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Full text of "Emil Schorsch Collection 1841-1999"

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3.  Kapitel  . 
Relijäon  als  typi scher  V/eg  zu  &'tt. 


Eine  arundl'rage,  die  den  reli^iüsen  Menschen  beun- 
ruhigen kann,  itiL  das  Vorhandensein  verschiedener  Reli- 
gionen, '^'enn  es  zutrifft,  dass  im  Grunde  jede  Religion 
sich  für  die  allein  seeligmachende  hult,  für  die  wahr e 
Religion,  so  liegt  der  Schluss  naöhe,  aass  möglicherweise 
keine  Religion  wahr  ist.  jedenf=ills  schien  es  vun  unlös- 
barer Schwierigkeit,  zwischen  der  wahren  Religion  und 
den  falschen  Religion.^  zu  unterscheiden.  Biese  t'rage 
liegt  unausgesprochen  sichc^rlich  vielfach  der  Gering- 
schätzung der  Reli  ion  zugrunde.   Sie  soll  jeaoch  aus  dem 
Unbewussten  herausgehoben  werden,  um  die  Frage  nach  dem 
WSSrrün  des  Judentums,  das  wir  ^l.ich  zu  Anfang  als  zentral 
religiösen  Lebensstandpunkt  b. stimmten,  zu  klären. 

13er  entscheidende  Begriff,  aer  zur  ['.larung  beitragen 
kann,  ist  die  Auffassung  der  Religion  als  typischer  ^^eg 
zu  G'tt.  Viele  iv^enschen  können  gleichzeitig  eine  Licht- 
quelle betrachten.   Sie  sind  überzeugt,  alle  di..s..lbe 
Lichtquelle  zu  sehen,  und  -.rotzdem  sieht  sie  jeder  nur 
mit  seinen  Augen.   Bs  entsteht  also  in  ihm  ein  ^nz   per- 
sönlich.^s  Bild  der  einen  Li'^hkiuelle.   So  etwa  kann  man 


sich  das  Vorhandensein  vcrschiedenur  Religionen  vorstel- 
len. 


Es  gibt  nur  einen  G'tt,  ein  Gottlich».s;  aber  jeder 
Mensch  muss  diese  fa-csacne  auf  süine  ganz  personliche  V/eise 
erfahren.   Es  gibt  also  zahllosu  Wege  zu  G'tt.  Wenn  wir 
diese  Y/ege  als  Religion  bezeichnen,  so  könnte  uS  grund- 
satzlich s.  viele  Religionen  geben,  als  es  Menschen  gibt. 
Es  ist  dah-r  von  aiesem  Standpunkt  aus  verwunderlich,  dass 
es  nur  wenige  Religionen  gibt,  dass  so  viele  Manschen  in 
ihrem  persönlichen  Wege  zum  Göttlichen  übereinstimLien, 
und  dass  Millionen  das  Ewige  auf  die  gleiche  Art  und 
weise  erfahren  und  erleben. 


-     2      - 

]3ioses  Zusarnmeniinden   zahlreicher  ivlenocäen   zur 
gleichen  Erlebnisi'orm  beruht  am'  einem  geuioinsamen  V.'esen, 
von  dem  ein   j<^der   als  Teil  das   Oanze  ausdrückt,      »iese 
Eigentümlichkuit   ist  mit   dera  Begril'f  Typus    gemeint.      TJer 
Typus   bezeichnet   nicht  das  Wesen   eines   ßinzelmensohen, 
sondern  das  verschiedenen  Menschen  zugrundeliegende  gleich. 


a 


rtige  Sigentünliche,  das  in   den  zugeh^renden  l,:unschen  in 


mannigraltigster  Form  zum  Ausdruck  konimen  kann. 

Drei  selch,,,  ürlebnisgru^pen,  die  sich  .jedoch  nicht 
mit  Religionstypen  decken,  sina  der  visuelle,  akustische 
und  aer  emotionale  Typus.  Diese  drei  Typen  können  in 
jeder  Religion  als  unterscheidun^^smerkmale  vorkorimen 
und  Sinei  manchmal  auch  die  Ursache  von  :  cxmpi'en  innerlßLb 
einer  Religion.   Insofern  haben  sie  auch  t'ur  dieSö  Er- 
ört.'rung  eine  Bedeutung,  3^  sie  bei  der  BvStimr.un,:  des 
V.'esens  der  jüdischen  Religion  eine  Rcll>::  Si.ielu-n.  Wir 
können  unoer  dem  visuellen  T^pus  diejenige  ...enschenart 
verste-.en,  di^  d^s  Sein  durch  da-.  Auge  zum  BöV/ußts^^'n 
■  Lr-^n  -.  -ntec  Jlom  akustischen  Typus,  di-^  durch  das  Oehör 
überv;iegc^nd  erlebende  Art  und  unter  deiu  e-iouloralen  Typus, 
die  hauptsachlich  gei'ühlsmassig  reagierende  Art  v.n  k^n- 
schen.   iSs  liesse  sich  denken,  dass  diese  Srlcbnisti,pcn 
sich  ait  i irgendwelchen  Religionen  deckten  und  dem  gleichen 


Erleben   e 


ir.  und  denselben  gemeinsamen  religiösen  Ausdruck 


ver 


liehen.   Da  jedoch  schon  in  der  gev-ohnlichen  Ebene 


des  Lebens  diese  3  Typen  nicht  in  reiner  Form  vorkommen, 
sondern  sich  r;ur  durch  ueberwiegen  der  einen  oder  anderen 
Erlebnismöi^lichkeit  restsxellen  lassen,  so  ist  es  einleuch- 
tend,  dass  dit.se  3  Typen  auch  innerhalb  der  Religionen 
nur  in  ivii..chrormen  vorkouai.en  una  nur  unter  besonderen  Um- 
standen vesensunterschiede  zwischai  aen  Religionen  bestim- 

mcsn  v;erden. 

Es    ist  selbstverstanoilich,    dass   die  typischen 


-   ^    - 

unterschiede   in  der  Erlebnis-  una  Ausdrucksiocm  auch  irgend' 
eine  körperliobe   rürc^-lation  besitzen.   Biese  Notwendigkeit 
liegt  dem  Scrc^ben  d^r   iieuxigen  2.wit   zugrunde,    die   den   sii^^en- 
ert   ülutciassig  zusanirriengehörenüer  i>*en3chen  im  Un^crsuhied 


w 


r/ 


u  anderen  feststellen  wollen.      Ss 


i  Sit   sclion   ort  daraur  liiu- 


gewiesen  -A-ord-jn,    dasü   in  Lolulier  untersclieidung  nicnt  aie 
Herabsetzung  öiner  anderen   ulutm.^ssig  gubund^nen  G-em  inschai't 


liegün   s 


oll.      Das   bedeutet  die   sachliche  Anert^ntkannung, 


dass   jeder  Lebenstypus   das   Swin,  wenn  auch     aui'  verschie- 
dene weise,    üü  doch   in  i^lyich  w^ttvollur   Form  zum  Aus- 
aruck  hingen  kann.     Der  B-griiT  a^s  T.vpus,   der   in   diesen 
Oudankengc^ngen   zum  AUijdruck  ..oinirit,   bezeichnet  also   gleich- 
saiii  die  Haut, aus   der  -nach  aeta  7olKsir,und-   d-jr  i-ien^ch  nicht 
heraus   kann.      Er  besagt  also,   dass  die  i.ierischu.n  trouz  aer 
Ot,-meinsaauxeit  aus   ErKenntnis-  und   arlebnis^cgc^nj  uin^us 


iev/ijse   ta 


ts..^hliohe  Gr'^-nzun   in  der  Ausdruuksrorm  mrcs 
Erlebens   nicht  üb   rVin-len  konn>.^n.      Eine   solche  Er^venntn^s 
bv  stimmt  auch  das  l,7esen  der   richtigen  una  lalachen  ^^ifis^ion. 
Richtige  M.i   sion  büdeutet  d^s  Auslmdigmachen  glt^io harziger 
Erlehr,x^t:;pen.      F^l^^'^u  i..i.i^lwn  boa^./.ou   den  Versuch,   Iv-en- 

Irn^in     rois  t:,pisch   andersar  Lx^.,r  Menschen  herüber- 


sCiiür'    ^'JL    x^  o. 


zuziehen.      Bin  solcher  Mi.sicnsb  griiT  ist  jeglichen  ^±'f 9]:t:> 
beraubt,    da   in  Wirkllch^vcit  nicht  mear   der  kersch  o  endern 
dxö   Idue  missioniert.      Dt^r  IWnsc..  hc.t   rur   die  A'axgabe,    die 


o 


o     u 


;xner  ]>la^nc^ten  a,n  die  Menschen 


Iat;c.    ceinur  Religion  v; 

vi^ranz..urxr,  ,u^.      Im  übrigen  wird   diu  Religion  Ss^lLst  die 


.u    xhr    ceiiO 


Q'^-' 


3cerd>^n  T:ypt!n  au.-   uer  grossen  Zahl   d^r  Menschen 
an  sich  l.er^/izi^hen.      In  diezou.  Sinne  u.iss.uniwrt   j>^do 
Religion,    ^uchwonn  ^-^  v/l-  das  Judonuum  aktive  kissic-s- 
irfieit  ablehnt.      Die  Tatn-.che  ihres  Vorhanaensuins 


übt  aui'  die   zugc- hörenden  Typen  oino  ünziuhungkraft  aus, 
wirkt  also  unzv;;.-irülhu.i't  irgundw^o  missionierend.      3o  aber 


auch  ist  es   zu   begreifen,    dass 


^  V.  o.  w>  '^ 


..er.  "v  vj! 


rsuixic^denen  Reli- 


gionen eine  V-rstu,ndnisu:ügliul'ikdi t  üb^r    llw  blosse  Dal- 


-     4      - 


.■^-niiurit:  de' 


rTlciühlocro-ohtii^ung 


J.=;r^oni£-n 


düng  hinaus  und  diu  Ancrl 

- n   1  ■•  üh    i  st .      Zunachs  .  s  üi  ö  rt   :  ede  c  UJ^n^ oL 

Reli^ionsc^möinnchaft  an,    in:..rhai:.   d^.er   er   geboren    i^t. 

Auoh   Vieri,  or   t:vpiG.h  ei^:entlic;h  zu   einer  an.erGr.  Reli- 
.■ionc:semein.ol..ft   geliür.-  .ollte.      Es   iat  aar.^,t.us  mög- 
lieh  und  .ichrc.l-ainlicli,    d..2   zicV^,  urt..   den  Christen        ■., 
••:-    .-^  arlctnistypen  und  unter   den  .luden  christliche 
Erlel)nistL-::en  befinden.      Bieser  Uust.nd  kc.nn   innerhalb 
einer  Reli,  iot:s,e.:.inschaft    zu   ganz   erheblichen  Spannungen 
führen,   mag  aber   zugleich  auuh  eine  Ureache  xur   xhre  Le- 
bendigerhaltung  sein  und   -banso   die  Br.cke  bild.n  dür   die 

1     „    ^1 .  V    o    n -i  •  i  nvc:!n      da  solche  iviisch- 
VerstanditiUng  zviechen  den  i^^^lifaion^n,    uc  öu^ 

typen  der  Praxis   V^erstaüdnis  x  ui    d   x>^t.  ..--xx^ 


übec*br  ingen .  hönr.en . 

I^er  B&grifr 


des 


ist/ 
religiösen  3rlebni3t:.pus  bei 


den 


bisherigen  Erorterun^^en   inhaltlich  noch  imur   rornlos 
geblieben,      ^r   lasst  uns  aud  arund  logischer  üeberl.,^angen 
ahnt^n,    aass  das  Vorhandensein  v  rschied.ner  R.-.ligion-n 
nicht  ein  üebel  sondern  eine  KoLwendigheit  darstellt. 
10,ie  wer.    is-.   schön   durch   die  .lannigdaltigkeit!      Dna  auch 
aud  dem  &cbiet  dos  Religiösen  .;.re   Sindörnigkeix   zu- 
gleich langweilig...   Ein^^i.igh.it ,     Die  tats.chlidie  Nicht- 
einrörmigkeit   soll   nun   zunächst  an  einem  Beispiel   erör- ' 


tert  werden: 


-  IP  - 


In  der  Auixau;iung  der  Ntitur    zeigen   sicli   topi^che  Unto - 
aohiede   ii:  der  religiösen  Yerttnliigung,    aie   sich    nicht 
wili;:urlich   Verarmungen  laü^^en.  Ma-n  b-^traohte  lolg^'ndes 


Lied  aua   den  Upanishads ,    da^   ein^n  Ausdruck  des   mai- 
schen Naturenprindens   darstellt. 

AUS  Muckle:-Der   Geis,  der   ./adi sehen  KulLur  und   aas 
ivbendland."    S.    l2../i23.   Aus  den  Upanisnads . 
"Aul*  eines  Ro^So-s  Ruck^^n    ^agen  _wir    daain    ... 
Im  ])ammergrauen   schutuelb   es   die  Hahnen, 
Als  [.lOr.-^nrot  urnrlattern   sie   sein  Haupt. 
Nun  springo'^   empor,    es   glUht   sein  Sonnc-nauge, 
Una  bis   zun  lliiii.el   rect   es   sicn  ^iii;ö,ux . 
Sc^in  üux-   scharrt  Tage,   t.:.nzelnd  geht  der  ..onao   run, 
Das  Jahr   -   <.'in  iaxz,    una   Jei.t,    iri_  „ahen  Sprüngen 
Siorühn  Sterne   um  den  rasena  öchn..lln   L-ux. 
in  v.olkenxlück>.n    uroplt  aer  Scuaum  von  den  »'-^^-f^ 
ES   schnaabx   der  Sturm,   und    „icTt's    m   seinem  Den  ^r- 

gang 

den  ?Lüpi'  empor,  dann  zutken  Bli^oze  um  die  B'^rge  seiner 

Uer  Rec-on  trieft  durch  dieses  V/aldes  Strähnen, 
Und  keuchend  kuchx  in  j'.  nem  Ivleer  die  Gischx. 
Doch  üb  sich  .-.nackend  Diegt  der  B^ume  Stamm, 
Ob  überFelsen  v/irr  die  '■!og^   schlagt  - 
Alles  dahin!   Gerissen  wird  es  ruaelos  und  «Vvig, 
Durch  Tag  zur  Nacht,  aus  3mnklen  in  das  x^Qli^"- 
SO  iag-n  wir  durch  dieses  Aethers  blaches  i-ela, 

i^n   ici  die  3rde  und  die  ganze  v.'elt." 

ju,  ^e..,  aic  ^L  c,  ^^,.^^^j,^^..2ung  von  i-]beraara. 

Das  Eigentümliche  dieser  Naouraurrassun^;  liegt 


in  der  la^ntirizic-rung  d..'S  klt-^nschen  mit  dür  llatur.   äs 
ist  nich^  nur  ein  Bild  xür  die  Glut  und  Schnei ligk<.it 
des  menschlichen  Lebens.  Man  spürt  vielmehr  aus  jedem 
^J/orte,  wie  das  Blut  des  Dichters  und  die  Natur  im  glei- 
chen Rvthmus  schlagen-:;  und  wenn  er  r.it  den  -.vort^^n  schli<.sst 
..So  ,a-'en  wir  durch  dieses  Aethers  blaches  pela,  Du, ich, 
üie  Erae  und  die  ganzu  .velt.",  so  bringt  .r  hier  die 
seelische  Uebereinstimumung  und  Gleichst^^llung  deutlich 
zum  Ausdruck.   Diese  Aui'rassung  ist  von  einer  berückenden 

ügigkeit.  Die  Brust  wei.et  sich  in  der  -'ühnheit 
des  Gedamiens,  dass  der  -ensch  mit  dem  Sturm  der  Natur 

selbst  durch  die  Ewigkeit  o^ii'"* 

Auch  das  Judentum  kc-nnt  eine  begeisterte  und^ 
tiefemprundene  Naturschilderung.  Sin  Böis^-iel  hierfür 


Qroiis^ 


1  c:j  Q  «^^ 


-  6  - 


ist  der  Psalm  19 "• 

"Die  Himmel  erzahlun  aiu  Ehre  G'ttes, 

und  seiner  Ilcinde  V/erk  veri.ündet  das  Firmament. 

Bin  Tag  strümt  dea.  andern  Rede  zu,   _ 

eine  llaoht  gibt  der  anderen  Erkc^nntnis.. 

Ohne  laute  Rede,  ohne  v.'or^e,  ungehorx  ist  ihre  3tifiit:..e. 

Ueber  aie  ganze  Erde  spannt  sieh  ihre  Saite; 

am  Snde  des  Erdballs  versxoht  man  ihre  Worte; 

dort  haD  er  aer  SOime  ein  Zelt  gesetzt. 

Und  sie  kommt  hervor  wie  c^in  Braut  .gam  au.,  dem  ßraucgemaon, 

freut  sieh  v.ie  ein  Held  zu  wanciern  die  Bahn. 

Von  dem  einen  Ende  ac;s  ii-iariiels  isi,  ihr  Ausgang, 

zum  anaer'o-n  ihr'-  RücK-kehr, 

und  nichts  ist  verbergen  vor  iurer  Glut!" 

Der  Sanger  hat  nier  d,e  ?Jatur  i.äz   tierstar  'i:inrühlung 

in  ihrer  . , , .    • 

Grosse  und  Sehönheit  erlebt.  Kan  i'uhl  o  seine 

Naturverbundenheit  und  seine  Pruude  an  gesunder  ^'-rart  in 
dem  Vergleich  a^r  Soi.ne  mit  einem  gibbaur,  einen  Helden. 
So  v;ie  der  gibbaur  seine  Krarte  noeh  einmal  innerlieh 
mi^t,  spielüna  und  strahl. ^nd^  bevor  ^-r  aen  >Lampr  aufniiiarit , 
so  ist  auch  die  sonne  von  strahli^nl^r  Kraft  erfüllt, 
die  in  sieh  gebaj.lt  am  Horizont  .rscheinx,  um  den  Tageslauf 
zu  beginnen.  Aber  der  Unterschied  zwischen  Jüdischem 
Naturgefuhl  unu  dem  der  Upanishads  offenbart  sich  sehen 
in  deiu  kleinen  v/örtchen  "wie".   u3ie  Soni.e  kom-t  wie  ein 
Bräutigam  aus  seinem  Brautgemach  hervor.  ?reut  sich  wie 
ein  Held,  :.u  wandern  die  Bahn.  v;eder  ist  es  dem  Singer 
möglieh  zu  sagen:  Di^  Sonn.^  ist  ein  gibbaur  und  ein  cho.aun, 
Bräutigam  und  Held,  -.och  umgekehrt,  aass  aer  ^-ensch  die 
Sonn--,  ist.   Er  kann  höchstens  sagen: 

Der  iviensch  ist  wie  eine  Sonne,  und  die  Sonne 
erweckt  L-'bcnsfreude,  wie  wir  sie  bei  krafterfUllten 
Menschen  wahrnehmen.  Aber  noch  deutlicher  wiru  der 
unterschied,  wenn  wir  den  Anfang  d^s  Psalmes  betrach- 
ten: "iöie  Himmel  erzählen  die  Bhr^^  G'txes".  Vdt   absoluter 
Selbs-.toerstundlicukeit  wird  hier  di-^-  llatur  einem  höheren 
Sinn  untergeordnet.  Ihre  Schönheit,  ihre  Kraft,  ihr  Strah- 


len ist  nichts  Selbststana 


ie-es  sondern  ist  eine  Sprache, 


Ausdruck  für  ein  Höheres,  nämlich  für  d-.n  Schöpfer  dieser 


-     7     - 


IJaxur .      In  den  Up;^«.nishads   ict  die  Natur   sylbststaniig  ge- 
v.'orden-    sit>    ist   Cj'tt;      im  Juaentum  ver^ünaet   die  Natur 


G'tt. 


ji   ser  Uni-eri>vjiiied  i;it   nicht   zux'ixllig.    Der 


jüdisch  emprinaende  ilensch  kann   zv;ar  die  Schönheit  der 


indischen  AuiTaüSung  nachrUhlen;      aber   er   kaim  seine   ah- 


2 


chauung  nichö  rr.it  der   indicchen  vertauschen,    auch  wenn 
er  wollte.     V/er   die  TJa^ur   als   Ver    dndigung   G-»  '.tes   ütiipfin- 
det,    kann   sie  unrnögliuh  als   selbststandige   G't-J.elt  an- 
erkennen.     Ebenso  mag  es   deiv.   inaischen  M'-^nschcn  nicht 

ö..'li^h  Soin,    dij  Matur,    in  der  der   gexühlsmassig  aui^r 


mo 

geht,    als    die  Schcpi'ung   eines  üoergeordneten   a'ttes 
zu  erripxind-...'n.      Dise  unver uausohbarkcit  der   beiden  Stand- 
punkte nenr.ün  -.vir   t:/pisch.      3s  handelt   sieh  hier  u® 
unvcri-j^nder liehe  Gegebenheiten.      Noch   deutlicher  wird  di'--- 


se 


r  typische  unterschied,  wenn  .vir  den  Gedanken  weiter  v.r 
rolgen.  W;xhrend  im  Ausgangspunkt  d«r  Ilaturbetrachtung 
nuch  eine  gev;isse  Vöcv/anatsoiiaxt  besteht,  entrecno-n 
sich  die  beiaen  Anschauungen  immer  w^i'^er  voneinander,  je 
mehr  sie  das  Leben  gestalten.   Die  verwunderlich'-:  i-''oi't- 


s 


etzuni.--  des  Psalmes  laufet  namli-h: 


"Die  Lcihre  G-tLes    ist   i'ehlerlos,    se.lenerciuickend, 


o. ,-.      1  f 


das  -eugnis   u'ttes    ist  wahr,   m;-..,cht  den  Toren  weis«. 


/ 


I 


Die  Grrundlagen  der  religiäsen  Symbole  # 
Vortrag  Im  Jugendverein  aun  28 .ll #1954  gehalten • 


^ 


Liebe  Freunde  ! 

Die  Themen,  die  ich  mir  im  Verlaufe  der  vergan- 
genen Jahre,  die  Sie  mich  schon  kennen,  für  Vor- 
träge heraussuche  und  über  die  iah  z.B.   auch  im 
Rahmen  der  Lehrvorträge  der  Gemeinde  Jeden  Don- 
nerstagabend spreche,  stehen  alle  in  einem  be- 
stimmten Zusammenhang. 

Ich  versuche  hier  nicht  etwa  irgendeine  Gredanken- 
welt  zu  beschreiten,  um  eine:n  Menschen  einmal  ei- 
ne Stunde  ein  intellektuelles  Vergnügen  zu  be- 
reiten, sondern  um  j'idisches  Leben  irgendwie 
so  zu  klären,  daos  man  es  begrifflich  vielleicht 
möglichst  deutlich  vor  Augen  stellen  kann  und 
hoffe,  dass  aus  dieser  Klärung  ein  deutlicher 
Lebensweg  hervorgeht. 

Es  hat  gar  keinen  Zweck,  aie  Frage,  die  am 
Sonnabend  im  Mittelpunkt  stand,  nochmals  auszu- 
breiten, da  die  Gefahr  bei  dem  Thema: "Vereinheit- 
lichung des  deutschen  Judentioms"  besteht,  ins 
Phrasenhafte  abzuschweifen,  ^enn   nicht  solch  eine 
Gedankenwelt  Schritt  für  Schritt  erarbeitet  wird. 
Auf  diesem  Wege  soll  der  heutige  Abend  ein  kleiner 
Schritt  sein. 


-  2  - 

Die  Grundlagen  der  relliriasen  Symbole.  Es  scheint 
ein  uninteressantes  Thema  zu  sein,  das  auoh  Im 
Augenblick  gar  nloht  aodern  Ist.  Was  versteht 
man  n\xa   unter  einem  Symbol? 
Wenn  a,3,  ein  Mensch  einen  anderen  nloht  liebt 

* 

so  ist  das  Ruckenzudr ^i.en  dr^r  A;81t:ic'c»  :Jie36s  , 

Geruhls.  Wonn  Jciriand  aar  due  Handauosircüken  eines 

anderen  ihrr.  sichtbar  don  aüokcn  zudce^it,  so  wissen 

Rlle  Beschoid,  was  da-.it  gemeint  ist.  oder 

wenn  jcman .  bcrchlend  die  Hand  auastrejltt,  wenn' 

ein©  Person  ins  Ziminor  tritt,  sö  holsst  das: 

Gehe  wieder  htaausi   Der  Oriöntale  untorcchoiaet 
hierin/ 

sich/sear,  denn  bei  ihm  unterstützt  dio  Hand  die 

Rede.   I5ß  stockt  da'rif.ter  ein  ganz  bostixmter  Men- 
schentypua. 

Das  Gyrr.bol  ist  ein,  Spracho  rur  sich  and 

braucht  k^ino  Urtorstützung;  es  ist  die  Ausdrucks- 


rorm,  die  etrac  Dai.i-.terlic 


s  bezeichnet. 


Wir  Juden  haben  sehr  viele  relijjiöse  Symbole, 
Wenn  man  z.B.    einen  i'rOKmen  Juden  betrachtet,   so 
ki?nnzeiohiit--n  ihn  bj^sonaers  viel  Merkmale:     Er 


umhüllt  sich  nit  einem  Tallis,   oder  wie  wir 


OS  bei 


•  ß 


-    3    - 


nnßoTQT.  0ötjüdi80i;en  Olaufaensbrüaern  üel.en^   be- 
wegt 3 ich  *jOln  B^te?'i  in  einc^  aauörndön  llythmuß  und 

bed  utaa  nun  diwiüo  Si:..l-oio?     "53    r:il:}t  r-:t  dl  d:oJö 

wlü  Tit^nn  ein  Eaun  gebaut  -j^ird  und  alle  :vosten  i'ür 
die  l:loir;3tor  Toilo  i.ü  ein^c-lner:  Vüransboreohnet 
wü^rd^^^n^  Jcuüjh  .ilie  jl^IIö  zuja-jaeni^ex'u^t  eint»n 
bestl^u-ten  kilnn  haben^   sc  rtii^^eu  auch  alle  reli- 
giÖQön  Symbolo  einen  b  sticn/cen^  gemeinsdtnon  Sinu 
haben.      Bs  ?iiusä   ^lierairi.b'  I^i^rboi  vor  Kurz- 
suLlüsson  bewahrt  w-irdon*      Ein  Beis^iol  hiuri^t: 
Wenn  iiä  RoligioLsuntörrioht  dio  Fra^o^  gcStöilt  wird; 
w  woher  konant  das  Getreide",   und  die  Antwort  orfolgt: 
wVoc  Hüben  a^tt«,   ac  ist  dies  ein  KurzscAus^^ 
der  au4:ßerQrv.er.t lieh  ^crahriiuh  i&Jt^   da  er  eiLe 
pünlu'aulheit  in  eich  birgt.     Es  w  ^re  ^l^o  uucb 
ein  Kur::3c.iluuj^   renn  man  ös-gei:  würde,   dußs  der 

Sinn  der  Symbole  die  3JZö?fiähur.g  zum  ilUchatöi:  söi. 


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Es   ist  ein  grosser  Unterschied,    ob  man  im  Auto 
über   eine  Flache  hinwegsaust,    oder   ob  man  mit 
dem  Puss  jedes  stück  Srae  abtciStet,   oriuhlt  und 
erlebt.     Man  sieht  beim  II in;vo. -sausen  nur  einen 
grünen  sdhtnalen  streiten,   wu  herrlice  wiei^e  ist 
und  man  nimmt  dio  ^atur  überiiaupt  nicht  mehr 
wahr.     So  ist  es  auch  aur  geistigem  Oebiete. 
Man  muss  auch  den  geistigdh  v.'eg  durchlaufen  und 
durchdenken,   man  muss   die  Fragen,   die  das  Geisti- 
ge angehen  h  runtertrausponieren,  wie  wir   es 
tagi  ich  tun.     Wir  habun  üino  uiimenge  von   solchen 
S'ormen,   cien^n  jeder  Mensch  sich  unterwirft:   Bs 
sind  unsere  Lebensi*orm?n.     TJenn  raan  unser  Leben 
durchdenkt  vuin  Anfang  bis   zum  Ende  des  Jahres, 
dann  wird  man  fsts wellen  können,   dass  wir  uns 
eiüur  UnsucKie  von  f otaalen  Bolastungen  unterwor- 
fe:i  haben.     Zum  BoiSj  iel  unsere  Kleidung:  welchem 
Ifilden  würde  es  überhaupt  einf-.llen,   sich  die 
Last  unserer  Kleidung  aufzubürden?     v;enn  man  sieb 


•  5  - 

überlegt,  wie  unbeciuan,  ungosund  una  letzten  snües 
ger;xhrlich( durch  Erregung  der  ForunkulüS0)der  stei- 
fe Kragen  ist,  sc  Tragt  man  sich  doch  iinr-;er  wieder: 
^rum  tra-gt  man  ihn?  Warum  untorv/irft  sich  die 
ganze  europäische  Menschheit  diesen  Din^^n? 
Die  Hausfrau  hat  die  Last  des  Haschens,  Steifens 
etc..  Der  Kragen  selbst  ist  d  s  Unbequemste,  was 
man  si  ;h  denken  kann  und  zur  ungilrstigston  Zeit 
rüisst  sicher  das  Kragenknopilüch,  so  dass  utmütze 
Zeit  verschwendet  werden  muss  etc.  V'arum  tr^^gt 
die  gesarrte  europaische  ^iannerwelt,  allerdin£^8 
•rst  nach  der  frar.zciischen  Revolution, diese  ei- 
gentümlichen Uöhrcnhüson,  aie  dem  Bein  trotz  der 
schönen  Form  den  Siniruck  ahnlich  einem  Slefanten- 
fusse  verleihen?  Es  sind  Jhragen,  die  scheinbar 


lacherlich  erscheinen;  und  doch  sind  ii»^  von  unge- 
höurer  Bedeutung.   Bs  werden  Tür  i>inge,  die  schein- 
bar  gar  keine  Bedeutung  haben,  unerhörte  Kräfte 
vergeudet.  Auch  bei  der  tttmenwelt  funktioniert  die 
Mode  wie  bei  einem  Parademarsch.   3s  wird  dilctiert 


-.     6     • 


und  die  ganze      Ijamenwolt  unt-..  r^irft  aioh  diesem 

Gosetz*      Bs   i;:.t  traben  eix\^  ungr.:heure  kraft,    die 

den  iVienacen  2ivingt,   diese  LdLg>5   zu   ^^.Tifüllen* 

H  2*  Unsere  ^ohnon^^vir  scali   ssen  uns 

ka.  s  t  e  n  röj^m  ige/ 
ein  in  Räume, /die  manchnal  aussehen  wie  grosse 

Scirge.     ^Aenri  ein  Mersch  von  der  freien  Natur 
huieinkoair.t  und  dxe;:.8  :v:iat3La;;iernen  sieht,    dann 
wird  er  erschrecken  und  sioh  Tra^x^n:  v/io  können 
siüli  Mensoi.en  in  dic^se  S.rge   oinschliessen.  V/arum?| 
Früher  haben  sich  die  Bov/ohner   der   '*2rd&  begrün- 
deterweiGO  ^»15  zum  Schutz  gegen  die  K^lte  in 
Hohlen  eingegraben.      Aber  heute  -  v/u  bleibt  'ile 
grosse  freie  llatur,   die  Schönheit  der  W^^ldor? 
was   ZY/ingt  die^o  i>ior,3ciien,  was  treibt  sie   in 
die  ilühlen?      13s   ist  di^sselbe  ;vie  dia  Med:?,    die 
döu  Mensden  befiehlt,   steife  i^ragen  zu  trageii 
und  Kleidung,   die  nichc  zweckentsprechend  und 
bequem  ist*     dasselbe  finden  wir  bei  der  lloi-^ 
liohkeii^sform  des  Begriissens*     Vas  treibt  den 


•     7     - 


Menschen  eirieia  itm  ^:aiiz  Gleichgültigen     die  Harxi 

zu  reichen,    sich  nach  seinem  Wohlberinden  zu,  er- 
kundigten etc.    ?  ^^as  gebietet  ihm,   sich  so  zu  binden?| 
Auch  die  büsti-miten  Essensgesetze  fallen  hierunter 
und  noch  vieles  m3hr*     wenn  wir  z.B.  an  Tische 
sitzen  und  zu  hause  eiacal  einen  liühnerknochen 
abnagen  würden  und  ihn  dazu  in  die  Hand  nfthn.en^ 
so  würden  wir  dies  in  ooselschait  doch  nie  tun. 
Bezeichnend  darür   ist  das  Strichwort:    Gebildet 
ist  nur  der^   der  wenn  er  allein  ist,   c^uch  daij  i^esset| 
nicht   zum  iMuncle  l^ahrt.     Das  Praktischerere  wird 
nicht  imirer  ausgeführt  und  es  soll  auch  ^ensc  en 
geben,   die  in  geschickter  Weise, sogar  die  Sauce 
um  die  Gabel   schlingen  können.     Bs   ist  eine  Bil- 
dungsarigelegenheit,  wenn  ivlensci.en  diese  ForiLen 
genau  erfüllen.     In  jedera  Schritt,    in  Jedem  Blick, 
in  der  Frisur  und  überall:   Der  europaische  wiensch 
lobt  heute  eingehüllt  wie  in  einem  eisernon  Korsett •] 
Was  bewegt  ihn  sich  so  zu  führen?     Die  Antwort: 
Die  Kraft,   die  er  ditfur  aufbringt,    ist  nicht  ver- 


•    8     • 

Ks  gths^rt  cii4::a^   dass  iv^ixii  gegeneinan  lOr  hol    icii  itt.^ 

werden^   aio  y.rLut^n^   d^i^s   die  Gh^r^^inscaart  zot«* 
stört  wlrci*durc;h  aaubtitTvorlo4i^;en^  a?-ö  ii:  jcrdi*ci 
Menaciiori  s<;hlua.r.ürt*      r^i.ce  Fotr::eK  uitij.  also  ein 
^^ußöero^^d«:!tliüii  guter  (Jadai  ki^t   Ijer  eurür^^isohe  ].*eiuich 
zeigt  aurai;  aie  unb.:\/uss:.ö  Un.vrur  .mn^  ^u  eii^ei- 
liöhoroii  ;.wtJok  a©n  Auudruck  eines   iuetili^u  C-tribbv.hSt 
Ifonn  Kuropa   z»b*   einrjil  x     eii:©r  t-S'-e  .  erdori  ij Ute, 
dann  ivira  doch  oinö  goiobx  v erden;    Diu  au4.^i?rücäöi/t- 
iicae  ijii>:tipiiu^   äil^  Crdnuijg,  düi   uicu  ui©  i^lur^üchvii 
freiTTilii^  unt.rv. orr^n  i.aben^   fcjü  «Ii^öö  Lebvae^vj^iijbr- 
keit  t'jx  :.lxe  vorlie^rdün  ^ar.    rJs  tsteü  :t  hinter  all 
di  *Bt.r  Viulf  itigktit  doch  ein  gen^oiusac-or  Sir:i>^ 

wer  run  reli^^iüge  :  ornien  verötthti?ii  .  ill, 
imiss  einüL   Einblick  habeu  aDcr  il.ru  M>ntitgi.^xt.gkuit  • 


Ss  i£t  i'Ur  die  judc-n,   ..ia  i^.  eiio  Art  dor  i^c^rttön,  ad- 


-    9    - 

lien  Bio  3ioh  unterv/erfen^   üer  Prorunie  hüllt  sich 
in  eino  -^»^rt  von  Formen,    die  ihn  im  er  nehr  bindet, 
denn  steht   niciit  hin..er  alleu  reli^iöson  Formen 
uin  ;iir.n,    dass  dür  KOnsoh   sich   ?.\x  sc.in-^r   Selbste 
orhaitung  di   sen  Für  .e,i  unLjnvirrt? 
Der  ivo\.iiie  Jude  ü^richt  sc;,on  incrgons,   v/ann  er 
seinem  Augon  aurschla^^v^t,    ooitn   ürwacheii  ein  ö^bet: 
^Uoh  dai.ke  Dir,  Herr  der  v/elt,   dass   IXi  T.ir  meine 
*iö6ie  \. iv3dergögeben  uust»'      und  t.^gl^itet    räch  stiiit-. 
livÄiö  Vorgange  der  i/.or^entoilJtte  mit  Gebeten  und 
Seg.nöSf.ruchen;    Dj^-s  ii^mae'^vascaen  otc.    ferr  er   dann 
2^  *..inuten  r.iit  den  Tri  11  im  ein  aar  Stirn  und  dt-^n     < 
Äi ernenn  uii^  Arme  und  ao.  i    ^^usohlungen  zum  cvoboto  da- 
ß--eht,   so  iüt  daii  ein  ganz  ei^^;c-nimalichGö  Bild. 

•  i»    . 

''■^ .  '  ■ 

Es  dut'Vt  an,   wie  oin  .lorn  aui*  der  Stirn^  Mittags 

wird  er  v.-ie  von  Ue bereit chti gern  geaalten  und  darf 

sich  nicat  gloion  aur  das    ^ss   n  otürzen,    sondern 

«9  i  V  e\\/ 
mußö  orßt  vun/Segensö  ,ruch   oe^l^^itet  dio  üande 

waiii  Jaon  und  eine  Breche  n;a'jhon*   Nach  dem  liissen 
spricht  er   das  Tischgebet,    nachruittags  das  Mincha- 


<- , 


-     10     - 


^:ehet,   abends  das  Ab  ^üdjjebet  ur^U  vor   dorn  Sin- 
sohlareri  wieder  d;^s  ^'s.ciritpiubot .   Tag  für  Tag 
wiederholt»**  üich  dies   ina  Loben  deu  rr(Xi:Den  Ju- 
d^)n.    15s    ist  eine  urierhörte  Bltilurg  zu  den  all- 
gemoincn  Fcruon  hini^u. 

Dann  naht   der  Üabbat:    Per  Jude 
aari'  kein  Stu ckch. rn  p-pi^'r   zerreicvn,    niciits 
Bostchondes  vernichten!      Sr  wird  zurücksc- 
halten durch  eine     i^:entU!r/iioh0  Mucht*  ^"aö 
i3t   GS?     Vielleicht  das   a':bot   a'ttf^s?     Nein! 
3s    ist  d^s  Unsichtbare,   das  sie  z^/ingt. 
l?s  xiüi:.;ieri  Peiertagd^:    Die  :;a:i  rahrtistago,    die 
ihnen  '/erlustc  r.atericllor  Art  brin-:on,   ?!)ie 
Fasttago,  an  lenon  öi^^  sija  ,]oglicKer  Speise 
und  Xranlis   3n::,halt0n  müssen»      So  g^vht  eg  T  g 
Tür  Tag,   das  ganze  Lebon  hindurch  unterwirft 
sich  der  Jude  di.^sen  un  rh'orten  Binlungen. 


V/arum  und  wioso  brin^-;t  d?r  Jude  diese  Krnft 
aur  ?     Di3  ÄntTTort  kann  nur  lauten: 


-    11    -- 

Der  Jude  ji<a nn  sich  ßolchei.  Bindurigen  unterwerfen, 
weil  er  sich  damit   zugleich  einom  Seienden  unter- 
wirrt,   aas  uehr  iut  aus   das  Leben  der  Freiheit, 
du»  uie  IvSensc   en  sich  son^i-t  wunscrien.     Und  diüse 
V/elt  kann  nur  sein  ein  UDsich't-bart:?^,   Höchstes^ 
liwi^;eö,   ivCetap'ai/siscnes*      JiJs  kann  nur  3<>in  Jen- 
öeitb   deß  stoi'riichen.     WentJ  mau  oMür   nun  den 
Be^rjLi'f  &«Lt  vüuhlt,   dann  karji  uan  aagen;    O^ttl. 
Der  Jude  unterwirft  sich  in  ö^jiuom  Lehen  dem 
IIö  eil  st 'in^  i>Ietö.ph.vsi  sehen,      3r  übertrj.gt  diesen 
V^iilen  in  ,^ede  nanalung  ßjtn>ö   porsonliclien  Lebens, 
üir   t^laubt,   aasö  diese  Binaung  von  Forrr.eii  beglei- 
tet seit,  wird  über  aen  Tod  xiir.aus»   Ubor  den  letz- 
ten Tag^evtl*   erst  der  erster   oinos  ?;uhren  Le- 


bens. 


Ueber  Symbole   braucht  man  ^^ar  tiicht  mehr 


diskutieren.        Vielleicht  ist  allu«  ein  wenig  un- 
deutlich und  v^ird  vor  iölgcndeu  ;itandpunkt  aus 
deutlicher  und  klarer  ^^^erri^^n: 


SS  gibt  V.  rscaiedene  Religionen  auf  der 


•     12     - 


Wtilt.      3ie  beöto..0n  darin,   da^;^   dio  Arigehöri^j;en 
jöder   üOt^rürfuiidou  öanüiübchart  oixio  anüero 

wuö   den  iwüaöci.ön  iu  praktisch on  Löbur.  von  gröbster 
B   deutung  iat*     Sio  unte  iSjU^ideu  u   oli  in  der 
Auöüruakui'orm   .  Jude^ioin   büdirigt^iiieJ:!   den 
jüdisoüen  li^Libol^n   zu  uni...rv»\.rrüü. 

:;fc>  gibt  rioii^iüi^srwri.ion,   die  dixs 
Judüutu.^  voraböchout*   Zua:  B^isiuel   diö   orgaasti^ 

« 

^tfi^e  Religion.     Si©  v;ill  die  urcU'tä,   aia  die 
IvioutJouen  in   ^ioli  ve rt> ., ur t^i. , ver ;;6 1 '^1  i juen .     Das 
BLnvun(i.iruni/a,;uc^ii!öto  b^ii  dün  i«iö:>ao..eri  ist  ja 
üie  Faiiig,k9it,   oiu  ueuea  Lube-.  zu  erzöugön. 
Abac  aivr  Vergöttlichun^i  ai^oüs  Z^ugungsakts 
uuü  iUn  alö  etas  Oötclichs.s  zu  vere;;ren,   ver- 


übüOuouU    dvt   Jude    tiöA» 


iiS    1 


5t  vorgekojEOiön, 


aasß  diö  Töfipül   zu  d-^ry.  ucr^b^«v.  .r-.igt  wurden, 
wüs  BÄii  heute;  ..it  i-'röudunhauc  bezciciinöt.  Und  man 
kann  nicht  be^reiren,  wio  sehr   sich  die  Mönschhuit 


•     15     - 


erniodri^;t  hat* 

joaojh  gab   es  auch  Zeiten  dos  Gegentoils: 

DOü  :,:önchtaTr5  und  d'-fc  I^onnenLurrs,   Zeiten   in 

denen  du.c  Asketer.turr.,   die   2ntL'xlUL>ami{:rit , nervo r- 

pe   ober  Tiurdc.  "renn  run  :^.ber   die  «i'Ur;  ckhaltung 

das    laaal  wäre,   dum.  tu :3a ton  aXle  a.or.3ehen  ins 

Klostor   r'Cli   n  and  die  '.'enc'jhheix  :varde  auö- 

öterbön.      ..bar   dau  Leben  iöt  ^tl^rk^r  als  i'al- 

sche  Bc^griffe  vor.  L^^bon  and  sotzt  slcli  durch. 

T)  ie  andtTTe  3(}ito  d  jc  \rcr^ottli<5};ving 
u.B-^wunat3r..iiig 
/des  Zou,:ii^n.!.tes   ist  daa  Zorstüren  des  Lebens. 


'»j    'Z/ 


-     14     - 


Sas  Menschenleben  wurde  gering  geachtet.     Fremden- 
mord,   Siilavenmord  und  Kinder  ord  7;aren  aie  Folge  - 
er  scheinungen«     :Nooh  heute  Tinaet  ir.an  in  ulten 
Bauv/:rkon  Särge  vo<.  Kindern,    die  geopfort  raren« 
l&ü  ist  eben  tjo,   dass  die  Anhw>.nger  der   -r^iastisehen 
Re-ligion  stets  ver^juchon  ;veräon,   ihrer  -Zerstörung 
AUi^d^ruck  zu  geben«     So  wurde   zum  B'^^i spiel  Matusch- 
ka  getrieben  einem  Moloch  anfüge  löron  und  vvir 
begreifen  nic^ht,   was  für  ein  Wahr^sinn  ihn  verleitote 
solche  zerstörende  Taton  zu  begehen« 

Die  Lebensrom:  der  Juaen  jecoch  hat  eine 
Beziehung  zu  einau  Höchsten  und  v.enn  man  vom  Grott- 
lichon  die  Anschauung  hat^   vrie  ich  es  vorhür  schil- 
derte ,    dann  sind  aiese  Dinge  unmöglich« 


Der  Pf  rsismus  spielte  vor  2  6oo  Jahren 
eine  grosse  Rolle  und  fand  seinen  Ausgang  vin 
Zaratuötiira«     j)er  iarsismus  unter sohvJiaet  den 
(J»tt  des  Lidi  tes  und  d^vr  Firiflbrnis^    den  a*tt  dos 
Outen  und  des  Boi^-^en»     Der  ö'tt  des  i-ic^ites^   der 


* 


•     15- 


das  Licht  geschaffen  hat, steht  in  dauernden  Kampf 
mit  seinem  ae{];eng«tt,   dem  a*tt  der  Finsternis, 
dan  diabolus,   d^itn  Teufel.      Et.   ist   der  ^  ampf 
sv;isehen  Ormuzd  mit  Liciitgviis;;er^  Uhd  Ahriu^n  liiit 
Damonon,  dem  zuin  Siogen  entücheixen  jedor  Glaubige 
helfen  si>il*     Die  Aiihan^er  dieser  Relif;ion  konnten 
nicht  begreiren,    dass   oin  a*tt  dc'.s  Oute  und  Böse 
geüchiiffeu  hatte,   und  sie  uiv.lten  deshalb  aie 
Existenz  zw^er  (j'ttheiten  für  notwundig.     Es 
haben  nic-it  alle  Mensc^  en  die  gev,altige  K.raft 
der  Fr  ..jphaten,   das  9ut  und  Böse   in  oiner  Einheit 
anzuarkemien*   Aber  das  Judentum  zoigt  in  dc^n 
Ausdruckaformen  seiaer  Religion  aie  uöcaste 
B02iehui*g  zur  ;wi^keit# 

Der  Buddhiscus  i.>t    :ie  reinste  Auüdrucki>- 
form     einer  passiven  Ethik;     Dieses  gah;.o  Leben 
ist  wie   oiii  dumi  f er  Sc aleier,   der  zorrijsen 
werden  musB,   so  da^s  uas   ües-^ere  Seiu  folgun  kann: 
ijas  Hichiinehrleben.     Die  ^;ahrö  weit  ii^t  für  sie 


-    16    - 

dieser  Welt   in  das  Niohtmehradin^   in  das  Nirwaum. 
Der  Buddhist  glaubt  an  eine  seelenwatiderung  und 
die  ewige  Wiedergeburt»     Sr  icuss  also  aunohmen^ 
daaa  in  jedecn  Lebeweaen«  0^i  ^b  Tier  oder  Pflanxe^^ 
▼ielleiuht  die  Seele  oines  seiner  Vor rahren  wie- 
dergeboren Yi Orden  ist«     Er  geht  daher  seines  Weges 
und  hütet  sioh^ irgendein  Lebewesen  zu  vernichten^ 
Oder  einen  Wurm  zu  zertrex^en»  wenn  aber  zum  Bei-» 
spiel  ein  Mohau^edaner  den  H^^st  e  inea  Tieres  in 
den  Tetipel  wirjft^  dann  wird  er  varnichtet^  derji 
er  ist  nicht  mehr  lebon8v,ert  und  wird  zerrissen» 
Itr  wird  nur  dann  erlöst  -arerden,  wenn  er  den  höchsten 
Grad  erreicht  hat  und  ein  vOilst^ndig  gutt^r  Mensch 
Ist;   sonst  wird  er  wiedergeboren  alö  '«furrn  oder 
irgendein  Tier#   l^ruia  hüte  Dich^   irgendeinem  Lebe- 
wesen etras  zulaide  zu  tun!     Der  personliche  Aus-» 
druck  dieser  passiven  Weltanschauung  ist  der  Farkir« 
der  in  absiltoter  Starre  sich  in  sicli  selbst  Ter- 


senlct* 


-    X7    - 


Diß  Judentum  ^odooh  brin^  der.  Icbundi^en  Sag 
reiner  alctiver  Ethik  in  aiös©  VoIl.     Ks  8  ohreibt 
vor:   Das  und  das  aoll  at  ^u  tun   !      iäb  oebot 
der  Zedokoh  ist  die  Uöchcto  Forderung:    Eu  aollät 
nicht  nur  dem  anderen  niditß  tun,  sondern  Du 


Bullst 


ihn  sorg^.     Du  sollst  döca  Isot- 


leideuden  helfenl 

DitüOs  ist  der  unoruürto  Uuteracüieo. 
zwisohan  der  v  oitauflTassung  dea  buduhiistlaoiiün 
Typus  und  des  jüdischen  Typus,     nor  Islüua,  u, 
das  Ohcistöntum  ha-ben  di-se  Aui'r&ssung  über- 


nosscen 


Biese  ^udiaoUe  Sthik  iat  eingebt» ttet 
in  eine  sohöne  Form,  die  gekrönt  ißt  durch 
die  Saboatwelhe,     Sbenso  wie  man  ein  besonders 


«•rtvollea  Scharaokstuck  stets  in  den  ßo) 
Hüllen  a  Uibewalircn  wird.  Dieser  sa.bath  is-c 
nichts  Zufälliges  und  wenn  vi  Die  Juden  heute 
du roh  die  tragische  Sntwicklung  den  Sabbat  nioht 


/ 


-    18    - 


u-jiir  iialxcn  können,   30  üollan  sie  äüuh  vranigstens 


alles  ünnuw2,e  varL.uiduh.      Ks   int  ^5twas  ITohes, 

und  da^j   Qe^jüt  in  roraii.  tritt:   ^-Du.  darfst  nun 
nichts     meur   /.orstörerj»^  Ailöis  ^ibt  cier  Jude 
am  3a;  bat  auss    d^r  lltna^und    ar   1  riit    caäurch 
den  (jehorfcjiim  cai   eine  hcaiiatü  Mt^clit .      Ss   i.st 
aie  ünt.^rurcijiung^   die  Ünterwariung  unter    len 
göttlichen  y;iiien. 

Üine  der  gröb-üten  Sünder:  äa^r  Gageti- 
-vartlst:      3er  Juae  .kann  nicht  i.öhr  geauruhen! 
Kr    ist  eil.  obildot^vun  ^ioh  eingenczixu.ün  und 
joder  a^lt  ^iou  für  einer.  i^lv3inen  t*»tt. 

Im  a]  igei' oin.-^n  l  ^eht  jeder  Ivieisofa 
aiir  der  Boden  der   Bwigkeit.  Sei   oz  de.r  Christ, 
der  moh^vEiOdanör  oder  aer  Ät\iiu.iiißv   aev   orgiatiti- 

-  * 

öohin  ileii^ioO|     nur  der  ..lu^  Sohivatzeiide,  •; 

der   vacLelt  auf  der  Krdo  lierum  und  steht  nicht" 
fest»      Derjenige,   der  s:  zusagen  für  ein  Sntr6e- 

biilet  in  die  europäioche  i}<^sollschaft  söia 


-  19  - 


Juaentum  vork-.urte,  ier  ist  h- ute  der  an:-lüok- 
licluito  und  b-lc^uerriSv/crtcotü  Menisch  uikI  weites 
g^r  n.  vhtn^ur,   ^uhiii  er  gohori.* 

ver>^ottort.      sie  liOiinteü  radit  mehr   gc.horoh-n. 

vor,   Gcitiö  Jori^r  du  de  arr^  Fr  ::at- g^^b.-nd  clio  r.feolit 
dar  Brviu  aus   lex  Haiid  eii^'t.f   ^-^-^i  &/.  le  Verbote 
und  Q.  böte  doli  S-bbata    ntr-n^:     ri'Jilt»      i^*ür 
C   »tt   ii5t  33    iiclit  DO  ?;iohtig,   ab  r   tur  aie 
i4en>>ohou  ist     ii    oino  un;^eheuor  Liehe  Bi-adurig» 
Der   Ijabbat  KtxA  beginnt ^    iwderr.  di'^  Hau^rrau^ 
dciö  So^ijbol   der  Gk^fühlstiofo^   die  LicUt.er  ent- 
zUnict  uni  jegnet*     UriCi  aii;  Sabbatondo  wird 
dio  gerio3ht'ina  Kerze  vom  Man»,  entzündet,  als 
Ausdruck  dr^fur,   da-^ö  der  Meriöch  wloder  diu 
Mc3.c;iit  Ubor  dio  Srde  ergreift. 

ijie  werden  zugaben  irüsson^   dass  diose 
Form  des  tJudentums,   eine  Lebensform  ist# 


Säs   ist  divs  goißtigo  (le^tand^    in  aas  der  Jude  siüa 

gohi.llt  iiatj   clor  Cubbat,   d.io  Pc^t^ru^^gt-   aiu  a     aor 
Ri^thHiao,    in  den.  cLc^t;  Juioi:i:.uni  atniG^.      4llt*  Faste 
erinnern  una  un^erv  ürl^r:  uns  der  jüaiöu}i^n  üe- 
sc.  iC'.to,     Au  ciü!.  hüheo  Pviiertagen  sin^i   ai':^  Si/- 
ß^-^^;^g^ti  aio  Tore  a<.  iJ  ^^iruni  lö  uiiu   aiu  Ju  i^n  r^^inig(>^n 
ih -e  2'c.':'iv/«     A^.  Ja'..m-Aip  ur  iintw^f v/eriöi.  3i..a  a.ia 
Juujti  der    .^nscx:  V/C;lt    den  licBc^lijh^n  Pormei?,   die 
den  Körper  dom  (ri^i^it  ur.tarwerferi.     'öaa  j  iuische 
L  ■  beu  131  et'.rc^i^  iJaii2ies  ai  d     das  JudeiitaL;*  oin;^^  iiei- 
li.^^-^i:^  <i^-  ßJttiiclicw  :TaiL.na  aaf  Srdan.    for  7/^g 
.-u   'ii^:>en  Idoalcn  nr.u^u  ori  Jiraprt   .varüon  ruid   ist 
gcbaHüien  au  ua;3  ^liati^^^o  Utit^r^^c^rf^n  ur*tjr  den 


gö 1 1 1 L  oVi  V  ri  w  i  1  ien . 

JCXXTinQgK   Ali 


•c? 


w  3r  Jen/ 

Krixit'j  V3rv;QLdot 


an    lau  Uz.  .er/ arr^r.   ..er  riioio^  StiaÄütäÜdii 
)txx:k!iJ£         und  i:.a;3aton  sioli  dec.  untörwurr^n^    der 
hinter  a  Ien  Oeüotsen  steht;      Dom  jgottli  jh^r.  v/illen> 
Akioa   ist  bjwusüt  i'ür  diesen  got'clichen  Willen 
gjstorben  una  alu  ßoino  Stirn  mit  eiaernüm  k  rr^. 


-     21  - 
gerolt^  rt  wuxde^   KXüLxkt«  er 


xkX:   ilwro  I;ii:aöl, 


der   »-ge,   ür  üer  (>•  tt^    lut  ^iinzig. 

Alle,   dio    sich  gro;-is  urid  1^  Lug  Vurkoni::en, 


»V 


©rui^t:   uxix   dUijQ   nur    li     St^ti^l^i    ^brigbl':;:ibt 


i^lc  hu  jtn  uiriü  groiico  Aur^'^be:    ,Vir  ßii.o.  Boten 
^»Ltiiß   iii    d-ujer   ,Vc-lt^u.nd  .iusaruciv  uicsos  Bote  - 
deitia  iat  die  purm^   du;    ürytibci,   ciaö  ö3Sotz# 
Es  i^t  vor  aliöu.  aie  v.ci^^h^iw  öxr^ir  rcru,   aie 
iii^Hil  von  ivlorijjohc/ti   iiuar.  .t^    ^iondern  v^jx.  irtüse 


vrurde* 


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J\)S     yn-rys^     ,13  7T)W        oJ>.^V/      nw3 


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Jwi.  ik'^<  ^'  ^1«*J«^ 


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^10 


Dl«  Snuidl ajjen  der  rell^^läsen  Symbole. 
Vortrag  Im  Jugendverein  am  28.11.1934  «."ehaltea 


Liebe  Freunde  ! 

Die  Themen,  die  ich  mir  im  Verlaufe  der  vergan- 
genen Jahre,  die  Sie  mich  schon  kennen,  filr  Vor- 
träge heraussuche  und  über  aie  ijh  z.B.  auch  im 
Kahraen  der  Lehrvortrage  aer  (»emeinde  jeden  Don- 
nerstagabend spreclie,  stehen  alle  in  einem  be- 
stimmten ^Zusammenhang  • 

Ich  versuche  hier  nicht  etwa  irgendeine  Gedanken- 
welt zu  beschreiten,  um  eine.n  Menschen  einmal  ei- 
ne Stunde  ein  intellektuelles  Vergrxügen  zu  be- 
reiten, sondern  um  j idisches  Leben  irgendwie 
so  zu  kliren,  da-.s  man  es  begrifflich  vielleicht 
möt^lichst  deutlich  vor  Augen  stellen  kann  und 
hoffe,  dass  aus  dieser  Klarung  ein  deutlicher 
Lebensweg  hervorgeht. 

Es  hat  gar  keinen  Zweck,  aie  Frage,  die  am 
Sonnabend  im  Mittelpunkt  stand,  nochmals  auszu- 
breiten, da  die  Gefahr  bei  dem  Thema: "Vereinheit- 
lichung des  deutschen  Judentums"  besteht,  ins 
Phrasenhafte  abzuschweifen,  wenn  nicht  solch  eine 
Gedankenwelt  Sahritt  für  Schritt  erarbeitet  wird. 
Auf  diesem  .Vege  soll  der  heutige  Abend  ein  kleiner 
Schritt  sein. 


♦  1 


#  2  - 

Die  Grundlagen  der  religiösen  Symbole*  Es  scheint 
ein  uninteressantes  Thema  zu  sein,  das  auch  im 
Aiogenblick  gar  nicht  modern  ist»   Was  versteht 
man  nun  unter  einem  Symbol? 
Wenn  z.B.  ein  Mensch  einen  anderen  nicht  liebt 

so  ist  das  Rückenzudrehen  der  Ausdrucke  dieses 

* 

Ghsfühla.  ^onn   jemand  auf  das  Handauss trocken  eines 
anderen  ihm  sichtbar  den  Rucken  zudreht,  so  wissen 
alle  Bosch eid,  was  darit  gemeint  Ist.   Odor 


>>i" 
■^z^' 


wenn  jeman^  berehlend  aie  Hand  aussxro^vikt,   wenn 

eine  Person  ins  Zimmer  tritt,   so  heisst  das: 

Gehe  wieder  hloaus!     Der  Orientale  unterscheidet 
hierin/ 

sich/sehr,   denn  bei   ihm  unters Lützt  die  Hand  die 

Rede.      WS   stockt  dahinter   ein  ganz  besLinimter  Men- 
schern^ puö. 

I^s  3y!rbol   ist   .  in-.-  Sprache  Tur  sich  und 

braucht  k^inc  UnLerßtützung;    uj   ist  die  Ausdrucks- 
form,  die  etwas  lla?ii>t erliegendes  bezeichnet. 
Wir  Juden  haben  sehr  viele  religiöse  Symbole. 
Wenn  man  z.B.    einen  fronimen  Juden  betrachtet,   so 
kennzeichnj-n  ihn  b^fsonaers  viel  Merkmale:      Er 


umhüllt  sich  mit  einem  Tallis,    oder  wie  wi 


r  es  bei 


•'W 


ixn&Kivei.  üütjudißcuen  alaubenöbrüdern  kseiien,    bö- 
we^rt  sich  beim  BBten  in  ein^m  dauernden  Ri thraus  und 
umgürtet  aioli  mii:  eineiu  bisuüderen  Gkirtel.     7/c;a 
bedeuten  nun  dieise  Symbol<i?     Es   gibt  Tür  all  diese 
Erlilarungea  noch  ub'ir^ecrdn:te   Jiriilarungön,      ji^beriöo 
wie  wenn  ein  Haus  gebaut  wird  und  allo  Kosten  für 
diö  kli^incton  Teile  im  eini:elrien  voransberoi-.hnet 
werden,   jodooli  alle  T-zile  zu^a  mengenigt  einen 
bestinu.ten  Sinn  haben,    so  müssen  auch  alle  reli- 
giösen a^'mbüle  einen  b  sti;ir.iten,   geneinöiurien  Sinn    • 
haben.      Eö  musö  iiliordingi^  hit-^rbei  vor  Kurz- 
schliicsen  bewahrt  werden.      Bin  Beispiel  hiorr'<r; 


'P 


enn  iiii  lleiigiensanterr.icht   die  Frn£;o  gestellt  wird; 


"  woher  kouimt  dt^s   Oetroida'',   und  viie  Antv/ort  erfolgt: 
»•Vom  lieben  O^tt^,   so  ii^t   dies  ein  Kurzso.  lub^s, 
der  au^serörder-tlioh  g^'rcxluiivjh  i^jt^    du   er  eine 
Denliraulheit  in  3 ich  birgt.      Es  w  i.re  also  auch 
ein  Kurzßchluss^    wenn  man  sagen  würde,   daös  der 
Sinn  aer  Symbole  die  BezÄ^huüg  zum  Höchsten  sei. 


•    4    - 


Sa  ist  ein  grosst^r  unterschied,    ob  cian  im  Auto 
übor  eine  Fiaciio  hinwegsaust,   oder  ob  tnau  rr.it 
dem  i^usa  jedes  Gtuck  3rao  abtastet,   oridhlt  und 
erlebt,     uan  sieht  beiß  iiinwo^sausen  nur  einen 
grünen  sdhr^len  Streiron,  zo  herrliü:.e  iVie^e  ist 
und  Bian  ninmt  die  l^atur  überhaupt  nicht  mehr 
^alir«     So  ist  oa  auch  aar  geiati^^om  Gebiete. 
Irlan  musß  auch  den  goiatigen  ..'eg  iurcJilaufen  und 
durchdenken,  nan  r.uss  die  Fragen,   die  das  Geiati- 
g«  angehen  h  runt ertransponier en,  Tsrio  wir  es 
tag., ich  tun«     v^ir  habon  «.^ine  tJnKonge  von  sülciien 
formen,   denen  jeder  Mansch  »ich  unt'  rwirft:    Sa 
sind  unsere  Lebensrorm,  n.     ¥©nn  caan  arser  heben 
durchdenkt  vena  Ani'ang  bis   zur  Snde  des  Jahres 
dann  wird  ean  r^stSLe31en  können,   dasa  wir  uns 
ein^T  UnsuisE;e  von  rorsialon  3olaßtune;oG  unterv?or- 
fe:;  haben.     Zun  B^is.iel  unsere  ^U.eidung:  welcham 
Wilden  würde  es  überhaupt  eini'..ll0n,  sich  die 

't 

Läse  unserer  Kleidung  aurzubürden?     ?;enn  man  sich 


überlegt,  wie  unboc.uoti,  an^c^sund  und  letzten   3nda» 
ger  JtiriichCduron  iirrcgung  aar  i'orani£ulouo)der  stei- 
ro  kragen  ist,   sc  iragt  man  sich  doch  iisir.er  ?iieder: 
larum  tr^gt  i;:ian  ihn?      :;arum  unLöcwiri*t  aich  die 
£^nZQ  europaische  t  onüo.Xiöiu  dieaen  I^in^uü? 
Die  Hausrrau  hat  die  U  st  daa  .»ajchen;^,   Jtöirens 


eto#. 


Kragen  selbst  ist  d  ü  '-•nbeciuoaste,   wd« 


Bian  öi  'h  aericeu  kruui  und  zur  tif;^;,.r:ßtigßten  Zeit 
roisst  sicher  aas  Kre*con*^:r.Qi.jLiüoi'^,  ^o  auh^  uiuiUtze 
2.oiL  vorschwordet  v  vorder  rnu::s  e^c*     Tarum  tr'^gt 
die  getarnte  europc^iricUe  ^ian?  erwolt,   allordin^-e 
erst  tÄCh  aer   rranzöiacäorA  Rovoiution, diese  ei- 
gentüEiiiuhen  Ilohr^-^rüiüuon,   axe  dem  Bein  trotz  der 
aohönon  Form  den  r^in-cucl    üliniich  üiuom  :^ai'd.u\.uU'^ 
foßse  vorleihen?     m  tjina  l^a^.>ör.,   die  so/.uinbar 
lacherlioh  orsuheini^n;    una  doch  siiit  äIött  von  unge- 

7, 

hourer  Bcdeutucg,      üb  werden  x'ür   i^in^^^   die  büheir>. 
bar  gar  keine-  Bcaeutung  :.abon^  uneruortö  lliarte        • 
vergeuüöt,  Aach  bei  der   iiimen^üit  i'unktiöiiiert  di« 
llod©  wie  bei  einaa  i-artidemurach.      äß  wird  diktiert 


••     6    •. 


ana  lie  garze      lamonwelt  unt*.-rwirrt  ^iuh  di^söm 

Gesötz»      Kö   ict  eben  eint*  ungeheure  Ii.rart^   die 

duri  «.ei.ijc*.en  zwingt,   aiese  .Mngt?   zu   arfUllt'n. 

k  2#   unsere?  £ühhu£^,i'ir  sc:.livi»Ä«n  uns 

l»ßtonröX'r;,ige/ 
ein  in  Rcjuaiüe^/die  ßiÄnchirai  aui^seLen  wie  grosse 

Ss^rge«      ;;erir.  ein  Mensch  von  dor  I'reieti  J-atur 

hereinkonui.t  und  dioöe  l^'iütök&sernen  öidht,   dann 

wird  ©r  erschrocken  und  siuh  rve^^^on;  Wie-'  konni>a 

öich  Liönsühen  in  diüso  S-^rgo  oinsühiioss^n.  Varum?| 

Früher  Laben  öiou  die  Bovrohnor   Jer   Jvdi:^  togrün- 


deter?tOit5o 


2.um  Schutz  gtjgen  dio  ?:r>lte  in 


»...•'.  / 


liohlön   vingegrc^ben*     Aber  heute  -  wo  bleibt  die 
grosse  Troie  Hcitur^  die  Suhünhöit  iur  f^^ldor? 
l'aö  zi^ingt  dießu  ^^nöchen^  vfac  t  roibt  sie  in 
die  Hohl  an?     ^   ist  daüaelbe  wie  aa^  i&oax^^   uio 
dea  MenöCiiun  bel'iehlt,   öteiTe  i^ragen  zu  tragen 
und  iLloidung^   die  nichi  ü:v/ock«-^atsproühenu  und 
bequem  iat*     Da^So^^lbo  finden  wir  bei  der  Hör- 
liciikoiworonn  des  Begriissenß,     i^as  treibt  den 


-     7    - 


Mö' sehen  ©ireo  ihm    'anz  Oivich,  filtit'en     dlo  Harid. 

ZU  reichen^    sich  i;:::.oa  eeiriom  '  ohlberinden  zu  er- 
kundigten oto.    7    'as  gjbiotet  ihm^  sich  so  zu  biöden'l 
Auch  die  bcsti  -ton  lisaonßgusc^t::^  rallai.  hierunter 
und  noch  viuloG  mc^r*     Wör.n  T-ir  z.H.  ^u.  Tische 
sitzen  und   zu  haut^e  einn::^!  einen  Hühnoririnochon 
abraf^on  rürdon  und  ihn  aazu  in  aie  HaLi  nilac-öu^ 
so  wurden  wir  diai>  in  öose  Isehaft  üocu  nie  tun* 
Bez^iothnend  darfir   iut  daß  3vrici:würt:   Oobildet 

« 

ist  nur  aer^   der  wo.mü  qv  allein  ist,   ^uch  da»  Mesöei| 
niclit  zuru  Äluniö  tuart*     Das  irukti^clieröre  v^ird 
nicht  ii::M:er  ausgef  Ihrt  und  uis  noll  auch  M^?iSC  ön    --. 
goben^   di  o  in  f,oschioictur  weiso, sogar  die  Sauce 
HO  die  Oab  1  achlingan  iiönnen*      '^  ist  eine  Bil- 
d  mgsangulegetJäoit^     crin  Menac.en  diese  r'orsien 
genau  err-illon.      In  jeden  Schritt,   in  jedem  sXick^ 
in  der  ?ri3ur  und  überall:   Der  eurup<iisci.e  i'.ensch 
Ic'bt  htiute  eingehüllt  v:ie  in  einen  aisern^>G  Korsett ,| 
Wme  belegt  ihn  sich  so  zu  i'uhran?     Die  Antv/ort: 
Die  JLrart^   di<;^  er  dafür  aufbringt,    ist  nicht  ver- 


^    8     • 

abseid  QU  :riö.;i:5rt:    ]^^  ..anault  üicU  um  die  Löbensrorm 
eincir  Gr.  moiupchaxt^    ü^   ist  l«:^boriSiiütv;eudig,   dasi^  sich 
die  Mö:iso..en  gemeinsar:  aar  dieser  Brde  einrichten. 
Es  g^^hurt  dazu,   aass  raan  gegeneinanter  höf  ich  ist, 
etü^     Auü   reinem  B^joisuiuü  müssen  Formen  gebildet 
werdun,   dio  verhauen,   uass   dio  (Kije  inscliaft   zer- 
stört v/ird*durch  Raubtierveriaa^^en,   das   in  jedem 
Menschen  schlußia^ert .      Diese  Forcen  sind  also  ein 
ausserordentlich  guter  i>edanke*  l;er  europäische  Mensch 
zeigt  durch  die  unbowuss^a  Un.eror mung  an  einen 
höheren  k-weck  den  Ausdruck  eines   iaoalen  Streb^ns. 
Wenn  Europa   z.b.   einmal   z;   eitov  Wüste  verden  s.llte^ 
dann  Vi^ird  aoch  eins  gelobt  r;erden:    l)ie  auoserordent- 
liehe  Disziplin^   die  orunung,   der  sich  die  Menschen 
freiwillig  untw.-rworr^n  habet: ,   so  aa^s  Lebcnsraorlicb- 
keit  Tur  alle  vorlianden  ?;ar.    Ks  st3c  ii:  hinter  all 
diüß^r  Vielfältigkeit  doch   ein  geroinsaii.er  Si^n» 


wer  nun  reli^griöse  r^ornen  verstehen  vall^ 
muss  ein<jn  Einblick  iiaben  über  ihre  felannigialt  gkoit  • 
Es  ist  für  die  Juden,   aie  zv.eite  Art  dor  Fernen     de- 


-    9    - 

iien  sie  si-Sn  ur.türv.err«3'n;  der  Prc^ama  hfjlit  sich 
in  eiae  -^rt  vox.  i^'^oraion,   dio  iLn  im  er  mehr  bindet^ 
denn  otoht  niciiC  hinter  ail^n  religiösen  ?or  en 
ein  Sinn,    dasc  dor  :/:ar;ij;ih  dich  ::u  seiner  Selböt^ 
©rhaltun,;  di   sen  ?or;c?n  untonvirr^? 
|>er  i^ru:.i:i»^  Juae  iir rieht  aai.on  icurgcnä,  tftmn  er 


öoin^^  Augen  aux^sclAiAgt^  beim  i'Irwacha:.  ein  G'^rbct: 
"loh  dar;ka  Dir,  Lerr  dor  v  olt,  dauc  IXi  :;.ir  ir-ein« 
Seele  ^  iodergegobi^n  hust»'     und  begldtet    -ueh  o-ütt-* 
liu-e  /urganji;©  aer  l/orgontailotto  ni:^t  Qebeten  ut;d 
8ög.r*i:s^.rL.caen;   I)t.2  liandev^^oaen  ot;^.  ^^ean  er  aarji 
2l>  ;  inutvu  rait  den  iriliiii.  ai;  dar  I)tiru  und  d^n 
HiöDon  \x^  Arue  und  Ko.r  g^s -thlung'^n  zum  Oubotö  da-^ 
sieht,   8:^  iut  das  ein  gans  eig^ontuirJiuhes  Bild. 
:uz  t:u't-jZ  aiiu,   wia  oin  Ilorn  aux*  der  3tir:.#  -viittag« 
wird  or  wie  vut.  üc-bcrniuühtiij>iai;  £0:,alw^n  ux.d  darf 
sich  nicat  e:l->i^^  auf  das   Sss jn  wturzcn,   scnderif; 
muss  erst  von,'^3egtTiöu^ruoh   .:©^:lüitet  dio  handa 
was  h'i*n  urd  uino  Breche  r^ühon*  Jfach  dexn  licsen 
sprioIiL.  3r  d^ii  Ti^o:.g^bat,    naahaittags  das  l,:inoha- 


-     10     - 


,jon:t,    ;il»ci;d8  daß  Ab':  i^d^eiiOL  ut«u  Vür   ^ajiii   uitir- 
öc.';lc.rt*n  wia<i<vc  u.ß  Kud-it.r.cDöt..  Tu-f,  tu-.    Tiig 
wiaderholt*   Jiat:   lioß   in;  i.i^bon  'i  »u  xrO!,.inön  Ju~ 
dün,    T^    \ai  din-,-  ur.orr.örto  tUnaung  -^li  aan  all- 

u&ri*  ..ein  Ct/ucivü:: -n  Püpijr   i;t;rrüicor.,   uioi.it« 
BeawvhuKdco  varüiohlünj      !:r  -A-ird  zurückge- 
halten au  roh  cii.o   .  i^^Oü^  .^^.ioliö  .vU«ü:.'w.    raö 
Ijt  eu?      /iel..,>jci.c  daü  (Kbüt  G' Ltca?     Nvitü 
3u    Ist  'IfaD  Unsu  ciau.ro,   daü  aic   zwihi-t, 

iliiiun  Vetj. .iöty  r atörivllor  Art   brin-on.   ffii& 

und  Tranks  onU;&?,ter.  e-iissa/i,     ao  g^Ut  fcS  X^^g 


rür  iJi^*»   '^^^  ganze  LeböC  hindurch  art^r'-NArit 
«loh  u<ör  Juaö  üi  «Süll  uti  tUvrtaj    üii.auiiß-^n. 
Ätiriin  unrl  wi  ao  brinj-t  d<r  juuö  (iiwa«^  Krnrt 


£.ui  ?     l?ic'  Antwort  kam  nur  iautüa; 


•  ■> 


-    11    - 

Der  Jude  '::v.nn  Jioh  solchi^t.  Binaun^j-w^n  unter.i^rfer., 
weil  er  k^ich  damit   zugl<iich  aititna  Seic:;deri  uiittj^r- 
^virrt,    ci&G  röhr  i::t  eis   uu;]   Lobon  cer  ^*r<-llieit, 
(i?.c  o.o  i'ensc   ou  sich  sonuL  v/unocne»^»     unci  uic^-so 
weit  kann  nur  LJ^ur.   ein  Urm.io}.v..tca'v>is^   i;öv:LiiLe;s^ 


L>/i^:üß^   ;"0taphyö.i2^:.tU". 


!'ii5  k^^titi  rur  8-»iii  ^c^n- 


©•r  Cu(\e  uit^orv,irrt  ^iük  in  t^elrec-  Leben  at>Gk 

Willen  in  ^edo  ivar^älu^  g  G.in  a  p^'^s-jiilic.on  Lebons 
3r  rlaubt^   daxjG  dieso  :]iii4ua^,  von  Foruicf.  be^l^i- 
tot  c*^>ii;   *  ird   vbur   den  Toa  i!lrö.u3,   ube»r  der.  1ül2- 
ten  Tci^i^uvtl^   ori;t  <le:iL  orston  aincö  iic^urot.  Lu- 
benß^ 

Ueber  Gitibolu  brauchL  marj  gar  iiiciit  mehr 
diskutiürei;*  Vielleioiit  i^t  alleü  uin  venig  un- 
deutlich  una  wird  voi    xül^j^nav^ii  Ste^ndpufLkt  auft 

deutliüi]cr  uiKi  klarer  wetclvh: 

V 


-     12     - 


Welt^      3iö  b^nte:  en  darin,   il^:^z   dio  A-ugchori  .m 
jodor  b'nr^.rorronvion  aamelnscliart  ainu  anioro 
131nGt:dlan;>  zu  u3:r.  Uaborrr:3r.iSjUIlo.:an  iv*bün» 
i»:iS  da>i  Mo^ioohon  i-^  prallt isouor.  Lobon  vot.  ^row;:ter 
B  {ieutung  iat,.     üiü  unt.>  j  helaer.  z .cii  in  der 
Auöciruoköi'r^rr   .  Jado^ein   b^  lin.-t.sijh   dar; 

Uö  gibt  IvOj  i2ioi:iii'wrr..on,    die   clrxj 
Jude^itur    von^bachüut*   Zam  B^^liii  iol   dio   .;r^l~.:ti- 
Gcne  Roli^rion.     3iö  v.üi  die  Kn^rto.   li-^  ciiG 
Menaohw^n  in  ,:lch  vore.reL, vor r'^ttlioiier..     ]^ci.s 

aie  ?^^hi^J-;:f.it,   ein  püuc-ö  Lcbüt.  z-c  3r::c'-s»r<>n. 
Aber  dii:   V(?r^;ot-Llic}.üJif:  dic-üQi;  Zcu£aiKe2£'^ta 
unu  Ihr  als  ^t^'^c  OövLlicho;:    zu  voro!  ron,  vor- 
fctbsohout  dor  Judo  ti<-i'.      j^s  aLt  v or j^Cii orut cn ,  4 

6as3  die  roBjrcI  zn  des.  uer:.b<iC7vur.a^t  vurdeii» 
wac  EÄH  heute  rit  i'roudi-nhaQ^  toioichcLt.  Ucü  «an 
j;üdc  nicht  bo.;rtiror ,  viic  sehr  alch  diu  iv^er.£;ohhoit 


-     X3     -^ 


orriodrlrt  hat 


Jt^'Cj:.  ^j^b    :z  ^ucU  ^clLon  ie;^  G^i^ertciJs 


Dö£i  %-Önchtu:ir  u*;.  d  a  r^o   r;ei.tur.£ 


»^ 


£>  •    ^ 


cer.on  de  ivtkuter  wum,   uio   ni.tl.alLuamK  It'ervcr- 


6^      liV 


ge..ü>:c?n  vrurao*   •.  oi.n  tiU 


1 ' 


b^r   iie;  .^u^>c 


*■••,  -» -i- 


iK 


iiJ.j.  i*U**g 


MüßLor  i;e:.  !i  u!.a  die  L:ar.;:»vj;:hcit  Tr^rao  ai;i- 
ett^rbert      f.bür   ci   .;.  ^,obun  ii^t  £itJ.rLor  uia  Ts»!-. 


Lei:^  Bv'i^irro  v^ii,  Lub^n  und  ai;t;^t.  ^ich  civircl 


!• 


D  ic  ander;:)  sJoitv^  ie% 


ff^^    ^:'^4.'t   i  ,  ,u 


■4  v  4. 


ta 


\J  k<  w  J.  X  V' 


4..a 


•     14     - 


Sas  ifönBChmileban  war  de  gtxing  g^^^aohtet«     Frmdaa^ 
mord«   SKXaveuffiord  and  Kinder  ord  war^n  die  Folge  •» 


ereoheinun^WL  •     Noch  heate  finaet  man  in  alten 
Baawerken  Scirge  von  Kindern«   die  geopfert  raren* 
Ss  ist  eben  so«  dase  die  Anhanger  der  orgi&ati sehen 
Heligion  stets  versuchen  werden«  ihrer  Zerstörang 
AttSd»raok  za  geben«     So  wurde  zum  Beispiel  Ma tusch- 
ka  getrieben  eines  Moloch  anzugehören  und  wir 
begreifen  nicht«  was  Tür  ein  Wahnsinn  ihn  verleitete 
solche  zerstörende  Taten  zu  begehen« 

Die  Lebensform  der  Juden  jedoch  hat  eine 
Bezlehong  zu  einem  Eödhsten  und  wenn  man  vom  Qott^ 
liehen  die  Anschauung  hat«  ^rie  ich  es  vorher  schil-» 
derte  «   dann  sind  diese  Singe  unmöglich« 


Der  l^rsisi&as  spielte  vor  2  600  Jahren 
eine  grosse  Rolle  und  fand  seinen  AU£;^ang  ^te 
Saratasthra«     Der  l^rsismus  unterscht>idet  den 
3*tt  des  Llihttts  and  der  VinaAirnis,  den  O'tt  dea 
Outea  und  de«  Böten.     Der  a*tt  des  Llohtee^  der 


:v 


^ 


•    X  5    - 


d&a  Lioht  g«8oiui£f«D  liiit»8t«ht  in  äaaerr.d«»  Kampf 
mit  S0in«ia  Oogeng^tt,  d«m  (J»tt  dot  Finsternis, 
d«B  dlabolus,  dem  Teafol«     l£fi  Ist  der  lampf 
zvlsuhan  uriaazd  mit  Llcixtgoistarn  aud  Ahrlman  mit 
XkuBonan,  daa  zu»  Siege«  antsohaiden  jadar  dlaablga 
halfen  soll.     Die  inb&ngar  dleaar  nellgion  konnten 
nicht  bagrolfan,  daaa  ein  a*tt  das  Oute  and  Bdae 
gasoharrati  hätte,  and  aiü  hielten  deshalb  die 
Siclatanz  zweier  a*tth9lten  für  notwendig*     Sa 
haben  nicht  alle  Uensohen  die  gewaltige  Kraft 


der  pr  Ipheten,  das  Out  und  Böee  In  einer  Einheit 
anzuerkennen.  Aber  das  «Judentum  zeigt  in  den 
Auadruokaformen  seiner  Religion  die  höchste 
Beziehung  zur  iSwigkeit« 

Der  BuddUisKUB  ist  die  reinste  Ausdrucka- 
fovm    einer  passiven  JSthlk»     Diosea  ^nze  Leben 
ist  wie  ein  dumpfer  Sohl ei er,  der  zerrissen 
werden  omss,  so  dasa  das  bessere  sein  folgen  kann: 
Uaa  Hioht«ehrleb«n*     Die  wahr«  W^lt  lat  für  sie 


-    16    - 

eiiiü  absolute  Vorndinun^  dieri>i;r  v;eit,   4as  Aufgehm 
diüser  W^it   in  das   •Uchtraohrj^air.,    in  dus   Mt-wana. 
Der  Buddhist   .^luubt  an   eine  Seöl.inwai.doruLg  und 
dia  e'Aiga  Wiudörgeburt.     "ir  rousö  alao  etunciimen, 
das3  in   jeden  Löboivesen,    s^i   <b  Tier   oder  Pflanze^:* 
vielleicht  aie  Seele  eines  Bv-*inor  Vorfahren  wie- 
dergc-boron  voraon  ist.     Kr  goht   daher  seines  V/eges 
und  hütet  sich, irgendein  Lebe/esin  i-u  verriehtin, 
oder  einen  ',7urir.  zu  zertreten.  Wenn  aber  zu.a  Bei- 
ai)iel  ein  rohacödaner  der  Rest  e  iner.  Tiores  in 
üeu  Tömpel  virft,   aann  wird  er  vjrni^htet,    denn 
er   im  Licht  mehr   lebonsvert  und  wird  zerrissen. 
Br  wird  iiur  dam  erlöst  vrordüü,  wem  er  der*  höchsten 
Grad  erreicht  hat  und  ein  voj istdndig  guter  Keusch 
ist;    jonst  v.lrd  er  wieder ^^eboren  als  Wurm  oder 
irgendein  Tier.    .'Darum  hüte  T>xch,    irgendeinem  Lebe- 
Wfcssn  etv.'as  zuleide  zu  tun!     Der  personliche  Aus- 
druck dieser  passiven  Weltanschauung  ist  der  Farkir 
der  in  absdliuter  Starre  sich  in  sich  selbst  ver- 


senkt. 


■'^'S"^-. 


=>* 


f 


13uu  Juden Lim  je^ooh  bringt  der.  i'Jben'..i^-eii  Zug 
röiner  aktiver   i-Uiik  in  aic-se  'Ä'el:..      Ss  ;;:J  chreibt 
vor:    ijaa  und   da^^j   soll  bt  ju   tun    !      Kis  G^^bot 
der  Zedokoh  ist   die  uö^^hste  Forderung:    Du  sollst 
nicht   nur  deni  anderen  niciix.s   tun,    sondern  Du 
sollst  rur   ihn   borgen»      Du  soilst  dt^r:!  J^ot- 
leidai.dej.  helfen j 

Diesem   i^jt  der  aneöhürte  Unterschi oa 
zwlöcliiin  aer    VeltaulTaLSur:;^  des  >^.ud. nistischcin 
Typus  und  de^^   jüdischen  Xi'pus.      lier  Islam^  u 
das  GLristontum  iiabi.  n  ai^^-se  AuiTassung  über- 


non^men* 


V 


L'iesö  jiidisohe  Sthik  ist  eict^ebcttet 
in  tiine  scUöna  Perm,    diu  gelorönt  izt  durch 
die  Sabbatweihe,      ßbensü  wie  man  ein  besonuers 
Wörtvoll oa  Sohmucls^tuok  atots  in  den  ßchönaton 
Hüllen  a  urbev/ahcen  v/ird.     pioser  Sabbatfe  ist 
nichts  Zufälliges  und  wnnn  viele  Juden  heute 
durch  die  tragische  Entwiclilung  den  Sabbat  nicht 


•    18    . 


Keh»  halben  können,  so  soll  an  sie  doch  wdnlgsteaö 
alles  Unnütze  vermeiden.     Ka  iat  etwa«  nohes, 
wo  n  am  Freitag-  dio  üinkelheit  hereirbrieöt 
und  das  aebot  in  Kraft  tritt:   »Da  aar  rat  nun 
nichts     mehr  xeretcrerl«  AI loa  ^ibt  aer  Jude 
am  .Sa  bat  aus  dar  i!&na,und  er  1  ricfc  caiuroh 
den  QeharaajD  an  eine  höchste  Macbt ,      ss  ißt 
die  Unterordnung,   dl«/  ünterwerfang  unter   den 
göttl.üh«3  l,illeu. 

Sine  der  grö säten  Sündeii  der  Gegen- 
wart iat;      Der  Jud»  kann  nicht  r.oiir  gehorohon! 
Er  ist  ein  ebiXaetjWon  sioh  ei ngenorainati  und 
Jeder  halt  sieh  fUr  einun  kloinen  0»tt. 

Im  »ilgo-^einön  Si^eLt  Jeder  Mensch 
auf  döE  Boden  der  3»igi:eit.  sei  es  der  Christ, 
der  iiohaciedav.er  oder  i^or  Anhi-nj^or  dtr  or^iaati- 
Sidt^n  Religioni     nur  dar  ^auü  Schwatzende, 
der  wackelt  auf  der  Erde  herum  und  steht  nicht 
rast,     »rjenige,  der  öozuaagön  für  ein  Sritrie- 
biiiet  in  die  europäische  Oesdlisohatt  sein 


-  19  - 


Juien^^um  verkauf tö,  der  ißt  h«äutö  dtr  uugluok- 
llohi^to  und  belaacrnßwürteate  Irienscli  und  v^eiss 


n-  vAtmer.r,  ^oiiin  Br  g4,hört 


X- 


Alle  iii^CG  Men&chyr:  hnban  d  loh  selbst 


vargiwtort*     Sie  konntöü  nicht  raelit   g^hjvotdn. 

Aber   die  roli^iöce  AuDdruo5isUoriii  iJoUröibt 
vor,   da;5S  Jeder  Jude  air.  ifraitagabend  ciiki  f^j^oilt 
der   i^do  aua  dör  Hand  gibt^  und  alle  Verbote 
und  QK^bote  d^s  Uabbatu  streng  ^.rfuilt*     Pur 
e   »tt   ist  Oö  aicht  Sü  v;iahtig,  ab  ^r  rur  die 


Dm:  Hab  bat 


begirJit,    iiia^r»  die  Hausi'rau, 


das  Gynbol   der  QetiJiletiQtQ ^   die  Llohter  ent* 
zLtndct  und  t.egiict.     Und  as.  iiubb&tciBd«  wicd 
diö  geriuoh^ene  Kvc20  vom  Mann  #nt2Undöt,  alB 

r 

AuGdruck  dafürii   aacis  aer  Merßoh  wieder  aie 
Ifticht  über  die  Krde  ergreirt. 

Sie  werden  xugoben  niU&s«B^  daas  aiei^e 


rw*. 


X.-'- 


Porai  des  Juden  tarn«  ^   eine  Leb  eng  form  ist# 


.•rjflP 


-  20  -  - 

Si  ist  das  gdistigo  aewand,    in  das  dar  Ju4«  sidi 
grtiullt  hat|   d0T  Gabbat,   dio  Pelertagü  «in  a     aer 
Bythmus»    in  dar.  ds.s  Jucl antun  atmet,     äü-;?  Keato 
erinnern  und  anter^'jrren  uns  der  Judlioatn  O0- 
•ohioht©.     An  den  hohen  Fei  er tagen  siDd  die  2y- 
nago^an  dio  Tore  dos  ^iaK-as  und  dia  Juaav.  reinigfen 
ihre  Sot-1«,     Ar   Jaiao-Kip  ur  untiit-werreu  aiäh  al© 
Jadon  der  i=;6iR2;< n  Welt   d9i  höriliciifm  Poriüeu,  die 
den  Körper  aem  CK* ist  untörtiorfön.     Ttas  j.ui3cUe 
L^«b«n  ist  eti^e  Banzos  and     daa  Juden tuit«  öihi;»  Roi- 
llgung  des  göttliches  Nancns  auf  &rden,    Zer  jieg 


2B  diesen  Idealen  ejugs  crliimpi't  wörasn  und  ist 
gebunden  an  das  günstige  lJnt*ir  erfen  utJtor  den 

göttlioh<»n  Willen. 

«irdev 
A3  le  :':rtilte  voi~,väKÖA?t 


an  das  Un  erworfon  :or  .Mode, 


t  f  %  ♦  ♦•••>'« 


••*•••  ^ 


and  r.üscton  sich  dta-  untorv^^riwii,   der 


hinter  a  len  aes^^tsür,  steht:      r>en_gottlloli'cn  Äilien« 
Akiba  ist  b  tci  S3t  l'ür  die^jen  göttiichet.  7;il.on 
«eßtorben  una  ala  aoino  Stirn  siit  eiaernuß  k  caa 


:..t 


-     2X  • 

Bpraoh 


i 

'..  .•  V 


:  Hör©  ißraol. 


ddr  iöf.ige,  unser  0»tt,   iat  einzig.        : 

Alle,  die  sich  irroas  ar;a  klug  vor koruu;©». 


\  \ .. 


sol^lon  ti-'<ioni-9n,  dass  sie  ines  Tiges  abgerufen 


r* 
*• 


erddn  ood  d&nn  nur   di  -  St^olö  librigMeibt. 


\ 


Wir  ii&bür  ©ine  gross©  AUi^gabo;  Wir  eiuci  BoUu 
^»Ltös  in  (ii  fisr  "feit, und  Auaaruck  dieses  Bote  - 
selns  ist  dio  Fora,   da.;  Sysibol,  daa  atJsetz. 
Es  iJt  vor  allen  aie  leiah-^it'  einer  Porm«   dio 
nicht  von  Merißohec  ateuatit,  sondern  von  Kos© 
dviBoh  göttliche  reislit  it  döu  llBnäntimn  oxA^rtbart 
vurdo« 


t 


RaliKion  als  tyclsouer  weg  zu  g'tt. 
Judentmn  als  typlsoher  weg  z\x  Q'tt. 
Vortrag:  Rabbiner  De.  Schorsch  am  29. Nov. 54. 


'     l 


In  der  ersten  Hälrte  dos  Abento  will  ich  sprechen  über: 
Religion  als  typischer  weg  zu  (J'tt.  Es  scheint  »on  ausser- 
ordentlicher  Schwierigkeit  zu  sein,  die  wahre«  aeligiora« 
von  den  ralsohen  Religionen  zu  unterscheiden.  Das  Vorhanden- 
sein veraohiedener  Religionen  kann  den  religiösen  Menschen 

1, 

beunruhigen,  da   oa  für  ihn  nur  eine  wahre  Religion  geben  kann. 
jedoch  ißt  das  Vorhandensein  verschiedener  Religionen  zurü«k  - 
zuführen  auf  die  Verschiedonarti ckeit  der  Srlebnistypen,   da 
Ja  jeder  auf  seine  ganz  persönlicho  feiso  (J'tt  erlebt.      Ea 
gibt  aber  nur  einen  a'ttj  ein  Göttliches.     Die  glJ.  che  Er- 

lebnisform  zahlreicher  Menschen  prägt  die  verschiedenen  r 

.  •  f  ■    ■  t  ■      . 

Ligiösen  Ty  en. 

De&  drad,  der  notwenA  g  ist,  um  einen  (K  danken  greif-r 
bar  deutlich  in  die  Brscheinung  treten  zu  lassen,  möchte  ich 
heute  dadurch  erreichen,  dass  ich  erst  ergänze,  was  noch  not- 
wendig ist  und  aanach  eine  Uebersicht  gebe.  Nach  der  Ueber- 
sicht  werde  ich  eine  kleine  pause  eintreten  lassn,  um  Ein- 
wendungen zu  ermöglidien. 

Ss  liegt  mir  ausserordentlich  viel  daran,  bei  dieser 
'  Frageetellung  unbedingt  in  der  Art  und  Weise  verstanden  zu 
/  werden,  wie  ioh  es  wünsche.  Ich  möchte  nicht  missve  rstanden 
werden;   dazu  sind  die  Gedanken  viel  zu  rein  und  zu  hoch,  ala 
dass  man  sie  1  ichtfertig  irgendwie  gefährden  dürfte. 

Zunächst  einmal  habe  ich  vor  8  Tagen  schon  über 
den  Buddhismus,  den  Monismus  und  die  verschiedenen  Religionen 
gesprochen.  Insbesondere  auch  über  die  Ethik  im  Buddhismua. 
Der  Buddhismas  hat  die  Binatellung,  dass  daa  gesamte  Seien*«, 
das  wahre  Sein,  eigentlich  nidit  von  der  Art  sein  kann  wie 


-     2    - 


aQ8«r«  V«lt.     li.iz  ztt  öinec 


is-jar.  üvadtj  Ist  ab«r 


anü  <iit>8er  weit.      Dia  vahro  »oXt  dagegen  ist  «ice  absolute 
Verneinung  dieser  Welt,  das  Aargehen  diiis^'r  v/elt.  in  das 
NioiiUaeiairseiu,   in  das  Sirva.r.a,     ;ü.d  Ot^Xeurtdj.,  ai«^  «iuh 
oiit  dtta  Buduhiumuii  b^  aohoiti^jt  haben,  ülüd  filoh  uiahw 

V 

darüber  im  Klaren^   olb  «Nirvi-i.Ä**  dia  vüilka:UÄdi*G  Aui^liicaia^^ 
if!  tftU"Walil«\    in  du;i  r:iv;htmaaiLS«»iu^ba>t«ut<^t  oaBz  r»r  Aar- 


lunaiii;  iu  Clin  vülll;uai^«^i;  jiauer 


riiciiiwd  ^^iu^    .iA^d  iu 


Beza^  auf  dies«  Tcdt  JO  v«gBcaieds>n  iic^t^   lb.ü^  div.ao  ^^^u^^d 
Veit  hiohw  neiir  verwaiidt  iüw  mit  dor  anaarcu#     ITir  abet^ 
die  ^^ugleian  in  un^   traj^^eu  das  Atmau  uuü  daa  Brahiisan^   sind 
durah  diose  auch  verwuudU  mit  d«»r  gauz^a  Velt^   in  ai«i  id  r 
hiuaingt>dtulit  tiini#   «^ftyi  biat  J^l''  ^agt  der  BuiddLiiit  zu 
4#ddtte     In  diüü«!  Panteiüouö  Iiö4];t  oino  boraokande^  ^ro-  s«- 
^ü^ige  Tiltaurrassung^  die  wohl  aer  Urni  rung  dus  (K^oankena 
der  Seiäilenwanderung  ist*     Kotwendi,  oreieiise^  denn  wenn  wir 
uins  sind  n:it   dii^t^v  Mlt^  dann  »uss   im  ao:^ankon  dieser   Sii^- 
heit  aaoh  die  Frag©  gelöet  worden  nuch  der  Ich  dar  menaoh- 
Hoben  Ferscinliohkeit*     Jeder  Mensoi.  hat  ein  lohbeensst-' 
sein«     Diesoa  Bemisataein  unteraohAidet  ihn  vom  Xier# 
««Ich   bin  ich''«     Darum  hat  jener  europÜSch«  Denker  D# 
•eine  Lehre  aurgebaut  auT  :   Ich  erkenne«  aliio  wvi^j  ich^  daaa 
ich  bine     ISfie  aber  eoll  i.un  im  abdanken  einer  absoluten  Vev^ 
dchwommt^nheit  und  Verbundenholt  r.it  der  ganzen  Veit  der  Ich- 
gedanke  seini^  Statte  finden •   Ijarauf  kann  es  nur  eine  Ant«» 
«ort  geb^i:     Diesua  Ich  wird  entweder  ii:  Nirwana  erlöst  und 
aus  dieser  Veit  gleichsar.  zmn  VerschY7inden  gcbraclit  oder  es 
■uss  in  dieser  %dlt  in  der  gleichen  Form  oder  in  einer 
neuen  Form  wieder  erschein^««     Wenn  aie  Veit  nur  Materie 
wars«  dann  könnte  aati  siuh  vorstellen«  dass  mit  dem  Zerfall 


Leibes  auch  die  lersdnliahkei 


Diese  Qe.terialii>ti80he  Ansicht  vom  W08<dn  der  weit 


•  J  - 


ist  durchaus  nicht  buddhii^tisch  und   ii^t  der  Bedeutung  ent- 
ßogengeüotzt,   dio  der  Buadiiiiimus  vom  vahron  BoiirU^ßtsein 
der  V/elt  gibt.     Das  Wesen  kehrt  immer  wieder,  wird  immer 
wieder  nöut#  geboren,  mus^i  sich  lautern  bis  es  so  rein 
gt^w Orden  l;it,   daü^j  00   uui^gehen  k^;nn   in  daa  Nichtmihrüeiu, 
in  das  Nirwai:.a,     ^asä  kann  aus  der  An^ichauung  des  Rades 
der   ewigen  V.-ieder gebart  für  eine   Sthik  her'AuswachsenJ 
eine  itnik,  die  uns  unser  iUndein  vorsolueibt.     Wenn  man 
sich  vorstellt,  dass  der  Buddhist  aun^^lunen  inuss,   da^s  evtl« 
in  judom  Lebewesen,   ieu  er  begegnet  vivl.eicht  die  Seale 
eines   seiner  yürfahren  wiedergeboren  worden  ist,   so  kann 

<  '  '  - 1 

man  sich  daraus   von  selost  die  Sthik   des  Buddhisinus  ab- 

..    '  ■• '  ■...'■'..-,        ■        ■■        ' 

leiten,   eine  durchaus  passive  ifthik.iiute   Idch  irgendjeraande», 

sei  eü   einem  Tier,   ^iner  Pflanze,  etv.as  zuleide  zu  tun* 

Denn  wenn  Du  ihm  wehtust,   greifst  jju  vielleicht  aix  frevel- 

hafterweise  ein  in  das  Rad  der  Wiedergeburt*      In  dem 

Buddhismus  liegt  eine  eigene  unerhörte  Passivität,   die 

iypus  aes/ 
sich  politisch  in  dem/indischen  Menschen  auswirkt*   Der 

Indur   ist  ein  durciiaus  pai^siver  Mersch,  die  Verkörperung 

des  Nichtwiderstandleistens.     JWLese  passive  Weltanschauung 

findet  ihren  persönlichen  Ausdruck  im  Bilde  des  r^arkirs^ 


der  in  dem  Augenblick  die  höchste  Stufe  mnnrttKxtUK! 


erreicht,   in  dem  er  unbeweglich  auf  dem  Boden  siv-zend 
sich  in  absolviter  Starre  in  sich  selbst  versenkt* 

Id.ese  passive  Sthik  ist  eine  Qegenan schauung 
dessen,  was  das  Judentum  in  die  Welt  gebracht  hat: 

Nicht  die  passive  -  sondern  die  aktive  Sthik* 
Du  sollst  nicht   nur  dem  andern  nichts  tun,  sondern  Du  sollst 

für   ihn  sorgen.     Hier  wird  verkörpert  der  Begriff  dar 
Zedokoh:   Da  sollst  dem  anderen,  dem  Hotleide nden|holfenI 

In  diesem  Punkte  tritt  der  unerhörte  Unterschied 
zwischen  der  V/eltauffassung  des  buddliistlschen  Typus  und 


v 


-     4     - 


; 


& 


des  jüdißohcn  Typus  in  üei    Auswirkung  klar  in  Brachei- 
nung.     Dor  jüdische  Typuu  sagt:     sei  ii.\i\Av  in  der 
Veit,  tritt  ©in  für   Deinen  Menschenbrv der,  liebe  ihn, 
denn  er  ist  wie  ixi!      Bas  steht   im  Zutan-erhanrr  mit 
der  Prfc,-e;  welches  ist  nun  die  Anschauung,  diu  daj^  Ju- 
dentrc  in  die  Welt  gobri'.clit  he.t.     Es  iöt  au^jh  eine 
natural iL:tische  Siilieit^deutung  von  Hatur  und  wer.sdi  eii- 
kräften,    doch  darin  vom  Buddhiair.us  untmrschi  -den,   dass 
allo  Kriilte   der  i'latur,  alle  Kräfte  doa  Menschern,   der 
V7elt  und  der  MonßctocitSj/eschichte  geaanmelt  gegenüber- 
gestellt  worden  eineß  ewigen  willen,  nicht  eliiem  por- 


scnl.chen  ö*tt,   7do  man  es  ge" ähnlich  auffasst.  Sobald 

»»persönlicher/ 
nian  den  Begrifi/a»tt»»  anvendet,   so  t^oschiehl  es  leicht, 

daso   sich  dii-  Monscaen  den  lieben  O'tt   irgur.dwie  als 
alten  litona  mit  lun^m  Bart  vorstellen.     Bß   ^^\\X 
rahrschoinlioh  zurück  auf  die  erste  Stunde  des  nicht- 
jüdischen Religionsunterrichtes,      Im  christlichen 

im 

Religionsunterricht  wird  in  einer  ganz  arderen  sach- 

!!•   Teil. 
läge  die  Sj/mbolisohe  Vermensohlchung  dargestellt  •/Die 

/ 

Ansoyiauung^  die  durch  die  Juden  in  die  Welt  gebracht  ist: 

I)as3  ein  zielbeTrusjter  Willei*  der  ^velt  gegenübersteht, 
ist  absolut  verschieden  von  jeglicher  Ersehe inungs^i^rm 
dieser  Brde,   Du  sollst  Dir  keine  Vorstellung  i^om 
Göttlichen  machen.   Das  Judentum  spricht  nur  von  dem 
Willen,  der  die  v/elt  gestaltet  undhlnaus führt  in  die 
aktiv  '  Ethik  des  Judentums^  yom  sittlichen  V'ilL  en. 
Der  sittliche  Wille,  der  innerhalb  des  Judentums  deut- 
lich Tird,  die  sitiliche  Aktivität,  die  fordert:  Die 
Beseitigung  des  Mordes,  die  Ausmerzung  des  Raubes  usw. 
als  Orundsätze  mensohlidien  Handelns,  geht  zurück  auf 
den  sittlichen  willen  a'ttes,  der  den  Propheten  klar 
and  deutlich  geworden  ist.  Aber  wenn  ich  nun  nach 

diesen  Ausführungen  mich  ^^nz  förmlich  ausdrücke  so 


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-    5    - 

HO  ist  es  20,  dass  übarall,  «owahl  im  Judentum  vi© 
in  ander on  Religioneu  die  velt  als  g33üL10üSoi.e 
Sliihöit  einem  ewigen  '.7iliön  /.ogenübersL.  ht,  der 
didöö  -Äolt  göi^chal^on  hat.      Di^oe  Y/elt  muss   ioh  em- 
por ;Joliw  in -on  2UC  /GrvoUkomnnunr.,   zur  Roinhoit,   zur 
raassiar.iscUa).  Zeit.      Diese   'jeutuug  dor  ...olt,uad 
was  alle  RaLigionon  varauchan.  und  v/aa  jeder  Mensoh 
V3rsuch.>,   v/enn  or  über  R.l  i^  on  nachdenkt  ist:    ras 
A-  Süih  .ndöraotzcn  da   it:  Waa   ist  die  Welt  und  was 
bin  iol.?     Das  Judentum  anlwortet  darauf  eindeutig: 
Die^e  v;elt  isx  gescliaffen  von  einea  ewigen  göttlichen 
^Villen.     Das   ist  ein.-  grocjzU^ige  lüirJacitsdeutung, 
Die  pantkJiütisolie  Deutung  auf  der  einen,  die  mcno- 

thieiatiscae  Deutun-  auf  der  anderen  seiie,  der 

des  Buddhismus/ 
unerliÖrTio  pessiir^iümusAm^  '^^^   situli>^he  Optixis- 

raus   des  Judontu  .3,   «las  cind  27.ei  unerhört  grosse 
Ronzörtionen  der  ., oltauf f assung,   die  ölnanaer   gö- 
genliberstehen  und  deren  Auswirkungon  bis   in  aie         . 
allerkleincten  Beziehungen  auch  heutigen  Tag.  s  zu 


jt.. 


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verspüren  sind* 

Innerhalb  der  monotheistischen  Religionen 

bestehen  ebc-ni-alls  Unter sd.ie de.     Sie  zerfallen  in 
5  verschiedene  druppen:  Judentum,  Christentum  und 
iGlam.     Der  UntorscUied  der  vorliegt,   ist  ein  typi- 
scher.    Den.  Judentum  air.  nachsttn  s^eht  der   Ißlam, 
«eil  auch  er  den  Begriff  des  einzigen  a'ttes  an  den 
Anfang  s .eilt  und  nicht  d  en  TJnweg  über  die  Deuxung 
des  dreieinigen  ü'ttes  einschlagt,     in  diesetr: 
"  ZusaiTuneuhang  darf  ich  nun  folgendes  sagen: 

Di©  Auffassung  des  Judentums  vom  Sinn 
und  sein  der  \velt  ist  im  Islam  einfach  aufgepflanzt 


/ 


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und  entvri ekelt  v.orden  auf  äom  veßeii  ^enoa  aramäischen 
I^leiTScheri,   der  t.uf  der  araciiaschon  KHlbirxel  au-- ge- 
wachsen y^rtey  und  oin^ebaut   i  t  In  diö  mo  othoißtiiJd-e 


Y'eltaui'J'aßsuuß  des  Judentums. 

Schwi-ritrer  ist  das  Vorstlndniö  des  Chriaten^ 
tuiTiS.      Itii  mochto  Jedocih  bemerken,   dass  allö  Religionen» 
die  ich  g  nannt  habe  und  r<eBii»,auch  für  uns  Juder. 
Ilolligtumor  sind.     Wir  vyrt:.usor.en  nicht  ©in  n  Typus 
mit  deia  andorn.  Jede  Religion  i-t  eia  H->  lißtum,und 
das  einzif^e  ist,   daSD  wir  uns  ßowidßer  philosOt;hir.cher 
UntJrsö.dedy  i--Jar  werdon;   aber  wir   haben  di^-^  Lebens-      ^ 
fücm  jodar  anderen  Religion  oinfaoh  a4n2'U>r^:tmr)0n* 

Der  unterschied  liv-iochon  Ja  um  tum  and 

Christ  5ntu.r/b... st  ht  aai:  dor  i^leichon  arundlage  der 

Sthiic  elnjr  andersartig-an  göttl  cli-n  Deutung:      Die 

dreiracha  Srscheinun  sf orm  a'ttes:      Q'ttvater,   Sohn 

und  1!  iliger  Oeist.   Di  ae  ßo^^riffe  sind  uhnlioh  audi 

im  Hebr^iso-'.en  vorhanden:  Ruach  kaudesch=  Hoilioei*   Geist, 
tr jtzdemeia 


Is   Is 


1' 


aai  iJntersolii 'd  darin,   der   sich  jedoch  .schwer 
definl-ren  lässt  und  de^  auszuführen   ich  einen  Abond 
bcondars  bonöti.^en  wlirde.  Bezeichnend  ist,   dass 
ein  spHuischer  Maranne,  der  zum  ahtisuentum  überzutragen 
gezwungen  T.tirde,   den  Au   sprach  tat:   "Sei  nicht  wie  Dein 
Vator  ".     Wir  Juden  können  auf  ..lle  Piille 


»«.-!• 


typisc 


nicht  verstehen,   dass  man  an  Stol  e  des   .  inzigen  a'ttea 
eine  Dreieinigkeit  setzt.     Wir  nehrnen  ohne  weiteres  an, 
daas.derf  roiiae  Christ  in  der   D  eieinigkeit  tatsachlich 
die  Binlieit  a'ttes  erlebt  und  trotzdem  ist  es  den  Juden 
nicht  md  lieh,    dioses  na chzueOi  finden.     Dies  bedeutet 
die  typische  Trennung  das  Christenturas  vom  Judentum, 
las  gleiche  besteht  in  der  Bthik.     An  einer  Stelle  geht 
die  ohr-stliohe  Bthik  so  ar  über  die  judische  hinaus: 
Du  sollst  Deinen  peind  lieben.  Das  Judentum  führt 


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-    7    - 


diese  Forderung   jödo  h  zft  ad  absuraurr;.      T5S  sagt:    Öi 

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eollst   Löinen  Nj.oht;ten  lieben  wie   Dioh  sclbüt.  Auoli  13oi- 
neu  Peinci,  and  wönn     ein  Foind  straucholt,  frohlook-- 
nicht.      Tu  a  ll;:t  ihn  uadi   nicht  hasson.     Aber   das  Ju- 

« 

dentian  sagt  nicht:   "La  sollst  Kolben  Feind  liübQn,"   and 
Tn<xx  d.  shalb  nic'.t,  weil  ain  ^«^anach  daü  oini*av;u  nicht  ka  >n. 
(„enn  ruan  sich  vürsL..llt,   daüi.  di3  „ öl w  unLur^mgü, 
dasa  ail-^a,  was  hior  W«rt  X'ur  uns  l.at,  hir;fu,llig  wird, 
üaai  könnte  diüiS   vi^l.  wiohl  u. glich  sain.   2,'ach  der   Aur- 
«rstehunj  Jaau  haben  lic  Christin  an  die  Wi  dorköhr   ge- 
glaubt.   33    V  r  tatsächlich  Untergangastini^uang  und  aus 
dieser   3t  1  munK  wurd*  ^sagt:    jobt  axleü,  %vas  Ihr  bü- 


8 


itzt,   iort,   dönri  eiiar  '■.•ird  ain  Kamel  durch  üin  ri.idel  - 
Öhr     ahan.  denn  ein  Rai -her   ins  ilimi;:0lreich  galanö=jn. 

In  di-^sem  Zusaraieiiiaag  inöchtü  ida  v/ifedbcum 
von  dem  l^iai  rie  svrechen,   den  ich  schon  2  n^l  er.vJruvt  ha- 


n  Ki-ent„.iaö   entkleiden.      2a::.alD  haben  sich  die  Juden 


be.    Es   ist  Maln.onides,   der   ici  Jahro  1955  ^OC  Jahre  ge- 
worden s-^in  wurde.        Zu  seiner  üoit   .larden  die  Juaen 
im  südiichon  Arabien  verfolgt.     15s  ^^atand  ein  eigen- 
tümlich or  Irophüt,    der  angab, er   sei  von  G'tt  gesandt  und 
die  Juden  mUssten  J/Iühamed  adac  anarkenntn.   Sie  aUsster  c  icn 

jede 

ar.  :,:alionid«s   gewandt  und  er   sagte:      In  unserer  Schriit 
steht   :"IJU  sollst  von  Deinem  Verniögon  geben"  (die  glei- 
che H;inschr.ankun,^  T^ie  bei  der  Feindtsliehe) .  !'idit,l>i 
Bellst  Dein  Vermögen  verteilen,   dt.:Ji  Tr^nn  c-r  alles  gibt, 
bleibtihm  nichts  mehr,unci   er  t.us^   ß-lbst  Allmosen  betteln 
gehen  und  dam.  ist  die  LebcnsmögUdikeit  für  don  U  nechen 
zu   Ende.      In  diesein  Punkte  geht  die  christliche  StUik 

über  die  jüdische  hi-.aus 

ner  unterschied  bt^sLoht  ici  G'ttesbogrifi*: 


-    8    - 


Dar  zweite  Unterschied  liegt  in  dem  Begriff,   dass   die 
Gnade  ö'ttes  durch  einen  Mittler  vermittelt  ^rd. 
Dieses  ist  eine  Lehre,    die  jeder  nachempfinden  kann. 
wer  in  seinem  Leben  einmal,   nur  ein  einziges  Mal, 
einen  Lehrer  gehabt  hat,  an  dorn  er  mit  tiefer  Begeisterung 
hing     der  wird  begreifen,  was  Rührertum  b  deutet. 
Man  kann  zu  einem  gewissen  Grad  nachempf  injlen,   dass 
Menschen  das  Bedürfnis  haben,   einen  Führer  zu  besitzen  , 
der  sie  in  die  höchsten  Regionen  führt.     Das  Christen- 
tum hat  diösen  Führet   auch  in  der  Gestalt  Jeäu  gefunden. 
Aber  der  Juae  ist  ein  anderer  Typus.     Br  kann  zwischen 
sich  und  a»tt  keinen  anderen  al.;  Mittler  anerkennen. 
Der  Unterschied  zwischen  Katholiezismus  und  Protestan- 
tismus    liegt  in  der  Auffassung  des  Vermittlors. 
Beim  Katholizismus  erscLieint  die  Vermittlung  in  einem 
mystischen  Licht,  wälirend  beim  Protestantismus  eine 
natürliche  Vermit13errichtung  angestrebt  wird. 

Ich  will  nun  noch  einmal  zur  besseren  Ueber- 
sicht  klar  die  verschiedenen  Rtligionstypen  schildern: 

1,     poUtheistischer  Typus;   Es  ist  eine  Natur- 
deutung  nach  Menachemrt.  Man  führt  die  Erscheinungen 
der  Natur  zurück  auf  Götter.     Die  e  Art  der  Religion 
nannte  ich  die  menschlich  geriditete,    die  anttoprozen- 
ttisohe  Natur deutung,  düB^^egonüber  die  antroprozen- 
trisohe  Kruftedeutung  in  den  Orgiastischen  Religionen 

steht. 

2.  orgiastische  Relittionen:  Es  wi  rd  der  Zeugungs- 

akt  auf  aer  einen  und  der  Zerstßrunggtrieb  auf  der 
anderen  Seite  als  das  Höchste  anj^ebetet. 

3,  parsismus ;  Die  Richtung  ist  eine  objekti- 
vierende Natur-  and  Kraftedeutung  .  Der  Parsismus 
unterscheidet  den  G'tt  des  LiÄo  s  und  der  Finsternis 


-    9    - 

den  O'tt  des  Guten  and  des  Bösen.     Der  »»tt  des  Liditea 
ü^eht  iii  dauerndem  Kampf  mit  dem  O'tt  der  Pinsterni», 
dorn  Teai'el,  diabolus.     Der  par^lsmus,  der  diesen  Kappf 
zwiaoheii  Qut  una  Böse  sieht,   der  deutet  die  Welt  als   m- 
alisQius  und  geht  damit  über   üe  Ht/^ur-  und  Krafte- 
deutung  hinaus  2u  einer  Kinh.itadeutung. 

4,   Pantheismus  und  Bu<i<ihiümus: 

Neben  diese  Deutungen  treten  nun  die  meta- 
p,;y3iBchun  iiinheiitsaeutungen  von  Natur  und  Mensohen^ 
krufteu,  wiederum  mit   zwei  Unterschieaen:   Mit  der 
Kiohtuiig  auf  das  Jenseits,  mit  der  Richtung  auf  das 

Siesseits.Ii 

5.  Monismus;  Wir  finden  hier  einen  umgekehrten 

^^untheiößius.    üie  Materie  wira  zu  a'tt  erhüben.  / 

6.7.8.    :   Judentum.  Christentum  u.    Islam: 
Hier  tritt  uns  die  metaphi^sisohe  Binheitsdeutung 
klar  entgegen.       Das   .aesseits  und  das  Jenseits  sind 
eng  miteinander  verbunden  und  das   irdische  Sein  beruht 
auf  der  SoUüpfung  a'ttes.      Bin  wunderbares  Sinnbild     hier- 
für   ist  die  Traumieiter  Jakobs.     Sie  steht  auf  der 
Erde  und  ragt  bis   in  dem  Himmel.     Sie  verbindet  das 
Brdgebundoue  mit  aem  Metaphysischen.   Das   DieBSeits  und 
jenaeitß  werden  zu  einer  Einheit,     welcher  Einheit 
das  bedarf  noch  einer  spateren  Erörterung. 

8.  Jlatholiüismus.   (wie  vorher  angeführt). 


Zwischen  diesen  verschieden  n  Religiunstypan 
bestehen  eigentümliotie  Beziehung. n.  loh  bin  Innerlich 
manchmal  tief  erstaunt,  Bs  sind  2  grosse  Kreise  ,  die 
wiederum  in  sich  zurückkohron. 

Der  erste  Kreis :±Kt  »er  polythoismuü.   Dem- 
gegenüber  steht  der  Pantheismus.     Aber  im  Monismus  uehrt 
er  wieder  zurück  zum  Polytheismus. 


-     10     - 


Der  z>fc>lto  Rrele;     Angeinn  :en  Kit  den  orgiastisohen 
fioligionen.     Dagegen  s.eht  der  Dualisinaß  de»  larsis» 
mus  tLu£  der  oinuii  Seite  und  die  Metaphysische  Bin- 
heitsdöutuijg  äaa  Ju  lontumsauf  dtr  anderen  Seite,  Mit 
dem  •**©g:  iri*  de»  Gatans»  derjenige,   der  uns  auf  dem 
20  hindert»  i^ird  zun  Dualiacsus  das  Paraiamue  zurück- 


Kehrt • 


Nac^' 


Li 


Ausl*  ttirungen  von  Herrn  Löwenbach: 


loh  hatte  keine  v/ertung  irgend  einer  Rüiig;iün  itua- 
gesprochön.     Ich  dpraoh  nur  davon,  ds-ua  os  versohie- 
dene  Rrlohenstypeii  gib^.     Diose  Auffassung  ist  ni  tcals 

'    eineitlioh  für  ai  le  Menschen  zu  gootalten,  -reil   die 
Uensohen  grums^atzlioU  vorsohiedcn  sind«      Darum  hab« 
ich  gle«ioh  zu  Anfang  meiner  Vortra^iörolho  gesagt: 

^    Orunäsa.t::lioh  könnte  es  auf  der  Srdfe  ouvitile  Religionen 
geben  a   s  og  Mensohfm  gibt,  aber  es  sind  nur  9  ver- 
schieden    Typen  Vorhand  n.  Das  ist  ein  verbluffendes 


Ergebnis 


Ein  Tyvus  davon  ist  dus  Judeotuni.     Das   ii;t 


unsere  seelische  Haut,  aus   der  vir  nicht  harauskönr:  ,n. 

Ich  mödite  höute  abend  noch  kurz  auf  cxas 
»»am  kodaueoh"   zurttoICtomnien  «  das  religiöse,  heilige 
Volk.  Zuerst  m  ss  ich  die  Kra^^o  aufi^erfon: 

Woher  komraen   lie  hu  .igen  Juden? 
Wir  haben  zunächst  die  jüdische  Lehre,   dass  wir  die 
nbene  awrohooa"   die  Binder  Abrahams  sind  «Das  könnte  also 
bedeuten,   dass  wir  Juden  blutgt-nass  von  Abralianj  ab- 
stasaiien,  der  vor  #000  Jahren  aus  Ur  am  Euphrat  aus-r 
fwandert  ist  nach  Kanaen  in  Palästina,   jianeben  haben 
wir  4if  kul||urgoßohi eheliche  u«berliefvirung,   dass  wir 
nämlich  aeit  Urzeiten  fortwahrend  fremdes  blutge- 
mast.  es  Volkötuc;  in  unser  Sein  au  genommen  hüben. 
Schon  Abraham  hat  deine  }1S  Knechte  in  seine  Leb«tiS— 


f    4 


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-     11     - 


gemeinöohaft  aurgenomraen.      Es   tritt  uns  alco  öciion 
aier  ein  anleres  Volkstum    intgegen.  Ferner  dunen 
wir  nicht  vergossen,  dasü  ai.  Juaen  ais  die  uuü  Ae- 
gypten  ausüügen,   bögluitet  wurden  von  dem  «ere«  raw« 
s  unbestimmbarer  Volksbestandteil,  der   im  Volka- 
ganzon  aufging.     Ausserdem  haben  aie  Juden  in  Palastina 
die  öibeoniten  in  ihr«  Chsmeiuöohart  aufgenommen. 
Weiter  v/ird  berioh  et,    da;3s  die  Juden  die  Philiüter 
in  ihre  öcmeinsuhaft  aufgonornc-.en  haben.   Diest^  sind 
höchstvahrach  inllch  indogerraanisc:iaa  Ursprungs, 
Ebenso  v:ie  eine  Reihe  der  anderen  Völkerschaften  Pa- 

> 

lästinasj     Z.B.   dioCÄttitor,   von   d^nen  man  vermutet, 
dass  auch  aie  indogermanischen  Ursprungs  sind,   und  die 
später  von  Ramses  miL  Kempflöwen  verniditet  wurden. 
Des  weiteren  sind  Vfxn  Judentum  Iiionschen  auü  dorn  rö- 
mischen und  griechischen  Kulturkreisen  aux'g  nooiaen 

ein/ 
worden.  Rabbi  Meir  ist  auch  solcher  Menjoh,  der 

♦ 

im  Judentum  eino  ungeheure»-  Bedeutung  errungen  hat 

komme 
und  der  Naohfidtox  eines  griechischen  PBoselythen  war. 


In  Südarabion  sind  ganze  Volksstamme  zum  juaentum 
übergetreten,    ebenso  in  Abessinien,    »n  Südrusol- nd 
raren  es  die  Chasar9n,und  es  ist  uns   bekao  m.,   da.ss 
In  der  Zeit  Heinrichs  d.i.   viele  christliche  Geistlich« 

übertraten« 

Nach  einem  Interessanten  Bericht  im  «Mor^jen«  soll 
der  grösste  Teil  der  europäischen  Juden  nicht  von  den 
Juden  aus  palästina,  sondern  von  armenischen  Proselythen 
abstaamen. 


Wir  können  also  zwei  Theorien  aufstellen: 

1.  wir  sind  Nachkommen  Abraham«. 

2.  ]ÄS  Judentum  ist  blutgernäss  aus  zahllosen  Volks- 

büstandteilen  zusac  mengesetzt. 


t 


* 


-     12     - 


loh  witiöerhole  \icda.   quomI    dio  FrsL  ©:  ror.ar  Lom  t  das 

Jüdlt.ohc  Volk?     In  der  Blb^l  ict  der  Beweis  dafür 

geben,   dass   die  judc-n  grossen  Wert  auf  Hacsenrfclnheit 

gelegt  ht-ben  ,     loh  möchte  ^azu  nooh  roli^endoß  auafuhren: 

Von  den  2anaritarern  turdeo  die  Judön  in  die  0«.farii;©n- 

scuaft   t/pfUhrt.      Iä  man  f  üroht.öt-,    aa.;a  difc  wilnen 

Tier-  überhand  nt^iir.on  wurden  und  man  difces  aar  das 

duroli  die  Saciis-ritanor/ 
Äichtarbctea  dor  L.-nd&sgotthelt/zuruokr Jhrto,  '»urde 

der  V.unsch  naoh  elneic  israolltiisca«!  T-riv-üter  laut» 
Derieben  bestand  aber  der  heidrlsche  Typus.'    Auf  der 
Ginvn  Sei  tu  v,urdv5  uluo  diealte  hoidnii^chv  Rülig^icn 
beibehalten  urd  aur  dor  anderen  Söl  .e  batete  man  den 
ö't .  der  Juden  an,  weil  mar   ihn  türchteto.  So  entstand 

■  # 

?lcr  3an.aritani£;che  T^pusi,    Dia  Juden  Lab©     die  Gacari- 
tarjer  nie  in  ihre  (Ji-Eia inu ciaf t  aufg»n«Binen.     Sie  Ir-hnten 
slfa  y;vi^on  ihr'SC  Cyrdrotia/Lua  ab. 

Für  die  2»' ei to  Theorie  stricl.t  die  Cieschlohte  Esras, 
dordas  n  ue  Palustina  inner?,  ioh  r    forTiiort  hut.     lir  zwang 
di<^  Juden,   ihr*    hfidniso>:9c  Fra.jen  fortiiujchici.en,  ässc 
fciiß  er  hiodruoh  did  riuscoroiiiheit  des  ^üllso.a»)   Volkes 
erha-ten  wollte,  d-'.nr.  8  uhlußt  di^^st»s  ;aiea  Theorien 


vi'OU     der  Aufnehme 


•  >•:♦«•; 


anderer  Völker   ins  juacntu 


Ire  ocsioht.     Er  v,  ollt©  vt -^Ir^ohr   die  ReÜKionsreinheit 
erhalten,   denn  die  Frauer.  bchidtoii  in  ihrer  Sha  die 

heidnißche  :ioligit/n  bdi  •  tMiyaionio^rdr:   l^t  den  Judar* 
verboteu. 

De.0  j,  discho  Volk  ist  otvas  anderes  als  ein 

Rasßtnvolk,     wenn  auch  ein  T^  il  von  uns  seine  Verfahven 
zurUekf  hreu  itann  V.iß  auf  die  Juden,   die  frUhr  in  Pa  - 
lautiua  ,;elcbt  hab  n.  Wir  sind  kein  UutinöSöigcs  Rai.se- 
volk  ütndern  ein  T;^^ervolk,   d.h*  Zum  Jucu  ntum  gekört 
nicht  der,  der   ir   seirer.  Blute  dazu  pa  nt,   sondern  dar 
in  üeineiu  Oeist  zuß^hCri^  ist» 

TÄS  Jtt^.:^ntum  ist  zentralreligiösor  Leben«- 
standpunkt 


\    i 


lo 


i»y 


Augen  g?riß3«n  hat:  "Dar  Ewi-ge  ist  G'tt.der  Ewig«  ist 

G'tt!" 

Onaore  Prof  «tan  haben  uns  den  E.vigen  gelehrt  »dessen 

imaus3prö0h].iah«r  Narae  auf  dam  ^/ega  duroh  unsere  Geschieh« 
te  uns  geheimnisvoll  bogleitet  hat  und  ewig  begleiten 
wird.  Ks  ist  daa  Eitjönt'imliohe  und  Unabänderliche  des 
Juacntijims,  da3S  es  die  v.'ortä  der  Profeten  als  Leit- 
stern durch  das  t^aiize  Löban  xind  dux'Oh  die  ganze  Ge- 
siohichts  botraclxbet.  Diese  Wort«  sind  niedergelegt  in 
der  Hoilii^cn  Schrift;  und  darum  ist  es  eine  UnraOt='licl^lteit 
f  iir  uiis ,  die  Bibel  irgendwie  nach  Art  einer  profanen 
Schrift  zu  betrachten  oder  betrachten  zu  lassen •  Es 
goht  nicht  an,  dass  das  Sazi«rma3oer  des  Verstandes 
in  kalter  BcreOinung  unsere  Heilige  Schrift  durchfurcht 
und  zerschneidet,  "^ann   es  wlrde  sonst  Spott  getrieben  • 
•nit  de:a  Heiligsten  und  dem  Herzblut  Jener  ge,valtigen 
M<«>nsch<--n ,  deren  Leben  nichts  anderes  mehr  war  als  der 
<  Ausdruck  göttlichen  .7erkzeu:-s  und  Willens.  Wenn  in 
un-iorm  GUteshdusem  die  Thorarolle  umhüllt  wird  mit 
prächtigem  Jewand,  g.:j3C-im.ickt  wird  xit  leuchtender 
Krone  aid  blinlcandö.Ta  Schild,  und  wenn  diese  Rollen 
aufbejtfahrt  v.»rden  im  besonderen  Schrein,  der  liebevoll 
flir  sie  gebaut  XKIII  uiid  jesclmäckt  wurde,  wenn  wir 
am  iest  der  Thora-Freude  sarütlichc  Tüorarollen  heraus- 
nehmen aus  ihrem  Haus  und  symbolisch  ein  Licht  hinein- 
stellen, damit  der  Schrein  des  göttlichen  Lichtes  nicht 
entbehre,  wenn  -vir  diese  Rollen  in  strahlender  Peier 
riurch  den  hohen  Kaum  des  G'ttsshauses  tra.3«n  und  wenn 
in  den  kleineren  Gebctstuben  unserer  frommen  ostjüdischen 
Brüder »MIxätl^Thora  in  Händen,  zur.  Tanae  schreiten, 
80  fcottimt  in  all  diesen  Handlunscn  die  unendliche  Liebs 
z\m  Ausdruck,  die  aus  dem  Herzen  des  jüdischen  Volkes 
emporir/allt  und  die  schriftgewcrine  G'ttesstimm«  UDih:ait. 


-  11  - 

Lauras  Kausche  eirpifes,  die  Lehra  IklosöS  ist  Warhsit! 
Di«3«s  Bort  gibt  dar  Grund stimmimg  jUdi3Ch#r  Be- 
trachtvmgswoiso  für  di«  Heilige  Schrift  eindeutigen 
Auadruck!  Unsere  Profeten  sind  uns  Wegweiser  im  düsteren 
Lande  irdischer  VerliUllxing.  Kur  Frcfeten  können  sie 
in  die  Schranken  fordern,  und  k.innt«n  das  herrliche 
Buch  d'sr   Bibel  viellaicht  unter  die  kritische  Sonde 
nehmen.  Wer  aber  kein  Prof et  ist,  möge  die  Hand  davon 
lasben,  denn  er  w'irde  aich  mit  unhJiligem  Spiel  am 
Heiligsc-en  versündigen,  ohne  auch  nur  im  Geringsten 
uns  der  «ahrhait  naher  au  btingenl 

Um  diese  He  11  ig«  Schrift  herum  rankt  sich 

i'   ■  .  ■         . 

mit  treuesier  Gläubigkeit  das  jüdische  Leben  in  aller 
Zeit.  In  diesem  profetiaclien  Buche  sprudelt  die  ewig- 
lebendige  Quelle,  die  das  'jüdische  Volk  auch  in  der 
härtesten  Allste  irdischen  Daseins  vor  deji  Verdursten  be- 
v.ahren  wird.   Wenn  wir  sagen,  dass  das  Eeliglöse, 
die  si:ingeb«nde  Leb  t^ns,  bin  düng  an  G'tt  der  zentrale  Le- 
ben.sstandpunkt  des  jüdischen  Daseins  überhaupt  ist, 
bo  .i-lisscn  wir  diesen  bedanken,  diese  Feststellung 
eines  Seienden,  nicht  eines  Konstruierten  dahin  er- 
gänzen, dasa  ditser  Lebensstandpunkt  seine  sichtbare 
«urzel  hat  eben  in  aeca  ..vinderv<fcrk  h&iliger  Schrift. 
Das  bedeutet,  dast.  wir  zur  eigenen  Klärung  unseres 
Weges  nichts  anderes  zu  tun  haben,  als  in  das  G*ttesvort 
der  Bibel  hiricinüulauschen  und  aus  der  gc staltgewordenen 
Offenbarxing  die  Stimme  dar   Wahrheit  herauszuhören. 
n'*rui   dies  die  grvmdsutzliche  Voraussetzung  für  unser 
ganzes  weiterea  Verhalten  geworden  ist,  so  sind  wir 
an  den  Punkt  g«langt,  an  den   die  Hbri^en  uns  von  G'tt 
verliehenen  Kriifte  des  Verstandes  ujid  der  Vernunft, 
des  GerUhles  und  de«  Fürschvmgßdxan^es  in  die  Erscheiniuig 


-     12     - 


xmä  in   ihr  Recht  eintreten  d-.Ti:9V ,     Dies«  Art  Porüohun« 
wird   j<»doch  wenig  gsmein  haben  Tdt   jenwr  acsier-sadon 
•.vi:i3«nsol-xaftlich8n  BeUtigung,   dU  den  xmh^llisan  3i- 
"belei-lclärer  der  N-uzeit  kennzeichnet;    sie  wird  viel- 
mehr den  V/eg  b-äsohreiten,   der  seit  uralt-tr  Z^it  voa 
JudantujTi  beschriften  worden  ist  und  der  in  unsnrtn 
grosG»-'-»   Erkllrem,  insbesondere   in  d-sr  ,2src-itvollsn 
und  zu.'leioh  imendlioh  kl-j^^en  Art  E-iSCbis  sichtbar 
Kf worden  i^t«     Liist  Art  ear  Dibel2rklarun,2,   d»r  Bibel- 

forschuiis  nennt  raan  Kiidr-^sch.     Eieses   .Vort  h^it  später 

es/ 
sina   -sngsre  J32d*utvJi,:5  geA-cnn<?n  ?.l3  ursprünglich  der 

^all  war.     Man  verstand   t^clilieoslich  darunter  nur  noch 


Is  gsT.ütvclle  und  unvsrbindiich*  Art  der  Auslegunj; 


des   ßibcl«urt£8;   aber  ursprlinTilich  bsd«ut«te  es  ein- 
fach diiS   Bestreben,  uimittelbar  auis  dem  Bibel.vort 
abzuleiten,  v.t.s  in  u  serem  Lebon,  zu  jeder  Zeit  und 
in   jeder  Lag«  uns  als  »Vahrhöit  voranlouehten  soll. 
Es  gibt  eine   fust   töricht  aniiutendo  Spielerei,   die 
Jedoch  gera,;.e   in  ihrer  üt-^rspannton,   sinnlosen  Art 
deuUich  die  rio!;tige  Auffa^siaig  dsc  Judentums  vom 
woseu  der  Bibel   vva  beleuchten  Imstande   ist.     Ec  gibt 
Keuschen,  die   :-r.  einer  ungeklärten  und  ;5chwierij?en 
Lage   sich  Hat  aui^  der  Bibel  holen  worien,   indem  sie 
das  Heilige  Buch  aufschlat^en  uüd  die   Stelle,  die  ihnen 
gerade   ijuxulltgcrv;cis€  vor  die  Aui:en    tritt  als  Orakel 
-and  Stiauac  G'ttes  f  Ir  ihren  Fall  betrachten.     Wir  Juden 
betrachten  die  Bibel   Sr/ar  niohi;  als  coches  Orakel; 
aber  in  canzen  /jcsehcn  übcrstranit  jedoch  das  ßibel- 
v;ort  sinngebvnd  lonaer  ganzeo  Loben.     Unsere  Weisen 
durchforsohten   soit  Urzeiten  irdt  unandlicher  Hingab« 
jedes   .7ort  u:id  joden  Üedrjiken^  dt^r  Heiligen  Schrift; 
und  da  *s  kauci  eine  Labonülagc  gibt-,   die  nicht   irgend- 


\ 


> 


-  -13-  - 


eirmal  an  irgöndeiner  Stell«  d»r  ßibal  zum  Vorbild« 
gedient  hat  und  zum  Ausdruolc  s«it03tiaön  ist,  oo  ist  es 
verständlich,  dass  .-nan  wohl  für  jede  Lag«  auch  irgend- 
ein« Antwort  im  rechtvarstandencn  3ib  .Iwort  finden  kann. 
Dies«  Auffassung  ist  weit  entfernt  von  sinnloser  Orakel- 
verwenduiig  unsoror  i3ibel;  aber  sie  ist  noch  weiter  ent- 
fernt von  jener  höhnisch  kalten  Uob^^ --l  «gnnheit ,  die  di« 
Bibel  als  «in  altes  literarisohes  Werk  mit  manchen  ^Tor- 
ziigen  und  manchen  Peii-jm  betrachtan  will.  Zwischen 
diesen  Auffassuni^en  liegt  eine  .7alt,  und  es  hat  wenig 
Zweck,  unmösliohe  3r icken  schlagen  zu  wollen.  Es  gibt 
nur  das  iebot  der  klaren  Abwendxiiig  '/on  di03«ni  Standpunkt 
d«r  Zerstörung  des  wimdarbaren  'Ja^ebas  aus  irdischen 
und  himinlichsn  ISden.  Ss  icomiat  ei:imal  für  jeden  die 

Zeit,  da  er  ^anz  klar  entschoiden  muss  über  Abwendung 
und  Zu/vendung:  JudontuJi  befiehlt  Zuwendung  zur  heili^ien 
Schrift  als  dem  prü-'stischcn  OffönblirungsbuGh«  des  ewi-ea 
(J'tteswillens,  un  d  die  alte  Art  der  Bibel »r.vlarung, 
der  Äiidrasoh  lehrt  uns,  wie  wir  zu  J-sdir  'ieit  uns  Rat 
holen  können  aus  dam  heili/sn  Brunnen,  in  dem  ewige 
.Yahrhelt  sprudelnd  sich  erneuert. 


Am  k  0  d  a  u  s  o  h 


Vortrag:  Rabb*  De.  Schorsoh,  LehrhauB,   am  6.12.1934. 


ih 


Meine  Damen  und  Herren  I 

loh  möohte  heute  abend  vor  Weihnachten  mit  den  Vortragen 
dann  abschliessen  und  erst  wieder  Mitte  Januar  beginnen. 
Heute  abona  no  ohte  ich  zu  Ende  kommen  mit  dem  Kapitel  de» 
"am  kodausch"  des  heiligen  Volkes,  des  religiösen  Volkes. 
Ich  habe  Ihnen  einen  BinblioR  gegeben  in  den  Qrundaufbau 
vt>b  der  Anschauung  des  Judentums. 

Ich  darf  vielleicht  noch  einmal  den  Gedanken 
ins  öedachnis  zurückrufen,  den  ich  Ihnen  schon  zu  Anfang 
ausführte.   Ich  habe  durchaus  nicht  die  Absicht,  Ihnen 
irgend  etwas  über  das  Judentum  zu  beweisen,  sondern  ich 
beschreibe  Ihnen  das  Judentum  ao,  wie  ich  es  sehe,  wie  es 
mir  erscheint  auf  Grund  meiner  persönlichen  Intuition. 

Ich  gehe  um  dieses  Judentu;;  herum,  um  es  von 
allen  Seiten  zu  besehen. ,  Das  bedeutet  nämlich;  Man  muss 
das  Judentum  in  Be^iiehung  setzen  mögliohstzu  allen  Seiten 
des  Lebens,  mit  denen  wir  in  Berührung  kommen.   Denn 
nur  das,  was  wir  solbst  erleben,  was  von  uns  selbst  in 
unserem  Leben  geilärt  worden  ist,  ist  wertvoll;  was  man 
nur  in  Begriffen  weijs  und  was  man  nur  von  einer  Seite 
aus  betrachtet,  das  ist  eben  nicht  vollständig  geschaut. 
Darum  versuche  ich  das  Judentum  von  allen  Seiten  her  zu 

beleuchten. 

Zuerst  habe  ich  Ihnen  die  HiaLlen  angegeben,  aus 

denen  die  Ken  tnis  des  Judentums  erwachst. 

Und  dann  in  einem  zwei  ton  Kapitel  habe  ich  Ihnen 
dargestellt,  dass  Judentum  grund«aüzlich  zentralreligiöser 
/  Lebensstandpunkt  bedeutet.  Es  gibt  ausserhalb  der  religio 

i 

'      sen  Betrao  itung  des  Judentums  überhaupt  kein  Judentum. 
BS  gibt  wohl  verschiedene  Judentümer,  aber  kein  Judentum 


ri 


-  2  - 


dass  niohi.  irg  ndwle  zeutraireligiös  gobundön  ist. 
BS  ist  nicht  gesagt,  dass  zv;isohen  orthodox  und  liberal- 
religiös  ein  wesentlicher  unterschied  besteht,  denn 
beides  sind  grundsätzlich  religiöse  Auffassungen  des 
gesamten  Lebens  überhaupt  und  g'ttgebundenes  Leben 
jüdischer  Menschen.  Sie  sind  gleichd^iu  die  Wurzeln, 
aus  denen  alles  Judentum  herauswächst. 

Dieser  Gedanke  ist  natürlich  eine  Behauptung, 
die  unter  Umständen  üem  einen  oder  anderen  vielleicht 
noch  nicht  einleuchten  wird.   Ks  liegt  in  der  Natur 
aller  dorartii^n  Qegönstuide,  die  man  nicht  beweist. 


die  tan  nicht  logisch 


I'  •  4-#  i^*  «  -• 


k  mathematisoh  auf- 


baut, sondern  die  r^an  beschreibt •   Ijass  man  sie  erst 
voellkonmen  vorsteht,  wenn  man  auch  das  Spatere  weiss 
und  vurs-.anden  hat,  erst  dann  hat  man  die  gesamte  ueber- 


schau. 


Es  liö^^t  in  der  Natur  menschlicher  T)arstellunr'«- 
fähißUeit,  dass  man  das  einmal  Gesehene  klar  bewusst 
aufnimmt  oder  linear  darstellen  kann,  indem  man  einen 
grossen  g  eistigen  V/eg  zurücklegt,  und  dadurch  notweiÄg 
immer  wieder  auf  diese  ZusaTmienhänge  eingehen  muss. 
Der  Gedanke  ist  in  den  5  Abenden  schon  deut- 
licher ge'vorden,  dass  das  Judentum  dln  typischer  Weg 
zu  G'tt  ist.   Ich  habe  versucht,  Ihnen  darzustellen, 
wie  das  Judentum  aus  der  scheinbaren  Menge  der  Vor- 
hand enun  Typen  sich  heraushebt  als  ein  ^nze  bestimmter 
klar  ersichtlicher  Vfeg  ins  Metaphysische;   So  deutlich, 
dass  ein  jüdischer  Mensch  ohne  weiteres  an  dem  Schema, 
das  ich  Ihnen  von  8  Tagen  gegeben  habe,  nachprüfen  kann, 
ob  er  ein  jüdischer  Typus  ist  oder  nicht.  Die  Typen 
lassen  si.;h  nicht  miteinaoider  verquicken.  Es  gibt 
wohl  eigentumliche  Verstandigungsmöflichkeiten  über 


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das  i.ewöhnliohe  Majs  hinaus,  wenn  aber  üich  jemand 
in  seiner  Entwicklung  als  klar  bestimuiter  Typu«  unter 
allen  Umstu,nden  als  Jude  er.. eist,  kann  er  sioh  nie 
zu  einem  ohristliohen  T^^pus  entwiokel-en.     wer  Ö'tt  gegen- 
übertritt aurch  einen  Vermittler,   durch  einen  reli- 
giösen Fuhrer,   ist  ein  anders  gerichteter  Mensch  als 
aer jenige,   aer  G'tt  ioant/r  nur  unmittelbar  gegen- 
ubertreten  kann,   und  alle  ai .: jenigen  i-enschen,    die 
innerhalb  aes  Juaüntums  aen  weg  des  Vermittlers  gehen 
wollten,   sind  vollständig  aus  a&a  Juaentums  aus- 
geschieden,     üs  iat  ausserordentlich  interessant, 
unter  diesem  Gesichtspunkt  t  stzustollen,  dass   immer 
wieder  Versuche  gemacht  werden,   ein  Vermittlertum 
einzuschieben.     Bis  zu  einem  gewissen  ü-raae  linden 

• »  ■  ,  ' 

wir  aiöses  auch  bei  dwu  Chassidiömus,  der  bekannt  wurde 
uurch  die  Arbeit  von  Martin  Bubor.  In  g  wissem  Grade 
scheint  es  manchmal,  als  ob  der  wunuorrabbi  eine  Ver- 


m 


ittierstelie  einnehmen  könnte.  Wer  ein  gewisses 


>  ■ 

Fingerspitzengefühl  in  diesen  Dingen  hat,  der  karji 
hier  gonau  nachprüfen,  wiö  manchmal  in  sonderbarer 
Amt   una  Weise  dieser  g^nza  zusamcienhang  ins  Schwanken 
gerat.   Icli  führe  aies  an,  um  aie  Verbindung  mit  dem 
Leben  zu  iäuchen._^Die  Hervorhebung  aes  judischen 
Typus  ist  nur  eine  Vorsture  zur  Kiatung. 
Zuerst  habe  ich  versucht,  die  foru^le  Schilderung  des 
Judentums  deutlicher  auszurühten  und  bin  dann  über- 
gegangen zum  Begrii'r  des  «am  kodausch",  des  heiligen 


Volkes. 


ich  habe  die  Frage  beantwortet:     Woher  kommen 


die  Juden  rein  körperlich? 

Die  Behauptung,  dass  die  Juden  -  wie  es  von 
versoliiedenen  Seiten  b  ehauptet  wird  -  eine  Rassege- 


-     4     - 


toöiiiüohal^  sül,  kann  nie  t  zutroxTeiit  una  %ira  von 
ddu  laxuttigi-u  buch  nicht  aurüOatidlt.     Zoi^v  In  don 
lu».i»aoiauidfebu«hcrn,  dio  n»*uording3  auch  in  don  schu- 
len liütiuLdt    vverden,  r^ird  vttr^oliiedünw   ioh  vlie 
Foßtstö:  it;ur.^  geoÄcht,  dast?  das  «Judwitum  niciUL  ülne 
Easae  üöi,  iionaorzA  öin  Vulk,  datüs  aut*  verschied  n  n 

Eü   iöt  ganz  dautiioh  i'Jr   den,   der  gesühioht- 
lioUe  Zuüau.  0r.i1.iUg0  liberaieht,  d-.ßu  die  Judon  tat- 
3a.ciiilch  ein  Volk  aina,  daa  aua  den  vor-oniöv*  an 
iiaöäöa  bastüiit.,   aife   da  ubtechuupt.  göb«u  '.;ann.     Vi-1- 
luioht  £.ibt  öJ  ..beruaupt  köinen  Rasaßtypus,   der 

« 

niuht  iO.  Judötitum  «-utlaitm    w^rfc.     Ich  wäiüs   es 


nicht,      «ia  kotiJtt  fs  Kun,   daiis  alldießö  lier-echen 

auö  dön  v«rschiödotiüu  s.nc;fcrüxi  li&fcjön  ^wtad©  ;:^a 

Juattni-um  göü^uaccii  tduat,   und   i.iuLt   zu  anueron. 

iwß  ist  ijaui  aorkwuraig,   dt.CJ3    ec  nt'ben  aen  vorachieden- 

i'arUigöii  Juden,   don  ohii.tsiychon  Juden  in  Uonan, 

aöii  ti   iöoh  fliüngo^iisoLten  kensoien,  d©n  rallu»chi  schon 

Juden,  den  ü«i»war:ien  Judfcn,   in  ailtiriiöuslßr  Zeit 

nach  uüci  Berich«  tiineü  amerikaniüchon  Arohaoloj^en 

itu  Faciiion^latt,  auch  indiMitsohe  Juden  gibt. 

Hier  liwgt  dor  Fall   b  aonders  ia*rkv.uraig,     S«  wurde 

aber  üu  -seit  rühr  n  uouue  aböm    iinw  Thöüriü  zu  ont- 


wiijköln,   die  ihaon  in  Bozug  auf  die  n^riiunrt  der 
iiiuiaiiischun  Kultur  Aufaot.iUiJö  g^bon  wi.rde.     Es  iot 
jödeniuliö  üi'runaichUiüh,  daao    lio  Juaen  ein  Mi soh- 
vol^  sind  in  Bezug  aux'  die  raaaiauhö  lleriainit.     'ft'ae 
Bind  sie  aber  nun  geiatigV     In   aer  uöb^rliul'erun^  wird 
ea  «i.lipp  uucL  klar  öchaiton,   da*»»  wir  die  JJachkoaaaea 
Abahamd  ßiud  inn-chalb  d:s  goiatigen  Judsntuma. 


wenn  z.B.  ein  Proselyt  zum  Judentum  konunt,  dann  bekommt 
er  einen j üdisohen  Namen,  ebünso  wie  ein  Niohtjude,  der 
zum  Judentum  übertritt  als"Ben  Awrohom-  bezeichnet  wird, 
was  eine  unmittelbare  VerHiniung  übor  Jahrtauaendo 
hinaus  zu  Abraham  bedeutet.   Diese  Lehre  der  körperli- 
chen Abstammung  wird  ganz  besonders  stark  besiegelt  durch 
den  Bund  Abrahams  unter  dem  Namen:  Milah  =  Beschneidung. 
V/as  liogt  hior  Merkivurdiges  vor?   Es  gibt  eino  Lei.re 
im  Judentum,  nach  der  ohne  diese  Aufnahme  in  den  Bund 

» 

Abrahams   ein  Jude  nicht  Jude   sein  könnte.      V/ir  wisüen 
auch,   daes  die  Zu/.ehürigkeit  körperlich  bwsiegelt  wira. 
Bei  der  Aufnahme   eine  Knableins   in  uen  Bund  spricht  man: 
Du   sollst  aurch  poin  Blut  leben,      IXirch  dieses  Vergiesaen 
des  Blutes,   des   ertl.  auch  eine  Lebensgefahr    Jars   ollen 
könnte,   sag^t  man:    IXircli  dieses  Vergossene  Blut  sollst  und 
wirst   lu   leben,  ras  liegt  hier   zutage?     Ss   ist  eine  körper- 
liehe  Versiegelung  ein©   geistigen  Qehaltes.     Nun  rausste 

* 

ich  Sie  zum  ersten  Male  auf  einen  eigentümlichen  Umstand 
aufmerksani  machen,    den  icjh  Ihnen  .)©aoch  als  Abs^hluss 
eines  besonderen  Kapitels   beantworten  möoh-e. 

Zun&ohst  will   ich  Ihnen  eine  ganz  kurze  Antwort 
darauf  geben.  Wir  sehen  nebeneirnnder  Qeisxigea,   oder 
im  Judentum  gefasste  Menschlichkeit,   sowie  körperliche 
Bindung.     Was  hat  df^is  eigentlich  niteinanaer  zu  tun? 

Stellen  wir  uns   einen  Vater  vor,   der   sich  per- 
sönlich zu   einem  charaktervollen  Ivlonüchen  herausge- 
arbeitet hat.     Wie  wird  er  versuchen  seiner  eine  Ethik 
seinem  Sohne  zu  übergeben?     Der  Vater  wird  höohstwahr- 
sehe inl ich  wie  alle  Pädai/ogen,  die  zum  ersten  iv.al  vor 
ein©  Bulche  Aufgabe  gestallt  sind,   sagen;    inaem  ©r  i^i±. 
seinen  Sohn  vornimmt:     Bs  ist  ein©  Grundlage  des  ge- 


-    6    - 


samten 


«vf  ff  1  §<r. I  I 


Mens che ntuma,   dem  anderen  zu  helfen« 


Er   vird  mit  vielen  Worten  seine  ETthik  darlegen  und 
eines  Tages  das  Merkwürdige  entdecken,   dass  der  Sohn 
die  Worte   gehört  hat,   aber   die  Taten  nicht  ausfuirt# 
Der  \^atjr  hatt.    vurausgosotzt ,   da^^swenn  man  etwas 
sagt,   oö  auch  getan  wird*     Uan  mu^^  aber   eines  Tages 
aus  eigener     Erfahrung  erkenhen,   dass  Menschen  nicht 
das  tun,   vras  j^iosa^t  wird,   auch  wenn  man  ^s   5  mal  wie- 
derholt, wird  es  vielleicht  i-^Äum  gehört  werden.     Wer 
nur  Mit  v.ürt-n  deu  andoru  etwas  lv?hrv3n  will,  wird 
elLOs  Tagos  zu  seinem  grüssten  3rs laufen   erkennen   :    Das 
V/ort  lehrt  nicht,    sonäera  nur  unter  eincrr  ganz  be- 
sonderen Konstellation* 

Z.B.:    äs   bronuen  I*ampen.      Die^e  Lauipen 
kann  man  zur  Kraftaus  Strahlung  bringen,   v*enu  man 
an  einer  ganz#  bostiiaiAt on  stelle  einen  Hebel   berührt. 
Wir  man  einrach  an  die  v/and  drucken,    so  v/orden  die 
Lampen  nicht  roagieron,    ebenso  an  keiner  anaoren  3tei- 
le,      sondern  nur   durch  den  auslösenden  Hebel,    der   in 
einer   jinz  bestimmten  Konstt^llation  den  Kontakt  her- 
beifuhrt. Aber  diese  i^eltene  Möglichkeit  dos  Kon- 
taktschluüses   i;jt  umgeben  von  einer  Wüste  der  Nidit- 
möglichkeiten.     Alle  diojunigon,   die  mit  der  Pädago- 
gik anfangen,    beginnen  mit   dem  Lühren  vun  Worten. 
Bin  Beispiel,  das   Ihnen  uhn^  weiteres  dt^utlich  vor 
Augen  rührt,  was   ich  meine:      Wenn  jemand  z.B»   in  einer 
Qrossstadt  nervös  geworden  ist,  was  wird  man  tun,  um 
ihn  zu  heilen?      iä.^  hau  keinen  k.weck, ihn  in  aar  Grross- 
Stadt  zu  lassen  und  ihn  mit  Worten  zu  heilen  versuchen, 
sondern  man  muss   ihn  in  ein  anderes  Milieu  versetzen. 
Da  er  im  großstadtischen  Loben  krank g  eworden  ist, 

80  wird  er  höchstwahrscheinlich  nur  wieder  gs- 


/ 


-    7    - 


vf-ü 


m^ 


\-\ 


Sunden,    in  öiner  Umgebung  der  Huhe,   in  der  leben- 
digen Frische  grüntoder  Natur,      ä»»   ist  nicht  mög- 
lich,  dasö  man  eine  Heilungömethode  so   ohne  weiteres 
aus  uer  Westentasche  üiehön  kann. Der  beste  Arzt  und 
Pädagoge  vlvi  ohne  rorte   einen  sulchon  Menschen 
in  ein  anderes  Milieu  verprianzen  «  ein  pädagogisches 
Mittel   ohne  Worte.      Die  Mil-eub«eini'lussung  ist  das 
erst«  pädagogische  Mittel  überhaupt.      Das   Bltern- 
hauö   ist  aussonlagjebend  für   die  üharakterg. stÄltung 
eines  jeden  Menschen.     Hicht  durch  die  v;orte  dt;s 
Vaters  oder  der  Mutter,    sonaern  dudurch,    aass   llose 
eine  ganz  bestimintas  Lebwn  gestalten,     wenn  aie 
Eltern   -u  dem  Rinde  sa^^en:    m  musrt  die  v^ahrheit 
sprechen  und  -^ines  Tagos  merkt  da&  Kind,   dasa  die 
Bltorn  anders  handeln  als   sie  sprechen,   dann     sind' 
die  Worten  ve -pullt.       persönl.oUes  Beispiel   ist  das 
beste.       wenn  wir  aieses  übertrafen  auf  aen  Raiunen 
tinor  aeiaö  irß  cuait  und  den  nahmen  der  r.enscliheit  , 
ttanni  üt   es  unmöglich,   da   s   Jone  ungeheure  meta- 
psysi3che  Verbinaung  nait  dem  (Jüttlicheu  erhalten 
werden  könnt^e  durch  raino  Bügrifi'sroraulierung. 
ist  absolut  auJguschloHsen.     Ueber   die  Frage,    wie 
es  geixiacht  werden  Idinnte,  möchte  ich  heute  aDonci 

nicht  sprechen. 

ich  möchte  aber   aux   ein^^n  Punkt  hinv/eisan, 
dem  zuliebe  ich  diese  ürörtccung  ausgeschlossen  habe. 
Die  Miiah,   die  Beschneidung,   ist  eine  unerhörte 
irdisolie  Bindung  ewiger  metaphysischer  Beziehungen. 
Der  physiker  weiss  ganz  genau,   dass  er  mit  stiuor 
Apparatur  unsichtbare  Strömungen  langen  kann  ui.d 
sie  in  Srscheinung  zu  bringen  vermag.     So  kann  der 
Jude  ewige  Ströme  Tangen  in  ^anz  besonderen  Arten 


Das 


8    - 


,A 


von  Symbolen.     »Bin  soloh  gevraltiges  Symbol  ist  die 
Besuhneiclun,  .     Diesen  öedarik.in  ku.nn  ich  Ihnen  noch 
deutlidriür  machen  auX'  Grund  von  Erörterungen.  Be- 
uenlien  Sie  dio  Gefahr  der  orgiaetiscU  n  R>  üi^ion,   die 
das  Judentum  örbarmuni;sloß  beliumpfto,   da  sie  mit 
dsr>.  Mord  verbunden  v:ar  und  koin  Littwl   zur   Srhaltung 
sondern  zum  Zerstör on  bot^     Die  Jud  n  sa.gcm  niüht: 
LS.U  zirzoch:      Du  sollst  i-iioht  morden.     Nicht  t:oll 
df^s  blut  niessen,   der  Blut  vergossen  hat,    sondern 
sie  vollzogen  eine  Bin'^ung  durch  las  Blut.     Di© 

orpic.stische  Reli   ion  ist  verbunden  nät  dem  seKualis- 

ein/ 
mus.      Die  Beuohneidung  ist/so  döutJioh.s  Symbol   da- 
für, dass  dai-,  Judentum  nicht  an  den  lIaupLgrunalf,ge 
des  Lebens  vorbeigelit,   an  der  das  vergangene  Jahr  - 
hundert  einjTach  vorbeiging.      In  der  Zeit  der  1  über- 
tat finden  junge  Mensch  n  isxttsf,  hauiig  nicht  das  roch- 

« 

te  Vevstanduir.     Mar.  sollte  über   diese  Dinge  dann 
nicht  reden,    ^jonrlern  liober  schweigen.        Diese  Vor- 
gänge  sind   starker  als  alles   scheinbar  iiesthetische, 
was  die  Menec!  en  bindet.     Dt-s  Juaontum  geht  hieran 
nicht  vcrbei  und  hat  durch  dies  Syaibol  ^edem  ein- 
deutig gesagt:     Auf  diesem  Oebi-st   bedeutet  Aiiß-   . 
Schweifung  seelischer  Tod  und  späterhin  die  körper- 
liche Vernichtung  des  Voltes.     Die  Geschichte  lehrt, 
dass  hieran  grosse  Völker  zugrunde  gegangen  sind. 


Dieses  wird  i.iu.9r   so  bleiben. 


wie  las  Zitat 


sage;   Der  weit  Setritbe,  erhalt  suh  durch  liun^,er 


und  Liebe. 


ras  ich  eben  ausführte,   s.eht  im  bejuüvieren 


..     o 


ZuaaiixijiöniAang     Kit  dam  ae^rifi^  des  ^»aia  kodausoh'   aeo 
h>.-iligen  Volkes •  TMiS  Judentum  v?ill   fortihaltou  vom 
Orgiaaruus«     Hier  b^^giunt  aie  geistige  Ilultong^   und 
Jöder^    -ior   üiuh  di^öw^r  üinaun^;  unterwirrt  *ritt  dan.it 
ein  g«ißtigöß  licbe^    die  Löhre  uni^ereß  Vaters  ivbraham 
an^    in  Verbindung  durch  öin  Körper lioh^ß  Zeichen. 
Hiiir  liegt   ein  Myateriun^   daas  man  weiter   nicht  mehr 
eri  laron  kani-#     Aber   i>w  v  ird  #8  um.»  Juden  gtilcK:rt: 
Das   ist   dar  BunA  Abraliams*     !)a  abc^r  Abruham  alle 
Beim?  liauügenoiiSön  in  üieöen  Sana  einger  rhct  iiat^ 
sind  cic   nit   iho:  verburiueh  worden^una   Dieu;and     ar^n 
genau  wiesen^    ob  er  von  AbraUam  absta      t  o  ter  von 
eine»  aer  Uaa«g6r.oaat)n^   die  dan;als   zur  HaaS|^^        n* 
ßc..art  voa  Abraham  gehurt  hftiMin*     IJicht  diu   rassln  - 

massige  Zuger: Jri;:.kvlt   ißt  aiisscVilag^-oband,    sonlorn 

. " '       ■  •    .  •  '  ■       ' ' 

die  geiötig^j  Bindur^g  durch  körperliche  ünterwcrrung* 

In  die«em  I/unkte  darf  Kuropa   sich  an   uie  Bru^t  :in- 

liuLlagen,   und  wir  Juuön  sind  mit  iaien  Tu^:ender:  und 

iiurupas/ 
VorZugen/unu/da   it  auch    citalicn  P  Llern  ver..nüprt  und 

mit   der  europäischen  Geschichte  verband  n*      Ich 

brauche   es  riioht -.v  eiter   außzuTuhrun*      In  dem  Funkte 


süss   ;ran  rtanchxal   eine   i:*;-ere  ^chan^. 


woiprinaen^ 


Bnd   ich  fc,laub«  nur   eino  Andeutuni;  rEa:jhen  zu  müöscn, 
wie  deutlich  hier  aui'  cti  göo;  Oebiete  Schulu  und  Sühne 
mathemat  seh  gewissenhaft  in-einanaergrt iren;   aller- 
dings auch  die  »ohatlgond^   die   nie  etwas  mit  denen 
zu  ton  iiatten,  die  aur  diesem  oe biete  sündigten. 
Diese  abramitiso  .e  Aufgabe  is^  in  einor   ^anz  be- 
sonderen Art  und  Welse  ü Verlierer l  worden,   bis  sie 
zur  Konstituierung  des  ••am  kodauöch«  fuhrt. 
Und  ich  möchte  darauf  eingehen,  weli  diese  Frage  in 
unserer  Diskussion  manohzual  eine  Rolla  spielte* 


•     10     - 


Diese  Auüäb©  jLbroiiams  v.'urde  von  ceiuem  Sühn   isaak 
und  apäter  von  j£.ku>.  ülJ^rnoiTimen.     Abt»r  üuitob  hat 
dmo  Aui'gabo  nicht  airä*t  sunuern  indirekt  über- 
nüimen.     Jaüob  hat  man  dadurch  als  eiueu  Botrüger 
hinbestellt,   weil  ör  Ssau  av    ctio  Kr«tgeburt  ge- 
bracht  hat.     Veun  w .r  aie  Behauptung  aurstolien, 
cl:.3s   der  Bögrüi    aöS  "an.  ko.auöch"   uirdkt  aul  Abrahaia 
zurüc  ^-ht,   so  mü:^sen  vir  xülgond..s   beruckaichtiga   . 
Ksau  iJt  ja  nit  Jakoo  vör^andt  gev/oson.      Kr  w^i-r  ßöin 
Bruuöt.      Trotz  ui-ü-r  biatöi:i;.3Siü"n  Yerianritsciiart 
herrachten  zv^iüchvm   buia.>n  -Ine  owige  ?»:iinasc;hart. 
Las  Blux.  verbindet  nicht  nur,    sonaürn  öb  kann  auJa 
UB  n..xich  tremien,    tifcnau  wie  ©s  kein©  gross. ra  Feind- 
ac^xX  c«hen  ka^ji  alu  i^c-^radö  unter  Blutsverwandten. 
yxü  Mörk'AÜrdlt,^   im  Judentum  ist,  aasi;  aie^e  Vorgang© 
von  ja.hri.aus^nden  un.)ä   ualbar  übertrafen  wuraen  auf 
die  OöSchichT.e  der  Juden,   die.  Foinosohait   ü..i-chen 
jaküb  una  ^sau  war  ursprünglich  eino  ganz  personlichö 

und  wurue  späterhin  übertra^^^-n  aui  dae  Bild  des 
Ka...pfeö   zwischen  Juaen  unj  Römern.  JJ^s  i^anz*  Kl  ttl- 
alter  hindurch     wurde  Eoai  bezoichn-sio  als   Bdom,   das 
iöt  der  J*am'.    für  fisau.     Hier  riugt  alno  Juda  mit  ^i<m 
um  J.eo..nßmo^,lichk.  it.      Dör   Dichter  Heinrich  heine, 
den  ich  ;3Ch..n  .einmal  zitierte,   jor.er   jüdische    uiohi.er, 
den  die  Tragik  veri'olgte,  ha^  rolg.^ndes   laeinos  (>ö- 

dicht  geschrieben: 

An  Edom: 

•i  n  Jahrtausend  schon    ;na  IsiJiger 
dulden  wir  uns  brüderlich. 
Du, du  duldc^ßc,   dasa*^  ich  atrae, 
dass  du  ras«st  dulde  ich. 
t,anclut.al  nur   in  duitlon  Zeiten, 
war  dir  wunderlich  zumut 
und  die  li  sban  trovs^QnTi^^yUu^i. 
färbtest  du  mit  deinem  Blut, 
jetzt  '.7ird  unsre  Freuiidsol^aft  f-ister 
und  noch  täglich  nimmt  sie  za 


-   11    - 


uonn  icii  ß«ibüt  beginn»    zu  rae^^n 
und   jcli  .  erdö  raat  wie    LU." 

ES  Ist  der   K.Bv.ir  zvisohen  J^Kob  und     Süau,     ui.d   soloh  ein 

0«4ioht  ir^  ^«ituiter  d»:»r  I.k;:anziputior.   ist  höchst  a;eriwur. 

alg.    Hüenn  ioiia  olbat    ..ütii»-'-*    2u  racün  una  iuU  v.^rde  rJiöt 

bald/ 
wiö   lU".      Diu  Jad^n  werdtii  ti^nau  so  vasond  wio  die  aar^lige 

lügfebunii.     K;^  ist  dor   fö-mplT  der  oatoriali  et  lachen  Velt- 

arnjehauu'  .,,  nit  den   orgifc-ctio.  hen  P.eli;  ior.ön,   dio  diö  Lloriaoh- 

helt  v.^rr.iohtet.     »»•  aber  lloitie  empiaud  i.t  liicUwS  wuiuor 

alB  ein  Vorrat     ntx  Bt^grii'f  do»  Am  Kod^;.  ti^ch,    dar  ri^iliten 

Lebwutibu^aiiuritj  d«»r  Ju4«|N«     Br   gab  dam  Godioht  t)«wu8St   dto 

üeberschrift:"«.ii  Bdom". 

"Per  Srstgüborono  h:i'Uto  im  Orient  daa 
Vorrecht,   vom   :*b0  dos  Vaters  2/J   5:u  u.prant,ön.     Die  L\.bri- 


tron  crhieltt..n  üt^u  Rsttof  1. 

Üm  jcküb   lau   .jrBtc«  hurtar^^cLt   ericauite, 

«ftnr.  iBüscto  tsau  aui*  den  ia.;.teriollöti  Krfol,,  vör;,iüiiten. 

au  hat  iir.  Au-ferblicA  dön  Ifarigors,   al«  or  von  der  Jagd       • 
Itaft,  an  divse  lai£;aü    -   niola  godauht.      ^Diozi.^   uebdrletiung 
Ist  ihd  -rat  ö,  itor  gti.OBinen»   denn  er  sagt:".venn  ciein 
Vat..r  tud  ißt,  werde  ich  raeiren  Bruier   era.  blasen.« 
V,'Jnn  jahob  3sau  hatt^  bettögen  vrollon,  butto  er  d»n  ihm 
zuBtchendon  Vorteil   ^jpltc-nd  geaftcht,   jedoch  L-^ite  or  nocU 
nicht  eiruual  V«rt  aui"  das  ihc  zuatchcn'j©  iiXbe,   aur  das   er 
auch  ohna  Krstgebu rtcroch     Anspruch  gehabt  hatte.   Alß  Jakob 
aaöli  öeincv  «anUorsobairt  ;sur uckkan  lie^s  or  »au  sa^on: 
«  Mit  meinor  Familie  bin  ich  auogozogon  und   bin  zur.ckgo- 
koiri...'n  mix  müinen   2  groöc«n  Lagern,  dia  ich  durch  Deiner 
Hände  Arbeiw  orv.orbon  habe.     Ich  bring©  ihm  ein  Oosch-nk 
entgegen,  d»»  d«a  Bruder   flauen  aoll,  ftasu  ich  aui*  das  rir- 
bö  keinen  Arspruoh  erhebe.     Kh  habe  soviel  wie  ich  braaojje. 


Esau 


dieses  auch  an  und  riel  Ihm  trotz  Pein- 


-     12     - 


ßchatt  uri  den  Hals  uUu.  hUsbte  ihn*      Er   se.h  ein^ 
da^s  OÄ  ein  irrtuni   aoiaer  Ueber::eugung  v;ar.     Jakob 
hatte  keiiiesralls   einen  r.aterifellen  Vorteil  errei- 
chen wollen,   dciS   ii-t  hieraurch  klar  erwieson* 
Er  war  vielmehr  der  Berufene,   das  geistige  Erbe 
ßaint3ß  Vaters  Abraham  .tnzutrütan.     ';?9r  hat  ihn 
denn  nun  verleitot,    12sau  den  Erstgeburtasügun  ab- 
zuliat-m?     D^-s  7/ar  neine  Muttar*     Hiar  spielt  wie- 
der ^anno',1   eine  jüdisoho  Frau  eine  uu^rhür^a  Rolle# 
Als  Mutter  liebte  sie  beide.     Ab  >»  R^beklia  war  mi^^hr - 
al'.5  eine  Wuttört     Sie  hatte  die  Fah.gkeit,   das 
Bv;ig^  klar  ^u   erkennen*     Sic   ar kannte  alü   einfacher 
Mensch,    d&s.>  Jakob,    der  äeit  seiner  frühesten  Jugend 
in  ß  einem  lelt  v;ohnteuiid  iannc^r   im  Miarasch  lernte, 
der  eigentliche  liac^ifolger  des  Geirrtes  war,  den 
Abraham   in  die  ^elt  gebracht  ha  te.     Jakob  lüucste 

IL 

c4nr^:.ch  der  Nachfolger  v  erclei:  und  den  Segen  be- 
komrien*      Ein  Segen  ist  nämlich  kein  Wert:    Er  be- 
deutet unerhört  viel.     Als   C:  au  aleo  von  der  Jagd 
kaiü  und  schrie:   Vater^  ha::t  Du  keinen  Segtn  mehr 
für  mich!   Da   sagte  Abraham:   Nein,   ich  habe  ihn 
deiner.  Bruder  gegi>ben#     Segen  ist  .:ein  Wort;   hier 
liegt  eine  unerhörte  Kraft, und  man  urKenut  das 
vielleicht:  am  d  eaulichuten  an  Qugen;ruuck,  am  Fludi. 
Q' ut  hatte  nauüch  zu  Abraham  gesagt:    Diejenigen, 
die  Dich  fluchen,  werde   ich  fluchen,  und  die,   die 
Dich  segnen,  werde  ich  segnen*     Die  deutsche  Ueber- 
Setzung  ist  falsch« 

Ab  er '^i  oh  werde  fluchen^   die  Dich  fluch  en«»* 
Im  Hebräischen  versteht  man  hierunter   etwas  anderes. 

Mekale#lcho  meaur.     Kai  heisst  leicht  und  kile 


/ 


-    13    - 


leioliter  uÄühen*     Die  Juden  brauohen  als  Ausdruck 
tHjt  rur   Siiro  «  koivud,  wf.s  in  uer  direkten  Ueber- 
betzuiig  "3chweiö'*   büdeuLot^   diu  Eiire^   die  einten 
Monusciun  schv/er  macht.     Mekalel  heia  t  Ehre 
aböchnoiden  s  1-,  iüater  n'6.v.hQn.      In  dem  V/ort 

* 

verriüicaen  liegt  oraur,   deaatin  Starrm  ist  or  = 
leuchten  oder  Licht.     Der  Fluch   besteht  darin^ 
dv'^.Skj  ein  Mensch  es  v;agt^   die  itraft^trüme  des 
Guten  unheilig  /:u  berühren«     Durch  Blitzes- 
schriello  vdrd  er   f^inge hüllt  in  dui^  Licht  Gattes 
und  v/ird  daran  zugrunao  gchen^    dcim  kein  Mensch 
scliaut  a^tt  und  bleibt  am  Leben. 

wer   Dir  aeino  Ehre  abschneidet^   den  werde  ich 
zerstören»     loh  üb  rgebe  Dir  einen  Schatz,   spater 
wird   es  nücJimals   beim  Propheten  jerimia  wieder- 
holt.:   Ich  mache  Dich  zu   einer  eisernen  Mauer, 


4^ 


u  einer  testen  Stadt.     Sie  werden  nichts  gegen 


Dich  vermögen.      Da  bist  vor.  a»tt  bestimmt,   einen 
^eg  zu  gehen,    der  das  Böse  ausrotten  soll,   damit 
an  seine  Stalle  das   Gute  kom  t.     Nach  Deiner  Kraft 
geht  es  nicht,  s  ordern  nur  nach   Deinem  Glauben, 
denn  es   ist  eine  göttliche  Senkung. 

rie::^n  Glauben  an  eine  ^jöttlidie  Sendung 
hat  Ksau  nicht  gehabt.     Er   ging  hinaus   in  den 
\Vald  und  sch^ss  die  Tiere.     Ihm  tat  es  nicht  leid, 
wenn  ein  Tier  angesoliossen  wac  und  verblutete. 
Jakob  konnte  es  nicht,  v/ir  könnten  uns  unmöglia 
vorstellen,   dass  er  ein  Tier  verletzte  und  mitansah, 
wie  es  langsam  zugrunde  ging. 


-     14     - 


Usau    -ar  nicht   gooiijn.^r,  für  die  -^ollandnn^  der 
iB©tapi;yai sahen  Auigabe.     Jakob  rauhste  dies©  Auf- 
gabe durch   oir\cr\  Ur.;v.  m:  lib^vtnohjriön,   durch    .Jonas 
Sreignia,   daa  vielumstriiitön  ist  umi  dio  Mönscliön 
niöhL  begröifen  Können.     Jakob  wM^^to  d  iö  iUlschen 
vittel     die  ör  Tr'^H"«-«^  ividor  seinen  Bruder  bt^nutzte. 


öpauori.in  auuhwiel^r  büasen.      Br  hat  es  auch 
selbst   gessgt:    lichvroror,  habe   ich   er  j  eben  ruiif.»©!!. 
Soine     Lieblingai'rttu  nahel,  um  aio  or  7  Jahr©  die- 

•f. 

non  musste,    ist  ihm  gestorben.     Josei   ist  ihr-i   ge- 
noMPen  uu<i   es   drohte   in-  Qc?r  Verlust  seines   Sohneß 
Ben^&.min.      Sein  Leben,    das  auf  diesen  5  i^-enschen 
beruht,   wird  von  ini;en  her   zerrissen.    Daß   ist  die 
Sühne  rür  die  uni'aircn  kittel.     Aus   diesem  Fampl* 
steigt  harvor   für  das  Judentiun:  Jisroel,   der 
Otttesluioiprer.     ^a  v-are  adiöner  ge^vesen,  wenn 
Jakob   ohne  Fehler  ein   Sn^ol  gewesen  wäre.  Jedoch 
wäre  das  dann  nicht  dcis  Leben  gev-esen.     Das  Leben 
*  ist  (?twas  am  eres.     Was  muss  inan  käoipfen,  was 
Überwindenl     Uier  iß-  Jakob  der^jenige,    der   sich 
überwunden  hat.      Slvef  =  derjenige,   der  von  uer 
Ferse  Uer  kiuipi't,    aer   v.n  hinten  hör  versucht, 

seinen  V/eg  zu  räumen.     Und  er  wurde  ein  Jiaroel 

er '' 

weil  o'in-jt  ttäiapron  aollta  wie   3in  Purst.  Er 

sollte  rät   orfanam  Visier  liiampren   .vie   ein  Fürst, 
denn  nun  yj..nr,tt  er  in  Lichte  CJ'ttes.   So   3eh«n 
wir   in  Jakob  unseren  eiiiontlichen  ütainnvater  mit 
Eecht.    Ssau  hutte  seine  Aufgabe  nur  verschlampt  und 
verschmutzt.     Jakob  musste  sich  eben  durch  alle 
Höhen  und  Tiefen  zu  seinem  Leben  hindurchkampren. 


•  Ip   • 


An  s  einuü  Lobonßa.bond  hatto  oc  koinen  anderon 
V.^anscljiierr,   als  jnsor  noch  oinm  ;.l  wieder 'aißohon, 
don  Solin  seiner  Frau^  ui.  aio  or  1^;  Jahre  lang 
godient  hattö|    darui    wolltü  er   sterben,      as   i;j"t 
ein  77undervol-.cL:  Bild:     v/ird   dor  llGnsoh  goboren, 
(xi\.nxi  ama  dio  Pingur   zur  Fa-ict  gobcillt,  dixz 
Zeichon  dor  l'aohtor^^oirun^:   alles  üoll  mir  ge- 
hören.    Wenn   der  I/.enr>eh  stirbt,    dixija  sind  die 
llaiido  au.3gobrei;.ot.     Aliea  ii:>t  oitül,   allojj  hubon 
Y/ir  hor^^egobon*  v 

Co  musö  noüh     in   Druuia  bocchri^  ben  v/erden, 
da.s   deix  MuM.ch^n  Jakob   darstellt*      ßs  kann  aber 
nur  bosc/.rieben  i;:erden  .  it  aen  v.orton   der  B-bcl. 
Wenn  ich  eine  B-^tte  an  Ciü  richten  dürfte^  dann 
lüj:;en  3ia  d ocli  bitte  einiral   in  einer  de^utachen 
Ueb  rsotzung  diu  Joscis-  und  uie  «^akOüSgeschichtei 
iuöbaöundc^re  di^«  hurrliohu  Gescnichte,   wie  die 


Bruder  mit  Joaer  zu^amn:  entrelTon,  Joser  sich  zxx 
c^rkennen  ^ibt  und  Jakob   i:ur  B^grüssung  kOMitt 
Lw'ider   iist  es  heute  unsor  G-esohick^dass   die  meisten 
in  literarischen  Di   gen  vordor^onsind*     Es  gibt 
zu   vi'^1 .-  Dichter^   die  das  Thoma   b  handalA:    '*dass 
zwei  si.-::!^!  lieben  und  an  !3nd9  kriegen^* ♦     Lesen 
Sic-  eiriTüal   die  joGOxsgv-schiohte^   in  dor   die  ^n^e 
öoh.  ere  Problematik  de^s  Mensclilichon  Leben;j   dar- 
gis teilt  \7ird  und  ijie  \7w^rdon  dio   ganze  jchoiJ^iöit 
kdn;s tierischer  Ghi^staltung  achten  »uansciüichen  Er- 
lebens empfinden*     Wem  treten  nicht  die  Tranen 
in  die  Augen,   an  der  Stelle,   v;o  Josef  sich  seinen 
Brüdern  zu   erkennen  gibt«     Sie  erhalten  dann  einen 
Begriff  davon,  dass  in  dieser  Gestalt  Jakobs  im 

Tiefsten  ein  une4ndlich  reiner  Geist  vorhanden 


-    16    - 


war,    der  überging  aui*   seino  söhne  und  sivh  auoti  ©mpor- 
kampl'ön  mu^ate.      In  diüaüm  Zusanmonhang  aiJdilo   iotL 
Ihnön  rdg-naö  Güscuichtö  n.  ch"^  voran üi:».lton. 
Ja. -Ob  hatte  eino  Toohtwr.     Sie   ^irg  einmal   epazieren 
und   ..'urde  daboi  von  dem  Sohn  des  Furzten  N.   gefunden, 
und  er  hi,t  ihr  Gewalt  angetan.      hTc  hielt  dann  am 
ihr«    iiana  an,   jeducii  uagto  Jakub    .ein  vrort.     Abor 
die  Bruder  sagten:   '.l'ir  könn^-n  unsere  :ichv,ostor  kainom 
Kann     gobeu,   an  aen  nicht  die  Bo-sohn^iaun,.;  vollzG,  en 
ist.     Der  FürtJt   er.au,rte  sich  boröit,   an  sich  und 
ceintn  "Jnt -'rgebwnen  die  "^iia   vorneiiiaen  i:u  la^iion. 
Am  5.   Tage,   als   i^io  nun  an  hefl^it^en  jcLmorzan  dala- 
gen, übai*iolen  (li^  beiden  3  >hne    -lic  3ov;ohnor   von 
ach.   und  Liacntcn   üi -3  niod-.;r.     Alt;  Jakob  üics  hörte, 
sagte  er:    I;.r  habt  mich   stinkend  gernacat  in  aic- 
aetn  Leben.     Und  noch  aur  ^oin^iü  jterb«bette  fluchte 
er  deu  Zorn     seiner   Söhne,    trut2dom  Die  erwiderten   : 
Kai-n  man  einfach  liier  unsere  3ohv;es   er  herfallen? 
Und  3ol_en  wir  sie  zur  BühlL,rin  herabwürdii:en  lassen? 
Die  Br^.dcr  seilten  ai.   lihre  ihrer  Uchweüter  retten. 
Die  Atii-usvharö  ui -ser  ü^b^^rlief  erung  isc  von   einer 
c'r;jchruckcuden  iAimyfhtjit  und  üo^^r  von  wir.em   r,cnmutz 
Gri'üHt,    de«   einen  kjohaua  rn  macht.   Trot^üOL:   ;3^eht 


Q 


s   in  der  xiibel,   aenn  un;^üre  bitoel    is^  kein  liauli 


von  Engeln  una  Heiliger:   sondern  von  ivlenucen,    in 
dum  ä.llüiJ   rein  Menöühxiühe  und  Triebhafte,   das  über- 
wunden werder   mauste   zum  Vorschein  Aomrrx.     Man 
darf  nun  nicht   glauben,   das..    die  Zugehörigkeit   zum 
am  ..üdaueoh  ein  gezwungene  sei.     kankann  di  se  Zu- 
gehörigkeit nur   erkampxeu.     i.:an  muss  manchmal  durch- 


-    17    - 


vaten  den  Sumpf  des  Lebens  und  die  Niedt^rungen  seiner 
ui;:enen  Strünunren.     Ivjtiu  dui'.s  kciinpi*en  gegen  s  tJ  h 
unu  andere  und  diu  Bibul  Züigt  uns,  v/ie  Koa-cihon 
kJxiii|j"uii  ffiuauten.venn  man  lu  ute  die  Bibel  nou  ent- 
avckto,   v/:,rdon  die  Gelehrten  übGrra£.cht  seir;  von 
der  unendlichen  Lebcrc, sv/ahrh*.  it.  ulu  der  ur.c»naliühen 
Beinheit,   mit  der  dieses  Leber.  £;;i-öcLiluor-   >.ird  und 
wie  ui-an  es  ubcrv.'ir.at3n  r.uö3.  Y/fer  ai:  die  Bibel  haran- 
g  ht  UK   eijum  uecthotisohen  aenusß  von   ihr  zu  er- 
halten,   der  muco   im  ti   xsten  enttuusci.t  v.orden,    dem 
kann   sio   nicht   das  Troruen,    ..aiJ   üio  iu   ..it'lv  i-h.i-eit 
i^t:    Di'^  3uüh  des  Lobons  .      In  den  Ausjenbiichon 
dob  Leben,   v;o  Trir  ^^l^vi^^^"  nicht  !::ehr  v.ei-.erzur.Önnen, 
rinden  v/ir   in  d.  r  Bibel   zahllosa  Gtei:  en,    dit    uiiS 
sagen:   V.'ir  goheron  üum  ^-ta  kodaujoh,   v:omi  vir  nur 
dazu  g  ehören  v;ol   len.    "  V/onn   Ihr   ir„  Loben  auuh  v^in- 
dcrn  trüast,  rird  O'tt  nicht  goatatton,    -Jach  :.u  be- 
Aus  uralter  Zsit  homrit  übor  uns  eine  Sicherheit: 
V/ir  vierd-n  unseren  V/e^j  c'"^h«n,  ras  auch  i.     c;en  mag. 
Wir  sindir  eine  Sc>hr  groaee  aenieiniL.c  .aft   uingOgan- 
gen   ,   die  iir  Oeis'-igon  gestaltet  v/ird,    dem  am  ko- 
dausch.    3ie  ^verdei.  nur.  auch  vorstehen,   -a^   der 
be.-rüT  an  koc'aucch  bedeutet.     7/ir  Juden  herben   es 
nicht  leichter  als  die  anderen  und   üinu  nicht  auc- 
erwahli.  zu  Vorrechttn.     "'eni.  unü  jerand  un^ic^re 
HAusorv.ahltheit"   z.^m  Yorvrurf  macht,   dann  werden  wir 
ihm  antworten:    Eo   ist  doch  unter  Ur.st.inden  It^ichter 
kein  Judo  z\i  cein.     7;ir  sind  das  Volk  göttlichen 
Ei-'ontuns.   "Auserv.-aiiltea  Volk"    ict  ticht  richtig 


übersetzt.   "An  seguilch"   h.  iij;.t  vielmehr:    G'tt  ge- 
hör- gös  Volki 

a'tt  hat  uns  wie  unsere  Vater   in  mystisch« 


f 


-    13    - 


Verbiaauug  zu  siüh  .^obracht,  l.'i-tna.ri.i  kann  siüh 
aub  aiüüöf  üöüiuhung  hutaaaJij  üen.  Si«  brauchen 
iiar  öimia.!  iu^  Lfc»büii  hinainzuac;hen,ob«  man   sich 

kann,olaiö  ii.xi.;?rliüh  ciajoi   z--rbvucaöK  2.U  werUun. 

tiur   ioii  UuDö  Such  auüörv-Jij  t  vou  ai.luu  JTölkeru.  Aber 
aucii  ]iiür   ist  di     Uebcrs'  t:iuiig  niciit  richtig: 
joaati  heibüt  ich  habe    orüÄi&nt.      Ifc.3  Judentum  heijst 
orkomiWi.    iiit.   i^iw  d.-.rg-^yL'^-llt  ala  eine  eheliche  Oe- 
m«iri.-cLai't.     Wir  sind  die  Braut  und  O'tt  ist  der 
Bräutigam.      tJ:G.:i   in  der   sjiaiux-sten  Zoit  godei'ikt 
ß»  tt  der  Liobv.^  der  Jugor.di:.«jit.      Ir    den  herrlichöten 
Toneö   bedingen  jm  die  Propheten  die  Zeit  der  Liebe. 
Ali  jedom  /rtiitii^-teud  b<.-^rui-afei>  wit    d^-'n  ^abbath: 
Äüüin.',Gh  draut!      Ler  Itsspruch  A-.ißS  muös  riohl-ig 

* 

ub.rL^otzt  heiß^^^c:   So  a*^be  ich  euch  er^cauit  und 
dac  uj;  ä.uad©   ich  an  Euch  oiile  ear^^   Sunden,      iiiö 
hJiJst  iu  eint,  proxaae  SprüiJhvi  äb^ic-ra^ön; 
Ss   giüt  x^üini^  ^cÖüÄ^wce  3^iöi.hrx ur  den  Judon  c^ls 
^siuh  z\x  Il^^^^vl  auö   ^ein^;!   Uirlaph^i^ißchün  öebunaeu 


Ich 


halt,      loa  viviös   ^a'^  gc^nau,   w^r.©   ioh  ^a^. 
öpcc'cu.   nicht    in  Bildern.      — 

ü^ö  aciiuör   sagoen^   c^i8  Jüöt?x    ins   Gerangnis 
^jvvvvrirou  -Rurd^':    L'us  y  lud  die  Polgen  unserer  Versun- 
d.k-aJi-'tJii.  weil  wir  die  L'ot  uijaeres  Druders 
Scihdn  una  vreii  wir   ihn  in  seinur  fJot  Vin-^iiuoiinen 


-^    •       .c 


^  s„'  M^  tM«  w  n « 


iis  iiJt  die  Frage  aui^goworfen,  ob  auch  heute 
noch  der  l^m^x^tt:   des  am  koaau.;üh  xür  uns  zutrifft. 
Ich  kann  ihn^n  nur  indeuten,  wa.s  ich  meine.   Ich 
werde  in  einem  anderen  Zusaracenhang  auf  diese 


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Zus;vmp-;enhange  noch  d'^utlichör  eingehen.  Man  muss 
najniioh,   v/önn  man  dio  Waiirli^ait  des  ßegrlfl'QS  am  Eo- 
dausoh  vt>ii5tohön  will,    imütande  Söin,   uieraus  die 
Abloitungon  für  unüor   jan..«J3   rerüönlioh  a  Leben  zu 
/iit>ii*^n,   v.enu  man  dioüsuiüht  icar.n,  wenn  Roligioa 
nur   otwaü   ist,  v7a..   uoar  ur^s  schwebt,    aanu   i^-t  es 
einu  unwaiTire  Riligi^n.     AöligiüU  ist  aur  d.iü, 
was   ich  pfefsoalich  tun  katai,   öü   iat  eine  Forderung 
der  Verwirklichung. '    iKtü   i^t  die  Anerketniung  des 
Witi^n  Schopl'örs  ü'ttitft  Welcher  Richtung  sind 


.  1 


nun  aieae  Ableitungon  zu  i.^achun?  Man  Kann  folgen- 


■t     ''  ■» 


d<js  ö&ven:    St;,   gibt  L^yln  Gebiet,    C.&q  m^jn^ichlichen 

"^ der  Betrachtung 

Lebens,  das  aujs.rlialb  a.-o  ö'ua.ntums  und   der  reli- 

giösen  P'--rd.erungen  bestehen  kar.n.    "  13e.s  wird  recht 

acutlioh  iaucii   in  hAinüt  uid  ß^s --hiohte,   aenn  ^s 

gibu  kein  G^-bi«-t,   das  nicht  untöi   doci    ^Udischen   ,, 

BinAluuii    iine  b^sond-rre  P'a-bung  anniin'  t.      In  üineni 


spateren  ..wg  der' Untersuchung  v/^te  .  larzustelln,  vi© 
alle  L^-bensf ormer    una  L-hensget; talturigen  unter  dem    . 

■'.'.•.■  .  •  •  -■-■./■•■;• 

jUdiscliGrA  A'ili^M  ürschüiiiuu  va.rdün.      u^   ist  em    . 
Aufdruck  dea 't:^pUö.      „i^   ISw  du.ki  Lobüu  i>u  g  stal.en 
in  Uli  seinyn  Erscheinungon  untor  den  Ford,  rungen     ; ; 

•  »•■'.       'S  ...  ',  .  •       ■  i      '    .  .  •      ,  ..■*■• 

......  ^         •  .  •  '  .    •  •  .      . 

dei;.   Juuisch.n  Q' tteserl  ibnis.      'Au   ist  die  Frage      ,. 
•gestellt  V. Orden:   Ob  das  Judv^ntum  nicht  eint-  Foraerung 

"  , ,     : '   ■  ■■-,■■■■  " ■  -  •■ '  ■■■:  « 

l'lir  di»^  n-ch^jadiscae  .elt  ^ui-'t^-st  ;llt  hat.      Ist 
im  jua»3ntum     auch  wiciini  Buddhismus  .j^ner   ubcrstoi- 
gertolnaividualien^us,    dor  sich  im  'Kastengeist  furcht- 
bar i-usv.  irkt  und  in  doi   7Gr3..ni.ung  düs  FavLira,    in 
dem  Aufg^^hen  ins  Nirwana, seinen  Ausaruck  findet?  Nein! 
Im  Ju  aatum  hau  «s  aies^n  Standpunkt  nie  gegeben. 
Im  t^udentum  liegt  ein    religiöse  Pordrung  für  die 
nichtjudische  Welt,     Der  Judentum  ist  ein  weg  zu  ö'tt 


o-    19    - 


Das  Judentum  verlangt 


öir%öFordörungen,   die  von 


allen  Völkern  der  Erde  erfüllt  worden  müssen, wenn  Mensch 
neben  Mensch  bestehen  soll.  Sind  diese  Forderungen  aus 


jüdischer   Bngheri-igkeit  hervorgegangen? 


»:■»«:•; 


Oder  sind 


es  übergeordnete  Forderungen,   die  manschliesslieh  aner- 
kennen muss?     3ö   ist  uaijserst  interössant,   wie  das 
Judentum  Itlipp  und  klar   einen  deutlichen  Y/eg  geht^  der 
vollkommeu  ins  praktische  Loben  übergreift,     Di ex«  7 


Forderungen,   die  für  die  Nachkouimen  Äoahs  aufgestellt 
w  Orden  sind,    sind  die  Grundgesetze,   die  überhaupt 
eine  menschliche  Q-emeinschaft  möglich  machen.  Wenn 
sie  niolit  beachtet  würden,   so  würde  eine  Flut  sittlicher 
Verkom  enheit  die  Folge   seinl 

1,   Die  Forderung  der   Dinim  (dass  Recht   gesprochen 
werden  muss)    Dieses  muss  die  erste  Forderung  bleiben, 
die  für  alle  Menschen  besteht.     Hinter  dem  Begrirf :  Recht 
steht  eine  unendliche  metaphysische  Beziehung;    es  ist 
kei.e  ^nge  partikular ist i sehe  Forderung.  Jeder  Mensch 
kann  einmal  in  die  Lage  kommen,   gerecht  beurteilt  wer- 
den zu  wollen  und  zu  müssen.  Bedera$.en  wir  einmal  das 
Unrecht  des  Fromden-und  des  Kindermordes,  Hier  besteht 
im  Judentum  eine  ganz  bestimmte  Abgrenzung  von  den 


orgiastischen  Religionen.  4 

2*   Die  Forderung  des  BiriJäß  hascht^m:   Die  An- 
erkennung eines  Q'ttes.    Die  Menschheit  kann  nienaLirS 
in  Q'ttlosiJJkeit  bestehen.  Bs  gibt  nur  einen  ö'tc,   den 
Q»tt    der  Erde,   der  alles  in  sich  schliesst. 

3.,4.,u.3.     ES   sind  drei  Forderungen,   die  zu- 
saip^eagehoren;  Av.audoh  soroh  =  Verbot  des  Götzendienstes, 


i  H 


i 


-     20     - 


2*  Lau  zirzoch:   Verbot  des  Blutvergiesjions. 
3.  Lau  zinoi't:    Die  verbotenen  Ehen,  Unzudit  etc. 

« 

6.  :  Ever  min  haohajeh:  Das  Verbot  der 
Tierciuäleröi:  Dcts  Vermeiaen  von  Schmer zlugung  an 
lebenden  wesen# 

BS  war  z.B.  Trüher  im  Orient  Sitte,  wie 
insbesondere  Lehrer  GKittmau  ausTührte,  dass  die 
Mensouen  ihren  Proviant  in  l^ib^nder  Porp;  mitnahmen, 
^•a*  von  einer  Kuh  in  roher  V/e^se  Stacke  Fleisch  zum 
Verzehren  heraussclmitten,  wodruch  das  Tier  natürlich 
sehr  leiden  mauste.   Genau  so  wie  eine  andere  Unsitte; 
Dass  man  das  Muttertier  melkte  und  das  Zicklein  schlach- 
tete, da  dctö  Wasser  i^jaapp  war. 

7*  &esel  •  •  •  •  Verbot  des  Raubes,  For- 
mulierung des  Eigontumsbegrifi . 

Ich  möchte  an  di  ser  Stelle  noch  einmal 
betonen,  dass  diese  7  Gebote  keine  partikalu,ris  tischen 
Forderungen  sina,  sonaern  rein  etriische  Forderungen, 
paaagogisch-praktisch  Tormuliert*  Hier  haben  v^ir 
ein  Beispiel,  wie  metaihysische  V/erte^  ins  Praktibche 
umgesetzt  werden* 

Sogar  das  Leben  aer  Tiere  ixd   dem  der  Menscen 
gleiohbewertett   Liese  7  Forderungen  las. ; en  d eut lieh 
das  ,^üdische  Leben  erkann ^^n,  diesen  wunderbaren  Orga- 
nismus des  religiösen  Systems  der  Juden.  Beginnt?nd 

*  •      "  -. ■ 

mit  der  seh itf tlichen  Lehre  der  Bibel  und  daran 
rankend  die  mündliche  Lehre.  Das  Judentum  bewegt 
sich  aulheiligcxn  Boden,  der  diuse  »ligiöse  Bindung 
geschaffen  hat« 


1 .   Religion  als  zentraler  Lebensstandpunkt 


Die  Bellgion  hatte  einmal  die  Herrschaft  in  der  »Veit. 

Das  war  im  Mittelalter.  Sie  hatte  das  Reich  G'ttes  auf 
Erden  schaffen  können, nach  welchem  die  Sehnsucht  in  den 
Herzen  der  Menschen  brennt«  Aber  die  Religion  des  Mit= 
telalters  hatte  trotz  d3s  weltlichen  Armes, der  ihr  zur 
Verfügung  stand, diese  Aufgabe  nicht  erfüllt •  SJU   Es 
triijmphierte  vielmehr  die  menschliche  Selbstsucht  mit 
ihren  Trabanten  der  niedrigen  Leidenschaften.  Und  da 
die  Eeligion  iiire  ev;ige  Aufgabe  nicht  erf  ullite , wurde  sie 
mit  Verbannung  bestraft •  Sie  wurde  verbannt  aus  dem  Be« 
zirk  dessen, was  die  Menschen  in  Yalirheit  schätzten  \md 
was  sie  als  Höchstes  anerkannten.  Gewiss  gab  es  noch 

* 

viel  Relision,weil  es  immer  religiöse  Menschen  gibt, die 

auch  in  Aon   Zeiten  schwerster  Bedrückung  und  Verfinsterung 

if     ■         ■ 

der  Wahrheit  vom  Höchsten  nicht  lassen«  Aber  was  man  so 
schlechthin  Religion  nennt, der  in  ein  System  geformte 
Weg  zw   G'tt  befand  sich  in  einer  gefährlichen  Ruhestellung^ 
Alles  war  passiv, ein  Sickzugjnur  die  Pietät  hielt  noch 
von  der  haltlosen  Flucht  zuriclc*  Die  Menschen, die  darin 
den  traurigen  Mut  auf brachten, diese  Flucht  als  Rettung 
zu  preis(^n,die  die  Heligion  als  Opium  verleumdeten, die 
ein  Paradies  auf  Erden  errichten  v/ollten  aber  ohne  die 


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Herrschaft  des  (Göttlichen, hatten  ein  leichtes  Spiel • 
Sie  hatten  nur  die  letzte  Scham  vor  der  Verletzung  der 
\  Pietät  gegen   Eltern, Grosseltem  zu  beseitigen; und  Scham= 
'  losigkeit  ist  ein  gSlZ   süsses  Gift*  Die  vor  der  Religion 
Fliehenden  wuchsen  zu  einem  gewaltigen  neexe  an.   Gross 
war  die  Strafe  der  Religion, die  ihre  Stunde  verpasste, 
da  weltliche  Macht  es  ihr  ermöglicht  hätte, ein  göttli= 
ohes  £^ioh  des  Friedens  und  des  -ienschengläckes  auf  Er  » 
den  zu  errichten •  Sie  hatte  in  der  die  Wirtschaft  ver= 
göttlichenden  Menschheit  ihren  Kredit  verloren»  Ihren 
Dienern  haftete  ÜtXK&S  ein  Schimmer  der  Lache rliibhkeit 


,  ) 


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j   1  an.  Die  Religion  war  in  den  Staub  gezogen •  Sie  wurde 


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verspottet  .verachtet  ,1)0 schimpft.  Aus  der  Be^himpfun« 
w^lrde  öina  ./iusenschaft.  In  Äuoesn  wurden  ihre  "Ergebnisse* 
anschaulich  zur  Darstellung  gebracht.  Wie  rfin  Wahnsinn 

verbreitet»  -^ich  Auflehnung  und  Frechheit  gegen  das 

Höchste  ,\uid  kein  Blitzstrahl  fuhr  aus  hoiterem  Himmel 

hernieder, um  den  Lästerer  zu  z'ichtigen.  Wair  das  nicht 

es 

.o4r.   t^/>wp1r  :la-Pür . das 3/e in  (löttliches  gXXlI 


^ 


So  dachten  die  Menschen.  Sie  hatten  O'tt  getötet.  Der 

der  Vemichtting 
Gelehrte  hatte  sein  Verk/mit  klugen, logisch  fein  aufge= 

bauten  Schlussfplgerungsn  und  Beweisen  ausgeführt ; der 
Politiker  hatte  in  Versam;alungen  mit  ihm  abgerechnet; 
das  Volk  IJSÄlMXÄIäÄXfiSI  verliess  die  Cr»  tteshäuser 
und  f'ihlte  sich  scheinbar  frei  und  glücklich  in  einem 
lustvollen  Leben »für  das  nach  den  empfangenen  Lehren 
ja  keine  Hechenschaft  mehr  .SffiÄ  vor  einem  Höheren  abzu» 
lögen  V7:ir.  G'tt  v^ar  tot; es  lebe  der  G'tt  Mensch! 

Der  .Veg  aum  Erd^nglück  der  "Menschheit  war  nun  ei* 
gentlich  frei.  Die  Religion  war  vernichtet; ihre  Diener 
-die  "Pfaffen"-  diffamiert.  An  Stelle  der  Profeten  hat= 
ten  Philosophen  und  Literaten  freie  3ahn,den  V7eg  zum 
Glück  zu  weisen.  Alles  war  bereit.  Nxzr  das  Glück,dessen 
Kommen  doch  berechnet  war, sollte  nicht  nahen.  Sollte 
vielleicht  doch  ein  Fehler  tn  der  Recliniing  sein?  Oder 
gar  viele  Fehler?  Der  »^enschengeist  hatte  Maschinen  er= 
funden.  Aber  die  toten  Eisenleiber  w-arden  aus  Sklaven 
zu  Herren  und  vcrdamaten  Millionen  von  ifienschen  ziir 
Arbeitslosigkeit, zum  Hunger.  Die  Gelehrten  erfanden  Me« 
thoden  zur  ungeheuren  Verunehrung  von  Währung  und  Gütern. 
Aber  andere  scheinen  vom  7/ahnsinn  ergriffen  zu  sein, da 
Aie  darttber  nachdenken  müssen  »wie  man  einen  Teil  dieser 
Güter  wieder  vernichtet  ,nicht  weil  kein  Mensch  mehr 
hungerte, scndem  weil  die  menschliche  Gewinnsuoh* nicht 
befriedigt  'wurde.  In  dem  einen  Erdteil  starben  Millionen 

Menschen  am  Hunger.  Im  anderen  Erdteil  fütterte  man  das 

'    .  ^  ^.  ^  T  ■,      «4.<,r«v.  Grosse  Geister  waren  am 
Brotgetreide  den  Lokomotiven. 


'^erke,uai  die  Unordniing  au  bannen  ,\un  den  V/ahnsinn  z\x   be= 
seitigen.  Aber  wahrend  sie  mit  fiiesenkxäften  sich  bemüh» 
ten.dem  Glück  der  Volkerverütundigung  die  Tore  zu  öff= 
xien ,\vxi.Jh302i  dieue  Toro  vor  ihren  Augen  zu.   Die  Zollmau» 
em  wiirden  immer  hoher; sie  öeschränlcung  saxf   die  Guter 
dti3   eigenen  ^andoü  inuaer  nutwencilijore  Und  schon  begann 
auoh  das  Kriegsschvvert  zu  rasüclne  Es  gab  wieder  Feinde  ^ 
deren  Vernichtung  höchstes  ^ebot  vmrde*  Der  kaum  ge» 
gründete  Völkcrbimd  begann  abzubröckeln*  Hot  und  Tod 
schritt  wieder  Über  die  Erde.  Das  erwartete  Glück  war 
ausgeblieben.  Die  Menschen  fühlten  sich  ent tauscht. 
Und  Enttäuschung  ist  eine  Sprache.  Eine  Sprache  ohne 
./orte, aber  deutlicher  als  jede  -^ede. 

7/er  si)richt  die  Sprache  der  Enttäuschung?  Wer 
«chliesut  die  Tore  Irdischen  Gläckes  mit  furchtbarer, 
lautlOüer  Go  .alt , während  die  Menschlein  sich  abmühen, 
die  i^ore  i^y^isTTi^^^itf  offen  zu   halten?  Antworten  wir  mit 
den  .Vorten  des  Sdngcrs  (Psalm  2,1  -  5): 

"Ä^arum  lärmen  die  Völizer  und  ersinnen  Natio» 
nen   Eitles?  -  Es  stehen  aui*  Könige  der  Erde, 
und  Fürsten  ^ft>rlj|^**^^^*^'^^^^^  beraten  sich  ge» 
«jen  G'^t  und  seinen  Gesalbten^  'Wir  wollen 
ihre  j3aride  zerroissen  und  ihre  Fesseln  von 
-uns  werfen!  •   -  Der  im  Himmel  wohnt  lacht; 
der  Herr  spottet  ihrer!  Dann  spricht  er  zu 
ihnen  im  Zo2m,^md  mit  seinem  Grimm  schreckt 
er  sie*" . 

.Ya^irlioh, alles  ist  schon  ^ewosen  iind  es  gibt  nichts 
Heues  imter  der  Sonne!  (Eoheleth  1,9).  ^Vas  sich  vor  unse« 
r^n   Augen  in  der  Vi^rgangenen   2iext  abspielte , war  dasselbe^ 
vvas  seit  Jahrtausenden  in  ima^^r  neuen  Formen  sich  wie= 
derholte;  die  Flucht  vor  G'tt!  Ob  mit  Lärm  oder  mit 
der  Uctaubung  durch  Hingabe  an  ein  Loben  des  eitlen 
Genusses, ob  durch  Beratung  und  klug  und  schlau  ersonnene 
Gedanken  uad   Plane, oder  ob  mit  revolutitoärer  Zerstö» 
rungswu/t,-  immer  war  es  eine  Flucht  vor  G*tt.  Die  Men» 
sehen  haben  sich  wie  Kinder  benommen; sie  nahmen  ihre 
Hände  vor  die  Av^en  und  sagten  mit  ßeziog  a\if  das  GÖttli« 
che;  ich  sehe  dich  nicht!  lind  weil  sie  nun   so  weit  ab=« 


Irrttn  vom  richtigen  Weg, weil  sie  die  Langrnut  Gattes 

als  Beweis  für  die  Richtigkeit  ihrer  Verirrung  betrach« 

teten^so  müssen  sie  nun  in  der  V7Uste  ihres  Irrweges  das 

sohreokliche  Hohnlachen  des  göttlichen  Schicksals  hären , 

das  sein  Spiel  mit  den  Verirrten  treibt #  Es  gibt  keinei^ 

schrecklichere  Verhöhniuig  als  UJÜj;  die  Ohnmacht  der 

menschlichen  Macht »als  die  Unf ählgkeit »Ton  dem  Wasser 

zu  trinken »das  man  sich  selbst  erbohrt  hat#  Die  Menschen 

der  Gegenwart  mUssen  erfahren, dass  es  keine  flucht  Tor 

G*tt  und  seiner  durch  ihn  gesetzten  Aufgabe  geben  kann 

und  darf ; sie  müssen  erfahren ,dass  die  versuchte  flucht 

Todesgefahr  bedeutet!  Sie  erleben  zu  Ihrer  ZeittZu  ihrer 

Stimde,was  der  Psalmist  in  die  Worte  gekleidet  (Ps*139t 

7  -  lo)i    ••Wohin  soll  ich  gehen  vor  deinem  Geiste? 

wohin  vor  deinem  Angesichte  fliehn? 
wenn  ich  in  den  Himmel  stiege ^so  bist  du  dort, 
legte  ich  mich  in  die  Gruft  tauch  da  bist  du! 
Trüge  ich  Flügel  der  Morgenröte  p 
wohnte  ich  am  Ende  des  Meeres , 
auch  dort  leitete  mich  deine  Hand 
und  ergriffe  mich  deine  Rechte  !•• 

So  spricht  denn  mit  eindeutiger  Gewalt  die  Lehre 

der  Gegenwart  zu  uns:  TfllYISTfll  Die  Menschen  sind  auf 

falschem  >/ege  gewesen^als  sie  G*tt  leugneten^als  sie 

die  Flucht  vor  ihm  ergriffen  in  das  Land  des  Hichtver» 

pflichtetseinSfdas  Land  ausschliesslichen, irdischen  Ge» 

nusses*  Die  Menschen  müssen  erkennen ^dass  diese  Flucht 

die  verschiedensten  Formen  angenommen  hatte  ,und  dass 

sie  mit  Riesenschritten  dem  Untergang  entgegeneilen^ 

wenn  sie  nicht  endlich  erkennen ^wo  sie  stehen  und  was 

geschehen  muss.  Es  gibt  nur  eine  Rettung  für  die  Mensch» 

heit:  das  ist  die  Umkehr  zu  GHt!  Mit  rasender  ^wahnsinni^^ 

ger  Wiit  haben  sie  sich  in  die  Erde  verbissen  und  wollten 

die  Welt  des  Stoffes  auf  den  Thron  Gattes  setzen»  Sie 

müssen  ablassen  von  dieser  lebensgefährlichen  Sünde  in 

Jeder  Form  land  müssen  wieder  heimkehren  in  ih»  wahre/^ 

Heimat  g*ttgebundenen  Lebens«  Ueber  xmserer  i^eit  steht 

ein  gewaltiges  Wort  als  leuchtende  Aufgabe:  Teschuwah^ 

Umkehr!  Und  wir  wollen  diese  Aufgabe  erfüllen ^ indem  wir 


versuch«n,den  Standpunkt  des  Judentums  zu  suchen  und  zu 


erkennen» 

Stellen  wir  es  gleich  von  vornhinein  fest:  Das 

Judentum  ist  Religion ,d.h.  Bindung  an  G'tt!  Wie  dies  zu 

verstehen  ist.muss  die  kommende  Untersuchung  ergeben; 

aber  am  Anfang  muss  diesej^  Erkenntnis  und  dieses  «ekennt« 

nis  stehen;  Ob  wir  wollen  oder  nicht  -  das  Judentum  ist 

•wige  Bindung  an  G'tt.  Lösung  von  dieser  Bindung  ist 

Ist 
Selbstmord.  MlÄXder  Jude  als  g'ttgebundener  »ensch 

gefährdet, so  ist  es  sein  Schicksal »dem  er  nicht  entgehen 

kann »vielleicht  eine  Prüfung »die  ihn  in  eine  höhere 

Stufe  versetzen  wird.  Ist  der  Jude  jedoch  als  von  G'tt 

losgelöster  Mensch  gefährdet »so  hat  er  selbst  die  Gefahr 

auf  sich  herabbeschworen  dwxch  die  Flucht  vor  seiner 

Bestimmiing  »vor  seiner  Aufgabe  »durch  den  Verrat  an  sich 

selbst.  G*tt  hat  vor  Jahrtausenden  mit  unserem  Stammvater 

Abraham  einen  Bund  geschlossen.  Das  Bundeszeichen 

der  Beschneidung  legt  bis  zum  heutigen  Tag  an  unserem 

eigenen  Körper  i^eugnis  ab  von  der  Virklichkeit  dieses 

Bündnisses  »von  der  Unmöglichkeit  »dem  Blande  «i  entfliehen. 

Hier  hat  die  \mbe schreibbare  geistige  Verbindung  mit 

dem  Urheber  alles  Seins  einen  in  greifbarste  Hähe  drln= 

genden  körperlichen »stofflichen  Ausdruck  gefunden.  Es 

wäre  nicht  zu  begreifen »wie  die  Mahnung  der  G« ttesbindung 

vergessen  werden  konnte »die  in  diesem  sichtbaren  ^eichen 

liegt »wenn  nicht  der  rfahnsinn  der  Gottlosigkeit »der  sich 

über  die  Erde  ergossen  hatte »auch  unsere  Gemeinschaft 

krank  gemacht  hätte.  Halten  wir  also  fest:  Judentum  ist 

für  alle  Ewigkeit  die  Verpflichtung  der  Juden »sich  an 

G'tt  2U  binden  »sich  i^  und  seinem  .Villen  unterzuordnen. 

W«r  aber  kündet  uns  von  dieser  Jüdischer  Religion, 

und  was  ist  überhaupt  diese  Keligion?  Hier  müssen  wir  zu= 

nächst  eine  Peststellxing  treffeniilX  Es  ist  den  *enschen 

auf  allen  Gebieten  der  -fissenschaf t  ohne  -Weiteres  begreif» 

lioh.dass  nicht  jeder  die  neuen  Ergebnisse  der  Forschung 


und  die  g<5nialaii  Leistungen  d^r  äfahrheitsfindun«  zu3tan= 
de  "bringan  kann.  Auch  wenn  hernach  ein  jeder  imstande 
ist »den  pythagoreischen  Lehrsatz  zu  begreifen, so  ist 
seine  Pindxmg  doch  eine  einmalige  »unnaWiahailiche  Tat. 
Die  grossen  (xelehrten  sind  gleichsam  »egebahner  in  dem 
unübersehbaren  und  dunklea  üeländo  inenaohlichen  -^ebens; 
niemand  wurde  sich  deshalb  mit  ihnen  vorgleichen, vrfeil 


er  den  einmal  gebahnton  7eg  nun  mit  leichter  Mü^e  nach» 

zuschreiten  vermag.  Anders  war  es  im  Gsbieto  der  Beligion. 

Da  hielt  sich  ein  jeder  für  sachverständig.  Ein  jeder 

glaubte ,G*tt  vor  das  Pomim  soines  eigenen  Verstandes 

ziehen  zu  d  Irfen ,".'»« il  er  erwartete, selbst  ..'erkzeug  ei= 

ner  Offenbarung  werden  zu  können »falls  es  so  etwas  ge= 

ben  sollte.  Diese  Menschen  hätten  jadooh  nur  ihre  Er« 

fahrungen  axif  den  Gebieten  der  -Vissenschaft  übertragen 

müssen  auf  das  Gebiet  der  Religion, um  zu  wissen ,dass 

begnadete 
es  auch  hier  so  ist,das3  nur  wenige/Menschen  würdig 

sind  »der  religiösen  Erkenntnis  a\x£   Erden  den  Weg  zu 
bahnen, das3  jedoch  die  anderen  Menschen  dio  Möglichkeit 
haben, den  einmal  gebahnten  Veg  nschzuschreiten  und  dann 
im  eigenen  Erleben  bestätigt  zu  finden »was  die  Grossen 
entdeckt  und  verkündet  haben. 

Diejenigen  »die  a\jf  dem  Gebiete  der  Religion  die 
Wahrheit  verkündeten »waren  unsere  Ptofetcn »Menschen» 
deren  ^eben  mit  inbrünstiger  Glut  an  das  Göttliche  ge= 
bunden  war  »sodass  eine  Loslösung  iUUUI  einem  augenblick=  # 
liehen  Tode  gleichgeitommen  wäre.  Gewiss  ist  in  ihnen 

manchmal  auch  der  Gedanke  aufgestiegen »sich  zu  lö^en» 

gegmn   die 
einmal  ohne  r/iderspruch  MYBlti  anderen  **enschen  leben 

zu  können; aber  die  Ohnmacht  dieses  Wxmsches  zeigt  den 

unerhörten  Grad  ihrer  Bindung  an  das  Höchste.  Das  er= 

schüttemdste  Beispiel  ist  der  Prof  et  Jeremia.  Er  bricht 

in  die  Worte  aus;  (Jer.2o»7  -  9): 

"Du  hast  mich  Überredet  G*tt»und  ich  liess  mich 
überreden; du  hast  mich  ergriffen  und  hast  es 
fertig  gebracht.  Ich  war  zum  KllB?BKiXilB«Xiü«fciM 

XXig  Gelächter  den  ganzen  Tag; alles  spottet  über 
mich.  So  oft  ich  red«»muss  loh  schreien» 


■-^v, 


Gewalttat  und  ßedrliokun«  muss  ich  nrfenjso  ist  das 
C}'tte3  mir  z\xr   Schmach  geworden  und  zum  Spott  ^jn 
TaglBa  sprach  ich:  ich  will  £Uii£  nicht  m«hr  SililXil 
an  ihn  d<9nken .nicht  mehr  in  seinem  Namen  reden.  Da  war 
es  aber  in  mir  wie  ein  verzehrendes  ITeuer  »eingeschlossen 
in  meine  Geheine  ;ich  versuchte  ,espa  auszuhaltenjaher 
ich  konnte  nicht!" 

Solche  Worte  anzutasten, erregt  Scham  in  uns.  Hier 

ringt  ein  ewiger  Geist  mit  G'tt.und  für  uns  ist  es  Li« 
teratur?  Aber  wir  wollen  um  \m3erer  selbst  willen  nicht 
schweigen, denn  trotz  aller  menschlichen  Kleinheit  spa- 
ren wir,dass  der  Prof et  in  seinem  Kampfe, in  welchem  sei» 
^   •..  _j-t.  ^^\,^^-mr,v,o-?*   ur-fnriA'h  .unseren  Kamüf  KSTS^t 


fJihrt.  7ie  weit  sind  doch  die  Menschen  von  G'tt  entfernt! 
Sie  haben  sich  Ja  entschlossen, nicht  mehr  von  G'tt  zu 
reden.  Sie  haben  in  rasender  Verwirrung  ihr  Leben  von 
jedem  wahrhaften  G' ttverbundens^in  ausgepresst  und  in 
die  Erde  verklam^-nert !  Ist  das  nicht  der  Kampf  des  Pro» 
feten  im  Grossen?  Gewiss  sind  die  Menschen  kleine ,uabe= 
deutende  Wesen;aber  in  ihrer  Gesamtheit  offenbart  sich 
die  mitleiderrogende  Tragödie  des  Menschen  schlechthin. 
Die  Bindung  an  das  Göttliche  ist  zu  gewaltig , eine  un= 
geheure  Forderung, die  vielleicht  naturnotwendig  einmal 
in  jedem  den  G. danken  hervorruft , ob  es  nicht  eine  Lösung 
von  diesem  Zwange  geben  könnte.  Einmal  richtet  sich 
vielleicht  in  jedem  das  Gigantische  auf  und  versucht, 
die  Fesseln  zu  lösen, die  ihn  an  den  üimmel  schmieden. 
Knechtschaft  drückt  nieder  und  verfinstert  das  Lebon. 
Ist  die  Bindung  an  G'tt  nicht  auch  eine  Knechtschaft? 
Ist  es  würdig »immer  nur  nach  dem  «illen  des  Höchsten 
zu  fragen?  Ist  es  nicht  menschenwürdiger, in  freier 
Selbstverantworung  seinen  Lebensweg  mit  stolzer  ünab» 
hanglgkeit  zu  gehen?  Ja  wir  sehen, wie  die  Autonomie  des 
Menschengeistes, die  der  grosse  Philosoph  dem  Menschen 
der  Heuzeit  gegeben  hat »ein  Geschenk  darstellt, das  viel» 
leicht  seine  wahre  Bedeutung  erst  auf  dem  Hintergrunde 
des  gewaltige»  Kampfes  gegen  die  G'ttesbindung  erhalt. 
Auch  wenn  der  grosse  Denker  selbst  ein  from^ner  «^ensch  war 
^  _^ 4^ni^4/%u*i-  v»4Ä-f  f\nt>yt   niöhta  anderes  AJULt  als 


8 


das  ;?erkz«uß  der  G'tt«ntf«rrung  gev/esen.  Salt  den  Ta« 
gen  der  Schöpf ung .da  das  Unerhörte  geschehen, was  uns 
in  majestcttisoher  Spracheals  der  mie  G'ttes  mitge» 
teUt  wird:  V/ir  wollen  einen  Menschen  schaffen  nach 
unserem  Bilde , nach  unserer  Aehnllohkeit-  (l.M.1,26), 
seit  der  Mensch  mit  dem  göttlichen  Funken  gebildet 
wurde ,der  ihm  Ahnung  des  Höchsten  erleuchtend  vermit- 
telt »seit  diesem  Tage  finden  wir  immer  wiader  den  ter= 
8uch,sich  vom  Göttlichen  zu  lösen.sich  seihst  violeioht 
zum  G'tte  zu  machen, wenigstens  for  seinen  eigenen  Leben« 
beeirkiseit  diesen  Tagen  gibt  es  immer  wieder  den  Kampf 
gegen  G'tt  und  das  Streben.aus  dieser  vermeintlichen 

Sklaverei  sich  zu  lösen» 

Diesen  Kampf  haben  die  Menschen  der  Gegenwart 
Form  erlebt; sie  erkannten  seine  Ursache 


in 

in  dem  gierigen  Lechzen  nach  irdischem  fenuss »dessen 

höchstes  Ziel, die  itocht, Augen/Herz  SIX  wie  mit  einem 
Nebelschleier  verdüstert.  Aber  in  dem  Proteten  Jeremia 
sehen  wir  diesen  Kampf  in  wlinifeer  Form.  Hier  kämpft 
nicht  ein  genus suchtiger  Mensch  nach  Lust  und  Macht, 
hier  kämpft  nicht  die  Trägheit  um  ihre  Ruhe:  hier  kaiqEft 
ejji  älensch  um  sein  Leben!  Zu  viel  Schmerz  und  Leid 
ist  schon  über  ihn  gekommen;er  kann  einfach  nicht  mehr. 
Da  schreit  er  auf:  Ich  will  nicht  mehr  denken  und  nicht 
mehr  reden,d.h.  an  G'tt  den^ken  und  von  G'tt  sprechen, 
denn  es  gibt  für  den  Profeten  überhaupt  kein  anderes 
Denken  und  Beden!  und  dieser  Schrei  des  "Ich  will  nicht 
mehr!"  und  des  schmerzlich«ten  und  aufwühlendsten  ?Hein! 
nein!"  b^rmt  wie  fressendes  Feuer  in  seinen  Gebeinen. 
Er  muss  erkennen.dass  dieses' nein« zugleich  der  Tod  der 
Seele  wäre.  Die  Seele  schaut  G'tt, und  sie  kann  nicht  sa= 
gen:  Ich  sehe  nicht!  Hicht sehenwollen  und  doch  Sehenmüs« 
sen  -zwischen  diesen  beiden  Polen  liegt  die  Tragödie 
alles  Menschlichen!  Die  Grossen  durchkämpfen  diese  Tra- 
gödie; die  Kleinen  -und  hiezu  gehörte  die  Meuzeit-  halten 


f 


Ih-r«  Hand  vor  dt«  Augan  und  sa^en:  Ich  söhe  nichts!  Di« 
inutis«n  I«\«isGhen  dor  K«na*fct  war»n  in  W.'^hrheit  feige! 
MUSS  man  es  einem  Menaohen  sf»genab«r   Liberhaupt  ausspre» 
oh«n,da38  wir  in  jeder  Faser  unseres  Seii»verknlijft  sind 
mit  dem  allewigen  Sein?  Daaa  wir  «in  Hiohts  sind »ein 
Stauboh<§n  »dass  der  Lufthauoh  Tod  von  der  Erde  hinwicpu» 
stet?  Dieses  schwankende  Sein  des  Menschen  zu  erkennen 
und  naoh  dioöer  Erk«natnis  zu  handeln  -  dies  erfordert 
wahren  Mut!  Wir  aussen  erkennen  und  be können  »auch  wenn 
unser  Herz  dabei  blutet »dass  wir  auf  Erden  nur  zu  Gast 
sftndjdass  unser  Dasein  anderswo  im  Sein  verankert  sein 
muss  jdast?  wir  so  leben  aüsaen  ,dass  unser  Leben  von  uns 
in  unserer  wahren  lieiiaat  vor  dem  Richtersttol  eines 
ewigen  Richters  verantwortet  werden  kannjf(,dass  unoer 
irdisches  Leben  sich  abspielt  mtor  diesen  Himinel  cv/igen 
Ernstes, dass  jedes  irdisch-Ileitsre  von  einer  Träne  un» 
spielt  wird.dasa  durch  alles  Dasein  ein  ewiges  Kommen 
und  G«hen  sich  schlängelt , dass  das  Leben  des  Einen/de« 
Tod  des  Andern  bedeutet, dass  in  den 
starken  Raubvogels  die  Taube  im  Todeskampf  sich  windet, 
dass  ein  . chrei  durch  alles  irdische  Sein  hallt, Schrei 
des  Schmerzes  und  Schrei  der  Lust »Schrei  des  Todes  und 
Schrei  des  Lebens  ,\uid  dass  in  diesem  Schrei  tönt  der 
Kampf  um  G'tt!  Wir  wissen  es; aber  wir  verstehen  es  nicht. 
Wir  hören  die  Stimme  O'ttesjaber  sie  ist  zu  gewaltig, 
als  dass  wir  sie  nicht  fürchteten, als  dass  jvir  nicht 
verleitet  werden  sollten »unsere  Ohren  verstopfen  zu 
wollen.  Aber  unsere  Profeten  reisson  uns  die  :7atte  aus 
den  Ohren, und  ihr  -Vort  gellt  in  unserem  Herzen  wider, 
und  in  uns  brennt  durch  sie  entfacht  die  Flamme  der  Er=» 
kenntnis.dass  ein  G'tt  ist, und  nichts  als  G'tt  ist, und 
wir  Manschen  nichts  sind, wenn  wir  nicht  in  G'tt  sind, 
dass  a'ttfluoht  erbärmliche  Feigheit  ist  und  Flucht  ins 
Verderben  zugleich!  i/ir  sprechen, wir  bekennen  mit  dem 


des  stolz- 


.Xl&M 


lo 


di«  bliridmach.nd«  Götztnbind«  d«m  Volk«  von  d«n  Aug.n 
g«riss«n  hat:  "D.r  Ewig«  ist  G'tt.d«r  Ewig«  ist  G'TT!" 

V«rsucht  man  di«  Grund«  auf zud«ck«n,di«  uns  zur 
restlos.n  An«rk«nnung  d«s  Göttlich«n  zwing«n,di«  uns 
gar  k«in«n  and«r«n  Ausw«g  m«hr  lassen, als  d«n,lIX  all«i 
G«sch«h«n  und  Sein  auf  G'tt  zu  b«zi«h«n,in  all«m  nach 
s.in.m  Will.n  zu  fragen. so  liegt  einer  der  Hauptgr'inde 
in  der  Antwort  auf  die  Frage:  was  wird  nach  dem  lode 
pi^fTS»T5iis  sein?  Das  Naheliegende  wäre  »diese  Frage 
haupt  nicht  zu  stellen.  Auch  wenn  Mi  uns  das  Erleben 
des  Tieres  imner  fremd  bleiben  mag, so  entsteht  in  uns 
doch  die  Vermutung, dass  ein  Tier  wohl  kaum  die  frage: 
was  wird  aach  dem  TAde  sein?  empfind«n  wird.  .Vir  Menschen 
können  jedoch  dieser  Frage  nicht  ausweichen.  Das  V.rhal» 
ten  des  Tieres  ist  uns  versperrt.  Schon  die  Tatsache, 
dass  diese  Frage  entstehen  kann »beweist , dass  wir  ihr 
nicht  ausweichen  dirfen.  Di«  Unterdrückung  dieser  Frag« 
muss  in  irgend  einer  Art;^  ein  Vergehen  gegen  unsere 
menschliche  Bestimmung  sein, so  als  ob  jemand  wissen 

könnte, eine  Mauer  drohe  einzust irzen.und  trotzdem  nicht 

und  GefahrdiuiJE  u<«^«%.* 

fKTgTüiig«  die  Annäherung/anderer  Menschen  verhindere . 

Wie  ab«r  kann  denn  ein  Mensch  diese  Frage  beantwor= 
t«n?  Hoch  nie  ist  jemand  zurückgekommen , um  uns  Kund« 
geben  zu  können  von  späterem  S«inl  Es  war«  jedoch  ein 
törichter  Entschluss ,aus  diesem  Grund«  auf  j«de  Antwort 
verzichten  zu  wollen, wenn  dieser  Virzicht  ein  hemmungslos 
8«s  L«ben  ermöglichen  sollt«.  In  diesem  Falle  müsste 
man  sagen, dass  di«  nach  B«fri«digung  schreienden  Leiden- 
sohaft«n  d«s  M«nsch«n  einen  allzu  feilen  Bundesgenossen 
in  de«  Nichtwissen  gefunden  hatten.  Ab«r  di«  Leiden« 
sohaften  kompromittieren  ihren  Bundesgenossen  nicht  als 
ein  Nichtwissen  sondern  als  ein  Nichtwissenwollen!  Es 
gibt  Religionen, die  di«  Kund«  vom  jenseitigen  Leben 
weit  ausgebaut  haben.  Das  hat  das  Judentum  nicht  getan. 
Aber  es  hat  mit  unumstösslicher  Deutlichkeit  eines 


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11 

g«l«hrt:  dit  (^twisshtit  ,dass  e*  «in  Fortlebtn  nach  d«m 

darlibtr  hinaus: 
Tode  gibt/dass  der  Mensch  Eechenßohaft  ablegen  muss 

für  die  P'ihrung  seines  irdischen  Leben»!  Diese  Gewiss» 

heit  ist  in  der  Heiligen  Schrift  so  gro««,da8s  sie 

nirgends  ausdrlcklich  ausgesprochen  werden  ausste.  Das 

Selbstverständliche  wird  ja  nie  in  .'.'orte  gefasst!  Wer 

die  unendliche  sittliche  Glut  biblischer  Lebensführung 

enaisst.der  weiss, dass  sie  ihre  Kraft  saugt  aus  der 

GewiBsheit  ewiger  Polgen.  Kur  eine  solche  Einstellung 

weiss  den  Menschen  im  Sittlichen  unermüdlich  anzustossen 

und  aufrecht  zu  erhalten.  Auch  wenn  das  talaudisohe 

Judentun  mit  abüoluter  Vortdeutlichkeit  den  ^edanken 

der  Unsterblichkeit  und  Verantwortlichkeit  nach  den 

Tode  nicht  formuliert  hätte, so  müsste  doch  ein  jeder, 


der  hinter  den  fforten  die  Atmosphäre  sieht, au»  der 
sie  geboren  .vorden,den  biblischen  Menschen , aber  insbe» 
sondere  den  Profeten  als  den  mit  Ewigkeiten  und  ewigen 
Polgen  rechnenden  Menschen  erkennen! 

In  diesea  Zusammenhange , wo  die  Bedeutung  der  Bibel 
fllr  das  Judentum  noch  nicht  erörtert  worden  ist, soll 
jedoch  auf  diesen  G.danken  biblischer  Beisplelgebung 


UifiX 


fiXXXSSISSZ 


a\if  die  Ewigkeit  gerichtete  Blick  auf  die  Lebens- 
gestaltiing  eines  Menschen  auszuüben  imstandeist l  Wir 
können  freilich  in  unseren  Gedankengangen  immer  nur  den 
Weg  rückschlies sende r  ßewegmig  gehen.  Die  Wahrheit  oder 
Unwahrheit  einer  Sache  offenbart  sich  dem  Menschen  am 
Deutlichsten  immer  nur  in  den  Polgen.  "Die  Prüchte 
legen  Zeugnis  ab"!  Nähmen  wir  nun  an,  dass  -  wie  so  oft 
in  der  Geschichte  der  Menschheit  gelehrt  wurde  -  mit  den 
Tode  wirklich  alles  aus  wäre  -  was  wire  die  Folge? 
Müssten  den  Menschen  nicht  einen  rasenden  Lebenshunger 
nach  Befriedigung  aller  Leidenschaften  und  Triebe  er- 
fassen? Ihn  hält  ja  nicht  der  dumpfe ,  von  der  Vernunft 
nicht  erhellte  Instinkt  des  Tieres  in  Schranken. 


-     12     - 


Es  ist  \inausdenk\iar ,  was  gcsohehen  wUrd« ,  wenn  der  von 
verantwortungslosen  Philisophen  leichtfertig  in  die   <Velt 

seif 


gesetzte  Gedanke,  dass  mit  dem  Tode  alles  aus 
von  allen  Menschen  oder  auch  nur  einem  erheblichen 
Teil  in  die  Praxis  umgesetzt  würde,  Schilderungen 
von  Schiffsuntergängen  berichten  uns  von  dem  grauenhaften 
Kampfe  um  das  bisschen  Leben,  das  sich  in  letzter  Minute 
erschütternd  abspielt.  Die  Verhältnisse  der  Menschen 
würden  der  wahnsinngeschwängerten  Luft  eines  Schiffs- 
unterganges gleichen:  Einer  der  Todfeind  des  andern, 
wenn  die  geringste  Lustbefriedigung  unterbunden  werden 
sollte!  Dieses  Grauenhafte  ist  nicht  Wahrheit,  kann  nicht 
Wahrheit  sein,  sonst  hätte  die  Menschheit  sich  längst 
schon  selbst  zerstört!  Es  ist  vielmehr  umgekehrt:  Das 
Leben  des  Menschen,  der  seit  Urzeiten  im  Tiefsten  ver- 
spürte, das  all  sein  Tun  im  irgendwelchen  Zusammenhange 
mit  dem  ewigen  Sein  stünde,  bekommt  den  heroischen  Schii|- 
mer  entsagungsbereiten  Mutes,  wenn  es  sein  muss,  wenn 
ein  Höheres  es  fordert.  Es  ist  gerade  so,  als  ob  der 
Mensch  ,  dessen  Blick  bei  aller  Erdnähe  auf  die  Ewigkeit 
gerichtet  ist,  innerlich  aufgerichtet  werde,  als  ob 
sein  aufrechter  Gang,  der  ihn  von  den  Tieren  unterscheide^ 
Ausdruck  klarbewusster  Unendlichkeitschau  wäre.  Die 
Menschen  waren  immer  klüger  als  ihre  falschen  Propheten, 
auch  wenn  diese  zahllose  zugrunde  richteten.  Wer  Jedoch 
lehrt,  dass  mit  dem  Tode  alles  aus  sei,  der  ist  ein  fal- 
scher Prophet?  der  vergiftet  die  herrliche  Natur  G'ttes, 
deren  Reinheit  nur  von  Menschen  getrübt  werden  kann.  Es 
gilt  nicht,  ihnen  i-eindschaft  zu  erklaren.  Sie  sind  arme 
Irregehende.  Es  gilt  vielmehr,  die  ffahrheitssuchenden 
zu  ermannen,  zu  dem  Entschlus*  sich  ohne  Beirrung  dem 
wahren  Sein,  dem  göttlichen  Sein  zuzuwenden  und 
als  sinngebende,  ewifsprudelnde ,  zentrale  Quelle 


ikMX  es 


ganzen  irdischen  Daseins  zu  erkennen  und  ihm  zu  dienen. 


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iljse  die  biindmaohende  Götzenbinde  dem  Volke  von  den 
Augen  gerissen  hat:  "Der  Ewi-ge  ist  G'tt.der  Ewige  ist 

G'tt!" 

Unsere  Profeten  haben  uns  den  Ewigen  gelehrt , dessen 

unaussprechlicher  Name  auf  dem  V/ege  durch  unsere  Geschiclp= 
te  uns  geheimnisvoll  begleitet  hat  und  ewig  begleiten 
wird.  Es  ist  das  Eigentümliche  und  Unabänderliche  des- 
Judentums,  dass  es  die  Worte  der  Profeten  als  Leit- 
Stern  durch  das  ganze  Leben  und  durch  die  ganze  Ge- 
sichichte  betrachtet.   Diese  Worte  sind  niedergelegt  in 
der  Heiligen  Schrift;  und  darum  ist  es  eine  UnrnQ^Hohkeit 
für  uns,  die  Bibel  irgendwie  nach  Art  einer  pro^Wn 
Schrift  zu  betrachten  oder  betrachten  zu  lassen.  Es 
gsht  nicht  an,  dass  das  Sezierraesser  des  Verstandes 
in  kalter  Berechnung  unsere  Heilige  Schrift  durchfurcht 
tmd  zerschneidet,  denn  as  W.rde  sonst  Spott  getrieben 
mit  dem  Heiligsten  und  dem  Herzblut  jener  gewaltigen 
Menschen,  deren  Leben  nichts  anderes  mehr  war  als  der 
Ausdruck  gottlichen  .7erkzeu;s  und  willens.  Wenn  in 
unseren  G«  tteshausern  die  Thorarolle  umhüllt  wird  :.iit 
prächtigem  Gewand,  gaschmickt  wird  init  leuchtender   • 
Krone  und  blinkendem  Schild,  und  wenn  diese  Rollen 
aufbewahrt  werden  im  besonderen  Schrein,  der  liebevoll 
für  sie  gebaut  XfiilÄ  und  geschmückt  wurde,  wenn  wir 
am  Fest  der  Thora-Preude  samtliche  T^iorarollen  heraus-^ 
nehmen  aus  ihrem  Haus  und  symbolisch  ein  Licht  hinein- 
stellen, damit  der  Schrein  des  göttlichen  Lichtes  nicht 
entbehre,  wenn  wir  diese  Rollen  in  strahlender  Feier 
durch  den  hohen  Raum  des  G'tteshauses  tragen  und  wenn 
in  den  kleineren  Gebetstuben  unserer  fro:^imen  ostjUdischen 
Brüder  ,äIIxÜf/Thora  in  Händen,  zum  Tanze  schreiten, 
so  kommt  in  all  diesen  Handlungen  die  unendliche  Liebe 
zum  Ausdruck,  die  aus  dem  Herzen  des  jüdischen  Volkes 
cmporwallt  und  die  schrif tgewordne  G'ttesstimme  umhült. 


-  11  - 


I 


tauras  Mauschc  e^es,  die  Lehre  Moses  ist  watrheit! 
Dieses  Wort  gibt  der  Grund Stimmung  jUdisoher  Be- 
trachtungsweise fUr  die  Heilige  Schrift  eindeutigen 
Ausdruck!  Unsere  Profeten  sind  uns  Wegweiser  im  düsteren 
Lnnde  irdischer  Verhüllung.  Nur  Profeten  können  sie 
in  die  Schränken  fordern,  und  könnten  das  herrliche 
Buch  der  Bihel  vielleicht  unter  die  kritische  Sonde 
nehmen.   »Ver  aher  kein  Prof  et  ist,  möge  die  Hand  davon 
lassen,  denn  er  Wirde  sich  mit  unheiligem  Spiel  am 
Heiligsten  verständigen,  oline  auch  nur  im  Geringsten 
xins  der  Wahrheit  näher  zu  bmgenl 

Um  diese  Heilige  Schrift  herum  rankt  sich 
mit  treues l-er  Gläubigkeit  das  jüdische  Leben  in  aller 
Zeit.  In  diesem  profetischen  Buche  sprudelt  die  ewig- 
lebendige  Quelle,  die  das  jüdische  Volk  auch  in  der 
härtesten  'iVüste  irdischen  Daseins  vor  dem  Verdursten  be- 
wahren wird.  Wenn  wir  sagen,  dass  das  Religiöse, 
die  sinngebende  Lebensbindung  an  G'tt  der  zentrale  Le- 
bensstandpunkt des  jüdischen  Daseins  'überhaupt  ist, 
so  müssen  wir  diesen  Gedanken,  diese  Feststellung 
eines  Seienden,  nicht  eines  Konstruierten  dahin  er- 
gänzen, dass  dieser  Lebensstandpunkt  seine  sichtbare 
Wurzel  hat  eben  in  dem  ^Tunderwerk  heiliger  Schrift. 
Das  bedeutet,  dass  wir  zur  eigenen  Klärung  unseres 
Weges  nichts  anderes  zu  tun  haben,  als  in  das  G« ttes  ort 
der  Bibel  hineinzulauschen  und  aus  der  gcstaltgewordenen 
Offenbarung  die  Stimme  der  Wahrheit  herauszuhören. 
Wenn  dies  die  grimdwätzliche  Voraussetzung  für  unser 
o-anzes  weiteres  Verhalten  geworden  ist,  so  sind  wir 
an  den  Punkt  gelangt,  an  den  die  übrigen  uns  von  G'tt 
verliehenen  Kräfte  des  Verstandes  und  der  Vernunft, 
des  Gefühles  und  des  Forschungsdranges  in  die  Erscheinung 


I 


md  in  ihr  Recht  eintreten  dürfen.  Diese  Art  Forschung 
wird  jedoch  wenig  s^mein  haben  mit  jener  sezierenden 
wi  .senschaftlichen  Betätigung,  die  den  unheiligen  Bi- 
belerklärer der  Neuzeit  kennzeichnet;  sie  wird  viel- 
mehr den  Weg  beschreiten,  der  seit  uralter  Zeit  vom 
Judentum  beschriften  worden  ist  und   der  in  'unseren 
..rossen  Erklärern ,  insbesondere  in  der  gem-itvollen 
und  zu,^leich  unendlich  klugen  Art  R.schis  sichtbar 
.«worden  i..t.  Diese  Art  der  Bibelerklarung,  der  Bibel- 
forschung  nennt  man  Midrasch.  Dieses  >/ort  hat  später 
eine  engere  Bedeutung  gewonnen  ils  ursprllnglich  der 
i^all  war.  Man  verstand  schliesslich  darunter  nur  noch 
die  gemütvolle  und  unverbindliche  Art  der  Auslegung 
des  Bibelwortes;  aber  ursprunglich  bedeutete  es  ein- 
fach das  Bestreben,  unmittelbar  aus  dem  Bibelwort 
abzuleiten,  was  in  unserem  Leben,  zu  jeder  Zeit  und 
in  jeder  Lage  uns  als  Wahrheit  voranl.uchten  soll. 
Es  gibt  eine  f ast  t Jricht  anmutende  Spielerei,  die 
jedoch  gera  ;e  in  ihrer  -iberspannten,  sinnlosen  Art 
deutlich  die  richtige  Auffassung  des  Judentums  vom 
Wesen  der  Bibel  zu  beleuchten  imstande  ist.  Es  gibt 
Menschen,  die  in  einer  ungeclarten  und  schwierigen 
La^-^e  sich  Rat  aus  -.er  Bibel  holen  wollen,  indem  sie 
das  Heilige  Buch  aufschlagen  udd  die  Stelle,  d.e  ihnen 
gerade  zufälligerweise  vor  die  Augen  tritt  als  Orakel 
und  Stimme  G'ttes-  für  ihren  Fall  betrachten.   Wir  Juden 
betrachten  die  Bibel,  zwar  nicht  als  solches  Orakel; 
aber  im  ganzen  gesehen  "iberstrahlt  jedoch  das  Bibel- 
wort sinngeb  nd  unser  ganzes  Leben.  Unsere  Weisen 
durchforschten  seit  Urzeiten  mit  unendlicher  Hingabe 
jedes  Wort  und  jeden  Gedanken/  der  Heiligen  Schrift; 
und  da  es  kaum  .ine  Lebenslage  gibt,  'die  nicht  irgend- 


-  -13-  - 


einnal  an  irgendeiner  Stelle  der  Bibel  zum   VorlDilde 
gedient  hat  und  zum  Ausdruck  gekommen  ist,  so  ist  es 
verständlich,  dass  man  wohl  für  jede  Lage  auch  irgend- 
eine Antwort  im  rechtverstandenen  Bib-lv/ort  finden  kann« 
Diese  Auffassung  ist  weit  .:^ntfernt  von  sinnloser  Orakel- 
verwendun.^  unserer  Bibel;  aber  sie  ist  noch  weiter  ent- 
fernt  von  jener  höhnisch  kalten  Ueberlegenheit ,  die  die 
Bibel  als  ein  altes  literarisches  //erk  mit  manchen  Vor- 
zügen und  manchen  Fehlern  betrachten  will.   Zwischen 
diesen  Auffassungen  liegt  eine  ffelt,  imd  es  hat  v/enig 
Zweck,  unmÖ,{:liche  Br'icken  schlagen  zu  wollen.   Es  gibt 
nur  das  G-ebot  der  klaren  Abwendung  von  diesem  Standpunkt 
der  Zerstörimg  des  wujiderbaren  Gewebes  aus  irdischen 
und  himmlichen  i&ien«  Es  kommt  einmal  für  jeden  die 

Zeit,  da  er  ganz  klar  entscheiden  muss  über  Abwendung 
und  Zuwendung:  Judentum  befiehlt  Zuwendung  zur  heiligen 

Schrift  als  dem  profe tischen  Of f enfeÄrungsbuche  des  ewigen 

G*  t  Leswillens ,  vn   d  die  alte  Art  der  Bibelerk:larmig , 

der  Midrasch  lehrt  uns,  wie  wir  zu  jeder  Zeit  uns  Rat 

holen  Yonnen   aus  dem  heiligen  Brunnen,  in  dem  ewige 

"Wahrheit  sprudelnd  sich  erneuert. 


Das  Judentum  -  ein  religiöser  Organismus. 
Hit  unausweichlicher  Gewalt  dringt  sich  dem  Juden  der  Oejen= 
wart  die  Frage  nach  dem  Sinn  und  Tesen;^  des  Judentums  auf. 
War  es  in  früherer  ^eit  noch  möglich, diese  Frage  zu  umgehen 
oder  zu  unterdr*icken,so  ist  die  äikssere  und  innere  Möglich^ 
keit  hiezu  immer  mehr  geschwunden , und  es  ist  heute  geradezu 
eine  Frage  der  inneren  Lebensfähigkeit  geworden, ob  man  sein 
Judentum  als  ein  sinnvolles  oder  sinnloses  Schicksal  trägt, 
ob  man  eine  Antwort  auf  die  Frage  nach  dem  Sinne  des  Juden= 
tums  findet.  In  einem  solchen  Augenblick  ist  es  notwendig ,dass 
jeder  gehört  werde, der  einen  Beitrag  zur  Lösung  der  inneren 
Judenfrage  geben  kann.  Ja  es  besteht  sogar  die  Verpflichtung, 
auf  Grundlegendes  hinzuweisen, wenn  es  scheint, als  ob  im 
Drange  der  Gegenwart  und  unter  dem  Druck  der  Zeit  Antworten 
gegeben  7^erden,die  von  dem  Juden, der  das  Judentum  als  zeit= 
lose, nur  in  tausendfältiger  Beziehung  jedes  gegenwärtige  Sein 
gestaltende  Erscheinung  betrachtet , als  nicht  oder  nicht  ganz 
zutreffend  empfunden  werden  kann*  Es  ist  nicht  gleichgültig, 
pb  das  Gewissen  in  den  Fragen  der  Deutung  unseres  Judentums 

•     -    *   ■  *   - 

völlig  befriedigt  sein  kann  oder  nicht.  In  den  innersten  Ge= 

•I  ■  ■      ■ 

lenken  unseres  geistigen  Lebens  muss  absolute  Reibung slosig= 

keit  herbeigeführt  werden, wenn  nicht  eines  Tages  von  innen 

heraus  Äerstörende  Kräfte  hervorbrechen  sollen.  Es  geht  nicht 

an, sein  Gewissen  zu  beschwichtigen  mit  der  Meinung, eine  halb 

oder  dreiviertelsrichtige  Anschauung  vom  v/ahren  Sein  des  Ju= 

dentums  sei  deshalb  v/eniger  gefährlich, weil  eine  grosse  Zahl 

nicht 
von  Menschen  daran  glaubt.  Die  ^^ahrheit  wird/ durch  grosse 

Zahl  und  Abstimmung  gefunden. 


Die  uneinheitliche  ,  Zwiespalt  ige  Deutung  der  Judenfia^-| 
ge  w^ird  schon  in  der  Mannigfaltigkeit  der  Begriffe  deutlich, 
die  uns  die  Zeitgeschichte  als  Lösung  entgegenträgt , als  da 
sind:  Volk,Nation,Glaubensgemeinschaf t ,Rassengemeinsciiaf t , 
Blutgemeinschaf t , oder  ebenso  deutlich  in  den  eine  bestimmte 
Geisteshaltung  schlagartig  aufdeckenden  Eigenschaftswörtern 
jüdisch, israelitisch, mosaisch, nichtarisch.  Alle  diese  begriffe 
haben  das  eine  für  sich,dass  sie  nicht  blosse  Schreibt isch= 
erzeugnisse  sind  sondern  Hinweise  auf  tatsächliche  Lebens= 


haltungen  und  =Gestaltunsen.  Sie  sind  alle  wirklich.  AlDer 
gerade  hierdurch  wird  die  Notwendigkeit  dringend  empfunden, zu 
einer  Klärung  durchzustossen.  Dies  wird  freilich  nur  müglich 
sein  »wenn  dieses  Stret)en  von  wirklichkeitsbildender  Kraft 
teseelt  ist  und  man  das  Reich  wirklichkeitsfremder , rein  the= 
oretischer  Begriffe  vermeidet.  So  mag  es  verständlich  werden, 
dass  auch  diejenigen  Bemühungen, die  das  Judentum  als  ewigen 
Wert  ^erne  dem  Tagesstreit  entziehen  möchten, nicht  an  den 


lelDendigen  Beziehungen  zur  Gegenwart  voriihergehen  können. 

Es  soll  nun  hier  als  klare  XäMMä^Sg  Antwort  auf  die 


Fra^^e  nach  dem  Sinne  des  Judentums  die  Anschauung  vertreten 
werden, dass  das  Judentum  ein  religiöser  Or/canismus  ist.  Die= 
ser  Begriff  grenzt  sich  ab  sowohl  gasen   den  Begriff  der  [{tUe\y] 
Glaubensgemeinschaft  als  auch  den  der  Blutsgemeinsohaft .  Die= 
ser  letzte  Begriff  soll  hier  die  mehr  oder  weniger  deutlich 
und  entschieden  formulierte  XÄMMfifiäg  Vorstellung  vertreten, ä 
dass  die  jüdische  Gemeinschaft  irgendwie  blutraässig  bedingt 
wäre.  Es  lässt  sich  freilich  nicht  leugnen, dass  da, wo  Men= 
sehen  leben, auch  die  Blut=  und  Vererbungsfrage  eine  Rolle 
spielt.  Die  blutmässigen  Zusammenhänge  innerhalb  der  mensch= 
liehen  Geraeinschaftsbil düngen  d-^ängen   sich  ja  unbewusst  auch 
dem  einfachsten  Menschen  auf.  Es  ist  kein  Zufall , dass  ver= 
wandlschaftliche  Bindungen  eine  Art  von  organischen  ^estal= 
tungen  hervor rufen, aus  ienen   sich  unverkennbar  das  Leben  von 
Gemeinden, Städten  und  Völkern  aufbaut  oder  von  denen  es  min= 
destens  stark  beeinflusst  wird.  In  den  Vererbungs=  -und  Ras= 
senlehren  offenbart  sich  der  Versuch, den  blutmässigen  Zu= 
sammenhängen  in  systematischer  und  wissenschaftlicher  ."eise 
auf  die  Spur  zu  kommen.  Auch  in  der  jüdischen  Geneinschaft  ist 
der  blutmässige  Zusammenhang  vun  Teilen  -nie  der  Gesamtheit! - 
nicht  geleugnet  worden.  Das  Pamilien=  und  Sippengefühl  spielt 
hier  eine  ausserotdent liehe  Rolle  und  vmrde  offenbar  aus 
innerstem  Triebe  seit  uralter  Zeit  bewusst  gepflegt »denn 
schon  unser  Stamiwater  Abraham  verpflichtete  seinen  Knecht 
Elieser  durch  Schwur, für  seinen  Sohn  Isak  eine/1  Frau  nur  aus 
dem  eigenen  Geschlecht  auszuwählen. 


Aber  es  ist  nvm.   ein  wesentlicher  Unterschied, ob  man 
die  blutmässigen  Bindungen  innerhalb  .ihrer  Crrenzen  erkennt 
und  anerkennt »oder  ob  man  die  zeitaberspannende  Erscheinung 
des  Judentums  durch  eine -zwar  psychologisch  begreifbare- 
Ueberspannung  des  Biut=  und  Rassegedankens  zu  erklären  ver= 
sucht.  Selbst  wenn  es  so  wäre,dass  die  Judenheit  einer  einzi= 
gen  R'isse  und  einem  Blute  angehörte  ,milsste  man  zwischen  die= 
ser  Rassegemeinschaft  \md  der  geistigen  Gestalt, die  man  Ju= 
dentum  nennt »unterscheiden.  Da  nun  aber  von  allen  ernsthaften 
Forschern  bei  der  Judenheit  wie  bei  so  vielen  Völkern  eine 

anz  ausserordentliche  Rassenmischung  festgestellt  wird; ja 
da  der  offene  Blick  in  die  allernächste  Umgebvmg  schon  eine 
verblüffende  Rassenverschiedenheit  ISX  erkennen  rauss,so  ist 
es  einfach  unmöglich, Judentum  mit  irgendwelcher  rassischen 
GrLindlage  zu  identifizieren.  Selbstverständlich  bestehen 

ewisse  Beziehungen  zv/ischen  dem  Geist igen, das  in  Menschen 


seinen  Ausdruck  findet, und  dem  körperlichen  Sein  des  Men= 
sehen.  Diese  Beziehungen  sind  eigent'^mlich  ßonvs   und  mMssen 
an  anderer  Stelle  erörtert  werden.  Aber  das , was  das  Judentum 


im  Innersten  kennzeichnet ,muss  zunächst  abseits  dieser  Be- 
zeihiingen  festgestellt  werden, und  das  beste  Bild  hiefiir  gibt 
uns  die  Vissenschaft  der  Psychologie , die  uns  zwischen  fundie= 
renden  Elementen  und  den  sie  gestaltenden  Kräften  unterschei= 
den  gelehrt  hat.  Die  Menschen  -und  selbst  wenn  sie  einer 
einzigen  Rasse  angehören  sollten-  sind  der  Stoff , der  von 
gewaltigen, in  sie  hineinversenkten  Ideen  gestaltet  wird. 
Auch  das  Judentum  ist  eine  solche  Idee; nur  ist  hier  der  Vor= 
behalt  zu  machen, dass  darunter  ein  Wirkendes  zu  verstehen 
ist, das  erst  später  dargestellt  werden  kann.  Diese  göttliche 
Idee  oder  Idee  G'ttes  hat  sich  aus  der  Mitte  der  Völker  -eine 
uralte  jüdische  Lehre-  ein  Volk  aus er wähl t , um  sich  auf  der 
Grundlage  seines  Seins  zu  gestalten  zur  lebendigen  ■.7irklich= 
keit.  l^s  ist  gleichgültig, wie  man  das  Erzeugnis  dieses  Vor= 
ganges  nennt »wenn  man  nur  das  rechte  darunter  versteht.  Man 
kann  es  Äweb-  Religion  nennen.  Nur  muss  man  sich  darüber  im 


Klaren  sein.class  die  Eigentümliohkeit  dieser  Religion  in  der 
Nichtbesohränkung  auf  das  Kirohliohe  und  Kultmässige  besteht, 
obwohl  -***«^e-Beidel  ebenfalls  v/esentlich  dazu  gehört.  Es  ist 
vielmehr  so,dass  die  Idee  G'ttes  als  ein  unbedingt  und  un= 
eingeschränkt  iVirkendes  auf  alle  Lebensgebiete  hin'iber=  und 
eingreift.  Es  gibt  nichts  und  kann  nichts  geben, was  sich  der 
lebendigen  Beziehung  auf  das  Göttliche  entziehen  dirf te ,wenn 
dieses  nur  ernst  genommen  wird.  Dieser  Herrschaftsanspruch 
wird  in  eingenfimlichster  '^eise  entsprechend^  der  typischen 
Art  der  Völker  und  Gruppen  sichtbar  gestaltet.  Seine  vYesens= 
art  im  Judentum  ist  die  unmittelbare  Verbindung  mitj^Ausgangs= 
punkt,die  Sehnsucht . im  Kiddusch  hasGhem,der  Heiligung  des 
göttlichen  Namens  in  jedem  Augenblick, in  jeder  Lage  sich  des 
Ursinnes  unseres  Lebens  und  der  Urver pflichtung  bewusst  zu 
sein  oder  zu  werden.  Und  so  entsteht  denn  ein  Religionsge= 
bilde  der  lebendigsten, blutvollsten, umfassendsten  Art;und 
wir  wollen  es  zur  deutlichen  Kennzeichnung  und  Unterschei= 
dung  von  unwirklicher, blutleerer  Phrasenreligion, die  nur 
Geltung  in  den  Mauern  des  G'tteshauses  hat , nach  dem  Beispiel 
eines  lebendigen  Körpers, in  dem  alles  zu  allem  Beziehung 
hat  imd  zugleich  alles  in  wimdervoller  Ueber=  und  Unter= 
ordnxmg  einem  Ganiaen  dient, einen  religiösen  Or/^anismus  nQn= 


nen. 


Mit   diesem  Begriffe  des   religiösen  Organismus , der 


das  Sein  und   den  Sinn  des  Judentums  ausdrucken  soll  ,uiiter= 
scheiden  wir  klar  zwischen  den  Hauptauf fasssungen  unseres 
Judentums.  Die   eine  Art  neigt  mehr  oder  weniger  dazu, das 
Judentum  im  Sinne  einer  rassischen ,blutmässigen  Einheit  als 
eine  körperliche  Erscheinung   zu  betrachten  -eine  merkwürdige 
Nachwirkung  des  Materialismus!-    .deren  eine  Eigenschaft  un= 
ter  anderem  auch  die   eigentumliche , bodenständige ,blutgemässe 
Art   der  Religion  •»*•.    In  der  äussersten  Folge  -4ta*«%*e-  auch 
ein   jüdisches  Volk  einmal   ohne   diese  Religion  existierenjj 
es  wäre  eben  nur  nicht  vollkommen; aber  der  Grund  und  Boden 
dieses  Volkes, däe  blutmässige  UfiMH  Vorhandensein  wäre 
^  -         Es /wÄ»»-sogar/grundsätzlich  möglich/,dass 


ein  Jude 


sich  einwanderen  jclfnf  d/o c'  on-  zuwendet  und  trotzdem 


Jude  bliebe.  Er  wäre  eben  dann  ein  Jude, der  nur  hinsichtlich 
der'^^rtfeiOÄ-von  der  ;7esensart  des  Judentums  aus  Irrtum 
abgewichen  wäre.  Gewiss  geht  heute  nur  die  nicht jüdische 

elt  soweit, das  Vorhandensein  eines  derartigen  Judentums  zu 
behaupten, während  innerhalb  des  Judentums  auch  in  den  Reihen 
der jenigen, die  das  Judentum  als  einen  Bluts Zusammenhang  be= 
trachten.ein  in  der  ^^^^lil^Äbgewichener  nicht  mehr  als 
Jude  betrachtet  wird.  Aber  man  mässte  eigentlich  erkennen, 
dasseine  solche  Trennung  auf  Willkürlichkeit  beruht, denn  es 
ist  nicht  einzusehen, warum  ein  Jude  aus  ir.^end  einem  Qrunde 
kein  Jude  mehr  sein  soll, wenn  doch  schon  durch  seine  Geburt 
blutmässig  sein  Judentum  gegeben  sein  soll.  So  wenig  ein 
rassisches  Geschöpf  irgend  welcher  Art  sich  aus  den  Grenzen 
seiner  naturgegebenen, stofflichen  Form  lösen  kann, so  wenig 
mlisste  ein  Jude  sich  aus  dem  stofflichen  Rahmen  des  rasse= 
massigen  Judentums  lösen  können,därfe  er  auch  machen, was  er 
wolle.  Die  Früchte, d.-  sin^  die  Folgen, legen  nach  einem  tal= 
mudischen  Grundsatz  Zeugnis  ab  für  die  Richtigkeit  eines 
'.Teges.  Man  bedenke  einmal, dass  im  Laufe  der  jüdischen  Ge=  , 
schichte  zahllose  Juden  als  Märtyrer  gestorben  sind, weil  sie 
die  Vertauschung  der  Konfession  als  einen  Verrat  am  Judentum 
empfanden'.  .Yelch  fürchterlichem  Irrtum  wären  sie  zum  Opfer 
gefallen,wenn  sie  doch  auch  als  Angehörige  einer  anderen 
.MUe^   hätten' Juaen  bleiben  können!  Aber  der  Irrtum  liegt 
nicht  auf  der  Seite  äS  Märtyrer , sondern  auf  der  Seite  der= 
jenigen, die  das  Judentum  letzten  Endes  als  Blutszugehörig= 
keit  bestimmen  wollen.  Unsere  Auffassung  des  Judentums  als 
eines  religiösen  Organismus  will  diesen  Irrtum  an  der  Quelle 

korrigieren.  .Tas  wir  jüdische  Religion  nennen  ist  nicht  eine 
mehr  ?der  weniger  wichtig  zu  nehmende   ^.^^^  ^i^tmässig  be= 
/Eigenschaft 
dingten  Yolkskörpers, sondern  Ist  selbst  ein  Ursprung.eine 

lebendig  sprudelnde  Quelle.eln  Mekor  ohajjim.der  Hensohen 

an  sich  heranzieht  oder  auoh  vielleicht  abstdsst  und  auf 

diese  Art  und  Weise  aus  dem  Material  blutmässig  bedingter 

Menschen  sich  einen  Körper .ein  Neues  schaff t .einen  lebendi= 


gen  Orsanismus,fi,ir  den  schon  die  Thora  den  entscheidenden 
Besriff  sepräst  hat:  am  kodosch. heiliges  Volk!  Der  Be-riff 
"heilig"  ^)esaL^t  durchaus  nicht  etwas  Über irdisch=Phantasti= 
sches,das  einen  Heiligenschein  um  uns  legen  soll, sondern  be= 
sagt  mxr,dass  eine  aus  überirdischen  Quellen  entspringende 
Kraft  sich  allseitig  ausbreitet  und  gestaltet  und  so  ein 
zusammenhängendes  Ganzes  durch  sinnvolle  Ordnung  und  lebendr 

1 

ges  Aufeinanderbezogensein  schafft,  ■^iena   wir  dieses  Ganze 
Volk  nennen, so  schliessen  wir  uns  nur  dem  Sprachgebrauch 
der  Thora  an.  Aber  es  geht  nicht  an, das  Judentum  dadurch  Be= 
stimmen  zu  wollen, dass  man  unter  Benutzung  der  7ortgleich= 
heit  dem  Volksbegriff  einen  anderen  Sinn  unterschiebt  und 
an  Stelle  des  Begriffes  Kodosch  das  jüdische  Volk  als  ein 


HZ   in  erster  Linie  blutmassig  Begrtuidetes 


zu  erklären. 


Die  Bestimmung  des  Judentums  als  eines  religiösen 
Organismus  unterscheidet  sich  aber  ebenso  deutlich  von  der 
anderen  weniger  systematisch  als  praktisch  gestalteten  Haupt= 
auffassung  des  Judentums, nämlich  es  als  Religion  in  die  en= 
gen  Grenzen  des  Kirchlich=Kul tischen  und  rhiiosophisch=Ethi= 
sehen  zu  verbannen  und  es  so  seiner  lebendig  strömenden, das 
jüdische  Leben  umfassend)^  gestaltenden  Kraft  z.u  berauben.  Es 
^eht  nicht  an, ein  Judentum, das  nur  noch  ein  Minimum  an  Ver= 
pflichtung  und  Opfer  auf erlegt , mit  dem  von  Qer  Thora  als 
am  kodosch  bestimjnten  Judentum  gleichzustellen.  Echte  Religion 
verlangt  tasachliche  Hingabe ;und  keine  noch  so  schönen  ?7orte 
können  ein  tatsächliches  Sichnichthingeben  zum  wahren  Juden= 

tum  stempeln. 

So  scheint  denn  im  Begriff  des  Judentums  als  eines 
religiösen  Organismus  ein  .Vegweiser  gefunden  zu  sein, der  in 
der  Zeit  der  Verwirrung  den  auch  t.tm   den  jüdischen  .Teisen 
hochgeschätzten  derech  hoemzci,den  goldenen  Mittelweg  erken= 
nen  lässt.  Gewiss  gibt  es  einen  sogenannten  .Veg  der  Mitte, 
der  nichts  anderes  als  Ausdruck  der  Schwachheit  ist, weil  der 
ihn  einschlagende  Mensch  nur  durch  negative  Haltung  bestimmt 
wird, d.h.  durch  die  Furcht  oder  Unfähigkeit  sich  zu  entschei= 


4 


den.  Der  wahre  V.'eg  der  Mitte  erfordert  dagegen  Anspannung 

aller  Kräfte, nicht  nur  deshalb, weil  man  sich  nach  beiden  Sei= 

da  — 

ten  zu  wehren  hat ,ifiSlI  jedes  Extrem  den  Menschen  hundertpro= 

zentig  mit  Beschlag  belegen  will, sondern  vor  allem  deshalb, 
weil  i^er  eine  positive  Forderung  bedeutet , nämlich  die  , das  in 
Extreme  zerfallene  Judentum  wieder  zu  einer  Einheit  zusammen= 
zuführen.  Die  Einheit  aber  ist  nur  zu  erreichen, wenn^die  Er= 
kenntnis  des  Jud^ums  wieder  einmündet  in  die  durch/Grund= 
Schriften  und  unsere  Geschichte  als  wahr  erwiesene  Bestimmung 
des  Judentums  als  Forderung  nach  Bildung  eines  am  kodosch, 
oder  eines  religiösen  Organismus'. 


J 


8 


II.  Das  Ernstnehmen  cles  Gnte-öp^laubens. 
Man  erkennt  den  Menschen  nicht  daran, was  er  sagt, sondern 
was  er  in  seinem  Lehen  tatsächlich  ernst  nlmat .   Nichts  ist 
widerlicher  als  eine  Kluft  zwischen  liSlX^I  "Vorten  und  Ta= 
ten,wenn  darin  noch  nicht  einmal  das  Streben  nach  Erfüllung 
des  Ideals  zum  Ausdruck  kommt.  Was  jedoch  wird  ernst  genom= 
men?  Hält  man  Umschau, so  kann  man  zwar  sehr  viel  Materielles 
und  Triehartises  erkennen; Hinsähe  an  Ideen  dagegen  hilt  nur 
sehr  schwer  letzter  Prüfung  stand.  Die  Menschen  suchen  sich 
sehr  gerne  das  am  wenigsten  Verpflichtende  aus , und  von  den 
Ideen  sind  di.^jenigen  in  der  allgemeinen  Uehung  am  meisten 
helieht,die  keinen  Einfluss  auf  das  alltagliehe , an  ganz  an= 
deren  RtiM.MiT&fL   Wünschen  orientierte  Lehen  verlangen. 

•-enden  wir  dagegen  den  Blick  auf  unsere  eigene  fe^ichte , 
auf  imsere  eigene  ',7elt,so  drangt  sich  uns  eindeutig  ein  ganz 
Anderes  als  lehensbeherrschende  Kraft  auf.  Freilich  ist  hier 
zunächst  eine  Vorbemerkung  zu  machen.  Es  gibt  verschiedene 
Methoden,um  die  Gewalt  der  Verpflichtung  abzubauen, die  unan= 
genehm  fordernd  auf  den  Menschen  liegt.  Jahrtausende  lang  galt 
,  unsere  Bibel  als  das  Quellbuch  aller  .Yahrheit  der  Lebensf^ih= 


sch 


run^ 


ö  • 


Hätte  man  eines  Tages  dieses  Buch 


Die  Grundlagen  der  religiösen  Symbole # 
Vortrag  im  Jugendverein  am  28.11 .1934  gehalten 


Liebe  Freunde  ! 

Die  Themen,  die  ich  mir  im  Verlaufe  der  vergan- 
genen Jahre ,  die  Sie  mich  schon  kennen ,  für  Vor- 
träge heraussuche  imd  über  die  ich  z.B.  auch  im 
Rahmen  der  Lehorvorträge  der  Gemeinde  jeden  Don- 
nerstagabend spreche,  stehen  alle  in  einem  be- 
stimmten Zusammenhang. 

Ich  versuche  hier  nicht  etwa  irgendeine  Gedanken- 
welt zu  beschreiten,  um  einem  Menschen  einmal  ei- 
ne Stunde  ein  intellektuelles  Vergnügen  zu  be- 
reiten, sondern  um  jüdisches  Leben  irgendwie 
so  zu  klären,  dass  man  es  begrifflich  vielleicht 
möglichst  deutlich  vor  Augen  stellen  kann  und 
hoffe,  dass  aus  dieser  Klärung  ein  deutlicher 
Lebensweg  hervorgeht. 

Es  hat  gar  keinen  Zweck,  die  Frage,  die  am 
Sonnabend  im  Mittelpunkt  stand,  nochmals  auszu- 
breiten, da  die  Gefahr  bei  dem  Thema: ''Vereinheit- 
lichung des  deutschen  Judentums"  besteht,  ins 
Phrasenhafte  abzuschweifen,  wenn  nicht  solch  eine 
Gedankenwelt  Sfihritt  für  Schritt  erarbeitet  wird. 
Auf  diesem  Wege  soll  der  heutige  Abend  ein  kleiner 
Schritt  sein. 


k* 


•  2  - 

Die  Grundlagen  der  religiösen  Symboler  Es  scheint 
ein  uninteressantes  Thema  zu  sein,  das  auch  im 
Augenblick  gar  nicht  modern  ist*  Was  versteht 
man  nun  unter  einem  Symbol? 

Wenn  z.B.  ein  Mensch  einen  anderen  nicht  liebt 

•i 

so   ist  das  Rückcnzudrc^hen  der  Ai;sdriickö   dieses 

&e±uhls.     \7onn  jemand  aar  das  Ilandausstr^oken  eines 

anderen  ihm  sichtbar   den  Rücken   zudreht,    so  v/issen 

alle  Bescheid,   v/as    dat:iio    gemjint   ist.      Oder 

wenn  jeman^  bc^i'ehlend  die  Hand  ausS"Lrecr:t,   wenn 

eine  Person   ins   ZinuLor  tiitt,    30  heiL;su   das: 

Gehe  v/ieder   hinaus!      Der  Orientale  antersoueiaet 

liierii^/ 
sich/sehr,    denn  bei    ihm  uni:ersuützt   die  Hand   die 


Rede.      Es    steckt   daliir.ter    ein  ganz   bestimmter  Men- 
schentypus . 

Das   Syn.bol   ist    Line«  Sprache-  Tur   sich  und 

braucht  k^an^  UnLerstüuzurig;    es   ist  die  Ausdrucks- 

rorm,    die   etwas  Öahi   terliegendes   bezeichnet. 

Wir  Juaen  haben   sehr   viele   religiöse  Symbole. 

Wenn  man  z.B#    einen  x'rommen  Juden  betrachuot,    so 

kennzeivjhn-n  ihn  b.sonaers   viel  ivlerlanale:      Br 


umhüllt   sich  mit   einem  Tallis,    o  .er  wie  wir 


es  bei 


-     3     - 


unseren  ostjüdiscUen  ü-laaben3br;.idern  seuun,    be- 
v/egt   sich   beim  Beten  in   eineru  cuuernden  Rythrrius  und 
umgürtet   sich  mit   einern  "besoiideren  Gürtel.      V/as 
beü.  Uten  nun  die^^ie  S;yrübole?      Es    gibt  lur  all   ciie^e 
Erklärungen  noch  ubergeordn -te   Erklärungen.      Ebenso 
wie  v/enn   ein  Haus   gebü.ut  v/ird  und  alle  Kosten  lur 
die  kleinsten  Teile   im   einiiielnen  vorausberechnet 
W'c^rdc^n,    jedoch  alle  T^-  ile   zuja  mengeitigt   einen 
bestiiui.iten  Sinn  haben^    so  müssen  auch  alle  reli- 
giösen Symbole   einen  b   stimjraten,    gemeinsamon  Sinn 
haben.      Es  muss   allerdin,  s  hierbei   vor  Kurz- 
Schlüssen  bev/ahrt  werden.      Ein  Beispiel  hierTur: 
Y/enn  im  Religionsunterricht   die  Präge   gestellt  vird; 
^' woher  kommt  das   Getreide»*,    und  die  Antwort   erfolgt: 
'^Vom.  lieben   G'tt'»,    so   ist    dies   ein  Kurzsc.luss , 
der  ausserordentlich  geTcihrlich   ist,    da   er   eine 
Denkfaulheit   in  sich  birgt.      Es  V7.^re  also  auch 
ein  Kurzschluss,    v/enn  man  sagen  v/ürde,   dass   der 

Sinn  der  Symbole   die  Beziöhung  zum  Höchsten  sei. 


-   ^  - 


E3    ist   eingrosst-r  Unterschied,    ob  man   im  Aiito 

über   eine  Piache  hinv/egsaust,    oder    ob  man  mit 

dem  Pu3s   jedes   Stück  Erde  abtastet,    üriuiilt  und 

erlebt.      Man  sieht    beim  Ilinwegsausen  nur   einen 

grünen  sdhmalen  Streiken,   wo  herrliche  \7ie^e  ist 

/ 

und  man  nimmt  die  Natur   überhaupt  nicht  m.ehr 
v/ahr.      So   ist  es   auch  aux*   geisti^^em  G-ebiete. 
Man  muss   auch  den  geistigen  V/eg  durchlaufen  und 
durchdenken,    man  muss   die  Prägen,    die   das    &eisti- 
ge  angehen  h  runtertransponieren,   v/ie  wir    es 
täglich  tun.      V/ir   haben   c^ine  Unmenge  von    solchen 
formen,    denen  jeder  Mensch  sich  untrvv'irrt:    Es 
sind  unsere  Lebensrorm^^n.      V/enn  man  ui.ser   Leben 
durchdenirt   vom  Anrang  bis    zum   finde   des  Jahres, 
dann  wird  mia:;  T   sts[.ellen  ivönnen,    dass   wir  uns 
einjr  U-^sumzue  von  formalen  Belastungen  unterv/or- 
feu  haben.      Zum  B-  is  ,iel   unsere  Kleidung:   V/elohem 
V/ilden  würde    es  überhaupt  eiriiV..l±en,    sich   aie 
Last  unserer  rleidung  aufzubürden?     Wenn  man  siJa 


t 


-     5     - 

überlegt,   wie  unbeciaem,    ungesund  und  letzten   Enaes 
ger;u.lirlicli(ai:irGh  Erregung  der  i*'oruniiulüse)der   stei- 
fe Kragen   ist,    so  Tragt  man  sich  dooli   irru;.er  v/ieder: 
Warum  tragt  man  ihn?     V/arum  unterwirft   sich  die 
ganze  europäische  Mensc.iheit   diesen  Din.-^en? 


Die  Hausfrau  hat   diu  Last   des   waschens,    Steif ens 
etc.,    Der  Kragen  selbst   ist  d. s   unbequemste,    was 
man  si.;h  denken  kann^  und  zur   ungünstigsten  Zeit 
reisst   sicher   das   'rragenknoprloeh,    so  dass  unnütze 


n*  -_   • 


^Qiz  verschv/ondet  v/erden  rauss   etc.     Warum  trj^gt 
die  gesamte   europc^iscae  i»iannerv;elt ,    allerdings 
erst  nach  der   franzüiscaen  Rsjvolution, diese   ei- 
gentümlichen Rührenhüsen,    die  dem  Bein  trotz   der 
schönen  Form  den   Sinaruck  ahnlich  einem   Elefanöen- 
fusse  verleihen?     Es    sina   Fragen,    die  scheinbar 
lu^cherlich    jrscheinen:    und  doch  sind  aiörr  von  unp-e- 
heurer  Bedeutung.      3s  werden  lur   Dinge,    die  schöiti- 
bar   gar  keine  Bedeutung  haben,   uneriiörte  Kr  arte 
vergeudet.   Auch  bei    der   Bu,menv/elt  tunktioniert  die 
Mode  v/ie  bei   einem  Faradernarsch.      Es  v;ird  diktiert 


-     6     - 


und  diu   ganze     53amenv/elt   unterv/irrt   ^iuh  diesem 
Gesetz.      Es    i^t   eben  eino  ung  iieure  Kraft,    die 
den  Menüc.en  avingt,    diese  Dinge    zu   erlullen. 


X. 


2.   Unsere  V/Qhnun<?::Y/ir   sc:ili>  ssen  uns 
kasteniü/h.ige/ 
ein  fT^R.aume,/die  rimnoiamal  aukiselien  v/ie  grosse 

S^rge.     Wenn  ein  Mensch   von  der  freien  Natur 
hüreinkomi  t  und  diese  Mietskasernen  sieht,    dann 
v;ird  er   erschrecken  und  sich  fra^^en:   V/i-o«  können 
Sj-cti  Menschen  in  diuse  S.^rge   einschliessen.    ■7arum?| 
Früher  haben  sich  die  Bov/ohner    der   3rde   begrün- 
deterv/eise  gxg   zum  Schutz   gegen   die  Kalte  in 
Höhlen   eingegraben.      Aber  heute  -  v/o  bleibt   die 
grosse  freie  Natur,    die   Schönheit  der  V/^>.lder? 
Was   zv/ingt   diese  i^'-enscuen^  was  treibt  sie   in 
die  Höhlen?      Es    ist   dasselbe  v;ie   die  Moue,    a.ie 
dem  Menschen  befiehlt,    steife  Kragen  zu  tragen 
und  Kleidung,   die  nicht   zv/eckentsprechend  und 
bequem  ist.      Das^^elbe  finden  v/ir   bei   der  Höf- 
lichkei.sform  des  Begriissens.     Was  treibt  den 


^v 


-  7  - 


MeiiScLen  einem  ilim  ..anz  G-l^-icln  ülti.-:'on  die  Ilarii 


zu  reichen,  sich  nach  seinem  'Vohl'berinden  zu  er- 
kundig-^^-n  etc.  ?  ;Vas  gebietet  ihm,  sich  so  zu  binden': 
Auch  die  bestimmten  Essensgesetze  fallen  hierunter 

und  noch  vieles  mehr,  wenn  wir  z*B*  am  Tische 
sitzen  und  zu  hause  einmal  einen  Hühnerknoohen 
abnagen  würden  und  ihn  dazu  in  die  Hand  nahmen, 
so  würden  wir  dies  in  oesellschaft  doch  nie  tun# 
Bezeichnend  dafür  ist  das  Sprichwort:  Oebildet 
ist  nur  der,  der  wenn  er  allein  ist,  auch  das  Messe 
nicht  zum  Munde  führt*   Das  Praktischerere  wird 
nicht  immer  ausgeführt . und  es  soll  auch  Menschen 
geben,  die  in  geschickter  Weise, sogar  die  Sauce 
um  die  Gabel  schlingen  können.  Es  ist  eine  ßil- 
dangsangelegenheit,  wenn  Menschen  diese  Formen 
genau  erfüllen.  In  jedem  Schritt,  in  jedem  Blick, 
in  der  Frisur  und  überall:  Der  europäische  Mensch 
lebt  heute  eingehüllt  wie  in  einem  eisernen  Korsett 

Was  bewegt  ihn  sich  so  zu  führen?  Die  Antwort: 

< 

Die  Kraft,  die  er  dafür  aufbringt,  ist  nicht  ver- 


-  8  - 

abscheuenswert:  Es  handelt  sich  um  die  Lebensform 
einer  Gerne insohaft^  Es  ist  lebensnotwendig,  dass  sich 
die  Menschen  gemeinsam  auf  dieser  Erde  einrichten. 
Es  gehört  dazu,  dass  man  gegeneinander  höflich  ist, 
etc*  Aus  reinem  Egoismus  müssen  Formen  gebildet 
werden,  die  verhüten,  dass  die  Gemeinschaft  zer- 
stört wird^durch  Raubtier verlangen,  das  in  jedem 
Menschen  schlummert.  Diese  Formen  sind  also  ein 
ausserordentlich  guter  Gedanke.  Der  europäische  Mensch 
zeigt  durch  die  unbewusste  Unterordnung  an  einen 
höheren  Zweck  den  Ausdruck  eines  idealen  Strebens. 
Wenn  Europa  z.B*  einmal  zu  einer  USTüste  werden  sollte, 
dann  wird  doch  eins  gelobt  werden:  Die  ausserordent- 
liche Disziplin,  die  Ordnung,  der  sich  die  Menschen 
freiwillig  unterworfen  haben,  so  dass  Lebensmöglich- 
keit für  alle  vorhanden  war.  Es  steci:it  hinter  all 
dieser  Vielfältigkeit  doch  ein  gemeinsamer  Sinn. 

Wer  nun  religiöse  Formen  verstehen  will, 
muss  einen  Einblick  haben  über  ihre  Mannigfaltigkeit  • 
Es  ist  für  die  Juden,  die  zweite  Art  der  Formen,  de- 


-  9  - 

neu  sie  sich  unterwerfen;  der  Proimne  hüllt  sich 
in  eine  ^rt  von  Formen,  die  ihn  imiaer  mehr  bindet, 
denn  steht  nicht  hinter  allen  religiösen  Formen 
ein  Sinn,  dass  der  Mensch  sich  zu  seiner  Selbst-» 
erhaltung  diesen  Formen  untein/yirft? 
Der  fromme  Jude  spricht  schon  morgens,  wann  er 
seine  Augen  aufschlägt,  beim  Erwachen  ein  Gebet: 
»»Ich  danke  Dir,  Herr  der  Y/elt,  dass  Du  mir  meine 
Seele  wiedergegeben  hast»'  und  begleitet  auch  sämt- 
liche Vorgänge  der  Morgentoilette  mit  Gebeten  und 
Segenssprüchen:  Das  liändewaschen  etc.  Wenn  er  dann 
25  Minuten  mit  den  Tfillim  an  der  Stirn  und  den 
Riemen  um  Arme  und  Kopf  geschlungen  zum  Gebete  da- 
steht, so  ist  das  ein  ganz  eigentümliches  Bild. 
Es  mutet  an,  wie  ein  Hörn  auf  der  Stirn.  Mittags 
wird  er  wie  von  Ueb ermächtigen  gehalten  und  darf 

sich  nicht  gleich  auf  das  Essen  stürzen,  sondern 

einem/ 
muss  erst  von/Segensspruch  begleitet^  die  Hände 

waschen  und  eine  Breche  machen.  Nach  dem  Essen 
spricht  er  das  Tischgebet,  nachmittags  das  Mincha- 


-  10  - 


gebet,  abends  das  Abendgebet  und  vor  dem  Ein- 
schlafen wieder  das  Naötitgebet.  Tag  für  Tag 
wiederholt«  sich  dies  im  Leben  des  frommen  Ju- 
den. Es  ist  eine  unerhörte  Bindung  zu  den  all- 
gemeinen Formen  hinzu. 

Dann  naht  der  Sabbat:  Der  Jude 
darf  kein  Stückchen  Papier  zerreisen,  nichts 
Bestehendes  vernichten!   Er  wird  zurückge- 
halten durch  eine  jigentümliche  Macht,  las 
ist  es?  Vielleicht  das  Gebot  G'ttes?  Nein! 
Es  ist  das  Unsichtbare,  das  sie  zwingt. 
Es  kommen  Feiertage:  Die  Wallfahrtstage,  die 
ihnen  Verluste  materieller  Art  bringen,  ftie 
Pasttage,  an  denen  sie  sich  jeglicher  Speise 
und  Tranks  enthalten  messen. — So  geht  es  Tag 
für  Tag,  das  ganze  Leben  hindurch  unterwirft 
sich  der  Jude  diesen  unerhörten  Bindungen. 
Warum  und  wieso  bringt  der  Jude  diese  Kraft 
auf  ?  Die  latwort  kann  nur  lauten; 


-  11  - 

Der  Jude  kann  sich  solchen  Bindungen  unterwerfen, 
weil  er  sich  damit  zugleich  einem  Seienden  unter- 
wirft, das  mehr  ist  als  das  Leben  der  Freiheit, 
das  die  Menschen  sich  sonst  wünschen.  Und  diese 
Welt  kann  nur  sein  ein  Unsichtbares,  Höchstes, 
Ewiges,  Metaphysisches.   Es  kann  nur  sein  jen- 
seits des  Stofflichen.  Wenn  man  dafür  nun  den 
Begriff  a-*tt  wählt,  dann  kann  man  sagen;  ö^tt!. 
Der  Jude  unterwirft  sich  in  seinem  Leben  dem 
Höchsten,  Metaphysischen.   Er  übertragt  diesen 
Willen  in  jede  Handlung  seines  persönlichen  Lebens. 
Er  glaubt,  dass  diese  Bindung  von  Formen  beglei- 
tet sein  wird  über  den  Tod  hinaus,  über  den  letz- 
ten Tag, evtl.  erst  dem  ersten  eines  wahren  Le- 
bens. 


Ueber  Symbole  braucht  man  gar  nicht  mehr 
diskutieren*   Vielleicht  ist  allew  ein  wenig  un- 
deutlich und  wird  von  folgendem  Standpunkt  aus 
deutlicher  und  klarer  werden: 

Es  gibt  verschiedene  Religionen  auf  der 


-  12  - 


Veit.  Sie  bestehen  darin,  dass  die  Angehörigen 
jeder  betreffenden  Gemeinschaft  eine  andere 
Einstellung  zu  dem  Uebermenschlichen  haben, 
was  den  Menschen  im  praktischen  Leben  von  grösster 
Bedeutung  ist.  Sie  unterscheiden  sich  in  der 
Ausdrucksform  .  Judesein  bedingt, sich  den 
jüdWchön  Symbolen  zu  unterwerfen. 

Es  gibt  Religionsformen,  die  das 
Judentum  verabscheut.  Zum  Beispiel  die  orglasti^ 
sehe  Religion.   Sie  will  die  Kräfte,  die  die 
Menschen  in  sich  verspür en , ver göttl i chen .  Das 
Bewunderungswürdigste  bei  den  Menschen  ist  ja 
die  Fähigkeit,  ein  neues  Leben  zu  erzeugen. 
Aber  die  Vergöttlichung  dieses  Zeugungsakts 
und  ihn  als  etwas  Göttliches  zu  verehren,  ver- 
abscheut der  Jude  tief.  Es  ist  vorgekommen, 
dass  die  Tempel  zu  dem  herabgewürdigt  wurden, 
was  man  heute  mit  Freudenhaus  bezeichnet.  Und  man 
kann  nicht  begreifen,  wie  sehr  sich  die  Menschheit 


-  13  - 

erniedrigt  hat. 

Jedoch  gab  es  auch  Zeiten  des  Gegenteils: 
Des  Mönchtums  und  des  Nonnentums,  Zeiten  in 
denen  dcis  Asketentum,  die  Enthaltsamkeit,  her  vor- 
gehoben wurde.  Wenn  nun  aber  die  Zurückhaltung 
d»s  Ideal  wäre,  dann  müssten  alle  Menschen  ins 
Kloster  gehen  und  die  Menschheit  wurde  aus- 
sterben. Aber  das  Leben  ist  stärker  als  fal- 
sche Begriffe  vom  Leben  und  setzt  sich  durch* 

D  ie  andere  Seite  de»  Vergöttlichung 
U.Bewunderung 
/des  Zeugui^aktes  ist  das  Zerstören  des  Lebens. 


•      14     - 


Das  Menschenleben  wurde  gering  g ea cht et*     Fremden- 
mord,   Sklaveninbrd  und  Kindenaord  waren  die  Folge  - 
erscheinungan*     Noch  heute  findet  man  in  alten 
Bauwerken  Särge  von  Kindern,    die  geopfert  waren. 
Es   ist  eben  so,   dass  die  Anhänger   der  orgiastischen 
Religion  stets  versuchen  werden,   ihrer  Zerstörung 
Ausd»ruok  zu  geben#     So  wurde   zum  Beispiel  Matusch- 
ka  getrieben  •i«em  Moloch  anzugehören  und  wir 

-» 

begreifen  nicht,  was  für  ein  Wahnsinn  ihn  verleitete 
solche  zerstörende  Taten  zu  begehen.. 

Die  Lebensform  der  Juden  jedoch  hat  eine 
Beziehung  zu  einem  Höchsten, und  wenn  man  vom  Gött- 
lichen die  Anschauung  hat,  wie  ich  es  vorher  schil- 
derte  ,  dann  sind  diese  Dinge  unmöglich. 


Der  Parsismus  spielte  vor  2  6oo  Jahren 
eine  grosse  Rolle  und  fand  sdinen  Ausgang  vfcn 
Zaratusthra.  Der  Parsismus  unterscheidet  den 
(j»tt  des  Lichtes  und  der  Finöfernis,  den  a'tt  des 
Outen  und  des  Bösen.  Der  Q-'tt  des  Lichtes,  der 


-15- 


das  Licht  gesohaffen  hat, steht  in  dauerndem  Kampf 
mit  seinem  Gegeng'tt,  dem  G«tt  der  Finsternis, 
dem  diabolus,  dem  Teufel.  Es  ist  der  Kampf 
zwischen  Ormuzd  mit  Lichtgeistern  und  Ahriman  mit 
Dämonen,  dem  zum  Siege»  entscheiden  jeder  Gläubige 
helfen  soll.  Die  Anhänger  dieser  Religion  konnten 
nicht  begreifen,  dass  ein  G'tt  das  Gute  und  Böse 
geschaffen  hätte,  und  sie  hielten  deshalb  die 
Bxiatenz  zweier  G'ttheiten  für  notwendig.  Es 
haben  nicht  alle  Menschen  die  gewaltige  Kraft 
der  Projpheten,  das  Gut  und  Böse  in  einer  Einheit 
anzuerkennen.  Aber  das  Judentum  zeigt  in  den 
Ausdrucksformen  seiner  Religion  die  höchste 
Beziehung  zur  Ewigkeit. 

Der  Buddhismus  ist  die  reinste  Ausdrucks- 
form einer  passiven  Ethik;  Dieses  ganze  Leben 
ist  wie  ein  dumpfer  Schleier,  der  zerrissen 
werden  muss,  so  dass  das  bessere  Sein  folgen  kann: 
Das  Niohtmehrleben.  Die  wahre  weit  ist  für  sie 


^  16  « 

eine  absolute  Verneinung  dieser  V/elt,  das  Aufgehen 
dieser  V/elt  in  das  Nichtmehrsein,  in  das  Nirwana • 
ller  Buddhist  glaubt  an  eine  Seelenwanderung  und 
die  ewige  Wiedergeburt •  Er  rnuss  also  annehmen, 
dass  in  jedem  Lebewesen,  sei  es  Tier  oder  Pflanz eijiti 
vielleicht  die  Seele  eines  seiner  Vorfahren  wie- 
dergeboren worden  ist.  Er  geht  daher  seines  ?/eges 
und  hütet  sich, irgendein  Lebewesen  zu  vernichten, 
oder  einen  Wurm  zu  zertreten.  Wenn  aber  zum  Bei- 
spiel ein  Mohamedaner  den  Rest  e  ines  Tieres  in 
den  Tempel  wirft,  dann  wird  er  vernichtet,  denn 
er  ist  nicht  mehr  lebenswert  und  wird  zerrissen. 
|)Br  /»ird  nur  dann  erlöst  werden,  wenn  er  den  höchsten 

« 

Grad  erreicht  hat  und  ein  vollständig  guter  Mensch 
ist;  sonst  wird  er  wiedergeboren  als  Wurm  oder 
irgendein  Tier.  Darum  hüte  Sich,  irgendeinem  Lebe- 
wesen etwas  zuleide  zu  tun!  Der  persönliche  Aus- 
druck dieser  passiven  Weltanschauung  ist  der  Parkir, 
der  in  absoluter  Starre  sich  in  sich  selbst  ver- 


senkt. 


-  17  - 


Das  Judentum  jedoch  bringt  den  lebendigen  Zug 
reiner  aktiver  Ethik  in  diese  Welt.   Es  schreibt 
vor:  Das  und  das  soll  st  i)u  tun  !  Das  Q-ebot 
der  Zedokoh  ist  die  höchste  Forderung:  Du  sollst 
nicht  nur  dem  anderen  nichts  tun,  sondern  Du 
sollst  für  ihn  sorgen.  Du  sollst  dem  Not- 
leidenden helfeni 

Dieses  ist  der  unerhörte  Unterschied 
zwischen  der  V/eltauffassung  des  buddhistischen 


Typus  und  des  jüdischen  Typus.   -Der  Islam,  u# 
das  Christentum  haben  diese  Auffassung  über- 


nommen 


Diese  jüdische  Ethik  ist  eingebettet 
in  eine  schöne  Form,  die  gekrönt  ist  durch 


die  Sabbatweihe.  Ebenso  wie  man  ein  besonders 
wertvolles  Schmuckstück  stets  in  den  schönsten 
Hüllen a uf bewahren  wird.  Dieser  Sabbath  ist 
nichts  Zufälliges,  und  wenn  viele  Juden  heute 
durch  die  tragische  Entwicklung  den  Sabbat  nicht 


-  18  ^ 


mehr  halten  können,  so  sollen  sie  doch  wenigstens 
alles  Unnütze  vermeiden.   Es  ist  etwas  Hohes, 
wenn  am  Freitag  die  ÄinSielheit  hereinbricht 
und  das  Qebot  in  Kraft  tritt:  "Du  darfst  nun 
nichts  mehr  zerstören!«  Alles  gibt  der  Jude 
am  Sabbat  aus  der  Hand, und  er  lernt  dadurch 
den  Gehorsam  an  eine  höchste  Macht •   Es  ist 
die  Unterordnung,  die  Unterwerfung  unter  den 
göttlichen  Willen. 

Eine  der  grössten  Sünden  der  Gegen- 
wartist:  Der  Jude  kann  nicht  mehr  gehorchen! 
Er  ist  eingebildet, von  sich  eingenommen  und 
jeder  hält  sich  für  ein^n  kleinen  fl-»tt. 

Im  allgemeinen  steht  jeder  Mensch 
auf  dem  Boden  der  Ev^igkeit*  Söi  es  der  Christ, 
der  Mohamedaner  oder  der  Anhänger  der  orgiasti- 
sehen  Religion^  nur  der  klug  Schwatzende, 
der  wackelt  auf  der  Erde  herum  und  steht  nicht 
fest.  Derjenige,  der  sozusagen  für  ein  EntrjÄe- 

billet  in  die  europaische  Gesellschaft  sein 


-  19  - 


Judentum  verkaufte,  der  ist  heute  der  unglück- 
lichste und  bedauernswerteste  Mensch  und  weiss 
gar  nichimehr,   wohin  er  gehört. 

Alle  diese  Menschai  haben  s  ich  selbst 
vergöttert.      Sie  konnten  nicht  mehr   gehorchen. 

Aber   die  religiöse  Ausdrucksfiorm  schreibt 
vor,   dass  jeder  Jude  am  Freitagabend  die  Macht 
der  Erde  aus  der  Hand  gibt|  und  alle  Verbote 
und  aebote  des  Sabbats   streng  erfüllt.     Pur 
G  »tt   ist  es  nicht  so  wichtig,   aber   für  die 
Menschen  ist  es   eine  ungeheuerliche  Bindung* 


Der  Sabbat 


beginnt,  indem  die  Hausfrau, 


das  Symbol  der  Gefühlstiefe,  die  Lichter  ent- 
zündet  und  segnet»  Und  am  Sabbatende  wird 
die  geflochtene  Kerze  vom  Mann  entzündet,  als 
Ausdruck  dafür,  dass  der  Mensch  wieder  die 
Macht  über  die  Erde  ergreift. 

Sie  werden  zugeben  müssen,  dass  diese 
Form  des  Judentums,  eine  Lebensform  ist. 


-  20  - 

Es  ist  das  geistige  öewand,  in  das  der  Jude  sida 

gehüllt  hat}  der  Sabbat,  die  Feiertage  sin  d  der 
Rythmus,  in  dem  das  Judentum  atmet.  Alle  Feste 
erinnern  und  unterwerfen  uns  der  jüdischen  Ge- 
schichte. An  den  hohen  Feiertagen  sind  die  Sy- 
nagogen die  Tore  des  ^immels  und  die  Juden  reinigen 
ihre  Seele.  Am  Jaum-Kippur  unterwerfen  sich  aUe 
Juden  der  ganzen  Welt  den  herrlichen  Formen,  die 
den  Körper  dem  Geist  unterwerfen.  Das  jüdische 
Leben  ist  etwas  Hanzes  und  das  Judentums  eine  Hei- 
ligung des  göttliches  Namens  auf  Erden.  Hev   Weg 
zu  diesen  Idealen  muss  erkämpft  werden  und  ist 
gebunden  an  das  geistige  Unterwerfen  unter  den 

göttlichen  Willen. 

werden/ 
Alle  Kräfte  verwendet 


#  «*. 


an  das  Unterwerfen  der  Mode, 


i'«»:«''B''>««i  /  »:#  ♦«':«:•«•>♦■« 


.•  *.  *» 


und  müssten  sich  dem  unterwerfen,  der 


hinter  a  len  Gesetzen  steht:   Dem  göttlichen  Willen« 
Akiba  ist  bewusst  für  diesen  göttlichen  Willen 


gestorben  und  als  seine  Stirn  mit  eisernem 


Kamm 


s 


-     21  - 

Sprach 
gefoltert  wurde,  tooDdübn  er 


:  Höre  Israel, 


der  Ewige,   unser  G'tt,    ist   einzig. 

