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Full text of "Entwicklungsgeschichte des griechischen Romanes im Altertum"

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entwichlungsgefcl)ici)te 

6es  gnecl)ifcl)en  Romanes 

im  FlUertum 


Von 


Otmar  9c!)iftel  von  f lefcl)enberg 


Balle  a»9. 

Verlag  von  (Dax  niemever 

1913 


€ntwichlungsgefd)icl)te 

bes  gned)ifci)en  Romanes 

im  RUertum 


Von 


Otmar  9d)iffel  von  f lefcl)enberg 


Balle  a»5. 

Verlag  von  (Dax  niemever 

1913 


TA 


'774602 


€rnjt  [^alinha 
ßernl)arb  Seuffert 
ßugo  Spider 

öen  Sövberern  meiner  Arbeit 

in  Verehrung  unb  Danhbarheit 
3ugeeignet 


„(Siiie  @efd)icf)te  ber  (Sc^riftfteHer,  bte  ft(^  mit  einer 
3Siffenfd|aft  befd)äftigt  fiaben,  i[t  ttocE)  feine  ©efd^id^te  biefer 
SSiffenfc^aft." 

^öf).  ®th^.  @:^renr.  Wtaa^,  ©tunbri^  ber  oHgcmeinen 
itnb  befonbern  reinen  diifüoxU.  §alle  unb  Sei|)5tg, 
1798.    ©.20. 


Vorwort. 

SBenn  bie  folgetiben  §Iu§fü§nmgen  über  ben  gried^tfdEien 
Vornan  „(£nttt)i(JIung§gejcl^id^te"  genannt  mnrben,  ^ei^t 
bieg  nicJit,  bo^  haS^  (Sntfte^en  ber  ©attung  ou§  äft^ettfd^ 
unöolüommenen  Stnfängen  bi§  pr  pd§[ten  93Iüte  öerfolgt, 
bo^  aljo  gezeigt  toerbe,  n)ie  im  Saufe  ber  ßtit  äft|etifc^ 
beffere  Xtipen  bie  minbertt)ertigeren  alten  erfe|t  ptten. 
®enn  in  SBirHic|!eit  l^aben  {)ier,  njie  überl^anpt  in  ben 
fc^önen  fünften  ältere  unb  jüngere  (gntn)ic!Inng§[tufen  neben 
einanber  gelebt.  S^id^t  ba§  5ltter  ber  Xt)pen  unb  bomit 
il)re  funfttec^nijc^e  SBoHenbung,  fonbern  öor§ügIic^  bie 
öft^etifdien  üualitäten  i^rer  einzelnen  S5er treter,  oft  nod) 
tf)r  S3er{)ä(tni§  ^um  jeweiligen  ©efd^matfe  be§  ^ublüumg 
lüaren  ja  bie  für  i^r  fortleben  einzig  nta^gebenben  ^a!toren. 
@o  erfreut  fic^  l^eute  nod)  ^occoccioS  SfJoöellenfranj  Deca- 
merone  tro^  feinet  abfotuten  SIIter§  unb  tro^bem  er  eine 
!ünftlerifc^e  Urform  roman'^after  @r§öt)Iung  barfteHt  un= 
öerminberter  S3eliebt:§eit  neben  ben  neueften  9fiomanen  unb 
jüngften  Sflomanformen.  Sa  er  überbauerte  fogar  ^a^tloje 
Sflomane,  atfo  S5ertreter  einer  fünftlerifd)  ()ö^er  entttidelten 
^orm  in  ber  ©unft  ber  Sefer.  ©o  probu§ierten  enblid) 
®oetf)e,  Sied,  @.  %.  Sl.  §offmonn  unb  ^a^treid^e  ©pötere 
aud)  in  jener  bereits  burd^  bie  Mi2.rjöLaxa  be§  StrifteibeS 


VI 


bertrctenen  Urform  be§  ^RoöeHenhonsel,  oBtüo^t  if)nen  qu§* 
geBilbete  ^lomanfornten  genug  gur  SSerfügimg  geftottben 
tüären.  gef)tt  aljo  urfäc^Itc^er  ^wi^i^i^^^^Q^Ö  ätt'tjcfien 
bem  Sttter  unb  ber  äftt)etifd§en  2Berttg!eit  ber  em§elnen 
!ünftlerifd)en  Sttbioibuolgebilbe,  jo  6e[te!^t  bennoii)  eine 
fold^e  S3e^ie^ung  gwifc^en  ber  in  i^nen  ju  Sage  tretenben 
lt)pifci§en  ^unflfertigfeit  unb  ber  5lbfoIge  t^pifc^er  [formen. 
Äünftlerifc^  üolHomntenere  Xt)pen  folgen  nottoenbig  auf 
lünftlerifd^  ntangett)aftere  in  ber  aßgemeinen  ^unftentoicf lung 
unb  nic^t  umge!e^rt.  S^tüdfäHe  oon  einzelnen  l?^unftn)er!en, 
ja  üon  ^ünftlern  unb  ganzen  @pod§en  ober  aud^  ©prünge 
in  einjetnen  i^re  ßeit  überl^olenben,  aber  ofjue  Sf^ac^folge 
gebliebenen  2)en!mälern  nad^  oorne  änbern  an  biefem  ^unft= 
geje^e,  bo§  ja  meber  gerablinige  (Sntn)i(flung  forbert,  nod^ 
—  tote  gefagt  —  bie  (S(f)önr)eit  einfacher  S)arfteIIung§:= 
formen  in  5lbrebe  fteHt,  ni(f|t§.  @ntttiicflung§gejdjic^tlicf|er 
53etrad§tung  ift  bemnoc§  nid)t  ba^  ^unftfd^öne,  fonbern 
nur  ha^  ^ünftlerifd^e  gugängtic^,  b.  ^.  nic^t  ha^  Sigen^ 
ortige  unb  ^erfönlidie  eine§  l?unftn)er!e§,  ouf  bem  feine 
beftimmte  äft^etifd)e  SSirfung  beruht,  fonbern  bto^  ba§ 
Stilgemeine,  ba§  2;t)pif(^e,  ba§  e0  mit  anberen,  bann  glei(^= 
artigen  ober  gottung§oertt)anbten  ^unftprobuften  teilt.  2)enn 
felbft  um  bie  !ünftlerifc^en  Sßorau§fe^ungen  ber  äft^etifd;en 
SBirffamMt  bloßzulegen,  ift  einerfeit§  ifotierte  S3etra(^tung 
be§  betreff enben  ^unftmer!e§,  ba^  \a  pnöd^ft  ifoliert  auf 
ben  ©enießer  §u  n)ir!en  beftimmt  ift  unb  ouc§  fo  auf  il)n 
tontt,  nottt)enbig,  anbererfeitS  eine  (Srüärung  au§  ber 
^erfönlic^feit  feines  @d^öpfer§  unter  Umftänben  fe^r 
toertoott.!)    Snbem  nun   bie   @ntmidlung§gefd)id)te  einer 


^)  ®a^  jie  bei  üielen  Sunfttoerfcn  überflüffig  ift,  werben  auii^ 
bieienigen  2tftt)etifer  nid^t  leugnen,  bie  bie  gett)i§  häufige  33eeinfluffung 


—       VII      


Äunflform  bie  etngettten  %\^pm  bcrfelben  qu§  eitianber  :^er* 
leitet,  i'^re  @ntfte!§ung  ou§  einanber  aufüärt,  töirb  fie 
bennod^  ntd^t  auf  öft^etifc^e  S3eurteilung  ber  eittjeltien  SSer* 
treter  biefer  Xt)pen  tiergid^ten  muffen,  fonbern  ftc^  i^rer 
gerobejit  bebienen,  um  bie  tnbiöibueKe  3lu§geftaltuug  be§ 
5tt)pu§  üon  feiner  gortBilbung  §u  einer  neuen  ^orm,  um 
olfo  ßunft  öon  erf)ö^ter  ^unftfertigfeit  ju  unterfd^eiben. 
Sefi^t  bie  SSeränberung  om  Stipug  burcf)  ben  ^ünftler  im 
erften  ^alle  rein  öft^etifäie  ^ebeutung,  fo  ^anbelt  e§  fic^  im 
gttjeiten  gaUe  um  funfttec^nifd^e  93emü!^ungen  unb  @rgeb= 
niffe.  ^üv  bie  (Steigerung  ber  ^unftfertig!eit  ^ot  —  qI§ 
burc^  9ftO(f)a!^mung  übertragbar  —  entmicftungSgefcJiid^tltdEien 
SSert.  Stft^etifd^e  unb  entn)idflung§gefd^irf)tlic^e  §ö^epun!te 
tüerben  felbftüerftänblid^  bei  biefer  jmiefoc^en  S3etrad^tung§= 
töcife  nid^t  immer  jufammenfaüen. 

2Bie  öon  äft^etifc^er,  fo  ift  anä)  öon  Iiterar!f)iftorifd^er 
93etrad|tung  bie  @nttDidEtung§gefd^ict)te  in  ber  i8efc^rän!ung 
ouf  Xtjpen  unb  im  Streben  nad^  gefe|mä^iger  ©rüärung 
i^reg  ßufammen^ongeg  öerfc^ieben.  3)ie  Siterörl^iftorie  ift 
gleich  ber  Stft^eti!  auf  ha§  fünftlerifd^e  Snbiöibuolgebilbe 
befd^rön!t;  jebo(i)  interefftert  fie  nii^t  feine  S3eftimmung  unb 
fein  Söefen,  alfo  feine  ©c^önl^eit  unb  i^re  fünftlerifd^en  unb 
pft)d^oIogifi^en  UrfacEien,  fonbern  ollein  bie  3^atfod)e  feiner 
I)iftorif(f)en  (Sjifteng.  S)iefe  mögli^ft  genau  unb  aUfeitig 
ju  beftimmen  ift  bie  .^auptoufgobe  ber  Siteraturl^iftorie  unb 


be§  ä[tf)etif(i)en  ©enuffeg  bnxd)  bie  SSorftellung  öon  ber  ^erfönn(^!eit 
be§  9Serfaffer§  oerfediten.  2)enn  abgefe^^eti  boöon,  bo§  fonft  nt(i)t 
einmal  moberne  2)i(i)tungen  ol^ne  ou§fü^rIi(^en  biograp^ifdien  ^om= 
mentar  er)d)einen  bürftcn,  fo  roören  ouc^  alte  älteren  anonymen 
Äunftroerfe  ober  fol^e,  über  beren  SSerfaffer  nid)t§  5ln§reid)enbc§ 
befonnt  ift,  unöerftänblic^,  bof)er  nngeniepar. 


—    vin    — 

t|rer  ^ilfsbifjipün,  ber  iöibtiograpl^ie.  Se  nad^bcm  nun 
jene  S8iogrop{)ie  ober  attgemeine  Siteraturgefd^ici^te  ift,  jud^t 
fie  bQ§  literarifc^e  ^octum  in  ben  äußeren  2eben§tauf  eine§ 
3lutor§  ober  in  größere  seitgefc^ic^tlid^e  ^^ilo^^^^^önge 
einsugliebern,  bQ§  Siteraturbenfmol  jomit  otg  ^unÜion  öon 
^erfon  unb  ßeit  ober  nur  ber  ßeit  borpfteUen.  ^er 
Unterjd^ieb  öon  Siterär^iftorie  unb  ^unftentttjicflung  fpringt 
noc^  bem  ©efogten  in  bie  fingen,  ^ie  Siteraturgefc^icfite 
fteHt  eine  0iei^e  bijparoter  2;otfa(i)en  üorne:^mricl^  literarifc^er, 
oBer  Qucl^  biogra|)t)ij(i)er,  Io!aI^iftorif(^er  u.  a.  'äxt  jnjammen, 
infofern  fie  gleicfiseitig  finb,  um  burc^  fie  bie  Qtlt  p 
c^arafterifieren,  ber  fie  onge^ören  ober  ben  fiiteroten  ju 
fenn^eid^nen,  ber  bie  2Ber!e  öerfa^t  ^at,  um  alfo  bie  ßeit 
im  (Spiegel  i^^rer  Siteratur  ober  ben  ^ünftler  im  «Spiegel 
feiner  2Ber!e  ju  feigen.  ?lbgefe^en  baüon,  ba^  fie  fic^  foldjer* 
ma^en  al§  ^^^^9  ^^^  Unioerfal^iftorie  unb  nid^t  at§  @efrf)ic^te 
einer  ^unft  borfteEt,  fo  erfc^einen  i^re  unter  bem  ^eic^en  ber 
Sa^re^ga^t  ftet)enben  ß^fammenfteÜungen  üI§  (Sammlungen 
anfälligen  unb  uneinl)eitlid£|en  3)lQteriate§.  3)ie  ©ntinidlungS* 
gefc^ic^te  ber  Ännft  mirb  biefetben  benn  aud^  nur  ai§  S)ar* 
bietung  öon  Ü^otiftoff  unb  bie  Siterär^iftorie  o(§  freilief)  un= 
entbelirlid^e  primitiöe  §ilf§miffenfd^aft.  onfet)en  fönnen.  S)ie 
enttöicE(ung§gef(f)i(^tIic§e  5IbfoIge  ber  ^ormttipen  hingegen 
ift  unabhängig  öon  ber  ß^ronologie  it)rer  SSertreter.  2)iefe 
njerben  ja  nic^t  in  i^ren  äußeren  gefd£)ic^tlic^en  33ebingungen 
unb  3ufömmen^ängen,  fonbern  nur  al§  $8eifpiele  für  jene 
gefe£)en.  2)urd^  fold^e  So§Iöfung  be§  ^ünftlerifc^en  öon 
allem  „^iftorifc^en"  mu^te  fic^  aud£)  ber  ^eitlidfie  SJJa^ftab 
5ur  S5eftimmung  be§  Hbftanbeg  ber  einzelnen  X^pen  öon 
einanber  änbern.  (Sr  mar  gegeben  in  bem  ^mifd^en  ben 
beiben  ©nbpunften  einer  Sfleil^e  beftefienben  Unterfd^iebe  an 
tunftfertigfeit.     ®ie    9fleif)enenben   maren   funfttl^eoretifc^ 


—      IX 


ermittelte  üterorijc^e  ©attungSformen.  ^^^I*^^«  f^^  orbtteten 
fid^  bie  einjetnen  ^^tipen  ein.  S^r  5llter  lie^  fic^  ermefjen 
noc^  i^rem  Slbftanbe  öom  3lu§gang§^  unb  (Snbpun!te  ber 
ülei^e  auf  @runb  be§  oben  ouSgefprod^enen  ^unftgefe|e§, 
ha^  fimftted^nifc^  58olIenbetere§  SJJangel^ öfterem  ftet§  folgen 
muffe.  S)a  e§  fic^  um  bie  genetifd^e  ^olge  öon  5lb* 
ftraftionen  unb  nii)t  um  bie  l^iftorifd^e  golge  öon  fon= 
freten  ©ebilben  l^onbelte,  blieb  fomit  ha^  S5erf)ättni§  be§ 
^iftorifc^en  Sllterl  ber  Söeifpiele,  qu§  benen  hk  it)pen  bor* 
gefteßt  ujorben  n)oren,  ööllig  gleichgültig  für  \)a§  genetifd^e 
SSerpltni§  ber  X^pen  §u  einonber.  @o  fonnte  ein  genetifc^= 
ötterer  Xt)p  ou§  ^eifpielen  gemonnen  merben,  bie  I)iftorif(^* 
jünger  waren,  al§  bie  §ur  ^orfteßung  eineg  genetifd^* 
jüngeren  Xt)p§  I^erongegogenen.  @enetifd)e§  unb  Ijiftorifd)e§ 
5ltter  finb  olfo  in  ber  ©efcljic^te  einer  ^unft  nur  bann 
poroEel,  n)enn  oöe  biejenigen  S3eifpiete  be!onnt  finb  unb 
ber  Unterfuc^ung  jugrunbe  gelegt  werben,  in  benen  gum 
erften  9J?aIe  ein  neuer  Xt)pu§  ouSgebilbet  erfc^eint. 

Sn  bem  bargelegten  Unterfdjiebe  öon  ber  Siterart)iftoric 
befielet  enblic^  ouc^  bie  @jiften§bered)tigung  ber  @nt= 
üuicflungggefdjid^te  nic^t  neben,  fonbern  in  ber  ßiterotur* 
ft)ftemati!.  2)enn  fobolb  biefe  onftatt  be§  öft^ietifd^  wir!« 
famen  SubiöibueH^^ünftlerifc^en')  bo§  ©ottunggmö^ige, 
im  Pieren  @inne  Äunfttecfinifd^e  2)  unterfud^t,  ftettt  fie 
üorgüglic^  bie  3Soriotionen  ber  (SottungSform,  alfo  i^re 
<BpkU  unb  Unterarten  bor.  S)ie  SSoriotion  einer  ©ottung 
A  wirb  ober  ftet§  in  ber  Sflid^tung  §u  einer  onberen 
©Qttung  B  erfolgen,  ßogifc^  bilben  olfo  oUe  SSorionten 
eine  9iei§e  jwifc^en  ben  beiben  ©runbformen  A  unb  B  at§ 


^)  tontpofitton:  tgl.  ^Rfietorifdie  gorfc^ungen  I,  (5.  VI,  unter  1. 
■'')  ®i]>ofition:  ebenbo  unter  2. 


@nb:pun!ten.  ®iefc  logijd^e  9fletf)e  tüirb  nun  gur  genetifcEien 
Slbfolge  unter  ber  SSorou§je|ung  be§  oBen  aufgefteHten 
©eje^eS  fortfc|reitenber  funfttei^nijcfier  Söerbefferung,  b.  ^. 
burc^  bie  (SrHärung  ber  5tbn)ei(i)ungen  öon  ben  ®runb= 
formen  au§  ber  Slbftd^t  hmfttecfinijc^er  SSerüoHfommnnngJ) 
Slngefici^tS  ber  Xat\aä)t,  ba^  nod)  !eine  @ntn)i(flung§^ 
gejd^ic^te  be§  gried)ifcl}en  9fJomQne§  geji^rieben  tourbe,  !önnte 
|ter  öon  einer  5Iu§einanberfe|nng  jelbft  mit  feinen  an§= 
fü{)rlic^[ten  @efamtbar[tellungen,  mit  ben  SBer!en  üon  ©rmin 
9f?of)be  unb  STriftibe  ßatberini  5lbftanb  genommen  merben, 
bo  ber  folgenben  6tubie  folonge  prinzipielle  @Iei(f)berecl^tigung 
mit  ben  genannten  5(b^anblungen  eingeröumt  tDtxhtn  mn^, 
bi§  bie  ^i^^öffigfeit  genetijd^er  Ännftbetrac^tnng  beftritten 
njerben  fijunte.  SSenn  ber  Sßerfaffer  bennod)  in  bie  ^riti! 
menigftenS  ber  Strbeiten  9?o:^be§  unb  ßolberinis  eintritt,  fo 
gefc^iet)t  bie§  nur,  um  on^er  burcJ)  prinzipielle  Söegrünbung 
feines  @tanbpnn!te§  unb  burc^  bireüe  Slrgumentation  bie 

^)  S)ie§  §itr  ©rgänjung  ber  Erörterungen  in  dUjtt.  ^ox)ä).  I, 
©.  Xni.  3«  i^i^ei^  ^Berichtigung  biene  goIgenbeS.  ®er  natur- 
^^iftorifdie  ©ntmidlungSBegriff  tft  bom  fünftlertf(^en  inf)oIt§üerfd)ieben. 
§anbelt  eä  ftd)  in  jenem  um  unbeiru^te  g-ortbilbungen  lebenber 
Organismen,  fo  in  biefem  nocf)  ben  obigen  3lugfüf)rungen  um  witt^ 
fürli(i)e,  gtüed^afte  2inberungen  an  abftraften  gormti^pen.  SBenn 
nun  a.  a.  D.  @ntrt)icEIung  im  ©inne  natürlicher  gortbilbung  für  bie 
rf)etorif(ä)e  Äunft  abgetefint  tourbe,  tt)or  bieS  nur  §utreffenb.  §in« 
gegen  würbe  mit  Unred)t  ba§  Stipifc^e,  ©attungSmäBige  mit  bem 
ignbiöibueU'Mnftlerifc^en,  unmittelbar  öftfietiic^  SBirffamen  pfammen* 
geluorfen  unb  infolge  biefer  p  engen  SSerbinbung  oon  Slunfttec^ni! 
unb  ©(i)önf)eit  feine  SSariabilitöt  p  niebrig  eingefc£)ö|t.  ®iefe  falfd)c 
Kombination,  bur^  meldie  bie  Stteraturf^ftemoti!  um  eine  33e= 
tra(ä)tung§möglid)feit  üerfürgt  hjurbe,  f ollen  nun  bie  üorfte^enben 
SluSfü^rungen  über  „@ntnjidlung§gefd)id)te"  erfegen.  S)er  genonnte 
3tDeig  ber  £iteratur>t)iffenfc[)aft  fteöt  au(^  ha§  hi^ljtx  fe:^Ieube  33inbe» 
glieb  gu  i^^rer  :^iftorif(^en  §ilf§bifäiplin,  ber  £iteraturgef(^id)tc  bar. 


XI 


?Rtci^tigfeit  feiner  ©rgeBntffe  Qucf)  burc^  bic  SBibertegung 
onberer  $Inftcf)ten  über  benfelben  ©egenftanb  gu  erljörtett. 

9fto^be§  Strbeit  serföllt  in  ^tüei  ttod)  ber  Sluffoffung 
if)re§  ^roblemeS  bifparate  Seile,  in  eine  3)ar[tettung  ber 
angeblid)en  literarijrfien  SSDrou§fe|ungen  be§  griec^ijc^en 
9lomQne§  oI§  ©ottnng,  alfo  be§  9?omantt)pu§  unb  in  eine 
literar^iftorijäie  ^Betrachtung  ber  überlieferten  Sf^omane. 
©elbft  ba§^  rönntlicfje  5lu§ma^  biefer  beiben  Seftanbteile 
be§  2Berfe§  ift  fo  ftar!  öerf (Rieben,  ber  eigentliche  @egen* 
ftanb  tritt  fo  ouffötlig  imM  gegenüber  öorbereitenben 
Unterfuc^nngen,  bo^  9ftof)be  in  ber  SSorrebe  bie§  SD^i^= 
berpltni§  bebenüid^  genug  au§  perfönlid^er  ^Jeigung  be= 
grünben  ^u  muffen  gtoubte,  n)ä!^renb  e§  fic^  hod)  um  einen 
©runbf eitler  feiner  Slrbeit  f)onbeIte,  ber  if)re  ©rgebniffe 
fufpe!t  mad^en  mu^. 

SSa§  er  öon  ber  ^unftform  ber  Sflomane  mit  §itfe 
feiner  n)iffenf(i)aftlicl)en  SSorgänger  ernannte,  ujar  nid^t  nur 
wenig  genug,  fonbern  ouc^  im  5lnfa^e  ber  literorifd^en 
^Komponenten  ber  Gattung  bereite  öormeggenommen.  ^ür 
9fto^be  bebeuteten  bie  in  ben  Slu§gaben  ber  Scriptores 
erotici  gemö^nlicf)  gufammengefa^ten  Slutoren  ^unäcfift  eine 
{)omogene  9J?offe,  oon  ber  erft  bei  näherem  3"i^^^" 
^artf)enio§  unb  5tntonio§  Diogenes  obsufonbern  njaren. 
2)ie  übrigen  erfcf)ienen  qI§  bie  gleichartigen  SSertreter  ber= 
felben  ©ottung,  bie  er  nacf)  ber  ^unft,  melcfjer  fie  an= 
geprt,  al§  epibeiftifc^e  9flt)etori!,  nac^  i^rem  %\)tma  al§> 
@roti!  unb  noc^  i^^rer  Zt(i)nit  burcf)  bie  Üieifefütion  fenn* 
jeid^nete.  2)iefe  magere,  übrigens  nic^t  einmol  ganj  gu* 
treffenbe  fünftlerifc^e  ß^aro!terifti!  erfcfjöpft  ben  Sn^alt  be§ 
umfangreichen  Sucres  für  ben  O^oman  ats  Gattung.  Snbem 
nämlicfj  SfJoIjbe  lt\)t^  biefer  brei  9J?erfmoIe  njieber  oI§ 
bic   Signatur   je   einer   Iiterarifd)en   ©attung   betracE)tete, 


XII      — 


bereit  @efd^i(i)te  er  in  feine  Unterfuc^ung  einfügte,  brod^te 
er  e§  fertig,  mit  bem  ^nfiolte  eineg  einzigen  @o|e§  einen 
bic!en  Sanb  ju  füllen,  ber  benn  mit  bem  Sflomane  oft 
menig  genug  gu  tun  f)at  2)urcl^  fotc^e  ^lufboufc^ung 
bürftiger  ^Beobachtungen  erjd^eint  nun  bie  Sf^omangottung 
ot§  ajJifc^ung  an§>  brei  literorifcljen  „Gattungen"  freilid^ 
fel^r  oerf(^iebenen  äöefenl.  SDie  ©op^ifti!  ift  eine  ber 
^oefie,  meldjer  bie  Siebelelegie  pgeprt,  im  @t)fteme  ber 
fc^önen  fünfte  gur  ©eite  ftef)enbe  ^unft,  feine  i^r  unter* 
georbnete  ©attung.  ®ie  9f{eifeutopie  ift  lieber  rl^etorifc^e, 
noc|  poetifc^e,  olfo  über!E)QUpt  !eine  fünftlerifc^e  Gattung, 
fonbern  SSiffenfc^aft  in  fünftlerifc^er  (SinMeibung  gu  popu= 
larifierenbem,  alfo  päbagogifc^em  ^^recEe.  2)ennoct)  be* 
trachtete  9ftot)be  olle  brei  „S3eftQnbteiIe"  aU  einonber  gleid^* 
artig.  (Segen  foId)e  äJJonftrofität  ber  ®ottung§beftimmung 
ift  bie  Ungeftf)icfli(i)!eit  monc^er  Äunftttieoretüer  be§  18.  Sa^r= 
^unbert§,i)  bie  ben  Üioman  im  „Sln^ange"  ju  ben  fd^önen 
9flebe!ünften  abt)anbetten,  tüeil  fie  einerfeitS  in  ber  SSerfi* 
fifotion  ein  bie  ^oefie  üon  ber  9ftt)etori!  unter[(i)eibenbe§ 
Wtiitmai  erblidten,  anbererfeitl  ben  9flomon  feinem  SBefen 
nad^  für  eine  poetifd^e  ©ottung  hielten,  mot)rlic^  eine 
§armIoftg!eit. 

'S{o^ht§>  ^^potl^efe  üon  ber  (£ntftef)ung  be§  griedjifd^en 
fRomanel  lö^t  fid)  ober  ouct)  fod)Iic^  nid^t  oufrec^t  ert)alten. 
3ur  5Innaf)me  eines  ß^^föntmen^ongeS  gtt)ifd)en  (Sopi)iften= 
roman  unb  9fleifeutopie  mürbe  Ülot)be  gunöd^ft  burd^  bie 
SSereinigung  ber  "Ajitöra  be§  ?lntonio§  S)iogene§  mit  ben 
9lomonen  in  ben  öu^erlid^  ongelegten  (SommelouSgoben 
ber  Scriptores  erotici  angeregt.    SSor  i^m  boburd)  bo§ 


^)  SSgl.  j.  93.  (S.  Wttimx^f  ®runbri§  ber  2;:^eotie  unb  ®eid)id)te 
ber  f (gölten  2öiffenf(i)aften.    Semgo  1787,  ©.  359  f. 


—      XIII      — 

SBerf  oI§  9?omQu  quotiftäiert,  \o  jd^ienen  fein  Stitel  unb 
gett)iffe  ©toffetemettte  in  i^m  beutlid§er,  at§  bei  anbeten 
3ftomanen,  auf  bie  9f?eifentopie  ju  n)eifen.  ^aburcf)  n^urben 
für  9f{o^be  bie  "Axiüza  jum  93inbegliebe  ätt)if(i)en  Utopie 
nnb  Sf^oman,  beffen  S^teifefiftion  fic^  i^m  olfo  an§  jener 
erüörte.  90^it  n)e(d)en  SiRitteln  er  bie  "Ajciöta  all  $ßor= 
läufer  be§  @op^iftenromane§  §u  erineifen  fudjte,  l^abe  icf) 
in  ben  9fl^etorifc^en  gorfdjungen  1 107  2  bargelegt.  Über= 
fiaupt  VOQX  e§  ein  Ieid)tfertige§  2öagni§,  ouf  ber  fct)malen 
©runblage  eines  einzigen  2Ser!e§  an§  ber  93erü^rung  öon 
©toffelementen  ober  ber  Übereinftimmung  in  ber  tec^nifc^ 
untergeorbneten  Üleifefiftion  einen  fo  innigen  ßufommen^ang 
jttjeier  ßiteraturgattungen  fo  ganj  entgegengefe|ter  Xenben§ 
gn  folgern.  S)enn  junöc^ft  erfc^einen  jene,  ixoox  nid)t  für 
bie  Uto:pie,  in  ber  fie  nur  ber  p'^ontaftifd)en  (Sinfleibung 
fojialpolitifc^er  Sbeen  bienten,  mo^I  aber  für  eine  geujiffe 
3Jiira!et=  unb  ^Abenteuerliteratur  i)  bejeicfinenben  bizarren 
©toffetemente  ben  au§  bem  ©op^iftenromane  befannten 
f(^abIonen{)aften  Slbenteuern  nur  entfernt  äfinlicf);  bann 
ttjaren  Sfleifen  unb  Slbenteuer  bem  9f?omane  all  Gattung 
in  bem  SO^a^e  unn^ef entließ  unb  entbe{)rlid),  'üa'^  fie 
mand)en  feiner  Sßertreter  ganj  fe'^Ien  fonnlen.  SongoS 
!ommt  5.  33.  überl^aupt  ol^ne  Sfleife  au§,  ^amblic^  o^ne 
(Seereife  mit  if)ren  ©türmen,  ©c^iffbrüd^en,  ©eeräubern, 
ß^ariton  o{)ne  bie  ögtiptifc^en  ^Sufolen,  ^eliobor  ol^ne 
©c^iffbruc^  u.  f.  f.  Slüe  bie  oufgejö^Iten  ©toffpartüel  maren 
eben  in  ber  im  ©opt)iftenromane  an^utreffenben  5lIIgemein= 
l^eit  ©emeingnt  ber  antuen  Literatur  über!^oupt,  nidjt  allein 
i^rer  Sichtung  ober  gar  nur  einzelner  Gattungen,  il^re 
Hnmenbung  fomit  miHfürlic^  unb   äuföHig.    SSie  fottten 


»)  SSgl.  unten  ©.  13f. 


—      XIV      — 

benn  auc^  (Stoff elemente,  bte  aU  ©c^eibemünsen  in  aßcr 
Siteraten  §önbe  umliefen,  für  bie  ®ottung§t)ern)anbtfc|aft 
irgenb  ettt)a§  entfc^eiben? 

5lu^er  S)ilt^e^§  Arbeit  über  bie  Ätibi^pe  be§  Äaüi- 
mad^o§i)  öeronlo^te  9ftol)ben  tüieberum  bie  Slnfnal^me  ber 
©antmlung  erotifc^er  @pt)ßien=  unb  (SIegienftoffe  öon 
^art^enio§  in  ha^  corpus  erotifc^er  ©c^riftfteUer,  Se* 
^ie^ungen  §n)ifd)en  (SIegie  unb  9^oman  ju  finben.  Slud^ 
^ort^enioS,  ber  auSbrüdlic^  nur  ©pifoben  größerer  SBer!e, 
alfo  blo^  ongebeutete,  nic^t  aufgeführte  ©toffe  jur  felb* 
ftönbigen  ©eftaltung  bereitftellte,  ttjar  nic^t  ber  redete 
SO'JittetSmann  5tt)ifc^en  ben  beiben  formen.  SSerftönblid^er 
erfd^iene  e§  nod^,  tomn  auf  i^n  ein  ßufammen'^ang  gujifc^en 
SSer§epo§  unb  Sfloman,  ber  ja  in  ben  neueren  Literaturen 
oft  befte^t,  gebaut  ujorben  wäre,  ^afür  l^ötte  menigftenS 
gettenb  gemad)t  ttjerben  !önnen,  ba|  fid^  ©pifoben,  Ujie  fie 
^artf)enio§  au§^ebt,  aud^  bei  3£enop'f)on  öon  @p^efo§  unb 
Samblid^  al§  Einlagen  öorfinben.  S)od^  ujornt  öor  fold^en 
Söejie^ungen  siüifd^en  fünftlerifcEien  ^ormgebilben  ouf  @runb 
öon  @toffgIei(^^eiten  allein  fd£)on  bie  Zat\a^t  be§  S3üd^lein§ 
t)on  ^artl)enio§  felbft  nadjbrüdlid)  genug.  ®e^t  bod^  au§ 
i{)m  |erbor,  ba'^  ber  Äünftler  nic^t  ha^  Sluffinben  be§ 
(Stoffes  für  feine  ^auptoufgabe,  fomit  nid)t  ftofflid^e  Dri* 
ginalität  für  fein  SSerbienft  l)iett.  3ene§  ujar  il)m  nur 
eine  läftige  S'Jotnienbigfeit,  bie  er  fic^  gerne  öon  jebem 
beliebigen  obnel)men  lie^,  o^ne  ha"^  er  it)m  bafür  5Inteil 
on  ber  5lutorfc^aft  feines  SSer!eS  eingeräumt  ^ätte.  (Sine 
fold^e  Stoffgleic^lieit  befte^t  nun  ^tüifc^en  ber  ^^bippe  bei 
^allimacl)oS  unb  ber  SSorgefd)icl)te  ber  Siebe  bis  jur  (Sl)e 


»)  (£.  ©ilt^e^,  De  Callimachi  Cydippa.    ^dpm  1863.    Sßgl. 
ado^be^  ©.154  ff. 


