Fordert also die Jugend ein Jugendland, das
heisst eine ^eit,die ihr ganz gehört und in der sie
sein darf , was sie in diesem Lebensalter ist, so hat
sie rech/^t* Wir gev/ähren ihr damit nicht mehr, als
für
jeder aufrechte Mensch SM sich selber fordert ,näm=:
lieh Freiheit zur Entfaltung aller guten Kräfte im
Menschen.
Aber eine kritische Zwischenfrage muss doch
entstehen. Es ist doch gar nicht zu leugnen. dass es
eine seit Jahrtausenden überlieferte und entwickelte
Kultur gibt, der wir ims aufnehmend unterwerfen muss=
ten,iHid es ist gar nicht einzusehen, warum die heutige
Jugend nicht demselben Zwang sich soll unterv/erfen
müssen. Ist dies aber der Fall, so kommt doch die Ju=
gend vnn eine Führung durch die Aelteren gar nicht
herum, denn nur der Erfahrene und im Leben Gereifte k^
doch im Leben die überlieferte Kultur weitergeben*
Die Institution zur '//eiterüberlieferung der Kultur=
guter aber ist doch die Schule. Folglich kann die
• «
25
an der Schule geülDte Kritik nicht ganz zutreffen*
Ausserdem muss man doch wohl zugeben, dass bei e::tre=
mer Erfüllung des -Vunsches nach einem Jvigendland,an=
genommen werden müsste,dass die Jugend angesichts
der Notwendigkeit der Kulturüberlieferung sich selbst
belehren mollte* Das aber v/äre doch wohl dem Kunastück
des Barons Münchhausen zu vergleichen, der sich an
seinem eigenen Schopf aus dem Sumpfe zog*
Die Frage ist richtig und greift ein ungeheuer
schwieriges Problem auf. Die Kultur ist geschaffen
v/
orden durch die Pindungen und Erfindungen zahllo=
ser hochbegabter Menschen, SchöfDfimgen oft von Ge=
nies, die durch treue Ueberlieferung bis auf den heu=
tigen Tag erhalten geblieben sind* Da wohl kein
Denkender diese Kulturerrungenschaften einfach weg=
werfen wollte iHid in Vergessenheit geraten lassen
könnte, so bleibt nichts anderes übrig, als dass je=
der Mensch sich in den Dienst der Kulturüberlieferung
stellen muss, und wäre er noch so begabt und selbst=
schöpferisch, er könnte doch niemals die imfeeheure
Menge von Kulturleistungen nachschaffen, die das
• •
25
V/erk von ^ausendev^ixnd Abertausenden grosser Menschen
sind. Aus diesem Grunde können wir es unserer Jugend
nicht ersparen, grob ausgedrückt , eben auch etwas zu
lernen, auch vjenn es ihr augeiiblich nicht in den
Kram passte und die Gestaltung des Jugendlandes stc)=
ren würde . • '4
7
7ie liegt aber die Frage in Wahrheit? Glauben
wir ernstlich, dass die Jugend sich sträuben würde,
die Kultur schöpf imgen der Vergangenheit auf sich zu
nehvijen und weiter zu überliefern? Dächte man so, so
hätte man die Jugend falsch verstanden • Die Spannung;^^'
die zwischen Jugend imd den ^iiEterlieferungsbestreb\an=
gen der Schule entstanden sind und entstehen -den=
ken v/ir an den Kampf um die Beugnisse , daran, dass
junge hochbegabte Menschen nur deshalb in der Prü=
fung durchgefallen sind, weil sie auf zwei Hauptge=
bieten nicht genügend erreichten und dergleichen mehr-|
diese Spannungen gehen zurück auf eine geradezu un=
glaubliche Verkennimg einer auf der Hand liegenden
Sachlage. Ein Mensch kann doch Kulturgüter der Ver=
gangenheiti insofern übernehmen, als seine Begabung
• •
27 < ^ ,
ihm ein Verständnis dieser Kulturgüter zulässt. v/er
möchte ausgerechnet einem unmusikalischen Menschen
zumuten, die Schöpfungen eines Beethof ens zu inter=
pretieren und der komonenden Generation zu überlie=
fern? So töricht aber geht man oft in der Schule
vor* Ein denkerisch hochbegabter Mensch kann deshalb
unter den Tisch fallen, auf dem der ■'Berechtigungsschein
liegt, weil er in Mathematik unbegabt ist und nichts
leistet. Die Menschen sind zu ängstlich in der Frage
der Kulturüberlieferung. Sie glauben, wenn nicht jeder
auf Jedem Gebiet etv/as leistet, wenn nicht jeder je=
des Kulturgut -ergreif t , dann sei die Kultur verloren*
Aber die v/ahre Lösung ist anders. Jeder Mensch soll
die in ihm liegenden Fähigkeiten ausbilden.SÄäXaäfi»
HIfiXIX Dann wird er von allen Kulturgütern eben nur
diejenigen ergreifen, die seinen Fähigkeiten liegen.
Es hat so viel Menschen auf der '*7elt »sodass gewiss
nicht ein einziges Kulturgut verloren gehen v/ird.
Dagegen werden v;ir vor den Stümpern bewahrt bleiben,
die deshalb auf einem Gebiete sich betätigen, weil
es einmal eine»
gegeben hat,di-^ den Ehrgeiz
28
ihren
dareingesetzt hat ,SSIKSÄ Schüler auf allen gebieten
etwas leisten zu maohen. Das nennt man aber besser
ein Institut zur Hochzüchtung von Mittelmässigkei=
ten!
Von diesem Gesichtspunkte aus gev/innt nun das
Selbständigkeitsstreben der Jugend nach einem geisti=
gen Jugendland eine ganz neue -Bedeutung. Ist nämlich
die Jugend unter smch,so v/ird sie gewiss nie und
nimmer andere Fähigkeiten ausbilden und ausbilden
v;ollen,als sie in \7ahrheit hat. Aus diesem ^runde
können v/ir die neuzeitlichen Jugendbestrebungen ge=
radezu als Ansatz zu einer grossen Reinigung unseres
Kulturstrebens und Kulturüberlieferungstrebens be=
trachten. Gewiss wird die Jugend D;iit wenigen AHHnah=
men in ihrem Jugendland keine neuen Kulturgüter
schaffen. Dies zu erwarten, wäre auch gegen den Gang
der Öatur. Aber die Jugend v^ird die Möglichkeit ha=
ben,sich zu stählen und zu kräftigen ,umdann mit un =
geschv/ächter Kraft von den Kulturgütern das ihr Ange=
messene und Mögliche zu übernehmen. Sie wird es bes=
ser können als eine frühere Jugend, weil sie die Mög=
lichkeit gehabt hat^,zu sich selbst zu kommen!
•*A
29
Im praktischen Gang der Dinge ist es nun durch=
aus nicht so,dass eine jugendbev^uswtij^ Jugend, eine
Jugend, die in vVahrheit nur die ihr von Gott gegebenen
Kräfte ausbilden will ,ih absolutem Gegensatz zur
Schule stünde. Nur in Ausnahmefällen wirkt sich die
Schule absolut hemmend und zerstörend aus. Im allge=
meinen ist es aber so,dass sich eben der Schulunter=
rieht als Prüfstein für die vorhandene Begabung in
Bezug auf die aufnahmemöglichen Kulturgüter erweist,
sodass heute bis zu einem gewissen Grade der Jugend
wirklich geholfen ist ,v/enn sie ausserhalb der Schule
die Möglichkeit hat, ein selbständiges Jugendleben zu
gestalten.
Wendet man nun die bisher geäusserten Gl-e danken
v/iederum auf den heutigen Stand der Jugendfragen an,
so v/ird manches ohne weiteres erklärbar, Hier in
Hannover haben v/ir vor kurzem ein Jugendheim bekomm
men. Die Schaffung eines Jugendheimes ist in ganz
Deutschland seit dem Kriege ein ununterbrochener
Ruf gewesen. V/as bedeutet ein Jugendheim? Die Frage
ist nach dem Gesagten einfach zu beantworten. Das
30
Jugendheim ist bis zu einem gewissen Grade Jugend=
land.auf dem die Jugend das ihr gemässe Leben gestal=
ten kann. Ich habe an anderer Stelle auf die verschie=
denen Bedeutungen eines Jugendheimes hingewiesen,
darauf , wie sie den jungen Menschen einreihen in eine
wirkliche Gemeinschaf t , ohne jeglichen Lehrer in so=
zialen Tugenden erzieht v;ie z.B. der Rücksichtnahme
auf andere, des Duldens und Anerkennens anderer An=
schauungen, der praktischen Erkenntnis ,dass man nicht
allein auf der Y/elt lebt imd andere Menschen das
gleiche Lebensrecht haben wie v/ir selbst, und dergl.
mehr. Es ist eben in einem //ort die günstige Ausv/ir=
kung eines Jugendlandes , die Erzgahungswirkungen her=
vorbringt ,v/ie sie der beste Pädagoge allein niemals
zustande bringen kann. Und das kommt daier,dass es
Erziehun^sbe dingungen gibt, die gar nicht in der
Macht einer Persönlichkeit , und sei sie noch so be=
»
deutend, liegen, das ist nämlich das Milieu! Ein jun=
ger ^^^ensch,der zur Reifung die natürliche Umgebung
des Landes braQUht mit seinen Menschen, Tieren und
Pflanzen, kann niemals durch die //orte irgend eines
<i
Menschen befriedigt werden/
31
Es Bedarf einfach der praktischen Mittel ;und in ih=
rer Schaffung liegt eine ausserordentliche pädago=
gische Aufgabe der erv/achsenen Generation , auch v^enn
es manchmal so aussehen könnte, als ob sie nur eben
die materiellen Mittel zur Verfügung zu stellen hätte
Es gibt Augenblicke und Umstände im Leben, wo die Ge=
Währung eines finanziellen Zuschusses von grösserem
pädagogischem Verständnis zeugt als die allerscfeön=
sten pädagogischen Reden.
Das Kräfteausbildungsstreben in einem Ju=
gendland erklärt uns aber noch eine ganz andere Er= '
scheinung im Verhalten der Jugend der Gegenv/art ,
nämlich ihr Zerfallen in verschiedne Bünde und da=
mit trotzdem in scheinbar gegensätzlicher 7/eise ihre
Hinneigung zum Kollektivismus. Allerdings darf man
bei all diesen Erörterungen immer darauf hinweisen,
dass die Verhältnisse bei der jüdischen Jugend immer
ein klein wenig gedämpfter liegen. Ihr Kollektivis=
mus ist nicht von derselben Entschiedenheit wie der
der nicht jüdischen Jugend, ihre Abwendung von den
Gedanken des Liberalismus unmöglich so schroff v^ie
es sonst heute Mode ist.
^'*-
32
Das Zerfallen in verschiedene Bünde v/ird manch=
mal als Nachteil gedeutet. In 'Wahrheit aber ist es
ein Vorteil, wenn nicht unnatürliche Strebimgen dabei
eine Rolle spielen. Die Jugend, die zu sich selbst
kommen v^dll,müsste eigentlich ,Y;enn man ganz streng
logisch den Gedanken v/eiter verfol^^t , schliesslich
bei einem Einsiedlerleben landen, denn Zusichselbst=
kommen bedeutet zunächst Trennung von den andern.
Von diesem Gedanken aus gesehen ist die Bildung von
Bünden eigentlich geradezu vervmnderlich. Sie ist
nur so zu erklären, dass die Menschen im grossen und
Typen
Ganzen eben doch nur in verhältnismässig weni,
zerfallen, und daher die Gleichartigen sich leicht
zusammenfinden. 7/ir müssen also die Bundbildung nicht
unter dem Gesichtspunkt des Zerfallens sondern des
Zusammenschlusses betrachten, und dann werden v;ir in
diesem Falle schon erkennen, dass in diesem Streben
etv/as liegt, was über den Individualismus hinaus= und
zu einer Art Kollektivismus hinführt. Ein interessan=
tes Beispiel für die Grenzen der Bundbildung gibt
das Judentum in seinem Begriffe des Minjan. Beim
33 ~
• ■ • ■
Min Jan beginnt die j^idisohe Oeff entliohkeit • Das aber
soll heissen,dass das Minjan die unterste kollekti=
Vistische Grenze ist, die ohne Gefahr f'ir die Erfül=
lung von Gemeinschaft sauf gaben nicht überschritten
werden darf • Jede Zusanunenscharung unter lo Menschen
gehört also schon in das fieich des Indilyidualismus •
'Henn wir nun bedenken, dass wir zum B, in Hannover
nicht einen einzigen Bund haben, der unter 4o bis
5o Mitgliedern zählte, so muss man bei richtigem
Nachdenken eigentlich zugeben, dass die Spaltungsten=
denz die Minjangrenze noch lange nicht erreicht hat.
Dies kom^nt aber daher, dass heute in der Oeffentlich=
keit die kollektivistische Tendenz überv/iegt und
daher die zu kleine Zellenbildung zum Zwecke der
Selbstfindung abbremst.
Nun wäre es aber nicht zu verstehen, dass bei
der Jugend die kollektivistische Tendenz einen An=
klang findet , besonders v^enn man die radikale Un=
bekümmertheit der Jugend um die herrschende Mode=
gedankenrichtung bedenkt, wenn nicht innerhalb der Ju=
gend selbst etv/as läge, was sie notwendig zum Kollek=
tivismus hintureibt. Und dieses Etwas ist das Gefühl
^t
34
für sozialen Zusammenhang. Es ist eben durchaus nicht
so, wie die Psychoanalyse uns einreden ill,als ob
der Mensch nichts als ein egoistisches Triehwesen wä=
re,dem man unter dem Gesichtspunkt der Pädagogik
seine Triebwünsche abgewöhnen müsste »sondern im '^e=
genteil hat der ^ensch einen ganz starken Trieb des
in einer Geraeinschaft Aufgehenwollens . Daher ist es
verständlich, dass das kollektivistische Streben der
Jugend durchaus nicht im .Viderspruch steht zu ihrem
Streben nach Selbstfindung .sondern im Gegenteil eine
harmonische Vereinigung geradezu bedingt.
Von diesem "Gesichtspunkt aus wird nun eine
Grundbedingung der jüdischen Jugendbewegung offenbar.
In ihr muss die Selbstfindimg -unbedingt eine Auf=
spürung des jüdischen Menschen bedeuten. Das muss
aber z\igleich auch bedeuten einen Zusammenschluss
in einer jüdischen Gemeinschaft! Der Antisemitismus
lehrt uns eindeutig ,v;elcher Weg zur allgemeinen deut=
sehen Volksgemeinschaft führt »nicht der einer unter=
schiedslosen Gleichmacherei »sondern der eines Zusam=
menschlusses der in ihren Gruppen sich selbstgefunden
Jt
35
habenden Menschen* Ein bevmsster jüdischer junger
Mensch wird niemals in verächtlicher Selbstüherhe"b =
lichkeit seine Anschauung für die alleinseligmachende
eriaären. Er weiss, dass seine Anschauung errungen
^ist oder errungen werden muss in natumotwendigem
Streben, zu sich selbst zu kommen • Aber gerade deshalb
v;ird er andere verstehen wollen und verstehen. So
wäre es wirklich verwunderlich gewesen, wenn es hier
nicht gelungen wäre , üb er das Trennende der Bünde hi=
naas zu einer Vereinigung der gesammten jüdischen
Bünde zu kommen, denn es liegt in der Natur, dass
eine Ganzheit sich zusammensetzt oder, besser ge=
staltet aus in sich gegründeten, wahrhaftigen und
organisch gewachsenen Zellen. Und dieser '7eg wird
auch hiaiaus führen in die deutsche Volksgemeinschaft ♦
Es wird die Zeit kommen, da das deutsche Volk seinen
jüdischen Bestandteil als eine Bereicherung seines
eigenen Wesens erkennen lernen wird und aufbauend
auf dem Streben und Verhalten der Jugend eine Ge=
meinschaft bilden wird, deren farbenprächtige Man=
nigfaltigkeit sich aufbaut auf der harmonischen
.!<
36
Zusammenf *igung aller Gruppen, denen alle ihr Recht
geworden ist. Das ist ein V/eg,den die Früheren KääfiX
nicht gevvusst , vielleicht kaum erahnt hatten, den aber
die Jugend unserer Tage kämpfend gSKJ sich erobert
und vorwärtsschreitet.
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21.11.1933.
"Die Kunst als Jude zu leiten"
Heinrich York Steiner hat ein Buch unter obi=
gern Titel geschrieben, das erste seiner Art. Er ver=
sucht, aus umfassender Untersuchung unserer ganzen
Situation, Stoff zu liefern flir unsere innere und
äussere Befestigung in der '.Veit. Dieses Buch ist
vv'ertjvon allen Juden gelesen und durchdacht zu wer=
den. Selbstverständlich ist es nicht notv/endig ,alle
Ansichten Steiners anzunehmen. Das ist häufig über=
haupt nicht der Zweck eines Buches. Der Wert liegt
oft gerade darin, dass man angeregt v/ird, einmal über
eine bestimmte ,lebensnotv/endige Frage nachzudenken.
So v/ill auch Steiner zunächst anregen, unsere jüdische
Lage in der Welt zu durch denken, v^ob ei er natiirlicher=
w
eise v;ertvolle Gedanken zur Anknüpfung bereitstellt.
Nun ist dieses Werk im Kreise des Jugendvereins auf
meinen Vorschlag hin durchgearbeitet v/orden,und zu=
gewissen
gleich hatte ich vorgeschlagen, dass in giSSMXSS
Abständen in einem Korreferat ein grösserer Pragen=
komplex behandelt wird. Hieran soll sich eine Aus=
spräche anschliessen,von der deshalb ein grösserer
Erfolg zu erwarten ist, weil die Redner ja durch ihre
Artieitsgemeinschaften in den Stoff eingedrungen und
Wissende geworden sind* Der Sinn eines Korreferates
ff
ist aber mit dieser Absicht nicht erschöpft* Viel=
mehr kommt noch dazu,dass in einem Kor .ef erat die
aufgeworfenen Fragen vielleicht in einer ganz ande=
ren Art und V/eise beantwortet v/erden könnten, als der
Verfasser des Buches es tut, sodass also mit dem Kor=
referat die Diskussion schon eröffnet ist*
«
Man kann tatsächlich die von York=Steiner in
richtiger \le±se aufgeworfenen Fragen zum Teil ganz
anders beantv/orten; hiermit v/ird aber selbstverständ=
lieh der »7ert des Buches in keiner Art und Weise
herabgesetzt* Ich werde nur wenige Fragen herausgrei=
fen.
Das Schönste an Steiners Buch ist die Übersohriitf
Es ist nämlich hier mit einem kurzen und klaren
Wort aufgezeigt ,dass Judesein eine ewige Aufgabe ist,
eine Kunst ;Kunst aber führt unmittelbar hinüber ins
Reich der ewigen Werte , wo die Werte des Wahren, Guten
und Schönen wohnen. Steiner sagt also mit seiner
Ueberschrift ,dass der Jude, der sein Judesein rich=
tig gestaltet , den grossen Künstlern zuzurechj^nen ist,
die aus göttlicher Eingebung heraus die Fähigkeit
haben, Werte der Ewigkeit auf irdisches Gebiet zu
verpflanzen.
Zuerst die tiefste Präge , von der aus alles
zu benatworten ist: 7ifas bedeutet das Dasein der mensch-
lichen Gemeinschaft? Innerhalb dieser Frage ist die
Frage nach dem Sinn unseres jüdischen Daseins nur ei=
ne Unterfrage. Der Mensch und überhaupt alles Le=
bendige stehen einer ungeheuren, überv/ältigenden Er=
scheinung gegenüber: dem Tode! Es ist gerade so, als
v/
a
ir in eine Festung eingeschlossen wären, die nach
Iter römischer '.7eise belagert würde* 'Uenn die Römer
eine Stadt nicht erobern konnten, so errichteten sie
rings um die Stadtmauer eine zweite Mauer, die aber
nun von ihnen bewacht wurde, damit sie den Belagerten
die Lebensmittel und überhaupt jede Verbindung mit
der Aussenv;elt abschneiden konnten. So hat auch das
Schicksal um uns , um alles Lebendige gleichsam eine
Absperrungsmauer gezogen, gegen die wir vergeblich
anstürmen, üb er die wir nicht hinaus können: Den Tod!
Wer diesen Gedanken einmal erfühlt hat, den erfasst
für Augenblicke eine .liseskälte ,die sein Herz zu=
sammenschnürt • Es ist das Gefühl unendlicher Einsam=
keit und Ohnmacht , denn es gibt nur einen einzigen
Ausweg aus der durch den Tod^^ belagerten Festung un=
seres Lebens, einen Weg, den jeder nur allein gehen
kann, bei dem es keine Hilfe und Begleitung gibt, das
persönliche Sterben.
Man kann nun alle Bestrebungen der Menschen
auffassen als ein fieberhaftes Rüsten und eine im=
merwährende Verteidigung gegen die Absperrungsmauer
der Vernichtung durch das allgemeine Schicksal. Die
Menschen zeugen ITachkommenschaft : sie wollen den
Tod damit überwinden! Sie wollen sich jung und ge=
sund erhalten und führen einen heroischen Kampf
gegen das Altern: es ist ein Kampf gegen das un*.1ber=
windbare Schicksal. Aber der deutlichste Ausdruck
dieses 7/iderstandes ist die Zusammenscharung der
Menschen in Gemeinschaften! Sie scheinen zu glauben,
dass "j^enn man nur zusammensteht , und möglichst in gros=
sen Gemeinschaften, vielleicht doch einmal der all=
wäre .
gemeine Feind zu überwältigen I&IX . Nun gibt es zwei
Arten solcher Zusammenschlüsse: erstens auf Griind
stofflicher, nämlich blutsmässiger Zusaramengehörig=
keit,und zweitens auf Grund geistiger Verbindung.
Geschichtlich ist es wohl nun ohne Zweifel so,dass
die blutsmässige Gemeinschaft , die Sippenzusammen=
gehörigkeit am Anfang steht , und die geistige Gemein«
Schaft ein viel späteres Kulturerzeugnis darstellt.
Die Bibäi stellt es so dar,dass die Völker der Er=
de je von einem einzigen Stammvater ab stammen, und
von diesem haben sie auch den Namen erhalten. Also
ein/^ deutlicher Hinweis darauf ,dass Völker Sippen=
gemeinschaften waren nach der Anschauung der Bibel.
Allerdings enthält die Auffassung der Bibel noch
einen Umstand, der über den Sippengedanken hinausführt
Alle Stammväter der Völker stammen ihrerseits wie=
derum von einem einzigen Urvater, von Adam ab, sodass
man mindestens annehmen muss,dass die Bibel die gan=
ze Menschheit als eine Sippe betrachtet. Jedoch ist
dieser Einheitsgedanke eben schon kein blosser Sip=
penge danke mehr; er liegt vielmehr schon auf geisti=
•?:i
♦«*
ger Ebene •
Betrachtet man nun den Sippenzusammenschluss
unter ewigem Gesichtspunkte als eine;rl ZfiSSäMfi A1d=
wehr segen die Gefahren und den Schrecken der Unend=
lichkeit,als ein Bollwerk gegen den Angriff des
Todes, so wird qian auch leicht verstehen, warum die
Entwicklung der Menschheit beim Sippengedanken nicht
stehen bleiben konnte, Noch heute kann man in den
Familien Feindschaften v/ahr nehmen, ja sogar von ge=
radezu unerhörter Schärfe. Die Sippe bietet also
durchaus keine Gewähr dafür, dass diese Gemeinschaft
wirklich eine v/irksame Abwehr der Schicksalsgefahren
bedeutet* Daher ist es begreif lieh, dass sich schon
früh die Notwendigkeit herausstellte , einen Zusammen^
schluss auf Grund anderer Grimdsätze 2äX herbeizu=
führen, nämlich auf Grund geistiger Verwandtschaft,
also Geistesgemeinschaften ,Kultur= und Ideengemein=
Schäften. Nun war es in der Entwicklung bestimmt so,
dass diese I deenge ineinschaften zuerst auch inner=
halb der Sippengemeinschaften blieben und nicht
über die natürlichen (heute würde man sagen: über die
staatlichen) Grenzen hinausreichten, ^^enn z.B. die
M^
Griechen jeden Hichtgrieclien barbaros nannten, so
drückten sie damit die ^erzeugung aus,dass sich
Ideengemeinschaften nur auf dem MJL&i stofflichen
Boden der griechischen Bolks= d.h. aber Sippengemein=
Schaft bilden könnten. Erst viel später suchte sich
die griechische Wissenschaft ihre Träger unter den
übrigen Völkern der Erde , und gab so Kunde von der
jeden Sippenschutz überragenden Kraft der von ewigen
Werten zeugenden Idäen. So ist es nun ungefähr bis
zum/^^ heutigen Tage geblieben. Hoch immer steckt in
den Völkern der Dünkel, rein durch die stoffliche,
rassische Grundlage Träger ganz besonderer V/erte
zu sein. Zugleich aber gibt es nebenbei Menschen,
die sich auf dem Boden bestimmter Ideen und geistigen
s
Forderungen zu einer die Volk/^grenzen überragenden
Gemeinschaft zusammenfinden.
Von dieser Entwicklung unterscheidet sich nun
wesentlich die Entwicklung der jüdischen Gemeinschaft.
Sie beginnt mit einer ganz starken Betonung der
Sippenzusammengehörigkeit , nämlich der Bindung an
die Nachkommenschaft Abrahams. Man denke nur an den
8
Auftrag Abrahams an seinen Diener Elieser,fü.r Isak
eine Prau nur aus der eigenen Sippe zu holen! Aber
merkwürdigerweise wird dieser Sippengedanke offenbar
von der heiligen Schrift selbst stark herabgemindert,
»
indem immer wieder betont wird,dass das Volk ja aus
ägyptischen Sklaven hervorgegangen ist,dass es erst
aus dem tiefsten menschlichen Stande der damaligen
Zeit, aus dem Sklavendasein erlöst/ werden musste.
Von Sklaven aber ist doch wohl kaum zu erwarten,
dass sie gerade auf ihre Abstammung einen besondern
Wert legen! So ist es auch leicht zu verstehen, dass
mit dem in Palästina einwandernden Volk Israel sich
zahlreiche Angehörige anderer Völkerschaften verban=
den, und das israelitische Volk schon in. ältester
Zeit ein ausgesprochenes Rassengem^^isch darstellte •
Trotzdem fühlte sich das israelitische Volk als
eine völkische Einheit und machte also in dieser Be=
Ziehung keinen Unterschied von anderen Völkern der
damaligen Zeit» Nim kam aber ein Augenblick, in dem
dieser Zustand sich änderte. Das war die Zerstörung
des nördlichen Reiches im Jahre 722 v.chr.Z. und
die Zerstörimg des Reiches Juda im Jahre 586 v.chr.
Z* Die zerstörenden militärischen G-ewalten v/endeten
zur endgültigen Unterwerfung der beiden Reiche das
gleiche System an,Dubnow nennt es das doppelte De=
portationssystem. Sie führten nämlich das Volk in
die G-efangenschaft ,d.h*sie verpflanzten es in ein
fernes anderes Land und sandten an ihrer Stelle
neue Bevölkerungsteile nach Palästina. Dieses dop=
pelte Depottationssystem trug die Gefahr oder von
anderem Standpunkte aus gesehen fast die Gewähr in
sich den völkischen Zusammenhand der Unterworfenen
und damit ihre Widerstandskraft endgültig zu zerstören
Dies ist den Siegern auch im Falle des nördlichen
Reiches gelungen, lo Stämme des Volkes Israel sind
seitdem endgültig aus der Geschichte der Menschheit
verschwunden. Anders war es im Falle des judäischen
Reiches. Die Juden (Name vom Stamme Juda!*) singen
im babylonischen Volke nicht auf , sondern nach einer
Zeit von 5o Jahren erfolgte die Rückkehr eines Tei=
les der Gemeinschaft ins Heimatland und 2o Jahre
später die neue Konstitution durch die Erbauung des
lo
Tempels , des zentralen, die Gemeinschaft beherrschenden
und sinngebenden Punktes •
Wie war nun eine solche -i^h glaube in der Völ=
kerge schichte nicht mehr vorhandene^- Merkv^ürdig=
keit ÄäXgiKIäXäfi,ja man könnte wohl fast Wunder sa=
gen, zu erkären? Ich gebe nun zunächst eine Antv/ort ,
die von dem jüdischen Geschichtsschreiber Dubnow
stammt ,und wohl manchem merkwürdig erscheinen könnte ,
da ja Dubnow allem Anschein nach die jüdische Ge=
schichte auf Grund moderner , völkischer Vorausset zun=
gen zu schreiben scheint. Er schreibt im ersten
Bande seiner Geschichte auf Seite 261 wörtlich:
"Die nur militärisch und politisch mächtigen
Nationen kommen im Laufe der Zeiten unabwend=
bar zu Fall und werden von noch mächtigeren
und noch rücksichtsloseren vernichtet >eine
Nation aber , die , obwohl politisch schwach, doch
geistig stark ist und durch die Gebote ihrer
religiös=sittlichen Lehre sowie durch ihre
kulturelle Eigenart geeinigt ist, wird ihre
Lebenskraft und ihre Einheit in allen Fügungen
des Schicksals erhalten können. Die politischen
Nationen vergehen, die geistigen bleiben be=
stehen" •
Dubnow also erklärt das Wunderder jüdischen Existenz
durch die Umwandlung der politischen Gemeinschaft
zur geistigen Gemeinschaft. Damit deutet er zugleich
11
an,dass die jüdische Gemeinschaft sich prinzipiell
von allen Gemeinschaften der Erde \interscheidet ,
denn wo ist sonst noch ein Volk, das sich ausschliess=
lieh als geistige Gemeinschaft konstituiert hat und
dieser Tatsache seine Erhaltung verdankt? York Stei=
ner führt die Parsi an, die sich ebenfalls Jahrhundert^
lang schon erhalten h^ätten trotz Vertreihung aus
ih/rer Heimat Persien und trotz ihrer Verfolgung.
Aber das Beispiel ist nicht besonders gut , da Ja
die Unterschiede ganz besonders ins Gewicht fallen.
Die Parsi wohnen räumlich nicht sehr weit von ihrem
Heimatland entfernt in Indien und in gleichartiger
orientalischer Umgebung , während die Juden über die
^-anze Erde zerstreut sind und unter den verschiedena:
tigsten Völkern und Kulturen wohnen. Das ist nicht
nur -wie man vielleicht meinen könnte- ein (iuanti=
tati-ver Unterschied , sondern in diesem Falle wird
die Grösse des Beispiels durch seine Grösse zum un=
erhörten Problem. Dass kleinere Gemeinschaften sich
auch auf fremdem Boden erhalten haben, das ist schon
öfters vorgekommen. ?'ie aber ist das grosse ,welt\im=
12
spannende jüdische Wimder möglich? Ein vVunder,das
ja heute noch jeden objektiven nicht jüdischen Beo=
hachter in Erstaiuien versetzt und ihn das Wort vom
auser ählten Volk manchmal als richtig erkennen
lehrt! Auf diese Frage gibt also Dubnow die Antwort:
einem
Die Juden haben sich erhalten, weil sie aus/politischen|
t
in ein geistiges Volk umgev/andelt vmrden!
Nun greife ich zurück auf die -Frage: Was be=
deutet eigentlich die jüdische Gemeinschaft im 3)3=
sein der Menschen? Will man die Kunst, als Jude zu
leben »verstehen, so muss man auf diese Frage eine
Klare Antwort zu geben imstande sein. Hier liegt
die Quelle der Kraft. Wer sich nicht liimt seinen
seelischen Wurzeln dort verankert , kann unmöglich
als Jude fest im Kampf dieses Lebens stehen. Gibt
nun York=Steiner auf diese Frage eine klare Antwort?
Nach meinem Gefühl eigentlich nein. Es scheint, als
ob er das Dasein einer stofflichen jüdischen Gesamt=
heit annimmt, deren Slä Ausdruck in einem Pimkte auch
das eigentümlich jüdisch=geistige Wesen darstellt.
Um es deutlicher zu machen: Es gibt zv/ei Möglichkeiten
13
das Daean verstehen zu lernen» Sie sohliessen sich
nicht gegenseitig aus; sie lassen sich sogar in vielen
Fällen vereinigen/ Aber in manchen Punkten ist tat=
sächlich eine Entscheidung notwendig. Man kann n--iiii=
lieh das Dasein von ohen her oder von unten her
verstehen wollen, oder wie man sagt: deduktiv oder in=
duktiv. Die erste Art geht aus von einer geistigen
Voraussetzung , von einem Begriff und sucht danach
die Wirklichkeitj^ zu "bestimmen. Die zv/eite Art geht
scheinbar voraussetzungslos aus von der Wirklichkeit,
sie will gar nichts als beobachten und dann auf
Grund dieser Feststellungen überragende Gesichtspunkt
te (Naturgesetze!) finden. Diese zweite Art ist die
Forschungsweise der Naturwissenschaft , die erste Art
die der Metaphysik. Beide Arten lassen sich ergänzen
durch die andere; aber in manchen Punkten stehen sie
sich doch ausschliessend gegenüber. Ein solcher
Punkt ist auch die Frage: \Vas bedeutet die jüdische
Gemeinschaft? York=Steiner schlägt allem Anschein
unausgesprochen den naturwissenschaftlichen Weg
ein. Auf Grund zahlloäer Beobachtungen und Zusammen=
14
Stellungen von Forschungen und BeolDachtungen anderer
stellt er vor uns hin ein Bild der jüdischen Gemein=
oft -
schaft/in verwirrender Mannigfaltigkeit; und aus
diesem farbenprächtigen Bilde soll zuletzt ein über=
ragender Gesichtspunkt herausleuchten. Welcher ist
es? Es ist nach meinem Eindruck ein Doppeltes:
erstens: das allgemeine Gefühl, dass die jüdische
Gemeinschaft einen grossen .7ert hat, der dem Vierte
anderer Gemeinschaften mindestens nicht nachsteht,
undzweitens der Gedanke, dass wir als Träger dieses
Gemeinschaftswertes eine Minorität imd aus diesem
Grunde zu besonderer Selbstbeobachtung , zur Anlegung
strengerer Masstäbe, als sonst üblich, und zu besonde=
rer Vorsicht verpflichtet sind.
Betrachtet man dieses Ergebnis, so muss man sa=
gen: York=Steiner gibt uns reichen Stoff zum Nachden=
ken,zur Anknüpfung , zum Verstehen einzelner Situati=
onen,kurz gesagt: er gibt -ans vielerlei ',7ertvolles,
aber gibt er auch viel? D.h. gibt er jenes letzte,
in der Suchende sich verankern kann, sodass er durch
nichts mehr erschüttert wird? Gibt er einen solchen
überragenden Gesichtspunkt , dass von ihm aus unser
15
Leben v/le von einer ewigen Sonne überstrahlt wird?
Diesen Sonnenstandpunkt gibt er nicht , und zwar des=
halb »weil er vonseinem naturwissenschaftlichen Me=
thode gehindert wird. Durch diese Methode , die an sich
«
einen hervorragenden V/ert besitzt, kann man Anr müh=
selig in metaphysische Höhen, nach denen unser Herz
begehrt, auf ste igen ,TAnd man wird doch nie hoish genug
hinauf klimmen können, so wie der IS2:fiÄ Mensch mit
technischen Mitteln niemals über die irdische Sphä=
re hinausgelangen imd die Sonne erreichen wird.
Aber unsere Gedanken können sich in zeitloser
Geschwindigkeit hinauf schv/ingen zur Sonne; sie durch=
rasen ohne Eeit mnd ohne technische Hemmung das gan=
ze Weltall imd lehren uns,dass es eine Kraft gibt,
die als Führer ins unendliche Sein viel besser
taugt als die an die Sinne gebundene Beobachtung.
Unsere Einfühlungs= und Erahnungs kraft schleudert
Gewalt
lins mit unendlicher/KMII hinaus über die Grenzen
körperlicher Gebundenheit , und bestätigt uns,dass
es Fragen gibt, die nicht auf induktiveiy lege der
kleinen Beobachtung und Zerklügelung gelöst werden
16
können, sondern nur durch mutiges, glaub ans starkes
«
Hinaufschwingen in ewige Höhen. Der Psalmist drückt
diesen Gedanken wunderbar aus in den '»Torten: "Ich
erhebe meine Augen zu den Bergen »woher wird mir
Hilfe kommen? Meine Hilfe kommt vom Ewigen, dem
Schöpfer von Himmel und Erde!" Die Berge, zu denen
zuerst der Blick sich wendet, sind Repräsentanten
der letzten irdischen Grenzen, wir können hier sagen:
des induktiven Streb ens auf Fragen der Ewigkeit ■
Antwort zu geben. Und der Sänger sieht ,dass er auf
diese Weise keine Antwort bekommen wird, die ihn ge=
gen das Straucheln im Leben sichert. Und er teilt
uns seine Erfahrung mit: Meine Hilfe kann nur aus
dem Ewigen, Nichtirdischen kommen, das hinter dem
stofflichen Dasein waltet , aus dem erst das irdische
Dasein quillt .ausgedrückt mit den Worten:vom Schöp=
fer des Himmels und der Erde!
Den Sonnenstandp\mkt unseres Lebens, von dem aus
w
ir mit unendlicher Kraft erwärmt \md beschützt wer=
den »gibt uns nur die deduktive Methode , d.h. das
glaubensvolle Auf schv/ingen zu letzten Voraussetzun=
17
gen, die über allem durch die Vernunft zu Begründen=
den steht. ^lenn irgendwo diese PorderungSS gilt, dann
bei der Absicht, die Kunst, als Jude zu leben , jemandem
zu lehren* Dubnow geht in dieser Beziehung -wie mir
scheint- weiter als York Steiner. Er sagt uns nämlich,]
dass das jadische Dasein auf einem etwas beruht,
das immerhin von merkwürdiger Art ist: nämlich auf
dem Boden eines geistigen Volksdaseins/ Er geht so=
gar noch einen Schritt weiter, indem er uns die Frage
beantwortet ,v/ie diese Umwandlung des politischen
Volkes in ein geistiges Volk zu erklären ist/ Näm=
lieh durch die Wirksamkeit der Prof eten," diese ei=
genartigen geistigen Umstürzler , die eine Umv/ertung
aller religiösen, sittlichen und sozialen Werte der
alten Welt vollbracht hatten" . Allerdings habe sich
der "Prozess der Umgestaltung des Volksbewusstseins
unter der Einwirkung der Gedanken des Profetismus"
nur langsam vollzogen(S .262)/ In einem besonderen
Abschnitt schildert Dubnov; dann diese Gedanken des
Profetismus. Er kann sich ihrer Grösse nicht ver=
schliessen;aber deutlich wird sichtbar, wie er über
der Sache steht. Die Profeten sind eben nur
eine
18
Erscheinimg in der Ganzheit des jüdischen Gemein«
Schaftsdaseins , so wie etwa jemand mal zu besonderen
Zeiten ein besonders schönes Gev;and anlegt* Die Ge=
meinschaft ist mehr als der Profetismus ; das ist
seine und -wie mir ohne Zweifel scheint- auch York=
Steiners Anschauung • Es wird bei Dubnow schon deut=
lieh sichtbar in der Verwendung des GHtesnamens.
Die Profeten werden bei ihm nicht von G'tt ausgesandt
sondern von Jahv/e^das ist die von den christlichen
Bibelkritikern erfundene Aussprache des G^ ttesnamens*
Der Geschichtsschreiber lässt sich also die Beur=
teilung des religiösen Lesens unserer Gemeinschaft
von nicht jüdischen Bibelkritikern vorschreiben» Das
passt gar nicht in die Anschauung , das s unsere Ge=
meinschaft ein selbständiger Wert ist, der nur von
innen her, aus den eigenen Wurzeln begriffen werden
kann und nicht unter Anlegung von ausser jüdischen
Sonden, die zudem noch nicht selten von antisemi=
tisch eingestellten Menschen stamraen. York=Steiner
ist kein selbständiger Forscher. Er trägt die Por=
schungen anderer zusammen, allerdings unter dem
neuartigen und überaus wertvollen Gesichtspunkt.
19
die Kirnst des Judeseins zu lehren. Seine Anschauung
vom Judentum scheint mir die Dubnows zu sein. Darum
bin ich auf die Quelle zurückgegangen , um an ihr den
Irrtum zu erläutern.
Duhnow/r kommt deshalb nicht zur richtigen
Lösung, weil er nicht tief genug geht , weil er bei
der Anwendimg seiner naturwissenschaftlichen oder
sagen wir meinetwegen (was grundsätzlich aufs glei=
che hinausläuft) soziologischen Betrachtungsweise
keine andere metaphysische , das heisst iinbegröndbare
Annahme hat, als die,dass SäÄ die jüdische Gemeinschafi
eben einen T7ert hat. Auch diese Annahme ist schon
nicht mehr zu bev/eisen,und bekanntlich wird sie ja
von den rabiaten Antisemiten entschieden bestrit=
*
ten. Nach deren Annahme ist der Jude die Quelle al=
les Unheils in der Welt. Wie soll man sich dieser
Behauptung gegenüber verhalten? Einfach behaupten:
Wir haben doch einen Wert,basta! Man fühlt, das wäre
ein Streit auf gleicher , allerdings niedrig liegenden
Ebene. Man muss darüber hinauskommen , man muss über
die Anschauung hinauskommen, dass der Profetismus
2o
eine
Zufallserscheinung am Körper des jüdischen Ge-
meinschaftsdaseins ist, zwar tewunderungswiirdig,aber
eben nur als Wesenseigenschaft beigegeben', Hein, der
Profetismus ist für das Judentum konstituierend, d.h.
ohne Profetismus gäbe es keine jüdische Gemeinschaft,
und der erste Bestimmunggebende Profet war unser
Lehrer Mose. Es stand kein Profet mehr auf wie Mose,
der Gott schaute von Angesicht zu Angesicht, so lehrt
die Thora. D.h. Mose und mit ihm alle Profeten waren
nicht sie selbst »sondern sie waren das Sprachrohr
Gottes, und sehr oft gegen ihren eigenen Willen'.
Wenn der Profet Jeremia sagt: Ich wollte nicht mehr
reden (zur Vermeidung all der Leiden, die er durch
Verkündigung des Gotteswortes auf sich nehmen musste),
aber dann fortfährt: Da war es in mir wie brennendes
Feuer und ich musste reden! -da spürt man doch,dass
es zunächst rein persönlich ges4ien,eine Art verlet=
zender Betrachtung ist »wenn sich der Geschieht sschrei=
ber auf seine vermeintliche höhere Warte stellt »um
zu konstatieren »dass der Profet sich als Verkünder
Jahwes fühlte; aber allgemein gesehen »muss man sagen»
21
dass wenn der Geschichtsschreiber recht mit der
Behauptung, da SS es den Profeten gelungen wäre, das
politische Volk in ein religiöses/^ Volk umzuschmie=
den, dass dann die profetische Seinsauf fassving,näni=
lieh ihr religiöses Wesen in, überragendem Masse,
Ja zunächst ausschliesslich für die Seinsbestiminung
ihrer Gemeinschaft ausschlaggebend sein musste.