Alle,   die    sich  gross  und  klug  vorkommen, 
sollten  bedenken,   dass  sie  eines  Tages  abgerufen 
werden  und  dann  nur   dio  Seele  übrigbleibt. 
Wir  haben  eine  grosse  Aufgabe:  Wir  sind  Böten 
^'ttes  in  dieser  Welt, und  Ausdruck  dieses  Bote  - 
Seins  ist  die  Form,    das  Symbol,   das  Gesetz. 
Es  ist  vor  allem  die  y/eisheit  einer  Form,   die 
nicht  von  Menschai  stammt,   sondern  von  Mose 
dttttch  göttliche  Weisheit  den  Menschen  offenbart 
wurde* 


•« 


Religion  als  typischer  Veg  zu  a'tt« 
Judentum  als  typischer  Weg  zu  g'tt. 
Vortrag;  Rabbiner  Dr.  Sohorsch  am  29 .Nov. 34. 


.» 


In  der  ersten  Hälfte  des  Abends  will  ich  sprechen  über: 
Religion  als  typischer  Weg  zu  a»tt.  Es  scheint  Von  ausser- 
ordentlicher Schwierigkeit  zu  sein,  die  wahre«  Religioffl« 
von  den  falschen  Religionen  zu  unterscheiden.  Das  Vorhanden- 
sein verschiedener  Religionen  kann  den  religiösen  Menschen 
beunruhigen,  da  es  für  ihn  nur  eine  wahre  Religion  geben  kann, 
jedoch  ist  das  Vorhandensein  verschiedener  Religionen  zurüwk  - 
zuführen  auf  die  Verschiedenartigkeit  der  Erlebnistypen,  da 
ja  jeder  auf  seine  ganz  persönliche  weise  G'tt  erlebt.  Es 
gibt  aber  nur  einen  ö'tt;  ein  Göttliches.  Die  gl d  che  Er- 
lebnisform zahlreicher  Menschen  prägt  die  verschiedenen  re- 
ligiösen Typen. 

Den  Grad,  der  notwenA  g  ist,  um  einen  Gedanken  greif» 
bar  deutlich  in  die  Erscheinung  treten  zu  lassen,  möchte  ich 
heute  dadurch  erreichen,  dass  ich  erst  ergänze,  was  noch  not- 
wendig  ist  und  danach  eine  üeber sieht  gebe.  Nach  der  üeber- 
sicht  werde  ich  eine  kleine  Pause  eintreten  lassen,  um  Ein- 
wendungen zu  ermöglichen. 

Es  liegt  mir  ausserordentlich  viel  daran,  bei  dieser 
Fragestellung  unbedingt  in  der  Art  und  Weise  verstanden  zu 
werden,  wie  ich  es  wünsche.  Ich  möchte  nicht  missve-rstanden 
werden;   dazu  sind  die  Gedanken  viel  zu  rein  und  zu  hoch,  als 
dass  man  sie  leichtfertig  irgendwie  gefährden  dürfte. 

Zunächst  einmal  habe  ich  vor  8  Tagen  schon  über 
den  Buddhismus,  den  Monismus  und  die  verschiedenen  Religionen 
gesprochen.  Insbesondere  auch  über  die  Ethik  im  Buddhismus. 
Der  Buddhismus  hat  die  Einstellung,  dass  das  gesamte  Seien*«, 
das  wahre  Sein,  eigentlich  nidit  von  der  Art  sein  kann  wie 


•* 


••• 


-  2  - 


unsere  Welt.  Bis  zu  einem  gewissen  Grade  ist  aber  trotzdem 
eine  Annäherung  vorhanden  zwischen  unserer  Persönlichkeit 
und  dieser  Welt.  Die  wahre  Welt  dagegen  ist  eine  absolute 
Verneinung  dieser  Welt,  das  Aufgehen  dieser  Welt  in  das 
Nichtmehrsein,  in  das  Nirvana.   Die  Gelehrten,  die  sich 
mit  dem  Buddhismus  beschäftigt  haben,  sind  sich  nicht 
darüber  im  Klaren,  ob  «Nirvana"  die  vollkommene  Auflösung, 
in  das**S«il**,  in  das  Nichtmehrsein, bedeutet  oder  nur  Auf- 
lösung in  ein  vollkommen  anderes  herrliches  Sein,  dasiT  in 
Bezug  auf  diese  weit  so  verschieden  ist,  dass  diese  ganze 
Welt  nicht  mehr  verwandt  ist  mit  der  anderen.  Wir  aber, 
die  zugleich  in  uns  tragen  das  Atman  und  das  Brahman,  sind 
durch  diese  auch  verwandt  mit  der  ganzen  Welt,  in  die  wir 
hineingestellt  sind.  "Das  bist  Du!"  sagt  der  Buddhist  zu 
jedem.   In  diesem  Panteismus  liegt  eine  berückende,  gross- 
zügige WÄltauffassung,  die  wohl  der  Ursprung  des  Gedankens 
der  Seelenwanderung  ist.  Notwendigerweise,  denn  wenn  wir 
eins  Bind  mit  dieser  Welt,  dann  muss  im  Gedanken  dieser  Ein- 
heit auch  die  Präge  gelöst  werden  nach  dem  „Ich  der  mensch- 
lichen persönlichkeit.  Jeder  Mensch  hat  ein  Ichbewusst- 
sein.  Dieses  ßewusstsein  unterscheidet  ihn  vom  Tier. 
"Ich  bin  ich".  Darum  hat  jener  europäische  Denker  D. 
seine  Lehre  aufgebaut  auf  :  Ich  erkenne,  also  weiss  ich,  dass 
ich  bin.  Wie  aber  soll  nun  im  Gedanken  einer  absoluten  Ver- 
schwommenheit und  Vearbundenheit  mit  der  ganzen  Welt  der  Ich- 
gedanke seine  Stätte  finden.  lUarauf  kann  es  nur  eine  Ant- 
wort geben:  Diese«  Ich  wird  entweder  im  Nirwana  erlöst  und 
aus  dieser  Welt  gleichsam  zum  Verschwinden  gebracht  oder  es 
muss  in  dieser  Welt  in  der  gleichen  Form  oder  in  einer 
neuen  Form  wieder  erscheinen.  Wenn  die  Welt  nur  Materie 
wäre,  dann  könnte  man  sich  vorstellen,  dass  mit  dem  Zerfall 
des  Leibes  auch  die  Persönlichkeit  aufhört. 

Diese  materialistische  Ansicht  vom  Wesen  der  Welt 


-  3  - 


'* 


•. 


ist  durchaus  nicht  buddhistisch  und  ist  der  Bedeutung  ent- 
gegengesetzt, die  der  Buddhismus  vom  wahren  Bewusstsein 
der  Welt  gibt.  Das  Wesen  k^rt  immer  wieder,  wird  immer 
wieder  neue  geboren,  muss  sich  läutern  bis  es  so  rein 
geworden  Ist,  dass  es  aufgehen  kann  in  das  Nichtmehrsein, 
in  das  Nirwana.  7/as  kann  aus  der  Anschauung  des  Rades 
der  ewigen  Wiedergeburt  für  eine  Ethik  herauswachsen? 
eine  Ethik,  die  uns  unser  Handeln  vorschreibt.  Wenn  man 
sich  vorstellt,  dass  der  Buddhist  annehmen  muss,  dass  evtl. 
in  jedem  Lebewesen,  dem  er  begegnet  vielleicht  die  Seele 
eines  seiner  Vorfahren  wiedergeboren  worden  ist,  so  kann 
man  sich  daraus  von  selbst  die  Ethik  des  Buddhismus  ab- 
leiten, eine  durchaus  passive  Ethik.Hüte  Bich  ir gend j ema nde» , 
sei  es  einem  Tier,  einer  Pflanze,  etwas  zuleide  zu  tun. 
Denn  wenn  Du  ihm  wehtust,  greifst  m  vielleicht  a±x  frevel- 
hafterweise ein  in  das  Rad  der  Wiedergeburt.  In  dem 

Buddhismus  liegt  eine  eigene  unerhörte  Passivität,  die 

Typus  des/ 
sich  politisch  in  dem/indischen  Menschen  auswirkt.  Der 

Inder  ist  ein  durchaus  passiver  Mecßch,  die  Verkörperung 
des  Nichtwiderstandleistens.  Diese  passive  Y/eltanschauung 
findet  ihren  persönlichen  Ausdruck  im  Bilde  des  Pa^kirs, 
der  in  dem  Augenblick  die  höchste  Stufe 
erreicht,  in  dem  er  unbeweglich  auf  dem  Boden  sitzend 
sich  in  absoluter  Starre  in  sich  selbst  versenkt. 

Biese  passive  Ethik  ist  eine  Gegenanschauung 
dessen,  was  das  Judentum  in  die  Welt  gebracht  hat: 

Nicht  die  passive  -  sondern  die  aktive  Ethik. 
Du  sollst  nicht  nur  dem  andern  nichts  tun,  sondern  Du  sollet 
für  ihn  sorgen.  Hier  wird  verkörpert  der  Begriff  der 
Zedokoh:  DU  soUst  dem  anderen,  dem  Notleidenden,helfen! 

In  diesem  Punkte  tritt  der  unerhörte  Unterschied 

t 

zwischen  der  Weltauffassung  des  buddhistischen  Typus  und 


-     4     - 


des  jüdischen  Typus  in  der  Auswirkung  klar  in  ErÄchei- 
nung.     Der  jüdische  Typus  sagt:     Sei  aktiv  in  der 
Welt,  tritt  ein  für  Deinen  Mensch enbruder,  liebe  ihn, 
denn  er   ist  wie  Du!     Das  steht  im  Zusammenhang  mit 
der  Präge:  welches  ist  nun  die  Anschauung,  die  das  Ju- 
dentum in  die  Welt  gebracht  hat.     Es  ist  auch  eine 
naturalistische  Einheitsdeutung  von  Natur  und  Mensch en- 
kräften,    doch  darin  vom  Buddhismus  unterschieden,   dass 
alle  Kräfte  der  Natur,  alle  Kräfte  des  Menschen,   der 
Welt  und  der  Menschheitsgeschichte  gesammelt  gegenüber- 
gestellt werden  einem  ewigen  willen,  nicht  einem  per- 
sönlichen a'tt,   wie  man  es  gewöhnlich  auffasst.  Sobald 

"persönlicher/ 
man  den  Begriff/Q-'tt"  anwendet,    so  geschieht  es  leicht, 

dass  sich  die  Menschen  den  lieben  &'tt  irgendwie  als 
alten  Mann  mit  langem  Bart  vorstellen.      Es   geht 
wahrscheinlich  zurück  auf  die  erste  Stunde  des  nicht- 
jüdischen Religionsunterrichtes,      im  Christi i dien 
Religionsunterricht  wird  in  einer  ganz  anderen  sach- 
läge  die  symbolische  vermenschlchung  da rgestellt^i e 
Anschauung,  die  durch  die  Juden  in  die  Welt  gebracht    ist: 
Dass  ein  zielbewusster  Wille»  der  weit  gegenübersteht, 
ist  absolut  verschieden  von  jeglicher  Erscheinungsform 
dieser  Erde.     Da  sollst  Dir  keine  Vorstellung  *om 
Göttlichen  machen.     Das  Judentum  spricht  nur  von  dem 
Willen,   der  die  Welt  gestaltet  undhinaus führt  in  die 
aktive  Ethik  des  Judentums,  vom  d.  ttlichen  WiB  en. 
Der  sittliche  Wille,   der  innerhalb  des  Judentums   deut- 
lich wird,   die  sittliche  Aktivität,  die  fordert:   Die 
Beseitigung  des  Mordes,   die  Ausmerzung  des  Raubes  usw. 
als  Grundsätze  menschlichen  Handelns,   geht  zurück  auf 
den  sittlichen  Willen  G'ttes,  der  den  Propheten  klar 
und  deutlich  geworden  ist.     Aber  wenn  ich  nun  nach 
diesen  Ausführungen  mich  ganz  förmlich  ausdrücke,   so 


-    5    - 


so  ist  es  so,   dass  überall,  »owohl  im  Judentum  wie 
in  anderen  Religionen  die  v/elt  als  geschlossene 
Einheit  einem  ewigen  Willen  gegenübersteht,  der 
diese  Welt  geschaffen  hat.     Diese  weit  muss  Sich  em- 

* 

por schwingen  zur  Vervollkommnung,  zur  Reinheit,  zur 
messianischen  Zeit.  Diese  Deutung  der  Wel1i,und 
was  alle  Religionen  versuchen,  und  was  jeder  Mensch 
versucht,  wenn  er  über  Reli^on  nachdenkt  ist:  Das 
Auseinandersetzen  damit:  Was  ist  die  Welt  und  was 
bin  ich?  Das  Judentum  antwortet  darauf  eindeutig: 
Diese  7/elt  ist  gesclriaffen  von  einem  ewigen  göttlichen 
Willen.  Das  idt  eine  gr'osszügige  Einheitsdeutung, 
Die  pan-lBistische  Deutung  auf  der  einen,  die  mono- 
theistische Deutung  auf  der  anderen  Seite,  der 

des  Buddhismus/ 
unerhörte  pessimismus/ünd  der  sittliche  Optimis- 
mus des  Judentums,  das  sind  zwei  unerhört  grosse 
Konzeptionen  der  Weltauffassung,  die  einander  ge- 
genüberstehen und  deren  Auswirkungen  bis  in  die 
aller kleinsten  Beziehungen  auch  heutigen  Tages  zu 

verspüren  sind» 

innerhalb  der  monotheistischen  Religionen 

bestehen  ebenfalls  Unterschiede.  Sie  zerfallLen  in 
3  verschiedene  (Jruppen:  Judentum,  Christentum  und 
Islam.  Der  Unterschied  der  vorliegt,  ist  ein  typi- 
scher. Dem  Judentum  am  nächsten  steht  der  Islam, 
weil  auch  er  den  Begriff  des  einzigen  (J'ttes  an  den 
Anfang  stellt  und  nicht  den  Umweg  über  die  Deutung 
des  dreieinigen  O'ttes  einschlägt,  in  diesem 
Zusammenhang  darf  ich  nun  folgendes  sagen: 

Die  Auffassung  des  Judentums  vom  Sinn 
und  Sein  der  Welt  ist  im  Isiam  einfach  aufgepflanzt 


-    6    - 


l 


und  entwickelt  worden  auf  dem  Wesen  jenes  aramäischen 
Menschen,   der  auf  der  araLisohen  Halbinsel  aurge- 
wachsen iacksr  und  eingebaut  ist  in  die  monotheistische 

vreltauffassung  des  Judentums. 

Schwieriger  ist  das  Verständnis  des  Christen- 
tums.    Idi  möchte  jedoch  bemerken,   dass  alle  Religionen, 
die  ich  genannt  habe  und  neun», auch  für  uns  Juden 
Heiligtümer  sind.     Wir  vertauschen  nicht  einen  Typus 
mit  dem  andern.  Jede  Religion  ist  ein  Heiligtum,und 
das  einzige  ist,   dass  wir  uns  gewisser  philosophischer 
unterschiede  klar  werden;   aber  wir  haben  die  Lebens- 
form jeder  anderen  Religion  einfach  ainzuer kennen. 

Der  Unterschied  zwischen  Judentum  und 
Christentum  besteht  auf  der  gleichen  arundlage  der 
Ethik  einer  andersartigen  göttlichen  IDeutung:     Die 
dreifache  Erscheinungsform  G'ttes:      G'ttvater,   Sohn 
und  Heiliger  Geist.   Diese  Begriffe  sind  ähnlich  auch 
im  Hebräischen  vorhanden:  Ruach  kaudesch=  Heiliger  Geist. 
ES   ist  ä^äSS^uSterschied  darin,   der  sich  jedoch  schwer 


definieren  lässt  und  den  auszuführen  ich  einen  Abend 
besonders  benötigen  würde.  Bezeichnend  ist,   dass 
ein  spanischer  Maranne,  der  zum  Chiistentum  überzutreten 
gezwungen  wurde,    den  Ausspruch  tat:   "Sei  nicht  wie  löein 


Vater  " .  Wir  Juden  können  auf  alle  Fälle  «att  typisch 
nicht  verstehen,  dass  man  an  Stelle  des  einzigen  G'ttes 
eine  ülreieinigkeit  setzt.  Wir  nehmen  ohne  weiteres  an. 
dass  derf  roime  Christ  in  der  lUreieinigkeit  tatsächlich 
die  Einheit  G'ttes  erlebt  und  trotzdem  ist  es  den  Juden 
nicht  möglich,   dieses  nachzuenpfinden.     Dies  bedeutet 

die  typische  Trennung  des  Christentums  vom  Judentum. 

Das  gleiche  besteht  in  der  Ethik.     An  einer  Ställe  geht 

die  christliche  Ethik  sogar  über  die  jüdische  hinaus: 

0 

Du  sollst  Deinen  Feind  lieben.  Das  Judentum  führt 


-  7  « 


diese  Forderung  jedoch  wk  ad  absurdum.  Es  sagt:  »i 
sollst  Deinen  Nächsten  lieben  wie  Dich  selbst.  Auch  Dei- 
nen Peind,  und  wenn  Dein  Feind  strauchelt,  frohlocke 
nicht.  Du  sollst  ihn  auch  nicht  hassen.  Aber  das  Ju- 
dentum sagt  nicht:  "Da  sollst  Deinen  Feind  lieben,"  und 
zwar  deshalb  nicht,  weil  ein  Mensch  das  einfach  nicht  kann 
(wenn  man  sich  vorstellt,  dass  die  Welt  unterginge, 
dass  alles,  was  hier  Wert  für  uns  hat,  hinfällig  wird, 
dann  könnte  dies  vielleicht  möglich  sein.  Nach  der  Auf- 
erstehung  Jesu  haben  die  Christen  an  die  Wiederkehr  ge- 
glaubt. ES  war  tatsächlich  Unter gangsstimmung  und  aus 
dieser  Stinmung  wurde  gesagt:  Gebt  alles,  was  Ihr  be- 
sitzt fort,  denn  eher  wird  ein  Kamel  durch  ein  Nadel  - 
Öhr  gehen,  denn  ein  Reicher  ins  Himmelreich  gelan^n. 

in  diesem  Zusammenfeang  möchte  ich  wiederum 
von  dem  M»  ne  sprechen,  den  ich  schon  2  mal  erwähnt  ha- 
be. ES  ist  Maimonides,  der  im  Jahre  1955  8oO  Jahre  ge- 
worden sein  würde.   Zu  seiner  Zeit  wurden  die  Juden 
im  südlichen  Arabien  verfolgt.   Es  «tostand  ein  eigen- 
tümlicher Prophet,  der  angab, er  sei  von  G'tt  gesandt  und 


die  Juden  müssten  Mohamed 


anerkennen.  Sie  müssten  s  ich 


jeden  Eigentums  entkleiden.  Damals  haben  sich  die  Juden 
an  Maimonides  gewandt  und  er  sagte:   In  unserer  Schrift 
steht  :"Du  sollst  von  Deinem  Vermögen  geben"  (die  glei- 
che Einschränkung  wie  bei  der  Peindesliebe).  Nioht.Da 
Sollst  Dein  Vermögen  verteilen,  denn  wenn  er  alles  gibt, 
bleibtlihm  nichts  mehr, und  er  muss  selbst  Allmosen  betteln 


gehen, und  dann  ist  die  Lebensmöglichkeit  für  den  Manschen 
zu  Ende.   In  diesem  Punkte  geht  die  christliche  Ethik 

über  die  jüdische  hinaus 

Der  unterschied  besteht  im  G'ttesbegriff : 


-    8    - 


Der  zweite  unterschied  liegt  in  dem  Begriff,   dass  die 
Gnade  G'ttes  durch  einen  Mittler  vermittelt  wird. 
Dieses  ist  eine  Lehre,   die  jeder  nachempfinden  kann. 
wer  in  seinem  Leben  einmal,   nur  ein  einziges  Mal, 
einen  Lehrer  gehabt  hat,  an  dem  er  mit  tiefer  Begeisterung 
hing,  der  wird  begreifen,  was  Rührertum  bedeutet. 
Man  kann  zu  einem  gewissen  Grad  nachempfinden,   dass 
Menschen  das  Bedürfnis  haben,   einen  Führer  zu  besitzen  , 
der  sie  in  die  höchsten  Regionen  führt.     Das  Christen- 
tum hat  diesen  Führer  auch  in  der  Gestalt  Jesu  gefunden. 
Aber  der  Jude  ist  ein  anderer  Typus.     Er  kann  zwischen 
sich  und  G»tt  keinen  anderen  als  Mittler  anerkennen. 
Der  unterschied  zwischen  Katholi#zismus  und  Protestan- 
tismus    liegt  in  der  Auffassung  des  Vermittlers. 
Beim  Katholizismus  erscheint  die  Vermittlung  in  einem 
mystischen  Licht,  während  beim  Protestantismus  eine 
natürliche  Vermit-Qerrichtung  angestrebt  wird. 

Ich  will  nun  noch  einmal   zur  besseren  Ueber- 
sicht  klar  die  verschiedenen  Religionstypen  schildern: 


poiz: 


deutung  nach  Men«chemrt.  Man  führt  die  Erscheinungen 
der  Natur  zurück  auf  Götter.     Die.e  Art  der  Religion 
nannte  ich  die  mensdilich  gerichtete,    die  anttoprozen- 
ttische  TJatur deutung.   demgegenüber  die  antroprozen- 
trische  TCräftedeutung  in  den  Orgiastischen  Religionen 


steht. 


2.  nrf^iastische  Religionen:   Es  wird  der  Zeugungs- 
akt  auf  der  einen  und  der  ZersUörungstrieb  auf  der 
anderen  Seite  als  das  Hödiste  angebetet. 

3.  Parsismus:  Die  Richtung  ist  eine  objekti- 
vierende Natur-  und  Kräftedeutung  .     Der  Parsismus 
unterscheidet  den  G'tt  des  Li<tte  s  und  der  Finsternis 


-  9  - 

den  a«tt  des  Guten  und  des  Bösen.  Der  G'tt  des  Udites 
steht  in  dauerndem  Kampf  mit  dem  a'tt  der  Finsternis, 
dem  Teufel,  diabolus.  Der  parsismus,  der  diesen  Kappf 
zwischen  Gut  und  Böse  sieht,  der  deutet  die  Welt  als  m- 
alismus  und  geht  damit  über  die  Natur-  und  Kräfte- 
deutung hinaus  zu  einer  Binheitsdeutung. 

4,  Pantheismus  und  Buddhismus: 

Neben  diese  Deutungen  treten  nun  die  meta- 
pgysischen  Einheitsdeutungen  von  Natur  und  Menschen- 
kräften, wiederum  mit  zwei  Unterschieden:  Mit  der 
Richtung  auf  das  Jenseits,  mit  der  Richtung  auf  das 

Dieaseits.S 

5.  Monismus:  Wir  finden  hier  einen  umgekehrten 

|>antheismus.  »ie  Materie  wird  zu  G'tt  erhoben. 

6.7.8.  :  Judentum^.  Christentum  u.  Islam: 
Hier  tritt  uns  die  metaphysische  Binheitsdeutung 
klar  entgegen.   Das  Jüesseits  und  das  Jenseits  sind 
eng  miteinander  verbunden  und  das  irdische  Sein  beruht 
auf  der  Schöpfung  G'ttes.  Ein  wunderbares  Bfennbild  hier- 
für ist  die  Traumleiter  Jakobs.  Sie  steht  auf  der 
Erde  und  ragt  bis  in  de»  Himmel.  Sie  verbindet  das 
Erdgebundene  mit  dem  Metaphysischen.  Das  Dieaseits  und 
jenseits  werden  zu  einer  Einheit.  Welcher  Einheit 
das  bedarf  noch  einer  späteren  Erörterung. 

8.  Katholizismus,  (wie  vorher  angeführt). 


Zwischen  diesen  verschiedenen  Religionstypen 
bestehen  eigentümliche  Beziehungen.  loh  bin  innerlich 
manchmal  tief  erstaunt,  Bs  sind  2  grosse  Kreise  ,  die 
wiederum  in  sich  zurückkehren. 

iter  erste  Kreis :3ack  »er  Polytheismus.  Dem- 
gegenüber steht  der  Pantheismus.  Aber  im  Monismus  kehrt 
er  wieder  zurück  zum  Polytheismus. 


-  10  - 


r^r   zweite  Kreisj.  Angefangen  mit  den  orgiastischen 
Religionen.  Dagegen  steht  der  Dualismus  des  parsis- 
mus  auf  der  einen  Seite  und  die  Metaphysische  Ein- 
heitsdeutung des  judentumsauf  der  anderen  Seite,  Mit 
dem  Begriff  des  Satans«  derjenige,  der  uns  auf  dem 
Wege  hindert,  wird  zum  Dualismus  des  Parsismus  zurück- 


kehrt • 


jOarum  habe 


Nach  einigen  Ausführungen  von  Herrn  Löwenbach: 
ich  hatte  keine  Wertung  irgend  einer  Religion  aus- 
gesprochen,  ich  Äprach  mr  davon,  dass  es  verschie- 
dene Brlebenstypen  gihl^.  Diese  Auffassung  ist  niemals 
einheitlich  für  alle  Menschen  zu  gestalten,  weil  die 
Menschen  grunis*ätzlich  verschieden  sind, 
ich  gleich  zu  Anfang  meiner  Vortragsreihe  gesagt; 

^  n  •  V,  i.Kr,«+A  68  auf  der  Erde  soviele  Religionen 
G-ruai satzlich  konnte  es  aui  u.«*. 

geben  als  es  Menschen  gibt,  aber  es  sind  nur  9  ver- 
schiedene Typen  vorhanden.  Das  ist  ein  verblüftenles 

Ergebnis. 

Bin  Wpus  davon  ist  das  Judentum.     Das  Ist 
unsere  saelisohe  Haut,  aus  der  wir  nicht  herausl^önnen. 

loh  mochte  heute  abend  noch  kurz  auf  das 
„am  todausch"   zurttoUkonmen  =  das  religiöse,  heilige 
Volk,  zuerst  mass  ich  die  Frage  aufterfen: 

»oher  kommen  die  heutigen  Juden? 
Wir  haben  zunächst  die  jüdische  lehre.   daSS  «ir  die 
„,ene  awrohom«   die  Kinder  Abrahams  slnd.Das  konnte  also 
bedeuten,   dass  wir  Juden  blutgemäss  von  Abraham  ab- 
stauen, der  vor  »000  Jahren  aus  Or  am  Bxphrat  aus, 
gewandert  ist  nach  Kanaan  in  Palästina.  Daneben  haben 
,ir  die  kullurgesohichtllche  ueberlleferung.  dass  wir 
nämlich  seit  Urzeiten  fortwährend  fremdes  blutge- 
mässes  Volkstum  in  unser  Sein  aufgenommen  haben, 
schon  Abraham  hat  seine  3l8  Knechte  in  seine  LebÄns- 


-  11  - 

gerne in Schaft  aufgenommen.   Es  tritt  uns  also  schon 
hier  ein  anderes  Volkstum  entgegen.  Ferner  dürfen 
wir  nicht  vergessen,  dass  dio  Juden  als  die  aus  A6- 
gypten  auszogen,  begleitet  wurden  von  dem  «ere«  raw" 
s  unbestimmbarer  Volksbestandteil,  der  im  Volks- 
ganzen aufging.  Ausserdem  haben  die  Juden  in  Palästina 
die  aibeoniten  in  ihre  Gemeinschaft  aufgenommen. 
Weiter  wird  berichtet,  daas  die  Juden  die  Philister 
in  ihre  Gemeinschaft  aufgenommen  haben.  Diese  sind 
höchstv;ahrsch>..inlich  indo  germanischoa  Ursprungs. 
Ebenso  wie  eine  Reihe  der  anderen  Völkerschaften  Pa- 
lästinas j  Z.B.  dieCKititer,  von  denen  man  vermutet, 
dass  auch  sie  indogermanischen  Ursprungs  sind^  und  die 
später  von  Ramses  mit  Kampflöwen  vernichtet  wurden. 
IDes  weiteren  sind  vom  Judentum  Menschen  aus  dem  rö- 
mischen und  griechischen  Kulturkreisen  aufgenommen 

ein/ 
worden.  Rabbi  Meir  ist  auch  solcher  Mensch,  der 

im  Judentum  eine  ungeheuc  ev-   Bedeutung  errungen  hat 

komme 
und  der  Nachfidkx«  eines  griechischen  Pioselythen  war. 


In  Südarabien  sind  ganze  Volksstämme  zum  Judentum 
übergetreten,  ebenso  in  Abessinien,  in  Südrussland 
waren  es  die  Chasaren,und  es  ist  uns  bekai  nt,  dass 
in  der  Zeit  Heinrichs  d.i.  viele  christliche  Geistliche 

übertraten, 

Nach  einem  interessanten  Bericht  im  "Morgen"  soll 
der  grösste  Teil  der  europäischen  Juden  nicht  von  den 
Juden  aus  paläst ina,  sondern  von  armenischen  Proselythen 
abstaamen. 


Wir  können  also  zwei  Theorien  aufstellen: 

1,  Wir  sind  Nachkommen  Abrahams. 

2.  Das  Judentum  ist  blutgemäss  aus  zahllosen  VolkS' 

bestandteilen  zusan mengesetzt. 


-la- 


ich wiederhole  noch  einmal  die  Pra^e:  Woner  komir.t  das 
jüdische  Volk?  In  der  Bibel  ist  der  Beweis  dafür  ge- 
geben, dass  die  Juden  grossen  Wert  auf  Rassenreinheit 
gelegt  haben  .   Ich  möchte  dazu  noch  folgendes  ausführen: 
Von  den  Samar itanern  wurden  die  Juden  in  die  Gefangen- 
sctiaft  geführt.   Da  man  fürchtete,  dasa  die  wilden 

Tiere  überhand  nehmen  würden  und  man  dieses  aur  das 

durch  die  Samar itaner/ 
Hichtanbeten  der  Landesgottheit/zurückführ te,  wurde 

der  Wunsch  nach  einem  israelitischen  Priester  laut. 
Daneben  bestand  aber  der  heidnische  Typus.  Auf  der 
einen  Seite  wurde  also  die|alte  heidnische  Religion 
beibehalten  und  auf  der  anderen  Sei ^e  betete  man  den 
ö'tt  der  Juden  an,  weil  man  ihn  fürchtete.  So  entstand 
der  samar itanische  Typus.  Bie  Juden  haben  die  Samari- 
taner  nie  in  ihre  Gemeinschaft  aufgenommen.  Sie  lehnten 
sie  wegen  ihres  Syndhretismus  ab. 

Pur  die  zweite  Theorie  spricht  die  Geschichte  Esras, 
derdas  neue  Palästina  innerlich  r «formiert  hat.   Er  zwang 
die  Juden,  ihre  ha  dni  sehen  Frauen  fortzuschicken, 
Wenn  er  hiedruch  die  Rassereinheit  des  jüdischai  Volkes 
erhalten  wollte,  dann  s chlägt  dieses  allen  Theorien 


v*on  der  Aufnahme 


•  <i  »:« 


anderer  Völker  ins  Judentum 


ins  Gesicht.  Er  wollte  vielmehr  die  Religionsreinheit 
erhalten,  denn  die  Frauen  behielten  in  ihrer  Bhe  die 

heidnische  Religion  b#i.  ^Missionieren  ist  den  Juden 

verboten. 

Das  jüdische  Volk  ist  etwas  anderes  als  ein 

Rassenvolk,  Wenn  auch  ein  Teil  von  uns  seine  Vorfahren 
zurückführen  kann  bis  auf  die  Juden,  die  früher  in  Pa  - 
lästina  gelebt  haben.  Wir  sind  kein  blutmässiges  Rasse- 
volk sondern  ein  Typenvolk,  d.h.  Zum  Judentum  gehört 
nicht  der,  der  in  seinem  Blute  dazu  pa^st,  sondern  der 
in  seinem  Geist  zugehörig  ist. 

3te.s  Judentum  ist  zentralreligiöser  Lebens- 
standpunkt 


■1 


Amkodausoh 
Vortrag:  Rabb#  Dr.   Sohorsch,   Lehrhaus,   am  6 •12. 1934* 


f 


r" 


•< 


Meine  Damen  und  Herren  I 

loh  möchte  heute  abend  vor  Weihnachten  mit  den  Vorträgen 
dann  abschliessen  und  erst  wieder  Mitte  Januar  beginnen. 
Heute  abend  mochte  ich  zu  Ende  kommen  mit  dem  Kapitel  des 
"am  koaausch"  des  heiligen  Volkes,  des  religiösen  Volkkes. 
Ich  habe  Ihnen  einen  Einblick  gegeben  in  den  Qrundaufbau 
vDii  der  Anschauung  des  Judentums. 

Ich  darf  vielleicht  noch  einmal  den  Gedanken 
ins  O-edächnis  zurückrufen,  den  ich  Ihnen  schon  zu  Anfang 
ausführte.   Ich  habe  durchaus  nicht  die  Absicht,  Ihnen 
irgend  etwas  über  das  Judentum  zu  beweisen,  sondern  ich 
beschreibe  Ihnen  das  Judentum  so,  wie  ich  es  sehe,  wie  es 
mir  erscheint  auf  &rund  meiner  persönlichen  Intuition. 

Ich  gehe  um  dieses  Judentuia  herum,  um  es  von 
allen  Seiten  zu  besehen.   Bas  bedeutet  nämlich:  Man  muss 
das  Judentum  in  Beziehung  setzen  möglichstzu  allen  Seiten 
des  Lebens,  mit  denen  wir  in  Berührung  kommen.   Denn 
nur  das,  was  wir  selbst  erleben,  was  von  uns  selbst  in 
unserem  Leben  g  ei'J.ärt  worden  ist,  ist  wertvoll;  was  man 
nur  in  Begrifren  weiss  und  was  man  nur  von  einer  Seite 
aus  betrachtet,  das  ist  eben  nicht  vollständig  geschaut. 
Darum  versuche  ich  das  Judentum  von  allen  Seiten  her  zu 

beleuchten. 

Zuerst  habe  ich  Ihnen  die  IJiaLlen  angegeben,  aus 

denen  die  Kenntnis  des  Judentums  erwächst. 

Und  dann  in  einem  zweiten  Kapitel  habe  ich  Ihnen 
dargestellt,  dass  Judentum  grundsätzlich  zentralreligiöser 
Lebensßtandpunkt  bedeutet.  Es  gibt  ausserhalb  der  religiö- 
sen Betrachtung  des  Judentums  überhaupt  kein  Judentum. 
Es  gibt  wohl  verschiedene  Judentümer,  aber  kein  Judentum 


f 


4 


t 
t 


-  2  - 

da sf  nicht  irgendwie  zentralreligiös  gebunden  ist. 
Es  ist  nicht  gesagt,  dass  zwischen  orthodox  und  liberal- 
religiös ein  wesentlicher  unterschied  besteht,  denn 
beides  sind  grundsätzlich  religiöse  Auffassungen  des 
gesamten  Lebens  überhaupt  und  g'ttgebundenes  Leben 
jüdischer  Menschen.  Sie  sind  gleichsam  die  Wurzeln, 
aus  denen  alles  Judentum  herauswächst. 

Dieser  Gedanke  ist  natürlich  eine  Behauptung, 
die  unter  Umständen  dem  einen  oder  anderen  vi^^lleicht 
noch  nicht  einleuchten  wird.   Es  liegt  in  der  Natur 
aller  derartigen  Gegenstände,  die  man  nicht  beweist. 


die  man  nicht  logisch  ±1 


k  mathematisch  auf- 


baut^ sondern  die  man  beschreibt.  Bass  man  sie  erst 
voellkommen  versteht^  wenn  man  auch  das  Spätere  v/eiss 
und  verstanden  hat,  erst  dann  hat  man  die  gesamte  ueber- 


schau. 

Bs  liegt  in  der  Natur  menschlicher  Darstellungs- 
fähigkeit, dass  man  das  einmal  Gesehene  klar  bewusst 
aufnimmt  oder  linear  darstellen  kann,  indem  man  einen 
grossen g  eistigen  Weg  zurücklegt,  und  dadurch  notweiÄg 
immer  wieder  auf  diese  Zusammenhänge  eingehen  muss» 
Der  G-edanke  ist  in  den  3  Abenden  schon  deut- 
licher geworden,  dass  das  Judentum  ein  typischer  Weg 
zu  &'tt  ist.  Ich  habe  versucht,  Ihnen  darzustellen, 
wie  das  Judentum  aus  der  scheinbaren  Menge  der  vor- 
handenen Typen  sich  heraushebt  als  ein  ganz#  bestimmter 
klar  ersichtlicher  Weg  ins  Metaphysische;  So  deutlich, 
dass  ein  jüdischer  Mensch  ohne  weiteres  an  dem  Schema, 
das  ich  Ihnen  von  8  Tagen  gegeben  habe,  nachprüfen  kann, 
ob  er  ein  jüdischer  Typus  ist  oder  nicht.  Die  Typen 
lassen  sich  nicht  miteinander  verquicken«  Es  gibt 
wohl  eigentümliche  Verständigungsmöglichkeiten  über 


«  3  - 


f 


*•♦ 


i 


das  gewöhnliche  Mass  hinaus,  wenn  aber  sich  jemand 
in  seiner  Entwicklung  als  klar  bestimmter  Typus  unter 
allen  Umständen  als  Jude  erv/eist,  kann  er  sich  nie 
zu  einem  christlichen  Typus  entwickel«n.  wer  (J'tt  gegen- 
übertritt durch  einen  Vermittler,  durch  einen  reli- 
giösen Führer,  ist  ein  anders  gerichteter  Mensch  als 
derjenige,  der  &'tt  immer  nur  unmittelbar  gegen- 
übertreten kann,  und  alle  diejenigen  Menschen,  die 
innerhalb  des  Judentums  den  Weg  des  Vermittlers  gehen 
wollten,  sind  vollständig  aus  dem  Judentums  aus- 
geschieden. Es  ist  ausserordentlich  interessant, 
unter  diesem  Gesichtspunkt  f ..stzuatellen,  dass  immer 
wieder  Versuche  gemacht  werden,  ein  Vermittlertum 
einzuschieben.  Bis  zu  einem  gewissen  Grade  finden 
wir  dieses  auch  bei  dem  Chassidismus,  der  bekamt  wurde 
durch  die  Arbeit  von  Martin  Buber.   In  gewissem  Grade 
scheint  es  manchmal,  als  ob  der  Wunderrabbi  eine  V^^r- 
mittler stelle  einnehmen  könnte.  Wer  ein  gewisses 
Fingerspitzengefühl  in  diesen  Dingen  hat,  der  kann 
hier  genau  nachprüfen,  wie  manchmal  in  sonderbarer 
A»t  und  Weise  dieser  ganze  Zusammenhang  ins  Schwanken 
gerät.  Ich  führe  dies  an,  um  die  Verbindung  mit  dem 
Leben  zu  suchen._l/Die  Hervorhebung  des  jüdischen 
Typus  ist  nur  eine  Vorstufe  zur  Kiä*ung. 
Zuerst  habe  ich  versucht,  die  formale  Schilderung  des 
4udentums  deutlicher  Auszuführen  und  bin  dann  über- 
gegangen zum  Begriff  des  "am  kodausch",  des  heiligen 


Volkes. 


Ich  habe  die  Frage  beantwortet;  Woher  kommen 


die  Juden  rein  körperlich? 


Die  Behauptung,  dass  die  Juden  -  wid  ©s  von 
verschiedenen  Seiten b ehauptet  wird  -  eine  Rassege- 


-  4  - 


meinsoha±*t  sei,  kann  nicht  zutraf fen|  und  wird  von 
den  Kundigen  auch  nicht  aufgestellt.  Sogar  in  den 
Rassekundebüchern,  die  neuerdings  auch  in  den  Schu- 
len benuti  werden,  wird  verschiedentlich  die 
Peststellgung  gemacht,  dass  das  Judentum  nicht  eine 
Rasse  sei,  sondern  ein  Volk,  dass  aus  verschiedenen 
Rassen  besteht. 

Es  ist  ganz  deutlich  für  den,  der  geschicht- 
liche Zusammenhänge  übersieht,  dass  die  Juden  tat- 
sächlich ein  Volk  sind,  das  aus  den  verschiedenen 
Rassen  besteht.,  die  es  überhaupt  geben  kann.  Viel- 
leicht gibt  es  überhaupt  keinen  Rassetypus,  der 
nicht  im  Judentum  enthalten  wäre.   Ich  weiss  es 
nicht*  Wie  kommt  es  nun,  dass  alldiese  Menschen 
aus  den  verschiedenen  anderen  Rassen  gerade  zum 
Judentum  gekommen  sind?,  und  nicht  zu  anderen. 
Es  ist  ganz  merkwürdig,  dass  es  neben  den  verschieden- 
farbigen Juden,  den  chinesischen  Juden  in  Honan, 
den  typisch  mongolischen  Men schien,  de: 

,  den  schwarzen  Juden,  in  allerneust er  Zeit 
nach  4am  Bericht 
im  Pamilienblatt,  auch  indiwitsche  Juden  gibt. 
Hier  liegt  der  Fall  besonders  merkwürdig.  Es  würde 
aber  zu  weit  führen  heute  abend  eine  Theorie  zu  ent- 
wickeln, die  Innen  in  Bezug  auf  die  Herkunft  der 
indianischen  Kultur  Auf  seil  luss  geben  würde.   Es  ist 
jedenralls  offensichtlich,  dass  die  Juden  ein  Misch- 
volk sind  in  Bezug  auf  die  rassische  Herkunil;.  Was 
sind  sie  aber  nun  geistig?  In  der  Ueberlieferung  wird 
es  klipp  und  klar  erhalten,  dass  wir  die  Nachkommen 
AbÄhams  sind  innerhalb  des  geistigen  Judentums. 


I 


—  5  — 


** 


Wenn  z.B.  ein  Proselyt  zum  Judentum  kommt,  dann  bekommt 
er  einen  jüdischen  Namen,  ebenso  wie  ein  Nicht Jude,  der 
zum  Judentum  übertritt  als"Ben  Awrohom"  bezeichnet  wird, 
was  eine  unmittelbare  VerÄin^ng  über  Jahrtausende 
hinaus  zu  Abraham  bedeutet.  Diese  Lehre  der  körperli- 
chen Abstammung  wird  ganz  besonders  stark  besiegelt  durch 
den  Bund  Abrahams  unter  dem  Namen:  Milah  =  Beschneidung. 
Was  liegt  hier  Merkwürdiges  vor?   Es  gibt  eine  Lehre 
im  Judentum,  nach  der  ohne  diese  Aufnahme  in  den  Bund 
Abrahams  ein  Jude  nicht  Jude  sein  könnte.  Wir  wissen 
auch,  dass  die  Zugehörigkeit  körperlich  besiegelt  wird. 
Bei  der  Aufnahme  eine  Knäbleins  in  den  Bund  spricht  man: 
Du  sollst  durch  Dein  Blut  leben.  Durch  dieses  Vergiessen 
des  Blutes,  das  evtl.  auch  eine  Lebensgefahr  dars\.ellen 
könnte,  sagt  man:  Durch  dieses  Vergossene  Blut  sollst  und 
'wirst  Du  leben.  Y/as  liegt  hier  zutage?  Es  ist  eine  körper 
liehe  Versiegelung  eine  geistigen  Gehaltes.  Nun  müsste 
ich  Sie  zum  ersten  Male  auf  einen  eigentümlichen  Umstand 
aufmerksam  machen,  den  ich  Ihnen  jedoch  als  Abschluss 
eines  besonderen  Kapitels  beantworten  möchte. 

Zun&ähst  will  ich  Ihnen  eine  ganz  kurze  Antwort 
darauf  geben.  Wir  sehen  nebeneinander  Geistiges,  oder 
im  Judentum  gefasste  Menschlichkeit,  sowie  körperliche 
Bindung.  Was  hat  das  eigentlich  miteinander  zu  tun? 

Stellen  wir  uns  einen  Vater  vor,  der  sich  per- 
sönlich zu  einem  charaktervollen  Menschen  herausge- 

beitet  hat.  Wie  wird  er  versuchen  seiner  eine  Ethik 
seinem  Sohne  zu  übergeben?  Der  Vater  wird  höchstwahr- 
scheinlich wie  alle  Pädagogen,  die  zum  ersten  Mal  vor 
eine  solche  AufgabegesteQ.lt  sind,  sagen;  indem  er  sich 
seinen  Sohn  vornimmt:   Es  ist  eine  Grundlage  des  ge- 


ar 


-.  6  - 


t, 


samten  nt^ Menschentums,  dem  anderen  zu  helfen. 

Er  wird  mit  vielen  Worten  seine  Ethik  darlegen  und 
eines  Tages  das  Merkwürdige  entdecken,  dass  der  Sohn 
die  Worte  gehört  hat,  aber  die  Taten  nicht  ausführt» 
Der  Vater  hatte  vorausgesetzt,  dass  wenn  man  etwas 
sagt,  es  auch  getan  wird.  Man  muss  aber  eines  Tages 
aus  eigener  Erfahrung  erkennen,  dass  Menschen  nicht 
das  tun,  was  gesagt  wird,  auch  wenn  man  es  5  mal  wie- 
derholt, wird  es  vielleicht  kaum  gehört  werden.  Wer 
nur  mit  Worten  den  andern  etwas  lehren  will,  wird 
eines  Tages  zu  seinem  grössten  Erstausn  erkennen  :  ijas 
V/ort  lehrt  nicht,  sondern  nur  unter  einer  ganz  be- 
sonderen Konstellation. 

z.B.:  SS  brennen  Lampen.   Diese  Lampen 
kann  man  zur  Kraftausstrahlung  bringen,  wenn  man 
an  einer  ganz«  bestimmten  Stelle  einen  Hebel  berührt. 
Wir  man  einfach  an  die  v/and  drücken,  so  werden  die 
Lampen  nicht  reagieren,  ebenso  an  keiner  anderen  Stel- 
le,  sondern  nur  durch  den  auslösenden  Hebel,  der  in 
einer  ganz  bestimmten  Konstellation  den  Kontakt  her- 
beiführt. Aber  diese  seltene  Möglichkeit  des  Kon- 
taktschlusses  ist  umgeben  von  einer  Wüste  der  Nicht- 
möglichkeiten.  Alle  diejenigen,  die  mit  der  Pädago- 
gik anfangen,  beginnen  mit  dem  Lehren  von  Worten. 
Bin  Beispiel,  das  Ihnen  ohne  weiteres  deutlich  vor 
Augen  führt,  was  ich  meine:  Wenn  jemand  z.B.  in  einer 
O-rossstadt  nervös  geworden  ist,  was  wird  man  tun,  um 
ihn  zu  heilen?  Es  hat  keinen  Zweck, ihn  in  der  Gross- 
stadt zu  lassen  und  ihn  mit  Worten  zu  heilen  versuchen, 
sondern  man  muss  ihn  in  ein  anderes  Milieu  versetzen. 
Da  er  im  großstädtischen  Leben  krank g  ewor den  ist, 
so  wird  er  höchstwahrscheinlich  nur  wieder  ge- 


-  7  - 


Sunden,  in  einer  Umgebung  der  Ruhe,  in  der  leben- 
digen Frische  gründnder  Natur.  Es  ist  nicht  mög- 
lich, dass  man  eine  Heilungsmethode  so  ohne  weiteres 
aus  der  Westentasche  ziehen  kann. Der  beste  Arzt  und 
Pädagoge  witd  ohne  Worte  einen  solchen  Menschen 
in  ein  anderes  Milieu  verpflanzen  =  ein  pädagogisches 
Mittel  ohne  Worte.   Die  Milieubeeinl'lussung  ist  das 
erste  pädagogische  Mittel  überhaupt.  Das  Eltern- 
haus ist  ausschlaggebend  für  die  Gharaktergestaltung 
eines  jeden  Menschen.  Nicht  durch  die  Worte  des 
Vaters  oder  der  Mutter,  sondern  dadurch,  dass  diese 
eine  ganz  bestimmtes  Leben  gestalten,  wenn  die 
Eltern  ^u  dem  Kinde  sagen:  Du  musst  die  Wahrheit 
sprechen  und  eines  Tages  merkt  das  Kind,  dass  die 
Eltern  anders  handeln  als  sie  sprechen,  dann  sind 
die  Worte  verpufft.   Persönliches  Beispiel  ist  das 
beste.   wenn  wir  dieses  übertragen  auf  den  Rahmen 
iiner  OemeirBchaft  und  den  Rahmen  der  Menschheit, 
danni  st  es  unmöglich,  da.  s  jene  ungeheure  meta- 
psysische  Verbindung  mit  dem  Oött liehen  erhair-en 
werden  könnte  durch  reine  Begriffsformulierung.  Das 
ist  absolut  ausgeschlossen.  Ueber  die  Präge,  wie 
es  gemacht  werden  könnte,  möchte  ich  heute  abend 

nicht  sprechen. 

ich  möchte  aber  auf  einen  Punkt  hinweisen, 
dem  zuliebe  ich  diese  Erörterung  ausgeschlossen  habe 
Die  Milah,  die  Beschneidung,  ist  eine  unerhörte 
irdische  Bindung  ewiger  metaphysischer  Beziehungen. 
Der  physiker  weiss  ganz  genau,  dass  er  mit  seiner 
Apparatur  unsichtbare  Strömungen  fangen  kann  und 
sie  in  Erscheinung  zu  bringen  vermag.  So  kann  der 
Jude  ewige  ströme  fangen  in  ganz  besonderen  Arten 


8  - 


von  Symbolen.  ©Bin  solch  gev/altiges  Symbol  ist  die 
Beschneidung.  Diesen  Gedanken  kann  ich  Ihnen  noch 
deutlidier  machen  auf  örund  von  Erörterungen,  bö- 
aenken  Sie  die  (jefahr  der  orgiastischen  Religion,  die 
das  Judentum  erbarmungslos  bekämpfte,  da  sie  mit 
dem  Mord  verbunden  war  und  kein  Mittel  zur  Erhaltung 
sondern  zum  Zerstören  bot#  Die  Juden  sagen  nicht: 
Lau  zirzoch:   Du  sollst  nicht  morden.  Nicht  soll 
des  blut  f Hessen,  der  Blut  vergossen  hat,  sondern 
sie  vollzogen  eine  Bindung  durch  das  Blut.  Die 

orgiastische  Religion  ist  verbunden  mit  dem  sexualis- 

ein/ 
mus.  Die  Beschneidung  ist/so  deutliches  Symbol  da- 
für, dass  das  Judentum  nicht  an  den  Hauptgrundlage 
des  Lebens  vorbeigeht,  an  der  das  vergangene  Jahr  - 
hundert  einfach  vorbeiging.   In  der  Zeit  der  Puber- 


tät finden  junge  Menschen 


häufig  nicht  das  rech- 


te Verständnis.  Man  sollte  über  diese  Dinge  dann 
nicht  reden,  sondern  lieber  schweigen.   Diese  Vor- 
gänge sind  stärker  als  alles  scheinbar  Aesthetische, 
was  die  Mensclien  bindet.  Das  Judentum  geht  hieran 
nicht  vorbei  und  hat  durch  dies  Symbol  jedem  ein- 
deutig gesagt:  Auf  diesem  Gebiet  bedeutet  Aus- 
schweifung seelischer  Tod  und  späterhin  die  körper- 
liche Vernichtung  das  VoIbs.  Die  Geschichte  lehrt, 
dass  hieran  grosse  Völker  zugrunde  gegangen  sind. 


Dieses  wird  immer  so  bleiben. 


'•%'p  €'  *.••:•* 


wie  das  Zitat 


sage:  Der  Welt  Getriebe,  erhält  sich  durch  Hunger 


und  Liebe. 


Was  ich  eben  ausführte,  s^eht  im  besonderen 


V 


-  9  •'' 


«. 


Zusammenklang  mit  dem  Begriff  des  "am  kodausoh"  des 
heiligen  Volkes.  D««  Judentum  will  fernhalten  vom 
Orgiasmus.  Hier  beginnt  die  geistige  Haltung,  und 
jeder,  der  sich  dieser  Bindung  unterwirft  tritt  damit 
ein  geistiges  Erbe,  die  Lehre  unseres  Vaters  Abraham 
an,  in  Verbindung  durch  ein  körperliches  Zeichen. 
Hier  liegt  ein  Mysterium,  dass  man  w eiter  nicht  mehr 
erklären  kann.  Aber  so  wird  es  uns  Juden  gelehrt: 
Das  ist  der  Bund  Abrahams.   Da  aber  Abraham  alle 
seine  Hausgenossen  in  diesen  Bund  eingeführt  hat, 
sind  sie  mit  ihm  verbunden  worden, und  niemand  Ivann 
genau  wissen,  ob  er  von  Abraham  abstanrnt  oder  von 
einem  der  Hausgenossen,  die  damals  zur  Hausgemein- 
schaft von  Abraham  gehört  haben.  Nicht  die  rassln  - 
massige  Zugehörigkeit  ist  ausschlaggebend,  sondern 
die  geistige  Bindung  durch  körperliche  Unterwerfung. 
In  diesem  Punkte  darf  Europa  sich  an  die  Brust  an- 
schlagen, und  wir  Juden  sind  mit  allen  Tugenden  und 

Europas/ 
Vorzügen/und/damit  auch  mitallen  Fehlern  verknüpft  und 

mit  der  europäischen  Geschichte  verbunden.  Ich 

brauche  es  nicht  w eiter  auszuführen.  In  dem  Punkte 


muss  man  manchmal  eine  innere  Scham 


empfinden 


und  ich  glaube  nur  eine  Andeutung  machen  zu  müssen, 
wie  deutlich  hier  auf  diesem  Gebiete  Schuld  und  Sühne 
mathematisch  gewissenhaft  in-einandergreifen;  aller- 
dings auch  die  schädigend,  die  nie  etwas  mit  denen 
zu  tun  hatten,  die  auf  diesem  Gebiete  sündigten. 
Diese  abramitische  Aufgabe  ist  in  einer  ganz  be- 
sonderen Art  und  Weise  überliefert  worden,  bis  sie 
zur  Konstituierung  des  "am  kodausch"  führt, 
und  ich  möchte  darauf  eingehen,  weix  diese  Frage  in 
unserer  Diskussion  manchmal  eine  BDlle  spielte. 


-  10  - 


«• 


©lese  Augabe  Abrahams  wurde  von  seinem  Sohn  Isaak 
und  später  von  Jakob  übernommen*  Aber  Jakob  hat 
diese  Aufgabe  nioht  direkt  sondern  indirekt  über- 
nommen •  Jakob  hat  man  dadurch  als  einen  Betrüger 
hingestellt,  weil  er  Esau  um  die  Erstgeburt  ge- 
bracht hat*  wenn  wir  die  Behauptung  aufstellen, 
dass  der  Begriff  des  "am  ftodausch"  direkt  auf  Abraham 
zurückgeht,  so  müssen  wir  folgendes  berücksichtigai  . 
Esau  ist  ja  mit  Jakob  verwandt  gewesen*   Er  war  sein 
Bruder*  Trotz  dieser  blutsmässigen  Verwandtschaft 
herrschten  zwischen  beiden  eine  ewige  Feindschaft. 
Das  Blut  verbindet  nicht  nur,  sondern  es  kann  auch 
uaendlich  trennen,  genau  wie  es  keine  grössere  Peind- 
scftaft  geben  kann  als  gerade  unter  Blutsverwandten* 
Bas  Merkwürdige  im  Judentum  ist,  dass  diese  Vorgänge 
von  Jahrtausenden  unmittelbar  übertragen  wurden  auf 
die  (Jeschichue  der  Juden,  die  Feindschaft  zwischen 
*  Jakob  und  Esau  war  ursprünglich  eine  ganz  persönliche 
und  wurde  späterhin  übertragen  auf  das  Bild  des 
Kauipfes  zwischen  Juden  und  Römern. Das  ganze  Mittel- 
alter  hindurch  wurde  Rom  bezeichnet  als  Bdom,  das 
ist  der  Name  für  Bsau.  Hier  ringt  also  Juda  mit  Bdom 
um  Lebensmöglichkeit.  Der  Dichter  Heinrich  Heine, 
den  ich  schon  einmal  zitierte,  jener  jüdische  Dichter, 
den  die  Tragik  verfolgte,  hat  folgendes  kleines  Ge- 
dicht geschrieben: 

m  Edom: 

Ein  Jahrtausend  schon  und  länger 
dulden  wir  uns  brüderlich. 
Du, du  duldest,  dass»  ich  atme, 
dass  du  rasest  dulde  ich. 
Manchmal  nur  in  duklen  Zeiten, 
war  dir  wunderlich  zumut 
unddie  lieben  fr ommen  JX^j^^U^t^f 
färbtest  du  mit  deinem  Blut* 
jetzt  wird  unsre  Freundschaft  fester 
und  noch  täglich  nimmt  sie  zu 


-  11  - 


demm  ich  seihst  beginn'  zu  rasen 
und  ich  werde  fast  wie  jDu.'^ 

Es  ist  der  Kumpf  zwischen  Jakob  und  EsaU|  und  solch  ein 
G-edioht  im  Zeitalter  der  ©nanzipation  ist  höchst  merkwür- 
dig. "Denn  ich  selbst  beginn»  zu  rasen  und  ich  werde  fast 

bald/ 
wie  IDuw*   Die  Juden  werden  genau  so  rasend  wie  die  damalige 

Umgebung.   Es  ist  der  Kampf  der  materialistischen  Welt- 
anschauung mit  den  orgiastischen  Religioneni  die  die  Mensch- 
heit vernichtet.  Was  aber  Heine  empfand  ist  nichts  weiter 
als  ein  Verrat  am  Begriff  des  Am  Kodausch,  der  heiligen 
Lebensbejahung  der  Juden.   Er  gab  dem  &e(iiöht  bewusst  diö 
Ueberschrift:»»an  Bdom««. 

Der  Erstgeborene  hatte  im  OriSBt  das 
Vorrecht^  vom  Erbe  des  Vaters  2/3  zu  empfangen.  Die  Uebri- 
gen  erhielten  den  Restteil. 

V;enn  jakob  das  Erstgeburtsrecht  erkaufte, 
dann  musste  Esau  auf  den  materiellen  Erfolg  verzichten. 
Esau  hat  im  Augenblick  den  Hungers,  als  er  von  der  Jagd 
kam,  an  diese  Tatsache  nicht  gedacht.   Diese  ueberlegung 
ist  ihm  erat  später  geicommen,  denn  er  sagt: "Wenn  mein 
Vater  tod  ist,  werde  ich  meinen  Bruder  erschlagen." 
wenn  jakob  Esau  hatte  betätigen  wollen,  hätte  er  den  ihm 
zustehenden  Vorteil  geltend  gemacht,  jedoch  legte  er  noch 
nicht  einmal  V/ert  auf  das  ihm  zustehende  Erbe,  auf  das  er 
auch  ohne  Erstgeburtsrech.  Anspruch  gehabt  hätte.  Als  Jakob 
naöh  seiner  Wanderschaft  zurückkam  liess  er  Esau  sagen: 
n  Mit  meiner  Familie  bin  ich  ausgezogen  und  bin  zurückge- 
kommen mit  meinen  2  grossen  Lagern,  die  ich  durch  meiner 
Hände  Arbeit  erworben  habe.   Ich  bringe  ihm  ein  Geschenk 
entgegen,  das  dem  Bruder  sagen  soll,  dass  ich  auf  das  Er- 
be keinen  Anspruch  erhebe.   Ich  habe  soviel  wie  ich  brauche. 
Esau  erkannte  dieses  auch  an  und  fiel  ihm  trotz  Pein- 


-  12  - 


Schaft  am  den  Hals  und  kusste  ihn*   Er  sah  ein, 
dass  ex  ein  Irrtum  seiner  lieber zeugung  war.  Jakob 
hatte  keinesfalls  einen  materiellen  Vorteil  errei- 
chen wollen,  das  ist  hierdurch  klar  erwiesen. 
Er  v/ar  vielmehr  der  Berufene,  das  geistige  EJrbe 
seines  Vaters  Abraham  anzutreten.  Wer  hat  ihn 
denn  nun  verleitet,  Esau  den  Elrstgeburtssegen  ab- 
zulisten? Das  war  seine  Mutter.   Hier  spielt  wie- 
der einmal  eine  jüdische  Prau  eine  unerhörte  Rolle. 
Als  Mutter  liebte  sie  beide.  Abe«  Rebekka  war  mehr 
als  eine  Mutter.   Sie  hatte  die  Fähigkeit,  das 
Ewige  klar  zu  erkennen.   Sie  erkannte  als  einfacher 
Mensch,  dass  Jakob,  der  seit  seiner  frühesten  Jugend 
in  seinem  Zelt  wohnteund  immer  im  Midrasch  lernte, 
der  eigentliche  Nachfolger  des  Geistes  war,  den 
Abraham  in  die  Welt  gebracht  ha.te.  Jakob  musste 
einfach  der  Nachfolger  w erden  und  den  Segen  be- 
kommen.  Bin  Segen  ist  nümlich  kein  Wort:  Er  be- 
deutet unerhört  viel.  Als  Esau  also  von  der  Jagd 
kam  und  schrie:  Vater,  hast  Du  keinen  Segen  mehr 
für  mich!  Da  sagte  Abraham:  Nein,  ich  habe  ihn 
deinem  Bruder  gegeben.  Segen  ist  kein  Wort;  hier 
liegt  eine  unerhörte  Kraft, und  man  erkennt  das 
vielleicht  am  d eutlichsten  am  Gegenstück,  am  Pluda. 
G'tt  hatte  nämlich  zu  Abraham  gesagt:  Diejenigen, 
die  Dich  fluchen,  werde  ich  fluchen,  und  die,  die 
Dich  segnen,  werde  ich  segnen.  Die  deutsche  Ueber- 

setzung  ist  falsch. 

Abert^ich  werde  fluchen,  die  Dich  fluchen.»» 
Im  Hebräischen  versteht  man  hierunter  etwas  anderes. 
Mekale#lcho  meaur#  Kai  heisst  leicht  und  kile 


15  - 


leichter  machen*  Diö  Juden  brauchen  als  Ausdruck 
ijtz  für  Ehre  =  kowed,  was  in  der  direkten  Ueber- 
setzung  wschweö^  bedeutet,  die  Ehre,  die  einen 
Menschen  schwer  macht.  Mekalel  heis^t  Ehre 
abschneiden  =  leidater  machen*  In  dem  Wort 
verf liehen  liegt  oraur,  deaHen  Stamm  ist  or  = 
leuchten  oder  Licht.  Der  Fluch  besteht  darin, 
dass  ein  Maisch  es  wagt,  die  Kraftströme  des 
Guten  unheilig  zu  berühren.  Durch  Blitzes- 
schnelle wird  er  eingehüllt  in  das  Licht  Gattes 
und  wird  daran  zugrunde  gehen,  denn  kein  Mensch 
schaut  G'tt  und  bleibt  am  Leben* 

wer  Dir  Deine  Ehre  abschneidet,  den  werde  ich 
zerstören.  Ich  übergebe  Dir  einen  Schatz,  später 
wird  es  nochmals  beim  Propheten  jerimia  wieder- 
holt.; Ich  mache  Dich  zu  einer  eisernen  Mauer, 
zu  einer  festen  Stadt.  Sie  werden  nichts  gegen 
Dich  vermögen.  Du  bist  von  G'tt  bestimmt,  einen 
Weg  zu  gehen,  der  das  Böse  ausrotten  soll,  damit 
an  seine  Stalle  das  Gute  komi.t.  Nach  Deiner  Kraft 
geht  es  nicht,  sondern  nur  nach  Deinan  Glauben, 
denn  es  ist  eine  göttliche  Sendung. 

Diesen  Olauben  an  eine  göttliche  Sendung 
hat  Esau  nicht  gehabt.  Er  ging  hinaus  in  den 
Wald  und  schoss  die  Tiere.  Ihm  tat  es  nicht  leid, 
wenn  ein  Tier  angeschossen  war  und  verblutete. 
Jakob  konnte  es  nicht,  wir  könnten  uns  unmöglioiA 
vorstellen,  dass  er  ein  Tier  verletzte  und  mitansah, 
wie  es  langsam  zugrunde  ging. 


-   14  - 


Esau  v;ar  nicht  geeignet  für  die  Vollendung  der 
metaphysischen  Aufgabe.  Jakob  musste  diese  Auf- 
gabe durch  einen  Umweg  übernehmen,  durch  jenes 
Ereignis,  das  vielumstritten  ist  und  die  Menschen 
nicht  begreifen  können.  Jakob  musste  d  ie  falschen 


Mittel,  die  er 


«  f  I 


wider  seinen  Bruder  benutzte. 


Spaterhin  auch  wieder  büssen.  Er  hat  es  auch 
selbst  gesagt:  Schweres  habe  ich  erleben  müssen. 
Beine  Lieblingsfrau  Rahel,  um  die  er  7  Jahre  die- 
nen musste,  ist  ihm  gestorben.  Josef  ist  ihm  ge- 
nommen und  es  drohte  ihm  der  Verlust  seines  Sohnes 
Benjamin.   Sein  Leben,  das  auf  diesen  3  Menschen 
beruht,  wird  von  innen  her  zerrissen.  Das  ist  die 
Sühne  für  die  unfairen  Mittel.  Aus  diesem  Kampf 
steigt  hervor  für  das  Judentum:  Jisroel,  der 
G»tteskämpfer.  Es  wäre  schöner  gewesen,  wenn 
Jakob  ohne  Fehler  ein  Engel  gewesen  wäre,  jedoch 
wäre  das  dann  nicht  das  Leben  gewesen.  Das  Leben 
ist  etwas  anderes.  Was  muss  man  kämpfen,  was 
überwinden!  Hier  ist  Jakob  derjenige,  der  sich 
überwunden  hat.   Ekef  =  derjenige,  der  von  der 
Perse  her  kämpft,  der  von  hinten  her  versucht, 
seinen  V/eg  zu  rä^en.  Und  er  wurde  ein  Jisroel 
weil  einst  kämpfen  sollte  wie  ein  Purst.  Er 
sollte  mit  offenem  Visier  kämpfen  wie  ein  Purst, 
denn  nun  kämpft  er  im  Lichte  G'ttes.  So  sehen 
wir  in  Jakob  unseren  eigentlichen  Stanmvater  mit 
Eecht.  Esau  hatte  seine  Aufgabe  nur  verschlampt  und 
verschmutzt.  Jakob  musste  sich  eben  durch  alle 
Höhen  und  Tiefen  zu  seinem  Leben  hindurchkämpf an. 


-  15  - 


An  s  einem  Löbensabend  hatte  er  keinen  anderen 
Wunsohmehr^  als  josef  noch  einmal  wiederzusehen, 
den  Sohn  seiner  Prau,  am  die  er  14  Jahre  lang 
gedient  hatte,  dann  wollte  er  sterben.   Es  ist 
ein  wundervolles  Bild:  Wird  der  Mensch  geboren, 
dann  sind  die  Pinger  zur  Paust  geballt |  das 
Zeichen  der  Machtergreifung:  alles  soll  mir  ge- 
hören* Wenn  der  Mensch  stirbt,  dann  sind  die 
Hände  ausgebreitet.  Alles  ist  eitel,  alles  haben 

wir  hergegeben. 

Es  muss  noch  ein  Drama  beschrieben  werden, 
das  den  Menschen  Jakob  darstellt.   Es  kann  aber 
nur  beschrieben  werden  rrit  den  Worten  der  Bibel. 
Wenn  ich  eine  Bitte  an  Sie  richten  dürfte,  dann 
lesen  Sie  doch  bitte  einmal  in  einer  de^^utschen 
Uebr Setzung  die  jose*s-  und  die  Jakobsgeschichte, 
insbesondere  dio  herrliche  Geschichte,  wie  die 
Brüder  mit  Josef  zusamm  entreffen,  Josef  sich  zu 
erkennen  gibt  und  jakob  zur  Begrüssung  kommt. 
Leider  ist  es  heute  unser  Geschick, dass  die  meisten 
in  literarischen  Dingen  verdorfeensind*   Es  gibt 
zu  viele  Dichter,  die  das  Thema  bt^-handelA:  "dass 
zwei  sich  lieben  und  am  Ende  kriegen".  Lesen 
Sie  einmal  die  Josefsgeschichte,  in  der  die  ganze 
schwere  Problematik  des  Menschlichen  Lebens  dar- 
gestellt wird  und  Sie  werden  die  ganze  Schönheit 
künstlerischer  Gestaltung  echten  menschlichen  Er- 
lebens empfinden.  Wem  treten  nicht  die  Tranen 
in  die  Augen,  an  der  Stelle,  wo  Josof  sich  seinen 
Brüdern  zu  erkennen  gibt.  Sie  erhalten  dann  einen 
Begriff  davon,  dass  in  dieser  Gestalt  Jakobs  im 
Tiefsten  ein  une4ndlich  reiner  Geist  vorhanden 


-  16  - 


war,  der  überging  auf  seine  söhne  und  sioh  auch  empor- 
kämpfen  musste.   In  diesem  Zusammenhang  mödate  ich 
Ihnen  folgende  Geschichte  nicht  vorenthalten. 
Jakob  hatte  eine  Tochter.  Sie  ging  einmal  spazieren 
und  wurde  dabei  von  dem  Sohn  des  Pursten  N.  gefunden, 
und  er  hat  ihr  Oewalt  angetan.   Er  hielt  dann  um 
ihre  Hand  an,  jedoch  sagte  Jakob  kein  V^ort.  Aber 
die  Brüder  sagten:  Wir  können  unsere  Schwester  keinem 
Manne  geben,  an  dem  nicht  die  Beschneidung  vollzogen 
ist.  Der  Purst  erklärte  sich  bereit,  an  sich  und 
seinen  untergebenen  die  Miia  vornehmen  zu  lassen. 
Am  5.  Tage,  als  sie  nun  an  heftigen  Schmerzen  dala- 
gen, übaf ielen  die  beiden  Sohne  die  Bewohner  von 
Seh.  und  machten  sie  nieder.  Als  Jakob  dies  hörte, 

j 

sagte  er:  Ihr  habt  mich  stinkend  gemacht  in  die- 
sem Leben.  Und  noch  auf  seinem  Sterbebette  fluchte 
er  dem  Zorn  seiner  Sohns,  trotzdem  sie  erwiderten  : 
Kann  man  einfach  über  unsere  Sehwesi^er  herfallen? 
Und  soUen  wir  sie  zur  Buhlerin  herabwürdigen  lassen? 
Die  Brüder  wollten  die  Ehre  ihrer  Schwester  retten. 
Die  Atmosphäre  dieser  Ueberlieferung  ist  von  einer 
erschreckenden  Dumpfheit  und  sogar  von  einem  schmutz 
erfüllt,  de«  einen  schaudern  macht.  Trotiidom  steht 
es  in  der  Bibel,  denn  unsere  Bibel  ist  kein  Buch 
von  Engeln  und  Heiligen  sondern  von  Menschen,  in 
den  alles  rein  Menschliche  und  triebhafte,  das  über- 
wunden werden  musste  zum  Vorschein  kommt.  Man 
darf  nun  nicht  glauben,  dass  die  Zugehörigkeit  zum 
am  kodausch  ein  gezwungene  sei.  Mankann  dic;se  Zu- 
gehörigkeit nur  erkämpfen.  Man  muss  manchmal  durch- 


-     17     - 


waten  den  Sumpf  des  Lebens  und  die  Niederungen  seiner 
eigenen  Strömungen.  Man  muss  kämpfen  gegen  s  i5  h 
und  andere  und  die  Bibel  zeigt  uns,  wie  Menschen 
kanten  mussten.V/enn  man  heute  die  Bibel  neu  ent- 
deckte, würden  die  G-elehrten  überrascht  sein  von 
der  unendlichen  Lebenswahrheit  und  der  unendlichen 
Lt,  mit  der  dieses  Leben  geschildert  v/ird  und 


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wie  man  es  überwinden  muss.  W©r  an  die  Bibel  heran- 
geht um  einen  aestheti sehen  aenuss  von  ihr  zu  er- 
halten, der  muss  im  tiefsten  enttäuscht  werden,  dem 
kann  sie  nicht  das  werden,  was  sie  in  Wirklichkeit 
ist:  Das  Buch  des  Lebens.   In  den  Augenblicken 
des  Leben,  wo  wir  glauben  nicht  mehr  weiterzukönnen, 
finden  wir  in  der  Bibel  zahllose  Stellen,  die  uns 
sagen:  Wir  gehören  zum  am  Äodausch,  wenn  wir  nur 
dazu  g  ehören  wol  len.  "  Wenn  Ihr  im  Leben  auch  wan- 
dern müsstt^  wird  G'tt  nicht  gestatten.  Euch  zu  be- 
Aas  uralter  Zeit  kommt  über  uns  eine  Sicherheit: 
Wir  werden  unseren  Weg  gehen,  was  auch  kommen  mag. 
Wir  sindin  eine  sehr  grosse  Gemeinscixaft  eingegan- 
gen ,  die  im  Oeistigen  gestaltet  wird,  dem  am  ko- 
dausch.  Sie  werden  nun  auch  verstehen,  was  der 
begriff  am  fcodausch  bedeutet.  Wir  Juden  haben  es 
nicht  leichter  als  die  anderen  und  sind  nicht  aus- 
erwahlt  zu  Vorrechten.  Wenn  uns  jemand  unsere 
«Auserwähltheit"  zum  Vorwurf  macht,  dann  werden  wir 
ihm  antworten:  Es  ist  doch  unter  Umständen  leichter 
kein  Jude  zu  sein.  Wir  sind  das  Volk  göttlichen 
Eigentums.  »»Auserwahltes  Volk"  ist  nbht  richtig 
übersetzt.  "Am  segulloh"  heisst  vielmehr:  a'tt  ge- 
höriges Volk! 

a'tt  hat  uns  wie  unsere  Väter  in  mystische 


-     18     - 


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1 


Aber 


Verbindung  zu  sich  gebracht.     Niemand  kann  sich 
aus  dieser  Beziehung  herauslösen.     Sie  brauchen 
nur  einmal  ins  Leben  hiBainzusehen,ob«  man  sich 
aus  dem  Kreise  des  jüdischen  Geistes  herauslösen 
kann, ohne  innerlich  dabei   zerbrochen  zu  werden. 

Später  hat  X  der  Prophet  Amos  gesagt: 
Nur   ich  habe  Buch  aus erwählt  von  allen  rölkern. 
auch  hier  ist  di     Uebersetzung  nicht  richtig: 
jodati  heisst  ich  habe   erkamnt.     Das  Judentum  heisst 
erkennen.   Es   ist  dargestellt  als  eine  eheliche  Ge- 
rne inschaft.     Wir  sind  die  Braut  und  G'tt  ist  der 
Bräutigam.     Und  in  der  schlimmsten  Zeit  gedenkt 
G»tt  der  Liebe  der  Jugendzeit.     In  den  herrlichsten 
Tönen  besingen  n  die  Propheten  die  Zeit  der  Liebe. 
An  jedem  Freitagabend  begrüssen  wir   den  Sabbath; 
Komm« ,0h  Braut!      Der  Ausspruch  Arnes  muss  richtig 
übersetzt  heissen:   So  habe  ich  euch  erkannt  und 
dar  um  ahnde  ich  an  Euch  alle  eure  Sünden.     Das 
heisst  in  eine  prorane  Sprache  übertragen: 
BS   gibt  keine  grössere  aefahrfür  den  Juden  als 


sich  zu  lüfcsen 


aus  seiner  metaphysischen  Gebunden 
heit.      Ich  weiss  ganz   genau,  was   ich  sage.      Ich 


spreche  nicht    in  Bildern.     — 

Die  Brüder  sagten,  als  Josef  ins  Gefängnis 
geworfen  wurde:   Das  sind  die  Folgen  unserer  Versün- 


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digungen,  weil  wir  die  Not  unseres  Bruders 

•  T  «,♦•«.  -sviw  in  t^ainer  Not  verkommen 
sahen  und  weil  wir  ihn  m  seinei  iwv. 


liessen. 


Eß  ist  die  Frage  aufgeworfen,  ob  auch  heute 
noch  der  Begriff  des  am  kodausch  für  uns  zutrifft. 
Ich  kann  Ihh^n  nur  andeuten,  was  ich  meine.   Ich 
verde  in  einem  anderen  Zusammenhang  auf  diese 


-  19  - 


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Zusammenhänge  noch  deutlicher  eingehen.  Man  muss 
nämlich,  wenn  man  die  v/ahrheit  des  Begriffes  am  Äo- 
dausch  verstehen  will,  imstande  sein,  hieraus  die 
Ableitungen  für  unser  ganzes  persönliches  Leben  zu 
ziehen.  Wenn  man  diescs  nicht  kann,  wenn  Religion 
nur  etv/as  ist,  was  über  uns  schwebt,  dann  ist  es 
eine  unwahre  Religion.  Religion  ist  nur  das, 
was  ich  persönlich  tun  kann,  es  ist  eine  Forderung 
der  Verwirklichung.  Das  ist  die  Anerkennung  des 
ewigen  Schöpfers  Cr'tt.   in  welcher  Richtung  sind 
nun  diese  Ableitungen  zu  machen?  Man  kann  folgen- 
des sagen:  Es  gibt  kein  Gebiet,  das  menschlichen 

der  Betrachtung 
Lebens,  das  ausserhalb  des  Judentums  und  der  reli- 
giösen Forderungen  bestehen  kann.   Das  wird  recht 
deutlich  iaucfa.  in  Kunst  und  Geschichte,  denn  es 
gibt  kein  Gebiet,  das  nicht  unter  dem  jüdischen 
Einiluss  eine  besondere  Färbung  annimmt.   In  einem 
späteren  Weg  der  Untersuchung  wäre  klarzustelln,  väe 
alle  Lebensformen  und  Lchensgestaltungen  unter  dem 
jüdischen  Willen  erscheinen  würden.   Es  ist  ein 
Ausdruck  des  Typus.  Wie  isu  das  Leben  zu  g.;stalLen 
in  all  seinen  Erscheinungen  unter  den  Fordt-rungen 
des  jüdischen  G'tteserlebnis.   Es  ist  die  Frage 
gestellt  worden:  Ob  das  Judentum  nicht  eine  Forderung 
für  die  mchtjüdische  Welt  aufgestellt  hat.   Ist 
im  Judentum  auch  wie  im  Buddhismus  jener  überstei- 
gerte Individualismus,  der  sich  im  Kastengeist  furcht- 
bar auswirkt  und  in  der  Versenkung  des  Pa»kirs,  in 
dem  Aufgehen  ins  Nirwana, seinen  Ausdruck  findet?  Nein! 
Im  judBadium  hat  äs  diesen  Standpunkt  nie  gegeben. 
Im  ..udentum  liegt  eine  religiöse  Pordt^rung  für  die 
nicht jüdische  Welt.  Der  Judentum  ist  ein  Weg  zu  G'tt 


-     19    - 


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Das  Judentum  verlangt  xhä  eir^Porderungen,    die  von 
allen  Völkern  der  Erde   erfüllt  werden  müssen,  wenn  Mensch 
neben  Mensch  bestehen   soll.   Sind  diese  Forderungen  aus 


jüdischer  Engherzigkeit  hervorgegangen}^ 


oder  sind 


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es  übergeordnete  Forderungen,  die  manschliesslieh  aner- 
kennen muss?  Es  ist  auk^serst  interessant,  wie  das 
Judentum  l^lipp  und  klar  einen  deutlichen  ¥eg  geht^  der 
vollkommen  ins  praktische  Leben  iübergreifl;*  Diexjt  7 
Forderungen,  die  lur  die  Nachkommen  Äoahs  aulgestellt 
w  Orden  sind,  sind  die  Grundgesetze,  die  überhaupt 
eine  menschliche  Gemeinschaft  möglich  machen.  Wenn 
sie  nicht  beachtet  würden,  so  würde  eine  Flut  sittlicher 
Verkom.-ienheit  die  Folge  seinl 

1#  Die  Forderung  der  3)inim  (dass  Recht  gesprochen 
werden  muss)  Dieses  muss  die  erste  Forderung  bleiben, 
die  für  alle  Menschen  besteht.  Hinter  dem  BegriiT:  Recht 
steht  eine  unendliche  metaphysische  Beziehung;  es  ist 
keii  e  ^nge  partikularistische  Forderung*  Jeder  Mensch 
kann  einmal  in  die  Lage  kommen,  gerecht  beurteilt  wer- 
den zu  wollen  und  zu  müssen.  Bedenl^en  wir  einmal  das 
Unrecht  des  Fremden-und  des  Kindermordes.  Hier  besteht 
im  Judentum  eine  ganz  bestimmte  Abgrenzung  von  den 
orgiastischen  Religionen. 

2%   Die  Forderung  des  Birkas  haschem:  Die  An- 
erkennung eines  G'ttes*  Die  Menschheit  kann  nieraLis 
in  Gottlosigkeit  bestehen.  Es  gibt  nur  einen  G'tu,  den 
G»tt  der  Erde,  der  alles  in  sich  schliesst. 

3#,4#,u.5#  ES  sind  drei  Forderungen,  die  zu- 
saipqieiagehören*  Awaudoh  soroh  =  verbot  des  Götzendienstes, 


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2#  Lau  zirzoch:  Verbot  des  Blutvergiessens. 
5#  Lau  zinori":  Die  verbotenen  Ehen,  Unzudat  etc  • 

6.  :  Ever  min  hachajeh:  Das  Verbot  der 
Tierquälerei:  Das  Vermeiden  von  Schmerzfügung  an 
lebenden  weson* 

Es  war  z.B#  früher  im  Orient  Sitte,  wie 
insbesondere  Lehrer  Guttman-,  ausführte,  dass  die 
Menschen  ihren  Proviant  in  lebender  Form  mitnahmen, 
z#B*  von  einer  Kuh  in  roher  Weise  Stücke  Fleisch  zum 
Verzehren  herausschnitten,  wodruch  das  Tier  natürlich 
sehr  leiden  musste*   Genau  so  wie  eine  andere  Unsitte: 
Dass  man  das  Muttertier  melkte  und  das  Zicklein  schlach- 
tete, da  das  Wasser  knapp  war. 

'  7*  Gesel  .  .  .  •  verbot  des  Raubes,  For- 
mulierung des  Bigentumsbegriff . 

Ich  möchte  an  dieser  Stelle  noch  einmal 
betonen,  dass  diese  7  Gebote  keine  partikularis  s^ischen 
Forderungen  sind,  sondern  rein  ethische  Forderungen, 
pädagogisch-praktisch  formuliert.  Hier  haben  wir 
ein  Beispiel,  wie  metaüliysische  Werte  ins  Praktische 
umgesetzt  werden. 

Sogar  das  Leben  der  Tiere  v/ird  dem  der  Menschen 
gleichbewertet.  Diese  7  Forderungen  lassen  d eut lieh 
das  .jüdische  Leben  erkennen,  diesen  wunderbaren  Orga- 
nismus des  religiösen  Systems  der  Juden.  Beginnend 
mit  der  schriftlichen  Lehre  der  Bibel  und  daran 
rankend  die  mündliche  Lehre.  Das  Judentum  bewegt 
sich  aufheiligem  Boden,  der  diese  leligiöse  Bindung 
geschaffen  hat. 


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Die    ilidisohc   Relation. 

1.  Religion  .ils    ze^itraler  Lobeiibi>tandpuakt  • 

2.  Religion  :iil'i   typischer  '.7es   zu  G'tt. 

3.  Das   religiöse  Volk   (Am  kodosoh) . 

4.  Ersatzreligion. 

5.  Die   religiöse  Ethik. 

6.  Der  religiöse   Kultus. 

7.  Die   Geschichte   unter   religiösem  (rosiohtr^punkt . 

8.  Religion  und  '.Tissenschaf  t . 

9.  Der    Teg   zur  Reli;^ion# 

10.  Religionspädagogik. 


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Aus  Muokle;"Der  Geist  der  jüdischen  Kultur  und 

das  Abendland."  i.'ZJ/f  il»  . 
Aus  den  Upanishads.  .     ■ 


"Auf  eines  Rosses  Rücken  jagen  wir  dahin... 
Im  Dämmergrauen  schüttelt  es  die  Mähnen, 
Als  Morgenrot  umflattern  sie  sein  Haupt. 
Nun  springt's  empor,  es  glüht  sein  Sonnenauge, 
Und  bis  zum  Himmel  reckt  es  sich  hinauf.' 
Sein  Huf  scharrt  Tage,  tänzelnd  geht  der  Monat 

hin. 

Das  Jahr  -  ein  Satz,  \and  Jetzt,  in  jähen  Sprün- 
gen 
Srühn  Sterne  um  den  rasend  schnellen  la\if . 
La  Wolkenflocken  tropft  der  Schaum  von  dem  G^biss 
Es  schnaubt  der  Sturm,  und  wirft's  in  seinem 

Donnergang 

den  Kopf  empor,  dann  zucken  Blitze  um  die 

Berge  seiner  Flanken. 
'  Der  Regen  trieft  durch  dieses  Waldes  Strähnen, 
Und  keuchend  kocht  in  jenem  Meer  der  Gischt. 
Doch  ob  sich  knackend  biegt  der  Bäume  Stamm, 
Ob  üb>3r  Felsen  wirr  die  .7oge  schlägt  - 
Alles  dahin!   Gerissen  wird  es  ruhelos  und  ewig, 
Durch  Tag  zur  Nacht ,  aus  Dunklem  in  das  Helle . . . 
So  jagen  wir  durch  dieses  Aethers  blaches  Feld, 
Du,  ica,  die  Erde  und  die  ganze  iVelt." 


Uebersetzung  von  Eberhard. 


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Uober Setzung  von  Martin 
(Buber,   S.    24  -  S.27) 


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;Veh  ihnen,  die  Haus  an  Haus  reihen,  Feld  nachrücken  an  Feld, 
bis  zuende  der  Rauni  ist,  -  einzig  ihr  angesiedelt  im  Innern  des 
Lands!   In  meinen  Ohren  ist  Er  der  Umscharte:  «werden  nicht  die 
vielen  Häuser  zur  Oede ,  grosse  und  schöne  siedlerlos,  •••! 
Denn  zehn  Joch  Rebgartenboden  bringen  ein  einziges  Schaff  und 
ein  Malter  Aussaat  bringt  einen  Scheffel. 

weh  ihnen,  die,  frühmorgens  auf,  dem  Rauschtrank  nachjagen,  die, 
spät  in  der  Dämmrung ,  der  »i/ein  erhitzt,  Leier, und  Harfe,  Pauke 
und  Flöte  und  »^ein  ist  ihr  Trinkgelag,  Sein  »»erk  erblicken  sie  • 
nicht,  auf  das  Tun  seiner  Hände  sehn  sie  nicht  hin. 

Brum  wird  mein  Volk  weggeschleppt,  aus  Erkenntnislosigkeit , 
sein  Ehrenschein  sind  Hungerleider,  sein  G-etiimmel  verschmachtet 
vor  Durst.   Drum  weitet  die  Gruft  ihre  Gier,  reisst  auf  ohne 
Mass  ihren  Rachen,  und  hinabfahren  muss  sein  Glanz,  sein  Getümmel, 
sein  Getose,  was  so  lustig  war  in  ihm. 

Da  wird  gesenkt  der  Mensch,  wird  geniedert  der  Mann,  geniedert 
sind  die  Augen  der  Hohen,  Er  der  Umscharte  erhöht  sich  im  Gericht, 
der  heilige  G'tt  wird  im  V/ahrspruch  erheiligt.   Die  Lämmer  weiden 
da  wie  auf  ihrer  Trift,  auf  den  Trümmern  der  Feisten  zugast 
dürfen  sie  fressen. 

7/eh  ihnen,  die  Schuldstrafe  herziehn  an  Stricken  des  »^ahns,  Siind- 
busse  an  »^agenseilen,  die  sprechen:  Er  beeile,  beschleunige  nur 
seine  Tat,  damit  wirs  sehen,  es  nahe,  komme  nur  der  Ratschluss 
des  Heiligen  Jisraels,  dass  wirs  erkennen! 

T/eh  iltnen,  die  zum  Bösen  sprechen:  Gut!  und  zum  Guten:  Bös! 

Die  die  Finsterniss  machen  zum  Licht  und  das  Licht  zur  Finster- 


und  Süss  zu  Bitter! 

<^eisen,  vor  ihrem  eigenen  Antli'Cz 


nis ,  die  Bitter  machen  zu  Süss 

ueYi   don  in  ihren  eigenen  Augen 

Gescheiten! 

^»eh  den  Helden  im  «»eintrinken,  den  Männern,  tüchtj.g,  Rauschsaft 

zu  mischen,  die  den  Frevler  bewährt  heissen  um  Be Schenkung  und 

das:  Bewährt!  vorenthalten  Jedem  der  Bewahrten. 

Drum,  wie  Feuers  Zunge  Stoppeln  frisst  und  Heu  in  der  Lohe  zer- 
schlaff t,  wird  ihre  Wurzel  wie  Mtder  werden,  ihr  Blust  aufflattern 
wie  Staub,  denn  sie  haben  Seine,  des  Umscharten,  V/eisung  verwor- 
fen, verschmäht  das  :7ort  des  Heiligen  Jisraels. 

Darum  ist  Sein  Zorn  wider  sein  Volk  entflammt,  seine  HcUid 
reckt  darüber  er  aus,  er  schlägt  es,  die  Berge  erzittern,  ihre 
Leichen  sind  wie  Unrat  mitten  auf  den  Strassen.   Bei  alldem 
kehrt  sein  Zorn  nicht  um,  und  noch  ausgereckt  ist  seine  Hand. 

Er  erstellt  eine  ßannerstange  Stämmen  fernhin,  er  pfeift  einen 
herbei  vom  Erdenrand,  da:  eilends,  leichtfüssig  kommt  er. 
Kein  Matter  darunter,  kein  Strauchelnder,  er  schlum^iert  nicht, 
er  schlaft  nicht  ein,  nicht  wird  der  -   ■ 

Schurz  seiner  Lenden  geöffnet,  nicht  wird  der  Riemen  seiner 
Schuhe  gelöst.   Dessen  Pfeile  geschärft  sind,  alle  seine  Bogen 
gespannt,  die  Hufe  seiner  Rosse  wie  Kiesel  zu  achten,  seine   : 
Räder  wie  der  ^Virbelwind,  sein  Brüllen  ist  wie  der  Löwin,  wie 
Jungleuen  brüllt  er.  Er  heult  auf,  packt  die  Beute,  sichert 
sie,  keinur  ist,  der  sie  entrisse.   So  heult  es  nun,  3jn   jenem 
Tag,  über  sie  herein,  wie  Heulen  des  Meers.  Man  starrt  über 
die  Erde:  da  ist  Finsternis,  ängstend,  zum  Licht  auf: 
verfinstert  in  ihjren  Nebeln  ! 


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üwbersetziuig  von  Martin  ßuber. 
(Buber,  S.  24  -  S.27) 

v;eh  ihnen,  die  Haus  an  Haus  reihen,  Feld  nachriioken  an  Feld, 
bis  zuende  der  Raum  ist,  -  einzig  ihr  angesiedelt  im  Innern  de« 
Lands!   In  meinen  Ohren  ist  Er  der  Umscharte:  werden  nicht  die 
vielen  Häuser  zur  Oede  ,  grosse  und  sohöne  siedlerlos,  ..•! 
Denn  zehn  Joch  Rebgartenboden  bringen  ein  einziges  Schaff  und 
ein  Malter  Aussa.;it  bringt  einen  Scheffel* 

i^eh  ihnen,  die,  frühmorgens  auf,  dem  Rauschtrank  nachjagen,  die, 
spät  in  der  Därajiirung,  der  »i/ein  erhitzt,  Leier, und  Harfe,  Pauke 
und  Flöte  und  uein   ist  ihr  Trinkgelag,  Sein  n^erk  erblicken  sie 

nicht,  auf  das  Tun  seiner  Hände  sehn  sie  nicht  hin. 

Drum  wird  mein  Volk  weggeschleppt,  aus  Erkenntnislosigkeit , 
sein  Ehrenschein  sind  Hungerleider,  sein  Getiünmel  verschmachtet 
vor  Durst.   Drum  weitet  die  Gruft  ihre  Gier,  reisst  auf  ohne 
Mass  ihren  Rachen,  und  hinabfahren  muss  sein  Glanz,  sein  Getümmel, 
sein  Getose,  was  so  lustig  war  in  ihm. 

Da  wird  gesenkt  der  Mensch,  wird  geniedert  der  Mann,  geniedert 
sind  die  Augen  der  Hohen,  Er  der  Umscharte  erhöht  sich  im  Gericht, 
der  heilige  G'tt  wird  im  vrahrspruch  erheiligt.   Die  Lämmer  weiden 
da  wie  auf  ihrer  Trift,  auf  den  Trümmern  der  Feisten  zugast 
dürfen  sie  fressen • 

V/eh  ihnen,  die  Schuldstrafe  herziehn  an  Stricken  des  ^^ahns,  Sünd- 
busse an  ȟagenseilen,  die  sprechen:  Er  beeile,  beschleunige  nur 
seine  Tat,  damit  wirs  sehen,  es  nahe,  komme  nur  der  Ratschluss 
des  Heiligen  Jisraels,  dass  wirs  erkennen! 

T/eh  iknen ,  die  zum  Bösen  sprechen:  Gut!  und  zum  Guten:  Bös! 
Die  die  Finsterniss  machen  zum  Licht  und  das  Licht  zur  Finster- 
nis, die  Bitter  machen  zu  Süss  und  Süss  zu  Bitter! 

<»eh  don  in  ihren  eigenen  Augen  «weisen,  vor  ihrem  eigenen  Antlitz 
Gescheiten!  "•^ 

»»eh  den  Helden  im  .»eintrinken,  den  Männern,  tüchtig,  Rauschsaft 
zu  mischen,  die  den  Frevler  bewährt  heissen  um  Besohenkung  und 
das:  Bewährt!  vorenthalten  Jedem  der  Bewahrten. 

Drum,  wie  Feuers  Zunge  Stoppeln  frisst  und  Heu  in  der  Lohe  zer- 
schlaff t,  wird  ihre  r/urzel  wie  Mtder  werden,  ihr  Blust  aufflatte 
wie  Staub,  denn  sie  haben  Seine,  des  Umscharten,  w'eisung  verv/or- 
fen,  verschmäht  das  v;ort  des  Heiligen  Jisraels. 

Darum  ist  Sein  Zorn  wider  sein  Volk  entflammt,  seine  H^ind 
reckt  darüber  er  aus,  er  schlägt  es,  die  Berge  erzittern,  ihre 
Leichen  sind  v/ie  Unrat  mitten  auf  den  Strassen.   Bei  alldem 
kehrt  sein  Zorn  nicht  um,  und  noch  ausgereckt  ist  seine  Hand. 

Er  erstellt  eine  Bannerstange  Stämmen  fernhin,  er  pfeift  einen 
herbei  vom  P^rdenrand,  da:  eilends,  leichtfüssig  kommt  er. 
Kein  Matter  darunter,  kein  Strauchelnder,  er  schlumaiert  nicht, 
er  schlaft  nicht  ein,  nicht  wird  der 

Schurz  seiner  Lenden  geöffnet,  nicht  wird  der  Riemen  seiner 
Schuhe  gelöst.  Dessen  Pfeile  geschärft  sind,  alle  seine  Bogeii 
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Räder  wie  der  ^^irbelwind,  sein  Brüllen  ist  v/ie  der  Löwin,  wie 
Jungleuen  brüllt  er*  Er  heult  auf,  packt  die  Beute,  sichert 


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1)  Und  Sohemuel  spraoh  zu  Sohaul:  "i/Iioh  hat  der  Ewige  gesandt, 
um  dich  zum  König  über  sein  Volk,  über  Jisracl ,  zu  salben;  und 
nun  höre  auf  den  Laut  der  T/orte  des  Ewigen.  2)  So  spricht  der  Ewi- 
ge der  Soharen:  Ich  habe  bedacht,  was  Amilek  an  Jisrael  getan, 
was  er  ihm  in  den  V/eg  gelegt,  als  es  aus  ivlizraim  hinaufzog. 

3)  So  geh  denn  und  schlage  Amalek,  und  ihr  sollt  bannen  alles, 
was  sein  ist;   und  schone  ihn  nicht,  sondern  töte  Mann  wie  Weib, 
Kind  wie  Säugling,  Ochs  wie  Lamm,  Kamel  wie  Esel!" 

4)  Da  bot  Schaul  das  Volk  auf  imd  musterte  es  in  Telaim:  Zwei- 
hunderttausend iVIarschfähige  und  zehntausend,  mit  der  Mannschaft 
vtn  Jehuda.   5)  Und  Schaul  kam  zur  Stadt  Amaleks  und  legte  sich 
in  einen  Hinterhalt  im  Tal.   6)  Und  Schaul  sprach  zu  den  Kenitern: 
"Auf,  entfernt  euch  und  zieht  hinab  aus  der  Mitte  der  Amalekiterj 
Damit  ich  euch  nicht  mit  ihnen  raffe,  da  ihr  doch  Liebe  geübt  an 
allen  Kindern  Jisrael,  als  sie  aus  Mizraim  heraufzogen."  Da 
zogen  die  Keniter  fort  aus  der  Mitte  Amaleks.   7)  Und  Schaul 
schlug  Amalek  von  Hawila  bis  gegen  Schur,  das  vor  Mizraim  liegt. 
8)  Und  er  ergriff  Agag,  den  König  Amaleks,  lebend;  alles  Vtlk 
aber  b.annte  er,  ins  Schwert  hinein.   9)  Doch  tat  es  Schaul  und 
dem  Volk  leid  um  Agag  und  um  das  Beste  der  Schafe  und  Kinder, 

die  Zweitgeworfenen,  und  die  Mastlämmer  und  um  alles  Gut,  und 
sie  wollten  sie  nicht  bannen,  aber  allen  verächtlichen  und 
schwachen  Bestand,  den  bannten  sie. 

10)  Da  erging  das  Tort  des  Ewigen  an  Schemuel,  besagend:  "Mich 
reut  es,  dass  ich  Schaul  zum  König  eingesetzt,  denn  er  hat  sich 
von  mir  abgewandt  und  meine  'Vorte  nicht  erfüllt."  Das  verdross 
Schemuel,  und  er  schrie  zum  Ewigen  die  g.anze  Nacht.   12)  Und 
am  Morgen  machte  Schemuel  sich  früh  auf,  Schaul  entgegen.  Da 
wurde  Schemuel  berichtet,  besagend:  "Schaul  ist  nach  dem  Karmel 
..,gek#mmen,  und  sieh,  er  setzt  sich  dort  ein  Handzeichen,  dann 
hat  er  sich  gewandt  und  ist  weiter  nach  dem  G-ilgal  hinauf, gezogen." 

13)  Als  nun  Schemuel  zu  Schaul  kam,  da  sagte  ihm  Schaul;  "Geseg- 
net S'jist  du  dem  Ewigen,  ich  habe  das  V/ort  des  Ev;igen  erfüllt." 

14)  xvber  Schemuel  sprach:  "Und  was  ist  das  Geschrei  der  Schafe  in 
meinen  Ohren  und  das  der  Rinder,  das  ich  höre?  "   15)  Da  sprach 
Schaul:  "Von  den  Amalekitern  haben  sie  sie  gebracht,  weil  das 
Volk  das  Beste  der  Schafe  und  der  Rinder  verschonte,  um  es  dem 
Ewigen,  deinem  G'tt  zu  schlachten;  das  Uebrige  aber  h_.ben  v/ir 
gebannt ." 

16)  Da  sprach  Schemuel  zu  Schaul:  "Lass  ab,  dass  ich  dir  künde, 
was  der  Ewige  zu  mir  in  der  Nacht  geredet."  Und  er  sprach  zu  ihm: 
"Rede!"   1?)  Und  Schemuel  sagte:  "Nicht  s#?  Bist  du  dir  auch 
gering  in  deinen  Augen,  kiKxiÄXÄxxxiLÄj2kxgÄXXKgxiKx:äix±KÄKXXH^ßjKJ( 
bist  du  doch  das  H.iuüt  der  Stamme  Israels,  und  der  Ewige  hat  dich 
z^m   KiJnig  übor  Jalrael  gesalbt!  18)  D.ann  hat  der  Ewige  dich  auf  den 
''»cg  geschickt  und  gesprochen;  "Geh  und  banne  die  Sünder,  die  Ama- 
lekiter,  und  kämpfe  mit  ihnen  bis  zu  ihrer  Vernichtung!  19)  Und 
warum  hast  du  nicht  gehört  auf  die  Stimme  des  Ewigen,  sondern 
bist  über  die  Beute  hergefallen  und  hast  getan,  was  böse  ist  in 
den  Augen  des  Ewigen?"  20)  Da  sprach  Schaul  zu  Schemuel  :"Ich 
habe  ja  auf  die  Stimme  des  Ewigen  gehört  und  bin  den  V/eg  ge- 
gangen, den  mich  der  Ewige  geschickt  hat,  ich  habe  Agag,  den  Kö- 
nig der  Amalekiter  mitgebracht  und  Amalek  gebannt,  21)  aber  das 
Volk  nahm  von  der  Beute  Schafe  und  Rinder,  das  Beste  dus  Bann- 
guts, um  es  dem  Ewigen,  deinem  G'tt,  zu  sohlachten  im  Gilgal." 

22)  Schemuel  aber  sprach; "Hat  Lust  der  Ewige  an  Hochopfer  und 
Schlachtung  v\;ie  an  dem  Hören  auf  des  Bwgen  Stimme?  Gehorsam, 
sieh,  ist  besser  als  das  Opfer,  auf  lauschen  als  der  'f^Udder  Fett. 

23)  Denn  gleich  i^ahrsager schuld  ist  Trotz,  gleich  »Kahn-  und  Pup- 
pendieoBt  die  Dreistigkeit,  .«eil  du  des  Ewgen  './ort  verworfen, 
verwarf  er  dich  als  König." 


f 


[ 


V. 


-v/» 


!•  "bi**  Reliq:lon  als  zentraler  Leb^n-istanflounkt . 


Die  Religion  hatte  einmal  die  Herrschaft  in  der  'J^elt . 
Das  war  im  Mittelalter.  Sie  hätte  das  Reich  G'ttes  auf 
Erden  schaffen  können, nach  '.volchem  die  Sehnsucht  in  den 
Herzen  der  Menschen  brennt.  Aber  die  Relision  des  Mit= 
telalters  hatte  trotz  des  weltlicben  Armes, der  ihr  zur 
Verfügung  stand, diese  Aufgabe  nicht  erf lillt .  28X  Es 
triumphierte  vielmehr  die  menschliche  Selbstsucht  nit 
ihren  Trabanten  der  niedrigen  Leidenschaften.  TTnd  da 
die  Religion  ihre  ewige  Aufgabe  nicht  orfüllte , wurde  sie 
mit  Verbannung  bestraft.  Sie  wurde  verbatint  aus  dem  Be= 
zirk  dessen, was  die  Menschen  in  Wahrheit  schätzten  und 
was  sie  als  Höchstes  anerkannten.  Gewiss  gab  es  noch 
viel  Religion, weil  es  immer  religiöse  Menschen  gibt, die 
auch  in  den  Zeiten  schwerster  Bedrückung  und  Verfinsterung 
der  'Wahrheit  vom  Höchsten  nicht  lassen.  Aber  was  man  so 
schlechthin  Religion  nennt , der  in  ein  System  geformte 
Weg  zu  Cx'tt  befand  sich  in  einer  gcfährlichon  Ruhestellung. 

« 

Alles  war  i3asGiv,ein  R-lcka\ag;nur  die  Pietvlt  hielt  noch 
von  der  haltlosen  Flucht   zurück.  Die  Menschen, die   dann 

V 

den  traurigen  Mut  aufbrachten , diese  Flucht  als  Rettung 
zu  preisen, die  die  Religion  als  Opium  verleumdeten, die 
ein  Paradies  auf  Erden  errichten  wollten  aber  ohne  die 
Herrschaft  des  (röttlichen , hatten  ein  leichtes  Spiel. 
Sie  hatten  nur  die  letzte  Scham  vor  der  Verletzimg  der 
Pietät  ge^^en   Eltern  ,Grosseltem  zu  beseitigen;und  Schara= 
losigkeit  ist  ein  piX  süsses  Gift.  Die  vor  der  Religion 
Fliehenden  wuchsen  zu  einem  gev/altigen  Heere  an.  Gross 


wa 


r  die  Strafe  der  Religion, die  Ihre  Stunde  verpasste, 


da  weltliche  Macht  es  ihr  ermöglicht  hätte, ein  göttli= 
ches  Reich  des  Friedens  imd  des  Menschenglückes  auf  Er  = 
den  zu  errichten.  Sic  hatte  in  der  die  Wirtschaft  ver= 
göttlichenden  Menschheit  ihren  Kredit  verloren.  Ihren 
Dienern  haftete  5IM5  ein  Schimmer  der  Lache rlibhkeit 
an.  Die  Religion  war  in  den  Staub  gezogen.  Sie  '.vurde 


V 


verspottet  »verachtet  »beschimpft.  Aus  der  BeoChi-npfmc 
wurde  eine  '.Yis.enschaf  t .  In  Museen  wurden  ihre  "^r^ehni sse- 
anschaulich .,u.r  Erstellung  gehracht.  '?/ie  ein  Wahnsinn 
verbreitete  sich  Auflelmung  und  Frechheit  gegen  das 
Höchste, md  kein  Blitzstrahl  ^uhr  aus  heiterem- Himnel 
hernieder, um  den  Lästerer  zu  züchtigen.  War  das  nicht 
ein  Beweis  dafür  ,dassAin  f>9ttliches  §XKX7.  aicht  gah? 

So  dachten  die  Menschen.  Sie  hatten  r>'tt  getötet.  Der 

,   der  Vernichtung        ,  ^  .    4,  ^- 
Txelehrte  hatte  sein  ■''erk/mit  klugen  »logisch  fein  aufge- 
bauten Schlussfplgerungen  und  Beweisen  ausgeführt ; der 
Politiker  hatte  in  Versa-imlungen  mit  ihm  abgerechnet; 
das  Volk  ZJKf-f^JTiZIJ^.TTO.   verliess  die  C'tteshäuser 
nnd  fühlte  sich  scheinbar  "^rei  und  glücklich  in  einem 
lustvollen  Leben, für  das  nach  den  empfangenen  Lehren 
ja  keine  Rechenschaft  mehx  522Ü  vor  einem  Höheren  abau= 
legen  war.  O'tt  war  tot;£3  lebe  der  n'tt  MenscM! 

Der  '^:cs  zum  Erdenglück  rler  ^'enschheit  war  nun  ei= 
gentlich  frei.  I^le  Heliglon  war  vernichtet ; ihre  Diener 
-die  "Pfaffen"-  diffamiert.  An  Stelle  ^^'er  Profcten  hat= 
ten  Philosophen  md  Literaten  freie  Bahn, den  '.«^eg  zum 
Glück  zu  weisen.  Alles  war  bereit.  Nur  das  Glück, dessen 
Kominen  doch  bereclmet  war  »wollte  nicht  nahen.  Sollte 
vielleicht  acch  ein  Fehler  in  der  Tt^ohnan^   sein?  Oder 

,1^  Fehler?  Der  Menschengeist  hatte  Maschinen  er= 
frmc^en.  Aber  die  toten  Eisenleiber  wurden  aus  Sklaven 
zu  Herren  und  verdammten  Millionen  von  Menschen  zur 
Arbeitslosigkeit, zum  HT.inger.  Die  Gelehrten  erfanden  Me= 
thoden  zur  ungeheiiren  Vermehrujig  von  ITahrung  \mä   Gütern. 
Aber  andere  scheinen  vom  Vfahne-inn  ergriffen  zu  sein, da 
äie  dar^=ber  nachdenken  müssen, wie  man  einen  Teil  dieser 
Grüter  wieder  vernichtet , nicht  weil  kein  Mensch  mehr 
hungerte, sondern  weil  die  menschliche  Gewinnsuclifc nicht 
befrie-^igt  v/urcle  .  Tn  dem  einen  Erdteil  starben  Millionen 
Manschen  am  H^angcr.  Im  anderen  Erdteil  fütterte  man  das 
Brotgetreide  den  Lokomotiven.  Grosse  freister  waren  am 


%i 


■Terke,ua  die  Unordnung  zu  "bannenjurn  den   lalinsinn  zu  he= 
seitiii-en.  AlDer  v/ährend  sie  mit  Riesenkräften  sich  t)emUh= 
ten,dem  Glück  der  Völkerversttindigung  die  Tore  zu  öff= 
nen »wuchsen  diese  Tore  vor  ihren  Augen  zu.  Die  Zollmau= 
ern  wurden  immer  hoher; sie  Beschränkung  auf  die  Güter 
des  eigenen  I'andes  immer  notwendiger.  Und  schon  begann 
auch  das  Kriegsschwert  zu  rasseln.  Es  gah  wieder  Feinde, 
deren  Vernichtung  höchstes  ^ebot  wurde.  Der  kaum  ge= 
gründete  Völkerbund  begann  abzubröckeln.  Not  und  Tod 
schritt  wieder  über  die  Erde.  Das  erwartete  Glück  war 
ausgeblieben.  Die  Menschen  fühlten  sich  enttäuscht. 
Und  Enttäuschung  ist  eine  Sprache.  Eine  Sprache  ohne 


■  iw   ^1  »  ■  <i 


^Vorte,aber  deutlicher  als  jede  -^ede# 

V/er  spricht  die  Sprache  der  Enttäuschung?  V/er 
schliesst  die  Tore  irdischen  Glückes  mit  furchtbarer, 
lautloser  Gewalt , während  die  Menschlein  sich  abmühen, 
die  Tore  XfiXÄIIÄXK  offen  zu  halten?  Antworten  wir  mit 
den  V/orten  des  Sängers  (Psalm  2,1-5): 

"V/arum  lärmen  die  Völker  und  ersinnen  ilatio= 
nen   Eitles?  -   Es  stehen  auf  Könige  der  Erde, 
und  Fürsten  iüMMiiiXÄXÄlfiM:  beraten  sich 
gen  G'tt  und  seinen  Gesalbten;  'IVir  wollen 
ihre  Bande  zerreissen  und  ihre  Fesseln  von 
uns  werfen!'   -  Der  im  Himmel  v/ohnt  lacht; 
der  Herr  spottet  ihrer!  Dann  spricht  er  zu 
ihnen  im  Zorn, und  mit  seinem  Grimm  schreckt 
er  sie" • 

Wahrlich, alles  ist  schon  gewesen  und  es  gibt  nichts 
Neues  unter  der  Sonne !  (Koheleth  1,9).  «Vas  sich  vor  unse= 
ren  Augen  in  der  vergangenen  Zeit  abspielte , war  dasselbe, 


rÄ=: 


wa 


s  seit  Jahrtausenden  in  immer  neuen  Formen  sich  v/ie= 


derholte:  die  Flucht  vor  G'tt!  Ob  mit  Lärm  oder  mit 
der  Betäubung  durch  Hingabe  an  ein  Leben  des  eitlen 
Genusses, ob  durch  Beratung  und  klug  und  schlau  ersonnene 
Gedanken  und  Pläne, oder  ob  mit  revolutionärer  Zerstö= 
rungsvm/t,-  immer  war  es  eine  Flucht  vor  G'tt.  Die  Men= 
sehen  haben  sich  wie  Kinder  benommen; sie  nahmen  ihre 
Hände  vor  die  Augen  und  sagten  mit  Bezug  auf  das  GÖttli= 
che:  ich  sehe  dich  nicht!  Und  weil  sie  nun  so  weit  ab= 


irrten  vom  richtigen  'A'eg,weil  sie  die  Langmut  G'ttes 

als  Beweis  für  die  Richtigkeit  ihrer  Verirrung  betraGh= 

teten,so  mlissen  sie  nun  in  der  Wüste  ihres  Irrweges  das 

schreckliche  Hohnlachen  des  göttlichen  Schicksals  hören, 

das  sein  Spiel  mit  den  Verirrten  treibt.  Es   gibt  keinej^ 

schrecklichere  Verhöhnung  als  ällC^  die  Ohnmacht  der 

menschlichen  Macht, als  die  Unfähigkeit  ,vün  dem  ..'asser 

zu  trinken, das  man  sich  selbst  erbohrt  hat.  Die  i»ienschen 

der  Gegenwart  müssen  erfahren ,dass  es  keine  i'lucht  vor 

G'tt  und  seiner  durch  ihn  gesetzten  Aufgabe  geben  kann 

imd  darf;  sie  müssen  erfahren  ,dass  die  versuchte  i'lucht 

Todesgefahr  bedeutet!  Sie  erleben  zu  ihrer  Zeit, zu  ihrer   ■ 

Stunde, was  der  Psalmist  in  die  Worte  gekleidet  (Ps.l39, 

7  -  lo)i    "Wohin  soll  ich  gehen  vor  deinem  Geiste? 

wohin  vor  deinem  Angesichte  fliehn? 
wenn  ich  in  den  Himmel  stiege, so  bist  du  dort, 
legte  ich  mich  in  die  Gruf t ,auch  da  bist  du! 
Trüge  ich  Flügel  der  Morgenröte, 
v;ohnte  ich  am  Ende  des  Meeres, 
auch  dort  leitete  mich  deine  Hand 
\Hid  ergriffe  mich  deine  Rechte!" 

So  spricht  denn  mit  eindeutiger  Gewalt  die  Lehre 
der  Gegenwart  zu  uns:  SliXilJia  Die  Menschen  sind  auf 
falschem  .7ege  gewesen, als  sie  G'tt  leiagneten,als  sie 
die  Flucht  vor  ilim  ergriffen  in  das  Land  des  llichtver= 
pflichtetseins.das  Land  ausschliesslichen, irdischen  Ge= 
nusses.  Die  Menschen  müssen  erkennen  ,dass  diese  Flucht 
die  verschiedensten  Formen  angenommen  hatte ,und  dass 
sie  mit  Riesenschritten  dem  Untergang  entgegeneilen, 
wenn  sie  nicht  endlich  erkennen, wo  sie  stehen  und  was 
geschehen  muss.  Es  gibt  nur  eine  Rettung  für  die  Iviensch= 
heit:  das  ist  die  Umkehr  zu  G'tt!  Mit  rasender ,wahnsinni= 
ger  Wut  haben  sie  sich  in  die  Erde  verbissen  und  v/ollten 
die  ./elt  des  Stoffes  auf  den  Thron  G'ttes  setzen.  Sie 
müssen  ablassen  von  dieser  lebensgefahrlichen  Sünde  in 
ieder  Form  lond  müssen  wieder  heimkehren  in  ihifc  wahre^ 
Heimat  g' ttgebundenen  Lebens.  Ueber  unserer  Zeit  steht 
ein  gewaltiges  Wort  als  leuchtende  Aufgabe:  Teschuwah, 
Umkehr!  Und  wir  wollen  diese  Aufgabe  erfüllen, indem  wir 


versuchen, den  Standpimkt  des  Judenti;iins  zu  suchen  und.   zu 

erkennen. 

Stellen  wir  es  gleich  von  vornhinein  fest:  Das 
Judentum  ist  Religion, d.h.  Bindung  an  G'tt!  Wie  dies  zu 
verstehen  ist,muss  die  kommende  Untersuchung  ergeben; 
aber  am  Anfang  muss  diese;^  Erkenntnis  und  dieses  Öekennt 
nis  stehen:  Ob  v/ir  wollen  oder  nicht  -  das  Judentum  ist 

ewige  Bindung  an  G'tt.  Lösimg  von  dieser  Bindung  ist 

Ist 
Selbstmord.  Xäü&Xder  Jude  als  g' ttgebundener  Mensch 


o 


efahrdet,so  ist  es  sein  Schicksal , dem  er  nicht  entgehen 

A 

kann .vielleicht  eine  Prüfung, die  ihn  in  eine  höhere 

Stuf el  versetzen  wird.  Ist  der  Jude  jedoch  als  von  G  tt 
losgelöster  Mensch  gefährdet, so  hat  er  selbst  die  Gefahr 
auf  sich  herabbeschworen  dimch  die  Flucht  vor  seiner 
Bestimmung, vor  seiner  Aufgabe »durch  den  Verrat  an  sich 
selbst.  G'tt  hat  vor  Jahrtausenden  mit  unserem  Stammvater 
Abraham  einen  Bund  geschlossen.  Das  Bundeszeichen  IXglX 
der  Beschneidung  legt  bis  zum  heutigen  Tag  an  unserem 
eigenen  Körper  Zeugnis  ab  von  der  irklichkeit  dieses 
Bündnisses, von  der  Unmöglichkeit , dem  Bunde  zu  entfliehen. 
Hier  hat  die  unbe schreibbare  geistige  Verbindung  mit 
dem  Urheber  alles  Seins  einen  in  greifbarste  Nähe  drin= 
genden  körperlichen, stofflichen  Ausdruck  gefunden.  Es 
wäre  nicht  zu  begreifen, wie  die  Mahnung  der  G' ttesbindung 
vergessen  werden  konnte , die  in  diesem  sichtbaren  ^eichen 
liegt, wenn  nicht  der  Jahnsinn  der  G' ttlosigkeit ,der  sich 
über  die  Erde  ergossen  hatte »auch  unsere  Geraeinschaft 
krank  gemacht  hätte.  Halten  wir  also  fest:  Judentum  ist 
für  alle  Ewigkeit  die  Verpflichtiing  der  Juden, sich  an 
G'tt  zu  binden, sich  i^m  und  seinem  '//illen  unterzuordnen. 

//er  aber  kündet  uns  von  dieser  jüdischer  Religion, 
und  was  ist  überhaupt  diese  Religion?  Hier  müssen  wir  zu= 
nächst  eine  Feststellung  treffen^SIX  Es  ist  den  i-^enschen 
auf  allen  Gebieten  der  .Tissenscnaf t  ohne  ^/eiteres  begreif= 
lich,dass  nicht  jeder  die  neuen  Ergebnisse  der  Forschung 


und  die  genialen  Leistungen  der  ./ahrheitsf indung  zuötan= 

de  bringen  kann*  Auch  wenn  hernach  ein  jeder  imstande 

ist, den  pythagoraischen  Lehrsatz  zu  begreifen, so  ist 

seine  Findung  doch  eine  einmalige ,unnahhahmliche  Tat. 

Die  grossen  G-elehrten  sind  gleichsam  -Vegebahner  in  dem 

un'lbersehbaren  und  dunklen  Gelände  menschlichen  Lebens; 

niemand  v/lirde  sich  deshalb  mit  ihnen  vergleichen , weil 

er  den  einmal  gebahnten  ./eg  nun  mit  leichter  Mü&e  nach= 

zuschreiten  vermag.  Anders  war  es  im  Gebiete  der  Religion. 

Da  hielt  sich  ein  jeder  für  sachverständig.  Ein  jeder 

glaubte, G'tt  vor  das  Forum  seines  eigenen  Verstandes 

ziehen  zu  d'irfen,weil  er  erwartete  ,se'lbst  //erkzeug  ei= 

ner  Offenbarung  werden  zu  können, falls  es  so  etwas  ge= 

ben  sollte.  Diese  Menschen  hätten  jedoch  nur  ihre  Er= 

fahrungen  auf  den  Gebieten  der  'A'issenschaf t  übertragen 

müssen  auf  das  Gebiet  der  Religion, um  zu  wissen, dass 

begnadete 
es  auch  hier  so  ist, dass  nur  wenige/Menschen  würdig 

sind, der  religiösen  F.rkenntnis  auf  Erden  den  Weg  zu 

bahnen, dass  jedoch  die  anderen  Menschen  die  Möglichkeit 

haben, den  einmal  gebahnten  V7eg  nachzuschreiten  und  dann 

im  eigenen  Erleben  bestätigt  zu  finden, was  die  Grossen 

entdeckt  und  verkündet  haben. 

Die jenigen, die  auf  dem  Gebiete  der  Religmon  die 

Wahrheit  verkündeten , waren  unsere  P tof eten  «Menschen  ^ 

deren  -Lieben  mit  inbrünstiger  Glut  an  das  Göttliche  ge= 

bunden  war, sodass  eine  Loslösung  MäX  einem  augenblick= 

liehen  Tode  gleichgekommen  wäre.  Gewiss  ist  in  ihnen 

manchmal  auch  der  Gedanke  auf gestiegen, sich  zu  lösen, 

gegen   die 
einmal  ohne  Widerspruch  )£KX'g»j4  anderen  ^^enschen  leben 

zu  können ;aber  die  Ohnmacht  dieses  7/unsches  zeigt  den 

unerhörten  Grad  ihrer  Bindung  an  das  Höchste.  Das  er= 

schütterndste  Beispiel  ist  der  Prof et  Jeremia.  Er  bricht 

in  die  \Vorte  aus:  (Jer.2o,7  -  9): 

"Du  hast  mich  überredet   G'tt,und   ich  liess  mich 
überreden; du  hast  mich  ergriffen  und  hast   es 
fertig  gebracht.   Ich  war   zum  SiS^iSiliÄXÜlÄiiXgäÄÄÄJi 

Xläg  Gelächter  den  ganzen  Tag;alles   spottet   über 

mich.    So   oft   ich  rede,muss    ich  schreien, 


Gewalttat  und  BedrUoV.m.  .uss   ich^rufen^ 

a-ttes  mir  ^^^.^^^f^^     ufsllüS  niäht  Lhr  ^ääiUüi» 
Tag '.Da   sprach  i^h.    ^ch  vvixj.  **-*•  Namen  reden.  Da  war 

^"  r  .*!f  mi^"w?ro?f  v,r"ehriSd"s' F^uer^lngesohlossen 
"  SIL  SeSeL:-lorver.ucht.,eB*»S  aus.uhalten;ab« 

loh  konnte  nicht!" 

Solch«  '.Vorte  an^tasten.errcet  Scham  In  uns.  Hier 

rlnst  ein  ewiger  Qeist  mit  G'tt.md  filr  un.  ist  es  Li= 
terat«?  Aber  wir  wollen  um  unserer  ..Ibst  willen  nicht 
schweigen, denn  trotz  aller  menschlichen  Kleinheit  spü= 
„n  wir.dass  der  Prof  et  In  seinem  Kampf  e  ,  in  welchem  sel= 
ne  Se-le  sich  schmerzhaft  windet .unseren  Kampf  BUUEI 
f;mrt.  «ie  weit  sind  doch  die  Menschen  von  SHt  entfernt! 
Sie  haben  sich  Ja  entschlossen, nicht  mehr  von  G'tt  zu 
reden.  Sie  haben  in  rasender  Verwirrung  ihr  Leben  von 
.   jedem  wahrhaften  C  ttverbundensein  ausgepresst  u-nd  in 
die  Erde  verklammert!  Ist  das  nicht  der  Kampf  des  Ero= 

v,9  p-ivTco.  sind  die  Menschen  kleine  ,uiitie= 
feten  im  Grossen?  Gewiss  sina  uj-c 

.   .   -',  o.n.«-h^r  ir  ihrer  Gesamtheit  offenhart  sich 
deutende  v/esen;aDer  in  xux-j- 

■  ..     ^^^m   T>rc.födie  des  Menschen  schlechthin, 
die  mitleiderregende  iragoaie  uca 

;^^r,   p?-;+  +  iTPhe  ist  au  gewaltig , eine  vm= 
Die  Bindung  an  das  Gottiicne  it.».    & 

.-heure  Porderuns .die  vielleicht  naturnotwendig  einmal 
In  jedem  den  bedanken  hervorruft , ob  es  nicht  eine  Lösung 
von  diesem  Zwange  geben  konnte.  Einmal  richtet  sich 
vielleicht  in  jedem  das  Gigantische  auf  und  versucht . 
äie  Fesseln  zu  losen,die  ihn  an  den  Himmel  schmieden. 
Knechtschaft  drückt  nieder  und  verfinstert  das  leben, 
ist  die  Bindung  an  G'tt  nicht  auch  eine  Knechtschaf tf 
ist  es  wurdis, immer  nur  nach  dem  .Villen  des  Höchsten 
zu  fragen?  Ist  es  nicht  menschenwürdiger , in  freier 
Selbstverantworung  seinen  Lebensweg  mit  stolzer  Unab= 

.-  o  T„  ^fy   =»hen  wie  die  Autonomie  des 
hängigkeit  zu  gehen?  Ja  wir  sehen, wie 

Menschengeistes, die  der  grosse  Philosoph  dem  Menschen 
der  »euzeit  gegeben  hat, ein  Geschenk  darstellt , das  vier 

T,   :,     4.„v,o.  .VQ+  quf  dem  Hintergrunde 
leicht  seine  wahre  Bedeutung  erst  aui 

^-o  r.0.c,mn   die  G' tteshindung  erhält, 
des  gewaltigen  Kampfes  gegtn   aie 

Tl. „4.  -.^«  -rvnm 'ler  "^ensch  war, 
Auch  wenn  der  grosse  Denker  selbst  ein  fromer 

,0  ist  er  Vielleicht  hier  doch  nichts  anderes  SISä  als 


8 


das  Werkzeug  der  G' ttentf ernung  gewesen.  Seit  den  Ta= 
gen  der  Schöpfung, da  das  Unerhörte  geschehen, was  uns 
in  majest.xtischer  Spracheals  der  V/ille  G'ttes  mitge= 
teilt  wird:  "V/ir  wollen  einen  Menschen  schaffen  nach 
unserem  Bilde, nach  unserer  Aehnlichkeit"  (1  .lvl.1,26)  , 
seit  der  Mensch  mit  dem  göttlichen  Funken  gebildet 
wurde, der  ihm  Ahnung  des  Höchsten  erleuchtend  vermit= 
telt,seit  diesem  Tage  finden  wir  immer  wieder  den  ter= 
such, sich  vom  Göttlichen  zu  lösen, sich  selbst  viölcicht 
zun  G'tte  zu  machen, wenigstens  fir  seinen  eigenen  Leben= 
bezirkiseit  diesen  Tagen  gibt  es  immer  wieder  den  Kampf 
gegen  G'tt  und  das  Streben, aus  dieser  vermeintlichen 

Sklaverei  sich  zu  lösen. 

Diesen  Kampf  haben  die  i^enschen  der  Gegenwart 
in  unwürdiger  Form  erlebt; sie  erkannten  seine  Ursache 

in  dem  gierigen  Lechzen  nach  irdisahem  §enuss .dessen 

und 
höchstes  Ziel, die  Macht , Augen/Herz  MX  wie  mit  einem 

Nebelschleier  verdüstert.  Aber  in  dem  Profeten  Jeremia 
sehen  wir  diesen  Kampf  in  wLiidfeer  Form.  Hier  kämpft 
nicht  ein  genussächtiger  Mensch  nach  Lust  und  Macht, 
hier  kämpft  nicht  die  Trägheit  um  ihre  Ruhe:  hier  kari|ft 
ein  "^ensch  um  sein  Leben!  Zu  viel  Schmerz  und  Leid 
ist  schon  über  ihn  gekommen; er  kann  einfach  nicht  mehr. 
Da  schreit  er  auf:  Ich  will  nicht  mehr  denken  und  nicht 
mehr  reden, d.h.  an  G'tt  denken  und  von  G'tt  sprechen, 
denn  es  gibt  flr  den  Profeten  überhaupt  kein  anderes 
Denken  und  Reden!  Und  dieser  Schrei  des  "Ich  will  nicht 
mehr!"  und  des  schmerzlicheten  und  aufwühlendsten  "Nein! 
nein!"  brennt  wie  fressendes  Feuer  in  seinen  Gebeinen. 
Er  rauss  erkennen, dass  dieses' nein' zugleich  der  Tod  der 
Seele  wäre.  Die  Seele  schaut  G'tt, und  sie  kann  nicht  sa= 
c-en:  Ich  sehe  nicht!  Nichtsehenwollen  und  doch  Sehenmüs= 


sen  -zwischen  diesen  beiden  Polen  liegt  die  Tragödie 
alles  Menschlichen!  Die  Grossen  durchkämpfen  diese  Tra= 
gödie;die  Kleinen  -und  hiezu  gehörte  die  Neuzeit-  halten 


ihre  Hand  vor  die  Augen   und  sas«n:  ich  sehe  nichts!  Die 

mutigen  Menschen  der  Neuzeit  waren  in  V/ahrheit  feige! 

MUSS  man  es  einem  Menschen  gegenüber  überhaupt  ausspre= 

ohen,dass  wir  in  jeder  Paser  unseres  Se ins  verknüpf t  sind 

mit  dem  allewigen  Sein?  Dass  wir  ein  Nichts  sind, ein 

Stäubchen.dass  der  Lufthauch  Tod  von  der  Erde  hinwggpu^ 

stet?  Dieses  schwankende  Sein  des  Menschen  zu  erkennen 

imd  nach  dieser  Erkenntnis  zu  handeln  -  dies  erfordert 

wahren  Mut!  Wir  müssen  erkennen  und  bekennen, auch  wenn 

unser  Herz  dabei  blutet, dass  wir  aixf  Erden  nur  zu  G-ast 

sind,dass  \.mser  Dasein  anderswo  im  Sein  verankert  sein 

muss,dass  -wir  so  leben  müssen, dass  imser  Leben  von  uns 

in  unserer  wahren  Heimat  vor  dem  Richterstmhl  eines 

ewigen  Richters  verantwortet  werden  kann/{,dass  unser 

irdisches  Leben  sich  abspielt  unter  diesem  Himmel  ewigen 

Ernstes, dass  jedes  irdisch-Heitere  von  einer  Träne  um= 

SDielt  wird, dass  durch  alles  Dasein  ein  ewiges  Kommen 

oft 

^mä   üehen  sich  schlangelt , dass  das  Leben  des  Einen/den 
Tod  des  Andern  bedeutet , dass  in  den  Fängen  des  stolz- 
starken Raubvogels  die  Taube  im  Todeskampf  sich  windet, 
dass  ein  Schrei  durch  alles  irdische  Sein  hallt, Schrei 
des  Schmerzes  und  Schrei  der  Lust, Schrei  des  Todes  und 
Schrei  des  Lebens , und  dass  in  diesem  Schrei  tönt  der 
Kampf  um  G'tt!  V/ir  wissen  es;aber  wir  verstehen  es  nicht 
Wir  hören  die  Stimme  &'ttes;aber  sie  ist  zu  gewaltig, 
als  dass  wir  sie  nicht  fürchteten , als  dass  wir  nicht 
verleitet  werden  sollten, unsere  Ohren  verstopfen  zu 
wollen.  Aber  unsere  Profeten  reissen  uns  die  '.7atte  aus 
den  Ohren, und  ihr  7ort  gellt  in  unserem  Herzen  wider, 
und  in  vins  brennt  durch  sie  entfacht  die  Flamme  der  Er= 
kenntnis,dass  ein  G'tt  ist, und  nichts  als  G'tt  ist , und 
wir  Menschen  nichts  sind, wenn  wir  nicht  in  G'tt  sind, 
dass  G'ttflucht  erbärmliche  Feigheit  ist  und  Flucht  ins 
Verderben  zugleich!  Wir  sprechen, wir  bekennen  mit  dem 
Volke  auf  dem  Berge  Karmel ,aXXÄÄ  wo  der  Prof et  Elijah 


lo 


di«  bliridmachend«  Götzenbindc  dem  Volke  von  den  Augen 
.-erissen  hat:  "Der  Ewige  ist  G'tt,der  Ewige  ist  G'TT!" 

Versucht  man  die  Gr'iinde  auf  zudecken, die  uns  zur 
restlosen  Anerkennung  des  Göttlichen  zwingen, die  uns 
gar  keinen  anderen  Ausweg  mehr  lassen, als  den,äXI  alles 
Geschehen  und  Sein  auf  G'tt  zu  beziehen, in  allem  nach 
seinem  llllen   zu  fragen, so  liegt  einer  der  Hauptgr^inde 
in  der  Antwort  auf  die  Frage:  was  wird  nach  dem  Tode 
PXSMM»  sein?  Das  i^iaheliegende  w^re, diese  Frage  über= 
haupt  nicnt  zu  stellen.  Auch  wenn  Mi  uns  das  Erleben 
des  Tieres  im.ier  fremd  bleiben  mag, so  entsteht  in  uns 
doch  die  Vermutung,  da  SS  ein  Tier  wohl  kaum  die  i-rage: 
was  wird  -lach  dem  Tide  sein?  empfinden  wird..  V/ir  Menschen 
können  jedoch  dieser  Frage  nicht  ausweichen.  Das  Verhal= 
ten  des  Tieres  ist  uns  versperrt.  Schon  die  Tatsache, 
dass  diese  Frage  entstehen  kann, beweist ,dass  wir  ihr 
nicht  ausweichen  d  irfen.  Die  Unterdrückung  dieser  Frage 
muss  in  irgend  einer  Art/  ein  Vergehen  s^z^n   unsere 
menschliche  Bestimmung  sein, so  als  ob  jemand  wissen 

könnte, eine  Mauer  drohe  einzustürzen, und  trotzdem  nicht 

und  Gefahrdving  , 

tiiäiÄMiX  die  Annäherung/anderer  Menschen  verhinaere  . 

Wie  aber  kann  denn  ein  Mensch  diese  Frage  beantwor= 
ten?  Noch  nie  ist  jemand  zur  Jckgekommen,uiü  uns  Kunde 
geben  zu  können  von  späterem  Seinl  Es  wäre  jedoch  ein 
törichter  i:ntschluss,aus  diesem  Grunde  auf  jede;  Antwort 
verzichten  zu  wollen, wenn  dieser  Verzicht  ein  hemmungslos 
ses  Leben  ermöglichen  sollte.  In  diesem  Falle  müsste 
man  sagen, dass  die  nach  Befriedigung  schreienden  Leiden= 
Schäften  des  Menschen  einen  allzu  feilen  Bundesgenossen 
in  dem  Nichtwissen  gefunden  hätten.  Aber  die  Leiden= 
Schäften  kompromittieren  ihren  Bundesgenossen  nicht  als 
ein  Nichtwis.;en  sondern  als  ein  Nichtwissenwollwi!  Es 
gibt  Religionen, die  die  Kunde  vom  jenseitigen  Leben 
weit  ausgebaut  haben.  Das  hat  das  Judentum  nicht  getan. 
Aber  es  hat  mit  unumstösslicher  Deutlichkeit  eines 


r 


I 


11 

gelehrt:  die  ^ewissheit  ,dass  ei  ein  Fortlel)en  nach  dem 

darüber  hinaus: 
Tode  gibt/dass  der  Mensch  Rechenschaft  ablegen  muss 

für  die  Führung  seines  irdischen  Lebens!  Diese  Gev^iss= 
heit  ist  in  der  Heiligen  Schrift  so  groaa.dass  sie 
nirgends  ausdrücklich  ausgesprochen  werden  musste .  Das 
Selbstverständliche  wird  ja  nie  in  .Yorte  gefasst!  Wer 
die  unendliche  sittliche  Glut  biblischer  Lebensführung 
ermisst,der  weiss, dass  sie  ihre  Kraft  saugt  aus  der 
Gewissheit  ewiger  Polgen.  Nur  ein«  solche  Einstellung 
weiss  den  Menschen  im  Sittlichen  imerraudlich  anzustossen 
und  aufrecht  zu  erhalten.  Auch  wenn  das  talmudische 
Judentum  mit  absoluter  .7ürtdeutlichkeit  den  ^edanken 
der  Unsterblichkeit  und  Verantwortlichkeit  nach  dem 
Tode  nicht  formuliert  hatte, so  müsste  doch  ein  jeder, 
der  hinter  den  .7orten  die  Atmosphäre  sieht, aus  der 
sie  geboren  worden, den  biblischen  Menschen , aber  insbe= 
sondere  den  Profeten  als  den  mit  Ewigkeiten  und  ewigen 
Folgen  rechnenden  Menschen  erkennen! 

In  diesem  Zusammenhange , wo  die  -öedeutung  der  Bibel 
fir  das  Judentum  noch  nicht  erörtert  worden  ist, soll 
jedoch  auf  diesen  Gedanken  biblischer  Beispielgcbung 
noch  nicht  allzugrossen  Nachdruck  gelegnt  werden.  XJÜÜiX 
MXXSSIMi  Bedenken  wir  selbst , welchen  Einfluss  der 
auf  die  Ewigkeit  gerichtete  Blick  auf  die  Lebens- 
gestaltung  eines  Menschen  auszuüben  imstandeist l  Wir 
können  freilich  in  unseren  Gedankengängen  immer, nur  den 
Weg  rückschliessender  Bewegimg  gehen.  Die  Wahrheit  oder 
Unwahrheit  einer  Sache  offenbart  sich  dem  Menschen  am 
Deutlichsten  immer  nur  in  den  Folgen.   "Die  Früchte 
legen  Zeugnis  ab" l  Nähmen  wir  nun  an,  dass  -  wie  so  oft 
in  der  Geschichte  der  Menschheit  gelehrt  wurde  -  mit  dem 
Tode  wirklich  alles  aus  wäre  -  was  v/äre  die  Folge? 
Müssten  den  Menschen  nicht  einen  rasenden  Lebenshimger 
nach  Befriedigung  aller  Leidenschaften  und  Triebe  er- 
fassen? Ihn  hält  ja  nicht  der  dumpfe,  von  der  Vernunft 
nicht  erhellte  Instinkt  des  Tieres  in  Schranken. 


-  12   - 


f 


Es  ist  unausdenkbar,  was  geschehen  würde,  wenn  der  von 
verantwortungslosen  Philisophen  leichtfertl,:j  in  die  Welt 
gesetzte  Gedanke,  dass  mit  dem  Tode  alles  aus  xxxx  sei, 
von  allen  Menschen  oder  auch  nur  einerü  erheblichen 
Teil  in  die  Praxis  umgesetzt  würde.   Schilderungen 
von  Schiffsuntergängen  berichten  uas  von  dem  grauenhaften 
Kampfe  um  das  bisschen  Leben,  das  sich  in  letzter  Minute 
erschütternd  abspielt*  Die  Verhältnisse  der  Menschen 
würden  der  wahnsinngeschwängerten  Luft  eines  Schiffs- 
unteriranges  gleichen:  Einer  der  Todfeind  des  andern, 
wenn  die  geringste  Lustbefriedigimg  unterbunden  werden 
sollte!   Dieses  Grauenhafte  ist  nicht  .Vahrheit,  kann  nicht 
'.Vahrheit  sein,  sonst  hätte  die  Menschheit  sich  längst 
schon  selbst  zejystört!  Es  ist  vielmehr  umgekehrt:  Das 
Leben  des  Menschen,  der  seit  Urzeiten  im  Tiefsten  ver- 
spürte ,  das  all  sein  Tun  im  irgendwelchen  Zusammenhange 
mit  dem  ewigen  Sein  st'inde ,  bekommt  den  heroischen  Schia;i- 
mer  entsagungsbereiten  Mutes,  wenn  es  sein  muss,  wenn 
ein  Höheres  es  fordert.  Es  ist  gerade  so,  als  ob  der 
Mensch  ,  dessen  Blick  bei  aller  Erdnähe  auf  die  Ewigkeit 


o 


erichtet  ist,  innerlich  aufgerichtet  werde,  als  ob 


sein  aufrechter  Gang,  der  ihn  von  den  Tieren  unter  sehe  ide1j 
Ausdruck  klarbewusster  Unendlichkeitschau  wäre.  Die 
Menschen  waren  immer  klü^ger  als  ihre  falschen  Propheten, 
auch  wenn  diese  zahllose  zugrunde  richteten,   ./er  jedoch 

» 

lehrt,  dass  nit  dem  Tode  alles  aus  sei,  der  ist  ein  fal- 
scher Prophet;  der  vergiftet  di«  herrliche  Natur  G'ttes, 
deren  Reinheit  nur  von  Menschen  getrübt  werden  kann.   Es 
gilt  nicht,  ihnen  Feindschaft  zu  erklaren.   Sie  sind  arme 
Irregehende.  Es  gilt  vielmehr,  die  7/ahrheitssuchenden 
zu  ermannen,  zu  dem  Entschlus?  sich  ohne  Beirrung  dem 
wahren  Sein,  dem  gottlichen  Sein  zuzuwenden  -und  iluuc  es 
als  sinngebende,  ewi|gsprudelnde ,  zentrale  Quelle  des 
ganzen  irJis -hen  Daseins  zu  erkennen  und  ihm  zu  dienen. 


RELIGION  AS  CENTER  OF  UTK 


Oaot  rallgloxi 


po89«88ea  doninlon  over  th«  •urthi  ttais 


happened  in  the  Ulddle  Ages.  It  oould  hav«  or«ai«d  th«  kinsdom 
of  God  on  earth  f or  whloh  the  human  heart  was  Inipasslcmtdljr 
longing  hut,  It  could  not  fulfll  this  task  despit«  th«  woyldly 
power  It  enjoyed  and  wielded.  On  the  contrary,  hunan  egotltm 
with  all  the  accompanying  phenomena  of  tßnohle  paeslons  wa» 
prevaillng  and  triiimphing,  and  heoause  rellglon  dld  not  aoeo»» 


punlshed 


XZII 


ialnl: 


xBuch  rellglon  existent,  heeause  there  are  and  were  always 

per8«out«d 

rellßlous  men  who  even  in  tlmes  when  rellglon  was  »^BaäRbi  / 

wof- 
and  ruthlessly  suppresaed,  dld^abataln  from  adherlng  to  ths 

supreme  truth.  However,  what  Is  iiaually  called  rellglon  • 

the  way  to  God  shaped  In  ä  partlcular  system-  was  In  a  danßero|te| 
Situation.  Everythlng  was  passive,  was  a  retreat;  only  a  r*»t 
of  reverence  kept  man  baok  from  unbounded  fllght.  The  men 
who  had  the  sad  oourage  of  pralslng  thls  fllght  as  salvatlonp 
who  oalumnlated  religiös  as  oplate;  who  also  wanted  to  estab» 
llsh  a  paradlse  on  earth  but  wlthout  the  recognltlon  and  do- 
mlnatlon  of  the  Dlvlne.  had  rlven  themselves  an  easy  task. 


»^  k  4    e  ♦  <«. 


They  only  had  to  remove  the  rest  of  reverence  men 

harhor  nattorally  In  thelr  heart  to  thelr  parents  and  grand- 

parents;  and  shamelessness  is  a  sweet  polson* 


L       -B.«'  . 


The  people  fleeing  from  religion  grew  to  a  mighty  army. 


Severe  was  the  punishment  of  relioion  v/hich  had  let  ,ad«^  its 
opportunity/  when  v^orldly  power  coulu  have  enaLled  lit  to  create  | 

a  kingdom  of  peace  and  hiiman  happiness  on  earth.  It  had  lost 

the  human  society  .     .  .. „r,j^,„ 

its credit  in  msKJclKÄ/that  deified  the  economic  relationships 

»RXxhEfcEEEHxmEHX  among  men.  Its  servants  attxsEi  were  exposed 
to  ridicule  and  not  seldom  openly  iaK?;feK!äxa±x  mocked  at.  Reli- 
gion was  drawn  into  the  dust;  it  was  derised,  despised,  insulted 
Insult  was  made  a  science.  In  museums  its  "results"  were  puh- 
licly  exhihited.  Revolt  and  impertinence  against  the  supreme 
Being  were  spreading  like  an  epidemic ,  and  no  lightning  was 
feil  from  heaven  to  punish  the  blasphemer  and  slanderer.  Was  it 
not  a  proof  that  something  Divine  did  not  exist  at  all?  -  This 
actiially  was  the  natixral  conclusion  of  innuraerable  men;  they 
had  aholished  G'd;  derisi-ely  Friedrich  Nietzsche ,EaiiE±  the 
philosopher  who  invented  the  lixKxs  ideal  of  "Superma.n",  called 
out  in'his  hook  Zarathustra:  "This  old  man  in  the  forest  does 
not  know  that  G'  is  dead!"  -In  his  opinion  itxisas  there  was 
nohody  eise  who  could  have  douhted  that  G'  was  finished  for 


e^A^ 


6 


te^ 


ever></vvas  proven  as  a  "bogJT  iEXtEXX  invented  to  terrify  chil- 
dish  >-rown-ups  who  did  not  guorjti  the  infinit^  power  in  man 
himself.  There  \vere  also  many  scientists  and  students  who 
had  taken  part  in  the  annihilation  of  the "hog%«" belief  m 
G'  with  clever,  fine  constru.cted  conclusions  and  proof s;  there 
were  politicians  v;ho  had  held  sxäsy  the  day  of  rechcninr  -ith 


religion  and  its  G'  whojrrthey  declared  to  be  "opi«»  for  the 

talDandonned 
^_.^_.  .. -.--.   he  people  ±Kf*/the  houses  of  G'  and  used 

their  ^ron  Mnywe^^lhe  .rje 


rte  for  -as  they  believed-  more  useful 


occupaticns;  they  seemdd  to  feel  happy  and  satisfied  with  this 
new  freedom  from  the  fetters  of  religious  faith;  life  x«xjdMx  v. 
will  «he  beaiitiful  now,  they  persuaded  themselves,  for  there 
will  he  no-one  who  can  demand  reckonin.^^  for  our  deeds.  G'  was 
dead;  long  live  the  god  MAN! 


..-ii 


'  /  .~ 


.  ./ 


The  way  to  the  earthlv  hapriiness  of  kisncT  manl'-ind  vms 
supposed  to  "be  free  then»  Religion  was  annihilated;  its 
servants  and  promoters,  the  clerics  were  exposed  and  dis- 
honored.  Instead  of  prophets,  philoscphers,  scientists, 
politicians,  authors ,E±ExxxHäxx]axfEX±k  self-appointed  leaders 
of  all  Ivindswere  called  upon  to  show  the  way  to  the  ^^inal 
sta,<Te  of  human  hapyiness  of  earth.  Everything  was  prepared; 
only  the  happiness  v^^hose  Coming  v/as  so  cleveDyi^'  and  scien- 
tifically  fi/??gured  out,  did  not  want  to  eehi  come  into  exi- 


O 


tence.  Should  it  "be  possihle  that  man  was  perhaps  wrong  in   1 


his  calculation?  The  human  intellect  had  invented  m.achines; 
but,  the  dead  iron  hodies  changed  from  slaves  into  masters 
and  condemned  millions  of  men  to  unemplo^ment  and  hungcr. 
.  Scientists  discovered  m.ethods  to  an  unimaginable  increase  of 

t 

of  food  and  goods  hut,  others  seemed  to  he  seized  hy  a  stran-j 
ge  mental  disturbance  for  they  feit  ohliged  to  find  out  ways 
of  destroving  the  goods  and  food  produced  not  hecause  there 


w 


ere  no  r^ople  v/ho  v;ere  starving  bi't  because  the  human  greed 


for  money  was  not  satisfied.  On  one  continent  millions  died. 
of  hnnrex;  on  the  other  they  used  •brfcadootuf le-  for  heating 
en.pdnes.  Great  men  were  searching  for  ways  and  means  to 
ban  the  spirits  of  disorder^tut^  v/hile  they  endeavored  to 
open  the  doors  for  the  mutual  "umderstandins  of  the  nationsl 
these  doors  were  slammed  in  their  face.  The  walls  of  custom 
duties  j^rew  higber  and  higher;  the  .Limitation  to  the  pro- 
ducts  and  merchandise  of  one^s  own  country  tecame  more  and 


mo 


re  compulsory*  Then  the  sword  of  war  "began  to  clash  aga; 


there  were  ennemies  again  whose  annihilation  hecame  the 
highest  commandment.  The  League  of  Nations  founded  with 
greatest  hopes  only  a  few  years  ago ,  began  to  crumble  off^ 
Keed  and  death  were  striding  again  over  the  earth.  The 
hapriness  sxjiEKtÄÄ  so  certainly  expected  .to  arrivfr,  did  m 


■..^*«?f^^^ 


ftir  iiii's 


r 


come;  men  feit  disappointed,  and  disap^^ointment  is  a  language, 
a  language  without  words  but  more  distinct  than  any  human 
spgÄch.  I.eadin.p:  personalities  among  philsophers  and  scien- 
tists  "began  to  recognize  the  mistakesfewftü' short Comings  and 
Jde5is±  silly  boasts  cn  the  side  of  the  people  v;ho  wanted  to 

kill  G'  and  religion,  v;hen  a  nev;  phase  of  human  destruction 

lonprer  any 
Start ed  which  gave  no/time  to  anyone  to  slowly  change  his 


attiÄude  towards  faith  and  religion. 

Nazis  and'^Fascists  turned  the  world  upside  down. 


I    > 


/ 


Grund sätzliohes  zur_Frage^e3_ ,sy stematlsohen_Rell£lonszgn. 
terrichtes.  (Zugleich  eine  Buchbesprechung) ; (x)) . 


von  E.  Schorsch,  Hannover. 


Das  älteste  jüdische  Scarifttum  kennt  in  dem 
Gebiet,  das  die  Frage  des  systematischen  Religionsunterrich- 
tes ber-lhrt  4  Ausdrucksformen:  1.  das  unsystematische  Ge- 
setz- und  Lehrbuch  der  Thora;   2.  das  Geschichtsbuch,  in 
welchem  die  göttliche  Einwirkung  und  Er&iehung  sichtbar 
wird;   3.  das  systematische  Gesetzbuch  der  Mischna  und  der 
dazu  gehörenden  Schriften;   4.  das  Diskussionsbuch  des 
Tal^d^JrTn  Welchem  die  starre  Form  des  gesetzlichen  Lehr- 
buches durch  lebendige  Aussprache  aufgelockert  wird  und 
zugleich  in  gemütvoller  ./eise  eine  Verbindung  mit  den 
aussergesetzlichen  Stoffen  hergestellt  wird. 

In  späterer  Zeit  finden  wir  in  merkwürdiger  Aus- 
ein":inderfq.ltung  und  Zusaimnenfassung  drei  Formen,  die  den 
uralten  Formen  des  in  V/orte  gestalteten  jadisch-religiösen 
Erlebens  nicht  ganz  gleichen,  und  zwar  1.:  das  syste- 
matisierte Judentum  der  Decisoren,  deren  deutlichstes 
Beispiel  der  Mischne-Thora  des  Maimonideg^und  der  Schul - 
chan-Aruch  des  Josef  Karo  darstellen.  In  ihnen  kommt 
wissenschaftliches  Systematisierungsbestreben  für  den 
halachischen  Stoff  zum  Ausdruck;  aber  zugleich  tritt  an 
nicht  wenigen  Stellen  der  religiöse  Geist  des  Judentums 
begrifflich  formuliert  in  Erscheinung.  Diese  Art  gleicht 

am  meisten  der  mischnischen  Form  gesetzlicher  Auf- 
iJt^ft^^^eX^rt^   Bind  die  philosophischen 
Schriften,  die  nicht  zuerst  nach  den  gesetzlichen  Vor- 
schriften des  Judentums  fragen,  sondern  nach  der 


x)  Dr.  Ernst  Jacob,  Israelitische  Religionslehre,  M^inchen 
1935,  Verlag  B.Heller. 


w 


i 


l 


-  2  - 

metaphysischen  Grundlegung  des  Ganzen.  Diese  Art  Schriften 
haben  im  alten  jldischen  Schrifttum  kein -ä4.^?ekWa  Vor- 
bild/ auch  wenn  für  den  einen  oder  ?^eren  Gegenstand 
k^instlerische  Gestaltun.^skraf^/^rfianches  herrliche,  meta- 
physische Grundfragen  ä^^y^llende   oder  berihrende  i/erk 
der  Dichtkunst  herjKTrgebracht  hat^  Die  dritte  Form, 
die  ebenfalls  bis  auf  die  Neuzeit  ihre  Bedeutung  erhalten 
hat,  ist  der  Komentar.  Er  begldtet  die  Heilige  Schrift; 
.4nr-  jedem  <Vorte  treu  sich  anschmiegend  behandelt  er  so- 
wohl gesetzliche  -^-als  auch  philihsophische  Fragen.  Die 
Quelle  dieser  Ausdrucksform  jüdisch-religiösen  Erlebens 
ist  sicherlich  uralt.  Die  halachischen  Midraschim  sind 
deutliche  Vorboten  dieses  Schrifttums.   Seine  eigentliche 
Bedeutung  jedoch  hat  der  Kommentar  erst  später  bekommen, 

und  zwar  wohl  auch  deshalb,  weil  indieser  üorm  eine  Gegen- 

I 
Wirkung;  enthalten  v/gr  gegen   die  all'zu  starre  ,  unlebendige 

Systematisierung,  die  das  gesetzliche-  aber  noch  vielmehr 
das  metaphysische  Bestreben  in  Bande  zu  schlagen  drohte. 

In  den  Kreis  dieser  Erwägungen  gehört  auch  die 
Frage  der  Lehrbücher  für  den  systematist|Len  Religions- 
unterricht, die  die  Neuzeit  in  erheblichem  Maße  hervor- 
gebracht hat.  Der  systematische  R.U.  galt  wohl  immer  als 
problematisch.  Das  kann  jedoch  nicht  bedeuten,  dass  er 
keine  Berechtigung  besässe,  sondern  vorerst  nur,  dass  die 
heuti.^'e  Zeit  in  dem  Strom  der  Entwicklung  so  gefangen  ist, 
dass  sie  über  die  Grimdf ragen -wft4 — Problome  noch  nicht 
bis  zur  anerkannten  systematischen  Zusammenfassung  des 
Ganzen  lAnd  zur  gültigen  Form  vordringen  konnte,  in  welcher 
entsprechend  den  systematischen  Bestrebungen  im  Altertum 
und  im  Mittelalter  eine  Ueber schau  über  das  Judentvun  g 
Gestalt  gewinnen  könnte.  Dass  aber  trotzdem  immer  wieder 
yi^    von  feuern  Lehrbücher  für  den  systematischen  R.U.  entstehen, 
beweist,  dass  ein  tiefes  Bedürfnis  vorliegen  muss.  Welcher 
Art  dieses  Bedürfnis  sei,  kann  an  dieser  Stelle  nicht  end- 
gültig geklärt  werden.  Es  soll  jedoch  in  wenigen  Punkten 


-     3     - 


•^ 
fi 


! 


auf   die  Ei/^entlmlichkeiten  des  Fragekomplexes  hinge- 
wiesen und   so   zur  Klärung  beigetragen  werden*  ilicrbei^ 


_ßjj}  1  pn   ^  Punfel 


werden • 


Ulf 


{  t  y^  Uf, . 


1 0  Die  Art  der  Religionsdarstellung  * 

Piir  die  systematische  Darstellung  einer 
Religion  kann  es  2  Arten  von  3egr  indungen  geben.  Die 
ersj^e  -Ari?  -:eht  von  der  Religion  aus,  die  zweite  Art  vom 
Menschen.  'Muss  eine  Religion  systematische  Darstellung 
fordern?  Da  grunds^ätzlich  jeder  Religion  ein  Streben 
nach  totaler  Lebensbeherrschung  innewohnt,  so  müsste  sie 
eigentlich  auch  ein  System  aufstellen,  das  ihre  Voraus- 
setzungen und  i^'orderungen  für  sämtliche  Lebensverhältnisse 
darstellt.  Dieser  objektive  Gesichtspunkt  ist  wohl  auch 
die  Ursache  für  die  im  Laufe  der  Menschheitsgeschichte 
irmner  wieder  erneut  auftauchenden  systematischen  Dar- 

r 

Stellungen  der  Religionen.  'Im  Judentum  wird  dieser  Ge- 

L      / 


.  y  i^^^   danke  eigentümlich  illustriert  durch  den  Umstand,  dass 
104^^  y^   sich  neben  Gesamtdarstellimgen,  die  auch  praktisch  nie: 


mdhr  auszuführende  Gesetze  enthalten,  auch  solche  finden, 
die  nur  die  ausführbaren  G-esetze  darstellen  xand  somit 


21^^i^"^<  of f enbaren ,  dass  es  der  Religion  auf  totale  Beherrschung 
"-'/^^er  jewaili^^en  Lebensverhältnisse  ankommt.   Schon  von  die 
r:   1    ^'     Vv  sem  Gesichtspimkte  aus  wäre  es  zu  begreifen,  dass  auch 
'    t  für  die  Schule  ein  Lehrbuch  des  systematischen  R.U.  ge- 


/ 


Of. 


a 


geht  vom  Menschen  aus,  ist  also  subjektiv.   G-emeint  ist 
der  Wunsch  des  Menschen,  die  allseitige  Auswirkung  der 
religiösen  Voraussetzungen  zu  erfahren.  Das  bedeutet  die 
Annahme  eines  geistigen  Bedr:ifnisses  nach  systematischer 
Erkenntnis.  Es  muss  jedoch  erkannt  werden,  dass  syste- 
matische Religionslehre  kein  Bedürfnis  für  alle  Menschen 


-  4  - 


< 


l 


sein  kann,  da  sehr  viele  Menschen  -vielleicht  sogar  die 

meisten-  unsystematisch  denken.  Die  Ausdrucksform  de^ 

Judentums  in  der  geschichtlichen  Darstellung,  im  Kommentar 

und  in  der  zwanglosen  Diskussionsart  des  Talmud  ist  ein 

deutlicher  Beweis  dafür,  dass  das  Judentiom  die  Natur 

t 
des  unsystematischdenkenden  Menschen  kennt,  versteht  und 


ihr  entgegenkommt.  Daneben  gibt  es  allerdings  auch 
systematischjienkende  Menschen.  Ihnen  ist  es  ein  Be- 
Äxii  dürfnis  das  flies  sende  Erleben  und  seine  verwirrende 
Mannigfaltieikeit  zu  einem  klaren  System  zusammenzufassen 
und  so  den  V/eg  zur  A'abrheit  unerschütterlich  festzulegen. 
Dieses  Bestreben  hat  bei  den  grossen  jüdischen  Denkern 
dazu  geführt,  einerseits  die  gesetzlichen  Grundlagen  und 
die  Forderungen  dds  Judentums  für  ihre  Zeit  unter  Be- 
rücksichtigung aller  Entscheidungen  systematisch  zu  ver- 
zeichnen und  andererseits  die  metaphysischen  Beziehungen 
des  Judentums  in  einer  anderen,  aber  ebenfalls  systemati- 
schen Form  niederzulegen.  Die  modernen  Reli^^äonslehr- 
bücher  versuchen  nun  beides  zu  vereinigen.   Sie  wollen 
-  oft  in  sehr  gedrängter  Form-  einen  Einblick  geben 
in  die  gesetzlichen  Forderungen  des  Judentums  und  gleich- 
zeitig auch  die  metaphysische  Grirndl egung  in  den  Rahmen 
des  Systems  einspannen.  In  jedem  Falle  wird  ein  solches 
Bemlhen  schwerlich  gen  "gen.   Sowohl  für  den  in  gesetzlicher 


Bezieh\ing  Auf klarungsuchenden  wie  auch  für  den  meta- 
physisch Denkenden  wird  immer  zu  wenig  und  nicht  Genügendes 
geboten  sein.  Man  konnte  daher  an  der  Notwendigkeit  eines 
systematischen  Religionlehrbuches  insbesondere  für  Schüler 
zweifeln,  w  nn  es  nicht  noch  eine  zweite  Art  nach  Systematik 
stiebender  Menschen  gäbe ,  nämlich  jene ,  die  nur  eine 
Uebersicht  über  das  ganze  Judentum  gewinnen  will ,  ohne 
jedoch  allzu  tief  in  die  Dinge  eindringen  zu  müssen. 


-  5  - 


t 
• 


^ 


Dies  ist  mehr  eine  syste.ngtisoh- :gaktische  Art;   und  xmter 
Ber  icksichtigung  dieses  Umstandes  gewinnen  die  modernen 
Religionslehrbiicher  eine  gewisse  Bedeutung.   Sie  nützen 
denjenigen,  die  wissen  mochten,  was  das  Jud^^ntum  im 
allgemeinen  verlangt,  setzen  dabei  allerdings  einen  Men- 
schen voraus,  der  sich  von  vornherein  im  gewissen  Sinne 
bedin;:\ingslos  dem  Geiste  des  Judentums  unterwirft,  also 
einen  Menschen,  der  eigentlich  erst  durch  das  Seligions- 
lehrbuch (allgem  in:  durch  Erziehung)  geschaffen  werden 
soll:  Nämlich  den  jüdisch-religiösen  Menschen,  dessen 
■  Religiosität  in  der  Festigkeit  des  Sichunterwerfenkönnens 
in  die  Erscheiniin^:  tritt.  Man  muss  also  in  diesem  Falle 
mit  Mitteln  zur  Religiosität  erziehen,  die  ei-entlich  nur 
auf  denjeni-^en  wirken,  der  sie  schon  besitzt.  Aber  diese 
Schwieri^rkeit  wird  sich  wohl  nie  aberv/inden  lassen.   Darum 


ist  sie  auch  nur  ein  kritischer,  zur  Vorsicht  mahnender 
Gesichtspunkt  und.  keir\-^adel  des  systematischen  R.U.\S. 
Die  Kunst  des  Erziehers  wird  wohl  in  allen  Grundbezirken 
des  Lebens  immer  nur  in  der  Entfaltung  eines  schon  Vor- 
handenen  bestehen  können.  Nichtvorhandenes  schaffen 
ist  dem  Göttlichen  vorbehalten. 

2  . )  PsycholO;^<ische  Gnundlegung. 

Ein  Lehrbuch  muss  wesentlich  Ricksicht  nehmen 
ouf  den  Schüler,  der  Mehrt  werden  soll.   Das  bedetat,  dass 
auch  ein  Religionslehrbuch  auf  einem  zureichenden  psycho- 
logischen Fundament  aufgebaut  sein  muss.  Eine  psycholo- 
gische und  im  Gebiete  der  Religion  wohl  auch  sachliche 
Pehlerauelle  des  systematischen  Religionlehrbuches  ist  die 
lehrhafte,  absolute  ./ahrheit  verklindende  Formulierung  des 
reli^-iösen  Lehrgutes  j  denn  sie  ist  ausgesproiahen  \inlebendig. 


-  6  - 


l 


aöhton  wt-r- 


jaie  hoc 


chsten  Vorbilder  der  fieliriion  verkün- 


denden und  lehrenden  Menschen,  die  Propheten ,  --«e-teennetr^ 
wir  gerade  bei  ihnen  w.nhrnehiuuu ,  wie  aJr^  sich  vor  aer  ge- 


ruhi._^en  Formulierung -^fa«-^t--tin.tfS^M4:eh-^^     In  ihren  ./orten 
steckt  eine  bohrende,  springende,  vorv;ärtstreibende  Kraft. 
Wir  fühlen  in  ihnen  deutlich  die  seelische  Bewegung.  Der 
Prophet  lehrt  nicht,  dass  man  z.B.  G'iter  rieht  imrecht- 
raässi.^erv/eise  sich  aneignen  darf.   Das  ist  im  Lebenskreis 
der  Reli,i:ion  ganz  sel>)stverstindlich.  Ergreift  vielmehr 
an  einem  Punkte,  an  welchem  seine  Zeitgenossen  sich  ver- 
s'indisten,  ein,  um  dem  r-litriosen  Gebote  Beachtimg  zu 
verschaffen.  [j)er  Proph^^-^ll  nicR^^^in  .Vissen  lehren, 
sondern  ein  .<iss^j:v<^s  unmittelbar  im  Leben  seine  Aus- 
wirkung fi^d^t O  Prophetische  Religionslehrkunst  gibt  also 
keinen  Ueberblick  über  die  Forderungen  des  Judentums,  sondern 
sie  greift  an  den  richtigen  seelischen  Ansatzpunkten  ein, 
da  wo^  das  Volk  eindeutig  das  Verstehen  des  religiösen 
Gebotes  auch  E,QE,Qrv   seinen  '«/illen  erleben  muss.  Ihre  Re- 
ligion umfasst  und  fordert  nafirlich  auch  das  gesamte  Leben, 
ist  also  ebenfalls  System,  jedoch  nicht  materiales.  alle 

Objektivierungen  des  jüdisch-religiösen  Geistes  \imfassenwollm' 

j 
dej  System  sondern  formales  von  den  religiösen  Kräften 

ausgehendes  und  so  von  innen  nach  aussen  auf  das  ganze 
Leben  ausstrahlendes,  durchdringendes  und  total  erfassendes 
System.  Diese  Art  System  ist  jedoch  aufgelockert,  der 
jev eiligen  seelischen  Situation  genähert,  in  Bewegung  ge- 
bracht ,  auf  Verwirklichung  der  religiösen  Forderung  hin- 
drängend. Es  scheint,  als  ob  diese  dynamische  Art  des 
religiösen  Lehrens  mindestens  in  einer  Zeit,  in  welcher  das 
religiöse  Lehrgut  nicht  unangefochten  dasteht,  die  richtige 
ist.  Die  statische  Art,  das  Lehrgut  einfach  darzubieten, 
geht  an  der  Tatsache  der  Anfechtung  vorüber.  Der  syste- 
matische Reli.^ionsunterricht  hat  den  Vorzug,  das  religiöse 


-  7  - 

Probiem  an  der  HauptstelLe  und  nioht  an  aussenliegenden 
Piinkten  anzufassen.  Aber  er  aiuss  es  dann  in  einer  \Veise 
tun,  die  der  Heiligkeit  und  der  auf  Verwirklichung;  hin- 
drängenden Art  des  Gegenstandes  entspricht.   Dieser  be- 


er 


n'lgt  sich  keines^'alls  mit  dem  blossen  ^ewußtwerden.  Er 
will,  er  inuss  d'^s  Leben  formen!   Er  darf  fordernd  auf- 
treten.  Ja,  er  muss  dies  tun  in  einer  Zeit,  in  v;eloher     ^ 
zahlreiche  Ideen  irdischer  Bindung  ausschliessliche  Unter- 
werfung ford  rn.   Er  ist  keine  im  blosser  Beschaulichkeit 
zu  erwerbende l4^he it.  Reli^tiion  wird  nur  durch  Leben  erworben/| 
Das  Leben  ist  schwankende  Bewegung.   Religion  fordert  Er- 
kenntnis dieser  Bewegung  und  zu>ileich  ihre  Unterwerfung 
unter  das  ^öttliohe  Gebot,  um  dem  Schwankenden  dauernde 
Richtung  zu  verleihen.  Und  dieser  i'orderung  entspricht 
auch  die  Notwendiijkeit ,  im  systematischen  R.U.  an  die 
Stelle  statischer  Darbietung  dynamische,  auf  Verwirklichung 

» 

hindrängende  Bewegxing  zu  setzen. 

n      Neben  diese  formale  Forderung  im  Rahmen  der 
psychologischen  Griindlegung  tritt  in  heutiger  Zeit  in  vor- 
derster Linie  eine  materiale  Forderungy  Ö|ls  erster  Bau- 
stein für  das  psychologische  Fundament  der  -Virkungsmög- 
lichkeit,fc^e  fordernd  -nicht  nur  lehrend-  auftretende 


Religion  kann  nicht  an  der  insbesondere  die  Seele  der 
Jugend  imiUer  wieder  bedrängenden  Frage/  vorübergehen: 
Was  bedeutet  das  Vorhandensein  der  verschiedenen  Religionen? 
ffir  möchten  meinen,  dass  diese  ausserordentlich  schwierige 
Frage  bei  der  Entwertung  der  Geltimg  der  Religion  eine 
nicht  geringe  Rolle  gespielt  hat,  xmd  dass  ein  Religions- 
lehrbuch  der  Neuzeit  eine  grimdBätzliche  Aufgabe  der 
Gegenwart  nicht  erfüllt,  wenn  es  nicht  auf  diese  Frage 


eine  Antwort  zu  geben  weiss 


^^   Es  handelt  sich  dabei  durch- 


x)  .»'elcher  Erschütterung  der  religiösen  Ueberzeugung  ist 
z.B.  ein  Mensch  ausgesetzt,  der  in  einem  populär  gehaltenen 
Büchlein  über  antike  ivjBterien(Burger ,  Antike  Mysterien, 
M'inchen,  7. -9. Tausend,  Tusculum-Schrif ten ,  Seite  3)  folgendes 
liest: "Das  Grösste  und  Beste,  was  der  Orient  uns  zu  geben 
hatte,  das  wiren  seine  Religionen.  Ewig  denkwürdig  in  der 
Geschichte  der  abendländischen  Menschheit  bleibt  jener  5. 


-  8  - 


aus  nicht  um  .ine  inhnltliohe  Frag«  des  systematischen 
R.U.  ,  die  anderen  inhaltlichen  Fragen  gleichgestellt  ist, 
sondern  um  eine  ausschlaggebende  grundsätzliche  Frage 
f'ir  die  Berechtigung  des  systematischen  R.U.r  in  heutiger 
Zeit  Überhaupt, da  die  zulängliche  Beantwortung  in  diesem 
Falle  erst  die  innere  Bereitschaft  und  Aufnahmewilligkeit 
flr  das  religiöse  Lehrgut  erzeugt.  Die  allgemeine  -zwar 
oft  unausgesprochene-  Anschauung  ist,  dass  jede  Religion 
Anspruch  darauf  erhebe,  die  wahre  Religion  zu  sein.  Da 
aber  nur  eine  Religion  die  wahre  sein  könne,  so  -fol- 
gert der  Denkende-  sei  wohl  keine  Religion  wahr.  Die 
Lessingsche  Fabel  von  den  drei  Ringen  hat  einen  fatalen 
Kern.  Da  niemand  weiss,  v;elches  der  echte  Ring  ist, 
so  könnten  allerdings  alle  drei  Besitzer  so  leben,  als 
ob  ihr  Ring  der  echte  wäre.   Sie  könnten  aber  auch  die 
Folgerung  daraus  ziehen  -dies  entspricht  durchaus  der 


0 


K 


Reli^'ionen  fei  oh 'in  oiuem'  .Valm  Twfänden  imd  es  besser  wäre, 
in  einem  unentscheidbaren  Kampfe,  in  welchem  man  unter  Um- 
ständen sich  als  Getäuschter  entpuppen  könnte,  nicht 
mizutun,  sondern  ausserhalb  der  drei  Religionen  seinen 
eigenen  weg  zu  gehen  und  sich  keiner  Religion  anzuschlies- 
sen.  Darum  mussheute  ein  Rsli^nslehrbuch  in  erster 
Linie  eine  klare,  eindeutige  Antwort  auf  die  Frage  nach 
der  Bedeutung  des  Vorhandenseins  verschiedener  Religionen 
zu  geben  wissen;  und  wir  könnten  uns  vorstellen,  dass 
ein  solches  Lehrbuch  gerade  mit  einem  diese  Frage  be- 
treffenden Kapitel  eröffnet  wird.  Wir  möchten  die 
psycholo,^ische  (und  sachliche)  Richtigkeit  der  Antwort 


Fortsetzung  d.Anmerlcung  zu  Seite  7: 

April  des  Jahres  205  v.Chr.,  der  Tag,  an  dem  als  erste 
orientalische  Gottheit  die  Kybele  mter  Wolken  von  »ifeih- 
rauch  auf  dem  palat*nischen  Hügel  zu  Rom  ihren  Einzug 
hielt.   Zuerst  zögernd,  dann  aber  in  stürmischem  Sieges- 
lauf folgten  andere  Gottheiten:  Aus  Aegypten  kamen  Isis, 
Osiris.  Serapis,  aus  Kleinasien  Attis  und  Sabazios,  aus 


-  9  - 
bezweifeln,  seine  eigene  Relision  als  die  Höchste  und  die 
anderen  Religionen  als  grössere  oder  kleinere  Irrwege  Ein- 
zustellen. Das  Itethalten  an  diesen  "Irrwegen"  wäre  nicht 
so  einfach  zu  erklären.  Abgesehen  davon  mag  gerade  diese 
Einstellung,  die  nat^irlich  jec/e  Religion  für  sich  hegte, 
eher  zu  ihrer  Entwertung  beigetragen  haben.  Die  richtige 
Antwort  scheint  uns  -um  ein  Beispiel  zu  geben-  angesichts 
des  nichtmissiontreibenden  Judentums  in  der  Annahme  zu 
liegen,  dass  jede  Religion  für  einen  bestimiaten  Menschen- 
typus den  Weg  zu  G' tt  darstelle.  Darum  kann  jede  Re- 
li.^ion  wahr  sein,  d.h.  den  Menschen  zu  G'tt  führen,  und 
trotzdem  eine  Vertauschung  der  Religionen  nicht  möjlich 
sein,  weil  jeder  Tj^us   nur  einen  V/eg ,  nämlich  den, 
seinem  Typus  entsprechenden  gehen  kann.*  Der  Gedanke 
scheint  uns  also  nicht  von  der  Hgind  zu.  weisen  zu  sein, 
in  einem  Religionslehrbuch  der  heutigen  Zeit  die  Haup t - 
religionen  der  Erde  in  ihrem  typischen  .«'esen  kurz  dar- 
zustellen, um  das  Bewußtsein  seines  eigenen,  unvertausch- 
baren  typischen  Weges  klar  hervorzurufen.  Es  genügt  in 
einer  Zeit  des  .Weltverkehrs,  in  der  jeder  fast  mit  jeder 
Lebensform  und  -Grundlage  irgendwie  in  Berührung  kommt, 
nicht,  nur  in  genügsamer  Selbstschau  die  Züge  seines 
eigenen  V/esens  zu  beschreiben,  sondern  man  muss ,  um  in 
sich  selbst  fest  zu  stehen,  von  der  imnachahmlichen  Ei- 


t 


x)  Das  Judentxom  schliesst  -wie  wir  meinen-  nur  einen 
Religionstypus  von  der  Existenzberechtigung  aus,  den 
orgiastischen,  d.h.  denjenigen,  der  den  V/eg  zum  Gött- 
lichen durch  UnSittlichkeit  gehen  möchte.  Auch  da, 
wo  der  Polytheismus  bekämpft  wird,  lauert  im  Hinter- 
grund immer  die  Gefahr  der  orgiastischen  Verirrung ,  da 
unter  den  vielen  Göttern  eben  immer  auch  ein  blutdürsti- 
ger Molech  war.  Es  ist  wohl  nicht  zu  leugnen,  dass 
Blut-  und  Sexualrausch  den  Menschen  auch  ins  Gebiet  des 
Uebersinnlichen  versetzen /können.  Das  Judentum,  das 
jedoch  das  Sittliche  als  Flc^ngnlraf^.  G' ttes  und  daher 
als  Forderung  für  das  Menschenleben  erkannt  hat,  lehnt 
den  orgiastischen  ^Veg  radikal  ab ,  und  die  ganze  Kultur- 
menschheit hat  sich  dieser  Anschauung  angeschlossen. 


-  10  - 

gen-Art  des  Anderen  iind  ihrer  Berechtigung  eine  Ahnung 
haben.  Das  ist  etwas  ganz  anderes  als  kraftloser  Re- 
lativismus und  Skeptizismus.  Im  Gegenteil,  es  kann  auf 
diese  V/eise  eine  Gläubigkeit  und  geistige  Festigkeit  ent- 
stehen, die  derjenigen  des  Mittelalters  nicht  nachsteht, 
sich  aber  gcuf  einer  höheren  Ebene  befindet,  da  sie  mit 
der  eigenen  inneren  Sicherheit  nicht  den  Fanatismus  \md 
die  Feindschaft  gegen   andere  Relgionen  verbindet , sondern 
selbstverständliche,  aber  nicht  zur  -^iganon  Laxheit  be- 
re Oh t igende  , Duldung  und  Anerkennung*   -Vir  meinen  also, 
dass  unter  den  heutigen  Umständen  in  einem  Seligions- 
lehrbuoh  eine  Antwort  enthalten  sein  muss,  die  dem 


/esens^^ehalt  des  Judentiims  entspricht  und  zugleich  auch 


die  Frage  der  Mannigfaltigkeit  der  Religionen  und  die 

unleuglDare  psychische  Tatsache  klärt,  dass  man  Religionen 

nicht  wie  ein  Kleidungsst'ick  vertauschen  kann*   Ohne  eine 
solche  klare  Antwort  wäre  das  Fundament,  auf  dem  das 

Religionsgebäude  systematisch  errichtet  werden  soll,  von 

vornherein  psychologisch  br^ichig*  Auch  wenn  man  eine 

andere  Antwort  als  die  ausgeführte^  geben  möchte  (die 

nur  als  Beispiel  diente),  so  kann  , unter  keinen  Umständen 


auf  die  grundsätzliche  Klärung*^ in  einem  Religionslehr^»*<!4_ 


jwaah. verzichte-^  wei'de-n.  Wer  in  schwankender  Zeit  baut, 
muss  unbedingt  zuerst  ein  sicheres  Fundament  legen;  imd 
in  Bezug  auf  das  Reiligiös-Metaphysische  ist  unsere  Zeit 
schv/ankender  ,als  je  eine  andere  ^gewesen  ist. 

3.)  .JMfe- Quellen  der  Religionsdarstellung. 


Für  ein  jüdisches  .leligimslehrbuch  ist  eine 

QK*a<*^ 

x)  Damit  wird  auch  zugleich  ein^religionspsychologisch  gar 
fährlicher  Umstand  geklärt,  nämlich  die  Frage  des  echten 
Proselytentums . 


'*" 


-  11  - 


klare  Stellungnahme  7Axr   Frage  der  Geltung  unserer  Bibel 
unbedingt  notwendig,  denn  sie  ist  ja  das  Religions- 
lehrbuch im  höchsten  Grade.  Hier  möchten  wir  einer 
Einseitigkeit  das  ..'ort  reden.  Die  Darstellimg,  dass  eine 
W    Richtung  die  Bibel  in  allen  Teilen -ftie- unbedingt 


t^^c** 


unter 


ZS.JUa^    -&ohiöfe*i±ah-aner kennt,  die  andere  Richtung  -j 
A***^^   irgendwelchen  Gesichtspunkten  eine  Auswahl  in  der  Gel- 
'i^l^l'^:     tungswertigkeit  vornimmt,  ist  vom  Standpunkt  religiöser 

Bildung  und  Pörderimg  aus  nicht  befriedigend.  Eine 
solche  Darstellung  gehört  in^lein  Buch  der  jüdischen  Ge- 
schichte, aber  nicht  in  ein  Religionslehrbuch,  auch  wenn 
erst  der  Lehrer  den  Text  ctes  Lehrbuches  zum  Leben  erwecken 


f 
f 


üoll.  Ein  Religionslehrbuch  muss  so  geschrieben  sein, 
dass  man  es  ohne  Gefahr,  d.h.  ohne  das  Bildungsziel  zu 
schädigen,  dem  Schüler  in  die  Hand  geben  kann.  Die 
Feststellung  von  ..ieinungsverschiedenheiten  in  Bezug  auf 
die  Geltung  der  Bibel  ist  für  den  Religionsunterricht  zu 
wissenschaftlich.  Es  ist  ein  ungeheurer  Unterschied  im 
Grade  der  Ehrfurcht,  ob  ein  Schaler  der  Bibel  mit  dem 
absoluten  Glauben  an  ihre«  Ö#«oii4«^it^^:ehfcei4s-  gegenüber  tritt 
oder  mit  der  Voraussetzung,  zur  auswählenden  Kritik  be- 
rejhti^t  zu  sein.  Hier  stehen  zwei  .Veiten -e4dter-e inander 
gegenüber,  von  denen  die  eine  über  die  andere  lächelt, 
und  die  andere  befürchten  muss,  von  der  ersten  in  ihrer 
wesentlichen  Voraussetzxmg  entwurzelt  zu  werden.  Im 
praktischen  Unterricht  ist  es  vielleicht  möglich, eine 

Brücke  zu  schlagen;  ein  Religionslehrbuch  jedoch  ent- 

und  ./irkungsmJglichkeit/ 

wurzelt  seine  eigene  ueberzeugende  Sicherheit , /wenn  es 
nicht  einen  eindeutigen  Standpunkt  einnimmt.  Der  Ver- 
fasser muss  ja  slbst  eine  klare  Stell\mg  beseitzen,  und 
er  wird  immer  nur  fördernd  auf  die  seelisch  ^leichveran- 
lagten  einwirken  können.  Diese  Einwirkung  ist  jedoch 
nur  möglich,  wenn  die  Meinung  des  Verfassers  komprom/isjü>5 


^  ^ 


4.  I  >  ' 
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f  — 


V- 


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*   '  •  tJ 


jlnmerkimg  zu  Seite  12  Mitte: 


Damit  darf  auch  der  Charakter  der  Decisoren  nicht 
vervvechselt  werden,  denn  hinter  ihnen  steht  eind  ausser- 
ordentliche, ja  geradezu  äberragende  Triebkraft,  nämlich 
der  Begriff  der  Mi zwo h.  Dieser  Begriff  bedeutet  die 
imerschütterliche  Ueberzeugung ,  alles,  was  da  geschrie- 
ben steht,  als  Heiligung  des  göttlichen  Nemens  verwirk- 
lichen oder  als  Entweihung  vermeiden  zu  müssen. 


\ 


-  12  - 


t 
f 


zur  Darstelliing  kommt,  \md   letzten  Endes  ist  entschei- 
dend nicht  ein  imlebendi^jes ,  seelenloses  ./issen,  sondern 
ein  in  die  Praxis,  in  das  Tun  ülDetflihrtes  V/issen.  Die 
Stellung  zur  Bibel  bedeutet  ebenfalls  psychologische 
Grundlegung.  Judentum  ohne  Bibel  ist  und«i<.bar.   Sie 
ist  der  Quell  lebendi^ren  Wassers,  in  welchem  sich  G'ttes 
Wirkung  auf  unser  Volkjspie  :elt .  'Henn   man  erreichen 
könnte,  dass  jemand  gar  nichts  anderes  als  den  Willen 
entwickelte,  aus  diesem  Quell  stets  zu  trinken,  so  wäre 
der  Zweck  eines  Religionslehrbuches  vom  Standpunkt  see- 
lischer V/irkung  und  Erhaltung  der  Religion  aus  zum 
grössten  Teile  schon  erf'illt,  denn  dann  wäre  das  V/issen 
in  lebendige  Bevvegimg  geraten.   Auf  die  Dauer  werden 
solche  Wirlomgen  (neben  dem  viel  wichtigeren  Umstand  der 
richtigen  Lehrerpersönlichkeit)  nur  von  solchen  Reli- 
::ionslehrb*lchern  erf  illt  werden  können,  in  welchen  die 
Persönlichkeit  in  ihrer  ganzen  Ueberzeugung  und  Hingabe 
zum  Ausdruck  kommt.  Das  ist  etwas  durchaus  anderes  als 

geruhige,  imerschiitterliche  Darstellung  einer  wie  dog- 

-      X) 

matisch  festgelegten  Religion^  Ueberzeugimg ,  die  an 

der  Bibel  und  dn   der  Uebersetzung  ins  Leben  gewachsen 
ist  und  gestählt  wurde,  wikkt  irajner  belebend  und  an- 
treibend.  Sie  ist  selbst  in  der  Form  kontemplativer 


Wahrhe  i  t  s  suche 


t-s  -Spinc^BS-  Ethik  deutlich  - 


we-y-den  kan»-  von  gewaltiger  Sprengkraft  erf  illt. 

40  ^P^^  Srprache  der  Religionsguellen. 


Mit  dem  Judentum  in  unlösbarer  Verbindimg 
steht  das  gewaltige  Mysterium  der  hebräischen  Sprache. 
Hierunter  ist  jedoch  keinesfalls  der  Gebrauch  dieser 
Sprache  allein  zu  verstehen.  Vielmehr  ist  die  oft  un- 
definierbare Umwelt  der  hebräischen  Begriffe  gemeint, 
deren  Uebertragung  in  andere  Sprachen  schlechthin  un- 
möglich ist*   Der  Schabbos  ist  befahl smässig  etwas 


-  13  - 


r 


r. 


durchaus  anderes,  als  selbst  die  4mgdgXiÄiia»«- Formulie- 
rung "Sabbath"  vermuten  lasst.  In  ihm  spiegelt  sich  das 
ganze  wanderbare  Sein  des  jüdisch  en  Ruhetages  und  aller 
Beziehungen,  die  jüdische  Gedanken-  und  Gefühlswelt  im 
Laufe  der  Geschichte  in  ihm  verankert  hat.  Aehnlich 
liegt  es  etwa  mit  den  Begriffen  kiddusch  haschem  und 
chillul  haschem  und  vielen  anderen.  Es  wäre  die  Präge 
zu  erwägen,  ob  nicht  in  den  Rahmen  eines  Religions- 
lehrbuches (nicht  eines  Sprachlehrbuches!)  diese  Er- 
kenntnis eingespannt  werden  müsste,  etv/a  in  der  Form 
eines  hebräischen  Begriffsunterrichtes.  Blosse  An- 
führung der  Begriffe  genügt  hier  durchaus  nicht.  Hierin 
hat  uns  die  Sprache  der  Umgebung^ irregeführt.  Man 
müsste  neue  Wege  beschreiten  und  -imner  unter  Berück- 
sichtigung des  Gedankens  eines  Lehrbuches-  verbuchen, 
die  Bügriffswelt  hebrcxisch  festgehaltenen  jüdisch-re- 
ligiösen Erlebens  in  Definition,  Beschreibung,  Erzählung 
und  anderes  mehr  lebendig  zu  machen. 

'  5.  Systematischer  Religionsunterricht  und  Lebe,n^ 
Die  Gefahr  des  systematischen  R.U.  besteht 
in  der  seelilöshen  Versteifung  und  im  Verlust  der  na- 
türlichen  Beziehungen  zum  unaufhörlich^ Leben.  Das 
Leben  ist  nicht  systematisch;   darum  wirkt  der  syste- 
matische R.U.  wie  eine  starre  Form,  die  widernatürlich 
über  das  bewegte  Leben  gestülpt  wird.  Aus  diesem 
Grunde  ist  es  notwendig,  bei  jeder  Möglichkeit  das  Le- 
ben wiederum  in  den  systematischen  R.U.  einzufügen, 
und  als  Vorbild  kann  uns  Maimonides  dienen,  in  «^ö^^.^^J^^.^.  ^(,^ 
streng  systematisch^  Werk  des  Mischne-Thora  das 

HMaasseh",  die  Beziehung  zum  Geschehnis,  zum 
wirklichen  Leben,  Eingang  gefunden  hat,  wo  es  dem 
Verfasser  zur  Verdeutlichung 


/ 


-  14  - 


notwendig  erschienen  ist  .  Vielleicht  ist  die  Krise  der 

gerade 
Religion  im  allgemeinen/ auf  den  ^aderspruch  zwischen  Lehre 

und  Lcten  zurückzuführen.  Religion  verlangt  das  Höchste 
an  sittlicher  und  vergeistigter  Lehensgestaltung.  Das  Leben 
jedoch  in  seinen  harten  Mforderungen  und  Auswirkungen  des 
Kampfes  um  des  Dasein  zieht  immer  wieder  in  die  Tiöfe  hinab. 
InnerhBlb  des  ganzen  religiösen  Schrifttums  kann  dieser 
V/iderspruch  nirgends  deutlicher  axiftauchen  als  gerade  in 
einem  Lehrbuch  für  den  systematischen  Rel.Unt.  Die  Kluft 
ist  so  gross,  dass  sie  oft  kaujn  durch  den  geschicktesten 
Lehrer,  der  das  Buch  nur  als  losen  Mlmüpfungspunkt  be-  • 
nutzt  und  aus  sich  heraus  lebendiges  zu  gestalten  versucht, 
überbrückt  werdenr"  Hinzu  kommt  der  weltanschauliche  &kskk 
Widerspruch.   «Venn  man  bedenkt,  wie  im  Verlauf  von  500 
Jahren  ttx.   grosse^  weltanschauliche  Stürme  über  das  -Abend- 
land dahinbrausten:  'Sie  scholastische  Welle,  die  Jasaimitxtt 
die  Kirche  ,±HXÄKHxM±*tKi|ii!mic±xgM±B±i±xludup  die  humanisti- 
sehe  JVelle,  die  den  Menschen,  die  mechanistische  -Velle, 
die  die  Maschine,  und  die  biologische  «Velle »iKxägmxMitiiiÄ 
jiBmi±xsK»*  die  das  Leben  in  den  Mittelpunkt  gestellt  hat  ,^ 
go  ist  esbegreiflich,  dass  das  religiöse  Lehrgut  nicht  un- 


angefochten stehen  bleiben  konnte,  dass  Religion  in  den 
Geriich  der  Mumifizierung  kommen  musste.  Dieser  Gefahr  des 
»Widerspruchs  zum  Leben  muss  4ä  jede«  -i/erk^  dfs  sich  mit 

•h. 

Religionsüberlieferung  beschäftigt,  entgegeng«wirk*- we*4«n. 


x)  siehe  Jakob  von  Usxküll ,  der  Organismus  und  die  üm.velt, 
in  "Das  Lebensproblem"  von  Driesch  \md  .<oltereck,  Leipzig 
1931,  Seite  189  f. 


* 


Il 


-  15  - 

Die  wahre  Entgegenv/irlmng  besteht  in  4er  Lebensgestaltung 
nach  religiösen  Grundsätzen,  denn  nooh  so  bestrickende 
falsche  Theorien  werden  durch  die  -Anschauung  eines  religiös- 
erfilmen lebens  leicht  entwurzelt.   Die  Frage  der  prakti- 
schen religiösen  Lebensbildung  ist  also  genau  so  wichtig 


w 


le  die  Frage  der  Feststellung  des  religiösen  Lehrgutes. 


Es  ist  der  Gedanke  des  immer  w  in  der 


Thora  wieder- 


kehrenden 


«rj-j  Ihr  sollt  meine  Ge- 


bote erf  illen!"  .  In  wunderbar  anschaulicher  V/eise  kommt 
diese  Forderung  durch  den  grossen  XSXI  Pädagogen  Pestal/ozzi 


zum  Ausdruck.  Er  schreibt  in  "Lienhard  und  Gertrud": 


"G'tt  ist  für  die  Menschen  nur  durch  die  Menschen 
der  G'tt  der  Menschen  .  .  .  Daher  soll  nuch  ein 
Mensch  den  andern  nicht  durch  Bilder  und  »»orte 
sondern  durch  sein  Tun  zur  Religionslehre  empor- 
"  leben.  Denn  es  ist  umsonst,  dass  Du  dem  Ar-ien 
sagest:  Es  ist  ein  Grtt,  und  dem  ./ aislein:  Du 
hast  einen  Vater  im  Himmel.  Mit  Bildern  lehrt 
kAin  Mensch  den  andern  G>-tt  kennen.   Aber  wenn 
^  Du  dem  lixraen   hilfst,  dass  er  wie  ein  Mensch  leben 

kann,  so  zeigst  Du  ihm  G,M;t;  und  wenn  Dti  das 
Waislein  erziehst,  das  ist  wie  wenn  es  einen 
5ater  hätte,  so  lehrst  ^u  es  den  Vater  im  Himmel 
kennen,  der  Dein  Herz  also  gebildet,  dass  Du  es 
erziehen  musstest" . 

Pestalozzi  kennt  also  drei  Stufen  des  religiösen  Lehrans: 
•  1.  Das  blosse  Wort;  2.  das  sKSSh±iÄBXiÄxlais|i±K±  Bild  und 
das  ^esoliilderte  Beispide-.  3.  das  Tim  selbst.  Rückwärts 
gesehen  ist  das  Tun  das  Leben,  Bild  xmd  geschildertes 
Beispiel  ein  /bglanz  des  Lebens,  das  blosse  »Vort  ausge- 
presstes  und  schematisiertes  Leben,   »/ir  erkennen  daran 
die  ausserordentliche  Gefahr  für  das  systematische  Religions- 
lehrbucha^  dieser  letzten,  unlebendigen  Art  anzugehören. 
«OS  ist  zu  tun?  Man  muss  versuchen,  das  Leben  selbst  / 
-oovveit  es  irgend  möglich  ist-  in  den  Unterricht  einzubauen. 
Diese  Mö;:^lichkeit  ist  beschränkt.  Das  zweite  ist  die  Ein- 
führung  zahlreicher  Beispiele  aus  dem  wirklichen  Leben  der 
Vergangenheit  und  Gegenwart,  die  mit  allen  Mitteln  der  pä- 
dagogischen Darstellungskunst  zxom  geistigen  Erlebnis  aus- 
gestaltet werden  müssen.  Das  bedeutet  auch  für  ein  lehr- 


-  16  - 
buch  des  systematischen  Religionsunterrichtes  die  For- 
derung, den  Rahmen  der  systematischen  Darstellung  durch 
möglichst  viele  zureichende  Beispiele  religiösen  Lebens 
aufzulockern.  Das  Beispiel  ist  in  diesem  Falle  unter 
keinen  Umständen  nur  eine  Unterstreichung  sondern  viel- 
mehr ein  wesentlicher  Baustein  des  Planes,  weil  es  die 
Brücke  vom  <Vort  zvag.   Tun  darstellt,   /.us  diesem  G-runde 


mus 


s  man  wohl  zu  einer  neuen  Form  der  Darstellung  des  reli- 


giösen lehrgutes  für  die  Zwecke  des  Unterrichtes  kommen. 


uuixxim 

6  .Die  Mono^<raphie  als  Form  des  Beli^rionsunterricht 
liehen  Lehrbuche s .   ~  .  • 


^ 


Unter  Beräoksichtigung  der  angefahrten  Gesichts- 
punkte und  zugleich  der  aus  dem  Leben  auftauchenden  zahl- 
reichen, hier  nicht  genannten  anderen  Probleme,  mit  denen 
ein  Religionslehrbuch  sich  auseinandersataen  nues,  wenn  es 
in  iVirkl ichke 1 1  Religion  lehren  will,  muss  man  erkennen, 

dess  die  bisherige  Form  des  religionsunterrichtlichen  Lehr- 
monographische 

buches  unzulänglich  ist.  ßn   ihre  Stelle  sollte  die/Dcr- 
stellunr'  von  Einzelf ragen  treten.  Die  Wirkung  könnte 
in  vieler  Beziehung  ausserordentlich  g'instig  sein.  Die 
oft  störende ,  das  Erkennen  der  «Vahrheit  nicht  fördernde 
allzu  grosse  Kürze  könnte  bei  Einzeldarstellungen  vermieden 


we 


rden.  Das  Leben  selbst  könnte  in  den  Aaschauungen  be- 


deutender Menschen,  Erzählungen,  Schilderungen,  Berichten 
usw.  in  den  Kreis  des  Religionslchrbuches  eintreten.  Rein 
technisch  wäre  eine  öftere  Erneuerung  und  daher  -Anpassungs- 
fähigkeit sn   die  jeweilige  Lage  möglich.  Dieser  Umstand 
ist  im  G-egensatz  zu  anderen  Wissenschaftsgebieten  für  die 
Frage  des  Religionsunterrichtes  und  der  Religion  selbst 
von  weittragender  Bedeutung;  denn  Religion  kann  nie  lan- 
abhängige  G-eltung  verlangen,  sondern  sie  muss  immer  in 


-  17  - 

innigem  Kontakte  stehen  mit  dem  Leben,  dessen  Erfahrungs- 
quelle die  Relijion  entsteigt,  um  Erfüllung  im  Streben  nach 
dem  Gröttlichen  zu  finden.   Als  ein  laixgxHxxÄHXMÄÄxgxaxjtx 
wertvoller  Versuch  in  dieser  Richtung  ist  das  Buch  von 
Moritz  jobel ,  der  Sabbat  (Berlin  1935,  Schocken  -Verlag)^ 
zu  werten.   Auch  dieses  Buch  ist  für  den  Religionslehrer 

nur  Ausgangspimkt  der  Behandlimgsweise .   Aber  es  beweist 

psychol02:isch 
schon/durch  seine  Reichhaltigkeit  die  umfassende  Kraft 

des  Sabbatgedankens  und  entfernt  sich  damit  von  der  im- 
lebendi^p-en  Trockenheit  anderer  Darstellungen.  Um  ganz 
im  jüdischen  Sinne  wirken  zu  können,  sollte  bei  einer  Neu- 
ausgabo versucht  werden,  zu  möglichst  vielen  Stücken  ilen 
hebräischen  Urtext  hinzuzufügen,  da  es  sich  hier  durchaus 
nicht  nur  lom  ein  mehr  oder  weniger  bedeutungsloses  Gewand 
handelt,  in  das  man  den  Stoff  willkürlich  kleiden  könnte. 


Monographien  dieser  Art,  die  jot^onh  nnhr  wn'n'' 


durch 


vermittelnde  Stücke  den  G-eist  des  ÄÄxaiijucx  psychologisch 

und  pädagogisch  geschulten /Sammlers  verr^.ten  «dürf -ben., 

würden  sicherlich  auch  den  G-edanken  deutlich  machen,  dass 

materiale  systematische  Vollständigkeit  im  Religionsunter- 
ist 
rieht  weder  zu  erreichen/noch  eis  oberstes  ideales  Ziel 

aufgestellt  werden  brauchtejrf.  Es  kommt  vielmehr  darauf 

an,  den  .Villen  zur  systematischen  Lebensbewältigung  unter 

religiösen  Gesichtspunkten  von  innen  heraus  zu  entfachen, 

den  Eindruck 
und  damit/zu  vermeiden,  als  ob  es  sich  auf  dem  Gebiete  der 

Religion  gleich  anderen  ^Vissenschaf tsgebietcn  um  Uebemahme 

eines  blossen  iz/issens  handele. 


7>  ^Israelitische  ReligionslehrS^von  Ernst  Jacob. 


i 


Legen  wir  die  erörterten  Gedanken  als  Maßstab 
sn   d£:'S  neuerschienene  Religionslehrbuch  von  Ernst  Jacob  an. 
Es  besitzt  einen  ausserordentlich  klaren,  einfachen  Aufbau, 


der  in  seiner  Gesamtheit  die  scheinbar  oft  dogmatisch 


\ 


anmutende  Sprache  geruhiger  Formulierimg  bis  zu  einem  ge- 


-  18  - 


i 


4) 


V^ 


/ 


Wissen  Grade  7.u  dynamischer  Bewegung  eines  zielstrelsigen 
Ganzen  auflockert.  Es  ist  ein  geschickt  angelegter  und  aus 
tiefem  Empfinden  gewachsener  moderner  praktisch-syste- 
matischer Versuch,  welcher  demjenigen,  der  Einblick  und 
Uehersicht  über  das  Judentum  gewinnen  möchte,  ein  zu 
einem  Ziel  führendes  Mittel  an  die  Hand  gibt.  Dem  Ver- 
fasser ist  dabei  die  in  der  Natur  dieser  kcl   Bucher  gele- 
gene Unzulänglichkeit  ihres  netzartigen  Charakters,  der 
erst  eine  Erf^illung  und  Ausfüllung  durch  den  Lehrer  bedarf, 
vor  ^u^en  gewesen.  Er  rechnet  mit  der  Lehre rpersön^lichkeit , 
die  sein  V^erk  eigentlich  nur  als  i^us^iangspunkt  persön- 
licher Schöpfung  zu  betrachten  hätte.  Eine  wesentliche 
Eigenschaft  des  Buches  ist  die  von  religiös-liberaler 
Haltung  ausgehende  traditionelle  Einstellung  der  ganzen 
Darstellung,  in  welcher  deutlich  wird,  dess  in  der  durch 
Jahrtausende  gewachsen^en  Form  des  Judentums  gewaltige 
Kräfte  der  Erhaltung,  Stützung  und  Förderung  verborgen  sein 
müssen.  Ihnen  ermöglicht  der  Verfasser  durch  sachge- 
mässe  Darstellung  eine  Auswirkung,  ^b  man  ^ngoDiahtc  ^^r- 
,s^die  Behauptung  (Seite  8),  dass  Religion  in  keinem 
Gegensatz  zur  .Vi ssenschaft  stände,  weil  Religion  sich  nur 
an  Herz  und  Gewissen,  .Vissenschaf t  jedoch  sich  an  den 
Verstand  wende,  aufrecht  erhalten  kann,  ist  eine  Frage. 
n^nn   die  «Vissenschaf t  die  ihr  (vom  Verfasser)  gesetzten 
Grenzen  überschreitet  und  zu  weltanschaulichen  und  gar 
religiösen  Folgerungen  und  Forderungen  sich  erhebt,  wie 
es  ja  im  neimzehnten  Jahrhundert  durchaus  der  Fall  war, 
so  müssen  Reibungen  und  Gegensätze  entstehen,  denen  man 
um  der  Religion  selbst  willen  nicht  aus  dem  Wege  gehen 
darf .1  Die  Notwendigkeit  der  Auflösung  in  dynamisch  gehal- 
tene Einzeldarstellungen  wird  hier  wie  bei  anderen  Re- 
ligionslehrbüchem  besonders  ersichtlich  etwa  in  der  Fra- 
ge der  Bedeutung  der  Busstage  und  der  Hohen  Feiertage. 


t 


-  19  - 
Hier  wird  an  eine  der  wundesten  Seiten  der  gegenwärtig 
lebenden  Menschheit  gerührt,  denn  ihr  ist  das  Schuld- 
bewußtsein fast  völlig  abhanden  gekommen.   Die  tradi- 
tionsgemässe  Darstellung  der  Bedeutung  dieser  Tage  ist 

imter  den  obwaltenden  Umständen  und  den  Möglichkeiten  die- 
ser Art  Religionslehrbücher  ein  Weg,  dessen  Vorzug  in  der 

Vermeidung  falscher  Töne  und  irriger  Hichtung  besteht. 
Er  kann  jedoch  unter  dem  Gesichtspunkt  religiöser  «Wirkung 
und  Forderung  nicht  befriedigen.   Dies  wird  z.B.  deutlich 
beim  Vergleich  mit  der  Gefühlswelt  chassidischer  Erzäh- 
liongen,  die  in  loser  Form  durch  die  Genialität  dichteri- 
scher und  religiöser  Begabung  oft  erschütternd  die  gewal- 
tigen Vioßfte    zur  Darstellung  bringen,  die  im  i'/irkungskreis 
unserer  Hohen  Feiertage  geborgen  sind.   Ganz  besonders 
dankenswert  ist  die  Aufnahme  einer  Reihe  von  Fragen,  die  aus 
dem  Leben  der  Gegenwart  durch  Umwelt  und  Eigenwelt  ent- 
stehen  missen;^  \md  die  dem  Lehrer  Ailass  zu  einer  gründ- 
lichen Behandlung  geben.   Auch  das  Problem  der  psycholo- 
gischen  Grimdlegung  ist  damit /erkannt  worden.   Ebenso  fin- 
det die  Notwendigkeit,  die  Mannigfaltigkeit  der  Religionen 
zu  erklären  und  die  psychologische  Gefährlichkeit  dieser 
Tatsache  zu  beseitigen,  in  diesem  Buche  eine  kurze  Berück- 
sichtigTmg  (Seite  7  imd  21),  während -aoftet-creir  diese  Ge- 
denken/nur in  apologetischer  Absicht  und  daher  verschieft 

dargestellt  werddn. 

Sehr  denkenswert  ist  die  Aifügung  des  Ab- 
schnittes: "200  V/orte  Judentum",  in  welchem  in  treffsiche- 
rer .Veise  ein  Teil  jener  hebräischen  Begriffe  zusammenge- 
stellt ist,  die  nicht  etwa  nur  hebräische  .Vorte  zum  all- 
täglichen Gebrauche  darstellen,  sondern  Einführungsbegrif- 
fe in  die  jüdisch-religiöse  Erlebnisvvelt  sind.  Unter  dem 
Gesichtspunkt  des  hebräischen  Begriffsunterrichtes  ist 
dieser  Abschnitt  einer  wesentlichen  Ergänzung  fähig.   So 
sollten  noch  weitere  wichtige  Gebiete  jüdisoh-religiöser 
Gedankenwelt  in  der  kristallklaren  Ausdrucksform  der  he- 
bräischen Sprache 


-  20  - 

angef'ihrt  werden,  wie  etwa:  u  ^y.-i'J   «'_.  ••_  / 
VI,-?  ;IV3,   Q'->:i7  ^6i^^, 


/^•^yV^/      il/7-^ 


—  T 


%  •        « 


-7-7J,  "4.V--- 


und  viele   andere. 


r7pr/7.  , 


T  r 


M'0  »^ 


Das  sind  hebräische  Worte,  von  denen  jedes  eine  Welt  be- 
deutet.  Aus  diesem  Grunde  gehören  sie  -und  nur  solche- 
in  ein  Religionslehrhuch,  das  ja  etwas  anderes  als  Lehr- 
buch einer  Sprache  bedeutet.  Es  ist  allerdings  die 
wichtige  Aufgabe  des  Lehrers,  die  Welt  dieser  Begriffe 
lebendig  zu  machen  und  den  Schüler  im  Erlebniskreise  echten 
Judentums  zu  verankern. 


8.  Ist  svatematischer  Religionsunterricht 

notwendig?  ' 


I 
i. 


Was  die   Frage   des  Lehrbuches  anbetrifft,   so 
haben  wir  unsere    Ansicht  dahingehend   schon  ausgesprochen. 


*  n  1  nr  ft  c 


Art  von  Religionslehrbüchern  die  monographische  Dar- 
stellung von  Einzelfragen  zu  treten  hätte.  Ebenso  haben 
wir  auch  schon  xinsere  Meinung  bezüglich  der  Frage  des 

« 

systematischen  Religionsunterrichtes  angedeutet.   Aeussere 
systematische  Vollständigkeit  zu  erreichen,  ist  sowohl 
angesichts  des  ungeheuer  umfangreichen  Stoffes  als  auch 
der  psychologischen  Forderung,  die  Verbindung  zwischen 
Gelehrtem  und  Gelebtem  zu  schaffen,  nicht  möglich  und 
nicht  notwendig.  Es  gibt  Stoffe,  die  ohne  den  Hintergrund 
einer  gewissen  Lebenserfahrung  nicht  gelehrt  werden  kön- 
nen und  dürfen,  ohne  ein  verhängnisvolles  Missverstehen 
heraufzubeschwören.   Hiezu  gehört  alles,  was  sich  auf 
die  Ei^-enschaften  G'ttes  bezieht,  dann  Vorschriften  und 
Lehren  über  Ehegemeinschaft  und  dgl.  mehr.  Religions^r 
Unterricht  muss  also  grundsätzlich  unter  dem  Gesichts- 
punkt und  unter  der  Forderung  erteilt  werden,  nach  dem 
Abgang  von  der  Schule  sich  erneut  und  vertieft  immer 


-  21  - 


V 


wieder  mit  dem  reli-^iösen  Lehrstoff  zu  beschäftigen,  da 
erst  mit  stei.-ender  Lebenserfahrung  die  Bedeutung  imd  das 
Wesen  vieler  Forderungen  deutlich  werden.  Lehrbücher 


des  systematischen  Religionsunterrichts  können  also 


für  den  Schüler  in^- 


o 

,  'j 


iterr: 
inneygar  nicht  geschaffen  werden; 
für  den  Lehrer  bedeuten  sie  einen  Anhaltspunkt  f'ir  die 
Auswahl  des  Stoffes.   Mders  liegt  es  mit  der  Frage  des 
formal-systematischen  Religionsunterrichtes,  d.h.  des 
Religionsunterrichtes,  der^'^totale  Lebensbeherrschung  durch 
religiöse  Kräfte  und  religiöse  Gesinnung  abzielt.  Innere 
Lückenlosigkeit  des  Unterrichts,  Mschluss  des  Stoffes 
an  den  Jeweiligen  Erfahrungs zustand  und  Versuch/J  prak- 
tischer Mswirlamg  ist  daher  oberstes  Gebot.  Die  Schwie- 
rigkeiten solchen  Unterrichts  sind  ganz  ausserordentlicher 
Art.   Sie  können  mit  den  Mitteln  des  Schulunterrichts 
allein  nicht  überwunden  werden.  Die  Schaffung  von  reli- 
giösen Lebengemeinschaften  wie  etwa  von  Jugendgemeinden 
und  anderen  "Formen,  ist  u-nbedingt  notwendig.  Damit 
gewinnt  die  Lehrerpersönlichkeit  überragende  Bedeutung. 
Sie  darf  sich  nicht  auf  den  schulmässigen  Unterricht  be- 
schr.änken,  so  sehr  dies  ruch  im  Zug  des  geordneten  Schul- 
unterrichts liegt.   Systematischer  Religionsimterricht 
im  Sinn  Ä  totale»  Lebensauffassung  ^.fordert  sich  der 


Aufgabe  vollständig  hingebende  Lehrkräfte,  erfordert 
eine  lebendige  Behandlungsmethode,  die  immer  den  M- 
schluss  an  das  Leben  zu  suchen  be^*««i*  ist  und  erfordert 
ein  Schrifttum,  das  durch  Widerspiege^^lung  der  Mannig- 
faltigkeit des  Lebens  im  religiösen  Lebensbereich  die 
Gefahr  unlebendiger  Trockenheit  vermeidet. 


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kvti  Muokle:'^Der  Geist  der   Jidisclien  Kultur  und 
^^  das  Abendland •••   l^H/fli 

Aus  den  üpanishads. 


"Auf  eines  Äosses  Kacken  Jagen  v/ir  dahin.  •• 
Im  Dämme rgrauen  sc:iutte.lt  es  qI':^  M^ihnen, 
Als  Morgenrot  umflattern  sie  sein  haupt. 
Nun  sprin^jt's  empor,  es  ^jl^iht  soin  Sonnexiauge  i 
Und  bis  zum  Him^nel  reckt  es  sioii  hinauf  • 
Sein  Huf  scharrt  iage ,  tänzelnd  ^jeht  der  Monat 

hin, 
Las  Jahr  -  ein  Satz,  und  jetzt,  in  Jähen  Sprin- 

arühn  Sterne  um  den  rasend  schnellen  Lauf* 

In  Wolkenflooken  tropft  der  Schaum  von  dem  G-^biss 

Es  schnaubt  der  Sturm,  und  wirft's  in  seineiü 

Donner^fang 
den  Kopf  empor,  dann  zucken  Blitze  urn  die 

Ber^e   seiner  flinken. 
Der  Regen  trieft  durch  dieses  .Valdes  Strähnen, 
und  keuchend  Kocht  in  Jenem  Ivieer  der  Gischt • 
Doch  ob  sich  knackend  bie^jt  cer  Baume  Stamm, 
Ob  Ub^r  Felsen  wirr  die  ffogc  schlägt  - 
Alles  dahin!   Gerissen  *vird  es  ruhelos  imd  ewig. 
Durch  Tag  zur  Nacht,  aus  Dimlclan  in  das  Helle*  •♦ 
So  Jagen  wir  ciurch  dieses  Aethers  blaches  Feld, 
Du,  ici,  die  Erde  und  die  ganze  »Veit»" 

üebersetzung  von  Eberhard • 


3»Kai)ttel  » 
Religion  als  typischer  weg  zu  Q'tt. 


Eine  arundfrage ,  die  den  religiösen  Menschen  beun- 
ruhigen kann,  ist  das  Vorhandensein  verschiedener  Reli- 
gionen. Wenn  es  zutrifft,  dass  im  Grunde  jede  Religion 
sich  für  die  allein  seeligmachende  halt,  für  die  wahre 
Religion,  so  liegt  der  Schluss  naehe,  dass  möglicherweise 
keine  Religion  v/ahr  ist,  jedenfalls  schien  es  von  unlös- 
barer Schwierigkeit,  zwischen  der  wahren  Religion  und 
den  falschon  Religionon  zu  unterscheiden.  Diese  Frage 
liegt  unausgesprochen  sicherlich  vieirach  der  Gering- 
schätzung der  Relitiion  zugrunde.  Sie  soll  jedoch  aus  dem 
Unbewussten  herausgehoben  wurden,  um  die  Präge  nach  dem 
fitosen  des  Judentums,  das  wir  gleich  zu  Anfang  als  zentral- 
religiösen Lebensstandpunkt  bestimmten,  zu  klären. 

Der  entscheidende  Begriff,  der  zur  Klarung  beitragen 
kann,  ist  die  Auffassung  der  Religion  als  typischer  weg 
zu  Q'tt.  Viele  Menschen  können  gleichzeitig  eine  Licht- 
quelle betrachten.  Sie  sind  überzeugt,  alle  dieselbe 
Lichtquelle  zu  sehen,  und  ^rotzdem  sieht  sie  jeder  nur 
mit  seinen  Augen.  Es  entsteht  also  in  ihm  ein  ^nz  per- 
sönliches Bild  der  einen  Lichtquelle.  So  etwa  kann  man 
sich  das  Vorhandensein  verschiedener  Religionen  vorstel- 
len. Es  gibt  nur  einen  O'tt,  ein  Göttliches;  aber  jeder 
Mensch  muss  diese  Tatsache  auf  seine  ganz  persönliche  weise 
erfahren.  Es  gibt  also  zahllose  vege  zu  G'tt.  Wenn  wir 
diese  Wege  als  Religion  bezeichnen,  so  könnte  os   grund- 
sätzlich so  viele  Religionen  geben,  als  es  Menschen  gibt. 
Ss  ist  daher  von  diesem  Standpunkt  aus  verwunderlich,  dass 
es  nur  wenige  Religionen  gibt,  dass  so  viele  Menschen  in 
ihrem  persönlichen  Wege  zum  Göttlichen  übereinstimmen, 
und  dass  Millionen  das  Ewige  auf  die  gleiche  Art  und 
weise  erfahren  und  erleben. 


-  2   - 


Dieaös  Zuaaamunxindün  zalilroichor  Kenschen  zur 
gleichen  Brlebnisform  beruht  auf  einün  gemeinsamen  Wesen, 
▼on  dem  ein  jeder  als  Teil  das  Ganze  ausdrückt*   Diese 
Bigentümlichkeit  ist  mit  dem  Begriff  Typus  gerne int •   Der 
Typus  bezeichnet  nicht  das  Wesen  eines  Sinzelmenschen, 
sondern  das  verschiedenen  Menschen  zugrundeliegende  gleich- 
artige Sigentünliche,  das  in  den  zugehörenden  Menschen  in 
mannigfaltigster  Form  zum  Ausdruck  kommen  kann. 

Drei  solche  Brlebnisgruppen,  die  sich  ^edoch  nicht 
mit  Roligionst:/pen  decken^  sind  der  visuelle,  aiiustische 
und  der  emotionale  Typus.   Diese  drei  Typen  können  in 
jeder  Religion  als  Unterscheidungsmerkmale  vorkommen 
und  sind  manchmal  auch  die  Ursache  von  Kämpfen  innerbUb 
einer  Religion.   Insofern  haben  sie  auch  für  diese  Br- 
örterung  eine  Bedeutung^  Da  sie  bei  der  Bestimrnn.r  des 
Wesens  der  jüdischen  Religion  eine  Rolle  Bpielen.   Wir 
können  unter  dem  visuellen  Typus  diejenige  Menschenart 
verstehen,  die  das  Sein  durch  das  Auge  zum  Bewußtsein 
bringt ^  unter  dem  akustischen  Typus,  die  durch  das  Gehör 
überwiegend  erlebende  Art  und  unter  dem  emotionalen  Typus 
die  hauptsächlich  gefühlsmässig  reagierende  tpot   von  Men- 
schen.  Es  liesse  sich  denken,  dass  diese  Erlebnistypen 
sich  mit  ifergendwelchen  Religionen  deckten  und  dem  gl  ei  eignen 
Brleben  ein  und  denselben  gemeinsamen  religiösen  Ausdruck 
verliehen.   Da  jedoch  schon  in  der  gewöhnlichen  Ebene 
des  Lebens  diese  5  Typen  nicht  in  reiner  Form  vorkommen, 
sondern  sich  nur  durch  ueberweibgen  der  einen  oder  anderen 
Brlebnismöglichkeit  feststellen  lassen,  so  ist  es  einleuch- 
tend^ dass  diese  5  Typen  auch  innerhalb  der  Religionen 
nur  in  MioChformen  vorkommen  und  nur  unter  besonderen  Um- 
ständen yesensunterschiede  zwischen  den  Religionen  bestim- 
men werden* 

Ss  ist  selbstverständlich,  dass  die  typischen 


-  3  - 

üntorscuiödQ  in  der  Erlebnis-  und  Auadrucksform  auch  irgend 

Diese  Notwendigkeit 
©ine  körperliche  Korrelation  besitzen. 

liegt  dem  streben  der  heutigen  Zeit  zugrunde,  die  den  Eigen- 
wert blutmässig  zusanimengehörenuer  üAenschen  im  Unterschied 
anderen  feststellen  wollen.   Bs  ist  schon  oit  darauf  hin- 


zu 


gewiesen  wordün,  dass  in  solcher  Unterscheidung  nicht  die 
Herabsetzung  einer  anderer,  blutmässig  gebundenen  Ghsmüinschal't 
liegen  soll.   Das  bedeutet  die  sachliche  Anernetkannung, 
dass  jeder  Lebenstypus  das  Sein,  v/enn  auch  auf  verschie- 
dene weise,  sü  doch  in  gleich  wettvollor  ?orm  zum  Aus- 
druck hingen  kann.  Der  Bt'griff  des  Typus,  der  in  diesen 
Gedankengängen  zum  Ausdruck  kommt,  bezeichnet  also  gleich- 
sam die  Haut, aus  der  -naoh  dem  Volltsmund-  der  Mensch  nicht 
heraus  kann.   Er  besagt  also,  dass  die  l/ienschen  trotz  der 
Qemeinsamkeit  des  Erkenntnis-  und  ErlebnisgegensiÄndes 
gewisse  tatsächliche  Grenzen  in  der  Ausdrucksform  ihres 
Erlebens  nicht  übursinden  können.   Eine  solche  Erkenntnis 
bestimmt  auch  das  Wesen  der  richtigen  und  ralschen  Mission. 
Richtige  Mi  :3ion  bedeutet  das  Ausfindi^jnachen  gleichartiger 
Srlebnistypen.   Falsche  Mission  bedeutet  den  Versuch,  Men- 
schen zu  einem  Kreis  typisch  andersartiger  Menschen  herüber- 
zuziehen. Bin  solcher  Missionsb. griff  ist  jeglichen  Affektes 
beraubt,  da  in  Wirklichkeit  nicht  mei.r  der  Mensch  sondern 
die  Idee  missioniert.  Ber  Mensch  hat  nur  die  Aufgabe,  die 
Idee  seiner  Religion  wie  einen  Magneten  an  die  Menschen 
heranzubringen.   Im  übrigen  wird  die  Religion  selbst  die 
zu  ihr  gehörenden  Typen  aus  der  grossen  Zahl  der  Menschen 
an  sich  heranziehen.   In  diesem  Sinne  missioniert  jede 
Religion,  auch  w enn  sie  wie  das  Judentum  aktive  Missions- 
tatigkelt  ablehnt.   Die  Tatsache  ihres  Vorhandenseins 
übt  auf  die  zugehörenden  Typen  eine  Anziehungkraft  aus, 
wirkt  also  unzweifelhaft  irgendwie  missionierend.  So  aber 
auch  ist  es  zu  begreifen,  dass  zwischen  verschiedenen  Reli- 
gionen eine  Verständnismöglichkeit  über  die  blosse  Dul- 


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-  4  - 


düng  hinaus  und  die  Anerkennung  der  oieiohberechtigung 
möglich  ist.  Zunaohsu  gehört  jeder  Monaoh  derjonig^-n 
Religionsgemeinschaft  an,  imerhalb  derer  er  geboren  iat. 
Auch  wenn  er  typis^l^  eigentlich  zu  einer  anderen  Reli- 
gionsgemeinschaft gehören  aollto.   Es  ist  durchaus  mög- 
lich und  wahrscheinlich,  dass  sich  unter  den  Christen 
jüdische  Srlebnistypen  und  unter  den  uuden  christliche 
Erlebnistypen  befinden.   Dieser  Umstand  kann  innerhalb 
einer  Religionsgemeinschaft  su  ganz  erhebliehen  Spannungen 
führen,  mag  aber  zugleich  auch  eine  Ursache  xür  ihre  Le- 
bendigerhaltung sein  und  ebenso  die  Brücke  bilden  für  die 
Verständigung  zwischen  den  Religionen,  da  »oiche  ilisch- 
typen  der  Praxis  Verständnis  für  beide  Religionsformen 

ül»«#brinßen. können.  .    ^        ^'^}/ .    ,^„ 

Der  Begriff  des  religiösen  Erlebnictypus  bei  den 

bisherigen  lilrörterungen  inhaltlich  noch  immer  formlos 
geblieben.      Er  lässt  uns  auf  Grund  logischer  üeberlegungen 
ahnen,  dass  das  Vorhandensein  verschiedener  Roligiontn 
nicht  ein  Uebel  sondern  eine  Notwendigkeit  darstellt. 
Die  weit  ist  schön  durch  die  Mannigfaltigkeit!     Und  auch 
auf  dem  Gebiet  des  Religiösen  wäre  Einförmigkeit  zu- 
gleich lang^-eiligc  Eintönigkeit,     Die  tatsächlicbe  N.cht- 
•Ini'örmigkeit  soll  nun  zunächst  an  einem  Beispiel  erör- 
tert werden: 


-  5  - 


In  der  Aurfasaung  der  tlatur  Saigon  Gich  typische  Un- 
schiede  in  der  religiösen  Veranlagung,  die  sich  nicht 
willkürlich  vordrangen  lassen.  Man  betrachte  folgendes 
Lied  aus  den  Upanishads,  das  einen  Ausdruck  des  indi- 
schen Naturenipfindens  darstellt. 

AUS  iyuckle:"Der  Geist,  der  Jüdischen  Kultur  und  das 
Abendland.««  S.  12:/i25.  Aus  den  Upanishads. 
"Auf  eines  ROi^sos  Rücken  ^agen  v;ir  dahin  ... 
Im  Dammergrauen  schüttelt  es  die  y.ähnen. 
Als  yiorg:-nrot  umilattern  sie  sein  Haupt. 
Nun  springt'S  euipor,  es  glüht  sein  Sonnenauge, 
Und  bis  üuni  Hir;ir.el  recLt  es  sich  hinaur. 
Sein  Kui*  scharrt  Tage,  t::i.nzelnd  geht  der  Monat  hin. 
Das  Jahr  -  ein  iatz,  und  jetzt,  in  jalien  Sprüngen 
Sprühn  Sterne  um  den  rasend  schnv^lln  Lauf» 
In  .volkenfl ecken  tropft  der  Schaum  von  dem  Qebiss 
Es  schnaubt  der  Sturm,  und  ..irft's  in  seinem  Don  er- 
gang 

den  Kopf  empor,  dann  zucken  Blitze  um  die  Berge  seiner 

Flanken. 

Der  Regen  trieft  durch  dieses  V/aldes  Strähnen, 
Und  keuchend  kocht   in  jenem  Meer  die  Gischt. 
Doch   ob   sich  luiackend  biegt  der  Baume  Stamm, 
Ob  überFelsen  wirr   die  woge  schlugt  - 
Alles  dahinl      Gerissen  wird  es  ruhelos  und  »wig. 
Durch  Tag  zur  Nacht,   aus   Dunklem   in  das  Helle... 
So  jagen  wir  durch  dieses  Aethers   blaches  Feld, 
Du,    ich,   die  Erde  und  die   v;anze  Y.elt." 

Uebersetzung  von  Eberhard 

•      Das  Eigentümliche  dieser  Naturauffassung  liegt 


in  der  Identifizierung  des  Menschen  mit  der  Natur. 


ES 


ist  nicht  nur  ein  Bild  für  die  Glut  und  Schnelligkeit 
des  manschlicaen  Lebens.  Man  spürt  vielmehr  aus  jedem 
V/orte,  wie  das  Blut  des  Dichters  und  die  Natur  im  glei- 
chen Rytlimus  schlagen:,  und  wenn  er  nit  den  vierten  schliesst] 
"So  jagen  wir  durch  dieses  Aethers  blaches  Feld,  Du, ich, 
die  Erde  und  die  ganze  ,.elt.",  so  bringt  ^r  hier  die 
Scjelische  Uebereinstimmung  und  Gleichstellung  deutlich 
zum  Ausdruck.  Diese  Auffassung  ist  von  einer  beruckenden 
Gros 3 zügigkeit.   Die  Brust  weiset  sich  in  der  Kühnheit 
des  Gedankens,  dass  der  ix^ensch  mit  dem  Sturn  der  Natur 
selbst  durch  die  Ewigkeit  jagt. 

Auch  das  Judentum  kennt  eine  begeisterte  und 
tiefempfundene  Naturschilderung.  Bin  Beispiel  hierfür 


•  6  - 


ist  der  Psalm  19: 

••Die  Himmel  erzuhlen  die  Ehre  Q«ttes, 

und  seiriör  Hunde  v/erk  Var;:andet  aas  Firmament. 

Ein  Tag  strömt  dem  andern  Rede  zu, 

eine  Nacht  gibt  der  anderen  Erkenntnis. 

Ohne  laute  Rede,  ohne  Worte,  ungeuür^  ist  ihre  Stimn:e. 


Und  sie  kommt  hervor  wie  ein  Braut -gam  auo  dem  Brautgemaoh, 

freut  sich  v.io  e^ii  H^^id  zu  wandern  die  Bahn* 

Von  dem  einen  Ende  des  H-.mmels  ist  ihr  Ausgang, 

zum  anaer v.n  ihru  Rückkehr, 

und  nichts  ist  verborgen  vor  ihrer  Glut!-» 

Der  Sc^i-nger  hat  hier  de  Natur  i.it  tier^tor  Hinrühlung 
in  ihrer 

arößüe  una  Schönheit  erlebt.  Man  i'ühlt  seine 

Naturverbundenheit  una  seine  Früuda  an  gosunaer  Krart  in 
dem  Vergleich  der  Sorme  mit  einem  gibbaur,  einem  Helden. 
So  wie  der  gibbaur  seine  Kräfte  noch  eini:;al  innerlich 
miat,  spielend  und  strahl^Tid  bevor  er  den  Kampf  aufnimmt, 
so  ist  auch  die  Sonr^e  von  strahlender  Kraft  erfüllt^ 
die  in  sich  gebaxlt  am  Horizont  ^rschv^int,  uir.  den  Tageslauf 
zu  beginnen.  Aber  der  Unterschied  zwischen  judischem 
NaturgexUhl  und  dem  der  Upanisshuds  orrwibart  sich  schon 
.   in  dem  kleinen  v/Örtchen  "wie".   Die  Soni.e  komi.t  wie  ein 
Bräutigam  aus  seinem  Brautgemach  hervor.  Freut  sich  wie 
ein  Held,  zu  wandern  die  Bahn,  V/eder  ist  es  dem  Sanger 
möglich  zu  sagen:  Die  Soixne  ist  ein  gibbaur  und  ein  choßaun, 
Bräutigam  und  Held,  nooh  ung-^kehrt,  aa.ss  der  ^i^ensch  die 
Sonno:  ist.  Er  kann  höchstans  sagen: 

Der  Mensuh  isx  wie  eine  Sonne,  und  die  Sonne 
erweckt  Lebt-nsfreude,  wie  wir  sie  bei  kraftert'Ullten 
Mönsuhen w ahrnohmen.  Aber  nooh  deutlicher  wird  aer 
Un-«erschied,  wenn  wir  den  Anrang  des  laalnies  betrach- 
ten: "Die  Hiuimel  erzählen  die  ühre  ü'ttes*'»  Mit  absoluter 
Sölbö^1lyersta.ndliciikeit  wird  hier  diw  Natur  einem  höheren 
Sinn  untergeordnet.  Ihre  schünhoit,  Ihre  Kralt,  ihr  Strah- 
len ist  nichts  SelbststUndigcs  sondern  ist  eine  Sprache, 
Ausdruck  für  ein  Höheres,  nämlich  riir  den  Schöpfer  dieser 


-     7     - 


Natur.     In  don  üpanishads  ist  die  Natur  solbststandig  ge- 
worden:   sie   ist  (r'tt;      im  Judentum  verkündet  die  Natur 


a'tt. 


Di;  ser  Unterschied  ist  nioht  zui'iillig.  Der 


jüdisch  eapl'indünde  Mensch  kimn  zwar  die  Schönheit  der 
indischen  Aul'fassung  nachi'ühlen;  aber  er  tenn  seine  An- 
schauung nicht  rr.it  'ler  indiüchen  vert^iu.chen,  auch  wenn 
er  wollte,  '^or  dia  Natur  .v-ls  Vev   ;;ndigung  G»  Ltes  empfin- 
det,  '.tann  sie  unmöglich  als  selbst  stand  ige  G«ttho;t  an- 

I 

erkennen.   Bbenso  mag  ec  dem  indischen  Kenschen  nicht 
möglich  sein,  die  Natur,  in  der  der  gefühlsur-assig  auf» 
geht,  als  die  Schöpfung  eines  übergeordneten  G'ttes 
zu  empfindon.  Diese  unvert;iUGchbark<jit  der  beiden  Stand- 
punkte nenntn  v;ir  typisch.   Es  handelt  sich  hier  u^ 
unveränderliche  Gegeberhaitcr .  Noch  deutlicher  wird  die- 
ser typische  unterschied^  wenn  wir  den  G*?danken  weiter  ver- 
folgen. Wahrend  im  Aus^^angspunkt  der  N&turbetrachtung 
noch  eine  gewisse  Verwandtschaft  bcSt^ut,  entfernen 
sich  die  beiden  Anschauungen  in-cer  weiter  voneinander,  je 
mehr  sie  das  Leben  gestalten.   Die  verv/underliche  Fort- 
setzung des  F salines  lautet  nämlich: 
"Die  Jjöhre  G-ttes  ist  fehlerlos,  se.lenerquickend, 
das  Zeugnis  G'ttes  ist  wahr,  mcicht  der.  Toren  wfise." 


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24.  Januar  1935. 


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Meine  iDamen  and  Herren  ! 

Ich  begrüsse  Sie  and  freae  mich,  da^is  Sie  wieder 
in  Su  grosser  Zahl  erschienen  s  ind* 

Wir  wollen  ans  mit  dieser  Vortragsreihe  ein- 
arbeiten in  das  wirkliche  Sein  and  Wesen  des  Jadentams« 
Die  heatige  Zeit  ist  besonders  daza  angetan,  den  V/ansch 
in  ans  za  wecken.  V/ir  sind  dabei  von  der  Voraassetzang 
aasgegangen,  dass  wir  ans  nach  keiner  Seite  hin  ablenken 
lassen  wollen,  weder  aas  Parcht  vor  irgendeiner  Meinang 
noch  darch  Zuneigang.  Wir  wollen  aaf  Grand  jener  aner- 
schöpf baren  and  ewigen  Qaelle  des  Jadentams,  aaf  Grand 
der  biblischi-^n  Schrift  das  Jadentam  so  kennenlernen,  wie 
es  im  Laafe  der  jahrtaasende  von  innen  heraas  Gestalt  an- 
genommen  hat. 


Ich  habe  vor  V/eihnaohten  zu  Ihnen  über  3  Themen 


gesprochen. 


1«  Ueber  Religion  als  zentralreligiöser  Le- 


bensstandpunkt. Daraus  geht  schon  m^t  Eindeutigkeit  hervor, 
dass  Judentum  und  ReligL  on  2  unzertrennbare  Begriffe  sind. 
Ob  nun  Religion  gleichzeitig  als  Kirche  betrachtet  werden 
kann,  ist  nicht  beantwortet;  diese  Frage  wird  später 
eine  RolL  e  spielen.  Religion  ist  nicht  etwas,  was  man  nur 
nebenbei  ausübt,  sondern  Religion  bestimmt  den  Menschen, 
weist  ihm  den  Weg,  gibt  ihm  in  allen  Fragen  des  Lebens  Aus- 
kunft und  latnn  dargeißgt  werden  in  einem  zweiten  Kajitel, 

2.  dass  Judentum  immer  ein  typischer  Med   zu 
a»tt  ist.  Unsere  heutige  Zeit  stellt  eine  ausserordentlich 
schwierige  Aufgabe.  An  dieso-r  Aufgabe  sind  viele  Menschen 
ausgeglitten  und  werden  itmer  noch  weiter  ausgleiten. 
Im  Mittelalter  hatte  die  Religion  allgemeine  Geltung,  später 


t* 


-   2   - 


hat  sie  diese  verloren^  weil  die  ^vienschen  der  neuen 
Zeit  keine  Antwort  darauf  finden,  wieso  es  möglich  ist, 
dass  jede  Religion  von  si  h  behauptet,  dass  sie  die 
einzig  wahre  sei  und  trotzdem  nur  eine  die  wahre  sein 
kann«  T/enn  alle  wahr  sein  wollen,  dann  ist  ein 
Widerspruch  gegen  den  Begriff  der  V/ahrheit  •   Es 
gibt  aber  auch  nur  eine  v/ahrheit,  das  liegt  schon 
im  Begriff*  Die  Antwort  ist  unendlich  schwer.  Aber 


v; 


[0  Schwierigkeiten  vorhanden  sind,    da   beginnt  erst 


der  weg  zur  y/ahrheit#      Ich  habe  versucht    in  3  Vor  - 
trägen  darzulegen,    dass  jede  Religion  der   Erde   ein 
weg  zu  G'tt   ist,   es  ist   tine  reine  Angelegenheit    des 
Typus.     Wir  sind  ja  al  le  v.rschieden  in  äusserer 
und  seelischer  Gestalt  und  so  hat  jeder  Mensch  zum 
Ewigen,    zum  Metaphysischen,    zum  Zeitlosen  eintn  be- 

1 

sonderen  V/eg  mit  angeboren  bekommen,      fieser  angeborene 
weg  ist  der  Weg  zu  seiner  Religion.      Es   gibt  auf  der 
Erde  gar  nicht  ttiele  solcher  typischer  Wege.     Ich 
habe  Ihnen  in  klarer  Uebersicht  dargelegt,    dass   es   in 
V/irklichkeit  nichbmeiir  als  höchsteris  9  verüchiedtne 
typische  Religionswege-  oder  Stufen  gibt,     und  d.^s 
Judentum  ist  eine  Stul'e.      Es  liann  jede  Relij^ion  wahr 
sein,   genau  so  wie  wir  alle  das  Licht  wahrnehmen,    je- 
der mit   seinen  Augen  und  trotzdem  ist  es    die  gleicle  , 
eine  Lichtquelle.     So   ist  es  auch  derselbe  ^Mcl.e  G'tt, 
dem  die  iviensclien  ihren  Weg  gehen,    einen_Vater  haben 


zu 


wir  alle. 


Ich  habe  nun  zunächst  in  aller  Kurze  versucht, 
Ihnen  darzulegen,  dass  dio  ßt-stimuiung  des  Judenxums 
dahin  geht,  dass  es  als  "Am  Kodausch"  sämtliche  Aeus- 
serungen  des  Lebens  betrachten  soll  unter  dem  Gesichts- 
punkt des  göttlichen  willens,  denn  das  bedeutet  am  ko- 


-     5     - 


dausch.      Nichi,  gemeint   ist  mit  Am  Kodausch,   dass  wir 
uns  um  das  Haupt   einen  Heiligenkranz  winderi!     Wir  sollen 
Menschen s  ein,   die  auf  der  Erde  stehen  und  mit  dem  Kogf 
in  den  Hinanel  ragen,    ins  ZeiLlQsel     Der  Gei-t  kündet  uns 
vom  lebendigen  Göttlichen.     Der  3rgel   im  Traumbild  Jakobs, 
die  Traumleiter   ist   die  Versinnbildlichung  dafür,    dass 
der  Mensch  der   üJrde  mit  seinen  Gedanken  in  den  Himmel 

ragt .  .  - 

"3ih  heiliges  Volk  sollst   Du   sein  und   Ihr  seid  mir 
ein  segullüh,    ein  auserwahltes  Volk,    denn  mir   gehört  die 
ganze  Erde,     v/er  dem  Judentum   eine  andere  Besoimirun^,   geben 
will  als  die,   Gottesvolk  zu  sein,   dex.   entwurzelt  die 
Thora.      Die  7/ünsche  des  Manschen  sind  seinem  persönlichen 
V/illen  unterworfen,     nyüntsch-n  kann  er,    dass  der  Himmel 
einstürzt.  Wünsclien  kann  man,    dass   das  Judentum  etwas 
arüeres   sein   soll,   als  am  kodausch,    G'ttosvolk,   aber 
wissen  müüsea  wir,   er  ruft  nicht  Theorie   in  die  Schranken, 
ondern  er  ruft  das  ev/ige  Buch  der  Menschheit,    di.   Heilige 


s 


Schrift,    in  die;  Schranken. 

"Ihr   SL;id  uär   das  auserwj.hlte  Volk,    Ihr   sollt  mir 
sein  ein  Reich  von  priosxern  und  ein  heiliges  Volk,<'Bo 
lautet   die  urewige  Be-Stim.'.ung.  den  Satz: 

Ein  evange  ischer  Geistlicher  pragte/lftas  V/ort ^ 
it  Sie  sollen  es  la.:sen  stan!"     Und  wir   können  das  Wort:   dass 
wir   ein  Volk  von  Priestern  sein  sollen,   nicht  stehen  lassen, 
sondern  müssen   es  anwenden. 

Zur  Klärung  dieser  Prägen  wollen  wir    zu  einem 
weiteren  Kapitel  fortschreiten: 


-  4  - 


E  r  satz  -Religionen 


e 


Man  soll,  wenn  man  etv/as  klar  darstellen  will,  auch 
zugleich  das  Gegenteil  beleuchten. 

Das  Licht  in  seiner  ewigen  Eigenart  wird  uns  deutlich 
durch  die  i^rfahrung  des  ]3unliels. 

Ich  möchte  über  jene  merkwürdige  Versuahe  sprechen, 
die  bis  in  die  unmittelbare  Gegenwart  gemacht  werden, 
um  vor  seiner  reli^  psen  Bestimmung  zu  fliehen,  isenken 
Sie  an  die  ErÖ  rterung  über  die  verschiedenen  Typen. 
Ich  habe  nicht  mehr  und  nichx  weniger  damit  behauptet, 
dass  es  überhaujjt  keinen  Menschen  gibt,  der  nicht  irgend- 
ine klar  derinierbare  Einstellung  zum  Metaphysischen 
bestzen  kann  und  muss.  Jeder  ist  irgendwie  innerhalb 
dieses  Typus-Schemas  eingegliedert.  Es  besteht  die 
Mgölidikeit,  dass  ein  Mensch  sich  übers  eine  Eigenart 
hinwegtäuscht,  wenn  ein  Mensch  sich  jedoch  über  sich 
klar  wird,  so  wird  er  eines  Tages  ert  decken,  dass 
er  zu  irgendeinem  Typus  gehört. 
Er  gehört  zum  Beispiel: 

1.)  zu  dem  Typus,  der  in  der  Natur  etwas  Absolutes  an- 
betet, wie  z.B.  die  Griechen,  die  in  jeder  Quelle  einen 

G'tt  sahen,  oder 

2.)  zu  jenen,  die  die  Kraft  als  solche  anbeten,  die 

sich  äussert  im  Menschen,  im  Tier,  im  Seienden.  Die 

Kraft  als  Urheberin  alles  Geschehen. 

5.)  zu  denen,  die  die  irdische  weit  als  Trug  betrachten, 

als  ein  Nichts,  als  einen  Schleier  der  Maya.  Es  gibt 

viele  Menschen,  die  vom  Buddhismus  angezogen  werden 

und  die  in  den  buddhistischen  Klöstern  die  innere 

Ruhe  und  Beschaulidi  keit  suchen,  damit  sie  aufgehen 

ins  Nirwana. 


{* 


-  5  - 


4.)  Diejenigen,  die  das  Ewig-Göttliohe  verspüren,  das 
aber  nur  durch  irgendeinen  Mittler  zu  ihnen  kommen  kann. 
sei  es  eine  göttliche  oder  menschliche  Vermittlung. 
Es  gibt  zahllose  solcher  Menschen.  Aber  jedes  Mal 
ist  es  ein  besonderer  Typus  in  Bezug  auf  das  Metaphysigche 
5.(  jene,  die  dem  Monismus  huldigen,  jener  Typus,  der 
die  Materie  verabsolutiert.  Auch  Aristoteles  hat  ge- 
sagt,  die  Erde  ist  von  Ewigkeit  da.  Wenn  das  wahr 
ist,  dannm«4  die  Materie  zum  Gr*tt,  denn  dann  hätte 
nicht  &'tt  die  Erde  geschaffen,  sondern  die  mterie. 
Qitt  ist  etv/as  Absolutes,  Unerschütterliches,  Iwig  aus 

sich  Quellendes. 

Man  soll  keine  Menschen  bekehren.  Von 
den  echten  Missionaren,  die  hinausgehen  in  die  Ur- 
wälder Afrikas  oder  zu  den  raongdischen  Völkern  des 
fernen  Ostens,  um  ihnen  die  ReligionoiEarepas  zu 

bringen,  ist  es  vielleicht  so  gemeint,  aass  sie  nur 

Religions/ 
den  Typus  ihr ex/Richtung  herausfischen  wollen.  Auch 


unser  aiuck  ist  nicht  voll,  irgendwo 


bohrt  es  in 


uns,    bis  wir  unseren  ureigenen  v/eg  gefunden  haben,   bis 
wir   zu  uns    selbst  gekomiiien  sind.  - 

Hermann  Resue  hat  seinem  Buch  Demian  das 
Motto  gegeben:      Ich  wollte  ja  nur   zu  mir   selbst. 


13a 


warum  war  das  so  schwer? 
s  ist  die  Aufgabe  etwas  anders  formuliert,  die 


auch  ich  mir  gestellt  habe,  wir  Juden  wollen  zu  uns 
selbst.  Leider  ist  dies  durch  1000  Umstände  sehr 
erschwert,  durch  den  Lärm  der  Großstadt,  dass  wir  niclt 
die  Zeiu  haben,  vi  eil  icht  auch  nicht  den  Mut,  durch- 
zudringen zu  unseren  persönlichen  Wesen.  Immer  gab 
untei  den  Menschen  eine  Flucht  vor  dem  Metaphysi- 


es 


sehen. 


.     6     - 


Biese  Flucht  möchte   ich  unter  4  ae Sichtspunkten 


beleuchten: 


die  er 


ste  Art  der  Flucht;  Die  Flucht  in  die 


Verleugnung  des  Göttlichen«  .  , 

2.)  Die  Flucht  in  den  Aesthetizismus. 
3.)  Die  Flucht  in  die  Geschichte. 
4.)  Die  Flucht  in  die  Astrologie  un^  Magie. 


Ich  meine  damit  folgendes;   Es  handelt  sich 
nicht  darum,  dass  ein  Mensch  nicht  genau  weiss,  zu 
welchem  Typus  er  gehört,  sondern  dass  er  seine  Zugehörig- 
keit zu  einem  Typus  nicht  eingestehen  will  und  einen 
Ausweg  sucht,   meser  ist  sehr  interessant  und  be- 
zeichnend für  die  ganze  oeschichte  der  Neuzeit. 
Man  kann  fragen,  woher  kommt  es,  dass  man 
das  Göttliche  verleugnet^  l'/as  ist  das  Gottliche? 
ES  ist  douh  keine  Erfindung  von  mir.  Das  Göttliche 
ist  doch  jenes  unheimliche,  das  auf  uns  Menschen  lastet, 
das  wir  fühlen,  wenn  wir  allein  sind  in  dunkler  Nacht, 
wenn  wir  nicht  mehr  wissen,  was  eigentlich  werden  soll 
uÄd  wie  es  weitergeht.  Solange  wir  mit  Menschen  zusam- 
men Sind,  unterliegen  wir  dem  Ivlass engefühl,  solange 
wir  durch  Menschen  abgelenkt  werden,  täuschen  wir  uns 
selbst  über  die  Notwendigkeit  hinweg,  an  die  furcht- 
bare Ewigkeit  zu  denken.  Di es  es  Ewigfurchtbare  ist 
der  Tod.  was  wir  mit  dem  Begriff  Tod  bezeichnen, ist 
nicht  der  Abschied  vom  L  ben,  sondern  das  Nichtwissen, 
was  eigentlich  gescldeht,  wohin  es  geht.  Jeder  ist 
eingebettet  in  dieses  unerhörte  Getei^nis.  Ob  hoch  oder 


-    7    - 


tun  soll. 


niedttg,   vor  dem  Tod  sind  alle  Menschen  gleich  und 
das   ist  immerhin  ein  gewisser  Trost. 

wenn  man  einmal  versucht  hat,   mit  jenem 
Unbestim  baren  sich  auseinanderzusetzen,    so  bleibt 
eine  ungeheure  Enttäuschung  nicht  aus,  wie  überhaupt 
auf  dem  aebiete  der  Religionen.     Zur   BntwicLlung 
bedarf  es  imir.er  der  linttäuschungen.     Man  glau   bt, 
man  wa,re  dem  Geheimnis  hahe  und  wird  zurückgestossen 
in  das  Reich  der  Unwissenden.     Ivlan  glaubt,   der  IVeg 
ist  absolut  sicher.  Und  siehe,   man   zv;».ifelt  an  ö'tt, 
an  d  en  Menschen  und  allen.     Man  weiss  nicht,   was  man 

BS   ist  ein  ewiges  Auf  und  Nieder.  Wie  unsere 
Gedanken  auf-  und  ni-dersteigen,    so   steigen  unsere 
Beziehungen  zum  Ewigen.     Man  kann  die  i^^age   nicht  lösen: 
ivian  soll  man  eigentlich  im  praktischen  Leben  tun.     Heu- 
te weiss  man  die  Antwort.     Heute  fühlt  man  sich  als 
Held.     Morgen  ist  man  niedergeschlagen  und  ist  keincA 
schritt  näher  dem  Ge i sti geriünd  dieses   Enttäuschung 
bringt  den  Menschen  schliesslich  dahin  zu  sagen,   es 
gibt  kein  Göttliches,   er  will  nichts  damit  zu  tun  haben. 
Er  will  den  Weg  gehen,  mag  komi.ai   was  will.     Es    i.t 
nicht  etwa  die  Einstellung  des  Durchschnitts..enschen, 
sondern  im  Gegenteil,    es   ist  der  höohststehende  Mensch 
der  Gefahr  am  meisten  ausgesetzt.      Dafür  gibt  der 
Taliiuid  ein  wundervolles  Beispiel: 

Elischa  ben  Abuja,   der   grosse  Lehrer   des  Rabbi 
Meir,   ist  sogar  aus  der  Gemeinde  ausgeschlossen,  und 
trotldem  ging  Rabbi  Meir,    einer  unserer  gröbsten  Gel eh  r 
ten,   iimier  wieder  zu   um,  um  von  ihm  zu  lernen, 
hat'gesagt;   Es  gibt  kein  Götxlidies.  Man  strafte  ihn 
nun  nicht,   dass  man  ihm  seinen  Reichtum  nahm  oder   ihn 
gar     tötete,   sondern  der  jüdische  saun  sagte:   in  unserer 


Elischa 


-  8  - 


Gemöinsohal't  kannst  3)u  nicht  bleiben,  wir  können  mit 
Bir   zusammen  nicdit  leben. 

ElisGha  ben  Abuja  ist  durch  folgendes  oeschehnis  &ott  es- 
leugner  geworden: '     Eines  Tages  kam  er  an  einem  Bauern- 
hause vorbei  uraa  hörte   ,  wie  der  Vater   zu  seinem  Sohne 
sagte;    "&eh'    hinauf  in  den  Taubenschlag  una  hole   eine 
junge  Taube,   die  alten  aber  lasse  fliegen,   denn  in  der 
Thora  stehx,   dass  nur  die   jur^..en  Tiere  genonmen  werden 
dürfen."     Elischa  sagte  sich,  wel  ch    bedeit  ender  Lohn 
muss  aem  Jungen  vurbehäL  ten  s.in,   denn  der  Knabe  befolgt 
das   Gebot  aer  ait^rnachtung  und  -liebe,   und  ausserdem 
erfüllt   er   ein  G^-bot  der  Thora.   Der  Kr.abe  stieg  die 
Leiter  hinauf,    doch  bevor  er  noch  aen  Taubensdalag  er- 
reicht ha-.te,    fiel  er  herab  und  war   tot.     Als  Elischa/ 
das  sah,   sagte  er:      es  gibt  keinen  Gott,   keinn  Lohn, 
wie  es   in  derTHora  stehtl      So  wurde  Llischa  ben  Abuja 

ein  Gottesleugner. 

Als  man  Rabbi  Meir   zum  Vorwurf  madate,    dass  er  den  Ab- 
trünnigen no.h  im.r  axf suche,   sagte  er:   "Es  ist  genau 
so     al3  weun  ich   einen   Granatapfel  finde,      pas   Geniesbare 
daran  esse  ich  ,    die    schale  werfe   icih  fort.      In  der 
gleichen  Art  mache    ich   es  mit  den  Weisheiten  Blischas, 
ich  behalte  die  guten." 

warum  wurde  Slischa  ben  Abuja  abtrünnig?     V/eil  er   dem 
Göttlichen  am  nächsten  stand,  yer   sich  z.B.    seelisch  in 
s.lch  hoher  Art  und  Weise  aufarbeitet,   der  fühlt  manchmal 
unter   sich  s chwindelerregenle  Tiöfe. 

Als  David  die  Bundeslade  zurückführte  nach 
Jerusalem  glitten  die  ?ferde  aus  und  die  Lade  kam  ins 
schwanken.     Der  Priester  girff  nach  der  Lade,  um  sie 
zu  stützen  und  viel  in  gleichen  Augenblick  tod  nieder. 
„Von  denen,   die  mir  nahe  sind,  will  ich  geheiligt  sein" 

ES   ist   etwas  unerhört«  Qefälir  liehe s  um  den  Bezirk  der 


*. 


M   9   "^ 


Religionen  und  wenn  das  vergangene  Jahrhundert  geglaubt 
hat,  daran  vorbeihuschen  zu  können  und  sich  vor  (J'ttes 
Heiligkeit  Scheuklappen  an  die  Augen  macite,  so  hat 
es  sich  getäuscht.  Denn  die  Polgen,  die  den  Volkskörper 
Berrütten,  werden  nicht  auxbleiben.  Dadurch,  dass  man 
sich  die  Augen  verschliesst  vor  Krankheiten,  die  im 
Körper  wirken,  wird  sie  nicht  geban  nt. 

Die  Polgen  dieser  Krankheit,  dass  man  s ich  mit 
Frechheit  an  das  Hochs. e  und  Heiligste  heranwagte,  köni.en 
nicht  ausbleiben.  Bs  gibt  keine  weitere  Rettung  al2  auf 
die  sem  Wege  umzukehren.  EinÄne  Polgen  brauche  ich  wohl 
gar  nicht  erst  zu  schildern,  die  sich  auf  Erden  bceit- 
machten.  Vielleicht  verstehen  Sie  mich  nun,  wenn  ich 
Ihnen  damit  sagen  wollte,  dass  die  Flucht«  in  die  Ver- 
leugnung des  Göttlichen  eine  Eigensctiaft  des  1  9»  J^iir- 
hunderts  gewesen  ist,  indem  man  auf  wissenschaltlichem 
Gebiet  eine  so  ausserordentlich  hohe  Stufe  erreicht  hat, 
Vom  wissenschaftlichen  s+^andpunkt  aus  verdient  der  Mensch 
des  19.  Jahrhunderts g  rösste  Bewunderung;  doch  seelisch 
steht  er  unter  den  primitivsten  Menschen,  das  ist  kein 
Zweifel,  wer  die  seelischen  Aeusserungen  der  e  iniö,ehsten 
Menschen  kennt,  z.B.  die  der  Neger,  der  eingeborenen 
insulaern,  der  Südamerikaner,  der  Australier,  der  muss 
sichwundern,  mit  welcher  Klarheit  diese  Menschen  das 
urheilige  fühlen  und  mit  weicht  absoluter  Sicherheit 
Sie  d  iesem  Ausdruck  geben.  In  d  en  kleinsten  Aeusserungen 
des  Duala-Negers  z.B.:  "Behüte  mich  davor,  dass  ich  mei- 
nen Nachbarn  um  seine  neue  Kappe  beneide." 
Südseeinsulaner,  d-e  niemanden  wecken,  bevor  der  schla- 
fende von  selbst  erwacht.  Sie  fühlen,  hier  wird  der 
Mensch  seelisch  neugeboren.   Wir  dagegen  leben  mit  der 
^hr,  leben  in  die  Nacht  hinein,  wissen  vom  Tage  nichts 

mehr,  arbeiten  in  den  Höhlen  der  Menschen,  wie 


z.B.  die 


-     10     - 

wie  vor  Jahrtausanden  die  Trogloditen.     Y/ieviel  wird  z.  3. 
mit  dem    .unstliohvn  Lieht   hei  Tag  gearbeitet?     Y/o   ist  da 
der  Unterschied,   wo   der  Portsohr i*tt?     Bs    ist  nur  Trug  und 
Schein, nur  äusserlich.      Inner,  ich   ist  der  Mensch  des  I9.  Jahr- 
hunderts nicht  vorv/ärtsgekümmen,    er   steht  seelisch  unter  den 

I 

primitivsten  Menschen.     Ivlan  braucht   z.B.   nur  an  das   i'urcht- 
bats  Massenrnorden   zu  aenken.     Hierzu  fehlt   dem  primitiven 


Mai  s(ii  en  die  V/issenschaft.      Ss   gibt  einige  ganz  grosse 
Beispiele  von  der  richtigen  Lösung  j^ner  Gefahr   der  Flucht 
in  die  Verleugnung  des   Göttlichen.     Und  ich  will   Ihnen  nur 
2  Beispiele  hierfür  in  aller  Kürze  anführen. 

das   erste   ist  Hiob;     Der  angesehene  und  reiche 
Mann,    der  vom  Sata  (d.h.   vom  Schicksal)    geprüft  wird.      Ss    ist 
leicht ,   ein  guter  Mensch  zu  sein, w  enn  es  einem  gut  geht  und 
man  gesund  ist.     Und  so  wird  Hieb  geprüft:     Der  Reiche  sit2t 
in  Staub  und  Asche  von  Geschwüren  bedeckt  und  seine  drei 
Freunde  kommen  zu  ihm  und  sagen:     Kein  Mensch  wird  be- 
straft,   der  keine  Sünde  getan  hat.   Darum  b ekenne!      Hiob 
art wertet:«   Ich  bin  mir  keiner  Sünde  bewusst".     Und  die 
Freunde  begriffen  nicht,   dass  hier  ein  Mysterium  ton  unge- 
heurem Amsmass  von  sich  geht,   das   immer  wieder;.ehrt.      Es  geht 
manchmal  Menschen s chl echt,  von  denen  wir  wissen,   dass  sie 

eÄt       Bny-el  in  Menscheng  stalt  an  Hilfe  und  wohltun  sind. 

^       '  wird 

was  geht  hier  vor?     Was  Hiob  tun?  der  von  s  einen  Freunden 

verschmäht  und  verachtet  wird.     Würden  wir  uns  wundern, 

wenn   er  fluchfe?     Hier  komn:t  die  richtige  Lösung! 

Mensch   flucht  nicht.     Er   sagt  nicht,    es  gibt  keinen  G'tt, 

sondern  er  verflucht  den  Tag  seiner  Geburt.     "Wäre  ich  doch 

nicht   geboren",   dieses  Leben  ist  unverträglich!"  Aber   seinen 

MUnd  erhob  er  nicht  gegen  G'tt. 

welch'   unerhörte  Stärke  äussert  sich  hier  im  Beispiel 
Hiobs.     ich  muss  mich  hier  mit  dem  Blick  auf andere  Menschen 


Dieser 


-    11    - 


fragen:      Ist  Hiob  nicht  e in  wunderbares  Beispiel  des 
jüdischen  Volkes?     Aber  darauf  muss   ich  Ihnen  ant- 
worten:  nev  Hiub  der  Bibel   ist  überhaupt  gar  kein 
Jude!     DOS  möchte   ich  ausdrücklich  betonen:   Hier 
kommt  das  Menschliche   zum  Ausdruck.     Der  Mensch  trägt 
das  Leid  der  Ungewissheit.     Er  versucht,   sich  dagegen 
aufzulehnen  und  es  kommt  der  Augenblick,  wo   er 
glaubt,   es  nicht  mehr   ertragen  zu  können;  wenn  er 
es   in  einem  solchen  Augenblick  fertigbringt,    zu 
sprechen  wie  Hiob  und  nicht  das  Gottliche  zu  verleug- 
nen    dann  kommt  die  Umkehr,   dann  kommt  die  7/endung. 
Man  sagt  nicht  umsonst:  Wenn  die  Not  am  grössten, 
dann  ist  G'tt  am  nächsten. 

15as   zweite  Beispiel   ist  rast  noch  er- 
schütternder gestaltet  als  bei  Hiob  und  zwar  bei 
Elija.     Y/ir  öffnen  am  Sederabend  die  Tür,    stellen 
auf  den  Tisch  einen  Becher  mit  wein  und  erwarten 

w 

den  Propheten  Elija.  Er  soll  die  Erlösung  der  Mensch- 
heit verkünden.  Er  ist  eine  unerhört  packende  Ge- 
stalt. Er  lebte  in  dem  nördlichen  Reich  in  der 
Hauptstadt  Samaria.  Dort  standen  alle  Kulte,  ein- 
schliesslich der  orgiastischen,  aufdem  Höhepunkt  und 
Elija  eiferte  als  einziger  dagegen.  All  seine  Mit- 
hingemordet, er  war  als 


'«:«:4i':^; 


kämpf er  waren 
einziger  übriggeblieben.     Und  es  gelang  ihm  durch 
merkwürdige  Ereignisse  den  König  Achab  zu  über- 
zeugen,  dass  er  auf  dem  falschen  Vfege  war.     Wielange 
willst  IDu  noch  über   2  Schwöllen  springen.  Adaunoj 
echod:    Der  Ewige   ist  &'tt.     Elija  glaubt,   dass   er 
nun  alles  erreicht  hat  und  befeeht  dann  eine  m.nschli 
che  Handlung:     Er  lässt  hunderte  von  Priestern  der 
AStarte  und  4es  Bai  an  den  Fluss  führen  und   töten. 


12     - 


Obi^eich  er  das  Unheil  kannte,  das   von  diesen  Priestern 
ausgegangen  war  und  wusste,   wieviel  Morde   durch  sie 
schon  geschehen  waren,   h&tte  er  sich  in  diesem 
Augenblick  überwinden  müssen.     Vielleicht  mre  dann 
die  Geschichte  anders  geworden.     Die  Königin  Isabel  • 
versuchte  mit  allen  Mitteln  über   den  König  Gewalt 
zu  bekommen  und  den  Propheten  hinrichten  zu  lassen. 
Bliga  konnte  und  wollte  nicht  m^hr  kämpfen.   In 
seiner  Enttäuschung  wollte  er   in  die  Y/üste  wandeln 
und  dort  sterben.      Er  schlaft   ein,   um  zu  sterben, 
denn  er  will  nichts  mehr  von  dieser  Welt  wissen. 
Ein  Sngel  weckt  ihn  jedoch  und  gibt   im  Brot  und  ei- 
nen Krug  mit  Wasser  und  Elija  trinkt  und  s chläft  wei- 
ter.    Wir  sehen  hier   den  Schlaft  als  Symbol   des 
Nichtmehrwolleno.     Yfieder  wecnt  ihn  der  Engel.    Er 
gibt  ihm  einen  Auitrag:    Er   soSble  einen  weltlichen 
nicht  jüdischen  Konig  über  Israel  salben  und  Elija 
einen  Nachfolger,   der  das   G'tteswort ^iterver künden 
würde.     Gptt  ist  mit  seinem  Tode  einverstanden, 

hachdem  Elija   seine  Aufgabe   erfüllt  hat.     Die 
geschichte  geht  jedoch  «ixer:   Elija  ist  nicht  ge- 
storben,   er   ist  in  den  Iliumel  gefahren,   d.h.    er  lebt, 
er  wanuert.  Vielleicht    ist   es  der  Mord  an   den  85O 
Priestern,    oder   die  nicht   zu  Eni e  geführte  Lebens- 
aufgabe.    Das  Judentum  hat  dem  Propheten  Eli^a  die 
Aufgabe   diktiert:      Er  wird  koirüien  am  Bndeif  der  Tage 
wenn  die  Geschichte  erfüllt   ist  und  das  Reich  G'ttes 

auf  Erden  verlöinien. 

Elija  wäre  es  nie   eingefallen,    G'tt   zu 
leugnen,  weil  die  Aurgabe  ihm  zu  schwer  war.      Eine 
schwere  Aufgabe  ist  vielleicht  manchmal  nicht  zu 


IJ   - 


tragen,  aber  mehr  als   sein  Leben  kann  der  "^enßcii 
nicht  verlieren.      Er  verliert  aber   ein  anderes 
Leben,   wenn  er  seine  Aui'gabe  verliert.     Das  wiasen 
alle  i.:enschen.     Als  Alexander  der  arosse  einen 
indischen  Pursten  lebendig  verbrannte,   wusste 
dieser   im  Todesaugenblick  zu  sage   :     Wie  schön 

4 

ist  es,     v/enn  der  Körper  dtiiech  Peuer   zerstört  wird 
und  die  Seele  freigibt  für   die  Ewigkeit.     Daraufhin 
sagte  Al-^xander  der   &rosse:    "Du  darfst  noch  einen 
Wunsch  an  mich  richten."     »er   indische  Purst  ant- 
wortete:   "Äi  bist  in  2  Tagen  bei   ndr"     Und  in  zwei 
Tagen  war  Alexander  gestorben.   Alle  Mensche,   die 
vom  Religionsgefühl  erfüllt  ;iind,  wissen,  dass  die 
Enttäuschung  nur   eine  Etappe  ist  auf  dem  Woge  der 
endgültigen  Lösung  ihrer  Aufgabe.      Es   kam  oft  bei 
den  grossen  geschichtlichen  Gestalten  vor,    dass  sie 
enttauscht  waren.  Wie   z.B.   Hiob,   Elija  und  Mose,  der 
sagte,    es   ist  schon  bald  soweit  gekommen,    aass  das 
Vulk  mich   erschlagen  wird.     Diese  Schwierigkeiten 
sind  nur   ein  Hinweis  darauf,   dass   die  Aufgabe  erst 
dann   schwer   zu  werden  beginnt. 


Eine   zweite  Flacht   ist  die  Flucht  in  die  Astro- 
logie und  Magie. 

Am  besten  w.rden  Sie  dies  durch  folgendes  ver- 
stehen:     Ein  Mensch,    der   sich  absio  lut  nicht   zu 
einer  Klarheit  durchringt  und   zum  Metaphysischen 
bekennen  will,   der  nicht  einmal  für  sich  Buch  machte: 
Wie  wird  es  einmal  mit  Dir   sein,  wem  ÜÄi  Stirbst, 
wie  steht   es  eigentlich  um  Dich?     Bin  solcher  Mensch, 
der   es  nicht  wagt,    diese  Prüfung  anastellai  ,   hat  u.a. 


-     14 


den  Ausweg, in  die  Astrologie  oaer  Magie  auszuweichen 

Sie  wissen,    dieser  Ausweg  wird  heute  vielrach  be- 

die  Anerkennung^ 

treten.     V/as  bedeutet   divser  Ausweg?'    Es  bedeutet, 
dass  uns  Ksaiäctsüs.  ein  Unheimliches  und  Gewaltiges  um- 
gibt.    Dass  aber   der  Mensch  den  Wunsch  hat,   über 
diese  Gewalt  zu  herrschen  und  nicht    sich  ihm  ein- 
zui'ügen.      Dieser  v/unsch  ist  begreiflich.      Srkommt 
auch  deutlich  zum  Ausdruck  in  dem  Märchen:    Sesam 
öffne  33ich.     ^er  hat  nicht   schon  den  vmnsch  ge- 
habt,  den  Schlüssel   zu  besitzen,    der  alles  auf- 
schlieast,   um  al  les   zu  beschauen.     Die  w.en sehen 
haben  es   sich  in  den  verschieiensten  Formen  aus- 
gemalt.  Aber  in  die  Praxis  umgesetzt  haben  es  die 
Astrologen  und  Magier.     Die  Magie   ist  nichtdie 
Erkenntnis   des  Dämonischen,    sondern   cier  Versuch  es 


zu 


beherrschen.     An  dem  und  dem  Tag  d;,rfst  Du  das 


und  das   nicht  ^un.      bezw.   nur  tun,    denn  alles 
andere  wird  Dir  uiisslingen  bzw.   gelir^en.    Ich 
führe  nur  des   Interesse  halber  eine  Zeitschrift, 
die  noch  vor  8  Tagen  he rausgeko turnen  ist,   die  z.3. 

■ 

verhaltungs-  bzw.  unt ürlaasungsvorschriften  für  die 
einzelnen  Wochentage  angibt. 

'  Es  ist  nun  interessant,  dass  diese  Rat- 
schläge in  ein  astrologisches  Gewand  geileidet  werden. 
Denn  durch  Berechnung  der  sternenbahnei.  soll  genau 
festgestellt  werden, was  für  die  Menschen  gut  ist. 
Von  Individualismus  kann  natürlich  gar  keine  Rede 
mehr  sein.  Es  gilt  nur  das  Allgmeine,  denn  die 
Sterne  kümmern  sich  doch  nicht  um  Einzelnes.  So 
gibt  es  z.B.  astrologische  Kalender  für  alle  Monate 
und  merhere  Jahre.  An  und  für  sich  sind  gegen  diese 
Ratschläge  nichts  einzuwenden,  da  sie  für  jeden 


-    15    - 


Menschentypen  anzuwenden  sind  und  laein  Unheil  an- 
stiften können.     V/ir   stehen  hier  bei   der  Astrologie 
am  Ani'ang  einer  Entwicklung,   von  der  wir  nocii 
nicht  wissen,  wohin  sie  geht. Aber  berechnen  können 
wir  sei,    denn  die  B es o uäiti-feueg  mit   der  A.      ist 
eine  Flucht  vor  der  Klarheit,   vor  der  klaren   Ein- 
sicht unserer  menschlichen  und  geistigen  Verprlich- 
tung.     Wir  müssen  uns  eingestehen,   dass  wir   z.B. 
von  dem  Willen  des  Göttlichen  nur  durch  ganz 
hervorragende  Menschen  erfahren   können.     Dieses 
sind  unsere  Propheten,    die  niemals  sagen,    dass  man 
an  dem  und   dem  Tag,   das  und  das  nicht  tin  dürfte, 
sondern:   Du   sollst  keinen  Zauberer   bei  Dir  haben   . 
Du  darfst   solche   noch  nicht   einmal  leben  lassen 
unter  Dir.     Warum  denn  eigert  lieh  nicht?     Sie 
vernebeln  uns   die  klare  Atmosphäre.     Wer  weiss 
denn,  was   einmal  aus   diesem  Geheimnisvollen  heraus- 
l^omm  n  wird.     Die  Mensdien  hoffen,   auf  diese  Art 
und  weise   eine  ivlacht   Zugewinnen  übdr  Dinge,   über 
die  Wie    nie  Macht  haben  werden.     Hier  liegt   eine 
Flucht    in  die  Unwahrhit  vor.     Bei  den  Menschen,   die 
sich  damit  beschäftigen,   findet  man  häufig  eirB 
tiefe  innere  Ueberz  uging  und  man  möchte  wünschen, 
dass  sie   di^se  auf  etwas  andere  übertragen  würden. 
Aber  sie  wollen  sich  nicht  zu   einem  Typäs  bekenr^n. 
Man  muss   zwischen  diesem  unterscheiden  und  jenem, 
nämlich  der  Verkümigung  de.  Orakels,   die  världich 
mögHWi-ist.     Sicher  haben  Sie   schon  einmal  voh 
den  griechischen  Mysterien-Religionen^hört.   Ein 

Gedanke,   der  zurückführt  zu  einem  Kapitel,   das  ich 
noch  in  e.nem  Punkte  ergänzen  möchte.     Die  gleiche 
Mfsterien-Religion  finden  wir  in  dem  Begriff  des 
Orakels  zu  Delphi,  pythia,   eine  unverheiratete 


-  16  - 

Priester in,  versetzte  sich  durch  aufsteigende  Dämpfe 
i  Priester/ 

in  Ekstase  und  dann  deuteten  die  den  Sinn  ihrer  Prophe- 
zeiungen um  in  Wer  te,  über  das  was  kommen  sollte. 
Es  wären  ihnen  nie  eingefallen  ein  Rezept  zu  göben 
für  einen  Kreis  von  Menschen,  die  innerhalb  einer  gewissen 
Zeitspanne  geboren  sind« 

Wir  Juden  haben  ein  derartiges  Orakel  auch 
einmal  gehabt.  Die  genaue  Ueberlieferung  davon  ist 
jedoch  verloren  gegangen.  Man  weiss  nicht,  in 
welch  r  Art  und  weise  "Urim  und  Tiurmin  (vielleicht 

I  -  - 

Licht  und  Pehlerlosigkeit)  zu  deuten  sind.    .  : 

Aber  das  Orakel  war  kein  Sch7;indel,  sondern 
die  Verbindung  eines  zur  Ekstase  neigenden  Menschen  mit 
den  anderen  Sein.  Es  liegt  haarscharf*-  neben  dem 
Weg  der  Astrologie. 

Ich  weiss  nicht,  ob  Sie  mich  hier  richtig 
verstanden  haben,  vielleicht  ist  jemand  unter  Ihnen 
der  sich  mit  diesen  Dingen  beschäftigt,  «enn  man« 

f 

nämlidi    sein  Judentum  erkennen  will,   dann  muss  man 
sich  vorher  darüber  klar  werden,    ob  man  nicht  auf 

* 

Falschen  Wege  ist.      Ich  persönlich  behaupte,   dass 

der  Weg  der  Astrologie  ein  falscher  Weg  ist,  weil 

er  den  Menschen  vorlügt,    er  könne  Macht  gewinnen  über 

das  Göttliche.   Er  ist  aber  zu  unterscheiden  von  der 

Prophetie,   d.h.   der  Voraussage  der  Zukunft.     Wenn  z.B. 

pyftia  Alexander   dem  Grossen  voraussagte;     Wenn  Du 

über  den  Pluss  gehst,  wirst  Du  ein  Reich  zerstören, 

so  hatte  er  nur  die  Weissagung  falsch  ausgelegt,   indem 

erglaubte,   er  würde  ein  anderes  Reich  zerstören, 

wa^.rend  er  in  Wirklichkeit  sein  eigenes  vernichtete. 

Diese  Voraussagungen  sind  also  häufig  eingetroffen. 

Man  flindet  die  Fähigkeit,  mit  dem  Göttlichen  zu  sprechen 


-  17  - 


also  nicht  nur  bei  den  Juden.  Z.B.  Bileam  eto. 

t 

waren  auch  Instrumente  des  Göttlichen  und  auch 
in  der  Bibel  finden  wir  eine  grosse  prophezei4ng. 
Scheor  joschuf :  Es  wird  ein  Rest  umkehren.  Und 
umkehren  heisst:  von  dem  falschen  Weg  auf  den 
richtigen  zurückkehren.   Der  richtige  Weg  ist  der, 


da.oS 


wir  alles,  was  an  uns  herantritt  beiseite 


lassen  und  uns  endlich  einmal  zurückwenden 
V^nd  die  Worte  hören:  Sieh,  o  Mensch,  ich  habe 
Biv   gesagt,  was  Du  tun  sollst;  Lieba  und  Gerech- 
tigkeit sollst  ^   üben  und  in  Demut  warü  ein  vor 
Deinem  G'tt.  Dieae  Worte  strömen  ein  unendliches 

Licht  aus  gleich  der  So  ne. 

Es  gibt  eine  Vorauskündigung,  aber  sie 
ist  für  uns  ganz  etwas  anderes  als  für  die  Griechen. 
ES  ist  nicht  die  Flucht  in  die  Magie  oder  Astrolo- 
gie. Bei  den  Alten  geschah  -3S,  dass  man  Kinder 
tötete,  um  ihren  Geist  zu  berufen,  damit  er  die 

.f 

Zukunft  voraussagte. 

ich  führe  das  an,  weil  man  uns  Juden 
immer  wieder  den  Ritualmord  vorwirft.     Dahinter 
steht  immer  noch  der  Gedanke,    der   sich  bis   ins 
MiV.elalter  erl^ten  hat,   dass  man  die  Zukunft 
magisch  vorausbestimmen  konn-.e  und  beschwören 
konute  durch  den  Geist  der  Toten.     Ich  persönlich 
glaube    ,   dass  Sie   si.h  vielleicht  gar  nicht  mit 
diesen  Dingen  beschäftigen  und  sie  nicht  kennen, 
aber  wenn  ich  davon  freche,    ist  es  datum,   Ihnen 
zuzeigen,   dass   das  Judentum  uns  vor   Irrwegen  be- 
wahrt,  aass  wir  nicht   eine  Flucht  mitmachen  sollen, 
darum  iiann  ich  nicht  daran  vorbeigehen,  über  Astro 
logie  und  Magie  zu  sprechen.lch  habe  Ihnen  di.se 
Dinge  genannt,   da  sie  so  haarscharf  nebeneinander 


-  18  - 


liegen.  Die  alten  Griechen  haben  mit  ihrem  Orakelwesen 
das  Sichvereinigen  mit  dem  Göttlichen  versucht.  Wir 
wollen  nicht  herrschen,  sondern  uns  vereinigen  mit 
der  Gotth:it.  UndG'tt  wird  und  tragen,  wie  die  Athmos- 
phäre  uns  trägt.   Sin  Flugzeug  könnte  so  nicht  fliegen, 
und  so  kann  uns  das  Göttliche  tragen,  w  enr.  wir  uns  nur 


hinainschmiegen. 


Wir  Juden  haben  die  klare  Offenbarung: 


Gib 


Dich  dem  Göttlidien  hin,  wenn  Du  hörst,  auf  d^s,  was 
G'tt  mr  sagt,  dann  wird  G-tt  Dir  alles  geben,  w  as  zum 
Glück  notwendig  ist.  Das  ist  keine  Abrechung,  sondern 
das  oute,  das  durchaus  den  rechten  Weg  verfolgt.   .; 

Dem  zweitmWeg,  den  ich  Ihnen  schilderte, 

« 

gügd  ich  nun  den  dritten  an: 

ylucht   in   rien  Historizismus... 

siewissen  wieviele  aesehiohtswerke  erstanden 
Sind.     All.s  nuss  eine  desch.ohte  haben,  auch  unsere 
I^Mllie,    sogar  die  aes.hicMe  der  Flohdre.sur  »to.  wurde 
neiedergalegt.     Die  ansehen  sind  von  e  in.m  Taun^el  «- 
griifen:     Ueber  alles  muss  eino  a.sohiohte  g.sohr leben 

•  ^,-.  ^    -wip  PS  früher   eewesen  ist. 
werden.     Man  muss  wissen,  wie  eb  iruaot    ^ 

Ueberall  gibt  es   eine  Historie;    In  der  I^ltur,    in  der 

Zivilisatxon,   der  Medizin,  Philosophie,   Kriegsgeschidite" 


eto.etc# 


loh  lehne  die  aeschiohte  an  und  für  sieh 


nioht  ab.  aber   loh  ..enne  j.nen  PunW,  .0  der  Hlstorizis. 
^.  niohts  anderes  mehr  ist  als  die  Pluoht  In  die  Snt 


fernung  vom  Göttlichen. 

^as   ist  Historizismus? 


Ma 


E»  ist  in  seiner  tiefsten 
n  glaubt  nämlich,   dass  dadurch. 


Form  etwas  Ivlagisches. 

dass  das  groi^se  Beistehende  schon  eine  Vorfam  hatte. 


— * 


-    19     - 


das  V/under  des  Seins  geklärt   zu  haben.     Man  meint, 
weil   schon  vor  100  Jahren  jemand  gl^.ichen  Namens  und 
gleicher  Familie  dagewesen  ist,  dadurch  in  der  Cxegen- 
war  vielleicht  irgendeine  Präge  1^.  idater  gelöst  wer- 
den könnte*    Der  Rationalismus   rindet   seine  Ueher- 
stei   erung  im  Historizismus.  '  - 

Der  liistorizismus   sagt,   man  müsse  nur  die  Oeschichte 

...  .  » 

der  Juden  kennen  und  wir  sind  erlöst.     I^s   ist  nicht 

wahr.     Ifas  haben  sie    davon,    dass   sie  wissen,   wie  der 

Hergang  der  beschichte  war.     Vor  Jugendlichen  wüx  de 

ich  natürlich  nie  so  sprechen  und  mich  ao  o-usdrüciien, 

da  ich  möchte,   dass  sich  die  Jugc-nd  mit  d. Gesch. bescnaitigj 

aber    Ihnen  gegen  .b er   kann  ich   eing  stehen,    dasa  man 

auch  bei  der  Geschichte  sich  von  wahren  Judentum  ent- 

ferrit. 

Zum  Beijpiel  begehen  wir  jetzt   den  800  jährigen 

Geburtstag  von  M^-'^imonides,   dem  grossen  Gelehrten   ,    der 

Herzliches  geleistet  hat.     i^eberall  wird  dieser  grosse 

Mann  gefeiert  und  durch  seine   Leittungen  durchaus  mit 

Recht.      ES  gibt  aber  eine  grosse  Gruppe  von  Juden, 

die  diese  Feier  nicht  m  itmachen  wollen.     ITarum?     Ich 

habe  das  im  ersten  Augenblick  nicht  begrüTen.     Und 


ma 


n  macht  ihnen  den  Vorwurf,  dass  sie  hyperorthodox 


seien. 


Ihre  Begrürrlur^    ist:     Wir  wehren  uns  dagegen, 
dass  man  den   grossen  iviaimonidos  als   eine  G^schichts- 
gestalt  verherrlicht,  anstaut  nach  seinen  Wegen  und 
Vorschriften  zu  leben.     Di ^se  Leute  wollen  nur  die 
Gefahr   des  Historizismus  vermeiden.     Denn  er  hat 
ja  ungeheure  Werke  geschrieben,  nach  denen  man  leben 
sollte  und  müsste,    jedoch  das  hat  man  vergessen.     Man 
erkennt  ihn  an  und  harä  elt  nicht  naoh  seinen  Vorschrift- 
ten.     Wir  finden  den  gleichen  Gedanken  in  dem  Klopp- 
stockschen  iiiitat:     "Wir  Dichter  wollen  weniger  ver- 


-  20  - 


herr licht  und  mehr  gel.;sen  sein. 

Das  Judentum  nun  fordert  Vermeidung  ä-ller 
Irrwege.  Und  ein  solcher  Irrweg  ist  auch  der  Histori- 
zismus.  Man  soll  sich  zwar  mit  der  beschichte  be- 
schäftigen; wer  aber  .n  Geschichte  glaubt,  wie  an  ein 
magisches  Y/underwerk,  der  ist  auf  einem  Irrweg,  der 
nicht  weniger  in  die  Irre  führt  als  die  übrigen,  die 

ich  Ihnen  genannt  habe.  .  . 

ich  mödite  nun  noch  kurz  abschliessen  mit 
dem  4.  Irrweg:  Die  Flucht  in  den  Aesthetizismus.   ; 
ich  m   glaube,  diese  Zeit  ist  vorbei.   Es  gab  aber 
ganz  bestimnit  eine  Periode,  in  der  man  in  der  An- 
betung der  Kunst  und  Wissenschaft  eine  vollkomrr.en  inaer- 
liche  Befriedigung  gefunden  hat.  Kunst  ist  etwas 
Göttliches  und  der  wahre  Künstler  ein  Prophet.  Der  . 
Kunstler  hat  die  Fähigkeit  ,  mit  seinen  Mitteln  den 
göttlichen  Willen  auszusprechen.  Der  Kaier,  der  ; 
Bildhauer,  der  Architekt  hat  die  Fähigkeit,  etwas  zu 
gestalten,  .vas  wir  anderen  nur  fühlen.  Der  Aestheti- 
zismus ist  eine  Verirrung  in  die  Form.  Der  Künstler 
soll  nicht  die  Form  anbeten,  sondern  mit  Hilfe  der 
Form  einen  Qe danken inhalt  ausdrücken.  Alle  "ismen"  wie 
Kubismus  etc.  legten  nur  noch  Wert  auf  diese  Formen, 
obwohl  sie  behaupteten  ,  einen  Inhalt  auszudrücken! 
3,iB  Form  macht  den  Künstler.  Bei  den  wiriaich  grossen 
Künstlern  scÄimiegt  sicü  die  Form  wunderbar  ein  in  de  n 
,  vresensinhalt,  den  er  offenbaren  will.   In  dem  Augen- 
blick, in  dem  nur  noch  die  *'orm  angebetet  wird,  ist 
es  nilht  melir  Verldandigung  des  Göttlichen,  sondern 
er  ist  Spieler  geworden.  Denn  der  Aesthetizismus  ist 
etwas  spielerisches.  Es  ist  in  Wirklichkeit  nichts 
anderes  als  eine  Flucht  irnr  der  ewigen  Wirklichkeit 


-  21  - 


des  Oöttlicheu.  Man  hat  geglaubt,  man  könne  wichtige 
Lebensfragen  besiegen,  wenn  man  siö  nur  in  i.üiastle- 
rische  Form  kleidete,  und  hat  darüber  vergessen, 
dass  der  wahre  Künstler  in  s einer  Form  das  Göttliche 
verkündet.    -'  .    -  •      ■ 


loh  inhe   heute  abend  versucht,  Ihnen  4  Irrwege 
aufzuzeichnen.  Die  Flucht  vor  dem  Göttlichen  ist 
im  ersten  Falle  die  Verleugnung  des  Göttlichen,  die 
die  Grössten  erfasste,  ebenso  wie  im  Falle  des  Aesthe- 
tizismus  wirklich  gross  veranlagte  Menschen  davon 

\ 

betroffen  wurden*  •  '  ■ 

»  .     * 

Der  i-listorizismus  ist  eine  allgemeine  Gefahr. 
Er  hält  die  Menschen  ab  vor  der  richtigen  Prüf ui:tg 
seines  7/egeS  und  Standortes.  Und  das,  v;as  In  unserem 
tiefsxen  Innern  im  Dunkeln  wallt,  7;as  einen  in  Angst 
versetzen  könnte,  da  man  nicht  v/eiss,  WoS  werden  kann 
=  Astrologie.  Wenn  ich  nun  gesagt, habe,  es  ist  die 
Aufgabe  für  uns,  unsere  Zugehörigkeit  zu  einem  meta- 
physischen und  religiösen  Typus  zu  erforschen,  so  habe 
ich  durch  Irrwege  aufgezeigt,  wo  die  Grenzen  liegen, 
bei  denen  man  nicht  ausgleiten  darf.  Schon  die  Bibel 
kennt  die  Gefahr,  nur  in  ihrer  Sprache.  Ich  erinnere 

nur  an  jeremia. 

nicht  rühme  sich  der  Weise  seiner  Weisheit 
nicht  rühme  sich  der  Held  seiner  Starke 
nicht  rühme  sich  der  Reiche  seines  Reichtums 
sondern  in  folgendem  rülime  sich  der  Mensch: 

der  sich  rühmen  will: 

dass  er  versteht  und  mich  begreift 

dass  ich  der  Ewige  bin,  der  Liebe  übt 

und  Recht  und  Gerechtigkeit  auf  der  li.rden.  • 

Daran  habe  ich  Wohlgefallen, 

so  sprach  der  Ewige. 


-  22  - 

Der  psalmist  sagt:  Wenn  man  noch  so  sehr  versucht ,  aus 
zuweichen,  es  i^eht  nicht,  denn: 

wohin  soll  ich  fliehen  vor  Deinem  Geist 

wohin  könnte  ich  mich  entfernen 

wenn  iah  in  den  Himmel  hineinst.- ige 

und  wenn  ich  mich  in  die  Gruft  bette 

und  wenn  ich  die  Flügel  der  Morgenröte  trüge 


•       •••••• 


I 


Meine  mmen  und  Herrai    ! 

Verstehen  Sie  di'-se  SpractB  .      Es   ist  etwas 
unerhörtes  dieses  jüdische  Einseitigkeit,   aber  sie 
ist  die  Einseitigkeit  des  Menschen,    der  auf  dem    ., 
höchsten  Berge  steht  und  die  ganze  Gebirgskette  über- 
schaut.      ES   ist  eine  Einseitigkeit   ,   auf  der  man  alle 
Irrwege  u  nd  Fehler  verni^-idet*?. 

Ich  wollte  Ihnen  die  Fluchtwege  beschreiben 
und  gleichzeitig  angeben,   w,,,s  das  Judentum  unter  dem 
rechten  Weg  versteht.  Und   im  nächsten  1/Ial  will    ich 
eine  Rei^z^he  von  Fragen  klaren,  wie  man  den 
Inhalt  des  Judentums  praktisch  gestaltet,   die    jüdisch- 
religiöse  Ethik  und  das   jüdische  Recht. 

"  .  % 


0 


\,^ 


24.  Januar  1935. 


%/ 


Meine  ia.men  und  Herren   l 

loh  begrusse  Sie  und  freue  mich,  da.s  Sie  wieder 
in  Sv  grosser  Zahl  ersohienen  8 ind. 

Wir  wollen  uns  mit  cLioser  Vortragsreihe   ein- 
arbeiten in  das  wirkliche  Sein  und  Weaen  aes  Judentums. 
Die  heutige  Zeit  ist  besonders  dazu  aii^otan,   den  Wuncoh 
in  uns   zu  weoken*     ?/ir  sind  dab   i  von  der  Voraussetzung 
ausgegangen^   dass   wir  uns  na oh  keiner  Je^te  hin  ablenken 
lasson  wollon,   wader  aus  Jfurcht  vor   irgendeiner  Meinung 
noch  duroh  Zuneigung.     Wir   ^vollen  auf  arund  jener  uner- 
sohöpfbaren  und  ewigen  Quelle  des  Judentums,   auiT  örund 
der   biblisoh' n  Sohrxft  das  Judentum  so   kennenlernen,  v/ie 
es   iiii  Lauxe  der  jahruauö^nde  von   innen  heraus  Q-estalt  an- 
genoiimien  liat« 


Ich  habe  vor  Weihrac-'iten  zu   Ihnen  über   3  Themen 


gesprochen 


le   üeber  Religion  al;j   zentralreligioser  Le- 


bensatandpunkx .     Daraus   geht  üohon  m^u  liindeut igkeit  hervor, 
dass  Judentuiü  und  aeli^  on   2  unzc^rtreuLbare  Begriffe  sind. 
Ob  nun  Religion  gleichzeitig  als  Kir^iie  betrachtet  werden 
kann^    ist  nicht  beantwortet;      aiese  ira^e  wird  spater 
eino  Roli  e  ;dpi<-l6n#  Religion  ist  nicht  etwas,  was  ri;an  nur 
nc^benbei  ausübt,   sondern  Reli^^on  bestimzüt   den  Menschen, 
wt^ist  ihm  den  '^eg,   gibt  ihm  in  allen  Prägen  des   Lebens  Aus- 
kunft und  kann  aarg^i^gt  werden  in  ein^m  zweiten  Kajttel, 

2.  dass  Judetxtum  imriier  ein   typischer  VIosl  zu 
Q»tt  iste     Unsere  heutige  Zeit  stellt  eine  ausserordentlich 
schwierige  Aufgabe»     An  di^^Bjr  Aurgabe  sind  viele  Menschen 
ausgeglitten  und  werden  itrmer  noch  w  eiter  ausgleiten* 
Im  Mittelalter  hatte  die  Religion  allgemeine  Geltung,   später 


^ 


hat  8iu  dl  US«  vwrlor«.'^«  ««ll  diu  «^nauadn  dar  noicin 
Zelt.  k«in«  Antwort  <U,raur  riiid&n,  vi  «so  aa  möglloh  ist« 
dasa  J0d«  RüXijlor.  von  8i  h  bt>>haut>tat «  olasa  sie  dl« 


•inzig  vahro  sei  ana  trotzdam  nur  eine 


wahre  sein 


kann«     «enn  alle  valir  ooin  sollen«  dann  ist  «iin 
liderapruoh  ge^^vn  don  Bögriff  der  vahrli  it .     Ss 
gibt  al»er  aaah  nur  eine  irahrheit,  das  liegit  schon 
im  Begrirr«     Die  Antwort  ist  unendlich  sohvor«     Aber 
ro  achwierigktiiton  vori^mden  sind,  da  bugiant  ««rst 
der  weg  zur  ,  ahrh-it.     loh  habe  versticht   in  3  Vor  - 
träg^^n  darzulegen,  das«  Judo  Religion  der  Srde   oin 
Teg  zu  0*tt  ist,  es  ist  t^lne  reine  Angelvj'gf^hdit  des 
Typus.     Vir  isind  ja  al  le  v  ruohiöden  in  attsserer 
und  seeliäcn.r  OüStalt  und  äo  hat  JJuder  M«nsoh  zum 
i^wigen,  zum  &t«itaphy tischen,  zota  Zeitlosen  ein  n  be- 
sonderen weg  mit  angoboror.  bekosmen«     Dieser  angoborwie 
Weg  ist  der     eg  zu  seinor  Roligion«     ü  gibt  auf 
Irde  gar  nidix,  Itiel*  solcher  tvpiuciior  .-^ege«     loh 


iKkbe  Ihnun  in  klatw^r  U 


cht  dargelegt,  äa;js  ös  in 


ffirkliclüceii  niclltr.ehr  als  hödhstens  9  verschiedene 
typisohö  Religionssege-  oder  StuJTen  gibt,     und  d^a 
Judentum  ist  eine  Stur«.     Ss  kann  Jude  lioHt^iwn  mim 
■•in,  ^vnau  so  wie  wir  alle  das  Licht  vahrnehmen,  4** 
der  mit  seinen  Aag€0  und  trotzdec  ist  es  die  ^It  icis  , 
•ine  Lichtquelle.     So  ist  es  Mich  derselbe  gMohe  o*tt, 
zu  den;  die  Mensohen  ihren  T^e^^  gehen,  einen  Vater  haben 


wir  alle. 


loh  habe  nun  zunaoii;>t  in  allar  Kurze  versu  ht. 


Ihnen  d  ar zulegen,  dasu  di^i  B^stieoung  deft  Judentoras 
dahin  geht,  dass  i*B  als  **Am  Kodausoh**  sämtliche  Aeus-> 
••rungoa  des  Lebens  betrachten  «oll  ..nter  dem  Oesichts- 
punkt  d«i  fSttlichdn  willens,  denn  das  hindeutet  am  ko- 


-     5    - 


dausoli*     Kioht  gociofint   i;jt  mii.  Am    .üdausuh^   dass  wir 
uns  um  das  Haupt  einon  Helligonkranz  winaerj      Wir  sollen 
Menschen  s  ein,   die  auf  der  Srde  stehen  und  mit  dorn  Kopf 
in  den  Himmel  ragen,    ins  Zeitlose!      Der  aei  t  kündet  uns 
"^^  vom  lebür.digen  (Jottliolien.     Der  iSr^ol   im  Traumbild  Jakobs, 
die  Iraumleiter  ist   die  V'ör;jinnbildlichung  dafür,   dasr,  . 
der  MO  isoh  der  iürde  miü  seinen  Gedanken  in  den  Himmel 


ragt 


"Sin  heiliges  Volk  soliat   Du   aoin  und  Ihr  seid  mir 


oin  öogiilloh,    ein  auserv/tihlt^ü  Volk,   derm  mir   <:;ehört  die 
gp.nzo  Rrde*     wer  dem  Judentum   aine  andere  B'^stimmung  geben 
will  als  dio,   Oottesvolk  zu  sein,   der   entwurzelt  die 
Ihora,      Die  V;ün3che  des  MonacUen  i>ind  kleinem  perscjnlichm 
Willen  unterv/orfen.     Wün;:ioh  n  kann  or,    vlanr>  der  Himniol 
einstürzt*  V/ünsolien  kunn  man,   dass  das  Judentum  etwas 
anderes  sein   3ü13 ,   als  am  kodausch,   Q«ttesvolk,  aber 
wissen  uüüseu  v/ir ,   or  ruft  nicht  Theorie   in  die  Schranken, 
sondern  or  ruft  dcis  ev/ige  Buch  der  Menschheit,   di     Heilige 
Schrift,    in  die  Schranken. 

♦♦Ihr   seid  ü.ir  das  ausenv-^hlto  7olk,    Ihr  sollt  mir 
sein  ein  Reich  von  priostern  und  .in  heiliges  Volk,«Bo 


lautet  die  urev-ige  ßestim  ung# 


den  Satz: 


Elin  evange  ischor  Geistlich t?r  prägte/ftü,s  ^ort^ 
^  Mie  sollen  es  la::sen  stan!'^     Und  wir   tonnen  das  Wort:   dass 
wir   ein  Volk  von  Priestern  sein  sollen,   nicht  stehen  lassen, 
sondern  müssen   os  anv.   nden. 

Zur  Klärung  dieser  Prägen  wollen  wir   zu  eln«n 
weiteren  Kapitel  fortschreiten: 


•     4     • 


Kraatt     ^aeligionen 


MMi  0oll^  wann  man  etwa«  klar  aaratollan  will,  nxicik 


siigl^ioh 


OegenLuil  bclu^uohLan« 


Vf^B  Lloht  in  wt^inor  erigen  Ki^nart  wird  uns  deiitlioli 
durch  die  ^^fahrung  des  runliels« 

loh  EBoohte  Über  Jene  merkwürdige  /ersaahe  aprech  n^ 
die  bia  in    lie  umaiutel&are  O^guMwart  ge»aaht  werden« 
am  voc  4Si^int>r  rolij^^aen  Bestisxiung  zu  rixehen«     Denken 
Sio  an  die  Sri  rL  rung  über  die?  verß<Aiio4enen  Typ«a* 
Iah  habe  uiaht  aehr  und  nicht  weniger  darit  behauptet, 
daejg;  ee  ub«irhau|^t  meinen  i^&ndohen  gibt,   der  nioUt    irgend«» 
ein^  ^ar  derinit^rbare  £inat  Uung  «ua  Metaphysischen 
bdalzeii  kann  und  biu8»>     Jeder  ist  irgendwie  irrerhalb 
dieses  Typus«*oChecm3  oingsgiiedert»     ^  bosteht  die 
Ugolidikeit,  dat^s  ein  Mensoh  sich  übers  eine  fiigenart 
hinvregt^&uuuht,  wenn  ein  &!ui:.«uah  aiisa  jedoch  über  sich 
klar  wiru,  Sw  wird  er  uines  Tages  atl decken,  dass 
er  zu  irgondoiaiB  Typus  gehört« 
Br  guhört  zum  Beispiel: 

I»)   tu  aem  Xy^us,  aer  in  der  K&tur  etwas  Absolutes^  an«» 
bet«^t,  wio  z3«   aie  (hrii.ohon,  die  in  Jeder  Quelle  einen 
(|*tt  £ahen,   oder 

2«)   zu  joeien,  die  die  Kraft  als  solche  anbeten^  die 
sieh  äussert  im  Ken80^:ien,   im  Xiur,   im  Sei^nd^a«     Die 
Krart  als  Urheberin  alles  Oew0huh<^'n# 

3#)  zu  denen,  die  diw  irdische  velt  al^  Trug  betraohtcmt 
ftXs  ein  Nichts,  als  einen  Siiiloier  der  Maya«     Ss  gibt 
viel«!  Menschen,  die  vom  Buddhismus  angezo£;en  werden 
und  die  in  den  buadhiLtisohen  Xldstern  die  innere 
Ruhe  und  Besohauli<h  ^elt  suchen,  damit  siw  aurg-hin 
ins  Mirwana» 


-    !;    - 


4.)   Dioden igen,  die  das  »rig-aöttlioho  Tor«pÜr«n,   da» 
»ber  nur  duroh  It^wndulaön  Ml^tl^^r  z\x  ihnün  kocai-dL  kÄnn. 
1  «s  olB«  göttliohü  od  r  menachllohe  TorcitLlung. 
giljt  z&ltllose  8oluh<?r  Mensohan«     Aber  Jedes  VAX 
Ist  en  ©In  beson  lerer  Ty-us  In  Bezug  &ur  das  Metfcphyslsoh« 
5«(  Jone,   ^tlo  doß  llo&l88ui6  iuildlü«n,  jonur  Typus,  de» 
die  üiterie  verabeolutiurt*     Auoh  irlatotul.:»«  hat  ge- 
sa^,  dlo  Brde  ist  von  ]5wlßkelt  da.    l«nn  das  irahr 
Ist,   dannid«!  dl©  lÄterlo  zuci  (J'ttt  denn  dann  hatt.« 
nicht  a'tt  dlo  ^de  gHOOhaften,  sondere  die  liittarie. 
0»tt  lat  otwaa  Absolutes,  Cn  tüc..ut;.erllohes,  Iwlg  aas 
sieh  ;^uellandoü. 