—      XV 


bcr  gelben  bei  Xeitop^on  @p^ef.  1 1—9.  ©ie  !önnte  fid^ 
beftenfaÜS  qI§  birefte§  OueltenüerfjQltniS  jtoijc^en  beiben 
5lutoren  erroeifen,  tüenn  onberg  tne^r  al§  bürftige  tiefte 
üon  ber  Siteratut  jener  ^tit  erholten  toären.  Sebenfoߧ 
t)oben  ober  nid^t  nur  2ongo§  unb  2lc^ißeu§  Xaüo^,  öon 
benen  üio^be  (2.  ?Iuft.  @.  173)  felbft  pgibt,  ha^  fte  fic^ 
feinem  @d)ema  ber  erotijcEien  ©rjötilung  nic^t  fügen,  jonbern 
Quci§  bie  anberen  9ftomoncier§  ni(f)t§  mit  bemfelben  ju  tun. 
2)enn  quc^  t)ier  f)anbe(t  e§  ftci)  nic^t  um  einen  gormt^puS, 
fonbern  um  eine  (Summe  allgemeingültiger  unb  =üblid^er 
©inseljüge. 

So  bleibt  üon  ollen  auf  bie  9ftomonc^ara!teriftif 
bafierten  Kombinationen  9(lof)be§  nur  bie  33infenn)a^rl^eit 
befte^en,  ha^  ber  griec^ifc^e  Sftomon  eine  epibei!tifcf)e  ©attung 
fei.  Stn  unb  für  fic^  bebeutet  fie  ni(f)t  me^r,  a(§  etma  bie 
Se^auptung,  t)a'^  be§  Sop'^ofleS  Stntigone  eine  bramatifd^e 
5Did§tung  fei.  2)enn  n^eit  entfernt,  ha^^  SBefen  ber  9fiI^etori! 
bur(f)  ÄlarfteHung  ber  5lrt  unb  SBebeutung  be§  r^^etorifd^en 
gormbegriffe§  ju  ergrünben  unb  oon  ba  au§  ben  Üloman 
§u  üerfte^en,  fpürt  Sf^o^be,  nac^bem  er  genug  be§  §iftorifc^en 
über  Sopf)iften  unb  cSo|3t)ifti!  jufammengetrogen,  auc^  !^ier 
nac^  ftofflic^en  Berührungen  stuifdien  Sfloman  unb  ©pibeifti! 
in  ben  Seifpieten  ber  ^rogt)mnafmatif,  in  ben  ßontro* 
öerfien  be§  ©eneca,  in  ber  fopf)iftifd^en  93rieftiteratur  unb 
anber§tt)D.  2)a^  ba  feine  SSermutung  ber  ßi^gepngfeit  be§ 
fRomaneä  jur  Sop{)ifti!  ebenfalls  auf  ber  Übereinftimmung 
fierrentofer  (Sjempla  beruht,  braud^t  nic^t  erft  gefagt  ju 
njerben.  —  So  fann  e§  nic^t  SBunber  netjmen,  ba^  felbft 
9f{ot)be§  literar^iftorifc^er  5lnfa|  ber  Stnfänge  ber  ©attung 
burdt)  fpötere  ^apt)ru§funbe  all  folfc^  ern)iefen  Ujurbe. 

(Seine  ^tipot^efe  über  bie  @ntftet)ung  unb  3"fommen* 
fe^ung    bei    griedjifcfien    9flomane§    ift    aud)    metf)obifc^ 


XVI      — 


Qbäutoeifen.  Unftottl^Qft  er^c^eint  e§  jo,  jebeS  ^erfmot  be§ 
9flontant^pu§  auf  eine  eigene  literarifdie  Gattung  ju  proji* 
gieren,  beren  ^oupteigenfd^aft  ba§  betreff enbe  3JJerfmal 
barfteHt.  .^ötte  9^o^be  nur  etoa§  fd^ärfer  gugefe^en,  fo 
t)ätte  er  tt)o^I  oHe  Gattungen  ber  griecf)if(i)en  5Rf)etori!, 
^oefie  unb  n)iffenf(^afttid)en  ©djriftftellerei  ju  5lt)nen  be§ 
SftomaneS  unb  i£)n  gu  einem  ©ftroft  ou§  ber  gefomten 
griedjifc^en  ßiteratur  gemad^t.  2)oc^  finb  anbere  ouf  feinen 
^faben  fortgef(i)ritten.  ©ine  S^omonfoniponente  nac^  ber 
anberen  niurbe  neu  entbec!t,  bie  §iftorie,  bie  Teratologie,  bie 
fd)on  ^albamu§  al§  folc^e  erfannt  §u  ^oben  glaubte  u.  f.  f. 
ßalberini  !onnte  fc^Iie^Iid)  eine  rei^t  ftattüdje  Sifte  oon 
„SSorlöufern"  aufftelten,  unter  i^nen  @pi!,  Xragöbte,  neue 
^omöbie,  ^iftorie,  ^^itofopi^ie.  Um  bie  mettjobifd)e  $ßer= 
fel^rt^eit  biefe§  S8orge^en§  gang  gu  ermeffen,  erjc^eint  e§ 
notttjenbig,  baSfelbe  an  einem  S3eif:piete  ou§  ber  neueren 
Siteratur  bargufteöen,  ba  f)ier.2)an!  ber  lüdentofen  @r= 
{)altung  be§  3}iateriate§  ta^  tt)ir!Iid§e  Üinftlerifd^e  unb  seit'= 
lidie  $8er!^öttni§  ber  einzelnen  Siteraturformen  gu  einanber 
längft  offen  unb  !(ar  gutage  liegt.  S)a§  beutfct)e  @d^i(ffal§= 
brama  üon  circa  1815  — 1825  möre  fo  in  9fJot)be§  2lrt 
(aber  \a6)ii<i)  rid)tig)  nad^  ber  ^unft,  ber  e§  angehört,  al§ 
romantifd^e  ©id^tung,  nac^  feinem  Sf)ema  al§  ©arfteHung 
be§  @d^i(ffoI§maIten§,  ted^nifd^  burc^  ha^  fatale  9?equiftt 
gu  d)ara!terifteren.  SBoHte  man  nun  alle  biefe  äJJerfmalc 
mieber  auf  Gattungen  |)rojigieren  unb  biefe  bann  a(§  S5or= 
läufer  be§  (Sd^icffat§brama§  unb  fo  al§  feine  Komponenten 
betract)ten,  fo  ftünbe  man  üor  ber  ?(6furbitöt,  bie  Üiomantü, 
ferner  eine  imaginäre  ©cf)ic£fal§bid)tung,  gu  ber  3.  S.  auc^ 
hk  gried£)ifc^e  ^ragobie  gö^Ite,  enblirf)  ben  fog.  S3unbe§= 
roman  am  @nbe  be§  18.  SQ^t!^unbert§,  in  bem  ha§: 
fatale  9iequifit  55ermenbung  fanb,  gu '  SSorauSf e^ungen  ber 


XVII      — 


(Sd^icEjoBbramati!  ju  er!{ären,  toä^renb  tiefe  in  SBa^rfieit 
bo(^  nur  eine  ©pielart  bei  romantifd)en  S)ramo§  unb  \o 
i^rer  fünftterifrfien  (Eigenart  nacf)  re[t(o§  au§  ber  beut[(f)en 
9tomantif  öerftänblic^  ift.  SBotlte  man  bie  jfi^gierte  §^po= 
tf)eje  gar  in  9^o!^be§  @inne  ausführen,  fo  tt:)äre  e§  un* 
öermeiblid),  u.  a.  eine  ©ef^ic^te  ber  grie(f)ijc^en  STragöbie 
unb  ber  gesamten  romontijc^en  Sichtung  btn  S3iograp|ien 
ber  einzelnen  (gc^icE jalsbramotüer  unb  ^n^altSangoben  i^rer 
SSerfe  oorau§^ujc^ic!en. 

Snbem  9io!^be  bie  einzelnen  Sf^omane  al§  gfeidiartige 
S^ertreter  beSjelben  @attung§tt)pu§  onfal),  öerful^r  er  enblic^ 
unf)i[torijd).  ©eine  Iiterörgefc§id)tlic^e,  übrigen^  jc^on  längft 
al§  füljd^  ern)iej'ene  gijierung  ber  9ftomane  nac^  ber  SeBenl* 
jeit  ifirer  Sßerfajfer  bietet  bafür  infolge  ben  obigen  5tu§= 
fü^rungen  über  @nttt)ic!tung§gefc^id)te  feinen  örfa^.  SSiet* 
me^r  tt)öre  e§  notmenbig  getnejen,  ben  einzelnen  9flomanen 
anftatt  feiler  ®eringfc^ö|ung  eine  öon  SSer[tönbni§  ber 
@opf)i[ti!  getragene  Unterfudjung  ifirer  5^un[tform  ^u  njibmen. 
Sn  if)r  f)ötte  fic^  allbalb  Z\)p[\ä)^§>  öon  Snbioibuellem  ge= 
fd^ieben.  @o  ujöre  e§  bann  möglich  geujorben,  bie  SSarianten 
be§  ©attung§tt)pu§  gu  einer  9lei§e  gu  orbnen,  bie  felbft 
gum  3(u§gang§punfte  ber  @ntn)i(ilung  ber  ©attung  jurüif» 
füfirt. 

2)iefen  SBeg  einer  Unterfui^ung  ber  9fiomane  fetbft 
Befd^ritt  in  ben  ^xod  ntetl^obifd)  neuen  Kapiteln  feiner  forg* 
fältigen  5lbf)anblung  Slriftibe  ßolberini.  SSenn  er  tro^ 
biefe§  bebeutenben  ^ortf(i)ritte§  über  9ftof)be  ^inaul  bie 
©rfenntnil  griec^ifdjer  Slomanfunft  unb  i^rer  (Sntnjicflung 
Oerf)ältni§mö^ig  n)enig  förberte,  fo  rü^rt  bie§  ba^er,  ha'^ 
er  t)auptföd)Iict)  ©toffelemente,  Xopen  unb  tec^nifc^e  ^unft^ 
mittel  üer^eid^netc  unb  nur  unter  bem  fettfomen  Sitel  ber 
rl)etorifd)en  Kultur  be§  9lomancier§  feinen  Sammlungen 

©c^ifjet,  Dloman.  b 


—    xvin 


einige  toenige  red)t  fc^ä^bare  S3emer!ungen  über  bog 
fünftlerif(i)e  ^rin^ip  be§  ^araEeti§mu§  unb  ^ontra[te§  im 
grieäiifc^en  Sfiomane  einfügte  (©.  145  ff.),  ^ie  unglüc!li(f)e 
Stufteilung  ber  (Sin^elbeobadjtungen  unter  bie  brei  „ütoman* 
beftanbteile"  be§  ®efül§Ie§,  ber  ^anblung  unb  ber  Kultur, 
atfo  unter  rein  materielle  @efic^t§punfte  madfite  ßalberiniS 
©ommtungen  überbie§  ^u  einem  unüberfic^tlic^en  ^^ütU 
faften  mit  öerbinbenbem  iejte.  S)q^  bol  olfo  aufgefpeic^erte 
äßateriot  mand^eS  Srauc^bare  neben  funfttedinifd)  gan^ 
©leid^güttigem,  g.  S.  ben  StuSfü^rungen  über  ha§>  etl)no* 
grap^ifc^  =  geogropfiijc^e  ©erüft  ber  ^anblung  ober  bo§ 
prioate  unb  öffentliche  Seben  im  Sflomane  entf)ält,  ujirb 
gerne  anerfannt.  dlux  ift  haS^  fc^on  gelegentlich  ber  ^riti! 
über  3flo^be  $8emerfte  gu  iDieber^oIen,  ha^  olle  biefe  Xopen 
unb  tei^nifc^en  ©insetfieiten  ©emeingut  ber  antuen  SDicljtung 
ober  Sft^etori!  ober  beiber  nsaren,  ba^  fie  bemnac^  nur  in 
ber  5trt  i§rer  fünftterifdjen  SSerWenbung  bie  Slomangattung 
unb  il)re  ®nttt)idtung§ftufen  fennseic^neten.  Um  aber  biefe 
SSertt)enbung§art  er!ennen  gu  fönnen,  mu^  erft  bie  ^unft* 
form  ber  eingelnen  Üiomane  ermittelt  unb  ha§  ^erföntic^e 
unb  @attung§mö^ige  in  i^r  !tar  gefc^ieben  fein,  ^ür  foIcf)e 
UnterfucJiungen  fef)Ite  aber  bem  beutlic^  Iiterar^iftorif(^  ge= 
richteten  ©alberini  offenbar  ^ieigung  unb  SSerftänbnig. 


©cf)tie^Iid^  erübrigt  bem  SSerfaffer,  allen  benen  ju 
ban!en,  bie  il)n  UJölirenb  feiner  faft  5el)niö|rigen  S3efd^äftigung 
mit  bem  Probleme  geförbert  l)aben.  Singer  ben  brei  ouf 
bem  2öibmung§blatte  genannten  gorfdjern  mar  e§  öor* 
nel)mlid)  ^onrab  ^^ie^^ina,  beffen  einzigartige  Segenben= 
!enntni§  il)n  bor  Sauren  in  le^rreidjen  @efprücl)en  burc^ 
ba§  äBirrfal  ber  obfoleten  oltcl)riftlic^en  S3elletriftif  gu  ben 


XIX      — 

enttt)i(f(ung§gejc^ic^tlic^  bebeutfamen  3£ontf)ippe  *  ^ottiyene* 
aften  füt)rte.  SiJac^^attige  5lnregung  Boten  bem  Sßerfafjer 
QU(^  bie  geiftöoQen  Darlegungen  be§  gele{)rten  @.  Singer,  9 
ber  fef)r  üBerjeugenb  eine  äl)nli(^e  (Sntfte^ungSweife  be§ 
@po§  öertritt,  njie  fie  im  g^olgenben  für  ben  Sfloman  nad^* 
juttjeijen  öerfudjt  tnurbe. 

^)  Sie  SSicbergeburt  be§  @po§  unb  bie  (Snlfte^ung  be§  neueren 
9fiomon§.    ©^jrod)e  imb  S)td)tung  II  (Tübingen  1910)  31  ff. 

©ras,  im  Suli  1913. 

S>er  23crfoffcr. 


Inl)alt. 


Seite 

SSortoott      V— XIX 

1.  9flontan  unb  9JoöeEc 1 — 3 

2.  9lriftetbe§  üon  9KtIet  (5«oöetIen!ranä)  ....  3—4 

3.  2tnton{o§  ®iogeneg  (3ia'^menergäl)tung)  .    .    .  4—5 

4.  2u!io§  tion  ^atrai  :mb  §t^uleiu§  öon  SJiabaura 
(ertoeiterte  Diafintenergäfilung) 6—8 

5.  ^etrontug  (@pifobenreif)e)      9— 11 

6.  2Iöentürene^)i! 11—14 

7.  Sflino^romon  (embryonaler  3tt)ei:^etbenroman)  .  14—19 

8.  9tomon  ber  2lUcrnterung§teci^mf  (3£eno^:^on  öon 
®|)f)efo§,  g^ariton) 19—30 

9.  :3fltttbIid^og  (SSerf^rönfung§ted)ni!)      ....  31—44 

10.  ©piritualiftifd)er  Stoman  (|)eUobor,   9(d){neu§ 
2atio§,  Songog) 45—50 

11.  §eItobor  (neuplatonifd^er  Senbensroman)    .    .  50—62 

12.  STc^illeug  Xatioä  (SDtoberoman) 62—81 

13.  SongoS  (pf^(i)oIogi[d)er  'Stoman) 81—94 

14.  21u§blid   ouf   ba§   S[JJtttelaIter    (bi)§anttntfcf)er 
Oienaiffance*  unb  diriftlid^^gnoftifd^er  §äufung§* 

romon) 94—104 

Slnl^ang.    ©tieberungSffisäe  ber  „§irtenge)d)i(l)ten"  beä 

2ongo§ 105—109 


1. 

®en  öon  SDuntop  unb  Äorai§  Behaupteten  ^ufommen* 
l^ang  gtoifc^en  griedEiifd^em  ütomane  unb  griec^ifc^er  SfJoöelte 
Xok§>  (£rn)in  Sflo^be^)  ^nxM,  einerfeiti  ge[tü|t  auf  bie  öon 
i^m  für  bie  betben  Äunftfornten  überhaupt  aufgeftettten 
Spornten,  anbererfeit§  auf  ©runb  feiner  S5orftettung  öon 
ber  Eigenart  i^rer  grie(^if(f)en  SSertreter.  ^lacE)  feiner 
9Infic^t  fteltte  nömtic^  bie  gried^ifc^e  SfJoöeEe,  at§  au§= 
gefprocEien  realiftifct)e  Gattung,  einen  biametraten  ®egen= 
fo^  §um  erbenfernen,  alfo  ejtrem  ibealiftifc^en  griecfiifd^en 
Slomane  bar.  9^ur  ßeute  öon  fe|r  unöotHommener  Ä>nntni§ 
Beiber  ^unftformen  fönnteu  baf)er  an  i^ren  ßufammen* 
fiang  innerhalb  ber  gried^ifc^en  ßiteratur  ben!en.  2)ie 
SSerfe^Itf)eit  be§  9^o^be'fc^en  @tanbpun!te§  mad^t  eine  (£r* 
innerung  einerfeit§  an  bie  „3tBenteuer  jenfeitS  Zi)ük§" 
öon  5lntonio§  S)iogene§,  eine§  9^oüettenfran5e§  burd§au§ 
nid|t  reatiftifdfier  g^örBung  unb  an  bie  S^ioöette  öon  Slmor 
unb  ^ft)(i)e,  ber  in  Üto^beS  «Sinne  ebenfon)enig  reaüftifd)en 
(Sintage  in  be§  Slpuleiu§  „äJJetamorp^ofen",  oubererfeitS 
an  ben  ®efc^ic^t§roman  öon  dlmo§i  ober  an  (5!^ariton§ 
l^iftorifd^en  9floman  öon  ®f)airea§  unb  ^atlirr^oe  fofort 
!Iar.     dagegen    erfannte    fc^on    gr.  Söouternje!^)   richtig 


1)  S)er  Qxkd).  Sioman.^    Seipjtg  1900,  ©.  5  ff. 
")  ^tftfieti!.    2tipm  1806,  <B.  434. 
©c^iffel,  Sioman. 


im  ^e{)Ien  jeber  öele^renben  Stbftc^t  ben  Unterfd^ieb  be§ 
griec^ijd^en  bom  mittleren  unb  neueren  fRomane,  einem 
bibo!tifc^*äftf)etifc^en  SHijc^gebilbe  unb  äugleid^  bie  äfttietifc^e 
(Eigenart  jene^,  bie  er  mit  ber  ebenjo  au§fd§Iie^Iic^  auf 
öftf)etijd)e  (Srgb|ung  be§  £ejer§  gerict)teten  gried)ifc^en 
SfJoöeHe  teilt,  ©riec^ifc^er  Sfloman  unb  ^eöeniftifc^e  S^JoüeHe 
gel^ören  otfo  ä[tt)etifc^  berfelben  Kategorie  be§  reinen  ^unft* 
mxU§>  an.  (Sie  öerfolgen  aber  auc^  if)r  äft^etijd^eä  ßiet 
fo  »eit  mit  gteid^en  SJiitteln,  ba'^  fie  na^  ber  antifen 
^unftre^re  beibe  unter  biefelbe  @r§ö^Iung§gattung  fallen, 
ba"^  alfo  §tt)ifc£)en  it)nen  ni(f)t  —  mie  Ütotibe  meinte  — 
grunbfä^ti^e  äftf)etifc^e,  fonbern  nur  !ünftlerif(f)e  Slrtunter* 
fd)iebe  befte!£)en.  3)iefe  SDifferengen,  bie  Sflo^be  bei  un* 
genügenber  Kenntnis  ber  romanhaften  griediifdjen  Literatur 
ai§>  Überaul  bebeutenb  erfd)ienen,  erüären  fic^  au§  ber 
l^iftorif(i)en  (Sntn)i(f(ung  ber  ©attung. 

S)ie  gried^ifdie  ^unftt^eorie  unterfd)ieb  —  lt)ie  gefagt  — 
ni(f)t,  gteid^  ber  f)eutigen,  grunbfä|tid)  gnjifcfien  S^oüeüe  unb 
9^oman,  fonbern  nannte  beibe,  al§  Wirten  ber  „ßrää^Iung", 
bie  ebenfogut  auä)  in  @efct)ic^t§tt)er!en  ober  Sieben  ftatt* 
fanb,  öirjyfjöig,  beäie^ung§tt)eife  öujyrjfia.  ®er  3^ormat* 
unterfd^ieb  mürbe  aUerbingS  berütffid^tigt,  inbem  öitjytjoig 
bo§  größere  (SJonge  be^eid^nete,  ba§  au§  einzelnen  in  fic^ 
gefd£)toffenen  Xeilen,  ben  öitjytjfiaza,  beftanb.  S)Drf)  legte 
man,  mie  bie  S3eifpiete  lehren,  !ein  ©emic^t  borouf,  ob  bie 
Xeite  felbftänbige  Einlagen,  alfo  S'looellen,  ober  ob  fie  nur 
©pifoben  eine§  SBerfel,  ober  ©jenen  belfelben  barfteflten.i) 
^iefe  Unterfc^eibung  üon  ©anjem  unb  Xeile  lä^t  nun  er* 
f(i)Iie|en,  ba^  bie  SfJoOetle  nur  in  größeren  Sammlungen, 
in   „  S'Joüellenfrönäen "    literarifd)    auftrot   unb    ba^   bem 


^)  §ermogene§  4,  9—15  (dtaU). 


—    3    — 

Übergange  be§  S^oüeHenfronjeS  in  eine  ©pijobenrei^e  unb 
bann  in  einen  gefc^Ioffenen  Sftoman  feine  @ottung§jc^ranfe 
l^inbernb  im  SBege  ftanb.  Slu§  biefem  ©runbe  teilen  ja 
SfJoöeHenfronj  unb  9f?omon  in  ber  olten  5tf)eorie  biejelbe 
Üinftlerifc^e  S^arafteriftif.  ©ie  öerfolgen  nad^  i^r  beibe 
eine  rein  öft^etijc^e  §J[bfid^t,  nämlic^  bie  ©rgö^ung  be§ 
2ejer§  burc^  eine  ^arfteHung,  oI§  beren  fünftterifd^eS 
^rinjip  9J?annigfaItig!eit  erfc^eint.  3)iefe  njirb  n)ieber  burc^ 
Ä'ontroft  erreidit,  in  ber  @r!enntni§  ober  5l|nung  be§ 
äft^etifdien  ®efe^e§,  ba^  Unluft,  al§  SHittel  jur  £uft  bur^ 
bieje  mefir  al§  oufgen^ogen  njerben  !onn.  2)er  (£nbpun!t 
ber  \o  entfte^enben  ^ontrafüette  mu^  aber  bem  ©nbjnjetfe 
ber  ©attung  bireÜ  entfprec^en,  ber  (Sc^Iu^  be§  einzelnen 
SBerfe§  aljo  ein  erfreulicher  fein.  Slu^erlid)  präfentieren 
fic^  9^oüeIIen!ran§  unb  9f{omon  al§  §ufammengefe^te§  ©an^eS, 
bo§  ou§  frei  erfunbenen,  aber  möglici^en,  aB  toa^x  er^ä^Iten 
unb  be0t)aI6  beglaubigten  ©ingelgeftfiicl^ten  ober  ©pifoben 
befte^t,  bie  im  fog.  gemifdjten  (Stile  $iaton§  erjö^It  finb, 
in  benen  alfo  ^erfonen  ber  (Srjöfjlung  ebenfo,  n)ie  ber  @r=» 
gö^Ier  ju  SBorte  fommen.') 

2. 

^Jii^t  nur  nad)  bem  geringften  'SRa^t  ber  nötigen 
@(f)tt)ierigfeit§übern)inbung,  fonbern  aud)  fjiftorifd)  fteöt  fid^ 
al§  erfte  ©tufe  ber  in§  STuge  gefaxten  (Sr§ä£)tung§!unft 
ber  S'ioüeltenfranj  bar,  mie  er  in  ben  „milefifcfien  @e* 
fd^id^ten"  be§  Slrifteibel  mufterf)aft  auSgebübet  morben  ttjar. 
Sn  i^m  fdjieben  fic^  Stoff  unb  2)orfteIIung§form,  alfo  bie 


*)  3ur  öorftelicnbcn  ®:§ora!terifti!  tigl.  meine  Stbtjanblung:  S){e 
9rted)if(f)e  9Jooette.  §ot(e  a.  ®.  1913  =  Sfil^etorifc^e  gorf(i)ungen 
n  19;  64 ff. 

1* 


_     4     — 

beiben  Komponenten  be§  @attung§tt)pu§,  ha^^  romantifc^* 
noöeHiftijdie  unb  bo§  bialogif^^r^etorifc^e  ©tement,  noc^ 
jc^orf  üon  einanber.  Snt  ©pred^ftite  erjö^tte  @in§el* 
gefd^ic^ten  über  boS  ©runbt^ema  ber  ©attung,  bie  ßiebe, 
tDurben  burcJ)  ein  ebenfalls  erotijd)e§  ^flo^mengefpröc^ 
jufammengel^alten,  bQ§  ftc^  at§  <Bpxo^  ber  üon  ^laton  anl- 
ge^enben  @t)mpo[tenliterotur  erioieSJ)  Sog  [tofflic^  bie 
©in^eit  be§  Ännftn)er!e§  im  gemeinfomen  X^ema  ber  (Sin« 
lagen,  jo  formell  in  ber  fül^renben  Ü^oUe  ber  9?a!^men« 
perfon  5trifteibe§,  n)e(c^er  bem  Sefer  gegenüber  auc^  ^a^" 
er§ö^Ier  ber,  etn§etnen  ü)^at)Igenoffen  in  ben  ÜJJunb  gelegten, 
StJobeHen  unb  SBeric^terftotter  ber  Q3egebent)eiten  n)ä^renb 
be§  @elage§  toav.  ©tofflic^  ober  formal  ober  beiberfeitä 
öariierte  ^Beijpiele  fold^er  äi^iteften  finb  an§  fpäterer  Qdt 
in  ^etron§  fabula  üon  ber  „SJJatrone  öon  @pf)efo5"  famt 
ben  bo§uget)örigen  9?a^menpartien,  in  £u!ion§  „Sügen* 
freuub",  „@d^iff"  unb  „Xojariä"  erhalten. 

3. 

^ie  ^toeite  (SntmicEIungSftufe  oerförpert  ftc^  un§  in 
ben  „5lbenteuern  jenfeitS  X^uk^"  oon  SIntonioS  ®iogene§. 
2)einia§  beftet)t  biefe  5Ibenteuer  auf  ber  g^o^rt  in  ben  9Konb 
öor  unb  nac^  feiner  breiunbjttiansigtägigen  «Station  auf 
X^ute,  mä^renb  ber  er  ©erft)lli§  fennen  unb  lieben  lernt 
SSon  i^r  erfährt  er  in  nächtlichem  Siebe§oer!el^re  —  tag§= 
über  ift  fie  burc|  SSerjauberung  fc^eintot  —  eine  gro^e 
^In^a^t  oon  @efc^icf)ten,  njetc^e  fie  teil§  felbft  erlebt,  tei(§ 
öon  anberen  namentlich  angeführten  ^erfonen  erfahren 
t)aben  h)ill.  ^a^u  fommen  im  24.  unb  legten  Söuc^e  beS 
SSerfeg  (Srjöl^lungen  eines   SläuliS.     Stbgefelien  oon  bem 

')  ©benba  ©.  102ff. 


—     5    — 

!ompIi§ierten  Sflo^menopparatc  ber  2Bibmung§briefe,  ber 
nottüenbig  tüurbe,  n)eil  im  öorliegenben  ^alle  Herausgeber 
unb  2Bieberer§ä{)Ier  öerfc^iebene  ^erfonen  finb,  !et)rt  ber 
boppette  9f{o^men  ber  orifteibtjc^en  SD'Jiteften  oud)  t)ier 
toieber,  jeboc^  mit  bem  tlnterjd)iebe,  ba^  fic^  boS  Sfio^men* 
gefpräd)  be§  inneren  9fto^men§  in  ben  Üieifeerlebniffen  be§ 
SDeinioS  pr  9ftQ^mengefc^id)te  öerbiditet  f)at,  oI§  beren 
@:pifobe  nunmehr  ber  lange  5lufent^alt  be§  S)einia§  in 
X^ule  famt  ben  öon  fRa^mengejpräd)  bnrc^brod)enen  Einlage* 
noöeöen  ber  2)erf^ni§  erfd^eint.  9f?at)menperfon  nnb  2öieber= 
er§ä()Ier  ift  jugleid^  ^etb  ber  ffta'^mengejc^id^te,  njeld^e  aber 
mit  ben  ©inlagen  be§  SSJJittelftücfeS  noc^  in  feinem  organifdien 
ßufammen^ange  ftefjt.  2)agegen  ift  bie  Sßereinigung  ber 
©inlagenoöeüen  nnter  einen  ©rjö^Ier  meit  öorgefc^ritten, 
wenn  auc^  noc^  nid§t  üollftänbig  burc^gefü^rt  unb  burcf) 
bo§  ßiebe§öerf)öltni§  ber  (£inlagener§ö]§terin  §um  gelben 
ber  9fla^mengef(i)icf)te  bie  fpätere  alternierenbe  58erid)t= 
erftottung  gleid^jeittger  (Sriebniffe  ber  oon  einanber  ge* 
trennten  beiben  ^auptperfonen  (3£enop^on  öon  (Spt)efo§) 
öorbereitet.  ®a^  fie  nic^t  erreirf)t  ift,  ba^  alfo  ha^  SSer! 
be§  5lntonio§  S)iogene§  noc^  at§  Sfloöetlenlrans,  ni^t  al§ 
Ütomon  §u  gelten  ^at,  öerfc^ulbete  aud)  feine  t^ematifd)e 
llneint)eitli(i)feit.  5[)a§  @attung§t^ema  „Siebe"  Ujurbe 
nämlitf)  nid^t  etttja,  ttjie  in  ben  öorljin  genannten  brei 
Iufianifd)en  0Joöeflenf rängen  burd)  ein  onbereS  erfe^t,  fonbern 
blieb  auf  bie  9fla{)mensnjifc^enftücfe,  alfo  auf  bie  @efpröc^§= 
teile  be§  3JlitteIftücfe§  befct)rän!t,  tt)öf)renb  bie  (£räöt)Iung§= 
teile,  foujeit  bie  Überlieferung  er!ennen  lö^t,  t^ematifd)  frei 
njoren,  b.  {).  öerfc^iebene  (Stoffe  öerfct)ieben  traftierten.  ^) 


1)  SSgl.  äum  SSor!^erge:^enben  meine  3tugfü^rungen  in:  9'ioüeIIen== 
frätiäc  Siifian§.  §atte  a.  ©.  1912  =  JR^etorifdie  gorfd)ungen  1 101  ft. 


6    — 


4. 