Es ist so, dass die soziologische Betrachtungs=
weise, die auch York=Steiner übernommen hat, den Blick
verschliesst vor der Wahrheit über das jüdische
Seifi. Das jüdische Volk ist nicht nur, wie Dubnow
sagt, ein geistiges Volk, es ist ein religiöses Volk,
Oder deutlicher gesagt: Das Volk der Religion. Das
heisst,es hat seine Urbestimmung ,aus der heraus
alles zu erklären ist, in der Gemeinschaftsbindung
an Gott* Das Verhältnis zwischen Gott und Israel
wird von \inseren Profeten oft dargestellt als ein
Ehebund zwischen Mann und Frau, und der Abfall von
dieser Bindung als ein Davonlaufen der Ehefrau zu
ihren Buhlen. Das Bild ist eindeutig* Es soll be=
sagen, dass ein Abfall Israels von seiner religiö=
22
sen Urbe Stimmung so schlimm ist wie ein Ehebruch in
der ehelichen Gemeinschaft. Diese xluffassung unserer
Bestimmung ist nur scheinbar eine Beschränkung; in
Wahrheit ermöglicht sie erst überhaupt eine Bewegung
der freiesten Art. Ich will hiefiir ein Bild gebrau=
chen. Ein Schiff auf hoher , sturmbewegter See. Die
Wellen stürzen über das Deck und schwemmen jeden
hinv/eg,der sich hinauf wagt. Es gibt nur eine Mög=
lichkeit ,auf Deck ungefährdet den Kampf mit den
Wellen aufzunehmen: Wer durch ein starkes Seil an
den Hauptmast angebunden ist, der hat zwar nicht
mehr die volle Bewegungsfreiheit ; aber er ist der
einzige, der im Kampf mit den Wellen nicht über
Deck gespült v/erden kann. Ich habe zu Anfang ge=
sagt, man könne alle Bestrebungen der Menschen auf=
fassen als ein Sichwehren gegen die Gefahren der
Ewigkeit, die mit eisigen Wellen der Einsamkeits=
und Todesfurcht den Menschen erstarren machen könn=
te . Nun in diesem Kampfe gibt es keine absolute
Freiheit! Wer sich von Bindungen löst, wird einfach
über den Bord des Lebensschiffes gespült. Unsere
23
Gemeinschaft man hat sich gebunden, hat sich an das
Gesetz Gottes gesehmiedet. Gewiss hat sie nun keine
absolute Bewegungsfreiheit mehr* Aber absolute
Freiheit ist ja ein Wahn und eine Gefahr, die den
Menschen zu Grunde richtet*
Das Wirken der Profeten is't nur so zu versteh(
die
dass sie/Lösung dieser Bindungen (sie nennen es ein
Nachbuhlen den anderen Göttern)verhindern wollen,
und ihre Glut ist daraus zu erklären, dass sie die
Gefahr der Loslösung mit klaren Augen vor sich se=
hen. Stellen wir uns vor, dass wir genau wüssten,
morgen w'irde die Nordsee über das norddeutsche
Tiefland hereinbrechen und alles zerstören: Welchen
Ton hätte wohl unsere Predigt, wenn v/ir die Zeit=
genossen überreden wollten, sich noch beizeiten zu
retten! Das Beispiel scheint ungeheuerlich, und doch
ist der Kampf der Gemeinschaft gegen die Gefahren
des Schicksales so von den Profeten aufgefasst wor=
den. Abv/eichen von unserem ureigenen, gottgewollten
Wege bedeutet unmittelbare Lebensgefahr für unser
Dasein, denn es gibt keinen anderen jüdischen weg
24
durch die G-esohichte als den V/eg des Volkes Oottes!
Mancher wird vielleicht sagen: Es ist natürlich,
dass ein Rabbiner einen solchen Standpunkt vertritt.
Ich fand kürzlich diesen .^edanken einmal in einer
Zäitung ausgeführt mit der Hinzufügung: Für uns ist
aber das G-esamtdasein unserer Gemeinschaft viel
umfassender , als dass es nur die Religion einschlös=
se. Aber dieser Standpunkt ist nicht richtig. Es
handelt sich in Bezug auf imser jüdisches Sein nicht
um eine Beinf sf rage , sondern um die Frage von \7ahrheit
zerfällt
und Halbwahrheit. Natürlich ISI unsere G-emeinschaf t
in die mannigfaltigsten ErscheiniAngsweisen und ist
nicht nur das,v/as man in alltäglichem Sinne Religion
nennt. Aber Religion in unserem Sinne , nämlich •un=
bedingte Bindung an das Gottesbevmsstsein mit prak=
tischer Ausv/irkung auf allen Gebieten des Lebens
ist die Hand, die einen Strauss der mannigfachsten
Blumen hält. Hackt man die Hand ab, fällt der Strauss
zu Boden und die schönsten Blumen werden zertreten.
Anders ausgedrückt: Alle Mannigfaltigkeit;^ des jü=
dischen Daseins ÄSiIJÜLII quillt aus dem Borne profe=
25
tischer Gottesbindung. Wer sich hiervon löst und
glaubt , jüdisches Sein ausserhalb dieses Quellflusses
erhalten zu können, der macht das vergebliche Bemühn,
Blumen in die Wüste hinauszutragen lamt dem Glauben,
sie könnten auch dort, ohne den mekor chajim,den
Quell des Lebens existieren.
Woher kommt es,dass ich diese Dinge so unter=
streiche, dass ich fordere, über die soziologische
Auffassung York=Steiners hinauszugehen, zurück zum
Urq.uell unseres Seins, dass ich also meine , wir müss=
ten uns bewusst im äXüäÄ höchsten P\mkte,im ausser=
irdischen Sein binden, um im irdischen Sein nicht
zugrunde zu gehen? 'ffeil ich g^laube,dass unser heu=
tiges Schicksal , das Vorhandensein;^ dieses gefähr=
liehen Antisemitismus, der die einfachsten Bedingun=
gen unseres Lebens abschneiden möchte, der uns das
Lebensrecht bestreitet , dass diese Gefahr nicht ohne
unsere Schuld heraufbeschworen wurde.
Man kann das ganze Buch York=Steiners auffassen
als eine grosszügige Abwehrschrift gegen den Anti=
semitismus. Er v/ill einerseits den Antisemitismus
26
erklären ,\md liefert andererseits Material ,iiin unsere
Situation sachlich und geschichtlich zu verstehn,
vm Kräfte für den V/iderstand zu gewinnen und Massre=
geln für das Verhalten. Ein Gedanke leuchtet nun
durch das ganze Buch, der Begriff der Minorität .
Minorität wird gehasstjdas war schon immer so. Eine
Minorität muss sich in allem zurückhalten. Das eine
erklärt den Antisemitismus als etv/as ganz Natürliches!
das andere giht uns ebenso einfach die Verhaltungs=
weise im Grundzug an. Diese Auffassung Steiners
Sie
scheint mir nim nicht ganz richtig sein. Ei hat
für mich den fatalen Beigeschmack ,ims zu sehr zu
entschuldigen. Es ist in der Pädagogik eine moderne
Grundregel, das s der Lehrer für Misserfolge die
Schuld zuerst hei sich zu suchen hat. Ich glaube,
dass dies sehr wohl eine allgemeine Lebensregel
sein masste;und -was uns Juden anbetrifft- so
drängt sich mir der Gedanke durch folgende Ueberle=
gung auf. "^enn man nämlich aus der Flut der anti=
semitischen Anwürfe und Beschuldigungen nach Ab=
streichimgen aller der jenigen, die Nicht Juden, welche
aber gar keine Juden sind, betreffen, die jenigen
w
27
eiche Juden angehen, heraussucht , dann muss sich dem
objektiven jüdischen Beobachter eine ganz seltsame
Beobachtung aufdrängen: Die meisten, wenn nicht viel=
leicht alle von diesen Menschen haben sich mehr oder
weniger von unserer jüdischen Gemeinschaft gelöst.
Es ist geradezu ungeheuerlich, dass uns diejenigen
am
meisten schaden, die gar keine Juden sein wollen.
Jetzt sind wieder -v/ielleicht aus wahltaktischen
Gründen- alle Zeitungen vollgS von den Sklareks.
Die deutschen Antisemiten haben dafür gesorg*, dass
ein Begriffskomplex entstanden ist, der lautet: Skla=
rek-Betrüger-Juden-alles jüdische schlecht-Links=
und Mittelparteien = Judenparteien. Eine geschickte
Spekulation. Die Sklareks aber v/aren katholisch ge=
tauft«. Sie wollten also gar nichts mit ims zu tun
haben. Aber man Längt ihr Verhalten uns an die Eock=
schösse! Aber auch bei Politikern, die irgendeine
bestimmte Idee vertreten, ist es s,o,dass OiXIMX
wir für ihr T\m verantwortlich gemacht werden. Das
wäre schon nicht richtig, wenn sie unserer Gemein=
Schaft angehörten. Aber in den allermeisten Fällen
28
haben sie sich von ims gelöst , gehören weder äusser=
lieh noch innerlich zu unserer Gemeinschaf t • Kurz
gesagt: Die Lösung vom Judentum scheint irgendwie
in korrelativem Verhältnis zum heutigen Antisemitis=
mus zu stehen! Ich habe den Gedanken noch nirgends
gehört und gelesen, und doch scheint er sich mir
mit unwiderstehlicher Gewalt aufzudrängen^ Es scheint
mir nizn einfach nicht mehr gestattet zu sein ange=
sichts der ungeheuer angewachsenen Gefahr vor die=
ser Tatsache die Augen zu verschliessen. Es beun=
ruliigt mich im Tief sten ,dass wir heute immer noch
so tun, als brauchten wir diesen Umstand nicht zu
beobachten. Sollen wir denn blind unserem Unheil
entgegenschreiten? Die Entwicklung der letzten Jah=
re,die die Tragik der menschlichen Wirtschaftsdumm=
heiten uns Juden als Schuld anrechnen lässt, machte
alle unsere Klugen politischen Spekulationen, das
Vertrauen aufi den Schutz dieser oder jener Parteien
zu nichte • Die Situation ist heute so infolge der
masslosen Hetze, die gegen ims getrieben worden ist
und wird,dass man nicht wissen kann, ob nicht ein
29
Funke gefärlich zönden kann. Ich sage, das Herum==
schweifen da draussen in der v;eiten Welt ,um nur zu
sein v/ie die andern, diese Abwendung von unserer ur=
jüdischen Aufgabe , unser Leben als das Volk Gottes
zu gestalten , ist durch die Entwicklung der Geschicke
ad absurdum gefüiirt worden, hat sich als gefährlichen
Irrtum erwiesen. In dieser Situation fällt mir ein,
dass wir Juden schon manchmal in unserer Geschichte
in solcher Lage waren, und dass das Vortrild für unser
Tun in dieser Zeit schon in der Vergangenheit liegt.
Zur Zeit des Profeten Hosea gab es auch kluge Poli=
tiker. Sie spelculierten auf die Hilfe der damaligen
Machthaber und Machtmittel , auf Asjjyrien,auf Kriegs=
rosse, die damaligen Banks, aber sie spekulierten
vergeblich. Las sagte ihnen der Prof et mit eindeuti=
gen Worten, so eindringlich, wie es nie v/ieder einer
gesagt hat:
"Kehre zurück Israel zum Herrn, deinem Gott,
denn du bist gestürzt über deine Sünde. Nehmet mit
euch Worte und kehret zum Herrn zurück, sprechet zu
ihm: vergib alle Schuld \md nimm gute an, wir werden
mit unserer Lippen Gebet die geliebten Parren zahlen*
Assyrien kann uns nicht helfen, auf Rossen wollen
wir nicht reiten und nicht mehr nennen unseren Gott
unser Hände Werk; nur bei dir findet die Waise Lie=
1'
30
be. Ich will heilen ihre Abtrünnigkeit , ich will sie
liehen aus Milde, denn gewichen ist mein Zorn von ihm,
spricht Gott. Ich will sein wie der Tau für Israel,
es blühe wie die Lilie \md schlage Jurzeln ISIäKI
gleich (dem Gewächs) auf dem Libanon. Seine Reiser
breiten sich aus,dass seine Krone wie die eines
Oelbaums werde und gleich dem Libanon dufte. Es
kehren zurück zu ihm die Vögel , welche in seinem
Schatten gesessen; sie gedeihen wie Kom,imd blühen
wie der Weinstock, sein Duft sei wie vom Libanon.
Ephraim wird dann sagen: Wozu mir noch die Götzenbil=
der?Ich,ich lasse es anstimmen und preisen, ich bin
wie eine frischgriinende ZyJ)resse;von mir geht eine
Frucht hervor. V/er doch weise wäre,dass er dies ein-
sehe ,eisichtig,dass er es erkenne, denn gerade sind
die "lege des Herrn, die Gerechten wandeln darauf,
und die Missetäter straucheln darauf."
(Hosea,Kap.l4) •
Es ist wunderbar , wie der Prof et die Polgen der
Rückkehr ausmalt. Er holt die Bilder aus der Natur.
Die Gemeinschaft , die zu Gott zurückgefunden hat,
wächst und grünt vie ein Oelbaum,wie Korn, wie ein
Weinstock,wie eine Zypresse! Wer doch weise wäre,
dass er dies erkenne! -Was soll man erkennen?
Ich giaube,der Prof et meint unsere v/ahre Situation!
Unsere Gemeinschaft kann auf Menschen nicht bauen!
Wenn Gott uns nicht hilft, kann uns niemand helfen!
Er ist der Mittelpunkt unseres Daseins seit der
Urzeit! Unsere Bindung an ihn hat uns erhalten und
erhält uns auch jetzt. Er ist der Sonnenpunkt , von
31
dem aus unser Dasein sinnvoll überstrahlt wird, so
dass auch v/ir wachsen ,v/ie die Natur erblüht unter
der Strahlen der Himme Is sonne l
York=Steiners Buch ist überaus wettvoll , v/eil es
zum ersten Mal in leicht zugänglicher Porm jedem
denkenden Juden ermöglicht , das Judentum in seiner
umfassenden Gestalt zu ergreifen. Er versteht unter
der Kunst als Jude zu leben, das '.Tissen lom unseren
'^Yertjden man kennen und erforschen muss,und das
Wissen um die Pflicht der Zurückhaltung , die uns als
Minorität selbstverständlich auferlegt ist. Man
könnte natürlich zu den Einzelfragen seines umfassen=
des Buches sehr viel sagen. Ich habe mich darauf
beschränkt, eine Frage, die Hauptfrage herauszugreifen,
die Präge nach dem Sinn unseres Gemeinschaftsdaseins,
unseres Judeseins. In diesem Punkte aber musste ich
zu einer anderen Auffassung als York=Steiner ,zur
Forderung der Zurückpro jizierung , der Rückkehr zu
unserer uralten profetischen Bestimmung , die uns
als Aufgabe auferlegt ist und die Sinnbedeutung
unserer Gemeinschaft ausmacht. Ich habe an dem ein=
i
32
zigen Beispiel des Antisemitismus zu zeigen versucht,
wie wieder einmal in unserer G-eschichte die Profe=
4
zeiung unserer Profeten sich verwirklicht. Gewiss
es ist eine eindeutige , wer will, sage meinetwegen
einseitige Auffassung. Es gibt aber nur eine einzige
v/ahrhafte Vielseitigektit ,die sich nicht zerstörend
sondern fruchtbar auswirken kann, die Jenige nämlich,
die aus der Einseitigkeit quillt, das heisst aus
letzter metaphysischer Bindung, und nur, wer sich bin=
det,der wird frei!
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■ floaXlttaiui and Innerllohkc-it'j
Vortrag bei der Lo^^oudlnflüirutig.
D«r JUdisoh» Diohter Franz Werfel laat unter oblg«a
Xit«l im vargangcnon Jaiire «»Inen Vortrag gcLÄltaa, den er auoh
gedruckt im Buchhandel hat erscheinen lassen* JSs ist nicht meine
Absicht, heute übar dieses Büchlein zu rererioron» iQ enthält
vom Standpunkte Worfele auüi eine gro£2:ugige Fritik unserer Z^it*
Solche Kritiken sind scliibn örcers geachriobou v/ordGa.Xch erlrmere
nur etwa au Spenglers Buch: Der Untergang das Abondlandes und
Jaspers, die goiatige Situation unaoror Seit. Wirkliche Kritik
üben, Kritik, die uns selber fördert, kann a^>»r .leder nur von
seinem eigenen Standpunlcte aus. Das «erk eines Fr&mden kann ans
höchsten« Anregung ^öben, inötufejru es uns* awlgt, wie eine leben-
dige Seele die heutige ffolt widerspiegelt. U'enn wir jadoch ganz
tief in uns selbst hinabsteigen, dann worden sich auf einmal Zu-
sammenklänge ergeben; man wird feststellen können, dasd -«can see-
lisch verwandt ist mit ganz beätimtaten M<:<nsohen* Unu so wird sich
denn eine natürliche Front er sieben, die Gleichgesinnte im Kampf
gogen die Unendlichkeit mehr ausriiümenbindat, als Banden des Blutes
es vermögen*
2s gibt zwei formale Möglicliksiten dei Weltbegreif ens:
die deduktive und die induktive Möglieiikoit. Die erste geht au«
Ton einasa Übergeordneten Sein, Begriff oder Srlebon and «acht da-
nach die Wirklichkeit zu bestimmen, die zweit« geht aus von d«r
anmittelbaren «iÄnlichen Erfahrung und hat die Möglichkeit durch
Zttsarnmenfassung allmahl lg zu höheren Begriffseinheiten zu kommen*
8ln Bel«plel fUr die deduktiv« Srkenntnlsart; Das mittelalterliche
A
• 2 -
•
i
Chrlßtentum hat unsere BlbeX in «Inor in«rkrürdlg«n datohaaff
nicht In Ihr gelogen»» Art zum obersten Bntaoheldör aller
Fragen der Wirklichkeit erhoben. Keine Entdeckung der Hatur«
Wissenschaft durfte wahr sein, die nach Aneloht der Gelehrten
in fidorei.ruoh mit den A.nt.'fi.'bQn und Berichten dar Bibel stand.
Daher kamen die furchtbaren Zuöammonstöfie mit den Ümwälzern
der modernen Weltaneicht, mit eallilol, mit Giodano Bruno und
anderen Aposteln der a^odernen naturwlsaonachal^tliohen Welt-
©rkonntni«, Dieae Naturriasenschaft nun bietet das grandiose
Beispiel für die Migliohlteit elno» konseq.u0r.ten induktiven
Weltbeijreifens, Ihr y/oaen stellt aioh dem cei^itlgen Betrachter
zonäohst nt»tp!.tiv in der Ablehnung jedes Begrifj^en e.la Ausgangs-
punktes dw Ärkeantnis dar, dann aber positiv in dem Bestreben,
die Haturvorgänge völlig urirorelngenommen mit unermüdlichem
Floisse und absoluter ünbestochliohkolt des Urteilß zu boobaoh-
ten. Wir könnon aagon: Die deduJitlve Art, zur Welterkennt-
nl8 zu gelangen aoheint ein Weg von Äiissen naoh innan zu saln^
deh# von einem uns unmittelbar Naheliegonden zu einem ungreif-
bar ausser uns Seienden.
38 scheint nun, dass Werf i4 diese Kelgung der
Venzeit, au* induktivem Wege zur letzten Erkenntnis za geltuagen,
mit dem Begriff Realgesinnung belegt. Diese Realgesinnung kri-
tisiert er nun in der all er schaff sten weise und nacht ihr ge-
radezu den Vor vurf , daas sie die Welt entwirkliche. Man be-
denke! Qorade die induktive Methode will in unlösbarer Tuch-
fühlung mit der Wirklichkeit die Welt erkennen, und sie soll
nun ausgerechnet die Welt entrir kl lohen? Wie ist eine der-
- 5 -
artig« ÜMkothrung llberhauprt meglioh, denn sia »uheint dooh J«>
dw Bcfaiirung zu uldt>V)3i)röoh<in? W«rAn wir ciioB« Fra^e b«ant-
worton wollon, so müssen wir borüoksichtig^D., daa& gorude heut«
keine üeit ist, etwa spielerische Umfcehrungon vorzunohaen in
der Art und T«ise, wi« manohmal Menschen, die in größten
Luxus leben, «ineo sie y,\x gar nichts verpflichtondsn oalon-
boleohewlsmus huldigen« Unser Denken mucs h:äut9 unbedingt,
w«nn es uns und anderen nützen soll, '^iTkllchkoltstuiU "blei-
ben*
Prägen wir einmal: Was hat denn die induktive
weltbegreitungsmethode erreicht? darauf muse man Tahrheits*
gemäd antworten: Sie hat den Menschen in e iner Art und Weis«
dio Katur beherrschen gelehrt, wie nie zuvor ;je!iials für Biv5glidi
)S3halten werden konnte. Die l^de ist durch die iürrungensohuf-
ten der Xeohnik zu einem einheltJ lohen Lande {jerorcen, das
• ' ' .'■•■■'.
dcsa Reis enden Tveniger Schwierigkeiten entgegensetzt als Peutsoh-
land noch vor 100 Jahren« Mit den modernen Vai'kahrsmitteln
und Vor stand igungsmitteln ist ein unerhörter nieg über Raum
und üeit errungen word«n« So wäre möglich - das ß?.gt uns ins-
besondere das neueste Schlagwort Teohnokratie, die ganze Mensch-
heit mit geringem Ar b«iit sauf wand zu ern&hren und zu kleiden«
Ist das nloht ein ungeheurer firfolg? Aber nehmen wir nun ein-
mal an, es wäre soweit, dann hatten doch die ^lenschen ungeahnt
viel Freizeit) dann edtatünde das Problem: Wie soll denn die
Freizeit verwendet werden? Die Menschen müsäbn das Faul-
sein lernen. Das ab^^r kannte sehr wohl eine Situation werden,
aus der heraus die Menschen vor lauter Langewelle sich gegen-
seitig totiohlUgen, so wie man «loh ja manofcaul 5l<8a SinÄvack«
I
• 4 -
nicht «rvahran kann, als sol an dorn gvo8«n üürlag catsäohlloh
das ganz« Volk sohuld, da e s sohlen, als ob nicht vunige den
Krieg als Abwechslung in Ihrom lang\79llig ^©wovdoiisn Dassln
bstraoht«t9n •
Aber dla isachlago^ der wir uns heat*» gegenüber
eeheiii ist ja elne^ranz andere»
Zahlreiche Menaahen hüben freie Zc^it; aber nloht^
well die fortgeschrittene Technik sie ohne Arbeit 3I ei stung er-*
nährt ^ londern es «1^ so, dass die Teo/iniV^ diese iwenschen aus
dem Arbeltsprozess auaschaltet und sie in geradezu oft sa«»
dl84tl8oh anmutender Waise mit Nloifc ernahrung^ mit Hunger be-
8traft# Dieses Verhältnis lat so uni ogreifiioh^ dass es einen
wie Wahnsinn anmuten könnte. Arbeltsiose im Kohlongabiet
frieren« Millionen Tonnan Kohlen liegen uavorIiM.uriioh auf
den Halden« Was ist natürlloher als die V^irteilung von Kohlwi
an die Arbeitslosen, oder class sie sieh die Kohlen einfach
selbst holen« Aber die Poli;:ei vertreibt sie* Kurz danach
bricht ein Brand aus und vernichtet grosce Kohlenbeßtän4e#
Der Naturgewalt musate man ge^mltlge VTerte opfern; dem mittel-
losen Menßohen hat man cie versagt« Don^ »uan e inmal einen
solchen Fall durchs 00 muss man er^ennen^ dau'3 hinter der
Verte echaif enden Technii: ein vl*l grösseres Problem lauert}
das Problem des Menschen t Bxs h^isst das rrobelmi Wie Ist
«s SU errsiohon, dass der Mensch von s «int^ii Qute and«r«n nlt-
t«lltT
l«lohas ^Tob«lem urlsgt ^ohl nun sohT/eror, das Pro»
bl«m mittelst der T«chnlk imzier mtlhc die 7«lt zu boherrsohaii
linm«v Bi«hr QUtcr za schaffen, od«r das seelische Froblem /
- 5 -
8oloh« ^Alstig« Einstellung zu erroloh«n, da«f der ilemsoh
gewillt ist, die orzettgten aüter zu verteilen? Die Präge
fiteht heute nioht ohne Illustration de. Der Kommunismus,
deuten theorstisohe Grundlage des historischen Materialis-
mus ja soheinb&r der stärkste Oegenwartsausdruok induktiven
Weltbegroifens Ist, hat seine Stoßkraft durchaus nicht aus
der wivtschal^fclichen Sphäre, sondern vielmehr aus der
ööeliachon Welt der Ahnolgung und den "'iderstandes gegen
öiL« Idenaohboit, die wie ein Drache auf Ihren öütern sitzt,
ohne davon deoi liungrigen in geniigendeei Ibufie mitzuteilen.
3s gibt eine Anschauung, dass der Faschismus die Vorstufe
in der Sntwioklung zum Kommunismus ssi* 'i^enn diese Anschau-
ung richtig wäre, dann vürde uns die heutige Sitaation sohlag-
liohtfirtig, um nioht zu sagen grauenerregend die Fo?.g«n des
roln induktiven, von der materiellen Tuchfühlung ausgehenden
Weltbegreifons vor Augen stellen. Sie zeigte uns, dass die
induktiv© natur'A'isßonBChaftllcho Welterforsohung nioht nur
gelehrt hat, die iäcde zu boherrsohen , sondern auch sie za
»•»Btorfenl
I 1
Dieser Zerßtutun^ abur \Aun nur vorgebeugt werden.
wenn der Mensch nicht lar Dlaner der Technik sondern ihr
Herr wird I Unt^r Mensch ist aber in diesem Falle durchaus
nicht der körperliche Mensch zu verstehen, sondern es ist
eine 3eite des Manschen, die dem andern Menscaen von den
GKltern der Srde mitteilt, weil sie ihn als Bruder anerkennt.
Das ist die Seele des Menschen.
Die induktive Welterfor sahung hat sich - fast
80/
könnte man sagen - ein Vergnügen daraus gemacht, die Seele
- 6 .
das M«niohen zu l«ugn«n. Der j^rcsso, 1902 g-astürbsn» Arzt
Rudolf Virchow glaubte, dl® Seele de» Ui&uüQa^ü leugnen zu
dürfen, well er bei seinen vielen S^ktionsn nöoh nie eine
Seele gefunden hätto, Dloso lUnstellung lat typiooh für
die die Teohnik begründende Maturwlssensohart des 19. Jahr-
hund'^rtB. Sie förderte die Erdbaherrsöhung und tütete die
MenBohenseQlo, sie stellt© «ina Korrelation her zwieohen
Induktly-matorlallor Forschung und Seelenlou^unu, weil sie
glaubte, das erste sei urir. ittelbS'Te LobonsT^irklichkelt, und
' ' ' ' . , ' , . ^ . .■ t, ■ , ' .' •
Aas zweite rein®» Phantacloprodulrt und ünrirkilciaieit. und
nur stellt sieh in uncorun Tilgen Lt/raus, üact gerade die
Seelenlaignung, die Abtötuug der KenuchlicLküit aas Spreng-
pttlver sein Vrann, durch dna die ganzen grofcon i^xrangensohaften
der HaturTissenschaft und leoLnik in l^^irzestcr i'rist aus dem
Menschenleben autfetilat werden können.
Sucht man also^ die:i;or CcTaiir zu autgeli©n, bo musi»
n'in heute eine TTirkohruna Vürnotifflen. Ss lag eine Zeit gegeben
haben, in der zur Eewäitlgung der Natur kr äfte es ▼lelleicht
gestattet ir*,r, eine Zeit lan^: die Augen vcr der Notwendigkeit
der Piflego der :>eelenkräfte zu sdillesijon. Kachdem nun
die Entwicklung der TrlrtacUiiftlicheu und polltisichen Yer-
h<nisae aioh zu der heutigen aku;on Gerciir auTgebaumt tut,
i«t diese Selbstblendung niolit mehr gostattat. Jetzt heifit
es Äbrelssen der realietisohen S(äieuklappen, am zu «rkennen,
Aass es mehr Dinge zwischen Hlaunel und Srde gibt, als sich
unsere Sohulweisheit träumen lILSt* Diese Aufgabe und For-
derung 1er Stunde will Werf •! in seinen Bttohlein auf einen
- 7 -
atid'9T9Q ¥9g« erörtern« Gr versteht antor Innarllohkelt das
günso Seelenlebdn dos Monsohen, und Ina besonder s die maslsohtn,
kliriBtXerlsohen Kräfte, die T7a2irli&ft säköpferlsoh sind, Ihx
Leben Ist ein ganz andorea als das der roallatlsohen Natur -
eri'Hssung, und nioht nur anders sondern «•,(!ar das wahry Le-
ben!, die eohta v/irkllohkeit, und aus diesem orunde ist die
reaiiati3ati=Qmt<irla,,liB tische WeltauTtassung nioht Wirklloh-
keit sondorn Ünwirkliohkeitl
An dieser Aufgabe, die ?/erfel mit Reoht als die
in cier ©«genwart notwendigste eriilärt| haben nun gerade
unsere Logen in besonderer Irt und Weise mitzuwirken« Die
drei Buchstaben, die libor unserem Logenleben stellen^ Wohltun,
Braderliohkeit and Bintraoht sind Ja gerade leuchtendes
Zeugnis seelisohen Lebense Sie sind ein s tolees Zeichen dafür ^
daus auch in der Uooliflut materialistieohen Glaubens im Erei-
ise der judl&alittn Gaaeinsohcft anaovQH Soelen&di^ls, der jedem
Mensolxen als MöglläLkeit gegeben iat, nicht ver4;e3sen ^urdt,
Stellen wir uns nun einmal vor, toss die von wer-
fei und ßo vielen anderen vorgo2,eiohnete Aufgabe der seeli-
schen und 8oii5pferlHchon i£rweokung und Auflockerung der Men-*
sohansedle erfüllt wäre» Ware d&.nn wirklich die ganse Auf-»
gäbe dt^s Mensclion erfüllt? Ss kann wohl dodi zxicht go^Unscdtit
werden, dass der Mensoh der Vürderung seiner Seele zuliebe
irieier üLusserlloh, technisch zu^ Zustand der Urzeiten xn-
rüokkehre, fir müssen den indutiv« naturnissensohaftliohca
Weg zur Weltbeherrsohung in seiner ^er&bsolutierung, in sei-
nsm Herrsohaftsanspruch im Reidie der Srkenntnisforsoiiang für
falsoh halten. Aber deshalb darf man dodti, wttin man nioht
. 8 .
•Inieltlg »•in will, niolit VOTkennan, dass auch in Katut-
wiü8dn33ha£t und T«ohnik «in Wondvrb&r«» vorliegt, das za
irg«idiireloh«r Synthe»» mit dorn wahren Srkenntulü »treiben g'»-
braoht werden nuss« Und v/eXohos ist nun diese Synthese?
Darauf noohte ioh antwortan: Die waJtire dedulctire
Weltbetraohtung I Ist n&mllch das Seelenleben im Sinne
Warf eis attfKtS»*)^:^^^'^* <bo gleicht es einem flutenden Meere,
das ZITAT alle l^b£ndii;eii Keime in sich birgt, und
dem
alles Lebendige entstehen kann. Aber die Aufgö.bo i«t doch
nicht 2u verkennen, dass dieses überragend Lebeiidige erst
geboren worden muas. Schon dwr usean dar Uraeit hat die
Leborakeime in «sich gotragen. Aber erst, als das Lebön
Bioh aue eeiüär Flut gelöst hatte, ist der howreohcnde Mensoh
entttariden, 'J^as nun muss sich aas dem wogenden, sohöpferi-
sohen f;ee3
erheben? Es muss etiras sein, »-as sowohl
der Beele als auoh d«r nlchtbeßeelten Y.elt ihr Rooht gibt.
Dan kann nur sein ein obaratar Begriff, der alxtrdingß mehr
ist als Begriff, der ein Sein darstellt, aus dea der Gegen-
satz des Beseelten und nicht Beseelten rjinnvoli LorTorgcht«
Bas Icann nur sein der Seinsbegriff des e^n«einzi;fen a'ttesi .
der selbstverständliüh auoh über unseren Logen als einer
aemeinschaft von jüdischen Mlinnern schwebt.
Wird dieser Schritt nicht vollzogen, dann trägt
die Forderung, gegen d^n aoallsmug der Unwirkliohkeit das
Leben der Innerlichkeit za realisieren, eine öei'ahr in sloh,
das ist di* Versohyommenheit . aus der heraus nioht nur flutes
sondern cuoh Zerstörenden geboren werden kann. BeJ^uuintll^
- 9 -
•rkoimt unser Jadentun all« aellglonen dar fiicz« alg wshr«
Religion«» an, das hei r st alg w«ce olnec l Oüt Inanten Man-
schentypu» au G»tt, »ur ©iu* Art von ft«llgloa löhnen un-
ser« Frofat-Jn mit unerblttlloher L^>lden»ciiaft &b, namlioh
diejenige, öle sioh auf deaUord» und ^exualrauadi aufbaut.
Wir dürfen mia nicht täuachen: Aadti diej<^ilgai llenaohen.
die In Ihren Temiielalenst Mews dienmord and :^exualverbindung
einbaut »n, waren reliuloso Meuiehen, die ane gewaltigem
ligin^m. (J^fUhl harttua sich Jberwiudon konntoti, etwa Ihre
•Ißen«! Klndet zu schlaoMen, zu opfern. Aber Trlc siegen;
Jena MenEoh^c xaren In einem greul lohen Irrtum befang«,
Gewiß hattan sie starke religiöse Ooruhlö; abor sie waren
nloht lm;o:tand6, alo&e SaelMGoröchutteTuiigeti richtig zu
deuten! Dl) r loht ige Deutung, niuidioh die» Beziehung auf
den überzeitlichen Schöpf ergott, der alle aoochopfe mit glel-
ohem Lebener -s-cht g<?so}iaff«n >aÄt, der daher jjden ^rd und
jedo Reoht3vertjo./fckixi.£5aag gegen den Men^chenbrudor tius-
sohllesat, die«« Leutimg, daß rlohtige BezidiunsfsobjeiEt, auf
welohee ds,» beleben geht, daß hauen ernt nnsörtj» itofeten
geftinclent
Und «ras haben die Profeten hlerrcit ^^lüißtett
Sie habf^R ^illea IrMiloM relativiert - der Bogrii'f klingt
8«hr tnodornf - relatirlert zur güttliohec rögllchkat, ohne
damit zugM«h die Menschen ttIö in un&eren Tagen mit «dat-
norrendor Kftltlftalgkelt zu voTj^in^n, Oer gottgläubige,
das helsst am den ewigen G'tt -vfißaonde Jude, war verankert,
gebunden an eine aueeerirdieche, übsvirdieohe Virkllohkelt.
• 10 -
Ah&t nar daduroh hatta «r dltfr«ihelt. Innerhalb <Lf*B
Irdlsohan un.r ah ammt überall zu s-johen, zu forschen und xa
wlrkOD. Gheschlohtllohor Beweis: Mittelalter llai:i«f9 Jaden-
tum ist unter keitien Umständen zu verglelol^ien mit dem unser
Ootteeor leben verdVeternden mltt eXalt er 1 lohen Gbrlatentum.
Während die Kirche die Apostel Induktlvt^r Forschung ver -
brannte, raren strenggläubige Juden in Ctem «1 nu chaft mit
■trenggläublgon Mohastimodanorn die Retter und. lürhaltar der
grieohlBohan, ffir die Neuzeit vorblldliohen Hatury/iseen-
80ht<'ft,
Induktlvofl Weltbegroifimgsntrebf^n oder Realismus,
wie Wor:fel ss nennt» ist nur dann gefOirllch, ^vern der Mens oh
haltlos die induktiv gefund*»«! Sandkörner öelnor y/leaen-
ßdiaft In Alo Bwißkelt jnrojizlert und verabsolutiart; Venn
aber dl*? Mr^nnriier-aefele veran^r.srt Ist im hdöhrrfeen SelnsbegrliT,
den en si^**. Im allmlä cht Igen Sohöpifor^tt, dann vorllert
die IrtAn'rtlTo v/issensohaft Ihr ö-llt, Trail dann Im «nt schei-
dend an Augenblick wie etwa In der heutigen Zelt die Seele
dann licmer wieder das lotzto Wort sprechen wird, bevor da«
Pulverraas der Technik die Menschheit zerstört haben wird,
Wenn Irti religlögan KrleVen (ile F-eole eloh aüfeohrln^ zum
Höchsten, dann v-^rstöit man, daeo ee s€öir wohl möglich l»t,
Bynthctls(Äi Realiemuß und Innerlichkeit zu verbinden, da»»
E.B. ein geraltlger jüdlsoher "iheologe :Tie etws. Maliuonidea
augleloh Yerehrer aristotelischer rhlllosophi« und Ratur-
ilssonschaft gewesen ist, dass ein katiiollsohe» Priester
wie etwa Mendel das ITaturgesets der
geifunden hat.
dass «twa der oberrabblner Toa ssegedia, Low, ela b»d«aten-
fi
- 11 -
ddr Blclog« lt?.t, und dauu lanar vldd«r auch xü aa^er«n la-
gön Aorzte, das hol-at mitten in dar Hatut.'.iss«nach&ft
et»»h«acLo jiTäans-T, ßioh das aabtinwrdiplom erwecben«
Isefel hat Reclat: Inu«rliahl««lx tut der heutl-
g«ti Wtilt not, fioiuiit v;ird dio Kunst der Fdltbcherrcohung
vollends inr-i-r sealiochün Qudilöa 'ioraubt verdeü, ör£.tu.rr«n
und Daratou. a'bex nicht oinrach dor RiU;3i*cha Itensöh ist
d«r Sclösor dor T?«lt, iäis amss hinzakorauan deor D nker,
döi' tiioh aurtiohtvingt zum hbcheten Sein, untcsr des» an erig«n
■ ■ >
£üht)in dad u ;•; leren de 0 Gottocböwur.töein induirtiveo Forscher-
t»treben gev/ähroxi lilcßt und Usjaliciüus und iniitirlichkeit
au/ nöuor '!i1)tsrie zu fruchtbarer iiiiiikjit veruöhnt^
" Realisrx-:us und In n ^ir 1 i chke i t 'J
Vortrag bei der Loö^eneinrührung.
Der jüdische Dichter Franz \I^vtel hat unter obigem
Titel im vergangenen Jahre einen Vortrag gehalten, den er auch
gedruckt im Buchhandel hat erscheinen lassen. Es ist nicht meine
Absicht^ heute über dieses Büchlein zu referieren. Ss enthalt
vom Standpunkte V/erfels aus eine großzügige Kritik unserer Z-^it.
Solche Kritiken sind schin örters geschrieben v/orden.Ich erinnere
nur etwa an Spenglers Buch; Der Untergang des Abendlandes und
Jaspers, die geistige Situation unserer Zeit* v/irkliche llritik
üben, llritik, die uns selber fördert, kann ab-jr jeder nur von
seinem eigenen Standxjunkte aus. Das "iVerk eines Fremden kann uns
höchstens Anregung geben, insofern es uns zeigt, nie eine leben-
dige Seele die heutige \7elt v/iders^^iegelt . V/enn wir jedoch ganz
St
tief in uns selbst hinabsteigen, dann werden sich auf einmal Zu-
sanHnenlLLange ergeben; man wird feststellen können, dass mau see-
lisch verv/andt ist mit ganz bestimmten Menschen. Un^ sc v/ird sich
denn eine natur liehe Front ergeben, die O-loichgesinnte im Eampf
ge^en die Unendliciikeit meiir zusanimenliindet , als Banden des Blutes
es vermögen.
Es gibt zv;ei rcrmale Mögliclikeiten des Weltbegreii'ens:
die deduktive und die induktive Möglidikeit . Die erste gelit aus
von einem übergeordneten Sein, Begrili' oder Erleben und sucht da-
nach die r/irkliciikeit zu bestimmen, die Z7;6ite g eht aus von der
unmittelbaren siüinlichen Erfahrung und hat die Möglichkeit durch
Zusammenfassung allmählig zu höheren Begriffseinlieiten zu kommen.
Sin Beispiel für die deduktive Brkenntnisart: Das mittelalterliche
!
- 2 -
Christentum hat unsere Biloel in einer merliwürdigen durchaus
nicht in ihr gelegenen Art zum obersten Entscheider aller
Fragen der V/irklichkeit erhoben. Keine Entdeckung der Ifatur-
Wissenschaft durfte v/ahr sein, die nach Ansicht der G-elehrten
in V/ider Spruch mit den Angaben und Berichten der Bibel stand.
Daher kamen die furchtbaren Zusammenstüue mit den Umv/älzern
der modernen Weltansicht, mit G^llilei, mit Giodano Bruno und
anderen Aposxeln dar modernen naturxYissenschaftiichen Welt-
erkenntnis. Diese ITaturT/issenschaft nun bietet das grandiose
Beispiel für die Möglichkeit eines konsequenten induktiven
Weltbegreif ens. Ihr IVesen stallt sich dem geistigen Betrachter
zuna^chst negativ in der Abl^nung Jedes B-grifxes als Ausgangs-
punktes der Srkeuntnis dar, dann aber positiv in dem Bestreben,
die Naturvorgc^nge völlig ujivoreinc^enommen mit unertaüdli ehern
Fleisse und absoluter Unbestechlichkait des Urteils zu beobach-
ten. V/ir können sagen: Die deduktive Art, zur \7elt erkennt-
nis zu gelangen sclieliat ein 7/eg von aussen nach innen zu sein,
d.h. von e inem uns unmittelbar N&,heliög3nden zu einem ungreif-
bar ausser uns Seianden. . ' ,.,
Es scheint nun, dass \/ari'?.l diese Neigung der
Neuzeit, aulT i;.dulitiveffi Wege zur letzten Erkenntnis zu galanten,
mit dem BegriiT Realgesinnung belegt. Diese Real^esinnung kri-
tisiert er nun in der allerschäriSten "iVeise und uii.olYt ihr ge-
radezu den "/or-.vuri', daüs sie die Welt ent^virkliche. Man be-
denke: Gerade die induktive Methode will in unlösbarer Tuch-
fühlung mit der v/irklichkoit die Welt erkennen, und sie soll
nun ausgerechnet die Welt entv/irklichen? Wie ist eine der-
- 3 -
arti-e Umkeiirung überhaupt möglich, denn sie scheint doch je-
der Erranrung zu widersprechen?
if
.n var diese Frage beanu-
v/orten wollen, so müssen ivir beruCKöichtig n , dass gerade heute
keine ii^eit ist, etv/a spiel^^rische Umkehrungen voriamehmen in
der Art und .i^ise, wie manchmal Menschen, die im größten
*
Luxus leben, einem sie zu ^ar nichts verpflichtenden Salon-
bolsch::^v;ismus huldigen. Unser Denken muss h^ute unjedingt,
\'jenn es uns und anderen nützen soll, Y/irklichkeitsnah blei-
ben. , ~ '■' ■, ...... '.'
Fragen wir einmal.: Was hau denn die induktive
Weltbegreirungsm.ethode erreicht? darauf niuss man wahrheits-
gemäß antworten: Sie hat den Monschen ine..iner -rt.rt und Y/eise
di . ITc'.tur beherrschen gelelirt, wie nie ii^-uvor jemals lur moglidi
^gehalten v/erden konnte. Die lirde ist durch die Srrungenschai-
ten der Technik zu einem einheitlichen L-nde ^eworden^i das
••■,•■■
dem Reisenden weniger Schwierigkeiten entgegensetzt als Deutsch-
land noch Vor 100 Jahren* Mit den modernen Verkehrsmitteln
und Verstandigungsmitteln ist '.in unerhörter Sieg über Raum
und Zeix errungen v/orden* Ss wure möglich ~ das sagt uns ins-
besondere das neueste Sculagwort Technokratie, die ganze Mcni^ch-
heit mit gerin_.--i Arb.- itsau'iwand zu orr.c^-hren und zu kleiden.