Mtfi  soll  kein*:»  Menaol. an  be*  ehren.     Von 
den  echten  Hlsaion&ren,  Ale  hinauagöhen  In  dt©  Dr- 
wal'.ier  Arrikas  oder  zu  dun  non^idlach«!  Y'.lkern  dos 
romen  Oeti^us,   uja  ilm^r,  41©  aelli;l».rä«iSar«pa8  zu 

bringen,  Ist  ec  vlolloicht  so  gv«  int,    aase  sio  nur 

aellGiü»'-ß/ 
den  Typu3  ihror/Jiioiitani^  her^ur.ri8ak<m  wollen«     Auob 


unser  Oi  ok  lot  nloht  voll,   irg«>Bdwo 


bohrt  e&  in 


uns,  bis  wir  aasoren  uroigonen     e^;  g^jAindon  liabän,  bis 


•i»  zu  unü   j  Jlbat  4;*. 


s.nd. 


Honaann  Hosi>o  hat  soinea  Buoh  Dtmlan  das 
Motto  gegeben:     loh  woL  te  ja  nur  zu  mir  ööl\>«t, 

«arum  war  <UkS  so  soh^/er? 
9uB  lat  dl^:  AuiTg'Abe  otwaa  andere  forauliart,  die 
au oh  loh  mir  gestellt  habe,     rlr  Juden  wollen  ax  ans 
»olbst,     Lelaer  lat  dies  duroh  li)00  ümatondo  sehr 
eraohwert,   «aroh  den  LÄcm  der  Oroflbtadt,  das s  vir  niolt 
die  Zel-  htiben,  vi  oll  Icht  auoh  nicht  dön  Mut,  durolu 
sudringet.  zu  unaeren  p^rs^nliohen  Woaon.     Irffler  gab 
•0  untö«     dön  MeJisoaön  eine  ?luoht  vor  dem  Metaph^sl- 
sohen» 


•    6    - 


Pltse  FlUvjlit  röclito  loh  ufitor  4  öeeicUtßpankten 
bel'uohuon; 


dlt)  ersto  A.rt  1er  Flucht:   rlc  llucht  1ü  die 

2#)   Die  ?lucht  In  dtn  A©ßth©tiziömuß^ 

J.)   Die  Flacht  in  die  QLSchii.hta. 

40    rio  Fl   clit   ir   die  Afetrclogi«  uu-  Ka^^ie. 


•4 


Ic  .  B#lri^  iamlt  rol^iendetis     Ss  harcelt  siali 
alcdSit  daru^  ^   dÄs^;  alu  M«n80h  nicht  gf^naa  weisse,   zu 
welohOTTi  Tyius   ar  ijöhört^   sonierr  dacc  er  seins  Zmj^Larig- 
8:;.it   zu  elnum  T^^:>us  nicht  ein^o.^teher.  vill   -ind     int^n 
Ausweg  ßuoht*      Tileser   Ict   s^hr    intere^^isant  und  b<i- 
»©ichnond  fUr  die  ganze  Oosohlohte  der  ^^©az^^it» 
Man  kann  I'rÄj,e?i,  iu\  r  kam-.t  ea^   das«  oan 
da3  Oittlioh     vt^rl  ^u^n«  tt      'aß   Ist  das  sittliche? 
Es   iöt   dt:>v.h   ;_oln.^  Srrindun^  von  xvAt.     T^z  Söttliciie 


tBt  doch  Jöne^  Unhelrullohe^   dua  &iur  uns    ijn^^olion  luatot^ 
dlAl  wir   iublön^    wenn  vir   £;i:öin  jsiud   in  dunklur  -laoiit, 
l/eiiH  vrir  uiuht  -.jhr  wi^^o  .^  ra^   «i4J.^tll;5h  v*örd©u  soll 
uiid  wie  es  wui  ler^^-htm      Solange  wir  r:it  i^lunaarien  zusaa- 
«en  uind^   u^;torliogeu  wir  duL*  i^'ÄSi:ieng3rahl^   öülÄnge 


wir  durah  Menüohen  abg^^lenkt  werden^   tStu^^oiien  wir   une 
Solb^t   üLor   '11^  Notw.  nl-i^li'vlt  hlr/veg,   an   die  fj.rcht- 
bare  Brl^/kolt   zu  den):  n*      'Ole-^Ewigfur'Jhtbarö     i^it 
der  loA.     wc^e  vir  tnlt  dem  BGürirr  Tod  beze lehnen ^ ist 
nicht  der  Abochied  vora  L  bon,  sondern  d^cs  Hiohuwisaen^ 


wa^  ©Igentilv^h  g©£»u..it^ht^  wohin 


eht*     Jöder  ict 


eingebettet  in  dieses  un^^rUorte  Qtili;^  lnais#  Ob  uooh  Uwt^v 


-    7    - 


». 


nl«cittg,  vor  'ten  Tel  wind  all®  Mensoher  gleioh  und 
d&s  ist  Icanerhln  ain  g«fri«gor  Troot. 

V#un  &:itr!  oii«al  v^töucht  Imt,  uit  Jen« 
Uub»ati«x  \>aren  »ich  ausalran  ;»r::;u3«*i.z«*n,   sc  bl«  ibt 

auf  dAs:  0«>l)i9t,a  der  Raligicn&Fn«     Zar  Sntvloklung 
b«tar3f  ü.i  luaor  dur  "..nttausunargen.     Uan  glau  bt, 
iö«n  Wir©  dev  0<.4iöiaml»  fcaho  und  wird  2url'ckg^»fitoj:ßen 


in  da£5  Reich  cior  tJnifl£.;.örieien. 


claubt,  der  teg 


ißt  abeolut  sichör.  und  Si«?h«,  «tac  «wel^elt  an  a»tt, 
ander.  Jileritrtien  um  tllen.     Man  weiaa  nicht.,  i?a»  »&ß 
tun  Süll»     SB   l«t  ein  CTtfiii  ?c  AulT  uisd  »ied«»r.  Yit»  uncerd 
ae«ar.kdii  aaf-  unc.  ni  d«rst0i£eii,  eo  «teigen  untere 
Bexibhuiigen  zum  Bwig^u.     «an  luitio  die  ^''raga  liicht  löaen: 
Man  aoll  löaR  öi^entlich  im  pritltti schon  tebi-r  tun.     Heu- 
te wttxas  tan  die  Antwort.     Heute  fuUlt  lu&n  üiah  ttla 
Kela.     Ifortcen  ist  »an  nledergeo  hla^on  und  ist  t*^iniJi 


Schritt  ttti.cr  dem  o.  i-tigvcUiid  di.ac»«   Sntt&uacluing 
brihßt  den  MerjwChon  cehliesaüeh  dahin  za  sa,  ©n,  «8 
gibt  k«in  oitLliciiöe,  er  will  nlchtß  da^it  ru  tun  haben. 


Jr  will  den  veg  geben,  na|r  kocr  ai 


v;ill. 


iL^ 


nicht  etwa  dia  r.init^ülung  dea  iÄrcfcecl:nltt«wi«M*chen, 


aondt^rti  ic  GWj';öntöil,   es   ist  der  höohetatehonäe  ioensoii 
.j»r  acraUr  ar.  coiat««  auageaetzt.     DafUr  gibt  der 
Haltsnd  ein  «u.avjrvuJLlos  Boispiol: 

nisotaa  bar.  Abu  ja,  aer  girosae  Lvhror  dea  Rabbi 
Meir,  i»t  ßotar  aua  der  Oeceinda  aasgeßcUloaaon,  und 
trotzdem  ging  Rabbi  Meir,   einer  unserer  grätistan  o^acb  r- 
tön,   iaaDör  wi  adcr  sui  iioa,  ua  von  iiat  «u  lernen.     SliauiA 
bat  geaagt;  3s  gibt  üein  üijt^liübea.  v^n  atrafta  ihn 
tion  ftiobt,  4&»fi  si&n  iha  aeinön  ?»oichtaci  naht:  oder  Iha 


0^9 


tötete,  aondern  der  4^<^^^<*^^  B^  n  sagte:  In  onaorer 


-  8  - 


aeoid Insohart  kannat  Du  nioht  bleiben,  wir  köuntn  mit 
Dir  zasammjn  niith^  leben* 

Blisoh»  ben  Abuja  Ist  duroh  f olgandaa  oooohehniß  oott  es- 
laugner  geworden ;       Elnös  Tagy>8  kam  er  an  einem  saut^^rn- 
liaus©  vorbei  onfi  hörte  ,  wie  avt  Vati^r  2:a  seinem  Sohne 
sagte:   «öeh'   hinauf  in  üen  Taubensöhlag  un^  hole  eine 
Junge  Xaabe,   die  alten  abor  laaae  fliegen,  denn  In  der 
Thora  eteht,   dasa  nur  dla  jurv  en  Tiere  genommen  werden 
dürfen.»     Klisoha  sagte  aiöh,  wel  cäh   beieitenaer  Lohn 
musa  atem  Jungen  vcrbehd  ten  au  in,   denn  der  Knabe  befolgt 
das  Gebot  aer  ältarnauhtung  un..  -liöbe,  und  aaaaerdem 
erfüllt  er  ein  o<.bot  der  Thora,   Der  iü^abe  stieg  die 
Leiter  hinauf,   uouh  bevor  er  noch  aen  Taubenschlag  er- 
roiJit  ha-te,  fiöl     r  herab  und  war  tot.     Als  Elisoha/ 
daa  sah,   sagte  or:      es  gibt  keinen   >olt,   kein  n  Luhn, 
wie  es  in  aerThora  ateiitl     so  wurde    .lischa  ben  Abuja 

ein  GK>tt©8leUbiier. 

Als  man  Rabbi  l^ir  zum  Vorwurf  maditü,   dass  er  aan  Ab- 
trünnigen no  h  loa  r  aif suche,   sa^te  er:  "Sa  iat  genau 
so     ala  we».n  ioh   einen  Granatapfel  finde.     Das  »eniiwbare 
daran  esse  loh,   di^    cohalt.  werfe  iöh  fort.     In  der 
gleiciien  Art  maohe   ioh    .s  mit  den  Keisheit.^n  i^liöolias, 
loh  bblaalte  die  guten." 

Warum  wurde  äliaoha  Den  Abuja  abtrünnig?     well  e»  dem 
Qöttllohon  am  ndohatün  stund,  wer  sich  z.B.  aoelisoh  in 
•  .loh  hoher  Art  und  TTeiae  aufarbeitet,   der  fUhlt  manohmal 
unter  sloh  sohwlndelerregen-ie  T*Äf©» 

Ala  2avid  die  Bundealade  zurüokfühcte  naoh 
jeruaalem  t- litten  die  Pferde  aua  und  die  Lade  kam  Ina 
Schwanken.     Der  prleater  girff  naoh  der  Lade,  um  sie 
m  stutzen  und  viel  l«  glelohen  Augenblick  tod  nieder. 
ftVon  denen,   die  mir  nahe  aind,  will  loh  geheiligt  sein" 

Ba  lat  etwaa  Unerhörte  oefähcllohea  un  den  Bvk;lrk  dev 


-    9    - 


Euligionen  und  wenn  das  vergangene  Jahrhundert  geglaubt 
hat,   aaran  vorbeihuöohen  zu  können  and  sloh  vor  d'ttes 
Heiligkeit  Soheuklappen  an  die  Augen  maclto,    so  hat 
es  sieh  getäuscht.     Denn  die  Folgen,   die  den  Volkakörper 
■errütten,   werden  nioht  auxbldlben.      Dadurch,  dass  man 
sieh  die  Augen  versoaliesst  vor  Kfankhuiten,    die  im 
Körper  wirken,  wird  sie  nioht  geban  nt. 

Die  Folgen  dieser  Krankheit,   dass  man  sich  mit 
Frechheit  an  das  Höcfas-e  und  Heiligste  heranwagte,   kön«  en 
nioht  ausbleiben.     Bs  gibt  keine  weitere  Rettung  al^  auf 
die  sea  Wege  umzukehren.     Sinaäne  Folgen  brauche  ich  wohl 
gar  nioht  erst  zu  schildern,  die  sich  auf  Beden  b»eit- 
maohten.     Yieileioht  verstehen  Sie  mich  nun,  wenn  ich 


.t 


Ihnen  damit  sagen  wollte,  dass  die  Pluohxeb  in  die  Ver- 
leugnung des  Göttlichen  eine  Bigenscäiaft  des  1  9.  Jahr- 
hunderts gewösen  ist,  indem  man  aui'  wissensohartliciiem 
Gebiet  eine  so  ausserordentlich  hohe  Stufe  erreicht  hat. 
Vom  wissenschaftlichen  s+andpunkt  aus  verdient  der  Mensch 
des  19.  Jahrhunderts  g  rösste  Bewunderung;   doch  seelisch 
steht  er  unter  den  primitivsten  Menschen,  da,a  ist  kein 
Zweifel.  Wer  aie  seelischen  Aeusserungen  der  e  iniuchsten 
Mi^nschen  kennt,  z.B.  die  der  Neger,  der  eingeborenen 
Insulaern,  der  Südamerikaner,  der  Australier,  der  muss 
slohwunaern,  mit  welcher  Klarheit  diese  Menschen  das 
Urheilige  fühlen  und  mit  welchf  absolutt^r  Sicherheit 
Bio  d  iesem  Ausdruck  geben.  In  d  en  kleinsten  Aeusserungen 
des  Duala-Negers  z.B.:  "Behüte  mich  davor,  dass  ich  mei- 
nen Nachbarn  um  seine  neue  Kappe  beneide.«   z«B.  die 
Sudseeinsulaner,  d  e  niemanden  weoiten,  bevor  der  Sohla- 

i 

fende  von  selbst  erwacht.     Sie  fühlen,  hier  wird  der 
if«n8oh  seelisch  neugeboren.       Wir  dagegen  leben  mit  der 
flw,  leben  in  die  Nacht  hinein,  wissen  vom  Tage  nichts 

mehr,  arbeiten  in  den  Höhlen  der  Menschen     wie 


-  10  - 

wie  vor  Jahrtausenden  die  Troglodyten.  Wieviel  wird  z.  B. 
mit  dem  künstlichen  Licht  bei  Tag  gearbeitet?  Wo  ist  da 


der  ü«tersc4iied,  wo  der  Portschri#tt?  Es  ist  nur  Trug  und 
Schein, nur  äusserlich.  Inner:  loh  ist  der  Mensch  des  19.  Jahr- 
hunderts  nicht  vorwürtsgekommen,  er  steht  seelisch  unter  den 
primitivsten  Menschen.  Man  braucht  z.B.  nur  an  das  furcht- 
ba»  Massenmorden  zu  denken.  Hierzu  fehlt  dem  primitiven 
Maas(h«n  die  wissönschaft.  3s  gibt  einige  ganz  grosse 
Beispiele  von  der  richtigen  Lösung  jener  oefahr  der  Flucht 
in  die  Verleugnung  des  Göttlichen.  Und  ich  will  Ihnen  nur 
2  Beispiele  hierfür  in  aller  Kürze  anführen. 

das  erste  ist  Hl  ob«  Der  angesehene  und  reiche 
Mann,  der  vom  Sata  (d.h.  vom  Schicksal)  geprüft  wird.  Es  ist 
leicht  ein  guter  Mensch  zu  sein,  w  enn  es  einem  gut  geht  und 
man  gesund  ist.  und  so  wjrd  Hieb  geprüft:  Der  Reiche  sit2t 
In  Staub  und  Asche  von  Qeschwüren  bedeckt  und  seine  drei 
Freunde  kommen  :^u  ihm  und  sagen:  Kein  Mensch  wird  be- 
straft, der  keine  Sünde  getan  hat.  Darum  bekenne  1  Hiob 
ait wertet:"  Ich  bin  mir  keiner  Sünde  bewusst".  Und  die 
Freunde  begriffen  nicht,  dass  hier  ein  Mi^sterium  ton  unge- 
heurem Aasmass  von  sich  geht,  das  immer  wieder  .ehrt.  Es  geht 
manchmal  Menschen s ohl echt,  von  denen  wir  wissen,  dass  sie 

gät  ,  Engel  In  Menscheng  stalt  an  Hilfe  und  wohltun  sind. 

wird 
was  geht  hier  vor?  Wrs  Hiob  tun?  der  von  seinen  Freunden 

verschmäht  und  verachtet  wird.  Würden  wir  uns  wundern, 

wenn  er  fluch^?  Hier  komK;t  die  richtige  Lösung!  Dieser 

Mensch  flucht  nicht.  Er  sagt  nicht,  es  gibt  keinen  ö'tt, 

sondern  er  verflucht  den  Tag  seiner  Qeburt.  "Ware  ich  doch 

nicht  geboren",  dieses  Leben  ist  unerträglich!»  Aber  seinen 

Mand  erhob  er  nicht  gegen  a'tt. 

welch«  unerhörte  stärke  äussert  sich  hier  im  Beispiel 
Hlobs.  loh  muss  mich  hier  mit  dem  Bliok  auf andere  Manschen 


-   11   - 


fragen;     Ist  Hiob  nicht  e  in  wunderbares  Beispiel  des 
Jüdisohen  Volkes?     Aber  darauf  muss   ioh  Ihnen  ant- 
worten;   Der  Hiob  der  Bibel  ist  überhaupt  gar  kein 
Jude»      D  üs  möohte  ich  ausdrücklich  betonen:  Hier 
kommt  das  Menschliche  zum  Ausdruck.     Der  Mensch  tragt 
das  Leid  der  üngewissheit.     Br  versucht,   sich  dagegen 
aufüulehntn  und  es  kommt  der  Augenblick,  wo  er 
glaubt,   es  nicht  mehr   ertragen  zu  können j  wenn  er 
es  in  einem  solchen  Augenblick  fertigbringt,   zu 
sprechen  wie  Hiob  und  nicht  das  Göttliche  zu  verleug- 
nen,  dann  kommt   die  Umkehr,   dann  kommt   die  Wendung. 
Man  sagt  nicht  umsonst;  Wenn  die  Not  am  gcössten, 
dann  ist  Qt*tt  am  ncichsten. 

las  zweite  Beispiel  ist  rast  noch  er- 
schütternaer  gestaltet  als  bei  Hiob  und  zwar   bei 
Elija,     wir  öffnen  am  Sederabend  die  Tür,   stellen 
auf  den  Tisch  einen  Becher  mit  wein  und  erwarten 
den  Propheten  Elija.      Er  soll  die  Brl  sung  der  Mensch- 
heit verkünden.     Br   ist  eine  unerhört  packende  Ge- 
stalt.     Br  labte  in  dem  nördlichen  Reich  in  der 
Hauptstadt  Samaria.     Dort  standen alie  Kulte,   ein- 
schliesslich der  orgiastischen,   aufdem  Höhepunkt  und 
Elija  eiferte  als  einziger  dagegen.     All  seine  Mit- 


kampfer waren 


%   -^    • 


m  *  4   •  »•«:«  t    i 


hingcmordet,   er  war  als 


einziger  übriggeblieben»     Und   es  gelang  ihm  durch 
merkwürdige  Ereignisse  den  Eönig  Achab  zu  üb  er- 
zeug en,   da SS  er  auf  dem  falschen  Wege  war«     Wielange 
willst   Du  nooh  übet  2  Schwöllen  springen*  Adaunoj 
eohod:    Der  Ewige   ist  ö^tt*     Elija  glaubt,   da^s   er 
nun  alles  erreicht  hat  und  begeht  dann  eine  mc^nsohli- 
ehe  Handlung;     Er   lasst  hunderte  von  Priestern  der 
Astarte  und  des  Bai  an  den  Fluss  führen  uxii   toten« 


X2     - 


Obiiüioh  ür  ^m  Unheil  kannte,  das   von  diesen  Priestern 
ausgegangen  war  und  wus^te.  wieviel  Korde  durch  sie 
schon  g.sohGhen  waren,   httttö  «r  sich  in  diesem 
Augenblick  üburv^inden  civsson.     Vi '^»1  ^ .^ i cht  mre  dann 
die  GesoUichte  anders  geworden.     Die  Königin  Isabel 
versuchte  mit  allen  Mitteln  über   den  König  Gewalt 
zu  beitornruen  und  den  Propheten  hinrichten  zu  lassen. 
Bliäa  konnte  ur.d  v/ollte  nicht  m  hr  kcimpfen.   In 
oeinur  Enttäuschung  wollte  er  in  die  V/ust©  wandeln 
und  dort  sterben.     Er  scltlJift   ein,  an  zu  sterben, 
denn  *^r  will  nichts  raehc  von  dieser  Wolt  wissen. 
Bin  T^igel   vreokt   ihn  jedoch  und  gibt  im  Brot  und  ei- 
nen Krug  mit  Wasser  und  Slija  trinkt  und  e ohläft  wei- 
ter.    Wir  sehen  hier   den  Scldart  als  Sinibul  des 
Kichtmehrrollen^.     Wieder  wedct  ihn  der  Kngöl.    vx 
gibt  ihm  einen  Auitrag;    Sr  öcikle  einen  weltlichen 
nicht  jüdischen  fönig  über  Israel  salben  und  Slija 
einen  Nachfolger,   der  das   a'tteuwort «eiterverkünden 


Die 


würdo.      ap*t  ist  mit   seinem  Tode  einverstanden, 

hachdem  Elija  seine  Aufgabo   erfüllt  hat. 
ge schichte  geht  jedoch  «iter:   Elija  ist  nicht  ge- 
storben,   er   ist  in  den  Hiijnel  gofahren.   d.h.   or  lebt, 
er  wauaert.  Vielleiclt    ist  es  der  Kord  an  den  850 
Priestern,   oder  die  ui^iht  zu  ISni  o  geführte  Lebens- 
auf^be.      Das  Judentum  hat  dem  Propheten  Eli^a   die 
Aufgabe   diktiert:      Sr  wird  kommen  am  Bnda»  der  Tage 
wenn  die  aeochich.e  erfüllt  ist  und  das  Reich  O'ttes 

auf  Erden  veruünien. 

Elija  wäre  es  nie   eingefallen,   G'tt  zu 
leugnen, weil  die  Au -gäbe  ihn  zu  schwer  war.     Ein© 
BCliwere  Aufgabe  ist  vi*  lle  icht  manchrual  nicht  zu 


•  II  - 


tragen,   aber  mehr  als   sein  Loben  kann  der  ^^enßch 
nicht  variieren.      Er  verliert  aber   ein  anderes 
Leben^    wenn  er   seine  Aar  gäbe  verliert*     Das  wiesen 
alle  iYenschen*     Als  Alexander   der   Grosse  ein^n 
indiöohen  Pursten  lebendig  verbannte,   wasste 

* 

dieser   im  Tode  saug©  tibi  ick  zu  sage.  ;     Wie  schön 
ist  es,     wenn  der  Körper  dä»oh  Peuer  zerstört  w^rd 
und  die  Seele  freigibt  für   die  S^/ugiieit,     Daraufhin 
sagte  AI  'xander  der  Örosae:    "Du  darfst  noch  einen 
Yrunsch  an  mich  richten."      Der   Ind.  üche  Purst  ant- 
wortete:   "]3u  bist   in  2  Tagen  bei   nir"     Und   in  zwei 
Tagen  war  Al«?xander  gestorben.   Alle  «len^che,   die 
vom  Religi uns ge fühl  erfüllt  jind,  wissen,   dass  die 
Enttau.  ohung  nur   eine  Etappe  ist  auf  dem  7/^ge  der 
endgültigen  Lösung  ihrer  Aufgabe.      Es   kam  oft  bei 
den  grosr.en  geschichtlichen  (K'stcaten  vor,   6a.S3  sie 
enttäuscht  waren.  Wi«   z.B.  iüüb,   Elija  und  Mose,  der 
sagte,    e^;   ist  schon  bald  soweit  gekomuen,   aass  das 
V.'lk  mich  ereciaagen  wird.      Diese  Schwierigkeiten 
sind  nur  ein  Hinweis  darauf,  aass  die  Aufgabe  erst 
dann   schwer   zu  werden  beginnt. 


« 


Eine  zweite  Flacht  ist  die  Flucht  in  die  Astro- 
logie und  Magie. 

Am  besten  w-^rden  Sie  dies  durch  folgendes  ver- 
stei^ien:      Bin  Mensch,   der   sich  abs4o  iut  nicht  zu 
einer  Klarheit  durchringt  und  zum  wietaphyai sehen 
bekennen  will,   der  nicht  einmal  für  sich  Buch  machte: 
Wie  wird  es  einmal  mit  Dir  sein,  wenn   Da  ttirbst, 
wie  steht  es  eigentlich  um  DiÄ?     Bin  solcher  Mensch, 
der  es  nicht  wagt,    diese  Prüfung  ansaitell«  ,  hat  u.a. 


-     14     - 


den  Auawög,in  die  Astrologie  oaer  Magie  auszuweichen 

Sie  wissen,   dieser  Ausweg  wird  heute  violrach  t>e- 

die  AnarKennung, 

treten,     was  bedeutet  dl«  ser  Ausweg?     Sß  bedeutet. 


da SS  uns 


■»•'#':*»'♦  4».  ■•• 


ein  ünheimliJaes  und  Q-ewaltiges  um- 


gibt.     "Dass  aber  dor  Mansch  den  wünsch  hat,  über 
diese  Gewalt  zu  herrschen  und  nicht   sich  ihm  ein- 
zul'ügen.      Dieser  wünsch  ist  begreiflich.      Bci:ommt 
auch  deutlich  zum  Ausdruck  in  dem  Märchen:   Sesam 
öttne  Dich.     Y.'er  hat  nicht   schon  den  'Wunsch  ge- 
habt,  den  Schlüssel   zu  besitzen,   dor  alles  auf- 
schlie^st,  um  alles  zu  beschauen.     Die  Menschen 
haben  es  sich  in  den  verschieionstan  Formen  aus- 
gemalt.  Ab^r  in  die  :  raxis  umgesetzt  haben  wS  die 
Astrologen  und  Magier.      Die  Magie   ist  niclAdie 
Erkenntnis  des  Dämonischen,   sondern  der  Versuch  es 
zu  beuerr sehen.     An  dem  und  dem  Tag  ,d-  rf st  IXi  das 
und  das  nicht   tun.     bezw.  nur  tun,   denn  allos 
andere  wird  Dir  uiisslingon  bzw.  gclipgon.   Ich 
führe  nur  des  Int^-resse  halber  eine  Zeitschrift, 
die  noch  vor  S  Tagen  hwrausgekocinen  ist,  die  z.B. 
verhaltungs-  bz/.-.  unt  urlaüsungsvorsohr iften  für  die 
einzelnen  7/ochentage  angibt. 


BS 


ist  nun  interessant,  dass  diese  Rat- 


schläge in  ein  astrologisches  aerand  geileidet  werden. 
Denn  durch  Berechnung  der  Sternenbahnen  soll  genau 
festgestellt  werden, was  für  die  Menschen  gut  ist. 
Von  Individualismus  itann  natürlich  gp.r  keine  Rede 
mehr  sein.  Es  gilt  nur  das  Allgmeine,  denn  die 
Sterne  kümmern  sich  doch  nicht  um  Binzelres.  So 
gibt  es  z.B.  astrologische  Kalender  für  alle  Monate 
und  merhere  Jahre.  An  und  für  sich  sind  gegen  diese 
Ratschläge  nichts  einzuwenden,  da  sie  für  jeden 


'V. 


.    15    - 


Mensohentypen  anzuwenden  sind  und  hein  Unhell  an- 
stiften köniien.     v/ir   ijtehen  hior  bei  der  Astrologie 
am  Anfang  einer  Entwicklung,   von  der  wir  noch 
nicht  v/ißsen,  wohin  sie  geht. Aber  berechnen  können 
wir  sei,   denn  die  BesouaftilgueB  ßii't  cl©^  A.     ist 
eine  Flucht  vor  der  Klarheit,   vor  der  klaren  Ein- 
sicht unserer  menschlichen  und  geistigen  Verpilich- 
tung.     Wir  müssen  uns  eingestehen,   dasc  wir  z.B. 
von  dem  willen  des  aöttli.;hen  nur  durch  ganz 
hervorragende  Menschen  erfahren   können.     "Dieses 
sind  unsere  Propheten,    die  niemals  sag.  n,   dass  man 
an  dem  und  dan  Tag,   das  und  das  nicht  tun  dürfte, 
sondern:   Du   sollst  keinen  Zauberer  bei    Dir  haben  . 
Du  darfst  solche  noch  nicht   einmal  leben  lassen 
unter  Dir.     Y/arum  dt  nn  eigert.  lieh  nicht?     Sie 
vernebeln  uns   die  klare  Atmosph-  re.     Ter  vyeiss 
denn,   was   einn-al  aus   diesem  Geheimnisvollen  heraus- 
\oxm  n  wird.      Die  Menschen  hoffen,   auf  diese  Art 
und  weise   eine  ivfecht  zu  g  ^winren  ubör   Dinge,  über 
die  Wir    nie  Macht  haben  werden.     Hier  liegt  eine 
Flacht    in  die  UnwaUrh  it  vor.     Bei  den  Menschen,   die 
sich  damit  beschäftigen,   findet  man  häufig  eins 
tiefe  innere  üeber::  ugung  und  man  möchte  wünschen, 
dass  sie  di^se  auf  etwas  andere  übertragen  würden. 
Aber  sie  wollen  sich  nicht  zu  einem  TypüB  bekenren. 
Man  muss  zwischen  diesem  unterscheiden  und  jenem, 
nimlich  aer  Verkütü  igung  des  Orakels,   die  wiriaicti 
mö^Wi  ist.     Slchsr  haben  Si^  schon  einmal  von 
den  griechischen  Mysterien-Religion  eng,- hört.    Ein 
öedanke,   der  zurückführt  zu  einem  Kapitel,   das  ich 
noch  in  e.nem  Punkte  ergänzen  möchte.     Die  gleiche 
Mfaterien-Reli^ion  finden  ^x  in  dem  Begriff  des 
Orakels  zu  Delphi,   pythla,   eine  unverheiratete 


\-: 


'  '7 


•  16  - 

Priößtörin,  vorsotzto  aioh  duroh  aufateigcnde  Dampfe 
i  Priester/ 

in  Ekstase  und  dann  deuteten  die  den  Sinn  ihrer  Prophe- 
zeiungen um  in  ?/ccte,  Ubör  das  was  kommen  sollte. 
SS  wären  ihnen  nie  eingöfallen  ein  Rezept  zu  güben 
iüT   einen  Kreis  von  Menaohen,  dio  innerhalb  einer  gewissen 
Zeitspanne  geboren  sind» 

^  — . 

Wir  Juden  habon  ein  derartiges  Orakel  auch 
einmal  gehabt.     Die  genaue  Ueb er lieferung  davon  ist 
jedoch  verloren  gegangen.     Man  weiss  nicht,   in 
wöloh  r  Art  und  Weise  "Urim  und  Tiuttnin  (viäLlc-icht 

■    r   . 

'■•'     -  ' 

■♦  ■  ■    •  -  ■    •  •.' 

LiohtundPehlerlosigki.it)   zu  deuten  sini. 

Aber  das  Orakel  war  kein  Sclwindel,   sondern 
die  Verbindung  eines   zur  Ekstase  neigenden  Mensdien  mit 
den  anderen  Sein.      Es  liegt  haarscharf*-  aeben  dem 
Weg  aer  Astrologiö,  '-M' 

Ich  weiss  nicltt ,    ob  Sie  mich  hier  richtig 
verstanden  haben,   viell«^ioht  ist  jemand  unter  Ihnen 
der  sich  mit  di 'sen  Dingen  beschäftigt,     »enn  man« 
nämlicii   sein  Judentum  erkennen  will,  dann  muss  man    _ 
sich  vorher  darüber  klar  werden,   ob  man  nicht  auf        ^ 
Falschen  »e^  ist.      Ich  p  rsönlich  b-^haupte,   dass 
der  weg  der  Astrologie  ein  falscher  ifteg  ist,  weil 
er  den  Menschen  vorlügt,    er  könne  Macht  gewinnen  über 
das  Göttliche.   Sr  ist  aber  zu  unterscheiden  von  der 
Prophetie,   d.h.  der  Voraussage  der  Zukunft.     Wenn  z.B. 
Pi'ltta  Alexander  dem  »rossen  voraussagte;     Wenn  IXi 
über  den  Pluss  gehst,  wirst  Du  ein  Reich  zerstören, 
so  hatte  er  nur  die  Weissagung  falsch  ausgelegt,   indem 
erglaubte,   er  würde  ein  anderes  Reich  zerstören, 
wa..rend  er  in  Wirklichkeit  sein  eigene!  vernioht eta. 
Diese  Voraussagungen  sind  also  häufig  eingetroffen. 
Man  «indet  die  Fähigkeit,  mit  dem  Qöttlich^n  zu  sprechen 


-    17    - 


*  » 


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^> 


also  nicht  nur  bei  den  Juden«     ZtB«  Bileam  eto« 
waren  auch  Instrumente  das  (göttlichen  und  auch 
in  der  Bibel   fir.den  wir  eine  grosso  Prophezciitng. 
Scheor  joschuf :    Ss  wird  ein  Rest  umkehren.     Und 
umkehren  hoisst:   von  dem  falschen  weg  auf  den 
richtigen  zurückkehren*        Der  richtige  Weg  ist  der^ 
da..s  wir  alles ^  was  an  uns  herantritt  beij^iaite 
lassen  und  uns  endlich  eirmial  zurückwenden 
\;nd  die  wort«.-  hören:     Sieh,   o  Mensch,   ich  habe 
Dir  gesagt,  was   Du  tun  sollst:   Liebe  und  Oorech- 
tlgkeit  öolrst   Du  üben  und  in  Demut  wanl  ein  vor 
Deint^m  G'tt»   Ditj^e  V/orte  ström^u  ein  unendliches 
Licht  aus  gloich  der  So  ne. 

Es   gibt  eine  VorauskUndigung,   aber  sie 
ist  für  uns   ganz  etwas  anderes  als  riir  die  Qriechen. 
in  ist  nicht  die  Flucht  in  die  Ma^^ie  oder  Astrolo- 
gie.     Bsi  den  Alten  geschah  os,  das^  man  Kinder 
tötete,  uro  ihr  an  (Je  ist  zu  berufen,  damit  er  die 

* 

Zukunft  voraussagte. 

loh  fahre  das  an,  weil  man  uns  Juden 
immer  wieder  den  Ritualmord  vorwirrte   »ihinter 
steht  immer  noch  der  Gtedanke,  der  sich  bis  ins 
Mittelalter  erholten  hat,  dass  nan  die  Zukunft 
magisch  vorausbestimmen  komae  und  beschwören 
kon  te  durch  den  Qeist  der  Toten*   Ich  i^ersonlich 
glaube  ,  dass  Sie  si  h  vielleicht  gar  nicht  mit 
diesen  Dingen  beschäftigen  und  sie  nicht  kennen, 
aber  wenn  ich  davon  spreche,  ist  es  datum,  Ihnen 
zuzoigen,  dass  das  Judentum  uns  vor  Irrwegen  be- 
wahrt, aass  wir  nicht  eine  Flucht  mitmachen  sollen, 
darum  kann  ich  nicht  daran  vorbeigehen,  über  Astro  - 
logie  und  Magie  zu  sprechen. Ich  habe  Ihnen  di-se 
Dinge  genannt^  da  sie  so  haarscharf  nebeneinander 


-    18    - 


liegen.      Die  alten  ariechen  haben  mit  ihrem  Orakelwesen 
das  Sichvertiinigön  mit  dem  (Jöttiichen  versucht.     Wir 
wollen  nicht  herrschen,    sondern  uns  vereinigen  mit 
der  dotth  it.     Undö»tt  wird  und  tragen,  vi^  die  Athmos- 
phäre  uns  trägt.      Sin  Flugzeug  könnte  so  nfccht  r liegen, 
una  so  kann  uns  das   Qöttliohe  tragen^  w  ön:.  wir  \xm   nur 

hinw^inschmiögen* 

Wir  Juden  hahöa  die  klare  Offenbarung:  aib 
Dich  dem  (Jöttiidien  hin,  wenn  Du  hörst,  auf  dita,  was 
a'tt  Üir  sagt,  dann  wird  a» et  Dir  alles  geben,  w  as  zum 
Olüok  notwendig  ist.  Das  ist  keine  Abreclnint;,  jonderu 
das  Oute,  das  durohauü  dön  rechten  Weg  verfolgt. 


'  i_. 


'  Dem  zweitaiweg,  den  ich  Ihnen  aöhilderte. 


füg*  ich  nun  den  dritten  an 

Flucht  in  den  Historizismua. 


Siew  issen  wieviele  (jeschichtswerke  entstanden 
sind.  Alles  muss  eine  öeschiohte  haben,  auch  unsere 

»  .•■.-■ 

Familie,  sogar  die  Odschichte  der  Flohdre^üur  --to.  wurde 
n#ieder gelegt.  Die  £iöniJchon  sind  von  ein~m  Taumel  ör- 
griffen:  Heber  alles  muss  eine  (Hjsohichte  geschrieben 
werden.  Man  muss  wies  n,  wie  es  früher  gewesen  igt. 
Ueberall  gibt  es  eine  Historie;  In  der  Kultur,  in  der 
Zivilisation,  der  Medizin,  philosoi-hie,  Kriegagcsuhiciite 
etc. etc.   Ich  lehne  die  Geschichte  an  und  für  sich 
nicht  ab,  aber  ich  kenne  jenen  Punkt,  wo  der  Historizis. 
mus  nichts  anderes  mehr  ist  als  die  Flucht  in  die  Änt 

fernung  vom  Qöttliohen. 

Vas  ist  Historizismus?  S«  ist  in  seiner  tiefsten 
Form  etwaa  i^iagisches.  Man  glaubt  nämlich,  dasa  dadurch, 
dass  das  grouae  Beistehende  schon  eins   Vorfosn  hatte, 


ef-v 


-    19    - 


\V-^.  \ 


■  i 


•ff   .1 


das  wunder  des  Seins  geklärt  zu  haten.     Man  meint, 
well  schon  vor  100  Jahren  j< mand  gleichen  Hamen»  und 
gleicher  Familie  dagewesen   ist,  dadurch  in  der  (^egen- 
war  vielleicht  irgonAeine  Frage  li  iditer  gÄost  wer- 
.   den  könnte.    Der  Eutlonalismus  findet  seine  üeher- 
.  stei   erung  im  Historizismus.  «   .. 

Der  Historizismuß   sa^,   man  müsse  nur  die  Gtesohiehte 

der  Juden  kennen  und  wir  sind  erlöst»      Das   ist  nicht 

','■.■  •  '    •  .  ,  •  _  •      '     • 

wahr«     v;as  haben  sie  dc<.vün^    das^   sie  wissen^  wie  der 

Hergang  der  <*eschichte  war.     Vor  Jugenvllichen  würde 

.  ich  T\atürlich  nie  so  sprechen  und  mich  so  ausdrücken, 
da  ich  möchte,   dass  sich  die  Jug-^md  mit  d#öesch.beschal*ti 
aber   Ihnen  gegen  b er  kann  ich  eing  stehen,    dass  man 

auch  bei   der  Öeschichte  sich  von  wahren  Judentum  ent- 

kernte 

Zum  Beispiel  begehen  wir  jetzt   den  8oo  jährigen 

Geburtstag  von  Maimonides,   dem  grossen  ablehrten   ,   der 

Heriliches  geleistet  hate     Igfeberall  wird  dieser  grosse 

Mann  gefeiert  und  durch  seine  Leittungcijn  durchaus  mit 

> 

Rechte      Es  gibt  aber  eine  grosse  CJrupje  von  Jude  i, 
die  diese  Peier  nicht  m  itma che n  ?/ollen.     Warum?     Ich 
habe  das   im  ersten  Augenblick  nicht  begriffene     Und 
man  macht   ihn-n  den  Vorwurf,   dasß  sio  hyperorthodox 


seien» 


Ihre  Begründur^g  ist:  Wir  wehren  uns  dagegen, 


dass  man  den  gro.  sen  Maimonides  als  eine  GK^schichts- 
gestalt  verh'^rrlicht,  anstatt  nach  seinen  Wegen  und 
Vorschriften  zu  leben.  Di  se  Leute  wollen  nur  die 
Gefahr  des  Historizismus  vermeidene  Denn  er  hat 
ja  ungeheure  Yferke  guschrieben,  nach  denen  man  leben 
sollte  und  müsate^  jedoch  das  hat  man  vergessen.  Man 
erkaint  ihn  an  und  hatd  elt  nicht  naoh  seinen  Vorschrift-- 
ten*  Wir  finden  den  gleichen  Gedanken  in  dem  Klopp«- 
stookschen  Üitat:  "Wir  Dichter  wollen  weniger  ver- 


-     20     - 


^1»  ■■ .,,     / 


herr licht  und  mehr  gol  sen  seiu. 

Das  Judentum  nun  forciert  Vermeidung  aller 
Irrwege,     und  oin  ßolcher   Irrweg  ist  auch   der  Hiöturi- 
zismaBt     Man  t^oll  öich  iiv;exr  mit  der  iies.^hichte  be- 
scheiftigenj     wer  aber     n  öeschichte  glaubt,  wie  an  ein 
magisches  Wunderwerk,  der   ist  auf  einem  Irrweg,    der 
nicht  weniger  in  die  irre  Tuhrt  als  die  übrigen,    die 


ich  Ihnen  genannt  habe 


\ 


Ich  ü^öchte  nun  noch  kurz  abschliotjüen  mit 
dem  4.  Irrwog:  Die  Flucht  in  den  Aesthetizismus.  * 
Ich  iE|;  glaube,  diese  Zeit  ist  vorbei.   Es  gab  aber 


-  \  _        .    '. .     V 


gar  2  b.ötimnt  eine  perioae,    in  der  man  in  der  An- 
betung der  iiunat  und  Wiss'^nüchaft  eine  vollküi:;j:nen  inner- 
liche Befriedigung  gefunden  hat.     Kunst  ist  etwas 
Gkittlidaes  und  der  wahre  Künstler   ein  Prophet.     Der 
IQinötler  hat   die  Fähigkeit   ,  mit  seinen  Mitteln  den 
göttlichen  willen  auszuaprech  n#      Der  ialer,   der   • 
Bildhauer,   der  Architekt  hat  die  Fähigkeit,    etv.as  zu      . 
ger>talten,   vvus  wir  anderen  nur  fiihlen*     Der  Aostheti- 
zismus   ist  eine  Verirrung   in  die  Form.     Der  Künstler 
soll  nidi  t  die  Foru  anbeten,  sondern  mit  Hilfe  der 
Form  einen  Gedanken  Inhalt  ausdrucken*      Alle  "isnien»^  wie 
Kubismue  etc.  legten  nur  noch  Wert  auf  diese  Formen, 
obwohl  sie  behaupteten  ,   einen  Inhalt  aus2udrückenl 
Di»  Form  macht  den  Künstler.     Bei    den  wirkli oh  grossen 
Künstlern  schmiegt  sich   die  Form  wunderbar  ein  in  de  n 
Weaensinhalt,   den  er  of^orLbaren  will.      In  dem  Augen- 
blick,  in  den-  nur  noch  die  i'onn  angebetet  wird,   ist 
es  nicht  menr  Verldindigung  des  Göttlichen,    sondern 
er  iat  Spieler  geworden.      :Demi  der  Aesthetiziisinus  ist 
etwas  Spieluri seine«.     S«  ia-  in  wirLlioakeit  nichts 
anderes  als  eine  PI  cht  irnr  der  ewigen  virkJiohk*it 


ff. 


-     21     - 


des  Oottlichon.     iOan  hat  geglaubt,   man  könna  widiLig© 
Lebonsfra^en  bcülö^^Qn,  renn  man  üio  nur  in  l.Uniitle- 
risohe  Porm  kloidete,  and  hat  darüber  vergossen, 
dasö  der  vraJare  Künstlt-r   in  seiner  Form  das  GK^ttliuhe 

veriiundet#  ^  .  ■    v 


■-l': 


loh  hab3  heute  abend  vercu^jht,  Ihnen  4  Irrwege 
aufzuzeichnen.  Die  Pluoht  vor  dem  aüttlidien  ist 
im  ersten  Falle  die  Verleugnung  dus  Göttlichen,  die 
die  (Jrüßöten  orfasste,  ebenso  wie  im  Falle  des  Aesthe- 
tizicmus  wirklich  gross  veranlagte  Menschon  davon 
betroffen  wurden* 

•       .  *  -  * 

'f    *       .    "■  .  ■  ■■'»■' 

Der  Kistorizismus  ist  eino  allgoneine  Oefahr.  - 
Br  hält  die  Menschten  ab  vor  der  richtigen  Prüfui"(g   •  . 
seines  Weg  s  und  Stand ortoSt  Und  dus^  v;as  in  uniäerem 
tiefsten  Innern  im  Dunkeln  w  allt,  ^ras  einen  In  Angst 
versetzen  liönnte,  da  man  nicht  v/^iiss,  w^s  werden  kann 
SS  Astrologie,  werm  ich  nun  gesagt, habe,  es  ist  die 
Aufgabe  für  uns,  unsere  2ugeaÖrigkeit  zu  einem  meta- 
physischen und  religiösen  Typus  zu  erforschen,  so  habe 
ich  durch  Irrwege  aufgezeigt,  wo  die  Grenzen  liegen, 
bei  denen  man  nicht  ausgleiten  ciarf .  Schon  die  Bibel 
kennt  die  aefahr,  nur  in  ihrer  Sprache.  Ich  erinnere 
nur  an  Joremia. 

lUcht  rühme  sich  der  V»^eise  sein^or  Weisheit 

nicht  rühm«,  sich  der  Held  seiner  Stu^rke 

nicht  rühme  sich  der  Reiche  seines  Reichtums 

sonder u  in  folgendem  rühme  sich  der  Mensch  : 

der  sich  rühmen  will: 

dass  er  versteht  und  mich  begreift 

dass  ich  der  Bwrige  bin,  der  Liobe  übt 

und  Recht  und  Gerechtigkeit  auf  der  ßrdan. 

D«ran  habe  ich  Wohlgefallen, 

so  s,  räch  der  Swige. 


-     22     - 


» 


S 


Dar  psalmißt  sagt:  Wenn  man  uoch  jJO  sehr  versucht  ^  aas- 

0 

Xtt*Yüicli<äri^   es  ,^eht  nicht^   denn: 

wohin  üoll   ich  riiöh^n  vor  Itöinan  &eist 

wohin  könnte  ich  mich  entf-rnen 

^^enn  iah   .n  den  üiDtnel  hlnc^inst  ige 

und  ^i^v^  ich  mich  in  die  Gruft  bette 

und  7;enn  ich  die  Flügol  aor  iviorgenröte  trüge 


•    •••••# 

•  •    •••••    • 

•  ••••••• 


Meine  Uamöii  und  Hertai    | 
.       Verstehen  Sie  di  se  Sprach».     Es   ist  etwas 
unerhörtes  dieses  jüdlßche  Eins-iJitigkeit,  aber  sie 
ist  di  .'  Einseitigkeit  des  Mensohen,   der  auf  dem 
höchsten  Berge  steht  und  dio  gam.ö  Oebirgßkette  Uljer-  . 
soliaut.     S3  ist  eint.  Binöeitigl^ait   ,  auf  der  nan  alle  . 
Irrwege  u  nd  ?ehler  verrvidet*. 

loh  vrollte  Ihnen  die  Fluchtwege  beschreiben 
und  gleichzeitig  angeben,  ir->ö  daj  Judentum  unter  dem 
rechten  %'eg  versteht*  Und   im  nudiaten  Mal  will   ich 
eine  Rei/he  von  Fragen  lili^^^ren,  wie  man  den 


.»  ^-'it;»  •♦*•§•.•'•  .'»:•* 


Inhalt  des  Judentums  praictisch  gestaltet,  die  jüdisch- 
religiöse Ethik  und  das  jüdische  Recht. 


\ 

/  ' 


V 


Meine  iBamen  und  Herren    ! 


1 


i. 


Ich  begrüsse  Sie  und  freut^  tnich,d.ass  Sie  das  "Wetter 
nicht  gescheut  haben,  denn  heute  abend  könnte  man  wirk- 
lich den  .en,  dass  man  vielleicht  von  dem  Regen  und  dem 
Sturm  draussen  mehr  beeindruckt  wäre,  als  von  geistigem 
Streben  und  ich  könnte  bestimmt  keinem  Menschen  einen 
Vorwurf  daraus  machen.  Darum  dunke  ich  Ihnen  und  freue 
mich,  dass  Sie  gekommen  sind. 

Das  neue  Kapitel,  dase  ich  heute  vor  8  Tagen 
angeschnitten  habe,  ist  vielli^icht  noch  nicht  vollstän- 
dig in  der  Absicht  herausgekommen,  die  ich  damit  ver- 
bundei.  habe.   Es  liegt  daran,  dass  hi^r  ein  neuer 
Gedanke  ber..hrt  v/orden  ist  und  ich  v;erde  es  so  machen. 


w 


ie  bisher  immer,  dass  ich  denselben  Gedankengang  in 


alier  Kürze  noch  einmal  darlege;  aber  nicht  in  der 
weise,  dass  ich  das  gleiche  Problem  wieder hol-ge,  t;ondern 
dass  ich  zugleich  noch  weitere  Ergänzungen  hinzufüge. 

« 

Y/enn'Sie  zurückdenken  ,  so  wird  Ihnen  am  besten  in  Er- 
innerung sein,  dasj  ich  zuletzt  gesprochen  habe  über 

da/ 
"  Religiöse  Typen".  Wie  aber  kam  ich  za?3üa,  diese  Typen 


zu  erörtern?   Dadurch,  dass  ich  Ihnen  gleich  zu  Anfang 
darlegte,  dass  jeder  Mensch  irgendwie  eine  Beziehung  zum 
Unendlichen  haben  mUsste,  ob  er  will  oder  nicht. 

wenn  er  nicht  will,  wenn  er  sich  s einer  Beziehung 
zum  anderen  Sein,  wie  man  eü  nennen  will,  Sie  verstehen 
mich  wenn  er  sich  aieser  Beziehung  nicht  etv;a  l^r  werden 
möchte,  so  kommt  er  doch  zu  dem  Bewußtsein  dieser  Be- 
ziehung spätestens  in  dem  Augenblick,  da  der  Todes  - 
gedanke  in  ihm  aufsteigt  und  wenn  er  sterben  muss. 

Ich  meine  nun,  ein  Mensch,  der  doch  vor  eine 


«r 


-   2  - 


l' 


t 


geistige  Situation  gestellt  wird,  der  er  nicht  aus- 
weiohün  kann,  der  soll  nicht  warten  bis  endlich  ein- 
mal die  Situation  sich  sü  verschärft  hat,  dass  er 
gar  nicht  mehr  ausweichen  kann.  Der  Mensch  soll  nicht 
wie  ein  Tier  auf  der  Treibjagd  sich  hineintreiben 
Lassen  in  jenen  Augenblick,  sondern  bev.'U..st  die  klare 
Einstellung  zum  unendlichen  nehmen,  und  jeder  Mensch 
hat  solch  eine  Einstellung  zum  unendlichen.   Ich 
habe  diese  Stellung  gefächert  dargulegt  soweit  ver- 
schiedene Arten  auf  der  Brde  überhaupt  möglich  sind. 
Es  gibt  verschiedene  religiöse  Typen.   Ich  ging 
aus  von  der  Erörterung  über  die  G-rundauffassung  des 

Judentums. 

ich  habe  dargelegt,,  dass  Judentum  für  uns 

grundsätzlich  zentralreli^^i  öser  Lebens  Standpunkt 
bedeutet.   Ich  habe  das  an  den  Anfang  gestellt,  um 
Ihnen  zu  sagen,  v/orauf  ich  hinauswollte.   Ich  weiss 
wohl,  dass  ich  niohts  beweisen  kann,  aber  ich  Kann 
Ihnen  vieles  verständlich  machen.   Ich  opfere  den 
Oedanken,  da.s  ich  nichts  beweisen  kann  dadurch, 
äass  ich  meine  metaptosische  Auffassung  über  dus 
Judentum  ganz  klar  in  den  Anrang  stellte. 

und  als  zweitt^s  Ji^pitel  fügte  ich  den 
Gedanken  des  "Am  Kodausch"  ein.  Der  zentralreligiöse 
Lebensstandpunkt  ist  dl  e  Ausweitung  des  religiösen 
Urerlebnisses.  Ich  habe  das  in  aller  Kürze  dargelegt 
und  bin  dann  fort geschritten  zur  Erörterung  der 
Erforschung  der  Religiösen  Typen.  Nun  will  ich 
dazu  übergehen,  jene  Ausweitung  des  jüdischen  Reli- 
gionserlebnisses auf  das  gesamte  Leben  näher  darzu- 
stellen und  zwar  für  gewisse  GebiAe,  die  unmittelbar 

aktuell  für  uns  sind. 


-  3  - 


Wir 


^ 


loh  hübe  heute  vor  8  Tagen  ein  Kapitel  eingeschoben 
aus  einem  metaphysisch-pädagogischem  Gesichtspunkt 


heraus. 


V/oher  kommt   es   eigert  lieh,    das3    die  Menschen 


sich  nicht  zu  ihrer  metaphysischen     Einstellung  be- 

kennen  wollen?     Es  ist  durchaus  nicsht  etwa  so,  wie 

von 
es  vielleicht  mancher  Söite  irgendwie  auxgei'asst 


w 


erden  könnte.      Ich  will  niemanden  zum  relig  lösen 


Stadnpunkt   des  Judentur^s  bekehren.     Das   iSegt  mir 
durchaus  fern.   Sondern  ich  habe  dargelegt,   dass  es 
Umstände  gibt,    die   eriddren  würden,  warum  ein  Mensch 
sich  nicht  hindurohfindet   zu  seiner  metap^sischen 
Ureinstellung,    zu  seiner  persönlichen  Religion. 
Ich  habe  diese  Hindernisse  heute  vor  8  Tagen  darge- 
stellt nicht  systematisch  sondern  rein  paiaktisch. 
Ich  habe   einige  Beispiele  herausgenommen,    die  unter 
ganz  bestimmten  Gesichtspunkten   eine  Rolle  spielen. 
Als  erstes  dieser  Hemmnisse  sehen  wir   jene  eigen- 
tümliche Situation  der  Q'ttesleugnung.      Es  kommt 
bei  manchen,    ox't  den  bedeutendsten  Menschen,    der 
Augenblick,   in  welchem  sie  sagen:    Bas  Göttliche  kann 
nicht  vorhanden  s.ein.     Es   gibt  k.in  klares   ziel- 
bewusstes  Regiment   dieser  Welt,  weil  sie  persönlich 

eine  g«aaz  tiefe  Enttäuschung  er-lebt  haben.       Das 
sehen  wir  bei  Elija  ben  abuja,    einem  gewaltigem  Ge- 
lehrten,   der  durch  ein  Erlebnis   zu  dieser  ueberzeugung 
gekommen  ist,   dass  es  keinen  Erlöser   gibt.      Es  gibt 
g:einen  Lohn,   wie  es   in  der  Thora  geschrieben    steht, 
also  gibt  es  auch  kein  Göttliches.     Aus  Bseinem     Grabe 
loder-te  ein  ewiges  Feuer,   bis  Rabbi  Meir  für  ihn 
Erbarmen  bei  G'tt  erlangte.   Dieses  lodernde  Feuer 


-      4      - 


1 


ist  ein  bildliches  Sirmbol  für  einen  aeda.,ken,xÄ  ter 
unrichtig  ist  und  sich  vorzehrt.     loh  gehe  Ihn.n 
echt  und  recht  eine  Losung  dieser  Situation  der  a-ttes 
«leugnu«  in  aller  Kürze,  dargestellt  an  Ilioh,   dem 
grossen  Biohtjuden  der  Blhel,   der  von  S'tt  durch 
Leiden  ged*nütigt  wird  Ws  auf  den  arund,   in  seiner 
aesundheit,-  in  seinem  Reichtum.  '  Bei  dem,   der  mit 
grauslichen  Qeschvtoen  bedeclct  auf  dem  Boden  sitzt, 
finden  wir.  dass  er  nicht  in  die  (J-ttesleugnung  um- 
kippt,    sondern  wie  hier   ein  starker   gewax     g 

+       -cv  wprf lacht  nämlioh  den  Tag 
zum  Ausdruck  kommt.     Er  verixuwio 

seiner  Geburt. 

Z.b.   finden  wir   in  einem  Disput  im-Talmud,  wo 

zv;ei  gros.e  Schüler  des  Schamaj  und  lüllel  2  Jahre 
lang  Sich  gestritten  haben,    ob^  es  gut  sei,   dass  der 
Mensch  geboren  sei   oder  nicht.  Nach  2,ähriger   scharfer 

h«t  ran  abi^estimmt:   taaOL  die  MajoriXc^t 
Untersuchung  hat  Cxan  aü^cöo*        * 

v^co^v  =5ei     der  Mensch  wäre  nicht 
war   dailir,   dass   es  besser  sei, 

^■ur^vQvi   i  <5t     da  untersuche 
geboren.     Nachdem  er  aber   geboren  ist,   da  u 

.      -vo  Ar  sich  eben  in  der  Untersuchung 
er   seine  Taten,   da  übe  er  sicn  eoc 

^^     ,«aa   OC5  -hei  den  Mensda  en 
der  Wahrheit.     Das  Schwierxgste,  was   es  bei 

V,     «-0=     rtass   ich  nichts  weiss.     Diese 
gibt  ist:   ich  weiss,  dass  icn 

+  «c  T?s   ist  doch  auch  so, 

Br..enntnis   ist  von  sokrates.        Es   ist 

aass  man  mit   dem  biSc.en  Licht  unseres  Verstandes  nur 
ein  klein  wenig  das  Dunkel  um  uns  durchbricht.     Aber 

^  Verzweiflung  in  der  Frage  der   Bc- 


jene  grosse 


■0:^:m:t 


Die  Vernunft  ist 


•i< 


kenntnis  kann  kein  Mensch  beseitigen. 

.   ri^c   nns  nur  ein  klein  .  enig  hinein- 
eine  elende  Krücke,  die  uns  nur  ö 

•  ■L.-4-  ^nv^Q  das  uns  hinaus- 
führt  ins  Metaphysische.  Es  gibt  eins,  das  un 

,  -.   T  nP«  Pluezeug,  das  die  Brdgrenze 
rührt  aus  dem  Dunkel.  J-.nes  Plugz  ug. 


5    - 


% 


überwinden  könnte  und  uns  aus  der   irdischen  Ge- 
bundenheit h  rausrührt.     Man  sagt:    Glaube  ist  richtig 
udn  i'alsch.     Es   l^omint  darauf  an,   was  man  sich  denkt, 
jene  gev;altige  Intuition  ist  es,  die  den  Menschen 
imnitten  allem  hält  und  bindet ;wie  die  Schiffchen 
am  Karussel,    so  wird  der  Mensch  doch  hochgehalten 
durch  die  Bis^nstange  des  Glaubens.     Diese  Ver- 
bundenheit  hat  Hiob  gehindert,   G'tt  zu  leugnen. 
Es  gibt  überhauj)t>  gar  keinen  Juden,   der  nicht  von 
dieser   gev/altigen  symbolischen  Gestalt  ergriffen 
würde,   nämlich  von  der  Gestalt  des  Hiob. 

Es   gibt  ausserdem  noch  eine  andere  Gestalt, 
den  Propheten  Elija,    der  für   G'tt  geeifert  hat  und 
der   in  der  V/üste  sich  niederwirft,   um  in  den  Tod  zu 
sciaafen.     Wie  G'tt  ihn  weckt  sagt  er:   "Geeifert  habe 

ich  für  iöich  und  sie  haben  alle  Propheten  G'ttes. 
getötet, Ulli    ich  allein  bin  übriggeblieben  und  will 
nun  nicht  mehr".      Ihn  hatte  jene  Mia.tigkeit  überfallen, 
die  den  Menschen  überkommt,  Wenn  seine  ganzen  Hoffnun- 
gen und  Bemühungen  ihm  ©rstört  sind.     Und  dieser 
Prophet,   der   in  dem  Himmel   gefahren  und  nicht  ge- 
storben ist,    ist  das  Beispiel   dafür,   dass  das  Judentum 
uns  führt 'und  lohrt,   nach  der  Wahrheit  zu  suchen, 
auch  wenn  man  nicht  mehr  kann  und  nicht  mehr  will. 

ES  gibt  «ine  Möglichkeit     die  Y/ahrheit  ^u  suchen. 

Elija  ben  Abuja,  Hiob  und  Elija 
An   diesen  5  Gestalter^habe  ich  versucht, 

Ihnen  die  falsche  und  richtige  Antwort  zu  geben  inder 
Frage  der  G'ttesleugnung,    die  den  Menschen  befällt. 
ES  kommt  bei  jedem  iv^enschen  einmal  der  Augenblick, 
in  aem  er   sich  sagt,    es   gibt  gar  kein  Göttliches,    es 
ist  alles  sinnlos.     Man  kann  dabei  hangen  bleiben, 

wie  die  Mücke  am  Leica. 


-    6 


i 


•»-. 


Aber  man  muss   sioh  lösen,   denn  die  Antwort   ist  falsch. 
Aber   daj  wird  erst  vollkommen  sichtbar  werden  aus 
dem  Ueberblick,   den  ich  Ihnen  noch  geben  werde. 

Tte.s   2.   Hemmnis  habe   ich  dargestellt  indem 
Begriff  des  Aestetteizismus   ,   jener  Auffassung,   die 
heute  nicht  mehr  vorhanden  ist.     Vor   einigen  Jahren 
war  sie   noch  bestinmit  anzutreffenj   aber   di.   Zeit  selbst 
hat  diesen  Aethetizismus  als  lebunsunwichtig  ge- 
zeichnet.    Es   ist  auch  eine  Flucht  vor  der  Not- 
wendigkeit,   seine  metaphysische  zu  definieren,    ei- 
nen Standpunkt  zu  haben.     Unter  Aesthetizismus  ver- 
stehe ich  nicht  etwa  die   echte  Kunst.     Dieae  unter- 
scheidet  sich  vom  Aesthetizismus  durch  den  Inhalt.     Der 
Aest..  tut  so,    als  käme  es  nur  auf  die  Form  an, 
gar  nicht  mehr  auf  den  Inhalt.      Es   sind  immer  neue 
«ismen«.  aufgetaucht   und  der   Inhalt   ist  ganz  und  gar^ 
vergessen  worden.     Die  echte  Kunst  hat  den  Inhalt 
und   eine  grosse  Form.      Denken  w.r  nur  an  die  grossen 
Ivlaler,  Bildhauer,   Dichter  und  Architekten.     Der  Aest. 
war    etwas  Schaumgeborenes;   Schaum,   der  sich  auf  dem 
ungetrübten  Meer  der    echoen  Kunst  wie   ein  Hauch  be- 

wBgt  hat • 

Die  echte  Kunst  mr  ste^s  im  Judentum 

vorhanden,   ^uoh  in  der  neusten  Zeit.     Denken  wir 
an  Liebermann,  Elkanusw.       In  der  Bibel  sohon  kommt 

1.       v,^v,c.+i  p.!-  vor     mit  einan  vainder- 
ein  grosser    jüdischer  i.unstler  vor, 

t:>o   -iQt  wirklich  etwas  Herrliches   in  der 
baren  Namen.      Es   ist  wirKxioa 

Bibel:  Jeder  Name  hat   eine  Bedeutung.     Bezal'el  hat 
alle  grossen  Kunstwerke  in  der  Stifshütte  geschaffen: 
Bezal.el  ist  gleich  =  unter  dem  Schatten  a'ttes. 


-  7  - 


Der  echte  Künstler  arbeitet  unter  dem  schatten 

Q-'ttes. 

Ich  möchte   einmal   ein  Kapitel  einfügen  üer 

die  Mittel  des  religiösen  Ausdrucks.     Die  echte 

Kunst  ist   ein  religiöser  Ausaruck.     Der  Aest.    ist 


glöiclisam  nur   ein  Schein  vun  diesem  Ausärucksmittel, 
ec   ist  nur   ein  Y/eg  der  Flucht  vor    dem  BQi-önntnis 
seines  metaphysischen  Standpunktes. 

Das   3.   Hemiinis   ist  der  Historizismus.     Viel- 
leicht bin  ich  hier  am  wenigsten  verstanden  worden, 
il   dooh  der  Gedanke  nicht  unmittelbar  nahe  liegt, 


we 


obwohl  man  die  Erscheinungen  kennt.  Es  ist  psycho- 

/. 
logisch  vielleicht  für  die  hiesigen  Verliältni-se 

gar  nicht  entscheidend.  Der  Eist,  hat  in  der  Frage 

des  Nichtbekennens  seines  metaphysischen  Standpunktes 

eine  grosse  Rolle  gespielt. 

Metaphysik  bedeutet,  das», was  jenseits 

alles  Körperlichen  ist,  Dieses  vollkommen  Andere 
im  Geg  nsatz  zur  körperlichen  Natur.  Dieses  voll  - 
kommen  andere  wird  anerkannt  durch  Kart  .  Er  hat 
gesagt:  Das  Ding  an  sich.  Man  kan..  es  an  sich  nicht 
ernennen,  aber  nur  den  Schein  eines  Mnges  an  uns. 
Der  Hist.  hat  keine  Stellung  zur  Frage  der  Meta- 
physik genommen,  weil  er  sagte;  Ich  verstc^ie  etwas, 
wenn  ich  seine  Geschichte,  seine  Entwicklung  kenne. 
Denn  dann  bin  ich  darüber  im  Klaren,  was  es  bedeutet. 
Es  ist  ein  berückender  Standpunkt  und  ganze  Genera- 
tionen sind  darauf  hereingefallen.  Ich  meine  jenen 
Punkt,  wo  der  Hist.  ins  Metaphysische  hinüberkippt. 
Nur  im  Laufe  der  Jahre  ist  etwas  Neues  daraus  geworden 
iDenken  Sie  nur  einmal  an  die  vielen  Bestrebungen 
der  raLigiösen  Entwicklungen.  Es  ist  unglaublich, 


-  8  - 


was  auf  dies  m  Gebiete  sich  die  Denker  alles  geleistet 


^ 


^1 


haben.   Ausgegangen  von 


der  Religion  der  primi- 


tiven, dem  Animismus,  blieb  zuletzt  eine  verklärte 
vom  Verstände  zu  rekonstruierende  Ethik  übrig. 
So  hat  man  mittels  der  historischen  Darstellung  das 
Wesen  der  Religion  entwurzelt.  Dieses  ist  eine  Ent- 
wicklung, die  sich  erst  im  Laufe  der  Geschichte  her*^^- 
christallisierte.  Aber  es  gibt  in  geistigen  Dingen 
eigentlich  gar  nicht  solch  e ine  Entwei cklung .  Dies 
ist  nur  ein  Aberglaube.  Schon  in  der  Bibel  steht: 
Du  sollst  nicht  morden!  Das  wurde  vor  3500  Jahren 
gesagt.  Könnte  man  s ich  vorstellen,  dass  in  Millionen 
Jahren  einmal  ein  anderes  ethisches  Gebot  sich  ent- 
wickelt  haben  könnte»  "Du  darfst  morden!"  ? 

Das  ganze  Schaffen  ist  nicht  rational  berechen- 
bar. Nicht  darstellbar  durch  die  Begriife  der  mecha- 
nischen  Entwicklung.  Es  ist  irrational.  Der  Histo- 
rizismus  hat  viel  Untieil  angerichtet,  jedoch  möchte 
ich  im  Moment  nicht  mehr  darauf  eingehen. 


Als  4.  habe  ich  die  Astrologie  und  Magie  an- 


geführt. 

Man  könnte  darüber  einen  Winter  lang  spre- 
chen.    BS  ist   ein  ungeheuer  gefährlicher  Ausweg. 
Es  ist   ein  Hammnis,   das   eine  gewaltige  Rolle   spielt, 
wer  sagt,   dass  die  Astrologie  keine   grosse  Rolle  spiele, 
der  hat   die  Zeit  nicht  richtig  beobachtet.     Sehen  sie 
sich  doch  einmal   die  Zeitungsständer  an,  Sie  finden 
dort   eine  ganze  Reihe  von  astrologischen  Zeitschrii^- 
ten,   von  denen  wohl   einige   verboten,   aber   in^nerhin  noch 

ehr er e   zu  verkaufen  sind. 

Astrologie  und  Magie  spielen  wie  gesagt 


eine 


ungeheure  Rolle.  Sie  bieten  die  Voraussetzung, 


dass  man  sein  Leben  beherrschen,  bzw.  voraussehen 


1^ 


-  9  - 


kann,  wenn  man  den  Laui'  der  Gestirne  kennt. 

Was  bedeutet  aber  diese  Auffassung?  Sie 
bedeutet,  rCatt  sich  klar  zur  v/irklichkeit  hinduroh- 
zustossen,  stattdessen  sich  mit  einen  Nebel  von  Vor- 
stellungen behängt.  Sei  es  für  sich  oder  andere, 


we 


r  die  Zukunft  voraussagen     kann,   lebt  auf  durch 


diese  Macht.      Es   ist   eine  Ableitung  von  den  Preiestern 
der  Perser,   der  Begriff  des  Magiers,   den  wir    in  Zoro- 
aster   finden.     Die  Magie  hat  etwas,  was   den  Menschen 
in  Bann  schlagen  kann.      Es   ist  wie  ein  Hinweis  auf 
das  Märchen,    d^-S  den  Menschen  vorgaukelt,    er  könnte 
über  alles  Macht  gev/innen.     Zugleich  danobengesxellt 
ist  die  Frage,   ob   es  nicht  unter   einem  höheren  Ge-    ■ 
sichxspunkt  eine  echte  Art  von  vbrausverkünl  igung 
gibt.      Ich  habe  dabei  auf  das  Orakel  hingewiesen. 
Es   iJJt   diese   echte  Art  der  Vorausver.  ündigunjj,   dass 

'    '  '   '  '  '        ■ 

ein  Mensch  wirklich  fühlt,   was  kominen  wird;      denn 
es  gibt   in  Wirklichkeit  die  Mögliclikeit,    etv;as  voraus- 
zuspüren.     EinMensdi,    dei^f in  natürlicher  Umgebung, 
wie  auf  dera  Lande  lebt,    ist  viel  reifer   für   solche 
Dinge.      Es   gibt  wirklich  einen  Schicksalstraum  etc. 
Das   beruht  auf  einer  anderen  Voraussetzung     .     Schon 
die  ariechen  haben  sich  durch  da,s  Orai^l  von   ihren 
Priestern,    die  Voraussage  machen  lassen,  dass  sie 
Binsw>.rden  mit  dem  G'tte,   und  durch  diese  grosse  Schau 
versuchten  sie  einen  b.stim  ten  Gesichtspunkt  für   ihr 
Leben  zu  bei.omiuen.  Reiche   zwei  eigenartige  Vorgänge 
liegen  hier  haarscharf  nebeneinander?,   dessen  Unter- 
schied zufli.Teil  im  Wunsche  des  ivienschen  liegt? 

1,  Der  Mensch  will   eine  magische  Macht  ausüben 

2.  Der  Mensch  will  nur  Werkzeug  a»ttes  sein. 


-     10     - 


BS    ist  v/ie  bei  jeremia,   der  nicht   der  Bote  &«ttes 
sein  will,   wei:.  er   sich   vor   den  Mens cuen  fürchtet* 
Er  sagt,    er  sei   zu  jung,    etc.      Aber   da  erwidert  G«tt: 
Ich  mache  aöich   zur  eisernen  Mauer  gegen  die  Pursten. 
Er   ist  nur   der  Bote  a*ttes  und  und  muss  ausführen, 
was  G-'tt   ihm   sagt.     Er  musste  einfach  sprechen,   da  er 
von  G-'tt  hinausgestellt  war  und  dieses  ^ürte.     Dieses 
ist   ji^doch  etvfas  vollkommen  anderes,  als  jene  unheiligen 


Zaubereien. 


In   der  Bibel  steht.   Du   sollst   die  Zauberer 


nicht  leben  lassen.     Auch    die  Römer  verurteilten  die 
Zauberei,    ebenso  wie  die  Babylonier  das  Zauberwesen 
bekämpften.  Und  wir  finden  es  auch  für  alle  Zeiten 
festgelegt,    denn   es  steht  auf  der  Han^urabi-Säule  auf 
dem  Hanur ab i- Gesetz,    dass  Zaubereien  verboten  sind. 

Alle  4  angeiührten  Auswege  sind  Hemmnisse 
auf  dem  V/ege,    sich   zu  seinem  Standpunkte  zu  bekennen. 
Und  ich  konnte  noch  eine  grosse  ^*'enge  anderer  Auswege 
diesen  hinzufügen. 

Ich  möchte  denjenigen,    in  denen  die  Frage 
auftaucht:  V/oher   kommt   es    denn,    dass   sich  ganze  Gene- 
rationen dem  vershhliessen,    sagen,   dass  ein  Maasch  gar 
nicht  aus- weichen  kann ,   dass   er  bekennen  muss.     V/eiter 
antworte  ich  darauf  nicht  etwa:   ^Teil  sie  erkennen,    in 
der  Richtung  liegt  nicht  die  ^mhrheit,    sondern  weil 
sie  sich  einfach  nicht  von  dem  Sein  haben  in  die  Enge 
treiben  lassen.     Wir  sind  alle  einmal  in  der   Situation, 
dem  Qöttliohv^n  gegenübertreten  zu  ^jüssen.     Seien  wir 
mutig  und  wollen  wir   es  tun  in  dem  Augenblick,  *n   dem 
uns   der  Ernst   der  Situation  dazu  zwingt. 


-   11    - 


Wenn   ich  nun  übergehe  zur  Frage  der  .jüdischen  ETthik, 


i 


so  verfolge  ich  n.  cht  den  Zweck,   Ihnen  ein 


_j , • 


■•f  •  t'-w^''9,'t:-*.' 


System  der   jüdischen  Ethik  darzulegen,    das  würde 
zu  weit   führen.      Ich  will  heute  die  judische  Ehtdk 
erörtern  um-erldetn  gleichen  Gesichtspunkt,   unter  dem 
ich  bisher  alles  betrachtete  und  zwar  von  Starüpunkt 

des  Judentums. 

Ich  spreche  über  die  Frage:   was   ist  Judentum. 
Ich  will   keinen  bekehren,   sundern  nur  ausführen, 
dass  hier  die  Wahrheit   für  uns,   lür  unseren  jüdischen 
Typus  liegt.   Inweichem  Zusammenhang  steht  die  jüdische 
Ethik  mit  dem  jüdischen  Typus?     ¥as  versteht  man  denn 
überhaut>t  unter  Ethik?       Es  gibt   darüber  ein  ganz 
philosophisches  Fach  mit  allen  möglichen  Merkwürdig- 
keiten.    Man  unterscheidet  nach  dem  Ur^rung,   nach 
dem  Objekt,   nach  der  Form. 

'      Sagen  wir   z.B.:     V/ir  verstehen  unter  Ethik 
all  das     was  der  Mensch  handelnd  tut  oder  auch  handelnd 
nicht  tut,   in  jeder  Beziehung,    die  irgendwie  eine  Be- 
ziehung besitzt  vom  Handeln  des  Menschen  zum  Ewig- 
metaphysischen,    wer  einen  Menschen  neben  sich  ver- 
hungern lässt,   tut   eigentlich  gar  nichts.     Atier 
trotzdem  hanielt  «r   in  seinem  Nichthandeln  unethisch, 
und  gegen  unser   Gefühl.     Wenn   z.B.   jemand  bei    einem 
Mörder,    der  hingerichtet  werden  soll,   von  Mitleid 
erfüllt   ist,    so  urteilt  er   im  praktischen  Leben  unter 
einem  ewigen  Gesichtspunkt,    der   ihm  nidat  klar   ge- 
worden ist.     wenn  z.B.    einer  glaubt,    das  Recht   zu 
haben,  Tiere  zu  töten  und  Mensdi  en  zu  zertreten,   so 
hat  das  irgeniwie  eine  Beziehung  zu  seiner  metaphy- 
sischen Voraussetzung,  und  di-se  Beziehung  möchte  ich 
darstellen  und  darauf  von  vornherein  eine  Antwort 

geben. 


-     12     - 


Man  kann  nämlich  in  der  Frage  der  Ethik  nicht   irgend- 
etwas behaupten  oder  vom  Verstände  ableiten.     Das  ist 
einer   der  grossen  I  rrtümer,   dem  z.B.   auch  Kant  anheim- 
gerallen  is-^,    eine  l'ormale  und  materielle  Ethik. 
Die  formale  ETthik  ist  deutlich  ausgedrückt  durch  den 
kategorischen  Imperativ:   "Handele  so,  wie  eigentlich 
alle  Menschen  handelA  müssten.   Kant  hat  gesagt:   Handele 
so,   dass  die  Maxime  Dein  s  Handelns  zum  allgemeinen 
Grundsatz  erhoben  vferden  könrt  e.  F^nt  setzte  dabei 
voraus,   dass   sie  in  der  Rücksicht,  auf  das  gemeinsame 
Leben  läge,    ita  Sozialen.     Und  darin  hat  er   sich  merk- 
würdig getäuscht.      "Handele  so,   wie  alle  handeln  soll- 
ten",   damit  habe   ich  noch  nichts  aus gesagt, über   die 
Mein  ng  eine^  Menschen.     Ich  könnte  mir  vorstellen, 
dass  ein  Gev.altiger   sagen  würde:    "Bitte  stellt  alles 
nach  diesem  Prinzip   des  kategorischen  Imperativs  rich- 
tig.    Man  könnte  z.B.    durchaus  Scigen:    es   ist  möglich, 
dass  er  nach  dem  kategorischer.  Imperativ  richtig  ge- 
handelt hat;   denn  Kant  hat  gedacht,   anders  könnte  kein 
Mensch  handeln,  wenn  er   sich  nicht   selbst  schädigen 

v;ollte. 

Dass  man  den  kategorischen  Imperativ  auch 

anders  auslegen  kann,  das  beweist  ein  Tyrann  des 
Altertums,  der  nach  dem  Grundsatz  handeltet:  Ich 
tue,  was  ir  gefällt  und  was  ich  für  richtig  halte, 
handelt  ihr  doch  auch  so,  ich  werde  mich  schon  erhalten 
und  durchsetzen.  Kant  hat  jedoch  vorausgesetzt,  dass 
ein  Mensch  so  etv/as  nicht  denkt.  Der 

gnL  kategorische  imperativ  gibt  uns  keine  m^i^- 


«  ^"o»«r. 


i'ori.ale 


'  A  ^b   4^  /'S  '  tf  wä 


keit,  einen  Sprung  zu  machen  zur  mai^riellen  Ethik. 


-  13  - 


Kant  hat  aus  begreiriichen  G-ründen  diosen  Imperativ 
so  farmuliert.   Er  war  nämlich  in  seintm  Leben  ein 
streng  Trommer  fietist  und  als  solcher  erschien  es  ihm 
selbstverständlich,  dass  ein  Mensch  nicht  stehlen  und 
morden  wird,  und  weil  er  so  dachte,  hat  er  ohne  weiteres 
angenommen, die  Formulierung  väirde  genügen:  Handele  so, 
dass  alle  auch  so  handeln  müssten.  Der  kategorische 
Imperativ  hat  eine  gewaltige  Bedeutung.   Man  muss 
nur  den  Unterbau,  der  verhüllt  ist, klar  hinstellen. 
*"^an  muss  z  dgen,  dasü  in  wirkiictikeit  der  kategorische 
imperativ  ein  Denkmal  ist,  des  auf  einem  Sockel  steht, 
der  ti^t   im  Metaphysischen  verankert  ist. 
Es  gab  Mensdien,  die  wussten,  was  aut  und  Böse  ist. 
und  zwar  aui'  Grund  eines  Vorganges,  den  man  Offenbarung 
nennt,  iiaben  sie  es  einfach  gei^vusst, 

äbenso  wie  in  der  ';;issenschaft  ein  Suklid  hat 
seine  gr urii  1  eg enden  Lehrsatze  entdecken  können  had 
auch  liinstein  seine  Relativitätstheoriü9  Obers  o  der 
douLsche  physiker  Plank  j:  ne  wunderbare  Entdeckung  von 
der  Portpflanzung  des  Lichtes  etcl  hat  machen  können  . 
Es  sind  gewaltige  Entdeckungen,  die  oft  in  einem  Ju- 
genderlebnis  fundieren.  Es  gibt  viele  Schriften,  wo 
grosse  Gelehrte  ihre  Theorien  darstellen,  und  zv;ar  wie 
sie  sich  im  Laufes  ihres  Lebens  entwickelten.  Es 
gibt  eine  Wahrheitsschau  auf  jedem  Gebiet.  Auf  den 
Gebieten  der  v/issenschaft  etc.,  warum  nun  nidit  auf 
dem  Gebiet  der  Bhtik,  der  Beziehung  des  Einzelmenschen 
zur  Menschheit?  Es  gibt  Menschen,  die  haben  gesehen 
was  gut  ist  und  andere,  die  haben  sich  versehen.  Diese 
Dinge  lÄnn  man  nicht  miteinander  versöhnen. 

ich  muss  hier  zurückgehen  auf  jenen  Ursprung 
des  ethischen  wertes,  der  vom  Judentum  der  Welt 


-      14      - 


übergeben  vAirde  und  vom  Is»lam  und  Christentum  aufge- 
noimiai   v/orden  ist:      Es   sind  die  10  Oebote. 

Ich  v/ill  heute  den  zweiten  Teil  herausnehmen: 
Du  sollst  Vater  und  I.lutoer   ehren,   nicht  morden,   nicht 
stälen,    nicht  falsches  Zeugnis  aussagen  und  nicht  be- 


gehren 


// 


Das  sind  Grundsätze  dar  menschlidien  Verhaltungs- 
weiSü,  dahingestellt  auf  ewigem  granitenem  Sockel. 

Lau  tfcrzoch:  Du  sollst  nicht  morden! 
Lau*  tinhof :  Du  sollst  nicht  ehebrechen  ! 
Dieses  sind  V/orte,  die  wir  uns  einhämmern 
müssen,  dann  komniai  wir  zu  jener  Voraussetzung,  die 
das  Judentum  macht  in  Bezug  auf  Ethik.  Ich  habe  Ihnen 
ein  Buch  mitgebracht  von  Ruaolf  Otto,  dp  die  Religion 
vom  Standpunkt  der  Religionspsychologie  behandelt. 
Er"  knüpft  an  an  das  "Am  kodausch".  Ich  zeige  Ihi.en 
h  ier  eine  Abbildung,  die  die  aüttin  Durga  darstellt, 

damit  Sie  sie  einmal  von  Angesicht  zu  Angesicht  schauen. 
-  Die  Inder  sind  ein  geistig  hochstehendes  Volk.  Sie 
haben  Durga,  die  Mutter  und  Göttin  Indiens,  als  eine 
scheussliche  Teufelsfratze  dargestellt.  Der  grässliche 
Murü  ist  weit  aufgesperrt  und  man  glaubt,  eine  fürchter- 
liche Stim:ae  daraufi  zu  vernehmen.  Auf  der  Sttrne  sehen 
wir  3  fürchterliche  Augen  und  vom  G-.sicht  aus  sehen 
wir  erschreckende  Krallenfüsse.  Es  ist  ein  scheuss- 
liches  Bild  und  wir  müssen  und  fragen,  warum  haben  die 
Inder  versucht,  das  Göttliche  so  darzustollen?  Otto 
entwickelt  den  Gedanken  vollKommen  richtig.   Er  sagt: 
Diese  Darstellung  ist  nicht  ein  getreues  Abbild  der 
Göttin  IDurga,  sondern  die  Darstellung  des  Eindrucks 
des  Furchtbaren,  den  man  vom  Göttlichen  bekommt.  Wir 
haben  im  jüdischen  den  Ausdruck:  Nauro.  Wir  nennen 
G'tt  den  Furchtbaren  und  fügen  diesen  Begriff  dem 


-  15  - 


ßöttliohen  Namen  hinzu.  Hier  haben  Sie  dieses  Furcht- 
bare bildlich  ausgedrückt.  Denken  Sie  bei  diesem 
Bild  daran,  was  das  Judentum  sagt,  und  zwar:  Du 
sollst  Dir  kein  Bild  machen  von  Deinem  a'tte.  Hier 
liegt  auch  die  Quelle  für  die  Abschneidung  der 
künstlerischen  Betätigung,  soweit  es  eine  bildliche 
Auüdrucksweise  betrifft.  Das  Jud  ntum  musste  uns 
vor  diesem  Irrweg  bewahren^,  weil  das  Göttliche 
furchtbar  ist,  muss  der  Mensch  furchtbar  handeln 

*  ■  '  '         '    "  ■ 

am  Menschen.   So  primitiv  es  ist,  so  is^  es  dojh 
eine  Voraussetzung,  die  von  wahllosen  Menschen  aer 
Erde  gemacht  worden  ist.  Wöil  «las  Leben,  das  Iwig' 
Seiende  furchtbar  ist,  darum  herrscht  ein  Kampf  aller 
g  gen  alle,  darum  ist  der  Menüch  zur  Grausamkeit  be- 
rechtigt. Das  ist  ein  merkwürdiger  Schluss.  Das 
jud.^ntum  jedoch  sagt:  Trotzdem  sollst  Äi,  o  Mensch, 
nicht  morden,  nicht  stehlen,  n  iclit  ehebrechen  etc. 
Die  jüdische  Tradition  sagt:   Für  Ehebrechen  und  Dieb 
stahl  steht  Todesstrafe,  ebenso  wie  auf  dem  "IXi  sollst 
'  nicht  morden."  Denn  mit  dem  Diebstahl  ist  der  Menschen- 

4 
-• 

dieb Stahl   gemeint. 

In  diesem  Zusammenhang  möchte  ich  hinv/eisen 
auf  den  6o.   G-burtstag  von  Albert  Schweiz^^r,    der  eine 
'     herrliche  Gel ehrten Zukunft  in  Deutschland  hatte,   und 
ungeachtet  dessen  hinausgegangen  ist  vor  üram  über 
die  Versündigungen  am  afrikanischen  Volk,   an  den 
Schwarzen.      Er   konnte  es  nicht   ertragen,    dass   unter 
der  t/Iaske  der  Kultur  draussen  unendlich  viel  Unglück 
geschafien  wurdeja  und  er  w  ollte  ihnen  helfen. 

Die  Bibel  sagt:   Lau  signof :  Du  sollst  nicht  steh- 
len. 
Lauf  zirzof:    Du  sollst  nicht  töten. 

Du  hast  nicht  das  Recht,   das  Leben   eines 
Menschen  zu  beeinträchtigen. 


-    16    - 


zum  Mann  gehör  t  die  Frau.  Der  Mensch  besteht  aus 
2  Teilen,  aus  männliehem  und  weiblichem.  Und  aus 
der  Vereinigung  wird  erst  ein  Ivlensch  geschaffen. 

NichtMur     der  Ehebruch  der  verheirateten 
prau   ist  todeswürdig,    sondern  es  gilt   für  ..ann  und 
Prau;      es  gibt  keine  doppelte  Moral.     TXi  hast  nicht 
das  Recht,    das  Leben  eines  anderen  Menschen  zu  be- 
einträchtigen.    Du   sollst  deinen  Na,chstaa   lieben, 
wie  dich    selbst.     Bind  eut scher  Rabbin.r  hat  den 
Zusatz' g macht:    dem  er   ist  wie  du.  Y/ennweiter 
gesagt  wird:    Du   sollst   nicht  falsches  Zeugnis  able- 
gen und  Du  sollst  nicht   begehren,    so    ist  das  nur 
der  psychologische  Ursprung  .     Mit  dem  Neid  fängt 
es  ja  an.  ^  Und  darum:   Äi  soHst  nicht  b  g ehren  die    ^ 
Kappe  Beines  Nachbarn  etc.     Wir  habeti    in  den  Grund-   . 
geboten  eigentlich  nur   eine  Ausfäoherung  des  einen 
Gebotes:  Beeinträchtige  nicht  das  Leben  eines  anderen 
Merxsotien,    denn  er   ist  wie  Du.      Daneben  haben  wir  die 
ehtische  Ableitung,   die  aus  der  religiösenjoraus- 
setzung  entspringt.      Selbst  P  ürsten  stehen  als  staub^ 
geborene  vor   Göttlichem,     yas  bedeutet  das?     Es  wird 
besonder,  hervorgehoben,   weil   es.  Menschen  gab,   die 
andere   zugrunde  richten  durften, 
als  absoluter  Kurzschluss   zu  betrachten  ist.     Nichts 
anderes   ist  es  im  Dualismus,   jener  Lehre,   die  aner- 
kannt ein  Göttliches  und  ein  ixLabolisches.      Es  gibt 
also  sonnen-  und  Teufelsmenschen.  Daraus  resultiert 
ein  ewiger  Kampf  zwischen  den  Sonnen  und  Teufels- 
menschen,     im  Pantheismus   des  BubbdhismuS  besteht 
die  Vorschrift;  dass  man  andere  Menschen  im  Leben 
nicht  beeinträchtigen  darf.  Der  Buddhismus  verbietet 
auch  den  Mord,   aber  er  verbietet  xhn  unter  der  Voraus. 
Setzung,   er  väirde  durch  einen  Mord  eine  Stufe  tiefer 


w^s  jedoch 


-  17  - 


sinken  und  zur  v/ied-rgelDurt  verurteilt  werden.  Nicht 

als  Mensdi  sondern  als  Tier  und  dadurch  würde  er  noch 

von  .  . 

weiter  entfernt  tsx^   4derErlösungdes  Nirwana.  Das  ist 


eine  passive  Ethik:  Tue  nicht  das  und  das,  sondern 
vermeide  alles,  was  Dir  schaden  könnte  auf  dem  Weg. 
zum  Nirwana.  Dieser  Typus  ist  nicht  lobens  tüchtig 
genug.  Derselbe  Buddhismus  hat  die  Kasteneinteilung 
geschafi'en,  wonach  Mensciien,  obwohl  staubgeborai  wie 
wir   .rotzdem  höher  oder  tiefer  stehen.  Sie  dürfen  sich 
nicht  miteinander  vermischen.   Es  gibt  unberührbare  bei 
den  Buldhisten,  die  Parias,  und  Gandhi  hungert  dafür, 
dasü  sie  in  die  ivlenschengerieinschaft  aufgenommen  werden. 
Diese  Schattenseiten  mucs  man  im  Buddhismus  mit  in 
Kauf  nahmen.   Ich  nehme;  das  an,  woil  der  Buudhismus 
Sü  lange  existiert  und  weil  er'keine  vernichtende  Kriege 
k-ennt,  weil  er  500  Millionen  laenschen  in  ihrer  Leb.ns 
möglichkuit,  in  ihrem  sozialen  Sein  der  Y;elt  geschenkt 
und  erhalten  hat;   debshalb  glaube  ich,  dass  der  buddhistij 
sehe  Mensch  diese  Präge  erkennen  wird.   Vor  allen  Din- 
gen erkenne  ich  den  unterschied  vom  jüdischen  Typus 
in  der  Auffassung  des:  Du  sollst  nicht  morden,  damit  m 
nicht  nach  dem  Tod  etwa  als  Tier  wiedergüboraa  wirst.. 

Sie  sehen,  wi^  ich  in  aiesem  einen  Punkt  die 
strenge  arenze  ziehe  zwischen  deji  religiösen  Typen. 
Das  Judentum  sagt  klipp  und  klar:  Sin  unenilicher 
göttlicher  V/ille,  den  3Qu  bildlich  nicht  darstellen 
darfst,  hat  den  Menschen  geschafen.  V/ir  benutzen 
den  Begriitr  "Adam"  für  die  ^anze  Menschheit.  Darum 
findet  man  ihn  bei  uns  auch  nicht  als  Personen  namen. 
jener  erster  Adam  ist  Sinnbild  der  ganzen  Menschheit 
und  alle  Manschen  haben  das  gleiche  Lebensrecht, 
darum  darfst  Du  nicht  morden,  stehlen  etc.,  also 
das  Leben  Deines  Nächsten  nicht  beeinträchtigen. 


-  18  - 


Darüber  hinaus  kommt  nun  die  andere  Seite:  v/eil  er 

« 

Dein  Bruder   ist,   3)ein  Bruder   in  G«tt.    Deshalb    : 
woochwtp:    sollst  Du   ihn  lieben •     Was   ist  im  Judentum 
L^^be?     Ss   gehört   zur   jüdischen  Ethik,     v/enn  man   den 
V/ orten  der  Lehrer   zuhört,   die  den  G-edamLen  im  ver- 
gangenen Jahrhundert  innerhalb  der  Theologie  Ivlar- 
gelegt  haben,   kann  man  etv/..s  Merkwüridges  erleben. 
Nämlich   den  gewaltigen  Unterschied   zwischen  dem,  was  s  ie 
als  Höchstes  der  Religion  Iwhrten  und  dem,   was   in  der 
Praxis   getan  wurde, 

G-elehrt  v/urde:    Du    i^iollst   Deinen  G-'tt  lieben, 
die  Menschen  lieben,    Deinen  Nächsten  und  ihm  beistehen. 
Y/ie  soll   isich  nun  das   bei  den  natürlichen  Menschen 
in  der  Praxis  auswirken?     Sollen  wir   ihnen  um  den  Hals 
fallen?.     Man  ruuss   sich  die  Antwort  darauf  gc.ben  können. 
Ich  bin  schon  einmal  auf     den  Begrifl'   der   »»Awo»-    =Liebe 
eingegangen,   aber   dieses  Mal  muss   er  naher   beleuchtet 
v/erden.     Vielleicht  wird  er  deutlich  in  Jaier  Schei- 
dung,  die  Christentum  und  Judentum  schuf. 

"   Du   sollst  Deinen  Nächsten  lieben!»»   dieses 
ist  ;.öchstes   G-ebot  bei  beiden  und  sie  stimmen  hierin 
vollkomn.en  überein#      Es   gibt  aber  auch  eine  negative 
Formulierung  dieses  Begriffes.      Ich  erläutere  dieses 
Am  Besten  an  einem  Beispiel.      Ein  Heide  kam  zu  Hillel 
und  sagte:   Mache  mich   zum  Juden,   vä  rhend  ich  auf  einem 
Bein  stehe,   bringe  es  mir   in  dieser  Zeit  bei.  Und 
Hillel   sagte:    Der   Grundsatz  des  Judentums,   aus   dem 
all^s  abgeleitet  werden  kann^heisst:   7/as  Dir   verhasst 
ist,   tu  auch  dem  anderen  niciat;    alles  übrige   ist  nur 
Kommentar  und  nun  gehe  hin  und   lerne.      Der  Betreffende 
ist   ein  sehr  fromnioi^  Mensch  geworden.     Die  Pädagogik 
Hilleis  hat  den  Mann  von  dem  Irrweg  h.rabgeleitet,    sich 


-  19  - 

s^rcli  über   eine  ReligL  on  lastigzamachen.     liillbl  hat 
etv/as  Unerhörtes  g  etan:    Er  hat  eine  negative  1^'ormulie- 
rung  des   Gebotes   gegeben:   Du   sollst  IKjinen  Nächsten 
lieben.     Neu  definiert   zur  positiven  Fomualierung: 
Tue  deui  anderer.,   was   Du   v/illst,   was  man  üiv  tue. 

Es   ist  ein  merkwürdiger  Unterschied  in 
diesem  theologischen  Schritt,    die  positive   oder  negative 

Formulierung. 

Y/enn   z.B.    ein  Mens cii    eine  Krankheit   oder 
ein  persönliches  Budüri'nis  hat,    so  kann  er  diese  Dinge 
nicht  au-    seine   Nebenmenschen  übertragen*     Wenn  es 
z.B.    ihm  gut   schmeckt,   so  kaa  n  er  nicht  verlangen,   dass 
es  auch  den  anderen  schmeckt.      Diesist  natürlich  nur 

ein  v/ortgeplankel. 

Es  muss  an  und  für   sich  in  dir  ist  lieh  er 
wie  jüdischer  Auffassung  etv/as  ganz  Bestimmtes   liegen. 
Der  Unterschied   ist   in   einigen  Begriffen  sehr  deutlich 
beliannt  z.B*    in  Zedoko  und  Awoh:    &er4chtigkeit  una  Lie- 
be.  Das  Judui-.uua  kennt  als  Höchstes  die  Gerechtigkeit 
an  und  das  Christentum  als  Höchstes  die  Liebe.  Was  Hil- 
lel  negativ  gesagt  hat:    w-  s  Bir  verhasst   ist,   tue  auch 
den  andern  nicht  an*   Gerechtigkeit  und  Liebe  sind  psx 
Chol 0:  ..seh  fi  verschiedene  Aasdrucksformen. 


o  * 


I 


Gerechtigkeit  kennen  die  Menschen  alle,   aber 

Liebe  isnrjß    die  v;enigsten. 

Ignatz  von  Lojola  war   imstande  in  jener  wundet- 
baren  Liebe  sich  aufzuopt'ern,eb  nso  v«rie  Franziskus  von 
ASsisi,    das   sind  Menschen  die  sich  hingeben  konneri  als 
Opfer  für  andere.     Zahllose  Gestalten  gibt  es   im 
Christentum,    die  verehrungswürdig  sind.      Ebenso   im 


-      20     - 


Judentum  wie   im  Isläjoa.     Ei^  gibt  Mönschen,   diu  gross© 
Liebesluhigkeit  Tür  die  anderen  haben.     Das  Christen- 
tum %afe»t  den  shritt  und  stellt   die  Li^'be  hin  als  Auf 
gäbe  für  alle  Menschen.     Bin  ungeheures  Wagnis  und 
ein  wunderbarer  Mut.     Das  Judentum  wagt  diesen  Schritt 
nicht.     D  as  Judentum  will  den  Menschen  nicht   in  innere 
Zerwürfnisse   bringen.     Als   oberste  Forderung  gilt  hier: 
Beeinträchtige  nicht   das  Leben  Deines  Nebenmensciien   . 
Bas  Judentum  fordert  das,    was  man  tun  kann,   v/as  man 
erreichen  xia^n.      Ich    tA^^»^^«»   ^^^  Christentum  fordert 
hier  Uebermonschliches.      Es  besteht  hier   diegro.se    . 
Gefahr,    class  der  Mensdi    zum  Heuchler  werden  muss. 

Ich  möchte  den  Ilillelschen  G-edanken  iür 
das.  Judentum  vorziehen.     Die  Forderung:    Tue  Deinem 
Nächsten  alles,   was  Du  haben  möchtest,   d--s  man  Dir  tue. 
SS  liegt  uns   zunächst  näher  der  Gedanke  der  negativen 
Formulierung:   Hüte  Dich  Deinem  Na«hstai    ein  Unrecht 
zu  tun,    denn  JÖu  v/illst  auch   kein  Unrecht  erdulden. 


I 


Ich  habe  nun   zunächst  einmal    die  Grundlagen 
der e. jüdischen  Elitik  in  zwei  Punkten  festgelegt. 

1.  Im  m-itai^hysi sehen  Ursprung. 

2.  In  psyhc. elegischer   oder  pädagogischer  Richtung 

Vom  Judentum  aus  gesehen  hei s st  es:   Tue  das, 
was  Du  tonnst,   tue  dem  andern  kein  Unrecht.    Es  steht 
dahinter   die  ganze  Fülle  eines  lebenumfassenden  Systems. 
Aisi  Material  will    ich    Ihnen  zum  Schluss  noch  eine  Stelle 
vorlesen,   die  uns  der  Talmud  überliefert  und  über  die 
Sie   selbst  nachdenken   sollen. 

Rabbi  Simlai  hat  uns  gelehrt:    G'tt  hat 
uns  gegeben  6l3  Ge-  und  Verbote  und  zwar  565  Gebote 
ensprechend  den  Tagen  eines  Sonnenjahres  und  248  Verbote 
entsprechctnd  der  Zahl  der  menschlichen  Glieder.      Da  kam 


-     21     - 

David  und  hat  diese  6l3  Qe-  und  Verbote  zurückgeführt 

auf  11  und   2;v/ar   ist  dieses  enthalten  im  Psalm   :    15 . 

Da  sagt   er:   Wer,    o  &'tt,   darf  in  Deinen  Zelten  weilen, 

wer  auf  Deinem  heiigen  Berge  wohnen. 

Wer  fehlerlos   in  Unschuld  wandelt, 

Wer  Gerechtigkeit  übt,  wer  v/ahrheit  spricht 

in  seinem  Herzen, 

wer  mit   seiner  Zunge   nicht  verleumdet . 

Y/er  seinem  nächsten  kein  Böses  tut  und 

Schmach  nicht  bringt  auf  seinen  Nebenuenschen. 

und  v;er  verächtlich   ist  und  auch  von  ihm  ver- 
achtet wird   ,    .    .    '.  '. 


l 


wer  solches  tut,  der  wankt  nicht  für  alle  Ewig- 
keit! 

Das  sina  die  11  anböte,  die  David  aufge- 

•  *  • 

Stellt  hat. 

Dann  kam  Jesaja  undhat   sie  auf  6  Gebote  zu- 
rückgeführt.      Er  sagt:     \7er   in  Gerechtigkeit  v/andert, 

V^er  Redlich'- s  spricht, 
Y^er  Gewinn  und  Betrug  verachtet, 

wer   suine  Hand  verschlieest ,   damit  er  nicht  Be- 
stechung annehme, 

wer   seine  Ohren  versctiliesst,   um  nicht  Blut- 
schuld aufs ich  zu  laden, 

wer  seine  Augen   verstopft,     lamit  er  nichts 

Böse®  tue,   der   erfüllt 

seine  vorgeschriebene^!  Gebote. 

Dann  kam  Mischä  und  führte  die  ^  Gebote  auf 


3    zurück. 


3f.  Siehe  ,  o  Mensch,  es  isx  Dir  gesagt,  was 


der  Ewige,  Dein  G'tt  von  Dir  verlangt: 

1.  Rechtes  tun,  2.  Liebe  üben,  3.  demütig  wandeln 

vor  Deinem  G'tte. 

Dann  kam  noch  einmal  Jesaja  und   führte  diese 

Gebote  auf  2  zurück: 

Wandert  recht  und  übt  Gerecht igkeitl 


-      22     - 


J 


Arnos  dagegen   i'Lüarte  alle  Gebote  auf  »ins   zurück: 

"wirschun  und  wichju:    Sucht  mich  und  liebt! 
Habakuk  sagte:    wejadisch  und  hat  damit  den 
Grundsatz  aufgestellt:   Der  Zadik,   der   Gerichte,  wird 
in  seiner     Treue  leben.      In  diesem  Begriff  ist  das  Juden- 
tum in  seiner  tiefen  ewigen  ethischen  Beziehung  erfasst. 

Im  Ghassidismus   spielt   der  Zadik  eine  grosse 
Rolle.     Der  Zadik  wird  leben  in  seiner  Treue.     Zedokoh 
mit   "Gerechtigkeit"    zu  übersetzen,    ist  nicht  richxig. 
sondern:    Zedokoh  ist  das,  was   der  Monsch  im  Leben  tun  kann, 
um  sich  seiner   g « ttähnl i chke it  nicht  schämen  zu  müssen, 
dasiji  was  man  an  jeden  Binz.;lnen  als  Pord-rung  richten       . 
kann.     Y/enn  ich  sage:   Liebe  Deinen  Nächsten,    so   entsteht 
die  Präge:  \Yie  soll   ich  denn  das   tun?     Ich  mache  diesen 
Satz  nicht  lächerlich,    ich  bc^wundere  es,    denn  es   ist 
etwas  Hohes,   dass   es  in  den  Mittelpunkt  gestellt  wurde. 
Trotzdem  aber  sage  ich:    Der  jüdische  Typus  konnte  in 
den  Mittelpunkt  stellen  nur  das  Tfort:   Der  Gerechte 
wird  ins  einer  Treue  leben.     Und  wenn  Sie  den  Gang 
der   Dinge   beobachtet  haben,    so  haban  Sie  gefunden,   dass  ■. 
der  Gedanke  der  Zedokoh  sich  allmählig  aus   den  6l5 .• 
Ge.-  und  Verboten  herausgeschält  hat  bis   er   in  einer 
3 fachen  Säule  hervorging.      Es  heisst: 

Säf  drei  Dingen  s  teht  die  Welt:  Aur     er  G'tteslehre, 

Auf  dem  G'ttesdienst  u. 
auf  der  rechten  Liebestatigkeit; 
Also:   auf  dem  Recht,   der  v/ahrheit  und  auf  dem  Prieden. 
wenn  Sie    i»  Leben  eines   Denkers   2  Ausdrücke  nebeneinander 
gestel.Lt  haben,   werden  Sie  häoTigfinden,   dass   diese  sich 
widersprechen.     Hi^r  liegt  aber  kein  Widerspruch  vor, 
sondern  es  ist  ein  Tor   zur  ^'/ahrheit.     Ueber  das  Meta- 
physisch-  k^nn  man  nicht  sprechen  mit   irdischen  V/orten, 
man  kann  nur  bildlich  davon  sprechen     und  das  gewaltigste 


(  ^ 


-     25     - 


Bilt'  is^  immer  nur  das: 

Es   ist   so  und   es   ist  doch  nicht  so, 
handele  so  und  handele   doch  nicht  so^ 

nur   durch  solche  &e gensätze  v/ird  ein  Ivlenscu  vorbe- 
reitet,   den  v/eg  ins  Metaphysische  zu   finden. 

Heute  in  8  Tagen  werde  ich   Ihntjn   die  Frage  äkx 
v/eiter  darlegen,    indtm  ich  dann   eingehe  auT  da,s   jüdi- 
sche Recht  und  von  da  aus   weiter   zu  der  Prag,    des 
religiösen  Kultes.      Die  uebrigen  Themen,    die   ich  noch 
behandeln  werden,    sind   : 

Der   religiöse  Kultur, 

die  aoschichte  urt  er  religiösem  ü-esichtspunkt, 

Religion  und  Wissenschaft, 

die  Art  der  G-» ttesoiTenbarung, 

dar  V/eg  zur  Religion  und  Religionspädagogik. 

Diese  Ueberschriften  sagen  nur   .;enig#      Ich  will   alle 

Gebiete  nur  unter   dem  Gro Sichtspunkt  behandeln,    in 

welcher  Art  und  y/eise  sie  Ausdruck  des   jüdischen  Typus 


sind. 


Am  Ende  dieser  V   rtragsreihe  möciite   ich,    dass 


Sie  ein  Kleines  Stück  mit  mir  zusammen  und  durch  Ihre 
eigenen  G-edanlien  weitergekommen  sind  in  der  Präge  der 
Definition,  was   ist  Judentum  in  v/ahrheit. 


? 

A 


\ 


Meine  Damen  und  Herren  l 


f « 


loh  begrüsse  Sie  und  freu«  mloh^di^^se  Sie  das  Wetter 
nioht  gt^soheut  haben^  denn  heute  abend  könnte  man  wirk- 
lich den  en,  dass  man  vielleicht  von  dem  Regen  und  dem 
Sturm  draussen  mehr  beeindruckt  wäre^  als  von  geistigem 
Streben  und  ich  könnte  bestimmt  keinem  Mensdien  einen 
Vorwurf  daraus  maohen*  Ijarum  danke  ioh  Ihnen  und  freue 
mioh^  dass  Sie  gekommen  sind« 

Das  neue  Kapitel,  dase  ioh  heute  vor  Ö  Tagen 
angeschnitten  habe,  ist  vielleicht  noch  nioht  vollstän- 
dig in  der  Absieht  herausgekommen,  die  ioh  damit  ver- 
bundeil  habe*  Es  liegt  daran,  dass  hier  ein  neuer 

« 

Qedanke  ber  ^hrt  wordm  ist  und  loh  v;erde  es  so  machen, 
wie  bisher  immer,   dass  loh  denselben  Oedanken^ng  in 
alier  Kürze  noch  einmal  darlege;     aber  nioht  in  der 
weise,   dass  ioh  das  gleiche  Problem  wieder holtsei  sondern 
dass  ich  zugltioh  nooh  weitere  Ergänzungen  hlnzuHige. 
wenn  Sie  zurüokdenkaa  ,   so  wird  Ihnen  am  besten  in  Br- 

innerung  sein,   dasjs  ioh  zuletzt  gösproohen  habe  über 

4*/ 
»  Religiöse  Typen**.     Wie  aber  kam  ioh  zufiüat,  diese  Typen 


zu 


Dadaroh,  dass  ioh  Ihnen  gleich  zu  Anfang 


darlegte,  dass  jeder  Mensch  irgendwie  eine  Beziehung  zum 
Unendlichen  haben  müsste,  ob  er  will  oder  nicht. 

wenn  er  nioht  will,  wenn  er  sich  seiner  Beziehung 
zum  anderen  Sein,  wie  man  es  nennen  will,  Sie  verstehen 
mich,  wenn  er  sich  dieser  Beziehung  nioht  etwa  Ar  werden 
möchte,  so  kommt  er  doch  zu  dem  Bewußtsein  dieser  Be- 
ziehung spätestens  in  dem  Augenblick,  da  der  Todes  - 
gedanke  in  ihm  aufsteigt  und  wenn  er  sterben  muss. 

Ioh  meine  nun,  ein  Mensch,  der  doch  vor  eine 


i> 


f. 


-  2  - 


4 


t 


geistige  Situation  geß^ellt  vflrd,  der  er  nicht  aua- 
weiohön  kann,  der  soll  nioht  warten  b^s  endlich  ein- 
mal  die  Situation  sich  so  verschärft  hat,  dass  er 
gar  nicht  mehr  ausweichun  kann.   Der  Mensch  soll  nicht 
wie  ein  Tier  auf  der  Treibjagd  sich  hineintreiben 
Lassen  in  jenen  Augenblick,  sondern  bewuust  die  klare 
Einstellung  zum  Unendlichen  nehmen,  und  jeder  Mensch 
hat  solch  eine  Einstellung  zum  Unendlichen.   Ich 
habe  diese  Stellung  gefächert  dargelegt  soweit  ver- 
schiedene Arten  auf  der  Srde  überhaupt  möi;lich  aind. 
Ss  gibt  verschiedene  religiöse  Typen.   Ich  ging 
aus  von  der  srörterung  über  die  Orundauffassung  des 


Judentums* 


Iah  habe  dargelegt,  dass  Judentum  für  uns 
grundsätzlich  zentralreligl öser  Lebens Standpunkt 
bedeutet.     Ich  habe  das  an  den  Anfang  gestellt,  um 
Ihnen  zu  sagen,  worauf  ich  hinauswollte.      Ich  weiss 
wohl,   dass  ich  nichts  beweisen  kann,  aber   ich  kann 
Ihnen  vieles  verständlich  machen.      Ich  opfere  den 
Gedanken,  daüs   ich  nich^s  beweisen  kann  dadurch, 
ft»ss  ich  meine  metaphysiache  Auffassung  über  das 
Judentum  ganz  klar  in  den  Aniang  stellte. 

und  als  zweites  Kfpitel  fügte  ich  den 
Oedanken  des  «Am  KodauschH  ein.     Der  zentralreligiöse 
Lebensstandpunkt  ist  die  Aus./eitong  des  religiösen 
urerlebnisses.   loh  habe  das  in  aller  Kürze  dargelegt 
and  bin  dann  fortgesoh*ttten  zur  Srörterung  d«r 
Brforsohang  der  »eligiösen  Typen.     Nun  will  ich 
dazu  übergehen,   jene  Ausweitung  des  jüdischen  Reli- 
gionserlebnisses auf  das  gesamte  Leben 
stellen  und  zwar  für  gewisse  aebiAe,  die  unmittelbar 


darzu- 


aktaell  für  uns  sind. 


-  3  - 


loh  habe  heute  vor  8  Tagen  ein  Kapitel  eingeschoben 
aas  einem  metaphysisüh-pädagoglsohdm  Oesichtspunkt 


heraus. 


V/oher  kommt  es  ei  gört  lieh,  dass  die  Mensohen 


sich  nioht  zu  ihrer  metaphysischen  Einstellung  be- 
kennen wollen?  Ss  ist  durchaus  nidit  etwa  so,  wie 

von 
es  vielleicht  mancher  3*^1  te  irgendwie  auigefasst 

werden  könnte.   loh  will  niemanden  zum  relig  lösen 
Stadnpunkt  des  Judentums  bekehren«  Das  liegt  mir 

durchaus  fern«  Sondern  ich  habe  dargelegt,  daas  es 

■~^ . 

Umstände  gibt,  die  erlildren  würden,  warum  ein  Monsoh 

'     .■  ■  i* 

sieh  nicht  hindurchfindet  zu  seiner  metaphysischen 
Ureinstellung,  zu  seiner  persönlichen  Religion. 
Ich  habe  diese  lündemisse  heute  vor  8  T^gen  darge- 
stellt nicht  systen^tisch  sondern  rein  praktisch. 

.  .  .■  \ 

loh  habe   einige  Beispiele  herausgenommen,   die  unter 
ganz  bestimmten  Q^sioht spunkten  eine  Rolle  spielen. 
Als  erstes  dieser  üeMrani>sse  sehen  wir   jene  eigen-- 
tfjmliche  Situation  der  a^ttesleugnung.      Es  kommt 
bei  manohen,   oj^  den  bodeutendsten  Menschen,   der 
Augenblick,   in  welchem  sie  sagen:    Da^  (}ntt liehe  kann 
nicht  vorhanden  sein.     Es  gibt  k  in  Itlares   ziel- 
bevTusstes  Regiment   dieser  Welt,  weil  sie  persönlich 


eine  k 


tiefe  Enttäuschung  erlebt  haben.        Das 
sehen  wir  bei  Elija  ben  abuja,    einem  gewaltigem  Oe- 
1  .hrten,   der  durch   ein  Erlebnis   zu  dieser  Ueberzeu,<?ung 
gekcMnmen  ist,   dass  es  keinen  Erlöser  gibt.      Es  gibt 
Jt«lnen  Lohn,   wie  es   in  der  Thora  geschrieben   steht, 
also  gibt  es  auch  kein  (Jöttliches.     Aus  •seinem     Grabe 
loder-b  ein  ewigo»  Feuer,   bis  Rabbi  Meir  für  ihn 
Srbarman  bei  Qt^ tt  erlangte«   Dieses  lodernde  Feuer 


's*. 


-     4     - 


r    l\ 


ist   ein  bildliches  Symbol  für  einen  (joda  Hen.ädc  «ter 
unrichtig  iat  und  sich  v-rzehrt.      Ich  gebe  Ihn^n 
eoht  und  recht  eine  Lösung  dieser  Situation  der  a«ttes- 
#leugnu«  in  aller  Kürze,  dargestellt  an  Hiob,  dem 
grossen  iJiohtjaden  der  Bibel,  der  von  ö'tit  durch 
Leiden  ged*nütigt  wira  bitJ  auT  den  örund,   in  s einer 
Gesundheit,    in  aeinem  Roiohtuüi.     Bei  dem,   der  mit 
grajslioiiön  Gudch.vüren  bedeckt  aui'  dem  Boden  sitzt, 
finden  wir,  duss  er  nicht  in  die  Q» Ltesleugnung  um- 
kippt,  sondern  wie  hier  ein  starker  gewaltiger  Mensch 
zum  AusdruQi:  kommt.      Ar  verflucht  n^julicu  den  Tag     .• 

seaner  Gh-burt,  ? 

ü.b.   fiudeu  wir   in   einem   Disput  im  Talmud,  wo 

.  -  • 

avöi  grosse  Scüüler  des  sohamaj  und  Hillel  2  JJarv;. 
lang  sich  gestritten  haben,  ob»  es  gut  sei,  uas^  der 
Mensch  geboren  sei  od^r  uicuU  H^-ch  2Jahciger  scharfer 
Untersuchung  hax  uäu  aüge3tim..t;  tMXK   die  Majorität 
Ifar  dafür,  duss  es  besser  sei,  d^r  Men^sch  wäre  uicht 
guboren.  Nachdem  er  aber  geboren  ist,  da  untersuche 
er  seine  Taten,  da  übe  er  sich  eben  in  der  Untersuchung 
der  Wahrheit.  Das  Schwier  .g*.te.  was  oS  bei  den  Mer^  en 
gibt  ist:  Ich  weiss,  das;;  ich  nlotits  weiss.  Di-»ö 
Br-.emitnis  ist  von  sokrates.   Es  ist  doch  auch  so, 
dass  roan  mit  dem  bii.c..en  Lichi.  unseres  VersUndes  nur 
ein  klein  wenig  das  Duixkel  ul.  utxS  durchbricht.  Abor 


^ene  grosse 


Verzweiflung  in  der  Frage  der  Jir- 


kenntnis  kann  kein  Mensch  beseitigen.  Die  Vernunft  ist 
eine  elende  Krücke,  die  uns  nur  ein  .lein  >.  euig  hinein- 
rührt  ins  Metaphi^sische.  Sß  gibt  eins,  das:  uns  hinuus- 
rührt  aus  dem  imnkel.  J  .nes  Flugzeug,  das  die  Srdgrenze 


>!, 


\ 


-    i>    - 


Überwinden  konnte  und  uns  aus  der   irdischen  Ge- 
bundenheit h  rausführt.     Man  sagt:   Glaube   ist  richtig 
udn  falsch«      Es   liomint  daraui'  an^   was  man  sich  denkt* 
Jene  gewaltige  Intuition  isi;  es^   die  den  Menschen 
iiamitten  allem  hält  und  binaet;wie  die  Schiffchen 
am  I\arussel,   üo  wird  der  Mensch  doch  hochgehalten 
durch  die  Bis  nstange  des  Glaubens*     Diese  Ver- 
bundenheit hat  Hieb  gehindert,   Qt^tz  zu  leugnen* 
1^  gibt  uberhai4»i^  gar  keinen  Juden^  der  nicht  von 
diesur   gewaltigen  symbolischen  Gestalt  ergriffen 
würde,  nämlioh  von  der  G-stalt  des  Hieb* 

Es   gibt  ausserdem  noch  eine  andere  Gesxalt, 
dsa  propliöten  Elija,   der  für  a»tt  geeifert  hat  und 
der  in  der  '.möte  sioh  niederv/irft,  um  in  den  Tod  zu 
soiaafen.     Wie  ö'tt  ilin  weckt  sagt  er;   «aeeifert  habe 
ich  für   Dich  und  sie  haben  alle  Propheten  a'ttes 

* 

getc)tt.t,uai  ioh  allein  bin  übriggeblieben  una  will 

* 

nmj  nioh^  naerir".      Ihn  Uat'ue  jene  L«iaotigk©it  überfallen, 
diö  den  Merisohen  überkom  t,  \<'enn  a«ine  ganzen  Hoffnun- 
gen und  Bemühungen  ihm  serstört  sini.     Und  dieser 
Prophet,   der   in  ä&m  Himwel   gefahren  und  nicht  ge- 
storben ist,    ist  das  Beispiel  dafür,  dasa  das  Judentum 
uns  führt  und  lohrt,  nuoh  der  Wahrheit  zu  suchen, 
auoh  «unn  man  nicht  mehr  kann  und  nicht  mehr  will. 

Es  gibt  «ine  Ivroglichkeit,   die  v/ahrhcit  zu  suchen. 

Elija  beu  ^baja,   diob  aiiv^    >iija 
An   diesen  3  (>estalteiiB:habe  ich  versucht, 

Ihnen  die  falsche  und  richtige  Antwort  zu  geben  Inder 

Frage  der  O'ttealeugnung,   die  den  Mensouen  befällt. 

üs  komiiit  bei  jedem  Mönöc^.en  einmal  der  Augenblick, 

in  aem  er  sich  sagt,   es  gibt  gar  kein  Göttliches,   es 

ist  alles  sinnlos.     Man  kann  dabei  hangen  bleiben, 

wie  die  Müoke  am  Leim. 


i 


'V 


-    6      - 


Aber  man  muss   sioh  lösen,  denn   die  Antwort   ist  falsoh. 
Aber  da..  *icd  «st  roUkoirimen  sichtbar  werden  aua 
doüi  Ueberbliok,   den  ich  Ihnen  noch  geben  v/ardo. 

paa  2«  Heramnia  habe   ich  dargestellt  indem 
Begriff  des  Aeatetteiziamus   ,   joner  Auffassung,   die 
heute  nicut  mehr  vorhanden  ist.     Vor   einigen  Jahren 
war  Sic   noch  bestinaat  anzutreffen;   aber   die  Zoit  sei  bat 
hut  diesen  Aethetizismus  als  lebonsunwiohtig 
zeichnet.      Es  is'.  auch  eine  Flucht  vor  der  iTot- 
wendigkeit,    seine  metaphi'si^che  zu  derini-iren,   ei- 
nen ütaiidpunkt  zu  haben.     Unter  Aostheti^iscius  ver- 
ßuühe  ich  nicht  etwa  die  echte  Kunst.     Diese  unter- 
scheidet sioh  vom  Aesthetizismus  durch  den  Inhalt.      Dar 
Aest.  tut  so,  als  käme  es  nur  auf  dio  Porm  an, 
gar  nicht  mehr  auf  den  Inhalt.      Bs   sind  i'.raer  neu© 
Hismen"  aufgetaucht   und  der   Inhalt   ist  ganz  und  gar 
vergasööu  worden.     Di«  echte  Kunst  hat  den  Inhalt 
und  eine  grosse  Form.     DenKen  w  r  nur  an  die  groason 
Maler,  Bildhauer,   Dichter  und  Architekten.     Der  Aest. 
war  dtwas  Schaumgeborenes;  Schaum,   der  sich  auf  dem 
ungetiubten  Meer  der   echten  Kunst  wie  ein  Hauch  be- 

wegt  hat. 

Die  echte  Kunst  war  ste^s  im  Judentum 

vo«haiiden,  auch  in  der  neusten  Zeit.     DenV.en  wir 
an  Liebermann,  Slkanusw.        in  der  Bib-^1  schon  Loma:t 
ein  grosser   jüaischar  Künstler  vor,  mit  einem  »oinder- 
baren  Namen.     Bs  ist  wirklich  etwas  Herzliches   in  der 
Bibel:  Jeder  Name  hat  eine  Bedeutu.  g.     Bozal'el  hat 
alle  grossen  Kunstwerke  in  der  StifshUtte  gouchaffen: 
Beaal'el  ist  gleich  »  unter  dem  schatten  a»ttes. 


\ 


-    7    - 


z 


Der  oohte  Künstler  arbeitet  unter  dem  schatten 
aittes. 

Ich  müdate  einmal   ein  Kapitel  einTUgen  tber 
die  Mittel  des  religiösen  Ausdrucks.     Die  echte 
Kanjt  iat  ein  religiöser  Aus.iruok.     Der  Aest.    ist 
gloionßam  nur  ein  Schein  vcn  diesen  Aus*ruoksmittel» 
ist  r.ur  ein  Tog  der  Flucht  vor   dem  Bei>enntni3 
ein  öS  nretaphyslschon  Standpunkte». 

D3.S  3.   Hemmis  ist  dei    Historizismus.     Viel- 

JSim— >     *l ■      '■III         ■■" 

lüioht  bin  ich  hier  am  wenigsten  verstanden  worden, 
weil  (ic  h  der  OtJdanke  nicht  uiimittell^ar  nahe  liogt, 
obwohl  man  iie  Erscheinungen  kennt.  Ss  ist  psybho- 
logi;:üh  vicl?.olcht  für  die  hiesit^en  Verlmltniase 
gar  nicht  ontsoheidend.  Der  Hist.  hat  in  der  I^rag« 
des  lllohtbokennons  seinen  aietaphysi sehen  Standpunkt©« 
•ino  grosso  Eolle  gespielt . 

Mötai)hi'3ik  badoutat,  da3»,wa«  jenseits 
alles  Körporlichen  ist.  Dieses  vo?ulkori:Tnan  Andere 
Im  3eg  naatz  zur  körperlichen  Natur.     Dieses  voll  - 
komii.en  andere  wird  aaericannt     durch  Kait  •   Er  hat 
gesagt;   Das  Ding  an  sich.     Man  kanr   es  an  sich  nicht 
erkonnsin,   aber  nur   den  schein  eines  Dinges  an  uns. 
Der  Hitst.  hat  keine  Stellung  zur  Präge  der  Ivleta- 
physik  genoair.;en,  weil  er  sagte;   Ich  verstehe  etwas, 
wenn  ich  seine  Goschich le,    seino  Bntwicklun':;  kenne. 
Deiai  daro.  bin  ich  darüber   im  Klaren,  was  es  bedeutet. 
3s   ist  Gin  berückender  Standpunkt  und  ^janze  Ch  nera- 
tionen  sind  darauf  hereingeralle».     Ich  meine  Janen 
Punkt,  wo  der  Hist.   ins  Metaphysische  hinüberkippt. 
m.r  in  Laui'e  der  Jahre  ist  etras  N  ues  daraus  geworden 
Denken  Sie  nur  einmal  an  die  vi  elen  Bastrebungon 
der  rcfLlgiLösen  Entwicklungen,     ss  ist  unglaublich 


K 


|l«ln«  SBundn  und  iierretx  I 


loh  liegrüsso  Sie  and  freu.  mloh,d-S0  sie  das  irett« 
nioht  gusoheul  haben,  deaii  heute  abend  konnte  man  v.rk- 
lioh  den  en,  dass  man  vielleloht  von  dem  Regen  und  dem 
Sturm  drausa«!  mehr  beeindruokt  wäre,  als  von  geistiges 
Streben  und  ich  könnte  bestiamt  keinem  Menstiien  einen 
Vonrurf  daraus  maohen.  Darum  danke  ioh  Ihnen  und  freue 
mieh,  dasB  Sie  gekonjuei.  sind* 

Das  neue  Kapitel,  das«  ioh  heute  vor  Ö  Tagen 
angeschnitten  habe,  ist  viölleioht  noch  nicht  vollstän- 
dig in  der  Absieht  herausgekommen,  die  ioh  damit  ver- 
banden habe.   Ks  liegt  daran,  dass  hier  ein  neuer 
oedanke  ber  .hrt  wordwi  ist  und  ioh  «erde  es  so  maohen, 
wie  bisher  immer,  dass  ioh  denselben  Qedankoagang  in 
alier  KUrie  nooh  einmal  darlege;  aber  nicht  in  der 
weise,  dass  ioh  das  gleiche  Problem  wieder hol-go,  sondern 
dass  ioh  zugl^  ioh  nooU  weitere  lir|pui2ungen  hinzuiljlge. 
Venn  Sie  zurüokdenk^a  ,  so  wird  Ihnen  am  besten  in  sr- 

inneron^  sein.  d*su  ioh  zuletzt  gesprochen  habe  über 

da/ 
•*  Religiöse  Typ«a«*.  Wie  aber  kam  ioh  zutikas,  diese  Typen 

SU  erörtern?   Sadaroh,  dass  ioh  ihnmi  gleioh  zu  Ani'ang 

darlegte,  dass  jeder  Uensoh  irgendwie  eine  Beziehung  zom 

haben  müsstef  ob  er  will  oder  nioht. 

wenn  er  nioht  will,  wenn  er  sioh  s  einer  Beziehung 
som  anderen  Sein,  wie  man  es  nennen  will,  Sie  verstt?h€» 
■loh,  wenn  er  sioh  dieser  Beziehung  nioht  etwa  l^r  werden 
möchte,  so  kommt  er  doch  zu  dem  Bewußtsein  dieser  Be- 
ziehung spätestens  in  dem  Augenblick,  da  der  Todes  - 
gedanke  in  ihm  aufstei^  und  wenn  er  sterbwi  oass. 

Ioh  meine  nun,  ein  Mensoh,  der  doch  vor  eine 


-     2     - 


fi 


geistige  Situation  gestellt  wird,  der  er  nicht  aui- 
«eioht^Q  kam,   der  «oll  nloht  warten  bi»  endlich  ©In- 
oiäl   die  Situation  eloh  »o  verecharft  hat,  das»  er 
gar  nloht  laohr  auswölohun  kann.     Der  Menaoh  »oll  nicht 
wie  ein  Tier  auf  der  Treibjagd  aloh  hlx*6lnti-eiben 
Laßsoii  in  jenen  Auigönbliok,   ßonaern  be^a^st  die  iJ-are 
Klnütellung  aum  Un^nallohen  nöhnon,  und  jeder  Mensch 
Itfit  »üloli  «iuö  ülnstuUung  zuai  ünöndllolien.     loh 
habe  diese  Stellung  gefächert  aar gelegt  sowölt  vör- 
Bohledene  Arten  auir  der  ürde  üborh&u|,t  cü^^Hoh  sind. 
BS  gibt  veraohiedene  rellglöae  Typen,     loh  ^Ing 
aus  von  dör   lÄörttrung  übor  die  Grund aal'fasßung  de» 


Juden  tuBtfl. 


leh  habe  di;^rgelegt,  daee  Judentum  £\ix  uns 


grundfiätziloh  ze 


öfü^v  Lcbensstanlpunkt 


bedeutet.     Ich  habe  das  au  den  An^arig  ge»tellt,  um 
Ihnen  zu  sagen,  wora^uf  loh  hinauswollte. 


Ich  weiss 


wohl,  dass  loh  nichts  beweisen  karai,  aber  Ich  kann 
Ihnen  vieles  vorctändlloh  laaohen.     loh  opi 


den 


Oödanken,  da;.fi  loh  nichts  bcw^iseu  tonn  dadurch, 
ft»6S  ich  Deine  mötaphysiaohe  Aufraneung  iböt  dt.s 


jud&nwum  ganz 


In  den  Anrang  atollte. 


und  als  zweltt^s  i>^pltel  rügte  ich  den 
Oedanken  des  «Am  KodauschH  ein.     Der  zontralrellgiöse 
Lebensötandyunkt  let  die  Aus-.oltung  des  religio son 
Urerlebnisses.   loh  habe  das  In  aller  Kürze  dargelegt 
und  bin  dann  f ortgoschtttten  zur  Brörterung  ior 
Srforsolmng  der  mellglösen  Typen.     Nun  will  loh 
dazu  übergeh^m,  jenu  Ausweitung  d«s  jüdischen  a«ll- 
glonserlebnlBses  auf  da»  bosamte  Lcboil  n&her  darzu- 
stellen und  ze»r  für  gewleso  Qebl^,  die  unmittelbar 
aktuell  rur  uns  sind. 


i 


-    3    - 


loh  h:bo  heute  vor  8  Tagen  ein  K&pltel  eingesohotoen 
aas  einem  motaphy»ii:ch-päidagogisohem  Gesichtspunkt. 


heraus* 


T'oher  kommt  es  ei^^it  lioh,  dasis  die  itsr.sohen 
sloh  nicht  zu  ihrer  metaphysischen     iäinstellung  be- 
kennen wollen?     «s  ißt  dvirohaas  nicht  etr/a  so,  ^ie 

von  ^       . 

es  viellaiohii  Rianoht>r  Seite  ir^iandwie  auigexTasst 

werden  könnte.     loh  vUl  nienanden  zum  rellg  lösen 
Stadnpunkt  des  Judentura  hekehron.     Das  iSegt  lalr 
durohaus  fern.  Sondern  ich  habe  dargelegt,   dass  e« 
umstünde  gibt,  die  er Üiren  würden,  warum  ein  Monsoh 
sieh  niüht  hindurchfindet  zu  seiner  metaphysischen 
Urein3tellung,   zu  seinar  porsonliohen  Religion. 
Ich  hahe  diese  Hindernisse  heute  vor  8  T^.gen  darge- 
stellt nicht  aystemtisoh  sondern  rein  praktisch, 
leh  habö   einige  Bftispi'l-  hurausgeromman,  die  unter 
ganz  bosxlrronten  asaichtspi^nkten  eine  Rolle  spielen. 
▲18  er atoB  dieser  Meirnnisse  sehen  wir   joce  ölgen- 
tümliohe  Situation  der  (»»ttealeugpung.     Ss  kommt 
bei  manchen,  ort  den  bedeutendsten  Menschen,   der 
Augeobliok,  in  welchem  sie  sagen:    V^n  ftottllohe  kann 
nicht  vorhanden  sein.     15»  gibt  k  In  klares  ziel- 
bewttgstes  Regiment  dieser  Welt,  weil  si^  persönlich 

tiefe  Snttausohunjj  orlo^.t  haben.       l»» 
sehen  wir  bei  Sli^«  ben  abuja,   einem  geiraltigem  öe- 
1  ,hrten,   der  durch  ein  Erlebnis  zu  dieser  ueberzeugun« 
gekommen  ist.  dass  es  keinen  isrlöser  gibt.     1»  gibt 
feinen  Lohn,  wie  es  in  der  Thora  geschrieben  steht. 
also  gibt  es  auch  kein  (Jottlichefl.     Aus  »sein 
lodert  ein  ewlgo»  Feuer ,  bis  Rabbi 
Srbamien  bei  a»tt  erlangte.  Diese»  lodernde  Feuer 


eine 


drabe 


für  ihn 


« 


•  4  «- 


iat  ©in  blldlloha«  Symbol  für  «inen  Ooda  ken,*Ä  <•» 
anrlohtlg  lat  und  eich  Vv^zehrt,  loh  gebö  Ihn^^n 
eoht  und  reoht  eine  Lösung  Äieser  Situation  (iüt  Ö»tte8- 
♦lougna«  in  aller  Kürze,  dargestellt  an  Uiob,  dem 
groösen  Miohtjnden  der  Bibel,  der  von  O'tt  duroh 
La i  den  fiditaütigt  wird  biß  auT  den  Orund,  in  seiner 
Gesundheit,  in  seinem  Reichtum.  Bei  dam,  der  rr^it 
grauslichen  Ocschwüren  bodöokt  auf  dem  BOden  eitzt, 
finden  wir,  das^  er  nicht  in  die  0» itosleugnung  um- 
kippt, sondern  wie  hier  «in  starker  giäfwaltiger  Mensch 
zum  Attsdruoi;  k^jornt.  Kr  verflucht  namlloh  den  Tag 

sedner  Qeburt« 

Z.b.  findet*  wir  in  einem  Disput  im  Talmud,  wo 


SolMuna, 


lÄng 


Mensch  geboren  sei  odor  nicht.  Naoh  2Jahri«er  scharfer 
Untersuchung^  hat  cAn  abgostimj.t; 


ciie  Major it>*t 

war  «teilir,  dass  es  bessdr  Söi,  d<-r  Meniäch  wäre  nicht 
geboren.  Haohd**m  er  aber  geboren  ist,  da  untersuche 
er  öüine  Taten,  da  übe  er  ai<A  eb»n  in  der  Untersuchung 
der  Wahrheit.  Iäb  schwier  gate,  was  es  bei  den  Kenaäi  en 
gibt  ist:  loh  weise,  das«  ich  nid^ts  weiss.  Diese 
irkenntnia  ist  von  sokrates.   is  ist  doch  auch  so, 
Oass  man  mit  dem  bißol.en  Licht  unseres  Verstände«  nur 
ein  klein  wenig  das  Dunkel  um  uns  durchbricht.  Aber 
jene  grosse  «nsB  Verzweiflung  in  der  Frage  der  Ar- 
kemitnls  kann  kein  i-lensoh  beseitigen.  Die  Vernunft  ist 
eine  elende  Krücke,  die  uns  nur  ein  klein  •  enlg  hinein- 
führt ins  Ketaphi^aißche.  BS»  gil>t  «ins,  das  uns  hinaus- 
fahrt aus  dem  Dunkel.  J  nes  Flugzeug,  das  die  ErdgCMZe 


t 


s 


-    5    - 


Uberwlndon  könnt©  und  uns  aus  der   IrüiBOhen  O0- 
bundMihalt  h  rtiuorührt,     ...au  üe-ät:    Olaub«  i^t  richtig 
ttdn  t^lsoh*     Es   lioor-t  darauf  an,  ras  man  slchdenict« 
Jene  gmmlzisB  Intuition  iBt  es,  die  den  Mereohen 
lamltten  alle«  hält  und  binuetjTrie  dif  GcUiffohtn 
ea  KRTusael,   Bowlrd  dor  Menach  doch  hochgehalten 
duroh  die  Sls  net&nge  des  al&ub-  ns»     "Dl^ec  \rer- 
bunionheit  hat  Hlob  ^ehirdert,  O'tt   zu  leugnen. 
Em  gibt  über  ha  »^  gar  kein  an  Juden,  der  nicht  von 
dlis-^r  gewaltigen  »ymbollsohei    (Jostalt  ergrifi.en 
würde,  Dämlloh  von  dar  G-stblt  des  Hiob, 

iSs  f.lbt  ausserden  noch  eine  SLuiert  C^ST'ilt, 
den  Fro,,h.t8n  Sllju,   der  f ur  a»tt  geeifert  hat  und 
4er  In  der  Vijsto»  sich  niederwirft,   um  In  den  ToJ  zu 
schlafen,     wie  0»tt  Ihn  v  eokt  sa^rt  t>r:   «aoeifert  habe 

loh  fir   Dich  und  sie  haben  alle  prOi.hf;t«n  a'tteo 
get3t.*t,uni    ich  allein  bin  übritiigebll.bsr  und  rill 
nun  nioh.   i»oar".     Ihn  hatte  Jene  Ma-tigkeit  überralien, 
dlo  den  Menäoli««  überkom  t,  Tenn  oein«  ganzen  lioffnun- 
i?en  und  Bemfihuni'en  IIbc  »rstört  sind.     Und  dieser 
Prophet,  der  In  dei:  Hira  «1  gefahren  unri  nicht  ge- 
storben ist,   Ist  da»  Beispiel  dafür,  das-  das  Judentu» 
uns  führt  und  1  !  rt,  r.'<.ch  der  »ahrheit  zu  isuchen, 
auch  weßn  nmn  nicht  mehr  kanr.  und  nioht  wehr  will. 

88  gibt  »ine  Mo  .'llohictlt,   die  f  ahrh^  it  zu  suchön. 

Uli Ja  ben  Abu ja,  Hiob  una  Slija 
An  diesen  3  Gestalt- t6 habe  i-h  vetsuaht, 

Ihnen  dio  fulscho  und  richtige  Alt  wort  zu  geben  Inder 
Fra^je  der  0*tt«^sleugnung,   die  den  Manso'.in  berallt. 
,:8  korot  bei  Jedem  i^ensohen  oinraal  der  Augenblick, 
in  aeui  er  sich  sagt,   ea  gibt  gnr  kein  Qöttlicjhea,   •• 
ist  alle«  similus«     Man  iiann  dabei  hangen  bleiben, 

wie  die  MUoke  am  Lein« 


^    6      - 


Abar  l.9Ji  nuzz  eich  loscng  denn  die  Antwort   Ibt  Talsoli» 
Aber  da.    wird  erit  Tollkor -^    n   ßiohtbar  werden  aue 
tmn  Ueberblloky   den  ich  Ihi.eu  huoh  geben  ¥<0rdo« 

'i}as  2#  Horp^nls  Uaibe   ich  dargest   11t  In  d  mi 
Bßßriff  des  Aesfctiiislcnms   ^  joLer  iiUfranaung^  dl« 
liouto  nlelit'BitDhr  vuvlyAhuon  iöt.     Vor   Ginli-on  J^^lirön 
war  sie   noch  beßtlsicit  anzutreften^   aber   di     Zeit  selbst 
bat  d  Q&en  AethetiziemuB  als  leb  rnaunwloiitlg  ge- 
i.alohntit#      Htm  iBt  auch  »ino  Flucht  vcr   uor     ot- 
vendlgkelt^   aeln     L.etaptiysltiche  zu  doi  inlt^rerii   •!•- 
fion  Ctaödpunkt  zu  haben»     üntör  Aecithettzlßriittß  v^^- 
a^ehe  ich  nlöht  etwa  die   eohte  Kunnt*     Diene  an  :.eT- 
ßoheldet   sicih  vom  A^6tUetl2.1niU4»  duroh  den  Inhalt«      Der 
Ae&t«    tut  30 1   als  k^mu  eii  nav  au]^^  die  Form  an^ 
gar  nicht  mehr  auf  den  Inhalt*      ^:c   cinl  irjT.er  Keu© 
»»lsi?ien<^  auTgotaueHt   und  dor   Inhalt   ist  ganz  uiid  gar 
verges^eii  woeden«      Di-   eohte  Kunat  hat  den  Inhalt 
und   eine  grosoe  Form»      penker:  t    r  nur  an  die  qcocb.xx 
Maler 9  Blldiiuuer^    Dlohtf^r  und  Arol^itl/vtön»     Der  Aeat. 
war   etwas  G^haumgeboronesj   nchFoici^   der  sieh  aur  dem 
ungetrübten  Meer  der   oohten  Kunst  wie  ein  Hnuch  be- 


wegt hat« 


Die  echte  Runst  war  lötets   i^  Judentum 


vowha/  den^  auch  in  der  neusten  Ileit«     Denken  ^ir 
an  Moberiiaiai^   Klkanusw«        in  der  Blbol  sohon  !:oru^t 
ein  grosner  JUdlsoher  Künstler  vor^   nit  einem  wurider- 
barei;  Hanen«      Ks  Ist  v/icklioh  etwa«  Uertllohes   in  der 
Bibel:  Jeder  i^Wie  hut  tilne  Bedeutu  gm     B«zal*el  hat 
alle  groeoen  Kunstwerke  in  der  3tirsh;v;tte  gc  .  ohafren: 
BöaA?.«el   iat  gleich  m  unter  dem  Schatten  d^tte«« 


-  7  - 


Der  «ohte  Kün»tl©r  arbeitet  anter  das  soli»tt,«u 


(^(ttaa. 


loh  loü 


einmal  «^in  Kapltöl  e^afü^ön  Cber 


die  I4itiel  dws  raligiösen  Anßdrucks.     Di^  eulst«! 
Kttnst  Ist  ein  religiöser  Ausiruok.      for  A©st«   Ist 
glelohsam  nur  ein  T5ot»in  v  n  d!e»«K  Auetraokauiitttlf 


9« 


l3t  nur  sin  VJög  ü©r  Flucht  vor   loru  B^^vtiauunis 


Beino3  ojötapiiyaischen  Stanclpunlites. 

Dl^s  3.  Üeai  nla  ist  der  FlstorizisDiue.  Viel- 
luioht  bin  ioh  hior  aw  wecif^ston  TCretariöC'ii  wor4fon» 
weil  (io  h  der  öödunke  nicht  unmltteltar  uuhe  iiagt, 
obwoül  man  uio  -.rsohoinuiii^en  könnt,  i"  iat  i>ii#oiiO- 
logisuh  violleloht  für  die  hieei->jn  76t:*^l-ni-se 
^r  nicht  ontBchöldend.  Der  Hißt,  liat  in  der  Frage 
des  lliohttoekonnwis  seine«  Retaphi'ßtsc^hou  S uar*ü.punktea 
eine  grosse  Äolie  gespiolt. 

M«tÄplii? s ik  bedeutet,   dao«*,-  ä«  j^nfjoits 
ttlles  Köcperlichön  ist,  Dießec  voIlUoru  n  Juidöro 
im  Qq^  naatz  air  körperlichen  TiÄtur.     t'ieflOB  voll  - 
koBL-en  andere  '»ird  anerkannt     durch  Kalt  .     '.c  laxt 
gesagt:   Das  ring  an  sich,     ^^an  kan    es  aa  »ic  rächt 
er«.onr.cn,  aber  nur   den  ncholn   fin.^s  Dingos  im  uns. 
Der  HiJt.  hat  köind  ütellung  zur  Frage  der  Mela- 
physik  genocxen,  weil  er  sagte;   Ich  v^3t,-ut  etwas, 
wenn  ioh  seine  öüSohichLe,   aelca   SntvicUung  kfeni,«.. 
Denn  dann  bin  ich  oarüber   in  Klaren,  waa  ©a  b^dawutat. 

ist  ein  tQrua.v«nder  stanipunkt  und  «äp.na«  Gcaara- 
tionan  sind  darauf  hereirjgerallen.     Ich  laaine  jen^n 
iunkt,  wo  der  Bist,   ins  M  taphysisohe  hinUr.orkippt. 
Mu:   in  Lattie  der  Jahre  ist  et.mü  Heues  daruat  gwcrden 
Denken  Sie  nur  einmal  an  die  tl  «^len  B  ^Jtrvbuugöü 
der  rAlgiLdsen  Satwioklangon»     Sa  ist  unglaablioh. 


/y 


-  8  • 


was  aui"  di^B  m  Oublute  sich  die  Denker  alles  geleistet 


♦. 


haben.     Ausgegangen  von 


der  Religion  der  Primi 


tiven,   derc  Animiemus,   blieb  zuletzt   eine  verklärte 
vom  V^er Stande  zu   rekonstruierende  Sthik.  übrig. 
So  hat  man  mittels  der  historischen  Darstollung  das 
Wesen  der  Religion  entwurzelt.     Dieses  ist  eine  Ent- 
wicklung, die  sifjh  erst  im  Laufe  der  &esohichte  her- 
ohr istall isierte.     Aber  es  gibt  in  geistigen  Dingen 
eigentlich  gar  nicht  solch  e ine  Bntweicklung.   Dies 
Ist  nur  ein  Aberglaube.     Schon  in  der  Bibel  steht: 
I^i  sollst  nicht  morden!     Das  vurde  vor  3500  Jahren 
gesagt.     Könnte  man  sich  vocsts^len,   dass   in  Millionen 
Jahren  einmal  ein  anaeres  ethisches  Qobot   sich  ent- 
wickelt haben  könnte;    «Du  darfst  morden!"    ? 


Das   ganze  Schaffen  ist  nicht   rbttional   berechen- 
bar.    Nicht   darstellbar  durch  die  Bugriife  der  mecha- 
nischon  Siitwicklung.      iSs   ist   irrational.      Der  Ilisto- 
rizismus  hat  viel  Unheil  angerichtet,   jedoch  möchte 
ioh  im  Moment  nicht  mehr   darauf  eingehen. 


Als  4.  habe  ich  die  Astrologie  und  Magie  an- 


geführt 


Man  könnte  darüber  einen  Winter  lang  spre- 


chen.    Es   ist   ein  ungeheuer  gefahrlicher  Ausweg. 
SS  ist   ein  Hwnmnis,  das   eine  gewaltige  Rolle   spielt, 
wer  sagt,   dass  die  Astrologie  keine  grosse  Rolle  spiele, 
der  hat  die  Zeit  nicht  richtig  beobachtet.     Sehen  sie 
sich  doch  einmal   die  Zeitungsständer  an,  Sie  finden 
dort  eine  ganze  Reihe  von  astrologischen  Zeitschrift- 
ten,  von  denen  wohl   einige  verboten,   aber  ituL.erhin  noch 
mehrere  zu  verkaufen  sind. 

Astrologie  und  Magie  spielen  wie  gesagt 

eine     ungeheure  Rolle.     Sie  bieten  die  VorausBetzung , 
dass  man  sein  Leben  beherrschen,  bzw.  voraussehen 


-    9    - 


kaaan,  vjenn  man  der.  Lauf  der  Geßtirna  kennt« 

Was   bedeutet  aber   üiv^se  Auftasaung?     Sie 
bedoutot,   ß^att  sich  klar  zur  ?'irkliülikait  hinduroh- 
zu;itüßöön,   ütattdcüsen  sich  mit  einen  Nebel  von  Vor- 
ßtüllungör,  behängt.     Sei  es  für  sich  oder  andere, 
wer  die  Zu.:anrt  voraussagen     kann,   lebt  auf  durch 
diese  l^iacht.      Kü  ist  oin«  Able^i-utiti  von  den  Preiestern 
der  Feraer,   uer  Begcii'f  das  iv.agiers,   dei:  wir   in  Zoro- 
asiter  f Indien.     Die  Iviigie  hat  eti.as,  was   den  Menschen 
in  Batm  schlagen  liann.     Es   ist  v.ie  ein  Hinweis  auf 
das  Märchen,    dae  deiu  Mensciien  vorgaui^elt,    er  köiüite 
über  alles  Ixiacht  geväni.ön.     Zu^jleich  danebengos-ellt 
ist  die  Frage,  üb  ea  nicht  unt^r  einein  höheren  &o- 
sich\,spunkt  eine  echte  Art  von  Vorausvorkünl  igung 
gibt,      loh  habe  uabei  auf  das  Ora..el  hingewiesen. 
iSs   ist   dirise  echte  Art  aer  7orau^ver.  undigunj/,   dass 
ein  Mensch  wirltlicii  fühlt,  was  kommen  wirdj     denn 
es  gibt  in  Wirklichkeit  die  ...öglichkeit,   etwas  vor«uB- 
zuspüren.      Bin  Mensdi ,    deriu  naturlicher  Umgebung, 
wie  :..ur  dem  Lande  lebt,    ist  viel  reifer  für  solche 
Dinge.      BS  gibt  wirklich  .inen  •jchicksalstraum  etc. 
üas  beruht  auf  einer  anderen  Voraussetzung     .     Schon 
die  ariechen  haben  sich  durch  das  Orakel  von  ihren 
Priestern,   die  Voraussage  machen  lassan,  dass  aie 
Sinswcrden  mit  dem  G'tte,  und  durch  diese  grosse  Schau 
versuchten  sie  einen  b-stim  ten  aeoichtspunkt  für  ihr 
Leben  zu  bekomu^en.  v<elchö  zxei  eigenartige  Vorgange 
liegen  hi«r  haarscharf  nebeneinander?,  dessen  Unter- 
schied  zuA.Teil  im  'ansehe  des  i^ienschen  liegt? 

1,  Der  Mensch  will  ein^  magische  Macht  auaüben. 

2.  Der  Mansch  will  nur  Werkzeug  a*ttes  sein. 


-     10     - 


SB    Ist  v/ie  bei  jeremia,   der  nicht   der  Bote  O'ttes 
sein  will^   weil  er  sich  vor  den  Mens cuen  fürchtet. 
Br   sagt,   er  sei   zu  jung,    otc.      Aber  da  erv/idert  0»tt: 
Ich  mache   Dich  zur  eisernen  Mauer   gegen  die  Pursten« 
Br   ist  nur   der  Bote  a^ttes  und  und  muss  ausführen, 
was  ö'tt   ihm   sagt.     Er   r:u33te  einfach  sprechen,  da  er 
von  ö'tt  hinausgi^stel  It  war  und  dieses  ^ürte#      Dieses 
ist   jedoch  etwas  vollkommen  anderes,  als  jene  unheiligen 


Zaubereien. 


In   der  Bibel  steht.   Du   sollst  die  Zauberer 


nicht  leben  lassen.     Audi    die  Römer  verurteilten  die 
Zauber ei I   ebenso  wie   die  Babylonier  das  Zauberwesen 
bekämpften.  Und  wir  finden  es  auch  für  alle  Zeiten 
festgelegt,    denn   os  steht  auf  der  Hamurabi-Saule  auf 
dar.  Hanurabi-Gtsetz,   dasc  Zautereion  varboten  sind. 

Alle  4  angeführten  Auswege  sind  Hemmnisse 
auf  deu)  V^ege,    sich   zu  seinem  Standpunkte  zu  bekennen« 
Und  ich  künr...e  noch  eine  grosse  *"enge  anderer  Auswege 

diesen  hinzurügen« 

Ich  möchte  denjenii^en,    in  denen  die  Frage 
auftaucht:  Woher, kommt  ets   denn,   dass  sich  ^.zo  Gene- 
rationen dem  vershhliessen,    sa^en,   dass  ein  Möisch  gar 
nicht  aus  weichen  kann,   dass   er  bekennen  muss.     Weiter 
antworte  ich  darauf  nicht  etwa:  Weil   sie   er kenn gn,    in 
der  Richtung  lieg:t  nicht  die  v/ahrheit,   sondern  weil 
aio  sich  einfach  nicht  von  dem  Sein  haben  in  die  Enge 
treiben  lassen.     Wir  sind  :i.lle  einmal  in  u©r  Situation, 
dan  Oottlichvn  gegenübertreten  zu  ipüsüen«      Seien  wir 
mutig  und  Trollen  wir  es  tun  in  dem  Augenblick,  *n  dem 
uns  der  Brnst   dar  Situation d azu  zwingt« 


-   11    - 


Venn  icü  nun  übergehe  zur  Frage  aer   aüdlachen  Bthik, 


so  vertolge  ich  n  oht  den  Zweck,   Ihnen  ein 
Gystem  der   jüdischen   Bthik  darzulegen,   das  würde 
zu  v.eit  führen.      loh  will  heute  die  jüdische  Shtdk 
erörtern  unxerd«  gleichen  öosichtspankt,  unter  dem 
ich  bisher  alles  betrachtete  and  zwar  von  SLarüpunkt 

des  Judentums. 

Ich  sprocho  über  die  Pra^e:   v-as  ist  Juaentum. 
ich  will  keinen  bekehren,  sondern  nur  ausruhren, 
dar.s  hier  die  Wahrheit  für  ua»i,  xtir  unsaron  jüdischen 
Typus  liegt.   Inwelchem  ZusacmenhäiTg  öteht  die  jüdische 
Sthik  mit  den  jüdischen  Typus?    V;a6  versteht  madenn 
^.berhaut>t  unter  Sthik?       Ss  gibt  darüber  ein  ganz 
philosophisches  Fach  mit  allen  möglichen  Merkwürdig- 
keiten.    Man  unterscheidet  nach  den  ür^rung,   nach 

> 

dem  Obj«ict,   nach  d«r  Form. 

Sagen  wir   z.B.:     V/ir  verstehen  unter  Ethik 
Hll  das,  was  der  Mensch  handelnd  tut  oder  auch  handelnd 
nicht  tut,   in  jeder  Beziehung,   die  irgendwie  eine  B 
Ziehung  besitzt  vom  Handeln  des  Menschen  zum  Bwig- 
metaphysischen.     Wer  einen  Menschen  neben  sich  ver- 
hungern ILsst,  tut  aigentiicU  gar  nichts.     Aber 
trotzdem  harUelt  .v  in  seinem  Nichthandtln  unethisch, 
und  gejren  uns«r  Gei'Uhl.     Wenn  z.B.  jemand  bei   einem 
Mörder,   d«r  hingerichtet  worden  soll,  von  Mitleid 
erfüllt  ist,   30  urteilt  er  in  praktischen  Leben  unter 
einem  uwigen  aesichtspunkt,   der  ihm  ni<ht  klar  ge- 
worden ist.     wenn  z.B.   ein.r  glaubt,    das  Hooht   zu 
haben,  Tiere  zu  töten  und  ^;^nsai  en  zu  zertreten,  so 
hat  das  irgeniwie  eine  Beziehung  zu  seiner  metaphy- 
axBchen  Voraussetzung,  und  di  se  Beziehung  möchte  ich 
daretellen  und  darauf  von  vornherein  eine  AUwcrt 

geben« 


-     12     - 


Man  löinn  nämlich  in  der  Frjige  der  Bthik  nicht   irgend- 
©tvas  beiiaupttn  oder  vom  Ver;itande  ableiten«      lus   ist 
einer  der  g  roüjson  I  rrtUmer,   dem  z.b»  auch  Kant  anhüim- 
goiallen  iö^i  eine  rürniule  und  materielle  Ethik. 
Die   fürrr.al3  Bthik  ist  deutlich  ausgedrückt   durch  den 
kategcrt sehen  Iirp^rativ:   "Handele  so»  v/ie  ei^jentlich 
alle  Menscher,  handel»  müssten.   Kant  ha.t  gesagt:   Hand-le 
so,   dass  die  Idaxime  Dein   s  Randeins  zum  allgemeinen 
QrandiLatz   erhoben  vferden  könit  e.   I^.nt  setzte  dabei 
voraus,   df^.ss   sie  in  der  R  cksicht  auf  das  geraeincame 
Leben  läge,   i;    Sor.ialen«     Und  darin  hat  er  sich  merk- 
würdig getäuscht.      "Handel©  so,   wie  alle  handeln  Soll- 
ten",  damit  habt--   ich  noch  nichts  auEg-vC:;.gt, über  die 
Mein  ng  eine*:  Menschen.     Ich  könnte  mir  vorstellen, 
dass  ein  GK).  altiger  sagen  würde:    «Bitte  stellt  alles 
nach   di'Sera  Prinzip   d^js  kateg«»ischen  Imperativs  rich- 
tig.    Man  könnte  z.B.    durchaus  Scigen:    os   ist  möglich, 
dasj   er  nach   dem  kategorische;.  Imperativ  richtig  ge- 
handelt hat,   denn  Kant  hat  gedacht,   anders  könnte  kein 
Mensch  handeln,  v/önn  er   sich  nicht  selbst  sdiadigun 


v;ollte« 


liass  man  den  kategorischen  Imperativ  auch 


anders   auslegen  kann,  das  beweist  ein  Tyrann  des 
Altertums,    der  nav.h  dem  Grundsatz  handeltet:    Ich 
tue,  was     ir  gefällt  und  v;as  ich  für  richtig  halte, 
handelt  ihr  doch  auch  so,   ich  werde  mich  schon  erhalten 
und  durchsetzen.  Kant  hat  jedoch  vorausgesetzt,   dass 


ein  Mensch   so  etv.as  nicht  denkt.      Der 


for  ala 


feKXKK  kategorische  imperativ  gibt  uns  keine  MöüLioh- 


keit,   einen  Sprung  zu  machen  zur  matri eilen  Bthik. 


-    13     - 


Kan\.  iu.t  uuj   b^igrairiioiivin  Jrunitin  cLlu^sen  Imperativ 
so  rurmulivirt«      3r  war  näfülioh   in   ;3ein«cim  Leben  ein 
streng  rroiömar  ßletist  unU  v.1^  solcher   erschien  es   Ihm 
aelbßtvurstandliah,    daöß   ein  MenBoii  nicht   stehlen  und 


Ql 


ordwm  wird^   und  weil  er  bo  dachte,   hat  er   ohne  weiteres 


angenomniün^dfce  Fürn.uliorun|>;  v^ürde  genügen:   Handele  so, 
dass  alle  auch  so  handeln  mübsten*      Der  kategorische 
imperativ  hat  eine  gewaltige  Boaeutung*       Man  muss 
nur   üfcsti  unterbau,    aer     vorhullt  ist^ltlar  hinstellen, 
'^an  üiuati   z.dgfcn,   üasa  in  firkliuhkeit     der  kategorische 
lm;}orativ   Gin   j)enkmal   ist,   daa  auf  einom  Sockel   steht, 
clor  tiijf  im  Metaphysißohon  verankert   ist. 
Ba   gab  Mönsdtien,   aie  v-ussten,   v/aa  Out  und  Böse  ist. 
und  2war  üuI'  Grund  jinas  Vorganges,    den  ruan  Offenbarung 
nonnt,   i.aben  sits  es   Ginfaoh  göwusst, 

«beriso  wie  in  dor  i'issanüohaft  ein  üjaklid  hat 

seine  er  um  legenden  i>eiir»u.tze  entaeoken  xcönnen  Imd 

wie 

auoh  -änatein  seinu  Relativitatstheoriy^     «beiso  der 
düUvSoUa  phisikar  Flank  j.  ne  wunderbare  Kntdeckung  von 
der  Portpflanzung  das  Liohtes   eto.   hat  machen  können  • 
£3  sind  gewaltige  Bntdec.vungen,   die  oft  in  einem  Ju- 
genaerlebnis  funuierüu.     üa  gibt  viele  üohriften,  wo 
groöse  G^aehrte  ihre  Theorien  darstellen,   und  zwar  wie 
sie  sich  im  Laufes  ihres  Lebens  entwickelten.     Es 
gibt  eine  '.iahrheitssohau  auf  jfcdaiu  aebiet.     Auf  den 
Oebieten  der  v.issenscualt  etc.,  warum  nun  nicht  auf 
dem  (iebiet  der  j;htik,  der  ßeii-hung  des  Binzelmenachen 
zur  Mei^aciihdit?     a,s  gibt  wünschen,   die  haben  ^sehen 
was  gat  ist  und  andere,   die  habtn    sich  versehen.      Diese 
Dinge  tonn  man  nicht  miteinander  versöhnen. 

loh  muss  hier  zurückgehen  auf  jenen  Ursprung 
des  ethischen  wertes,  der  vom  Judentum  der  V/elt 


y 


Kf- 


-     14     - 


ü'bergobön  \varde  and  vom  Ißerlam  und  Christentum  aufge- 
noi]r.0n   vrorden  i^t:      Eß   sind  die  10  G€)bote. 

Ich  \  ill  heute  den  zureiten  Teil  horausnchji:en: 
Du  sollst  Tater  und  Matter  ehren,  nicht  m.  rden,  nicht 
BtÄen,   nicht  fidschcs  Zeugnis  aussagen  und  nicht  be- 


gehren 


Das  sind  QrundȊtze  der  irenschliciien  Verhaltungs- 


we 


ise,   dahingestellt  s.uf  ewigen  granitenem  Sockel. 
Lou  ttrzoch:   !)u    sollst  nicht  morden! 
Lau«  tinrof :    m   sollst  nicht  ehebrechen   ! 
Dieses   sind  Worte,   die  wir  uns   oinhüjmciern 
müssen,    dann  kommen    wir   zu  jener  Voraussetzung,  die 
das  Judentum  macht  in  Bezug  auf  Sthik.   Ich  hö.be  Ihnen 
o£n  Buch  2ii '.gebracht  von  Rudolf  Otto,   dp  die  Religion 
vom  Standpur.;  t  der  R.v  ij/ionspsychologie  behanlelt. 
Er  knüpft  an  an  das   "Am  Kodausch".      Ich  zei^ie   Ihren 
h  ier   eine  Al^bildung,   die  die  Göttin  i^ur^a  darstellt, 
damit  Sie  sie    ;inmul  von  Ar.^psicht   zu.  Angesicht  scliauen. 
Die   Inder   sind   ein  geisttg  hochstehendes  Volk.   Sie 
haben   IXirga,   die  Mutter  und  Oottin   Indiens,   als   eine 
scheusöliche  Toufelsf ratze  dargestellt.      "Der  grässliohe 
Muni    ist  weit  aufgesperrt  und  mar  glaubt,    aine  l*ürchtor- 
liühe  Stirn,  e  da: au«  zu  vernehmen.     Auf  aer  Sttrne  sehen 
wir   5   fürchterliche  Augen  und  vom  0  sieht  aus   sehon 
wir  erschrockÄnde  Krallenfüsse.     IB   Ist  ein  scheuss- 
lichoB  Bild  und  wir  nUssen  und  fragen,  varmn  haben  die 
Inder  versucht,   das   öottlicho  sc   de-rzustollon?     Otto 
entwickelt  der.   oedanlcen  volli:oma.en  rieh  ig.      St  sagt: 
Di'^se  DTirstellung  ist  nicht  ein  getreues  Abbild  der 
Qöttin  Diirga,   sondern  die  Darstellung  des  Eindrucks 
des  Purohtbaren,   den  man  vom  oöttlichen  bekomnit.     Wir 
liaben  im  jüdischer,  den  Ausdruck:   Nauro.     Wir  nennen 
ö*tt  der:  Purohtbaren  und  fügen  diesen  Begriff  dem 


-    15     - 


\ 


göttliclien  Najuen  hinzu,     Ili  ir  habön  Bio  dJeacs  Puroht 
bacö  bildlich  ausgedrückt.     Denken  Sie  bai  dioseta 
Bild  daran,  waiS   d;  ö  JudentuTi  sagt,   und  iiwar:    Du 


s 


ollst  Jjix  kein  Bild  iiacjhi-n  von  Dein^^oi  a'tte.     Hier 


liegt  auch  die  Quelle  rür    di?  Abschneidung  der 
künstl<!ri soften  3 et ü L i gang ,   sov/öit  «s   -^iu^  bildliche 
Au^jdraoksweicö  b^tiiiTt.     Da:;  Juä  ntum  musjte  uns 
vor  di(..s*ai  Irrweg  bowahron;     wfeil  das  ajwt,licho 
rurchtbar   ist,    .r.uss   der  Mansch  furchtbit  handeln 
am  l^enschen.     Co  primitiv  es   iit,   so   ii^v-   oi;  dü.-h 


eine  Voraussetzung,    die  v^n  »aiLllü^ür.  iconscaen  car 
Erd3   gö'iiiacht  -.forden   iüt.     v.ail  däs  Leb.n,   das   e^ig 
Ceionde  furchtbar  ist,   darum  uüriacht  fein  Kampi'  aller 
gvgen  allo,   darum  ist  der  wenaoh  i'-ur  Grausamkeit  be- 
rechtigt.     Das   ii;t  oin  muricvurdigör  Schluss.     Das 
jud-  litora  jedoch  sagt:     Trot-^dcr,.  kiollst   Da,   0  Mensch, 
nich'ö  morden,   nicht  steiacn,   n  icl.t  ehebrechen  etc. 
Die  Jüdische  l'r:.di^iori  lact:     Pur  siiobrechen  und  Di'&b 
ahl  steht  Tod^sstraie,   obenso  wie  nur  dem  »m  sollst 


nicht  morden.     Don.-,  mit  dem  Diebstahl  ist  der  Monschen- 


diebstahl  gor::«.- int. 

In  diesora  Zusttmmenhang  möchte  ich  hinv.aiuen 
auf  den  60.   a  burtstag  vuu  Albi»rt  Schweiz  r,   der  eine 
herrliche  aelohrtenzukunrt  in  Doutsohlanl  hattsj,  und 
ungeachtet  dessen  hiaausüegs-ngen  int  vor  üram  über 
dio  Versündigungen  au  arrilAnischen  V"lk,  a-n  den 
Soh'.7arzen.      Br  konnte  es  nicht  ertragen,   dftss  unter 
dar  mske  der  I'.ultur  draussei.  unendlich  viel  Unglück 


geschti.f-1-eu  wurderi  und  er  w  ollte  ihnen  hal-'en. 

Dia  Bibel   sagt:   Lau  slgnof :    Du  sollst  nicht  steh- 
len. 
Laux'  zirzof:    Du  sollst  nicht  töten. 

DU  hast  niüht  das  Rooht,  das  Leben  eines 
Mensen  en  zu  be-^intrachtigen. 


.y. 


-  16  - 

Zuiu  Mann  gehet  t  aie  Frau.  Der  M^i^^  tcst^ht  aus 
2  Teilen,  aus  mämaicUum  und  weiblichem.  Und  aus 
der  Vereiniguufc.  wird  erst  ein  Menach  geßchairön. 

MiwitNar     uer  Ehebruch  der  vorhöiri:tüten 
Prau  iBt  tüüea*'ürdig.   Bündern  oß  i^iU  rur  -..lixU  und 
Frau;      es  gibt  kein.^  düpp..lte  Licral.      Bi  hast  nicht 
das  Hecht,    <uxs  Leb^n  ein.s  anderen  Menschen  '^u  be- 
eintr..ohti^^n.     Du   sollet  deinon  Hudi^stai    lieboii. 
v,ie   aid.    selbst.     Sind  eut^cher  Habbinr  hat  den 
Zusatz   gruacht:   de^^   .r   i-  vie  du.  r'.nnw  e.ter 
gesagt  wird:    Du  ^ulx^t   t.icht  ral.ou.s  Leugni^^  ablo« 

.    ^  •'T  >-^   »^^  »ht    li-'/ohron.    so    i^t  da^  nur 

gen  und   u^x   suxlßo  uloüL    Uw^^^utvti, 

dfc^r   pb>oUologiiJOue  Lrsprang  •     i^r.^^ 

öü   >  an*     Una  abirum:    IXx  buli  0I;  nx^^au   u  i^^ 

geboten  .i^eutiiuh  nur   ein.  Au.rUch-:  rung    ies   ein3n 
^öutes:  Bo«»iutruohtige  nicht  das  Lebon  eines  anderen 

.   „n   «r   iai    wi6  TAI.      Dun.-^ben  haben  wir  die 
MätiöOiiön,    denn  ec    a&^  wj-"   -»Ai.      a** 

, -,      -j    ...       z^iÄ  Äi-G  der  räli*^iÖäc)n  Voraus- 
ehtische  Ableitung,   die  au-  aec   cöx  t,         ^^^ 

Setzung  er,t.^rir.gL.     ..l^..t  F  ürst.n  st.her.  als  stau»- 
geboren.  v«c   ootaioh».     -..as  bedeutet  d^s?     Es  wird 

als  absolu^^r  ^r«c.da.s   zu  betri^cWan  Ist.     !U=M8 
ana«..   ist  .s  im  Dualismus.   Jouer  Lehr..  «  ane.- 
•  ^*„nt  «in  vhi.t:.ioh»a  und  ein  üabolis.'.eu.     Es  eU* 
^Uo  Sor..,»n-  und  T^ui-eUmenschcr..  li^caus  resultiert 
.in  «»leer  Kampr  z«isoU*<i  d««.  So.m*  und  Tcuiels- 
..nsoton.     X..  PautU.isn.us  d.s  Bubbdbismus  b^st.ht 
»ie  vots^krixtv  üass  .*u  ander.  Kensol-,.ti  ii.  Leben 

.  ^    •    1+1,^»«  riH.rf     "Der  BuddhiäL^us  verbietet 
nicht  beeilt  facht  igen  darr.    i;*»i 

.      ^     «>.«,    «r  verbietet   .hn  unter  der  Voraui 
auch  den  liiord,   abei   er  veruxvv,« 

Setzung,   er  wurde  durch  einen  l/"ora  eine  Stufe  tiefet 


^       -    17     - 

sinken  und  zur  wi^dorgaburt  verurteilt  werden.     Nicht 
als  Mensdh   sondern  als  Tier  und  dadurch  v/ürde   er  noch 
weitor   erti'^rnt  äktkIi  .AdorKrlöBungdcc  Nirwana.      Uay   ist 
©ine  passive  Ethik:     Tuo  nicht  das  and  duB,   sondern 
vermeide  alles,   was  Dir   schauen  könnte   aur  dam  *eg. 
zuw  Nirwana.     Di&ser  Tyiue   ist  iiicLu  lobais  t-ciitig 
genug.     Der&elbe  BuüdhieruUs.  uat  die  ;.:a3tüneintoiluni; 
geschs,tren,   vonaoh  ./lenschen,   obwohl  suaubgobor«    wie 
T."ir,    •.rotzdem  höher   oder  titfer   stehen.   Sie  darion  sich 
nicht  ir.iteiDander  v.TOi.chen.      Es  gibt  Unberuhrbare  bei 
den  Bu.  'd^isten,   die  f-arias,   und   Gandiii  hungert  daf.r, 
das.;   aie  ir:   die  ..enöc:.eng<i.-.-in!iohart  ^at^nomim  werden. 
Di.se  3cuattenD0itön  muab  xütxv  im  Buddhiemus  mit   in 
Kauf  n  hmen.      Ich  nöhm.   das  ar,  ^^-c-il  der  Buudhismus 
so  lang«  9xistic?rt  und  ^ell  erkeit^e  venüchtendc  r.riege 
kennt,  weil  er  50ü  :.\illiou.in  l/.snscheii   in   ihrer  Leb  ns 
inö,:lichl'.at.   in   ihrem  oo^ialen  Sein  der  -..Glt  geschenkt 
und  erhalten  hatj  ,   deiishalb   rli.v.^e    ich,  dass  der    buddhisti 
sehe  luen^ch  di   iäo  Präge  eri^nnen  wird.      \rür  allen  Din- 
gen ork^nne  ich  den  üntarücLied  vom  jüdischen  Ti^pus 
in  der  Aui'i'asuun,,  dos:    Du   sollst   nicht  norden,   damit   JXi 
nicht  nach  den  Tod  etwa  als  Tier  wieder g-^^borai    wirst.. 

3i.isahon,  wi-   ich  in  aieseu  einen  rankt  die 
stran-e  örenze  ziehe  zv-iscnen  des  reli..,iü3en  Typen, 
ras  Jud.-ntum  bagt  .aipi-  und  klar:    3:in  unonil icher 
göttlicher  v;llle,   den   Da  bildlich  nic!.t  darstellen 
darrst,  hat  deuKcndohen  g^schafen.     Wir  benutzen 
rien  Bogriif  "Adam"   tav  die   ,,an^e  McnsohHeit.     üaruui 
findet  man  ihn  bei  uns  aich  nicht  als  Personen  naiven, 
jener   erster  Adam  ist  SitmUild   der  ganzen  r.en;:criheit 
und  alle  Monschon  haben  d<xs  gleiche  Lebensrecht, 
darum  dari'st  T)u  nicht  morden,   stehlen  etc.,  also 
das  LtJben  DtincS  Nächsten  nicht  beeintri^chti^n . 


-    13    - 


iju ruber  hiticius  kutjmt  uau  äit*  atitiurö  ooite:     Weil  ^r 
Dein  Bfuder   ißo,    Lein  Bruaor   in  ü'^t.    ijeühiiib   : 
woüchwto:    sullsu   Du  iiin  liobou,      „aa  iat  iui  judontuiu 
L_t;be?     Eö   gehört  zur  judisoubu  jitiiik«      »öiiu  ukin  den 
V/orteu  uer  Lehrer   üuaört,   aio  dvsii  Gfc»duni..äii   im  ver- 
gühg- nun  Jahrhuiidert  in^^orhülb  clor  Thöologi©  klar- 
gölögt  haben,  ^'.ann  man  ©tv.   s  i»iörkwuridgeö  erlöliön. 
Nämlich   den  gövaXLigen  Uutarochiea  zwiöciiön  dorn,   ^ixß  sie 
alö  iiöüitittt^s  uür  Hiiligion  i-hrtan  und  dem,  v.'&s   iu  der 
Praxis  getan  viurde. 

&elw'Urt  v.urdü;    Du   jollst   Deinen  G'tt  liaben, 
die  lu^riBoawn  hieben,    Jbinen  xVudUßten  unu  ilua  btoiatöiiön. 
Wie  öüll   oic.L  nun  daii   bei  den  naturliüuun  jv:.enöciiön 
in   uüL  ^  taiciö  ;au«v.irk£n?     Sollfci.  wir   ihnar,  .m  dön  lials 
i'alicn?.     «^n  nu-^i^   aic-i  aie  la.tWor^  a^.raur  g^ben  können. 
Ich  bin  icuon   yinmal  aal'     aön  üögriii    der  ««Awo-   =LiJbö 
eingej^angen,   aber   wxeaoa  i..al  uiufa*   «»r   u^-her    bdlcuohwet 


we 


rden.      Vxexj.  eicht  v.'ird  er   u^uuiich  in   ^vner  Scnai- 


aung,   die  üur ^sUentun.  und  Judentom  i;chuf. 

"   Du   aoliüt  ijeire  n  liachüten  li-i.ben!'»  di^seö 
ist    -öchstos  üebot  bei   boiuen  und   uie  ütiüiuieu  hierin 
volli.ODifcien  uborein.      iiSJ   i,ibt  aber  auch  eine;  negative 
i-üruiuliurung  dieses  Segrirres.      Ich  erl^-uter©  dieses 
jiUi  B«äLen  an  einem  BeiSi^iel.      Ein  Heide   k-m  zu  hillel 
und   üagte:  Mache  mich  zum  Juii-n,   m  rhena  ich  aux   eineui 
Bein  stehe,   bringe  eö  a.ir   in  diaü^r  it-eit  bei«  Und 
Hiiiel   sagte;    Der   Orunaeatz  a^s  Judontums,  aua  ueui 
all.s  abgel-itet  v?ecden  iiann  heisüt:    ;.as    Die  verhasst 
ist,   tu  auch  dwa  anderen  nicht;   all js  übrige  ist  nur 
ii.üßcientar  und  nun  gehe  hin  und  lerne.      Dur  BötreiTende 
ist   ein  ööhr  iroram^«  Mensch  gew erden.      Die  ladagü^^ik 
Hilielü  hat  den  «iann  von  dem  Irrweg  h  rabgoleitet,   sieh 


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-  19  - 

sicli  uüör   ©iuo  aöi-igi-  on  xuätigzucauhun.     Hillöl  hat 
etwa^  UnuriiorUb  gvtan:    Sc  hat  v..iiic  rwgativt-  Foraiulie- 
ruug  das   Gebotös   ^s^guüen:    Du   sollst   Dtjiuferi  iMEi.ohyfc.jn 
Hoben.     Heu  düilnicrt   aar  positiven  i'Ot«ttliörung: 
Xu«  dwii.  auuerö   ,  v-as   lu   will&x,   wi^a  aan  Pir  tuw. 

S8   iat   ein  nieckwürd j-i^or  Ijnteraciii   d  in 
diesem  thöoltgiscUen  Schritt,    dia  positive   odör  negativ© 

Pormal  icrung. 

v.enti  i.,ii.   oin  Lc-r.scii    eine  KryjQkhoit   oder 
oin  pcrsJtaiohcs  B'-durl'nis  hat,    so  kann  er  dleso   Ding« 
nicht  au.    aeim   Neb encien sehen  übertragen.      V.enn  es 
z.B.    ihn:  gut  sclmitJCkt,   so  larin   er  nidit  verlangen,   duss 
es  auch  d©n  andareu  suhrueoüt.      L»j.e8it.t  natUrlicu  nur 

eiu   „ottgeplunitel. 

S^  mudo  an  ur.a   für   sich  in  dir  etlicher 

wiu  jüdischer  Aurfassung  etwas  tjanz  ptistiüjutes  liegen. 
Der  Unterschied  ist   m  e.nifjun  B<^grixxün  üöhr  deutlich 
beiÄjnt  z.B.   in  Zedüko  und  ^woh:    O^rdohLigiieit  und  Lie- 
be,  ijaa  Judcntuu  iiamt  J^ls  Houhi^es  die  Oer-c^chtigküit 
an  und  das  Ühridtüntom  als  HöchstöS  die  Liebe.  Was  Hil- 
lel  negativ  gesagt  hat:   w  a   Dir  Vürhasst   ist,   tue  auch 
den  andern  nioho  an.   aer^chtigk^it  und  Li^bo  sind  psy. 
chülOi^.soh  8  varsüuiüdöne  Ausuruokarormen. 

Qaröchtigrteit  kennen  die  Iviensohcin  alle,  aber 

Liebe  \eui^   die  wenigsten. 

Ignatz  von  I.ojola  war   icistande  in  jener  wunde*- 
baren  Liebe  sicii  aufzuOi..iern,*=b  nso  wie  Franz isiois  von 
Aisiöi     das   sinu  ...encJien  die  ^ich  hingegen   konner,  als 
Opl'er  lur  aiidore.      Zahllose  G*:'ötilten  gibt  es   im 
Chrietentuiu,   die  verehrungawurdig  sind,      über^o  im 


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-      20     - 


Judentum  w^e   in   liiiäLm*      ••:.:   gibt  .vünaclien,   die  groiS^Q 
Li(^besr  higkeit   i'ür   die  auaeren  haben*      Du^  Ohri^iten- 
tum  tia^f^t  den  ::hritt  und  i3 tollt   dit;  j/iubü   iiiu  aiii  Auf 
£'.bo  f  )r  ^.1^  „.,en;jc;:en.      liin  utit^L^hour^^ö   N'^giais   und 
ein   wunderbarer  .iut.      Tag  JuaentuEi  wagt   j.ioSür.   ochritt 
ni.'ht.     D  as  Judentuni  will   den  Menschen  nicht   in  innere 
i^erwürfniüso   bring^:n.      Al^   oborut^   Foraeruug  gilt  ux^r: 
BeeintrLchtigo  nidit   aaü   Leben  Deines   I.ebeni^onsciiun   . 
IXxi^  Judontun  fcirdert  d\s,    ^k/^  rian  tun  loiim,   v;as  äiun 


erreichen     .a 


Idi    ^s.ubi>^   d-.s  Guristuntura  fordert 


hior  Uobormoncdi  liches,      ^s  V^r^steat  hier   diti  g  ro- se 
G-ofahr,    da  SS   der  :/ensd;    zun:  ilcuchl;.r  ■;v^rdöL  nuisa. 

Ich  möchte   don  Ilillc-lsohcn  u-c?dunksin  Tur 
das  Judentum  vor-.i.;hen.      Dio  Forderung:    Tue    Deinem 
Nächsten  allt:s,    .;a.s   T)..  haben  röcht  est,    d.s  man   Jir    tue 
Ss   liegt  uns    zunächst   nlihor  der  G  dun/.j  der   negativen 
?orr.ui:  .rung:   Huto   Dich  DcinGGi   ;iu.i.sttCL    ein  Unrecht 
zu  tun^    denn  Du   wiaist  :.uch   huin  lli.r;  cht  -^raM-ldon. 


Ich  habe  nun   zunaclxst   einr::cd    die  Qvur.iLlx^^^n 
der e ,iüdi  s ch en   Kht  i  1:  in   zv/ei  Punkt v^n  rostgelagt, 

1.    In  c:.  ta^.hyß i sehen  Urs^.rung. 

2*    In  psyhc   ologisciior  oder  pc^agogisoher  liichtui^g 

Vom  Judentum  aus   gesehen  hoisst   es:   Tue   das, 

was  Du   kannst^   tue   den  andern  kein  Unrecht*    Ss   steht 

daliinto^r   die  ganze  tuli-e  eines   lebenumrassenlen  S^sterris« 

Asl  Material  vill    ich    ihner:   zum  Schluss  noch  eine  Jtelle 

vorlesen^    die  uns  der  Talmud  überlier-..rt  und  über   die 

Sie   jelbst  nackienken    sollen. 

Rabbi   Gimlai   hat  uns  gelahrt:    0»tt  hat 

uns  y-ereben  6l5   oe-  und  Verbote  und   zwar   365  Gebote 


t>     o 


ensi rechend  den  Tagen  eines  3onnenjahres  und  248  Verbote 
entsprech  nd  der  Ijahl  der  m  nschlichen  Glieder*      l)a  k:.in 


^=si<L 


•     21     - 

David  and  liat  diese  6l3  00-  und  Vorbote  zuilicl^gerühirt 

ujxt  11  unu  zwar   ifcit  dieses  onthaltön  im  F^alm   :    15» 

Da  sagt   er:   %ör^   o  ö'tt»  darf  in  Deinen  Zeiten  weilen^ 

wer  auf   Deinem  heiigen  Berge  iwohnen. 

W«r   feiilerlos   in  ünüchula  wandelt , 

VJer  fl^6Techtigkeit  übt,   wer  "  rjhrhoit  spricht 

in  seinem  lierzen. 

Wer  mit   öoinur  Zunge   nicht  Vv-rleumdet. 

Ver  suinöLi  na'jiicton  kein  Boseß    tut  und 

Schraach  nicUt  bringt  auf  meinen  N^bem^  onschen. 

Und  v/or  v«^rachtlioh   ist  und  aucii  von  ihm  vev- 

eichtet  wird    •    •    •    «    • 


wer   Gülchos  tut^   der  wankt  niuht  für  alle   Ewig- 
keit! 

Das  öina  die  11  GKbote,    die  "ijav.d  aarge-- 


stellt  hat# 

Dann  kam  Jesaja  undhat   sie  9nif  6  Oebote  zu- 

rückgßführt*      Sr  sagt;      Wer   in  Oor-chtigiieit  v/andert^ 

wer  Redlich  s  spricht, 
W«r   Gewinn  und  Betrug  verachtet , 

wer  ;ic.inu  Iland  versoiiliaest ,   damit   er  ni^ht  B 

ßtechung  annetoxe, 

wur  seine  Ohren  verscb  li^^sst,   um  nicht  Blut- 

cchuld  aufir>ich  zu  laden, 

wer  seine  Augen   verstopft,   oamit  er  nichts 

Böse«  tue,   der   erfüllt 

s^^ine  VC rgesohri ebener    öeboto. 

Tüinn  kam  Mischd  und  führte  die  #  Gebote  auf 


3   zurück. 


h.  Siehe   ,    0  Mensch,    es   ist.  Dir  gesagt,  was 


der  Swige,   Dein  &»tt  von-  Dir  vorlangt: 

1^  Rechtes   tun,   2*  Liebe  üben,    3*   demütig  wandeln 

•> 

vor  Beinom  ö'ttö. 

I)E.nn  iam  noch  einmal  Jasaja  und  führte  die  so 

Oöbote  auf  2   zurüok: 

ändert  reoht  und  übt  Qereclit  igkeltl 


•     22     - 
Arnos  dagogon  führte  all«  0«bot9  atif  «Ins  zurück: 

Iröohun  uiid  wichju:   3ueht  mich  und  l*«ht! 


Hubakuk  atk^Xe:   vajadlych  und  hat  d^mit  den 
Orundöi^tz  aufg'  etvlit:  Der  Zadik,  d  r  der  ^cüte,  wird 
In  seinor     Troae  löbon.     In  Oiesm  Bögrirr  i&t  das  Judön- 
tuaj  in  seiDOT  tiefen  öwi^en  «tiiiöcher.  Boziöiiun^i  OTras-t. 

im  GlÄSSiuitinuü  üpiwlt  cer  Z-  dik  ein©  groi^ee 
RüUe.     Dyr  Zudik  wird  Idb©«.  iß  Cöinar  Truuo,     Zödokoh 
uät  «C^^tecLtlteK-it'^   '*:u  .ber^etzen,   ist  nicht  richtig, 
SonÄorn:   Zodokoh  i^st  d-ta,  waa  der  M-n;ioü  iu  töbön  tun  kann, 
UE  8ioh  3ei.n.^r  gtttäOmliuhheit  nicht,  ech^inon  zu  musson, 
cLus^  wtia  Kian  uu  joüun  Sinii^Itian  :as  Ford-  run^  richten 
kann,     rrann  loh  sa^-e:   Li^^be  Trinen  Nrichnton,   so  .^t«  .t;ht 
dlö  rratic:  T7l .  soll  ich  denn  das   tun?     Ich  nach©  dleßea 
Sat2.  nicht  .-;tcr»rliüu,   ich  b.*-unüore  ua,  denn  ea  ijt 
etwas  Höh:  ■,  dass  es  iti  den  Mittölpurit  g-stellt  wurde. 
Trczac«  aber   ^.a^e  ich:    jjor  ,>.d.coht.  Typua  konnte  in 
den  liitwölpunk.  stauen  nur  d-s  rort;   l)er  a^rochwe 
wird  in  s  einer  Treue  leben.     Und  wem  Sio  cien  Gar.g 
der  öinj:>J  bc-obaoLtot  habon,   sc  haada  ^i«  göXuncLen,  dass 
der  aedanke  der  Zedükul.  sich  alltnoualig  aus  den  6l5 
de  -  ui:d  Vurbci,«n  U^ca  .ögu^u...lt  :.at  bis  ur   m  einer 
}fach«n  3i*ul3  horvori^in^j.      Bß  heiastz 

liu-  drei  T)ir.,««i  s  uht  ale  feit:  Anr     er  O'tteilehre, 

Auf  de«  G't-tcßdidDiit  u« 
auf  der  rechten  Liebe ata Li gkeits 
Also:  auf  dem  nrchl,   der  Tahrh  It  und  auf  dem  Frieden, 
wenn  Sie  i»  Leben  eines  Denker»  2  Aueärucki.  neb*^n.=jinander 
genteX't  haben,  werden  Sie  hatfigfind«n,  dal«  diese  sie  h 
wldereprochen.     tti-r  li.igt  über  kein  >iclor.T^raoh  yor. 
»ondern  ea  iet  ein  Tor  zur  Waiirheit.     Uebor  das  Meta- 
pluttiöch     kann  man  nicht  sprechen  mit  irdieohen  Worten, 
man  katm  nur  blldlioh  davon  epreohen     und  das  gewaltigate 


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-    23    - 


K 


Bilt  iöt  icinor  nur  dbOt 

Es  ist  so  und.  es  i«t  dtwh  nJc  ht  so, 
handölo  bo  uiiC  Us^vkioIö   douh  nicht  so, 

nat  dtLXCh  soluho  Ot^gf^n Kratze  v/ird  ein  ^^lensch  vorbe- 
reitest,  den  v/eg  ins  Metaphyöische  zu   llnaen. 

Heute  In  8  Tagen  werde  ich  Ihnen  die  Frä.ge 
weiter  darlegen,    indim   i«h   dann    -ingoh©  ;-.ul'  dc.s  jüdi- 
sche Eöoht  und  von  da  aus  wditur   zu  der  Fra^     dos 
reiigiööen  Kultes.     Die  uebrigon  Thaiien,   die  ioh  nooh 

behandeln  verde«,   sind  : 

Der  religiöse  kultur, 

die  Qoschiolitö  urt  ür  riiigiös««!  Gesichtspunkt, 

Höligion  und  "'issen schall;, 

aio  Art  der  G»tt6£;ori'enbarung, 

dör   .  e^  2ur  Religion  utid  Reli«=jionspadagogik, 

Dlose  Ueberschriften  sagen  nur     onig.      Ich '.vi  11   alle 
Gebiete  nur  unter   dorn  (Jesichtspunkt  bv^h^rw oln,   in 
welcher  Art  und  v;eise  sie  Aa3 druck  des  judi^jchan  Typus 

sind. 

Am  Bndo  di   aar  V  rtrai^^sreihe  inociita   ich,   dass 

Sie  oin  Icloines  Stück,  ait  mir  i.ußuüUiiöa  und  durch  Ihre 

eigenen   aedsrnken  'Vöiterg«kürair.än  sind  in  uer  Präge  dm- 

Döi'initiun,  was   ist  Judtmtum  in     ahrh.it. 


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Meine  Damen  und  Herren  1 


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V 


Dieser  Tage  sagte  mir   eine  der  üjamen,    die  hier  an  den 
Abenden  t  ei Iniriimt,    dass   sie  ein  Bild  habe,   dass  gerade 
in  diesem  Kreise   sicher   sehr  interessieren  wurde,    fieses 
Bild  ibt   Ihnen  vielleicht  bekannt,    denn  es   ist  der   Stich 
von  Dürer:   Melancholia.      Dieser  Stich  ist  wirklidi 
ein  prophetisches  V/erk.     Man  sieht  hier  eine  betrübte 
Prauengestalt   dasitzen.     Um  sie  herum  sind  die  ver- 
schiedenen Symbole   der  Wissensohart  und  der  praktischen 
Bewältigung  der  Welt:     Handwerkszegg  etc.   Als  Symbol 
dafür  aufzufassen,   dass  sie  alle  v/issere  chaften  durch- 
forscht und  mit  allen  Mitteln  versuch  .  hat,    die  Yfelt 
zu  bewältigen.     Sie  hat  sogar  versucht  in  der  geheim- 
nisvollen Kabbala   zu   lernen.     Man  sieht   oben   in  der 
Ecke  geheimnisvolle  Quadarte.     jedoch  alles     ar  umstnst , 
Das  Q-lück  ist  nicht  gekommen,   weder  durch  die  V/issen- 
sciiaft  noch   durch  die  praktische  Lebensbeherrschung. 
Da   sit^    nun  die  Frau  mit  trübem  Blick.     Aber  sielt 
auf  einmal,  wie  im  Hintergrund  der  Himmel  sich  öffnet 
und   ein  Lichtstrahl  hervorquillt.      Dürer  hat  voraus- 
gezeigt,  wie  weit   der  Mensch  in  der  Wissenschaft  kommen 
wird.     Wissenschaft  ist  etwas  Wunderbares,  aber  der  Mensch 
wir  die  ent^ltige  Befri -digung  nicht  durch  sie  er,  erben, 
sondern  nur,  wenn  er   versteht,    den  Blick  emporzurich- 
ten zum  Himmel,   aus   dem  das  Licht  der   &/;igkeit  durch- 
bricht und  das  Dunkel  unseres  Lebens   erhellt. 

Die  Rolle  des  Lichtes,    das  das  Dunkel  durch- 


bricht,   ist  das,  was 


wir  heute  mit  dem  Begriff  der 


Religion  bezeichnet  haben.     Die  Religion  ist  die  Bin- 

« 

düng  an  das  höhere  geistige,  an  das  Ewige.  Wir  haben 


i. 


V 


\ 


-  2   - 


4 


V 


*, 


f 

I 


versucht,    jene  Punkte  darzustellen,   andenen  das  Lidat 
hineinquillt  in  die  mens c hl i che  aümeinschaft,   jene 
Urpunkte,   die  man  nicht   weiter  erklären  kann,   die  typische 
Offenbarung  des  RJ.  ig  lösen  in  den  verschi   den^ n  Menschen- 
arten.Y/ir  sind  nun  dabei,    den  jüdischen  Typus  inner- 
halb dieser  9  Typen  auf   seine  Bigentümlichkeit  genauer 
zu  untersuchen.     \7ir  haben  vorige  v/octe    begonnen  mit 
dem  Kapitel  der   judischen  Ethik.      Icü  habe   versucht, 
jenen  Boden   zu  bestimriien,    de«  die  jüdische  Ethik  stark 
unterscheidet  von  der  Ethik  irgendeinen  anderen     Typus, 


un 


d  ich  habe  es  davon  abgeleitet,   dass   innerhalb  des 


jüdischen  Typus  wir  die    zulängliche  Begründung  dai'ür 
finden,   dass  der  andere  Mensch  das  gleiche  Leb^nsrecht 
besitzt  wie  v.ir   selbst  und  zwar  quillt  diese  Voraus- 
setzung unmittelbar  aus  der  metaphysischen  Voraus- 
seztung  des   jüdischen  Typus.     Der   jüdische  Typus  kennt 
keinerlei  Dualismus,  nicht   den  G'tt  des  Lichtes  und 
den  der  Finsternis.     Der  jüdische  Typus  sieht  einen 
göttlichen  Willen,   unvorstellbar,   unbegreifbar,   aber 
ein  klarer   zielbewu^ster  Wille,  der  di.se  Welt    gestaltet 
hat.     Er  hat  einen  Menjchen   geschaffen  una  von  diesem 
stammt  die  ganze  Menschheit  ab.     Adam  ist  das  Symbol  der 
ganzen  Menschheit.     Das   ist  jüdische  Auffassung.     Dagegen 
steht  die  Aut'fassung  ein.s  anderes  Typus,    jener   z.B.    der 
glaubt,  weil  es  einen  &«tt  d-s  Lichtes  und  einender 
Finsternis  gibt,    gibt  es  auch  Licht  und    Teufelsmenschen. 
Bö  gibt  Könige  und  Fürsten,   die  von d en  aöt^ern  abstam- 
men und  die  das  Recht  haben,  andere  zu v  ernichten.     Das 
sind  urgefühle,  Urauffassungen ,  die  immer  da  waren. 
Aber  der   jüdische  Typus  hat  eine  andere  Vorstellurig 
von  dem,   was  a'tt   ist,   urri   hier  beginnt  eigentlich  die 

jüdische  Ethik,   hier  ist  die  Quelle.      Ich  habe 
die  Ethik  des  Buddhismus  daneben  gestellt.      Es   ist  eine 


i-.«:-t  « 


i 


I 


Ich  habe 


-     3     - 

vollkoirjnen  andere  Art,    eine  passive  Ethik.     Der  Mers  ch 
ist  nur  egozentrisch  gerichtet.     Tue  nichts,  was  Beinen 
weg  ins  Nirwana  verhindern  könnte.     Selb stb er ä- an dl ich 
ist    der  buddhistiL;che  Menschgenau  so  wertvoll  wie  der 
järüdische.      Er  ist  eben  nur  anders  als  wir. 

Ich  habe  Ihnen  neulich  aufgezeigt,   wo   die 
jüdische  Ethik  zu  quellen  beginnt.     An  jenen  Punkt m , 
wo   die    Offenbarung  kollelctiv  vom  ganzen  Volke  aufge  - 
nömmen  wdrde,   in  den  beiden  Erfahrungen,  dass  G«tt   ist 
und  dai^s  kein  anderer   G'tt  neben  ihm  ist.     Nur  diese 
beiden  ersten  Gebtte  sind  von  G'tt  gesprochen  und  vom 
Volk  gehört  worden.     Hier  beginnt  unser  jüdisches  Sein, 
die  jüdisch-ethische  Erfahrun-  zu  quellen, 
die  mi-.tleren  Gebo;:e  überschlagen  und  werde  nun  aufdiese 
eingehen.     Heute  vor  8  Tagen  habe   ich  d  .rauf  hingewiesen, 
wie  in  den  Geboten,   Du  sollst  nicht    .äten   ,   nicht   ehebre- 
chen, nicht  stehlen,   eigentlich  das  Grundg-bot  der  jüdi- 
schen Ethik  gemeint   ißt,    denn  alle  drei  Gebote  beziehen 
sich  auf  üixöe,  deren  U  ebertretung  mit  der  Todesstrafe 
belegt   ist.        Bas  Morden  i^t  selbstverständlich  auch 
nach  unserem  heutigen  allgemeinen  i.iensch  enge  fühl  de«  Todes- 
strafe unterworfen.     Auch  auf  den  Ehebruch  beruhte  theo- 
retisch  die  Todesstrafe.     Aber  nur   das  Vergehen  mit  der 
verheirateten  Prau  bedeutete  Raub.      Der  Mensch    ist 
dadurch  ze^ört  und  entweiht.     Äucli  aa3   Gobot,    lau  signof, 
DU  sollst  nicht  stehlen,    zog   die  Todesstrafe  nach  sich,, 
weil  damit  der  Menschenraub  gemeint  war.     Und  weiter    : 


Du  B 


ollst  nicht  lejo  =  falsches  Zeugnis  aussagen,    denn 
auch  das   ist  ein  Vergehen,   was  nach  jüdisch^ethis eher 
Auffassung   eine  Todesstrafe  zur  Folge  haben  kann,   weil 
die  zeugen  Falsches   gegeneinander  aussagen  und  daait 
das  Seht6ksal   dessen  zerstören  können,    den   sie  verleugnet 


•* 


-     4     - 


H« 


h 


haben,     Also  eine  Lebensbeeinträohtigung  daraus  ent- 
spri essen  könnte   • 

Nun  BK  ine  Damen  und  Herren,  müdite   ich  denselben 
Gedanken,   den   ich  vor   8  Tagen  dargestellt  habe,    von  einer 
anderen  Seite   her  beleuchten.      Ich  will  Ihnen  nicht   einen 
Abrics   der    jüdischen  Ethik  geben,   weil  man  darüber  un- 
endlich viel   sprechen  könnte,      ich  will   aarum  haute  ver- 
suchen,   Ihnen  ein  Bild  darüber,  v/t.s   judische  Ethik  iüt, 


ffi 


lit   einer  kurzen  Zeichnung  darzustellen. 


Man  hat   irumfcr  schon  die  Ethik  aus   der    Wissen- 
schaft überhaupt  als   besonderes  Gebiut  herausgehoben;   man  ^ 
hat  sich  damit  eigentlich  im  innersten  gegen  das  Leben 
veräindigfe.     V/elcher   ist   sich  denn  bewusst,   dass  er  ethisch 

Wenn  er  hantelt  ,    so   zeiht  er  nicht 
und  fragt,   wa^  gebietet  mir  die  Ethik? 
did  Ethik  heraus.  /Der  Mensca  ist 


im  Leben  handelt? 
wie  eine  Schublade 


doch  eine  Einheit^     wenn  man  ihn  von  irgendeiner  Seite  her 
berührt,    so  spürt  es    der   ^anze  Mansch.     Unsere  Sinne  sind 
genau  so  geartet.     Man  kann  si     berühren  vonvfclcher  Seite 
man  will,    sie  werden   i:.iaer  die  gleiche  Empfindung  haben, 
wenn  man  z.B.    den  Augennerv  durchschneidet,    so  lautet  die 
Aussage  derjenigen,    die  mit  diesen  Dingen   zu  tun  haben   , 
dass  der  Operierte  auch  eine   Liohtempf indung  hat,    ob  - 
wohl  das   Schneiden  nichts  mit  dem  Licht   zu  tun  hat. 
Das  Auge  reagiert  mit   eine«  Liclt  empfindung,  w  eil  e  s   der 
Lichtträger   ist.        So   ist  der  Mansch  eine  Einheit,   von 
welcher  Seite»  auch  eine  Aufgabe  an  ihn  herantritt.     Und 
so  reagiert  immer  der   ganze  Mensch  und  nicht    nur d er  ethi 
sehe  Teil  des  Menschen.     Darauf  beruht  auch  das  ungehai er 
schwierige  d^r  v/ahrheitsforschung,   weil  man  das  Q&nze 
erfassen  und  begreifen  muss.     Das  Ganze  ist  mehr  als 
die  Sumi.:er  der  Teil,    eines  Ganzen.     Aber   indem  Augen- 
blick,   in  dem  man  etwas  unterteilt,   fehlt  eben  die   Ganz- 


«• 


-     5     - 

heitsbeziehung,   die  mehr    ist  als   die   Summen?  der  Teile. 
Es   ist  nicht  richtig,   wenn  man  die  Ethik  als  einen 
Teil  herauslöst.     V/enn  ich  Ihnen  nun  e  inen  Begri±*r  ge- 
ben möchte,  v/as  die    jüdische  Ethik  ausmacht,    so  muss   ich 
versuch,  n,    Ihnen  ein  Bild  zu  geben  von  der  Reaktion  ,    die 
der  Körper  des  jüdischen  Seins  erc  raltet  auf  dic^  unend- 
liche  i^^age,   vvas   ist   das  Seiende,   was   ist  das  Leben?  Das 
ist  die     metaphysische  Frage.     Wie  reagiert  der  Jüdische 
Typus  unter   dem  Lichtstrahl,   den  wir  unter  d  em  Begrifi* 
der  Ethik  im  jüdischen  Sein  auslegen. 

Hier   ist  entscheidend  der  Q-'tteshegriff» 
Bedenken  Sie  doch  einmal:      Es   ist  ausgeschlossen,  dass 
das  Judentums  mit  etw;  s  Nebensachlichem  angehen  kann. 
Die  Bibel  beginnt  mit;   Am  Aniang  schuf  G'tt  himirxel  und 
Erde.     Mit  diesen  Worten  wird  schon  das  Judentum  in 
seiner    .'anzen  Lebensauffassung  begründet.      Die   spätesten 


Gödanlien  sind  in  V/irklichkeit  schon  am  Anxang  ent- 


halten. 


a«tt    ,   Himmel  und  Erde,   diese  Begriif e  üind   gleich 


am  Anfang  .  V/as  bedeutet  die  Mitteilung  der  Bibel  für 
uns  un-Ger  ethischem  Gesichtspunkt.  Die  Schöpfung  von 
Himmel  und  Erde  durch  O'tt  bezeichnet  d en  jüdischen 
ethischen  Kosmos.  Hier  ist  das  Haus  des  Judentums  be- 
gründet. V/ir  stehen  nicht  mehr  ungeschützt  im  jüdischen 
sein  da,  wir  sind  hineingüstellt  in  eine  Beziehuiqg  zum 
Bv/igen.  Es  ist  ein  seelischer  Kosmos.  Ich  zeichne  es 
f ol g  ndermas  jen : 


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sc 


-     6     - 

Die   Erde  ist  die  Basis,    die    ich  durch  einen  Strich  sym- 
bolisiere.  Darüber  wölbt   sich  wie  eine  alocke  der  Himmel 
der   die  Erde  abschliesst.     Oben  mache  ich  einen  Ein- 

iinitt.     Hie«  bricht  der  Wille  des  Göttlichen  ein  und 
sdiafft  den  Kosmos.     Das   erste  das  G'tt  schafft   ist  der 
Mensch  Adam,    den  ich  durch  einen  Pfeil  nach  unten  ein- 
zeichne.    Adam  ist  das  Menschengeschlecht    zugleich.     Nun 
kommt  ein  Drittes,  was   ich  schon  früher  angedeutet  habe. 
Nämlich  nach  der  Schöpfung  dieses  irdisch. seelis  chen 
Lebern raumes  gibt  G'tt   ein  Verb indu% sglied,   das  von 
dieser  Schöpfung  hinüberführt  vom  Binzellebewesen  zum 

G-e  s  amtmen  s  ch  «n . 

und  das  Bindeglied  ist  das  4.   aebot: 

Gedenke   des   sabbattag.s,    ihn  zu  heiligen!     Hüte  den 
Sabbath,    ihn  zu  heiligen.     Das  erste  war   Gebot  und  das 
zweite  Verbot,    dieses  steht   im  5«  Buch  Mose. 
Dieser  Sabbat  hat   .-in.    unerhörte,   gewaltige,  tragende 
Aufgabe.     Es  ist  lächerlich,   dass  manchuial  b  ehauptet 
wird,   dass  der   Sabbat   irgendwie   im  Zusammenhang    steht 
mit  dem  Schabbatu,   der  bei   den  Babyloniern  der  Vollmond- 
tag b  edeu.et.       Dieser  Schabbatu  war   der  Vollmondtag 
•  im  Monat,    ein  dämonischer  Tag,   an  dem  der  Mensch  nicht 
herausducfte,  v/eil  die  mmonen  ihn  vernichten  würden. 
Y/ie  soll  nun  dieser  Schabbatu  in  Zusanrnenhang  kommen 
mit  dem  tiefreligiösen  Sabbat,    dem  Tag  der   allgemeinen 
•sozialen  Ruhe.     Dieser  Sabbat  nun,   der  als  Zwischen- 
glied von  der  Menschheit  heruntersteigt   zum  allgemeinen 
sozialen  Leben,    enthalt  ein  idar  gegliedertes  Gebot. 
BS  sollen  ruhen  an  diesem  Sabbat  Du  und  Dein  S  ohn  und 
Deine  Tuuhter  und  Dein  lüiecht  und  ^ine  Magd  und  Dein  Vieh 
und  d.r  Fremde,  der   in  Deinen  Toraa  weilt.     Dies  ist 
eire    klare  Fächer ung  im  Metaphysischen# 


-  7  - 


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Im  Mittelpunkt  steht  das  «»Da»»^  darum  herum  Sohn  und 
Tochter,  Knecht  und  Magd  und  dann  das  Vieh,  das  mit 
zum  Hausstand  gehört  und  darüber  hinaus  der  Fremde, 
der  nicht  zum  Hausstand  zahlt. Sie  haben  hier  eine 
sehr  klare  Fachorung  des  Sabbatgebotes  und  damit 
bidBiart  den  j  üdiscuen  Lebenskomplex,  den  grosse 
»hiiosophen  als  Ethik  bezeichnet  haben* 

Ich  will  Ihnen  nun  heute  abend  was  ich 
hier  schematisch  dargestellt  haben,  d  eutlicher  erklären, 
indem  ich  di^^se  Facherung  als  konzentrischen  Kreis 
in  ihrer  ganzen  Lebendigkeit  zu  erörtern  versuchen 
werde*   Im  Mittelpunkt  steht  das  du.   Es  v;ird  lunai 
au^i'allen,  dass  die  Frai  nichtgenant  ist.   Das  Du 
ist  Mann  und  Frau  gemeinsam.   Einen  anderen  Sinn 
braucht  man  gar  nicht  zu  sudiea  und  auszudeuten*   In 
der  Bibel  heisst  es:  "Darum  verlässt  d^r  Mann  Vater 
und  Mutter  und  hängt  aem  ^l^^ihe   an;  lixx  sie  werden 
zu  eiin^m  Fleische."  Das  ist  das  Schema  der  Einehe, 
der  monogamen  Ehe.   In  Y/irlilichk^it  aber  ist  es  das 
Schema  des  Menschen,  denn  der  Mensch  ist  eine  Einheit 
aus  Mann  und  Frau.  V/ie  das  imFamilienleben  zu  ver- 
stehen ist  und  sich  auswirkt,  kann  ich  Ihnen  nidit 
deutlicher  klarmachen,  als  wenn  ich  Ihnen  ^.inmal  das 
wunderbare  Lied  aus  aen  Sprüchen  Salomonis  anrühre 
"Sin  wackeres  Weib,  w^r  kann  t^s  iinden!"  Es  ist  eine 
wunderbare  Uebersetzung,  die  von  Klausner  stammt,  aus 
seinem  Buche;  Gedichte  der  Bibel.  Dieses  Lied  gibt 
ganz  deutlich  wieder,  was  das  Judentum  in  der  Beziehung 
von  Ivlann  und  Frau  in  jeder  Beziehung  kennt.  Hier  ist 
nichts  körperliches  etc.  getrennt.   Es  ist  etwas 
Quellendes,  seiendes.   Es  ist  nicht  schöne  zu  sagen, 
als  es  Salomo  ausgedrückt  hat. 


-  8  - 


wer  ein  bi'-^dres  Wt^ib  gewann, 
dem  ist  Glück  und  Heil  beschert. 
Ueber  Perlen  geht  ihr  Wert, 
ueber  alles  Gold  ihr  Sein. 
Ihr  verürü,ut  mit  ganzem  Herzen  Haus 
und  sich  der  ivlam.  so  gern, 
und  die  treue  wird  dem  Herrn  keinen  Vorteil 

je  verscherzen 


Meinw  Damen  und  Herren! 

Ich  glaube,  sogar  in  der  uebersetzung 
kann  man  sich  dem  Zauber  dieses  Liedes  nicht  ent- 
ziehen. Sie  werden  viell-icht  schon  gedacht 
haben,  dass  Schiller  den  Tenor  dieses  Liedes 
nachgeahmt  hat  in  dem  Lied  der  "Glocke".  7/ir 
finden  dort  ganz  ähnliche  Bilder,  aber  wir  haben 

hier  das  Verhia-ltnis  zwischen  Mai  n  und  Prau  ^nz 

Was  ist  das  Eigentümliche? 
aeutlich  und  Idar  dargestellt./  Ssasx  Äie  Frau  ist 


nicht  das  Spielzeug  des  Mannes  wie  z.Tl.  bei  den 
ariechen.  Sondern  die  Prau  ist  Hilfe  iiim  gegen- 
über, oder  wie  man  neuerdings  sagt,  seine  Kameradin, 
seine  wirkliche  Lebensgefährtin  und  vollkommen  gleich- 
berechtigt.  Wie  verdreht  ist  doch  der  Sinn  in  dem 
V/ort  Kameradschaftsehe.  Denn  in  dem  Begriff 
Kameradschaftsehe  steckt  etwas  Vorübergehendes, 
Spielerisches.  Aber  in  dem  Begriif  des  tomeraden 
steht  cLeuwlich:  "Hilfe  ihm  gegenüber".  Die  Prau 


I 


I* 


-  9  - 

der  Mann 
steht  im  Ivlittelpunkt  der  Familie  und  sorgt  für  deren 

wirtschartliohe  Erhaltung  .   Der  Mann  erkennt  die 
Frau  an  und  die  Kinder  rühmen  s^e.  jeden  Freitag- 
abend hört  man  in  den  jüdischen  Hixusern  das  hohe 
Lied  auf  die  Frau.   Sie  wartet  bis  der  Gatte  nach 
Hause  kommt.  Der  Sabbatengel  empfängt  ihn  mit  aem 
Lichterstrahl,  ein  Gedicht  ist  das  inmitten  der  rauhen 
All  tagsweit.  Und  der  Mann  spricht  dann  die  yorte». 
Bin  wackeres  \7eib,  wer  kann  es  finden?  .- 
Dies  wird  gesprochen  von  Millionen  Juden  an  jedem 
Freitagabend.  Das  ist  jüdische  &egenwar^.  El;  is.  über- 
haupt etv/as  Eigenartiges  des  Judentums,  das 3  es  immer 
verbindet  das  ivietaphysische  mit  dem  Praktiscl.en.   Eben- 
so wie  durch  die  tiakobsleiter  der  Himmel  mit  der  Erde 
verbunden  wird.  Wenn  in  dem  Sabbatgebot  steht:  Du  - 
ato,  so  steckt  in  di  :^sem  weltumhüllenden  m   eine  ganze 
Philisophie,  eine  ganze  Ethik  =  die  Annerkennung  der 

jüdischen  Fra,u. 

Ich  möchte  bei  di.ser  Gelegenheit  darauf  hinweisen, 
dass  z.B.'  vor  Jahrtausenden  schon  Debora  die  Führerin 
des  Volkes  war  und  ihr  Mann  nur  der  Begleiter. 
Die  Prophetin  Debora  w  rd  in  der  Haftara  neben  Mose 
gestellt.  Und  Debora  und  Barak  singen  zusami.en  ein  Lied. 
Der  Zusammenhang  von  Himmel  und  Erde  klingt  manchmal 
wieder  in  der  Aatrologie.  So  ist  es  immer  inder  Y/elt, 
dass  das  Gute  zugleich  durch  eine  kleine  Veränderung 
verdreht  werden  kann.  Hier  ist  in  dem  Du,  in  der 
Vereinigung  von  Mann  und  Frau,  zugleich  eine  Vereini- 
gung gefunden  im  irdischen  Gewände  zu  dem  Binheits- 
begriff  "G'tt".  So  steht  als  Grundbau  streng  auf 
der  Erde:  Mann  und  Frau,  »ie  Frau  als  Kern  der  Mensch- 


-  lö  - 


heit.  IliermuüS  alles  ^t   sein,  hier  müssen  sich  die 
Dinge  verklammern,  dass  kein  Sturm  sie  lösen  kann,   in 
der  Physik  firüen  wir  das  wieder,  denn  in  der  Atom- 
leure  wird  gesagt,  dass  das  Prcton  sich  mit  ungeheurer 
Kraft  mit  demBiektron  verbindet.  V/elche  Kraft  ^h  ort 
(lazuELektron  und  ?roton  zu  binden  zu  einer  Einheit! 
und  welche  ungeheure  Kraft  gehört  erst  dazu,  um  Mann  und 
Frau  in  echter,  vÄirdiger  und  guter  weise,  in  reiner 
ata  -  Luft  aneinander  zu  binden.  Jene  Zweiheit,  die 
wir  imt::er  wieder  finden  in4  guten  und  schlechten  Romanen. 
Hier  beginnt  nun  der  zweite  konzentrische  Kreis:  Bie 
Kinaer,  Sohn  und  Tochter.  Nach  jüdischer  Vorschriil: 
hat  man  seine  Pflicht  erst  dann  erfüllt,  .;  enn  man  Sohn 
und  Tochter  besitzt,   ich  möchte  gleich  einen  Gedanken 
voraussdiicken:   Es  gibt  eine  theoretische  Ethik,  die 
das  Fernliegende  zuerst  n^nnt,  die  mit  herrlichen  Vier- 
ten kommt  und  nun  sagt:  Das  und  Das  tut  man  den  Fremden 
und  Fernsten,  gehe  hinein  und  Künue  ihnen  das  Wort  Mensch- 
tum.  ^Uiv   Juden  meinen  aber,  wir  müssten  den  umgekehrten 
Y/eg  gehen.  Unsere  prlicht  im  Innersten  zuerst  e  rfüUen. 
Eine  grosse  Frau  den  vorigen  Jahrhunderts:  Ivlarie  von 
Ebner  Bschenbach  hat  gesagt:   Es  ^ bt  Menschen,  die 
sagen,  man  k.,nn  nicht  allen  helfen,  darum  helfen  sie 
niemanden.  Das  ist  ein  grosser  Ausspruch,  man  soll  nur 
imn^ei^  den  nächsten  Schritt  tun.  Es  ist  nur  eine  Be- 
schränkung, die  uns  der  Schöpfer  auferlegt  hat,  indem 
er  uns  zu  Mensclien  geschaffen  hat.. 

Die  nächste  Aufgabe  ist,  dass  di^s  Ver  - 
halonis  zwischen  Eltern  und  Kindern  ine  der  rechten  Ar  t 
-   und  weise  gelöst  wird.  Und  di.ses  Verhältnis  wird 

unmit  elbar  an  das  Sabbatgebot  angeschlossen:  Ehre  Vater 
und  Mutter,  damit  Du  lange  lebst  auf  x:rden. 


-    11    - 


4 


s   die  ganze  mensoliheit 


Das  Leben  auf  der  Erde   ist  abe.    nicht  etwa  als  billige 
Bezahlung  für   Einhaltung  dieses   Gpbotes  aufzuiUscen, 
denn  da^  wart-  berecunende  Ethik.      Bie  EXistenzmöglicii- 
keit   ist  davon  abhängig,    ob   dieser   zweite  schritt 
in  der  Begründung  der  Menboiiheit   in  der  rechten  'ileiiie 
getan  värd.      Ist  die  Ehe   gegründet  und  der  Bestand  der 
Menschheit  in  rechter  \/eise  ge,  lant,   dann  muas  Vater 
und  Mutter   aastehen  als  der  Mittelpunkt,   an   deu:  sich 
nun  wieder  die  Kinder   emporranken  zu  Menschen.     Die  V/issen 
^chaft  sagt  uns,    dass   jedes  Kind  die   Stadlern  durchläuft, 
die  die  Menschheit  im  V.  -laufe   ihrer  Entv/icklung     zu 
druchlaufen  habe.     Y/as    der  ^-ienscli  durchläuft   in  seinem 
eigenen  Sein  von  Keim  an  ist  eine  Widerspiegelung  dessen, 
eine  Entsprechung  zu  dem,  v/as 

durchlaufen  hat. 

Nun,    die  Kinder  ..üssen  s.ch  an  den   Eltern   anpor- 
ranken  und  da  v.rlang^  das  Judentum  et^7as,   was  man 
noch  vor   einigen  Jahren  vergessen,   nämlich,    dass  die 
Kinder  den  Eltern  Ehrerbietung  entgegenbringen.     V/enn 
nun  nach  dem  Kriege  die  Jugendaufgestanden   ist  uud 
gesagt  hat:   V/eil  unsere  Eltern   im  Kriege  versagt  haben, 
haben  wir   das  Recht   ihr.  Vormünder   zu   sein.     DaS  war  jene 
zeit   ,   da^s  wenn  der  Vaxer    etwas  gesagt  hatte,    das   eine 
Brüder^chenzum  anderen  sagte:    "Sollen  w:.r  ihn  aufldären?" 
ES   war   eine  unglaubliche  Verdrehung  des  Verhältnisses 
zwischen  Kindern  und  Eltern  nach  dem  Kriege.     Du  sollst 
Deine  Bitern  ehrfürchten!     Was  bedeutet  es  nun,   Ehrer- 
bietung als  oebot  aufzuerlegen?     Ich  glaube,    niemand 
von  uns  hatte   den  Mund  einem  Kinde  zu  sa.^.en:    Du  musst 
^ich  ehrent     T7ir  betrachten  es  als  selbstverständlich 


-      12     - 


ste 


und  unser  Recht,    dass  die  x^nder  uns  aus  Liebe   diese 
Ehrerbietung  von  cillein   entgegenbringen.      Es   ist  e ine 
ungeheure  Weisheit  des  Judentums,    dacs  es  diese   Srir- 
erbietung  nicht  in  die  Freiwilligkeit  stellt,    sondern 
gebietet.      Das  versteht  man  heute  besser  als  vor   ein.m 
Jahr.     Eü   ist  etwas  Grosses:   Sich  unterordnen  zu  können, 
nicht  immer   sein  eigenes  kleines  Licht  als  Sonne  hinzu- 

Uen.      In  dem  mittelalterlichen  Orden  hatten  wir  Jenen 
eigentümlichen  kollektiven  Individualismus,   jenes  änder- 
bare Zusammenstehen  von  Menschenwürde   in  V^^rbindung  uit 
der  Freude  am  Unterordnen  und  Gehorsam.      El;    ist   -och  so, 

t 

dass  man  diesen  altdn  ^ngen  gegenüber  eine  Beschrei- 
bung nicht  zu  geben  braucht,  es  ist  etw...s  Grosses,  lieiliö- 
ges  daran,  an  das  man  nicht  rühren  darf. 

Entweder  erkennt  man  das  Verhältnis  zu  den 
Eltern  als  ein  göttliches  Gebot  an,  oder,  man  ist  auf 
voilkormen  anderem  Wege.  Bin  zweites  gibt  es  nicht. 

Das  Judentum  gebietet  die  Blternehrung,  ganz  besonders 

in 
im  Talmud  aber  auch  schon  detBibel.  Dafür  gibt  es 

zahllose  Beispiele.   Im  Talmud  wird  ein  Heide  hinge- 
stellt, der  in  der  Ebene  von  Jerusalem  gewohnt  hat. 
hatte  einen  ..errlichen  Edelstein  zu  verkaufen,  den  es 
nicht  mehr  gab.  Es  kam  ein  Händler  und  bot  ihm  eine 
grosse  Sumi.e  dafür.  Jedoch  der  Stein  war  eingeschlossen 
und  der  Schlüssel  dazu  lag  unter  dem  Kopfkissen  des 
schlafenden  Vaters.  Das  Geschäft  wurde  nicht  abgeschlos- 
sen, weil  .-r  den  Schlaf  des  Vaters  nicht  stören  wollte. 
Dies  ist  als  Beispiel  der  Blternehrung  hingestellt. 
Es  ist  eindeutig  für  die  grossarti^  mldsamkeit  des  an- 
deren beim  jüdischen  Typus,  dass  der  Talmud  gerade  dieses 
Beispiel  besonders  hervorhebt,  denn  man  sieht:  Hier 
steckt  nicht  die  geringste  Un.erbewertong  des  anderen 


Er 


-  15  - 
Der  sogenannte  Heide  steht  auf  der  gleichen  Stufe 
wie  der  Jude,  der  seine  Prlicht  erfüllt;  er  v/ird  sogar 
als  Beispiel  hingestellt. 

In  den  Mussar-Sühriften  finden  v/ir  zahllose 

Ausmalungen,  v;as  man  zu  tun  hat.  Man»  soll  sich  z.B. 
nicht  auf  den  platz  des  Vaters  setzen,  nicht  mit  itim 
rechten  etc.  Es  wird  ausgesponnen,  was  man  unter  Eltern 
irgend  versteht,  und  dieses  Verhältnis  zwischen  Kin- 
dern und  Eltern  beruht  natürlich  auf  der  umgekehrten 
Voraussetzung,  dass  die  lültern  für  die  Kinder  eintre- 
ten.  Ich  glaube,  ich  brauche  nur  zu  erinnern,  an  die 
ungeheure  Liebe,  die  man  gerade  in  unseren  vereisen 
bei  den  Eltern  für  die  Kinder  findet.  Manchmal  geht 
diese  Liebe  vi.  1  zu  weit.  Sie  wissen,  wie  jene  jüdi- 
sche Mütter  den  V^unsch  gehabt  haben  (eine  Art  seeli- 
sche Krankheit)  der  Sohn  müsse  etwas  Höheres  werden 
als  der  Vater  war.  jedoch  ist  doch  jeder  Beruf  das 
HöEhste,  wenn  er  nur  richtig  ausgefüllt  wird.  V/ir 
wissen  doch,  dass  all  unsere  aelehrten  alle  möglichen 
Berufe  gehabt  haben  wie  z.B.  Bauern,  v/ass ertrager,  auch 
Minister  und  Aerzte.  Uer  Beruf  macht  gar  nichts  aus. 
Noch  heute  hat  ein  Schriitsmier  in  Südar^abien  einen 
Rabbiner  (in  Jemen)  gefunden,  der  ein  Scljnied  war  und 
er  wuDste  seine  Klugheit  nicht  genug  zu  rühmen, 
ich  wollte  zeigen,  dass  die  Liebe  der  Eltern  zu  den 
Kindern  oft  viel  stärker  gewesen  ist  als  umgek^jhct. 
V/ir  sehen  wieder  die  beiden  Kra.te,  die  Eltern  und 
Kindern  zusaumensciimieden.  Wir  sehen,  wie  dt.r  Bau- 
stein wiederum  in  dem  zweiten  konzentrischen  Ring  mit 
aller  Festigkeit  an  den  innersten  Kern  angelegt  wird. 
SÄ  wird  im  Judentum  der  Tempel  der  Menschsxheit  gebaut, 
Die  Brhcung  der  Eltern  durch  die  Kinder  und  die  rich- 
tige Versorgur^  der  Eltern  durch  die  Kinder,  also 


-   14  - 


das  richtige  Familienleben, ixt  das  immer  der  Stolz 
unseres  Judentums  war  unt  ist.  Diese  Forderung  der 
Bibel  ist  immer  eingehalten  worden.  Jeder  hat  ein 
Schaudern  empfunden,  wenn  er  hört,  dass  e ineMutter 
ihre  eigenen  Kinder  verhungern  liess,  um  sich  selbst 
Genuss  zu  verschaffen.  All  dies  geht  zurück  auf  das 
G  bot.  dass  uns  Juden  amßerge  Siani  gegeben  ward,  und 
das  ist  die  Fcicherung  des  Oebotes  der  Blternehrung. 

Nachdem  nun  Körn  und  erster  Ring  in  richtiger 
Art  und  Weise  zusammengefügt  sind,  lüinn  die  Päclerang 
weitergreifen:  "3ein  Knecht  und  Deine  Magd"  Dies  ist 
eine  eigentüm..iche  Aeusserung,  denn  es  gibt  2  Arten  von 
Knechten:  einen  jüdischen  und  einen  nichtjüdischen  Knecht 
Man  muss  hier  ganz  deutlich  unterscheiden  und  soIj.  sich 
nicht  falschen  B etra eilt un gen  hingaben  über  den  Begriff 
aefi  jüdischen  und  nicht^üdiachen  Knechtes,  dadurch 
le«tman  das  Judentum  nicht  kennen.  Der  jüdische  Knecht= 
Sklave  ist  eine  vollkommen  falsche  UebersetzuQg.  üesn 
das  Knechtsverhältnis  dauerte  nur  6  Jahre.   Er  lionnte 
ich  selbst  verkaufen  und  verdingen  und  konnte  verkauxt 


s 


«• 


^uraen,   wenn  er   z.B.   beim  Einbruch  gefasst  wurde  und 
das  oe-tohlne  nich".  zurückgeben  konnte,    in   diesem 
Falle  konvfe   sein..  Arbeitskraft  veriiaui^t  werden, 
unter  normalen  Umständen  jedoch  ging  er  nach  6  Jahrsn 
der  Knechtscliaft  frei  aus.     Der  arenzpunkt  v;ar  das  7« 
Jahr,     wenn  er   im  5-  Jahre  verkauft  vnirde,   hatte  er 
nur  noch  2   jähre  zu  dienen,     iäin   /erdingen  der  Arbeits- 
kraft hatte  also  nur   den  Zweck,    das  begangene  Unrecht 
zu   sühnen.     Heute  sperrte  man  bei  Einbruch  die  Leute 
X  Jahre  ins  a^^fangnis;    früher  konnte  er  d af ür  arbeiten 


-    15    - 


t 

\ 


■s 


Sobald  der  Herr  etv/ua   getan  hatte,    ging  der  Mieoht 
frei  aus.     W^nn  etwa  jemand   eine  Frau  verkaufte,    dann 
durfte   der  Käufer   sie  nur   erv/erben,    in  der  Voraus. 
Setzung,    dass  er   sie  heiraten  wollte .     Sonst   ginge 


s-e  frei  aus,   andernfalls  mu-ste  d>jr  x^iuler   sie  lur 
Sohn  als  Prau  bestimmen. 

Bsj   ist  stilbstvorstcindlieh,    dasa  dic^se  Be- 
trachtungsweise nur  auf  aen  Volksgenossen  Gültigkeit 
hat±H.  Die  wahre  ITthik  kommt  erst   zum  i^äsdruok  dem 
Schwächeren  gegenüber,  auf  den  m.n  Rücksicht   zu  neh- 
men :iat.     Aber  wie  war   es   in  Bezug  auf  den  nichtjü- 
dischon  Knecht?     Durch  das  ganz  Mittelalter  geht  die 
Institution  des  Sklaventums  hindurch.     Man  betrachtet 
den  Sklaven  nicht  als  Mensch,  s  ondern  nur  als  '.Var. 
Einen  Sklaven  durfte  m^',n  todschlagen,    ohne  dass  sich 
jemand  überhaapt  darum  kümmerte.  7/enn  man  z.B.   einmal 
diese  Sklaven  austeilte  und  es  blieb   einer  übrig,   dann 
wurde  er    c-infachg  etoilt  und  evtl.   als  Fischfutter 

verwandt. 

In  der  Bib.l  steht:"Wenn  ein  Sklave  seinem 
Herrn  ort  lauft,    darfst  Du   ihm  diesen  nicht  wieder   zu- 
rückgeben, "denn  er   ist  sicher  nur   deshalb   entlaufen, 
weil   er  misshandelt  wurde,   denn  überall  waltete  in 
der  Sklaverei  furchtbare  Graumsamkeit .  \;elche  Ein- 
stellung finden  wir    im  Judentum  in  Bezug  auf  den  nicht- 
jüdischen  Sklaven?     In  der  Übel  steht  ganz  d  ertlich: 
wer  einen  Sklaven  erschlagt,  wird  wieder g  etötÄt   ,  und 
damit  ist   schon  wieder   die  Grrenze  abgesteckt. 
Der  nicht  jüdische  Sklave   ist  genau  so  ein  Mensch  wie 
sein  Herr  und   darum  sagt  der  Talmud   :  ¥er  sich  einen 
Saklven  kauft,  kauft  sich  einen  Herrn,    er  muss  Rück- 
sicht auf   ihn  nehmen.      1000  Vorsdirilten  hat   er   zu 


-  16  - 


erl'üllen:  Du  darfst  den  Sklaven  nictt  misshani  elnusw. 

Die  nichtjüdischen  Sklaven  müssen  genau  so  ruhen 
am  Sabbat  etc.  wie  die  Herren;  sies  ind  miteinge- 
schlossen in  zahllose  absetze  des  Judentums.  Sklave 

Mose 

ist  n;^inlich  =  Arbeiter.   Man  bezeichnet  KtEk  bei 


d.!m  Worte:  ewet  nicht  als  Sklave,  sondern  als  wiener 
G'ttes.  und  darum  ist  die  heutige  Uebersetzung  des 


awodim  mit 
heib-sst. 


Arbeiter  auch  falsch,  da  ewet=  ©iener 


Ss  kann  gar  keine  Sklaven  geben,  weil  G'tt  den 
Menschen  geschaffen  hat  und  aus  dieser  Urerkenntnis 
resultiert,  dass  jeder  Mensch  als  Mensch  gehalten, 
geachtet  und  geehrt  werden  muss.  Hier  t ritt  schon 
der  NichtJude  in  den  Kreis  der  sozialen  Pfi  ichtoi  ein, 
in  der  Gestalt  des  Hausgenossen,  der  die  Arbeit  ver- 
richtet.  Darüber  hinaus  finden  wir  im  4.  Kreis 
das  Tier  und  im  5«  Kreis  den  Prernden 

.  Ea  ist  ausserordentlich  interessant,  dass 
ohnes  weiteres  in  den  Kreis  der  sozialen  Pflichten  das 
Ti.)r  u.iteingesciaossen  wurde.  Jene  Ganzheitsbeziehung 


habe  ich  schon  am  Anfang  besprochen.  Das  Judentum 
erkennt  keinen  tobretischen  Unterschied  in  der  Le- 
benberechtigung sn.  Das  Tier  hat  die  gleiche  Lebens, 
berechtigung  wie  der  Mensch.  Wenn  es  uns  nun  aber 
Z.3.  gestattet,  das  Tier  zvi  seh  achten,  um  von  ihm 
zu  leben,  so  darf  dies  nur  unter  ganz  besonderemoe- 
sichtspunkt  geschehen.  Und  zwar  im  Hinblick  darauf, 
dass  wir  uns  erhalten  müssen  und  es  aus  diesem  Grunde 
einfach  nicht  ganders  möglich  ist.  Darum  musste 
aaah  in  Palästina  die  Viehwirtschaft  geschaffen  wer- 
den. Aber  eine  Einschränkung  wird  durch  das  Gebot 


r 


-17- 

gemacit  :    Du   sollüt   dem  Tier  nicht   zu  nahetreten. 
Darüber  hinaus  hat  aie  Pi'lanzenwelt  die  gleiche 
Berechtigung.      Sogar   im  Kriege,   v/enn  Du   eine  Stadt 
belagerst,   hüte  Dich  eine.    Pruclitbauin  zu  zer- 
stören.     Es   ist  uns  nicht   gestattet,   Tiere  zu 
züchten  bzv/.   pflanzen  zu  vermisciien.      Es  heisst; 
Du  di.rfst  aucli   nicht  den  Maulesel   züchten. 
Eb   ist  uns  also  verboten,   eine  Verv/irrung  in  der  Na- 
tur anzurichten.     Bs  hat  sich  schon  bösartig  heraus- 
gestellt,  wenn  der  Mensch  aur  Grund   seiner  V/issen- 
schart   in  die  N:  tilir   eingegriffen  hat.      so   z.B.   hat 
man  in  Australien  Kalateen  eingeführt,   die  sich  dann 
später  auf  Tausendenvon  Kilometern  fortpflan^zen,    so 
das 3  die  Menschheit  dem  machtlos   gegenüberstanu. 
Man  musste   dann  ein  klc;ines   Inse/^t   (   die  L  a  U  s  e   ) 
einführen,    das   die  Kalrteenen  verstörte.        Es  gibt 
noche  eine  Monge  anderer  Dinge,   die   sich  noch  furcht- 
barer auswirkten,  wenn  der  Mensch  versuchte  einzu- 
greifai    in  den  Gang  der  Natur. 

Ich  möchto   in  di^^sen  Zusammenhang  er- 
innern an  das  herrliche  Qebot :    Im  ?.  Jahr  soll  auch 
das  Land  ruhen,   das  Sabbatjahr , d  enn  da  soll  es 
wieder  dem  Schöpfer  zurückgegeben  werden.  Hierin 
liegt  eine  unendliche  Klugheit.      Ich  könnte  mir  vor- 
stellen,  dass  dit  Menschheit   eines  Tages   darauf  zu- 
rückkommt und  den  Boden  einige  zeit  brach  liegen  lässt, 
anstatll   ihn  immer  wieder  mit  Kunstdünger   zu  befruchten. 

in  der  Bibel  steht;    Im  7-  Jahr   soll  auch 
das  Land  ruhen.     Nicht  nur  der  Mensch,   nicht  nur   die 
Familie,   u.cht  nur   die  arbeitenden  Kräfte   sollen  ruhen, 
sondern  auch  d  s  Tier  und  das  Land  sollen  ruhen.     Es 
äst  wirklich  etwas   t^z  Eigai artiges  und  was  geschieht 


-  18  - 


denneigentlich  mit  dem  Sabbat? 

rhythmisches 

Der  Sabbat  ist  ein  MtfcWr»»KKtagK  Pri  nzip 


das  aus  dem  Kosmischen  entnommen  ist.     Die  Sieben 
spielt  eine  unerhörte  Rolle  im  Kosmos.     Dadurch, 


dass   die  Bibel   die  Ruhe  i 


•  •«_  t   M  ^t_ 


I ;  J  -1 


befiehlt,  uusnahms- 


lüs  i'ur  alles,  dadurch  dass  alles  in  einem  bestimmten 
Zeitabstand  ruhen  muss,  wird  eben  wieder  das  Ver- 
steifte gelockert,  wird  der  Mensch  aus  seiner  Kultur 
und  Zivilisation  wieder  hineingestellt  in  den  Strom 
des  unbfewussten  Werdens  und  Vergehens.  Das  ist  Juden- 
tum! Dieser  Sabbat  ist  im  Judentum  geboren  worden, 
er  bezieht  alles  ein  in  das  jüdische  Gebot.  Es  ist 
von  ausserordentlicher  Bedeutung,  dass  in  den  äusseren 
konzentrischen  x^reis  der  abSDlut  Fremde,  der  uns  nichts 

anii;eht,  miteinbezogen  wird.   Es  gibt  ein  Buch  von 
Bertonette,  der  versucht  über  die  Stellung  im  Juden- 
tum Klarheit  zu  schaffen.  Es  ist  bezeichnend,  dass 
er  gerade  dieses  Problem  ausgewählt  hat  und  in- 
teressant, welche  Betrachtungen  er  anstellt. 

wenn  e  iner  sagt:  Ivlan  kann  nicht  allen  helfen, 
so  ist  daswahrschieinlich  eine  Ausrede,  dass  er  kei- 
nem hilft,  wenn  jemarxi  nur  für  sich  ist  und  nicht 
auch  für  andere,  waS  bin  ^ch  dann?  so  fragte  schon 
ein  alter  Weiser.  Man  muss  alles  mit  allem  ver- 
knüpfen, und  so  muss  man  in  seinem  Sinnen  und  Den..en 
für  sich  s feist,  für  die  ganze  Familie,  für  alle  ,  die 
zu  seinem  Kreis  gehören,  gleichzeitig  die  G  edanken 
verbinden  mit  denjenigai  ,  die  uns  scheinbar  nichts 
angehen.  Dieses  genauer  definiert: 
ES  gibt  drei  Arten  von  Fremden: 

1.  Ger, 

2.  Ger  toschat, 
5 .  Nochim 


-    19     - 

"Ihr   sollt  den  Premaling  lieben,   denn  Premdlin.^e  wart 
Ihr  im  Lande     Aegypten".  D-nn  es  wird  gesagt:   es  ist 
nicht  ein  böLiebiger  Fremdling,    sondern  e  iner,    der  sich 
unserer  Volksgemeinsohaft  angesculossen  hat.     Das   ist 
falsch.      Der  Beweis  hierfür  ist   der  Nachsatz:   ^enn 


Fremde  v/art  ihr   im  Lande 

2.   hierbei  haben  wir  das  toschat  hinzugefügt. 
Ger  toschat   ist  in  der  Bibel  der  llalproselyt,   der  nicht 
nur  bei    uns  wohnt,  s  o.dern  der   sich  schon  den  Sitten 
angeschlossen  Hat  und  die  toiltvorschriften  einhält. 
BS   ist  dann  natürlich s elbsuver standlich,   dass  dieser 
ger  toschat  auch  eingeschlossen  wird  in  die   sozialen 
Gesetze.      Es   geht  deutlich  -.ervor,     dass  auch  der  Volks, 
fremde  miteingeschlossen  ■..•erden  muss  und  wir  Ixaben 

zahllose  Beweise  dafür: 

,.2u  sollst  den  Fremdling  nicht  bedrucken,    nicht  de- 
mütigen usw.      DU   sollst  auch  nicht  ganz  abernten 
auf  Beinen  Feldern,    sondern  etwas   stehen  lassen  für 
die  schwachen,  Witwen  und  \'ja.is  en  und  den  Fremdling. 

die  5.  Art,   der  nochim,    ist  gl'.ich  =  der 
Volks-  und  Landfremde,    der  nur  vorübergehend   im  Lande 
weilt,  etwa  der  Tourist,  damals  der  Karawanenführer 

V/as  sagt  nun  das  Judentum  in  Bezug  auf  den  nohim? 
um  den  braucht  man  sich  doch   eigentlich  nicht  zu  küm- 
mern,  de»ner  fällt  unter   das   internationale  Gesetz. 
Oder  schreibt  das  Judentum  vor,   dass  wir  uns  doch 
um  ihn  ^^mmern?     Es  gibt  e ine  ganz  herrliche  Stelle, 
in  der  deutlich  zum  Aasaruck  kommt,    dass  auch  er  ein- 
geschlossen wird  in  das  weltumspannende  Gefühl  des 
Jüdisch-sozialen,   in  Salomos  Lied  wird  es  folgender- 
mas.en  in  Worte  ^^  gekleidet:   Auch  der  Fremde,    der 


USW. 


t 


-     20     - 

kommt  von   einem  anderen  Lande,    der  Dich  nicht  kennt, 
der  nicht   zu  unü  gehört,  wenn  er  kommt  und  vor  Dir  nie 
derfallt,    dann  musi^t  Dua  uchsein  (jebet  erhörten.  Hier 
wird  deutlichder  Fremde  in  den  Begriff  des  ^üdischso- 
zialen   einbezogen,     wenn  er   sich   einfügt  und   in  die3öi;i 
Lande  empfinaet,  wennsein  Oebet   zu  ö'tt  aufsteigt, 
dann  erhöre  ihn,  denn  auch  ertrugt  Menschenantlitz. 
Er   ist  eben  einbezogen  in  alles,  was  Leben  bedeutet. 
Man  muss  zwar   3  Arten  unterscheiden,   aber   sie  gehören 
alle  drei   ins  Jüdisch-soziale. 

Das  4.   G-ebot,    das  sagt:    Du,    dein  Sohn  und  Tochter 
etc.   sollen  ruhen  und  der  Fremdling,    der   sich  in  deinen 
Toren  aufhält,    zeigt  die  gleiche  Kielt  ung.     In  dieser 

fächerung  11 agt  die  metaphysische  Voraussetzung 
dass  ein  a'tt  mit  seinem  v/iHen  in  den  Ihnen  vorge- 
zeichneten Kreis  des  Kosmos   eingebrochen  ist.   und 
dass  dieser  Begriff  sich  fächert  im  Sabbatgebot.   Hier 
haben  wir   die  Grurülage  dessen,  was  man  unter  dem  Ge- 
sichtspunkt  der  Ethik  als  :iüdi^che  Ethik  auffassen  kann. 

V 

was  durchweht  denn  nun  das  Gebilde  des  jüdischen  Kos- 
mos? welches  aefühlt  herrscht  hier?  Hi .r  lebt 
der  so  oft  missverstandene  Bögriff  der  Ahawo,  der  Liebe, 
in  der  Tier-  der  Triebwelt  besteht  das  Zerreißen, 
das  ^errisenwerden  =  der  Kampf  aller  gegen  alle. 
Auch  die  Stechmücke,  die  den  "^enschen  in  die  Hand 
sticht,  ist  etwaj  Göttliches,  denn  es  ist  doch  ei gai- 
artig,  dass  diese  Mücke  gerade  das  Blut  des  iv^ens  chen 
für  sein  Fortbestehen  braucht.  Das  Judentum  stallt 
das  Gegenteil  der  Schmerzbereitung,  das  Mitgefühl  mit 
a  llem  Lebendigen  gleich  =  inneres  Verbundensein 
mit  allen,  also  die  Liebe  als  Hauptforderung  in  den 
Mittelpunkt:  Liebe  Deinen  Nächsten,  denn  er  ist  wie  Du- 


-  21  - 
Das  ist  der  Ausspruch.  Das  heisst:  Du  bist  in  allem 
enthaltaa .  Hier  finaen  wir  einen  Ausdruck,  in  dem 
das  Judt-ntum  und  der  Buddhismus  sich  iDeruhren.  Auch 
der  Buddhismus  sagt:  Bas  bist  Du,  Du  bist  in  allüm. 
Aber  weitergehend  rinden  wir  die  Trennung:  denn  es 
heisst:   es  könnte  darin  die  Seele  Deines  Vaters  vor 
handen  sein  und  hier  liegt  die  strenge  Trennung  vom 
Judentum,  Denn  hier  zal  gt  der  Buddhismus  die  passive 


Ethik. 

Erfüllt  von  d^v  wunderba,ren  Luft  des/ 

egriffe  der   "ahawo"   hab^Ji 


o 


wir  .aer  aas 


Gebäude  des  jüdisch-ethisch  Sozialen. 

Y/enn  ich  die  Verbindung  suchen  soll  mit  dem 
ü  ich  vor  8  Tagen  gesagt  habe,  so  mochte  idi  noch 


v;aü 


wiederholen,    das 3   die  Propheten   einmal   versucht  ha- 
ben,   die  613  &e-  und  Verbote   in  weniger   zusammenzä- 
i'assen.     liabakuk  hat  sie  au«ii  einen  einzigen  Grundsatz 
zurückgeführt.     T/aS   bedeutet  diese  Zurückiuhrung? 
die  615   Ge-  und  Verbote  sind  die  Stützbalken  des  jü- 
dischen ivosmos.     Aber    ^s  besxeht  die  MögLichk  it 
veilleicht  die  Atmosphäre  gross  und  weit   zu  gestalten, 
um  wenigstens   im  Geist  die  einfache  Grundlage   zu  er- 
kennen.     HabalJik  sagt:    Der  Gerechte  lebt   in  seiner 
Treue.     Was   ist  gerecht?     Es  hat  nichts  mit  unserer 
Auffassung  von^flBcht  zu  tun   .     Es  heiest:   der  rechte 
Mensch.   Dieser  Men.ca  ist   deshalb  recht,  weil  er  tut, 
was  aus   der  metaphysischen  Verbindung  für   ihn  h..raus- 
quiilt.      In  seiner  Treue  und  seinem  Glauben  lebt   er 
nach  den  Worten:  Emuno  und  zadik.      Der  Mensch  muss 
wissen,   um  was   es   sich  letzten  Endes  handelt.   Es  kommt 
eini-Äl  das  ddnkle  Tor  an  jeden  hran  und  hoffentlich 
wird  er  dann  nicht  vom  sclüiwrz  zerrissen  und  Hoffent- 
lich hat   er  dann  nicht   zu  bereuen.     Man  muss  leben 
in  seiner  Erkenntnis  und  Mut  haben  zum  eigenen  jüdi- 
schen G'ttesbewusstsein. 


», 


i 


-   22  - 
Ich  babe  Ihnen  vorhin  in  der  Natur  gezti  gt,  dass 
ein  zerr eisen  und  zerrisennwerden  besteht,  jedoch 
das  Soziale  ist  von  a'tt  goschaff en.y/ir  betrachten 
aber  dieses  aerühl  des  Sozialen,  das  aus  unu  ent- 
springtals  ob  es  ganz  selbstverstiindlich  rein  ir4di- 
schen  Ursprungs  wUre,  V/ir  empfinden  es  als  selbst- 
verständlich, aus  unserem  Blute  qulle  nd  und  als  Be- 
weis dafür,  dass  wir  einem  ganz  bestimmten  Typus 
angäiJören:  Dem  j  üdischen  Typus,  der  hier  gefächert 
v/ird  zu  di'-ser  \7elt  der  Ganzheit,  von  der  ich  ver  - 
sucht  habe,  ihnen  ein  Bild  zu  geben. 

Nun  wäre  die  Aufgabe  die,  dass  ich  versuchte 
den  2.  Schritt  zu  zeigen,  der  auch  getan  werden  muss 
aus  dem  Leben  der  sozialen  Verbindung  hinaus, 
zu  den  Leben,  das  einfach  nichtximmer  mit  dem  Begriff 
der  ahawo  unmittelbar  in  verbinaung  steht.  Es  gibt 


no 


ch  andere  Beziehungen,    die  nach  strengem  Recht 


und  Grusetz  behandelt  werden  müssen. 

V/ei-m   z.B.    ein  Kaufmann  Ware  fortgibt  und  der 
Käufer  kann   sie  nicht  bezahlen   ,    dann  kann  ernicht 
einfach  sagen:    schen..e  mir  die  Ware.   Denn  wenn  solch 
ein  fall   sich   ölters  wiederholen  würde,    so  stünde 
der  Kaufmann  bald  sei  .st  vor   dem  Ruin.      Ss  gibt 
ein  Leben,  wo  auch  noch  etwas  anderes   gelten  muss, 
als  das  was   ich  heute  abend  schilderte.      Es  be- 
stellt die  ung  heure  Gefahr:    die  prakti  che  Welt. 
Hat  das  Judentum  di.se  Kluft  übe  wunden?  Ich   möchte 
xn  8  Tagen  noch  Näheres   ^hnen  aber  das     "Jüdische 

Recht ■    erläutern. 

zum  Sehluss  möchte   ich    Ihnen   noch  ein 

Beispiel  anfahren:      Sie  w  .Gsen,    das-  das  Christen- 
tum  win  ganz  grosser  Wurf  nach  der  Vollkouuuenhlatt 


i, 


-     2)      - 
indem  es  das   Q-ebot   der  Nächstenliebe   in  extremster  Form 
vor   den  Menschen  hinstt^llte,    zugleich  mit   dem  &öbot, 
alles  aurzugebai  ,   was  man  besitzt,      'D^hyi   erier  kommt 
ein  Kamel  durc  ein  Nadeöhr,  denn  ein  Reicljt^r   in  (ien 
Himmel.      Al^   diese  Gebote  aufgestellt  wurden,   v/ar 
WeltuntergangSBtimmung.      Die  N^;.ch:i.olger   di-ser  Lehre 
mussteri  leben*      Leben  heisst:    dass  man  diese  prinz^ien 
nicht  mehr   durchühren  kann  und  hier  beginnt  ein  unge- 
heurer ii^mpf.      E^    i.3t   aigcinüLiiaiich^   festzustellen,  was 
für   einen  If/eg  das  Christentum  gefunien  hat.     V/ir  haben 
kein  Recht,    irgendein  Urtei  1   zu   fiillen.  ßewunderswert 
ist,  w  eichen  weg  das  Christoitum  üingesclilagen  hat.      Es 
hat   einen  v/iderspr^-ch  überv/inaen  müssen,   der  geseicht - 
lieh  hinv^^ingeratcn  ist.      In  welchem  Zusauimenhan^  steht 
daj  praktische  L^ben  mit  den   enuferntcsten  Punkten 
die  man  vor  Gericht  tragen  miuss,   mit  dem  was   ich  heuLe 
als  soziale  At...osphEre  des   jüdischen  TVp^s  dar- 

gest  llt  hab^? 

Diese  Artv/ort  werde   ich  verbuchen,    ihnen 

am  nächsten  Abend  zu   geben. 


-   1  - 


Meine  Dauien  und  Herren  I 


I 

V 


r 


Dieser  Tage  sagte  r.ir   oine  der   TÄmen,   die  hier  ar  den 
Aboudoh  t  c-ilniüü::.t,   daSL   ile  vin  Bild  i.abo^   das r,  gerade 
In  diesem  Kreise   sicher   sehr  interessiürcn  wurde*   ^ios&s 
Bild  iit   Ihnen  vielleicht  b-^kar^nt,   denn  ©y   Ist  der  Stich 
von  Darier:   Meiancholia.      Dieser  Sticn   it;t  wirklich 
ein  prophutisoh^^s  u^vk.     M^^n  sticht  hier   :.^ino  batr'i'ota 
Frauung'.  stalt   dawst;*2:ent     Urr.   sie  h^-rrm  iiiind  die  v^r- 
eehiedön  n  S;ymbc;lo   der  7/1^:3   ri^ciialt  und   dev  praktischen 
Bowältigung  d'^r  vclt:     llundwtrrkszogg  otc*    klii  Symbol 
d'arür  aurzui'ast^on^   dacs   sio  allo  i;'is3t.m  chatten  Muroh- 
forojht  und  mit  allcu  Mitteln  versuclri  .  hat,    die  vrelt    . 
z\x  bev&ltigan.      Sie  hat  so^ü^r  voriiucht  in  der  geheim- 
nisvollen  Kar.bala   zw   lornen.     ivifetn  siuht   oben   in  der 
Ä3)^e  g-heimnißvolle  c^uadarto.     jedocjh  alles     ar  ULiaon^, 
Das  Olücii  iüt  nicht  ge^:„oniruon^   v;dder    rvurch  die  v/iBs>>n- 
öoiiart  nodii   Uuroh  ai..  praktische  Lebonßbeh^rrschung. 
Va.    cit^t    nun  die  Frau  mit  trübem  Blick.     Aber  si.itt 
auf  einmal^  wie   im  Hintergrund  der  HiniiLel  sich  Öffnet 
und   ein  Lichtstrahl  hervor q.ai  11 1,      Durer  hat  voraus- 
gez  igt^   wie  weit   aer  Lion^oh   lu  der  *.7isöenschaft  kominan 
wird.     Wissenschaft  ist  etwas  lumerbares,  aber  der  Me&soli 
Trir  die  ent|tü.ltii?e  Befri  di^n     nioht  durch  sie  er  erben, 
sonaern  nur,  wenn  <*r   versteht,   den  Bliek  oiapurzurlch- 
ten  zum  Hitnmal,   aus   ders  das  Lioht  der  B-.vigkoit  durch- 
bricht und  das  Dunkel  unsviras  Labens  orhellt. 

Die  Eollö  dea  Lichtes,   daa  das  Dunltel  durch- 
bricht,   iat  das,  'e?as  aas  wir  heute  mit  dem  Begriff  der 
Religion  bezeichnet  haben.     Die  Religion  ist  die  Bin- 
dung an  das  höhere  Oei^tige,  an  das  Swige.     Wir  haben 


./" 


K 


-  2  - 


I 


\ 


versucht^   Jene  Punlcta  ctarzus  teilen^   an  denen  das  LjCht 

* 

Uifpunkte^   ait^  man  nloUt   wait^r  «klaren  k^rin,   die  typisohe 
Offenbarung  des  RJligiJaen  in  den  verachi   den  n  Ken^jchen- 
artcn^Wir  sind  nun  dabei,   den  jüuiaoh'^n  Typus  inrier- 
hiilb  di  eoör  9  T^peii  txxjn:  Sv^ino  3iMaa  t /mlichkeit  genauer 
kiu  unterbuciion.     wir  Laben  vür  i^ö  v/ojhtr    bogoni.on  lait 
dem  Kapittil  aor   jaa.:.jciiea  Ethii:#      Id.  h^^bc   Vvrj3uühu, 
jenen  Boden   z\x  b  s^iranen,    dei^  ai«.-  jüdicche   Ethik  stark 
unterscheidet  von  der   StUik  irgendeineB  anaeren     Typua, 
und  ich  iia^bc   eu  davon  abgel-.itet,   dasb   i'ir.erhdb  doß 
Jüdischen  Typus  v;ir   aic^    /.ulan^liohe'Begr'iUuung  da^ur 
rinL.cn,   daj;:  der   arjdero  iv.ensch  das  gleiche  Lebv^nsrecht 
besitzt  Tiriö    ..ir   selbst  and   zv;ar   cui.!.3t  diese  Voraus- 
Setzung  unmittelbar  u\x'^  der  muUxph.vöiöCiKr.n  Voraui>- 
seztung  de;:   jüdischen  Typus*      75©r   jüdii^che  Typus  kenut 
keinerlei   Dualißmue^   nicht   den  G^tt  des  Li'^-htv.js  und 
den   der  Pinüternis.      Der  JUdii;5Che  Typus  sieht  einen 
gottlichen  Willen,   unvorstellbar,   unbegreirbar,   aber 
ein   iilarer   zielbcicu.ster  Vville,  dci?r  di.iie  v/elt   g«^;italtet 
hat*     Sr  tut  einen  Meii.>0ixn   jvnichalUen  und  vort  dieiiem 
ßtoüinit  die   gan2.e  i:en:>Ci.heiL  ab»      Adam  i;jt   das  S:>'n-bol  der 
ganzen  Moa.uhheit#      Daa   ist  judische  Aurxas»:ung.      URgegen 
stuht  die  Auc'i'&^sung  ein  s  anderes  Typus,   jener   z«B*    der 
glaubt,   weil  es  einen  Q^tt  d  s  Liohtes  und  einander 
Finsternis  gibt,    gibt  es  auoh  Licht  utid   Teuielsmenschen* 
Es  gibt  Könige  und  Fürsten,   dici  von  d  an  öotuern  abstam-* 
men  und  die   das  Rjoht  haben,   andere  zu  v  ernioht^n*      Das 
Ssind  Urgei'.Ahle,   üraufä^assungun ,  die  imuier  da  waren* 
Aber  der   jüdiache  Typus  hat  eine  andere  Vorstelluqg 
von  dem,   v/as  ö'tt   ist,   uril   hier  beginnt  eigentlich  die 
tttfmhch»  judisoht^  lithik,  hier  ist  die  Quelle«     loh  habe 
die  Sthik  des  Buddhismus  daneben  gestallt«      £s   ist  eine 


I 


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-    3    - 

Yollkommcn  ander©  Art,   eine  passive  Ethik.     D«r  Mors  oh 
Ist  nur  t:go:.fcnttrisch  gerichtet.     Tue  nichts,  was  Deinen 

Veg  ins  Nirwana   verhindern  lLönntv2.     Selbatbers,  undlioh 
idt    dör  buudhiöU;-ch©  Menschgenau  so  wertvoll  wie  der 
j4üdische.      15r  ist  oben  nur  anders  als  wir. 

loli  habe  Ihnen  neulich  aui'g<:.a«^igt,   wo   die 
jüdiaciiQ  Stliiii  zu  quall.'n  hoginrt  .     An  .'itiia-.-n  punk-^cn  , 
wo  die    Oi'i't'nbö.rung  kcile>.tiv  vou  ganzen  Volke  i*ai'ge  ~ 
nöüÄ/iea  wdrde,   in  d  im  beiden  Erralirungcn,  dass  a'tt   ist 
und  daijs  --ein  anderer  G'tt   nvben  ihm   ist.     Für  tlifc' se 
beidon  ersten  GkuOte  sind  von  a'tt.  ges^  rochen  u.  d  voia 
Volk  gehört  viorden.     Hier   bogiütit  ur-eef  Jüdiiiches  Sein, 
diu  judicch-cthiuchG  3tr«aru)..^  zu  '^11  eilen.     Ici.  hübe 
die  niotloren  oebo.e  Überschlagen  und  werde  nun  aurd lese 
eingehen.     Ileuwe  vor  8  Tagen  h.%be    ich  d   c^^ui'  hingewiesen, 
wie  in  den  üebott.n,    I^  Swli-t  nicht    uätcn   ,   nicht   ehebre- 
ohen,  nicht  stehlen,   cl^ent  1  iJh  das  Qrundgcbot  der  jüdi- 
schen Ktr.lk  got'^.oint   ict,   donn  alle  drei   S'-boto  beziehen 
sich  auf  Dinö«,  deren  ü  eboTXCötung  mit  der  Todesstrafe 
belegt  ist.        Das  Morden   it:t  selbstverständlich  auch 
ni.ch  uusoruiü  heutigen  uli^L.J.w.u  ..öi^cheng..fuhl  de»  Todes- 
strafe unterworfen.     Auch  auf  den  Ehebruch  beruhte  theo- 
retisch  die  Todesstrafe.     Aber  nur  das  Vorgehen  mit  der 
verheirateten  Frau  budeutyte  Raab.      Der  Mensch   ist 
dadurch  zea^rt  und  tntweiht.     Auch  uas  Gebot,   lau  signof, 
DU  sollst  nicht  sterilen,    zog  die  Todesstrafe  nach  sich, 
weil  damit  der  Mensch  nraub  gemeint  war.     Und  »  eiter  : 
DU  sollst  nicht  lejo  «  falsones  Zeugnis  auasagen,   denn 
aachdas  ist  ein  Vergehen,  was  nach  jüdisdi^ethis eher 
Auffassung  eine  Todesstraf»  zur  Folge  haben  kann,  weil 
die  Zeugen  P&lsohes  gegeneinander  aussagen  und  damit 
das  SchA*k»al  dessen  zerstören  können,   den  sie  verleugnet 


K   , 


A 


-     4     - 


• 


k 


V 


1 


haben,     Also  einü  Löbfenabeointr^ohtigung  daruati  ent- 

Nun  m  ino  ijapien  und  Harren,  möditu   ioh  d  ©nsolben 
aedankon,  d©n  iuh  vor  8  Tagen  uarg' stellt  iiaba,    vyii  einer 
anaeran  Söita   hör  belöu-Jhtan.      Ich  will   ihnen  nioht   einen 
AbriükJ  dar   Jüdisoheri  üthii:  goben,  weil  manOar-ber  un- 
enalioh  viel   sprach -n  könnte,     ioh  will    lanim  haite  ver- 
Bttchan,    Ihnon  ..in  Bild  darüber,   was   jüdidohe  Sthik  i;:t, 
mit   einer  kurz^.  n   Zeiohnun^:  darzustellen. 

M8.n  hat   immi^r  schon  aie  Ethik  auü   der    7  isaen- 
sohafx  überhaupt  als   btsonderos  aebi.t  h^-rausgehoben;   nian 
hut  üioh  daffii.  eigentiioh  im  Innersten  gdgen  das  Leben 
versind i/-'t.     V/elch^r   ii^t   sich  denn  bewusst,   das^  ^r  ethisch 

im  J.eben  handelt?       ^enn  er  huiü  eiL  ,   j-o  feiht  er  nicht 

und   tragt,   wa^  g.  bietta  mir  üie  Ethik? 
wie  eine  Sohubl^de  die  Ethik  hucaua.  /'i>er  Xlen^c-i  ist 

doch  eirxii  j^inheit|     wenn  man  ihn  von  ir g . n a-i i r. or  i3eit^  ner 
berührt,    so  spürt  es   der   ,anze  Ivitnsoh.     Unsere  Sinne  sind 
genau  so  goartet.     Man  k-ann  si      b^^rUir^n  v^n^Ucher  3^itQ 
nian  will,    sie  werden   i- iner   ^ie   ^Idche  Smi^fin.ung  kiben. 
wann  uian  z.B.    den  Aug.nnerv  durohe  hneidet,   no  lautet  o.i© 
Aussage   der jenii^^^n,    di.   mit  ci  -3en   Din^un   zu  tun  haben   , 
dacs  der  Operierte  auch  oitie    Li'Jhtar.i,)f indunj  hat,    ob  - 
v.ohl  das   Sclmeiden   nichts  Kit  dem  Lichu  zu   tun  hat, 
paa  Auge  reagiert  uit  einer  Liolli  ernpfindui..g,  ireiles  a'.r 
Lichtträger  iut.        So  ist  aer  i.onsc.i  e  ino  Einheit,   von 
welcher   3eito»  auch  eine  Aurgabe  an   ihn  heranLritt.     und 
80  reagiert  innner  der   ganze  Kien^id.   und  uicit    nur  d  er  ethi  • 
8c;.e  Teil  des  lüen^chen.     Daraui"  beruht  auch  daa  ung>^haier 
Sehwierige  d.r  vmhrheittifoisohung,   weil  cvan  das  Ganze 
erfassen  und  begreiren  muss.     Das  Ganze  Iltl  mehr  ala 
die  iJuic  er  der  Teil     eines  Ganzen.     Aber  indem  Augen- 
blick,  in  dem  man  ef^a^  unterteilt,   fehlt  eben  die  Ganz- 


-   :>  - 


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h#ltSb3Zlv^ung,   dl  j  m^Uc   lue  ald  dlt^   Summe«  der  T^^^lle« 


V 


fs  Ist  niöhu  rlohtijs^  vrenn  man  cLie  Ethik  cils  ^^iD^n 
Toll  h^ruuöloüt*      ..kinii  iuh  lUiiöi;  nun  #  iiic^n  Bogrifi'  g(j- 

▼urau^'h  u^    lUi^öU  üin  3ilvi  i:u  i^t^Lwn  vüu  clor  atä't^ütion   ^    di( 
der  Xörpör  des  ^udl^ohen  Seins  ett  xal..t  aur  di.    urivfiä- 
liehe  -^rage^   vau   ist  das  ieiende^  waa   ist  de^e  Leberr?  Bas 
ißt  ditsi     niötaph:yöibcUe  Fragte*     %i^  reagiert  dur  jüai^uha 
Typus  unter  d«it  )  ieiitiitral.l^  d(>n  v.ir  uti.'iir  d  ein  Begrirr 
der   Ilthik  it.(  Ju(  iucii^ni  l^eir)  uuiilui^.ut.^ 

Ki  r   Ist  entiTOU«  idt-oa  übe  ft'wt  r3bfe>^rlf3f • 
B  dt-^nkor   Sie  ßoch  einsial:     SB  is.:t  ftusgeBchlot-sen,  olass 
d;*c  Judc-ntuciC  tdt  ötw  e  MvbwrAi^a.iiöli««  ü.t.tchai  kann. 
Die  Bibel   bogiuiit  r::it:   Ate  Ar:^tig  jjhuJt  a'tx  üitriel  und 
Srdö,     Mit  cli^-üüi;  «orton  wird  zdLoxx  dv-s  Jucyrtum  in 
seinter   fjiniiün  l.übünaö.ui*i*a^eutig  bogrut.uut,      Di^  spätt^K 

ölna  in  virH"!  iuhkuit  iicuori  axa  äIü»  itg  ent- 


LuItOQ. 


O'tt    ,  ilii..:  ül  uLu  ärac,   cLxuöü  b^'erixTü  Lina   gleich 


am  Ar.Ang  •  '  iu:  bQcie-Jitrt  die  ^'.itteilui:g  der  3ibül  rur 
utiu  uu-cc  wthi£.oheci  öwiieiatspuruit«  Di«  wüu.'i.i'uutj  von 
Hlnimel  und  *\ri(i  aurch  wt'tt  bozuioiinöt  d  on  ^Mdi^oUen 
etliiücut©  Rosao««  ilio^^  l;it  dts.«  Huu,ö  «i«;i  Ju4.ailume  bo- 
ijrüiidet.  Wir  stt^h^n  ni^iit  laeiir  untj^schU^^zt  in  Jüdischön 
Söin  da,  rir  sind  hineirijsastellt  in  eic»?  BeKieinirfe  zum 
9rig<»n.  Sa  iat.  iiivi  atelisoher  '.-oat.vS.  lau  zuichn«  a^ 
l'ulg 'nädrnj&&.:6n: 


! 


-    6    - 


Dia    jJrdQ  ist  di9  Baaifl,    clio    ich  auvoh  einen  3ur4.cri  s  i/a- 
bolisior9.   iÄcüöur  wölbt  such  'fiie  ©ine  aioolio  der  Himraal 


} 


V« 


I 


<i^r   <Jie  üvü-ü  ab3ühli<;*K.3t»     Obo^n  mache  icli  einen  Em- 
aoimitt.     Hier   bricht  dor   .'.'iilö  das  Oittlich^n  ein  und 
sdiai^t  den  :\oumos.      Das  erst.^  d&s  G'tt  syiiafi't  ist  der 
Mondch  Adam,    den   ich  durch  eiuon  Pföil  v.b.oh  untün  ein- 
zeichne.    Adam  iat  das  tk  niiohcuguachlocit    2Utslt.ich.     Nun 
kommt  öin  Drittes,  wa^-   ich  schon  rrüher  angedeutet  iiabe. 
NaB^ich  i.ach  dor  GcLupfung  di-ses  irdisch.aeelischon 
Lebe»B  raumes  gibt  (J»tt  ein  /t^rbinaun:  ßglied,   das  von 
dieser  Soliöpfung  hini.b erführt  voü  Einseil ebowesen  zum 

0-65  auitmen  s  ch  en . 

und  das  Bin.agliod  ist  das  4.   Oebot. 

Gedorito   df^s   Gabbuttag  s,    ihn  ?.u  h€)iligen!     Hüte  den 
Sabbath,    ihn  i.u  heiiit-on.     !Ui;   erste  v/ar   (jrbot  und   das 
zv:eitö  Verbot,    dieses  st^-iit  im   5»  Buch  Mose. 
Dieser  Sabbelt  hat    --^in     unc-rhort;,   g-valtiga,   tra^j-nde 
Aargabe.     £3  ist  läcinsriioh,  daßs  laanch^al  b  «hauptet 
wird,   dasc  der  Sabbat   irgündwio   im  Zuisarmiieuhang    otVnt 
mit  dam  Schabbatu,   der  bei   den  ßabylünit-rn  dfor  Vollmond- 
tagb  t^deu-et.        Dioper  C-ichahbatu  war   der  Vollmonatag 
im  Monat,    ein  däaioniacher  Tag,   in  ctem  Uor  t'^n^ch  nicht 
heraußdir  Ate,   veil   die    üiiiionen  ihn  vernichten  v.Urdan. 
Wie  ßoll  nur.  uiv-'Sur  Sehabbatu  in  Zuticnt.wnhar.g  kororren 
nit  deci  ^icJrre..Iciü..en  .abbat,    d'>n  Ta^-  der   allgemoinen 
i,üziaien  Ruhe.     DiuBOr  Sabbat  nun,  der  als  Zwischen- 
glied von  der  Menschheit  heruntovötulgt  zum  allger.einen 
sozialen  Loben,   enthalt  ein  laar  gegli-^dert^s  Gebot. 
Ba  seilen  ruhen  andieöyr:i  Sab>)at  Du  und  Dein  S  ohn  und 
Deine  T.^ht>-X  und    jein  inecht  und  Deinu  Magd  und  Dein  Yith 
und  d  r  Fr«iid»,  der  in  Deinen  Toroa  weilt.      Di-s  ist 
elis    klare  Facherung  in  Metaplu^s Ischen. 


• ) 


-  7  - 


t 


^ 


Im  Mittelpunkt  steht  das  "Da",  darum  herum  Sohn  und 
Tochter,  Knecht  und  Magd  und  dann  da»  Vieh,  das  mit 

der  Fremde, 


7^^111  Hausstand  gehört  und  darüber 
der  nicht  zum  Hausstand  zählt. Sie  haben  hier  eine 
sehr  klare  Faohorung  des  Sabbatgebotes  und  damit 
bfldlftft  den  jüdischen  Lebenskomplex,  den  grosse 
ahilOBophen  als  Bthik  bezeichnet  haben, 

loh  will  Ihnen  nun  heute  abend  ira-s  ich 
hier  sohematisch  dargestellt  haben, d  eutli eher  erklären. 
Indem  ich  dlose  Pächerung  als  konzentrischen  Kreis 
In  ihrer  ganzen  Lebendigkeit  zu  erörtern  versuchen 
werde,  im  Mittelpunkt  steht  das  du.  Bs  wird  Ihnen 
auffallen,  dasa  die  pcax  niohtgenant  ist.  Das  du 
ist  Mann  und  Prau  gemeinsam.  Einen  anderen  Sinn 
braudit  man  garnicht  zu  sudiai  und  aasüudeutün.  In 
der  Bibel  heisat  es:  "Darum  verlässt  der  Mann  Vater 
und  Mutter  und  hängt  dem  Weihe  an;  *«  sie  werden 
zu  einem  Fleische."  Das  Ist  das  Schema  der  Einehe, 
der  monogamen  Ehe.  In  Wirklichkeit  aber  ist  es  das 
Schema  des  Menschen,  denn  der  Mensch  ist  eine  Einhalt 
aus  Mann  und  Frau.  Wie  das  imFamilienleben  zu  ver- 
stehen ist  und  sich  auswitict,  kann  ich  Ihnen  nicht 
deutlidier  klarmache  ,  als  wenn  ich  Ihnen  einmal  das 
wunderbare  Lied  aus  den  sprüchoi  salomonis 
"Bin  wackeres  weib,  wor  kann  es  ilndeni"  Es  ist  eine 
wunderbare  üebersetzung,  die  von  Klausner  stainmt,  aus 
seinem  Buche:  Qedidhte  der  Bibel.  Dieses  Lied  gibt 
i^nz  deutlich  wieder,  was  das  Judentum  in  der  Beziehung 
von  Mann  und  Frau  in  jeder  Beziehung  kennt.  Hier  ist 
nichts  körperliches  etc.  getrennt.  Es  ist  etwas 
Quellendes,  seiendes.  Bs  ist  nicht  schöne  zu  sagen, 
als  es  Salomo  ausgedrückt  hat. 


t. 


-  8  - 


wer  ein  biedres  Velb  gewann, 
dem  ist  aiüok  und  Heil  beaohert. 
Uober  Perlen  geht  ihr  Wert, 
ueber  alles  Oold  ihr  Sein. 
Ihr  vertraut  mit  ganzem  Herzen  Haus 
and  Bioh  der  Mann  so  gern, 
und  die  treue  wird  dem  Herrn  keinen  Vorteil 

je  verscherzen 


Meine  Damen  und  Herren 1 

loh  glaube,  sogar  in  der  ijebersetzang 
kann  man  sioh  dem  Zauber  dieses  Liedes  nicht  ent- 
ziehen. Sie  werden  vieliaoht  schon  gedacht 
haben,  dass  Schiller  den  Tenor  diöses  Liedes 
nachgeahmt  hat  in  dem  Lied  der  «aiocke«.  Wir 
finden  dort  ganz  ähnliche  Bilder,  aber  wir  haben 

hier  das  Verhältnis  zwischen  Mm  n  und  Jrau  gpinz 
axmz   a»»»  ^^^  ^^,  ^^^  Eigentümliche? 

deutlich  und  klar  dargestellt./  San  »ie  Prau  ist 
nicht  das  Spielzeug  des  Mannes  wie  z.Tl.  bei  den 
arieohen.  Sondern  die  Prau  ist  Hilfe  ihm  gegen- 
über, oder  wie  man  neuerdings  sagt,  seine  Kameradin, 
seine  wirkliche  Lebensgefährtin  und  vollkommen  gleich- 
berechtigt.  Wie  verdreht  ist  doch  der  Sinn  in  dem 
wort  Kameradschaftsehe.  Denn  i»  dem  Begriff 
Kameradschaftsehe  steckt  etwas  Vorübergehendes, 
Spielerische..  Aber  in  dem  Begriff  des  Kameraden 
steht  deu^lioh:  -Hilfe  ihm  gegsnüber-.  Die  Prau 


4 


•i 


-  9  - 

der  Mann 
Bteht  im  Mittelpunkt  der  Familie  und  sorgt  für  deren 

wirtsoharUiohe  Erhaltung  .  Der  Mann  erkennt  die 
Frau  an  und  die  Kinder  rühmen  Sxe.  Jeden  Freitag- 
abend hört  man  in  den  jüdischen  Häusern  das  hohe 
Lied  auf  die  Frau.   Sie  wartet  biß  der  Qatte  nach 
Hause  komir.t.  Der  Sabbatengel  empfängt  Ihn  mit  dem 
Lichter strahl,  ein  Gedicht  ist  das  inmitten  der  rauhen 
Alltagswelt,  und  der  Mann  spricht  dann  die  UTorte» 
Bin  wackeres  Weib,  wer  kann  es  finden?  .- 
Dies  wird  gesprochen  von  Millionen  Juden  an  jedem 
Freitagabend.  Das  ist  jüdische  aogenwar^.  B^  isi:  über- 
haupt etwas  Eigenartiges  des  Judentums,  dasa  es  immer 
verbindet  das  Metaphysische  mit  dum  Praktischen.  Äben- 
so  wie  durch  die  ^Jakobsleiter  der  Himmel  mit  der  Erde 
vetbundea  wird.  Wenn  in  dem  Sabbatgebot  steht:  Du  - 
ato,  so  steckt  in  di.>sem  weltumhüllenden  m   eine  ganze 
Philisophie,  eine  ganze  Ethik  «  die  Annerkennung  der 

jüdischen  Frau. 

loh  mochte  bei  di  ser  Gelegenheit  darauf  hinweisen, 
dass  z.B.  vor  Jahrtausenden  schon  Debora  die  Führerin 
des  Volkes  war  und  ihr  Mann  nur  der  Bogleiter. 
Die  Prophetin  Debora  w  rd  in  der  Haftara  neben  Mose 
gestellt,  und  Debora  und  Barak  singen  zusam.  en  ein  Li*d 
Der  Zusammenhang  von  Himmel  und  Erde  klingt  manchmal 
wieder  in  der  Astrologie.  So  ist  es  immer  inder  feit, 
toss  das  oute  zugleich  durch  eine  kleine  Veränderung 
verdreht  werden  kann.  Hier  ist  in  dem  Da,  in  der 
Vereinigung  von  Mann  und  Frau,  zugleich  eine  Vereini- 
gung gefunden  im  irdischen  Oewande  zu  dem  Binheits- 
begriff  •<»»tt-.  SO  steht  als  Grundbau  streng  auf 
der  Erde:  Mann  und  Frau.  Die  Frau  als  Rem  der  Mensch- 


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heit.  Hlermuca  alles  ftit  8«in,  hier  müssen  sich  die 
Dinge  verRlaaimern ,  dass  kein  Sturm  sie  lösen  kann.   In 
der  Physik  finden  wir  das  wieder,  denn  in  der  Atom- 
le'are  wird  gesagt,  dass  das  Prdton  sich  mit  ungeheurer 
Kraft  mit  demXLektron  verbindet.  Welche  Kraft  jph  ort 
dazoELektron  und  ]froton  zu  binden  zu  einer  Einheitl 
Und  wölche  ungeheure  Kraft  gehirt  erst  dazu,  um  Mann  und 
Praa  in  echter,  würdiger  und  guter  weise,  in  reiner 
ata  -  Luft  aneinander  zu  binden.  Jene  Zweiheit,  die 
wir  immer  wieder  finden  in4  guten  und  schlechten  Romanan« 
Hier  beginnt  nun  der  zweite  konzentrische  Kreis:  Die 
Kinder,  Sohn  und  Tochter.  Fach  jüdischer  Vorschrift 
hat  man  8  eine  Pflicht  erst  dann  erfüllt, w  enn  man  Sohn 
und  Tochter  besitzt.   Ich  mochte  gleich  einen  Gedanken 
voraussdiicken:   Ss  gibt  ein©  theoretische  Ethik,  die 
das  Fernliegende  zuerst  nunnt,  die  mit  herrlichen  Wor- 
ten kommt  und  nun  sagt:  Das  und  Das  tut  man  den  Fremden 
und  Fernsten,  gehe  hinein  und  Künae  ihnen  das  Wort  iviensch- 
tu«.  Wir  Juden  meinen  aber,  wir  müssten  den  umgekehrten 
wog  gehen.  Unsere  pilicht  im  Innersten  zuerst  o rfüllen. 
Blne  grosse  Frau  den  vorigen  Jahrhunderts:  Marie  Ton 
Kbner  Bschenbach  hat  gesagt:  Ss  g?.  bt  Menscuen,  die 
sagön,  man  k;inn  nicht  allen  helfen,  darum  helfen  sie 
niemanden.  Das  ist  ein  grosser  Ausspruch,  man  soll  nur 
imme*  den  nächaten  Schritt  tan.  Bs  ist  nur  eine  Be- 
soj^ränkung,  die  uns  der  Schöpfer  auferlegt  hat,  indem 
•r  uns  zu  Menschen  geschaffen  hat.. 

Die  nächste  Aufgabe  ist,  dass  das  Ver  - 
haltnis  zwischen  Bitern  und  Kindern  t*e  der  rechten  Ar  t 
and  weise  gelöst  wird.  Und  dieses  Verhältnis  wird 
onmit  elbar  an  das  Sabbatgebot  angeschlossen:  Bhre  Vater 
und  Mutter,  damit  Du  lange  lebst  auf  Erd«n. 


-   11   - 


Das  Leben  auf  der  Rrde  ißt  abe.   nicht  etwa  als  billige 
Bezahlung  für  Einhaltung  dieeea  ö^botoe  aufzufassen, 
denn  daa  wäre  bereoimende  Ethik.      Ble  Bciatenzmöglidi- 
keit  ißt  davon  abhängig,   ob  dieser  zweite  achritt 
in  der  Begründung  der  Menscliheit  in  der  rechten  weise 
getan  ^  rd.     Ißt  die  Ehe  gegründet  und  der  Boßtand  der 
Menschheit  in  rechter  weise  geplant,  dann  musß  Vater 
und  Matter  dastehen  als  der  Mittelpunkt,  an  dec  sich 
nun  wieder  die  Kinder  emporranken  zu  Menschen.     Die  Wissen 
sohaft  sagt  unß,   dass  jedes  Kind  die  Stadien  durchläuft, 
die  die  Menschheit  im  Verlaufe  ihrer  Entwicklung     zu 


druohlaufen 


was  der  Mensch  durchläuft  in  seinen 


^4 


eigenen  Sein  von  Keim  an  ist  eine  Widerspiegelung  desßen, 
eine  Bntßprüohung  zu  dem,  was  die  ganze  Menschheit 

durchlaufen  hat. 

Hun,  die  Kinder  müssen  s.oh  an  den  Eltern  anpor- 
ranken  und  da  verlangt  das  Judentum  etwas,  waß  man 
noch  vor  einigen  Jahren  vergeßßen,  nämlich,  dass  die 
Kinder  den  Bitern  Ehrerbietung  entgegenbringen.  Wenn 
nun  nach  dem  Kriege  die  Jugendaufgestanden  ist  und 
gesagt  hat;  weil  unsere  Eltern  im  Kriege  versagt  haben, 
haben  wir  das  Recht  ihre  Vormünder  zu  sein.  Das  war  jene 
zeit  ,  dass  wenn  der  Vater  etwas  gesagt  hatte,  das  eine 
Brüdeririohenzum  anderen  sagte:  -Sollen  wir  ihn  aufklären?' 
BS  war  eine  unglaubliche  Verdrehung  des  Verhältnisses 
zwischen  Kinaern  und  Eltern  uftoh  dem  Kriege.  Du  sollst 
Deine  Bitern  ehrfürchten!  Was  bedeutet  es  nun,  Ehrer- 
bietung als  öebot  aufzuerlegen?  Ich  gUube,  niemand 
von  uns  hätte  den  Mund  einem  Kinde  zu  sat;en:  Du  musgt 
mioh  ehrenl  Wir  betrachten  es  als  selbstverständlloh 


<. 


-  12  - 


c' 


• 


and  unser  aecht,  dass  die  Kinder  una  aus  Liebe  diese 
fiirerbietung  von  allein  ontge^enbritigen.  BS  ist  eine 
ungüheure  WeishöiL  des  Judentums,  daüs  es  diese  Äir- 
erbietung  nicht  in  die  Freiwilligkeit  stellt,  sondern 
gebietet.   1X.S  versteht  man  heute  besser  als  vor  einem 
Jahr.  Iß  ist  etwas  aroeses:  Sich  unterordnen  zu  können, 
nicht  immer  sein  ei  genes  kleines  Licht  als  Sonne  hinzu- 
stellen,  in  dem  mittelaltorliüJ:.en  Orden  hatten  wir  jenen 
eigentümlichen  kollektiven  Individuali saus,  jenes  wunder- 
bare Zusum  enstehen  von  Menschenwürde  in  Verbindung i^it 
der  Freude  am  Unterordnen  und  Gehorsam.  Sa  ist  coch  so, 
dass  man  diesen  altun  Dingen  gegenüber  eine  Becchrei- 
bung  nicht  zu  geben  braucht,  es  ist  etwas  Grosses,  Heili» 
ges  daran,  an  das  man  nicht  rühren  darf. 

Entweder  e  rket  nt  man  das  Verhältnis  zu  den 
Kltorn  als  ein  göttliches  Gebot  an,  oder  man  ist  auf 
vollkommen  anderem  Vege.  Bin  zweites  gibt  es  nicht. 

Das  Judentum  gebiotet  die  Elternehrung,  ganz  besonders 

in 
im  Talmud  aber  auch  schon  derßibel.  Dafür  gibt  es 

zahllose  Beispiel*.  Im  Talmud  wird  ein  Heide  hinge- 
stellt, der  in  der  Ebene  von  Jerusalem  gewohnt  hat. 
hÄtte  einen  ..errlichen  Edelstein  zu  verkamen,  den  es 
nicht  mehr  gpib.  Bs  kam  ein  Handler  und  bot  ihm  eine 
grosse  Sumr^e  dafür.  Jedoch  der  Stein  war  eingeschlossen 
and  der  Schlüssel  dazu  lag  unter  dem  Koplkissen  des 
schlafenden  Vaters.  Das  Geschäft  wurde  nicht  abgeschlos- 
sen, weil  er  dun  Schlaf  des  Vaters  nicht  stören  wollte. 
Dies  iut  als  Beispiel  der  Blternehrung  hingestellt. 
Es  ist  eindeutig  für  die  grossartig?  Duldsamkeit  des  an- 
deren beim  jüdischen  Typus,  dass  der  Talmud  gerade  dieses 
Beispiel  besonders  hervorhebt,  denn  man  sieht:  Hier 
steckt  nicht  die  geringste  Unterbeweiteng  de«  anderen 


Bc 


-    13     - 

Der  sogenannte  Heide  steht  auf  der   glolcaen  Stufe 

v/ie  dur  Jude,   der  aeina  Px licht   erfüllt;   er  wird  sogar 

»« 
ais  Beiapiel  hingc+ä teilt. 

In   ler.  I.iu.ߣ"'.r-D'-*iirirtor    rii  doi.  wir   zahllose 
Auüiaalui:ie,viU,   was  ran   zv  tur  hat.     ManB  aoll  ülch   z.B. 


nicht  auf  den  platz  det?  Vaterü   setx'.n,    nicht     at   iina 
reühwwii  etü,    liö  wira  außgüäpuniivjn,  vri-s  man  antar   Kitarn 
irt^und  vura teilt,   und   ditiaos   Ver    .Itnia   z;7iü(;U«.r   "'än- 
dc-rii  und   Eltorn  b   r;.-hu  uut.rjich  aui'  der  uü-^iv;]  ehrten 
Vorauasotüun^,    dasb   die  üJit  rn  i^iir  üio  Kinder   eintre- 
ten.     Ici.   i^laubö,    icii   brauche  nur   "u   orinncrn,   an  die 
urigtsiiüure  Lifbe,   die  hau  g^^raae   iu  unBöron  Kreisen 
£>Qi  doli   üJioeru  i'ur  die  lander    Jindet.     Ma>iChTnal   geht 
dieije  Li-bu  vi   1   zu  weit.     Sie  wissen,   wie  ö^r.e  jüdi- 


s 


che  .v^.tttter   den     Wunsch  geliubt  Laber.  (eine  Art   üoeli- 


öche  Araiiiii:ieit)    aer  iiohn  mii^se   etv;^,s  Höh  .res  worden 
al3  der  Vater  vvar.     jadJch   iüt  aoch  joder  Boruf  das 
llüah^iuö,    woiui  er  x\ur   richtig  ausgeriait  wird.     Vir 
7/^a3un  doch,   dasu  all  unnere  ayiehrten  all9  .'n:i^licht2n 
Boruro   ji..habt  haben  v/.e  z.xi.   üauern,    .  at:;jectr;ager,    auch 
MiniöLör  una  Aeri-tü.      Der  Beruf  macht  ge.r  nichts   aus. 
Noch  hvjute  U.t   ein  ^chrirtöMler   in  3i;darf»r.bien  einen 
Ivabbxn^r   (iu  Jemen)   germüen,   awr   ein  sc;.mied  war  und 
er  wu'jste   seine  Klughuit  nicht  gwnug  zu.  rühi-um. 
icti  wellte  Zöi^^^en,   daas  die  i^iebe  der   üü-torn  zu  den 
Kinueru     oft  viel  itariier  gewesen  ist  als  unifrekeirt. 
Wir  sehen  v/i.^aer   die   beiden  Kraj-te,    die  Litern  und 
Kindern  zujuiijnenüolitaieden.     Wir   öehwn,   wie  der  Bau- 
stein vriedoruui  in  deu   a..eiten  kunzentrischen  Ring  mit 
allur  Festigkeit  au   den  ii*neröten  xvern  angelegt  wird. 
S6  v.'ird  im  judöntum  der  Tenipal   der  iylenschaacheit  gebaut, 
Die  Brhrung  der  Eltern  durch  aio  Kinder  und  die  rich- 
tige Veraorgui«  der  Kitern  durch  die  Kinder,  also 


♦. 


-  14  - 


t, 


I 

• 


das  richtige  Pamilienleben^ddriE  das  immer  der  Stolz 
dnseres  Judentums  mar  unu  ist.  Di^^s^  Porderung  der 
Bibel  ist  immer  eingehalten  worden#  Jeder  hat  ein 
Sohaadern  empfunden,  wenn  er  hört,  dass  e ineMutter 
ihre  eigenen  Kinder  verhungern  liess,  um  sich  aelbat 
Qenuss  2u  veraohaffen.  All  dies  geht  zurück  auf  das 
a  bot.  das»  uns  Juden  an®erge  Siani  gegeben  ward,  und 
das  ist  die  päoherung  des  öebotes  der  Blternehrung. 

nachdem  nun  Kern  und  erster  Ring  in  richtiger 
Art  und  weise  zusammengefügt  sind,  kann  die  Fächerung 
weitergreifen:  »«Bein  Knecht  und  Deine  Magd"  Dies  ist 
eine  eigentümliche  Aeusserung,  denn  es  gibt  2  Arten  von 
Knechten:  einen  jüdischen  und  einen  nichtjüdischen  KnoolA. 
Man  muss  hier  ganz  deutlich  unterüoheiden  und  soll  sich 
nicht  falschen  Betrachtungen  hingeben  über  den  Begriff 
deM  jüdischen  und  nicht^üdi sehen  Knechtes,  dadurch 
lettman  das  Judentum  nicht  kennen.  Der  jüdische  Knecht« 
Sklave  ist  eine  vollkommön  falsche  Uebersetzugg.  De»n 
das  Knechtsverhältnis  dauerte  nur  6  Jahre.   Br  konnte 
sich  selbst  verkaufen  und  verdingen  und  konnte  verkauit 
Verden,  renn  er  z.B.  b^im  Einbruch  gafasst  wurde  und 
das  oestohlne  nicht  zurückgeben  konnte,  in  diesem 
Falle  konnte  seine  Arbeitskraft  veri^auft  werden, 
unter  normalen  Umständen  jedoch  ging  er  nach  6  Jahran 
der  Knechtschaft  frei  aus.  Der  Orenzpunkt  war  das  7- 
Jahr,  wenn  er  im  5-  Ja^^^f®  verkauft  wurde,  hatte  er 
nur  noch  2  Jahre  zu  dienen.  Ein  Verdingen  der  Arbeits- 
kraft hatte  also  nur  den  Zweck,  das  begangene  Unrecht 
zu  sühnen.  Heute  sperrte  man  bei  Einbruch  die  Leute 
X  Jahre  Ins  Gefängnis;  früher  konnte  er  dafür  arbeiten. 


-    15    - 


* 


sobald  dor  Herr  otv/aa   gotan  hatte,    ^jing  der  "n.v3ht 
i'roi  au;3.     \j<^nii  et,va,  je;:.üad   oino  Pr'iu  varkaufte,   dann 
durfte   dor  vjxufor  sie  nur   erv; erben,    in  der  v'oraus. 
aetzunn;.    lar.ß  ov  sia  liüiraten  woll  :o.     Sonst  ging© 
ü  e  rröi  fc-uj,   finaurr.i'allB  UiU^etö  cor  l  iUi.?r  si«  lur 


a. 


'jül:in  ala  r'rau  bastimmen. 

Uli   ii;t  cel';)Ctvcri;u:vn(;.lioh,    (laßt;  diese  Bc'- 
trachtun;rswoiBO  nur  <%ur    len  VolKögcnoLisen  Cruitifikeit 
hattas.  Die  \.'&hro  Kthiü  i;ocnt  erst   zun)  .vssdruck  dem 
SchwUohürai  gügonubor,  aui*  don  mn  RLc '-wicht  'au   r.eh- 
men    lat.     nber  wie  wur  os  in  Bozu^;  auf  dön  niühtju- 
dicchon  Kneaht?     Dar  oh  das  ganz  Mituela.Uör  geht  die 
Inatituttkon  dea  ükluvontuuü  hin,iuroh.     hIüh  butraoalet 

en  3kluvon  nicht  als  !■  -nnoh,  s  ondern  r.ur  ü-Is  'vVar. 
^inen  LiUlavGn   iurfto  tn  n  tol^chla^j^n,    ohn.j  daas  aieh 
jemand  überhaupt  ciarura  kümniorte.   '"enn  nian  z.B.   oiuLÄl 
diose  3klav3n  aui>teilte  und  ©y  blieb  uin^^r  ;Jbrig,  dann 
wurde  er   oinfa^ih^  ctoilt  und  üvxl.   :.l3  Fiöchfutter 

varwardt. 

In  der  Bib  1  stt'ht:"V.'9r.n  ein  'okl^ve  aüinöm 

Herrn   ert  lauft,    darfst  IXi   ilixix  di   Cön  nicht   wieder   iu- 
ruckgoben,"aenn  er   iiit  i;iüher  nur   aöshulb  enöl::ureu, 
weil  er  mibßhaidelt  v.urde,   denn  überall  v;altoto  in 
der  3Llaverei   farohtbare  CrraumsaDikeit .  V/eicn«  Sin- 
j;t<aiu».i;  finden  vir   im  dudenLum  in  Bezug  auf  den  nicht- 
jüdi-.chen  Sklaven?     In  der     ibel  steht  ganz  d  e^tlioh: 
vereinen  Sklaven  erschlagt,  v.ird  v/ieder  g  etötit   ,  und 
darrit  ist   schon  wieder   die  Grenze  abgestöckt. 
Der  ni-'ht  ji.dincho  Sklave  ist  g^nau  so  ein  Uensch  wie 
sein  Herr  und   dämm  sagt  der  Talriud   :  V,'er  sich  einen 
Saklven  kauft,  kauft  sich  einsn  Herrn,   er  muas  Rück- 
gioht  auf  ihn  nehmen.     1000  Vorsdirirten  hat  er  zu 


-    16    . 


* 


4 


erfüllen:    m  darfst  don  Sklaven  nlolt   misshaixlelausw 

Dio  nichtjüdi sollen  Sklaven  rnüasen  gonau  so  ruhen 

am  Sabbat  ©to.  wie  dio  ilerron;   aies  ind  mltöinge- 

solilOGsen  in  zahllos©  Gosötze  des  Judentuma.  Sklave 

Mose 

ist  n..ii;lic5h  =  Arbeiter.       Man  bezeichnet  ztxk  bei 
djm  Worte:   ewet  nicht  als  Sklave,  sondern  als  Diener 
Ö»tte8,     Und  daruüi  ißt  die  heutige  Ueberaetzung  des 


awodim  mit 
heit>68t. 


Arbeiter  aachxalsch,  da  ewet«  Diener 


Bs  liann  gar  keine  Sklaven  geben,  weil  ft'tt  den 
Menschen  geschaffen  hat  und  aus   dieser  Orerk^nntnie 
resultiert,   dass  jeder  Mensch  als  Menaoh  gehalten, 
geachtet  und  geehrt  werden  muss.     Hier  tritt  schon 
der  NichtJude  in   den  Kreis  der  sozialen  pa ichtaa   ein. 
In  der  Gestalt  des  Hausgenossen,  der  diJ  Arbeit  ver- 
rioiitet.       Darüber  hinaus  findon  wir  im  4.  Kreis 
das  Tier  und  im  5.  Kreis  den  Fronden 

Ea  ist  ausserordentlich  interessant,  daaa 
ohnes  weiteres  in  den  Kreis  der  sozialen  Pflichten  dae 
Ti'^r  {üiteingesciaossen  wurde.     Jene  Ganzheitabeziehang 
habe  ich  schon  am  Aufting  besprochen.     Das  Judentum 
erkennt  iteinen  tiöhretischen  Unterschied  in  der  Le- 
benberechtigung an.     Das  Tier  hat  die  gleiche  Lebens, 
bereohtigung  wieder  Mensch.     Wenn  es  uns  nun  aber 
X.?,.  gestattet,   diis  Tier  z\i  seh  achten,  um  von  ihm 
zu  leben,  ao  darf  dies  nur  unter  ^n-.  besonderewiOe- 
sichtspunkt  geschehen.     Und  zwar  im  Hinbliok  darauf, 
dass  wir  uns  erhalten  müssen  und  es  aus  diesem  arunde 
einfach  nicht  ganders  möglich  ist.     Darum  muaste 
aaoh  in  Palastina  die  Viehwirtschaft  geschaffen  wer- 
den.    Aber  eine  Einschränkung  wird  durch  das  öebot 


§ 


i 


4' 


-17- 

geinacWb  :    Tn  sollst   dem  Tier  niüht  zu  nahetroten. 
»trüb er  hmttuß  hat    lie  ri'lunz ^rvolt  die  tjlöiohe 
Bereoliti^'ung.      Sogar   It.  ^rio^^e,   wenn  Du   eine  Staat 
belagerst,   hüte   Dich  eine.    Frucht baux  zu   zer- 
stören,     ßö   ißt  una   nicht  fescat^et,   Tiore  zu 
Süchten  bzv;.   prlan^en  7m  vermischen,      y^s  hf?i33t: 
Ui   d  vtai.  aucli   nicht  .lün  ,.;aulüücl   iiüchten. 
K.,   ißt  uns  al-oo  verbotet;,   eine  Verwirruiig  m  der  Na- 
tur anzurichten.     Ku  hat  siuh  s^^auu  bösartig  heraus- 
gi'<3tt»llt,   wenn  der  küi;..ch  aux    Ocuna   jein.r  ;.- lö  oen- 
sohart   in  die  N  t4r   eingegr  irren  hat.      so   z.B.   hat 
luan   iu  Australien  r^afcteen  eingerührt,  die  sich  dann 


Q 


pciter  aar  Taaoondenvon  Kilometeri-  j.ortprlan*:6en,    SO 
daiä..  die  .  onschheit  aeu.  n.achtloß   gögOüL:  >ifc>rstan... 
Man  muusto  dax^   ^iu  .J.^inöu   inüü^kt  (    die  L  a  U  a  e   ) 
einrühren,   das   aie  /.a^fteenen  :. erstörte.        Ss  gibt 
noeht»  eine  i.i.ni^ö  anderer   T)in,:e,    die   tiicJi  i.uch  rurcht- 
barer  auüwirkten,  '.vonn  der  iien^^oh  Vucöu.-htö  ©iuzu- 
greirai    in  den   Gang  der  Natur. 