©er  ©c^ritt  gum  brüten  @nttt)i(fIung§[tQbium ,  für 
ba§  in  ber  Söeorbeitung  ber  „9J?etQmorp{)ojen"  be§  Su!io§ 
bon  ^Qtroi  burd^  2(pu(etu§  öou  ÜJJabQuro  ein  rec^t  jpäte§ 
S3eif|)iel  erl)alten  i[t,  tvax  öon  bem  burc^  5(ntoniog  iiogeneS 
öertretenen  Z\)p  fein  ttjeiter.  SDie  9f?Q^mener§ä^Iung  blieb 
nid^t  anf  S5or=  unb  (5c^{u|[tü(f  be§  9Ra'§men§  befc^ränft, 
fonbern  erftrecfte  fic^  oud^  auf  bie  ß^^ifc^enftücfe  gnjifc^en 
ben  ^erngefcfiic^ten  in  feinem  9}iittelteile,  ber  nnnmel^r  ou§ 
einem  bunten  ©emifd)  üon  (Spijoben  unb  Einlagen  beftonb. 
2)ie  S3unt!^eit  tt)or  beabfic^tigt.  S)enn  mit  ber  t^ematijc^en 
©in'tieitlici^feit  l^otte  ber  S3egrünber  biefe§  Xt)pu§  ööUig 
gebroc£)en  um  be§  tjöc^ften  ßieteS  ber  ©attung,  ber 
äftt)etijct)en  (Srgö^ung  be§  Seferl  tt)illen,  bie  er  burc^  aud^ 
t^emotijd^  fd^ranfenlofe  SJ^onnigfoItigfeit  bejfer  5U  erreid)en 
l^offte.  2)ie  S5ertt)enbung  burc^Iaufenber  9laf)mener§Q^tung, 
beren  ©pifoben  [id)  ben  Einlagen  fontraftieren  liefen, 
förberte  nun  biefe  Xed^nif  ebenfo,  n)ie  fie  bie  g^iftion  ber 
SSertüanblung  be§  gelben  in  einen  (Sfel  beffer  motiöierte, 
ot§  bie  bto^e  Üleifefiftion  bei  2(ntonio§  SDiogeneS  ober  bie 
^ütion  öieler  ©rjä^Ier  öerfc^iebenen  @tonbe§  in  ber 
tf)emotifc^  befd^ränften  (Situation  be§  erotifd^en  ©^mpofion 
bei  5trifteibe§  unb  feinen  ^ad^a^mtxn,  ^unftmittel,  beren 
®ebraud|  fid^  übrigens  £u!io§  unb  mit  if)m  Slpuleiul 
gteid)fofl§  ni^t  öerfd)loffen.  2)enn  ber  ^etb  ber  „SJJeta* 
morpf)ofen"  erlebt  unb  erfährt  ebenfo  auf  ber  Ü?eife,  mie 
2)er!t)ni§,  prt  ebenfo  oon  öieterlei  ^erfonen  unb  t)äufig 
burd)  beren  SntereffenfreiS  beftimmte  S3egeben^eiten,  mie 
?lrifteibe0.  SDie  $ßertt)anblung  be§  gelben  unb  ©rsö^IerS 
ber  9ftat)mengefd)i(i)te  in  einen  (Sfel  fonberte  biefe  fc^arf 
öon  ben  ©intagen.    9JJu^te  fie  bod^  einem  Übergreifen  ber 


—     7     — 

iRofimenperfon  in  bie  ^eritgefc^ic^ten,  olfo  einer  Umfe^nng 
berfelben  in  (Spifoben  abträgüä)  fein!  3mmerf)in  finb  Sin* 
fä^e  ju  jolc^em  Übergreifen  öor^anben,  irie  bie  (S^ebrud^S* 
gefd)ic^te  ber  aKütterSfrau  bereift  (^pn(eiu§,  Tltt  IX  27), 
in  njetd)e  2uciu§  tro^  feiner  ©fetsplle  bnrd^  Hufbecfnng 
be§  (S^ebred^erS  eingriff.  SDie  Einigung  ber  Einlagen  nnter 
eine  SBiebererjä^Ierin,  n)elc^e  bei  5lntonio§  ®iogene§  be= 
obacEitet  tüurbe,  öer^inberte  tiier  eben  bie  SKetantorpfjofe  be§ 
fRoi^men^etben,  bie  e§  unmögtic^  ntQcI)te,  i^m  eine  erotifc^c 
Hortnerin  jn  geben,  tt)ie  fie  S)er!t)ni§  für  SDeinioS  war. 
i)a^  tro^  QÜebem  ber  burd^  Hpuleiu§  öertretene  ©räö^tungS* 
tt)pu§  ber  9^omonform  nä^er  fte^t,  al§  bie  öorl^er  be* 
fprodienen  @nttt)ic!(ung§ftufen  ber  ©attung,  ben)ir!te  bie 
SSereinignng  ber  früt)er  biffufen  Sf^a'^menstüifcfienftütfe  gu 
einer  gefc^Ioffenen  9flof)mener§ä^Iung  mit  ber  Sfta^menperfon 
aU  gelben  unb  bie  ^eftigfeit  ber  öorbem  nnr  lofen  93e= 
§ief)ung  ber  Einlagen  auf  feine  ^erfon  mit  §ilfe  ber  SSer= 
tüQnblungSfiftion.  «Sie  mad^te  ja  bie  ©inlagenoöeßen  jn 
bire!ten  ober  inbire!ten  ©riebniffen  be§  §etben.  Snbem  fie 
at§  folcfie  für  feine  ß^aroüerentmicünng  beftimmenb  merben 
fonnten,  trat  bie  urfprünglic^e  9flat)menperfon  immer  mel^r 
in  ben  9)JitteIpun!t  be§  2öer!e§,  mürbe  fie  immer  me^r 
au§  einer  ©eftalt  üon  blo^  tec^nifc^er  gunition  ^um  Z^tma 
be§felben.  StpuIeiuS  !ommt  in  ber  Ülictitnng  jnm  felbft« 
biograpf)ifc^en  Sfiomone  um  ein  gutes  8tüc!  über  feine 
SSorloge  t)inau§.  2u!io§  öon  ^atrai  {)atte  bie  5lbenteuer, 
bie  ber  in  einen  (£fet  öerjauberte  ^elb  felbft  erlebt  unb  bie 
S3egebenf)eiten,  bie  er  öon  onberen  erfahren  l^atte,  alfo  ben 
Snfjalt  öon  ©pifoben  unb  Einlagen  fpurloS  an  if)m  bor* 
übergeben  laffen.  (Sin  ©egenftüc!  jur  amouröfen  ^otaiftra* 
epifobe,  ta^  ebenfo  tragifomifd)  enbenbe  @rlebni§  mit  ber 
nur  in  \)a§  ©efc^led^tSgüeb  be§  (Sfe(§  öertiebten  Patrone 


Bejd^tie^t  bo§  SBerf  unb  jeigt  ben  2uciu§  nod^  eBenfo  öor* 
tüi^ig,  tt)ie  p  jeinem  beginne,  ^iefe  t^emott jd^e  unb 
formelle  Sinologie  öon  S8or*  unb  ©c^tu^tüc!  be§  9f{a§men§ 
erinnert  an  boS  urfprünglic^  gleid^faÜS  erotijclie  9ftQ^nten« 
gefpröc^,  bo§  infolge  feiner  rein  ted^nifc^en  Slufgobe  —  tt)a§ 
Su!ian§  „Sügenfreunb"  fo  fcf)ön  iüuftriert  ~  am  ©d^Iuffe 
meritorifc^  über  ben  Slnfong  nid^t  !^inau§gebie!^en  gu  fein 
pflegte.  2)ie  ©pifoben  ber  9la!^mengefc^id)te  ftnb  dfo  bei 
2ufio§  für  ben  gelben  ftttlic^  bebeutungSlofe  S^orföHe,  bie 
ebenfo  zufällig  unb  beliebig  ouf  einonber  folgen,  tt)ie  bie 
üerbinbenben  ©ejpräc^Steile  ber  äRilefien.  31puleiu§  ertiebt 
nun  biefe  5lbenteuer  be§  gelben  burd^  if)ren  ^ontroft  mit 
bem  m^ftifd^='erbaulitf)en  9JJetQmorpf)ofenj(^Iuffe,  ber  un* 
begreiflicher  SBeife  aud^  einmal  ironifd)  oerftonben  mürbe, 
5U  ©tufen  feiner  moralifc^en  Säuterung.  5(puleiu§  ^onbelt 
e§  fid)  fomit  nid^t  me!§r  um  eine  öu^erlid^e  3^iitrQtifation 
üon  ©intagen  unb  (Spifoben,  fonbern  um  i^rer  oller 
©ommlung  in  ben  S3rennpunft  ber  @eelend)ara!terifti! 
feine§  gelben,  beffen  S3ilbe  er  bo^er  auä)  eigene  QüQt 
einfügte  unb  einfügen  fonnte.  ®em  SiJJobaurenfer  mirb 
mof)I  Qud)  bie  SSereinfod^ung  be§  nun  entbe^rlid)en  Dflofimen* 
opporoteS  ber  ©ottung  ju^ufd^reiben  fein.  @in  Sf^ubiment 
be§  bei  £u!io§  aßem  5lnfc|eine  md)  nocf)  ou§füt)rIic^eren 
boppelten  9JiiIefienro{)men§,  in  bem  fic^  ber  9f{at)mener5ät)Ier 
a(§  Herausgeber  oorjufteHen  pflegte,  fteüt  ha^  arg  mi|* 
öerftonbene  erfte  Kapitel  ber  „9JJetomorpf)ofen"  unb  —  menn 
man  mitt  —  einen  üieft  ber  bei  5lntonio0  S)iogeneg  fo 
üppig  auSgebilbeten  SOf^anuffriptfütion  bie  ^Betonung  ber 
fd^riftli(^en  Überlieferung  be§  SBer!e§  in  feinen  Eingangs* 
morten  bar. 


—    9    — 


5. 


3)ie  ^tuft  jtüifc^en  ©intogen  unb  fRo^mengefc^tc^te, 
bie  bei  2u!io§  unb  ^puteiuS  infolge  ber  SSerrt)anbIung§= 
fütion  be§  9fla^men!^elben  n)eiterbeftanb,  mu^te  fid^  jc^Iie^en, 
bomit  ber  SiJoöellenfrQnä  jum  Sf^omone  njerben  fonnte. 
(Sinen  gortfd)ritt  in  biefer  9?id^tung  bebeuten  ^etron§ 
Saturae,  bie  un§  bie  öierte  (SntnjidlungSftufe  ber  ©attung 
repröfentieren.  SSon  ben  opuleionifc^en  „ÜWetQmorpf)oien" 
unterfd^eiben  fte  fic^  junäc^ft  barin,  ha^  bie  meiften  (Sin* 
lagen  gu  (Spifoben  geworben  finb.  2)ie  ursprünglichen 
©renken  ä^ifdjen  9iat)mengefc^ic^te  unb  Einlagen  beginnen 
bergeftalt  gu  öerjd^tüimmen,  ttjenngleic^  nod)  nid^t  ju  t)er= 
jc^Ujinben.  S)enn  ha^  (Spifoben,  raie  bo§  „©aftma^I  be§ 
^rimaId)io",  gefonbert  überliefert  unb  f)erau§gegeben  mürben, 
ha^  Sluljüge  au§  bem  ganzen  2Ber!e  fiergefteHt  »erben  unb 
aßein  erf)oIten  bleiben  fonnten,  ift  feine  blo^e  Sonne  be§ 
ßufaßeS,  fonbern  ein  5öen)ei§  für  bie  ftarfe  SBir!famfeit 
ber  ©ren^e  ^njifdjen  (Spifoben  unb  9fJaf)mengefc^id)te.  3)o§ 
aber  auc^  unfer  ©j^erpt  ber  Saturae  (au|er  beut  ®aft= 
maf)Ie  be§  Xrimolcfiio)  einerfeiti  über  bie  9fiaf)mengefd)ic^te 
^inauggreift,  anbererfeit§  biefe  öerftümntelt,  beUjeifet  !^in= 
njieber,  ha^  bie  ©renje  jujifc^en  Sfto^men  unb  (Spifobentüer! 
nid)t  fdiarf  genug  Ujar,  um  bie  Sf^a^mengefc^id^te  jo  glatt 
au§  bemfelben  f)erau§äutöfen,  n)ie  e§  ßuüan  in  ben  „9JJeta= 
morpfjojen"  be§  SuüoS  öon  ^atroi  öermoc^t  ^atte.  5)ie 
(Sreuäe  ätt)if(^en  ©pifoben  unb  (Einlagen,  beren  fic^  la  einige 
n}enige  al§  otoöiftifd^e§  ÜJJerIntal  in  ben  Saturae  erhalten 
fjatten,  einerfeitg  unb  a'^a^mengejiiiic^te  anbererfeit§  beftanb 
fonjot)!  t^ematifd),  atg  auc^  formell.  Sm  @egenfa|e  §u 
£ufio0  öon  ^atrai  unb  S(puteiu§  fonnte  nömlic^  ^etron, 
beffen  §etb  (Sncolp  nid)t  in  einer  2;ierf)üIIe  ftetfte,  tt)ie  ber 


—     10    — 

orme  2uciu§,  in  ber  9flo{)mengefc^t(f)te  jum  ©runbt^ema 
ber  ©ottung,  jur  Siebe  gurücffe^ren.  @ie  ftellte  für  bie 
^bfd^nitte  ber  9flo|mener§ö^Iung  gegenüber  ben  bifparoten 
^f)emen  öon  (Spijoben  unb  ©inlogen  ein  einenbe§  SOfioment 
bor.  formen  toax  ber  9fto^men  im  ®egenjo|e  §n  ©pijoben 
nnb  ©inlogen  ein^eitüd^  burc^  bie  5l!tiöität  be§  Üla^men* 
l^elben  (Sncolp  in  if)m;  für  bie  ©pifoben  tüor  ©ncolp  bo= 
gegen  nur  ©totift  unb  Seric^terftotter.  SBie  oben  bei 
^puleiu§,  laffen  fid^  ober  oud§  ()icr  Übergönge  üon  ©pijoben 
in  9f{of)menteiIe  beoba(f)ten.  @o  toirb  §.  33.  bie  gonj  felb* 
ftönbige  ^^itometoepijobe  (c.  140)  bobur(^  enger  ber  Üla'^men* 
gefc^id^te  ongefügt,  bo^  (Sncolp  fid^  @umoIp§  Sßorgonge 
onf(i)Iie^t  unb  mit  ^^itometenS  ©o^ne,  mie  fein  ^otron 
mit  i^rer  SCoc^ter,  fein  Siebelglücf  öerfud^t.  Sei  bem 
immerl^in  befte^enben  ?tbftonbe  öon  9f?o^men  unb  (Spifoben 
toor  bie  (Sinf)eit  be§  gelben  fomit  nod^  nottoenbig  für  bie 
fünftterifc^e  (gint)eitlid§!eit  be§  ©ongen.  tiefer  Umftonb 
unb  bfl^  ©ncolp  nur  9flaf)men^elb  mor,  ift  entfc^eibenb  für 
bie  Ouoüfifotion  be§  SBer!e§,  bo§  nic^t  oB  9flomon,  fonbem 
al§  S'Joöellenfronj,  genouer  (gpifobenrei^e  äö^It.  @Ieic^ 
SufioS  üon  ^otroi  f)ot  ja  oud)  ^etron  ben  boppelten 
3JiiIefienraf)men  beibe^olten,  n)o§  ou§  ber  Sbentitöt  öon 
Ülotimenperfon  unb  SSiebererjöiiler  in  ben  Saturae  l^eröor= 
ge^t.  ferner  güebert  oucf)  ^etron  bie  (Spifoben  ber  Sfio^men* 
gefc^ic^te  ein,  Ujie  2u!io§  unb  mit  i^m  ?tpuleiu§  bie  ^o^ 
öellen.  2Bie  nömlic^  in  ben  „9JJetamorpf)ofen"  ber  Suciu§* 
@fel  feine  Ferren  n)ed)felt,  fo  in  ben  Saturae  (Sncolp  feine 
^otrone.  S3eibemoI  bejeid^net  biefer  @ituotion§tt)ed^feI  einen 
fünftlerifd^en  ©infc^nitt,  mo§  fd)on  borou§  erbeut,  bo| 
©pifoben  (3.  33.  ha%  ©oftmo^I  be§  STrimotc^io  bei  ^etron) 
ober  ©inlogenoöeßen  (j.  SB.  bie  9ftäuber=,  (S^ebrec^er^iftörc^en 
bei  5lpuleiu§)  ^öufig  burd)   bie  jemeilige  Umgebung  beS 


—  11  — 

gelben  Bebingt  finb.i)  Ob  bei  ^etron  fRa^meneingang 
unb  -enbe  ebenfo,  toie  in  ben  früf)eren  @nttt)itf(ung§[tufen 
ber  Äunftform,  §.  S.  bei  2u!io§  unb  ?lpuleiu§  burc^  bie 
S5ertt)anbIung§fiftion,  bei  5tntonio§  Diogenes  burc^  bie  Sfleife 
be§  gelben,  bei  S(rifteibe§  buri^  ha^  erotijdie  ©t)mpofton 
öom  3}Jittelteite  be§  äBerfeS  abgehoben  Jüoren,  entjiel^t  fii^ 
unferer  Kenntnis.  SSa^irfd^einlid)  erfd)eint  e§  iebo(i)  5ln* 
gefic^tS  ber  übrigen  Sinologien.  S)ie  Saturae  teilen  enblic^ 
ebenjottjenig,  n)ie  £u!io§  öon  ^atrai  be§  Slpuleiui  pftid^o* 
logifc^e  9(^ic^tung.  ©pifoben  unb  ^^ofen  ber  9f{a^men* 
gefdiic^te  tragen  jur  fittlicl)en  ßäuterung  be§  9lal)menl)elben 
©ncolp  ni(^t§  bei,  n)Q§  tro^  ber  frQgmentarijdien  Über* 
lieferung  be§  2Ber!e§  qu§  feiner  reoliftifc^en  Xenbenj  2)  mit 
©id^er^eit  erfc^loffen  nierben  fonn.  (3ax  bie  (Spijoben  ftnb 
fic^  al§  realiftijd^e  ©ittenbilber  (Selbft5tt)etf  unb  bilben 
joldjernta^en  nur  ben,  mit  bem  treiben  be§  gelben  aller« 
bing§  öortrefflic^  §ufammenge[timmten,  fittli^en  hinter* 
grunb,  bie  f^olie  ber  5ßegebenl)eiten  be§  9f?a^men§,  ber  alfo 
n)o]^l  —  gleid)  bemfenigen  in  ben  „SJJetamorp^ofen"  be§ 
£u!io§  —  ebenjo  erotif(f)=burle§f  begonnen,  n^ie  geenbet 
t)aben  bürfte. 

6. 

ajltt  aöem  9fJac^bru(fe  ift  ber  ßufonimen^ong  jurüc!* 
pujeifen,  ben  man  jn)ijdf)en  ber  ^unftform  ber  Ob^ffee  unb 
ber  Saturae  fonftruiert  ^ot.  SSenn  fic^  auc^  bie  Dbtiffee 
ou§  ©pijoben  guiammenfe|t,  bie  übrigen^  burcl)au§  nic^t 
cl)ronologijc^  oufgerei^t  jinb,  fo  fel)lt  bo^  bie  (^ara!teriftif(f)e 
9^ot)menform,  ber  bie  ©pifoben  al§  fompofitioneK  unter* 

»)  aSgl.  meine  5lu§fü^rungen  im  ^^ilologug  LXXH  (1913)  112  ff. 
2)  aSgt.  meine  Darlegungen  in  ben  SBienet  ©tubien  XXXIII 
(1911)  272. 


—     12    — 

georbnete  5tbfd)nttte  eingegliebert  finb.  ®or  bie  ©rtüeiterung 
be§  fRQf)nten§  ju  einer  eigenen  ©rgafilung  erotifci)er  'äxt, 
auf  ttielc^e  bie  ^elbenroüe  ber  ^auptperfon  be§  SSer!e§ 
gemä^  ifirer  (Sntoicflung  qu§  einer  tedinifd^en  9flat)men* 
figur  be§  alten  Sf^oöenenfron^el  befd^ränÜ  bleibt,  toiberfprid^t 
bem  ©eifte  ber  gried^ifd^en,  tt)ie  ber  mittetolterlid^en  gelben- 
epif,  in  ber  bie  5lbenteuer  gerobe  burrf)  i^re  ^öegie^iung  auf 
ben  gelben  bem  ^ublüum  intereffont  ttjerben.  ®a^  eine 
borjüglidie  ober  gor  au§frf)Iie^Ii(f)e  SSerioenbung  be§  erotifcEien 
Elementes  ebenfalls  nic£)t  im  (Sinne  ber  5Iöentürenepi!  liegt, 
brandet  nid^t  erft  betont  ju  merben.  Slud^  au§  ber  au§= 
geprägt  realen  ütid^tung  ber  ©pifoben  bei  ^etron  unb  in 
ber  Ob^ffee  ift  ein  ©d^Iu^  auf  it)re  fünftlerifd^e  SSermanbt* 
f(^oft  unjulöffig.  S)enn  bie  fRealitöt  f)ier  unb  bort  ift 
grunboerfd^ieben.  $öei  ^etron  finb  e§  gur  Qdt  be§  SSer» 
fafferS  objeftio  üor^anbene  fitttid^e  3^f^önbe,  im  (Spo§ 
Ujunberbare,  ober  bod^  ungetööf)nlid)e  ©riebniffe  beg  .Reiben, 
bie  gefd)ilbert  merben.  ©pejieU  bie  oier  ©efänge  9 — 12 
ber  Dbtiffee,  in  benen  Dbt)ffeu§  am  §ofe  be§  SllfinooS 
feine  monnigfad^en  5lbenteuer  erjö^It,  tt)eifen  beutlid^  in 
eine  ganj  anbere  S^lic^tung.  @rf)on  ßufian  er!annte  in 
feinen  „tna^ren  ©efc^idEiten"  (I  3)  in  i^nen  ben  Stu§gang§* 
)3un!t  ber  ?fteife=  unb  SBunberberid^te  in  ber  5lrt  berjenigen 
bon  SömbuIo§  unb  ^tefia§,  alfo  einer  urfprüngtid^  tt)iffen' 
fd^aftlid^en  ©d^riftftetlerei,  n)eld§e  e§  al§  foId)e  tro^  i^rer 
lügentjaften  Übertreibungen  mit  ber  S3eglaubigung  i^rer 
Spfütteilungen  fe^r  genau  nafjm.')    Snner^alb   biefer  öon 


^)  (Sine  Slnjpielimg  ouf  biefe  93eglaubigung§te(^mf,  genauer 
ifire  beiben  übKdien  formen  birefter  nnb  mittelbarer  93ejeugung  ift 
in  2ufian§  ©:^ara!terifti!  btä  tteftag  ju  erbliden.  ttefia§  ^abt 
nömlid^  Singe  erjäi^It,  bie  er  toeber  felbft  gefeiten,  nod)  üon  irgenb 


—     13     — 

ßufian  öortreffüd^  c^arafterifierten  janugfö^jfigcn  ßiterotur* 
gottung,  biefcr  ergö^üd^en  SBiffenfdfiaft  ober  geletirten 
^eEetrifti!  loffen  ftc^  tüieberum  gtüei  Sttd^tungen  unter* 
fcf)eiben,  eine  mel^r  geogrQpl)ij(i)e  unb  eine  ^iftorifd)e.  Sener 
gef)ören  bie  Sßerfe  be§  ^tefioS,  ^omöuIoS,  @uf)emero§  al§ 
9fleifebef(^reibungen  bürgerlicher  ^erfonen  on;  bieje  fnüpfte 
i^re  SBunber  unb  SIbenteuer  an  bie  Flomen  beftimmter 
l^iftorifc^er  ^erjönlid^feiten,  bie  nac^  bem  ß^^^Ö^f'^^^^'^^ 
tüed^felten.  ®er  jagenf)afte  gürft  üon  St^ofa  mad^te  im 
fog.  5l(ejanberromane  be§  ^feubo^^aüift^eneS  —  ber  l^elle* 
ni[tif(i)en  Db^ffee  —  Slleganber  b.  @r.,  in  früt)c^ri[tlic^er 
3eit  ben  Stpoftetn  unb  im  WlxikMkv  SßoI!§^eIben,  mie 
^erjog  ©ruft,  Sl^oHoniuS  üon  2;t)rlanb,  9fJi!olQO§  öon 
irani  u.  ä.  ^la^.  2)o§  ©toffetement  be§  äöunberboren 
blieb  aber  in  beiben  Ü^ic^tungen  baSfelbe  unb  »ererbte  [ici§ 
ou§  it)nen  auf  bie  c^riftlic^e  ßegenbe  unb  ta§:  tjöfifc^e 
@po§  be§  3Jiitteta(ter§,  unb  ^toax  teil§  bireft,  teit§  aul 
ft)ftemotifd)en  (Sj§erptenfammtungen,  tüu  fie  2lilian§  Xier* 
gefc^ic^ten  in  joologifd^er,  ^Ejlegong  unb  ftrenger  be§ 
2)oma§fio§  ou§  ®ama§fo§  äJJiraMfompenbien  in  jpiritu* 
ali[tifd)er  ^infic^t  barfteüten.  S)a§  fid^  ouc^  noöelliftifc^* 
erotifc^e  (Elemente  allein  ober  f)öufiger  in  Ä'ombination  mit 
bem  SSunberbaren  aU  meitere  ©tofffomponente  ber  ßegenbe 
einftettten,  :^at  ^.  SBenblanb  0  nac^gemiefen.  ^ier  fei  nur 
ouf  eine  einzige  bire!te   Slnalogie   gmifd^en  Segenbe  unb 


jemonb  bcjeugen  !^örte  (S  fiTjre  avrog  siöev  /x^re  aXXov  aXrid-ev- 
ovToq  TJxovaev  Sufion  I  130,  14  ^Uen).  3lad)  ben  er^Itenen 
©Eäerpten  fc^eint  ttefia§  in  ben  'Ivöixä  üon  btefen  beiben  93c* 
gtaubigung^arten  befonberä  ausgiebigen  ©ebroud^  gemad^t  gu  ^ahtn 
(ogl.  9l^etorifd)e  grorfc^ungen  I  91"). 

*)  De  fabellis  antiquis  earumque  ad  Christianos  propagatione. 
®ötttnger  ^rei§öerteilunggfd)rift  1911. 


—     14    — 

abenteuerlichem  Sleifeberic^te  al§  Seteg  für  ben  focbcn  um* 
riffenen  ßufammen^Qng  üertüiejeu.  ®er  öon  ^onrob 
3tDterjiuo  bejc^riebene  SegenbentopoS  tiom  unjerftörbaren 
Seben  fptelte  and)  in  ber  gried)ijd)en  Sloentürenepif  eine 
bebeutenbe  9?oüe.  2)enn  fonft  {)ötte  i^n  il^r  e;eröante§, 
ber  ©amofatenfer  Suüon  !aum  |o  aupUig  in  feinen 
„UjQl^ren  ©efc^id^ten"  Qngebra(f)t.i) 

7. 
2öie  fic^  ber  Übergang  öon  ber  au§  ben  ^etronreften 
immerhin  er!ennbaren  ^orm  ber  (gpifobenrei^e  §um  eigent* 
lid^en  Ülomane  öoHäogen  tjai,  xoäxt  öieHeic^t  beffer  p  fagen, 
ttjenn  öon  beffen  ölteftem  Sflepröfentanten,  ben  „Siebes* 
begeben^eiten  be§  Si^inoS  unb  feiner  Safe"  (au§  bem 
1.  öord^riftlic^en  Sa^r^unberte)  me^r  erholten  njöre,  oI§ 
eine  gonj  zertrümmerte  öermutlid^e  SlbfcfiiebSf^ene  be§  9fJino§ 
öon  feiner  beliebten,  ber  STnfang  einer  ©cfiilberung  feineä 
gelb^ugeS  gegen  bie  5Irmenier  (B),  ein  ebenfalls  bürftig 
überliefertes  erotifd^eS  3miegef:präc|  be§  Reiben  mit  feiner 
93rout  nac^  ber  ^eimfe^r  aus  bem  Kriege  unb  eine  2Berbe= 
f§ene  beiber  bei  it)ren  Xanten  (A).2)  S)iefe  SSerbefjene 
fd^eint  gegen  <B6)lui  beS  SBerfeS  geftanben  ju  fein.  2)arauf 
beutet  junöc^ft  bie  ^Berufung  beS  gelben  auf  bie  (Srfüßung 
feines  Äeufc^()eitS=,  als  XreuegelübbeS  ©ingangS  feiner  an 
2:onte  SDerfeia  gerichteten  SBerbungSrebe  um  bie  geliebte 
93afe  (A  II 1).  @in  foIc^eS  ©elübbe  pflegten  nämlic^  im 
griec^ifc^en  SiebeSromane  bie  Siebenben  meift  ju  S3eginn 


1)  SSgt.  'AXi]&.  öirjy.  B  c.  41  mit  Btoteräina,  ^nttäbrucfcr  f^eft* 
gru§  borgebrac^t  ber  50.  3?crf.  beutfci^er  ^p^ilologen  Jc,  fpesiell  ©.  149. 
=')  SSgl.  Ulrid)  aSilden,  |)ermeg  XXYIH  (1893)  167  ff. 


—     15     — 

i^rer  Setben  einonber  abzulegen,*)  um  om  ^iele  berfelben 
i^re  ^eujc^l^eit  bejtü.  Xreue  burc^  groben  ju  betöeifen  ober 
burd)  Sßerfic^erungen,  aüenfattl  in  nöd^tlid^en  ßttJtegefpräc^en, 
einonber  ju  be!räftigen.  5Iber  auc^  ttjä^renb  be§  Ütomoncg 
beriefen  fie  fic^  auf  i^re  SSercinborung,  befonber§  njenn  fie 
biejelben  öom  Partner  öerte^t  glaubten;  2)  jeboc^  bann  nitfit 
in  ber  5(rt  be§  S'JinoS,  ttjelc^e  ganj  ber  am  9f{omanf(i)(uffe 
üblid^en  Slufjö^Iung  ber  bie  ©in^oltung  be§  (£ibe§  er« 
fc^tnerenben  Ümflönbe  entiprid^t.^)  Hngefic^t^  biefer  aud^ 
formellen  Sinologie  erfd^eint  nun  Ujenig  tt)a^rfd)einlid),  ha^ 
im  @egenfo^e  §u  ben  ^unftregeln  ber  literarifc^en  Slrt 
gerobe  im  oorliegenben  glatte  bie  ^eufc§^eit§=  bejm.  Xreue* 
fiftion  onftott  leitenber  fRomonibee  ein  bebeutung§Iofer 
@ingang§topo§  einer  Üiebe  gewefen  fein  foH.  tiefer  9(lebe= 
eingong,  ujie  überl^oupt  bie  meiften  Oon  S^Jinol  bei  S)erfeia 
für  feine  SBünfd^e  geltenb  gemoditen  ®rünbe  f(i)einen  au§ 
bem  unmittelbar  t)or^ergef)enben  !^eimtic^en  ßmiegefpröd^e 
be§  §etbenpoare§  (A  I)  mieber^ott  ^u  fein.  5Die  fef)r  übel 
erl^ottenen  S^tefte  biefeS  S)ioIoge§  bürften  einen  2;eil  einer 
fog.  „  £iebelnad)t "  borfteöen,  b.  ^.  jener  im  älteren 
gried§iftf)en  Üiomane  nod^  f)omerifd^em  SSorbilbe  (Db^ffee 
XXIII  300  ff.)  ftef)enben  ^orm  für  5tu§taufc^  ber  ©rtebniffe 
unb  üertroulid^e  ßörtlic^feiten  be§  2iebe§poore§. '')  @§  mu§ 
alfo  fomo^l  über  bie  in  ööterlic^em  Sluftroge  unternommenen 


')  Sßgl.  ^tnopfi.  ep^ef.  1 11  (189, 35  ff.  ^irfc^ig);  1 16  (192, 13); 
n  1  (198, 15.  23).   Songog  H  39.   ^eliobor  IV 18  (117,  27  ff.  S3cffer). 

2)  3. 93.  §eIiob.  1 25  (30, 14  ff.).  £ongo§  IV  27  (175, 50  §irfd)ig). 

»)  3Jgt.  A  n  9ff.  mit  3£eno|)^on  ($p^ef.  V  14  (222, 11.  19 ff.). 

*)  SSgl.  meine  3lu§füf)rungen  über  bie  „Stebegnad)t"  in:  SBiener 
©tubien  XXX  (1908)  233  unb  in:  Sie  9ta^mener§ä^Iung  in  ben 
epl^efifd^en  ©efc^ic^ten  beö  Xenop^on  tion  ©pl^efug.  ^nn^brurf  1909, 
©.  30  ff. 