»
l3t das nicht üin unj-iieurtT 3rfclg? Aber nehmen wir nun ein-
mal an, es ?/äre soweit, dann hatten doch die Menschen angeahnt
viel Freizeit; dann ciütetünde das Problem: Wie soll denn die
Freizeit v>ir?,-endet werden? Die Menschen müstten das Paul-
sein lernen. Das aber konnte sehr wohl eine Situation werden,
aus
der heraus die Menschen vor 3Ä,uter Langeweile sich gegen-
seitig totschlügen, so wi-; man sich ^w. manchmal dea Sindrucks
tti 4 ^
t
niclit erwehren kann, als sei an dem ^roEen Krieg tatsächlich.
das ganze Volk schuld, da e s a^hien, als ob nicht 77enige den
Krieg als Abwechslung in ihrem langweilig gewordenen Dasein
betrachteten»
Aber die ^achlago, der v;ir uns heute gegenüber
sehen, istja eint^^anz andere.
Zahlreiche Menschen haben froie Zeit; aber nicht,
weil die fortgeschrittene Technik sie ohne Arbeitsleistung er-
noihrt, sondern es ääi^t so, dass die Techni:^ diese Menschen aus
dem Arbeitsi.rozess ausschaltet und sie in geradezu ort sa-
disitiscii anmutender Y^i-ise mit Niolit ernährung, mit Hunger be-
s
trai-t. Di es öS Verhältnis ist so unTDegreiflicii, dass es einen
wie Wahnsinn anmuten könnte. Arbeitslose im Kohlengebiet
frieren. Mixlionün Tonnen Kohlen liegen unverkauriicn aui
den Halden. Y/as ist natürlicher als die Verteilung von Kohlen
',,",. ..."
an die Arbeitslosen, oder dass sie sich die Kohlen einrach
selbst holen. Aber die Polizei vertreibt sie. Kurz aar.ach
bricht ein Brand aus und VWnichtet grosse Kohlsnbestaude.
Der Naturgewalt musste man gewaltige 'Uerte opfern; dem mittel-
* *
losen Menschen hat man sie versagt. Der:kt man e inmal einen
solch ai Fall durch, so muss man erkennen, dass hinter der
li'erte schari-euden Technix- ein viel grösseres rroblam lauert;
das Problem des Uenschen 1 De-s heisst das Prob^laia: V/ie ist
es zu erreichen, dass der Mensch von s einem Gute anderen mit-
teilt?
Welches Probelem wiegt wohl nun schwerer, das Pro
blem mittelst der Techr.ik immer mehr die 17elt zu beherrschen,
immer mehr G-üter zu. schail'en, oder das seelische Frobiem., eine
- 5 -
solche geistige Einstellung zu erreichen, dass der Mensch
gewillt ist, die erzeugten G-üter zu verteilen? Die Frage
steht heute nicht ohne Illustration da. Der Kormriunismus,
dessen theoretische G-rundlage des historischen Materialis-
mus ja scheinbar d^r stärkste Geg-^nwartsausdruck induktiven
Weltbegreii'ens ist, hat seine Stoßkraft durchaus nicht aus
der v/irtschaftlichen Sphäre, sondern vielmehr aus der
seelischen ¥elt der Abneigung und des .Widerstandes gegen
eine Menschheit, die wie ein Drache auf ihren &ütern sitzt,
ohne davon den: Hungrigen in genügendem Liaße mitzuteilen.
Es gibt eine Anschauung, dass der Faschismus die Vorstufe
in der Entv/icklung zum Kommunismus sei. Wenn diese Anschau-
ung richtig wäre, dann v/Urde uns die heutige Situation schlag-
liQhtartig, um nicht zu sagen grauenerregend die Folgen des
rein induktiven, von der materiellen Tuchfülilung ausgehenden
¥eltbegreifens vor Augen stellen. Sie zeigte uns, dass die
induktive naturv/issenscliaftliche V/elterxürsohung nicht nur
gelehrt hat, die Erde zu beherrschen , sondern auch sie zu
zerstören!
Dieser Zerstörung aber kann nur vorgebeugt werden,
w
•jexm der Mensch nicht der Diener der Technik sondern ihr
Herr v/ird ! Unter Mensch ist aber in diesem Falle durchaus
nicht der körperliche Mensch zu verstehen, sondern es ist
eine Seite des Menschen, die dea andern Menscaen von den
Gütern der Erde mitteilt, weil sie ihn als Bruder anerkennt.
Das ist die Seele des Menschen.
Die indulrtive 'jfelterf orschung hat sich - fast
könnte man^sagen - ein Vergnügen daraus gemacht, die Seele
- 6 -
des Menschen zu leugnen. Der grosse, I902 gestorbene Arzt
Rudolf Virchow glaubte, die Seele des Mensehen leugnen zu
düri'en, weil er bei seinen vielen Selrtionen noch nie eine
Seele gefunden hatto. Diese Einstellung ist typisch für
die die Technik begründende Naturwissenschaft des 19# Jahr-
hunderts. Sie förderte die Erdbeherrschung und tütete die
Menschenseele. Sie stellte eine Korrelation her zwischen
induktiv-materieller Forschung und Seelenleugnung, weil sie
glaubte, das erste sei unmittelbare Lebenswirklichkeit, und
las zweite reines Phantasieprodukt und Unwirklichkeit . Und
nun stellt sich in unseren Tagen heraus, dass gerade die
Seelenleugnung, die Abtotung der Menschlichkeit das Spreng-
pulver sein kann, durch das die ganzen großen jSx'rungenschaften
der Naturwissenschaft und Technik in loirzester Jrist aus dem
Menschenlaben ausgetilgt werden können.
: ■■' Sucht man also, dieser O-efahr zu entgehen, so muss
man heute eine TJmkeliruna: vornehmen. Es mag eine Zeit gegeben
haben, in der zur Bewciltigung der Naturkrüfte es vielleicht
gestattet war, eine Zeit lang die Augen vor der ITot-.vendigkeit
der Pflege der Seelenkräfte zu schliessen. Nachdem nun
die Sntv/icklung der vartschaftlichen und politischen Ver-
hältnisse sich zu der heutigen akuten Gefahr aufgebäumt hat,
iÄt diese Selbstblendung nictit mehr gestattet. Jetzt heißt
es Abreissen dar realistischen Scheuklappen, um zu erkennen,
dass es mehr Dinge zwischen Himmel und lärde gibt, als sich
unsere Schulweisheit träumen läßt. Diese Aufgabe und For-
derung der Stunde will ¥erf el in seinem Büchlein auf einem
- 7 -
anderen Wege erörtern. Er verstellt unter Innerliclikeit das
ganze Seelenleben des Menschen, und insbesondere die musischen,
künstlerischen Kräfte, die \val:irhaft schöpferisch sind, Ihr
Leben ist ein ganz anderes als das der realistischen Natur -
erfassung, and nicht nur anders sondern segar das v;ahre Le-
ben!, die echte Y/irklichkeit, und aus diesem Grunde ist die
realistisch=ma-i:erialistische \7eltauf fassung nicht Y/irklich-
keit sondern Unv/i rkl i chke it !
An dieser Aufgabe, die 'iverfel mit Recht als die
in der Gegenwart notwendigste erklärt, haben nun gerade
unsere Logen in besonderer Irt und V/eise mitzuwirken. Die
drei Buchstaben, die über unserem Logenleben stehen. Wohltun,
Brüderlichkeit und Eintracht sind ja gerade leuchtendes
Zeugnis seelischen Lebens. Sie sind ein stolzes Zeichen dafür,
dass auch in der Hochflut materialistischen Glaubens im Krei-
se der jüdischen Gemeinschaft unseres Seelenadels, der jedem
..■'•' .' ■* ' . ■ ■ '
Menschen als Möglichkeit gegeben ist, nicht vergessen wurde.
Stellen wir uns nun einmal vor, dass die von \7er-
fel und so vielen anderen vorgezeichnete Aufgabe der seeli-
schen und schöpferischen Erweckung und Auflockerung der Men-
schenseele erfüllt 7/äre* Y/äre dann v/irklich die ganae Auf-
gabe des Menschen erfüllt? Es kann wohl doch nicht geivtlnscht
werden, dass der Mensch der Forderung seiner Seele zuliebe
wieder äusserlich, technisch zuj^ Zustand der Urzeiten zu-
rückliehre. V7ir müssen den indutiv« naturwissenschaftliciien
Weg zur Y/eltbeherrschung in seiner Yerabsolutierung, in sei-
nem Herrschaftsanspruch im Reiche der Erkenntnisforschung für
falsch halten. Aber deshalb darf man doch, T/enn man nicht
4
t
- 8 -
einseitig sein v;ill^ nicht verkennen, dc^ss aucii in Natur-
v/i^senschaft und Technik ein Y/underbares vorliegt, das zu
irgendv/elcher Synthese mit dem wahren Erkenntnis streben ge-
bracht werden muss. Und v/elches ist nun diese Synthese?
Darauf möchte ich antworten: Die v/ahre deduktive
Y/eltbetrachtung ! Ist nämlich das Seelenleben im Sinne
Werf als auf'gglockert, so gleicht es einem flutenden Meere,
das zwar alle lebendigen Keime in sich birgt, und aus dem
alles Lebendige entstehen kann* Aber die Aiü'gabe ist doch
nicht zu verkennen, dass dieses überragend Lebendige erst
geboren v;erden muss. Schon der Ozean der Urzeit hat die
Lebenskeime in sich getragen. Aber erst, als das Leben
sich aus seiner Flut gelost hatte, ist der herrschende Mensch
entstanden. Y/as nun muss sich aus dem wogenden, schopr ari-
schen Seelenleben erheben? Ss muss etwas sein, was sowohl
der Seele als auch der nichtbeseelten V/elt ihr Recht gibt.
Das kann nur sein ein oberster Begrirr, der allerdings mehr
ist als Begriff, der ein Sein darstellt, aus dem der G-egen-
satz des Beseelten und nicht Beseelten sinnvoll hervorgeht.
Das kann nur sein der Seinsbegriff des ein=einzigen G-^ttesl .
der selb stver stundlich auch über unseren Logen als einer
&emeinschaft von jüdischen Mannern schwebt.
Wird dieser Schritt nicht vollzogen, dann tragt
die Forderung, gegen den Realismus der Unwirklichkeit das
Leben der Innerlichkeit zu realisieren, eine G-erahr in sich,
das ist di* Verschwommenheit , aus der heraus nicht nur Gutes
sondern auch Zerstörendes geboren v/erden kann. Bei^anntlich
t
- 9 -
erkennt unser Judentum alle Religionen der lüvcLe als v/alire
Religionen an, das hei;:: st als V/ege eines ■bestiromten Llen-
schentypus zu G»tt. Nur eine ürt von Religion lehnen un-
sere Profeten mit unerbittlicher Leidenschaft ab, nämlich
diejenige, die sich auf dem Mord= und Sexualrausch aufbaut.
Wir dürfen uns nicht tauschen: Auch diejenigen Llenschen,
die in ihren Tempeldienst Menscheniaord und Sexual Verbindung
einbö-uten, w^ren religiöse Menschen, die aus gewaltigem re-
ligiösem G-ei*ülil heraus sich überwinden konnten, etwa ihre
■ . .' .- . ■• ,
eigenefli KindeU- zu schlachten, zu opi'ern^ Aber v/ir sagen;
Jene Menschen v;aren in einem greulichen Irrtum |»©fangen«
Gev/iß hatten sie starke religiöse G-ertiiile; aber sie v/aren
nicht imstande, diese Seelenerschütterungen richtig zu
deuten! Die richtige Deutung, nämlich die Beziehung auf
den üb er v/elt liehen Schöpf ergott, der alle G-eschöpfe mit glei-
chem Lebensrecht geschaffen hat, der daher Jeden Mord ijind
.;. jede Recht sverge^mltigung gegen den Menschenbruder aus-
'i
schliesst, diese Deutung, das richtige Beziehungsobjelrt , auf
welches das trieben geht, das haben erst unsere Profeten
gefunden I
Und was haben die Fror et en hiermit geleistet?
Sie haben alles Irdische relativiert - der Begriff klingt
selir modernl - relativiert zur göttlichen Möglidikeit, ohne
damit zugMeh die LI ansehen wie in unseren Tagen mit ent-
nervender IIaltlg)si,<kuit zu vergiften. Der gottglc^ubige,
das heilst um den mvigen &*tt wissende Jude, war verankert,
gebunden an eine ausserirdische, überirdische v/irklichkeit.
f
10 -
Aber nur dadurch hatte er die freihält, innerhalb des
Irdischen ungeheinint übGrall zu suchen, zu i'orschai und zu
v/irken* Q-eschichtlicher Beweis: Mittelalterliches Juden-
tum ist anter keiLcn Umstanden zu vergleichen mit dem unser
Go tt es i^r leben verdüsternden mittelalterlichen Ohristentum.
Während die Kirche die Apostel indulitiver Forschung ver --
brannte, v/aren strenggläubige Juden in Gemeinschaft mit
strenggläubigen Mohammedanern die Retter und Erhalter der
griechischen, H;r die ITeuzeit vorbildlichen lTaturv;issen-
Schaft* ■ ^;''': ; ',. ■ ,.' ;', ''' ';, :' ■ ' .,. ' ' ,:;,■'' "., •■:. ■.
t '■■■■'' , , '. . ■•'',■
Induktives Y/elt begreif ungsstr eben oder Realismus,
wie Werfel es rjennt, ist nur dann gefährlich, vjerixx der Mensch
haltlos die induktiv ^erundenen oandhorner seiner .rissen-
Schaft in die Ewigkeit ;^jro;jiziert und verabsolutiert, '^enn
aber die Menschensefele verankert ist im höchsten Seinsbegriff
den es gibt, im allmächtigen Schöpf er gott, dann verliert
die irduktive Wissenschaft ihr G-ift, weil dann im entschei-
denden Augenblick wie etwa in der heutigen Zeit die Seele
dann immer wieder das letzte Wort sprechen wird, bevor das
Pulverfass der Teoimik die Maischheit zerstört haben v/ird.
ücnn im religiösen Erleben die Seele sicii aarsciiwingt zum
Höchsten, dann versteht n-£Ln, dass es selir v;ohl müglidi ist,
synthetiscii Rsalisiiiua u.ud InBeriichkeit zu verbinden, dij,ös
z.B. ein gewaltiger ^jüdischsr Theologe wie etTTa Maimonides
zuplelch Verehrer aristotelischer Philosophie und F<i-tur-
o
vässenschaft gewesen ist, dass ein katholischer Priester
wie etwa Mendel das Naturgesetz der Yerörbui-g gerunden hat,
dass eti^a der oberrabbiner von Szegedin, Low, ein bedeuten-
^ 11 -
der Biologe ist^ und dass ii:inar wieder aucti in unseren Ta-
gen Aerzte, aas heilst mitten in der Haturv/issensclia'rt
*
stehende Männer^ sieh das Rabbinerdiplom erv/erben.
Werfel hat Recht: Innerlichkeit tut der heuti--
gen Welt not, sonst v/ird die Kunst der velfbdierrschung
vollends ihrer seelischen Quellen beraubt werden, erstarren
und bersten. Aber nicht einl^ach der musische Mensch ist
der Erlöser der V/elt. Es muss hinzukormien der Denker,
der sich aufschwingt zum höchsten Sein, unter dessen ewigen
Schein d»du2iierendes aottQsbewu£tsein indulitives Forsolier-
s
trebsn gewahren las 3t und Realismus und Innerlichkeit
aui neuer Ebene zu fruchtbarer Sinlieit versöhnt.
I >
7
I,
'*
25.11.1935.
"Realismus und Innerlichkeit»""
Vortrag bei der Logeneinf iihrung.
Der jüdische Dichter Franz "erfel hat unter ohi=
gern Titel im vergangenen Jahre einen Vortrag gehal=
ten,den er auch gedruckt im Buchhandel hat erschei=
nen lassen. Es ist nicht meine Absicht , heute über
dieses Büchlein zu referieren. Es enthält vom
Standpimkte V/erfels aus eine grosszügige Kritik un=
serer Zeit. Solche Kritiken sind schon öfters ge=
schrieben worden. Ich erinnere nur etwa an Spenglers
Buch: Der Untergang des Abendlandes^. .Tirkliche Kri=
tik üben, Kritik, die vms selber fördert, kann aber
jeder nur von seinem eigenen Standpunkte aus. Das
T/erk eines Fremden kann uns höchstens Anregung ge=
ben, insofern es uns zeigt , wie eine lebendige Seele
die heutige '^elt widerspiegelt. Wenn wir jedoch
ganz tief in uns selbst hinabgestiegen sind, dann
we
rden sich auf einmal Zusammenklänge ergeben; man
w
ird feststellen können, dass man seelisch verwandt
ist mit ganz bestimmten Menschen. U-nd so wird sich
denn eine natürliche Front ergeben, die Gleichgesinnte
im Kampf gegen die Unendlichkeit mehr zusammenbin=
det,als Banden des Blutes es vermögen.
Es gibt zwei formale Möglichkeiten des Welt=
begreif ens: die deduktive und die indu;rlktive Mög=
lichkeit. Die erste geht aus von einem äbergeordHe=
ten: Begriff fund sucht danach die '.Virklichkeit zu
bestimmen, die zweite geht aus von der unmittelbaren
sinnlichen Erfahrung und hat die Möglichkeit durch
Zusammenfassung allmählich zu höheren Begriff sein= •
heiten zu kommen* Ein Beispiel für die deduktive
Erkenntnis-art : Das mittelalterliche Christentum
hat unsere Bibel in einer merkw'irdigeri/ Art zum
obersten Entscheider aller Prägen der Tfirklichkeit
erhoben. Keine Entdeckung der Naturwissenschaft
durfte wahr sein, die nach Ansicht der Gelehrten in
\Viderspruch mit den Angaben und Berichten der Bibel
stand. Daher kamen die furchtbaren Zusammenstösse
mit den Umwälzern der modernen V/eltansicht ,mit
Gallilei,mit Giordano Bruno und anderen Aposteln
der modernen naturwissenschaftlichen V/eltansicht'*
Diese Naturwissenschaft ! bietet das grandiose Bei=
spiel flir die Möglichkeit eines konsequenten induk=
tiven Weltbegreif ens. Ihr Wesen fetellt sich dem
geistigen Betrachter zunächst negativ in der /lieh=
nung jedes Begriffes als Ausgangspunktes der Er=
kenntnis dar, dann aber positiv in dem ISiX Bestreben
die Naturvorgänge völlig unvoreingenommen mit un=
ermiidlichem Fleisse und absoluter Unbestechlichkeit
des Urteils zu beobachten, '^ir können sagen: Die
aeduktive Art, zur Welterkenntnis zu gelangen scheint
ein/ Weg von aussen nach innen zu sein, d.h. von einem
ausserhalb des uns Greifbaren zu eben diesem Greif=
baren. Die induktive Art scheint demgegenüber , von
innen nach aussen zu schreiten, d.h. von einem uns
unmittelbar Naheliegenden zu einem ungreifbar ausser
uns Seienden.
Es scheint nun.dass Werfel diese/4 Neigung der
Neuzeit, auf induktivem Wege zur letzten Erkenntnis
zu gelangen, mit dem Beo'riff Realgesinnung belegt.
Diese Eealge sinnung
kritisiert er nun in der
allerschärfsten Äeise und macht ihr -eradezu den
Vorvmrfjdass sie die Welt entwirkliche. Man bedenke:
Gerade die induktive Methode v/ill in unlösharer
Tuchfühlung mit der Wirklichkeit die Welt erkennen,
und sie soll nun ausgerechnet die 7/elt entwirklichen?
Wie ist eine derartige Umkehrung illDerhaupt möglich,
denn sie scheint doch jeder Erfahrung zu vviderspre=
chen? \Tenn wirdiese Präge beantworten wollen, so müs=
sen wir berücksichtigen, dass gerade heute keine
Zeit ist, etwa spielerische Umkehrungen vorzunehmen
n
in der Art und 7/eise ,wie m§ifchmal Menschen, die im
grössten luxus leben, einem sie zu gar nichts verpflich|
tenden Salonbolschewismus huldigen. Un^er Denken
muss heute unbedingt , wenn es uns und anderen nützen
soll, wirklichkeitsnah bleiben.
Fragen v^ir einmal: Was hat denn die induktive
Weltbegreifungsmethode erreicht? Darauf muss man
wahrÖ.eitsgemäss antworten: Sie hat den Menschen in
einer Art und Weise die Natur beherrschen gelehrt,
v/ie sie nie zuvor jemals für möglich gehalten wer=
den konnte. Die Erde ist durch die Errungenschaften
der Technik zu einem einheitlichen Lande geworden,
das dem Reisenden weniger Schv/ierigkeiten entgegen=
5
nooh
setzt als Deutschland/vor loo Jahren. Mit den moder=
nen Verkehrsmitteln und Verständigungsmitteln ist
ein unerhörter Sieg über Raum und Zeit errungen
w
Orden. Es wäre möglich -das sagt uns insbesondere
das neueste Schlagwort Technokratie ,die ganze
Menschheit mit geringem Arbeitsaufwand zu ernähren
und zu kleiden. Ist das nicht ein ungeheurer Er=
folg? Aber nehmen v;ir nun einmal an, es v/äre so
weit, dann hätten doch die Menschen ungeahnt viel
Freizeit; dann entstünde das Problem: .7ie soll denn
die Preiieit verwendet werden? Die Menschen m*iss=
ten das Paulsein lernen. Das aber könnte sehr wohl
eine Situation werden, aus der heraus die Menschen
vor la-ater Langeweile sich gegenseitig totschlügen,
so wie man sich ja manchmal des Eindrucks nicht
erwehren kann, als sei an dem grossen Krieg tat=
sächlich das ganze Volk schuld, da es schien, als ob
nicht wenige den Krieg als Abwechslung in ihrem
Inagv/eilig gewordenen Dasein betrachteten.
Aber die Sachlage, der wir uns heute gegenüber
sehen, ist ja eine ganz andere.
Zahlreiche Menschen haben freie Zeit;aber
nicht »weil die fortgeschrittene Technik sie ohne
Arbeitsleistung ernährt »sondern es ist so,dass die
Technik diese Menschen aus dem Arbeitsprozess aus=
schaltet und sie in geradezu oft sadistisch anmu=
tender Weise mit Nicht ernährung, mit Hunger bestraft.
Dieses Verhältnis ist so unbegreiflich,dass es ei=
nen wie '.Wahnsinn anmuten könnte. Arbeitslose im
Kohlengebiet frieren. Millionen Tonnen Kohlen lie=
»
gen unverkäuflich auf den HalÄen. .Vas ist natür=
lieber als die Verteilung von Kohlen an die Arbeits=
losen, oder dass sie sich die Kohlen einfach selbst
holen. Aber Polizei vertreibt sie. Kurz danach
bricht ein Brand aus und vernichtet grosse Koh=
lenbestände. DftB Naturgewalt musste man gewaltige
SääläK Werte opfern; dem mittellosen Menschen hat
man sie versagt. Denkt man einmal einen solchen
Fall durch, so muss man erkennen, dass hinter der
Werte schaffenden Technik ein viel grosseres Prob=
lern lauert: das Problem des Menschen! Das heisst
das Problem: Tfie ist es zu erreichen, dass der
Mensch von seinem Gute anderen mitteilt?
Welches Problem wiegt wohl nun schwerer, das
Problem mittelst der Technik immer mehr die '.7elt
zu "beherrschen, immer mehr G-üter zu schaffen, oder
das seelische Problem, eine solche geistige Einstel=
9
lung zu erreichen, dass der Mensch gewillt ist, die
erzeugten Güter zu verteilen? Die Frage steht heute
nicht ohne Illustration da. Der Kommunismus, dessen
theoretische Gnmdlage des historischen Materialis=
mus ja scheinbar der stärkste G-egenwart sausdruck
induktiven Y/eltbegreifens ist, hat seine Stosskraft
durchaus nicht aus der wirtschaftlichen Sphäre, son=
dern vielmehr aus der sffilischen -Veit der Abneigung
und des .Viderstandes gegen eine Menschbieit ,die wie
ein Drache auf ihren Gütern sitzt, ohne davon dem
Hiingrigen in genügendem Masse mitzuteilen. Es gibt
eine Anschauung , dass der Faschismus die Vorstufe
in der Entwicklung zum Kommunismus sei. '^enn diese
Anschauung richtig wäre, dann würde uns die heutige
Situation schlaglichtartig , um nicht zu sagen grau=
enerregend die Folgen des rein induktiven, von der
8
materiellen Tuchfühlung ausgehenden '/eltbegreif ens
vor Augen stellen. Sie zeigte uns,dass die induktive
naturwissenschaftliche Welterforschung nicht nur
gelehrt hat, die Erde zu beherrschen , sondern auch
sie zu zerstören!
Dieser Zerstörimg aber kann nur vorgebeugt
werden, wenn der Mensch nicht der Diener der Technik
sondern ihr Herr wird! Unter Mensch ist aber in die=
sem Falle durchaus nicht der körperliche Mensch
zu verstehen , sondern es ist eine Seite des Menschen,
die dem andern Menschen von den (jütern der Erde
mitteilt , weil sie ihn als Bruder anerkennt. Das
ist die Seele des Menschen. '
Die induktive V/elterf orschung hat sich -i^ast
könnte man so sagen- ein Vergnügen daraus gemacht,
die Seele des Menschen zu leugnen. Der grosse, 19o2
gestorbene Arzt Rudolf Virchow glaubte, die Seele
des Menschen leugnen zu dürfen, weil er bei seinen
vielen Sektionen noch nie eine Seele gefunden hät=
te. Diese Einstellung ist typisch für die die Tech=
nik begründende Naturwissenschaft des 19.Jahrhun=
derts* Sie förderte die Erdbeherrschung und tötete
* «
die Menschenseele. Sie stellte eine Korrelation her
zwischen induktiv=materieller Forschung und Seelen=
leugnung jäÄSXfigfi v;eil sie glaubte, das erste sei un=
mittelbare. Lebenswirklichkeit , und das zweite reines
Phantasieprodukt und Unwirklichkeit • Und nun stellt
sich in unseren Tagen heraus, dass gerade die Sei=.
lenleugnung,die Abtötung der Menschlichkeit das
Sptengpulver sein kann, durch das die ganzen grossen
Errungenschaften der Naturwissenschaft und Technik
in kürzester Frist aus dem Menschenleben ausgetilgt
werden können.
Sucht man also, dieser Gefahr zu entgehen, so
muss man heute eine Umkehrung vornehmen. Es mag eine
Zeit gegeben haben, in der zur Bewältigung der Natur=
kräfte es vielleicht gestattet war, eine Zeit lang
die Augen vor der Notwendigkeit der Pflege der See=
lenkräfte zu schliessen. Nachdem nun die Entwick=
lung der wirtschaftlichen und politischen Verhält=
nisse sich zu der heutigen akuten Gefahr aufge=
bäumt hat, ist diese Selbstblendung nicht mehr ge=
lo
stattet. Jetzt heisst es Abreissen der realistischen
Scheuklappen , um zu erkennen, da ss es mehr Dinge zwi=
sehen Himmel und Erde gibt, als sich unsere Schulv.eis=
heit träumen lässt. Diese Aufgabe und Forderung der
Stimde Mläl will Werfel in seinem Büchlein auf ei=
nem anderen 'Tege erörtern. Er versteht unter Inner=
lichkeit das ganze Seelenleben des Menschen, und ins=
besondere die musischen, künstlerischen Kräfte, die
wahrhaft schöpferisch sind. Ihr Leben ist ein ganz
anderes als das der realistischen Naturerfassung,
und nicht nur anders sondern sogar das wahre Leben! ,
die echte Wirklichkeit , und aus diesem Grunde ist
die realistisch-^materialistische Weltauf fassung
nicht Wirklichkeit sondern Unv;irklichkeit!
An dieser Aufgabe, die Werfel mit Recht als
die in der Gegenwart notwendigste erklärt , haben nun
gerade unsere Logen in besonderer Art und Weise
mitzuwirken. Die drei Buchstaben , die über unserem
Logenleben stehen ,Wohltim ,Brüflerlichkeit imd Ein=
tracht sind ja gerade leuchtendes Zeugnis seelischen
Lebens. Sie sind ein stolzes Zeichen dafür, dass
11
auch in der Hochflut materialistischen Glaubens
im Kreise der jüdischen Gemeinschaft unseres Seelen^
adelSjder jedem Menschen als Möglichkeit gegeben
ist, nicht vergessen \'mrde#
Stellen wir uns nun einmal vor,dass die von
Werfel und so vielen anderen vorgezeichnete Aufga=
be der seelischen und schöpferischen Auflockerung
¥■
1
der Menschenseele erfüllt v/äre . V/äre dann wirklich
die ganze Aufgabe des Menschen erfüllt? Es kann
VI
ohl doch nicht gew'inscht v/erden, dass der Mensch
der Förderung seiner Seele zuliebe wieder äusserlich,
technisch zum Zustand der Urzeiten zurückkehre.
Wir müssen den induktiv=naturwissenschaftlichen
\7eg zur ^^Teltbeherrschung in seiner Verabsolutierung,
in seinem Herrschaftsanspruch im Reiche der Erkennt=
nisforschung für falsch halten. Aber deshalb darf
man doch, wenn man nicht einseitig sein williverken=
nen, dass auch in Naturwissenschaft imd Technik
ein Wunderbares vorliegt, das zu irgendwelcher S.vn=
these mit dem wahren Erkenntnis streben gebracht
we
rden muss. Und welches ist nvm diese Synthese?
12
Darauf möchte ich antworten: Die wahre dediktive
';7eltt)etrachtiing! Ist nämlich das Seelenleben im
Sinne Werfeis aufgelockert , so gleicht es einem
flutenden Meere, das zwar alle lebendigen Keime in
sich birgt, und aus dem alles Lebendige entstehen
kann. Aber die Aufgabe ist doch nicht zu verkennen,
dass dieses llberragend Lebendige erst geboren wer=
den muss. Schon der Ozean der Urzeit hat die Lebens=
keime in sich getragen. Aber erst, als das Leben
sich aus seiner Flut gelöst hatte, ist der herrschen=
de Mensch entstanden. Was nim muss sich aus dem
w
ogenden, schöpferischen Seelenleben erheben? Es
muss etwas sein, was sowohl der Seele als auch der
nichtbeseelten Welt ihr Recht gibt. Das kann nur
eein ein oberster Begriff , der allerdings mehr ist
als Begriff, der ein Sein darstellt , aus dem der Ge=
gensatz des Beseelten und nicht Beseelten sinnvoll
hervorgeht. Das kann nur sein der Seinsbegriff des
ein^einzi^en Gottes! ,der selbstverständlich auch
über unseren Logen als einer Gemeinschaft von jü=
dischen Männern schwebt.
13
Wird dieser Schritt nicht vollzogen , dann trägt
die Forderung, gegen den Realismus der Unwirklichkeit
das Leben der Innerlichkeit zu realisieren, eine
Gefahr in sich, das ist die Verschwommenheit taus der
heraus nicht nur Outes sondern auch Zerstörendes
#
geboren werden kann. Bekanntlich erkennt unser Ju=
dentum alle Religionen der Erde als wahre Religio=
nen an an, das heisst als '.7ege eines bestimmten
Menschentypus zu Gott. Nur eine Art von Religion
lehnen -unsere Profeten mit unerbittlicher Leiden=
Schaft ab, nämlich die jenige , die sich auf dem Mord=
und Sexualrausch aufbaut. Wir dürfen uns nicht
täuschen: Auch diejenigen Menschen, die in ihren
Tempeldienst Menschenmord -und Sexualverbindung M£
einbauten, waren religiöse Menschen, die aus gewal=
tigem religiösem Gefühl heraus sich überv/inden konn=
ten,etv/a ihre eigenen Kinder zu schlachten, zu op=
fern. Aber v/ir sagen: Jene Menschen waren in einem
greulichen Irrtum befangen. Gewiss hatten sie starke
religiöse Gefühle; aber sie waren nicht imstande,
diese Seelenerschütterungen richtig zu deuten!
14
Die richtige Deutung]^XISXSMX »nämlich die Beziehung
auf den überweltlichen Schöpf ergott , der alle Geschöp=
fe mit gleichem Lebensrecht geschaffen hat, der da=
her Jeden Mord vnä jede Rechtsvergewaltigimg segen
den Menschenbruder ausschliesst , diese Deutung, das
richtige Beziehimgsob jekt ,auf welches das Erleben
geht, das haben erst unsere Profeten gefimden!
Und was haben die Profeten hiermit geleistet?
Sie haben alles Irdische relativiert -der Begriff
klingt sehr modern!- relativiert zur göttlichen
Möglichkeit , ohne damit zugleich die Menschen wie
in unseren Tagen mit entnervender Haltlosigkeit
zu vergiften. Der gottgläubige , das heisst um den
ewigen Gott wissende Jude , war verankert , gebunden
an eine ausserirdische ȟberirdische Wirklichkeit.
Aber nur dadurch hatte er die Freiheit , innerhalb
des Irdischen longehemmt überall zu suchen, zu for=
sehen und zu wirken. Geschichtlicher Beweis: Mittel=
alterliches Judentum ist unter keinen Umständen zu
vergleichen mit dem unser Gotteserleben verd'isteni=
den mittelalterlichen Christentum. V/ährend die
.15
Kirche die Apostel induktiver Forschung verbrannte,
waren strenggläubige Juden SIS in Gemeinschaft mit
strenggläubigen Mohammedanern die Retter und Erhalter
der griechischen, für die Neuzeit vorbildlichen Natur=
Wissenschaft .
Induktives V/eltbegreifungsstreben oder Rea=
lismus,wie Werfel es nennt, ist nur dann gefährlich,
wenn der Mensch haltlos die induktiv gefundenen
Sandkörner seiner Wissenschaft im die Ewigkeit pro=
jitiert und verabsolutiert, '^lenn aber die Menschen^
seele verankert ist im höchsten Seinsbegriff , den
es gibt, im allmächtigen Schöpf ergott , dann verliert
die induktive Wissenschaft ihr Gift, weil dann im
entscheidenden Augenblick SläXSSSIS wie etwa in der
heutigen Zeit die Seele dann immer wieder das letz=
te Wort sprechen v/ird, bevor das Pulverfass der
Technik die Menschheit zerstört haben v\^ird. ^'lenn
im religiösen Erleben die SeelQ sich aufschwingt
zum Höchsten, dann versteht man,dass es sehr wohl
möglich ist , synthetisch Realismus und Innerlichkeit
zu verbinden, dass z.B. ein gewaltiger jüdischer The=
• t
16
«
ologe wie etwa Maimonides zugleich Verehrer aristote=
lischer Philosophie und Naturwissenschaft gev;esen
istjdass ein ^Ai*|wie etwa Mendel das SSMX Naturge=
setz der Vererbung gefunden hat,dass etwa der Ober=
rabbiner von Szegedin,Löw,ein bedeutender Biologe
ist, und dass immer wieder auch in unseren Tage»^
tt
Arzte, das heisst mitten in der Naturwissenschaft
stehende Männer, sich das Rabbinerdiplom erwerben*
Werfel hat Recht: Innerlichkeit tut der heu=
tigen Welt not, sonst wird die Kirnst der \Yeltbeherr=
schung vollends ihrer seelischen Quellen beraubt
werden , erstarren lond bersten. Aber nicht einfach
der musische Mensch ist der Erlöser der '//elt* Es
muss hinzukommen der Denker, der sich aufschv/ingt
zum höchsten Sein, unter d-^ssen ewigem Schein dedu]
Gottesbevmsstsein induktives Porscherstreben
o^of- vieoei^ £bevie ^
gewähren lässt und Realismus und Innerlichkeit! zu
fruchtbarer Einheit versöhnt«
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21. V. 1933.
«
"Gemeinmxtz geht vor Eigennutz" >
Es scheint ein kurzes und eindeutiges V/ort zu sein,
und ist doch nicht eindeutig! Was ist Eigennutz , was
ist Gemeinnutz? \Ierm jemand ohne Rücksicht auf andere
seine Kräfte ganz egozentrisch ausbildet , alles sucht,
was ihr Wachstum fördert und meidet, was es hindert,
darf man ihn dann eigennützig nennen? Eigentlich ja,
denn er sucht doch wirklich nur den eigenen Nutzen!
Und doch v;ird man v/ohl Hemmungen haben, einen solchen
Menschen eigennützig zu nennen, weil in uns irgendwie
\
%«
die Vorstellung liegt, dass es gar keinen anderen .7eg
für den wahrhaft lebenden Menschen gibt, als eben zu
werden, was er ist! Polglich muss,wenn unser Thema
m
einen Sinn haben soll , es noch einen anderen Eigennutz
geben, einen, der auf moralischem Gebiete liegt und
vielleicht mit Gewinnsucht bezeichnet werden kann.
Aber auch hier gibt es viele Unterschiede , bei denen
jede Stufe zugleich einen anderen V/ert ausdrückt.
Es ist durchaus nicht dasselbe, ob jemand ein nach dem
jev/eiligen
Kulturbewusstsein gestatteten Gewinn auf eine .Tare
auf schlägt , oder ob er einen Gewinn lom jeden Preis
erlangen v/ill und -wie man sich ausdruckt- über Leichen|
geht. Der Begriff Eigennutz ist also durchaus nicht
eindeutig! Er wird noch schillernder , wenn man nach den
Gesichtspunkten f ragt , von denen aus der Eigennutz be=
urtäilt werden soll. Ein G-rosskapitalist wird unter
Eigennutz etwas ganz anderes verstehen als eineIgKSäX
JIfiSXÄ15fiXXfi3([fiIä Franz von Assisi=Natur ,der Begründer
des Bettelordens der Franziskaner •Und ganz, unter ewi=
gern Gesichtspunkte wird das Nachdenken 'Jber den Be=
griff Eigennutz gar gefährlich, denn es könnte eine
Stimme wach werden, die fragt, ob nicht hinter allem
die eigene Befriedigung lauert, also der Eigennutz ,so=
gar hinter dem Verhalten des Märtyrers , der f'lr eine
Idee
stirbt.
Aber ebensowenig eindeutig wie der Betriff Ei=
gennutz ist der Begriff Gemeinnutz. Was ist denn ge=
meinnützig? Etwas, was allen nützt? Dann brauchte nie=
mals Gemeinnutz vor Eigennutz zu gehen, denn dann ist
Geraeinnutz ja immer auch Eigennutz! Also scheint Ge=
meinnutz etwas zu sein, was nicht allen, aber wenigstens
vielen nützt! Aber könnte man sich^ nicht vorstellen.
dass im Augenblicke etwas nur wenigen nützt, dass aber
diese v/enigen voraussehen , dass ihr Streben einst zu
einem Nutzen für alle führen wird? Also müssen wir
auch v/ieder nach den Beurteilungsgesichtspunkten bei
dem Begriff Gemeinnutz fragen! Und wenn wir auch hier
emporsteigen zu metaphysischen Hintergründen , so könnte
uns der ledanke kommen, dass es vielleicht f*5r jedes
Volk eine Art Gesamtseele gehen könnte, die einen ewi=
gen Tert für sich darstellt , deren Förderung allen
nützt, selbst wenn sie dafür sterben müssten. Hier
bedeutet Gemeinnutz allerdings etwas schlechthin
anderes, als was man sonst unter dem Segriff Nutzen
versteht* Hier steht er fast für ein Seligwerdem
im Glauben an den unzerstörbaren, göttlichen '-Yert
der Gemeinschaft. Das Aufgeben dds persönlichen Nut=
zens ist dann eine Art modernen Gottesdienstes , ein
Opferdienst; nur dass man eben nicht Gott, sondern
der Gemeinschaft opfert.
Es ist natürlich notwendig, bei der Untersuchung
der ethischen und religiösen Grundlagen des Prinzi=
pes "Gemeinnutz geht vor Eigennutz" , diesen Begriffen
,*
einen iDestimmten Sinn unterzulegen, sonst redet man
unp-reifbar ins Blaue hinein. Hier soll nun ein Sinn
«
hineingelegt werden, derheute im all^:emeinen wohl
darin empfunden v/ird. Es ist nämlich meine Meinung,
dass hei diesem Prinzip gar nicht so sehr auf eine
genaue Definition .Vert gelegt wird als auf einen
Gefählsgehalt> Eigennutz ist im Verhältnis zum Ge=
meinnutz etwas Verächtliches; Gemeinnutz also etwas
W
ertvolles, Höherstehendes , unter Umständen Begeistern^
des. Es d'irfte wohl kein Zweifel sein, dass mit die=
sem kurzgefassten Prinzip in geschickter Form nichts
1» r^ /^ —
anderes gemeint sein wird, als was man sonst die so
ziale Frage" nennt, ein Leitsatz f^ir die Lösung der
in aller Geschichte immer bohrenden EiägX Spannung
zwischen Reich und Arm, Arbeitgeber und Arbeitnehmer,
Mächtigem und Schwachem, allerdings eine Lösung unter
ganz besonderen Bedingungen, nämlich unter der Voraus=
Setzung eines auch metaphysisch wertvollen Volksgan=
zen.
115 Können wir nun von unserem jüdisch=relig=
lösen Standpunkt aus Stellimg nehmen zu dem angeführ=
ten Prinzip? Ja , wenn nämlich die Annahme stimmt, dasS
der Grundsatz "Gemeinnutz geht vor Eigennutz" in das
Herz der sozialen Frage hineinstösst . Das Wort sozi=
al stammt ja aus dem Lateinischen und bedeutet in
seiner substantivierten Form" societas" Gemeinschaft.
Gemeinnutz also muss der Nutzen der Gemeinschaft
sein, der societas ;ist also sozial im wahrsten Sinne.
Will man also das Prinzip vom jüdischen Standpunkte
aus darlegen, so hat man nichts anderes zu tun, als
die Sozialgesetzgebung des Judentums aufzuzeigen.
Es ist nun natürlicherv/eise unmöglich, hier einen Ab=
riss der Sozialgesetzgebung darzustellen. Ich werde
mich daher darauf beschränken, unter einem ganz be=
stimmten Gesichtspunkte einige Gedanken auszuwählen.
Die Sozialgesetzgebung des Judentums geht von
einer eindeutigen Voraussetzung aus: von der Einheit
des Menschengeschlechtes! Dieser Gedanke wird nicht
erst später von den Profeten, wie manche unverständ=
licherweise angenommen haben, hineingetragen, sondern
mit diesem Gedanken hebt die Heilige Schrift an. Gott
hat Himmel und Erde ,\uid darin Adam, den Menschen ,aSMX
d.h. das Menschengeschlecht geschaffen. Alle Menschen
sind daher Br'ider in Gott ,von einem Höchsten erschaf =
fen![_Nichts in der Welt könnte uns dazu bringen, die=
sen Gedanken der Brüderschaft aller Menschen, der prin=
zipiellen GleichberechtiguJig alles dessen, v/as Menschen=
antlitz trägt, zu verleugnen! Das Judentum hat diesen
Gedanken in die Weit gebracht ,\md es wird sterben in S
dem Augenblick, da es dieses ewigen Gedankens , dieser
unendlichen Idee und Aufgabe vergisst! Dass das Ju=
auch ausserhalb des Menschen
dentura alles Lebendige/in den Kreis der Einheit ein=
bezogen hat, ist zwar erwähnenswert , spielt aber in die=
sem Zusammenhang keine weitere Rolle. Es geniigt,da=
rauf hinzureisen, das 5 unsere Religion den Kreis der
societas,der Geraeinschaf t ,f'lr den das Prinzip "Ge=
meinnutz geht vor Eigennutz" gelten rauss,in der wei=
testen Form gezogen hat , und zwar bewusst und nichf
nur gefUhlsmässig. '^^Qrm Rabbi Akiba als kelal godol ,
als Hauptgrundsatz der Thora das wunderbare Gebot
anspricht: Du sollst deinen Nächsten lieben als dich
selbst !▼ so gibt er dem Gedanken der Einheit aller
Menschen einen gefuhls= und willensmässigen Ausdruck.