Ich  uücht.    ir.  di.öüa  2;ü£i;.;:.j.i  nhang  tr- 
innern  an  dau  hotrliche  Qebot:    Im  ?•  Jahr  öuli  auca 
das  Land  ruhen,   daa  Babbatjahr , d  enn  da  soll  es 
wieder  aeni  schüprer  zurudLgüiiübeu  worden.  liiBrin 
liegt  cin^  uaen.lich-  Klugheit.      Ich  könnte  uir  vor- 
atcllcn,   aaus  ui     i..er.achh.ut   eines  Tages   darauf  zu- 
rückkum..t  una   den  Boden  e  inig.'  Zeit  brach  Ueijen  lasst, 
anstattl   ihn  iirjrier  v;i..der  nüt  Kun^^tdünger   zu  befrucllfcen. 

in   der  Bioel  steht:    iß  7-  J^-hr  soll  auch 
aas  Lanarukon.     Nicht  nur   der  Men.cU,   nichl  nur  die 
Faraili^,   -'-o^^  ^^^  ^^^-  arb^itenuen  hr^^rte  aollen  ruhen, 
sondern  auch  d  s  Tier  und  d^s  Laua  sollen  ruhen. 
4Bt  v.iriaich  etwaä  ,iuiz  Bigoi artiges  und  was  geschieht 


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18  ist 


denneifaentlich  mit  dem  Sabbat? 

*=■  rhythmisohea 

Der  Sabbat  ist  ein  tiHwimtW*  Pti  nziip 
das  aus  dem  Kosmiüohon  entnomihen  ist.     Die  Sieben 
spielt  eine  unerhörte  Rolle  im  Kosmos.     Dadurch, 
dass  die  Bibel  die  Ruhe  iaüÜMkk  befiehlt,  ausnahms- 
los für  alles,   dadurch  dass  alles   in  einem  bestimniten 
Zeitabstand  ruhen  muss,  wird  eben  wieder  das  Ver- 
steife gelockert,  wird  der  Mensch  aus  seiner  Kultur 
und  Zivilisation  wieder  hineingestellt  in  den  Strom 
des  unbewussten  Werdens  und  Verg.-hens.  Das   ist  Juden- 
tum!    Dieser  Sabbat  ist  im  Judentum  geboren  worden, 
er   be^^ieht  alles   ein  in  das  jüdische  Gebot 
von  aussarordentlicher  Bedeutung,  dass  in  den  äusssren 
konzentrischen  rireis  der  absolut  Premds,   der  uns  nichts 

anseht,  miteinbezöget:   wird.      Es  gibt  ein  Buch  von 
Bertonette,  der  versucht   über   die  Stellung  im  Juden- 
tum Klarheit  zu  schaffen.     Bs   ist  bezeichnend,  dass 
er  gerade  dieses  Problem  ausgewählt  hat  und  in- 
teressant, welche  Betrachtungen  er  anstellt. 

Wnn  einer  sagt;  Man  kann  nicht  allen  helfen, 
so  ist  daswahrsciueinlioh  eine  Ausrede,  dass  er  kei- 
nem hilft,     wenn  Jemani   nur  für  sich  ist  und  nicht 
auch  für  andere,  waS  bin  -oh  dann?  so  fragte  schon 
ein  alxer  weiser.     Man  muss  alles  mit  allem  ver- 
knüpfen, und  so  muss  man  in  seinem  Sinnen  und  Dsmien 
für  sichsilst,   für  die  ganze  Familie, 
zu  seine..  Kreis  gehören,  gleichzeitig  die  ö  edanken 
verbindet,  mit  denj^nig^i  ,   die  uns  scheinbar  nichts 
ai«ehen.   Dieses  genauer  definiert: 
ES  gibt  drei     Arten  von  Promden: 

1.  0er, 

2.  Ger  tosohat, 

3.  Moohim 


alle  ^  di« 


4 

• 


-    19    - 

«Ihr  sollt  den  Pretadling  lieben,  denn  Fremdlinge  wart 
Ihr  im  Lande     Aegypten".  Dt-nn  es  wird  gesagt:   e»  iat 
nicht  ein  b^iebiger  Fremdling,   sondern  e  iner,   der  sidi 
unserer  Volksgeraeinaohaft  angesoiilossen  hat.     Das  ist 
falsch.     Der  Beweis  hierfür  ist  der  Nachsatz:   ^enn 


Fremde  wart  ihr   im  Lande 


2.  hietb^i  haben  wir  das  toschat  hinzugefügt, 
aer  toschat  ist  in  der  Bibel  der  Halproselyt,  der  nicht 
nur  bei   uns  wohnt,  s o  dern  der   sich  schon  den  Sitten 
angeschlossen  hat  und  die  Kultvorschriften  einhält. 
Bü   ist  dann  naturlich s  elbstver ständlich,  dass  dieser 
gor  toschat  auch  eingeschlossen  wird  in  die  sozialen 
Gesetze.     Bs   geht  deuUioh  :.ervor,     dass  auch  der  Volks. 
fremde  miteingeschlossen  v;erden  muss  und  wir  haben 
zahllose  Beweise  dafür: 

"Bu  sollst  den  Fremd  ing  nicht  bodr.icken,   nicht  de- 
mütigen usr.     Du  sollst  auch  nicht  ganz  aberkten 
auf  Beinen  Feldern,   sondern  etwas  stehen  lassen  für 
die  schwachen,  Witwen  und  ^raisen  und  den  Fremaling;. 

die  3.  Art,  der  nochim,   ist  gleich  «  der 
Volks-  und  Landfremde,    der  nur  vorübergehend  im  Lande 
weilt,  etwa  der  Tourist,  damals  der  Karawwienführer 


usw. 


notalm? 


Um  den  braucht  man  sich  doch   eigentlich  nicht  zu  küm- 
mern, d«ner  fällt  unter  das  internationale  Qesetz. 
Oder  schreibt  das  Judentum  vor,  dass  wir  uns  docA 
um  ihn  kümmern?     Bs  gibt  e ine  ganz  herrliche  Stelle, 
in  der  deutlich  zum  Assdruck  kommt,    dass  auch  er  ein- 
geacÄlossen  wird  in  das  weltumspannende  (Jefühl  des 
Jüdisch-sozialen.   In  Salomos  Lied  wird  es  folgender- 
massen  in  Worte  Tfiatt  gekleidet:  Auch  der  Fremde,   d« 


'^.-. 


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-     20     - 

kommt  von   einen  anderen  L».nde,    der  Dl  oh  nioht  ktnnt, 
der  nioht  zu  uns  gehört,  v/enr.  er  kommt  und  vor  Dir  nie 
derfallt,    dann  musjt  Lus-  uoh«eln  Qebet  erhörten.  Hio» 
wird  deutliohder  Pramde  in  den  Begriff  des  ^«Idischso- 
zlalen   einbezogen,     wenn  er   sich   einfügt  und   in  dioseq^ 
Larrie  empfindet,  wennsein  aebet  zu  ö»tt  aufsteigt, 
dann  erhöre  ihn,  denn  auch  ertragt  Msnsohenantlitz. 
Er  ist  eben  einbezogen  in  allos,  was  Leben  bedeutet. 
Man  muss  zwar  3  Arten  unterscheiden,   aber  sie  gehören 
alle  drei   ins  Jüdisch-Soziale. 

Uas  4.  Gebot,   das  sagt:   »u,  dein  Sohn  und  Toditer 
etc.  sollen  ruhen  und  der  Preradling,   der  sich  in  deinen 
Toren  aufhält,   zeigt  die  gleiche  Hioit  ang.     In  die.er 

facherung  11  gt  die  metaphysische  Voraussetzung 
dass  ein  G'tt  mit  seinem  willen  in  den  Ihnen  vorge- 
zeichneten  Kreis  des  i'-osmos   eingebrochen  ist.  und 
dass  dieser  Begriff  sich  fächt^rt  im  Sabbatgebot.  Hier 
haben  wir  die  Grund  läge  dessen,  was  man  unter  dem  Oe- 
ßiohtspunkt   der  Sthik  als  jüdi-.ohe  Bthik  auffassen  kann. 
was  durchweht  denn  nun  aas  Gebilde  des  jüdischen  Kos- 
mos?   welches  Gefühlt  herrscht  hier?     Hl.r  lobt 
der  so  oft  ml ssverstandene  Begriff  der  Ahawo,   der  Li«be. 
Inder  Tior-  der  Triebwelt  besteht  das  Zerreifen, 
das  ^errisenwerden  «  der  Kampf  aller  gegen  alle. 
Auch  die  Stechmücke,  die  den  i^en^oiien  in  die  Hand 
sticht,   ist  etwa^  Göttliches,   denn  es  ist  docü    €i  gai- 
artig,  dass  diese  Mücke  gerade  das  Blut  des  Mecsohen 
für  sein  Portbestehen  braucht.     Das  Judentum  stellt 
das  Oogentoil  der  Scnmerzbereitung,   das  Mitgefühl  mit 
a  llem  Lebendigen  gleich  •  Inneres  Verbundonsein 
mit  all»,  also  die  Liebe  als  Hau  ptf orderung  In  den 
Mittelpunkt:  Liebe  Deinen  Hächaten,  denn  er  Ist  wie  Da- 


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i)as  ist  der  Aasspruoh*  Das  hois^t:    Da  bist  in  allem 
enthalttn  •     Hier  rinden  wir  einen  Aasäruok,    in  dem 
das  Judentum  und  der  Buddhikiiaus  üidi  berühren*     Auch 
der  Buddhismus  sagt:    Da.ö  bist  Du,    Du  bist  in  alle». 
Aber  weitergehünct  finden  wir  die  Trennung:    denn  es 
heisst:      es  tiönnto  darin  die  Seele  Deines  Vaters    vor 
handen  sein  und  hier  liegt  die  strenge  Trennung  vom 
Judentum*   Denn  hier  2ti  gt  der  Buadhii;mus   die  passive 

Ethik, 

Brfullt  von  dor  vmndi^rbir^n  Luft  des/ 

egrifÄ  der   ^'ahawo*'   hab^a    wir   ;:ier   das 


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Oebaude  dac   Jüdisch-ethi jch  Sozialen* 

V/enn  ich  die  Verbindung  suchen  soll  mit  dem 
wari  ioh  vor  8  Tagen  goi^^agt  habe^   so  m.  ohto   idi  noch 
wiederholen^   das 3   diu  Proph^rten   einmal   versucht  ha- 
ben,   die  613  Ge-  und  Verbote   in  v/enigor   zusammenzti- 
i'assen#     Habakuk  hat  sie  au#it  einon  einzigen  Grundsatz 
zurUcl-igarührt.     Was   bedeutet  dxese  Zurückiuhrung? 
die  615   oe-  und  Verbote  sind  die  Stützbalken  des   ju- 
dinchen  i^osmos*     Aber   os  besieht  die  MÖglichk  it 
veilleicht  die  AtLioaphure  gross  und  weit  zu  gestalten^ 
um  wenigstens  im  üeisi.  die  ein^auue  Grundlage   zu  er- 
kennoÄ.     üabaloik  sagt:   Der  Gerichte  lebt   in   seiner 
Treue.     7/as   ist  gerecht?     Es  hat  nichts  mit  unserer 
Aui'facsung  von^l^cht  zu  tun   •      Sj^  heisst:   der  rechte 
Mensch,    Dieser  lien^ch  ist   deoUu^b  reclit  ^  ?/eil  er  tut^ 
was  aus   der  metaphi^si sehen  Verbindung  l\ir   ihn  heraus- 
quillt.    In  seiner  Treue  und  seinem  Glauben  lebt  er 
nach  den  Worten:  Emuno  und   zadik.      Der  Mensch  muss 
wissen^   um  was   es   sich  letzten   Endei^  handelt»   SB  kommt 
einrjsil  d:  s  dunkle  Tor  an  jeden  h  ran  und  hoffentlich 
wird  er  dann  nicht  vom  Scijniprz  zerrissen  und  hoffent- 
lich hat  er  dann  nicht  zu  bereuen«     Man  muss  leben 
in  seiner  Srkenntnis  and  MUt  haban  zum  eigenen  Jüdi-» 

soh«n  »«ttertewuflgtBaln^ 


4 


-     22     - 
loh  kabe  Ihnen  vorhin  in  der  Natur  gozd  gt,   dass 
ein  zerreisen  und  iierriBennwarden     besteht,   jedoch 
das  Soziale  ist  von  ö'tt  goscJiaifen.wir  betrachten 
£i,ber  dieseß  Oei'ühl  des  Sozialen,  daeauß  uns  ent- 
opringtals   ob  es   gana  selbstveretandlich  rein  iridi- 
sohen  Ursprungs  wa,re.     V;ir   empfindün  es  als  selbst- 
verBtändlioh,aus  unserem  Blute   qulte  nd  und  als  Be- 
weis  daflir,   dusü  wir  oinüm  ganz   bestimmten  Typus 
angöi&en:   Den;  j  üa  lachen  T:^pus,    der  hier  gafächert 
vird  zu  di-ser  Weit  der  Oanzhoit,  von  der  ich  Ter  - 
sucht  habe,    Ihnen  ein  Büd  zu  ^eben. 

Nun  wäre  die  Aufgabe  die,   dass  ich  versuchte 
den  2.   Schritt  zu  zeigen,    der  auch  getan  werden  muss 
aus  deju  Leben  der   sozialen  Verbindung  hinaus, 
zu  dem  Leben,   das  einfach  nichtximmer  mit  dem  Begriff 
der  ahawo  uniiittelbar  in  Verbindung  steht.      Bs  fi^bt 


no 


oh  andere  Beziehungen,    die  nach  strengem  Recht 


und  Qesetz  b<.*uanaelt  werden  müssen. 

wenn   z.B.    ein  Kaufmann  Ware  fortgibt  und  der 
lÄufer  kann  sie  nicht  bezaiileu   ,   dann  kann  ernicht 
einfach  sagen;   sciifcni.e  mir  die  Ware.   Denn  wenn  solch 
ein  fall  sich  öfters  wiederholen  würde,   so  stünde 
der  Kaufmann  bald  seli.st  vor  dem  Ruin.      ES  gibt 
ein  Leben,  wo  auch  noch  etwas  anderes  gelten  muss, 
als  das  was  icu  heute  abond  schilderte.     Ss  be- 
stellt die  ung.heure  Gteft,hr:   die  prakti  che  weit. 
Hat  das  Judentum  di^se  Kluft  überwunden?  Ich   möchte 
in  &  Tagen  noch  ijähores  ^hnen  über  das     "Jüdische 

Recht"   erläutern. 

zum  schittss  möchte  idi   Ihnen  noch  ein 

Beispiel  anfuhren:     Si©  w  issen,  das^:  das  ChrlÄtafr- 

toB  ein  gan»  grosser  Wurf  nach  der  VollkommenWitt 


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-     25     - 

indem  es  das  Gebot  dor  Nächstenliebe  in  extremster  Por« 
yor  den  Menschen  hinstellte,    zugleich  siit  dem  Obbot, 
alles  aut'zugebui ,  waa  roan  besitzt.     Denn  eher  komnit 
ein  Kamel  auroL  ein  Nadeöhr,  denn  ein  Reidapr  in  *en 
Himmel •      Als  diese  Gebote  aufgestellt  v.'urden,  war 
WeltuntQrgangSBtimmung.     Die  F^chTolger  di*^ser  Lehr© 
musBten  iebon.     Letjen  heiijst;   dass  man  dies«  Prin24)i8n 
nioh'u  mehr  durcriiü.  hren  kann  und  hier  baginnt  ein  ungö- 

hüurör  KP-Gipf.      Si.   ist  Qifi.-ntlunlioh,   f  estzustäi  ien,  was 
für  exnon  weg  das  Christ rntura  gefunien  hat.     Wir  haben 
kein  RiJchx,    irgondain  Urtoi  1  zu  fallen.  Bewunderswert 
ist,  »X  elohen  Vlog  das  Christentum  eingeschlagen  hat.      Bs 
hat  einen  widerspr  oh  übarwinden  müssen,  der  gescaicbt- 
lloh  hineingeraten  ist.     In  wölohsm  Zusammenhang  steht 
day  praktische  Leben  mit  don  entfsrntasten  Punkten 
'  die  man  vor  Gericht  tragen  muss,  mit  dam  was  ich  haut© 

als  soziale  At^osplÜire  des   jüdischen  Typus  dar- 

gcst  lit  habuj 

Diese  Art  .vort  werde  ich  ver;  uchon,   ihnen 

am  nächsten  Abend  zu  geben. 


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Das   jüdische  Recht 


21.2.1935. 


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Meine  Uamen  und  Herren   ! 


Ich  möchte  heute  mit  einet|pädagogi sehen  Erörterung 

beginnen. 

unmittelbar  nach  dem  Kriege  ist  ein  neuer  BegriÜ"  in 
der  Päaagogik  zur  Herrschaft  gekommen,  der  insbe- 
sondere von  den  verdienstvollen  Pädagogen  Kerschen- 
stein  unterstützt,  nicht  gesclml'l'en,  worden  ist.  Es 
ist  der  Begriff  der  Totalität. 
Was  verstand  man  darunter? 

Nun,  stellen  S^e  sich  einmal  die  Aufgabe  vor,  dass  man 
das  System  einer  Kultur  der  kommenden  Generation 
überliefern  will.  Wie  macht  man  das  etwa? 
Da  hä  die  intellektuelle  Schule,  die  alte  Schule  näm- 
kich,  einen  Tfeg  eingeschlagen,  möglichst  alle  Kultur- 
güter in  die  Schule  hineingenoranen.  Immer  neues  kam 
hinzu,  immer  mehr  mussten  die  Schüler  lernen.  Kam  man 
noch  vor  einer  Generation  mit  25  Wochenstunden  aus, 
so  kam  es  bald  auf  55  Wochen  für  den  Schüler.  Das 
ist  unerhört  viel.  Trotzdem  hat  sich  herausgestellt, 
dass  auch  diese  Art  Bildung  nicht  ausreichte,  um  die 
Kulturgüter  gegen  das  Verschwinden  zu  schützen. 

Biese  Art  Bildung  versuchte,  den  Weg  des 
Unviversalismus  zu  gehen.  Man  versuchte,  jedem  Schüler 
möglichst  alles  zu  vermitteln.  Es  gab  vor  500  Jahren 
universalgebildete  Menschen,  die  alle  Zweige  der 
Bildung  beherrschten,  öa^  ist  in  der  Neuzeit  nicht 


mehr  möglich  gewesen,  weil  der  Wissensstoff  viel  zu 


umfangreich  vnirde.  Die  Kultur  lief  Gefahr  an  irgend- 
welchen Stellen  brüchig  und  der  Zukunft  nicht  mehr 
überliefert  zu  werden. 


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Denken  Sie  nur  einmal  an  das  wissen   eines   Ingenieurs.   Auch 
er  muss   ioh   spezialisieren.     Vielleicht  würde  sonst  irgend- 
eine v/ichtige  Konstcuktion  vergessen. 

Da  kam  Kerschenstein  auf  ein  eii^entümliches 
Prinzip,   und   er  hat   im  Jahre  1917  eine  Schrift  veröffent- 
licht,   in  v;elcher  er  dieses  eigenartige  Prinzip  beleuchtet 
hat.      BS  hate nämlich     gar  keinen  Zweck,    einem  Menschen 
die  gesamten  Kulturgüter    zu  überliefern.     Der  Mensch  hat 
gar  nicht  alle  Kärfte,    um  sie   zu  versteh. n.     Nicht  jeder 
ist  z.B.  musikalisch  begabt.     Wir  müssen  uns  auf  den 
S+andpunkt   stellen,    datis  jeder  Mensch  bestim  te  Kräfte 
hat,    eine  bcstiramte  Kräftekonstellation  besitzt.     Polfe- 
lich  muss  man  nicht  danach   streben,    dem  Menschen  alle 
Kulturgüter   zu  übermitLeln,    sondern  entsprechend  seinen 
Kräften  sich  möglichst  alle  BEulturgüter  total  aneignet, 
die  er  verstehen  Iiarin.     Man  häaft  nicht  einem  Menschen  un- 
geheure Mengen  von  ftingen  auf,   man  greift  nur  Kultur- 
güter,   die  uns  angemessen   erscieinen,   heraus.     Bö  ent- 
steht  eine  Bildung  von  inner  her.     Diese  Bildung,    die  wir 
uns  nach  Aneignung  dieser  Kulturgüter   erwerben,    ist 
nicht  mehr  universal  sondern  total«   von  den  Kräften  aus, 
und  sie   geht  aus,  von  dem,  was  die  Wissenschaft  gefunden 
hat.     Diese  Art  totaler  Bildung,   dieses  Streben  nach  To- 
talität,hat  eine  unerhörte  Bedeutung  gewonnen.  Die  Wissen- 
schaft hat   schon  Jahrzehnte  vorher  gewusst,  was   eigent- 
lich iLommen  wird,  was   innerhalb  der  pädagogischen  Wissen- 
schaft an  neuen  Tragkräftigen  und  Beherrschendem  auf- 
tauohön  wird.     Diese  totale  Bildung,  dieser  Begriff  der 
Totalität  spülte  schon  eine  Rolle  bei  den  Erörterungen, 
die  ich  Ihnen  in  diesem  Winker  vortrug. 


Ich  will   Ihnen  nicht  einen  Ueberblick 


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-     3     - 


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über  aaa  Sysxem  awö  Juaentums  von  aussen  her  güoen.     Das 
wäre  ein  Unternehmen,   das  man  nicht   ohne   die  Kenntnis 
der  hebräischen  Sprache,   in  der  ja  alles  geschrieben 
ist,  vornehmen  könrxte.     Viel  wichtiger   ist  es  heute 
in  Bezug  auf  das  Judentum  totale  Kenntnise  zu  vermitteln, 
von  der   Gestalt  des  Judentums.      Ich  versuchte  in  mei- 
nen bisherigen  Vorträgen  Ihnen   ein  Büd  zu  geben  von  dem 
Wesen  des  Judentums,   vom  dem,   v/as   zum  jüdischen  Typus 

4 

gehört,  nämlich  ein  ^nz  besonderer  Mensch. 

T7as  gehört  nun  zu  seiner  geistigen  und  seeli- 
schen Wesensg  stalt?  Aui'  diesen  weg  habe  ich  meinen 

Vortrag  gestellt. 

Heute  vor  8  Tagen  habe  ich  ein  Kapitel  angefügt 

über  die  jüdische  Ethik. 

Heute  will  ich  vers^uoh^n,  Ihnen  einen  Einblick 
zu  geben  in  Totalitat  des  Judentums,  und  nicht  ein  Sammel- 
surium von  Din^-^en  bringen. 
«       V/as  stellt  eigentlich  sich  das  JXitentum  vor, 

wenn  es  an  den  ßegrifi'  der  Ethik  denkt? 

3Da  habe  ich  Urnen  ein  Bild,  vielmehr  ein  Schema, 
an  die  Tafel  gezoichhet,und  iioh   will  es  wieder  tun,  weil 
ich  heute  darauf  weitergehen  muss.   Ich  habe  gesagt, 
das  Judentum  stellt  die  Welt  sich  vor  als  eine  geschlossene 
Einheit,  einen  Kosmos  im  geistigen  Sinne.   Ich  sage  nicht, 
in  welchem  äusseren  wissenschaftlichen  Sinne,  denn  diese 
Frage  wurde  schon  so  oft  klargestellt. 

"Am  Anfang  schuf  a«tt  Himmel  und  Erde"  ,  dieses 

ii^t  das  erste  Wort  der  Bibel. 


^.t 


*•* 


-     4     - 


d  X  uue    z.  ö  1  üUliUXig  : 


*.' 


Mit  diesem  Sabbatgebot  hat  uns  a«tt  etwas   Eigai tümlidies 

gegeben.     B   liarntlich  endet  die  Schöpfung  damit,   dass 

Q-itt     wie  es   die  Bibel  ausdrückt ,  am  7»  Tage  ruhe. 

Das  darf  man  sich  nicht  vorstelloi,   wie  etwa   bei  den 

Menschen,   denn  das   ist  ja  nur  die  menschliche  S^rac^. 

ES  wird  ja   imu:er  betont,   dass  die  Thora  spricht  in  Wort.d.M 
Wir  müssen   den  Sinn  dahinter   erkennen.     Der  Sabbat  ist 

im  Ewigen,    im  Reich   des  Kosmischen  eingewurzelt.  Von 
diesem  Sabbat  sttahlt  das  Ruhegebot  aus   in  sozialer  Wei- 
se.    Ruhen  muss  Mann  und  Frau,   Kreis  der  Kinder,  Viel 
Knechte  und  Magd  und  alles  was   dazu  gehört;      sogar  der 
Fremdling,    der  in  Deinen  Toren  weilt. 

ich  habe  heute  vor  8  Tagen  ein  Vergröberung  ange- 


ln Yv'irk- 


zeigt,  weil  ich  nur  eine  Familie  angegeben  habe, 
lichkeit  beruht  die  Menschheit  nämlich  nicht  aui*  einer 
j^milie,  sondern  aufzahllosen  Familien.  Wir  müssen 
uns  nun  das  Sabbatgebot  nicht  ausgestrahlt  denken  über 
die  ganze  Erde  mechanisch  verteilt,  sondern  nur  auf 
die  Familien  beschränkt. 

Gestatten  Sie,  dass  ich  diese  7  Bezirke  säulen- 
haft  nebeneinander  zeichne  .  Diese  5  Säulen,  auf  die 
der  Sabbat  ausstrahlt,  sollen  die  Familie  repräsentieren, 
auf  denen  sich  die  gesamte  Menschheit  geschlossen,  uni- 
versal aufbaut,  ich  habe  dargestellt,  wie  das  Sabbat- 
gesetz ausserordentlich  merkwürdig  formuliert  ist,  und 
die  Heimat  dessen  ist,  was  die  jüdische  Ethik  ausmacht. 
Beim  Sabbatge^etz  heisst  es  »ML>   d.h.  Mann  und  Frau  zu- 
gleich, BS  ist  etwas  Eigentümliches;  jedoch  die  eigent- 
liche Voraussetzung  ües  Judentums,  dass  nämlich  der 
Mensch  aus  zwei  Teilen  besteht.  Darum:   "es  verlasse 
der  Mann  Vater  und  Mutter  und  hange  dem  Weibe  an,  dass 


K^ 


*.' 


-  5  - 

sie  v/erden  zu  einem  Fleische.  Mann  und  Frau  gehören  zu  - 
sammen,  wie  zwei  Teile.  Und  es  heisst  nicht;  Die  Frau 


x: 


«  •* 


•«•^;<»;^ 


ist   dem  Manne  gleich -Stellt,   denn  das  WLire  eine  falsche 
Betrachtungsweise.  Also  ist  die  Fragestellung:    Ist   im 
Judentum  die  Frau»  untergeordnet  oder   ist   sie  dem  Manne 
beigeordnet,   f;u.lsch.    (Gelobt  seist  m  Ewiger,   dass  Du 
mich  nicht   zum  Weibe  geschan'en  hast,   bezieht   sich  auf 
andere  Gebiete).     Man  müss  diese  Vorschrift  betrachten 
unter  dem  einzigen  Gesichtspunkt  der  Bibel.     loh  habe 
schon  zu  Anfang  herausgestellt,    dass  Mann  und  Frau  zusam- 
men ein  Mensch  sind.     Aber   so«  wie  wir   verschiedene  Or- 
gane haben,   die  alle  einen  anderen  Zweck  erfüllen,   so 
hat  innerhalb  des  Organismus  Mensch  die  Frau  andere 
Aufgaben  als  der  Mann;   aber  beide  zusamen  haben  eine 
grosse  Aufgabe,   nämlich  den  Menschen  zu  bilden. 

V/enn  Sie  bedenko-n,   dixi^s  gesagt  werden  ist, 
:  Am  7.   Tag-   sollen  ruhen  Du,   Dein  Sohn  und  Deine  Toch- 
ter usw.   und  die  Frau  wird  nicht  erwähnt,    so  bedeutet 
das,   dass  sie   eingeschlossen  ist   in  das  wunderbare, 
grossartige  "DuH.    3)as  Judentum  fordert,   dass  die  Kinder 
die  Autorität  der   Eltern  anerkennen.     Auch  die  Eltern 
sind  verpflichtet,  den  Kindern  gerecht   zu  wenden,   also 
ist  auch  das  gefeenseitit.     Das  Judentum  gestattet  nicht, 
dass   das  Küken  sich  klüger   dünkt  als  die  Henne,   gestat- 
tet aber  auch  nicht,  wie   in  jenem  Falle  bei   einem  Neger, 
der,  als  ihn  sein  Sohn  im  Schlafe  c.urch  sein  vor  der 
Tür  vollfuhrtes  Kriegsgehöul  störte,   einfach  erschlug. 
Das   ist  nicht   gestattet.      Es  ist  hier  wiederum  ^enes 
gegenseitiges  Verhälntnis:  Kinder  und  Eltern  gdiör en 
zusammen,    ebenso  diejenigen,    die  mit  uns  arbeiten: 
Knecht  und  Magd.     Wir  dürfen   sie   nichu  unterdrücken. 
da   ist  das   gemeint, was  man  in  der  Welt  als  Sklaven 
bezeichnet* 


-    6    - 


Der  nicht jüdische  Arbeiter,    auch  er  rauss  am  Sabbat  ruhen. 
Durum  d.uri'te  im  Altertum  e  n  Jude  eint-n  nij  ht jüdischen 
Sklaven  nicht  mehr  an  ein.n  NichtJuden  weiterverkaufen, 
weil   er   sich  durch  die  Eingliederung  in  den  jüdischen 
Lv^hensbezirk  ein  Recht  aur  die  Sabbatruhe  erv;orben  hatte. 
Hierdurch   ist  etwas  Totales  nicht  Universales   zusamiuenge- 
leimt.  Das  Vieh  ist  ebenfalls  eingeschlossen  in  diasas 
Ruha^ebüt,  donn  der   Gferechte  kennt  die  Seele  seines 
Viehs.     Der  wahre,   der   rechte  Mensch  kerjQt  eben  zu- 
gleich auch  das  Geheimnis  des  Seins. 

An  dieser  Stulle  habe  ich   auf  die  Verbindung 
mit  der  buddhistischen  Lebensauffassung  hingewt^i^sen. 

Es  gehört  mit   zum  Judentum,    alles   gl   ich  mitzufühlen  und 
wir   spüren  alle  die  Tragik.     Unsere  Propheten  haben  es 
schon  gesagt,    dass  auch   wir    dem  Tier  gegenüber  grausam 
sein  müssen,   v/enn  wir  es  schlachtüL.  müssen,   um  es   zu 
verzehren^     wie  aber   sollten  wir  Mensdi  en  s  onst  legen? 
w  Am  Ende  der  Tage  wird   diu  Zeit  konirnen,   da  wird  grasen 
nebeneinander   der  Löwe  and  die  Kuh  una   ein  Kind  wird 
ß.tzen     an  der  Höhle  des  Baselisken*    '»     Dieser  Traum  des 
Propheten   gibt   die  Zielrichtuing  an*      IQass  wir  haite  noch 
nicht   scM^eit   sind,  daran  ist  eben  unsere  begrenzte  kensch- 

heit    schuld. 

Auch  der  Fremde  gdriört   zu  diesem  Lebens  kr  eis  »und 
auch   er   gehört  L.it   in  da^  Ruhegübot. 
ti  3)er  Fremde,    der   in  Deinen  Toren  weilt'»,   denn  auch  er 

ist  ein  Mensch.      D^^-s  ""udentum  geht  aus   von  der  Voraus- 
setzung der   Gleichberechtigung  aller  M  nschen,    die  ja 
abstammen  von  dem  Menschen,   der  gebildet   ist  aus   zwei 


Teilen« 


loh  habe  Ihn(^    aufgezeichnet  und  erklärt,   dass 


dieser  Kreis  Mose  erfüllt  ist  von   dem  Gefühl  der   t»ahowo". 


*wv 


-  7  - 


der  Liebe.  Nun  entsteht  aber  eine  zweite  Präge: 
«Wie»»  soll  ich  das  tuen?  VTenn  es  h  isst:  Liebe  Deinen 
Häohsten  Tide  Dich  selbst,  -Bükl   ich  ihm  dann  um  den  Hals 
fallen?  Aber  darüber  hinaus  meinen  wir,  dass  es  ge- 
schäftliche Beziehungen  gäbe,  bei  denen  es  unklar  ist, 
wie  man  sie  nach  dem  Prinzip  der  Liebe  gestalten  soll. 
Z.B.:  D©T  Bauer  produziert  und  muss  verkaufen,  sonst 
kann  er  nicht  leben.  Kann  man  das  irgendwie  nach  dem 
Prinzip  dieser  Ethik  klären  und  bel-uohten?  Es  gibt 
in  jedem  Gemeinschaftsleben  ein  System  des  Rechtes  und 
der  Rechtsbezibbungen.  Wie  hat  das  Judentum  diese 
Rechtsbeziehungen  aufgüi'asst,  diese  grossen  Fragen  gelöst? 
Im  Leben  gibt  es  etwus  Profanes  und  es  ist  keine  Lösung, 
des  Problems,  wenn  das  Eiitische  eingeschlossen  wird  in 
das  G'tteshaus,  sondern  eine  Durchschneidung  des  g»©di- 
schen  Knotens.  Wir  spüren  ganz  deutlich,  dass  nur  der- 
jenige unter  religiösem  Gesichtspunkt  seine  Auf gäbe  d enk- 
massig  gelöst  i.at,  der  den  uebergang  findet  zum  gesamten 


leben. 


Wie  hat  das  Judentum  diese  Beziehijngen  aufge- 


fasst?  ich  könnte  Ihnen  heute  abend  ein  System  des  jü- 
dischen Rechtes  darlegen,  jedoch  möchte  ich  Sie  auf- 
merksam machen  auf  ein  werk,  wo  Sie  sich  orientieren 
können  und  wo  alle  Sttollen  angeführt  sind,  die  hierfür 
eine  Rolle  spielen.   Es  ist  das  5  beendige  werk,  die 
Lehren  des  Judentums  von  Bernfeld,  der  erst  vor  kurzem 
seinen  70  Geburtstag  feierte.  Nun  ich  will  die  Frage 
nicht  systematisch  erörtern.   Ich  wiil  nur  sagen,  dass 
das  Judentum  natürlich  ein  ganz  grosses  System  des  Rechts 
aufgestellt  hat.  Es  gibt  z.B.  Vorschriften  über:  die 
Einsetzung  von  Gerichten.  Richter,  über  Offenbarungseid, 
Rechtsspruch,  Zivilverfahren,  Strafverfahren  etc.  Sowie 
Rechtssätze  über  Sklavenrecht,  Vormundschaft,  Beitrags- 


>* 


-  8  - 


pflioht  für  gemeinsame  Zwecke,  aerztliche  Hilfeleistung  etc. 
Dann  auuh  Masse  und  Gewichte,  Familienrecht  und  besondere 
Vorschriften  für  Armenpflege.  Alle  di..se  Vorschriften 
sind  nicht  etwa  aus  der  neuen  Zeit  hervorgewachsen,  sondern 
wir  sie  alle  in  dem  grossen  System  unseres  Talmud. 

was  beaeutet  er?  Die  Thora,  die  Lehre  ist  die  Ur- 
quelle, das  v;ort  G'ttes.  Doch  steht  im  neuen  Testament: 
nomos  =  Gesetz  und  es  heisst,  die  Juden  leiden  unter  der 
Last  der  Gesetze.  Man  stellt  sich  vor,  dass  die  Juden 
eingeengt  werden  durch  Vorschriften,  das  ist  aber  nicht 

gerecht. 

Judentum  ist  Thora,   d.h.   Lehre.     Sie  ist  Ausdruck 

unseres  eigenen  V/esens.     Sie   ist  nicht  e  ine  Last,    sondern 
innerhalb   der  unendlichen  Binsamd.eit  ^^l^i^^  ^^^^ 
Erleichterung,    eine  Hilfe,    etwas   Grossartiges ;/trotz  des 
Umi'anges   ist  sie  kurz  formuliert. 

Auch  das  Sabbatgesetz.     ¥as  soll  man  darunter 
verstehen?     Wie  soll  man  ruhen,   darf  man  z.B.   überhaupt 
nicht  aus   dem  Hause,   darf  man  eine  bestinmte  Kilometer- 
zahl  vielleic.t  nur   gehen  etc.  Das   steht  nicht  dabei. 
Darum   :    Es  muss  neben  dem  schriftlichen  Gesetz   ein  münd- 
liches  Gesetz  nebenhergehen.     I^s  Mündliche  durfxe  nicht 
aufgeschrieben  werden.     Warum?     Damit   imn.er  der  Uebergang 
da  war  von  dem  schriftlichen,    formulierten  Gesetz  zum  Le- 
ben,    wenn  man  nur   ein  schr.ftliches  Gesetz  hat,    so  be- 
steht die  grosse  Gefaiir,   dass  man  innerlich  erstarrt,   dass 
n^n  sich  überhaupt  nicht  mehr  dem  Leben  angliedern  kann. 
ES  Ron^t  nicht  darauf  an,  dass  ein  Gesetz  besteht,   sondern 
dass  der  Mensch  im  Leben  bestehen  kann.     Der  Sinn  der 

.      -,^+.--n„v,„   rrfthpn       Eitsteht   Z.B.:   Bi   darfst 
Thora  muss   in  Erfüllung  gehen,      Hi-  »  «-« 


•»^ 


-  9  - 

einen  anderen  keine  Zinsen  abfordern.  Und  wenn  Bu 
ein  Dar  lehn  gibtst  und  es  kommt  das  7*  Jahr,  so  ¥er- 


lischt  der  Anspruch 


Die  Juden  v/aren  ein  Bauern- 


volk und  man  ooll  dem  Bauern  nicht  Zins  abrordern, 
sondern  es  ihm  schenken,  wenn  er  es  im  7«  J£»-hr  nicht 

zurüci  geben  kann.  Allmu-hlig  hat  sich  aber  der  Kauf, 
mannsstand  en;.w- ekelt.   Es  gab  auch  betrügerische  Man- 
schen, die  es  sich  zu  Nutze  machte?  ,  dass  das  ]3arlehn 
im  7.  Jahre,  wenn  es  nicht  zurückgegeben  werden  konnte, 
verfiel  und  darum  wollte  niemand  mehr  G-eld  ausleihen, 
auch  nicht  an  die  Notleidenden. 

Der  grosse  Hillel  iiat  da  die  Vorschrift 
getroffen,  dass  der,  der  nicht  will  dass  sein  Darlehn 
verfällt  zum  Gericht  geht  und  sagt;  ich  will  nicht,  dass 
mein  Barlehn  verfällt.  Auf  diese  y^eise  bekamen  die 
Notleidenden  wieder  Geld,  zugleich  aber  und  das  ist 
die  unerhörte  Klugheit  des  jüdischen  Gelehrten,  war 
man  gegen  Betrüger  gesichert.  Der,  der  die  Armen  be- 
schenken wollte,  hat.e  die  Möglichkeit  dies  zu  tun,  in- 
dem er  einfach  nicht  zum  Gericht  ging,  wodurch  er  dem 
Notleidenden  das  Dar lehn  geschenkt  hatte.  Der  Sinn 
wurde  verwiriaicht  während  d-.r  Buchstabe  beseitigt 


wurde. 


Ein  grosser  Rabbi,  der  vor  1000  Jahren  ge- 


lebt hat,  Rabbi  Ger schon  in  Mainz,  hat  auch  grosse 
V/erke  vollbracht.  Die  mündliche  Lehre  durfte  nicht 
aufgeschrieben  werden,  damit  das  schriftliche  Gesetz 
angepasst  werden  konnte  dem  Sinn  des  Lebens.  Der 
ginn  des  Gesetzes  musste  erfüllt  werden.  Nun  kam  aber 
die  Gefahr,  dass  das  mündliche  Gesetz  verloren  ging. 
Inxolge  der  Kriegswirren,  die  über  Palästina  gingen, 
hatte»  man  keine  Zeit  ins  Lehrhaus  zu  gehen  und  es 


-/o 


«w^ 


war  w  gi  ich,   dass  die  mündliche  Lehre  in  Ver- 
gessenheit gereitjda  die  Röi  er,   die  das  Judentum 
4n  der  17urzel  ausrottu,n  v;ollten,   die  jüdischen  Iland- 
lu!  gen  und  das  Studium  der  Thora  mit  Todesstrafe  be- 
legten.     In  dieser  Notlage  blieb  nichts  anderes 
ixKk  iibrig  als  auch  die  mündliche  Lehre   zu  fixieren.   = 
Mischna,   die  Vfiederholung  und  nun  haben  wir   ja  etwax, 
was   der   Erstarrung  anheimfallen  kann.     Da  kam  aber 
wieder   etwas  aus   dem  jüdischen  Typus  heraus:   Biese 
Mi s  dl  na  wurde  diskutiert   in  den  Hochschulen  Palästinas 
unü  Babyloiiiens.      In  Babylonien  wurde  diese  münd- 
liche Lehre  diskutiert  und  e  s  wurden  Protokolle 
niedergeschrieben  =  G-emarah  und  im  Zusainmeniiang 
mit  der  i.iischna  =  Talmud.     Da   stuht   z.B.:   Rabbi   sso- 
undso  htot   das  und  das  gesagt  und  Rabbi   so  und   so  hat 
das  und  das  gesagt,    jedoch  ist   eine  Entscheidung 
nicht  getroffen  worden.     Man  hat  Auswege  gewählt, 
dass  man  diese  Mischna  wieder  aufgelockert  hat  und 
man  hat  Thesis  und  Antithesis   gegenübergosuellt  und 
dem  Leben  wie  es   ist  Bin^ng  verschafft.      Im  Leben  t- 
steht  die  Behauptung  und  Gegenbehauptung,   das  Leben 
muss  f Hessen  können,   und  das  Leben  ist   nie  starr. 
Man  hat  eine  ^;  rossartige  Mei  st  er  le  istung  vollbracht, 
man  hat   zugleich  das  Leben  und   das  Fixierte.      Später 
hat  man  inmer  wieder  den  Versuch  gemacht,   aus  dem 
Talmud  das  gesamte  Rechtssystem  herauszuziehen  für 
alle  Zeiten.   Der   erste  war  Maimonides,   der  »or  800 
jahron   ein  herrj iches  wissensctoftliches  Werl    ge 
schrieben  hat.     Wenn  wir   seinen  Geburtstag  i^.^^f  em 
Jahre  benen,   so  begehen  wir  den  aeburtstag  stss  mo- 
dern ün  D.nkers  und  Wi.:.s.nschal^lers.   Arba  turim  ist 
sein  höchstes  werk,   ein  kov^mentar  dazu,   das  das  ge- 
s  mte  Rechtssystem  der  damiligen  Zeit  erörterte  und 


ft. 


-  11  - 


^< 


zurückführte  auf  die  Grundst  .-llen.  Aus  diesem  Kommen- 
tar ist  der  Schulchan  Aruch  entstanden  und  seither  haben 
wir  kein  grosses  Werk  mehr,  dass  die  Rechtssatze  zu- 
sammengerasst  und  angewandt  hco-tte  auf  die  Gegenwart. 
Wir  finden  dort  eine  grosse  Plut  von  Antworten  und 
Prägen  und  einen  Zusamm-nfeang  zu  dem  Strom  des  Lebens 
bis  auf  den  heutigen  Tag.  Hier  ist  praktisch  entschie- 
den worden,  was  das  Judentum  zu  dem  und  dem  Umstand, 
zu  der  und  der  also  jeder  Situation  sagt. 

Ich  habe  Ihnen  nun  einen  lieber  blick  gege- 
ben über  den  Pluss  des  jüdischen  Leb.^ns  und  Erlebens, 
soweit  man  .s  sehr  ftlich  verfolgen  k^nn.   Ich  wollte 
Ihnen  jedoch  kein  Universalsystem  des  jüdischen  Rechts 
.eben,  sondern  Ihnen  nur  das  ^^/erk  andeuten,  dass  Ihnen 
jederzeit  zur  Verfügung  steht,  und  ich  glaube,  wir  haben 
es  sogar  in  unserer  Jugendbibliothek  zum  Ausleiehen. 
Die  Frage,  die  ich  stelle  ist  nun  die:  welches  ist 
denn  eigentlich  der  innere  Kern,  aus  dem  die  jüdische 

Rechtsauffassung  fliesst? 

Ich  will  Ihnen  kierzu  Beispiele  geben,  die 
deutlich  machen,  was  ich  nur  mit  Begriffen  formulieren 
kann.  Da  muss  man  ausgehen  von  einem  Satz,  der  sehr 
zum  unrecht  dem  Judentum  falsch  ausgelegt  wird; 

««Auge  um  Au^e.  Zahn  um  Zahn!" 
Wir  wissen,  man  hat  schon  oft  gesagt,  das  Judentum,  sei 
grausam.  Wie  k^nn  man  vorschreiben,  dass  wenn  jemand 

A,  ^^  «i-iocrA=5Phlaf>en  hat,  ihm  wieder 
einem  Menschen  ein  Auge  ausgescniagen  ua  , 

ein  Auge  ausgeschlagen  werden  soll? 

•W  enn  jemand  nun  nicht  richtig  orienteirt 
ist  üb.r  das  Judentum,  dann  wird  er  fragen,  wie  Liann 
ich  mich  nur  deswegen  verteidigen?  Packen  wir  ruhig 
den  Stier  bei  den  Hörnern;  Dieses  Wort  :  Auge  um  Auge, 
und  Zahn  um  Zahn,  ist  ein  nerrliches  ©thisch-rechttlches 


-  12  - 


Pathos.  Die  Grundlage,  auf  dem  alles  Recht  unserer 
Meinung  sich  aufbauen  kann.  RQOht   bedeutet  nicht, 
Erbarmen  mit  jemanden,  sondern  Recht  bedeutet,  das 
sorgfaltige  Abwägen  gegeneinander,  was  der  eine  getan 
hat  und  was  di  Reaktion  daraur  ist. 

Was  versuchen  denn  die  Richter  in  der  V/elt? 
Sie  versuchen,  eine  angemessene  Sühne  zu  aciiaffen, 
das  ist  doch  dasselbe,  wie  auch  im  Judentum:  Auge  um 
Auge,  Zahn  um  Zahn.  Es  gibt  nämlich  eine  Kultur,  wo 
das  gleiche  ^7orte  steht.  Namlidi  bei  den  Babyloniern. 
In  dem  Gesetzbuch  des  Hamniurabi,  dem  ältesten,  das 
wir  besitzen,  steht:  wenn  ein^r  einem  anderen  eine 

Hand  abhackt,  so  soll  audi  ihm  die  Hand  wieder  abge- 
hackt werden. 

Diese  Formulierung  ist  in  der  Bibel  übergegangen 

ind  dem  Wort:  Auge  um  Auge,  Zahn  um  Zahn.  Die  hebräi- 
sche S.^rache  ist  semitisch  und  wir  verstehen  sie  nicht 
feeaau.   Die  Hebräer  -aaen  nicht  eine  neue 

Sprache  erfunden  ,  obwohl  sie  eine  neue  Schrift,  wie 
^  haben, 

Griuane  behaupLet,  erfunden  und  die  Griechen  haben  ihre 

cX  X  ö  '»^ 

Schriit  davon  abgeleitet.  Die  Juden  haben  nicht  eine 
neue  Sprache  geschaffen,  sondern  das  Semitische  benutzt. 
Man  weiss  ja  gar  nicht,  wie  oft  man  sich  im  praktischen 
Leben  mit  biblischen  Red.wuüdungen  ausdrückt.  Man 
findet  noch  heute  sehr  viel.  Bibelverse  überall.  Z.B. 
'  bei  dem  neu  erschienenen  Buch:  Das  Herz  ist  wach, 
v;er  denkt  daran,  dass  dieser  Titel  schon  im  nH.he.Lied" 
s.eht  und  zwar:  Ich  scnlafe,  aber  mein  Herz  ist  wach. 
ES  ist  ein  Ausdruck,  der  uns  der  deutschen  Sprache  ab- 
solut angemessen  erscheint  ,  und  doch  handelt  es  sich 
um  einen  Au. Spruch  in  der  Bibel.  Stellen  Sie  sich 
einmal  ein  sprachphilosophisches  Sx^Ärnaadc  Problem 
vi,r:  Man  will  ausdrücken,  dass  die  Beziehungen  zwischen 
Mensch  und  Mensch,  Familie  und  Pamiüe,  Volk  und  Volk 


-  13  - 


auf  absolutem  Recht  beruhen  müGSsn.  Y/ie  sollte  ein 
damaliger  Mensch  in  jener  -^eit  denn  in  der  semitischen 
Sprache  ausdrücken?  Damals  ist  man  daraui'  gekommen, 
dass  man  die  Pormulieruüg  des  Semitischen  benutzt  hat; 
So  wie  ein  Mensch  getan  hat,  soll  ihm  wiedergetan  v/er- 
den. Der  Talmud,  die  mündliche  Lehre,  gib^  den 
Sinn  der  nichtrixierten  Schrill:  an  und  zv/ar:  V/enn  einem 
jedem  soi  getan  werden  soll,  ..ie  er  selbst  getan  hat, 
so  ist  es  bei  einem  Einäugig -■n,der  einem  Zv/eiaugigen 
ein  Auge  schlägt,  doch  nicht  dasselbe,  v;enn  man  iiim 
nun  das  eine  Auge  ausschlagt.   Darum  kann  nur  ge- 
meint sein:  Wiedererstattung  des  erlittenen  Schadens, 
soweit  dies  möglich  ist. 

Und  der  Talmud  weist  weiter  ciaraut  hin: 
Es  steht  ausdrücklich  in  der  üibel:  Wer  einen  Men- 
schen erschlägt,  dess  Blut  soll  wieder  vergossen  weiJ- 
den.  Bu  sollst  keine  Bestechung  annelirnen,  kein  Löse- 
geld nehmen  von  dem,  der  einen  Menschen  erschlagen 
hat.  Was  bedeutet  denn  nun  diese  Unterstreichung? 
Wenn  aber  cir.er  einem  anderen  nur  ein  aiied  verletzt 
hat,  dann  darf  man  Lösegeld  nehm, n?  Nur  also. für  den 
Mord  kein  Lösegeld!  Daran  besteht  kein  Zweifel. 
Das  ist  massgebend  dafür,  wie  d«ie  So-.-'lle  der  Bibel 
aufzufassen  ist,  jene  uralte  Erklärung  dew  VoMces, 
dase  die  mündliche  Ueberlieferung  hat.  Massgebend  da- 
für ist  r.ur  der  Talmud,  und  das  Wort:  Auge  um  Auge, 

is^  nur  so  aurzufassen,  dass  man  Geldersatz  geben 

das  man  deti  anderen  geraubt  hat 
muss  für  das  Glied,  aber  kein  Geld  für  len  Mord. 

Ben  unterschied  in  der  Formuli.^rung  der  Thora 
und  des  ilammurabige^etzes  kann  ich  Ihnen  an  e  in  an 

Beispiel  erläutern: 

Im  Hanmnarbi-Gesetz  s.eht:  Wenn  jemand  ein 

Haus  baut,  und  es  stärzt  ein  ziögölstoin  hernieder 


-  14  - 


und  ersohlLgt  ein  Kind,  dann  wird  das  Kiud  des 
Baumeisters  wieder  getötet.  Hier  haben  Sie  ange- 
v/andt  die  wir  lidae  Wiedervergeltung:  Auge  um  Auge. 
In  dieser..  Punkte  aber  sagt  die  B  bei:  Damit  man 
nichtirrt,  muss  Verständnis  entstehen:  Yüter  dürfen 
niüh.  um  der  Kinder  willen  und  Kinder  nioht  um  der 
Vottar  willen  sterben,  jeder  stirbt  nur  l'ür  seine 
eigenen  Schuld.  Die  Thora  wendete  sich  gegen  die 
herrschende  Bedeutui  g  des  ursemitischen  Reohtscitzes . 
Nun  entsteht  die  weitere  Präge:  V^enn  die  G-rundlage 
des  Rechtes  eben  di.ses  "ajin  tachas  a^in"  ist, 
dieses  vollKommene  angemessene  Vergeltung,  wer  muss 


dann  eigentlich  dieses  Recht  durchführen?  V;ie  soll 

man  es  durchführen?  Y/ie  konmt  es  nun  eigentlich, 

dass  das  Judentum  aus  seiner  Gei^ra-mtauffassung  der 

als  eines  geistig-seelischen  Kosmos 
Welt/zu  diesem  Grundsatz  :  Auge  um  Auge,  komint? 

Wir  könnten  griechische  Begriffe  für  die  Atii.osphäre 
dieses  Kosmos  nämlich  Harmonie=  Scholaum  anwenden. 
Wir  bitten  viel  um  scholaum.  Wenn  wir  davon  spre- 
chen, was  O'tt  seinem  Volk  geben  soll,  so  sagen 
wir:  G'tt  gibt  seinem  Volke  w.a.;ht,  indem  er  ihm 
Frieden  gibt.  Es  ist  eine  Harmonie  mit  allem  Sei- 
enden. Der,  der  ein  Unrecht  begeht,  zerstört  diese 
Harmonie  und  v/eil  er  sie  zerstört,  muss  sie  wieder 
hergestellt  werden,  sonst  klafft  eine  Wunde  im 
Dasein,  die  nur  geschlossen  werden  Icann  durch 
einu  angemessen«  Sül.ne.  Aus  diesem  Grundsatz  heraus 
entstand  das  "Auge  um  Auge". 

und  wie  soll  er  durchgeführt  werden? 
Uas' Judentum  hat  einun  eigentümlichen  Grundsatz  auf- 
gestellt: Nämlich  durch  Zeugen.   Ich  spreche  vom 
Straf recht  überhaupt. 


.  15  - 

V/er  ein  Verbrechen  begangen  hat,  der  kann  nur 

gerichtet  v/erden,  v/enn  zwei  Zeugen  sagen:  V/ir  ha- 
ben gesehen,  dass  er  das  und  dss  getan  hat  und 
dann  entsteht  noch  die  Frage:  Wer  w irft  den  ersten 
Stein?  Es  gibt  keinen  Henker,  der  angestellt  wäre, 
und  die  Zeugen  müs^  en  die  ganze  Verantwortung 
übernelimen.G-eständnisse  tuen  gar  nichts  zur  Sa- 
che, und  deshalb  -::ibt  es  im  Judentum  unmöglich 
eine  Folter.   Diese  hätte  gar  keinen  Y/ert,  da  sie 
ja  nur  versucht,  eine  G-eständnis  zu  erpressen. 
Auch  Indizienbeweise  sind  wertlos,  nur  die  Zeugen 
sind  ausschlaggebend.  Der  Talmud  drückt  sich 
in  einfacher  Sprache  aus. 

"  ,Yenn  R  üben  z.B.  dem  Schimon  mit  einem 
gezückten  Messer  nachgeht  und  Schimon  ist  in  eine 
HÖhie  geflüchtet .  Und  wonn  dann  Rüben  mit  einem 
blutigem  Messer  aus  der  Höhl er  wieder  herauskommt, 
dann  kann  man  .hn  doch  nicht  veiJurteilen,  sagt 
dann  der  Talmud.  Denn  es  bosteht  die  Möglichkeit, 
dass  Schimon  gestürzt  ist  und  selbst  in  das  Messer 
hineingefallen  ist.  Also  -  wenn  Keine  Zeugen  für 
diesen  pall  da  sind,  kann  Rüben  nicht  zum  Tode 

verurteilt  werden. 

Es  müssen  auch  zwei  zeugen  stets  sein,  denn 
einer  hat  gar  keinen  \Vert.  Zwei  Zeugen  könnte 
man  getrenr.it  vernehmen.  Bin  Zeuge  gilt  nur  im 
Ziv«ilrecht,  aber  au.h  nur  dann,  wenn  er  vorher 
einen  Eid  gzschworen  hat,  denn  der  Eid  bedeutet 
den  Juden  unendlich  viel.  Der  Jude  soll  nämlich 
nicht  oft  schwören,  nicht  G'tt  anrufen,  lieber 
ein  unrecht  auf  sich  nehmen. 

So  iiann  ich  ihnen  aus  der  Wirklichiceit 

eine  Begebenheit  berichten: 


-  16  - 


Bin  Mann  hat  aui*  einige  hundert  Mark  verzichtet, 
obwohl  es  nur  eines  Wortes  bedurfte,  um  den  Pro  - 
zess  zu  ge, innen.  3r  hat  gesagt:  Ich  nehme  wegen 
Geld  nicht  den  Namen  G'ttes  in  den  Mund,  und  er 
hat  nicht  geschworen.  Wennman  nun  bei  Gericlt 
bei  einem  Zivilprozess  der.,  einen  den  Eid  zuerteilt 
hat,  so  ist  dies  ein  scharfes  Mittel.  Beim  Straf- 
prozess  gab  es  nur  die  Möglichkeit  von  zv/ei  Zeugen. 
üTrotzdem  in  der  Bibel  viele  Dinge  mit  der  Todes- 
strafe belegt  worden  sind:  wer  z.B.  Vater  oder 
Mutter  flucht,  der  muss  sterben,  oder  wenn  Eltern 
ein^n  ungeratenen  Sohn  haben,  co  müssen  sie  vor 
Gericht  gehen  und  Anklage  gegen  den  Sohn  erheben, 
so  dass  der  Sohn  dann  gesteinigt  wird  (aber  welche 
Eltern  werden  denn  dus  tun?)  trotzdem  es  ßo  ist, 
hat  das  Judentum  etwas  ^anz  Eigentümliches  getan, 
und  hier  komrt  eine  ganz  merkwürdi/e  Seite  des 
jüdischen  Typus  zum  Ausbruch.  Und  zwar:  bei  der 
Zeugenaussage  müssen  die  Zeugen  aussa-en:  Wir  haben 
es  gesehen,  jedoch  genügt  das  zum  Verurteilen  nidit, 
sondern  sie  mussten  hinzufügen:  wir  hatten  ihn  auch 
verwaimt.  Und  wenn  er  dann  go^sagt  hatte:  Ich 
tue  es  trotzdem,  dann  war  er  todesschuldig. 

Auf  Ehebruch  steht  auch  Todesstrafe  beim 
Vergehen  mit  einer  verheirateten  prau.  Hier  vor- 
her zu  verwarnen, ist  doch  iiaum  zu  konstruieren. 
Bei  dem  Fall  des  Schli:.gers  und  Säufers  müssen 
Vater  und  Mutter  direkt  zu  Gericht  gehen.  Da  nun 
aber  Vater  und  Mutter  nictit  zu  Gericht  gehen  werden, 

0  hat  man  praktisch  die  Ausführung  der  Todes- 
strafe  in  diesem  Falle  unmöglich  gt.macht. 

Der  Talmud  hut  z.B.  formuliert,  dass  ein 

Gericht,  ds^ss  im  Verlaufe  von  7  Jahren  ein 


s 


-  17  - 

Todesurteil  fällt  ein  mördericch  s  &erioht  sei. 
Warum?  Nun,  '.venn  Si  mich*  rauht  verstehen,  so 
wird  ILuen  sicher  eine  Erleuchtung  in  aieüeu.  Falle 
wegen  des  Grundaatzes:  Auge  um  Auge,  kommen. 
Man  hat  die  Todesstrafe  unuiö glich  gemacht,  weil 
die  G-rundlage  des  Jüdischen  Rechts  ist:  Die  Ver- 
geltung. Y/er  kann  denn  alü  Mensch  die  Gev;:üir 
übernehmen,  dass  das  wus  v/ir  einem  .lenschen  antun 
wirliche  Vergeltung,  vollkomruen  angemessene  ver  - 
geltung  ist?  m  der  Theorie  wird  die  Todesstrafe 
gefordert,  praktisch  aber  unmöglich  gemacht. 

ES  steht  z.B.:  Bu  solls.  das  Recht  eines 
Armen  nicht  beugen  in  einem  Rechtsstreit. 

Das  kön..en  wir  psychologisch  so  vexsxuhea: 
Bin  Armer,  der  kein  Geld  hat,  ist  ein  unangesehener 
Mann.  Sein  Recht  wird  man  bald  beugen  können. 
Du  sollst  abur  auch  den  Armen  nicht  in  s  einem  Streit 
begünstigen,  st.ht.auch.  T/o  findet  man  das  noch 
einmal  in  der  ^^elt?  T/elche  Ei,:>^nschaxten  muss  die- 
ser Typus  haben,der  eaiem  Armen  Recht  geben  kann, 
auch  wenn  er  unrecht  hat. 

Trenn  nun  wirklich  jemand  hinger  i  eint  et  wor- 
den ist,  dann  lautet  die  Vorschrift:  Sein  Leich- 
nam darf  nicht  üb  r  N^.cht  dort  hangen  bleiben,  denn 
es  wäre  eine  Beschämung  für  G'tt,  da  der  Mensch 
in  seinem  Ebenbilde  geschaffen  ist. 

Hoche  schrieb*  z.B.,  dass  im  Mittelalter 
überall  auf  den  Hügeln  die  L.ich.n  der  Hinge- 
richteten herumhingen. 

Das  Judentum  ^edoch  sagt:  Wenn  es  schon 
einmal  soweit  gekommen  ist,  dann  nimm  den  Leich- 

,   vo.,^..v,rt  ihn   Wir  sehen  auch  in  diesem 
namab  und  begrabe  lan.  w-l»- 

Punkt,  väe  die  Rücksichtnahme  auf  das  strenge 


-     18     - 


Recht  die  Grausamkeit  verhihdert.      So  kommen  v/ir 
zu  merlwürdigen  Begrixlen  im  Judentum.     Man  UiUSs  etwas 
tun,    dasc   innerhalb   der  Reiha  der  Ordnun^^  des   stren- 
gen Rechts   steht.      Es    ist   sehr  instruktiv  und  ich 


VI 


ill  fhiaen  dafür  ein  Beispiel  aus  dem  Talmud  wört- 


lich wiedergeben.   Sie  v/erden  merken,  dass  der 
Talmud  eine  eigenarti^^e,  stenographische  Sprache 
hat.   Sie  bekommen  den  Eindruck,  das.  es  wirklich 
aus  den  Quellen  unmittelbar  hervorleucht öt. 

Tralrtat  Sei  oe  30  B.  ,  Barbe  lüezia.  Es  steht 
dort  eine  Geschiclite,  die  sich  zugetragen  hat.  Es 
handelt  sich  um  Rabbi  Ismael,  Sohn  des  Rabbi  Jose, 
ein  alter  sehr  beleibter  Mann,  der  nicht  mehr  schwer 
arbeiten  ..onnte.  Dieser  Rabbi  gihg  einst  auf  dem 
Wege  und  da  be.^^gnete  er  einem  Manne,  der  ein  ilolz- 
bündel  trug.   Das  musste  schwer  gewesen  sein,  denn 
der  Mann  setzte  das  Bündel  ab,  verschnaufte  und 
sagte  zu  Rabbi  Isamel:  "Hilf  mir  das  Holz  wieder  auf- 
nehmen". Das  war  für  den  Rabbi  sehr  schwer,  denn 
er  ixfcnnte  sich  nicht  bücken.  7fas  sollte  er  nun  tun? 
Wir  v/ürden  s  ar^en:  "Ich  Kann  es  nicht!"  Aber  Rabbi  I. 
hat  folgendermassen  gehandelt :Br  fragte:  \'/as  kostet 
denn  das  üolzbündel.  Der  Mann  sagte:"  1/2  Sous", 
Darauf  gab  ihm  Rabbi  J.  den  halben  Sous  und  erklärte 
das  Holz  für  "hefker"  =  herrenloses  Gut.  jeder, 
der  es  findet,  kann  es  in  Besitz  nehmen.  Kaum 
hatte  er  das  gesagt,  da  versuchte  der  Alte  wieder, 
das  Holzbündel  aufzunehmen.  Da  gab  ihm  Rabbi  J.  wieder 
V2   Sous  und  sagte  wieder,  das  Holz  wäre  hefker.  Aber 
er  sagte  dabei:  Nein  mein  lieber  i^'reund,  dieses  Bün- 
del ist  hefKer  für  alle  ,  nur  nicht  für  iJich. 


-  19  - 


in  Babylonien  iiit  dieser  Fall  bearbeitet  worden. 
Da  sagte  einer  der  Schüler:  Rabbi  J.  war  doch 
ein  alter  Mann  und  es  ist  doch  selbstverständlich, 
dass  es  seine  Ehr eni cht erlaubte,  so  etwas  zu 
tun.  Darauf  wurde  ilim  zur  Antwort  gegeben: 
Rabbi  J.,  aer  Sohn  dos  Rabbi  Jose,  hat  gehandelt 
übur  das  strenge  Recht  hinaus.  Das  heilst:  Er 
hätte  sehr  wohl  das  moralische  Recht  gehabt  zu 
sagen:  ich  liann  nicht  ,  er  ist  aber  darüber  hinaus 
gegangen.  Br  gab  dem  Mann  einen  Sous,  damiter 
ihn  nicht  beschämte. und  das  Gesetz*  übertritt. 

An  Kleinigkeiten  orx'enbart  sich  der  iv^ensch, 
z.B.  in  jener  Geschichte  bei  der  Einstellung  eines 
Lehrlings,  der  die  Stelle  bekam,  weil  der  Chef 
sah,  wie  er  eine  Nadel  vom  pussboden  aui^hob. 

Eine  i.weite  Geschichte,  die  über  das  strenge 
Recht  hinausgeht  dieses  noch  unterstreicht: 

Raf  Jehuda  ging  einst  mit  seinen  Freunden 
spazieren.  Sie  liamen  auf  den  Iwarkt,  wo  man 
das  Getreide  anbietet  und  verkautli.  Da  sagte 
Rabbi  j.:"Wenn  nun  hier  jemand  einen  Beutel m it 
Geld  finden  würde,  wem  würde  dann  der  Beutel  ge- 
hören"?. Da  sagte  einer  der  Freunde;  "der  Beutel 

würde  dem  Firmer  gehören!"  V/arum?  Hier  haben 

z.B. 
wir  das  jadische  Fundrecht;  ^^enn  der  Verlierer 

dadurch  das  er  ja  verloren  hat/ 
keinen  Verzicht  ausübt,  so  Lann  niemals  ein 

anderer  den  Gegenstand  erwerben,  da  dieses  Ver- 
zichten aber  vorauszusetzen  ist,  gehört  der  Beutel 

dorn  Finder . 

Dies  steht  im  Gegensatz  zum  römischen 
Recht.  Denn  in  dem  Augenblick,gehört  d  em  Verlierer 


-   20   - 


nichts  mehr,  w 


0  der  &egensLanci  nicht  mehr  in  seinem 


Besitz  sich  befindet.  Y^enn  Jemand  z.B.  einen  gol  - 
denen  Ring  in  das  Meer  wirft  und  wenn  ihn  dann  spater 
hin  Jemand  findet,  so  darf  er  ihn  selbstverständ- 
lich behalten,  denn  (fer  Verlierer  rechnet  mit  aem 
stand igen  Verlust. 

Ebanso  ist  es  auf  der.  Markt:  V/er  hier  etwas 
verliert,  der  rechnet  mit  s^in^r  gewöhnlichen  Psy- 
chologie: "V/enn  das  nun  Jeinand  findet,  so  gibt  er 
es  doch  nioh.  mehr  zurück"  und  leistet  auf  diese 
Weise  den  Verzicht, 

Darauf  sagte  ein  Schüler  weiter:  V/enn  nun 


w 


irklich    ■.eiaand  kommt  und  sagt,    ich  habe  den  Beutel 


verloren  und  es    ist  der,    den  Du  in  der  iiand  hast, 
denn  er  hatte  dieses  deichen,  was   ist  dann?     Dann 


mu 


SS  er  den  Beutel  wieder  zurückgeben,  Wieso  kann 


man  denn  beides  anwenden,  fragte  der  andere? 
Ba^rauf  erhielt  er  zur  Antwort:  Ja,  er  darf  ihn 
behalten  nach  dem  stren,,en  Recht.  Aber  über 
das  stren,  ,e  Recht  hinaus  muss  er  ihn  zurückgeben 
und  darf  ihn  nicht  behalten.  Juristisch  wäre 
er  berechtigt,  den  Beutel  zu  behalten,  Jedoch 


m 


oralisch  mutis   er   ihn  v/ieder   znoückgeben. 


-  21  - 


Bin  woiteres  Beispiel  vmrde  behandelt: 

Bin  Vater  hat  einen  Esel  gefunaen  und  ihn  12  Monate 

lang  gefuttert.  Nachdem  diese  Zeit  herum  war, 

ist  anzunehmen,  dass  der  Besitzer  inzwischen  darauf 

verzichtet  hat.  jedoch  gab  dieser  Vater  den  Esel 

Jahr 
dem  Besitzer  auch  nach  diesem  äbobk  zurück,  als 

h  der  Besitzer  meldet.  So  muss  man  handeln  auch 


SIC 

über  das  strenge  Recht  hinaus. 

Rambam  z.B.  sagt: 

V/enn  jeuiand  seine  Obsternte   einfach  in  die 
Scheune  eines  anderen  unterbringt,    ohne   ihn  zu  fragen 
und  geht   einfach  fort,    so  dc.rf  der  Besitzer   der 
Scheune  einen  Teil  da^ verkaufen  und  den  Rest  des 
Obstes  lExraöc  herausso^aien  lassen.      Das  würde  man 
heu.e  doch  auch  tun.     Aber,    sagt  Rambam  weiter, 
aus   dem  Grundsatz  heraus   ist  der  verpflichtet,    zum 
Gericht  zu   gehen,   damit  man  für   einen  Teil   des   Geldes 
eine  neue  ünter.oinft   zum  Unterstellen  mieten  kann. 


»^ 


V/as  bedeutet  dieser  Grundsatz  eigentlich: 
Ueber  das  strenge  Recht  hinaus?  Ich  kann  es  Ihnen 
am  allerbesten  mit  einem  Strich  in  unsere  Zeichnung 
einzeichnen.  Ich  nehme  dazu  einen  farbigen  Stift. 
G«tt  hat  Himmel  und  Erde  geschaffen  und  gestellt  auf 
das  Recht;   denn  0hne  das  Recht  könnte  keine  mensch- 
liche Gemeinschaft  existieren.  Es  heisst  wohl: 
Auge  um  Auge,  Zahn  und  Zahn,  aber  es  gibt  eine  Ver- 
pflichtung, gegen  die  Menschen  Erbarmen  zu  haben. 
BS  gibt  Falle,  wo  der  Mensch  verpflichtet  ist,  über 
das  strenge  Recht  hinaus  ins  ethische  Reich  vorzu- 
dringen. Auch  irjierhalb  des  strengen  Reiches  des 
Rechtes  soll  der  Mensch  sich  davor  bewahren,  einem 


-      22     - 


Nebenme;.sohen  Etire  und  Würde   zu  zerstören. 
Eü   gibt  in  der  Bibel   zwei  Ausdrücke  für  a'tt: 

1,  :  elaukim, 

2.  :  adonoj  =  Herr. 

Diese  beiden  Namen  bildeten  die  Ursach>3,  dass  man 
dies«  eigentliche  kritische  Bibeli'orschung  vorge- 


nommen hat. 


E 


s 


heisst:  Am  Anfang  schuf  a«tt  Himmel  und 


Erde  und  im  zweiten  Kapitel  steht  :  "adonoj."  . 
Das  kann  doch  nicht  ein  und  deriüelbe  geschrieben 
haben.  Polglich  müssen  hier  zwei  Quellen  vorge- 
legen haben.   In  Wirklichkeit  gibt  es  nur  den 
einen  Satz:  G'tt  offenbart  sich  nicht.   Der  Name 
elaukim  bedeutet:  G'tt  in  seiner  Bigäischaft  als 
Richter  und  G'tt  hat  in  seiner  unendlichen  Eigen- 
schaft des  Richters  die  Y/elt  gesciaffen. 
Aber  der  zweite  Namen  ist:  j  h  u  h  -  Erbarmen 

G'ttes. 

Das  ist  der  Wortlaut  der  Offenbarung  G'ttes: 

.-a'tt  offenbare  mir  doch  deinen  Geist,  ich  möchte 
3,ich  schauen."  Darauf  antwortete  G'tt:  Mein  Ange- 
sicht kannst  Mi  nicht  schauen,  aber  meinen  Rücken 
kannst  I>u  sehen.  Als  aber  dann  G'tt  vorüberzieht, 
da  hörte  er  die  Worte:  Der  Ev;ige  ist  reich  an  Gnade 
und  L-ngmut,  aber  rreisfrechen  will  er  nicht. 

Das  ist  die  Erkenntnis  des  göttlichen  Er- 
barmens, aber  darüber  hinaus  der  Ausaruck  des  stren- 
gen Rechtes:  Er  spricht  nicht  frei,  er  ahndet  die 
schuld  der  Vater  bis  ins  $.u.4.  Geschlecht, 
um  was  handelt  es  sich  da? 
Wir  müssen  die  Welt  er^^eunen  und  daraus  ver- 


-      25      - 


atehen  lernen:    Di^^  Münsclion  müssen  leiden  an  Krank- 
heiten "bis   ins   3.    und  4.    Gejohlecht.     Darin  gibt 
es    ein  v/eltgericht  . 

Ich  möchte  hier  noch  einmal  Hoche  anführen, 
der  öagt9-"Ich  glaube  nicht  an  den  liehen  &'xt."Er 
ist  überhaupt  merliWUrdig  apathisch.   Er   rührt  weiter 
aus,    dass   er   oi't    erlebt  habe,    dass  Menschen,    die 
ihm  Unrecht  zugerügt  hatten,    oft   ihre  Strafe  noch 
z..  seinen  Lebzeit^-n  bekommen  hatten.      Er   j^laubt 

cht  an  dasOöttliche,   aber   es   ist  doch  merlwürdig. 


ni 


dass   er  trotzdem  die  Bestrafung  sieht. 

Der  älteste  mündliche  Konin entar   ist    in  die 
aramäische  Sprache  übersetzt  worden. 

"Er   sühnt   die  Schuld  aer  Vater  an  den  ab- 
trünnigen Kindern,   die  salbst   fortfahren,   die  Sün-r 
den  der  Väter  weiter   zu  tun".    Es   gibt  aber   au-h 
ein.'  Umuehr,    also  auch  m  diesem  Gebiet,   und  man 
stt^ht  gegenüber   dem  unendlichen  Recht  der    gottlichän 

Hand. 

V/er   nicht   daran  glaubt,    der  wird  zugrunde 
gehen.      Ich  glaube  daran,    st.lit  in  unserer  heiligen 
Schrift,   denn  das   kann  man  nicht  beweisen.     Unsere 
Wissenschaft,   Dinge  der  Chemie  und  Physik,   kann 
man  noon  nicht   einmal  beweisen.     Man  muss  Dinge 
fjihlenl      Der  V/elt   zugrunde  liegt  das   ewige  göttliche 
Erbarmen.     Das   ist  gestellt  auf  Recht,   denn  ohne 
Recht  gibt  es   keine  Existenz. und  ginge  die  Mensch- 
heit zugrunde. 

Aber  über    dem  R^cht  sieht  der  Himmel  der 
göttlichen  a%de.     Wenn  wir  mit  einen  anderen  Spre- 
chen,  dann  sollen  wir  nicht    zu  hart  mit  ihm  ins 


—   24     — 


Gericht  gehen,   denn  richte  deinen  Nebenmensuhen  nicht, 
bevor   Du  i.icht  selbst   in  seine  Lage  geliominen  bist. 

Ich   erlaube,    ioh  habe   Ihnen  untjr  dem  Gesichts-' 
punkt   der  Totalität  einen  gewissen  Einblick  in  das 
Gebiet  gegeW,v;as   ich  den  jüdischen  Typus  nenne,   und 
wenn  ich  heute  in  8  Tagen  eine  weitere  Schilderung 
desselben  geben  werde,    dann  werden  Sie  mich  viel- 
leicht verstehen. 

Ich  will   sprechen  über:   Jüdische  Kultur 

oder  G^-'Schichoe  unter  jüdischen  Gesichtspunkt.      Ich 
ringe  noch  mit   der  Frage,   welches  Thema  pädagogisch 
dam  heutigen  naher   liegt,   jedoch  werde   ich  das  noch 
entscheiden. 


■  l 


Der  jüdische  Kult. 


28-11.1935. 


1 

•V: 


Meine  Jamen  und  Herren  ! 

Vor  8  Tagen  ha^e  ich  versucht,  Ihnen  einen 
Einblick  zu  geben  in  den  inneren  Aufbau  des  jüdischen 
Rechtes.  Das  ausserlich  Bemerkbare  und  Bemerkenswerte 
war  zunächst  einmal  deas  Eigentümliche,  dass  das  Ju- 
dentum das  Rechtssystem  unmittelbar  hieinbaut  in  die 
Gesamtheit  seines  religiösen  Werkes. 

Das  Juaentum,  ich  habe  es  einerzeit  einmal 
dargestc  It  in  der  Auri'assung  des  Philosophen  Spinoza, 
erlaubt  keine  Trennungzv/isdi  en  der  religiösen  Voraus- 
setzung, den  Glauben  an  das  einzig  v/irksame  Göttliche 
und  dem  praktischen  Leben.  Es  ist  gestaltete  Religion. 
Wenn  das  aber  uer  Fall  ist,  muss  natürlich  alles  berück- 


s 


ichtigt  werden,  was^sonst  auf  der  Erde  irgendwie  in 


das  rein  rechtliche  Gebiet  hineinreicht.  So  hat  das 
Judentum  in  der  Theorie  innerhalb  seiner  Schriften: 
Im  Talmud  und  innerhalb  seiner  mündlichen  Lehre,  Mischna 
und  Gemarah  ein  ausgedehntes  Rechtssystem  entwickelt  . 
ich  wollte  Ihnen  keinen  Einblick  geben  in  das  eigent- 
liche System  des  Rechi.es  sundern  nur  in  seinen  Aufbau. 
E.^  ist  Ihnen  sicherlich  deutlich  gev; erden,  dass  gerade 
der  Grundsatz:  A^im  tachas  ajin:  Auge  um  Auge  so  üoft 
missversoanden  wurde.   Es  ist  eine  ausgesprochen  .jüdische 
Anschauung  von  dem  notwend  gen  Aufbau  der  sozialen  Welt- 
anschauung. "Auge  um  Auge"  heisst  schon  nach  der  Thora 
nicht,  dass  wann  ein  MOfiSca  einem  anderen  ein  Auge 
ausgeschlagen  hat,  es  ihm  wieder  ausgeschlagen  werden 


muss;   deutlich  weist  darauf  das  Wort  hin: 


Ihr  sollt 


kein  Lösegeld  nehmen  für  den  Mörder.   wenn  hier  eine 
Aussage  gemacht  ist:  Pur  den  Mörder,  so  weist  dieses 


A 


♦» 


i 


-    z    - 

darauf  hin,   dass   selbstverstanaxiüh  in  B-^ug  auf 
andere  Vergällungen  ein  Lösegela   gen  omiiien  worden 
ist  und     enommen  v/erden  darf,    nämlich  übur  das 
strenge  Recht    hinaus • 

Warum  hat  man   eigentliche  für   diese 
Eösung  keine   eigentliche  Formulierung  verv/andt? 
Sicherlich  handelt    os    sich  hier  um  e  in  Problem 
der  öprachphisophie.     Welche  v/orte  muss  man  denn 
anv/ednen,   um   einen  bestimiuten  Zusarimenhang  auszu- 
drücken?    Die  damalige  Zeit  i^  nnte  keine  abstrakten 
philosophischen  ßegriiTe.     Man  hatte   damals   diese 
abstrakten  Begrifre  von  sozialer  Weltordnung,   vom 
allgemeinen  R^cht    usw.    in  jenem  Sinne  v/ie  heute 
nicht  gehabt.      Darum  hat  man  jene   in  der   semiti- 
schen Welt   gebEäalicriGÄ  Formulierung:   Auge  um  Auge 
benutzt,   um  das   auszudrucken.      Denn  es   herrscht 
ai  ch  heute  noch  für  alle  das   gleiche  obige  R^-cht. 
In  dem  Buch:    Einführung    in   die  Rechtswissari;jchaft 
von  Prof.  v/e^ener steht   einleitend:  wenn  in  dem 
Bürgerlichem  Q-esetzbuch  der   §  1  lautet:   Die  Reclits- 
fähigkeit  des  Maischen  "beginnt   mit   der  Vollendung 
der  Geburt,    so   meint  hier  aer  Verfasser:  Jeder 
Mensch,   und  v/ir   sagen  damit  etwas  iffelt  geschieht - 
liches,   unser  Recht  Kennzeichnendes  aus.:   Das 
ist  keine  Hörigkeit,   kein  Sklaventum   ,kein     Men- 
schenunter sclriied  vor    dem  Recht  gibt,   kurz  ganz 
ausarücktich:      Das  B.G.B.   und  ebenso  samtliche 
Gesetzbücher  der  europaischen  Staaten  erkennen 
keinerlei  Sklaventum  mehr  an.     Alle  Menschen  sind 


i 


rleidiber  echt  igt  vor  dem  Recht,   d.h.    in  Wirklich- 


keit  vor  wem?  Vor   &'tt    1  Darin  steckt  ein  meta- 
physischt.s  Prinzip  in  dem  Stadnpunkt;   Jeder  hat 
genau  soviel  Recht  wie  de«  andere.     Das   ist  eine 
Beziehung  zu  den  allerletzten  voraus s et zugnen. 


-    3     - 


t 


I 


Die  alten  Völker  rjahmen  an:    Es  gibt  Sonnengeborene 
und  er geborene«  Menschen,   and  die  können  ja  nicht 
alle  geleich  sein*  Nur  die  Zarückführung  auf 

den  einen  G-ott  konnte  in  der   sozialen  ^eltordnung 
d€a    Gruni  Satz  konstruierui ;   Alle  Menschori    sind  vor 
dem  Rocht  gleich.      In  der  Thor  a  steht:    "Sin  Recht 
gilt  Tür  ISuch  alle!»»      Das  allüin  würde  schon  ge- 
nügen und  ist  außer ordenxlioh   interessant      Im 
3.  Buch  Mose  wird  dieser   G-e  danke  v/ eit  er  geführt: 
Wie  der  Fremde,    so  der  Einheimische!      Der   schwächste 
Mensch  auf  der  Eirde  ist   immer  der  Fremde!      Der  Recht- 
lose,   der  keinen  Verteidiger  hat.  Man  kann  wohl   sagen, 
dass  dar  Grundgedanken     dieses  met-physischen  Rechts- 
systems ist:      Das  Verhältnis  zum  Fremden,   der  keinen 
Schutz  hat.     Und  Üor  sagt  die  Thora:   Wie  der  Fremde, 
so  der  Einheimische,   ein  Recht  für   Buch  alle,  und 
löst   diese  Forderung  dej  allgemeinen  gleichen  Rechtes 


ab  mit  dem 


iw;^:*:!^-!'*» 


Worte:   Denn  ich  bin  der  Ewige, 


Euer   Q-*tt.     Rein   oberflä^chiich  steigt   zunächst  ein- 
mal der   &edaniie  auf:    Inwc^lchem  Zusammenhang  steht 
die  Behauptung:    Ich   bin  der   Ewige,    Euer   &'tt  mit   decji 
"gleichen  Recht  für  alle'». 

Meine  Damen  und  Herrei.,   v;:^s    ich  Ihnen  gesagt 
habe,   gibt  ganz  eindeutig  darauf  Antwort:   Weil  es   einen 
G'tt  gibt,   der  alle  Menschen  geschaffen  hat   in   seinem 
Ebenbilde,   de;:3halb   gilt  für  alle  das   gleiche  Recht! 
Dieses   ist  vom  Judentum  in  die  Welt  hinein  gebracht 

und   ist  wirklich  rein  .jüdischer  &-ist>In  allen  Rectt  s 

Kultur^ 
Systemen  der  Völker     hat  dieser  Grundsatz  der  Bibel 

die  Herrschaft  angetreten •      Es   ist  nicht  die  Herr- 
schaft  eines  politischen  iViaohtgefühl*,   sondern 
die  gro^üse  metaphysische  Voraussetzung,    die  sich  auf 
das  Allerletzte   bezieht.     Hier  hat  die  Wahrheit 


•♦» 


% 

\ 


»       4     - 

die  Herrschaft  angetreten,     jener  Grundsatz: 
"Auge  um  Auge"    steht  h  ute  über  allen  aerichts- 
gebäudei    der  V/elt.     Man  urteilt  unter  dem  &e- 
siohtspunkt,   dass  jeder   in  der  Theorie  g«l«ich- 
bereohtigt  ist.     Das   üelbstveratandlich  in  der 
Praxis  doch  Irrtümer  unterlaufen  können,   das  b  eruht 
darciuf ,   dass   jeder  trotzdem  ein   schwacher  Mensch 
ist  und  die  v/ahrheit  nicht   imne«  finden  kann.    Ich 
habe  dann  versucht,    Ihnen  darüber  hinaus  jenen 
Satz  zu  entwickeln,    der  bezeichnend  ist  für   das 
jüdische  Recht. 

Vor  8  Tagen  hat  hö^''  Buouholz  einen 
netten  Ausspruch  dafür  verwandt:     Man  findet  in 
jedem  Rechtssystem   ein  Ventfel.     Und  dieses  Ventil 
das  verhindern  will,   dass  das   strenge  Recht,   durch 
seine  Strenge  zu  einem  Unrecht  wird,   wird  im  Tal- 
mud formulit;rt:  fber  das  strenge  Recht  hinaus. 
In  dem     jüdischen  Recht ,    innerhalb   des   strengen 
Rechtes,   kommt   ein  ganz  eigentümliches  ^jüdisches 
Prinzip  zum  Ausdruck.      In  der  Thora  wird  «ür 
sehr  vi ele  Vergehungen  theoretisch   die  Toaesstrafe 
gefordert,   auch  für  das  Fluchen  gegen  die  Eltern. 
In  der  Praxis  jedoch  wird  dieselbe  unmöglich  ge- 
macht durcti  die  verschiedenen  Formen,   die  man  gar 

nicht  ausführen  kann. 

Z.B.:   1.  mussten  die  zeugen  den  Tater  ver- 
w«Bnt  haben.     Der  Tater  musste  gesagt  haben,   ich 
tue  es  trotzdem.     Denn  erst  dann  konnte  u;an  den 
Täter  hinrichten,  wenn  die  zeugen  aussagen  konnten, 
es  war  wirklich  so  und  der  O^er  hat  die   Strafe  ge- 
wusst.     Das  kam  natürlich   äusserst  selten  vor. 

Es  st>^t  im  Talmud,   dass  ein  Gericht,  dass  in  7 

fällt, 
Jahren  ein  Todesurteil  ein  mörderisches  Gericht 

sei  und  dasselbe  auch,  wenn  divises  in  70  Jähren  ge- 


-     5     - 


t 


5 


%♦ 


*  »  • 

fällt  wurde. 

BS  hat   jemand  mir  gegenüber  unter  4  Augen  ein- 
gewandt:    Soll  man  aus  dieser  pr^lcti  sehen  Verhin- 
derung der  Todesstrafe  annahiiBn,   dass  vielleicht 
dadurch  dem  Verbrech  n  zu  l.iciit  Eingang  verschafft 
wurde?     Ich  habe  darauf  gestntw or t et :    Es    ist  gerade 
umgökelxt.     Man  kann  daraus  entnehmen,  wie  äusserst 
selten  ein  Menschenmord  in  unserer  (jemeinschaft 
vorge..or.imen  sein  muss,  wenn  man  mi.  dieser  Milde 
auskommen  konnte.     Wenn  es  anders   gewesen  vrtirde, 
so  hätte  man  au^   der  Praxis  heraus,    eine  mrchbre- 
chung  des  alten  jü.  isciien  Prinzips  schaffen  müssen. 
Was   ich  aber   sagen  wollte;    ist  eben,   das;^  in  diesem 
Falle   :    "Ueber  dc.s   strenge  Recht  hinaus"    zum  graudio- 
sen  Durchbruch  gekommen  ist.     Der  Mensch  ist  nicht 
ans,t..lle  von  Gott.     Es   ist  durchaus  möglich,   daß 
das,   was  man  als    strenges  Recht  bezeichnet,   als 
furchtbares  Unteciit  herauskommen  kann.     Einer  unse* 
rer  Weisen  sagt:     Richte  Deinen  Nächsten  nicht, 
bevor   Du  nicht   in  seine  Lage  gekorarüen  bist.     Von 
anderer  Seite  beleuchtet  bedeutet  dies  den  gleichen 
Grundsatz:    Es   ist  unenilich  schwer,    -.vahres  Recht  zU 
sprechen.      Es   ist  ausserordentlich  b.zeichnena,    dass 
das  Judentum  für  G'tt  und  den  Richter   einen^  Aus- 
druck hat:    elauhim.     Y^ie  weit  man  das  Prinzip,   das 
strnge  Recht  nicht  zum  unr  ehtwerden  zu  lassen,   be- 
tonte,  beweist  jener  Gc^danke:  Man  muss  davor  bewahren, 
den  Armen  nicht   zu  milde   zu  beurteilen  aus  Mitleid 
horuas.   Der   freie  Richter,   der   sich  G'tt  verant- 
wortlich fühlt,    ist  der  mrkliche  Genosse  G'ttes, 
der  mit-  ihm  sdi  äffen  und  vetr.ichten  kann.     Dennen 
Sie  an  das,   was  ich  Ihnen  bereits  über   den  jüdischqn 
Typus  gesagt  habe.   Es   gibt   einen  Religionstypus, 
der  das  Zerstören  ver göttlicht,   und  ebenfalls  das 


-     6    - 


Zeugen  in  der   Talso uen  Art  und  V/tii;je*     Aber   in  der 
richtigen  Weise  hat  man  i.un  dem  Richter  die  Möglich- 
keit  düs   zerstörer;s  und   des   Schafiens   in  die  iland 
g'.  geben.      Im  Traum  iLann  man  ii.ancumal  das  Rechts- 
sy Stern  und   die;  iiecutspilege  vor   sich  soiien  als   ein 
gev/al;.iges   eBiernes  Rad,    das   über  die  Menscl'iiibit 
hinweggeht  und  den   zermalmen  v/^rd,    den  es  paclt. 
Das^  man  verainaerte,   das..   da.j  »»Auge  umd  Auge»»  nicht 
zu  solche  einem  vernichtenden  Rade  v/urde,   v/ar  un- 
geheure  göttliche  Aufgabe.      Ich  habe  versahht  nach- 


uweisen,  wie  sich  dieses  Prinzip  im  Judentum  a,us- 


göv/irkt  hat.      Ich  iiiöohtü  huuDt»  nu'^i  i.ücli  eiue  Klei- 
nigkeit hinzufügen,   nci-mlioh  die  Frage  der  Ent- 
wicklung d  s  Zinsrechtes.      Icli   fi  ii:  e  dies  an,  weil 


diese  Prare  manchmal   ein,)  praktische  Bedeui-ung  ge- 


winnt.     Es 


steht  in  o.er  Bibel:    IJu.    soll^ät  Deineci 


Vulksgenossen,   wenn  IXi   ihm  &vjld   leihst,   keine  Zir.- 
son  abnehüien.     Aber  vorn  Ausländer  dari'st  Du  ^ii.sen 
nehmen.      Es    ist  ein  Standpunkt,    der  uns    oft  von 
anderer  Seite.'  heute   zum  Vorv/urr  gemacht  wird.      Es   iüt 
l'alsc,   v/enn  man   solche    tsinen  Grrunaüat-.  unter  heu- 
tigen B^griflen  erfassen  will.     Ivian  musc   selbstver- 
stand!  ich  immer  v/issen,   unter  welchen  Umstanden, 
und   in  welcher  ivulturhöhe  und  Zeit  ein  solcher  Aus- 
spruch entSLand.      Es   gibt  ^lenschen,   die  alte   Si 
tuationen  mit  V/illen  in  deu.  Sinne»  der  Gegenwart 


auslegen. 


Y/ir    köni-en  gerade   bei  diesem  >iatz   sagen: 
es  ist  einfach  unmöglich,    ihn  aui'die  Gegenwart   in 

Beziehung  zu  bringen! 

Di^^se  Grundsätze  haben  überall  dort  Anwendung 

wo  der  Bin..eimische  mit  dem  Fremden, 4er  nicht    im 
Lande  wohnt,    in  Qeschaftsbe.iehungen  s.eht.  Palastina 


-  7  - 

war  ein  Durchzugsland,  das  schon  damals  durch  Kara- 
v;anenstrassen  durchzogen  war.   Es  hat  nicht  erst 
heute  die  Bedeutung  der  Brück^^  zwischen  Orient  und 
Oißident  gev;onnen.   Der  KaulViiann,  d.^r  Handel  rührt, 
muss  wenn  er  mit  PremaLn  zusammenstasst  ein  besonaeres 
Recht  obwalten  lassen,  das  schwieriger  zu  gestalten 
ist  als  das  Recht  innerhalb  seines  Landeskreises, 
weil  ja  der  Fremde  zu  Hause  nur  ein  eigenes  Kecht 
hat.   Der  Fremde,  der  in  das  Land  kam,  hat  selbst- 
verständlich von  jdem,  dem  er  &eld  g. borgt  hatte,  Zin- 


s 


en  verlan^jt.      Es  war  Qang  und  &abe,   dass  niemandöm 


etv/as  geschenkt  wurde.  Auch  vom  jüdischen  Bauern, 

dem  er   &eld   geliehen  hatte,   hat   er  Zinsen  verlangt. 
Für   das  Land  Palast ina  haben  wir    in  der  Bibel   den 
Ausdruck:   Kanaan.      Die  Bewohner  aieses  Landes  waren 
die  Kaeirnaaniter.       Bedenken  Sie   einmal   den  Zusammen- 
hang:   In  der    späteren  hebräisch  n  Sprache  der  Bibel 

bedeutet  Kanaan   zugleich   der  Kaal'mann,    der  Handler. 

Fremde 

Ein  deutlicher  Beweis  datür,    dass   der  Sxix.  der  Kaui*. 
mann  war  und  der  Jude  der  sbocdüerx  Bauer*   Zum  Bei- 
spiel haben  Angehörige   eines   fremden  Volksstammes , 
die  Mitianiter  josef  gekauft. 

Wem  sie  geborgt  hatten,   von  dem  verlangten 
sie  Zinsen.     Sollten  die  Juden  nun  dieses  anders 


ma 


ühen  und  Geld  verleihen,  ohne  Zinsen  zu  fordern? 


Nach  dem  damaligen  Recht  bestimmt  nicht.  V/ir  ver- 
steifen es  heute  ganz  gut,  dass  in  wirtschaftlichen  Be- 


rv 


irken  selbstverständlich  eine  Rechtsbeziehung  herr- 


schen muscj.  Später  entstand  eine  gewisse  Schwieri  g- 
keit  innerhalb  des  jüdischen  Bezirües  dadurch,  dass 
sich  auch  ein  jüdischer  Kaufmanns stand  entwickelte, 
und  es  ist  nicht  recht  ersichtlich,  warum  er  vom  öeld- 


v 


-  8  - 


verleihen  nicht  auch  einen  Gewinn  haben  sollte,  ms 
Judentum  hut  hier  einen  Ausweg  geschaffen,  der  bis 
zum  heutigen  Tage  gültiges  jüdisches  Recht  ist. 
Bis  zum  heutigen  Tages  ist  es  nicht  möglich,  schlecht- 
we>.--  einfach  Zinsen  abzunehmen.  ¥er  einem  Kaufmann 
&eld  borgt,  darf  einen  Gewinn  nur  in  Etepfang  nehm  n, 
wenn  er  auch  ein  Risiko  mitübernimmt,  wenn  er  z.B, 

Gesellschaf tür  wird. 

Ich  glaube,  ich  verstehe  von  geschäft- 
lichen Dingen  sehr  wenig,  aber  es  hat  sich  in  der 
Praxis  so  herausgebildet.  Innerhalb  des  jüdi- 
schen R.-chtes  bezeijh  net  man  diese  Person  mit  = 
Schuttaf.  Das  genossenschafterverhälntnis  ist  die 
Grundlage  für  die  Srmoglichung  des  Zinsrechtes. 
ES  hat  eine  eigentümliche  BntwiclLLung  hinter  sich. 
Als  d:.s  Christentum  entstanden  ist,  hat  es  die 
gesamte  L  hre,  die  Ueberlieferung  der  Bibel  für  sich 
in  Anspruch  genom-en.  Man  unterscheidet  zwei  Ar- 
ten von  Christen:  Die  Judenchristen  und  Heidenchristen. 
Die  Judenchristen  waren  Juden,  dl  e  an  den  Mochiach 

Sie  haben/aile  Vorschrixten  des  Judentums  auszu- 
führen und  unterschieden  Sxch  nur  dadurch,  dass  sie 
daran  glaubten,  dass  der  Messias  schon  erschienen 

sei. 

Die  Heidenchr.sten  dagegen  waren  von  dem  ge- 
sagten Religionsg.^etz  der  Juden  befreit  und  haben 
nur  an  n.ues   zu  glauben,     liier   ist   zum  Teil  ein  neues 
System  des  r el  igLösen  praktischen  Lebensgeschaffen 
worden,   dass   selbstverstanilich  Sintluss  auf  die 
Entwicklung  der  Völker geschichte  gehabt  hat. 


V 


♦. 


-  9  - 


rr 


Aber  beide  Teile  dieser  Christen,  die  Judenchristen 
und  Heidenchristen,  betrachten  ame  Versprechungen 
und  Verheissungen  der  Bibel  als  für  sich  gegeben. 

.B.  ist  so  das  kanonische  Hecht  die  Grundlage 
gür  das  christliche  Recht  geworden.  Polglich  auch 
d;.s  Verbot  des  zinsnehmens  von  Volksgenossen.  Kein 
Christ  durfte;  vom  andern  Zinsen  nehm..n.  Besonders 
innerhalb  des  Mittelalters,  gab  es  selbstverständlich 
h  nictit  jene  Menscheu,  die  einem  KauHnann  umsonst 


auc 


Geld  borgten,    so  daSü  das  Christentum  auf  einen  eigen- 
artigen Ausweg  verfiel.     Ber  Mittelsmann,    dem  man 
das  Geld  gab,    der  NichtVolksgenosse  war  der  Jude, 
und  von  dem  durfte  man  Zinsen  nehmen  und  der  durfte 
es  wiöderumg  dem  Christen  verleihen.     Man  muss 
wiriaicli  stauenen  über  da,s  Prinzip,   nacii  dem  die 
Welt  sich  entwickelt.     So  v/urden  z.B.    die  Juden 
im  Mittelalter   s ihr   oft  vertrieben,   aber  nadi  wenigen 
Jahren  wurden  sie  imr:.er  wieder   zurückgerufen. 

Nun,    ich  habe  mal    gelesen,    dass  eirimal  ein 
Gelehrter  untersucht  hat,   wi-lange  die  Ewi^neit 
solcher  Verträge  dauerte.      Es  waren  durchschnitt  - 
lieh  2  Jahre.     Jedes  xvlal  siegte  die  wirtschaftliche 
Umsicht,   denn  man  brauchte   sie  als  Mittelsmänner    , 
um  Geld  auf  Zinsen  ausleihen  zu  können.        So  hat 
sich  biblisches  Gut  als  Art  Schutzpanzer    im  Mittel- 
alter ausgewirkt.      Gerade  im  iviittelalter,   wo   die 
furchtbaren  Verfolgungen  der  Judn.heit  stattfanden,  wä- 
re  denkbar  gewesen,   da..s  es  heute  gar  keine  Juden 
mehr  gäbe,  wenn  nicht  diu  praktische  Notwendigkeit 
die     Judenerhalten  hätte.     In  der  Neuzeit  ist 
dieser  Panzer   gefallen.     Heute  braucht  man  den  ^uden 


-     10      - 

niohz  mehr   als  Mittelsmann.        Bin  ganz  gewisses 
System  ist  in  der  Bn'uwicklu  ng  begriffen,    etwas 
Neues    geht  vor   sich.      Es  v/xre  ausserordentlich  in 
teressant,    einmal  nach  den  geschichtlichen  Prinzipien 
zu   suchen,   die  insgesamt  noch  heute  v/irken  und 
früher   gev;irkt  haben. 

Dann  mdctit  e  ich  noch  ein  zweites  hinzufügen. 
Wie  steht   es   in  d  era  Augenblick,    in  dem   das   jüdische 
Recht  wirklich   oder  scheinbar   im  v/iderspruch  zu 
den  Rechten  irgendeines  Staatea  koan  en  rr.usste,    in 

dem  die  Juden  leben? 

Darauf  ist  folgendes  zu  sagen:  Im  ün- 
sc:.luss  an  einen  ßri  f  d  s  Propheten  jeremia  an 
die  Verbannten  in  Babylon: 

"Suchet  das  V/ohl   der  Stadt,   wohin  i^'tt 


EU 


ch  geführt  hat'S    ersehen   wJr    seine   Einstellung  zu 


diesen  Fragen. 

Eingros.-.er  Talmudlehrer  hat  vor  7000 

Jahren  als  absoluten  gültigen  &rundsatz  d.iS  jüdisch- 
religiösen  Rechtes  den  aatz  aufgestellt:    "üas 
Recht  des  Landes,    in  dem  wir  «ohnen,    ist  für  uns 
gültig^^s,    verpflichtendes  Recht;   n:cht  nur  praktisch 
sonder  auch  unter   religiösem  Gesichtspunkt. 
Wir  finden  eine  Reihe  solch  r  Beispiele.   Z.B.: 
Betet  für  das  Y/ohl  der  Obrigkeit,    denn  wenn  sie 
nicht  vÄ.re,    dann  würde  eine»  den  anderen  verschlin- 
gen.    Wir  sehen,   wie  das  Judentum  die   Biaufindung 
für  di'    Notwendigkeit    einer   straffen  Regierung  von 
jeher  dokum,  ntiert.     Bei  Juden  gilt  bei  allen  r4»li- 
sionen  das  Recht  des  LiuitBr Staates .      In   dem  Augen- 
blick, wo  von  uns  Juden  verlangt  würde,   ein  Ver- 


M 


». 


-  11  - 

£;,ehen  auf  uns  zu  nehmen  xn  Bezug  auf  Götzen- 
dienst, z.B.  orgiasi^ische  öien  stle istung:  Mprd 
oder  Unzucht,  so  haben  v/ir  nioht  do.s  Recht  uns 
auf  den  Grundsatz  zu  berufen,  dass  das  Recht 
des  Staates  das  allein  gültige  wäre,  sondern 
müssten,  w  enn  dies  nötig  v;are,  als  Märtyrer 
sterben.   Dieser  Grundsatz  ist  auf g;  stellt  wor 
den  nach  der  2-e:  Störung  des  Tempels.  Da  kamen 
die  Gelehrten  zusariir.en  bei  Uscha  und  b. rieten, 


wa 


wieder   zu  tun  aare,   um  das  Judentum   zu   er- 


halten,       lladrian  hatte  die  geringste     jüa isch- 
religiöse Verpflich.ung  und  Ausübung  mit  der  Todes 
strafe  belogt.   Die  geleiürten  beschlossen,  dass 
in  einem  solchen  Falle  jedes   Gesetz  übergangen 


we 


ärden  dürfte.     Der  jud'    brauchx  sich  nicht  töten 


zu  lassen,   wenn  er  das  Sabbatgesetz   oder   das   Spei- 
SGg  bot  übertreten  soll.     Nur  auf  5  Falle   steht 
Totfes   straffe:    Götzendienst,  Unzucht  und  Mord. 

Aber  meine  Damen  und  Herren,    beachten  Sie 
doch  bitte,   was   die  Gelehrten  für  sich  selbst  als 
obers^en  Grundsatz  aurstellten.   llntsJacidend 
für   einu  Religion  und    :in  VoIk  ist,   was  die   r^ührer 
tun.     Die  Gelehrten  haben  die  Ausnahmen  für  das 
Volk  bestimmt.     Für   sich  selbsL  haben  sie  keine 
gelten   lassen.     Zahllose  von  ihn.n  sind  den  Mär- 
tyrertod gestorben,  weil  sie   z.b.    Einen  Schüler 
unterrichteten,  das  oabbatgebot  hielten  ubw.     Im 
Mittelalter  hat   sich  das   in  merkwürdiger  Art  und 


We 


ise  wiederholt.      In  Spanien  hat  man  e  s   den 


Juden  anheimgestellt,   entweder  auszuwandern  oder 
das  Christentum  anzunehmen.     Zsa-hllose  Juden 

> 

man  sagt: 500  000  seien  ausgewandert  und  unter 


-     12     - 

ihnen  Don  Isak  Abaravonel.   Aber  lausende  üind  auch 

in  Suanien  g'^ft'fav  geblieben  aus  Liebe  zu  ihrer  Heimat. 
Eshat   ihnen  aber  kein  &lück  gebracht.      Es    ist  eine 

eij^entümliche  Verstrickung,    dass    die  Geldsuoht  aer 
übri,  en  Chris tv^nheit  geweckt  wurde  und  sie  nicht   eher 
ruhten,   bis   sie  das  verciögen  der  neuen  Christen 
mächtig  wurden  und  zwar  durch  die  Inquisition.     Damals 
sind  zwhllose  Juden  gestorben,   Laben  ihr  Vermögenver- 
loren, weil  vielleicht  jemand  am  Sabbat  frische     v;asch« 
angevog.n  hat.     Aber   sie  konnten  nicht  unter  dem  Ge- 
sichtspuikt  sterben,   unter   dem  die   G^dehrten  des 
2.   nachchristlichen  Jahrhunderts   g^-storben  sind,    die 
dem  Judentum  treu  geblieben  waren.      Denn  sie  haben 
Ihren  Vorteil     gesucht  una  ihr  Vermögen  zu  retten 
und  deshalb   ihren  Glauben  getauscht.      Aber   ein  ^lau- 
bensta';sGh  nicht  aus  ueberzeugung  hat  noch  iieinem 
Menschen  Gluck  gebracht. V/enn  Sie  bedenken,   dass  jeder 
in   meinem  T^ijus  hineingeboren  ist  und  da»  jüdische 
Typus   ein. n  ganz  b   sonderen  V/eg  zu  Gitt  bedeutet, 
aann  ist  das  Heraustreten  aus  diesem  lieg  zugleich 
ein  ilerausgeschleudertsein.      So    stec.it  vielfach  schon 
in  diesen:  Glaubenswechsel  der  seelische  Toa,   der 
in  e. genartiger  Weise   sich  herauswachsen  kann. 
Hier   kommt  der  Zusatinieniiang  mit  dem  judisch  .rel  igiösen 
Typus  wieder    in   einer   eigentümlichen  Art  und  V/eise 

zum  Ausdruck. 

Meine  Damsn  und  Herren    ! 
Ich  möchte  nun  h>iute  versuchen,    Ihnen 
einen  Gedankengang  zu   erprtern,   von  dem  ich  nicht 
ohne  weiteres  überzeugt  bin,   dass  ich  mich  vollstan- 


.v 


-     13     - 

dig  vors  oändlicii  machen  kann.     Weil  ich  /.war  mit 
Worten s  childern   kann,  was  ich  mdine;   aber  es   gibt 
ein  Gebiet   ,   v/o  77orte  nicht  genügen,    wo  man  fühlen 
muss,    um   zu  begreiiVn.     Vidi  leicht  v/ird  aber   aouh 
eine  Ahnung  sich  v ermitteln  lassen,    vielleichtwird 
bei   vielen  ein  Verst..ondnis   daiur   sei» 

(Dch  möchte  sprechen  über  den    jüdischen  Kult: 
Warum?  Vielleicht  denken  Sie  noch  einmal    an  das 
Schema  deü   jüdisclaai-  geistigen  Kosmos,    dass  ich 
Ihnen  seinerzeit  angezeichnet  habe. 

Die  Erde,    darüber   gespannt  der  Himmel.  V/ir 
leben  eingebettet   in  die  V/elt  des   götUichtn  Yfirkens. 
Und  c.ls   oberstes   Gebot  finden  wir  die  Nächstenliebe. 


V/ 


ir  müssen  uns  nun  in  diese  Wfelt ,   deren  Boden  ich 


Ihnen  loarz  angedeutet  habe  hineindenken.      Sie  müssen 
sich  dabei    den  ausgespannten  HiiTirr.el  denken  und  hin- 
zudenken jene  Drahtseile,   die  den  Boden  mit  dem 
Iiimi;:el   verknüpfen,   an  dem  die  £*rde  auf  gehängt   i  st . ' 
V/ir  haben  ein  bestimmtes   System  der  Lebensgestal^ung 
und  Y/eltanschauung  aus  unserem  Judentum  aus  dem  jü- 
dischen Gotteserleben  heraus   entwickelt.     Nun   ent- 
steht die  Frage:  Wie  überliefert  man  ein  solches 
System  der  Zukunft,    denn  wir   betrachten   es   ja  auJi 
als   etv/as  Wertvolles,   aas  den  Kindern  nicht  verloren 
gehen   darf.      Es   ist  der  Gedanke  des   gleichen  Menschen- 
rechtes,   denn  unsere  Kinder   dürfen  keine  Sklaven  ler- 
den.     Wir  wollen  die  Wahrheiten  des   gitllichen  Rech- 
tes,   der  Sittlichkeit,   des   Gebotes   zur  Nächsten  liebe 
der  2,ukunft  überliofern,   ^enau  so  wie  das  v^hristentum 
und  der  Islam.     Die  Präge:   Wi :.  überliefert  man  dies? 
ist  schwer   zu  beantworten.      In  der  Theorie  kann  diese 


-     14     - 


TT 


Frage  gar  nicht   gelöct  werden,    sondern  nur   in  der 
Praxis.      Denn  wenn  der  Talmud  sagt:    Die  Früchte 
werden  Zeugnis  ablegen     tüv  die  Rieht i^telt    des 
v;ege«,    so  bedeutet  dies:   Nur  wer  dazu  beitragt 
dasü   di:  göttliche  sixtlicakäit  aur  Erden  erhalten 
wird,   hat  bewiesen,   dass  er  aut  rechtem  Wege  ist 
und  dass e  s  richtig  ist,   wie  er   lebt.     \7ir  befinden 
\jns  hier   in  einer     enschlidien  Tr- gik.     Wir  alle 
wollen  wissen,    ob  es  richtig  ist,  was  wir  tuen, 
ob   es  richtig  war,    das  kann  erst  die   Gentration 
nach  uns  beurteilen.     Wir  müssen  hier  ein  Risiko 
auf  uns  nehmen.     7/er  weiss,   wtis  das  beduetet: 
Das  Abhangifekeitsgerühl  vom  Göttlichen,    ein  Mensch 
sein,    aer   ein  Risiko  tragt?     Ivian  klebt  nichtan 
den  Bingen,  man  weiss  es  uann  auch  anders  kommen. 

wir  sa-en  vom  G'tt   im  Gebet:    er   ändert  die  Zeit 
er  wechselt  die  Perioden.      3)amit  rechneo  der   reli- 
giöse Mensch.      Er   ist  jeden  Augenblick  bereit,   sich 
zu  verandern,   wenn  er  weiss,    sein  Weg  ist   ein  fal- 
scher. 

Bin  zweiter  Gesichtspunld:  kommt  hinzu: 

Wie  kann  man  seine  eigene     innere  Lebenssicher- 
heit erhalten  oder  gev.innen?     Wie  lebt  man  denn 
sicher   in  einer  Welt,    die  in  Bewegung  geraten  ist. 
wenn  man  heute  den  (SJbus  betrachtet  un^er  dem  Ge 
sich-.spunkt,   was  heute  in  Bewegung  geraten  ist, 
dann  graut  es   einem  vor  den  Aussich.a:  ,    di.  sich 
eröffnen.      50  Millionen  gelber  Menschen  können 
marschieren,   wenn  sie  sich  vereinigen.     Dm  hat 
Buropa  nichts  gegenüber   zu  stellen.     Heute 
schon   ertönt    der  Ruf:   Afrika  den  Afrikanern. 
Man  mr-   -ar  nicht  an  solche  Probleme   denken.     Die 


-     15     - 


» 


Srcle  ist  rund   ist,   kann  siö'h  ^edarz^:;it    ins  Eolien 
iiom.uen.     Das  S  hicksal   ist   im  Rollen  begriffen. 
Wie  erhalt  man  nun  s  eine  Sicherheit  und  Ruhe? 
luch  jene,    die    ..raktisch  ihren  Beruf  ändern  r-uss- 
Len  US7/.    ,   das   s  nd  Lebenfragen,   die  an  .-jeden  ein- 
zelnen von  Ihnen  herantroten  i.ümien.     Jedem 
einhelnen  von   Ihnen  kann  aer  Weg  der  religiösen 
Erkenntnis  von  i^ieuem  sieh  eröffenen.  Wir  haben 
nicht  umsonst   das  aefühl  dafür,    dass  Religion  keine 
Spielerei   ist.     Hier  fin.ien  wir  auch  verun.  ert   die 

Lehre  des  Lebens-  und  sterbenkonnons .     V/er   sich 
aber  mit  diesen   Gedanken  nicht  besohioftigt  gehört 
zu  den  Glüciaiehen,    die  Scheuklap  en  tragen  können 

Am  Gl    cidi  .hstc^n  sind   di .   Ti^-re.      Leider   sind   wir 

Men schal  mit   der  Vernunft  begabt  und  w  r  sötxisxx 
spüren  die  ungeheure  Kluft   zwischen  der...:  engbegranz- 
ten  irdischen  Sein  und  der  unend  liclikeit.  Vfir  ^ind 

blind  und  müssen  g  hen  und  wissen  nicht  wohin. 
Diese  probleraekönnen  nur  gelöst  werden,   wenn  man. 


s 


0  antwortet  das  Judentum,    in  jedeui  Augenblick 


sein  Leben  mit   der  BwigkeiL  verbindet.     Und  dieses 
Vgrbundensein  mit  der  üwigk^it  für   sichs^olbst,  für 
seine  Kim  er,   fü.^rt  zu   dem,   was  man  unter   dem  Begriff 
des  Kultus  gewöhnlich  bezeichnet. 

Meine  Dc^men  und  Herren   ! 

Zaerst  will  ich  einen  anderen  Geaan^.engang  ein- 
schlagen:  Vielleicht   ist  es   ihnen  noch  nie  deutL  ich 
g«v/orden,   dass  wir  alle  einem  ungeheuren  Kult  un- 


-     16     - 

terv/orren   sind,     femlicli  döm  Kult   der   für   di     G-esell- 
öchaft  gilt  und  notwendig  ist,  der:  Kult  der  Klei- 
dung,   der  V/ühnung,    des  Zusaimienlebens  usw.,  alles 
spi-.it  sieh  unter   strengsten  Porraen  ab,   wie  sie 
selbst  keine  Religion  vorgeschrieben  hat. 
Denken  Sie  nur   einmal  an  unsere  Kleidung.      Ich  bevmn- 
dere  die  Männer,   die  es  fertigbringen,    sich  in  die 
engen  steifen  Kragen   zu   zwengen.      Die  Frauen  sind 


uns  w 


irlilich  hier  voraus.      Denken  Sie  doch  einmal, 


an  diese  unt' örmi gen  Röhrenhos ©n  der  iin..er,   di..   das 

sonst   so  schön  geformte  Bein  verunzieren! 
Was  muss  ein  Kind  alles   erl-rnen,   um  ein  vollgültiges 
Mitglied  der  meniöchlichen  Gesellscliaft   zu  sein.    Es 


mo 


Öchte  nicht  mit  Messern  una  Gabeln  essen.  Möchte 


nicht  den  G-ebrauch  der  rechten  Hand  annahmen  und 
all  die  1000  Dinge  noch,  die  ein  Kind  erlernen  muss. 
imn  müüste  einmal  ein  Inventar  des  gesellschaftlichen 
Kultas  aufstellen  und  dabei  würden  wir  finden,  dass 
wir  es  gar  als  Belästigung  empfinden.   Sobald  aber 
ein  T^ilder  in  einen  Lederschuh  hineinschlüpfen  muXK, 
dincx  so  empfindet  der,  die  ganze  europaische  Gesell- 
schaftsordnung als  einen  ungeheuren  Zv/ang.  Darüber 
hinaus  besitzen  wir  nicht  m.ehr  wie  der  frühere 
Mensch  len  gesttrbten  Himmel  über  uns  etc.  wir  leben 
in  steiErnen  Höhlen.  Wir  haben  uns  grossartige  Schluch 
ten  in  unser .n  Städten  geschaffen,  in  denen  wir  den 
Himel  gar  nicht  mehr  slihen.  Wir  haben  gar  kein  Gefühl 
für  den  Himmel  mehr,  welche  Entberhungen  und  Entsa- 
gungen haben  wir  uns  auferlegt!  Wie  ordnen  wir  uns 


-      17    - 

Wie   ordnen  wir  uns   den  gesellschaftlichen  Sioten  unter? 
Der  Menüch  hat   oxx'ensicutlioh  eine  Begabung  dafür,   Kult- 
zu  treiben  und  es  koriirat  nur  darauf  an,  wofür   er   estut. 
Wir  tun  us   für  dieGesellscliaft,   für  die  es   eben  einfach 
einmal  gilt.      Es  wäre  ps:v'chologisch  und  philosophisch 
ungeheuer   Interessant  festzustellen,   unter  v/elchem 
Gesichspunkt  man  sich  diesem  Zwang  der  gesellscliaftlichen 
Formen  unterzi  ht  .   Sehen  Sie  einmal:      Der  religiöse 
Mensch  sagt,  wenn  man  sich  für  gesellschaftliche  Sitten 
tausendfach  buugen  kann,   kann  man   es.  dann  nicht  audi 
in  dem  Qcdanlien,   dass  man   etv/as   tut  zur  Befosxigung 
seines   Lebens  unter   ev;.gem  metaphysischen  aeisiobte 
punkte.      Dass  man  etWc.s  tut  für   die  Nachsäen,    damit 
sie  ruhen  können  und  i  icht   Zusamm  nstürzen  v/enn  Un- 
ordnung eintritt  und  Gefahren d rohen.     Daraus  hat 
das  Judentum  sein  System  des  Kultes   entwickelt. 

Meine  Damen  und  Herren!     \/io  suxl   ich  Ihnen  das 
nun  deu-aicbi  machen,    damit  Sie  den  Gesit  dieses  Kultus 
vetspüren.      Ich  glaube  das  am  b.:-sten  dadurch  zu  errei- 
chen,   das..   ich  Ihne?    2  Linien   ert  wickle. 

1,  Die  Linie  dessen,  w-.s  man  unter  Gebet  versteht. 

2.  Die  Feiern  des   jüduscaen  Tages,   der  Feiertage, 

des   Sabbaths  usw. 

Zum  Gebet  möchte   ich  au  den  Anfang  stellen, 
dass  das  Judentum  durchaus  nicht  verlan^^t,    dass  jemand 
betet.      Das  hat   der  Talmud  so  formuliert:     Wenn  jemand 
ein  langes  Gebet   sprechen  will,   hat  er   ein  grosses 
Vorbild  an  unserem  Lehrer  Mose.     I^:  war  14  Tage  und 
Nächöte  auf  dem  Sinai  und  hat  cb  rt  gebetet.     Wer.n 
jemand  ein  kurzes   Gebet  sprechen  will,    so  hat  er  wie- 
derum als  Vorbild  Mose:    Er  hat  nur   5  Worte   gesprochen: 
jeOh  G'tt,    heile   sie  doch"    !      und  das   b.-zog  sich  auf 
seine  Schwester  Miriam.     Das  Gebet  dieser   5  V/orte   ist 


-     18     - 


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in  Erfüllung  gegangen.     Bas  Judentum  verlangt  durchaus 
nicht  von  den  Menschen,   dass   sie  sich  hinstellen  und 
nur  "dawen.n",    d.h.   die  Gebete  nur  so  herunterplappern. 
Man  käme  hier   in  eine  Entwicklung,    in  die  der  Buddhis- 
mus  sich  verstrickt  hat.     Ueberall   im  Orient  laui'en  die 
G.betsmuhlen.      15000  mal  in  einer   Stunde  und   es   ist  natür- 
lich  <iine  vollkomiaen  mechanische  Auffassung  des  Gebetes 
Das   Gebet  bed-utet  aber   im  Judentum  etwas  anderes  und    e  s 
ist  ausguschlousen,   daS3   etwas   derartiges    im  Judentum  mög- 


£3QCX2!X 


des  Menschen  mit  der  ET-vigkeit,   mit  metaphysischen  Gesichts- 
punkten,     ich  will   Ihnen  ai. s  in  folgendem  deutlicher 
mchen:     Wenn  ein  Jude   dos  morgens  auiVacht,   dann  be- 
ginnt  er   sein  Gebet  mit   einer  philosophischen  Betrachtung. 
»Adaun  aulom,    ascher  molach"   Herr  der  ^/elt  der  regiert  hat, 
bevor   irgend  et..as   geschaffen  wurde,    der  heute  regiert 
und  der   sein  wird,   wei:n  die  Welt  nicht  mehr  besteht  . 
BS  gibt  heute  Haturv;issenschaftiiche*  G'^iehrte,    die 
sagen,   die  7/elt  würde   irgendein  Tod   sterben  und   zwar 
den  Kältetod,   und  führen  auch  den  YJ^^-rmetod  an  etc. 
Mit  diesen  Problemen   setzt   sich  der  Jude  ganz  selbst- 
versxänolich  auseinander.      Er   erhebt   seine  Qedank.n 
in  die  awi^eit.     «ir  rangen  jeden  Tag  mit   diesen  Be- 
trachtungen an.     Wir  wissen,    irgendeinmal  wird  es  kommen. 
in  dieser  Pormgeht  es  weiter  und  das  Gebet   schliesst 
nit  den  Worten,    die  bezeichnend  sind  für  das   jüdische  Da. 
sein   :    "In  seine   Hand  vertraue  ich  meinen  Geist  und 
meinen  Körper.     Der  Bv;i6e  ist  mit  mir,  welau   iro:    Ich 
fürchte  mich  nicht!      Ich  habe  keine  Furcht  und  das  ist 
eine  Weltanschauung,   die  sich  aus   diesen  beiden  Worten  ^nt- 
wickelt,    dieans  Heroische  grenzt.     Damit  fängt  man  an, 

v,-i,.vi+  vj-Acrt     sich  miL  diesen  V/eis- 
zu  leben  und  w enn  man  nicht  wagx,    siea  mx 

heitea  auseinandersusetz^en  und  sich  vor   ihnen  feige 


-    19    - 


verschliefst,    so  würde  di..s   sohliesslich  zu  einer  Yer- 
biegung  der   ^nzen  Menschheit  führen.     Aber  wer   sich 
schon  gleich  uorgens   di  se  Betrachtung  vor  Augen  halt, 
gehört  zu   jenem  Typus,   der  aus  deu  Innern  zu  beten 
versteht,   aenn  er  hat  die  Verbindung  mit  dem  Göttlichen 
und  kann  sagen   :   welau  irso:   Und  ich  lurchte  mich  nicht. 
Der  J  de  spricht  weiter:    aelubt  seist  Du,   Ewig  r,   der 
uns  geheiligt  hat  durch  seine  Gebote  und  ur.s  befohlen 
hat,   die  Hanie  zu  waschen.      Sie  ersehen  daraus,    dass 
die  Reinlichkeit  sehr  viel  bedeutet. und   für  den  Juden 
mit   zu  dem  Höchsten   gehört.      Ich  weiss   nicht,  wielange 
es  her   ist,    dass  man  dao  hygienische  Prinzip  entdefe^ 


hat. 


Es  liegt   gar  nicht  so  lange   zurück,    dass  man 


feststellte,   dass  der  Schmutz  die  Hrsache  vieler  Krank 
heiten  ist  und  unheimlicu  viele  Krankh.itserrt.ger 
in  sich  tragt,     wieviele  Frau  n  starben  seinerzeit 
bei   der  Geburt   etc.    durch  diese   infeitionen. 


G«tt   gebitet  uns,   dio  Hände   zu  waschen. 


Es 


gibt  Leute,  die  sagen,  Mose  war  ein  sehr  gescheiter 
Mensch,  er  hat  viel  von  Medizin  v.standen  und  das  Volk 
tut  es  nur,  wenn  die  Reli^^  on  es  gebietet.  Dieser 
Standpunkt  ist  msch.  Mose  hat  es  sicher  nicht  be- 
wusst  aus  diesen  Beweggründen  getan,  denn  ein  Mensch, 
der  seinen  Blick  nur  auf  das  Sv/ige  rieht  .et  ist  inner- 
lich so  gelockert,  dass  er  überall  spürt,  wo  die  Wahr- 
heit liegt,   ich  kann  mir  vorstellen,  dass  ein  grosser 
Mensch  durch  einen  einzigen  G^^dan.  en  auf  wissenschaft- 
lichem Gebiete  ein  ric  htigmach^nde  Sntdeclmng  machen 
l,ann,  die  er  intuitiv  gefunden  hat,  weil  er  auf  einem 
Turm  geistiger  Höhe  steht,  von  dem  er  das  gesamte  geisti 
ge  Leben  vor  ä  ch  liegen  sieht.  Es  ist  b .stimmt  kein 


-   20   - 


Zui'all,  dass  gerade  im  Judentum  der  Berui"  aes  Arztes 
und  des  Theologen  so  oft  miteinander  verbunden  isnd. 
luh  habe  noch  erst  vor  kurzem  Mit  Herrn  Dr.  Catzen- 
steindarüber  gesprochen.  Es  wirkt  natürlich  in  bei- 
den Berufen  zugleich  dxe  Strömung  der  Mensdienliebe 
mit.  Der  Arzt  Itann  heilen  und  helfen. 

Das  Judentum  hat  einen  J^ult  nicht  daetrum 
entwickelt,  um  mit  ihm  das  Religiöse  zu  unterbauen, 
Meimonides  sagt:   Essen  sollst  Du  und  trinken,  damit 
Du  Deinen  Körper  erh;..ltst,  um  G-'tt  zu  dienen.  Jeder 
Mensch  hat  körperliche  BedürUnisse  und  es  gehört  zur 
wirklichen  Zivielisation,  dass  man  darüber  keine  Worte 


na 


cht.      Die  Reinlichkeit,    die  sich  hier   entv;icLelt  hat. 


ist  wirklich  ein  Fortschritt.     Aber    es    ist   eigentüm- 
lich und  es  gibt  nichts   in  der  reit,  was  nicht   irgend- 
wie in  den  Kreis  aer   jüdisch-religiösen  L  bensaurfas- 
sung  hineingreift. 

Z.B. :  Boruch  atc  adonoj  


Oelobt  seist  Du  Ewiger,  unser  G'tt,  König  der  Welt, 
der  den  Menschen  g  ebildet  hat  in  seiner  y/eishet  ,  der 
ihn  geschaffen  hat  uät  oeffnungen  und  Höhlungen  und 
es  ist  so,  dass  wenn  sich  eines  davon  öffnen  würde  ode 
schlieasen,  so  wäre  es  nicht  möglich,  vor  öir  zu  be- 
stehen.  Gelobt  seist  Du  Ewiger,  der  alles  frisch 
erhalt  und  Wunderbares  tut . 

Strindberg  hat  sich  das  Paradies  so  Isror- 
gestellt,  dass  es  dort  kein  körperliches  Bedürfnis  gibt 
Auch  die  psycho-A^alyse  geht  gleiche  Wege. 

Der  jüdisch-roL igiöse  Typus  geht  nicht  scheu 
an  diesen  Problemen  vorüber.  Er  fügt  es  mit  ein  in 
sein  System.  G'tt  hat  es  so  gewollt,  und  der  Körper 
ist  ein  herrliches  Instrument  des  göttlichen  Willens. 


-      21      - 

c. 

Demgegenuoör   staht   die  Askese,   die  den  Körper  abtöt«=*t. 
Wie  stark  ist  der   jüdische  Mensch,    der  den  Körioer 
nicht    obtet,    sondern  Lebenöregeln  aufstellt,   durch 
deren  Befolgen   er   gesund  bleibt.     Und  vom  Körper 
kommt  man  zur  Seele.      Das    ist   uin  alaubensbekenntnis, 
dase-  das  Judentum  für     alle  Zeit  vom  iviaterialismus 
gesciiieden  hat.      Sie  merken  gl ü ich,  was  für   yin 
Strenger  Trennungsstrich  hier   gezogen  ist   zwischen 
Clr  isteutum  und  Judentum.        Es   hoisst   im  Gebet: 
Mein  G'tt,    die  Seele, die  m  mir  gegeben  hast,    ist  rein, 
rein  hast   lU   sie  geschaffen, 

iflu  hast   sie  gebildet.    Du  hast   sie  mir    eingehaucht 
und  Du  wirst   sie   einst  wieder   von  mir  nehmen, 
und  sie  irär    zurückgeben  in  der   zulcünftigen  7/elt. 

eit  solange  die  Seele   in  mir   ist, 


Und  jed-rz 


danke  ich  Dir,   mein  G'tt 
Gelobt  seist  Du,   D-v-ger, 


der   dem  toten  Körp  r  die 
Seele  wiedergibt. 


Sie  wissen,    da;.s   das  Chris  u.ntum  die  Lehre  von 
der  Erbsünde  hat.     Wir  können  das  Mysterium  des  Christen- 
tums  nicht  kritisieren  und  auch  nicht  verstehen;    es 
ist  ein  Heiligtum  des  anderen,   das  wir   nihht  berühren, 
aber    .s   ist  nicht  unsere  V/elx.      Und  w^.n  ein  Jude  zum 
Christ^tum  Iterttttt  und  er  hat  nicht  Schindluder   ge- 
trieben mit  seiner  Religion,    so   muss   er   sich  mit  dem 
Grundsatz  auseinandersetzen,    ob   er  sich  grundsatzlich 
für  Sündig  halt  und  von s einer   Sünde  nur   erlost  wird 
durch  den  Glauben  an  den  Opfertod  Jesu.     Hier  schei- 
det  sich  das  Judentum  absolut  vom  Christentum, 
gehen  verschiedene  V/ege  zu  G'tt,   aber   beide  V/ege  fuhren 
zu  G'tt.     5ie  Gc^danken,   die   ich  hier  angef ül.rthabe , 
sind  die  jenigen,   die  mich  bewegen,   aber   es  väirde 
ein  schaden  sein,   wenn  sie  nur  gedacht  und  nicht  aus- 


—  -     • 

Sie 


-ü  22  - 


ges.  rochen  würden, 

Welche  Bitte  haben  wir,  wenn  wir  morgens  unser 
Leben  anrangen?  Btv;as  ganz  Persönliches  kommt  nun 
mit  dem  der  Tag  beginnt.   Ich  glaube,  dass  das  was 
wir  in  unserem  eigenen  Innern  auffinden,  nicht  so 
verschieden  sein  wird. 

"Es  möge  wohlgefällig  sein  vor  iQir,  Ewiger  unser  &'tt, 
dass  Du  uns  in  Deiner  Lehre  zu  Hause  sein  lassest, 
dardt  v/ir  Deine  Gebote  erfüllen  etc. 
und  unmittelbar  daran  imüpft  sich  noch  ein  zweites 

Gebet: 

'»üs  möge  wohlgc-ffällig   sein  vor   Dir,    G'tt  unser    Vater, 
dass  Du  micix  heute  und  jeden  Tag  erretten  mögest   vor 
frechen  Mei  sehen  und  vor  i^'reoiiheit  überhaupt, 
vor  bösen  N:  chbarn,   vor   böser  Plage,    vor   dem  ver- 
derblichen Satan,    vor  einem  bösem  Gericht  und  vor 
einem     bösen  Ger i cht s ge gener ,    ob   er   ein  Volksgenosse 

ist  oder   nicht ." 

und   immer  sei   der  Mensch  g» ttesfürchtig 
Auch  im  Geheimen  bekenne  er   die  V/ahrheit,    stehfe  er 
zur  Wahrheit,     und  dann  stehe  er  auf  und  ^  reche. 

Meine  3)amen  und  Herren    ! 
Ueber legen  Sie  doch  noch   einmal  den  Ge- 
danken;    fliv  kommen  t^i^glich  mit   den  anderen  Menschen 
zusammen,   überlegen  gar   nicht  wie  tausendfu^ltig  die 
Beziehung^»  zu  dem  anderen  Sein  iot .      Ich  hatte  wün- 


schen mögen,   dass 


«•:«■•!••.'<» 


kxselir   viele   noch  vor  10  Jalriren 


hier   den  Oedanken  vers"öanden  .  ätten: 

"Herrg'tt  bewahre  mioh  vor  frechen  Menschen 
und  vor  Frechlieit4-".      Denn  wenn  man  iie  Krai  liheit  s- 


ur 


Sache  der  letzten  10  Jahre  erkennen  will,  möchxe 


ich  sie  als  die  Krankheit  der  sc-elischen  Preclihelt 


bezeichnen* 


-     23     - 


Dunken  Sie  nur  einmal  an  jene  frechen  Bilder,   in 
denen     man  alles  herabgezogen  hat,  was  anderen  heilig 
ist.     Die  Menschen  haben  gar  nicht  mehr  begriffen, 
dass  sie  herabziehen.     Sie  wussten  niciits  davon: 
Ich  habe  nicht  das  Recht,   etv/as  herabzumindern, 
v/as  anderen  hä  lig  ist.     iyo  war  die  Ehrfiir  ciitvor  den 
Menschen,    vor  dem  Heiligtum  des  anderen?     Ich  glaube, 
in  diesem  Punlrte  durfte  man  sagen:    pater  paccavi: 
Vater   ich  sündigte.         Jeden  Morgen   ruft  man  es   sich 
ins  (Jeauclinis:    Oschamnul 

Viele  Sünden  sind  da  begangen  worden, 
und  wie  steht  es  wirklich?     Ein  kleines  Aederchen 
platzt  im  Gehirn  und  der  Mensch  atmet  nicht  mehr. 
und  trotzdem:    Eiirfutchtslos  hat  man  die  Natur  zer- 
stört,  her.  liehe  Walder  niedergehauen  etc.     Z.B.    ist 
man  in  Afrika  nach  Jahrtausenden   zum  ersten  Mal  mit 
dem  Pflug  über   dl     Brde  gegangen,    jedoch  siehe  da    ..    . 

Die  schwer   erkämpfte   Brdkrurae  wurde  vom  Winde  hin- 
weggeweht und  ee  entstand  Wi-iste.      Ich  habe  es   seiner- 
zeit  in  einer  Berliner   illustrierten   so  gelesen  und 
auf  diese  Weise  rächte  sich  die  Natur    gegen  die  Frech- 
heit der  Menschen.     Und  her  sagen  wir   im  Gebet:   Halte 


uns 


fern  von  der  Frechheit.  Welcher  Mm  seh  möchte 


sagen:  Mit  «eichen  Dingen  habe  ich  mich*  nicht 
auseinanaerzusetzen.  Das  sind  psychologische  Arjge 
lagenheiten  der  Lebenskunst.  Wenn  wir  Juden  morgens 
aufstehen,  entsteht  für  uns  ein  jüdisches  Problem: 
was  ist  der  Jude?  Eins  der  furchtbarsten  Dinge,  von 
denen  ich  je  gehört  habe,  war:  als  ein  Kind  sagte  : 
"loh  möchte  kein  Jude  sein!"  Es  wäre  töricht,  dem 
linde  einen  Vorwurf  machen  zu  wollen,  denn  es  ist 
zu  verstehen,  dass  e in  jüdisches  Kind  so  sprechen  kann. 


-      24      - 


Es   ist  so   lUrchtbar,   dass  unsere  ganze  Tragik  darin 
zum  Ausdruolu  kommt •     Una  wenn  jemand  auch  Flucht 
versuchen  will:      Es  gibt  keine  Flucht  »Q«   dem  Judentum 
denn  bis   in»  die  3*    G-eneration  wird  heute  wieder 
aas  Judesein  geahndet.     V/as   ist  denn  eigentlich  1  ps. 
mit  unserem  Judesein*        Daraur  v/ird  eine  Antwort 
gegeben,    so  gross,    so  v/unaerbar,   dass  man   darüber 
bloss  staunen  kann.      Ganz   deutlich  wird   es   Ihnen 
erst  in  8  Tagen  sein,   wenn   ich  sprechen  werden  über: 
Geschichte  unter   jüdischen  &es i cht spunlit .Zunächst 


mo 


öchte  ich   einmal  den  allgemeinen  Gedanken     des 


Pessimismus  berühren. 

"Herr  etiler  V/elten,   nicht  aui'  unsere 
aerecht  i^ieit  können  wir   uns  verlastjen,    sondern  nur 
auf  Dein  Erbarmen!        V/as   ist  unsere  liiire,   unser 
Hamen,   unsere  Herechtigkait.      &»tt  unser  Vater, 

es   sind  nicht  alle  Helden  vor  Dir.    etc 

Habol  hov;$  .  .  . 

Alles  ist  eitel  und  ..ertlos,  das  ist 

der  Ausdruck  des  Peesimismus.   An  e  inem  solchen  G-e- 

danken  gehen  wir  nicht  vorblai.  Dio  jüdische  Ver- 

«weifläng  fängt  da  an;  Wir  wollen  den  V/eg  nicht  mehr 

gehen,  der  unsabsonaert,  wir  wollen  iveine^Juden  mehr 

sein.  V/as  ist  denn  schon  unser  jüdisches  Dasein? 


Alles  ist  eitel,  ist  gesagt  worden.  Aber  ec    ist 
direkt  ein  Aufatmen,  wenn  es  heisst:  v;ir  sindBain 
Volk,  Sühne  seines  Volkes,  Söhne  Abrahams,  der  JJich 
liebte  und  der  Bir  zug. scwhoren  hat  am  Berge  koria. 
Sohn  isaaks,  der  gebunden  wurde  auf  dem  Altar, 
die  Gemeinde  Jakobs,  Deines  erstgeborenen  Sohnes  und 
aus  der  Liebe,  mit  der  Du  ihn  liebtest  und  aus  der 
Freude,  mit  der  m  segnetest  seinen  Namen:  Israel. 
Und  darum  sind  wir  verpilicute^, auf zustehen  und  zu 


-     25     - 


sagen:    Höre   I^rc^^l,    der  Ewige  unser  Q-«tt   ist   ein  Q-'tt* 
V/as    ist  hie«  gesagt  worden?      Hier  v/ird  nicht    ge/J-ügelt 
hier  wird  uuo  eine  geschichtliche  waLrh«Iit   ins   Oe- 
däahnis   zurückgerufen.     V/ir   ^ind  die  Nachl'^oriii'üen  der   drei 
Stammväter  Abraham,    Isaaks  und  Jakobs,    die  ein  neues 
grosses  Mens ohengesdnle cht   ins  L^berj  gerufen  haben. 
Kürzer  konnte  man  den  Sinn  und  den  Qü-ng  des  Judentums 

nicht  bezeichnen. 

V/  ir   sind  Madikoraiiien  Abr...ixams,    der  Ji»ich  liebte. 
üaiiiit  hat  der  v/endepunkt  begonnen,    dass   ein  ivl«  soll  so 

gan..  Mensch  v;ar.     V/as  hiute  als  menschlich  gilt,    ist 

üb  er 

erst  VüEi  judent'om  geschaffen.   Das   ist  ein  Satz   ,    den 
ich  vor  nicht  so   ferner  Zoit  noch  mit  m   inem^  Schülern 
dis.^utiert,  .      Abraham  v/ar    ;-anz  Mensch,   weil   er   das 
Göttliche  liebte.Aus   jenem  Menschen  h^-^raus  iiam  die 
geniale  Li^be   zu  &'tt.     las   nun  aber    sein  Sohn  er  - 
duldet  hat,    das   ist    eine  Bindung,    eine  Kneclt  ung. 
Was  hat    er   denn  gexan?     ErÜess   sich  binden!      Er  hat 
f^e,     gesagt   zu  seinem  Schicksal.     Das  v/ar   der  Sohn,   und 
der   dritte:   jakob,    da  wird  gesagt:  Y/ir   sind  die   Oeuß  inde 
Jakobs,   Deines   erstgeborenen  Sohnes,    der   die  Erbschaft 
eines  Abraham  auf  sich  nehmen  konnte.     Hier  wird  klar 
unxer schieden,    ob  jakob   oder   Bsau  der  Erstg.^boretie  war 
ES  heisst:   V/ir  sind  die  Oemeinde  Jaiiob,  Deines  erstge- 
broeenen  Sohnes,   jenes  Menseln en,   der  die  Erbsahaft 
Abrahams  auf  sich  genommen  hat  und  auf  sich  nehmai 
konnte,  aus  der  Liebe,   mit  der  Du  ihn  liebtcstl 
7/enn  bei  Abraham  g  esa^^t  wurde-.    Br  liebt  G'tt,    so  wird 
hier  gesagt:    G'tt  liebt   ihn,   er  wurde  von  G'tt   geliebt 
ms  Judentum  lehrt:   Man  rauss  Vertrauen  haben  auf  das 
Y;aloen  des   Schicksals.     Man  versteht  vielleicht    sonst 
gar  nicht,   was  geboten  wird  und   es  hat  keinen  Zweck 


-  26  - 


Es  hat  keinen  zweck  zu  klügein:  was  bringt  der  morgige 
tag,  wie  wird  es  wei  i^ergehen.  G-lauben  wir  doch,  G-'tt 
liebt  uns,  wenn  wir  recht  Juden  sind.  Er  hat  den 

Namen  bekommen:  Israel  und  das  bedeut  et:  Er  kampite 

um 

»prte  &itt,   mit  ö'tt    .n  der  Welt! 

Darum  sprechen  wir;   Höre  Israel,   der  Bv/ige, 
unser   G'tt   ist   ein     &'tt.     Wenn  der  Tag  mit  dem 
Gebet  beginnt,    dann  baut  sich  der  Horizont  unseres 
Daseins.      So   lebte  der  Jude  tieix  jahc  xausenden,    denn 
seine  Gebet   stehen  im  Talmud.     Und  ein  kleiner  Teil 
ist  übergegangen  in  die  Praxis  des  Christentums. 
Wir  rinden   es  wieder   in   den  herrlichen  Gebet;   Vater 
unser,  der  m  bist   im  Himmel.     Das  .vönnen  Sie  ohne 
Sc.iWierigkeit  übertragen  ins  Hebräische:    Owino  mal- 
kenu.     und  führe  uns  nicht   in  Versuchung,   das   ist 


•  • 


da   :jelbe,   wie  auch   wir  beten,     Hier  haben  wir    einige 
Begriffe  herausgenommen  aus    dem  ivxeere  dar   .jüdisclBn 
Lehre  und  hier  vereinigen   sich  wieder  auch  in  grossen 
heiligen  ßegriiten  die  verschiedenen  Wege,     die  doch 
alle  zu  G'tt  f. ihren.      Im  tiefsten r  eL igiösen  «mlffinden 


stimmen  duch  alle  religiösen  wahrhaft  über ein. 


Es 


gäbue  noch  ausserordentlich  viel  darüber  zu  sagen, 
was  das  jüdische  Gebet  bedeutet.  Nicht  das  Gebet, 
das  dahlns-ceht  und  pla.pert,  wie  eine  Göbetsmühle. 
und  nicht  das:  Man  zahlt  G'tt  eine  Geb^^^tsmünze  und 

wird  dafür  belohnt. 

ES  ist  eine  unerhörte  Vorstellung:  Das  Gebet 

ist  eine  Vereinigung  des  Menschlichen  mit  dem  Gottlichen. 

in  der  Ewiglt*  it 
wenn  ich  bete,  bin  ich/für  mich  allein  und  diese  Ein- 
samkeit tut  dem  Menschen  ausserordentlich  gut.  Es  war 
manchmal  gut,  wenn  auch  in  der  Grossstadt,  wo  der  Lärm 
alles  übeödröunt,  hie  und  da  eine  kleine  einsame  Minute 
den  Geist  des  Menschen  emporführen  würde  zum  Ewigen, 


-     27     ^ 


zum  unendlichen. 

V/as  ich  Ihnen  dargstellt  habe»    ist  der  Ausdruck  des 
jüdischen  Typus.    Es   gibt   z.  3.    Gebete  der  Buddhisten, 
der  primitiven,   der  Neger,   des    Indianers   etc. etc. 
Jedoch  das   &obet  der  Juden   ist   ein  jüdisches  Gebet, 
unsere  Nöte,   unser  Glauben,   alles   s-Deht   in  Be:.iyaung  zum 
GötLlichen.     Unser  Glaube,   der  über  al  lern  waltet,    ein 
Wille  und  wenix  wir  an  einen  anderen  Menschen  dtnken, 
dann  achliessen  wir   ihn  ein  in  unser  Gebet. 
König  Salomon  (David?)   betet;   Ilerrg'tt,   wenn  ein 
Fremder  iioriant    ....   und   so  ßchlies.:en  wir    ihn  ixät   ein. 
Ich  möchte  nun  schliessen  mit  einen  herrlichen  G^'-bet 
des   grossen  Gelehrten,    eines  Zeitgenossen  des  Marsamuel, 
abal  Recha,   mit   dem  wir  noch  heute   den  !•  g  beschliessen. 
"  An  uns  ist  es,    den  Herrn  zu  ppeisen.     Wir  beugen  uns  vor 
ihm  und  an  jenem  Tage,   an  dem  alle  Greuel  von  der  Erde 


verschwunden  3e.in  werdun 


•       » 


Hier  komi-en  die  Gedanken   ^^ines  Juden  mitten  hienein 
in  unser   Gebet.      Es  wird  ein  Tag  komiien,    da  wird  kein 
Mensch   deu.  anderen  mehr  Böses  tun.     Jeder  vi  rd   zugeben, 
auch  wenn  er   sich  innerlich  nicht  g&nz  verwandt   i'uhlt, 
dass  mit  diesem  Gedanken   oLneherrlidie  Konzeption  des 
Lebenkönnens,   des  Lebenaiüsseaa  und   zug«leich  ein^  herr- 
liche Konzeption  eines   idealen  Menschentypus   vorliegt. 

Vielleicht  ist   Ihnen  nun  doch  zum  Teil    eine  masx 
Ahnung  aufgegangen,   von  dem  ^as   ich  Ihnen  sagen  wollte. 
Idi  weiss  nicht,    ob  das   zum  Ausdruck   gäi  ommen  ist,  was 
ich  fühle  und  emiJfinde,   aber   ioh  möchte  es  wünschen 
und  mit  diesem  punkte  möctrteich  nun  abschliessen:   Das 
Judentum  verlangt  nichi^,   dass  ein  Mensch  beten  soll. 
Bin  langes   G<.bet  findeo   ein  Vorbild  in  Mose  und  ein  kurzes 
ebenso.     Wir  bezahlen  G'tt  nicit    etwas     und  er   gibt 
uns  auch  keinen  Lohn,   sondern: 


-      28     - 


wir   erhüben  uns   in  die  Sphäre  des  Mose,    v/enn  wir 
beten,   wir  erheben  unsere  Seele  ins  Metaphysische, 
wir  erholen  unsere  Seele. I 


1 


7-  Harz   193!p> 


Meine  ^Jumen  und  Herren    ! 


%  I  I 


'1 


Ich  bitte  um  Entschulaigung,  aacs  ich  uiioh  um  eine  hal- 
be Stunde  verspätet  habe;   ich  musjte  :^n  einer  auoser- 
.jrdentlich  wichtigen  Sitzung  teilnehn.en,  iwh  kann  ihnen 


im  AUj^enblick  nicht  sagen,  um 


v/as  c'S  sich  hanaclt,  aber 


es  lag  im  allgemeinen  Interesse. 

Vor  8  Tagen  habe  ich  versuch*,  Si-  in  den 
Sinn  des  jUdisci^en  Kultes  einzui'iJiren  und  ich  habe  zu- 
wachst einmal  darauf  hingewiesen,  dass  wir  Menscüen 
ja  alle,  ob  wir  es  wissen  oder  nicht,  in  einen  Kultus 
eingebettet:  sind  und  zwar  in  den  Kult  der  QeSüllschai't. 
zahllos  sind  die  Forderungen,  denen  wir  un..  unter- 
werfen müssen:   Im  täglichen  Leben,  in  der  Kleidung  ,  im 
Benehmen  usw.  Wir  sind  üingebett^-^t  in  die  Norweniigke  it 
uns  standig  im  Zügel  halten  zu  u:üssen  und  zwar  um 
einer  irdischen  Beziehung  willen.  Religiöser  und 
jüdischer  i.ultus  bedeutet,  dass  m;xn  Beschränkungen 
und  Rüoksichte.  auf  sich  nimmt  nicht  um  irgendwelcher 
irdisclier  Beziehungen  sondern  meinetwegen  um  üb<^rirdi- 
scher  Be..i.;hungen  willen.   Das  he.sst,  dass  man  das 
Leben  nicht  nur  einbettet  in  die  Rücksichtnahme  auf  die 
Bipg^ä,  die  uns  unmittelbar  umgeben,  sondern  unsichtbare 

« 

Vorgixnge,  -lie  wir  mit  Metaphysik  bezeichnen  ,  denn 
Metaphysik  ist  nichts  anderes  als  eben  das  geheimnis- 
volle  Unsichtbare,  aus  dem  alles  horaus quillt,  und  zu 
dem  alles  wied.r  zurückkehrt,  ^s  gibt  viele  Mischen, 
die  sich  keinerlei  (K^dunken  über  die  metaphysischen  Vor 
aussetzungen  des  Lebens  machen;   das  bedeutet  nicht 
etwa,  dass  sie  nieht  aie  Mo gl i chke it  hatten,  sich 
darüber  klar  zu  werden,  sondern  sie  denken  nur  nieht 
darüber  nach.  Unsere  Zeit  gibt  unj  darjh  ihren  Lärm 


-     2     - 


kaum  uie  Mögliohkeit  G^-danken   in  un3   zu  wecken.      Sobald 
aber   ein  Mensch  naohdenkt,    komL.t   er  auf  die  anum.  anrauche 


absolut  notwendige  Ueberzeugung,   da^s  unser    sichtbares 
Leben  liödrist:ns   ein  Y/ellenkariiiii  ist  auf  der  unendlichen 
Flut  unsichtbaren  und  vieilv-icht  Tur   irüner  unbegreii- 
lichen  Seins.     Ein  Mensch,    der  nachdenkt  v/ird  ohi-es 
weiteres  vtrstehcn,    dass  unser  Leben  nur  v;ie   schon   ein- 
mal angerührt,    ein  G-lirriiien  derev/ig  göttlichen  Seele   im 
menschlichen  Körper    ist,    und  -./enn  der  Köpper    zerbricht, 
kehrt   die  Seele   zurück  in  dcis   ewige  DunLel,   aus  dem  sie 
gekommen  ist.     Und  v/nnn   ein  Mensoh  solche  Worte  nicht 
nur    denkt,    sondern  daraus  Konsequenzen   zieht,   aann  kommt 
er   zu  notv/onaigen  V^^-rhaltungsmassregeln   in  Sv^^^inem  Leben 
und   solche  Verhaltun^saassregeln,   Pormen,    in  die  er 
sich   ^^elbst    einbettet,    sind   religiöser  Kult   undbedeutBt 
eine  Lebensrorm  unxor  der  B^-^ Ziehung   zum  Ev/ig-^-Gdt Glichen. 
Es  handelt   sich  ixi^^r   nicht  um  eine  Be:.iL.hui:g  zum  N^chs^en 
-   z.3.   v;enn  ich  mit   einem  iviesser   essen  würde   etc.    —  sonder 
v/ie  &»tt   es  auffassen  würde,   v/enn   ich  ::  ich  in  dies.-m 
Augenblick  so  oder   so  verhalte.     Religiöser  Kult  wird 
von  jedem  kensc.:en  versxanden,     wenn  manche  auch  nur 
in  &ei'ahren  versuchen,    es  mit   dem  G-^danken  ^*tt   ernst   zu 
machen.      Es   gibt   eben   im  Loben  Formen,    in   die  man  sich 
hiBeinstela.en  muss  und  man  könnte  sich  diese  iPormen 
zahllos  bildu'n.     Es  könnte  ein  iviensch  z.B.   sagen: 
Ich  vvürde  mich  um  G»ttes  ^Ji.  laa    24  Stunden  auf   ein  B$in 
stellen.      Auch  dieses  wäre   eine  besondere  Form    ,    die  sich 
ein  Mensch  überlegt  hat.      Es   gibt  Menschen   ,    die  so 
etwas  tun  und   es   gibt   diese  ivienschen  insbe^^onaere   im 
buddhistischen  Rei igionskreise.      Es   gibt   z.   B.    auch 
Menschen,   die   sich  tagelang  an  den  B^-^inen  an  einem  Baum 


-    3     - 


¥» 


a-uihängen  lassen,   dault  aar  dit^se  Y/eise   die  Seele  i^ich 
vom  Körper   loslöse  una  uui'guhe   ins  Reich  des  (Jättlioiien. 

Bei   den  Julen  gibt   es   so  etwas   niclit  !      Das 
Judentum  verbietet  die  Abtötung  des  i.örpers.      Aber 
es  lautet  L.uch,    dass  man  s  oinern  Körper   nicht  rröhn^^n 
dürfe,    indem  man   z\   B.    seinem  Tr.^^^b  nachgebe*      Das 
Judentum  verlangt   e^nen  V/eg,    der    zv/ischen    üiesen  bei- 
den Extremen  liegt,    oder  wie  Maimonides   sagt:    den  derech 
ha^oschori,    den   ^er-.djn  wj^:;,    den  goldenen  Mittelweg. 
Es    ist  bewunderungswürdig,   v/elohe  Verbindung  bestand 
zwischen  jüdisühen  und  grit-cliisuhem  Göist,   Aristoteles 
und  Iv'iciimünides.     Und   suuon  in  der  Ttiüra   bei   der    /er- 
heissung  heisst  es:    Es   soll  wohnen  Jai'eth  in  den  :Delten 
Sems  und  das   bedeutet,   dass  die  S^hünheit  wohnen  ^oll 
in  unserem  Kreise  ui.d  uueh  i-i\  griechischen  G-eist.      Es 
gibt  Brüc:i.en,   aul  dcn^^n  iue'ischen  zueinar.der   ..or-men 
können.      Dies    ist   die  R..cksichtnahm-  auf  den  &-^ist, 
denn  gerade   zwischen  den  Extremen  der  Kürperabtütu;:g 
und  Triebrrühnung  entsteht   eine  grusse  Form  unu.  diese 
Form  aurchuacht  Von  morgens  bis  ab.^nis,   von   der   Ge- 
burt  bis   zum  Tode,    diese  Rücksichtnahme,    diese  Ableitung 
des     as.zen  Lebens   ist   das  System  des  religiösen  xvultus. 
Da  wir  aber  alle  einem  Ti/pus  angehört:n,   hat   sich  eben 
für  ..nseren  Typus,    das  h-isst  für  zahllose  Menschen  ein 


ganz  bestimmter  Weg,    eine  ga 


nz   beSL,im::;te  Form  für  aj  le 


her:-.us  gebildet. 

Ich  habe  ihnen  vor  8  Tagen  ^üne«   innerea  Be- 
ziehung dargt^bracht,   die  den  iiultuBS  begründet  und  zwar: 

das  Gebet! 

v;as  beaeütet  das  Gebet?  Ich  habe  gleich  be- 


-      4      - 


merkt,    dass  das  Qebüt  x^airiün  Kuhhandelt  mit  a  'tt 
darstellt.     T,7er  das  &ebet   so  aut't'tfsst,    der  muss   ei- 
nen ral  schon  v/eg  gehen,    der  versperrt   sich  durch 
Scheuklappen  die  Aus  sieht  aui'  die  Wahrheit,      Das 
G-ebet   ist  ein  V/eg,   auf  dem  der  Mensch  einsam  ist  für 
Minute  und  Stunde.     B^^soh'^ers  am  Js.um  Kippur  steigt 
das   Gebet  auf  zu  G'tt  und  es   ist   eigenartig,    dass 
der  Jude  an  diesem  Tage  auf  Si^eise  und  Trank  verzich- 
tet und  nur   den  Wunsch  hat,   an  diesem  Tage  seine 
Seele  mit  G'tt   zu  voreinigen.      Es   ist  eine  Einheit, 
die   der  Mensch  deshalb  erstreben  kann,   da  jeder 
Mensch  ja   im  Ebenbilde  G'ttes  gesciafi'en  ist.      Es 
gibt  nichts  Purciibareres,   als  v/enn  Mensc.en  sidi 
verachten  und  nicht w i-ssen,   dass   sie  seelenprobleme 
in  sich  tragen  und  z.b.  wie  beim  Mor gengebet  sprechen: 

Herr  der  Y/elt,    der  Bu  v/arst,    bevor  alles  ge- 
schalten wurde,   der  Du    bist,   nach. dem  alies  geschaffen 
ist  m;d  sein  wirst,   wenn  nichts  mehr  vorhanden  sein 
wird.     Dio-ses   sind  wahrhaftig  philosophische  Gre- 
dank'ongänge.  Wir   sehen  ein,    da^s  wir  nur  Wind  sind 
aur  der  Erde  und  wir  werden  eivmia     verstieben  und 
nicht  mehr   sein.      Es    ist   eine  ungeheure  geistige 
Forderung,   dass  wir  Juden  u.  s   gleich  morgens   m  der 
Weise   in  das  Gebet   stellen.     Di-^-ses   ist   jedoch  nur 
ein  kleines  Gebet.     Wir  haben  aber   5  Bände  unserer 
Machsorim  und  wer   diese  Ge-danken  versteht,   die  in 
diesen  Gebeten  stehen,   der  r.uss  in  diese  TiÄfe  ein  - 
gelangen   sein,    in  das  Leben  des  Geeistes   überhaupt. 
Wie  einfach  hat   es  eigentlich  der  "^ensch,der  wie 
im  Orient  nur  den  Rosenkranz  herunter zubeten  hat,    im- 
mer  in  derselben  W^ise.     Ich  spöttele  gar  nicht  über 
ein  derartiges  Gebet,   jedoch  ist  das  eben  nicht 
jüdischer  Geistl      Das  Judentum     fordert,   dass  wir 
das   Geschenk  der  Vernunft,   das  wir  bekommen  haben. 


K 


-    5     - 

ausbauen  zu  einem  Kunsuv/erk, 

Ich  habe  da  in  zum  S^luss  das  bin^j  nooh  dar- 
gestellt,  wie  nun  in  den  Gebeten  das  judische  Schick- 
sal morgens   in  aller  Frühe   jedes  ivial  uns  ^  r  Augen 

gostollt  wird. 

"  Was   ist  der  Mensch?     \7as  hat  der  Mensch  dem 
Tiere  voraus"?     Ueberhaupt  nichts!      Denn  alles   ist 
eitel  und  nachdem  der  Mensch  gl.äch  am  hier   entwurzelt 
werden  ist,   da  ko.mt  dann  ein  Impuls,    der  uns  wieder 
aufhorchen  lasst.      Hiör   kommt  Porm  und  Kraft  düS 


se 


elischen  Motors,   damit  man  wieder  arb^ii  ^en  l«,nn 


als  Jude    ,der   es   gi  eher  nicht  leicht  hat   in  der  Welt. 
"  Aber  wir   sind  die  Söhne,    Deines  Bundes,  Nachkoi;.uen 
Abrahams,    der   öich  ii>.bte,    Isaaks,    der  gebunden  wurde, 
und  Gem-inde  Jakobs,   den  Du  liebtest  und  den  Du  darum 
mit   den  i^amen  nanntest:   Jisc.el,    d.h.    der  Kampfer 
um  G'tt.      In  diesen  5  Worten,    die  i  ur   ein  iDichter   so 
ausdrücken  konnte,    ist  die  ganze  Geschichte  gestreift. 
Abraham,    der   als  ersxer  den  Götzenui  ,nst  als  uiaJri.llig 
v.rdarmite,      is«ak,    der  gebunden  wurde  und  das  Los   des 
Märtyrers  auf  sich  nahm,  Jakob,   den  G'tt  liebte  und 
der   ihn  Streiter  um  G'tt  und  für  G-tt  nannte.     Ob  wir 
es  erkennen  oder  nicht,    ob  w.r  juaensem  wolß  n  oder 
nicht.    Ob  -..ir   empfinden  wie  der   i^eine  Junge,    der   sagte; 
„ich  will  kein  Jude  sein",    ob  wir  flüchten  w ollen   bis 
ans  Snd.  der  Y/elt:    Es   hat  alles  keinen  Y/ert.     Y/ir   sind 
als  Juden  hinaingeboren  in  die  V/elt  und  ©üssen  durch 
unser  Leben  G'tt  dienen  auf  ürden.     Durch  uns   soll  der 

Strahl   erhalten  bleiben,   auch  wev^n  er   inu.er  wieder 
versiegen  wird  und  wie  das  vorsieh*  geht,   das  will   ich 


.1. 


Ihnen  dar ifegen 


K 


-     6     - 


loh  will   noch  einzelene  Punkte  anfuhean,   die  ich  immer 
wieder  vor  Augen  gesta  It  habe.   z.B.   den  Gedanken: 
Sie  verstJien,   was   ich  damit  meine,    im  aebet;   das  mit 
borach  schomar     ani'ajigt.    Bort  lautet   es:     V/enn  Ihr 
auch  goring  an  Zahl  s^id,  wenn  Ihr  auch  wenige  seid, 
Fremde  und  wenn  Ihr  wandert  von  Volk  zu  Volk  von 
Reich  zu  Reich,    so  hat   G'tt   doch  nicht   zugelassen, 
dass  auch  nur   einer   bc^drücict  wird   ....      singt   dem 
ßv/igen  ein  Lied,    erzuhlt  unter   den  Völkern  seine 
Treue,    denn  y;ross   ist  a»tt.      Es    ist  doch  zu  bewundern, 
mit  welcher  Klarheit  hier   das  Judenschicksal  heraus  - 
gehoben  wird.      Ebenso  w   e  z.B.    am  Montag  und  ©onnerstag- 
Tachanun-GebetjPBeine  k<.inder,   di-^  verabscheut  werden 
unter  den  Völkern!£tca'/er  kennt  denn  den  (K^dan.  en  nicht! 
Das  CKbet  jedoch  ist  vielleicht  entstanden  vor  800 
Jahren  und  wir  sprec  .en  es  heute  n^ch.  Oder 

wenn  wir   immer  wi.der  aur  der   Erde  verachtet  werden 
und  wir  fra-^en:     Y/uher  kommt   «s  eigentlich?     Dann 
werden  wir  eines  Tages    .ntdecken,   daas  es  viele 
sch:^  cuteMenschen  aui-  der  Srde  gibt,   dass  aber   die 


schlechtesten  jene  Verleumder   sind,    die  aus   eigenem 
Kreis   entstehen,    jene  Mensch  n  die  aus  Sehnsucht  nach 
Karrieru    zu  Abtrünnigen  werden  und   die  alte  Gene  in- 
scliai't  beschimpfen.     Wir  wissen,   was  uns  von  aiesen 
Leuten  angetan  w orden   ist!      Lügen,    die  absichtlich 
von   ihnen  in  die  ¥elt   gesetzt  worden  sind  usw. 
Y/ir  können  es  verstehen,   dass  wir  mitten  im  heilig^n 
Gebet  sprechen:    "  Dem  Verleumder,    dem  sollst  3>i   iieine 
Hoffnung  geben",    sie  sollen  ausgerottet  und  vernichtet 
werden,   gelobt  s^i^st  Du    ,    Ewiger,   unser  G'tt,    der 
die  Uebermütigen  demütfegt.  Ivlan  muss   in  guten  Zeiten 
die   Geschichte  kennen,   um  so  etwas    zu  verstetien  und 
muss   zurücksinnen  in  uralte  gev/altige  vfeisheit  des 


-  7 


Judentums  .  Von  ungei'uhr  haben  unsere  Vorrahren  doch 
nicht  diese  Wissens,  rait  gehabt.  Es  waren  Helden 
des  Geistes,  und  wir  haben  es  iui  Gebet.  V/en  kann 
es  noch  wunden..,  da,,s  unsere  grossen  Lein:  er  und  Fuhr  er 
Bauern,  Handwerker,  ¥assertri:.ger ,  oder  Aerzte  waren? 
Esist  öuch  etwas  aaz  auiiaerotceit  liohöu,  dass  ^eder 
so  hieneingesoellt  ist  ins  Leben.  Die  Forderungen ,  die 
an  den  jüdischen  Typus  gestellt  werden,  sind  Gesünderer 
Art.  Man  kann  manchmal  Neid  empfinden,  dass  man  über 
seine  Grenzen  nicht  hinauslcann.   W-^  id  aui'  jene  Religion, 
die  nur  verlangt:  Hineinüc  miegen  in 


•   •    •   •   • 


V/elcher  jüdischu^r  Typu3  kann  das?     Jeder  muss 
sein  eigenes  Lehen  leben,  Vater   sterben  nicht   für  Kinder 
und  Kinder   ster.-en  nioho  für  Vater.     Jedc-r   büsst  nur 
für  seine  eigene  schuld.     Hier  wird  der  Jude  ge- 
patekt  von  der  Faust  G'ttes  und  hieneing.^stel .  t  ins  Leben. 
Wir  sind  als  Juden  geboren  uns   sollen  uns  hier  VDr 

Entweihungen  und  Schändungen  hüten.     Wie  leicht   ist 

wecieev/orfen  v/orden 
wft  die  Religion/durch  äussere  Umstände    !Und  wenn  wir 

dann  fragen,   was  ^ard  denn   geschehen,    dann  antv/or^en 
wir  mit  dem  grossen  König  im  Reich  des  Geistes  und  der 
Kunst,    der   so  viel   gelitten  hat,    der  grosse  König  BaMid: 
Lass  mich   doch  nicht   .'allen  in   die  Hände  aer  ivienschen, 
wenn  ich  gestraft  werden   soll,    sondern  in  die  Hand 
G'ötes. 


-     8     ^ 

Soi  wollen  wir  Juden  imr:ier  sprechen,   wenn  wir   gequält 
werden,    soll  G'tt  uns   strafen  und  nicht  die  Mensdiea. 
Hie  und   da   beginnt  manchmal  auch  das  uralte  Haupt  des 
Judentums  den  Kopf   zu  schütteln,   wissend,   was   im  Leben 
vor   sich  geht.      Am  Abend  treten  v/ir  hin  undsprechen 
die  V/orte:    Er  ändert  die  Zeiten,    er  wechselt  die  Perio- 
den,   gelobt   seist   Bu  Ev/iger,    unser   G'tt,      Es  war   einmal 
so   im  ültertum  und  Mittelalter  und   es  herrschten  einmal 
tüber  Palästina  der  Römer  und  der   Griche   usw.      Da  wtrd 
man  hineingestellt   in  die  Notwendigkeit,    eigene  Lebens 
erf  ah  runden   zu   sammeln  una   dann  genen  wir  auclri   nicht 
vorüber  an  dem  s  cliv;ersten  Schicksal,   das  Menschen  er- 
fahren können   .     Und   im  gewohnl-^chen  Leben   ist    .s 
immer  noch  Su,   dass   das  das  schwerste  Schicksal   ist, 


v/ 


enn  ein  Mensch  sterben  muss,  als  Märtyrer  sterben  muss. 


Ich  habe  Ihnen  ein  kleines  Büchlein  mitgebracht :  das 
heisst  Eaom,  das  ist  zugleich  der  Name  der  Amoniter, 
jenes  Brudervolkes,  das  uns  so  sehr  befehdet  hat  und 
auch  der  Beiname  des  Bruders  Jakobs,  Esau.   äs  ist  in 
derschlichtesten  Sprache,  die  man  sich  überhaupt  vor^tel 
len  kann  ,  geschrieben.  Es  sind  Berichte  eines  Augen- 
zeugen von  den  Verfolgungen  die  unsere  aiaubensgenossen 
in  den  Kreuzzügen  erlebt  haben.   Ich  möchte  ihnen 
einen  kurzen  Abschnitt  vorlesen,  um  Ihnen  zu  Züigt;n, 


v; 


ie   ein  Kultus   im  &» t^esdienst   sich  bis  heuxe  bewalrt 


hat. 

ff siehe  Absatz  im  Buch  Edom! 

Seil:  den  Kreuzzügen,  seit  jener  Zeit  spricht  man 
in  unseren  Synagogen  2  mal  im  Jahr  und  bezeichnender 
weise  aber  in  den  Synagogen  des  Ostens  an  jedem  Sabbat 
(  denn  unsere  ostjüdisohen  alaubensbrüder  sind  Nachkommen 
jener,  die  nach  den  Kreuezügen  vertrieben  und  in  den 
Osten  geflohen  sind)  und  da  sprechen  wir  dann: 

Af  horachamim,  Vater  des  Erbarmens,  Herr,  der 


-  9  - 

in  der  Höhe  wohnt,  er  im)  ge  gedenken  der  Prormu  n  in 
seinem  Erbarmen,  der  »edlichen,  der  Vüllkommenen  in 
der  heiligen  Gene  in de,  die  ihr  Leben  aufgaben  zur  Hei- 
ligung des  go -etlichen  Namens.  Sie  waren  achnelier 
als  Adler,  stärker  als  Löwun  umd  den  V/üen  des  Schöpfers 
zu  erfüllen.  Mö-e  unser  G«tt  mit  uns  ihretwillo-n  Er- 
barmen haben. 

Was  bedeutet  das? 

Hi  .r  ist  die  G-escliichxe  unmittelbar  in 
unseren  ilultu^s  aufgenommen.  Wir  haben  es  nicht  ver- 
gessen, 2  ual  wird  es  vorgetragen  am  Sabbath  vor  dem 

Schewaausf^'St  und  Tischu  b'aw. 

Meine  Damun  und  Herren  !  V/er  unsere  Gebet  e 
durchlebt,  der  wird  erschtt  tert  sein,  wird  gekneto't 
vom  Geschick.   Er  weiss,  dasr.  vir  N^chkoui.  en  sind,  von 
Vätern  und  Müttern,  aie  Helden  waren,  der  versteht,  dass 
^''^''    in  den  Worten  eines  Juden,  der  uiit  seinem  Judentum 
gespielt  halt,  Heinrich  H.ine,  wirklich  wunderbar  for- 
muli--.rt  wird  und  zum  Ausdruck  komme,  was  wir  alle  empfin- 

den: 

Das  Volk  der  Griechen  b^stana  auü  scaönen  Jünglingen,! 

ist  ein  Volk  von  ' 

Das  Volk  der  Juden  kÄSiXKStxäDCJJ/Munnern 

wer  solche  Geschichte  gehabt  uat  und  sie  einbe- 
zieht in  das  Leben,  in  dei  Kult,  wer  hier  nicht  vergisst, 
was  in  der  Vergangenheit  geschehen  ist,  wird  dadurch 
ein  anderer  Mensch,  dass  er  aie  Beziehungen  zum  Höchsten 
erkennt.  Man  kann  nicht  sa  ,.n:  Es  fangt  hier  an  und 
hört  dort  auf.  Bin  M  nsch  soll  sein  eigenes  Leben  hin 
einbauen  in  das,  was  er  von  der  Ver^an.enh.it  überliefert 
bekoumit,-  weichen  V/eg  er  persönlich  finden  wird,  um 
das  Alte  zu  verstehen,  kann  niemand  voraussehen.   Die 
Forderung  der  .^^^^^^TMllen  wxr  darüber  scl...iben: 


v;as 


-      10      - 
jedes  IvJal  sdiü^süen  wir   daü  liaupti/obet  mit   den  Worten 
niierr   d-r  Welt,   bew;.hre  me.ne  Zun,,;e  vor  Bösem  und  meine 
Lip  en  vor  trügerischen  Reden,   lass  duoh  meine  Se^le 
schweigen  gegen  die,    die  mich  i'luchen  und  mein  Leben 
sei  wie  Staub  vor  Dir.     Oe.fne  mein  Herz*  Deiner  Lehre 
una  meine  Gebote  las 3  meine  Seele  boiTolgen.     Und 
wer  Böses   gegen  mich  sagt,    zerstöre   seinen  Lauf  und 
vernichte  seine  Plane.  Tue  es  um  Deines  Namens   willen. 
Tue   es  um  Deiner  -eiligkeit,    Dexn^r  Lehre,   um  Deiuer 
Grösse  willen.     Ur.sere  Seele  soll   schweigen  gegen 
die,    die  uns  Böses  tun  und  wirv/ollen  erst:    ben  scholaum, 
Frieden  für  alle  und  für  unsere  Gerne inscua it.        Solche 
Worte  solen  llelfee  sein,   aie  die   Seele  von  neuem 
sciffliieden,   dass  sie   ertragungsfuhig  wird  für   ein 
Leid,   das  lange  noch  nicht  so   gross   ist,    wie  das, 
unsere  Voriahren  ertragen  haben.      Ich  möchxe  ihnen 
in  aller  Kürze  noch  e  inige  ürd  eutungen  machen'- 
und  sprechen  über  den  Zyiilus   des  Jüuischen  Jahres  und 
über   Geschichte  unter  religiös  -jüdischem  Gesichtspunkt. 
Heute  m  8  Tagen  werde   ich  es  ausfühürl icher  beschrei- 
ben,  aber   alles   kc^m  man  nicht  auf  einem  M:-a   erörtern. 
Was   den  Zyklus   des  jüdischen  Jahres  anbetrifft,    so   ist 
auch  4er  ein  Kultu^s,   aber  ein  Kult  von  merkvmrdiger 
Art.     Haben  Si--   sich  selbst   sclion  einmal  beobachtet? 
Haben  Sie   schon  bemerkt,   dass  unbewusst   der  Atem 
einen  besonderen  t  bestimmten  Rythmus  hat?     Das  Herzt 
scrilugt   den  gleichen  Takt,    ob    sie  gehen  oder   stehen, 
was  wir  auch   tuen,    das  Herz   schlagt   im  gleichen  Takt. 
Ein  eigentümlicher  lythmus,   auf  den  sich  unser  Leben 
aufbaut.     Nun  s.h.n  Sie  einmal,    eine  Widerspiegelung 
dieses  Rythm.us   ist  auch  im  Leben  des  gesammten  jüdisch- 
retgiösen  Typus  vorhan  den.'   Äs   ist  der  Rythmus  d. s 
Jahres.      Er  wird  eingeteilt  durch  verschiedene  Er- 


-    11    - 


hebungen.      Zanachat  e  immal   iüt   daü   glc  iuliinaüSige:    der 
Sabbath.     Hier  und  da  habe  ich  schon  darüber  gespr   oolien, 
dasö  der   Sabbath  für  heiliger  gilt  als   der  Jaum  Kipi.ur 
Der  Sabbath,    von  dem  es  «iheisst:  Man  soll  ruhen,   damit 
die  Se^le  ;-;ieder   2;u  sich  finden  iiann.      "Der  Sabbath  is 
entsdieidend  lür   das  Judentum'.     Wie    entscheidend  er 
ist,    sagt  mxü  ein  V/ort  aus   dem  Talmud.      Da   steht  näm- 
lich    v;ann  der  Messias  kommt  und  es  mre  vdrklidi   inte- 
ressant,   das   zu  wissen.     Db.s  Judentum  g.  bt   das   auch 
an,   aber  nicht  die  genaue  dironische  Einteilung,    das 
genau  e  Datum,    sondern   die  Bedingungen:      "Wenr.  alle 
Juden  Schabbos  halten,    dann  kommt  der  Me^jsia".      Das 
ist    ein  eigentümliches  Wort.     Es    ist  ungeheuer  bedeuxsam, 
dass  herausgehoben  wird,   dass   der  Sabbath  für  das  Judentum 
das   (jrundleg  nde   schafft  undv;ir   erkennen  villeicht  die 
Tragik,    in  der   vär  uns  in  Deutschland     befinden.      Den 
darüber   dürfen  wir  uns  nichL  täuschen,   dass  wir  in 
Deutsc.land  den  Sabbath  einfach  nicht    als  absolute 
Pcrderung  an  j.den  Sohlen  können.      Das  Berufsleben 
macht  leider  die  lieilighaltung  des  Sabbaths  für  viele 
nicht  möglich.     lU  r  einen  richtigen  Weg  zu  finden, 
ist   eine  schwierige  Aufgabe.     7/enn  jemand  die  Bedeutung 

des  sabbath  kennt,   ward  er  einen  Weg  linden,   um  an 
diesem  Tage   teilhaftig  zu  werden  der   g^-..altigen  Weis 
heit,    die  im  Sabbathgebot   steckt.  Und  v;äre  es  nur   die 
Beschäftigung  mit  der  heiligen  Schrift,    denn  man  kann 
sag'.n,  was  man  will,    es     eht  nichts  über   die  unerhörte 
Weisheit,   die  in  unserer  heiligen  Schrift,    in  unserer 
Thora  steckt,  und  am  Sabbath  wollen  wir  uns  mit  der 
Thora  besci-^tigen.     Ein  mir  bekannter  Herr  macht  es 
z.  B.    so,   dass  er,   da   er  am  Sabbath  seinen  Geschäften 
nachgehen  mu^s,    er  sich  in  seiner  Pfcizeit  und  am  Frei- 
tagabend,  dem  Anfang  des  Sabbaths,  sich  mit  der  Thora 
beschäftigt. 


•"> 


-     12     - 

Bas   fet  unser  Blut  und  unst^^r  L^ben.     Das  Budi ,   das   in 
über  600  Sprachen  übersetzt  ist  und   in  jedem  Jahr    in 
vielen  Sprachen  hLniauswandert   in  di     v/elt,   es   ist  unser 
Buch,   das   uiüssen  wk     immer   bedt-nkun.      Gerade  im  Mi>.tel- 
alter  gab   sie  den  Juden  besonderen  Halt.     Am  Pr«.itagabend 
da  war  det  Jude  ein  König  und  seine  Prau  war   eine   Koni 
gin,    sinst  aber  v/ar  er   ein*  gedrückter  Menach.     Am 
Freitagabend  besingt   er   seine  Frau  als  Königin  des  Hauses, 
es  steht  ein  Duft  über   di  es  m  Saobath,   ein  Tarn,    ein 
Eebensodem.      Sie  kannen  die   Geschichte  über   die  rä.i^öse 
Sprache,  über   die  Sprache   d^JS  Jui  entums.      Bin  klein 
wenig  will   ich   heute  andeuten.      Sie  kennen  die  Gesouichte 
von  jenem  römischen  Kaiser,    der  am  Sabbath  bei  Rabbi 
jemed  eingeladen  war.      Er  hat  dort  einen  wunderbaren 


Duft  in  sich  aufgeno-mmen  und  hat  gemeint,    die  Speisen 
munden  iiim  vd.  e  nie  zuvor.      Er  befahl  nun  seinem  Koda 
die  gleichen  Speisen  anzufertigen.     Dieser   lief   zu  Rabbi 
Jemed  und  liess   sich  die  Spelsezusacpipfflnstcllung  geben. 
Aber  der  Kaiser  wollte  dem  Koch  den  Kopf  abschlagen 
lasiien  aus  Zorn  darüber,   das^   die  Speisen  trotzdem  anders 
seil  meckten  als  die  bei  Rabbi  Jemed,   und   er  fragte 
Rabbi  Jemed,    ob  es  vielleicht  an  einem  Gewürz  liege, 
das   sein  Kocli  vergessen  habe.     Ja,    es  war  wirltlich    ein 
Gewürz,   nämlich   der  D..ft  des  Sabbaths.     Hier  haben  Sie 
in  wunderbarer  A  rt  und  \7eise   in   einem  Midrasch  die 
Bedeutung  des  Sabbaths.   in  genuitvoll  er- Beziehung  erhalten. 
Denken  Sie  andie   3  v/allfahrtsf este:   pejsach,   Sche- 
wuaaa  und  Suckaus,    fernc,r  an  Roschhajchono  und  Jaum- 
jqbppur,    das  purim-Pest,   das  bevorsteht  und  das  Ghanu-iia- 

Pest. 

Wir  feegini-en  diesen  Zyklus   dev  Feiertage  mit  Pes- 
sach,   dem  Geue;  ktage  des  Auszuges  aus  der  Knechtschaft 
aus  Aegypten.     An  jeddm  Sederabend  sagen  w ir   es  vi  eder: 


-     13     - 


Es   ist  etwc^s 


a 


Heu.e   sind  wir  Knechte,  morgen  Freie. 

Wuiti.rteres  uhd  unsox«  «rosDe  Sc  rirten  r Uhren  uns  nin-in 
in  den  ^.nrang  der  jüdischen  qoe.  .  inscUartswerdung   . 
Dann  kommt  di9  Wüstenwanderung  und  dann  er  st-dle 
Erlösung.      tt.nn  ko.:.t  das  Sohev^uausr.st ,   das  v/oohen- 

.      T.   ^   «  Q-i«i»i    mhin  unoere  aemeinsühaft  die  Thor 
fest.     Am  Bt!i:^g6  biaai  mnm  uuuoi. 

^   o«,  cnv-ansfest  wird  die  WuStai Wanderung 
im  lanpL'ang  und  am  Suii.^usieao 

^    ,  ^-i.=.  TJii   +A      in  der  v;ir   sjnnbolisch 

dargestti  It  duro.i  die  Hu^te,    m 

,    -,        V,   -i  V,    T  v-vri  ■.;>pr   vJeise   vermischt 
leben,   jene     '^eit  vi  ra  dadurcn  m  inniger   v/eis« 

mit  unserer   aegenwart. 

Biese   5   Feste  sind  Peste,    die  mitten  hien- 

eiust^-llen  in  das  jüdisoiie    Leben. 

Am  pessach  beginnt  die  Gerstenernte, 
am  .ohewu.usi-.s-uu  i.t  si  o  buenuct.     .Manbrxngt  schon 
die  Blüten  im  Tempel  dar.      Denken  Sie  doch  bei   dieser 
Gelegenheit  wieder   an  den  wunderbaren  Traum  J^  obs: 
Me  Leiter,   de  auf  dem  Boden  st.ht  und  in  den  Hi..el 
ragt.l-Ii.r  haben   ^ir   aie   grossen  gesohichtlicuen  Feste, 

i-ic   n-yr  Qc^p  vran-ierung  durch  die 
d.h.    sie   eri.iiern  an  die  grosse  \,an-LOLu  ^ 

r,    •+        H  vpr'rn-^rer   diese  Wanderung  mit   der  Erde,    sie 

4:^4-        7nri'n*(»>i  sind   öS  P  ste  von 
schv/^.>bt   nicht   in  der   Luit.      Zugl^ica  .lua 

,  •^-      ^    -^  -Q^ap  tnntf     denn  an  diesen  5 
ung.h  eurer  politiscuer  Bede  tun^, 

.  nnsere  Vo-rahren    ins  Jerusalem  versaLimelt . 
Festen,  waren  unt-ero   vu-xö,.iLv^ 

.   V,     V,    Metren  w^r   hie«-  in  Deutschland  eine 
Vor   einigen  Jahren   nat^en  w^r 

^n  ^  vv^+pr   dem  wot-oO  stand:  Jeder 
ähnliche  Bewegung,    die  unoer   dem  iv.oo 

.        -.   nnoh  Rerlin!      Jias  haben  wir  Juden   schon  vor 
einmal  nacn  Beriim      -'»^" 

■;  V,      Ko-rt-H-u-en  r  Bedeutung  gesagt. 
Ja hrta... senden  m  übertragen.. t  d^ 

Tr,>v.''nViypn  in  Jerusalem.     Von 
im  Jahr  warun  unsere     Vorxdhren  in  o 

«.    e-io  her  Mvi    blieben  8  Tage  im 
über   den  GrenEßn  kamen  sie  her  urv 

.•«  'nilinA-noli tischer  Bezie  - 
Tempel.     ¥as  bedeutet   dic-s   in  ...ultutpoiix 

v,a  +  rr  1  ich  ihre  Nahrung s_;ittel 
hung?     Sie  hatten  xa^itaDcx  naturlicn  mr 

•      -,.v^PVlder  Form.      Sie  führten  die 
mitgebracht  und  zwar   m  lebender  J?  orm. 

Tiere  mit  sich,   manchmal  aber  auch  Waren,    di 


3  mal 


tüi  e 


-     14     - 

zu  Gel  de  machten,    indem  sie  sie   in  d-^-^r  Umgebung  des 
Tempels   zum  Kaufe-  ausboten.     Hieraur  bozi-hen  sich  au  h 
die  \y  ohsler   im  Neuen  Tt^stament.      „aruin  machte»  u.an 
den  Juden  zum  Vorwurf,   das^  sie  die  ^v7aren  am  Teüipel  aus- 
boten?    Hie  grossen  Märkte   im  Mittelalter   fanden  imir/er 
bei   den  Kir»ohen  statt.     Siy  habem  hier  ein  Beisxjfeel*, 
das   Sie   sicher   schon  kannten,    eingefügt   in  den  Sinn 

des  Judentums. 

Wir  haben  heute  nuch  di^.se   3   groü^en  Yfalilfahrts- 
feste,     die  erinnern  an  die  gewaltige  Bedeutung,    die 
sie   in  Palästina   gü.vonnen  haben.      Sie   sollen  in  uns  wach- 
räfen  das  geschichtliche  ßewusstsein  und  gleichzeitig 
die  Geachichöe  verbinden  mit  dem  Boden.      Das  jüdische 
Volk  war   ein  Bauernvolk.     Y/ir   sollen  nie  v^rgcissen, 
dass  vom  Boden  aus,    der  Mensch  entschieden  wird.     V/ir 
finden  in  der     Thora  grosse  Bodengesetze,   die  noch  hai  te 
für      ie  Boaenreformler  von  besonderer  Bedeutung  iiina. 

Man    führt   es  nur   in  moaernen  VI  orten  aus.      Nachdem 
das   Gesetz   in  uns  wach  geworden  ist,  werden  wir   3   Tage 
vollkommen  isoliert,   aus  der  Gemeinschaft  herausgehoben. 
Dann  ist  es   nicht  mehr   die  Gem^irE  chaft,    sondern  dann 
Bindwwir  nur  als  Personen  G'tt   gegenübergestellt. 

Nun  Roschhascuono  und  Jaum-Kippur.     =  Neujahr 
und  Versöhnungstag.     Unser  Neujahrsf t.-st   ist  eben  etwas 
ganz  anderes  als  das   bürgerliche  Neujahr.     Man  sagt 
einen  netten  Ausspnch:   Unser  Jahr   fuiigt  mit  dem  "Rausch" 
an,   das  andere  hört   damit  auf.  Aber   es   ist  uoch 

eigentümlich  fiär  den  jüdischen  Typus,   das.    wir  das  neue 
Jahr  nicht  mit  Freude  begingen,    sondern  still   im  Gebet. 
Am  Roschhasc:.ono  wir   eingeschrieben  und  im  jüdischen 
Kult  besiegelt,  wer  leben  wird  und  wer  sterben  wird, 
wer   erhüben  wird  und  wer   gedemütigt  werden  wird,   dies 
ist   ein  ganz  grosses  Bild.     Ich  werde  versuch  n,    Ihnen 


-     15     - 

die  Bedeutung  des  Bildes  dar2.ulegen:     Wenn  der 
Dichter  sagt:      Es  v;ird  in  die  grosse  Posaune  gestossen 
und     alle  ßn^,  el  erzittern,   heut   ist  der  Tag  des  Ge- 
richtes und  so  kommen   sie  alle  Weltenbewohner,   nicht 
die  Menschen  allein,    nicht  die  Brdbev/ohner  allein,   alle 
Weltbev/ohner,   die  es  überhaupt  gibt.     Und  sie  zi   hen 
vorbei  unter  Deinem  Stabe  und  es  mrd  gerichtet. 
Man  muss  das  varlilich  einmal    ini  erlioh  an  siJi    selbst 
erleben  und  vä  rd  erschüttert  werden.      Es  heisst: 
G'tt  sd.lägt  vor   sich  auf  das  Sefer  hasse,   das  Buch 
der  Geschichte,    es   ist  ein  merkwürdiges  Tagebuch 
nsc^  aer  Anscliauung  des  Didriters.      Es   liest  sich  näm- 
lich von  selber  vor.     VIs^Q   ist  das  für  ein  Tagebuch? 
All  unsere  T»ten,     auch  unsere  Y/orte,    dit^  wir   sprechen, 
diesind  nicht  verflogei.,    sondern  eingeüchrioben  in  die 
Bwigiieit.     Und  wenn  wir   ihnen  wieder  begegnen,  werden 
wir  sie  an  den  Folgon   erken  QQ  .     Wie  töricht  v/aren 
wir,    dasj    wir  nicht  früher  nachgedacht  haben.      Es  gibt 
für  allv..s  eine  Folge.     Der  Jude  denkt  dasfür   sich, 
der  Mensch  allein.     Roscrihaschono  und  Jaumkippur   sind 
Tage  der   gro^^sen  Abrechnung  und  ein  ganz  personliches 
Menschheitsfest,   wo  manherausgehoben  v;ird  aus   der 
Gerne mscliaft.      Es   gibt  nur   einen  G'tt  urxL    vor   dem 
werfen  wir  uns  am  Jaum  Kippur  bieder,     stellen  Sie   sic.i 
einmal  vor,   an  jedem  Jahr  erleben  wir   das  mit  allen 
Votbereitungen  und  all  den  wunderoaren  gefühlsmässigen 
Begleiterscheinungen.      So  erleben  wir  die  ganze  Flut 
der   Oeschohniüse,    die  Problemstellung  dei»s  Mensdien. 
Aber   immer  nicht   isoliert  im  Intellelttuell  en  sondern 
eingebaut*  in  den  Glauben,    in  ein  kraftvolles  Leben 
des   Inn^ron  und  der  Seele.      Ein  Mensch,    der   so  lebt, 
der  atmet  erst  unter  goutli ehern  Gesichtspunkt. 


Wi 


ir  teilen  unser  Leben  ein  in  Wochen  und  dix  ch  den 


-     16     - 

Sabbath  und  die  Peicjrtage  bekomii.en  sie  das  Spektralband 
des  jüdi  seilen  Jahresrytlimus.     Uni  wer.n  Sie  das  Spektral- 
band des  Öhr istliche     Jahreszyklus     danebenstellen, 
dann  würden  Sie  eine  mer  würdige  Bntdecl-üing  machen: 
Denn  dort     hebt  der  Mensch  an  9  Tagen,   bei    den  Juden 
kommen  noch  4  Tage  hinzu,    ;.ich  aus   dem  PIuüS   des  Tages 
heraus  und   i,war  beim  Christentum  last   zu  derselben  Zeit 
wie   im  Judentum.     Man  hat  hier     einmal  bildlich  deut- 
lich vor  Augen,   wie  do  oh  däiSTudentum  und  Oliristentum 
im  Reiche   des  Seeliscüen  gleichmüssig  atmen.     Und  wenn 
man  sich  vorste.lt,   dass   es  noch  andere  Spektralb ander 
gibt,  wird  man  begreii'en,    dass   das  Judentum  Ungeheures 
in  die  ';7elt  gebracht  hat.      Nicht  nur   bedanken,    sondern 
auch   ä.  ne  Soeleni'orm.     Dann    .ann  ich  ihnai    nicht 
in  Worten  schildern.      Es   gibt  niosht   nur   einen  Rythm^s 
des  Herzens   sondern  auch  einen  der  Seele.     Nun  gestatten 
Sie  mir,  meine  damen  und  Hörren,   noch  einige  V/orte 
zur  Präge   :    die  Geschichte  unter  religiös-jüdischenm 
Gesichtspunkt   zu   sagen.      Es   ist  aber  heute  abend  nicht 
mehr  anders  möglich,    als   daxs   ich  Ihnen   ein  Beispiel 
heraushole,    in  dem  die  Frag  estellung  deutlich  wird 
und  ein  Beispiel,   das  Sie  nicht  allzu  sehr  anstrengen 


wir. 


Die  Geschichte  ist  nicht  m.hr   dac  persönliche 


'Gesch.hen  allein,    sondern     ist  das  Personliche  verbunden 
mit   dem  Gemeirs  chaftlichen,    zurück  in  die  Vergangen- 
heit gesehen  und  für   die  Zukunft  vermuoet.      Bin  Band 

/^  O    Q 

dütiehdas  Leben  für  a  re  Bauer   zieht,   auch   ein  Spek- 
tralband, ein  Atmen,     und  der   ist  der  grösste  Geschichbs- 
Schreiber,  der  dieses  Band  in  seinem  Rythraus     beschrei- 
ben kann.      Zahllose  haben  es   versucht,    im  Altertum 
im  Ivlittelalter  und  in  der  Neuzeit.     3)ieses  sind  3  Perio- 
den, aber  das  Judentum  atmeü  iL.  Zeitraum  von  700  Jahren. 
Aber   ich  will  dieses  heute  nicht  mehr  beschreiben,    son- 


-     17     - 
dern  nur   eine  Pra^e  stellen:     Was   bedeu   et  von  jüdisch 
reliiviösem  Typus  aus  überhaupt   di^^  &eschichi:e?     Was 
bedeutet  diese  Frage?     Si-^-  bedeutet:      Es    ist  umiöJLich, 
irgend  etwas  aus   der   Qanzhi^it  acs  Judentum  s     heraus 
zu  nehmen  und  besonders   zu  behandeln.     Wen  man  s ein 
ganzos   ethisciios  Leben    ,   vi  rtsohaftliehes  Leben,    das 
gesamte  Lebc:n  decausseren  Form  aufbauen  muss,    so    uiuss 
au  eh  die  G-esohich^e   damit   im  Zusamiaenhang  stohja  . 
Es   bestehun   zwei   grou.  e  Unterschiede   in  aer  G-eSuhiohts- 
schreibung,   und  zwar  eine  die   ja  sagt   zur   ewig-religiösen 
Beziehuug  unter   dem  aesi^jh^  spunk-&  a'ttes,   das   is  l  die 
Gesuhichtssdireibung  unserer  Bibel  und  eine,   dieabsolut 
davon  abweicht  und  gleichsam  immer  nach   d^^m  Prinzip  geht, 
mix  den  Augen  aul'  dem  Brdboden  herumzusuchen. 

Meine  Barnen  un  ,.  ^ercen   !    Ich    will   ihnen  nur  noch 
einen  Punktun^erer  ßibel  darlegcr.  ,   wo  aiese   beiden 
priniiipion  zusammentreffen.      Es   ist  wiri-lich  etwas 
Merkwürdxges  und   ich  führe  es  an,   da  es    im  Zusammen- 
hang steht  mit   dem  Purimf -.;st,i)?it  Worten  aus   dem  Puriqi- 

büchlein, 

BS   gibt   in  der  Bibel   ein  Bi.chlein,    in  dem 
der  Name  G'  i.t  üb  er  hau. jt   nichu  vorl^ommt.      Das   isx   dio 
Geschichte*,   die  wir  am  pur im  in  der  Synagoge  vorlesen, 
die  Esther-  Geschichte.      Es   ist  hier  also  witklxch  eine 
weltliche  &esd.  ichtsschreibung,die  in  der  B-bel   steht. 
Es   ist  düch  etv;as   BigeitümÜches  und  oas  soll  nun  da- 
hinterstecken?    V/as   ich  Ihnen  nun  darlege    ,    ist  gleich- 
sam eine  B|piSü4de  Sie  kamen  alle   die  Purim-aesJa  ici.te, 
und  Sie  werden     zugeben,   dass   in  dieser  Geschichte  alles 
mit   einer  unerhört  gtossen  Sinf Eiligkeit   zugeht. 
Man  sollte  es   gar  nicht  für  möglich  halten,   wieviel 
Zufalle  zusaiiunentreffen,   so  dass  hier  die  Juden  von 
grösster  Gefahr  gerettet  werd<^n.     Zunächst   einmal  der 
lächerliche  Befehl  des  Königes,   der  in  der  Weinlaune 


-     18 


der  Königin  WaL^chti   befielht,   unversdiloiert  auf  ein 
grosses  Fest   zu  erscheinen*      löaan  nach  ihrer  Vertrei^ng 
waich  Zufall,    dass   d.^r  König  von  allen  schönsn  Mudchen 
dos  Landes   gerade   die  Jüdin  Esther   zur  Frau   erwuhlt* 
Dann  erwischt  MoÄdechai  die  beiden  Verschwörer,    die  dem 
König  an  den  Kr-^gen  w  ollen.      Er  meldet  auf  dem  Umweg 
über   die  Königin  Esther   die  Versdiwörung  ,    j.  doch  ver- 
gisst   der  König,    ihn   zu  belohnen.     3-jdeni.en  Sie   anmal, 
Tiie  grobe  Zufälligkeit,    wenn   z.B.    der  König   in  jener 
encsch  eidendenNach  nicht   gewacht   sondern  geschlafen  hät- 
te!     Also   der  K>nig  wacht   in   der  Nacht,   und   er   kann  nicht 
schlaren.      V/as  taten  Sie  in    .inem   solchen  Fall?     Sie 


1 ,'  •  •    • 


vmrdöu  vielleicht   ein  üuch  nehmen  und  lesen.    Der  Jrs^önig 
jedoch  holt  die  Chronik,    in  die  langv/ eil  igen  Staats- 
ereignisse verzeichnet  sind,    es   ist  doch  e ine   grobe 
Sinnfälligkeit   in  dieser   Oescaichte.   Aus   dieser  groben 
Zufälligkeit  möchte   ich  Ihnen  ein  kleines  Bild  ^nt- 

wiclilen. 

Es   ist  nämlich  gar   niohc  so    zufällig.      Die  Köni- 
gin Esther  m  rde  von  Mordechäi   gebeten,    gehe  zum  König 
und  bitte  für   iöein  Volk.     Du  musüt  gehen,    denn  waan  Du 
es  nicht  tust,    dann  wird  viollticiit  Dein  Volk  gerettet 
aber   Du  wirst  zugrunde  gehen.     Die  Königin  lic)ss  ihm 
darauf  sagen,    dass   ii.nerhalb  30  Tagen  Keine.'   zum  i\öi.ig 
duürfe.   Trotz  dieser  Lebensgefahr   ertschlieüst  sich  die 
Königin  doch   ,    zum  König  zu  gehen.     Sie  fastet  3  Tage 
und  tut  den  Gang.      Sie  ivOiamt  hinein  zum  König,   der    sehr 
erstaunt  ist  und   stets  muüste  der  König,  wenn  ihm  der 
Besuch  angenehm  v/ar,    da;3  Zepter  ausstrecken  und  siehe  da, 
trotzdem  Esther  ungerufen  kam:    er   streckte  das  Zepter  aus, 
ir  fragte   daraufhin  Esther,  was  Willst  a»i  und  wenn  es   das 
halbe  Kv.nit,reich  wäre,   so  will   ich  es  Dir  gewahren.     Und 

die  Königin  sagt:    Lade     den  Huamann  zum  Abendbrot  ein. 


-    19    - 

Was  tut   sie  denn  nun  eigöntlich    beim  Mahl?     Der 
König  iüt  ©in  gutmütiger  und  leiciatfortiger  Men.oh 
und  als  sie  so  b.isaruinan  sitzen,    da  sagt  Esther 
auf  die  Pr  ge  des  Königs:      Lade  Haamann  noch  einmal 
lür  morgen  ein.     Mindestens    konnte  nun  bei   dem  König 
der  Gedanke  der  Eifersucht  aurkomir.en  und  es  iiam  nocii 
hinzu  dasssein  er^eit   im  Orient  dauernd  Verschwörungen 
an  der  Tagesordnung  waren.     Dass  nun  der  König  in 
der  Nacht  nicht  schlafen  iionnte,   ist  doch  kein  Zufall 
und   er  wollte  einmal   nachgehen:  Vfie  haben   sioh  eigent 
lieh  meine  ^orrahren  in  ahnlichen  Situation  n  ver- 


?  Und  hat   schon   einmal   eine  Königin  ihren  liatten 


ahlten' 


ermorden  lassen? 


])a   a  ieb   er  bä.    dem  Warnen  Mordechai   stehen, 
und  stellt  fest,   dass  dieser  noch  nicht   einmal  eine 
Belohnung  erhalten  hat.     Und  nun  konmt  morgensin  aller 
Früher  ausgerechnet  Haamann  zum  Köni^;  und  will  die 
Bitte  an  ihn  stellen,    den  Mordechai   hängen  ^u  lassen. 
Da  stellt   ihm  der  König   eine  Präge-.   Was   soll  der 
König  mit  demjenigen  1xin,   den  er   .hren  will.     Haamann, 
aar   glaubt,   er  s ei   gem. int,   antwortet:  Man  nehme  des 
Königs  Gew..nd  und   des  Königes  Ross  uiid   xühre   di  .  sen 
Mann  auf  diesem  Ross   durch  die  Stadt  und  rufe:    So 
geschieht   dem  M.:nn,    den  d^r  König  ehren  will. 
Da  hat  der  König  gedacht:    Du  elend. r  Kerl,    jetzt  hast 
DU  Dich  verraten,    Du  strebst  nach   der  Krone! 
Au^^enblick  war  Haamann  verl   oren.       Als   nun  c.nach 
dieser  Handlung  Haamann   zum  Mahle  gerufen  wird  und 
der  König  wieder  an  Esther   die  Präge  stellt,  was   sie 
wolle,    da  ar;twortet  si  ■:     Rette  mich  und  mein  Volk  ! 
Wir   sollen  ausgerottet  werden.  Und  als  der  König  fragt 
von  wem  de,.n,    da   zeigt  sie  Auf  Haamann.     Da   ist  nun 
dem  König  die  Möglichkeit   gegeben,    dass  s,  ein  arimm 


In  dem 


-     20     - 

ausbricht.     Als  Esther   zum  ersten  Mal   zum  Kö;;ig  ging, 
dastand  Haamann  noch   in  voller   Gunst.      Die  Sache   ist 
wahr s che in_ich  nich^  unrichtig  konstruiert  undich  bin 
überzaigt,   so    war    der  richtige  Zu^ariidenhang. 

Di>-ses  Büchlein  Liit  dieser  Geschichte,    die 
so  einfach  vom  ivienjchlichen  aus   zu  verstehen  ist,    sjtht 
in  der  Bibel.      Die  weisen  xiaben  sich  darüber  gestritten, 
ob     man  diese  Geschichte  hineinstellen  soll   oder  nicht, 
aber   sie  haben  sich   d..ch  dafür   entschlossen,  weil   der 
G'ttesname  nicht   sichtbar,    jedoch  verstecl-tt  darin  stün 
de.      Gerade  hinter   diesen  Zuf?ällen,    die  so  plumt  aus- 
sehen,   steht  der  \';ille  G'tt  s,   v/erm  wir  nur  nachdenken, 
dann  finden  wir  einen  sehr   laicht  ver  st  uni  liehen  psysho- 
log...üchen   zugleich  aber  auch  einen  hühJeren  raetaphysiüctien 

Sinn. 

Das   ist  Geschichte  vom  jüdischen  Standpunkt  aus. 

Es  ist  G'ttesgeSühichte  auf  Erden,  aber  zu  verstehen 

vom  i'iensclitn  aus. 

Die  Lehre,    diu  wir  aus   dv^r  jüdischen  Gescaidiue 

ziehen  sollen  heisst: 

"Du  Jude,   Du  hast  alle  Kircifte   zu  gebrauchen, 
um  Dich  im  Leben    zu   c^rhedten.     Du  darfs.    nicl±    die  Hani  e 
in  die  Taschen  stecken  und  abzuwarten  und   zuzusehen, 
Bu  musot   es   so  machen,  wi.^  die  Al-cen,  wenn  mi  ])ein3n 
Teil   zum  Gescaehc-n  hinzuxügen  wilst,    im  uebrigen  wird 

G'tt  schon  walten! 

In  der  ganzen  Ssthergeschichte  gibt 

es  nur   einen  wirklichen  Zufall  und  das   ist  der  Augen- 
blick,   in  dem  Haamann,    gerade  morgens  von  seiner    inneren 
Unrast  getrieben  vard,    zum  König  zu  gehen,   um  ihn 
zu  fragen,    ob  er   seinem  bösen  v;i    lev.  folgen  kann. 
wer   stört  denn  einen  anderen  so   früh  luorgens?    !      Hier 
kann  man  es   ja   sehen,   wie  G' ^^t    _ ingreift,    so    dass   die 


-      21      -- 

Münsohen   sd. on   glauben,    sie  to^t^n  ü^   ;:olbst. 

Sü   ..ird  G-esühichJe  gev/irktl 
IJeider   liann   ioli  halte  abend     hier  nicht 
nooh  Y/eiteres   aufführen.      Es   entsteht   eine  unge- 
heure Präge,    die   ich   heute  abend  aber   nur   stellen 
und  nichL  b (^antworten  mochte. 

Wie   sollen  wir   die  Ureschichxe  der  Juden 
verstebenausserhalb   der  Bibel?     Für  aie  Bibel   haben 
v/ir   jene  grossen  Geschichtsschreiber  gehabt,    die 
unser   G-e^chohen  emprunden  uaben  unter  e  v/igen  a  - 
sichtspunkt;far    die   Zeit   naci.  der  Bibel     r  hlt 
bis    zum  heutigen  T^.ge  der  xv^ensdi  ,    der   die  gleiche 
Fähigkeit   gelmbt  hü,ttü,   der   zusair  em'ügen  kann 
Erde  und  Hiuael ,    aer   die  jüdische    ,    di-    eine  Runder 
gösüiich^e   ist,    ver;jtanden  hatte   zu  schreiben  un^er 
demGe Sichtspunkt:    G-'tt  hat    es   so    gewollt.  Aber 


man 


sollte  aoch  iixiec  v/ieder  versuchen,    einmal 


einzut^reii'en.     Das  Ganze  werden  wir  nicht  losen 
köni.en,    dazu  fehlt  uns  das  iviaterial    ,    der  prüph.t. 
Aber   zum  Teil  v/ird  an   eii.z^lnen  Stellen  doch  sicht- 
bar, v/as    die  Alten  bezeichnet  haben  mit  dem  pinger 


G'ttes. 


Ich  hab^    das  Geluhl,   meine  lernen  und  Herren, 


w 


enn  Sie   selbs-   nachdenken,   v;ird   ihnen  das   eine 


oder  andere  einfallen,    e^  gibt  eine  ganze  Menge 
Situationen  der  V  rgangeniieit,    in  denen  man  sagen 
könnte:    IDas  war  der  Finger  G'ttes.   Uüd  darüber 
möchtü  ich  heu   e  in  8  Tagen  sprechen  und  vitlleicht 


auch   anschliessc^nd  daran  über  das  P:idagogische   in 
der  Weltgeschichte  und   vielleicht  auch  ganz  kurz 
über  Religion,  v/ahrh&it  und  Wissenschaft.     Aber 
im  allgemeinen  werde   ich  heute   in  8  Tagen  noch  Ainen 
Ueberblick  geben  und  dann  diesen  Zy.,lus  abscxiliessen. 


r 


14.5.1935_._ 


Meine  Samen  und  Herren  1 

loh  hatte  heute  vor  8  Tagen  erklärt,  daßs  ich 
heute  den  Sohlusevortrag  halten  wollte.     Hun  bin  ich  ge- 
beten worden,  die  Themen,   die  ioh  noch  angekünd igtfc hatte 
nicht  vorher  zu  beenden.     Ich  habe  mich  auch  entschloe- 
Ben,  ausser  an  dem  heutigen  Abend  noch  ei  nmal  in  8  T.gen 
und  dann  den  S^hlussvortrag  erst  in  14  Tagen  zu  halten. 
Und  ich  möchte  es  ihnen  überlassen  und  bitte  Sie,  zu 
überlegen,   ob  man  nicht  vielleicht  auch  mal  einen 
«iskassionsabend  veranstaltet  und  dabei  versucht,  das 
aeüambbild  herauszuschälen,  also  daas  jeder  von  seinem 
Standpunkt  aus  die  Dinge  durchdacht  hat  und  hier  in 
l^onzentrierter  Form  Prägen  stellt.     Vielleicht   besteht 
Interesse  und  auch  die  Möglichkeit,  dass  man  hie  und  da 
einmal  während  des  Frühjahrs  und   des  Soumers   zusummen- 
kommen  könnte,  vielleicht  in  Abständen  von  4  bis  6  Wochen, 
unter  Umständen  ist  auch  die  seelische  Situation  wie- 
derum auf irgendeine  Art  und  Weise  verschoben,   so  dass 
d  cn  das  Bedürfnis  besteht,   sich  einmal  auszusprechen, 
wenn  dies  der  Fall  ist,  dann  müsste  m türlich  jeder-mann 
direkt  benachrichtigt  werden,  und  zu  diesem  Zweck  möchte 
ioh  Sie  bitten,   doch  Ihren  Namen  und  Adresse  in  die  Liste 
einzutragen,  so  dass   ich  lie  dann  in  solchen 
evtl.  benachrichtigen  könnte. 

vor  8  Tagen  habe  ich  begönne,  Ihnen  eine 
Präge  darzulegen,   deren  Tragweite  ich  mir  durchaus 
bewuset  bin,   ebenso  wie  ioh  mir  darüber  klar  bin,  dass 
von  mir  keine  endgültige  Lösung  gegeben  werdn  kann; 
und  trotzdem  muiss  versucht  werden,  eine  Lösung  zu 
saolvn.     loh  glaube,  dass  die  Richtung  ,   in  der  die 
Lösung  dieeer  Frage  tor  sich  gehen  kann,   durchaus  sidit- 
bar  wird.     Ich  habe  begonnen,  das  Problem  der  Geschichte 


-       2     - 


^■■-/. 


/ 


unter  dem  oesioh^p  unk^t  des  jüuiaoh-religiöson  Tirpua 

zu  behanaeln,  und  ich  werde  zunächst  einmal  mit 

Episode 
einer  tBXSK  beginnen,  die  In  der  uatur  der  augen- 


bliokllchen  Zelt  unseres  jüdischen  Jahresoyklus  liegt 
In  aller  Kurze  habe  loh  Ihnen  den  inneren  psycholo- 


Man 


in  der 


gisohen  Qang  der  pur  im  -  (leschichte  dargelegt 
hätte  m  türlioh  audi    in  irgendeiner  Periode  ein- 
setzen könnon,  aber  wie  es  eben  ro  manchmal  im  Leben 
geht,  man  muss  sich  nur  der  Strömung  des  Tages  ein 
fach  hingeben.      Der  merkwürdige  soh -inbare  Zufall 
trägt  uns  die  Beispiele  entgegen,   die  von  eindeutiger 
Klarheit  sind.     So  ist  in  Bezug  auf  die  Frage  der 
Geschichte  unter  r el lg iös#jüd Ischen  Gesichtspunkt 
gerade  auch  die  Purimgesiü lohte  ^n  uigeütüml icher 
Beweiskraft.     Und  zwar  deshalb  well 
Bibel   erwarten  würde,   das  ttuch  im  Buche  Esther  imer 
wieder  die  Beziehung  zum  Göttlichen  angeführt  würde. 
ÄS  ist  jedoch  nicht  der  Fall.     In  der  Purimgeschlchte 
kommt  nicht  einmal  der  G'ttes  vor.     ]3aB  Auffällige 
an  dieser  Geschichte  ist,  dass  soh  inbar  eine  Zu- 
fälligkeit neuen  dieandere  gerückt  ist.     Wenn 
irgendein  solcher  zafall  ausfallen  vürde,   so    würde 
der  Zusammenhang  nicht  klappen  und  es  käme  nicht  zum 
glücklichen  Ende.     Ich  habe  ihnen  dargestellt,  wie 
in  einem  Räderwerk  hier  alles  psychologisch  inein- 
ander greift  und  habe  Ihnen  gezeigt,  wie  hier  eine 
kluge  Frau,  schön  In  ihrer  Qelitigkeit  und  schön  durch 
ihre  Einfachheit  die  eben  den  Geist  aus  dem  Gesitoht 
herausleuchten  lasat,  wie  hier  die  königin  Esther  aus 
tiefem  Herzen  das  Volk  errettet,  auf  eine  wunder- 
bare kluge  Art  und  Weia«.     Hätt^sie  im  ersten  Augen- 
blick, daaie  ihr  Leben  wagte,   irgendetwas  gegen 
B&amann  unternommen,   so  wäre  ihr  scheinbar  beim  König 


-  3  - 


H)' 


f 


nichts  gelungen,  denn  Haanann  stand  nocxh  in  yoller 
Qunst.  Aber  Haamann  hatte  in  seinem  Hass  weiterwühlen 
inn  ^n,  was  tausenden  und  abertausenden  von  Menschen 


das  Leben  hätte  kosten  können.  Da  hat  die  Königin 
einen  plan  ausgesonnen  und  in  dem  König  einen  Ver 
dacht  geweckt,  der  vielleicht  schon  sowieso  bei  ihm 
vorhanden  war.  Violleicht  hatte  Haamann  doch  dach 
der  Krone  gestrebt;  ä.  e  hat  ihm  das  Mi  strauen 
eingetlösst  und  hm  klargemacht,  dass  er  Mordeohai 
nicht  ohne  weiteres  rallen  lassen  konnte,  da  er  ihm 
das  Leben  gerettet  und  er  ihn  noch  nicht  einmal  dafür 
belohnt  hatte.   Wie  dannalles  aufeinanderfolgt  ist 
bt'sonders  merkwürdig.  ^Jie  der  K.nig  nicht  schlafen 
kann,  sich  die  Chronik  holen  lasst  und  nachsieht,  wie 
seine  Voc  ganger  sich  in  ähnlichen  pälle«  verhielten 
und  plötzlich  beim  Umblättern  auf  die  Geschichte  Mor- 

4 

dechais  stöbst.  Wie  dann  ein  s ohe inbarer  Zufall  den 
Haamann  in  aller  Frühe  herfuhrt  und  di^  ser  den  König 
in  seiner  Nachtruhe  stört  und  wie  nun  Haamann  kommt 
und  der  König  ihm  die  bewuüSte  Präge  stellt,  aus  deren 
Beantwortung  er  klar  zu  erkennen  ^aubt,  datis  Haamann 
nach  der  Kr  >ne  strebt,  das  ist  alles  so  wundervoll 
eitigefädelt  und  wie  dai.n  im  entscheid  nden  Au^-enblick 
die  Königin  sagt:  »♦  Er  ist  es,  der  uns  das  Leben  nehmen 
will,»»Äa  war  Haamann  schon  verurteilt.   Aber  von  all 
den  psychologischen  Zusaenmenhängen,  die  unmittelbar 
einsetzten,  steht  nicht  ein  Wort  der  purimgeschichte. 
In  der  parim-OeüChichte  stehen  einfach  die  Begeben- 

* 

heiten.     Es  wird  angeführt,  dass   der  König  sich  die 
Esther  ausgesucht  hat  von  allen  Mädchen  des  Landes. 
D^ss  Esther  zum  König  gegan^ien  ist  usw.,  aber  von 
den  inneren  Beziehungen    ist  nichts  mitgeteilt.     Der 
jüdische  aeschioH  sschreiber  begnügt  sich  mit  der 


-     4     - 


m 


Wiedergabe  der  äusseron  Bröigniase.     Hier  beginnt  die 
Oeßdi  ictJtBsdi  reibung  der  Bibel  in  das  Licht  zu  rtidt   n. 
denn  der  Oesohi(Äx*S8chroiber  wondet  weinen  Blick  dahin 
wo  auch  ich  den  Blick  hinrichten  mödite. 

Die  biblische  Geschieht »sehr Gibung  ist  voll- 
kommen subjektiT  undzuglfeücH  An  höohfltem  arad«  ,  wie 
es  Menschen  sonst  überhaupt  gar  nicht  möglich  ist, 
objektiv.     Subjektiv  aus  dem  öinrachen  Gründe,  weil 
der  Geschichtsschreiber  es  durchaus  wagt,  ITast 
vor   jedes  Ereignis  den  AusdruOt    zu   setzen:   G'tt  sprach, 
G'tt  hat  es  so  gefügt  usw.     Das   ist  doch  wirklich  rein 
subjektiv,  und  weil  ich  es  ^aube,   setz©  ich  vor  das 
Ereignis;    O't.  hat  es  so  gewollt.     Trotzdem  ist  diese 

subjektive  Art  auch  zugleich  die  einzige  Möglichkeit 

die  w  r  auf  Erden  haben/  v.  4.   «< « 

/  Geschtohte  zu  schreiben.     Daü  mochte  ich  zunächst  eln- 

nal  an  einer  KloinigKe.t  zu  erörtern  Versuchs n.     Wie 
ist  denn  die  Geschichtsschreibung  sonst  bei  der 
Geschichte  der  Völker  gestaltet.     Ks  gibt  da  bei  jedem 
Geschichtsschreiber  b-stimmt©  Voraussetzungen.     Eine 
Gescaiohtssohreibui.g  ohne  zugrundeliegende  Vor  gärige, 
auf  die  man  sich  beziv^^ht,   gibt  es  überhaupt  niclt  . 

Der  eine  z.B.    d^t  von  der  Voraussetzung  aus,  sein 
Volk  sei  das  all  er  bedeutendste.     Und  daher  wird  d^des 
Ereignis  die  GlMrie  des  eigenen  Volkes  etfaöhen.  Ein 
anderer  gtHt  von  d  em  Gedanken  aus  und  es  ist  Ihnen  durch- 
aus bekannt,   dass  alle  ku  turellen  Vorgänge  auf  der  Er- 
de Begleiterscheinungaa  materieller  Vorgtoige  wären. 
Das  ist  der  sogeannt^e  historische  Materialismus. 
Alles  ist  Kampf  z-iischen  arm  und  reich,  Arbeitsnehner 
and  Arbeitgeber.     Er   ist  eine  merL-würdige  Auf  fassur« , 
das  Materielle  zur  Grundla^^e  des  Kosmos   zu  machei ,    s> 
dass  alles  Geistige  nur  einj  Art  chemische  Begleit- 


■'V. 


«> 


-  5  - 

ersoheinung  der  iv^aterie.  Wie  wird  ein  derartiger  Schxi  ft- 
ßtöller  z.B.  die  öeBchi.  hte  sohreibenY   Br  wird  ver- 
suchen,  in  jeder  Handlung  irgendwie  seine  Theorie  zu 
bewahrheiten.  V/erm  er  z.B.  nioht  nur  die  Kampfe  der  Armen 
gegen  Reiche  behandelt,  so  wird  er  diesen  Zusamm  nhaig 
finden.  Und  er  wird  ihn  finden  müssen  ,  wenn  er  von 
seiner  Idee  aus  den  Humanismus  darstellt,  wenn  er  die 
herrlichen  wetrke  eine  Rembrand  behandelt,  den  Bau  d«r 
gotischen  Kirchen,  dann  muss  er  immer  Bestätigungen 
seiner  Voraussetzungen  finden,  daan  sonst  wäre  seine 
Theorie  ja  rilsch.  Qenau  so  ist  es  bei  der  dynastischen 
öeschichtsschreibung.  Wenn  wirklich  ein  Herrscher  wirk- 
lich Z;,B.  nicht  der  beste  war,  oaer  Fehler  gemacht  hat 
30  wird  der  dynastische  Qesohichtaschreiber  dies  ver- 
schweigen, denn  es  wurde  ja  sonst  nicht  zur  ho:.en  Glorie 
des  Kaisers  oder  Königs  gereichen.  Br  würde  also  ver- 
schweigen, was  nioht  hiaainpasst  und  das  Gegenteil  be- 
richten.  Dieses  ist  z,B.  bei  den  Berichten  der  assyrischen 
Grosskönige  der  Fall.  Ich  habe  Ihnen s ohon  einmal  ge- 
■•igt,  wie  auf  der  ä  murabi-Säule  de«  Sonnengott  dem  König 
eine  Rolle  überreicht.  Die  Sonne  heisst  auf  assyrisch 
M  oiamoL  und  rabi  heisst  in  diesem  Sinne  sowvÄl  wie  Herr 
der  sonne.  Der  Kaiser,  der  K.nig  und  der  Grosskönig  der 
Assyrer  war  ein  ^'tt.   Br  konnte  nur  siegen  und  wenn 
er  eine  Niederlage  erlitt,  so  war  es  keine  böswillige 
,  auf  den  Obelisken,  diese  T^i*erl  age  einfach  nictt 
einzutragen.  Das  Alleraühnste  bei  den  Berichten  be- 
steht darin,  dass  sie  ein  anderes  Licht  auf  das  Brei»- 
niag  eworfen  haben.  Als  kleines  Beispiel  hierfür  folgen- 
des: Der  König  Sanherib  marschiert  mit  seinen  Truppen 
durch  Assyrien  nach  Aegypten.  Alle  Staaten  hat  er  unter- 
worfen, nur  in  Palästina  ist  das  iJ.eine  Juda  übrigge- 


blieben. 


20  km.  westlich  von 


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-    6    - 


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j,ra.ale«  lagert  <l«t  as.yrlBOhe  oros.kSnlg  .     Kr  sohioW 
seinen  Feldherrn  Rabsaki  nach  Juda  und  laset  eine  gros- 
se »,ra»abarlsierende  Rede  halt*  :  unterwerft  ».oh  dooh. 
Attf  wen  vertraut  Ihr  denn,  etwa  au*  B.ren  O'tt? 
voller  Schmähungen  Ist  diese  Rede.     Rabsaki  versucht, 
die  Juden  el  nzusohUohtern.     Sie  hören  die  Rede  In 
der  Sprache,  die  sie  verstanden,  in  aramäisch,       Ber 
damalige  KBnig  Htskla  wurde  von  Jesala  unterstützt, 
der  sein  Ratgeber  war,  und  als  d  eser  mithörte,  daß 
der  assyrische  aroBWnlg  d*e  religiöse  wundläge  des 
judischen  Volkes  angriff.   daB  er  8»tt  schmähte,  sagte 
„:     Morge.  ist  er  besiegt,     onter  kd  mn  Umständen 
darf  die  Stadt  übergeben  werd« .     Sohnelle«  als  er 
gekommen  ist.  muß  er  wieder  abziehen.     Rabsaki  muss 
ausder  Stadt  und  verkündet  dem  arosskönlg.  was  ihm 
gesagt  wurde  und  siehe;  Am  andern  Tage  Ist  das  He.r 
verschwunden,  dem  assyrischen  orcs^unig  war  zu  Ohren 
geko».en.  das.   ein  .eglyptlsches  Ersatzh.er  heranzog, 
in  einer  «aoh^.s  o  berichtet  dl.  Bibel.  Ist  ein  H.W 
vernichtet  worden.     So  kam  der  Engel  (J-ttes  und  schlug 
das  He«  mit  Post.  Denn  eine  solche  hat  das  He«  ver- 
nichtet,    »ir  wissen  heute,  das.  die  Pest  durch  Mäuse 
verbreitet  wird  und  man  fand.  das.  das  Lederzeug  des 
Heeres  von  Mausen  zernagt  war.     W«  Re^t«  *~  H"«« 
eilen  fluchtartig  nach  »inivee     zurück.     Der  König 
selbst  ist  mit  knapper  Hot  entkommen.     Weser  Feldzug 
ist  von  einem  typischen  oeschlchts.ohrWber  gefälscht 
,.rd.n.  denn  auf  einem  Obelisken  hat  man  .1.  In.chrlft 
gefund.n:     »oh.  der  asyrlsoh.  Orosskbnlg  Sanherib  habe 
»eslegt:  Die  Syrer.  *ru..  die  Ammoniter.  Israel  und 
den  König  Hiskia  von  Juda  habe  Ich  elngeseaossen  .1. 

-  4»<        Oft  kann  moo.   die  Qesöi  ichte 
•inen  Vogel  in  seinen  Käfig,  fio  kann  man   ox 

auoh  leaen.     Man  muss  sich  dann  fragen,  warum  er 


-    7    - 

den  Vogelkäfig  denn  nicht  aufgemaoht  hat.     Aber  der 
assyrische  Ocosskünig  hat  eben  nur  gesiegt.  Kr  kann 
nicht  einfach  eine  Stadt  vergebens  gestürmt  haben! 
Wir  sehen  hieraus,  wie  dynastische  oesoiiichtsschreibapg 

die  einfachsten  Tatsachen  verbiegt.     Dass  er  fliehen 
wsste,  dass     er  überhaatp  nicht  zum  Kampf  gekommen 
ist,  das  verschweigt  er  vollkommen.     Kein  wort  von 
den  wahren  Begebenheiten  steht  in  den  Berichten  und 
wir  sehen  hier  die  ttge,   die  geboren  wird  aus  der 
grossen  Voraussetzung,  um  zu  verherrlichen. 

Welche  Qesohiohtssclireibung  man  auch  nehmen 
mag,    sie  uit  erliegt  immer  der  Oefahr,     dass  dirch  den 
Willen  der  Verherrlichung  seiner  Idee  die  Wahrheit 
leidet.     Die  biblische  Oesv^hichtssohreibung  hat  die 
Voraussetzung:     G'tt  hat  eben  alles  so  gestaltet. 
Diese  Art  von  Voraussetzung  hat  e  ne  ganz  merkwürdige 
Folge.     Un..  ist  zugleich  die  subjektivste  öeschichts- 
schreibung,   die  man  Ä ch  denken  kann,  weil  doch  nur 
berichtet  wird  was   im  willen  &»ttes  geschah.     Nun  ent- 
steht aber  eine  ungeheure  Präge:  Wie  ^ rieht  dein  Q-tt 
zu  dem  Mensolien  und  da  macht  die  Bibel  die  Voraus- 
seztung,   sowie  es  auf  Erden  gexidddrilk  geschieht,   so 

Spricht  Q'tt! 

Meine  Damen  und  Herren!  Verstehen  Sie  die 
umkehrung  der  Dinge.  Alles,  was  überhaupt  gesdiieht, 
ist  Ausspruch  G'ttes  und  wer  G'tt  verstehen  will  in 
seine  m  Willen  hat  nichts  anderes  zu  tun  als  sorgfältig 
alle  sinne  zu  scharfen,  Augen  und  ühren  aufzumachen, 
zu  sehen  und  zu  hören.  Br  muss  die  Schrift  O'ttes 
erst  sehen  und  hören  und  dieSchrift  G'ttes  besteht 
in  den  Vorgängen,  wie  sie  nun  einmal  sind.  Würde  er  sie 
anders  sehen,  könnte  er  die  Schrift  G'ttes  nicht  ver- 
stehen.  Die  Voraussetzung  alles  geschieht  durch  G'tt, 

zwingt  den  Menschen 


/ 


-  8  - 


•.>;:.. 


'% 


anter  allen  umstanden  dhm 


Dinge 


so  zu  Bohildern,  wie 


sie  göwöson  sind.     In  der  Bibel  finden  wir  dort  eine 
dynaatisohe  QesohiohtBSohreibung?     Die  Möglichkeit  wäre 
vorhanden.  Denken  wir  an  den  xvönig  ßivid,   der  grosse 
Heros.     Von  ihm  wird  der  -^essias  abstammen,  der  grosse 
Psalmensänger  ist  er,   der  von  den  Schafen  we^,   die 
Rettung  tfon  den  Philistern  vorllbrachte,   der  alle  Kämpfe 
bestand  und  ein  echter  Held,   ein  prächtiger  Mensch  ist. 
Hier  läge  doch  wirklich  aus  dynastischem  Prinzip  der 
arund  vor,   diesen  König  als  Heros,   uU   einen  herrlichen 
König  in  allen  Beziehungen  darzust  1  len  und  hier  wird 
uns  nicht  »twa  von  kleinen  Fehlern  berichtet,    die  er 
begangen  habe,    sondern  uns  wird  gesagt,  dass  er  einen 
gftnz  gemeinen  Meuchelmord  in  der  abscheulichsten  Art 
und  weise  begangen  hat.     Er  Hess  Uria  an  die  Proit 
locken  und  durch  die  Feinde  ermorden.     Dies  s  wird 
uns  berichtet.     Bin  dynastischer  Geschichtsschreiber 
hätte  es  bestimmt  verschwiegen.     Hier  wären  alle  Voraus- 
setaungen  gegeben,   die  Dynastie  zu  verherrlichen.     Aber 
es  wird  uns  sein  Fehler  berichtet,   weil  sonst  der  oe- 
sohichtsscureiber  die  öesahichte  ö'ttes  fälschen  würde, 
ifen  könnte  a^nst  die  ^^usacuanhänge  zu  dem  späteren  Leben 
des  Königs  davia  nicht  finden  und  iiönnte  nicht  vorstehen, 
was  geschehen  ist.^   Wir  haben  hier  ein  er sc  Gitterndes 
Beispiel,     üne  aufsteigende  Linie  ist  da,   vom  schönen 
Jüngling  bis  zum  Helden,   zum  Kämpfer,   zum  König     und 
dann  kommt   der  Zaaammenbruch,   ein  Unglück  nach  dem  an 
dorn  ausgehend  von  dem  Verbrechen.     Zunächst  stirbt  der 
Solin  der  Prau,  die  er  durdi  Mord  erworben  hat.     Er  ver 
sucht  alles  MögLiohe,  um  das  Schicksal  umzustimmen. 


■*^^Ä, , 


'''*^v, 


-  9  - 

aber  es  geht  n  oht.  Hunger  geht  üb^r  das  Land^  die 
pest  verwüstet  alles.  Man  sieht,  wie  das  Schicksal 
den  Metiöchen  angreift,  wiö  es  um  den  König  wetter- 
leuchtet. Sein  Sohn  Absalom  empört  sich  gegen  ihn. 
und  er  muss  fliehen  wie  ein  bettler  in  der  Nacht., 
beschimpft  von  den  Gemeinsten  seines  Volkes  und 
er  kann  sich  nicht  einmal  wehren^  Als  dieser  Auf  - 
stand  niedergeworfen  ist,  sein  Suiin  Absalom  ge# tötet 
wird,  da  ist  dieser  Tod  seines  S  ohnes  ein  Dolchstoss 
in  seinem  Herzeue   David  war  alt  geworden,  ein 
armer  gebrochener  alter  Mann  und  am  snde  seines 
Lebens  empört  sich  wieder  ein  Sohn  gegen  ihn  und  zwar 
Adona.   Er  kommt  überhaupt  nicht  mehr  ^ur  Ruhe.  Er 
stirbt  und  kann  zum  Schluss  nur  noch  seinen  Sohn 
Salomon  zu  sidi  rufen  laßr.en,  um  ihm  zu  j^jagen,  was 


er  tun  soll» 


Hier  finden  wir  keine  dynastische  Ge- 


schichtsschreibung, sondern  das  ist  Photographie  der 
Vorgänge I   Hier  sind  wir  im  innerster.  Herzen  der 
jüdischen  Voraussetzungen  und  dieses  ist  nur  die  Vor- 
aussetzung:  unter  dem  Oasiohtswinkel  Q-ittea.  Das, 
Was  gesoliieht,  so  spricht  &'tt  und  Du  hast  zu  hören,  . 
was  geschieht.  Einen  anderen  ^'eg  wird  es  nicht  geben. 


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Meinen  Damen  und  Herren   !     Was  ich  Ihnen  eben  dar- 
gfestd.lt  habe,   ist  wirklich  eine  umkehrung  derjanigen 
Prinzipien,   die  man  son^^t  in  de.   Gesötiichtssohreibung 
anwendet.     Und  t»«ttdem  ist  es  so  eindeutig,  wie  nur 
Irgend  etwas  klar  sein  kann,  dass  die  Bibel  nac4i   diesem 
Prinzip  Geschichte  geschrieben  hat.     Nun  gehe  ich 
über  zu  dem  Prinzip,  das  ich  anwenden  macht ^^  auf  die 


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ganze    g  Dsdiichte  bis  zur  Gegenwart.     Wie  ist   lie  Entwiok- 
lang  des  Volkes  vor  sich  gegangen  unter   dem  Qesiohtß-   . 
Winkel  O'tte»?     tennc^n  ver^uolvt,   das  jüdische  Oesohick 
m  einT  Art  und  weise  zu  besohroibenl  wie  die  absohichten 
anderer  Tölkör,   so  muss  man  sinsohrankungen  ,^:  achen, 
denn  wir  finden  keinen  anderen  oe gi cht spunkt'. unter  dem 
das  jüdische  Schicksal  mit  irgendeinem  anderen  Schicksal 


ondern 


der  Erde  zu  vergleichen  wäre.     Wo   gibt  es  noch  einmal 
eine  Gemeinschaft,  die   keinen  eigenen  Boden  hatte  2000 
jähre  lang  und  trotzdem  erhalten  blieb,   obgleich  viele 
aus  dieser  Gemeinschaft  flohen,  unzählige  vertrieben  wur- 
den,  die  ganze  Erde  durchzogen,   so  dass  aie  i^iensch-n 
schliesslich  selbst  ihr  Schicksal  kaum  begreifen  konnten 
und  das  Bild  des  ewigen  Juden  als  Symbul  entstand.     Wo 
finaet  man  et^ras  Derartiges  noch  einmal?     Wer  Gefühl  da- 
für hat,   Bpütert  das  wunder  oder  w.e  viele   sagen:    den 
P^uohl     Wir  empfinden  Judesein  nicht  als  Fluch, 
als  eine  ungeheure  Aufgabe,  als  ein  wunderbares,  d  «u   .«ir 
dienen  laüssen.     Wir  können  nicht  anders,   aber  ich  bin 
überzeugt,   am  Ende  der  Tage  wird   sich  herausstellen, 
dass  wir  einem  wunderbaren  treu  gewesen  sind 
derartige  Geschichte  ist  nicht  mit  den  Mitteln  ge  - 
schrieben,   die  man  sonst  bei  der  Völker  und  Kriegs- 
geBchiclite  verwendet  und  wenn  man  versucht,   Su  zu  schrei- 
ben  wie  die  Bibel  es  getan  hat  und  wenn  man  versucht, 
sie  mit  den  Begriffen,  wie  wir  sie  heute  verstehen, 
wi<^er  gegenwartig  zu  machen,   so  iut     das  unsere  persön- 
liche Aufgabe.     Denn  das.  war  früher  gv^schehen  ist, 
was  früher  geschildert  worden  ißt,  das  müssen  wir 
/     wiederum  lebendig  machen  für  uns.      Dann  katm  man  aus 


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der  »rstollung  der  Bibel  ein  Eigentümliche»  herausfinden, 
und  ich  will  Ihnen  dieses  Eigentümliche  mit  vollkommen 
•infachen  Begrifien  darstellen.     Denken  wir  an  den 
Begründer  ds  Judentums:  Ahrah«m.     Bas  ist  gleichsam 
der  Herzschlag  der  jüdischen  oeschichte.     Oft  durchdacht 
und  was   ich  Ihnen  jetzt  darlege,    ist  wirklich  meine  voll- 
kommene ueterzc^^gung.     Bi^^ser  Abraham  wandert  aus  aus 
Babylon,   das   damals  Beherrscherin  des  gesamten  vorderen 
Orients  v;ar.     Wir  fanden  dort  noch  herrlich..  Bauwerke, 
die  ausgegraben  wurden.     Man  staunt  über  diusu  gefundenen 
Kunstworke..  über  die  Kurst,   die  damals  geherrscht  haben 


imxs8e 


in  dieser   grossen  Kultur  lobte   ein  Mann 


Dieser 


,0g  auB  uni  nahm   iie  Ansoiiauung  dieser  grossen  Kultur  mit. 
Br  sucht  nur   etras  neues,  aber  er  lebt  in  dieser  Anschau- 
ung.    Dasl  st     z.B.  an  dem  Beispiel  dargestellt,  dass 
jakob  2  sohwestern  heiraten  konnte.     Di ««es  war  nur  mög- 
U*   auf  arund  des  babylonischen  Rechtes.     Abraham  stand 
auf  dieser  hohen  Kulturstuf..      Br  «olite  aber  darub«c 
hinaus,     in  der  Vergangenheit,   die  u»  die  Herrschaft 
de.  vorderen  Orients  ki-pi'te.  war  die  Kultur  a.gyptlsoh 


jene  herrlichen  Kunstwerke 


unter  Bnohathon  zeugen  davon. 


Man  könnte  annehmen,  dass  sie  im  späteren  ariechenland 
geschafxen  wurden,  sie  mren  also  900  Jahre  der  Weltge-^ 

sohl cht«  in  ihrer  Kultur  vorau«. 

Abraham  zieht  infolge  einer  Han.^ersnot  nach 
Aegypten.  Br  hat  dowt  zugleich  die  aegyptische  Kunst 
kennengelernt,  die  damals  die  Welt  beherrschte. 
Sohn  isaak  übernahm  die  beiden  Kulturen.  Jakob  il4eht 
nach  Mesopotamien,  kommt  aann  nach  Palästina  zurück  und 
hat  die  Anschauung  der  grossen  Kulturen  in  sich.  Im  Alter 


sein 


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muss  er  naoh  Aegyptön.     Und  er  lernt  dort  wieder  die 
grosse  Kultur  kennen.     V/ir  sehen  ganz  deutlich,  wie 
im  Schicksal  der  3  Stafanväter     uns  eine  wage  gezeigt 
wird.     Das  Neue  idrd  geboren  aus  dem  Seh^n  heraus. 
ES  wird  alles  benutzt,   was  die  Vergangenheitörosses 
geschafft  hat,   aber  das  Neue  ist  die  Krönung  des  Ganzen. 
Ss  wird  das  Alte  mit  der.  Neuen  zu  einem  -harmonischen  Ganzen 

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vereinigt.      So  beginnt  das  jüdische  Schicksal  mit  den 
3  Staromvlitern  und  so  wird  es  fortgeführt  bis  auf  den 
heutigen  Tag.     Was  tih  ■'■hnen  darl^e  sind     Dinge,   die 
niemand  widerlegen  kann.     So  war     »s  nomlich   in  wirklich- 
kelt.     Man  kann  es  nur  ard  ers  schauen.     Das  Bild  von 
der  Wage  ist  unmittelbar  für  die  älteste  Zeit  richtig 
und  audl    der  jetzigen  a<^neratioLi  einleuchtend.      Ebenso 
wie   isaak  eine  pause  darstellte  zwischen  der  ungeheuren 
Ansohauungsauf nähme,   die   einem  Abraham  und  Jakob  zuteil- 
wurde,  Sü  kann  man  eine  Pause  iür  das  ganze  Volk,    eine 
selbstschöpferische,  beruhigende  Pause  feststellen,   als 

•  ,  ■         '  • 

nämlich  Moses  sein  Volk  nach  Pdlüstina  geführt  hatte. 
700  Jahre  lang  waren  sie  für  sich  allein  und  auf  einem 
eigenen  Boden.  Auf  einmal  kflm  das  Leid  von  Babylon  wie 
der  und  führt  dieses  Volk  in  die  Gefangenschaft. 
6o6  vor  ohrstl.  Zeitrechnung  bis  558  unter  Nebukadnezar 
und  seinem  Nachfolger  ßelsazar.  Nun  leben  die  Könige 
nur  in  persischer  Kultur,  jahrhundertelang  .  Das  hat 
einen  grossen  Binfluss  auf  das  Judentum  ausgeübt.  Man 
raässte  «nendlioh  viel  au  scheiden,  wenn  die  Berührungen 

zwischen  jüdischer  und  persischer  Kultur  ausgeschlossen 
werden  sollten,  Bs  ist  ganz  eindeutig,  dass  hier  die 
arm 


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armenische  Kultur  dem  Judentum  nahe^bracht  wurde«  Die 
Juden  haben  unter  der  Herrschaft  gelernt»  Spä.ter  kamen 
die  römische  und  griechische  Kultur.     Hier   ist  eine  ähn- 


liche ümsohlingung  dasxk  jüdischen  Geistes  durch  die 
griechische     Kultur*     während  das  ein  Kampf  war  auf 
Leben  und  Tod,  hatten  die  Juden  in  Persien  doch  ein  ruhi- 
geres  Leben*     Hier  haben  wir  neben  der  römischen  Kultur 
die  persiiohe.     Wir   seh  n,   wie  der  Wagebalken  schvebt* 
Und  nun  meine  Damen  und  Herren!      Denken  Sie  an  das 
Mittelalter!      loOO  Jahr©  sind  in  Deinon  Augen  wie  ©in  Tag. 
y/as  bedettön  denn  1000  Jahre  des  Mittelalters?     Sie  be- 
deuten gar  nichts!     Aus  den  Stürmen  der  Völkerwanderuiig 

ringt  sich  das  christliche  Mittelalter  hindurch,  das 
auf  dem  örunde  des  Rötnerreiches  und  jüd  soh-geistiger 
Kultur  versucht,   d^n  Geist  Buripides  auf  eine  höhere 
Ebene  der  Sittliolikeit,  Moral  und  aaLigion  zu  heben. 
Und  wir  wissen,  wie  unendlidri   schwer  es  gew- sen  ist. 


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wieviel  Verirrungen  an  den  Rand  des   Verderbens  geführt 
haben.      Dann  kommt  die  Kultur   der  Neuzeit.     Und  hier  be- 
ginnt die  Kultur  der  wissansohaft,   die  aufbaut  auf  den 
Anfang  der  Wissenschaft  in  der  griechischen  Kultur  und 
ausbaut  zu   eine«»ganz  ungeheuren.     Die^e  Kultur  wird 
aber  in  einem  doppelten  an  das  Judentum  herangebracht. 
Zunächst  einmal  haben  sich  Juden  selbst  an  der  Ueber- 
lieferung  beteiligt,     Sie  haben  die  Schriften  der  gcie- 
ohisoUen  Dt;nker  ins  Hebruische  und  Aramäische  übertragen. 
und  brachten  sie  so  nach  Europa.     So  lebten  die  Juden 
diese  Kultur  im  arabischen  und  maurischen  Gewände  und 
man  spricht  vom  goldentn  Zeitalter  der  Juden  in 


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-     14     - 
Spanien.     Aur  der  anderen  S^ite  wird  es  der  wissen- 
sohaft  entgegangef ührt ,   die  sich  lost löst  aus  dem  arabi- 
sehen  Oewande.     Die  J  den  lernen  die  neue  Wisüensohaft 
kennen,   geben  sich  ihr  hin»  lernen  sie  in  2  Seiten  kennen, 
im  oevande  des  Orient  «im  arabisch-maurischen  Gewände 
und  zugleich  im  aböndländischen  Geist  und  der  Wissen- 
schaft, die  im  19.  Jahrhundert  besonders  stark  geworden 
ist.     Wiederur-  jind  die  Wagebalken d  eutl ich  erkennbar 
und  zwar  schwanken  sie  rechts  und  links  vom  Judentum 
in  ungeheure  .  Ausschlägen.     Die  arabisoh-spanisdie  Kul- 
tur bat  nicht   zu  tittern  aufgfcihört.   1492  fand  die   Ver- 
treiLunti  der  Juden  aus  Spanien  s^att.     Wie  luerkwür   ig        ' 
musB  es  uns  193^  anmuten,   dass  d^e  spanische  Regierung 
offiziell  teilnimmt  an  der  Feier   für  den  jüdischen  Denker 
l(la:monides.     Bedenken  Sie,  dass  von  einigen  Jahren  zahllose 
spanische  Christen  zun  Judentum  zurückkehrten,  weil  vor 
500  Jahren  ihre  Voriahren  einmal  Juden  gewesen  sind.     Ein- 
geje  itot  wurden  diese  Bestrebungen  durch  einen  Offiziw 
der  spanischen  Mauren  in  Oporto,   der   ein  ausserordentlicher 
Mittelsmann  w%r.      Es   ist  äussertt  syppathisoh  in  welcher 
Einfaohh.it  und  Gradhi  it  er   seinen  L-ndsleuten  sagt: 
Kommt  zurück!   500  Jhhre  sind  vergärten  und  trotzdem 
haben  wir  die  alte  Kulturverbundenheit  mit  dem  Judentum. 
Man  sieht  doch,  wie  der  Wagebali  en  zittert.      Diese  alte 
Kul-ur  hat  das  judentumrnicht  losgelassen.     Bedenken  Sie 
doch,  wie  aua    der  anderen  Seite  das  Judentum  verlJiüpft  ist 
mit  der  WtesenoChaft  der  Gegenwart.      Es   ist   einfach,  mit 
der  vergar.genen  Zeit   zu  schalten  und  den  Judentum  Ab- 
trünnigkeit vorzuv/erfen.     Man  darf  aber  nicht  vergessen 


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-  15  -   . 
das;.,  auoh  ein©  Hingabe  an  diu  Idee  der  tissensch^ilt 
Btattgöfunden  hat.  Man  mus  s  nur  mal  die  Namen  im 

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Oeißte  vorüberziehen  lassen  aer  groseen  judieohen  Ge- 
lehrten,  die  aui'  allen  Gebieten  üur   Geburt  der   europä- 
ischen v;iößenschai't  beigetrat^eL  haben.      Denken  Si©  z.B 
nur   einmal  an   die  Tecimik: 

Ohne     Hertz  kein  Radio. 

Moritz  jakob  aux'  dem  Gebiete  der   Galvanoplastik. 
Schwarz,    xev  daß  erste   iiahrbare  Luitsdiirf  erl'and. 
Khrenötoin,   der  Chefkonstrukteur  der  Zeppelmv.erke. 
Berliner,   E  rfinder   des  OraKophons. 

Aul"  dem  Gebiet  der  i^edezin:  H^noch  =  Kinderheil- 
künde,  lleiüser,  Ehrlich,  üeröon,PRankel  ,  Vaesermanri, 
Trr^ube,  Meyerhoff,    Freud  und  Adler. 

Dann:   Liebermann,  Karo,   Frank,    Einstein,   Gratz, 

Wildstatter,   Goldstein  uöw. 

Eine  ^nze  i^-enge  solcher  Gelehrten  muas  man  sich 
einmal   im  Gaist  vorüber zi^-hen  lassen,   um  zu  seh^-n,  wie 
sich  der  jüdische  Gt^ist  mit  al-.en  Gebieten  der  V/issen- 
schait  des  Abendlandes  vermählt  hat.     Wir  finden  hier 
eine  abi:olu^e  Hinj^abe.     Bedenken  Sie  wie   die  Liebe 
ausgegiingen  ist.     Aehnlich  einer  Shoschaddung.     Es  hat 
etwas  Meria?ürdigeß  stattgelUnden;     l^^un  gestatten  Sie 
mit,  m  ine   Daman  und  Herren,   da^js   Ich  das  Bild  auf  die 
Theologie  i. inüberführe.      Bs  ölet  mich  an,  wie  ein  Ge- 
bot des  Auszuges  für  die  Gelehrten.     Und  siehe  da, 
sie  fanden  zurück  in  das  Land,    in  den  die  Ruhepause 
für  den  Jüdischen  Geist  vorhanden  war,     T.'ir   sehen, 
wie  der  Xac«iettidKXK  W^^gebalken  nadi  den  dauernden  Sohwan- 
laingen  durch  die  Jahrtausende,    iio  Juden  zurücksdilea- 


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-    16    - 

dert.     ölautoon  Sie    nich^,   da;.s   das  v/as  mit  judischer 
Politik  zu  tun  hat.   ich  bin     absolut  unpolitisch  und 
habe  das  5er:.hl,   dass  hier  die  Oedank.n  nicht  Idar   zum 
Ausdruck  kommen  können.     Wir  sagen,  wenn^ir  die   Thcr  a 
ausheben:  Von  Zion  geht  die  Lehre  aus,  und     das  Wort 
(j.ttes  von  Jerusalem.     Und  dahin  kehrt  es  auch  .unick. 
BS   ist  doch  wirklich  etwas   iSigenartiges  und  das  muss   ^h 
feststellen;  Hier  beginnt  etwas  Sondorbares  deutlich 
i„  Toraer,--      vt  S»sti.tt  <i^r  »uexng.     Das  ist  etwas  an- 
4er«s  ^13  P-..gaug.      Er.»aXig  hat  der  a,:t*ohe,   nicht  der 
judo  die  Fügung  erfunden.     Ein  griechischer  »ramtiker, 
der  da.  Drauia  zurueWührt  in  den  wog,  den  die  Götter 
Vorschriften,     liier  .teht  der  H.ld.     Vor  ihm  ein     Läi-e. 
hinter  ihm  eine  Hiesensohlange,   zur  Seite  ein  Abgrund. 
Als  er  in  eln.r  Situation  war,  aus  der  er  sich  gar  nicht 
„,,hr  hell-.m  Ron.to ,  aa  Uoo  ihn  d-  tt  empor  und  errettete 
ihn.     Ic:->  stelle  es  de.Ualb  so  ausfürhli.h  dar,  um  den 
Ood*nken  dst  Tugunt,  deutlich  zu  maiÄon. 
ist  m  der  weit  nicht  die  Fugung,   sondern  die  Fügung. 
Die  Dingo  .ao.sen  ineinander  wie  im  Bstherbuch.     So  «ie 
<1„  Uhrmchar  Uie  Hatohen  ineinandergreiren  läset,   so 
geht  es  in  dar  V.elt  .u.     Die  aeschichte  ist  gefugt,    sie 
ist  nicht  druch  einen  O-tt   zufälligerweise  gefugt  worden 


In  (;iili.liohlieit 


-  17  - 


Ss  iat  eigentümlich  und  das  kann  man  nicht  bestreiten, 
dass  das  Land  Palästina  heute  wirklich  wieder  einü  gros- 
se Reihe  bedeutender  Gelehrten  aufnehmen  kann.  Meine 
Damen  und  Herren  !  Jene  Periode  der  Verschmelzung  mit 
dem  europäischen  Q^eist  scheint  ihr  Etride  zu  nehmen  und 
der  jüdische  öeist  kehrt  wieder  zurück  in  die  Oerilde 
des  Orients,  so  scheint  es.  Nachdem  im  Mittelalter 
die  Verschmelzung  der  spanischen  P^ultur  ihr  Ende  ge- 
funden hat,  so  scheint  eben  die  Verbindung  mit  dem 
europäischen  öeist  ihr  Bnde  zu  nehmen.   Ich  kann  mich 
täuschen,  aber  über  eines  täusch  ich  mich  nictt , 
dass  bis  zum  heutigen  Tage  der  Herzschlag  jener  jüdi- 
schen (beschichte  deutlicdi  wahrnehmbar  ist,  und  dass 
wir  Juden  immer  die  Berührung  mit  der  herrschenden 
Weltkultur  hatten  und  haben  mussten.  Wir  haben  die 
mesopotamische,  und  ^egyptiöche  Kultur,  die  römiach- 
g  riechische  und  spanisch-arabische  Kultur  jetzt  die 
europäisch-wiss.>nschartliohe  Kaltur.  Wir  sehen,  wie 
die  zwei  Seiten  hin  und  herschwanken  auf  dem  Boden  des 
jüdischen  Wagebalkens  und  jetzt  scheint  etwas  Neues  zu 
beginnen,  wenn  man  die  Dinge  fests -eilen  will,  wie 
sie  gewesen  sind,  so  kommt  man  an  der  Erkenntnis  des 
Eigentümlichen  nicht  vorüber.   Es  taucht  die  Frage 
auf,  was  soll  aus  allem  werden?  K<  iner  weiss  es. 


aber 


■ÜBiten 


der  jüdischen  oescbichESchreibung  ^eu  bleiben.     Wir 
müssten  sagen:      In  dem,  was  geschieht,  spricht  (J'tt  zu 
ans.     So  kann  kein  Pädagoge  die  Menschengemeinschaften 
erziehen  und  bewegen,  wie  der  Pädagoge  der  Geschichte 
oder  sagen  wir:  Wie  d'ttl. 


-18  - 


loh  persönliüii  für  mioh  habe  durohaus  den  Mat,   hinter 
diese  Dinge  zu  setzen.:   So  spricht  a'tt.       Und  die 
Propheten  sohliasstn  mit  den  Worten:   So  ist  der  Spruch 
G'ttes.     Nicht  durch  ftewalt,   nicht  durch  Macht, 


son- 


dern durch  meinen  G^äat,   so   spricht  Äie  U eher lieferung 
hat  Israel  gesiegt,     üs  gibt  nur  ein  Beispiel  der 
Oesühichtssc^ireibung  der  Erde,  und  aas   ist  u  nsere 
Bibel.      Es   ist  etwas  ünt*rhörtes,    so  etwas  Gewaltiges 
daüs  sogar  die  jüdischen  Geschichtsschreiber   sich  da- 
vor fürchten.     Ivian  siebt    wie  imirier  wieder  Qesdaiohts  - 
Schreiber  entstehen,   diesich  nicht  genug  tun  können, 
die  Gesuhichte   zu  verklären.       T3a  müssen  ökonomische 
zustände   zu  Verherrlichungen  herhalten  etc.      Ich  will 
keine  Beispiele  anfahren,  aber  icu  glaube,   heute 
ist  der  wahre  jüuiache  GescU.chtaschreiber  noch  nicht 


entstanden.  "^V 

Meine  Barnen  und  Herren   !      Das,  was   ich  Ihnen  gesagt 
habe,   ist  nicht  beweisbar,  wie  eine  mathematische 
Voraussetzung,   aber  man  kann  es  erfühlen  und  es   ist  so, 
dass  wenn  man  »twas  neues  erkennt  und  e  rkcnnen  will, 
wird  man  es   nur  vollständig  erkennen,   wenn  man  wagt, 
sich  voll  auf  diesen  Boden  zu  stellen,   sonst  ist 
das  Neue  zu  schwer,    zu  uLdMchführbar .      Sobald  man  sich 
aber  einmal  durchgerungen  hat  zu  d  em  Mut,    die  Dinge 
von  diesem  Standpunkt  aus   zu  betrachten,   dann  stellt 
es  sich  heraus,  dass  nur  diese  Auffassung  der  Ge- 
schichte uns  aufreohx  erhalten  ka  n.     Was  vorher  ein« 
Last  war,  wird  auf  einem  wial  zu  einem  tragenden  Boten. 
Die  Geschichte  sagt  uns  ist  ein  TTort  G'ttes,  mit  dem 
G'tt  spricht  nicht   zu  uns.   sondern  zur  Welt.     Man  spüfert 
deutlich,  dass  man  hier     handeln  kann  und  man  fühlt  sidi 
nicht  mehr  verlassen.     Wir  spüren:  Uns.r  Raum  ist  frei. 
Wir  können  gehen,  wohin  wir  wollen,  aber  so  wie  der 


warzellos  und  die  Wurzeln  des  Judentums  müssen 


hinuntersenken  in  den  Urgrund  des 


oten. 


wir  miüsen  den  Sohwung  unseres  Wagebialkens  er- 
halten und  wir  werden  hinausge schleudert  und 
zerschmettert,  wenn  **T  nicht  jenen  Halt  rtn- 
don,  der  den  Schwung  irdischer  Gewalten  aufhält. 
Von  daher  kann  eine  ^nz  neue  Kraft  kommen:  So 
wie  es  geschieht,  hat  &«tt  es  gewollt.  Was  ge- 
schehen wird,  geschieht  durch  ö'tt.   Aher  was  ich 
Ihnen  dargelegt  habe,  ist  biblische  Oesdaichts- 
Schreibung.  Eine  ähnliche  Geschichtsauffassung 
finden  wir  im  is»lam,  aber  hier  werden  Sie  den 
unterschied  merken,  wie  der  jüdisch-religiöse  Typus 
sich  vom  arabischen  unterscheidet.   Dort  finden 
Sie  den  ßegrifi*  des  kismeth  und  Schicksals.   Darum 
konnte  der  Araber  in  wenigen  Jhhr zehnten  Afrika, 
den  vur deren  Oriont  und  Turkistan  zerstören,  weil 
G«tt  es  bestimmt  hat,  beseelte  sie  ein  ungeheurer 
Elan.  Der  Judekennt  diese  Voraussetzung  jedoch 
nicht.   ES  gibt  hier  so  etwas  nicht,  das  später 
bei  den  Arabern  eingetreten  ist:   Die  Hände  in 
den  Sohoss  legen,  denn  es  muse  doch  komn-en,  wie 
0»tt  es  bestimmthat.  Bina  furchtbare  Untatigk  it 
resultiert  aus  dem  Begriff  des  Kismeth.  Das 
Judentum  aber  sagt:  Alles  hat  ö'tt  bestimmt.  Deine 
Kräfte  musst  Du  schulen.  Du  musst  kämpren.  Es  ge- 
hört mit  in  den  Plan:  Du  bist  mitgestaltend.  Da 
musst  mitwirken,  mittun.  Und  di' ser  Gedanke  wird 
▼on  Franz  Hosenzweig,  dem  grossen  Juden,  von  dem 
loh  Ihnen  bereits  erzählte,  in  einen  wunderbaren 
Satz  gebracht:  Die  Welt  wirlt|»Wir  Mensohenwirken  mit. 
Das  ist  etwas  vollkommen  anderes  alt,  das,  was  wir 
im  Is&lam  finden* 


•     20     - 
Dlo  Telt  «Ird  von  in  «in  haraua  g€»0taltot  da  roh  das 
Ringen  d«8  if.etß  ohen  cit  der.  oattliohn.       Es  ist  ein 
anderer  Ausdruoit  xlir  den  BegriiTf  Jlsro«!.     Vir  wüBBtk 
ans  id  oder  auf  uns   besinnen.     Vir  mü seitot  uns  vi«d.  r 
in  Jeder  Riahtung  prUiTen.      Ss   ist  nioht  gestattet,   ai 
nooh  so  klein«  P  liier  zu  bosoiionigon.     Wir  können 
nioht  daran  vorbei«     Diese  Pädagogik  kümmt  von  a»tt. 
So  sprioht  0»tt  mit  unsi    Ihr  s^Ait  kiimpren.     5s   beginnt 
ein  nauöS  Stadium,  uin«  n«ue  AuTgübo,  die  man  ni^Ut       . 
voraussagen  kann,  an   der  m un  n  ar  tuitwirLfcn  kann.       ' 
Es  wird  etw  s  ^janz  arotjues  um    cjit  vielen  scbiserzen 
TTird  es  geboren.     Aber   in  unsere:.  H9r:^en  ruht  der  Glaube, 

dass  das  Judentum  von  Neueci   zuru.:kgc^rundöri  hat^   niüht 

*'''.■',  •  ^ 

Abtrünnigkeit  darf  man  den  ve  gar.gvnön  oeadilechtern 

vorwüri^en.     Bi  war  ein  Sichvers  ehrenden  der  gel  s -.igen 

Krairt,  ein  sichausstreuen  ,  v  n  den  Nietssohe  ge- 

f  '...'-■ 

sagt  hat,  man  Eüsste  sie  sorgfältiger  registtieren. 
SS  ist  ein  gä*altig*»r  Beitrag  zur  europäischen  Qe- 
sohichte.     Es  ^ar  oine  Verschvendung  und  nach  diöser 
Vors vjhitandagnsau cht    <osi.t  nun  die  Ruo:  ehr  zu   sicüi 
selbst,   zu  den  eigenen  Quellen.     Mac  naass  wieder  trin- 
ken aui3  den  Quellen  des  i^bens.     Und  diesen  B(i griff 
des  Quell    dts  Lebens  liat  ein  jüdischer  D^Bker  vor  700 
Jahrün  geprägt:   Salotso  ihn  gabirol  und  er  hat  ein  Buch 
gosoUriobcn,  das  in  allen  ■t.-loBtersohulon  geluhrt  wurde 
und  man  l.at  nioht  gewuBSt,  dass  os  von  d#si  Jüdludi - 
3panisoh«?n  Dicxaer  stammte.     Mud  hialt    ihn  für  uinen 
Araber.       8r  ist  iia  Alter  von  5o  Jlihron  vor  den  Mauera 
erschlagen  und  vursoharrt  worden.     Kn  den.  frühen  üiuhon 
des  Itondolbaums,  anter  der.   er  lag,  hat  der  damalige 

Uerrscher  d^n  Mord  entdec/.t.     Salomo  ihn  Qabirol  «ar 
früh  verwaist.     Einsam  wandelt  er  auf  den  iitrasson 
Sari^goßsas  und  fand  keine  Ruhe.     Der  gross«  Dichter 


^' 


•     21     - 


und  Mensoh  hatte  das  höchste  '^orte  das  Judentums 
geprägt:     Quell  des  Lebens«  und  hau  ausserdem 
•ine  grosse  volatar istische  Philosophie  geeohrieben, 
Wir  dürfen  die  Verbindung  mit  diesen  Quellen  des 
Lebens  nicht  verlieren.     Wir   haben  nur  einen  Bo- 
den,  der  UI8    nicht  genommen  werden  kann. 
BS  gab  die  Verschmelzung  mit  cier  griechischen 
Kultur,  die  ich  aber  weiter  gar   nicht  schildern 
will*     Dann  mit  der  spanischen,   der  arabischen  Kul- 
tur und  später  der  deutschen  Kultur.     Nach  700 
Jahren  bei  den  Kreuzzügen  sind  unsere  übriggeblie- 
benen Glaubensgenossen  nach  Polen  ausgewandert 
und  haben  dort  in  unendlicher  Treue  das  deutsche 
Kulturgut  des  Mittelalters  bewahrt.     Sie  sprechen 
die  Sprache  eines  Walther  von  d«  VogoL weide.      Sie 
tragen  den  Mantel  des  Mittelalters,    den  man  heute 
als  K^ftan  verspottet.      Es      st  doch  eigenartig, 
da SS  nochheute  in  Palästina  Kämpfe  wegen  der  deut- 
schen mittelaluer liehen  S  räche  herrschen.    Die 
Jiddischisten     wollen  nicht,   das  man  in  Palcxstina 
in  den  Schulen  hebritisch   lahrt.     Und  wo  heute  in 
Palästina  vi el-i  eicht  eine  neue  Kultur  wird,    ist 
der  Boden  dazu  zum  grössten  Teil  gelegt  worden  von 
den  ostjüdischen  Glaubensbrüdern •     Jetzt  kommt 
heute  hinzu  die  neue  hochdeutsche  Kultur,  um  sie 
legt  sich  ein  schmaler  Ring  sphar4di scher  Juden  un 
ein  noch  ödiaialerer  Ring  von  arabisch«  Juden.   Es 
ist  etwas   gsinz  Merkwürdiges:  Vir  sehen  im  Geiste  wi 
hier  ein  giossen  ^eer   zu  wallen  b^ginrt    und  dieses 
Meer  Icann  den  Boden  öffnen  für  den  Quell   des  Lebens. 
Dort  in  der.  Lande,  wo  jede  Religion  ei»   Kirche 
haben  muss«      Es  beginnt  bestimmt  hier  etwas  Eigen- 
artiges und  neues.     Schon  vor  200  Jahren  hat  man 


e 


•ii, 


-     22     - 


den  Strom  murinen  könnön.  Nun  finden  vrir  auf  einmal 

tiaüli  der  Vorn:ahlunitnit  dör   öuropäißchon  Kultur  ^enen 

Raokzug  aur  den     äusewruton  Wa^elial^on.     Dort   ,   wo 

dör  Quell  des  Löb^iiia  sprudelt,   aui'  dem     Berge  Q'tL^s, 

^iv  'riüban  dine  kui'^uh^^  die  einen r  eligiöaen  duden, 

der  das  Sein  und  Wesen  ö'1-tös   a^^ürt,   begeistern  kann. 

Man  spurt     wia  un^jeheuec  geraiirliah  es   ist,   dicson 

weg  einzuseliiagan.     Es  ist  uicht  ao   diufaoh,   den 

in  das  Lar.fl,    wo  man  G'tt  am  nächsten  ist. 
Sohritt  zu  tun.     Aber  bestimmt   ist  liier  ein  Ausdruck 

dafür,   dasü  heute  \yiödör  Qeseiiiohte  gösolr  ieben  wir  d, 

3chioLi.e  der  Zukunft.     Siaiier  ist,   dass  für  uns 
oe  nur  i-;ilt:  Iliur  sprioht  Öitt  zu  uns. 

MO  ine   uara-.n  und  llarron!      I)i  os  Süll  kein 
Beweis   sein.      Es  ist  nur   ein-^  De.r3tsllun,r  dessen. 


&e 


was   i.Jti  glaubo.      B^  b  ginnt  zur   gleichen  lieit  ein 
Srwachen  anderer  Kräfte,   und  es  war  c  tbricllt  ,  nur 
den  eigenen  Xraftan  Wahrheit  und  B^^recntigung  zuzu- 
sclreibon.     Ss   beginnt   ein  Neues  übo-rall,   auf  dem 
das  Alte  sJa  ii'f bruoh  loidot  und  zum  Teil   durch  die 
Unfähigkeit,  Böswil.iglt  it  und  Schlecntigkeit  der 
Iviensühen.     «ir  Juden  Imbun  unter  den  Prinzip  der 
biblischen  aesonichtsschreibung   iumer  bei  jodem  Vor- 
gang den  Blick  naci;  inren  gewendet.     Al=^-   Jerusalem 
vpn  der  Paust  des  Titus  zertrüm  ert  wurde,  schreib 
der  römische  (lesohi cht sschc eiber,  dass  man  das  Volk 
der  Juden  .iidlich  unt£rworfer\  hat  und  der  Talmud 
schreibt:   .lerusalem  ist  zugrunde  gegangen  dirch: 
gruid  losen  Ha«s.     E^  ist  eine  durchaus  andere  Kraft 
nach  unserer  Vorstellung,  die  in  der  Welt  wirkt, 
4uuh  geschichtlich.     i?.'airum  ist  Jerusalem  zugrunde- 
gögangen? 


-    25     - 


warum  iat  Jerusalem  zugrunde  gegangen? 
DLiroh  Kamzar  und  Barkamzar.     Kamzar  gab  ein  grosses 
Pest  und  zu  diesem  Pest  fand  aich  auch  unaufgefcdert 
Barkamjar  ein.     Da  die  beiden  verfeindet  warten,  wollte 
dör  Hausherr  ihn  herauswerfen  lassen.      Der  andere 
aber  sagte:  Beschäme  mich  doch  bitte  nicht  in  der 
OefienUichkeit  »   ich  werde  das  ganze  r.ahl  bezahlen. 
Aber  K.   Hess  ihn  doch  herauswerfen  und  S0j^|^^«^*^" 
diesem  (Kund©  der  Beschämte  zu  Titus  uid  >i.,6»lL-  ihn 
gegen  die  Juden  auf. 

i. 

vor  der  Vertreibung  der  Juden  aus  Spanien 
wurde  ein  Breif  geschrieben.  Darin  stand  ;  Worin 
besteht  die  Schuld,  die  die  spanischen  Juden  aur  sich 
geladen  haben?  Sie  waren  nicht  schlochtor  als  die 
spanischen  Nicht Juden  auch.  Nicht  umsorß  t  sagt  man: 
Wie  mancher,  der  &nade  beim  Pursten  gefunden  hat,  ver- 
gass  in  seinem  Reichtum  und  Glanz  die  Demut.  Israel  • 
diente  nicht  mehr  seinem  Herrn.  Es  baute  sich  Paläste, 
war  mit  wurden  und  Aemtern  ausgestattet,  kleideten 
sich  in  pEachtvollen  Gewändern  und  die  Frauen  trugen 
sioh  wie  Fürstinnen  und  konnten  nicht  genug  Gold  zur 
schau  stellen.  Nun  wu  den  sie  uu-.h  des  Lernens  und 
Arbeitens  überdrüssig,  ihre  Herrscher  fröhnten  dem 
MUssiggang.und  verfielen  in  Spottlust.  Jeder  jagte 
nach  Aemtern,  keiner  gönnte  dem  andern  Brot  oder  auch 

Die  Näoiite  wuraen  durch  Zechgelage  und  Musik- 
Veranstaltungen  vertan.  Statt  der  Eintracht  war  nichts 
als  unaufhörliche  Zänkereien.   Ich  höre  meine  Brüder 
oft  klagen,  dass  sie  unverdient  verfolgt  werden  usw.usw. 


Shre. 


Iile 


me  l^m.  n  un  dllerren   I     Was   für   ein  Qeist  ge- 


-     24     - 


hört  dr^xu,   in  «iner  Zelt  in  d«r   ii     ep^nlßchon  Juden 
ao  verfolgt  wurden.   In  .iner  -olohc^n  £«lt  dee  Leiden« 
noch  EU  B^gen;     W.oht  die  audom  alnd  «ohuld,  Bond.rn 
wir  «ind  schuld!     Wir  v»oll0O  untevauohe«,  «ae  boi  uns 

,ln  une  Ueurcr  Mut«  Einer,  «ut.  der  h«y«  quillt  aua  e.tg«i 

liers«.  =»««4«"  -^»^i  ^«■'  "•*  ""■'"*"'  "*"""•  "•"•  ""'  **" 

Oel»t  elr«  Volk.e.  da.  «ol.s.  dlo  gescheht«  d«  TOlt 
*lr  von  0-vt  «oäol«-l»t.en,  duroU  «£521^!^ '««'  ^*""^" 
«uesec  wir  die  Schrift  elnsohr,  Iben.  es  .ocrr.t  uicht 

•  «   ^^      Äfiriftvan  den*.on*  v.örji  wit   nur  wissen, 
wir  sind  aar  dec.  richtige«  «eg«.     Heut«  g^>«»t  elr-ogro.» 
»eile    .b«r  unsere  (K-»aluiJOb«l-t.   die  RUükkohr  zum  Juden.t»i. 
Kine  «nderbare  Welle,  die  auB  eol-ten  Mertn  k«»t.  Tra- 
gen wir  wieder  da»u  bei.  da«*,  die  neue  oeachlchte  ge 
80hrl<ben  «ird  .It  ein.»  teln.n  OrU'fol.  den  .Ir  eelbet 
herst  iion  wollen  durch  eigene  prurung. 


•'       k 


M^ine  IifxiB^n  und  Herroti  l 

loh  habe     versucht,   iUnönveraohiedan© 

Oed&n  en  des  Prinzips  der  üeschichtsschreibung  «Unter 
dem  Ges loht «Winkel  Ü»tte8«  daczustulien.     Ich  b^be 
anob  verauoht  .inzugvhen,  auf  die  Qescb  i cht e  der 
naohbibU sehen  ^eit.     Per  a^sohichtsschreib^r  fehlt 
noch,  der  di  .»e  Zeitspanne  oo  d^rzustol.^n  verstände 

wie  die  Bibel  es  get^n  hat.        Ich  habe  versu.lt . IT ür 

an.  selbst  g  wisse  Aus*irimngcn  heute  dar.uo.ullen. 

Für  ans  selbst  irgendein.«  V^-g  zu  sehen  und  zu  suchen. 

der  uns  Wurde  bewahren  laeat  una  uns  zugl  ich  aich 

,^^       i^u  y^»\%tx  wrtr«4uaht-   Ihn -n  das  Kinzigar- 
Hcifnung  gibt   .  loh  habe  voraaout,   i«« 

tlge  der  jüdischen  Gesch^chtsaurfassung  da«ulegen.   Ich 
«üsst.  noch  sehr,  sehr  viel  hinzuTügen  und  illustrieren, 
denn  loh  Uann  Ihnen  di  se  Dinge  so  nicht  darlegen,  aber 


-25- 


ioU  «ihXe.  »u.  ale»»  We«e  li«.-  die  .ahr.elt.     Ich 

vo«     loh  fühle  ab-T  nur  den  Weg,   m 
Ihn  >n  nicht  angeben,   ioh  runx 

.v^«r»  wird.     Das  eine,  aasß 
vT^loher  Richtung  es  g.^hen  wird. 

^.«  .einen  U.Bt^^en  Überhand  n.h.en  darf     ist 
.,e  zerreiBBung  durch  irgendwelche  P.rteirüc.s.oh. 

^*       ^  dem  Boden  seiner  ueberzcmgung . 

V,.«   m   einer  tieferen  Ueto..rzeugung, 
Aber  dioae  muss  ruhen  in  einer 
,^Xich     dass  ein  gewaltiger  CH.eins<*.aftage.st 
.ns  verbindet.     3..  i-  die  .eb.r.eu^ng,  da.    ^  ^^^ 

•^^'^*i•7ncf  vor   den  anae-i* 
1^1+  wurd-n  nicht   zum  Vorzug  vor 
vir  auserwuhlt  wura  n  ^^t,^- 

AMf^^aba.     zusammeoptehon 
sondern  z     einer  grösseren  Aufgabe.     ' 

.     ..ht     da.s  man  sich  auf  dem  Felde  des  gol       , 
heisst  nicht,  daas  nu*"  „^^«„ 

n«nenfindot.   sondern  auf  dem  Boden 
denen  Kalbes  zus.m.enfind  ^...xichen. 

.asammenfindet  des  ewigblühenden  Geist 

•        T.a«     di.-  uns  alle  v -rbindet  und 
RS  gibt  nur  eine  Idee,   di  -  u 

••...  den  furchtbaren  partoistreit  der  ver^ 
liann  uns  über  den  furcn 

v.rtT^ön       Wir  müssen  niecuu   •« 
ctmen  Jahrzehn'.e  hinweghelfen. 
'^^  ^  rinrrit  die  Gemeinschaft 

,.       einen  Scluastrich  setzen,   da.it  di     0« 

.,+•  der  Idee,  das  Volit  G'ttes 
der  Juden  wachsen  kann  auf  der  Ide   , 

U  zusein  sondern  zu  werden,     wenn  in  de.   S.nn 

\t  n.     der  jüdischen  Geschichte  u^  er  dam 
die  Betrachtung     der   juux»  ,       ,   v«i. 

.   ..r   E.i^l.  it  ein  klein  bischen  dazu  bex- 
Gesichtspunkt  der   B^^igk n^  wecken. 

.  .n  hatte     in  Ihn.n  die  ueb.rzeug^ng  zu  wecken, 

g.tra  gen  hatte,  ^     ^^^  ^^^  ^^^ 

dass  durch  Anschluss  ar.  d..3  uralte 

H^asar  weg  beschleunigt  wer- 
ewiR-JUdischen  Geistes  dieser  V.eg 

^  .hö     die  ich  mir  heute 
den  konnte,  wäre  eine  Aufgabe, 

abend  gestellt  habe,   zum  Teil  erfüllt. 

Meine  Damen   und  H^^rren   ! 

ich  vrerde  heute  in  8  Tagen  ver- 

•••^4«oh  relifi^öson  Typus,  das 
-«nhen     das  Bild  des  judisch. reiig^ 
attohen,  »'»•ö  »  ergänzt  ha- 

^     A  •«>,  einen  eigentümlichen  Zug  erg 
ich  heut«  durch  einen  »**& 


\ 


-  26  - 


to  wälwer  darzustolion  uiiter  .len  ooaiohtsrinkel! 
per  Vtg  zur  Aufraaaang  cids  jU<ilßohp.rd  igiöaon 
Typus  rjr  «Inen  jeden  Juaen.     Das  ißt  sine  Prag«, 
d  ö  doch  b  Btimtit  schon  allen  oiv'^Al  aurg^tauobt 
iat:  Vl;J  ^indöt  m&n  zu  siohs  elbst?     Ti-.  itann 
nun  In  slchs  ölbdt  di^  3<*8tinicunir  fiua..n?  ui* 


loh  Ihnen  in  Deinrn  i^rzen  Vortri^g^rt  veraucht  ha- 
\H>  darzust..nen.     Hi  rmit  bößinrt  etßt«  eire 
oolbBtaohöpföriSwiii'  To.tigkt^lt.     •Da0;it  boginnt 
die   oigoi^c    rereinlichkeit  zu  rirgon.     Ks  iet 
eint-  wunaervolle  Au^oioht:,   dasu  man  aiwii  gegon- 

r 

Beltig  wirklloh  holten  ^ann,  daaa  can  In  diosor 
!t«lt,   in  äiessr  3tur.de  miteinander  vorbunden,  den 
V^  büßchcelUn  tenn,  dor  na.nohKal  »Irklioh  nioht 
»•ioht  ißt.     und  ich  nöchte  versuch  n,   Ihnen  aus  d»r 
jüdlsohan  Lalace  und  auü  der  a^s  hioh^c  aSni«jö 
vege  dar-^ulagon,   die  auo  uralter  Erfahrung  quellen, 
inaner  dar&ur  himsi.Jön,  ria  ;dr  ans  .Igoniiich 
Vorhalten  müssen,  daadt  wir  zu  un^  Bölbßt  koi 
penn  dar'^ber  habe  ich  aioh  V:oin  o  üwöiiTül  hingo- 
geben.     Die  ünlöbundigk-  It  a  es  Jalentu:^^  -r^r 
nioht  nur  SuUuld  derjanig^n,   AU-  nieh^s  cehr  davon 
wlaaea  wollten,   sondern  häufig  war  es  uuoh  aie 
Starre,   die  sich  über  unser  wunaerbareß  Jud^n- 
tUB  gebreitet  hat.     Man  hat  -^ugiigeb©:  ,  daus  das 
Leben  e  tfkoh  und  nicht  verstanden  den  Zusan.  enhang 
zu  f in  .ön  ir.it  der  joweilieien  Zeit.     Jedoch  heute 
Duss  öS  geil  Ingen,  heute  raü^sen  wir   den  weg  doÄ 
finden,  unser  Judüntaa»  in  uns  zu  verlebendigen. 

Dsrn  weder  der  zum  Judentum  gehurt,  fühlt  in  irgend- 
einer  Richtung  liegt  die  ^.uelle  sei^ur  Kraft:   das 


f 

/ 


-     27     - 


Ä       . 


meine  Birrier  und  Herren   I     wennich  heute   in  8 
Tagen  den  Ghesicht^punkt  d&.rlegea  will:   Wie   kommt 
der  ^üdiaohe  Tyfus  zu  seiner  Sölbsterkenntnis,   so 
will   ioh  Sie  nioht  belehren^  ßondern  die  Wege 
aufzeigen»  auf  deijn    der   jüdisoue  Ty/U»     gleicli  - 
sam  das  getan  hat,  w%&  der  grosse  deutsche     Di  eilte 
Heßse  in  seinem  ^Do  lan^   sagte:    Ich  wollte  ja 
n  r   zu  mir   selbst,  warum  war   das   so  seil  wer? 

Wir  müssen   es   versuchen  und   es   ist  so  unge- 
heuerlich s  ohv/ er«      Ich  habe  heu^e  vor  8  Tagen  keine 
lÄSioission  veranstaltet  und  weiss  es  nicht^^    üb  Si© 
heute  eine  wUm  chen*      Ich  hatte  folgende  Bitte 
an  Sie:   y/enn  jemand  prinzipiell  anders  aus   eigener 
Ueberzeugung  heraus   denkt,    bitte  ich,   ruhig  seiner 

Meinung  Ausdrucli  zu  geben,   damit  mun  den  vViderhall 

•     .     .. . 
der  CK'dankeri  verneh^aon  kann»      Nur  so  könnte  man 

vollkommen   zur  Kl^^x^ung  LomUiOn.  Wnn  sich  unter         "^ 
alesem  Gesichtspunkte  jemand  zu  ^^orte  tielden  möchte, 
so  bitte  ich  darum* 


:t> 


Xi.   5.  1935 


i 


l 


habe. 


Meine  Damen  und  Herren! 

loh  darf  das  Heft  noch  aL  nmal  h  rumgfh  aa  lassen  und 
diejoa  igen  bitten,  die  vor  8  Tagen  nicht  da  waren,  sich 
einzutragen,  damit  ich  Sie  benaohriohtlgen  Isann,  falls 
es  sich,  als  gunstig  oder  notwendig  heraua stellen  soll- 
te, daß  wir  im  Laufe  des  sommers  noch  zu  d.  nor  Aus- 
sprach* zusammenkommen. 

Meine  Damen  und  Herrun!   Ich  möchte  die  v/iederholuhg 
dessen,  was  ich  Ihn>.n  heute  wr  8  lagen  vorgetragen 

ehmen,  indem  ich  Ihnen  zum  Teil  einen  Brief 
vorlese,  den  ich  bdt ommen  habe.   Hier  sind  einige  Präge 
von  einer  mein  r  Hörerinnen  angeschnitten  worden,  und 

I  ,        «. 

es  ä.  nd  wirklich  die  antsofteidenden  Fragen.     Vielleicht 
ist  es  doch  ganz  interessant,   einmal  zu  hör« ,   in  wel- 
cher Art  und  weise  solche  (jedanken  in  der  persönlich- 
keit eines  anderen  Menschen  auftauchen.     «Ich  bin 
a  ne  einfache  Prau«,  heißt  hier  ä  e  ;^inla  tung  dieses 
Briefes,   "In  Ihren  letzten  Vorträgen  erwähnten  Sie, 
dafi  die  Bibel  dl  e  Menschen    so  beschreibt,  wie  slesind. 
Das  ist  das  Vfichtigste,  das   ^s  überhaupt  gibt,     v/ie 
soL  ten  wir  armen  südigen  Mensdien,  denn  den  Mut  haben 
zum  Kämpfen,  wenn  in  der  Bibel   nur  Jln^^elsgestalten  wären- 
Denn  ob  Sünde,  ob  gross  oder  klein,   G'tt  vergibt  nie 
uns,  aber  die  Strafe  müssen  wir  ertragen.     Jakob  wurde 
immer  wieder  von  seinen  eigenen  Angetiörigen  betrogen. 
David  muöste  dasselbe  Leid  an  sich  e nähren,  das 
er  anderen  zugefügt  hatte  und  wie  sclwer  mu  ste  Abraham 
leiden,  weil  er  geglaubt  hat\.e,    er  i  üsse  ö'ttes  Ver- 
heisimng  ein  wenig  kopieren.      Ich  meine  den  Sohn  der 
Magd,     unter  diesem  Gesichtspunkte  habe  ich  mein  Leben 
und  das  meiner  Mitmenschen  b  eobachtet  und  immer  wieder 
erfahrai,'»wenn  Du  sündigst,    dann  idrst  IXx  bestraft! 
Dies  dehnt  sich  nach  meiner  Meinung  auf  Familie  und 


»• 

» 


-     2     - 


ganze  Volker  aaa.     All«»  Leid,  was  G'tt  schickt,   ist 

wie  eine  Strafe.     Unser  Leben  ist  nicht  Fügung  sondern 

Fu^ng.     Vir  können  durch  unseren  Lebenswandel  manches 

zum  Outen  b  eeinflussen,   Ihren  Auii^sprohh:   Vor  der  Be- 
kohrang  li^ift  exnt;  WUste     möthte  ich  hiemit  in 

ZusaEinenhang  bri  .gen.      Die  v/eniffSten  Mensch  n  besohar- 
tlgon  sich  mit  dür  Bibel,   und  sc   stehe   ich  i'a^.t  allein 
mit  meiner  Aurrassung  und  kann  die  heilige  Schrift  doch 
nicht  so  Verdeutlichen  wie  iuh  es  gern  möchte.      Dann 
sagten  Sie,   dass  es  sich  mit  dem  j  Lid i s cii  >n  Glauben 
nicht  vertrüge,   dasa  ein  Mensch    Hir  den  anderen  stürbe. 
Jedoch  feab  n  wir  doch  da   eiü  Beispiel   in  der  Bibel: 
jophtas  T«^chter.     Diest^s  Kapitel  hat  mich  sehr  er- 
scUüttert.     DGrleiclitsinnige  Vater  hat     ine  grosse 


Sunde  begangen 


ezQ,   etc. 


»'Ich  bin  vorllko'.men  Vorurteilsfrei     und 
für  mich  gibt  eti  nur  gute  und  schlooLte  Menschen. 
wer  es   ist  und  woher  sie  kommen,   ist    :ir  ganz  gleich, 
denn  alles  sind  Ge-cliöpre  a»ttes!« 

Maine  Damtn  und  Herren!      ich  habe  Ihnoi 
e  nen  Teil  diesJs  Briefes  vorgelesej,  weil  er  Ihiiue 
eine  eigentümliche  wiaerstiegotung  desse;    ist,   was 
ich  vor  8  Tagen  Ihnen  vori^utragen  versucht  habe. 
Hier  sind  wirldiche  /ragen  angeschnit;.en  und  einen 
teil  kann  ich  Ihne»    gleich  beim  wieder  holen b  eant- 

wort€n  • 

E>jutt  ^r  8  Tat;en  habe  ich  darzulegen  ver- 
sucht,  dass  die  Auffassung  der  Jüdischen    öescäiiohte, 
die  A'.f  faccung  der  GosJiichte  vom  jüdisc. 
religiösen  Typus  aus,    den  ich  ihnen  in  den  v.rscaie 
denen  Vortragen  vorstellen  wollte,   nicht  etwa  die 
Auffassung  4  er  Fügung,    condern  der  Fugung  ist.     Sie 
wissen,  wie  der  sohreiner  die  GegeiBtände  ineinander- 
greifen lässt  durch  die  Fügung  und  wie  auf  das  ma- 


.», 


*' 


-    5    - 

Bita^li»oh©  oobl^t  der  üegrlir  dt.r  fu^jang    IIb  rt  »«w  wer- 
de    iot.  Johann  Söbaetian  Baoh  Ist  ein  U.Aau>v  der  Fugung. 
Hi-r  gr«Udn  In  wui-dörbarer  Welse  die  atimen  Ineiiuiiider. 
and  00«  n  in»t  daß  Judentum     groirun  alle  Vürgjinga  d«r 
Oesohloiit«  wundervoll   inolnunder  und  g^W'vait».  sion  »o 

al8   Ob  an  ir^;«ndeiner  Stöl:©,     -o  «•  gerade  no^t?endlg 
*  über,  il-ltit.'riderv.oia«/ 

iBt,   a»tt  in  wutflörvollör  ««Isö  elngr^il^»     duroh  irg  nd- 
•in«  PUg  ng.      Ich  darf  vi  -li»  loht  ein  Böiuplel  zur  Ver- 
deuaiuhun^  anrühren.   Densen  QU  an  don  Durchzug  der 

n   -1"h!!ö  Rn-e  Ideer.     Tflr  bogr^iren  ©■  al»  «in« 


irunderbare  :at  der  Srlüung,  die  CV.tt  uns  hat  zuteil  »«r- 
den  lassen.  Ü  steht  nicht  nur  im  ^li tt eljunl^t  de»  Pesaach- 
f est^^ü  sendern  di^o  ganzen  Jahres.       IfeoU  ^ede..  (Jebet 
erinnern  wir  uns  aer  Bufruiung.   Aber  wennim  Roten  i^^esre 
nioht  zur  r^^htea  ^eit  eine  troaliene  Furt  8nts..vnden 
«Lre,  ßo  .aren  alle  Judan  duroh  dio  Aeg^pter^vwi  nicht  et 
worden.     Hl  r  hut  O'tt  eirgagrlfron. 


«.•:♦.» 


StB^Cict 


Mose  den  Gtab  auaui.d  es  tümen     uioh  die  Was.er  zu  Mauern 
und  als  die  Rinder  Uiael  hir.durohgogan,;^  Ä  nd  und  die 
Aegjrpter  kO£.;::eD  an  ^ü  Moer»    atreout  l^os..  wl  oder  um  den 
Stab  au«  und  die  ^asaer  V:<4»«»  zurück.     Wenn  e  a    .ä;.8  .oh- 
lioh  CO  gewesen  ^.re,  datm  war     es  ?U^ng.     Dar.n  hütte 
Ottt  eingegr irren.     Der  von  T^ripld^s  vurr.-andte  Deux  ex 
«aohina.     Aber  so  iut  es  gar  nictt .     Hier  muas  man 
^'"^^  dl.  Blbul  richtig  durchlesen  und  Uh  ges^.ehe  Ihn.n 
ruhig  ein,  da.s  dor jonige  der  mich  in  diese«  Falle  hat 
die  takrh'it  schauen  geler.rt,  der  verstorbene  Rudolf 
Kittel  «ir,   der  uu«  gozülgt  h^.t,  ^ie  sandle  Bibel  wfitt- 
lioh  nehmen  kaim  und  der  die   .undtcbaren  iiusarrmeKhange 
entdeckte,  die  idb  unter  den  oesioht^  unkt  der  ge«M»ten 


\: 


•*v>....- 


-     4     - 


-> 


aesohiohtaaui"ra3aunü  Fügung  nenne.      D^e  -anze  Waoh      ' 
weht©  ein  atark.r  Ostwind  und  di  esör  wind  trieb  die  '.v'asser 
zu  M-tuern  empor*  .     Derartige  Ereignisse  finden  wir  auch 
heute  nooh.V/enn  ioh  Sie  daran  erinnere,  werden  Sie  aehen, 
daas   ihnen  die  Tatsache  durchaus  beita- nt  ist.     Denl^en  Sie 
nur  an  die  üamom-s^ütme  ,     Un^ieheure  ^  ngen  von  Sand 
werden  viele  ^ilome«ter  uahingetragen.     Solche  Stürme  fin- 
den wir  in  Nücdafrika.      äben  so  s  ohneM     Wi  e  ein  Sturm 
entstehen  kann,   kam.  er  wieder  aufhören  oder  si  oli  drehen. 
Mit  einem  aohlag©  laset  die  7/indkraft  naoh  und  die  Sand 
nassen  stürzen  niader.     -^©nn  gerade  unglücklicherwoise 
eine  Karagane  dort  ist,   00  ersciok  t  ^ie  darunter.      Eh 
Oelebrte  haben  die  Gegenden  gtuau  untersudit  und  festge- 
stellt, daasee  aolche  Stürme  heutenooh  gibt,     Z.B.  habe 
loh  da  ©ine  Potogrfie  einer  mutigen  I^rau  gesehen,   es 
war  ein  Toinado,  der   dahinfegte,   und  wie  ein  Me     ser 
die  ganze  Farm  duruhüchnitt  una  gerade  durch  don  Teich  fuhr, 
so  dasc  die  Wasser  eioh  aufbi*umten  zu  einer  wunderbaren 
8-iule,     Die^,en  Moment  hat  die  Frau  fotogrxiert.      Ich  be 
wundere  diea©  (leiatesgegenwärtigkeit   die^er^rau,  die  sl  oh 
nicht  aas  Angat  veruarg,   sondörn  aen  Mut  zum  Fotografieren 
hatte.     Diese  Begebenheit  wurde  i..  einer  illuatrierten  Zeit- 
schrift g  aohildert.  Hier  haben  wir  die  Möglichkeit  deut- 
lich   vor  Augen,  wie  die  Wasser  sL  ch  aufbäume     können. 
das  gleiche  ist  damala  dort  geschehen  und  es  iat  durch- 
aus verständlich,  dass  plötzlich  der  Wind  auihörte.     Das 

einzig  Unbegreiiliche  ,  ^/änderbare  an  dem  Vorgang  iat 
nicht  daa  Eingreifen  O'ttes,  Sondern  d»B  Zeitpunkt,  zu 
dem  das  stattfand,   dass  gerade  in  d«m  Augenblick,   in 


-    5    - 


M 


9 


dem  die  isiRöll^en  die  trookeno  Purt  braaohten,   ßioh  die 
Wasßör  aui'büuraten  und  dtiss  ebenso  der  Wind  aurhörte  als^ 

Vi'  '  ' 

•  "  .  / 

die  Aegyptor  kamun.     Ver  von  uns  hat  nicht  schon  erlebt 
dass  in  einem  ganz  b-  stimmten  Tunlrt  durch  einen  glück- 
lichen Umstand  solch  gUnstigfc.r  Zeitpunkt  eintrat?     im 
uebrigon  h..nge'i  die-  Dingcd^jrohaus  natürlich  zuBumt..en. 
Wir  erl  ben  hier  di*^  i'ugung  und  nicht   die  Fügung.  Und  so 
betrachten  wir  die  gan^e  Oeßchichte.  Ueborall  haben  wir 
die  Fügung,     loh  habe  nicht  um^ov^t  das  Estherbuch  ange 
mhrt,    in  dem  dor  Nam-^  G'ttes  ninht  einjr.  1  vorkom  t  -     Hier 
ist  die  Fugung  dargestellt.     Hierin  ^rd  das  Eigoatümliche 
sichtbar,   was   das  Judentum  mit  der  Auffassung  der  Oesohioh- 
to  will.     Ich  glaube  meine  Demen  und  llorrm  ,  diese  koper- 
nitoalsche  v,'anaung,   die  das  Judentum  hier  vorgono^r.en  hat, 
die  voll..ommene  Umü.ädcrung  «er  roltgeschichte  von  unge- 
heurer Art.     Das  Judentum  sagt;     Alle  Voigänge  auf  der 
erde,   die  wunderbar  ineinandergreifen  sind  ebonöo  wie 
sie  gefugt  worden  sind  und  sich  fn^en,  Aasdruck  des  gött- 
lichen ';7iilenß.     Nicht  muüs  man  itgori^rno  ein  Wunder  suchen, 
es  is.  unmittelbar  nebon  uns.     TUoh     ist  irgendwie  etwas 
bosondurs  ^aaaoht  wordrn,   sondern  wa^  wir  erleben,  dass  ist 
die  Sti.nm.  a.ttes.     DaSo  wir   das  erleben,  dass  wir  heute 
hier  3  iüd  and  in  Ruhe  Ui  d  prfcfeden,  das     wir  gesund  sind, 
überhautp  die  F^:-igkeit  hüben   ,  uns   2U  verstehen,   dass  die 
Mecedihuit  haute  in  Ruhe  .lebt  und  dass  vielleicht  Stürme 
bevoretshc^,   dass  vielleicht  Vornichtung  vorbereitet  wird 
usw.     alles  ist  Fugung,   die  Stiore  aUtes.     Denken  Sie  nur 
einmal  an  China,  was  da  vor  sich  geht!     Bedenken  Sie  ein- 
mal,  das  Judentum  b  ekennt  3i(äi   zu  den,  was  auf  der  Brde 
vorgAt.     Es  flüohtot  sich  nicht  etwa  hoohoben  auf  Berge 


^^-^. 


.    6    - 


;:#• 


*i 


wie  das  Kloster  der  *^nche     bei  Eerlcho.     Das  Judentum 
bekennt  sich  zur  weit.     Hier  offenbart  sioli  ö'tt.   Da» 
Judentum  erkennt  nioht  Kisraeth  an,   gondürn  es  gesohieht 
nur  all  das,  was  a  'tt  Yorgos ehr i eben  hat,      Ss  sagt  nidit, 
loh  darf  ruhig  :die  Häi;de  in  dio  T:.achon  stecken,   denn 
es  kommt  dooh,  wie  ü'tt  es  will.     Hi'^r  ist  dit^  Scheide  an 
der  Buddliismuö  und  Judentum  sich  in  Wahrheit  mesüerßcharf 
trennt:*n.     Unsere  Kräfte,  unaet   Singreif  on,   die  ii  et  wendig 
kelt,   dass  wir   oingreifai   kJnnen  uni  taüijsen,   oUer  es  nibtt 
tun,   gehören  zusanimen.     fir  stehen  mit -tJn  im  weltenplan, 
müssen  raik  mpf en  und  mittun,  muasen  alle  Kräfte   be,  utze»., 
die  des  Körpers  und   des  Geist -'S,   die  »itt  uns  geschtakt 
hat,   die  reit  ist  nicht  eine  sdi  ickuni^  G'ttes   ,   sie  ist 
ein  Kampf.     Sehen  ^vir  hinaus:  Wer  hat  nichi.  üchon  die  fe- 
dern einer  Taube  li  -gen  sehen,  die  ein  Habicht  zerrissen 

hat  nicht  ychon  eir.en  imusbus£.ard  geüehan,  der 
eine  ifeis  zerriss.  Wir  sehen  den  Fümpf  überill.       Wir 
brauchen  fear  nicht  z.  lügen:      SB   ist  nichts  neues,  v;as  unsere 
Entv.iokluni^stheoretiker  lehren.   Kt.mpf  ist  eben  ein  Mittel 
in  der  Pugurg.   Leben  ist  eben  Kacipf .     'iJir  müssen  mitkämpfen 

« 

mitempfinden,    sorgen,   dass   die  u?elt  ^ird.        Die  Sohöpfung 
war  vur  Jahrtausenden,   die  %^elt  ivird,  a.tt  ist  von  Bwifc 
keit  und  wir  loben  in  die;:-m  Ä'eiden  und  Vc-rgehen.     Aber  das 
Leben  ibt  doppelschichtig.     Und  dahinter  steht  aln  gewal- 
tiges ruh  ges  Meer  ohne  Etde.     Wir  sirid  nun  einmal  geboren 


hat .     ^&v 


um  den  weUonkamm  zu  bilden  und  es  hat  keinen 


sioh 


nicht  dazu  zu  bekeuren.     Vir  außüer.  auf  und  nieder,  müssen 


flciiwinunan       sonst  ertrinken  wir  Mensolien  in  unserer  Hoifnungg 
loßigkeit.     Wir  müssen  jasagen  zu  uiÄrem     sohioksal,  muaaon 
es   ergreifen  und  zu  gestalten  versucht n.     Ss  hat  1«  inen 


•    7    - 


»p 


♦'",■■-  '       '  '         '  . 