—    16    — 

^tteg§fa^rten  be§  9^mo§  (A  II  9)  öor  ber  Söerbejjene  be- 
ritf)tet,  otl  QU(^  öor  i^r  ba§  2iebe§öerf)öttni§  mit  ber  S3afe 
bi§  5U  jold^er  SSertrauUdjfeit  geführt  irorben  jein,  bo^  fte 
Sfitnog  in  einfomen  ßufammenfünften  empfing  unb  nod^ 
feiner  ^eimfe^r  öom  3^elb§ug  fogar  um  i^n  bei  i^rer  Xante 
warb.  2)enn  bie  Sßertrauli(i)!eit  ber  beiben  ^auptperfonen 
bei  if)rer  3ugenb  i)  mit  Sioneüo  Seüi  '^)  barau§  §u  er!(ären, 
ha^  fie,  mie  SDa|)!^ni§  unb  ßf)toe  bei  £ongo§,  gemeinfam 
aufmutfifen  unb  gur  Siebe  reiften,  gef)t  nid)t  on.  2Bo§  in 
unfd^uIbSöoIIer  ©diöfertüett  gefd)ef)en  !onnte,  mar  ja  nid^t 
in  gleidier  SSeife  am  geremonienreid^en  §ofe  be§  ®ro^* 
!5nig§  möglid^,  an  bem  eine  ^rinjeffin  im  grauengemac^e 
öerfd^Ioffen  blieb,  ma§  für  bie  ©eliebte  be§  S'JinoS  übrigens 
ber  Sfloman  felbft  au§brüc!lic^  bezeugt  (A  IV  23  ff.).  Sine 
öiel  treffenbere  Slnalogie  jum  öerlorenen  @ingang§tei(e 
be§  S'JinoSromaneS  fc^eint  ber  5(nfang  bei  3l(i)iIIeu§  Xatio§ 
§u  bieten,  in  bem  bie  beiben  Siebenben  ^Ieitopf)on  unb 
Seulippe  ebenfatt§  unter  einem  '^ad)z  mo^nen  unb  in 
ötjulid^em  35ermanbtfc^aft§t)ert)ältniffe  ju  einanber  ftef)en, 
mie  9linD§  unb  feine  Partnerin.  @§  merben  alfo,  mie- 
fonft  im  griec^ifc^en  SfJomane  au^er  Songo§,  auc^  ^JZinoS 
unb  feine  Söafe  einanber  §um  erften  9JJa(e  bei  feftlic^em 
5lnlaffe,  t)ießeict)t  gelegentlich  ber  gemi^  zeremoniellen  STuf* 
na^me  be§  dlino^  unter  bie  9}iänner  (A  II  23),  gefet)en 


^)  ®te  Qugenb  ber  beiben  §au|)tp  er  fönen  tft  übrigen^  eine  für 
ben  fRoman  ebenf owenig  ungeroö'^ntidie,  wie  biejentge  be§  S)ap^ni§ 
unb  ber  e^Ioc  bei  Songo§.  9Jino§  ift  17  (A  II 29),  §abrofome§  16 
(Xeno)?:^.  g^^ef.  184, 4),  Äleitop^on  19  (3I(i)iC.  %at.  29, 33),  'S)ap^niä  15 
(Songog  133, 15)  jährig.  3Jinog'  93afe  sohlte  14  ^a^re  (A  III  7), 
ebenfoüiel  Slnttieio,  um  ein  ^af)x  loeniger  ß:^Ioe,  oB  fie  mit  ®ap{)nt§ 
ouf  bie  Söeibe  gn  treiben  begonn. 

'')  Eivista  dl  filologia  XXm  (1895)  18  f. 


—    17    — 

imb  fofort  geliebt  i)obettJ)  @in  burd)  ©unud^en  ober 
^flQöen  öermittelteS  l^etmlid^e§  SiebeletnöerflättbniS  bürftc 
€ntbe(ft  löorben  fein,  irofür  jprid^t,  bo^  bie  beiben  Santen 
lim  baSfelbe  tüifjen.  9ffino§  fc^eint  nun  ongeblicf)  njegen 
^u  großer  Sugenb  feiner  S3ofe  (All  36 ff.),  in  SBot)ri^eit 
aber  an§>  einem  it)m  oerfd^njiegenen  ©runbe,  ttwa  eines 
Ora!eIfprurf)e»  falber,  ober  au§  fittUdj=er3ie^erifd)en  3lü(J= 
fi(^ten  oon  feinem  SSater  (B  II 2)  für  §tt)ei  So^re  (A  III 11) 
in  !riegerif(f)er  ©enbung  entfernt  Sorben  ju  fein.  S)ie 
^(bfcl^ieb!§f§ene  mit  feiner  ©eliebten,  in  ber  er  oieHeic^t  an 
ein  ^eufd)t)eit§gelübbe  erinnert  merben  mu^te,  wie  XfieogeneS 
tion  (5f)ari!Ieia  bei  §eIiobor  V  4  (127,133.),  fc^eint  — 
freiließ  lji3d)ft  bürftig  —  in  B  I  ermatten  ^u  fein,  mt  ber 
nnmittelbor  anfc^tie^enbe  Ärieg§berid)t  (B  II,  III)  oermuten 
(üßt.  SSieÜeii^t  mar  fittlidie  9?ein^eit  unb  fiegreid^e  3)urd)« 
fü{)rung  ber  (Sjpebition  ber  ^rei§  be§  S'Jinog  für  feine 
S3afe.  ^ebenfalls  fd)eint  er  oor  §Ibtauf  ber  gmeijö^rigen 
g-rift,  unb  ä^oar  fd)on  nac^  einem  ^o^ire^)  feine  friegerifdie 
^itufgabe  gelöft  unb  feinen  2ül)n  get)oIt  ju  f)aben.  2)ie 
SSerbung  be§  9üno§  mar  gleid)  berjenigen  be§  SDapt)ni§ 
nm  ßt)Ioe  bei  SongoS  feine  birefte.^)    S)a  bie  2;anten  ben 


')  SSgt.  meine  SBeoboditungen  in  ©effoir'g  3f-  f"^  Sift^etif  unb 
aUgem.  tunftiDiffenfd)aft  II  385.  395. 

'^)  9Sor  bem  in  A  II  23  beseic^netcn  3eit:pun!te  bürfte  er  laum 
t)cn  Äönig§!^of  üerlaffen  :^aben. 

8)  ®a^3:^ni§  ujogt  nic^t,  mit  feinem  ^ie^oater  Samon  wegen  ber 
<S:^c  mit  ©t)Ioe  §u  fprecf)en.  ®o:^er  menbet  er  fid^  guerft  on  ii)n 
burd)  9[JJt)rtaIe  (III  26:  163,  49),  bann  bnrd)  3)ri)a§  (III  30:  165, 24). 
S)en  ®(^eingrunb,  bur^  btn  3R\)xtalt  ben  ®a;pf)ni§  l^ingefjatten, 
nämlid)  feine  SIrmnt,  :^otte  biefer  mittlerlueile  mit  §ilfe  'ber  SJl^mpfien 
befeitigt,  mie  9iino§  bur^  feine  Siebe  ben  feinen  3Sünfd)en  entgegen* 
fte^enben  ber  3^9^^^  ^^^  93raut.  ®ap^nig  unb  9lino8  erregen  in 
beiben  gälten  aulbrücEtid)  burd)  if)re  Suflcnb  feinen  Slnfto^,  ba 
stiftet,  SRoman.  2 


—    18    — 

SBünfdien  ber  ßiebenben  geneigt  [inb,  X^omöe  bie  Si5er= 
möfilung  jogar  in  na'^e  5tu§fic^t  [teilt,  [ie  aber  bennoc^ 
ni^t  ntel^r  oI§  ^ürfprad)e  getoä^ren  fönnen,  mit^  bie  @r* 
füllung  öom  SSater  be§  dlino^  abgei^angen  fein.  3)a^  ber 
^rinj  noc^  unter  be[fen  ©etnalt  fte!§t,  erfjellt  baran§,  ba^ 
er  au§brü(f(ic^  mit  feiner  @inn)illigung  gegen  bie  ^Irmenier 
gie^t  (B  II  2).  5IuB^rbem  brannte  e§  —  njöre  er  ßönig  — 
nur  eines  9)iac^tn)orte§,  feiner  ^Bitten,  gar  gürfprac^e,  um 
bo§  i^m  geneigte  9J?öb(i|en  gu  befi^en.  ©ie  Situation  mag 
alfo  n)ieberum  berjenigen  bei  2ongo§  IV  30  f.  geähnelt 
l^oben,  njo  fic^  ber  für  ^ap^ni§  bereite  gen)onnene  ßie^* 
öater  ß^IoenS,  SDrt)a§  beim  mächtigen  S5ater  be§  S)ap^ni§, 
bei  2)ion^fopt)ane§  für  bal  SiebeSpaar  erfolgreich^  einfe|t. 
Stucf)  biefe  Slnatogie  fpri^t  bofür,  ba^  in  A  ^ru(f)ftüc!e 
au§  bem  9flomanf(^Iuffe,  in  B  foldje  au§  bem  anfange  unb 
bem  93eginne  be§  9J?itteIftüc!e§  erhalten  ftub.  ^ie  35er^ 
mö^Iung  unb  ein  5lu§b(i(f  auf  bie  ^ufünftigen  Xaten  be§ 
9?ino§  (ögt.  A  III  21)  bürfte  atfo  ha§  ©anje  befc^toffen 
l^aben.  —  SSie  man  aber  aud^  ben  ®ang  ber  .^anbtung 
re!onftruieren  mag,  foüiet  fc^eint  ma^rfc§einlid§,  ha'^  il)re 
beiben  t^ematifc^en  ^auptbeftanbteite,  erotifdje  (Svenen  unb 
triegerif(^e  Erfolge  be§  liebenben  gelben,  in  i^r  fc^arf  ge= 
trennt  unb  jene  auf  @ingong  unb  @d)Iu|,  biefe  auf  ba§ 
SJZittelftüc!  befd)rcin!t  toaxm.  ©emnacj)  tt)äre  bie  ßiebeS* 
Begebenheit  blo^e  Üia^mengefc^i(f)te  gettjefen,  ieboc^  nicfit 
me^r  mit  einer  einzigen  fpejiftfd^en  9flat)menperfon,  fonbern 
mit  bem  liebenben  ^etbenpaore  al0  ftänbigen  9^af)men= 
figuren  unb  dlino^  allein  gugleid^  ber  ^e(b  ber  in  ben 
fRa^men  eingeglieberten  9tei]§e  !riegerifd)er  ©pifoben,  bie 


fte  §u  Jünglingen  gereift  finb  (ügl.  Songol  in  30:  165,  37  f.  mit 
AH  22.  31  ff.). 


—     19    — 

ftc^  al§  STreueproBen,  b.  f).  ^eufc^'^eitSBetoeife  mittelbar  auf 
bie  erotifc^e  9f?at)mengejc^i(^te  belogen.  iBeibe  §anblungen 
mußten  folc^erma^en  in  ^o^em  ©rabe  öon  einanber  un= 
abpngig  fein,  ja  njören  fogar  poraM  gen^ejen,  n^enn  ber 
SSerfaffer  nid)t  an  bie  Söfung  ber  friegerifc^en  3tufgaben 
be§  gelben  bie  (Srreid^nng  feinet  erotijd^en  ßieteS  ge!nüpft 
f)ätte.  (Sine  jolc^e  embrt)ona(e  Slontonform  —  bie  fünfte 
für  un§  er!ennbare  Snttt)i(ftung§ftnfe  ber  ©attnng  —  beft|t 
befonbere§  !unftt^eoretif(f)e§  Sntereffe  megen  ber  noc£)  nid^t 
erfolgten  öölligen  fompofitioneden  ©teic^fteöung  be§  gelben 
unb  ber  ^elbin,  bie  bennocf)  bie  (Spifobenfjaftigfeit  ber 
©etiebten  @ncoIp§  bei  ^etron  bereits  überttiunben  l^at. 
2)e§^alb  !onnte  fc^on  ^ier  —  \ok  bann  im  anlgebilbeten 
a^iomone  —  bie  5rrene=  bejtt).  ^eufc^^eit§ft!tion  nic^t  nur 
\ia§>  ©ange  ber  ©rgöfirung,  fomit  aucf)  bie  @pifobenreif)e 
be§  äJ^ittelftücfeS,  fonbern  fogar  bie  männliche  ^auptperfon 
be§  9ftomone§  be^errfd^en.  2Bie  unter  StpnleiuS  §änben 
bie  (Srääfjlung  eine  pf^d^ologifc^e,  fo  fc^Iug  fie  olfo  je^t 
eine  moralifierenbe  9(?i(^tung  ein. 

8. 

3ur  ©rreid^ung  ber  fe duften  (Sntmi(ftung§ftufe  beburfte 
e§  nun  ni(f)t§  meiter,  at§  bie  ©etiebte  be§  Reiben  au§  ber 
©tille  be§  grouengemo(i)e§  ^erauSju^oIen  unb  fie  ebenfalls 
ben  in  ber  ©pifobenrei^e  be§  9JiitteIftücfe§  entf)altenen  SSer= 
furfiungen  ber  Streue  on^äufe^en,  fie  gteid^  bem  Reiben 
jenem  ett)ifdt)en  Sflomanprinjipe  §u  unterftellen  unb  fo  au§ 
ber  fc^üd)ternen,  fentimentaten  Jungfrau  jur  ^eroine  ju 
töanbeln.  S)ie  leiber  nur  in  einem  um  bie  r^etorif(^e 
?tu§fü^rung  mefenttic^  öerfürjten  Sn^alt^auS^uge  er^Itenen 
„ept)efifrf|en  @efd^id)ten  öon  §abro!ome§  unb  ^ntf)eia"  be§ 


—     20     — 

3£enop^on  öon  (Sp!^efo§  unb  bie  ebenfalls  überarBeitet 
überlieferten  „  StebeSbegeben^eiten  be§  6^oirea§  unb  ber 
^QÜirr^oe"  öon  ßt)ariton  au§  %t)robifta  finb  unfere 
ßeugen  biefeS  ^ormtt)pu§.  Unb  ^'max  fc^eint  fd)on  na(f)  ber 
QU§fü!^rtid)en  äJJotiüierung  jeuer  SBoubluug  be§  liebeubeu 
9JlQbd[;eu§  gur  §elbin  3£enop|ou  öon  @p^efo§  an  bie  g^orm, 
U)ie  fie  ber  SfünoSroman  öermuteu  lie^,  bireft  angeknüpft 
§u  ^abeu.  Gegenüber  ß^aritou,  bei  bem  bie  SSermö^Iuug 
be0  Wähd)m§>  mit  bem  gelben  gu  S3egtuu  be§  9ftomane§ 
gouä  fur^  berichtet  ift,  fo  ba^  ^aIIirrf)oe  eigeutlid)  a{§ 
^eroine  in  i^n  eintritt,  füf)rt  uämlic^  Xenop^ou  bie  beiben 
^anptperfonen  in  jungfräulicfier  ^artf)eit,  ja  Siebe§f(f)eu  in 
bie  ®ef(^id§te  ein  unb  fd^ilbert  auSfü^rtid)  i{)re  pji)c^ifcf)e 
SBonblung  jum  Siebe§=  unb  über  bie  (SI)e  gum  gelben* 
paare.  S)ie  @f)e  p  S3egiun  be§  9ftomaneg  foU  jeboc^  in 
beiben  2Ser!en  bie  pf^d^ifc^e  SSerfd)ieben^eit  ber  ^eroinc 
be§  9Diitte(ftüc!e§  öou  ber  feutimentalen  Jungfrau  be§ 
öorberen  9fiaf)meuftü(fe§  bei  i^rer  perfönlid^en  Sbentität 
motiüieren.  2)te  Slbfuuft  be§  in  S^tebe  [tef)enben  S^oman« 
tt)pu§  Dom  9^oöeIIen!ranäe  err^ellt  au§  ber  2(rt  ber  Xeit* 
uat)me  ber  ^elbin  an  ben  S3egebenl;eiten  be§  9JJitteIftüde§. 
iöei  SlntonioS  5Diogeue§  unb  3lri[teibe§  bon  äJiilet  ttjar 
bie§  äJ^ittelftüd  eine  Summe  einzelner  @efd§id^ten,  bie  öon 
öerfdjiebenen  ^erfonen  erlebt,  bei  Antonios  aber  jumeift 
öon  einer  erjöl^It  tt)urben.  ©eit  Su!io§  öon  ^atrai  ftauben 
bie  (Sinlogegefd^ic^teu  in  immer  engerer  Se^ie^ung  jur 
§ouptper)on  be§  9fial£)meu§;  im  S'JinoSromane  luurbe  biefe 
^auptperfon  gar  §elb  ber  (Spijobenrei^e  be§  9J?itteIftü(fe§. 
Subem  nun  3£enop§on  öon  (Sp^efoS  unb  ©I)ariton  gu  S3e= 
ginn  be§  SJ'iittelftücfeS  bie  beiben  Siebeubeu  ni(i)t  nur  trennen, 
foubern  and)  jeben  ein^eluen  gum  gelben  öon  (Spifoben 
mad^en,   inbem  fie  ferner  biefe  ©pifoben  nic^t  nad^  ber 


—    21     — 

@emeinfam!eit  i^rer  ^aitptperfon  31t  strei  S3Iörfen,  bcn 
@rf)i(fjalen  be§  ßiebenben  unb  benjenigen  feiner  ©eliebten 
oerbinben,  jonbern  narf;  ber  ^^^tfotge  ber  93egebenf)eiten 
alternierenb  onorbnen,  \o  ba^  au\  ©rlebniffe  be§  gelben 
gleid^^eitige  ber  Partnerin  folgen  ober  nmge!e^rt,  fd^einen 
fie  jum  S^oöettenfranje,  toie  er  bei  5(ntonio§  S)iogene§  au§= 
gebilbet  ift,  äurütfjufetiren.  2)enn  bie  (Srjätitnngen  ber 
3)er!t)ßi§  unb  bie  (Spifoben  bei  jenen  beiben  9lomancier§ 
erf)ielten  gerabe  baburd§,  ha'^  fie  fic^  t)on  einanber  nod^ 
Reiben  unb  Ort  ber  ^anblung  unterfd^ieben,  noöelliftifc^eS 
änfe^enJ)  ÜberbieS  fonnten  —  tt)enigften§  bei  Xenop^on 
üon  ßp^efoS  (III  2.  VI),  ber  in  biefem  ^un!te  ttjieber 
on  ^etron  erinnert  —  bie  (Spifoben  öon  ©inlogen  burd§^ 
brodien  werben,  ttjeld^e  nid^t  eine  ber  beiben  Üia^men* 
perfonen,  fonbern  Figuren  be§  9J?itteIftü(fe§  §u  |)elben 
I)atten.  (Snblic^  blieben  neben  bem  umfongreid^en  inneren 
Sfta^men,  tt)el(^er  einerfeitS  ha^  3^f^onbe!ommen  ber  @!^e 
be§  ^aare§  unb  feine  gemeinfamen  ©d^icEfate  bi§  jur 
jErennung,  anbererfeit§  bie  SSorfäüe  nad§  feiner  SBieber*^ 
Bereinigung  fc^ilberte  unb  in  einer  „Siebe§nac^t"  ba§  SJJittel* 
ftüd  refopitulierte,  in  ber  Sßerfafferbejeicfinung,  mit  ber 
6f)ariton  feinen  S^omon  eröffnete  unb  bie  bei  3Eenop!^on 
öon  @pf)efo§  njo^I  erft  ber  ©fs^rptor  nnterbrücfte,  aud^ 
tiefte  be§  äußeren  3JJiIefienra^men§  erhalten.  S)a§  tro^ 
aüebem  bie  2Ber!e  3£enop^on§  üon  (Sp^efo§  unb  ßf)ariton§ 
olg  gefd^Ioffene  unb  ein^eitlid^e  ©rjälilungen  gelten  ntüffen 
unb  bie§  fogar  in  !^öf)erem  SJiole,  oI§  ettt)a  ber  9^ino§* 
romon,  bewirft  bie  @inf)eit  ber  Sbee,  weld^e  bie  ©d)id£fate 


')  SSgl.  meine  Slbl^anblung:  2)te  'Sia^mzntx^aijlunQ  in  bcn 
epf)efifd)en  ®ef(i)id^ten  be§  Xenop^on  üon  @^f)efu§.  ^nnSbrud  1909, 
©.  26,  54,  62". 


—     22     — 

Beiber  SieBenben  in  gtetcEier  SSeife  illuftrieren,  ferner  btc 
gleid^e  äußere  (Srüärung  biefer  (Sc^itffate  burc^  ben  ßorn 
einer  ©ottl^eit,  bann  i^re  ftinc^roniftijc^e  ^arfteltung  unb 
enblid^  bie  SSertoenbung  einer  an  beiben  (Spifobenrei^en 
beteiligten  ÜJJittelSperfon  ^lüifd^en  bem  SiebeSpaare.  3ene§ 
fittlic^e  9}?oment,  auf  \)a§i  fic^  bie  Prüfungen  ber  Siebenben 
be§ie^en,  i[t  ba^  ä^nlid^  jdjon  ben  Sf^inoSroman  be{)errfd)enbe 
gegenfeitiger  Xreue.  (S§  benjä^rt  fic^  bei  äJiann  unb  grau 
in  fiegreicJier  2tbttjef)r  ber  SSerfuc^ungen  unb  in  ©taub* 
l^aftigfeit  gegenüber  ben  erbenüic^ften  9JJü^falen,  bie  ah= 
gett)iefene  ^eloerber  ober  unmittelbar  bie  STridje,  al§  (Sje= 
!ution§organ  ber  feinblic^en  ©ott^eit  unb  jugleid)  at§ 
i)öci^fte§  metapf)t)[ijc^e§  ^aufalitätSprinjip  über  fie  öerfügen. 
@oI(^  innere  ©leid^artigfeit  ber,  bie  (Sriebniffe  ber  ßiebenben 
im  SJiittelftüde  be§  9ftomane§  borftedenben,  Sreueproben 
lö^t  bie  (Spijoben  mit  ber  ©eliebten  unb  biejenigen  mit 
bem  Sieb{)aber  al§  ^ouptperfon  parallel  erjc^einen,  ein 
©inbrud,  ber  burc^  bie  ©egenüberfteüung  ber  gteic^äeitigen 
unter  ben  (Sriebniffen  be§  gelben  unb  ber  §elbin  n)ir!fam 
ber[tör!t  UJirb.  5Die  berma^en  öerftod)tenen  gtüei  (Spifoben= 
ftrönge  öerbanb  nur  nod)  inniger  eine  in  beibe  ^inein= 
ragenbe  SOZitteBper Jon ,  bie  t)a§^  (Streben  be§  Reiben  nad^ 
feiner  SSieberöereinigung  mit  feiner  ©etiebten  tat!räftig 
unterftü^te.  S)er  SJlittler  —  bei  3£enopt)on  üon  @p^e[o§: 
ber  Stöuber  ^ippotl§oo§,  bei  ß^ariton:  üorjügtid)  ber  ©atrap 
9JJitt)ribate§  unb  ber  Öiro^fönig  ^rtajerje§  —  trifft  ^u 
berfc^iebener  ^dt  mit  bem  gelben  unb  ber  §etbin,  in  bie 
er  fic^  refuftat(o§  gu  üerlieben  pflegt,  jufammen,  lernt  fo 
beiber  ©djidfale  fennen  unb  bemüht  fid)  um  if)re  SBieber* 
öereinigung,  entWeber  au§  g^reunbfd^aft  für  ben  gelben 
(§ippotf)oo§),  ober  um  feine  eigenen  Siebe^pläne  ju  förbern 
(3Jiitf)ribate§,  5(rtajerge§).    ©eine  58emü^ungen  führen  nur 


—    23    — 

inbireü  jum  ^kk,  ja  ertuirfen  bei  (5f)oriton,  ber  bie  ^igur 
be§  9}Jittter§  ber  fompofitionellen  ©igenort  feinet  2Ber!e§ 
^uüeBe  in  gtüei  ^aare  öon  ©egenfpielern  jerlegte,  nidit 
inel^r,  at§  eine  S3egegnnng  ber  Siebenben  unb  i^ren  jeit* 
tüeijen  Stuf  enthalt  in  berjelben  ©tobt,  in  ber  fie  aber  ge= 
trennt  leben  muffen.  SfJur  bie  2^cf)e  fonnte  nac^  ber  S3e« 
fänftigung  be§  beleibigten  (Sotte§,  fei  e§  (Sro§  (36enopt)on 
t)on  (Spf)efo§),  fei  e§  S(pI)robite  (©Bariton),  bie  ^Bereinigung 
be§  Siebe§paare§  herbeiführen,  ©ie  allein  f)otte  biefelbe 
}o  bis  gum  9^omanf(f)Iuffe  f)intangef)alten.  (£§  tt)or  bieS 
eine  !unfttec^nifc§e  9Zottt)enbig!eit.  S)enn  öon  ber  Sänge 
be§  9J?ittetftüc!e§,  b.  {).  öon  ber  3<i^t  feiner  (Spifoben,  b.  i. 
^reueproben  ber  Siebenben  f)ieng  einzig  unb  altein  bie 
Sänge  be§  9ftomane§  ah.  2)ie  2;rennnng  ber  Siebenben 
unb  it)re  lüä^renb  berfetben  erbulbeten  Seiben,  atfo  bie 
©pifoben  be§  äJZittetftütfe»  motitiierte  fpejieö  ber  ßoi^n  einer 
©ott^eit.  ßu  einem  deus  ex  macliina  mu^te  gegriffen 
tüerben,  ttjeit  ba^  SiebeSpaar  bei  3Eenopt)on  unb  St)ariton 
im  ©egenfa^e  ^um  9Zino§romane  ju  Seginn  ber  (Srjö^tnng 
et)eli(f)  üereinigt,  rodi  atfo  bort  i>a§>  notürtict)e  Sfloman^iet 
fdjon  5tnfang§  erreid^t  Ujurbe,  eben  um  bie  ©etiebte  ju 
einer  bem  ^etben  fompofitionett  gteic^ujertigen  ^eroine  ju 
ergeben.  S)ie  @int)eittict)!eit  be§  ^unfttt)er!e§  förberte  biefe 
Xed)ni!  fd;einbar  baburcf),  ha'i^  atte  (Srtebniffe  be§  ^etben 
fott)ot)t,  ot§  oud^  biejenigen  ber  ^elbin  im  felben  ©runbe 
tüur^etn,  inbem  fie  fämtlidj  eine  (Sct)ic!ung  be§  erzürnten 
@otte§  5ur  ©träfe  eine§  beftimmten,  im  3flat)menöorberteite 
cnttt)i(fetten  SSerge^enS  be§  gelben  gegen  i^n  barftetten. 
SlHerbingS  erfdieint  fotcfjer  ©eftalt  ha§^  ganje  äJJittetftüc! 
mit  atlen  feinen  (Spifoben  nur  at§  9fletorbation  be§  ju 
93eginn  bei  SftomaneS  rofd)  erreichten  unb  in  feinem  ©übe 
unoeränbert  ert)attenen  ßuftanbeS.    S)enn  ba  bie  SSegeben^ 


—     24    — 

Gleiten  be§  S!Jlittetftü(fe§  ju  feiner  ßäuterung  ber  .^etbeit 
füf)ren,  me  bk  ©rtebnifje  be§  Suciu§  bei  3lpit(eiu§,  jonbern 
nur  gur  objeftiöen  ©ü^nung  einer  S3erfef)tung  an  einer 
au^er  unb  über  i^nen  [te^enben  ©ott^eit,  bleiben  im  gegen* 
ttjärtigen  3iomantljpn§,  tt)ie  früf)er  im  S^oöellenfranje  nnb 
in  ber  @pijobenreif)e,  S^ofjmenüorberteil  unb  9flaf)menenbe 
Quf  gleicher  ßinie.  S)ie  än^erlic^e  S3egrünbung  ber  (Spifoben=- 
reif)e  nnb  bie  (Sntmicf(ung§tofigfeit  be§  9Ra^men§  fü{)rte 
nottt)enbig  §u  einer  fd)arfen  ©onberung  beiber  Partien  beS- 
9flomane§,  beffen  5tbftammnng  öom  S^oöellenfranje,  tnie 
gejagt,  berma^en  beutlid^er  l^eröortrat,  al§  e§  ber  ju  einer 
öollen  ä[tf)etif(^en  SBirfung  nötigen  (Sint)eit  be§  ^unft* 
n)erfe§  gntröglic^  ujar.  liefen  2ltaöi§mu§  burd)  9Ser= 
meibung  ber  9la^menform  5U  beseitigen,  mu^te  ba§  näd)fte 
!ün[tlerifdje  ßiet  ber  meitereu  ®attung§ent)üi(f(ung  fein. 
Qnnertjolb  ber  olten  gorni  erreirf)te  bieje  f)öt)ere  9ftoman* 
ein^eit  faft  ß^ariton,  beffen  SSer!  gum  miubeften  ai§^ 
Sinterung  eine§  bebeuteuben  r^etorifc^en  Xa(ente§  ^u  gelten 
\)ai,  ein  Urteil,  haS^  ein  SSergteid)  mit  ben  „ep^efifdjen  @e* 
fd)id)ten"  Xeuop^onS  beftätigt.  ©elbft  bereu  aEein  er* 
()alteuer  StuSjug  lä^t  ja  erfenneu,  ba'^  Xenop^on  oon 
©p()efo§  5ur  iubiöibuelten  @eftaltnng  be§  i()m  öorfd|n)ebenbeu 
^ormtl)pu§  faum  befät)igt  gen)efen  UJÖre.  S)a§  üorbere 
Sftat)menftüd  ber  „ep^efifc^en  ®efd)id)ten"  enttt)icfelte  fo  bie 
SBaubtung  ber  fentimentoten  Jungfrau  §ur  §eroiue  noc^ 
in  einem  gongen  S3ud)e  mit  öngfttid^er  Sorgfalt  unb  über* 
au§  eiuget)enb,  paraEel  mit  ber  feelifdien  (Sntrt)idtung  be§ 
|)elben  unter  ^luinenbung  öon  pftjc^ologifc^er  ^leinmaterei  *) 


')  SSgl.  über  ba§  er[te  95ud)  ber  „ept)eftfd)en  ®efd)xd^ten"  meine 
Unterfud)ung :  2)ie  9ta{)menerää^Iung  in  ben  ep^efifdien  ©efdiic^ten 
be§  Xenop^on  üon  ^p^t\u§. 


—    25    — 

unb  einer  umftänbüd^en  ©öttermafcfjine,  tüä^renb  ftd^ 
Sf)ariton  bie  @djabIonenf)aftig!eit  be§  9iomaneingonge§  in 
bem  öon  if)m  gett)äf)Iten  g^ormt^puS  jn  S^u^e  mad^te  unb  in 
if)m  bie  notoenbigften  eingaben  über  bie  SSorgefd^ic^te  ber 
ßiebenben  in  größter  ^nopp^eit  ertebigte,  um  fofort  auf 
ben  Stu§gang§punft  ber  ^anbütng,  bie  (S^e  be§  §e(ben= 
paaret,  gujufteuern.  S)ie  ®ijttermafci§ine  mit  bem  ©ötter* 
gorne  al§  XrennungSurfad^e  erje^te  er  burd^  menjd)tid)e 
Sntrigue,  al»  bereu  ©ruub  ber  9?eib  um  ^aüirr^oe,  bie 
nocfi  oft  im  Sflomaue  6^ariton§  burc^  £ift  (Srftrebte,  er^ 
fc^eint.  2)er  ßom  5lpf)robiten§  im  «Sinne  be§  9ftoman* 
tt)pu§  bleibt  nebenbei  qI§  öerbta^te  ^ormel  beftet)en.')  ^ie 
Scf)ön{)eit  ber  §elbin  mirb  fold^ermo^en  ii)x  unb  if)re§ 
S^oireoS  S8erl)ängni§,  olfo  au§  einer  leeren  ^tjrafe  ^nv 
treibenben  ^raft  be§  ©an^en  unb  bamit  lebenbig  unb 
tt)efentlid^.  SDer  rafc^e  Eintritt  in  bie  ^anblung  unb  bie 
nur  pd^tige  S3erüf)rung  öor  i^x  liegenber  (Sntn)i(f(ung§= 
ftufen  ber  ^elbin  hxa6)k  bem  §lutor  ben  Uieiteren  ^ßorteil, 
ha^  Äanirr^oenS  ^eroinenrolle  ttJeit  gfaubtiafter  ift,  qI§ 
tro|  aßer  pjt)d^oIogifdf)en  ©rflärung  biejenige  5tntf)eien§. 
Snbem  nämlid^  3£enopf)on  öon  @p|efo§  ben  Sefer  gan§  un= 
öfonomifd^  ätoang,  feine  5(ufmer!fQmfeit  bem  gemaltigen 
feeüfd^en  Umfd^munge  be§  ^elbenpaareS  oor  ^Beginn  ber 
|)anblung  äu^umenben,  ermecfte  er  nur  3J?i^trauen  gegen 
feine  Srüärung,  bie  bei  ber  ©rö^e  be§  3SanbeI§  mit  biefem 
immer  in  9)?i^oerf)äItni§  ftef)en  mu|te.  ^aüirrtioe  ift  aber 
oud^  nid£)t  ^m  ^affioitöt  oerbammt,  mie  bie  blutleere 
5(ntf)eio  unb  lä^t  mef)r  oI§  ftarre§  refignierte§  ^eft^atten 
an  bem  SSortlaute  be§  £iebe§bunbe§  ermarten.    3£enop!f)on§ 


')  SSgt.  ^.  ^afob,  ©tubien  ju  6t)ariton  bem  (Srotifer.    ^rogr. 
Sljdiaffenburg  1902/3,  ©.  17. 