Wenn aber demgegenüber ein anderer Gelehrter als viel
wichtiger auf den Gedanken: bezelem elokim boro bso,
im Ebenbiide Gottes ist der Mensch erschaffen worden,
hinweist, auf den Gedanken der Gotteskindschaft aller
Menschen, so ist das in der Sprache jener Zeit der
logisch^klare Ausdruck für den Gedanken der Einheit
des Menschengeschlechtes •
Nun wird man vielleicht fragen: Was hat das mit
dem Prinzip "Gemeinnutz geht vor Eigennutz" eigentlich
zu tun? Es hat sehr viel damit zu tun! Es ist nämlich
der erste Schritt auf dem Wege zur jüdischen Sozial=
gesetzgebung. Und v^enn wir nun schon einmal über die
Sache sprechen, so müssen wir eben Schritt für Schritt
nacheinander tun.
Man wird nun vielleicht sagen: Der Gedanke der
Brüderschaft aller Menschen ist zwar wunderbar schön;
aber er ist so gross imd erhaben, dass die Gafahr be=
staht.die Menschen werden von ihm eben so wenig ver=
wirklichen, wie sie die Sterne erlangen können! Der
Einwand ist richtig und muss auch noch in ganz anderer
Beziehung uns zum Nachdenken anregen, insbesondere
bei Beobachtung der Kluf t ,die in so mancher Hinsicht
8
zwischen \lorten und Taten, zwischen hochgesetzter Idee
und schäbiger Wirklichkeit herrscht! Nur unserem Ju=
dent^om darf man nicht den Vorwurf machen, als habe es
diese Gefahr nicht gesehen und nichtsgetan , um sie zu
bannen ,beq.uemerweiser also die Idee so hoch gespannt,
dass die Träger der Idee info^e Unvermögens gar nichts
zu tun brauchten!
Der nächste Schritt zur Verwirklichung des
sozialen Gedankens der Menscheneinheit muss notwendi=
gerweise gehen über SäS die kleinere Menschenordnung
des Volkes! So wie der Einzelmensch ±m Laufe seiner
Lebensentwicklimg sich selbst finden muss, so muss
auch eine Volksgemeinschaft zu sich selbst kommen,
und es wäre eine Blindheit der Wirklichkeit gegenüber,
einem Volke aus diesem Streben zur Selbstfindung ei=
nen Vorwurf machen zu wollen! Die Menschheit gliedert
sich in Völker, und man kann den Gedanken der Mensch=
heitsbeglückxmg nicht ausführen, wenn nicht zuerst
der Baustein des Volkes in richtiger Weise zugehauen
ist! Es ist wiAnderbar ,mit welch traumhafter Sicher=
heit unsere Heilige Schrift «das Buch des Juden, die=
.«.
l
sen Gedankenschritt tut! Im lo. Kapitel des ersten
Buches Mose steht der Stammbaum aller Völker der Erde!
Was bedeutet dies? Das bedeutet ,dass der so unsreif=
bar und unfassbar als Idee hingestellte Gedanke von
der Eihheit des Menschengeschlechtes herabgeholt wor=
den ist vom Himmel auf die Erde , auf dass niemand mehr
sagen kann: Die Idee ist so hoch, ich kann sie nicht
erreichen! Jetzt nämlich ist die Aufgabe der Gemein=
Schaftsgestaltung im religiösen Bewusstsein begrenzt
auf eine greifbare Menschengruppe , auf das Volk! Jeder
kehre vor seiner Tür, vor der Türe seines eigenen
Volkes - clann wird es in späterer Zeit auch einmal in
der Menschheit recht werden; s£ heisst jetzt die
Aufgabe der Gemeinschaftsgestaltung! So aber ist auch
der Begriff der Auserwählung zu verstehen , der ja in
unserem Judetum eine grosse Rolle spielt. Auserwäh=
lung heisst durchaus nicht, etwas Besseres sein als
die andern, sondern heisst, ohne auf die andern zu war=
ten,ohne abzuwarten, was die andern tun, an sich, in
seiner eigenen Gemeinschaft die wahre Menschenauf=
gäbe der echten Gemeinschaf tsgestaltung , der sozialen
lo
Ordnung zu verwirklichen! Es ist also ebenso logisch
wie notwendig, dass im Verfolg der weiteren sozialen
Aufgabe Stellung zunächst die Verhältnisse des''Vol=
kes Israel ber'icksichtigt werden müssen. Damit ist
durchaus nicht das allgemein Menschliche vergessen
Vi/O
rden, sondern es ist seine Verwirklichung nur in die
Bahn des zimächst Erfüllbaren gelenkt worden.
Und welches ist nun die soziale Verfassung , die
iHiserer Gemeinschaft gegeben worden ist ,uin sie zu
einem Baustein eines glücklicheren Menschengeschlech=
tes zu machen? Es ist etwas scheinbar ganz Einfaches
und Bek^ntes: Das Zehnwort, die zehn Gebote! Diese
Worte gliedern sich in zwei Teile , von denen am Schluss
auf den ersten Teil zurückgeXSäMägrif fen werden soll.
Der zweite Teil: du sollst nicht töten, nicht stehlen
usw. lässt sich unter eine sehr einfache Formel brin=
gen »nämlich: Gemeinnutz geht vor eigenen Nutz! HQXin
man nämlich diese Urvergehen des Menschen, das Töten,
das Stehlen, das Ehebrechen, die falsche Zeugenaussage
gegen den Nächsten, die ruhelose und neiderfüllte Be=
gierde verbietet , dann ist dies doch ein Zeichen da=
11
füTjdass hier dem Eigennutz , dem Lustbringenden ein
Riegel vorgeschoben wird zugunsten v/essen? doch selbs
verständlich des andern Menschen , des Nächsten, d .h.
schlechthin der Allgemeinheit! Wenn überhaupt jemals,
dann ist am Sinai dem Menschen eingehämmert worden,
dass Gemeinnutz vor Eigennutz geht!
Aber trotz dieser Schönheit und Ureinfachheit
der Sinaiworte , die ja zur Grundlage des grössten
Teiles der Menschheit geworden sind, genügen sie doch
noch nicht , um den sozialen Gedanken in unmittelbar
greifbare Nähe zu rücken. Man muss dem Menschen schon
ganz genau sagen, was er zu tun hat , um das soziale
Gebot zu erfüllen, sonst bleiben die schönen Ideen
eben nichts als Worte! Auf zwei Gebieten muss die
Ableitung in die Wirklichkeit weitergeführt werden,
erstens auf dem religiös=geistigen Gebiet, damit da»
Ursprungs= und Verpflichtungsbewusstsein nicht verlo=
zur Erfüllimg notwendigejri Kraft
ren gehe, sonst ginge auch die/KiällXXXXX verloren!
und zweitens auf dem Gebiete des alltäglichen, wirt=
schaftlichen, praktischen Lebens, damit in dem ganz
lebensnah täglich)^ zu betretenden Bereiche das sozia=
12
le UrgeTjot in die Erscheinung tritt! Zuerst nun das
zweite Gebiet! Hier ist nun geradezu erstaimlich,wenn
auch vielleicht nicht genügend bekamt, dass die Thora
ein ausführliches Agrargesetz aufgestellt hat! Man
wird fragen:Was hat ein Agrargesetz in einem Relig=
ionsbuche zu tun? Nach der Auffassung SS vieler Men=
sehen darf es die Religion nur mit Gefühlen zu tun
haben; daher auch für den Priester, für den Geistlichen
und den Rabbiner das schöne Wort " Seelsorger!" Relig=
ion darf nur die Seele beackern, das ist die Vorstel=
lung! Die Gestaltung des wirklichen Ackers, der Ver=
hältnisse des Erdbodens muss aber den geeigneten welt=
liehen Instanzen vorbehalten werden! Diese Anschau=
ung ist zu Verstehen, nur nicht für den Grundgedanken!
Gewiss wie man düngen. säen und ernten soll, ist eine
Frage, die der Bachmann zu entscheiden hat. Aber die
Frage ,wie das Bodenrecht in seinen Grundlagen beschaf =
fen sein soll, kann unmöglich von einer wahrhaftigen
Religion ausser Acht gelassen werden! ISI Denn der
Boden ist zunächst einmal der reale Ansatzpunkt ,von
dem aus, das von den Sternen geholte Sittengesetz
13
verwirklicht werden soll, "^ir sehen, wie heute mit
einer hingebenden, glaubensmassigen Begeisterung ge=
rade am Anfang schon das Bodengesetz in Angriff ge=
-nommen worden ist, und zwar als Anerbengesetz unter ^^^^
Prinzip "Gemeinnutz geht vor Eigennutz" , weil eben
ein Volk ohne einen dauernden Bauernstand nicht le=
bensfähig ist.
Das Judentum hat also auch ein Agrargesetz, und
in diesem Zusamraenhang wird uns die Frage interes=
sieren,ob unser Gesetz nicht vielleicht eine innere
Verwandtschaft mit den heutigen Bestrebungen auf=
weist. Nun wir können diese Frage bejahen, noch mehr:
wir können den Begriff des Anerbengesetzes^^dem Sinne
/
nach ins Hebräische ühersetzen.es heisst dann: schenas
hajoveljJobeljahr ,ein ;7ort,das sich im deutschen
Wort Jubel wiederfindet! Was ist das Jobeljahr? -
Ich möchte den jenigen, die seine Bedeutung genau ken=
no^n lernen wollen , empfehlen, das ganze 25*Kapitel des
3. Buches Mose einmal durchzulesen. Ich möchte im
Wortlaut nur zwei Stellen hier anführen:
"Zähle dir dann sieben Jahr=Feier , sieben mal
14
sieben Jahre, so dass dir sei die Zeit der sieben
Brach jähre 49 Jahre. Und lass Posaunensohall er=
■finen am zehnten des siebenten Monats; am Versc)h=
nimgstage sollt ihr Posaunenschall ergehen lassen
durch euer ganzes Land. Und heiliget das fünfzig=
ste Jahr, dass ihr Freiheit ausrufet durch das
Land all seinen Bewohnern, ein Jobel soll dasselbe
euch sein, dass ihr zurückkehret zu eurem Besitz!"
(25,8-lo)
•
" Das Land darf nicht so verkauft werden, dass
es verfallen bleibe, denn mein ist das Land , nur Fremd=
linge und Beisassen seid ihr bei mir! /// Das ^er=
kaufte bleibe im Besitz seines Käufers bis zum Jobel=
jähre; im Jobel wird es frei und er gelangt wieder
zu seinem Besitztum". (V.23 u.28)
Der Hauptgedanke des Jobeljahres besteht also
darin, dass eine Familie bis zu ihrem Aussterben im
immerwährenden Besitz ihres zugeteilten Bodens blei=
ben soll. Und auch nach dem Aussterben muss es min=
destens bei der Sippe bleiben! Das ist doch ein Bo=
innerlich
dengesetz,das dem heutigen/ ausserordentlich ähnelt!
Nur in einem Punkte ist ein eigent'imlicher Unterschiede
In der Thora wird der Boden nicht zum Eigentum des
Volkes erklärt , sondern zum Eigentume Gottes! Ich
w
ill die Frage nicht erörtern ,v'Orin die psychologi=
sehe Wirkung verschieden ist. Nur das eine ist ganz
deutlich sichtbar , dass das Agrargesetz der Thora
mit seinem Prinzip: Gemeinnutz geht vor Eigennutz
15
eine unmittelbare Ableitimg reli^ös=sozialer Idee in
die praktische Wirklichkeit darstellt!
Die Zeit von 5o Jahren, die den Zyklus der "(le=
d'inkt
derkehr des Johel Jahres hestiramen,ISI vielleicht
manchem sehr lange. Es besteht ja die Möglichkeit,
dass sich ivlisstände herausgebildet hätten, die einen
solch langen Aufschub nicht gestatten. Nun auch hier
hat die Thora vorgebeugt und das halbe Jahrhundert
in einen Zyklus von 7 mal 7 Jahren zerlegt. In jedem
siebten Jahre kommt das Schmemita.jahr «ebenfalls eine
ganz merkwürdige wirtschaftliche Einrichtung , die die
Religion der Lebensgestaltimg vorgeschrieben hat.
3 Hauptpunkte sind es, die das Schemitajahr bestimmen:
3. Mose, 23,10-11; V .Mose .15 ,1-3*.
erstens muss der Boden Brach liegen, zweitens
gehört der trotzdem wachsende Ertrag den Armen, dem
auch die Schulden erlassen werden müssen ,\md drittens
müssen die Sklaven freigelassen werden. Alle drei
Prinzipien haben einen ausserordentlichen -Aspekt:
Heute gibt es kein Brachjahr mehr;also ist das &e=
setz irrig? Es soll hier nicht erörtert werden;nur
das eine sei gesagt, dass es Menschen gibt, die die
16
Kunstdiingung, welche ja das Brachjahr unnötig gemacht
hat , vielleicht MI eine der Ursachen sein könnte, die
gewisse
die Menschen gegen/Krankheiten immer v/iderstandsloser
machen» Aber der zweite und dritte Pimkt,der die Ar=
men angeht, der allmählich auch den tiefsten Stand der
sozialen Schichtung, den ärmsten Proletarier 'beseiti=
sen und ihn zu einem freien Menschen machen will, ist
eine solch eindeutige Beschränkung des persönlichen
Vorteils, des liigennutzes , ja geradezu fast eine Ent=
eignung (man denke an den Schuldenerlass! ) ,dass wir
s *
auch hierin wieder einen klaren 3eleg haben für die
Herrschaft des Prinzipes " Gemeinnutz geht vor E.i.gen=
nutz" im Judenti;mi!
Von hier aus ist nur einer kleiner Schritt zu
«
jener bewimdernswerten Armengesetzgebung , die imser Ju=
dentum enthält. Nicht die Einzelheiten sollen hier
angeführt v/erden , sondern nur der Geist soll aufge=
zeigt v/erden, in dem eine echte V7ohlfahrtspf lege zu
geschehen hat. Dieser Geist kommt am besten zum Aus=
druck in dem Satz der Thora (3. M. 25, 35): ^'lenn dein
Bruder neben dir verarmt und seine Hand wankt ,wehe=
17
Ghesakto T30,da sollst du ihn wieder stärken, den Premd=
ling und Beisassen ,wochaj ochicho immoch,dein Bruder
mus
s neben dir leben können! Gibt es ein schöneres
Zeugnis von der Ein sehr änkuing des Eigennutzes als die=
sesjdas auch den rechtlosen Fremdling, den fremden
Staatsangehörigen freiwillig als Bruder umfasst? Was
ist jüdische Wohlfahrtspflege? Keine Almosengeberei
sondern ein Gesetz, ein Recht für den Armen;und da=
rum heisst Wohlfahrtspflege im Judenitum Zedokoh,Ge=
rechtigkeit! Der Arme hat einen Anspruch auf Lebens=
möglichkeit ,weil XMä er eben zur Gemeinschaft ge=
hört ,BnÄ weil uns unsere Profeten gelehrt haben, dass
eben Gemeinnutz vor Eigennutz geht! ^^'enn die Thora
verpflichtet , in einem bestimjiiten Jahreszyklus den
«
zehnten Teil des Einkommens den Armen zu geben, wenn
( Schickchoh ,peoh ,Leket )
bestimmte Ernteteile/von vornherein dem Bedürftigen
gehören, wenn schon zur Zeit des Talmud Volksküche
(Tamchuj) und Armenkasse (Kuppo) existierten; wenn es
von jeher als eine Ehrenpflicht von den Juden empfun=
den wurde, in der Wohlfahrtspflege tätig zu sein, und
wenn bis auf den heutigen Tag die Verpflichtung ge=
18
übt v/ird, einen Teil seines Einkommens den Armen ab=
s
uneben, so beweist dieses SSKMS in metaphysischen
Tiefen verankerte Gerechtigkeitsempfinden, dass unser
»
Judentiom in seiner Sozialgesetzgebung nichts anderes
v/ill ,als das Gift überwuchernden Eigennutzes auszu=
rotten zugunsten einer gemeinschaftserhaltenden
Menschlichkeit!
Es ^äbe noch zahllose Einzelheiten für diese Ge=
danken anzuführen; man müsste , wollte man den Umj^fang
der sozialen Gesetzgebung ermessen auch das grosse
Gebiet des jüdischen Rechtes heranziehen. All das
soll 'lier nicht mehr geschehen. Es ist genügend an=
geführt v/orden,um das Prinzip, dass Gemeinnutz vor
Eigennutz geht, als ein im besten Sinne echt jüdisches
zu erkennen. Es ist gezeigt v/orden,wie das Judentiom
den Gedanken sozialen Verhaltens aus ewigen göttli=
chen Höhen herabgeleitet
JDis in die unmittelbare
praktische 7/irklichkeit ./ Und doch v/ird der tiefer
Denkende nicht befriedigt sein. Er muss nämlich zu=
geben, dass es anscheinend durchaus nicht geniigt,eine
Lehre zu besitzen. Es muss hinzukommen die Ausflüi=
19
rimg. Und beim genaueren Nachdenken wird man vielleicht
staunend zugehen müssen, dass der jenige , der eine Idee
von einem anderen übernimmt ujid sie praktisch in einer
Menschengemeinschaft zu gestalten versteht, in einem
Punkte mehr geleistet hat als der blosse Denker. Er
ist nämlich Gestalter, Menschenbildhauer! Es ist nicht
allzuviel geleistet , wenn man nachv/eist ,dass das Ju=
dentum zuerst in '.Veltgeschichte den Gedanken sozia=
1er Verpflichtung gelehrt hat. '^enn das Judentum nicht
imstande gewesen sein sollte, diese soziale Idee auch
in der Geraeinschaft zu gestalten, dann war es eben
reif zum Abtreten und zur Uebergabe seiner Ideen=
Schöpfung an den jenigen, der sie zu verwirklichen
versteht!
Es entsteht also eine schwerwiegende Frage,
auf die ich jetzt eingehen möchte: Hat das Judentum
nicht nur die Idee, dass Gemeinnutz vor Eigennutz ge=
he .gelehrt, sondern hat es auch die Wege aufgezeigt,
auf denen diese Idee lebendig erhalten wird? Eiü§
Diese Frage weist hin auf die vorhin angedeutete lIot=
wendigkeit, die soziale Idee nicht nur in das prak=
tisch wirtschaftliche Gebiet sondern auch in das gei=
2o
stig=religiöse GelDiet abzuleiten! Denn nur auf diese
Art und '-Veise wird die Idee auch ihre Kraft "behalten,
die zur Verv/irklichung drängt! Welche G-efahr besteht
denn für diese Idee? Mit einem 7/ort: die der Verselb=
ständigung! Die soziale Idee gehört bekanntlich in ".
das Gebiet der Ethik. Nun war es der Philosoph Kant,
der der Neuzeit gelehrt hat,dass die Ethik, das Sit=
tengesetz verankert sei in der selbständigen mensch=
liehen Vernunft. Sein kategorischer Imperativ ist
geradezu eine ausserordentliche Begründung für das
Prinzip "G-emeinnutz geht vor Eigennutz" , denn wenn man
so handeln soll,dass die Leitidee des eigenen Han=
delns zum allgemeinen G-esetz erhoben werden könnte, ■
so wird überhaupt alles, also auch der Eigennutz untere
geordnet imter das Wohl der G-esamtheit. Allein dem
kategorischen Imperatil? fehlt eben das, worauf es an=
kommt »nämlich auf die Kraft, die ihn zur Anwendung
und Verv/irklichung treibt! Die Vernunft ist zwar eine
gute 3öldnertruppe im Leben, aber ein schlechter Dik=
tator! Sie kann sagen: Un/ter der lond der Voraus=
Setzung ist das richtig und jenes falsch; aber sie
21
kann keine Voraussetzungen schaffen. Sobald sie dies
versucht , gleicht sie einem MlinGhhausen,der sich an
seinem eigenen Schopf aus dem V/asser ziehen wollte.
SläXSMKäMKX Voraussetzimgen des Lebenkönnens schafft
nur der Glaube ♦die gSiii intuitive Hingabe an ein Sg£X
mit d--:r Vernunft nicht zu beweisendes und dem Glauben
doch absolut sicheres Sein! Ein P'*inkchen Giäube ist
in den schv;eren Situationen des Lebens mehr wert als
ein Zentner Verstand!
Nun die Gefahr der Verselbständigung SSXXXgS un=
serer biblischen Ethik zur Vernunf t=Bthik haben ge=
rade wir Juden zur Genüge gekostet. Unsere herrlichen
Ideen waren in wundervollen Systemen gesammelt ; aber
im praktischen Leben herrschte das Gefühl des gesell=
schaftlich Erlaubten und nicht Erlaubten, und -unsere
schönen Ideen v/aren an der Praxis gemessen vielfach
nur noch 7/orte. Aber J^i den aiidern war, es natürlich
genau so; nur haben wir jetzt. erlebt , wie zu der herr=
liehen ethisch=sozialen Idee der Rücksiclt auf die
Gemeinschaft etwas Ungeahntes hinzukam: ein Schwung,
eine Begeisteriang,eine Kraft, die die Idee wieder zur
22
Verv/irklichimg treiben v;ill und vielleicht auch bis zu
einem gewisrsen G-rade kann!
Und nun die entscheidende Frage: Haben wir Ju=
den auch dieses Etwasmehrais Idee, dieses Lebendige in
der Idee, die sie in die Wirklichkeit , ins Dasein tufen
kann? Diese Frage dürfen wir mit ja beantworten! Aller=
dings in diesem Punkte beginnt auch e|n Unterschied
sich aufzudecken: Bei den andern stammt die Kraft
der sozialen Gemeinschaftsidee aus dem Glauben an das
S^r «^' ^> v< v^ A^^ ,,, ,..*^
bluthafte Volk! B^ uns Juden kann sie nur stammen
aus der Verankerimg im Religiösen! Vielleicht v/ird man
von diesem Gesichtspunkte aus eine Eigentümlichkeit
der jidisch=sozialen Gesetzgebung besser verstehen.
Es heisst da z^B. : "Du sollst nicht als Verleumder
umhergehen imter deinem Volke, du sollst nicht beim
Blute deines Nächsten stehen, ani adoschem,ich bin der
Ewige! (3 •M.19 ,16) Oder: 'MYie derEinheimische von euch
sei euch der Fremdling, der bei euch weilt; du sollst
ihn lieben v/ie dich selbst, denn Fremdlinge wäret ihr
im Lande Aegyptenjich bin der Ewige euer Gott! " (V .34) •
Was bedeutet diese sich oft wiederholende , seltsame
und scheinbar gar nicht zugehörende Bemerkung: Ich
23
bin der Ewige, euer Gott? Nach dem vorher Gesagten müss=
te die Antwort so lauten: Der erste Teil gibt die
sittliche , auf das Prinzip "Gemeinnutz geht vor Ei=
gennutz" hinauslaufende Vorschrift wieder;-und der Zu=
Satz "ich bin der Ewige euer Gott" gibt den Anstoss
UJid die Kraft, die Sittenvorschrif t zu verwirklichen!
Denn so ist der Gedanke des Judentums: Alles ist eine
Einheit , alles c[uillt aus dem letzten und einzigen
Born des lebendigen Gottes; alles ist daher verantwort=
lieh vor ihm -und wird Rechenschaft ablegen müssen •
Wer solches bedenkt, der wird die Kraft finden, das
Sittengebot zu verwirklichen, auch wenn es gegen den
Eigennutz steht!
Und nun ist äusserst interessant , in welcher
Art und V7eise das Judentum in religiös=geistigem
Sinne das Gebot der sozialen Rücksichtnahme aus dem
Dasein des höchsten Schöpfers ableitet* Man verstehe
recht: Es handelt sich hier nicht mehr um Ideenablei=
tiHigen, sondern um etwas, was Idee und '.Wirklichkeit zu=
gleich ist, um ein Handeln! Das grandioseste Beispiel
hierfür bietet der erste Teil des Zehnwortes> Die
Konstituierung des Judentums mit der "unmittelbaren
24
aus
Unterv/erfung imter den Gott , der uns/Aegypten heraus=
geführt hat, aus dem Hause der Knechtschaft! 7/ehe dem=
jenigen, der andere Götter an seine Stelle setzt, wie
sie auch heissen mögen, es führt zum Untergang seines
Geschlechtes nach drei und vier Gliedern, während tau=
sendj^ Geschlechter demjenigen zuteil werden, der Gott
liebt und seine Gebote achtet l
Immer noch bewegt sich die Erkenntnis in Form
einer Ansprache , die Gott an den Menschen richtet ;und
dieses individuelle Verhältnis wird auch noch nicht
wenn
durchbrochen ,äXäX2XSK im dritten Gebot der Spötter
imd Leichtfertige in Bezug auf die letzten Dinge ge=
v;arnt wird* Und nun erscheint das vierte, das Sabbat=
gebot, und mit einem Male ist der Rahmen des Indivi--=
duellen gesprengt und wir befinden uns mitten in der
Verwirklichung einer Idee des Sozialen! Denn was be=
deutet das Gebot: Du sollst ruhen^und dein Sohn und
deine Tochter und dein Knecht vjnd deine Magd -und dein
Vieh (das ist der Hausstand) , und nun wird hinzugefügt:
und der Fremde, der in deinen Toren weilt! Hier haben
ein Gebot, das sich als)6 soziale Wohltat auf eine Grup=
pe von Menschen senkt, denen schon der Fremdling an=
25
gehört! Der Eigennutz Hesse v/ahrscheinlieh oft sehr
gerne den Knecht und die Magd, den Untergebenen arbei^^^
ten,auch v^enn man sich selh/it die Ruhe gönnt! Aber
das göttliche Gesetz, dem Gemeinnutzen zu dienen, schiebt
dem Eigennutzen einen Riegel vor, und schliesst sogar
wunderbarerweise das Haustier mit in den göttlichen
Arbeitsfrieden ein!
Es gibt ein eigent'imliches Wort im Talmud: Der
Erlöser der vVelt wird kommen, wenn alle Juden Schabbos
. halten! Verstehn v/ir dieses \7ort recht? Es bedei.tet:
* Die Erlösung wird kommen, v/enn wir nicht nur die so=
ziale Idee haben , sondern verv/irklichen! Das Sabbat=
gebot, das ja von allen Kulturvölkern übernommen v/or==
den ist, ist der Angelpunkt , in dem die jüdische Ideen=
weit sich dreht* In ihm liegt die Grenze zwischen
dem unsichtbaren Reich der Ideen und der irdischen
^;i^irklichkeit! Hier berührt sich Mensch und -lehavdil,
man unterscheide wohl- Gott! Du sollst ruhen, denn:
nach dem Welt schöpf imgswerk hat auch Gott geruht!
• Es ist eine grandiose Annäherimg!
Die griechische Sage weiss uns von einem Rie=
sen zu erzählen, der verwundet in dem Augenblick wie=
#
26
der Kraft gev;ann,da er seine Mutter, die Erde wieder
berührte. So scheint es auch dem Judentum zu gehen.
Ss hat den Menschen die göttliche Idöe der sozialen
Gerechtigkeit gelehrt, ^ene Idee, die in sich schliesst
den G-e danken, das s das 7/ohl der Gemeinschaft , die Rück=
sieht auf die andern Menschen, Gesetzgeber darstellt
für das Handeln des Einzelqienschen ,dass also Gemeinnutz
geht vor Eigennutz. Aber wenn man unsere Geschichte
betrachtet , möchte man manchmal verzv^eif eln,ob es ie=
mals zur Verwirklichung dieses herrlichen Gedankens
kommen v/ird. Verzweiflung aber ist tötliches Gift!
Und wenn "unsere Gemeinschaft auch nach jahrtausende=
langer Geschichte doch noch hofft auf Verwirklichung
jener herrlichen Idee, so haben wir die Kraft zu die=
sem Hoffen ,v;eil wir -wenn wir verwundet niedersinken-
der Berührung mit
Kraft gev/innen von/unserer Mutter Erde, weil v;ir uns
dann auf uns selbst besimaen und auf den Urquell al=
les Seins, den unsere Profeten uns gelehrt!
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' 4. März 1934
Ansprache zum Jubiläum des 25 j ^i-^rigen
ßcotehens der Hlllel-Loge >
H i 1 d e
s
heim.
Hochvy'irdisör Delfe .^at der &rosslop;e!
vrirdiger Präsident!
Liebe Brüder !
Im Auf trap:e der v^'irdigen Zion-Loje ,
der v/irdijen Leib:.ii'^.-Lose und des Niedersächsischen
Lo^-en-Verhancis :nochte ich der w'irdi^en Hillel-Lo-
ge zu ihrem Jubiläum die herzlichsten G-l'lckv/Lin-
sche aussprechen.
Es ist verständlich, dass in heutiger
Zeit ein solcher *.7unsch keine blosse Pormalitat
sei.n kann. Vielmehr muss eine inni.2;e Beziehung
bestehen zv/ischen den wahren 3ed''rfni.-.sen des
Lebens und den, v/as eine Loge leistet. Diese
Beziehungen scheinen am de':<tlichsten sicht'xar zu
werden, wenn man die beiden Säulen betrachtet,
auf denen der Logen-Gedanke sich erhebt.
Q -B-^r LojonwftgAftnke ist auf ein-^r dooioel-
ten grossen 'Weisheit aufgebaut. Sie betrifft In-
halt und Form der Loge. Zum Inhalt ist bestimmt
v/orden der Geda.nke, der in den drei Buchstaben
W^ß.u.E. zum Ausdruck kommt. iVohlf ahrt , Bruder-
liebe und Eintracht bezeichnen jedoch nichts anderes
als den Begriff der Humanitas, der Menschlichkeit.
Das ist der vainderbare G-edanke , def in dem Grund-
- 2 -
t
I
"buche des Judentums, in der heiligen Schrift
für alle Ewigkeit gLiltig angeschlagen wurde,
als gelehrt wurde, dass G'tt der Schöiofer aller
Menschen istl Dieser Gedanke ist zur Hauptsaule
des Ordens Bene Bris gev/orden, auf dem auch die
würdige Hillel-Loge seit 25 Jahren ihr frr.chtbares
Loj:n-Lehen gestaltet hat.
\lenn eine Gemeinschaft gedeihen soll ,
so muss sie von einem richtigen Inhalt erfüllt
sein. i^4r-^-4..^4 wio wi-r- SU^jb^n £VJ .^J'?'hetr--^h?(±ng^ -
h^^j_ji/^y T-ngP— ^-<»^^^"-"*^«'^^- ^'^^^ ^«^ richtige Inhalt
würde zerfliessen, vienn er nicht auch in die
richtige Form gekleidet v/are l Form ist mehr
als blosoGS Aushange Schild. Die Form ist viel-
mehr das Gefäss, in welchem das LeTDen^.-erhaltende
Wasäer getragen werden kann, wahrend es anderen-
falls rettungslos verläuft und zerstiebt. Um
die ungeheure Bedeutung der Form ha'.^en seit Jahr-
tausenden gewusst die Religioneny, die politi-
schen Gemeinschaften; und auch heute wieder se-
hen wir vielleicht zum Erstaujien eines manchen,
wie die Menschen das Bed'irfnis haben, sich einer
strengen Form zu unterwerfen. Die Form also
ist eine ungeheure 7/eisheit, denn sie erhalt
den Menschen, ja sie befreit ihn sogar geistig,
indem sie ihn körperlich bindet:
Es zeugt von der tiefen Einsicht des
Schöpfers unseres Logengedankens, dass er der
neuen Vereinigung zur Förderung des allgemeinen
- 3 -
I
Besten nicht nur die Säule des Menschlichkeits-
gedankens, eine Idee von ewigem Jert einsebaut
hat, sondern, dass er ihr gleichzeitig die er-
haltende und schlitzende Säule einer wertvollen
Form he i.^e seilt hat.
Auf diesen beiden Säulen ist der Or-
den aufgebaut und hat sich erhalten bis zum heu-
tigen Tag. In der Zeit der allgemeinen Porm-
zerst irung , die irn vorigen Jahrhundert an so
viele alte;/ Institutionen Hand anlegte, hat die
Loge das Porm-3evmsstsein gepflegt und erhalten
und verhaltet, dass der damalige Zeigeist allzu
tief in unsere Reihen sich einfressen konnte.
Und sollte je eine Zeit kommen, in welcher der
Gedanke der Menschlichkeit vergessen würde, so
v/ärde wiederum der Lo^^n-Gedanke einen Prellbock
darstellen, damit nicht das Unheil von dieser
Seite in unsere Gemeinschaft sich einschleichen
könnte.
Porm und Inhalt sind die beiden
Grundsaulen der Loge. Auf dieser doppolten Weis-
heit beruht ihre Lebensmöglichkeit. .7enn ich am
heutigen Tage dem allgemeinen Glückwunsch^ zum
Jubiläum defr würdigen Hillel-Loge eine besondere
Farbe geben möchte, so soll es mit dem V/orte ge-
schehen, dass in der würdigen Hillel-Loge immer
Männer erstehen mögen, die aus innerstem Bed'irf-
nis heraus Verständnis f'ir den Grundaufbau un-
- 4 -
I t
res Ordensse dankcns besitzen und ihn pflegen,
damit Form und Gehäl^/'ifi^S'^Krrif t zur Heranbil-
dung eohter, jüdischer Männer, die als Juden
Menfechen si.nd, s.iSL&Kix]czn auszuwirken vermögenl
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Ansprache bei der Präsideaten=Eirif nh~
rung am S. April 1934 ♦
Liebe Brüder!
Fiir d.'as mir ent£regeri;2:ebrfächte Vertrauen .duroh
das Sie mir f'ir dies'^s Jahr die Fahruns der Loge
übertr.ngen haben, danke ich Ihnen herzlieh, ^ine
solche Uebertragung imd ein solches Vortrauen ber-=
gen f'.lr den Uebernehmenden eine grosse ^erantv</or=
mehr oder weniger
timg in sich, ilsin h-^t eine/bestiminte Vorstellung
von dem,wa» geschehen soll und muss,und erv/.^rtet
die Erf •illvri.g dieser Uoff nun^irren. Daher ist es ver=
stund.lich ,d9.sr -"aioh der jenige , dem dRs Vertrauen ge~
schenkt worden i*3t,:i'ich ein möglichst klÄres Bild
von dem Jesen der neuen Aufgabe und von den Mog=
lichkciten der Erfiillimg macht.
So mus^jte m-an sich nenn die Pr^s^ge vorlegen ,was^
die Loge , was der Orden ^ene ßeris Angesichts ewiger
Wahrheit sfr"'ige bedeutet. Dabei kann man nicht vorü=
hergehen p.n dem symbolhaft kurzen Ausdruck, den der
Orden sich in den Buchstaben v;. 3. und E. selbst
verliehen h-^t . ^Vohltatigkeit , Bruderliebe und Ein=
tracht besitzt einen ausserordentlich tiefen \7ahr=
\/\^ir^<Pi
^S'
t
I
4
Wohltätigkeit fordert -wie schon d^^r Name sagt-
ein Tun. Der Sinn der Lo?;^ vnrd also eröffnet mit
einer Por(l':^rung an den V/ilJ.en,der gläubig -zunächst
ohne Prüfung- einfach in die Tat uin^setztn soll,
was höchste Autorität iIb V/ahrheit verk'indet. Lic
MwU dt^^ (/^^'♦^^^ *l«r^»** ^(t ::• -i ^<ic\' — --.
seelische Lage eines echten Logenbruders ist« wenig
..'•,- ■ ^ .- ' " . . ^
anders als die unserer VorfMhren am 2(^rse Sin'2i,die
auf die Frage: Vollt ihr O'ttes Gesetz annehmen?
1 ■ . , , •
antworteten: na'^^Je v^/cnischma ,wir v/ollen tun und hc)=
ren;al«c z.unächst eine autoritative Forderung er=
füllen "»md dann erst verfluchen , mit eigenem Vor-
Stande die //ahrheitsf rage anzulegen; So also wird
von jedem Logeibruder gefordert ,dass er V.ohltatig-
keit 'ibe- und zur Vermehrung \yohltatiger Handlungen
beitrage. Es gäbe gewiss auch auf diesem Gebiete
vi.':l zu fragen. Es gab und gibt LIeni5ichen,die Riick=
sieht nähme auf den Schwachenyden nach vVohl taten
Bedürftigen nicht für erhaltenswert anerk;^annten,SlJS
denen das .Vort deiB Denkers ; . man solle den Schwachen,
wenn er stürze, nicht halten, ^^ondern man/ solle ihn
Btossen , damit er noch mchnetler falle, denen dieses
böse klingende ./ort uus dem Herzen ,^;j«*^sproohen war«
Die I^O£:e erv/igt nicht l'^ngefsie gebietet jeden Bru-
der autoritativ entscheJ. elend: Der Schv/siche rauss un-
tcrst'itzt ,dem Sinkenden muss geholfen werden« Und
du kannst nur '^.u unserem Krei.se gehören, wenn du dich
ohne Deutelung unserem Joller] an'^.chliessen kannst!
Diese autoritative Forderung jedoch ruht auf
einem trjiJgenden •Pfeiler ,en d-ns Logensyi.abol in die
Mitte gestellt h^,t;die ßruderJiebe ,ein wort,c?9.is man
nicht ^fixne in den IJund nimint,denn ein jeder f'Ihlt
sofort den ungeheuren Unterschied zvvisohen Forderung
»
imd Tat. Die Selbstliebe wäre den Menschen eher ver=
Gt^.ndlich. Die Griechen haben die packende Gestalt
des schönen J'mglings ITarzisnus erfunden, der sich
rettungslor^ in sein Spiegelbild ,s4oh selbr.t ver]. lebte
und daran zugrunde ging. Sie haben damit zugleich
den -eg des i Ego Ismus gezeichnet: Untergang der
Menschheit und seiner selbst! Also bleibt dem i^'^en==
sehen nichts anderes übrig, als sich zu dem Ideal
der Bruderliebe zu bekennen, auch wenn dieser Stern
am Himmel der Ethik nicht zu erreichen ist« Aber
auch die Schiffer richten sich auf dem vio^^^^.nö.en Hec=
re nach unerreichbaren Sternen und erreichen ihr
Ziel, weil die das Höchf?te SLun Ma^stub genommen; 30
hr.t ;.iuch Jiit Hecht die Loge die Bruderliebe als gc=
y/altige Forderung an dai G-ef'ihl sieben in den- Kcrn=
i
best:and ihrer tri?.genden Ideen aufgenommen, .,
Das dritte jedoch, die Eintracht i^t eine For~
deruns,rjie sich ^n den Verst'-^.nd roid das V/ollen zugle^
ich wendet. In ihm liegt der unendlich tiefe ^edan-
ke der Einheit •<^lle^s Seienden ,ein Gedanke , um rien
die Denker aller Zeiten inbr'Jnstig gerungen haben.
Die Natur lehrt 2i;Lrcns che inl ich die Zerrissenheit
und unendliche Iuannigf-.il tigkeit . Der V'erstä.nd je=
doch lehrt wie elmveltf remder Truu.mer die Einheit
nnigf:y.ltigen! Dieser G-ednnke ist durch=
aie'»es iv
schlingend/ und tatkräftig jedoch nur, wenn er in
einer höchsten, -b^atigen Einheit verankert wird, in
dem G-ew?J.tigsten,das es gibt, in G*tt! Dieses höchste,
Einheit gewährleistende Sein ist zugleich -»luch die
unendliche J4rai4i^elle ,aus der autoritativ die Por=
derungen des Judentum» und damit auch de^ Ordens
Bene -^eris riwsl 1 sn . Dieses Höchste ist kein ^en=
kerisohes Höchste, ^las kalt dem ^erst:>.nde Richtimg
weist ,ä;ond^rn eine >«t ^ntr
,ue 11 e /ewiger Kraft-
ströme • Und d-ari^m hat der Orden mit wunderbarer
.Veisheit nicht ii.ll ein den bedanken der Einheit in
"JT
»eine G-r^ndmauern eingebaut , sondern den edanken
der Eintracht. Das bedeutet; .'/eil die V/elt aus einer
einzigen Quelle göttlJchen Seins f liesf.t ,deßh'?.lb
trage ein jeder zur Einheit bei und übe 9,1 ^o Ein=
tracht ! So kehrt denn die Logenidee in ihrem
* • ■
Schlussbau»t«in \viederum zurllok an den Anfang. Sie
fordert den willen nvi zur ^erv«/irklichung des Er=
kannten! Und sie h'it mit dem V/illsn begonnen -j.I»
der Grujidlage des Srkenneni^. Beides-iber wird zu=
ammengehalten durch die/ Forderung
s
an da» Brudergef ihl . Ein Baum soll daraus werden,
dessen Präc 'te echte Lo,-^enbr^*ider und echte Juden
s ind •
Das, meine lieben Br'ider,ist meine Vorttellung
vom 'Jesen der Loge, und in diesem Sinne will ich
versuchen, das mir übertragene Amt auszufüllen. Die
Erfüllung der Aufgabe der \7ohltatigkeit soll nicht
.
»
abbrechen, sondern glüokschaf fend weiteratrömen wie
in den vergangenen Jahren. Die wissenschaftliche
Bemühung, das Streben nach Erkenntnis '^ur FÖrdorung
der tiefsten Erkenntnis der Einheit alles Geienden
soll f-eofle^t werden durch Zusatnraenarbeit der Brü.^
• ■■'■* . ' .
der, die schon immer in unserem Kreise Zeugnis ihres
geistigen Str«bens bereitwillig gegeben hs.ben und
sicherlich auch weiterhin geben v/erde*l Und wenn wir
alle '/.usammen in unserem Kreise in einfacher und
treuer Arbeit diese Aufgaben pflegen, dann wird si=
cherlich auch auf Erden, das was heute am notwendig-
sten ist zur Erhaltmig der Menschheit »wachsen und
dtx ' -/v^s -7y">i ^?>i^>
der Blüte entgegenreifen: die ewige Porderung^der
Bruderliebe!
M ^fS
/
Emil /iliar^clf ^fi/kau^ T^^ Sftecl: ^nsulU^'^^t
/^/^/>«r
i;
yeech • J^s^llatür, Jer Ff^nj,^^
<aer leit>n/z -Z^^«.