Sveok,   dorn  Altt'n  na,;hujagan  und  L»il1.öolil.iüB©r  2u  bauen« 
tu  muoß  fiöfiprooh«Bn,   «s  v^\x3t^  elJ.gegriifon  werden.  So  y, 
betrachtet  daa  judontum  all»  Pingo  von  dem  objektivsten 
stand,  tnkt  aua,  den  ea  gaben  kann.     Objektiv,  weil 
Alle  anderen  Standpunkte  zur  Vurbiygurtg  der  oe b >.;hei oht» 
jrürh*.^n  Küäson«     Die  dynaJtiBche  &o3ü6hiohtS8chreibung 
z,h.  kai.n  nioh-  zugobon,  cla^i-  der  üold  ein  /erbreohen 
be^jangtn  hat.     Die  heroisoaa  at*8ohioh  «  kann     nicht 
elngeaxehen,  daas  auohf  oigos  Voll;aar  der  Srde  ist, 
Unsere  Gesühichtsauhreibung  m  .luet  uns  von     hero  ißohen 
Taigen  unaeras  Volke»,    von  großuen  Kamijfergaswalten 
und  von  F©ig-in^eBf  de  aioh  vorkrcohon  haben,  die 
das  Qetreiia  Vel  liaoht  abgerissen  habtn  eto, 
Attoh  der  hi^itorlsoh'-  Materialiamus  dar  alles  »«£  ...ate- 
rte  zarüokruhrt  muiis  abenj-alls  ,:.ur  V  rbit^rg  in  der 
Attfi'aiißung  der  (Kischiohtd  fulren.     Dl aAitf ras annü  dee 
jUdisoh  -raliglößon  Tipuß  2:eiuhnjt  alleß    lur,  wie  ea 
tatS'iohlioU  vor  aloh^ieht,   «a  scuht  der  G*i«sel  o'ttea 
der  Belohnung  a'ttee  ^^.egenuber.     feiinea  3)ir  eiüßid 
sohlßoht  güht,   dann  danke     darai.,   dati  ^^t«  Tage  komiTen  . 
und  Du  ».annot  fes  beöa  r  teagü  .     Du    .ujßt  Dioh  auftichten 
an  der  i'aJiÄhoit.     Diese  AuiTasuun^  ist  die  objektivate, 
die  es    überhaupt  für  idens«^  ß«    geben  kat.n,     trae  in  dieaer 
Aurraoaung  unriohtig  geauueh  n  kann,   oaa  fallt  darai 

» 

unter  den  Begriff  des  irrtuma  aber  nioiit  uiter  den  der 
palß(4iung.     Wn  cUrist.lüher  jcoz  er  Theologe,   König, 
hat  auBgeaproohen,  daaa  an  Treue  der  oesehichtaada  T«i- 
bung  ie  In  Oeschiahtabuob   irgend  einen  Volkea,  ea  mit 
der  Bibel  aufnehmen  ktimite* 

Maine     Dam  n  und  Uörren*     Vor  8  Tagen  haben  wir 


/ 


/ 


(3 

■f ; 


X.. 


.    8 


♦•♦ 


in  ausgc)(bhntürwoise  alese  üinge  auszubreiten  ver^uohtt 

Äasbosoniere  habe  ich  gezeigt^  wie  man  eigentlich  die 

■  .        ■  •  .  ,( 

G'eso^iohi:e  des  Juden  .ums  auffassen  könnte,  habe  Ihnen       .   , 
eine  Theüijie  dargelegt,   mit   Illuütratiot-en,   die   i(ii 

a«ß  pßä^ Chol ogi sehen  örünaen  für  notwendig  hielte     Sie  könn-^ 
ten  2u  mir   sa^en»  V/enn  Du  diese  Aurfassung  des  Judentums 

Von  der  Geschichte  d'^rlegt,   nüsstoßt   üu  uns  audl   eine 
AntTTort   auf  das  g  eben  kennen,  ^^as   uns  heute   bcv:egtt 
Und  ich  i.abe  versucht   ,    Ihnei    eine  Theorie  darzulegen, 
Ici:  bin  keiv.  Frophet,   aber   es  mlissto  einmal   einer  kciuruent 
loh  hiibe  6B   deutlich  zu  m?xchen  versucht  an  dem  Bilde  einer 
wage,   die  auf  einem  Sockel   ruht«      Ich  zeigte   .hnen  einen 
Wagebalken,    der  die  weltliche  und  einen  der   die  östliche 
Kultur     rflu'asst#     Palästina  ha^   eine  eigentümliche  Lage 
zwischen  Ost  und  West   t  ' 

Abraham,   der  aus   der  babylonisoUen  K  Itur 
kam,    zieht  nach  Aegirpten,   also  sohun  westlich»        Kg   ißt 
nich'o  mehr   dor  Orient« 


4 


4 


-    9    - 


A 


Hlor  finden  wir  schon  dengruuBan  Blnnuim  auf  dU  Kanat 
von  so  naton,  von  d*r  .mxx  »agt,  dase  «le  die  Orundzüge 
dar  grleuhlBohen  Kunst  hatto,  obßloloh  sie  900  J»hf 

vorli«^  bestxind* 

Jakob  lebte  In  Palästina.     Br  mu^s  durob 

•in    merkm-rdlgs  Fügung,  namlloh  dadurch,  daas  sein 
Bruder  Ihm  mit  dsm  Tode  droht  nach  Aegypten  auewandern. 
gr  wird  ein  av.dercr  U.na.a;   er  nuas  durch  die  babylonische 
Kultur  hindurch  In  dio  aegyptisohe.  also  hinoln  in  die 
Kultur  des  vorderon  Oriunts.     Siator  n 
4«r  pev»;i8ch..n  Kultur,  dann  '«.»l-^r  die  tmkedoniaohe 
Kuiuxr.  dann  aur  der  einen  Seite  die  holienistisohe  und 
•tti'  der  anderen  die  arrablsche,  danr.  apater  aui'  der 
einen  Seite  die  mittelalterliche  Kultur  und  auf  der 


der  Einil.u 


n  die  nua.»l-.llohe  Kult«.  In  der  sich  die  Jud«>n 
verloren  habcr..   In  die  sie  sich  l.inein^türzten.    Iflr 
teben  hier  eiuü  3r.  oitorung  des  Wagebalkens.     Und  heute 

erleben  wir  etwas  ^m  Uerkwurdiges,  dasa  nämlich  In  de« 
Augenblick,   in  den  en  not-ndig  war,  lal.stlna  offenstand 

22000  deutsche  Jude  undliler  dio  osLjUdisoh^^  Kultur 
vorzuherrscken  b.glnut.     Ich  ^äro  ein  schlechter  Redner, 
wollte  Ich  nicht  erwähnen,  was  wir  jaden  gaiatet 
haben.    Bitte  bedenken  Sie,  daso  von  d«  Nobelpreis- 
tragern  }^  Juden  sind,     üin  Bev.ois  daiTir,  daosw  ir  aros- 
ses  geleistet  haben.     Hun  noch  olnr^l   finden  sich  die 
grp8.en  (K.lehtten  In  die    »ahe  des  Ter :p«ls     auf  den 
Skopusberg  versetzt.     Ich  Oarf  nun  aber  auch  nicht  ver- 
schweigen, dass  der  High  Ko.::n.lssionar  seinen  gi^^  ß«^*«** 
auf  dem  Berge  dos  *B*en  Kates"  auigebaut  hat  .TT«  n  loh 
auf  den  Standpunkt  st^hb,  da..  Pagung  vorllcgL,  so  Ist 
auch  diese»  eine  Pug^ng.     Irgendwie  «ü  son  doch  die  DlngO 
»8»m«nhangen.     Und  von  nelnem  Standpunkt  aus,  glaube 

loh,  daos  wirklich  die  feltgesch lohte  einen  Siiiitt 


•     10     • 


naoh  vorvdurts  tut« 


.-f^ 


\ 


kjbhrt 


nioht  wie  dar,   und  das  20.  Jahrhundert  wird  er«t  noch 
geboren«         Kin  neuer  Schritt  beginnt,  was  es  wird, 
wlsoen  wir  nooh  nicht.     Aber  davon,  da^s  wir  üine  be- 
Bcmdere  Aufg^ib©  liaben.  Un  loh  root  Überzeugt. 

Wir  flnier   In  paläatina  2  Schlohten  von  Juder,  die 
groüse  sohloht  os'».jüdlöcher  öiaubenbruder,  dl©  die  mit 
tül  alter!  lohe  Kultur  bis  heute,   Ihre  Gptmche,  bewahrt 
haben  und  zwar  In  elfior  uRorliÖrten  T 
heute  In  Palästina  und  überall  noch  Kanpfe  statt  ob 

als  Sprache 


SS  finden 


laoh  oder  jlddlooh  vorherröohen  soll. 
Siiileht  / 

finden  wir  di-^  fcmrtrinnnai  der  Juden  ,  die  die  n^äu- 


»«ItUche  europälöohe  Kultur  in  sich  auf  gen  otjrr^n  haben. 
««(•  wird  hlor  etitcttihen?     Viel  eloht  Ist  de  Orurdlage 
gesoharren  für  einen  neuen  rd  l^isiösen  Fortschritt.     I»» 
Eellgläae  Ist  nicht  etwas,  i««  in  dl»  Synagoge  gehört. 
BS  ist  ein  Mittelpunkt,  von  di*c  dau  gan:  e  Leben  strahlen- 
artig arfasüt  wird.     Stwaß  Walares  steout  dahinter.     So- 
wohl der  froEjae  Christ  als  auoh  der  Kphamedaner  Höbt 


und  hangt  an  dem  ia  de  gonaa  wie  wir.     «an  b  raud 
den  Arabern  nur  zu  s^gen,  dass«  die  Juden  dl«  oinar:>!oöühe« 
rauben  wollte  und  man  wurde  unabsehbare  .-eigen  h  rauf- 
beschworen.     Äse   dl**  Christen  eborso  an  dies«    Larde 
hangen  wird  daluroh  dargestellt,  dasa  vor  8ü  und  90  Jhhre 
dMtsohe  Christen  naoh  lalastlna  gegangen  sind  ,   die 


Tempi :T ,  die  do rt 


Kolonien  gebau-  habim. 


Qltsös  Und  spiel-  eine  un^ehüure  Rolle  unter   ewig 


«bd 


Wagebalkens,  den  loh  Ihren  dargestellt  hab.-.     «loht  ua- 
•tfast  legt  gerad»  15n,:land,  das  eine  besonders  gute  Spür- 
nas«  für  diplomatische  Möglluhkelten  hat,  seine  ßand  auf 
dieses  L»nd  und  baut  ^^•n  und  lagt  eine  o^lleltong  vcn 


•   11  - 

l8oü  Kilomtitem  von  Haifa  naoh  Tripolis«     Aber  eben  o 
gehört  es  zur  Fugang,   d&sa  vir  uns  r  Jchidisal   ver- 
stehfiD«  unsure   /erbiniong  mit  dür  KuXwur  der  Un;g4>bang  pflegec 
a^it  Dank  arkelt  worden  wir  die  UerrXich<^n  ^^iiatZü  der 
doutsohen  ^Itur  in  ans  bewahren,     vir  viui^en,  n&ä  ?.-ir 


ihr  zu  verdankcm  ]iab«n«  Nie  hab«^n  vir  Jadvm 


die  Augen  gosui^losecm  una  haben  ont:8tirnig  gesagt: 


Hur  das«  «aa  auadoi    Jadtidtum  geboren  iat^   iui  ^nzig 
und  allein  diel'^loöiing  der  Telt#     In  kurz^^tn  Züg^n  zu- 


sacmengura   :;t  ergibt  es  nur  die  Andeuuing^  wie 


au(*i 


hoate  das  ht^rbe  aes  hiok  urter  dem  Gesiuhtupankt^  so 
wie  es  gerügt  wird,   einen  Sinn  in  unserom  eigenen  Sohick- 
sal  erhält#Jeder,   dc^r  uns  anü^gegenttitt,   ist  ein  Ge- 
sandter Gattes  zu  ihrgendeinem  Iweciu     Wer  sicdi  zu  die 
setr:  OQsiohtspunkt  b^kernt,  bat  inre  rlioli  einen  Vorteil, 


den  er  vorher  ni^h:-  gehabt  hat« 


'^waiLuinü  Damen  uni  Herren,  koaie  ich 


na&  zoD  eigontliohen  soUlu^sk^pltel* 

loh  möchte  Ihnon  noch  largt^^ll un  den  feg 
des  ^Udiso.en  Typ^B  zu  sich  selbst^  denn  darsbiT  ging^^a 
sämtliche  AuoSührungen  hinaus« 

In  jedem  i^^-ünsjhen,  der  daa  Oesohvnk  seines 
Verstandes   in  r  chter  Art  und  weise  nicht  nur  an^^^^oDtnen 
sondern  aufge:;o  Bsnen  hat,  der   die  Vt^rpflichtun^;  spürt, 
alle  Kir&fte  zu  sdiul^an,  in  jedem  solchen  i^enschen  s  tedk  t 
das  Streben  nach  Totalität»     Dieser  BogririT   ist  erst 


vor  20  Jahren  zum  1#  ual   inrer:^lb  der  päda^^ogisohen  Li-* 
teratur  im  deutso  .en  Kulturkrel^  aurgotaucht«     Totalitat 
ist  glw'ich  Aur£>!issung  des  gesamt mi  Lebens  von  einem  zen«- 
tralen  Mittelpunkt  aus  und  ich  Labe  vursuuht  ,   Ihnen 
darzulegen,  dasa  da  sjudentum  diose  Eraclielnung,  vor 
der  so  vi  le  riiohen  mödhten,  von  der  so  vieli   nichts 


•     12     - 


wisaan  wollen«   auf  dau  Qesohunk  m  cditen  sie  so  gern 
verzlohtoa^   in  ^ich  aur^^tiinoiamdn  h&u«     Für  diaaen  a#«» 
dankan  sind  Im  ü-Httelaltor  Ylele  g^8torb«Q#     Daa: 
dieses  Judentum  in  solnor^erkw  <rdlgkait  überhaupt  noch 
«tistlert«  wto  ei;  doch  kein  Land  itiat,   wo  es  unter  einem 
zentralen  Or^nismus  vereint  wäre,   aasL   dluses  Judentum 
eine  Qejaoottanscliauung  des  Lebens   ist^   dies  beruht  auf 
olns>;  unerklärb^^rem  Htwas,  und  dieses  'rtw  s  ist  von 
O^tt  gegeben*   Dies  ist  der  JUdiscli^   Typus«     Typus  ist 
natrülioh  nur  ein  wort  von  wenigen  Buchstaben.      Ich 
meine  ^ane  grossen  Ansatzpunkte,  von  denen  der  Mensoh 
einen  bek>timr:.ton  weg  zur  Wahrheit  gehen  muss,   den  man 
nicht  vertauschen  kann*     Aber  ^et\ti  tcJELn  z#B#  nicht 


muSi^kalisoh  ist,  dann  wir 


ebto  der  -eg  zum  Verst  änd-» 


nis  jener  her  liehen  ^art^onien  im  Reiche  der  .;usik  ewig 
vocsüiäosubii  bl.  ibiin*     U&n  iaun  dieatiu  Ansati.punkt 


nicht  willkarlich  gtibon. 


*   «     »  ♦  4 


das  hat  all^;emcine 


aülti^;keit#     Vir  sind   eingebaut  in  einen  sclimale     Weg. 

« 

In  unseren  p  rsönllcäien  ^eg#      Der  We|^  des  jüdischen 

Typus«     und  ich  uabe  ihnen  diu  verscuiedeiiun  Ty^en^    die 

es  aur  lilrden  gibt  deswegen  neboneinandw^r  gestallt« 

praji..isch 
^un  entsteht  die  Fra^e^  wie  man  nun  zu  einer 

eigenen  Totalität  komi  t#     ich  kann  Ihnen  ohne  Besinn^i 
eingestehen,  dass  es  nicht  n:ii.  einer  philosophischen 
Spekulation  zuoamiu  nhängt,   sondern  mit  der  Präge,  dass 
loh  einmal,  wenn  ich  ruokblicke  auT  mein  i»eben,  nicht 
sagen  muss.    Du  bist  einen  ^rrweg  gegangen  •   So  wie 
ich  heute  in  einer  i^otiz  gelesen  haben  :   Ich  bin  zwar 
$0  Jahre  alt#,  aber  wenn  ich  bedenke,  wieviele  2eit  ich 
£\XT  andere  gelebt  habe,  danu  bin  ich  noch  ein  ^ehr  jun- 
ger Mensdh«     Sr  hat  ausserordentlich  w  enig  nur  an  die 
Entwicklung  seiner  eigenen  Persönlichkeit  untet  ewiges 


-    15    - 


Ooslchtspunkt  gi>aaoht«     loh  dj^r^oUi^  zu  Ihnen^  wulX 
loh  ^^laube^  daso  elnu  Zwlc^spraoha  aauhvcnn  loh  i^a 
vielen  .spreche  beiden  ^e nach enrilit^t^  <iöm  der  es  au.-» 
S}.rioht  und  de^u^dAr  •&  hört  und  das  al   erboste  ware^ 
wenn  dit^  v<.r  .altnisrna^iaig  eint^uitlge  Zwiiiuj^i^ch»  didh 
iXQoh  vi  eil   loht  zu  alnor  et^a^i  doutlioheren     Verbin- 
dung auflüükörn  k  inn^e  und  daruE  habn.    loh  daraur 
hingevfieaen^   daos  vir  hie  und  da  vleXiwiohL  einmal 
IxaL^uTü  dea  3or  mer^   ;:u£iau  :Oniioia..en« 

¥ie  ko.j::.t  ß^an  zu  aiuh  eolbut?  Wie 
I  0!ar:t  r*an   zu  dem^  was  i:nan  alü  jUdiachReit^  als 
Veranlagung  dos  jüdiodb  en  T^pus  ir;  aich  versp^ttri;« 
Meine    Damen  und  Herren  - 

Zuna^chist  möühte  ich  ihnen  aini::al  2  Beispiele 
geben  aus  unserer  Zi^it. 


Das  1«  Beispiel  ist  das  des  Philosoilien  Otoil 


Cohen* 

Und  das  2»  Beispiel  das  UcS  beaettendsten  Den- 
kers Franz  no;;anz^^reig^  dem  Gcl^.ler  vori  Cohen« 

Cohen  stsormt  aus  der  Familie  eines  jüdischen 
Lehrers     und  wurde  ein  beruhmtvr  proressor,   der 


}6  jHhre  lang  in  K^vrburg  gewirkt  ha.#     Sr  ^^^  dort 
eise    neue  ac  uIü  gegr^^nde«.^    4ie  l^uarburger  aohule^ 
tind  Ifamen  von  Klag  gehören  hierzu»     Das  war  allge- 
nelne  M6Kischlichkeit«   aer    f^r  sich  hingab«     £r  war 
^»ingesuMo  ;  en  in  da^s  Kant 'sehe  3ystem#     iSines 
aber  mac^it    in  dlesern  Leben  ataztig»     Ich  habe  einen 
üchUler  Von  ihn  iLeL.niAg^  lernt,   einen  Iledaktuur, 
keinen  Juden,  der  sagte,   es   ist  etvras  ^merkwürdiges, 
wenn  Cohen  die  Lehrkanzel  betritt:      9r  hat  irieer 
einen  schwarzen  Hock  an  und  steht  ia  wie  ein  PricMTter 
So  hat  er  die  philosophisJien  ieliren  vorgetragen» 

Ir  hat  Vt.n  der  ihilosoj.hie  kIb  e  tr%8  güiprocho« 


-     14     - 

was   4«ß  iwor  ao:.en  in  a«inor  «jan::©!»  3t in^-un /«wegen 
vor&ndert.   Sr  ist  also  aolion  in  Hi oiitungaai.   dls 
Totali üit  vorgoiiarii-on.     Und  als  nur.  Ooh«n  von 
Marburg  wöiiging,  wais  t  at  or  da?     Sr  cing  nach 
Berlin  und  gründoto     dio  A.Adecie  rür  dio  ¥isaon- 
ac-Airtuu  dos  judor-tOBJ«.      Sr  denk-  aur  &inm.  u^l 
nadiden  er  auf  d«n  H:>hoti  der  allgeavinün  W  s  son- 
üOAirtön  s-and  daran,  duäc  er  «in^*  kVAdt.mie  Tut 
das  J  dönt-ußMi  grUr»den  Eü-sto  und  er  war  ein  t/ifriget 
?:.rderer  tUr  dl«  Hodi^ohult»  fUr  ais  enaohaiftfen  de» 
judöntutüs.     Als  er  geatrobon  i»r,  And  man  in  sei- 
nen JoUrcibtiüch  ©in  «ianusUript;      Die  Religion  der 
VemuniX  aus  den  QttäUen  4*6  ju  eutaits.     Bedenk  n 
Sie     einer  der  ^jrossten  ihilosohön,  Gründer  «iner 
grossöi;  Solmle  eto.  boglnr.eni  lis  &l.i;*-'m«in  menach- 
llohw  vor.  dem  man  öieh»,  daüa     r  zu   sich  zarück- 
gc runder,  liat,  als  er  starbt. 


coh  n  antwr  Veri» 


vamtx. 


!MI 


war  Hcliakelir  des  jülisohen  Typus  '^  sich  selbst. 
»Lühseln  n  loie  ist  das  Werk  erso:.l*>non  und«lr 
habün     hlor  symptoBÄiisoh,  wie  hivir  ein  jUilscUr 
TVitos,  wissen.ioiiai.'tliuh  an  erster  Stelle  stehend, 
SU  jI  oh  B  ölbst  zurUoiigeXünderj  hat« 

Sein  öOiiüler  Franz  Ro^onüweig  etaujj;t  uurf  einer 
I-Uolllö,  wo  man  von  ihm  niohts  wissen  wolitü.     Kr 
war  Im  r'elde  alü  Soldat  an.;  hat  dort  Oedanken  an 
daj  HüBhte  und  zu^jl  ioh  an  das  Letzte  in  sich  ver- 
spürt ui;d     Aiödergesohrlüben.     Er  hat  diuse  Briefe 
naoh  Haus  geschiiöct,  «an  hat  siedort  gösaanslt 
and  naoh  Beendigung  des  iLricges  hat  er  dit«es  serk 
erweiternd  zusaanungefauat  und  unt^^r  dec:  Ti-ei  her- 


-    15    - 


I 


ausgegeben:   Der  Stern  der  Srlösung.  Und  das  klingt 
scUon  atiderB  al.    dao  Buoh:  Religion  der  Vernunft  aus 
den  Quel  on  des  Judentum« •     -38  ist  elno  morkwiir- 
di^e  Sprache  und  es  Ist  gar  niohl.  deutsuh,  das  nian 
liest,     Kani'aoh  hageullöh,   ist  der  Uebr  .isohe  litel 

AuoU  Luti.  ör  hat  violo  h&bri.ijohe  Begriffe  in 
aie  deutsche  Sprache  eingeführt.     Aber  hier  ver- 
spür eri  wir  ai'S  der  deutschen  Sprache  den  jüdischen 
Qeist.     Hosenzweig  hat  miu  die«em  Buch  eine   Philo- 
sophie geschrieben  von  einin:  solch  unendlichen  Tiwf« 
and  Schönheit,   daes  der   der  eich  hineinfinden  kann, 
erschüttert  gepackt  wird,       loh  habe  versucht, 
•inen  wiÄterlang  Vortrage  zu  halten  und  die  Brklä 
rung^-n  zu  diotsem  Buch  za  geben.  Ich  bin  aufviel 
Verständnis  für  dieses  Baoh  gcstosse«.     i^^an  wird 
einmal  rückbliokond  mit  di-seo  Buche  eine  neu«  Kttl- 
turhistorisohe  und  philosöi  hisdi  e  i'citrechnuj.g 
bog  nr.en.     Das  Entscheidende  ist:  w«  hat  sich  hier 
fttr  Fran  z  Rosenzweig  vollzogen?     Bs.st  die  Euck- 
kchr   zu  einem  etwas  anderen  Juden vuia  als  bei  Cohen. 
Bei  üohen  ist  es  eine  göttlich  •  Keimkehr,  aber  im 
•uropai Stilen  Gerande»   im  F>raok..     Br  hat  i  r.er  noch 
daa^^ewand  des  Verstandes  uoigchabt,  was  i  m  Anschluss 
an  Kant  in  europäxsoher  rhilosophiu  wurzelte. 
Frunü  Rüsenzwöig  küm;t:t  tuit  etwas  vollkommen  anderem. 
Die  ^onzQ  R^ä  ij^ion  war  dlfamiert.     Es  konnte  sowei 
kociuön,  dacse  in  ganz  grosser  Arzt  wie  Virchow  sagte- 
er glaube  nicht  an  die  Kxistenz  der  Seele,  denn 
beis  einen  vielen  Sktionen  habe  er  noch  nie  «ine 
Se  le  entdeckt.     Da»  w  ar  selbst verstäLndl  ich  durch- 
aas mo^lloh  and  es  ist  Itlar,  daus  ein  grosser  Menscli 
auch  mal  bei  einer  Kleinit;keit  duoua  wird,  es 


-    16    - 

tttt  aber  nicht.»  xur  Bewertung  <l«ß  Oöl^rten, 
Heokftl  war  oln  ^nz  grosser  oolohrter,  abar  auf 
d&BL  Gebiete  <ler  Religion  hi^z     er  Yl»  1  daBone»  Zeug 
geredet.  Aber  es  war  eVion  das  19 .  jahrhuniert« 
«un  koon*-  auTeinem  Mal  ein  mann,   der  siyh  mit 
dem  19.  jahrhondort  ause Ina ni ersetzt  und  eine 
aeae  Orundlago  soltarrt,   Inder:  er  das  geoamte 
Leben  vom  r»ligiööen  Urgsunae  aas  betrachtet 
and  tfztviokeXt*    Und  z^yar  ohne  jedes  Mittel  der 
Vetnanrt.     Und  nun  i^ain^.X,  der  entfiohoidtmde  Punkt. 
SS  uo  wt  nloht  ..araur  an,  wti»  ein  J^.  rsoh  denltt, 
das  Deriium  wird  erst  wertvoll,  wenn  ssan  es  in 

die  wir.aioJilielt  Uters.»t2it  rindet,     loh  denke  cit 

irhilosophdQ 
Dankbar *:eit  an  einen  gros  enxXxxÄwuaoc  in     Tu  bin- 

g«n,  an  prtif  üSoV  Addigsun,  ein  kla^r  KarÄuner 

aber  or  geriet  in  Rührung,  wtnn  er  vun  deci  .jü- 

diöoh<>n  phlloßOihan  Spinoza  siraoh,  denn  Spijozu 

hat  seine  rhilosophi«  gelebt  und  das  war  daa 

fwnderbare  und  das  Ist  wahrhaftig  dus  B ^isplel 

eines  Philosophen,  der   ein  jüdisch  r  Philosoph 


«ar 


Franz  aosent^Teig  hat  seine  Philosophie  auch 


ins  Leben  überi'ührt.     Aber   er  war  von  einer  furcht 
baren  KranklÄii*  ergrifren:   ein  Glied  nach  dco 
Wandern  wurde  gelähmt  und  er  konnte  z  let«t  nur 
noch  liegen,   sein  oeist  aber  war  rege.     Keben 
seine:.  Bett  sass  seine  Qattln  und  or  ..or.i;te  nur 
noch  mit  den  Au^^n  auf  ©in     Gehre ibmasuhine 
deute  1.  und  die  Frau  hat  gewusst,  was  er  molnte  und 
hat  danach  die  Torte  gecchrl':;bun*     Und  was  f.l*^ 
ben  Sie,  was  er  in  diwsen  *.elt«i   gesoi»nen  hat; 
gr  hat  emö  uebersetzung  der  Bib  1  mit  Martin  Bä- 
ber  horausgögüber..  J  »doD  Tag  tomen  zu  Roeenzwelg 


-    17    - 


Studenten,  und  i.abcn  bei  ihm  Sohaoharic  und  Mlncha 
gebetet.     Denn  Hosenzwal  g  ist  nioht  nur  zum  Juden- 
tum  heimgekehrt,   sondern  auoh  zum  rol-giösan  prak- 
tisoh^n  ^udt^^nxum.     Br  i^t  ina  ^Ärktlsohe  Loben  das 
Judentum  hiMinges  Altet  in   seinen  eigenen  Lebens- 
rythmus.     In  dieser  soLweren  Situation  des  Körpers 
und  der  See»*  ist  er  von  der  Krde  gegangen.     Er  »ar 
eine  harmonisch«  persönliühlteit,  ein  iioimgo  kehrt  er. 
wit   er  OS  in  diesem  I'\ilie  wirk  ich  nur  wer d«   konrt  e. 
ES  wur  aymptümatlöcu  flir  den  V{r,.:ang   ,  den  wir     alle 

erleb  n. 

loh  habe  Ihnen  an  diesv^n  beiden  ßeiapielen  rein 
ausserlioh  die  Heimkehr  des  ^ÜdicoU^i  Tyruo   zu  sich 
selbst  aargcöLellt.     loh  habe  dabei  versucht,   die 
seeliüohen  v;ege   ,  um  die  es  aioU  d&be .  üborUaujt 
handelt,  aurzuzeigen.     Bei  beiden  Gelehrten  Uabon 
wir  ^r  uns  ein  aussv^res  Schicksal  und  ein  inneres 
Brle-ben.     Sie  werden  vo     Schicksal  irgcndtrie  um 
ringt,   ^ohen  von  einem  gl aCidiciien  Schicksal, 
^senzv-eig  von  einen  traurigen.     <'ohen  -var  nicht 
böfri  digt,   das  war  der  erste  «nusoheidonde  umstand, 
man  ist  nicht  zui'riödfen,  irgendwo  bohrt  es.     Meine 
Daiüun  und  Herren,  man  wäre  nioht  mutig,   "©nn  man 
nicht  ©iOtiestehen  wollte,    da..ß  m  jeden  Mecisc  ©n 
die  Frage  bohrt,  was  wird  mit  Dir  sein,  »otm  lu 
einmal  Dein  Leben  h..er  aux  der  Krde  auif geben  cusst. 
Die  grobse  Frage  koHit  doch  einmal  zu  jedem.     Ss  mre 
gar  nicht  Böglioh,  dars  auropa  di  se  eigentümliche 
Entwicklung  g«)  omtie-    hätte  ohne  die  Maschine,  die 


mit  itoem  Lara  jede  Besinnung  todgeuci  lagen  lAt, 
Die  lī  sehen  d  enken  nioht  daran,  wa.    kommoi  wird  und 
wenn  sohun  öiner  zugrunde  geht,  das  Leben  g.ht  weiter. 


•    X8    - 

So  z.B.  wird  iioohd  oin  Srlebnifl  söina«  ^^ebana 

nid  y^rgätt^en*     Und  z'wixx  das  erate  sterben  ,  daa 

©r  sah.      iSine  wöohnörin  war  ©a  im  Berliner  Nordon, 

die  inerlioh  ▼erblutöcen,  v.  eil  2  pwtilwtiüohö  AetZlB 

eiö  vorl«itzt  hatten,    äs  war  In  einer  düsteren  Kuller- 

wohnang.     Draussan  sauaten  Automobile  vorbei,   die 

Menschen  laohtai  und  daa  L"öben  pulßte  weiter,   es 

war  ein  «er  äiu  r d i gea  Bild  und  hier  lag  ein  luoisoh, 

der  starb.    Er  ko  r.to  das  nie  ni«hc  vergessen  ,   so 

h:it  ^  es  in  seinem  öuohe  berichtet.     Meine  Damen 

und  Herren  I     Wir  wis.  en  alle  nicht,  was  komman  wird* 

Jsder  ""onscii  uJxaB  eitaoal  daran  d  enken; 

Iffenn  einer  unserer  Bei^annten  den  v:ög     n  die  Evigk- 

kt?lt  geht,  so  soil<jn  wir   Um  die  ietztö  Slire 
erw«ji.ien.     Desaer  man  geht  in  da^  Hauader  Trauer, 
als  in  das  Haus  der   Freude.     Die  Besi  nlictikeit   is 
oin  wunderbares  Geschenk.     Daa  Judentum  ist  keine 
arabeareligiwn  ,  aber  es  hat  den  Mut  der  wahren 
iSannhaitigkeit  und  ardererseits  aaoh  der  wah  en 
Praulichkeit,   der  wir   in  Sara  begegnen.      IXi  Eus.t 
eben  Dein  Leben  überblicken  unter  diesem  allerletzten 
höchsten  ueslolt  i¥>u>^  "^^     Cohen  hat  gemerkt,  da;.« 
er  nooh  nicht  zuriickgc'JTu.  uen  hat  zu  sich  sölbst, 
zu  seinei-  eigenen  Jüdi.;clien  TVi-u»  und  er  cuas  des- 
wegen einen  Stachel  emprur.don  ^laben.     Dann  rindet 
aan  in   .  einam  Schreibtisch  das  Bu<di,  das  ©r  Ver- 
anlasst auroa  die  a  usseren  Umstunlo  gosoh  i«ben 
hat,   ausgeführt  durch  den  Stachel:     Kiiunst  Du   Dein 
Loben  ©iniial  verantworten?  Und  bei  Roaonzweig  brauche 
ich  nur  daraur  uinzuwei.en,  dass  e  r  iimar  krank  war 
•in  entsetzliches  Krai  kenlager  hatt».     ^in  k-Jiscl., 
d©r  solühts  triebt,  wird  dooii  zutiefst  davon  «»c- 
achUttert.      loh  seh^    mich     heute  noch,  Kvine  T*.r  en 
und  Herren,  als  jungen  Soldaten  drauasen.     Junge 
Soldaten  waren  wie  die  H<^s«n.  FurcVt  hat  oan  ricsbt 


-    IV    - 


•mprundttn,  w«nn  die  Oranaten  kamen,  nar  di«.  41«  «cüob  •!»■ 
wil  verwandet  varmi  und  die  ea  nioht  kann  ton,  haben  aioh 
•inftkoh  hlngöworf  •n-     Aber  loh  seho  noch  höute  ©inun 


fühl 


lomal 


In  BtröBwnden  Regen  maradiierten,  machten  i»i»  an«i  er  Zu- 
tikerfabrlk  Station.     Am  anderen  Morgen  atiA  Ito  e»  «loh  herauo: 


Wir  hatten  uno  In  Änaerar  kUllgueit  auf  Frord«mi8t  gelegt 


und  es  hat  ans  nlchte  außgetraol*.     Aber  als  dann  Im  Morgen- 


kamwi, 


Dennwecn  hier  ein.  ftre^nate  niedereA  lug,  «6  waren  wir 
verloren.     Aber  draussen  hatten  die  Pioniere  schmale  Graben 
50  blB  40  am.  hooh  gegraben  und  hier  koni.ten  wir  uns  hin- 
werfen,    loh  seh« «loh  heute  nodx:     1«*^  hatte  mich  nicht 
hingeworfen,  aogair  den  Kopf  aufgeotüt-t  und  godacÄ,  wran 
willst  Du  Dich  nun  erinnern:     -öden  Aut^enblick  laniB  t  IXi 
sterben.     Die  Oranaten  s  <h  lugen  um  ml  oh  unentwegt  ein.  Ich 
kann  Ihnen  sagen,  es  war  rfa.8t  ein  Fluch  In  mir,  de- n  loh 
labe  In  de«  lagfcibliok  an  die  Kathes^tlksturil e  gtdacht  und 
mir  gesagt;  Vas  habe  l  h  nun  von  den  guten  Zeagnlssen? 
und  glauben  Ule  mir,  von  dem  AugunM  Ick  an  habw  loh  für 
■ein  Leben  gelernt  J^habt.     Da«  war  der  »g  der  Umkehr. 
»  hat  oloher  jeder  einml  soloh einen  Aut;onblivk  erlegt. 
SB  ko«c3t  nur  darauf  an,  das«  man  Ihn  nltht  vorglsst.     S.n 
sweltes  Wil  wird  e«  nicht  ^ohr  an  uns  I»  rantreten,  darum 
Baissen  wir  den  Mut  haben,  den  richtigen  f^g  zu  gehen. 
und  Franz  Ro^enwelg  Ist  dl  äsen  weg  vorangegangen  »i  sich 
«olb«t  .    und  lugleloh  hat  er  one  mit  «einem  herrlichen  Buche, 
«Ml  weg  gewlet>en,  den  ^r  g  hen  nollton. 

«Ir  dürfen  nioht  vorbei  an  unserer  Heiligen  Schrlf^. 
Hl^rU-  ein  B  *»  dw  Weisheit  und  Schönheit,  der  iahrhult 
und  Klugheit.     Hier  tm  «ohöpfen  und  zu  trinkt^  Ist  eine 
ungeheure  Lebensauf ^be.     »•  Lernen  «teht  Über  alle«. 


,y 


•   ao   - 

Aber  «8  steht  auoh  dort:     Hioh.  nur  das  Lernon  iot  die 
Hntpsaahe,  Bondern  aaoh  dag  Tun.   Dafi  Ist  Tollkomcsea 
riohtlg.     Denken  wir  nur  an  Spinoza,  aber  trotzdem  steht 
aaoh  im  gl e lohen  Bereich:   Das  Stualom  der  Lehre  geht 
über  alles,  denn  im  Stadium  der  Lehre  ist  Zugloch  Lehre 

und  Tat  miteinander  verbunien,     loh  möchte  Ihnen 
hierzu  ein  Beispiel  aus  der  Bibel  geben,  wie  man  es  nioht 
madien  soll.     Die  oesohicite  ist  von  einer  eigon- 
tUmliohen  inneren  Spannkraft.     Ks  ist  di«  0©ßchlolte 
des  Simson,  des  grossen  Helden,  der  einzigen  tragischen 
Gestalt  im  Sinne  der  orleoh.n,     Ss  handelt  sich  um  ein« 
Mensdien     on  ungeheurer  Körperkraft.     Kr  hatte  eile 
Fähigkeit  gehabt,  durch  sein«  groSi^e  Körperkraft  fln 
Tülk  zu  leiten«     Dieser  Mann  ist  geboren  worden  unter 
einem  religiösen  Aspekt.     Sein  Leben  stand  unter  dem 
Oeslohtspankt,  dass  er  ein  (Hsandter  a*ttessel,  dass 
•r  ein  Nasir  wäre.     Und  wie  hat  nun  dieser  Mann  Süine 
Kraft,  die  a  tt  lh>    ges<dienkt  hat,  benutzt  ?     Br  hat 
mit  ihr  gespielt!     Br  hat  z.B.   200  Füchse  gefangen  und 
ihnen  die  Schwänze  zuü^mengebundun  und  dann  hat  er 
einen  grossen  Brand  entfacht ,    Indem  er  den  FüuUsen 
brennende  Büschel  an  dl-  scUwimze  gebunden  hat  und  diese 
dann  auf  die  Polder  der  Philister  gejagt.     Dieses  war 
wirklich  eine  hasslich»  Splal  rei.    Und  dabei  wäre    r 
imstande  gewösen,  sein  V  olk  ^n  der  Herrschaft  der 
Philister  zu  befreien.  Aber  er  hat  geq?  ftelt  und  so    fiel 
er  dann  in  die  s<h  lihgen,  die  einem  MensAen  durch  Fugumg 
bereitet  werden.,  in  die  Sohlintjen  der  Frau  .     Die  Frau 
Ist  #lne  Hilfe  dem  Manne  gegenüber,     unter  dem  oesiotts 
ponkte  0»tte8  betrachtet  ist  Mann  und  Frau  ölne  wunder- 
bare Anfg^be  zaerteilt:  DenMcnsditsn  zu  bilden.     Aber 

das  Abw 


.     21     - 


das  Alweiohen  ▼(»  wog  i«t  Ja  «o  ger^rlioU.     Wieviel© 
haben  sioh  aohuii  dtt»oh  den  i^leohön  «eg  sioh  selbst  zu- 
grunde ge  iohvet.     Cherohtx  Xa  f  ©mm«!     So  war  e  s  bei 
SlBSonl  Die  Prau,  die  ihn  «idier  geliebt  hat,   ich   bin 
daTon  Überzeugt,  wurde  von  ihn  nidit  als  Hiiro  ungesehen, 
itle  wurde  von  ihm  gedÄteütigt  und    war  ein  Spielzeug 
für  ihn»     »  liftt  sioh  die  fraulidxe  Tüoke  entvioteüt 
Sie  iLut  ihn  auf  die  Ptob  e  gestellt  and  wollte  sehen, 
ob  er  nicht  audh  gedmütigt  werden  könnte.     Hier  liegt 
Fügung  vor  und  seine  Augon  wurden  ausgestochen,  weil 
•r  vorher  nicht  gosehen  liat.     «Du  sollst  sAauen,  denn 
Da  bist  zum  soÄuen  gebeoren,     Br  fangt  wieder  von  unten 
an  zu  leb  n,  als   MUhlentreter,  als  blinder  gebrochener 
Mensdht     Vie  er  dann  im  Tempel  si-eht  von  allen  Seiten  ver- 
höhnt, bespiSÄi,  da  spridit  er  ein  Gebot,  viell«i<iit  da 
erste  in  seinem  Leben:   Herg'tt  noch  einmal  gib  mir  die 
Kraft,  und  die  Kraft  ist  wi  der  da,  er  drückt  die  Säule 
zusanmen  ,  und  alj.eß     stürzt  Über  ihm  -in. 

wer  mit  seinem  T.eben  spielt,  mit  dem 

Wersem  Leben  nicht  in  die  "^g«^,'^i;:'?^,^JL''     sie'^h^*       * 
wird  gosiiolt.     Das  sLeillt  uns  die  Bibel  dar.     Sie  fUür 

^einerlei  Morallehren  an.     Sie  sdaildort   lie  KensAen,  »  ie 
sie  gewesen  sind.       Aber  wir.  die  wir  uns  Gedanken  «achen, 
wir  verstehvn  hüute  mit  unseren  Begrifien,  was  es  be- 
deuten soll.     Man  muss  sein  Leben  ernst  n.hmon  und  nie» 

spielen,     wenn  I}u  zurückblickst  in  diu  Vergangenheit, 
dann  kan  man  vieles  verk;»*lien,  aber  einen  Vor  warf  ann 
raaneiüeben:  Vom  Krnst  des  Lebens  ist  nicht  viel  zu  ver- 
spüren,    wenn  das  Bankkonto  groBS  goiug  war,  dann  i.ar 
a»tt  überflüssig,  dann  war  alles  gestattet.     Aber  die 
Zeit  liegt  hinter  uns. 


«»     22     - 
wenn  wir  uns  auoh  maaolimaX  unglüoklioh  fühlen^   ein 
Stolz  darf  doch  In  unserem  Herzen  wohnen.     Ich  glaube, 
wir  stehen  eine  Stufe  höher  als  unsere  Vorjahren. 
Wir  müi^sen  wieder  um  das  Leben  im  Lebaa    kumpren»     Wir 
1  ernen     wieder  unser  Leben  ernst  zu  nehmen    und  darum 
drüfen  wir  unser  Haupt  höher  tragen* 

Wenn  li  r  nun  den  zweiten  seelischen  Punkt 
heranziehen,    so  ist  es  der  Begriff  des  Leidens,    der 
den  Menschen  stahlt  und  pxrüft.     Wie  ist  es  mit  dem 
Leiden?     Oft  st^  It  man  die  Präge  an  andere,    oft 
an  sich  s  elbt.     Warum  bin  idi    ein  Measoh   nur  mit 


solchen  Pühigkeiten  und  nicht 


anderen?     warum  is 


der  krank,  warum  ist  überhaupt  da  >  Leiden  über  die 

, .     '        .  ■  .  ■       .  *  -  '  >'•,■', 

Menschheit  gekommen  usw»    sw» 

BS   sind  Prägen,   die  in  irgendeiner  Porm 

■•      ■  "«  . 

an  jedai    gestd  It  worden    s  .nd.     Das  Judentum  hat 
dafür  ein  wunderbares  wort:     Leiden  sind  auch  Boten 
'^«ttes,  aber  nur  für  daa   Mesohen,    dar  sL  e  erfahrt , 
Häner  hat  das  Hecht,  über  den  aaderdn   zu     rtell«. 
Du  kannst  den  anderen  nicht  verurteilen,  bevor   Di 
nicht  in  seine  Lage  gekommen  bist.      Bsgibt  Leiden, 
die  aitt  aus  Liebe  soi;iiakt,  um  den  Menschen  dadruoh 
zu  jittüfen  und  zu  erziehen.     jBsgibt  Maischen,   die 
sich  nicht  vorwerfen  können,   irgend  «twas  Böses  ge- 
tah  zu  haben   ,  die  aber  tvottdem  unter  ihron  aesdi  idt 

leiden  mitesen.  Sie  müssen  sich  dann  tröstön,  dass 
es  Leiden  aus  Liebe  sind,  an  denen  der  Mensdi  wach- 
sen soll.   Im  uebrigen  hat  die  Bibel  ein  eigenartiges 
|>rinzip.     Josef  wird  an  die  Aegypter  verkauft.  Warum 
IXroh  die  Bosheit  der  Brüder.     Eigenartig  wie  hier 
der  Midrasch  eingreift.  Unschuldig  war  Josef  durdiau 
nicht.      BT  war  mit  den  Söhnen  der  Mägde  aufgewachsen. 


Da  sagt  nun  der  Midrasch*  Mose  hat  eine  dreifache 


*v,- 


.  *•«      •    V«» 
r:     -■ 


-     25     - 

Verleumdung  seiner  Brüder  seinem  Vater  gegenüber 
ausgesproohen:     1«     Sie  sdilauhteten  Tiere  und  assen 
sie  roh,   2«  trieben  sie  unzuoht  und  3*  noch  ein  Ver- 
breohea.     woher  weiss  nun  der  Mldrasch,   da.  s d as 
tatsäohllch  so  gewesen  ist?       Er  hat  s  e  verspottet 
als  Söhne  einer  Sftklavin.     Josef  Ist  so    gestraft 
worden.   Die  brüder  haben  Ihn  in  die  örube  geworfen 
und  er  ausste  zusehen,  wie  sie  ein  Tier  schladäteten 
und  es  geitjraten  haben.     Uns  ist  ja  der  oenuss  von 
Blut  verboten»     Fromme  Juden  gehen    sogar   so    weit^ 
dass   sie  nicht  einmal  das  eigene  Blut^  wenn  sie    sich 

»-B.   verletzt  haben,  mit  den  Lip;  en  aufsaugen  dürfen 

» . 

Qescixwviige  denn,  dass  wir  Blut  zu  rä.  igiösen  Zwecsken 
gebrauchten»   Es   ist  fast  schon  wie   eine  a»tteslasterung, 
dies  üverhaupo  auszusprechen.     Auch  das  Blut  der 


Tiere   zu  geniessen  ist  uns  verboten  ia; 


*     ^ 


>>T« 


'P^  #  #.  ).»;4'»/«'.^:4'  't:i««' 


Josof  musste  ferner 


als  Sklave  das  Sdi  icksal  erdulden,   in  welchem  er  seine 
Brüder  verspottet  hatte.      Ihr  seid  Söhne  einer  Sklavin, 
hatte  e  r  gesagt  und  nun  erging  es  ihm  in  Aegypten  sob« 
dass  er  als  Skalve  sein  Leben  fristen  musste. 
Der  Midraüch  malt  das   ein  bissohen  aus.     Wenn  sein 
Herr  sagte :Bring     mir  Glühwein,  dann  brachte  er  ihm 
solchen,   darauf  entgegenete  dann  der  Herr: «ach  will 
keinen  CHühweln,   loh  will   Qewürzwein.   Es  ging  ihm 
dann  gut  und  Josef  fL  ng  an  sich  zu  schmücken.   Da 
sagte  Q't     zu  ihm:  Wie,  Äi  bist  hier  und  Dein  Vater 
weint  «ich  die  Augi^naus.     Und  er  hetzte  die  Bären  auf 
ihn  und  die  (Jelüste  der  Frau  des  Pothi|lkar.  Die  Schön 
heit  des  Josef  soll  so  gross  gewesen  sein,  dass  die 


-     24     - 


Frau  des  Potiptaar  Ihren  Preunditmun  oine  Apfelsine 
and  ein  Me&ser  gitb,   daciit  sio  diese  8<hälen,  darm 
ri  f  si«)  Josef  herein  und  siehe!   Die  Freundinnen 
hatten  Ä  oh  alle  in  den  Pinger  g  ecnitteo .     Da  sagte 
die  Prau  des  potiphar:    Ihr  seht  den  Josaf  zum  erste  .n 
Malirtxnd  schneidet  ^oh  s  chon  in  die  Ping^r  und  i 
bin  jeden  Tag  um  ihn  and  soll  nicht  gopaciit  werden? 
Undnun  kommt  ©s   ,  worauf  der  Midrasch  hinauswill. 
Und  trotz  allem  wiÄÄstand  josef  durch  sein  leiden 
ist  der  öohte  Kern  in  ihm  erwischt,     iär  war  dodi   kein 
Scharlatan,   sonlem  eine  grosse  Natur,   die  durch  das 
Leiden  aus  ihm  he ra  is geholt  wurde«     Das  Entscheidende 
war     dass  indem  Augonbliok,   v;o  es  darauf  ankam,   wn 
ihm  Widerstand  gel.  istet  taard».     Jeder  kommt   einmal 
an  eine  Station,  da  ist  ©inö  rxufUng  für  ihn,     Was 
auch  gesdiieht,  hier     ussen  wir  ein  Examer.  bestrtien. 
Dafür  ist  die    schule  ein  gür.ijtlge  Vcr  einrieb  tung. 
Wenn  wir  da^  Leben  als  eine  I-rüfung  betrachten,  „• 

vom  grnst  auüge  end,  dann  werde u  wir  auf  diese  Art 
und  v/eise  eines  Tages  zu  dem  koujsien,  was  aus  uns  her- 
a»will   ,  denn  die  Pr  fang«   rufen       horwor,  was  der 
Mensch  in  Wahrheit  ist.    Jeder  moss  seinen  weg  für 
sich  gehen.     Allmahlig  he^^ommt  man  ain  Fingerspitzen- 
gefühl dafür,  ob  ein  Maiudi    die  Aufgabe  e  rfollt  hat, 
zu  sich  selbst  zu  kommen,  ob  er  eine  Persönlichkeit 
geworden  ist  oder  nicht,  wer  ein  Bischen  die  Augen  auf- 
mnoht,  der  kann  es  mit    .Ötliohor  sloherhuit  unter- 
scheiden, ob  er  einen  Piuohtoenßt^en  vor  sich  riat,  oder 
•inen,  der  zu  i*oh  will,  denn  die  Pluohtmensdi«!   ha- 
ben eine  merkwürdig*  Art  der  Lebensauffassung  .  »en; 
Si0  lü  dl  sem  Vortrage  konmen,   ist  es  ein  Zeichen 


-     25     - 
Idfci   h»be  Ihnen  kein  Späasse  vorg  macht,  soni ern 
übe*  die  tiefsten  Prägen  gesprochen  und  habe  ver- 
Buoht,   Ihnen  den  7/eg  zum  jüdischen  Typus  zu  zeigen 
Wenn  man    zu  sich  selbst  kommen  will,  muss  man 
auch  ernstmachen  mit  dem  arurxibuoh,   das<o  wir  be- 
sitzen^ mit  unserer  Bibel«     s^   ist  notwendl»^^  dass 
rmn  nicht    etwas  \jbov  die  Bibel,   sondern  in  der  Bibel 

liest»   Erst  dann  entstehen  die  wirklich ai   Fra^^on  • 
Mab  muss  sich  dauiit  besdiaf  tigen*  Manche  sagen: 
Iah  habe  keine  zeL  t»      Ein  uig»n.rtiger  Stardpunkt* 
wenn  man  k  eine   Zeit  hat^  dann  flndetman  wiikiich  kei- 
ne Zeit   ,   auch    nicht   Tür  das  Notwendigst e#   ?/enn  man 
sich  aber  die  Zeit  darür    nimmt,   dann  istmanaur  einmal 
auf  einer  neuen  Ebene  und  die  Hau jt  besä. äftigun^^, 
die  vorher  alles  raubte,   die  ganze  Zeit  für  sich 
In  Ansprudi  nahm,   ist  auf  einmal  leichter.     Man  ist 
in  einer   gehobenen  Stimmung,   wird  von  innen  her  be- 
friedigt.    Was   einem  so   schwer   erscdiien,    dafür  hat 
man  auf  einem  Mal   viel  i^eit.      Bi-ganz  neues   Gefühl 
der  Befriedigung  steigt  in  uns  auf.     und  ich  wäre 
meiner  Auf^be  untreu,  wenn   ich  Ihnen  etv;a   einre** 
den  wollte,    ein  Jude  könn^;^  zu  seinem  Judentum  kommen, 
ohne  sl  oh   mit  der  Bibel  zu  besdiatf  tigen«    Ebenso  wenig 
wie  ein  MenscAi   sich   nichL  ans  einem  eigenen  Sda  opf 
aus  dem  Sumpf   ziehen  kann,   genau  so  wenig     kann 
ein  Menscii   ohnedie  Bibel  nicht  zum  Judentum  zurüolf- 


kommen  • 


Das  Chii  stentum  hax.  es  einfacher«      Es  ]j»hrt 


dte  aiauben  an  die  PUhrergestalt  des  Jesu.     Da  spüren 
wir  vielleiolt    ,  was  für  die  Christen  AA#v/ahrheit 
dieses  Glaubens  bedeutet. 


-     26     - 


Wir 


n  diesön  weg  jodoeh  i.icht  gehen,     ün»  kam 
kein  Uenöuh  zu  üitt  fuhren,  aber  una  Juden  ist  da» 
Cüioho  werk  der  biblischen  L«b  nsgestaitung  gegeben. 


Dies  ist 


wer  hineingreift  wird  überraöuht  sein  von  der  Pi 
der  Lebensgedanken.     Wem.  ein  i^.aa  ßch  z.B.  weiss,   dass 
er  in  der  nuahaten  Stunde  sterben  r.usa,   dann  gibt 
OS  nur  ein  Buch,  das«  er  in  die  liand  nir.«nt:    Dl o  Bibel 
Onsöre  Bibel,    in  der  die  M«x  sehen  su  dargestti  It  sind, 
wie  sie  sind,   sündhafte  .^»ai schon,  ücisaahen,   die 
gekämpft  haben,  die  himiufwollen  im  Sone,  zum 
Leben,  zum  Lebdu  der  a^figtoit.     Dieser  weg  ist  ein 
se  li£Oh  r  weg,   ein  ¥eg,   der  zu  gl  ich  eine  Tat  er- 
fordert,    und  ich  taöohlbo  Sie  wirklich  bitten,  ver- 
sttoäen  Sie  eiimal  eint  solche  Tat  undz  ar  an  e  Inon 
Tage,   andeu  Sie  die  Tat  einbauen  könri(?n. 
Sicherlich  der  Freitagabend.      Bine  halbe  stund«  nur 
brauch  KAn  sich  daftt«     zu  nt^hmen,  urasomohr,  wenn 
man  K-naer  hat.      Man  soll  sica  die  Bibel  eine  halbe 
Stunde  vornhetaen,  nicht  wie  man  aoiram    U.st,  sondern 
darüber  spreoh  n.     Ss  ist  eigenartig,  wie  sich  dann 
die  öedan^-en  «inst<llen,  wia  eidi    die  Her;:en  auf- 

sohli  ssen. 

Meine  lomon  und  Herren t   lÄ   glaube,    diese  Ta% 

iöt  duroiiaus  cimlich  und  ich  bin  der  Arsicht     ,  dass 
druch  Sic  ein  weg  beschritten  wird,  der  zu  dem 
weg  zu     «ich  selbst  fUtact.     Man  braucht,   «enn  ican 
die  Totalität  des  Lebens  erfahren  will,  wenn  ican 
Jude  sein  will,  nar  in  unseren  Quellen  zu  soh  )pf  en. 
In  der  Ihora  ist  alles  enthalten.  To  man  hingreift, 
ist  ewige  T/ahrheit.       Sogar  wenn  die  floi  enref ormor 
•ine  neu-  Idee  brauchen,  werden  sie  heute  noch  dar  u 
lernen  können* 


-    27    - 

Die   Idee  der  Bodenreform  der  Bibel  ruht  auf  der 
breiten  Wirklichkeit  ö'ttea.     »»eden  Tag  t^ägt  er 
ans  und  wir  sind  auf   ihm.     jeden  Tag  eine   kleine 
Tat,  und  ös  wäre  rtir  jeden  der  ^nrang  zu  einer 
t**fen  inneren  Befriedigung.  Weiter  wird  die  Ent- 
wio  klang  der  Menschen  viol    -icht  nooh  ducch  vi   le 
Stadien  in  der  Entwicklung  dahin  führa  ,  das 3  jeder 
Mensch  zu  sich  kommen  wird.     Und  der  jüdische  Typus, 
der  zu   sich  komma    wird,  wird  wahrscheinlida    über- 
einstimmen  als  Frau  mit  dem  wunderbaren  Ausdruck: 
Sie  lächelt  des  letzten  Tages,   ohne  PWBOht  steht 
sie  da,   eie  hat  ihr  H^^us  geordnet. 

and  als  Mann:   er  befiehlt  sein  Haus 
und  dann  wird  er   öingesamraelt  zu  seinem  Volke. 

Ks  lit^gt  darin  eine  solche  Grösse,     Das  ist 
Linie.     Solch  ein  Mensch   hat  nicht  gespielt,   er  geht 
den  weg  zur  grossen  Prtti'ung  durchs  schwarze  Tor,  ohne 
Furcht.     Er  ändert  nur  s€.in  Haus  und  geht  in  die 
nächsthöhere  stufe  ein.     v/eun  s  dili  ^"Sslich  einmal 
alle  Menschen  zu  sich  gek ommtn    sein  werden,   wird 
aus  diesen  vielen  Strömungen,  di     zum  Qättlichen 
gehen  auch    ein  irdischer  Widerhall  erilingeß. 
Dann  werden  die  wienschen  auf  verseil iedene  Arten   ei- 
nen weg  finden  zum  Ursprung  des  Rei^giosen.     Es  wird 
der  Tag  kommen,   da  werden  str  Men  die  Volker  zum 
Berge  &«ttes.     Dies  ist  t:*in  wanderbares  Zukunfts- 
bild and  es  wird  niemand  mehr  zum  anderen  ^rechen: 
Sei  Du  mein  Lehrer,   dann  alle  werden  wissende  sein. 
Von  dt^r  Erkenntnis  a»ttes  werden  alle  voll   sein, 
sowie  die  Tälder  die  Erde  bedecken.     In  ans  selbst 
In  ans  selbst  drängt  Göttliches  zur  Wirklichkeit. 

Wir 


! 


-   2Ö     - 
Wir  selber  sind  Kampf öt  um  a»tt  und  rur  a'tt.       Wir 
sind  als  Juden  bewusst  "Jisroel«  Kämpfer  für  a'tt. 
Der  w«g,   den  wir  gehen,    ist  steil.  Eg  ist  ein  weg, 
der  senkreoiit  aufrührt ^   auf  dem  viel©  abgleiten^ 
©in  weiter  weg  von  der   Erde  zum  Himmeln      hin  Traum^ 
den  Jc'kob  geträumt  hat,  wird  doch  einmal  wahr  wbvdtJn; 
BLnmal  werden  alle  Leiden  vergessen  sein  und  wir 
werden  sagen,  wir  dürfai  o'tt   danken,  der  unü  gvlotrt 


hat, 

hen« 


mnseren  eigenen  weg  zu  sohau^^n  und  zu  ge  - 


f' 


Mit  dem  ht^tigen  Abend  möchte  ich  meine  Vortsäge 

_    •  .  .      '       '.  • .. 

für  den  Winter  abschliessend  Vielleicht  wird  es  sich 

einmal   ergeben^   dass  wir  zu   einem  anderen   Zeitpunkt 

wieder   zusammenkominen# 

Meine  ^iBonen  un  d  Herren^   icn  taöchte  sie  bitten, 

falls  Prägen  bestehen,    sie  heute  abend  noch  zum 


Ausdrucü  zu   bringen* 


loh  danke  Ihnen. 


!!!!!!!!!! I !!!!!!!!! M !!!!!!!!!!!!! f !!!! f !  1  !!  l  I  I  I  11  I  !!!  I  !  I ! 
hei^   hei,   hei! ! I  !! f 

Ha  -  a  -  a  -  ah  -  ah   ! ! ! ! !  1!  j  ! 


Guide  to  the  Papers  of  Emil  Schorsch  CoUection  (1899-1982),  1841-1999  (bulk  1927-194...   Page  1  of  1 


Box 

Fo 

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4 

19 

B)  Individual  Lectures 
ler     Title 

Jewish  Youth  and  Religion 

Inauguration  of  Jewish  Youth  Organization 
(Manöver) 

To  Parents  of  Jewish  Youth  (Manöver) 

Die  Bedeutung  des  Judentums 

Gibt  es  ein  Fortleben  der  Seele  nach  dem  Tode? 

Gliederung  der  Jugendarbeit 

Jüdische  Geschichte 

90th  Anniversary  of  the  Women's  Association 

Inauguration  of  the  Gym 

Bar  Kochba 

Judentumserziehung  in  Meutiger  Zeit 

Bar  Kochba  Table  Tennis  Tournament 

To  Parents  of  Jewish  Youth  (Manöver) 

Inauguration  of  the  Leibniz-Loge 

To  the  Manöver  Jugendheim:  Raum  und  Geist 

Der  wahre  Weg:  On  Rosh  ha  Shanah;  Israelitisches 
Gemeindeblatt  Badens 


Date 

undated 
1928 


1929 
1931 
1932 
1933 
1933 
1934 
1934 
1934 
1935 
1936 
1936 
1936 
1936 
1936 


November 

October 

December 

March 

September 

Oct.-Nov. 

January 
January 
May 
May 


file://X:\LBI\EmilSchorsch.html 


6/22/2006 


M  !^(03 


Bmil  Scfiorsci  ^ol/t 


ecH^0 


M.S*3    Isct-ure  fiDonf^  Yom^  ß^'ijhii,  f^,0. 


/^rcl 


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W//e"^ 


LecH^  ao^i//-  {ffi/tJ)  a/iJ /ief/'j'e"^' 


^.p. 


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£^  ist  eine  gewagte  Sache,    •^'Oö/^e  Menschen  7ai  ^^^rnnlas«en,   ihre 
GeAarlren  fi>»er  Religion  nnazuaprechen,      ^ewa^t,    rinht  etwa  ai-»-   dem    o  ^^ 
Grunde,  weil  man  revolutionäre  Geda^-ken  7ai  >^e-rf^rohten  hätte*     Hevol-ct-    ^i 
tion  ist  "iR  an  nioh  weder  gut   noch   sohl  echt  •      Irr^er  wird  es  sich  da— 


mrr^  hardeln,  wamm  revolutioniert  wird*     Will   die  Ernp 'nirg  gegen  dna 

Bisherige  hessere   Zustände  herheifiJhren,   so  wird  wohl  Yelv  wahrheits- 

suchender  Mensch  schlechthin  eineVenirtelnng  atissprechen  körnen* 

•   Aher  dn»ronf  liom^nt  es  ^Mn  an,    dass  wan  Wahrheit  sucht*     Die- 

ses  Strehen  entscheidet  sogar  üher  ,iede  Handlung  des  Mdnsc>^en*     Es 

entscheidet  nlso  ai^ch  fc'her  die   Frage,   oh  rran  ,1ugondliche  Menschen 

auffordern  darf,   üher  Heligion  ein  Urteil  ahzugehen* 

denn/ 
Man  n^iss  also  die   PrRge  so  stellen  :    KannTJug^nd  nherhaupt 

uher  das,  Tras  r>Tan  Religion  nennt,  urteilen  ?     Hat   sie  genügend  Erfah- 
ru  ng,   nicht  um  das  Letzte  und  Höchste  r:her  diese  Frage   zu  sagen, 
aher  wenigstens  f^oviel  Erfahrimg,   dass  s*e  von  der  Wahrheit   ihres 
Gegenstandes  etwas  ahAt,   dass   ihr  Urteil  einem  Suchen  nach  Wahrheit 
entspricht  ? 

Ist  (iBe  rieht  der  Fall,   dann  ist   .1edes  Urteil  frivol,   und 
es  könnte  kein  ernster  Menv^ch  verantworten,    zu  solcher^  Urteilen  auf- 
gefordert  zu  ha'^en* 

Kann  also  J^igend  üher  Religion  urteilen  ? 
Nei>    urd  .ia. 

Es  >^ag  sein,   dass  vielleicht  das  kleine  Kird  dem  Göttlichen 

näher  steht  als  der  Er^iYachsene*     Aher  eines  darf  man  nie  vergessen  : 

Was  man  Religion  nennt,    ist   imrrer  nur  von  Erwachsenen  geschaffen  wer- 

den,   vor  IfejDSChen,   di«  die  Kot  iind  die  Gefahrer  des  Lehens  kernende- 

lernt  imd  aragekojgtet  ha'ben.     Religion  ist   ia  das  Suchen  nach  einem 

Boden,   der  dauerrder  ist  als  das  von  Bitterkeit  und  Not  erfi:llte 

Trersohliche  le^hen.      Ihre  Wahiiieit  ist  der  e-'ns^ige  nrd  letzte  ^Toffnnngs- 

atrahl,   wenn  sich  der  schwarze  Sohleier  des  Todes  einnal  ij^her  den  Uen- 

schnn 


i 


If 


2. 

breitet» 


-■.^^ 


% 


Efj  gp.h  auch   im  Gebiet  der  Religion  von  ,ieher  Revolntionare« 
AT)er  es  ist  ein  eigenartiger  Ureatnnd,   daae  diese  Enrpf^rer  gegen  das 
das  Bestehend«  reife  Männer  "mren,  die  das  Lehen  in  seiner  Schrverv 


nnd  Tiefe  l'-ennengeleiwt  hatten,  nvü  die  -  wenn  es  sein  rmiaste  -  för 


pedanken  gestorhen  sind, 

Wi?l  J-ugend  sich  mit   ihnen  vergleichen  ?  -  Aber  sie  will 
üher  derer  Qeda^}^en  urteilen  ?     If-chte  sie  doch  nn  das  ;7ort  denken, 
das  unsererr  grössten  PrpphVten  galt   ;    Ziehe  deine  Schtihe  au'?,   denn 

der  Boden,   fiuf  dem  du  stehst    ,    ist  heiliger  Boden.     Wenn  irgendwo, 
dann  gilt  hier  das  >ra.l est It lache  Gehet  der  Ejfhrfiircht»     Wer  es  über- 
tritt,   für  den  hlsiht  das  Tor  7v  wahrer  Religion  für  immer  verschlos- 
sen» 

Darf  also  Jtigend  ,?arnicht  urteilen  ?  -  Doch.     Sie  darf,  mnss 
vielleicht  urteilen,   Stel'-ong  nehmen,   well  sie   in  unserer  Zeit     leht, 

W  r  s«he  nicht,  wie  nnsem   Zeit  das  Band  der  Religion  abge- 
streift hat  oder  roch  schlimrer,   innerlich  gelöst  hat  und  äuaaerlieh 
das  Überkommene  bewahrt;   also  den  Vorwurf  der  Heuchelei  geradezu 
herausfordert    !     Der  missversteht  das  'ffesen  de-^  Religion,   der  glaubt, 
sie  g'4be  sioh  aiich  mit  Heuchlern  zufrieden  .     Er  hat     nichts  begrif- 
fen von  dem  furchtbaren  Ernst  des  Gedankens,   dass  wir  einst  alle  Re^J 
chenschaft  ablegen  müssen  vor  dem,   der  mit  lanerbittlirher  Klarheit 
in  das  Innere  sch^^nt, 

'.Vir  braiichen  ni'^ht  nur  Ansübende   im  Geriete  der  Religion, 

Wir  brai^chen  nieder  Bokanner^     Und  »ieT-  Weg  dahin  geht  rur  über  das 

eigene  Gewissen^'  über  die  eig^nei4  Stellungnahmeii  ,     Es   fehlt  uns  aber 

heute  an  Männern,   an  Bekeu'-em  des  Judenturas,   die  sich  nicht  ron 

Materialismus  der  Seit  haben  iinter.lochen  lassen.     Darum  darf  man 

für  1-nsere  heutige  Jugend     wieder  ein  Wort  des  grossen  Hillel  in  den 

Vordergrund  rf^ken:   "Wo  keine  Mlinner  sind,  bemühe  dich  ein  Mann  zu 

nein  l' 


«.» 


J 


Unsere  JrLgend   ist  vielleicht  nicht  rit  ier  Jngen^^    fTüherer  Zeit   7u 


▼ergleichen,     Sie  ha-^  Briegs-  nnd  Nachkriegszeit  erleht  iind  merschli- 
che  Leidenschaften  in  ihrer  Tiefe  Bi^fgowijhlt  loschen.     Waniin  soll  sie 
nic'Ht  anch   von  dem  Heiligen  ahnen,   das  in  de>r  i:)ralten  Terrioel  der  Reli-» 
gion  wohnt  ? 

In  diesem  Sinne  sollte  die  AiissT)rache  ein  Zeichen  dafi^r  s*ln. 

9 

dass  die  ^rfiircht  ^^or  einem  letzten  Erl^ennen  in  iir^erer  derieinschaft 
wieder  zn   vachsen  heginnt« 


t 


fifi  stsm 


7 


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MUss, 


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Vortrag  bei  der  Einweihwngafeier  des 
Jtigend Vereins, Hannover,   5, IX. 28. 


Keue  Ati^gal)en  der  Jagend.    . 

Komrat  in  ein  neues  Heimjauch  neue  Aufgaben! 

Bisher  schon  viele  Aufgaben: Bildung  des  Geistes  u.des  Körper» 
Verträge  über  .itidiscne  Wissenschaft  »allgemeine  Zeitpr®b= 
leme  allgemeine  Wissenschaft jArbeitsgeraeinschaften.lüd. 

?HJS^i??JSl^J??'®^^^® '  ^**^*"*^^^®^®™i®  •Sesichtigui;i:en. 
Körperliche  BildungiSport, Wanderungen. 

«enseiS!*"^' ^«*e,ünterhaltmigsabende, gemütliches  Zusaw» 

Noch  neue  Aufgaben? 

Antwort^Ja^|iS|_^neue  Aufgabe  zunächst, nä«l ich  Zusammenfassung 

Suchen  eines  I«benssinnes. Bisher  nur  hemmgeachwemmen.von  1e« 

BlSwS??e?t^irfif  ^i:^"-''^  '^"^^  ''^  ^^^-'^«  ^-  -- 

Sinn  u.Möglichlceiten  der  Ji:igend:Kach  de«  Kriege  gf>glaubt  «.Ia 
If???.-?®""®  Aufgaben  finden. Enttäusonunr  Art Ikflir^Ü 
Weltbuhne  gegen  die  Jugend. Wahr  ist:Mfht  die  Jugend 
rSS  aShäS??^  finden.Neues,Wahres  finden  von  dÄJah« 

V.rzuJ'Sr\'""  L^^«««?^n^  SpÄLer^  Jugendbewegung  v.r 

^J;^J^1^^^  -J*^  Neue, das  »an  ihr  .eigt  in  seiner 
Wahrheit  ahnen  können. eriTeifen     vnm  p««hi«.I.  I^  -Z       , 
gend  hat  Elan  "i«^gr«iren,   zum  Panier  erheben.  Ju* 

Är«berung  der  Gemeinde!   Vortrag: Jugend  i«  ^«^  n«  L^ 

IlM  ™,;.  pf2?",°"  *'«®''  "*lÄe». Vielmehr:  jMendwll 
mLS^e'Ge^^iS^^^^f  JS"i.*o:^  "»"•"  ^«i-^n  »"Seit 

kennt. dass  wirkii«^«   t«»*«^  <    ^Y*^^  «©«teilt. Sie  er« 

akti>««  IfnS  gehö??  ^  "*  ^"^  ^^'  Gemeinde  in  tiefste« 

^Hs  ist  eine  ^ü.ieche  Ge;einde?  -  Gestaltung  eines  Gemeinschat.. 


z 

le>)ena  nach  "oralten  iüdisch-religiösen  Prinzipien, d.h. nach  den 

Prinzipien  ewiger  Wahrheit. Nicht  etwa  zu  nichts  verpflichten» 

de  Religiosität! 

Selche  jüdische  Crenieinden  fehlen, Üherall  suchen  die 

heutigen  Menschen, die  Juden  die  Wahrheit, nur  nicht  in  ihrer 

Nähe,ii«  JudentuM ! waniM  in  die  Ferne  schweifen...   Im  tMfsten 

un"begriedtgt  b leihen! 

Weg  zu  einer  neuen  j üd .  GeToe  inde : 

1.) Jüdisches  Lehrtiaus . Schule  der  Jugend! Eine  selche 
Möglichkeit  «iss  geschaffen  u.muss  dann  "benutzt 
werden! 
2.)Greistig  jüdisches  Leben  suchen! Versaarailungsort 
Synagege,be8  hak'neses.Ich  könnte  ja  sagen: Ich 
spreche  nicht  als  Habbiner,sendem  als  Jugend« 
ftihrer  -  gerade  weil  ich  die  Jugend  zur  Wahr« 
heit  fütiren  will, spreche  ich  als  Rabbiner, d.h. 
als  einer, der  sich  bewusst  in  die  ersten  Reis 
hen  einer  gefährdeten  GeMeinschaft  gestellt  :hat. 
Synagogen-besucii  an  einem  christlichen  Jteier« 
tag  der  auf  Sabbat, auf  einen  jüdischen  Iteiertag 
fällt. Welch  iapesante  Wirkung, wenn  öffentlich 
dekuÄtentielrt  wird, wie  die  Jngenn  wieder  das 
JudentTUB  erebern  will. 
3.  )Ge8taltung  eigener  Feiem(Sijuah-  feiern  etc. 
im  Zusammenhang  mit  dem  Lahrhaus ! ) 
Eigenes  Blatt, in  dem  die  neuen  Jugendfragen 
erörtert  werden:  Jngendgewe inae . ZusamMenschlua« 

zu  einer  Jugendgerreinde! 

3chluss:Partikulari8tisch?»ein.Menschlichkeit  gibt  es  nur  in 

Gestaltung  von  Besonderheit. Judentum  ist  ewig  gültige 
u. für  den  der  sie  Vennt, herrliche  Besonderheit  der 
Gem4ftn??chaftsgestaltung. 

Welcher  Mensch, weiche  Jngend, echte  Jugend  hfttte  nicht  gern 

Grosses  geschaffen? Ich  habe  auf  eine  Punkt  nur  hin« 
gewiesen: Konzentration  zu  rErneuerung  echter  Jüdischer 
Gemeinschaft . 

Schiller:  Wer  etwas  Treffliches  leisten  will 

hött 'gerne  was  Grosses  geboren         ' 
Der  aaremle  still  u.unerschlafft 
Im  kleinsten  Punkte  die  höchste  Kraft, 


;- 


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Tiene  Räume   :^ii  der  Jf^nge  anr"ge,oT)  riebt  rri.t   rllo??or  L^erBledlung  auch 

in/"jue  Arf^a'^^en  •^^er'hiirleii   sein  soÜl  teri.Di«^  n^nt^T:]/^;?!  JngordTO reine  ha'ben 

Gic^   r^'^mr  'hi^'^her  B'^'^on  eine  an^n-ro-^d^rtl'icVje  Vevpr^  vnv  AMfg^>>ev^,e^ 

stellt  f^or\.Bss  VB.T  ^  it   Hec>it   ""vH^en  var-njOT)   ^ii  ii  e-^-^r  Ire-  ^re  rooh  eine 

ne\;e  Awr^-abe   treter    so]3,    p.rp.n-^  g*il>  i'^-r  R^drier  dio  iV-^t^vort  ,of?  .?*'"^^e  noch 

eipe  ne-ue     Auf rn'bo^r: 53^3 ich  die   Zm^^-^'^-erif'^s^miv.p:  der?  Bi'='^or1/en/Dio  Ju« 

gonc5   icüv3se   oiner-  noiatir.  Lo^erv^siT  n  iiiic^en,  Ri«hor  soi   sie  4ai»Ä^M:5ti  auf  al« 

Idn  Oobi^tor  henirv^::^Boh'.voTiiT^en,  7c   ^'ner  boI    ctcr  Boiler,  in  den  ^-^an  ein'JViir« 

zeit  v;ie   oir.  BaiiirV'.ach   der^  Kripz-^e  ^^esondo?;*^  "hwl-o  r-nr   .r:ejr]anl)t .diese 

eine  rone  A^if/rp'be  ]  örne  die  Jn^^^rd  i^'^i'^-Bt   fir^en.Da.s  Alter. ^«vS  d63n 

iriep;  hei  allen  K^imn^finien  vorlor-er   ha^OjV-atte.   Vein  Zv-tr^very  nehr  zn 

sich  u.'i^a'b  der  Jti^eiid   ihr  Vertr^i^en^'^ine  rene  Gef^trOtnrg  7ai  finden. 

A'ber  hente   3oi  eire  jJntt'^ni^ohvn,^?  i<efrl  -t  .Uno   ho   ]  or^r^e  e??^da^8  in  ei#x»r 

politiöoVienp^ir^erdy'lirinL'eriv^cher   Zeitschrift  vor  Vvrzen?  A'e,Ä;en  die  Jii^end 

gesohriehen  wcr-^en  sei. Die  c^n^end  hftbe  nie  v.njr^rer  etwas  Neues  /^refun- 

den. Sie  hrhe   viel^a^hr  ir-r^er  nnr  '1e'1ar>en^die  ars   oer  Erfahrung  fie?5 

Altera   r5ta>rii^en,nufgenor-ren///ahr  pei  an  die??er  I  ritllr^riRas   ^ur  Aufzeic^ 

gu.rg  rer^er  vVege  itJrfahrnir:^  nicht  enthehrt  werr^en  >önne.Aher  die  Jugend 

hwhe   loch   einen  Vor^u^,sie  hahe  n^^lioh  Sc^^Tnmg'kr^ft  u.>.önne  daher  das 

u.desv^en  «Vahrheit   sie  ahne, 
Eeue,äa9  rriar   ihr  %ei;re/ergreifen  u.dnrchfiihren. 

Und  was   ist  nun  «iienes  Ke-ae^iHwS  als   7n7.^awT^errap;^ende  Aufc 

ie;ahe  der  Ju>:end  vorschwebten  solli^tEs  sei  die  Aufn-ahe^eine  neue, wahre 

.  G-erreinde  zv  ■bilrleE..i;ir-e   il'vlische  Crereeinde  f?ei  fiie  (Tev«=!taltii]T/5  eines 

GerreicachaftBle'benf^  npch  uralten  .iüdiaoTi-reHglÖnen  Prinzipien, d.h.nack 

Prinzipien  ewiger  »Vahrheit.iisie   seien  nicht  aufgohaut  auf'  zu  nichts  ver« 

pflichtender  Heligiogitat. Solch  7;ahre   ,iüdische  Cfenieinden  müsßten  wieder 

Sef,ch£ffen  -wrdeK.Urd  der  leg  clRliin  J^'-Tfalüe  in  verschiedene  Unter^rup« 

pen  äer  üf.ferut aufgab©. 


,J-1 


/ 


♦Es  gähe  Giiien  oTter   .Tiidi3c"hG  Streit, r!or  nie  entnchltJden  wor^len  sei. 
Der  Stroi/t  tiä"ilich,vm3  wichtip;er  sei, Tim  oiier  Lehren. Bftr  üruad  4«% 
der  nichtaBttscheidiing  istj-iaas   ?m  vHr«chifidenen  Zelten  das  eine  oder 
flan  nndere  vricbti«rer  Bein  kßnce .Heute   fghle  es  aw  .Visnen  "»im  das  Juden« 
tuni.Dan:.ra  ^\i3te  ei.'jentnoh  die  Jn/^iend  fordern,  la-^?«  il^r  eine  Möglichkeit 
^:ef=!Chßffen  •»ri:rd8,die.-e8  Wiaaon  in  wodorner  v/eise   7.v  erv^erhen.Ea  trtfigse 


■p 


VT  sie  eine  iloßhachnle  oder  -  wenn  raan  die  nralte  }"ie?,eiohnun^  fi^r  jüd. 
Ilochsc'-ulen  hem'itr.e  -  es  rv^^(>  ein  .ifidlrtohes  Lehrl^ens  ge^chftffer  '^erdi»n. 
ür.d  wenn  eir,  r^olehes  ,'renoh äffen  «ei,dPnn  rrüswse   die  Jn;!;er.fl  es  "beiiiitrren. 
'•Weiterhin  '-ror.e  die  Jr-cnd  den  Ort  Rnf'3ncrien,"fo   ii^disches  Lel)en  flieast 
n.f;ep.taltet  Tdrd.das  Pos  hR].- 'reseSjder;  Ort  -.ler  Vert^airr^lnng  oder  -  grie« 
chisch  -  die  o;/r!agc«;e. Inner  GeVjet  sei  nehr  als  (febe^...^a  Ist   5?n^Tleich  - 
eine  TetsP-c>'e,-or  der  die  anderu  otannend  stehen  -  die  .iüdische  Phllo= 
sopVie.?]s  vr<^Te  ein  if^-r-cs 'artiges  DoVnv-ejot  neiien  Ji^gendwollen»,wenn  an 
TR^:en,nn  denen  ein  richt,iuäischer  J^"eiertRg  rrit   ietn  öaTjhat  oder  eirem 
.-'t'dtscVer  Psier1:ag  r^n3fl^'>-enfJillt,Ju'?rend  das  herrliche   VersarriwlTmgahRi:u3, 
dPs  sie  m  Karnover  ■'->e9it^t,n;nen  wirde.Ein  ^^efintea  G'tteahsi:«  atimait 
allein  schor;  ■-eli'-iösi?:-!^ bleich  aber  wäre  es  -in  Zeichen  dafiir.daes  nun 
.irdisches  Loheio  vor  einer  ranen  Jn^end  t^k  ir-nen  heraus  gs-fitaltet  werden 
scll.Des^/el+eren  ynv.vter\  von  der  Juf.erd  eeht    •'iJdiBclie   Feiern  veranatal*^ 
tet  vre rflen, -ihr lieh  -/ie  -bisher  schon  .iijd.5^ierr   -'erenstaltet  ;vorden  sind. 
und  aktiv  y.nr.no  die  Jiagend  sich  mit  all  diesen  Praxen  anseinandersotr^en 
av.ch  die,-^enigen^die  es  nicht   in  freier  tnn  ^önrjen.in  den:  fiir  sie  /reschaf« 

fenen  Bl8.tt   -^er  Ji:i^ond,^e-eiude.K-ntÄ:])ie  Anf/^ahe^eine  neue  >'}e«einde   zu  war 
den  !^erf":ne  in  sehr  vio^e  Urterauf^^sher.TJrd  werm  ?ran  einverfen  wolle- 
//ari^r  den  ±;srtiltularisnn^s  einer  hesonderen  ,1iidischen  JLftV,ftn^o>,taltuia.r' . 
Gepeinschaftspestaltun^,v:an.Tr.  nicht  einfach  eine  ^^dinpuo  l^Yo^^  irensch« 
liehe   l^h-^rs-esteltur^?  so  sei   darauf  zu  er7Tidern,dass  es  so  etwas  wie 
eine  rein^  r>-enschliche  tehensgestaltun^  nicht  ^Iht.Es  ^ibt  rrenschliche 
Lehena^estaltun^  mir  in  der  Besonflerheit   de»  TTT)-aB.Und'ein  solcher  Tr« 
pus  der  ideer>u.aerreinschaft!=»5;estaltnng  von  ewi,^,e>>i  Wert  sei  iaa  Judens^ 
tuiB.oc  also  kon^^entrierensioh  die  neuen  AufirUhon  der  Jn^end  in  d'^r  einen 
Auf^«rft>,e  «ir,e  echte   .ili-lische  Gen^ein'ie  nen  ^u' scharfen. und  ^enr^  man  HTiHüf 
sa.fcenjvollte,die3  sei  doch  eine  >3^>ine  Aufgnhe,so  ^vvsse  n>an  >rit  devc    7or= 
tft  ochillors  ant^^orten: -7er  etTms  Treffliches  leisten  will  -  H^^ttVern« 

^Z^r''T:%^'''^''''^''^~^Zl  '''*^-^^  """"^^^  u.unersohlaf.ft  -  Iir^'kiein'iten 


M  ^fio3 


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Emil  jJ}&r$C' 


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ypeech  -h  firen-fs 


)hip? 


# 


■V 


1, 

Bafen3ftbend  für  die  Enern,  rteror.     Kindwr  die  Rel  Igionsschiilo 

Äw  31.  Jan^-ar  1929, 
aiwreserKi  ce,  40  Persoren. 

In  der  BiwneittTrn;  weist  äer-  Dr^ür^hornch  aarni^-r  ^in.dass 
die  E]tem«'bende  da^n  rfi©r,en  eoHler.,  daa  Irterecwe  rfo  »  lehrrjrs  wie  «inch  dea 
das  des  Sc>i\51ers  in  derr  ürrwe^c«  fhe-  cti«  i^lterJi  7.v  rörderr'.     In  de^-  »eiis-ions- 
8c>vle  wer^e  v^hr  Heligionf^mterricht  erteilt  ein  ht  den  höheren  Schi?3eii.I)ie 
Elterr)  flis,  di*^  ihre  Klrder  in  die  Heligionascinile  nr-icler.     ge'ben  dar^it 
l'hre'^  »ninsche  Anr^dmck,  das     ihr«  Kinder  tiefe-  ir  dw3  Jvi,e^  tiirr  e^'n^etührt 
m'rden  nJa  es  sonst  der  I;>i33  sei.     Der  Rcligionsu^  t errieft  sei  eigentlich 
mir  ein  Ersatz  für  den  Unterricht  der  Eltern,  dem  die  Elterr  swlhst  sei/en 
verpfli'^htet-    -^hre  Klrder  in  dws  Jiidrirt^^Tn  (^inJ?i5ff;h-v^r,     Das  sei  der  Sinn  der 
Worte  in  Sch^rra-aehet:  wesohlnantont  l*77onecho:  Dv  so23-s3t  3l«  deiner  Kind-^m 
elnsohfirren.     Durch  Benir  imd  raan,'^'^ lAde  Kenntnis  äeler  .iedooh  rjle  Elte  n 
in  den  allerwiat-r  Fällen  nicht  v-^hr  in^tande,  swl^st   Itor'^  Kind^^r  7.v  ^mt9T^ 
richten,  daher  trete  an  die  Stelle  der  lÄhrer.     Mf»r    M'rfe  hei»»!  Heli,'zicnsim- 
terricht  nie  verlsernen,   das*?  es  hier  elr  lerren  fi^r  da-  Leh'^n  gilt.     Was  in 
der  SchnlJe  sonst  gelernt  wird,  Terd-r  zrrr  ;?^ös3tr!n  Teil  rac>^  Vi^rlass'-JD  ä"^ 
Schule  -"ied-^r  vergessen.     Das  misse  ,1edoch  h«ini  Relgi'-nsnnterricht  -'nders 
sein.     Ja     hier  h^ginne  das  eigentliche"lerren  "  er'^t  nach  V^^-rlns  -en  -1  er 
Schv:ie,     Joder  Ji:ide  s«i  venD^lichtwt   7A7  lernen  ad  fim^m  iwiussau.  "»^ig  z\m  Taare 

•iwnh  '=mge 
seh  9^n  ge- 

,.  ,  ,-    - j  v^r&vvart 

Wäre,  Ure  diesen  ^'edarlren  znr  klaren  ifilnsicht  zyy  hr-ir:ren,  s^len  die  Eltern- 
»^hende  g-^ninrt.  Sie  -/t'rden  ihren  Zweck  n-r  da- n  erfülle-  ,  w^nn  es  7M  e'-ijer 
re^Ter  Aussprache  körne,   -n  dwr  rr^^glichst  viele  t^iln^^^irm  sollt-^n, 

Ausspra-^he^ 

Fthu  CroldiTHnn;  Der  Gen  ^^icht3i:ii}tor  ioht  gel  \m  fiMi^oherx 
Religion^nnterrloht  d-^r  h'*her'^r  Sehnten  T)en3er,  ßel^^\:r^T  «33  in  dr?r  Reli- 
gionsachrle.     Herr  Levif^ohn^    weiBt  daranr  hiü,   das  i  da^  mit  d'-?n  Voraiisset- 


7vr\^-^v.  7TT3n>-r^rh'r;Te^    ile  rrnn  ar  der  höherer) 


Schril« 


«n  im  Genchlohtsiinte>"rinht 


rBacp/^D  dürfe.     Di«  .lüdi^c^ieii  aeschl-hte  g-l  viel   le"b'-rdlger^  wonn  den  Schti* 
lern  bv^-  dem  a31;z?Tr3in^n  fireachiohtgnnterrinht  die  Geschicht^r  der  inliegenden 
Völker  "hekarint   sei.  er/ 

iier     Hfilnemann  weint  darniir  v>in,   das^eina  Z^it  lang  55eine 
Kinder  an  dem  -•üdisoh^fn  Religionnimterrl-^ht  de-^^  höhc-wn  Schnlen    habe  teil- 
nehmf^n  lasg-nj   er  hn'be  gin  .iedooh  wieder  in  di-^  Hei  -lontischnle  geschio>t^ 
weil  ^i«  dort  mehr  le?mten. 

Pran  Balsam,    stellt  den  üntra^?;,   Hv^h  die  ,1üdlBoh^  Kiirsiv- 
So>^rlft  in  d^r  He3igio-33chi;le   zv  lohr.^n.     Darf'her  entspinnt  sich  ein^  Dehaf  / 
te   .  / 

Fran  Natt  hwrichtet.   das-^  elf?  in  Görlitz  dae   iüdigehe 
Schreih^r  gelernt  hahe^   ah^r  ^ar  Icelne  Geleg-nhe-^.t  h:.  n^   es  anzwvenden. 

Her">-  Rnnoler  hetont  ^«doch^     davS-^  die  hehräieche  Schrift 
^ir  die  ost,iüdi*=!nh"n  Kinder^ notTT^nd lg  aei^  wem  s±^   z^B.   ihrer  Grosse! tern 
nach  d'^r  Heimat  schrolh^'n  wollten.     MJ.t   lhr«n  gehe  es  keine  ander-?  VersÜfindi"* 
gnng  als  dnrch  di'^  hehräischfi  Sc'^rift.     TjT  mach«  d^^-r  Vorschlag^    iiHlsohe  Ge- 
schir^hten  in  hehr^lischer  Schrift  les-^n  ^n  lan  -n.     E^>  gehe  solche  Bücher  in 
Biic>^^r  in  Leip?:lg»     Jedoch  w^iss  eB  kein  v»erk  land  kf^in-^n  Verlag  an5;:tigehen* 

Herr  Beidnr?r  verspricht,  ein  Bi^ch,  wir:  Herr  Rndoler 
ange/xeh-^n  hahe,   7M  h'^schaf  r*f^n.     Es  s-^i  deutsch«  Sprac>^e  mit  hehr-'i^chen  Brich** 
staher  ge8chri':.hen,   z.B.   dit?  Buher' sehen  Saclien. 

harr  Lehrer  Welnherg  hält  es  ^iv  wichtig  festriistellen, 
wie  gross  das  Interesse  fiür  das  ,iüdi5che  Sclrreihwn  st^i. 


^K 


Z. 


AbschHessoüd    ^-^edoch  w.*iBt  Her'"  JXt.   Sc'hpr^^o'^     daraiif  hin,   dasf^  es  nicht 
nötig  wJ^re,   cihe  "befördere  ötiirde   fijr  die  ^dlsche  Ki:jri8v-üohrift  eiii7:^i- 
führen.      Er  hah«  auf  ffu-^BCh   der  Klr'lcv  ein^^til   arr  Sc'^^nnas  einiger  Stmnden 
die  Buohstnher  der  hehräiacher   Kiir^^lv-Schrift  i:rd    "hre  Vr^r'blndiingen  an  die 


# 


* 

—   _  . , —   ,  „   ^ _..   Einfilirung 

des  Jßdisch-Sc'hrei'henj?  al^  ßnmd  argftgo'beri,   es  sei  ein«  Art  Sterog-rafie, 

Daraiif  e^tfid.ert"'.  Herr  pr.3chor;^ch^   er  yönne  höchstens   zugehen,   dass  es  sich 

•am  eire  Art  Ge>'eiTn3o'»Trlft  handele.      Znr  Best^itlgi^rg  •n'Jhrt  Herr  Rn^oler  an. 

dass  es  «i]es,  was  seine  Angestellter   nicht   lesen  solli^n.    In   ii'dl'^c'her 

Schrift  schreihe. 

Herr  FrledTrann  rrelnt,   dass  es   sich   "^eirr  Religinnsnnte   rieht 

tn  WirUlchlrelt  nicht  rm  Unterrir-ht   In  Heligion  handele  sondern  vn  das  Lehren 

der  Sprache.     Die  Kinder  sähen  die  Religion   ?ft  nicht.     Es  werde   i^edoch  zu 

wenig  Heh-^älsch  gelernt,   und  das  Gelernte  wi^rde   twsoVi   vergessen.     Jfan  m'i^se 

also  nehr  Unterricht  ertw'len. 

Herr  Helnerrann  meint,   die  Kinder  sollen   lelMusn,  ttes-Tran  im 
G-otteshause  hetet.     Dafür  seien  4  St'^nder  wöchentlich   genng. 

Herr  Gottlieh  ho-^ont.   das-   in  der  Religionsschule   im  Behrä- 
js  chen  sehr  viel  gelehrt  werrt«.     Das  sehw  er  an   seinem  Kinde.     Er  spricht 
weiter  den  Wursch  aus,   einwn  Kursus  nach  der  Si:dstf»dt    (HildesVieirierstr. )   zu 
verlegen,   da  der  Weg   für  die  Kinder  sehr  wei  t  sei.     Diesem  Wunsch  schliesst 

sich  Frl.  Hoderherg  ar. 

Herr  Aschheim  tragt,   oh  d«r  Religionsunterricht   '^ur  gleichen 
Zeit  wie   in  der  Schiile  erteilt  «erden  Icönne.     Herr  Dr.   Schorsch  weist  nnf  die 
Sohwiereigkeiten     der  Organisation  des  Rellgionsun*-errichtes  hin.     Es  handele 
3ic>  al>ln  an  der  höher-^n  Schulen  um  167  verschiedene  Klassen.     Allen  Klas- 
sen gleichzeitig  mit  dem  christlichen  Religif-nsunterricht   den  .-^üdichen  Reli- 
gionsunterricht  zu  «rt«-^  ler,   sei  eine    fKlctische  TJnmöglichlceit.     Mfln  hraiiche 
dazr  rlrdeatens  die  dreifache  Anzahl  der  Lehrer,   die  XiJlX  heute   znr  Ve-fi5gU25g 
styiehe   .   Aher  nrch  Komhinatlonen  seien  Y^vm  möglich,   nicht  einmal   von  Para- 
lell-Klassen  derselhen  Schiele,   da  fi^r  den  christlicher  Heligion^tinterri-ht 
der  verschiedenen  Klassen  n^r  ein  I^ehrer  zur  Verfi'mng  stünde,   der  Immer 
nur  in  einer  Klasse  untorricht«n  kann.     Dagwr  die  Eirricht^-ng  von  verschie- 
denen Kursen   in  v^^rschiedinen  Stadtteilen  sei  vielleicht  möglich.     Es  liegen 
.iedoch  hierhei  SchwieriirV^iten   in  der  Orgarisaitior   vor,  da  fi;r  die  Komhina- 
tion  ri^r  die  Kafehmittage   zur  Verfügung  stünden.     Ein«  Erle  ich  t'^rnng  -^ärees, 
wenn  sioh  herau-^st-^llen  #153HK^eollte,  dass  man  Gnmdschulklaasen  auch  vorr 
mittags   zusammenfassen  könnte. 

Frau  Fri'.!dmann  glanht.   die  Kinder  nehmen  den  Relig  ionstm- 
terricht  ricv-t  errst.     Als  Beweis   fü^^rt  sie  an,   dass  Gehnrts  tags  feiern  imd 
dergl.   Dirge  als  Gründe  ge.iten,   am  Religionsunterricht  nicht  teilzunfehmen. 
Herr  Le>^rer  Levisohn  weist  Amregegenüher  damaf  hin,   dass  nher  das  Ernstnehmen 
die  Eltern  entscheid'^n.     Wenn  die  Eltern  darüf  sorgen,   dass  ihre  Kinder  regel 
massig  ^nm  HelgionvSnnter'^icht  kommen,   desgl., wenn  sin    fi5r  dif^  Vorhereitnng 
ihrer  Kinder  sorgen,   dann  würdwn  di«  Kinder  anch   der  Relgirnsnntexricht  ernst 
nehm'^n.     Frau  Rieg^lhai:i-r)t  unterstreicht  diese  Ausfiihrungen  mit  dwr  Angahe, 
dass  ihr  Kind  den  Religionsunterricht  v-ellig  n'»hme.     Auch  Herr  Inspektor 
Mev^r  herichtet  ans  seirer    rfahining,   daa-s  die  Kinder  den  "Religionsuntericht 

Sf^hr  nehmen« 

Herr  Dr.  Schorsch, sni-ach  nnn  üher  den  Aufhau  des  Religions 

Unterrichtes.     Die  heu-*-ig-  Ke'igionsschule  dnrfenicht  dem  Ahgchlnss  de«  Ler- 
nens.    So  lang-^  Kinder  das  Gliicl:  hätten  auf  Kosten   Ihres  Vaters  die  Schule 
ZV  hesuchen  und  leif/(nen  zu  dt'rf-r^n,   solange  sollt  er  sio  auch  ihr  Wissen  xm 
ihr  Judentum  vertieftfB.     Mit  14  Jahr-rn  oder  oft  schon  fri-:her  sei  dieses  Wis- 
sr^n  nicht  f*rtig,   nnd  er  würde  Einrichtungen  treffen,   daas  die,ienig-n  Schüler 
die  räch  Ahsol^^ir»rüng  der  heutigen  Klassen  der  Religionsahule  noch  weiter  die 


3*' 


^ 


'5. 

öffentliche  achniHr»  'Heaiichen,  anoh  (relegenhoit  h"?tter,   in  Ar"beitrt/z;en^ir^c"haf- 
t-^n  ihr  religiöses  üfisswn   7M  vertiefen.     Jör  ►^itte  die  ElteT^,   wen^-   diese 
Sache  ar  sie  heruntrete,   sie   7M  nrtersttitfjen. 

Des  .veitercn  weist  ex-  daranf  hin,   dass  er  verschiedene  Elnri^h- 
tnng-jn  getfoff'^n  hahe,   um  d^n  Heligionm^nterricbt  ymä  das  Interesse  der«  Ein* 
der  7n  "belo-hen.      So  z.B.   habe  er  eine  Jugendhihliothelc  geschsf-f^n,   diirch  die 
die  Kinder   in  gerriätl icher  »If'^ise   In   .Indisches  ^er>r,n  rnd  Fijhlen  elngefi-^hrt 
werden  s'^l^er.     Dem  Arsp^om  dienen  Prris«,   die  dieses  Jahr  7.vm  ersten  MäI 
verteilt  vmrd'^n     seien.     Dieser  Aush..!]  we-de  roch  ;7eite.r-  fortgesetzt.     Die" 
serr  gehörtet  hvcIi  die  Schaffnnßr  der  Bit- mähende  an,   die  vielleicht  dr-irml 
iw  Jahr  veranstaltet  werden  wollen.     Desgl.   möchte  er  in  ahsehharer  Zeit 
alle  4  #oohen  oiren  Jng-t^  dgottesdier«t   in  der  S^-nHgo,Te  ahhalt«n.     Das  hahe 
.ledoch  nnr  dann  einen  Wert,   wenn  die  Jr/rerd   anch  "OllzJIhlig  e-^s-heine     denn 
eine  leere  Synagoge  mache  sc>ior   auf  Jäi^rwac>«scne  einen  herahHtirrmendftn'ßih- 
d  mck,  "Ujn  wieviel  mehr  auf  Kinder.     Kr  möcht«,   dass  alle  **  Wochen  -tattfin- 
dende  «luge-^gotte'^dienst  als  Vernfli^'Htnng  flJr  sSrrtM-^h-j  Ki-rter  g«?ltwn  solle 
di«  fim  RelipriongsnnterTlcht  teilrehrv-v^n.JedocTi  wolle  e^-     zuerst  4ie  Meinung     ' 
der  Elte-r  hören.     Es  erhöh  sich  kein  fidersr)rtich. 

^  Zuiti  Schluj3s  weist  Herr  Lehrer  Levisohr  darauf  hin,   oh  man 

nicht  einen  heson'^leren  Eltemahend  ahhalt^rn   aolle,   um  e^nT-l  die  Frage  def 
.iüdischer  öchule   zu  eröT-tem.     Herr  Dr.Schorsch  hält  «s  nicht   für  nötig 
da  die  Gemeinde   ia  sowieso  die  Ahsicht  hahr,   eine   irdische  Schule   ins  Lehen 
zu  rufen,    schalt   der  Hiderstard  de-  st^dt.   Behörden  ve  schwlrdo. 

Daraur  schliess  Herr  Dr.Schorsch  der  isitfiina'bend,      ,-       :' 


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tmil  5 eher  seil  Col/e^ 


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OeJemna  Jfs  '77Je,?/i^w5 


lö. I.ivoi. 


g 
Die  heutige    Ziisar^men^nnft  hat  eine  he^sonrlr>^e   Be^ 

deutTJrg.    E*^   Vo^-^men  I\jr^-n/^nhftn  7A7eler  Rfinigionfi-n   '^^n^ai^nen, 

utr  ^ieh   z\3riäo>st  e1n>^''?^l  iih^r  r; Ire    Pr?^ge   den  VerBuc"^^   der 

Ver8t?indigiir)g   zr   )rpc>en.    //as  h^deutet  ein  Boloher  V^r"^ 

8uch,d/^r   pa   8chcn  and^rs^/o   off^rn   u.r'it   gnterr  Er'^olg 

geivpcht  wnrde?   EvS  giht   anf  der  -^j^de  ,7/er^n  aneh   nicht  all=^ 

zxi^n.rjle ,80   doch   immerhin  eine   ganze  Anzahl  von  rieli=: 

gieren, iie   sich   früher  mehr  oder  v/er.iger  he-Oind'')ten, 

von   drn^n   ^ede   sich    iMir/einzig  ;.7qV re   lie  1  igion  h ie 3 1 , 

©f>i?-S^4-'e3rg  Die    Folgen  solchen  Verhaltens  "konnten  nicht 

anshjeihen.    Venn   ,1ede   Religion   sich    für  di^   einzig  wah^ 

re   hält, 80  v;ar  eigentlich   vornnsznseh.en,das8  ein^^-^J 

iemand  l:ommen  'vird,der  den  Schluss    zieht:    Es  V7ird  wohl 

hei   solchem  Streit  > e i y e  Religion   die   vVahrheit   verl<i3n= 


den.    Iw'at   anderen   //orten:    Dass   die'  i^lut   des  -Atheisnu^s 


:i 


des   G' *  teslei^gvertnme   so  gewaltig  Pnschwo]  1,  sehe  int 

eine   v.^chuld  der  sich  he>>*mrpfenden  n-^:iigionen  s-^lhst 

zu  sein!    Ich  will   die  Ahschni^tte   dieser  £nt7/icl<]nrig 

hentfj   n  i  c"^  t '  he  ach  re  ihen .    Ihre   l^igri^nder  ?/aren  Philo=^ 

öophen,die   dnrch   die   techniscJien  Erfolge   der  ITatnrv;is^ 
senschaft    zu  ihren  iTehlschliissen  veranlasst  7/orden 


-r 


Ksirid.    Ihr^   Irrtiim  ist   lorrigiert  worden  ii.sie  hahe 


n 


•in   fi/^r  Ef^nl^ftrn  4e¥-^f^*^-?54f*ir   imsoror   Zeit  .teine   I>chfol=^ 
ger  gefunden.    Dafiir  hPt   8ioh   nach   dem  u-e8etz,da.ss  eine 
Genor.«,tion  nPch  dern  Tode   eines   DenVers   seine   Ansohau-ujip- 
1/bde  ^ird,rler  athr  iativSrlKi^   I^^aterinl  iBmnR   nnter  dem  Vol- 
Ve   aii8ge"hre  it  "-t    in  einem  LaaRe^dan  geradezu  ernohrek^' 
lenri   Ist.    Ic'h   g]aiil)e,nan  darf  sich  nicht   dnrnh  die 
rjoch    ivvif^T  p^vossn   Zahl    vori  Et^Bnchern  d^r  G' ttaahäiisftr 
t.H\i3cheri   lavS8«n.    !^b^   Ür   I«:'???^««  der  IvAnRchen  h'-dit«  'hn=- 
7/«gt ,  ist   ftin-  praktlqohftr  Ii^tftriali-Bmis  ,d.h.i^inft  Einstel-I 

,     :iur.ig,die  ■boeagt, ,da?!{^   :!«r  I^^naoh  sicli  v/egftn  vS-^irrs  Han=^ 
deine  ^/ot  kftjre'^r  höh^r'^r  .Venen  zu  vi-r^nt-nort.-^n  }-jp''bf^ 
dJ^sfii   dPr,   Lfil-)en   mit  dem  Todo   ms.  p,«i   u.da"<-!  fsinxig  Er- 
st,reheri8?/erte    i-discl"ft   G}i;cl<ae]  igl^ftit  w/^re.    Es    -i5?t 
nicht    ZM  ver]^ernen,dn8R  hierniit   trotz  dfl.T   miHinnofi^ 
rechen  GftTrPuch-^a  dne  Begriffes 'sozial*    in  7/irklichl-'5it 

■    die    r!ier,sch liehe   J:igen8C>:aft   sich   durch zn.se tzen  "beginnt, 
die    iw.-<^r  dir!   nor'^l  ischon  Hei-nnr.gpn  7,^1  f"h«r-7inden  ver=^ 
sncht, nämlich  der  grasse  ,nPo]  te   i^goisms,    j^^ach   der 
Lh«rzengnng  religiöser  Llenschen  >;nnn  die    Fo Ige e reche i=- 
nung  dieser  Ahwendnng  vom"  Gott]  i'-hen  nicht  anah^eihen 
^i''   Seihst zerstörnng   ier  ^-enschengerminschaft   oder  -^ie 

''  II  ■»!  III    ■     ■_     I     I      ll^^««^W— ■— — — 1— — ^»-i— — — ^/ 

evS   aus  arder(^n  Gründen  Snengler  genannt  hat:    Der  Unter=^ 


gang  des  AhendlaDdes. 

i'iljiem  solcl-'en  Anatnrn  rnftn-schlicTaer  Zftratörurjga- 
vAit  g'^geni^'ber  nn;.ss«n  di^^  leligionen  not-^ftnrUgftrr/eise 
ihr«    irterneri  S-^r« It igke iten  v<^r/y.qpen ^ sie   müsBen  er- 
nennen,dPss   «!?  nnter  grnsBtern  Gfi8ichtannn> te  heute   rmr 
^  Parteien  ^\rr  der  vVelt   giht:    Die   eine,riie  unter  ^iner- 
l^enming  da3  OTrlgen  Q^ttea  durch  Anwendung  reJ  igiöa^ethiH 

Rcher  PringiT.ien  die  j/elt  erhalten  nill^ii.die  andere. 
praK tische  •  * 

die   cTürcTTTTeTTgmang   (£s  gibt  nr.mlioh   viele   J*rPohen  riie 

G'ttes  ' 

^•^^^  theoretische/Lengner  Bi.nd,aher  prattiach   noch   das 

dar,  reUglös-ethische  ^rhe  der  Vergangenlieit   uhernonirr«n 
hahen  u. ver-rirlclichen,daa   iat   natürlich  vveitrus  hesBer 
ncch^pls    venn   ieir^nd  mit   Porten   G'tt   Pnerl-ennt  nher 
praktisch  das   Cregenteil   dor  Porderimgen  tnt ! )   der  .zer> 
at ör e nde n  Sei bs 1 3 ncht    7Am>  Siege  verhiltt.    Die  J?ord-rung 
der  Stunde   Rlso  heisat:    Zn-gamn^enachln.-^a  aller  neligiösen 
gegen  die   ungeheuer  angeTrachscne   Zeratörungg/refahr'! 

Di?^ae  »Kenntnis, die  achon  d«a   Öfteren  T.ra]<ti^ 
achen  Ausdruc>   gefunden  hat, begegnet   einer  Schwierig- 
keit.   .7enn  näral  ich  im  Untergrunde   des   in  der  Zeit  der 
Cre fahr  geschlosaeneh  Burgfrledens   d-r  GedPnke   »weiter 
schwelt, daas   .Jede  -^eligion  die   Wahrheit  allein  Feuach- 
tet  hoben  will, so   ist  hiedurch   notwendigerweise   die 


Echfhf^it   ci/^s    ^.ugnmrmmnchlusses  ^e triebt   u.drrrit   ^^i<«5l- 

deicht   niioh  rifir  Erfolg  dr^s   Ziisnmmftn^ohlugses    in    Frage 

gestellt.    Daher   ist   es   dring,^nd  notwendig, ^f^ss   die   ver=^ 

schiede neri  Religionen  sich  gegenseitig  einir^nl   >ennejt. 

lernen, vr^rst ehe n  lernen  u.lw'iissverständnisse  heseitifiien. 

^lie    früher  das   Verhältnis   vergifteten.    L'an  wird  aus 

dieser  ^.^ahren   Verständigung  ernennen,  in^/de fern   iede 

Religion  rrit  Recht    ihre    «Vahrheit   hehau-otet   u.doch  keine 

die    vVahrVieit   der  andern  nnter^^räht .    Allerdings   miss 

r>-an,ujr:  L.is'^.verstöndnisse    -^^u  verp-eiden, solche    Vege  ge=^ 

hen,die   sicher   zur  vVesenserkenntnis   der  anderen  Reli=^ 

gion   fvhrt,    ein   solcher  7i>g   ist,   die    Li^thode   der  Selhsts, 

darstellun^.    Hierdurch   v/ird  ^^er]^ieden,dass   anch   heim 

hesten   //illen  unhevrusste   Vorurteile   das  wahre    ^erstehen 

i:inmög.lich  machen.   Unter  d in aeri  Cresichtapun>tftn  faa.se 

ich  den  hentigen  Vortrag  auf,i5.r)i  den   ich  gebeten  worden 

bin.    Ich   möchte    Ihnen, Bo^^eit  es    in  kurzer   Zeit   rrnglich 

ist, einen  kleinen  liinhlick    in  dae  7/e.qen  des  Jn-lentumes 

gehen, so  wie   «vS  wir  Juden  se]her  nuffasen.    Diese   Seihst- 

darstellung  hat  eine  donpelte   ochwierig]<eit .   Erstens 

hPhen  -^ir  Juden  l<eine  autoritative   SteHe. die  etwa   v,y\ 

nagen  berechtigt  ;7äre:    Das  u.das  allein   ist  Judentum! 
Der  Katholizismus  hat   eine   solche   Stelle    in  Papsttum. 


r^i   uns  Judftn   i^t   r^aasge'hrnd  anf^t«]Je   ''^ines  einzigen 
Znntrnms   die   GeBan-ynthe it   unse rr g   Schrifttums  wie   rs 
sich    irn  La\ifft  d«r  Jahrtan.serle  her^'WBge'bildet' hat.  _Jftde: 
inde  hat  das  Reoht  e.vr  GrnM  «ingfthftnder  Kft>iTitriia  die- 
ses Schrifttiws  sich  eine   «igcne  Kftinnng  bh«r  das  Ju- 
dentum/^  ?Ai  "bilden, aher  keiner  ist  herecht  igt ,  einen  an^ 
deren  zur  Annahrne  seiner  Entscheidung  zrn.ngen  zu  770:  = 
^•"-    Pip,  Rnhhiner  hnhen  ihre  Autor^-tät  als  _Ge lehrte 
die   auf  Grund    ihrer  eing«>henden  Kenntnis  Auskunft  ge= 
hen  können  üher  die  Pri-?^ip.i«n  der  Vergangenheit , mit     ' 
denen  die  Handlungen  der  Gegen-vart   in  luin>1pr,tr  stehen 
sollen.    Diese  '^nsserordentn  iche   J?reihei.t  des  Denkens 


hildet   in  dem  Angreblick  eine   3ch7/i!-rig]<eit ,  in   d-m 
^^  ^i»?  >^Jr^e  AntT?ort  auf  die   Präge   nach   dem  -/es-n 
des  Judentnmes  gehen  will.    Lßn  müsste  eigentlich  sa^ 
gen:   Alles, was  sich   in  den  J^hrtangenden  d'^s  Bestehens 
unserer  Gemeinschaft    zugetragen  i.i.her-usgehi  Idet  hat 
ist  ^Bs^  Judentiim.   Es  giht  also    infolge  des  ung-henren 
StoffumpfRnges  keine  kurze   sondern  nur  eine   Jar^ge  Ant^ 
wort  auf,  die   Frage   nach  dem  .Yes^n  des  .Tudentnms.    Mit 
dieser  ii'eststellnng  ist  aher  dem  Zwec}    des  heutigen 

nachmittags  nicht  gedient, da   ich   ,in  hier  die  umpmng- 
reiche  öf»ee  Antwort  der  .jüdischen  &esrhichte   u.Lite=- 


ratm-  nicht  g«>)en  l^ann.    Ich  will  dnh«r  f?ns  .i«r  G«,snmt- " 
holt  cl.^s  Pro-b]enia  einige   Fragen  herau.ssohälen, von  denen 
ich  glauhfijdP.gs  sie    in  der  Kv:rze  ar^  hegten  ein^n  Ein=^ 
"blick   in  das    «Vesen  des  Jndentiwftg    zugehen  verr^ögen.    Es 

flind^  folgende   5  Fragen: 

i.    »Vie  .stehf^t  d^s  Judentijre  j^nm  CTnttTiph*n? 

-•    'i-'^   "T^,^^  ^•'^  '^^'^'^^  SrJenrtnia  des   Göttlichen  ani^l 
o.    vVie  steht  es   zn  anderen  Religionen? 
^.    .Velr^hes   igt   die   Pörm.ries  .jüdischen  SeinsV 
t>.    vVie  dcn^.t  sich  das  Jndentnm  die   Z\iknnft  des 
MenschengcschHechts? 

v7as  nnn  die  erste   Fr^gf?  arhetrifft:    -Vie   steht  das 
Judentum  zuir  Göttlic^'m,so  ni.ns  r^n  diese   ]?rage  aus 
der  j]  rund  frage   aJIles  Jifenachlichen  heraus  verst-hen.    Tn 
.iedem  tenschen  leht   whr  oder  v/enig«r  die  hohrende 


Sehr.'^r.cht  nach  Erkenntnis   der  letzten  U  srpv>>  alles 
•Seienden,    v/oher  komwt  all  es, was  da   ist?   .fes   ist  denn 
letzten  i'inries  das  ^^orhaniene  ,das  Seiende?  Auf  di-se 
i'TPg«   gi>^t   es   verschi-^dene   Antr/orten.die   sich  dadurch 

Geführ^^"'^'^'''^'''^''"''  ^'"   ""'"^^   d^^  Verstand  oder  aus   de» 
Xft^MEK   stnmjr^n.    Ich  will   au P  ii-se    verschiedenen  Ant 
Worten  nicht  einge^-^en.   Ks  genügt, um  die  Antwort  des 
Judentums  darzulegen, auf  eine   einzige  dieser  Artworten 
einzugehen.    i:an  kann  rein  Vernunft  gemäss  hei- der  Frage 

nach  der  Ursache  auch  ouf  der  JBegriff  einer  letzten 
Ursache   kommen  u. diese   letzte   Ursache  G'tt  nennen.    Irri 


7  e 

LIittelaltftr  gl  anlöte    ymr   mit   d.ys'firr  GeianVengnng  das 

Dasein  Cr'ttes   loglaoh  >^e^ne\s(^.n   7Ar  können.  (Der  'koR]>"o=^ 
logivsoh«   C7'tte3T)eweia).    Es  erfordert   ahf^r  woh]    nicht 
viel   Phartasie   u,7.1nri;hlungB vermögen, um  die   >Sohv/änhe 
eines  nolo>^en   logischen  Tt^ tteshep.-rif fes   7a\  ernennen 
A^bgeoehen  davon, rlpsa   rx^r\  ^Igftntlioh  ^.ei  rt«r  L>»thorle 
der  ü '9?»chenforacliung  nie   stehen  b^eihen  ]ann,rm.n  mtisa 

« 

imrviftr  -.vi^der   fragen:    .Vo"h«r  yor^mt   n'^jn  dPr.,rwras   dn  als  daa 
Letzte  'be'^eiohnet  h^st?-  derr  logisch   erachlofl^^'^rien 
fJ'tt   -r^Dhlt    .i??cif?q   v7arire,Begcir!tf>rnde,Ar?;i'>h«^nrie  -  kurz 
.iftdes  immittelhar  le hend ig  Ee rjih re nde  !      Der  fl'ttes^ 
hegriff  des  JudentmjB  hat  nichts  nlt  einem  solch   lo- 
gisch erschlo33(?nen   zu  tun.   Er  heruht  ■  vielrveh-r  grif 

den  Uienr^chen  '^ 

einer  Erfahrung, einem  Erlehen,das  ^ft  von  aussen  her 

in^/uiidersar^ster,aufrüttelnster  ^Teise  herührt  hat, ein 
Erichen, dem  rmv.  nicht  aus'-veichen  kann. so  "rie  m^n  9  B 

# 

einer  Erankheit   nicht  ausweichen  tann.   Jetzt  noch   ist 

der  lÄnsch  gesund  u. beherrscht   von  unh^indigero  Lehens- 

-rillen.    Da  ergreift  di«   Schwäche  der  Krpnkheit   seine 

Glieder  u. vollbringt   eine   merkwürdige  Veränderung  in 

dem  ietzt   noch  lehenstrotzender   Menschen,    flr  7/,ird  still 

ftr  wird  schwach.    ;/as  «*   ihm/noch  gross  u.Krstrehens- 
"^ftrt  erschien, versinkt;ein  ungeahntes  Huhehedürfnis 


B 


.  ii"herl<o)nmt    ihn; er  will  mar  noch  stftrh«n.    loh  h^he  nicht 
willkürlich   7Am  V«rg]«ich  das   Bild  der  Lranl^hait   crf>nom^ 
n«n.   Sie    ist  ^s  nämlich, diR  den  lÄnsohen  heransr-eiast 
axm  dem  lauten  Tag-agetriehe  u.ihm  erat   üherhaimt  daa 
innere  Ohr  öffnet   für  daa,v;aa  das  Judentum  Pr'tt  nennt. 
Dann  aher  ist  ea  no,ala  ob  ein  winziges  K-iferohen  ift= 
mandem  in  die   Ohrmt^achel  geraten  wäre   u.n\in  üher  daa 
Trommelfell  kriecht.    ,7-3  vor^«r  e in ,««jTÖrharcac>f  Ge- 
räusch war,da^  brüllt    i«t^t,toht,raiisr.ht  »schmettert 
wie   tausendfältiger  Kanonendonner.    Dem  y-Bnn  niemand 
rrehr  ausweichen!    So  hahen  uns-^re   Grossen  der  hihlischen 
Zeit   Cr'tt   erleht!    Nicht   anders   ist  es   zu  verstehen, 

wenn  der  Paalmint  aiiricht :  (Pa.i^ö,  ühers.^r  r-J^ein^ 

t''^?^'"'^  v"*  König, Hoheit    legt  er*.=,ioh  aA; 
In  Allmcht  hat  der  Herr  aioh  angetan  -     ' 
i^a  steht  di^   vVe]t,sie  wandet  nicht- 
Hoch  thron-st  du   im  ewigen  Licht!    ' 
i^s  erhöhen  sich  Strome  o  Herr 
Es  erheben  die  Ström' ihr  Getös' 
F.a  erheben  Ströme    ihr  Brausen!   - 
Doch  über  der  Strörr«  Getos' 
Rauscht   mächtig  das  wogende  Meer  - 
Allmächtig   im  Himmel    ist   G'tt!   - 

Oder  i7enn  ein  anderer  Ps^lmist   suricht:    CPa   ^9)- 
Oebt^der  Herrn  (ien  Ruhm  seines   Mr^^ns! 


Die  stimme  des  Herrn  mit  Ma.iestät. 
Die  btimrm  des  n:-^rrn  zertrünroert  ,iie  Z«dern- 
Der  Herr  zertrümrrftrt  die  Zedern  des  Libanon' 
i^.r-lasst   sie  hüpfen  wie   Lälber 


LihRnon  u.Sir.ion  7/ie    (junge   vVildoch.sen)  (v.mir !  ) 
Die   Stimni.e  d. Herrn  ont mündet    J^uer flammen. 

t      1      ■«        ^Ik.  \.   ^        *  «M. .^  ^__  T^^  ^a  ^  m  ..KSK 


ii.ftnfhlättort  dlR   »VäMer. 

In   ar^inera  Paläste   aiorioht   RHes:    Hfirrlich! 

j^    iat,   riUvq   .soUchem  Brlri'hftn  hewor gegangen 
^er  Psnlmist    formuliert  die  Drl^enntnis  mit  d«n  iVorten: 

■ 

^er  Herr  thront   üher  dftr  Plut , 
der  Herr  thront  r^l^  I^önig   immerdar !  (B^rnfeld) . 

fen  '.7ird  T^ohl  ohne  vyeiteres   zi:i.8;ehen,daas  ein  so 

erlebter  G'tt  etwas  unvergi.eiohhar  anderes   ist  «Is  ein 

logisch  erschlossener.    Ohne  anzugreifen  definiert  -ias 

JudentuTT  d«n  Unterschied   zwischen  helden  Begriffep  da= 

durch, dnss  es   seinen  ß'tt  rennt   d«n  «1  cha.l.den  lehen= 

digen  a'tt.   Hierin  liegt  die  Chnrayterisierung  d«s 

philoaonhisch  ^erschlossenen  Letzten  a]a  tot^t^fl.c  heis^t 

nnwirksam!    Und  -=»3  ^/ird  wohl  niewnd  hestreiten  können, 

dass  gerade  ier  Rückzug  der  tieuzeit  anf  ^em^hiloso'^ 

^*i2£iiSIL-G-' fcC   die  Religion  diskreditiert  haV.     Ivan  hat 

darrit  gleichsam  das   innere  Ohr. das  aivP  üe  Stir-rr«  des 

Göttli-hen  zu  lauschen  versteht  .wegooeriert    "ie  mn 

den  BlinddarTT  wegnimrrt.    So  komr^.  es, dass  die  Menschen 

heute  die__3timn>e  des  Göttlicher,   pgr  nicht  ry^hr  rr^.y^^^^=^ 
heiu   Sie  laufen  zwar  ratlos  -'le   ein  aufgescheuchter 


10 
Amfti.sftnhanfen   in  ihrer  in  Yfivvixr^vng  /reraterftn  ver= 

minftgasnhnrtfiven  ■MirtfiChFi.ft  ii. Politik  hemTr.,u.wiP!<^«n 

— II      I     I  ■■IIUJII  ■! 1  ' 

nicht, (iasa  dan  #ort  'lesi  Proffttftn  tlegnia  dentend  mpy^nt: 
vJea.5,2&):    "Sein  (a'tte!?;   ^ehrrll   ist    vie  riaq  Ge-hrWll 
des   löwen.    *Vie  ein  Len  hrüllt  n.toht  er  u.-nao>t  iien  Raiih 
/  u.v'?oli]eppt    ihn   fett  ii.lei-er  rettet". 

Aus  welchem  Crrnnde  "hin  ich  etwoa  ausführlicher 


X>M,aH«ia<i 


anf  die  er^ite   Jhrf^gfi  .wie  das  Judentum  7.rYn  fTöttli-hen 

steht, eingegangenV   ,Veil  nnr  von  di<^ser  G^-nndlRge  f^ns 

iie  Ersehe innng  des  Jndentur-s   zu  hegreifen  ist.    Uas 

Jndentnrr'  ist  nichts  anderes  eis  die  Ausur'a/Tung  seines 

GHteaerlehena.    IJrr  di'=^s  a>ier  ver-^tändl  ich   711  rächen 

iniss   ich   noch  auf  zwei  EigentÜTrlich>eiten  dieses  Rrle- 

hens  onPn^er^sar*'  rmchen.    Ivfln  kör.rte   vielleicv>t  ans  den 

ilforten  der  Psalrristen  ertrehTren,'iass   sie   sich  den  letz= 

ten  Urgrund  alles  Seienden  nur  nls  Schrecknis  hesrei- 

fen.    Deir  IvSt   R'her  r^lc^t   f50.    rxewinpi   er>-n fanden   ^1(»   fll^ses 
{r\Bs  rmm  auch  sehen  f^ls   Zorn  Cr'tteR  'he'^eichnftt^)    ' 
ErRohreo>e.nde,Lähirftnde/aher  ^h    ist   fioch  "mir  ein  Bild 

7M  dessen  Verstäncin^s  ein  wichtiger  Zng  ^ehlt:    Daa 

vschein>>flr  Er3chrec>erde   ist   ziigleich  i^ngerrein  anTiie-^ 

hend^ "Fessel rd,hRnneM.    Der  PsalTri.qt (,Ps,43.2  ii.3)   driickt 

das   so  ^.usl''*7ie  eine  Hindin  raoh   ^Vasserqnellen  ]echzt, 

I  so   lech?:t   meine  Seele  raoh  dir,o   G'tt. 


Un^  dann 
danach: 


11 

m.  nooh  deutlloheri^ifii  BllAa-  iinr>nittel>>ar 
E3   dürstet   rtei.ne  Se^^le   nach   G'tt, 
nach  dem  ]e>>endigen  rx'tt; 
warn  darf  ich  >o>n»-en 
u.vor  dem  Antlitz  Or'ttes  er5?cheinen? 

Der  protestantische  Oe"' ehrte  Rndolf  Otto  hat  heson^ 

ders  auf  diese  Eigenschaft   des   nüdl^chen  Cr^tteshegrif^ 

fes,d.er   ia  auch   vom  Chrif^tentum  t'hernommen  wurde  auf= 

werlfsair  ger^acht.   Er  rennt  nie  ein  f^scjjiaauiC, etwas 

Faszinieren'iea.    Mit  di'^ser  Srl<erintris  hat  er  (ien  -Veg 

« 

frei  genacht  7^^T   Beseitigung  eines  alten  Kissverstend^ 


«t»»»«^  !•»    '«*' 


m   —IUI  114  _J« 


nisseg,!ias3   när>nlioh  (ier.  Q'tt   des  Jndertiir^  ^Ht  G'tt 
der  Roche. w?ire.   Es  wifrdn  heute   zu  weit   fv'Hren  die    Irr=^ 
wege  dieses  Iv^issverstf'ndnisses  nachzugehen.    Es  genügt 
darauf  hinzuweisen, dass   in  Begriff  des  le'^A'^'ndigen  iBtz- 
ten  Seins  das  Erschrecl-ende  u. lieheharnende   zugleich 
Jiegt.    In  der  21215-/"'''^^''^  ^'^  '^l-^deruTn  r^it  anderen   Vor- 
ten:    Du  sollst  den  Ewigen, deinen  G'tt   liehen  rrit  dei- 
nem /ranzen  Herzen, deiner  -anzon  Seele, deiner  gfinzen 
ir^raft!  -  Darrher  hat   sich  schon  der  verd ienstirolle 
Psvrho]oge   Ludwig  Klfiges   in  seiner  Charakterologie  er- 
regt, inderr  er  fragte:    f.ann  nan  denn  Liehe  gehieten? 
-  So  ist  es  aher  auch  gar  nicht  ge-- eint, sondern  rii« 

\ins   in  alleir  rmssgehende  Thora  will  sagen:    Solange  du 
Cx'tt  nicht   liehst, hast  du  ihn  nicht  ernannt  ,hist  du 


12 

auf  Irrwegen!    Und  Rls  der  kann, der  wir  a]s  den  grösR=^ 

ten  im^^erer  Profeten  anp{elien,Rl?^   Lb^e   ^lehraiichtlg  d^t- 

tes  HerrlichVeit   erlennen  wollte(<J.M.33,18)  ,da  offen^^ 

T)arte  sich    ihn  G'tt  (^.k..-)^,  t  ti,7}   al<?  der:;^ 

'Herr, Herr, "barmherzige  n. gnädige  d'-^t ,  langrnitig 
u. reich   an  Hnld  n. Treibe, der  iie  Hnld   "Hewahrt 
hi5=i    in?^   tan5=?end.ste   deBchlecht ;8nhnld,kis!^etat 
n.  l^^hl   vergiht . 

Und  rwm  ^orrv-t   da^  Eigentümliche , das  er^t  ^arz  erklärt 
was   G'tt    im  Jndertum  hedentet: 

Ganz  straflos   lässt  er  nichts  hinzieheni«r  a>infl«t 
die  Schiild  der  V' ter  ar  den  Kiniem  n.KiMeo=^ 
kindern,am  dritten  u. vierten  ßenchlechte. 

'  /j<  P^'\^^^  Gedanl^e,der  schon  in  den   10  Crohoten  s+eht 
|ffir  dasMigsverstärdnivSjdfis  in  derr  Ea»>^en  Racheg'tt 
liegt,   ils    ist   nicht  die  Hede  riavon.dass  G'tt  die  Binder 
für  die_iichnld  rier  Eltern_Mstraft .   Ai^sdrücVlich  r^teht 

im  ö.B.Moses,Lap.^4,16:    »V-'^ter  sollen  nicht  getötet 
/werden  nm  der  Kinder  willen, n. Kinder  nicht  \m 
(der  V?lter  willen;  ieglipher  sterhe  nur  fi5r  seine 
J Schuld!" 

to^e  weist  nur  anf  die  unnmstnssliche , nicht  weg5^n]ei3g= 
nende  u.wegzunhartasierende   fnrcht>>are  'Wahrheit  hin 

^— ^— ■<■—  II      ■will  II     II   ■ ■iMfc— >^M^—  ' 

dass  die  Schuld  der  Eltern  sich  auf  die  Kinder  aus=. 
wirkt (Bernfeld),:^.B. hei  Krankheiten!    Der  Mensch  ringt 
mit  dieser  ü^rkeT^ntnia,u. die  Thora  sagt  uns:    Trotz  allem. 
es   ist  der  IJ^he^olle  _GM^ , der  die  Sünden  nicht  ganz 


15 

iingestraft   Ifis-st  11.  ihrer  am.  den  Kindern  u.Kind«s>- indem 

gedfny-t!.  Weiter  lann  rmn  diea^a  Rätsel  nicht   lösen, u. 


— *■«  !■        rIM 


WO  ein  soJr'.y.e'^  Rfttsel   iRt,l^.R.«!t   e??  dfta  Jurientiirr  "heFitehn. 
.Vir  iri3SGten  nicht  Menschen  f5ein,in  deren  hegrenztero 
Körper  nur  "he^grent*e   iVeigheit   leher  T^ftnnjWenn  -"rir  alle 
Ie"bensr?3t?5el   n^sen  könnten.    Knr  der  aifiii'he  nn  den.nna 
in  Liehe  hnmerden  G'tt   lösst  mg  ?3icher  sein,riess 
auci-    in  Urhegreini^hRten  Reine   Liehe  waltet 

Eine    zweite  Higerschaft  des   iiJdi^^ohen  H'tteshegrif- 
fes  misfi   ich  noch  ann*:T^ren,wern   ich  von  innen  her  das 
Jndentnir  -ersti^rdlich  mnchen  will.    Ich  hahe  vorhin  ge=^ 
sagt,dass  der  Begriff  des  lehendigen  Gattes  anf  intiii^ 
tiverr^nnrittelharem  SrJehen  heniht  .u. nicht   logisch  er- 
schlossen ist,.    Des  soll  mm  a>^er  nicht  bedeuten, dass 
das  JudentTim  den  loginch  erschlosseren  G'tteshegriff 
ahlehnt.   Es  lehnt   ihn  mirj^  eh, wem  er  Pnr^telle  des 
Erlebten  die   Grundlage  ujiseres  religiösen  Seins  bilden 
sollte.   Wenn  aber  der  vernunftbe£abte_Jter,sch  ausserdem 
auf  Grund  des  Drarges  nach  Vernunfterl-enntnis  der  7elt 
logisch  .Rie  begr\-nden  will, so  bleibt    ihn  dieser   'Mg 
unbenovrren.    Das  Judentum  hat  noch  nie  der  Wissenschaft^ 


liehen  ülrforschAuig  der  Jelt  ein^ Hindernis   in  den  ;7eg 
gelegt.    Fragt   rmn  nach  der  Ursache, so  wird~r"an  '^ie  eben 


14 
in  tinf=!eren  G-* tteshegriff  firrlen.    »Vir  hn^hen  n^imlipiii  niir 

eii3  eirij^iges  Dog^a,we]n]n  rnar  den  in  Präge  >omnenden 

Satz  iir^^erer  Thora  30  rennen  will, das    ii^t   der  GlanT)ens=^ 

satz   iv^.  ö.B.Iv:.  6,4,]rit   dem  der   fro>rr>ie   Jnde   nuf  den   LiT>=' 

per   Rtirl^t:  ^^Höre    Israel , der  Ewige, nrvser  O'tt   ist  ein 

einig-eir^iger ! "    Die   lebendige  Jb^r'kerrtris   dieser   .Vahr=' 

hoit   tritt    in  nns  ein  Rvf  Aer^  //ege   des  Erlehers»    Vom 

Standpi-^nVte   des   Den>erir^.  aiis  a>er,ist   dieser  G' ttesl:>e=^ 

griff  so  hooh(oder  tief  -  wem  >an  an  den  Begriff  der 

•logiso>>en  Begri'ndnng  dentt !  )  ,dass  er  den  V/eltenraiOT, 

der  denl. ^--irisch   erfasst  werder   soll , gleichsam  rn-te  eire 

i:jngehenre   Sorne   erlenohtet  ,f*?»ft  also   dem  D^nVen  nützen 

tarn, Ohre   es    zu  hehinderrier   ist    für  das   DerVen  ein 

nnerreich"harer,a>)er  wegeweiserder   Zielhegriff.    Ir   rile- 

ser  Eirstellnrg   liegt   die  wnrderhnre   gei<^tige    Freiheit 


mmm 


hegri:rdet  ,die   es    -ermöglichte, da ss   unsere   Glruhigen 

trotz  äev  religiösen  Birdiing  7Ai   .-'eier  Zeit   ir  ^-ollem 

ürrpfarg  ar  'ien  •'.vi^'serpjoV'Rftlic'hen  Te^tve'bvr^pen  einer 

Lnltnr  teilnehmen  dorrten, weil    nie    zu  he fürchten  war 

u.  ist, das    irgendeine   HntdecViirg  der  vi/issenschaft  den 

G-'tteshe griff  des  hi hl i  sehen  Jndertnms  erschüttern 

hörnte.    Vir.  hetrachten    M.e   }  räf te   des^frefühles   n.des 
Verstandes  als   a  l'/.ögMchlc^-iten,die   das  Cröttliche    in 


15 
ViT'Q  hineingelegt  hat   u.die  iina  gestatten, ^ie   ITahrheit 

zu  8\iohen.    Sie   nnterwscheiden  5?ioh  dadii'rnh^dBRB  der  lo-^ 

-gli^rh  nrh<»itandg    Verstand  uns  einen  nchwachen  Ahglanz, 

einen  Begr-i  ff  mir  darhieten  kann,ier  mit   Üogisr^her 

I'otwendigVeit   gefolgert   doch   nicht   dem  ert8T)richt,was 

uns   die  Kräfte   des    intuitiven   G-efi:h:ies   mit   der  vollen 

Wucht  u.,dem.  jJYu^^nglariz  des  i^rJehten  als  e]    cha,i,als 

lehendigen  G'tt  erl^ennen  lehren. 

Kun  imiss  die   Frage  gestellt  werden:    vYie  hat 
das  Judentum  seine  i^r>enntnis  des   G^tt7inhpn^^i(e>    in 
einen  ein!^igen  Glauhensgrurdsatz   zusammengehallt  7/er=^ 
den  ^^onnte  ^ausgeurfigt  ^j-erwirVlicht? 

Eine   //ahrheit   zu  entderlen,erf*ordert  einen 

/ 

genia:ieii  Ge  igt,  5.  st  eine  geniale   Findling.    Trotf^derr  Ist 

euf  rellgiö5?en  G-e'biete  don'it  mir  ein  Teil,ein  kleiner 

Teil    ier  notT/endigen  Forderung  erffint.    Viel  nchw1.eri= 

ger  noch   ist  n^müch  die  Anwendu-g  des  ftefiindenen  auf 
»  ■-  '  ■    '■■■ ' 

die    zahllosen  Fnlle   nnBeren   irdischen  Seins.   Dass  ae= 

-p.i^i.  ■  '  — ^— 

reohti^teit  -«Hwfr  eine   Forderung  wahrer  n'tteser1--ernt.= 


nis   ist, wird   irrn-er  -"ieder  von  nenem  vor  Ifensohen  er= 

>annt.   Dieser  Gerecht igVeit  aher  znn  Siege   vai  verhel= 

fer,sie  diirohj^nf  ihren,  er  fordert  nicht  nehr  n. nicht  we^ 
niger  als  den  Einsät?;  eines  ganzen  L5envschenlehens,,ift 


mk 


16 

ganzer  Gererat Ionen; u. doch  l^ann  rmn  nie  a^gen,rian  ha'be 

der  Forderung  voilstMndig  genrgt.    Iiaohael   KohlhfiavS 
hat   sein  Lehen  p1^  nicht    zn  grof^isen  lanfnrel??  pnge= 
sehen, nir  mir   in  einen  einzigen,  in  seinem  lYille   Gerecht 
tig>eit   zn  er^ fangen!    //as  aher   ist  ein   PpJl  inn^rhalh 
^"ier  Milliarden  von  Fällen, die  das   Lehen  der  -^-rde  hie^^ 
tot!    Sovlelr-Hl  schwerer   ist   es, das   Prinzip  der  Gerech- 
tigkeit  durch. z ufüh re n y -la   sogar  nur  dnrchzndenl-en!    Teiss 
rv^an  denn    in  ,ieden  Pa.lle,was  Gerechtigheit   ist?   ivan  wird 
also  die   Schwierig} eit  der  Ve rw  1  r^  1  i ch nn^  ve t-ci t eh e n , 
/i/ieviel  nc'^-werer   i-^t   es  nun, die   gesar>ote  üir]<enntnis  des 

II  .■■!  ■  '  ■        I      I      III     ■    II      ■■ 

Göttlichen  aiif  Erden  zn  verwir>lichen.  ."^a  PMch   nur  dnrch=^| 
zuden]en!    iJas   erfordert   nicht   nnr  den  Einsatz  eines 
t/ienschenlehens,das  erfordert   sogar  nicht   m^T  den  Hin=^ 
satz  einer  Volksgenerat ion , das  erfordert   die  ni>pahe 
einer  Vrl>sexistenz   für   iie  ganze   Daner   ihres  B^^ste=; 
hens  auf  der  nirde.    So   fassen  wir  Juden  den  Begriff 
des   anserwRhlten  Volkes  auf!   Er  bedeutet   nicht  eine 


Einhildnng, nicht  eine  Bevorzugung, sondern,  eine  Belastn^i^l 

r'her  das   Liiss   dessen  hinans,was   sonst  an  die  Menschen 

als   Forderung  gestellt  wird,    ^Vir  r>einen,dass  wir  die 

Aufgehe  gestellt  >>ekorT^en  hotten, gleichgültig, oh  die 
andern  es  tun  oder  nicht, einrml  durch zud enk en . was  die 


17         • 
Porderiirg  nach   irdischer  Verwirk lioTinng  "bedeutet , die 

in  der  iiirterntris  des  Göttlichen  T}egn:ndet   liegt, ii. 

nicht  nur  durchzudenken, sondern  tinser  £esnrvrf:es  Sein 

hie   anvS  i^nde   der   Tnge    für  diene  Ainfgahe    in  r\ie   ilsp'f^c'ha' 

fr 

Je   ZV  werfen! 

Diene   Dnrchdenl\i?ng,davS  gedarrte    SypiterK)  rier  /inwen=^ 
durg  ai3f  der   ^arzen  Ur^pfa^g  rieft    irdi^^cv^er   L'^^hPiris    ist 
znir-  ersten  Lal  geschehen  durch   unseren  Profeten  L^OvSe 


n. liegt   vor   in  der   sogeramten  5,Brchern  Jviose   der  Tho=^ 
rallch  ^7*dss   sehr  wohl,dans  es  eine   hi>>e3VritiscV.e 
iVage    ist  w4e-44e  aus  ^rieviel   i^iiellerschrifter   ^ie   Tho= 


ra   ?;T!RPirriengesetzt   ist.    Dift^jeri  GedorJ-en  frrw«Vinft   Ich 

nnr.tirr  an  dem  erj^ähnten  ft«4ft«;^e«  ZuBarrmenharg  44*»  7.n 

j;eigen,wle  ■hofleiitnrig!=?10vS  die  'hi'hellritiriche   Frage   fiir 

das  JiidertTir)-  ist.   Se]"hst  werrs  die  Theorien  stir-mten  - 

was    ich  h ^streite!   -     so  ko^T-t   es  doch   nur  auf  den  ei=^ 

ren  UT>-stan<i  an,dass    Piir  nns   in  der  Thora    rjjr  den  gan= 

zen  Ui^fang  des   Lehens  der  Gedanke  des  Göttlichen  diirch-i 

gedacht   iatl    Daher  finden  wir   in  dieserri  Bloche  nicht 

nvT  religiöse   Gedanlen  in  gewöhnlichen  Sinne  ,vSondern 

wiWfinden  die   Grnnd Vorschriften   ffr  alle  Gehiete  des 

lehens,  für  die  Hechts-nrechnrg  fi.enBVi  so  'vie   fijr  Po  11= 
tik   im  allgeireinen  u.Sozialooliti};    irr  I3esonderen» 


18 

.Vir   firrier   VorB^^hriften  der  ] 


fier   IurlividiiBls-.  n. 


So7lnlethJ,l[  genau  so  'vlo  -rlrtF^ohaft]  lohe   Ornn^lgeset^e 
ii.VorRc"hrl-rt,en.    Wir  rivAen   .Vir  flnr^er  Vorsr-hri -Pteri  auf 
iredl^lrlschem  Ge'biet  g^rar  so  wie    ".rl-erntrlsse  v.  Pol= 
geriirper  Pvf  dem  r7f?"bd4te  ,da!=(  rmri  >iente  etwa  r-it  dem 
i'iamen  faraT)3vchologie  "bej^eichnet  ,u.dgn  .»vehr,    'Ter  mir 
ein  lleir  werig  Gefühl   für  religiöse   amndst irmiung  hat, 
der  we1f?f?,daFia  das  ge?3arrte   System  rier  Tho-^a  herana^e- 


-r    f  r-mimin 


wachnen   i?5t   aus  eirer  unendli^-hen  TRlip^in'^nv   n]nt   rlle 
so  tief  lst,da??s   ihr  vVa?^Fier  so  j<:iar  wie  da'^  eiv>es  Berg- 
sees erscheint.      -     Und  nun  ein  ohara^teristisches  Bei= 
spiel   ftir  das   ."/esen  des  «Tnflentnrva  nnch  -"-on  hente:    Die= 
ses  B^xh  der  Thora  steht   im  Mttelpnnl^te   ,ie'=ies  unserer 


tmt'  •' 


Gottesdienste !   Je^]^s_<Tahr  v/ird   das  gan^e  Bnoh  einnwl 
in  der  ST^-nagoge  durchgelesen, m es  h^steht   die  Vorp-Plich= 
timg,es   rvr  sich  allein  noch   öfters  dnr^hj^iiilesen.    '-Vas 
hedentet   das?    ria  hedeutet  einen  G'ttesdienst  eig-;ner 
Art!   Unser  G' ttesdier^st  will  ms   ^nn"chst  nicht   in  mv- 
stis-he  Glnt  einhüllen. sondern  er  verlangt ,dass  wir 
G'tt  dienen, indem  wir  seinen  Tillen  nach   dem  Beispiel 
der  Thora  aiif  allen  Gehieten  des   Lehens  dnrchdenVen 


wmmmmtmm^mmmm 


11. dnrch führen!    DaN?i   ist  nicht  gedacht, dass  r»^n  r^cha! 
nisch  die   r!eset?;e  der  Thora  auf  unsere ,  viel  fach  gan55 


n^"hr  den  Sinn  .-^ener  Gesetze  arwerrien!    lenn  ^.B.in  der 
Thora  steht, dass   mr    ioAerr  ^Lohnorheiter ../meinen  Lohn 
noch  arkelhen  Tage  anahe  zahlt ,eo  lann  dfiR  hente  nicht 


»^ 


?chanlf?ch  anf  alle   dehiete  angewendet  werden!   Aher 


der  Sinn   ist  nnverl-ernhar:    l'Bn  darf  den  J  ohnarhelter 
nicht  einrml   dadurch   sch'ödigen,riasB  ran  ihr  meinen 
Lohn  nicht   zrr  richtigen  Zeit   an^he^ahlt!   Es  stecVt 
also  hierin  eine    l-ennheit  so7,ia!l=  ,ar>eitseth,ischen  Ekf 
pfindens,das  ran  hente   der  Allger-einheit  wünschen  rnch: 
te   n.das    innerhaLh  der  Ihora  nichts  a.nde->-es  hedentet 
als   in  einer  l'leinen,heisr»ielhaft  gew-;hlten   Falle  die 


Answirl^nr;?  des  Thorfigehotes  der  K.q,ch'^te 

Es    ist   hegrei flieh, dass   die  Anwendung   in  anderen 
Fällen  weitans  sc>iwieri)ier  ist.    So  steht   z.B.    in  der 
Thora  das  rrrnndprin^.ip  der  Hechtsnrechrng:   Ange  nr  An- 
ge   Zahn  nr  -Zahn  nsw.    //ir  wissen, wie   falsch  dieser  Grund= 
sat?,  ansserhalh  des  Jndentrrs   anfgefasst  wird  n. welche 
Vorwürfe   ran  gegen  nns  erheht.    Der  Fehler  hesteht  darin, 
dass  wan  die  heutige   Sprachauf fass^un.^VritiKloa.  ^^^r 
i:^rV  1  firung  eines  uralten  viertes  henutzt  ,Htatt  sich   zu 
hesinnen,was  darals  darit  gereint  war.    Das  w«re   ,Tenan 
so, wie  wenn  .iewnd  nach  3000  Jahren  in  der  Buche  eines 


20 

öchriftatellers  nrserer  Tage   den  AiiBdruc^    -Tärde:    die 

Birde  der  Ju^tltia  sei  etwas  verrutscht  gewesen, n. er 
wiirde  dnrans   rnr  a'b]eiten,daRs    in  unserer  Zeit   rvier>r= 
wt^rdige   Gepflogenhe-i  ten  h^itten  herrj=5r»lien  ^'i.^sen.    VPhr=^ 
scheinüioh   sei   iie  o'berHte  Rir^hfrerin  eine   Frnii  gewe^>en 
die   tlnvStitin,die   wohl   ^"rie   vielleicht   alle  Richter  heifn 
G-ericht.sayt   rit   verhiindenen  Angen  dagesesser  v/^ren! 
'^7ag    ist    in   '.Virklichl^eit   rit   der^  Ansdriic>   Aii^e   urr  An^e  ' 
ger-eint?   -   Der  3st7.    ist   soVnr^ass   aus    ihn^  die  Be:: 
deutnrg   ?:nnr:ch^^>t   nicht  heT^rorgeht .    Lan  rmiss  also  da^^ 
nach   fragen  >j7le   die   Leute   der  rlai^aligen   Zeit    ihn  ver:^ 
stanrien  hahen,es   rmss  eine   rrüridliche   Erl<  1  r-^rniie-  fr^^.fre^ 
hen  hahen!    Diese   mündliche   ßrh  1  ärung , d ie   nicht    für  die^^ 
sen   Fall   sondern   fi?r  die   ganze   Thora   notwendig  war 
ist   Ann  Innerhalh  der  iiildischen  riorvieiyiflohaft  g4nau 
wie   riie   Thora   seiher  T^it   unerhörter  Treue   weitergege^^ 
hen  worden  von   Creschlecht    zu  Geschädcht ,his  ran   sie 
endlich   niedergeschriehen  hat   u,sie   Mschna  d.h. zweite 
lehre, ErlRuterung,Komrentar  der  Thora  rannte.    Aher  wir 


w 


issen  ?a   ans   unserer  Z^it,dass   auch  offizielle   lorr^ 


^^ntare  noch  rris^de*tet  werden  Vönnen.    So  hat  auch   da=: 

mals  wie  heute  die   ^^otwendigyeit  hestanden  JJher  die 
Auslegung  des   Kommentars   zu  diskutieren.    Diese   Dislrnss= 


^«•WNiaMMMVi^ M   II     I   i.ii  I«« 


21 

.    ion  geBohoh   in  ion  Hoo'hBcynjJen  vor  Palfistira  n.Bfi'hTs: 

lonien  in  den  ersten  nachohrlf^t liehen  J^f^i^rhiinrlerten. 
S'-h]  ieanlicTn  hat  man  auch  diose  Di5?>TiB.^ioren  nieder^ 
gesohriehen, 11. nannte  nun  das  ganze  Nery  -  die  Dis]^UBs=^ 
Ionen  rher  die  i^ürdliohe  Lehre, die  die  Thora  erl^lärte: 
Ta  1  r^ud ,  So  entstand  der  so  viel  gesohrrähte  ,wein  f^o  vre^ 
nig  gol^annte  Talmid!  D^rJTalrrnd  ist  nichts  anderes  als 
die  Ar^vendnng  der  Thore   auf  das  gan^e   Le^hen  der  damli^^ 

lylBl^«^'  Tlrttm»'  r  H  TMlnT""~~^"~"  ""'  II  II  II  ■    11        ■!  III  IM 

p^er!   Zeit  .*  "Anwendung"   ist  nicht  genijgend  "^^e^e ich renrt; 

der  TaÜ^rnd   iat  daa^Rlngen  vr^  die  Arwenrinng  des  göttlich. 

fiednnl-erp  ^nr  alle  Verhältni5?f?e,die  die  Erde  hletet. 

//ern  «vir  a]f?o  wiaaen  wollen, v/hs  die  Thora   in  ihrerri  Ge= 

aft+'S!;   "Aixge  vrr  Anpre"  wirklich  ne inte, so  missen  "^ir  den 

JPa  !Tn:d  aufschlagen, der  rrs  die  Stelle  erl^lnrt.   Und  er 

v*5agf  nun  eindeutig^dass   ?ene3   Gesetz   nur  so   zu  ^ervSte^ 

hen   ist,dass  S'ihadenersätz   in  der  Hohe   des  Verlustes 

geleistet  werden  mass.    jlntsteht   dann  die   ^pige:    7/Rrum 

iat   dieser  GedanVe   so  irerlcwürdlg  ai>sgedrrc>t?  Aher  die 

Antwort    ist   einfach:    Die   TTiora  will   sngen:    Innerhalh 

der  Recht snrechung  darf  nur  der  Grundsatz  der  Gerech=- 

tigVeit  herrschen, sonst    ist   es   Veire   Jiechtsiorechung t 

•jVer  iinschu]dig  ^or  Gericht  >on^nt,will  keine   Gnade   son=^ 
dern  sein  Recht!    .Vohin  kä^^  ^an,wenn  rnan  anstelle  des 


2Z 

R^^ohten  die   ffilllcür  vset^^en  wollte!    Drs  Getiot   der  Llo^be 

steht  atif  eirerr  anderen  Blntte.    ,Venn  ieinind   7m  Rocjit 
vernrteilt  worden  ist,dfinn  erst  44«  ert!3teh+   die   Frage 
oTi  Iran  nicht   (rnnde  wagten  la5=!sen   qoll,dP   iooh  alle 
Ivenscher  schwach  Bind.    So  nnr   ist   ?enes  aeset7.  der  Tho^^ 
ra   7A1  verpitehen  n. nicht  ander«.    ';/ollte  G'tt,die    Yelt 
Wfire  hente  schon  so    !  ' 

*''■'■*■•   '^^'^  Ahschlnaa  des  Talirnd  war  die  Aufgahe^deTi 
in  der  Thora  dar^-^i+ellten  .Tillen  Ci'ttes   irrn^r  wieder 
rron  reneir  anf  die   Verhol] tnisse   der  ;'/e]t  an^nwer^den  nicht 
heendet.    Die   r^rschliche   vVelt   ^"ndert   sich   na   fortlan=^ 
fend.   Und  so   finden  wir  denn,dass  die  geschilderte  Auf=- 
^gahe_Ruch   imrer  wieder  von  nenem  in  Angriff  genor^ny^n 
wurde.   Jüdische  JPhilosophen, /;r^^te,rre lehrte  anderer 
.yissenschaften,Iu5nst  1er,  Dichter,  Lan^  u.Hand= 

Wirker  u.noch  viele  Rnde-re  Tmhr  hahen  sich  h^  g   7.\vr  heuti- 
gen Tage   der  Aiifgahe  i7nter?;ogen,die  Vernflichtnrgen  der 
Ifenschen  ge^«ss  den  ^«ft44g4i:i«e«  Forderungen  der  Thora 
dnrch5!;udenl--en  \3.  vorznlehen.   Der  Stoff,  ihre  Ergehrisse 
ihre   Literatnr  Ist  nnühersohhar  geworden, hat   sich  a.ns*=^ 

gehreitet  wie  ein  ^ereistiges  L^ftPTjnhAT»  (üe  gestellte 

endgültig 
Aufgahe  >arn  nicht/gelöst  werden, solange    imrmr  nene 

Geschlechter  die  Erde  hevölVern.  ""  ' 


23 

Ans  den  "biwSherigen  Aiisfühn^rgen  geht  hervor, welch 

Bi:)^3erorrlentlichea  Hssn  geistiger  Freiheit   fla^  cJnri,en=~ 


tnri  meinen  Anh'iTigern  gestattet , wem  'ran  den  geringen  Um=^ 
pfang  dogTrat  lache r  Bindung  betrachtet  ,n.  an  gei?!tlger 
Freiheit    foT^dejt  ,wenn  rr^an  noch  einmal  ^He  "^isher  ge=^ 
schilderte, urendliche  Aiifgahe   liherden}<t.    Scheinhar   im 


W'idersnrnch  dazu  steht  da?:u  etwas, was    iw  Heuen  Testa=^ 

^g^^^tatm.  -  — •■ —  ■    -     * 

rrent  als   Gro^^tz  he?eichnet  wird  u.was  mn  dort  als  ei=- 
ne   grosse   Belastung  empfindet.    vVir  Juden  nennen  das 
Sy^A.er  dieser  Gesetze   ]u;i7\TOth  ,rl  .h,Gehote  ^0^ -^tes) .    Es 
ist   nicht   leicht  ,elnerr  Aussenstehenden  >lar  zu  v^.cy^en, 
(iass  die   I/izwoth   ^r  den  religiösen  Juden  nicht  eine 
B'^^lf^^tung  sondern  eine   Lehenserleichterung  hedeuten. 
Iv'^pn  mvss   festhalten, dass  rile  religiösen  Forrien,wie   rrpin 
sie  heute   auch  nennt, nur  eine    äu^ser-e   Bindung  sind, 

* 

u.Veine   Oeisteshindiing  oder  gar  Geistes>nehelung.    Am 

Sahhat   sollen  wir  von   .-Jeglicher  Arheit  ruhen, aher  nicht 

nur  wir  sondern  auch  alle  Haus genossen, auch  Knecht  u. 

togd  u. sogar  iie  Tiere!    Das   ist   doch  offensichtlich 

>elre  geistige  Bindung!   Den>en  kann  trotz  dieser  Vor^ 

Schrift   ?eder,was  er  will!   Allerdings  -  u. hierin  liegt 

das  Entscheidende  -  gemeint   Ist, wir  sollen  üher  r\ie 
Gehote  G'tteJ  nachdenken,    /iher  niemand   lann  u.will  dazu 


24 
zwingen!    Mt  anderen  Worten:    Dbb  gesamte   Sys^terw  der 

Mzwoth   ist  nichts  als  Hinweis:    Denl'e  üher  die   Gehote 


«MM 


MfMHWWUW» 


G'ttes  nanh!^   .Venn  rnan  ein  ,1rdl'=^ohe  Haus  "hetritt  dann 
sieht  rmn  an  den  Pfosten  der  Türen  eine  Vleln«  ferga- 
r^rtrolle  angebracht.   Das   ist  >ein  Talis««n>l,wie  ^iel=- 
leicht  ein  Awssenstehender  denken  könnte , sondern  auf 
dieser  PergaTOntrolle  steht  ein  kurzer  Abschnitt  aus 
der  Thora,der  uns  an  die  Grundgehote  des  Judentuns  er=- 
innert.   Und  wenn  wir  ein  Ha-s  hetreten,dann  will  die 
Befolgung, die  Erfüllung  einer  religiöser   Form  richts 
anderes  als  ein  Hinweis, eine  rei  igiöse  Den>fiufga-he 
sein! ^  -     Warum  aher  ist  uns  dieses  System  der  Gesetze 
auferlegt?   Das  >ann  man  nur  unter  einerr  üherindividu= 
eilen  pädagogischen  Gesichtspunkt  verstehen.    .Vie  soll 
nta.n  eine  geistige  Errungenschaft  den  Kindern  u.Kindes=^ 
k indem  iJherliefern?  Bekanntlich  kam  »«n  rur  mteriel= 
le  Gvter  verschenken; geistige  nicht!   Wo  sind  die  herr= 
liehen  Gedanten  der  griechischen  Philosophen  hingekorrmenl 
SPenn  nicht   ^ufälligerwpise  einige   ihrer  Bücher  erhalten 
worden  wären, so  wäre   ihre  Geistesarbeit   lJä,ngst  versun= 
ken  u.  zugrunde  gegangen!   Das  Judenturr  hat  einen  eigen*^ 

*EH4M}«.nj?«Ä.^«''^h^t,oder  vieln^hr  G'tt  hat   ihn  dnrch 
seine  Profeten  uns  gezeigt.   Es  hat  narallel  dem  System 


25 

der  ThoragedarVen  ein  System  der  Form  airPg^« teilt. die 

nun  stärdig  die  Aufga^ie   .stellt  ^üi^er  die  Gedanyen  der 
Thorft  nachzTig^inren  so  wie  es   iw  S.Biiche  I/oses  helsst: 

^  T 

»Venn  du  in  deinem  IlRnse   sit'^est  n.wern  (\v  anf  der  Stas=^ 
se   gehst, wem  du  dich  niederlegst  u.wemi  dn  aufsteh-^t. 
Auch  der  einfachste   Mansch  l^ann  eine   Form  verstehen 
Während   ihm  viele   fredanVen  oft   nicht    ^ug^ro-lich  sind! 
So  aher  hat   das  Jiidentum  das  Gehäude   seiner  Erhaltung 
diese  iingeheure   pär^agogi.sche  Aufgahe   der  therlleferung 
rieht  nuf  die   Schulter  werlger  gei??tiger  Führer  gentelll; 
Bondern  auf  das  Handeln  aller  Angehörigen  seiner  Ge- 


■hwiaMn 


reirschaft.    So  yann  sich   ierm  die   Form  auswirken  *ie 
die  harte   Schale  um  einen  Fruchtkern.   Es  Vönren  Cre-ne^ 


rat  Jonen  gebrückter. nicht  rrehr  denkender  Manschen  vorüs^ 
hergehen, wenn  die  Not  der  Zeit   auf  unserer  Gemeinschaft 
lastet.    Durch   die   Form  wird  un<^.ere  Religion  weiter  ge^ 
gehen, u. wenn  hessere   ^^eiten  konTmen,hricht  neues  altes 


■MMMaMH*« 


LehenvSjius  dem  unheschMigten  Fruchtkern, der  iurch  die 
Schale  der  Form  vor  der  Gefahr  der  Zerstörung  geschützt 


wurde. 


Damit   ist   seihst  verständlich  das   -/Tesen  unserer 


religiÖ«?en   Formen  nicht  erschouft.    Ich  hin  insbesondere 
nicht  eingegangen  auf  ihr  Gemüt=-Ansnrechendes,.u. nicht 


^6 

auf  die  Tatsache, das«  auch  die   Findling  einer  Form  eine 

geniale  Lei^timg^  i«t .    Nur  auf  einns  ^vill    inh  noch  h\n^ 
weisen:    Selh^tverv^tflndllch  liegt    In  .jeder  religiösen 

% 

Form, a^har  nicht  nur   In  der jliMlschen, sondern  auch   In 
der, die  das  Chrlstentuin  notwendigerv^reise  ans^ehildet 
hat(7..B.seire   Liturgie!)   eine   geiTahr^die   tKimlinh,davSs 
ein   nnreligiöser  tensch  sich  d^rch  Erfii]liwg  der  Form 
als  religiös  ausgiht,die  G-efahr  der  Heuchelei.    Ich  ge= 


'nmm'm^mmmm 


he   ohne  weitereg   zu,dass  es  sicher  in  der  ,1ü(iischen 
Vergangenheit  un**r  sehr, sehr  viraler   anderen  auch  Heüch- 
1er  ge gehen  hat; die  giht's  auch  heute  noch   in  allen 
Religionen  der  gani^en  feit.   Ea   ist  klar.dass  Iceine 
Religion  diese  Heuchler  dulden  kann  u.will;aher  die 
'    Schwier ig}seit  "besteht  darin, daf?3  kein  Mensch  dem  andern 


in  die  Seele   schauen  l-ann!    '/71e  hat   sich  das  Judent 


um 


mm  gegen  die  He\ich]er  gesichert ,*^o  weit   man  das  Tiher=^ 


Mrirfl«k«MMW*»«M««*MMMii*«Mi 


l 


haupt  yann?   Dadurch, dass  es  die  stärkste  Kritii',die 
,ie  an  religiösem  Heuchlertum  geüht  wurde , die  Kritik 

unserer  Pro fe tan  nämllch,immittelhar  nehen  die  Thoras^ 

•^■^^"^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^'•*'  -  »■ .  II   — ^»> 

Vorlesung gestellt  hat, also  auch  in  den  Mittelpunkt 

unseres  &'ttesdienstes,sorlass   immer  wieder  ^on  neuem 

der  religiöse   Mensch   durch   rlie  Kritik  der  Profeten  ^um 
Tiachdenken  gehracht  wird.   Nur  ein  Beisuiel  hlefür:    Ti^r\xi 


Z7 

z.B. der  AiiqerwnhJimgw/^edanl^ft.den  ich   frijh«r  g«nnhildert 

■ha"he, wirklich  einmal   iri   falscher  Tfeise ,7aj   fanschow 

Stolze  atiagelegt  würde, dann  wirkte  ala  korrigier^ftder 

Donnerschlag  das   9. Kap. des  Profeten  Arro«,da?j   in  imfle= 

ren  S^rragogen  nach  der  Thoravoräesung  verle?!en  wird: 

Seid   ihr,  ihr  Kinder  Ipirael  n-ir  rlern  etwa  r^hr  wert  als 
die  i^uachiten,ala  die  /.thiopier,4richt  der  Ewige!   Euch 
nahe   ich   7war  aas  /gyrjten  herausgeführt  ,aher  die  Phi= 
lister  anch  ans  KaT)htor,u,AraTn  rus  Kir!    ..      Diirch  das 
Schwert  werden  nTrlrorrjnen  alle   Sünder  n^ires 'volVes  ! . . . 

So  könnten  ^H.ele  Beispiele  angeführt  werden. 
Aher  es  genügt  das  eine, um  zu  zeigen,dass  das  Jvdertura 
die  allen  R'^ligionen  drohende   Gefahr  der  Seihst zerst«=^ 
rnng  durch  Urwahrl-aftigkeit  wohl  ker.nt ,u.sich  ^ur-h 
Aie  sch?jrfste  SeJhstkrltik  dagegen  gewappnet  hat. 

Ich  hahe  nun  des  öfteren  schon  andere  Reli= 
gionen  erwähöt ,u.will  nun  kurz  die  Frage  aufwe-rfen: 
y/ie   steht  das  Judentnm  ;j;runds-i,tz1  icv.   zu  anderen  He  11=^ 
gionen?  Darauf  ist   zunächst   zn  antworten, was   ich  schon 
angedeutet  hahe:    Das  Judentnrrt  hSlt   sich  nicht    für  die 
einzig  wahre  Religion«i^,u.der  stnr>'^te  Beweis  'hiefi5r 


ist  das  praktische  JVerhot  der  Liasion.  H^itten  wir  den 
genannten  Glauhen,so  Trüssten  aus   innerer  VernfMchtung 
alle  lüftnschen  den  selig  mach-nde».   Gedanken  zuführen. 
Das  Judentum  hWt  sich  nur  für  einen  ^eg,der  zu  G'tt 


28 
führt  ii.r)ur  für  eine  Art  der  Auv^prägnng  de.s   (rottlichen 

auf  der  Erde.  Es  verlangt  von  allen  Bewohnern  der  Er=^ 

de  nur  eines: n?5ml ich  das   zu  -^^e in, als  was   <=^le  gesohafr^ 

fen  worden  sind: Adam, d.H. Mensch  zu  sein.   Aher  das  Mensohl 

sein  ist   sehr  schwer, weil  ,ia   die   Forderung  in  allen 

Einzelheiten  durchdacht  werden  rnus3,ii.so  Vorwit   es   denn, 

dass  die   l/'enschen  leicht  ahirren.    In  der  Sintflut  wurs^ 

de   die  da>mlige   verderhte  1/fenschheit  von  der  Erde   ver=^ 

tilgt  u.r^it   Pioali  hegann  eine  neue   l/tenschheit .    Darrit 

er  es  aher  nicht   so   schwer  hahe   wie  Adan,derr  ohne  Erläu=^ 

terung  nur  die  Aufgahe   des  Iifenschseirs  gegehen  wi:jrde, 

O'tt  -so   lehrt   uns   der  Talmid- 

^-■at/den  Kpchkorr^en  des  Tloah/siehen  Hinweise, Gesetze  ge=^ 

gehen, die    ieder  erfüllen  Truss,der  Ivjensch   sein  will.  Ach 

werde  sie   sofort   anführen.^  Aher  trotz  dieser  Hinweise 

sind  die   Menschen  wieder  ahgeirrt ,u.da  hat   G'tt   ein 

Voll^   aus   der  I^iitte  der  Vollmer  h<:^rausgenorrr>en  \i.gah   ihm 

613  Hinweise,<lehote  .derit   es   in  seiner  Art  u.^Veijjje  .ohne 

mehr  ahzuirren,den  Credanl^en  des   Göttlichen  dnrch  die 

Geschichte   der  J&nschheit   trage.    Die   Bücher  der  Bihel 

sind  die   Be  seh  reihung  des   >7e^es,die  Darstellung  der 

Er  Ziehung,  durch  die   G'tt  endlich  das    '^ol>    Israel   unter 

unendlichen  Schwierigkeiten, die   im  Charal^ter  der  Ifen^" 
sehen  u.der  Völlrer  liegen,  z\ir  Annahme  seiner  ewigen 


29 
Aufgabe  ^eferacht  hat.    In  di^^f^ea   3ypit.ew  paast  nicht  d«r 

Gedanke  der  f^llein  wahren  Religion,   Unsere  Ai^fler-J^nhlt^ 

heit    if^t   nichts  als  eine  Aiiserwähltheit   dnroh  BelRstnn^. 

Von  den  jfenschen  der  Ürde  aher   Ist   nach  der  Anaohaniing 

nn<ierer  Re3igior  nlchtffrftrlanf;t   alg  die  Annoh'-e  n. ver= 


wirkllfhung  der  5?ie"ben,deiii  Noah  auferlegten  Gehote. 


>inn'»imii. 


S3   i3t  die  Verpf lichtTing . i:>erall  gerechte   Gerichtshöfe 
einz\iset?:en,9ich  >>ewusst   zu  sein,dasa  die  ganfee  Welt 
durch  eiven  göttlichen  .yiller  get Tragen  wird, das  Verbot 
des   orgiostischen  Götzendienstes, der  rrit   l^-d (Mens che n= 
onfer)n. Unzucht   ^rerhun^len  wnr,dag   Verhot   des  Blutvergie 
l^^^j^®-^  Verhot  derJJnziicht,das  Verhot  des  Rnp-bes  u. 
das  Verhot  der  Jierqu^i lere i.  -       bs  wfirde   zu  weit 

führen, diese   slehen  noachidischen  Gehote   in  ihrer  gan= 
zen  Bedeutnrg  darzulegen.    Kurzes  Nachdenken  aher  wird 

lehren, dass  es  sich   dahei  un  Gehote  hendelt  die  wn 

in  allen  Religionen  ' 

^^''^■^  "^"^  ft^  JgQ^in  Tr^enschlich/empfindet  ;u.  ir^-h  ginnhe, 

dass  die  Erde   ein  Paradies  wrire,wenn  n^^r  die  noachidi= 
sehen  Gehote  durchgeführt  wSren. 

Nim  hnrz  noch  die  Frnge:    vyelchea   ist  '^ia  Form 
des   ,1üdischen  Seins?    Ich  gl anhe , daran j?  giht  es  mir  ei^ 

ne  Antwort;    Das  Sein  der  .indischen  Ger<einschaft    ist 
ein  geschlechtliches   j7nnder!    Ic>>  erspare  mir, hiefür  die 


öü 


/forte  nicht  .iüdi'^nher  Denker  an  zuführen,  weil  rii«  Tat^^' 
fsache  der?  denl^enden  Menpschen  von  selhat  ein]enohtet. 
Iv5an  T)redigt  hente  wieder  flllenthp]hen  5y?ind!=?ohaft   p«^~ 
gen  imsere   ,ii:'di"^che  CrerelrPiohnft .    Da??   -i  «^t  nra  nichts 
Kenes!   Unsere  (Tery=?in'=3Chaft  hat   dies  ac'- on  öfters, iim 
nicht   zu  sagen   irrwer  erdu:iri9t    im  Verlauf  ihrer  fle-^ohirihsJ 
te.    vVer}n  es  räch   ^^riBChllnVieir  Pirwevssen  fi^enanp-en  ^'-)re 
SO  -^nre  das  Juden trn;  IMr.gst  auf  der  V/elt   misgerottet. 
Und   so  g]auhen  mir^  denn.dasa   der  Geist   Tr'ttes  sieht- 
har  üher  uns  gewaltet  u.unsierhalten  hat.    loh  h^he   7,-a 
Anfang  gesagt:    Judent^-rr  ir,t  eigentlich  a]les/.7as   ir- 
Laufe  der  Zeiten  in  seinervi  Geiste  geschaffen  'mrde.    Ich 
Icönnte   ,ietzt  kürzer  sngen:    tTndentum  ist  die  Geschichte 
des  Judentums!    ist  die   Geschichte  dessen, -vie   sich  der 
göttliche  Geist_in  der  "besonderen  Form  unserer  Gerne  in- 

^^^^^'^***'*"****— ^™**— *'^^'**'— ~'^~*^'~"— *'~^— ^— -r— i-irr  ^i  imiib 

scKsft  offenhart  .hat. 

Dazu  ist  Ire  in   Jidersuruch .  dass  ^rir  Juden  als 
Jtensch_en  gesehen  nichts  anderes   sind  als  andere  Menschen 
auch.    .Vir  hahen  -Arie  alle  Gemeinschaften  der  ^rde  Gute 
u. Schlechte  unter  uns, gen i nie   u. kleine  Menschen- ^/ir 


I*>*~»«»K««<— —  1  »     in— g 


Mriu^BMnaaMMMMM 


o-mtmmmmm 


sind  wie   alle  Itenschen  aus   Fleisch  u.Blut.   Aher  das 

fun^^-ateht   darin, dass  diese   T>/5Rnnchfingru^fie  Vei  pH 
ihren|u.demaandern«Menschen«Gn eichsein  trotzdem  das 


31 


^^^terial  hia^eten  n.-hp.den,in  den  sloh   in  vr!*hegre1fli= 

in  e  tri  er  Form 
ober  7/eise  dfts   flöttliche'auf  £rdeii/;Te.qtpTtftn  nöoh^-e 

Dfis   ist  aher  nicht  -  wie  -^rir  gJmi^f^n  -  der  »^mlität 


^mttmm 


der  .^Jr-^chen   ?^ii  ^^erdnrVen,  sondern  dem  Umstände  .den  der 
ST)rnchdichter(.ö,lö;lV;  — ~*" iiuT7,uwxi  a«r 

*^^*^^   in  die   .Vorte  geDrägt  hat:    Ein  Bminidea  Lehena 


■■i**wn«aB«i»» -■«. . . 


ist   die  göttljnhe   Lehre  den:^enlgen,die  sich  da  van  fest= 
l^Iammern.. 

Und  nun  noch  ganz  kurz   die   Frage:    '>7ie  denkt   sich 
das  Judentum  die   Zukunft  des  Mensc^engeso>>1eP.h^-..c^ 

Ilieiim  ist   ^-^ri  T)or)T^eltfiB_7ML  her«r>en:    Das  Judentum 
^ch  keine  Aussage   iiher  die  ;Velt,die    .Jenseits  des  To= 

»0 

d^es   liegt.    Das  hedeutet  nicht, dass  es  nicht  an  ein  Fort- 
22]Tenjier  Seele  nach   iem  Tode  g]auhe;im  rre^^enteilTTilT 
ist   aelhstversfindliche   Voraussetzung.   Aher  es  rrpcht 
keine  Auss-'.ge  darüher,weil  ein  I^ensoh  dariiher  xilr.hts 
wisse2i,u.-elhst,wenn  e»  es  m3sste,es   mit   me^-schnchen 
Begriffen  nicht  aussagen  kann.    Umsomehr  -erlangt  das 
Judentum, dass  alle  fenschen  auf  den  g-rar^   desJJliickes    ' 
hinarbeiten. der  auf '  Erdjen_  erreicht  werden  kann.    .Vas 
hierunter  zu  denken  ist, ist   leicht   zu  verstohen,wenn 
-nn  das  bisher  über  die  noachidischen  Geset_ze  aesagte 

nocheinmal  fberdenl^t.  Sin  allgemeines  Ifenscheri^iiinv   ist 
ohne  allgemein  hohen  sittlichen  S+:and  nicht    zu  erreichen 


'6Z 

SlttlichlLftlt  li°rgt  a'hftr  rr.it  wahrer  CJ' tteger^emtnla 


<i  II II II  ■! 


7Usarrr^n,u.Ro   rmlen  nriBore   Profiten, doren  Worte   'viedoriim 
vielfache   Verwendung   in  unHereir.  O-'-^tesdienj^^t   ;?:e-fimden 
yja>en,aiis,'vie   e inst ^JJe   Völker  glrcP.lioh  sein  'W^den 
in  der  Erlernt^is  u. Verwirf]  ichung  den  CröttTi-hen     Der 
ProPet  JeBaia   f^^rioht   es   rrit   den   .Yorten  ans: 

''Dereinst,  in  den  ST)äteren  Tagen/vird  anfge^^ 
'     richtet   sein  der  Ter^-nel    des  Herrn  hochragend 

iiher  alle   Berge   n.erhaher  i:her  alle   Hrgel-r-r. 

u.zn   ihri  werden   alle   Nationen  strorv^n.  .\ 
G'tt  wird  richten  zwischen  den  Kationen 'r. 
zurechtweisen  die   vielen   Völker.    Dann  werden 
sie    ihre  Schwerter   zu  Sicheln  iirric^chmieden    ' 
u.ihre   lanzen  zu  Reh>-essernieine   Nation  wird 
nicht    ft'rder  das   wSchwert  p^efren  -Ue   ard 'ijre 
erhehen, U.Sie   werden  nicht   rrehr  das   Frieg-Püh= 
Ten  lernen!    (Jes.2,4ff). 

Diese   \'JoTte  werden   pedes  Jahr  einmal   ir  unseren^ 
Gottesdienste   verlesen.    Die^ '.Yorte   anderer  Profeten  sind 
e Ingehaut    in  unsere   Gehete.    Dass   es  aher  einst   so  7/eit 
Jiorviirer  "-nge,riaa3    Ue  Ifenschen  vvieder  wie  Adarr  nichts 
f^mAeves  als  •fen'^ch  aein  vrerderijd^  i 
iirVennt.ris  des  G'ttliohen  dos  Rechte   7a^  tvn'  im^^+ande 


^•«■«■■■MfaWiJtMIlBAiriBiMap^KaiAwtMUlik 


r  II  ■  f— Miii  yiwurri  f 


iT  r»'«!»  m 


MtamM 


ist, diese  Hoffmijig  anrenhen  wir  7.\m  Sohli:isse  einevS  ]le= 
den  Gehet  es  rrit  den  .7orten  dos  i^rofeten  Sechar.iah  ans: 

Der  E-dge  vvird  einst  Konig  sein  fher  die  ganze 
i-rde.    Zn  dieser  Zeit  wird  der  Ewige  als  einig  n 
sein  liare  als  einig  anerelrannt  worden.  (.So -h  14  9) 


öö 


loh  ha'hejsov/eit  es   in  yArr^.p-v  Zeit   »rögnich   ist, ein  Bild 
des  Judentums   zn  geTien  versucht, so  wie  -^s  sich   von   in- 
ren  heraus'  darstellt-   Aher  -^s   dies  nur  '-^in  /?an?;  Klei= 
ner  Teil   des  urendür-hen  Stoffes.    Und  trot7.derr  ist   er 


vielleicht   noch   r^n  iim-ofongreich    riir  eine  gerz  >irrze 
Artwort, die   ^^ielleinht   der  eine   oder  andere   mir  die 


MMKaOtaal^.  ^'>-.. 


iVage  i^ach  der  ./Ovsen  des  Judenti-^rs  erwarten  »»'öcVite, 
Eine  solch  feanz  Jknrp^e  Artwort   '.vill   ich  auch  noch  ge.-hen 
u.  z7/ar  rrit   den  ''/orten  eines  unserer  grossen  ,1i:iiischen 

Lehrer,  iap   ^ur   Zeit   Jesu  geleht  hat.    •'WW<^,;U^ ,' 

Zu  Scharr'a,i  >am  ein  Heide  u. wollte  Jude  we^-den 
wenn  es   Ihrr  gekehrt  werden  >önnte, solange   er  auf' 
einem  Beine  stehe.    Schamma.i   glaiihte ,' er  Heide 
wolle   ihn  verspotten  u.trieh   ihn   fort.    Da  ging  der 
Heide   zu  Ilillel  u.trug  ihm  den  gleichen  -Tun seh 
vor.   Hillel  aher  erwiderte    ihm.:    ".Vas  du  nicht 
willst, das    nigg  auch  l^einem  andern  zu», das   ist 
das  ganze  Judentum.   Alles   andere   ist  nnr  Komnv^ntar 
mar  ii:rl<  1  ärung .   Und  nun  gehe  hin  u. lerne   die  äv- '      1 
l^'lärung!"  ■ 

Iw'Bine  Antwort   ist   länger  als  die  Hillels.   Aher 
doch   nicht   lang  genug, um  Iviissverständnisse  '-ielleici-t 
ganz  zu  ver^^'eiden.    Darrm  wollen  wir  hingehen  n.ians  ge= 
^  genseitig  erklären, uns  hier  rher  die  -besonders   interea= 
sierenden  Prägen  anssorech^^n. 


4il  SSI03 


Emil  JcLrsch  d^l/f^^ie» 


» ■ 


i'f  ' 


"Cilf^s  ei^  fir^lti^^"/*      :or.3.ß' 


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1/12/92 


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22. XI. 52.   Rabbiner  Dr.  Schorsch 


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Auf  dieae   Präge  gi>>t  es   ir^  grossen  ii, ganzen  eigent= 
lieh  vvT  Z  AntwortsrögllchVeiter :    Ja  oder  nelr!   Es 
giht  natürlich   innerhalb  <ies  Ja  oder  nein   Sonderr^ögt 
lichlcel-^en.    Aher  in^r^r  gehören  die  Antworten  entweder 
7.X1T  Grrnne  der  Ja=^  oder  Nein-Antwort. 

Die  Antwort  Ja   ist   uralt.    Schon  die   prir^itiven 
Völler  der  Vergangenheit  u.der  Oegerwart  h^'^en  anf  die 

]?Vage,oh  die   rTensohl  iohe   SeeDe   nnsterh]1oh    ist   rrlt 

Ja  ' 

Ja  geantwortet.    Es  war  ein  hlnthaftejy,Vein  >]os^es 

LlnnenheVenntnls.   Sie  hahen  sich  vor  den  Seelen  der 
Ahgeschledenen  gefürchtet.    Sie  hahen  ihnen  Sneisen 
u.Getranle  auf  die   Gräher  gestellt , damit   sie    irr?  Jen^^ 
seits  nicht   zu  darhen  hrauchten.    Königen  gah  n^an  un^ 
geheure   Schutze   rrit   ins  Grah.    Heute  gr^^ht   rmv   die   noch 
nicht , entdeckten  u.herauhten  Schätze  aus, wie  etwa  das 
Grah  des  Tut-ench-Amon,oder  wie   die  noch  reicherea 
Gräher  der  hahy]onischen  Kcnige,die   vor  Jahrtausenden 
geherrscht  hahen.   Dahei  ertdec>te  rmn  grausige   Dinge: 
Jfen  hat   manchen  einen  ganzen  Hofstaat  an  Sklaven  u. 
Bediensteten  mitgegehen,dle  man^'a!fso  heim  Tod©  des 


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Herrschers  ehenfalla  getötet  hatte.    iYartw?  Nnn,well 

der  Herrscher  Ir  Jerselta  doch  auch  SHa-n-en  hraucht! 

hvA  dahei  iracher  die  völlig  unverl^rannoft  daliegenden 

SHelette  durchaiia  den  Eindruck, als  oh  die  Cretriteten 

c 
n-lt   ihrer  Tötung  einverstarden  gewesen  wären, *^]n  oh 

sie  es   für  ein  schönes  Opfer  oder  gar  kein  Orifer  ar= 
gesehen  hätten, zu  sterhen,ur  ihrem  Herrn  im  Jenseits 
ZV  dienen.    '.Venn  ran  solchen  Manschen  gesagt  hätte:    es 
giht  gar  kein  Fortlehen  der  Seele   im  Jenseits  -  sie 
hätten  eine  solche  Behau-ntung  gar  nicht  verstanden. 
Das  wäre  ehenso  gewesen, wie  wem  ^emnnd  hätte  hehaun« 
ten  wollen, die  Sonne  ginge  nicht  auf. 

Aher  auch  die  alten  Ger-^anen  gl  achten  an  ein 
Fortlehen  der  Seele  nach  dem  Tode,    In  Walhalla  lehten 
die  Hei den, h ingegehen  der  Ihren  liehsten  Arheit  sich 
gegenseitig  mit   iem  Schwerte  Arme  u. Beine  ahzuhauen. 
In  Walhalla  aher  mit  der  Aussipht ,dass  die  verlorenen 
Glieder  ahends  wieder  angewachsen  sind.   Dies'=?r  ahsolus 
te  Glauhe  an  <ias  Jenseits  gflh  ihren  die  I<raft,>rieges= 
rische  Helden  7ai  sein.    Was  sollte  auch  der  Toi  sie 
schrecken, wenn  man  Aussicht  hatte, durch  den  triegertod 
ein  herrliches, ewiges  Lehen  y.n  gewinnen: 


ATier  a\ich  nach  der  Ansicht  der  Grieohen  f^ah  es 
eir  Port]e"ben  der  See3e  ranh  den  Tode.    Zwar  eraohien 
Ihren  daa  diesseitige   Lehen  ala  das  Schönste  n. Herr- 
lichste.   Das  Jenseits  war  nur  der  Hades, die  Unter« 
weit, wo  die  Seeler  ein  Schattendasein  führten  n.nnter 
umständen  wieder  ins   irdische   Lehen  5!;rrücVge führt 
werden  konrten.   Aher  die  Vorstellnng,d.aas  daa  seelische 
Dasein  des  Ifenschen  in-  Tode  sich   in  Nichts  arflöaen 
könnte, war  ihren  völlig  frer^. 

ton  hrancht  nicht  alle  aiisserhaJh  des  Judentums 
".seiner  TochterreDlgionen  stehenden  Völker  u. Gemein- 

Schäften  aufzukohlen.    Man  kam  zusammenfassend  die 

es 
•t>ehauptung  aufstellen, dass^  in  der  Vergangenheit  kein 

Volk  der  Erde  gegehen  hatte, das  an  dem  Fortlehen  der 
Seele  nach  dem  Tode  auch  nur  p-e^weifelt  hätte. 

Aher  garz  selhatverständllch  war  der  Gedanke 
des  Fortlehena  der  Seele  dem  Judentt^m  u.den  aus  dem 
Judentum  hervorgegangenen  Religionen.  Es  gah  zwar  ein- 
mal eire  .iüdische  Sekte, die  das   Fortlehen  der  Seele 
lergnete.    Das  waren  die  Sadduzäer.    Sie  waren  merkwür= 
digerweise   zugleich  die  Kriegaparte i.   Es  soll  daa 


nur 


argefiJhrt  werden  gegen  die  BehftUT)tung,daas  Kriegslust 


hervorquelHe   aiis  dem  CrlHn'ben  an  r[l)  Un^terhl  ioh>*elt, 
dang  also  die  ReDigion  die  Krieg<5ilii3t   forde re,?7eil 
nan   iajden  Tod  nic>^t   711  ftirchten  hrauohe.    Die  Saddu^^ 
^aer^scbeinen   i'Hre   Kriegg]nst  gerade  ansi  dem  aiaiihen, 
daj^B  mit  dem  Tode  alles  aus  sei, gesogen  zu  >iahen.    Aher 
r\ie  Sariau7äer  waren  eine  Vinderlieit  u.qind   vollständig 
c*us  dem  Judentnrn  Trersohwnnrien .    ürd   p«o   »^c^t   denn   im 
Jurlen'^nm,0hristenti7m  u.  Islam  der  Vergangenheit  ganz 
selKstverst^ndllch   ier  (ITanhe  geherrscht  ,dass  ^ie   See^^ 
le   ries  ü^nschen  nach  dem  Tode  weiter  lehe.   XKXKXJÖÜfX 
Das  Christentum  lehrte  den  Himmel, in   den  rlie   Crnten 
n.^ie  Hölle,  in  die  die   Bösen  ^o^men.    IJncl   der   Islam 
verdanl^te   seiner  Lehre  vom  Schicksal  u.^om  Jenseits 
die  gon^e  ungeheure   StossVraft,mit  der  er   in  den  ersten 
Jahrhimderten  seines  Bestehens  die  halhe   Jelt  eroherte. 

Auf  diese   Dinge   soll  an  dieser  Stelle  nicht 
weiter  eingegcmgen  werden.   Ss  sollte   nnr  gezeigt  wer^^ 
(ien,duss   die   Lehre  vom  Fortlehen  nach  dem  Tode  uralt 
u. allgemein  Verbreitet  war. 

Die   Lengnung  des  FortJe'hena  der  Seele   igt  nnn, 
wie  30  vieles, eire  Erfiridnng  de,g   i9.Ja>irhundert9.    3io 
■beruht  auf  der  Entwicklung  aer  Philosophie  seit  Des- 
cartes.der  1650  gestorhen  ist.    Desoartes  unteraoheis: 


det  6  Arten  von  ewigen  Se in '^ fernen:    (\ie  natura  natn=: 
rans,die  ewige  SiT-hatan^,^ .  i.Gott.    Von  ihrr^  pescnct^ 
fen  ist  aie  nattira  naturata,rtie  geschaffene  SnhatHn?:, 
Rher  sie   zerfällt   in  2  Teile, die   denVen'^e  n.die  ans^ 
gedehnte  Snhstanz.d  .LGeiat  u. Stoff, oder  wir  vttnrten 
sagen:    Seele  n. Körner.    Naoh  Deacartes  sind  beide 
ewig  wie  die  natura  n«tiTrans,wle  Gott.   Aher  sie  sind 
auch  ewig  wesens verschieden, so  dass  es  zwischen  awist 
u.KörT>er  eigentlich  gar  Veine   ^Vechselwirknng  ge>^en 
könnte.    Der  ßednnke,  Ich  wolle    ietzt   TOlnen  Arrr  hie:^ 
gen, durfte  eigentlich  gar  keinen  Erfolg  ha>>en,denn 
wie  könnte  der  aKsolut  wesensversc>>ledene  Geist   in 
das  Reich  des  Stoffes  hestirrrrend  eingreifenT^Ans  die= 
aerr  Grunde  hahen  die  philosonhischen  K'^chfolger  des 
Descartes  eine  merkwürdige  Lehre  aufgestellt.    Sie 
meinten, Gott  gr*4re   In  .iedem  Aiigenhlick  in  den  Gang 
der  Dinge  ein.    .7enn  ich  denVe,dass   ich   ietzt  r-einen 
Arm  »legen  will, so  ergreift  Gott  diese  Gelegenheit 
als  Herr  über  Geist  n. Körner, den  Körper, nämlich  in 
diesem  f«alle  meine  Armm:skeln  zn  he/stlmmen.dass  gi© 
dem  geistigen  Befehle  nachkorm^n.    Diese  Theorie  der 
Occasionalisten,^GelegenheitsDhilosonhen  im  angeführten 


Sinne,  ist  sehr  rerkwürdigjii.clTirchHua  ninht  ohne  wei= 

ters  einleuchtend.    Aber  7.\^i  ihr  rruaste  die   Philoaonhie 

des  DescarteSjder  eine  »hnolnte   Versohiedenheit;   zwi= 

^chen  Geist  u. Körper  annirrnt ,  fast   zwangsnäRsig  fuhren. 

Zu  einer  gcxr\7.  anderen  Lösnng  aher  karr  Sninoza. 

Für  ihn  ist   Geist  n.S+off  ?!war  anch  e'vig^aher  sie 

sind  mir  -so  r^int  er-  ?:wei  verschiedene  Seiten  ein= 

Tindesselben, nämlich  des   Göttlichen.    Gott  hat  unendlich 

^iele  Eigenschaften, Attrihwte,XKXXKÄMJ0aö5Ä  die  alle 

3  irrt 
ewig  sind;>^ekMnnt  lüX  nns  aher  mir  ä  Eigenschaften 

''^^^loliS*  "-f'^r'^iö  ^^^^  aläo  nicht  entgegengesetzte 
gieicngeornnete ,  ^ 

sondern/nar^llene  iirsche immgen  des  Göttlichen.    Darum 

den  nsychonhvsischen 
nennt  nan  diese  Anffi.ssnng  apinozag^Paralleliamna.    lach 

ihn-  qi>i(^  „jpio   Geist  u. Körner  gleichwertig.^ 

Aher  es   ist  eine  einn-»che  th^r legung, iass  sehr 


JUQQC 


JIMSX. 


Gan5^en  erklärt  wurde  n.die  andere  r\xyr  mIs  Begleit:= 
erscheiming.    Erklärte  imn  also  das  Geistige  als  Grund= 
lago,so  kam  man   ?;ur  einer  Art    Idealisrnia  n.  Pannsychi3=- 
'»'ns(Allheseelnng)in. erklärte  man  das  Stoffliche  zur 
Grundlage, so  kam  man  7ur  Anschauung  des  itoterlalias 
mtig.   Diese  Philosophie  wurde  nun  im  19. Jahrhundert 


zur  Beheraoherin  clor  garten  .Vis?jenachi»ft  ,iH>^er  ins- 
"besondere  der  Naturwigaenncbuft .    Dar'it  wurdf^r  die  ras 
teriallgtigchen  Phlloaophie;^.y8ten>e  der  früheren  Zeit 
wieder  lebendig.    Schon  ein  Derol^rit  n.EnlVnr  erk]är=^ 


ten  das   Stoff  Hohe   für  das  wahre  Sein.   Aher  erst   i 


m 


lö. Jahrhundert  wurde  rrit  Inhrnnat  u. Hingabe  der  A?a- 
teriallsima  in  all  seinen  Polgen  durchgedacht  u.rücV« 
slchtsloa  auf  alle  iracheinungen  des  Lehens,  insheaon* 
dere  aher  auch  auf  das  politiache  Leher  ühetragen. 
Der  J/kterinlisn-na  erHärt  alles  Geistige  a.ls  hlosae 
Begleiterache immg  ier  atof fliehen  Vorgänge.  Urser 
DenVen  ist  eigentlich  nur  eine  Summe  heatlm^ter  che= 
niacher  Vorgänge  irr  Gehirn!  -Venn  also  das  Geh  im  7er= 
fällt, wenn  es  irr   Tode  ^^erwest ,waa  ist  dann?  Kuji  dann 
ist'^ehen  rlt  dem  Densen  auch  a\is !  Dass  es  etwas  ge^ 
hen  Vnnnte,waa  auch  nach  dem  Tode  noch  denVt,ein« 
Seele, da'?  iat  «nf  Griind  dieser  Voraussetzungen  un= 
mögliohl  ISMXSJK 

Am  merl<würdiggten  hat  sich  diese  Anschauung  auf 
dem  wisserschtiftlioien  Gehlet  ausgewirkt , das  sich 
Seelenkainde  rennt, Psychologie !  Im  vorigen  Jahrhundert 
ist  eine  Psychologie  ohne  Seele  entstanden.  D.h. man 


6 

hat   gicn  eirfaoh  (iar-it  >^egr\igt ,  ^e8t,?;uatel]en,flaas 

daq  Bewuaj^taein  des  Iifenachen  ao  u.ao  geatw^tet   ist, 
zurr  Ausdruck  konunt.    Die  Annahine  einer  Seele  'vnr  hier- 
zu nicht  nötig.    Vas   ist  der  i^nach?   ßin  Bün'^el   vnn 
Empf indTingen  -  antwortet  der  Philoaonh  ifech.    Irr  Tode 
natürlich   fällt   aaa  Bündel  auseinander  u.dann  iat's 
mit  dem  Menschen  aua, endgültig  aua. 

üie  SeelenVunde  also  war  ein   ViRsenacVaft  von 
der  Seele  i)hne  Seele, ^er  Materiallamia  hat  allea  See- 
lische  7ur  Moaaen  cherr'ischen  Begleiterscheinung  des 
Stoffes  heraTigrdrücl>-t,   -  wenn  man  in  einer  solcnen 
Situation  die  Präge  nach  der  IJnsterhlich>eit  der  See- 
le gestellt  hätte, nun  dann  muss  doch   die  Antwort  ar^ 


foliren:    Die   Pr«ge  sei  unwissenscn^ftlicn  gestellt; 
der  itensch  hahe  Veine  Seele, also  }:onne  es  «nch  keine 
Ünsterhlichkeit   ier  Seele  ge>^en.    J7enn  ich  mich  also 
auf  diesen  Standpun>t  stellen  wollte, so  mügste   ich 
iet7t  erklären:    I^ine  Herrschaften, ich  hahe   ihren 
also   in  rT^erzeugender  iVeise  nachgewiesen, dass  ÄÄ3K 
MmXX.  Sie  gar  keine  Seele  hahen.    Ich  hitte  Sie  also 
sich  nicht  weiter  mit  dieser  unmit?5en  Frage   zu  heachäf: 
tigen,aenn  wenn  Sie  sterhen,ist  alles  ans. 


9 

Ich  weiss  nicht, oh  ,1epx.rd  unter  Ihnen  ist, den  eine 

derartige  Antwort  hefriedigen  würde.   Aher  ich   iröcnte 
vermuten, daas  rnanche  Uns^ufriedenheit   in   ihrem  Herzen 
als  Stachel  sit^^en  hliehe,wenn  Ihnen  eire  derartig© 
Antwort  gegehen  werden  sollte.    Darnrr  machte   ich  mich 


einmal  etwas   näher  mit  der  material istischen  Leugt 
rnng  der  Seele  heschSftigen,u. znnächst  ein-ml  einen 
Cresichtsnnnyt  anlegen, den  man  als  Pragmatismus  hes= 
zeichnen  l<f)nnte,a.h.als  Annahme, dass  etwas  v/ahres 
sich  als  gnt  erweisen  müsse, u.^ern  es  sich  als  jffchlechtl 
erweise  -  nun, dann  ist  die  Voransse tznng  e>'en  nicht 
wahr.   Der  Talmud  drncVt  das  so  ^ins:    Perosehem  me-is= 
dim  Hlehem,ihre   Prrchte   legen  Zeugnis  ah  fiir  sie; 
oder  -wie  es   im  Testament  des  Christentums  heisst: 
An   ihren  Prticnten  sollt   ihr  sie  erl^ennen! 

Also  nJüT^n  wir  einmal  an, der  Material i-smns 
mit  seiner  Lengn\ing  der  Seele  n. damit  anch  der  TTn= 
sterhlichVeit  nche  recht.  -Vas  ist  dann  die  'Fblge? 
Ein  Mensch, der  ahsolnt  davon  üherzengt  ist,dass  es 
mit  seinem  Tode  für  ihn  endgültig  «ns  ist, was  wird 
der  tim?  Vird  er  nicht  versuchen, in  diesem  >nrzen 
Lehen  sich  an   Lnst   zu  verscri£;ffen,was   irgend  möglich 


10 
Ist?  Eine  Strafe  nach  dem  Tode  hat  er  nicht   ?:n  er- 
warten.   Eine  Strafe   in  aeinerr-  Lehen  wird   ihn  ntir  achrek 
>en, soweit   er  heriJrcui-en  msa,da<=?3  sie   ihn  wirklich 
trifft,d.h.daa3  n«n  ihn  erwischt.   Ein  solcher  Mensch 
rmiss  notwendigerweise   7.vt  Oeführ  für  alles  das  werden, 
was  n«n   Moral  n. Ethik  nennt.    Die   religi^ise  Forc»l  scvgt: 
Dn  sollst  nicht   morden, du  sollst  nicnt  stahlen, dn 
sollst  nicht   ehehrechen!   Aher  war\iw  soll  ein  Mensch 
der  nicht  an  ein  Portlehen  nach  flem  Tode, der  noch 
nicnt  einrnal   an  die  Existenz  einer  Seele  glanhtjiiese 
Verhote  nicnt  übertreten?   Ich  sttge  diirchc.us  nicnt, 
d&ss  ale   Lengner  der  Seele  n.der  lJnsterhlich>eit 
schle-hte   Mgnschen  sind.    Im  Gegenteil  glanhe   ich,dass 
nicht  wenige  darunter  glühende  Begeisternng  ^ür  das 
olJgemeine  Ifenschenrecht  empfanden.   A>ier  ich  kann  gar 
nicht  hegreifen, wie  sich  flie  Moral  ans  ihrem  lttteri= 
Hllsmns  herleiten  cier  hegrürden  soll?  Seihst  wenn 
man  annehmen  würde, dass   ^Ae  ßiück  der  Kinder  den  Men=^ 
sehen  7n  ethischem  Handeln  veranlasst, so  hliehen  doch 
mindestens  diejenigen  ansehen  ührig,die  >eine  Kinder 
hHhen!   Es  scheint  n^ir  vielmehr  so  ?.\i  sein,dasa  die 
materialistischen  l^ngner  der  Seele  ".Unaterhlichkeit 


11 

die  trotzdem  ethische  Me^aohen  «^indjlr  dieaer  Ethilc 
die  Eiergchftlen  eirer  ganz  anderen  An«?ohnming  rrit  qich 
herumtragen, nämlich  einer  Arachaunng,da33  die  Seele 
des  Itenaohen  nach  dera  Torte  weiter] e'bt  n.die  Folgen 
ihreq  Handelns  wrährend   ihrer  iraiscnen  k.rrhuhn  zu 
tragen  hat.   ilfürde  aher  einmal  die  Lehre, dass  mit  dem 
Tode  alles  a\ia   ist, sich  üherall  verbreiten  n.die  iten= 
sehen  ernst  mit   ihr  machen, so  miisate  iie  natürliche 
Folge  gein,dcias  ein   i-asender  Egoismus  iie  Herrschaft 
ergrlrfe;,1eder  müaste   zum  Feind   dessen  TTerden,der 
seiner  Lngt   im  Wege  steht, ier  Stfirkere  mirde  den  Schwa= 
chere  vernichten  n.'^iie  Lehre, dass  mit  dem  Tode  alles 
a\ig   ist,w\irde  die  Selhstvemichtnng  der  r>*>nschheit 
eingeleitet  hahc»n. 

wer  aiese  Konsequenz  leugnen  möchte, ier  hntte 

nur  einen  Ausweg:    Er  müsste  nfimlich  hehRunten,dttsa 

das  J/ior«l lache  genau  so   im  Ifenschen  Ijege  wie  etwa 

das  Bedürfnis   zu  essen, also  einfnch  nwtürlich  sei. 

Aher  er  würde  sich  cit»mit  seihst  heiligen.    Denn  nicht 

u.  iat  natirlich 
das  Moralische  liegt   im  Menschea^sondern  das  Nicht*= 

mornlische,  Amorali  sehe.    .Ver  kann  behaupten,  dasa   in 

der  Natur  das  Vorbild  liege   für  das   Ver>>ot  etwa:   Du 


1  p 

sollst  niont,  r\yrden,d.n  aollat  ricnt  atehlen!    Das  (Je  = 
genteil   ist  der  ülall!    In  der  K«tTjT  herrscht  rias  Hecht 
des  Stärl<eT:^n,d.h.der  Stärkere  nimmt  sich   das  Recht, 
den  SchTTJ^criwren  au  morden, dem  Schwi^cheren  die  Kahrimg 
wegziinehmen.    Das  Ii/brnli^che  ist  ein  ^ehot  gegen  die 
i<at\tr!   Und  der  Leugner  der  Unstorhl  icnl^e'it  l^ann  sich 
nicht  USX  darauf  herufen,dass  es  ols  l^atürlichVeit 
dann  iferfiCtien  «ngwhuren  sei.   Aus  der  leugnung  der  Un»^ 
sterhlichkeit   fliesat   im  Falle  der  konsequenten  Lurchs= 
führung  aller  Folgerungen  der  Urtergang  der  %rschheit 

Hat  ran  einmal    auf  Gruna  aieses  pragrna tischen 
GÄsichtapunVtes  ile  GePÄhrlichVeit  der  Leugnung  der 
Unsterblichkeit  erkannb.su  wird  der  die   Verantwortimg 
fühlende  Mensch  den  gan?en  ßrnst  der  Frage    fühlen. 
ür  wird  auch  nicnt   me^■>r  snielerlsch   die   Fr«ge   ?:urück= 
drängen  u.unhea>^ twortet   lassen, sondern  er  -vird  mit 
aer  ganzen  Kraft  seines  Denkens  an  seine  ganz  uersön^^ 
liehe  Lösung  der  Frage  hem^-gehen   in  der  >^estlmmten 
Erwartung, das s  aus  der  Beantwortung  auch  eine  Beein* 
flussung  seiner  I«hwnagestnltung  erfolgen  wird. 

Die  einfachste  Art  der  Beantwortung  wnre  wenn 
.iömand  irorhanaen  näre, der  das  Jenseits  ke-mt  u.uns 
aus  eigener  Anschauung  herichten  könnte.    Wir  «lasen 


das 3  dies  <=^ire   törichte  Ho-Pfmirg  w^ere.    Zwar  giht  es 

l'en>^cher,die  hehc^iipten,    Tote  hesch'A^ören  zn  tonnen. 

A"her  wns  an  P]a-»-theiten  hei  ^^jolchen  Be'ichwnriin^en 

worien   i^t 
von  len   C^el-^ter-n  rter  Dahingeschiedenen  gesagt/ÄÄX» 

MXIXK, spricht   nicht  gerade  riafür,dass  sie  ans  flem 
Jenseits   starrm^xi, 

linn   r-n^is   aJ^io  einen  anderen  Weg   vmt  Beart\7or=^ 


tnng  der  Frage  nach  der  Urs^erh] IchVeit   ^ev  Seel 


e 


einschlagen.    }  ann  rrptv  (\er   direl-ten 


nicht  he  schreist 


ten,so  nnss   nan  einen   indirekten   ^Veg  gehen.    Es  giht 

min  seit   langem  eine  Art   von  Beweisen  fvr  die  ünsterhs^ 

lichVeit ,  ?!.B.der  historische   Beweis,    ßr  hesagfweil 

an 

a]l0   Vö]l<er/eine  Unsterhllchleit   der  See]e  geglanht 

ha'^en^deshajh  n^vJsse  auch  etwas   vVahres  da>>inter  sein, 

Iwar   hrancht   nicht  hescnders  scharfsin>  ig   ?v  sein  xirr 

zu  ernennen, dass  dieser  Beweis  nnznlMrgDich    ist.    '/?a=^ 

rurr  soll  es  nicht  rög]  ir-h  sein,(iass  a33e   VrlVer  der 

Vergangenheit    in  di^serr  PnnV.te  ;3;eirrt  hätten.    Die 

JVaVrheit  wird  nicht   durch   J.ja.iorität   entschieden.    iVenn 

ir^  ^Mittelalter  allgemein  die   llär  verhreitet  war   in 

Ircller  gJ^'he  es   Vng*ä,die  anf  Bäiinen  nficTi?5er,,ao  het 

die  AQ] Lerneinheit  der  Ver>reitnrg  e"hen  nnr  die  Grrg= 
ae  des   Irrturts  nnterstriohen.    Her  historische  Beweis 


14 
ex  corsenau  gertiuw  hat  Bewej.aVrnft   riir  für  ier,cler 

Bn  die  UrsterT^licMeit  glaii"ben  will.   Einen  Ungl'iut 
"higen  Parr  er  nicht  vj'ber?;e\igen. 

Daher  möchte   ich  einen  anderen  -Veg  der  Beant=- 
wort\:ing  einschlagen  Ti.TinnHchst    fragen:    .Vie  verh«^lt 
es   sich  denn  mit  der  Znlänglichkeit  der.^enigen  rrenschs: 
liehen  Pähig>eit,die  die  UnsterhMchVeit  >^ewiesen 
hahen  möchte, d .h. hat  die  Vernunft  des  Iferschen  «her* 
hawpt  die  F8higl-eit,die  T-nsterhlir-hteit   ?ai  ernennen 
oder  ?.\i   leugnen?  Anf  diese  Frage  m:?^chte   ich  lrHT)T)  n. 
Har  mit   "nein"  antworten.   Und    7war  ans   folgender 
Iherlegnng  heraus:    .7ir  ]ehen  in  einer  /Veit, die  sich 
aufhaut  auf  den  Koordinaten  Raum  u.Zeit.   Was  wir  er^ 
lehen,erlehen  wir  ir'-mer  irgendwo  u.  irgendwann.    Nun 
wird  iiese   raumj^eitliche  IVelt  o^^fenai  cht  lieh  sc>oii 
gea+ ort, wenn  wir  in  Schlaf  versinl-en.    /Vir  wissen  nicht 
wo  wir  weilen, nicht  Ort  u. nicht   Zeit.   Erwachen  wir 
aus  einem  hleiernen  Schlaf, ao   ist  uns  unmöglich     zn 
sagen, oh  wir  i  Stunde  oder  24  Stunden  geschlafen  ha- 
hen.  Diese  Störung  daarch  den  Schlaf  scheint  mm  herr=^ 
sehend   tax  werden  durch  '^en  Tod.    In  Tode   ist  doch  alt 
lern  Anschein  nach  alles  Raumj^eit liehe   ?.v  Ende.    Wir 
müssen  also  annehmen, daas  es  nehen  der  raum-^eitl'chen 


15 

Melt   eir«^  völlig  anders  geartetes  Sein  gi'htjeln  Sein 

ohne  Rai-ir  n.Zeit.   Aber  rr^hv  als  dieses  Kegative  l<ann 
misere  Vermmft  nif;ht  aiissagen.    Sie   ist  «"bsolnt  \in- 
fähig, diese  Grenze  des  Negativen  7.n  \:"bersoh reiten. 
Dass  sJe  diese  Unfähigkeit  wi^rr^t ,geht  daraus  hervor 
dass  nje  rit  einern  gewaltigen  Salto  mrtaTe  miB  (\ie^ 
ser  Situation  herans:?\:ihiiT3fen  versucht  hat  n.erl^"'ärte 
e»  glht   ehen  >ein  anderes  Sein  a:is  das  >mterielle 
den  Sinnen  zngiirgliche  Dasein.    /Venn  ein  A/fensch  stirht, 
dann  geht  ehen  sein  ganj^es  Dasein, das   ist  der  Körper 
in  einen  anderen  Zu-'tand  iiher.    Vnn  k^'nnte  also  ruit 
E-^cht  >>ehauT)ten,<ia3s  die  Hexe    irr-  Iffirchen  von  Hansel 
u.Gretel  tatsäclilinh  zvrr  Schornstein  hinausgefahren 
seijal?   sie   verhranntc,denn  iras  die  Hexe  wpr,iF't  voll= 
>oirBTen  nr-gesetfit  worder   in  .Väme, Rauch  etc.   Die  rro^ 
nistische  Arschaurng  also, die  ein  Sein  ausserha]h 
von  Zeit  u.Ranim  nicht  arerVennen  will,hew*lst  tatssch- 
lich  nur^das  Unhehagen  der  Vernunft  angesichts  der 
Tatsache, dass  sie  die  Grenzen  des  ranri^eit liehen  Das^ 
Seins  niovt  t'herschreiten  Vann.    Das   rächt  sich  auch 
noch   in  anderer  Befiiehurg  herer>har.    »Vas  wir  erlehen 

9 

ist  alles  eing^suonnen  in  denji  Begriff  der  Erdlichleit 


16 

Aher  ael^st  der  Ibnist  miiaa  ßine  TJnerdlicVjT'eit  von 
Ranm  u.Äelt   fordern.    Vorstelllifir  lat  diene  rneridllch*^ 
lelt   ledoch  nicht!    l^n  Varn  mir  sagen:   Rarm  u.Zelt 
liören  nicht  anf,sind   nnhegren^t ;aher  wie  ao  etwas 
möglich   ist,  ist  gar  niclit   7ai  hegreifen.    Die  Vernunft 
stösat  alao  anf  Gren^en^die  aie^  nicht  üh^rschreiten 
Parn!    Sie    int    folglich    ^nr  Er-Torschnng  deR  nahror 
SelDB  ein  rniznlärgl  Inhes,  JlL^.^TrüggJ"-  ^    Sie  Vötinte  ver^ 
glioher    "werden  nlt   cirem  Rcharfen  Tanclnerxre8-ier,mitsr 
telst  deaaen  ein  r>'eterdin> er, eiserner  Treaor  geöf-Pnet 
werden  wollte!    Scharf  ist   die   Vornnnft  jah^r   ^.nr  Lö=^ 
Bnng  der  iVage   nnoh   der^  '«^ah-ren   völ]lg  nrgeeigret,    Sie 
>ann  nlchta  arideres  tnn,ala   zergliedern, was   Ihr  als 
Lteterial  gegeben  wird.    Das  ivMterial   liefert    Ihr  ei- 
nerseits   iie   Slrreserkenrtnis,was  als  Err^flndungen 
uns  nnn^ittelhnr  entgegentritt, andererseits   aher  hle^ 
tet  neues  L/titerlnl   eine  von  der  Vernunft   vol]lg  ^er^ 
schiedere  Kraft   der  un^ittelharen  Eirfühiiung^der 
intiiltiven  Schau, die   frei  wird   besonders   ii^  Zustande 
da  der  Kör-oer  geschwächt   ist.    Darum  spielt   das   Pasten 
hei  den  Schöpfern  neuer, grosser  u. welttragender  Sy^ 
steme  elre  so  grosse  Holle.    In  der  E>sta<^e,d.h.ehen 
im  Hinaustreten  der  Seele   aus  dem  Körner  schaut   rmn 


17 
un;5:ealnnte  Dinge.    Die  Profeten  n.SVstatiVer  ai:ier  Völs= 

ker  nchenl^n   in   ihrer  Sclnun  derr  Mengchengesohlenht 
ÄrVenntnigae   (]es  wahren  Seins, sie  "bieten  njnserem 
Denken  Material, Rn  dernjsioh  ühen  kann,  j^erlegen  n. klü- 
geln kann, ohne   ,1ermls  etwas  Neues   zv  schaPPen. 

Im  vorigen  Jahrhurdert  hat   die   Vernnnrt   sich 
entGchlossen,als  Iviaterial    ihres  Denkens  nnr  noch  die 
äinnesorkenntnis  anzuerkennen, das  toter ia]    profeti^^ 
scher  Sch'Mi  aher  ahj^nlehnen.    Sie  hat  sich  dar'it  -^ev^ 
rnnnt   in  die  Unzulänglichkeit   n. Gefährlichkeit   mate^: 
rialistischer  n.rnonistischer  Beengung.    Darum  entsteht 
für  nns   eine   neue, aher   in  /Vahrheit  uralte   Aufgahe, 
nämlich:    die    >^ewusste    .Viederzuwendnng  zur  Schau  der 
Profeten,zur  -Veit  der  Religion! 

Bevor   ich  nun  aher  anf  diese   Präge   eingehe 
soll   zuerst   noch  eine   Crrnndfrage  geklärt  werden.    Für 
die   Religionen  existiert  ein  JensejJ:s,d.h  .eine  von 
der  raumzeitlichen  ^elt  ahsolut   verschiedene   v7elt. 
Die    'Viasenschaft  des   vorigen  Jnhrhnrderts  hat   ein 
solches  «Jenseits  ahgelehnt.    ton  könne  sich  eine  Port=:^ 
Setzung  des   Lehens   rher  den  Tod  hinaus  nur  vorstellen 

unter  denselhen  Bedingungen, unter  denen  wir  .ietzt 
schon  lehen,also  ehen  nur   in  den  Koordinaten  von  Raum 


18  . 

U.Zeit.    Die  Religion  hnt  gioh  niemalg  nnter  dies^a 

natnr«i3aen3C>ipniin-he,in  ;/irk]loh>eit   rr«tanhv3iacln© 
Dogrm  gehengt.    Nnn  ■herij>irt,  es  eigenartig, 5!\i  sehen 
wie   Ue  heutige  Physik, also  die  Naturwissenschaft   im 
höchsten  Sinne, von  dem  monistischen  Dogrrft  der  einig= 
einzigen  Veit  ahruckt.    Sie  erklärt  nämlich  eindeutig, 
das  v7elta]l  sei  nicht  unendlich, wie   msn  hisher  hes^ 
htiuntet  hahe, sondern  endlich.    Und   ^war  schliesst  sie 
es  aus  der  J^unehmenden  Entrernnng  der  fernsten  3tern= 
nehel  von  uns  u. voneinander.    Das  hew4ise,dass  das 
'Vertan   iTmer  grösser  werde.    Grund voransset^iing  des 
Grösserwerdens  aher  ist  die  EndlichVeit  des   .7eTt»n.qt 
'.Venn  also  urser  '.VeDtnll  nicht  unendlich  sondern  end= 
lieh  ist, so  giht  es   in  ganz  ein fache m,naturwissen= 
schaftlichen  Sinne  wieder  ein  Jenseits.   Damit   ist  also 
von  Seiten  der  MatnrwissenschAft   seiher  die  Griindlage 
''er  monititischen  Naturphilosophie   7,erstört,u.der  J7eg 
freigemacht   zur  uralten  religiösen  Erkenntnis, die    irrmer 
ein  Jenseits  gelehrt  hct. 

Eine   zweite  Grundfrage  noch:    Hat   ier  Ifensch  eine 
Seele?  Dnranf  antworte   ich  ehnnso  eindei-tig:    Ja.    Die 

leugnung  der  Menschenseele  war  die   letzte  Stufe   in  der 
Entwicklung  der  materialistischen   Veitanschauung» 


19 

Was  sollte  ai:ich  eine   Seele   in  einer  nDniati sehen  Stoff=^ 

weit?   Wird  diese   monistische  Stoff^elt  hehaiiiotet  ,:lann 
r^MBS  -so  schwer  es  aiioh  p:efai:ien    ist-  iie   Seele(leng=- 
net  werden.    Ich   glanhe,Veine   Beh^untiing   ist   dero  ein=^ 
fachen  Iferschen  schwerer  ein7ntrichtern,a]s  die,dass 
er  Veine  Seele  hahe,'^ass  er  nnr  ein  Bündel   von  Fjrrt)^ 
findnngen  sei.    Darum  war  die   Psychologie   ohne   SeeJe 
nnr  ein  Privatvergnügen  dieser  Wissenschaft ,n. erst 
in   dem  Aiigenh]lck  hat   die  Öffentlichkeit  wieder   Tnte=^ 
resse  gewonnen  an  der  Psvchologie ,als  die  Psychoana- 
l77se  den  Ifer sehen  wieder  als   Einheit  genommen  n.er=^ 
]  ]ärt   hat.    Da  nun  die   m^^deme   Phvsik    -^ie   Voraussetzung 
der  monistischen  Stoffwelt   zerstört  hat, ist  nun  auch 
der  Weg  wieder   frei  geworden, dass  der  wissenschaft=: 
Üich  denkende   Lfersch  ohne  Hemmungen   zum  Glauhen  an 
die  Menschenseele   zurückkehren  kann.    Der  religiöse 
u.der  einfache   Mersch  hut   niem^^ls   daran  gezweifelt. 

Und  n\an   möchte   ich  mich  nach   der  Peststellung 
dieser  Voraussetzungen  der  direkten  Bea-twort\ing  dsr 
Präge  nach  der  UnsterhlicWei  t   der  Ifensch^rseele   zu- 
wenden.   Wie    ich   schon  erklart  hahe,will   ich  keine 

irgendwie  gearteten^'Beweise''  «rführen.    Ich  hätte  mich 
^u  damit  wieder  KKX  ,1enem  unzulängl  i^^hen  Strahen  an^ 


20 

ge8r»h]o.sgen,rrlttelst  der  Varriinft  etwas   7^^  erkennen, 

was   ihr  aT)?iol\it   unziigäng]  inh   ist.    Ich  werde   vlels: 
mehr  nichts  anderes  tiin,a]s  das   I/at^rial   ansd^hten, 
dc*s  nns  scnon  vur  Jwhrt^iisenden  pro fet Ische  Schau  pß^ 
liefert  hat. 

Hierhei  entsteht  nun  eine  wic>>tige   Präge,    vfenn 
die  Profeten  aller  Völker  d'^s  Jenseits  geschant  u. 
verkündet  hahen, woher  kommt  es  dann,dass  die  ver-^chAe- 
denen  Religionen  sich  das  Jenseits   so  ^hv.'7,  verschieb:: 

» 

der  c^nnrnden?   ßs  giht  doch   nur  ein  Jenseits, das  sie 
meinen 

^UK JÖÖÜ5XR3tMX .    Also   münsten  sie   es  auch   einheitlich 
schildern!    Der  Buddhis^ms    z.B. nennt   das   Ziel, zu  dem 
die  ^ienschenseele  streht, Nirwana, u. er  meint  finmit 
nichts  c.rderes  nls   dc*s   wollig  Anderssein  -^ener  vYelt. 
iSs   lässt   sich  darüher  streiten, oh  das  Kiwana  eine 
endgültige  Auflösung  Aer  Menscheneeele   in  das   Nichts 


mehrsei n  oder  nur  in  das  Kichtmehrirädschdasein  he:=^ 
deutet.    Jedenfi^lles  ^'^^,t  ist   iie   Vorstellung  vorhan^ 
'^eUjdass  die   Jytenschenseele  ,die    ihre   tonschen^ufgahe 
nicht  erfüllt  hat, wiedergeboren  werden  muss,um  in 


einer!  neuen, vielleicht   tieferen  Dftäöins-Stufe   si^-h   zu 
läutern. 


21 

Daa  CViriBtertnm  etollt   Bloh  ^u^  JenaeitvS   vor 

zerfallend  in  Hlinml  \T.rlö]]e,(ior  Hirrrrel  als  Aufent=^ 
haltgort  für  die  Guten, die  Hö]]e  für  die  Bö!=?en.  Das 
wird  oft  "bis  ins  Kleinste  ausgemalt  ,n. es  scheint 
r^anch>^al  eine  pädagogische  Aufgabe  z\i  sein, den  Schüs^ 
1er  drthin  zu  "bringen  u.für  sein  ganzes  Lehen  unnus^ 
]öschlich  zu  heein^lussen,dass  er  das  Fegefeuer  ge^ 
radpzu  riecht. 

Der   Is^am  >ennt   ebenfalls  Hir^tr^el  u. Hölle 
u. weiss   sie  auszumalen.    Da  i -^t    11  e  Rede   ^on  eirer 
BX  haardünnen  BrücVe,üher  ^i«  3ee]o    ins  Paradies  schrei 
ten   muss.    Hat   sie   Schuld  auf  sich  geladen, so   ff:ieitet 
sie   aus  n. stürzt  hinunter  in  lie  Hölle. 

Auch    in  der   im  Talmud  u.LIidrasch  marchmal 
zum  Ausdruck   l<ommenden    Voll^sreligiön  des  Judentums 
findet   sich  die   Unterscneinung   zwischen  Him^iel   u. 
Grehinnom,wenn  dies  au^'h   ir  unserem  ganzen  religiösen 
lehen  keinerlei  AusdrucV    findet.    Die   Freuden  des  Pa=^ 
radieses  werden   manchmal  mit  herrlichen  Farben  ans- 
gemHlt.    Die   Frommen  werden  wohnen  unter  dem  Glänze 
der  göttlichen  %,iestst. 

Ist  es   n\in  wirklich   eine  Entwertung  des 


22 

Gedankens, das s  die  Seßle    im  Jenseit,?}  nach  den  Tode 

w<=»iter  lehtjweil   die  ver3chied'=?nen  Religionen  qicn 
davon  veraohiedene   Vorstellnngen   imcher?   Die  Antwort 
iat  eigentlich  sehr  einfach.    »Vern   zwei  Jferachen  ein 
nrddaaae]he  Bild  betrachten, w<?o  sehen  sie  doch  zwei 
vernchiedene   Bilder, dem   ieder  sieht  es  auf  seine 
Art.   77enn  es   sich  nnn  aher  auaserder»'  um  einen  Ge/ren- 
stnnd  handelt, der  derr  irdischen  Lehen  gan?^  entgegen^ 
gesetzt   ist,JtXII  dann  kommt   zn  dieser  Verschiedenheit 
des  Sehens  noch  dazn  die  c5ch.,iHrigVeit ,das  Unanssprech: 
hare  ans  zusprechen.    ^Vas  nämlich  von  allen  Religionen 
iiher  das  Jenseits  gesagt  wird, bedeutet   nichts  anderes 
als  ein  9ild,(ifte.^he sagen  soll:    ^as  «Jenseits  ist 
ah'^olnt  wirk]  ich, dass   ich  sagen  könnte, do  Titlest 
dort  auf  goldenen  3ti;h]en,oder  du  wirst  dort   zu  hüssen 
hahen,wa3   du   im  irdischen  Lehen  -gesündigt. 

Diese  Sprache  des  Religiösen  musa  »^an  versteh 
hen.   Dann  erst  k«nn  mwn  weit er  schreiten  u. wirk liehe 
Unterschiede   in  den  Religionen   feststellen.   Uns  liegt 
rntv'rlich  i.m  Herzen  die   ii^dische  Auff-ssung.    Bekannt^^ 
lieh  ist  massgebend   für  das  J'-dentum  -lie  Bibel   die 

Heilige  Schrift.   Und   in  dieser  RichtTing  m-cht   wn  nun 
eine  merkwürdige  Entdeckung:    Von  einem  Leben  nach  dera 


so 


26 

Tode   Ist  dort  üherhauT>t  nicht   di«  Red«.    Venn  rmn  dies 

7A-m  ersten  Ws]e  ertdecVt,so   ist   rmn  ü^er  die  Ifessen 
er'^taiint.    Denn  dem  Gefühle  nach  gehört  der  GedarVe 
der  UnaterhlichVeit  der  Merschenaeele  unhedingt   zvm 
Ansohaannggl<reis  der  Bihel.    Aher  es   ist   tatanchnch 
sojdasa   in  der  Bihel  so  gut  wie  nichts  iiher  das  Lehen 
nach  dem  Tode  stöht.    Gewiss  giht  es  einige   Stellen, 
die  a\if  ein  e-^iges   Lehen  hindeuten; am  eindeiitigsten 
d.ie  Stelle   im  Preftigjr  Salomonis   12;7:    Der  Stauh  kehrt 
zvT  Erde   zurück, was  er  war;der  Geist  aher  kehrt   7,n 
Gott  ?^urtVk,der  ihr  gegehen.    Das   ist   rngTeich  c,ncn 
die  eineiige  Stelle, an  der  gan^  entfernt  etwas  üher 
den  Znstnnd   rac^-  dem  Tode   Hn;^ges«gt  wird, nöml ich  dass 
die  Msnschenseele  eher  -nieder   in  den  Schoss  des  G-tt=^ 
liehen  v«rv»in>t  ,an«  dem  sie   f^eh'^ren  wurde.    Eine  nner^d* 
lieh  Kemchheit   liegt  üher  dieser  /^nssernng,die  weit 
davon  entfernt   ist, dem  Ifenschen  zm  sagen:    Tue  Gutes 
damit  dn  einmfll    im  Jenseits  deiren  Lohn  emnfängst. 
Vergleicht  man  eine  solche  inisseriing  mit   den   fannt=^ 
dicken  Versr^rechnngen  der  VolVsreligion,die  ein  herr=^ 
liches  Lehwn  im  Jenseits  verspricht , mit   den  eingehen- 
Ansmalungen  anderer  Religionen, so  muaa  mn  staunen 
üher  den  herhen  Heroismus, der  unserer  Bihel    inne-vohnt. 


24* 
Da  wird  einfach  gesagt;    Dn  {=jollat  nicht   rrorden.iu 

sollst  nicht   stehlen  usw., u. die  ein^^ige  Begründung: 

Ich  h-^n  der  ßwlge,dein  Crott!    Es   ist  ah«r  gar?:  unvor=-- 

stenhar,dass  an  dieser  Stelle  etwa  die  ■'^egrfrdung 

stehen  könnte:    Dar^it  du   in  den  Hirrr«l  Iro^rr^t ! 

An  trarchen  Stellen  der  Thora  steht  ein  Ausdruck, 

der  etwa  hesagt:    Wenn  du  die  Gehote  Crottes  erfüllst 

dann  wirst  du  lange   lehen.    ^]s   ist   zu  verstehen, dass 


iie  späteren   i!3r>lRrer,iie 


unter  ollen  IJr^t«nden  einen 


Anhaltspunkt   für  die  UnsterhlichVeit  der  Menschen= 
s'^ele   in  der  Thora  finden  wollten,riie9(es  lan^e  Lehen 
als  lehen  Im  Jenseits  deuteten.    Aher  es   ist  ehenso 
un7weifelhaft,dass  dies  nicht  gemeint  war. "Deine  Tag« 
werden  sich  nwhren  auf  ierc  Ärdhoden,rlen  der  Herr, dein 
Gott  dir  giht»,    der  Erfolg  ier  Ausführung  von  Gottes 
Geboten   ist   zunächst  ein  langes  Lehen  auf  der  Brie! 
Und  wenn  rmn  einwenden  möchte:    Wie  engherzig  sucht 
doch  dtts  Judentum  einen  Lohn  für  das  Gute  auf  Srden 
so   versteht  man  ehen  die  Bihel   nicht.   Die  Gehote  Got= 
tes  stehen  in  unmittelharem  Zusammenhang  mit   dem  Le- 
hen:   3iehe   ich  lege  r\iv  Tnftute   vor  Segen  u.  Fluch  u.du 

(ff 

wähle  iHS  1/^hen!  Ahwendung  vun  Gott  hedeutot  den  ersten 
Schritt  anf  dem  liege   zum  Unteri?«ng  -  dns  ist  die  An=^ 


25 

schannr^  der  Bihel.  A^er  nirg'^ndG  wird  ein  derartiger 

(xedan>e  T^egrürdet  mit  den  Iliir^reia  anf  ein  Le"hen  nach 

« 

dem  Tode. 

se 
Die/'feisheit  der  BiTiel   iat  mir  erc^t   volllrora* 

rren  >:iar  g'=iworden  drrc'h  das  Schlagwort  unserer  Tage; 
■tieligion  aei  Ooiurr  füra  Volk.    Wieao  tann  Religion 
üpirrr.  so  in?   Die   Begniraung  geht   dahin, dapja  die  Reli=^ 
gion  den  liiensohen  auf  einen  Lohn  im  Jenaeita  vertrö- 
ate  u. daher  verhüte, daaa  der  nnterdrijcvte  n.ßeyneoh=- 
tote  Lfen-^ich  aich  aein  Lehenarecht  auf  di'^aer  ,7elt 
erkämpfe.    Der  Erfinder  iea  Sohlogwortea   vom  OTJinm 
hat  allem  Arachein  vor   der  hihManV^en  Religion  n-'ohts 
gewuaat,denn  dann  hätte  er  atntzig  werden  müaaen. 
Dort  ateht  anoh   niot^t  ein  '/Vort   von  der  Belohnung  im 
Jenaeita J   Alao  erweiat   unaere  Ei'^el    ir   ihrer  Yeiaheit 
daa  Opiumwort  a3a  daa,waa  ea   ir  //ahrheit   iat:    Ein  nos^ 
litiachea   ^ch Togwort, ein  Eamnfmittel ,aher  Vein  Hinweis 
auf  eine  Wahrheit. 

Kaoh  dieaen  Auaführnrgen  körnte   mPin  vielleicht 
r"eiren,daa3   ea  meine  Ahaicht  wäre,nach7,uwei8en,da8a 
ea  nach   den  /»orten  ier  Bihel   vielleicht  ^r  kein  Fort- 
lehen u.Veire   Vergeltung  nech  dem  Bode  ge^e.    Diea 
aher  entanricnt  durchaua  nicht   meiner  Ahaicht.    Im 


46 
Gegenteil  g]au"be   ich  mit  a^baoluter  itestigkeit  an  ein 

Fortle'hert  der  Seele  nach   iem  T  odej-^a  sogar  an  eine 
Vergeltung,  11.  ich  hin  auch   der  Ansicht, dasB  diese  An=^ 
schnnnng  zvigiexcn  rit  hiTiMschen  ühereinstii^tr-'- .    Der 
Geist  der  Bihel  wäre  üherhannt  nicht  derVhar  ohne 
diw  Voransaetziing,dHsa  ein  nnr-ittelhares  ;l7eiterTehen 
nach  deir  To'^e  giht.   Das   ist  so  selhstverständlicn 
dass  die  Bihel  es  gar  nicht  a\is?;iisT)r«chen  hrancht! 
^n^  wir  T»«iren,es  müsse  wort-'örtlich  drinnrwhen  weil 
wir  der  Ansicht  sind, die  Bihel  rnjsae  auch  direkte 
Antworten  anf  nhiloaorthiache   Prägen  gehen, wie   z.B. 
die  Frage:   was   ist  der  Tod, n. was  geschieht  räch  dem 
Tode?  A>^e^  die  Bihel   will  mit   den  Philosophen, d.h.  mit 
L'ienschen,die  mit  dem  Taachenmesser  der  Vernunft  dem 
Stahl  der  üwigVeitsprohleme   7.n  Leihe  gehen, nichts   zn 
tnn  hahen!    Die   Bihel  vn'll   ausschliesslich  nrofetische 
Gottesschan  verkünden  n. stellt  dftrüher  hir?^\ia  nnr  die 
einzige   Präge:    Steht  das   Lehen  der  tenschen  mit   dieser 
profetischen  SchPn   in  Einklang  oder  nicht?  Am  Anfang 
(\.eT  hihlischen  Offenhanmg  steht:    Ich  hin  der  Ewige 
dein  Gott  -  n.nn^  dieser  Offerharnng  des  göttlichen 
Seins  fliesst  alles, ohne  Ausnahme;  »»Dn  sollst  nicht 
Pils  Verleumder  umhergehen  unter  deinem  Volke  u. rieht 


ZI 
gleicia;g\:ltig  stehen  "belr^  Blut«   deinsa  Nnchf^ten,  ich 

hin  der  Ewige,  de  in  Gott!   -  v7enn  ein  Premiling  hei   dir 
weUt   in  enrerr'  Lande, flollgt  dn    ihn  nicht  hodrvicV^n; 
wie  ein  üinheimiaoher  aei  er  enoh,der  Fren'de,der  hei 
ench   ist;ii.dn  aollst   ihn  liehen  wie   dich  seihst, denn 
Premilinge  wäret   ihr  lt»i  Lande   J^gvnten  -  ich  hin  ier 
Ewige, de  in  Gott!" 

Also  die  einzige   Begründung  hier  u.inmer:    loh  hin 
der  Ewige, dein  Gott!    //er  verstehen  will, kann  ^^eratehon, 
u.Trer  nicht  will, der  hleiht  ehen  ansaerhalh  des  hih~ 
liachen  Bereiches!    »loh  >nnn  den  7/illen  Gottes  nicht 
wissen», ist  eine  gern  im  Mnnde  ge rührte, wnnder  wie 
gescheit  klingende  Redensart.    Derrgegenüher  erklärt 
die  Bihel   irit    iahrtanseniealter   Vnchtigkeit  u.UnherührtJ 
heit:   Aher  ich  weiss  den   Villen  Gottes !Die  Profeten 
hahen  ihn  erschaut  u.geMindet ,n.dies  nnr,weil   sie   Gott 
erkannten  wie  Mose    "von  Angesicht   zu  Angesicht».    .Vahr=^ 
heitsschan  hietet  die  Bihel  u. nicht   nhilosonhiache 
Klügeleien! 

Und  nun  eine   Frage;    Wenn  nnn  die   Bihel   vom  %„,: 
sehen  sagt, er  sei   im  Ehenhilde  Gottes  gesohafPen  worder) 
d.h. Gott  hat    ihm  ein  Stückchen  seiner  seihst  einge= 


% 


f 


26 
hanchtjhat  aio  dairit  nicht  mich  etwas  anag^angt  v'her 

die   Frage   der  T3n3ter"b3iohVeit  der  üfenaolneriseelft?  Ja 
sie  hat  etwas  an<^ge3«gt!    3o  wahr  Crott   leht   so  rvahr 
er  der  Schöpfer  alles   irdischen  Seins   ist, so  wahr  er 
den  Itenschen  in  seineir»  Bilde  geschaffen  hat, so  wahr 
ist   es,das3  die   Seele, die  göttliche   Seele   des  i^nschen 
nnsterhlioh   ist!   Braucht  MK  auch  nur  ein  einziges 
^ort   in  der  Bihel  noch  üher  die   Frage  der  TJrstert)= 
lichl<eit,wenn  doch  gelehrt   ist,dass  Gott   leht,dass 
der  Ii/iensch  seinen  ^vnien   7.v  erfüllen  hat?  Wo  das  Wort 
Gott  steht    in  der  Heiligen  Schrift ,drö>nt   iT^-rrer  zu- 
gleich Mt  die   A/iahnnng:    Bedenke  es,o  iVen-^chjdenn  du 
hist  nnstorhlich  in  deiner  Seele,derr  Gottesgeschenk 
das   deinem  Körper  eing'^hancht   ist!      -  Und  weil   dieser 
Gedanke   der  UnsterhlichVeit  so  selhstverstTindlich   ist 
deshalh  braucht  er  nicht  ausgesprochen  zu  werden, 
deshalb  hat   die  Bihel   Zeit, nur  X3SKX  die   Fragen  zu 
lehren, wie   der  itensch  sein  Lehen  gestalten  soll, 

Deshalh  hraucht  sie  anch  Veine  Theorie  aufzu- 
stellen üher  die  Art   des   Fortlehens  nach  den  Tode.    3a 


•  •  ^ 


ist  oft  die   Frage  anfg'^worf^n  worden, oh  es  eine  r)'=»rsnn' 
liehe  Unsterblichkeit  gibt  oder  nur  eine  allge^'^'^ine. 
I^ichts  sagt  die  Bibel  darü^'^r  aus.    .Vozu  auch?  D>=.s  « 


30 


i^         ahfjolnt  andepRalhige  Sein  ranh   detr  Tode  Irann  nl«  ntlt 

irdir^oher  Bildern  germ.]t  werden, .sonst  w?ire   der  Tod 

.ia  nicht   der   Tod  deg    Irdischen.   XÄXXKXMJOaxJßCKKOX 

ÄIMXMXlOa  DasvS  aher  die  Profeten  das  andersartige 

Sein  geschaut  haben, scheint  riir  persönlich  ausser 

allem  Zweifel.    Die  absolute, unerschütterliche   Veran^ 

lerung  im  Crött liehen, die  nicht  Kot  u. nicht   Tod  scheu= 

te,ist  nur  :^u  erklären  aus  der  Schau  des  höchsten 

Gutes, der  höchsten  Seligkeit , die  es  gehen  Vann,aus 

der  Schau  des  anders-artigen  göttlichen  Seins  u.des 

Seins   in  Gott.    Nur  einmal   scheint  ein  Profet   den  Ver»^ 

sTich  gemacht   ^u  haben, etwas  darüber  auszusagen.    Der 

Frofet  E5rechiel  schiMert   die  göttliche  Offerbarunff 

ganz  unmng:i  if>hen 
in  den  nngl^ublibhsten/ Zusammensetzungen  irdischer 

Vorstellungen.    Damit  soll   das   so  völlig  An'^ersart ige 
erläutert  V7er±en.   Aber  er  bleibt   beim  Allgerrv>inen 
stecken.    Der  Profet  Daniel  dagegen  versucht  etwas  nus=: 
ztisagen  über  die  UnsterbUchkeit   der  Seele  u.die  Art 
des  ewigen  Lebens,    üs  reicht  aber  rur  zu  dem  hilflos: 
ser  Vergleich:  (12, ö)    '»Die  iVissenden   lexichten  wie  der 
Glanz  des  Himmels, u.die.lenigen, die  andere   zur  Gerecht j^. 
keit   führen, wie  die  Sternen   rür  alle  Ewigkeit!" 

Gibt  es  ein  Fortleben  nach   dem  Tode?   Ich  habe  ^^. 


I 


^ 


^eigt,wie  urspriJng]  io>i   die  ganze  Ivfengchhei.t  »nit  Ja 
antwortete, wie  dann  die   iTia-^emsohaft   des  vorigen  Jahr= 
hnnderta   zuerst   sich  abgrenzte  gegen  das  '^taph^sisoho 
&e"biet  n.in  hezTig  anf  alle  Fragen  des  Jenseitigen 
vsagte:    '^ir  können 's  nicht  wissen.    BaJd   a"her  ga"h»<  sie 
vor, es  doch   ztl  wissen, dnss  es  nänljch  l<eine  Unst'*rh= 
lichVeit  ge^hen  lfönne,weil   alles  Sein  nnr  rmterielles 
Dasein  wäre,  u.  der  itensch  keine  Seele  ha  "he.    loh  hahe 
anoh  Vxirz  gezeigt, wie   schon  die  heutige  l^atnrwissensch. 
sich  von  diesem  iiherheh liehen  Öehahren  ahwendet/^  u. 
wie   iie   rnenschliche    ^ernnnft  XKXKXIX  z^ar  imatand« 
ist, das    ihr  durch  Sinneserkenntnis  u. intuitive  Schau 
gegehoBC  Erker ntnisimterial   zu  ordnen  n.zn  v«rarhei=: 
ter,das3  sie  aher  selber  nicht   irrstonde    ist ,?3rl<enntni3=^ 
material   zu  heschoffen.   DaruTr  müssen  wir  uns  hhwenden 
von  der  SoheuVlanpenuhilosouhie  des  vcrrigen  Jahrhun= 
derts  u.uns  hinwend«n  t^ut  profetischen  '^chau,die  uns 

ewige   Wahrheit   verkündet.    Oh  es  ein  Fortlehen  nach 
dem  Tode  giht,ist  keine   Frage   de»  Vernunftwissens 
sondern  des  Glaubens!    Glauhen  aber  heisst  nicht  ver= 
nnaten  sondern  absolut  bluthaft  sicher  wissen!    Wit  dem 
Tode   ist  es  nicht  aus i    .Vas  mit  tms  geschieht  -   ich 
weiss  es  nicht, aber  daas  rr'it  uns  geschieht  nach  un=^ 
seren  Toten  in  die3»»r  iVelt.das  weiss   ich. 


M^^fto^ 


Bffiil  ^chotsJ  CoUtM 


ecHüfi 


^dliedeivM  Jer  li^wMeir" 


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^^•3.ß. 


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Glieds 


eruiici  Jer  'Ti^eioMrl^/^ 


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10. 


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7 


Gliederung  der  Jxagendarbeit^ 
von  Rabb*  Dr#  Schorsoh. 

Der  jidlsohe  Ju^endverein  vertritt  die  gesamt= 
jiidlsohe  Idee»  Daher  Ist  es  wohlangeb rächt , einmal 
einige  cJedsinken  über  die  Gliederung  der  gesamten  Ju« 
gendarbe It  In  einer  Gemeinde  auszusprechen • 

hierin   in  einer  Gemeinde  noch  kein  Bund  und  kein 
Jugendverein  vorhanden  wvare^und  es  worde  jemandem  die 
Aufgabe  gestellt  ^eine  Jugendarbelt  ins  Leben  zu  rxxfen 
und  Baturlich  zu  gliedern  -  wie  miisste  diese  Aufga« 
be  ausgeführt  werden^das  ist  die  frage • 

Es  gibt  zunächst  zwei  Möglichkeiten:  man  könn= 
te  die  Jugendarbeit  aixf bauen , indem  man  von  den  Bedürf« 
nissen  der  Gemeinde  ausgeht , indem  man  berücksichtigt^ 
dass  einmal  die  heranwachsende  Jugend  die  von  den 
Vätern  errichtete  und  erhaltene  Gemeinde  libernehmen, 
weiter  ausgestalten  und  insbesondere  vor  Zerstörung 
bewahren  sollte»  Man  könnte  aber  auch, ohne  diesen 
Gesichtspunkt  zu  beracksicht igen, seine  Blicke  hinaus« 
lenken  über  die  Grenzen  der  Gemeinde  und  die  Jugend=» 
arbeit  aufbauen  entsprechend  den  Strömungen, die  sich 
im  allgemeinen  jüdischen  Leben  herausgebildet  haben* 

was  die  erste  Möglichkeit  anbetrifft, so  würde 
sich  nat^irllchervveise  zunächst  einmal  eine  Schichtung 
der  Jugendarbeit  nach  Altersklassen  ergeben.  Es  ist 
dxirchaus  von  -Bedeutung, ob  man  Gleichaltrige  oder  Un» 
gleichaltrige  zusammenfassen  niill  oder  muss*  Uenn 
auch  ein  gewisser  Vorteil  der  Zusammenfassung  von 
Ungleichaltrigen  nicht  bestritten  werden  soll, so  ist 
doch  die  Zusammenfassung  von  Gleichaltrigen  aus  leicht 
begreiflichen  psychologischen  Gründen  Jeder  anderen 
Schichtung  weitaus  überlegen.  '^^Qxixi   wir  diese  Schloh= 
tiing  KBTTlKiS  vertikale  Gliederung  nennen   wollen, so 
können  wir  die  andere  Möglichkeit  der  Schichtung 
die  horizontale  Gliederung  nennen.   Es  könnte  nun 
scheinen, als  ob  vertikale  imd  horizontale  Gliederung 
der  Jugendarbelt  sich  vielleicht  bis  zu  einem  ge= 
wissen  Grade  vereinigen  Hesse*  Das  ist  leider  nur 
sehr  schwer  möglich.  Die  einfachste  Art  der  Lösung 
besteht  darin, dass  auf  der  Grundlage  der  horizontal 
len  Gliederung  auch  eine  vertikale  Gliederung  durchs* 
geführt  wird.  Aber  es  ist  sofort  ersichtlich, dass 


dieser  Auft)au  der  JiAgSndarbelt  sich  höchstens  für 
ganz  grosse  G-emeinden  rechtfertigen  lässt,die  so  viel 
Jugend  besitzt  ,dass-  auch  hei  dieser  weitgehendsten 
Teilung  keine  Zersplitterung  erfolgt.  Angenomin  :n,es 
befänden  sich  in  einer  G-emeinde  5oo  Jijgendliche  ,die 
für  Jugendarbeit  in  Frage  kämen.  Auf  Grund  horizon= 
taler  Schichtuhg  sollen  sich  5  Bände  gebildet  haben, 
die  nun  ihrerseits  eine  vertikale  Schichtung  in  3 
Altersklassen  vornehmen  würden, so  bekäme  man  bei 
ganz  schematischer  ^erteil long  für  jede  arbeit sfähi= 
ge  Jugendgruppe  5oo  :  15  das  sind  ungefähr  33  Mitglie= 
der.  Tatsächlich  jedoch  ist  eine  schematische  Vertei= 
lung  unmöglich, sodass  für  die  kleineren  Sünde  eine 
Schichtung  nach  Altersklassen  kavun  mehr  möglich  und 
daher  die  Jugendarbeit  gehemmt  wird* 

Man  nun  vielleicht  einwenden, das s  die  G-lde= 
derung  der  Jugendarbeit  von  der  ideologischen  Seite 
her  in  Angriff  genommen  werden  müsste.  Es  ist  nat'lrlich 
nicht  der  Zweck  dieser  Zeilen, zu  dem  Inäalt  irgend 
einer  Bundesideologie  Stellung  zu -nehmen.  Aber  man 
spricht  keinen  zu  kritischen  Gesichtspiuikt  aij-s,wsnn 
man  meint, es  müsste  eine  Möglichkeit  bestehen ,Unter= 
schiedsschattierungen  in  Ideologieen  statt  durch 
Gründung  von  Bnnden  in  Arbeitsgemeinschaften  zu  pfle= 
gen, die  beim  Wegfallen  schichtiger , also  äusserer, 
technischer  Veränderungen  vielleicht  sachlich  umso 
tiefer  durchbilden  könnten.  Es  soll  also  durchaus 
nicht  die  Berechtigung  bestritten  werden, wirklich 
tiefgreifende  Unterschiede  in  den  Ideologieen  als 
schichtbildende  Kräfte  anzuerkennen.  Nur  müsste  man 
sich  in  dieser  horizontalen , nach  den  Vorgängen  von 
Parteibildungen  gestalteten  G-liederung  weise  ^e= 
schränkung  auf erlegen, um  die  Jugendarbeit  nicht 
durch  Zersplitterung  zu  geäShrden.  Es  würde  vollkom= 
men  genügen ^v^enn   eine  die  Judenheit  durchziehende 
Idee^fiÄlXXIISXSK  in  einem  einzigen  Bunde  vertreten 
wäre  ,imd  alle  ähnlichen  Schattierungen  sich  nur  in= 
nerhalb  dieses  Bundes  in  der  praktischen  Arbeit  aus 
wirken  würden. 

Aber  man  muss  der  Frage  der  horizontalen  G-lie  = 
derungen  zwei  weitere  Prägen  anschliessen.  'v7äre  es 
nicht  richtig , Jugend  überhaupt  noch  nicht  horizon= 
tal  ,nach  ideologischen  UntersCxhieden  zu  gliedern, 
sondern  zur  Wahrung  v;irklichen  Einheitsempfindens 


mögliohst  lange  mxr   die  vertikale  Gliederung  durchs 
ziif Uhren?  Und  ist  die  Fordeinng  der  vertikalen  Glie« 
derung,die  die  Nachfolge schaft  einer  Gemeinde  in 
natürlicher  «Veise  sichern  will  nicht  auch  tragkräf= 
tige  Idee^die  ohne  den  Nachteil  von  Zer3plitterungs= 
möglichkeiten  zu  haben, den  togehe\;iren  Vorteil  einheita^ 
bildender  Kraft  besitzt? 

Was  die  erL^te  Frage  anbetrifft  ,so  brauchte  die 
Gliederung  der  Jugendarbeit  «!S*K15«1S]6XKX»TSIYgT»  nach 
Altersschichten  durchaus  nicht  die  Folgeeiner  rämp= 
fung  der  Ji;igendarbeit  zu  haben*  Man  könnte  sämtliche 
vorhandenen  Ideen  in  Arbeitsgemeinschaften  eine 
Statt  geben, ohne  dass  man  unnatiirl icherweise  Jugend 
schon  zu  heroischen  Ueberzeugungsvertretem  irgend 
einer  Ideologie  stempelt • 

Was  jedoch  die  zv/eite  Frage  anbetrifft ,so 
wird  hiermit  allerdings  die  Ansehaaung  vertreten, 
dass  die  Auf  gäbe , unter  3erücksichtun,j;  natürlicher 
Gliederungsnotwendigkeiten |die  Ji;igend  als  Nachfolger 
und  Erhalter  und  Gestalter  einer  Gemeinde  heranzu= 
bilden, als  überragende  Idee  betrachtet  wird.  Nicht 
etwa  dass  Jugend  am  Gängelbande  geführt  werden  soll! 
Jugend  soll  nach  Art  und  »Veise  des  Jugendlebens  aber 
einer  Idee  gerecht  werden, die  Jahrtausende  aberstan= 
den  und  viele  Ideologieen  überdauert  hat.  Die  Gemeinde 
ist  nämlich  die  natürliche  Gliederung  der  Jüdischen 
Bemeinschaft  in  horizontaler  Schichtung , und  es  ist 
nicht  von  Vorteil, dass  weitere  horizontale  Schichtung 
gen   die  Einheit  Jüdischer  Gemeinschaft  unter  Umstanden 
bedroht.  Dieser  Gedanke  wird  eines  Tages  violleicht 
für  die  Jugendarbeit  ausschlaggebend  sein.  Wieviel 
oft  unnötige  Nebeneinanderarbeit , wieviele  Verschwen« 
düng  von  Arbeitskraft , die  sich  bei  den  oft  wenigen 
zur  Verfügung  stehenden  Kräften  auf  die  verschieden« 
sten  Bünde  verzetteln  muss,wflLrde  dadurch  vermieden 
werden, und  es  würde  damit  auch  eindeutig  in  die  Er» 
soheinung  treten, dass  nicht  nur  die  Jugend  das  Hecht 
hat , Forderungen  an  die  Gemeinde  zu  stellen, sondern 
auch  die  Gemeinde  ein  Recht  hat  auf  ihre  Jugend! 


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EmilSdi^tui  Ccljec^fcrt 


^Jiscke  (»euJiukfe 


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Hannover,  den  5.12.1955. 


Jüdische     Oeschichte. 


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Das  Ch  anukliafest  ist  ein  ausgesprochen  ge- 
schichtliches Pej^t.  Wer  es  verstehen  will,  muss  unbedingt  zu- 
rückgehen auf  die  Zeiten  des  Makkabaer-Aur  stand  es,  auf  den  hel- 
denmütigen Kampf,  den  die  Juden  um  die  Freiheit  der  Religions- 
ausübung führten.  Aber  es  genügt  noch  nicht  einmal  zum  völli- 
gen Verständnis,  rur  diesen  Freiheitskampf  in  seiner  Entwicklung 
und  seinem  Verlauf  kennenzulernen.  Y^Er  die  Dinge  tiefer  erfassen 
will,  muss  zurückgehen  auf  die  geschichtliche  Epoche  vor  dem 
Makkabäer auf stand  und  hinübergreifen  auf  die  Entwicklung  des 
jüdischen  Staates,  die  aus  den  erfolgreichen  Kämpfen  heraus- 


v/uchs. 


So  lehrt  uns  denn  das  Ghanulika-Fest  di  Bedeutung 


der  Gtesihlichte  überhaupt.   Geschichte  ist  nicht  etwas  Feststehen- 
des,  einmalig  Gewesenes.   Geschichte  ist  viel  mehr,/  Äin  dau- 
erndes Pliessen,  ein  vielleicht  nie  völlig  ergreifbares  und  be- 
stimmbares Geschehen.   Geschichte  ist  ein  lebendiges  Strömen,  so 
wie  das  Leben  selbst;  und  wenn  ^uiv   irgend  eine  Epoche  heraus- 
heben, so  ist  es  geradeso, als  ob  wir  in  das  Bett  eines  Stromes 
Pfahle  ratrmten,  um  die  unaufhörlich  sich  dah  inwalz  enden  Fluten 


aufzuhalten. 


Aus  diesem  Grunde  ist  Geschichte  so  vieldeutig 


Es  ist  ja  jedem  Menschen  möglich,  einen  anderen  Zusar-inenhang 
herzustellen;  und  so  ist  es  auch  begreiflich,  dass  man  schliess- 
lich auf  den  Gedanken  kornmen  kann,  Beschichte  für  etwas  grund- 
sätzlich Sinnloses  zu  erklären,  für  Hefker,  herrenloses  Out,  das 


I 

•  « 

jeder  an  slohrei^sen  und  mit  anderem  Sinn  erruiJen  kann.  Dies^ 
Aufi"assung  der  Geschichte  Ist  jedoch  nicht  .jüdisch  !  Gerade  das 
Channukkafest  lehrt  uns,  was  uns  Juden  jadische  Oosohitohte  be- 
deutet. Sin  Juda-Makkabi,  der  die  Frucht  seines  Kampfes  in  der 
Chanukkath-Habajith,  in  der  Einwftihung,  der  Neuweihung  des 
Tempels  erblickt,  zeigt  damit,  dass  für  ihn,  den  Handelnden, 
die  Geschichte  nicht  sinnlos  ist,  denn  er  legt  ja  die  Frucht 
seines  Kampfes  einöm  höchsten  Sinn,  dem  lebendigen  G'tt  zu 
Füssen!   Daa  aber  war  immer  der  Sinn  dar  jüdischen  Geschichte: 
Alles  Geschehen  rankt  sich  um  den  VJillQn   G'ttes.  Es  ist  ent- 
v/eder  ein  Portschritt  auf  dem  '.vege  der  Yervoilko;  mnung  aller 
irdischen  Zustande,  oder  ein  Stillstand,  oder  ein  Zurückweichen, 
oder  ein  Irrweg,  oder  ein  ümv.eg  !  Aber  eben  diese  Auffassung 
ist  in  ihrer  ungeheuren  Einfachheit  ausgesprochen  jüdisch. 
Tollte  man  einv/enden,  dass  diese  sinrachhfit  zugleich  Einsei- 
tigkeit wäre:  -  nun  denn,  dann  ist  es  eben  jüdische  Eigenart, 
diese  Einseitigkeit, id. die  V.elt  gebracht  zu  haben,  d.h.  aber 
Brnst  zu  machen  mit  dem  Gedanken  dos  Malchuth  Schamajim,  der 
Herrschaft  G'ttes  auch  auf  Erden!   Es  ist  unvorstellbar,  dassÄ 
unsere  Propheten  den  Gedanken  ertragen  hätten,  das  Sein  eines 
G'ttes  in  ein  absolutes  Jenseits  zu  verlegen,  aus  dem  heraus 
seit  der  Schöpfung  keinerlei  Einwirkung  mehr  auf  irdische 
Vorgiingd  erfolge.  Seitaalters  her  haben  jüdische  Denker  die 
Kraft  der  Vernunft  als  ein  göttliches  und  zum  Gebrauch  ver- 
pflichtendes Geschenk  empfunden.  Aber  hinter  diesem  kühlen, 
klaren,  verständigen  Tun  da  loderte  die  Leidenschaft  eines  zur 
vollen  Hingabe  verpflichtenden  G'ttesglaubenÄs.  Der  Begriff 
emunah,  der  eigentlich  Festigkeit,  Vertrauen  bedeutet  und  der 
In  der  Bibel  die  Stelle  des  deutschen  Begriffes  Glauben  vertritt 


f 


-  2  - 


will  besagen,  dass  wir  Juden  von  jeher  aur  das  Dasein  Q'ttes 
bauten,  unser  Lebensgebaude  errichteten.  Ss  war  für  uns  nie 
eine  billige  Phrase,  die  im  Leben  zu  gar  nichts  verpflichtete, 
neben  der  man  sein  und  tun  konnte,  was  nian  wollto.  a«tt  war 
für  uns  immer  ein  El  Chaj,  ein  lebendiger  G'tt;  d.h.  ein  in 
allem  unmittelbar  wirkender  und  dem  religiösen  aemut  erkenn- 


barer ö»tt.  / 

Diese  Anschauung,   dieser  Glaube,   dieses  v/issen 

kann  auch  nicht  Hal^  machen  vor  der  Geschichte.     Denn  wäre 

es  möglich,   das  Geschehen  ohne  G'tt  in  Y.ahrheit  zu  begreifen, 

so  wäre  auch  unsere  Voraussetzung  falsch.     Darum  konnten  die 

Propheten,   aar um  kann  der  Jude  nicht  darauf  verzichten,   in 

allem  Geschehen  ein  ueber irdisches,   t^öttlichea  trirken  zu  er- 

kennen,    so  wie  auch  6.13  ägyptischen  Zeichendeuter,   als  sie 

zum  1.  Mal  mit  jüdischem  G( ist   in  Verbindung  kamen,  bekennen 

^'^  , .   . 

raussten:  .«Ä- ezba  elokimi   da^  ist  der  Pinger  G'ttes. 

Das  Chanukkaf-st  ist  wahrhaft  ein  Hinweis  auf 
den  Pinger  G'ttes,   auf  sein  lebendiges  rirken,    so  wie  w ir   im 
Gebete  sageninDu  aber  standest  unseren  Vorrauren  bei   in  Zeiten 
ihrer  Not,  Du  strittest  ihren  Streit,  Du  richtetest  ihr  Recht, 
Du  rächtest  ihre  Rache,  Du  überliöf ertost  Hfelden  in  die  Hand 
der  Schwach  n.  Viele  in  die  Hand  Weniger,  Hnreine  in  die  Hand 
lÖ-ner,  Frevler   in  die  Hand  der  Gerechten,  U«bermütige  in  die 
Hand  derjenigen,   die  Deine  Lehre  üben;   und  Dir  hast  Du  damit 
einen  grossen  undheiligen  Kamen  in  Deiner  Welt  geschaffen   !" 

Jüdische  Gesichte  ist  für  uns  keine  Ange- 
legenheit nur  des  kühlen  Verstandes  | 
kennen  in  allem,  was  uns  berührt  bis  auf  die  Qegemvart  einen 
Hinweis  auf  ewige  sinnvolle  Zusammenhänge,  einen  Mahruf ,   eine 


<rV 


.  Wir  Juden  er- 


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>■'« 


Warnung  a'ttes.  Darum  muss  jeder  Jude,  der  sein  Leben  verstehen 
vill,  auch  zu  Hause  sein  in  der  jüdisci.en  Geschichte.  Kennt  er 
den  Strom  jüdischen  Seins,  wie  er  durch  die  Jahrtausende  anauf- 
haltsam daiiinriosfl,  so w ird  daraus  eine  lebendige  Verbindung 
erwachsen,  ein  Erkennen  seiner  Selbet,  eine  Erleuchtung  der 
Vergani^enheit;  Mut  i'ür  die  öe£er.wart  und  Horrnung  für  dlie  Zukunft! 
Darum  säume  niemand,  hinunter zusteigen  an  das  Ufer  seines  Lebens- 
stromes, der  Geschichte  unserer  Q-emoinschai't,  unserer  eigenen 
Geschichte  f 


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Rabb«  Dr.    Sehorsc:.. 


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Zur  Beachtung  emprohlen  die  Anzeige  i'ür  die  Sonderveranstaltung 
der  Lehrkurse  der  Synagcgen-O^meinde: 

Jüdische  Geschichte  in  10  Vorträgen  vom  7.Jan.bis  11 »März  3 


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Ansprache  Rabbjnsr  Dr.  ^^horsch 


zum   90   jihrigeiÄ  Jutiläimi  des  Frauenvereins  • 
Meine    Gehr  geehrten  Damen    ! 


Xl^nn  man   in  heutl^-:»r   Zeit   einem  Fr':iuenvcre Jn 
Gl'^ckw'.insche    zwm   90   jahrigen  Best'^hen  aussprechen  will, 
so    ist   es    3nn.2irlioh  unmögliGh,   hiefür   'allgemeine  Phrasen 
^  verwenden,    die   vielleicht    in  friihcrer   Zeit   "b'irgerl j.chcr 
Ruhe    ein  Pest   verschönen   konnten.      Was   heute    geschieht, 
getnn  und  gesprochen  wird,   muss   eine   unmittelbare   Bezichurg 
fiu-Tv/eisen   zur  V/irklichkeit    der   Gegenv/art ,    denn  wir  halben 
keine    Zeit,   Krifte    zu  versohweridsn  und   neben   den  Dingen 
und   Geschehnissen  herzulaufen. 


1  /soll 


Der   Gl'ickwimsch  f  soll    daher   anknüpfen   ^\n 
die  wahre   Bedeutung  und   das   V/esen   des   Prauenvereins .      Dies 
ist   oft  genug   formuliert   worden.      D^^rum  kann  hier  als 
Ankn'ipfungspunkt   ein  V/ort   unserer    vVeisen  verv/endet  werden, 
das   den  allgemeinen  GlMckwunsch   in   einer  besonderen  '/i'ei- 
se   formuliert.      Unsere   V/eisen   suchten   die   Bestehens- 
]^::lichkeit    ddr  Menschheit   aufzudecken  und  prägten   das 
Ergebnis    ihres   Nachd  nkens    in   die   V/crte: 

Auf   drei  Dingen   steht   die   '^^elt ,    auf  der   GUtoslehre,    auf 
dem  Gottesdienst   und   auf   der  Erweisung  von   .Wohltaten, 
oder   sagen  wir  besser;    Auf   der   t'itigen  Menschenliebe. 

Es    ist    selbstverständlich.,    dass   die   Er- 
haliung   dieser   drei  Grundsäulen,    der  Fundamente   des   V/elt- 
baues   eine   Aufgabe    des  Mannes  nnc]   c](^y^   Pv.^,, 


f 


-  2   - 


darstellt.   Zuglsich  aber  ist  -s  einleuchtend,  dass  trotz 
der  geraeinsamen  Aufgabe  die  Frau  dss  Gemeinsame  und  f'ir 
alle  Craltige  in  besonderer  Art  und  7/eise,  entsprechend 
jhrsm  vVesen  und  ihrer  Veranlagung  srf'lllen  muss.   Es 
gibt  Lebflnsgebiete,  auf  denen  der  Vorrang  dem  Manne, 
und  andere,  auf  denen  der  Vorrang  der  Frm  gelassen  v;er- 
Wn  muss.   Suchen  wir  nun  aus  der  Bestimraimg  ujnserer 
■.7eisen  jenes  Gebiet  heraus,  auf  dem   das  .Yeson  der  Frau 
am  deutlichsten  in  die  Erscheinung  treten  und  zur  Ver- 
wirklichung beitragen  kann,  so  werden  wir  unwillkürlich 
haften  bleiben  bei  der  dritten  Grundsäule:  Der  gemilus 
chassodim.   Sicherlich  hat  die  Frau  auch  oine  wesentliche 
Aufgo,be  bei  der  Erhaltung  der  G'tteslehre,  aus  deren 
Ganzheit  alles  fliesst,  was  irgendwie  zur  Erhaltung 
unseres  Menschend  iseins  beitragt;   und  ein  Bewcisyfür  '/r^ 

^abe  ist  ..dJjs^r^-nriurtff  ri e s ..^IsLul.!-^ r.hrx i  t n g  i  Jb-i?  Btiii^iii s 
.r'-if-r  itbl  rr'tT-;  dass  auch  die  j'idische  Frauenwelt  Hannovers 
^e  Notwendigkeit  empfindet,  j'idische  Kulturaufgaben 
iRse-its  jedes  j'idisch-politischen  Gedankens  nur  um 

ihrer  selbst,  also  um  der  Jahrheit  wjllen,  zu  erfüllen. 

Und  auch  \^-ä  die  Awodah,  den  G'ttesdienst 
anbetrifft,  so  hat  auch  hier  die  Frauenwelt  eins  lufgabe 
von  tiefer  Bedeutung.  Das  Judentum  hat  ihr  die  grosse 
Verpflichtung  titiger  Teilnahme  am  öffentlichen  G'ttes- 
dienst  aus  Rücksicht  auf  die  Eigenart  der  Fr;^uenauf gaben 


\ 


-  3  - 


wnicht  auferlegt.   Aber  dafür  ist  der  Prau  die  unendlich 
Y/ichtige  Aufgabe  auteil  geworden,  tati^^e  und  erfvillnnde 
Priesterin  im  Ileiligtiom  des  Familienlebens  zu  sein  und 
dort  den  Boden  au  bereiten,  9,us  dem  in  :iller  Stille  immer 
wieder  von  Neuem  Belebung  uf.d  Erhaltung  echten  G'ttcs- 
bewusstseins  kommt • 


Die  dritte  Säule  jedoch,  auf  der  die  V/elt 
i^eruht ,  ist  eigentlich  zur  besonderen  Pflege  der  jadi- 
schen Pr-^.u  'fbergeben.   '^Yas  unsere  .eisen  gemiluth  chasso- 
dim  nennen j    lässt  sich  in  ein  Doppeltes  teilen.   Das 
1.  sind  die  v/irklichen  Liobesleistivngen,  die  anderen  Ivlen- 
schen  zur  Erhaltung  ihres  L*-^ben3  vorhelfen*   Das  2.  jedoch 
ist  die  Gesinnung,  -lus  der  heraus  immer  wieder  von  Heuern 
die  Lust  er\v:\cht ,  helfend  anderen  Menschen  beizustehen* 
Dieses  2.  ist  eine  ausgesprochene  Aufgabe  der  Frau. 
Denn  die  Gesinnujrig  der  Menschenliebe  ist  be.^r*lndet  in 
einem  lew  tauw,  einem  guten  Herzen,  das  Leid  aller  Men- 
schenkreatur unmittelbar  verspärendei  Frauenherzen. 
Niemand  auf  der  V/elt  ist  so  wie  die  Frau  imstande,  das 
Äid  anderer  als  personliches  Leid  zu  empfinden,  weil 
doch  nach  uraltem  Gesetz  alles  was  auf  Erden  lebt,  unter 
Schmerzen  dem  Mätterl ichen  entsprossen  ist.   So  wie 
nun  auf  Erden  nichts  wachsen  und  gedeihen  kann,  wenn 
der  v/ärmende  Strahl  der  Sonne  f  elht ,  so  \^nn   auch  wahre 
Menschenliebe,  Hilfsbereitschaft  und  Pflege  unserer 
nat'lrl ichen  Zusammengehörigkeit  auf  Leben  und  Tod  nicht 
gedeihen  ohne  öewi   Mutterboden  des  mitfühlenden  Frauen- 


-  4  - 


das  immer  wieder  alle  Ver'o-irtunp'  .^"uflockert  und 


Würde  mr^.n  mir    //ert  legen  :.iuf  die  objektive 
Hilfeleistiing ,  so  konnte  man  vielleicht  glauben,  auf  die 
Mitv/irkung  der  Frau  verzichten  zu  können.   Da  aber  beim 
Versiegen  der  Quellkraft  echter  Menschenliebe  sehr  bald 

'ch  die  objektiven  Leistungen  vernichtet  Srürden,  so  i.-t 
es  ein  Gebot  der  Sorge  für  das  Kommende,  in  dem  Gebiet 
tatiger  Menschenliebe  der  Prau  diejenige  Stellung  zu.  schaf- 
fen, die  ihr  gebührt;   Hier  ist  das  Königreich  stiller 
und  öffentlicher  V7irksamkeit  der  Prau!   Hier  soll  ihr 
mütterliches  Herz  sich  auswirken  zum  Besten  der  heran- 
reifenden Jugend,  für  die  n  j  emand  so  tief  em-ofinden  kann 
wie  eben  eine  Mutter,  und.   zum  Besten  aller  derjenigen, 
die  der  Hilfe  bedürfen  imd  die  in  ihrer  Hilflosigkeit 
dem  hilflosen  Kinde  zu  vergleichen  sind. 

7/enn  ich  nun  im  Namen  der  j'idischen  Jugend 
in  Hannover  und  zugleich  im  Namen  der  Zion-Loge  dem  Is- 
^elitischen  Prauenverein  zum  Jubiläum  den  herzlichsten 
"ickvmnsch  ausspreche,  so  geschieht  es  zunächst  aus 
dem  Gefühl  der  Anerkenn;.:ng  und  der  Dankbarkeit  her  >us 
für  das,  was  in  90  Jahren  an  vorbildlichen  Menschenv/er- 
ten  von  der  jüdischen  Frauenwelt  Hannovers  geschaffen 
vmrde,  was  für  die  Jugend  und  für  dje  Notleidenden  getan 
wurde.  Dann  aber  gipfelt  der  .Vunsch  in  dem  Gedanken, 
dass  immer  eine  Harmonie  bestehen  möge  zwischen  dem  auf 
die  Förderung  des  allgemeinen  Besten  gerichteten  Streben 


-     5     - 


der   Zion-Loge   und   deöledlen    .virken   des   Traelitischen 
Frauenvereins,  ^^äö^  dass   die   Jugend   der   j'idischen  G-e- 
me  i.nde   Hannovers   an    ihrem  eigenen   Schicksal    das   Tun  und 
Strehen   des   Israelitischen  Prauenvereins   als  Vorbild 
empfinden  möge,   und   dass  auf   diese   Vveise    die   -ijrojrv-... 
Lsen  ^-enann^^j   der  Erhali^ung.  dej^JoÄ^ischih^ 


ule   der  ^e-niluth  ohasso^lmv  der "^rrgirt'g rv  Men a <o he nl i c >? 


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in_diß,,3e\^ia,hrung   der  Prau^'^geben',— rrie'-'-T^T'SS'FiTt:'  v.crdcn'— 


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zum  90   jahriigen  Jubiläum  dea  Prauenverelns>      8.MärZ  1934 


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Meine  sehr  geehrten  Damen  und  Herren  ! 


wenn  man  in  heutiger  Zeit  einem  Prauenverein  Glückwün- 
sohe  zum  90  Jahrigen  Bestehen  ausspreehen  will^  so  ist  es 
innerlich  unmöglich,  hierür  allgemeine  Phrasen  zu  verwenden, 
die  vielleicht  in  Trüherer  Zeit  bürgerlicher  Ruhe  ein  Fest 
verschönen  konnten*  V/as  heute  gesc:ii0ht,  getan  und  gespro- 
chen wird,  muss  eine  unmittelbare  Beziehung  aufweisen  zur 
Wirklichkeit  der  Gegenwart,  denn  wir  haben  keine  Zeit,  Kr ar- 
te zu  verschwenden  und  neben  den  Dingen  und  Geschehnissen 
herzulaufen. 


Der  Glückwunsch,  den  ich  im  Namen  der  jüdischen  Jugend, 
Hannover,  die  niir  in  meinem  rabbinischen  v/irken  besonders 
anvertraut  ist,  aussprechen  möchte,  zugleich  auch  im  Namen 
der  Zion-Loge,  deren  Präsident  leider  an  der  Teilnalime  bei 
der  heutigen  Feier  verhindert  ist,  soll  daher  anknüpfen  an 
die  wahre  Bedeutung  und  das  '"esen  des  r'rauenvereins.  Dies 
ist  oft  genug  formuliert  worden.   Darum  ki^nn  hier  als  An- 
knüpfungspunkt ein  V.'ort  unserer  v;eisen  verwendet  werden, 
das  den  allgemeinen  Glückwunsch  in  ein-r  besonderen  Vfeise 
formuliert.  Unsere  v/ei..en  suchten  die  Bestehensmögliohkeit 
der  Menschheit  aufzudekken  und  prägten  das  Ergebnis  ihres 
Nachdenkens  in  die  Worte: 


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Auf  drei  Din.:en  st  ht  die  7.'elt,  auf  der  G'ttclehre, 
auf  dem  Gottesdienst  und  auf  der  Erweisung  von  v;ohltaten, 
oder  sagen  wir  besser:  Auf  der  tatigen  Menschenliebe. 

Es  ist  selbstverständlich,  lass  die  Erhaltung  dieser 
drei  OrundSi^^ulen,  der  Fundamente  des  yeltbaues  eine  Aufgabt 
des  Mannes  und  der  Frau  gemeinsam  darstellt.   Zugleich  aber 
ist  es  einleuchtend,  dass  trotz  der  gemeiiiSamen  Aufgabe 
die  Frau  das  Gemeinsame  und  für  alle  Gültige  in  besonderer 
Art  und  Y'eise,  entsprechend  ihrem  Wesen  und  ihrer  Veranla- 
gung erfüllen  miss.  Es  gibt  Lebensgebiete,  auf  denen  der 
»'errang  dem  Manne,  und  andere,  auf  denen  der  Vorrang  uer  Frau 
gelassen  werden  muss.  Suchen  wir  nun  aus  der  Bestimmung  un- 
serer 7/eisen  jenes  Oebiot  heraus,  auf  dem  das  '"esen  der  Frau 
am  deutlichsten  in  die  Erscheinung  treten  und  zur  Verv/irk- 
lichung  beitragen  kann,  so  werden  wir  unwillkürlich  haften 
bleiben  bei  der  dritten  Gnundsuule:  der  gemilus  chassodim. 
Sicherlich  hat  die  Frau  auch  eine  wesaatliche  Aufgabe  bei 
der  Erhaltung  der  G'ttslehre,  aus  deren  Ganzheit  alles 
fliesst,  was  irgendwie  zur  Erhaltung  unseres  Menschendaselns 
beitragt;   und  ein  Beweis  dafür  ist,  dass  auch  die  jüdische 
Frauenwelt  Hannovers  die  Notwendigkeit  empfindet,  jüdische 
Kulturaufgaben  abseits  jedes  jüdisch-politischen  Gedankens 
nur  um  ihrer  selbst,  also  um  der  "ahrheit  willen,  zu  erfüllen. 


•5 


-   2   - 


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Und  auc3h  was  die  Awodah,  den  ö'ttesdienst  anbetrirft, 
ao  hat  auch  hier  die  Frauenwelt  eine  Aurgabe  von  tiefer  Be- 
deutung. Das  Judentum  hat  ihr  die  grosse  Verpflichtung  tä- 
tiger Teilnahme  am  ön'entlichen  Q'ttesdienst  aus  Rücksicht 
auf  die  Eigenart  der  Pr au enauf gaben  nicht  auferlegt.  Aber 
dafür  ist  der  Prau  die  unendlich  wichtige  Aufgabe  zuteil 
geworden,  tätige  und  erfüllende  Priester in  im  Heiligtum 
des  Familienlebens  zu  sein  und  dort  den  Boden  zu  bereiten, 
aus  dem  in  aller  Stille  immer  wieder  von  Houem  Belebung  und 
Erhaltung  echten  0' ttesbewußtseins  kommt. 

Die  dritte  Säule  jedoch,  auf  der  die  .;elt  beruht,  ist 
eigentlich  zur  besonderen  Pflege  der  jüdischen  .'Yau  über- 
geben,  was  unsere  7;eisen  gemiluth  chassodim  nenaen,  lasst 
sich  in  ein  Doppeltes  teilen.  Das  erste  sind  die  wirklichen 
Liebeslei otungen,  die  anderen  Menschen  zur  Erhaltung  ihres 
Lebens  verhelfen.   Das  zweite  jedoch  ist  die  öosinnung,  aus 
der  heraus  immer  wieder  von  Neuem  die  Lust  erwacht,  helfend 
anderen  Menschen  beizustehen.  Dieses  2.  ist  eine  ausge- 
sprocheno  Aufgabe  der  Fruu.  Denn  die  Gesinnung  der  Men- 
schenliebe ist  begründet  in  einem  lew  tauw,  einem  guten 
Herzen,  das  Leid  a  1er  Menschenkreatur  dnmittalbar  verspü- 
renden Prauenherzen.  Niemand  auf  der  reit  ist  so  wie  die 
Prau  imstande,  das  Leid  anderer  als  persönliches  Leid  zu 
empfinden,  weil  doch  nach  uraltem  Gesetz  alles  was  auf  Erden 
lebt,  unter  schmerzen  dem  Mütterlichen  entsprossen  ist.  So 
wie  nun  auf  Erden  nichts  wachsen  und  gedeihen  kann,  wenn 
der  wätanende  Strahl  der  Sonne  fehlt,  so  kann  auch  wahre 
Menschenliebe,  Hilfsbereitschaft  und  Pflege  unserer  natür- 
lichen Zusa;  mengeliörigkeit  auf  Leben  und  Tod  nicht  gedeiheh 
ohne  den  Mutterboden  des  mitfühlenden  prauenherzens,  das 
immer  wieder  alle  Verhärtung  auflockert  und  belebt. 

Würde  man  nur  v7ert  legen  auf  die  objektive  Hilfeleistung 
so  könnte  man  vielleicht  glauben,  auf  die  Mitwirkung  der 
Prau  verzichten  zu  können.  Da  aber  beim  Versiegen  der  Quell- 
kraft echter  Menschenliebe  sehr  bätid  auch  die  objektiven 
Leistungen  vernichtet  würden,  so  ist  es  ein  Gebot  der  Sorge 
für  das  Kommende,  in  dem  Gebiet  tätiger  Menschenliebe  der 
Prau  diejenige  Stellung  zu  schaffen,  die  ihr  gebührt:  Hier 
ist  das  Königreich  sti:-ler  und  öffentlicher  Wirksamkeit  der 
Prau  1  Hier  soll  ihr  mütterliches  Herz  sich  auswirken  zum 
Besten  der  heranreifenden  Jugend,  für  die  niemand  so  tief 
empfinden  kann  wie  eben  eine  Mutter  und  zum  Besten  aller 
aer jenigen,  die  der  iiilfe  bedürfen  und  die  in  ihrer  Hilf- 
losigkeit dem  hilflosen  Kinde  zu  vergleichen  sind. 

wenn  ich  nun  im  Namen  der  jüdischen  Jugend  in  Hannover 
und  zugleich  der  Zion-Loge  dem  Israelitischen  Frauenverein 
zum  Jubiläum  den  herzlichsten  Glückwunach  ausspreche,  so 
geschieht  es  zunächst  aus  dem  Gefühl  der  Anerkennung  und 
der  Dankbarkeit  heraus  für  das,  was  in  90  Jahren  an  vor- 
bildlichen Menschenwerten  von  der  jüdischen  Frauenwelt  gaa- 
novers  geschaffen -w«r4«-,  was  für  die  Jugend  und  für  die  Not- 
leidenden getan  wurde.  Dann  aber  gipfelt  der  ^'unsch  in  dem 
Gedanken,  dass  imer  eine  Harmonie  bestehen  möge  zwischen 


I 


-  3  - 


dem  auf  die  Pordorung  des  allgomeinen  Besten  gerlohteten 
Streben  der  Zion-«-Loge  und  dem  edlen  wirken  des  israeli- 
tischen Prauenvoreins,  dass  die  Jugend  der  jüdiücUen  Ge- 
meinde Hannovers  an  ihrem  eigenen  Schicksal  das  Tun  und 
Streben  dos  IsraelitiscliSn  Prauenvereins  als  Vorbild  em- 
pfinden möge  und  dass  aur  diese  v/eise  die  in  die  Bewah- 
rung der  Prau  gegebene  dritte  Mensehheit-stützende  Säule 
der  gemiluth  chassodim,  der  echten  Menschenliebe,  unver- 
sehrt der  Zukamt  überlierert  werde  | 


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Ansprache  bei  der  Einweihung  der 
Tiirnhalle  am  8*Sep.l934* 

Meine  sehr  geehrten  Damen  und  Herrn! 

Liebe  Pre\indel 

Von  dreifacher  symbolischer  Kraft  ist  die 

Handlung  des  heutigen  Abends  erfüllt:  das  erste 

Symbol:  eine  Synagoge  wird  zur  Turnhalle  umgewan= 

deltidas  Zweite:  wir  haben  einen  Schritt  zurilck 

in  die  Vergangenheit  tim  müssen;  das  dritte: 

die  Vergangenheit  ist  in  der  Gegenwart  lebendig 

geworden. 

Prägt  man:  Wie  ist  es  möglich, ein  G'tteshaus 
in  eine  Turnhalle  umzuwandeln, so  liegt  vielleicht 
bei  Missverstehenwollenden  ein  ^erdacht  nahe; sie 
meinen  nämlich ,II1S8XTOlHS]5KIIKy]^gTX  weil  eine 
Turnhalle  der  Jugend  gewidmet  sei, und  weil  die 
i*euzeit  die  Jugend  über  alles  stelle, deshalb 
dürfe  man  auch  selbstverständlicherweise  den  Gas 
danken  des  Gotteshauses  dem  der  Jugendpflege  un= 
terordnen,denn  Dienst  an  der  Jugend  sei  auch 
in  gewissem  Gottesdienst« 

Ein  Körnchen  Wahrheit  steckt  in  solcher  Ue« 
berlegung*  Jugend  ist  immer  ein  Schritt  über  die 
jeweilige  Generation, über  sich  selbst  hinaus, ein 
Kettenglied  der  Menschheit  in  die  Zukunft  hinein» 
geschmiedet.  Da  aber  die  Menschheit  eine  göttli« 
che  Aufgabe  hat, so  ist  die  Erhaltung  und  Pflege 
der  Jugend  Grundsteinlegung  für  die  Erfüllimgs= 
möglichkeit  dieser  Aufgabe  und  insofern  wirklich 


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eine  Art  Gottesdienst. 

(Jerade  wir  In  Hannover  haben  ein  deutll 
^eichen  dieser  Zusammenhänge«  Unsere  Gemeinde 
hat  als  eine  der  ersten  Gemeinden  die 
Notwendigkeit  erkannt, die  Betreuung  der  Jugend  In 
rabblnlsohe  Hände  zu  legen.  Gewiss  gibt  es  keine 
mechanische  Trennung  zwischen  Jxigend  un4  Alter. 
Die  Gemeinde  umfasst  wie  eine  Familie  alle  von 
Jung  bis  Alt.  Hierzu  Ist  es  kein  Widerspruch, 
wenn  Innerhalb  dieser  Gemeinschaft  ein  Teil  schelrts 
bar  besonders  hervorgehoben  wird, denn  die  Jugend 
hat  hiermit  nur  Ihr  Hecht, kein  Vorrecht  erhalten. 
So  aber  war  es  möglich  geworden, den  Vorzug  der 
jüdischen  Gemeinde  Hannover lelne  wlrkllcheEln« 
heltsgemelnde  mit  einem  Gottesdienst .einem  fiab= 
blnat, einer  Verwaltung  zu  sein, von  Neuem  In  der 
Jugend  zu  unterbauen.  Seit  Jahren  haben  wir  In 
Jugendgemeinde, Jugendring  und  Jugendhelm  das  ^e» 
fühl  tatsächlicher  Einheit  gepflegt  und  erhalten, 
ohne  da SS  eine  Elchtung  geschädigt  und  eine  In» 
nerllch  tote  Vermischung  herbeigeführt  worden 

wäre. 

Und  nun  kommt  als  neues  Glied  dieser  wahren 

Elnheltspflege  hinzu  die  der  gesammten  Jugend  zur 

Verfügung  gestellte  Turnhalle.  Es  Ist  bei  rechtem 

Nachdenken  etwas  Herrliche s,dass  die  Anregung 

und  Doirchführung  des  Tumhallenplanes  ausging  von 

einem  tatkräftigen, vorbildlichen  Manne, der  einem 


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Sonderverein  vorsteht »aber  in  ganz  selbstver» 
ständlicher  Velse  xmd  aus  tiefem  Jüdischem  Emp» 
finden  an  die  ganze  jüdische  Jugend  Hannovers  ge=« 
dacht  hat.  Er  ist  ein  prächtiges  ^eichen  dafür, 
dass  es  in  unserer  Gemeinde  eine  andere  als  auf 
Einheit  und  Gemeinsamkeit  zielende  Derweise  nicht 
mehr  geben  darf  und  kann.  Wir  brauchten  nicht 
erst  durch  unser  Jüdisches  Schicksal  der  aller» 
neuesten  Zeit  belehrt  zu  werden. 

Der  Schöpfer  dieser  Turnhalle  darf  sicher  sein, 
dass  sein  lii  Werk, das  von  tJBfem  Mitgefühl  für 
die  Jugend  angefacht , von  wunderbarem  Optimismus 
beschwingt  und  von  vorbildlicher  Tatkraft  durch= 
geführt  wurde, im  Herzen  »Mg>»»»y^TT  der  Jüdi» 
sehen  Jugend  unserer  Gemeinde  Dankbarkeit  erwecken 
wird.  Diese  Dankbarkeit  wird  aber  auch  diejenigen 
schmücken, die  zur  Verwirklichung  des  guten  "«qt» 
kes  die  Mittel  zur  Verfügung  gestellt  haben. 

Und  wenn  man  nun  heute  rückschauend  das  ganze 
Werk  betrachtet, 80  kann  man  nicht  umhin , Verwunde« 
rung  darüber  zu  empfinden, dass  nun  eben  ein  altes, 
allerdings  fast  zur  Ruine  gewordenes  G'tteshaus 
zur  Turnhalle  ausgebaut  wurde.  TT>T»m  xbex   es 
steckt  irgendwie  ein  Fingerzeig  eines 
Willens  darin.  Wir  wissen, welch  unendliche  Mühe 
sich  der  Schöpfer  der  Turnhalle  gegeben  hat,an= 
derswo  seinen  Plan  zu  verwirklichen.  Ab«r  es 
gab  keine  Möglichkeit.  Da  wurde  sein  Sinn  geradezu 
seherisch  auf  diese  alte  Synagoge  gelenkt, deren 


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Betreten  ffigfön  Einsturzgefahr  fast  schon  polizei» 
lieh  Terbot^Ä.  Er  hat  gezeigt  ,dass  es  diirchaus 
nicht  notwendig  gewesen  war, dieses  Haus  völlig 
verfallen  zu  lassen, sondern  dass  man  es  für  einen 
neuen, aber  sicherlich  &SKK  unter  dem  richtigen 
Gesichtspvinkt  auch  heiligen  Zweck  verwenden  konnte* 

Das  jedoch  ist  eben  die  Frage, die  vielleicht 
in  manchem  aufsteigen  kann, ob  man  die  Umwandlung 
dieses  verfallenen  Gotteshauses  in  eine  Turnhalle 
rechtfertigen  kann«  TBiyjgl 

Wir  sind  Juden, d.h.wir  sind  Nachkommen  des 
Jehuda, eines  der  zwölf  Söhne  unseres  Stammvaters 
Jakob*  Vor  seinem  Tode  hat  Moses  alle  Stämme  geseg»» 

Segen:/Jodow  rov  lau,w*eser  mizorow  tihje, seine 
Hände  sollen  für  ihn  streiten ,\md  Schutz  vor  sei» 
nen  Feinden  sollst  du  sein!  Hier  haben  wir  neben- 
einander den  (bedanken  der  Körper»  und  Ge istpfle- 
ge, sagen  wir  im  heutigen  Zusammenhang:  den  bedan- 
ke von  Turnhalle  und  Synagoge.  Denn  die  Tumhal« 
le  soll  die  Körperkräfte  pflegen  und  iflSMIHI 
die  körperliche  Gesundheit  erhalten.  •'Die  Hände 
sollen  für  uns  streiten!  ••  Es  ist  durchaus  nicht 
Jüdische  Art, den  Körper  imgeschult  zu  lassen  und 
untätig  auf  die  Hilfe  G*ttes  zu  warten.  Uns  sind 
die  Glieder  des  Körpers  geschenkt  worden, damit 
wir  sie  regen  und  sie  uns  und  unserer  Erhaltung 
dienstbar  machen.  Wenn  wir  diese/  Pflicht  nicht 


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vernachlässigen, dann  ist  unsere  Hoffnung  auf  gött» 
liehe  Hilfe  ganz  anders  begründet  als  beim  Untä« 
tigen.  Das  Hoffen  auf  diese  Hilfe  findet  seinen 
Ausdruck  in  den  "Versanunlxangshäusem"  »wie  wir 
unsere  Gotteshäuser  in  Wahrheit  nennen, weil  wir 
uns  da  einfinden, um  gemeinsam  die  letzte  Schwach» 
heit  und  Hilflosigkeit  alles  Menschlichen  zu 
bekennen.  Die  Heiligkeit  eines  solchen  Ortes  ist 
von  wunderbarer  Kraft  erfüllt.  Sie  legt  natür» 
lieh  Verpflichtungen  auf.  Sie  fordert ,dass  die 
Körperpflege  in  diesem  einstigen  G'tteshause  unter 
einem  höchsten  Gesichtspunkt  geschieht, dass  die 
Grenzen  des  menschlich  Gültigen  xind  Anständigen 
nie  überschritten  werden.  Aber  wir  zweifeln  nicht, 
dass  diese  Bedingung  gewahrt  wird, und  darum  sind 
wir  überzeugt, dass  diese  Umwandlung  des  G*tteshau= 
ses  von  tiefer  symbolischer  Bedeutung  sein  wird: 
Die  Hände  werden  hier  gestähl*  und  die  Kräfte  des 
Körpers  geübt  SiZUi  in  solch  reiner  und  Vorbild» 
lieber  Weise  werden, sodass  nie  die  Hilfe  des 
Göttlichen  imserer  Gemeinschaft  fehlen  möge! 

Die  zweite  Symbolik  der  heutigen  Handlung^: 
wir  haben  einen  Schritt  zurück  in  die  Vergangen» 
•  heit  tun  müssen!  Es  ist  doch  kein  blosser  Zufall, 
dass  man  gerade  auf  unser  altes  G'tteshaus  bei 
der  Suche  nach  einem  für  eine  Turnhalle  geeigne= 
ten  Baum  gekommen  ist.  Es  standen  \xaa   ja  keine 
anderen  Räume  mehr  zur  Verfügung.  Da  musste  man 
wohl  oder  Übel  eben  im  eigenen  Bestände  und  Ge« 


biete  nach  einem  geeigneten  Objekte  Sil  suohen. 
Unter  solchen  Umständen  hielt  man  wi|J|jQ{j|Jj^der 


• 


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alten  Synagoge  Einkehr; man  tat  also 

einen  Schritt  von  Jahrhunderten  riiclcwärti# 

Hierin  liegt  eine  tiefe  Symbolik, denn  auch  wir 
haben  diesen  Schritt  um  Jahrhunderte  zurück  tun 
müssen.  Betrachtet  man  die  Zukunft  unserer  Ge« 
meindeiso  wird  man  iXiU  von  dem  Gedanken  bewegt, 
dass  sie  zahlenmässig  sich  im  Rückgang  befindet 
und  sich  früherem  Zustande  wieder  näherte  Schon 
heute  ist  die  Zahl  der  Seelen, die  1924  55oo 
betragen  hat, sicher  schon  \mter  5ooo  gesunken. 
Die  Zahl  wird  noch  gainger  werden.  Aber  das  Ba= 
trübliche  besteht  darin, dass  so  viel  Jugend  aus* 
gewandert  ist.  Nicht  nur, dass  sie  selbst  nun 
fehlt; sie  hätte  Ja  auch  den  Stamm  des  übemäch» 
sten  Geschlechtes^lliiPsollen.  So  wird  sich  also 
der  Rückgang  unserer  Gemeinde  mit  Jedem  Jahre 
mehr  auswirken. 

Aber  nicht  nur  äusserlichi^zahlenmässig  müssen 
wir  diesen  Rückgang  feststellen.  Wir  haben  immer 
geglaubt , dass  wir  vor  unseren  Vätern  den  grossen 
Vorzug  ^i^TTTgg^  weiter  ,\mgehinderter  Zukxmft  vor 
\ms  hätten.  Wir  glaubten  uns, ihrem  Zustande  weit 
überlegen.  Und  nun  sehen  wir, dass  wir  im  Irr= 
tum  waren. 

Jede  Rose  hat  Domen.  So  hat  auch  das  Gefühl 
der  Freude, heute  eine  solche  schöne  Turnhalle 

einweihen  zu  dürfen, einen  Stachel.  Wir  haben 


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nicht  nur  die  alte  Bulne  ausgegraben.  Wir  haben 
ziiglelch  >ohne  dass  jemand  daran  dachte-  tratun» 
wandlerlsch  gezeigt, wie  wir  heute  denken  und  be» 
trachten: rückwärts  ist  unser  Blick  gerlohtet, da 
die  Zukunft  dunkel  ror  uns  liegt. 

Aber  es  ist  doch  kein  blosses  Hüokwäl;t s ; e s 
ist  vielmehr  -und  das  ist  die  dritte  Symbolik  der 
heutigen  Handlung-  ein  Zurück  ,\uii  das  Vergangene 
für  die  Gegenwart  lebendig  zu  machen!  Dieser  Ge» 
danke  geht  aus  von  einem  Bitteren; aber  er  endet 
in  einem  Frohen.  War  doch  die  Geisteshalt\mg  ein 
oft  überhebliches  fierabschauen  auf  die  Leistung 
xmd  das  Wesen  früherer  Generationen.  Diese  Haltung 
ist  beendet.  Man  baut  zwar  heute  sehr  schön  und 
praktisch.  Was  aber  die  früheren  Generationen 
darin  leisteten, wird  so  leicht  nicht  übertroffen. 
Bei  der  Untersuchxuig  der  Mauern  dieses  alten ,ver» 
fallenen  Hauses  stellte  sich  heraus, dass  sie  von 
ausserordentlicher  Dauerhaftigkeit  slnd,xmd  dem 
Eindruck  der  Schönheit  dieses  Raumes  kann  sich 
XiZlZ  niemand  entziehen*  Es  ist  schon  so:  unsere 
Vorfahren  waren  tüchtige  Menschen »auch  wenn  sie 
nicht  diese  Freiheit  hatten  wie  wir.  Darum  ist 
es  gut, dass  wir  mit  der  Einweihung  dieser  Tum= 
halle  wieder  einmal  bei  ihrer  Leistung  Einkehr  hal= 
ten,dass  wir  sie  in  den  Mittelpunkt  unseres  ge= 
genwärtigen  Denkens  stellen.  Denn  wenn  man  es 
recht  bedenkt:  die  Freiheit  der  Emanzipation  war 


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der  Lohn  für  die  IX  Treue , die  lii  die  ('esohleohte 
vor  der  Emanzipation  ihrem  Judentum  gehalten 
haben.  Ihre  Treue  soll  wieder  lebendig  werden, und 
UlSZberufen  als  Träger  neuer  Treue, d.h. alt er 
Treue  in  der  Gegenwart  ist  die  Jugend, der  diese^ 
Halle  gewidmet  ist, um  darin  ihren  Körper  für 
die  Erfüllung  geistiger  Aufgaben  zu  stählen. 

,  .  Die  Seelen  der  früher|nj^Sgnerationen,die 
im  Zeitalter  der  Unfreiheit  diese;^Haus  als  G' 
tteshaus  geschaffen  haben, blicken  heute  auf  uns, 
die  wir  uns  zur  Einweihung  einer  Turnhalle  hier 
versammelt  haben, hernieder.  Verstehen  iftir  die 
Symbolik  dieses  Augenblick!  Mit  bittere»  ^efühl 
mussten  wir  in  die  Vergangenheit  hinabsteigen, 
weil  die  Gegenwart  verdunkelt  vor  uns  liegt.  Aber 
siehe  da, wir  fanden  in  dem  verfallenen  Werk  der 
Alten  einen  kostbaren  Schatz, einen  Ausdruck  der 
damaligen  Opferwilligkeit  und  Treue  auch  in  der 
schwersten  Zeit  der  Unfreiheit.  Und  nun  haben 
wir  -weil  wir  ein  schönes  G* tteshaus  schon  besit» 
zen-  aus  diesem  Hause  die  T\imhalle  erbaut.  Bas 
möge  zur  Befriedigung  Ili®§chöpf ers  und  aller 
Spender  und  zum  Betten  unserer  ganzen  Gemein- 
schaft ein  ^eichen  dafür  sein,dass  unsere  Jugend 
hier  ihren  Körper  stählt, damit  ihre  Hände  für  sie 
zu  streiten  verstehen , wie  der  alte  Segen  für 
Juda  es  kündet, damit  aber  auch  ihr  Geist  zurück» 
kehrt  zur  alten  Treue  zum  Judentum.  Dann  wird  der 
heutige  Augenblick  einmal  einen  Wendepunkt  zum 


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Guten  bedeuten; dann  wird  uns  die  göttliche  Hilfe 
beistehen  in  allem  l>eid  und  in  aller  Bitterkeit! 