—     26     — 

?Int§eta  ^onbeü  tro^  i^rer  S8ere^elitf)ung  al§  Uu\d)t  Sung* 
fron,  6^ariton§  taEirr^oe  otS  ©attin  unb  9}Jutter.  Snbem 
(Sfiariton  in  ^attirrf)oe  eine  ^erjöntic^feit  jc^uf,  bie  ben 
Stnforberungen  beg  n)ir!(ic^en  Seben§  entjprod)  unb  9^ec^nung 
trng,  !onnte  er  auf  bie  jc^on  im  SfJinoSromane  begegnenbe 
unb  öon  3£enop{)on  feftge^attene  5Iuf[affung  be§  Xreue^  al§ 
^eufc^^eitSpringipeS  öersic^ten.  ^ie  geniale  Söjung  bieje§ 
SegriffSpaareg  ermögli^te  i§m  jpejieE  bie  ou§  ber  (5§e  be§ 
§elbenpaare§,  ujelc^e  ebenfotüenig,  toie  Äallirr^oenS  @cl)ön= 
()eit  Bto^e  Schablone  n)ar,  gefolgerte  9)Zutterfcf)aft  ber 
§elbin.  iSnbem  fie  nömtid)  eine  if)r  burd)  bie  feetij(^cn 
^ßor^üge  unb  ben  9fleid)tum  be§  $8elt)erber§  übrigen^  be= 
beutenb  erleichterte  (S^e  mit  2)iont)fio§  einging,  obiuo^l  fie 
(5()airea§  am  Seben  ben!en  mu^te,  nur  um  bie  ^u^unft 
il)re§  ^inbeS  öon  i^m  öor  bem  {)ärteften  Sofe,  öor  ber 
©flaöerei  ^u  bemaf)ren,  bemieS  fie  tt)eit  öerbienftootter  i^re 
STreue  gegen  i^ren  beliebten,  al§  bie  „jungfröulic^e"  ©attin 
Slnt^eia  burdj  ©rfialtung  i^rer  3JJa!eIIofig!eit  felbft  im 
S3orbett.  Slber  abgefetjen  üon  ber  Sßerbinbung  be§  9ftol§men§ 
mit  bem  SJJittetftüde  öermod^te  Xenop^on  ouc^  beffen 
(Spifoben  nid)t  jur  f)ö^eren  (Sinf)eit  ^ufammenpfaffen.  2)a= 
burc^  ba^  er  fie  gemä^  ben  9f{egeln  be§  i^m  üorf(f)n)ebenben 
3^ormt^pu§  aEe  beffen  —  ^u  allgemeiner  —  Slomanibee 
unterfteEte,  mor  bk§:  ebenf omenig  erreidjt,  mie  burc^  it)re 
gleiche  Slbteitung  au§  ©c^idfal  unb  ©ötter^orn.  S)iefe 
@in^eitlid)feit  ber  Sbee  unb  ber  Segrünbung  foEte  \a  bie 
9J?ögIi(^!eit  einer  unenbüd^en  ßa^I  ber  mannigfaltigflen 
(Sintagen  in  fid)  fd)tie^en,  meit  —  mie  oben  bargelegt 
tt)urbe  —  ouf  i^r  aEein  ber  Umfang  be§  9flomane§  be= 
rul^te.  2)aburd^  mar  jebod)  ha^  SJiittelftüd  be§  S^omane^ 
§u  einer  Sammlung  fd)on  äu^erlic^  fd)arf  gefd^iebener, 
äufammenfjang*  unb  jieEofer  3tbenteuer  entmertet.     5luc^ 


—     27     — 

Bei  Xenopf)on  ftitb  bie  ©pifoben  be§  3JJitteIftü(fe§  üon  ein* 
onber  ifoliert  burd^  if)re  gro^e  äJJannicjfaltigfeit  imb  ®(etc^= 
gültigfeit  für  ba§^  ©treben  be§  §elbenpaare§  nac^  SSieber« 
öereinigung.  SfJur  burcE)  ©inftellung  unter  biejen  ttäct)[ten 
^totd  be§  9f{omone§  f^äüm  fie  innere  ©in^eit  erhalten 
fönnen.  ®ie  einzigen  äJiittel  jnr  ©lieberung  biefer  ®e* 
jc^idjtenfumme,  bie  ber  Üiomontt)|)u§  an  bie  ^anb  gab, 
tooren  bie  öon  3£enopf)on  fonöentionell  öernjenbete 
^erfon  be§  3J?ittIer§  jtuijc^en  bem  getrennten  £iebe§paare 
(§ippot^oo§)  unb  bie  9}2ögtict)feit,  bie  (Spifoben  einonber 
iu  porallelifieren.  SDiejer  te^teren  bebiente  er  ftd^  gef(^i(ft, 
inbem  er  bie  beiben  @inlagegejd;ic^ten,  nämlicf)  bie  S3e= 
gebenfieiten  be§  ^ippotf)oo§  unb  §t)perant^  (III  2)  unb  bie= 
jenigen  be§  5ligiateu§  unb  ber  Stfieljinoe  (V  1)  gu  ^enbant§ 
unb  fo  für  bie  ^ompofition  be§  ©angen  nu^bar  mQct)te. 
(S^ariton  bagegen  erfannte,  ha^  bie  innere  (Sin^eit  ber 
ßpifoben  nur  auf  if)rer  Sßernjertung  für  bie  enbgültige 
SSieberöereinigung  be§  ^elbenpaareS,  al§  i)a§>  Sf^omangiel, 
beru()e.  (Sr  ujonbelte  aber  nic^t  nur  bie  (Spifobenreif)e  ^ur 
©^enenfolge,  brachte  nid^t  nur  bie  tofe  9Kaffe  öon  ©injel* 
6egebenf)eiten  in  foufalen  3ufcimmenf)ang,  in  toelc^em  fid^ 
ein  ©lieb  mit  Iogifct)er  9^ottt)enbig!eit  an  ba§>  anbere  fc^Io^, 
fonbern  er  begrünbete  überbieS  biefe  5lbfoIge  au§  bem 
ßf)ara!ter  ber  einzelnen  ^erfonen,  bie  er  fomit  ^u  einem 
bei  3Eenop{)on  üon  @p^efo§  ebenfo  notn)enbig  fe^Ienben 
©egenfpiele  gruppieren  mu^te.  2)iefe  ^erfonengruppierung 
fanb  toieberum  i^ren  5tu§brud  in  ber  !ünftlerifc^en  ^om= 
pofition  be§  StomaneS,  beffen  SOJittelftüd  fid)  üon  bem  toten 
^un!te  be§  5lönig§geric^te§  in  S3abi)ton  (33.  V— VI)  i)  au§  in 


^)  31.  Slei^enftein,  §elleniftt)(^e  2Bunbereräät){ungen.     Sieipjtg 
1906,  ©.  95  :^ielt  c§  fettfamer  SSeife  für  feinen  ©ipfel. 


-     28     — 

gtüei  Xeile  mit  einem  §ö^epun!te  am  ?tnfange  ober  ©d^Iuffe 
eines  jeben  güeberte.  S(l§  ^öf)epunft  mu^  natürüd^  bie 
S3e[i^naf)me  ^anirrf)oen§,  um  bie  fid^  ja  ber  ©treit  ber 
Beiben  einanber  ebenbürtigen  SfJebenbu^Ier  bre'f)te,  gelten. 
3u  ^Beginn  be§  erften  ^eile§  be§  9}littel[tü(le§  ift  nun 
^allirr^oe  ©attin  beg  S)ion^fio§;  am  ©d^Iuffe  be§  ^weiten 
befinbet  fie  fi(i)  in  be§  6f)airea§  Rauben.  S)o§  Ä^önigS* 
gericE)t  ift  toter  ^un!t,  ttjeil  t§>  —  baf)er  bie  93ege^rtic£)feit 
be§  3ftid)ter§  nac^  bem  ©treitobjette!  —  gar  nici§t§  entfd)ieb, 
Jonbern  bie  @ntf(f)eibung  ber  ?l!tit)ität  ber  beiben  @egner 
übertaffen  mu^teJ)  (S§  oerfolgte  üie{mef)r  nur  ben  ted§= 
nifc^en  Qvoid,  bie  5tt)ei  Sf^ioalen  mit  einanber  in  ^üf)Iung 
^u  bringen.  2)a  nun  ^aHirr^oe,  ba§  Streitobjelt,  am 
SCreffpun!te  ber  beiben  Parteien  „beponiert"  ttjurbe  unb 
bereu  3tu§ft(i)t  auf  @rfo(g  oöllig  gleid^mertig  mar,  fo  be* 
ginnt  bort  bie  ^anblnng  gemifferma^en  ein  jmeiteS  Wlai 
öon  oorne,  S^riebfebern  be§  §anbetn§  maren  für  ®ion^fio§, 
mie  berfelbe  fetbft  er!annte,  ©iferfudjt,^)  für  6f)airea§  Siebe, 
atfo  bie  beiben  im  griec^ifdEien  Sflomane  mirffamften  Slffe!te.=^) 
2)ie  natürliche  ^olge  jener  @r!enntni§  Sf)ariton§  üon  ber 
S^Jotmenbigfeit  ber  Söanblung  ber  @pifobenreif)e  pr  ©jenen* 
folge  mar  größte  Öfonomie  oon  Gegebenheiten  unb  ^erfonen. 
SBie  fet)r  oud^  biefe,  auf  ben  b^jantinifdien  Äunftroman  oor* 


1)  liefen  ©ebanten  bringt  ha^  Sd^reiben  btS  fiegrctcf)en  ®i)atreo§ 
Ott  bett  ©ro^önig  VIII  4  (496, 20)  fc^arf  juttt  3Iu§bru(fe. 

*)  SSgl.  mettie  9lu§füf)ruttgeit  tit  bett  SBtetter  ©tubieit  XXX  234* 
uitb  ©fiarttott  499, 12. 

8)  Slffefte  iiti  ©itttte  öott  Sicero ,  De  invent.  I  25,  tttd)t  aber 
£eibettfd)often ,  bie  bett  93etroffettett  jeber  Überfielt  über  feine  §anb* 
Inngen  beranben,  tt)ie  fie  üon  ©icero  a.  o.  D.  I  27  gemeint  finb.  SJon 
biefen  unterfd)eiben  fid)  bie  2)ion^fio§  unb  (Sf)aireag  beroegenben 
®efü:^Ie  oud)  burc^  i§re  ®auer.  Wan  mn§  fie  ba^er  oB  „§ong", 
nid)t  al§  „Slufnjaniingen"  bejeicfinen. 


—    29    - 

beutenbe,  i)  S3ef c^neibung  bei  bei  Xenop^on  tüilb  tt)ud)ernben 
ftoffüdien  9?an!entüer!e§  bie  ®in^eitüc^!eit  be§  9ftomatte§ 
förberte,  lt)ie  fef)r  biefe  |)erau§arbeitung  ber  ^orm  bie 
ö[tt)eti]d)e  SSir!fam!eit  be§  tunfttt)er!e§  erf)öf)te,  bebarf  feiner 
toeiteren  2)arlegung.  ©intagen  fef)(en  atfo  bei  ©Bariton.  @r 
oerringerte  aber  auc^  bie  bem  S^lomanttipuS  einmal  not= 
menbigen  erotifc^en  S3ett)erber  nm  bie  gelben,  an  benen 
biefe  i^re  fonöentionelle  Xrene  ben)ei|en  mußten,  inbem  er 
^atlirrl^De  allein  in  ben  aJJittelpnnft  ber  ^anbtung  rütfte 
unb  6f)airea§,  al§  ©egenjpieler  gu  5Diont)fto§  an§  bem 
umn)orbenen  gelben  be§  9fiomant^pn§  §u  einem  gleicf)* 
berechtigten,  nidjt  gn  bem  aEein  bereditigten  S3en)erber 
mad)te.  S)ie  fonft  nod)  üblichen  Siebfjaber  ber  §elbin 
ttjurben  anwerft  fnnftöoll  mit  ber  ebenfalls  [tänbigen  ^igur 
be§  3}Jitt{er§  öerjdimolsen  nnb  gleichzeitig  bem  ©egenfpiele 
ber  §mei  Slebenbul^Ier  bienpar  gemad^t.  Seber  öon  beiben 
l^atte  ai\o  jeinen  SJJittler,  nnb  §mar  S)iont)fio§  pnäcfift 
ben  ^()arna!e§,  (S^aireaS  ben  9JJit^ribote§;  feber  äJiittler 
'i)atk  mieber  feinen  ©egenfpieler,  nnb  jmar  ^^arna!eg  ben 
9J?itI)ribate§  gnm  politifd^en  unb  erotifc^en  Opponenten. 
S)er  ©ro^önig  5lrtajerje§,  ber  objettiö  über  beiben  ^^arteien 
fte^en  follte  nnb  infolge  feiner  93egei^rlic^!eit  nad^  ^aIIirrf)oen 
gnnädift  beibe  gn  ^einben  I)atte,  erl)ielt  im  ögi)ptifc^en 
Ufnrpator  nur  einen  politifd^en  @egenfpieler.  ^nbem  nun 
burrf)  ben  2tnf(f)In^  be§  2)ion^fio§  an  ben  ^erferfönig  unb 
be§  ßJ)aireo§  on  btn  ^gljpter  mie  im  erften  §anblung§= 
teile  be§  9}littelftüc!e§  poütifcfje§  unb  erotifc^eS  ©egenfpiel 
gufammenfielen,  mürbe  ?lrtajerje§  gum  9}JittIer  gmifcfjen 
2)ion^fio§  unb  ber  biefem  oom  Könige  al^  ©iege§prei§  ju* 


*)  SSgl.  2t.  §eifenberg,  9i:^etmid^e8  SlJiufeum  für  ^^ilologie. 
5«.  g.  LVni  (1903)  433. 


—     30    — 

gebadeten  ^ollirrl^oe.  S)er  ög^ptifd^e  MehtU  tritt  qu§  feiner 
rein  politifd^en  ©tellung  ni(i)t  ^erouS.  S)a§  ©egnerpaar: 
SlrtajerjeS  —  ^igtipter  im  gn^eiten  §anb(ung§tei(e  be§ 
9loman!erne§  entjprid^t  alfo  bem  ^aore:  SDiit^ribateS  — 
^^arnofeS,  mit  bem  Unterschiebe  aßerbingS,  bo^  ber  aftiöere 
3)Zit^ribate§  be§  (S§aireo§,  ber  ebenfalls  aftiöere  SlrtoyerjeS 
be§  2)iont)fio§ .  Parteigänger  ift.  2)amit  blieb  gloifd^en 
beiben  ^ernftücfen  ein  @leid§gemid)t  ber  ^röfte  erhalten, 
©elbft  bie  ol§  @je!ution§organe  notwenbigen  SRebenperfonen 
tüu^te  ber  funftreidje  Sl)ariton  im  ©egenfa^e  gu  3£enop^on 
öielf ad)  in  ein  fefteS,  gleicl)förmige§  SSer^ältniS  jn  ben 
Hauptfiguren  ju  bringen,  inbem  er  ben  lüid^tigften  §aupt=» 
perfonen  SSertraute  beigob,  fo  bem  (Sl)airea§  einen  ^nfen* 
freunb  in  ^ol^d^armoS,  bem  2)ion^fio§  einen  treuen  Wiener 
in  ^l)o!a§,  ber  ^ottirr^oe  im  erften  Steile  bie  ^langon, 
im  §meiten  bie  Königin  ©tateiro,  bem  ©ro^fönig  ben 
©unudjen  StrtajoteS,  bem  3Jiit^ribate§  ben  (Sunud^en  §Qgin. 
§lud)  in  ber  SSertt)enbung  biefer  SSertrautenrolle  ift  eine 
ö!onomifd;e  äJJa^reget  ^u  erbliden,  ba  in  allen  gäHen,  in 
benen  bie  Hauptfiguren  felbft  nid^t  l)anbeln  !onnten,  immer 
ber  fie  öoll  erfe|enbe  SSertraute,  anftatt  jebeSmal  eine  üer= 
fd^iebene  ^erfon,  für  fie  eintrat.  S^lur  ber  9^omont9pu§, 
ber  S^ariton  bie  ütalimenform  aufämong,  ^inberte  biefen 
SD^eifter  ber  ^unft  bie  öolle  (Sin^eit  feines  2Berfe§  ju  er« 
reichen.  ®a^  (£l)oriton§  Söeiterbilbung  ber  öom  ep^efifd^en 
3£enopl)on  !orre!t  auSgefüttten  9ftomanfd§oblone  eine  ganj 
perfönlic^e  Seiftung  unb  nic^t  ein  $8eifpiel  für  eine  neue 
(gntmidlunggftufe  ber  ©attung  barftellt,  ha^  alfo  feine 
@d)üpfung  in  biefer  eine  !ünftlerifd^e  unb  öftl)etifd)e  5tu§= 
na^mSfteUung  einnimmt,  erhellt  borauS,  ba^  bie  fpöteren 
©dritte  jur  9tomoneint)eit  nidjt  auf  bem  öon  ß^ariton  ge* 
bal^nten  ^fabe  erfolgten. 


—    31     — 


9. 


3amBIic^§  öon  SöoBtilon  Teiber  nur  in  be§  ^f)otio§ 
Sn^altSangobe  unb  au§  bürftigen  Fragmenten  bekannte 
„bobtilonifd^en  ©efd^ic^ten "  bürften  Sf)ariton§  „Siebe§* 
begeBentjeiten  öon  (S^atreo§  unb  ^ollirr^oe"  um  ebenjoöiet 
an  äft^etijcfiem  Söerte  nad^geftanben  jein,  um  mieüiet  fte 
btejelben  an  l^iftorifd^er  S3ebeutung  überragten.  S)enn  an 
bie  „bab^tonifd^en  ©ejd^ic^ten",  tt)e(d§e  ben  alten  Sf^oman* 
t^pug  in  Stuflöfung  unb  bie  neue  ©ntmidlung  im  ^eime 
geigen,  atfo  beiber  formen  9}?er!mate  in  fic^  öereinen, 
fd^einen  bie  späteren  fRomancierS  bire!t  angefnü^ft  gu  ^aben. 
SJiit  Samblid)§  §ilfe  ift  fomit  f)ier  gum  erften  Tlak  in 
ber  ®efcf)id)te  be§  griec^ifc^en  9flomane§  bie  ©ntfte^ung  ber 
neuen  ^rt,  b.  i.  bie  Umbilbung  be§  alten  in  ben  neuen 
gormt^pu§  §u  beoboctiten  unb  bamit  ber  inbioibueße  Stnteit 
ber  einzelnen  5(utoren  an  biejem  ^rojeffe  §u  beftimmen. 
5lber  nid^t  SambIicf)o§  allein  ^at  bie  neue  5lrt  gefc^affen. 
@r  ^at  nur  ben  öor  i^m  gettenben  gormt^pu§  fo  njeit 
umgeftaltet,  bo^  fie  au§  ben  ^önben  eine§  n^eniger  p{)on* 
toftifd^en,  bafür  äft^etijc^  feinfüf)ligeren  SiJactifoIger^  mit 
0Jotmenbigfeit  ^eröorging.  ©omit  ^at  bie  burd)  3amblid^§ 
SRamen  be^eid^nete  ßttJifrf^enftufe  at§  jelbftänbigeg,  unb  ^mar 
für  un§  ak  fiebente§  ©lieb  in  ber  @nttt)icElung§reif)e  ber 
©attung  §u  gö^ilen. 

^ie  (S^e  be§  §elbenpaareg  ju  beginn  be§  2Ber!e§  unb 
fomit  bie  au§  bem  (e^tbefprod^enen  Z\)pn^  befannte  9flat)men* 
form  mit  innerem  unb  äußerem  9tat)men  blieben  in  ben 
„babtilonifc^en  ©efc^ic^ten"  erhalten.  Über  ben  Umfang 
be§  inneren  9^at)men§  bei  Samblic^  im  SSergteid)e  gu 
Xenopf)on  unb  ©ijariton  nac^  ber  nur  ©toff(id^e§  berüä* 
fic^tigenben   Snf)alt§angabe   be§   ^^otio§    ju   urteilen    ift 


—     32     — 

jd^tüierig,  ha  gerabe  ha^  ©toffelement  im  öorberen  Sfla^men* 
teile  be§  burcJ)  Xenoptjon  bon  Sp^efoS  öertretenen  Xt)p§, 
tüie  eine  ©riunerung  an  ha§:  I.  ^ud)  feiner  „ep^e[ijd)en  ®e= 
fdjid^ten"  beftätigt,  jef)r  sugnnften  pjt)(i)otogif(^er  G^ara!ter= 
enttüitflung  öerfür^t  §u  fein  pflegte.  3nimeri)in  laffen  be» 
^{)otio§  Angaben  öer muten,  ba^  Bei  Sontblicf)  ber  üorbere 
9tQf)mentei{  öon  ber  erften,  n)ed)felfeitige  Siebe  entjünbenben 
Begegnung  ber  gnjei  .gelben  ^^obone§  unb  (Sinoni§  big 
p  i^rer  @^e  in  fonöentioneller  Söeife,  olfo  ouc^  93reite 
ge{)anbe(t  t)abe.  Slnber§  ha§:  9^at)menenbe!  freilief)  fud)t 
fid)  auc§  in  i^m  ber  SSerfoffer  ber  geltenben  S^lorm  an= 
gupaffen,  n)enn  er  noc^  tm^  öor  @d)tu^  be§  9flomanmitteI= 
ftü(fe§  bie  Siebenben  öon  einanber  unb  öon  if)rem  äJiittler 
unb  ©efä^rten  @orQid)o§,  bem  @ere(J;ten  trennt.  S)a§ 
^Q^menenbe  n»irb  alfo  löo!^(  eine  S^lefapitulation  gebrad)t 
tjoben,  aber  —  ujorauf  oud)  bie  gegen  @d)tu^  öernjirrte 
S3erid)terftattung  bei  ^^otiol  ^inbeutet  —  f)auptfäc^Iic| 
berjenigen  Gegebenheiten,  meiere  bie  @efö§rten  o^ne  ein* 
üuber  erlebt  l^aben,  bie  alfo  §.  %.  ber  fc^einbar  ben  @d)id= 
falen  bei  9flt)obane§  gerablinig  folgenbe  Sefer  nod^  nid)t 
fannte.  SSie  fpäter  bei  3(d}illeu§  ^^otioS')  bie  ^elbin 
Seuüppe  unb  ©oftratoS,  bei  §eliobor  ß()ari!(e§  unb  bei 
Songo§  3)ion^fop{)ane§,  fo  t)aben  wo'i)!  fd^on  bei  SambIic^o§ 
@inoni§  unb  ©oraidjoS  djre  löö^renb  ber  Trennung  er= 
lebten  S3egeben^eiten  in  (Srgällung  nadigetragen.  ^ambtid) 
gebü'^rt  bemnad^  ber  9fiu^m,  an§>  bem  Üia^menenbe  ber 
älteren  Sf^omanform  ben  ©d)(u^  ber  fpöteren  Xi;pen  ent* 
tüidelt  5u  ^oben.  Sind)  be§  äußeren  9ftat)men§  bebiente  fic^ 
ber  S3abt){onier  in  ebenfo  neuer,  n:)ie  foIgenfd)n)erer  SSeife. 


1)  SSgt.  meine  (Erörterungen  in  ben  SBiener  ©tubien  XXX 
(1908)  241. 


—    33    — 

@r  Benü^te  i^n  nic^t  nur  jur  Unteröreci^ung  ber  @ejc!^ici^tc 
burd^  ©fiurfe  ü6er  \)a§>  ^Ip^robtte^eiligtum  Quf  ber  ©up^rot* 
XigriSmjet,  über  ^agie,  über  ba§>  SeBen  ber  ©cfiarfric^ter 
unb  too^l  nod^  über  onbere  berartige  Wattxkn,  foubern 
anä)  jur  ©inftec^tung  jeiner  eigenen  ^iograp'^te.  ®teic^=» 
njo^t  [teilte  er  fid^  bem  Sefer  nid^t  5U  93eginn  be§  SBer!e§ 
öor,  lüie  bQ§  nadC)  ben  S3eifpielen  be§  ^riftetbel,  3lntonio§ 
Diogenes,  £ufio§-Slputeiu§,  ß^ariton,  5Id^iKeu§  Zatio^, 
£ongo§  ber  ü^egel  entsprochen  l^ätte,  ebenjotoenig  on  jeinem 
©d^tujfe,  tüofür  gteic^foHg  ha^  Söeifpiel  be§  2u!iog,  bonn 
baSjenige  §eiiobor§  §n  nennen  n)äre,  jonbern  mitten  in 
bemjelben  unb  in  gan§  getegentüd^er  5ln!nüpfung  an  ben 
@j!ur§  über  äJJagie.  liefern  Ie|teren  Umftanbe  ju  ^otge 
njerben  oHe  bie  angeführten  5tbfc^tt)ei[ungen  Santblic^l  feine 
größere  S3ebentung  für  bie  ^anblung  befefjen  f)Qben,  qI§ 
ettt)a  bie  @j!urfe  feinet  in  biefer  ^infic^t  eifrigften  ^a6)^ 
a'^merg  5Ict)iIIeu§  Xaiio^  über  bie  J^naben^  unb  SSeiberüebe 
ober  ben  S^ilpferbfong  ober  ben  (Slep^onten,  ^a^  Äro!obiI, 
ben  SSoget  ^^oinij  uff.  %l^  Sf^ullpunft  ber  ^anblung 
bürfte  benn  audf)  tu  gro^e,  on  bie  erfte  ^rtüö^nung  ber 
^p^robiteinfel  onfdilie^enbe  @j!ur§gruppe,  ettoa  töie  bo§ 
^önig§gerici)t  bei  ß^oriton,  bie  ©rengfd^eibe  jtoifdfjen  bem 
erften  unb  §toeiten  ieite  be§  9floman!erne§  gebilbet  ^aben. 
SDurc^  i^re  ©leic^güttigfeit  für  ben  Fortgang  ber  @efd)ic^te 
unb  inSbefonbere  bur(^  i^re  S3egiet)ung  auf  ben  5Iutor  er* 
fd^eint  bie  §er!unft  ber  Somblic^'fc^en  (£j!urfe  öon  bem  bie 
(Einlagen  be§  Sf^ooellenfranäeS  umfct)Iie^enben  fRo^men* 
gefpräc^e  gefiebert.  S)od[)  ift  bo^fetbe  fct)on  buri^  bie  SSer= 
legung  ber  S3iograp'£)ie  be§  Slutorl  ou§  bem  Sflomoneingonge 
on  eine  beliebige  ©tette  be§  Ü^omoninnern  fo  frei  be^onbelt, 
bo^  ber  fogor  in  ben  „bobtilonifd^en  @efc|id^ten"  foft  nur 
t)iftorifd)e  ßujflntmen^ong  beiber  formen  t)on  ben  ©pöteren 

S^ijfel,  9loman.  3 


—     34    — 

unbetüu^t  gelöft  tüerben  mit^te.  Std^iöeuS  Xotiog  unb 
Sotigo§,  bie  ben  äußeren  9?Q^ment)orbertei(  aU  S3ilbeinja^  i) 
beibehielten,  erjötilen  \o  gegen  QÖe  ©rtüortnng  nic^t  met)r 
aU  Herausgeber  ber  ©efc^ic^te  bie  @j!urfe,  jonbern  legen 
fie  ^erfonen  berjelben  in  ben  9)^unb,  eine  tnbernng,  bie 
im  @inne  ber  9f?omonein^eit  unsmeifeltjaft  eine  Sßerbejjerung 
gegenüber  iSamblic^  bebeutete.  3)ie  ©jlurfe  be§  fpäteren 
ÜiomaneS  finb  fomit  nur  bie  ^robufte  ber  in  ben  „bobl)^ 
bnifd^en  ®efcf)ic^ten"  boHäogenen  ßerfe^ung  be§  Üto^men* 
gefpräc^eS  be§  S'^obeHenfrongeS  unb  [inb  nur  burd)  3amblid)§ 
©influ^  fefte  unb  felbftänbige  $8eftanbteile  be§  ®ottung§* 
tt)pu§  öon  immer  fteigenber,  enblic^  öerberblic|er  Sebeutung 
für  benfelben  genjorben.  Sei  ^eliobor  (j.  33.  IX  22)  unb 
SongoS  (127.  11123^))  nocf)  giemli^  feiten,  no^m  biefe 
üon  ber  ^anblung  Io§getö[te  (Spibeütif  bei  SldjilleuS  Satio§ 
in  QuffQÜenber,  fa  fein  SBer!  c^orofterifierenber  Söeife  über* 
^anb,  um  bann  bei  bem  an  baSfelbe  an!nü)Dfenben  (Sumot^ioS 
9JJa!remboIite§  unb  feinen  S^oc^folgern  bo§  noöeEiftifc^e 
(Stement  berartig  ju  übermudiern,  ba^  bie  9flomon!^anblung 
jebe  !ünftrerifd)e  öebeutung  einbüßte,  tt)omit  bie  Gattung 
if)re  @jiftenäberec|tigung  öertor  unb  qu§  ber  Siterotur  üer* 
fd^monb. 

1)  Sßgl.  über  i^n  meine  Stb^anblung  im  $f)t{oIogu§  LXXH 
(1913)  83  ff.  unb  §u  £ongo§'  $roöm  au^erbem  meine  93emerfungen  in 
ber  ®S3  1912,  @p.  1436.  ^n  ben  9t^etorifd)en  gorf Carnigen  1 101 
ift  enbli(^  auf  bie  SSerttianbtfi^aft  ber  33iIberfiftion  be§  Songo§  mit 
einer  onberen  Strt  ber  9to:^menein!Ieibung,  ber  bei  3lntonio§  5)iogene§ 
üpljigen  3JJonuf!ri^)tfiftion,  üerJüiefen.  Über  fie  ügl  meine  9lul» 
fü^rungen  in  ben  Sare^^Stubien.  ^aUt  o.  ©.  1908,  <B.  84—96,  im 
§erme§  XLV  (1910)  31—36,  in  ber  3f.  f.  b.  öfterr.  ®^mn.  LXI  (1910) 
726—728. 

")  S5gl.   t>a^\i    bie   oHerbingä   borbeutenbe   9lbfcf)JDeifung   9Ic^. 
2:0t.  V  5. 