'^^/
HO
\
Hannover, den 23«4*1934»
Ansprache
bei der Installation der Beamten der Leibniz-Loge
Wenn in einer Zeit wie der heutigen die Beamten
die Leitung einer Loge übernehmen, so ist das aus einem
iRskit inhaltlichen Grunde nicht mit früheren Zeiten zu
vergleichen. Wir sind heute durch äusseres Geschahen im
Tiefsten berührt, imd betrachten aus diesem Grunde alles
Daseiende mit anderen Augen» Was uns am meisten angeht,
ist die Berührung unseres Judeseins durch das Zeitgesche-
hen* Bei gar vielen unserer Brüder v/ar das Judesein nur
noch eine ganz fern geahnte Grundlage, auf der sich ihr
moderner/
bürgerliches Dasein in kKMilgKx/Ze it erhob, geradeso , wie
bei einem Landschaftsbilde manchmal in weiter Ferne in
blauem Dunst verschwömme^^ Berggipfel sich ahnungsvoll er-
heben und den Hintergrund abgrenzen •
In dem Augenblick, in dem die Beamten der Leib-
niz-Loge für ein ganzes Jahr die Leitung der brüderlichen
Gemeinschaft übernehmen sollen, sei eine kurze Spanne Zeit
der Besinnung gewidmet über die Frage unseres Judeseins,
• 2 -
und insbesondere soll diese Präge in Vergleich ge-
setzt werden mit dem '^esen und der Aufgabe unserer
Loge. Zu diesem Zweck lassen Sie uns einmal in aller
Kürze die vergangenen Jahrhunderte im Geiste über-
fliegen, ixm an ihrem >7esen vielleicht die Ursachen
zu erkennen für das G-eschehen der Tage«
Im Mittelalter lebten die Menschen
in der strengsten kirchlichen Gebundenheit* In deA
Mit i.elpimkt ihres Lebens v/ar gestellt der Blick-
punkt auf die göttliche Herrschaft* Der Einzel-
mensch war nur eirwnehr oder weniger bedeutendes
Glied in der allgemeinen hierar-i^hiich geordneten
Gemeinschaft* Darin steckte eine gewaltige Unter-
ordnung, ja BOgaf für sicherlich nicht wenige Men-
schen eine gewaltige Unterdrückung ihres persönli-
chen Seins. Gleichzeitig aber war doch diese mittel-
alterliche Welt von ungeheurer Geschlossenheit,
innerhalb derer der sich ihr ergebende Mensch seine
Ruhe und Zufrieftdenheit fand.
An die Stelle dieser gev/altigen kirch-
lichen Welt trat dann eine neue Welt, deren Blick-
~ 3 -
richtiing zwar nicht vollständig vom Metaphysischen
abgezogen war, die aber doch in ihren Mittelpunkt
ein Neues und Anderes stellte, nämlich den Men-
sehen! Es war die Zeit des Humanismus, jene Zeit,
in der Ser Persönlichkeit ihr Recht wurde, und in
der die grissartigsten Begabungen auf allen Gebie-
ten der '.7issenschaft und Kirnst sich zum Tageslicht
hervorrangen.
Und nachdem einmal der Blick vom Meta-
physischen abgewendet und den Menschen zugewendet
v/ar, nahm die Entwicklung in dieser Richtimg ihren
Fortgang. Es war insbesondere die neuerwachte
Naturwissenschaft, die sich gewaltiger Erfolge
rahmen durfte, imd die einxx ganz Merkvvürdiges
in der Welt entdeckte, nämlich das Reich der Natur-
gesetze. Das Vorhandensein von Naturgesetzen be-
sagte, dass alles auf der 77elt sich irgendwie muss
nicht etwa nur gesetzmässig abspielen sondern be-
rechnen lassen können. Die Naturwissenschaft also
entdeckte/ das Mechanismus sein der irdischen "^^elt.
Sie lehrte uns, dass alles Seiende eine Maschine
- 4 -
wäre: Die Welt der Gestirne ebenso wie die Welt
irdischer Natur, eine Maschine auch alles Lebendige,
Maschine auch der Mensch und sein Denken. Es war
geradezu ein Rasen um die Auffindung des Maschinen-
seins aller Dinge und Vorgänge. Man wusste ganz
genau anzugeben, auf G-rund welcher physikalisch-
chemischen Eigenschaften alles Leben sich abspielte,
Aufbau und Entwicklung des Körper^? vor sich ging,
wie sogar es mechanisch zu erklären sei, dass der
Mensch empfinde und mit seinem Willen seine Glieder
regiere. Es kann nicht mehr lYunder nehmen, dass
einer der begeistertsten Vertreter dieser mecha-
nistischen Weltanschauung die Gedanken des Menschen
zu nichts anderem als Abfallprodukten chemisch-phy-
sikalischer Vorgänge erklärte. Es war die Zeit
des überall herrschenden Materialismus. Die
Blickrichtung v/ar nichtmehr auf G'tt gerichtet wie
im Mittelalter, nicht mehr auf den Menschen wie im
Zeitalter des Humanismus, sondern abgekehrt vom
Himmlischen nur noch der Erde zugewendet. Für ab-
solut er clärt w^r der Stoff. Die Materie war ver-
gottet. Der Mensch war ein Nichts.
- 5 -
7/as sollte es bedeuten, wenn in der Reihe der me-
chanischen Vorgänge inneterhalb des Stofflichen
Tausende und abertausende von Menschen zugrunde
gingen. Wenn Glück vernichtet wurde: Es vmr ja
nichts als eine Umschichtung und Umlagerung der
materiellen Stoff teilchen im Dasein. Empfindende
Seele war ja nichts als Phantasievorstjllung , er-
funden, um die Massen zu beherrschen!
Aber die Seele liess sich nicht unter-
dr Ticken. Der Mensch konnte seine Absetzung in
der Wertigkeitsreihe des Daseienden nicht ertragen.
Da f and rfer im Staube vor dem G'tt Mateirie liegende
Menschenge ist etwas Neues, etwas Bewegtes, das
nicht zu berechnen. war , v/as in die '.Veit der Ma-
schinen und Maschinchen offenbar Unordnung und nicht
zu Berechnendes hineinzubringen im stände war, etwas
was wie ein Blitz aus* heiterem Himmel aufzuspringen,
zu zerstören und zu schaffen befähigt war: Das
Leben selbst ! Leben ist ein unendlicher Strom ,
ein lebendiger Schwung, elan\ vital\ - das war
die neue Lehre, die insbesondere der französische
-6-
Jude Henry Bergson verkündete. Das Bemühen
m MhanisMus unä Materialismus befangenen ae-
lehrten "bezeichnet er als einen Tunnelbau unter
einem Strom hindurch, oder als ein zierliches
Br'ickensohlagen drüber hinweg. Aber weder Tunne!^
noch Brücke berühren das wahre Sein: Den Strom,
der gev/altig über deni Tunnel und uiter der Brücke
hindurchrauscht . Ja, es gibt im Leben Berechen-
bares, materielles Sein, auf welches die Gesetze
der Naturwissenschaft zutreffen. Aber dieses Sein
ist nichts Anderem zu vergleichen als dem Nieder-
schlag im Wasser eines G-lases; es ist müde und Ält-
gewordenes, erstarrtes Sein.
So also wurde dem suchenden Blick des
Menschen ein neuer Zielpunkt gegeben: Das Leben
so wie es nun einmal ist. Es steckt in dieser neu-
en Lehre, die eine unaufhaltsame, sehnsMchtige
Flucht vor dem öden und toten Materialismus be-
deutet, etvv'as Bestrickendes. Man spürt, dass eine
Wahrheit in der neuen Lehre liegt. Aber Leben
n;
ist nicht-e& schön, nicht nur ma-htvolles, gesundes
- 7 -
gesundes Gestalten und Bevvältigen, sondern Leben
kennt auch Sterben, kennt auch neben dem Zerreissen
Zerrissenweriäen, neben dem Starken auch den Schwa-
chen, den Kranken und Hilflosen. Leben lehrt, dass
der Tiger mitleidlos seine Beute zerreisst, Leben
ioxR^Jt kennt den unbarmherzigen Kampf ums Dasein;
\md vom Leben aus gibt es kein Mittel, diesen Kampf
zu mildern und in andere Bahnen zu lenken* Leben
gestattet, dass der Starke dön Schwachen unter-
drückt und wenn es ihmgut diinkt , vernichtet.
Vom Leben aus gesehen gibt es kein Mittel, Ein-
spruch zu erheben gegen die Lehre eines Nietzsche,
dass der Uebermensch den Schv/achen, wenn er fällt,
nicht »halten, sondern stosson soll, damit er noch
schneller falle.
Aber Einspruch erhebt gegen eine solche
Lehre das jüdische Herz* Wir brauchen nur in uns
hineinzuhören, um zu begreifen, dass das, was die
Lebensphilosophen lehren und was praktisch danach
gestaltet wird, zwar ein Kornchen Wahrheit besitzt.
Aber es ist nicht die Wahrheit l 7/ir wissen, dass der
Mensch nicht das Recht hat, des Menschen zu vergessen.!
- 8 -
Uns hat das Judentum gelehrt - iind darin v/erden wir
*
vom Geschehen des Tages berührt - dass der Mensch
jeden Menschen als Bruder zu betrachten hat, denn
ein jeder ist Geschöpf des lebendigen Gattes.
Unsere heilige Schrift lehrt uns, wie wir uns
als Menschen zu verhalten haben gegen Menschen,
Tiere, und alles Seiende, -um einst verantv;orten
zu können, wenn an uns die Präge gestellt wird,
ob wir uns in unserem Leben der Herkunft alles
Seienden aus der einen göttlichen Quelle bewusst
gewesen sind* Judentum lehrt uns also echte Men-
schidchkeit; MKXÄla Menschlichkeit, die ihren Ort
kennt in der Reihe alles Seienden, ihr Verhältnis
zu G'tt, zu den Menschen, zur Natur und zum Leben.
Allediese/ grossen ^llen, die hingeflutet sind
aber die abendländische ''elt ent^ialten ein Körnchen
Wahrheit. Aber ihre ^Vahrheit reicht nur soweit,
als sie nichtfzerstört ,das Reich der Menschlich-
keitf
Und in diesem Griindbegriff treffen sich
Judent'Ljn und Logenidee. Der Orden b'nei briss
verpflichtet uns, die Grxmdsätze der reinsten
- 9 -
Menschlichkeit zu verwirklichen; das bedeutet
heute, sie nicht zu vergessen! Wenn wir heute
an den Jahre swendepuntt des Logenseschehens stehen,
so berühren sich in unserem Denken Loge und Juden-
tum, um einen br'lderlichen Biond zu schliessen.
Vielleicht werden wir uns selbstverständlicher,
wenn wir der Forderung des Tages entsprechen und
Einkehr halten im Gebiete dieses Zusammenhanges.
Wir sehen dann auch, wie die Verwandtschaft der bei-
den geistigen Reiche sich noch in anderer Beziehung
auswirkt, wie Judentum genau wie die Loge die ewige
Idee der Menschlichkeit einhüllt in eine schützende
Form, sich bewusst, dass Geist so wenig wie das Was-
ser ohne Form und Gefäss getragen und überliefert
werden k^nn. Es steckt also nicht nur in der Idee
sondern auch in der §leichgerichtetheit des Form-
willens eine Verwandtschaft geistiger Weisheit,
die Judentum und Loge adelt und ihre Strahlen auch
aussendet auf einen jeden, der sich bewusst zu ihnen
bekennt. Bedenkt man so das Wesen der Loge, so be-
ko-nmt die Handlung der Beamteninstallation eine
*1
t
- 10 -
besondere Bedeutung. Die Beamten der Loge sind
in vorderster Reihe Diener am heiligen '^erke der
Erhaltung ewiger Menschlichkeit, mögen auch Stürme
über die Erde dahinbrausen, die den Blick zu den
evjlzen Gestirnen zu verdecken scheinen.
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Ansprache bei der Einführung
am 13. Mai 1934.
Meine Brüder! Mit diesem Namen begrnsse ich
Sie jetzt als Glieder unseres Blindes; und ich
bitte Sie, mir für wenige Minuten zu folgen in das
geistige Gelände, auf dem unsere Gemeinschaft er=
wächst . • • ^
Unser Ord«n ist eine dem Ideal der i''ienschlicb=
keit>-#ol:encle Lind- nachstrebende Gerne ini^chaft . Die=
ses Ideal findet seinen Ausdruck in den drei Be^
griffen Wohltätigkeit , Bruderliebe und Eintracht*
Sie ÜXIäKgSX sind jedoch nichts als der gefächer=
te Ausdruck des höchsten irdischen Zieles mensch=
licher Gemeinschaf t , der Menschlichkeit • Ein solches
Ideal erwärmt und durchglüht den Menschen mit wun=
derbarcr Kraft von innen heraus y/^s gibt auch eine
andere Einstellung zum Leben* Es gibt Menschen,
die eine Freude daran haben, andere Menschen zu quä=
len, andren wehe zu tun, nur um ihrem Macht- und Herr=
schergelüstc zu frönen; Menschen, denen wenig daran
liegt , anderes Leben zu zerstören, wenn sie sich
Vorteil und ^ust davon versprechen. '.7ir Brüder des
T
♦
Ordens B'ne B'ris haben im Ancchluss an das lÄSSl
Gebot des Judentums die andere Seite der Lebensmög=
' lichkeit erwählt; wir pflegen das Ideal der MensGh=
liohkeit;wir wollen anderen Menschen nicht wehe
tun sondern ihnen Gutes erweisen nach dem Worte
der Bibel weohavto lereacho komocho , liebe deinen
Nächsten wie dich selbst!
Diese IVahl, meine lieben Brüder, ist nicht
einfach, denn in jedem Menschenherzen leben zwei
Seelen, der jezer hatov und der jezer hora,der gu=
te und der böse Trieb. Und dem Menschen ist die
Freiheit des Willens gegeben. Er kann auch den
bösen Regungen des Herzens nachgeben; er kann hi=
nuntersteigen in die vergiftete Luft menschenhas=
sender, böser und sadistischer Regungen • Er soll
aber -dies hat unser Judentum für alle Ewigkeit
zum ersten Male Inder Menschheitsgeschichte ge=
lehrt- hinaufsteigen in die reine und herrliche
Atmosphäre des Willens zum Guten, zur wahrhaften
Anerkennung des Menschen als unseres Bruders! Und
wenn wir diesem Gebot Folge leisten, dann wird uns
auch zuteil werden der Lohn solchen Strebens,das
ist nach dem Worte imserer Weisen;^ ;^s#^iai- haüii
die. Zusa2e ,
^ju^Ja^-a-iBwohydass der Lohn einer guten Tat die Mög
lichkeit *e*',einc neue gute Tat zu vollbringen;
das ist die unendlich erhebende und besdigende
Freude am Guten xand Schonen und 'fahren! Das ist
so, als wenn die Brust von einem reinigenden Luft=
hauch durchzogen würde, der uns aufat.^-en lässt xmd
der von uns entfernt den Alpdruck lastender *J^egen=
wart und die Gefahr, vom Trieb zum Bösen vergiftet
zu werden.
Das Tragende und Herrliche an der Idee unseres
Ordens ist,dass er zu seinem Lebensgrund und sei=
ner Lebensluft von Anfang an ohne Deutelung das
«
Gute imd Menschliche und Reine gemacht hat! Der
Mensch kann auf die Dauer nicht leben, wenn er
nicht ein Ideal in tiefster Brust besitzt, das ihn
erhebt. Die Niedrigkeit der Gesinnung ist ein;^
gefähiliches Gift, dem man be^;msst entgegentreten
muss,wenn man nicht Gefahr laufen will , rettungslos
zu erkranken und nicht einmal mehr ein Gef'ihl
ai e,
für die- Palschii«* des besohrittenen ^^«ges zu
"besitzen* Darum benützen wir bei unseren Peiem
das Pesta^gsgevvand ,uin schon äusserlich anzuzeigen
- und der Körper hat einen grossen Einfluss auf die
Seele- ,dass wir uns innerlich erheben wollen, v^enn
wir diesen Raum unseres Tempels betreten, dass wir
hier Einkehr halten wollen bei der Reinheit und
öem Edlen, das verbunden ist mit dem Streben nach
vorbildlicher Menschlichkeit!
Aber dieser Charakter unseres Ordens birgt
auch eine Gefahr in sich. Ein Ideal muss der Mensch
haben. 4ber man muss bei diesem Wort immer auch
zurückdenken an den Ursprung, an den grossen grie=
chischen Denker Piaton. Er hat die Lehre ausgespr(i=
chen,dass hinter Jedem Ding ein ewiges Vorbild
steht, das auf Erden verwirklicht v/erden soll. Die=
ses Vorbild nannte er Idee. Die Seele durchwan=
derte vor ihrer Geburt das Reich der Ewigkeit und
trank dort die Anschauung der Ideen. Aber mit der
Geburt des Menschen ist alles vergessen. Nur wenn
der Menschheranwächst , dann wird entsprechend)^
seinem Erleben die Seele erinnert an das, was sie
vor der Geburt gesehen. So ist denn nach Piaton
alles Erkennen in Wahrheit ein Wiedererkennen,
anamnesis /Niederer innerung •
Diesen Gedanken müssen wir anwenden auf un=
sere Gemeinschaft. Auch wir leben hier im Tempel
ein Leben der Abgeschiedenheit von dem Geiste der
Aussenwelt. Und wenn v/ir nun die Schv/elle dieses
Hauses überschreiten , so tritt dasselbe ein wie
bei der Geburt der Seele: beim Schritt in die
Wirklichkeit besteht die Gefahr des Ideals zu
vergessen, das man im Tempel geschaut* Im Leben
draussen aber trattj^f mit den Forderungen des
Tages zugleich auch die Forderung der Anamiicsis
an uns heran, des sich Erinnems und Verwirklichens
ijinseres Bruderideales!
Logentempel und Aussenwelt sind zwei .Veiten!
Für jede von ihnen gilt ein anderes als höchste
Forderung. Für den Tempel die Forderung , sich in
das Ideal einzuleben und es geistig und Wissenschaft]
lieh zu unterbauen. Für draussen gilt jedoch diS
Forderung der Verwirkl ichung l Und diese Forderung
ist doppelt so schwer als die ^^^*®* Darum gü^t
•
ein Quentchen VerwiMichimg mehr als ein ganzes
Mass in v7orte gekleideter Ideale!
Dass man an dieser schwereren Aufgabe vorä=
Vergeht, das ist die Gefahr, die uns droht. Aber
der Gründer des Ordens hat nicht ohne Grund den
Orden als Männerbund geschaffen. Der Mann hat den
Lebenskampf zu führen. Darum ist auch er derjeni=
ge,der kämpfend unserem Menschlichkeitsideal zur
Geburt in die 'Wirklichkeit verhelfen kann!
Mit diesen Gedanken begriisse ich Sie, meine
lieben Brüder, in \mserer Ordensgemeinschaft. Sie
kommen aus verschiedenen Berufen des Lebens und
bezex:igen somit, dass unser Orden nicht gebunden ist
an irgenwelche Berufs- oder Standesvoirttrteile .
Ulx wollen nichts als Menschlichkeit üben \xnä ver=
breiten, jenes Ideal, das ims selbst erhebt und
erhält, das gleicht dem Lichte, das unseren Tempel
in seinen warmen Schein hüllt. B'or ponecho /ehale-
chun,in diesem Lichte wollen wir wandeln ,SfiZMX
und wir v/erden erfüllen das ^ort,das insbesondere
bestimmt wurde unserem Bunde: we-hejc b'rocho.
sei ein Segen! IliXXlX Es wird ein Segen sein
uns selbst »unseren Brüdern, unserem Orden .unserer
Gemeinschaft und der ganzen Menschheit!
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Elternab end
am Donnerstag, den 7. Jimi 1934.
T . Die Bedeutimg des RclicT^o^sT-vterrichtes.
1. Die rechtlichg Bedeutimp;; Nach gesetzlicher
Vorschrift ist jeder Schaler verpflichtet, an dem Religions-
unterricht seiner Religionsgemeinschaft teilzunehmen, so-
lange er nicht vom Religionsunterricht auf Antrag vom Direk-
tor der Schule befreit worden ist. In heutiger Zeit wird
dem Religionsunterricht gegen'iber fr'iher eine gesteigerte
Bedeutung beigelegt, so dass eine Abmeldung vom Religions-
unterricht nicht empfehlonswert ist und ungern gesehon v/ird.
Der Religionsimterrieht ist ordent liches
Schulfach. Die Zeugnisse werden wie die Zeugnisse der an-
deren Picher in das Zeuj^jAisheft eingetragen unri gewertet.
2. Die oraktische Bedeutun.^: des Rel .Unterricht
a . Hebriisch-Ünterricht : lTi;:mand kann heute
sagen, dass für ihn möglicherweise 5ire Auswanderung nach
Palästina nicht in Frage käme. Das hierf.ir erforderliche
Neuhebräische gleicht dem Althebräischen; nur die Aussprache
ist verschieden. Dies ist jedoch f'ir die Erlernung be-
deutungslos.
Tb. Das Keanenlernen des Judentums befähigt,
die Unrichtigkeit der ^^ren uns erhobenen Vor ürfe einzu-
sehen. Hierdurch wird der Gefahr, dass Minderv/ertigkeits-
gefihle sich einschleichen, vorgebeugt.
Gleichzeitig wird eine gewisse Befähigung er-
reicht, Angriff e^ auf das Judentum nötigenfalls zu wider-
legen.
c. Der Religionsunterricht hat die Aufgabe,
die verständnisvolle Teilnahme am G'ttesdienst zu ermöglichen.
Hierdurch wird 1. das Gemeinschaf tsg^hl vnä damit die
seelische '.Tiderstandsfähigkeit jssixxkt in der Heimatge-
meinde gestärkt, \md 2. die Möglichkeit verliehen, an an-
deren Orten die Verbundenheit aller jüdisch-religiösen Men-
schen zu erleben. Die Erlangung von Hilfeleistungen an
anderen Orten hängt nicht selten von der Frage ab, ob das
Religiöse eine Verbindung herstellt.
d. Der Religionsunterricht hat auch die Aufgabe,
in das sonstige jüdische Gemeinoeleben einzuführen und
- 2 -
f|,'(?f.duroh das Interesse an der eisenen Gem inde zn erretten und
dem persönlichen Leten einen wertvollen Inhalt zu y:eten.
e. Der R.U. hat ebenso die Auf^;alie , die Ver-
pflichtung und Gesinnung zur Nüchstenliebe zu gfle^en. Hier-
durch wird unter Umständen eine Hilf shereitschaf t von weit-
tragender Bedeutung vorsashereite* , wenn einmal einer der
Schüler in seinem LelDcn in die Lage l:o;nmen sollte, das Ge-
bot der Nächstenliebe in umfangreichem Masse zu erfüllen.
Da niemand voraussagen kann, wer einmal in der Zukunft zu
den Gebenden oder Nehmenden gehören wird, so ist es schon
ein Gebot der Klu;heit, die wahre jUrlische Gesinnung dixrch
Unterstützung des Religionsunterrichtes zu pflegen uid zu
erzeugen.
f. In st'lrmischen Zeiten kann der einzelne
nur durch das Zusa;nmenstehen aller erhalten werden. Der
R.U. bietet in dieser BcziÄhung eine Sicherung durch Er-
^lillunp- seiner Aufgabe, das Gemeinschaf tsgefihl zu pflegen.
^'i-'^-r 3« Di3 metaphysische Bedeutung des R.U.
Die Hauptursaahe des R.U. liegt nicht in
der praktischen Bedeutung. Wäre dies der Fall, so wäre
der R.U. Mittel zur ^rreichujig ngbegrenzter irdischer
Zwecke. Damit wäre seine Schwungkraft zugleich gelähmt.
Die wahre Ursache des R.U. liegt in der Bedeutung der Religio'
a. Religion bietet eine Antwort auf die
brennende i?rago nach der Bedeutung des Todss. Der Tod ist
keine Vernichtung, sondern ein Uebergang aus dem irdischen
zum wahren Sein.
b. Aus diesem Grunde ist auch das irdi-
sche Leben von der Gefahr der Sinnlosi.-keit befreit. Dieses
Leben hat äzKxAxfgafe« den Zweck, die Aufgaben irdischen
Dasc-ins unter dem Ge sieht spujikt ewiger Folgen und ewiger
Verpflichtung zu erfüllen.
c. Hierdurch erhält das irdische Leben
den grossen Zug sinnvollen Ernstnehmens und ständigen Be-
m
reitseins.
a. Die Garantie dieser Zusamiienhänge liegt
in dem Glauben an den Schöpf erg« tt , den unsere Propheten
erkannt und gelehrt haben als das einzige und ewige Sein,
aus dem alles irdische ^assin q.uillt.
e . In prophetischer Schau haben uns unsere
Grossen mitgeteilt,' was der göttliche Wille als persönliche
und Gemeinschaftsaufgabe fordert. Diese grossen Forderungen
sind die tragenden Säulen aller irdischen Existenzraöglich-
kcit. Sie sind von unseren Weisen mit unendlicher Hingabe
und Treue und mit unendlichem Scharfsinn nach jeder Rieh-
- 3 -
tung hin rlurchflaoht und auf alle Lebensverhältnisos ange-
wendet ^^'crden. Das System dieser aun dem CHauben gewach-
senen Porsohun^en T^ildet eine >7:evvaltige Lernaufgahe, zu
deren Erfüllung im Rahmen des Kindesalters der Religions-
unterricht geschaffen worden ist.
f. Der R.IJ* h^xt also nicht die Auf .Tahe ,
irgendwelchen Greschmacksrichtungcn , irgendeiner Zeiter-
scheinung Rechnung zu tragen, sondern eie hietet •'^ic un-
erschlttitlichen , ev/igen Massstähe fMr das Leben der Men-
schen, ohne die sie nicht glücklich werden Yonnan.
g. Der R/J. ist also unter metaphysischem
Gresichtpunvt ein V^e^ zur persönlichen legl'ickung und Bc-
fr1edi,crung# Dies ist iedoch nicht schlechthin im Sinne dos
Wohlergehens zn verstehen^ denn G-l-ick in metaphysischer
Hinsicht ist das Bewussts'^in , sein« -^-^-ir*? Aii.fgahe erkannt
zu haben, -nit der Erfüllung ihrer Forderungen aiif rechtem
Weg3 zu sein,, und - Ti^nn einmal d^^^ Zeitpunkt kommt -
von der Erde scheiden zu können mit dem B^wii.sstrr'-in , vor
dem göttlichen Gericht bestehen zn können und die ev/ige
Aufgabe erfüllt zu haben.
4 ♦ Wa s kann r'cr E.U. erreichen?
1. Wase das Hebräischlernen ahbetrifft ,so
hängt
der Erfolg ab:
a» von dör zur Verfügung stehenden Zeit.
(Zu erörtern wäre, ob nicht fär alle Schü-
ler, die nur einMal in der Woche R.U.ha-
ben, ein 2. Hebraischstuncle ingcf'ihrt
v^^arden soll te! )
b. Von der Vorbereitung des Schülers»
c» von dem regelmässigen Besuch des Unter-
ricKtcs.
d. Von der üebung (insbesondere: Religiösen
Uebimg • )
2# '^'as die praktische ^xn^ insbesondere die
metaphyi:ische Bedeutung anbetrifft, so muss man sich im
Klaren darriber sein, class r^as Schulalter nur zum geringeren
Teil das Ziel erreichen lässt, denn Religion ist nicht von
Kindern- -und nicht für Kinder erfuziden worden, sondern sie
ist eine 'Angelegenheit des erwachsenen Menschen luid ein Aus-
duuck der imgr;heuren secliachcn Fot, in die der Mensch durch
Krankheit und Leiden mid TodBÖsweif el un.^. Uiajowisshcit
hineingetrieben wird.
Aus diesem Grunde ist es v/ichtig, religiöse
Belohrung auch nach der Schulzeit zu suchen und sich im
Kreise seiner Möglichkeiten mit dem Schrifttum zu "beschäf-
ti^-en, in welchem das t , ^
Judentum
- 4 -
d^s System der Wahrheit xmö. des LcDenkönnens ••.terllcfert hat
TI . Pic
•Rffrleutung des Jujrend.-* ttesdlcnstes .
1. Der Ju::-ndgott53dienst hat dieselbe Auf-
-ahe wie aller G' ttesdienst , den Menschen praktisch 7.u
lehren, sich imter das metaphysische Sein (ol haschomajim,
Joch des Himmels) zu heu£,en.
2, Die i'ihis-si"!^ -^ heten und mit den 'Porten
und Gedanken unserer grossen Geoetsdichter sich zu erhöhen
und zu stärken, muss erworben werden durch Uebung • Wer
uicG nicht selernt hat, darf sich nicht wuric^ern, wenn ihm
in Zeiten der Not die Hilfe und Erlösun- versagt hleibt,
die mit dem Gehet verbunden ist.
3.- Zu dön geringen religiösen Foraerun-en
^ehDrt das Verlangen, wenigstens ein Mal in flev 'Voche eine
halbe Stunde der relisiösen Handlvmg uiid Erbauung zu widmen.
4. Der Jugenc'sottesdienst müsste aus diesem
Grimde eigentlich von allen Schillern besucht werden. Es ist
ejne Aufgabe der Eltern ihre Kinder zum Besuch des G'ttes-
dienstes- anzuhalten. Kein Gegengrund ist die Tatsache, das
vnel- Eltern selbst nicht gewohr.t sind, den G'ttesdienst zu
besuchen. Die Geschichte der Gegenwart lehrt ein^lcutig, dass
der unreligiöse '.Teg der vergangenen Generationen falsch war.
Aus diesem Gr^onde muss man seine Kiader wiederum zum reli-
giösen T7ege zurnckfliren, selbst wennmanselbst infol-e
Erziehung und Gewohnheit zur Rückkehr nicht mcbfc imstande
sein sollte.
5. Df^r Jugendgottesdienst ist ein Mittel
des Religionsunterrichtes. Es gibt Lehren, die nicht mit
Worten sondern nur durch Handeln g-lehrt werden )=:c>inn2n.
Hie zu gehört insbesondere das Gebiet des Gerne in schaftsge-
fUhles'und der metaphysischen Bedeutmg der Religion.
Hur durch Uebmg kann ein Kidd lernen, sich in die echte
jüdische Gemeinschaft einzufügen; das ist diejenige Gemein-
schaft, die sich religiös, d.h. in ewiger Beziehung der
durch. die Propheten vermittelten göttlichen Fordertmg un-
terordnet.
6. Der Jugendgottesdienst ist in praktischer
Bezi3h^jng in untierer Gemeinde die Quelle des Einheitsempf in-
tens. Wer von früheren Mitgliedern unserer Jugendgemeinde,
die die Teilnahme am G'ttesdienst zur Forderung erhoben hat,
in die Fremde gegangen ist, hat erfahren, was es bedeutet,
über alle Blrteitrennungen hinweg das Gefühl der Einheit zu
bewabren. Wir haben durch unsere Jugendgemeindc ein wun-
f
- 5 -
derbar.s Mittel an der Hand, das VorlMld der Einheits^-emein-
de auch f'lr die Zukunft zu erhalten dadurch, aasü die
Ju-end r^urch die Teilnahme aoi Ju-end-ot tesdimst in r3ie
PrLis des Zusam-nenstehens ühsr alle Trennm-en hinweg hin-
einwächst. ,
7. Die religiösen Feiern der Ju-cndseaaeinde
wie Chanulc:.:ah - Pmrim - Simchath-Thora - Feier usw. Meten
die einzigartige Möglichkeit, de-a Zinde das Erlebnis reiner
Lind heiliger Frsude zu vermitteln.
8. Sor Jugendgottesdienst bietet auch in
praktischer Beziehu.ng die Möglichkeit, der notwendigen Ue-
b'on^ im Hebräischlesen , im Kennenlernen der Thora und reli-
giöser Gedanken.
ITI. Dgs Gesetz llber die Bef'reiimg vom
F^r^hi^l^mterricht an i'^d. P3ierta,.:en und
Sabbaten...
1. Der '.Tortlaut des Gesetzes.
2. ""er Sinn des Gesetzes. .
B-freiimg der Gchule von der RM.cksichtnahme und
zugleich Ermöglichung reli.-.iöscr Bstitigung.
3. Die Möglichkeit erweiterter Sabbat-
heiligung.
4, Einwendun.gen: Zurllckblciben .
Im Gegenteil: Stärkung des normal-
be-^abt.n Kindes durch den Zwang selbstständigen Nacharbeitens.
5. Auslegung des Gesstzes in der Schil-
Icr-Bchule: Eine Stunde Besuchdes G' ttesdienstes, dann Befrei-
ung von der Schreibv^r pflichtung.
41? 2^103
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fmihcliorxc^ ^ollecfy'^/1 TfM
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Emil ScmrsJi CJkcHl
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6^
€ch' Notes /Blierm
ve^a
H3
l
Bltemabend am 2o.Auinx»t IlllI 1934.
BüLeltende Worte» Die Chance da» freien Sabbat«
l.Dle rellffiöee Bedeutung des Sabbats.
2. Die seelische " ** ** •
3« Wie der Sabbat rerloren ging»
4. Die neue McJirliohkeit »den Sabbat wieder den Kindern su geben.
3. vrie wir den Sabbat gestalten wollen.
1. Die religiöse Bedeutxuig des Sabbats.
Die Stellung des Sabbatgebotes im Zehnwort & Brücke zwi»
sehen den auf das Gcittliche sich beziehenden Geboten und
den für Erhaltimg und Ordniing der menschlichen Gesellschaft
notwendigen sittlichen Geboten. Eltemgebot »Verbot Ton Mord
usw. letzten Endes nur gültig »wenn G*tt es geboten; sonst
keinen Halt. Am Sabbat steigt der Zusammenhang alles Sei»
enden Im Bewusstsein auf.
Ein BeMpiel für die Auffasstuig des Sabbatak bei imseren
Weisen:
Midrasch Babbo »Seder Eeeh»Poro8Choh 4.
**Ki im schomaur tischmerun es kol hamizwoh hasaus" (5.M.
11 »22). Was bedeutet "kol hamizwoh hasaus" ? Habbi •'•ewi
sagte: dies ist Kerias Schema; die Babbanan sagen: der Sab«
hat.aohehi schekulo kene^ed kol hamizwaus schebatauroh"
2. Die seelische ■'Bedeutung des Sabbats.
Ueberleitung: der "laam" des Sabbats. (Midrasch)
Uebemahme auf die Lebensform der anderen Völker. Warum?
Natürliche Gliederung. Ungefähr der vierte Teil der Zeit
des Mondumlaufs. Der Mensch also eingegliedert in den kos»
mischen Rhythmus! HerauslösunJi aus der sonstigen Arbeit und
durch diese Abwechslung neues Kraft schöpfen.
Wichtiger: Durch Ruhe »Stille Betrachtung der Welt sub specie
aeternitatis.
Ohne solchen Ruhetag »der aus den Quellen alles Seelischen
den Menschen sich wieder erholen lässt,kann keine Gemeinschaft
und kein Mensch auf die Dauer bestehen.
3. Wie der Sabbat verloren ging.
1. Xbnahme der religiösen Substanz.
2. Zwangssonntagsruhe.
Man hielt den Sabbat für nebensächlich. Glaubte sich
in den seelischen Rhythmus der anderen eingliedern zu können.
Sonntag und Christentum etwas ganz anderes!
Rest Judentum ohne den Sabbat; kraftlos; Last »ohne zu
stärken!
IUI, »Af. . . - ^■-*-** .
I
4, Die neue MagHohlcelt .dan Sabbat wieder den Kindern
■
zu geben.
ezba elokim hil Bedürfnis nach seelischer Stärkun«
der Widerstandskraft vorhanden , und gerade in diesem Augenblick
wird uns der Sabbat fOr unsere Kinder neu geschenkt!
Erlass. Bedeutung: Heligiöses Leben ermaglichen.
5. Wie wir den Sabbat gestalten wollen»
Frei machen!
a) Sexta bis Untertertia ohne Weiteres.
b) Grundschule: Mitkommen möglich »auch wenn frei.
Vielleicht Hachhilfeunterricht seitens de* Gemeinde.
c) Oberklassen. Wissenschaftlicher Unterricht. Schwie=
rigkeiten. Jedoch er. gar kein wissenschaftl. Unterricht
mehr; dann auch frei nehmenl
Was wollen wir? Hicht zum orthodoxen Judentum, sondern zum
religiösen Juden erziehen.
Wie religiöse Bildung? GenUgend ^eit zur Verfügung stellen:
Vormittags Synagoge.
Nachmittags Jugendgemeinde i Gottesdienst der Jugend selbst.
Gruppenarbeit: Gemütvolle Einführung ins Judentum.
( Sagen »Märchen .Erzählungen, sonstige Literatur »Lieder etc.)
Gemeinsame Oneg schabbos-^eiem alle vier Wochen.
Sonstige i'eiern: Chanukka etc.
Ev. Ausflüge. Die jüngste Jugend noch nicht in Bünde, sonst
zu frühe Entscheidung.
i?ä™ae:Heue Turnhalle tind Lützowstr.
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Fw/ ScLrsch Collecifc^ti
Speech ' Ersten L oaensitz. uncj
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IZirjil Janorfdi Lo/lec://c
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Speech "'
/rr//<?-^ Lac4efi^}'fzt/^<^
lojsbi
Ansprache in der ersten Logensttzung
des Winterhalbjahres 34/35.
am 8. Oktober 1934.
Rückblick.
Nach einer Pause ^die von längerer Dauer war
als vorhergesehen, kommen wir heute Abend zum er=
sten Male wieder in diesem «7interhalb jähre zusam=
men* Zwar war die Pause kaum grösser als in frü=
heren Jahren, da das Logen|aben des Frühjahrs ge=
wohnlich schon Anfang Juni schloss,wir aber in
diesem Jahre durch gemütliche Abende bis Ende
Juni zusammenkamen. Aber trotzdem hätten wir schon
im September wieder das Logenleben eröffnet ,wenn
(sie fielen ja gerade auf Montag u.Di.)
nicht die besondere Lage der Herbstfeiertage/die
Eröffnung unmöglich gemacht hätte.
Aber diese unfreiwillige Pause ist gewiss von
besonderer Bedeutung; sie hätte lons veranlassen
müssen, einmal wieder über xms selbst nachzuden=
ken,über Bedeutung, Zweck und Notwendigkeit der
Loge .
Wir haben eine Zeit von 1 1/2 Jahren hinter
uns, wie sie noch niemals als Aufgabe einer Lo=
gengeneration zudiktiert worden ist. Die allge=
meine Revolution und nachfolgende Evolution
fcN
i
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hat auch uns im Logenleben in Unruhe und Ungewisse
heit versetzt. Und wir können nicht leug/nen,
dass wir manches, was wir liebten, auf geben mussten
oder werden aufgeben müssen. Das schöne Kinderheim
in Norderney, diese segensreiche Einrichtung so
vieler Jahre ist geschlossen und z.Teil für ganz
andere Kreise einem ähnlichen Zwecke zugeführt,
und wir wissen nicht, was in dieser Angelegenheit
werden wird. Wir werden vom kommenden Frühjahr
ab auf die Sterbeversicherimg verzichten müssen,
die in der Zeit tiefer Trauer so vielen Schwe=
Stern schon hilfreich zugute gekommen ist, da
durch Gesetz Kollektiv-Risikoverträge gekündigt
werden müssen. Und als dritte betrübliche Erschei=^
nung müssen wir feststellen, dass die ruhige Linie
Sitzungen und
arbeitsfreudiger Logeifveranstaltungen ins Schwan«
ken gekommen ist. Aber wir müssen noch den Hinter«
grund hinzufügen, der zwar nicht unmittelbar in
unser Logenleben eingriff , der aber doch deutlich
hindurchschimmerte, die Sorge, die als ständiger
Begleiter in unsere Herzen Einzug hielt.
Aber wenn wir auoh dieses Betrübliche fest=
stellen müssen, so darf doch im Ganzen gesehen sich
auch das Gef ühl der Dankbarkeit in uns regen da=
für,dass uns überhaupt die Möglichkeit , tagen zu
können, gegeben war# Und dies recht würdigen, he is st
einmal wieder uns selbst und den Logenge danken
\xnfitwr die Lube nehmen. Und zu solchem Beginnen
möge uns die unfreiwillige Pause der Feiertage
das Schema liefern ♦
Unsere Feiertage sind wunderbar aufgebaut.
Das Roschhaschonohfest will ims im Tiefsten er=
wecken t Jomkippur uns reinigen imd entsühnen tSukaus
lehrt den Gedanken der gotterfüllten Natur, und
die Schlussfeiertage Schmemini Azeres und Sim=
chas Thora den bedanken gotterfüllter Seistes=
weit. Wir haben hier einen genialen Vierschritt
vor A\agen,vier Etappen geistiger Atmung:
Erweckimg und Reinigung,
Verstehen des natürlichen und des
Geistigen Seins.
Diesen Vierschritt wahrer Wertung müssen wir auoh
in unserem Logenleben wieder finden, denn er stammt
aus der tiefsten Lebenserkenntnis.
Erweckung . Wir sind erweckt worden durch
die Zeitereignisse. Das gilt im Allgemeinen. Aber
hier in diesem Augenblick wollen wir uns auf den
Kreis unserer Logenideen beschränken. Ist es nun
keine Erweckung < Auf schreckung ^wenn auch nur die
Möglichkeit auftaucht , das s die Logen nicht mehr
weiter bestehen könnten? Das, was sich so sicher
eingespielt hat und Oeltung in der jüdischen ^e^
meinschaft gewonnen hat, der Kreis, der Ansehen ver=
leihen konnte, all das wird auf einmal erschüttert!
So wird der zweite Schritt notwendig vor=
bereitet: die Reinigung. Der alte Nimbus ist brü=
ohtg geworden, ffaren es nur äusserliche Werte,
welche die Loge zu Irieten hatte, dann musste sie
von innen heraus tn solcher Situation zugrunde
gehen. Das Falsche wurde durch den Hobel der Zeit
abgeschält. Und siehe da: etwas blieb doch zu=
rück. Die Brüder der Longen empfanden unwillkür=
lieh in der Logenidee , wie sie durch Jahrzehnte
verwirklicht worden war, einen Wert, der iinvergäng»
lieh erschien. Die wenigen Zusammenkünfte hätten
den Logenbestand lockern müssen, wenn nicht im
tiefsten G^rimde ein Erhaltensijertes ohne Deutelei
vorhanden gewesen wäre. Diese -wir dürfen fast
sagen- unbewusste Erkenntnis, die die Brüder nach
wie vor zusammenkittete , war die Reinigung. Wir
hatten gelernt die G-rundfrage zustellen: Besitzt
die Loge einen Wert, der auch in solchen schweren
Zeiten nicht leichtfertig zugrunde gerichtet wer=
den darf?
Die Antwort hierauf gibt der dritte Schritt:
Das ^erstehen des natürlichen Seins. Auch die Lo=
genbrüder sind nur Menschen, keine Edelmenschen
an sich. Ein solches Privileg gibt es nicht. Und
natürlicher Mensch sein heisst: allen menschlichen
n
Trieben ausgeliefert sein: der Zurv^igung und der
Abneigung, dem Wohlwollen und dem Nichtwollen,
dem Entgegenkommen und dem Versagen, und vielen
anderen natürlichen menschlichen Verhaltungswei*
sen mehr. Wir haben gelernt , dieses natürliche
Sein zu erkennen und nicht mehr -oft unbevmsst
wahrheitswidrig zu verdecken und zu UiiX ideali=
sieren* Aber weil wir den Mut hatten ydieseXSZ
menschliche Kleinheit zu erkennen, deshalb haben
wir vielleicht jetzt erst den richtigen Ausgangs^
punkt gefunden, um unsere Lo^enidee beurteilen
zu können. Und dies führt uns zum vierten Schritt:
Das Verstehen des geifctigen Seins. Das gei=
stige Sein ist ein Widerspruch zum natürlichen
Sein. Und die Erkenntnis dieser selbstverständli=
chen Diskrepanz wird in uns die Verwunderung zer=
stören, dass ein himmelweiter Unterschied besteht
zwischen den Ideen, den ethischen und geistigen
Fordermngen unseres Ordens und dea^ natürlichen
Sein der Logenbrüder. Wir wären keine Menschen,
wenn es anders wäre. Aber deshalb empfinden wir
die Logenideen als eine schöne geistige Welt, die
über ims als Forderung ausgespannt ist, als Mah=
nung, ständig nach ihr zu streben! Wir müssen im=
mer wieder versuchen .und wenn wir tausendmal ent=
S^ahr he i t
täuscht würden, die 1X££IX£££KXX dieser Forderungen
K
in ffirkllohkelt umzuwandeln* Die Enttäuschvmgen
sind la ISfiSS anderen Kreisen des Lebens nicht
grlnger sondern viel grösser; aber in unserer Loge
haben wir immer wieder die Möglichkeit , auf die
Diskrepanz zwischen Worten \md Säten hinzuweisen
lond sie zu erkennen yund so auch immer wieder die
Möglichkeit eines Fortschrittes zu schaffen.