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Dem  Bar  Koohba  ziam  15  Jahrigen  Bestehen* 

von  Rabbiner  Dr#  Schorsch* 
Der  Rückblick  auf  ein  15  Jähriges  Bestehen  ist  gewiss 
kein  Anlass  zum  ffeiern,  aber  ein  Anlass  zur  2ÄÄÄÄii»Kt|ixJdf»K|f 
Priifung  der  Fundamente,  auf  denen  Idee  \ind  Gemeinschaft 
beruhen*  Der  Tum  ft  Sportverein  Bar  Kojhba  vereinigte 
Innerhaib  der  Zeitspanne  von  1  1/2  Jahrzehnten  Junge 
Menschen  einer  ganz  klar  bestimmten  Weltanschauung  mit 
der  Aufgabe  körperlicher  Schulung  und  Ertüchtigung.  Man 
konnte  die  Präge  auf werfen,  ob  nicht  gerade  der  Sport  ge- 
eignet wäre,  alle  weltanschaulichen  Gegensätze  zu  über- 
brücken ^^^  ohne  Seitenblicke  Menschen  mit  Menschen,  Juden 
mit  Juden  zu  vereinigen.  Derin  wenn  es  irgendein  in  sich 
wertvolles  neutrales  Gebiet  gibt,  das  sich  aus  eigener 
Gesetzlichkeit  heraus  gegen   weltanschauliche  Kämpfe 
sträubt,  so  ist  es  Turnen  und  Sport •  Man  müsste  wahr- 
scheinlich auf  dieser  üeberzei;igung  beharren,  wenn  eine 
geordnete  turnerische  und  sportliche  Ausbildung  durch 
weltanschauliche  Trennung  verhindert  würde.  Ist  Jedoch 
eine  Gemeinde  gen'igend  gross,  so  wird  diese  Ausbildungs- 
möglichkeit  nicht  gestört,  wenn  Menschen  gleicher  welt- 
anschaulicher Richtung  in  einem  Vereine  zusammengefasst 
werden.  Unter  diesem  Gesichtspunkt  wird  sogar  eine- 
wertvolles  Element  der  TrennTzn^;  lebendig.  Auch  in  der 


^Ifi^kirl«  Einheit  i»fif^ 


miDsen  also  erkennen,  dass  durch  weltanschauliche  Gliederung 
der  Portschritt  nicht  gehemmt,  sondern  durch  Anregenden 
Wettkampf  gefördert  wird.  Nur  ist  es  notwendig,  dase  Gift 
des  Machtkampfes  \xm  Jeden  Preisfernzuhalten,  denn  er  zer- 
stört den  Auf  au  in  seinen  Grundlagen.  Aus  der  Einheit 
gegliederter  Mannigfaltigkeit  entstünde  chaotisches,  sinn- 
loses und  hasserfülltes  Gegeneinander. 

Der  Bar  Kochba  in  Hannover  war  sich  dieser  gnmd- 
legenden  Forderungen  von  Jeher  bewus*t.  Wenn  er  Junge 
Menschen  zur  körperlichen  Ertüchtigung  auf  dem  Boden  seiner 
Idee  zusa  menf asste ,  so  geschah  es  nicht  aus  absolutem 
Trennungsbestreben  heraus  sondern  aus  dem  Wimsche  nat  ir- 
lljher  Gliederung.  filsJUixxlslxSuBKlx  Das  beweist  sein  ein- 
deutiges, klares  Streben  zur  Gemeinde.  Er  hatte  von  Jeher 
den  Wunsch,  sich  in  das  Gemeindeganze,  dcl4  auf  religiösem 
Boden  alle  Kinder  des  Judentums  und  Jegliche  Richtung  um- 
fasst,  einzuordnen.  In  diesem  1itni1fc»n  nicht  ganz  leichten 
Streben  hat  er  -4as  muss  man  heute  rückblickend  anerkennen- 
wertvollste  Gemeindearbeit  geleistet.  Er  hat  seinen  Jugend- 
lichen Mitgliedern  die  Möglichkeit  gegeben,  sich  körperlich 


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-  2  - 


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zu  entwickeln  und  gesund  zu  erhalten.  Damit  jedoch  h*t 
er  zugleich  die  Möglichkeit  geistiger  Entwicklung  geschaffen, 
denn  es  ist  ja  eine  alte  Erkenntnis,  dass  die  Beherrschung 
des  Körpers  eine  wesaatliche  Voraussetzung  ist  für  gesunde 
geistige  Entfaltung.  Diese  Möglichkeit  beruht  auf  einem 
Doppelschritt:  In  der  Bindung  und  der  Befreiung.  Gerade 
hei  jungen  Menschen  ist  es  u  unendlich  wichtig,  ihnen 
über  die  Zeit  körperlicher  Entwicklung  und  des  Garens 
aller  KrdLfte  hinwegzuhelfen.  Es  gibt  kein  besseres  Mittel 
dazu  als  Turnen  und  Sport.  Wenn  jüdische  W4tsheit  fragt: 
Wer  ist  ein  Held?,  und  antwortet:   Wer  seine»  Triebe  be- 
zwingt, s.  ist  in  ieser  Forderung  idealer  Selbstbeherr  - 
schung  jegliche»  Mittel  eingeschlossen,  das  den  Menschen 
zum  fttk^taaszx  Gibbor,  zum  kraftvollen  Menschen  entwickelt, 
also  auch  die  körperliche  Ertüchtigung  durch  Turnen  und 
Sport. /es  ist  ja  kein  Zufall,  dass  die  Persönlichkeit  des 
Königs  David  in  sich  vereinigt  die  &twlBttfflQlrrttx  Schönheit 
dichterischer  Lebensverklärung  und  -Durchdringung  aiit  be- 
wunderungswürdigem mannlichen  Eeckentum.  Er  dankt  G'tt, 
dass  er  seine  Hände  den  Kampf  gelehrt.  Das  ist  kein  Bild 
sondern  unmittelbare,  fast  könnte  man  sagen  sportliche 
Wirkl  ichke  i  t  yxttBxxtlsxaakÄtiftÄ» 

/>^ Jedoch  die  Schulung  und  Beherrschung  der  Kör- 
perkräfte wir  erst  die  Voraussetzung  für  die  Entwicklung 
des  wahren  önigs,  der  gYi«t8^bild  in  den  Gang  jüdischer 
Geshhich  e  hineingestellt  ist.  Aus  dem  Recken  des  Körpers 
wurde  der  Held  des  Geistes,  der  imstande  war,  jene  Arbeit 
zu  vollbringen,  die  schwerer  ist  als  alle  körperliche 
Schulung,  das  ist:  Einpflanzung  göttlichen  Geistes  In  das 
mmhxmxiBlteMx   wirkliche  Leben  des  Auf  und  Hieder,  der  Liebe 
und  des  Hasses  und  der  nie  abreissenden  Kette  von  Lust  und 
Leid.  Dies  ist  der  zweite  Schritt,  zu  dem  körperliche 
Ertüchtigung  vorbereitet:  Befreiung  des  Geistes  durch  Bin^ 
düng  des  Körpers!   So  hat  denn  der  Bar  Kochba  wie  alle 
Tum  ».Sportvereine  eine  unendlich  wichtige  Aufgabe,  die 
es  immer  wieder  wachzurufen  giltj  und  hiezu  ist  gewiss 
der  Zeltpunkt  des  15  jährigen  Bestehens  geeignet,  der  in 
recht  verstandener  Weise  veranlasst,  die  Fundamente  des 
eigenen  Baues  zu  prüfen.  ^Öi^Aufgabe  wird  gesteigert  und 
geheiligt  dixrch  den  Umstand,  dass  das  Bemühen  des  Bar  Kochba 

fast  ausschliesslich  der  heranwachsenden  Jugend  gilt. 

fr  arbeitet  somit  in  verantwortungsvollster  Stellung  an  der 
Lidamentlerung  unserer  Gemeinschaft  in  Gestalt  der  kommenden 
G^elatlto.  eI  möge  ihm  immer  vergönnt  sein,  diese  Aufgabe 
in  hingebender  Treue  und  Wahrhaftigkeit  zu  dienen! 


Begriissungsworte  zum  15-3ährigen  Jubiläum 
des  Turn-und  Sportverein  Barkochba  bei  seiner 
Jubiläumsfeier  am  Sonntag, den  4.N0V.I934. 

Meine  Damen  und   Herren!  Liebe  Freunde!. 

Als  Rabbiner  Hannovers, in  dessen  Arbeitsgebiet 

unter  anderem  auch  insbesondere  die  Sorge  für  unsere 

Jugend  einbegriffen  ist, spreche  ich  dem  Turn-und 

Sportverein  Barkochba  herzliche  Glückwünsche  aus. 

Der  Barkochba  ist  aus  dem  Jugenleben  der  "Gemeinde 

Hannover  nicht  mehr  hinwegzudenken.  Er  hat  in  ziel= 

bewusster »geradliniger  Art  seine  Jugend  dem  Sport 

zugeführt  und  wertvollste  Arbeit  an  ihrer  körperli= 

chen  Entwicklung  «8IU5iÄ2ÄlX  geleistet.  Ueber  den 

Rahmen  seiner  engeren  Aufgaben  hinaus  hater  jedoch 

immer  und  inbesondere  imter  der  Leitung  seiner 

jetzigen  Führer  die  Wahrung  des  Zusammenhanges  mit 

der  übrigen  Jugend  J^annovers  als  wicht igile  Aufgabe 

erkannt  und  zu  ihrer  Erfüllung  beigetragen.  Die  zu 

ihm  gehörende  Schuljugend  war  auch  immer  ein  treues 

Glied  unserer  Jugendgemeinde , und  das  oft  überschau» 

mende  Temperament  der  Jugend  zeigte  deutlich, welche 

wichtige  Erziehungsaufgabe  ein  Turn-  und  Sportverein 

allein  auch  unter  diesem  Gesichtspunkte  zu  erfüllen 


hat.  Ich  wünsche  dem  "erein  von  Herzen, dass  er  zu 
seiner  eigenen  Zufriedenheit  und  zum  Wohie  unserer 
Gemeinde  sein  bisheriges  Streben  auch  weiter  verfol= 
gen   möge, dass  -um  mit  den  vVorten  des  Psiimisten 
zu  sprechen-  seine  Jugend  sprossen  möge  wie  die 
XX  Palmen »gränen  wie  die  Zedern  des  Libanon, dass  sie 
-nach  dem  in  ihrer  Jugend  solcher  Grund  gelegt- 
markig  und  frisch  bis  in  späteste  Jahre  bleiben 
möge, um  zu  verkünden ,ki  Jaschar  haschem,dass  auch 
der  Barkochba  innerhalb  unserer  Gemeinde  beiträgt 
zur  Erhaltung  und  Stärkimg  religiösen  fiewusstseins, 
und  so  in  seinem  Teil  den  Baustein  liefert  zum  re= 
ligiösen  Aufbau  der  ganzen  Judenheit! 


Adi^fm  %ii  Bi^ilScUnc 


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5taMiM«v  9r.  6<^orf(^  iii  >«r  S,  O.  #. 


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3m  ^a^mcn  5cr  am  ^onnceetag  jcbcr  XDoc^«  in  5«e  3ipn- 
lofl« Jtattpnbcnbcn  tDoptrageabcnbc  Iprac^  ^cpr  5>r.  6<^opJch  dm 
28.  aiot>cmbcr  1935  über  ^Probleme  bcr  'Jubcntumecrsicbuna  In 
F>«utig«p  3cit-.  ^icfce  S>ortrag  f4)Iop  einen  3t)BIuf  Ober  ^r- 
5iel^ung$fragen  ab,  ber  Don  Äerrn  ^Deiner  eingeleitet  unb  bon  ben 
5öbwrn  ber  ©ünbe  fortgeje^t  tDurbe. 

5)ie  etotftcilung,  bie  fcbon  in  ber  2b«maJtcIIung  entölten  i% 
benul^enb,  ging  i;err  ^r.  6cborjd^  sunacbft  Don  bem  ^Oerju^  au$- 
eine  ^egrijf^beftimmung  für  ^^ubentum**  3u  pnben,  um  bann  an 
toefentlid^en  pabagogijd>en  ^nftitutionen  unb  OHet^Jobcn  bie  Prob- 
leme ber  Cgr3iel)nna  Id>lec^tl)in  su  bemonftrieren.  mu  ber  6*il- 
berung  ber  aktuellen  jübiJc^M^n  6ituationen  bePam  ba^  Referat 
Jeme  organijc^^  f?\brunbung  —  eine  auege5eicbnete  (ßrunblage  für 
eine  ^uefprac^e.  fDcnn  bae^  Referat,  bat  bie  3nftitution«n  (^ule, 
^unb,  QWilieu,  ^ugenbbcim,  (Boftcsbienjt  u.  a.)  unb  Problem«  ber 
^rsiebung  leibe nfd^afteloe  barfteUte  unb  eine  im  »efentlidj^en 
]ad)\\d)9  Sö)\\bQvnnQ  toar,  ol>ne  ben  3ujammen(>ang  mit  ber  prob 
lematiß  ber  biftorijc^en  (£nttx)icllung  5u  bcriieren,  er^eiJdS^te  bie  €ir 
gflnsung  unb  f  unbierung  bur^^  bie  tatjäc^Ii^e  Situation,  »ic  to  r 
fic  bei  er3ie^eri|c^er  O^rbeit  jeber  3^rt  borpnben. 

^ie  ^uejprac^e,  getragen  bon  ^ugcnblid^^en  unb  <£rö)ac^|eneH 
berpiebenfter  $?\nlcbauungen,  unb  bon  ben  übcraue  3ablreicben 
3uf)örern  mit  ec^^tem  ^nterefje  berfolgt,  läßt  fid>  oielleic^t  babin- 
gebenb  3ujammenfafjen:  5)ie  fragmürbigPeit  unjerer  materiellen 
unb  geiftigen  €|iften3,  bie  ^tomifierung  ber  jübijc^en  <ßejell|<^ft 
unb  bie  baraus  rcjultierenbc  ^ibergcn3  b?r  OubentumMuffaflungen 
bat  3ur  5olge,  ba^  bie  jübilcb-Bulturcllc  Cgnttx>idllung  Peine  normale 
mebr  jem  Ponnte.  ^ie  !>eutige  ©eneration  aljo  f>at  Peine  berbinb- 
li0eJIlorm,  bie  eine  eini)eitlicbe  5)or)'tellung  bom  ^Oübifcben  S)oll 
al$  ^beenbolP**  ermöglichte. 

.  ,  ^.*^  ^uelprac^^e  unb  auc^  ba^  öc^luPtoort  bat  'Hebncrt  mun- 
beten  m  bie  gememjame  ^ojfnung,  baf^  buvd>  «re3  Serael  toieber 
eine  dlormalirierung  jübifcben  £ebene  erfolge,  unb  ba^  im  Saufe 
ber  lo  angebabnten  organifc^en  (gnttoicPlung  eine  neue  'Jubentum^- 

(beorie  entftebcn  toerbe,  bie  im  toefentticben  toieber  bie  uralte  jfl« 
bjj<^>e  !?bc€  bcinbalten  toirb  —  toie  ee  eben  ba^  XDefen  einer  jeben 
S\enal(jance  iß. 

'  ^er  ^Oorfifecnbe,  ^err  ^ecbteantoalt  (ßolbftein,  banPte  J^errtl 
5)r.  6cbor{d>  für  ben  mtereflantcn  $?lbcnb,  ber  eine  gute  JDorbe- 
reitung  b>ar  für  bie  folgenben  3a)ei  !Oortragc,  bie  fi^  ^^^  aPuten 
Problemen  <£rc3  ^«raele,  bem  „Qlabel  ber  ISOelt",  befajjen  f ollen: 
y5Die  ^Araber  palaftinoe'*  unb  „Palaftina  unb  ber  ^bejfinijc^e 
Ärieg**,  f.  r. 


%0f\ 


Judentiim^erziehunf:  in 
Keutlner Zeit. 


•^IB^Mü«! 


28.   Nov.   1935. 
Judentums  er  Ziehung  in  heutifcer  Zeit. 

Vorbemerkim.g;;  j£ie  will  ich  sprechen?   Leidenschafts= 
lese   Suche  nach  Wahrheit »oder  Leiäenschaft   zur 
Wahlrheit.   Keine  Zweclclüsen.   Beispiel:  I-ricgslu= 
een   (VerstUjnmelimgen  aus  Graiisainl:eit ;   Italien- 

A"bessinien)  • 

Die  drei  Grundbegriffe  im  V/ort  Judentums er ziehimg: 

1.  v/as  ist  Judenti;iin? 

2.  Giht   es  Uherhaupt  eine  Erziehujicsmöglichkeit? 

3.  V/elches   sind  die  Erziehungsmittel? 


1.  Was  ist  Judentum? 

a  ^Vnmial=suh.iektive  Bestirnmim 


Wille  zum  Judentum.  " Jasagen  zum  Judentum" . 
Ist  etwas  damit  erreicht?  Ja,Ahgrenzung  gegen 
die  Verneinung  des  Judentuins  durch  die  Juden, 
gegen  die  Assimilation  mit  dejp  Absicht  auf 

Auflösung. 

VphlPr  diese-r  BestJlinmttling:  nur  formal, nicht 

^-^-^^^^gkrJU^istgfSagpSn^^'^er^aspora; 
hahen  alle  den  vailen  zu^gi  Judentum, bekämpfen  sich 
trotzdem;  also  genügt  ganz  offenbar  der  blosse 

Wille  zum  Judentum  nicht. 

Palästina:  Um  alle  schlingt  sich  das  Band 
des  jüdischen  Landes  und  des  selbst^erständli= 
chen  jüdischen  Seins;  trotz«/em  gibt  es  sich 


sich  heftig  bekämpfende  Parteien;  Unterschied  kann 
theoretisch  ziim  Teil  nur  im  Weg  liegen;  in  V.'ahr= 
heit  muss  auch  eine  verschiedene  Auffassung  des 
Judentums  ziigrunde  liegen. 

TT^-hrnische  Kultur  ist  ebenfalls  nur  formale 
Bestimmung  des  Judentums.  (Kein  Zweifel  üher  die 
ungeheure  Bedeiitung  des  Fehräischen.  Anderer 
Sprac&p-eist ;  andere  7/eltanschauung;  wir  Juden 
sehen  infolge  unserer  Kenntnis  des  Ileträischen 
und  Indcfeermaniichen  stereoskopisch.  Beisr^iel 
hierfür  zugleich  als  pädagogisches  Beispiel 
für  die  Verdeutlichung  des  hehräischen  Sprach- 
geistes:  Lokach  =  nehaan, kaufen  (mekkach  .imem= 
kar);  im  Deutschen:  nehmen  auch  =  stehlen;  ja 
sogar  kaufen  manclmal  in  dieser  Bedeutung  .Im 
HeLäischen  ist  stehlen  eine  für  sich  vollkom^nen 
isolierte  Handlung  ung  Tatbestand  :  ganav.  Hxer 
klingt  insbesondere  der  Kenschendie^stahl  nach, der 
als  schreckliches  Verbrechen  (Todesstrafe)  xn 
den  asereth  hadihroth  verhüten  ist. 

Beispiel  :  Beim  Verhum  steht  im  Vordergrund 
ai;  Frlge  "nach  der  Aktivität, ahgoschlossene  oder 
aie  iica^,  TT„^/iT,,r.c,.  im  Deutschen  die 

nicht  ahgeschlossene  Handlung,  ^^J 
Zeit.  Ausdnxck  für  die  ausserordentliche  Akti 

.    ^A^   iTpit  ist  da, um  vom  Menschen 
vität  des  Jtiden:  die  ^.elt  ist  aa, 

1  "-^vo+on  7,-leTes  verändert  zu 
im  Sinne  eines  höchsten  z.ie_es  v 

'"tZ.^u  ist  ne.r.lsc.  ^a  .udentu.  nicM_ 
laentisoh.  ES  tenn  völlig  ^mBüdisohes  hebraxsoh 


fcrB,uliert  werden.  Extremes  Beispiel:   es  kunnte 
..slmi:.Uon  in  he.rUischer  Sprache  S^P^j^^S* 
;eraen,w>aTdirae  wohl  auoh.werm  alle  Juden  nur 

he"bräisch  verstehen  \r 
Evanselien  ins  Hebräische. 


„Irden.  UelDersetung  de» 


^^Tr.v,n1tliche  T^p..tirmuns. 

i •  ^  h...so.-u,  ,-yv- — _ ^ «„ + T -1  Phe  fkv f nähme 

Peis-iele:  Stetige  tmd  wesentlxche  KUi 

T   ...riteile-  hoasafsuf   (i^^/pter) , 
fremder  Rassenhestandteile.   noa  _^  .      _^   ,^ 

Chazaren.  Totnlität  eines  organinch 

2.)  Vol^she^rxff.   Totalix  ._einschafts= 

^d  geistig  einheitlich  hestx.-.ten  Gemexn 

lehens.  ^;,^v,+Mche  r>edeutuns: 

AussercraenUlohe  ^^  „e.-»elUiohen 

,)  aecen  a.e  Mosse  ^^,^„  ^,„,„,a= 

S...tenhe.ri.  .   -  --^^^^^  .-  ^—  ^-^^""^^ 
rLrcLSfeaan^e;   .edoch  in  .n.ehendi.er 
rorm  vor^vesseno-,en)  ,^,j_,,,,^,iehenaicer 

'\: "i^es  -;  insoh..tslehens.  .s  .raucht 
AnsatzpunM  exnes  ^^^^^^  ^^  ^,^^,,„, 

telne  ^«i'^^f^^^f  "'.  j^err-chaft  kcnrt.d.ss  jeaes 
-**  der  «^^"^     ™  ;. -la^^^p^eluns  -a  Ver.«r= 
Vcli  eine  «!f!»;;^*;„,  ,,f  Erden  bedeutet .   Jedes 
perung  des  »'^S«"  ^^^     „erden.senau  so.wle  mn 
Vcll.  muss  asm  «tolten  V  ^     vielfnltiekelt 

jedes  lehewesen  als  Ausdracl. 


des  Seins  erhalten  v:ill. 

c)  Einfühn-mg  des  "Lel)ens"=I3e£:riffes  in 
die  Auffassimg  des  Gemeinschafts] eigens,  Die  atoini= 
stische  ITaturwissenschaft  hat  auch  das  Gemei»fichafts^ 
leben/  in  Einzelteile  -das  Individuum-  zerschlagen 
und  dardt  tatsächliches  Gemeinschaftslehen  thecre= 
tisch  ah.pnewürp-t . 


Gefahr  des  Vcl'ks'^e.rrylfep.: 
Man  "begnügt  sich  -aus  Finderfretdejvielleicht- 
mit  den  einfachen  gemeinsamen  Dasein, dem  hioligi= 
sehen  Sein, instinkthaften, tierischen  Gein  (in 
gutem  Ginne), und  vergisst ,dass  der  Mensch  nicht 
mehr  instinlctfeaft  zu  lehen  verimg;  er  besitzt  V^r= 
nunft,und  muss  unter  Aufivendung  aller  Kräfte, sein 
Gemeinschaftsleben  unter  höherem, einheitlichem 
Gesichtspunkt  regeln. 

llan  darf  also  nicht  nur  sagen:  wir  wollen 
als  Volk  leben;  man  muss  vielmehr  fragen:  als 
"Was  für  ein  Volk"  sollen  und  wollen  wir  leben? 
Schon  in  der  Bibel:  goj  imd  am. 
Goj  kadosch  (sippen:?:  und  daher  blutmf.ssig 
bestimmtes  Volk) .Öewijjah  =  Körper. 

Am  kadosch.  amam,zusammenschliessen, verbinden. 

Vgl.  Secharjah:  goojim  rabbim  werden  kommen  imd 
sich  zusammenschliesr^en  zu  einem  am. 

Art  des  .jüdischen  Volkes: 
am  kadosch, Nachdruck  auf  dem  TTorte  kadosch.  Religiö= 


ses  Volle, vom  G'tteswillen  -der  durch  die  Profeten 
ofienljart  ist-  "bestiirmtes  Volle. 

Fose:   weniflinu  ani  v/eamclio    (!)  milcol  hoarnmim 

al  hoadomoh, 

i^l  in, •:):'!:  Ad  mr'Sa^  paus'önim  -.1  sehet e  s-'ijiin? 


Schluss:  Ich  Icaiin  nur  ülDer  Erziehung  zu  diesen 
Judentum  spredhen. 


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„■^-.^i,^,i«t   Ain>.  Ttirsleh-infsmiifTl  ich- 


^^^^^Die  Iberischen  ha^en  naiv  immer  als  serostver» 

stänaiioh  aaran  seGlav**-  ^^'>«i-  ^^^  Einrlohtwig 

der  Cohulo.  ^  ^   .»^ 

Itedilcale  ÜDerspltrAms  nach  dieser  ..eite 
durch  aen  Rationalismus :  Die  mensohllohe  Ceele 
sei  ein  tal,ula  rasa.KEnne  von  Erzieher  nach  Be= 
lie-ben  teso-nrieben  v/erden.  ,=^1  +  .. 

Radll^ale  tfterspitzuns  nach  der  andere.yexte. 
I„3   ^--v.-»^^^^  -nes  andes.   ES  gilt  nur  noch  Ver- 

dlvinismus.  Daher  auch  nach  dem  Kriege  -wo 
r       .Tip^  m  Treibhausluft  mit  rasender 


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hörte, von  ihr  gar  nicht   zu  erfüllende  Aufsa'be  und 
Ve r an tv/ Ortung  auferlegt . 

Die  richtige  I.'itte   (derech hftemzaith ) : 
Jeder  ITensch  ist   eine  Individualität  mit  iDersonderen 
An].asen,die  mn  nicht  v;iir.cUrlich  verändern  kann. 
(Hienand  kann  musikalisch  gemacht  v;erden) . 
Das  seht  nun  alyer  nicht  wieder  so  weit,dass   jeder 
vom  anderen  so  tief  verschieden  wäre,dass  nan 
nicht  seraeinsame  Forderungen  ^±s   su  einem  gewissen 
Grade  avif st eilen  dürfte.    Sonst  wäre  keine  Kultur 

möglich , 

Forderungen  der  Gemeinsaal:eit  notwendig, scnät 

kein  Zusammenleben  und  keine  I'ultior  möglich. 

Jeder  kann  jedoch  mir  die  Güter  der  Kult^^ 
übernehmen  und  fordern, für  die  er  veranlagt  ist. 
Also  ist  es  notwendig, die  Anlagen  des  Menschen 
zu  entwickeln  md  ihn  an  die  richtige  Stelle  zu 
brin-en.  llan  konn  die  Anlagen  jedoch  nur  durch 
entspredhende,£leichgeartete  ICulturgüter  entwickeln. 

/    ,    4-„  ;5ac.  "Ri iri^inf^srircesses  von  Kerschen- 
(Grundgesetz  de?^.  ijua-m,  ,b!  j^-c- 

Steiner) 

Der  Begriff  des  T,vpus . 
Jeder, der     erziehen  will,muss  Tnnivirlu.al=  -und  T.ypus^ 

forscher   sein. 

Erziehung  also   dreierlei: 

1)  Erkennen  der  Anlagen. 

2)  Anre^oing  und  Ausbildung  der  erT,vünschten,und 
Unterdrück^mg  der  nicht  er.vünBChten,insbeBondere 


sozial  nicht  zulässisaioder  nachteilisen  Anlagen. 

3)  Erlangung  eines  Bozial  xmd.   kuj.turell 
un"bedin/^t  erforderlichen  Sildungsstandes. 


VJelclies  sind  die  Sr?.ieh^ln^^^smittel? 

1)  Snlmlml'5si:?e  r.üttel: 

UnterrichtungjEelehriing.  Das  '."ort , einfaches 

Ausst^rechen  scheint  das  kürzeste  Lüttel  zu  sein. 
In  'vVahrheit  das  schlecht  est  e/:;eil  es  1!)  direkt 
einwirken  v/ill  und  daher  leiclt  auf  Widerstand 
stösst.  Stille  Ahlehn^ong  imd  T^Ausohung  D.eicht 
möglich.  2.)  weil  es  sich  des  inshesondere  rir  das 
Kind  a-ber  auch  noch  für  den  erwachsenen  Menschen 
schw^.r  verständlichen  yorthe-riffes  T^edient.  Nicht: 
ve-st".ndnis  und  I.!is sirer stämdnis  inshescndere  der 
schwieri/^eren  Lehenshecriffe  sind  naheliegend. 
3.)  weil  sich  der  Unterricht  auf  alle  diejenigen 
Stoffe  heschränlcen  muss,die  irgenwie  r^it  Worten 
zu  erfassen  sind.  Gerade  heim  Judentixin  spielen 
neben  den  Wissensdingen  Gefühlsdinge>^  (z.B.  Wille 
zu^  Judentum  )  eine  grosse  Rolle. 

o  ^TT-^n  ATmn^sm",ss5f;e  lÜttel. 

■  Das  sind  soD.che  Mittel, die  das  Wort  nicht 
unbedingt  ausschliessen, deren  entscheidender   ■ 


8 

ITachdnfiicl-c  ^edcch  einer  anderen  Art  von  Einflussnalime 
iDeruht . 

a)  Das  Vorloild.  Hier  wird  ein  ganzes  LeT3ens= 
ide;.l  in  Totalit,"t  der  Einzelpersönlichl:eit  vor= 
.^elÖDt.  Bei  "leicher  oder  ähnlicher  Veranla.jiins 
von  ausserordentlicher  T/irkung.  Entscheidend  die 

Sympathie ,  Zwie  i  PTUiiß . 

hasinoh  mekalkeles  es  haschiiroh; ebenso  SäSSEaSX 

hoahawoh.  Lie^be  imd  Ilass  sind  nur  Ausdruck  der 
entr-egensesetzten  oder  gleichen  Veranlagung.  0l3jek= 
tivität  ist  zu  erstreiken, inshesondere  durch  das 
Mittel  der  grössten  nerecV^ti;^keit  -Anerkennung  der 
andersartigen  Individualität  des  Schülers, denn  es 
ist  natürlich  unmöglich, jeden  üenschsn  nur  mit 
einem  Erzieher  seiner  Art  zusammenzubringen.  Es 
ist  immer  vertrauener;jeckend,wenn  der  zu  Erziehende 
merkt, dass  ihm  nicht  irgend  eine  Heinujig  aufge= 
drängt  werden  soll,sondem,dass  ihm  nur  Hilfs= 
Stellung  zur  Entwicklung  der  eigenen  Anlagen  ge= 

gehen  werden  soll. 

Hierher  gehört  der  Begriff  des  Grui^^^enf Uhrer^^s . 

Entscheidend, dass  er  den  allgemeinen  ^Jillen  vor= 

leht. 

Auch  die  Frage, dass  Jugend  von  Jugend  se= 

fülirt  werden  soll, ist  von  dem  Standpunkte  aus 

richtig, dass  der  o^iise  Mensch  im  jugendlichen  . 

Vorbild  die  Möglichkeit  der  Ausführung  des  Ideals 

auch  in  jugendlichem  Alter  erkennt.  Schwierig  ist 


I 


die  Fräse, wer  von  den  jugendlichen  Führern  die 
Verantwortimg  für  eine  ^^Veltanschauung  übernehraen 
kann,nicht  etwa  fü*  sich  -jeder  Jugendlache  hat 
das  Recht, in  seinem  Leben  zu  experimentieren-; 
anders  jedoch, wenn  er  als  Vorbild  auf  andere  Ju= 
gendlich  einwirkten  soll.  Im  Allgemeinen  ist  es 
nicht  richtig, dass  der  Jugendliche  als  FlJhrer  eine 
eigene  Weltanschauung  besitzt;  er  hat  sich  meist 
einer  grösseren  Gruppe  angeschlossen, die  bewusst 
die  Jugend  für  sich  erziehen  möchte  Cwozu  jeder 
das  Recht  hat).  V/ir  haben  also  sehr  oft  im  Lager 
der  Jugend  nichts  anderes  als  die  geistigen  Ver- 
hältnisse der  Erv^'achsenengruppe  vor  uns. 

1^)  iinfi  Er2iehii>i,^;ssituat.^nn.  Dr.s  Lülieu. 
Beisi^iel:Ein  Kind  ist  in  der  Grossstadt  nei^os 
geworden;  kann  nicht  lernen  und  sich  nicht  lconzent= 
rieren.  Selbstverständlich  nützt  der  beste  Lehrer 
nichts, wenn  nicht  die  Situation  geändert  wird. 
Das  Kind  muss  in  eine  i^.ige, möglichst  ländliche 

Das  Milieu  als  pädagogische  Situation  kann  nicht 
aus  der  Westentasche  gebogen  werden. 

T.nr.^.c.-ulheii^;  kommen  aus  England.  In  Deutsch- 

land  durch  Lietz  eingeführt.  .^  ,.  ^,. 

Bdäeutung  der  HV:^-^ohnrah]cibWzxm;  xhr  .ett. 
Milieu  als  pädagogisches  I.Üttel. 

worin  steckt  der  W^rt  des  Milieus?   • 


lo 
Bietet  und  fordert  Totalität. 
Beisriel  fUr  Judentums erziehuns  durcli  Milieu: 


Jüdische  TTeime  (Waisenhäuser »lelirlinsslieime , 

usw . 

Jüdische  Sc--"le.  Früher  Kampf  mm  die  Konfess= 
ionsschule.  Simultanschule  will  Einheit  schaffen 
vor  Erlan£;ung  der  Eigenart. 

Aufsa-be  der  jüdischen  Schule:  Bildung  ,,1üdischer 
Eigenart.  ITicht  Ausschaltimg  der  fremden  Kultur= 
Stoffe.  Jedoch  einen  Standpunkt  bilden, von  dem 
aus  Brücken  geschä3igen  v/erden  können.  Lesen  lernen 
an  jüdischen  Stoffen  etwa  aus  Bil)el  und  lüdrasch 
und  jüdischer  Literatur, nicht  an  ^Weihnachten, 
Nike] aus, Tannenbaum  etc.  Es  gibt  nur  wenig  weltan= 
schaulich  UngeD-ondenes.  Es  ist  wirklich  vervmnder= 
lich,dass  die  Tauf t. ewegvmg  nicht  noch  rasender 
um  sich  gegriffen  hat, nachdem  von  frühester  Jugend 
an  der  Geist  und  die  Seele  des  jüdischen  Kindes 
mit  Stoffen  des  christlichen  Lebens  angefüllt 

war. 

T.:^^.e^T.P  Ji^<?endheime,die  räumlitikh  allerdings 

so  gestaltet  sein  müssten,d:  ss  man  jüdischen  Geist 

zma  Ausdruck  bringen  konnte:  Jeder  Bund  einen 

Raum;  Leseraum  etc. 

.Tüdi  sehe  Ju^endbünde  .Kachdruck  auf  dem  v/orte 

jüdisch.  Sie  müssen  ihre  Mitglieder  in  ein  jüdi= 
sches  Milieu  hineistellen  wolleru  Dann  sind  sie  • 
mitten  im  Gewirr  der  Grosstadt  entstandenes, see= 


11 

lisches  lind  geistiges  Ililieu. 

Jüdisches  Lehrhaus ^ am  besten  ein  wirkliches 
Haus, in  dem  immer  geistiges  Leben  herrscht, in  v/el= 
chem  Gruppen  sich  su  jüdischen  Feiern  zusammenfinden 
könnten.  Ausgestaltung  zu  einem  umfassenden  Ge= 
meindehaus.  Früher  wäre  dasGeld  dafür  da  gewesen. 
Es  fehlte  die  Einsicht  in  die  Notwendigkeit  solcher 

Grnnduggen. 

Entscheidend  immer  der  Geisl^er  in  all  diesen 

Institutionen  herrscht. 

Re;":es  und  echtes  .nrpttesdienstliches  Leben. 
Nur  regelmässiger  Gottesdienst  bildet  pädagogisch 
wirksames  LIilieu,ist  aber  auch  Voraussetzung  für 
wirkliche  Lebensförderung.  In  Deutschland  herrscht 
meist  ein  religiöses  Leben  in  homöopathischen 
Dosen»  Kann  wenig  nützen. 

Nachwirkungen  der  Naturwissenschaft  des  19 • 

Jahrhunderts. 


c.)  Die  Lebenssituation. 
Alle  bisher  gennnten  Llittel  sind  bev/usste  pädago= 
gische  Handlungen, wenn  auch  bei  der  Erziehungs= 
Situation  des  Milieu  mit  der  unbeirassten  Y/irkung 
grundsätzlich  gerechnet  wird. 

Die  Lebenssituation, das  Leben  ist  völlig  unab= 
hängig  von  unserem  ^;7illen.  Es  ist  die  Erziehungs= 
Situation  von  Ilaschera  jisborach. 


12 

Grun^"^ sätzlich  muss  Jeder, der  über  Erziehung 
nachdenkt  und  sich  mit  ihr  beschäftigt, wissen, dass 
er  nur  für  die  ^^ Schule  des  Lebens"  vorbereitet. 
Letzten  Endes  wirkt  erzieherisch  nur, was  in  die 
V/irklichlieit  um2:esetzt, gelebt  v;ird: 

al  taamen  beazmecho  ad  jaum  maus*  che  (llillel  II.) 
Die  Er ziehinics Situation  des  Lebens  geht  nie  zu 
Ende  und  kein  Mensch  wächst  aus  ihr  hinaus. 

Die  heuti.^e  ^eit  ist  sichtTsarste  Erziehungs= 
Situation  für  uns  Juden.  Es  wird  uns  z.B.  vor 

Augen  geführt : 

UnberechenlDarkeit  des  Lebens  (ra'bbans  niachacho= 

waus  belev  isch...) 

Kein  Vertrauen  auf  menschliche  Umstände  wie  ^^  ^^^ 
jahrhundertelange  Ansässigkeit  udgl.möglich,";,^;"^^^«-,^,^  pi 

Flucht  aus  dem  Judentim, Taufe, Trennung  voil    ' 
der  Geraeinschaft  ist  verhängnisvoM  für  den  Täter, 
noch  mehr  für  Kinder  und  Kindeskinder; sind  ent= 
wurzelt .  (paiiked  awaun  owaus . . . ) 

Ahiegung  der  jüdischen  Verpflichtmigen  wie 
Sahfeat  etc.  aus  wirtschaftlichen  Gründen, um  wirt= 
schaftlich  nicht  zurückzubleiben, ermcg]icht  Reichtum 
und  damit  auch  Vordringen  in  gehobene  Stellungen 
imd  die  verhängnisvolle  Ausrdrkung  der  heutigen 

Zeit.  /Anerkennung  wirklicher  Führer  wie  etwa  Moses 
IlendPlsolin'nur  in  dem,v;as  gerade  passt, trägt  gift 
in  sich.  Gesetz  und  Bürgerliche  Vereinigung! 

Das  beängstigende  Schwinden  des  jüdischen 
¥;issens  läuft  Hand  in  Iland  mit  der  immer  grösseren 
Verbreitung  unrichtiger  Behauptungen  über  das  Ju= 

dentum.  .       ,   ,  ,     , 

Hoch  vieles  mehr  könnte  man  als  Lehren  der 

Zeit  anführen:  Es  sind  zugleich  Lehren  der  Bibel. 
Kein  Zweifel :G«tt  spricht  heute  mit  uns  durch  das 
Leben! 


13 
Palästina  als  ^^ädateo.pjische  Situation. 

In  Palästina  finden  vjir  alles  vereint, was  zur 
Judentiims  er  Ziehung  notwendig  ist. 

Jüdische  Schulen  gibt  es  überall;  jüdische 
Hassen  mit  jüdischem  Leben  gibt  es  in  Polen;  jüdische 
Bauern  gab  es  schon  inrner,in  grosser  Zahl  in  der 
IBcrnine;  jüdische  Einricltingen  bot  die  jüdische 
Welt  allüberall, oft  in  äusserlich  vorbildlicher 

Weise;  usv;. 

Alles  z-asammen  gibt  es  nur  in  Palästina. 
Dazu  komraen  einige  neue, pädagogisch  unendlich  wich= 

tige  Umstände: 

Die  hebräi:-.che  S-prache  er f öffnet  den  Weg  zum 
hebrätisclien  Sprachgeist;  zugleich  zur  Bn)el,eine 
für  sich  selbständig  wirkende  Srziehimgsv;elt,wenn 
sie  nur  gekannt  wird, und  insbesondere  in  der  Jr= 

Cl  T^  ^*  *^  O  fl  (-^ 

*   PrlAstina  ist  admas  kaudesch;  dies  wirkt  als 
Verpflichtung  tmd  antreibender  Stachel. 

In  Palästina  ist  der  Sabfeat  selbstverständlicher 
Rulietag;sodass  jetzt  erst  wieder  d§r  oabbat  in 
umfassender  \7eise  sich  fruchtbar  auszuwirken  be= 

^^""""in  Palästina  ist  die  Vereinigung  von  Thora  tmd 
v-eltlicher  Beschäftigimg, d.h.  organische  Lebensge- 
staltunr  MMnSgSSSälsaägXunt er  dem  G'ttesbefehl 
wiedereinml  im  Lauf  der  Jahrtausende  möglich  ge= 
worden.  Eigenartig  dass  es  mit  der  Zeit  zusammen= 
trifft, in  welcher  das  uralte  jüdische  Ideal  des 
reli^'-iös-gebundenen  Bauerntums  in  der  Parole  :  ^ 
Zurücv  zuS  Boden!  Weltgeltung  zu  gevmnnen  scheint. 

Auf  Palästina  sind  die  Augen  der  ^udenheit 
gerichtet,  -  eine  Anstachelimg  pädagogiscner  Art 
?on  P.usserofiäentlicher  Verpflichtungskraft  und 
..ir^gsmöglichkeit.  ^^^  ^^^^^^  ^^^^^  ^^^ 

um  die  Verwirklichung  des  G'tteswillens  auf  Erden, 


14 
um  das  malchuth  schama^jim  al  haarez,in  ein  "bren: 
nendes  Stadium  getreten. 

Wir  f:,ailen  es  deutlich:  Es  ist  G'tt,der  uns 
heute  zum  Judentum  erzieht! 


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^artlU  SpeeJ),     l/lfk 


Ansprache  iDeim  Tischtennistiirnier  des 
des  Barkochba.  19. Januar  193S* 

T-ie^^e  Freimde!  Ich  iDegr'^sse  Sie  im  Namen  des 
ganzen  Jugendrings  in  der  schönen  Turnhalle  der 
Gem.einde  Hannover , und  möchte  die  IToffnimg  ausspre= 
chen,dass  ein  scliönes  Tu  ni er  in  einem  schönen  Raum 
einen  nev'en   Baustein  wahrer   Lehensfreude  in  Ihrem 
Le'ben  liedTere. 

Jüdischer  Sport  unterscheidet  sich  von  an= 
derem  Sport  dadurch, das s  er  immer  auch  eine  Beziehung 
zum  Geistirjen  aufweisen  muss.  Biese  Bezi]fehi.mg  soll 
in  diesem  Augenhlicke  lebendig  gemacht  werden. 

Sie  liegt  in  der  üb erh rückenden  Kraft  des 
Sportes»  Sport  vereinigt  l'enschen  aus  den  verschie= 
densten  Städten  und  sogar  Ländern  -auch  v^erm   sie  sich 
völlig  fremd  sind-  zu  einer  Einheit.  Sport  kann 
auch  Menschen, die  weltanschaulicb  auf  verschiedener 
Grundlage  stehen, in  einem  gemeinsamen  Tim  zusammen= 
führen, und  so  zu  wahrer  innerer  Befriedimg  beitragen. 

Aber  echter  jüdischer  Sport  hat  noch  eine 
andere  Kraf5  der  Üb erb rückung.  Dies  kommt  immittelbar 
in  dem  Psalmliede  zum  Ausdruck, mit  dem  der  heutige 
Tag)^,  der  erste  Tag  der  Woche  eingeleitet  wird.  Y.^ir 
singen  da  an  jedem  mozae  schabfeat  ein  Lied  des 
sport=  und  kriegsgeübten  Königs  David, das  mit  den 
Worten  anfängt:  baruch  adoschemx  zuri,hammelammed 
jadaj  lakrav,ezbeotaj  lamilchamah, gelobt  sei  G^tt, 
mein  Feister  meine  Ilände  den  Krieg  gelehrt  und  meine 
Finger  den  Streit ! 

Es  ist  wirklich  ein  klein  wenjfe  verblüffend, 
dass  dieses  'Tort  geradezu  grossartig  auf  IT^r  heutiges 
Unternehmen  passt,denn  Sie  streiten  ja  auch  mit 
Händen  imd  Fingern, ^md  dürfen  daher  nuch  ein  Dankes= 
wort  sprechen  an  denjenigen, der  uns  Menschen  die 
Gesimdheit  gegeben  hat, die  uns  körperliche  Betätigung 

gestattet. 

Aber  entscheidend  ist  das  folgende  V/ort 
imseres  grossen  Volkskönigs:  magini  uwo  chassiti, 
er  ist  mein  Schild;  auf  ihn  -d.h. auf  G»tt-  vertraue 
ich.  Hier  haben  wir  in  der  kürzesteh  Form  jene 
grosse  Überbrückung  des  Judenturas  zwischen  dem 


Körperlichen  imd  den  Geistigen, zwischen  irrlisc?ieE 
Betätigimg  vnä.  Uimvandung  riim  Göttlichen,  zwischen 
Sport  und  wahrem  Judentum! 

Die  grösste  Gefahr, in  der  die  sportlic'^'e 
Freude  am  Körper  steht, ist  die  Verselhständigung 
des  Körperlichen, die  I.!einung,dass  der  LIensch  nichts 
v/feftter  -"-u  tun  braucheyf,  als  ehen  seinen  Körper  zu 
pflegen, ein  tüchtiger  Eportsmann  zu  sein;  einer 
Finwendung  zum  Geistigen  bedürfe  es  dann  nicht.  In 
diesem  Falle  wäre  aus  dem  Sport  ein  GötzendiBHst  ge= 
worden. 

Beim  Barkochloa  iDesteht  diese  Gefahr  nicht, 
denn  er  treibt  ja  Sport  nicht  um  des  Sportes  v/illen* 
Immer  steclct  hei  ihm  die  AnschauunUi  dahinter, die 
jüdische  Jugend  um  des  Judentunis  i^illen  auszubilden 
imd  zu  dessen  Erneuerung  beizutragen. 

So  möge  e3   denn  diese  Haltung  be'vusst  wfe&ter 
pflegen;  immer  mögen  bei  ihm  nebeneinander  liegen: 
magini  uwo  chassiti.der  Schild  des  Sportes, das 
Sportabzeichen, und  die  kraftvolle  Zuwendung  zp_m 
echt  Jüdisch-Geistigen.  Dann  v;ird  er  auch  zur  rr= 
fülTung  der  davidischen  Schlusswcrte  beitragen, die 
von  einem  glücklichen, bäuerlichen  Palästina  sprechen: 
alufenu  messubalim, an  perez,\7e-en  3o2eth,v7e-en 
zev/achah  birch0^/;ethenu, unsere  Rinder  werden  MSgSÜC 
trächtig  sein, ohne  Verlust, ohne  Schaden, und  kein 
TiTbhgeschrei  mehr  in  unseren  Strassen^  J'd  ^n/iP/^  e^'i^e 


cf 


/^/f  SS  103 


t 


fmJScUfJ  CtllecHf/)        IT 3. 6. 


leciute '   Feteini  B/tn!m  »f  &itJ  ^reofäefA 


fe^>/? 


XuWrt'^    /2 


'arenfs  ^mm 


Arch» 


'V<»X 


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• 


Anspra-Qrhe  nm  Elte  iiaTDend  de» 
undes  deutsch=j*idischer  Jugend;  25 ♦lo^* 


Lieloe  Freunde? 

Der  lienti^e  -von  euch  veranstaltete  Abend- 
steht imter  zwei  Gesichtspunkten:  'JTinterhilfe  und 
Elterna'bend.  Das  l^edeutHt  einmal, da ss  ihr  euren  El= 
tern  zeigen  V70llt,was  ihr  in  eurem  Dunde  treiht, 
v/as  euÄ^e  Ideale  sind  und  wonach  ihr  streht;  und  zum 
2;":eiten  v/ollt  ihr  durch  emer  Spiel  den  n^otleidenden 
Llenschen  unserer  Gemeinschaft  helfen»  Es  steckt  nun 
ein  hitterer  Kern  in  dem  Bestreiken, durch  Spiel 
V/ohltätigkeit  su  üben;  es  erinnert  an  eine  der  in 
früherer  Zeit  vorgekommenen  Sünden, der  des  V/ohl tätige 
keitshalleSj'bei  dem  die  Hauptsache  das  Amüsement 
der  Veranstalter  vrar,imd  dir  vorgeschützte  Grund, dass 
etwas  als  Hilfe  der  i^ormen  abfallen  sollte.  Darum 
i:-t  es  richtig, dass  v;ir  in  diesem  Augenblick  einmal 
in  aller  Kürze  versuchen, euer  ^un  in  den  richtigen 
Zusammenhang  hineinzustellen . 

Euer  Helfenv/ollen  kann  man  mit  dem  hebrä= 
ischen  Begriffe  der  gemilus  chassodim  bezeichnen, 
Er/'^eisung  von  TJohltaten.  Ihr  erinnert  euch  sicherlich 
an  das  bedeutsame  V/ort  imserer  'Weisen:  ''Auf  ("irei 
Dingen  steht  die  'Jelt :  auf  der  Thora,auf  dem  G't~ 
tesilienst  und  auf  der  Eirv/eisung  von   Wohltaten".  Hierin 
ist  die  Rede  von  den  drei  Säulen, avif  denen  die  Iuen= 
schengemeinschaft  steht;  undzugleich  müssen  v/ir  da= 
Xt\n   denlcen,dass  ':wn.n   nur  eine  Säule  hiervon  ein= 
stürzt, die  ganze  llenschheit  gefährdet  ivird.  Dass  auch 
ihr  heute  der  Erhaltung  dieser  drei  JSäulen  dienen 
wollt, ist  ohne  weiteres  ersichtlich. 

Der  ersten  Säule  dienet  ihr, indem  ihr 
heute  ein  Stück  auf führt, das  nicht  nur  einen  jüdischen 
Inhalt  hat, sondern  das  einer  von  euch  selbst  gedieh- 
tet  hat.  Dies  legt  Zeugnis  davon  ab, dass  ihr  euch 
ernst'"aft  mit  unserem  ureigenen  Judentum  beschaff 
tigt.  Freilich  gehört  noch  mehr  dazu, denn  eTudentum 
ist  die  göttliche  Lehre  von  der  Menschlichkeit, enthal= 
ten  in  unserem  vnmderbaren  Buche  der  Thorg.  Und  es 
ist  ausschlaggebend  für  unser  Geschick, ob  wir  selbst 
diese  Menschlichkeit  immer  wieder  von  neuem  kennen 
lernen  wollen, damit  wir  sie  nach  dem  Hennenlernen 


auch  verwirklichen  können. 

Auch  der  zv/eiten  Säule  der  Erhaltung  der 
MenschJieit  dient  ihr, der  awaudoh,das  was  wir  G-»ttes= 
dienst  nennen.    Gottesdienst  ist  zunächst  einmal 
seit  uralter  Zeit  in  allen  Religionen  die  Zusammen^ 
kimitt  im  Cr' ttehaus, wo  man  sich  gemeinsam  dem  Gedan^ 
ken  der  Ewigkeit  widmet*  Aher  ein  solcher  Gottesdienst 
allein  genügt  nicht.  Das  Judentum  f ordert, dass  das 
ganze  LelDen  ein  G*ttedienst  ist, dass  alles, v/as  ge= 
schieht  leschem  schomaj jim,su  Ehren  Gattes  geschieht. 
Ein  solcher  Gottesdienst  ist  sehr  viel  schwerer  noch 
als  hlosse  religiöse  Zusammenkimf t •  Und  ihr  dürft 
heute  Abend  erkennen, dass  auch  ihr  auf  dem  w'ege  zu 
solchem  T-ehensg*  ttesdienr^t  euch  bewegt.  Denn  was 
wollt  ihr  mit  eurem  Tun?  Ihrivollt  unserem  Judentum 
zur  Ehre  gereichen?  Judentum  jedoch  ist  eben  die 
Lehre  der  Verehrimg  G'ttes  durch  ein  Leben  der 
Menschlichkett.  In  dieser  Aufgabe  sind  wir  alle 
ev;ig  Strebende.  Diese  Aufgabe  ist  imendlich,wo  wir 
auch  sind, ob  hier  in  Deutschland  oder  anderswo. 
'Tenn  jemand  auswandert, so  kommt  er  g ewöhnlich  in 
ganz  fremde  Verhältnisse  imd  es  wircl  ihn  v/ohl  sehr 
oft  das  Heimweh  anlcommen.  Aber  er  kann  einen  treuen 
Begleiter  haben, dar  ihn  tröstet, und  das  ist  unser 
Judentum.  "Jler   sich  vornimmt  -wo  er  auch  sei-  ,ein 
treuer  Vertreter  unseres  Judentums  zusein, der  wird 
auch  in  der  schwersten  Gef^^hr  und  Not  einen  Beschüt= 
zer  haben, den  wird  man  niemals  wegen  unwürdigem 
Verhalten  ausser  Landes  weisen  müssen! 

Einer  von  euch, der  lange  euer  Führer  war,Phi= 
lipp  Goldmann  geht  in  wenigen  Tagen  von  euch  KKK   in 
das  grosse  Land  jenseits  des  Ozeans.  Erhat  euch  ge= 
zeigt, wie  man  hier  eure  Ideale  vereinigt  mit  echter 
Treue  zum  Judentum.  Er  hat  diese  Treue  seinem  vorbild= 
liehen  ElternhaHise  entnommen, und  sicherlich  ivird  er 
auch  in  der  Eremde  diesen  vmnderbaten  Talismann, den 
er  hier  -in  seinem  Leben  seinen  jungen  Freunden  ge= 
zeigt  hat, nicht  vergessen;  dann  v/ird  das  Judentum, 
dann  wird  G'tt  auch  ihn  nicht  vergessen. 

Und  der  dritten  Säule  der  Menschheitserhaltung, 
der  gemiluth  chassodim  dient  ihr  heute  hier  in  aller 
öffentlichkeit.  Ihr  wollt  Notleidenden  helfen.  Damit 


zeist  ihr  euch  im  Kampfe  segen  die  Sel"bstsuclit,die 
daJikläSM  slaiilDt,es  genüge, wenn  es  einem  nur  sSbst 
gut  gellt.  Aber  ihr  zeigt  auch,aass  ihr  ein  Gefülil 
ha'btj'iioi  -vvelcher  Form  Jugend  den  Notleidenden  helfen 
darf.  Aber  es  gilt  auch  für  erwachseneyl  ITenschen. 
Man  darf  nämlich  der  Armen  nicht  beschämen.  Darum 
ist  eure  indirekte  Hilfe  so  schön.  Ihr  habt  euch 
für  die  Sammlung  an  den  Eint opf Sonntagen  zur  Ver= 
fügung  gestellt, und  auch  an  sonstigen  Samnlungen 
beteiligt  ihr  euch.  Und  heute  Abend  dienst  ihr  dem 
gleichen  ^wecke  in  einerindirekten, aber  ernsten 

Form. 

Und 
Ihr  werdet  aus  bomim  zu  baunim,aus  Kindern, die 
y',issen,wnp   JTl   -^ <=>■>♦  ^"^"H-   imv.r^n^it  ,iMrfin1n-h    iTir   zu  ]3auleu= 
ten,die  mitbauen  nnder  Erhaltimg  der  Gnuidsäulen  der 
Menschheit, an  den  Säulen  der  göttlichen  Lehre  pr,^k= 
tisch  ge^'bter  Mens chlichlcetl . 


was  leistet  ihr  damit?   Ihr  verwandel"^  euch. 


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•  • 


Ansprache 
bei  der  Einführung  in  die  Leibniz-Lo^e 
am  Dienstag,  d.  19.  Mai  1936. 


Wenn  die  «^elt,  in  der  man  lebt,  äusserlich  und  inuerlich 
erschüttert  worden  ist,  muss  man  -  sofern  man  noch  Kräfte  in  sich 
f 'ihlt-  den  Versuch  der  Prüfung  seiner  V/eltanschauungsgrundlagen 
machen  und  evtl  •  zu  einer  neuen  Grundlegung  schreiten* 

»»ir  wollen  im  Rahmen  dieses  Denkens  heute  Abend  von  dem 
ausgehen,  was  uns  am  nächsten  liegt,  von  den  Idealen  unseres  Ordens 
W.B.a^E.,  i/i/ohltätigkeit ,  Brüderlichkeit  und  Eintracht»   »^ir  haben 
hier  zwei  positive  und  ein  negatives  Ideal  von  uns#   «Vohltätigkeit 
ist  ein  aktives  Ideal  der  praktischen  Handlimg,  Brüderlichkeit 
ein  solches  der  G-esinnung»  Eintracht  ist  mehir  ein  negatives,  ein 
passives  Ideal  der  Zurückhaltung,  die  Aufforderung,  Zwietracht  zu 
vermeiden,  (gewiss  ein  wichtiges  Ideal,  desoen  Bedeutung  gerade  in 
einer  Zeit  erKannt  wird,  da  das  Vergehen  eines  Einzelnen  der  ganzen 
Gemeinschaft  aufgebürdet  wird  und  daher  auch  nur  das  Zusammen- 
stehen, die  Vermeidung  von  Zwietracht  die  Kräfte  der  Erhaltung 
hervorrufen  kann)*    "  -_  ^ 

Kein  Zweifel,  dass  diese  Ideale  in  das  Gebiet  der  Ethik  ge- 
hören, der  Lehre  von  guten  Handeln ♦   Sie  scheinen  von  selbst  ein- 
zuleuchten •   Vnirde  man  ohne  jede  Voraussetzung  nach  der  Notwendig- 
keit des  Ideals  der  «Wohltätigkeit  fragen,  so  würde  der  Bruder 
■unseres  Ordens  wohl  in  irgend  einer  Form   antworten,  dass  sich  die 
Hilfeleistung  sn   Notleidenden  von  selbst  verstehe;  es  ist  eine 
Forderung  der  Menschlichkeit.   Ausserdem  werde  sie  auch  vom  Egoismus 
befürwortet,  der  auf  die  Möglichkeit  hinweist,  es  könne  jeder  Mensch 
einmal  in  Not  kommen  und  da  er  der  Hilfe  bedürfen*   -/^ah  für  die 
Brüderlichkeit  und  die  Eintracht  könnte  angeborene  Selbstverständ- 
lichkeit und  Egoismus  in  ähnlicher  <^eise  zur  Begründlang  ihrer  Ver- 
pflichtungskraft angeführt  werden» 

Solche  Begründungen  haben  Durchschlagskraft  jedoch  nur, 
wenn  sie  auf  einem  concensus  imnium,  auf  einer  Uebereinstimmumg 
aller  beruhen.   Dann  aber  brauchen  sie  eigentlich  keine  Begr'indung* 
Führt  man  doch  solche  Begründungen  an,  so  ist  es  meihr  der  Ausdruck 
eines  glückhaften  Empfindens  der  Selbstzufriedenheit,  die  das  rei- 
bungslose Mitschwiminen  im  Strom  der  Allgemeinheit  konstatiert • 

^ders  liegt  die 


-  2  - 


Sache  jedoch,  wenn  die  SelbstverstfLidlichkeit  solcher  Ideale  in 
Frage  gestellt  wird.  Das  Fehlen  des  conoensus  imnium  wirkt  dann 
wie  eine  Schwinge,  die  Spreu  und  «»'eizen  voneinanaer  sondertt   Die- 
jenigen, deren  Gl'icksempf Inden  csuf  dem  consansus  omnium  beruht, 
werden  sich  w  ahrscheinl ich  ohne  viele  Heminungen  dem  neuen  Ideal 
anschliessend   Beim  alten  Ideal  werden  aber  nur  diejenigen  bleiben, 
die  von  der  Sehnsucht  nach  V/ahrheit  getrieben  hief 'ir  zulängliche 
Begr^'indungen  gefunden  haben  werden  als  nur  die  liebere  ins  timmung 
aller. 

An   die  Ideale  unseres  Ordens  hat  die  Zeit  der  vergangenen 
Jahi-zehnte  mindestens  scharf  kritisierende  Sonden  angelegt.   <Vohl- 
tätigkdit  wurde  gewiss  nicht  als  schlecht  hingestellt.  Hier   die 
Frage  tauchte  doch  ganz  entschieden  auf,  ob  individuelle  V/ohl- 
tätigkeit  nicht  eine  Versiindigung  gegen   den  Geist  des  wirklichen 
Menschenrechtes  darstellt.   Die  Kultur  und  Zivilisation  beruht  •  ^ 
auf  der  Zusammenarbeit  aller.  Daher  haben  alle  das  Recht  auf 
Erhaltenwerden  selbstverständlich  zur  Zeit  ihrer  iirbeitsausf  ührung , 
aber  auch  zur  Zeit  ihres  Nochnichtarbeitenkönnens  i:uid  Nichtmehr- 
arbeitenkönnens*  (Popper-Lynkeus-Nährarmee) •   Gev/iss  konnte  man  . 
dann  vom  j  'dischen  Standpunkt  aus  einwenden,  dass  ^Vohl tätigkeit 
in  unserem  Sinne  gleich  Zedokoh,  gleich  Gerechtigkeit  ist,  dass  ' 
also  das  Element  der  Beschämung,  das  in  jeder  privaten  <i/ohl tätigkeit 
liegen  kann,  dem  i^iillen  des  Judentums  entsprechend  ausgemerzt  werden 
müsste.   /ber  es  handelt  sich  hier  um   eine  prinzipielle  Verän- 
derung. Es  wurde  der  individuellen  V/ohl tätigkeit  die  allgemeine 
rechtliche  Verpflichtung,  dem  Individualismus  der  Sozialismus 
gegenübergestellt« 

i«enn  man  auch  bei  dieser  Kritik  noch  gewisse  verbindende 
Bracken  finden  mochte,  so  gi.'iff  eine  andere  Jxt   der  Kritik  viel 
schärfer  an.   Wohltätigkeit  ist  insbesondere  eine  Verpflichtung  den 
Schwachen  und  Kranken  gegenüber.   Wer  konnte sich  vorstellen,  dass 
einmal  eine  Zeit  kommen  wird,  in  der  die  Verpflichtung  der  Hilfe- 
leistung für  Schwache  angezweifelt  würde.  Diese  Umwälzung  kam  be- 
kanntlich mit  Nietzsches  Philosophie.  In  seiner  letzten  Periode 
stellt  er  als  Ideal  die  Bejahung  des  Willens  zur  Macht  auf«  Ueber- 
mensch  und  Herdenmensch  stehen  einander  gegenüber.  Die  Herdenmen- 
schen sind  nur  Material  für  die  Erzeugixag  des  Uebermenschen«  Diesem 


-  3  - 


ist  alles  erlaubt*  Die  alte,  auf  dem  G^ ttesglaubea  beruhende  Moral 
ist  aufgehoberit   "Nichts  ist  wahr,  alles  ist  erlaubt".  Begreiflich, 
dass  der  Schwache,  wenn  es  notwendig  erscheint,  nicht  gehalten, 
sondern  gestossen  wird,  damit  er  noch  schneller  fällt* 

Henn   eine  solche  Philosophie  ausgesprochen  .vird,  dann  ist 
es  noch  weit  bis  zur  ihrer  Verwirklichung •   Zuerst  sind  noch 
die  Kräfte  der  Vergangenheit  lebendig,  so  dass  Theorie  und  Taten 
zueinander  in  iViderspruch  stehen.   ^J^er  einmal  kommt  der  Augenblick, 
da  die  neuen  Ideen  sich  durchgesetz.t  haben*   Dann  haben  sie  die 
Fähigkeit,  die  alten  Ideen  aufzuheben  und  das  Leben  tatsächlich 
nach  ihrer  Vorstellung  zu  gestalten*  In  diesem  Augenblick  wird  auch 
die  alte  Idee  wieder  auf  den  Kampdp.atz  gerufen*   Sie  muss  entweder 
xmter  neuen  Verhältnissen  zu  einer  neuen  ßegriindung  kommen,  oder 
sich  selbst  endg'ilttg  aufgeben« 

In  dieser  Lage  sind  heute  die  Ideen  unseres  Ordens •   Seine 
Ideale  sind  nicht  geeignet,  den  Herrenmenschen  zu  erzeugen*   Im 
G-egenteil  wo .  len  sie  "Brüderlichkeit",  die  G-lsichheit  der  Menschen, 
Sie  lehnen  das  Recht  des  Stärkeren  auf  unmoralische  Handlungen, 
wenn  es  für  ihn  nützlich  wäre,  ab,  und  verlangen  kategorisch  Hilfe- 
stellung für  den  Schwachen.  Muss  man  diese  Ideale  als  unrichtig 
erkennen?  -  .  .   - .  -  • 

•  Prüfen  wir  diese  Frage  auf  dem  Hintergrunde  der  in  diesem 
Augenblick  ims  auf taujhenden  Begriffe  der  heteronomen  und  au- 
tonomen Ethik*  Man  versteht  unter  hetoronomer  Ethilf  ein  von  einer 
,  ausserhalb  des  Menschen  liegenden  Autorität  vorgeschriebenes 
sittliches  Handeln,  z*B.  von  G' tt  gegebene  Gesetze.   Autonomes 
Handeln  beruth  auf  der  angeblich  vorhandenen  Fähigkeit  des  Menschen, 
aus  eigener  Vernunft  a:  solut  gültige  ethische  Gesetze  zu  erzeugen* 

Das  Altertum  kannte  nur  heteronome  Ethik.   Immer  hat 
ein  G'tt  die  Gesetze  verordnet*  Ein  Beispiel:  Auf  der  Hamurapi- 
Säule  sieht  man,  wie  der  Sonneng' tt  Schamasch  dem  vor  ihm 
knieenden  König  Hjunurapi  in  Form  einer  Rolle  sein  Gesetzbuch 
übergibt*   So  stammte  auch  die  Ethik,  das  über  das  Recht  hinaus- 
gehende Verhalten  zu  den  Menschen,  aus  göttlicher  Quelle.   V/odruch 
kam  die  »Sendung?  Durch  die  Entdeckung  des  Rechtes  der  Einzel- 
persönlichkeit* Durch  den  aufkommenden  Individualismus.   Kopernig:us 
hat  den  Menschen  heimatlos  und  wurzellos  gemacht*  Vor  ihm  wölbte 
sich  ein  schützender  Himmel  über  dem  irdischen  Reich  der  manschen  und 


-  4  - 


^ 


und  ge"ährte  duroh  seine  Hoffnun_'-  auf  die  Zukunft  auch  Sicherheit 
in  der  irdischen  Gegenwart,  da.  ein  vorstellbarer  G'tt  aus  diesem 
Himmel  heraus  imumstössliche  Gesetze  verordnete*   Kopernikus  hat  den 
Himmel  zerstBcfirt.   Jetzt  war  der  Mensch  nichts  metir  als  ein  winziger 
Staubkorn  auf  dem  kleinen  Planeten,  der  sich  im  unendlichen  "^i/eltall 
mit  rasender  Geschwindigkeit  drehte»   Es  gab  nun  logischerweise 
nur  noch  einen  möglichen  fiuhepunkt:  das  war  der  Mensch  selbst. 
Er  musste  in  sich  einen  feststehenden  Msatzpunkt  suchen,  nachdem 
jeder  ausserhalb  liegende  Msjitzpimkt  genommen  war.  Der  Mensch  fasste 
Zutrauen  zu  seiner  Vernunft.   Hatte  sie  ihm  nicht  die  Erkenntnis 
von  der  wahren  Beschaffenheit  der  V/elt  gegeben?  Sollte  sie  nicht 
auch  imstande  sein,  ihn  Sicherheit  in  der  Jb'rage  nach  dem  richtigen 
Verhalten  der  Menschen  zueinander  geben  können?     "'  V  ' 

Es  ist  daher  durchaus  verständlich,  dass 'der  Phiiosoph 
Descartes  den  Aisatz  des  absoluten  Selbstbewusstseins  in  der  Denk- 
3CÄXjäxgJCıi  möglichHeit  fand.   Cogito  ergo  sum,  v;eil  ich  denken  kann, 
deshalb  bin  ich.   So  stünde  der  Mensch  nun  wenigstens  in  einem  Punkte 
fest.  Nach  Carte sius  wäre  der  Mensch  mm   durchaus  imstande  .p-ewesen, 
G'tt  zu  entthronen  imd  damit  auch  die  .7elt  der  göttlichen  Ethik, 
/^er  er  fand  den  rettenden  Ausweg,  indem  er  für  wahr' erklärte ,  r/as 
olare  et  distincte  sei,  was  in  sich  klar  und  von  anderen  Begriffen 
deutlich  unterschieden  wäre.  Dazu  aber  gehörte  in  erster  Linie 
der  Begriff  G'tt.  Er  meinte  also,  dass  G'ttes  Existenz  eben 
durch  vernijnftige  Einsicht  klar  ersichtlich  wäre  und  damit  auch  die 
auf  Religion  gegründete  Sittlichkeit.  Er  bemerkte  offenbar  nicht, 
dass  er  in  Wirklichkeit  die  Reli-ion  zerstörte,  da  er  das  Dasein 
G'ttes  von  der  Gnade  der  ihn  erkennenden  menschlichen  Vernunft 
abhängig  machte • 

Die  endgültige  Zerstörung  dieses  Pfeilers  v/urde  durch  den 
grossen  Philosophen  Kant  vorgenommen.   Er  wies  nach,  dass  ein  noch  so 
klar  vorgestellter  Begriff  durchaus  noch  nicht  existieren  müsse. 
Also  besage  auch  die  klare  Vorstellung  G'ttes  nicht  über  seine 
wirkliche  Existenz.   G'tt  lasse  sich  nicht  beweisen. 

Trotzdem  blieb  sowohl  für  Descartes  als  auch  für  Kant 
die  göttliche  Ethik  erhaltenl  Bei  Descartes  ai  geschah  es  durch  das 
Mittel,  dass  die  Existenz  G'ttes  und  mit  ihr  natürlich  sein  Sitten- 
gesetz eben  durch  den  Verstand  als  unbedingt  notwendig  und  seiend  er- 


«  5  - 


^ 


kanntwurde.   Bei  Kant  dadurohrji  dass  er  zv/ar  die  ßeweismöglichkeit 
Gattes  durch  Vernunft  leugnete;  daf iir#*jedooh  Ü-'tt  als  Postulat, 
als  iJ'orderimg  des  Glaubens  erhob,  ohne  welches  es  kein  sittliches 
Handeln  geben  könne*   Er  fonnuliert  das  so:  Das  moralische  Gesetz 
führe  "zur  Religion,  d*i.  zur  Erkenntnis  aller  Pflichten  als 
göttlicher  Gebote,  nicht  als  Danktionen,  d.i.  willkürlicher,  für 
sich  selbst  zufälliger  Verordnungen  eines  fremden  ^/illens,  sondern 
als  wesentlicher  Gesetze  eines  jeden  freien  ^7illens  für  sich 
selbst"  (Kritik  der  praktischen  Vernunft,  erster  Teil,  2. Buch, 
Hauptstück  V,  Das  Dasein  G'ttes  als  ein  Postulat.) 

Der  Pferdefuss  in  dieser  Auffassung  liegt  offenbar  darin, 
dass  das  göttliche  moralische  Gesetz  seine  Göttlichkeit  dc?durch 
erweisen  muss,  dass  es  als  das  Gesetz  unseres  freien  willens  er- 
kannt  wird;  es  aiuss  sich  also  vor  dem  Richterstuhl  der  menschlichen 
Vernunft  verantworten.   Damit  ist  natürlich  seine  Kraft  gebrochen, 
denn  in  diesem  Frdle  ist  eben  die  menschliche  Vernunft  der  wahre 
G'tt. 

.  Ist  es  nun  verwimderlich,  dass  eines  Tages  die  R'.icksicht 
auf  einen  von  d;^»r  Vernunft  geglaubten  und  gnädigst  anerkannten 
G'tt  schon  aus  Gründen  der  Beq^uemlichkeit  fallen  gelassenv/urdei*? 
Dann  gab  es  nv^r  noch  einen  G'tt;  das  war  die  Vernunft  selbst. 
Aber  die  -  von  G'tt  aus  gesehen-  rückläufige  Bewegung  des  ^^enschen 
zu  sich  selbst  machte  nicht  Halt.   Der  Mensch  begann  in  seiner 
«Vissenschaf t  sich  selbst  aufzulösen.   Das  Vorhandensein  der 
menschlichen  Seele  'vvurde  geleugnet»  Das  Ichbewusstsein  erschien 
fast  wie  eine  Selbsttäuschung.  Der  Psychologe  Mach  erklärte  die 
menschliche  Seele  nur  noch  als  din  Bündel  von  Empfindungen ♦  i'olge: 
Allgemeiner  Skeptizismus.   Wenn  in  dieser  allgemeinen  Auflösung  nun 
irgend  jemand  einen  neuen  Haltepunkt  aufstellte,  so  musste  er  sicherl- 
lich  Erfolg  haben.   Dieser  neue  Haltepunkt  war  der  gesteigertete 
Individualismus,  der  Egoismus.   In  Stimers  Buch"Der  Einzige  und 
sein  Eigentiom"   wurde  radikal  der  IvL.nschheitsbegriff  geleugnet. 
Es  existiert  nur  noch  der  lebende,  sinnliche  Mensch*  Sein  Eigentum 
reicht  so  weit  als  er  will.  Er  erkennt  kein  anderes  Gesetz  als 
das  seines  eigenen  Wohles  und  Vorteiles  an^ 

Nicht  ganz  so  weit  geht  Nietzsches  Lehre  vom  Uebermenschen« 
Aber  auch  für  ihn  gibt  es  keine  anderes  Gesetz  als  die  Notwendigkeit 


b   - 


4 


seine  eigene  Persönlichkeit  zu  enowiokeln. 

Hie   i-Otwendige  Folge  solcher  philosophieen  musste  die 
theoretische  Vorr/egnahme  eines  KampTes  aller  ^egen  alle  sein*   Da 
aber  die  Menschen  doch  ein  gesundes  B;riipi*inderi  Tür  den  Wahnsinn 
der  Selbstvernichtung  haben,  der  iii  solcher  Lehre  übersteigertster 
Egoismus  steciwt,  haben,  so  begreiien  v/ir,  dass  als  einrache  Folge 
der  Uebersteigerung  nach  dorn  besetze  des  Pendelschlages  das  an- 
dere  Extran  entstund,  der  hemmungslose  Kollektivismus  des  19 . 
Jahrhunderts,  in  dem  das  Individuum  sich  selbst  zu  Gunsten  der  ., 
Gemeinschart  Vüllst.xndig  aufgab.   Ss  gibt  i'ür  diese  ^rt;oUeinung 
u  igtintlich  keino  andere  zulangliuhe  Er  di^rung  als  eben  der  L7/ang 
der  Selbsterhaltung  der  Mas^e,  die  sich  nicht  von  hemmungslosen 


Egoistv^-n  als  Mit  ^.el  zum  Zweck  g-^brauchen  las.:en  Y/ollten, 


tiO 


c; 


Y/ar  nun  eine  andere  Art  des  Egoismus,  dt^r  die  ScUi/achen,  die  sich 
nicht  allein  erhalten  konnten,  zu  gemeinsamer  ilili'e  zusammentrieb. 
Aber  das  Ganze  7/ar  eine  vüllständig  ontgotterte  Welt.   Von  der 
autonomen  Vernunrt,  die  Raubte,  sich  selbst  regieren  zu  können, 
war  nichts  übrig  geblieben,  als  ein  hemmungsloser  Egoismus,  der 
nur  aus  durchsichtigen  Zwecken  manchmal  mit   o rauschen  Prinzipien 
verbrämt  t/urde»  •*  -  •        v 


r  • 


u  aiesen  moralischen  Prinzipien,    die   in  V/irkliciikeit 


aus   ga>  z  anderer  V/elt   stammen,    gehört  auch  das     V/.B.u.^.    unseres 
Ordens»      Aus    dem  Egoismus  heraus   kann  man   keines   der    drei    Ideale 
begründen*     WohUjaLigkeit  aus  Egoismus   ist  keine  V/ohltutigk^it, 
Sondern  höchstens  Berechnung,    die   im  j^aben  ^u^c^nblick  die 
Wohloätigkoit   sus-pendiert,    da   sie  nicht    mehr   zu   eguistiscaen 
Zwecken  notwendig  erscheint,   abg^^aehan  aavon,   dass  Wühlte, v.igkcit 
aus   Egoismus  die  rechte  Behanalung  des  Nebeiinenschen  vermissen 


-     7     - 

laüüt.     BrüderliclikuiL  aus   ii),j-oii3iauü   iJt  keine  ^rUdoriickköit  sondern 


^ 


iictöke.      Mritrs^üiiu  aus  -^güismus   Zerbricht   im  belben  Augenblick,    da 
gwietrcicht  nützlicher   erscheint •     Wir   jjöhen,   cLajü    in  der  Zeit  der 
Verwirrung,    die  der  Egoismus  una  iiatcrialisrnus  des  19*   Jahrhunaerts 
hervorgebracht  haben,   unbure  Ordensiaeen  geradezu   nach   einer   zuläng- 
lichen Begründung  ;5chreien.      V/ie   iüt    isie    zu   ringen?  •    ;  " 

Zeigen  v;ir    die  Jüdische  i:iegründung.      Kurz  gesagt:    Sie 
ist   rein  theologisch,   d.h.    ""» ttbezogen,    vom  ^«  tteabegrixT  abge- 
leitet.     Erkennen  wir    zunächst  einmal  nur   den  rortnal-lopischen  Zu- 
üammenhang:    Das  Judentum  lehrt,    dajci   aie  -^rde   von   ü-ttt      gescharr^n 
Tvurde,    und  dasü    er   den   einen  Menschen   erschuf,    von   dem  dann  alle 
Menschen  abstaniriten.      Has   bedetuet   nach   dem  Talmud,    dass   kein  Mensch 

das  Reciht  und  die  Möglichkeit  haben  sollte,    sich   eine   andere,    -  y/ie 

,  ■  .',■.•  .  "■ 

er  meint-   bt-sserc-   Abstammung   zuzulv^-gen.  • 

Mit  dieser   Anschauung  y/ird  der  ^egrirr   der  yiei.schheit 

begründet.      Sxirner   leugt  die  V/irklichkeit  der  Menschheit.      Sr   ist 

» _,  .  ■         -  *>  -    ■ '. 

nur   ein  Oattungsbegrifr,    ein  Jibstraktum,    der   letzte  Kichauten  einea 
alLen  &espenstes.    (v/indelband,    öescichte   d.Ph.Se.    i?6ip).  .... 

^er   Talmud  stellt   dagegen  die  Menschheit   nicht  nur   als  -tiegriiT 
sondern  als    eine  historische   -Tatsache  hin.      Alle  Menschen   sind 


Blutsverwandte,   eine  grosse  Familie.      In   Jeder  Familie  kann   es 
Streit   geben;    aber    die  Mitglieder   genören  untrennbar    zus.:-:i.mmen.    Kei- 
ne Jöiskussion  kann  es   verleugnen,     ^iv  Menscuen   sind  J^rüder   in 
ü-'tt.      Und  welches   ist   das   recht  Veriialten    zv/ischen  Bri.aern? 
Die  Brüderlichkeit!      Das  Wohlwollen,    nicht   das  Uebelwollen;    Die 
Hiire,    nicht  die  Störung  und  nicht  die  Zerstörung*      iJfe-ruber  hinaus 
aie   Eintracht,    so  Y/ie   innerhalb   einus  einzelnen  Menschonkörpers 
liar  i.onie  herrschen  muss^  wenn   nicht   Krankheit  ausbrechen  soll;    so 
muss  auch  innerhalb   eines  Volkes-  und  m^^  Suiüi.^itskörpers  Harmonie 


^ 


% 


-     8     - 
herrschen,    aanix  nicht  Kr^unkheit   Zöratörend  ciurtrcto .     Wenri  über 
Krankheit  aui'taucht,    wenn  ilen sehen  Ibideu,    dann  muas  man  ihnen  heli'en, 
denn  wir  le.den  mix  den  Brüdern,    wir   OL;pritiden  in  des  v/ortes  wahrster 
üedeuxung  Mitleid,   weilwir   ja   in  v/ahrheit  alle   zu^ariiiTiengohüren. 
So   entwickelt  sich  aus  der   einfachen  theologischen  Vorausaei-zung 
des  Schüprerg» ttes,   der   die  i-»rdü   erschaxi'ei.,    Lwanf^loa  die  Freiheit 
unseres  Ordensideales.  • 

Bs  v/ird  also  j 'j de  w  eitere  »-enscuhcitsentwickluigti  ab- 
hangig  sein  von  dera  Verheil  onis   zxxai  G-' tT.esbc!grirr ,    oaer   besser   gesagt 

■  ■<.■•,■-■ 

zur  V/irkliohkei  t  G'>~utüs,      Wir   müSL;en  ar.s   in    ciieötiir.  üugen  blick  noch 
einmal   an  die   rUükluurxge  Bev/ü^ung   erinnern,    aie  vücii  dc;lbK;tver- 
ständlichen  Cj»  ^tes^lixuben  aes  ilit Lelalterü   zur   entgöLterten  V/elt 
des    ra..enden   Bgoiamus   des  Einzelnen  und   dessen   G-egenspiois   aer 
sieh  verteiaigenaen  Masse  rührte.  *  Der   philosophisch  denkende  Mensch, 
uer   die  V/irkung  ablcniit,   muss.  naturlicher7;eise  auch  uie    Ursache   ab- 
lehnen.      Die  Ursacheli^gt    in  der    Talschcn   Idee  der   Autonimie  aes 
i^iensehen,      (in   gewissen   Grenzen   ist    sie  auch  wieder    richtig;    soweit 
sie   nämlich   das  j^^reiheiustaeY/usstsein  des  Menschen   in  der  Wahl-; 
zv/iscwen   Gul  xxin   BüstJ  ausdrücku).      Echte  i-Ioral,   wirksame  iloral    ist 
nicht  autonom  sondern  hetoronora;    dem  i,.en sehen  vori    einem  liöheren,göttl  • 
Wesen     verordnet.      iJer   **eg  uür  j^rli^oeilung  geht   v/ie   bei   aller   v;issen- 
schartlichen  Forschung  über   den  Sinzelmuni^chen,    den   Üntdecker 
der  wis^^enschai'tlichen  Wahrheio,    der   den  «</'eg  voranschreitet, 
den   danii  alle  arüern  nach   seiner  Bahnung  auch  b^-^schrei^en  Können. 
Der  Y/eg  der  Iiltdeciiung  der   :';ahren  Grundsatz.    göI>^licher   ^^^thik   g;ht 
über   den  Prophc^ten,    der   die  Y/ahrhcit   zu   schauen  vermag  von   Angesicht 
zu   Ang-sicht,    so   wie   es   von  unst^rerm  Löhrer  Mose  heisst. 

Es   etnsteht  nur  noch   die  i^'rage,   weshalb   unser  Orden   zvrar 


,1 


• 


—       Q       - 

diä  drei    gro^oeii   Ideen   echten  Juden uums  c^li>   ürunaprciiler   eingebaut 
hat,    aber   die   ÜTUi\dlaigo   des   lügisoli   einzig  und  allein   zureichenden 
ö«  ttesbegriiTes   niüht  nennt?      Darauf  gibt   es    i//:ei   Anc  v/orten. 
Man  Könnte   vt^rmuten,    da.  i^    es    in  oint^r    i^eit,    inw  einher   O'ttesür- 
konntniö   nicht  meixr  als   verj^a'li  mutend  eriiannt  v;ut:de,    Zv/eciüJiiubsig- 
keit  die   Q-ründer   verluiuet  haben  i.ör.n^e,    zy/ar   aie  Forderung   aes 
ü-öttxichen  einzubauen,    aber    zur   Vt^rnieidung   vun  V/ortstrei  ^igk.eiLen 
die  Nennung  des   Grrunabegr irres   und  Ausgangspunlites    zu  unterlassen. 
^er..utliüh  iot   aieiiur   &rund  nicht   rici^tig.      ISj  v/i  rd   viti^lmehr   so 
sein,    dass  man  unter  Juden  von  der  waiirhoiu   de^;   gÖULlichen  Daj^eins 
gar   nicht   zu   sprechen  braucht.      Gehi>  man  den  Anschauungen  aui'  den 
Cjrund,    so  v/ird  man   vielfach  entdecken,    dass  auch  sogennruAo 
Ü-»  tteoiß  ugnung  in  v/ir;vlich/\.e  it  sich  nicht   aur  aie  Biiiprinaung  aes    - 
CT/igun   Q^^-heimnissos  bezieht,    sondern  aur  einen  ü-'tt,    den  üenschen 

»■  '   *  ■  '  *-     -     '  •  .       ■  ^  .   .   " 

sich  nach  falschen  Vorbildern  zurechtgeschni  uten  hatten.  i/Iacht 

man  aber  einmal  die  Probe  a.ur  aas  ü;>ceifipei,  so  entdeckt  man  dirjvjunder- 

bare  Empränglichkeit  und  ewige  aieichartigekti  des  jüdischen  -^e-.  . 

•     ■      ..  "    •  •   . 

wusstseins.   Denn  '»v^^lLjhcr  ü rüder  unseres  Ordens  konnte  sich  der 

t  •  •  .  ■    '  '       ' 

Erkenn\.nis  enuzieiien,  dass  z.B.  in  den  Worten  des  Propheten^  Jesaia 

•    -■•.■■ 

Kt.ll,  Vers  1-9  in  wunderbarer  Foria,  in  absoluter  -»-rerrsichc-rheit 
die  Ideale  unseres  Ordens  schon  vor  Jahrtausenden  ausgessprochen 
wurden,  indem  Persönlichkeit  und  G-c?meinschart ,  üidri  scu  und  Natur  • 
in  eine  ei  nzigar  Lige ,  aur  dem  iJriebnia  des  ^otUlichen  beruhende 
Harmonie  p;ebracht  wurde: 


ES  Y/ird  exn  Spross  ausgehen  vom  Stanne  Ijais  .  . 


.  . 


Wiederhole-,  v/ir  dieprophotischen  ^/orte  jüdischer 
(j»  tteserkenntnis  noch  einmal  mit  den  Worten  des  grossen  Dichters 


ü-öthe: 


G'ttes  ist  4ur  Orient, 
Q.«tteo  i;:^t  aer  Oocident. 


l' 


• 


-    lö   - 


a»tte3    isx.  der  Üriv::int 
G'ttös    i;jt    di^v  ÜcciciLnt. 
Nor<i  uriCi   Südliches   G-elande 
Ruiin   im  Frio^den  st^iner  Hanae 


Mit  aiesün  Worten   ist   der  Hintergrund  unserar  Ordensideen 
gezeichnet.      Und  auT  iinn  erhc^bx   sich  nun  ein  Aufbau  der  Führer urdnung 
Von   der   Idee   i:ur   G-emeinschaft,    von  hioip   zur  engeren   Q-cnieinschart 
unseres   Ordens,    von  hier   zu   seinen  Führern,   und   insbesondere   zu", 
denjenigen,    denen  d:-^  .jeweilige  3chicks<%l   eines  Jahrös   in   die  Hunde 
gelegt  Y/orden  ist*    Ich  kann   ihr^en  allen  und  insbesondere   ihrem,       ." 

....  »:-  "  »  ... 

;jchon  in  der  Arbeit   bev/ahrten  Prcii3identc;n  nichLi»  ö^SK^eres  wuUijchen, 

als   die   iSrfüllung  des  Jesai j->.ni;^chen  Wortes:    Es  möge  auf  ihnen  ruhen 

Der  (jeist  ü-'ttes, 

der  G  ii^t  der   »-»^isheit,   uiid   der   SiniJichL, 

der  cjv:.iiit  des  Hartes   und  der  ox.^rxie, 

."  der  ü-c;ist  der  iiukünntnis  und  der   ^» t'uesrurcht . 


In  diesem  Sinrie  üborgc^be   ich   ihnen,    r/ürd.   Präsident,    im 

« 

Aurtrage   der   hüchv;ürdi,jen  &rossloge  den  H^mnev  als  Zeichen  Ihr^-r  V/ürde, 

*  • 

und  er;. Iure  iiiürmit  den  Türmin  193'->/37  .»-ur  erölTnet. 


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Ansprache 
bei  der  Einweihungsfeier  des  Jüd.  Jugendheims 
am  Mittwoch,  d. 20 .Mai  1936,28.Ijar  5696, 
abends  8  l/2  Uhr. 


# 


Der  iugenblick,  in  dem  der  Jüdischen  Jugend  das 
von  der  Gemeinde  Hannover  aus^-ebaute  Jugendheim  ibergeben  wird, 
ist  geeignet,  den  Gedanken  eines  Jugendheims  unter  einen- grös- 
seren Gesichtspunkt  zu  stellen.   Als  einen  solchen  ergibt  sich 
zwanglos  das  Begriff spaa*  Raum  und  Geist.  Das  Jugendheim  gibt 
vins  den  Raum  für  die  notwendige  Betätigung,  und  dieser  Raum 
muss  erfüllt  werden  von  dem  richtigen  Geist.  DieS  ist  der 
Grimdgedanke,  der  sich  dem  Beschauer  aufdrangt. 

Der  Raum  ist  eine  begriffliche  Seite  des  Körper- 
lichen überhaupt.   Zwischen  dem  Körperlichen  und  dem  Geist 
bestehen  offenbare  und  zugleich  auch  geheimnisvolle  Beziehungen. 
An  nächsten  liegen  diese  Beziehungenbeim  Menschen  selbst. 
Man  bedenkt  nur  meistens  nicht,  dass  der  Körper  des  Menschen 
Ausdruck  seines  Geistes  ist.   Aber  die  Beziehungen  sind  na- 
heliegend. Es  ist  der  Geist,  der  sich  de*  Körper  bou/t , 
spricht  der  Dichter.   Aber  auch  schon  unsere  Bibel  le^t 
einen  grossen  Wert  auf  die  köerperliche  Erscheinung  des  rechten 
Geistes.  Der  erste  König  Schaul  wurde  nicht  zum  .Venigsten 
deshalb  besonders  als  geeignet  empfunden,  weil  er  ein  schöner 
Jüngling  war,  der  an  Körpergestalt  alles  Volk  überragte.  Offen- 
bar herrschte  die  Mnahme ,  dass  in  einem  solchen  Körper  auch 
ein  königlicher  Geist  wohnen  aiüsste.   V7ir  brauchen  nur  einen 
Menschen  in  seiner  Gestalt  und  seine  Bewegungen  deutlicher  zu 
beobachten,  um  in  vielen  Fällen  zu  erkennen,  wess-' Geistes 
Kind  er  ist.  Eine  ganze  Wissenschaft  baut  sich  auf  dieser 
Erkenntnis  auf.   Sie  will  nichts  anderes,  als  jene  ewigen 
Beziehungen  zwischen  Körper  und  Geist,  die  raumge staltete 
Seele  aufdecken  und  für  das  praktische  Leben  nutzbar  machen. 

.Venn  auch  die  Menschen  auf  solche  Beziehungen  im 
allgemeinen  nicht  achten,  so  leuchtet  ihnen  der  Zusammenhang 
doch  gewöhnlich  ein,  wenn  man  ihn  nur  andeutet.  Geheimnis- 
voller jedoch  iU^^   die  Beziehungen  Zwischen  dem  weiten  Raum 
der  Landschaft  und  den  Menschen,  die  sie  erzeugt  und  gestal%*t. 
Es  ist  eine  der  eigentümlichsten  und  der  wertvollsten  Erkennt- 
nisse moderner  .Vissenschaf  t ,  dass  jede  Landschaft  merk- 
würdige Kräfte  in  sich  birgt,  die  imstande  sind,  eigentüm- 
liche Charaktere  an  Körper  und  Geist  hervorzurufen  und  umzu- 
bilden,  ./er  denkt  in  diesem  Augenblick  von  uns  nicht  an  Pa- 


# 


-  2  - 


lästina!   Zur  Zeit,  da  es  dort  gut  ging,  war  es  nicht  nötig, 
viel  davon  zu  sprechen,  denn  alles  lebenskraftige  wächst  im 
Stillen  entsprechend  dem  Vorbilde  der  Natur.  Heute,  da  schwerste 
Zeiten  über  Erez  Jisrael  hereingebrochen  sind,  darf  und  muss  man 
davon  sprechen  und  jene  Beziehungen  hervorheben,  die  Mswirkungen 
ewiger  Kräfte  sind.  Die  Luft  von  Erez  Jisr&el  macht  weise,  sagt 
der  Talmud.  Das  bedeutet  verschiedenes,  nur  nicht  dasjenige, 
was  man  im  ersten  Aigenblick  sich  darunter  vorstellt.  Es  ist  nicht 
so  gemeint,  dass  die  dort  lebenden  Juden  klMger  als  andere  i*len- 
schen  xüriaai  wären;  das  wäre  Ueberheblichkeit ,  die  gar  nicht  zu 
echtem  jidi sehen  ./esen  passt.   />ber  was  in  .Virklichkeit  darin- 
steht,ist  der  Gedenke,  dass  zwischen  dem  Lande  und  seinen  Be- 
wohnern zwar  geheimnissvolle  aber  deutlich  sichtbare  Beziehungen 
bestehen.   Wir  können  in  diesem  Falle  diese  Beziehungen  noch 
deutlicher  formulieren.  Palästina  zwingt  den  Menschen  zur  Arbeit, 
wenn  er  sich  erhalten  will.  Es  schenkt  dieser  Arbeit  köstliche 
Frucht.   Aber  immer  ist  d,er  Erfolg  dieser  Arbeit  abhängig  von 
deai  unberechenbaren  Vorg«J8Ä"in  der  Natur,  von  dem,  was  G' tt  be- 
schlossen hat.  So  entstyind  in  Palästina  das  ewige  Vorbild  des 
4' ttgläubigen,  jüdischen  Baudm,  der  uns  schon  in  der  Bibel  als 
stille  und  schlichte,  aber  trotz  aller  entgegenstehenden  Hemmungen 
und  Hindernisse  unbesiegbare»  arbeitsstme , kämpferische  KxtKX 
Persönlichkeit  entv^egentritt .  .So  sehen  wir,  wie  der  Raum  Pa- 
lastinas  mit  herter  Hand  jüdischen  Geist^schmiedet ,  und  wir  sind 
überzeugt ,  dass  die  schweren  Kämpfe ,  die  imsere  Brüder  heute  drü- 
ben zu  führen  haben,  das  .Vachstum  nicht  hemmen  sondern  nur 

stärken  und  vertiefen  werden. 

Uexm   uns  an  diesem  Beispiel  die  eigentümliche 
Macht  von  Lrnd  und  Geist  deutlich  geworden  ist,  so  wird  es  uns 
nicht  schwer  ffllen,  zu  verstehen,  dass  auch  der  uns  unmittelbare 
umgebende  Sa\am  in  Beziehung  zu  seinen  Menschen  steht  und  Wirkungen 
hervorruft.  Es  ist  nicht  gleichgültig,  wie  etwa  «ohnung  und  • 
Kleidung  eines  Menschen  aussehen.  Nicht  ist  entscheidend,  ob  — 
am  Gelde  gemessen^grösserer  oder  kleinerer  «ert  in  ihnen  steckt. 
Es  kommt  vielmehr  darauf  an,  wie  der  Geist  eines  Menschen  sich  in 
dem  ihm  zur  Verfügwtig  stehenden  Räume  ausprägt.   Wahrend  wir  beim 
Kör.erlichen  und  bei  der  Landschaft  den  Eindruck  haben,  als  ob 
hier  der  Ausgangspunkt  aller  V-irkungen  der  Raum  wäre,  und  dase 
Gestaltete  der  Geist,  so  scheint  ms,  als  ob  es  im  räumlichen 
Gebiet  des  ohnens  und  Kleidens  umgekehrt  wäre,  als  ob  hier  der 
Geist  als  Machthaber  den  ihm  zur  Verfügung  stehenden  Raum  beseelte 
und  ihm  seinen  Charakter  verleiht.   Aber  in  v/ahrheit  liegen  auch 
-hier  gegenseitige  Beziehungen  vor.V  Die  graduellen  Unterschiede 
sind  nur  durch  äussere  Umstände  hervorgerufen.  Körper,  Land- 
schaft, rtohnung,  Kleidung  sind  zwar  ihrem  .Vesen  nach  verschiedene 


¥ 

* 


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-  3  - 

«Urlcungsgebiete;  aber  sie  habvn   das  eine  gemeinsam,  dass  sie 
Tummelplätze  darstellen  für  die  eigenartigen  Beziehungen  zwischen 
R^um  und  Geist,  die  uns  heute  beschäftigen. 

Fragen  wir  nun  nach  dem  tiefsten  «Vesen  dieser 
Beziehungen,  so  muss  uns  eines  auffallen:  Sie  sind  zwar  auf 
Hinweis  erkennbar  und  einleuchtend.  Iher   wieso  sie  wirksam 
sind,  ist  unserer  Erkenntniskraft  verborgen.  Es  liegt  unend- 
liches Geheimnis  ^iber  ihnen  und  wir  können  nichts  anderes  tun, 
als  durch  tieferes  Eindringen  das  Geheimnis  immer  näher  zu 

umgrenzen  imd  zu  bestimmen.  v-4.^4. 

,  Ein  Mittel  zu  dieser  nähere  n  Bestimmung  bietet 

uns  die  heutige  Feier.  Denn   wenn  wir  einmal  den  Versuch  machen, 
den  geheimnisvollen  Linien  nachzuS;.viren,  die  in  diesem  Falle 
in  Tun  und  Wirken  von  Gemeinde  und  Jugend  zum  -Ausdruck  kommen, 
so  werden  wir  nicht  umhin  können,  die  seltsamen  Wege  von  G'ttes 
Schöner-  und  Wirkungskraft  zu  bewundern.  Das  Haus,  in  dem  sich 
hier  die  Turnhrlle  befindet,  und  dasjenige,  in  welchem  nun 
unser  Jugendheim  eröff^t  wurde,  lag  lange  brach.  In  ihnen 
kam  das  äussere  und  innere  Schicksal,  die  räum!  icha-kör  per  liehe 
und  die  geistige  Entwicklung  unserer  jüdischen  Gemeinschaft 
zum  Ausdruck.  Hier  herrschte  einmalregstes  jüdisches  Leben. 
In  der  Turnhalle  strebten  die  -Vorte  des  gemeinschaftlichen 
Gebetes  zum  Göttlichen  empor,  und  in  den  Räumen  des  Jugendheims 
wurde  der  Geist  der  jugendlichen  mit  dem  Geist  unserer  Gemein- 
schaft vertraut  gemacht.  Die  Gemeinde  urde  reicher  und  grösser. 
Sie  hatte  die  Möglichkeit,  sich  ein*  neues  G'tteshaus  zu  bauen. 
Das  alte  G'tteshaus  wurde  verlassen.  Die  Schüler  zogen  aus 
und  wurden  Bürger  der  öffentlichen  Schulen.  Die  alten  Räume 
jedoch  verwahrlosten  und  riefen  des  öfteren  den  Gedanken 
hervor,  sie  abzubrechen  und  auszulöschen.  Da  kam  die  heutige 
Entwicklung  unseites  Geschickes.  Und  siehe  da,  es  fanden  sich 
eigentümliche  Y/ege  und  Umwege  ,  auf  denen  die  alten  und  ver- 
lassenen Räume  wieder  erstanden  und  sichtbar  für  das  Leben  der 
Gemeinde  eintraten.   Aber  der  Weg  ist  eigentümliche  genug,-  da 
wo  die  Synagoge  stand,  wird  heute  die  Jugend  körperlich  ertüch- 
tigt, und  in  den  alten  Schulräumen  soll  nun  Jugend  ihr  geistiges 
Eigenleben  gestalten.  Es  wäre  merkwürdig,  wenn  in  diesem  Zusammen- 
treffen nicht  die  geheimnissvollen  Bezifehungen  zwischen  Raum  und 
Geist  und  zwischen  Körper  und  Seele  zum  Ausdruck  kämen. 
Man  hat  heute  die  ungeheure  Bedeutung  der  körperlichen  Aus- 
bildung fast  überbeut  lieh  erkannt.  Kein  Mensch  wird  dagegen 
Einspruch  erheben,  sondern  im  Gegenteil  jede  Förderung  wünschen. 
Aber  wenn  man  in  einem  alten  G«  tte  -.hause  turnt,  so  be  egt  man 
sich  in  eigentümlicher  Atmosphäre.  Die  Seelen  der  Beter  früherer 
Generationen  umschweben  uns  hier  und  rufen  ims  zu,  dass  körper- 
liche Ausbildung  für  uns  Jud.n  nicht  Selbstzweck  ist.   .Vir 


k 


-  4  - 

sollen  aus  dem  alten  Geiste  etwaü  lernen,  damit  seine  unbewusste 
Wirkung  uns  bewusst  glücklicher  mache.   Und  wo  sollen  wir  es 
lernen?  Sehen  Sie:  Vor  dierTurnhalle  ±xx«±  liegt  mm  das  neue 
Jugedheim.   Seine  Anfgahe   ist  nicht  körperlicher  Art;  also  hleiht 
nur  seine  geistige  Bedeutung  übrig!   Im  Jugendheim  muss  der  Geist 
gepflegt  werden,  der  zu  einer  Jugend  passt,  die  in  einem  alten 
G'tteähause  turnt!   Ein  Jugendheim  ist  keine  Schule.   Seine 
Arbeit  verläuft  nach  den  Prinzipien  der  Selbsterziehung.  Das 
bedeutet,  dass  eine  rechte  jüdische  Jugend  heute  aus  sich  selbst 
heraus  den  Geist  fühlen  und  erjagen  muss,  der  geheimnisvoll  in 
gesöhichtlichera  Dasein  der  Juden  wirkt  und  webtl 

Nachdem  wir  nun  die  gehei'rmisevollen  Kräfte, 
die  symbolisch  in  der  Rückkehr  zu  alten  Räumen  bemerkbar  geworden 
sind,  näher  bezeichnet  haben,  ist  es  richtig,  diese  Beziehun^jen 
noch  in  anderer  Ri  .htung  zu  unterstreichen.   Esist  eigent  üniich, 
daos  unter  dem  heutigen  Gesichtspunkt  die  Begriffe  Raumund  Geist 
auch  mit  dem  Begriffe  Alter  und  Jugend  zusammenfallen.   Die  neuen 
Räume  sind  der  Jugend  nämlich  von  den  JÄlten  zur  Verf  iigung  gestellt 
worden,  von  der  Gemeinde.   Sie  hat  damit  zum  Mädruck  gebracht, 
dass  sie  den  einen  Msatzpunkt  zur  Je  j  terentwickli^ng  unserer 
Jugend  und  des  jugendlichen  Geistes,  nämlich  den  Raum  zur  Ver- 
fügung stellen  wiU,  weil  sie  seine  tragende  Bedeutung  erkannt 
hat.   So  einfach  dies  heute  scheint,  so  ist  es  doch  erst  das 
Ergebnis  einer  längeren  Entwicklung.  Kein  denken  er  Mansch, 
wird  es  verargen,  dasü  in f  ruberen  Jahren  die  Erkenntnis,  der 
Jugend  für  ein  Eigenleben  Raum  zur  Verfügung  zu  stellen,  noch  ' 
nicht  bis  zur  Erfüllung  gediehen  war.   Es  gab  ja  so  viele  Mög- 
lichkeiten in  der  .Veit  draussen,  und  es  gab  auch  viel  Jugend, 
deren  Geist  sich  den  .Wirkungen  jüdisch-körperlichen  Schicksals 
entziehen  wollte.   Seit  meinem  Hierseinhat  der  Vorstand  der  Gemein- 
de Hannover  immer  gr^sse^*«  Verständnis  für  die  wahren  Bedürfnisse 
der  Jugendbewiesen.   Einige  geschichtliche  Bemerkungen  dürfen  daher 
in  dies.m  Augenblick  an^-ebracht  sein.   Es  war  früher  Verhältnis  .r 
massig  leicht,  das  die  Jugend  sich  selbst  H iume  schaffte  und  er- 
hielt.  Die  erste  Ifctlage  entstand  bei  unserer  ost jüdischen  Jugend. 
Es  ist  eine  tiefe  innere  Bef riedi^'ung  für  die  Wirkungskraft 
echt  jüdischen  Empfindens,  dass  diesem  Uebelstande  abgeholfen 
wurde  von  einer  jüdisch-politisch  ganz  anders  eingestellten  Grup- 
pe, nämlich  vom  Centralverein.   Er  stellttdamals  tmter  Leitung 
des  Herrn  Rudolf  Herzberg  monatlich  eine  ^erhebliche  Summe  zur 
Verm-un^  um  der  osi: jüdischen  Jugend  die  Möglichkeit  zux   geistigen 
Arbeit  XÄXsBhiElfMX  in  den  Räumen  des  Hauses  Ohestr.9  zu  schaffen. 
Durch  die  zunehmende  Wirtschaftskrise  entstand  auch  bei  den  an- 
deren Bünde  eine  Notlage.  Ihr  wurde  dur  .h  Schaffung  des  alten 
Jugendheims  in  der  Langelan^e  46  abgeholfen;  aber  voraus  ging 
ein  eigentümlicher  Umstand.   Die  jüdische  Jugend  in  Hannover 


; 


« 


I 


-  5  - 

hatte  sich  langst  bevor  es  öffentlicher  Zwang  vviirde^  in  ihren 
verschiedenen  jüdisch-politisohen  Binden  trotz  mannigfacher  hef- 
tigen Gegensätze  zu  einem  Jugendring  zusammengeschlossen. 
Das  war  eine  geistige  Leistung,  der  als  Belohnung  die  ramliche 
Befriedi,y:ung  fol^^te.   Der  damalige  II.  Vorsita  nde  der  Gemeinde, 
Herr  Rudolf  Herzberg,  hat  die  V/ege  und  die  Mittel  gefunden, 
der  geeinten  Jugend  ein  gemeinsames  Heim  zu  schaffen.   Es  hat 
3  1/4  Jahre  bestanden,  und  hat  seine  Aufgabe  trotz  mancher  Nach- 
teile hervorragend  erfüllt,   ««ir  dürfen  annehmen,  dass  ca. 
iaSxa00xäHSÄÄii±iSkMX±auixa£ÄX]i±KÄÄXXÄ3txixÄ»sxHxiBixJt«xiaskiixl!La3a«iix 

±mxivm^ivi±   100  Jiigendliche  taglich  dos  Jugendheim  besucht  htiben. 
Im  Verlaufe  der  ganzen  Zeit  äi*©  ca.  100  000.  Es  ist  mir  an  dieser 
Stelle  ein  Bedürfnis,  allen  denjenigen  herzlichen  Dank  auszusrpe- 
chen^ie  die  Schaffung  und  Erhaltung  des  alten  Jugendheims  ermöglich- 
ten.  Es  waren  verschiedene  Vereinigungen:  Die  Zion-Lo.:e  imd  die 
leibniz-Loge,  der  Zentral^Verein  und  der  i'rauenverein ,  und  der 
Schwesternbund  der  Zion-Loge ,  deren  Beiträge  uns  den  Grundstock 
der  Miete  liefertet*.  Es  waren  auch  Einzelpersönlichkcj ten , deren 
treue  Mitarbeit   immer  dankbar  begrüsst  wurde.  Es  war  auch  unsere 
erste  Heimverv/alterin ,  i'rau  Nikolai,  deren  wir  in  diesem  Augen- 
blbk  ein  stilles  Gedenken  widmen.   Es  waren  auch  die  vielen  Spenden, 
an  Geld  und  Sachen,  die  uns  die  Einrichtung  des  Jugeadheims  er- 
möglichten. 

Und  nun  sind  wir  umgezogen.  Nehmen  wir  den 
Dank  an  die  kleineren  Hilfe leistimgen  voraus.   Bedankt  seien 
Herr  Liebenthal  von  der  Firma  Brash  &  Rothenstein,  der  u:iö  zum 
Umzug  die  Wagen  umsonst  und  die  Arbeitskräfte  zu  einem  ganz 
billigen  Preise  stellte;  Herr  Dudelczik,  der  uns  die  L;  mpen 
abnahm  und  wieder  aufhängte;  es  seien  bedangt  auch  alle  die- 
jenigen, die  von  unseren  Jugendlichen  beim  Umzug  uns  geholfen, 
und  ebenso  die  Mitglieder  unserer  .-.leinen  Kommission,  die  eifrig 
bei  der  Einrichtung  des  Jugendheims  xrnd  bei  der  Vorbereitung 
zur  heutigen  Feier  mitgearbeitet  haben.   Aber  insbesondere 
richten  wir  unseren  Dank  an   die  Gemeinde,  imd  ganz  besonders 
an  Herrn  Kommerzienrat  Berliner,  der  mit  jugendlichem  Verständnis 
und  mit  jugendlicher  Tatkraft  den  Gedanken  des  neuen  Juge.idheims 
aufgriff  und  durchführte.   Wie  diese  Leistung  zu  würdigen  Ist, 
das  mag  aus  den  «orten  sichtbar  werden,  die  als  Mottu  über  diese 
Msprache  gestellt  war:  Raum  und  Geist.   Die  Gemeinde  hat  in 
der  Erkenntnis  wirkliche! Verpflichtung^  neuen  Raum  für  geistige 
Jugendarbeit  zur  Verfügung  gestellt.   Sie  hat  damit  etwas  für  sich 
selbst  getan.   Denn  wir  habdn  gesehen,  dass  aus  dem  Raum  geistige 
Bildung^iraft  ausstrahlt.  Diese  Raiime  der  Gemeinde  mögen  eine  Jugend 
heranbilden,  die  zur  inneren  und  äusseren  Erhaltung  der  jüdischen 
öoneinsohaft  hier  und  -  wenn  sie  einmal  nach  anderen  Orten  wandern- 


-     6     - 


in  ihrer  neuen  Hsi  mat  beltrai:en! 

Und  wenn  man  nun   an  die  Jugend  die  i'rage  richtet, 
was   sie   zu  tun  gewillt   ist,   so  rauss  man  darauf   antworten:     - 
Sie   empfindet   sicherlich  den   .Vunsch,   die  neuen  Räume  mit  neuem 
Geist  zu  erfüllen.     Dieser  neue   Geist  aber  ist  der  alte,    ja  uralte 
jüdische  Geist.     Im  Hauseingang  steht  eine     Erinnerungspruch 
an  den   ^Silcauf  dieses  Hauses  durch  die  Vater  der  hannoverschen 
Gemeinde.     Er  beginnt  m  t   den   .i/orten:   Dieses  Haus   ist  ein 
Mowau  el  mikdasch  meat,'zuia  kleinen  Heili,-tum.     Unter  diesem 
Begriff  verstand  man   jedes   j-idische   G'tteshaus   im  Ge -ensatz 
zum  Tempel,   der  ^  grosse»  Heiligtum  -.var.     Das  Jugendheim 
liegt   zwischen   zwei  Heiligtümern:    Hinter  ihm  die   <•  Ite  ,   kleine 
Synagoge;    heute  der  Ort  körperlicher  Ertüchtigung.     Vor  ihr   je- 
doch liegt   auch  ein  grosses  Heiligtum:    Unsere  grosse,    schöne, 
ja  geradezu  herrliche   Synagoge.      \'ienn  unsere   Jugendder  Gemeinde 
sich  dankbar  erweisenwill,   dann  möge   sie   dieses   Symbol  verstehen. 
Der  fiaum  Ä**  Arbeit   ist  M±±±Ki?iralct  die  Brücke   zum  wahren  Geist 
des  Judentums.      Die  Jugend,   die    in  der  alten  Syna-oge  körperlich 
stark  geworden,  möge   im  Jugendheim  geistig  reifen,   damit   sie    dann 
mutig   als  voll./ertige  Persönlichkeiten  eintreten  in  denGeist 
g'ttgebundener   jüdischer  Gemeinschaft!      So  wird  dann  ÄTneuey 
Raum  eine  neue,   körperlich  und  geistig  gefestigte    jüdische  Ge- 
meinschaft erzeugen.     Ken   jehi  rozaun,   das  möge   G« tt  geben! 


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Umnn   dAs  LAbAn  kAin  Endli  nÄhmA.—  waa  wä*^     J 


Wenn  das  Leben  kein  Endb 
^  eine  xmunter  Droohener 


i-  was  wäi^ 
das  Leben  dann 
Folge  von  Pest= 
-*  ein  Boschhaschonohs 


tageli  7    _ 
^  fest/ wäre '^  nicht  darunter  ^denn  das  j^üdisohe  Neu» 
jahrsfest  erinnert  an  das  Ende  des  Lebens ^an 
den  Tod! 

Das  Judentum  knüpft  in  HTKH  den  Grundge^^ 
danken  seiner  Pesttage  immer  an  das  Erlebnis 
unserer  Gemeinschaft 


s 


ern 


Bindunil  an  das  Göttliche  bewiesep^^^n- 
oh   die  unmittelbar  erlebte  ufla  durch 


e  Erinne 


festgehaltene  eäxtliche  Tat»  Dii 


Judischen  FesttajM  stell»!!  uns  mit  der  unaus^ 


weichbaren  Grewalt 


Gleichmässigkeit ,  ihrer 


ewigen  Wiederkeifr  mitten  hln^n  in  das  (Gesamt- 

\  y^  ^^"^v.  so 

erlebnisjäMr  Gemeinschaft  xind  lenr^  \ms/auch 

widej^^'tuiseren  Willen »dass  wir  nichts  bti^uten 

des  Q'tte 
4^ Aber  das  Boschhaschonohfest  hat  keine 


icht^ 


liehe  Bezieh\ing#  Es  entwurzelt  uns 

«ISA  Ate»»^  Peii  »  \j^^^i^t 


eren  Ebene  der  Ge» 


melnschaft  ims  selbst  als  bessere  Menschen  wie* 
derzufeben  tes  entwurzelt  uns  jcküiMühr  In  unserem 
Sonderdasein  lUm  uns  auf  die  Ebene 

des  Menschen  schlechthin  zurückzuwerfen«  Dle^ 
se  Ebene ^auf  der  jeder  Dünkel  von  Hoheit  wmt 


-.^«^ir^SaKIXIIS&^JaadkaxiL  im/geltsll  g1  alsä mmf\\  wmti , 

helsst  Sterbenmüssen«  Das  Boschhaschonohfest 
zerbricht  \mser  Selbstbewusstseln  und  jede  Ue» 


berhebllchkelt , jeden 


Stolz  auf 


Rang  und  Geburt  durch  das  gewaltige  Symbol  des 


Totengewandes/(ln  welches  der  fromme  Jude  sich 
an  seinem  Neujahrstage  hüllt, um  sich  zu  mahnen 
und  kund  zu  tun,dass  er  um  die  Bestimmung  alles 
Menschlichen  weiss« 

So  stellt  uns  Roschhasohonoh  durch  die  Nlah» 
nung  an  das  Ende  In  jedem  Jahr  von  Neuem  an  den 
Anfang  unseres  Lebens«  Ueber  uns  wölbt  sich  der 
Himmel  göttlicher  Gerechtigkeit«  Die  Blitze  der 
Vergeltiuig  durchzucken  unsere  Seele«  Dass  hal- 
lende Schofarhom  kündet  Offenbarung  wie  am 
Berge  Sinai:  Es  kommt  für  jeden  einmal  der  Tag 


• 


des  Gerichtes  und  Jede  Schuld  wird  gesühnt! 

M«»s^eses  Bild, das  uns  das  herrliche  ''e^ 
bet  des  Roschhasohonoh  vor  Augen  stallt »ist 


•eine  Mahnunif  an  unser/^  Vermögen  innerer 

Schau/  ga'i'un  en;tnehmen 'yitm 
^  .::avHMF^;(/7orderung(f^ « 


aajienAnf «»--«eines  ■'«e 
Ui.UV^/werde  still! /Denn  nur  .wer  still  ist  »hört  den 

ionner  de^ 


f*Wenn  etwas  die  Neuzeit  deutlich  kennzeich- 


»mit  dem  sie  die 


net»so  ist  es  der  rasende 


Erde  erfüllt »der 


ihrer  Groistädte »ihrer 


V 


Hassenansammlungen» ihrer  Haschinen.  Sie  schla^r 
lUXX  die  Stille  tot; aber  sie  erschlagwi 


damit  ihre  Seele  und  w4rden  sich  selbst  Ternich: 
ten.  Ohne  Stille  kann  der  Mensch  nicht  zu  sich 
selbst  kommen.  Er  verirrt  sich  im  Sumpf  seiner 


Leidenschaften »vom  Irrlicht  der  Neuzeit  verlockt. 


• 


Dieses  Irrlicht  heisst  Selbstgersohti^keit •  Der 
Mensch  der  Gegenwart  hat  nie  eine  Schill d  auf 

8 

sich  geladen, er  hat  nie  gesündigt;  er  hat  höchst«! 

Pech  gehabt, wenn  das  Schicksal  ihn  zurechtweist • 

unter  ewigen  (Je Sichtswinkel  geschriebene 
Das/&e Schicht sbuch  der  Zukunft  wird  lU  den  Ab- 

vielleicht 

der  Uebersohrift  versehen:  Das  Zeitalter  ohne 

Bewusstsein  der  Sunde!  IXfiU 

Der  Mensch  der  Neuzeit 
dünkt  sich 
liZ  vollkommen;  er  kann  sich  nur  verrechnet , nie 

versündigt  haben!  Denn  Sün/{de  jIHTH  ist  eine 

Erkenntnis, die  nur  in  der  Stille  wächst ^bei  dem 


Menschen, der  Einkehr  hält  j|^  seiner  Seele, der 

die 
bescheiden^  Aufgabe  empfindet, in  seinem 


irdischen  Dasein  das  zu  werden, wozu  G*tt  ihn  be» 
stimmt  hat*  Ein  solcher  Mensch  muss  in  sich  hi» 
neinlauschen, und  er  wird  Jede  Abweichung  von  aei^ 
nem/Wege  als  Schuld  empfinden* 

Wenn  wir  in  der  ^eit  der  S'lichaustage/an 
die  Brust  schlagen  \ind  sprechen:  oschamnu,wir 
haben  Schuld  atif  uns  geladen, so  sind  wir/ Aufdruck 


t 


des  ewigen  Protestes, den  das  Judentum  s^gen 
Sell)st£ereohtid:lceit  und  Selb stläiXff hei 


^\At 


erhebt.  Judentum  hat 


gelehrt, In  IX  stiller  Einkehr  die  Sphuld  i^»V 
ZSiUX  »it^O^ii^^ 

/bei  sloh  selbst  zu  suohen,damlt jdlenrnade 

}  xins  nUKlK  Hilfe  sende«'. 


Mik 


es  ist  die  erste  Blüte »die  aus  der  Stille 


erwächst:  die  Sehnsucht  nach 


Göttlichen. 


f. 


Ist 


das  Edelste  am  Menschen, diese  Sehnsucht  erwachen 
zu  lassen  und  sie  am  Wachstum  nicht  zu  hindern. 
Diese  Sehnsucht  trägt  uns  hinaus  aus  der  Saum^  u. 
Belt-iT^bundenen  Irdischen  Welt  In  das  Seln,ia 


nichts  Ist  ausser  (j*tt. 


Und  wir  keh^ 


ren  von  dort  liXlil  mit  Immer  erneuten  Kräften 


zurück  Ins  harte  Dasein  des 


.  "Ich  fürchte 


mich  nicht »denn  Du  bist  bei  mir"  kündet  der 
Sänger  als  köstliche  Frucht  seines  Bingens  um 
Gr*tt.  Sie  leuchtet  In  den  Eigenschaften  des 
Furchtlosigkeit  und  des  Hutes  als  ^eichen  geadel» 
ter  Seele  ron  seiner  Stirn.  Jeder  Mensch  trägt 


den  Keim  dieses  Adels  tief  in  sloh  verbor- 


gen« Es  gibt  keine  königlichere  Aufgabe  als  die- 


ses  Edelste , Ewige  in  sich  zu  erwecken! 

mele  Menschen 


verachten!?  Dann  nicht »weil  sie  sündige 
Menschen  sind  ,iS£U£UlS2  -denn  kein  Mensch  ist 


vor  dem  Höchsten  rein-  , sondern  nur, weil  sie  ^^j^^^^^ 
^^Men^dass  auch^ ihnen  der  Adel  einer  göttlichen 
Seele  verschüttet  liegt« 


^IPMlHki 


Ze  j^^jn  <il«»r  i>t««imi!rm  M  ii  i'nr  i"i  1 1  ii  lifTnül  n  -  rt  m  h t mm 


«ft-^t«tt^fttlOaaift^^i^A<*  ^>^»M  'j  it»in»"«»i?»»a» 


im  Gefallenen  ctffenbart  »loh  d iw**Sfttr  gWifl^limm 

M/uttmmnFDer  Eoschhaschonoh  will  diese/C  Spur  des 
Seelengoldes  wieder  an  das  Licht  des  Tages  heben« 

Er  will  \ins  das  Gefühl  wieder  geben, dass  wir  ein= 
gebettet  sind  in  das  göttliche  Sein^ 


/ 


Er^will  uas  die  Augen  öffnen 

unmittelbare^  Berührung, die  ans 
allseitig  an  das  Göttliche  bindet, und  xms  die 
Wahrheit  künden, dass  alles  Mühen  und  Forschen ^ — 
um  nichts  geht  als  um  den  höchsten  und  gewaltig» 


sten  Willen 


Der  Eoschhaschonoh  will 


dünkelhaft!^ 

Mensohengrösse  entwurzeln , um  unbesiegbar  und 

in  der  Vereinigung 


über  den  Tod  hinaus 


mit  dem  Göttlichen  zu  verwurzeln. 


3^4  >*^ 


wäre 


der  Boden  bereitet, um  die 


zweite  Blüte  aus  der  Stille  des  Eoschhaschonoh 


zu  erwecken^ 


zu  stehen  als 


im  Leben  des  Alltags 


Mensch, der  in  jeder  Handlung 


Ze\ignis  ablegt  von  ewigem  Wissen.  Ein  solcher 
Mensch  ist  nicht  vertrocknet  und  erstarrt »nicht 
untätig  und  weitabgewandt ^|»r  wird  «MHH^  über» 
all  treu  seine  Pflicht  erfüllen|#»iJi«*  vor  den 
Aufgaben  des  Alltags  und  des  Berixfes  nicht  flie» 
hen4Blber  er  wird  nicht  darin  versinken  und  nichts 
Höheres  mehr  kennen.  Aus  seinem  Tun  leuchtet  4ik> 

[ß   immer Idas  Wissen  um  das  aernach,uB 
die  ewigen  Polgen  Im^mx.   Er  versteht  alles 
Menschliche ,ohnö)alles  zu  billigen, denn  er  hat 
einen.«MMi»tt  Maßstab  für  alles  Tun.  Aber  er 


,  \ 


ist  nicht  Richter, denn  Richter  ist  nur  Einer, 


8 


t 


Er  ist  vielmehr  Helfer  imd 
Berater*  Er  denkt  nicht  nur  an  sich, sondern  -wie 
der  Weise  es  fordert-  auch  an  die  andern  ,weiltvvt 


alle  zusammen 


eine  zerbrechliche  Stufe  sind 


auf  dem  liege   zum  Höchsten«  Mit  einem  Worte:  ein 
solcher  Mensch  lebt  ein  sinnvolle s'^Leben »weil 
einen  Anfan^^s-  und  ^iiMR^  Zielpunkt  hat,: 


weil  diese  Linie  hinaus  führt  über 


das  Schmer zlichste^pUI  des  irdischen  Lebens, weil 

die  Zeit  einem  solchen  Menschen  zwar  bitter 

brechen 
wehe  t\m,aber  ihn  nicht  innerlich  zerSISlSSXUI 

kann« 

Dieser  Weg, der  aus  der  Stille  des  Herzens 


über  die 


uralte ,unauslöschbare ,nur 


verschüttete  Sehnsucht  nach  Vereiniguni;  mit 


zum 


xmverzagt 


dem  Göttlichen 

praktischen, 
tätigen  ,kber  im  Göttlichen  und  Ewigen  veranker» 

ten  Leben  führt, dieser  Weg, der  auch  in  schwerster 

Zeit  Hoffnung  verleiht, er  soll  unslaurch  das 

Boschhaschonohfest  gezeigt  und  erleuchtet  werden 

mit  denlWorten:  SlliZ  Umkehr  und  Gebet  \md  rech- 


per    wahre    'ü  o  n  • 


»  ^' 


r 


\  ■ 


..'  i 


Vonn  dau  lUbüi-     •  in  Snü.)  r.'iht:!©,  -  wae  wur©  dann? 


iie  lüt  unauederitbar.     "ir©  Aas-  Lebon  d-inn  #wlß  s  r>l:o!i,  üine  un  nttjr- 
bTochone  Folg«  von  feBtta.gen?  -  ein  Hot>ohlÄauiiünühl'ost  in  unaeretn  oinnt» 
wäre  gev;iBa  nioht  darunter,  aet  n  das  jüdlßohe  K^ujahrsiToüT.  ocinuort 


■^      .      V 


an  daö   :4iae  ctet;  i.  bcna,  an  den  Tod  l  ;,     - 

|i»8  juaontuci  knüprt  in  ^on  Orundfcjudar.Uon  seiner 

■^'    (  '  '  ■  ■  ■        ■  ,    ■ 

F'jsttage  Ircmor  an  das    ".rl-bni^  un^arur  Gut!.  ■  inwOhatt  an«     .vbör  da«' 

t 

ROi^chliti^jühonolU'aot  hut  koln«  ce-ichljhtaohe  Beaicihuni;,      l&  unw.vurzült 

liur  ujm/  •'  , 

una  niohu^xö  <iie  anaeren  ?^sits  and  l«*;-t2uit«li  una   in  der  üöhüren   ^bene 

a©r  aorQcinbuuai,t  anü  e.lb&t  ul.,  böüüür^  M«J.üohür.  -viiiltrsu^^.'iön,   sondern 

Oß  ünt'Axirzult  uns  in  un««rOD^^  ndoraaiiüln,  um  una  ani'  die   ü:bcno  doa       ', 

ll«riiiohcn  solil^'Ohtliin  zur  okzuworron,      :3iekjc    :bcne,  aur  der  jodor    iXin-. 

kel  V  n  Hoheit  veri,eht  ,h©iü3t  SterbanmüöBen»     Iäs  aosohhaücii.onj^hraöt 

«erbricht  unoor  jülbstbüwuüatüüin  und  jvd«  üaberhcbliohkoit,  joden 

f 

Stola  aur  Riin.'  una  aoburt  duroh  dzt»  g«walti<^e  ^yr.bQl  dea  Tüteng©  - 

•      - 

»andes,   in  weloiieo  der   irocariö  Jude  aiuh  an   CJino^  neu^ahrutage  hüllt. 


V    "^«^   ( 


urn  üich  zu  üÄiiniÄi  unü  liund  zu  tun,  u.^^^  er  um  dl©  Beatiror?jun,^  alles 

^  •"  ■  ■'      .    .  .       ■ 

■.■■'/.      ,         "     ^  -  '  ■»*"•'  ^  '■"/■'■  '■ 

30  ütollt  ttuß  TiOiiühiiMiihonoh  duroh  die  MaiJiun^,  an 
dao   iiide  in  jodojL  Jahr  von  l^iailn  an  den  Anfang  anocree  Lebv^nü.     Uobor 
unc  v-älbt  sich  dwr  Uirnmel  i^dttlioher  aordöhtigCsOit.     Diu  Blitze  der 
Vertjoltung  duroLzuoken  unsere  Juelü,     Das«  hallenue  JcüOj.'arhi^rn  kun- 
det  olTenbarung  wie  toa  Borge  Sinai;       Sa  kjornt  i'uc  jodün   öinr.al  aar 

* 

Tag  dos  QericUtcö  und  jede  uoiiulu  7.ira  guijühnt! 

Üieces  Bila,  das  unu  aas  horrilohe  Gebet  des  Rosch- 
hasohonoh  vor  Au^en  at-llt,   ict  eine  Mahnung,  wi  uns«r  yemögen  innerer 


•     2     - 


Schau  und  v/lr  entn.  hi?;tm  Um  }  erlge  Forilorurgt-n, 

forde  stillt    Dloa  ^ot  dlp  örate  Kahnung.     Denn  nur, 
wer  s  liXl  i4>t,  hJrt  don  Donnor  d&a  «migon  3ohwo  >  ^!:eR0  •    Wenn  etwa« 
diy  ifieuzeit  douvlloh  kJnriZciohnet,  eo  iat  oq  der  ra;:andö  Lartc,  mit 
dec.  üio  dl©  i2rd©  '..rrullt,  dwr  hurra  ihrör  (>roöoti*dte,   Ihrar  l-.aööön^ 


,   Ihrar  r  aohinen.     Slö  cruhligt  dl©  «tili©  tot;  abor 
siö  ©raohldgt  aatnit  lUr©  3eele  und  wird  aioh  eelbat  Vv^rnichten. 
Ötma  stille  ktxrxx  dor  Mwn&oh  tiivht  zu  uioii  swliut  Kamr.en*     3r  v^i^cirrt 


(  » ..  .' 


loolrte     i)ieafÜ!ö  Irrlicht  hol.  at  ^olböt^jüreohiigkoit^     Tx?r  Morsch 
der  Oegwnv/art  hat  nie   elno  llohuld  Stilf  Blüh  ge luden,   er  hat  nie 
güsiinilgt;     ö|?  iuitt  iiöohetons  i-euh  guhabt,  wonn   laß  ouhj.ciiu:al  ihn 


^'»      •  ,  y  •' 


^■  /. 


•  -■ »' 


üurocht.vc'iü^,     tJaö  unter  öwi^owtiülolilöwinl;©!  ^csühricbcnu  oo- 

>  ^  ■,..'.■  .-••♦  .•'   »••,•.»,!.■••.  ■•■•»■  ■,■,..•  .,  .  ,  •     .■      ' 

•         .        •  -  ....  <  4         ■      ■        •  >      ,  »,,•■■.'.,,,.  ,■'.■. 

sclvlohtßbuch'def  2;üi.ur;*t  wird  den  Abaohriti  dar  *?eu2w»it  vl.--iloloht 


.r^'C 


rnit  der  Uoberscjhrirt  varaehjn;     Daii  2:eitalter  ohii©  Bt3v,ußtßain  der 
Sünae!      uer  MensoL  der  N  uacit  dunKt  öioh  volliiomintin;      or  K^nn 


r  t 


'9mt' 


;*kvni.tnia,  die  nur  In  der  Gtillö  v^iOlist  bei  dea  !'eru^cdiQn,  der 


,t> 


Blnkwhr  hu.lt  In  ßolr.er  ijoelö/ der  boaohoidon  die  Aui'gabe  ztiprin- 
det^   in  aeinena  irciiiJchen  l>aiüin  daa   zu  werder^  woiiu  üf'wt  ihn  be- 
"^ stimmt  hat«     i:;in  ßolclk^r  Mensch  muBS  In  ßiolx  hinelnXau^uhen,  und 
or  olrd  jede  Abv^wJichun^^  von  üoinem  doutliol.  zu  orA^ütilcnuon  :  egä 
ali»  achttld  o:  jrinaün# 

Wenn  ^iv  in  dor  Zelt  dot  S^lioliauötage  unö  an 
die  Brust  aoalagon  und  |>pri3cheh:    oaühannu,  wir  habet;  jchula  aar 
uns  g^ladeu^   so  ßira  t  ir  oin  aor:Uti^or  Au^aruck  d^is  ewigen  irote;stes^ 
den  duij  Judentum  gegen  w>el!iött:<^rt)ühti^iieit  und  .:olböt4J.ugh^lt  er- 
hebt«     Judentun»  hat  uns   fjiJloiirt,   in  atlllor  !21ni:chr  die  nohuid  iorjaer 


•xf' 


-    3    - 

bui  äich  fiulbut  zu  auohen,  danlt  im  Rbrigon  ale  Onade  a*tte«  una 


Hili'e  üttuiie» 


D-Oß  iüt  <iio  oratio  Blute,  dio-'aua  d«»  Jtili^  ©ri^ 


wffctthßt;    J)i0  S#hnsjuoUt  räch  dor  Gnade  dcts  GJt'wlichvn,     $6  lüt  daa 
aus  der  rauo»  und  s^^/it^^^^bundcnon  irilsoh^ti    : S\X  in  das  3cin^'  dao 

* 

nichts   i-jt  außcör  0«t^#     Und  ?;ir  kvhren  von  dort  n:it  lr..tnor  örn-uton 
Kr^iixon  zuruok  ind^iarte  lÄ::uin  dc^s  KJrp^*rö#     •Ich  itirohto  \\AiA\  i.-roTit^ 
deni]  Du  liiot  bei  .nlr^'     küniet  iar  3;*.r^^T  ali:  Kd«tlioh#  fcUw-lr.   öoi-. 
»•i  Rir.tidnö  um  0'i.t«     Sio  leacUtot  in  dar;  >";ie<nii<il»rtüf;  dor  Fur-i*t- 
losifjkcit  und  döü^H»fut -i;  ^^Ic  2  iohön  gaatalior  3(»vd6  vor^  colnct  Gtirn. 

'     ■  v  ..  '-■'■: 

0 
'      '  I     • 

Jedor  r'cnsoh  trifgtdoi.  Keim   iieüaa  äuIö  ti^r  ir  sl  i!.  votbür^jon. 
läi  gibt  üeir.w'  küni^^licjhar©  AujiTgabw  als  dlaaea  l%':*li;t©,    -"^l^jd  isäa. 
i^iv^h  zu    :^rw«ok«;3n  !     Vi  Xe  Munijohet)  v  ruehtt^^n  jlch?     IJuni    t 


Tt-T=r 


^    A.I    Vül 


« — ^ 


Jt33ft— 


tM^4+r 


'n  r>.uif|  wijil^^'iv>  Vi;rgft43san^  da^i^  uuoh  In  ihnon  lor 


4del  eina     göttllclion  Ccdl     Vörüc!:üttet  li  ß^«     T)er  Ho.chhacchonoh 
«ill  aii'Bd  Spur  aea  '5e -ler.i^oldos  wloder  an  d  .d  i.ioht  <x%fi  T-xt;  a 
hebon«      Jr  v.ill  uriij  da.^  (Ki'uhl  v.iedör  t;t;bgu,   Uus^     ir  •In^^Mtlcut 
ßind  in  da»  igöwtlijho  3e'ln.     3r  v.ill  ur.a  dio  Au^iön  o/Ti.jn  Tür  41t 
UH'  ittölbare  Burulirunc,  dlo  ur.s  allseitig  an  das  GottlicLö  bin aoi, 
ui.d  uns  dlo  vrahrh  -iu  künden,  dAOs  ftlles  Müh©!.  ui.d  'Porschen  -  v.üich« 
Y'iaaaneol^art  es  auch  cei  -  a7:,  nli^hta  'r<^ht  ala  um  den  hioh^tt^n  und 
gavcltigatdii  WillüFi,      "för  Ro.chhuuc.  oroh  '.vill  dUr ..-IL.arte      n-sJoLun« 
^;rc>Ji;ö  entwurZ'  In^   um  unöt^öiu^^b^ir  una  Über   cien  Tod  hir.au     in  dör 
Vereinigung  tr.it  dorn  Sittlichen  zu  vu£-;varzijln. 

D  ann  w&re  dör  Boden  boreltet^   uir;  dlo  zveito  ^:^e 
auu   uor  Jtiilu  dwu  Houohhaachoaoh  zu  oiv..ic.:  .fr:    Ir   L^bwi  des  Alltags 


i 


» 


/ 


-     4     • 

al8  ein  Mensch,  üer   in  jedör  ilisinalttn,,':  iuout^ris  ubi-  gt  von  «irlgäm 


.  vi.    ■•'■' 


Ti'icown«     Sin  aolühcr  i.ör.ach  iat  niohu  vorirooiJüöt  uiii.  uriJUirrt, 
ruiiUt  un^a■ulg  una  welt^btiOftandt,   oondorn  ur  wiri  uborail  trau 
aoinö  i  riioiit  üfrl'.iion  unvi  vor  a<»i  4u<kt,ckbon  aus  Alltairjij  und  «lea 
Borures  nicht  i'lieium   •     Aber  or  T*r(i  ni^h-  darin  vöcclnken  una 
niolits  Hfihortfl  ruehr  kunnon«     Aus  tfalnom  Tun  l0Uüutt>t  iwaer  htirvory 
aas    vifciüön  ud  daui  liurnauh,   uu  uio  «ivltjö!;   r'olo'Ju      '^  v^rrfteUt  alldo 
4.len«:c;ilici;iö,  ühno  jta.üüh  u  lo^  au  biixi  on,  aont.  ..-r  iiut  oincn 
h^ühü-en  IftiigLab  r^ir  ali*sü  Tun.     Aber  av   Ul  riicüt  Richtet,  ddnn 

linv/r^iär  iüt  violD.hc  üöir^r  und  tlörutur.     IT' 
dWikt  r.iuht  nur  an   JiüL,  aonaern  -  wit»  üor  ..ei..;v»  i"  ordurt  ---^^ih  sjq 
üi©  andern,  rwilJfc  iJit  tiüö-sssSisw.  jH  lii«»  Sv-cb£=r«i^ii'i^he-^^i^  öind 
uux  doirt  ViOtiö  Äuia  liöuhötöt;,  ndit  ülnod  trbrto:  oin  öolohtir  Mön;jch     ; 


Kiohtor   l;at  rur 


'■«  1 


lebt  0in  sinuvollos  L^^b  n.  woil  dlüöoß  Lub  ^n  olne  aiahtunr,   einen 
*vnrang«n»  und  iiiolpunkt  hat,  wöil  die«*  Lir.lw  hinauai'ührt  über 


^      r 


aas  liOltiBMnrBl lohnte  ä^a  iraiuchun  L^betia^  «ü^ii  ü^^  ^^^it  dlui 
iwlühon  i/ienäohtn  awac  bitter  wühö  tun,  ;.bör  ihn  nl^Iit  Inrieriich 


<  ?. 


Zerbrochen  iu-nn» 


•  ^ 


\  V 


w; 


Dloa.;ir  v?ög,  d  or  aua  der  atili«)   ,tlWi'R«r2;en«  üb's?r 


diö  uralt©»  unauaidöohbarö,   i.ur  Vöröohu»t«ätö  Selinöucht  naci;  Vv^r- 
üinii^unii  cit  dö«r.  üot.uliUi«jn  üuni  unverzagt  tuLi^jon,   pca/.tiüuhon, 
aber  Im  Oövtlichon  und  SivI^ür  vcrai.:;ürt©n  Lwb«;»n  l'aUrt,  dioswsr 
wog,  der  auch  in  «ohworüter  Zoit  Ilonnun-  Vörlclht,  er  ooll    -na  ia 
jodott  Jahr©  duroh  das  Uocwihaoohor'ohrwat.  ftozeif.t  und  urlwuchtet 
Wi^ra^n  mit  aen  in  irMiet  neui^r  /.laruiJ.t  ui;<i  valituoi^  er^^wralUv^nlan 
Worten;  üDKahr  und  Oebet  una  reoutJ«  Tun  xüuron  hinweg  daa   boöö 


Vdrlidngniot 


Der     wahre    weg. 

Jfcrwjiji     n     .  II 1 - ' *^^ — ' 

(Sine  Hogohhaßohono^B^tr^iohtumx  von  Habbln>^r     <r#   JohorBctu) 


9 


%mm  iiij^Q  L^dbun   Kein  SnutJ  nahn:©^   ^  was  wure  dann? 
Ss   iist  unaußaenkbar.        uro  da©  Lt^bcn  dann  •wif.a«  alUok^   uitie  un  ntt^r- 
brooiiono  Folge  von  Feettag^tnY  -  ein  HoüohhujuaonolUQßt  In  unöeröc^  Jinno 
waro  gewlsa  nicht  darunter,  detin  dsiu  jüdiüdie  Nc^ujahrsreöi  erinnert 
an  das   !2nde  des  L.buns,   an  den  Tod   ! 

j    '     ' '  *  ■ 

Das  Judentum  knüprt  in  don  Orundgedanken  #»iner  ■; 

i<*  sttage  icumur  an  daa   Srlubnitä  uuiiurur  ümi<jin..o..'a£t  an#     .iber  daa       > 

ROiSci;ha.iiohünohi*^^üt  Uat  koin^  ijeücluahwüche  Bei,iehunK#    •  1»   cnuurzelt 

nur  um/ 
uns  nlohu/iinre  die  anderen  ?wtJt=^  und  ?*a;;tzeiti?n  uns    in  der  aöh^ren    ;3bön© 

..■1      .       .  "^      ,.    ■"■'•■  ■  ■.  ••  •'        ■    ':'  '.,'■•■■'■      '■    '■_     '-  '  .■  ■■    .    .._■•■  '•    '■  ...  /     .,  ^.^       ♦  .  .     .■  '  ■■  .'•'■'^    '■■■.''■'■■: 

dör  oorüoinöchait  unü  u-lißt  ali>  be^tsöro  Munsohon  wiedark^ug^^bidil/  tfondern 


/rr* 


•fi  antwurzolt  uns  in  uni>v.r0m^Uv.nu0raai;^in,  um  una  aui*  die   jibcno  dorn 
llensolicn  Sühl^^cühthin  guruüUZUwcri'ün.      ait'uu    -Tbar.e,  aui'  der  jedor   tXin- 


■  I    • 


kel  Vun  Hoheit  ver^^eht.  helüot  otörbönmütJiiet.«     i)aa' aoöchhacchorsohrast 


y : 


Störbricht  unoor  ael'.ötbewuaötöoin  und  jödo  Ueberhcbliohkeit,   jeden- 
Stolz  aur  aan^^  una  auburt  durch  dr;;ö  gev/altige  ^yribol  döB  Xotongo  - 
Landes,   in  welohea  der   rroinme  Judtir  uica  an  iMtiiil  K^u^ahrata^e  hüll 


^  j  ■'*  ^. 


um  üioh  zu  nsaimon  und  l;und  zu  tun,  daas  or  uu.  di»  Bostimroun^  allos 

30  atollt  ans  lloachhaßohonoh  durch    Ue  MaiJiung  an 

i. 

das  anao  in  jedem  Jahr  von  Neuem  an  don  Anfang  unaereB  Leb«Jnü.  Uöbör 
una  wölbt  sieh  d«^r  Uicun^l  gtittliuhur  aorüchtigKuit.  i)iu  Blitz«  ddr 
Vergoltung  duroLzuoken  uncoca  UüöIö.  paü«  hallonue  acuoiarhorn  kün- 
det orrenbarung  wie  toti  Hertha  Uinai:    Sü  konaiit  Tür \j öden  einmal  der 
Tag  des  Oerlohtes  und  jede  Schuld  v.irü  geaühnt! 

DiüGvtB  Bil'd,  das  uns  das  herrliche  Qe bot  dus  Rosoh» 
husch onoh  vor  Au^^n  st- 11t,  ist  oino  Mahnung;  an  unaer  Vemögon  inn^^rer 


-     2     - 


Sohau  und  wir  antin^hrRön  ihm  >  ©rlgo  i'oraörur.gen« 


9 


Werde  stilH    Dlos   ißt  dio  erste  Kahuung.      Denn  nur^ 

/■ 

wer  Q  tili   ißt^   hört  don   uonner   dea  av;igun  Juhwü^^!;ü>na#     Wenn  etwas 
div;  lleuzeit  dua^lioh  kennzeichnet^   ßo  iat  es  der  ra^iJUae  L^rm^  mit 
detn  sie  die  Srde  vrl*üllt|   der  iJlrm  ihrer  aroöatadte^   ihrer  Mftööen-t 
öa«!fttttti-7Wh,    ihrur  t/^if;chinen#     Sie  aohljxgt  die  .;tillu  tot;   aber 

sie  eraohlagt  damit   ihre  Seele  und  wird  iiiuii  ßeibat  v-rniuhti>n« 

■    ,-••       .   ,    •  .       t  ■,  •  .  ..  -.    ,■-'   ..  .   .    .  •.  .'         •  '-  -  ...-•,'  •.   '     -■    .    .  •      .. 

Ohnu  atille  iiann  aor  Mvniüaa  niont  zu  üiüu  u^li^^X   homuen*   .*  verirrt 

sich  im  Sumpr  öw^inwr  Lcidjnöoharta:/,  von  Irtlic-.t  aer  Neuzeit  vur- 

lockt.   Di^ßoö  Irrlicht  hoi.,jL  aolbstgeraoIiUgkeit*  'Der  Morsch 

der  Oegenv/art  hat  nie  eino  Sohula  aar  -^i ich  geladen^  er  hat  nie    ;  ^ 

/ . .  -  .   .    ,  ■'■'<■.■■ 

-  ■  ■  ■  •     ■     •': 

gijßünaigt;      er  hat  aouhßtens  Peah  g^habt^  wenn   laß  auhick;:al   ihn 
j;urwchtwelßt#     Bau  unter  ewit-env^w^iSichtswiniiel  gccuhricben^  öe- 
ßcaiolitßbuch  der  ZuhunXt  v;ird  den  Abüühritt  der  'Jeuzeit  vielleicht 
mit  der  UeberscUrirt  vorgehen:      Dai;  k:uitalter   otmo  aev.ußtsein  der 
Süuae!      Der  Menßoh  der   N  uzclt  aünkt  3ioh  Vülli\omtT:fc:n;      er  /unn 
•ioii  nur  verrechnet^   nie   v^raunUigt  hab  n1    Denn  Üunde   ißt   eine 


üli  en  ^  d  er 


N  ' 


iirkwnt.tniö,  aie  uut  in  der  ütille  vr-tohst  bei  titt 

Sinkehr  hult  in  söl::er  aeole,   dot  bojaheiddn  die  Aufijabe     mprin-        :. 

•'''•-■  "      '       ■  '  '•■'■., 

det^  in  aeinem  irdijclien  Ijuacin  Äaa  zu  werder  ,  woiiu  tn*wt  ihn  be- 
stimmt hat.  Ein  s».lcher  IvienSch  mußs  in  Qicl:i  hineinlaußchen,  und 
er  ;vlrd  jede  Ab'Aeichuni^  von  ßeinem  döutlicu   zu  erjiüulönaen  Wege 

\     ,  •  •      •  -  ':  ^ 

"      •      I  ■  « 

alß  Sui^uld  eu.piindent 

V;enn  wir   in   der  Lelt  d^^r  «i^  liohauötage  unß  an 
die  Brust  uOulagon  unu  4>prochen;    oßohamnu^  v;ir  haben  jchulsi  aar 
uns  geladen^   so  ßlna  vir  ein  aemütiger  Außaruck  des  e-^lgen  iroteßtes, 
den  daß  Judentum  go.get.  ;;eliiat^>-ruuhti^.,i.eit  und  Selbßtiilugh  it  er- 
hebt*    Judentum  hat  unä   j^:^leiirt,    in  Etillcr   liinkchr  die  Gchulu  icr^ier 


# 


-    3    • 

boi   üich  6ulb3t   zu  ^i^aohi-Mi    m  ii  im  l/cbrlgun  IIa  Quixa(^  a^ttui»  uni 


lilli'e  Gende, 


I)-eß  ict  dio 


ersto  airÄ^,   die^aus  der  rJtillu  et^. 


w 


:    Die  S^^hfiöuctit  naoli  dar  anade  dec  Odttlioberit      '^ß   iöt  dis 


Sdc-lato  an  l/ivnsu.i^fi^    iit.ü©  Seiinauoat   v^rvruchön   iiu   laaauh  und  oie 
aci  '  auiiütun.  nioiit  zu  ^iindurn*      :ji3ö0  3ehn:3uc:*t  tragt  ur.c  hinau^J 
aua  der  saumÄ  und   ZK^it^^i^ubundcnun  iriischen  :^^li   in   aa;^  .K^in,   dag 
nichts   ijt  auscar  0*tt#     Und  wir  kvhren  von  dort  n:it  i:-jner   ern  uton 
«truitun  zurück  infijhäirte  lasuin  des  KJrp:;?rö»     •'Ich  ilirohte  rr^£fe=F;w«ft ^ 
der.u  j}u  Ui^t  bei  nilr"     kUnuet  lor  3.<.ri^er  alu  Köstliche  Fruw-ht.  Swi- 
hes  Hlr.^iens  um  Q'ut.     Sie  liuclitet  in  aer:  !5igcnöühiart©!.  der  FutwJht- 


V- . 


1 


1  oöiijkeit  unu  aöt5''%itcs  ;^.lß  Z.iohan  geaael  or  aetf>le  von  eeinor  Stirn# 
Jeder  Itrienöch  tragtdon  Keim  aiökjea  Aodö  ti^r  in  sich  vurborgcmt     ': 
Hie  gibt  ueinj  koiiiglichor*  Äurijabü^  altj  diecos   i5dv>lute/  iirig*  imiid^ 


V 


*/ 


=&^«*ki^ki*u- :j.!i. ,i.'L.ii  /\. 


.•  \..i- 


IL  Heiiaeli   ikjt  vüi"   clOi    aöoho 


^. 


rgCflöön,  daas  aiicJi  in  Ihnan  <ter 


Adel  ein«i   göttliclion  Swel     vürachüttüt  11   gt«     D©r  nouohhaschonoh 


,A     »  '  ' 


will  divaü-Äpur  aea  o« -lön^iolÄ«»«  iri#id*f  ^n  das  i4üht  cies  Tagoa 


V-  '  * 


h^bOD«      iär  will  uns  da.;;   ö^ruhl  v;ioaor  ^^^-bcr,   dftSe  v,ir  oin.,uba^i;t,.a 
ßind  in  uaß  göLtliühe  oein*     Kr  will  una  aie  Au^<>^ri  ujfi'i.un  lür   diö 
un>.itt©lbare  B^rUirung^   dio  uns  allseitig  an  aas  Oöttlicu^  binaet^ 
und  uns  die  ?rahrlioit  künden^   dafis  alles  Mühor.  und  Porschon  -  wöloh« 
t,iöi;eni30i;ait   eu  auch  ;.ui  -  um  niuhtü  <,,  ht  al»  ura  den  höchsten  una 
gev;;,ltig»Aon  ;;illu?.t      .Oör  rio-JcUh:-.iJU..ünoh  vrill  dünkalharte  :;;t^naohun- 
gröjse  ent?/ur2  In^   um  unbesioi^bar  una  übv^r   leii  Tod  hinau  :   in  dor 
Vereinigung  mit  dorm  OJttliohon  zu  vur^r;ur;^aln^ 

D  ann  v;ära  dar  Boden  bereitet^   uc:  dio  zroito  aip^=?1fti 
auiä   acr  ütillu  dvu  iiot,ahaaiiohonoh  i:u  ö^ji-  "  ji  t.il:    In  L^ben  des  Alltags 


•     4     - 


'\ 


«  / 


als  i^in  iVloritoOh^   a^c   in  jua«^r  HantllurA  -  i-uutcriiö  ablegt  von  ewi^^an 
ricßerit     Bin  aolcUur  ..w-r.wCi.  iat  niuhu  YortrouiUi«»t  und  ürütarrt, 
nihht  untatig  una  w^^ltabt^oi^andt,   oondjrn  ui-  wird  überall  trau 
seine  Priioht  erfüllän  und  vor  den  ;iUi.v.al>(^n  des  Allta^j^i  und  <1ö8 
Bürui*es  nicht  i*lieu.^n  \  '  Abov  wr  wird  nioh-   aar  in  Vöiaiaken  una 
niüUtß  Höhorcö  »sMhv  keruion*     Aua  öv-iiwfc  Tut;  l^*uuutt)t  iuanuv  ü^rvor^ 
aas  v.iaüön  um  du..  IlyriiacU,   u»  ui.    ewi^iöi.   i''ol£.ch.      Ir  versteht  allöfl 
i^iöriüchlichö,   ohno  jeäücii  u  la^  zu  bllüijen,  aonn  ^v  iriut  einen 

'  ' ,  ■•■'.■'  .  ■^  '■■  .  -  . '  «-  ; 

hichGien  MuBsuab  rur  allös  l'uu.     Aber  «r   iw  t  nicht  aiohwuc,   aenn 
Rioiaor   i;Jt  nurv\inv  fT^är   iüt  viele,,  hc  U«»li,.r  und  ßv^rütor.      Sr 
«tWitv-t  niuht  nur  an   iUüh,   üünaorn  -  vio  dwr   ., ©a„u  1  ucauri.  -»auoü  an 
aie  andern^  v;uil   rjir  n\\t\  g'i^^'i>ü^..'iyn  uitw^-jtvi'bc' -.uuiio.j^'   slüuio  »ina 
aux   dem  V/o^e  aum  Uöohat^n.s^  kit  einon  v;ortc;    ein  üoloh<={r  Mensch     /: 
lebt  ein  sinnvolleö  Leb  ru   wöll  diuööö  Lob  *n  olne  aichtung^   t^inen 

''7  ,  •  '     '  '    .     ' 

Anrangs»  und  Zielnunkt  hat^   weil  dic-00  Lir.it^  Uini^uiäxuart  ubor 
aas  iJCiiuiv?rzlioh;:jt©  d^j   xrai;ichuu  Li^ben^t  Wt?il   d^e  ilu^t  öiucrü     ^ 
SwXah^^n  i^enüciKn   kiwac   bitter  woLa  tun^   über    Ihn   i.iout   in:icrlioh 


.  \ 


zurbroulKn  kann* 


/ 


Dios^r  ;^^ög^  d  öt  auö  der  ^.tilie  aös  Her'-dens  übor 
die  uralte^   unaualösohbare^    ^.ur  vurüchuttete  aelmuuoht  naoii  Vv^r- 
üinirunii  c*it  aeixi  aoLuliuiun  2.uii.  unverzagt  t..tigun^  pra;.tiüchc^n, 

•    .  .  ■-.■"■  .  . 

aber   im  QoUtlich«n  und  i3-;,liiün  vc ranke* c tön  Löbon  Tiilirt,  dieBcrr 
Wog^   der  auch  in   .chr/eröter  Zuit  Ilonnung  vorl,  iht,  er   soll   uns   in 
jeden.  Jahre  durch  das  llocoiihaßohorohruau  ^,%jzeit:'l  und   ^rl^^^uchtet 
weraen  mit  aen  in  iumi^t  nti^ui^^r  i.larut*.it  und   *.ahruuit  «^Ci^tiahlvi  .ion 
Worten;  Umkehr  und  Ghib^^t  und   r^oUt^s  Tun  rUartHi  hinwug  daü   ho^e 
Voriaangnis! 


^M) f ii z i e 1 1 e s    0 r g a  n   d  e  r    is r  a e I i t i s c h e n    Gemeinden    Bade  n  s 


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B  A  D I S  C  H  E  S   Q  EMEINDEBLATT 


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Y' A^oonemetitspretx  TieTteljahrUch  50  Rpf.    Nur  durch  die 
-*  'S*.  ., .     -  Poxt  beiiehbdf 

^WS^^''^'^'-^''     ArueJgen  nadi  Tarif  ^l-'^^^^^^^l^rr^r-/ 
'  Jivf  Oeschiftötene:  Ladwigshafen  a.  Rh.,  Schuhtr.' 14 


Das  Israelitische  Gemeindeblatt 
i^t^-JyCrscheint  monatlich  1  Mal  1^^ 


Alle  fflr  die  Schriftleitung   bestimmten  Zuschriften  sind  *a 

jt^^-'-r^^-^fi-:-  Herrn  Dr.  Mdx  Grunewald  -  v    '    .:.. 
s^^r- Mannheim  D  7,  17,  zu  richten  /  Fernsprecher  23871 
i^'"v.'V.-.,  Anzcigendnndhmc:    Mannheim  C  l,  15   *•   ,  ..i 
-'T%^->.'.    .  Tel.  Ludwigshdfen  a    Rh.  &251I  ■'*^'  * 


Auso<jbc    fk   ist  das  alleinige  amtliche  Organ  der  israelitischen  Gemeinden  Mannheim  und  Lüdwigshalen,  mit  dem  die  iüdischen  Einwohner 
i^^^^f von  Maniüicini,  Ludwigshafen  (Pfalz)   und  Umgebung  beliefert  werden;   die  Ausgabe    O    ist   das  allcmigc   amtliche    Organ   aller  anderen 


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jüdischen  Gemeinden  in  Baden,  deren  Mitgliedern  es  regelmäfeig  zugestellt  wird  . 


Ä12rJahrgang  ^^i  V;^^^ 


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'^:  diesen  ernsten  Tagen  von  uns  gefordert:  als  der  Wille  zur  Gemeinsdiaft  und  als  der  WÜle  zum,  Opfer, f^i'^ 

■!^]^zWi^  selbst  gewiesen.  Nur  wenn  wir  zusammenhalten,  frei  von  Eigensudit  und '^^ 

1^0  Eigensinn,  und  nur  wenn  eines  jeden  Können,  audi  eines  jeden  Habe,  dem  verbindenden  Ganzen   dienen  }£J 
^"^ will, " nur  dann  werden  wir  bestehen.-'T-t^::':-^,>:-^^^^^^  r'^i^^^0:^.-^'^^^pr^'^'i^^^^^^ 

^i^'l:^  Mahnung  und  Bürgsdiaft  dessen  zu  sein,  das  ist  die  große  Aufgabe  der  Reichsvertretung.   In  dem  Willen  y^i 
Äj*^''2u  ihr  spridit  der  Wille  zur  Gemeinsdiaft  und  zum  Opfer. 


1    «V-    «     ' 

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Jien  Tuden^ 


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V   l".— 


wahre 


v^^i^  Eine  Rosch  ^  Haschonoh  -  Betrachtung  Jc^-/ 

k  i^)^iv r^^^^V^^  *  %    von  Rabbiner  Dr.  Schorsch-Hannover  .  r: -. .  .,      -..  ^^ir;^ 

' ..;;  ^tJJ^V^;^^^^^^^^  Aus'techni:»chen  Ursachen  erschien  das  August  -  Blatt   so  früh, 

•*.:i^^'^&j^-^djß  dieser  für  Rosch-Haschonoh  gedachte  Aufsatz  nicht  mehr  auf- 

|r;"5-^^I^€^  genommen   werden    konnte.    Sein    Inhalt   rechtfertigt    es,    daß  wir 

r*'^i''^'^'>-^^"  °och  naciUräglich  zur- Kenntnis  bringen.        Die  SchriftI  ilunj/. 

;^^l^Wenn  das  Leben  kein  Ende  nähme,  —  was  wäre  dann? 
'^r Es;-* ist  unausdenkbar.  Wäre  das  Leben ^dann  ewiges  Qlück, 
Kusine  ununterbrochene  Folge  von  Festtagen?  —  ein  Rosch- 
^i^haschonohfest  in  unserem  Sinne  wäre  gewiß  nicht  darunter, 
.;  ;denn  das  jüdische  Neujahrsfest  erinnert  an  das  Ende  des  Le- 
bens, an  den  Tod!  •  >  o;;;;--     . 

voÄ'.rDas  Judentum  knüpft  in  den  Grundgedanken  seiner  Fest- 
tage immer  an  das  Erlebnis  unserer.  Gemeinschaft  an.  Aber 
das  Roschhaschonohfest  hat  keine  geschichtliche  Beziehung. 
Es  entwurzelt  uns  nicht  nur,  um  wie  die  anderen  Fest-  und 
Fastzeiten  uns  in  der  höheren  Ebene  der  Gemeinschaft  uns 
selbst  als  bessere  Menschen  wiederzugeben,  sondern  es  ent- 


,   •'o,:i^.i-^.v..r.-^- :-  '.  Ebene  des  Menschen  schlechthin  zurückzuwerfen.  Diese  Ebene, 


■1" — •>'■'■'■.•' 


auf  der  jeder  Dünkel  von  Hoheit  vergeht,  heißt  Sterbenmüs- 
sen. Das  Roschhaschonohfest  zerbricht  unser  Selbstbewußtsein 
und  jede  Ueberheblichkeit,  jeden  Stolz  auf  Rang  und  Geburt 
durch  das  gewaltige  Symbol  des  Totengewandes,  in  welches 
der  fromme  Jude  sich  an  seinem  Neujahrstage  hüllt,  um  sich 
zu  mahnen  und  kund  zu  tun,  daß  er  um  die  Bestimmung  alles 
Menschlichen  weiß.      -  .:  •     -    ■-.:.^^^<^;  -   ^  .;  -\.:::  :v  vi:  ;;::ii:/^..--7*t'. 

So  stellt  uns  Roschhaschonoh  durch  die  Mahnung  an  das 
Ende  in  jedem  Jahr  von  Neuem  an  den  Anfang  unseres  Lebens 
Ueber  uns  wölbt  sich  der  Himmel  göttlicher  Gerechtigkeit. 
Die  Blitze  der  Vergeltung  durchzucken  unsere  Seele.  Das  hal- 
lende  Schofarhorn  kündet  Offenbarung  wie  am  Berge  Sinai: 
Es  kommt  für  jeden  einmal  der  Tag  des  Gerichtes  und  jede 
Schuld  wird  gesühnt!    .,  .j-..  :       :^  .  :   -    ••':::      -:^.--  -- 

•^.  Dieses  Bild,  das  uns  das  herrliche  Gebet  des  Roschhascho- 
noh vor  Augen  stellt,  ist  eine  Mahnung  an  unser  Vermögen 
innerer  Schau  und  wir  entnehmen  ihm  drei  ewige  Forderun- 


gen.-. *   -•        "•'•    ■        V-  • 


--:<:•  Werde  still!  Dies  ist  die  erste  Mahnung.  Denn  nur,  wer 


—c^.^'^tAitt^''  ..~.V  *^^-,'  -■  /   . 


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^IsraelitiscIiesQerheirideblat  tr^c^^'Vwi^-^^::^ 


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12.  Jahr 


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in  allen  einschlägigen  Geschäften  erhältlich. 


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V- !  ■-. 


die  Neuzeit  deutlich  kennzeichnet,  so  ist  es  der  rasende  Lärm, 
mit  dem  sie  die  Erde  erfüllt,  der  Lärm  ihrer  Großstädte,  ihrer 
M^'^':;   :.  Massen,  ihrer-Maschinen.  Sie/ schlaf  die*  Stille  tot;  aber  sie 
5®^v.:*'i:f  erschlägt  damit  ,ihre>Seele:  und  wird  sich  selbst  vernichten. 


Aber  ßr  wird  nicht  darin  versinken  und  nichts  Höheres  ii 

■kennen.  Aus  seinem  Tun  leuchtet  immer  hervor  das  VVi 

um  das  Hernach,  um  die  ewij^en  Folj^en.     Er  versteht 

,  Menschliche,  ohne  jedoch  alles  zu  billigen,  denn  er  hat 

höchsten  Maßstab  für  alles  Tun.   Aber  er  ist  nicht   Ricl 

denn  Richter  ist  nur  der  eine  Ewige.  Er  ist  vielmehr  H| 

und  Berater.  Er  denkt  nicht  nur  an  sich,  sondern  —  wi^ 

Weise  fordert  —  immer  auch  an  die  andern,  weil  erst 

^Gemeinschaft  auf  dem  Wege  zum  Höchsten  weiterführt.] 

-einem  Worte:  ein  solcher  Mensch  lebt  ein  sinnvolles  L< 

weil  dieses  Leben  eine  Richtung,  einen  Anfangs-  und  Zielpl 

"hat,  weil  diese  Linie  hinausführt  über  das  Schmerzlichste| 

irdischen  Lebens,  weil  die  Zelt  einem  solchen  Menschen 
.bitter  wehe  tun,  aber  ihn  nicht  innerlich  zerbrechen,  kana 

};VS Dieser  Weg,  der  aus  der  Stille  des  Herzens  über  die. ui 
Minauslöschbare,  nur  verschüttete  Sehnsucht  nach  Vereinij 
-mit  dem  Göttlichen  zum  unverzagt  tätigen,  praktischen,: 
■  im  Göttlichen  und  Ewigen   verankerten  Leben  führt,  dil 


- 


^1;iJ«M^^^'0hne  Stille  kann  der  Mensch  nicht  zu  sich  selbst  kommenu  Er 
4f4^i.%^  im  Sumpf  seiner  Leidenschaften,  vom  Irrlicht.der 

ääfcf-j-'-^c  Neuzeit  verlockt. Dieses  Irrlicht  heißt  Selbstgerechtigkeit.  Der-  -nn  u^'.li.'-iich  uuu  i^wiscn  v/^iaim^it^n  j^w^^ü  i^mv,  v*, 
'^^^§Mf-^' Mensch:  der  Gegenwart^ hätnie'eihe  Schuld  auf  sich  geladen,  t  Weg, "^der  auch  in  schwerster  Zeit  Hoffnung  verleiht,  er 
.  IS^C%  er-  hat  nie  gesündigt;  'er  hat  höchstens  Pech  gehabt,  wenn  das  V'im^  durch  das  Roschhaschonohfest  gezeigt, 

r$^^.^['  Schicksal  ihn  zurechtweist.  "Das  unter  ewigem  Gesichtswinkel  .l  erleuchtet  werden  mit  den  in  immer  neuer  Klarheit  und  W 
^£^'^J^:.^;>;^ gesc  der  Zukunft:  wird  den  Abschnitt-^heif (erstrahlenden  -Worten:  Umkehr .  und  Gebet  und  red 

-..•'Äfü'*t?  ,.  ■ .  jf-.---,-   -  -  -  -  -  __     -  .       .-.  •  .  T-..  —  ...  -  .        .  ..    ..  •         -r  ,.        ,    ..  .     .  .       :-     _     1 


^_  _   ^'versündigt  haben!  Denn  Sünde  ist  eine  Erkenntnis,  die  nur  in^;;.c:>^:^ 
^Ä^Ä?*def  StUle  wächst  bei  dem  Menschen;  der  Einkehr  hält  in  seiner  rrrügS:^ 


^^§^i>^-Wenn  wir  in  der^Zeit  der  Selichaustage  uns  an  die  Brust 
-V^j£i^%.^schiagen  und  sprechen:  oschamnu;  wir  haben  Schuld  auf  uns 
^?^^v.^:|??geladen,  so  sind  wir  ein  demütiger  Ausdruck  des  ewigen  Pro- 
i^^J^M^^'^,^^^  das  Judentum  gegen  Selbstgerechtigkeit  und  Selbst- 
^^  ""^  klugheit  erhebt.  Judentum  hatuns  gelehrt,  in  stiller  Einkehr 
rdie  Schuld  immer  bei  sich  selbst  zu  suchen«,  damit  im  übrigen 


■•—  4r-.-r 


Jv^-f';i^t' die -Gnade  G'ttes  uns  Hilfe  sende..,- 


r-M»--.-«: 


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.-.•■ft-'-i. 

"  '  •••    i.  ■ 


:v^!^i^^  Dies  ist  die  erste  Stufe,  die  sich  aus  der  Stille  erhebt.  Di 

•  :.  Sehnsucht  nach  der  Gnade  des  Göttlichen.  Es  ist  das  Edelste 

lii: am  Menschen,  diese  Sehnsucht  erwachen  zu  lassen  und  sie 

•vJ:^-'am-;i:Wachstum  nicht  zu  hindern.    Diese  Sehnsucht  trägt  uns 

.v;  hinaus  aus  der  räum-  und  zeitgebundenen  irdischen  Welt  in  das- 

-^\,Sein,  das  nichts  ist  außer  Q'tt.  Und  wir  kehren  von  dort  mit 

--^;?;  immer  erneuten  Kräften  zurück  ins  harte  Dasein  des  Körpers. 

7v-',,Ich  fürchte  kein  Unheil,    denn  Du  bist  bei  mir"  kündet  der 

;^t-*'^: Sänger  als  köstliche  Frucht  seines  Ringens  um  G'tt.  Sie  leuch- 


Zur  beruflichen  und  wirtschaftlichen  Betreuung  der  j| 
sehen  Handelsvertreter  ist  im  Auftrage  der  Reichsvertre 
der  deutschen  Juden  beim  Centralverein  deutscher  Staatsl 
ger  jüdischen ,  Glaubens  eine  besondere  Stelle,  das  Deze 
für  Handelsvertreter,    eingerichtet   worden. "    Gleichzeitig! 
bei  der  Reichsvertretung  der  deutschen  Juden  selbst  ein 
sonderer  Handelsvertreterausschuß  bestellt.  Der  Handels 
treterausschuß  der  Reichsvertretung  hat  die  Aufgabe,  die 
arbeitung  der  für  den  Handelsvertreterberuf  in  Betracht  kl 
menden  allgemeinen  wirtschafts-  und  berufspolitischen  Frc] 
in  Uebereinstimmung  mit  den  Arbeiten  zu  bringen,     die 
Reichsvertretung  zur  Gesamtwahrung  der  jüdischen  Inte| 
sen  leistet.  Dem  Dezernat  für  Handelsvertreter  sind  im 
teresse  der    jüdischen  Handelsvertreter  die     nachstehei 
Aufgaben  gestellt:  -.■■:'.:ir--'^-:/yi^ :■■>-■■:■  '-^  ""  ■-  -- 
U  S'cherung  und  Förderung  der  Existenz-  und  Betätig^ 


,  .r-„V, 


Unterrichtung  und  Beratung  der  jüdischen  Handelsve 
ter  über  ihre  gesetzlichen  Pflichten  und  Rechte,  und 
ihre    Berufsausübung     nach   ordentlich     kaufmännis( 
Grundsätzen; 


tet  in  den  Eigenschaften  der  Furchtlosigkeit  und  des  Lebens- ^;,S;i^^ Möglichkeit  der  jüdischen  Handelsvertreter;?; 

mutes  als  Zeichen  geadelter  Seele  von-seiner  Stirn.     Jeder  

Mensch  trägt  den  Keim  dieses  Adels  tief  in  sich  verborgen.  Es 
gibt  keine  königlichere  Aufgabe,  als  dieses  Edelste,,  Ewige  in 
sich  zu  erwecken!  Viele  Menschen  verachten  sich?  Dann,  ha- 
ben sie- vergessen,  daß  auch  in  ihnen  der  Adel  einer  göttlichen 
Seele  verschüttet  liegt.  Der  Roschhaschonoh  will  diese  Spur 
des  Seelengoldes  wieder  an  das  Licht  des.  Tages  heben.  Er 
will  uns  das  Gefühl  wieder  geben,  daß  wir  eingebettet  sind  in 
das  göttliche  Sein.  Er  will  uns  die  Augen  öffnen  für  die  unmit- 
telbare Berührung,  die- uns  allseitig  an  das  Göttliche  bindet, 
und  uns  die  Wahrheit  künden,  daß  alles  Mühen  und  Forschen 

—  welche  Wissenschaft  es  auch  sei  —  um  nichts  geht  als  um 
den  höchsten  und  gewaltigsten  WUlen.  Der  Roschhaschonoh 
will -dünkelhafte  Menschengröße  entwurzeln,  um  unbesiegbar 
und  über  den  Tod  hinaus  in  der  Vereinigung  mit  dem  Gott- 
liehen  zu  verwurzeln.  *-  ''  "  ,  .r^t  :,*:•---..  - 

-  Dann  wäre  der  Boden  bereitet,  um 'die  zweite  Lebens- 
stufe aus  der  Stille  des  Roschhaschonoh  zu  errichten:  Im  Le- 
ben des  Alltags  zu  stehen  als  ein  Mensch,  der  in  jeder  Hand- 
lung Zeugnis  ablegt  von  ewigem  Wissen.  Ein  solcher  Mensch 

is'f  nicht  vertrocknet  und  erstarrt  nicht  untätig  und  weltabge-  ^.      u  ••  i  .       •       n-.-  i    •.    .  . 

wandt  sondern  er  wird  überairtreu  seine  Pflicht  erfüllen  und    -r^-  beschrankt  seme  Tätigkeit  streng  auf 

vor  den  Aufgaben  des  Alltags' und  des  Berufes -nichtjliehen:      angegebenen  Gebiete    und  übt  insbesondere  auch  .  in  ke 


'•;  Fürsorge  für  in  Not  geratene  Handelsvertreter  und 
\  treuung  der  Hinterbliebenen    des  verstorbenen  Han( 
■-■-:'vertreters;  ^^i^v,vö,  ■,.//'  ■.••i-^,v  jv-v.  ,,..':r -.^-V.l  ^■•r^'"- 

-   Beratung  in  allen  beruflichen  und  wirtschaftlichen  Ein] 
'■•'fragen  sowie  in  allen  Rechts-  und  Steuerfragen,     so- 
W   sie  den  Handelsvertreterberuf  betreffen.    ';•:;     .-: 

•^'  Es  handelt  sich  beider  mit  dem  Dezernat  getroffenen 
richtung  um  keinen  neuen  Verein  oder  eine  neue  Organl 
tion.  Das  Dezernat  ist  als  Einrichtung  einer  bestehenden  ai 
kannten  Organisation  lediglich  aus  der  Notgemeinschaft  1 
aus  entstanden,,  zu  der  die  Verhältnisse  die  jüdischen  Hand] 
Vertreter  zusammengeführt  haben.  Vor  allem  soll  die 
Schaltung  der  jüdischen  Handelsvertreter  aus  dem  Wettbewj 
-verhindert  werden.  Die  jüdischen  Handelsvertreter-  soller 
ihrer  Möglichkeit,  ihrem  Berufe  auch  in  der  Zukunft  nachgej 
zu  können,  die  notwendige  Förderung  erfahren.   ^. .     :-' 


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Dezernat  für  den  jüdischen  Religions- 
unterricht in  Hannover 

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Rabb.  Dr.  Schorsch 
*»      Hannover, 
Kinister-Stüve-Str.  9. 


Hannover,  im  März  1930 


Sehr  geehrter  Herr  ! 
Sehr  geehrte  Frau  ! 


Aus  den  Schülerlisten,  die  uns  vom  Magistrat  übersandt 


wurden,  ersehen  v/ir,  daii  Ihr  Sohn 


Ihre  Tochter  .• *  •  .  .  noch  keinen  jüdischen  Re~- 

ligionsunterricht  hat.  Wir  möchten  Sie  bitten,  auf  der  beiliegenden 
Karte  die  Anmeldung  zum  Religionsunterricht  ab  Ostern  1930  umgehend 
vorzunehmen,  damit  wir  einen  Überblick  über  die-eventuell  in  ver- 
schiedenen  Gegenden  der  Stadt  -  einzurichtenden  Klassen  gev/innen. 

Wir  möchten  Sie  dcirauf  aufmerksam  machen,  wie   außeror- 
dentlich v/ichtig  der  Religionsunterricht  für  die  Charaktergestaltung 
eines  Menschen  ist,  und  daß  die  in  den  letzten  Jahren  gesteigerte 
Zahl  der  Schülerselbstmorde  ein  Menetekel  für  unsere  zum  Teil  halt- 
los gewordene  Jugend  bedeutet.  Es  ist  auch  wichtig^  die  Kinder  mög- 
lichst frühzeitig  dem  Religionsunterricht  zuzuführen,  denn  nur  dann 
ist  eine  verhältnismäßig  mühelose  Einführung,  die  auch  Erfolg  ver- 
spricht, möglich.  Außerdem  ist  es  für  die  Kinder,  die  erst  später 
am  Religionsunterricht  teilnehmen,  eine  nicht  zu  unterschätzende, 
psychologische  Belastung,  mit  viel  jüngeren  Schülern  zusammen  be- 


ginnen zu  müssen. 


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Mit  vorzüglicher  Hochachtung 

Dezernat  für  den  jüdischen  Religionsunterricht 

in  Hannover 

Rabb.  Dr.  Schorsch. 


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Hannover^  im  Januar  1929. 
Lützowstr.  3. 


Sehr  geehrter  Herr  ! 


Sehr  geehrte  Frau  ! 


In  der  Voraussetzung,  daß  Sie  an  der  religiösen  Erziehung 

/ 
Ihrer  Kinder  innigen  Anteil  nehmen,  möchten  wir  am 

Donnerstag,  den  31. Januar  ds.Jrs.,  abends  8  t   Uhr 

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im  öemeindehause,  Lützowstr.  3,  einen  Elternabend  veranstalten. 

Dieser  Abend  soll  der  Aussprache  zwischen  Eltern  und  Lehrern 
über  die  Prapcen  des  Relip:ionsunterrichtes  dienen  und  gegenseitig 


das  Interesse  fördern. 

7/ir  laden  Sie  hiermit  zu  diesem  Elternabend  ein. 


Der  Direktor  der  Religionsschule  der  Synagogen-Gemeinde: 


Rabbiner  Dr.  Schorsch. 


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Religionsöchule    der    Synagogen  Gemeinde 

Hannover    . 


Hannover,  im  Januar  1929.. 
Lützowstr,  3. 


Sehr  geehrter  Herr  ! 


Sehr  geehrte  Frau  ! 


In  der  Voraussetzung,  daß  Sie  an  der  religiösen  Erziehung 
Ihrer  Kinder  innigen  Anteil  nehmen,  möchten  wir  am 

Donnerstag,  den  31. Januar  ds.Jrs.,  abends  8  ^  Uhr 

im  Gemeindehause,  Lützowstr.  3,  einen  Elternabend  veranstalten. 

Dieser  Abend  soll  der  Aussprache  zwischen  Eltern  und  Lehrern 
über  die  Frap^en  des  ReliF^ionsunterrichtes  dienen  und  gegenseitig 


das  Interesse  fördern. 

7/ir  laden  Sie  hiermit  zu  diesem  Elternabend  ein. 


Der  Direktor  der  Religionsschule  der  Synagogen-Gemeinde: 


Rabbiner  Dr.  Schorsch. 


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Dezernat  für  den  jüdischen  Religions- 
unterricht in  Hannover  , 

Rabb.  Dr.  Schorsch   t 


Hannover,  im  März  1930. 


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Hannover,        ( 
Minister-Stüve-Str.  9. ? 


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Sehr  geehrter  Herr 
Sehr  geehrte  Frau 


Aus  den  Schülerlisten,  die  uns  vom  Magistrat  übersandt 


wurden,  ersehen  wir,  daii  Ihr  Sohn 


Ihre  Tochter noch  keinen  jüdischen  Re- 
ligionsunterricht hat.  Wir  möchten  Sie  bitten,  auf  der  beiliegenden 
Karte  die  Anmeldung  zun  Religionsunterricht  ab  Ostern  1930  umgehend 
vorzunehmen,  damit  wir  einen  Überblick  über  die-eventuell  in  ver- 
schiedenen  Gegenden  der  Stadt  -  einzurichtenden  Klassen  gev/innen. 

4 

.-._._, — Wir  möchten  Sie  darauf  aufmertcsast  machen,- v;ie   äußeror- 


dentlich  v/ichtig  der  Religionsunterricht  für  die  Charaktergestaltung 
eines  Menschen  ist,  und  daß  die  in  den  letzten  Jahren  gesteigerte 
Zahl  der  Schülerselbstmorde  ein  Menetekel  für  unsere  zum  Teil  halt- 
los gewordene  Jugend  bedeutet.  Es  ist  auch  wichtig,  die  Kinder  mög- 
lichst frühzeitig  dem  Religionsunterricht  zuzuführen,  denn  nur  dann 
ist  eine  verhältnismäßig  mühelose  Einführung,  die  auch  Erfolg  ver- 
spricht, möglich.  Außerdem  ist  es  für  die  Kinder,  die  erst  später 
an  Religionsunterricht  teilnehmen,  eine  nicht  zu  unterschätzende, 
psychologische  Belastung,  mit  viel  jüngeren  Schülern  zusammen  be- 
ginnen zu  müssen. 


Mit  vorzüglicher  Hochachtung 

Dezernat  für  den  Jüdischen  Religionsunterricht 

in  Hannover       ;«>••!  v  j-   ■ 


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Rabb.  Dr.  Schorsch. 


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23.  März  1931 

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Frau  3en.  F  i  s  e  k 

Harru.Prau  Hermann, 

"      '•   Moses, 

»•  Heine, 

Fräulein  JE.  Rose, 

Frau  Strauck, 


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'*   Jok.    Detaube,   an  gleiche  Adresse. 


,      Körner  Str.    21. 
Bessermerstr .    1. 
B  e s s e rnier  s Lr  .    2 . 
Bandeis Lr.    2Ö. 
Brühlstr.    11   A   11 . 
Abelmannstr.    27.    I 


Herr   u.Fräul.^onnenberg,      11  a 
Herr   u.Fraa  Güdemann, 
Frau     Dr.    Sklareek, 
Fräulein   ilisabetk  Ber^^raann, 

"  Suse     Nathan, 

Fraulein     G-.Frenzdori', 
Herr   u.Frau  Behrend, 

"   Leomi.Lesvy, 
Frl.   Rutk  u.Ilsbetii  Pliilipp 
Herr  u.    FrauFriedmann, 
Frau  1.   V/eil  u.Frau   Gr.otern 

**  Gertrud  Licivt^^nber^ 
Frl.  Gl.  u.  Fanni  Dessau 
Frau     Kirc.ilieimer ,  .  _.^, 

"       ftüsel   Dreiruss 
Herr   und   Frau  Goiäsenmidt]^ 
Herrn   Loewe 


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,   Grünstr.    7» 

Fer d .  ;'/allbr ecittstr ^ 
Tkeaterstr.  14. 
Podbielskistr .  337* 
Am  Kleinenrelde.  10. 


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Kram^^rstr.  11. 

Kurze Str.  5* 

Herrens;.r.  6. 

uok cnz 0 1 1  er  s  Lr  •  29  • 

Minister  otüvestr.  9- 

Püdbielskisur .  8  a. 

Büüderstr.    1. 
An   aer    JiiristuskirOiie   25 
Warmbüeiienstr .    24. 
'Bödekerstr.    17 . 
HolsCiier jtr .    24 


Cu  i  ' 


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Bmll  Schrüh  ^tllääi'ah 


JirS.C*     freies  on  193 f  le ehre  ^rffs 


Attk^f^ 


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Nofes  Oft  /93S  Lec-H^re  Serf^s 


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1.  Religion  als  zentr^  Leben&st^ridp  > 

Unmodern.  Herr^cliaf t  der  Rel.  im  Mittelalter; 
viele  Fehler ;Pfaffenherr80haft, verquickt  mit 
irdischen  Interessen.  Hat -Kredit  verloren. 
Trotzdem  zentrs.l?  Ja. 

'Jas  ist  Rel.?  Kreist  ujn  OM  Keine  Crestalt; 
aber  handelndes  Tesen.  P^lhrung  der  Profeten. 
Ueberwaltigt  -^on    ".  ;Jeremia:  Pitisani  woepos. 
"Wolfes  G'serfe-enntnis:  Nicht  unmittethar .- 


3*3cken  kannst  du  %(^'^Qn   --=  vVirkung!  Offenbarung 
als  der  unendlich  Barmherzige,  r/ir  haben  Be= 
durfnis  nach  ::]rlÖsung!  Anlehnung .  Macht  Jere^ 
mia  zur  eisernen  Mauer ! 

J^esaias  G-'erkehntnir>:  Der  "HeiTige .  Das^ 
unendlich  Reine, in  dessen  B:4nn  .^ce schlagen ;r:r= 
kenntnis  der  Kleinheit , Schwachheit  ,\mendliohen 
Sündhaftigkeit.  Die  G '  sber'ihrung  brennt  rein 
(Kohle  vom  Alt-jir!). 

7/esentlich  Frage:  Fortleben  nach  dem  Tode. 
Beispiel  von  aein  elektrischen  Strom  in  der 
Birne.  7ieso  in  der  Bibel  die  Fra^e  nicht 
berührt?  Absolute  Selbstverst -Endlichkeit .  TDie 
biblischen  Menschen  in  öolch  inniger  Berühr - 
rung  mit  dem  Gottlichen,dass  Ewigkeit sge= 
danke  selbstverständliches  Erlebnis  und  Vo= 
raussetzun,^  v/ar.  Bei  den  Grössten  unmittelba= 
rer  Uebergang  ins  Jenseits:  Moseskus^  ;Elia:^ 
TT imj'riel fahrt . 


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den  29.3.1935* 


Herrn 

Dr.  Höh*  Strauss, 
Hg  n  n  o  V  e  r# 
Alte  Cellerheecstr • 


Sehr  geehrter  Herr  Doktoür  ! 


loh  danke  Ihnen  herzlich  für  Ihren  liebenswürdigen 
Brief,  der  meine  Donners t«ig<^bend-Vortr^ge  betrifft.   Sie  hoben 
mir  durch  Ihren  regelmässigen  Besuch  eine  grosse  Freude  ge- 
m«tcht,  denn  es  liegt  mir  nicht  d<=ir«jn  Hörer  för  meine  Vor- 
träge zu  h^b^n,  sondern  vielmehr  Hörer  für  die  ewige  iV^ihr- 
heit  unseres  Judentums  zu  gewinnen* 

Gern  will  ich  mich  mit  dem  Gred«^nken  beschäftigen, 
in  welcher  Form  ein  weiteres  Eindringen  in  dns  von  Ihnen  an- 
gefahrte Schrifttiom  innerhalb  einer  Arbeitsgemeinschaft  möglich 
ist.  Ich  hqbe  schon  selbst  etwns  deri^irtiges  überlegt,  "und  ich 
brauche  Ihnen  sicherlich  nicht  zu  versichern,  d«iss  ich  eine 
solche  Arbeitsgemeinschaft  leschem  schomnjim  leiten  würde, 
d«i  mir  nur  «n  der  Vertief img  des  echten  jüdischen  Bewußtseins 

liegt. 

Indem  ich  Ihnen  noch  einmal  herzlich  für  Ihre 
freundlichen  Zeilen  d^nke ,  grüsse  ich  Sie  bestens  ! 


Frqu 

Grete   /ifirtheim, 

Hnnnover-Llnden «. 

Egestorfstr.i 


den  29.3.1935. 


Sehr  geehrte  Pr«^u  üfirthelm  1 

Ich  dnnke  Ihnen  herzlich  für  Ihren  frexindlichen  Brief, 
nus  welchem  hervorgeht,  doss  meine  Donners t«^g«bend-Vort rage 
hei  Ihnen  e Ire  freundliche  Aufnahme  gefunden  h«»ben.   »V^s  mich 
besonders  freut,  Ist  der  ümst«ind,  d«^ss  diesen  Vorträgen  «luch 
üonst  eine  freundliche  Aufnahme  bereitet  worden  Ist,  und  Ich 
hoffe,  d«.ss  die  Rückkehr  zur  Bibel  Im  Interesse  der  Inneren 
Erst«^rkung  unserer  Gl«<ubensbrüder  qllmähllg  Immer  grössere 

Portschritte  machen  möge. 

Nehmen  Sie  noch  elnmt^l  herzlichen  Dnnk 


von  Ihrem 


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den  29*  3.  1955 • 


Frqu 

P^^uln  Sohr^^genheim, 
H  qi  n  n  o  V  e  r  • 
Boedeokerstr • 


Sehr  geehrt^frnu  Schr<^genheim  ! 

Ich  d^^nke  Ihnen  und  Ihrer  Toohter  herzlich  für  Ihre 
freimdliohen  rforte ,  die  Sie  mir  «^nlässlioh  des  Abschlusses 
meiner  rf inte rvor träge  geschrieben  haben.  Es  bedeutet  für  mich 
eine  grosse  Befriedigung  i  d^ss  diese  Vorträge  **ufnnhmebereite 
Menschen  gefunden  h<^ben,  dean  es  liegt  mir  nicht  nn  äusserem 
Erfolg,  sondeiTi  d-^^rnni  d«iss  echtes  Jüdisches  Bewußtsein  in 
unseren  Glqubensbilüdem  vertieft  wird*  Vielleicht  kqnn  m^n 
so  etw*^s  äf^zn   beitragen,  d^ss  d«»s  Schwere  der  heutigen  Zeit 
infolge  innerer  Erst'^rkung  leichte^  getragen  werden  k«^nn. 

Indem  ich  Ihnen  noch  einm<^l  herzlich  für  Ihre  freund- 
lichen »Vorte  donke ,  grosse  ich  Sie  bestens 

Ihr  sehr  erg# 


N. 


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Jj.r     J.         _A        JT.    J     i  ^  J  '         "V  /        '     /  y   ^    /; 


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Herrn 

Hioh«»rd  Dqnin^nn, 
H«innover    • 
Sohiffgr^ben  56 


den  29 •3. 1935 • 


Sehr  geehrter  Herr  Dq.mm.qnn  ! 

Nachdem  ioh  Ihnen  schon  miindlich  meinen  Dqnk  aus- 
gesprochen hqbe ,  möchte  ich  Ihnen  noch  einmal  schriftlich 
dftnken  irnd  Ihnen  sngen,  d^ss  Sie  mich  mit  Ihren  Worten  imd  dem 
Buch  sehr  erfreut  h^hen.   Sie  wissen  jq  ^  d«iss  mir  nicht  ^n 
irgendwelchen  äusseren  Erfolgen  liegt,  sondern  dnss  ich  bei- 
tr«^gen  möchte  zu  einer  Vertiefung  echten  Jlidischen  Bewußtseins 
und  dqmit  quch  zu  einer  inneren  Erst^rkung  unserer  Oloubens- 
briider  in  einer  Zeit,  die  uns  ollen  eine  schwere  BcfUde  auf- 
erlegt hqt.  Ich  hqbe  von  vielen  Seiten  so  vieleÄreimdlichen 
Dqnk  erfahren  d'irfen,  dqss  ioh  eine  innere  Befriedigung  darü- 
ber empfinde,  für  d^s  vergangene  Winterhalbjahr  diese  nicht 
geringe  Arbeit  übernommen  zu  haben« 

Indem  ich  Sie  bitte,  quch  Ihre  G-qttin  zu  griissen, 
verbleibe  ich 

Ihr  sehr  ergebener 


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RICHARD    DAMMANN 


miaffegangen: 

22Mnz.35i/' 

Bwntw 


HANNOVER  ,    22.    Kärz   1935 

GROSSE   PACKHOFSTR.  17 
PRIVAT:  SCHIFFGRABEN  56 


Herrn 

Rabbiner  Dr.      Schorsch, 

H  a  n  n  o  V  G   r. 


Sehr  geehrter  Herr  Doktor! 

Nachdem  Sie  mit  dem  eer^tricen  Vortrag  den  Zyklus  Ihrer 
Wintervorträge  abgeschlossen  haben,  möchte  ich  nicht  ver- 
fehlen, Ihnen,  gleichzeitig  im  Kanon  meiner  Frau,  unseren 
allerherzlichsten  Dank  für  die  wundervollen  Vorträge  auszu- 
sprechen.   Sic  gaben  uns  unendlich  viel  Anregung  und  vev 
den  infolge  ihres  ungewöhnlich  reichen  Inhalts  in  uns  noch 

lange  nachv/irken. 

Ich  bitte  Sie,  als  äusseres  Zeichen  unserer  Dankbarkeit 

das  beifol-ende  Buch  von  uns  entgegennehmen  zu  ?jollon. 

Falls  es  schon  in  Ihrem  Besitz  sein  sollte,  wird  Herr 

Bacharach  Ihnen  gern  einen  Umtausch  ermöglichen. 

Mit  den  besten  Empfehlungen,  auch  von  ö^iner  Frau,  verbleibe 

ich 


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mit 


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den  1.  April  1935. 


Frau 

Heddi  Sichel, 

H  o  n  n  0  V  e  r»  ,. 

Horst  Wesselpi-^tz. 


Sehr  geehrte  Pr«^u  Sichel  ! 

Ich  d«^nke  Ihne  herzlich  f'ir  den  wiinderschonen 
Blumenstock,  den  Sie  mir  gesandt  halben.  Ich  freue  mich,  d^ss 
Ihnen  meine  Vorträge  etwjis  gegeben  h<^ben.  An  äusserlichem  Er- 
folg ist  mir  nichts  gelegen.   Wenn  meine  Vorträge  jedoch  dazu 
beigetr-^gen  hoben,  imsere  schwierige  seelische  Situ«=»tion  zu 
klären  und  durch  Verankerung  in  unserem  Judentum  widerstands- 
fähiger zu  machen,  so  ist  mir  dies  die  schönste  GenTigtuTing,f -Ar 
die  Arbeit,  die  ich  auf  mich  genommen  h^tte. 

Indem  ich  Ihnen  noch  einm^^l  herzlich  dnnke ,  gr'isse 

ich  Sie  bestens  !   • 

Ihr  sehr  erg. 


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Emil  ScJjorsch  Co//^c//c 


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Ju/^endg^ttesdlenst 
eine  Untersuchung  zuK  religiösen  Frage. 


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der  menschlichen  Erkenntnis 
Es  gibt  wohl  kein  GebieV»<ias  klarer  Beurteilung  grös- 
sere Schwierigkeiten  entgegensetzen  würde  als  das  religiöse. 
Nicht  nur  dass  die  Erscheinungsformen  zahllos  sind,-  schon 
der  Ausgangspunkt  ist  kaum  genau  zu  "bestimmen.  Vernunfter- 
kenntnis \ind  Willensentschliessimg  "bilden  die  eine  Urquelle 
aller  Religion, Gefühlserlebnis  ist  die  andere.  Nun  kann  man 
Gefühle  beschreiben;  aber  ob  das  Wort  eine  Brücke  2.um  Ver- 
ständnis  oder  Miss Verständnis  bildet, ist  oft  schwer  zu  ent- 
scheiden. Überlieferte  Religionen  haben  es  scheinbar  leich- 
ter, da  ihnen  ein  festes  System  in  die  Hand  gegeben  ist  und 
alte  Erfahrung  ihnen  zur  Seite  steht.  In  Wirklichkeit 
schwelt  in  ihnen  dieselbe  Problematik.  Hinzukommt  aber  die 
gefähr lichk^  Wahrheitsfrage.  Überlieferte  Religionen  müs- 
sen  sich  für  wahr  halten.  Es  lässt  sich  aber  nicht  leugnen, 
dass  es  Menschen  gibt, die  ihre  V/ahrheit  anzweifeln.  Kann 
es  denn  so  viele  wahre  Religionen  nebeneinander  geben?  Ist 
nicht  alles  Willkür  und  Zufälligkeit, die  sich  im  Laufe  der 
Zeit  zum  System  verdichteten?  Derlei  Gedanken  müssen  das 

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Fund'  ment  der  überlieferten  Religionen  brüchig  gemacht 

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aus  der  durch  Enttäuschung  die  Wahrheit  hervor \rncnn0n  lcönn= 
te;   sie  ist  Ifull.   G'tt  wird  nleniala  durch  das  blcssa  Denken 
erfasst;   in'ggy   der  Grlaul)e,daöö  eb  doch  mö^;llch  wäre, ist 
der  entscheidende  Irrtum  Iä  dcaa  verniln:Ltii;en  G^ttsuo^iortum 
der  iTeuscit.   GHt  kann  nicht  gedacht  werden*    ^Wem  wollt 
ihr  mich  vergleichen  und  /leintfdaos  ich  ibni  ähnlich  lEDaS 
v;ärc,  spricht  cTer  KeiiigO"\   Lleses  ^Vort  des  Profeto^n  Jesu  ja 
ist  ZiW:!:  eines  der  zahlreichen  Ze^i^^isse  der  i^röss^en  reli= 
gießen  Nenschon^dass  r.an  C*tt  nicht  denkend  2at  erkennen 
verna^.  LIaii  kaiia  ilu:  auch  nicht  it^&feUÜi  erfühlen  uiid 
iueiiiin,dies  Gel  Ycllstanujge  rr'tTe&erkreni-tnic,  iiuch  die 
&ef'l'3lskr:^ft3/  elnd  nur  ^iii  isolierter  Teil  cle«  l'enschen« 
G'tt  Irann  /lor.  \^x)cr  :,iit   ^^eLuevi.  gaiicon  'Lof'o^^n  crkf^nnj^n^aliso 
uiit  der  i2i/ii:eit  des  den}-üaueii,fvUil enden, v/i^Llei:den., handeln- 
cleix  llen^ohen^T^it  d9m  gn2>i;e:a  Hörigen, init  der  ^v^v'^tl  Sf^r^ie, 
und  irilt  allen  üt^'.'ften'^  •  *       ' ' 


genwart :^.prcl)lem  ein:Sie  äussere  und  innere  Erschütterunp; 
unseres  LelDens.  Solches  Erleten  geht  an  3ÄäZS£S3iaXin:  die 


urzel  unseres  Daseins, und  daher  ist  sicherlich  auch  eine 


Aufgeschlossenheit  vorhanden, ims er  jvxlisches  Leben  einmal 
vom  Grunde  her  zu  durchdenken.  Dieser  Urgrund  ist  religiöser 
Art  in  einem  Qfxnz   besonderen  Sinn.  Es  ist  nicht  zufällig, 
dass  die  Erschütterung  des  Judentums  als  Folgeerscheinung 
einer  Zeit  auf  tritt,  die  auf  allen  ^rcbieten  religiöse  Ver^ 
ankerung  ung  Verpflichtung  entvmrzelt  hat.  Die  folgende 
kurze  Darstellung  feoll  nun  den  Versuch  machen, unser  Geschick 
einmal  von  diesem  Gesichtspunkt  her  ged^^nklich  aufzurollen. 
Es  geht  alle  diejenigen  an, die  solche  Judentumsauf fassung 
als  die  ihre  enp finden, damit"  ihr  Leben  und  ihre  Haltung 


sich  f estige, U 


•  * 
'S.  wo  sie' auch  sein  mögen. 


V/ahres  Judentum  geht  von  G'tt  aus;  nixr  von   G'tt.  Wer 
solches  leugnet, streicht  damit  das  /'eugnis  der  Thora  und 
der  Heiligen  Schrift, mit  der  Judentun  in  die  Y/elt  der  Ge= 
schichte  eintrat.  Er  erfindet  ein  neues  Judenti:Jin.  Es  ist 

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ISISEIZiMgllSH  aber   auch  leicht  möglich, dass  auf  die  Äu= 
sserung, Judentum  fange  mit  G'tt  an, die  Antwort  erfolgt: 
Selbstverst'indlichjdas  ist  ia  seit  alters  das  anerkannte 
Wesen  des  JudentumiS.  In  dieser  selhstverstündlichen  Aner= 
kennung  liegt  der  Haken.  Sie  ist  so  selbstverständlich, 
dass  sie  wirkungslos  bleibt.  Sie  bezieht  sich  nämlich  nur 
auf  die  Welt  der  Gedanken.  Nicht  umsonst  jedoch  ist  dem 
Ngmen  G'ttes  der  Begriff  "chaj " ,lebendig  beigefügt.  Das 
Gegenteil  ist  im  Munde  jüdischer  Menschen  undenkbar.  Aber 

es  gibt  eine  tote  G' ttesvorstellung,d.h.  eine, die  wir= 
kungslos  bleibt.  Oder  deutlicher  umgekehrt:  Jede  A.uf fassung^ 
von  G'tt  die  in  Bezug  auf  das  Leben  wirkungslos  bleibt, 
ist  fälsch, ist  noch  nicht  einmal  ein  fruchtbarer  Irrtum, 


Rell/:lon  als  Lebensform^^ 


von  E.   Schorsch* 


*■•:.•!-. 


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Die  Rolle, die  Religion  houte  im  Leten  der  Menschen 
spielt, ist  eigentllmllch.  Als  Institution  prägt  sie  sich  in 
zahllosen  Formen  für  jedermfinn  sichthar  aus.  Trotzdem  lei« 
dot  sie  unleugbar  an  Innerer  Schjväche,  ISs  ist  zwar  ebenso 
deutlich, dass  religiöse  tJherzeugung  in  vielen  Menschen  als 
lehenrrefstaltende  Ejraft  wir?ttj  aber  diese  Kraft  im  Einzel= 
menschen  ist  isoliert.  Wof  wirklich  noch  bedeutende  Auswir= 
iDmci^n  rsligicser  /ort  ii:  ME  einer  Gemeinschaft  Sl&h zM^X 
^^7?vnlam  vorliegen, frehen  sie  av.f  die  gewaltigen  religiösen 
^rieb?rrnfte  fri/herer  2eit  zrjriielc.   Deren  scbmohe  t'berbleib: 
sei  v;L:ren  heute  nicht  mehr  iiTistGJidc,  das  selbe  ku  schaffen. 
Das  Eirr  Teil  noch  mächtige  und  eindruclrs volle  äussere  0«= 
böude  der  Religion  !r«,nn  nicht  darüber  hinv/esty.uschen,dass 


ihre  irmci^  Kraft  hinDiohtlicL  der  G3W3ln3chaft  g-abrooAen 
ifc--t.,  7fcr  Massen  heute  bevegen  wlllfliaim  Icavau  Reli^jicn  als 
Trloblcraft  des  C'0fMhlf3S,gesch7;eige  d?^nn  als  Institution  in 
die  Tagsclialc  werfen.  Er  w'lrdo  weder  Bageisterimg  noch  die 
wirlcsaiic  ^emeinsMmireit  entscliied^nor  'Jberaeugung  h^^^rvorrufen, 
i7aa  3x0ii  jedoch  au::aorhari3  des  Religiösen  be-zegt, scheint 

unter  varschlÄdsncin  tJins tiiteiden  innrer  irgendwie  ^.^eartet, 

'■' '  '  ' 

^  Menachcn  ijim  sich  'ZU  scharen  und  2.u  Opfern  zu  bev/e/jen.  Über 

döiü  rsin  und  ai/idoutig  Relisi-'Jüen  liegt  heute  vielfach  der 

•  •        • 

Sclileier  des   •Tic?3teTnstgenom'n©ny7eTä«?:y,des  etwas  J^^iäcTiclten, 
vjemi  auch  noch  teil\'.'eise  13SM13[mmiX  airs  irgei.d  »^iner  Art 

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Pietllt  heraus  Srhiltenen.  Bei  dieser  ^'eststellung  rs.^z^n 
alle  ITichtbetr offenen  bederJcen,dass  eine  Zeitstiniaung  an= 
gedeutet  werden  soll, die  stärker  ist  als  die  Summe  der  an= 
ders  eingestellten, aber  Isolierten  Einzelnenschen. 

Diese  ^Verlegungen  greifen  in  ein  lebendiges  Ge= 


Welches  ist   die  Innerim.p:  der  mlzwoh? 

ProlDlem:   mizwoh   zerichoh  kawwonoh  au  lau? 


Jüd.-pädagogi  sehe  Anschauung:   Die  Äusserung    (die  T.Iizv/oh) 
soll   die  rechte   Irjierung  erzeu-gen: 


Pirke  Owavis :  Mache  dein  Gehet  nicht    zu  einer  wider= 

I  ■III«  I  ■  I   I  I  II  ^wi^i»- 

wärtig  erfüllten  Pflicht  (kewa)  sondern  zu  wirklichen 
Bitte  (tachanunim) .   ....  •:,  ,  . 

Die  Gemeinsamlreit  des  religiösen  Tuns  wirkt  Innerunss= 
hildend. (Die  Sehnsucht  des  Menschen  nach  Gemeinsainkeit  - 
zwingt  ja  auch  zur  Äusserung).  Daher  gilt  die  Gemeinsamkeit 
mehr  als  das  Individuum.  Siehe  Stelle  in  den  Tirke  Ov/aus : 
G'tt  ist  hei  lo,hei  5, usw. Das  ist  keine  VJertimg  der  Men= 
sehen, sondern  der  Schwierigkeit , von  religösen  Äusserungen 
zu  religiösen  Innerungen  zu  kommen.  Am  schwersten  hei 
l,am  leichtesten  hei  lo. 

siehe  ähnliche  Stelle  in  Berochaus  mit  der  Variation: 
G^  wartot  hei  lo  schon, ist  schon  vorher  da!  Diese  !Sort=. 
Äusserung  muss  richtig  verstanden  werden  (Uherhaupt  bei 

allen  das  Religiöse  hetre-rfen  Äusserungen!);  her.eichnet 

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nichts  anderes  als  die  verhältnismässige  Leichtigkeit  der 
Erzeugung  religiöser  Gefühle  und  Erichnisse  in  der  Gemein= 
Schaft. 

Wichtig, dass  das  Judentum  nicht  ühertreiht  und  das 
religiöse  Tim, die  rel.imsserung  des  Einzelnen  entwertet. 

Pädagogischer  ^^eck  des  gemeinsamen  Gottesdienstes. 
Sij jumf eiern, S'udas  mizwoh, gmeinsamen  Lernens  (auch:  Sr^.virh 
dir  einen  Genossen!)  usw. 


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Die  WechsellDeziehung  zwischen  Äusserun/^  und 
Innerung  als  Grundlage  religionspädap-ggischer  Erkenntnis. 

Äusserung  und  Innerung;  Definition  siehe  Schmidt ,Philcs . 
V/örterlDuch  S,57*  (ist  der  Begriff  Innerung  von  Schmidt 
gebildet?, in  Anlehnung  p-u  Erinnerung?  siehe  dort). 


Grundlage  alles  religiösen  Daseins  sind  Gefühle . 

Hierin  hat  Schleiermacher  recht.  (Anmerkung:  Sein  Fehler, 

* 

nun  alles  ins  Gef'lhl  zu  verlegen, darf  nicht  zum  gegenteilig 
sen   Fehler  verjfleiten;  Kritik  von  Ludwig  Feuchtwanger  in 
dem  Religionsheft  des  Morgen). 

Es  gilbt  natürlich  unausgesprochene  und  viell.auch 
unaussprechbare, d.h.  noch  nicht  einmal  andeutbare  Gefühle. 
Aber  der  Mensch  als  zoon  politikon  (Arist . ,s.d. )  wird  durch 
diese  Eigenschaft  gezwungen, seinen  Gefühlen  Ausdruck  zu 
verleihen,  (siehe  \7örterbuch, Gefühle;  Lange:  Korrelation 
zwischen  Gefühl  und  Gesichtsausdruck;  siehe  Vorlesung  Gross, 
Psychologie) .So  kommt  zu  jedem  religiösen  Gefühl, jeder 
re]ip:ic)sen  lnnerun/>:  auch  eine  rcli.^iöse  Äusserung. 

Problem:  Entsprechen  die  überlieferten  rel  jp-i.  Ösen 
Äusserungen  f^^Formen^)  nochjtf  den  heuti^^en  reli^-iösen 

Innerun,":en.  Dienemann  bestreitet  es.  "Der  liberale  Jude 

kann  nur  die  Dorm  anerkennen  und  an  ihr  tell= 
haben, in  rler  er  sein  religiöses  Gefühl  und  sei-= 
nen   jüdischen  Willen  auch  wirklich  ausdrücken 
kann" . 
Diese  Behauptung  ist  deshalb  nicht  stichhalt ig, weil 

das  ganze  liberale  Judotum  kein  ernsthaftes  religiöses 

Leben  gS2X  erzeugt  hat  und  daher  auch  nur  schwache  reli= 
giöse  Innerungen  haben  kann.  Der  jüdische  Liberalismus  hat 
in  diesem  Problem  nichts  zu  sagen.  Er  ist  Judenttoi  im. 
Abbau, Flucht  vor  ernsthaftem  Judentum, Sehnsucht  nach  den 
Äusserungen  des  Lebens  der  Andern.  Daher  muss  er  zwangs= 
Xläufig  auch  die  Innerungen  der  Andern  aufnehm.en,assimi=  ; 
latorisch  im  Sinne  der  Entjudung  sein  (Orgel, Abbau  des  Ge= 
betes  zugunsten  der  Predigt , Abnahme  d  er  Kopfbedeckung  usw.) 


Relif'-^iöses  und  weltliches  Judentum. 
Von  wann  an  l^esteht  die  Auffassung  des  Judentums  als  Reli= 
Sions;3udentum?  Die  Theorie  zur  Erleichterung  der  Einglie= 
derimg  in  (^ie  Völker.  Siehe  Synhedr ium  Ifop o  1  i on s  .  Si -  he 

Geiger.  Siehe  Schöps. 

Das  Judentum  war  früher  ah  so  lut  religiöses  Volks.1uden= 
tum.  Beweise  aus  Bihel  und  Talmud.  Das  entsprach  dem  Zu= 
stand  "bei  anderen  Völkern.  Auch  "bei  ihnen  alles  auf  das 
Göttliche  "bezogen. Z.B.  Römer. Bev'^ise. 

Man  b-nt  behauptet, das  «SIXX  religi''se  Judentum, die 
Auffassung  des  Judentums  als  Religion  sei  unlehendig. 
Richtig, wenn  man  demgegenüber  an  die  Existenz  eines  weltli= 
chen  Judentums  glaubt.  Aber  erst  die  Erfindung  des  weltli= 
chen  Judentums  hat  die  unlebendige  Auffassung  des  reinen 
Religions Judentums  erzeugt. 

Es  ist  unmöglich, Bibel  und  Salmudstel]  en  f'ir  die  welt= 
liehe  Aufbautheorie  Palästinas  heranzuzilahen.  Es  ist  gerade= 
zu  einTrick, etwa  zu  sagen, der  Talmud  verlange  den  Aufbau 
von  Erez  Jisrael,um  für  kritiklose  Menschen  zu  beweisen, 
dass  die  weltliche  Aufbautheorie  richtig  wäre.  Einen  anderen 
Aufbau  als  f^"1.r  den  Zweck  des  G' tteslandes  kennt  das  über= 
lieferte  Judentum  nicht.  Siehe  Tir;chgebet : "Wir  danken  dir 
dafür, dass  du  unseren  Vätern  hast  zuteil  werden  lassen 
ein  Land, lieblich, gn t. . ."  Siehe  die  innige, utilösbare  Ver= 
bindung  mit  dem  G' t1 esgedanken,der  Thora,der  Beäiegelung  an 
unserem  Fleische.  Siehe  hierzu  die  Talmradstell  en  (Barsche 

Tefilla). 

Es  ist  entscheidend, unter  welcher  Theorie  und  Auffas» 
sung  SiSiMZ  des  Judentums  man  erzieht.  Ist  ein  gemeinsamer 
Boden  der  Pädagogik  für  religiöse  und  weltliche  Judentums= 
auffassung  möglich?  Nein.  Ist  die  Schule  grandsät zlich 
weltlich, so  kann  es  nur  einen  Religionsunterricht  nebenher 
geben.  Er  ist  also  nicht  mehr  umfassend  imd  ist  dr-mit  schon 
in  seiner  Anlage  ein  Widerspruch  zu  seiner  eigenen  Voraus= 
Setzung.  Er  schwebt  in  der  Luft  und  m.uss  unwirksam  bleiben. 
Dies  war  die  Situation  des  Religionsunterrichtes  seit  der 
Emanzipation.  •   "       • 


Ernst  der  religiösen  Ueberzeugung« 


Hauptaufgabe  der  Religionspädagogik  ist  Schaffung 
einer  ernsthaften  religiösen  Ueberzeug"ung. 

Es  fehlt  allenthalben  an  dieser  religiösen  Ueber- 
zeugiHig.  Man  findet  Lauheit,  Unernst,  Spielerei,  Getue.  Im 
Unterricht  wirkte  sich  dieser  Unernst  oft  verheerend  aus. 
Manche  Erscheinung  kam  nah  an  &' tteslästerung. 

Woher  kommt  dieser  Unernst  ?  Die  Menschen  fühlen 
nicht  das  Bedürfnis,  religiöse  Erkenntnis  auf  ihr  Leben  zu 
übertragen  und  ihre  Lebensweise  religiös  zu  binden.   Gerade 
dies  aber  fordert  das  Judentum.  (  aul  haschomajim;aul  derech 
erez;  über  das  Verhältnis  dieser  beiden  Begriffe  siehe  Sprü- 
che der  Väter. ) 

Welche  Kraft  ruft  den  Wunsch  nach  religiöser  Lebens- 
bindung heirvor  ?  Entscheidend  scheint  mir  der  Begriff  ewigen 
Lebens  (chajje  hoaulom  habo) .  Ueber  die  Bedeutung  dieses  Be- 
griffes siehe  in  den  Sprüchen  der  Väter.  Aussprüche  des 
Rabbi  Jaakouw  (4,21  :  *'  diese  Welt  gleicht  einer  Vorhalle  vor 
der  kommenden  Welt;  bereite  dich  in  der  Vorhalle  vor,  um  in 
den  Palast  eintreten  zu  dürfen"),  des  Rabbi  Eliasa  hakapor 
(4,29  :"  die  Geborenen  müssen  sterben,  die  Toten  leben,  die 
Lebenden  werden  gerichtet,  um  zu  verkünden  und  zu  erfahren, 
dass  er  G'tt  ist  ...  usw.;  und  lass  dir  durch  deinen  Trieb 
nicht  einreden,  dass  die  Gruft  ein  Haus  der  Zuflucht  für  dich 
bedeute,  denn  gegen   deinen  V/illen  bist  du  gezeugt  worden,  imd 
gegen   deinen  Willen  bist  du  geboren  worden,  und  gegen   deinen 
Willen  lebst  du,  imd  gegen   deinen  Willen  stirbst  du,  und  gegen 
deinen  Willen  musst  du  einst  Reehenschaft  ablegen  vor  dem  Kö- 
nig aller  Könige"),  des  Rabbi  Tarfaun  (2,20  u.21  :  der  Tag  ist 
kurz,  die  Arbeit  viel,  die  Arbeiter  sind  müssig,  der  Lohn  ist 
gross  und  der  Hausherr  drängt;  nicht  deine  Aufgabe  ist  es, 
die  Arbeit  zu  vollenden,  du  bist  aber  auch  nicht  frei,  dich 
ihr  zu  entziehen  ...  und  wisse,  dass  der  Lohn  der  Gerechten 
der  künftigen  Welt  vorbehalten  ist"),  des  Rabbi  Akiba  (3,20  : 
•^alles  ist  auf  Bürgschaft  gegeben  und  ein  Ketz  ist  ausgebrei- 
tet über  alle  Lebenden,  der  Laden  ist  offen,  der  Kaufmann  borgt. 


das  Schuldbuch  ist  geöffnet  und  die  Hand  schreibt  ein,  Je- 
der der  leihen  will,  kommt  und  leiht;  aber  die  Eintreiber 
gehen  ständig  an  jedem  Tage  hervim  und  machen  sich  von  Men- 
schen bezahlt  mit  seinem  Willen  und  ohne  seinen  Willen,  sie 
haben  etwas,  worauf  sie  sich  stützen;  das  Urteil  ist  ein 
wahres  Urteil,  und  alles  ist  bereit  zum  Mahl  "). 

Vergleiche  hierzu  auch  den  Religionspädagogischen 
Sinn  der  hohen  Feiertage.  Sie  mahnen  an  Tod  und  Rechenschaft. 
Beachte  das  Sterbegewand,  das  Fasten,  das  an  die  Zeit  nach 
dem  Tode  erinnert,  in  welcher  alle  irdischen  Bedürfnisse 
abgefallen  sind,  den  Wunsch,  Verzeihung  der  Sünden  zu  erlan- 
gen. Besonders  zu  beachten  ist  dabei  die  Sitte,  dass  alle 
Kreise  an  den  hohen  Feiertagen  den  G'ttesdienst  besuchen. 
Hicht  die  geschichtlichen  Feste  die  Freudenfeste  haben  die- 
sen Einfluss  ausgeübt,  sondern  die  hochheiligen  Feste,  die 
an  dem  Tiefsten  des  Lebens  mahnen,  an  Tod  \ind  Fortleben  nach 
dem  Tode.  Dies  spricht  dafür,  dass  in  religionspädagogische 
Beziehung  der  Ernst  und  zwar  der  tiefste  Ernst  wirksamer  ist, 
als  Freude  und  Lebenserleichterung.  Ausschlaggebend  ist  da- 
bei selbstverständlich  die  Wahrheit  des  Ernstes.  Was  hier 
wirkt,  ist  die  Ueberzeugung  von  der  Unausweichlichkeit  des 
Schicksals  aller  Menschen  und  von  der  Notwendigkeit,  in  einer 
Fortsetzung  des  Lebens  nach  dem  Tode,  die  Folge  des  irdischen 
Lebens  tragen  zu  müssen. 

Für  die  Klarheit,  mit  der  das  Judentum  diesen  Zu- 
sammenhang der  Religion  mit  der  Frage  nach  dem  ewigen  Leben 
sieht,  spricht  das  Gebet  :  elauka.i  neschomoh. 

Besonders  bedeutend  für  die  Wichtigkeit  der  Frage 
nach  dem  ewigen  Leben  für  den  reli^ieösen  Menschen  .jeder  Re- 
ligion ist  Schrempf  (vom  öffentlichem  Geheimnis  des  Lebens, 
Stuttgart  1920,  Seite  109  ff.)  Er  zitiert  auch  die  Verse  von 
David  Friedrich  Strauss  : 


"Wem  ioh  dies  klage,  weiss,  ioh  klage  nicht; 
Der  ich  dieses  sage,  fühlt,  ich  sage  nicht. 
Heute  heisst's  : verglimme,  wie  ein  Licht  verglimmt. 
In  die  Luft  verschwimme,  wie  ein  Licht  verschwimmt. 
Möge  schwach  wie  immer,  aber  hell  und  rein, 

♦  Dieser  letzte  Schiaimer,  dieser  Ton  nur  sein.**  (Seite  126) 

Die  Schönheit  dieser  Verse  ist  für  die  jüdische 
Seele  etwas  giftig.  Sie  zerstören  den  Lebensernst,  den  Ernst 
gegenüber  den  Gedanken,  dass  dieses  Leben  in  einem  künfti- 
gen Leben  verantwortet  werden  muss.   Wer  glaubt,  dass  sein 
Leben  spurlos  in  die  Luft  verschwimmt,  trägt  unwillkürlich 
dazu  bei,  das  Menschenleben  der  Fackel  zu  berauben,  die  aus 
der  'Ewigkeit  heraus  die  Notwendigkeit  religiös  gebundene  Le- 
bensgestaltung erleuchtet. 

Ebenfalls  zur  Erzeugung  des  Ernstes  und  des  ernsten 
Willens  zur  religiösen  Lebensgestaltung  trägt  bei  die  Er- 
schütterung des  .jüdischen  Schicksals.  Die  scheinbare  Siche- 
rimg des  äusseren  Lebens,  Reichtum,  Technik,  Macht  haben  re- 
ligiöse Lebensbindung  und  Verantwortung  vor  G'tt  scheinbar 
überflüssig  gemacht.  Folglich  muss  die  Erschütterung  auf  die- 
sem Gebiete  zur  Umkehrung  und  zur  Umkehr  beitragen. 


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nere  Erschütterung;  unseres  I»eoen3#   Mancherleiji  £EKXSmXj|iE/ 


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werden  von  •csiniilichen  Mensclien  zu  Ihrer  JErkläning  aufse= 
stellt.   S25  Ist  es  einem  heute  lebenden  Juden  nloht  möglich, 
das  Prohlem  eiimal  vom  religiösen  Standpunkte  aus  zu  unter» 
suchen  und  durch 2U(5erlrcn':   Es  ISiift  i^ewiss  der  Zeitstro'naing 
entgeren«  Aher  unsere  Alten, die  aufrecht  aftoh  die  3chwer= 
sten  EreisplBse  der  Gesshiclite  überstanden, hotten  ggWI 
sicLerlich  ihr  rplii;^-lG3es  Prinzip   "uYisere  Sva:.den  hiil^en  es 
vexiiTüaüJit'-   aucii  a\i£  Uiisoi-e  Zeit  riiigevcndst.  Vielleicht 
Ij.a'ben  gerovla  die  aus  reutachlaiid  auswanderndan  Judon  kraft 

■        .   ,  ,    \ 

ilirer  El^^reniirt  iind  Fchlßkelt  'ch^crellscAion  IhtrchderJ^ens 
eine   besondere  religiöse  Aufga'^.e^mit  deren  AVdsun,^  unter 

**  •  ■    .    .  .  »       ■  .  •  •  ,  •     •"- 

TTnristunden  r^ucli  d^as  pers-.nlic^e  -^e'bensclücl:  des  Einaalnen 


• .  .•  1 


r/af  die  i3arer  ,^C3o1i3n  a1>}-'ang^t 

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Der  Ilauptunteraci^xied 


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aus  der  durch  Enttäuschunc  die  Wahrheit  hervorwnchsen  kc)nn= 
te;  sie  ist  Null.  G'tt  vd.rd  niemals  durch  das  blosse  Denken 
erfasst;  ^TIMa  der  Glauhe^dass  es  doch  möglich  v/äre,ist 
der  entscheidende  Irrtum  in  dem  vernünftigen  G' ttsuchertum 
der  Neuzeit.  G'tt  kann  nicht  gedacht  werden.  '^Vem  wollt 
ihr  mich  vergleichen  und  meint, dass  ich  ihm  ähnlich  iJfSKifE 
v/äre,  spricht  der  Ileilige'^  Dieses  '7crt  des  Profeten  Jesaja 
ist  nur  eines  der  zahlreichen  Zeugnisse  der  grössten  reli- 
giösen Menschen, dass  man  G'tt  nicht  denkend  ?.'Vi   erkennen 
vermag.  Man  karin  ihn  auch  nicht  KlfBTflM  erfühlen  und 
meinen, dies  sei  vollständige  G-' tteserkenntnis .  Aueh  die 
Gefühlskräfte)?^  sind  nur  ein  isolierter  Teil  des  Menschen. 
G'tt  kann  man  ntir  mit  seinem  ganzen  Leben  erkennen, also 
mit  der  Einheit  des  denkenden, fühl enden, wollenden, handeln^ 
den  Menschen /bit  dem  ganzen  Herzen, mit  der  ganzen  Seele, 
und  mit  allen  Kräften". 


^envrartsproTDlem  ein.    Es   ist   die  32iää?£J2iH2L  äussere  uäcl  in- 

Theorien  

nere  Erschiitterimp;  unseres  Leidens,    Mancherleij^f  2£2[l!IS12Ig3öl/ 

werden  von  Besinnlichen  LIenschen  zu  ihrer  ErklMrung  auf2e= 

stellt,    M  Ist   es   einem  heute  lebenden  Juden  nicht  möglich, 

das  Pro^blem  einmal  vom  religiösen  Standpunkte  aus   zu  unter= 

suchen  und  durchzudenken?  Es   läuft   gev/iss   der  ^citstromunn; 

ent^^c'^n.   AlDer  unsere  Alten, die  aufrecht  a-Sich  die   schwer= 

sten  Ereignisse   der  freschichte  üherstanden, hätten  gSSl 

sicherlich  ihr  religiöses   Prinzip    "Unsere   Slinden  halben  es 

« . 

verursacht"  auch  aiif  unsere  Zeit  an^^ev^endet .  Vielleicht 
haben  gerade  rüc  aus  Deutschland  auswardernden  Juden  kraft 
ihrer  Ei'':enart  und  Fähi.f^:keit  theoretisch.en  Durclidenkens 


eine  besondere  religiöse  Aufgal)e,mit  deren  Lösung  unter 
Umständen  auch  das  persönliche  I'e"bensglilck  des  "Einzelnen 
auf  die  Dauer  gesehen  ahhänpit. 


Der  Ilauptunt  er  schied 


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®citnUiennaine  unb  ffiorname) 


©efiüren 
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93ßo^nung 

(Strafe  u.  9^r.) 


^onnobet,  ben 


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ein^urcidicn  14  Soften  nadt  (Sc^ulonfoitfl. 


25crsetii)Ut§  t^er  jütJtfe^ctt  ^intJcr. 


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(gamiliennanxe  unb  SiJornamc) 

©eBoren 
am 

9JaittC                         ®tanÖ                       (StraSe  u.  9lf.) 

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V-^rtiftfurjg   nbcünoher  JwiTftrciBrl-'ftit . 


Li'i'b«   JTreiindft  J  '  . 

Durch  r^cKermRinTi   ist  i]ns  ein   fi'r  Jügftrd-  ij.  I-'^^^ns-jrVftiuit- 
nis  -hftdftntsatrftf^   vVort   aöthfts  i;>.ftrU^r«rt      ^or.iftnj '%V*rn  "uch  die 
.Veit,    irr  GRrzftn  vorsohr-^itftt  ,iie   Jiip^fiyfl    mi:ias   doch    iirrr«r  nieder 
vori  vorr  ar-farper  1:1. a]3    Irdividi^un  die  ETOocTien  der  -Vel tV-uHtTir 
durchTvachen".Ivan  hf^t   diine    für  den  der>eTiden  Lerschen  i:)rrrittel- 
"br^r  'fjinlfti^chtftx)fl<^  ErVerrtrif^  8p9ter   in  dem  fjfto-tz    Pormiliert, 
dass   di«   ümt ^genese   fl^r  Plivlogein<^s«   entspreche  .Ivinn   reir>t   da>^it^ 
dRSvS    iedes   LehtrT'^vSon   im  Verlan  re^  seireB    le'hens   cüeselbe   Entwicji=^ 
Inng   dnrchmaohe,die   die   g^inze   Gattnng   im  Verlanfe   der  Jj^hr^au^^ 
^ende   der  ErdentTrioMnng  dnrohgeT^oht  h.^he.ürs   "bedentet   ~  v^n^ 
die   L'er^vsohen  ar^eTr-^indet   -   d«8vS    in  der  ErtTfio>lnng  devS   ein:>^el>'en 
ly^ersciien  vor   der  Ge'hnrt   ^iB  ^um  Tode   wsich   dl*sel"hen  StnPftn  wie^ 
derholenjdie    der  gesamte   Stamm  der  Alensohen  von   der  Fri:*'h7eit   "bis 
zni*  lievjtigep   Kn3tr:irstnfe   dnro> Hänfnen  hP^e.üm  ein  Beisniel   da-Piir 
anznfnhren:  Die  iCr'tTricHnrg  des   Kindes  von  seinem  nortloBen  Dasein. 
"his    7nm  v^nrachheherrschender  Er^aoh^erein    iv^>t   eire    ParaT^ele    znr 
!^r-i'JrtTrio?nnng   der  Lenscr' heit^'von   i^rem  Trortlosen   FriJhdHsein  üher  • 


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die   cStnfen  der   i^eichensorache  ,der   "lallenden   SoracVie^der  ^ortarmen^ 
Sprache   his    zu  deyi  TTortreic^vhen,a]  :ies   Dmt>isr5enden  Ki^Htnrsnr^-'ohft. 

Dieses   hiogenetische   GrnndgesetT;  -   ^-fie   mar  es  rennt  - 
scheirt   nnn  -   richtig  an,Q-e;venw.et   -  einen   Jeg  dnrziKstel  len  ai]  P  dem 
\        m.«n    in   das   Verst.^jnir  is   der  Jngend fragen   n  .Jngendarh-^it   e.indrin=- , 
p;eri  y!«nn. //erm   r>-an   n'irvlir^h  versiicht^df^s   schi3:!err}de   u.iri-jnariti/yft 
Prohlen'  de?5   7np:end]  icher    le'^.ers    zu  ertwirren^so   e-fl:reift   e-reri 
h^im  ArihlicV   der  z^hllreiphen  n.rie  garz  diirchsch^pgerden  Lösiings= 
verfluche  d«.s   Gefi:h]    der  fecht]osig>elt.Es   ist^  schon  ein  ;?e'Tin^e 
Bernhignrg,eiren   .Veg  gefnnder    zu  hahen, von  dem  man   prlaii"ht   dass  er  ' 
in   dPs  iJerj^   des  gpri7en   ProVIenv«?    führt.  Dieser   .Vep  scheint   nns'^'i- 
fie   der"  hipger.-tisc>>en   fTriindKer-tz   fj'^rliche    Vor^nnsetznn/r   zu  sein 
dftB  G-edanVe  n^ir]  ich  ,dnss  dns   L^hen  einer  <Ti]gendgerieinsci->art,eir.er 
Zelle  echter  Vol>sge"'e.1nsch"ft  ,irv  Prinzip  der  persönlichen  Ent= 
wicHnng  eines   einzelnen   iugendlichen  Lenschen  entsprechen  mnss. 
Ein   strenger  Beweis   l^sst   sich    für  diVse    Voraussetzung  naf-url  ich 

nicht    fv:hren,^eil    sich    rür  das   Lehendige ,  das   man    in  seinen   Zusam=^ 
menh?^nfiren   erfiihlen   >^nss,üherhauT)t   Veine   Beweise,  in  st7:eng   logische 


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Forrlftrnn.ßrftn  gfthifttnri  soh   n.n  .-irifln   fersoLrsn  ii^  Vf;rlnir»» 


j^^^^P  yvr^^^c^   pjioh    in    iri.^er»ri    elr^r  '.Yeise   r^it   der  Ur>T.T<*]  t}  v;l  tiir  aixs^ 
eiTna.rderse+-7.ftn,dift   dritte :Jecl6r  r^a:i8R/''erirj  ^^r  nio>it   nls   nnvol]en=^ 

/'•     Rt'^i'^^fin  ^ri:Ll,s(*irfin   eig^n<^n  g'^istlgfin  BoriÄn,dlf^    Cj^,^tPl-^vv^  .^^. i^' 

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V  .  ricr  e''p'.f5nr>n  iPftrsor^iohlftit   wsuchen. 


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Die   f'^rnte   Porrif^n:ing:cT«ier  m3vS8   lernen, 3ir»in   s'^l'hvSt    713 


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:  •  r-  f^pTqP^t/rp^  IViT»   c^^^]  j^c^io^^c^    Gnff:ernti;c}    ivst   der  Seltster-hn]  tnngvStrle}), 
'    :;r\f^v   '^er"hl>'>iert  ,dr.vS5B   die    Lenf^chen  der  ort   gr^nsf^rr-  an^i:)t^nden   Por- 
deri^ng  dirrch    "^reiwilTi  ige   V/eggp'^e   des   Lel-^envS   entfliehen, 

der  Benrnsergrei -Pn^'g  rrit    ingerd]  ioherr   Idenlismas  hinTTegvse>'en    zu 
di-rren-lcV)    ^lnn>e,d^o.s   ninh   dies'^r   f^lsoTne    Ide^^liswnas   Rn  rr-rolien 
ro^on   "hitter  ger^jc>!t   >'nt,denn  vsie   TiR^en    verJ^'bnäiwt    sicTo    die   iin^ 
te-r  <^lTen   ür\st>i^'^den   not^end"^,ge    Le'henv^gn.'^nn.ln/Te    711   so>>^-rfen,u. 
s-oHter  ?^te"^en    sie   of*t    rylntzliclr)    ^ror  der   .Frnge, einen   -^eri7f   7v 
ergrei  fen ,  fi^r   den   vSie    di^^rc^^rs   ^i<^vt   f:eeig>et    v*?i>Td   r.in   der-^  s^ie 
vMT  L  ine^er'T^olge  f^-^-^e   ii  .Er-tt'hisc'Hii^'rren   eT>n^i^c*n, 

i)ie    Frage    der  B':^r  13 -rennet   der  c>i:3//-end]  lohen    ivSt   nvnh  hier 

in  II^>^nover  vsc'^cr    in    einl.^en   Vorträgen   erört'^rt  *7ord^:n,3aher  er^ 

\ 

i^>>rigt  es   sioh,anf  dies^' Pr^^ge   ernent   ein  7i:igehen,  loh  r^vss  aher 
iin  ZvTvsai^rv.^^  hni'ge   des  hentigen  The>^'^as   einige    Gedanken   nnf*i;*'^"*^en , 
di'-'   r>'ir  "^esond''"^T-s  -'^ichtig  e^soh'^inen.  De-^  nac'te   Iia):!-ntsinn    .'^edev«^ 
■ß^-rrfes,der  sich  dm^ch   nichts   verti^sohen  13. nichts  ^egd  isVntieren 
]^^:ä.st ,  IvSt   die   einfache    Lehenserhaltnng  des   Kenschen.da    ich  -^age 
sogar, es   noch   trivialer   zu  forr^^ul  leren:  Da   der  Ai:istr-^rj'^ch   der  dü^ 
ter  sich  heiitzi:)tage   dijrch   das   jVittel   des   Trendes   vollzieht ,  v*?t 
der  Hanntsinn   pedes   ßern^es   zunäc'^^st   einn^al   ßeld    zii  ^^erdienen. 
WariTm  aher  Vialte   ich   di^se   triviale    Fo ri^ii  1  ie-^n:i ng  nic>it  m:^   fi3r 

h'^r^c^^ti.Qüt   scnd.ern   sogar   fy>r  -nnhedlngt   not'^endig?   -  Danit   nicht 

•         * 

rliir-ch  ein«    falaohe   E.instftllimg  13. VerVI^'nmg  der  T/eg  7A}T  Tapiren 

Ja 
Tdftfil^Jftrnng  -«'ersiohlloflRen  »ärd.-Vns   ri>-t??  Jiidirntnrr'  vor   rmroToen  ^nil'^ren 

lienf^ion-sn  (\<r;H  Erd^aüTs   i:int«rv«(c'^!e-ldftt  ,ist   iinter  mderftm  8.i:)0h   il« 


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TBt,snch«,dnfis   «'S  nift-  die   TrRnir]«it«r  nrfl^^rr.s  S t R -rr vf. t e rs  JaVob, 
I?.r'='«l   ZT/nr  rlt   der  Snitze    ir  (i«n   Hirrmfil    v^^.t,P.her  mit   d«tr  Fiassft 
r«at  fi^vf  de-  Erde  steht. So  -  stelle   ich   mr  vor  -  h^t    ieder  Jii=^ 
rie   "i^oh   s-in   eigeri':s    Le>^er   anf-iih^i^en,  zuerst   Puf  der  Hirde   griin= 
den  n.darir  n^ch   derr.  HimTnel   streben. Auf  der  Erde  gruniien  aher 
heisst  rrit  anderen  .Torten, d?.iss    ieder  lernen  im3S8,sich   auf  anst'm= 
riicrrt   ;/*ise   seihst    zu  erhnlten.   -   loh  gl-ul^e /l^'ss   in  se>r  vielen 
fingen  urseres   Lehens   dPs  Animalische   des   Tieres, dem  T,-ir   ;■?   diirch 
den   LnrnerhPu  r-hr  oder  i7*niger  x'er-'andt    sind,Vorhild   s-'in  Vann. 
Luit   welcher  Liehe   rm'sorgt   eine   Tierrutter   ihre   Jurten, wieviel 
z  .T.rV'hrs^l  i^'-ft   rjrsnhloViten   -rn  Ivii:itt'^r]  i-::"br.  ■bei   dftn   Tieren  ni.nd 
Tiiclnt    riea^ia  vor   vy\s  '»-^«>arrtA>:^er  cia^j    ^iir;.'«   Tier  vTHohst  heran  i:j.. 
nird    i>"wer  selhständip:er,hiB  es   sich   sohl  ies'-O  ich  wie  ,ein  Ahleß;er 
eires^  Jrdheerstoc>es   voili^:  von   seiner  Kutter  löst , sodass   I/utter 


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.«Tung-^ier  sich  schliesslich  gar  nicht  me>>r  kennen.   -  So-^eit   soll 


die    Loslnsrng  hei   der   Menschen  nicht   gehen.  Ihr  geistige??   Lehen 
hjldftt.  vielmehr  eine   Bindung, die    für   immer  Eltern  u. Kinder  hPr= 
moHisoh    zusammenVettftn    soll.Ah«r   man    dfirf  dari^-hftr  da5=<    pot'^f  nd  ig 
Arir^^liv^che   nicht    vergessen. Diejenigen  Entern   lei5?ten    ihren  Kin=- 
ie-^n  '•inen  ^ehr  schlechten  Diei^^st ,  die   moglichvst    lange    oder  ß;ar 
-TvT   immer  vor   derr  3elhst-:}nd  igir-^^^den  n.vor  die^^er  Los]  ö.^nng  he=- 
^Rh r-en  'tollen. ^an   >ann  vielleicht   sof^p.r  i.ie   Jngen<i>'eneß:nng  ftls 
rjemeinRchaftsf>nvSdri>cl^    riner   zn  lange   i^nte-^-^driicl-ten   10v*5lövSnng«=^ 

hestrehi^ng  der  echten  Jrgend   anf fassen, vsodass  also    ihr  Ahehhen 

« 

ein  ganz   n^^ti^rlicher  Verlauf  WH-re^Teil   lein  &ri^nri    rehr  hesteht, 
räch    CrWTTährpng  geniigerder   Frei^-^eit    zvrc  KS^lhster.v4.xgiTerden  iie   dnrch 
ni-^5^es  otrehen  "begründen  :.f.   Be^^gnrg   fort  zuri."hren»<)a    vv.m  r^öchte 
vi-^lleicht   iranchr^al    reinen, i^vss   en   n):)n  nieder  ar  der  Zelt  'rare 
die   a-'dere   .Siite   des   if-'enschl  ichen  Lehens  hervorznhehen,r  ^irr]  ich 
die   n^tiJrliche   n.notw'^ndige  Birdnng  an   die  iJltern.Denn  rrnn  d'.'rf 
f'her  der  Unterschied  von  ßltern=^  n.Klnde^generation  sagen, nas  n^an 
will    :    Die   Tatsache   hleiht  h^ste^'^en.dass   '^ller   Portschritt    in  der 
L-ens^hheit   ni:ir  n-ögl  ic"^'   -rar  ,rrei  1   die   Kinder  n.En]<el    an  r  den  Ärfah- 
rnngen  ihrer  Vorfahren  aufhauten. Und   ich   r^eine, diese  ErVenntniw?i 
rr^üsste   nun  heute, was   die    Frage   der   Findnng  n.des   Einlehens   in   einn 
B-^rnf  hetrifft  ,angeYTendet  ^-^rden.vVir  sollten  nns  die   Br-Pahrfingen 
der  Älteren  zunutze   machen  -vf^nn  es  sich  dorum  handelt    die  erste 


II, '^unöcToflit  wichtigste   Aivr^.9T>e    ifjdevS  Llerivschen   zi:i   1  r)S(^n,r]-^fl    ist 
AiU^bnu  if^ftirK^vS    än^s^ren  Lf^h^^rfl   di:»roh   ßegriindujng  fJiger'er  Arbeit. 

-     t>)<»r  difiRft  -i-^rpge   wSr«   noch   ai:i5!is^rordftnt]  loh'  vie]    zu   J^orechen,   i| 
ypv   HT««tft   dRriJher  sor^^ohen  ,(1^«vS   e«   im^srer  '^ller  Anrp.r^'^ft    i«t 
hei    .-^edem   iungen  Lenschen  '^ur  rio>tif/en  Beruffl^ahl    hei  7;nt  m/i-en, 
dP5?«   e,s    in   Jsehr  vielen  Fällen  n^öglic^    ist,  in   seinem  BernPf^  auch 
55ohon  eine   ^eifltige   Be-Priedigurg    ^u   •Tinrien.Ich   will   auf  dieße 
Fv^g^f.  hf.nf.fi   nicht  «ingfthen.Knr  folfi:f>ri(ir;r!  (Tf?slcht,!^T)ur]st  möchte 
ich  no-^h  h<*rvorh(*"hen.  Flndnng -^iftinftR  ■^'!rirrft.s,S(?lrftr  iCr-hr»]  tijrie:.s= 
nngliohlftit    ist  rri.chtig,iRt   ^un^chst   5?og«ir  (i'^s   .YloV't  i  frst«  von 
R]]en.Ah«-r   ich  rt^öchte   es  mit   d«r  Att^en   '"ft-^-gl«iohf(n./itTrftn    iPit    1«= 
■hftn."^not,-,cn.A..Lts   njr  dnn  ItftrRchftn.Ahftr  man  «nrioht   n^r  selten  ri^^r^ 
Phftr,w«il   dpa    Dnrri)"herrftrien  g«r  nichts  hilft /geatmet   miiv^s  wrden 
es   muss  getnn  Trerden,sti:i  JschYT-igend.  80    ist's   mit   Be  r  n  fs  ^Ta.h  1   n. 
der  Arheit    im  BernPe.cSie   müssen  ;.-e-^an   Tf^  rd  e  n ,  mir»  n  miiss   helfen  n 
fördern, y/enn  man  aher  vicj    dariiher  redet  ,hf;steht  die   Gefahr  dass 
man  nWr  da-r;i^i;her  redet   ip.  vergisst  ,dass  Jngend    (u.Alter)   eigent» 
lieh   rooh   andere, höhere  Ai^f.-xphen  ha-hen. Reden  :>:hmt   das  T^n. 

Dier.e  J^-^eite, höhere  Anfgahe,dPs  ^^eite  Lines  des  Le= 
T-ens,nn  des  peder  heranwachsende  l^ensch  gelangt  n.,dessen  Anf^ahe 
von    nedem  oh  gnt   oder  sohl  echt   -  d 


s  ist  '^ine  ard 


ere  Fr^^e  -  ^e  = 


löst  werden  mnssj'ist  die  Kot-rendi;?l-eit  sich 


n 


U5?.*;1  n^rider7:usetz 


f'^r\.lLp..n  hroncht   sich   dies 


rrit   der  bV-Te] t^ultur 

• 

i-iurg.Mhe   nicht   e-'na 


^  i  t    >Vo  rt  e 


n  U.Begriffen  y>')^}-}r,^t    y-o   stell 


en. //ir  lehen  einfach    i 


n 


di>srr  Up^elt^ultur  u.  "»ed-* 


4/*s   nich    Irgendrriehineinfinl 


Lö 


snrg  di-ser  Aufgphe.Kur  d^^vS 


« 


nien   ist   eine 
ine  TTird  man  rfchl   ^ug^s  +  ehen:Da 


rrnn   schon   diese  Anfgahe    löse 


n  mus3,iRt  es  eigentlich 


rrenschen5Tnr= 


diger  i).erhehender,dass   man  ^,ich   di*se  Anfg..-h«   he'vnsst   stellt 

dar^it    ihre    Losurgsn-'öglich>e 
einem  -Beispiele   zeigen  '^ie 


u 


iten  durchschaut.  Ich   rr^chte    V 


nr\fir]   an 


i^se  AuP/rahe   g-löst    »rird   ohne    ^ 


vielleicht:   vnllstf-ndig   }lar   U-   theoretisch 


en  iVöglichi  eiten 


SS 


u 


Kotw^ndigl^eiten  ,}>^,  uherschaut 


werden. Das  B^^isniel    soll 


sein  der 


indische  Jugendverei n    in 
a>er  er  hat    i 


iiPnnover.ür   ist   ei 


n    ifdischer  cTugend^^erejb 


/JX^^''^'   ^^men  schnn^n^ine   gan^e   l^nge   Din/r 


yzunfjchst  nichts   ^n   turi  hah 
^Standnunlte   aus  gut 


/ 


■^  ,die  r^it   de 


m 


n.Das  -st  nun  nicht  etwa 


von  einem 


u.von  e'nem  anvicren  schlecht  ,<^ond 


ern   das   iw*»t 


1» 


\ 


rific^s  an«  DiTicr,ft,rilft    in  osinftr  nicht.iMisohftn  Vr^r.lt   rit   d«n  an- 
dern c^n^^arTTrsa  girtnn  «yeTden  >nrr)Rn,ai3ch  rr.it  diesen  ardern    ;^n«am= 
r>-en  petan  werden  !^oll»;n.A"rl'   das    ist   ^int   u.  fällt    in  die   Kot'»-^n= 

/ 


a 


v«rf5i.n  dies«   ^]lg^r^<!^inen   Dinp;^    i-^i   ^eiv  Progrnr^^ir  RiiPriirv^mt .l^an  j=5o11 
nnrr]  ich    im  lf5"hen  nicht    scvi(*I    i.sc]  lereri.Knri   vsoll   nicht   ^^An  J-i:j=^ 
denein   vor'  Lnher   df^r  Un^^lt   trenne^n  ,(iRrrit   n1c>t   n^.r  SinriT^iick  <^nt- 
st+(*ht :  Jni^s^in  heivsse   ^igontlioh    SiohhrranvShehen  R^m   df^r  g(fF^arri=^ 
ten  ürrrTre], t  .Iwit   riieBem  Crrid^^nVen  ah^r  g<^ht   n^nn  h]  ird   ^n   d<^r  i:innrn=^ 
g*'ng]  i  o>f^n  Kotzend  ig>ftit    voTi3hftr,nich   i^it   vS'^iner  Urm-mlt   aTis^.'in=- 
and^^rzix^^tzcn.üncl   di<^s«   Lfiglic'H>eit  ,sic>}   *^ls  Ji:iclf^   r:nt    p^^^in^f^r  TJrv^ 
w^lt   anr?<^^1  nanderziiBetzen^giht    eir    ii:di3cher  JiigerKlvc rein. Sin  5^ol=^ 
c>ftr   i*^t   Plsp    diirc''""M:i.^   y^in   Ziifa]  ls"Drodiil<t  ^<f^r   i.st   anch   nicht   ei=- 
nf!    Folgft   r]'^F^  Anti'^irritißn-iivS , sondern   er  ist    die    «^inPac'^e   TvOtv/-)nig=^ 

V'iit^.sich    in   ftiner  nPtnrg^'.vie^henen   uf^ireinJ^^ohairt    irf^>^r  odf^r  Veniger 
h-^-nir.'^t    in    vS^ine   Uir^'^elt   hlreinznf inden.Und    cSie^e   wichtige   Aiifgahe 
vnrn,?7eil   all^is   Lehen  m:ir  G-^jr-^ei  r\«?cha  rts]ehen  i.'^t^r'ic'^t   alg  i-]in=^ 
R:.snger,f^:ir^   vornehm  oder  T^^^^qnem  sich    Zi:iriic}<hn] tendier  gi^^J^fsit   »Ter=^ 
den.oie   Vann   m:ir  gelöst   r/f; r d e n /-^e n n  mnn   sich    in   di-^se    indische 
Jngendgeir^^irschpft    ^inft'gt. 

Viei:ieicht   nher   ist    dem    ^inen   oder  Pndern   die    Frr^ge   niif^ 

gostiegen:  .Vprnmi -soll  /-r^n   sich   yy^it   d-^r  Urr^f^At    ^igen^lich   nr.s-^in:^ 
«  • 

anrle-^set?en?   -  D'^r^nf  n-ö-hte    ich   die  Arf'ort   .s;e"ben:  Di  ■;?!«.  Aii.seiD= 
ard?irf5«it'/ijng    ist  nio>t    1r   das  B-ldähen  dee  Einzelnen   ^\sf«llt    Toh 
y,f,-}t^.   pioh  hevte  A"hend   vcHig  fern  von  der  Anfstellimg  von   Idealen 
nach   denen  r^^an  streben  soll.  loh   mno^te  vi.el-r(-hr  von  Notvrendic'>ei=:. 


ten   "-nrechen, denen  niei^n^nd    entgehen  ]<ann.rinr  scheint   «».• 


mir  vvi.ir- 


di^i;er   zu  sein,-'rnn  man   schon  et-zas   tun  rruss,sich   anch    ^]<^r  d^^rii^ 
■^er   7.n  werden, dass   ran   es  tnn  mnss. 

Die  fjinfiignng   in  die  Urwelt    ist   w->r)  nöti^,-7eil   sie 
nn.s   sonst    7evra]n,t.Es   soll   rr^l    iernr.ft  versuchen, sein    Lehen   7.v 
gestalten, ohne  et-ms   von  den  in  Dentf^c-Hlonri   g^^  +  ^^^^j^  G-<^^t^en  y.n 
wi-^sen.Er  würde   sehr  hnld  Schiffhrnch   erleiden.  Das    ist   n-'-rl  ich   das 
Si.oronartigft   an   der  gesarten  Prohler.Die   Urwelt   -artet   nic>t  his 


wir  nrs   ir  sie  «inCiv<rrtr  ^oHen.oift   «tiirnt  nvif  nrs  ^\r>^\n  ii.>^';  = 
tHiiTit,  gfir'="iftp;'i I.Ich   "hittfi   Sie,5?icV!   nnr  •lr«rn]    ^t»  v>>evl'^.pein ,^n^  an 

l^rg  /7r^ht,die   T<^ohnlk   in  derr  R^^^^^en  i3.L-.^rr>^  der  ATitos,(iÄr  Stras^ 

« 

7ah]3ov*=^e?n  V/nren/ler  .sc'bT'ff^if^  reifen   Re''.  l^^rre  ,ri«r   L^^if^if^r^soh^  ^t   nrf- 

de*^  dr^n  k'^f^r  Rrmvjten^d^r   />it.rrgeri  nit    ihrfJr  3aiT>r-U':^,i:]rii;n  von 
Po]1tilc,vor   7iai:!"hrrrrdf^n  n.  Po]  i  7eivcrr'rlgiir)grr\,"0Tn   Klatsch   ii. 
Trntvso'b  ^ ^''ori  iilTin:!rg^n  n.  V^rd^rnnningf^n  -  v-'Pyi  l*'^"f5Td.(^r>'e   also   m:!r  '^  i}i=^ 
mal    die  Ei  r'drijc]<'*   eir^^s   Tag-^s:  Lst '  s   nicht   r^\r^   r^n'^rhörtr^-^  Vieler=^ 
]f^l,dPs  vhnx  T)ns  Iv'r5r8ohr^n  hf^rei  r.'^tijirrt?   -  ^her  rnijs    diei^^r  Verpe^ 

*  * 

geriTTf'rtignrg  n^ss   eine^   f^ri-'f^rntr it^   rTr^^TP'-^hnenrEs    Ist   iinöVomomisoh, 
T^e'^^r  nochzes    ist  wahnvSirrn.;^  r-,io"h   v^r)   dif^r^r^n  G^^^^ogfj  hir  i:)..'^'^r?^tos^ 
ser    '711   lassen,  .'/^r  }nrn  der  "beiirtfti].  f*r  ^oh  .  die    -Togen   ihn  rieht   an 
J.lirper  ^rrerfen^Pr    der^^^r    er   7iigrr;rde   grht.Es   gilit   also    ir   dieser 

« 

Hirsic>)t    f^ir^r.    l<lare  ,  HfiJher'S^r^^-al  tf^i^ie   Ai-^f^n'be  zAiis'wr  Philen  aiis    dem 
Vi(-l-?rlei,sich  heschr^}r>en,a"^-H-5r  nio^t  ^ahl  Ics , sondern  Vlav  n,he  = 
^usst   auf  das   nrs  Erts-nrechende  ,  Stüt^erde  ,  Fördernde   ii.  Erhal  t«?rde. 
Vielleicht   >  arT  mar    sich    diese  Ai:ifgr>"he   dnrc^    Frafrestf^l  Inrgen  f^r^ 
lelchte^-^r ,ar    denen   mar   sich   von   Zeit    7v   Zeit    immer  vrieder  nri*-rt 
n.ert^ic^elt  .Kt^Ta:'-7ie   stehe    ich    ^nr  Technik?  Ist   es  wirl-lic^   ein 
IdeR:i,r^it    ihrer  Lllttein  -heilte  vier  n.rnoxgen   da    yn  .«!elnf7->   stahfi 
ich    7.nni  hertiger  Vergrii/zftjij-^wr  h-^nti/^er'  Stnat^^urr  8tre"hep  rnch 
HeichtntnVIst's  Ty1rv:i-tch  g'-stattet ,  ür  "Tj^is-re   .7o>i ü f b>^ rt   eines 
La.rd<»s   mit    i-^dem  Mttel    ?v    fördern  ,arch  m^rn  man   da'^>(»i   einen   3ac=^ 
CO  n.Van^etti    .-^iiRt  l?;roriet? 

'.Vern  wen  a>^er  diese   Fr'^^en  n.  •ihrilic.>^e   stellt ,riaiin  -Y-ird 
'^an  «irrral  h^/rrei  fen,dass   in  <]r.T  Tiefe  nnsfir^JB  Seins  eine   dritte 
n.vi(?n leicht    in  eirerv  2fif.7,tnn  oinne   tiefste   Kot7f^rdi.fi;leit   vor- 
liegt.uan  1-Rnn  n."!r"]ioh   der  ChnovS  der  Bindriic>e   die  onp  i:)r!S  -  oh 
"^ir  wollen  oder  nicht  -  hineinstiirrren, nicht  anders  entgehen  pL«) 
dpss  rmv  "inen   zentralen  Pnn}<t  nns^-es  ^SeinB   findet  nijf  f^er>  !:5inh 
filles  h-ziehtj-'-^s   Itt  Bereiche  unseres  Lehens  geschieht  .Dieses   Zu^^ 
sichPielhRtfi,n.den  ffir  eini^l    leichter,  7. B.  ir»  ]i:ittelRlter,als  d?=>s 


lft>^ftn   \v  -«rliäntriar;48-.ig  w^riger  BaTir«n  verlief. Aus  a-hftr  'ii« 
7PV)]los«n  Fort  schritt  ft  dftB   ib  .JnhrTnur^dftrfe*  di<^nftn  nnfreTi«nr«n 

di«  Airf/Tn"hft,r.lt^  f^T^'bRt  mieten  zii  irij-.sf!n.A>«r  dann  >^rnoh  «r  anr«in=^ 
xrHl   wieder  r^xt  ymp^fthevrf.r  KacTit  hervor  ii.  fand  ■h«gr«in  io>erv7ei5?ft 
c'wric'bf^t   P^inftn  An^dmO   ir  dftT»  fr>in«n  Regif^trieri  rB-f.rvment   fi«r 
Dir>>ter.  loVi   glPii:!^^«  jf^r-    ist    Prir;dP!    SohanZjdl«^    dftn  Anf=!Sornc'h   g^tan 

« 

hf^tzln  .-^'^dem  3  i  ^gt   ^i.n  Bild, des  rras   er  :7f^rden  soll  »«^oTf^rg  "^r^  ripf? 
rin"i-t    if?t  ,iRt    "nch  a^in  rrai:c>   ricT^t   voll.    -  A-hrr  vo^y^   vi^l   'nn= 
rnr'hf'r  i^.ftrgrei  r>v,ri(«r  ViRt   ro,  Uftr""^riTi  IJftPise    i  r   ii^rr  I.ottn    7ii  s'^i^ 
r(*m  BiK-;hffi    Denäan    rorr>^i3l  ii^irt :  "Ich   wollte  .?a   rnr  ^n  r^iv  f^'^l'^f^t"  - 
530   l?^>sst   fir  dftr  Helrien,  Deri^r  ,f=!r)rftc"h«n  -"^"rrr  rypr  aas   so   Rch^rftr?" 
.jO    iRt'B:Di<rPft   rirltt.e   v  .li^.ty.tf,  rot-vftndige    L^hf^rRfordernng,  7,u 

tiprr  Ar-'^trr^ngiiJrg  rl^r  Dftn>}<rPft   1  r^J^en  Vßnmt^.DRs   Df^n]  f^n  allein 
hat    rooh    ni<^    '^Ir   Lf^'hersnro'blftn  gel  o5?t  .iTivS   mußf^   BeriVftn   u.  Lehen  J^^in, 
durc>>daohtes    Le^r^en  n.  Gehend  ige«   Berten. Und    i^^s   erfor^^ert   eine 
fr,sr7.  andere    l'igerj^cha  ft   fievS  Ken8o>"en,  oie   w:^T'den   sie   viel  bleicht 
ie-^-zt    irr  Augerh^icVe   g^r  nicht   errf^ten.  I^in   er^^ordert   ein  >]ein 
"^^erig  Iviit  .K**rr]  loh    den   I\/:nt,dPvS    ^n  Recht-erVr^nnte   m:jch   niir   irn  Klein=^ 
fl-^'^n   zu  vei^irJ^I  "^chen.  D^vS   i  v^t   der  Urterschied    z-'i5?chen  phT-n'^<öyi^ 
tiin  eir'er  der  Ti^ier]  iohvst^n  Er5^cheini:)ngen   i>r  Ivenscrhen]ehen,ujf, 

» 

de>^  wp"^ren   lehen^-BenVen, 

Und  \7elo>es    ißi.    nnn   di^^ser   zentrn^e    Piin>t,m:jf  den  wir 
nn^er  gPnze5=5   Sein  heziehen  vSolHen?'-   Ich   r^ochte   oie    in   ii  "^ser 
Richti^ng  ^nf  eine  ganz  irer>wiirdige  Tatj^ac'^e   anfr^r>-*=5an]  ?rachen. 
Dem  derlenden  MenvSc'^en  >.ann  ^n   nicht   entgehen, d/-\s8   die   Erde   von 
einer  ungeheuren  Lannigfait ig}eit   von  Leh^nsgest^Iltiirgen  erft*] '.It 
wird. Daher  Tonnte  r?^n  fC\^^^'h^.y\ ^'^^   H'sse   iievse  Iv'annig^Y-ltigheit 

auch    in  Bezug  auf  da^^   letzte, auf  die    '/oltanRc^auungen  als   zentrale 

e 

Punhte  der  iwen8cheng^r>\inscha-Pten  vorherr.schen.  Da55  aher  -  und   es 

•* 

■f^enihrt   riief^    zunächvst   rnerH-^ürdig  -   ist   nicht   r!er  FallX.fre^iss 

giht   6kS  auch   nicht^7er>ige  'Jeltannch?'uungen.Aher  sie   -^-ragen  mehr 

oier  minder  grosse   VerTandtsch-rten   in  sich, sodass  man   ihre  schein:^ 
^» 
hare   Vielzahl  auf  vSliiJftr  ^^enige   Grundanschauungen  zurückführen 


6 


\ 


mmm 


i^ystftr^ft  ^Mi|^  feinen  ftin7Afrer)   zertraüen  Piir^-t    ?:'nriioVfijhrt  ,n,ii  i^j«iar 
ppri?t   -•.  <wr  if^t   eir    f^eVir  3ohlftc>>tes  Bild    fi'r  das.^as  (•«^.  yernzeioh^- 

^.<*n  n-eciapVen   zii^Fst   g<^f*nwSßt  ii,ge]<»'ht   i-s.gevStaütet  hat  -  das    ist 

E8   giht   cTiiden^dio   riohtn   vorr  Ji:)dftnti]rr'  "hörf^r  wo]lftn. 

Jeder  Aii?5d.ri:)C> /oh  er  ai^s   Ohira   oder  der    ■rer>^nter   Piiiltiirer  Afs: 

r1>av<^   stHr>^rrt  ,'^^oheint    ihren  wertvoller  oder  Erv«=?treheris^erter. 

LieV^    Pre"nrde,loh  >arn  mich  nit    ihren  nio'^t  anfseirarderwS'^tzen, 

Treil  nuf  di^^^era  Trehiete   vvv  dar,   Sein  n.ric"^t   dawS  Reden  gilt.Miir 

da^  Eine   mochte   ich  aiissrirechen:  Ich   glRuhe  ,d  ie.se   Jrder  werf*en 

eiren  Edelstein  ^eg^iim  dafijr  Sc>>lechteT*es   eir7n.taTi5^chen,n.^53 

^»^ird.  einrm]    die   Zeit   kommen, in  4#^  der   .iedem  -  mtt  eiren  hih]i=r 

5=?ohen  AusflninV    7.1:1  gft>rni^o'hftn  -  iie   0>ir«n  gell«n  werden   ir    der     ' 

auch   der  Torichste   es   verstehen. Aher  ich  ^slanhe'sie  hahen  ^-ente     . 

f  — — • 

?tchon  Ver^^tändris   dafi^r.^Vir  H'J^ser' heden>en,dass   ein   .ii3di.*=5cher 
Den]^er,der  di'^    '//1s«erschaft   der  Philosoiihie    in    "^eder  Art   u/vVeiv«!e 
dnrohacVftrt  hat  i^.-^lnftn  Le^rstiihl   an  «Irer  ürlv(«rf?lt9t  >)«>. leidste 
daBS  «in  'Dtv^ev  wie   HnrrMPnn  Cohf5n  ein  lety.tfif^  IV^rt   gesnhPffen 
■Hnt,t«,da??   «r  rnnnt«:Dift   R^].iglon  der  Verrurft   Rii8   den  Quellen- 
de«  Jndenti3r"S..YnB  'bed-ijtet   -'^"her  die<',er  /in.<5d.rnnh?Er  "h'^dentet   den 
fT]aTi-hen,dfiss   Ji:ident,rirr>  das   I>/enf5o>^entnm  en-^dec>t   hf=it .  loh  will  e)g 
Ihnen  haiite  Ahend  nicht   i^e^-r  7U  hftT?'e1'?en  versrchen.  loh  -rill  m^oh 
nicht  darfiinf  eingehen, dass  dieser  Gl "i^he  weit  davon  ertfemt   int 
sich   für  die  Rlleirseli/Twohende   ReMgion  7v  halten. Aher  den  Pnnlct 
möchte   ich  hern7iflh«i.en,dass  wir  ?>lle   in  di-^f^e  Crer<«in.«ichaft  hinein=- 
gehoren  sind. Es  i«t   ein  w^^n'^rhMv-s  rxe.<?chen]^\i:.  ;.^ar  def?hPlh,Treil 
es  unser  .Yeg   zn  uns   seihst   nein  T-ppn.Knr  gilt  anch  hier, was   ich     ' 
vorhin  sagte;  i^ns  Geringste   darin  tnn  ist   rehr  wert, als  noch   so 
viel  darvher  reden.Aher  wenn  rran  einmal   den    .'/eg  des  Tuns, des  Gfi^ 
staltens  hesohritten  hat, dann  ernt  wird   wn  ^nf  einrml   stai^iiend 
erlehen,wie  man  dnrchaiLs  nic>>t  nur  eine  neue  Einsicht   u.Iehens=.    ' 
einstellnng- gewinnt, sondern  wie   die  ErfiJllnng  dieser,  dritten  u. 
le^^ten  Pordening  des   Lehens  zurücl^wirl^t  Bvf  d4e  Beiden  ersten 
Fordernngen,wie  man  aufeinmal  neue  Kraft  gewinnt   in  der  Regulier 


^ 


i* 


/ 


9 

riing  d'ir  '^uf  iins  ftinfltüri^ender4#»  EindriicVft  (1<^fl  Taß:e«,dftr  Zi"ls 

Ausi"bnrg  seire«  -Berufes, Ir  der  Fähigkeit , durch  Ar'^eit   j?eln  Le- 


hen  vyy  erhalten. Kur55:Ev^   rracht   «ich   das  heÄer>hRr,^ai!«i   der  Phi=^ 
loflonh  Simrel   einrral  auf^ge^nrochen  hat  i:i.wm«  unp:efäliir  fo!lßrendea 
hevsagtiE«   »el  gan?^  eigenartig, trenn   eine   Forderung  al«    Zu«atJ5=^ 
forderiing  an    den  Menschen  herantrete, dann  ?!iei   e?i   in  "^eder  Hich=^ 

tnng   ?^nviel.  jVenn  r^an  aher  «ich  einrral  völlig  auf  den  neuen  Stand=' 

» 

uunkt   stellt, dann  heirieT'^e   nan  auf  einmal    zu  s-^inen  gröbsten  Er- 
Rta\]nen,da8?5   man  nicht   m:ir  die   neuen   Ford'^ri-'ngen  erfi^llen  >önne/ 
sondern  v.c<?y\   die  alten   Forderungen  da^u,  •'a   sogar  noch   -^^ielmehr. 

Ich  hahe  hiermit   die  3  EntTriciaungsstufen  au-r^gezeigt , 

durch   die    ,1eder  liensch  hindurchgehen  muss, Trenn  er  sein  Lehen  er=^ 

die   Ent^icHnng 
halten  u. gestalten  ^Till.Jas   fiir/deii  Einzelnen  gilt, gilt  auch   ir=^- 

gendwie    für  die  Er-t^rioVlung  der  Treme inschaft  .Das   ist    der  Sinn  des 

■hiogfir^tis^^hftn  rTrun4grs-n7e55.Ki.in,  ich  Fifsinft,dRss  di<^  Kor^-irtratt 

innen   .-^üdischftr  M*»nsc>)ftn,dn.«3s  di«   .ii3rli??oVi«  Jngendvftr-ün«   5?ich 


^''V'-t-' 


üher  diese    otufenentrrioMung   im  Klaren   se^r    müj^ste/,  ia   dass   sie 
■^i.*!    7^^  einem  g-^wissen   Orode   eine    ähnnche    :!;rt?ric}']nr»g  di:irchge- 
1-^acht  hn'hen.Aijch   .lie   munsten  h-ii    ihrerr  Ertijbhen   sich    zi^nä^ohst 
einiraa   einr^ci^   erhPl+er.Und  dann  mi55«f:en  sie  4#-»'  dem  ungeheuren 
An?^ti)rm  de??  vieler] «i   der  3tr nrnngen, der  }.ii.ltiir  sich  he^ältig«nd 
entgeg,en.«5temmen^,his  sie   erdlich  hegornen  ha-ben,in  ihrem  <Tnden= 
tum   ihren  Lonzentratiorspunl<t    v.yy   finden. 3ie   hahen  es   nicht  nötig 
das  Andere  ausz^ischalten.  Im  Cxegcnteil,  ihre   Vorträge  u.  Kurse  wie 
7.B.7et7.t   ein  Kursus   in   englischer  Snrache  -  si»-  sind  wertvcrai 
u.rrichtig.Aher  sie   g-winnen  allm-ihlich  einen  I«littelnun>t ,aus   dem 
h^r^us   ihr  ganzes  Dasein  Sinn  ge-rinnt,der  sich   nun  rüc>7rir^end 
in  .^eder  Art   u.Jeise   ;runsti^  aus-rir>t.   -  Und    ii'^se  3turenentwic>  = 
]nng  hat   noch   einen  Sinn.  In   .-"edera  «Tug*ndverftin  sind   --unpie  T^enschen 
die  mitten  in  der  ErtTricJlung  drirstehen. Dadurch  dass   sie   in  der 
Ger-einschaft   drirstehen,muss   ii-re   eigene  Entwich limg  gefördert 
werden. Das   ist  eine  der  höchsten  Auf, sahen, die   ein  Jugend-^rein 
hahen  Vann.Er  rr^uss   im  Berufe    f:-rdern,muss   in  der  Lehersregnlation 
u.der  oinn.sehung  forde rn,u.miiss   in  der  Kon/ev  trati  on   fördern  Nur 
ein  L'issverstflndnis  möchte  .v«rmei den. Alle   diese   Ford«;rn>igen  Vann 


1, 

i' 


lü. 

r^PY\  Ti'^cht   ef/^'H  evfvllftn,\r\(\firY\  rrRr   5=»ie   rachf^irnndf^r  tut  -  arch 
da»   yj^nn  ei.rrrR]   vorVoriren.  oifi   r^i:5^sen  rper^'iirdiger^'ai.v^je   n^le    zu 
g^f^ioher  Z'^it   erfWÜÜt   *»Te->^den.A"her  di^sftv*^   Mftr^i:;rdige  ha'hen  ^•^ie 
r^it   eirar  f^'^hr  wi.c'^^t'^ gen   Tats^^che   g!?irein8?-^rn^ii.di'^-s<^   Tatsache 
h<*i.<=5«=5t  -  Lehen.  L^"h^r3    i?^t   Iceire   '^^n  eirer  Sohr^ir  aufgereihte   Zeit=^ 
ahwicl^lnng.  Lehep   i«t    r\R^    Jr^te   u.daj^   -Letzte    zugleich,  Lehen  i?^t 
eine   Einheit , Beginn  u.J^nde    in  Siner^,  iBt   g!^i^ein?=^nrvy»    JrtvrioHnnng 
von  ATlei^,voir  ersten   u.  Letzten. L-an   nr^rnt    (ia?5   da?5  Organv^ohe. 
Knn    ich  glauhe  ,?iijch  ein   ,iiJii'^oher  «Tngeni ^^^rein  hat   ein  Organiv?5=^ 
r>^ns    zn  :»^ein,in   dem  «sich    irrTner  a]le   Stiifen   der  Ent?fio.> ]i;ng   finden 
iV.ehen  dadnr-ch   ??ioh   gegenseitig    f^nrdern.Und  ^^enn  f^ic'^.    einmal 
di^-^ser  ürgnni??nns  ^   anch    iiUvSf^erl  ich    In  einen  aig^nen  IT:^ime     l'on= 


.-» 


z^rtrieren  u.gesta]ten  >ann  -  dann  w-ire  wirtlich  davS  erreicht 
von  dem  man  mit  gytev^  Q^^',Tissen  f^'f^per)  Tonnte:  r]>5  ir^t  VertiePnn^ 
ilidischer  Jngr^ndnrheit , 


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PiH>:\;s/ n.ADt    in   der   Loge  avn  5.5.3jgSB^   19.50. 
.Vüöiger  Pr^jgi'ienrt  ,11^"^«  Brörier! 

4         ■  : 

Ar)   ^ieRftr  vStett.«*  wonen  wir  ^^^Aitn  iiv^vserar  dahlngaBchieie 
T?.44#   Ir   die  EwigVait   eingegange^^en 
ner/Briider  gei-^n^en.    J^it   tl^f/^m  Schr^erze  "hr^'^en  wir^lle   iag 

harte   G-ev3ohio>    r'i.terle'^t ^da.s   i:in.seren  Brvder  Rudolf  Ant    In 

so   ,iunger   Jahren  ans   nnserei^  Kr-^ise   geringen  hat.    .Vir  wollen 

heute   nicht  er^f1hnen,wieTnel   üe  A^geh'-^rigen  -verloren;   hente 

wollen  wir  meiner  pIb   Logenhruder  prederlen.    VVpr   den  vYert 

einer  wahrhaften  Lof:e   ies  Ordens  B're   B'ris  ans^moht^ist   n^- 

ter  anderern  die   Ivlöglichp-eit   u.cUe   Pord -^rnng,dass  hier  sinh 

Persönlichkeiten  n.nicht  Iv'asse  ¥en<ich   7m  -rahrer  GrereinvSohalft 

7usairmenfinder>,    Dadurch  dpss    .^er|(*r  hest-eht    ist, seinen  Chai 

ral-ter  znm  Eie] stein  Riiszusohleifen, gewinnt   unser  Oiden  das 

Anrecht    zur  gei'^'tigen   Fuhre-r-schaft.    Kun   dürfen  wir  anch  heir 

''^  e  1  r^ge /?<^  n  i^-'^ri  e  r 
an  dieser  Stelle   he)  ennen,dass  uns^r/Brnder  rrit   Recht  als 

wahre   Persönlichkeit   unserer^  Orien  eingegliedert  wnr.    '^71r 
konnten  8to]7  puf  Ihn  sein, u. nicht  ni-«r,weil   er  eine   Persnnlic; 
>eit  war, sondern  weil  er  sich    in  stetiger, tätiger  ¥i^arheit 
r'■\^v  H«"bung  des  Gnr'^ftn  einsetzte.    Ir>ir^er  hat   er  ^>iriach   ßestvi 
dl«  Aufgn"h«n  ai:??  ri«ni  >le1ren  Irei^^«  d^-r-  Korritftf»g  hinaaszn=' 
verlegen  in  (iftn  grö.gseren  Ireln  aller  t^tig  ^itar'bait»«»r'i«n 
Brürl«r,wr  anf  dlftn«   .Yei.sft  wnf^ftre  Ger-^^insohaft    i>rrr«r  gröqs«^ 


rer  VoIHronirrftnhftlt  «r'  +  g^gfinznführ'^n.    Di«^??°.=!   StreTi«?!!  l«^rin^«la 


ret  80   vpcht   flen  ChRv^^.y.tev  unseres  Bruders.    Nicht   Woher^etzn: 

I 
Rnf  Ko8l:f5n  der  andern, nic'^'*-  tJ"herlie'hiMg  war  *^^1r)  '^eg^ns^ug 

sordern   i^  GregeY)tell  wahra.s  r>^n8o'h]iche8  (jelterilaRRen, echtes 

Briidergeft'hl .   ^n^  öariim  vrar  er  ein  hefnicht^nder, -PHrdemder 

Teil  unserer  Crer>-einschaft .    Und  wenn  wir   ih^  nun  heute  etw^s 

Schönes  nachsagen  wollen,4a-«!^-  -  sein  fteist  hnrt   i-^. sieht  es  - 

iann  diir^en  wir  festste] len,dass   dieses   .7esen  iie  Ursache  . 

ie^  a]  1  er*r^einen  B<^lie>^th^i t  war, deren  si^h   unser  -^rer^wigt^jr 

Bruder  erfreute.    Ur^so  pHgerneiner  u..verhr^  '  teter  war  ier 


3chr^r7/ler  sich  hei   seinerr  Hinscheiden  Puf  uns   legte. 

'.Ver^r   rmm   in  einer  geistig^hrüderl  ic'^^en  fie^einscha^', 
wie   ^^le.   eine   Loge   darstellen   soll, des  Heirr/7an/?:es   eignes  Bru= 
ders  gedenVt,lPnn   ist   es  die   Notwendigkeit   ge-^sti^o-er  Vernflfio' 
tung, hirter  ier^  Peröönliehen  anrh  das   allgermine    zu   sehen. 
In  deir  AugerhÜcV  ^i^-    r]evn  (^ir  Ii'^ensch    vom  urs  ^eht, tritt   eine 
>rer>7/ürdige  Veränderung  ein.    Der  Fluss   seines   Le>>ers  steht 
rrit  einerr  Mnle   st-^llf^  u.das   Bild   rie<=?   Liev^nchen,das   aus   seinem 
Sniegel   hervorleuchtet ,  ist   nicht   irehr  dasse]he  wie  hei  Lehzi 
ten.   Die  guten  Eigehschaf-' en  des  Menschen  treten  mit  einem 
lüal  gt'4rk«r  hervor,   als  o"b  man  ,iet5;t  erst   feststellen  könn 
te,  was  verloren  ging.   Eine  seltsame  Scheu  ergreift  den  Men- 
sohen,   den  Verstorbenen  auch  hnr  im  allergeringsten  Unrecht 
zu  tun.  Was  ist  die  Ursache?  Die  Ursache   ist,  dass  uns  die 


/ 


ü'herrRg'^ncle  und  erachreokende  Mal«qt*4t  d«s  Todfts  gegenCTiertritt' 
der  .ieder  zmn.  Opfer  ffallen  wird.  Darurn  l«>)t  in  .iedem  Sterhen 
d<^r  walirnende  (Tedan}<e,  daas  der  Dahingeschiedene  \ma  nur  voran 
gegangen  ist.  Es  ist  der  Gedanke  des  allgerneinÄn  Menschensohlck 
sals  i  und  diese  Allgerreinheit  ist  die  erste  Ursache,  die  dem 
Bilde  eines  Verstorbenen  die  persönlichsten  Züge  rauht.  Der 
Entschlafene  tritt  im  Augenhlich  seires  Todes  sofort  in  den 
entpersönlichenden  Hintergrund  urewigen  Seins  Zurück.  Und     1e- 

■        •  ' 

mehr  die   Zeit  dahinfliesöt   lamsorriehr  verschwindet   das  Bild  d«:f 
Persönlichkeit  und  tihrig  hleiht  nur  noch/die  allgeirwfne  Wen 
schensehnsucht,  wenn  sie  sich  auch  als  Furcht   äussert,    in  ei: 
ungestörtes,   ewiges,  göttliches  Basein  r^urück^utreten.   In  dl 
sew  Gedanken  liegt   für  den  geistig  eingestellten  Menschen  dJ 
tiefste  Trost  gegenüber  dem  rauhen  Zugriff  des  Todes,   lagst  uS 
daher  an  dieser  Stf^lle,    in  diesem  Kreise  geistiger  GewinschaftI 
diesem -Gedanken  huldigen.   Unsere  heir^egpngenen  Brüder  sind 
aus  unserer  Gemeinschaft,   die   in  der  Form  der  Humanität  das 
Göttliche  ver-rirklichen  will,    ^^lu-ückge kehrt  an  den  Quell,  aus 
dem.  akkes  adelnde  geistige  Srehen  entspringt.    Ihr  Lehen  und 
Strehen  war  ein  Tropfen  im  Strehen  und   in  der  Bewegung  >insere: 


Gemeinschaft.^sere  Gemeinschaft  seihst   ist  nur  ein  Tropfen 


im  ge4-e%-iger 


geistigen  Seins,   das   im  irdischen  Gewände 


4; 


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vschillert.  A^ber  RllesMlräL-JZXU^^k^KiihxAn  in  das  Meer  göttlichen 
S*mas,    in  den  wir  rätselhaft  heut«   schon  schwimmen.  Es  wird 
sein  die  Rückkehr  zn  ewigem  Glück. 


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Dl*  ßehaiirnissff  des  Poal   : 


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Nein,   es   iat  kein  englisc*heR  Wort,  wie   ihr  vielleicht  glatt  - 
hen  yönnt,    liehe  Jüngers  und  Mädels.   Es   ist  atioh  nicht  Spanisch^  wie 
es  Euch  aaoh  vielleicht   so  vorkomrt;   sonderr  es   ist  Hehr^isch  und  heiss 
arheiten*  Also  hedentet   die  Ueher^^chrift     -  so  l<^örnte  r^ncher  von  Euch 
denken  -  die  (reheirrDisse  der  Arheit?     Der  deiarke  wäre  gar  nicht  so 
ühel,   denn  in  der  Arbeit   steckt  wirklich  ein  ^ehelr>Tiis,   das  die  Mensche 
erst  erforschen  rüssen.   Ueherlegt's  Euch  rnal    :   Tag  ft'r  Tag  geher  die 
Menschen  an   ihre  Arheit,   der  Bauhandwe^ker,   der  Arheiter  u^s.w.    zu 
schwerer  körperlicher  Arheit;   der  Kaufriann  in  sein  Gresch'^ft,    in  das 
Büro,   urp  dort  unter  nicht   leichten  Umständen     -  das  vri^^t   ihr  sicher 
Auch     -  seinem  Verdienst  nach^ug^^ihen.    Ich  will   nicht  mehr  auf^^^hien, 
denn   ihr  versteht   rieh   na  sicherlich;   a]le  die  vielr^n  erwachsenen  M*n  - 
sehen  mijssen  arhelten,   um  ihren  Lehensurterhalt   r^u  verdienen,   Hur  ihr. 
lio'he  Jiingfsns  und  Mädels,   die   ihr  7avc  Schule  ^^?r^^n  dürn,  "hlldet  eine 
Ausrahr«.  Wenn  ihr  von  der  Schule  nach  Hau5?e  Vorr^,    '^t'^ht  das  Essen  auf 
der  Tisch;   eure  Eltern  Meiden  und  em^-hren  euch,   ohne  daaa   ihr  aelhst 
die  geringste,  wirtschaftliche  Sorge  haht,   ohne  dasa   ihr  um     ßeldver  - 
dienst  Arh-^it  haht.  Wenn  ihr  euch  das  rlc>^tig  therlegt,   dann  fühlt   ihr 
sicher  tiefe  DabPharV.eit  gegen  eure  Eltern,   die  eun"H    in  dieser  Weise 
euer  I^hen  schön  wachen,  Ahe-^  eure  Eltern  verlan^^en  eines  daffjr:   n'in^  - 
lieh,   dass   ihr  die   Zeit,   die  sie  euch   -^ur  Schule  «»**#  schicVen,  henutzt 
urr  zu  lernen  ,  ujr.  alle  eure  geistigen  und  IrörperlichenAnlagen  t^l  ent  - 
wickeln  und  auszuhilden,   darit   ihr  spjlter  seihst  einml  als  Ervmchsen© 
euern  Weg  selhstst-lndig  d^rrch's  lehen  gehen  könnt.   Die  Pordening  also, 
die  Eure  Eltern     an  Euch  -.teilen,  heisst:   ^i'cht  l^öruerllche  sondern 
geistige  Arheit.  Aher  ich  weiss  .ia,   dass  diese  geistige  Arheit,  die 
Schularheit,   nicht  hei  allen  von  Euch  helieht   ist.   Und  doch  steolrt   in 
dieser  geistigen  Arheit  hei  richtiger  üeherleguug  etwas  sehr  Schönes, 
das  T>ian  hei  genügender  Vertiefung  entdec>-t     -  ein  Geheimis!  |fclso  ist 


•  »- 


das  wohl  rrit  der  Ue'hf^rachrift  g^rr«int:    die  Geheimnisse  den  Poal? 

Aher  das   ivSt  nicht  gemeint,   auch  ^mrv  der  GedRrke  seht  wiol 
tig   ist?   Poal   ivSt  närllch  ein  Wort   aiis  der  hehr9.ischen  Grammatik*  Hu 
ir^h  sehe   sohon  wie  es  iranchen  von  Euch   schiittelt.   Mit  Grammatik,   da 
wollt   Ihr  nichts   zu  tun  hahen.   So  wns  Verl-'nöohertes,   so  was  Trocl^ene? 
Aher  ich   möchte  Euch  doch  hitten,   einmal  das  Ge fürchtete   ins  Auge   zu 
fassen.   Vielleicht  hat  mancher  von  Euch  schon  ErwachvSene  dartiher  Via 
gen  hören,   dass  sie  das  Hehräisr^he   fr^Tier  gan!^  mechanisch  gelernt  hat 
ten  ohne   ,1ede  Grammatik.   So  hätten  sie  gar  nie  den  Eindruck  gehöht , 
da33  es  sich  auch  "beirc  Hebräisch  nir  eine  richtig«  Sprache  handelt  und 
hätten  auch  gar  nie   Freude  ar  Hehräif^chen  gewonnen.   Nun  lernt   Ihr  ja 
auch  alle  Hehräisch.  Und  iEhr  wiast   ia,   dasvS  wir  Euch  hrJ»  auch   in  die 
Geheitmi'sse  der  he'bräi:-,oheE  GrarrTRtik  ein-<*iihren  -vollen.   Und  wenn  Ihr 
rieh  recht  versteht,   dann  werdet   Ihr  eirr-al   als  Erwachsene  nicht  dart 
her  klagen,  dass  Euch  rlas  Hehräisch  gar  nicht  al?^  richtige  Sprache 
»•rschieren  sei.  Es   ivSt   ir  VYirklichkeit  nicht  nur  eine  schöne  sondern 
auch  -line  an-^^iserordentlich  wichtig«  Sprache. 

Vielleinht   ist   schon   in  Mani-^herr  von  Euch  die  Präge  aufgestf 
gen:   Warian  sollen  wir  eigentlich  Hehräisch  lernen,  lion  kann  doch  diei 
Sprache  gar  nicht   iir  täglichen  Lehen  gebrauchen.   Französisch  und  Eng  - 
lisqji,   was  ran  auf  der  Schule   lernt,  kann  rftn**  später  einrml   im  Hand 
verkehr  wie   irc  Ausland  gehrauchen.  Wozu  aher  hehr^iisch?  Nim,   für  Har 
und  Gewerbe   ist  hebräisch  nicht  notwendig.  Da  habt   Ihr  ganz  recht.  I 
die  lienschen  haben  .ia  noch  andere  Bedürfnisse  ausser  sinen  körioerli« 


Bedürfnisse  der  Seele  und  des  Geistes.   Seht  Euch  eine  schöne  Blume  j 
Was  nützt  sie?  «  -  Iilchts.  Und  doch   freut   Ihr  Euch  daran,  weil  die 
le  des  Menschen  Sehnsucht  nach  derr  Schönen  erpfindet.  Und  so  fühlt 
Seele  auch  Sehnsucht  nach  Erkenntnis,   nach  Wahrheit,   nach  den  Guter. 
Das  alles  gehört  einem  grossen,  ge-^mltig^rn,  unsichtbaren  Beiche  an, 


-  3  - 


dam  Reich©  des  Geistes.  Es  ist  schöner  und  dauernder  als  alles     was 
die  Erde   zu  "bieten  verrrag.  Wer  ai^er  hat  das  Tor  7«  diesem  Reiche  auf  - 
geschlossen?  Es  gibt  verschiedene  Tore;  aher  dRs.1enigf(  Tor,  durch  da« 
mehr  als  die  Hfllfte  der  Msnschheit  Eingflr^  in  das  Reich  de»  Geiste» 


gefunden  hat,  wurde  von  laiseren  Vorfahren,  den  Pro-ßTieten  aufgeschlossea 
Was  sie  gesehen,  was  sie  gedacht,  gefiihlt  und  gefordert  hahen,  das  ha  - 
hen  sie   niedergelegt   in  einem  herrlichen  Buche.   Das   in  irehr  als  600 
Sprachen  üherstc^t  worden*^  ist  und  .iedes  Ja^-ir  in  Millionen  von  Exerepla- 
ren  auf  der  Erde  verhreitet  wird.  Und  das  Buch  der  Bücher,  die  Bihel! 


Liehe  Jungens  und  Üödeüs!   Wenn  EucV>  Eure   Lehrer  die  hehrft  - 
ische  Sprache  lehren  wollen,   30  v/oller  sie  Euch  den  Schlüssel   in  die 
Hand  ge'hen,   ur^  das  Tor  zum  Reiche  der  Propheten  aufznachliessen!    Ist 
das  nicht  ein  herrlicher  Gedanl.e?  Viele  Ifensohen,   viele  Kichtiuden 
lernen  heute  Hehräisch,   ur  durch  die  Unprachrt  die  Gedanken  der  Pro  - 
pheten  ^inrrittelhar  verstehen  zu  können,   und   Hir  wolltet   zurückhleihen? 

Hinziü^ommt  noch  ein  Gedanke,    Ihr  wisst,   das  die  Gehet  spräche 
in  allen  .indischen  GottevShäusem  der  //elt  Hehräisch  ist.   Stellt  Euch 
vor,   dasp   Ihr  einrial   ins  Auslpnf  komrnt,   dass   Ihr  vielleicht  durch  Dm  - 
stände  gez'^ngen  auswandert  mcFsstet.   Ihr  komrt   in  ein  anderes  Land  vaA 
Euer  Weg  fijhrt  Euc>^    in  ein  .jüdisches  Gotteshaui3     -     vms  würdet   Ihr 
wohl  empfinden,  wenn  Euch  die  au.3  der  Heimat  vertrauten  Klange  der  he  - 
hräi sehen  Sprache  hegegnen?  Wäre  es  nicht  ein  Glücksgefühl,  ein  Gefühl 
der  Gemeinschaft  üher  die  Zeit  üher  das  Köruerliche  hinweg,  ein  Gefühl, 
das  mit  einem  Mal  den  Wert  der  übergeordneten  V/elt  des  Geistigen  offoxk- 
haren  würde?     und  glauht  ndcht,   dass  nicht  alle  Menschen  den  Weg  zum 
Göttlichen  einmal  suchen  und   finden  mfjsstdn.      »  mit  des  Geschickes  MSch 
ten  ist  kein  ewiger  Bund  zu  pflechten  !»     Es   ist   schon  richtig,  wenn 
raan  den  Weg  sucht  hevor  schwere  Seelennot   zwingf:  und  es  vielleicht  zu 
spät    iöt# 


.         -  4  - 

Das,  was   ich  "bisher  gesagt  hahe,   soll  Ench  den  Wert  unserex* 
schflnen  hehrSlschen  Sprache   zeigen.  Man  kann's  natiirlich  nicht  so  he- 
weisen  wie,   dass  2  mal  2  «  4  iwSt*  Man  rmiss  es  schon  nachfühlen.  Aher 
ich  hin  üher7:eugt,   dass   Ihr  iriich  verstanden  haht*  Es   ist  wirklich  Wert, 
sih   iE  die  Geheinnisse  clies«r  Sprache   zu  verti«fen,   Si«  fijhrt   in  viel 
tiefere  GeheirmiGse  als  es  auf  den  erster  Aii^en'blick  er?jc"heint,   in  die 
Gehimnisse  dee  Geistigen  und  Ewigen. 


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30 


Ausspracheabend  im  Jugendverain  sun  2o.8oo.  über 
^Ist  man  Jude^  aucü  wenn  man  die  Rell^lonsgesatzc  nicht  hult*^? 


3r  f'.nd  statt  in  Form  eines  Zwiegosprächös  zwischen  Herrn  Baoha- 
räch  und  Herrn  Erich  M.^inrath,  dtm  Schwiegersohn  von  H. rrn  Rabb.Dr .Norden, 
Älberreld. 

Das  Kennzeichen  der  Aussprache  war  ersichtxich  Oberflächlichkeit. 
Die  Sprecher  hatten  gar  nicht  das  Gefühl,  dass  es  sich  um  Religion,  d.h. 
um  eine  Lebensgestaltung,  die  ihren  letzten  Sinn  durch  den  Bezug  auf  Gott 
erhält',  dreht.  Sie  sprachen  immer  nur  vom  Judentum  als  einer  aus  Formeln 
bcsthenden  &emeinschartsinstutition,  die  aus  irgend  welchen  (jründcn  erhalt 
ten  oder  nicht  erhalten  oder  rcrormiert  werden  soll.  Der  Name  Gottes  wurde 
überhaupt  nicht  genannt. 

Erich  Meinrath  vertrat  die  Rerorm,  Siegfried  Bacharach  die  Ortho- 
doxie. Die  Pragen4  licTen  daraur  hinaus,  ob  man  Jude  sei,  wenn  man  die 
Speisegesetze  nicht  hält,  den  Sabbath  nicht  beobachtet,  eine  Mischehe  ein- 
geht,  sonstige  Gesetze  übertritt,  wie  z.B.  die  Vorschrirt  des  Eruf,  des 
Händewaschens,  der  Kopl'b  cd  eckung.  Siegfried  Bacharach  gab  nie  eine  klare 
Antwort,  sondern  versuchte  nachzuweisen,  wie  bei  gutem  V/illen  diese  Ge  - 
setze  doch  zu  halten  waren.  Die  Juden  hätten  Trüi.er  die  Woche  über  bei 
geschäftlicher  Abwesenheit  von  V/ürsten  gel.bt.  v;enn  sie  am  Montag  früh  über 
Land  gingen,  so  hätten  sie  im  Rucksack  diese  V/ürste  mitgenommen  und  davon 
mit  einem  Stücki^chen  Brot  "allerdings  wie  ein  Hund"  gelebt.  Hier  auf  entgeg- 
nete rieh  Meinrath,  man  könne  von  ein^ m  Vertreter  eines  grossen  Geschäftes 
heute  nicht  verlangen,  dass  er  mit  Rucksack  und  Würsten  erscheine. Hierauf 
Lachen  bei  den  Zuhörern.  Herr  Bacharach  wirft  ein,  es  könnten  auch  Eier 
statt  Würste  sein.  Diese  Bemerkung  genügt,  um  die  Lacher  auf  seine  oeite 
hinüberzuziehen.  Nach  längerem  unklaren  liin-  und  herreden  schalt  sich  noch 
folgender  Irrtum  heraus.  Erich  Meinrath  hält  es  rür  richtiger,  den  Sabbath 
auf  den  Sonntag  zu  verlegen,  weil  die  Juden  da  wirklich  frei  hutten*  ^s 


-  2  - 


war   ein  ganz  anderes  (Jerühl,  wenn  man  sich  am  Vorabund  zur  Feier 
des  Sabbaths  im  Familienkreise  hinsetzt  und  das  Gerühl  haben  kön- 
ne^  dass  man  auch  tatsächlich  einen  Feiertag  vor  sich  habe,  als 
wenn  es  so  wie  bisher  weitergeht,  dass  der  Mann  am  Freitagabend  . 
aus  dem  Qeschärt  naxjh  Hause  komme,  nun  den  Sabbath  heiligen  soll, 
mit  dem  Bewusstsein,  dass  er  morgen  rrüh  v/ieder  ins  Greschäft  gehe. 
Ausserde:  ginge  man  am  Freitagabend  viel  zu  spät  zur  Synagoge. 
Der  aottesdienst  beginne  hier  um  1/2  8  Uhr  (  er  meint  natürlich 
nur  den  Sommer)  man  komme  also  Truhe st ens  um  1/2  9  Uhr  nach  Haus, 
und  dann  solle  das  Familienleben  beginnen,  wem  die  Frau  schon  ins 
Bett  will.  I-r  halte  zwar  nocli  den  Freitagabend,  aber  nur  aus  Pie- 
tät gegen  sein  ^ternhaus.  Er  möchte  am  Freitagabend  sein  Kind  bei 
sich  sehen,  so  wie  sein  Vater  ihn  bei  sich  gehabt  habe.    -  Eine 
wirkliche  ©itgcgnung  erfolgte  von  Seiten  des  Diskussionspartners 
nicht •   -  Hieraur  entgegnete  Bacharach,  er  könne  den  Freitagabend 
so  früh  wie  möglich  beginnen,  üis  sei  so  gar  eine  religiöse  Pflicht 
ihn  möglichst  früh  anzufangen.  Hierin  steckt  natürlich  ein  Irrtum, 
da  die  Zeit  des  Sabbathbeginns  genau  begrenzt  ist. 

In  der  Aussprache  kamen  einige  bezeichnende  Aeusserun  - 
gen  zu  Tage.  Berthold  Lunenreld  (ca.  2o  Jahre  alt)  der  eigentlich 
ganz  religiös  gesinnt  ist  (  er  verlangt  z.B.  von  seinen  Eltern, 
dass  sie  wieder  koscher  leb  n  sollen,  den  Freitagabend  halten  sol- 
len) kam  doch  auf  die  theoretische  Ueberlegung  hinaus,  dass  es 
rielleicht  richtig  wäre,  alles  oder  nichts  zu  halten.  Siegfried 
Fleisctimann  (Student,  ca.  21  Jaiire  alt)  fragt,  «b  die  jüdische 
Form  ntch  Sinn  habe,  nachdem  doch  die  jüdische  üthik,  die  Haupt  - 
Sache  des  Judentums,  von  dem  grössten  Teil  der  Menschen  als  ver- 
pf lichtend  anerkannt  werde.  Sander  (Student^aus  Suhl  in  Thür., 
ca.  19  Jahre  alt)  wirrt  die  Frage  auf,  ob  es  nicht  richtiger  wäre. 


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-  3  - 


mit  dem  Bvawusstsein  zu  leben,  eine  Form  nicht  zu  erfüllen,  als  »ich 
zu  liebe  das  Gesfttt  zu  andern;  eine  sehr  kluge  und  durchdachte  Fra- 
ge* Sie  wurde  vielleicht  angeregt  durch  die  Forderung  ,  die  Erich 
Meinrath  immer  wieder  stellte,  ein  Judentui:.  zu  scharren,  das  ohne 
Bewusstsein  der  Uebertretung,  deracto  auch  gehalten  werden  könne* 
Dabei  führte  er  zurlllustration  unter  anderem  auch  an:  Es  sei  doch 
z.B.  auch  eine  jüdische  Forderung,  auch  beim  2ssen  den  Hut  aufzube  - 
halten«  3s  sei  doch  z.B.  nicht  gut  möglich,  dass  ein  moderner  Mensch 
etwa  im  Hotel  Ernst  August  mit  Koprbedeckuhg  beim  Essen  säss»*  Bei 
dieser  Bemerkung  knüpfte  der  1. Diskussionsredner  an,  Siegfried  Sonn- 
tag (  Lehrling,  ca. 17  Jahre  alt)  er  erhob  sich  nämlich  und  sagte: 
Wer  beim  rissen  Kopfbedeckung  aui'behalten  wolle,  der  ässe  gewiss  nicht 
im  Ernst  August. 