—    35    — 

9^icf)t  ntinber  einfc^neibenb  ftnb  bie  öon  ^omBIid^  am 
9ioman!erne  be§  alten  Xt)|)U§  öorgenommenen  ^tnberungeit. 
Xreue  all  ^eufc^f)eit  blieb  jtüar  aud^  bei  i^m  9f?omanibee; 
ja  bie  §ur  ^irennung  ber  ßiebenben  im  jtüeiten  Xeile  be§ 
9)JitteIftüc!e§  eingefügten  ©iferfncJitSfjenen  ber  @inoni§  üer^ 
anfd^aulitfien  bentlid^  bie  Unentbe^rlid^!eit  jener  jtngenb 
für  ben  normierten  gtücElic^en  5tu§gang.  S)0(i)  ift  ber  im 
ötteren  Ütomone  nnerfc^üttertic^e  ©lanbe  ber  gelben  an 
bie  STreue  be§  Partners  gefcfimnnben.  S)ie  temperament* 
öoHe  @inoni§  benft  über  i^ren  beliebten  nid^t  md)x,  wk 
3£enop'^on§  Stnttieia  (III  5)  über  if)ren  §obro!ome§,  fonbern 
bürfte  eine  ©prod^e  geführt  ^aben,  tok  fpöter  öornef)mtic^ 
ßeuüppe  bei  5lc^ißeu§  Xatio^  (V  18)  unb  n)ie  fte  fc^möc^er 
auc^  bei  §eIiobor  (X  31)  nnb  2ongo§  (IV  27)  bernommen 
tt)irb.  ®en  2iebe§bunb  bebro^t  fomit  nic^t  aßein  eine 
au^enfte^enbe  Wla^t,  fonbern  meit  me^r  bie  im  S^arafter 
ber  Siebenben  njur^elnbe  Seibenfd^aft  berfelben;  alfo  nid)t 
fo  fe^r  bie  übliche  ©iferfud^t  eines  S3en)erber§,  at§  bie 
(Siferfntf)t  ber  |)elbin  gegen  i^ren  beliebten.  S)ie  ^mi 
äJläd^tegruppen,  bie  ha^  §elbenpaar  im  älteren  Üiomane 
bebröngen,  ttjurben  öon  Samblid^  im  ©inne  ber  S^loman* 
ein'^eit  auf  eine  rebujiert,  inbem  ber  in  @inoni§  berliebte 
Xtirann  @armo§  fomo^t  bie  mittelbare,  al§  aud^  bie  einzige 
unmittelbare  äußere  Urfad^e  ber  Seiben  ber  §elbin  unb 
—  ta  ül^obaneS  nid)t  umujorben  tüirb,  ttjie  etUJO  §abro* 
fomel  bei  9Eeno:p^on  öon  @p^efo§  —  be§  2iebe§paare§  über« 
l^aupt  bilbet.  Su  glücEIic^er  9lationaIifierung  erfe^t  nömlic^ 
ber  Äönig  bon  S3ab^ton  2)an!  feiner  äJJad^tmittel  fonjo^t 
ben  ©ötterjorn,  al§  ouc^  bie  ©d)ar  ber  £iebf)aber,  bie 
©d^ergen  ber  beleibigten  ©ott^eit.  SambIict)o§  motiüiert 
fold^erma^en  bie  feit  ber  au§  5tpuleiu§  unb  ^etron  be* 
fannten  9f{o^mengefd)id^te  bcätü.  ©pifobenreifie  einen  feften 

3* 


—    36    — 

Seftonbtett  be§  9f?omanf(^emo§  bilbenbe  Sfleifefiftion  tüeit 
glaubhafter,  inbem  er  bie  Srrfo'^rten  ber  ßiebenben  al§ 
^tud^t  tior  bem  rofenben  Xl)rannen  barftellt,  at§  3£enop^on 
bon  @p^ejo§,  ber  fie  auf  iDrafeIget)ei|  freitoiUig  beginnen 
lö^t  ober  ©§ariton,  in  beffen  SBer!  fte  auf  ber  irrtümlichen 
SBeife|ung  0  unb  ©ntfül^rung  ^aüirr^oenS  berufen.  SBurbe 
burd^  ha^  Eintreten  be§  ST^rannen  in  bie  'SioUt  be§  er^ 
gürnten  @otte§  bie  9KiJgIic^!eit  gettjonnen,  bie  jufammen^ 
!^ang§Iofe,  ba  einem  ju  aügemeinen  Qmdt  bienenbe  @in= 
lagenrei^e  be§  ölteren  X))p§>  burd^  t^re  Ülic^tung  auf  ein 
gemeinfameS  nö^ere§  3^^^^  nämlid^  bie  Gefangennahme  be§ 
£iebe§|)aare§,  fefter  p  fügen,  fo  ift  burd^  bie  ^onjentration 
ber  9^ebenbul)(er  be§  gelben  in  ®armo§,  mie  bon  6t)ariton, 
auc^  ^ier  eine  ben  Üiomanfern  be^errfc^enbe  ^erfonen* 
gruppierung  nac^  Sntereffengegenfo|  ((Spiel  unb  ©egenfpiel) 
erhielt  tt)orben.  ®ie  (Sint)eitlid§!eit  be§  ©egenfpieleS  mirb 
in  ben  „babtilonifc^en  ®efc^id)ten"  ebenfomenig,  mie  bei 
ß^ariton  baburc^  in  grage  geftellt,  ba^  @armo§  (gteid) 
2)iont)fio§)  nic^t  einziger  9iiöale  be§  gelben  ift,  ha^  olfo 
ein  <Sat\)x-)  im  erften  unb  ber  SBüftling  @etapo§  im 
§meiten  ^ernftücfe  bie  f(^öne  «Sinonil  ouf  ber  gluckt  öor 
(5}armo§  mit  i^rer  Siebe  belöftigen.  S)enn  biefe  burc^  gort« 
fe|ung  ber  SlBonberung   ober  Stötung  bei  ßubringtic^en 


1)  2)a§  e§  fic^  um  ein  fonöentlottetteS  ^Rontanmittel  l^anbelt, 
Beinetft  bie  irrtümlid)e  ^eife^ung  Stnt^eien^  butd)  ^erilaog  in  ben 
„e^j^efifc^en  @efd)id)ten"  unb  biejenige  ber  SIrd)iftroti§  in  ber  „®e== 
fd)i^te  be§  tönig§  3IpoIIoniu§  üon  Si^ruS".  ®iefe  %at)adit  beftötigt 
bie  oBige  SSefiauptung,  ©f)ariton  f)ätte  fid)  be§  i:^m  burd)  ben  ?^orm* 
tt)pu§  ber  3Irt  gebotenen  $Romaneingange§  unberänbert  bebient. 

"")  3)oB  ber  e^rift  ^^otio§  ben  Sotljr  beg  „^eibnif^en"  Dri- 
ginaleg  in  ein  SSodggefpenft  {tqÜyov  n  (päo/xa)  berlüonbelt  f)at, 
erbeut  aug  ^^iloftratä  „Seben  beg  Sl^oIIoniog  öon  %\)ana"  VI  27. 


—    37    — 

fottblüttg  crlebigten  (Spifoben  Becinträd^ttgen  toeber  boS 
©egenfpiel  be§  ®armo§,  noä)  löjen  fte  e§  gor  ab,  bleiben 
alfo  für  SSertauf  unb  ^luSgong  ber  ©efc^ic^te  öölltg  be* 
beutung§Io§.  ^er  epifobifc^e  ß^arofter  ber  genannten  S3e= 
nierbungen  lä^t  fte  beutlid)  al§  Überbteibfel  ber  olten  fRonton* 
form  (Xenop^on  öon  (£p!§efo§)  erfd^einen.  2)ie  in  ben  Xrene* 
proben  be§  Reiben  Itegenben  ?Infä|e  btefe§  alten  %t)p^  ^n 
einem  toeiblidjen  ©egenfpiet  ber  §elbin  enttt)i(felte  iSontblicf) 
im  erften  Xeite  be§  Ü?oman!erne§  ebenf omenig,  mie  er  öon 
ber  bemfelben  eigentümlidien  ^igur  eine§  3JJittIer§  bofelbft 
@ebrau(i)  ju  machen  bemüßigt  mar.  Um  nämlid)  nict)t  bie 
9ftomanein^eit  bnrd^  ?(uflöfung  be§  9JJittetftüc!e§  in  5mei 
paraöete  Ü^ei^en  alternier enb er  S3egebenl)eiten  ber  üon  ein* 
anber  getrennten  ^auptperfonen  §n  gefö()rben,  mie  \)a§  im 
ölteren  9f?omane  gefi^e^en  mar,  trennte  er  9f{^obane§  üon 
@inoni§  nnr  gang  fnrj  §n  beginn  be§  9JJitteIftüc!e§,  fo 
bem  9?omanf^ema  genügenb.  @r  fteüte  atfo  nic^t,  gleich 
e^ariton,  bie  ^elbin  gmifc^en  jmei  Semerber,  fonbern  ba^ 
geeinte  ^elbenpaar  gegen  ben  Sßerfolger,  ober  richtiger  gegen 
fein  (SjetutionSorgan,  ben  (Sunud^en  35ama§  unb  feine 
§elfer§^elfer.  ®ie  ^igur  bei  @ormo§  üerleugnete  nämlid) 
i^re  tedjnifdtje  5lbfnnft  öom  deus  ex  machina  be§  ötteren 
SiomaneS  nic^t  S)en  über  ber  ^anblung  fte^enben  Äönig 
oertrat  in  i^r  ber  au§  (S^ariton  geläufige  „SSertraute",  unb 
jmar  im  erften  ^ernftücfe  ber  (Sunnd^  ^ama§,  im  jmeiten 
er,  ber  @oIbfd)mieb  unb  ber  (Sunuc|  @afo§.  5luc^  fte  fte^en 
ober  nidjt  in  birefter  SSerbinbung  mit  ben  gelben,  fonbern 
fuc^en  burc^  bie  üerfd^iebenften  ^elferstielfer  unb  3^if<^cn* 
perfonen,  üon  benen  fic^  ber  einzige  ©otbfc^mieb  §u  feinem 
SSerberben  and)  an  ben  ^önig  felbft  manbte,  an  fie  oer= 
geblic^  ^eranjnfommen.  2)iefe  fd)merfällige  ÜJJafc^ine  oer* 
birbt  auf  ber  einen  ©eite,  mal   ouf  ber  anberen  burc^ 


—    38    — 

®infüt)rung  be§  ©egenfpieteS  utib  fRotiotialifierung  feiner 
S3egrünbung  gewonnen  toax.  ©in  ^onflift  ber  ©egner  unb 
fomit  bie  9}Jotiöierung  ber  ^onblung  au§  i^rem  ßf)ara!ter,i) 
tote  fie  ßfioriton  geglückt  tvciv,  ft)äre  tmnmel^r  nid^t  nur 
unmöglich,  fonbern  jogar  für  ben  Umfang  be§  SBerfe§  nnb 
feinen  HuSgong  gefö^rlid).  S)enn  fobolb  \)a§>  SiebeSpoar 
feinem  ^^einbe  in  bie  §änbe  fiele,  njäre  fein  @rf)itffQt  un^ 
gtücflid;  entf(f)ieben.  iro^  ber  ertt)ä{)nten  Slnberungen  am 
alten  9^omantt)pu§  erreid^ten  alfo  bie  „babi^Ionifc^en  @e« 
fd)icl^ten"  au§  bemfelben  ©runbe,  njie  biefer,  bie  innere 
(Sin^eit  be§  Sf^omonferneS  nid^t.  Sebe§  $8emüt)en  um  fie 
nutzte  ja  öergeblid)  bleiben,  folange  bie  Siebenben  einzeln 
ober  im  SSereine  einem  übermäd)tigen  g^einbe  f)iIf(o§  gegen= 
über  gefteßt  Ujaren,  fei  e§  einem  UJegen  eine§  beliebigen 
SSerge^enS  be§  gelben  erzürnten  ®otte,  fei  e§  einem  au§ 
£iebe  §ur  §elbin  rofenben  Xtirannen.  3)enn  baburdj  n^ar 
bie  e^ariton  nicf)t  ^ocf)  genug  anjurec^nenbe  (Sntmidlung 
ber  §anblung  on§  ber  ^erfönlirf)!eit  ber  D^ebenbu^Ier  unb 
bie  ©ntfc^eibung  burd)  einen  ^onflift  berfelben  im  SßorouS 
abgefd;nitten.  ßugleid)  mit  ber  pft)d§ologifdjen  ^B^otiöiernng 
entfiel  bie  SiJötigung  gur  Ö!onomie  ber  ^anblung,  pm 
ftraffen  Slufbau  be§  9^omane§  unb  mit  biefer  bie  innere 
©in^eit  be§  ^unftmer!e§.  Samblic^  ^atte  bemnac^  öor  bem 
älteren  Üiomantt)pu§  nur  bie  fog.  9}2otiöierung  nac^  ber 
öu^eren  5lrt  unb  SSeife  be§  ©efc^e^enS-)  öorauS  für  feine 
nid^t  mef)r  nad)  gelben  unb  Ort,  fonbern  ollein  noc^  lofal 
bifferenjierten  fieben  ©senen  be§  erften  ^ernftüdeS,  b.  i.  für 

1)  SSgl.  ©icero,  De  invent.  I  24  —  25.  ^n  ben  9i:^ctonid)en 
gorfd^ungen  II  68  f.  tüurbe  btefe  2lrt  ber  Sliotitiierung  gegenüber  ber= 
jenigen  bnrct)  öu^ere  Umftönbe  (ßtcero  a.  a.  D.  I  26—27)  „feelifd)" 
genannt. 

'')  «gl.  9{^etorifd)e  gorf (jungen  n69ff. 


—    39    — 

bic  (öd^icffote  ber  SieBenben  auf  il^rer  f^fud^t  öor  ©amo? 
bi§  jitm  ßujammentreffen  mit  ©oraitfiol.i)  Unb  ^tüor 
motivierte  er  ben  ©jenenmedifet  jumeift  burd^  bie  Un= 
bebad^tjomfeit  (imprudentia)  ber  §Qfc£)er,  fei  e§  bo^  i^r 
Srrtum  (error)  bie  g^olge  einer  getuitgenen  Sift  (dissi- 
uiulatio)  be§  §elben|)aare§  mar,  fei  e§  bo^  ein  ßufoö 
(casus)  if)re  5lbfi(f)t  öereitelte.  9Zid)t  immer  behielt  ober 
ber  SBerfaffer  ben  ^aben  ber  ^onblung  bei,  nid)t  immer 
mad)te  er  olfo  bie  Überliftnng  ober  ben  ^ef)Igriff  ber 
Sente  be§  ®oma§  pm  ©egenftanbe  ber  fic^  regelmäßig  in 
it)r  @nbe  ^ufpi^enben  ©jenen.  @o  erfd^einen  bie  @Qtt)r= 
epifobe  nnb  bie  ©efd^ic^te  üon  ben  feinbüd^en  S3rübern, 
berett  §ö^epnn!t  in  i^rer  SRitte  liegt  unb  in  benen 
Sfl^obone»  ober  gar  ba^  §eIbenpoar  nur  ^Nebenrollen  öer^ 
fe^en,  al§  SflücEföIIe  in  bie  ©pijobenmanier  älterer  (^attungS^ 
formen,  etma  be§  ^etrontt)pu§.  S)aß  i^ambticf)  burd§  ge* 
Iegenttidt)e§  5ln!nüpfen  on  jene  beiben  ©jenen  in  fpäteren 
^ortien  be§  9iomane§  fie  biefem  fefter  eingtiebern  mottte, 
änbert  nid)t§  an  i^rer  SBefentjeit  bei  i^rer  böHigen  @Ieic^= 
gü(tig!eit  für  t>a^  Ü^omansiel  Übrigen^  ftimmt  and)  ber 
fünftterifdje  ßmed  i^rer  ©infc^altung,  burd^  fie  bie  ein* 
förmige  gerablinige  ©jenenreifie  ju  beleben,  mit  bem  ©treben 
be§  S^oöellenfrauäeS  üom  £u!io§tl)p  nac^  9JNonnigfattig!eit 
fo  ouffällig  überein,  baß  fie  fc^on  beS^alb  al§  SttaüiSmuS 
gelten  muffen,  ber  aber  bie  @ntmicEtung§gefd)id)te  ber  S^oman» 
form  bebeutfam  erbeut.  @rfe|te  nun  ^antblict)  bie  beiben 
(Spifobenrei^en  be§  ölteren  fRomantt)pu§  im  erften  ^ernftücfe 
burdj  eine  im  SSefentüd^en  mol^Igefügte  ©§enen!ette  mit 

')  ©te  fpielen:  1.  in  @efangenj(i^aft  be§  @armo§,  2.  auf  einer 
SBiefe,  3.  in  einer  ©rotte,  4.  in  einem  3Birt6^anfe,  5.  im  ^aufe  eine§ 
JRouberg,  6.  im  ©rabmale  eines  9Jläbd)en§,  7.  bei  ©oraid)o§,  bem 
©ered^ten. 


—    40    — 

bem  |)etbenpaore  Qt§  burtf)Ioufenber  ^auptperfon,  jo  blieB 
bennod^  bie  ^anblung  ftationär  itnb  ha^  3Ber!  im  ^oße 
i^rer  gleirfjartigen  ^ortfü'^rung  ein  Sieb  o^ne  (Snbe  ober 
hoä)  nid^t  o^ne  ein  getüottfameS.  @l  toxxtt  bo^er  fa[t  al§ 
@inge[tänbni§  feines  9}li^erfoIge§,  tt)enn  Samblic^  njäfirenb 
be§  sftjeiten  ^ernftücfeS  §nm  SJlittler  unb  jur  alten  ^Trennung 
ber  ßiebenben  jurücfgriff.  ^oä)  i[t  biefe  S^^üiife^r  nnr  eine 
bebingtc,  tt)ie  qu§  ber  2Sir!fam!eit  eine§  jeelijc^en  nnb  eine§ 
öu^eren  3}?otiöe§  für  bie  Trennung  be§  §eIben^Qare§  l^eroor* 
gel)t.  SfJic^t  ge^ttjungen,  n)ie  bie  ^eroine  be§  älteren  Ü^omane§, 
Jonbern  eigenn^iöig  in  einer  9^egung  öon  (Siferfucf)t  üerläfet 
@inoni§  i^ren  Üi^obaneS.  ßur  (Siferfud^t  f(f)eint  fie  einen 
eigentümlichen,  bnrd)  i^r  £)eiplütige§  ^Temperament  erflörten 
§ang  befeffen  ju  ^aben.  2)er  mürbe  nun  burd)  einen 
äußeren  Umftanb,  einen  Irrtum  gereift;  mieber  ein  Irrtum 
befeftigte  bie  £eibenfd)aft  jo  \tf)x,  ha^  fie  in  ßo^n  übergeben 
unb  bie  Xriebfraft  einer  ^anblung  mevben  !onnte.  ©inoniS 
öermntete  nömlicf)  in  einer  fc^önen  jungen  SBitme  mit 
Unrecht  eine  bei  i^rem  ©eino^Ie  gtüc!Ii(i)e  S^ebenbu'^terin. 
SDie  ©iferfuc^t  lief  nun  lange  latent  neben  bem  Strtum 
meiter,  bi§  fie  enblid^  burcf)  S3eftär!ung  ber  (SinoniS  in 
bemfelben,  onlä^Iid^  i§rer  furjen  ^Bereinigung  mit  9^^obane§, 
@orai(f)og  unb  ber  Sßitme  nac^  ber  erften  Trennung  üon 
9f{^obane§,  im  (Sntfc^Iuffe  ber  ^elbin,  fiel)  mit  bem  Sfliüaten 
i^re§  ©atten  gu  oermöf)Ien,  auf  bie  ^anblung  ©inftuB,  unb 
ätoar  entfd)eibenben  ©inftu^  erlangte.  Um  nämlid)  einer= 
feit§  ha^  ©c^icffat  ber  Siebenben  nid)t  burd^  bie  unsere 
9JJad)t  beg  @ormo§  unglücEüc^  §u  erfüllen,  um  alfo 
menigftenS  bie  a!tiüe  @inoni§  nid)t  in  feine  ©emalt  gu 
geben  unb  um  anbererfeiti  bo§  pftic^ologifc^  forgföltig  ent* 
midelte  feetifc^e  SJJotio  nic^t  öor§eitigen  @inftu§  ouf  bie 
§onbIung  geminnen  §u  laffen,  um  olfo  ben  möf)renb  be§ 


—    41     — 

gonjen  ülomotte§  öngftltd^  ^ititottge'^oltenen  bire!ten  ^on* 
flift  ättJeier  S^eBenBu^ler  a(§  legten  Strumpf  QitSfpieten  ju 
fönnen,  geftoltete  Santblid^  gegenüber  bem  jiemüd)  gerob* 
linig  öerlaufenben  erften  ^ernteile  ben  stüeiten  auf  Soften 
be§  in  i^n  eingeführten  (Siferfud^t§inotit)e§  gerobegu  ju  einer 
^omöbie  ber  Errungen  aul.  Unb  ^ttjor  fomplijierte  er 
bafelbft  bie  §anblung  ni(f)t  nur  burd^  i^re  Spaltung  nac^ 
ben  jUJei  §auptperfonen,  fonbern  am^  burc^  2)urc^fd)lingung 
ber  .^aupt^anbtunggteile  mit  jftiei  S^eben^anblungen,  weldje 
beibe  ou§  (Einlagen,  bie  tt)ieber  auf  ©jenen  ber  ^aupt= 
l^anblung  aufgepfropft  finb,  l^erau^madifen.  ®ie  erfte  biefer 
Einlagen  berid)tet  bie  SSorgef(i)i(f)te  ber  ^riefterfomitie  be§ 
Slp!^robite^eiIigtume§,  bie  gnjeite  bie  üon  ber  SBitme  al§ 
bloßer  5lugenjeugin  miterlebte  ^Begebenheit  üon  2;ropf)ime 
unb  bem  ©flauen,  ein  ^enbant  jur  ^örübernoüelle  be§ 
erften  ^ernftücfe§.  2)ie  erfte  DJeben^anblung  oon  ben  ©(^itf* 
jalen  ber  SJJefopotomia  unb  i^re§  Sruberg  @up|rate§,  bie 
mit  ©inoniS  unb  9ft^obone§  öermec^felt  njerben,  bient  nur 
ber  Irreführung  be§  ®armo§,  bie  gmeite  öon  ber  fd^önen 
SBittt)e  au^er  biefem  Qmdt  ber  Erregung  öon  ©inoni^' 
(Siferfuc^t.  SSie  im  älteren  Üiomane  bie  ^Begebenheiten  ber 
Siebenben  alternierten,  fo  fc^ieben  fic^  je^t  ^iebenl^anblungen 
jmifc^en  sunädift  jttjei  B^eige  ber  ^aupt^anblung,  einen 
mit  ©inonig  unb  @oraic^o§,  einen  jmeiten  mit  9ft^obane§ 
unb  ©oroic^oS  in  fü^renber  Ü^oöe.  ^urc^  bie  öorüber- 
ge^enbe  ©efangennol^me  ber  ©inoni§  frei  geioorben,  fonnte 
fic^  nämlidi)  ber  ttjpifd^e  Wxiikx  ©oraic^o§  öon  i^r  gu 
9f?§obane0  begeben.  ®ie  Stfte  ber  §ouptt)anbIung  unb  bie 
Sfleben^anblung  öon  ber  SBitöje  öereinen  fid)  jum  legten 
äßate  im  2o!ate  ber  2;rop^imeeinIage.  §ier  tritt  bie  (gifer* 
fud^t  ber  .^elbin  in  5tftion.  9^ac^  biefem  SBenbepunfte  teilt 
fid^  ber  ©trom  ber  ©ejc^idite  in  nid^t  njeniger  Strme,  atg 


_     42    — 

ftc  fü^renbe  ^erjonen  be[t|t  (ÜJ^efopotamio,  ©inonil,  Söittüe, 
9fi^obane§,  ©oroic^oS).  2)ie  58ermäf)Iung  ber  @inom§  mit 
bem  ©tirerfönige  paratijftert  bie  überragenbe  öuBere  SDiadjt 
be§  @armo§  unb  brüc!t  i^n,  befjen  ©etualt  im  stoeiten 
Seile  \)k  Siebenben  o|nebie§  nnr  nod^  fd^einbor  bebröngte, 
boHenbS  gum  unfreinjiHigen  SU^ittler  be§  9ft^obone§  l^erab. 
2)iefer  fü^rt  mit  @Qrmo§'  Gräften  ben  ^ompf  gegen  ben 
©tirer.  3"^  ^^^ften  Mak  ftel^en  fic^  ai\o  am  ©djluffe  ber 
„babijlonifd^en  ®ejd)i(f)ten"  gmei  Silebenbufiler  bireft  gegen* 
über.  S£ßie  bei  ß^oriton  fäHt  bie  (Sntfc^eibung  im  ^elbe. 
5lbgefel^en  baöon,  ta"^  ber  ^ompf  nid^t  in  einen  größeren 
politifd^en  ßnjommenl^ang  gerüift  ift,  fonbern  nnr  um  bie 
fid)  tüefentlid^  onberS,  al§  ^ottirrf)oe,  fteüenbe  g^rau  ent= 
brennt,  erinnert  Samblid)§  ^erfonengruppierung  an  bie* 
jenige  im  ©c^Iuffe  ber  „ßiebe§begebenf)eiten  öon  (5()airea§ 
unb  ^ollirrf)oe".  Üi^obane^  üerf)ält  fid)  nämlid)  jnm 
f^rijd^en  Könige,  feinem  ©egenjpieler,  mie  6^airea§  ju 
5irtajerje§  unb  gu  @armo§,  töie  2)ionl)fiol  p  SlrtayerjeS. 
©inen  ^ampf  oul  politijdjen  ©rünben  jd)eint  @oraid)o§ 
mit  @ürmo0  geführt  ^u  ^aben.  ®anad^  entfpräc^en  ber 
3ftolIe  bei  ß^aireal  im  ©djinjfe  ber  „babt)Ionifc^en  @e= 
fd)ici^ten"  biejenige  öon  9fif)obane0  unb  feinem  g^reunbe 
@oraid)o§  sufammen.  5fuc^  ba§  jttjeite  ßernftüd  gerföüt 
atfo  in  einsetne  Seile,  bie  aber  nid)t  U)ie  in  ber  erften 
§äl[te  nur  loM,  jonbern  mt  im  älteren  Ülomone  aud) 
nad^  ben  ^anbelnben  ^ouptperjonen  bifferenjiert  jinb.  Qn= 
bem  trec^feln  bie  S3egeben!^eiten  ber  beiben  gelben  nidjt 
allein  mit  einonber  ah,  jonbern  burc^  bie  5lu»bilbung  öon 
9fJeben|anbIungen  au§  ben  in  ber  ölteren  g^orm  t)ort)anbenen 
^Infä^en')  au^  mit  fold^en  anberer,  it)nen  innertid^  ganj 


1)  SSgl.  bie  @ef(i^id)te  2eufon§  unb  9i^obeg  bei  Xenop^on  öon 


—    43    — 

fernefte^enber  äJJenjcfien.  SSenn  bennod^  bie  „t)a6t|Ionif(^en 
@ejc^id)ten"  einen  ^ortfc^ritt  jnr  fRomoneinl^eit  bebeuten, 
\o  rü^rt  bie§  ba^er,  bo^  bie  ^erfonen  ber  Sf^ebenl^onblungen 
in,  njenn  onc^  nnr  an§  äußeren  Umftänben,  \o  bennoc^ 
begrünbete  Sejie^ungen  ju  ben  Hauptfiguren  ber  @efd)id)te 
gefegt  finb,  ha^  alfo  i^re  ©c^idjale  bo§  ©efc^id  be§ 
fRl^obaneS  unb  ber  @inoni§  bireft,  ober  in  ben  (ginlagen 
inbireÜ  beeinfluffen.  ©pifoben  unb  jogar  (ginlogen  fd)ieben 
fic^  Qljo  im  jujeiten  äernftücfe  ber  „babt)Ionifc^en  @e- 
jc^ic^ten"  nic^t  me'^r  §ufammen!^ang§Io§  unb  nur  ft)n= 
d)roniftifc^  georbnet  (Xenopf)on  öon  (gp^efo§)  ober  gar  in 
genjollter  S3unt^eit  (5tpuleiu§)  an  einanber,  fonbern  ftel^en 
mit  einanber  in  notlpenbiger  ^ßerbinbung.  Sei  ber  Stu^ertid^= 
!eit  ber  gemä^lten  SJlotioierung  öeranlo^te  bie§  Seftreben, 
oHe  Slbfdjnitte  be§  SSerfeg  in  einanber  ju  öerfcfiränfen, 
freili^  einen  bebeutenben  ^erjonenaufmanb.  5Iu^er  ben 
Figuren  ber  D^eben^anblungen  mu^te  bergeftalt  faft  für 
leben  irgenbmie  bebeutenben  5tft  eine  eigene  ^erfon  bemüht 
merben;  jo  taud^t  fogar  ber  Sßater  ber  8inoni0  au§  ber  SSer* 
fenhmg  auf  unb  fpielt  ber  f)t)r!anifc^e  ^unb  be§  9fl^obane§ 
eine  Ü^oHe.  2)a§  @in^eit§ftreben  be§  SSerfafferä  erftredte 
fid^  ober  oud^,  mie  oben  bargetegt  njurbe,  nid)t  auf  bie 
Dfonomie;  bie  ©in^eit  feinet  2Berfe§  mar  fomit  feine 
!ünftkrifc|e.  Sntmer^in  beftet)t  in  ber  fic^  (ou^er  (S^oriton) 
juerft  unb  broftijd^  in  ben  „bob^lonifdjen  (55efd)ic^ten" 
öu^ernben  (gr!enntni§  üon  ber  Sf^otmenbigfeit  ber  äJfotioierung 
be5  3ufommen^ange§  ber  §anb(ung  ber  entfc^eibenbe  ©diritt 
gu  einer  neuen,  oom  S^oöeHenfron^e  enbgültig  gelöften 
ülomonform.  2öie  ro^  bog  ©efüge  öon  Sombtid^  nod^ 
gewimmert  mor,  jeigt  om  beften  bie  unöoüfommene  S(u§* 
nü^ung  be§  feelifc^en,  unb  §mar  (giferfud)t§=3Jiotiüe§,  ha^ 
if)m  ben  Ütomonfc^tu^  ermöglidjte.    SDurd^  bie  obenteuer= 


—    44    — 

Ud^ften  Errungen  unb  SSerttjedijeluttgett  tnu^te  fid^  bie 
©efc^id^te  im  jtüeiten  Xeite  be§  9f?oman!erne§  fd^üttgen,  bi§ 
e§  ber  SSerfaffer  iragte,  bie  bitrc^  biefe  ^ü^äUt  genät)rte 
Seibenjc^aft  ber  ^eroine,  ber  fdion  5Infang§,  qI§  einem  fie 
fennjeic^nenben  §ange,  bie  nötige  ^roft  innegemof)nt  ^ätte, 
in  5l!tion  jn  fe|en,  um  enblicf)  unüermittelt  ben  üon 
et)ariton  n)o^I  vorbereiteten  (Sntjc^eibungSfampf  ber  beiben 
Ü^iüaten  ju  ermöglichen,  ©ejfen  S(u§gang  ftonb  aud§  für 
ben  Sefer  bei  ber  Unbefonnt^eit  be§  @^rer§  t)on  öorne 
fierein  fe[t.  ^ambtii^  brachte  [id^  fomit  burc§  bie  un* 
gejd^ic!te,  nur  ou§  gurd)t  öor  einem  früf)eren  ^onflüte  be§ 
Sl^obaneS  mit  einem  SfJebenbultiler  erfolgte  (ginfü^rung  jener 
^ilf§figur  um  ben  größten  @pannung§effe!t  in  ber  gangen 
@ef(f)id)te,  ben  fic^  S^oriton  njo{)I  ju  fiebern  gettju^t,  inbem 
er  UJö^renb  be§  gangen  9JJitteIftücfe§  bie  @t)mpat^ie  be§ 
£ejer§  beiben  ©egenfpielern  S)iont)fio§  unb  ß^aireaS  in  an= 
nö^ernb  gteid^em  Wa^t  gugutoenben  bemüht  Ujar.  5lud^  bie 
!ünftlerif(^e  ©toffoerteitung,  toelc^e  bie  ^Roüeüengruppierung 
be0  alten  9f?omontt|pu§  in  bem  nunmel^r  ein!^eitlid)en  SSer!e 
oblöfen  mu^te,  alfo  bie  bei  ß^ariton  meifter^afte  !ünftlerijrf)e 
Äompofition  fc^eint  Samblic^  nur  in  Umriffen  burd^gefü^rt 
gu  f)oben,  obgteicE)  in  gn^ei  göEen  nod^  eine  Äorrefponfion 
ber  ©inlogen  in  26enopt)on§  öon  (5p^efo§  ^Trt  fenntlicl  unb 
obn)o()l  burc^  (Sinfüf)rung  ber  feelifc^en  unb  ^omplifation 
ber  öu^eren  SJfotiöierung  eine  Steigerung  öom  erften  gum 
gmeiten,  burd)  |anbIung§Iofe  Partien  abgegrenzten  ^ernteile 
gegtüdEt  ift.  Slber  gerabe  Ujeit  biefe  jttjei  §auptteite  be§ 
9ftoman!erneg  öon  fo  gegenfö|tid^er  ^efd^affen^eit  gemefen 
finb,  erfc^eint  e§  njenigftenS  nac^  ^^otioS'  Snt)alt§angabe 
unmöglich,  ba^  jtoifc^en  i^nen  bie  für  ben  ^armonifc^en 
§lufbou  be§  S3erfe§  t)orou§äufe|enbe  teftonijiie  5tnaiogie 
beftanben  ^obe. 


—    45    — 


10. 