Das ist die Erkenntnis des Vierschrittes un=
serer Feiertage auf unsere Ordensidee angewandt.
Und wenn wir nun fragen: Wie verwirklichen wir in
unseren Sitzungen die hohe Aufgabe .das geisti>2:e
Sein mit dem natürlichen zur Einheit zu verbin=
den, so müssen wir wieder auf unsere Feiertage
hinweisen. In ihnen ist das höchste Geistige ein=
gespannt in den Rahmen eines allumfassenden, Bang
und Stand verneindenden Gemeinschaftsgefühles .#jjt-
-#e spannt . Wir müssen also auch in unserem Kreise
dieses &emeinschaf tsgef ühl pflegen, ohne dass wir
dabei das Geistige vernachläsiigen. Es wird Sie
daher nicht verwundern, wenn wir heute Abend rück=
blickend all das erwähnen wollen, was im Kreise un=
8
serer Brüder sich während der Ferien ereignet hat.
Nichts ist uns zu klein und unbedeutend ,\im uns
etwa nicht darum zu kiimniern,denn im Gebiet des
Menschlichen und Brüderlichen ist das Kleine ebenso
wie das Grosse brückenschlagend und verbindend
von Mensch zu Mensch, Herz zu Herz und Bruder zu
Bruder .
Gleich zu Anfang der Ferien ist unser Br.
Jacob Straflß in die Ewigkeit eingegangen. Er war
den Lebensjahren nach unser ältester Bruder, und
seine vornehme Persönlichkeit wird von uns nie
vergessen werden. Unser Bruder Dr .Levi ist in Traw»
er gekommen durch das ffiligSK Ableben seiner Mut=
ter und unser Br .Komm .R .Berliner durch den plötz=
liehen Heimgang seiner Gattin. Wir haben den Brüder
herzliche
selbstverständlich die/Teilnahme \inserer Loge aus=
gesprochen.
Auch durch Auswanderung hat unsere Loge
erst vor kurzem wieder einen Verlust erlitten. Br.
Albert Löwenstein .Hameln ist nach Holland über=
siedelt, und wir haben ihm die Abgangskarte von der
Grossloge verschafft ,ohne erst seine Anforderung
abzuwarten, da uns bekannt geworden ist,dass SSI
niemand mehr ohne Abgangskarte in einer dortigen
Loge ziogelassen wird, da Betrügereien vorgekommen
sind.
Einige unserer Brüder haben einen besonderen
Greburtstag gefeiert, den wir selbstverständlich
nicht ohne unsere Gratulation hingehen Hessen •
Br.Camnitzer und Br# Löwe sind 5o Jahre alt gewor=
den, und den Brüdern Dr. Müadhe im t Seiberg und Back
hat GHt das Glück geschenkt, in Gesundheit das
7o .Lebensjahr zu vollenden.
Barmizwah feierten die Söhne unserer Brüder
Emil Levi und Jacob Dreifuss.
Die Tochter unseres Bruders fformser hat sich
verlobt, imd in die Familie unseres Bruders Fred
Stein ist das Glück in Gestalt eines Mädelchens
eingekehrt , von dem seine Gattin glücklich ent=
bunden wurde. In allen Fällen haben wir von der
Loge aus den Brüdern unserejfi herzliche Glückwün=
sehe gesandt.
Von verschiedenen Seiten ist unsere Loge mit
lo
Greldspenden bedacht worden, die z.T. mit den vorhin
genannten YoTgängen in deac lamilieii susammenhangen*
So hat uns die Gattin unseres sei. Brs. Jacob
Strauss eine Geldspende iibersandt , ebenso Br.Back
eine Spende für den rf^itwen- und Waisenfond t
^^ ?^r«d?r Buf iAtairtW. Wir danken den/Bi^^
^nocheinmal herzlich für ihre Spende •^"■^^^^^ ^^-
Liebe Brüder, Sie haben einen kurzen Ein=
hii
blick darin be kommen, da ss wir von der Loge aus den
Gedanken der einen .briderlichen -gamilie pflegen
wollen, soweit es in unser»» Kraft steht. Und nun
möchten wir im Zusammenhang damit eine Bitte aus=
sprechen. Sollte es einmal vor kommen, da ss ein be=
sonderes Ereignis eines Bruders vergessen wird,
«s
so möge /der Jenige, der es erfahrt, uns mit teilen »und
der betroffene Bruder möge die kleine Sünde ver=
zeihen, die Ja ohne Absicht geschehen sein wirde.
Das wäre von seiner Seite aus ein Akt der Brüder=
lichkeit und Erfüllung des Jüdischen Gebotes:
Du sollst nicht nachtragen!
11
Und nun steht die Herbst- vind fflnterarbeit
bevor, über deren Absichten uns der Br •Vicepräsi=
dent berichten wird. Bevor ich ihm jedoch das tf^ort
erteile , möchte ich schliessen mit einem Gedanken
des so begabten französischen Philosophen und
Mathematikers aus dem siebzehnten Jahrh, Blaise
auch
Pascal^ 9nh1 lenoen. Er hat sich/mit dem Judentum
gr'indlich beschäftigt und wusste manches Vorz'ig^
liehe von ihm zu sagen. Aber auch manchere bittere
Kritik entsrömte seiner Feder. Und eine solche
Kritik lautet; Man müsse die Lehre der Juden von
der Lehre des Gesetzes der Juden unterscheiden.
D.h. Bei den Juden bestünde ein klaffender /7ider=
Spruch zwischen der schönen Lehre ihres Gesetzes
und ihrem Leben. Wir haben zu Anfang gesehen, dass
dieser Widerspruch tatsächlich vorhanden ist, aber
nicht nur bei Juden, sondern bei allen Menschen.
Die Aufgabe der guten Menschen und ihrer Kreise,
zu denen auch die Loge gehört, ist jedoch, diesen
Widerspruch zu verringern. Und wenn wir einen
Wunsch aussprechen sollen für die bevorstehende
12
Arbeit, so möge er in dem Worte bestehen: dass
der Widerspruch zwischen ÄXKXIXIXKXMa \mserem
hohen
Leben und den/Gesetzen \md Forderungen der Loge
immer geringer werden möge«
41! ^^/^^
Cm'il ^horscii C^lk
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Speech ' Criaf\(/l(<th'/.^/er
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1^ Jer Lje j^/s/^'^
i
Einleitende Worte zum Entz'inden der
Chanukah-Liohter in der Loge am Mittwoch ,d .5 -12 .34.
Liebe BrMder !
Wir wollen den heutigen Abend unter das Symbol der
Chanukah-Liohter stellen. Das ist nichts Gev^alt-
sames, denn der gan^e Logengedanke des Orden
Bne Beris steht in innigem Zusammenhange mit
<
dem Symbol der giebenarmigen Menorah. Der Ge-
danke der Mervrah spricht für sich selbst. Die
Menorah ist der Lichtträger, und dieses Symbol
m<?int, dass die Br'ider des Orden Bene Beris
Lichtträger in einem ganz bestimmten Sinne sein
sollen, nämlich Träger des Menschenlichts, des
Lichtes der Menschlichkeit. Man soll eigentlich
im Judentum de»n siebenarmigen Leuchter, dar
einst im Tempel gestanden hat, nicht nachahmen,
damit nicht irgendeine Poim heiligen Gerätes
lins an den zerstörten Tempel erinnere. Aber
es steckt wohl ein guter Gedanke darin, dass
die Loge den siebenarmigen Leuchter trotz dieses
I
jädischÄn Gefühles der Zurückhaltung gewählt hat"««,
denn wir nennen unseren Versammlungsraum auch
Tempel und bringen damit zum Ansdruck, dass wir
hier nicht einfach in ^ren-^tlicher //eise zusarmnen-
kommen wollen, sondern dass wir ims die Auf-
gabe gestellt haben, bewusst den Gedanken der
religiös begründeten MenscHichkeit zu pflegBn
und zu erhalten. V/ir wissen ja, dass der Gedan-
ke der Menschlichkeit aus keiner anderen Voraus-
setzung quellen kann als aus der des Judentums,
dem Gedanken des //eltenschöpfers , der Adam geschaf-
fen hat als Symbol des ganzen Menschengeschlech-
tes, denn von ihm stammen alle Menschen ab.
Es gibt keinen metaphysischen Hintergrund, aus
dem mit der gleichen Klarheit und Berechtigung
der Gedanke der Gleichwertigkeit alles dessen,
was Menschenantlitz trägt, abgeleitet werden
könnte. Dieser Gedanke der aus G'tt fliessenden
Menschlichkeit ist durch das Christentum theorc-
tisch auR ^^A Abendlande zum Sie;:::e gekommen.
to^ ä>
I
- 3 -
Aber es gab eine Zeit, in der es durchaus nicht
feststand, welche folgenreiche metaphysische
Weltanschauung das Abendland beherrschen sollte.
In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten var
das Römerreich bis hinauf nach Britannien über-
sät mit Tempeln des G'ttes Mithra» Mithra war
der NaiShf olger dös parsistischen Lichtg'ttes
Ahura Mazda, dem als Gegenstück der G*tt der i'in-
sternis Ahriman, der Diabolus, der Teufel gegen-
übergestellt war. Im Parsismus und in seiner
Nachfolgereligion des Mithrakultes bedeutete das
Lichtsymbol, die Anbetung des Feuers etwas anderes
als das Tempellicht der Ivlenorah. \lenn Ahura Mazda
herrscht, muss es auch einen Teufel geben, und man
hat diesen Teufel immer auch unter den Menschen
gesucht. Das waren jene, die man als minder-
wertig glaubte mit Recht ausrotten zu dürfen.
Darum bedeutete der Sieg des Christentums über
den Mithraskult tatsächlich eine menschheits-
geschi^htliche Entscheidung, denn damit ist
- 4 -
in der Form des Christentums der jüdische Gedan-
ke der Men sohlte hkeit im Abendlande zur Herr-
schaft gekommen und sicherlich wird er sich
im Laufe der Geschichte zur entgültigen Herr-
schaft durchringen. Die Tatsache jedoch,
dass iberhaupt der geschilderte Kampf in der
Menschheit tobte , m'^cht uns zur Genüge verständ-
lich, weshalb das Lichtsymbol der Menorah im
Judentum als ein Heiliges ganz besonderer Art
gegolten hat und gilt« Warum auch der Prophet
sich eindeutig gegen diejenigen wendet, die
in Licht und Finsternis 2 Gottheiten er'kennen
imd daraus ihre Unmenschlichkeit ableiteten,
und7S-&?/ Prophet sagt; G'tt schafft das Licht
^^d die Finsternis, er schafft das Gute und
das Böse, so hat er hier mit dieser klaren
Formulierung den metaphysischen Hintergrund
der vom Judentum gepredigten Menschlichkeit
gezeichnet. Diesen Gedanken müssen wir als
I
- 5 -
Juden hochhalten. V/ir müssen ihn ausserdem
hochhalten als Brüder des Ordens Bene Beris,
imd wenn wir den heutigen Abend nichtJallein
unter das Symbol des siebenarmigen Leuchters .
stellen, oondern unter das Symbol des achtar-
migen Ghanukah- Leuchters, so besagt dies, dass
das eine Licht, das am achten Tage über das
siebenarmige Symbol hinaus mehr brennt», uns
auch eine Mehrverpflichtung auferlegt. In
einer Zeit, da der Gedanke der allgemeinen
Menschlichkeit bei allen Gebildeten zur An-
erkennung gelangt ist, d/rften wir unsere Idee
gleichsam im Kreise Gleichgesinnter widerstandst--
los bewegen.
Im Zeitalter des Biologismus jedoch,
da man die Versishiedenartigkeit der Naturiinter-
schiede verabsolutiert, da ist es wichtig, dass
wir sowohl als Juden als auch ais Ordensbruder
uns der Verpflichtung -*«*. Erhaltung des Mensch-
lichkeitsgedankens bewusst sind und bleiben.
y>
- 6 -
In diesem Sinne sollen heute abend hier in unse-
rem Tempel die Lichter der Menorah erstrahlen!
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Ans p r a c h e
in der Installationsloge am Sonntag, d. 12 .Mai 35
nachm. 5 Uhr.
An einem i/Vendepunkt wie dem heutigen ist
es selbstverständlich, dass man einen Blick rück-
wärts wirft auf unsere Arbeit im Termin 1934/35 •
3 Punkte sind es, die hierbei eine Rolle spielen:
!♦ Der äussere Rahmen der Arbeit.
2. Der tatsächliche Verlauf der Arbeit.
3« Die ProtJeme der Arbeit.
rfas den äusseren Rahmen der Arbeit anbetrifti
so müssen wir zunächst darauf hinweisen, dass der
vorhergehende Termin 1933/34 zu den schwierigsten
Jahren gehört, die wohl unsere Loge erlebt hat.
Es war nicht möglich, die Ar :^eit im selben Rahmen
und Ausmaß wie vorher weiterzufahren. Der Prä-
sident dieses Termins, der in dankenswerter rtfeise
die nicht leichte Aufgabe übernommen hatte, muss-
te zunächst einmal sich abwartend verhalten, ohne
dabei unsere innere Arbeit völlig absacken zu
lassen. Das gelang ihm auch, indem er an Stella
der in strengen Formen sich abspielenden geisti-
gen Arbeit unserer Loge für jenes Jahr den zwang-
loseren und aufgelockerten Rahmen gemütlicher Zu-
sammenkünfte schuf. Aber selbstverständlich be-
•i
I
- 2 -
deutete diese Zurücks ohraubung unserer geistigen
Arbeit nur eine Notwendigkeit, die aus der Zeit
he rvorge wachsen war, nicht dagegen ein Fortschritt.
Das ist selbstverständlich kein Vorwurf, sondern
nur ein Hinweis auf die ungeheure Schwierigkeit je-
nes Termins. Diese Schwierigkeit wurde noch ge-
steigert durch den Schlag, den unsere Loge mit der
Unterbindung des Norderneyer Perienheimbe triebe s
erlitt. Durch dieses Heim war unsere Ziun-Loge
in ganz Deutschland bekannt und berühmt. Es musste
lähmend wirken, als dieses herrliche Werk nicht
mehr weitergeführt werden konnte, und dieses Ge-
fühl war auch ein wichtiger Umstand, der unseren
Bruder Leonhard Lewy zum endgültigen Enschluss be-
wogen hatte, auszuwandern.
-Als ich für den Termin 34/35 nun die
Präsidentschaft übernahm, musste ±2h mir die Pryge
stellen, welche Aufgabe in erster Linie zu er-
füllen war. Und ich glaubte, mir die Antwort geben
zu müssen, dass neben der Erhaltung unserer Loge
und Fortführung jeglichen |erkes der .Vohltätigkeit
und Unterstützungsarbeit in der Hauptsache zunächst
einmal wiederum die frühere Linie lückenloser geisti-
ger Arbeit erreicht werden sollte. Aus diesem Grun-
de kamen wir wiederum wöchentlich wie früher in
unserem Tempel zusarimen. In den Rahmen unserer Losr-
genform, die eben aus der Eigenscnaft ihrer Form
9
-3-
heraus erzieherisch wirkt, war jedes Mal ein Vor-
trag oder ein Referat eingefügt, also eine Be-
schäftigung mit geistigen Dingen, und es ist so mö^
lieh geworden, wie in früheren Jahren ein J; hr
lückenloser geistiger Arbeit neben der Fortführung
aller anderen Aufgaben zu schaffen, üeberblickt
man heute die geistige Linie dieses Termins, so
darf man wohl in Aibetracht des regen Besuches an
Jedem Abend annehmen, dass diese erste Aufgabe, die
die Zeit uns gestellt hatte, nämlich trotz alle'r
widrigen Umstände die alte Arbeit fortzuführen,
erfüllt worden ist.
Eine zweite Aufgabe konnte dagegen in
diesem Termin nicht in /.ngriff genommen werden,
l^^ ^^* ?.feföm^-i^^:-"^^^!^g neuer Brüder. Diese
Frage muss^im heuen Termin behandelt .verden. Sie
ist in jeder Richtung schwierig. Wählt man zu
junge Brüder, so kann unter Umständen Auswanderung
eine beunruhigende Fluktuation schaffen. Im All-
gemeinen ist aber auch der Umfang einer löge,
in welcher wirklich noch brüderliche Verbindung
herrschen soll, sehr beschränkt. In diesen Fragen
einen Ausgleich zu schaffen, wird dem neuen Prä-
sidenten vorbehalten sein.
ilenn ich mir nui) im einzelnen versage
auf die Einzelheiten des vergangenen Termins einzu
gehen, so geschieht es im Interesse der Heraus-
- 4 -
hebung eines fusserordentlich wichtigen Problems.
Neue Zeit verlangt erneute Betrachtung altSr
Probleme. Und so will ich denn heute die Frage
erörtern, welcher Zusammen lang zwischen unserer Lo-
genidee und ihrer ^Wirklichkeit besteht. E^ ist
gar kein Zweifel, dass \ansere herrlichen Ideen
von .Wohltätigkeit, Brlderlichkeit und Eintracht
sehr schwer in die w'irklichkeit überzusetzen
sind. So kommt es, dass ein »Vidersp.uch zwischen
Idee und »Virklichkeit leicht geeignet sein kann,
die Freude an der Zugehörigkeit zu einem von hohen
Ideen geleiteten Kreis; trüben .Jjann. Es ist aber
wert, sich einmal Gedanken darüber zu machen,
in welchem Punkte die Schwierigkeit ihren zuge-
spitzten Ausdruck findet. Vielleicht kann aus
solcher Untersuch*ung fruchtbare -Anregung erwachsen*
Ich möchte zuerst 3 Beispiele anfahren,
in denen auf verschiedenen Gebieten ein .Wider-
spruch z.vischen Idee und rf/irklichkeit deutlich in
die Erscheinung tritt. Zuerst ein liebenswür-
diges Beispiel aus dem Talmud (jebamoth 63 b):
Es wtrd gelehrt, dass Rabbi Elieser
sagte: Jeder Mensch, der sich nicht mit der Mizwah
von pirjoh weriwjoh (der Vermehrung und Erhaltung
des Menschengeschlechtes durch Eing^ einer Ehe
und Kinderzeugung) beiträgt, gilt wie ein schaufe«fti
domim, wie ein Mörder, denn es heisst (beim Segen
- 5 -
Noahs): .7er Menschenblut vergiesst, dess^ Blut
soll wieder durch Menschen vergossen werden.
Und unmittelbar danach steht geschrieben: Ihr
aber seid fruchtbar und mehret Euch.f ;ius dieser
Zusammenstellung geht also hervor, dass die Nicht-
verraehrung offenbar irgendwie mit der Menschen-
vemichtung im Zusammenhang steht), fiabbi Akkiba
nun ist derselben Einsicht wie Rabbi Elieser. Nur
drückt er sich so aus: '.Yer die Pflicht der Mensch-
heitserheltung nicht erfüllt, ist gerade so, als
ob er die G' ttähnlichkeit in der .Veit vermindert-^
(keillu memaetb hademus) , denn es heisot: Denn
im Ebenbilde G'ttes hat er den Menschen geschaf-
fen, und unmittelbar danach steht wiederum:
Ihr aber seid fruchtbar und mehret Euch. Da
stand Ben Asai auf und sagte: Wer diese Pflicht
der Menschenerhaltung nicht erfüllt, gleicht so-
wohl einem Mörder wie demjenigen, der die G' ttähn-
lichkeit in ier Welt verringert. Und darauf
sagte man zu ihm: Es gibt Mensc]ien, die xxiixnxxKxx
Avuxx richtig reden ^d richtig*14*Äi 'es gibt auch
solche, die richtig >*«», "aber nicht richtig reden;
aber Du bist >ettoi»d, der zwar richtig redet,
aber 4«s-F^?fehe^--i*rt ! (Denn Ben Asai war über-
haupt nicht verheiratet). Er gab darauf zur /Ant-
wort: i'/as soll ich denn tun, wenn iieine Seele
- 6 -
so sehr in die Thora verliebt ist? Es wird
schon eindere geben, durch die die »Zelt erhalten
vvirdl
Wir haben also hier ein Beispiel, in wel-
chem der Unterschied zwischen Idee und .Wirklich-
keit sehr yiar zum Ausdruck kommt und in die
.Vorte gefasst wird: Je seh noeh dauresch ween noeh
mekajem , Manche sprechen zwar mit iVorten den
richtigen Gedrnken aus, aber ihre Praxis entspricht
nicht ihren «/orten.
Ein zweites Beispiel, das Zugleich von
erschütternder Tragik begleitet ist. Es ist die
mittelalterliche Inquisition. Das mittelalterlichg
Christentum hf t Tausende von Menschen und ins-
besondere auch tausende von Judenstämmlingen
dem Feuertode überantwortet und auch so.ist an
Leib und Leben geschädigt. Die Inqusitions-
tribunale hatten die Aufgabe, das Christentum
zu erhalten, uii4,.,ÄU;^^idaj«i**e2^ Das Christentum
aber beruht auf dem Gedanken der Nächstenliebe
(genau so wie das Judentum) , aber darüber hinaus
so^-ar auf dem Gedanken der Peindesliebe, die
ist nun eine solche Idee der Näechsten- und Fein-
de sliebe mit der grauenhaften »Virklichkeit der
von den Tnquisitionstribuntle geübten Praxis zu
vereinigen? Ein lonerhörter »^derspruch! Und
wir müssen uns die Frage vorlegen: «ie kommt ein
- 7 -
solcher i^/iderspruch zustande? ^^o liegt der Punkt,
an dem die Verdrehung beginnt?
Und ein drittes Beispiel umgekehrter
-Art: Es ist der Fall von Ir hanidachas , der von
G'tt ahgef c-dleneivStad;^^, die gebannt werden soll.
(5. Mose, 13,7 ff .7 "»WP*'^ ist die Besti.ijnung ge-
troffen, dass eine Stadt deren Bewohner sämtlich
zum Götzendienst abgefallen waren (orgiastischer
Götzendienst!), zerstört werden soll* 7\lles, W£is
sich in der Stadt befindet, soll verbrannt wer-
den und die Stadt als tel aulom, ewiger Hügel
liegen bleiben und nicht mehr erbaut werden
dvirfen. Das w^r die Theorie, die
in ihrem //ortlaut furchtbar klingt. .Vie war je-
doch die Praxis? Der Talmud berichtet uns i
(Sanhedrin 71a): Ihr hanidachas lau hojeso welau
.^>*fasido lijaus, eine zum Götzendienst abgefallene
rstadt gab es nicht und wird es auch nicht gebenl
Die Theorie ist also nie Praxis geworden, und wir
haben in unserem Zusammenhange zu fragen: lio
liegt hier der Punkt, an dem eben die Verwandlung
der Thecrrie beim Uebergang in die Praxis -diesmal
zum Guten- stattgefunden hat?
Bevor wir nun an diesen 3 Beispielen
dea entscheidenden Punkt der Verwandlung im Ueber-
gang von der Idee zur Wirklichkeit unterÄXki suchen,
wollen wir die Frage diesos Uebcrgrngs auf dem
- 8 -
Gebiete der philosophischen «Vehrheitserkenntnis
herausstellen, ^s erstes bei dem jüdischen
Philosophen Spinoza und als zweites bei dem
griechischen Philosophen Piaton.
Alle Denker versuchen, irgendwie eine
Antwort zu geben auf die Frs^e , in welcher Art
und yyeise die Endlichkeit aus der Unendlichkeit
entsteht, j^her diese Aitinomie zwischen Unend-
lichkeit ujid Endlichkeit ist gar nicht zu 'iber-
brücken. Wir müssen uns ddn Raum unendlich vor-
ätellen, dennwollten wir annehmen, dass er irgend-
wo begrenzt wäre, so würde die Frage entstehen,
was hinter Äer Grenze liege. Andererseits ttt
unsere irdische Umgebung eingebunden in die End-
lichkeit. Wie hängen nun die Begrenzungen des
endlichen Seins mit dem Unendlichen, das wir uns
notwendig vorstellen müssen, zusammen? Der Phi-
lospph Spinoza leitet das irdische Sein in seinen
zahllosen begrenzten Formen (die modi) von den
göttlichen Atributen ab. Das Sein und G'tt
ist ein und dasselbe. Das Göttliche hat jedoch
zahllose Erscheinungsformen, die Spinoza Atribute
nennt. Das göttliche Sein selbst und ebenso die
Atribute sind unendlich. Aus den Atributen je-
doch entfächert sich das irdische Sein mit seinen
zahllosen mannigfaltigen endlichen Formen. Aber
wie ist dieser Uebergang möglich? (Vie kann aus
-. 9 -^
dem unendlichen -Atribut etwas Endliches entste-
hen? Darauf gibt uns Spinoza ke ne -Antwort*
Es ist eben sOi^ Und es mutet uns so^ar fast
ein biDcherT*^--iH>fiyr€H5fi. an, dass der grosse und
scharfe Denker an diesem Punkte naiverweise
vorLiber,_7eht, und keine klügere Mtwort geben kann
als jeder einfache andere Mensch auch. Wir
sehen also wie schon der Philosoph scheitert
an der Erklärung des Zusammenhanges zwischen
dem greifbaren irdischen Sein uüd dem ungreif-
baren ewigen, geistigen und göttlichen Sein,
also zwischen Idee und Wirklichkeit.
Ganz anders geht der Philosoph Piaton
NTor* Er lehrt: Vor der Geburt iat die Seele
im Reich der Ewigkeit versunken in die Anschau-
ung der Ideen. Dann wird die See e geboren und
alles, was sie im Jenseits gesehen, ist vergessen,
aber beim Heranwachsen des Menschen kommt durch
die äusseren Aistösse des Erlebens die Erinnerung
wieder, die Anamnesis. Alles Erkennen ist für
Piaton Äiedererkennen, »i/'iedererinnerimg an das
vor der Geburt Gescheute. Pur Piaton sitt es
also auch keinen Uebergang zwischen Jenseitiger
Ideenwelt und diesseitiger Wirklichkeit . Er
versucht such gar keinen derartigen üebergang zu
konstruieren, sondern er legt zwischen die beiden
Welten in einer ganz herrlichen dichterischen
- 10 -
Art und .Veise den Schlaf, das Versunkensein,
das Nichtwissen um was. Und was er uns hier
lehrt, iöt von eindringlicher Anschauungskraf t .
Ueberall, wo ein .Widerspruch zwischen Idee und
Wirklichkeit vorliegt, liegt ein Schlaf, ein
Vcrges..en und Yersimkensein dazwischen, ein
Nichtmehrwissen um die Idee.
K/ir könnten also ? uf die Präge:
Warum so häufig ein «Viderspruch zwischen Idee
und »Virkli'ohkeit besteht? die ^ntv/ort geben:
Weil eben die Wirklichkeit das Erwachen in die
harte raumbegrenzte »Veit des irdischen Neben-
einander ist, die .Veit der Ideen jedoch eine
herrliche Traumwelt, zwar von unendlicher Schön-
heit, aber von ebenso grosser Schwierigkeit er-
füllt, sie über die Grenze des Versunkenseins
hinüber in die -/irilichkeit zu übersetzen.
Dies gilt jedoch nur zionächst von
der Präge der »Vahrheitserkenntnis. t^enn es sich
jedoch um Fragen des sozialen und moralischen
Lebens handelt, dann sind ^vir verpflichtet, je-
nen Punkt der Ideenverwandlung und Verhinderung
bei der Ueberse«zusg in die -Wirklichkeit, ge-
nauer ausfindig zu machen. Und hier wollen wir
nun zurückgreifen auf die 3 Beispiele, die wir
zuerst anführten.
Das erste Beispiel von ben Asai, der
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- 11 -
den Nichterf aller der Pflicht ,xja die Menschheit
zu erhalten, einen Mörder nennt und einen Men-
schen, der die G* ttähnlichkeit in der Hell ver-
ringert, datei alDer Gelbst gar nicht verheiratet
ist# ^0 liegt hier der Punkt, an welchen der
GKLehrte seine widersprechende Praxis zusammen mit
seiner Idee in einer Seele bewehren kann ? Er
gibt selbst die Aitwort, indem er sagt: nafschi
choschko bathauro, meine Seele hängt in über-
grosser Liebe an der Thora, an der göttlichen Lehre
Er meint also folgendes: iienn er eine Ehe eingehen
würde, s. würde er durch die Belestimg, die eben
eine Ehegemeinsc laf t mit sich bringt, vom Stu-
dium der Thora abgehalten werden, und er könnte
nicht mehr diejenige Aifgabe erfüllen, die ihm
die höchste dünkt, nämlich die G'tteslehre zu
erforschen und zu verbreiten. Der //iderspruch ist
also bei ihm daraufi zu erklären, dass er sagt:
Ich habe nicht die Kraft, beide Aufgaben zu er-
füllen: Studium und praktische Menschenerhfdtung.
bVir müssen uns also in die -Aufgabe teilen. Ich
will dem Studium obliegen, der wahren, die
Menschheit erhaltenden Lehre \ind andere, die
diese Aufgabe nicht erfüllen, sollen zur praktische
Erhaltung der Menschheit beitragen, ffir dürfen
also durchc'us nicht etv/r von einer Heuchelei spre-
chen, sondern die skxxs±gK Praxis, die von der
Idee abweicht, ist eben zu erklären aus der
-- 12 -
beschränkten Kraft des Menschen.
Und wo liegt nun der Punkt, an dem die
Praxis der Inqueisitionstribunale von der Hoheit
und Reinheit der Idee der Nächsten^rund Fc^indriSi-
liebe in unerhörtem Maße abweicht und sie geradezu
ins Gegenteil verkehrt? Die Ursache ist eine Vor-
stellung, dass nämlich die Seele des Abtrünnigen
im Jenseits ewig in der Hölle zu schmoren hätte.
Man könne die Ceele vor solchem Schicksal nur
bewahren, wenn man den Kö rper schon auf Erden
bestrafe, und das geschehe eben dad'n;.ch, dass man
ihn lebendig verbrennet
•ffir erkennenan
dieser Vorstellung mit Schaudern den Punkt, an
dem eine Idee der Liebe ins absolute Ge^-enteil
verdreht worden ist; aber vir erkennen zugleich avc
dass es durchaus mögli<Ji ist, den Punkt heraus-
zufinden, an den die «^rklichkeit sich von der
Theorie scheidet.
Oanz besonders interessant ist jedoch
das dritte Beispiel von der zerstörten Stadt,
ein Fall, der trotz der scharfen Mkündigung und
j;' orderung nach dem Zeugnis des Talmuds nie
vorgekommen ist. .Varum ist in diesem Falle die
Praxis nach der Seite der Milde hin von der
grausamen Theorie verschieden? Nun wir g.hen
nicht fehl, wenn wir als Ursache hier wie an
anderen Stellen unseres Judentums den Gedankan
Hilleis anführen: Dass man den Nächsten nicht
- 15 -
richten solle , solange man nicht in seine Lage
gekommen sei. Richte nicht allein, so heisst
es an anderer Stelle, de \n Richter ist nur der
eine, ist &Ht! Weil wir Menschen also die
Zusa imenhänge nicht bis ins Tiefste durchschauen
können, deshalb sollen wir vorsichtig sein,
und deshalb hat das Judentum hier wie en so vie-
len Steilen solche Bedingungen vor die Verurtei-
lung eingeschoben, dass das Geq^^tz gar nicht
durchzuführen war und ist. Hier sehen wir also,
wie die Praxis zum Guten von der Theorie ab-
weicht und zwar wiederum unter einer Vorstellung,
derjenige nämlich, dass wir jegliches Unrecht auf
Erden vermeiden müssen, und dass v^ir lieber ein-
mal Menschen unbestraft lassen, als dass wir
Huch nur einem einzigen unrecht tun.
Tn grotesker Weise jedoch wird von dem
mittelalterlichen Christentum die Vorschrift
der abgefallenen Stadt aufgenommen und durch-
geführt im Gegensatz zum Judentum. Als die
Kreuzfahrer gingen Jerusalem zogen, da haben sie
nibht nur vorher die jüdischen Gemeinden auf
ihrem Wege vernichten wollen, sondern sie
haben auch Stä<|te/I mit ähristlicher Bevölkerung,
die nur einer anderen Richtung angehörten, dem
Erdboden gleichgemacht, und zwar mit Beruf img
auf *ie abgefallene Stadt im 5. Buch Mose* Und
wie war dies möglich? Nun es steht im 5, Buch
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- 14 -
Mose an der angeführten Stelle noch ein eigen-
t'imlioher Satz, der gerade-zu als moralische^
Korrekt4» und Vorsichtsmassregel fxmgiert* Es
wird nimlich gesagt: welau jidbafc bejodcho me-
umoh min hacherem (5«Mose 13,18), es soll nicht
an Deiner Hand das geringste von dem Banngut
kleben bleiben! Damit war eine sehr häufige
Eigenschaft der Menschen ausgeschaltet, nämlich
die Habgier! Biese Eigenschaft fällt vollkommen
weg als Triebgrund bei der Beseitigung einer
abgefallenen Stadt. Niemand kannte sich Hoff-
nungen machen auf Pliinderxing und Raub. Das
kanonische Gesetz jedoch hat bei der Ueber-
nähme der Vorschrift von der abgefallenen Stadt
diesen Satz vergessen und damit auch dieses mo-
r^lische Korrekt«Hf und nur so war es möglich,
d^LL die Hab- und Raubgier die Kreuzfahrer da-
zu bewegte, sogar Christen einer anderen Richtxmg
niederzumetzeln.
So also haben wir nun in verschiedenen
Beispielen jenen Pimkt kennengelernt, an dem
der Uebergang von der Idee zur Wirklichkeit statt-
findet und zugleich auch die seltsamen Umstände,
Mnter denen die Uebersetzung in die »Wirklich-
keit oft zu einer Verdrehung wird.'^ ^^^\
Und nun [uns scheinen, als ob /die gross
artige Einrichtung der Loge einer grossen Gefahr
ausgesetzt wäre, der Gefahr nämlich, auf dem
• 15 -
Hege der Uebertra^un^^^^ unserer herrlichen Ideen
in die «virklichkeit zu versagen. Unsere Ideen
der »Wohltätigkeit, Brüderlichkeit und Eintracht
sind etwas Erhabenes* Aber ist die ^Virklichc
keit trtsächllch ein Abbild und eine Verwirk-
lichung diese- Ideen? Hier schlummert eine
grosse Grefahr, und es ist geradezu eine moralische
Verpflichtung, dass derjenige, der diese G-efahr
erkennt, sie auch eindeutig formuliert und aus-
spricht* »Vo liegt die Furt des UebergangejB von
■ ■» »*w ■wwpaMwM—W***^''**»'
unserer Idee zu unserer *»irklichkeit? Darauf
müssen wir wohl die Mtwort geben: Sie liegt
In der Gegend der hc^rten Schwierigkeiten des Le-
,-». .^i^j^^^ef^iw^i»'
bens. Man hat nicht so leicht die Möglichkeit,
. . . , , '-*^
■■in ■. .
mit jedem ein wirkliches £xiidßxJli^,]iaaJ[ÄJMl^^
nis aufzubauen* Dazu fehlt oft schon *w Zeit
und äAe Berührungspunkte, abgesehen von dem
Umstände , dass zur richtigen Verwirklichung
unserer Ideen ein häufiges, ja sogar ein regel-
massiges Zusammenkomme n notwendig wäre. Es
ist auch nicht gut, wenn eine Gruppenbildung ,
die ja kaum zu vermeiden ist, da einzelne sich
sehr gut verstehen, zu tief in das Logenleben
einschneidet, und die persönliche Berührung Ix
und Verbindun;^ herabmindert* Aber das aus-
schlaggebende ist die Frage: Welches nun der ge-
naue Uebergangspunkt ist , an dem gerade die Frage
- 16 -
imserer Verwirklichung strauchelt und gefährdet
wird? Sollen wir mit ben Jlssi sagen: Wir lieben
unsere Idee gerade als Idee sü sehr, dass wir
die Verwirklichung ej^dern überlassen dürfen?
Oder sollen wir den Vorwurf auf uns sitzen lassen,
dags die Idee zwar sehr schön aber die Praxis A,:.-
iÄ^Widerspruch stunde , v^enn auch nicht ganz so
scharf, wie bei den Inq.isitionstribunalen?
Oder sollen wir sagen in iinlehnung an die abge-
fallene Stadt, dass die Idee nicht nur schon
Sondern auch zugleich gefährlich ist, dennwenn
man sie als Maßstab an das praktische Leben an-
legte, so würde vielleicht manch' bitteres Urteil
erfolgen müssen? Oder sollenwir es wie Spinoza
machen, und uns eben mit der Peststellimg des
Widerspruches begnügen, ohne dabei eine tiefere
Erklärung zu suchen, oder sollen wir uns anlehnen
■n den Philosophen Piaton und mit ihm sprechen:
Dass unser praktisches Zusammenleben nichts
andees ist fls eine ständige Ermrhnung, sich
an die vergessenen Ideen zu erinnern? Liegt
einfach zwischen unserer Idee und unserer </irk-
lichkeit ein Schlaf zustand, der unüberbrückbar
die beiden Gebiete voneinander scheidet?
Jede dieser Antworten enthält
ein Kämchen Wahrheit, und trotzdem hat es
keinen Wert, sich mit dieser theoretischen Mt-
- 17 -
Wort zu begnügen. Wir müssen vielmehr versuchen,
den Punkt herauszufinden, en dem der Umschlag
beginnt. Und v/ir glauban, es ist j ne Präge
die in den Spr 'chen der Väter gestellt wird:
ese hu gibaur, wer ist ein Held, und wo die Ant-
wort gegeben wird: hrkauwesch es jizrau, wer
seine Triebe, wer sich selbst bezwingt! ^Vir
können die Frage der Verwirklichung unserer Idee
nicht endgültig lösen. Wir finden so wenig wie
irgendeiner der Denker den Uebergangspunkt , der
theoretisch die -Antinomie auflöst und aufhebt.
Aber eine praktische Verhaltungsmassregel finden
wir sehr wohl , die uns in unserem Logenleben
xmd vielleicht in unserem ganzen persönlichen
leben zu leiten vermag. Es ist die Forderung
der Selbst-Üierwindung und der Selbstbeherrsc;iung.
Es ist unentlich schwer, diese Forderungen an sich
zu verwirklichen. Keiner kann da dem anderen Vor^
Schriften machen. Jeder ist hier verantwortlich
für sich selbst! Aber ebenso eindeutig müssen
wir aussprechen: Es gibt kein Logenleben, das sich
von der Gefahr der Heuchelei fernhalten könnte,
wenn nicht die Forderung der Selbstüberwindung
jedem von sich selbst vor Augen gestellt wird!
Wir müssen zurückdrängen, was uns betrübt, uns
niederdrückt, uns verl*t/.t; Wir müssen zu-
saamen stehen, u»/über alle Ereignisse hinaus
unsere Idee in unserem Leben zu verwirklichelT^er-
4
- 18 -
suchen* Und so w'insche ich denn in diesem Au-
genblick unserer Loge für das kommende Jahr,
dass sie einen Portschritt macht in der Bewälti-
gung jenes schwierigen Problems der Verwirk-
lichung unserer Tdee, der Herbeiführung einer
Uebereinstimmung zwischen Theorie und Praxis,
zwischen »Vorten und Taten!
Mit diesem <Vunsche beendige ich nun
den Termin 1935/36, in welchem ich als Präsident
die Führung der Loge übernommen hatte, und lege
hiermit den Hammer in die Hände des hochwürdigen
Delegaten der Grossloge zurück.
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hallt durch die Menschheit das Verhot des ^'ordes,
Llehsta'nls und Ilhehruchs als Ausdruch des Verhotes
d.:s T.^enschen T.ehen,neoi't 'nid Ileinheit su ranhen.
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1 oind die Ghnden z^^-^exi diese
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Ideen, rlle den 'Tillen G'ttes
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sollen. Ceit Jalirtausenclen lehrt uns rlr,s aus rl
beilirjen Elnsaiiilveit iTer Sinaiwi^ste aufrausohenrl.e
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Verbot des *^Du sollst niclit be.-e^'.ren" das
mitte] 5 die reine Atr^osT^liäre soriai.er ">j.tv/_i clrli
m'>lic]ii:eit 7\x :^oliaf:u
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en, '.'o ITeJ.d und 0-ier l^elc-npft
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I?nscijen diese hohe Idee bekannt. In der T/irlv^
lich^.:eit -erfresf^en ITeid und Gier die Lele
ensmo;r=
j-ich]:eit uei
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^ensohen
0 möcijte man in dem ICampfe zwischen r':tt
1 i o.\
liehen 'preiste und erdrebundenem Kcrper vermeifeln
.ber dem renschrn i
1 Verz^.dLflun<^''
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LCht restattet
nur v/eil er lebt. Vivl wenn die r^sunr; der Idee
Tausendsten Ilale vernichtBt
zuxa
iro. ,sc muss der üensch
aim tausendundeinten I'ale dem ICa
am;:^- von neuem be-
sinnen. IiiLier V7ieder neue ""ittel muss er
orsmnen
um nicht I^rde ujid Menschengeschlecht der d iiTrlen
ITacht rettruigslcser Vernichtuji^ ^les Geistes und
der rS.ttliclien Ideen au.sr.u liefern.
Ein "Uttel in diesem Kampfe sind ':leinere
Gemeinschaften, die keine andere Ab-^^o-cht haben, als
die Ideen £:ottlicher I.!ensch].ichl:eit zuerst in klei^
nem Kreise r-u verv/irki icfien,aam:it sie ein Spruns^
brett ^'^^rden fwr die p;lückhafte Entwicklung; des
San^^en nenschengeschlechtes. Keine andere Auf^-abe
♦
hat auch die Gei.ieiTii'.cViaft unserer Zicnlo^'e, deren
Juloiläumstac wir heute £:Gdacl:t hahen, ITicht d^s ist
ihr ^«^eBenjdass ir£;ejid ;]eiiiand aus,:;e3C'-0.033en \7erdej^
S^II^sondern dass hesondere Verr^fliohtunr; rur
Idee in den Auf pvahenlrreis i>'rer C^lieder ein>j;esC'0..cs=
sen ist- Ho -ie ei:i I'ensol^- Freundschaften hildet,
um siC'i mit donen r-u verhinden, deren 'Tesen er siel)
jSiiggllSxlg veia^andt f;:]ilt,sc ist das Verhindende
'anserer I'enschen die Anerhennunc|:aäal der hescnderen
Verantw-'-^rtung ce':en';lher der Idee göttlicher I'ensch.-
licl'Veit. TTicht t^erhehlic-^heit ist Ivennzeichen
dieser Verhinduns^denn ihre I.:enschen sind nicht
hesner rls Tenschen ausserhalh ihres -reises-
scndern das Bevaisst sein, dass der Hanipf vxi die Ver^^
v/irhlichun£; der Idee aus Verantwortung; £:e£:en die
aesc'iichte unseres Judentums -:enir:3ten3 in hleinen
ICreise ausrefocliten werden soll*
So XEM SiieiC herrscht au.ch nicht die Ileinunc,
dass Vollendete sich hj.er susanL-ien-efunden ]u*,tten;
aher iTimerhin stetir Eärapfende. Das "esen dieses
::reises ist so nufsebaut ,dass die Ideen der in
O'tt ^;ehundenen und aus ihm erblühenden lIenschlich^-=
heit eisentlich als steter Vor*urf am Herzen der
Brüder naren i^^^^"t^ßctt?iS]iifi ^^'^'^ ^^^ ^r-inipf um.
die Ver\7irhj.ich_ung'"des/Geistes im IvIensclieniijesclLlecht
immer von neuem entf^^cht werden; es soll verhütet
v;erden,dass tr**re 7Aifriedenheit miit sich seihst
vergässe,v;feHnder Geist der VAahrheit und dee Frie-~=
1^
clens Bcl-^cn ent,wiclien wJire. Die H'lcVschau soll nichts
andere
r. •»-
edenten als Tut zniii V^eiterscVireiten
TJnt zur nell)sterl:enntnis und rur Bildimr der eigenen
r,eele,T:ut -.ur aTäMIIJTKM Aufsähe, den G'ttes-eist
auf THrden im Kampfe mit sich seilest -^u ve:avir]vli=
chen ,imd !\it zur Srlcenntnis der TTnendliclikeit
dieser Aufgabe nau-li den '.Torte des '.Veisen: lo alecha
liai
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Qacha
imennu.d
liKmor,v/elo r,ts, loen chorin lehihatel
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L,das3 wir nicht lo e s t iiimt sind, diese Aufgabe
:3U volj.enden,das3 v;ir aT^er auch nienals uns dieser
Aufp:al)e ent.^.iehen dürfen und vrerden!