Nachdem  in  den  Diskussionsreden  mehr  oder  v/eniger  kluges 
gesagt  worden  war,  meldete  ich  mich  ebcnralls  zum  Wort.  3s  war  in  - 
teressant,  wie  dai?u,är  r^äigiert  wurde/.  Erich  Moinrath  machte  den  Vor- 
schlag, der  ohne  jede  Diskussion  gebilligt  wurde,  dass  ich  an  Stelle 
der  Referenten  das  Schlusswort  halten  solle.  Es  war  also  orrensicht- 
lich  das  öeftihl  vorhanden,  dass  den  Referenten  die  sachlichen  Grund- 
lagen zur  Behandlung  des  Themas  nicht  zur  Verr  gung  standen.  Es 
musste  aber  auch  jedem  auffallen,  dciss  die  angeschnittenen  Fragen 
de  facto  so  gut  wie  nicht  beantwortet  wurden.  Da  die  Aussprache  gut 
besucht  war,  ist  offenbar,  dass  die  Form  dieser  Aussprache  psycholo- 
gisch richtig  gewählt  war.  Zwei  Laien  unterhalten  sich  über  ein  The- 
ma, das  ausserordentliches  Interesse  gand  und  sicherlich  schon  viele 
beschäftigt  hatte.  Man  hatte  erwartet,  dass  ich  oder  Herr  V/einborg 
in  die  Diskussion  eingreifen  sollten,  um  sachlich  aufklarend  zu 

wirken*  Herr  Weinberg  Jjat  nicht  eingegriffen.  Ich  habe  erst  zum 


-  4  - 


Schluss  öingQgrifi'en,  so  dass  also  diesa  sachliche  Aurklärung  am 
Niveau  oder  an  der  Oberflächlichkeit  dieses  Abv^nds  nichts  mehr  an  - 
4ern  konnte.   Interessant  ist  die  Aeusserung  ,  die  Lotte  Schrägen  - 
heim  (  ca.  2o  JahrJalt)  meiner  Kusine,  Huth  Thalheimer  gt-genüber 
machte.  Sie  meinte:  Ich  habe  sicherlich  Freude  an  den  Irrwegon  der 
Jugend  in  der  Diskussion,  denn  sonst  ha,tte  ich  an  ctfesem  Aussprache- 
abend nicht  so  lange  zugehört,  sondern  früher  in  die  Diskussion  ein- 
gegrirren.  Mein  Schweig^-n  wäre  nicht  richtig  gewcson,  weil  ich  den 
Abnd  auf  ein  höheres  Niveau  hätte  heben  können.  Diese  Bemerkung 
ist  in  soi'ürn  richtig,  eis  ich  tatsäcLlich  die  Jugend  reden  liess, 
allerdings  nicht  um  mich  an  ihrem  Irrtum  zu  errreucn,  sondern  um  sie 
unter  sich  aussprechen  zu  lassen*  Vom  psychologischen  Standpunkt 
scheint  mir  auch  heute  noch  dieses  das  Richtige  g^me^en  zu  ^ein* 

Mein  verhältnismässig  kurz^^s  ScalusSwort  umfasste  ungefähr 
drei  &edanken.   1*  ils  muss  die  Präge  nach  dem  Jesen  der  Religion 
geklart  v/erden,  wenn  man  das  Thema  des  Abends  beantworten  wolle* 
Judentum  sei  ein  besonderes  Grottesbcv/usstsein^  das  sich  bis  in  die 
letzten  Handlungen  dos  Menschen  auspräge.  Dieses  Gottesbev/usstsein 
sei  durch  Christentum  und  Islam  zum  Beherrschenden  der  Welt  gewordec 
2.  ^ine  andere  Frage  wuro  die  Form  des  Judenturas,d.h.  die  Form,  in 
der  sich  dieses  Gottcsbewusstsein  für  den  Juden  auspräge  und  der 
künftigen  Generation  übo. lief ort  werde*  Ist  man  kein  Jude,  wonn  man 
diese  Form  nicht  hält?  Darauf  gäbe  es  eigentlich  eine  ganz  oinfache 
Antwort*  Es  bestünden  heute  sogenannte  Sinh«jitsgemeinden,  d.h.  Ga  - 
meinden,  die  verschiedene  Riclitungen  des  Judentums  zu  einer  Einigelt 


r 


zusammenfasst.  Das  bedeutet,  dass  diese  Richtungen  sich  gils  Gleich- 
berechtigte anerkennen.  Hiermit  sei  das  Thema  dts  Ab^nd  eigentlich 
beantwortet* .' 3*^  loh.  mochte  aber  auch  eine  ^^uelle  unseres  Schrift- 
tumsanführen,  aus  der  man  eine  Antwort  auf  die  Frage  rinden  kann* 


-  5  - 

find  zwar  müsse  es  geschehön  aur  örand  einas  de  maiora  at  mir^em  = 
Schlusses.  Der  Talmud  hegt  die  Anschauung,  dass  ein  Jude  überhaupl 
nicht  aus  dem  Judentum  austreten  könne.  Er  kann  nur  abtrünnig  wer 
den,  d.h.  ein  jisroel  poschea  werden.  Aber  sagt  der  Talmud:  jisro€ 
ar  al  pi  schechoto  jisroel  hu,  ein  Israelite,auch  wenn  er  abtrün  - 
nig  geworden  ist,  ist  noch  Jude,  und  in  mancher  Beziehung  steht  er 
dem  Juden  völlig  gleich,  z.B.  hinsichtlich  des  Getj  ja  in  einem 
bestimmten  Falle  wurde  so  gar  der  abtrünnige  Jude  dem  Proselyten 
vorgezogen.  Dieses  letzt«  hing  allerdings  mit  den  Zeitumständen  zu 
sammen.  Aber  nun  ist  der  Schluss  sehr  einTach:  Wenn  schon  der  ab- 
trünnige Jude  noch  als  Jude  gilt,  um  wieviel  mehr  derjenige,  der 
nur  einer  anderen  religiösen  Richtung  innerhalb  des  Judentums  an  - 


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gehöre. 


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(Vortrag    Im   ii^.ri.sohorriahr'^  aus   am  oori}itag,<i^.  Kov.öl) 


Das«  unaer  ClnaririHh^aPost   :^nriJcKi;;eht  awf  die 
geivaltlgen  o lege, die  .Ins   PrievStergesvihleclit  der  Has=    • 
ronäer,  iiisT'Bsondere   nr'-^er  (^er  FQirnrig  vnn  Jnda  Valicabi, 
Ji5da, oerr   "Hämi-erer"    In  r\ej)  Johren  ic'r    oia   164   vor 
cl-.riatlic'-^er  i-eitrechnung  errungen  ha+-,te,  ist   angeniein 
üe};anrit.    Durcli   die  3iege   hui   JJ(jthcron,r>miis  u.Bfitla=^ 
y.vr  ür-er  da«   vielfach   iJ>-.e^:tefe6ne  Heer  des  vsyriac^en 
Königs  Artioohus  en:^aneB-.vv)rde   iler  ^Veg   rrei,ur"  den 
aw  .iö.hislev   ^eo  Jahres  ic7  enU-cihton  Tenirjel  u. Altar 
ger.Qu  nrr   aealjen  Tage,mu-  ^  Jahre   später  ?;ierler  ^inzxx^ 
■reihen  u. den   u' tteadienst  vrierler  anff.unehp'en.    Lies 
ist  r-it  ganz  v;enigen  .Vorten  der  Jmssere  liahr-en  iener 
alten  rreschichte,an  die  unser  Ghannui-i.afest  erinnert. 
-Vaa   aoer  r,'eni^,or  bekannt    i8t,u.7/as   verdient , gerade 
heute    in   den  B3  ick  onnlrt   ^^nseres    Interosses  gerückj^ 
zn  rerden,sind  die    inneren  Vnrg;;nge    iener  Zeit, die 
Vorgänge  hinter  den  Krlissen  n.der  Sinn  des  uan/en   in^ 
ne-ha]h  .-»er  .iahrtaunendealton  .)i:dis>',hen  Creschichte. 
AUS  diesem  Grun-Ie  sollen  die  auftanehen^en  Prägen  nn^ 
folgenden  o  0-=» Sichtspunkten  hehandeat   werden: 


'  ■( 


w 


i)    /^<'elcheö  7:ar  die   unrnii; halbere   LrBRohe   ,'erer 


Vorgc'Jrge? 

ii^^i"^^  der  ;iüdi3c>^Grj  GoHchichtei 
Ip:  Auacliluös   p.n  die   o.iV^ge   aoli   auch   die   IoäIbc^   dn 


i^    «i/ eichen  -r/ar  die  nut:toll.<^re    urH^ohe? 

i>    ;/elohes  *at  '^^  Le  otoaannp;  dea  Gari';:fjn   inner=- 


o 


rrit    im.  ZuaamrrierjhPrig  ß-^ehenne    Frage   der  Lit^  rgie   u. 
/iUSTTirkimg  den   Ch^riniii.kafCKsteB  ^nf  die   niclit.iüdi 


sehe  ürt-iTTolt   behandelt  v/erden. 


ä 


(YelcheB  v/ar  die   urr^ittelTiare   lirfiRc>ie? 
Im  n.l  Igore  i neu  hn^^f;   fufin  ^je  Aiiöic/it  .iana  der  dvr 
rert.önig  Antioohus  jipio'i'^noa  durch  aeine   ürterdri:c>vjiig 
der  .iüdincVien  HRligionsnusn^ving  die   iinn-i+.teil-.ni-e  Urs 
sflche   .-'Guer  geachic"^  Isiic^^en  iireigriiSHe  ,d  ie    ?.\-)n>  Chnr\mi]  ~ 
kafflst    führten, ge-vo^en  .-,^1.    Ip.s   i.st   loi^cr  n'xaht  der 
1^'all.    .YnrG   Gn   no,Mc   brauchte   nnri  eireii  '^CislhrM.en 
Vorv;urf  nicht    y.n  erT-fihon,der   leider    in  der   nvidiac'J-en 
Geschichte   Mic^t  selten  erhöhen  T^orden  mus.'^;   Di 
ste  ürsPche   .-^ener   furchtbaren  Vor/>;9n.<^«  vraren  ii«  Jns 
den  «elher!    laicht  Plle  Ju1en  nRtürj  ic}i,«Gndern  nur 
ein  ganz  V.leiner  Tell,-rie   die   auHteron  iiij^eignisse  he= 
T;eiPien,u.'"ir  >/nnon  die  .-iadelsführer  mit  14«>'en.   Als 

ir".  er.^ten  i.'?.chcliridtlic"»^en  Jnhrhunrieri.  aahhan  Gair.licl 
dem  Gelehrten  tJch'mel  haVoton  den  Auftrag  gah  Birkas 


e  er= 


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-4 


clf^.9  :7ir  loiir  schon  icivU  Jalire   tägj  ich    im  ScliVone   ear*^ 
sprechen, da  Tiaren  die   Juden  durcli  hittcrc   jirfahrun^en 
sehend  gorrnruen,    ur.sere   Bchllrrmaten  Feinde  v;aren  nicht 
die   andern  sondern  Verräter,die   ar>ä   unyt^ren  eigenen 
Reihen  hervor^e^^aiigeri  iiind. 

Uer  ernte   dieser  V^rr^ter  zur  Iv^aikaoHerr/^eit  ,Mit 
den    dHo    unhci}    anhebt ,7;ar  der   Terrine IvorvSteher  Siron 
aus  (\^.m  Starrr>Ta   Ber.-^arin.    Seit  der  Hi:c}.}ehr  iviuüwLMim 
nus  der  'babylonisc'hen  Ger'iijgei!vSc'!-;nft    ir.   Joliro   .lob   uf»t= 
teri  die  tluden  eigentiioh  nicnt   viel   jj^indsclisf't  au.a^u= 
stehen,    Die   rerHerkönIge  v/aren  den  Jixden   irr'  allgerrei= 
nen  g^-,7ogen  u. schätzten  .sie  als  treu«  IJrrtertaneji.   Uii:. 
gftfähr  4ou  onhi-e   üP.ch   der  Ilvcl-kelir  K'ing  d«s  ganre  Pert 
serreich  rit   einem  aciil^.gc   nn  .len  Kwni^  ■^er  il^kedonier 
Alexander, dar  Grossen  vlher.   Di->3e  gros?^.«   politiac'.e 
Lin7;ül7.nrig  ging  ohne   J-eideu  nn  der  Gerreiracliart    ler 
Juden  vorrüber,u."uc'!i  ^t'^exander  der  Groat^e  v;ar  den 
Juden  ge7/ogen.    K'^ch  rleiri  frülian   rede  Alexnr.dfiry  -.vurde 

sein  Heich  urtcr  >1-'o   Feldherren  a\-.fgeteat   u.fÄi'^ali* 

für    Cnsh   luo  ci^hre 
na   fiel/ nach  veraohiedenen  dch-^anl-MJngen  nn  di«  iiher 

Ägypten  Lerrvsohenden  Pto3er<ier.   Auch  uie  WAt-f^n   tw  aH» 
ger'ieinen  den  Ju-len  v/ohlgon  innt .    jnM   Mnf1«rt.e  Hioh   HU*t 


-•»1 


»• 


ernt  ^.i3c>i   nicht, als  PnlävStirja  nua  der  Hnnd  der  Ptole= 
n-iäer  iinge  C'ihr  zu  Begimi  des  <i.  vorohrlstlic^rtn  J«hr- 
hnrderts  linter  d.ie  Herrschaft  der  In  Antioohin  arr  Oron=l 
tes  herrschenden  Sele^icidenl^önl/?;«  üherging,his  riann 
im  d.Johrzei^nt  des  2.«^'rJirhunuertö  niis  der  Mitte  der 
Jtiden  seiher  ''ie   VerrJlter  a\]fstnriden,die    ihr«  Volknge^ 
noaHftri   in  die  II«nd  öenes  Anticclius  üniphauea   liefer- 


ten. 


ver  erste   ^iieöer  Verräter  'TOr  nleo  der  Ter*T>el=- 


Vorsteher  Sinon.    .»'o^en  aeiner   in  der  itadt  beruhten 
IjEgerechtigl'eiterL  tnuaste    ihm  der  HoViepr i.ester  Onlas 
Vorhaltungen  ^^ci-^acht  hahen.    I--^^  Verlauf  devs  hieraus 
entstaiidenen  ötreitea  verüht«   üirton  eitjen  H"t^-^heaKT,   in- 
derr:  er  a>if  IjrT.7egen  den  iM«»hgierigen  »j.lmrrer  ge.ldb-^dbrf^ 
tigen  ü.vr^rkr.nig  «uffcrderte,dert   Terrr)el   in  Jernsalem 
zu  he  rauhen.    Dort  ™aren  aileddings  groa.s«  3chät>;e,aher 


es  waren  die   Depositer  von  7/itwen  n.iValsen, deren  Gut 
«rr  hosten  irr-  ijnantastha-en  Tempel  gesohüt^it  v/ar.    Zwar 
wnrde  die  Beraubung  des  Teirpels  dnrr-h  den  Sohatzrr^iTtor 
den  höniga  Hellodorns   im  letzten  Augerhliok  v/i«  durch 
ein  .Vionder  verhindert;aher  KXXÄÄ/IIISM  die   Gier  des 
a.yrers  -var  nun  schon  einma:!    auf  den  Temne^scir^^tz  ge= 
richtet.   Der  erste   ZT^ist  rrar  entstanden, denn 


üf 


^ 


verinr^te   ei/.vaB   vori  den  Judftn,77as  dlfBe    ihm  nierrBls 
frei7;.iliig   zu  ge'hen  bereit  Tvaren.    i>a.s  ^^r  di'*    L<*latuiig 
eineB   ,iiidi8c''^«n  Verräters! 

JLiiifnal  Txi/TMierijriRniT:  der  Verrot   seinen  7ort=- 
ßRKft.    Sinon  ^etztat    innrer  "weiter.    Dnher  aah   aich  ünlaa 


gGW--v\3ngen,irj  Me  Hesiden;^  Artiochin   zu  r<^if?en  i 


«n  aen 


Verjcuf-dwiger   entge^,en  zu  treten,    in^'-vischen  stsrl? 
öeleukiia   n.Antlonhns  Ep^phares    bestieg  der  Tliron. 


Dies 


-.var  fler  Anlns3,ur.  einen  z'7niten,u.z'.vnr  den  Bruder    ' 


es 


Hohepriestern, Äa8on,^um  ürheher  eines  einz,^  gart  igen 
Verrates   in  a«r  ,1üdischen  Geschieht«   m  ermutigen.    Im 
Ghristlic"^en  Wiittelalter  kannte   >ran  ein  Vergehen  der 
Sir'onie,d.h.der  iirsohleici-ung  von  relifriöaen  ^Vtern 
durch  G-eldhestechung.    I>un,Jp.aon  -"nr  der  erste  der  nie 
öchßffiioaigi'.eit  tiesRas,dr-vS  Hohe  pries  t'^rfirrt,dna  nur  dem 
-rmrdigsten  P!ua  derr;  GeHchr.eohte  >ihrona    Pur  Lehzeiten 


ühertragen  werden  durfte  ,JüäMk>Jßi£Äi  vorr  Syrerkönig 
um  eine  hohe   Geldsunn  «   zn  Vanfen  u. seinen  eigenen  Bru=^ 
der  7Ai  verdrängen.   Angesichts   solcher  Schlec>itig>eit 
v;iegt  ea    fflat  geringer, ^aaa  dieser  Auchhohenriester 
eine  griechische  Tnrnschule  r^it  I-ackt7;etti<=-3ni-nren  an= 
geaichta   dea   Tempels  errichtete  u.aogar  zxi  kamufapiel«: 


ru«ch  Tyruö   Geld    für  «in  Opfer   des  H«ral<;lej=i   sJindte  - 
ein  Hohe n^ie Star ,i\eT  einem  Göt7.ftn  opfern  -.lolltel 

•.<enn  >mn  einem,  nicl.t.ifdisc^on  Könige  die  Vernclis 
tm>g  «?jles  Jüdinchen  hätte   leliren  7/olleii,3o  Tintte  nfln 
.T3   nicht  geschddK-.er  anfangen  l<;önrjwn,r.ia  «a  Jason 
gemacht  >ifitte.    ;/p.hrlioh  ein  Anticoiius  rJoiphanes   ist 
eher  y.n  entschuldigen  «Is  ein  Verräter  nia  Jason, der 
d^fj  IleiligöLe   aelnes   Volkea   in   ".en  3ohivut5?    ^og. 

23fSXX  A'ber  die   öcharr-Joa  Lg>ei  h  JavSona  liatto   trotii 
ihrer  ent8et?:li,;>>ön  Höhe   noch  r)io>it  geriügt,i3n  dem 
öyrerl^önig  di»    letzte  Ilercmnjig   t.u  ne}i»T«n,  ll^^^itte]>lar 
in  das  Heiligste  -^.er  Juden  einüugreiPen.   Dieser  3o}iritt 
blieb  einem  dritten  Verräter  vorbehalten, der  allerdinga 
sein  Verhalten  aus  d*ra  seines   Vorg''rtger8  reclit fertigen 
Rechte.    Menelaos,ein  Eruier  des  ers*en  Verräters  31= 
mon,iaufte    für  oine  noc}}  grössere  du-w*  dem  Antiochus 


Ver= 


■^■ 


das  Hühepriesterartt   ab,ob7;o}il  er  nicht  einmal  p^ura 
G*schl echte  Ahr-na  gehörte,    und  raclidem.  es  so  weit  ges^ 
kommen  vrar, übers türr^te  eine  3chaniosigj<eit   u.eln 
brechen  das   andere.    IvÄnel^os  beging  selber  den  Temoel^ 
raub, zu  dem  sein  Bruder  nur  den  K"nig  hatte  bevye^en 
v7ollen,u. zugleich  1  iess  er  den  vertriebenen  Hoheprles^ 


vSter  Onias   ftrrrordftn.    Schnell   schürz ta   si.c'h   n^iri  der 
hxiOt^n  des   unjieils.    AlvS   ui-*   Kachric.^ht  v^^rhreitet   v/urde, 
iait:LOch'!;ö   3e  1    5G8'^orh«n,ei  Ite   dftr    ^^^rr  ruiri,!»  Arrta^^rachld^ 
cl-.er  Jason  iierbei^richtrtte  ein  Bluthad  unter  .seinen 
ei^^eiien  Volk«gtino8Ben  nn.    Auf  di^.se   KnclirloT-t  hin  zog 

« 

Antiochus  r/utöcT-nRuherid  ^e.rPin   u. richtete   ohenfalls 

ein  Elutljnd   unter  den  Juden  «n,her^uhte   rlen  Temoel  end- 


•  •  -«  I  • 


^\i±tiß,\uevlier^3  -i^R^.a  .l^TP.ijf  dpy  Edikt  der  Rftlig-!onvS= 
■^«rfo]gnng,,lns  dnri«  ijoch  un«iiajic^«ra  Leiden  die  ivlrtkka=- 
"bäer  Puf  den  fl?^n  rief, 

Frngon  -^ir  «=j9o:    .7elc?ie3  v.'ar  die   un-rittelbare 
ürs'^chft   ,lei^  C'-anmüvkngeachic^.te  ,so   /"üörten  -.vir  -7;erm 
r;ir  der  .V'ahrl'oit  die  Jilire  gehen-  sntT/orten:    Juden  .sel= 
ber  an  }iervorragender  citoll'^  lialjcn  durch  Verrat   ihrer/ 
i.eligicn,  ihres  Judenturo«  u.. Ihrer  VolksgeuOvS.sen -rf- 


'-*\nXyi 


eKtset?;liohe   Unglücl<  heran n-.esohr^oren.    JieBftr  bitteren 
üirkonMijnia  gegenüber  ist  er>  ein  schlechter  7ro«fet,da3 
ochickaal   tier  Verräter  zn  seT.en,i^;u  sftrLftn,r,-ifl  der  ehrgil' 
zige  Jason  verjassen  in  r!e-  Prei-nde  st::;rben  rnuaste  u. 
l^enelaos  auf  Befehl  des  Syrerköniga   '-elendiglich   in  ei« 
nem  niit  Asche  gefüllten  Turm  (»rstickt  wurde, 

i.ber  trotx   der  bitteren  Gelbster}  enntnis  reicht 


b 


dna   Vorharideria«'.n  der    »ftrrätftr  rricht   aus, virri  ifis   Gnn'/e' 
zu  erklären,    i^ir  MJaseii  olj.iektiv  genug  3ftin,um  die 
i!V«.f,e   j;i2  stf5llen:    Jpm  h^t  eigentlich  .iere   i-;-inner  zn 
ihrer-  Verrate   be770gen,u.;7ie  )^nm  es,dasa    ihr  Vorgehen 
doch    irgendv/ie  einen  .«'iderho]!    Inder  CffenMichkeit 
zu    rinden  schien?   D^mit  j-omr"en  Trir  7Au-  ?',77eiten  irrige: 
iVelohes  war  die  Ȁmittelhare  Ursache   rener 
GeschehniHse? 
Die  AntT;ort  -rird  yiP,r,vjnmi  vrir  die  heiden  ochrit^ 
te  heachten, durch  die  Janon  nici^   '^na  IIohenrieHterarnt 
erschlichen  hatte.   5r  hatte    ia  de  fr  Könige  nicht  nur 
eine  grcane   Geldsurr.t^ie  gehoten, sondern  ziigleich  ver- 
sprochen'/noch  weitere  iöu  Talente   zn  ^'erachreihen 
-^eiin   ihr^'  gestattet  '.vürde, einen   3piel=   u.th^-ru-rsolatz 
7.n  errichten".   jOes  -weiteren  herichtet  dan/jVa}Va"HHer= 
"buch;»Da  der  König  dies  howill  igte,u.er  die  GeTyalt 
erhielt, führte  er  hald  hei  seiren  Volksgenossen  £rief_ 
eh. i sehe  3iUerj  ein-'.    ,Vir  sehen  alao,d*?ös   y.nr  Erklär 
rung  des   verrnterischen  Ilnndelrs  der  ühernnssige   jirar=. 
geix  nicht   aasreic'^t,XÄM  es  komrt  dazu  ein   idealer 
Grund, denn  auch   der  Verräter  -rUl  ^^o^  ai^h   seiher 
nicht  als  Verr-ter  dastehen.    iJer  ideale  Grund    ist  die 


Hinneigmjg   zw  ^rifio>  130^011    Zivi:;  iBRticn  n^KvQtnr, 
Sie  'kommt   schon  zm»^  Ausdruck    irr  Ilamftn  Jason, cienn  der 
,1iidi.<=3oh«   K^me   des   Bruders   des  IJoheor l^sters  war  Josua 
den  äaA  fJosephus   PißAnis   mit   der  gekür.v.ten  Forrr  Jeschu, 
d.h. Jesus  rriedergiDt.    D^mRis  hRljen  viej^  Juden   ihre 
l^nmeii  gr^cisiert ,um  Ihr  neues   Lehansiden.}   aus?.udrüks^ 
kon.    Dieses    Ideal  schien   ih.nen  ?>usreichend,u>r.   iede 
Art   der  Ah77endung  vom.  Judentum  u. Vnr-'/endung  unsa^herer 
Mittel   zu  reo>tfertigftn,ri:ch   L*inaeaverrnt !    r;!=>s/i.Ä>}.:ös: 
■bHftrlinch  ner.nt   ]vftrieip.0!3, dessen  ICnn«   vic]  leicht  ein 
L'raacVie   eraetzen  3olite;    einen  Verräter  ^ee  driRuLens 
u.dea  y^aterifiiides.   £a  ^'nnrielt   sich  also   in  .-lenen  Sr= 
eignisvsen  t^taäcMich  \m  einen  ZiisaninenFitoss  zweier 
Kulturen, des   Griechentrmis  rrit  iem  Judentum!   Unter  di«= 
oerr.  Gesichtai;uni;t  ecv^innen  .^ere  Vorg-inge  scheinbar 
»ieder  etvrna  wiarienaohp.rt]  ic>>  Beruh  Ine ndes.   Jene   r)er= 
snnlichen  Verräter  -raren  in  /n.rl^lichl'fti  t   nichts  ande- 
res ^e;7esen  flls   die  Auslösuria;   -qlnwa    liefen   ^nsaeren 
u.  innere).  Gr-^-n^^tze^,   d^a  Schicksal  geheint   über  den 
Ereignissen  zu  stehen  u.die   oersönü che  Schuld  7ai  mil- 
dern. 

■/Vie  verhält  es  sich  mm  tfttsäc>.li.«.h   rrit   lieseni 
}<;ulturellen  Gegensatz? 


XU 


^V^mi  rnB.n  von  griecnisohe^r  Kultur  spricht, so   miSB   nnn 

rrindefeterjB   ein  ürelfncljes    imtöracheldcn.    Dnö   f^lte   Grie^ 

chentmn  '.var  «in«  von  TTrythologischen  rrntt«rn,(Ue   in 

ilir«r  LebeiKsr/cise  -^«nig  vorbildlich  vrarftn,ftrfini+« 

Sport] iohes 
.V«lt,«ln  fröhnichea/IIftidftntujn!   Ans  ^.«n  Ufln^schen  di«3ftr 

Voltsreiiijion  erntan,l«n  «^T.er    ir.  ö, vorchriatlion^n  Z'^hc- 

hv'VVATt  l*anni,er,iai(5   ein«  herur)d«r\jrjgBV7v'r'!ig«   nftue  C)3«r= 

w«lt  a\ifl)nui«n,  U«   //«It  der  vVio^«naohaft .   Di«  grr-s.sten 

ciieser  Ivlänner  nnhftrtfin  sich  durch   i}ir  D«nl««n  d«rn  mono- 

theistiachen  G' -i.t.eaglnubenjii  .von  dieser  oftit«  h«r  ?;ä= 

re   «igentlicv   tsiii«  Bruc.ya   zmv  Jud«ntum  /ai  achlngen  g«^ 

w«s«n.    Al)«r  vor  AIex«^nder  deir  Groasjen  -r^rftn  heid«  Ar- 


t«n  d«s  Gr^-'^hentnius  f^vT  Gri«c>ieniand  h«schr^ln}<t . 


Juva  t 


Alftxpnder  h*^t  diftse  Ku3ti3r  hin^^iigsge tragen  in  d«n  Ori= 
ent.  Dadurch  ental,and  oin  n«u«B  Griechentimi  «ine  V«r= 
miachiuig  aiia  h«idniöch-frr)h]  ichs^sportlichftrr  Gri«chen= 
tum -wi-^  dem  wi^ivSenBchaftüchen  Grieohentnrri -h^Äiemen* 


t«n  ori«ntaliach«r  kultvir.   Diesea  neu  ent^s banden«  ^e- 
hild«  nennt   tnnn  Hellenigmia.   Dieser  Helleniamis 


nun 


8bi«sB   mit   dem  Judentum  zusammen.    vV'as   rrusste  hiehei 

hei'piiakommen? 

Lit  deif  rris3ensch»^ft liehen  Griechentum  hatte 

sich  das  Judentum  verständigen  };nnnen.    Die  an.-;te ren 


ii 


Jnhrhimdf!Jrte   ii^ben  es   l)ewi(!^aen,dasvS  di«:^   treusten  Die=^ 
ner/nn  aenj  herrliclier   GÄSchenk   -ler   //ivSJ^enachaft 


iiiv3l)ftvSonder5   ^uoh  üljer  :lie   Zelt   uea   f.irj«teren  Ivlittelal- 
t«ra  hinülDer   -li«   .iüdif^chftn  G(2le?irtftry.    Df^r  Anfarig   ist 
a^ber  schon  vor  d«r  IvP.kkalj derzeit  g«)'«G?)if.  ^nr(i«n,nl3 
auf  /»'imac/n  ninea   F(irai,«ri  der  Flolft.'nMcrdynaHtlft  die 
Bi^el   ii)  die  griecltiaohe  Sprache   üTierafitx.t  '.vurd«,der 
er^tft  ii"uat«uaoh  -.visHenflnl-?. etlichen  Gutes!   Von  der  .7is=: 
ßenschaft  ^ii)g  der  Zu.rfnn^iTen8toRs  nuoh  nicht  «us  son- 
dern  vom  helleni!=itischen  Lehen!    Dieses   L^i-t^n  -rar   Ins 
fröh]ich^3port3ir:he   I]eidcr.-tu/n,«.her  P-ntei^ert   .inrch 
die   Iifichäffurg/,K«r  hf»isahlütia,^ren  Grier.t«:en.     ;«)s  den 
ciu.ien  .-inp«l«  a^-o  neiaten  «^uf/f ifil^-mr//  dn^   Treiben  In 
u.nrr  -^en  Gyn.iifäsn^.ier.  oport.sclnjlen,  in  ienen  iie   »Vetf;=- 
>fimpre   der  JCn^^inge  n«^cht  auage  rührt  -rrnrrler,.    ,/ern  man 
herlev}<t,-;ie   gero.^e   das  Judentum"  ^iehietet ,r!«n  Trieb 
:^rrar  nicht   zu  unterdrücken  ihcr   z\:  h;;ndigen,go   vnr^ 
|teht  ^'P.n,r\*^ss  hRltlonen  L<-.enschen  die  heai«nir,ti8chen 
^Tis   eine   üirlf3snng  vork^rrj.    .Jg  -.vird    uns  heriohtet    (4.1'Rli, 
lnp,-^)l>dna3  die   lu.sh  nach  hellenincher^  //esen  u.die 
NachRhr^urg    "rerrder  oitten  .^uroh  die    ühern-.Hasige  Frevel^, 
haftigteit  dea  gottionei),,les  hohenoriea-.erlichen  Arr^ 


tftvS  \wi'7i;r<lit^ftn  Jason  dcrniasaftn  «rstririii:   afti,daf?3  die 
Priester  nicl^t   rr^ehr  eifrig  um  den  Dl^^nnf:   des  Oofer- 
altara  ':var«n,8cr.dr!rn  den  Temnel   ve-^^^cbteten.öich  urn 
die   ÜDfer  ric'^l   Ki*'r>.r^erLen  u..sic^    >^e3treT)ten,an  dem  ge^ 
öef.z-vidrlgen  ücnnupial  ^irP  den^  iiiri^paatz   u.devf    ;/erfen 
jTiit   ufjr  Jcheioe    teilzuneLr-en'^    Dieae   Fluch?:   ^ua  der 
Länn«r=hildenrienden  Bindenrlen  ßthil  fi«B  Jnfiftntuwg  ?;ti 
der  -^ftdft  Ansaohv7«ifnng  /^»^v^tattendftf /]f«ligion  des  Hel=. 
]entiinis    vr^an  deme   nur  «t?:«  nn  dift   P^JderavStl«! )  -.var 
nnti;rlich  Ruch   die   Uraac},?;  ,dfia8   man  nur)  Talilloa  allfts 
Bclxön  rarid,vvas  der  Ilellexiis-tiua  riuoh   sonst  dar'^iot .  "Die 
vatft-i^.nd Ischen  iihren  ncnteten  aifi   fhr  >.ichta,u.n\ir 
die  helleniachen  hielten  sie    rUr    lie  aohönaten"  i<;.Jvhk. 


1  a  \')  .-t) 


ten  könnt«   sich  die   i'ifut   u.dchav-^loaigkeit 


dea  V«rrnt«3   .isner  it-^-niier  flua  den  ersten   i?atrilien  gar 
nichh  AÄiEÄXÄlZ&ili  erklären, ;verin   -^s  nicht  eine  anlr-all- 
aohe  RevoHntion  mnh   Lehen  hungernder  Menschen  ^^imeaen 
•77äre,die   a  Ich  gegen  die  herhe,prof-ti3che  Lehenahln= 
dimg  dea  tnidenturt«  a\3fgei«"^'nt  hätten.   3o  -var  a^ao 
tataüchlich  die   tiefere, rnittelharft  T;rt}o,.>jft  .irijer  2r=' 
eigniaae   einZiiaaifmenalorta   zvyiachen  4  Kulturen   ?:'.•; iac>-n 
J ud eil tufi  u . i.:T iecn  iaehic r  L" Tjen.'^/j;ea  i:Q It ung .   ja^nr  es 


scheint  JunzY/ftlfer-n  et,  ansB  die^^er  Zu.s  nrnrni^  u^s  Lo  8  ö   rne=^ 

seroHt   ü.av^inft  ADhängcr   in  den  Hont^^ren  Jalirhuriderten 
zugrmi;le  gftr.ic^tftt  hat,«hand   rjjs  VÄr:^it^.Ier  die  hf.rr^ 
liehe  ochöpfung  griecyrlscl-Rn  meiste«, die  ^T-ieohische 
.Vissenschaft.   Der  ZuannTnienatoa^/iat   eirizig  u. allein 
das   .7erk  .jüdischer  Verräter, die   -IJerdiri^B   Hn-b.1e>tiv 
sich  gerecht  fern  igt  g]«.uhten,da  -i«   reinten,  ihren 
Volk8genoa.3en  eine  neue,henvsere  ^eberisfor.'n  hringen  7.\\ 
rcböoen.   Lieae   L^nrichen  hRhen  den  Rn  sicli  ger/altt-itigen 
leidenachjs.ftlichen  u.f^uasohweif enden  Antiochus  Spi= 
phnnea  ain-^gepeitacht^.lR  sie  hahen  XXjC  geradezu  diu:ch 
ihre  Bestechungen, tnit^,«]st  derer  .sie  daa  HoheT)rie=: 
sterairit   erin,^tftn,.1ene    CürcVtoci-ren   Verfo3:gi:ngen  ,p-^.;^n 
iiir_/»^/^>ftne.3   Volk  erlauft. 

.Verfp.n  -vir  vAm   in  dleaem  Augebhlick   einen 
Blicl<   auf  das  liauptatücl'.  der  Chanmikkalitwgie,auf 
das  allhekannte  toos  7a^t ,^o  rr.ua.s^eine  gan..  erstaimli^ 
che  Pe.ststein^ing  rachei,.    In   l«tx,ten  Verse  77ird  die 
Verfolgung  dnrch  die  3yrer  geachildert:    Die  Jewanim, 
die  Hellenisten  versar-rreH ten  sich  MüOmtXFer^n  Mr», 


x^ 


^^nern  weAner  i^estiingen  n.veninreir Igten  alle(heili=: 
g«n)   03«...   ivein  v/ort   atftht  ?iiffrin  voii   cl^n  ,ir.diöc'^f»n 


Tr 


/«rrätern,u.g«7;"r>a  v^äre  «s   -lisrn  hervorragenlen  Dichter 
dieaftB  Lirtdea   roc^lich  ß«'«rnnßn,  ihr  v«rh?]ngni3voll«a 
.Virlsen  !3nr,uaftutexx,7.'enri  er  ^e^ollt  hntte.    .Vnrut-i  hat  «r 
ea   nicht  getan?   - 

Dio  BftantTTortvmg  -lieber  Frage  ".'ird  nur  p-öglich, 
vrenn  --^n  zur  dritten  Iiraipti>nge   urseres  Planes  üher- 
ge}it:    //elchea   ist  die  StelHung  der  Chanrm>Vaerelgnis3e 
imierhalh  der  ganT^en   ii^disohen  Geschichte? 

''faren  denn  'Ue    Verfolgungen  den  AntiochrAö  lünis 
phanea  die  einzigen, die  vinsr^re  Geirciuacliart    ip-  Lauf 
ihrer  ueachic^^te  zd  erdulden  h.atteV  Hat   nicht   ein  Pha= 
rao  die  Juden  auaj:urotten  wer.suo>itV   uat  nicht  ein 
^ehiikadne?:ar  Jerusalem, den  T^moei  u.XffiöQPiSXMÄMXHXIifh 
zertrümpiert?   IlPhen  nicht  die  Ijörgr  daa  .1  öd  lache  iieich 
endgültig  zerstört?   iiat  nicht   das  Mittelalter  die 
,1üdiR(iVie  Gemeinschaft    Caat  zura  .jraticren  gebracht? 
Erheht  sich  nicht  z'ieder  i/i  r^iKS-rren  Tngen  eir.e  jlran^ 
düng  hlutriJnst  iger  Judc^nfeindachaft  ,die   \m^',.^.r^.  Gencin- 
Schaft  zu  entTTurzeln  droht? 

I^n  ^ann  angesiohta  dieser  Tatsachen  nicht  ver- 


io 


kftnnftrij.iRsa  dl«   Vftrfolgung«n  einfta  Antioohua    ihren 
oinii  g«v;innftn   innerhalb  der  Cxesamteracheinun/<4»Ä  -jer 


Verfolgmjt^eii  im  Innf  der  Ge5jchiohte,dcia9  niao  ,1ene 
jivldi.gohen  Verräter  nichts  anderes  vmren  nia  der  An-- 
laBSjüCr   in  .iener  Zeit   zwjknBhrnoh  der  Pein.lschnft 
i>e]eiiexmeit  gab.    Der  lehzl:e  u.tiernte  Grund  der  Chan^^ 
nui-kaereignisae   ruisnjir.  ef^as   biegen, ;vr'a  maoh  die  Ver- 
foigungen  früh-rer  u. späterer  2-iten  erklären  läöst. 
Hierzu  nüseen  v;ir  fragen^    ',7as  bedeutet   da?5  Judentum 
überhaunt   in  der  Gesamt  ersehe  inurg  der  JiM«rachheitv«?= 

(^A*>»»fC  v4M^Ar»yl  Äu*^ ; 


eschiohte?     -^Das  Judentur»i  bat  mit   der  iJrlsenntnis 
des  einig-einzigen 
/G'ttes  den  Menschen  Lebenabe.iahung  anstelle  von  Le=^ 

bensfurcht  u.  Lebens  flucht  gelehrt  ,:7i:,g]e  ich  aber  durch 
sittliche  Bindung  der  Triebe  durch  das  G'ttesgesetz 
'trerhindertjdaas  eine   falsche   leb.-nsbeiabung  der  Trieb- 
ausschweifung  Jeglicher  Art    (g^^o^ldgier, Sexualgier  usv/. ) 
den  <7eg  eröffnet   zur   früheren  oder  snäteren/zirstö- 
rung  der  renschlichen  Genie  in  schaft. 

Wo  nun   in  ima-rer  Geschichte  eine  Gesawtverfol^ 
gung  unserer  Gemeinschaft   '^ufzu-vaiaen  ist, handelt  ea 
öich   irrjr,er  um  den  Aufstand  einer -«iÄii*vUi-^systerHtl= 
alerten  animalischen  Triebwelt , die  das  blosse  Vorhang 


16 


rl«ns«in  d^a  Jufl«ntnms  als  im«rtr''1g]  ichftjW«!!  ainnauf= 


y  ep^findftn  miivsnt«! 


he'bftnde  »i'oTnul 


Seilen  "-ir  die   Verfolg\iiig  der  .iüdibclien  Gerrein- 
aohnft  noch  vor    ihrer  geistigen    Festigung   in  Ägyr,- 
ten!   Lie  /Jgypter  emj^f^nden  die    Isrneliten  Aln   noliti=^ 
sehe  Gefahr.   Aher  -.varuK'?  Doch  mir, weil  sie  anders 
rraren  «Is  das  ührige  Volk  u.sich  nicht  r.s.-^imil  ierten? 
jiöäea   ifQ  titiCr.ten   vVosen  anders  .T-in  XKiüüODC  -vird 
8ichfbPr,7.'enn  Trir  auf  der  einen  öeite  sehen, v/ie   iie 

Sch-'.'ere  der  TodeserKenntnis  den  ^yoter  Z7;ang  sein 

Ir^henverfinatarndsn  ""'  o>     ' 

halbes  Lehen  der/ Totenverehrung  zu  7ridrrien,so  -^ass  die 

PQ-irer  de^  Voll'eSjaie  Pharaonen  schon  ^ora  Tage  der 
Tlironbe Steigung  Ph  begannen, oic^-    ihr  Tötenden}-. ral  zu 
hauen,. Ue  heute   noch  «rstaunenden.riesenhaj^ten  Pyranl^ 
aen!,u.auf  der  nnderen  Jeite  das  ^«banhe. lahenclc  Ju- 
dentvM,in  äf^m  die  echte  Lehensfi-eude,die  Simohah, nicht 
nur  eine  Itollc  spielen  darf  sondern  soril! 

Oder  betrachten  '."ir  dia  ErTriehungRgeschiohte 
uiiyores   Volker,   bis   Zür  Zersl.Örung  des   Teirpels!    ./as 
bedeutet  denn  der  atändige  Abfall  von  der  Lehre  Cr't^- 
tes  u.die  auf  dec  Fusse   folgende  ^estrafungV    IMchta 
anderes  als  die  Hinneigung  ?Am  ifr.lech,Baal=  u.Astarte= 


# 


17 

gntJ^endiftnst , d.h. aber  zw  Religlonftn,  in  d«r«n  ziir  Er- 

regiirg  religiöser  SkatavSe  Iwrd=n.SexiTalransoh,die 
Kedefschitn  u.K'deschoth  \i.die  i-^nsohenoDfer  eine  tragen= 
de  Rolle  spielten.   iiftiÄen  vrir  a^irnn/iass  ■■!««  Judenturri 
den  Jv:f4xtyrertod  von  Rieden'  r^^lner  Anh-nA-^r    Tord-^rt  -«mi 
er   zmn  Grötzendiensi:   der  Un^ucl.-t   u.dea  Llordea  ^«^^^^-üt^^en 
Tveraeu  äoil,u.r.'lr  Köiinen  XX  uän  ri   '-[trinjj.  anininliaclien 
Gö^i;erjaat>'.  arrü}ileii,der  dem  Auf  u.Ab  der 


ivsrf^eli= 

tischen  Geschichte  his  zur  ernten  ^erHohr,-«tterüng  des 
iieiohöö   zugrunde  gelegen  hn';. 

Oder  1.":- denken  -vir  die  o  i  t n q,  b i o r  '  1  e a  Ivl i t ': e  1  n,  1 '-, s r .s 
n-it  Belneir,  nPiven,r)her   im  r^oen^i   .s^^^vordei^en  L:«cht= 


triftl)  verrai/erien  Uniforr-ienwgshestrehen:    EinReioh 
eln_  König, eine  Art  von  Untertanen, u. der  Tata°che, 
dass  )rnn  das   Vorhr.ndonöein  der  Juden  nla  eiüen  at.iin=- 
digen  Protest  gegen  die  Xlicv-ti-keit   dioncr  ^>->strehi^^ 
gen  en-pfindcii  r"a3ate,so  k^nn  r-.n  verstehen, dnsa  gK  die 
irro  geilenden  rWirer  °uch   das  niedrige  Volk  nicht   7.\x^ 
rückhielten, 7;enn  es  seiner    tiöriachen  Tr.ieh.^.dr^a  An^ 
dersartige  nls  aolcJ.ea   schon  für  schlecn.  u.nusrott^angÄ 
■vert  VAX  halten, Oiutg^:erigen  Ausdruck   verlieh. 

Oder  betrachten  -.vir  die   Jil:ixai,iun  des  heuti^^en 


X^ 


^.0 


♦ 


Judephpsrf^^grtr  nrjf  der  prinifh/eh  tT;er;^ftugring  aid!'- 

l'C,ut,d?iös  iiiii'  d?.a  eigene  Elut  ^ott;5hiüich,lftl>ftnsT;«rt 

(nlöc   p.aoli  dlft  Judftn) 
u.r'ieruMchen',7urdig  ist, ,anl)er  nll«8  anuftrß/r,l«d(^rrn,8öl^ 


■u.iebenaujr^erüdo  r-firdon  --ix-  d  La  BrtLn^pturjg  verateh'n, 


\irn  einen  Aiif stand  eirer 


-1  ■? 


i-i  i"M   RVR t «rat  i.<=i  ierten 


fi'^ii-naliac.l.er  Tr1e"bwelt  haiidelt,die  das  "hTosse  Vorhan*^ 
dftnRfiin  des  Jt^dent^mis  alsViinerträgl  ich^  ,v^ei:  BinEai;f= 
hebende   no>mlr^ift!f;«ir>i.  empfinden  mi^ste , 

Dies  iai,  jjayc}iolrgibc>  rjiolit  iu..c;rötUi.axi(;:., 
ebenso  --ie  es  verötaiKliic'»-  lai;,dns8  inner>.a]l)  ujiaerer 
Gen^elnfichart  SXM  ^er-.de  zxa  eiilacl..ftidend«ix  Zelt  aicL 
auGli  iri.er  k'en.scl-.en  gefun-^'oij  haTx-n^die  -u.->  ".ilidiRchem 
Selbsthass"  <i^n  r.rl,«liei\en,*'TK*r  T)inder,dftn  Lehren  ihx'cs 
Judentuira   eii.'.rii<^l.ei,  '7Toiii,e}j   ,-.iaa   di«,^«r.  Grunde  den 


i^eindftL   de»  Judentut^is^vcr.    imien  her  nla   7err'ii,er  die 


■>  ^  * ..        -t.  j  .'.  4  . 


griffe  aher  nicht  Ursache,   ijariijn  hat  der  Diüiiter  recht 
der  sie   im  Kooa   "-,:r  ^^.x  nichf;  er.7:nn]vt,ueiia-i  Uranche 
.lenea  Ai^griffea  u.j^ller  Arv.rU- fe  -ar  dat-    I^-^iktnffl  des 
fberhaupt  existierenden  Jndenti)ws,d.h.dftt  höchste»  for= 
(ierntiewAi^fgahe  des  .l^enschentnms.die  den  Völk«rn  im  Ge= 


J^ 


wände  des  Ji^deritimis  geste:?.!  \v\m1e.   üi«  :J:ltuation  jtae 

Ytayf 

Judentunks  iij  allen  -i^ei  i«j:i/.Lin/'ei-  v;ieu.er  Jie.ieuige,die 
in  der  ChanimVkasittiat  Ion  gemein, /«ichr.et  wird:  ßiner 
l-lelne«  yn]l^lft,iri,dwnne?y  ein%-ige  Arfgal^e  ist  die  Ver^ 
kömernng  T3. Vertretung  der  höchsten  T?«n8chnch=nitts= 

Steht  HO  oft  ^ep.ftnü'ber 


]  ioh=^re]  igiösen  Aiifgahen 

1^  <:MA^JUva.^iVcX«r'  ^n^C^^^tvi^ 


einjhrüllender  HeerhSufe,derr  roch  nie  das  Eew^isst^ein 
rler  TJr.irrra:'it??t   seiner  hrtlllenden  La.ioritrt  geyonrren 

ist .  ^^''>^^^:^^i:^iT^T^-JL^mjj^ 

^Vo^er  hat  nun  die   .iüdif^che  (lerein^chf^n  die  Kraft 
genorr-en,  ihren   znr  j 


Anstilgvng  entsch^of^pjeren 
Feinden  -^-r.tand  r.u  leisten  u.«te   ..  üherda.ern,acM 
v.nMerhnx.|....  .:-_  .,er  christliche   .Forscher  Friedrich 
-uc:.le   ai.  Juden  in,  ;vn},rsf:ei,  ^i,,,..   «ir.  Keiaenvoik 
^-a.f,V   Li«  Ant.vort,uie   dn»  Chann,^.k.nfettJ^^t?;f "^ 
Bc}.eint,iot   nicht  uift  rieht I^«  -fr-,   -  _,          T     .. 
i-'allejcjas  3ch7/ert  Jja4a  J/n^kfehla  ^.^^>,.,    ...  _^^^^,      

>  t  cV.k'^  -i    f    /  ]        vi^vp     niar*     i./r'f  +  1    i  r.  V  ^        .--Li  -     , 

gHhe  achon  iängau  lein  Judentum  rr«hr,.venn  nicht     ft'tt 

s.Iher  ^  ^..   i..,,  .iederLehre.der.   GeX-.hren.ituationen 
sein  /o^xc  u.seine  uetrei.en  geatut^.t  hätte.    7^\  henütsit 


siU 


w 


rfrfid^rsl.nnd  eines  kleinen  iriHurieiny  ^.eg^ri   einft   imge^^ 
hft\^ftrliche   LherM«cht.   ^her   itr.rr^r    ist   «a   ftr,nic?it 

L'rjhftr  dirsrra  Geaaiiken  nun  .si.Äht   uie  grnr.e 
v.enig  iiirpfnn^/rftiche   Li i. u xk ig   d <^ .s  Cli ap ni[j> > jU'f^g t^ m  .    fis 
soll   unter  r>i:ien  uratänden  verhüte»!   v;erden,der;  vledan^ 
len  eines  P&f fen^hidentDjr>,s   nls   ;ivMi.S(;h,.^.l.s  er.sti^ei^ena^ 
v7ort,als   etv7?^s   G 'tt^e  r;3ilii/eB,-ls   e  tv/^s  Keligiöses  l-in- 
zustellen.    Darier  --erden  die  Hasnr)n^5ernrieRter  an  der 
einzigen  3telle,ar.  der  -^^-r*  Hft-J(iffritr:ten|ÄMXXM  nngft= 
deirtftt  ^«rden,riux  «is   .»'erk^.CiU^ft   G' tf.es  hln^est.ellt . 
iis   ist  das  Geljet  nach  den.  LicLteranxi;nd-?n:    »Sirtli«  die- 
3«   Lichter  >,ünden  r.-ir  r.n  für  die  iiil  i>Ie  iatiu-^sea,-,.../!^ 
der  u.;«nnde-taten,die  du  unseren  Viil.ern  durch    ieine 
heiligen  Priester  er-.7ier,ftn  hast".    Sonst  aher  vve 
.ir^ne  kriecherischen  Leistvijgen  noo}i  nicht  einral  rila 
Taten  der  liasnonaer  er7/-ihnt,r)i(;ht    in  den  B'rochos   vor 
den  Lichteran/Ünden, nicht    im  xiede  Ivk^oa   ziji>, nicht    in 
der  i^iriöchnltmi^,  ir  das  ^ch'none   esre  u.das   Tisch-ehet 
ioht   in  der  Hioj'avcrlftsung, nicht   in   ,1er  Haplitarrdi. 

In  den  x^indrüc}  en,die   tief  ernpfindende  flieht^ 


rden 


n 


-u^rr 


^OiAC^^^fvLu^ 


^16uJU-o^-<-^ j  J^, 


m 


21 

?i:i«n,wle   z.B. der  Komoor.iat  Hnr.(1el,voji  der  Grnndio- 

Bit,^it  der  Ch^-nniikknftroigniKße   erhnüten  hn"h«n,rtpielt 
nucl-i  dl«   militari 8 c^(*i;eiatim£5  eine  vriclitlg«  Holle, 


kW.  2.-^.^ 


.nera 


Hallelii.in  Ar»--«!!  Hcliiifta£il.%ii.i»j-  gu  leicht  '}:orn>t  man 
in  .iftue  ^e.f ehrliche  Atiro Sphäre,  in  der  mon  reiiaohen- 
mordende   iivS£^.ii  segnet.    -Vor  «traa  derartiges   tun  TÖoh= 
te,krii!n  .sic"^   nicht  nuf  unser  ChPrinnlci-arevst  lierufen, 
flenn  unsere   «Veiten  h«.hen  nicht  rj.>r  .•.rde   ./r.ff«nv«rlierr= 
lichwig   veririeden,.gift  h"hen  sog?>r  eine  Hr.ohtnrnii  nna 
dem  Profeten  Sechar.iah  ausgewählt ,  in  der  die   «/äffe 
nlt3   lebenförderndes  iv:it..,(^a/w,-^ meint    rird;    Lies   isst 
(^p-B  vVort  des  ürigen  Pn   den   (politischen    ■iV?<.xfir\)   Se= 
ruhahel:    Mcht  durch  Heeresmacht  n. nicht  durch  Gewalt 
ncndem  dnrch  meinen  ^eist,sr)richt   der  Herr  der  H-ftr= 
scharen! 

Es  glht   eine   oitte,hevcr  mpn  n°ch  der  wl'^hl^eit 

^^     m-     1       ,    _L  .  '''om  Tische 

aas  fischg.-ioet  vemchf;«  t  ^alle  eisrriaen  G«rMteA;-.g= 

7,ngchf>ffftn  in  ürinnenmg  daran, dnsa  der  A:;tar  des   Teffl= 

pels,^it    iem  unser  Tisch   verglichen  wird,nm^  aus  3tei^ 

gen  vvurde^   Et'.vaa   Ähnliches  hal)en  unsex-«  v/eisen  n,it 
den  Chanmikkaerrtigniasen  vorgenoi)Tfen,heA;-or  «4 


\       • 


i^rin=^ 


0 

r 


naruDgBls^.g    in  ueu  LreiBj^uf  den   reli^^iöcjen  Jn.hrÄa 
niifgenoirjnen  T^erderi  Ivorntft,    Sie  hP.lDen  Jede  V7arfen]<:lir= 
rende  iirirnerimg  "beaei  t  igt  ,üiart^it   eindeutig   in  die  iSr=^ 
scheinijiig   tritt   der  7:ahre   ^iinri  ,1eiies   Geschehens   u. 
der  ganzen  Jüdischen  G-esohiohte:    iiin  Vrlk,da3  auser^ 
koren  iat    zxm  SKXXXJt  lehrreinter  des  Dienstes  am  (rei- 
ste  G'ttes   u.der  iwenRchj  ichkeit  v;ird  anf  seiner.)  3ohick=- 
sals'vege   durch  oturm  u.D rang  u.Kot   u. Tod  gKiiXXiüuüi: 
^;c^,en  den   Vernichtiujg  drehenden  Anctiu-r^t  von  aussen 
U.Verrat   von  innen  geschützt  (durch  «ci^^e  ■<»  ifr^n»  Treue 


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39. 


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] 


"Entwicklun^sraum  der  Jugend" 

Ansprache  für  die  Einweihungsfeier 
des  Jugendheims  der  Synagogengemeinde   am 

Sonntag, !$♦  Jan >1 932  >  '' 

Meine  Damen  u •Herren!  Liebe  rreunde! 

Zu  den  schwierigsten  Auf gaben, die  uns  das  Leben 

stellt, gehört  die  richtige  Gestaltung  des  Verhält= 

nisses  zwischen  Erwachsenen  u. Jugend •  Selbstverständ= 

lieh  ist  diese  Aufgabe  individuell , innerhalb  ein= 

zelner  PamiÜien  von  den  geborenen  Pädagogen  aller 

Zeiten  schon  sehr  oft  richtig  gelöst  v;orden.  Man 

könnte  als  Kriterium  für  die  richtige  Lösung  bei 

Berücksichtigung  moderner  psychologischer  Erkennt= 

nisse  vielleicht  die  Behauptung  auf stellen, dass  dann 

das  richtige  Verhältnis  vorhanden  war  u. ist, wenn 

zwischen  den  in  Frage  kommenden  Menschen, wie  z.B. 

zwischen  Sohn  u. Vater. oder  zv/i sehen  Lehrer  u.Schü= 

1er  statt  des  leicht  eintretenden  Falles  ääX  feind= 

Achtung  / 
schaftlichen  Verhaltens  das  Band  der  Zuneigung''^  oder 

gar  der  Liebe  entsteht.  Dass  solches  Verhalten  auch 

schon  in  der  Vergangenheit  zv/ischen  den  in  Frage 

oft 
kommenden  Menschen/geherrscht  hat, wissen  wir  aus 

vielfachen  Schilderungen  U.Berichten, die  also  dafür 
sprechen, dass.  auch  früher  schon  im  Einzelfalle  nicht 


* 
t 

* 


selten  das  richtige  Verhältnisse  zwischen  Alter  u 


/ 


Jugend  gäSäXiMKJtX  vorhanden  war  u/.  somit  eines  der 
schv/ierigsten  Probleme  der  Menschengestaltung  richtig 
gelöst  worden  v;ar. 

Aber  es  kommt  nicht  darauf  an, ob  vielleicht  im 
Einzelfalle  aus  persönlicher  Begabung  des  Aelteren 
heraus  das  Problem  richtig  gelöst  war, sondern  ob 
die  allgemeine  Einstellung  der  Zeit  u. damit  die  &e= 
samtSIÄ]ßJgIIiiÄg=Lösung  die  richtige  war.  Und  in  die= 
sem  Punkte  lässt  sich  nun  nicht  bestreiten, dass  die 
Vergangenheit  viel  gesündigt  hat.  Die  Erv/achsenea 
haben  im  unerschätterlichen  Gefühl  ihrer  körperlichen 
materiellen  u .geistigen  Jeberlegenheit  die  jungen 
Menschen  nicht  selten  in  unbegreiflicher  \7eise  be= 
drückt  u  .unterdr'jckt , sodass  man  manchmal  meinen 
möchte, die  fast  als  psychologisches  ü-esetz  aufge= 
stellte  Beobachtung  des  oft  radikalen  .Vandels  in 
der  Anschauung  der  Väter=  u. Kindergeneration  sei/ 
in  Wahrheit  vielleicht  nicht  auf  eine  naturgestzli= 
che  Veranlagung ,  sondern  vielmehr  auf  die  Fehler  zu= 
rückzuf iihren,die  seitens  der  Erwachsenen  in  ihrem 


Verhalten  zur  Jugend  gemacht  worden  sind. 

Welcher  Annahme  man  nun  auch  zuneigen  möchte  , 
so  wird  doch  durch  eine  jede  ohne  weiteres  erklär= 
lich,dass  in  dem  Augenblick, in  dem  einmal  -zum  er= 
stenmal  in  der  Menschheitsgeschichte!-  die  Frage  des 
Verhaltens  zv/ischen  Alter  u. Jugend  aktiv  von  der 
Seite  der  Jugend  her  in  A  igrif f  genommen  vmrdejin  der 
vor  ungefähr  dreissig  Jahren  in  die  Erscheinung  ge= 
tretenen  Jugendbewegung  nämlich, dass  in  diesem  Au= 
genblick  nichts  anderes  in  die  Erscheinung  treten 
konnte  als  eine  allem  Anschein  nach  abgrundtiefe 
Verschiedenheit  zwischen  Alter  u.  Jugend  u. damit 
in  der  peffentlichkeit  ein  generelles  feindliches 
Verhalten  der  Jugend  zum  Alter. 

Dieses  Verhalten  aber  ist  nicht  das  nat*ir= 
liehe  ;ebensov/enig  wie  das  frühere  Verhalten  der  Er= 
v;achsenen  zur  Jugend  das  natürliche  war.  Die  Ableh= 
nung  der  Erwachsenen  durch  die  Jugend  war  nichts 
als  der  extreme  Pendelschlag  des  Verhaltens , das  sei= 
nen   Ausgangspunkt  bei  den  Erwachsenen  genommen  hat= 


te . 


Ist  diese  Annahme  nun  richtig, so  muss  der 


Zustand  einmal  he rannahen, den  der  grosse  Maimoni= 
des  in  Anlehnung  an  griechische  Vorbilder  middah 
benonith,den  goldnen  Llittelv/eg  genannt  hat*  D.h.:  es 
muss  einmal  der  Augenblick  kommen, in  dem  die  Erwach= 
senen  einsehen, dass  das  prinzipielle  Verhalten  zur 
Jugend  in  der  Vergangenheit  falsch  war ,u. auch  die 
Jugend  muss  einsehen, als  Jugend  u. nicht  erst , wenn 
sie  zu  den  Erwachsenen  zählt, dass  auch  sie  in  ihrer 
radikalen  Ablehnung  dessen, was  sie  alt  nennt, auf  fal= 
schem  Wege  ist.  Dieser  Zustand  ist  nun  gerade  in 
unseren  Tagen  eingetreten.  Von  den  Erwachsenen  sind 
zahlreiche  berec  itigte  Forderungen  erfüllt  worden, 
man  denke  nur  an  die  Aenderungen  in  der  Schule  ,in 
der  Jugendpflega/,u. andererseits  ist  der  etwas  vertrlüf= 
fende  Fall  ganz  offensichtlich  vorhanden , dass  die 
Jugend  Unterordnung  unter  die  Erwachsenen  nicht  nur 
nicht  mehr  ablehnt , sondern  sie  mit  Freuden  bis  zum 
militärischen  Drill  treiben  lässt.  Damit  aber  ist 
durchaus  nicht  die  Aufgabe  entfallen, dass  man  immer 
v;ieder  aber  die  G-estaltung  eines  richtigen  Verhält^ 
nisses  zwischen  Alter  u. Jugend  nachdenkt , denn  es 


r 


ist  nun  einmal  so,dass  es  im  Lebendigen  keine  Ruhe 

gibt.  In  jeder  Familie  v/iederholt  sich  immer*  wieder 

von  neuem  die  Problemstellung  Alter  -  Jugend, und  im= 

mer  von  neuem  muss  sie  wieder  geljst  werden.  T^arum 

soll  diese  Frage  in  die  heutige  Erörterung  eingescho= 

ben  werden, damit  ihr  unmittelbarer  Zusammenhang  mit 

des  Jugendheims 
der  Bedeutung/offenbar  werde. 

Zuerst  die  Frage:  Was  ist  eigentlich  Jugend? 

Aus  dieser  umpfangreiohen  Frage  soll  nur  ein  einzi= 

ger  Gesichtspunkt  herausgegriffen  werden, und  zwar  der, 

v/er  kann  die  Frage  nach  dem  «Tesen  der  Jugendbeant= 

v/orten?  Darauf  muss  geantwortet  werden:  Nur, wer  die 

Jugend  liebt!  Man  sollte  glauben, das  wäre  eigentlich 

eine  Selbstverständlichkeit.  Sie  ist  aber  leider 

nicht.  Es  gibt  Menschen, die  die  Jugend  nur  als  Lau= 

sebengel  ,oder  wie  derartige  Lieblingsworte  lauten 

mögen, betrachten, die  gezwiebelt  gehören:  "Haben  v/ir 

nicht  auch  in  unserer  Jugend  Prügel  bekommen?^  -  so 

lautet  manchmal  die  Frage ,u. ihr  wird  hinzugestzt: 

'^und  wir  sind  ganz  rechte  Menschen  geworden"  .  Es 

steckt  in  solcher  Anschauung  ein  merrvwür^iges  Gefühl, 


man  könnte  fast  sagen , manchmal  eine  Art  Jugendhass 


^ev  viJgll ,  tosv^c'toavialji^«^ 


k\^ 


Y 


^i     l^  GiKhfQM  U>Ä/C, 


Gewiss  ist  gar  nicht  zu  bestreiten, dass  es  Fälle , wie 
z,B«  Tierquälerei  geben  kann, in  denen  eine  Ohrfeige 
die  richtigste  Pädagogik  ist.  Aber  nicht  um  Einzel= 

■ 

fälle  handelt  es  sich, sondern  um  die  ganze  prinzipiel= 
le  Einstellung ,u/  hier  muss  man  mit  allem  Nachdruck 
darauf  hinv/eisen,dass  nur  derjenige  die  Jugend, das 
Wesen  der  Jugend  richtig  verstehen  wird, der  die  Ju= 
gend  nicht  nur  nicht  hasst , sondern  liebt!  Es  ist  gar 
nicht  so  schwer, zu  dieser  Einstellung  zu  kommen.  Lie= 
ben  denn  nicht  die  meisten  Menschen  wenigstens  einen 
Teil  der  Jugend, nämlich  die  eigenen  Kinder?  Nun 
braucht  man  ja  nur  einen  Teil  dieses  G-ef'ihles  auf  die 
Jugend  anderer  Eltern  zu  übertragen  u.man  hat  die 
jedem  gestellte  Menschenaufgabe  erfüllt. 

Freilich  ist  diese  Uebertragung  nicht  allzu= 
leicht.  Der  menschliche  Egoismus  steht  ihr  im  7/ege . 
Es  muss  schon  noch  mehr  dazukommen , um  diese  Ueber= 
tragung  zu  bewerkstelligen, und  dieses  Mehr  ist 
-menschliche  Begrenztheit!-  eben  schon  die  Einsicht 
in  das  ^esen   der  Jugend.  Jugend  ist  das  einzige  Mit= 
tel  des  Menschen, um  die  Ewigkeit  zu  gestalten!  Ju= 


gend  ist  Portsetzung  über 


sich  hinaus, über  den  Tod 


hinaus ,u. zwar  Jugend  im  Allgemeinen, nicht  nur  die 

'-  I' 

eigenen  Kinder!  Das  Leben  wäre  trostlos , wenn  der  den= 
kende  Mensch  keinen  anderen  Ausweg  aus  den  Leiden 
irdischer  Begrenztheit  sähe  , als  Versinken  in  die  Be= 
vA;isstlosigkeit  ,in  das  Nichtdenken.  Es  müsste  ihn 
Verzv/eiflung  erfassen, denn  das  Denken  kann  man  nicht 
abschaffen, wenn  er  nicht  den  Ausweg  erkannte  in 
dem  V/under,dass  neben  uns  neue  , kräftige  Körper  und 
Geister  auf wachsen, die  das  Erbe  übernehmen, das  Erbe 
der  Aufgabe  und  das  Erbe  des  bisher  Geleisteten, das 
die  Jugend  fortsetzen  soll  in  die  Zukunft.  Oder  wenn 

* 

wir  das  Menschenleben  vergleichen  mit  der  Traumlei= 
ter  unseres  Stammvaters  Jakob^, nämlich  mit  der  Auf= 
gäbe, eine  Leiter  zu  bauen, die  von  der  Erde  bis  in 
den  Himmel  reicht, bis  in  messianische  Zeit  endgül= 
tiger  Erlösung, dann  können  wir  sagen: Jugend  ist  die 
nächste  Leitersprosse , die  der  starke  Arm  der  Erwachs 
senen  über  sich  hinaus  in  Richtung  auf  das  unendli= 
liehe  Seini^^'^K 

'flenn   man  Jugend  unter  solchen  Gesichtspunkt 


8 

ten  betrachtet , dann  wird  man  erkennen, dass  das  Ver= 
halten  zur  Jugend  ein  Verhalten  zur  Ewigkeit  ist, eine 
Einstellung  von  gewaltiger  philosophischer  Tragweite, 
ein  Verhalten, das  imstande  ist, die  Grundstimmung  der 
Urkälte , durch  die  alles  Lebendige  zugrunde  geht, den 
Pessimismus  wirksam  zu  bekämpfen  und  zu  beseitigen, 
und  an  seine  Stelle  zu  rücken  die  lebenfördernde 
Stimmung  des  Optimismus, das  heisst  jenes  Glaubens, 
der  besagt  ,es  hat  einen  Zweck  zu  leben  und  zu  wirken, 
weil  das  Ganze  einen  Sinn  hat.  Und  aus  solcher  Ein= 
Stellung  heraus  wird  auch  erwachsen  die  Liebe  zur 
Jugend, weil  sie  es  ja  gerade  ist, deren  junge  Kraft 
den  Glauben  gibt  an  ein  sinnvolles  Fortleben. 

Wenn  man  diese  richtige  innere  Einstellung 
zur  Jugend  gev;onnen  hat, entsteht  die  Frage:  Witf,  soll 
man  sich  nun  praktisch  zur  Jugend  verhalten?  Auch 
bei  dieser  Frage  soll  nur  ein  einziger  Gesichtspunkt 
herausgeggriffen  werden.  Auf  Grund  der  bisher  entwik= 
kelten  Anschauung  über  die  Jugend, gibt  es  üäi  eine 
entscheidende  Grundforderung  an  die  Erwachsenen, näm= 
lieh  die  Aufgabe  , die  Jugend  sich  ^-ntwickeln  und  kräf= 


0 


tigen  zu  lassen, bis  deren  eigene  Substanz  in  klarer 

Prägizrig  eines  wertvollen  Charakters   zum  Vorschein 

kommt . 

Die  Jugend  soll  einmal  unsere  G-emeinschaft 

übernehmen  und.   erhalten.  -Ihyo  Forderungen  liegen 

heute  auf  unseren  Schultern , auf  den  Schultern  der 

heutigen  Erwachsenen.  Es  wäre  töricht, die  Uebernah= 

me  dieser  Erhaltungspf licht , dieses  Dienstes  an  ewi= 

ger  Aufgabe ,  jetzt  schon  der  Jugend  zuzumiJten.  Aber 

das  glauben  wir  felsenfest:  Wenn  wir  der  Jugend  die 

Möglichkeit  geben  zur  Selbstentwickelung  wird  nicht 

ein.^reten,was  man  als  Naturgestz  aufzustellen  sich 

manchmal  berechtigt  glaubte:  Die  Jugend  wird  sich 

nicht  abwenden  vom  Erbe  der  Väter  aus  blosser  Lust 


an  Gegensätzlichkeit , sondern  sie  wird  nach  Entwik= 
kelung  ihrer  Kraft, wenn  unsere  Reihen  durch  Abgang 
in  die  Ewigkeit  sich  lichten, eintreten  in  die  ur= 
alte  herrliche  Aufgabe, die  auf  uns  lastet , nämlich 
zu  sein  für  alle  Dauer, wie  es  bewundernd  kein  Gerin= 
gerer  als  der  grosse  Dichter  Herder  ausgesprochen 
hat:  Ein  Gepräge , ein  Charakter , eine  Beurkundigung 
für  alle  Zeiten:  das  Volk  Gottes.  (Ideen  zur  Phi= 


r 


lo 

losophie  der  Geschichte  der  Menschheit). 

Um  aber  diesen  Glauben  nicht  Lügen  zu  strafen, 
brauchen  wir  das  richtige  Werkzeug, das  heisst:müs= 
sen  wir  der  Jugend  die  Möglichkeit  geben, sich  zu  ge= 
stalten  und  zu  entwickeln; wir  müssen  ihr  heute  den 
Boden  geben, auf  dem  sie  wachsen  kann, nicht  in  erster 
Linie  als  Einzelmenschen, sondern  als  Gemeinschaft, 
aus  der  erst  wertvolle  Einzelmenschen  herauswachsen. 
V/ir  müssen  der  Jugend  Entwicklun^sraum  geben, in  dem 
sie  sich  zur  Gemeinschaft  bilden  kann, und  das  ist 
in  heutiger  Zeit , unter  heutigen  Umständen  das  Jugend= 


heim! 


Hier  ist  nämlich  im  Kleinen  die  Aufgabe  der 


grossen  Gemeinschaft  vorgebildet.  Eine  Reihe  von 
Bünden, die  sich  die  verschiedensten  Aufgaben  gestellt 
haben, die  sich  in  so  manchem  unterscheiden, sind  hier 
zusammengerückt  auf  engem  Räume.  Jeder  Bund  soll  sein 
stark  im  Eigenen, voll  Duldung  gegen   andere.  Was  sich 
im  Grossen  abspielt  soll  hier  im  Kleinen  vorgebildet 
korrigiert  werden.  Man  bestreitet  uns  Juden  das  Le= 
bensrecht , weil  wirjeinen  anderen  «Veg  zu  Gott  suchen 
als  unsere  Umgebung.  \7ir  fordern  von  den  anderen 


t 


11 


Anerkennung  als  gleichwertige  Menschen.  Hier  im  Ju= 
gendheim  hat  der  Junge  jüdische  Mensch  die  Gelegen= 
heit »zunächst  einmal  selbst  diese  Forderung  nach  An= 
erkennung  Andersartiger  erfüllen  zu  lernen, denn  man 
hat  nur  das  Recht  zu  fordern ,v/as  man  selbst  im  umge= 
kehrten  Falle  erfüllen  könnte  imd  würde.  In  den 
Bünden/  also, die  sich  im  Jugendheim  versammeln, ist 
nicht  Kampf  gegen   die  anderen  die  Aufgabe »sondern 
nur  Kampf  gegen   sich, mit  sich  um  seinen  eigenen  Weg! 

Hier  ist  die  Gelegenheit  zu  lernen, was  so  viel= 
fach  auf  den  Lippen  geführt  vmd   nicht  sehr  häufig 
erfüllt  wird, das, was  man  soziale  Tugenden  nennt:Die 
Rücksicht  auf  andere, die  Erkenntnis ,dass  man  nicht 
allein  auf  der  'Jelt  ist, das  Opfer  «denn  auch  die  Ju= 
gend  hat  schon  die  Verpflichtung  zu  erfüllen, im  Rah= 
men  ihrer  Möglichkeit  zur  Erhaltung  des  Jugendheims 
beizutragen.  So  v;irkt  das  Jugendheim  gemeinschafts= 
bildend,und  das  heisst  zwar  auf  einem  Umwege , ab er 
trotzdem  auf  dem  allein  möglichen  V/ege  Persönlichkeits 
bildend. 

''Jena   die  Jugend  aus  ihren  reinsten  Gründen 

heute  ihre  Forderungen  an  die  Erwachsenen  ausspre= 


12 


chen  würde, dann  würden  sie  wohl  f olgendermassen  lau= 

ten:  Wir  wollen  nioht  unterdrückt  werden; aber  wir 

haben  auch  nicht  den  Wunsch  jener  überheblichen  Zeit 

nach  dem  Kriege  , über  die  Erv/achsenen  zu  herrschen, 

weil  wir  uns  klüger  dünkten;  wir  wollen  nichts  ande= 

res  als  Raum  für  uns  selbst, auf  dem  jeder  durch  Ge= 

meinschaft  das  werden  kann, was  er  in  v/ahrheit  ist. 

Dieser  echte  Wunsch  der  Jugend  ist  mit  der 

Schaffung  dieses  Jugendheims  erfüllt*  Damit  haben 

sich  die  Schöpfer  als  echte  Vertreter  des  Judentums 

erv/iesen,als  wirkliche  Nachkommen  jenes  Juda,von  dem 

wir  gestern  in  dem  V/ochenab schnitt  im  Segen  seines 

Worte 
Vaters/gehört  haben, die  wir  auf  den  jetzigen  Augen= 

blick  anwenden  können:  Juda,dir  danken  deine  Brüder! 

Dieser  Danki  wird  nicht  ausbleiben, wenn  das  geschaffene 


7erk  im  rechten  G-eiste  fortr^eführt  wird.  Wir  wissen, 
dass  wir  nicht  allein  auf  der  Welt  sind,dass  es  noch 
andere  Gemeinschaftsaufgaben  in  der  Welt  gibt.  Trotz= 
dem  ist  unser  Handeln  recht, denn  jeder  muss  zuerst 
im  eigenen  Hause  für  das  Richtige  sorgen.  Und  tut 
es  ein  je der, dann  wird  auch  eines  Tages  die  Harmo= 


13 

nie  geeinigter  Menschengemeinschaften  erklingen. 

In  •unserem  Bezirk  ist  die  ScJ^affung  des  J\igend= 

heimes  ein  gliickverheissender  Anfang*  Ein  Anfang ,  der 

erst  noch  zur  Vollkommenheit  ausgestaltet  werden 

muss#  Das  Heim  muss  finanziell  unterbaut  werden  und 

sicher  stehen, seine  Atemluft  muss  von  klarem, jü= 

dischem  Heiste  erfüllt  werden; es  muss  ein  starkes 

Bollwerk  werden  für  äKSSXä  die  Erhaltung  unserer  Ge= 

meinde  und  Gemeinschaf t ; dann  wird  es  werden  für  das 

letzten  Endes  auch 
Judentum  und  damit/für  die  Menschheit  eine  Quelle 

neuen  Lehens» 


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Bull  Se-l)»fSei  ^»Me^'"" 


Speecli'  UüaenJ  hilft  e^r  jüö^/tef      JK"  V 
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AraprFtche  hei  r^^r  Vf?ran8t^ltnrg 


•.1 


Eine  grosse  von  der  Kntnr  ii.Amn  Cr'tt  geset,?;t,» 
DoppelRnrgR'be  l>Rt  die  Jiogerd.    Die  i:^tvr  hnt,   reic};« 
^r^J*!^»    in  ''i«  gelegt.    Die  JiigerdmK^n^^ie^  entfalten 
n^ntärlteni   Die   Katiir  nelliwSt    int    ihr  Vorbild.    Sehen 
7/ir  nur  da?;  Jnr^?tier  an:    Es  üht  u.ert faltet    in»  Spiel 
die  veranlagten  i.ränejhia  eint^-al   d-r  Angerhl  ic> 
topft, da  aus  '^em  Spiel  Ernst  ^i'-djda  rias   Lehen  mit 
seinen  ITctwendigteiten  \i. Forderungen  herantritt.    So 
"-iisa  auch    ieder  .innge   lÄnaoh  die    ihm  von  der  Katur 

geschenkten  afihen  entwickeln  u. kräftigen  hia  «r  -el=- 

,  .         ,    .      ^  Und 

rer  einnai   im  Lehen  ^eir.en  I/arn  stellen  JeKMXXKDWiKX 

.  an 

irti  hrnst  des  Daseins  die  getihten  Kräfte  laOEwenden 

rrnaa . 

Die  Ent\7iclrlurg  der  }räfte   ist    iedoch  nur  eine 

Aufgahe   des  IKX3Q5X  .iungen  Menschen.   Es  entsteht  die 

Frage.vrozu  die  Kräfte   verwenden?  Hier  kaun  r!i-  Katiir 

allein  nicht   mehr  Vorhild  sein.    Die  Kröfteentfaltune 

ausser  dem  lüsn^chen  '" 

alles  Lebend  igen/dient  nur  der  Seihst:^  u.der  Arter=^ 

haltung.    Gewisa  miss  auch  ^,^r  Itonsch  sich  «!«lhst  u. 
seine  Art  erhalten, er  muss   fiJr  ^en  -Virtschaftstampf 


I 

0 


ouagebildet  ,stftrk  iLTif^reit  sein.   A"ber  vrenr  er  nrr 
diese  Aufgabe  erfüllte, r^re  er  d'^.nn  mehr  Ria  was 

aorat  nwf  Erden  kriecht  \i.  fliegt , »mehr  Ria  -"egetieren^ 

die  LiöglichVeit 
des  Leben?   Sohon/die<=!a'  i>RgeP!tellung  gibt  die  Ant- 
wort:   Der  Ivlensch  ist  ir^shr  als  Tier, das  nnr  Knhrnng 
7Xi  v«^ioh  nir^mt jdarit  der  Körper  instand  gesetzt  Trird, 
von  nenem  KabrnDg   zn  siiehen.  "Kicht  von;  Brot   allein 
Hebt  der  Ivlensoh, sondern  von  allejm^waa  anr;  derr»  knnde 
G'ttea  hervorgeht, leht  der  Mensch" ;ao  sagt  es  die 
Thora.    und  der  griechische   vVeise  spricht  Äasselhe 
irit  seinen   fforten  aiis:»Iiiin  Deh*   nicht, um  y.m  essen, 
sondern  man   isst,un  7a\  lehen!"  ßr  will  darrit  sagen 
dass  das  echte  Lehen  irehr  ist  als  v»"getierenj   Der 
Idensch  hat  nicht  nur  das  Katurgeschenk  de»  Kräfte  des 
K "rper s^ u^ de s^ Ingjli £Jllg2  >^*korrtr»ien, sondern  er  erhielt 
auch  das  Gottesgeschenk  seines  CTeistes.    Der  geisthes:^ 
wusste   Llensch  weiss  von  einer  He  in«  t,  die   Jenseits 
des  Körperlichen  liegt.   Piaton  erklärt  das  ganze 
r'':ersch]  iche  Ernennen  n]s  ein  Wiedererinnern  an  das 
was  die  Seele   vor   ihrer  Gehurt   ir"  Reich  der  Ideen 
geschaut  hpt.    Dieses  Reich  der^Idefn  -ftront  i:>er  al^ 
"Jepi  Irdischen  n.erw-oVt   in   iedem  edlen  lÄnschen  die 


6 

Sfthnaiicht  rflch   rieir;  Trun>e  mts   dffn  ewiger   reinen  Qiiel= 

len. 

So  fllao  hat  die  «Jti^enfl  eine   zweite, eine  höhere 

Kräfte 
A\5fgft-be:    Bioht  nur  Entfaltung  der  törnerlichen/^  u. 

die   r^er  Lehen-^erVin] tnrg  '^i'»nen 
der  derr  Körner  verhafteten  Kräfte  des   Instinlctea/J 

sondern  mich  Entfaltung  der  li«ist£3i:_I^^r^eiri^t5i:i«^i«^ 

Piir  das  er<=!te  hat  XiK  unptere  Zeit  groa.s-a  X'-er- 
stjindnivs  aufgehrachtica  wird  erwiesen  durch  die  nach 
dein  Kriege   axisaerordentlich  angewachsener^  IKJÖf^ÄKg 
iMSMr   u.insheaordere  Snorthe-egnn^. Nichts   ist  hier=- 
gegen   ?.n  sagen, denn  rooli   inrier  gilt    irr  a]lgerr^inen, 
dasa  ein  gesunder  Geist   in  einem  gesimden  Körner 
wohnen  nuas.   771  e  aber  verhält   es  sich   rit  der  Ent*^ 
falt\:ng  von  Geist  u.GewltV 

L'on  wird  nicht  bestreiten  }'ör»en,dasa  es  hierin 
mnachrtial  hedenl<]ich  ansgea<^hen  hat.   Jahrtaus-nde 
hahen  an  ^er  Entwicl^lnng  des   nerschlir^hen  Knjtnrle- 
hens  gearbeitet.    D.h. die   Bester  aller  VölVer  wurden 
7.n  Dienern  u.FortentwJcHern  ^<^r  geistigen  Errungen^ 
scharten  -^i-r  vergangenen  Generation; eine  Generation 
hot  mit  hingehender  Trene  das  geistige   Gut  der  vor- 
hergehenden  Gen-^ration  «ufgeno^rren, erhalten, erweitert 


u.der  kor^j^-enden  G^^n-^rBtion  ühe^]  iafert .   Aher   in  \in^ 

a^rer  Zeit   sah  es  ein*^  Zaitlarg  so  aus,qls  o'h  dag 

Band  der  tber]  ieferving  aM^rachan  würde, als  oh  die 

Jugend  l<eine  Sehnsucht  >^ahr  nach  geistigen  Din^.en 

hSttft  u. nicht   rehr  <^«n  •Villen, zur   ihrsr  ßrhaltTirg 

oder  grw  ihrer  «Veite rentwiclsl-ang  heiKutr^gen.    '11<f)nn 

geht 
nicht  alles   trügt, IXX  dies»   &efQhr  vorvJher.    Vfin 

Vnim   in  der  heutigen  Jugend  Tvieder  Verständnis   für 


ueiatiges  u. Sehnsucht  nach   Idealen  u.  iv>!tRp?iv?^iaohera 
finrien!    Die  Jugend   t^on  heute   ist  wie^^er  >>ereit   iie 
i-ralte  ItAnschenroile   ^u  spielen, nämlich  die   PrücVe 
5^u  hilien  f^w^* sehen   z'^ei  Generationen, der  vergangenen 
u.der  l^ünftigen  Generation, auf  der  die   -Vagen  der 
Kulturgüter   ihren  Veg  n-hr^^en  innren   ins  Reich  der 
ürrigl^eit.   Jugend   von  heute  will  wieder  ihre   ?;weite 
heilijre  Auf;^ahe  erfvllen:    Die  Gahen  des  Geifjtea  u. 
dCvS  Gemites   ausbilden  u. anwenden!   Sie   ist  dahei  sich 
ahzuwender   vom  Typus  der  Vor>.rieg355eit  ,de>n  intellek- 
tuell sich  gehäiTlenden  Gesellschaftamensc^en  u.dem 
Typiis  der  Kachl  riegszeit  dem  blossen  Snortmensohen- 
sie  scheint  eine  Jugend  zu  werden, die  "bestrebt   ist 
Körper  U.Seele  gleichmässig  auszubilden, weil  sie   ih= 


rer  Ilertimft  ftus   zwei   .Veiten  sich  he'Tiisnt  geworden; 
sie  will   dem  Körper  gehen, was  des  Knrn^r.s   ist, u. dem 


gottlichen  Gei"=?te,'»'as  des  Geint«»s   ist! 


lelh 


In  di-(s^m  Aiigenhliol<:,da  sich   in  der  heut  igen  1 
eine  vielleicht  i>ienschheit3ge3chicht]  ich  hedeutungs=^ 
volle   /Vend\ing  vollzieht,  ist   unsere  Jugend   in  eine 
erschütternde .tragische  Sitnation  gernten.    Sie  soll 
fln  einem  Bilde   erläutert  werden.    Drs  Haus  der  Menscho 
heit.  hesteht  aus  den  schlitzenden  I/auern  !?,11  dessen 
was  die   L^snschen  zu  ihrer  Seihst erhaltiing  hetreihen 
also  sagen  wir  aus  dem, was  man  "Wirtschaft   nennt. 
Dieses  Hans   t-^ngt  als   Dach, das  alles   /Virtscha  Pt]  iche 
vereint,üher-agt  n. gegen  iie   ^Veltraumknlte  der  Sinnlos 
sigteit   schützt   -iie  Gebilde  der  Kulturgüter.    Dies«« 

Haus  müssen  wir  uns  ober  lebendig  vorstellen:    IJen= 

erhal  +  ertien 
sehen  bilden  die/v7irtschaftsmau'»rn,u.auf  ihren  leben= 

digen  bchiuterr  ruht   das   lebendig»  Dach  deri  fulturgü:^ 
ter.    'tffelche  Rolle  spielt  nun  die  J^igerd   in  d1«s»m 
Haus?   Die  Rolle, die    ieder  Heranwachsende    in  seinem 
ülternhaxise   spielt.   Sie  darf  ein^  ". «ausgehen, spielend 
Ihre  Kräfte   entwickelen, ungehindert  nichts  tun  al<=. 
lernen, weil   .ia  das  Dach  der  Menschheit , die  Kultur 


wirtvschaftl.  6 

riilit  auf  der/Schultern  ihrer  Eltern, weil  sie  nur  ?;u 

wachsen, a'ber  nicht   zu  tragen  hat.    So  war  es  einrml! 

Heute   hröcVeln  (M'^   '//irt^chQftsmn.nern  ah]    D^^vS   -^aoh 

oft: 
der  Kultur  airlk.t   immer  weiter  herah  ü.legt  sich/aohon 

auf  die  noch  gar  nicht  tragfähigen  Sc>iu?tern  der  Ju= 
:end! 

Ohre  Bild  ausgedrückt;    Die  Jugend, die   ihre  Kräf= 
te  annhilden  u. lernen  sollte, Bteht  heute   mitten  irin 
im  »Yirt acha f t akamp f  u.in  der  »?irtacha ftanot .  im  T)oli= 
tischen  Kamnf.der  ,ia  let^^ten  3ni-a  auch  um  die  wirt- 
schaftliche  itocht  geht, u.in  der   nolit lachen  Nnt!    Di«= 
sea  Bild  ivSt  rlHs  erachütterndste  Zeugnis   unserer 
Zeit!   Unsere  Jugend  könnte  sich  vrleder  ent'^ickeln 
zum  körperlich  u.a-eliach  starken  Menschen, der  nach 
Vollendung  der  Eeife  imstande  wäre,  ans  teile  der  ftlte=- 
ren  Generation  auf  ihren  3chu]tern  das  Dach  des  Hau= 
s^s  der  J^enschheit,di.e  Kulturgüter  zu  tragen; u. statt 
dessen  ist  sie  der  Gefahr  ausgesetzt , körperlich  u. 
seelisch  Schaden  zu  leiden!    Das  Herz  kram^ft  sich 
Buaammen.wenn  man  heute  Juger>d  sieht, der  es  am  tägli*^ 
chen  Brote    fehlt, Jugend  sieht, die  nicht  -weiss, ^aa 
sie  werden  soll,^eil  .ieder  Beruf  aiisaichtslos  scheint 


e 


eiren  Beruf  cr^        7 
Jvigend, die/lernen  möcht«  n. nicht  eirirml  eir«   Lehr- 
stelle   finäet,jT:iger>d,die  Runite lernt  hp.t  \i.&crort 

g»]CKM   7.vr  ist 

-ntlPsaen  u.SKX/Arl^ei  ts-ii.  Sinnlos  igt  elt  ^rr' tut tei^i/ 

Jugend, die   schon  seit  Jahren  KMXihren  Berufe  en*- 
frerrdet   ist   u. nicht  t7ei89,v7nnn  sie  :pöQiliiX.wif;der 
ir  den  Arheitsprozess  sich  einfügen  l<Pnn,ofier  J\5gend 
die  statt   7Ai  jernen  sich  -von  gewissenlosen  I/enschen 
angespornt-  KXXX  in  der  ArenR   des  polt  lachen  Lrocht^ 
liRPipfes   tur-rnelt  «.vergiftet  wfrd#B-  durch   den  Kehel 


der  charakterf.erstörennen  VerDeur-dung  u.Löge. 

£s  gah  einrnpl  eire   Zeit, da  r^an  Vortrüge  hielt 
i'her  die  ^ot^de^^ Jugend.   Heute  sp-icht   nmn  ni(;ht 
mehr  davon, weil  di-   Kot   so  gross  gevrorden  iTt/jdasa 
sie  Alt  u.Jung  iwfasst ,dasis   man  resigniert  glauht 
hier  nicht  r>ehr  helfen  7.\i.  Vönnen.   A>>er  die  gröaste 
GMHiiLiUr«rxJ2£t   ist  die  gelst  ij^:e  ^so  seltsam  es  i<lin= 


gen  rag.    lÄ^enn  es  nänlich  einmal  so  weit  konren  würs: 
de,dass  das   Dach  der  Ivuaturgviter,das  schon  aur  die 
Schultern  -^er  Jugend  herahgesnnien   lst,?;usammenhre= 
chen  u.eirstür%-n  ;vürde,'nenn   ^-..B.dle  hi^derden  u.hln- 
denden  Kräfte  der  Lbral  aufgelöst  u.verniclitet  wfrs 
den,u.wftnn^die   letzte, un-olllo)rLr>-«r.,e  Herrmung  der  Furcht 


ib 


f 

4» 


A'^or  deir  Ötrafgeset?:bTiche  scliwinden  w\:rdf>,clPnrL  wäre 

f'ß   ?.\i  spät,dsnn  ^rürde  wieder  der  Urj^.u^tf^nd  yAxriicy^ 

1: ehren, dP8S   der  Ifernch   derr.  IsLens^chen   ^Muri  Hälfe  v/jrd 

u.  in  der  gegenseitigeu  Zerfleiaohtjng  wfrde   dps  Kfins 

der  LerRchheit  sich   in  einen  TriiiriirerhRiifen  vervrandeln! 

Dnt,«r  diifsem  Gesir-htHprnl'tft  iitTrimit   d«s  1/btto 

der_hftp.t i^en  Vei-flnntPD turg  eine  gRr?  r'eaond**w    Bet 

deiitnng:    Jugend  hilft   der  Jn^end!    Nichts  dna    ist   nöri=. 

lieh  die  Kpuntaa'^he.xerm  es  nuch  notwendic  w^re  dP«!«* 
nMmlich   der  ->  -  oa 

Erfolg  rt^rglich.gt  gross   ist,daniit   n^öglichst   vielen 
geholfen  T7erden  kann     -  das  Entscheide rirle  u.d^s  Be= 
freiende    Int   die  TPtsnche,d*?ss  ein  solches  Uotto 
von  der  Jiigend  anerkannt  u.aufgenonirren  vnirde.    Der 
Gedanie.^en   andern, ^ni  he]  Pen, wirtschaftlich   ?;mi;-^ohst 
KU  helfen,   gehört  gewiss   x\ur  IJauerr>'erk  des  l^n;=;chs 
heit8haues,a>-er  die  Mndencl^Jvr^ft^  seines  Kört  eis 
hat  er  «us  der  ther^^lt.  der  Kulturgv^tej-tp^i^  ^er  gött= 
liehen  V/elt   des  Sittlichen  u^Ont^^r.^  f   So  gehört  deim 
die  heutige   \eranstPltu7.g  tax  denl  üataachen,di©  einen 
ii^}^^Ml^,.miS,^2-t,^!y>kl!XLft  erö-fnen.    Die   Jieit  unge^ 
störter  u.rnihelo^er  KrJ^fteentfalturig,die  der  Vorkriegs^ 
,-^ugend  geschenkt  war,  ist  vorhei  n.wird  wnhrachein^ 
lieh  so  schnell  nicht  mehr  wiederkehren.   Aher  es  he- 


s 


steht  die  Hoffmuig  n.  Ai;SBic>.t  ,dP.s8   die  Jn^r>nd  unserer 

f       _ 

#      Tnge   ^n  der  Lot  der  Z^it^die    «cliorj  auf  -^'hren  Schuld 

t e rn  1  p p» t e t ,  rJclit   zerbricht   F^oiid^rri  wHchat^iurgjjrt , 
he rRmvy flehst   zu  ernsten  n.c>i?^r«l^ter^/ol]en  L'enöchen 
die  die  g^horsteren  .VirtRchaftHp-^auern  wied'^r  pu^=>- 
hessern  u.a\-ifYichten,die   J^her  *=>iioh  das   zu  jeichtfertig 
vernaohläsvsigte  Dach  evriger  u.göttiioher  Kulturgüter 
^vlcder  herstellen, darat   das  Haua   der  lÄnsc>iheit   in 
KXiQÜDQyUQQtX  SonnengHanze  eirer  neuen  2eit  uirso  heri-s= 
li-cher  unschöner  erntrahle! 


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jy.  t3.Feb.l933 


'CLI       O 


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U.  O.  B.  B. 


uieantVi/ ortet  am:  ....mm^mmm 


MMk 


Leibniz-Loge  C  XIII  N£  lOöö 


Hannover,  den  ^^  •  ^e^ruar  1955 . 

zur  103 >    Logensitzung  am     Dienstag,    den  14,    Februar  1933 


i'  \: 


Pünktlich  20  Uhr  15. 


Tagesordnung  ; 


Kugelung  über  die  beiden  in  der  letzten  Logensitzung 

genannten  Kandidaten. 


•  • 


Im  Anschluß  hieran  findet  um  20  Uhr  40  eine  offene  Loge 

statt • 

..  .  . .. .  • ....  ■  .-^  .  ■ ' '  - 

Bruder  Rabbiner  Dr.  Schorsch  spricht  über: 

"Stand  und  Entwicklung  der  .jüdischen  Ju,^end"bev;egunR-^ . 

Sämtliche  j\ngehörigen  und  Freunde  unserer  Loge  sind  zu  dieser 
offenen  Loge  herzlich  willkommen  und  hiermit  eingeladen. 

Um  den  pünktlichen  Beginn  der  öffentlichen  Loge  zu  gewähr- 
leisten, wird  um  das  pünktliche  Erscheinen  der  Brüder  zu  der  um 
20  Uhr  15  beginnenden  Logensitzung  gebeten. 

Nach  der  offenen  Loge  findet  ein  gemütliches  Beisammensein 

SUäuü.  ......... 

Vor  und  nach  der  Loge  ist  für  einfaches  Abendessen  nach 
Wahl  bestens  gesorgt.    '  ■"  \ 


•~   t 


»     r 


Mit  herzlichen  ßrudergrüßen 
in  W. ,  B.  und  E. 


Hans  V/olfes 
Präsident. 


Artur  Kaufmann 
Marschall . 


Entwicklung  und  Stand  der  jüdischen  Jugend= 

Bewegung > 
Panta  rei. 

Persönliches  Erleben  hinter  dem  Panta  rei?-  Jugend? 
Ringen  mit  dem  Problem  Jugend; quallig. 
Subjektive  Erfahrungen, unzwingend.  Gegens/Naturv/iss. 
Formale  Frage: Jugend  Recht  zu  werden, was  sie  ist! 

Erziehungsnotwendigkeit?  Autoritätsflucht? 

Natur: Alttier-Jungtier? 
Keine  falsche  Pädagogik: Beispielgebung! (Wahrhaftige 

keit,S'inden  des  Weltkrieges)  Führer! 
Kritische  Einstellung  der  Jugend  zum  F ührerpr oblem • 
Eigenwesen ^  der  Jugen^: vollwertig  nehmen! 
Warum  so  viele  Bünde?(Nietzsche  j  , berechtigte  G-lie= 

derung. 
Nicht  unberechtigt  eingreifen:Verbiegung  d. Jugend= 

strebens: Abgrenzung  segen   einen  Feind! 

Antisemitismus.  Bildung  von  innen  heraus.  Rat= 

suchen  bei  den  Freiheitgewährenden  Aelteren. 
Bis  hierher:  Recht  zur  Selbstgestaltung. 
Illustration  durch  Individualpsyghologle": 

erste  5  Lebensjahre.         ^ 

Selbsterziehung  der  Erwachsenen.  Erziehen=helfen 


•i 

1 


Jugendland:  Pf adf inderlsrewegung . 

Berechtigung  d.Selbständigkeits^.vunsches?  -  Lander= 

Ziehungsheime. 
Eigenwert  der  Jugend?  Kultursystem  der  Schule  und 

jahrtausendealte  Traditionl 

formal?  -  Kultur  auf  ein  bestimimtes  Alter  über= 

tragen? 

abwegig:  Freud: Lustverzicht?  Erziehungsaufgabe?  ^ 
Abgewöhnung  von  Triebwünschen?  Jugend  sich  bedanken: 

Ordnet  die  Wirtschaft! 
Eigenwert?  Panta  rei:  Tempofrage ! Dauernde  Wandlungs= 

möglichkeit  des  Menschen . G-laube  nicht  an  dich.*. 

Tempo  der  Wandlungen:  Kindesalter , Pubertät  ^ 

geistige  Pubertät ,3o .Lebensjahr ,4o .Lebens jähr : 

Auftauchen  von  Metaphysik, Religiosität  (Freidenk.) 
Hochgeistige  Menschen: G-othe ! 
Genie=Wandlungsfähigkeit?  Jimgbleiben? 
Eigenwert  der  Jugend:  Filter , Geniesein! (Kind  vor  der 

Schule , Genie sein  =  Kindsein?) 


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Jugend  Gott]Jeit  einen  Schritt  näher* 
Paradiesesgeschichte :Nacktheit , Austreibung. 
Pubertät  heroischer  Kampf ,Strauchlungsmöglichkeit ! 

Gegenseitige  Hilfe.  Jugendland  zur  Entfaltung 

der  eigenen  Kräfte. 
Kritische  Zwischenfrage :  Unterwerfung  unter  die  Kul^ 

tur  nicht  not^  endig?  Weiteriiberlieferung?  Ein= 

richtung  Schule!  Kritik  an  d. Schule  unberecht*? 
Entstehung  und  tfeerlieferung  der  Kultur. 
Der  Jugend  nicht  ersparen, zu  lernen!  Will  Jugend 

auch  nicht! 
Spannung  zwischen  Schule (Ueberlieferungsstreben)  u. 

Jugend (Zeugnisse , Durchfallen  Begabter) : 

Begabungsangleichung! =ausbildung! 
Aengstlichkeit  in  d.  Frage  der  Kulturüberlieferung: 

Genug  Menschen, Bewahrung  vor  Stümpern! 
Bedeutung  des  geist .Jugendlandes: Keine  neuen  Kul= 

turgüter  aber  v/ahräaftige  Kräftaausbildiong; 

Reinigung  des  Kulturstreben?  Zusichkommen! 
Tatsächlich  jedoch  die  Schule  nur  in  Ausnahme fäl= 

len  hemmend  und  zerstörend! 


Anwendung  auf  heutige  Jugendfragen: 

Jugendheim!  =  Jugendland •  Erlernung  sozialer 

Tugenden! 

Erzeihungsbedingung  des  Milieus  im  Gegens.zur 

Persönlichkeit ! und  blossen  Worten! 
Kräfteausbildungs streben:  Zerfall  in  Bünde  und  Kol= 

lektivismus! (Dämpfung  bei  der  jüd. Jugend!) 

Zerfall  in  Bünde  kein  Nachteil ,eig .Einsiedler! 

Typenzusammenf  indung !  Individualismus  CiVlinjan!  ) 
Kein  Bund  unter  4o-5o  Jugendlichen, nicht  lo! 
Kollektivistische  Tendenz  bremst  ab. 
In  dem  Menschen  liegt  sozialer  Kollektivismus .nicht 

egoistisches  Triebv/esen! 
Harmonische  Vereinigung  von  Selb stf indung  und  Koll. 
Jüd . Jugend : Aufspürung  des  jüdischen  Menschen! 
Antisemitismus-Gleichmacherei -deutsche  Volksgemein= 

Schaft  Zusammenschluss  sich  selbst  gefund.hab* 

Menschen. 
Jugendring.  Mannigfaltigkeit  d. deutsch. Volkes. 
Weg, den  die  Jugend  sich  erkämpft. 


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lo.II.1933. 
JuggQdbewegung^ 


I 


Der  griechische  Philosoph  Heraklit  hat  den 
Grundsatz  aufgestellt  ,dass  das  v/ahre  'fiesen   der  V/elt 
in  ihrem  ständigen  V/erden  und  Vergehen  liege.  Panta 
rei, alles  fliesst,so  hat  er  es  formuliert , und  er 
hat  als  Beispiel  unter  anderem  angeführt ,dass  wir 
nicht  zweimal  in  denselben  Fluss  steigen  könnten. 
Immer  strömten  neue  «Vasser  nach  und  sehen  wäre  es 
nicht  mehr  der  alte  Pluss. 

Alles  Denken  und  Philosophieren  geht  schliess= 
lieh  auf  persönliches  Erleben  zurück.  Es  ist  begreif = 
lich,dass  ein  beschaulicher  Denker, der  in  der  Stil= 
le  seine  Tage  dahinbringt , leichter  zu  der  Anschauung 
gelangen  kann,dass  das  wahre  Sein  nicht  das  ev/ige 
Werden  und  Vergehen, das  unendliche  Dahinströmen  ist 
(  in  dieser  Form  ist  der  alte  heraklitische  Gedanke 
in  unseren  Tagen  wieder  aufgenommen  worden) , sondern 
ein  ewiges  Ruhendes, das  dem  Bewegten  zugrunde  liegt. 
V/as  mag  nun  v/ohl  für  ein  persönliches  Erleben  der 
heraklitischen  Philosophie  als  Ausgangspimkt  gedient 


^* 


haben?  Es  mag  natürlich  die  allgemeine  Unruhe  des 
Lebens  überhaupt  gev/esen  sein, die  ihn  zu  der  An= 
schauung  gebracht  hat,dass  das  Sein  ein  Werden  und 
Vergehen  ist  und  der  Krieg* der  Vater  aller  Dinge, 
das  heisst  die  Gegensätzlichkeit  die  Ursache  des 
Vorhandenseins  der  Dinge.  Alles  entstand  durch  den 
Gegensatz  aus  dem  einen  Urfeuer  und  kehrt  wieder 
zum  einen  Urfeuer  zurück, um  v/ieder  von  Neuem  in  den 
Gegensatz  zu  zerfallen.  Diese  Gedanken  mögen  also 
sehr  wohl  aus  dem  alltäglichen  Leben  entstanden  sein; 
aber  es  ist  nicht  unmöglich, dass  vielleicht  etwas 
ganz  anderes  seinem  Denken  einen  Anstoss  gegeben 
haben  könnte , nämlich  die  Erfahrungen, die  er  mit  der 
Jugend  überhaupt  gemacht  haben  könnte.  Jugend  ist 
durchaus  nicht  erst  ein  Problem  imserer  Tage.  Viel= 
leicht  hat  man  sich  in  unseren  Tagen  zum  ersten 
Male  prinzipiell  über  dieses  Problem  besonnen.  Aber 
v/irksam  ist  die  Frage  der  Jugend , solange  es  Menschen 
gibt,  '^enn   man  nämlich  sieht, mit  welcher  Kraft  sich 
die  Mensch/ durch  Eifahrung  und  Arbeit  zu  einer  Anschau= 
unfi  durchringen , und  dann  oft  mit  grösstem  Erstaunen 


K 


feststellt  ,dass  die  nachfolgende  Jugend  an  den  An= 
schaumigen  der  Väter  und  der  älteren  G-eneration  un= 
berührt  vorübergeht , als  ob  sie  vom  Erleben  der  Mte= 
ren  vollkommen  abgesondert  wäre , wenn  man  zudem  sieht, 
wie  innerhalb  der  Jugend  selbst  die  Anschauungen 
oft  mit  beängstigender  'Geschwindigkeit  wechseln, so 
kann  man  wahrhaftig  zu  der  Anschauung  kommen :Panta 
rei, alles  fliesst,und  ein  wahres  Erkennen  gibt  es 
überhaupt  nicht • 

Ich  weiss  nicht, ob  solches  Erleben  v/irklich 
den  Ursprung  der  heraklitischen  Philosophie  bildete. 
Aber  wie  dem  auch  sei:deip  Gedanke  des  Panta  rei  ist 
ein  vorzüglicher  Ausgangspunkt ,um  das  Problem  zu 
verstehen, mit  dem  jeder  zu  ringen  hat:  Jugend! , zuerst 
als  Jugendlicher  selbst  und  später  als  Vater  oder 
Mutter  oder  als  solcher, der  eben  auf  eine  neue ,nach= 
kommende  Jugend  zurückschaut . 

V/er  sich  nämlich  mit  der  Jugend  eingehender 

beschäftigt , bei  dem  kann  schliesslich  ein  ganz  be= 

stimmter  Eindruck  nicht  wegbleiben, dass  auf  diesem 

G-ebiete  alles  ungreifbar , geradezu  quallig.  Man  weiss 

f. 


i^ 


nicht , wo  man  angreifen  soll, was  in  dem  ständigen 
Wandel  festzuhalten, was  beiseite  zu  schieben  ist, 
es  ist  eben  alles  im  Fluss. 

Ylenn   ich  Ihnen  heute  Abend  über  den  Stand  und 
die  Entwicklung  der  jüdischen  Jugendbewegung  berich= 
ten  will, so  kann  ich  unmöglich  von  dieser  prinzip= 
iellen  Voraussetzung, die  eben  aufgezeigt  'vmrde  ,ab= 
gehen.  Das  ist  im  Gegensatz  zum  wissenschaftlichejo 
Betriebeji  auf  anderen  Gebieten, insbesondere  auf  dem 
Gebiete  der  Naturwissenschaft , das  Eigentümliche 
aller  Ausführungen  über  die  Jugendfragen, da ss  sie 
immer  in  ganz  besonderem  Masse  sub jektiir,ianzwingend 
klingen^  Gewiss  herrscht  auch  auf  dem  Gebiete  der 
Philosophie  ein  ständiges  V/erden  und  Vergehen  von 
Ideen;aber  trotzdem  entsteht  in  jedem  Falle  ein 
geschlossenes  Bild, das  zu  verstehen  ist, sobald  man 
logisch  denkend  vom  Ausgangspunkt  mit  dem  Urheber 
weiterschrsitet .  Auf  dem  Gebiete  der  J^endfragen 
iöt  es  nicht  so  ,imd  zwar  -wie  mir  scheint-  deshalb 
nicht  ,weil  es  sich  hier  gar  nicht  so  sehr  um  Vor= 
aussetzungen  und  Ableitungen  handelt  als  einfach 


r 


i 


um  Beobaohtimgen,um  richtig  aufgenonmene  und  klar 
definierten  Erfahrungen.  Hierüber  aber  gibt  es  ei= 
gentlich  nur  eine  Art  von  Diskussionen:  Es  ist,  so, 
oder  es  ist  nicht  so.  Genau  so, wie  es  über  die  Be= 
hauptung,die  Tapete  sei  grim,auch  nur  eine  Art  von 
Diskussion  in  dieser  Richtung  geben  kann,  ^as  ich 
Ihnen  also  hier  vortrage , macht  durchaus  nicht  den 
Anspruch, ein  wissenschaftlich  beweisbares  Syste^m 
zu  sein, sondern  ist  nichts  anderes  als  die  Darle= 
ung  von  Erkenntnissen, die  ich  auf  Grund  meines 


g 


Mühens  um  die  Jugend  gemacht  habe. 

Und  nun  zuerst  eine  Behauptung:  Die  Jugendfrage 
ist  zunächst  weniger  eine  materiale  als  formale  Fra= 
ge.  Das  heisst,es  scheint  mir  eine  wesentliche  Por= 
derung  an  den  Erwachsenen  zu  sein, sich  selbst  und 
der  Jvigend  gegenüber  eindeutig  darüber  klar  zu  sein, 
dass  die  Jugend  das  Recht  hat, zu  werden, was  in  ihr 
liegt, was  sie  ist,  Es  ist  unglaublich, wieviel/  ver= 
irrte  Pädagogik  sich  in  der  \7elt  herumtreibt.  An  der 
Jugend  wird  ständig  erzogen.  Ich  sage  durchaus  nichts 
gegen  die  Erziehungsnotwendigkeit.  Aber  das  Erziehen 
setzt  erst  in  dem  Augenblick  ein, wenn  man  sich  darü= 


i* 


ber  im  Klaren  ist,dass  man  einem'geschlossenen  We= 
sen  gegenüber  steht ,äas  ein  Anreoht  auf  selbständiges 
Dasein  und  Werden  hat.  Ein  Beispiel  zur  Verdeutli= 
chung*  Man  hat  nach  dem  Kriege  geglaubt, die  Jugend 
habe  ein  absolutes  Streben  nach  Loslösung  von  Auto= 
rität,von  Unterordnung*  Man  hat  aber  innerhalb  vveni= 
ger  Jahre  die  Erfahrung  machen  können, dass  dies  durGte= 
aus  keine  Eigenschaft  der  Jugend  sein  kann, da  sie 
sich  nämlich  in  geradezu  unglaublicher  Weise  unter 
eine  Autorität  au  beugen  entschlossen  hat,dass  sie 
geradezu  aus  sich  heraus  oft  einen  neuen  Kadaverge= 
horsam  schafft.  Offensichtlich  muss  doch  die  Theo= 
rie  von  der  autoritätslosen  Jugend  falsch  gewesen 
sein*  Wo  liegt  nun  die  Lösung  der  Frage?  Eben  in  dem 
Gedanken, den  ich  vorhin  als  einen  formalen  bezeich= 
net  habe*  Die  Jugend  unterwirft  sich  gern  und  willig 
einer  Autorität , sobald  sie  es  freiwillig  tun  kann, 
sobald  sie  es  aus  Natur  heraus  tut.  Wie  ist  es  denn 
in  der  Natur?  Folgt  nicht  das  Junge  mit  absoluter 
Selbstverständlichkeit  dem  Mutter= ,Vater=  oder  Leit= 
tier.  Es  müsste  uns  geradezu  als  widernatürlich  an= 


r 


i 


muten, wenn  ein  Junges, auch  schon  ein  älteres  Jung= 

tier  sich  von  dieser  Leitung  loslösen  wollte , etwas 

was  innerhalb  der  menschlichen  (Gesellschaft  nach 

dem  Kriege  etwas  ganz  selbstverständliches  gewesen 

i§t.  Das  Geheimnis  liegt  aber  darin, dass  sich  in 

der  Natur  zwischen  ältere  und  jüngere  Generation 

nicht  das  gedrängt  hat, oder  sagen  wir  drängen  kann, 

was  man  falsche  Pädagogik  nennen   muss.  Hier  tritt 

keine  ältere  Generation  mit  irgendwelchen  formulier= 

ten  moralischen, gesellschaftlichen, politischen  und 

weisssonstw^elche  Forderungen  an  das  Junge  heran, 

wobei  ja  so  leicht  die  Atmosphäre  abstossender  Heu= 

chelei  entsteht ;vielm^hr  tritt  hier  das  begrenzte 

und   in  sich  geschlossene , aber  mit  reicher  Erfahrung 

ausgestattete  Beispiel  des  Muttertieres  dem  begrerrten 

armen/ 
und  in  sich  ;eschlossenen ,aber  er fahr^ngB/ Jungtier 

entgegen.  Es  mangelt  also  in  der  Tierwelt  nicht 

etwa  die  Pädagogik, es  fehlt  nur  die  falsche  Pädago= 

gik.  Das  Idtere  Tier  sagt  gleichsam  zum  jüngeren: 

Mach  es  so  wie  ich!  Worin  liegt  nun  in  diesem  Fall 

das  Richtige  der  Pädagogik?  In  der  absoluten  \7ahr= 


L 


8 
haftigkeit.  Es  wird  nichts  anderes  verlangt, als  was 
die  ältere  Generation  selbst  erfüllt  hat  und  erfüllt. 
Das  aber  ist  nur  müglich,v/enn  zwischen  V/orten  und 
Taten  der  älteren  Generation  kein  \Viderspruch  klafft. 
Es  ist  unmöglich  von  der  Jugend  einen  moralischen 
Lebensv/andel  zu  verlangen, wenn  dieser  nicht  als 
Beispiel  vor  ihr  liegt!  Denken  wir  nun  in  dieser 
Richtung  an  die  Sünden  des  Weltkrieges , so  wird  wohl 
ohne  weiteres  einleuchten, dass  es  kein  \Yunder  ist, 
wenn  die  Jugend  nach  dem  Kriege  von  der  älteren  Ge= 
neration  abfiel.  Sie  sah  ja  vor  sich  die  alten  Ide= 
ale  im  wirklichen  Leben  zusammenbrechen!  Aber  damit 
wollte  die  Jugend  sich  durchaus  nicht  der  Autorität 
entziehen!  Sobald  ihr  jemand  gegenübertritt , bei  dem 
sie  vermutet , dass  Leben  "und  Ideal  absolut  übereinstiiit= 
men,da  ist  sie  bereit, den  Führer  anzuerkennen  und  sich 
ihm  blindlings  unterzuordnen. 

Allerdings  ist  die  Jugend  in  dieser  Richtung 
sehr  kritisch  geworden.  Vielleicht  durch  die  Bfahrung 
der  Schule  gewitzigt , befürchtet  sie  zu  leicht  bei 
jedem  idteren  ein  Aufklaffen  der  alten  pädagogischen 


•y 


^ 

;. 


Fehler , nämlich  Widerspruch  zwischen  Worten  und  Ta= 
ten  und  daraus  resultierend  Eingreifen  mit  unberech= 
tigtem  pädagogischen  Pathos  in  ihr  Eigendasein, das 
sie  doch  nur  naturgemäss  durch  Beispielsnachfolge 
gestalten  können  und  wollen*  Daher  kommt  es,dass  die 
J-ugend  sich  zunächst  am  liebsten  die  Führer  aus 
den  eigenen  Reihen  wählt, ja  sogar  nicht  zurückscheut, 
einen  gleichaltrigen, der  doch  offenbar  nicht  mehr 
Erfahrungen  als  sie  selbst  gesammelt  haben  kann, zum 
Führer  zu  erwählen.  Aber  es  kann  keine  Rede  davon 
sein,dass  es  immer  so  wäre.  Wir  haben  schon  in  den 
Anfängen  der  deutschen  Jugendbewegung, als  noch  die 
Ablehnun^stendenz  vorherrschend  war, genügend  Beispie= 
le  dafür, dass  die  Jugend  gern  einem  Aelteren  als 
Führer  f olgte  ,wenn  sie  nur  von  der  Reinheit  seines 
Strebens  überzeugt  war. 

Fassen  wir  also  die  bisherigen  Ausführungen 
zusammen, so  ist  folgendes  zu  sagen:  Jugend  will  nicht 
geschulmeistert  sein.  Sie  will  als  Eigenwesen  gelten 
und  genommen  werden, das  sich  nur  entv/ickelt  nach  ei= 
nem  aus  der  Erfahrung  gev/onnen  Naturgesetz , nämlich 


ß 


L 


<5 


lo 

durch  das  Beispiel.  Darum  ist  das  allererste , was 

nach  meiner  Meinung  der  Erwachsene  der  Jugend  gegen^ 

über  zu  lernen  hat, ihr  nämlich  glaubhaft  zu  sagen 

(durchaus  nicht  immer  mit  7/orten):  Ich  nehme  dich  als 

vollwertiges  .Vesen  -und  erkenne  deine  naturgegebene 

Eigenheit  an!  Hat  man  diesen  Eindruck  erweckt  -  und 

man  kann  ihn  nur  erv/ecken,wenn  man  ihn  selber  glatibt! 

die  Jugend  ist  sehr  feinhörig!-  dann  kann  man  sehr 

und  I^rfolg 
oft  mit  viel  grösserem  NachdrucVj^ls  je  ein  autori= 

tativer  Pädagoge  gewagt  hat, sagen:  Gerade  deshalb 

fordere  ich  von  dir,dass  du  das  und  das  aus  Selbst= 

Verantwortung  tust , genau  sd),wie  ich  es  tuel 

Dieses  Streben  nach  Selbständigkeit , das  sich 

in  der  ganzen  deutschen  Jugend  zeigt, ist  nat'irlich 

auch  innerhalb  der  jüdischen  Jugend  vorhanden.  Aus 

ihm  heraus  ist  es  zun^ächst  einmal  zu  verstehen, 

warum  sich  so  viele  Jugendbände  und  =G-ruppen  gebil= 

det  haben.  "^Vir  haben  in  Hannover  bei  der  nicht  sehr 

grossen  Zahl  von  Juden, 55oo , nicht  weniger  als  8  ver= 

schiedene  Jugendblinde.  Das  ist  nicht  etwa  -wie  man 

leicht  versucht  wäre , von  aussen  anzunehmen-  eine 

Folge  der  Spaltungstendenzen  unter  uns  Juden  (man 


11 

könnte  manchmal  vohl  wie  Niet sehe  von  den  Deutschen 
sagen: v/enn  3  Juden  zusammen  sind, haben  sie  4  ver= 
schiedene  Meinungen! 7-  vielmehr  ist  es  eine  natur= 
gemässe  Gliederung  der  berechtigten  Strömungen  in= 
nerhalb  des  Judentums  oder  der  jüdischen  Jugend. 
Dass  es  nicht  törichte  Spaltungstendenzen  sind,se= 
hen  Sie  daran, dass  die  Jugend  der  verschiedensten 
Richtungen  sich  zu  einem  einheitlichen  Jugendring 
zusammengeschlossen  hat.  Das  bedeutet , dass  sie  über 
das  Trennende  hinaus  ein  Einigendes  sieht, eine  Auf= 
gäbe, die  im  Uebrigen  heute  der  ganzen  deutschen 
Judenheit  gestellt  ist. 

Erste  Aufgabe  ist  es  nun, der  Jugend  innerhalb 
ihrer  Bünde  absolute  Selbständigkeit  zu  lassen.  Ver= 
•  suchte  man  aber  in  unberechtigter  '.Teise  einzugrei= 
fen,so  würde  man  notv;endigerweise  eine  Verbiegung 
naturgemässen  Jugendstrebens  herbeiführen.  Jugend 


v; 


ürde  dann  nämlich  wieder  einmal  zur  alten  Peind= 


Schaftstendenz  zurückkehren.  Es  gibt  auch  eine  Qre= 
meinschaftsbildung  durch  Abgrenzung  gegen   einen 
v/irklichen  oder  vermeintlichen  Feind.  Daran  erinnert 

manchmal  der  deutsche  Antisemitismus.  Was  v/ürde  er 


12 


'4 


wohl  machen »wenn  nicht  die  Juden  da  wären.  Ihr  Vor= 
handensein .gestattet  ihnen, sich  den  Juden  als  Teu= 
fei  zti  malen, dem  man  alles  Schlechte  und  alles, was 
einem  nicht  in  den  Kram  pas st , anhängen  kann.  An  die= 
Sern  Beispiel  ist  die  Gefahr  der  Gemeinschaftsbildung 
durch  Abgrenzung  gegen   einen  Feind  ersichtlich.  Ver= 
biegung  ist  das  richtige  .Vort  dafür.  Natürlich  be= 
steht  das  absolute  Naturrecht , eine  Art  Deutschtums 
zu  begriÄnden,v/ie  es  sich  die  deutschen  Nationalisten 
vorstellen.  Das  gibt's  in  der  ganzen  '.Veit.  Aber  es 

m 

muss  von  innen  heraus, dur^h  Ausbildung  und  Gestal= 
tung  der  'Yerte  konstituiert  werden  und  nicht  durch 
Peindschaftsbildung  nach  aussen.  Auf  die  Jugend  ange= 
wendet, wäre  es  eine  ungeheure  Gefahr, wenn  die  Jugend 
ihre  Gemeinschaftsform  finden  und  bilden  würde  durch 
Feindschaftsstellung  gegen   die  Alten.  Das  war  die 
Situation  nach  dem  Kriege.  Heute  ist  eine  glückliche 
Lösung, dass  man  der  Jugend  eben  ihr  Recht  lässt. 
Aber  man  soll  es  ihr  nicht  nur  lassen, man  soll  es 
ihr  vielmehr  gern  gewähren  und  sie  sogar  aufmerksam 
machen, wenn  sie  es  noch  nicht  von  allein  weiss.  Dann 


13 
wird  sich  auch  diejenige  Situation  herausbilden, 
dass  die  Jugend  eines  Tages  in  wichtigen  und  ent= 
scheidenden  Fragen  an  den  erfahrenen  Aelteren  heran= 
tritt  und  ihn  bittet , ihr  mit  seinem  Eate  beizustehen* 

Die  bisherige  Darstellung  geht  auf  das  ein= 

genannte 
zige/  von  mir  das  formale'^ Prinzip  zurück, das  man 

also  in  die  Worte  zusammenfassen  könnte:  Lasse  aus 

voller  Ueberzeugung  der  Jugend  ihr  Recht  zur  Selbst^ 

gestaltung.  Erst  dann  wird  dein  Einfluss  wach  werden 

können  im  Sinne  vorgelebten  Beispiels.  Ich  möchte 

nur  noch  darauf  hinweisen , dass  dieser  Gedanke  in 

anderer  Form  schon  wissenschaftliche  Gestaltung  an= 

genommen  hat.  Die  aus  der  Psychoanalyse  hervorgegan= 

gene   Individualpsychologie  hat  zv/ei  G-rundsätze  auf= 

gestellt, die  das  besagte  illustrieren:  Erstens  die 

Behauptung, dass  in  den  ersten  3  Lebensjahren  der 

Charakter  des  ^^nschen  schon  in  seinen  Grundlagen 

fertig  entwickäit  würde  und  zwar  durch  ääSX  Milieu= 

beeinflussung,das  heisst  also  durch  Beispielgebeng; 

und  zweitens  müsse  jede  wahre  Pädagogik  sich  als 

Selbsterziehung  des  Erwachsenen  auswirken*  Erst  wenn 

man  ganz  das  geworden  sei  , was  als  naturwahre  Mög= 


■^^ 


14 
lichkeit  in  einem  Jiege,dann  könne  man  helfend(^und 

niir  das  ist  wahrhaft  pädagogisch)^]  in  das  Leben  des 

f  ^ 

zu  ©ziehenden  eingreifen.  Es  handelt  sich  hier  um 

Heilung  durch  Beispielgebung  eines  wahrhaftigen  Men= 

schendaseins# 

Mit  dem  angeführten  Prinzip  ist  selbstverständ= 

lieh  das  Problem  der  Jugend  nicht  erschöpft*  Ich  will 

in  diesem  Falle  nun  nicht  zuerst  das  Prinzip  aufstel= 

len, sondern  einejfi  Erfahrung  anführen.  Die  deutsche 

Pfadfinderbewegung  (sie  geht  aber  Ja  bekanntlich 

• 
von  England  aus)  und  im  Anschluss  daran  die  jüdische 

die  Forderung 
Pfadfinderbewegung  hat  SäfiXfiiäKäMIS  aufgestellt: 

Wir  wollen  für  die  Jugend  (es  handelt  sich  dabei 

hauptsächlich  um  Schuljugend)  ein  Jugendland  haben! 

Das  soll  heissen,dass  die  Jugend  während  einer  be= 

stimmten  naturgegebenen  Zeit  ein  in  sich  geschlos= 

senes, jugendbewegtes  Dasein  führen  dürfe.  Es  ist  zu= 

nächst  ohne  weiteres  ersichtlich, dass  auch  hier  der 

Wunsch  nach  Selbstständigkeit , nach  selbständiger 

Lebensgestaltung  eine  wichtige  Rolle  spielt.  Aber 

es  steht  nun  neben  dem  formalen, schon  erörterten  Prin= 


15 
zip  eine  wichtige  materiale  Frage  »nämlich  die  nach 

der  Berechtigung  eines  solchen  \Yimsches  nach  Selb= 
ständigkeit.  Ist  es  denn  nicht  vielleicht  so,dass 

die  Jugend  einfach  erzogen  werden  muss,dass  ihre  Por= 

derung  nach  Selbständigkeit  nichts  wäre  als  eine  un= 

berechtigte  Auflehnung  gegen   die  Forderungen  einer 

Kulturgemeinschaft, in  die  sie  eben  hine ine rz j)gen 

werden  muss?  Auf  diese  Frage  hat  die  Jugendbewegung 

unter  der  Führung  reifer  und  erfahrener  Männer  ge= 

antwortet: nein; Jugend  hat  einen  eigenen  V/ert,der  eben 

in  absoluter  Selbständigkeit  herauskristallisiert 

werden  muss.  Denken  wir  an  die  Landerziehiingsheime , 

in  denen  nicht  nur  Unterricht  in  modernster  Form 

erteilt  wurde »sondern  in  denen  oft  all es, samt liehe 

Arbeiten  einschliesslich  der  Bauarbeiten  von  Jugend= 

liehen  ausgeführt  wurde »so  wird  klar»dass  der  Gedan= 

ke  des  Eigenwertes  der  Jugend  ernsthaft  pädagogisch 

erwogen  und  gestaltet  Wurde.  Betrachtet  man  jedoch 

die  Jugend  in  unseren  Städten, insbesondere  in  den 

Schulen, so  v/ird  man  leicht  zvaa   Zweifel  an  dem  soge= 

nannten  Eigenwert  der  Jugend  geführt.  Worin  soll  er 

denn  eigentlich  bestehen?  Wir  sehen  vor  \Ans  ,wie  in 


^^ 


** 


16 
dem  grossen  und  doch  sicherlich  auch  bevvunderujigs= 
würdigen  Kultursystem  der  Schule  die  SäKälX  Jugend 
hineingeführt  wird  in  die  gegenwärtige  Kultur  und 
Zivilisation, wie  die  aus  der  Schule  hervorgehende 
Jugend  später  Vertreter  und  Anhänger  eben  dieser 
Kultur  wird, sodass  man  ernsthaft  zu  dem  Gedanken 
kommen  kann:  was  an  V/erten  so  im  allgemeinen  in  den 
jungen  Menschen  vorhanden  ist , verdanken  sie  dem  Er= 
Ziehungssystem  der  Erv;achsenen  und  der  seit  Jahrtau= 
senden  geübten  ununterbrochenen  Tradition*  Ist  also 
auch  die  Antwort  auf  die  materiale  Frage  nach  dem 
Eigenwert  der  Jizgend  nur  eine  formale  , nämlich  die, 
dass  eben  eine  gewisse  Aufgabe  entsteht, die  Kultur 
auf  Menschen  eines  bestimmten  Alters  zu  übertragen? 
Deutlich  sichtbar  wird  jedoch  die  Abwegigkeit  dieser 
Pragebeantwortung  an  der  Theorie, die  der  Schöpfer 
der  Psychoanalyse  Sigmund  Freud  aufgestellt  hat* 
Nach  ihm  besteht  die  allgemeine  Erziehungsaufgabe 
der  Menschen  darin, sie  zu  dem  notwendigen  Lustiyer= 
zieht  zu  bewegen, der  um  der  Existenz  der  ganzen 
Gesellschaft  willen  unumgänglich  ist.  Wollte  man 


17 

von  diesem  Gedanken  aus  die  Frage  nach  dem  Eigenwert 
der  Jugend  beantworten, so  müsste  man  sagen:  Je  Jünger 
der  Mensch  ist, um  so  v/eniger  ist  er  imstande , auf  die 
Erfüllung  von  Triehwünschen  freiwillig  zu  verzichten. 
Polglich  besteht  die  ganze  Schwierigkeit  des  Verhal= 
tens  der  Erwachsenen  gegenüber  der  Jugend  In  der 
Notwendigkeit , dieser  allmählich  die  gesellschaftlich 
nicht  s-e statteten  Triebwünsche  abzugewöhnen.  Natür= 
lieh  gibt  es  gewisse  Dinge  der  Erziehung, für  die 
dieses  Schema  zutrifft ; aber  im  Ganzen  gesehen  zeigt 
diese  Auffassung  doch  eine  ungeheuerliche  Einseitig= 
keit  und  Lebensferne.  Auf  alle  Fälle  würde  die  heuti= 
ge  Jugend  sich  bedanken, wenn  man  ihr  mit  der  Behaup= 
tung  gegenübertrete  ,ihr  hab/^t  zunächst  gar  nich;^ts 
anderes  als  Verzicht  auf  Triebwünsche  zu  lernen. 
Darauf  würde  die  Jugend  mit  der  heute  allgemein 
vorhandenen  Freimütigkeit , die  irrigerweise  oft  als 
Frechheit  aufgefasst  wird, antworten:  Und  die  Erwaoh= 
senen  haben  zunächst  einmal  die  Aufgabe, ihre  eigenen 
Angelegenheiten  als  da  sind  77irtschaftsproblem  etc. 
zufriedenstellend  zu  erledigen; dann  haben  sie  viel= 

leicht  das  Recht, uns  irgendwelche  Vorschriften  zu 


18 


machen • 

Um  nun   die  Frage  nach  dem  Eigenwert  der  Jugend 
zu  beantworten, sei  es  gestattet , auf  den  zu  Anfang 
angeführten  Gedanken  des  Panta  rei  zurückzugreifen. 
Ich  habe  gesagt, dass  man  diesen  Gedanken  des  ttera= 
klit  scheinbar  am  allermeisten  angesichts  der  Jugend 
bewahrheitet  finden  könnte.  Aber  Heraklit  hat  ihn 
für  alles  Daseiende  gemeint, also  auch  für  die  Mensch= 
heit  im  Ganzen, einschliesslich  de^  Erwachsenen •  Es 
scheint  nämlich  möglich, unter  dem  Aspekt  des  herak= 
litischen  Gedankens  die  Jugendfrage  unter  anderem 
auch  als  Tempofrage  zu  verstehen.  Es  ändern  sich  die 
Zeiten  und  wir  uns  mit  ihnen!  Die  Wandlungsmöglich= 
keit  bleibt  dem  Menschen  erhalten  bis  ins  höchste 
Alter  und  bis  zum  Tage  deines  Todes!  Interessant  ist 
in  dieser  Hinsicht  ein  Ausspruch  unseres  grossen 
Hillel,der  gesagt  hat:  Glaube  nicht  an  dich  bis  zum 
Tage  deines  Todes!  Er  wollte  doch  offenbar  damit  dem 
Gedanken  auch  Ausdruck  verleihen, dass  der  Mensch  in 
v/eitestem  Ausmasse  sich  noch  bis  zum  letzten  Augen= 
blick  ändern  kann.  Da  nun  der  Umstand  des  Banta  rei 


19 
des  Sichwandeins  sowohl  für  die  Jugend  als  auch  für 
das  Alter  zutrifft, so  scheint  ein  Unterschied  zwi= 
sehen  beiden  doch  nur  noch  im  Tempo  der  77andlungs= 
Schnelligkeit  möglich.  Wie  rapide  geht  die  Wandlung 
in  den  ersten  Lehens jähren  des  Kindes  vor  sichl  Wie 
schnell  verändert  es  sich  äusserlich  und  noch  mehr 
innerlich, wenn  allmählich  die  Anlagen  des  C^eistes  und 
des  Gemütes  zum  Vorschein  kommen!  Sobald  das  Kind 
etwas  älter  vird,lässt  auch  schon  das  Tempo  der  Wand= 
lung  etwas  nach.  Nim  bleibt  es  schon  einige  Jahre 
so,dass  man  es  erkennen  kann, auch  wenn  es  in  der 
Zwischenzeit  nicht  gesehen  worden  ist.  In  den  Jahren 
der  Pubertät  wird  das  Tempo  der  Wandlungen  plötzlich 
wieder  beschleunigt.  Was  der  junge  ^^^ensch  heute  an= 
betet, kann  er  imter  IJmständen  schon  v;ieder  nach  1/2 
Jahr  verbrennen.  Um  das  17 •  Lebensjahr  herum  -nach 
den  i'orschungen  der  Psychologie-  tritt  nun  eine  ge= 
v/isse  Verlangsamung  des  Entwicklungs=  und  Wandlungs= 
tempos  ein.  Man  spricht  da  von  einer  geistige  Puber= 
tat.  Es  ist  auf  alle  Fälle  eine  geistige  Reifung 
nicht  zu  verkennen.  Plötzlich  ist  bei  dem  jungen 


^9 


2o 

Menschen, der  längere  Zeit  nicht  das  geringste  geisti= 
ge  Interesse  aufzuweisen  schien  und  oft  kaum  zu  ge= 
niessen  v/ar  infolge  seiner  zahlreichen  durch  die  kc)r= 
perliche  Entwicklung  bedingten  Unlustgefühle , wieder 
geistiges  Interesse  vorhanden  und  zwar  un"\?erkennhar 
gereift  und  wesentlich  auf  wahre  Erkenntnis  gerichtet/ 
Im  Anfang  der  zv/anziger  Jahre  beginnt  der  junge 
Mensch  sich  allmählich  ganz  zu  festigen.  Sein  Gha= 
rakter  und  seine  Weltanschauung  v\^ird  dichter  und  zu= 
verlässiger , und  um  das  3o.  Lebensjahr  herum  scheint 
die  Entv/icklung  ihren  festen  Abschluss  gefunden  zu 
haben.  Beim  Durchschnittsmenschen  wird  es  wohl  auch 
im  allgemeinen  stimmen; aber  auch  bei  ihm  kommen  deut= 
lieh  Wandlungsperioden  zum  Vorschein.  Um  das  4oäte 
Lebensjahr  herum  oder  zwischen  dem  4o .  und  5o.  Le= 
bensjahr  kommt  unverkennbar  bei  den  meisten  Menschen, 
soweit  es  ihnen  geistig  überhaupt  möglich  ist, der 
metaphysische  Sinn  zum  Vorschein.  Sie  neigen  sich 
schon  ier  absteigenden  Lebensbahn  zu; sie  denken  schon 
hie  und  da  an  den  Todiä,und  da  kann  es  denn  kommen, 
dass  Menschen, die  sich  etwa  vorher  ganz  unreligiös 
gebärdeilien,auf  einmal  in  ihrem  Herzen  eine  religiöse 


#  « 


21 
Ader  erkennen, ja  dass  zum  Beispiel  Menschen, die  an 
führender  Stelle  i?*reidenker=  und  Peuerbestattungsver= 
einen  angehörten ,imter  keinen  Umständen  nach  ihrem 
Tode  mehr  verbrannt  u.ausserdem  auf  dem  konfessionel= 
len  Jb'riedhof  beigesetzt  zu  v;erden  wünschen.  Das  sind 
doch  offensichtlich  v:andlungen,für  die  man  aber  noch 
ganz  andere  Beispiele  finden  l^önnte , sobald  man 
in  die  Sphären  hochgeistiger  Menschen  hinaufsteigt. 
Denken  wir  nur  etv/a  an  den  grossen  Dichter  Göthe , 
so  könnte  man  geradezu  zu  der  Meinung  veranlasst 
werden, als  ob  die  Begabung  des  Genies  nicht  zvm 
Wenigsten  mit  der  nichtverlorenen  Fähigkeit , sich 
zu  wandeln  zusammenhängen  könnte .  Das  ffeniehaf te 
besteht  vielleicht  in  der  Fähigkeit , ewig  jung  zu 
bleiben!  Mit  diesem  Gedanken  nun  kommen  wir  der  Fra= 
ge  nach  dem  Eigenwert  der  Jugend  erheblich  näher. 
Jugend  ist  nämlich  durchaus  nicht  etv/a  ein  Fehler, 
der  sich  in  den  abzugewöhnenden  Eigenschaften  von 
Vorwitzigkeit , Frechheit  ,Verantv/ort\xngslosigkeit  usw/ 
äussert  ,MäaSMXgSXISIXS15päää, oder  ein  Zustand  der 
Unfähigkeit , Triebverzicht  zu  üben, sondern  Jugend 


^'9 


•  • 


22 
ist  vielmehr  ein  Zustand, in  dem  der  Filter, durch  den 
die  Werte  der  Ewigkeit  tropf ein, noch  nicht  ver= 
stopft  ist.  Jugend  ist  ein  Zustand  von  &eniesein! 
Und  es  kann  wohl  bei  offenäugigen  Menschen  kein  Zwei= 
fei  darüber  herrschen, dass  das  Kind  vor  der  Schulzeit, 
also  in  möglichst  unbeeinflusstem  Zustande ,künstle= 
rische  Leistungen  v/ie  das  Genie  vollbringen  kann,imd 
dass  es  diese  Fähigkeit  von  dem  Augenblick  an  zu 
verlieren  beginnt, da  es  von  unserem  Schulsystem  er= 
fasst  und  leider  sehr  oft  verbildet  wird.  Man  kann 
wohl  ohne  Uebertreibimg  formulieren, dass  überragende 
künstlerische  und  führerische  Eigenschaften  anderer 
Art  sehr  oft  mit  der  Frage  zusammenhängen, wieviel 
sich  die  Menschen  von  ihrem  Kindsein  erhalten  haben. 

Hat  also  Jugend  einen  Eigenwert?  Darauf  möch= 
te  ich  die  Antwort  geben: Ja!  Und  zwar  einen  echten, 
keinen  anphantasierten  Eigenwert.  Jugend  steht  dem 
Ewigen, steht  der  Gottheit  einen  Schritt  näher  als 
die  Erwachsenen.  Und  fasst  man  gar  die  Kindheit  ins 
Auge, dann  möchte  man  in  der  Geschichte  der  Bibel 
vom  Paradies, der  Sündenverlockung  und  der  Austreibung 


*  « 


23 
einen  eigenartiges  SymlDol  dieser  Behauptung  sehen. 
Die  Sünde  besteht  ja  darin, dass  mit  dem  verbotenen 
Genuss  der  Frucht  vom  Baum  der  Erkenntnis  des  Guten 

und  Bösen  die  beiden  ersten  Menschen  ihre  Nacktheit 

» 

erkennen  und  aus  dem  Paradiese  ausgetrieben  werden. 
Man  könnte  die  Zeit  vor  der  Pubertät  als  ein  Paradies 
auf  fassen, aus  der  der  junge  Mensch)^  durch  die  Ent= 
Wicklung  hinausgetrieben  wird  ins  feindliche  Leben, 
und  mm   durch  Wirken  und  Streben  sich  zum  gottnahen 
Leben  seiner  Jugend  zurückarbeiten  muss.  Dass  also 
die  Jugend  vor  der  Pubertät  einen  Eigenwert  hat, ist 
wohl  einleuchtend.  Aber  auch  die  Jugend  nach  der  Puber ^ 
tat  besitzt  diesen  Eigenwert , denn  ihr  gehören  ja  die= 
jenigen  Menschen  an, die  dem  Paradiese szustande  der 
Erkenntnislosigkeit ,das  heisst  aber  in  Wahrheit  der 
viel  tieferen, geniehaften  Einfühlungserkenntnis  , viel 
näher  stehen  als  die  Aelteren.  Zugleich  aber  befindet 

sie  sich  in  einem  heroischen  Kampf , in  dem  der  Jugend 

* 

sehr  schv;er  zu  helfen  ist, in  dem  sie  selber  sich 
hindurchringen  muss,und  an  dem  nicht  wenige  ansehen 
für  ihr  ganzes  Leben  schon  gestrauchelt  sind.  Aber 


<«  • 


l 


24 
helfen  kann  vielfach  und  am  besten  die  Jugend  sich 
selber  durch  Aneinander lehnung  und  gemeinschaftliches 
Streben.  Fordert  also  die  Jugend  ein  Jugendland, das 
heisst  eine  ^eit,die  ihr  ganz  gehört  und  in  der  sie 
sein  darf , was  sie  in  diesem  Lebensalter  ist, so  hat 

sie  rech/^t*  Wir  gev/ähren  ihr  damit  nicht  mehr, als 

für 
jeder  aufrechte  Mensch  SM  sich  selber  fordert  ,näm=: 

lieh  Freiheit  zur  Entfaltung  aller  guten  Kräfte  im 

Menschen. 

Aber  eine  kritische  Zwischenfrage  muss  doch 
entstehen.  Es  ist  doch  gar  nicht  zu  leugnen. dass  es 
eine  seit  Jahrtausenden  überlieferte  und  entwickelte 
Kultur  gibt, der  wir  ims  aufnehmend  unterwerfen  muss= 
ten,iHid  es  ist  gar  nicht  einzusehen, warum  die  heutige 
Jugend  nicht  demselben  Zwang  sich  soll  unterv/erfen 
müssen.  Ist  dies  aber  der  Fall, so  kommt  doch  die  Ju= 
gend  vnn   eine  Führung  durch  die  Aelteren  gar  nicht 
herum, denn  nur  der  Erfahrene  und  im  Leben  Gereifte  k^ 
doch  im  Leben  die  überlieferte  Kultur  weitergeben* 
Die  Institution  zur  '//eiterüberlieferung  der  Kultur= 
guter  aber  ist  doch  die  Schule.  Folglich  kann  die 


•  « 


25 
an  der  Schule  geülDte  Kritik  nicht  ganz  zutreffen* 
Ausserdem  muss  man  doch  wohl  zugeben, dass  bei  e::tre= 
mer  Erfüllung  des  -Vunsches  nach  einem  Jvigendland,an= 
genommen  werden  müsste,dass  die  Jugend  angesichts 
der  Notwendigkeit  der  Kulturüberlieferung  sich  selbst 
belehren  mollte*  Das  aber  v/äre  doch  wohl  dem  Kunastück 
des  Barons  Münchhausen  zu  vergleichen, der  sich  an 
seinem  eigenen  Schopf  aus  dem  Sumpfe  zog* 

Die  Frage  ist  richtig  und  greift  ein  ungeheuer 
schwieriges  Problem  auf.  Die  Kultur  ist  geschaffen 


v/ 


orden  durch  die  Pindungen  und  Erfindungen  zahllo= 


ser  hochbegabter  Menschen, SchöfDfimgen  oft  von  Ge= 
nies, die  durch  treue  Ueberlieferung  bis  auf  den  heu= 
tigen  Tag  erhalten  geblieben  sind*  Da  wohl  kein 
Denkender  diese  Kulturerrungenschaften  einfach  weg= 
werfen  wollte  iHid  in  Vergessenheit  geraten  lassen 
könnte, so  bleibt  nichts  anderes  übrig, als  dass  je= 
der  Mensch  sich  in  den  Dienst  der  Kulturüberlieferung 
stellen  muss, und  wäre  er  noch  so  begabt  und  selbst= 
schöpferisch, er  könnte  doch  niemals  die  imfeeheure 
Menge  von  Kulturleistungen  nachschaffen, die  das 


•  • 


25 
V/erk  von  ^ausendev^ixnd  Abertausenden  grosser  Menschen 
sind.  Aus  diesem  Grunde  können  wir  es  unserer  Jugend 
nicht  ersparen, grob  ausgedrückt , eben  auch  etwas  zu 
lernen, auch  vjenn   es  ihr  augeiiblich  nicht  in  den 
Kram  passte  und  die  Gestaltung  des  Jugendlandes  stc)= 
ren  würde .  •  '4 


7 


7ie  liegt  aber  die  Frage  in  Wahrheit?  Glauben 


wir  ernstlich, dass  die  Jugend  sich  sträuben  würde, 
die  Kultur schöpf imgen  der  Vergangenheit  auf  sich  zu 
nehvijen  und  weiter  zu  überliefern?  Dächte  man  so, so 
hätte  man  die  Jugend  falsch  verstanden •  Die  Spannung;^^' 
die  zwischen  Jugend  imd  den  ^iiEterlieferungsbestreb\an= 
gen   der  Schule  entstanden  sind  und  entstehen  -den= 
ken  v/ir  an  den  Kampf  um  die  Beugnisse  , daran, dass 
junge  hochbegabte  Menschen  nur  deshalb  in  der  Prü= 
fung  durchgefallen  sind, weil  sie  auf  zwei  Hauptge= 
bieten  nicht  genügend  erreichten  und  dergleichen  mehr-| 
diese  Spannungen  gehen  zurück  auf  eine  geradezu  un= 
glaubliche  Verkennimg  einer  auf  der  Hand  liegenden 
Sachlage.  Ein  Mensch  kann  doch  Kulturgüter  der  Ver= 
gangenheiti insofern  übernehmen, als  seine  Begabung 


•  • 


27  <   ^  , 

ihm  ein  Verständnis  dieser  Kulturgüter  zulässt.  v/er 
möchte  ausgerechnet  einem  unmusikalischen  Menschen 
zumuten, die  Schöpfungen  eines  Beethof ens  zu  inter= 
pretieren  und  der  komonenden  Generation  zu  überlie= 
fern?  So  töricht  aber  geht  man  oft  in  der  Schule 
vor*  Ein  denkerisch  hochbegabter  Mensch  kann  deshalb 
unter  den  Tisch  fallen, auf  dem  der  ■'Berechtigungsschein 
liegt, weil  er  in  Mathematik  unbegabt  ist  und  nichts 
leistet.  Die  Menschen  sind  zu  ängstlich  in  der  Frage 
der  Kulturüberlieferung.  Sie  glauben, wenn  nicht  jeder 
auf  Jedem  Gebiet  etv/as  leistet, wenn  nicht  jeder  je= 
des  Kulturgut -ergreif t , dann  sei  die  Kultur  verloren* 
Aber  die  v/ahre  Lösung  ist  anders.  Jeder  Mensch  soll 
die  in  ihm  liegenden  Fähigkeiten  ausbilden.SÄäXaäfi» 
HIfiXIX  Dann  wird  er  von  allen  Kulturgütern  eben  nur 
diejenigen  ergreifen, die  seinen  Fähigkeiten  liegen. 
Es  hat  so  viel  Menschen  auf  der  '*7elt »sodass  gewiss 
nicht  ein  einziges  Kulturgut  verloren  gehen  v/ird. 
Dagegen  werden  v;ir  vor  den  Stümpern  bewahrt  bleiben, 
die  deshalb  auf  einem  Gebiete  sich  betätigen, weil 


es  einmal  eine» 


gegeben  hat,di-^  den  Ehrgeiz 


28 
ihren 
dareingesetzt  hat ,SSIKSÄ  Schüler  auf  allen  gebieten 

etwas  leisten  zu  maohen.  Das  nennt  man  aber  besser 

ein  Institut  zur  Hochzüchtung  von  Mittelmässigkei= 


ten! 


Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  gev/innt  nun  das 


Selbständigkeitsstreben  der  Jugend  nach  einem  geisti= 
gen  Jugendland  eine  ganz  neue  -Bedeutung.  Ist  nämlich 
die  Jugend  unter  smch,so  v/ird  sie  gewiss  nie  und 
nimmer  andere  Fähigkeiten  ausbilden  und  ausbilden 
v;ollen,als  sie  in  \7ahrheit  hat.  Aus  diesem  ^runde 
können  v/ir  die  neuzeitlichen  Jugendbestrebungen  ge= 
radezu  als  Ansatz  zu  einer  grossen  Reinigung  unseres 
Kulturstrebens  und  Kulturüberlieferungstrebens  be= 
trachten.  Gewiss  wird  die  Jugend  D;iit  wenigen  AHHnah= 
men  in  ihrem  Jugendland  keine  neuen  Kulturgüter 
schaffen.  Dies  zu  erwarten, wäre  auch  gegen  den  Gang 
der  Öatur.  Aber  die  Jugend  v^ird  die  Möglichkeit  ha= 
ben,sich  zu  stählen  und  zu  kräftigen ,umdann  mit  un  = 
geschv/ächter  Kraft  von  den  Kulturgütern  das  ihr  Ange= 
messene  und  Mögliche  zu  übernehmen.  Sie  wird  es  bes= 
ser  können  als  eine  frühere  Jugend, weil  sie  die  Mög= 
lichkeit  gehabt  hat^,zu  sich  selbst  zu  kommen! 


•*A 


29 

Im  praktischen  Gang  der  Dinge  ist  es  nun  durch= 
aus  nicht  so,dass  eine  jugendbev^uswtij^  Jugend, eine 
Jugend, die  in  vVahrheit  nur  die  ihr  von  Gott  gegebenen 
Kräfte  ausbilden  will ,ih  absolutem  Gegensatz  zur 
Schule  stünde.  Nur  in  Ausnahmefällen  wirkt  sich  die 
Schule  absolut  hemmend  und  zerstörend  aus.  Im  allge= 
meinen  ist  es  aber  so,dass  sich  eben  der  Schulunter= 
rieht  als  Prüfstein  für  die  vorhandene  Begabung  in 
Bezug  auf  die  aufnahmemöglichen  Kulturgüter  erweist, 
sodass  heute  bis  zu  einem  gewissen  Grade  der  Jugend 
wirklich  geholfen  ist  ,v/enn  sie  ausserhalb  der  Schule 
die  Möglichkeit  hat, ein  selbständiges  Jugendleben  zu 
gestalten. 

Wendet  man  nun  die  bisher  geäusserten  Gl-e danken 
v/iederum  auf  den  heutigen  Stand  der  Jugendfragen  an, 
so  v/ird  manches  ohne  weiteres  erklärbar,  Hier  in 
Hannover  haben  v/ir  vor  kurzem  ein  Jugendheim  bekomm 
men.  Die  Schaffung  eines  Jugendheimes  ist  in  ganz 
Deutschland  seit  dem  Kriege  ein  ununterbrochener 
Ruf  gewesen.  V/as  bedeutet  ein  Jugendheim?  Die  Frage 
ist  nach  dem  Gesagten  einfach  zu  beantworten.  Das 


30 
Jugendheim  ist  bis  zu  einem  gewissen  Grade  Jugend= 

land.auf  dem  die  Jugend  das  ihr  gemässe  Leben  gestal= 

ten  kann.  Ich  habe  an  anderer  Stelle  auf  die  verschie= 

denen  Bedeutungen  eines  Jugendheimes  hingewiesen, 

darauf , wie  sie  den  jungen  Menschen  einreihen  in  eine 

wirkliche  Gemeinschaf t , ohne  jeglichen  Lehrer  in  so= 

zialen  Tugenden  erzieht  v;ie  z.B. der  Rücksichtnahme 

auf  andere, des  Duldens  und  Anerkennens  anderer  An= 

schauungen, der  praktischen  Erkenntnis ,dass  man  nicht 

allein  auf  der  Y/elt  lebt  imd  andere  Menschen  das 

gleiche  Lebensrecht  haben  wie  v/ir  selbst, und  dergl. 

mehr.  Es  ist  eben  in  einem  //ort  die  günstige  Ausv/ir= 

kung  eines  Jugendlandes , die  Erzgahungswirkungen  her= 

vorbringt  ,v/ie  sie  der  beste  Pädagoge  allein  niemals 

zustande  bringen  kann.  Und  das  kommt  daier,dass  es 

Erziehun^sbe dingungen  gibt, die  gar  nicht  in  der 

Macht  einer  Persönlichkeit , und  sei  sie  noch  so  be= 

» 

deutend, liegen, das  ist  nämlich  das  Milieu!  Ein  jun= 
ger  ^^^ensch,der  zur  Reifung  die  natürliche  Umgebung 
des  Landes  braQUht  mit  seinen  Menschen, Tieren  und 
Pflanzen, kann  niemals  durch  die  //orte  irgend  eines 


<i 


Menschen  befriedigt  werden/ 


31 
Es  Bedarf  einfach  der  praktischen  Mittel ;und  in  ih= 

rer  Schaffung  liegt  eine  ausserordentliche  pädago= 
gische  Aufgabe  der  erv/achsenen  Generation , auch  v^enn 
es  manchmal  so  aussehen  könnte, als  ob  sie  nur  eben 
die  materiellen  Mittel  zur  Verfügung  zu  stellen  hätte 
Es  gibt  Augenblicke  und  Umstände  im  Leben, wo  die  Ge= 
Währung  eines  finanziellen  Zuschusses  von  grösserem 
pädagogischem  Verständnis  zeugt  als  die  allerscfeön= 
sten  pädagogischen  Reden. 

Das  Kräfteausbildungsstreben  in  einem  Ju= 
gendland  erklärt  uns  aber  noch  eine  ganz  andere  Er=  ' 
scheinung  im  Verhalten  der  Jugend  der  Gegenv/art , 
nämlich  ihr  Zerfallen  in  verschiedne  Bünde  und  da= 
mit  trotzdem  in  scheinbar  gegensätzlicher  7/eise  ihre 
Hinneigung  zum  Kollektivismus.  Allerdings  darf  man 
bei  all  diesen  Erörterungen  immer  darauf  hinweisen, 
dass  die  Verhältnisse  bei  der  jüdischen  Jugend  immer 
ein  klein  wenig  gedämpfter  liegen.  Ihr  Kollektivis= 
mus  ist  nicht  von  derselben  Entschiedenheit  wie  der 
der  nicht jüdischen  Jugend, ihre  Abwendung  von  den 
Gedanken  des  Liberalismus  unmöglich  so  schroff  v^ie 
es  sonst  heute  Mode  ist. 


^'*- 


32 

Das  Zerfallen  in  verschiedene  Bünde  v/ird  manch= 

mal  als  Nachteil  gedeutet.  In  'Wahrheit  aber  ist  es 

ein  Vorteil, wenn  nicht  unnatürliche  Strebimgen  dabei 

eine  Rolle  spielen.  Die  Jugend, die  zu  sich  selbst 

kommen  v^dll,müsste  eigentlich  ,Y;enn  man  ganz  streng 

logisch  den  Gedanken  v/eiter  verfol^^t , schliesslich 

bei  einem  Einsiedlerleben  landen, denn  Zusichselbst= 

kommen  bedeutet  zunächst  Trennung  von  den  andern. 

Von  diesem  Gedanken  aus  gesehen  ist  die  Bildung  von 

Bünden  eigentlich  geradezu  vervmnderlich.  Sie  ist 

nur  so  zu  erklären, dass  die  Menschen  im  grossen  und 

Typen 

Ganzen  eben  doch  nur  in  verhältnismässig  weni, 


zerfallen, und  daher  die  Gleichartigen  sich  leicht 
zusammenfinden.  7/ir  müssen  also  die  Bundbildung  nicht 
unter  dem  Gesichtspunkt  des  Zerfallens  sondern  des 
Zusammenschlusses  betrachten, und  dann  werden  v;ir  in 
diesem  Falle  schon  erkennen, dass  in  diesem  Streben 
etv/as  liegt, was  über  den  Individualismus  hinaus=  und 
zu  einer  Art  Kollektivismus  hinführt.  Ein  interessan= 
tes  Beispiel  für  die  Grenzen  der  Bundbildung  gibt 
das  Judentum  in  seinem  Begriffe  des  Minjan.  Beim 


33  ~ 

•  ■  •  ■ 

Min Jan  beginnt  die  j^idisohe  Oeff entliohkeit •  Das  aber 
soll  heissen,dass  das  Minjan  die  unterste  kollekti= 
Vistische  Grenze  ist, die  ohne  Gefahr  f'ir  die  Erfül= 
lung  von  Gemeinschaft sauf gaben  nicht  überschritten 
werden  darf •  Jede  Zusanunenscharung  unter  lo  Menschen 
gehört  also  schon  in  das  fieich  des  Indilyidualismus  • 
'Henn   wir  nun  bedenken, dass  wir  zum  B,  in  Hannover 
nicht  einen  einzigen  Bund  haben, der  unter  4o  bis 
5o  Mitgliedern  zählte, so  muss  man  bei  richtigem 
Nachdenken  eigentlich  zugeben, dass  die  Spaltungsten= 
denz  die  Minjangrenze  noch  lange  nicht  erreicht  hat. 
Dies  kom^nt  aber  daher, dass  heute  in  der  Oeffentlich= 
keit  die  kollektivistische  Tendenz  überv/iegt  und 
daher  die  zu  kleine  Zellenbildung  zum  Zwecke  der 
Selbstfindung  abbremst. 

Nun  wäre  es  aber  nicht  zu  verstehen, dass  bei 
der  Jugend  die  kollektivistische  Tendenz  einen  An= 
klang  findet , besonders  v^enn   man  die  radikale  Un= 
bekümmertheit  der  Jugend  um  die  herrschende  Mode= 
gedankenrichtung  bedenkt, wenn  nicht  innerhalb  der  Ju= 
gend  selbst  etv/as  läge, was  sie  notwendig  zum  Kollek= 
tivismus  hintureibt.  Und  dieses  Etwas  ist  das  Gefühl 


^t 


34 

für  sozialen  Zusammenhang.  Es  ist  eben  durchaus  nicht 
so, wie  die  Psychoanalyse  uns  einreden  ill,als  ob 
der  Mensch  nichts  als  ein  egoistisches  Triehwesen  wä= 
re,dem  man  unter  dem  Gesichtspunkt  der  Pädagogik 
seine  Triebwünsche  abgewöhnen  müsste  »sondern  im  '^e= 
genteil  hat  der  ^ensch  einen  ganz  starken  Trieb  des 
in  einer  Geraeinschaft  Aufgehenwollens .  Daher  ist  es 
verständlich, dass  das  kollektivistische  Streben  der 
Jugend  durchaus  nicht  im  .Viderspruch  steht  zu  ihrem 
Streben  nach  Selbstfindung .sondern  im  Gegenteil  eine 
harmonische  Vereinigung  geradezu  bedingt. 

Von  diesem  "Gesichtspunkt  aus  wird  nun  eine 
Grundbedingung  der  jüdischen  Jugendbewegung  offenbar. 
In  ihr  muss  die  Selbstfindimg  -unbedingt  eine  Auf= 
spürung  des  jüdischen  Menschen  bedeuten.  Das  muss 
aber  z\igleich  auch  bedeuten  einen  Zusammenschluss 
in  einer  jüdischen  Gemeinschaft!  Der  Antisemitismus 
lehrt  uns  eindeutig  ,v;elcher  Weg  zur  allgemeinen  deut= 
sehen  Volksgemeinschaft  führt »nicht  der  einer  unter= 
schiedslosen  Gleichmacherei »sondern  der  eines  Zusam= 
menschlusses  der  in  ihren  Gruppen  sich  selbstgefunden 


Jt 


35 

habenden  Menschen*  Ein  bevmsster  jüdischer  junger 
Mensch  wird  niemals  in  verächtlicher  Selbstüherhe"b  = 
lichkeit  seine  Anschauung  für  die  alleinseligmachende 
eriaären.  Er  weiss, dass  seine  Anschauung  errungen 
^ist  oder  errungen  werden  muss  in  natumotwendigem 
Streben, zu  sich  selbst  zu  kommen •  Aber  gerade  deshalb 
v;ird  er  andere  verstehen  wollen  und  verstehen.  So 


wäre  es  wirklich  verwunderlich  gewesen, wenn  es  hier 
nicht  gelungen  wäre , üb er  das  Trennende  der  Bünde  hi= 
naas  zu  einer  Vereinigung  der  gesammten  jüdischen 
Bünde  zu  kommen, denn  es  liegt  in  der  Natur, dass 
eine  Ganzheit  sich  zusammensetzt  oder, besser  ge= 
staltet  aus  in  sich  gegründeten, wahrhaftigen  und 
organisch  gewachsenen  Zellen.  Und  dieser  '7eg  wird 
auch  hiaiaus  führen  in  die  deutsche  Volksgemeinschaft  ♦ 
Es  wird  die  Zeit  kommen, da  das  deutsche  Volk  seinen 
jüdischen  Bestandteil  als  eine  Bereicherung  seines 
eigenen  Wesens  erkennen  lernen  wird  und  aufbauend 
auf  dem  Streben  und  Verhalten  der  Jugend  eine  Ge= 
meinschaft  bilden  wird, deren  farbenprächtige  Man= 
nigfaltigkeit  sich  aufbaut  auf  der  harmonischen 


.!< 


36 

Zusammenf *igung  aller  Gruppen, denen  alle  ihr  Recht 
geworden  ist.  Das  ist  ein  V/eg,den  die  Früheren  KääfiX 
nicht  gevvusst , vielleicht  kaum  erahnt  hatten, den  aber 
die  Jugend  unserer  Tage  kämpfend  gSKJ  sich  erobert 
und  vorwärtsschreitet. 


9 

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21.11.1933. 
"Die  Kunst  als  Jude  zu  leiten" 
Heinrich  York  Steiner  hat  ein  Buch  unter  obi= 
gern  Titel  geschrieben, das  erste  seiner  Art.  Er  ver= 
sucht, aus  umfassender  Untersuchung  unserer  ganzen 
Situation, Stoff  zu  liefern  flir  unsere  innere  und 
äussere  Befestigung  in  der  '.Veit.  Dieses  Buch  ist 
vv'ertjvon  allen  Juden  gelesen  und  durchdacht  zu  wer= 
den.  Selbstverständlich  ist  es  nicht  notv/endig  ,alle 
Ansichten  Steiners  anzunehmen.  Das  ist  häufig  über= 
haupt  nicht  der  Zweck  eines  Buches.  Der  Wert  liegt 
oft  gerade  darin, dass  man  angeregt  v/ird, einmal  über 
eine  bestimmte ,lebensnotv/endige  Frage  nachzudenken. 
So  v/ill  auch  Steiner  zunächst  anregen, unsere  jüdische 
Lage  in  der  Welt  zu  durch  denken,  v^ob  ei  er  natiirlicher= 


w 


eise  v;ertvolle  Gedanken  zur  Anknüpfung  bereitstellt. 


Nun  ist  dieses  Werk  im  Kreise  des  Jugendvereins  auf 

meinen  Vorschlag  hin  durchgearbeitet  v/orden,und  zu= 

gewissen 
gleich  hatte  ich  vorgeschlagen, dass  in  giSSMXSS 

Abständen  in  einem  Korreferat  ein  grösserer  Pragen= 

komplex  behandelt  wird.  Hieran  soll  sich  eine  Aus= 

spräche  anschliessen,von  der  deshalb  ein  grösserer 


Erfolg  zu  erwarten  ist, weil  die  Redner  ja  durch  ihre 
Artieitsgemeinschaften  in  den  Stoff  eingedrungen  und 
Wissende  geworden  sind*  Der  Sinn  eines  Korreferates 

ff 

ist  aber  mit  dieser  Absicht  nicht  erschöpft*  Viel= 
mehr  kommt  noch  dazu,dass  in  einem  Kor .ef erat  die 
aufgeworfenen  Fragen  vielleicht  in  einer  ganz  ande= 
ren  Art  und  V/eise  beantwortet  v/erden  könnten, als  der 
Verfasser  des  Buches  es  tut, sodass  also  mit  dem  Kor= 
referat  die  Diskussion  schon  eröffnet  ist* 

« 

Man  kann  tatsächlich  die  von  York=Steiner  in 
richtiger  \le±se   aufgeworfenen  Fragen  zum  Teil  ganz 
anders  beantv/orten; hiermit  v/ird  aber  selbstverständ= 
lieh  der  »7ert  des  Buches  in  keiner  Art  und  Weise 
herabgesetzt*  Ich  werde  nur  wenige  Fragen  herausgrei= 


fen. 


Das  Schönste  an  Steiners  Buch  ist  die  Übersohriitf 


Es  ist  nämlich  hier  mit  einem  kurzen  und  klaren 
Wort  aufgezeigt ,dass  Judesein  eine  ewige  Aufgabe  ist, 
eine  Kunst ;Kunst  aber  führt  unmittelbar  hinüber  ins 
Reich  der  ewigen  Werte , wo  die  Werte  des  Wahren, Guten 
und  Schönen  wohnen.  Steiner  sagt  also  mit  seiner 
Ueberschrift ,dass  der  Jude, der  sein  Judesein  rich= 


tig  gestaltet , den  grossen  Künstlern  zuzurechj^nen  ist, 
die  aus  göttlicher  Eingebung  heraus  die  Fähigkeit 
haben, Werte  der  Ewigkeit  auf  irdisches  Gebiet  zu 
verpflanzen. 

Zuerst  die  tiefste  Präge , von  der  aus  alles 
zu  benatworten  ist:  7ifas  bedeutet  das  Dasein  der  mensch- 
lichen Gemeinschaft?  Innerhalb  dieser  Frage  ist  die 
Frage  nach  dem  Sinn  unseres  jüdischen  Daseins  nur  ei= 
ne  Unterfrage.  Der  Mensch  und  überhaupt  alles  Le= 
bendige  stehen  einer  ungeheuren, überv/ältigenden  Er= 
scheinung  gegenüber:  dem  Tode!  Es  ist  gerade  so, als 


v/ 


a 


ir  in  eine  Festung  eingeschlossen  wären, die  nach 
Iter  römischer  '.7eise  belagert  würde*  'Uenn   die  Römer 


eine  Stadt  nicht  erobern  konnten, so  errichteten  sie 
rings  um  die  Stadtmauer  eine  zweite  Mauer, die  aber 
nun  von  ihnen  bewacht  wurde, damit  sie  den  Belagerten 
die  Lebensmittel  und  überhaupt  jede  Verbindung  mit 
der  Aussenv;elt  abschneiden  konnten.  So  hat  auch  das 
Schicksal  um  uns , um  alles  Lebendige  gleichsam  eine 
Absperrungsmauer  gezogen, gegen  die  wir  vergeblich 
anstürmen, üb er  die  wir  nicht  hinaus  können:  Den  Tod! 


Wer  diesen  Gedanken  einmal  erfühlt  hat, den  erfasst 
für  Augenblicke  eine  .liseskälte  ,die  sein  Herz  zu= 
sammenschnürt •  Es  ist  das  Gefühl  unendlicher  Einsam= 
keit  und  Ohnmacht , denn  es  gibt  nur  einen  einzigen 
Ausweg  aus  der  durch  den  Tod^^  belagerten  Festung  un= 
seres  Lebens, einen  Weg, den  jeder  nur  allein  gehen 
kann, bei  dem  es  keine  Hilfe  und  Begleitung  gibt, das 
persönliche  Sterben. 

Man  kann  nun  alle  Bestrebungen  der  Menschen 
auffassen  als  ein  fieberhaftes  Rüsten  und  eine  im= 
merwährende  Verteidigung  gegen   die  Absperrungsmauer 
der  Vernichtung  durch  das  allgemeine  Schicksal.  Die 
Menschen  zeugen  ITachkommenschaft  :  sie  wollen  den 
Tod  damit  überwinden!  Sie  wollen  sich  jung  und  ge= 
sund  erhalten  und  führen  einen  heroischen  Kampf 
gegen   das  Altern:  es  ist  ein  Kampf  gegen   das  un*.1ber= 
windbare  Schicksal.  Aber  der  deutlichste  Ausdruck 
dieses  7/iderstandes  ist  die  Zusammenscharung  der 
Menschen  in  Gemeinschaften!  Sie  scheinen  zu  glauben, 
dass  "j^enn   man  nur  zusammensteht , und  möglichst  in  gros= 
sen  Gemeinschaften, vielleicht  doch  einmal  der  all= 


wäre . 


gemeine  Feind  zu  überwältigen  I&IX  .  Nun  gibt  es  zwei 
Arten  solcher  Zusammenschlüsse:  erstens  auf  Griind 
stofflicher, nämlich  blutsmässiger  Zusaramengehörig= 
keit,und  zweitens  auf  Grund  geistiger  Verbindung. 
Geschichtlich  ist  es  wohl  nun  ohne  Zweifel  so,dass 
die  blutsmässige  Gemeinschaft , die  Sippenzusammen= 
gehörigkeit  am  Anfang  steht , und  die  geistige  Gemein« 
Schaft  ein  viel  späteres  Kulturerzeugnis  darstellt. 
Die  Bibäi  stellt  es  so  dar,dass  die  Völker  der  Er= 
de  je  von  einem  einzigen  Stammvater  ab stammen, und 
von  diesem  haben  sie  auch  den  Namen  erhalten.  Also 
ein/^  deutlicher  Hinweis  darauf  ,dass  Völker  Sippen= 
gemeinschaften  waren  nach  der  Anschauung  der  Bibel. 
Allerdings  enthält  die  Auffassung  der  Bibel  noch 
einen  Umstand, der  über  den  Sippengedanken  hinausführt 
Alle  Stammväter  der  Völker  stammen  ihrerseits  wie= 
derum  von  einem  einzigen  Urvater, von  Adam  ab, sodass 
man  mindestens  annehmen  muss,dass  die  Bibel  die  gan= 
ze  Menschheit  als  eine  Sippe  betrachtet.  Jedoch  ist 
dieser  Einheitsgedanke  eben  schon  kein  blosser  Sip= 
penge danke  mehr; er  liegt  vielmehr  schon  auf  geisti= 


•?:i 


♦«* 


ger  Ebene • 

Betrachtet  man  nun  den  Sippenzusammenschluss 

unter  ewigem  Gesichtspunkte  als  eine;rl  ZfiSSäMfi  A1d= 

wehr  segen   die  Gefahren  und  den  Schrecken  der  Unend= 

lichkeit,als  ein  Bollwerk  gegen   den  Angriff  des 

Todes, so  wird  qian  auch  leicht  verstehen, warum  die 

Entwicklung  der  Menschheit  beim  Sippengedanken  nicht 

stehen  bleiben  konnte,  Noch  heute  kann  man  in  den 

Familien  Feindschaften  v/ahr nehmen, ja  sogar  von  ge= 

radezu  unerhörter  Schärfe.  Die  Sippe  bietet  also 

durchaus  keine  Gewähr  dafür, dass  diese  Gemeinschaft 

wirklich  eine  v/irksame  Abwehr  der  Schicksalsgefahren 

bedeutet*  Daher  ist  es  begreif lieh, dass  sich  schon 

früh  die  Notwendigkeit  herausstellte , einen  Zusammen^ 

schluss  auf  Grund  anderer  Grimdsätze  2äX  herbeizu= 

führen, nämlich  auf  Grund  geistiger  Verwandtschaft, 

also  Geistesgemeinschaften ,Kultur=  und  Ideengemein= 

Schäften.  Nun  war  es  in  der  Entwicklung  bestimmt  so, 

dass  diese  I deenge ineinschaften  zuerst  auch  inner= 

halb  der  Sippengemeinschaften  blieben  und  nicht 

über  die  natürlichen  (heute  würde  man  sagen: über  die 

staatlichen)  Grenzen  hinausreichten,  ^^enn   z.B.  die 


M^ 


Griechen  jeden  Hichtgrieclien  barbaros  nannten, so 
drückten  sie  damit  die  ^erzeugung  aus,dass  sich 
Ideengemeinschaften  nur  auf  dem  MJL&i   stofflichen 
Boden  der  griechischen  Bolks=  d.h. aber  Sippengemein= 
Schaft  bilden  könnten.  Erst  viel  später  suchte  sich 
die  griechische  Wissenschaft  ihre  Träger  unter  den 
übrigen  Völkern  der  Erde , und  gab  so  Kunde  von  der 
jeden  Sippenschutz  überragenden  Kraft  der  von  ewigen 
Werten  zeugenden  Idäen.  So  ist  es  nun  ungefähr  bis 
zum/^^  heutigen  Tage  geblieben.  Hoch  immer  steckt  in 
den  Völkern  der  Dünkel, rein  durch  die  stoffliche, 
rassische  Grundlage  Träger  ganz  besonderer  V/erte 
zu  sein.  Zugleich  aber  gibt  es  nebenbei  Menschen, 

die  sich  auf  dem  Boden  bestimmter  Ideen  und  geistigen 

s 
Forderungen  zu  einer  die  Volk/^grenzen  überragenden 

Gemeinschaft  zusammenfinden. 

Von  dieser  Entwicklung  unterscheidet  sich  nun 
wesentlich  die  Entwicklung  der  jüdischen  Gemeinschaft. 
Sie  beginnt  mit  einer  ganz  starken  Betonung  der 
Sippenzusammengehörigkeit , nämlich  der  Bindung  an 
die  Nachkommenschaft  Abrahams.  Man  denke  nur  an  den 


8 

Auftrag  Abrahams  an  seinen  Diener  Elieser,fü.r  Isak 

eine  Prau  nur  aus  der  eigenen  Sippe  zu  holen!  Aber 

merkwürdigerweise  wird  dieser  Sippengedanke  offenbar 

von  der  heiligen  Schrift  selbst  stark  herabgemindert, 

» 
indem  immer  wieder  betont  wird,dass  das  Volk  ja  aus 

ägyptischen  Sklaven  hervorgegangen  ist,dass  es  erst 

aus  dem  tiefsten  menschlichen  Stande  der  damaligen 

Zeit, aus  dem  Sklavendasein  erlöst/  werden  musste. 

Von  Sklaven  aber  ist  doch  wohl  kaum  zu  erwarten, 

dass  sie  gerade  auf  ihre  Abstammung  einen  besondern 

Wert  legen!  So  ist  es  auch  leicht  zu  verstehen, dass 

mit  dem  in  Palästina  einwandernden  Volk  Israel  sich 

zahlreiche  Angehörige  anderer  Völkerschaften  verban= 

den, und  das  israelitische  Volk  schon  in. ältester 

Zeit  ein  ausgesprochenes  Rassengem^^isch  darstellte  • 

Trotzdem  fühlte  sich  das  israelitische  Volk  als 

eine  völkische  Einheit  und  machte  also  in  dieser  Be= 

Ziehung  keinen  Unterschied  von  anderen  Völkern  der 

damaligen  Zeit»  Nim  kam  aber  ein  Augenblick, in  dem 

dieser  Zustand  sich  änderte.  Das  war  die  Zerstörung 

des  nördlichen  Reiches  im  Jahre  722  v.chr.Z.  und 


die  Zerstörimg  des  Reiches  Juda  im  Jahre  586  v.chr. 
Z*  Die  zerstörenden  militärischen  G-ewalten  v/endeten 
zur  endgültigen  Unterwerfung  der  beiden  Reiche  das 
gleiche  System  an,Dubnow  nennt  es  das  doppelte  De= 
portationssystem.  Sie  führten  nämlich  das  Volk  in 
die  G-efangenschaft  ,d.h*sie  verpflanzten  es  in  ein 
fernes  anderes  Land  und  sandten  an  ihrer  Stelle 
neue  Bevölkerungsteile  nach  Palästina.  Dieses  dop= 
pelte  Depottationssystem  trug  die  Gefahr  oder  von 
anderem  Standpunkte  aus  gesehen  fast  die  Gewähr  in 
sich  den  völkischen  Zusammenhand  der  Unterworfenen 
und  damit  ihre  Widerstandskraft  endgültig  zu  zerstören 
Dies  ist  den  Siegern  auch  im  Falle  des  nördlichen 
Reiches  gelungen,  lo  Stämme  des  Volkes  Israel  sind 
seitdem  endgültig  aus  der  Geschichte  der  Menschheit 
verschwunden.  Anders  war  es  im  Falle  des  judäischen 
Reiches.  Die  Juden  (Name  vom  Stamme  Juda!*)  singen 
im  babylonischen  Volke  nicht  auf , sondern  nach  einer 
Zeit  von  5o  Jahren  erfolgte  die  Rückkehr  eines  Tei= 
les  der  Gemeinschaft  ins  Heimatland  und  2o  Jahre 
später  die  neue  Konstitution  durch  die  Erbauung  des 


lo 

Tempels , des  zentralen, die  Gemeinschaft  beherrschenden 

und  sinngebenden  Punktes • 

Wie  war  nun  eine  solche  -i^h  glaube  in  der  Völ= 

kerge schichte  nicht  mehr  vorhandene^-  Merkv^ürdig= 

keit  ÄäXgiKIäXäfi,ja  man  könnte  wohl  fast  Wunder  sa= 

gen, zu  erkären?  Ich  gebe  nun  zunächst  eine  Antv/ort , 

die  von  dem  jüdischen  Geschichtsschreiber  Dubnow 

stammt ,und  wohl  manchem  merkwürdig  erscheinen  könnte , 

da  ja  Dubnow  allem  Anschein  nach  die  jüdische  Ge= 

schichte  auf  Grund  moderner , völkischer  Vorausset zun= 

gen   zu  schreiben  scheint.  Er  schreibt  im  ersten 

Bande  seiner  Geschichte  auf  Seite  261  wörtlich: 

"Die  nur  militärisch  und  politisch  mächtigen 
Nationen  kommen  im  Laufe  der  Zeiten  unabwend= 
bar  zu  Fall  und  werden  von  noch  mächtigeren 
und  noch  rücksichtsloseren  vernichtet >eine 
Nation  aber , die  , obwohl  politisch  schwach, doch 
geistig  stark  ist  und  durch  die  Gebote  ihrer 
religiös=sittlichen  Lehre  sowie  durch  ihre 
kulturelle  Eigenart  geeinigt  ist, wird  ihre 
Lebenskraft  und  ihre  Einheit  in  allen  Fügungen 
des  Schicksals  erhalten  können.  Die  politischen 
Nationen  vergehen, die  geistigen  bleiben  be= 
stehen" • 

Dubnow  also  erklärt  das  Wunderder  jüdischen  Existenz 

durch  die  Umwandlung  der  politischen  Gemeinschaft 

zur  geistigen  Gemeinschaft.  Damit  deutet  er  zugleich 


11 

an,dass  die  jüdische  Gemeinschaft  sich  prinzipiell 
von  allen  Gemeinschaften  der  Erde  \interscheidet , 
denn  wo  ist  sonst  noch  ein  Volk, das  sich  ausschliess= 
lieh  als  geistige  Gemeinschaft  konstituiert  hat  und 
dieser  Tatsache  seine  Erhaltung  verdankt?  York  Stei= 
ner  führt  die  Parsi  an, die  sich  ebenfalls  Jahrhundert^ 
lang  schon  erhalten  h^ätten  trotz  Vertreihung  aus 
ih/rer  Heimat  Persien  und  trotz  ihrer  Verfolgung. 
Aber  das  Beispiel  ist  nicht  besonders  gut , da  Ja 
die  Unterschiede  ganz  besonders  ins  Gewicht  fallen. 
Die  Parsi  wohnen  räumlich  nicht  sehr  weit  von  ihrem 
Heimatland  entfernt  in  Indien  und  in  gleichartiger 
orientalischer  Umgebung , während  die  Juden  über  die 
^-anze  Erde  zerstreut  sind  und  unter  den  verschiedena: 
tigsten  Völkern  und  Kulturen  wohnen.  Das  ist  nicht 
nur  -wie  man  vielleicht  meinen  könnte-  ein  (iuanti= 
tati-ver  Unterschied , sondern  in  diesem  Falle  wird 
die  Grösse  des  Beispiels  durch  seine  Grösse  zum  un= 
erhörten  Problem.  Dass  kleinere  Gemeinschaften  sich 
auch  auf  fremdem  Boden  erhalten  haben, das  ist  schon 
öfters  vorgekommen.  ?'ie  aber  ist  das  grosse  ,welt\im= 


12 

spannende  jüdische  Wimder  möglich?  Ein  vVunder,das 

ja  heute  noch  jeden  objektiven  nicht jüdischen  Beo= 

hachter  in  Erstaiuien  versetzt  und  ihn  das  Wort  vom 

auser  ählten  Volk  manchmal  als  richtig  erkennen 

lehrt!  Auf  diese  Frage  gibt  also  Dubnow  die  Antwort: 

einem 
Die  Juden  haben  sich  erhalten, weil  sie  aus/politischen| 

t 

in  ein  geistiges  Volk  umgev/andelt  vmrden! 

Nun  greife  ich  zurück  auf  die -Frage:  Was  be= 
deutet  eigentlich  die  jüdische  Gemeinschaft  im  3)3= 
sein  der  Menschen?  Will  man  die  Kunst, als  Jude  zu 
leben »verstehen, so  muss  man  auf  diese  Frage  eine 
Klare  Antwort  zu  geben  imstande  sein.  Hier  liegt 
die  Quelle  der  Kraft.  Wer  sich  nicht  liimt  seinen 
seelischen  Wurzeln  dort  verankert , kann  unmöglich 
als  Jude  fest  im  Kampf  dieses  Lebens  stehen.  Gibt 
nun  York=Steiner  auf  diese  Frage  eine  klare  Antwort? 
Nach  meinem  Gefühl  eigentlich  nein.  Es  scheint, als 
ob  er  das  Dasein  einer  stofflichen  jüdischen  Gesamt= 
heit  annimmt, deren  Slä  Ausdruck  in  einem  Pimkte  auch 
das  eigentümlich  jüdisch=geistige  Wesen  darstellt. 
Um  es  deutlicher  zu  machen:  Es  gibt  zv/ei  Möglichkeiten 


13 
das  Daean  verstehen  zu  lernen»  Sie  sohliessen  sich 
nicht  gegenseitig  aus; sie  lassen  sich  sogar  in  vielen 
Fällen  vereinigen/  Aber  in  manchen  Punkten  ist  tat= 
sächlich  eine  Entscheidung  notwendig.  Man  kann  n--iiii= 
lieh  das  Dasein  von  ohen  her  oder  von  unten  her 


verstehen  wollen, oder  wie  man  sagt: deduktiv  oder  in= 
duktiv.  Die  erste  Art  geht  aus  von  einer  geistigen 
Voraussetzung , von  einem  Begriff  und  sucht  danach 
die  Wirklichkeitj^  zu  "bestimmen.  Die  zv/eite  Art  geht 
scheinbar  voraussetzungslos  aus  von  der  Wirklichkeit, 
sie  will  gar  nichts  als  beobachten  und  dann  auf 
Grund  dieser  Feststellungen  überragende  Gesichtspunkt 
te  (Naturgesetze!)  finden.  Diese  zweite  Art  ist  die 
Forschungsweise  der  Naturwissenschaft , die  erste  Art 
die  der  Metaphysik.  Beide  Arten  lassen  sich  ergänzen 
durch  die  andere; aber  in  manchen  Punkten  stehen  sie 
sich  doch  ausschliessend  gegenüber.  Ein  solcher 
Punkt  ist  auch  die  Frage:  \Vas  bedeutet  die  jüdische 
Gemeinschaft?  York=Steiner  schlägt  allem  Anschein 
unausgesprochen  den  naturwissenschaftlichen  Weg 
ein.  Auf  Grund  zahlloäer  Beobachtungen  und  Zusammen= 


14 

Stellungen  von  Forschungen  und  BeolDachtungen  anderer 

stellt  er  vor  uns  hin  ein  Bild  der  jüdischen  Gemein= 

oft  - 

schaft/in  verwirrender  Mannigfaltigkeit;  und  aus 

diesem  farbenprächtigen  Bilde  soll  zuletzt  ein  über= 
ragender  Gesichtspunkt  herausleuchten.  Welcher  ist 
es?  Es  ist  nach  meinem  Eindruck  ein  Doppeltes: 
erstens:  das  allgemeine  Gefühl, dass  die  jüdische 
Gemeinschaft  einen  grossen  .7ert  hat, der  dem  Vierte 
anderer  Gemeinschaften  mindestens  nicht  nachsteht, 
undzweitens  der  Gedanke, dass  wir  als  Träger  dieses 
Gemeinschaftswertes  eine  Minorität  imd  aus  diesem 
Grunde  zu  besonderer  Selbstbeobachtung , zur  Anlegung 
strengerer  Masstäbe, als  sonst  üblich, und  zu  besonde= 
rer  Vorsicht  verpflichtet  sind. 

Betrachtet  man  dieses  Ergebnis, so  muss  man  sa= 
gen:  York=Steiner  gibt  uns  reichen  Stoff  zum  Nachden= 
ken,zur  Anknüpfung , zum  Verstehen  einzelner  Situati= 
onen,kurz  gesagt:  er  gibt  -ans  vielerlei  ',7ertvolles, 
aber  gibt  er  auch  viel?  D.h.  gibt  er  jenes  letzte, 
in  der  Suchende  sich  verankern  kann, sodass  er  durch 
nichts  mehr  erschüttert  wird?  Gibt  er  einen  solchen 
überragenden  Gesichtspunkt , dass  von  ihm  aus  unser 


15 
Leben  v/le  von  einer  ewigen  Sonne  überstrahlt  wird? 
Diesen  Sonnenstandpunkt  gibt  er  nicht , und  zwar  des= 
halb »weil  er  vonseinem  naturwissenschaftlichen  Me= 
thode  gehindert  wird.  Durch  diese  Methode , die  an  sich 

« 

einen  hervorragenden  V/ert  besitzt, kann  man  Anr  müh= 

selig  in  metaphysische  Höhen, nach  denen  unser  Herz 

begehrt, auf ste igen ,TAnd  man  wird  doch  nie  hoish  genug 

hinauf klimmen  können, so  wie  der  IS2:fiÄ  Mensch  mit 

technischen  Mitteln  niemals  über  die  irdische  Sphä= 

re  hinausgelangen  imd  die  Sonne  erreichen  wird. 

Aber  unsere  Gedanken  können  sich  in  zeitloser 

Geschwindigkeit  hinauf  schv/ingen  zur  Sonne;  sie  durch= 

rasen  ohne  Eeit  mnd  ohne  technische  Hemmung  das  gan= 

ze  Weltall  imd  lehren  uns,dass  es  eine  Kraft  gibt, 

die  als  Führer  ins  unendliche  Sein  viel  besser 

taugt  als  die  an  die  Sinne  gebundene  Beobachtung. 

Unsere  Einfühlungs=  und  Erahnungs kraft  schleudert 

Gewalt 
lins  mit  unendlicher/KMII  hinaus  über  die  Grenzen 

körperlicher  Gebundenheit , und  bestätigt  uns,dass 

es  Fragen  gibt, die  nicht  auf  induktiveiy  lege   der 

kleinen  Beobachtung  und  Zerklügelung  gelöst  werden 


16 

können, sondern  nur  durch  mutiges, glaub ans starkes 

« 

Hinaufschwingen  in  ewige  Höhen.  Der  Psalmist  drückt 
diesen  Gedanken  wunderbar  aus  in  den  '»Torten:  "Ich 
erhebe  meine  Augen  zu  den  Bergen »woher  wird  mir 
Hilfe  kommen?  Meine  Hilfe  kommt  vom  Ewigen, dem 
Schöpfer  von  Himmel  und  Erde!"  Die  Berge, zu  denen 
zuerst  der  Blick  sich  wendet, sind  Repräsentanten 
der  letzten  irdischen  Grenzen, wir  können  hier  sagen: 
des  induktiven  Streb ens  auf  Fragen  der  Ewigkeit  ■ 
Antwort  zu  geben.  Und  der  Sänger  sieht  ,dass  er  auf 
diese  Weise  keine  Antwort  bekommen  wird, die  ihn  ge= 
gen   das  Straucheln  im  Leben  sichert.  Und  er  teilt 
uns  seine  Erfahrung  mit:  Meine  Hilfe  kann  nur  aus 
dem  Ewigen, Nichtirdischen  kommen, das  hinter  dem 
stofflichen  Dasein  waltet , aus  dem  erst  das  irdische 
Dasein  quillt .ausgedrückt  mit  den  Worten:vom  Schöp= 

fer  des  Himmels  und  der  Erde! 

Den  Sonnenstandp\mkt  unseres  Lebens, von  dem  aus 


w 


ir  mit  unendlicher  Kraft  erwärmt  \md  beschützt  wer= 


den »gibt  uns  nur  die  deduktive  Methode , d.h. das 
glaubensvolle  Auf schv/ingen  zu  letzten  Voraussetzun= 


17 
gen, die  über  allem  durch  die  Vernunft  zu  Begründen= 
den  steht.  ^lenn   irgendwo  diese  PorderungSS  gilt, dann 
bei  der  Absicht, die  Kunst, als  Jude  zu  leben , jemandem 
zu  lehren*  Dubnow  geht  in  dieser  Beziehung  -wie  mir 
scheint-  weiter  als  York  Steiner.  Er  sagt  uns  nämlich,] 
dass  das  jadische  Dasein  auf  einem  etwas  beruht, 
das  immerhin  von  merkwürdiger  Art  ist: nämlich  auf 
dem  Boden  eines  geistigen  Volksdaseins/  Er  geht  so= 
gar  noch  einen  Schritt  weiter, indem  er  uns  die  Frage 
beantwortet  ,v/ie  diese  Umwandlung  des  politischen 
Volkes  in  ein  geistiges  Volk  zu  erklären  ist/  Näm= 
lieh  durch  die  Wirksamkeit  der  Prof eten," diese  ei= 
genartigen  geistigen  Umstürzler , die  eine  Umv/ertung 
aller  religiösen, sittlichen  und  sozialen  Werte  der 
alten  Welt  vollbracht  hatten" .  Allerdings  habe  sich 
der  "Prozess  der  Umgestaltung  des  Volksbewusstseins 
unter  der  Einwirkung  der  Gedanken  des  Profetismus" 
nur  langsam  vollzogen(S .262)/  In  einem  besonderen 
Abschnitt  schildert  Dubnov;  dann  diese  Gedanken  des 
Profetismus.  Er  kann  sich  ihrer  Grösse  nicht  ver= 
schliessen;aber  deutlich  wird  sichtbar, wie  er  über 


der  Sache  steht.  Die  Profeten  sind  eben  nur 


eine 


18 
Erscheinimg  in  der  Ganzheit  des  jüdischen  Gemein« 
Schaftsdaseins , so  wie  etwa  jemand  mal  zu  besonderen 
Zeiten  ein  besonders  schönes  Gev;and  anlegt*  Die  Ge= 
meinschaft  ist  mehr  als  der  Profetismus ; das  ist 
seine  und  -wie  mir  ohne  Zweifel  scheint-  auch  York= 
Steiners  Anschauung •  Es  wird  bei  Dubnow  schon  deut= 
lieh  sichtbar  in  der  Verwendung  des  GHtesnamens. 
Die  Profeten  werden  bei  ihm  nicht  von  G'tt  ausgesandt 
sondern  von  Jahv/e^das  ist  die  von  den  christlichen 
Bibelkritikern  erfundene  Aussprache  des  G^ ttesnamens* 
Der  Geschichtsschreiber  lässt  sich  also  die  Beur= 
teilung  des  religiösen  Lesens  unserer  Gemeinschaft 
von  nicht jüdischen  Bibelkritikern  vorschreiben»  Das 
passt  gar  nicht  in  die  Anschauung , das s  unsere  Ge= 
meinschaft  ein  selbständiger  Wert  ist, der  nur  von 
innen  her, aus  den  eigenen  Wurzeln  begriffen  werden 
kann  und  nicht  unter  Anlegung  von  ausser jüdischen 
Sonden, die  zudem  noch  nicht  selten  von  antisemi= 
tisch  eingestellten  Menschen  stamraen.  York=Steiner 
ist  kein  selbständiger  Forscher.  Er  trägt  die  Por= 
schungen  anderer  zusammen, allerdings  unter  dem 
neuartigen  und  überaus  wertvollen  Gesichtspunkt. 


19 

die  Kirnst  des  Judeseins  zu  lehren.  Seine  Anschauung 

vom  Judentum  scheint  mir  die  Dubnows  zu  sein.  Darum 
bin  ich  auf  die  Quelle  zurückgegangen , um  an  ihr  den 
Irrtum  zu  erläutern. 

Duhnow/r  kommt  deshalb  nicht  zur  richtigen 
Lösung, weil  er  nicht  tief  genug  geht , weil  er  bei 
der  Anwendimg  seiner  naturwissenschaftlichen  oder 
sagen  wir  meinetwegen  (was  grundsätzlich  aufs  glei= 
che  hinausläuft)  soziologischen  Betrachtungsweise 
keine  andere  metaphysische , das  heisst  iinbegröndbare 
Annahme  hat, als  die,dass  SäÄ  die  jüdische  Gemeinschafi 
eben  einen  T7ert  hat.  Auch  diese  Annahme  ist  schon 
nicht  mehr  zu  bev/eisen,und  bekanntlich  wird  sie  ja 
von  den  rabiaten  Antisemiten  entschieden  bestrit= 

* 

ten.  Nach  deren  Annahme  ist  der  Jude  die  Quelle  al= 
les  Unheils  in  der  Welt.  Wie  soll  man  sich  dieser 
Behauptung  gegenüber  verhalten?  Einfach  behaupten: 
Wir  haben  doch  einen  Wert,basta!  Man  fühlt, das  wäre 
ein  Streit  auf  gleicher , allerdings  niedrig  liegenden 
Ebene.  Man  muss  darüber  hinauskommen , man  muss  über 
die  Anschauung  hinauskommen, dass  der  Profetismus 


2o 


eine 


Zufallserscheinung  am  Körper  des  jüdischen  Ge- 


meinschaftsdaseins ist, zwar  tewunderungswiirdig,aber 
eben  nur  als  Wesenseigenschaft  beigegeben',  Hein, der 
Profetismus  ist  für  das  Judentum  konstituierend, d.h. 
ohne  Profetismus  gäbe  es  keine  jüdische  Gemeinschaft, 
und  der  erste  Bestimmunggebende  Profet  war  unser 
Lehrer  Mose.  Es  stand  kein  Profet  mehr  auf  wie  Mose, 
der  Gott  schaute  von  Angesicht  zu  Angesicht, so  lehrt 
die  Thora.  D.h.  Mose  und  mit  ihm  alle  Profeten  waren 
nicht  sie  selbst »sondern  sie  waren  das  Sprachrohr 
Gottes, und  sehr  oft  gegen  ihren  eigenen  Willen'. 
Wenn  der  Profet  Jeremia  sagt:  Ich  wollte  nicht  mehr 
reden  (zur  Vermeidung  all  der  Leiden, die  er  durch 
Verkündigung  des  Gotteswortes  auf  sich  nehmen  musste), 
aber  dann  fortfährt:  Da  war  es  in  mir  wie  brennendes 
Feuer  und  ich  musste  reden! -da  spürt  man  doch,dass 
es  zunächst  rein  persönlich  ges4ien,eine  Art  verlet= 
zender  Betrachtung  ist »wenn  sich  der  Geschieht sschrei= 
ber  auf  seine  vermeintliche  höhere  Warte  stellt »um 
zu  konstatieren »dass  der  Profet  sich  als  Verkünder 
Jahwes  fühlte; aber  allgemein  gesehen »muss  man  sagen» 


21 

dass  wenn  der  Geschichtsschreiber  recht  mit  der 
Behauptung, da SS  es  den  Profeten  gelungen  wäre, das 
politische  Volk  in  ein  religiöses/^  Volk  umzuschmie= 
den, dass  dann  die  profetische  Seinsauf fassving,näni= 
lieh  ihr  religiöses  Wesen  in,  überragendem  Masse, 
Ja  zunächst  ausschliesslich  für  die  Seinsbestiminung 
ihrer  Gemeinschaft  ausschlaggebend  sein  musste. 

Es  ist  so, dass  die  soziologische  Betrachtungs= 
weise, die  auch  York=Steiner  übernommen  hat, den  Blick 
verschliesst  vor  der  Wahrheit  über  das  jüdische 
Seifi.  Das  jüdische  Volk  ist  nicht  nur, wie  Dubnow 
sagt, ein  geistiges  Volk, es  ist  ein  religiöses  Volk, 
Oder  deutlicher  gesagt:  Das  Volk  der  Religion.  Das 
heisst,es  hat  seine  Urbestimmung ,aus  der  heraus 
alles  zu  erklären  ist, in  der  Gemeinschaftsbindung 
an  Gott*  Das  Verhältnis  zwischen  Gott  und  Israel 
wird  von  \inseren  Profeten  oft  dargestellt  als  ein 
Ehebund  zwischen  Mann  und  Frau, und  der  Abfall  von 
dieser  Bindung  als  ein  Davonlaufen  der  Ehefrau  zu 
ihren  Buhlen.  Das  Bild  ist  eindeutig*  Es  soll  be= 
sagen, dass  ein  Abfall  Israels  von  seiner  religiö= 


22 
sen  Urbe Stimmung  so  schlimm  ist  wie  ein  Ehebruch  in 
der  ehelichen  Gemeinschaft.  Diese  xluffassung  unserer 
Bestimmung  ist  nur  scheinbar  eine  Beschränkung; in 
Wahrheit  ermöglicht  sie  erst  überhaupt  eine  Bewegung 
der  freiesten  Art.  Ich  will  hiefiir  ein  Bild  gebrau= 
chen.  Ein  Schiff  auf  hoher , sturmbewegter  See.  Die 
Wellen  stürzen  über  das  Deck  und  schwemmen  jeden 
hinv/eg,der  sich  hinauf  wagt.  Es  gibt  nur  eine  Mög= 
lichkeit ,auf  Deck  ungefährdet  den  Kampf  mit  den 
Wellen  aufzunehmen:  Wer  durch  ein  starkes  Seil  an 
den  Hauptmast  angebunden  ist, der  hat  zwar  nicht 
mehr  die  volle  Bewegungsfreiheit ; aber  er  ist  der 
einzige, der  im  Kampf  mit  den  Wellen  nicht  über 
Deck  gespült  v/erden  kann.  Ich  habe  zu  Anfang  ge= 
sagt, man  könne  alle  Bestrebungen  der  Menschen  auf= 
fassen  als  ein  Sichwehren  gegen   die  Gefahren  der 
Ewigkeit, die  mit  eisigen  Wellen  der  Einsamkeits= 
und  Todesfurcht  den  Menschen  erstarren  machen  könn= 
te .  Nun  in  diesem  Kampfe  gibt  es  keine  absolute 
Freiheit!  Wer  sich  von  Bindungen  löst, wird  einfach 
über  den  Bord  des  Lebensschiffes  gespült.  Unsere 


23 

Gemeinschaft  man  hat  sich  gebunden, hat  sich  an  das 

Gesetz  Gottes  gesehmiedet.  Gewiss  hat  sie  nun  keine 

absolute  Bewegungsfreiheit  mehr*  Aber  absolute 

Freiheit  ist  ja  ein  Wahn  und  eine  Gefahr, die  den 

Menschen  zu  Grunde  richtet* 

Das  Wirken  der  Profeten  is't  nur  so  zu  versteh( 
die 
dass  sie/Lösung  dieser  Bindungen  (sie  nennen   es  ein 

Nachbuhlen  den  anderen  Göttern)verhindern  wollen, 

und  ihre  Glut  ist  daraus  zu  erklären, dass  sie  die 

Gefahr  der  Loslösung  mit  klaren  Augen  vor  sich  se= 

hen.  Stellen  wir  uns  vor, dass  wir  genau  wüssten, 

morgen  w'irde  die  Nordsee  über  das  norddeutsche 

Tiefland  hereinbrechen  und  alles  zerstören:  Welchen 

Ton  hätte  wohl  unsere  Predigt, wenn  v/ir  die  Zeit= 

genossen  überreden  wollten, sich  noch  beizeiten  zu 

retten!  Das  Beispiel  scheint  ungeheuerlich, und  doch 

ist  der  Kampf  der  Gemeinschaft  gegen   die  Gefahren 

des  Schicksales  so  von  den  Profeten  aufgefasst  wor= 

den.  Abv/eichen  von  unserem  ureigenen, gottgewollten 

Wege  bedeutet  unmittelbare  Lebensgefahr  für  unser 

Dasein, denn  es  gibt  keinen  anderen  jüdischen  weg 


24 

durch  die  G-esohichte  als  den  V/eg  des  Volkes  Oottes! 

Mancher  wird  vielleicht  sagen:  Es  ist  natürlich, 

dass  ein  Rabbiner  einen  solchen  Standpunkt  vertritt. 

Ich  fand  kürzlich  diesen  .^edanken  einmal  in  einer 

Zäitung  ausgeführt  mit  der  Hinzufügung:  Für  uns  ist 

aber  das  G-esamtdasein  unserer  Gemeinschaft  viel 

umfassender , als  dass  es  nur  die  Religion  einschlös= 

se.  Aber  dieser  Standpunkt  ist  nicht  richtig.  Es 

handelt  sich  in  Bezug  auf  imser  jüdisches  Sein  nicht 

um  eine  Beinf  sf  rage , sondern  um  die  Frage  von  \7ahrheit 

zerfällt 
und  Halbwahrheit.  Natürlich  ISI  unsere  G-emeinschaf t 

in  die  mannigfaltigsten  ErscheiniAngsweisen  und  ist 

nicht  nur  das,v/as  man  in  alltäglichem  Sinne  Religion 

nennt.  Aber  Religion  in  unserem  Sinne , nämlich  •un= 

bedingte  Bindung  an  das  Gottesbevmsstsein  mit  prak= 

tischer  Ausv/irkung  auf  allen  Gebieten  des  Lebens 

ist  die  Hand, die  einen  Strauss  der  mannigfachsten 

Blumen  hält.  Hackt  man  die  Hand  ab, fällt  der  Strauss 

zu  Boden  und  die  schönsten  Blumen  werden  zertreten. 

Anders  ausgedrückt:  Alle  Mannigfaltigkeit;^  des  jü= 

dischen  Daseins  ÄSiIJÜLII  quillt  aus  dem  Borne  profe= 


25 

tischer  Gottesbindung.  Wer  sich  hiervon  löst  und 
glaubt , jüdisches  Sein  ausserhalb  dieses  Quellflusses 
erhalten  zu  können, der  macht  das  vergebliche  Bemühn, 
Blumen  in  die  Wüste  hinauszutragen  lamt  dem  Glauben, 
sie  könnten  auch  dort, ohne  den  mekor  chajim,den 
Quell  des  Lebens  existieren. 

Woher  kommt  es,dass  ich  diese  Dinge  so  unter= 
streiche, dass  ich  fordere, über  die  soziologische 
Auffassung  York=Steiners  hinauszugehen, zurück  zum 
Urq.uell  unseres  Seins, dass  ich  also  meine , wir  müss= 
ten  uns  bewusst  im  äXüäÄ  höchsten  P\mkte,im  ausser= 
irdischen  Sein  binden, um  im  irdischen  Sein  nicht 
zugrunde  zu  gehen?  'ffeil  ich  g^laube,dass  unser  heu= 
tiges  Schicksal , das  Vorhandensein;^  dieses  gefähr= 
liehen  Antisemitismus, der  die  einfachsten  Bedingun= 
gen   unseres  Lebens  abschneiden  möchte, der  uns  das 
Lebensrecht  bestreitet , dass  diese  Gefahr  nicht  ohne 
unsere  Schuld  heraufbeschworen  wurde. 

Man  kann  das  ganze  Buch  York=Steiners  auffassen 
als  eine  grosszügige  Abwehrschrift  gegen  den  Anti= 
semitismus.  Er  v/ill  einerseits  den  Antisemitismus 


26 

erklären ,\md  liefert  andererseits  Material ,iiin  unsere 

Situation  sachlich  und  geschichtlich  zu  verstehn, 

vm   Kräfte  für  den  V/iderstand  zu  gewinnen  und  Massre= 

geln  für  das  Verhalten.  Ein  Gedanke  leuchtet  nun 

durch  das  ganze  Buch, der  Begriff  der  Minorität . 

Minorität  wird  gehasstjdas  war  schon  immer  so.  Eine 

Minorität  muss  sich  in  allem  zurückhalten.  Das  eine 

erklärt  den  Antisemitismus  als  etv/as  ganz  Natürliches! 

das  andere  giht  uns  ebenso  einfach  die  Verhaltungs= 

weise  im  Grundzug  an.  Diese  Auffassung  Steiners 

Sie 
scheint  mir  nim  nicht  ganz  richtig  sein.  Ei  hat 

für  mich  den  fatalen  Beigeschmack ,ims  zu  sehr  zu 
entschuldigen.  Es  ist  in  der  Pädagogik  eine  moderne 
Grundregel, das s  der  Lehrer  für  Misserfolge  die 
Schuld  zuerst  hei  sich  zu  suchen  hat.  Ich  glaube, 
dass  dies  sehr  wohl  eine  allgemeine  Lebensregel 
sein  masste;und  -was  uns  Juden  anbetrifft-  so 
drängt  sich  mir  der  Gedanke  durch  folgende  Ueberle= 
gung  auf.  "^enn   man  nämlich  aus  der  Flut  der  anti= 
semitischen  Anwürfe  und  Beschuldigungen  nach  Ab= 
streichimgen  aller  der jenigen, die  Nicht Juden, welche 
aber  gar  keine  Juden  sind, betreffen, die jenigen 


w 


27 
eiche  Juden  angehen, heraussucht , dann  muss  sich  dem 


objektiven  jüdischen  Beobachter  eine  ganz  seltsame 
Beobachtung  aufdrängen:  Die  meisten, wenn  nicht  viel= 
leicht  alle  von  diesen  Menschen  haben  sich  mehr  oder 
weniger  von  unserer  jüdischen  Gemeinschaft  gelöst. 
Es  ist  geradezu  ungeheuerlich, dass  uns  diejenigen 


am 


meisten  schaden, die  gar  keine  Juden  sein  wollen. 


Jetzt  sind  wieder  -v/ielleicht  aus  wahltaktischen 
Gründen-  alle  Zeitungen  vollgS  von  den  Sklareks. 
Die  deutschen  Antisemiten  haben  dafür  gesorg*, dass 
ein  Begriffskomplex  entstanden  ist, der  lautet:  Skla= 
rek-Betrüger-Juden-alles  jüdische  schlecht-Links= 
und  Mittelparteien  =  Judenparteien.  Eine  geschickte 
Spekulation.  Die  Sklareks  aber  v/aren  katholisch  ge= 
tauft«.  Sie  wollten  also  gar  nichts  mit  ims  zu  tun 
haben.  Aber  man  Längt  ihr  Verhalten  uns  an  die  Eock= 
schösse!  Aber  auch  bei  Politikern, die  irgendeine 
bestimmte  Idee  vertreten, ist  es  s,o,dass  OiXIMX 
wir  für  ihr  T\m  verantwortlich  gemacht  werden.  Das 
wäre  schon  nicht  richtig, wenn  sie  unserer  Gemein= 
Schaft  angehörten.  Aber  in  den  allermeisten  Fällen 


28 
haben  sie  sich  von  ims  gelöst , gehören  weder  äusser= 
lieh  noch  innerlich  zu  unserer  Gemeinschaf t •  Kurz 
gesagt:  Die  Lösung  vom  Judentum  scheint  irgendwie 
in  korrelativem  Verhältnis  zum  heutigen  Antisemitis= 
mus  zu  stehen!  Ich  habe  den  Gedanken  noch  nirgends 
gehört  und  gelesen, und  doch  scheint  er  sich  mir 
mit  unwiderstehlicher  Gewalt  aufzudrängen^  Es  scheint 
mir  nizn  einfach  nicht  mehr  gestattet  zu  sein  ange= 
sichts  der  ungeheuer  angewachsenen  Gefahr  vor  die= 
ser  Tatsache  die  Augen  zu  verschliessen.  Es  beun= 
ruliigt  mich  im  Tief  sten  ,dass  wir  heute  immer  noch 
so  tun, als  brauchten  wir  diesen  Umstand  nicht  zu 
beobachten.  Sollen  wir  denn  blind  unserem  Unheil 
entgegenschreiten?  Die  Entwicklung  der  letzten  Jah= 
re,die  die  Tragik  der  menschlichen  Wirtschaftsdumm= 
heiten  uns  Juden  als  Schuld  anrechnen  lässt, machte 
alle  unsere  Klugen  politischen  Spekulationen, das 
Vertrauen  aufi  den  Schutz  dieser  oder  jener  Parteien 
zu  nichte •  Die  Situation  ist  heute  so  infolge  der 
masslosen  Hetze, die  gegen   ims  getrieben  worden  ist 
und  wird,dass  man  nicht  wissen  kann, ob  nicht  ein 


29 
Funke  gefärlich  zönden  kann.  Ich  sage, das  Herum== 
schweifen  da  draussen  in  der  v;eiten  Welt  ,um  nur  zu 
sein  v/ie  die  andern, diese  Abwendung  von  unserer  ur= 
jüdischen  Aufgabe , unser  Leben  als  das  Volk  Gottes 
zu  gestalten , ist  durch  die  Entwicklung  der  Geschicke 
ad  absurdum  gefüiirt  worden, hat  sich  als  gefährlichen 
Irrtum  erwiesen.  In  dieser  Situation  fällt  mir  ein, 
dass  wir  Juden  schon  manchmal  in  unserer  Geschichte 
in  solcher  Lage  waren, und  dass  das  Vortrild  für  unser 
Tun  in  dieser  Zeit  schon  in  der  Vergangenheit  liegt. 
Zur  Zeit  des  Profeten  Hosea  gab  es  auch  kluge  Poli= 
tiker.  Sie  spelculierten  auf  die  Hilfe  der  damaligen 
Machthaber  und  Machtmittel , auf  Asjjyrien,auf  Kriegs= 
rosse, die  damaligen  Banks, aber  sie  spekulierten 
vergeblich.  Las  sagte  ihnen  der  Prof et  mit  eindeuti= 
gen   Worten, so  eindringlich, wie  es  nie  v/ieder  einer 

gesagt  hat: 

"Kehre  zurück  Israel  zum  Herrn, deinem  Gott, 
denn  du  bist  gestürzt  über  deine  Sünde.  Nehmet  mit 
euch  Worte  und  kehret  zum  Herrn  zurück, sprechet  zu 
ihm:  vergib  alle  Schuld  \md  nimm  gute  an, wir  werden 
mit  unserer  Lippen  Gebet  die  geliebten  Parren  zahlen* 
Assyrien  kann  uns  nicht  helfen, auf  Rossen  wollen 
wir  nicht  reiten  und  nicht  mehr  nennen   unseren  Gott 
unser  Hände  Werk; nur  bei  dir  findet  die  Waise  Lie= 


1' 


30 

be.  Ich  will  heilen  ihre  Abtrünnigkeit ,  ich  will  sie 
liehen  aus  Milde, denn  gewichen  ist  mein  Zorn  von  ihm, 
spricht  Gott.  Ich  will  sein  wie  der  Tau  für  Israel, 
es  blühe  wie  die  Lilie  \md  schlage  Jurzeln  ISIäKI 
gleich  (dem  Gewächs)  auf  dem  Libanon.  Seine  Reiser 
breiten  sich  aus,dass  seine  Krone  wie  die  eines 
Oelbaums  werde  und  gleich  dem  Libanon  dufte.  Es 
kehren  zurück  zu  ihm  die  Vögel , welche  in  seinem 
Schatten  gesessen;  sie  gedeihen  wie  Kom,imd  blühen 
wie  der  Weinstock, sein  Duft  sei  wie  vom  Libanon. 
Ephraim  wird  dann  sagen:  Wozu  mir  noch  die  Götzenbil= 
der?Ich,ich  lasse  es  anstimmen  und  preisen, ich  bin 
wie  eine  frischgriinende  ZyJ)resse;von  mir  geht  eine 
Frucht  hervor.  V/er  doch  weise  wäre,dass  er  dies  ein- 
sehe ,eisichtig,dass  er  es  erkenne, denn  gerade  sind 
die  "lege   des  Herrn, die  Gerechten  wandeln  darauf, 
und  die  Missetäter  straucheln  darauf." 

(Hosea,Kap.l4) • 

Es  ist  wunderbar , wie  der  Prof et  die  Polgen  der 
Rückkehr  ausmalt.  Er  holt  die  Bilder  aus  der  Natur. 
Die  Gemeinschaft , die  zu  Gott  zurückgefunden  hat, 
wächst  und  grünt  vie  ein  Oelbaum,wie  Korn, wie  ein 
Weinstock,wie  eine  Zypresse!  Wer  doch  weise  wäre, 
dass  er  dies  erkenne!  -Was  soll  man  erkennen? 
Ich  giaube,der  Prof et  meint  unsere  v/ahre  Situation! 
Unsere  Gemeinschaft  kann  auf  Menschen  nicht  bauen! 
Wenn  Gott  uns  nicht  hilft, kann  uns  niemand  helfen! 
Er  ist  der  Mittelpunkt  unseres  Daseins  seit  der 
Urzeit!  Unsere  Bindung  an  ihn  hat  uns  erhalten  und 
erhält  uns  auch  jetzt.  Er  ist  der  Sonnenpunkt , von 


31 

dem  aus  unser  Dasein  sinnvoll  überstrahlt  wird, so 
dass  auch  v/ir  wachsen  ,v/ie  die  Natur  erblüht  unter 
der  Strahlen  der  Himme Is sonne l 

York=Steiners  Buch  ist  überaus  wettvoll , v/eil  es 
zum  ersten  Mal  in  leicht  zugänglicher  Porm  jedem 
denkenden  Juden  ermöglicht , das  Judentum  in  seiner 
umfassenden  Gestalt  zu  ergreifen.  Er  versteht  unter 
der  Kunst  als  Jude  zu  leben, das  '.Tissen  lom  unseren 
'^Yertjden  man  kennen  und  erforschen  muss,und  das 
Wissen  um  die  Pflicht  der  Zurückhaltung , die  uns  als 
Minorität  selbstverständlich  auferlegt  ist.  Man 
könnte  natürlich  zu  den  Einzelfragen  seines  umfassen= 
des  Buches  sehr  viel  sagen.  Ich  habe  mich  darauf 
beschränkt, eine  Frage, die  Hauptfrage  herauszugreifen, 
die  Präge  nach  dem  Sinn  unseres  Gemeinschaftsdaseins, 
unseres  Judeseins.  In  diesem  Punkte  aber  musste  ich 
zu  einer  anderen  Auffassung  als  York=Steiner ,zur 
Forderung  der  Zurückpro jizierung , der  Rückkehr  zu 
unserer  uralten  profetischen  Bestimmung , die  uns 
als  Aufgabe  auferlegt  ist  und  die  Sinnbedeutung 


unserer  Gemeinschaft  ausmacht.  Ich  habe  an  dem  ein= 


i 


32 
zigen  Beispiel  des  Antisemitismus  zu  zeigen  versucht, 
wie  wieder  einmal  in  unserer  G-eschichte  die  Profe= 


4 


zeiung  unserer  Profeten  sich  verwirklicht.  Gewiss 
es  ist  eine  eindeutige , wer  will, sage  meinetwegen 
einseitige  Auffassung.  Es  gibt  aber  nur  eine  einzige 
v/ahrhafte  Vielseitigektit  ,die  sich  nicht  zerstörend 
sondern  fruchtbar  auswirken  kann, die  Jenige  nämlich, 
die  aus  der  Einseitigkeit  quillt, das  heisst  aus 
letzter  metaphysischer  Bindung, und  nur, wer  sich  bin= 
det,der  wird  frei! 


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■  floaXlttaiui  and  Innerllohkc-it'j 
Vortrag  bei  der  Lo^^oudlnflüirutig. 


D«r  JUdisoh»  Diohter  Franz  Werfel  laat  unter  oblg«a 
Xit«l  im  vargangcnon  Jaiire  «»Inen  Vortrag  gcLÄltaa,   den  er  auoh 
gedruckt  im  Buchhandel  hat  erscheinen  lassen*     JSs  ist  nicht  meine 
Absicht,  heute  übar  dieses  Büchlein  zu  rererioron»     iQ  enthält 
vom  Standpunkte  Worfele  auüi  eine  gro£2:ugige  Fritik  unserer  Z^it* 
Solche  Kritiken  sind  scliibn  örcers  geachriobou  v/ordGa.Xch  erlrmere 
nur  etwa  au  Spenglers  Buch:  Der  Untergang  das  Abondlandes  und 
Jaspers,   die  goiatige  Situation  unaoror  Seit.     Wirkliche  Kritik 
üben,  Kritik,  die  uns  selber  fördert,  kann  a^>»r  .leder  nur  von 
seinem  eigenen  Standpunlcte  aus.     Das  «erk  eines  Fr&mden  kann  ans 
höchsten«  Anregung  ^öben,   inötufejru  es  uns*  awlgt,  wie  eine  leben- 
dige Seele  die  heutige  ffolt  widerspiegelt.     U'enn  wir  jadoch  ganz 
tief  in  uns  selbst  hinabsteigen,   dann  worden  sich  auf  einmal  Zu- 
sammenklänge  ergeben;  man  wird  feststellen  können,   dasd  -«can  see- 
lisch verwandt  ist  mit  ganz  beätimtaten  M<:<nsohen*     Unu  so  wird  sich 
denn  eine  natürliche  Front  er  sieben,   die  Gleichgesinnte  im  Kampf 
gogen  die  Unendlichkeit  mehr  ausriiümenbindat,   als  Banden  des  Blutes 


es  vermögen* 


2s  gibt  zwei  formale  Möglicliksiten  dei  Weltbegreif  ens: 


die  deduktive  und  die  induktive  Möglieiikoit.  Die  erste  geht  au« 
Ton  einasa  Übergeordneten  Sein,  Begriff  oder  Srlebon  and  «acht  da- 
nach die  Wirklichkeit  zu  bestimmen,  die  zweit«  geht  aus  von  d«r 
anmittelbaren  «iÄnlichen  Erfahrung  und  hat  die  Möglichkeit  durch 
Zttsarnmenfassung  allmahl lg  zu  höheren  Begriffseinheiten  zu  kommen* 
8ln  Bel«plel  fUr  die  deduktiv«  Srkenntnlsart;  Das  mittelalterliche 


A 


•     2    - 


• 


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Chrlßtentum  hat  unsere  BlbeX  in  «Inor  in«rkrürdlg«n  datohaaff 
nicht  In  Ihr  gelogen»»  Art  zum  obersten  Bntaoheldör  aller 
Fragen  der  Wirklichkeit  erhoben.     Keine  Entdeckung  der  Hatur« 
Wissenschaft  durfte  wahr  sein,  die  nach  Aneloht  der  Gelehrten 
in  fidorei.ruoh  mit  den  A.nt.'fi.'bQn  und  Berichten  dar  Bibel  stand. 
Daher  kamen  die  furchtbaren  Zuöammonstöfie  mit  den  Ümwälzern 
der  modernen  Weltaneicht,  mit  eallilol,  mit  Giodano  Bruno  und 
anderen  Aposteln  der  a^odernen  naturwlsaonachal^tliohen  Welt- 
©rkonntni«,     Dieae  Naturriasenschaft  nun  bietet  das  grandiose 
Beispiel  für  die  Migliohlteit  elno»  konseq.u0r.ten  induktiven 
Weltbeijreifens,     Ihr  y/oaen  stellt  aioh  dem  cei^itlgen  Betrachter 
zonäohst  nt»tp!.tiv  in  der  Ablehnung  jedes  Begrifj^en  e.la  Ausgangs- 
punktes dw  Ärkeantnis  dar,   dann  aber  positiv  in  dem  Bestreben, 
die  Haturvorgänge  völlig  urirorelngenommen  mit  unermüdlichem 
Floisse  und  absoluter  ünbestochliohkolt  des  Urteilß  zu  boobaoh- 
ten.     Wir  könnon  aagon:     Die  deduJitlve  Art,   zur  Welterkennt- 
nl8  zu  gelangen  aoheint  ein  Weg  von  Äiissen  naoh  innan  zu  saln^ 
deh#   von  einem  uns  unmittelbar  Naheliegonden  zu  einem  ungreif- 
bar  ausser  uns  Seienden. 

38  scheint  nun,  dass  Werf  i4  diese  Kelgung  der 
Venzeit,  au*  induktivem  Wege  zur  letzten  Erkenntnis  za  geltuagen, 
mit  dem  Begriff  Realgesinnung  belegt.     Diese  Realgesinnung  kri- 
tisiert er  nun  in  der  all er schaff sten  weise  und  nacht  ihr  ge- 
radezu den  Vor  vurf ,  daas  sie  die  Welt  entwirkliche.     Man  be- 
denke! Qorade  die  induktive  Methode  will  in  unlösbarer  Tuch- 
fühlung mit  der  Wirklichkeit  die  Welt  erkennen,  und  sie  soll 
nun  ausgerechnet  die  Welt  entrir  kl  lohen?    Wie  ist  eine  der- 


-    5    - 


artig«  ÜMkothrung  llberhauprt  meglioh,   denn  sia  »uheint  dooh  J«> 
dw  Bcfaiirung  zu  uldt>V)3i)röoh<in?     W«rAn  wir  ciioB«  Fra^e  b«ant- 
worton  wollon,   so  müssen  wir  borüoksichtig^D.,  daa&  gorude  heut« 
keine  üeit  ist,  etwa  spielerische  Umfcehrungon  vorzunohaen  in 
der  Art  und  T«ise,  wi«  manohmal  Menschen,  die  in  größten 
Luxus  leben,  «ineo  sie  y,\x  gar  nichts  verpflichtondsn  oalon- 
boleohewlsmus  huldigen«     Unser  Denken  mucs  h:äut9  unbedingt, 
w«nn  es  uns  und  anderen  nützen  soll,  '^iTkllchkoltstuiU  "blei- 


ben* 


Prägen  wir  einmal:     Was  hat  denn  die  induktive 


weltbegreitungsmethode  erreicht?     darauf  muse  man  Tahrheits* 
gemäd  antworten:     Sie  hat  den  Menschen  in  e  iner  Art  und  Weis« 
dio  Katur  beherrschen  gelehrt,  wie  nie  zuvor  ;je!iials  für  Biv5glidi 
)S3halten  werden  konnte.     Die  l^de  ist  durch  die  iürrungensohuf- 
ten  der  Xeohnik  zu  einem  einheltJ lohen  Lande  {jerorcen,   das 

•  '  '  .'■•■■'. 

dcsa  Reis  enden  Tveniger  Schwierigkeiten  entgegensetzt  als  Peutsoh- 
land  noch  vor  100  Jahren«     Mit  den  modernen  Vai'kahrsmitteln 
und  Vor stand igungsmitteln  ist  ein  unerhörter  nieg  über  Raum 
und  üeit  errungen  word«n«     So  wäre  möglich  -  das  ß?.gt  uns  ins- 
besondere das  neueste  Schlagwort  Teohnokratie,   die  ganze  Mensch- 
heit mit  geringem  Ar  b«iit  sauf  wand  zu  ern&hren  und  zu  kleiden« 
Ist  das  nloht  ein  ungeheurer  firfolg?    Aber  nehmen  wir  nun  ein- 
mal an,   es  wäre  soweit,   dann  hatten  doch  die  ^lenschen  ungeahnt 
viel  Freizeit)     dann  edtatünde  das  Problem:  Wie  soll  denn  die 
Freizeit  verwendet  werden?     Die    Menschen  müsäbn  das  Faul- 
sein  lernen.     Das  ab^^r  kannte  sehr  wohl  eine  Situation  werden, 
aus  der  heraus  die  Menschen  vor   lauter  Langewelle  sich  gegen- 
seitig totiohlUgen,  so  wie  man  «loh  ja  manofcaul  5l<8a  SinÄvack« 


I 


•     4     - 


nicht  «rvahran  kann,  als  sol  an  dorn  gvo8«n  üürlag  catsäohlloh 
das  ganz«  Volk  sohuld,  da  e  s  sohlen,  als  ob  nicht  vunige  den 
Krieg  als  Abwechslung  in  Ihrom  lang\79llig  ^©wovdoiisn  Dassln 
bstraoht«t9n • 

Aber  dla  isachlago^   der  wir  uns  heat*»  gegenüber 
eeheiii  ist  ja  elne^ranz  andere» 

Zahlreiche  Menaahen    hüben  freie  Zc^it;     aber  nloht^ 


well  die  fortgeschrittene  Technik  sie  ohne  Arbeit 3I ei stung  er-* 
nährt ^   londern  es  «1^  so,  dass  die  Teo/iniV^  diese  iwenschen  aus 
dem  Arbeltsprozess  auaschaltet  und  sie  in  geradezu  oft  sa«» 
dl84tl8oh  anmutender  Waise  mit  Nloifc  ernahrung^  mit  Hunger  be- 
8traft#     Dieses  Verhältnis  lat  so  uni ogreifiioh^  dass  es  einen 
wie  Wahnsinn  anmuten  könnte.     Arbeltsiose  im  Kohlongabiet 
frieren«     Millionen  Tonnan  Kohlen  liegen  uavorIiM.uriioh  auf 
den  Halden«     Was  ist  natürlloher  als  die  V^irteilung  von  Kohlwi 
an  die  Arbeitslosen,   oder  class  sie  sieh  die  Kohlen  einfach 
selbst  holen«     Aber  die  Poli;:ei  vertreibt  sie*     Kurz  danach 
bricht  ein  Brand  aus  und  vernichtet  grosce  Kohlenbeßtän4e# 
Der  Naturgewalt  musate  man  ge^mltlge  VTerte  opfern;    dem  mittel- 
losen Menßohen  hat  man  cie  versagt«     Don^  »uan  e  inmal  einen 
solchen  Fall  durchs  00  muss  man  er^ennen^   dau'3  hinter  der 
Verte  echaif enden  Technii:  ein  vl*l  grösseres  Problem  lauert} 
das  Problem  des  Menschen  t      Bxs  h^isst  das  rrobelmi     Wie  Ist 
«s  SU  errsiohon,  dass  der  Mensch  von  s  «int^ii  Qute  and«r«n  nlt- 


t«lltT 


l«lohas  ^Tob«lem  urlsgt  ^ohl  nun  sohT/eror,   das  Pro» 


bl«m  mittelst  der  T«chnlk  imzier  mtlhc  die  7«lt  zu  boherrsohaii 
linm«v  Bi«hr  QUtcr  za  schaffen,  od«r  das  seelische  Froblem    / 


-    5    - 


8oloh«  ^Alstig«  Einstellung  zu  erroloh«n,  da«f  der  ilemsoh 
gewillt  ist,  die  orzettgten  aüter  zu  verteilen?     Die  Präge 
fiteht  heute  nioht  ohne  Illustration  de.     Der  Kommunismus, 
deuten  theorstisohe  Grundlage  des  historischen  Materialis- 
mus ja  soheinb&r  der  stärkste  Oegenwartsausdruok  induktiven 
Weltbegroifens  Ist,  hat  seine  Stoßkraft  durchaus  nicht  aus 
der  wivtschal^fclichen     Sphäre,   sondern  vielmehr  aus  der 
ööeliachon  Welt  der  Ahnolgung  und  den  "'iderstandes  gegen 
öiL«  Idenaohboit,   die  wie  ein  Drache  auf  Ihren  öütern  sitzt, 
ohne  davon  deoi  liungrigen  in  geniigendeei  Ibufie  mitzuteilen. 
3s  gibt  eine  Anschauung,  dass  der  Faschismus  die  Vorstufe 
in  der  Sntwioklung  zum  Kommunismus  ssi*     'i^enn  diese  Anschau- 
ung richtig  wäre,   dann  vürde  uns  die  heutige  Sitaation  sohlag- 
liohtfirtig,  um  nioht  zu  sagen  grauenerregend  die  Fo?.g«n  des 
roln  induktiven,  von  der  materiellen  Tuchfühlung  ausgehenden 
Weltbegreifons  vor  Augen  stellen.     Sie  zeigte  uns,  dass  die 
induktiv©  natur'A'isßonBChaftllcho  Welterforsohung  nioht  nur 
gelehrt  hat,   die  iäcde  zu  boherrsohen  ,   sondern  auch  sie  za 


»•»Btorfenl 


I       1 

Dieser  Zerßtutun^  abur  \Aun   nur  vorgebeugt  werden. 


wenn  der  Mensch  nicht  lar  Dlaner  der  Technik  sondern  ihr 
Herr  wird  I  Unt^r  Mensch  ist  aber  in  diesem  Falle  durchaus 
nicht  der  körperliche  Mensch  zu  verstehen,  sondern  es  ist 
eine  3eite  des  Manschen,  die  dem  andern  Menscaen  von  den 
GKltern  der  Srde  mitteilt,  weil  sie  ihn  als  Bruder  anerkennt. 
Das  ist  die  Seele  des  Menschen. 


Die  induktive  Welterfor sahung  hat  sich  -  fast 


80/ 


könnte  man  sagen  -  ein  Vergnügen  daraus  gemacht,  die  Seele 


-    6    . 


das  M«niohen  zu  l«ugn«n.     Der  j^rcsso,  1902  g-astürbsn»  Arzt 
Rudolf  Virchow  glaubte,  dl®  Seele  de»  Ui&uüQa^ü  leugnen  zu 
dürfen,   well  er  bei   seinen  vielen  S^ktionsn  nöoh  nie  eine 
Seele  gefunden  hätto,     Dloso  lUnstellung  lat  typiooh  für 
die  die  Teohnik  begründende  Maturwlssensohart  des  19.  Jahr- 
hund'^rtB.     Sie  förderte  die  Erdbaherrsöhung  und  tütete  die 
MenBohenseQlo,     sie  stellt©  «ina  Korrelation  her   zwieohen 
Induktly-matorlallor  Forschung  und  Seelenlou^unu,  weil  sie 
glaubte,    das  erste  sei   urir. ittelbS'Te  LobonsT^irklichkelt,  und 

'  '  '      '         .        ,  '  ,        .  ^    .  .■       t,  ■  ,  '  .'     • 

Aas  zweite  rein®»  Phantacloprodulrt  und  ünrirkilciaieit.     und 
nur  stellt  sieh  in  uncorun  Tilgen  Lt/raus,   üact   gerade  die 
Seelenlaignung,  die  Abtötuug  der  KenuchlicLküit  aas  Spreng- 
pttlver  sein  Vrann,   durch  dna  die  ganzen  grofcon  i^xrangensohaften 
der  HaturTissenschaft  und  leoLnik  in  l^^irzestcr  i'rist  aus  dem 
Menschenleben  autfetilat  werden  können. 

Sucht  man   also^   die:i;or  CcTaiir   zu  autgeli©n,  bo  musi» 
n'in  heute  eine  TTirkohruna  Vürnotifflen.     Ss  lag  eine  Zeit  gegeben 
haben,  in  der  zur  Eewäitlgung  der  Natur kr äfte  es  ▼lelleicht 
gestattet  ir*,r,   eine  Zeit  lan^:  die  Augen  vcr  der  Notwendigkeit 
der  Piflego  der  :>eelenkräfte  zu  sdillesijon.     Kachdem  nun 
die  Entwicklung  der  TrlrtacUiiftlicheu  und  polltisichen  Yer- 
h&ltnisae  aioh  zu  der  heutigen  aku;on  Gerciir  auTgebaumt  tut, 
i«t  diese  Selbstblendung  niolit  mehr  gostattat.    Jetzt  heifit 
es  Äbrelssen  der  realietisohen  S(äieuklappen,  am  zu  «rkennen, 
Aass  es  mehr  Dinge  zwischen  Hlaunel  und  Srde  gibt,  als  sich 
unsere  Sohulweisheit  träumen  lILSt*     Diese  Aufgabe  und  For- 
derung 1er  Stunde  will  Werf  •!  in  seinen  Bttohlein  auf  einen 


-    7    - 


atid'9T9Q  ¥9g«  erörtern«  Gr  versteht  antor  Innarllohkelt  das 
günso  Seelenlebdn  dos  Monsohen,  und  Ina besonder s  die  maslsohtn, 
kliriBtXerlsohen  Kräfte,  die  T7a2irli&ft  säköpferlsoh  sind,  Ihx 
Leben  Ist  ein  ganz  andorea  als  das  der  roallatlsohen  Natur  - 
eri'Hssung,  und  nioht  nur  anders  sondern  «•,(!ar  das  wahry  Le- 
ben!, die  eohta  v/irkllohkeit,  und  aus  diesem  orunde  ist  die 
reaiiati3ati=Qmt<irla,,liB tische  WeltauTtassung  nioht  Wirklloh- 
keit  sondorn  Ünwirkliohkeitl 

An  dieser  Aufgabe,  die  ?/erfel  mit  Reoht  als  die 
in  cier  ©«genwart  notwendigste  eriilärt|  haben  nun  gerade 
unsere  Logen  in  besonderer  Irt  und  Weise  mitzuwirken«     Die 
drei  Buchstaben,  die  libor  unserem  Logenleben  stellen^  Wohltun, 
Braderliohkeit  and  Bintraoht  sind  Ja  gerade  leuchtendes 
Zeugnis  seelisohen  Lebense     Sie  sind  ein  s  tolees  Zeichen  dafür  ^ 
daus  auch  in  der  Uooliflut  materialistieohen  Glaubens  im  Erei- 
ise  der  judl&alittn  Gaaeinsohcft  anaovQH  Soelen&di^ls,  der  jedem 
Mensolxen  als  MöglläLkeit  gegeben  iat,  nicht  ver4;e3sen  ^urdt, 

Stellen  wir  uns  nun  einmal  vor,  toss  die  von  wer- 
fei  und  ßo  vielen  anderen  vorgo2,eiohnete  Aufgabe  der  seeli- 
schen und  8oii5pferlHchon  i£rweokung  und  Auflockerung  der  Men-* 
sohansedle  erfüllt  wäre»     Ware  d&.nn  wirklich  die  ganse  Auf-» 
gäbe  dt^s  Mensclion  erfüllt?     Ss  kann  wohl  dodi  zxicht  go^Unscdtit 
werden,  dass  der  Mensoh  der  Vürderung  seiner  Seele  zuliebe 
irieier  üLusserlloh,  technisch  zu^  Zustand  der  Urzeiten  xn- 
rüokkehre,     fir  müssen  den  indutiv«  naturnissensohaftliohca 
Weg  zur  Weltbeherrsohung  in  seiner  ^er&bsolutierung,  in  sei- 
nsm  Herrsohaftsanspruch  im  Reidie  der  Srkenntnisforsoiiang  für 

falsoh  halten.     Aber  deshalb  darf  man  dodti,  wttin  man  nioht 


.    8    . 


•Inieltlg  »•in  will,  niolit  VOTkennan,  dass  auch  in  Katut- 
wiü8dn33ha£t  und  T«ohnik  «in  Wondvrb&r«»  vorliegt,   das  za 
irg«idiireloh«r  Synthe»»  mit  dorn  wahren  Srkenntulü »treiben  g'»- 
braoht  werden  nuss«    Und  v/eXohos  ist  nun  diese  Synthese? 

Darauf  noohte  ioh  antwortan:   Die  waJtire  dedulctire 
Weltbetraohtung  I     Ist  n&mllch  das  Seelenleben  im  Sinne 
Warf  eis  attfKtS»*)^:^^^'^*  <bo  gleicht  es  einem  flutenden  Meere, 


das  ZITAT  alle  l^b£ndii;eii  Keime  in  sich  birgt,  und 


dem 


alles  Lebendige  entstehen  kann.     Aber  die  Aufgö.bo  i«t  doch 
nicht  2u  verkennen,  dass  dieses  überragend  Lebeiidige  erst 
geboren  worden  muas.     Schon  dwr  usean  dar  Uraeit  hat  die 
Leborakeime  in  «sich  gotragen.     Aber  erst,  als  das  Lebön 
Bioh  aue  eeiüär  Flut  gelöst  hatte,   ist  der  howreohcnde  Mensoh 
entttariden,     'J^as  nun  muss  sich  aas  dem  wogenden,  sohöpferi- 


sohen  f;ee3 


erheben?     Es  muss  etiras  sein,  »-as  sowohl 


der  Beele  als  auoh  d«r  nlchtbeßeelten  Y.elt  ihr  Rooht  gibt. 
Dan  kann  nur  sein  ein  obaratar  Begriff,  der  alxtrdingß  mehr 
ist  als  Begriff,  der  ein  Sein  darstellt,  aus  dea  der  Gegen- 
satz des  Beseelten  und  nicht  Beseelten  rjinnvoli  LorTorgcht« 
Bas  Icann  nur  sein  der  Seinsbegriff  des  e^n«einzi;fen  a'ttesi . 
der  selbstverständliüh  auoh  über  unseren  Logen  als  einer 
aemeinschaft  von  jüdischen  Mlinnern  schwebt. 

Wird  dieser  Schritt  nicht  vollzogen,  dann  trägt 
die  Forderung,  gegen  d^n  aoallsmug  der  Unwirkliohkeit  das 
Leben  der  Innerlichkeit  za  realisieren,  eine  öei'ahr  in  sloh, 
das  ist  di*  Versohyommenheit .  aus  der  heraus  nioht  nur  flutes 
sondern  cuoh  Zerstörenden  geboren  werden  kann.    BeJ^uuintll^ 


-    9    - 


•rkoimt  unser  Jadentun  all«  aellglonen  dar  fiicz«  alg  wshr« 
Religion«»  an,  das  hei r st  alg  w«ce  olnec  l Oüt Inanten  Man- 
schentypu»  au  G»tt,     »ur  ©iu*  Art  von  ft«llgloa  löhnen  un- 
ser« Frofat-Jn  mit  unerblttlloher  L^>lden»ciiaft  &b,  namlioh 
diejenige,  öle  sioh  auf  deaUord»  und  ^exualrauadi  aufbaut. 
Wir  dürfen  mia  nicht  täuachen:     Aadti  diej<^ilgai  llenaohen. 
die  In  Ihren  Temiielalenst  Mews dienmord  and  :^exualverbindung 
einbaut »n,  waren  reliuloso  Meuiehen,   die  ane   gewaltigem 
ligin^m.  (J^fUhl  harttua  sich  Jberwiudon  konntoti,  etwa  Ihre 
•Ißen«!  Klndet  zu  schlaoMen,   zu  opfern.     Aber  Trlc  siegen; 
Jena  MenEoh^c  xaren  In  einem  greul lohen  Irrtum  befang«, 
Gewiß  hattan  sie  starke  religiöse  Ooruhlö;     abor  sie  waren 
nloht  lm;o:tand6,  alo&e  SaelMGoröchutteTuiigeti  richtig  zu 
deuten!     Dl)  r  loht  ige  Deutung,  niuidioh  die»  Beziehung  auf 
den  überzeitlichen  Schöpf ergott,  der  alle  aoochopfe  mit  glel- 
ohem  Lebener -s-cht  g<?so}iaff«n  >aÄt,  der  daher  jjden  ^rd  und 
jedo  Reoht3vertjo./fckixi.£5aag  gegen  den  Men^chenbrudor  tius- 
sohllesat,   die««  Leutimg,  daß  rlohtige  BezidiunsfsobjeiEt,  auf 
welohee  ds,»  beleben  geht,   daß  hauen  ernt  nnsörtj»  itofeten 


geftinclent 


Und  «ras  haben  die  Profeten  hlerrcit  ^^lüißtett 


Sie  habf^R  ^illea  IrMiloM  relativiert  -  der  Bogrii'f  klingt 
8«hr  tnodornf  -  relatirlert  zur  güttliohec  rögllchkat,   ohne 
damit  zugM«h  die  Menschen  ttIö  in  un&eren  Tagen  mit  «dat- 
norrendor  Kftltlftalgkelt  zu  voTj^in^n,     Oer  gottgläubige, 
das  helsst  am  den  ewigen  G'tt  -vfißaonde  Jude,  war  verankert, 
gebunden  an  eine  aueeerirdieche,  übsvirdieohe  Virkllohkelt. 


•     10     - 


Ah&t  nar  daduroh  hatta  «r  dltfr«ihelt.  Innerhalb  <Lf*B 
Irdlsohan  un.r ah ammt  überall  zu  s-johen,   zu  forschen   und  xa 
wlrkOD.     Gheschlohtllohor  Beweis:     Mittelalter  llai:i«f9  Jaden- 
tum  ist  unter  keitien  Umständen  zu  verglelol^ien  mit  dem  unser 
Ootteeor leben  verdVeternden  mltt eXalt er 1 lohen  Gbrlatentum. 
Während  die  Kirche  die  Apostel  Induktlvt^r  Forschung  ver  - 
brannte,  raren  strenggläubige  Juden  in  Ctem «1  nu chaft  mit 
■trenggläublgon  Mohastimodanorn  die  Retter  und.   lürhaltar  der 
grieohlBohan,  ffir  die  Neuzeit  vorblldliohen  Hatury/iseen- 


80ht<'ft, 


Induktlvofl  Weltbegroifimgsntrebf^n  oder  Realismus, 


wie  Wor:fel  ss  nennt»   ist  nur  dann  gefOirllch,  ^vern  der  Mens  oh 
haltlos  die  induktiv  gefund*»«!  Sandkörner  öelnor  y/leaen- 
ßdiaft  In  Alo  Bwißkelt  jnrojizlert  und  verabsolutiart;     Venn 
aber  dl*?  Mr^nnriier-aefele  veran^r.srt  Ist  im  hdöhrrfeen  SelnsbegrliT, 
den  en  si^**.   Im  allmlä  cht  Igen  Sohöpifor^tt,   dann  vorllert 
die  IrtAn'rtlTo  v/issensohaft  Ihr  ö-llt,  Trail  dann  Im  «nt schei- 
dend an  Augenblick  wie  etwa  In  der  heutigen  Zelt  die  Seele 
dann  licmer  wieder  das  lotzto  Wort  sprechen  wird,  bevor  da« 
Pulverraas  der  Technik  die  Menschheit  zerstört  haben  wird, 
Wenn  Irti  religlögan   KrleVen  (ile  F-eole  eloh   aüfeohrln^  zum 
Höchsten,   dann  v-^rstöit  man,  daeo   ee  s€öir  wohl  möglich  l»t, 
Bynthctls(Äi  Realiemuß  und  Innerlichkeit  zu  verbinden,  da»» 
E.B.   ein  geraltlger  jüdlsoher  "iheologe  :Tie  etws.  Maliuonidea 
augleloh  Yerehrer  aristotelischer  rhlllosophi«  und  Ratur- 
ilssonschaft  gewesen  ist,   dass  ein  katiiollsohe»  Priester 


wie  etwa  Mendel  das  ITaturgesets  der 


geifunden  hat. 


dass  «twa  der  oberrabblner  Toa  ssegedia,  Low,  ela  b»d«aten- 


fi 


-  11   - 


ddr  Blclog«  lt?.t,  und  dauu   lanar  vldd«r  auch   xü  aa^er«n  la- 
gön  Aorzte,   das  hol-at  mitten   in  dar  Hatut.'.iss«nach&ft 
et»»h«acLo  jiTäans-T,  ßioh  das  aabtinwrdiplom  erwecben« 

Isefel  hat  Reclat:    Inu«rliahl««lx  tut   der  heutl- 
g«ti  Wtilt  not,   fioiuiit  v;ird  dio  Kunst  der  Fdltbcherrcohung 
vollends  inr-i-r  sealiochün  Qudilöa  'ioraubt  verdeü,  ör£.tu.rr«n 
und  Daratou.     a'bex  nicht  oinrach  dor  RiU;3i*cha  Itensöh  ist 
d«r  Sclösor  dor  T?«lt,     iäis  amss  hinzakorauan  deor  D  nker, 
döi'  tiioh  aurtiohtvingt  zum  hbcheten  Sein,  untcsr  des» an  erig«n 

■  ■   > 

£üht)in  dad  u  ;•;  leren  de  0  Gottocböwur.töein  induirtiveo  Forscher- 
t»treben  gev/ähroxi  lilcßt  und  Usjaliciüus  und  iniitirlichkeit 
au/  nöuor    '!i1)tsrie  zu  fruchtbarer   iiiiiikjit  veruöhnt^ 


"  Realisrx-:us  und  In n ^ir  1  i chke i t 'J 
Vortrag  bei  der  Loö^eneinrührung. 


Der   jüdische  Dichter  Franz  \I^vtel  hat  unter  obigem 
Titel   im  vergangenen  Jahre  einen  Vortrag  gehalten,    den  er  auch 
gedruckt  im  Buchhandel  hat   erscheinen  lassen.      Es    ist  nicht  meine 
Absicht^  heute  über  dieses  Büchlein  zu  referieren.     Ss   enthalt 
vom  Standpunkte  V/erfels  aus   eine  großzügige  Kritik  unserer  Z-^it. 
Solche  Kritiken  sind  schin  örters  geschrieben  v/orden.Ich  erinnere 
nur   etwa  an  Spenglers  Buch;   Der  Untergang  des  Abendlandes  und 
Jaspers,    die  geistige  Situation  unserer  Zeit*     v/irkliche  llritik 
üben,   llritik,   die  uns  selber  fördert,   kann  ab-jr   jeder  nur  von 
seinem  eigenen  Standxjunkte  aus.      Das  "iVerk  eines  Fremden  kann  uns 
höchstens  Anregung  geben,    insofern  es  uns    zeigt,   nie  eine  leben- 
dige Seele  die  heutige  \7elt  v/iders^^iegelt .     V/enn  wir   jedoch  ganz 

St 

tief  in  uns  selbst  hinabsteigen,  dann  werden  sich  auf  einmal  Zu- 
sanHnenlLLange  ergeben;  man  wird  feststellen  können,  dass  mau  see- 
lisch verv/andt  ist  mit  ganz  bestimmten  Menschen.  Un^  sc  v/ird  sich 
denn  eine  natur liehe  Front  ergeben,  die  O-loichgesinnte  im  Eampf 
ge^en  die  Unendliciikeit  meiir  zusanimenliindet ,  als  Banden  des  Blutes 


es  vermögen. 


Es  gibt  zv;ei  rcrmale  Mögliclikeiten  des  Weltbegreii'ens: 


die  deduktive  und  die  induktive  Möglidikeit .  Die  erste  gelit  aus 
von  einem  übergeordneten  Sein,  Begrili'  oder  Erleben  und  sucht  da- 
nach die  r/irkliciikeit  zu  bestimmen,  die  Z7;6ite  g  eht  aus  von  der 
unmittelbaren  siüinlichen  Erfahrung  und  hat  die  Möglichkeit  durch 
Zusammenfassung  allmählig  zu  höheren  Begriffseinlieiten  zu  kommen. 
Sin  Beispiel  für  die  deduktive  Brkenntnisart:  Das  mittelalterliche 


! 


-     2     - 


Christentum  hat  unsere  Biloel   in  einer  merliwürdigen  durchaus 
nicht   in  ihr  gelegenen  Art   zum  obersten  Entscheider  aller 
Fragen  der  V/irklichkeit  erhoben.     Keine  Entdeckung  der  Ifatur- 
Wissenschaft  durfte  v/ahr   sein,   die  nach  Ansicht  der  G-elehrten 
in  V/ider Spruch  mit  den  Angaben  und  Berichten  der  Bibel   stand. 
Daher  kamen  die  furchtbaren  Zusammenstüue  mit  den  Umv/älzern 
der  modernen  Weltansicht,   mit  G^llilei,   mit  Giodano  Bruno  und 
anderen  Aposxeln  dar  modernen  naturxYissenschaftiichen  Welt- 
erkenntnis.    Diese  ITaturT/issenschaft  nun  bietet   das   grandiose 
Beispiel  für  die  Möglichkeit  eines  konsequenten   induktiven 
Weltbegreif ens.      Ihr  IVesen  stallt   sich  dem  geistigen  Betrachter 
zuna^chst  negativ  in  der  Abl^nung  Jedes  B-grifxes  als  Ausgangs- 
punktes  der  Srkeuntnis  dar,    dann  aber  positiv  in  dem  Bestreben, 
die  Naturvorgc^nge  völlig  ujivoreinc^enommen  mit  unertaüdli ehern 
Fleisse  und  absoluter  Unbestechlichkait   des  Urteils   zu  beobach- 
ten.    V/ir  können  sagen:      Die  deduktive  Art,    zur  \7elt erkennt- 
nis  zu  gelangen  sclieliat  ein  7/eg  von  aussen  nach  innen  zu  sein, 
d.h.   von  e inem  uns  unmittelbar  N&,heliög3nden  zu  einem  ungreif- 

bar  ausser  uns  Seianden.    .  '  ,., 

Es   scheint  nun,   dass  \/ari'?.l  diese  Neigung  der 
Neuzeit,    aulT  i;.dulitiveffi  Wege  zur  letzten  Erkenntnis   zu  galanten, 
mit  dem  BegriiT  Realgesinnung  belegt.     Diese  Real^esinnung  kri- 
tisiert er  nun  in  der  allerschäriSten  "iVeise  und  uii.olYt   ihr  ge- 
radezu den  "/or-.vuri',    daüs  sie  die  Welt  ent^virkliche.     Man  be- 
denke: Gerade  die  induktive  Methode  will   in  unlösbarer  Tuch- 
fühlung mit  der  v/irklichkoit  die  Welt   erkennen,   und  sie  soll 


nun  ausgerechnet  die  Welt   entv/irklichen?     Wie   ist  eine  der- 


-     3     - 


arti-e  Umkeiirung  überhaupt  möglich,    denn  sie  scheint  doch  je- 


der Erranrung  zu  widersprechen? 


if 


.n  var   diese  Frage  beanu- 


v/orten  wollen,    so  müssen  ivir    beruCKöichtig  n  ,    dass  gerade  heute 
keine  ii^eit  ist,    etv/a  spiel^^rische  Umkehrungen  voriamehmen  in 
der  Art  und  .i^ise,   wie  manchmal  Menschen,  die  im  größten 

* 

Luxus  leben,  einem  sie  zu  ^ar  nichts  verpflichtenden  Salon- 
bolsch::^v;ismus  huldigen.  Unser  Denken  muss  h^ute  unjedingt, 
\'jenn   es  uns  und  anderen  nützen  soll,  Y/irklichkeitsnah  blei- 

ben.        ,  ~       '■'  ■,  ......  '.' 

Fragen  wir  einmal.:     Was  hau  denn  die  induktive 
Weltbegreirungsm.ethode   erreicht?     darauf  niuss  man  wahrheits- 
gemäß  antworten:      Sie  hat  den  Monschen  ine..iner  -rt.rt  und  Y/eise 
di  .  ITc'.tur  beherrschen  gelelirt,  wie  nie  ii^-uvor   jemals  lur  moglidi 
^gehalten  v/erden  konnte.     Die  lirde   ist  durch  die  Srrungenschai- 

ten  der  Technik  zu   einem  einheitlichen  L-nde  ^eworden^i    das 

••■,•■■ 
dem  Reisenden  weniger  Schwierigkeiten  entgegensetzt  als  Deutsch- 
land noch  Vor   100  Jahren*     Mit  den  modernen  Verkehrsmitteln 
und  Verstandigungsmitteln  ist    '.in  unerhörter   Sieg  über  Raum 
und  Zeix   errungen  v/orden*     Ss   wure  möglich  ~  das   sagt  uns   ins- 
besondere das  neueste  Sculagwort  Technokratie,    die  ganze  Mcni^ch- 

heit  mit   gerin_.--i  Arb.- itsau'iwand  zu  orr.c^-hren  und   zu  kleiden. 

» 

l3t  das  nicht    üin  unj-iieurtT  3rfclg?     Aber  nehmen  wir  nun  ein- 
mal an,    es  ?/äre  soweit,    dann  hatten  doch  die  Menschen  angeahnt 
viel  Freizeit;      dann  ciütetünde  das  Problem:  Wie  soll  denn  die 
Freizeit  v>ir?,-endet  werden?     Die     Menschen  müstten  das  Paul- 
sein lernen.     Das  aber  konnte  sehr  wohl  eine  Situation  werden, 


aus 


der  heraus  die  Menschen  vor  3Ä,uter  Langeweile  sich  gegen- 


seitig totschlügen,  so  wi-;  man  sich  ^w.  manchmal  dea  Sindrucks 


tti      4     ^ 


t 


niclit   erwehren  kann,   als   sei  an  dem  ^roEen  Krieg  tatsächlich. 
das  ganze  Volk  schuld,   da  e  s  a^hien,   als   ob  nicht  77enige  den 
Krieg  als  Abwechslung  in  ihrem  langweilig  gewordenen  Dasein 


betrachteten» 


Aber   die  ^achlago,    der  v;ir  uns  heute   gegenüber 
sehen,  istja   eint^^anz  andere. 

Zahlreiche  Menschen     haben  froie  Zeit;      aber  nicht, 
weil  die  fortgeschrittene   Technik  sie  ohne  Arbeitsleistung   er- 
noihrt,    sondern   es   ääi^t   so,   dass  die  Techni:^  diese  Menschen  aus 
dem  Arbeitsi.rozess   ausschaltet  und  sie  in  geradezu   ort   sa- 
disitiscii  anmutender  Y^i-ise  mit  Niolit  ernährung,  mit  Hunger  be- 


s 


trai-t.  Di  es  öS  Verhältnis  ist  so  unTDegreiflicii,  dass  es  einen 


wie  Wahnsinn  anmuten  könnte.  Arbeitslose  im  Kohlengebiet 


frieren.  Mixlionün  Tonnen  Kohlen  liegen  unverkauriicn  aui 
den  Halden.  Y/as  ist  natürlicher  als  die  Verteilung  von  Kohlen 

',,",.  ..." 

an  die  Arbeitslosen,  oder  dass  sie  sich  die  Kohlen  einrach 
selbst  holen.  Aber  die  Polizei  vertreibt  sie.  Kurz  aar.ach 
bricht  ein  Brand  aus  und  VWnichtet  grosse  Kohlsnbestaude. 
Der  Naturgewalt  musste  man  gewaltige  'Uerte   opfern;  dem  mittel- 

*       * 

losen  Menschen  hat  man  sie  versagt.  Der:kt  man  e  inmal  einen 
solch ai  Fall  durch,  so  muss  man  erkennen,  dass  hinter  der 
li'erte  schari-euden  Technix-  ein  viel  grösseres  rroblam  lauert; 
das  Problem  des  Uenschen  1  De-s  heisst  das  Prob^laia:  V/ie  ist 


es  zu  erreichen,  dass  der  Mensch  von  s einem  Gute  anderen  mit- 


teilt? 


Welches  Probelem  wiegt  wohl  nun  schwerer,    das  Pro 


blem  mittelst  der  Techr.ik  immer  mehr    die  17elt  zu  beherrschen, 
immer  mehr   G-üter   zu.  schail'en,    oder   das  seelische  Frobiem.,    eine 


-  5  - 


solche  geistige  Einstellung  zu  erreichen,  dass  der  Mensch 
gewillt  ist,  die  erzeugten  G-üter  zu  verteilen?  Die  Frage 
steht  heute  nicht  ohne  Illustration  da.  Der  Kormriunismus, 
dessen  theoretische  G-rundlage  des  historischen  Materialis- 
mus ja  scheinbar  d^r  stärkste  Geg-^nwartsausdruck  induktiven 
Weltbegreii'ens  ist,  hat  seine  Stoßkraft  durchaus  nicht  aus 
der  v/irtschaftlichen  Sphäre,  sondern  vielmehr  aus  der 
seelischen  ¥elt  der  Abneigung  und  des  .Widerstandes  gegen 
eine  Menschheit,  die  wie  ein  Drache  auf  ihren  &ütern  sitzt, 
ohne  davon  den:  Hungrigen  in  genügendem  Liaße  mitzuteilen. 
Es  gibt  eine  Anschauung,  dass  der  Faschismus  die  Vorstufe 
in  der  Entv/icklung  zum  Kommunismus  sei.  Wenn  diese  Anschau- 
ung richtig  wäre,  dann  v/Urde  uns  die  heutige  Situation  schlag- 
liQhtartig,  um  nicht  zu  sagen  grauenerregend  die  Folgen  des 
rein  induktiven,  von  der  materiellen  Tuchfülilung  ausgehenden 
¥eltbegreifens  vor  Augen  stellen.  Sie  zeigte  uns,  dass  die 
induktive  naturv/issenscliaftliche  V/elterxürsohung  nicht  nur 
gelehrt  hat,  die  Erde  zu  beherrschen  ,  sondern  auch  sie  zu 


zerstören! 


Dieser  Zerstörung  aber  kann  nur  vorgebeugt  werden, 


w 


•jexm   der  Mensch  nicht  der  Diener  der  Technik  sondern  ihr 


Herr  v/ird  !  Unter  Mensch  ist  aber  in  diesem  Falle  durchaus 
nicht  der  körperliche  Mensch  zu  verstehen,  sondern  es  ist 
eine  Seite  des  Menschen,  die  dea  andern  Menscaen  von  den 
Gütern  der  Erde  mitteilt,  weil  sie  ihn  als  Bruder  anerkennt. 

Das  ist  die  Seele  des  Menschen. 

Die  indulrtive  'jfelterf orschung  hat  sich  -  fast 

könnte  man^sagen  -  ein  Vergnügen  daraus  gemacht,  die  Seele 


-  6  - 


des  Menschen  zu  leugnen.  Der  grosse,  I902  gestorbene  Arzt 
Rudolf  Virchow  glaubte,  die  Seele  des  Mensehen  leugnen  zu 
düri'en,  weil  er  bei  seinen  vielen  Selrtionen  noch  nie  eine 
Seele  gefunden  hatto.   Diese  Einstellung  ist  typisch  für 
die  die  Technik  begründende  Naturwissenschaft  des  19#  Jahr- 
hunderts. Sie  förderte  die  Erdbeherrschung  und  tütete  die 
Menschenseele.  Sie  stellte  eine  Korrelation  her  zwischen 
induktiv-materieller  Forschung  und  Seelenleugnung,  weil  sie 
glaubte,  das  erste  sei  unmittelbare  Lebenswirklichkeit,  und 
las  zweite  reines  Phantasieprodukt  und  Unwirklichkeit .  Und 
nun  stellt  sich  in  unseren  Tagen  heraus,  dass  gerade  die 
Seelenleugnung,  die  Abtotung  der  Menschlichkeit  das  Spreng- 
pulver sein  kann,  durch  das  die  ganzen  großen  jSx'rungenschaften 
der  Naturwissenschaft  und  Technik  in  loirzester  Jrist  aus  dem 
Menschenlaben  ausgetilgt  werden  können. 

:  ■■'       Sucht  man  also,  dieser  O-efahr  zu  entgehen,  so  muss 
man  heute  eine  TJmkeliruna:  vornehmen.  Es  mag  eine  Zeit  gegeben 
haben,  in  der  zur  Bewciltigung  der  Naturkrüfte  es  vielleicht 
gestattet  war,  eine  Zeit  lang  die  Augen  vor  der  ITot-.vendigkeit 
der  Pflege  der  Seelenkräfte  zu  schliessen.  Nachdem  nun 
die  Sntv/icklung  der  vartschaftlichen  und  politischen  Ver- 
hältnisse sich  zu  der  heutigen  akuten  Gefahr  aufgebäumt  hat, 
iÄt  diese  Selbstblendung  nictit  mehr  gestattet.  Jetzt  heißt 
es  Abreissen  dar  realistischen  Scheuklappen,  um  zu  erkennen, 
dass  es  mehr  Dinge  zwischen  Himmel  und  lärde  gibt,  als  sich 
unsere  Schulweisheit  träumen  läßt.  Diese  Aufgabe  und  For- 
derung der  Stunde  will  ¥erf  el  in  seinem  Büchlein  auf  einem 


-    7     - 


anderen  Wege  erörtern.  Er  verstellt  unter  Innerliclikeit  das 
ganze  Seelenleben  des  Menschen,  und  insbesondere  die  musischen, 
künstlerischen  Kräfte,  die  \val:irhaft  schöpferisch  sind,  Ihr 
Leben  ist  ein  ganz  anderes  als  das  der  realistischen  Natur  - 
erfassung,  and  nicht  nur  anders  sondern  segar  das  v;ahre  Le- 
ben!,  die  echte  Y/irklichkeit,  und  aus  diesem  Grunde  ist  die 
realistisch=ma-i:erialistische  \7eltauf fassung  nicht  Y/irklich- 
keit   sondern  Unv/i rkl i chke it ! 

An  dieser   Aufgabe,    die  'iverfel  mit  Recht  als   die 
in  der   Gegenwart  notwendigste  erklärt,   haben  nun  gerade 
unsere  Logen  in  besonderer  Irt  und  V/eise  mitzuwirken.     Die 
drei  Buchstaben,   die  über  unserem  Logenleben  stehen.  Wohltun, 
Brüderlichkeit  und  Eintracht  sind  ja  gerade  leuchtendes 
Zeugnis   seelischen  Lebens.      Sie  sind  ein  stolzes  Zeichen  dafür, 
dass  auch  in  der  Hochflut  materialistischen  Glaubens  im  Krei- 
se der  jüdischen  Gemeinschaft  unseres  Seelenadels,   der   jedem 

..■'•'  .' ■*  '  .     ■    ■  ' 

Menschen  als  Möglichkeit   gegeben  ist,   nicht  vergessen  wurde. 

Stellen  wir  uns  nun  einmal   vor,   dass  die  von  \7er- 
fel  und  so  vielen  anderen  vorgezeichnete  Aufgabe  der  seeli- 
schen und  schöpferischen  Erweckung  und  Auflockerung  der  Men- 
schenseele erfüllt  7/äre*     Y/äre  dann  v/irklich  die  ganae  Auf- 
gabe des  Menschen  erfüllt?     Es   kann  wohl  doch  nicht  geivtlnscht 
werden,   dass  der  Mensch  der  Forderung  seiner  Seele   zuliebe 
wieder  äusserlich,  technisch  zuj^  Zustand  der  Urzeiten  zu- 
rückliehre.     V7ir  müssen  den  indutiv«  naturwissenschaftliciien 
Weg  zur  Y/eltbeherrschung  in  seiner  Yerabsolutierung,    in  sei- 
nem Herrschaftsanspruch   im  Reiche  der  Erkenntnisforschung  für 

falsch  halten.     Aber  deshalb   darf  man  doch,   T/enn  man  nicht 


4 
t 


-    8     - 


einseitig  sein  v;ill^   nicht  verkennen,   dc^ss  aucii  in  Natur- 
v/i^senschaft  und  Technik  ein  Y/underbares  vorliegt,   das   zu 
irgendv/elcher  Synthese  mit  dem  wahren  Erkenntnis  streben  ge- 
bracht werden  muss.     Und  v/elches   ist  nun  diese  Synthese? 

Darauf  möchte  ich  antworten:    Die  v/ahre  deduktive 
Y/eltbetrachtung   !      Ist  nämlich  das  Seelenleben  im  Sinne 
Werf  als  auf'gglockert,    so  gleicht   es   einem  flutenden  Meere, 
das   zwar  alle  lebendigen  Keime  in  sich  birgt,    und  aus   dem 
alles  Lebendige  entstehen  kann*     Aber  die  Aiü'gabe   ist  doch 
nicht   zu  verkennen,   dass  dieses  überragend  Lebendige   erst 
geboren  v;erden  muss.     Schon  der  Ozean  der  Urzeit  hat  die 
Lebenskeime  in  sich   getragen.     Aber   erst,   als  das  Leben 
sich  aus   seiner  Flut  gelost  hatte,    ist  der  herrschende  Mensch 
entstanden.     Y/as  nun  muss   sich   aus   dem  wogenden,  schopr ari- 
schen Seelenleben  erheben?     Ss  muss   etwas   sein,  was  sowohl 
der  Seele  als  auch  der  nichtbeseelten  V/elt   ihr  Recht   gibt. 
Das  kann  nur  sein  ein  oberster  Begrirr,  der  allerdings  mehr 
ist  als  Begriff,    der  ein  Sein  darstellt,   aus  dem  der   G-egen- 
satz  des  Beseelten  und  nicht  Beseelten  sinnvoll  hervorgeht. 
Das  kann  nur  sein  der  Seinsbegriff  des   ein=einzigen  G-^ttesl  . 
der  selb stver stundlich  auch  über  unseren  Logen  als  einer 
&emeinschaft  von  jüdischen  Mannern  schwebt. 

Wird  dieser  Schritt   nicht  vollzogen,   dann  tragt 
die  Forderung,    gegen  den  Realismus   der  Unwirklichkeit  das 
Leben  der  Innerlichkeit  zu  realisieren,   eine  G-erahr   in  sich, 
das   ist  di*  Verschwommenheit ,   aus   der  heraus   nicht  nur  Gutes 
sondern  auch  Zerstörendes  geboren  v/erden  kann.     Bei^anntlich 


t 


-    9     - 


erkennt  unser  Judentum  alle  Religionen  der  lüvcLe  als   v/alire 
Religionen  an,   das  hei;:: st  als  V/ege  eines  ■bestiromten  Llen- 
schentypus  zu  G»tt.     Nur  eine  ürt  von  Religion  lehnen  un- 
sere Profeten  mit  unerbittlicher  Leidenschaft  ab,   nämlich 
diejenige,   die  sich   auf  dem  Mord=  und  Sexualrausch  aufbaut. 
Wir  dürfen  uns  nicht  tauschen:     Auch  diejenigen  Llenschen, 
die   in  ihren  Tempeldienst  Menscheniaord  und  Sexual  Verbindung 
einbö-uten,   w^ren  religiöse  Menschen,    die  aus    gewaltigem  re- 
ligiösem G-ei*ülil  heraus   sich  überwinden  konnten,   etwa  ihre 

■  .  .'   .- .  ■• , 

eigenefli  KindeU-  zu  schlachten,    zu  opi'ern^     Aber  v/ir  sagen; 
Jene  Menschen  v;aren  in  einem  greulichen  Irrtum  |»©fangen« 
Gev/iß  hatten  sie  starke  religiöse  G-ertiiile;      aber  sie  v/aren 
nicht   imstande,   diese  Seelenerschütterungen  richtig   zu 
deuten!      Die  richtige  Deutung,    nämlich   die  Beziehung  auf 
den  üb  er  v/elt  liehen  Schöpf  ergott,   der  alle  G-eschöpfe  mit   glei- 
chem Lebensrecht  geschaffen  hat,   der  daher   Jeden  Mord   ijind 
.;. jede  Recht sverge^mltigung  gegen  den  Menschenbruder  aus- 

'i 

schliesst,  diese  Deutung,  das  richtige  Beziehungsobjelrt ,  auf 
welches  das  trieben  geht,  das  haben  erst  unsere  Profeten 


gefunden I 


Und  was  haben  die  Fror et en  hiermit  geleistet? 


Sie  haben  alles   Irdische  relativiert  -  der  Begriff  klingt 
selir  modernl    -  relativiert   zur   göttlichen  Möglidikeit,    ohne 
damit   zugMeh  die  LI  ansehen  wie   in  unseren  Tagen  mit   ent- 
nervender IIaltlg)si,<kuit   zu  vergiften.      Der   gottglc^ubige, 
das  heilst  um  den  mvigen  &*tt  wissende  Jude,  war  verankert, 
gebunden  an  eine  ausserirdische,  überirdische  v/irklichkeit. 


f 


10     - 


Aber   nur  dadurch  hatte  er  die  freihält,    innerhalb   des 
Irdischen  ungeheinint  übGrall   zu  suchen,   zu  i'orschai  und  zu 
v/irken*      Q-eschichtlicher  Beweis:     Mittelalterliches  Juden- 
tum ist   anter  keiLcn  Umstanden  zu  vergleichen  mit  dem  unser 
Go tt es i^r leben  verdüsternden  mittelalterlichen  Ohristentum. 
Während  die  Kirche  die  Apostel  indulitiver  Forschung  ver  -- 
brannte,   v/aren  strenggläubige  Juden   in  Gemeinschaft  mit 
strenggläubigen  Mohammedanern  die  Retter  und  Erhalter   der 
griechischen,    H;r   die  ITeuzeit   vorbildlichen  lTaturv;issen- 
Schaft*  ■  ^;''':        ; ',.  ■  ,.'  ;', ''' ';, :'  ■ ' .,.  '  '  ,:;,■''  ".,  •■:.  ■. 

t  '■■■■'' ,  , '. .  ■•'',■ 

Induktives  Y/elt begreif ungsstr eben   oder  Realismus, 
wie  Werfel  es  rjennt,    ist  nur  dann  gefährlich,   vjerixx  der  Mensch 
haltlos  die   induktiv  ^erundenen  oandhorner   seiner  .rissen- 
Schaft   in  die  Ewigkeit   ;^jro;jiziert  und  verabsolutiert,     '^enn 
aber   die  Menschensefele  verankert   ist   im  höchsten  Seinsbegriff 
den  es  gibt,    im  allmächtigen  Schöpf er gott,   dann  verliert 
die   irduktive  Wissenschaft  ihr  G-ift,  weil  dann  im  entschei- 
denden Augenblick  wie  etwa   in  der  heutigen  Zeit  die  Seele 
dann  immer   wieder   das  letzte  Wort  sprechen  wird,   bevor  das 
Pulverfass   der  Teoimik  die  Maischheit  zerstört  haben  v/ird. 
ücnn  im  religiösen  Erleben  die  Seele  sicii  aarsciiwingt  zum 
Höchsten,   dann  versteht  n-£Ln,  dass   es  selir  v;ohl  müglidi  ist, 
synthetiscii  Rsalisiiiua   u.ud  InBeriichkeit   zu  verbinden,   dij,ös 
z.B.    ein  gewaltiger  ^jüdischsr  Theologe  wie  etTTa  Maimonides 
zuplelch  Verehrer  aristotelischer  Philosophie  und  F<i-tur- 


o 


vässenschaft  gewesen   ist,    dass   ein  katholischer  Priester 
wie  etwa  Mendel  das  Naturgesetz  der  Yerörbui-g  gerunden  hat, 
dass   eti^a  der  oberrabbiner  von  Szegedin,  Low,   ein  bedeuten- 


^       11       - 


der  Biologe  ist^   und  dass   ii:inar   wieder  aucti   in  unseren  Ta- 
gen Aerzte,    aas  heilst  mitten   in  der  Haturv/issensclia'rt 

* 
stehende  Männer^  sieh  das  Rabbinerdiplom  erv/erben. 

Werfel  hat  Recht:    Innerlichkeit  tut   der  heuti-- 

gen  Welt  not,    sonst  v/ird  die  Kunst  der  velfbdierrschung 

vollends   ihrer  seelischen  Quellen  beraubt  werden,   erstarren 

und  bersten.     Aber   nicht   einl^ach  der  musische  Mensch  ist 

der   Erlöser  der  V/elt.      Es  muss  hinzukormien  der  Denker, 

der   sich  aufschwingt   zum  höchsten  Sein,   unter   dessen  ewigen 

Schein  d»du2iierendes  aottQsbewu£tsein  indulitives  Forsolier- 


s 


trebsn  gewahren  las 3t  und  Realismus  und   Innerlichkeit 


aui   neuer  Ebene  zu  fruchtbarer  Sinlieit   versöhnt. 


I         > 


7 

I, 


'* 


25.11.1935. 
"Realismus  und  Innerlichkeit»"" 

Vortrag  bei  der  Logeneinf iihrung. 

Der  jüdische  Dichter  Franz  "erfel  hat  unter  ohi= 
gern  Titel  im  vergangenen  Jahre  einen  Vortrag  gehal= 
ten,den  er  auch  gedruckt  im  Buchhandel  hat  erschei= 
nen   lassen.  Es  ist  nicht  meine  Absicht , heute  über 
dieses  Büchlein  zu  referieren.  Es  enthält  vom 
Standpimkte  V/erfels  aus  eine  grosszügige  Kritik  un= 
serer  Zeit.  Solche  Kritiken  sind  schon  öfters  ge= 
schrieben  worden.  Ich  erinnere  nur  etwa  an  Spenglers 
Buch: Der  Untergang  des  Abendlandes^.  .Tirkliche  Kri= 
tik  üben, Kritik, die  vms  selber  fördert, kann  aber 
jeder  nur  von  seinem  eigenen  Standpunkte  aus.  Das 
T/erk  eines  Fremden  kann  uns  höchstens  Anregung  ge= 
ben, insofern  es  uns  zeigt , wie  eine  lebendige  Seele 
die  heutige  '^elt  widerspiegelt.  Wenn  wir  jedoch 
ganz  tief  in  uns  selbst  hinabgestiegen  sind, dann 


we 


rden  sich  auf  einmal  Zusammenklänge  ergeben; man 


w 


ird  feststellen  können, dass  man  seelisch  verwandt 


ist  mit  ganz  bestimmten  Menschen.  U-nd  so  wird  sich 
denn  eine  natürliche  Front  ergeben, die  Gleichgesinnte 


im  Kampf  gegen   die  Unendlichkeit  mehr  zusammenbin= 
det,als  Banden  des  Blutes  es  vermögen. 

Es  gibt  zwei  formale  Möglichkeiten  des  Welt= 
begreif ens:  die  deduktive  und  die  indu;rlktive  Mög= 
lichkeit.  Die  erste  geht  aus  von  einem  äbergeordHe= 
ten:  Begriff  fund  sucht  danach  die  '.Virklichkeit  zu 
bestimmen, die  zweite  geht  aus  von  der  unmittelbaren 
sinnlichen  Erfahrung  und  hat  die  Möglichkeit  durch 
Zusammenfassung  allmählich  zu  höheren  Begriff sein= • 
heiten  zu  kommen*  Ein  Beispiel  für  die  deduktive 
Erkenntnis-art :  Das  mittelalterliche  Christentum 
hat  unsere  Bibel  in  einer  merkw'irdigeri/ Art  zum 
obersten  Entscheider  aller  Prägen  der  Tfirklichkeit 
erhoben.  Keine  Entdeckung  der  Naturwissenschaft 
durfte  wahr  sein, die  nach  Ansicht  der  Gelehrten  in 
\Viderspruch  mit  den  Angaben  und  Berichten  der  Bibel 
stand.  Daher  kamen  die  furchtbaren  Zusammenstösse 


mit  den  Umwälzern  der  modernen  V/eltansicht  ,mit 
Gallilei,mit  Giordano  Bruno  und  anderen  Aposteln 
der  modernen  naturwissenschaftlichen  V/eltansicht'* 
Diese  Naturwissenschaft ! bietet  das  grandiose  Bei= 


spiel  flir  die  Möglichkeit  eines  konsequenten  induk= 
tiven  Weltbegreif ens.  Ihr  Wesen  fetellt  sich  dem 
geistigen  Betrachter  zunächst  negativ  in  der  /lieh= 
nung  jedes  Begriffes  als  Ausgangspunktes  der  Er= 
kenntnis  dar, dann  aber  positiv  in  dem  ISiX  Bestreben 
die  Naturvorgänge  völlig  unvoreingenommen  mit  un= 
ermiidlichem  Fleisse  und  absoluter  Unbestechlichkeit 
des  Urteils  zu  beobachten,  '^ir  können  sagen:  Die 
aeduktive  Art, zur  Welterkenntnis  zu  gelangen  scheint 
ein/  Weg  von  aussen  nach  innen  zu  sein, d.h. von  einem 
ausserhalb  des  uns  Greifbaren  zu  eben  diesem  Greif= 
baren.  Die  induktive  Art  scheint  demgegenüber , von 
innen  nach  aussen  zu  schreiten, d.h. von  einem  uns 
unmittelbar  Naheliegenden  zu  einem  ungreifbar  ausser 

uns  Seienden. 

Es  scheint  nun.dass  Werfel  diese/4  Neigung  der 
Neuzeit, auf  induktivem  Wege  zur  letzten  Erkenntnis 
zu  gelangen, mit  dem  Beo'riff  Realgesinnung  belegt. 


Diese  Eealge sinnung 


kritisiert  er  nun  in  der 


allerschärfsten  Äeise  und  macht  ihr  -eradezu  den 
Vorvmrfjdass  sie  die  Welt  entwirkliche.  Man  bedenke: 


Gerade  die  induktive  Methode  v/ill  in  unlösharer 

Tuchfühlung  mit  der  Wirklichkeit  die  Welt  erkennen, 

und  sie  soll  nun  ausgerechnet  die  7/elt  entwirklichen? 

Wie  ist  eine  derartige  Umkehrung  illDerhaupt  möglich, 

denn  sie  scheint  doch  jeder  Erfahrung  zu  vviderspre= 

chen?  \Tenn   wirdiese  Präge  beantworten  wollen, so  müs= 

sen  wir  berücksichtigen, dass  gerade  heute  keine 

Zeit  ist, etwa  spielerische  Umkehrungen  vorzunehmen 

n 
in  der  Art  und  7/eise  ,wie  m§ifchmal  Menschen, die  im 

grössten  luxus  leben, einem  sie  zu  gar  nichts  verpflich| 

tenden  Salonbolschewismus  huldigen.  Un^er  Denken 

muss  heute  unbedingt , wenn  es  uns  und  anderen  nützen 

soll, wirklichkeitsnah  bleiben. 

Fragen  v^ir  einmal:  Was  hat  denn  die  induktive 

Weltbegreifungsmethode  erreicht?  Darauf  muss  man 

wahrÖ.eitsgemäss  antworten:  Sie  hat  den  Menschen  in 

einer  Art  und  Weise  die  Natur  beherrschen  gelehrt, 

v/ie  sie  nie  zuvor  jemals  für  möglich  gehalten  wer= 

den  konnte.  Die  Erde  ist  durch  die  Errungenschaften 

der  Technik  zu  einem  einheitlichen  Lande  geworden, 

das  dem  Reisenden  weniger  Schv/ierigkeiten  entgegen= 


5 

nooh 
setzt  als  Deutschland/vor  loo  Jahren.  Mit  den  moder= 

nen   Verkehrsmitteln  und  Verständigungsmitteln  ist 

ein  unerhörter  Sieg  über  Raum  und  Zeit  errungen 


w 


Orden.  Es  wäre  möglich  -das  sagt  uns  insbesondere 


das  neueste  Schlagwort  Technokratie ,die  ganze 
Menschheit  mit  geringem  Arbeitsaufwand  zu  ernähren 
und  zu  kleiden.  Ist  das  nicht  ein  ungeheurer  Er= 
folg?  Aber  nehmen  v;ir  nun  einmal  an, es  v/äre  so 
weit, dann  hätten  doch  die  Menschen  ungeahnt  viel 
Freizeit;  dann  entstünde  das  Problem:  .7ie  soll  denn 
die  Preiieit  verwendet  werden?  Die  Menschen  m*iss= 
ten  das  Paulsein  lernen.  Das  aber  könnte  sehr  wohl 
eine  Situation  werden, aus  der  heraus  die  Menschen 
vor  la-ater  Langeweile  sich  gegenseitig  totschlügen, 
so  wie  man  sich  ja  manchmal  des  Eindrucks  nicht 
erwehren  kann, als  sei  an  dem  grossen  Krieg  tat= 
sächlich  das  ganze  Volk  schuld, da  es  schien, als  ob 
nicht  wenige  den  Krieg  als  Abwechslung  in  ihrem 
Inagv/eilig  gewordenen  Dasein  betrachteten. 

Aber  die  Sachlage, der  wir  uns  heute  gegenüber 
sehen, ist  ja  eine  ganz  andere. 


Zahlreiche  Menschen  haben  freie  Zeit;aber 
nicht »weil  die  fortgeschrittene  Technik  sie  ohne 
Arbeitsleistung  ernährt »sondern  es  ist  so,dass  die 
Technik  diese  Menschen  aus  dem  Arbeitsprozess  aus= 
schaltet  und  sie  in  geradezu  oft  sadistisch  anmu= 
tender  Weise  mit  Nicht ernährung, mit  Hunger  bestraft. 
Dieses  Verhältnis  ist  so  unbegreiflich,dass  es  ei= 
nen   wie  '.Wahnsinn  anmuten  könnte.  Arbeitslose  im 
Kohlengebiet  frieren.  Millionen  Tonnen  Kohlen  lie= 

» 

gen  unverkäuflich  auf  den  HalÄen.  .Vas  ist  natür= 
lieber  als  die  Verteilung  von  Kohlen  an  die  Arbeits= 
losen, oder  dass  sie  sich  die  Kohlen  einfach  selbst 
holen.  Aber  Polizei  vertreibt  sie.  Kurz  danach 
bricht  ein  Brand  aus  und  vernichtet  grosse  Koh= 
lenbestände.  DftB  Naturgewalt  musste  man  gewaltige 
SääläK  Werte  opfern; dem  mittellosen  Menschen  hat 
man  sie  versagt.  Denkt  man  einmal  einen  solchen 
Fall  durch, so  muss  man  erkennen, dass  hinter  der 
Werte  schaffenden  Technik  ein  viel  grosseres  Prob= 
lern  lauert:  das  Problem  des  Menschen!  Das  heisst 
das  Problem:  Tfie  ist  es  zu  erreichen, dass  der 


Mensch  von  seinem  Gute  anderen  mitteilt? 

Welches  Problem  wiegt  wohl  nun  schwerer, das 
Problem  mittelst  der  Technik  immer  mehr  die  '.7elt 
zu  "beherrschen, immer  mehr  G-üter  zu  schaffen, oder 
das  seelische  Problem, eine  solche  geistige  Einstel= 

9 

lung  zu  erreichen, dass  der  Mensch  gewillt  ist, die 
erzeugten  Güter  zu  verteilen?  Die  Frage  steht  heute 
nicht  ohne  Illustration  da.  Der  Kommunismus, dessen 
theoretische  Gnmdlage  des  historischen  Materialis= 
mus  ja  scheinbar  der  stärkste  G-egenwart sausdruck 
induktiven  Y/eltbegreifens  ist, hat  seine  Stosskraft 
durchaus  nicht  aus  der  wirtschaftlichen  Sphäre, son= 
dern  vielmehr  aus  der  sffilischen  -Veit  der  Abneigung 
und  des  .Viderstandes  gegen  eine   Menschbieit  ,die  wie 
ein  Drache  auf  ihren  Gütern  sitzt, ohne  davon  dem 
Hiingrigen  in  genügendem  Masse  mitzuteilen.  Es  gibt 
eine  Anschauung , dass  der  Faschismus  die  Vorstufe 
in  der  Entwicklung  zum  Kommunismus  sei.  '^enn   diese 
Anschauung  richtig  wäre, dann  würde  uns  die  heutige 
Situation  schlaglichtartig , um  nicht  zu  sagen  grau= 
enerregend  die  Folgen  des  rein  induktiven, von  der 


8 

materiellen  Tuchfühlung  ausgehenden  '/eltbegreif ens 
vor  Augen  stellen.  Sie  zeigte  uns,dass  die  induktive 
naturwissenschaftliche  Welterforschung  nicht  nur 
gelehrt  hat, die  Erde  zu  beherrschen , sondern  auch 
sie  zu  zerstören! 

Dieser  Zerstörimg  aber  kann  nur  vorgebeugt 
werden, wenn  der  Mensch  nicht  der  Diener  der  Technik 
sondern  ihr  Herr  wird!  Unter  Mensch  ist  aber  in  die= 
sem  Falle  durchaus  nicht  der  körperliche  Mensch 
zu  verstehen , sondern  es  ist  eine  Seite  des  Menschen, 
die  dem  andern  Menschen  von  den  (jütern  der  Erde 
mitteilt , weil  sie  ihn  als  Bruder  anerkennt.  Das 
ist  die  Seele  des  Menschen.  ' 

Die  induktive  V/elterf orschung  hat  sich  -i^ast 
könnte  man  so  sagen-  ein  Vergnügen  daraus  gemacht, 
die  Seele  des  Menschen  zu  leugnen.  Der  grosse, 19o2 
gestorbene  Arzt  Rudolf  Virchow  glaubte, die  Seele 
des  Menschen  leugnen  zu  dürfen, weil  er  bei  seinen 
vielen  Sektionen  noch  nie  eine  Seele  gefunden  hät= 
te.  Diese  Einstellung  ist  typisch  für  die  die  Tech= 
nik  begründende  Naturwissenschaft  des  19.Jahrhun= 


derts*  Sie  förderte  die  Erdbeherrschung  und  tötete 

*  « 

die  Menschenseele.  Sie  stellte  eine  Korrelation  her 
zwischen  induktiv=materieller  Forschung  und  Seelen= 
leugnung  jäÄSXfigfi  v;eil  sie  glaubte, das  erste  sei  un= 
mittelbare.  Lebenswirklichkeit , und  das  zweite  reines 
Phantasieprodukt  und  Unwirklichkeit •  Und  nun  stellt 
sich  in  unseren  Tagen  heraus, dass  gerade  die  Sei=. 
lenleugnung,die  Abtötung  der  Menschlichkeit  das 
Sptengpulver  sein  kann, durch  das  die  ganzen  grossen 
Errungenschaften  der  Naturwissenschaft  und  Technik 
in  kürzester  Frist  aus  dem  Menschenleben  ausgetilgt 
werden  können. 

Sucht  man  also, dieser  Gefahr  zu  entgehen, so 
muss  man  heute  eine  Umkehrung  vornehmen.  Es  mag  eine 
Zeit  gegeben  haben, in  der  zur  Bewältigung  der  Natur= 
kräfte  es  vielleicht  gestattet  war, eine  Zeit  lang 
die  Augen  vor  der  Notwendigkeit  der  Pflege  der  See= 
lenkräfte  zu  schliessen.  Nachdem  nun  die  Entwick= 
lung  der  wirtschaftlichen  und  politischen  Verhält= 
nisse  sich  zu  der  heutigen  akuten  Gefahr  aufge= 
bäumt  hat, ist  diese  Selbstblendung  nicht  mehr  ge= 


lo 
stattet.  Jetzt  heisst  es  Abreissen  der  realistischen 
Scheuklappen , um  zu  erkennen, da ss  es  mehr  Dinge  zwi= 
sehen  Himmel  und  Erde  gibt, als  sich  unsere  Schulv.eis= 
heit  träumen  lässt.  Diese  Aufgabe  und  Forderung  der 
Stimde  Mläl  will  Werfel  in  seinem  Büchlein  auf  ei= 
nem  anderen  'Tege  erörtern.  Er  versteht  unter  Inner= 
lichkeit  das  ganze  Seelenleben  des  Menschen, und  ins= 
besondere  die  musischen, künstlerischen  Kräfte, die 
wahrhaft  schöpferisch  sind.  Ihr  Leben  ist  ein  ganz 
anderes  als  das  der  realistischen  Naturerfassung, 
und  nicht  nur  anders  sondern  sogar  das  wahre  Leben! , 
die  echte  Wirklichkeit , und  aus  diesem  Grunde  ist 
die  realistisch-^materialistische  Weltauf fassung 
nicht  Wirklichkeit  sondern  Unv;irklichkeit! 

An  dieser  Aufgabe, die  Werfel  mit  Recht  als 
die  in  der  Gegenwart  notwendigste  erklärt , haben  nun 
gerade  unsere  Logen  in  besonderer  Art  und  Weise 
mitzuwirken.  Die  drei  Buchstaben , die  über  unserem 
Logenleben  stehen ,Wohltim  ,Brüflerlichkeit  imd  Ein= 
tracht  sind  ja  gerade  leuchtendes  Zeugnis  seelischen 
Lebens.  Sie  sind  ein  stolzes  Zeichen  dafür, dass 


11 

auch  in  der  Hochflut  materialistischen  Glaubens 
im  Kreise  der  jüdischen  Gemeinschaft  unseres  Seelen^ 
adelSjder  jedem  Menschen  als  Möglichkeit  gegeben 
ist, nicht  vergessen  \'mrde# 

Stellen  wir  uns  nun  einmal  vor,dass  die  von 
Werfel  und  so  vielen  anderen  vorgezeichnete  Aufga= 
be  der  seelischen  und  schöpferischen  Auflockerung 

¥■ 
1 

der  Menschenseele  erfüllt  v/äre .  V/äre  dann  wirklich 
die  ganze  Aufgabe  des  Menschen  erfüllt?  Es  kann 


VI 


ohl  doch  nicht  gew'inscht  v/erden, dass  der  Mensch 


der  Förderung  seiner  Seele  zuliebe  wieder  äusserlich, 
technisch  zum  Zustand  der  Urzeiten  zurückkehre. 
Wir  müssen  den  induktiv=naturwissenschaftlichen 
\7eg  zur  ^^Teltbeherrschung  in  seiner  Verabsolutierung, 
in  seinem  Herrschaftsanspruch  im  Reiche  der  Erkennt= 
nisforschung  für  falsch  halten.  Aber  deshalb  darf 
man  doch, wenn  man  nicht  einseitig  sein  williverken= 
nen, dass  auch  in  Naturwissenschaft  imd  Technik 
ein  Wunderbares  vorliegt, das  zu  irgendwelcher  S.vn= 
these  mit  dem  wahren  Erkenntnis streben  gebracht 


we 


rden  muss.  Und  welches  ist  nvm   diese  Synthese? 


12 
Darauf  möchte  ich  antworten:  Die  wahre  dediktive 
';7eltt)etrachtiing!  Ist  nämlich  das  Seelenleben  im 
Sinne  Werfeis  aufgelockert , so  gleicht  es  einem 
flutenden  Meere, das  zwar  alle  lebendigen  Keime  in 
sich  birgt, und  aus  dem  alles  Lebendige  entstehen 
kann.  Aber  die  Aufgabe  ist  doch  nicht  zu  verkennen, 
dass  dieses  llberragend  Lebendige  erst  geboren  wer= 
den  muss.  Schon  der  Ozean  der  Urzeit  hat  die  Lebens= 
keime  in  sich  getragen.  Aber  erst, als  das  Leben 
sich  aus  seiner  Flut  gelöst  hatte, ist  der  herrschen= 
de  Mensch  entstanden.  Was  nim  muss  sich  aus  dem 


w 


ogenden, schöpferischen  Seelenleben  erheben?  Es 


muss  etwas  sein, was  sowohl  der  Seele  als  auch  der 
nichtbeseelten  Welt  ihr  Recht  gibt.  Das  kann  nur 
eein  ein  oberster  Begriff , der  allerdings  mehr  ist 
als  Begriff, der  ein  Sein  darstellt , aus  dem  der  Ge= 
gensatz  des  Beseelten  und  nicht  Beseelten  sinnvoll 
hervorgeht.  Das  kann  nur  sein  der  Seinsbegriff  des 
ein^einzi^en  Gottes! ,der  selbstverständlich  auch 
über  unseren  Logen  als  einer  Gemeinschaft  von  jü= 
dischen  Männern  schwebt. 


13 
Wird  dieser  Schritt  nicht  vollzogen , dann  trägt 
die  Forderung, gegen  den  Realismus  der  Unwirklichkeit 
das  Leben  der  Innerlichkeit  zu  realisieren, eine 
Gefahr  in  sich, das  ist  die  Verschwommenheit  taus  der 
heraus  nicht  nur  Outes  sondern  auch  Zerstörendes 

# 

geboren  werden  kann.  Bekanntlich  erkennt  unser  Ju= 
dentum  alle  Religionen  der  Erde  als  wahre  Religio= 
nen   an  an, das  heisst  als  '.7ege  eines  bestimmten 
Menschentypus  zu  Gott.  Nur  eine  Art  von  Religion 
lehnen  -unsere  Profeten  mit  unerbittlicher  Leiden= 
Schaft  ab, nämlich  die  jenige , die  sich  auf  dem  Mord= 
und  Sexualrausch  aufbaut.  Wir  dürfen  uns  nicht 
täuschen:  Auch  diejenigen  Menschen, die  in  ihren 
Tempeldienst  Menschenmord  -und  Sexualverbindung  M£ 
einbauten, waren  religiöse  Menschen, die  aus  gewal= 
tigem  religiösem  Gefühl  heraus  sich  überv/inden  konn= 
ten,etv/a  ihre  eigenen  Kinder  zu  schlachten, zu  op= 
fern.  Aber  v/ir  sagen:  Jene  Menschen  waren  in  einem 
greulichen  Irrtum  befangen.  Gewiss  hatten  sie  starke 
religiöse  Gefühle; aber  sie  waren  nicht  imstande, 
diese  Seelenerschütterungen  richtig  zu  deuten! 


14 
Die  richtige  Deutung]^XISXSMX  »nämlich  die  Beziehung 
auf  den  überweltlichen  Schöpf ergott , der  alle  Geschöp= 
fe  mit  gleichem  Lebensrecht  geschaffen  hat, der  da= 
her  Jeden  Mord  vnä   jede  Rechtsvergewaltigimg  segen 
den  Menschenbruder  ausschliesst , diese  Deutung, das 
richtige  Beziehimgsob jekt  ,auf  welches  das  Erleben 
geht, das  haben  erst  unsere  Profeten  gefimden! 

Und  was  haben  die  Profeten  hiermit  geleistet? 
Sie  haben  alles  Irdische  relativiert  -der  Begriff 
klingt  sehr  modern!-  relativiert  zur  göttlichen 
Möglichkeit , ohne  damit  zugleich  die  Menschen  wie 
in  unseren  Tagen  mit  entnervender  Haltlosigkeit 
zu  vergiften.  Der  gottgläubige , das  heisst  um  den 
ewigen  Gott  wissende  Jude , war  verankert , gebunden 
an  eine  ausserirdische ȟberirdische  Wirklichkeit. 
Aber  nur  dadurch  hatte  er  die  Freiheit , innerhalb 
des  Irdischen  longehemmt  überall  zu  suchen, zu  for= 
sehen  und  zu  wirken.  Geschichtlicher  Beweis:  Mittel= 
alterliches  Judentum  ist  unter  keinen  Umständen  zu 
vergleichen  mit  dem  unser  Gotteserleben  verd'isteni= 
den  mittelalterlichen  Christentum.  V/ährend  die 


.15 

Kirche  die  Apostel  induktiver  Forschung  verbrannte, 
waren  strenggläubige  Juden  SIS  in  Gemeinschaft  mit 
strenggläubigen  Mohammedanern  die  Retter  und  Erhalter 
der  griechischen, für  die  Neuzeit  vorbildlichen  Natur= 
Wissenschaft . 

Induktives  V/eltbegreifungsstreben  oder  Rea= 
lismus,wie  Werfel  es  nennt, ist  nur  dann  gefährlich, 
wenn   der  Mensch  haltlos  die  induktiv  gefundenen 
Sandkörner  seiner  Wissenschaft  im  die  Ewigkeit  pro= 
jitiert  und  verabsolutiert,  '^lenn   aber  die  Menschen^ 
seele  verankert  ist  im  höchsten  Seinsbegriff , den 
es  gibt, im  allmächtigen  Schöpf ergott , dann  verliert 
die  induktive  Wissenschaft  ihr  Gift, weil  dann  im 
entscheidenden  Augenblick  SläXSSSIS  wie   etwa  in  der 
heutigen  Zeit  die  Seele  dann  immer  wieder  das  letz= 
te  Wort  sprechen  v/ird, bevor  das  Pulverfass  der 
Technik  die  Menschheit  zerstört  haben  v\^ird.  ^'lenn 
im  religiösen  Erleben  die  SeelQ  sich  aufschwingt 
zum  Höchsten, dann  versteht  man,dass  es  sehr  wohl 
möglich  ist , synthetisch  Realismus  und  Innerlichkeit 
zu  verbinden, dass  z.B.  ein  gewaltiger  jüdischer  The= 


•  t 


16 

« 

ologe  wie  etwa  Maimonides  zugleich  Verehrer  aristote= 
lischer  Philosophie  und   Naturwissenschaft  gev;esen 
istjdass  ein  ^Ai*|wie  etwa  Mendel  das  SSMX  Naturge= 


setz  der  Vererbung  gefunden  hat,dass  etwa  der  Ober= 

rabbiner  von  Szegedin,Löw,ein  bedeutender  Biologe 

ist, und  dass  immer  wieder  auch  in  unseren  Tage»^ 
tt 

Arzte, das  heisst  mitten  in  der  Naturwissenschaft 
stehende  Männer, sich  das  Rabbinerdiplom  erwerben* 

Werfel  hat  Recht:  Innerlichkeit  tut  der  heu= 
tigen  Welt  not, sonst  wird  die  Kirnst  der  \Yeltbeherr= 
schung  vollends  ihrer  seelischen  Quellen  beraubt 
werden , erstarren  lond  bersten.  Aber  nicht  einfach 
der  musische  Mensch  ist  der  Erlöser  der  '//elt*  Es 
muss  hinzukommen  der  Denker, der  sich  aufschv/ingt 
zum  höchsten  Sein, unter  d-^ssen  ewigem  Schein  dedu] 


Gottesbevmsstsein  induktives  Porscherstreben 

o^of-  vieoei^   £bevie ^ 

gewähren  lässt  und  Realismus  und  Innerlichkeit!  zu 
fruchtbarer  Einheit  versöhnt« 


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21. V. 1933. 

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"Gemeinmxtz  geht  vor  Eigennutz" > 
Es  scheint  ein  kurzes  und  eindeutiges  V/ort  zu  sein, 
und  ist  doch  nicht  eindeutig!  Was  ist  Eigennutz , was 
ist  Gemeinnutz?  \Ierm   jemand  ohne  Rücksicht  auf  andere 
seine  Kräfte  ganz  egozentrisch  ausbildet , alles  sucht, 
was  ihr  Wachstum  fördert  und  meidet, was  es  hindert, 
darf  man  ihn  dann  eigennützig  nennen?   Eigentlich  ja, 
denn  er  sucht  doch  wirklich  nur  den  eigenen  Nutzen! 
Und  doch  v;ird  man  v/ohl  Hemmungen  haben, einen  solchen 
Menschen  eigennützig  zu  nennen, weil  in  uns  irgendwie 


\ 


%« 


die  Vorstellung  liegt, dass  es  gar  keinen  anderen  .7eg 
für  den  wahrhaft  lebenden  Menschen  gibt, als  eben  zu 
werden, was  er  ist!  Polglich  muss,wenn  unser  Thema 

m 

einen  Sinn  haben  soll  , es  noch  einen  anderen  Eigennutz 

geben, einen, der  auf  moralischem  Gebiete  liegt  und 

vielleicht  mit  Gewinnsucht  bezeichnet  werden  kann. 

Aber  auch  hier  gibt  es  viele  Unterschiede , bei  denen 

jede  Stufe  zugleich  einen  anderen  V/ert  ausdrückt. 