Sn  bcr  achten  burd^  bie  „Qtf)to|)ifc^en  ©ejd^ic^ten" 
§eIiobor§,  bie  „ßiebeSbegeben^eiten  be§  ÄIeitop!^on  unb  ber 
Seuüppe"  öon  Slc^ilteuS  Station  unb  be§  Songo§  „§irten* 
gefdiid^ten"  öertretenen  @nth)icf(ung§ftufe  ber  ©ottutig  fe^tt 
ber  bei  Samblic^  fc^on  jerfoHenbe  innere  9f?a^men  qI§  foI(i)er; 
öom  äußeren  blieben  9^e[te  erholten  in  ber  S5erfafferangabe 
om  ©c^tuffe  be§  SSer!e§  bei  §eIiobor  ober  in  bem,  in  ben 
„^irtengefd^id^ten"  überbieS  Qt§  SSorjüort  bom  Siomone 
jetbft  loggelöften,  93ilbeinfQ^e  be§  5I(i)ilIeu§  XatioS  unb 
2ongo§.  S)ie  in  ben  „bob^Ionifd^en  ®ej(f)id§ten"  mit  ber 
fRo^menform  noc^  lofe  gufammenpngenben  @j!urfe  finb 
f)ier  fd^on  felb[tönbiger  5Iu§bru(f  ber  r^etorifd^en  Sf^oman* 
!omponente  getüorben.  S)er  innere  9fla^men  lie^  \\d)  in 
ber  in  Sftebe  fte^enben  Sflomanform  entbehren,  toeil  in  i^r 
gegenüber  ben  beiben  le^tbefproc^enen  Xt)pen  bie  (S§e  be§ 
^eIbenpaore§  on  ben  ©i^tu^  be§  SBerfeS  ot§  beffen  ßiel 
üerlegt  njirb.  2)amit  entfällt  bie  9^otn)enbigfeit,  bie  ju 
S3eginn  ber  @efcl)id)te  rafc^  erreid^te  ^Bereinigung  be§  £iebe§= 
|)aore§  an  il)rem  (^nht  tt)ieber^er5ufteEen,  olfo  bie  ^anblung 
auf  einen,  öon  gtüei  auf  gleid)er  Sinie  ftel)enben  @nbftü(fen 
umfc^loffenen,  5?ern  öon  auSfc^lie^lid)  retarbierenber  gunftion 
ju  befd^ränfen.  @§  ift  aber  auc^  bie  größere  ©efal^r  öer=* 
mieben,  bie  lofen  ©pifoben  ober  beftenfoHS  burc^  öuBerlic^e 
a}?otiöierung  äufammengeleimten  @§enen  be§  9JJittelftüc!e§, 
auf  bercn  Qabil  bie  Sänge  be§  2Ber!e§  beruht,  im  SlQgemeinen 
burd^  ben  gegen  ben  gelben  gericl)teten  ßorn  einer  ©ott^eit 
ober  burc^  bie  S3egel)rlicl)!eit  eineS  ^^^rannen  nac^  bem 
©ennffe  ber  ^elbin  ju  begrünben  unb  bamit  bie  ^anpt^ 
t)erfonen  öon  übermädjtigen  ^^einben  berfolgen  ju  laffen 


—     46    — 

unb  fo  öon  üorne'^erein  jeber  Slfttüitöt  ju  BerauBen.  i)  2)ie 
Uttnotoenbigfeit  if)rer  Strennung  l^otten  jc^on  SötnBIicf)§ 
„bobt)(onif(f)e  ©efd^idjten"  borgetan.  ^a(^  i^rem  SSorgonge 
tt)irb  nunmef)r  bQ§  ßiebe§paar  nur  §eittüeije  getrennt,  ©onft 
erbulben  bie  |)etben,  tüie  9f^f)obane§  itnb  @inont§,  gemeinfam 
i^x  (Bd)\ä\ai.  ®amit  erjcfieinen  an<^  bie  ouggebe^nten 
Steifen  ber  Siebenben  etma  bei  Xenop^on  öon  @p^ejo§  un= 
nötig,  ©c^on  Samblirf)  l^otte  fie  bebeutenb  eingefd^ränft, 
fo  ^ia'^  jeinem  2Ber!e  bie  ntandjem  für  einen  feften  9toman* 
beftonbteit  geltenben  ©toffelemente:  ©eeräuber,  ©eeftürme 
unb  ©c^iffbrüdje  unb  ber  für  nic^t  minber  unentbef)rlic^ 
ge'^altene  äg^ptijd)e  5lufent£)att  mit  feinen  S3u!oIenüberfäIIen 
in  ber  ^ouptfionblung  festen.  SongoS  umging,  begünftigt 
burd)  bQ§  poftorole  5toftüm  feiner  „^irtengefd^id^ten",  biefe 
Quf  bie  9?a^menerjöf)Iung  bom  @d)Iage  be§  Su!io§  öon 
^atrai  jurüdmcifenbe  5trt  ber  ©senenöerbinbung  nic^t  pm 
@d)aben  be§  ein^eitüd)en  ß^ara!ter§  feine§  2Berfe§  gän^tid^. 
§eIiobor  brad^te  menigftenl  ba^  ^oman^id  ber  el^elid^en 
Bereinigung  mit  bem  Sfteifegiel  in  ©inJtang.  ®enn  ha  bie 
®^e  be§  2:{)eogene§  unb  ber  df^arüleia  in  ber  ät§iopifd)en 
§eimat  ber  Jungfrau  erfolgen  foll,  beftrebt  fid^  ber  §elb 
burd)  bie  (Sntfüf)rung  ber  ©eliebten  nad^  Stgtipten  eine 
äußere  Sebingung  für  bie  ©rreic^ung  feinel  2iebe§äiele§  5U 
erfütten.  (Sine  foId)e  Slnpoffung  be§  9fieifejiele§  an  bog 
Sftomansiet  fe^It  bei  5ld)iUeu§  Xotio§,  bei  bem  lebiglid)  ha^' 


^)  9ftejTejc  ber  olten  %tä)mt  f)dbm  fid)  tvo^  I)ier  unb  ha  tX' 
l^atten,  finb  ober  tiöüig  bebeutung§Io§.  @o  erüört  (£:^artneia  bei 
§eüobor  I  8  (10,  22  SSeffer)  i:^r  2J{t|gefd)tcf  für  eine  ©träfe  9Ipot[§. 
©ie  njirb  jeboi^  fofort  üon  2;^eagene§  öerbeffert.  9Inbere  ©teilen 
—  öon  ben  Drafeln  abgefeljen  —  §.  93.  III 11,  IV  16  bchmben,  baß 
bie  5Iu(J)t  ber  Siebenben  ber  ou§brüdtid)e  SBiße  ber  (SJötter  fei.  9?nr 
be§:^oIb  h)in!t  jo  enbli(^  i:^ren  SBünfc^cn  Erfüllung. 


—     47    — 

58emü^en,  ben  ben  SBünfd^cn  ber  Sieöenben  aBgeneigten 
©Item  äu  entfommen  unb  bann  ber  @ott  oHer  Suftjpiel* 
bic^ter,  ber  Qü^aU  oI§  X).)d)t  tüottet. 

(Siner  peröer§  moralijierenben  Ü^ic^tung,  tüelc^e  an  bic 
im  S'Jinoiromane  öermntete  erinnern  !i3nnte,  tüenbete  fid^ 
bie  neue  Ütomanart  gu,  tüenn  fie  burc§  bie  @c^ic!fale  eine§ 
fiiebe§paore§  bie  ^enjd)f)eit  üerl^errlic^en  tvoUk.  2)iefe  anf 
bie  d)riftli(^e  Segenbe  öorbeutenbe  Unterorbnung  ber  ©roti! 
unter  neuplatonifc^e  5IjtefeO  tnar  ted^nif(^  burd)  bie  Sßer* 
j(f)iebung  ber  (S{)e  bom  ©ingange  an  ba§  (Snbe  ber  @e[rf)i(f|te 
mi3g(id^  geworben.  SBie  früf)er  S^JinoS  für  feine  Xapferfeit 
unb  ©elbftjud)t  in  ber  ßeit  ber  Trennung  bon  feiner  ©e* 
liebten  fd^lie^Iit^  burd^  i|ren  (Smpfang  belohnt  njurbe,  fo 
fteHte  nunmef)r  bie  legitime  SSerbinbung  ber  alle  Stnfed^tungen 
gemeinfam  unb  in  unftianbelbarer  ^eufc^!§eit  erbutbenben 
gelben  ben  enblic^en  ßo^n  it)rer  3;;ngenb  bar.  SSie  grunb* 
öerf(f)ieben  aber  biefe  Xugenb  üon  jener  be§  S^JinoS  ift, 
erhellt  barauS,  ba^  fie  im  ©egenfa^e  gu  ber  im  dlino^^ 
romane  tüir!enben  i^re  S3e!enner  gur  Untätigfeit  üerbammt, 
jo  bei  ^eliobor  5.  ^.  gelegentlich  jur  Sf^efignation  (V  C) 
unb  gum  ©treben  nac^  ©elbftüernic^tnng  (VIII 9)  ber* 
füfirt.  ©ie  erfc^eint  foIc^erma|en  at§  ?lu§flu^  einer  fpiri* 
tuotiftifd^en  SBeltonfc^auung,  bie  ben  2iebenben  einerfeitS 
ben  So^n  i^rer  Sugenb  für  ein  IeibIofe§  QenfeitS  fidler* 
ftellte,  anbererfeitS  irbijdje  Seiben  bon  i^nen  berlongte,  ha 
bie  ft'eufc^fjeit  nur  in  ßeiben  ber  Xugenb^aften  trium* 
p^ieren  fonntc.  Äünftlerifc^  geftaltete  fic^  ber  (Sinftu^ 
biefer  SDenfweife  auf  bie  neue  9fiomanform  §u  einem  öu^erft 
berberblic^en.    2)enn  fie  mu^te  bk  burd^  Überibinbung  ber 


1)  «gl.  (5.  ü.  S)obfd)ü^,  9f{obenberg§  Seutf d^c  «Runbfd^au  CXI 
(1902)  101. 


—    48    — 

Üla^menform  unb  einer  öu^erlid^en  ©ejomtmotiüierung  ber 
bifparaten  ^ernteile  !aum  getüonnene  9lomQneinf)eit  burd^ 
bie  ^ajftöität  ber  gelben  jerftören.  (Sine  ba§  gattje  SSer! 
^tnbur^  feftgetiattene  bromotifdie  ^erjonengruppierung  m^ 
SntereffengegenJQl  (@piel  unb  ©egenjpiel),  bie  Qßein  ß^ariton 
gelungen  toax,  al\o  bie  ©ntttjidlung  ber  ^anblung  au§ 
perfönlid§en  äJiotiöen  ber  ^auptperfonen  unb  i^re  ö!onomijci^e 
2)urc^fiir)rung  f^Io^  folc^e  Untätig!eit  im  StUgemeinen 
Ujenigfteng  quI,  ba  bei  berjelben  feine  ©ituotion,  in  ttielc^e 
bie  .gelben  gerieten,  au§  i^x  ^erau§  erfd)öp[t  tt)erben  !onnte, 
Jonbern  jebe  burc^  frembeS  ßi^ti^t^  beenbet  n)erben  niu§te. 
Übrigens  l^inberte  fc^on  ha^  Söeijammenjein  ber  Siebenben 
bie  (Entfaltung  eine§  ernfttid^en  ©egeufpieleS  gegen  fie,  bo§ 
nur  bann  n)ir!jam  fein  könnte,  toenu  ber  ^efi^  ber  @e* 
liebten  in  ^roge  fönte,  njenn  alfo  bie  §elbin  gniifc^en  ^ntei 
ebenbürtigen  Sftiüaten  ftünbe,  n)ie  ÄoHirr^oe  gtoifd^en  ^io= 
nt)fio§  unb  ߧoirea§.  ^m  gaUe  feelifc^er  Übereinftimntung 
unb  räumlid^er  SSereinigung  fonnte  aber  ben  Siebenben  bie 
3^einbf(f)aft  einer  britten  ^erfon  oI§  ein  im  SSorau§  au§* 
fic£)t§(ofe§  Unternel£)men  gegen  ©inige  unb  SSereinte  on  unb 
für  ficf)  gleichgültig,  im  gegennjörtigen  grolle  aber  nur  eine 
Gelegenheit  fein,  einanber  i^re  ßeufd)^eit  in  gläuäenben 
groben  ju  bett)eifen.  S)ie  ^affiüitöt  ber  gelben  mochte 
bem  neueren  Ü^omane  nii^t  nur  SJJittler  unb  SSertraute 
unentbe'^rlidj,  fonbern  öeranta^te  oud^  bie  SBiebereinfü^rung 
ber  öielen  um  bie  Siebe  ber  gelben  butjlenben  S3en)erber 
be§  älteren  9?omane§  in  ber  it)uen  öou  ^amblidE)  in  @armo§ 
gegebenen  ©eftalt,  n)ie  ein  5SergIeid)  biefer  9}?if(f)bilbung 
au§  §ürnenber  ©otttjeit  unb  Siebeswerber  mit  ^elioborS 
5lrfa!e  ober  2)emainete  unb  be§  5(d)iIIeuS  XatioS  ©oft^eneS 
unb  X^erfanbroS  beftätigt.  9Zur  tritt  je^t  gegenüber  ©armoS 
ber  Reiniger  ber  Siebenben  n^ieber  mit  itinen  in  unmittelbare 


—    49     — 

gü^Iung  unb  fc^ont  nid^t,  ttJte  jener,  ben  ©egenftanb  feines 
SSerlangenS,  fonbern  Würbe  i^n  an§  ©iferfud^t  nnb  ßo^^« 
über  bie  erlittene  3^i^"<^^^^fii^9  ä"  ^^bc  quälen,  ttienn 
i^m  nid^t  eine  äußere  9J2ad)t  fein  Opfer  entzöge,  gelben 
unb  ST^ronnen  finb  bann  üon  l^ier  in  bic  d^riftüd^e  ßegenbe 
übergegangen.  —  @§  blieb  fomit  für  ben  |)anbtung§!ern 
be§  neueren  Ü^omaneS  bei  ben  ©pifoben  ober  ©genen  be§ 
älteren,  mit  bem  geringfügigen  Unterfd^iebe  aßerbingS,  ba^ 
biefelben  me!§r  ^euf(f)!^eit§=,  at§  ^reueproben  barftellen. 
5Diefe  (Spifoben  unterfd^eiben  fid^  beuttid^  in  r^etorifd^e  unb 
in  ©toffportien,  öon  benen  bie  Ie|teren  nad§  3amblidf)§  SSor* 
gange  nid^t  nur  ©rlebniffe  be§  ßiebe§paare§,  fonbern  aud^ 
fold^e  öon  0Jebenperfonen  enthalten.  3tber  oud^  Eingang 
unb  @c^(u^  be§  neuen  SCtipuS  laffen  tro|  be§  93rud^e§  mit 
ber  atten  Ü^atjmented^ni!  über  i^re  §er!unft  oom  älteren 
Ütomane  feinen  ßttjeifel  S)a^  ber  @d^tu^,  ba§  frühere 
fRafimenenbe,  Sambüd)^  Umgeftoltung  ber  älteren  ^orm 
folgt,  ttjurbe  bereite  bemerft.  2)er  ehemalige  üla^men* 
öorberteil,  ber  bie  SSeret)eIid^ung  ber  Siebenben  erjä^Ite  unb 
bi§  5um  ^Beginne  i^rer  Strfa^rten,  alfo  i^rer  2;rennung 
öon  einanber  reid^te,  l^at  jujar  bie  g^uuftion  ber  9^oman* 
eröffnung  nic^t  unbebingt  beibehalten,  tt)ie  ein  ^intt)ei§  auf 
^eliobor  Ief)rt,  ttJurbe  aber  aud^  nid^t  mit  S^aritonS  öon 
ber  9^orm  abn)eid^enber  Änoppl^eit,  fonbern  mit  ber  infolge 
ber  äJJi^gunft  ber  Überlieferung  aüein  bei  Xenop^on  üon 
(Sp^efo§  beobad£)teten,  aber  aud^  für  bie  „bab^Ionifd)en  @e=» 
fd^icE)ten"  geforberten  5lu§fü!^rli(i)feit  be{)anbelt.  Songo§ 
(1 1—8)  ging  bi§  in  bie  frü^efte  Äinb^eit  feiner  gelben 
5urü(J  unb  ^eliobor  (II  24— VI),  ouc^  5(d^iKeu§  2;atio§ 
(I  3 — II)  übertrofen  fogar  ben  Xenop^on  öon  @pt)efo§  um 
ta^  doppelte  an  ^Breite.  S3i§  auf  ben  ©ötterjorn  unb  bie 
2:rennung  ber  Siebenben  genügte  ber  neuere  S^oman  ebenfaߧ 

Sc^iffel,  Dtontan.  4 


—     50    — 

ber  ©d^abtone  ber  otten  (Singanglform.  ^ud^  in  ben  ent= 
fpred)enben  Steilen  be§felben  üBerftiiegen  alfo  pftic^ologifd^* 
r^etorifc^e  5lu§füf)rungen  tüeitouS  bie  auf  ein  9JJinbe[tma^ 
befd^ränfte  ^anbtung.  Sei  bem  b^jantinijrfjen  9^ac^at)mer 
be§  5lc^itleu§  ^otio§,  bei  (Sumatf)io§  SJiafremboIiteS  fteigerte 
fid)  bann  ber  Umfang  biefe§  alten  @ingang§teile§  in§ 
9}ionftröfe,  n^enn  er  mef)r  al§  bie  ^ätfte  be§  gangen  2öer!e§ 
(I— VII  7)  umfo^te.  Bugleic^  öerpc^tigte  fic^  bie  ^anb* 
lung  in  if)nt  gu  fünften  pfi)c^oIogif c^  *  rf)etorifdjer  5lu§* 
fü()rungen  in  ein  9^ic^t§.  —  Qm  ©angen  ift  feftgufteüen, 
ha'^  fid)  ber  neuere  Sfloman  jmar  üergeblid)  um  innere 
©in^eit  bemüfjte,  bnrc^  S5ermeibung  ber  9fla{)menform  fic^ 
if)r  aber  n^eiter  notierte,  al§  Samblid). 


11. 

S)effen  ©influ^  mad)te  fid)  befonber§  in  ber  Einlage 
ber  „ätf)iopif(^en  @efd)ic^ten"  geltenb,  bie  ber  jenigen  be§ 
^weiten  2;eile§  ber  „babt)tonifc^en  ©efc^ic^ten"  nai^gebilbet 
ift.  ^eliobor  übertraf  fein  9}Jufter  nid^t  nur  in  öielfättiger 
Unterbredjung  be§  gerablinigen  SSerlaufeS  ber  @efd)id)te, 
ein  burc^  i^re  (S|)ifoben:^aftigfeit  au^erorbentüd)  erleichtertet 
SSerfa^ren,  fonbern  er  forgte  and)  für  innigere  SSerbinbung 
öon  ©infc^üben  unb  §aupt:§anblung,  oI§  fie  bei  Söniblid^ 
beftanb. 

S)ie  5Durd)fd^Iingung  ber  ^au^tt)anblung  mit  fremben 
Partien  gefc^al)  in  gttjeifac^er  2lrt.  ©ie  erftredte  fic^  fomof)! 
ouf  bie  üeinften  (Sinl)eiten,  bie  ©genen,  oI§  aud^  auf  bie 
fünf  großen  ^ompleje,  in  bie  ba^  SBer!  gerfäEt  (I — II 19. 
II 19— VII 8.  VII 9— VIII.  IX— X  6.  X  7-41).  S3eibe 
5(rten  ber  2)urd)freuäung  l^ängen  urföd^Iid)  jufammen.  2)enn 
bie  fünf  Ülomanabfc^nitte  finb  i^rerfeitS  erft  ein  ^robu!t 


—     51     — 

ber  ©jenenderfrfjränfung,  bie  alfo  auc^  für  ben  !ün[t(erifd^en 
5tufbau  be§  SSer!e§  nm^gebenbe  93ebeutung  Beft|t.  2)er 
Unterjd^ieb  ^tüifd^en  ben  einzelnen  fRomonoBjd^nitten  befte^t 
nic^t  ettüa,  tt)ie  berjenige  jtoijc^en  (Sf)ariton§  unb  Samblic^S 
Tlitkh  unb  Ü^anbteiten  beg  9ftomon!ertte§,  in  üerfc^iebener 
(Sntfattung  be§  nooelliftijc^en  @(emente§,  alfo  in  .^onb(nng§= 
reic!^tum  ober  =armut,  fonbern  in  htm  öerjcfiiebenen  einteile 
be§  ^elbenpaareS  on  ber  ^anblung.  2)erjetbe  ^dngt  töieber 
öon  ßd)l  unb  S3ebeutung  ber  ©jenen  ab,  in  benen  bie 
gelben  ^aupt^^er Jonen  finb.  3m  4.  5tbfc^nitte  (IX— X  6) 
wirb  ä-  S.  bie  ^aupt^anbtung  be§  9tomone§  jur  un* 
bebeutenben  (S|}ijobe  {)erabgebrücft.  ^enn  nur  §tt)eimal,  ju 
beginn  unb  ju  (£nbe  be§  perfif cf)  :=  ät^iopif i^en  Krieges,  er* 
jc^einen  in  i^m  furg  bie  Siebenben  aU  befangene  (IX  1/2. 
24—25).  3a  ba§  sttjeite  Wlal  berjc^iebt  ß^arüleia  if)r 
Eingreifen  in  bie  §anblung  au§brü(füc^  auf  eine  fpötere 
3eit,  nämlicf)  auf  bie  3^it  ^W^  Opferung  in  9}feroe. 
(gbenfo  im  2.  5lbfd^nitte  (II 19— VII  8),  in  metc^em  imx 
öiel  oon  bem  ^etbenpaare  bie  3f?ebe  ift,  in  bem  aber  faft 
allein  bie  öon  if)rem  Partner  getrennte  ©fjarüleia  unb  fie 
nur  al§>  ©tatiftin  auftritt,  fo  in  einigen  meift  einfamen 
unb  nä(f)tlid)en  Magen  um  ben  beliebten  (V  2;  34.  VI  8/9; 
aber  VI  5),  in  Söiebererfennunglfjenen  mit  Äaioftril  (V  11) 
unb  ST^eageneS  (VII  7),  auf  i^rer  SSanberung  mit  ^akftriS 
noc^  58effa  unb  al§  ßufc^auerin  einer  2;otenbefd)tt)örung 
auf  bem  @c^(a(i)tfelbe  bafelbft.  3)er  4.  5lbfd^nitt  ujar  bem 
^^bafpeg,  bie  §anblung§teite  be§  2.  waren  ber  Erfüllung 
oon  ^nemon§  unb  ^atafirig'  @cl^ic!fal  gewibmet.  ^a^er 
bienen  in  i^nen  aud)  bie  fdjeinbar  ber  ^auptgefcfjid^te 
geltenben  ©jenen  nicfjt  i^r,  fonbern  jenen  9^ebenf)anblungen. 
©0  i  93.  entl^üUt  ber  üergeblirf)e  ®ang  be§  ^nemon, 
Äalafiri§,  SfJaufifteS   ju  SJJitraneS   (VI  1—5),  ber  bem 

4* 


—    52     — 

£o§!aufe  be§  St^eageneS  gttt,  in  erfter  Sinte  bcm  9^auftfle§ 
^nemoit§  S3ejie:^ungen  §u  i^m  unb  bereitet  bie  ^nemon§ 
SJJü^fate  objc^tie^enbe  ^oc^geit  be§feI6en  mit  S^Jaufifteia, 
be§  9fJouftfte§  Xoc^ter,  bor.  ®aburc^  ba^  bie  empfangenen 
S^Jac^ric^ten  ^atofiris  nnb  ß^arifteien  für  i^re  tt)eiteren 
S'laciiforfc^ungen  ben  SSeg  »eifen,  mirft  ja  biefe  ©pifobe 
nnr  inbire!t  auf  bie  ^aupf^anbtung  gurüd  5t^ntic^  finb 
bie  öon  ben  Sttl^iopern  gefangenen  gelben  bem  Könige 
annäc^ft  nur  at§  geftopfer  niertöod.  S^re  (Srbeutung  ift 
affo  i!^m  unb  bem  Sefer  öorerft  nichts  weiter  aB  eine 
^rieg§epifobe,  öon  bebeutenb  geringerer  ^rogujeite  aber,  al§ 
etwa  bie  öon  ^etiobor  gefd^itft  in  S5erbinbung  mit  i^r  er= 
wötinte  Gefangennahme  be§  befiegten  Droonbate§.  3nbem 
nun  jene  burd^  bie  öt!£)iopif(^en  (Srfolge  bauernbe  Gefangen* 
fd^aft  bie  Siebenben  ®f)ari!Ieien§  Sßater  §t)bafpe§  in  bie 
§änbe  gab  unb  fie  al§  Dpfer  auc^  if)r  a^teife^iel  ^tl^iopien 
erreichen  Iie§,  erlangten  ^rieg  unb  ©ieg  be§  ^t)bafpe§  gegen* 
über  ben  öorbiIbIict)en  (Sntfci^eibung§!ömpfen  am  9floman= 
fc^Iuffe  bei  S^ariton  unb  Sontblid^  erft  nachträglich  mittel* 
bare,  alfo  zufällige  S3ebeutung  für  bie  ^aupt^onblung.  ®ie§ 
gän§Iict)e  3"i^ü(ftreten  berfelben  im  2.  unb  4.  5tbfc^nitte 
lö^t  nun  burc^  Sfolierung  i^re  brei  2;eite,  nämlic^  ben 
1.  (I— II 19),  3.  (VII 9— Vni)  unb  5.  (X  7-41)  etoman* 
abfc^nitt,  plaftifc^  {)erau§treten  unb  erleichtert  i^re  SSegie^ung 
auf  einanber,  unterftreicf)t  atfo  i^re  ^t^nlic^feit,  bie  fie  not* 
menbig  befi|en  muffen,  um  für  ben  !ünftlerifd§en  Slufbau 
be§  SSer!e§  öermenbbar  ju  fein.  2)er  1.  unb  3.  9floman* 
abfc^nitt,  nömlid^  bie  (Sriebniffe  ber  Siebenben  bei  2;^^ami§ 
unb  5lrfa!e,  finb  ©egenftürfe.  SSirb  öon  ST^^amiS,  wie  fo 
!f)äufig  in  ben  öor  ^anblungSbeginn  liegenben  ©cf)i(ffa(en 
be§  §elbenpaare§,  ©^rifteien,  fo  wirb  öon  5trfa!e  bem 
STfjeageneS   nac^geftettt.     S3eibe  bewahren   i^re   Äeufc^fieit 


—    53    — 

burc^  ä{)nlid)e  Sift,  nämltd^  bur^  SSortäufc^ung  gejcfitüifter* 
liefen  S5eri)ättniffe§,  bann  burc^  biIatorif(f)e§  Sßerfa'firen  mit 
§ilfe  einer  jd^UJer  erfüllbaren  ^od^geitgbebingung;  beibe 
toerben  enbüd^  gemaltfam  if)rer  gefä^rli(f)en  Sage  entrückt. 
'änd)  ha§i  Rumäne  SSorge^en  be§  OtöuberS  5t^^omi§  unb 
ba§  barbarifcfie  ber  Baixapin  'äx\aU  ift,  fogar  bi§  gu 
5Infä^en  eine§  @egenfpiele§  Srf)^ami§:  5lrjafe  (VIII 3—5.  9), 
fontraftiert.  Snt  Ie|ten  §anb(ung§teite  brof)t  jeb ent  ber 
gelben  ebenfalls  ttJegen  i^rer  ^euf(f)f)eit  biefelbe  @efat)r  ber 
Opferung.  Stuc^  !§ier  triumpf)ieren  fie  fc^tie^Iid§  burc^ 
öu^ere  ÜJiittel  gemeinfam  über  i^r  3Jli^gefd)i(f.  S)ie 
©d^eibung  ber  fünf  fRomanabfc^nitte  üon  einanber  unter* 
ftü|t  ber  SBec^fel  ber  3JättIer  üon  einem  jum  anberen. 
Sn  ber  3:;^t)ami§epifobe  (1)  leiftet  ^nemon,  in  ber  ^nemon= 
Äatafiri§  ^  SfJebenfianblung  (2)  ^alafiriS,  in  ber  5trfa!e* 
epifobe  (3)  ^f)t)ami§  für  bie  Siebenben,  ^^bele  unb  gunäclft 
oud^  ?Id^aimene§  für  ?lrfa!e,  Slc^aimene§  fpäter  für  Dro* 
onbate§  äJiittlerbienfte.  2Bät)renb  be§  ät^iopifd^en  gelb* 
5uge§  (4),  töät)renb  beffen  bie  gelben  faft  ganj  au§  ber 
©efd^ic^te  öerf(f)tt)inben,  ift  i|r  SJJittler  nominell  ber  ©unuc^ 
93agoa§,  in  SJJeroe  (5)  ber  @t)mnofop^ift  (Sifimitt)re§.  — 
®ie  ©genenöerfc^rönfung  erfolgte  auf  mannigfadie  SBeife. 
3m  4.  5lbfd)nitte  !ef)rte  fid^,  njie  gefagt,  ba^  SSerpItni§ 
ber  |)auptf)anblung,  al§  ^erfonengefd^id^te  jur  SfJebenl^anb* 
lung,  al§  einem  Xatfad^enberid)te  einf ad§  um,  inbem  bie 
§auptf)onbIung  ju  ©pifoben  ber  S^leben-^anblung  ^erabfanf. 
komplizierter  ift  \)a^  $ßert)ältni§  im  2.  5lbfd§nitte,  in  beffen 
^anb(ung§teilen  nur  ß{)ari!Ieia  aug  einer  ^auptperfon  pr 
Nebenfigur  tt)urbe,  »ö^renb  Xt)eagene§  bi§  pm  ©c^Iuffe, 
on  bem  er  ebenfaöS  al§  blo^  gefü!§t§mä|ig  beteiligter 
ßufc^auer  be§  S3ruberfampfe§  auftrat,  gan§  au§fd)ieb. 
S)ieg  gleichmäßige  ^u^^ücftreten  ber  iRomant)e(ben  au^  ber 


—    54     — 

eigentüd^en  ^anbtung  be§  3lbfc^nttte§  ergäbe  aber  noc^  feine 
(Sjenenöerfc^ränfung,  obtüo!^!  in  ber  SBanberung  ^nemonS 
nac^  e^emmiS  unb  6ei  feinem  ßnjammentreffen  mit  ^aIoftri§ 
(II 19—24)  (S^arüleia  nic^t  erjd^eint,  jonbern  nur  ermä'f)nt 
tt)irb.  S)enn  bo  fie  nie  bie  §anblung  irgenbmie  beeinflußt, 
gejc^njeige  benn  in  i^rem  9JJitteIpun!te  ftef)t,  ift  e§  gteid^* 
gültig,  ob  fie  in  einer  ©^ene  auftritt  ober  nid^t.i)  SSiel* 
mel^r  oermenbete  ^eliobor  jur  Unterbred)ung  ber  tnemon* 
Äalafiri§*§anbtung  ©inlageergäfilungen,  bie  fämttic^  bie 
©efc^ic^te  ber  gelben  ober  einel  bon  i^nen  betreffen.  ®ag 
SSert)äItni§  öon  fRaf)menf)anbtung  unb  (Sintagen  im  2.  ift 
nun  ä^nlici^  bemjenigen  öon  ^oupt^onbtung  unb  (Spifoben 
im  4.  Slbfc^nitte.  ?luc^  bort  betrifft  bie  9?a{)menf)anblung 
9?ebenperfonen,  ber  (Sinlagenteit  ^auptperfonen  be§  SSerfeS. 
©erobe  auf  ben  2.  9flomanabfc|nitt  befd^rönft  ftc^  biefe  ?lrt 
öon  ©inrageerjä^Iung,  meit  in  i^m  bie  gelben  öon  einanber 
getrennt  finb  unb  auc^  ©f)ari!Ieio  erft  mä^renb  feine§  SSer* 
laufet  mit  bem  SUJittler  beg  1.  5tbfc^nitte§,  beffen  ©c^icffalen 
ber  Sefer  gerabtinig  folgt,  mieber  äufammen!ommt.  ©olc^er* 
maßen  ift  für  ben  ^ßerfoffer  fomo|I  ®e(egen{)eit  gemorben, 
bie  (Sriebniffe  be§  ^oareg  mö^renb  feiner  Entfernung  öon 
^nemon  nad^gu'^oten  (V  4 — 9),  at§  amf)  öon  einer  5lugen* 
jeugin  bie  93egeben!^eiten  be§  X^eogeneS  nadf)  feiner  Trennung 
öon  S^arükia  bem  fuc^enben  ^ataftri§  berichten  ^u  laffen 
(VI  13)  unb  i^n  baburc^  in  ©taub  ju  fe^en,  bie  gelben 
am  ©c^Iuffe  be§  2.  ?tbfct)nitte§  p  öereinen,  alfo  feine 
SKittterroIte  erfolgreich)  burifijufütiren.  SDie  §auptmaffe 
biefer  (Sinfagen  be§  2.  5tbf(i)nitte§  bilbet  aber  bie  (Srjöfilung 
ber    bem   Ü^omanbeginne    oorou§tiegenben    ©c^icffate    ber 


»)  SSgl.  als  tnftruftiüeg  93eif;ptel  bie  ©ud^e  nad)  %i)taQtnti 
VI  1—5. 