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so'^a-rt nuf ^'eT-)nrclet vfird nnd daher auch nur das
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irräfte der 2:cTialtunp; hervorrufen Trnnn)
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rein Zv/eifel-dass diese Ideale in das ae"biet
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verst-nddirdiKeit solcher Ideale J.n J'r'^^^e -este^lt
'vird . Dös Fehlen des consensus o^nniu-"'. "*riri:,t drai
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v;ieeine i^chwin£;e,die Hrreu und ".'eizen von einander
sondert, T)ie;3enl^en. deren rriUclcseiaf-i finden aufdem
consensu.^s oirinj...;! l'ciuiht ,v.7orden sicli V'ahrschoin] ich
ohne viele Feroinui^i^en dera neuen Ideal anschliessen.
P>eim alten Ideal rrerden a^.er nur diejeni£;;en hj-ei=
l3en,die von der Cehnsuch.t nach \7ahrhei t ^etrieloen
hief-ür ^ uir,nr;lichere r^e^-riindunr-en /;eainden nahen
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des rrj.axiliens erliol; , cV'ne xvelc^es es ^"ein sittl ic}.ies
TT.
ndeln -^eoen r.<.'^nne
'r f or^'^.uliert «^as so: Das
moralische C^esets führe "zur ^^e' i:;ion,d,i, zur
,r:rkenntiiis r.ller Pflichten als r;öttllch.er Cehote
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nicht als SnT-)]rtirneyi,(''. .1 .rd Ijlolrj.iclier, f^Ir i?;iclj
r;e*^i"^st n>.f ■*] 1 i;:;;nr VojTrd'iui'^ßen. o.±'ne^ freMden '.'Jil~
lc''^:> , scivlern n] s vesf-^iii:"^ icher Genelse (-Ines jeden
freien ^':il].en:^; f^'r ^o.c^^ 3e"l..hr;f ' (-'rltih der prrh-tiscl
VerM.iin:rt,r--;lev ^'Vii ^'-. -uclr-P^T^r.- ptsthcV . V,Das
Der "^r^'-nefi^ss j.r rliespr Ar f "n, f^ Mm j hie^t
cf f e'ihrv (lr,r-i -^ ^ö~r\':i "l-^s ^v'tt"^ ic: e
'^r-'i"^ is(,:he n-e-
V.
cetii^ ^•;e:*-Me G:-tt] Ichh^/it d-.'lrrch o-TreiBen iiinss,
d'^n?^ er^ r'^.ö uri,j:> CesctL unse-zes freien \Vj llens
■n^oh rdso ■•er der* riic' ter-
'"tennch"i ic^'e?'. "^-^erviVLn:^t verr: >tyfcrter.. Da-
' .it :'St nafrlir^h neine hr-'ft ' ^ehroc- en,denn in
diesen ^alle ist ehen rlie nensoMiC' e Vernunft
l^ihl '■^»-•-^
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der T'fä' re "^ ■ t ' •
Ist e s ! r^n. vervn md er"" ich , dr^ s ^> eines --a.^jes
die D'-chsicht m.if einen von der Verrmnft •;e£;"i.-rl-ten
nnd ^'ii'hdirat anerlranntcn n't'" -schr.n ans H-r-nden
der PefnienlichVeit fallen -^el-^ssen wiirdoyi''? Jarin
^.'^Id es nur r-och einen C'tt: das 'aar die Verniuift
sellost. -^"^her d: e^^^'-ni -'tt ans '^ esel'ei-vrl'cM Tufiae
r.evjei^iinr; des r'^eriscdaen zu sjc'i seVost raachte nicht
Halt, ^cr ITenscu hegann in seiner ^'issenschnft
sich seihst anf^r-Xusen. Das Vorh-ndersein der
menschlichen Ceele vmrde r^ele-nanet • Das Icxihewusst-
sein ersclien fast wie eine öolhstt'hischim^. der
Dsvchodor^'e Tach erhl-lrte die rAenscliliche '--eele
nur nocli als eir^ S::nJel von Emp findunreiiJ^ '7 enn in
hjJMe : A^^^-^^
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dieser al"^ remeinen /aifirisnnc n.iin irgend jemand
einen ii^^-iien ^■^'.'Iter.nnht aiif stejj te, sc nnsste er
■ro"^r- lirl;en. Dieser neue I"altepvi2i--t
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das IndividiV'im r.i fi' i nelbst y.v "^imöten der -eneTn-
sciiaft vollstr-idir; arfra"h. 7.B c^.ht f'-'r diese
scheinn.np; ei£:entliC'- '-eire andere r.iilJ'nglicVie
nr: der -el'oslferlialtun;
"rlrlärim • als enen d-^r "wp
der T.!ar:.öe.die sich nicht von hei-jirram^s losen "^eisten
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nls I.'it'cel y^x<n "vrec"": rje'orri.ricVen las.^en v.'^ll te:o.
:Zs war jiur eine nriclere -"-rt c!.e3 "-^oisM-ASjCler uie
r:c]r7y.clierijrlie sie'; iiic-'t -l^ein er -irJ ton Vcnnten,
7.11 -eneinsar.er ril.re ■.lu-jo.r-rio-n.trtel-). A'!)er uns -anr-ie
v/ar eine vcll r^fncli;: en1::;c*tterte V^elt. Voa der
';.'n !c"nr.en,'7ar nic^'tn ''.u'-if
e'-'"' ieucn,r."' 3 ein lieiii-
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rlieseV' rAoralir-c-ion ;^rinLlnien,cl5.e in VrirV-
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O'ttesloG^^riff aT^r-eloitet , "Hrlrennen v;ir i^iin;'ch3t ein
mal ivu: rlen f or'n;":.1 -lo.^iscl-en '^i.isriinnienhanr; : Das
Jiidentrm lelirt jcTpso die !^"'vu.e vrn C^tt £;esc]'iaf fen
v.n'rr!e,*:"nrl r^aor^ er den einen T'ensclien nolmf ,vcn den
dann ';]d.e IleUvSclien aust.'^variten. Das Ijedentet
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^■: n»>H!l!^c^-^S3 ^/:ein T'enscli das r.echt inid die
I.r*2lic*''''*e:^ t l'.ni;>en sr.]d te , r;io'' igine andere ^ i-i,>T;
»:.>>■■' t'* "Ijesnere -^.uSt^•M^:un>'■'' rn.-^nle'-en.
ITenr-.C'iIifit, ''-.e-r-'-nclet . Giv'.riier 1f;""net. itlJi/le ri
14. " T "
Lffes
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ein /■.l"ist>-ni-tur.i,(1.er let ?;tg|poliatte" oiriGG r].t,en
Tr e Si? eiiB t e s . z^-- -^ -.-"'-- -.--" '-m -|---| '--r..c^>
Der ■?.-. 1 r.n.icl stellt (Tn--e-en uic I--enF.<-^V''ieit niclrt
nur als Dejri'^f sondern, ad s eine •'.iotcrioclie T::t--
naC'iO hin. All'e renacl-en sind I^duisverwandte^eine
"rcsse ravddie. In ^oder arrdlie 1-ann es -treit ^'e=
üen; al:er die I'itailieder £;elh-'ren vrnt r en.nl" ar nnRannen*
-'^eine ^islcnssicn Irann es verlena;nen. '7ir I-ensclisn •
sind ra'''*der i*'- C^tt. Und -'"^Iciies ist das reo} te
Verlir"^ten r^vrischen r.r"dern? Die Dr'lder]icI:Vcit !.
^•is ^^'o]il7rcl"en,niclit d-s rT>eiwo"^ Ten; die ITil:r^e,
nicl't die r^törnna n.nd niclit die Zerstcrnnp;, Darüber
hinaus die Eintrrc''tJio ade 3s:s innerl-all) eines ein==
meinen Ilenschenkörers rariucnie lierrsc^^u-^n nnss^vrenn
niCi't ICrnnlrheit an.5V.rec''en sojI/; so ranss auch
innerhal/b eines Volhs^ und Ilenschheitsl^örners
12
TT
rrf trete. ':'er}ri nV.er I'rarilclieit a"-ftm^c^-t ,v;enn Hen^
r.chen leide-, rl-r.n mms ir,r.n l^nen :-ielfo-n,dern nir
leiden mit .len r,r"'dern,-.7ir e-ä".fi"den ir. des ^'^ortes
v;^;.:,rotcr -^edoüt-T.: ^'iti eid,-reil ---ir ja i:- '"nl'rheii;
' r.'ir. der
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. . ,e --i.-n.nnen--eT-c"rer.. :^' ent,-'- c]-e^ t, r.ie.
rirfrclien t; ecd crinc^^en Vcrnr..-,net--n,[- der. Ccl.ör^e"^
S' tl-or;,de-i
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rlic •^^e'">nun-;j; des drnnd1:'e^"'^i"r"e3 und Aus^nn^sn^jrijites
SU unterlas'^en. Vermutlicli ist dieser H-rund nicht
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icht (3Tu*echen l)rrauoht. Geht i'ian den Anr>chaunji^'en
auf den G-ru.nd.sc v;ird nan vielfn.ch entdechen.dass
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tesl eivTiuu^: in V.'irhlich.keit' sicr
niclit auf die Empfindung* des ev/i^*en deheiranisses
"be:": tfe''''t. :^ endern auf einen H-'tt.den nen-chen sich
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nach falwschen ^ra'uildern :-urecht^eschnit t.en hatten
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19
Ansprache bei der Veranstaltung "der
sedeckte Tisch" (die jüd. Feiertage)
am 17-Okt. 1936*
V/er sich einmal ernsthaft mit dem Wesen
der Religion beschäftigt, der v/ird die Entdeckung
machen, dass ihr ein eigentümlicher 'rotalitätsan=
Spruch innewohnt. I^s ist ja selbstverständlich,
dass schon der Begriff des el eljaun,des ^ochsten
G'ttes,des höchsten Y/esens die Unterordnung des
ganzen Lebens unter seinen V/illen verlangt, also
die Unterordnung des ganzen norali.schen, rechtlichen,
sozialen, kT'lturellen und geschichtlichen Lebens*
Der neuzeitliche Mensch Versteht den Grundsatz
sehr gut, dass nur derjenige etwas erhält, der
zuvor etv/as gibt, sehr gut. Dasselbe gilt auf dem
höchsten Gebiete des Menschenlebens, im Bereich
des Gebens selber. Nur derjenige wird sein l'e=
ben retten, der es wagt in die Schanze zu schla-
gen, der es dem höchsten Wesen hingibt; ihm wird
es auf eigenartige V/eise immer neu geshhenkt
werden.
Zur To*ilität gehört auch die äussere •^ebens=
form. Man kann sich nicht gut vorstellen, dass
ein Mensch, der auf R' inheit seines Inneren
bedacht ist, nicht auch auf äussere i^einheit sei=
nes Körpers und seiner Kleidung sehen sollte.
Man kann sich auch nicht gut denken, dass ein
Mensch, der seine Seele rein erhalten will, etwa
wahllos jede Speise in sich hinein schlingt. Die
I
Entstehung der Reformbewegungen aller Art spricht
hierin eine deutliche Sprache, Manchmal wird
scherzhaft und doch in tieferem Sinne wahr das
Wort gebraucht: Sage mir, was du 1sst,und ich sage
dir, was du bist. Man seil nicht glaiBtben,dass
ein religiöser l^-'ienschjdass die Religion achtlos
an solchen Zusaiimienhängen vorübergeht* \7er das
Judentum auch nur ein klein wenig l:ennt,der
v/eiss,dass seine Anhänger nicht erst von den
modernen Reformbewungen auf die V/ichtigkeit der
Ernährungsweise aufmerksam gemacht werden muss=
ten.
Darujn darf es niemanden vervmndern,dasB das
Judentum im Rahmen seiner Totalitätsforderung
auch einen sehr v^richtigen häuslichen Teil hat,
und dass in dem Unternehmen unserer Frauen, der
jüdischen Gemeinde Hannovers einmal clie Art und
Weise von ö"^idischen Feiertagstischen vorzuführen,
in Wahrheit aus einer ti^'fen religiösen Wurzel
quillt. Es ist d^rchaus nicht so, wie es viel=
leicht von manchem missverstanden wurde, als ob
in dieser Ausstellung gefeiert werden sollte.
(Daran wurde dann die Kritik geknüpft, in so ern=
ster Zeit dürfe man nicht feiern). Aber hier wird
nicht gefeiert, sondern hier wir§ in origineller
i-^rt eine Seite jüdischer Religiosität vorgefihrt,
für die gerade die Jüdische Frau verantwortlich
ist.
Es gibt einen deutlichen Bev/eis dafür. Be=
kanntlich legt das Judentum einen grossen '^Veft auf
die Erfüllung von mizwaus ,von göttlichen Geboten,
weil eben dadiatch die Unterv\rerfung unter den gött=
liehen Willen am deutlichsten zum Ausdruck kcmmt.
Die Frauen sind von sehr vielen dieser Mizv/aus
befreit, aber nicht etwa, weil sie geringer einjge=
schätzt werden -wie irrtümlicherweise manchmal
angenommen wird- sondern, weil sie -wie der ^aüimud
es ausdrückt- befreit werden soll von allen
mizwaus schehaseman geromo,von allen Geboten, die
von der Zeit abhängen. So z.B. braucht die Frau
nicht Tefillin zu legen, weil dieses Gebot nur die
Tages- nicht auch für die Nachtzeit gilt. Unter
diesem Gesichtspunkt bleiben für die Frau nur
wenige äusserliche Gebote übrig, wie Lichterent"
zünden am Freitag Abend undgl. Warum handelt das
Judentum so? Die Antwort ist klar: weil es die
Frau befriien v/ill,um ihr die Wirkungsmöglich=
keit auf dem Gebiet zu geben, auf dem ihr frau=
liches Wesen am besten zum Ausdruck kommt, auf
dem Gebiet der Häuslichkeit. Hier soll sie wirken
als esches chajjil,als wackeres Weib, das seines=
gleichen nirgends hat; so wie es der königliche
Sänger schildert , dessen dichterische Worte jeder
Jude am Freitag Abend nach dem Gottesdienst
sprechen s oll, wenn er nach Hause kommt, und ihn
da die Sabbatlichter mit traulichem Schein be=
vN
V/ir leben nun heute mitten in einem re=
ligiösen Umbruch, Immer deutlicher formt sich die
Front: Religiöse und antireligiöse %ltung* Reli=
gion ist schon heute keine Fra^e de» Diskussion
mehr, sondern eine Frage des ^^ebenSjd.h. des Leben-
könnens. Es wird immer deutlicher werden, dass
die relgiösen Lebenskräfte in allem Geschehen
letzten Endes die entscheidenden sein werden.
So etwas fühlen die Menschen, auch wenn sie sich
mit V/orten keine Rechenschaft darüber geben kön=
nen. Aber man spürt ganz deutlich an den Hand=
lungen,dass ihnen ein solcher ^inn innewohnt.
?/er die wissenschaftliche Literatur der Gegenwart
etwas verfolgt, der erkennt oft mit grösstem
Erstaunen, auf welchen Gebieten die religiöse
-^'Vage entscheidend eingedrungen ist. Es müsste
nun geradezu wunder nehmen, wenn dies nicht auch
auf dem Gebiet zu bemerken sein sollte, das
hauptsächlich unsere Frauen angeht, also das Ge=
biet des häuslichen Lebens, und da^^jnit verbunden
selbstverständlich nicht nur die Ausschmückung
des Hauses sondern auch die ^peisenbesetzung
des '-^ischeSjWie sie)?f sich durch allerlei Ein=
fSüsse allmählich im Laufe der "^eit entwickelt
hat.
;
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Es ist kein Zweifel, dass auch in der
Seele unserer Hausfrauen die religiöse Besinnung
angefangen hat; und dies will unter dem Gesichts=
punkt,wie unsere weitere Geschichte)^ verlaufen
soll, viel bedeuten. Dass die Besinnung gerade
an dem Punkte der Tische begonnen hat, mag manchem
etwas seltsam erscheinen. Aber wenn es wahr wäre,
dass die Liebe durch den llaßen geht, dann müsste
es unseren Hausfrauen gelingen, auch die ^"^eligion
des Judentums den Hausherren auf diesem Wege wie=
der schmackhaft zu machen.
In Wirklichkeit ist der Ansatzpunkt noch
viel seltsamer, als man glaubt. Wir sehen hier
gedeckte Tische. Der gedeckte ^isch heisst he=
bräisch schulchan aruch. Wir dürfen w ohl annehmen
dass nicht wenigen der hier anwesenden die wirk=
liehe Bedeutung des Begriffes schuichan aruch
bekannt ist. Er bedeutet ein Buch, in dem alle
Vorschriften des Judentums so beqmem zu finden
sind, als ob sie auf einem gedeckten ^ische lägen.
Es liegt also ein geheimer Sinn über den gedeck=
ten Tischen in dieser Turnhalle, die einstmals ein
G'tteshaus gewesen -^ er -f }]<^ "^ q t - A'^r ^' i m i rl i ' r "^
^H^mmim^ In uns steigt näml±4h die Hoffnung auf,
dass von dieser Veranstaltung der gedeck en Tische
ein WilXle aus strahle, auch im Hause zu den ent=
sprechenden Zeiten den Tisch nach Vorschrift ,
Tradition und Minhag des Judentums zu decken, und
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damit dazu beizutragen, das glänze Judentum wiederum
in unseren Häusern und Familien heimisch zu
machen*
Ein seltsamer Midrasch findet sich im Tal=
mud über das Kommen deB Moschiach,des Erlösers
der Menschheit. Wann endlich wird er kommen?-
Wie viele Juden werden sich im Laufe unserer
Geschichte so gefragt haben? Der ^almud gibt eine
merlavürdige Antwort: YJenn alle Juden Schabbos
K
halten. Am Schabbos gibt der Jude die ganze Welt
für 24 Stunden aus der %nd,um sie in die '^chöp=
fergeiialt G'ttes zurückzulegen. Der Schabbos ist
also der Ausdruck der Totalitätsforderung des
Judentums, die den Weg zur "^rlösung bezeichnet.
Vienn wir die vor uns stehenden Tische nicht nur
mit dem äusseren, äondern auch mit dem inneren
Auge betrachten, so könnte es uns scheinen, als
ob wir auf diesem Wege, -also auf dem Wege zu
unserem ^eiie- ein Stück vorwärts gekommen wä=
ren. Dafür sei allen den j eigen F^^auen unserer
Gemeinde, die ihre Kraft und 21eit für diese
Veranstaltung zur Verfügung gestellt haben, im
Namen aller dir hier Anwesenden herzlich gedankt!
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t'^ L^ Zweite Ansprache.
\^enn jemand nach einer der grundlegenden
Lebensformen äncht^ohne die das Leben überhaupt
nicht bestehen kann, die also gleichsam aais dem
Leben selbst notv\/endiger^.veise hervor achsen, so
wird er unter anderen sicherlich auf die Lebens=
form des RhxtkiQjIS^nus _stossen. Rh. bedeutet ,dass
das Leben sich nichF einfach nur abspielt , sondern
dass es sich in einem bestimmten Zyklus, in einem
eigentümlichen ^aufeinander abspielt , das alles
erleichtert und auflockert. Man sieht Bauarjgeiter
einen schweren Gegenstand bewegen. Mit elgentüm"^^~
liehen rhytm.^ufen erleichtern sie diese;;^ ^uf=
gäbe. Man sieht •^Mjazjslmenscheil eine Arbeit voll=
bringen -der eine macht es langsam, der andere
merfcvürdig schnell, und der Unterschied besteht
nur dar±n,dass der eine von ihnen eben den richti=
gen Rh. gefunden hat, nach dem sich die Arbeit
abspielen muss.So gibt es einen fij,n2eliBhytm. und
einen G^njSia^LcJaaXj^rhj^^ die der klugeT&ensch
sich ohne weiteres hineinschickt , weil er sie
als notwendig erkennt. Er handelt also nicht so
töricht wie .jener Leutnant. der seiner Kompaonie
vorausmarsohierte,und dem der höfliche Vorgesetz=
te zurufen musste,die ganze Kompanie habe falsche
Tritt, um nicht ihn beschämen zu müssen. Das ist
nur in dieser humoristischen Err:'ählung möglich.
In Wirklichkeit wird das Leben denjenigen eines
Tap'es be^traf^n oder ad absurdum führen, der sich
glaubt, dem Gesetze des Rh.^jentziehen^ zu können.
Dem Judentum Ist das"^esetz des Rh. sehr gut
bekannt. In diesem Augenblick soll dasjenige
Beispiel hervorgehoben werden, das hier eine Rolle
spielt , nämlich der Rh. der Jahreseinteilung, die
-Aufeinanderfolge der Feiertage. . er dieses i3ei=
spiel, das doch jeder am eigenen -^eibe erleben
kann, einmal durchdenkt , der wird eben den Rh.
als "unabwendbare Lebensform des Judentums erkennen.
Da kommt zuerst der^Sabbat. Mit unendlicher^
G 1 e :^. 0 ! i m 13 äißjve i 1
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¥e:lt soitder^ r'le Erde besteht. Gerade in der
H neinverlegung in den Schöpfungsplan liegt
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G's zurücklegt, da er auf die Herrschaft
äussere \7elt verzichtet .auf die er ja"
der Gedanke des unausweichlichen Rh., denn was
G'tt gesetzt hat, kann der Mensch doch nicht auf=
heben.
Und was ist nun der Sinn dieses Rh.? Die Thora
gibt uns eine wunderbare Antwcrt. G'tt selbst
ruht am siebten Tage von seiner Schöpferarbeit,
schowas wajinfba seh. damit seine Seele wieder zu
Sich selber kommen konnte, -^les bedeutet die ei=^
gentümliche^ Verv/endung des aus nefesch, Seele
gebildeten Zeitwortes. Der Rh. also, das wi]l uns
das göttl.che Wort be sagen, briiigt die Seel.e v/ie=
der zu sich. Die ganze J/pchjg, über ist der ^ensh
in die tausend Einzelheiten des Lebenskampfes
verstrickt; aber am babbat,da er alles wieder in
die ^and
über die
"elTimäl im ^ugenblifck der j^rossen'Ruliejdes Todes,
endgültig verzichten muss,"äieser Sabbat reisst
ihn mit -^llgev/alt aus dieser Verstrickunghe'-aus
"üJid macht ihn wieder seiner göttlichen S^ele be=
wusst.
DieäälÜg Grösse dieser Leistung^ ird uns
vielleicht b gliras^TTW^r w3:r^^^T^^^ alDe
Kulturvöl]c.ex..der Erde in der einen oder anderen
-^orm den judischen Sabbat angenommen haben.
Dieselbe Leistung wird in anderer und ergän^
zender Form von unseren Jüdische». Eeiaxta^eiL
voXLbracnt. Schon ihre Verteilung über das «Jahr
geschieht rhytm. Im ersten Halbjah-^e haben v/ir
die Festzeit des PessaH,und im zweiten Halbjahr,
die der hohen Feiert ag e mi t dem abschliessenden
SukkausfesTe. ■ Ihr Wirksamkeit beruht auf einer
^öpp elt en Le'Bens linl e . Sie haben alle eine
ir^eT^^^i^rüntlich^^ Bedeutung , und ausserdem
eine dfen Naturverlauf betreff endeja Bedeutung.
Geistig ist das Pessachfest^die ^eit der Befrei=
ung,d.h. die ZeiV ,da v\7ir uns immer wieder über
den unendlich v;ichtigen Gedanken der Freiheit
besinnen sollen. Dazu gehört Schpwuaus als die
Mahnung sich der ewigen G'ttes^näuhg -ib Gesetz
der Thora bevnisst zu v;erden. Freihiet und Bin=
düng ist der Auftakt des geistigen Jahresrh.
Dann kommendie höhen Feiertage^ die die Seele des
Juden bis auf d!en"^Grimd aufrütteln wollen, und
beginnen so die zweite*'^äHreshälfte,die aber auch
als Jahresanfang für die Jahreszählung angesehen
wiird, während Nissan Jahresanfang für die Monats=
Zählung darstellt* Und die ^früttelung geschieht
dadurch, dass das Judentum den Menehen in Gedanken
an das .Ziel^^sjfeine^ -i^ebensv/anderung st eilt, an den
^ichterst-uhl ^G ' ttesV^or dem er einst Rechenschaft
ablegen muss.
Nachdem nun der Men|;^ch so^^ere"' nigt ist, kommt
SukkauSjUm dem Juden' zu" sagen, aucE''wenn^^ nur
in schwanken Hütten auf ^rden leben musst,iunge=
ben von Gefahren, so schützt dich doch G«tt,der
auch deine Väter in der V/üste geschützt hat. Und
zum Abschluss wird das p:e±stlp:e Dach über diesen
jüdischen Lebnesrh. gebreit^T^lÄd^m 'man uns am
Simchas.. Thauro sagt, dass die Th.,dass das G»ttes=
gebot Ulis er" leb enshaus gesem alle Einflüsse schützt
besser als es ein Dach aus Stein und Eisen ver=
möchte.
"^iese i^eiertage haben aber alle auch eine
die Natur betreffende Bedeutung. Sie sind Umrah=
raungen der ^rntezeit , Pessach beginnt die Früh=
Jahrs ernte "Tri lJalä§Tina,Schtsrvmaus schllesst sie
ab. Und ^ukkaus bezeichnet die Zeit der Herbst=
ernte, deren Früchte dann Ja auch unsere Laub=
hüttenzieren.
iese geistige undreale Bedeutung verhalten
sich' zueinander wie Hiinmel und "^räe. Sie geistige
Bed. ist der HimmelTcTrr-rgfe'le die i^rhe. Und
Beides ahört zusammen, ^as Judentum lehrt ims,
wie man die Ideeen auf die Erde herunter iiftat,
damit sie iiTTTrfklei'^keit ein Leben gestalten.
Diese titanische -"ufgabe wird noch von Jeman=
dem übernommen: von unseren tVnnpn^rin ^ sich heute
hier die Aufgabe vorgenommen haben, den jüdischen
Feiertagstisch als Repräsentanten der ev/igen
Jüdischen eistigkeit hier auf ^rden darzustellen.
Ihr J-un sol] uns in einem Gedanken noch etwas
deutlicher werden. Die «Wissenschaft der PsÄcho=
logi'e lehrt uns, dass es Äusserungen mid InÄerun=
en gibt, -^.h. zu jedem ^efühl -eine Innerung-
geFdrt auch eine körperliche Äusse img,und um=
aikehrt genau so. ¥/enn ein Mensch froh gestimmt
ist, SO sieht man es ihm an. Das Gefühl "bleibt
also nicht in seiner Seele gefangen; es tritt
heraus uns äussert sich.
Der £Ma£0£^ nun, dir solche Zusammenhänge
erkennt, wird daran _ajakaüpfen,,wenn er etwas errei=
chen will. Er wird die JpümOrin denen ein heiteres
Seelen].e\|en herrschen so '1, nicht düster und trau=
rig sondern vielmehr farbenfroh und auflockernd
gestalten. Er wird auch vielleicht einen Menschen
der mit Jierabhängenden Gesichtswinkeln dasteht
und das leFendige ^eichen der BetrülDnis darstellt,
einmal vor einen J;;';£iegel führen und ihm sagen,
nun lege einmal versuchsv/eise dein Gesicht in
Spalten, als ob du lachen wolltest, und siehe da:
mit den veränderten Gesichtszügen kommt auch schon
das Gefühl der Freude.
5^nau,^.so machen es heute mit uns unsere
Erauen .^ ^0 manche unter unseren Brüdern und
XcJiwestern stehen da mit hängenden Gesichtszügen,
und man sieht ihnen ihre Gedanken an: Das -^^cben
ist doch zu traurig. Da kommen unsere Frauen vaid.
sagen: ^iehdoch einma die schönen. Feiertags=
ti.sche,die alten Gegenstände* die '^Eugriis ablegen
von so viel Lebenskraft und Schönheitssinn unserer
y^orfahren; sieh einmal wie vmnderbar ein Jude sei
Hgim gestalten kann, wenn er nur/ will, wie er den
'-eschichtlich entwickelten, von G»tt offenbarten
ebensrhytmus in sein Haus hinne innimmt . Und es
wS:a:e nun sonderbar, wenn bei solchem Beginnen
nicht die Mienen sich aufheitern sollten, und
mit ihnen auch die , Seelen, die doch Nachkommen un=
serer grossen und heldenhaften Vorfahren sind.
Unsere,. Fa;,§ü^,^ sind also heute unsere ?äda=
go^en. Bekanntlich heisst I>-äiasos Mn^^mixaZT^"^
in jedem Menschen Iwui^uhui» schlummert ein Kind.
Kindsein heisst aber genial, sein, heisst nämlich
ein wunderbares Ahnungs/ifühl für das Göttliche
besitzen, ^olche Genialität ist lebensbefreiend
weil sie als rhvtm. Lehenskraft den tVeg zum — ""^
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ewigen Lebmisrh. eröffnet, in unserem -^alle zum
*ljebensrh. des ^ttlic ren Judentums.
Folgen wir also der führenden ^and unserer
Frauen, die sich mit dieser Veranstaltung eine
unendliche Mlihe und -^rbeit aufgeladen haben. Ihr
gLnder,wenn ihr die I* eiertagstische und =Speisen
geseHen habt, dann scheut euch nicht, euren Eltern
gej^enüb erden Wunsch zu äussern, es wäre doch schön,
wenn diese Tisclievon nun an immer zur rechten
^eit,an jedem Freitag Abend imd an den Feiertagen
bei euch im Hause gedeckt v/erden; und ihr -^1=
_ern Said überzeugt: wer so geschickter padago=
gischer Hand folgt, wie sie durch die Frauen und
die Kinder geführt wird, der wird zu dieser
Äusse'ung auch die rechte Innerung erleben; ä£2
für den wird das Wort gelten, das in den Lebens^
rhythmus des Sabbat eingebaut ist: JDs jimole
s^echauk pinu uleschaunenu rinoh, dann wird sich
rnft Lachen unser Mund füllen, und unsere Zungen
wird Jubel tragen!
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Ansprache
bei den Tisch-Tennis-Meisterschaften des
Bar-Kochba, Hannover
am Sonntag, d. 21. März 1937*
Liebe Freunde !
Ich begrüsse Sie hier im Namen des
Jüdischen Jugendring, herzlich und möchte unserer
Freude Ausdruck geben, dass Sie sich zu frohem,
jugendlichem Tun hier zusammengefunden haben.
Wenn jedoch Jüdische Jugend zusammen
kommt, so besteht die innere Verpflichtung, das
Tun in einen höheren Gesichtspunkt einzureihen.
Darum möchte ich einmal ganz kurz die Frage erör-
tern, ob denn ein Kampf um die Tisch-Tennis-meiste
Schaft etwas im Jüdischen Sinne ganz Gleichgülti-
ges ist/oder nicht. Die Antwort auf eine solche
Frage hat schon der grosse Gelehrte Maimonides ge-
geben. Er schreibt z.B. in seinem Buch Pirke Mo-
sche :" Es gibt keinen für die Leibesübungen eben-
bürtigen Ersatz ... man soll bei jeder Leibesübung
mehr a\;if die seelische Erhebung als auf die körper
liehe Bewegung achten, entsprecheni dem Vorzug der
Seele vor dem Körper. Man soll bei jeder Art
Gymnastik darauf bedacht sein, mit der körperliche
Anstrengung Freude , Lust und Befriedigung zu ver-
binden. (Höxter II, Seite 75 )
Sie werden zugeben, dass man diesen
Gedanken unbedingt modern finden muss; er spricht
nicht Anderes aus, als was in dem Begriffe Kraft
und Schönheit steckt. Nun ist derjenige, der es
ausspricht kein beliebiger Mensch. Es ist auch
nicht nur der grosse Arzt, der die Bedingung der
Gesunderhaltung kennt. Er ist viel mehr zugleich
der Jüdische Gelehrte, der massgebend das religiö-
se Judentum des Mittelalters formuliert un-d reprä-
sentiert hat. Das wäre bestimmt nicht möglich ge-
wesen, wenn nicht die körperliche Ertüchtigung
irgend wie auch eine Forderung gerade des religio-
J
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sen Judentums wäre •
Wir Juden stellen uns unsere Vorfahren
meist in einer falschen Art vor. Wir glauben, dass
sie zwar geistige und religiöse Helden gewesen sind
denken gar nicht daran, sie auch irgend, wie in
körperlicher Beziehung hervorragend zu finden. Da-
bei ist gar kein Zweifel, dass sie nicbt nur köfr-
perlich gesunde Menschen gewesen sein mussten, son-
dern dass sie darüber hinaus sogar athletische Ge-
stalt und Kraft besitzen mussten. Ein Abraham,
zum Beispiel, ist mit seinem Vater %us ürchaldäa^t
nach Charan gewandert. Das sind ca. 800 km. Von
Charan wanderte er bis Jerusalem und Hebron; das
sind wiederxim 800 km. Von Hebron wanderte er nach
Aegypten und wieder zurück. Das sind auch 800 km.
Insgesamt ist es eine Wanderung von mindestens
2400 km. auf ungebahnten Strassen, durch Wüste,
verbunden mit zahllosen MühseligkeiAen. Kann dies
ein anderer Mensch ertragen als Jemandvvon grosser
körperlicher Kraft? Oder denken wir an Mose. Er
hütete die Schafe des Midjanitischen Priester Ji-
troh in der Wüstensteppe und war also bei Tag der
glühenden Sonne und bei Nacht der Eiseskälte ausge-
setzt. Mus» es nicht ein Mensch von ungeheuren
Ertragungsfähigkeiten gewesen sein. Der ]i*i der
dieses begriffen hatte, war der grosse italienische
Bildhauer Michel Angelorf, Seine Mosesgestalt , ist
eine herrliche Athletengestalt, und er hat Äecht.
Der Körper ist das Gefäss der göttlichen Seele.
Das ist Jüdische Anschauung. Darum muss man avif
seinen Körper ebenso viel Gewicht legen, wie auf
seine Seele ;ind daher kommt es , dasa die gymnasti-
sche Ausbildung, dass die turnerische Uebung, dass
der sportliche T/ettkampf tatsächlich in den Rahmen
des Judentums hineingehört, und dass es nicht zu-
fälliger--weise nur ist, wenn Maimonides in sein
Schriftum auch ein Kapitel über die gymnastische
Ausbildung angeführt hat.
Warum ich Ihnen das sage ? Nun, aus dem
einfachen Grunde, weil wir alles, was wir tun.
als Juden tun müssen und wollen« So wAnig ein
Teil unseres Körpers isolieren und leben kann, so
wediAg darf irgend eine Betätigung des Juden sich
von seinem Jude sein isolieren. Wir sind eine Ein-
heit als Persönlichkeit, wir müssen auch eine Ein-
heit werden und sein als jüdische Gemeinschaft.
Aus diesem Grimde hat einer unsereit Weisen gesagt:
dass er - indem er bade- ein heiliges Werk unter
nehme, weil er das Grefäss der göttlichen Seele rein|
erhalte. Aus diesem Grunde darf auch ichrhier sa-
gen : In dem Sie xtisk als Jüdische Jugend heute
sich dem sportlichen Wettkampfe hingeben, tu#n Sie
ein Jüdisches Werk, in dem Sie vergegenwärtigen,
dass Sie Ihren Köpper gesund erhalten und stählen,
um als Juden im Kampfe des Lebens ihren Mainn stehen
zu können.
Seien Sie also herzlich begrüsst ! Tum-
meln Sie sich in edlem Wettkampfe zu Ihrer persön-
lichen Freude, und zum Zeichen lebendiger Gesund-
heit unseres Volkes.
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Ansprache
an die
freiwilligen Helfer der Eintopf Spendensammlung
in Hannover
am Sonntag, d. 21. März 1937
nachmittags 4 1/4 Uhr in der Ohestr. 8
Liebe Freunde !
Das heutige Zusammenkummen muss unter
richtigen Gesichtspunkten betrachtet werden. Eure
Tat -dass Ihr Euch nämlich in diesem Winter zur
Sammlung der Eintopf spenden zur Verfügung gestellt
habt- gewinnt ihren Sinn unter dem Begriff gemilus
chassodim, Erweisung von WohltalTw^Es geht dabei
um eine der grössten Tragödien innerhalb der Mensch«
heit, um die furchtbare Erscheinvmg der Armut. Was
sie bedeutet, könnt Ihr dann ermessen, dass grosse
geschichtliche und politische Entwicklungen und
Kämpfe sich aus dem Vorhandensein der Armut erge-
ben haben imd ergeben. Leider G'ttes gibt es kein
Allheilmittel gegen Armut und Not, so sehr die
Menschen danach streben. Das Judent\im hat aus tie-
fer Weisheit heraus ein besondere Lösxang geboten.
Diese Lösimg zerfällt in 2 Teile : in Zedokoh und
Gemilus Chassodim. Diese beiden Begriffe unterschei
den sich ledoch sehr. Unsere Weisen haben gelehrt
(sukah 49)5** Durch 3 Dinge ist Gemilus öhassodim
grösser als Zed. Zed. geschieht durch Hingabe von
Geld, Gem. Chass. geschieht sowohl durch körperli-
che Leistung als auch durch Geld# Zed. geschieht
für Arme, gem. Chass. für Arme als auch für Reiche.
Zed. geschieht für Lebende, Gem.Chass. für Lebende
als auch für Tote."
Wozu gehört Eure Tat? Ihr seid nicht auf-
gefordert worden selber Geld zu geben, 1., weil Ihr
es ja doch nur aus dem Geldbeutel Eurer Eltern hät-
tet geben können, 2., weil wir nicht Geld von Euch
brauchten, sondern körperliche Leistung. Ihr soll-
tet Euch für das Sammeln zur Verfügimg stellen ;und
das ist wementlich mehr. Geld geben ist viel be-
quemer, als an 6 freien Wintersonntagen statt ei»
nes Ausfluges^von Haus zu Haus zu gehen und für
vmsere Bedürftigen, Geld einzusammeln. Draussen
lockte die sonntägliche Freiheit, ein Ausflug,
ein Vergnijgen und vielleicht noch viel mehr. Ihr
habt Euch überwinden und auf all dies verzichten
müssen. Solche Leistving fällt unter dem Begriff
Gemilus Chassodim.
Der Danke soll noch mehr unterstrichen
werden. Unsere Weisen sagen : "Auf 9 Säuleiin
steht die Welt, auf der G'tteslehre, auf dem G t-
tesdienst \ind auf der Erweisung von Wohltaten.
Glaubt nur nicht ,dass dies nur ein Wort wäre. Ohne|
das Vorhandensein dieser 3 Säulen stürzte die
Menschheit ein, dasj« heisst: Gibt es keine l^bens
möglichkeit für Menschen auf der Erde, weil^ohne
d. Milderung der Liebestätigkeit einer den anderen
lebendig verschlingen würden.
Ihr seht also, dass Ihr in diesem ver-
gangenen Vvinter wertvolle Aufbauarbeit geleistet
habt, und dass wir Euch Gelegenheit gegeben haben,
in Eurem Teil an der Erhaltung der Menscheit mit-
zuarbeiten. Das ist für junge Menschen gar nicht
einfach. Man nennt diese Mitarbeit soziale Tatig
keit. Es war schon immer eine Mode, sozialt Worte
auf den Lippen zu führen. Ihr werdet verstehen,
dass dies gar nichts bedeutet. Nicht soziale ^or-
te werden verlangt, sondern soziale Tat. Für
junge Menschen in Eurem Alter gibt es aber kaum
eine Möglichkeit zur sozialen Tat, mit Ausnahme
dieser Sammeltätigkeit, der Ihr Euch unterzogen
habt.
Wenn Ihr nun das bisher Gesagte über-
denkt, so wird Euch deutlich werden, dass es
innerlich unmöglich ist. Euch für Eure soziale
Tat belohnen zu wollen. Wer auf Belohnung rech-
net, wenn er für di* Erhaltung des Friedens un-
ter der Menschheit wirkt und damit für sein eig-
nes Wohl, der versteht nicht um was es geht, der
hätte sich am Besten zurückgehalten. Aber das
Zusammenrufen am heutigen Tage soll auch gar keine
Belohnung darstellen. Es ist nicht Anderes als der
Wunsch, Euch noch einmal zu sagen, um was es ging.
Es ging mit einem Wort: Um praktische Liebestätig-
keit, geübt von jungen Menschen in einer Weise,
die jede Beschämung für die Betroffenen ausschließt
Meint Ihr etwa, es wäre für einen Notleidenden an-
genehm, wenn er wüsste , dass man sich etwas darauf
zUoUte 4ut, weil man für ihn sorgt ? Nein, wir
wollen Miemanden beschämen, wir wollen auch nicht
Feste feiern, weil wir für die Bedürftigen unter
uns sorgen.! Wir wollen nur sagen : G'tt sei Dank,
dass er uns die Gelegenheit gegeben hat für andere
zu wirken und zur Erhaltung und zur Ehre unserer
Gemeinde, unserer Gemeinschaft und allej« Menschen
beizutragen.
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jpeecW'
uezirl(fi^^^i^ni M
Ansprclie znr Begrüssimg "bei der
Be^irksta-'-ung der/ionistischen Organisation.
am 11. Juli 1937.
Sie sind in dem vielleicht v/ioliti.r-sten imgen=
"blicke der neueren jüdischen Geschichte Kusamjnen=
gekommen, um das Schicksal von erez jisrael zu ■beden=
ken und zu loeraten. Niemand konnte erv;arten,dass
die Ereignisse mit einer geradezu unheimlichen 0x6=
schv.dndigkeit einem seihst. -mdigen jüdischen Staate
zutreihen. Es ist au.ch keine Erleichterung, 322
zu erkennen, dass in '"ahrheit der neue jüdische Staat
nur "bestehen kann, wenn er ISISKME^. in politischer
und militärischer Sez'iohung von einer starken
Macht gest;t:^t und gehalten wird. Auf der anderen
Seite muss man das Wunder erkennen, das-, nach r.wei=
tausendj-ähriger Geschichte plötzlich wieder ein
jüdischer Staat in die Erscheinung tritt, dass den
Be3tre'bungen,ein jüdisches Nationalheim zu schaffen,
ein wirklicher Erfolg "beschieden worden ist.