Es  ist  durchaus  nicht  dasselbe, ob  jemand  ein  nach  dem 

jev/eiligen 

Kulturbewusstsein  gestatteten  Gewinn  auf  eine  .Tare 

auf  schlägt ,  oder  ob  er  einen  Gewinn  lom  jeden  Preis 


erlangen  v/ill  und  -wie  man  sich  ausdruckt-  über  Leichen| 

geht.  Der  Begriff  Eigennutz  ist  also  durchaus  nicht 

eindeutig!  Er  wird  noch  schillernder , wenn  man  nach  den 

Gesichtspunkten  f ragt , von  denen  aus  der  Eigennutz  be= 

urtäilt  werden  soll.  Ein  G-rosskapitalist  wird  unter 

Eigennutz  etwas  ganz  anderes  verstehen  als  eineIgKSäX 

JIfiSXÄ15fiXXfi3([fiIä  Franz  von  Assisi=Natur  ,der  Begründer 

des  Bettelordens  der  Franziskaner •Und  ganz,  unter  ewi= 

gern  Gesichtspunkte  wird  das  Nachdenken  'Jber  den  Be= 

griff  Eigennutz  gar  gefährlich, denn  es  könnte  eine 

Stimme  wach  werden, die  fragt, ob  nicht  hinter  allem 

die  eigene  Befriedigung  lauert, also  der  Eigennutz ,so= 

gar  hinter  dem  Verhalten  des  Märtyrers , der  f'lr  eine 

Idee 

stirbt. 

Aber  ebensowenig  eindeutig  wie  der  Betriff  Ei= 
gennutz  ist  der  Begriff  Gemeinnutz.  Was  ist  denn  ge= 
meinnützig?  Etwas, was  allen  nützt?  Dann  brauchte  nie= 
mals  Gemeinnutz  vor  Eigennutz  zu  gehen, denn  dann  ist 
Geraeinnutz  ja  immer  auch  Eigennutz!  Also  scheint  Ge= 
meinnutz  etwas  zu  sein, was  nicht  allen, aber  wenigstens 
vielen  nützt!  Aber  könnte  man  sich^  nicht  vorstellen. 


dass  im  Augenblicke  etwas  nur  wenigen  nützt, dass  aber 
diese  v/enigen  voraussehen , dass  ihr  Streben  einst  zu 
einem  Nutzen  für  alle  führen  wird?  Also  müssen  wir 
auch  v/ieder  nach  den  Beurteilungsgesichtspunkten  bei 
dem  Begriff  Gemeinnutz  fragen!  Und  wenn  wir  auch  hier 
emporsteigen  zu  metaphysischen  Hintergründen , so  könnte 
uns  der  ledanke  kommen, dass  es  vielleicht  f*5r  jedes 
Volk  eine  Art  Gesamtseele  gehen  könnte, die  einen  ewi= 
gen  Tert  für  sich  darstellt , deren  Förderung  allen 
nützt, selbst  wenn  sie  dafür  sterben  müssten.  Hier 
bedeutet  Gemeinnutz  allerdings  etwas  schlechthin 
anderes, als  was  man  sonst  unter  dem  Segriff  Nutzen 
versteht*  Hier  steht  er  fast  für  ein  Seligwerdem 
im  Glauben  an  den  unzerstörbaren, göttlichen  '-Yert 
der  Gemeinschaft.  Das  Aufgeben  dds  persönlichen  Nut= 
zens  ist  dann  eine  Art  modernen  Gottesdienstes , ein 
Opferdienst; nur  dass  man  eben  nicht  Gott, sondern 
der  Gemeinschaft  opfert. 

Es  ist  natürlich  notwendig, bei  der  Untersuchung 
der  ethischen  und  religiösen  Grundlagen  des  Prinzi= 
pes  "Gemeinnutz  geht  vor  Eigennutz" , diesen  Begriffen 


,* 


einen  iDestimmten  Sinn  unterzulegen, sonst  redet  man 
unp-reifbar  ins  Blaue  hinein.  Hier  soll  nun  ein  Sinn 

« 

hineingelegt  werden, derheute  im  all^:emeinen  wohl 
darin  empfunden  v/ird.  Es  ist  nämlich  meine  Meinung, 
dass  hei  diesem  Prinzip  gar  nicht  so  sehr  auf  eine 
genaue  Definition  .Vert  gelegt  wird  als  auf  einen 
Gefählsgehalt>  Eigennutz  ist  im  Verhältnis  zum  Ge= 
meinnutz  etwas  Verächtliches; Gemeinnutz  also  etwas 


W 


ertvolles, Höherstehendes  , unter  Umständen  Begeistern^ 


des.  Es  d'irfte  wohl  kein  Zweifel  sein, dass  mit  die= 
sem  kurzgefassten  Prinzip  in  geschickter  Form  nichts 


1»  r^  /^  — 


anderes  gemeint  sein  wird, als  was  man  sonst  die   so 
ziale  Frage"  nennt, ein  Leitsatz  f^ir  die  Lösung  der 
in  aller  Geschichte  immer  bohrenden  EiägX  Spannung 
zwischen  Reich  und  Arm, Arbeitgeber  und  Arbeitnehmer, 
Mächtigem  und  Schwachem, allerdings  eine  Lösung  unter 
ganz  besonderen  Bedingungen, nämlich  unter  der  Voraus= 
Setzung  eines  auch  metaphysisch  wertvollen  Volksgan= 


zen. 


115  Können  wir  nun  von  unserem  jüdisch=relig= 


lösen  Standpunkt  aus  Stellimg  nehmen  zu  dem  angeführ= 
ten  Prinzip?  Ja , wenn  nämlich  die  Annahme  stimmt, dasS 


der  Grundsatz  "Gemeinnutz  geht  vor  Eigennutz"  in  das 
Herz  der  sozialen  Frage  hineinstösst .  Das  Wort  sozi= 
al  stammt  ja  aus  dem  Lateinischen  und  bedeutet  in 
seiner  substantivierten  Form" societas"  Gemeinschaft. 
Gemeinnutz  also  muss  der  Nutzen  der  Gemeinschaft 
sein, der  societas ;ist  also  sozial  im  wahrsten  Sinne. 
Will  man  also  das  Prinzip  vom  jüdischen  Standpunkte 
aus  darlegen, so  hat  man  nichts  anderes  zu  tun, als 
die  Sozialgesetzgebung  des  Judentums  aufzuzeigen. 
Es  ist  nun  natürlicherv/eise  unmöglich, hier  einen  Ab= 
riss  der  Sozialgesetzgebung  darzustellen.  Ich  werde 
mich  daher  darauf  beschränken, unter  einem  ganz  be= 
stimmten  Gesichtspunkte  einige  Gedanken  auszuwählen. 
Die  Sozialgesetzgebung  des  Judentums  geht  von 
einer  eindeutigen  Voraussetzung  aus:  von  der  Einheit 
des  Menschengeschlechtes!  Dieser  Gedanke  wird  nicht 
erst  später  von  den  Profeten, wie  manche  unverständ= 
licherweise  angenommen  haben, hineingetragen, sondern 
mit  diesem  Gedanken  hebt  die  Heilige  Schrift  an.  Gott 
hat  Himmel  und  Erde  ,\uid  darin  Adam, den  Menschen ,aSMX 
d.h.  das  Menschengeschlecht  geschaffen.  Alle  Menschen 


sind  daher  Br'ider  in  Gott  ,von  einem  Höchsten  erschaf = 

fen![_Nichts  in  der  Welt  könnte  uns  dazu  bringen, die= 

sen  Gedanken  der  Brüderschaft  aller  Menschen, der  prin= 

zipiellen  GleichberechtiguJig  alles  dessen, v/as  Menschen= 

antlitz  trägt, zu  verleugnen!  Das  Judentum  hat  diesen 

Gedanken  in  die  Weit  gebracht ,\md  es  wird  sterben  in  S 

dem  Augenblick, da  es  dieses  ewigen  Gedankens , dieser 

unendlichen  Idee  und  Aufgabe  vergisst!  Dass  das  Ju= 

auch  ausserhalb  des  Menschen 
dentura  alles  Lebendige/in  den  Kreis  der  Einheit  ein= 

bezogen  hat, ist  zwar  erwähnenswert , spielt  aber  in  die= 

sem  Zusammenhang  keine  weitere  Rolle.  Es  geniigt,da= 

rauf  hinzureisen, das 5  unsere  Religion  den  Kreis  der 

societas,der  Geraeinschaf t  ,f'lr  den  das  Prinzip  "Ge= 

meinnutz  geht  vor  Eigennutz"  gelten  rauss,in  der  wei= 

testen  Form  gezogen  hat , und  zwar  bewusst  und  nichf 

nur  gefUhlsmässig.  '^^Qrm   Rabbi  Akiba  als  kelal  godol , 

als  Hauptgrundsatz  der  Thora  das  wunderbare  Gebot 

anspricht:  Du  sollst  deinen  Nächsten  lieben  als  dich 

selbst !▼  so  gibt  er  dem  Gedanken  der  Einheit  aller 

Menschen  einen  gefuhls=  und  willensmässigen  Ausdruck. 

Wenn  aber  demgegenüber  ein  anderer  Gelehrter  als  viel 


wichtiger  auf  den  Gedanken:  bezelem  elokim  boro  bso, 
im  Ebenbiide  Gottes  ist  der  Mensch  erschaffen  worden, 
hinweist, auf  den  Gedanken  der  Gotteskindschaft  aller 
Menschen, so  ist  das  in  der  Sprache  jener  Zeit  der 
logisch^klare  Ausdruck  für  den  Gedanken  der  Einheit 
des  Menschengeschlechtes • 

Nun  wird  man  vielleicht  fragen: Was  hat  das  mit 
dem  Prinzip  "Gemeinnutz  geht  vor  Eigennutz"  eigentlich 
zu  tun?  Es  hat  sehr  viel  damit  zu  tun!  Es  ist  nämlich 
der  erste  Schritt  auf  dem  Wege  zur  jüdischen  Sozial= 
gesetzgebung.  Und  v^enn   wir  nun  schon  einmal  über  die 
Sache  sprechen, so  müssen  wir  eben  Schritt  für  Schritt 
nacheinander  tun. 

Man  wird  nun  vielleicht  sagen:  Der  Gedanke  der 
Brüderschaft  aller  Menschen  ist  zwar  wunderbar  schön; 
aber  er  ist  so  gross  imd  erhaben, dass  die  Gafahr  be= 
staht.die  Menschen  werden  von  ihm  eben  so  wenig  ver= 
wirklichen, wie  sie  die  Sterne  erlangen  können!  Der 
Einwand  ist  richtig  und  muss  auch  noch  in  ganz  anderer 
Beziehung  uns  zum  Nachdenken  anregen, insbesondere 
bei  Beobachtung  der  Kluf t ,die  in  so  mancher  Hinsicht 


8 
zwischen  \lorten   und  Taten, zwischen  hochgesetzter  Idee 
und  schäbiger  Wirklichkeit  herrscht!  Nur  unserem  Ju= 
dent^om  darf  man  nicht  den  Vorwurf  machen, als  habe  es 
diese  Gefahr  nicht  gesehen  und  nichtsgetan , um  sie  zu 
bannen ,beq.uemerweiser  also  die  Idee  so  hoch  gespannt, 
dass  die  Träger  der  Idee  info^e  Unvermögens  gar  nichts 

zu  tun  brauchten! 

Der  nächste  Schritt  zur  Verwirklichung  des 
sozialen  Gedankens  der  Menscheneinheit  muss  notwendi= 
gerweise  gehen  über  SäS  die  kleinere  Menschenordnung 
des  Volkes!  So  wie  der  Einzelmensch  ±m  Laufe  seiner 
Lebensentwicklimg  sich  selbst  finden  muss, so  muss 
auch  eine  Volksgemeinschaft  zu  sich  selbst  kommen, 
und  es  wäre  eine  Blindheit  der  Wirklichkeit  gegenüber, 
einem  Volke  aus  diesem  Streben  zur  Selbstfindung  ei= 
nen   Vorwurf  machen  zu  wollen!  Die  Menschheit  gliedert 
sich  in  Völker, und  man  kann  den  Gedanken  der  Mensch= 
heitsbeglückxmg  nicht  ausführen, wenn  nicht  zuerst 
der  Baustein  des  Volkes  in  richtiger  Weise  zugehauen 
ist!  Es  ist  wiAnderbar ,mit  welch  traumhafter  Sicher= 
heit  unsere  Heilige  Schrift «das  Buch  des  Juden, die= 


.«. 


l 


sen  Gedankenschritt  tut!  Im  lo.  Kapitel  des  ersten 
Buches  Mose  steht  der  Stammbaum  aller  Völker  der  Erde! 
Was  bedeutet  dies?  Das  bedeutet ,dass  der  so  unsreif= 
bar  und  unfassbar  als  Idee  hingestellte  Gedanke  von 
der  Eihheit  des  Menschengeschlechtes  herabgeholt  wor= 
den  ist  vom  Himmel  auf  die  Erde , auf  dass  niemand  mehr 
sagen  kann:  Die  Idee  ist  so  hoch, ich  kann  sie  nicht 
erreichen!  Jetzt  nämlich  ist  die  Aufgabe  der  Gemein= 
Schaftsgestaltung  im  religiösen  Bewusstsein  begrenzt 
auf  eine  greifbare  Menschengruppe , auf  das  Volk!  Jeder 
kehre  vor  seiner  Tür, vor  der  Türe  seines  eigenen 
Volkes  -  clann  wird  es  in  späterer  Zeit  auch  einmal  in 
der  Menschheit  recht  werden;  s£  heisst  jetzt  die 
Aufgabe  der  Gemeinschaftsgestaltung!  So  aber  ist  auch 
der  Begriff  der  Auserwählung  zu  verstehen , der  ja  in 
unserem  Judetum  eine  grosse  Rolle  spielt.  Auserwäh= 
lung  heisst  durchaus  nicht, etwas  Besseres  sein  als 
die  andern, sondern  heisst, ohne  auf  die  andern  zu  war= 
ten,ohne  abzuwarten, was  die  andern  tun, an  sich, in 
seiner  eigenen  Gemeinschaft  die  wahre  Menschenauf= 
gäbe  der  echten  Gemeinschaf tsgestaltung , der  sozialen 


lo 

Ordnung  zu  verwirklichen!  Es  ist  also  ebenso  logisch 
wie  notwendig, dass  im  Verfolg  der  weiteren  sozialen 
Aufgabe  Stellung  zunächst  die  Verhältnisse  des''Vol= 
kes  Israel  ber'icksichtigt  werden  müssen.  Damit  ist 
durchaus  nicht  das  allgemein  Menschliche  vergessen 


Vi/O 


rden, sondern  es  ist  seine  Verwirklichung  nur  in  die 


Bahn  des  zimächst  Erfüllbaren  gelenkt  worden. 

Und  welches  ist  nun  die  soziale  Verfassung , die 
iHiserer  Gemeinschaft  gegeben  worden  ist  ,uin  sie  zu 
einem  Baustein  eines  glücklicheren  Menschengeschlech= 
tes  zu  machen?  Es  ist  etwas  scheinbar  ganz  Einfaches 
und  Bek^ntes:  Das  Zehnwort, die  zehn  Gebote!  Diese 
Worte  gliedern  sich  in  zwei  Teile , von  denen  am  Schluss 
auf  den  ersten  Teil  zurückgeXSäMägrif fen  werden  soll. 
Der  zweite  Teil: du  sollst  nicht  töten, nicht  stehlen 
usw.  lässt  sich  unter  eine  sehr  einfache  Formel  brin= 
gen  »nämlich:  Gemeinnutz  geht  vor  eigenen  Nutz!  HQXin 
man  nämlich  diese  Urvergehen  des  Menschen, das  Töten, 
das  Stehlen, das  Ehebrechen, die  falsche  Zeugenaussage 
gegen  den  Nächsten, die  ruhelose  und  neiderfüllte  Be= 
gierde  verbietet , dann  ist  dies  doch  ein  Zeichen  da= 


11 

füTjdass  hier  dem  Eigennutz , dem  Lustbringenden  ein 

Riegel  vorgeschoben  wird  zugunsten  v/essen?  doch  selbs 

verständlich  des  andern  Menschen , des  Nächsten, d .h. 

schlechthin  der  Allgemeinheit!  Wenn  überhaupt  jemals, 

dann  ist  am  Sinai  dem  Menschen  eingehämmert  worden, 

dass  Gemeinnutz  vor  Eigennutz  geht! 

Aber  trotz  dieser  Schönheit  und  Ureinfachheit 

der  Sinaiworte , die  ja  zur  Grundlage  des  grössten 

Teiles  der  Menschheit  geworden  sind, genügen  sie  doch 

noch  nicht , um  den  sozialen  Gedanken  in  unmittelbar 

greifbare  Nähe  zu  rücken.  Man  muss  dem  Menschen  schon 

ganz  genau  sagen, was  er  zu  tun  hat , um  das  soziale 

Gebot  zu  erfüllen, sonst  bleiben  die  schönen  Ideen 

eben  nichts  als  Worte!  Auf  zwei  Gebieten  muss  die 

Ableitung  in  die  Wirklichkeit  weitergeführt  werden, 

erstens  auf  dem  religiös=geistigen  Gebiet, damit  da» 

Ursprungs=  und   Verpflichtungsbewusstsein  nicht  verlo= 

zur  Erfüllimg  notwendigejri  Kraft 
ren  gehe, sonst  ginge  auch  die/KiällXXXXX  verloren! 

und  zweitens  auf  dem  Gebiete  des  alltäglichen, wirt= 

schaftlichen, praktischen  Lebens, damit  in  dem  ganz 

lebensnah  täglich)^  zu  betretenden  Bereiche  das  sozia= 


12 

le  UrgeTjot  in  die  Erscheinung  tritt!  Zuerst  nun  das 
zweite  Gebiet!  Hier  ist  nun  geradezu  erstaimlich,wenn 
auch  vielleicht  nicht  genügend  bekamt, dass  die  Thora 
ein  ausführliches  Agrargesetz  aufgestellt  hat!  Man 
wird  fragen:Was  hat  ein  Agrargesetz  in  einem  Relig= 
ionsbuche  zu  tun?  Nach  der  Auffassung  SS  vieler  Men= 
sehen  darf  es  die  Religion  nur  mit  Gefühlen  zu  tun 
haben; daher  auch  für  den  Priester, für  den  Geistlichen 
und  den  Rabbiner  das  schöne  Wort  "  Seelsorger!"  Relig= 
ion  darf  nur  die  Seele  beackern, das  ist  die  Vorstel= 
lung!  Die  Gestaltung  des  wirklichen  Ackers, der  Ver= 
hältnisse  des  Erdbodens  muss  aber  den  geeigneten  welt= 
liehen  Instanzen  vorbehalten  werden!  Diese  Anschau= 
ung  ist  zu  Verstehen, nur  nicht  für  den  Grundgedanken! 
Gewiss  wie  man  düngen. säen  und  ernten  soll, ist  eine 
Frage, die  der  Bachmann  zu  entscheiden  hat.  Aber  die 
Frage ,wie  das  Bodenrecht  in  seinen  Grundlagen  beschaf = 
fen  sein  soll, kann  unmöglich  von  einer  wahrhaftigen 
Religion  ausser  Acht  gelassen  werden!  ISI  Denn  der 
Boden  ist  zunächst  einmal  der  reale  Ansatzpunkt  ,von 
dem  aus, das  von  den  Sternen  geholte  Sittengesetz 


13 
verwirklicht  werden  soll,  "^ir  sehen, wie  heute  mit 
einer  hingebenden, glaubensmassigen  Begeisterung  ge= 
rade  am  Anfang  schon  das  Bodengesetz  in  Angriff  ge= 
-nommen  worden  ist, und  zwar  als  Anerbengesetz  unter  ^^^^ 
Prinzip  "Gemeinnutz  geht  vor  Eigennutz" , weil  eben 
ein  Volk  ohne  einen  dauernden  Bauernstand  nicht  le= 

bensfähig  ist. 

Das  Judentum  hat  also  auch  ein  Agrargesetz, und 
in  diesem  Zusamraenhang  wird  uns  die  Frage  interes= 
sieren,ob  unser  Gesetz  nicht  vielleicht  eine  innere 
Verwandtschaft  mit  den  heutigen  Bestrebungen  auf= 
weist.  Nun  wir  können  diese  Frage  bejahen, noch  mehr: 

wir  können  den  Begriff  des  Anerbengesetzes^^dem  Sinne 

/ 

nach  ins  Hebräische  ühersetzen.es  heisst  dann:  schenas 
hajoveljJobeljahr  ,ein  ;7ort,das  sich  im  deutschen 
Wort  Jubel  wiederfindet!  Was  ist  das  Jobeljahr?  - 
Ich  möchte  den jenigen, die  seine  Bedeutung  genau  ken= 
no^n   lernen  wollen , empfehlen, das  ganze  25*Kapitel  des 
3.  Buches  Mose  einmal  durchzulesen.  Ich  möchte  im 
Wortlaut  nur  zwei  Stellen  hier  anführen: 

"Zähle  dir  dann  sieben  Jahr=Feier , sieben  mal 


14 

sieben  Jahre, so  dass  dir  sei  die  Zeit  der  sieben 
Brach jähre  49  Jahre.  Und  lass  Posaunensohall  er= 
■finen  am  zehnten  des  siebenten  Monats;  am  Versc)h= 
nimgstage  sollt  ihr  Posaunenschall  ergehen  lassen 
durch  euer  ganzes  Land.  Und  heiliget  das  fünfzig= 
ste  Jahr, dass  ihr  Freiheit  ausrufet  durch  das 
Land  all  seinen  Bewohnern, ein  Jobel  soll  dasselbe 
euch  sein, dass  ihr  zurückkehret  zu  eurem  Besitz!" 

(25,8-lo) 

• 

"  Das  Land  darf  nicht  so  verkauft  werden, dass 
es  verfallen  bleibe, denn  mein  ist  das  Land , nur  Fremd= 
linge  und  Beisassen  seid  ihr  bei  mir!  ///  Das  ^er= 
kaufte  bleibe  im  Besitz  seines  Käufers  bis  zum  Jobel= 
jähre; im  Jobel  wird  es  frei  und  er  gelangt  wieder 
zu  seinem  Besitztum".  (V.23  u.28) 

Der  Hauptgedanke  des  Jobeljahres  besteht  also 

darin, dass  eine  Familie  bis  zu  ihrem  Aussterben  im 

immerwährenden  Besitz  ihres  zugeteilten  Bodens  blei= 

ben  soll.  Und  auch  nach  dem  Aussterben  muss  es  min= 

destens  bei  der  Sippe  bleiben!  Das  ist  doch  ein  Bo= 

innerlich 
dengesetz,das  dem  heutigen/ ausserordentlich  ähnelt! 

Nur  in  einem  Punkte  ist  ein  eigent'imlicher  Unterschiede 

In  der  Thora  wird  der  Boden  nicht  zum  Eigentum  des 

Volkes  erklärt , sondern  zum  Eigentume  Gottes!  Ich 


w 


ill  die  Frage  nicht  erörtern  ,v'Orin  die  psychologi= 


sehe  Wirkung  verschieden  ist.  Nur  das  eine  ist  ganz 
deutlich  sichtbar , dass  das  Agrargesetz  der  Thora 
mit  seinem  Prinzip:  Gemeinnutz  geht  vor  Eigennutz 


15 
eine  unmittelbare  Ableitimg  reli^ös=sozialer  Idee  in 
die  praktische  Wirklichkeit  darstellt! 

Die  Zeit  von  5o  Jahren, die  den  Zyklus  der  "(le= 

d'inkt 
derkehr  des  Johel Jahres  hestiramen,ISI  vielleicht 

manchem  sehr  lange.  Es  besteht  ja  die  Möglichkeit, 

dass  sich  ivlisstände  herausgebildet  hätten, die  einen 

solch  langen  Aufschub  nicht  gestatten.  Nun  auch  hier 

hat  die  Thora  vorgebeugt  und  das  halbe  Jahrhundert 

in  einen  Zyklus  von  7  mal  7  Jahren  zerlegt.  In  jedem 

siebten  Jahre  kommt  das  Schmemita.jahr  «ebenfalls  eine 

ganz  merkwürdige  wirtschaftliche  Einrichtung , die  die 

Religion  der  Lebensgestaltimg  vorgeschrieben  hat. 

3  Hauptpunkte  sind  es, die  das  Schemitajahr  bestimmen: 

3. Mose, 23,10-11;  V  .Mose  .15  ,1-3*. 

erstens  muss  der  Boden  Brach  liegen, zweitens 
gehört  der  trotzdem  wachsende  Ertrag  den  Armen, dem 
auch  die  Schulden  erlassen  werden  müssen ,\md  drittens 
müssen  die  Sklaven  freigelassen  werden.  Alle  drei 
Prinzipien  haben  einen  ausserordentlichen  -Aspekt: 
Heute  gibt  es  kein  Brachjahr  mehr;also  ist  das  &e= 
setz  irrig?  Es  soll  hier  nicht  erörtert  werden;nur 
das  eine  sei  gesagt, dass  es  Menschen  gibt, die  die 


16 

Kunstdiingung, welche  ja  das  Brachjahr  unnötig  gemacht 

hat , vielleicht  MI  eine  der  Ursachen  sein  könnte, die 

gewisse 
die  Menschen  gegen/Krankheiten  immer  v/iderstandsloser 

machen»  Aber  der  zweite  und  dritte  Pimkt,der  die  Ar= 

men  angeht, der  allmählich  auch  den  tiefsten  Stand  der 

sozialen  Schichtung, den  ärmsten  Proletarier  'beseiti= 

sen   und  ihn  zu  einem  freien  Menschen  machen  will, ist 

eine  solch  eindeutige  Beschränkung  des  persönlichen 

Vorteils, des  liigennutzes ,  ja  geradezu  fast  eine  Ent= 

eignung  (man  denke  an  den  Schuldenerlass! ) ,dass  wir 

s  * 

auch  hierin  wieder  einen  klaren  3eleg  haben  für  die 
Herrschaft  des  Prinzipes  "  Gemeinnutz  geht  vor  E.i.gen= 
nutz"  im  Judenti;mi! 

Von  hier  aus  ist  nur  einer  kleiner  Schritt  zu 

« 

jener  bewimdernswerten  Armengesetzgebung , die  imser  Ju= 
dentum  enthält.  Nicht  die  Einzelheiten  sollen  hier 
angeführt  v/erden ,  sondern  nur  der  Geist  soll  aufge= 
zeigt  v/erden, in  dem  eine  echte  V7ohlfahrtspf lege  zu 
geschehen  hat.  Dieser  Geist  kommt  am  besten  zum  Aus= 
druck  in  dem  Satz  der  Thora  (3. M. 25, 35):  ^'lenn  dein 
Bruder  neben  dir  verarmt  und  seine  Hand  wankt ,wehe= 


17 
Ghesakto  T30,da  sollst  du  ihn  wieder  stärken, den  Premd= 
ling  und  Beisassen  ,wochaj  ochicho  immoch,dein  Bruder 


mus 


s  neben  dir  leben  können!  Gibt  es  ein  schöneres 


Zeugnis  von  der  Ein  sehr  änkuing  des  Eigennutzes  als  die= 
sesjdas  auch  den  rechtlosen  Fremdling, den  fremden 
Staatsangehörigen  freiwillig  als  Bruder  umfasst?  Was 
ist  jüdische  Wohlfahrtspflege?  Keine  Almosengeberei 
sondern  ein  Gesetz, ein  Recht  für  den  Armen;und  da= 
rum  heisst  Wohlfahrtspflege  im  Judenitum  Zedokoh,Ge= 
rechtigkeit!  Der  Arme  hat  einen  Anspruch  auf  Lebens= 
möglichkeit  ,weil  XMä  er  eben  zur  Gemeinschaft  ge= 
hört ,BnÄ  weil  uns  unsere  Profeten  gelehrt  haben, dass 
eben  Gemeinnutz  vor  Eigennutz  geht!  ^^'enn   die  Thora 

verpflichtet , in  einem  bestimjiiten  Jahreszyklus  den 

« 

zehnten  Teil  des  Einkommens  den  Armen  zu  geben, wenn 

( Schickchoh ,peoh ,Leket ) 
bestimmte  Ernteteile/von  vornherein  dem  Bedürftigen 

gehören, wenn  schon  zur  Zeit  des  Talmud  Volksküche 

(Tamchuj)  und  Armenkasse (Kuppo)  existierten; wenn  es 

von  jeher  als  eine  Ehrenpflicht  von  den  Juden  empfun= 

den  wurde, in  der  Wohlfahrtspflege  tätig  zu  sein, und 

wenn  bis  auf  den  heutigen  Tag  die  Verpflichtung  ge= 


18 

übt  v/ird, einen  Teil   seines  Einkommens  den  Armen  ab= 


s 


uneben, so  beweist  dieses  SSKMS  in  metaphysischen 


Tiefen  verankerte  Gerechtigkeitsempfinden, dass  unser 

» 

Judentiom  in  seiner  Sozialgesetzgebung  nichts  anderes 
v/ill ,als  das  Gift  überwuchernden  Eigennutzes  auszu= 
rotten  zugunsten  einer  gemeinschaftserhaltenden 
Menschlichkeit! 

Es  ^äbe  noch  zahllose  Einzelheiten  für  diese  Ge= 
danken  anzuführen; man  müsste  , wollte  man  den  Umj^fang 
der  sozialen  Gesetzgebung  ermessen  auch  das  grosse 
Gebiet  des  jüdischen  Rechtes  heranziehen.  All  das 
soll  'lier  nicht  mehr  geschehen.  Es  ist  genügend  an= 
geführt  v/orden,um  das  Prinzip, dass  Gemeinnutz  vor 
Eigennutz  geht, als  ein  im  besten  Sinne  echt  jüdisches 
zu  erkennen.  Es  ist  gezeigt  v/orden,wie  das  Judentiom 
den  Gedanken  sozialen  Verhaltens  aus  ewigen  göttli= 
chen  Höhen  herabgeleitet 


JDis  in  die  unmittelbare 
praktische  7/irklichkeit ./ Und  doch  v/ird  der  tiefer 
Denkende  nicht  befriedigt  sein.  Er  muss  nämlich  zu= 
geben, dass  es  anscheinend  durchaus  nicht  geniigt,eine 
Lehre  zu  besitzen.  Es  muss  hinzukommen  die  Ausflüi= 


19 
rimg.  Und  beim  genaueren  Nachdenken  wird  man  vielleicht 

staunend  zugehen  müssen, dass  der jenige  , der  eine  Idee 

von  einem  anderen  übernimmt  ujid  sie  praktisch  in  einer 

Menschengemeinschaft  zu  gestalten  versteht, in  einem 

Punkte  mehr  geleistet  hat  als  der  blosse  Denker.  Er 

ist  nämlich  Gestalter,  Menschenbildhauer!  Es  ist  nicht 

allzuviel  geleistet , wenn  man  nachv/eist  ,dass  das  Ju= 

dentum  zuerst  in  '.Veltgeschichte  den  Gedanken  sozia= 

1er  Verpflichtung  gelehrt  hat.  '^enn   das  Judentum  nicht 

imstande  gewesen  sein  sollte, diese  soziale  Idee  auch 

in  der  Geraeinschaft  zu  gestalten, dann  war  es  eben 

reif  zum  Abtreten  und  zur  Uebergabe  seiner  Ideen= 

Schöpfung  an  den jenigen, der  sie  zu  verwirklichen 

versteht! 

Es  entsteht  also  eine  schwerwiegende  Frage, 

auf  die  ich  jetzt  eingehen  möchte:  Hat  das  Judentum 
nicht  nur  die  Idee, dass  Gemeinnutz  vor  Eigennutz  ge= 
he  .gelehrt,  sondern  hat  es  auch  die  Wege  aufgezeigt, 
auf  denen  diese  Idee  lebendig  erhalten  wird?  Eiü§ 
Diese  Frage  weist  hin  auf  die  vorhin  angedeutete  lIot= 
wendigkeit, die  soziale  Idee  nicht  nur  in  das  prak= 
tisch  wirtschaftliche  Gebiet  sondern  auch  in  das  gei= 


2o 
stig=religiöse  GelDiet  abzuleiten!  Denn  nur  auf  diese 
Art  und  '-Veise  wird  die  Idee  auch  ihre  Kraft  "behalten, 
die  zur  Verv/irklichung  drängt!  Welche  G-efahr  besteht 
denn  für  diese  Idee?  Mit  einem  7/ort:  die  der  Verselb= 
ständigung!  Die  soziale  Idee  gehört  bekanntlich  in  ". 
das  Gebiet  der  Ethik.  Nun  war  es  der  Philosoph  Kant, 
der  der  Neuzeit  gelehrt  hat,dass  die  Ethik, das  Sit= 
tengesetz  verankert  sei  in  der  selbständigen  mensch= 
liehen  Vernunft.  Sein  kategorischer  Imperativ  ist 
geradezu  eine  ausserordentliche  Begründung  für  das 
Prinzip  "G-emeinnutz  geht  vor  Eigennutz"  , denn  wenn  man 
so  handeln  soll,dass  die  Leitidee  des  eigenen  Han= 
delns  zum  allgemeinen  G-esetz  erhoben  werden  könnte,  ■ 
so  wird  überhaupt  alles, also  auch  der  Eigennutz  untere 
geordnet  imter  das  Wohl  der  G-esamtheit.  Allein  dem 
kategorischen  Imperatil?  fehlt  eben  das, worauf  es  an= 
kommt »nämlich  auf  die  Kraft, die  ihn  zur  Anwendung 
und  Verv/irklichung  treibt!  Die  Vernunft  ist  zwar  eine 
gute  3öldnertruppe  im  Leben, aber  ein  schlechter  Dik= 
tator!  Sie  kann  sagen:  Un/ter  der  lond  der  Voraus= 
Setzung  ist  das  richtig  und  jenes  falsch; aber  sie 


21 
kann  keine  Voraussetzungen  schaffen.  Sobald  sie  dies 
versucht , gleicht  sie  einem  MlinGhhausen,der  sich  an 
seinem  eigenen  Schopf  aus  dem  V/asser  ziehen  wollte. 
SläXSMKäMKX  Voraussetzimgen  des  Lebenkönnens  schafft 
nur  der  Glaube  ♦die  gSiii  intuitive  Hingabe  an  ein  Sg£X 
mit  d--:r  Vernunft  nicht  zu  beweisendes  und  dem  Glauben 
doch  absolut  sicheres  Sein!  Ein  P'*inkchen  Giäube  ist 


in  den  schv;eren  Situationen  des  Lebens  mehr  wert  als 


ein  Zentner  Verstand! 


Nun  die  Gefahr  der  Verselbständigung  SSXXXgS  un= 
serer  biblischen  Ethik  zur  Vernunf t=Bthik  haben  ge= 
rade  wir  Juden  zur  Genüge  gekostet.  Unsere  herrlichen 
Ideen  waren  in  wundervollen  Systemen  gesammelt ; aber 
im  praktischen  Leben  herrschte  das  Gefühl  des  gesell= 
schaftlich  Erlaubten  und  nicht  Erlaubten, und  -unsere 
schönen  Ideen  v/aren  an  der  Praxis  gemessen  vielfach 
nur  noch  7/orte.  Aber  J^i  den  aiidern  war,  es  natürlich 
genau  so; nur  haben  wir  jetzt. erlebt , wie  zu  der  herr= 
liehen  ethisch=sozialen  Idee  der  Rücksiclt  auf  die 


Gemeinschaft  etwas  Ungeahntes  hinzukam:  ein  Schwung, 
eine  Begeisteriang,eine  Kraft, die  die  Idee  wieder  zur 


22 
Verv/irklichimg  treiben  v;ill  und  vielleicht  auch  bis  zu 
einem  gewisrsen  G-rade  kann! 

Und  nun  die  entscheidende  Frage:  Haben  wir  Ju= 
den  auch  dieses  Etwasmehrais  Idee, dieses  Lebendige  in 
der  Idee, die  sie  in  die  Wirklichkeit , ins  Dasein  tufen 
kann?  Diese  Frage  dürfen  wir  mit  ja  beantworten!  Aller= 
dings  in  diesem  Punkte  beginnt  auch  e|n  Unterschied 
sich  aufzudecken:  Bei  den  andern  stammt  die  Kraft 

der  sozialen  Gemeinschaftsidee  aus  dem  Glauben  an  das 

S^r  «^' ^> v< v^  A^^ ,,,  ,..*^ 

bluthafte  Volk!  B^  uns  Juden  kann  sie  nur  stammen 
aus  der  Verankerimg  im  Religiösen!  Vielleicht  v/ird  man 
von  diesem  Gesichtspunkte  aus  eine  Eigentümlichkeit 
der  jidisch=sozialen  Gesetzgebung  besser  verstehen. 
Es  heisst  da  z^B.  :  "Du  sollst  nicht  als  Verleumder 
umhergehen  imter  deinem  Volke, du  sollst  nicht  beim 
Blute  deines  Nächsten  stehen, ani  adoschem,ich  bin  der 
Ewige! (3 •M.19 ,16)  Oder:  'MYie  derEinheimische  von  euch 
sei  euch  der  Fremdling, der  bei  euch  weilt; du  sollst 
ihn  lieben  v/ie  dich  selbst, denn  Fremdlinge  wäret  ihr 
im  Lande  Aegyptenjich  bin  der  Ewige  euer  Gott! " (V .34) • 
Was  bedeutet  diese  sich  oft  wiederholende , seltsame 
und  scheinbar  gar  nicht  zugehörende  Bemerkung: Ich 


23 
bin  der  Ewige, euer  Gott?  Nach  dem  vorher  Gesagten  müss= 
te  die  Antwort  so  lauten:  Der  erste  Teil  gibt  die 
sittliche , auf  das  Prinzip  "Gemeinnutz  geht  vor  Ei= 
gennutz"  hinauslaufende  Vorschrift  wieder;-und  der  Zu= 
Satz  "ich  bin  der  Ewige  euer  Gott"  gibt  den  Anstoss 
UJid  die  Kraft, die  Sittenvorschrif t  zu  verwirklichen! 
Denn  so  ist  der  Gedanke  des  Judentums:  Alles  ist  eine 
Einheit , alles  c[uillt  aus  dem  letzten  und  einzigen 
Born  des  lebendigen  Gottes; alles  ist  daher  verantwort= 
lieh  vor  ihm  -und  wird  Rechenschaft  ablegen  müssen • 
Wer  solches  bedenkt, der  wird  die  Kraft  finden, das 
Sittengebot  zu  verwirklichen, auch  wenn  es  gegen   den 
Eigennutz  steht! 

Und  nun  ist  äusserst  interessant , in  welcher 
Art  und  V7eise  das  Judentum  in  religiös=geistigem 
Sinne  das  Gebot  der  sozialen  Rücksichtnahme  aus  dem 


Dasein  des  höchsten  Schöpfers  ableitet*  Man  verstehe 
recht:  Es  handelt  sich  hier  nicht  mehr  um  Ideenablei= 
tiHigen, sondern  um  etwas, was  Idee  und  '.Wirklichkeit  zu= 
gleich  ist, um  ein  Handeln!  Das  grandioseste  Beispiel 
hierfür  bietet  der  erste  Teil  des  Zehnwortes>  Die 
Konstituierung  des  Judentums  mit  der  "unmittelbaren 


24 


aus 


Unterv/erfung  imter  den  Gott , der  uns/Aegypten  heraus= 
geführt  hat, aus  dem  Hause  der  Knechtschaft!  7/ehe  dem= 
jenigen, der  andere  Götter  an  seine  Stelle  setzt, wie 
sie  auch  heissen  mögen, es  führt  zum  Untergang  seines 
Geschlechtes  nach  drei  und  vier  Gliedern, während  tau= 
sendj^  Geschlechter  demjenigen  zuteil  werden, der  Gott 
liebt  und  seine  Gebote  achtet l 

Immer  noch  bewegt  sich  die  Erkenntnis  in  Form 
einer  Ansprache , die  Gott  an  den  Menschen  richtet ;und 

dieses  individuelle  Verhältnis  wird  auch  noch  nicht 

wenn 
durchbrochen ,äXäX2XSK  im  dritten  Gebot  der  Spötter 

imd  Leichtfertige  in  Bezug  auf  die  letzten  Dinge  ge= 

v;arnt  wird*  Und  nun  erscheint  das  vierte, das  Sabbat= 

gebot, und  mit  einem  Male  ist  der  Rahmen  des  Indivi--= 

duellen  gesprengt  und  wir  befinden  uns  mitten  in  der 

Verwirklichung  einer  Idee  des  Sozialen!  Denn  was  be= 

deutet  das  Gebot:  Du  sollst  ruhen^und  dein  Sohn  und 

deine  Tochter  und  dein  Knecht  vjnd   deine  Magd  -und  dein 

Vieh  (das  ist  der  Hausstand)  , und  nun  wird  hinzugefügt: 

und  der  Fremde, der  in  deinen  Toren  weilt!  Hier  haben 

ein  Gebot, das  sich  als)6   soziale  Wohltat  auf  eine  Grup= 

pe  von  Menschen  senkt, denen  schon  der  Fremdling  an= 


25 
gehört!  Der  Eigennutz  Hesse  v/ahrscheinlieh  oft  sehr 


gerne  den  Knecht  und  die  Magd, den  Untergebenen  arbei^^^ 
ten,auch  v^enn   man  sich  selh/it  die  Ruhe  gönnt!  Aber 
das  göttliche  Gesetz, dem  Gemeinnutzen  zu  dienen, schiebt 
dem  Eigennutzen  einen  Riegel  vor, und  schliesst  sogar 
wunderbarerweise  das  Haustier  mit  in  den  göttlichen 
Arbeitsfrieden  ein! 

Es  gibt  ein  eigent'imliches  Wort  im  Talmud:  Der 
Erlöser  der  vVelt  wird  kommen, wenn  alle  Juden  Schabbos 
.  halten!  Verstehn  v/ir  dieses  \7ort  recht?  Es  bedei.tet: 

*  Die  Erlösung  wird  kommen, v/enn  wir  nicht  nur  die  so= 
ziale  Idee  haben , sondern  verv/irklichen!  Das  Sabbat= 
gebot, das  ja  von  allen  Kulturvölkern  übernommen  v/or== 
den  ist, ist  der  Angelpunkt , in  dem  die  jüdische  Ideen= 
weit  sich  dreht*  In  ihm  liegt  die  Grenze  zwischen 
dem  unsichtbaren  Reich  der  Ideen  und  der  irdischen 
^;i^irklichkeit!  Hier  berührt  sich  Mensch  und  -lehavdil, 
man  unterscheide  wohl-  Gott!  Du  sollst  ruhen, denn: 
nach  dem  Welt schöpf imgswerk  hat  auch  Gott  geruht! 

•  Es  ist  eine  grandiose  Annäherimg! 

Die  griechische  Sage  weiss  uns  von  einem  Rie= 
sen  zu  erzählen, der  verwundet  in  dem  Augenblick  wie= 


# 


26 

der  Kraft  gev;ann,da  er  seine  Mutter, die  Erde  wieder 

berührte.  So  scheint  es  auch  dem  Judentum  zu  gehen. 

Ss  hat  den  Menschen  die  göttliche  Idöe  der  sozialen 

Gerechtigkeit  gelehrt, ^ene  Idee, die  in  sich  schliesst 

den  G-e danken, das s  das  7/ohl  der  Gemeinschaft , die  Rück= 

sieht  auf  die  andern  Menschen, Gesetzgeber  darstellt 

für  das  Handeln  des  Einzelqienschen  ,dass  also  Gemeinnutz 

geht  vor  Eigennutz.  Aber  wenn  man  unsere  Geschichte 

betrachtet , möchte  man  manchmal  verzv^eif  eln,ob  es  ie= 

mals  zur  Verwirklichung  dieses  herrlichen  Gedankens 

kommen  v/ird.  Verzweiflung  aber  ist  tötliches  Gift! 

Und  wenn  "unsere  Gemeinschaft  auch  nach  jahrtausende= 

langer  Geschichte  doch  noch  hofft  auf  Verwirklichung 

jener  herrlichen  Idee, so  haben  wir  die  Kraft  zu  die= 

sem  Hoffen ,v;eil  wir  -wenn  wir  verwundet  niedersinken- 
der Berührung  mit 
Kraft  gev/innen  von/unserer  Mutter  Erde, weil  v;ir  uns 

dann  auf  uns  selbst  besimaen  und  auf  den  Urquell  al= 

les  Seins, den  unsere  Profeten  uns  gelehrt! 


M  ^5103 


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'  4.  März  1934 

Ansprache  zum  Jubiläum  des  25  j  ^i-^rigen 


ßcotehens  der  Hlllel-Loge > 


H  i  1  d  e 


s 


heim. 


Hochvy'irdisör  Delfe  .^at  der  &rosslop;e! 
vrirdiger  Präsident! 
Liebe  Brüder  ! 

Im  Auf  trap:e  der  v^'irdigen  Zion-Loje  , 
der  v/irdijen  Leib:.ii'^.-Lose  und  des  Niedersächsischen 
Lo^-en-Verhancis  :nochte  ich  der  w'irdi^en  Hillel-Lo- 
ge  zu  ihrem  Jubiläum  die  herzlichsten  G-l'lckv/Lin- 
sche  aussprechen. 

Es  ist  verständlich,  dass  in  heutiger 
Zeit  ein  solcher  *.7unsch  keine  blosse  Pormalitat 
sei.n  kann.   Vielmehr  muss  eine  inni.2;e  Beziehung 
bestehen  zv/ischen  den  wahren  3ed''rfni.-.sen  des 
Lebens  und  den,  v/as  eine  Loge  leistet.   Diese 
Beziehungen  scheinen  am  de':<tlichsten  sicht'xar  zu 
werden,  wenn  man  die  beiden  Säulen  betrachtet, 
auf  denen  der  Logen-Gedanke  sich  erhebt. 

Q  -B-^r  LojonwftgAftnke  ist  auf  ein-^r  dooioel- 
ten  grossen  'Weisheit  aufgebaut.   Sie  betrifft  In- 
halt und  Form  der  Loge.  Zum  Inhalt  ist  bestimmt 
v/orden  der  Geda.nke,  der  in  den  drei  Buchstaben 
W^ß.u.E.  zum  Ausdruck  kommt.   iVohlf  ahrt ,  Bruder- 
liebe und  Eintracht  bezeichnen  jedoch  nichts  anderes 
als  den  Begriff  der  Humanitas,  der  Menschlichkeit. 
Das  ist  der  vainderbare  G-edanke  ,  def  in  dem  Grund- 


-  2  - 


t 
I 


"buche  des  Judentums,  in  der  heiligen  Schrift 
für  alle  Ewigkeit  gLiltig  angeschlagen  wurde, 
als  gelehrt  wurde,  dass  G'tt  der  Schöiofer  aller 
Menschen  istl   Dieser  Gedanke  ist  zur  Hauptsaule 
des  Ordens  Bene  Bris  gev/orden,  auf  dem  auch  die 
würdige  Hillel-Loge  seit  25  Jahren  ihr  frr.chtbares 
Loj:n-Lehen  gestaltet  hat. 

\lenn   eine  Gemeinschaft  gedeihen  soll , 

so  muss  sie  von   einem  richtigen  Inhalt  erfüllt 
sein.   i^4r-^-4..^4 wio  wi-r- SU^jb^n  £VJ .^J'?'hetr--^h?(±ng^  - 

h^^j_ji/^y  T-ngP— ^-<»^^^"-"*^«'^^-  ^'^^^   ^«^  richtige  Inhalt 
würde  zerfliessen,  vienn   er  nicht  auch  in  die 
richtige  Form  gekleidet  v/are  l   Form  ist  mehr 
als  blosoGS  Aushange Schild.   Die  Form  ist  viel- 
mehr das  Gefäss,  in  welchem  das  LeTDen^.-erhaltende 
Wasäer  getragen  werden  kann,  wahrend  es  anderen- 
falls rettungslos  verläuft  und  zerstiebt.   Um 
die  ungeheure  Bedeutung  der  Form  ha'.^en  seit  Jahr- 
tausenden gewusst  die  Religioneny,  die  politi- 
schen Gemeinschaften;  und  auch  heute  wieder  se- 
hen wir  vielleicht  zum  Erstaujien  eines  manchen, 

wie  die  Menschen  das  Bed'irfnis  haben,  sich  einer 
strengen  Form  zu  unterwerfen.   Die  Form  also 
ist  eine  ungeheure  7/eisheit,  denn  sie  erhalt 
den  Menschen,  ja  sie  befreit  ihn  sogar  geistig, 
indem  sie  ihn  körperlich  bindet: 

Es  zeugt  von  der  tiefen  Einsicht  des 
Schöpfers  unseres  Logengedankens,  dass  er  der 
neuen  Vereinigung  zur  Förderung  des  allgemeinen 


-  3  - 


I 


Besten  nicht  nur  die  Säule  des  Menschlichkeits- 
gedankens, eine  Idee  von  ewigem  Jert  einsebaut 
hat,  sondern,  dass  er  ihr  gleichzeitig  die  er- 
haltende und  schlitzende  Säule  einer  wertvollen 
Form  he i.^e seilt  hat. 

Auf  diesen  beiden  Säulen  ist  der  Or- 
den aufgebaut  und  hat  sich  erhalten  bis  zum  heu- 
tigen Tag.   In  der  Zeit  der  allgemeinen  Porm- 
zerst  irung  ,  die  irn  vorigen  Jahrhundert  an  so 
viele  alte;/  Institutionen  Hand  anlegte,  hat  die 
Loge  das  Porm-3evmsstsein  gepflegt  und  erhalten 
und  verhaltet,  dass  der  damalige  Zeigeist  allzu 
tief  in  unsere  Reihen  sich  einfressen  konnte. 
Und  sollte  je  eine  Zeit  kommen,  in  welcher  der 
Gedanke  der  Menschlichkeit  vergessen  würde,  so 
v/ärde  wiederum  der  Lo^^n-Gedanke  einen  Prellbock 
darstellen,  damit  nicht  das  Unheil  von  dieser 
Seite  in  unsere  Gemeinschaft  sich  einschleichen 
könnte. 

Porm  und  Inhalt  sind  die  beiden 
Grundsaulen  der  Loge.   Auf  dieser  doppolten  Weis- 
heit beruht  ihre  Lebensmöglichkeit.  .7enn  ich  am 
heutigen  Tage  dem  allgemeinen  Glückwunsch^  zum 
Jubiläum  defr  würdigen  Hillel-Loge  eine  besondere 
Farbe  geben  möchte,  so  soll  es  mit  dem  V/orte  ge- 
schehen, dass  in  der  würdigen  Hillel-Loge  immer 
Männer  erstehen  mögen,  die  aus  innerstem  Bed'irf- 
nis  heraus  Verständnis  f'ir  den  Grundaufbau  un- 


-  4  - 


I  t 


res  Ordensse dankcns  besitzen  und  ihn  pflegen, 
damit  Form  und  Gehäl^/'ifi^S'^Krrif t  zur  Heranbil- 
dung  eohter,  jüdischer  Männer,  die  als  Juden 
Menfechen  si.nd,  s.iSL&Kix]czn   auszuwirken  vermögenl 


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Ansprache   bei   der  Präsideaten=Eirif nh~ 

rung  am  S.   April  1934  ♦ 

Liebe  Brüder! 

Fiir   d.'as   mir   ent£regeri;2:ebrfächte  Vertrauen  .duroh 

das   Sie   mir  f'ir   dies'^s   Jahr   die   Fahruns   der  Loge 

übertr.ngen  haben, danke    ich   Ihnen  herzlieh,   ^ine 

solche   Uebertragung  imd   ein   solches  Vortrauen  ber-= 

gen  f'.lr   den  Uebernehmenden  eine  grosse   ^erantv</or= 

mehr  oder  weniger 
timg   in   sich,  ilsin  h-^t   eine/bestiminte  Vorstellung 

von  dem,wa»  geschehen   soll  und  muss,und   erv/.^rtet 

die   Erf •illvri.g   dieser  Uoff nun^irren.   Daher   ist   es  ver= 


stund.lich  ,d9.sr    -"aioh  der  jenige  , dem  dRs  Vertrauen  ge~ 
schenkt   worden    i*3t,:i'ich  ein  möglichst   klÄres  Bild 
von   dem   Jesen   der  neuen  Aufgabe   und  von   den  Mog= 
lichkciten   der  Erfiillimg  macht. 

So   mus^jte   m-an   sich   nenn  die   Pr^s^ge   vorlegen ,was^ 
die   Loge , was   der   Orden  ^ene  ßeris   Angesichts   ewiger 
Wahrheit sfr"'ige   bedeutet.   Dabei  kann  man  nicht  vorü= 
hergehen  p.n   dem  symbolhaft   kurzen  Ausdruck, den  der 
Orden   sich   in  den  Buchstaben   v;.   3.   und  E.    selbst 
verliehen  h-^t .    ^Vohltatigkeit , Bruderliebe  und  Ein= 
tracht  besitzt   einen  ausserordentlich  tiefen  \7ahr= 


\/\^ir^<Pi 


^S' 


t 
I 
4 


Wohltätigkeit   fordert   -wie    schon  d^^r  Name    sagt- 

ein  Tun.    Der   Sinn   der  Lo?;^   vnrd   also   eröffnet   mit 

einer  Por(l':^rung   an   den   V/ilJ.en,der  gläubig   -zunächst 

ohne  Prüfung-  einfach  in  die   Tat  uin^setztn   soll, 

was   höchste   Autorität    iIb  V/ahrheit  verk'indet.   Lic 

MwU  dt^^  (/^^'♦^^^  *l«r^»**  ^(t  ::•  -i    ^<ic\' — --. 
seelische  Lage   eines   echten  Logenbruders    ist«  wenig 

..'•,-  ■  ^  .-  '    "  .      .  ^ 

anders   als   die  unserer  VorfMhren  am  2(^rse    Sin'2i,die 

auf   die  Frage:     Vollt    ihr   O'ttes   Gesetz  annehmen? 

1         ■  .  ,  ,  • 

antworteten:    na'^^Je   v^/cnischma  ,wir  v/ollen  tun  und  hc)= 
ren;al«c    z.unächst   eine   autoritative  Forderung   er= 
füllen  "»md   dann    erst  verfluchen , mit    eigenem  Vor- 
Stande    die    //ahrheitsf rage   anzulegen;    So  also  wird 
von   jedem  Logeibruder  gefordert  ,dass   er  V.ohltatig- 
keit    'ibe- und   zur  Vermehrung   \yohltatiger  Handlungen 
beitrage.   Es  gäbe  gewiss   auch  auf   diesem  Gebiete 
vi.':l    zu  fragen.   Es  gab   und  gibt   LIeni5ichen,die   Riick= 
sieht  nähme   auf   den   Schwachenyden  nach   vVohl  taten 
Bedürftigen  nicht   für  erhaltenswert   anerk;^annten,SlJS 
denen  das   .Vort   deiB  Denkers    ; .  man  solle   den   Schwachen, 
wenn  er   stürze, nicht   halten, ^^ondern  man/  solle    ihn 
Btossen , damit   er  noch   mchnetler  falle, denen  dieses 


böse   klingende    ./ort   uus   dem  Herzen  ,^;j«*^sproohen  war« 
Die  I^O£:e   erv/igt   nicht    l'^ngefsie   gebietet    jeden   Bru- 
der  autoritativ  entscheJ. elend:    Der   Schv/siche   rauss  un- 
tcrst'itzt  ,dem  Sinkenden  muss  geholfen  werden«  Und 
du  kannst   nur   '^.u   unserem  Krei.se   gehören, wenn   du  dich 
ohne   Deutelung  unserem   Joller]   an'^.chliessen  kannst! 

Diese   autoritative  Forderung    jedoch  ruht   auf 
einem  trjiJgenden  •Pfeiler  ,en   d-ns  Logensyi.abol    in  die 
Mitte   gestellt   h^,t;die   ßruderJiebe  ,ein   wort,c?9.is   man 
nicht  ^fixne    in  den  IJund  nimint,denn   ein   jeder  f'Ihlt 
sofort    den  ungeheuren  Unterschied   zvvisohen  Forderung 

» 

imd  Tat.  Die  Selbstliebe  wäre  den  Menschen  eher  ver= 
Gt^.ndlich.  Die  Griechen  haben  die  packende  Gestalt 
des  schönen  J'mglings  ITarzisnus  erfunden, der  sich 
rettungslor^  in  sein  Spiegelbild  ,s4oh  selbr.t  ver]. lebte 
und  daran  zugrunde  ging.  Sie  haben  damit  zugleich 
den  -eg  des i Ego Ismus  gezeichnet:  Untergang  der 
Menschheit  und  seiner  selbst!  Also  bleibt  dem  i^'^en== 
sehen  nichts  anderes  übrig, als  sich  zu  dem  Ideal 
der  Bruderliebe  zu  bekennen, auch  wenn  dieser  Stern 
am  Himmel  der  Ethik  nicht  zu  erreichen  ist«  Aber 


auch   die    Schiffer   richten   sich   auf   dem  vio^^^^.nö.en  Hec= 
re   nach  unerreichbaren   Sternen  und  erreichen   ihr 
Ziel, weil    die    das   Höchf?te    SLun  Ma^stub   genommen;  30 
hr.t   ;.iuch  Jiit   Hecht   die  Loge    die   Bruderliebe   als  gc= 
y/altige  Forderung  an  dai   G-ef'ihl sieben   in  den- Kcrn= 

i 

best:and   ihrer   tri?.genden   Ideen  aufgenommen,     ., 

Das    dritte    jedoch, die  Eintracht    i^t   eine  For~ 
deruns,rjie    sich  ^n  den  Verst'-^.nd  roid   das  V/ollen  zugle^ 
ich  wendet.    In   ihm  liegt   der  unendlich  tiefe    ^edan- 
ke    der  Einheit   •<^lle^s    Seienden    ,ein  Gedanke , um  rien 
die  Denker  aller   Zeiten    inbr'Jnstig  gerungen  haben. 
Die   Natur   lehrt  2i;Lrcns che inl ich  die    Zerrissenheit 


und  unendliche   Iuannigf-.il tigkeit .   Der   V'erstä.nd    je= 
doch   lehrt   wie    elmveltf remder   Truu.mer   die  Einheit 

nnigf:y.ltigen!    Dieser   G-ednnke    ist    durch= 


aie'»es  iv 


schlingend/  und   tatkräftig   jedoch  nur, wenn  er    in 
einer  höchsten, -b^atigen  Einheit  verankert   wird, in 
dem  G-ew?J.tigsten,das   es  gibt, in  G*tt!    Dieses   höchste, 
Einheit  gewährleistende    Sein   ist    zugleich  -»luch  die 
unendliche  J4rai4i^elle  ,aus   der  autoritativ   die  Por= 
derungen  des  Judentum»   und   damit   auch   de^   Ordens 
Bene  -^eris    riwsl  1  sn .   Dieses  Höchste    ist   kein  ^en= 


kerisohes  Höchste, ^las  kalt  dem  ^erst:>.nde  Richtimg 


weist  ,ä;ond^rn   eine  >«t  ^ntr 


,ue  11  e /ewiger  Kraft- 


ströme  •   Und    d-ari^m  hat    der   Orden  mit   wunderbarer 
.Veisheit   nicht   ii.ll ein   den  bedanken   der  Einheit    in 


"JT 


»eine  G-r^ndmauern  eingebaut , sondern  den  edanken 
der  Eintracht.  Das  bedeutet;  .'/eil  die  V/elt  aus  einer 
einzigen  Quelle  göttlJchen  Seins  f  liesf.t  ,deßh'?.lb 
trage  ein  jeder  zur  Einheit  bei  und  übe  9,1  ^o  Ein= 
tracht  !  So  kehrt  denn  die  Logenidee  in  ihrem 

*  •  ■ 

Schlussbau»t«in  \viederum  zurllok  an  den  Anfang.    Sie 
fordert   den   willen  nvi    zur   ^erv«/irklichung   des  Er= 
kannten!    Und   sie   h'it  mit   dem  V/illsn  begonnen   -j.I» 
der   Grujidlage    des  Srkenneni^.  Beides-iber  wird   zu= 
ammengehalten   durch  die/ Forderung 


s 


an  da»  Brudergef ihl .  Ein  Baum  soll  daraus  werden, 
dessen  Präc  'te  echte  Lo,-^enbr^*ider  und  echte  Juden 


s  ind  • 

Das, meine   lieben  Br'ider,ist   meine  Vorttellung 
vom  'Jesen   der  Loge, und   in  diesem  Sinne   will    ich 
versuchen, das  mir   übertragene  Amt   auszufüllen.    Die 
Erfüllung   der  Aufgabe    der  \7ohltatigkeit   soll  nicht 


. 


» 


abbrechen, sondern  glüokschaf fend  weiteratrömen  wie 
in  den  vergangenen  Jahren.  Die  wissenschaftliche 
Bemühung, das  Streben  nach  Erkenntnis  '^ur  FÖrdorung 
der  tiefsten  Erkenntnis  der  Einheit  alles  Geienden 
soll  f-eofle^t  werden  durch  Zusatnraenarbeit  der  Brü.^ 

•      ■■'■*  .  '         . 

der, die  schon  immer  in  unserem  Kreise  Zeugnis  ihres 
geistigen  Str«bens  bereitwillig  gegeben  hs.ben  und 
sicherlich  auch  weiterhin  geben  v/erde*l  Und  wenn   wir 
alle  '/.usammen  in  unserem  Kreise  in  einfacher  und 
treuer  Arbeit  diese  Aufgaben  pflegen, dann  wird  si= 
cherlich  auch  auf  Erden, das  was  heute  am  notwendig- 
sten ist  zur  Erhaltmig  der  Menschheit »wachsen  und 

dtx  '    -/v^s  -7y">i  ^?>i^> 
der  Blüte  entgegenreifen:  die  ewige  Porderung^der 

Bruderliebe! 


M  ^fS 


/ 


Emil /iliar^clf  ^fi/kau^    T^^        Sftecl:  ^nsulU^'^^t 


/^/^/>«r 


i; 


yeech  •  J^s^llatür,  Jer  Ff^nj,^^ 

<aer  leit>n/z  -Z^^«. 


'^^/ 


HO 


\ 


Hannover,  den  23«4*1934» 


Ansprache 
bei  der  Installation  der  Beamten  der  Leibniz-Loge 


Wenn  in  einer  Zeit  wie  der  heutigen  die  Beamten 
die  Leitung  einer  Loge  übernehmen,  so  ist  das  aus  einem 
iRskit  inhaltlichen  Grunde  nicht  mit  früheren  Zeiten  zu 
vergleichen.  Wir  sind  heute  durch  äusseres  Geschahen  im 
Tiefsten  berührt,  imd  betrachten  aus  diesem  Grunde  alles 
Daseiende  mit  anderen  Augen»   Was  uns  am  meisten  angeht, 
ist  die  Berührung  unseres  Judeseins  durch  das  Zeitgesche- 
hen* Bei  gar  vielen  unserer  Brüder  v/ar  das  Judesein  nur 

noch  eine  ganz  fern  geahnte  Grundlage,  auf  der  sich  ihr 

moderner/ 
bürgerliches  Dasein  in  kKMilgKx/Ze it  erhob,  geradeso  ,  wie 

bei  einem  Landschaftsbilde  manchmal  in  weiter  Ferne  in 
blauem  Dunst  verschwömme^^  Berggipfel  sich  ahnungsvoll  er- 
heben und  den  Hintergrund  abgrenzen • 

In  dem  Augenblick,  in  dem  die  Beamten  der  Leib- 
niz-Loge  für  ein  ganzes  Jahr  die  Leitung  der  brüderlichen 
Gemeinschaft  übernehmen  sollen,  sei  eine  kurze  Spanne  Zeit 
der  Besinnung  gewidmet  über  die  Frage  unseres  Judeseins, 


•  2  - 

und  insbesondere  soll  diese  Präge  in  Vergleich  ge- 
setzt werden  mit  dem  '^esen  und  der  Aufgabe  unserer 
Loge.  Zu  diesem  Zweck  lassen  Sie  uns  einmal  in  aller 
Kürze  die  vergangenen  Jahrhunderte  im  Geiste  über- 
fliegen, ixm  an  ihrem  >7esen  vielleicht  die  Ursachen 
zu  erkennen  für  das  G-eschehen  der  Tage« 

Im  Mittelalter  lebten  die  Menschen 
in  der  strengsten  kirchlichen  Gebundenheit*   In  deA 
Mit  i.elpimkt  ihres  Lebens  v/ar  gestellt  der  Blick- 
punkt auf  die  göttliche  Herrschaft*  Der  Einzel- 
mensch war  nur  eirwnehr  oder  weniger  bedeutendes 
Glied  in  der  allgemeinen  hierar-i^hiich  geordneten 


Gemeinschaft*  Darin  steckte  eine  gewaltige  Unter- 
ordnung, ja  BOgaf  für  sicherlich  nicht  wenige  Men- 
schen eine  gewaltige  Unterdrückung  ihres  persönli- 
chen Seins.   Gleichzeitig  aber  war  doch  diese  mittel- 
alterliche Welt  von  ungeheurer  Geschlossenheit, 
innerhalb  derer  der  sich  ihr  ergebende  Mensch  seine 
Ruhe  und  Zufrieftdenheit  fand. 

An  die  Stelle  dieser  gev/altigen  kirch- 
lichen Welt  trat  dann  eine  neue  Welt,  deren  Blick- 


~  3  - 

richtiing  zwar  nicht  vollständig  vom  Metaphysischen 
abgezogen  war,  die  aber  doch  in  ihren  Mittelpunkt 
ein  Neues  und  Anderes  stellte,  nämlich  den  Men- 
sehen!   Es  war  die  Zeit  des  Humanismus,  jene  Zeit, 
in  der  Ser  Persönlichkeit  ihr  Recht  wurde,  und  in 
der  die  grissartigsten  Begabungen  auf  allen  Gebie- 
ten der  '.7issenschaft  und  Kirnst  sich  zum  Tageslicht 
hervorrangen. 

Und  nachdem  einmal  der  Blick  vom  Meta- 
physischen abgewendet  und  den  Menschen  zugewendet 
v/ar,  nahm  die  Entwicklung  in  dieser  Richtimg  ihren 
Fortgang.  Es  war  insbesondere  die  neuerwachte 
Naturwissenschaft,  die  sich  gewaltiger  Erfolge 
rahmen  durfte,  imd  die  einxx  ganz  Merkvvürdiges 
in  der  Welt  entdeckte,  nämlich  das  Reich  der  Natur- 
gesetze. Das  Vorhandensein  von  Naturgesetzen  be- 
sagte, dass  alles  auf  der  77elt  sich  irgendwie  muss 
nicht  etwa  nur  gesetzmässig  abspielen  sondern  be- 
rechnen lassen  können.  Die  Naturwissenschaft  also 
entdeckte/  das  Mechanismus  sein  der  irdischen  "^^elt. 
Sie  lehrte  uns,  dass  alles  Seiende  eine  Maschine 


-  4  - 
wäre:   Die  Welt  der  Gestirne  ebenso  wie  die  Welt 
irdischer  Natur,  eine  Maschine  auch  alles  Lebendige, 
Maschine  auch  der  Mensch  und  sein  Denken.  Es  war 
geradezu  ein  Rasen  um  die  Auffindung  des  Maschinen- 
seins aller  Dinge  und  Vorgänge.  Man  wusste  ganz 
genau  anzugeben,  auf  G-rund  welcher  physikalisch- 
chemischen Eigenschaften  alles  Leben  sich  abspielte, 
Aufbau  und  Entwicklung  des  Körper^?  vor  sich  ging, 
wie  sogar  es  mechanisch  zu  erklären  sei,  dass  der 
Mensch  empfinde  und  mit  seinem  Willen  seine  Glieder 
regiere.  Es  kann  nicht  mehr  lYunder  nehmen,  dass 
einer  der  begeistertsten  Vertreter  dieser  mecha- 
nistischen Weltanschauung  die  Gedanken  des  Menschen 
zu  nichts  anderem  als  Abfallprodukten  chemisch-phy- 
sikalischer Vorgänge  erklärte.  Es  war  die  Zeit 

des  überall  herrschenden  Materialismus.  Die 
Blickrichtung  v/ar  nichtmehr  auf  G'tt  gerichtet  wie 

im  Mittelalter,  nicht  mehr  auf  den  Menschen  wie  im 
Zeitalter  des  Humanismus,  sondern  abgekehrt  vom 
Himmlischen  nur  noch  der  Erde  zugewendet.  Für  ab- 
solut er clärt  w^r  der  Stoff.  Die  Materie  war  ver- 


gottet. Der  Mensch  war  ein  Nichts. 


-  5  - 

7/as  sollte  es  bedeuten,  wenn  in  der  Reihe  der  me- 
chanischen Vorgänge  inneterhalb  des  Stofflichen 
Tausende  und  abertausende  von  Menschen  zugrunde 
gingen.     Wenn  Glück  vernichtet  wurde:   Es  vmr  ja 
nichts  als  eine  Umschichtung  und  Umlagerung  der 
materiellen  Stoff teilchen  im  Dasein.  Empfindende 
Seele  war  ja  nichts  als  Phantasievorstjllung ,  er- 
funden, um  die  Massen  zu  beherrschen! 

Aber  die  Seele  liess  sich  nicht  unter- 
dr Ticken.  Der  Mensch  konnte  seine  Absetzung  in 
der  Wertigkeitsreihe  des  Daseienden  nicht  ertragen. 
Da  f and  rfer  im  Staube  vor  dem  G'tt  Mateirie  liegende 
Menschenge  ist  etwas  Neues,  etwas  Bewegtes,  das 
nicht  zu  berechnen. war ,  v/as  in  die  '.Veit  der  Ma- 
schinen und  Maschinchen  offenbar  Unordnung  und  nicht 
zu  Berechnendes  hineinzubringen  im  stände  war,  etwas 
was  wie  ein  Blitz  aus* heiterem  Himmel  aufzuspringen, 
zu  zerstören  und  zu  schaffen  befähigt  war:   Das 
Leben  selbst  !  Leben  ist  ein  unendlicher  Strom  , 
ein  lebendiger  Schwung,  elan\  vital\  -  das  war 
die  neue  Lehre,  die  insbesondere  der  französische 


-6- 
Jude  Henry  Bergson  verkündete.  Das  Bemühen 
m  MhanisMus  unä   Materialismus  befangenen  ae- 

lehrten  "bezeichnet  er  als  einen  Tunnelbau  unter 
einem  Strom  hindurch,  oder  als  ein  zierliches 
Br'ickensohlagen  drüber  hinweg.  Aber  weder  Tunne!^ 
noch  Brücke  berühren  das  wahre  Sein:   Den  Strom, 
der  gev/altig  über  deni  Tunnel  und  uiter  der  Brücke 
hindurchrauscht .  Ja,  es  gibt  im  Leben  Berechen- 
bares, materielles  Sein,  auf  welches  die  Gesetze 
der  Naturwissenschaft  zutreffen.  Aber  dieses  Sein 
ist  nichts  Anderem  zu  vergleichen  als  dem  Nieder- 
schlag im  Wasser  eines  G-lases;   es  ist  müde  und  Ält- 
gewordenes,  erstarrtes  Sein. 

So  also  wurde  dem  suchenden  Blick  des 
Menschen  ein  neuer  Zielpunkt  gegeben:  Das  Leben 
so  wie  es  nun  einmal  ist.  Es  steckt  in  dieser  neu- 
en Lehre,  die  eine  unaufhaltsame,  sehnsMchtige 
Flucht  vor  dem  öden  und  toten  Materialismus  be- 


deutet, etvv'as  Bestrickendes.  Man  spürt,  dass  eine 
Wahrheit  in  der  neuen  Lehre  liegt.  Aber  Leben 


n; 


ist  nicht-e&  schön,  nicht  nur  ma-htvolles,  gesundes 


-  7  - 

gesundes  Gestalten  und  Bevvältigen,  sondern  Leben 

kennt  auch  Sterben,  kennt  auch  neben  dem  Zerreissen 
Zerrissenweriäen,  neben  dem  Starken  auch  den  Schwa- 
chen, den  Kranken  und  Hilflosen.  Leben  lehrt,  dass 
der  Tiger  mitleidlos  seine  Beute  zerreisst,  Leben 
ioxR^Jt  kennt  den  unbarmherzigen  Kampf  ums  Dasein; 
\md  vom  Leben  aus  gibt  es  kein  Mittel,  diesen  Kampf 
zu  mildern  und  in  andere  Bahnen  zu  lenken*  Leben 

gestattet,  dass  der  Starke  dön  Schwachen  unter- 
drückt und  wenn  es  ihmgut  diinkt ,  vernichtet. 

Vom  Leben  aus  gesehen  gibt  es  kein  Mittel,  Ein- 
spruch zu  erheben  gegen   die  Lehre  eines  Nietzsche, 
dass  der  Uebermensch  den  Schv/achen,  wenn  er  fällt, 
nicht  »halten,  sondern  stosson  soll,  damit  er  noch 
schneller  falle. 

Aber  Einspruch  erhebt  gegen  eine  solche 
Lehre  das  jüdische  Herz*  Wir  brauchen  nur  in  uns 
hineinzuhören,  um  zu  begreifen,  dass  das,  was  die 
Lebensphilosophen  lehren  und  was  praktisch  danach 
gestaltet  wird,  zwar  ein  Kornchen  Wahrheit  besitzt. 
Aber  es  ist  nicht  die  Wahrheit l  7/ir  wissen,  dass  der 
Mensch  nicht  das  Recht  hat,  des  Menschen  zu  vergessen.! 


-     8     - 

Uns  hat  das  Judentum  gelehrt   -  iind  darin  v/erden  wir 

* 

vom  Geschehen  des  Tages  berührt  -  dass  der  Mensch 
jeden  Menschen  als  Bruder  zu  betrachten  hat,  denn 
ein  jeder  ist  Geschöpf  des  lebendigen  Gattes. 
Unsere  heilige  Schrift  lehrt  uns,  wie  wir  uns 
als  Menschen  zu  verhalten  haben  gegen  Menschen, 
Tiere,  und  alles  Seiende,  -um  einst  verantv;orten 
zu  können,  wenn  an  uns  die  Präge  gestellt  wird, 
ob  wir  uns  in  unserem  Leben  der  Herkunft  alles 
Seienden  aus  der  einen  göttlichen  Quelle  bewusst 
gewesen  sind*  Judentum  lehrt  uns  also  echte  Men- 
schidchkeit;   MKXÄla  Menschlichkeit,  die  ihren  Ort 
kennt  in  der  Reihe  alles  Seienden,  ihr  Verhältnis 
zu  G'tt,  zu  den  Menschen,  zur  Natur  und  zum  Leben. 
Allediese/  grossen  ^llen,  die  hingeflutet  sind 
aber  die  abendländische  ''elt  ent^ialten  ein  Körnchen 
Wahrheit.  Aber  ihre  ^Vahrheit  reicht  nur  soweit, 
als  sie  nichtfzerstört  ,das  Reich  der  Menschlich- 


keitf 


Und   in   diesem  Griindbegriff   treffen  sich 


Judent'Ljn  und  Logenidee.     Der  Orden  b'nei  briss 
verpflichtet  uns,   die   Grxmdsätze   der  reinsten 


-  9  - 

Menschlichkeit  zu  verwirklichen;   das  bedeutet 
heute,  sie  nicht  zu  vergessen!  Wenn   wir  heute 
an  den  Jahre swendepuntt  des  Logenseschehens  stehen, 
so  berühren  sich  in  unserem  Denken  Loge  und  Juden- 
tum, um  einen  br'lderlichen  Biond  zu  schliessen. 
Vielleicht  werden  wir  uns  selbstverständlicher, 
wenn  wir  der  Forderung  des  Tages  entsprechen  und 
Einkehr  halten  im  Gebiete  dieses  Zusammenhanges. 
Wir  sehen  dann  auch,  wie  die  Verwandtschaft  der  bei- 
den geistigen  Reiche  sich  noch  in  anderer Beziehung 
auswirkt,  wie  Judentum  genau  wie  die  Loge  die  ewige 
Idee  der  Menschlichkeit  einhüllt  in  eine  schützende 
Form,  sich  bewusst,  dass  Geist  so  wenig  wie  das  Was- 
ser ohne  Form  und  Gefäss  getragen  und  überliefert 
werden  k^nn.  Es  steckt  also  nicht  nur  in  der  Idee 
sondern  auch  in  der  §leichgerichtetheit  des  Form- 
willens eine  Verwandtschaft  geistiger  Weisheit, 
die  Judentum  und  Loge  adelt  und  ihre  Strahlen  auch 
aussendet  auf  einen  jeden,  der  sich  bewusst  zu  ihnen 
bekennt.  Bedenkt  man  so  das  Wesen  der  Loge,  so  be- 
ko-nmt  die  Handlung  der  Beamteninstallation  eine 


*1 

t 


-  10  - 
besondere  Bedeutung.   Die  Beamten  der  Loge  sind 
in  vorderster  Reihe  Diener  am  heiligen  '^erke  der 
Erhaltung  ewiger  Menschlichkeit,  mögen  auch  Stürme 
über  die  Erde  dahinbrausen,  die  den  Blick  zu  den 
evjlzen   Gestirnen  zu  verdecken  scheinen. 


41?  äfic^y 


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Sf//  sci^rfJf  ^//ec/^'"'    xr.  y 


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^peecls :  Jin^prU^i^eiLr  BwUrj 


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\ 


Ansprache  bei  der  Einführung 
am  13.  Mai  1934. 
Meine  Brüder!  Mit  diesem  Namen  begrnsse  ich 
Sie  jetzt  als  Glieder  unseres  Blindes;  und  ich 
bitte  Sie, mir  für  wenige  Minuten  zu  folgen  in  das 
geistige  Gelände, auf  dem  unsere  Gemeinschaft  er= 
wächst .   •  •   ^ 

Unser  Ord«n  ist  eine  dem  Ideal  der  i''ienschlicb= 
keit>-#ol:encle  Lind-  nachstrebende  Gerne ini^chaft .  Die= 
ses  Ideal  findet  seinen  Ausdruck  in  den  drei  Be^ 
griffen  Wohltätigkeit , Bruderliebe  und  Eintracht* 
Sie  ÜXIäKgSX  sind  jedoch  nichts  als  der  gefächer= 
te  Ausdruck  des  höchsten  irdischen  Zieles  mensch= 
licher  Gemeinschaf t , der  Menschlichkeit •  Ein  solches 
Ideal  erwärmt  und  durchglüht  den  Menschen  mit  wun= 
derbarcr  Kraft  von  innen  heraus y/^s  gibt  auch  eine 
andere  Einstellung  zum  Leben*  Es  gibt  Menschen, 
die  eine  Freude  daran  haben, andere  Menschen  zu  quä= 
len, andren  wehe  zu  tun, nur  um  ihrem  Macht-  und  Herr= 
schergelüstc  zu  frönen; Menschen, denen  wenig  daran 
liegt , anderes  Leben  zu  zerstören, wenn  sie  sich 
Vorteil  und  ^ust  davon  versprechen.  '.7ir  Brüder  des 


T 

♦ 


Ordens  B'ne  B'ris  haben  im  Ancchluss  an  das  lÄSSl 
Gebot  des  Judentums  die  andere  Seite  der  Lebensmög= 
'  lichkeit  erwählt; wir  pflegen  das  Ideal  der  MensGh= 
liohkeit;wir  wollen  anderen  Menschen  nicht  wehe 
tun  sondern  ihnen  Gutes  erweisen  nach  dem  Worte 
der  Bibel  weohavto  lereacho  komocho , liebe  deinen 
Nächsten  wie  dich  selbst! 

Diese  IVahl, meine  lieben  Brüder, ist  nicht 
einfach, denn  in  jedem  Menschenherzen  leben  zwei 
Seelen, der  jezer  hatov  und  der  jezer  hora,der  gu= 
te  und  der  böse  Trieb.  Und  dem  Menschen  ist  die 
Freiheit  des  Willens  gegeben.  Er  kann  auch  den 
bösen  Regungen  des  Herzens  nachgeben; er  kann  hi= 
nuntersteigen  in  die  vergiftete  Luft  menschenhas= 
sender, böser  und  sadistischer  Regungen •  Er  soll 
aber  -dies  hat  unser  Judentum  für  alle  Ewigkeit 
zum  ersten  Male  Inder  Menschheitsgeschichte  ge= 
lehrt-  hinaufsteigen  in  die  reine  und  herrliche 
Atmosphäre  des  Willens  zum  Guten, zur  wahrhaften 
Anerkennung  des  Menschen  als  unseres  Bruders!  Und 
wenn  wir  diesem  Gebot  Folge  leisten, dann  wird  uns 


auch  zuteil  werden  der  Lohn  solchen  Strebens,das 

ist  nach  dem  Worte  imserer  Weisen;^  ;^s#^iai-  haüii 

die.  Zusa2e , 
^ju^Ja^-a-iBwohydass  der  Lohn  einer  guten  Tat  die  Mög 

lichkeit  *e*',einc  neue  gute  Tat  zu  vollbringen; 


das  ist  die  unendlich  erhebende  und  besdigende 
Freude  am  Guten  xand  Schonen  und  'fahren!  Das  ist 
so, als  wenn  die  Brust  von  einem  reinigenden  Luft= 
hauch  durchzogen  würde, der  uns  aufat.^-en  lässt  xmd 
der  von  uns  entfernt  den  Alpdruck  lastender  *J^egen= 
wart  und  die  Gefahr, vom  Trieb  zum  Bösen  vergiftet 
zu  werden. 

Das  Tragende  und  Herrliche  an  der  Idee  unseres 
Ordens  ist,dass  er  zu  seinem  Lebensgrund  und  sei= 

ner  Lebensluft  von  Anfang  an  ohne  Deutelung  das 

« 

Gute  imd  Menschliche  und  Reine  gemacht  hat!  Der 
Mensch  kann  auf  die  Dauer  nicht  leben, wenn  er 
nicht  ein  Ideal  in  tiefster  Brust  besitzt, das  ihn 
erhebt.  Die  Niedrigkeit  der  Gesinnung  ist  ein;^ 
gefähiliches  Gift, dem  man  be^;msst  entgegentreten 

muss,wenn  man  nicht  Gefahr  laufen  will , rettungslos 

zu  erkranken  und  nicht  einmal  mehr  ein  Gef'ihl 

ai       e, 
für  die- Palschii«*  des  besohrittenen  ^^«ges  zu 


"besitzen*  Darum  benützen  wir  bei  unseren  Peiem 
das  Pesta^gsgevvand  ,uin  schon  äusserlich  anzuzeigen 
-  und  der  Körper  hat  einen  grossen  Einfluss  auf  die 
Seele-  ,dass  wir  uns  innerlich  erheben  wollen, v^enn 
wir  diesen  Raum  unseres  Tempels  betreten, dass  wir 
hier  Einkehr  halten  wollen  bei  der  Reinheit  und 
öem  Edlen, das  verbunden  ist  mit  dem  Streben  nach 
vorbildlicher  Menschlichkeit! 

Aber  dieser  Charakter  unseres  Ordens  birgt 
auch  eine  Gefahr  in  sich.  Ein  Ideal  muss  der  Mensch 
haben.  4ber  man  muss  bei  diesem  Wort  immer  auch 
zurückdenken  an  den  Ursprung, an  den  grossen  grie= 
chischen  Denker  Piaton.  Er  hat  die  Lehre  ausgespr(i= 
chen,dass  hinter  Jedem  Ding  ein  ewiges  Vorbild 
steht, das  auf  Erden  verwirklicht  v/erden  soll.  Die= 
ses  Vorbild  nannte  er  Idee.  Die  Seele  durchwan= 
derte  vor  ihrer  Geburt  das  Reich  der  Ewigkeit  und 
trank  dort  die  Anschauung  der  Ideen.  Aber  mit  der 
Geburt  des  Menschen  ist  alles  vergessen.  Nur  wenn 
der  Menschheranwächst , dann  wird  entsprechend)^ 
seinem  Erleben  die  Seele  erinnert  an  das, was  sie 


vor  der  Geburt  gesehen.  So  ist  denn  nach  Piaton 
alles  Erkennen  in  Wahrheit  ein  Wiedererkennen, 
anamnesis /Niederer innerung • 

Diesen  Gedanken  müssen  wir  anwenden  auf  un= 
sere  Gemeinschaft.  Auch  wir  leben  hier  im  Tempel 
ein  Leben  der  Abgeschiedenheit  von  dem  Geiste  der 
Aussenwelt.  Und  wenn  v/ir  nun  die  Schv/elle  dieses 
Hauses  überschreiten , so  tritt  dasselbe  ein  wie 
bei  der  Geburt  der  Seele:  beim  Schritt  in  die 
Wirklichkeit  besteht  die  Gefahr  des  Ideals  zu 
vergessen, das  man  im  Tempel  geschaut*  Im  Leben 
draussen  aber  trattj^f  mit  den  Forderungen  des 
Tages  zugleich  auch  die  Forderung  der  Anamiicsis 
an  uns  heran, des  sich  Erinnems  und  Verwirklichens 
ijinseres  Bruderideales! 

Logentempel  und  Aussenwelt  sind  zwei  .Veiten! 
Für  jede  von  ihnen  gilt  ein  anderes  als  höchste 
Forderung.  Für  den  Tempel  die  Forderung , sich  in 
das  Ideal  einzuleben  und  es  geistig  und  Wissenschaft] 
lieh  zu  unterbauen.  Für  draussen  gilt  jedoch  diS 
Forderung  der  Verwirkl ichung l  Und  diese  Forderung 
ist  doppelt  so  schwer  als  die  ^^^*®*  Darum  gü^t 


• 


ein  Quentchen  VerwiMichimg  mehr  als  ein  ganzes 
Mass  in  v7orte  gekleideter  Ideale! 

Dass  man  an  dieser  schwereren  Aufgabe  vorä= 
Vergeht, das  ist  die  Gefahr, die  uns  droht.  Aber 
der  Gründer  des  Ordens  hat  nicht  ohne  Grund  den 
Orden  als  Männerbund  geschaffen.  Der  Mann  hat  den 
Lebenskampf  zu  führen.  Darum  ist  auch  er  derjeni= 
ge,der  kämpfend  unserem  Menschlichkeitsideal  zur 
Geburt  in  die  'Wirklichkeit  verhelfen  kann! 

Mit  diesen  Gedanken  begriisse  ich  Sie, meine 
lieben  Brüder, in  \mserer  Ordensgemeinschaft.  Sie 
kommen  aus  verschiedenen  Berufen  des  Lebens  und 
bezex:igen  somit, dass  unser  Orden  nicht  gebunden  ist 
an  irgenwelche  Berufs-  oder  Standesvoirttrteile . 
Ulx   wollen  nichts  als  Menschlichkeit  üben  \xnä   ver= 
breiten, jenes  Ideal, das  ims  selbst  erhebt  und 
erhält, das  gleicht  dem  Lichte, das  unseren  Tempel 
in  seinen  warmen  Schein  hüllt.  B'or  ponecho  /ehale- 
chun,in  diesem  Lichte  wollen  wir  wandeln  ,SfiZMX 
und  wir  v/erden  erfüllen  das  ^ort,das  insbesondere 
bestimmt  wurde  unserem  Bunde:  we-hejc  b'rocho. 


sei  ein  Segen!  IliXXlX  Es  wird  ein  Segen  sein 
uns  selbst »unseren  Brüdern, unserem  Orden  .unserer 
Gemeinschaft  und  der  ganzen  Menschheit! 


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^ll  Se^owl  ^Ife*fei0  Sf>ee4>'  ^ Iff/iolfnJ    y;^/^ 


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Elternab  end 
am  Donnerstag,  den  7.  Jimi  1934. 


T .  Die  Bedeutimg  des  RclicT^o^sT-vterrichtes. 

1.  Die  rechtlichg  Bedeutimp;;  Nach  gesetzlicher 

Vorschrift  ist  jeder  Schaler  verpflichtet,  an  dem  Religions- 
unterricht seiner  Religionsgemeinschaft  teilzunehmen,  so- 
lange er  nicht  vom  Religionsunterricht  auf  Antrag  vom  Direk- 
tor der  Schule  befreit  worden  ist.  In  heutiger  Zeit  wird 
dem  Religionsunterricht  gegen'iber  fr'iher  eine  gesteigerte 
Bedeutung  beigelegt,  so  dass  eine  Abmeldung  vom  Religions- 
unterricht nicht  empfehlonswert  ist  und  ungern  gesehon  v/ird. 

Der  Religionsimterrieht  ist  ordent  liches 
Schulfach.  Die  Zeugnisse  werden  wie  die  Zeugnisse  der  an- 
deren Picher  in  das  Zeuj^jAisheft  eingetragen  unri  gewertet. 


2.  Die  oraktische  Bedeutun.^:  des  Rel  .Unterricht 


a .  Hebriisch-Ünterricht :  lTi;:mand  kann  heute 
sagen,  dass  für  ihn  möglicherweise  5ire  Auswanderung  nach 
Palästina  nicht  in  Frage  käme.  Das  hierf.ir  erforderliche 
Neuhebräische  gleicht  dem  Althebräischen;  nur  die  Aussprache 
ist  verschieden.  Dies  ist  jedoch  f'ir  die  Erlernung  be- 
deutungslos. 

Tb.  Das  Keanenlernen  des  Judentums  befähigt, 

die  Unrichtigkeit  der  ^^ren   uns  erhobenen  Vor  ürfe  einzu- 
sehen.  Hierdurch  wird  der  Gefahr,  dass  Minderv/ertigkeits- 
gefihle  sich  einschleichen,  vorgebeugt. 

Gleichzeitig  wird  eine  gewisse  Befähigung  er- 
reicht, Angriff e^  auf  das  Judentum  nötigenfalls  zu  wider- 
legen. 

c.  Der  Religionsunterricht  hat  die  Aufgabe, 

die  verständnisvolle  Teilnahme  am  G'ttesdienst  zu  ermöglichen. 
Hierdurch  wird  1.  das  Gemeinschaf tsg^hl  vnä   damit  die 
seelische  '.Tiderstandsfähigkeit  jssixxkt  in  der  Heimatge- 
meinde gestärkt,  \md  2.  die  Möglichkeit  verliehen,  an  an- 
deren Orten  die  Verbundenheit  aller  jüdisch-religiösen  Men- 
schen zu  erleben.  Die  Erlangung  von  Hilfeleistungen  an 
anderen  Orten  hängt  nicht  selten  von  der  Frage  ab,  ob  das 
Religiöse  eine  Verbindung  herstellt. 

d.  Der  Religionsunterricht  hat  auch  die  Aufgabe, 
in  das  sonstige  jüdische  Gemeinoeleben  einzuführen  und 


-  2  - 

f|,'(?f.duroh  das  Interesse  an  der  eisenen  Gem  inde  zn  erretten   und 
dem  persönlichen  Leten  einen  wertvollen  Inhalt  zu  y:eten. 

e.  Der  R.U.  hat  ebenso  die  Auf^;alie ,  die  Ver- 
pflichtung und  Gesinnung  zur  Nüchstenliebe  zu  gfle^en.  Hier- 
durch wird  unter  Umständen  eine  Hilf shereitschaf t  von  weit- 
tragender Bedeutung  vorsashereite* ,  wenn  einmal  einer  der 
Schüler  in  seinem  LelDcn  in  die  Lage  l:o;nmen  sollte,  das  Ge- 
bot der  Nächstenliebe  in  umfangreichem  Masse  zu  erfüllen. 
Da  niemand  voraussagen  kann,  wer  einmal  in  der  Zukunft  zu 
den  Gebenden  oder  Nehmenden  gehören  wird,  so  ist  es  schon 
ein  Gebot  der  Klu;heit,  die  wahre  jUrlische  Gesinnung  dixrch 
Unterstützung  des  Religionsunterrichtes  zu  pflegen  uid  zu 

erzeugen. 

f.  In  st'lrmischen  Zeiten  kann  der  einzelne 

nur  durch  das  Zusa;nmenstehen  aller  erhalten  werden.  Der 
R.U.  bietet  in  dieser  BcziÄhung  eine  Sicherung  durch  Er- 
^lillunp-  seiner  Aufgabe, das  Gemeinschaf tsgefihl  zu  pflegen. 

^'i-'^-r   3«  Di3  metaphysische  Bedeutung  des  R.U. 

Die  Hauptursaahe  des  R.U.  liegt  nicht  in 
der  praktischen  Bedeutung.  Wäre  dies  der  Fall,  so  wäre 
der  R.U.  Mittel  zur  ^rreichujig  ngbegrenzter  irdischer 
Zwecke.  Damit  wäre  seine  Schwungkraft  zugleich  gelähmt. 
Die  wahre  Ursache  des  R.U.  liegt  in  der  Bedeutung  der  Religio' 

a.  Religion  bietet  eine  Antwort  auf  die 
brennende  i?rago  nach  der  Bedeutung  des  Todss.  Der  Tod  ist 
keine  Vernichtung,  sondern  ein  Uebergang  aus  dem  irdischen 

zum  wahren  Sein. 

b.  Aus  diesem  Grunde  ist  auch  das  irdi- 
sche Leben  von  der  Gefahr  der  Sinnlosi.-keit  befreit.  Dieses 
Leben  hat  äzKxAxfgafe«  den  Zweck,  die  Aufgaben  irdischen 
Dasc-ins  unter  dem  Ge sieht spujikt  ewiger  Folgen  und  ewiger 

Verpflichtung  zu  erfüllen. 

c.  Hierdurch  erhält  das  irdische  Leben 
den  grossen  Zug  sinnvollen  Ernstnehmens  und  ständigen  Be- 

m 

reitseins. 

a.  Die  Garantie  dieser  Zusamiienhänge  liegt 

in  dem  Glauben  an  den  Schöpf erg« tt ,  den  unsere  Propheten 
erkannt  und  gelehrt  haben  als  das  einzige  und  ewige  Sein, 
aus  dem  alles  irdische  ^assin  q.uillt. 

e .  In  prophetischer  Schau  haben  uns  unsere 
Grossen  mitgeteilt,'  was  der  göttliche  Wille  als  persönliche 
und  Gemeinschaftsaufgabe  fordert.  Diese  grossen  Forderungen 
sind  die  tragenden  Säulen  aller  irdischen  Existenzraöglich- 
kcit.   Sie  sind  von  unseren  Weisen  mit  unendlicher  Hingabe 
und  Treue  und  mit  unendlichem  Scharfsinn  nach  jeder  Rieh- 


-  3  - 


tung  hin  rlurchflaoht  und  auf  alle  Lebensverhältnisos  ange- 
wendet ^^'crden.  Das  System  dieser  aun  dem  CHauben  gewach- 
senen Porsohun^en  T^ildet  eine  >7:evvaltige  Lernaufgahe,  zu 
deren  Erfüllung  im  Rahmen  des  Kindesalters  der  Religions- 
unterricht geschaffen  worden  ist. 

f.  Der  R.IJ*  h^xt  also  nicht  die  Auf  .Tahe , 
irgendwelchen  Greschmacksrichtungcn ,  irgendeiner  Zeiter- 
scheinung Rechnung  zu  tragen,  sondern  eie  hietet  •'^ic  un- 
erschlttitlichen ,  ev/igen  Massstähe  fMr  das  Leben  der  Men- 
schen, ohne  die  sie  nicht  glücklich  werden  Yonnan. 

g.  Der  R/J.  ist  also  unter  metaphysischem 
Gresichtpunvt  ein  V^e^  zur  persönlichen  legl'ickung  und  Bc- 
fr1edi,crung#   Dies  ist  iedoch  nicht  schlechthin  im  Sinne  dos 
Wohlergehens  zn   verstehen^  denn  G-l-ick  in  metaphysischer 
Hinsicht  ist  das  Bewussts'^in ,  sein«  -^-^-ir*?  Aii.fgahe  erkannt 
zu  haben,  -nit  der  Erfüllung  ihrer  Forderungen  aiif  rechtem 
Weg3  zu  sein,,  und  -  Ti^nn   einmal  d^^^   Zeitpunkt  kommt  - 
von  der  Erde  scheiden  zu  können  mit  dem  B^wii.sstrr'-in ,  vor 
dem  göttlichen  Gericht  bestehen  zn  können  und  die  ev/ige 
Aufgabe  erfüllt  zu  haben. 

4  ♦  Wa s  kann  r'cr  E.U.  erreichen? 


1.  Wase  das  Hebräischlernen  ahbetrifft ,so 


hängt 


der  Erfolg  ab: 


a»  von   dör  zur  Verfügung  stehenden  Zeit. 

(Zu  erörtern  wäre,  ob  nicht  fär  alle  Schü- 
ler, die  nur  einMal  in  der  Woche  R.U.ha- 
ben,  ein  2.  Hebraischstuncle  ingcf'ihrt 
v^^arden  soll  te! ) 
b.  Von  der  Vorbereitung  des  Schülers» 
c»  von  dem  regelmässigen  Besuch  des  Unter- 

ricKtcs. 
d.  Von  der  üebung  (insbesondere:  Religiösen 

Uebimg  • ) 

2#  '^'as  die  praktische  ^xn^    insbesondere  die 
metaphyi:ische  Bedeutung  anbetrifft,  so  muss  man  sich  im 
Klaren  darriber  sein,  class  r^as  Schulalter  nur  zum  geringeren 
Teil  das  Ziel  erreichen  lässt,  denn  Religion  ist  nicht  von 
Kindern- -und  nicht  für  Kinder  erfuziden  worden,  sondern  sie 
ist  eine 'Angelegenheit  des  erwachsenen  Menschen  luid  ein  Aus- 
duuck  der  imgr;heuren  secliachcn  Fot,  in  die  der  Mensch  durch 
Krankheit  und  Leiden  mid  TodBÖsweif el  un.^.  Uiajowisshcit 
hineingetrieben  wird. 

Aus  diesem  Grunde  ist  es  v/ichtig,  religiöse 
Belohrung  auch  nach  der  Schulzeit  zu  suchen  und  sich  im 
Kreise  seiner  Möglichkeiten  mit  dem  Schrifttum  zu   "beschäf- 

ti^-en,  in  welchem  das  t  ,   ^ 

Judentum 


-     4     - 


d^s   System  der  Wahrheit  xmö.   des  LcDenkönnens   ••.terllcfert  hat 


TI  .  Pic 


•Rffrleutung  des  Jujrend.-*  ttesdlcnstes  . 


1.  Der  Ju::-ndgott53dienst  hat  dieselbe  Auf- 
-ahe  wie  aller  G' ttesdienst ,  den  Menschen  praktisch  7.u 
lehren,  sich  imter  das  metaphysische  Sein  (ol  haschomajim, 

Joch  des  Himmels)  zu  heu£,en. 

2,   Die  i'ihis-si"!^  -^  heten  und  mit  den  'Porten 
und  Gedanken  unserer  grossen  Geoetsdichter  sich  zu  erhöhen 
und  zu  stärken,  muss  erworben  werden  durch  Uebung •  Wer 


uicG  nicht  selernt  hat,  darf  sich  nicht  wuric^ern,  wenn  ihm 


in  Zeiten  der  Not  die  Hilfe  und  Erlösun-  versagt  hleibt, 

die  mit  dem  Gehet  verbunden  ist. 

3.- Zu  dön  geringen  religiösen  Foraerun-en 

^ehDrt  das  Verlangen,  wenigstens  ein  Mal  in  flev   'Voche  eine 
halbe  Stunde  der  relisiösen  Handlvmg  uiid  Erbauung  zu  widmen. 

4.  Der  Jugenc'sottesdienst  müsste  aus  diesem 
Grimde  eigentlich  von  allen  Schillern  besucht  werden.  Es  ist 
ejne  Aufgabe  der  Eltern  ihre  Kinder  zum  Besuch  des  G'ttes- 
dienstes- anzuhalten.  Kein  Gegengrund  ist  die  Tatsache,  das 
vnel-  Eltern  selbst  nicht  gewohr.t  sind,  den  G'ttesdienst  zu 
besuchen.  Die  Geschichte  der  Gegenwart  lehrt  ein^lcutig,  dass 
der  unreligiöse  '.Teg  der  vergangenen  Generationen  falsch  war. 
Aus  diesem  Gr^onde  muss  man  seine  Kiader  wiederum  zum  reli- 
giösen T7ege  zurnckfliren,  selbst  wennmanselbst  infol-e 
Erziehung  und  Gewohnheit  zur  Rückkehr  nicht  mcbfc  imstande 

sein  sollte. 

5.  Df^r  Jugendgottesdienst  ist  ein  Mittel 

des  Religionsunterrichtes.  Es  gibt  Lehren,  die  nicht  mit 
Worten  sondern  nur  durch  Handeln  g-lehrt  werden  )=:c>inn2n. 
Hie  zu  gehört  insbesondere  das  Gebiet  des  Gerne in schaftsge- 
fUhles'und  der  metaphysischen  Bedeutmg  der  Religion. 
Hur  durch  Uebmg  kann  ein  Kidd  lernen,  sich  in  die  echte 
jüdische  Gemeinschaft  einzufügen;  das  ist  diejenige  Gemein- 
schaft, die  sich  religiös,  d.h.  in  ewiger  Beziehung  der 
durch. die  Propheten  vermittelten  göttlichen  Fordertmg  un- 

terordnet. 

6.  Der  Jugendgottesdienst  ist  in  praktischer 

Bezi3h^jng  in  untierer  Gemeinde  die  Quelle  des  Einheitsempf in- 
tens. Wer  von  früheren  Mitgliedern  unserer  Jugendgemeinde, 
die  die  Teilnahme  am  G'ttesdienst  zur  Forderung  erhoben  hat, 
in  die  Fremde  gegangen  ist,  hat  erfahren,  was  es  bedeutet, 
über  alle  Blrteitrennungen  hinweg  das  Gefühl  der  Einheit  zu 
bewabren.  Wir  haben  durch  unsere  Jugendgemeindc  ein  wun- 


f 


-     5     - 

derbar.s  Mittel   an   der  Hand,    das  VorlMld  der  Einheits^-emein- 
de   auch  f'lr  die  Zukunft   zu  erhalten  dadurch,    aasü   die 
Ju-end   r^urch  die   Teilnahme  aoi  Ju-end-ot  tesdimst   in   r3ie 
PrLis   des   Zusam-nenstehens  ühsr  alle   Trennm-en  hinweg  hin- 

einwächst.  , 

7.  Die  religiösen  Feiern  der  Ju-cndseaaeinde 

wie  Chanulc:.:ah  -  Pmrim  -  Simchath-Thora  -  Feier  usw.  Meten 
die  einzigartige  Möglichkeit,  de-a  Zinde  das  Erlebnis  reiner 

Lind  heiliger  Frsude  zu  vermitteln. 

8.  Sor  Jugendgottesdienst  bietet  auch  in 
praktischer  Beziehu.ng  die  Möglichkeit,  der  notwendigen  Ue- 
b'on^  im  Hebräischlesen  ,  im  Kennenlernen  der  Thora  und  reli- 
giöser  Gedanken. 

ITI.  Dgs  Gesetz  llber  die  Bef'reiimg  vom 

F^r^hi^l^mterricht  an  i'^d.  P3ierta,.:en  und 

Sabbaten... 


1.  Der  '.Tortlaut  des  Gesetzes. 

2.  ""er  Sinn  des  Gesetzes.        . 
B-freiimg  der  Gchule  von  der  RM.cksichtnahme  und 


zugleich  Ermöglichung  reli.-.iöscr  Bstitigung. 

3.  Die  Möglichkeit  erweiterter  Sabbat- 
heiligung. 

4,  Einwendun.gen:  Zurllckblciben . 

Im  Gegenteil:  Stärkung  des  normal- 
be-^abt.n  Kindes  durch  den  Zwang  selbstständigen  Nacharbeitens. 

5.  Auslegung  des  Gesstzes  in  der  Schil- 
Icr-Bchule:  Eine  Stunde  Besuchdes  G' ttesdienstes,  dann  Befrei- 
ung von  der  Schreibv^r pflichtung. 


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€ch'  Notes /Blierm 


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Bltemabend  am  2o.Auinx»t  IlllI  1934. 
BüLeltende  Worte»  Die  Chance  da»  freien  Sabbat« 
l.Dle  rellffiöee  Bedeutung  des  Sabbats. 

2.  Die  seelische  "        **    **   • 
3«  Wie  der  Sabbat  rerloren  ging» 

4.  Die  neue  McJirliohkeit  »den  Sabbat  wieder  den  Kindern  su  geben. 

3.  vrie  wir  den  Sabbat  gestalten  wollen. 

1.  Die  religiöse  Bedeutxuig  des  Sabbats. 

Die  Stellung  des  Sabbatgebotes  im  Zehnwort &  Brücke  zwi» 
sehen  den  auf  das  Gcittliche  sich  beziehenden  Geboten  und 
den  für  Erhaltimg  und  Ordniing  der  menschlichen  Gesellschaft 
notwendigen  sittlichen  Geboten.  Eltemgebot »Verbot  Ton  Mord 
usw.  letzten  Endes  nur  gültig »wenn  G*tt  es  geboten; sonst 
keinen  Halt.  Am  Sabbat  steigt  der  Zusammenhang  alles  Sei» 
enden  Im  Bewusstsein  auf. 

Ein  BeMpiel  für  die  Auffasstuig  des  Sabbatak  bei  imseren 

Weisen: 

Midrasch  Babbo »Seder  Eeeh»Poro8Choh  4. 
**Ki  im  schomaur  tischmerun  es  kol  hamizwoh  hasaus"  (5.M. 
11  »22).  Was  bedeutet  "kol  hamizwoh  hasaus"  ?  Habbi  •'•ewi 
sagte:  dies  ist  Kerias  Schema;  die  Babbanan  sagen:  der  Sab« 
hat.aohehi  schekulo  kene^ed  kol  hamizwaus  schebatauroh" 


2.  Die  seelische  ■'Bedeutung  des  Sabbats. 
Ueberleitung:  der  "laam"  des  Sabbats.  (Midrasch) 
Uebemahme  auf  die  Lebensform  der  anderen  Völker.  Warum? 
Natürliche  Gliederung.  Ungefähr  der  vierte  Teil  der  Zeit 
des  Mondumlaufs.  Der  Mensch  also  eingegliedert  in  den  kos» 
mischen  Rhythmus!  HerauslösunJi  aus  der  sonstigen  Arbeit  und 
durch  diese  Abwechslung  neues  Kraft schöpfen. 
Wichtiger:  Durch  Ruhe »Stille  Betrachtung  der  Welt  sub  specie 

aeternitatis. 

Ohne  solchen  Ruhetag »der  aus  den  Quellen  alles  Seelischen 
den  Menschen  sich  wieder  erholen  lässt,kann  keine  Gemeinschaft 
und  kein  Mensch  auf  die  Dauer  bestehen. 


3.  Wie  der  Sabbat  verloren  ging. 

1.  Xbnahme  der  religiösen  Substanz. 

2.  Zwangssonntagsruhe. 

Man  hielt  den  Sabbat  für  nebensächlich.  Glaubte  sich 
in  den  seelischen  Rhythmus  der  anderen  eingliedern  zu  können. 
Sonntag  und  Christentum  etwas  ganz  anderes! 

Rest Judentum  ohne  den  Sabbat; kraftlos; Last »ohne  zu 
stärken! 


IUI,  »Af.     .  .  -  ^■-*-**  . 


I 


4,  Die  neue  MagHohlcelt  .dan  Sabbat  wieder  den  Kindern 

■ 

zu  geben. 

ezba  elokim  hil  Bedürfnis  nach  seelischer  Stärkun« 

der  Widerstandskraft  vorhanden , und  gerade  in  diesem  Augenblick 
wird  uns  der  Sabbat  fOr  unsere  Kinder  neu  geschenkt! 
Erlass.  Bedeutung:  Heligiöses  Leben  ermaglichen. 


5.  Wie  wir  den  Sabbat  gestalten  wollen» 

Frei  machen! 

a)  Sexta  bis  Untertertia  ohne  Weiteres. 

b)  Grundschule:  Mitkommen  möglich »auch  wenn  frei. 
Vielleicht  Hachhilfeunterricht  seitens  de*  Gemeinde. 

c)  Oberklassen.  Wissenschaftlicher  Unterricht.  Schwie= 
rigkeiten.  Jedoch  er.  gar  kein  wissenschaftl.  Unterricht 
mehr; dann  auch  frei  nehmenl 

Was  wollen  wir?  Hicht  zum  orthodoxen  Judentum, sondern  zum 

religiösen  Juden  erziehen. 

Wie  religiöse  Bildung?  GenUgend  ^eit  zur  Verfügung  stellen: 

Vormittags  Synagoge. 

Nachmittags  Jugendgemeinde i  Gottesdienst  der  Jugend  selbst. 

Gruppenarbeit:  Gemütvolle  Einführung  ins  Judentum. 
(  Sagen »Märchen .Erzählungen, sonstige  Literatur »Lieder  etc.) 
Gemeinsame  Oneg  schabbos-^eiem  alle  vier  Wochen. 
Sonstige  i'eiern:  Chanukka  etc. 
Ev.  Ausflüge.  Die  jüngste  Jugend  noch  nicht  in  Bünde, sonst 

zu  frühe  Entscheidung. 

i?ä™ae:Heue  Turnhalle  tind  Lützowstr. 


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Fw/  ScLrsch  Collecifc^ti 


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IZirjil  Janorfdi  Lo/lec://c 


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Speech "' 


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lojsbi 


Ansprache  in  der  ersten  Logensttzung 
des  Winterhalbjahres  34/35. 
am  8. Oktober  1934. 

Rückblick. 

Nach  einer  Pause ^die  von  längerer  Dauer  war 

als  vorhergesehen, kommen  wir  heute  Abend  zum  er= 

sten  Male  wieder  in  diesem  «7interhalb jähre  zusam= 

men*  Zwar  war  die  Pause  kaum  grösser  als  in  frü= 

heren  Jahren, da  das  Logen|aben  des  Frühjahrs  ge= 

wohnlich  schon  Anfang  Juni  schloss,wir  aber  in 

diesem  Jahre  durch  gemütliche  Abende  bis  Ende 

Juni  zusammenkamen.  Aber  trotzdem  hätten  wir  schon 

im  September  wieder  das  Logenleben  eröffnet ,wenn 

(sie  fielen  ja  gerade  auf  Montag  u.Di.) 
nicht  die  besondere  Lage  der  Herbstfeiertage/die 

Eröffnung  unmöglich  gemacht  hätte. 

Aber  diese  unfreiwillige  Pause  ist  gewiss  von 
besonderer  Bedeutung; sie  hätte  lons  veranlassen 

müssen, einmal  wieder  über  xms  selbst  nachzuden= 

ken,über  Bedeutung, Zweck  und  Notwendigkeit  der 

Loge . 

Wir  haben  eine  Zeit  von  1  1/2  Jahren  hinter 
uns, wie  sie  noch  niemals  als  Aufgabe  einer  Lo= 
gengeneration  zudiktiert  worden  ist.  Die  allge= 

meine  Revolution  und  nachfolgende  Evolution 


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hat  auch  uns  im  Logenleben  in  Unruhe  und  Ungewisse 

heit  versetzt.  Und  wir  können  nicht  leug/nen, 

dass  wir  manches, was  wir  liebten, auf geben  mussten 

oder  werden  aufgeben  müssen.  Das  schöne  Kinderheim 

in  Norderney, diese  segensreiche  Einrichtung  so 

vieler  Jahre  ist  geschlossen  und  z.Teil  für  ganz 

andere  Kreise  einem  ähnlichen  Zwecke  zugeführt, 

und  wir  wissen  nicht, was  in  dieser  Angelegenheit 

werden  wird.  Wir  werden  vom  kommenden  Frühjahr 

ab  auf  die  Sterbeversicherimg  verzichten  müssen, 

die  in  der  Zeit  tiefer  Trauer  so  vielen  Schwe= 

Stern  schon  hilfreich  zugute  gekommen  ist, da 

durch  Gesetz  Kollektiv-Risikoverträge  gekündigt 

werden  müssen.  Und  als  dritte  betrübliche  Erschei=^ 

nung  müssen  wir  feststellen, dass  die  ruhige  Linie 

Sitzungen  und 
arbeitsfreudiger  Logeifveranstaltungen  ins  Schwan« 

ken  gekommen  ist.  Aber  wir  müssen  noch  den  Hinter« 

grund  hinzufügen, der  zwar  nicht  unmittelbar  in 

unser  Logenleben  eingriff , der  aber  doch  deutlich 

hindurchschimmerte, die  Sorge, die  als  ständiger 

Begleiter  in  unsere  Herzen  Einzug  hielt. 


Aber  wenn  wir  auoh  dieses  Betrübliche  fest= 
stellen  müssen, so  darf  doch  im  Ganzen  gesehen  sich 
auch  das  Gef ühl  der  Dankbarkeit  in  uns  regen  da= 
für,dass  uns  überhaupt  die  Möglichkeit , tagen  zu 
können, gegeben  war#  Und  dies  recht  würdigen, he is st 
einmal  wieder  uns  selbst  und  den  Logenge  danken 
\xnfitwr   die  Lube  nehmen.  Und  zu  solchem  Beginnen 
möge  uns  die  unfreiwillige  Pause  der  Feiertage 
das  Schema  liefern ♦ 

Unsere  Feiertage  sind  wunderbar  aufgebaut. 
Das  Roschhaschonohfest  will  ims  im  Tiefsten  er= 
wecken  t Jomkippur  uns  reinigen  imd  entsühnen  tSukaus 
lehrt  den  Gedanken  der  gotterfüllten  Natur, und 
die  Schlussfeiertage  Schmemini  Azeres  und  Sim= 
chas  Thora  den  bedanken  gotterfüllter  Seistes= 
weit.  Wir  haben  hier  einen  genialen  Vierschritt 
vor  A\agen,vier  Etappen  geistiger  Atmung: 

Erweckimg  und  Reinigung, 
Verstehen  des  natürlichen  und  des 
Geistigen  Seins. 

Diesen  Vierschritt  wahrer  Wertung  müssen  wir  auoh 


in  unserem  Logenleben  wieder  finden, denn  er  stammt 
aus  der  tiefsten  Lebenserkenntnis. 

Erweckung .   Wir  sind  erweckt  worden  durch 
die  Zeitereignisse.  Das  gilt  im  Allgemeinen.  Aber 
hier  in  diesem  Augenblick  wollen  wir  uns  auf  den 
Kreis  unserer  Logenideen  beschränken.  Ist  es  nun 
keine  Erweckung  < Auf schreckung  ^wenn  auch  nur  die 
Möglichkeit  auftaucht , das s  die  Logen  nicht  mehr 
weiter  bestehen  könnten?  Das, was  sich  so  sicher 
eingespielt  hat  und  Oeltung  in  der  jüdischen  ^e^ 
meinschaft  gewonnen  hat, der  Kreis, der  Ansehen  ver= 
leihen  konnte, all  das  wird  auf  einmal  erschüttert! 

So  wird  der  zweite  Schritt  notwendig  vor= 
bereitet:  die  Reinigung.  Der  alte  Nimbus  ist  brü= 
ohtg   geworden,  ffaren  es  nur  äusserliche  Werte, 
welche  die  Loge  zu  Irieten  hatte, dann  musste  sie 
von  innen  heraus  tn  solcher  Situation  zugrunde 
gehen.  Das  Falsche  wurde  durch  den  Hobel  der  Zeit 
abgeschält. Und  siehe  da:  etwas  blieb  doch  zu= 
rück.  Die  Brüder  der  Longen  empfanden  unwillkür= 
lieh  in  der  Logenidee , wie  sie  durch  Jahrzehnte 


verwirklicht  worden  war, einen  Wert, der  iinvergäng» 
lieh  erschien.  Die  wenigen  Zusammenkünfte  hätten 
den  Logenbestand  lockern  müssen, wenn  nicht  im 
tiefsten  G^rimde  ein  Erhaltensijertes  ohne  Deutelei 
vorhanden  gewesen  wäre.  Diese  -wir  dürfen  fast 
sagen-  unbewusste  Erkenntnis, die  die  Brüder  nach 
wie  vor  zusammenkittete , war  die  Reinigung.  Wir 
hatten  gelernt  die  G-rundfrage  zustellen:  Besitzt 
die  Loge  einen  Wert, der  auch  in  solchen  schweren 
Zeiten  nicht  leichtfertig  zugrunde  gerichtet  wer= 
den  darf? 

Die  Antwort  hierauf  gibt  der  dritte  Schritt: 

Das  ^erstehen  des  natürlichen  Seins.  Auch  die  Lo= 

genbrüder  sind  nur  Menschen, keine  Edelmenschen 

an  sich.  Ein  solches  Privileg  gibt  es  nicht.  Und 

natürlicher  Mensch  sein  heisst:  allen  menschlichen 

n 
Trieben  ausgeliefert  sein:  der  Zurv^igung  und  der 

Abneigung, dem  Wohlwollen  und  dem  Nichtwollen, 

dem  Entgegenkommen  und  dem  Versagen, und  vielen 

anderen  natürlichen  menschlichen  Verhaltungswei* 

sen  mehr.  Wir  haben  gelernt , dieses  natürliche 


Sein  zu  erkennen  und  nicht  mehr  -oft  unbevmsst 

wahrheitswidrig  zu  verdecken  und  zu  UiiX  ideali= 

sieren*  Aber  weil  wir  den  Mut  hatten ydieseXSZ 

menschliche  Kleinheit  zu  erkennen, deshalb  haben 

wir  vielleicht  jetzt  erst  den  richtigen  Ausgangs^ 

punkt  gefunden, um  unsere  Lo^enidee  beurteilen 

zu  können.  Und  dies  führt  uns  zum  vierten  Schritt: 

Das  Verstehen  des  geifctigen  Seins.  Das  gei= 

stige  Sein  ist  ein  Widerspruch  zum  natürlichen 

Sein.  Und  die  Erkenntnis  dieser  selbstverständli= 

chen  Diskrepanz  wird  in  uns  die  Verwunderung  zer= 

stören, dass  ein  himmelweiter  Unterschied  besteht 

zwischen  den  Ideen, den  ethischen  und  geistigen 

Fordermngen  unseres  Ordens  und  dea^  natürlichen 

Sein  der  Logenbrüder.  Wir  wären  keine  Menschen, 

wenn  es  anders  wäre.  Aber  deshalb  empfinden  wir 

die  Logenideen  als  eine  schöne  geistige  Welt, die 

über  ims  als  Forderung  ausgespannt  ist, als  Mah= 

nung, ständig  nach  ihr  zu  streben!  Wir  müssen  im= 

mer  wieder  versuchen .und  wenn  wir  tausendmal  ent= 

S^ahr  he  i  t 
täuscht  würden, die  1X££IX£££KXX  dieser  Forderungen 


K 


in  ffirkllohkelt  umzuwandeln*  Die  Enttäuschvmgen 
sind  la  ISfiSS  anderen  Kreisen  des  Lebens  nicht 
grlnger  sondern  viel  grösser; aber  in  unserer  Loge 
haben  wir  immer  wieder  die  Möglichkeit , auf  die 
Diskrepanz  zwischen  Worten  \md  Säten  hinzuweisen 
lond  sie  zu  erkennen  yund  so  auch  immer  wieder  die 
Möglichkeit  eines  Fortschrittes  zu  schaffen. 

Das  ist  die  Erkenntnis  des  Vierschrittes  un= 
serer  Feiertage  auf  unsere  Ordensidee  angewandt. 
Und  wenn  wir  nun  fragen:  Wie  verwirklichen  wir  in 
unseren  Sitzungen  die  hohe  Aufgabe  .das  geisti>2:e 
Sein  mit  dem  natürlichen  zur  Einheit  zu  verbin= 
den, so  müssen  wir  wieder  auf  unsere  Feiertage 
hinweisen.  In  ihnen  ist  das  höchste  Geistige  ein= 
gespannt  in  den  Rahmen  eines  allumfassenden,  Bang 
und  Stand  verneindenden  Gemeinschaftsgefühles .#jjt- 
-#e spannt .  Wir  müssen  also  auch  in  unserem  Kreise 
dieses  &emeinschaf tsgef ühl  pflegen, ohne  dass  wir 
dabei  das  Geistige  vernachläsiigen.  Es  wird  Sie 
daher  nicht  verwundern, wenn  wir  heute  Abend  rück= 
blickend  all  das  erwähnen  wollen, was  im  Kreise  un= 


8 

serer  Brüder  sich  während  der  Ferien  ereignet  hat. 

Nichts  ist  uns  zu  klein  und  unbedeutend  ,\im  uns 

etwa  nicht  darum  zu  kiimniern,denn  im  Gebiet  des 

Menschlichen  und  Brüderlichen  ist  das  Kleine  ebenso 

wie  das  Grosse  brückenschlagend  und  verbindend 

von  Mensch  zu  Mensch, Herz  zu  Herz  und  Bruder  zu 

Bruder . 

Gleich  zu  Anfang  der  Ferien  ist  unser  Br. 

Jacob  Straflß  in  die  Ewigkeit  eingegangen.  Er  war 

den  Lebensjahren  nach  unser  ältester  Bruder, und 

seine  vornehme  Persönlichkeit  wird  von  uns  nie 

vergessen  werden.  Unser  Bruder  Dr .Levi  ist  in  Traw» 

er  gekommen  durch  das  ffiligSK  Ableben  seiner  Mut= 

ter  und  unser  Br .Komm .R .Berliner  durch  den  plötz= 

liehen  Heimgang  seiner  Gattin.  Wir  haben  den  Brüder 

herzliche 
selbstverständlich  die/Teilnahme  \inserer  Loge  aus= 

gesprochen. 

Auch  durch  Auswanderung  hat  unsere  Loge 
erst  vor  kurzem  wieder  einen  Verlust  erlitten.  Br. 
Albert  Löwenstein .Hameln  ist  nach  Holland  über= 
siedelt, und  wir  haben  ihm  die  Abgangskarte  von  der 
Grossloge  verschafft ,ohne  erst  seine  Anforderung 


abzuwarten, da  uns  bekannt  geworden  ist,dass  SSI 
niemand  mehr  ohne  Abgangskarte  in  einer  dortigen 
Loge  ziogelassen  wird, da  Betrügereien  vorgekommen 


sind. 

Einige  unserer  Brüder  haben  einen  besonderen 
Greburtstag  gefeiert, den  wir  selbstverständlich 
nicht  ohne  unsere  Gratulation  hingehen  Hessen • 
Br.Camnitzer  und  Br#  Löwe  sind  5o  Jahre  alt  gewor= 
den, und  den  Brüdern  Dr.   Müadhe im t Seiberg  und  Back 
hat  GHt  das  Glück  geschenkt, in  Gesundheit  das 
7o .Lebensjahr  zu  vollenden. 

Barmizwah  feierten  die  Söhne  unserer  Brüder 
Emil  Levi  und  Jacob  Dreifuss. 

Die  Tochter  unseres  Bruders  fformser  hat  sich 
verlobt,  imd  in  die  Familie  unseres  Bruders  Fred 
Stein  ist  das  Glück  in  Gestalt  eines  Mädelchens 
eingekehrt , von  dem  seine  Gattin  glücklich  ent= 
bunden  wurde.   In  allen  Fällen  haben  wir  von  der 
Loge  aus  den  Brüdern  unserejfi  herzliche  Glückwün= 
sehe  gesandt. 

Von  verschiedenen  Seiten  ist  unsere  Loge  mit 


lo 

Greldspenden  bedacht  worden, die  z.T.  mit  den  vorhin 
genannten  YoTgängen   in  deac  lamilieii  susammenhangen* 
So  hat  uns  die  Gattin  unseres  sei.  Brs.  Jacob 
Strauss  eine  Geldspende  iibersandt , ebenso  Br.Back 
eine  Spende  für  den  rf^itwen-  und  Waisenfond t 


^^  ?^r«d?r  Buf  iAtairtW.  Wir  danken  den/Bi^^ 
^nocheinmal  herzlich  für  ihre  Spende  •^"■^^^^^  ^^- 

Liebe  Brüder, Sie  haben  einen  kurzen  Ein= 


hii 


blick  darin  be kommen, da ss  wir  von  der  Loge  aus  den 
Gedanken  der  einen  .briderlichen  -gamilie  pflegen 
wollen, soweit  es  in  unser»»  Kraft  steht.  Und  nun 
möchten  wir  im  Zusammenhang  damit  eine  Bitte  aus= 
sprechen.  Sollte  es  einmal  vor kommen, da ss  ein  be= 

sonderes  Ereignis  eines  Bruders  vergessen  wird, 

«s 
so  möge /der Jenige, der  es  erfahrt, uns  mit teilen »und 

der  betroffene  Bruder  möge  die  kleine  Sünde  ver= 

zeihen, die  Ja  ohne  Absicht  geschehen  sein  wirde. 

Das  wäre  von  seiner  Seite  aus  ein  Akt  der  Brüder= 

lichkeit  und  Erfüllung  des  Jüdischen  Gebotes: 

Du  sollst  nicht  nachtragen! 


11 

Und  nun  steht  die  Herbst-  vind  fflnterarbeit 

bevor, über  deren  Absichten  uns  der  Br •Vicepräsi= 

dent  berichten  wird.  Bevor  ich  ihm  jedoch  das  tf^ort 

erteile , möchte  ich  schliessen  mit  einem  Gedanken 

des  so  begabten  französischen  Philosophen  und 

Mathematikers  aus  dem  siebzehnten  Jahrh,  Blaise 

auch 
Pascal^  9nh1 lenoen.  Er  hat  sich/mit  dem  Judentum 

gr'indlich  beschäftigt  und  wusste  manches  Vorz'ig^ 

liehe  von  ihm  zu  sagen.  Aber  auch  manchere  bittere 

Kritik  entsrömte  seiner  Feder.  Und  eine  solche 

Kritik  lautet;  Man  müsse  die  Lehre  der  Juden  von 

der  Lehre  des  Gesetzes  der  Juden  unterscheiden. 

D.h.  Bei  den  Juden  bestünde  ein  klaffender  /7ider= 

Spruch  zwischen  der  schönen  Lehre  ihres  Gesetzes 

und  ihrem  Leben.  Wir  haben  zu  Anfang  gesehen, dass 

dieser  Widerspruch  tatsächlich  vorhanden  ist, aber 

nicht  nur  bei  Juden, sondern  bei  allen  Menschen. 

Die  Aufgabe  der  guten  Menschen  und  ihrer  Kreise, 

zu  denen  auch  die  Loge  gehört, ist  jedoch, diesen 

Widerspruch  zu  verringern.  Und  wenn  wir  einen 

Wunsch  aussprechen  sollen  für  die  bevorstehende 


12 


Arbeit, so  möge  er  in  dem  Worte  bestehen:  dass 

der  Widerspruch  zwischen  ÄXKXIXIXKXMa  \mserem 

hohen 
Leben  und  den/Gesetzen  \md  Forderungen  der  Loge 

immer  geringer  werden  möge« 


41!  ^^/^^ 


Cm'il  ^horscii  C^lk 


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Speech  '   Criaf\(/l(<th'/.^/er 


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1^  Jer  Lje    j^/s/^'^ 


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Einleitende  Worte  zum  Entz'inden  der 
Chanukah-Liohter  in  der  Loge  am  Mittwoch ,d  .5 -12 .34. 


Liebe  BrMder  ! 


Wir  wollen  den  heutigen  Abend  unter  das  Symbol  der 
Chanukah-Liohter  stellen.   Das  ist  nichts  Gev^alt- 
sames,  denn  der  gan^e  Logengedanke  des  Orden 
Bne   Beris  steht  in  innigem  Zusammenhange  mit 

< 

dem  Symbol  der  giebenarmigen  Menorah.  Der  Ge- 
danke der  Mervrah  spricht  für  sich  selbst.  Die 
Menorah  ist  der  Lichtträger,  und  dieses  Symbol 


m<?int,  dass  die  Br'ider  des  Orden  Bene  Beris 
Lichtträger  in  einem  ganz  bestimmten  Sinne  sein 
sollen,  nämlich  Träger  des  Menschenlichts,  des 
Lichtes  der  Menschlichkeit.  Man  soll  eigentlich 
im  Judentum  de»n  siebenarmigen  Leuchter,  dar 
einst  im  Tempel  gestanden  hat,  nicht  nachahmen, 
damit  nicht  irgendeine  Poim  heiligen  Gerätes 
lins  an  den  zerstörten  Tempel  erinnere.  Aber 
es  steckt  wohl  ein  guter  Gedanke  darin,  dass 
die  Loge  den  siebenarmigen  Leuchter  trotz  dieses 


I 


jädischÄn  Gefühles  der  Zurückhaltung  gewählt  hat"««, 
denn  wir  nennen   unseren  Versammlungsraum  auch 
Tempel  und  bringen  damit  zum  Ansdruck,  dass  wir 
hier  nicht  einfach  in  ^ren-^tlicher  //eise  zusarmnen- 
kommen  wollen,  sondern  dass  wir  ims  die  Auf- 
gabe gestellt  haben,  bewusst  den  Gedanken  der 
religiös  begründeten  MenscHichkeit  zu  pflegBn 
und  zu  erhalten.   V/ir  wissen  ja,  dass  der  Gedan- 
ke der  Menschlichkeit  aus  keiner  anderen  Voraus- 
setzung quellen  kann  als  aus  der  des  Judentums, 
dem  Gedanken  des  //eltenschöpfers ,  der  Adam  geschaf- 
fen hat  als  Symbol  des  ganzen  Menschengeschlech- 
tes, denn  von  ihm  stammen  alle  Menschen  ab. 
Es  gibt  keinen  metaphysischen  Hintergrund,  aus 
dem  mit  der  gleichen  Klarheit  und  Berechtigung 
der  Gedanke  der  Gleichwertigkeit  alles  dessen, 
was  Menschenantlitz  trägt,  abgeleitet  werden 
könnte.   Dieser  Gedanke  der  aus  G'tt  fliessenden 


Menschlichkeit  ist  durch  das  Christentum  theorc- 
tisch  auR  ^^A  Abendlande  zum  Sie;:::e  gekommen. 


to^  ä> 


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-  3  - 


Aber  es  gab  eine  Zeit,  in  der  es  durchaus  nicht 
feststand,  welche  folgenreiche  metaphysische 
Weltanschauung  das  Abendland  beherrschen  sollte. 
In  den  ersten  nachchristlichen  Jahrhunderten  var 
das  Römerreich  bis  hinauf  nach  Britannien  über- 
sät mit  Tempeln  des  G'ttes  Mithra»  Mithra  war 
der  NaiShf olger  dös  parsistischen  Lichtg'ttes 
Ahura  Mazda,  dem  als  Gegenstück  der  G*tt  der  i'in- 
sternis  Ahriman,  der  Diabolus,  der  Teufel  gegen- 
übergestellt war.   Im  Parsismus  und  in  seiner 
Nachfolgereligion  des  Mithrakultes  bedeutete  das 
Lichtsymbol,  die  Anbetung  des  Feuers  etwas  anderes 
als  das  Tempellicht  der  Ivlenorah.  \lenn   Ahura  Mazda 
herrscht,  muss  es  auch  einen  Teufel  geben,  und   man 
hat  diesen  Teufel  immer  auch  unter  den  Menschen 
gesucht.   Das  waren  jene,  die  man  als  minder- 
wertig glaubte  mit  Recht  ausrotten  zu  dürfen. 
Darum  bedeutete  der  Sieg  des  Christentums  über 

den  Mithraskult  tatsächlich  eine  menschheits- 
geschi^htliche  Entscheidung,  denn  damit  ist 


-  4  - 


in  der  Form  des  Christentums  der  jüdische  Gedan- 
ke der  Men sohlte hkeit  im  Abendlande  zur  Herr- 
schaft gekommen  und  sicherlich  wird  er  sich 
im  Laufe  der  Geschichte  zur  entgültigen  Herr- 
schaft durchringen.   Die  Tatsache  jedoch, 
dass  iberhaupt  der  geschilderte  Kampf  in  der 
Menschheit  tobte  ,  m'^cht  uns  zur  Genüge  verständ- 
lich, weshalb  das  Lichtsymbol  der  Menorah  im 
Judentum  als  ein  Heiliges  ganz  besonderer  Art 
gegolten  hat  und  gilt«  Warum  auch  der  Prophet 
sich  eindeutig  gegen   diejenigen  wendet,  die 
in  Licht  und  Finsternis  2  Gottheiten  er'kennen 
imd  daraus  ihre  Unmenschlichkeit  ableiteten, 
und7S-&?/ Prophet  sagt;   G'tt  schafft  das  Licht 
^^d  die  Finsternis,  er  schafft  das  Gute  und 
das  Böse,  so  hat  er  hier  mit  dieser  klaren 
Formulierung  den  metaphysischen  Hintergrund 
der  vom  Judentum  gepredigten  Menschlichkeit 
gezeichnet.   Diesen  Gedanken  müssen  wir  als 


I 


-  5  - 


Juden  hochhalten.   V/ir  müssen  ihn  ausserdem 
hochhalten  als  Brüder  des  Ordens  Bene  Beris, 
imd  wenn  wir  den  heutigen  Abend  nichtJallein 
unter  das  Symbol  des  siebenarmigen  Leuchters  . 
stellen,  oondern  unter  das  Symbol  des  achtar- 
migen Ghanukah-  Leuchters,  so  besagt  dies,  dass 
das  eine  Licht,  das  am  achten  Tage  über  das 
siebenarmige  Symbol  hinaus  mehr  brennt»,  uns 
auch  eine  Mehrverpflichtung  auferlegt.  In 
einer  Zeit,  da  der  Gedanke  der  allgemeinen 
Menschlichkeit  bei  allen  Gebildeten  zur  An- 
erkennung  gelangt  ist,  d/rften  wir  unsere  Idee 
gleichsam  im  Kreise  Gleichgesinnter  widerstandst-- 
los  bewegen. 

Im  Zeitalter  des  Biologismus  jedoch, 
da  man  die  Versishiedenartigkeit  der  Naturiinter- 
schiede  verabsolutiert,  da  ist  es  wichtig,  dass 
wir  sowohl  als  Juden  als  auch  ais  Ordensbruder 
uns  der  Verpflichtung -*«*.  Erhaltung  des  Mensch- 
lichkeitsgedankens bewusst  sind  und  bleiben. 


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-  6  - 


In  diesem  Sinne  sollen  heute  abend  hier  in  unse- 


rem Tempel  die  Lichter  der  Menorah  erstrahlen! 


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t^M/i  5^noru 


^//e^ipn 


^sfi^lkf/c^^sUcje  j  5-/1^1  SS^ 


Ans  p  r  a  c  h  e 

in  der  Installationsloge  am  Sonntag,  d.  12 .Mai  35 
nachm.  5  Uhr. 


An  einem  i/Vendepunkt  wie  dem  heutigen  ist 
es  selbstverständlich,  dass  man  einen  Blick  rück- 
wärts wirft  auf  unsere  Arbeit  im  Termin  1934/35  • 
3  Punkte  sind  es,  die  hierbei  eine  Rolle  spielen: 
!♦  Der  äussere  Rahmen  der  Arbeit. 
2.   Der  tatsächliche  Verlauf  der  Arbeit. 
3«  Die  ProtJeme  der  Arbeit. 

rfas  den  äusseren  Rahmen  der  Arbeit  anbetrifti 
so  müssen  wir  zunächst  darauf  hinweisen,  dass  der 
vorhergehende  Termin  1933/34  zu  den  schwierigsten 
Jahren  gehört,  die  wohl  unsere  Loge  erlebt  hat. 
Es  war  nicht  möglich,  die  Ar  :^eit  im  selben  Rahmen 
und  Ausmaß  wie  vorher  weiterzufahren.  Der  Prä- 
sident dieses  Termins,  der  in  dankenswerter  rtfeise 
die  nicht  leichte  Aufgabe  übernommen  hatte,  muss- 
te  zunächst  einmal  sich  abwartend  verhalten,  ohne 
dabei  unsere  innere  Arbeit  völlig  absacken  zu 
lassen.  Das  gelang  ihm  auch,  indem  er  an  Stella 
der  in  strengen  Formen  sich  abspielenden  geisti- 
gen Arbeit  unserer  Loge  für  jenes  Jahr  den  zwang- 
loseren und  aufgelockerten  Rahmen  gemütlicher  Zu- 
sammenkünfte schuf.   Aber  selbstverständlich  be- 


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I 


-  2   - 
deutete  diese  Zurücks ohraubung  unserer  geistigen 
Arbeit  nur  eine  Notwendigkeit,  die  aus  der  Zeit 
he rvorge wachsen  war,  nicht  dagegen  ein  Fortschritt. 
Das  ist  selbstverständlich  kein  Vorwurf,  sondern 
nur  ein  Hinweis  auf  die  ungeheure  Schwierigkeit  je- 
nes Termins.   Diese  Schwierigkeit  wurde  noch  ge- 
steigert durch  den  Schlag,  den  unsere  Loge  mit  der 
Unterbindung  des  Norderneyer  Perienheimbe triebe s 
erlitt.  Durch  dieses  Heim  war  unsere  Ziun-Loge 
in  ganz  Deutschland  bekannt  und  berühmt.   Es  musste 
lähmend  wirken,  als  dieses  herrliche  Werk  nicht 
mehr  weitergeführt  werden  konnte,  und  dieses  Ge- 
fühl war  auch  ein  wichtiger  Umstand,  der  unseren 
Bruder  Leonhard  Lewy  zum  endgültigen  Enschluss  be- 
wogen hatte,  auszuwandern. 

-Als  ich  für  den  Termin  34/35  nun  die 
Präsidentschaft  übernahm,  musste  ±2h  mir  die  Pryge 
stellen,  welche  Aufgabe  in  erster  Linie  zu  er- 
füllen war.   Und  ich  glaubte,  mir  die  Antwort  geben 
zu  müssen,  dass  neben  der  Erhaltung  unserer  Loge 
und  Fortführung  jeglichen  |erkes  der  .Vohltätigkeit 
und  Unterstützungsarbeit  in  der  Hauptsache  zunächst 
einmal  wiederum  die  frühere  Linie  lückenloser  geisti- 
ger Arbeit  erreicht  werden  sollte.   Aus  diesem  Grun- 
de kamen  wir  wiederum  wöchentlich  wie  früher  in 
unserem  Tempel  zusarimen.  In  den  Rahmen  unserer  Losr- 
genform,  die  eben  aus  der  Eigenscnaft  ihrer  Form 


9 


-3- 

heraus  erzieherisch  wirkt,  war  jedes  Mal  ein  Vor- 
trag oder  ein  Referat  eingefügt,  also  eine  Be- 
schäftigung mit  geistigen  Dingen,  und  es  ist  so  mö^ 
lieh  geworden,  wie  in  früheren  Jahren  ein  J; hr 
lückenloser  geistiger  Arbeit  neben  der  Fortführung 
aller  anderen  Aufgaben  zu  schaffen,  üeberblickt 
man  heute  die  geistige  Linie  dieses  Termins,  so 
darf  man  wohl  in  Aibetracht  des  regen  Besuches  an 
Jedem  Abend  annehmen,  dass  diese  erste  Aufgabe,  die 
die  Zeit  uns  gestellt  hatte,  nämlich  trotz  alle'r 
widrigen  Umstände  die  alte  Arbeit  fortzuführen, 
erfüllt  worden  ist. 

Eine  zweite  Aufgabe  konnte  dagegen  in 
diesem  Termin  nicht  in  /.ngriff  genommen  werden, 
l^^   ^^*  ?.feföm^-i^^:-"^^^!^g  neuer  Brüder.  Diese 
Frage  muss^im  heuen  Termin  behandelt  .verden.   Sie 
ist  in  jeder  Richtung  schwierig.   Wählt  man  zu 
junge  Brüder,  so  kann   unter  Umständen  Auswanderung 
eine  beunruhigende  Fluktuation  schaffen.  Im  All- 
gemeinen ist  aber  auch  der  Umfang  einer  löge, 
in  welcher  wirklich  noch  brüderliche  Verbindung 
herrschen  soll,  sehr  beschränkt.  In  diesen  Fragen 
einen  Ausgleich  zu  schaffen,  wird  dem  neuen  Prä- 
sidenten vorbehalten  sein. 

ilenn   ich  mir  nui)  im  einzelnen  versage 
auf  die  Einzelheiten  des  vergangenen  Termins  einzu 
gehen,  so  geschieht  es  im  Interesse  der  Heraus- 


-  4  - 
hebung  eines  fusserordentlich  wichtigen  Problems. 
Neue  Zeit  verlangt  erneute  Betrachtung  altSr 
Probleme.  Und  so  will  ich  denn  heute  die  Frage 
erörtern,  welcher  Zusammen  lang  zwischen  unserer  Lo- 
genidee  und  ihrer  ^Wirklichkeit  besteht.  E^  ist 
gar  kein  Zweifel,  dass  \ansere  herrlichen  Ideen 
von  .Wohltätigkeit,  Brlderlichkeit  und  Eintracht 
sehr  schwer  in  die  w'irklichkeit  überzusetzen 
sind.  So  kommt  es,  dass  ein  »Vidersp.uch  zwischen 
Idee  und  »Virklichkeit  leicht  geeignet  sein  kann, 
die  Freude  an  der  Zugehörigkeit  zu  einem  von  hohen 
Ideen  geleiteten  Kreis;  trüben  .Jjann.  Es  ist  aber 
wert,  sich  einmal  Gedanken  darüber  zu  machen, 
in  welchem  Punkte  die  Schwierigkeit  ihren  zuge- 
spitzten Ausdruck  findet.  Vielleicht  kann  aus 
solcher  Untersuch*ung  fruchtbare  -Anregung  erwachsen* 

Ich  möchte  zuerst  3  Beispiele  anfahren, 
in  denen  auf  verschiedenen  Gebieten  ein  .Wider- 
spruch z.vischen  Idee  und  rf/irklichkeit  deutlich  in 
die  Erscheinung  tritt.  Zuerst  ein  liebenswür- 
diges Beispiel  aus  dem  Talmud  (jebamoth  63  b): 

Es  wtrd  gelehrt,  dass  Rabbi  Elieser 
sagte:  Jeder  Mensch,  der  sich  nicht  mit  der  Mizwah 
von  pirjoh  weriwjoh  (der  Vermehrung  und  Erhaltung 
des  Menschengeschlechtes  durch  Eing^  einer  Ehe 
und  Kinderzeugung)  beiträgt,  gilt  wie  ein  schaufe«fti 
domim,  wie  ein  Mörder,  denn  es  heisst  (beim  Segen 


-  5  - 
Noahs):  .7er  Menschenblut  vergiesst,  dess^  Blut 
soll  wieder  durch  Menschen  vergossen  werden. 
Und  unmittelbar  danach  steht  geschrieben:  Ihr 
aber  seid  fruchtbar  und  mehret  Euch.f  ;ius  dieser 
Zusammenstellung  geht  also  hervor,  dass  die  Nicht- 
verraehrung  offenbar  irgendwie  mit  der  Menschen- 
vemichtung  im  Zusammenhang  steht),   fiabbi  Akkiba 
nun  ist  derselben  Einsicht  wie  Rabbi  Elieser.  Nur 
drückt  er  sich  so  aus:  '.Yer  die  Pflicht  der  Mensch- 
heitserheltung  nicht  erfüllt,  ist  gerade  so,  als 
ob  er  die  G' ttähnlichkeit  in  der  .Veit  vermindert-^ 
(keillu  memaetb  hademus) ,  denn  es  heisot:  Denn 
im  Ebenbilde  G'ttes  hat  er  den  Menschen  geschaf- 
fen, und  unmittelbar  danach  steht  wiederum: 
Ihr  aber  seid  fruchtbar  und  mehret  Euch.   Da 
stand  Ben  Asai  auf  und  sagte:  Wer  diese  Pflicht 
der  Menschenerhaltung  nicht  erfüllt,  gleicht  so- 
wohl einem  Mörder  wie  demjenigen,  der  die  G' ttähn- 
lichkeit in  ier  Welt  verringert.  Und  darauf 
sagte  man  zu  ihm:  Es  gibt  Mensc]ien,  die  xxiixnxxKxx 
Avuxx   richtig  reden  ^d  richtig*14*Äi 'es  gibt  auch 
solche,  die  richtig  >*«»,  "aber  nicht  richtig  reden; 
aber  Du  bist  >ettoi»d,  der  zwar  richtig  redet, 
aber  4«s-F^?fehe^--i*rt !   (Denn  Ben  Asai  war  über- 
haupt nicht  verheiratet).   Er  gab  darauf  zur  /Ant- 
wort: i'/as  soll  ich  denn  tun,  wenn  iieine  Seele 


-  6  - 

so  sehr  in  die  Thora  verliebt  ist?  Es  wird 
schon  eindere  geben,  durch  die  die  »Zelt  erhalten 
vvirdl 

Wir  haben  also  hier  ein  Beispiel,  in  wel- 
chem der  Unterschied  zwischen  Idee  und  .Wirklich- 
keit sehr  yiar   zum  Ausdruck  kommt  und  in  die 
.Vorte  gefasst  wird:  Je  seh  noeh  dauresch  ween  noeh 
mekajem  ,  Manche  sprechen  zwar  mit  iVorten  den 
richtigen  Gedrnken  aus,  aber  ihre  Praxis  entspricht 
nicht  ihren  «/orten. 

Ein  zweites  Beispiel,  das  Zugleich  von 
erschütternder  Tragik  begleitet  ist.  Es  ist  die 
mittelalterliche  Inquisition.  Das  mittelalterlichg 
Christentum  hf t  Tausende  von  Menschen  und  ins- 
besondere auch  tausende  von  Judenstämmlingen 
dem  Feuertode  überantwortet  und  auch  so.ist  an 
Leib  und  Leben  geschädigt.  Die  Inqusitions- 
tribunale  hatten  die  Aufgabe,  das  Christentum 
zu  erhalten,  uii4,.,ÄU;^^idaj«i**e2^   Das  Christentum 
aber  beruht  auf  dem  Gedanken  der  Nächstenliebe 
(genau  so  wie  das  Judentum) ,  aber  darüber  hinaus 
so^-ar  auf  dem  Gedanken  der  Peindesliebe,  die 
ist  nun  eine  solche  Idee  der  Näechsten-  und  Fein- 
de sliebe  mit  der  grauenhaften  »Virklichkeit  der 
von  den  Tnquisitionstribuntle  geübten  Praxis  zu 
vereinigen?  Ein  lonerhörter  »^derspruch!  Und 
wir  müssen  uns  die  Frage  vorlegen:  «ie  kommt  ein 


-  7  - 

solcher  i^/iderspruch  zustande?  ^^o  liegt  der  Punkt, 
an  dem  die  Verdrehung  beginnt? 

Und  ein  drittes  Beispiel  umgekehrter 
-Art:  Es  ist  der  Fall  von  Ir  hanidachas ,  der  von 
G'tt  ahgef c-dleneivStad;^^,  die  gebannt  werden  soll. 
(5. Mose,  13,7  ff  .7  "»WP*'^  ist  die  Besti.ijnung  ge- 
troffen, dass  eine  Stadt  deren  Bewohner  sämtlich 
zum  Götzendienst  abgefallen  waren  (orgiastischer 
Götzendienst!),  zerstört  werden  soll*   7\lles,  W£is 
sich  in  der  Stadt  befindet,  soll  verbrannt  wer- 
den und  die  Stadt  als  tel  aulom,  ewiger  Hügel 
liegen  bleiben  und  nicht  mehr  erbaut  werden 
dvirfen.  Das  w^r  die  Theorie,  die 

in  ihrem  //ortlaut  furchtbar  klingt.   .Vie  war  je- 
doch die  Praxis?  Der  Talmud  berichtet  uns  i 
(Sanhedrin  71a):  Ihr   hanidachas  lau  hojeso  welau 
.^>*fasido  lijaus,  eine  zum  Götzendienst  abgefallene 
rstadt  gab  es  nicht  und  wird  es  auch  nicht  gebenl 
Die  Theorie  ist  also  nie  Praxis  geworden,  und  wir 
haben  in  unserem  Zusammenhange  zu  fragen:  lio 
liegt  hier  der  Punkt,  an  dem  eben  die  Verwandlung 
der  Thecrrie  beim  Uebergang  in  die  Praxis  -diesmal 
zum  Guten-  stattgefunden  hat? 

Bevor  wir  nun  an  diesen  3  Beispielen 
dea  entscheidenden  Punkt  der  Verwandlung  im  Ueber- 
gang von  der  Idee  zur  Wirklichkeit  unterÄXki suchen, 
wollen  wir  die  Frage  diesos  Uebcrgrngs  auf  dem 


-  8  - 
Gebiete  der  philosophischen  «Vehrheitserkenntnis 
herausstellen,   ^s  erstes  bei  dem  jüdischen 
Philosophen  Spinoza  und  als  zweites  bei  dem 
griechischen  Philosophen  Piaton. 

Alle  Denker  versuchen,  irgendwie  eine 
Antwort  zu  geben  auf  die  Frs^e ,   in  welcher  Art 
und  yyeise  die  Endlichkeit  aus  der  Unendlichkeit 
entsteht,   j^her  diese  Aitinomie  zwischen  Unend- 
lichkeit ujid  Endlichkeit  ist  gar  nicht  zu  'iber- 
brücken.  Wir  müssen  uns  ddn  Raum  unendlich  vor- 
ätellen,  dennwollten  wir  annehmen,  dass  er  irgend- 
wo begrenzt  wäre,  so  würde  die  Frage  entstehen, 
was  hinter  Äer  Grenze  liege.   Andererseits  ttt 
unsere  irdische  Umgebung  eingebunden  in  die  End- 
lichkeit.  Wie  hängen  nun  die  Begrenzungen  des 
endlichen  Seins  mit  dem  Unendlichen,  das  wir  uns 
notwendig  vorstellen  müssen,  zusammen?  Der  Phi- 
lospph  Spinoza  leitet  das  irdische  Sein  in  seinen 
zahllosen  begrenzten  Formen  (die  modi)  von  den 
göttlichen  Atributen  ab.  Das  Sein  und  G'tt 
ist  ein  und  dasselbe.  Das  Göttliche  hat  jedoch 
zahllose  Erscheinungsformen,  die  Spinoza  Atribute 
nennt.   Das  göttliche  Sein  selbst  und  ebenso  die 
Atribute  sind  unendlich.   Aus  den  Atributen  je- 
doch entfächert  sich  das  irdische  Sein  mit  seinen 
zahllosen  mannigfaltigen  endlichen  Formen.  Aber 
wie  ist  dieser  Uebergang  möglich?  (Vie  kann  aus 


-.  9  -^ 

dem  unendlichen  -Atribut  etwas  Endliches  entste- 
hen? Darauf  gibt  uns  Spinoza  ke  ne  -Antwort* 
Es  ist  eben  sOi^  Und  es  mutet  uns  so^ar  fast 
ein  biDcherT*^--iH>fiyr€H5fi.  an,  dass  der  grosse  und 
scharfe  Denker  an  diesem  Punkte  naiverweise 
vorLiber,_7eht,  und  keine  klügere  Mtwort  geben  kann 
als  jeder  einfache  andere  Mensch  auch.   Wir 
sehen  also  wie  schon  der  Philosoph  scheitert 
an  der  Erklärung  des  Zusammenhanges  zwischen 
dem  greifbaren  irdischen  Sein  uüd  dem  ungreif- 
baren ewigen,  geistigen  und  göttlichen  Sein, 
also  zwischen  Idee  und  Wirklichkeit. 

Ganz  anders  geht  der  Philosoph  Piaton 
NTor*  Er  lehrt:  Vor  der  Geburt  iat  die  Seele 
im  Reich  der  Ewigkeit  versunken  in  die  Anschau- 
ung der  Ideen.   Dann  wird  die  See  e  geboren  und 
alles,  was  sie  im  Jenseits  gesehen,  ist  vergessen, 
aber  beim  Heranwachsen  des  Menschen  kommt  durch 
die  äusseren  Aistösse  des  Erlebens  die  Erinnerung 
wieder,  die  Anamnesis.   Alles  Erkennen  ist  für 
Piaton  Äiedererkennen,  »i/'iedererinnerimg  an  das 
vor  der  Geburt  Gescheute.  Pur  Piaton  sitt  es 
also  auch  keinen  Uebergang  zwischen  Jenseitiger 
Ideenwelt  und  diesseitiger  Wirklichkeit .  Er 
versucht  such  gar  keinen  derartigen  üebergang  zu 
konstruieren,  sondern  er  legt  zwischen  die  beiden 
Welten  in  einer  ganz  herrlichen  dichterischen 


-  10  - 
Art  und  .Veise  den  Schlaf,  das  Versunkensein, 
das  Nichtwissen  um  was.  Und  was  er  uns  hier 
lehrt,  iöt  von  eindringlicher  Anschauungskraf t . 
Ueberall,  wo  ein  .Widerspruch  zwischen  Idee  und 
Wirklichkeit  vorliegt,  liegt  ein  Schlaf,  ein 
Vcrges..en  und  Yersimkensein  dazwischen,  ein 
Nichtmehrwissen  um  die  Idee. 

K/ir  könnten  also  ?  uf  die  Präge: 
Warum  so  häufig  ein  «Viderspruch  zwischen  Idee 
und  »Virkli'ohkeit  besteht?  die  ^ntv/ort  geben: 
Weil  eben  die  Wirklichkeit  das  Erwachen  in  die 
harte  raumbegrenzte  »Veit  des  irdischen  Neben- 
einander ist,  die  .Veit  der  Ideen  jedoch  eine 
herrliche  Traumwelt,  zwar  von  unendlicher  Schön- 
heit, aber  von  ebenso  grosser  Schwierigkeit  er- 
füllt, sie  über  die  Grenze  des  Versunkenseins 
hinüber  in  die  -/irilichkeit  zu  übersetzen. 

Dies  gilt  jedoch  nur  zionächst  von 
der  Präge  der  »Vahrheitserkenntnis.  t^enn   es  sich 
jedoch  um  Fragen   des  sozialen  und  moralischen 
Lebens  handelt,  dann  sind  ^vir  verpflichtet,  je- 
nen Punkt  der  Ideenverwandlung  und  Verhinderung 
bei  der  Ueberse«zusg  in  die  -Wirklichkeit,  ge- 
nauer ausfindig  zu  machen.  Und  hier  wollen  wir 
nun  zurückgreifen  auf  die  3  Beispiele,  die  wir 
zuerst  anführten. 

Das  erste  Beispiel  von  ben  Asai,  der 


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-  11  - 

den  Nichterf  aller  der  Pflicht  ,xja  die  Menschheit 
zu  erhalten,  einen  Mörder  nennt  und  einen  Men- 
schen, der  die  G* ttähnlichkeit  in  der  Hell   ver- 
ringert, datei  alDer  Gelbst  gar  nicht  verheiratet 
ist#  ^0   liegt  hier  der  Punkt,  an   welchen  der 
GKLehrte  seine  widersprechende  Praxis  zusammen  mit 
seiner  Idee  in  einer  Seele  bewehren  kann  ?  Er 
gibt  selbst  die  Aitwort,  indem  er  sagt:  nafschi 
choschko  bathauro,  meine  Seele  hängt  in  über- 
grosser Liebe  an  der  Thora,  an  der  göttlichen  Lehre 
Er  meint  also  folgendes:  iienn   er  eine  Ehe  eingehen 
würde,  s.  würde  er  durch  die  Belestimg,  die  eben 
eine  Ehegemeinsc  laf t  mit  sich  bringt,  vom  Stu- 
dium der  Thora  abgehalten  werden,  und  er  könnte 
nicht  mehr  diejenige  Aifgabe  erfüllen,  die  ihm 
die  höchste  dünkt,  nämlich  die  G'tteslehre  zu 
erforschen  und  zu  verbreiten.  Der  //iderspruch  ist 
also  bei  ihm  daraufi  zu  erklären,  dass  er  sagt: 
Ich  habe  nicht  die  Kraft,  beide  Aufgaben  zu  er- 
füllen: Studium  und  praktische  Menschenerhfdtung. 
bVir  müssen  uns  also  in  die  -Aufgabe  teilen.  Ich 
will  dem  Studium  obliegen,  der  wahren,  die 
Menschheit  erhaltenden  Lehre  \ind  andere,  die 
diese  Aufgabe  nicht  erfüllen,  sollen  zur  praktische 
Erhaltung  der  Menschheit  beitragen,   ffir  dürfen 
also  durchc'us  nicht  etv/r  von  einer  Heuchelei  spre- 
chen, sondern  die  skxxs±gK  Praxis,  die  von  der 
Idee  abweicht,  ist  eben  zu  erklären  aus  der 


--  12   - 

beschränkten  Kraft  des  Menschen. 

Und  wo  liegt  nun  der  Punkt,  an  dem  die 
Praxis  der  Inqueisitionstribunale  von  der  Hoheit 
und  Reinheit  der  Idee  der  Nächsten^rund  Fc^indriSi- 
liebe  in  unerhörtem  Maße  abweicht  und  sie  geradezu 
ins  Gegenteil  verkehrt?  Die  Ursache  ist  eine  Vor- 
stellung, dass  nämlich  die  Seele  des  Abtrünnigen 
im  Jenseits  ewig  in  der  Hölle  zu  schmoren  hätte. 
Man  könne  die  Ceele  vor  solchem  Schicksal  nur 
bewahren,  wenn  man  den  Kö  rper  schon  auf  Erden 
bestrafe,  und  das  geschehe  eben  dad'n;.ch,  dass  man 


ihn  lebendig  verbrennet 


•ffir  erkennenan 


dieser  Vorstellung  mit  Schaudern  den  Punkt,  an 
dem  eine  Idee  der  Liebe  ins  absolute  Ge^-enteil 
verdreht  worden  ist;  aber  vir  erkennen  zugleich  avc 
dass  es  durchaus  mögli<Ji  ist,  den  Punkt  heraus- 
zufinden, an  den  die  «^rklichkeit  sich  von  der 
Theorie  scheidet. 

Oanz  besonders  interessant  ist  jedoch 
das  dritte  Beispiel  von  der  zerstörten  Stadt, 
ein  Fall,  der  trotz  der  scharfen  Mkündigung  und 
j;' orderung  nach  dem  Zeugnis  des  Talmuds  nie 
vorgekommen  ist.   .Varum  ist  in  diesem  Falle  die 
Praxis  nach  der  Seite  der  Milde  hin  von  der 
grausamen  Theorie  verschieden?  Nun  wir  g.hen 
nicht  fehl,  wenn  wir  als  Ursache  hier  wie  an 
anderen  Stellen  unseres  Judentums  den  Gedankan 
Hilleis  anführen:  Dass  man  den  Nächsten  nicht 


-  15  - 
richten  solle  ,  solange  man  nicht  in  seine  Lage 
gekommen  sei.   Richte  nicht  allein,  so  heisst 
es  an  anderer  Stelle,  de  \n   Richter  ist  nur  der 
eine,  ist  &Ht!   Weil  wir  Menschen  also  die 
Zusa  imenhänge  nicht  bis  ins  Tiefste  durchschauen 
können,  deshalb  sollen  wir  vorsichtig  sein, 
und  deshalb  hat  das  Judentum  hier  wie  en   so  vie- 
len Steilen  solche  Bedingungen  vor  die  Verurtei- 
lung eingeschoben,  dass  das  Geq^^tz  gar  nicht 
durchzuführen  war  und  ist.   Hier  sehen  wir  also, 
wie  die  Praxis  zum  Guten  von  der  Theorie  ab- 
weicht und  zwar  wiederum  unter  einer  Vorstellung, 
derjenige  nämlich,  dass  wir  jegliches  Unrecht  auf 
Erden  vermeiden  müssen,  und  dass  v^ir  lieber  ein- 
mal Menschen  unbestraft  lassen,  als  dass  wir 
Huch  nur  einem  einzigen  unrecht  tun. 

Tn  grotesker  Weise  jedoch  wird  von  dem 
mittelalterlichen  Christentum  die  Vorschrift 
der  abgefallenen  Stadt  aufgenommen  und  durch- 
geführt im  Gegensatz  zum  Judentum.   Als  die 
Kreuzfahrer  gingen   Jerusalem  zogen,  da  haben  sie 
nibht  nur  vorher  die  jüdischen  Gemeinden  auf 
ihrem  Wege  vernichten  wollen,  sondern  sie 
haben  auch  Stä<|te/I  mit  ähristlicher  Bevölkerung, 
die  nur  einer  anderen  Richtung  angehörten,  dem 
Erdboden  gleichgemacht,  und  zwar  mit  Beruf img 
auf  *ie  abgefallene  Stadt  im  5.  Buch  Mose*  Und 
wie  war  dies  möglich?  Nun  es  steht  im  5,  Buch 


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X  -L^  «,U,  Ffe  re^M  /!t_^^'  ^  XV. 


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-  14  - 

Mose  an  der  angeführten  Stelle  noch  ein  eigen- 
t'imlioher  Satz,  der  gerade-zu  als  moralische^ 
Korrekt4»  und  Vorsichtsmassregel  fxmgiert*  Es 
wird  nimlich  gesagt:  welau  jidbafc  bejodcho  me- 
umoh  min  hacherem  (5«Mose  13,18),  es  soll  nicht 
an   Deiner  Hand  das  geringste  von  dem  Banngut 
kleben  bleiben!   Damit  war  eine  sehr  häufige 
Eigenschaft  der  Menschen  ausgeschaltet,  nämlich 
die  Habgier!  Biese  Eigenschaft  fällt  vollkommen 
weg  als  Triebgrund  bei  der  Beseitigung  einer 
abgefallenen  Stadt.  Niemand  kannte  sich  Hoff- 
nungen machen  auf  Pliinderxing  und  Raub.  Das 
kanonische  Gesetz  jedoch  hat  bei  der  Ueber- 
nähme  der  Vorschrift  von  der  abgefallenen  Stadt 
diesen  Satz  vergessen  und  damit  auch  dieses mo- 
r^lische  Korrekt«Hf  und  nur  so  war  es  möglich, 
d^LL  die  Hab-  und  Raubgier  die  Kreuzfahrer  da- 
zu bewegte,  sogar  Christen  einer  anderen  Richtxmg 
niederzumetzeln. 

So  also  haben  wir  nun  in  verschiedenen 
Beispielen  jenen  Pimkt  kennengelernt,  an  dem 
der  Uebergang  von  der  Idee  zur  Wirklichkeit  statt- 
findet und  zugleich  auch  die  seltsamen  Umstände, 
Mnter  denen  die  Uebersetzung  in  die  »Wirklich- 
keit oft  zu  einer  Verdrehung  wird.'^    ^^^\ 

Und  nun  [uns  scheinen,  als  ob /die  gross 
artige  Einrichtung  der  Loge  einer  grossen  Gefahr 
ausgesetzt  wäre,  der  Gefahr  nämlich,  auf  dem 


•  15  - 

Hege   der  Uebertra^un^^^^  unserer  herrlichen  Ideen 
in  die  «virklichkeit  zu  versagen.  Unsere  Ideen 
der  »Wohltätigkeit,  Brüderlichkeit  und  Eintracht 
sind  etwas  Erhabenes*   Aber  ist  die  ^Virklichc 
keit  trtsächllch  ein  Abbild  und   eine  Verwirk- 
lichung diese-  Ideen?  Hier  schlummert  eine 
grosse  Grefahr,  und   es  ist  geradezu  eine  moralische 
Verpflichtung,  dass  derjenige,  der  diese  G-efahr 
erkennt,  sie  auch  eindeutig  formuliert  und  aus- 
spricht*  »Vo  liegt  die  Furt  des  UebergangejB  von 


■  ■»  »*w  ■wwpaMwM—W***^''**»' 


unserer  Idee   zu  unserer   *»irklichkeit?     Darauf 

müssen  wir  wohl   die    Mtwort  geben:    Sie   liegt 

In   der   Gegend   der  hc^rten   Schwierigkeiten  des  Le- 


,-».  .^i^j^^^ef^iw^i»' 


bens.  Man  hat  nicht  so  leicht  die  Möglichkeit, 

. .   . , ,  '-*^ 

■■in  ■. . 

mit  jedem  ein  wirkliches  £xiidßxJli^,]iaaJ[ÄJMl^^ 
nis  aufzubauen*  Dazu  fehlt  oft  schon  *w  Zeit 
und  äAe   Berührungspunkte,  abgesehen  von  dem 
Umstände ,  dass  zur  richtigen  Verwirklichung 
unserer  Ideen  ein  häufiges,  ja  sogar  ein  regel- 
massiges  Zusammenkomme  n  notwendig  wäre.  Es 
ist  auch  nicht  gut,  wenn  eine  Gruppenbildung , 
die  ja  kaum  zu  vermeiden  ist,  da  einzelne  sich 
sehr  gut  verstehen,  zu  tief  in  das  Logenleben 
einschneidet,  und  die  persönliche  Berührung  Ix 
und  Verbindun;^  herabmindert*   Aber  das  aus- 
schlaggebende  ist  die  Frage:  Welches  nun  der  ge- 
naue Uebergangspunkt  ist ,  an  dem  gerade  die  Frage 


-  16  - 

imserer  Verwirklichung  strauchelt  und  gefährdet 
wird?  Sollen  wir  mit  ben  Jlssi  sagen:  Wir  lieben 
unsere  Idee  gerade  als  Idee  sü  sehr,  dass  wir 
die  Verwirklichung  ej^dern  überlassen  dürfen? 
Oder  sollen  wir  den  Vorwurf  auf  uns  sitzen  lassen, 
dags  die  Idee  zwar  sehr  schön  aber  die  Praxis  A,:.- 
iÄ^Widerspruch  stunde ,  v^enn   auch  nicht  ganz  so 
scharf,  wie  bei  den  Inq.isitionstribunalen? 
Oder  sollen  wir  sagen  in  iinlehnung  an  die  abge- 
fallene Stadt,  dass  die  Idee  nicht  nur  schon 
Sondern  auch  zugleich  gefährlich  ist,  dennwenn 
man  sie  als  Maßstab  an  das  praktische  Leben  an- 
legte, so  würde  vielleicht  manch'  bitteres  Urteil 
erfolgen  müssen?  Oder  sollenwir  es  wie  Spinoza 
machen,  und  uns  eben  mit  der  Peststellimg  des 
Widerspruches  begnügen,  ohne  dabei  eine  tiefere 
Erklärung  zu  suchen,  oder  sollen  wir  uns  anlehnen 
■n   den  Philosophen  Piaton  und  mit  ihm  sprechen: 
Dass  unser  praktisches  Zusammenleben  nichts 
andees  ist  fls  eine  ständige  Ermrhnung,  sich 
an  die  vergessenen  Ideen  zu  erinnern?  Liegt 
einfach  zwischen  unserer  Idee  und  unserer  </irk- 
lichkeit  ein  Schlaf zustand,  der  unüberbrückbar 
die  beiden  Gebiete  voneinander  scheidet? 

Jede  dieser  Antworten  enthält 
ein  Kämchen  Wahrheit,  und  trotzdem  hat  es 
keinen  Wert,  sich  mit  dieser  theoretischen  Mt- 


-  17  - 

Wort  zu  begnügen.   Wir  müssen  vielmehr  versuchen, 
den  Punkt  herauszufinden,  en  dem  der  Umschlag 
beginnt.  Und  v/ir  glauban,  es  ist  j  ne  Präge 
die  in  den  Spr  'chen  der  Väter  gestellt  wird: 
ese  hu  gibaur,  wer  ist  ein  Held,  und  wo  die  Ant- 
wort  gegeben  wird:   hrkauwesch  es  jizrau,  wer 
seine  Triebe,  wer  sich  selbst  bezwingt!   ^Vir 
können  die  Frage  der  Verwirklichung  unserer  Idee 
nicht  endgültig  lösen.   Wir  finden  so  wenig  wie 
irgendeiner  der  Denker  den  Uebergangspunkt ,  der 
theoretisch  die  -Antinomie  auflöst  und  aufhebt. 
Aber  eine  praktische  Verhaltungsmassregel  finden 
wir  sehr  wohl ,  die  uns  in  unserem  Logenleben 
xmd  vielleicht  in  unserem  ganzen  persönlichen 
leben  zu  leiten  vermag.  Es  ist  die  Forderung 
der  Selbst-Üierwindung  und  der  Selbstbeherrsc;iung. 
Es  ist  unentlich  schwer,  diese  Forderungen  an  sich 
zu  verwirklichen.  Keiner  kann  da  dem  anderen  Vor^ 
Schriften  machen.  Jeder  ist  hier  verantwortlich 
für  sich  selbst!   Aber  ebenso  eindeutig  müssen 
wir  aussprechen:  Es  gibt  kein  Logenleben,  das  sich 
von  der  Gefahr  der  Heuchelei  fernhalten  könnte, 
wenn  nicht  die  Forderung  der  Selbstüberwindung 
jedem  von  sich  selbst  vor  Augen  gestellt  wird! 
Wir  müssen  zurückdrängen,  was  uns  betrübt,  uns 
niederdrückt,  uns  verl*t/.t;  Wir  müssen  zu- 
saamen stehen,  u»/über  alle  Ereignisse  hinaus 


unsere  Idee  in  unserem  Leben  zu  verwirklichelT^er- 


4 


-  18  - 
suchen*  Und  so  w'insche  ich  denn  in  diesem  Au- 
genblick unserer  Loge  für  das  kommende  Jahr, 
dass  sie  einen  Portschritt  macht  in  der  Bewälti- 
gung jenes  schwierigen  Problems  der  Verwirk- 
lichung unserer  Tdee,  der  Herbeiführung  einer 
Uebereinstimmung  zwischen  Theorie  und  Praxis, 
zwischen  »Vorten  und  Taten! 

Mit  diesem  <Vunsche  beendige  ich  nun 
den  Termin  1935/36,  in  welchem  ich  als  Präsident 
die  Führung  der  Loge  übernommen  hatte,  und  lege 
hiermit  den  Hammer  in  die  Hände  des  hochwürdigen 
Delegaten  der  Grossloge  zurück. 


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an  riZIIliiläiul  an  Ort  v.n 


«  ^ 


(1   /^ei-t  und   i^ruiemt   i.-n   vv. 


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evl^;'hnen.    TTicuts   if^t   dein 


T r.ar ro-oni e   svvi  s ohei 


^    n. 


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Lensciien  ferner  als  die 

i::;clistens  für 


n   ▼»••  • 


eist  v:^:ia   i-urpe-j 


einen  .'^.w^enu 


liß'"  lan^^  er":' ei  cht  einmal  ei 


n 


.len:'^>C'i.  den  rnisri  e 


iclienden  PauiepiniVt   Ira  steten 


•'  • 


jav 


fe.    /l)er   irner  von  n 


euem  "beginnt  w:  eder   dei 


rr. 


'[nv: 


f     -ncv  Geist  v/ill   sich  unaT)}i::nis  vom  ri^rper 


rr 


um  nerrsoijer  der 


AT 


JL' 


Ircle  anfsclrvin^jen.  Aoer  ei 


l-iuft  Ge 


fair   ^/.u  entRcl-inden  irnd  eine  v;"l].i£:   -n^ei^ 


T- 


"1   *-«  r-  T' 


stire  Erde   r:ur.^ci::6U'-as 


en 


•  XJ 


seinen  eigene 


}.i.  ^-( 


esetzen 


V 


ormmidscbaft    des   Cei 


er  ^'■''rner  vdll  nur 
lienen  und  sicli  von   der 
tes  T)efreien.  ITnd  so   l-.aift 


I 


er 


n-e:rnlir,in  Blindheit    zv.  erstLclcen 


Icliavipi'^t 


-  rr      n 


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MJAI 


C"b''ei"t    :-iT,^'j.eicxi  m   aieseiu 


I      <•'^ 


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fe   ist   die   Idee.    I 


■'-'-t 


1(1  Ron  sind   ^-ott.]  ict'es    -i:;en= 


tiim.    ]"iir  T-.e^jin. ebben  I'enRclien  v,/ j  r 


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n       1  flT 


e   Ccli?^;;:  i^iiteil 


Üe  verk'Andeten 


dt   dnn  LlicT:  des   Profeten, v/as    sxe 


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IrUnnten.    Der  ".'e^  'dieses  .■.u;is\.j.e£es 


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Idee.    Scv/eit    es   dera  Lien  >chen 


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tt'icnen  G-eist'^-^^   in  dr^s   ir=:: 


dische  Ziehen  e in^iiilo nn.en ,  ncvreit   ist   er  vor"' 


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npcli  rmtes:]rlAren   r:erecnn( 


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0  0  7\':x^-.^zce   sind   in 


den  /aiijen  G'tte 


:>      V 


•ie   ein 


^er\v^  '^r  vor":'''*er^:iri2 


i'  i 


Ir  '^-enschenlrraft   daT^ert   e 


unendlich  l'-.n£,lo 


-1    r< 
jL.  »j 


eine  Idee 


.eil 


hinter  uns.aen 


Elir  e  r  1d  i  c  t vaifj  ^  e  £-  e  n 


eiT'.':Vrl:liclit.    Jahrtausende  l.iesen 
t   uer  Menschheit  verldmdet ,daDs  die 
Vr,1-,er  imd  ?:utter  dm  Aus^'-aiss^-- 


•pujiht    r'lr    ^ede   r.o 


nn. 


Tss.    IvT^ier  v/ieaer   jecioc 


siale  Tlntv^ichlung   ■-■n.ni  Guten  Meten 

1  toTjt    '.GT  r.amr'f  der  Oene= 


Tt  ,-.  rvt 


ra 


tionen  nnd   -.err-.tclrt  das  Gute, da c  die  r;iternge= 

e:'t  Jah-rlhaus  enden  XI" 


neration  r'esc-'af 


fen 


•   »-> 


hallt  durch  die  Menschheit  das  Verhot  des  ^'ordes, 
Llehsta'nls  und  Ilhehruchs  als  Ausdruch  des  Verhotes 
d.:s  T.^enschen  T.ehen,neoi't  'nid  Ileinheit  su  ranhen. 


TT, 


nendlich  an  ^ 


rr  _  1, 


1  oind  die  Ghnden  z^^-^exi   diese 


t 


Ideen, rlle   den  'Tillen  G'ttes 


<     4. 


i^-f  nrden  verr'fl 


Lii'^en 


er 


sollen.    Ceit   Jalirtausenclen  lehrt  uns   rlr,s   aus   rl 
beilirjen  Elnsaiiilveit   iTer   Sinaiwi^ste  aufrausohenrl.e 


U 


Verbot   des    *^Du  sollst   niclit  be.-e^'.ren"   das 
mitte]  5 die  reine  Atr^osT^liäre   soriai.er  ">j.tv/_i  clrli 
m'>lic]ii:eit    7\x   :^oliaf:u 


au.uer- 


n\R 


o 


en,   '.'o  ITeJ.d  und  0-ier  l^elc-npft 


Wf2rden,aa  erst   -Tinde-!;   rler  C-eist  iüSüSri  iruclitT 


:ir:ren 


.i.> 


r  ^ 


den, um  f'*r  das 


'»r 


chstu.m  cl"''cl'licl'er  --^irincni 


A 


eine   r;tiltie    zu  "bereit 


er 


•    ^ 


M:er 


nur   in  Torten  ist 


de) 


I?nscijen  diese  hohe   Idee  bekannt.    In  der  T/irlv^ 


lich^.:eit    -erfresf^en  ITeid  und  Gier   die  Lele 


ensmo;r= 


j-ich]:eit   uei 


T 


^ensohen 


0  möcijte  man  in  dem  ICampfe   zwischen  r':tt 


1  i  o.\ 


liehen  'preiste  und   erdrebundenem  Kcrper  vermeifeln 
.ber  dem  renschrn  i 


1    Verz^.dLflun<^'' 


rll 


LCht   restattet 


nur  v/eil   er   lebt.   Vivl  wenn  die   r^sunr;  der  Idee 
Tausendsten  Ilale  vernichtBt 


zuxa 


iro.  ,sc  muss   der  üensch 


aim  tausendundeinten  I'ale   dem  ICa 


am;:^-   von  neuem  be- 


sinnen.   IiiLier  V7ieder  neue  ""ittel  muss   er 


orsmnen 


um  nicht  I^rde  ujid  Menschengeschlecht   der   d  iiTrlen 
ITacht   rettruigslcser  Vernichtuji^  ^les   Geistes  und 
der   rS.ttliclien  Ideen  au.sr.u liefern. 

Ein  "Uttel   in  diesem  Kampfe   sind  ':leinere 
Gemeinschaften, die  keine  andere  Ab-^^o-cht   haben, als 
die   Ideen  £:ottlicher  I.!ensch].ichl:eit   zuerst  in  klei^ 
nem  Kreise   r-u  verv/irki  icfien,aam:it   sie   ein  Spruns^ 
brett  ^'^^rden  fwr   die   p;lückhafte  Entwicklung;  des 
San^^en  nenschengeschlechtes.   Keine  andere  Auf^-abe 


♦ 


hat   auch  die  Gei.ieiTii'.cViaft  unserer  Zicnlo^'e, deren 
Juloiläumstac  wir  heute   £:Gdacl:t   hahen,    ITicht   d^s   ist 
ihr   ^«^eBenjdass   ir£;ejid   ;]eiiiand  aus,:;e3C'-0.033en  \7erdej^ 
S^II^sondern  dass  hesondere  Verr^fliohtunr;   rur 
Idee   in  den  Auf pvahenlrreis   i>'rer  C^lieder   ein>j;esC'0..cs= 
sen   ist-    Ho  -ie   ei:i   I'ensol^-  Freundschaften   hildet, 
um  siC'i  mit   donen    r-u  verhinden, deren  'Tesen   er   siel) 
jSiiggllSxlg  veia^andt   f;:]ilt,sc   ist   das  Verhindende 
'anserer  I'enschen  die  Anerhennunc|:aäal  der  hescnderen 
Verantw-'-^rtung   ce':en';lher   der  Idee  göttlicher  I'ensch.- 
licl'Veit.    TTicht  t^erhehlic-^heit   ist  Ivennzeichen 
dieser  Verhinduns^denn  ihre  I.:enschen  sind  nicht 
hesner  rls  Tenschen  ausserhalh   ihres  -reises- 
scndern  das  Bevaisst sein, dass   der  Hanipf  vxi  die  Ver^^ 
v/irhlichun£;  der  Idee  aus  Verantwortung;  £:e£:en  die 
aesc'iichte  unseres  Judentums  -:enir:3ten3   in  hleinen 
ICreise   ausrefocliten  werden   soll* 

So   XEM  SiieiC  herrscht  au.ch  nicht   die  Ileinunc, 
dass  Vollendete   sich  hj.er   susanL-ien-efunden  ]u*,tten; 
aher  iTimerhin   stetir  Eärapfende.    Das   "esen  dieses 
::reises  ist   so  nufsebaut ,dass   die   Ideen  der  in 
O'tt   ^;ehundenen  und  aus   ihm  erblühenden  lIenschlich^-= 
heit   eisentlich  als   steter  Vor*urf  am  Herzen  der 

Brüder  naren  i^^^^"t^ßctt?iS]iifi  ^^'^'^  ^^^  ^r-inipf  um. 

die  Ver\7irhj.ich_ung'"des/Geistes   im  IvIensclieniijesclLlecht 

immer  von  neuem  entf^^cht  werden;    es   soll  verhütet 

v;erden,dass   tr**re   7Aifriedenheit  miit   sich   seihst 

vergässe,v;feHnder  Geist   der  VAahrheit  und  dee  Frie-~= 


1^ 


clens   Bcl-^cn  ent,wiclien  wJire.    Die  H'lcVschau  soll  nichts 


andere 


r.      •»- 


edenten  als  Tut    zniii  V^eiterscVireiten 


TJnt    zur   nell)sterl:enntnis  und   rur  Bildimr  der   eigenen 
r,eele,T:ut    -.ur  aTäMIIJTKM  Aufsähe, den  G'ttes-eist 
auf  THrden  im  Kampfe  mit   sich   seilest    -^u  ve:avir]vli= 
chen   ,imd  !\it    zur  Srlcenntnis  der  TTnendliclikeit 
dieser  Aufgabe  nau-li  den  '.Torte  des  '.Veisen:   lo  alecha 


liai 


m 


Qacha 
imennu.d 


liKmor,v/elo  r,ts,  loen  chorin  lehihatel 


•o 


L,das3  wir  nicht  lo e s t iiimt  sind, diese  Aufgabe 
:3U  volj.enden,das3  v;ir  aT^er  auch  nienals  uns  dieser 
Aufp:al)e   ent.^.iehen  dürfen  und  vrerden! 


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1.  r "' '.  t  un.  ^'^  s  e  i  "•'■"'  e  i"     e 


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zu  verraeidenC^ev'is:;   ein  v/iclrti:^es   Ideal, des^:>en 
T^edeutun^;    "erade   in   einer   ^eit   erVannt  V7ird,da 


das 


'e-*;:enen  e^nes 


.1  n:: el  wen  der   ^'^nir-^e"'!  H e!:'',e:i.n: 


so'^a-rt   nuf  ^'eT-)nrclet   vfird  nnd  daher   auch  nur  das 


Zaisaniinenstehen.,die    /ern^eiauns  von  t 
irräfte  der  2:cTialtunp;  hervorrufen  Trnnn) 


Z    ^etr^cht   die 


rein   Zv/eifel-dass   diese   Ideale   in  das   ae"biet 


der 


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hre  vom  ■i-^U'iOiv  Handeln 


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ohne   .-ede    «Grau 


isset/'un^^  nach  der  ITotwendi£;;l<"e:i  t 


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deals   der  v;ohltätisheit   frai:;en,30  v/ürde  der 

o-vr7o>ic.  v/ohl  In  ir::end  einer  Form 


Druder  luiseres  Oraens 


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niij.    aj.e  i  .u^  '  a-Oii.'-..e:i..t   um-^- 
in  ITot  Iroiwen  ^nicl  uulAer   der   J^il;re    reddrfen.    Audi 


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in  otroixi  der  Alljerieinheit  l:ono  b0.tiert . 

Anders   lie^t   rlie   r;?iche   Jedoc'',-^enn  die   -ell^st^^ 
verst-nddirdiKeit   solcher   Ideale  J.n  J'r'^^^e     -este^lt 


'vird .    Dös  Fehlen  des    consensus   o^nniu-"'.  "*riri:,t   drai 


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v;ieeine   i^chwin£;e,die   Hrreu  und  ".'eizen  von  einander 
sondert,    T)ie;3enl^en. deren  rriUclcseiaf-i finden  aufdem 
consensu.^s    oirinj...;!  l'ciuiht  ,v.7orden  sicli  V'ahrschoin]  ich 
ohne  viele  Feroinui^i^en  dera  neuen   Ideal  anschliessen. 
P>eim  alten  Ideal  rrerden  a^.er  nur   diejeni£;;en   hj-ei= 
l3en,die  von  der   Cehnsuch.t  nach  \7ahrhei  t    ^etrieloen 
hief-ür   ^  uir,nr;lichere  r^e^-riindunr-en  /;eainden  nahen 


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dieser  rritxK  ncc n  gewisse 


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vf^idii'Vlende    or-o" 


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cell  finden  raocl^te.ftc   r^ri.xj    eine 


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dere  Art  (Ter  T^riti^r  viel   Rcliärfer  an.  "'oiiltäti<;j= 


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Ireit  ist  ins^esonrleve  eine   ^erpf  j  ichtunp;  den 


ch'^^n.ohej'1  UiLM   ^'^rr^i^ven  ;"'e''^' 


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ter  neiien  Verli'*! ''.nisten   ^n.   ej.rer  neven  "He^r^ndun^; 


l^ovi^i-nen,  oder   Sj-C-'    sel>st   end':;*.-"i  t 


^nif/^'el')en 


In  dieser  I.a.^^e   sind  Iieiite   (Tie   Ideen  imseros 


Ordens.    .Tei^ie   IderO  e   oind  ni.c'nt  ^'eoi^T-.etpden  Herren- 


I'OO 


en^;Ciien   ■  u   v-x'/^e^"^ 


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Iia  ^re-enteil  '^'c'^'ien   '•;■?  e 


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K-.^C'  te3   cler  Ein*-elpers;,'rilici vreit 


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Durch  den  n;ar:-oraneiideM   läd^.vidiui"  isir.iif^.    '^^DperniVus 


hot   den  TTen-cnen 


leimatdcs  und  vnirL^eTlGB  £;emac'it 


Vor  iliTv^  vjfn.ljte   F^icli  »^in  scliütic-ender  TTii^^riel   ***ber 


de^t  irdisolien  ^^^eic'^   dei 


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r:o   stünde   der  -ensoli  nun  neni^i^te 

Punl^te   fe3t.    ITacli  CarteGi'^s  V7äre  der  Tensch  nun 


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clen  Verst-raid  cJz  '^Jiyihed.A.rr't  "ictv/enclir  iirid 


neierxT   erlrr-nnt   ^"mrde.    "l^ei 


z\~/ar  u:i.e      e^^ei 


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,nt   ( i a cair c ' : ,  «..i a s  s   er 
^ttes   diirc::  Vernunft 


:nete;    daf 


eclrch   0-^tt   als  Tostulat 


(  A.J.  O 


X'   C  t 


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des   rrj.axiliens   erliol; ,  cV'ne  xvelc^es   es  ^"ein  sittl  ic}.ies 


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ndeln   -^eoen  r.<.'^nne 


'r  f or^'^.uliert   «^as   so:   Das 


moralische  C^esets   führe    "zur  ^^e' i:;ion,d,i,    zur 
,r:rkenntiiis   r.ller  Pflichten  als    r;öttllch.er  Cehote 


8 
nicht   als   SnT-)]rtirneyi,(''. .1  .rd  Ijlolrj.iclier, f^Ir   i?;iclj 
r;e*^i"^st    n>.f ■*]  1  i;:;;nr  VojTrd'iui'^ßen.   o.±'ne^   freMden  '.'Jil~ 
lc''^:> ,  scivlern   n]  s  vesf-^iii:"^  icher  Genelse   (-Ines    jeden 
freien  ^':il].en:^;    f^'r    ^o.c^^   3e"l..hr;f '  (-'rltih   der  prrh-tiscl 
VerM.iin:rt,r--;lev   ^'Vii  ^'-.    -uclr-P^T^r.-  ptsthcV  .  V,Das 

Der  "^r^'-nefi^ss    j.r    rliespr  Ar  f  "n,  f^  Mm  j   hie^t 


cf  f  e'ihrv   (lr,r-i  -^  ^ö~r\':i    "l-^s    ^v'tt"^  ic:  e 


'^r-'i"^  is(,:he   n-e- 


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cetii^   ^•;e:*-Me   G:-tt]  Ichh^/it    d-.'lrrch    o-TreiBen  iiinss, 
d'^n?^    er^   r'^.ö   uri,j:>   CesctL  unse-zes   freien  \Vj  llens 

■n^oh  rdso   ■•er   der*   riic'  ter- 
'"tennch"i  ic^'e?'.  "^-^erviVLn:^t   verr:  >tyfcrter..   Da- 
'  .it    :'St   nafrlir^h   neine  hr-'ft '  ^ehroc-  en,denn   in 
diesen  ^alle   ist   ehen    rlie  nensoMiC'  e  Vernunft 


l^ihl   '■^»-•-^ 


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der  T'fä'  re   "^  ■  t '  • 


Ist    e s    ! r^n.  vervn md er""  ich ,  dr^ s ^>    eines    --a.^jes 
die   D'-chsicht   m.if  einen   von   der  Verrmnft    •;e£;"i.-rl-ten 
nnd  ^'ii'hdirat   anerlranntcn   n't'"    -schr.n   ans  H-r-nden 
der  PefnienlichVeit    fallen   -^el-^ssen  wiirdoyi''?   Jarin 
^.'^Id   es  nur  r-och   einen  C'tt:    das   'aar   die  Verniuift 
sellost.   -^"^her   d:  e^^^'-ni  -'tt   ans '^  esel'ei-vrl'cM  Tufiae 
r.evjei^iinr;  des  r'^eriscdaen   zu  sjc'i   seVost  raachte  nicht 
Halt,    ^cr  ITenscu  hegann  in  seiner  ^'issenschnft 
sich   seihst   anf^r-Xusen.    Das  Vorh-ndersein  der 
menschlichen  Ceele  vmrde   r^ele-nanet  •    Das   Icxihewusst- 
sein  ersclien  fast  wie   eine   öolhstt'hischim^.    der 
Dsvchodor^'e  Tach  erhl-lrte  die  rAenscliliche  '--eele 
nur  nocli  als   eir^   S::nJel  von  Emp findunreiiJ^ '7 enn  in 


hjJMe  :     A^^^-^^ 


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dieser  al"^  remeinen  /aifirisnnc  n.iin   irgend   jemand 
einen  ii^^-iien   ^■^'.'Iter.nnht   aiif  stejj  te,  sc   nnsste   er 

■ro"^r-  lirl;en.    Dieser  neue  I"altepvi2i--t 


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tjiecr^'tisci'e  ^on'/e^na'Ane   eines  I'ainpfeö 
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esimdea   ■^nn ; finden^  f;*r   Ciey-^  VJalinsinn  der   »::^elost-= 


vernichti'na'  haoe"''  .der  n. 


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das3   -,l3   einfncl'e  ?ol'-e  der  T.aif':';stei:.ftrnn5  naci 


dftiu  '^e^et- e  des  Pendelsc 


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entstand, der  he:::iimnrslose  roldel:tivisu-in3Aivi  oem 


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das   IndividiV'im  r.i  fi' i    nelbst    y.v   "^imöten  der   -eneTn- 
sciiaft  vollstr-idir;  arfra"h.    7.B   c^.ht   f'-'r  diese 
scheinn.np;  ei£:entliC'-   '-eire  andere   r.iilJ'nglicVie 

nr:  der  -el'oslferlialtun; 


"rlrlärim  •  als   enen  d-^r  "wp 

der  T.!ar:.öe.die   sich  nicht  von  hei-jirram^s losen  "^eisten 


lo 
nls  I.'it'cel   y^x<n  "vrec"":   rje'orri.ricVen  las.^en  v.'^ll  te:o. 
:Zs  war  jiur   eine  nriclere  -"-rt   c!.e3  "-^oisM-ASjCler  uie 
r:c]r7y.clierijrlie   sie';  iiic-'t   -l^ein  er -irJ  ton  Vcnnten, 
7.11   -eneinsar.er  ril.re     ■.lu-jo.r-rio-n.trtel-).    A'!)er   uns    -anr-ie 
v/ar   eine  vcll  r^fncli;:   en1::;c*tterte  V^elt.    Voa  der 


';.'n  !c"nr.en,'7ar  nic^'tn  ''.u'-if 


e'-'"' ieucn,r."' 3    ein  lieiii- 


'«  <        #■- .  ^  "  l-\ 


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clr.rC':3icLti''^en 


Z. 


veclr'-n  rnancl:rr.j.  •  it  v.'Ornlischen  rrinL:iMien  y.rer--- 


l)r-.\i:it   'Viircle. 


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c-'-cit   ans   .[;r.n'^   rnder-r   -elt    '■^t-"T-Taen,;:el'r'rt   anch 


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die   ist  rein   tV-ec]  orisci'.d/  .    G'  t'i.1je?^c^'en,vcra 
O'ttesloG^^riff  aT^r-eloitet ,    "Hrlrennen  v;ir   i^iin;'ch3t   ein 
mal   ivu:  rlen  f or'n;":.1 -lo.^iscl-en   '^i.isriinnienhanr; :   Das 
Jiidentrm  lelirt jcTpso    die  !^"'vu.e  vrn  C^tt   £;esc]'iaf fen 
v.n'rr!e,*:"nrl  r^aor^    er   den   einen  T'ensclien   nolmf  ,vcn  den 
dann   ';]d.e  IleUvSclien  aust.'^variten.    Das  Ijedentet 


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^■:  n»>H!l!^c^-^S3  ^/:ein  T'enscli  das   r.echt  inid   die 
I.r*2lic*''''*e:^  t   l'.ni;>en   sr.]d  te ,  r;io''   igine  andere ^  i-i,>T; 


»:.>>■■'  t'*    "Ijesnere  -^.uSt^•M^:un>'■''    rn.-^nle'-en. 


ITenr-.C'iIifit,   ''-.e-r-'-nclet .    Giv'.riier   1f;""net.   itlJi/le  ri 

14.      "  T  " 


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ein  /■.l"ist>-ni-tur.i,(1.er   let ?;tg|poliatte"    oiriGG   r].t,en 
Tr  e  Si?  eiiB  t  e  s .  z^-- -^ -.-"'-- -.--"        '-m -|---|    '--r..c^> 

Der  ■?.-.  1  r.n.icl  stellt   (Tn--e-en  uic  I--enF.<-^V''ieit  niclrt 
nur   als  Dejri'^f   sondern,  ad  s    eine    •'.iotcrioclie   T::t-- 
naC'iO  hin.   All'e  renacl-en   sind  I^duisverwandte^eine 
"rcsse  ravddie.    In   ^oder     arrdlie  1-ann  es   -treit   ^'e= 
üen;    al:er   die    I'itailieder  £;elh-'ren  vrnt r en.nl" ar   nnRannen* 


-'^eine  ^islcnssicn  Irann   es   verlena;nen.    '7ir  I-ensclisn    • 
sind  ra'''*der   i*'-   C^tt.    Und  -'"^Iciies   ist   das   reo}  te 
Verlir"^ten  r^vrischen  r.r"dern?   Die  Dr'lder]icI:Vcit !. 
^•is  ^^'o]il7rcl"en,niclit   d-s  rT>eiwo"^  Ten;    die   ITil:r^e, 
nicl't    die   r^törnna  n.nd  niclit   die   Zerstcrnnp;,    Darüber 
hinaus   die  Eintrrc''tJio  ade  3s:s  innerl-all)    eines   ein== 
meinen  Ilenschenkörers  rariucnie  lierrsc^^u-^n  nnss^vrenn 
niCi't  ICrnnlrheit  an.5V.rec''en    sojI/;    so  ranss  auch 
innerhal/b   eines  Volhs^  und  Ilenschheitsl^örners 


12 


TT 


rrf trete.   ':'er}ri  nV.er  I'rarilclieit   a"-ftm^c^-t ,v;enn  Hen^ 

r.chen  leide-, rl-r.n  mms  ir,r.n  l^nen  :-ielfo-n,dern  nir 

leiden  mit   .len  r,r"'dern,-.7ir   e-ä".fi"den  ir.  des  ^'^ortes 

v;^;.:,rotcr  -^edoüt-T.:  ^'iti  eid,-reil  ---ir    ja  i:-  '"nl'rheii; 

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.  .  ,e   --i.-n.nnen--eT-c"rer..    :^'   ent,-'- c]-e^  t,   r.ie. 

rirfrclien  t;  ecd  crinc^^en  Vcrnr..-,net--n,[-  der.   Ccl.ör^e"^ 


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clor  v/is^;onr^oliaft].iG'.'en  V^aa'lieit  .der   den  ''^er  vor-n 


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haT-en  A:**n:'te,  zvj-ir   «"^ie  T'rrdemnr  'jes   n-üttl'l ciien 


einzuljauen.rdjex 


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rlic  •^^e'">nun-;j;  des   drnnd1:'e^"'^i"r"e3  und  Aus^nn^sn^jrijites 
SU  unterlas'^en.    Vermutlicli   ist   dieser  H-rund  nicht 


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ird  vieliiiehr   so   ae:i.n,oas3  nan  un.ter 


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ucien  von  der  'Vahrheit   de^   5'*öttlich.en 


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icht  (3Tu*echen  l)rrauoht.    Geht   i'ian  den  Anr>chaunji^'en 
auf  den  G-ru.nd.sc  v;ird  nan  vielfn.ch   entdechen.dass 


auch   s 0 -'^•enann t. e 


tesl  eivTiuu^:  in  V.'irhlich.keit'  sicr 


niclit   auf  die  Empfindung*   des    ev/i^*en  deheiranisses 
"be:": tfe''''t. :^ endern  auf  einen   H-'tt.den  nen-chen  sich 


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nach  falwschen    ^ra'uildern   :-urecht^eschnit t.en  hatten 


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Ansprache  bei  der  Veranstaltung  "der 
sedeckte  Tisch" (die  jüd. Feiertage) 
am  17-Okt.  1936* 

V/er  sich  einmal  ernsthaft  mit  dem  Wesen 
der  Religion  beschäftigt, der  v/ird  die  Entdeckung 
machen, dass  ihr  ein  eigentümlicher  'rotalitätsan= 
Spruch  innewohnt.  I^s  ist  ja  selbstverständlich, 
dass  schon  der  Begriff  des  el  eljaun,des  ^ochsten 
G'ttes,des  höchsten  Y/esens  die  Unterordnung  des 
ganzen  Lebens  unter  seinen  V/illen  verlangt, also 
die  Unterordnung  des  ganzen  norali.schen, rechtlichen, 
sozialen, kT'lturellen  und  geschichtlichen  Lebens* 
Der  neuzeitliche  Mensch  Versteht  den  Grundsatz 
sehr  gut, dass  nur  derjenige  etwas  erhält, der 
zuvor  etv/as  gibt, sehr  gut.  Dasselbe  gilt  auf  dem 
höchsten  Gebiete  des  Menschenlebens, im  Bereich 
des  Gebens  selber.  Nur  derjenige  wird  sein  l'e= 
ben  retten, der  es  wagt  in  die  Schanze  zu  schla- 
gen, der  es  dem  höchsten  Wesen  hingibt;  ihm  wird 
es  auf  eigenartige  V/eise  immer  neu  geshhenkt 
werden. 

Zur  To*ilität  gehört  auch  die  äussere  •^ebens= 
form.  Man  kann  sich  nicht  gut  vorstellen, dass 
ein  Mensch, der  auf  R' inheit  seines  Inneren 
bedacht  ist, nicht  auch  auf  äussere  i^einheit  sei= 
nes  Körpers  und  seiner  Kleidung  sehen  sollte. 
Man  kann  sich  auch  nicht  gut  denken, dass  ein 
Mensch, der  seine  Seele  rein  erhalten  will, etwa 
wahllos  jede  Speise  in  sich  hinein  schlingt.  Die 


I 


Entstehung  der  Reformbewegungen  aller  Art  spricht 
hierin  eine  deutliche  Sprache,  Manchmal  wird 
scherzhaft  und  doch  in  tieferem  Sinne  wahr  das 
Wort  gebraucht:  Sage  mir, was  du  1sst,und  ich  sage 
dir, was  du  bist.  Man  seil  nicht  glaiBtben,dass 
ein  religiöser  l^-'ienschjdass  die  Religion  achtlos 
an  solchen  Zusaiimienhängen  vorübergeht*  \7er  das 
Judentum  auch  nur  ein  klein  wenig  l:ennt,der 
v/eiss,dass  seine  Anhänger  nicht  erst  von  den 
modernen  Reformbewungen  auf  die  V/ichtigkeit  der 
Ernährungsweise  aufmerksam  gemacht  werden  muss= 
ten. 

Darujn  darf  es  niemanden  vervmndern,dasB  das 
Judentum  im  Rahmen  seiner  Totalitätsforderung 
auch  einen  sehr  v^richtigen  häuslichen  Teil  hat, 
und  dass  in  dem  Unternehmen  unserer  Frauen, der 
jüdischen  Gemeinde  Hannovers  einmal  clie  Art  und 
Weise  von  ö"^idischen  Feiertagstischen  vorzuführen, 
in  Wahrheit  aus  einer  ti^'fen  religiösen  Wurzel 
quillt.  Es  ist  d^rchaus  nicht  so, wie  es  viel= 
leicht  von  manchem  missverstanden  wurde, als  ob 
in  dieser  Ausstellung  gefeiert  werden  sollte. 
(Daran  wurde  dann  die  Kritik  geknüpft, in  so  ern= 
ster  Zeit  dürfe  man  nicht  feiern).  Aber  hier  wird 
nicht  gefeiert, sondern  hier  wir§  in  origineller 
i-^rt  eine  Seite  jüdischer  Religiosität  vorgefihrt, 
für  die  gerade  die  Jüdische  Frau  verantwortlich 
ist. 


Es  gibt  einen  deutlichen  Bev/eis  dafür.  Be= 
kanntlich  legt  das  Judentum  einen  grossen  '^Veft  auf 
die  Erfüllung  von  mizwaus ,von  göttlichen  Geboten, 
weil  eben  dadiatch  die  Unterv\rerfung  unter  den  gött= 
liehen  Willen  am  deutlichsten  zum  Ausdruck  kcmmt. 
Die  Frauen  sind  von  sehr  vielen  dieser  Mizv/aus 
befreit, aber  nicht  etwa, weil  sie  geringer  einjge= 
schätzt  werden  -wie  irrtümlicherweise  manchmal 
angenommen  wird-  sondern, weil  sie  -wie  der  ^aüimud 
es  ausdrückt-  befreit  werden  soll  von  allen 
mizwaus  schehaseman  geromo,von  allen  Geboten, die 
von  der  Zeit  abhängen.  So  z.B.  braucht  die  Frau 
nicht  Tefillin  zu  legen, weil  dieses  Gebot  nur  die 
Tages-  nicht  auch  für  die  Nachtzeit  gilt.  Unter 
diesem  Gesichtspunkt  bleiben  für  die  Frau  nur 
wenige  äusserliche  Gebote  übrig, wie  Lichterent" 
zünden  am  Freitag  Abend  undgl.  Warum  handelt  das 
Judentum  so?  Die  Antwort  ist  klar:  weil  es  die 
Frau  befriien  v/ill,um  ihr  die  Wirkungsmöglich= 
keit  auf  dem  Gebiet  zu  geben, auf  dem  ihr  frau= 
liches  Wesen  am  besten  zum  Ausdruck  kommt, auf 
dem  Gebiet  der  Häuslichkeit.  Hier  soll  sie  wirken 
als  esches  chajjil,als  wackeres  Weib, das  seines= 
gleichen  nirgends  hat;  so  wie  es  der  königliche 
Sänger  schildert , dessen  dichterische  Worte  jeder 
Jude  am  Freitag  Abend  nach  dem  Gottesdienst 
sprechen  s oll, wenn  er  nach  Hause  kommt, und  ihn 
da  die  Sabbatlichter  mit  traulichem  Schein  be= 


vN 


V/ir  leben  nun  heute  mitten  in  einem  re= 
ligiösen  Umbruch,  Immer  deutlicher  formt  sich  die 
Front:  Religiöse  und  antireligiöse  %ltung*  Reli= 
gion  ist  schon  heute  keine  Fra^e  de»  Diskussion 
mehr, sondern  eine  Frage  des  ^^ebenSjd.h.  des  Leben- 
könnens. Es  wird  immer  deutlicher  werden, dass 
die  relgiösen  Lebenskräfte  in  allem  Geschehen 
letzten  Endes  die  entscheidenden  sein  werden. 
So  etwas  fühlen  die  Menschen, auch  wenn  sie  sich 
mit  V/orten  keine  Rechenschaft  darüber  geben  kön= 
nen.   Aber  man  spürt  ganz  deutlich  an  den  Hand= 
lungen,dass  ihnen  ein  solcher  ^inn  innewohnt. 
?/er  die  wissenschaftliche  Literatur  der  Gegenwart 
etwas  verfolgt, der  erkennt  oft  mit  grösstem 
Erstaunen, auf  welchen  Gebieten  die  religiöse 
-^'Vage  entscheidend  eingedrungen  ist.  Es  müsste 
nun  geradezu  wunder  nehmen, wenn  dies  nicht  auch 
auf  dem  Gebiet  zu  bemerken  sein  sollte, das 
hauptsächlich  unsere  Frauen  angeht, also  das  Ge= 
biet  des  häuslichen  Lebens, und  da^^jnit  verbunden 
selbstverständlich  nicht  nur  die  Ausschmückung 
des  Hauses  sondern  auch  die  ^peisenbesetzung 
des  '-^ischeSjWie  sie)?f  sich  durch  allerlei  Ein= 
fSüsse  allmählich  im  Laufe  der  "^eit  entwickelt 
hat. 


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Es  ist  kein  Zweifel, dass  auch  in  der 
Seele  unserer  Hausfrauen  die  religiöse  Besinnung 
angefangen  hat;  und  dies  will  unter  dem  Gesichts= 
punkt,wie  unsere  weitere  Geschichte)^  verlaufen 
soll, viel  bedeuten.  Dass  die  Besinnung  gerade 
an  dem  Punkte  der  Tische  begonnen  hat, mag  manchem 
etwas  seltsam  erscheinen.  Aber  wenn  es  wahr  wäre, 
dass  die  Liebe  durch  den  llaßen   geht, dann  müsste 
es  unseren  Hausfrauen  gelingen, auch  die  ^"^eligion 
des  Judentums  den  Hausherren  auf  diesem  Wege  wie= 
der  schmackhaft  zu  machen. 

In  Wirklichkeit  ist  der  Ansatzpunkt  noch 
viel  seltsamer, als  man  glaubt.  Wir  sehen  hier 
gedeckte  Tische.  Der  gedeckte  ^isch  heisst  he= 
bräisch  schulchan  aruch.  Wir  dürfen  w ohl  annehmen 
dass  nicht  wenigen  der  hier  anwesenden  die  wirk= 
liehe  Bedeutung  des  Begriffes  schuichan  aruch 
bekannt  ist.  Er  bedeutet  ein  Buch, in  dem  alle 
Vorschriften  des  Judentums  so  beqmem  zu  finden 
sind, als  ob  sie  auf  einem  gedeckten  ^ische  lägen. 
Es  liegt  also  ein  geheimer  Sinn  über  den  gedeck= 
ten  Tischen  in  dieser  Turnhalle, die  einstmals  ein 
G'tteshaus  gewesen  -^  er -f  }]<^   "^  q t  -  A'^r   ^' i  m i  rl  i '  r "^ 
^H^mmim^    In  uns  steigt  näml±4h  die  Hoffnung  auf, 
dass  von  dieser  Veranstaltung  der  gedeck  en  Tische 
ein  WilXle  aus strahle, auch  im  Hause  zu  den  ent= 
sprechenden  Zeiten  den  Tisch  nach  Vorschrift  , 
Tradition  und  Minhag  des  Judentums  zu  decken, und 


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damit  dazu  beizutragen, das  glänze  Judentum  wiederum 
in  unseren  Häusern  und  Familien  heimisch  zu 
machen* 

Ein  seltsamer  Midrasch  findet  sich  im  Tal= 
mud  über  das  Kommen  deB  Moschiach,des  Erlösers 
der  Menschheit.  Wann  endlich  wird  er  kommen?- 
Wie  viele  Juden  werden  sich  im  Laufe  unserer 
Geschichte  so  gefragt  haben?  Der  ^almud  gibt  eine 
merlavürdige  Antwort:  YJenn   alle  Juden  Schabbos 

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halten.  Am  Schabbos  gibt  der  Jude  die  ganze  Welt 
für  24  Stunden  aus  der  %nd,um  sie  in  die  '^chöp= 
fergeiialt  G'ttes  zurückzulegen.  Der  Schabbos  ist 
also  der  Ausdruck  der  Totalitätsforderung  des 
Judentums, die  den  Weg  zur  "^rlösung  bezeichnet. 
Vienn   wir  die  vor  uns  stehenden  Tische  nicht  nur 
mit  dem  äusseren, äondern  auch  mit  dem  inneren 
Auge  betrachten, so  könnte  es  uns  scheinen, als 
ob  wir  auf  diesem  Wege, -also  auf  dem  Wege  zu 
unserem  ^eiie-  ein  Stück  vorwärts  gekommen  wä= 
ren.  Dafür  sei  allen  den j eigen  F^^auen  unserer 
Gemeinde, die  ihre  Kraft  und  21eit  für  diese 
Veranstaltung  zur  Verfügung  gestellt  haben, im 
Namen  aller  dir  hier  Anwesenden  herzlich  gedankt! 


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t'^   L^      Zweite  Ansprache. 

\^enn   jemand  nach  einer  der  grundlegenden 
Lebensformen  äncht^ohne  die  das  Leben  überhaupt 
nicht  bestehen  kann, die  also  gleichsam  aais  dem 
Leben  selbst  notv\/endiger^.veise  hervor  achsen, so 
wird  er  unter  anderen  sicherlich  auf  die  Lebens= 
form  des  RhxtkiQjIS^nus  _stossen.  Rh.  bedeutet ,dass 
das  Leben  sich  nichF  einfach  nur  abspielt , sondern 
dass  es  sich  in  einem  bestimmten  Zyklus, in  einem 
eigentümlichen  ^aufeinander  abspielt , das  alles 
erleichtert  und  auflockert.  Man  sieht  Bauarjgeiter 
einen  schweren  Gegenstand  bewegen.  Mit  elgentüm"^^~ 
liehen  rhytm.^ufen  erleichtern  sie  diese;;^  ^uf= 
gäbe.  Man  sieht  •^Mjazjslmenscheil  eine  Arbeit  voll= 
bringen  -der  eine  macht  es  langsam, der  andere 
merfcvürdig  schnell, und  der  Unterschied  besteht 
nur  dar±n,dass  der  eine  von  ihnen  eben  den  richti= 
gen   Rh.  gefunden  hat, nach  dem  sich  die  Arbeit 
abspielen  muss.So  gibt  es  einen  fij,n2eliBhytm.  und 
einen  G^njSia^LcJaaXj^rhj^^     die  der  klugeT&ensch 
sich  ohne  weiteres  hineinschickt , weil  er  sie 
als  notwendig  erkennt.  Er  handelt  also  nicht  so 
töricht  wie  .jener  Leutnant. der  seiner  Kompaonie 
vorausmarsohierte,und  dem  der  höfliche  Vorgesetz= 
te  zurufen  musste,die  ganze  Kompanie  habe  falsche 
Tritt, um  nicht  ihn  beschämen  zu  müssen.  Das  ist 
nur  in  dieser  humoristischen  Err:'ählung  möglich. 
In  Wirklichkeit  wird  das  Leben  denjenigen  eines 
Tap'es  be^traf^n  oder  ad  absurdum  führen, der  sich 
glaubt, dem  Gesetze  des  Rh.^jentziehen^  zu  können. 

Dem  Judentum  Ist  das"^esetz  des  Rh.  sehr  gut 
bekannt.  In  diesem  Augenblick  soll  dasjenige 
Beispiel  hervorgehoben  werden, das  hier  eine  Rolle 
spielt , nämlich  der  Rh.  der  Jahreseinteilung, die 
-Aufeinanderfolge  der  Feiertage.  .  er  dieses  i3ei= 
spiel, das  doch  jeder  am  eigenen  -^eibe  erleben 
kann, einmal  durchdenkt , der  wird  eben  den  Rh. 
als  "unabwendbare  Lebensform  des  Judentums  erkennen. 

Da  kommt   zuerst   der^Sabbat.   Mit  unendlicher^ 
G 1  e  :^.  0 !  i  m  13  äißjve  i  1 


'•r-?m,  ^ 


¥e:lt  soitder^  r'le  Erde  besteht.  Gerade  in  der 
H  neinverlegung  in  den  Schöpfungsplan  liegt 


I» »M  IM>««M»J»'WP» 


iwo  nntmiitn. 


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G's  zurücklegt, da  er  auf  die  Herrschaft 
äussere  \7elt  verzichtet  .auf  die  er  ja" 


der  Gedanke  des  unausweichlichen  Rh., denn  was 
G'tt  gesetzt  hat, kann  der  Mensch  doch  nicht  auf= 
heben. 

Und  was  ist  nun  der  Sinn  dieses  Rh.?  Die  Thora 
gibt  uns  eine  wunderbare  Antwcrt.  G'tt  selbst 
ruht  am  siebten  Tage  von  seiner  Schöpferarbeit, 
schowas  wajinfba seh. damit  seine  Seele  wieder  zu 
Sich  selber  kommen  konnte,  -^les  bedeutet  die  ei=^ 
gentümliche^  Verv/endung  des  aus  nefesch, Seele 
gebildeten  Zeitwortes.  Der  Rh.  also, das  wi]l  uns 
das  göttl.che  Wort  be sagen, briiigt  die  Seel.e  v/ie= 
der  zu  sich.  Die  ganze  J/pchjg,  über  ist  der  ^ensh 
in  die  tausend  Einzelheiten  des  Lebenskampfes 
verstrickt;  aber  am  babbat,da  er  alles  wieder  in 
die  ^and 
über  die 

"elTimäl im  ^ugenblifck  der  j^rossen'Ruliejdes  Todes, 

endgültig  verzichten  muss,"äieser  Sabbat  reisst 
ihn  mit  -^llgev/alt  aus  dieser  Verstrickunghe'-aus 
"üJid  macht  ihn  wieder  seiner  göttlichen  S^ele  be= 
wusst. 

DieäälÜg  Grösse  dieser  Leistung^  ird  uns 
vielleicht  b gliras^TTW^r w3:r^^^T^^^         alDe 
Kulturvöl]c.ex..der  Erde  in  der  einen  oder  anderen 
-^orm  den  judischen  Sabbat  angenommen  haben. 

Dieselbe  Leistung  wird  in  anderer  und  ergän^ 
zender  Form  von  unseren  Jüdische».  Eeiaxta^eiL 
voXLbracnt.  Schon  ihre  Verteilung  über  das  «Jahr 
geschieht  rhytm.  Im  ersten  Halbjah-^e  haben  v/ir 
die  Festzeit  des  PessaH,und  im  zweiten  Halbjahr, 
die  der  hohen  Feiert ag e  mi t  dem  abschliessenden 
SukkausfesTe. ■ Ihr  Wirksamkeit  beruht  auf  einer 
^öpp elt en  Le'Bens linl e .  Sie  haben  alle  eine 

ir^eT^^^i^rüntlich^^  Bedeutung , und  ausserdem 


eine dfen  Naturverlauf  betreff endeja  Bedeutung. 

Geistig  ist  das  Pessachfest^die  ^eit  der  Befrei= 
ung,d.h.  die  ZeiV  ,da  v\7ir  uns  immer  wieder  über 
den  unendlich  v;ichtigen  Gedanken  der  Freiheit 
besinnen  sollen.  Dazu  gehört  Schpwuaus  als  die 
Mahnung  sich  der  ewigen  G'ttes^näuhg  -ib  Gesetz 
der  Thora  bevnisst  zu  v;erden.  Freihiet  und  Bin= 
düng  ist  der  Auftakt  des  geistigen  Jahresrh. 


Dann  kommendie  höhen  Feiertage^ die  die  Seele  des 
Juden  bis  auf  d!en"^Grimd  aufrütteln  wollen, und 
beginnen  so  die  zweite*'^äHreshälfte,die  aber  auch 
als  Jahresanfang  für  die  Jahreszählung  angesehen 
wiird, während  Nissan  Jahresanfang  für  die  Monats= 

Zählung  darstellt*  Und  die  ^früttelung  geschieht 

dadurch, dass  das  Judentum  den  Menehen  in  Gedanken 
an  das  .Ziel^^sjfeine^  -i^ebensv/anderung  st  eilt,  an  den 
^ichterst-uhl  ^G ' ttesV^or  dem  er  einst  Rechenschaft 
ablegen  muss. 

Nachdem  nun  der  Men|;^ch  so^^ere"' nigt  ist, kommt 
SukkauSjUm  dem  Juden'  zu"  sagen, aucE''wenn^^   nur 
in  schwanken  Hütten  auf  ^rden  leben  musst,iunge= 
ben  von  Gefahren, so  schützt  dich  doch  G«tt,der 
auch  deine  Väter  in  der  V/üste  geschützt  hat.  Und 
zum  Abschluss  wird  das  p:e±stlp:e   Dach  über  diesen 
jüdischen  Lebnesrh.  gebreit^T^lÄd^m 'man  uns  am 
Simchas..  Thauro  sagt, dass  die  Th.,dass  das  G»ttes= 
gebot  Ulis  er"  leb  enshaus  gesem   alle  Einflüsse  schützt 
besser  als  es  ein  Dach  aus  Stein  und  Eisen  ver= 
möchte. 

"^iese  i^eiertage  haben  aber  alle  auch  eine 
die  Natur  betreffende  Bedeutung.  Sie  sind  Umrah= 
raungen  der ^rntezeit ,  Pessach  beginnt  die  Früh= 
Jahrs  ernte  "Tri  lJalä§Tina,Schtsrvmaus  schllesst  sie 
ab.  Und  ^ukkaus  bezeichnet  die  Zeit  der  Herbst= 
ernte, deren  Früchte  dann  Ja  auch  unsere  Laub= 
hüttenzieren. 

iese  geistige  undreale  Bedeutung  verhalten 
sich' zueinander  wie  Hiinmel  und  "^räe.   Sie  geistige 
Bed.  ist  der  HimmelTcTrr-rgfe'le  die  i^rhe.   Und 
Beides  ahört  zusammen,  ^as  Judentum  lehrt  ims, 
wie  man  die  Ideeen  auf  die  Erde  herunter  iiftat, 
damit  sie  iiTTTrfklei'^keit  ein  Leben  gestalten. 

Diese  titanische  -"ufgabe  wird  noch  von  Jeman= 
dem  übernommen:  von  unseren  tVnnpn^rin  ^  sich  heute 
hier  die  Aufgabe  vorgenommen  haben, den  jüdischen 
Feiertagstisch  als  Repräsentanten  der  ev/igen 
Jüdischen  eistigkeit  hier  auf  ^rden  darzustellen. 

Ihr  J-un  sol]  uns  in  einem  Gedanken  noch  etwas 
deutlicher  werden.  Die  «Wissenschaft  der  PsÄcho= 
logi'e  lehrt  uns, dass  es  Äusserungen  mid  InÄerun= 


en  gibt,  -^.h.  zu  jedem  ^efühl  -eine  Innerung- 
geFdrt  auch  eine  körperliche  Äusse  img,und  um= 
aikehrt  genau  so.  ¥/enn  ein  Mensch  froh  gestimmt 
ist, SO  sieht  man  es  ihm  an.  Das  Gefühl  "bleibt 
also  nicht  in  seiner  Seele  gefangen;  es  tritt 
heraus  uns  äussert  sich. 

Der  £Ma£0£^  nun, dir  solche  Zusammenhänge 
erkennt, wird  daran _ajakaüpfen,,wenn  er  etwas  errei= 
chen  will.  Er  wird  die JpümOrin  denen  ein  heiteres 
Seelen].e\|en  herrschen  so '1, nicht  düster  und  trau= 
rig  sondern  vielmehr  farbenfroh  und  auflockernd 
gestalten.  Er  wird  auch  vielleicht  einen  Menschen 
der  mit  Jierabhängenden  Gesichtswinkeln  dasteht 
und  das  leFendige ^eichen  der  BetrülDnis  darstellt, 
einmal  vor  einen  J;;';£iegel  führen  und  ihm  sagen, 
nun  lege  einmal  versuchsv/eise  dein  Gesicht  in 
Spalten, als  ob  du  lachen  wolltest, und  siehe  da: 
mit  den  veränderten  Gesichtszügen  kommt  auch  schon 
das  Gefühl  der  Freude. 

5^nau,^.so  machen  es  heute  mit  uns  unsere 
Erauen .^  ^0  manche  unter  unseren  Brüdern  und 
XcJiwestern  stehen  da  mit  hängenden  Gesichtszügen, 
und  man  sieht  ihnen  ihre  Gedanken  an:  Das  -^^cben 
ist  doch  zu  traurig.  Da  kommen  unsere  Frauen  vaid. 
sagen:  ^iehdoch  einma  die  schönen.  Feiertags= 
ti.sche,die  alten  Gegenstände* die  '^Eugriis  ablegen 
von  so  viel  Lebenskraft  und  Schönheitssinn  unserer 
y^orfahren;  sieh  einmal  wie  vmnderbar  ein  Jude  sei 
Hgim  gestalten  kann, wenn  er  nur/  will, wie  er  den 
'-eschichtlich  entwickelten, von  G»tt  offenbarten 

ebensrhytmus  in  sein  Haus  hinne innimmt .  Und  es 
wS:a:e  nun  sonderbar, wenn  bei  solchem  Beginnen 
nicht  die  Mienen  sich  aufheitern  sollten, und 
mit  ihnen  auch  die  , Seelen, die  doch  Nachkommen  un= 
serer  grossen  und  heldenhaften  Vorfahren  sind. 

Unsere,. Fa;,§ü^,^  sind  also  heute  unsere  ?äda= 
go^en.  Bekanntlich  heisst  I>-äiasos  Mn^^mixaZT^"^ 
in  jedem  Menschen  Iwui^uhui»  schlummert  ein  Kind. 
Kindsein  heisst  aber  genial,  sein, heisst  nämlich 
ein  wunderbares  Ahnungs/ifühl  für  das  Göttliche 
besitzen,  ^olche  Genialität  ist  lebensbefreiend 
weil  sie  als  rhvtm.  Lehenskraft  den  tVeg  zum — ""^ 


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ewigen  Lebmisrh.  eröffnet, in  unserem  -^alle  zum 
*ljebensrh.  des  ^ttlic ren  Judentums. 

Folgen  wir  also  der  führenden  ^and  unserer 
Frauen, die  sich  mit  dieser  Veranstaltung  eine 
unendliche  Mlihe  und  -^rbeit  aufgeladen  haben.  Ihr 
gLnder,wenn  ihr  die  I*  eiertagstische  und  =Speisen 
geseHen  habt, dann  scheut  euch  nicht, euren  Eltern 
gej^enüb erden  Wunsch  zu  äussern, es  wäre  doch  schön, 
wenn  diese  Tisclievon  nun  an  immer  zur  rechten 
^eit,an  jedem  Freitag  Abend  imd  an  den  Feiertagen 
bei  euch  im  Hause  gedeckt  v/erden;  und  ihr  -^1= 
_ern  Said  überzeugt:  wer  so  geschickter  padago= 
gischer  Hand  folgt, wie  sie  durch  die  Frauen  und 
die  Kinder  geführt  wird, der  wird  zu  dieser 
Äusse'ung  auch  die  rechte  Innerung  erleben;  ä£2 
für  den  wird  das  Wort  gelten, das  in  den  Lebens^ 
rhythmus  des  Sabbat  eingebaut  ist:  JDs  jimole 
s^echauk  pinu  uleschaunenu  rinoh, dann  wird  sich 
rnft  Lachen  unser  Mund  füllen, und  unsere  Zungen 
wird  Jubel  tragen! 


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Ansprache 

bei  den  Tisch-Tennis-Meisterschaften  des 

Bar-Kochba,   Hannover 
am  Sonntag,   d.    21.  März  1937* 

Liebe  Freunde  ! 

Ich  begrüsse  Sie  hier  im  Namen  des 
Jüdischen  Jugendring,  herzlich  und  möchte  unserer 
Freude  Ausdruck  geben,  dass  Sie  sich  zu  frohem, 
jugendlichem  Tun  hier  zusammengefunden  haben. 

Wenn  jedoch  Jüdische  Jugend  zusammen 
kommt,  so  besteht  die  innere  Verpflichtung,  das 
Tun  in  einen  höheren  Gesichtspunkt  einzureihen. 
Darum  möchte  ich  einmal  ganz  kurz  die  Frage  erör- 
tern, ob  denn  ein  Kampf  um  die  Tisch-Tennis-meiste 
Schaft  etwas  im  Jüdischen  Sinne  ganz  Gleichgülti- 
ges ist/oder  nicht.   Die  Antwort  auf  eine  solche 
Frage  hat  schon  der  grosse  Gelehrte  Maimonides  ge- 
geben. Er  schreibt  z.B.  in  seinem  Buch  Pirke  Mo- 
sche  :"  Es  gibt  keinen  für  die  Leibesübungen  eben- 
bürtigen Ersatz  ...  man  soll  bei  jeder  Leibesübung 
mehr  a\;if  die  seelische  Erhebung  als  auf  die  körper 
liehe  Bewegung  achten,  entsprecheni dem  Vorzug  der 
Seele  vor  dem  Körper.  Man  soll  bei  jeder  Art 
Gymnastik  darauf  bedacht  sein,  mit  der  körperliche 
Anstrengung  Freude ,  Lust  und  Befriedigung  zu  ver- 
binden. (Höxter  II,  Seite  75  ) 

Sie  werden  zugeben,  dass  man  diesen 
Gedanken  unbedingt  modern  finden  muss;  er  spricht 
nicht  Anderes  aus,  als  was  in  dem  Begriffe  Kraft 
und  Schönheit  steckt.  Nun  ist  derjenige,  der  es 
ausspricht  kein  beliebiger  Mensch.  Es  ist  auch 
nicht  nur  der  grosse  Arzt,  der  die  Bedingung  der 
Gesunderhaltung  kennt.  Er  ist  viel  mehr  zugleich 
der  Jüdische  Gelehrte,  der  massgebend  das  religiö- 
se Judentum  des  Mittelalters  formuliert  un-d  reprä- 
sentiert hat.  Das  wäre  bestimmt  nicht  möglich  ge- 
wesen, wenn  nicht  die  körperliche  Ertüchtigung 
irgend  wie  auch  eine  Forderung  gerade  des  religio- 


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sen  Judentums  wäre • 

Wir  Juden  stellen  uns  unsere  Vorfahren 
meist  in  einer  falschen  Art  vor.   Wir  glauben,  dass 
sie  zwar  geistige  und  religiöse  Helden  gewesen  sind 
denken  gar  nicht  daran,  sie  auch  irgend,  wie  in 
körperlicher  Beziehung  hervorragend  zu  finden.   Da- 
bei ist  gar  kein  Zweifel,  dass  sie  nicbt  nur  köfr- 
perlich  gesunde  Menschen  gewesen  sein  mussten,  son- 
dern dass  sie  darüber  hinaus  sogar  athletische  Ge- 
stalt und  Kraft  besitzen  mussten.  Ein  Abraham, 
zum  Beispiel,  ist  mit  seinem  Vater  %us  ürchaldäa^t 
nach  Charan  gewandert.  Das  sind  ca.  800  km.  Von 
Charan  wanderte  er  bis  Jerusalem  und  Hebron;  das 
sind  wiederxim  800  km.  Von  Hebron  wanderte  er  nach 
Aegypten  und  wieder  zurück.  Das  sind  auch  800  km. 
Insgesamt  ist  es  eine  Wanderung  von  mindestens 
2400  km.   auf  ungebahnten  Strassen,  durch  Wüste, 
verbunden  mit  zahllosen  MühseligkeiAen.  Kann  dies 
ein  anderer  Mensch  ertragen  als  Jemandvvon  grosser 
körperlicher  Kraft?  Oder  denken  wir  an  Mose.  Er 
hütete  die  Schafe  des  Midjanitischen  Priester  Ji- 
troh  in  der  Wüstensteppe  und  war  also  bei  Tag  der 
glühenden  Sonne  und  bei  Nacht  der  Eiseskälte  ausge- 
setzt. Mus»  es  nicht  ein  Mensch  von  ungeheuren 
Ertragungsfähigkeiten  gewesen  sein.  Der  ]i*i  der 
dieses  begriffen  hatte,  war  der  grosse  italienische 
Bildhauer  Michel  Angelorf,  Seine  Mosesgestalt , ist 
eine  herrliche  Athletengestalt,  und  er  hat  Äecht. 
Der  Körper  ist  das  Gefäss  der  göttlichen  Seele. 
Das  ist  Jüdische  Anschauung.  Darum  muss  man  avif 
seinen  Körper  ebenso  viel  Gewicht  legen,  wie  auf 
seine  Seele  ;ind  daher  kommt  es  ,  dasa  die  gymnasti- 
sche Ausbildung,  dass  die  turnerische  Uebung,  dass 
der  sportliche  T/ettkampf  tatsächlich  in  den  Rahmen 
des  Judentums  hineingehört,  und  dass  es  nicht  zu- 
fälliger--weise  nur  ist,  wenn  Maimonides  in  sein 
Schriftum  auch  ein  Kapitel  über  die  gymnastische 
Ausbildung  angeführt  hat. 

Warum  ich  Ihnen  das  sage  ?  Nun,  aus  dem 
einfachen  Grunde,  weil  wir  alles,  was  wir  tun. 


als  Juden  tun  müssen  und  wollen«   So  wAnig  ein 
Teil  unseres  Körpers  isolieren  und  leben  kann,  so 
wediAg  darf  irgend  eine  Betätigung  des  Juden  sich 
von  seinem  Jude  sein  isolieren.  Wir  sind  eine  Ein- 
heit als  Persönlichkeit,  wir  müssen  auch  eine  Ein- 
heit werden  und  sein  als  jüdische  Gemeinschaft. 
Aus  diesem  Grimde  hat  einer  unsereit  Weisen  gesagt: 
dass  er   -  indem  er  bade-  ein  heiliges  Werk  unter 
nehme,  weil  er  das  Grefäss   der  göttlichen  Seele  rein| 
erhalte.   Aus  diesem  Grunde  darf  auch  ichrhier  sa- 
gen :  In  dem  Sie  xtisk  als  Jüdische  Jugend  heute 
sich  dem  sportlichen  Wettkampfe  hingeben,  tu#n  Sie 
ein  Jüdisches  Werk,  in  dem  Sie  vergegenwärtigen, 
dass  Sie  Ihren  Köpper  gesund  erhalten  und  stählen, 
um  als  Juden  im  Kampfe  des  Lebens  ihren  Mainn  stehen 
zu  können. 


Seien  Sie  also  herzlich  begrüsst  !  Tum- 
meln Sie  sich  in  edlem  Wettkampfe  zu  Ihrer  persön- 
lichen Freude,  und  zum  Zeichen  lebendiger  Gesund- 
heit unseres  Volkes. 


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3  kl/ 37 


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Ansprache 

an  die 
freiwilligen  Helfer  der  Eintopf Spendensammlung 

in  Hannover 
am  Sonntag,  d.  21.  März  1937 
nachmittags  4  1/4  Uhr  in  der  Ohestr.  8 

Liebe  Freunde  ! 

Das  heutige  Zusammenkummen  muss  unter 
richtigen  Gesichtspunkten  betrachtet  werden.  Eure 
Tat   -dass  Ihr  Euch  nämlich  in  diesem  Winter  zur 
Sammlung  der  Eintopf spenden  zur  Verfügung  gestellt 
habt-  gewinnt  ihren  Sinn  unter  dem  Begriff  gemilus 
chassodim,  Erweisung  von  WohltalTw^Es  geht  dabei 
um  eine  der  grössten  Tragödien  innerhalb  der  Mensch« 
heit,  um  die  furchtbare  Erscheinvmg  der  Armut.  Was 
sie  bedeutet,  könnt  Ihr  dann  ermessen,  dass  grosse 
geschichtliche  und  politische  Entwicklungen  und 
Kämpfe  sich  aus  dem  Vorhandensein  der  Armut  erge- 
ben haben  imd  ergeben.   Leider  G'ttes  gibt  es  kein 
Allheilmittel  gegen   Armut  und  Not,  so  sehr  die 
Menschen  danach  streben.   Das  Judent\im  hat  aus  tie- 
fer Weisheit  heraus  ein  besondere  Lösxang  geboten. 
Diese  Lösimg  zerfällt  in  2  Teile  :  in  Zedokoh  und 
Gemilus  Chassodim.  Diese  beiden  Begriffe  unterschei 
den  sich  ledoch  sehr.   Unsere  Weisen  haben  gelehrt 
(sukah  49)5**  Durch  3  Dinge  ist  Gemilus  öhassodim 
grösser  als  Zed.   Zed.  geschieht  durch  Hingabe  von 
Geld,  Gem.  Chass.  geschieht  sowohl  durch  körperli- 
che Leistung  als  auch  durch  Geld#  Zed.  geschieht 
für  Arme,  gem.  Chass.  für  Arme  als  auch  für  Reiche. 
Zed.  geschieht  für  Lebende,  Gem.Chass.  für  Lebende 
als  auch  für  Tote." 

Wozu  gehört  Eure  Tat?  Ihr  seid  nicht  auf- 
gefordert worden  selber  Geld  zu  geben,  1.,  weil  Ihr 
es  ja  doch  nur  aus  dem  Geldbeutel  Eurer  Eltern  hät- 
tet geben  können, 2.,  weil  wir  nicht  Geld  von  Euch 
brauchten,  sondern  körperliche  Leistung.  Ihr  soll- 
tet Euch  für  das  Sammeln  zur  Verfügimg  stellen ;und 
das  ist  wementlich  mehr.   Geld  geben  ist  viel  be- 


quemer,  als  an  6  freien  Wintersonntagen  statt  ei» 
nes  Ausfluges^von  Haus  zu  Haus  zu  gehen  und  für 
vmsere  Bedürftigen, Geld  einzusammeln.  Draussen 
lockte  die  sonntägliche  Freiheit,  ein  Ausflug, 
ein  Vergnijgen  und  vielleicht  noch  viel  mehr.  Ihr 
habt  Euch  überwinden  und  auf  all  dies  verzichten 
müssen.   Solche  Leistving  fällt  unter  dem  Begriff 
Gemilus  Chassodim. 

Der  Danke  soll  noch  mehr  unterstrichen 
werden.  Unsere  Weisen  sagen  :  "Auf  9   Säuleiin 
steht  die  Welt,  auf  der  G'tteslehre,  auf  dem  G  t- 
tesdienst  \ind  auf  der  Erweisung  von  Wohltaten. 
Glaubt  nur  nicht ,dass  dies  nur  ein  Wort  wäre.  Ohne| 
das  Vorhandensein  dieser  3  Säulen  stürzte  die 
Menschheit  ein,  dasj«  heisst:  Gibt  es  keine  l^bens 
möglichkeit  für  Menschen  auf  der  Erde,  weil^ohne 
d. Milderung  der  Liebestätigkeit  einer  den  anderen 
lebendig  verschlingen  würden. 

Ihr  seht  also,  dass  Ihr  in  diesem  ver- 
gangenen Vvinter  wertvolle  Aufbauarbeit  geleistet 
habt,  und  dass  wir  Euch  Gelegenheit  gegeben  haben, 
in  Eurem  Teil  an  der  Erhaltung  der  Menscheit  mit- 
zuarbeiten. Das  ist  für  junge  Menschen  gar  nicht 
einfach.  Man  nennt  diese  Mitarbeit  soziale  Tatig 
keit.  Es  war  schon  immer  eine  Mode,  sozialt  Worte 
auf  den  Lippen  zu  führen.  Ihr  werdet  verstehen, 
dass  dies  gar  nichts  bedeutet.  Nicht  soziale  ^or- 
te werden  verlangt,  sondern  soziale  Tat.  Für 
junge  Menschen  in  Eurem  Alter  gibt  es  aber  kaum 
eine  Möglichkeit  zur  sozialen  Tat,  mit  Ausnahme 
dieser  Sammeltätigkeit,  der  Ihr  Euch  unterzogen 

habt. 

Wenn  Ihr  nun  das  bisher  Gesagte  über- 
denkt, so  wird  Euch  deutlich  werden,  dass  es 
innerlich  unmöglich  ist.  Euch  für  Eure  soziale 
Tat  belohnen  zu  wollen.  Wer  auf  Belohnung  rech- 
net, wenn  er  für  di*  Erhaltung  des  Friedens  un- 
ter der  Menschheit  wirkt  und  damit  für  sein  eig- 
nes Wohl,  der  versteht  nicht  um  was  es  geht,  der 
hätte  sich  am  Besten  zurückgehalten.  Aber  das 


Zusammenrufen  am  heutigen  Tage  soll  auch  gar  keine 
Belohnung  darstellen.  Es  ist  nicht  Anderes  als  der 
Wunsch,  Euch  noch  einmal  zu  sagen,  um  was  es  ging. 
Es  ging  mit  einem  Wort:  Um  praktische  Liebestätig- 
keit, geübt  von  jungen  Menschen  in  einer  Weise, 
die  jede  Beschämung  für  die  Betroffenen  ausschließt 
Meint  Ihr  etwa,  es  wäre  für  einen  Notleidenden  an- 
genehm, wenn  er  wüsste ,  dass  man  sich  etwas  darauf 
zUoUte  4ut,  weil  man  für  ihn  sorgt  ?  Nein,  wir 
wollen  Miemanden  beschämen,  wir  wollen  auch  nicht 
Feste  feiern,  weil  wir  für  die  Bedürftigen  unter 
uns  sorgen.!   Wir  wollen  nur  sagen  :  G'tt  sei  Dank, 
dass  er  uns  die  Gelegenheit  gegeben  hat  für  andere 
zu  wirken  und  zur  Erhaltung  und  zur  Ehre  unserer 
Gemeinde,  unserer  Gemeinschaft  und  allej«  Menschen 
beizutragen. 


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Ansprclie  znr  Begrüssimg  "bei  der 

Be^irksta-'-ung  der/ionistischen  Organisation. 

am  11. Juli  1937. 

Sie  sind  in  dem  vielleicht  v/ioliti.r-sten  imgen= 
"blicke  der  neueren  jüdischen  Geschichte  Kusamjnen= 
gekommen, um  das  Schicksal  von  erez  jisrael  zu  ■beden= 
ken  und  zu  loeraten.  Niemand  konnte  erv;arten,dass 
die  Ereignisse  mit  einer  geradezu  unheimlichen  0x6= 
schv.dndigkeit  einem  seihst. -mdigen  jüdischen  Staate 
zutreihen.  Es  ist  au.ch  keine  Erleichterung, 322 
zu  erkennen, dass  in  '"ahrheit  der  neue  jüdische  Staat 
nur  "bestehen  kann, wenn  er  ISISKME^.   in  politischer 
und  militärischer  Sez'iohung  von  einer  starken 
Macht  gest;t:^t  und  gehalten  wird.  Auf  der  anderen 
Seite  muss  man  das  Wunder  erkennen, das-,  nach  r.wei= 
tausendj-ähriger  Geschichte  plötzlich  wieder  ein 
jüdischer  Staat  in  die  Erscheinung  tritt, dass  den 
Be3tre'bungen,ein  jüdisches  Nationalheim  zu  schaffen, 
ein  wirklicher  Erfolg  "beschieden  worden  ist. 

Dieser  Erfolg  hat  eine  nusschlaggehend  wichtige 
Seite.  Ohne  Zweifel  wird  sich  kein  Jude  der  Erde 
in  Zulcunft  dem  jüdischen  Geschick  entziehen  können, 
das  nun  in  erez  jisrael  geschmiedet  wird.  Es  lässt 
sich  denken, dass  in  manchem  nehen  dem  Gefühil  de» 
Erstaunens,äää:x  das  iWie  den  treiien  Knacht  Elieser 
misch tr^e  maoharisf.h  die  Ereignisse  heohachten 
lässt, auch  vielleicht  ein  Gefühl  der  Angst  hefallen 
mag.  ^:emi   ich  Sie  heute  hier  als  Ralhiner  hegrüsse, 

so  .?^esta*ten  Sie  mit, in  dieser  ?.e2^3?h^mg  einige 

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Beinerklingen  zu  machen.  Der  religiöse  Jude  glaubt  mit 
aller  Kraft  an  das  'Jort  der  Thora:  erez  ascher 
haschem  elokecha  doresch  otha,tamid  ene  haschem 
elokecha  lDa,mereschith  haschana  wead  acharith  schana. 
G'ttes  V/ille  waltet  über  dem  Lande  unserer  Väter. 
^^!enn   man  diesen  Glauben  nicht  besässe,wäre  gSZHIäXK 
das  Wagnis  nicht  begreif en,v/ie  man  in  dem  Hexenkessel 
der  I'ittelmeerpolitik  und  der  vorderasiatischen 
Wirren  etv^as  für  unser  Judentum  unternehmen  kann, 
wie  man  ausgerechnet  zu  dem  sic?i  in  steter  zittern^ 
der  Erregimg  befindenden  tawor  haarez,dem  ■^\abel 
der  Erde  zurückkehren  KäääyX  will. 

Unter  einem  ausschlaggenbenden  G-esichtspunkt , 
den  wir  Juden  erkannt  und  der  V/elt  ges  henkt  haben, 
ist  jedoch  das  Wagnis  gar  nicht  so  gross.  Es  ist 
dj.e  Erkenntnis  des  Psalm.isten:  rabboth  machaschawoth 
belv  isch,v/azath  haschem  hi  takum,die  ansehen  pla^ 
nen   in  r.ich  klug  dünkender  v;eise,aber  es  kommt  dreh 
nur  sc, wie  G'tt  es  will.  Im.  allgemeinen  vertrauen 
die  Menschen  nämltfch  auf  das  Berechenbare, das , was 
man  nach  aller  Voraussicht  erwarten  kann.  V/ir  Juden 
aber  vertrauen  merkwürdigerv/eise  auf  das  TJnberechen= 
bare,  auf  das,w^as  man  nicht  vorr  aus  sehen  kann.  Dieser 
Glaube  ist  eB  einzig  und  allein, der  uns  in  allen  Wirre: 
der  I^'enschheitsgeschichte  erhalten  hat.  Also  wird 
e*  sicherlich  auch  die  richtige  Atmosphäre  sein 
für  die  jetzigen  Vorgänge  in  erez  Isrr  el  und  auch 
für  Ihre  Beratungen ♦ 


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• 


Gestatten  Sie  mir  noch  einV/ort  hinzuzufügen ,| 
weshalt  ich  pers"n].ich  auch  in  diesem  Ausentlicke 
von  der  Cttgewolltheit  der  Vorgänge  in  Palästina 
«■ber!7.eugt  hin.  Ich  meine, dass  das  G'tteshuch  der 
Thora  uns  sehr  oft  mit  einer  seltsamen  Eindeutig^-eit 
iDei  allen  Ereignissen  "begleitet.  VJenn  Gie  die  ge= 
strigeGidra  ühv-rdenhen,dann  werden  Gie  feststellen 
können, dass  gerade  ggS2S¥H  in  diesem  Abschnitt  die 
Grenzen  von  erez  jisra&ä  festgelegt  werden.  Es  ist 
ein  ganz  merk-v/ürdiges  Zusammentreffen:  In  der  po?i= 
tischen  Wirklichkeit  des  heutigen  Tages  legen  die 
^^'^enschen  nach  ihrem  Gutdünlcen  die  Grenzen  des  ^an= 
des  imserer  Väter  fest;  aher  im  Ilintergriind  der 
Ewigkeit  legt  G'tt  diese  Grenzen  fest,   er  wird 
wohl  auf  die  Dauer  älSgMyJC  recht  hehalten? 

Dazu  kommt  e:;ne  ehenso  merlnwiJrd :  ge  ÜTDerein= 
Stimmung  in  den  Ausführungshestimmungen  imseres 
Midrasch.  Sie  werden  es  vielleicht  im  Au|enhlick 
nicht  für  möglich  halten, dass  im  Midrasch  einer 
unserer  Lehrer  bezv/eiffe^t  ,dass  der  Jordan  zu  erez 
Jisrael  gehört, und  zwar  im  Anschluss  an  die  \7orte 
der  Sidra:  weatem  auwrim  es  hajarden  el  erez  ke= 
naan.  Und  ein  anderer  Gelehrter  behauptet , dass 
der  Nam.e  Jordan  überhaupt  nur  f-ür  den  Flussabschnitt 
SSffiZJSMäfil  von  Jericho  bis  zum  Salzmeer  gelte. 
Er  schaltet  also  das  Stück  vom  jam  kinereth  bis 
Jericho  aus  dem  Bereich  von  erez  jisrael  aus.  Solche 
Fragen, die  Leute  wieder  zu  Streitfragen  gewerden 


! 

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sind, sind  offenbar  uralt. Aber  das  Wichtigste  daraus 
ist  die  subjektive  Überzeugung, dass  hinter  aD.len 
diesen  Vorgr'ngen  der  Gegenwart  öer  göttliche  Wille 
wirkt. 

DarLim  möchte  ich  Ihnen  wiüischen,dass  an  ch  Ihre 
Beratungen  in  Ihrem  Teil  zum  Gelingen  des  Ganzen 
beitragen  mögen, dass  auch  aus  al.l^  den, was  Sie 
sprechen  und  planen, die  Beschwingtheit  unseres  ur= 
alten  Glaiibens  der  rechte  weg  hervorgehen  möge. 


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Ansprache 
bei  der  Winterhilfevorstellung 

de»  jüdisahen  l^'rauenve reine  in  Hannover 
am  Sonntag,  d.  12,  Dez.  1937,  S.Tewet  5698 
nachmitta.fcs 


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Winterhilfe  !  Ein  Wort,  zwei  bedeut 
same  Begriffe*  Hilfe  im  Winter  ist  eine  Aufga 
be  uid  eine  bedeutsame  Leistung,  erfüLlt  von 
innerem  Glück  und  Segen. 

Drei  Stufen  führen  zu  dieser  Lei- 
stung und  Aufgabe  empor  :  Helfen  sollen,  hei 
fen  können  und  helfen  wollen • 

Helfen  sollen.  Judentum  lehrt  :wenn 
dein  Bruder  neben  dir  in  Not  kommt,  weheche- 
sakto  wau,  dann  sollst  du  ihn  stützen.  Dies 
ist  Verpflichtung  aus  unserer  heiligen  Lehre. 
Diese  Verpflichtung  erwächst  jedoch  schon  aus 
dem  einfachen  Gefühl  des  Mitleidens.  Es  ist 
Winter.  Vor  wenigen  Tagen  lernten  wir  ihn  wie 
der  einmal  mit  seinen  wirklichen  Begleiter- 
scheinungen kennen,  als  die  weisse  Schnee^hfe- 
-4wr  die  ganze  Stadt  bedeckte.  Weh  dem  Tiere, 
das  unter  solcher  Decke  vergeblich  nach  Nah- 
rung sucht  !  Wir  Menschen  jedoch  haben  ge- 
lernt uns  segen   die  Härten  des  Winters  zu  ver 
teidigen  .  In  drei  grossen  Frontabschnitten 
weiss  sich  das  Menschengeschlecht  zu  helfen. 


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Es  erhält  den  Körper  warm  von  aussen  durch  Klei- 
dung, die, Maschine  des  Körpers  im  G-ange  durch  Nah 
rung ,  undjLebens  53.  und  Arbeitskraft  rinrrh  Hitiimiinr 
^der  Wohnstätten*  Streicht  diese  drei  (Gebiete,  und 
ihr  macht  den  grössten  Teii  der  Erde  zur  menschen- 
leeren Einöde  !  Weil  aber  der  Mensch  sich  zu  weh- 
fcn  versteht,  deshalb  hat  er  auch  teil  an  der  Pre 
de  des  Winters,  an  der  erfrischenden  Kälte  und  an 

.  die  in  ihrer  Rein- 


der  Schönheit  der  Schnee 
heit  jeden  Schmutz  einhüllt  und  vernichtet.  Wer 
solches  bedenkt,  wird  getrieben^den jenigen  beizu- 
stehen, die  nur  die  Härten  des  Winters  kennen  und 
sich  vor  ihnen  fürchten  müssen.  Der  wird  sicher- 
lich auch  getrieben,  helfen  zu  wollen. 

Aber  vor  dem  Helfen  wollen  steht  das 
Helfenkönnen.  Es  gibt  so  viel  Not  auf  der  Erde, 
so  viel  Leid,  das  man  nicht  beseitigen  kann;  es 
gibt  auch  Not  und  Leid,  deren  Besiegung  in  mensch- 
lic  er  Macht  liegt,  Armut  und  Dürftigkeit j  nur 
eine  Voraussetzung  ist  notwendig  :  es  muss  die 
äussere  Möglichkeit  des  Helfenkönnens  gegeben  seil 
es  muss  Menschen  geben,  denen  G'tt  so  viel  an  Gü- 
tern des  Lebens  schenkte,  dass  sie  imstande  sind, 
auch  anderen  helfen  zu  können.  Das  Judentum  nennt 
diese  äussere  Möglichkeit  des  Helfenkönnens  bero- 
choh  ,  Segen  G'ttes.  Alles  ist  relativ.  G-ar  man- 
eher  glaubt,  dass  dieser  göttliche^  Segen  an  ihm 


• 


vorbeigegangen  wäre.  Und  doch  ist  seine  Ansohau 
ung  falsch.  Wen  auch  nur  ein  wenig  die  EntwickH 
lu  lg  der  menschlichen  Kultur  kennt,  der  weiss, 
um  wievieles  besser  die  heutigen  Menschen  im 
Vergleich  selbst  zu  den  Königen  in  fiüherer.  Zeil 
ten  leben.  An  allgemeinen  Gütern  stehen  den  ivienl 
sehen  unseres  Jahrhunderts  Schätze  zur  Verfü- 
gung im  Vergleich  zur  Güterarraut  vergangener 
Jahrhunderte.  Ja  es  gibt  heute  noch  Gegenden 
der  Erde ,  in  denen  auch  nur  die  notdürftigste 
Bekleidung  zu  den  Seltenheiten  gehört,  geschweil 
ge  denn  dass  diese  Menschjjn  /inteil  haben  an  den 
Annehmlichkeiten  der  feri?*iv^i«ation ,  die  jedem 
Menschen  unserer  Breiten  eine  Selbstverständ- 
lichkeit sind  .  M^  soll  niemals  seine  Lage  üb 
treiben,  man  soll  sich  nicht  unglücklicher  vor-| 
kommen  als  man  in  Wirklichkeit  ist.  Man  soll, 
wie  ein  veises  Sprichtwort  des  Volkes  lautet, 
nicht  nach  oben  sondern  nach  unten  schauen,  und 
dann  wird  man  erkennen,  dass  doch  sehr  viele 
Menschen  an  demjenigen ^Anteil  haben,  was  das 
Judentum  nennt  birkas  haschem  ,  Segen  G'ttes. 
Solche  Erkenntnis  macht  auch  bereit  und  fähig, 

die  dritte  Stufe  zu  ersteigen  :  helfen  wollen. 

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Wer  erkennt,  dass  man  helfen  soll 
und  dass  viele  Menschen  imstande  sind,  iia  Rah- 
men ihrer  Möglichkeit  auch  helfen  zu  können. 


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der  müsste  auch  den  unabwendbaren  DjijKng  in  sich 
verspüren,  helfen  zu  wollen.  Trotzdem  wollen 
wir  vier  G-rimde  angeben,  die  die  Willensbereit- 
sohaft  zum  Helfen  erwecken  können; 

a)  es  ist  der  Schmerz  über  die  Not*  Wer 
empfand  noch  nie  diesen  stechenden  Schmerz  im 
^ange Sicht  menschlicher  Armut  und  Not?  Man  fühlt 
dass  eigentlich  das  Menschenwesen  im^anzen  en 
weiht  ist,  wenn  es  durch  Not  seine  Würde  ver- 
liert* Die  Menschenwiirde  muss  den  Willen  ziim 
Helfen  entfachen  ! 
If  b)  ein  zweiter  G-edankej^  :  das  Menschen- 

^IbV^  ^J>.  Hm  Schicksal  kann  sich  drehen  !  "G'tt  rollt  hin- 

\!/)n\  nf^^l  ^^^  ^^^  Licht  vor  der  Finsternis  und  die  Fin- 
sternis vor  dem  Lichte  ";  so  beten  w  ir  tätlich 
und  erkennen  die  Wankelmütigkeit  alles  mensch- 
lichen G-e schickes*  Es  wäre  ein  schlimmes  Vor- 
zeichen ,  wenn  ein  Mensch  sich  seiner  Menschen 
Pflicht  des  Helfens  entziehen  würde  ! 

c)  Aber  im  Tiefen  einer  jeden  Menschen- 
seele schlummert  auch  etwas  von  der  grossen 
Menscnliebeyf  die  unsere  Profeten  als  Forderung 
&'ttes  verkündet  haben,  die  Judentum  der  Mensch| 
heit  gelehrt  hat,  Jene  Liehe,  die  allen  Men- 
schen als  Brüder  in  G'tt  nach  Möglichkeit  zu 
helfen  trachtet. 

d)  Wer  jedoch  an  G'tt  denket,  der  sieht 


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Sich  der  Ewigkeit  gegenübergestellt.  Der  ist 
auch  aufgeschlossen  für  jene  Kraft  des  Helfen' 
wollens,  die  der  grosse  König  in  die  Worte  ge 
7'=^  kleidet  hat  :  zedckoh  tazil  mimowes,  Wohltäti, 
keit  errettet  vom  Tode.! 

So  führt  das  Nachdenken  über  Hilfe 
leistung  im  Winter  hinein  in  Geianken  der  £wi, 
keit,  zur  Kraft,  die  Rettung  vor  dem  gewaltig 
sten  Feinde  der  Menschheit  verheisst.  Drei  Sf 
fen  sind  es,  die  zur  Rettung  führen;  sie  sind 
alle  enthalten  in  einem  einzigen  hebräischen 
Worte  ,  das  wir  gleich  zu  Anfang  nannten  : 
7?  wehechesakto  wau,  wer  erkennt,  da^-s  man  helfenl 
soll  und  helfen  kann,  der  soll  auch  helfen  wol| 
len  !  Und  im  Rahmen  dieses,  von  innerem  und 
äusseren  Segens  erfüllten  Wollens  findet  heu- 
te   ein  Spiel  der  Kleinen  statt,  damit  durch 
seine  Schönheit  kindlichen  Talentes  die  Herzenl 
erfreut  und  erweckt  werden,  flofc     <^  s     -^^ti^e 


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Ansprache 
bei  der  Schul sohlussfeier 
am  Freitag,   d.   !♦  April  1938;29.Adar  2,5698 
in  der  Turnhalle,  Bergstr.  8 


Liebe  Kinder,  meine   sehr  veehrten  Damen 
und  Herren   ! 

Wenn  ich  im  Naiunen  des  Beirats 
unserer  Jüdischen  Schule  hier  das  Wort  er- 
greife,  so  geschieht  es  zunächst  einmal, 
um  zum  Ausdruck  zu  bringen,  wie   sehr  uns  al 
len  und  der  ganzen  Gemeinde  die  Jüdische 
Schule   am  Herzen  liegt,  und  wie  wir  wünschi 
dass  sie  die  allerbesten  Leistungen  aufzu- 
weisen habe«  Hierzu  ist  gerade  der  Abschluß 
eines  Schuljahres  besonders  geeignet,  weil 
man  sich  hier  Rechenschaft  über  die  Arbeit 
eines  ganzes  Jahres  gibt  und  in  Verbindung 
damit  sich    iber  die  Arbeit   des  kommenden 
Jahres  Gedanken  macht« 

Herr  S*  Weinberg  hat  soeben  darge 
legt,  nach  welchen  Grundsätzen  und  in  wel- 
chem Geiste  unsere   Schule  gearbeitet  hat 
und  weiter  arbeiten  soll«  Was  er  ausführte 
betrifft  den  Geist  unserer  Schule«  Aber  ebe] 
so  wie   auf  Erden  der  Menschenge ist  verb\m- 
den  ist  mit  dem  Menschfokörper,8o  ist  auch 


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der  Geist  unserer  Schule  gexbimden  an  den 
Körper  der  Schule ,  d*  h«  an  äussere  Bedln-* 
gungeni  ohne  deren  Vorhandensein  vmsere 
Schule  nicht  bestehen  kann*  Hierüber  muss 
ich  nun  einige  laaize   Ausführungen  machen , 
die  Insbesondere  eure  Eltern  interessieren 
werden« 

Ich  muss  zvoiächst  einmal  offiziell 
mitteilen  9  dass  Herr  Stud.  Rothenberg  infol 
ge  Erkrankung  das  Amt  des  Schulleiters  an 
unserer  jüdischen  Schule  aufgegeben  hat«  Wr 
bedauern  dies  ausserordentlich»  denn  die 
frische  Art  des  Unterrichtens  war  uns  sehr 
willkommen  und  hat  ihm  Ja  auch  bei  xmseren 
Schülern  grosse  Beliebtheit  verschafft«  £be: 
so  bedauern  wir  es  sehr»  dass  Frau  Bothen- 
berg,  die  ihren  Gatten  einige  Monate  an  un- 
serer Schule  im  Unterricht  vertreten  hat, 
diese  Arbeit  nicht  weiter  fortsetzen  kann, 
denn  auch  sie  hat  sich  in  dieser  kurzen 
Frist  das  Herz  ihrer  kleinen  Schüler  eroberti 
Wir  wünschen  An  dieser  Stelle  Herrn  Stud« 
Rothenberg  und  seiner  Familie  das  Allerbe- 
ste für  den  weiteren  Lebensweg,  aber  insbe- 
sondere baldige  völlige  Gesundung« 

Wir  haben  bei  der  Regierung  be- 


-   3 


antragt»  dass  die  Sohulleitung  Herrn  Sieg- 
fried Weinberg  übertragen  werden  soll«  fijix 
Er  xintterichtet  ja  an  unserer  Schule  seit 
ihrer  Grründung  im  Jahre  1933  und  ist  auf  die 
se  Weise  mit  ihr  vollständig  verwachsen«  So 
hoffen  wir»  dass  unsere  Schule  nun  unter  sei 
ner  Leitung  einen  weiteren  Aufschwung  nehme 
und  dass  alle  dazubeit ragen»  ihm  sein  Amt 
z\x   erleichtem« 

Wenn  wir  an  das  vergangene  Jahr 
sxxrückdenken »  so  müssen  wir  erkennen»  wie 
manches  schwere  Geschick  die  Arbeit  an  un-» 
serer  Schule  zu  hemmen  drohte«  Wir  denken 
an  den  Heimgang  des  Herrn  Spier  8«  A«  in  die 
Ewigkeit»  der  uns  alle   erschütterte«  Wir 
denken  an  die  mannigfachen  Erkrankungen  der 
Lehrkräfte  an  unserer  Schule»  die  immer  wie^^l 
der  Vertretungen  und  Zusammenlegungen  notwen 
dig  machten;  wir  denken  auch  an  das  Dahin- 
scheiden zweier  unserer  Schüler»  die  in  so 
jungem  Alter  schon  ihren  Lebensweg  beenden 
mussten«  Es  war  ein  bitteres  Jahr»  in  dem 
mo  manche  dunkle  Wolkk  sich  auf  unsere  Schu-I 
le  \ind  ihre  Arbeit  legte«  Aber  wir  hoffen» 
dass  in  Zukunft  Gr*tt  unsere  Schule  vor  al- 
lem Schweren  bewahren  möge »  und  dass  es  uns 
gelingen  möge  ihre  Arbeit  n\m   in  unerschüt- 
terofte  Bahnen  zu  lenken«  Zu  diesem  Zwecke  . 


haben  wir  an  die  Stelle  des  s.   Herrn  Spier 
Herrn  Werner  Weinberg  an  iinsere  Schule  be- 
rufen und  zu  dem  Beginn  des  neuen  Schul* 
Jahres  wird  noch  eine  weitere  neue  Lehrk- 
kraft  hinzutreten*  Ausserdem  liegt  uns  be- 
sonders an  der  £rteil\mg  eines  guten  Sprachj 
Unterrichtes t  denn  als  oberstes  Ziel  unse- 
rer Schule  gilt  die  Ertüchtigung  imserer 
Jungen  Menschen ,  so  dass  sie  auch  im  Aus- 
lande ihren  Weg  finden  und  sich  eine  neue 
Existenz  schaffen  können.  Aus  diesem  Grun- 
de haben  wir  Frl.  Eichwald,  eine  geprüfte 
Sprachlehrerin  für  Sprachunterricht  an 
unsere  Schule  berufen,  so  dass  wir  gegen- 
wärtig drei  Lehrkräfte  an  unserer  Schule 
besitzen,  die  die  Prüfimg  für  die  Erteiluni 
des  englischen  Sprachunterrichtes  abgelegt 
haben • 

Eine  ganz  ausserordentlich« 
wichtige  Frage  ist  die  Finanzierung  unsere: 
Schule«  Sie  werden  sicherlich  erstaunen, 
wenn  wir  Ihnen  mitteilen,  dass  im  Jahre 
1937/38  sich  der  Ausgaben -Etat  avif  ca. 
32  000.-  beläuft*  Zum  grösseren  Teil  wird 
dieser  Etat  durch  das  Aufkommen  von  Schul- 
gMdem  bestritten.  Daraus  ist  die  Bedeu- 
tung des  Schulgeldes  für  die  Erhaltung  un- 


-  5  - 


serer  Schule  ersichtlich*  Von  dieser  Seite 
könnte  die  Existenz  unserer  Schule  gefähr- 
det werden.  Wir  dürfen  hierhÄC  zum  Ausdruck 
"bringen,  dass  die  meisten  Eltern  die^Bedeu- 
tung  des  Schulgeldes  auch  verstehen  und  ei- 
ne pünktliche  Bezahlung  des  Schulgeldes  vor- 
nehmen.  Trotzdem^wir^auch  in  manchen  Fäl- 
len darüber  enttäuscht,  dass  die  Wichtig- 
keit des  Schulgeldes  für  die  Erhaltung  un- 
serer Schule  nicht  erkannt  wird  und  der  Ver- 
such gemacht  wird,  das  Schulgeld  nicht  in 
der  möglichen  Höhe  zu  entrichten- #  Eini  sei* 
che  Gesinnung  darf  sich  nicht  verbreiten; 
sonst  ist  die  Erhaltung  unserer  Schule 

öf*Brs  wird  auch  die  Frage  der 
Schulräume  angeschnitten  und  der  Wimsch  ge- 
äussert,  andere^ gros se'cSchulräume  ausfindig 
zu  machen.  In  diesem  Punkte  gibt  es  leider 
keinen  Ausweg  für  uns,  ohne  dass  wir  erheb- 
liche Mittel  dafür  aufwenden  würden.  1.  be- 
sitzen wir  diese  Mittel  nicht  und  2.  müssen 
wir  bedenken,  dass  in  wenigen  Jahren  die 
Zahl  unserer  Schüler  wieder  rückläufig 
sein  wird,  so  dass  sich  die  Investierung 
grösserer  Gelder  für  Schulräume  nicht  rech 
fertigen  liesse.  Im  Grossen  und  ^nzen  ge- 


•  6  - 


sehen  besitzen  wir  schöne  Schulräiime  mit 
sauberen  und  schönen  Schulmöheln;  ausserdem 
haben  wir  in  der  Turnhalle  der  Gemeinde 
eine  für  unsere  Verhältnisse  sehr  schöne 
Turnhalle  (Gelegenheit/  ebenso  auf  dem  Sport-* 
platz  des  J.T.H.^der  unserer  Schule  dankens- 
werterweise für  den  Sommer  zur  Verfügung  ge- 
stellt worden  ist.  Von  Ostern  ab  werden  wir 
wohl  voraussichtlich  die  unterste  Klasse  im 
Jugendheim  unterrichten.  Hier  wird  einer  der 
beiden  grösseren  Räume  mit  Bänken  ausgestat- 
tet, so  dass  auch  hieri-tnit  einex  günstige 
Unterrichtsmöglichkeit  geschaffen werden  kann 

Eine  Frage  die  immer  wieder  eine 
erhebliche  Rolle  in  unserem  Nachdenken  spieH 
ist  die  Disziplin.  Es  ist  nicht  etwa  so, 
dass  die  Disziplin  in  unserer  Schule  schlech- 
ter wäre  als  in  den  öffentlichen  Schulen^ 
Aber  die  Enge  der  Räume  und  das  Temperament 
unserer  Kinder  bringt  es  mit  sich,  dass  ein 
erheblicher  Lärm  entsteht,  der  die  Nerven 
der  an  der  Schule  unterrichtenden  Lehrkräf- 
te stE«k  belastet.  Wir  richten  darum  an  die 
Eltern  unserer  Kinder  den  Apell,  Ihrerseits 
immer  wieder  ihre  Kinder  zu  ermahnen,  in  un- 
serer Schule  besondere  Disziplin  zu  wahren 
und  auf  diese  Weise  die  Arbeitskraft  unserer 


Lehrer  zu  erhalten* 


WjMin  so  alle  an  unserer  Schule 


beteiligten^Mfininl^pw  Rücksicht  auf  einan- 
der nehmen,  dann  besteht  die  Möglichkeit^ 
die  grosse  Aufgabe  zu  erfüllen,  die  uns  g 
gestellt  ist,  nämlich  unsere  Kinder  für 
die  Schwierigkeiten  des  Lebens  auszurü- 
sten,  indem  wir  in  ih»«»  Kräfte  entwicke 
ihren  Geist  stärken  und  sie  zu  Charakte- 
ren nuk±±  heranbilden,  die  als  vollwlkm 
wertige  Juden  sich  in  unsere  ;Jüdische  Ge- 
meinschaft einfügen  und  ihr  Ehre  machen* 

Im  Morgengebet  eines  jeden  Ta- 
ges begegnet  uns  das  Wort  unserer  Weisen 
von  den  Geboten,  deren  Früchte  man  schon 
hier  auf  der  Erde  geniessen  darf,  deren 
wahrer  Lohn  jedoch  aufbewahrt  bleibt  für 
die  kommende  Welt*  Und  das  Wertvollste 
von  allem  ist  talmud  tauroh  ist  Lernen  ! 
Es  war  von  jeher  ein  Vorzug  des  jüdischen 
¥olkes,  dass  es  imermüdlich  gekernt  hat, 
und  dass  es  seine  Kinder'fechon  fti   frühen 
Jugendjahren  zum  Lernen  angehalten  und  in 
das  Lernen  eingeführt  hat;  Es  lässt  sich 
kaum  ein  Volk  auf  Erden  denken,  das  eint«^ 
JUMfaUnlw»  Ausspruch  erzeugt  hätte  wie  der 
unserer  Weisen,  dass  nämlich  die  Welt  be- 


8 


ruht  auf  dem  Hauche  d#r^'^*»e*töber 

TirljXiy^ ,  Diesen  Gedanken  möchte  ich 
besonders  euch,  liete  Jungen  und  Mädel, mit 
ge^^en--   Auf  dem  Lernen,  auf  der  Lembereit- 
Schaft,  auf  deny  Fleiss  und  dem  Wollen  der 
Schüler  beruht  die  Zukunft  unserer  Gemein- 
schaft und  unseres  Volkes*  Indem  ihr  also 
in  unserer  Schule  arbeitet  und  strebt, 
m^cht  ihr  nicht  nur  euren  Eltern  und  euren 
Lehrern  eine  Freude  und  bereitet  euch  sellart 
für  eure  Zukunft  vor,  sondern  ihr  erfüllt 
eine  grosse  Aufgabe  im  Rahmen  der  Aufgaben 
des  ganzen  jüdischen  Volkes*  Ein  solcher 
Gedanke  muss  euch  stolz  machen  und  muss 
euch  anspornen,  im  neuen  Schuljahre  mit    • 
frischer  Kraft  die  Arbeit  aufzunehmen  und 
fortzusetzen. 


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IS  RE-SDUCATIOi:  OF   TIiE  GERIvIAK  PEOFLE  TOGCIBLE   ? 

Dr. Emil  Schorsch 


(about  4ooo  v/ords) 


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IS  RE-EDUCATION  OF  THE  GERL1AIT  PEOPLE  POSSIBLE? 
With  regard  to  the  general,  passionate  desire  in  the  demo- 

cratic  coimtries  that  there  shall  be  no  more  war  in  the  future, 

much  is  read  and  spoken  about  the  re-educaticn  of  the  Gernian 

people  after  this  war  has  been  won.  Of  course,  it  sounds  stränge 

to  intend  to  re-educate  grown-up  men  as  if  they  v/ere  children. 

It  would  be  better,  therefore,  to  say  that  a  complete  change  of 

mind  is  necessary,  if  the  Germans  are  not  to  be  a  continuous 

threat  to  the  civilized  world;  however,  is  such  a  kind  of 

re-education  possible? 

A.C^Sedgwick  in  his  article  "Prussian  Officer :1918,  1943  - 
and  1975?"  seems  to  be  convinced  that  in  1975  another  war  v;ill 
be  Started  by  Germany.  This  means  obviously  that  the  Germans 
will  not  change  their  mind  and  inward  attitude  after  this  v;ar, 
but  believe  to  "profit  by  certain  rnistakes  so  that  in  the 
great  campaigns  of  1975  the  German  forces  will  prove  invincible" 
Therefore,  it  is  of  a  paramoiint  importance  to  ask,  whether  there 
is  any  successful  way  to  teach  the  Germans  to  appreciate  and 
respect  the  rights  of  other  people,  so  that  they  will  not  pre- 
pare  another  v/ar  of  aggression. 

For  re-education  educators  are  required.  ft'here  should  they 
come  from?  -  The  answer  cannot  be  ^-iven,  if  one  of  the  most 
conspicuous  features  of  the  German  character  is  not  understood. 
The  Germans  are  fundamentally  a  mystic-religious  people.  This 
Statement  may  surprise,  because  what  the  Nazis  are  doing  to 
other  hiiman  beings  at  the  present  time  is  beyond  any  true 
religion,  and  yet,  just  the  appearance  of  National  Socialism 
cannot  be  ccmprehended  if  not  related  to  the  National  German   ' 


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character  of  mysticism* 


V^hat  the  Nazis  do,  is  not  simply  the  perpetration  cf  all   - 
sorts  of  crime  and  suppression  of  free  nations;  it  is  rather 
the  result  of  the  "bankruptcy  of  the  monotheistic  religions 
in  Germany  on  the  one  hand,  and  the  emanation  of  the  re-awakened 
ancient  Germanic  viev/  of  life,  on  the  the  other  hand,  as  under- 
stcod  by  the  Nazis  and  their  f oreriinners .  The  Bible  and  all 
monotheistic  religions  consider  life  as  holy,  because  it  is  the 
creaticn  of  the  Allmighty,  and  for  this  reason,  recognition, 
protection  and  preservation  of  life  are  paramount  points  of 
consideration,  v/hile  destruction  of  life  is  pronounced  as  a 


/ 


fundamental  sin  and  crime  ("Thou  shalt  not  kill").  In  the  eyes 
of  the  Nazis,  however,  destruction  of  life  is  a  law  of  eternity. 
This  refers  not  only  to  the  belief  in  the  truth  of  the  ideal 
of  the  "survival  of  the  fittest",  but  it  is  based  on  the  con- 
viction  that  destroying  is  "divine",  is  their  eternal  right. 
They  call  it  the  "v/arlike-heroic  attitude"  of  the  Gerraans  as 
compared  v/ith  the  "moral-judicial  attitude"  of  Orientais.  Since 
this  "moral-judicial  attitude"  is  also  the  philosophy  of  de- 
mocracy  which  out  of  religious  sources  reco^nizes  the  right  of 
living  of  everyone,  this  war  is  actually  a  battle  between  tv/o 
considerations  of  life,  two  philosophical  or  even  religious 
Systems  (besides  other  possible  causes). 

It  must  be  understood  that  the  Germans  never  1  ived  at  the 
surface  of  their  conscience.  Everything  they  did  had  to  have 
a  philosophical  ore  religious  foundation  and  argumentation, 
even  crimes  committed  by  them  in  mß.sses.  The  Nazi-"religion"  "* 


VI' 


goes  back  to  the  ancient  Germanic  attitude  tov/ards  the  universe, 


/  - 


its  mystic  delight  in  the  uproar  of  storm,  lightning  and 


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s     t>    .f 


V- 


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destruction.  Heaven  (Valhalla)  is  a  warrior's  paradise,  and 
even  the  horrible  end  of  the  world,  the  "Goetterdaemmerung"  in 
which  the  Germanic  tribes  believed,  seems  to  have  poured  joy 
into  their  heart  who  in  the  complete  annihilation  of  this  world 
obviously  saw  something  like  a  happy  end  of  the  endless  earthly 
struggles. 

Out  of  such  "religious''  convictions  came  what  Nietzsche  in 
describing  the  Germans,  called  "the  horrible  cheerfulness  and 

V 

depth  of  their  lust  in  destroying,  in  all  sensual  pleasures  of 
victory  and  cruelty".  He  also  points  at  the  "indelible  horror 
v/ith  which  Europe  suffered  the  fury  of  the  blond  German  beast 

0 

for  hundreds  of  years"*  Does  it  not  remind  us  of  the  Nazis 
of  today?  [ 

This  re-awakening  is.  not  accidental.  For  many  years  there 
v;as  a  movement  in  Germany  "Away  frora  the  "Jewish  Bible''  and  the 
"Jewish  Christianity".  Friedrich  Naumann  -a  German  theologian 
and  politician-  described  this  movenient  very  distinctly  about 

forty  years  ago  with  these  v/ords:  •' 

"\Vhv  have  vre   Germans  no  German  religicn?  Can 
v;e  not  have  god  in  cur  forests,  in  our  rivers, 
in  the  waves  of  the  Northern  and  Baltic  Sea, 
in  our  heroes,  and  German  prophets?  Why  do  we 
want  to  borrov;  revelation  while  v/e  are  sur- 
rounded  by  the  revelation  of  life?  Let  us  burn 
the  books  which  bring  us  the  alien  religion! 
How  shall  we  revive  when  v/e  are  inspired  by 
German  faith  of  natural  growth,  incorrupt  by 
by  Judaism,  Hellenism,  Romanism!" 

He  himself,  of  course,  opposes  this  kind  of  reasoning: 

,  "V/hat  the  ancient  Germans  called  god,  before  the 
missionaries  came  to  them,  is  not  suitable  for 
US.  We  know  too  much  of  nature  to  believe  in 
'  the  oldl  V/ood-,V/ind-  and  Cloud-gods.  V/hat  we  trust  in 


and  build  upon,  must  "be  greater.  It  must  not  only 
consist  of  the  change  of  heat  and  cold,  and  sum-  • 

mer  and  v/inter,  of  old  plants  and  magnified  tri-  , 
bal  leaders", 

However,  what  Naumann  rejects,  was  demanded  in  sharpest 
and  exaggerated  expressions  hy   many  others  of  v/hom  the  leaders 
v/ere  especially  the  1855  "born  son  of  an  English  admiral  -  the 
gerraanized  Houston  Stewart  Chamberlain,  and  Friedrich  Delitzsch, 
Professor  of  Assyriology  at  the  imiversity  of  Lerlin*  Cham- 
berlain  in  his  book  "Die  Grundlagen  des  neunzehten  Jahrhun- 
derts" (The  foundations  of  the  nineteenth  Century),  published  • 
in  1899,  attacked  Judaism  and  Christianity  alike:  "Everybody 
knows  the  bloody  history  of  Chris tianity,  the  history  of 
reli.^ious  rnania",  he  wrote.  Delitzsch  published  his  book 
"The  Great  Deceit"  (Die  Grosse  Taeuschung)  in  192o  -  a  venoinous 
attack  against  the  Old  Testament,  and  demanded  a  "German 
Bible".  Many  others  joined  the  same  hate  campaign.  At  the  same 
time,  while  ancient  Germanic  customs  and  superstitions  were 
renev/ed,  a  nev;  Germanic  heathendom  v/ith  Woden,Thor  etc.  was 
grov/ing,  S(  mething  that  became  possible  only  upon  "unhistorical 
illusicns  about  the  ancient  Germanic  life  and  the  completely 

nebulous  ^rian  life". 

All  that  went  on  for  decades  and  was  planfully  developed. 

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I        I 

Today  we  know  its  goal.  Heinrich  Heine  predicted  a  hundred 
years  ago  the  re-appearance  of  the  barbarian  soul  of  the  Ger- 
mans,  when  the  thin  layer  of  *^hristianity  breaks  dovm,  The  way 
to  this  breakdov/n  had  been  paved  by  that  heathen  Germanic 
movement,  and  .vithout  this  preliminary  work  ITazism  could  have 
never  been  so  thorous-hly  anchored  in  the  German  people,  and 
especially  in  the  German  youth.  It  satisfied  something  deeper 


5 


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in  the  German  character  v;hich  could  not  be  achieved  by  the 


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movements   of  Freethinlcerdom  and  Coramunism  which  only  destroyed 


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the  Christian  foundation  of  the  German  culture  v/ithout  re- 
placing  it  "by  another  "religious"  ideal. 

Y/hat  can  "le  Icnrn  from  all  that?  -  We  shculd  recognize  that 
the  German  character  is  fundamentally  mystic  and  irrational, 
or  -rightly  understood-  reli  ,ious.  Houston  Stewart  Charaterlain, 
the  crown-witness  of  the  renewed  German  heathen  nationalisra, 

* 
t 

whom  we  already  ciuoted,  called  out  -this  time  with  the  ring 


I  I 


of  truth  in  it: 

"Our  v/hole  raagnificent  art  developed  around  the 
the  religious  center,  as  the  earth  revolves  around 
the  sun,  around  the  lon/:ing  religious  heart.  -And 
despite  that  (we  had)  absolute  disunion  in  religious 
raatters  at  all  times.  The  German  waits  that  once 
again  a  god  descends  from  heaven,  or  he  chooses  in 
in  desperation  the  religion  of  stupidity,  called 
"Energy  and  Material"  (Kraft  und  Stoff). 

Can  it  surprise  that  Hitler  was  considered  by  many  a' German 
asa  god  and  not  only  as  a  dictatcr? 

It  seems  to  be  a  blasphemy  to  call  the  German  character 
mystic  or  "religious",  if  we  compare  it  with  their  actions 
of  mass-murderers.  But  this  is  no  counter-evidence,  if  we 
remember  that  since  ancient  times  there  were  "religions" 
whose  Systems  included  murder  -  namely  the  offering  of  human 
sacrifices.  We  only  have  to  realize  that  the  British  govern- 
ment  about  a  hundred  years  ago  v/as  compelled  to  exterminate 
the  secret  but  widely  spread  Indian  Organization  of  the 


.1  •••  •  I 


TIIUGS,  who  from  religious  motives  assassined  strangers  as 
sacrifices  to  their  goddess  Kali.      „ 

This  religious-mystic  trend  of  the  German  character  which 
refuses  to  limit  the  experience  of  life  and  eternity  to  ratio- 
nal  conceptions,  appears  as  a  decisive  feature  in  its  history. 


■  I 


■..\" 


literature,  art,  philosophy,  and  especially,of  course,  in  its 
relisious  developinent .  It  may  suffice  to  mention  here  that  it 
was  certainly  not  accidental  that  the  REFORIvlATION  started  in 
Germany  and  not  in  any  other  oountry  in  i-^urope.  Whatever  ex- 
planation  inight  tie  given  for  this  fact,  it  would  be  incomplete 
if  v/e  did  not  consider  that  the  Germans  of  the  lliddle  Ages 
tried  to  regain  a  life  v;hich  was  truly  based  on  faith  and  the 
Union  with  the  unsearchable  depth  of  the  Divine. 

In  a  similar  way,  the  decades  before  the  rise  of  Nazism, 
when  established  religion  in  Germany  v;as  already  dangerously 
weakened,  saw  the  awakening  of  a  new  movement  of  seeking  God 
("Gottsuchertum")  in  poetry,  ficticn  and  especially  in  the 

I 

philosophy  of  religion.  Simmel,  %cken,  Troeltsch,  Scholz, 
Otto,  Scheler,  -only  in  order  to  mention  a  few  of  the  leading 
philsophers  in  religious  research,  expoimded  their  vmy  of 
approaching  the  reality  of  God.  Poets  like  Rainer  Maria  Rilke 
found  wonderful  v/ords  for  their  religious  experience  as  if  our 
times  of  imcertainty  in  all  spiritual  matters  tried  to  re-create 
the  type  of  the  ancient  Psalmists.  (Some  of  Rilke 's  poems  have 
been  translated  into  Snglish  and  published  in  this  country 
recently) .  ■, 

I 

This  longing  for  the  linder standing  of  the  m;;'stic  secrets 
of  existence  seems  to  have  even  penetrated  the  period  of 
rationalism  in  Germany.  The  German  philosopher, e.g. ,  v/as  de- 
lighted  when  his  philosophy  was  difficult  to  miderstand,  because 
this  v/as  a  proof  that  he  did  not  try  to  rationalize  too  mach 
the  irrational  enigmas  of  life.        ^  --)   ■  i 


{.'. ' 


Even  German  raaterialism  seems  to  reflect  this  delight  in. 
mysticism.  Karl  Marx  invented  the  idea  of  the  "Klassenkampf', 


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the  class-strug£^le,  i.e.  he  invented  an  absolute  ennemy  in  a 
.    ..       ■'  '  .  ■  ' »  •  ■  ,  ■ 

modern  form,  so  to  speak  a  modern  devil,  v;ho  h-is  to  be  fought 


—  I 


against  with  all  means  of  cunning  and  rUthlessness.  The  Labor 


■) 


party  in  England , e . g . ,  seems  to  have  quite  a  different  opinion 
about  the  natural  relationship  between  employer  and  employee 
or  v/orker,  one  which  actually  reflects  the  human  character 
which  is  neither  absolute  good  nor  bad,  and  has, therefore,  the 
remtirkable  strength  of  character  to  advocate  the  method  of 
evolution  rather  than  revolution;  but  the  Communism  in  Germany 
transferred  the  Imagination  of  the  "absolute  evil"  into  po- 
litical  life,  because  the  German  soul  is  amenable  to  this 
side  -  an  original  religious  disposition. 

We  may  also  imderstand  that  it  was  Russia  in  hich  the 
German  Communism  was  so  thoroughly  accepted  and  carried  out, 
because  the  Russian  scul  is  not  less  mystic  and  religious,  if 
the  works  by  Dostojewski,  Tolstoi  and  others  permit  such  a 
Gonclusion. (If  this  is  correct,  then  we  may  be  inclined  to 
predict  a  religious  revival  in  Russia  in  v;hich  the  achievments 
of  Bolshevism  may  be  anchored  again  in  the  only  origin  of  all 
feelings  of  justice  and  brotherhood  -namely  in  the  Biblical 

religions). 

The  other  side  of  this  mystic  inclination  of  the  Germans 
are  the  countless  forms  of  superstition  which  h;.:.ve  also  come 

t 

down  fr om  the  oldest  times,  preserved  especially  among  farmers 
and  peasants,  in  villages  and  small  towns ,  and  this  trend.:, 


r 


makes  it  understandable  v;hy  the  Germans  of  the  present  time  r, 
wexe   so  readily  reoeptive  to  the  renev/al  of  ancient  superstition 


'■  \. 


modernly  clothed. 


/ 


*-: 


L^ 


8 


'-1 


V  «••   ■  •  * 


From  these  few  examples  to  which  coimtless  more  could  be 
added,  we  draw  the  conclusion  that  there  is  no  rational  v;ay 
of  access  to  the  foundation  of  the  German  people. 

- .  ■       * 

The  ones  v/ho  knew  best  that  the  German  soul  is  inaccessible 
to  rationalistic  philosophy  and  politics,  were  the  NAZIS,  and, 

* 

therefore,  they  created  a  political  party  which  resemtles  more 

*  / 

a  new  religion  than  a  political  System* 

It  v;ill  not  be  possible  to  completely  eradicate  the  poison 
of  Nazism  from  the  German  soul,  if  this  truth  is  not  recog- 

nized» 

In  this  respect  ITazism  is  different  from  the  Italian  Fa- 

scism.  Fascism,':?.^^.  ,  could  allov:  Catholicism  to  exist,  because 
the  Italian  people  obviously  could  be  politically  approached 

0 

in  an  action  separated  from  religious  relationships,  but  in 
Germany  it  was  different. 

Hitler, for  exaraple,  v/as  planfully  made  a  new  kind  of  god. 
There  were  houses  in  which  even  altars  were  erected  to  this 
new  divinity.  Lictatorship  alone  would  never  cause  a  people  to 
make  a  divinity  out  of  the  dictator;  there  must  be  a  funda- 
mental religious  disposition  as  the  German  people  actually  has* 
. It  is,  therefore,  quite  believable,  that  the  Castle  of  Berch- 
tesgaden  was  created  as  a  temple  to  declare  Hitler  after  his 


death  a  divinity. 

Moreover,  the  Nazis  included  not  only  ancient  religious 

forms  in  their  new  heathen  system  of  religion,  as  e.g.  a  new 
bible  -Hitler 's  ''Mein  Kampf,'  or  processions  with  ritual 


.••li- 


character  -e.g.    "Erntedanlcfest"    (thanlcsgiving) ,    or  Inquisition 

t  I 

trilaunals   etc.,   tut  they  gave  them  especially  a  nev;  DEVIL, 


sdeffithing  for  which  the  Germans  throughout  history  v;ere  hunting. 
This  was  the  role  the  Jevjs  were  given  first  to  play,  then  the 
Bolsheviks,  the  democraci.es  etc.  The  most  repulsive  news-paper 
ever  published  in  Germany,l3Ut  even  displayed  in  schools,  -  the 
"Stuermer"  e.g.  pictured  the  "Jew"  often  as  a  DEVIL  caricature. 
Such  a  thing  is  impossible  if  there  is  not  a  natural  inclination 
of  a  people  to  believe  in  such  a  devil.  This  is  the  explanation 
for  the  German  ruthlessness  in  their  atteinpt  to  annihilate  the 
ones  whome  they  have  designated  as  enemies.  Other  nations  also 
have  a  register  of  cruelties,  but  the  German  register  is  hased 
on  this  belief  in  the  earthly  devil  v/ho  deserves  no  mercy,  v/ho 


must  be  fought  against  with  all  means  of  cunning  and  lying, 

I  4. 

whose  children  are  no  children  but  only  small  devils,  and  whose 

y/omen  cannot  demand  any  respect  of  the  female  sex,  because  they 

are  only  a  different  form  of  the  appearance  of  the  devil. 

It  might  seem  to  be  astounding  how  a  modern  people  who 

brought  forth  great  thinkers,  poets,  artists,  scientists  etc., 

could  fall  to  such  a  low  state  of  cultural  human  existence, 

but  it  is  imderstandable  if  v/e  consider  a  certain  sequence 

'~  been 
in  the  development  of  German  culture  v/hich  bas/repeated  again 

in  our  days  and  v/hich  is  essertially  linked  rith  the  German 
attitude  tov/ards  religion. 

It  is  the  deviation  from  a  legitimate  and  genuine  satis- 
faction  of  their  religious  needs  to  a  spurious,  false  Substitute 

In  the  centuries  v/hich  followed  the  acceptance  of  Christia- 
nity  by  the  Germanic  tribes,  the  sincerity  of  religious  belief 

t 
i 

was  transferred  into  all  spheres  of  cultural  life  and  created 
a  v/orld  of  constructiveness  and  beauty  v/hich  must  not  be 


^    « 


lo 
overlooked  "besides  all  the  "backv/ardness   of  life  in  the  Hiddle 


Ages. 

Then  the  period  of  Humanism  began  to  slowly  influence  and 
dissolve  the  purity  of  religion  against  v/hich  the  German  move- 
ment of  Protestantism  was  a  natural  protest.  It  proved  that 
German  faithfulness  sought  a  way  in  order  to  preserve  their 
genuine  religious  approach  to  eternity,  and  yet,  the  destruc- 
ticn  of  true  religion  wrought  by  Humanism  had  another  effect 
too.  The  mystic  trend  of  the  German  soul  which  had  no  legi- 
timste v;ay  out  into  the  open,  chose  the  v/ay  of  superstition 
to  satisfy  its  desire  for  an  access  to  the  secrets  of  existence. 
It  v;as  in  Germany  where  tii©-  WITCH-HUITTING  found  its  most 
bloody  expression.  Of  course,  this  horrible  superstition 
destroyed  its  victims  in  many  European  ccuntries,  but  the 
Germans  by  far  executed  the  most  persons  accused  as  v/itches 
to  be  in  connection  v/ith  the  DEVIL,  and  it  cannot  even  astoimd 
that  there  were  actually  persons  v/ho  admitted  having  such 
connections,  and  perhaps  not  only  under  torture,  what  would 
be  another  proof  for  the  fundamentally  irrational  character  of 
the  Germans*  ; 

This  decline  from  true  religion  to  a  deadly  Substitute  was 

repeated  in  our  time,  only  on  a  horribly  larger  scale.  In  the 
nineteenth  Century  modern  enlightenment  through  science  ce- 
lebrated  its  greatest  success  with  the  result  that  religion 
lost  more  and  more  its  hold  on  the  German  people. 

The  monotheistic  religions  ceased  to  be^ considered  as  the 
only  legitimate  way  to  satisfy  the  mystic,  irrational  needs 
of  the  German  masses,  but  these  needs  could  not  be  extinguished* 


11 


If  these  masses  had  no  legitirnate  satisfaction  of  their  re- 
ligious-mystic  desire,  they  were  in  danger  to  accept  a  false 
Solution,  i.e.  the  revived  ancient  German  heathendom,  and  this 


s 


ulDstitute  v;as  n.ctiially  offered  by  National  Socialism. 

This  is  also  the  reason  that  Nazism  as  a  "religion"  came  to 
plan  the  extinction  of  its  rivals  -  namely  the  Protestant  and 
Catholic  church.  Even  the  Nazi  persecution  of  the  Jews  has  to 
do  v;ith  this  rivalry.  If  Judaism  and  v/ith  it  the  Bible  are 
discredited  as  the  religion  of  the  "devil",  Christianity  v/ill 
follow  into  the  abyss  -sc  they  hoped-  because  it  is  built  cn 
the  foundation  of  the  Bible. 

Of  course,  the  phenomenon  of  National  Socialism  is  of  a 
complex  nature.  Economic  and  political  developments  of  the 
nineteenth  and  twentieth  centuries  play  an  important  part,  but 
it  rriust  be  understood  that  those  developments  which  led  to  the 
specific  kind  of  dictatorship  in  Russia,  of  Fascism  in  Italy, 
led  to  a  different  kind  of  Totalitarianism  in  Germany  on 
accomit  of  the  fact  that  the  German  people  is  essentially  dif- 
ferent from  the  others,  and  the  decisive  difference  is  the  fact 
that  the  Germans  are  fundamentally  mystically  inclined. 

Therefore,  no  approach  to  the  Germans  which  does  not  con- 
sider  their  essential  character,can  actually  expect  to  accom- 
plish  a  complete  and  lasting  change  in  the  German  attitude. 

Such  an  approach  is  intended  by  what  is  called  "the 
re-education  of  the  German  people".  They  shall  be  taught  to 
appreciate  and  accept  the  democratic  Ideals  of  political  life, 
the  four  freedoms  of  the  Atlantic  charter. 

However,  if  these  ideals  are'to  be  based,fcr  example,  only 


■••;■:■  ''   ■'     -12   •  ;;, 

on  the  preachinp;  of  advantaf:es  for  the  individual,  or  of  the 

greatest  hap-^iness  of  Ihe  greatest  number  (the  philosophical 

Ideals  of  Euderaonism  and  Utilitarianism) ,  they  will  never 

succeed  in  making  the  Gerrnans  faithful  adherents  of  modern 

democracy.  Even  if  they  were  accepted,  it  would  be  so  only 

temporary,  and  the  time  might  arrive  very  soon,  when  under 

different  conditions  the  ideal  of  materialistic  happiness 

would  be  thrown  off  in  order  to  satisfy  the  desire  for  mystic, 

dangerous,  destructive  heroism. 

This  is  very  clearly  expressed,  for  example,  "by  Johannes 

Mueller,  the  highly  respected  editor  of  the  "Gruene  Blatter'' 

and  by  no  means  a  forerimner  of  the  Nazis,  v\;ho  in  19o6  v/rote: 

"To  US  Germans,  the  figuring  what  you  will 
receive  as  reward,  in  all  higher  matters,  is 
completely  alien  and  repulsive.  ^e  feel  it  dis- 
graceful  and  base.  That  is  originally  a  foreign 
v;ay  to  us.  The  famous  German  faithfulness  of  our 
ancestors  is  not  based  on  gold  and  land,  but  on 
inward  sympathy,  and  it  v;as  kept  tili  death,  only 
out  of  faithfulness,  i,e.  because  they  were 
inwardly  not  able  to  act  differently" . 

Such  words,  of  course,  sound  like  terrible  irony  if  we 

consider  the  fact  that  German  masses  of  today  v^exe   able  to 

betray  not  only  faithfulness  but  all  moral  values  of  civi- 
lized  Society,  but  we  must  comprehend  the  kernel  of  truth 

in  Johannes  Mueller's  words,  if  democracy  should  ever  become 
anjjc  ideal  and  an  inheritance  of  the  German  pecple,  so  that 
they  will  abstain  from  new  attempts  of  destroying  civilization 

For  this  reason  it  would  be  senseless  tc  offer  the  demo- 
cratic  Ideals  to  the  Germans  separated  from  the  religious- 
mystic  foundation  from  v;hich  they  are  actually  derived*  vVe 
should  keep  in  mind  that  democracy  is  based  on  the  convicticn 


,  ,  13  . 

that  all  men  are  equal,  but  only  the  Biblical  religion  teaches 
the  reason  for  this  equality,  namely  the  creation  of  all  man 
in  the  " Image  and  likeness  of  God"  (whatever  explanation  you 
might  give  fcr  this  sentence)  wherefore  they  are  all  brethren 


m 


God.  Ancient  heathendom  could  not  create  democracy,  because 


of  the  lack  of  that  theological  foundation,  and  for  this  same 
reason,  not  even  the  Greek  democratic  city  states  were  democra- 
tic  in  our  sense,  because  there  v/ere  people  which  v/ere  not 
considered  to  be  equal  to  others.  Also  Buddhism,  though  an 
important  religion,  was  not  able  to  create  a  democratic  ideal 
either,  and  only  on  account  of  its  different  theological 

conception. 

It  would  be,  therefore,  no  hypocracy  cn  the  side  of  the 
.democratic  powers,  if  they  offered  the  democratic  ideal  in 
connection  with  a  religious  revival.  Of  course,  it  must  not 

I 

*  f 

be  done  in  a  hypocritical  way  what  would  be  the  case,  if  certain 


pers 


ons  tried  to  religiously  influence  the  Germans,  although 
'  they  themselves  are  not  religious  at  all,  but  considered  it 
a  political  necessity  to  use  religion  in  this  special  case 
^of  re-education.  Under  such  a  condition,  religion  should  really 

«... 

,  be  called  an  "opiate  for  the  people",  but  this  would  include 
its  ineffectiveness. 

■This  religious  re-education  can  essentially  be  performed 
only  by  the  Germans  thernselves.  I  am  convinced  that  when  this 
v/ar  has  been  won,  many  thousands  of  admirable  characters  will 
become  knovm  to  have  resisted  and  suffered  for  their  religious 
conviction  and  for  their  Opposition  to  the  Nazi  heathen 
upheaval.  They  will  be  the  natural  educators  of  the  German 


^fc^  ^.»  ■  -.  mt^^'^ 


14 


; 


people,  although  no  one's  help  and  co-operation  should  be 
excluded,  and  they  should  be  assisted  by  the  religious  German  , 
Personalities  who  left  Germany  on  accoiint  of  their  refusal  of 
and  Protest  against  the  Nazi  regime.  Those  personalities  have 
proven  by  their  decision  and  sufferings  that  they  are  the  true 
expression  of  the  originally  religious  character  of  the  Germans, 
and  they  should  be  given  the  opportunity  tc  find  the  way  to 
fight  against  the  modern  superstition  of  the  Nazi  theories 
based  on  racialism,  on  "blood  and  soil",  and  so  many  other 
dismal  errors  besides  the  deificaticn  of  man. 

If  the  German  people  is  not  to  be  extin.^uished  altogether, 
this  is  the  rare  and  precious  Chance  to  "salvage"  it,  as 
Dorothy  Thompson  demands,  and  to  solve  the  problem  of  repeated 

wars  caused  by  the  German  lust  of  aggression  and  destruction. 
This  war  is  in  the  deepest  sense  a  reli.p;ious  war,  in  as  far 

as  all  achievements  of  the  monotheistic  religions,  on  which 
democracy  is  based,  are  at  stake.  It  v/ould  be  blindness  to 
imagine  that  theae  values  could  be  re-awakened  in  Germany 


without  planting  4-4^ in  their  innate  religious  character.  Some- 

thing  like  a  new  REFORLIATION  is  needed,  and  the  starting  point 

might  well  be  the  conviction  of  countless  thousands  of  Germans 

that  the  destruction  of  their  cities  is  a  punishment  from  God 

for  their  errors  and  crimes.  \  »/  i  / 

Therefore,  the  re-education  of  the  German  nation  «•••*N^be 

in  the  first  place  the  task  of  Protestant  and  Catholic  leaders 

who  upon  the  foundation  of  the  widest  knowledge  of  all  decisive 

Problems  of  economics  and  politics,  and  v;ith  the  help  of  experts 

,     -  '»- 

in  these  fields,  and  with  the  co-operätion  of  all  Germans  of 


,<• 


'  .i 


I  ■ 


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15 


,_  i. 


M  . 


good  will,  are  atle  to  re-estatlish  a  pure  expression  of  the 
German  religious  dlsposition.  /  ,.   >  • 

Of  course,  they  will  not  be  able  to  save  Germany  from  the 
p-unishraent  it  deserves  for  the  horrihle  crimes  perpetrated  in 
this  war,  but  they  might  be  able  to  save  the  world  from  a 
continuous  threat  of  destruction  while  taking  up  again  the 
work  of  the  great  reformers  who  wanted  to  turn  the  mystic- 
barbarian  souls  of  the  Germans  to  the  God  of  justice  and  Mercy. 

This  is  an  utmost  difficult  task,full  of  dangers  and 
pitfallSjOf  which  BIGOTRY  is  only  one;  however,  if  this  con- 
dition  is  not  fulfilled  and  if  this  tremendous  task  is  shirked. 


w 


e  are  afraid  that  the  natural  religious  trend  of  the  German 


oharacter  will  be  side-tracked  again  and  again  to  the  v/ays 
of  superstition  in  a  modern  form,  and  lead  to  other  v;ars  y;ith 


mo 


re  bloody  sacrifices  than  ever  before. 


I 


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