Dieser Erfolg hat eine nusschlaggehend wichtige
Seite. Ohne Zweifel wird sich kein Jude der Erde
in Zulcunft dem jüdischen Geschick entziehen können,
das nun in erez jisrael geschmiedet wird. Es lässt
sich denken, dass in manchem nehen dem Gefühil de»
Erstaunens,äää:x das iWie den treiien Knacht Elieser
misch tr^e maoharisf.h die Ereignisse heohachten
lässt, auch vielleicht ein Gefühl der Angst hefallen
mag. ^:emi ich Sie heute hier als Ralhiner hegrüsse,
so .?^esta*ten Sie mit, in dieser ?.e2^3?h^mg einige
l
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Beinerklingen zu machen. Der religiöse Jude glaubt mit
aller Kraft an das 'Jort der Thora: erez ascher
haschem elokecha doresch otha,tamid ene haschem
elokecha lDa,mereschith haschana wead acharith schana.
G'ttes V/ille waltet über dem Lande unserer Väter.
^^!enn man diesen Glauben nicht besässe,wäre gSZHIäXK
das Wagnis nicht begreif en,v/ie man in dem Hexenkessel
der I'ittelmeerpolitik und der vorderasiatischen
Wirren etv^as für unser Judentum unternehmen kann,
wie man ausgerechnet zu dem sic?i in steter zittern^
der Erregimg befindenden tawor haarez,dem ■^\abel
der Erde zurückkehren KäääyX will.
Unter einem ausschlaggenbenden G-esichtspunkt ,
den wir Juden erkannt und der V/elt ges henkt haben,
ist jedoch das Wagnis gar nicht so gross. Es ist
dj.e Erkenntnis des Psalm.isten: rabboth machaschawoth
belv isch,v/azath haschem hi takum,die ansehen pla^
nen in r.ich klug dünkender v;eise,aber es kommt dreh
nur sc, wie G'tt es will. Im. allgemeinen vertrauen
die Menschen nämltfch auf das Berechenbare, das , was
man nach aller Voraussicht erwarten kann. V/ir Juden
aber vertrauen merkwürdigerv/eise auf das TJnberechen=
bare, auf das,w^as man nicht vorr aus sehen kann. Dieser
Glaube ist eB einzig und allein, der uns in allen Wirre:
der I^'enschheitsgeschichte erhalten hat. Also wird
e* sicherlich auch die richtige Atmosphäre sein
für die jetzigen Vorgänge in erez Isrr el und auch
für Ihre Beratungen ♦
I
•
Gestatten Sie mir noch einV/ort hinzuzufügen ,|
weshalt ich pers"n].ich auch in diesem Ausentlicke
von der Cttgewolltheit der Vorgänge in Palästina
«■ber!7.eugt hin. Ich meine, dass das G'tteshuch der
Thora uns sehr oft mit einer seltsamen Eindeutig^-eit
iDei allen Ereignissen "begleitet. VJenn Gie die ge=
strigeGidra ühv-rdenhen,dann werden Gie feststellen
können, dass gerade ggS2S¥H in diesem Abschnitt die
Grenzen von erez jisra&ä festgelegt werden. Es ist
ein ganz merk-v/ürdiges Zusammentreffen: In der po?i=
tischen Wirklichkeit des heutigen Tages legen die
^^'^enschen nach ihrem Gutdünlcen die Grenzen des ^an=
des imserer Väter fest; aher im Ilintergriind der
Ewigkeit legt G'tt diese Grenzen fest, er wird
wohl auf die Dauer älSgMyJC recht hehalten?
Dazu kommt e:;ne ehenso merlnwiJrd : ge ÜTDerein=
Stimmung in den Ausführungshestimmungen imseres
Midrasch. Sie werden es vielleicht im Au|enhlick
nicht für möglich halten, dass im Midrasch einer
unserer Lehrer bezv/eiffe^t ,dass der Jordan zu erez
Jisrael gehört, und zwar im Anschluss an die \7orte
der Sidra: weatem auwrim es hajarden el erez ke=
naan. Und ein anderer Gelehrter behauptet , dass
der Nam.e Jordan überhaupt nur f-ür den Flussabschnitt
SSffiZJSMäfil von Jericho bis zum Salzmeer gelte.
Er schaltet also das Stück vom jam kinereth bis
Jericho aus dem Bereich von erez jisrael aus. Solche
Fragen, die Leute wieder zu Streitfragen gewerden
!
f
sind, sind offenbar uralt. Aber das Wichtigste daraus
ist die subjektive Überzeugung, dass hinter aD.len
diesen Vorgr'ngen der Gegenwart öer göttliche Wille
wirkt.
DarLim möchte ich Ihnen wiüischen,dass an ch Ihre
Beratungen in Ihrem Teil zum Gelingen des Ganzen
beitragen mögen, dass auch aus al.l^ den, was Sie
sprechen und planen, die Beschwingtheit unseres ur=
alten Glaiibens der rechte weg hervorgehen möge.
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Ansprache
bei der Winterhilfevorstellung
de» jüdisahen l^'rauenve reine in Hannover
am Sonntag, d. 12, Dez. 1937, S.Tewet 5698
nachmitta.fcs
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Winterhilfe ! Ein Wort, zwei bedeut
same Begriffe* Hilfe im Winter ist eine Aufga
be uid eine bedeutsame Leistung, erfüLlt von
innerem Glück und Segen.
Drei Stufen führen zu dieser Lei-
stung und Aufgabe empor : Helfen sollen, hei
fen können und helfen wollen •
Helfen sollen. Judentum lehrt :wenn
dein Bruder neben dir in Not kommt, weheche-
sakto wau, dann sollst du ihn stützen. Dies
ist Verpflichtung aus unserer heiligen Lehre.
Diese Verpflichtung erwächst jedoch schon aus
dem einfachen Gefühl des Mitleidens. Es ist
Winter. Vor wenigen Tagen lernten wir ihn wie
der einmal mit seinen wirklichen Begleiter-
scheinungen kennen, als die weisse Schnee^hfe-
-4wr die ganze Stadt bedeckte. Weh dem Tiere,
das unter solcher Decke vergeblich nach Nah-
rung sucht ! Wir Menschen jedoch haben ge-
lernt uns segen die Härten des Winters zu ver
teidigen . In drei grossen Frontabschnitten
weiss sich das Menschengeschlecht zu helfen.
1
t
Tion a
Es erhält den Körper warm von aussen durch Klei-
dung, die, Maschine des Körpers im G-ange durch Nah
rung , undjLebens 53. und Arbeitskraft rinrrh Hitiimiinr
^der Wohnstätten* Streicht diese drei (Gebiete, und
ihr macht den grössten Teii der Erde zur menschen-
leeren Einöde ! Weil aber der Mensch sich zu weh-
fcn versteht, deshalb hat er auch teil an der Pre
de des Winters, an der erfrischenden Kälte und an
. die in ihrer Rein-
der Schönheit der Schnee
heit jeden Schmutz einhüllt und vernichtet. Wer
solches bedenkt, wird getrieben^den jenigen beizu-
stehen, die nur die Härten des Winters kennen und
sich vor ihnen fürchten müssen. Der wird sicher-
lich auch getrieben, helfen zu wollen.
Aber vor dem Helfen wollen steht das
Helfenkönnen. Es gibt so viel Not auf der Erde,
so viel Leid, das man nicht beseitigen kann; es
gibt auch Not und Leid, deren Besiegung in mensch-
lic er Macht liegt, Armut und Dürftigkeit j nur
eine Voraussetzung ist notwendig : es muss die
äussere Möglichkeit des Helfenkönnens gegeben seil
es muss Menschen geben, denen G'tt so viel an Gü-
tern des Lebens schenkte, dass sie imstande sind,
auch anderen helfen zu können. Das Judentum nennt
diese äussere Möglichkeit des Helfenkönnens bero-
choh , Segen G'ttes. Alles ist relativ. G-ar man-
eher glaubt, dass dieser göttliche^ Segen an ihm
•
vorbeigegangen wäre. Und doch ist seine Ansohau
ung falsch. Wen auch nur ein wenig die EntwickH
lu lg der menschlichen Kultur kennt, der weiss,
um wievieles besser die heutigen Menschen im
Vergleich selbst zu den Königen in fiüherer. Zeil
ten leben. An allgemeinen Gütern stehen den ivienl
sehen unseres Jahrhunderts Schätze zur Verfü-
gung im Vergleich zur Güterarraut vergangener
Jahrhunderte. Ja es gibt heute noch Gegenden
der Erde , in denen auch nur die notdürftigste
Bekleidung zu den Seltenheiten gehört, geschweil
ge denn dass diese Menschjjn /inteil haben an den
Annehmlichkeiten der feri?*iv^i«ation , die jedem
Menschen unserer Breiten eine Selbstverständ-
lichkeit sind . M^ soll niemals seine Lage üb
treiben, man soll sich nicht unglücklicher vor-|
kommen als man in Wirklichkeit ist. Man soll,
wie ein veises Sprichtwort des Volkes lautet,
nicht nach oben sondern nach unten schauen, und
dann wird man erkennen, dass doch sehr viele
Menschen an demjenigen ^Anteil haben, was das
Judentum nennt birkas haschem , Segen G'ttes.
Solche Erkenntnis macht auch bereit und fähig,
die dritte Stufe zu ersteigen : helfen wollen.
• <
Wer erkennt, dass man helfen soll
und dass viele Menschen imstande sind, iia Rah-
men ihrer Möglichkeit auch helfen zu können.
I
^<5I
/
der müsste auch den unabwendbaren DjijKng in sich
verspüren, helfen zu wollen. Trotzdem wollen
wir vier G-rimde angeben, die die Willensbereit-
sohaft zum Helfen erwecken können;
a) es ist der Schmerz über die Not* Wer
empfand noch nie diesen stechenden Schmerz im
^ange Sicht menschlicher Armut und Not? Man fühlt
dass eigentlich das Menschenwesen im^anzen en
weiht ist, wenn es durch Not seine Würde ver-
liert* Die Menschenwiirde muss den Willen ziim
Helfen entfachen !
If b) ein zweiter G-edankej^ : das Menschen-
^IbV^ ^J>. Hm Schicksal kann sich drehen ! "G'tt rollt hin-
\!/)n\ nf^^l ^^^ ^^^ Licht vor der Finsternis und die Fin-
sternis vor dem Lichte "; so beten w ir tätlich
und erkennen die Wankelmütigkeit alles mensch-
lichen G-e schickes* Es wäre ein schlimmes Vor-
zeichen , wenn ein Mensch sich seiner Menschen
Pflicht des Helfens entziehen würde !
c) Aber im Tiefen einer jeden Menschen-
seele schlummert auch etwas von der grossen
Menscnliebeyf die unsere Profeten als Forderung
&'ttes verkündet haben, die Judentum der Mensch|
heit gelehrt hat, Jene Liehe, die allen Men-
schen als Brüder in G'tt nach Möglichkeit zu
helfen trachtet.
d) Wer jedoch an G'tt denket, der sieht
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Sich der Ewigkeit gegenübergestellt. Der ist
auch aufgeschlossen für jene Kraft des Helfen'
wollens, die der grosse König in die Worte ge
7'=^ kleidet hat : zedckoh tazil mimowes, Wohltäti,
keit errettet vom Tode.!
So führt das Nachdenken über Hilfe
leistung im Winter hinein in Geianken der £wi,
keit, zur Kraft, die Rettung vor dem gewaltig
sten Feinde der Menschheit verheisst. Drei Sf
fen sind es, die zur Rettung führen; sie sind
alle enthalten in einem einzigen hebräischen
Worte , das wir gleich zu Anfang nannten :
7? wehechesakto wau, wer erkennt, da^-s man helfenl
soll und helfen kann, der soll auch helfen wol|
len ! Und im Rahmen dieses, von innerem und
äusseren Segens erfüllten Wollens findet heu-
te ein Spiel der Kleinen statt, damit durch
seine Schönheit kindlichen Talentes die Herzenl
erfreut und erweckt werden, flofc <^ s -^^ti^e
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Ansprache
bei der Schul sohlussfeier
am Freitag, d. !♦ April 1938;29.Adar 2,5698
in der Turnhalle, Bergstr. 8
Liebe Kinder, meine sehr veehrten Damen
und Herren !
Wenn ich im Naiunen des Beirats
unserer Jüdischen Schule hier das Wort er-
greife, so geschieht es zunächst einmal,
um zum Ausdruck zu bringen, wie sehr uns al
len und der ganzen Gemeinde die Jüdische
Schule am Herzen liegt, und wie wir wünschi
dass sie die allerbesten Leistungen aufzu-
weisen habe« Hierzu ist gerade der Abschluß
eines Schuljahres besonders geeignet, weil
man sich hier Rechenschaft über die Arbeit
eines ganzes Jahres gibt und in Verbindung
damit sich iber die Arbeit des kommenden
Jahres Gedanken macht«
Herr S* Weinberg hat soeben darge
legt, nach welchen Grundsätzen und in wel-
chem Geiste unsere Schule gearbeitet hat
und weiter arbeiten soll« Was er ausführte
betrifft den Geist unserer Schule« Aber ebe]
so wie auf Erden der Menschenge ist verb\m-
den ist mit dem Menschfokörper,8o ist auch
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der Geist unserer Schule gexbimden an den
Körper der Schule , d* h« an äussere Bedln-*
gungeni ohne deren Vorhandensein vmsere
Schule nicht bestehen kann* Hierüber muss
ich nun einige laaize Ausführungen machen ,
die Insbesondere eure Eltern interessieren
werden«
Ich muss zvoiächst einmal offiziell
mitteilen 9 dass Herr Stud. Rothenberg infol
ge Erkrankung das Amt des Schulleiters an
unserer jüdischen Schule aufgegeben hat« Wr
bedauern dies ausserordentlich» denn die
frische Art des Unterrichtens war uns sehr
willkommen und hat ihm Ja auch bei xmseren
Schülern grosse Beliebtheit verschafft« £be:
so bedauern wir es sehr» dass Frau Bothen-
berg, die ihren Gatten einige Monate an un-
serer Schule im Unterricht vertreten hat,
diese Arbeit nicht weiter fortsetzen kann,
denn auch sie hat sich in dieser kurzen
Frist das Herz ihrer kleinen Schüler eroberti
Wir wünschen An dieser Stelle Herrn Stud«
Rothenberg und seiner Familie das Allerbe-
ste für den weiteren Lebensweg, aber insbe-
sondere baldige völlige Gesundung«
Wir haben bei der Regierung be-
- 3
antragt» dass die Sohulleitung Herrn Sieg-
fried Weinberg übertragen werden soll« fijix
Er xintterichtet ja an unserer Schule seit
ihrer Grründung im Jahre 1933 und ist auf die
se Weise mit ihr vollständig verwachsen« So
hoffen wir» dass unsere Schule nun unter sei
ner Leitung einen weiteren Aufschwung nehme
und dass alle dazubeit ragen» ihm sein Amt
z\x erleichtem«
Wenn wir an das vergangene Jahr
sxxrückdenken » so müssen wir erkennen» wie
manches schwere Geschick die Arbeit an un-»
serer Schule zu hemmen drohte« Wir denken
an den Heimgang des Herrn Spier 8« A« in die
Ewigkeit» der uns alle erschütterte« Wir
denken an die mannigfachen Erkrankungen der
Lehrkräfte an unserer Schule» die immer wie^^l
der Vertretungen und Zusammenlegungen notwen
dig machten; wir denken auch an das Dahin-
scheiden zweier unserer Schüler» die in so
jungem Alter schon ihren Lebensweg beenden
mussten« Es war ein bitteres Jahr» in dem
mo manche dunkle Wolkk sich auf unsere Schu-I
le \ind ihre Arbeit legte« Aber wir hoffen»
dass in Zukunft Gr*tt unsere Schule vor al-
lem Schweren bewahren möge » und dass es uns
gelingen möge ihre Arbeit n\m in unerschüt-
terofte Bahnen zu lenken« Zu diesem Zwecke .
haben wir an die Stelle des s. Herrn Spier
Herrn Werner Weinberg an iinsere Schule be-
rufen und zu dem Beginn des neuen Schul*
Jahres wird noch eine weitere neue Lehrk-
kraft hinzutreten* Ausserdem liegt uns be-
sonders an der £rteil\mg eines guten Sprachj
Unterrichtes t denn als oberstes Ziel unse-
rer Schule gilt die Ertüchtigung imserer
Jungen Menschen , so dass sie auch im Aus-
lande ihren Weg finden und sich eine neue
Existenz schaffen können. Aus diesem Grun-
de haben wir Frl. Eichwald, eine geprüfte
Sprachlehrerin für Sprachunterricht an
unsere Schule berufen, so dass wir gegen-
wärtig drei Lehrkräfte an unserer Schule
besitzen, die die Prüfimg für die Erteiluni
des englischen Sprachunterrichtes abgelegt
haben •
Eine ganz ausserordentlich«
wichtige Frage ist die Finanzierung unsere:
Schule« Sie werden sicherlich erstaunen,
wenn wir Ihnen mitteilen, dass im Jahre
1937/38 sich der Ausgaben -Etat avif ca.
32 000.- beläuft* Zum grösseren Teil wird
dieser Etat durch das Aufkommen von Schul-
gMdem bestritten. Daraus ist die Bedeu-
tung des Schulgeldes für die Erhaltung un-
- 5 -
serer Schule ersichtlich* Von dieser Seite
könnte die Existenz unserer Schule gefähr-
det werden. Wir dürfen hierhÄC zum Ausdruck
"bringen, dass die meisten Eltern die^Bedeu-
tung des Schulgeldes auch verstehen und ei-
ne pünktliche Bezahlung des Schulgeldes vor-
nehmen. Trotzdem^wir^auch in manchen Fäl-
len darüber enttäuscht, dass die Wichtig-
keit des Schulgeldes für die Erhaltung un-
serer Schule nicht erkannt wird und der Ver-
such gemacht wird, das Schulgeld nicht in
der möglichen Höhe zu entrichten- # Eini sei*
che Gesinnung darf sich nicht verbreiten;
sonst ist die Erhaltung unserer Schule
öf*Brs wird auch die Frage der
Schulräume angeschnitten und der Wimsch ge-
äussert, andere^ gros se'cSchulräume ausfindig
zu machen. In diesem Punkte gibt es leider
keinen Ausweg für uns, ohne dass wir erheb-
liche Mittel dafür aufwenden würden. 1. be-
sitzen wir diese Mittel nicht und 2. müssen
wir bedenken, dass in wenigen Jahren die
Zahl unserer Schüler wieder rückläufig
sein wird, so dass sich die Investierung
grösserer Gelder für Schulräume nicht rech
fertigen liesse. Im Grossen und ^nzen ge-
• 6 -
sehen besitzen wir schöne Schulräiime mit
sauberen und schönen Schulmöheln; ausserdem
haben wir in der Turnhalle der Gemeinde
eine für unsere Verhältnisse sehr schöne
Turnhalle (Gelegenheit/ ebenso auf dem Sport-*
platz des J.T.H.^der unserer Schule dankens-
werterweise für den Sommer zur Verfügung ge-
stellt worden ist. Von Ostern ab werden wir
wohl voraussichtlich die unterste Klasse im
Jugendheim unterrichten. Hier wird einer der
beiden grösseren Räume mit Bänken ausgestat-
tet, so dass auch hieri-tnit einex günstige
Unterrichtsmöglichkeit geschaffen werden kann
Eine Frage die immer wieder eine
erhebliche Rolle in unserem Nachdenken spieH
ist die Disziplin. Es ist nicht etwa so,
dass die Disziplin in unserer Schule schlech-
ter wäre als in den öffentlichen Schulen^
Aber die Enge der Räume und das Temperament
unserer Kinder bringt es mit sich, dass ein
erheblicher Lärm entsteht, der die Nerven
der an der Schule unterrichtenden Lehrkräf-
te stE«k belastet. Wir richten darum an die
Eltern unserer Kinder den Apell, Ihrerseits
immer wieder ihre Kinder zu ermahnen, in un-
serer Schule besondere Disziplin zu wahren
und auf diese Weise die Arbeitskraft unserer
Lehrer zu erhalten*
WjMin so alle an unserer Schule
beteiligten^Mfininl^pw Rücksicht auf einan-
der nehmen, dann besteht die Möglichkeit^
die grosse Aufgabe zu erfüllen, die uns g
gestellt ist, nämlich unsere Kinder für
die Schwierigkeiten des Lebens auszurü-
sten, indem wir in ih»«» Kräfte entwicke
ihren Geist stärken und sie zu Charakte-
ren nuk±± heranbilden, die als vollwlkm
wertige Juden sich in unsere ;Jüdische Ge-
meinschaft einfügen und ihr Ehre machen*
Im Morgengebet eines jeden Ta-
ges begegnet uns das Wort unserer Weisen
von den Geboten, deren Früchte man schon
hier auf der Erde geniessen darf, deren
wahrer Lohn jedoch aufbewahrt bleibt für
die kommende Welt* Und das Wertvollste
von allem ist talmud tauroh ist Lernen !
Es war von jeher ein Vorzug des jüdischen
¥olkes, dass es imermüdlich gekernt hat,
und dass es seine Kinder'fechon fti frühen
Jugendjahren zum Lernen angehalten und in
das Lernen eingeführt hat; Es lässt sich
kaum ein Volk auf Erden denken, das eint«^
JUMfaUnlw» Ausspruch erzeugt hätte wie der
unserer Weisen, dass nämlich die Welt be-
8
ruht auf dem Hauche d#r^'^*»e*töber
TirljXiy^ , Diesen Gedanken möchte ich
besonders euch, liete Jungen und Mädel, mit
ge^^en-- Auf dem Lernen, auf der Lembereit-
Schaft, auf deny Fleiss und dem Wollen der
Schüler beruht die Zukunft unserer Gemein-
schaft und unseres Volkes* Indem ihr also
in unserer Schule arbeitet und strebt,
m^cht ihr nicht nur euren Eltern und euren
Lehrern eine Freude und bereitet euch sellart
für eure Zukunft vor, sondern ihr erfüllt
eine grosse Aufgabe im Rahmen der Aufgaben
des ganzen jüdischen Volkes* Ein solcher
Gedanke muss euch stolz machen und muss
euch anspornen, im neuen Schuljahre mit •
frischer Kraft die Arbeit aufzunehmen und
fortzusetzen.
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IS RE-SDUCATIOi: OF TIiE GERIvIAK PEOFLE TOGCIBLE ?
Dr. Emil Schorsch
(about 4ooo v/ords)
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IS RE-EDUCATION OF THE GERL1AIT PEOPLE POSSIBLE?
With regard to the general, passionate desire in the demo-
cratic coimtries that there shall be no more war in the future,
much is read and spoken about the re-educaticn of the Gernian
people after this war has been won. Of course, it sounds stränge
to intend to re-educate grown-up men as if they v/ere children.
It would be better, therefore, to say that a complete change of
mind is necessary, if the Germans are not to be a continuous
threat to the civilized world; however, is such a kind of
re-education possible?
A.C^Sedgwick in his article "Prussian Officer :1918, 1943 -
and 1975?" seems to be convinced that in 1975 another war v;ill
be Started by Germany. This means obviously that the Germans
will not change their mind and inward attitude after this v;ar,
but believe to "profit by certain rnistakes so that in the
great campaigns of 1975 the German forces will prove invincible"
Therefore, it is of a paramoiint importance to ask, whether there
is any successful way to teach the Germans to appreciate and
respect the rights of other people, so that they will not pre-
pare another v/ar of aggression.
For re-education educators are required. ft'here should they
come from? - The answer cannot be ^-iven, if one of the most
conspicuous features of the German character is not understood.
The Germans are fundamentally a mystic-religious people. This
Statement may surprise, because what the Nazis are doing to
other hiiman beings at the present time is beyond any true
religion, and yet, just the appearance of National Socialism
cannot be ccmprehended if not related to the National German '
L.^
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1 f
J\
• _.- •«
character of mysticism*
V^hat the Nazis do, is not simply the perpetration cf all -
sorts of crime and suppression of free nations; it is rather
the result of the "bankruptcy of the monotheistic religions
in Germany on the one hand, and the emanation of the re-awakened
ancient Germanic viev/ of life, on the the other hand, as under-
stcod by the Nazis and their f oreriinners . The Bible and all
monotheistic religions consider life as holy, because it is the
creaticn of the Allmighty, and for this reason, recognition,
protection and preservation of life are paramount points of
consideration, v/hile destruction of life is pronounced as a
/
fundamental sin and crime ("Thou shalt not kill"). In the eyes
of the Nazis, however, destruction of life is a law of eternity.
This refers not only to the belief in the truth of the ideal
of the "survival of the fittest", but it is based on the con-
viction that destroying is "divine", is their eternal right.
They call it the "v/arlike-heroic attitude" of the Gerraans as
compared v/ith the "moral-judicial attitude" of Orientais. Since
this "moral-judicial attitude" is also the philosophy of de-
mocracy which out of religious sources reco^nizes the right of
living of everyone, this war is actually a battle between tv/o
considerations of life, two philosophical or even religious
Systems (besides other possible causes).
It must be understood that the Germans never 1 ived at the
surface of their conscience. Everything they did had to have
a philosophical ore religious foundation and argumentation,
even crimes committed by them in mß.sses. The Nazi-"religion" "*
VI'
goes back to the ancient Germanic attitude tov/ards the universe,
/ -
its mystic delight in the uproar of storm, lightning and
r
s t> .f
V-
?
destruction. Heaven (Valhalla) is a warrior's paradise, and
even the horrible end of the world, the "Goetterdaemmerung" in
which the Germanic tribes believed, seems to have poured joy
into their heart who in the complete annihilation of this world
obviously saw something like a happy end of the endless earthly
struggles.
Out of such "religious'' convictions came what Nietzsche in
describing the Germans, called "the horrible cheerfulness and
V
depth of their lust in destroying, in all sensual pleasures of
victory and cruelty". He also points at the "indelible horror
v/ith which Europe suffered the fury of the blond German beast
0
for hundreds of years"* Does it not remind us of the Nazis
of today? [
This re-awakening is. not accidental. For many years there
v;as a movement in Germany "Away frora the "Jewish Bible'' and the
"Jewish Christianity". Friedrich Naumann -a German theologian
and politician- described this movenient very distinctly about
forty years ago with these v/ords: •'
"\Vhv have vre Germans no German religicn? Can
v;e not have god in cur forests, in our rivers,
in the waves of the Northern and Baltic Sea,
in our heroes, and German prophets? Why do we
want to borrov; revelation while v/e are sur-
rounded by the revelation of life? Let us burn
the books which bring us the alien religion!
How shall we revive when v/e are inspired by
German faith of natural growth, incorrupt by
by Judaism, Hellenism, Romanism!"
He himself, of course, opposes this kind of reasoning:
, "V/hat the ancient Germans called god, before the
missionaries came to them, is not suitable for
US. We know too much of nature to believe in
' the oldl V/ood-,V/ind- and Cloud-gods. V/hat we trust in
and build upon, must "be greater. It must not only
consist of the change of heat and cold, and sum- •
mer and v/inter, of old plants and magnified tri- ,
bal leaders",
However, what Naumann rejects, was demanded in sharpest
and exaggerated expressions hy many others of v/hom the leaders
v/ere especially the 1855 "born son of an English admiral - the
gerraanized Houston Stewart Chamberlain, and Friedrich Delitzsch,
Professor of Assyriology at the imiversity of Lerlin* Cham-
berlain in his book "Die Grundlagen des neunzehten Jahrhun-
derts" (The foundations of the nineteenth Century), published •
in 1899, attacked Judaism and Christianity alike: "Everybody
knows the bloody history of Chris tianity, the history of
reli.^ious rnania", he wrote. Delitzsch published his book
"The Great Deceit" (Die Grosse Taeuschung) in 192o - a venoinous
attack against the Old Testament, and demanded a "German
Bible". Many others joined the same hate campaign. At the same
time, while ancient Germanic customs and superstitions were
renev/ed, a nev; Germanic heathendom v/ith Woden,Thor etc. was
grov/ing, S( mething that became possible only upon "unhistorical
illusicns about the ancient Germanic life and the completely
nebulous ^rian life".
All that went on for decades and was planfully developed.
r
I I
Today we know its goal. Heinrich Heine predicted a hundred
years ago the re-appearance of the barbarian soul of the Ger-
mans, when the thin layer of *^hristianity breaks dovm, The way
to this breakdov/n had been paved by that heathen Germanic
movement, and .vithout this preliminary work ITazism could have
never been so thorous-hly anchored in the German people, and
especially in the German youth. It satisfied something deeper
5
yi'
/
r
in the German character v;hich could not be achieved by the
< f
movements of Freethinlcerdom and Coramunism which only destroyed
t <
the Christian foundation of the German culture v/ithout re-
placing it "by another "religious" ideal.
Y/hat can "le Icnrn from all that? - We shculd recognize that
the German character is fundamentally mystic and irrational,
or -rightly understood- reli ,ious. Houston Stewart Charaterlain,
the crown-witness of the renewed German heathen nationalisra,
*
t
whom we already ciuoted, called out -this time with the ring
I I
of truth in it:
"Our v/hole raagnificent art developed around the
the religious center, as the earth revolves around
the sun, around the lon/:ing religious heart. -And
despite that (we had) absolute disunion in religious
raatters at all times. The German waits that once
again a god descends from heaven, or he chooses in
in desperation the religion of stupidity, called
"Energy and Material" (Kraft und Stoff).
Can it surprise that Hitler was considered by many a' German
asa god and not only as a dictatcr?
It seems to be a blasphemy to call the German character
mystic or "religious", if we compare it with their actions
of mass-murderers. But this is no counter-evidence, if we
remember that since ancient times there were "religions"
whose Systems included murder - namely the offering of human
sacrifices. We only have to realize that the British govern-
ment about a hundred years ago v/as compelled to exterminate
the secret but widely spread Indian Organization of the
.1 ••• • I
TIIUGS, who from religious motives assassined strangers as
sacrifices to their goddess Kali. „
This religious-mystic trend of the German character which
refuses to limit the experience of life and eternity to ratio-
nal conceptions, appears as a decisive feature in its history.
■ I
■..\"
literature, art, philosophy, and especially,of course, in its
relisious developinent . It may suffice to mention here that it
was certainly not accidental that the REFORIvlATION started in
Germany and not in any other oountry in i-^urope. Whatever ex-
planation inight tie given for this fact, it would be incomplete
if v/e did not consider that the Germans of the lliddle Ages
tried to regain a life v;hich was truly based on faith and the
Union with the unsearchable depth of the Divine.
In a similar way, the decades before the rise of Nazism,
when established religion in Germany v;as already dangerously
weakened, saw the awakening of a new movement of seeking God
("Gottsuchertum") in poetry, ficticn and especially in the
I
philosophy of religion. Simmel, %cken, Troeltsch, Scholz,
Otto, Scheler, -only in order to mention a few of the leading
philsophers in religious research, expoimded their vmy of
approaching the reality of God. Poets like Rainer Maria Rilke
found wonderful v/ords for their religious experience as if our
times of imcertainty in all spiritual matters tried to re-create
the type of the ancient Psalmists. (Some of Rilke 's poems have
been translated into Snglish and published in this country
recently) . ■,
I
This longing for the linder standing of the m;;'stic secrets
of existence seems to have even penetrated the period of
rationalism in Germany. The German philosopher, e.g. , v/as de-
lighted when his philosophy was difficult to miderstand, because
this v/as a proof that he did not try to rationalize too mach
the irrational enigmas of life. ^ --) ■ i
{.'. '
Even German raaterialism seems to reflect this delight in.
mysticism. Karl Marx invented the idea of the "Klassenkampf',
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the class-strug£^le, i.e. he invented an absolute ennemy in a
. .. ■' ' . ■ ' » • ■ , ■
modern form, so to speak a modern devil, v;ho h-is to be fought
— I
against with all means of cunning and rUthlessness. The Labor
■)
party in England , e . g . , seems to have quite a different opinion
about the natural relationship between employer and employee
or v/orker, one which actually reflects the human character
which is neither absolute good nor bad, and has, therefore, the
remtirkable strength of character to advocate the method of
evolution rather than revolution; but the Communism in Germany
transferred the Imagination of the "absolute evil" into po-
litical life, because the German soul is amenable to this
side - an original religious disposition.
We may also imderstand that it was Russia in hich the
German Communism was so thoroughly accepted and carried out,
because the Russian scul is not less mystic and religious, if
the works by Dostojewski, Tolstoi and others permit such a
Gonclusion. (If this is correct, then we may be inclined to
predict a religious revival in Russia in v;hich the achievments
of Bolshevism may be anchored again in the only origin of all
feelings of justice and brotherhood -namely in the Biblical
religions).
The other side of this mystic inclination of the Germans
are the countless forms of superstition which h;.:.ve also come
t
down fr om the oldest times, preserved especially among farmers
and peasants, in villages and small towns , and this trend.:,
r
makes it understandable v;hy the Germans of the present time r,
wexe so readily reoeptive to the renev/al of ancient superstition
'■ \.
modernly clothed.
/
*-:
L^
8
'-1
V «•• ■ • *
From these few examples to which coimtless more could be
added, we draw the conclusion that there is no rational v;ay
of access to the foundation of the German people.
- . ■ *
The ones v/ho knew best that the German soul is inaccessible
to rationalistic philosophy and politics, were the NAZIS, and,
*
therefore, they created a political party which resemtles more
* /
a new religion than a political System*
It v;ill not be possible to completely eradicate the poison
of Nazism from the German soul, if this truth is not recog-
nized»
In this respect ITazism is different from the Italian Fa-
scism. Fascism,':?.^^. , could allov: Catholicism to exist, because
the Italian people obviously could be politically approached
0
in an action separated from religious relationships, but in
Germany it was different.
Hitler, for exaraple, v/as planfully made a new kind of god.
There were houses in which even altars were erected to this
new divinity. Lictatorship alone would never cause a people to
make a divinity out of the dictator; there must be a funda-
mental religious disposition as the German people actually has*
. It is, therefore, quite believable, that the Castle of Berch-
tesgaden was created as a temple to declare Hitler after his
death a divinity.
Moreover, the Nazis included not only ancient religious
forms in their new heathen system of religion, as e.g. a new
bible -Hitler 's ''Mein Kampf,' or processions with ritual
.••li-
character -e.g. "Erntedanlcfest" (thanlcsgiving) , or Inquisition
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trilaunals etc., tut they gave them especially a nev; DEVIL,
sdeffithing for which the Germans throughout history v;ere hunting.
This was the role the Jevjs were given first to play, then the
Bolsheviks, the democraci.es etc. The most repulsive news-paper
ever published in Germany,l3Ut even displayed in schools, - the
"Stuermer" e.g. pictured the "Jew" often as a DEVIL caricature.
Such a thing is impossible if there is not a natural inclination
of a people to believe in such a devil. This is the explanation
for the German ruthlessness in their atteinpt to annihilate the
ones whome they have designated as enemies. Other nations also
have a register of cruelties, but the German register is hased
on this belief in the earthly devil v/ho deserves no mercy, v/ho
must be fought against with all means of cunning and lying,
I 4.
whose children are no children but only small devils, and whose
y/omen cannot demand any respect of the female sex, because they
are only a different form of the appearance of the devil.
It might seem to be astounding how a modern people who
brought forth great thinkers, poets, artists, scientists etc.,
could fall to such a low state of cultural human existence,
but it is imderstandable if v/e consider a certain sequence
'~ been
in the development of German culture v/hich bas/repeated again
in our days and v/hich is essertially linked rith the German
attitude tov/ards religion.
It is the deviation from a legitimate and genuine satis-
faction of their religious needs to a spurious, false Substitute
In the centuries v/hich followed the acceptance of Christia-
nity by the Germanic tribes, the sincerity of religious belief
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was transferred into all spheres of cultural life and created
a v/orld of constructiveness and beauty v/hich must not be
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overlooked "besides all the "backv/ardness of life in the Hiddle
Ages.
Then the period of Humanism began to slowly influence and
dissolve the purity of religion against v/hich the German move-
ment of Protestantism was a natural protest. It proved that
German faithfulness sought a way in order to preserve their
genuine religious approach to eternity, and yet, the destruc-
ticn of true religion wrought by Humanism had another effect
too. The mystic trend of the German soul which had no legi-
timste v;ay out into the open, chose the v/ay of superstition
to satisfy its desire for an access to the secrets of existence.
It v;as in Germany where tii©- WITCH-HUITTING found its most
bloody expression. Of course, this horrible superstition
destroyed its victims in many European ccuntries, but the
Germans by far executed the most persons accused as v/itches
to be in connection v/ith the DEVIL, and it cannot even astoimd
that there were actually persons v/ho admitted having such
connections, and perhaps not only under torture, what would
be another proof for the fundamentally irrational character of
the Germans* ;
This decline from true religion to a deadly Substitute was
repeated in our time, only on a horribly larger scale. In the
nineteenth Century modern enlightenment through science ce-
lebrated its greatest success with the result that religion
lost more and more its hold on the German people.
The monotheistic religions ceased to be^ considered as the
only legitimate way to satisfy the mystic, irrational needs
of the German masses, but these needs could not be extinguished*
11
If these masses had no legitirnate satisfaction of their re-
ligious-mystic desire, they were in danger to accept a false
Solution, i.e. the revived ancient German heathendom, and this
s
ulDstitute v;as n.ctiially offered by National Socialism.
This is also the reason that Nazism as a "religion" came to
plan the extinction of its rivals - namely the Protestant and
Catholic church. Even the Nazi persecution of the Jews has to
do v;ith this rivalry. If Judaism and v/ith it the Bible are
discredited as the religion of the "devil", Christianity v/ill
follow into the abyss -sc they hoped- because it is built cn
the foundation of the Bible.
Of course, the phenomenon of National Socialism is of a
complex nature. Economic and political developments of the
nineteenth and twentieth centuries play an important part, but
it rriust be understood that those developments which led to the
specific kind of dictatorship in Russia, of Fascism in Italy,
led to a different kind of Totalitarianism in Germany on
accomit of the fact that the German people is essentially dif-
ferent from the others, and the decisive difference is the fact
that the Germans are fundamentally mystically inclined.
Therefore, no approach to the Germans which does not con-
sider their essential character,can actually expect to accom-
plish a complete and lasting change in the German attitude.
Such an approach is intended by what is called "the
re-education of the German people". They shall be taught to
appreciate and accept the democratic Ideals of political life,
the four freedoms of the Atlantic charter.
However, if these ideals are'to be based,fcr example, only
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on the preachinp; of advantaf:es for the individual, or of the
greatest hap-^iness of Ihe greatest number (the philosophical
Ideals of Euderaonism and Utilitarianism) , they will never
succeed in making the Gerrnans faithful adherents of modern
democracy. Even if they were accepted, it would be so only
temporary, and the time might arrive very soon, when under
different conditions the ideal of materialistic happiness
would be thrown off in order to satisfy the desire for mystic,
dangerous, destructive heroism.
This is very clearly expressed, for example, "by Johannes
Mueller, the highly respected editor of the "Gruene Blatter''
and by no means a forerimner of the Nazis, v\;ho in 19o6 v/rote:
"To US Germans, the figuring what you will
receive as reward, in all higher matters, is
completely alien and repulsive. ^e feel it dis-
graceful and base. That is originally a foreign
v;ay to us. The famous German faithfulness of our
ancestors is not based on gold and land, but on
inward sympathy, and it v;as kept tili death, only
out of faithfulness, i,e. because they were
inwardly not able to act differently" .
Such words, of course, sound like terrible irony if we
consider the fact that German masses of today v^exe able to
betray not only faithfulness but all moral values of civi-
lized Society, but we must comprehend the kernel of truth
in Johannes Mueller's words, if democracy should ever become
anjjc ideal and an inheritance of the German pecple, so that
they will abstain from new attempts of destroying civilization
For this reason it would be senseless tc offer the demo-
cratic Ideals to the Germans separated from the religious-
mystic foundation from v;hich they are actually derived* vVe
should keep in mind that democracy is based on the convicticn
, , 13 .
that all men are equal, but only the Biblical religion teaches
the reason for this equality, namely the creation of all man
in the " Image and likeness of God" (whatever explanation you
might give fcr this sentence) wherefore they are all brethren
m
God. Ancient heathendom could not create democracy, because
of the lack of that theological foundation, and for this same
reason, not even the Greek democratic city states were democra-
tic in our sense, because there v/ere people which v/ere not
considered to be equal to others. Also Buddhism, though an
important religion, was not able to create a democratic ideal
either, and only on account of its different theological
conception.
It would be, therefore, no hypocracy cn the side of the
.democratic powers, if they offered the democratic ideal in
connection with a religious revival. Of course, it must not
I
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be done in a hypocritical way what would be the case, if certain
pers
ons tried to religiously influence the Germans, although
' they themselves are not religious at all, but considered it
a political necessity to use religion in this special case
^of re-education. Under such a condition, religion should really
«...
, be called an "opiate for the people", but this would include
its ineffectiveness.
■This religious re-education can essentially be performed
only by the Germans thernselves. I am convinced that when this
v/ar has been won, many thousands of admirable characters will
become knovm to have resisted and suffered for their religious
conviction and for their Opposition to the Nazi heathen
upheaval. They will be the natural educators of the German
^fc^ ^.» ■ -. mt^^'^
14
;
people, although no one's help and co-operation should be
excluded, and they should be assisted by the religious German ,
Personalities who left Germany on accoiint of their refusal of
and Protest against the Nazi regime. Those personalities have
proven by their decision and sufferings that they are the true
expression of the originally religious character of the Germans,
and they should be given the opportunity tc find the way to
fight against the modern superstition of the Nazi theories
based on racialism, on "blood and soil", and so many other
dismal errors besides the deificaticn of man.
If the German people is not to be extin.^uished altogether,
this is the rare and precious Chance to "salvage" it, as
Dorothy Thompson demands, and to solve the problem of repeated
wars caused by the German lust of aggression and destruction.
This war is in the deepest sense a reli.p;ious war, in as far
as all achievements of the monotheistic religions, on which
democracy is based, are at stake. It v/ould be blindness to
imagine that theae values could be re-awakened in Germany
without planting 4-4^ in their innate religious character. Some-
thing like a new REFORLIATION is needed, and the starting point
might well be the conviction of countless thousands of Germans
that the destruction of their cities is a punishment from God
for their errors and crimes. \ »/ i /
Therefore, the re-education of the German nation «•••*N^be
in the first place the task of Protestant and Catholic leaders
who upon the foundation of the widest knowledge of all decisive
Problems of economics and politics, and v;ith the help of experts
, - '»-
in these fields, and with the co-operätion of all Germans of
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good will, are atle to re-estatlish a pure expression of the
German religious dlsposition. / ,. > •
Of course, they will not be able to save Germany from the
p-unishraent it deserves for the horrihle crimes perpetrated in
this war, but they might be able to save the world from a
continuous threat of destruction while taking up again the
work of the great reformers who wanted to turn the mystic-
barbarian souls of the Germans to the God of justice and Mercy.
This is an utmost difficult task,full of dangers and
pitfallSjOf which BIGOTRY is only one; however, if this con-
dition is not fulfilled and if this tremendous task is shirked.
w
e are afraid that the natural religious trend of the German
oharacter will be side-tracked again and again to the v/ays
of superstition in a modern form, and lead to other v;ars y;ith
mo
re bloody sacrifices than ever before.
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