—    55     — 

ßiebenben,  burd)  bie  ftd§  ^olafiri^  at§  SQlittter  einfüf)rt. 
(Sie  lüor  boburd)  möglich  getüorbett,  ba^  ^eliobor  mit  einer 
rl^etorifd^en  S3efd§reibung  at§  töirfungSbottem  ^erjonen* 
ein|a|e  {üiqool^lov  Ix  jcqogwjcov)  bie  (Srjäl^tung  mitten 
in  ber  ®efdf)ici§te  begonnen  ^atte.  S^iidit  nnr  bie  S5orgejci^i(i)te 
ber  Siebe,  ben  alten  Sfla^menüorberteit  (II  24 — V 1),  fonbern 
0i\\6)  ha%  (Stüd  öon  bem  burd^  S3eginn  ber  SSonberung 
gattungsmäßig  normierten  5lnfange  be§  alten  9floman!erne§ 
an,  alfo  ha%  ©tüd  üom  orgonifc^en  bi§  jnm  millf Urtieren 
§anblung§einfa|e  (V  17 — 33)  gettjann  er  jorc^ermaßen  jnr 
SDurd^brec^nng  ber  ^aupt^anblung.  S)ie  gefi^icite  S3enü^ung 
be§  burd^  bie  ©attungSnorm  ber  alten  g^orm  gegebenen 
einfd)nitte§  öerfd^affte  i^m  ftatt  eine§,  ^mei  (Sinjc^übe. 
§etiobor  bebiente  fid^  au§  bemfelben  öfonomifc^en  @runbe 
auc^  ^]xx  ©jenenoerfd^ränfung  ber  anberen  fRomanabfdinitte 
biefer  ßttJeiteitung;  fo  in  ber  @in(age  oon  ^nemon§  Soor* 
gefc^ic^te,  meiere  bie  §aupt:^anbtung  be§  1.  3tbfc^nitte§  unter* 
Bricht  (I  9—17.  II 8—11),  in  ber  5Irfa!eepijobe  (VII 9—29. 
Vin  3—13),  bie  burc^  ben  S3eric^t  bom  SSerrate  be§ 
Slc^aimene§  unb  in  ber  Dpfer^onbtung  be§  5.  5lbjc^nitte§ 
(X  7—22.  28—41),  bie  burc^  ©c^itberung  ber  ^e[tgefanbt= 
fdiaften  §ertegt  mirb.  —  ®er  te|te  ®runb  für  "i^a^  Wx'^- 
gefc^ic!  ber  ßiebenben  mar  Sd^önl^eit  ober  ^eufc^^eit  eine§ 
öon  i^nen.  Siebe,  ©iferfuc^t,  ®eminnjud)t  (9^aufi!te§),  ein 
ungeschriebenes  @eje|  (Opferung  in  SJJeroe)  bereiteten  i^nen 
bie  ©efa^ren,  in  bie  fie  burc^  offene  @emalt,  fei  e§  Sflaub, 
fei  eS  @efangennal§me  im  ^iege,  ober  ^eimüc^  (^t)bele) 
gelangten.  Offene  ©emalt  in  SfieageneS'  Befreiung  oon 
äJJitraneS,  ein  zufälliger  ©emattftreic^  gegen  i^ren  §errn, 
tüie  ber  nic^t  um  ifiretmilten  gefüf)rte  ^irtenfrieg,  ^eimtid^e 
©ematt  in  ber  ©ntfü^rung  au§  SlrfafenS  ©ema^rfom  burc^ 
S3agoaS,  Sift  unb  ©emalt  in  S^arüteienS  (Sntfü^rung  au§ 


-     56    — 

2)e(^^i  irnb  in  ber  gegenfeitigen  SSernid^tung  ber  9ftciuber, 
Ate  fo  oft  be§  Ä'oIafiriS  Sift  im  greifoufe  e^Qri!Ieien§ 
ober  gar  bie  fog.  im!ünft(id)en  iöetreiSmittel  einer  ®erid^t§= 
oerf)anbIung  erlöften  fie  au§  il^rer  £age.i)  5luc^  SSer* 
niec^felung  jpielt  in  ber  9Jfotioiernng  ber  „ät^iopijd^en  @e* 
jd)id^ten"  eine  fRotle,  wenngtetd^  feine  jolc^e,  n)ie  in  bin 
„babt)tonij(^en  ©efd^ic^ten".  SBurbe  bort  STrop^ime  üom 
SSater  ber  @inoni§,  bonn  üon  ©oroic^oS  nnb  9l^obane§ 
für  ©inoniS,  fo  njirb  X^i§be  oon  Xt)t)ami§,  bann  üon 
^nemon  nnb  5:t)eagene§  für  d^arüleia  unb  umge!e^rt  biefe 
burd^  be§  9^aufi!(e§  Sift  üon  3)Jitrane§  unb  üon  ^nemon 
für  %\)i^hi  gel^alten.  ^iegSlift  unb  ßufaH,  biefer  in 
^nemon§  ^itfoi^J^^tit^^ff^i^  init  9flaufifte§,  ober  gar  ba§ 
(Sd)ic!foI,  ha§  ben  ^alafiri§  junt  Kampfe  feiner  (Sö^ne 
jurec^tlommen  lä^t,  finb  and)  bie  treibenben  ßröfte  ber 
^leBenfianblungen.  dla^  aEen  biefen  Seifpielen  ^errfc^t 
alfo  oud^  in  ben  „ät^iopifc^en  ®efc^i(f)ten",  tt)ie  in  ben 
„Bab^Ionifdien",  bie  äußere  SRotiüierung,  bie  freiließ  oft 
fe|r  funftüoH  fein  !onn.  ©o  überliftet  Äalafiriä  bie  S)elp^ier, 
inbem  er  fie  gerabe  burc^  ben  §intt)ei§  auf  X{)eagene§,  al§ 
ßiiarüleieng  ©ntfül^rer,  üon  beffen  ©pur  ab(en!t  ober  füf)rt 
er  bie  gegenfeitige  SSernic^tung  ber  9flöuber  l^erbei,  inbem 
er  bie  @iferfud)t  be§  ^e(oro§  auf  Xrad)ino§  erregt  unb  bie 
üor  2eibenfd)aft  blinben  Sfliüolen  gegen  einanber  ou§= 
fpielt  u.  f.  f.  siSie  bei  Samblid^ ,  f o  finbet  fic^  auc^  bei 
^eliobor  nur  einmal  beutütf)  unb  au§reid)enb  perfönlid)e 
äl'Jotiüierung,  unb   j^ar  in  ber  3trfa!eepifobe  üertoenbet. 


^)  SlJlit  ben  SSotten  (284,  32  ff.  93.)  J  näoa  Slxr]  xal  xQiaiq,  (o 
ßaoiXev,  ovo  zag  ixByLaxaq  anoösl^eig  oiSe,  xaq  re  lyyQatpovo, 
nioTBig  xal  zag  ix  /xuqxvqcdv  ßeßaicoosig  eröffnet  (£{)arifleia  i^ren 
:3t>entitcJtgben»eig  üor  i^rem  SSater. 


—    57    — 

Wie  bie  Cuolen,  bie  2^eagene§  unb  ß^arifleia  ba jelBft 
erbulben  muffen,  tt)erbeu  aii§  Slrfafen§  ßüfterntjeit  nad)  bem 
©enuffe  be§  S^eogeneS  erflärt,  einer  £üftern{)eit,  bie  i^r 
a6er  nid)t  angeflogen  lüor,  toie  etnja  ben  S3en)erbern  um 
6f)ari!Ieia,  fonbern  bie  ben  tt)efentlid)ften  (S^oraftergug  be§ 
mönnerfüc^tigen  SSeibeS  barftellte.  Umfid^tig  mürbe  berfelBe 
fd^on  im  2.  SlBfc^nitte  öorbereitet.  3-  ^-  ittuftrierte  i^n 
bafelbft  if)re  furge  einfüf)renbe  ©|orQ!terifti!  burd^  hen 
93er ic^t  i^rer  früheren  5tbfitf)ten  auf  Z^'qami^,  5.  X.  ent= 
mirfelte  er  fid^  öor  ben  5lugen  be§  2efer§,  ber  bie  (Snt* 
fte{)ung  i^rer  Seibenfcfiaft  für  2;f)eogene§  mitberfolgte 
(VII  4  ff.,  9  f.,  VIII  5  f.).  S)ie  flammen  biefer  93runft 
fdjlugen  über  ber  93eiammern§merten  gufammen  unb  öer* 
5ef)rten  fie  enbti^  (VIII 13.  15).  2Bie  fe^r  Slrfofe  im 
33anne  i^rer  58egierben  ftanb  unb  mie  rein  materiell  biefelben 
maren,  bracEite  ber  SSerfaffer  unsmeibeutig  burdE)  bie  Xatfac£)e 
gum  §Iu§brurfe,  ba^  and)  bie  5lufbetfung  be§  mirüic^en 
9Ser{)ä{tniffe§  üon  Xt)eagene§  unb  S^arüleia  il^re  Siebe 
nid)t  in  §0^  gegen  Xf)eagene§  öer!e|rte.  51tle  if)re  §anb=* 
lungen  gegen  it)n  maren  SSerjmeiftunggtoten,  of)ne  @etbft= 
befinnung  im  ^ienfte  ber  Seibenfd^aft  öottfüfirt.  2)iefe 
if)re  leibenftfiaftlid^e  Unüberlegtheit  ftetlte  ^eliobor  treffenb 
in  ber  \i)x  fo  öerberblid^en  S25ortbrüc^ig!eit  gegen  2tc^aimene§ 
bar.  3)ie  it)r  oon  bemfelben  !gemad)te  Hoffnung  auf  ben 
®enu^  be§  ST^eageneS  beftimmte  fie,  bem  5tc^aimene§  eiblic^ 
bie  ®{)e  mit  S^arüleien  gugufpredfien  unb  eine  if)r  üon 
Xt)eagene§  gemad)te  Hoffnung  oeranfa^te  fie  t)inmieber  nad^ 
fd^ma(^er  ©inmenbung  gum  @ibbruc[)e,  obtt)ot)t  fie  fic^  über 
bag  ©efö^rlid^e  i^reS  9Sorge^en§  nic^t  täufdjte,  mie  au§ 
if)rer  rid^tigen  Stu§beutung  ber  5tbmefen^eit  be§  Std)aimene§ 
erfjellt.  5tber  aud)  ^tibele  mar  !ein  blo^eS  SBerfgeug  if)rer 
^errin,  !eine  9J2ittIerfigur,  mie  fie  burc^fc^nittlic^  im  fRomane 


—     58    — 

tjorjutontnten  pflegt,  jonbern  öon  ©ruitb  oit§  eine  Kuppler* 
notur.  ©benfo  erjc£)etnt  5l(^ottnene§  al§  ba§  Urbitb  be§ 
berec^nenben  ©goiften.  (£§  fenn^eid^net  ben  felbftfüc^tigett 
Intriganten  bie  S5or[i(i)t,  mit  ber  er  gnnäd^ft  bie  @nt* 
becEnng  ber  Qbentität  be§  X^eagene§  mit  bem  öon  X^tiamiS 
befreiten  befangenen  gurüifiätt  (VII 16),  bie  ®ett)iffen= 
lofigteit,  mit  ber  er  feine  ©ntbecfnng  im  günftigen  5tugen=* 
bti(fe  pm  (Sdt)aben  feine§  |)errn  DroonbateS  für  feine 
SSünfc^e  anSnü^t  (VII  23),  bann  ber  ou§  3orn  unb  ©ifer* 
fud^t  über  bo§  f^el^tfi^tagen  feiner  ©rmartungen  öoUfü^rte 
gemeine  Sßerrat  ?lrfa!en§  bei  Droonbate§  au§  angeblich 
befter  ©efinnung  gegen  biefen  (VIII 1),  enblic|  ber  SJJorb* 
üerfuc^  on  Droonbate§  nm  feiner  eigenen  ©icfier^eit  willen 
(IX  20),  ha  er  öon  ber  SSernid^tnng  ber  Sett)eife  für  feine 
Angaben  erfat)ren  ^atte.  5tber  nic^t  nnr  bie  ha^  .gelben* 
paar  umgebenben  Reiniger  beSfelben  ^anbeln  it)rer  Sßer« 
antagung  gemö^,  atfo  beterminiert  burc^  i^re  ßeibenfd^aften, 
fonbern  au^  ^^eagene§  nnb  ßfiarüleia  geigen  fi^  öon 
Ieibenfc|aftlid^er  ^enfi^^eit  erfüllt.  Sie  ift  i^nen  me{)r  al^ 
blo^el  fittlicf)e§  ©ebot,  me^r  oI§  bürgerliche  Xugenb  im 
(Sinne  ^lotinS,  fie  ift  ein  Stüc!  if)re§  Selbft,  faft  eine  fte 
öergötttid^enbe  2;ngenb.  SBenn  fie  nun  ^ier  gum  erften 
WaU  im  9ftomane  au§  i^rem  Sßefen  ^erau§  a!tiö  »erben, 
fo  gefc^ie^t  e§  in  einer  SSeife,  bie  fie  gang  untauglich  für 
eine  ^elbenroHe  erfct)einen  lö^t.  3)ie  ©rbutbung  i'^rer 
Seiben  fteigert  fid^  nömtic^  ie|t  gur  @ef)nfuc^t  nac^  bem 
SJJarttirium.  Sie  greifen  alfo  gur  Selbftöernic^tung  in  bie 
^anblung  ein,  b.  ^.  in  ben  neupIatonifc|en  ®eban!en!rei§ 
be§  SBer!e§  überfe^t:  im  Sinne  i^rer  SSergöttlicfjung.  2)ie 
©erid^tSfgene,  bie  ttjunberbare  S^tettung  ßt)ari!Ieien§  öon 
bem  ^euertobe  unb  bie  erbaulichen  @efpröct)e  ber  gelben 
in  ber  öermeintlic^  testen  9^ad^t  if)re§  @rbenleben§  !önnten 


—    59    — 

benn  aud^  in  jeber  gnofttfc^en  ober  nmnid^äijc^en  ßegenbe 
fielen.  2)iefe  Gattung  ber  gelben  lä^t  bie  5lrja!eepifobe 
a(§  ben  ibeellen  §ö§epun!t  ber  „ät^iopifc^en  ©ejc^ic^ten" 
erfc^einen,  beren  SSerfaffer  man  alfo  nid^t  o|ne  inneren 
@runb,  wenngleich  ol^ne  S3ere(f)tigung  pm  ß^riflen  gemacfit 
()at.  SBo^t  hi^aih  i[t  fie  aucf)  am  funftreicfiften  im  ganzen 
Söerfe  ouggefü^rt,  inbem  allein  in  if)r  feine  fd^atten^aften 
gignren,  feine  bloßen  St^rannen  nnb  öerliebten  Xugenb= 
bolbe,  §ä|d)er  nnb  g^rennbe,  fonbern  auc^  in  if)rer  ^anf= 
{)aftigfeit  tebenSnjafire  ß^araftere,  bie  burd^  bie  §eran§* 
arbeitung  eine§  ß^arafter§uge§  e^er  ju  6f)araftert^pen 
geworben  finb,  einanber  gegenüberftel^en.  Wt^x  al§  S3au= 
fteine  ^u  einem  ^nnftlrerfe  f)at  ^eliobor  freiließ  aud§  t)kx 
—  gehemmt  burd§  feine  SSettanjcfiauung  —  ni(^t  geliefert. 
5Denn  e§  fanb  bie  5lrfofeepifobe  ben  gleid^en  gewaltfamen 
äußeren  ^Ibfc^tu^,  wie  bie  anberen  Hbfc^nitte  feine§  2Berfe§. 
Smmerf)in  ^ätte  e§  anberS  fommen  fönnen,  wenn  entweber 
ha§  ©egenfpiel  5lrfafe:  2^§^ami§  ausgebaut  worben  wäre, 
ober  wenn  DroonbateS  perfönlic^  eingegriffen  l^ötte,  wenn 
atfo  be§  ?tc^aimene§  SSerrot  me^r,  d^  bie  l^eimüc^e  @nt= 
fernung  ber  Siebenben  au§  Strfafen§  ©ewalt  jur  gotge 
gehabt  f)ätte.  Slud^  \)a§^  @nbe  3trfafen§,  ber  menfd)Iic^  ba^ 
meifte  9}iitgefü|(  gebührt,  fommt  §u  fd^nell.  «Sie,  bie  oon 
^^eageneS  nid)t  me^r,  all  ein  ^albe§  ^ü^d^en  erbeutete 
(VII  26),  ptte  noc^  ben  SBillen  ifjrer  Seibenfc^aft  §u  einem 
@egenfpiete  gegen  Droonbate§  aufbringen  fotten.  (Snbüc^ 
l^ätte  für  ben  geiftlic^en  ^oc^mut  be§  fpröben  ^^eagene§, 
ber  fic^  in  feiner  gangen  ^ertierfität  erft  im  Sßergteic^e 
mit  bem  gefunben  @e(bfter^altung§triebe  ^aÜirrl^oenS  bei 
ß^ariton  ermeffen  läfet,  bie  Seben§gefaf)r,  in  ber  ßfiarifteio 
fd)Webte,  ein  rüdffic^tSwürbiger  ®runb  gum  einmaligen 
gügen  in  Slrfafenl  2ßünfcf)e  werben  muffen.    ©oWo^I  bie 


—     60     — 

großen  fünftlerifc^en  Sßorgüge  ber  5lrfafeepifobe  innerhalb 
be§  SBer!e§,  al§  anä)  i^re  Unfertigfeit  !onnten  äft^etifc^ 
nic^t  einbruc!§Io§  unb  ba^er  Bei  ber  großen  ^ßerBreitung 
be§  fic^  im  Saufe  ber  ßeit  fanonifc^e  ©eltung  erringenben 
neu^Iatonifc^en  2:enbenäromane§  nid)t  unöeatfitet  bleiben. 
@o  ^Qt  benn  5tc^iIIeu§  Station  biefe  n)ir!famfte  ©pifobe  ber 
„ättiiopijc^en  @efd§icf)ten"  im  ^ft^eiten  ^ieile  feineg  9^omane§ 
ausgebaut,  (gr  ^at  babei  lüo^t  nur  ber  allgemeinen 
Stimmung  9^eci§nung  getragen,  Ujenn  er  bie  5lrfafe  ^elioborg 
in  feiner  äJJelitte  milber  fa^te  unb  auc^  i^re  SBünfc^e  burc^ 
ben  menfc^Iic^er,  al§  ST^eageneS  füf)Ienben  tleitop^on  be* 
friebigen  lie^,  njenn  er  alfo  ben  l^atben  tu^,  burc^  htn 
SCl^eageneä  öon  5trfa!en  fid)  ß^arifleienS  §anb  erfaufte 
($et.  VII  26),  in  einen  @efd)Ied§t§a!t  meitopt)on§  al§  £ot)n 
für  feine  unb  SenüppenS  Befreiung  umn^anbelte  (Stc^iÜ. 
STaiV  25-27).') 

%Uii)  ber  Ökonomie  befliß  fic^  ^eliobor,  \omit  e§  i^m 
ber  3tt'0"9  ^^§  ?5ormtt)pu§  jur  (Spifoben^aftigfeit  unb  bie 
gum  @toff=  unb  ^erfonenüberfc^tt)ang  üerleitenbe  jamblic^ifc^e 
SJerfd^ränfungStec^nif  irgenbn)ie  geftattete.  ^a  er  fanb  fogar 
in  biefer  einen  5ln^alt§pun!t,  bie  jügellofe  ©pifobenflut 
feines  S3orbi(be§  gugunften  ber  9flomaneinl§eittic^!eit  be= 
beutenb   eingubömmen.    S)ie  ©d^atttec^ni!  ermöglichte  if)m 


^)  ®te  einzelnen  äußeren  Überctnfttmtnungen  ber  2lrfa!ee^3ifobe 
unb  be§  xi)x  bei  9Id)iIIeu§  SattoS  angefügten  tielioborifc^en  gtomon« 
fc^IuffeS  mit  bem  äWeiten  Seile  ber  „Siebe§begeben:^eiten  be§  tleitop^on 
unb  ber  Seuüppe"  unb  if)re  5ßerfd)iebenf)eiten  öon  ii)m  f)ot  ^f)ilibert 
5Reimfe,  Quaestiones  heliodoreae.  2)iff.  ^aUt  a.  ©.  1889,  @.  32—39. 
45—46  gemiffentiaft  unb  überfid^tlid)  pfammengeftellt.  Slucf)  bie 
Slbfic^t  beg  Slc^iaeug  Satio§,  feine  Vorlage  §u  tierbeffern,  ift  ?Jeim!e 
nidit  entgongen,  o:^ne  balß  er  fid)  jeboct)  über  Umfang  unb  atiditung 
biefeg  S3eftreben§  flar  geworben  roäre. 


—    61     — 

närnüd^,  ouc^  jtüijc^en  jtüei  an  itnb  für  ftc^  gteid^tüertigen 
Xeilen  berjelben  ^anbrung  einen  Oualitätgunterjcl^ieb  ju 
madien  unb  öermöge  be§jeI6en  olle  tüte  immer  gearteten 
UnterbrecJinngen  ber  §aupt^anblnng  fompofttionett,  atjo 
inbireft  ber  (Sint)eit  be§  ^nnfttüerfeS  nu|Bar  ju  mad)en. 
5luf  biefe  SBeije  gelang  e§  if)m,  bie  ©efc^ic^te  ber  SieBenben 
fottjeit  in  ©injc^üben  nnterjnbringen,  ha^  in  ber  ^anpt* 
l^anblung  nur  eine  SSerju(f)ung  ßf)arif(eien§  einer  be§ 
i^eageneS  gegenüberftanb,  ha^  atjo  biefelbe  au^er  bem 
@d)lu^obf(i)nitte  überhaupt  nur  jmei  (Spijoben  enthielt.  ®ie 
SSorgefrf)ic^te  be§  ^aare§  fc^lofe  fid),  ba  [ie  nur  5lnjct)Iäge 
auf  S^arifteia  umfaßte,  jener  einzigen  in  ber  ^aupt^anblung 
bargeftellten  5lnfe(i)tung  ßf)ori!teien§  burd§  X^t)ami§  faft 
unmittelbar  an  unb  ^alf  fold^erma^en  ba§  ®Ieid§gemic§t 
gmifcfien  ber  ^^t)ami§=  unb  ber  bebeutenb  gen)id^tigeren 
Strfa!eepifobe  annöf)ernb  t)erftelten.  3(ber  aucf)  (Einlagen, 
tt)ie  bie  Sßorgefd)id)te  ^nemon§,  bie  fic^  ni^t  umfonft  im 
2.  ülomanabfdinitte  bire!t  fortfe|te,  nju^te  §eIiobor  fom= 
pofitioneH  aug^unü^en  unb  fomit  öfonomifcf)  ^u  re^t* 
fertigen.  3)ie  Änemonf)anbIung  fteHt  nömüc^  ein  Bürger* 
Iic^e§  (Seitenftüc!  jur  ^eroifdien  ^aupttjaubtung  bar,  biefe 
foI(f)erma^en  l^erau^arbeitenb.  g^erner  traten  aud§  ^erfonen 
ber  SfJeben^anblung  in  bie  §aupt^anbtung  unb  folcfie  ber 
einen  ©pifobe  in  bie  anbere  über.  @o  fpietten  au§  ^nemon§ 
SSorgefc^i(f)te  9fJaufifte§  unb  X^i^be,  biefe  infolge  i^rer  SSer= 
toedjfelung  mit  ber  ^etbin  gar  nic£)t  einmal  unbebeutenb, 
in  bie  ^onblung  f)erein.  ?i[t)nüd^  ftanb  ber  „Xtirann"  be§ 
1.  9lomanobfc§nitte§  Sr^i)ami§  oud^  mit  ^alafiriS  unb  gar 
mcJ)t  ungefc^ic!t  mit  5trfa!e,  feinem  ®egenftüc!e  im  3.  Slb= 
fd)nitte,  in  Sßerbinbung.  Droonbate§  bilbete  mit  .^ilfe  be§ 
3tc^aimene§  bie  93rüde  nicf)t  nur  für  bie  gelben  öon 
§lrfa!e  ju  §t)bafpe§,  fonbern  »ermittelte  audf)  bem  ßf)ari!(e§ 


—     62     — 

S3eäie!^ungen  ju  biefem.  dlüx  Strfa!e  unb  i^re  §elfer§= 
l^elferin  ^t)bele,  bie  blo^  al§  9)Jutter  be§  SlcJiaimenel  mit 
bem  übrigen  ^erjonen!rei§  öerMpft  ift,  ftel^en  auffattenb, 
aber  ni(^t  pfällig  ifoliert.  2)enn  if)re  ©onberftettung  ift 
eines  ber  SOiittet,  treidle  bie  Sebeutung  be§  ibeeEen  §ö^e* 
pun!te§  ber  „ätt)iopifc^en  ©efdjic^ten"  fennttic^  macfien. 

2;ro|  allen  bief  en  ^emüt)ungen  §eIiobor§  um  !ünftlerif  c^e 
©in^^eit  |eine§  2Ser!e§  blieb  fie  bemfetben  bennoc^  öerfagt. 
®enn  [ie  !onnten  n)o!^I  ju  einem  fefteren  ßufammenfcfitu^ 
ber  ©pifoben,  üielfatf)  fogar  ju  einem  notn)enbigen  3ufammen= 
{)ange  berfelben  führen,  niemals  aber  au§  bem  ©pijoben* 
tompUict  eine  @rgät)Inng  au§  einem  @ufje  ma(i)en.  2)a0 
^inberni§,  ba§  ben  SSerfaffer  öon  feinem  ßiele  trennte, 
blieb  eben  für  feine  in  ben  ©attungSgrenjen  befangene 
fünftlerifdje  ^nbiöibualität  unüberfteiglict).  ®enn  e§  war 
immanent  bem  it)r  öorliegenben  ^ormt^puS.  ^elioborS 
Vornan  !onnte  e§  fomit  mo^I  pr  @int)eitlic^!eit  bringen, 
nie  aber  eine  (Einheit  merben. 


12. 

SSerbient  ©Bariton  \)a§>  ^räbüat  be§  ^unftreid^ften, 
Qambli^  ba§  be§  ^|antaftifct)eften,  ßongo§  baSjenige  be§ 
größten  S)ici§ter§  unter  ben  griec^ifc^en  9flcimanf(^riftfteltern, 
ift  ^eliobor  i^x  Ülomantüer,  fo  fdieint  Sld)iIIeu§  XatioS 
ein  9Jiobeautor  getoefen  ju  fein,  ber  fic^  aber  über  ha§ 
Sefepublüum  feiner  B^it  t)inau§  bi§  jur  fpäten  btijantinifcEien 
9flomanprobu!tion  in  fold^em  SJJa^e  bie  ©unft  ber  Sfloman* 
lefer  er!)ielt,  ba§  er  ba§  SSorbilb  für  ben  legten  griec^ifc^en 
^rofaroman  mxhm  !onnte.  ©eine  58ebac^tna^me  auf  eine 
gro^e  Sefergemeinbe  öerröt  fcf)on  bie  Sßorliebe  für  ftär!fte 
@pannung§tt)ir!ungen,  noc^  baju  an  lompofitionell  auffälligen 


—    63    — 

©teilen  feiner  5lrBeit.  ©o  Bejd^Iie^t  er,  um  nur  eine§  ber 
begeic^nenbeften  S3eifpiele  f)erou§äU^e6en,  in  gleid^er  Söeife, 
nömlic^  burc^  bie  öermeintlid^e  iiötung  2eu!ippen§  öor  ben 
5lugen  ^leitop^onS  fott)of)I  eine  aftomonepijobe  (III  15), 
al§>  and)  ben  erften  ber  ^mi  fRomonteile  (Y  7).  ^^nli(^ 
erhielt  er  ein  britte§  äJiot  bnrcf)  bie  fingierte  XobeSnac^rid^t 
ber  ^elbin  (VII  3),  bie  ber  ©efc^ic^te  fd^einbar  eine  Ma^ 
ftropt)ate  äßenbung  gibt,  einen  bebeutenben  ©pannungS* 
effe!t.  1)  2Säf)renb  fid§  bie  erfte'  Xötung  unmittelbar  naä) 
i^rem  SSoöpge  a{§>  Sift  l^erau§ftettt,  burcJ)  meiere  ba^ 
SJlöbc^en  au§  9iäubergett)oIt  befreit  unb  feinem  beliebten 
§ugefüf)rt  merben  !onnte,  fo  flärt  Seuüppe  ifjre  öermeintticJie 
(Sntf)auptung  erft  am  9tomanfc^Iuffe  auf.  ^enn  Äleitopl^on 
mu^te  einige  ßeit  !f)inburd)  über  ben  mtifteriöfen  SBorgang 
im  Ungeiriffen  bleiben,  tüeil  eben  burc^  feine  Un!enntni§ 
be§  £ofe§  2eu!ippen§  feine  §eirat  3JJeIitten§  unb  mit  i^r 
bie  SSeränberung  ber  Situation  herbeigeführt  merben  foHte. 
3u  biefem  Qm^dt  f(f)ob  nun  ber  SSerfaffer  eine  anbere 
^erfon  unter,  bereu  9flumpf  Äleitopfion  nac^  ben  Kleibern 
für  bie  öerftümmelte  ßei^e  feiner  beliebten  l^ielt,  mie  ber 
Spater  ber  ©inoni§  ben  Ütumpf  XroptjimeS  auf  ©runb 
ebenfo  öu^erli^er  Snbijien  für  ben  2eic£)nam  feiner  2;oc^ter. 
Samblid^  unb  ^eliobor  (II 3),  nac^  bereu  SSorgange  5l(i)illeu§ 
XatioS  ben  gelben  an  bie  Seiche  feiner  ©etiebten  ftettte, 
übertraf  er  aber  toeit  im  @rote§!en  ber  ©pannung§tec^ni!, 
menn  er  stt:'^^"^^^  öor  Äteitop^on§  klugen  ba§  äRäbc^en 
töten  lie^.  Stud^  fein  5tnfci^(u^  an  bie  öietgelefenen,  ja  balb 
al§  f(affifd§e§  SCRufter  ber  ©attung  öere^rten  „ät^iopifd^en 
©efdjid^ten"  unb  bie  5lrt  biefer  3(ntef)nung  beftätigen  bie 
früfiere  ßfiarafterifti!  be§  5lc^itteu§  2;atio§  ol^  3Jlobefd)rift= 


»)  SBgl  ouc^  9lcimlc  o.  a.  D.  ©.  55  f. 


—     64     — 

fteHer.  ^ettn  einerfctt§  öergröberte  er  bie  STenbenj  be§ 
l^elioborifc^en  SRomant^,  onbererfeit§  a^mte  er  i^n  formell 
in  Bebeutenb  größerem  SJlo^e  nac^,  al§  e§  nötig  gett)efen 
tüäre,  njenn  i^n  berfeI6e  nur  jur  !ün[tterifc^en  ®ar[te(Iung 
gleicher  §eitbett)egenber  Sbeen  angeregt  ptte.  ©ennod^  war 
5Ic^itteu§  3:atio§  !ein  geifttofer  dtaä)ä^tx  jeine§  S8orbitbe§, 
fonbern  ein  !unftöerftänbiger  @cf)üler  eines  allerbingS  tatent^ 
öoderen  9JJeifter§.  %n  §etiobor§  SSerfe  ntu^te  it)n,  n)ie  fc^on 
angebeutet,  ber  —  f)ouptfäci§tic^  infolge  feiner  fünftlerifc^en 
SSor^üge  unb  ibeellen  S3ebeutung  —  auf  ba§  jeitgenöffifc^e 
Sefepublüum  einbrucfSöoßfte  3.  9flomanaBfci^nitt,  nämlid^  bie 
Strfafeepifobe,  am  meiften  gur  iJJac^a^mung  reiben.  5ttf)iKeu§ 
^atioS  toibmete  benn  aud^  bereu  51u§geftaltung  ben  ganzen 
gtueiten  STeil  feiner  ?Irbeit  (V  8— VIII).  3^r  erfter  (I— Y  7) 
entfpric^t  l^intüieber  bem  1.  unb  2.  SflomanaBfd^nitte  §etiobor§. 
SDenn  tüerben  f)ier  au§fc^(ie^Iid§  ßfiarifleien  au§  i^rer  (Sd§ön== 
f)eit  erujac^fenbe  ©efa^^ren  gefc^ilbert,  nämlic^  bie  Siebe  be§ 
tt)rifc^en  Kaufmannes,  ber  (Seeräuber  S^rac^inoS  unb  ^eloroS, 
beS  S3u!oIenfüf)rerS  Zi}\)ami^,  fo  bort  ebenfold^e  £eu!i|)|)en§, 
tüie  i{)re  Opferung  burc^  bie  iöufoten,  bie  Siebe  be§  i^tib^ 
l^auptmanneS  ß^armibeS,  be§  ©olbaten  ©orgiaS,  beS  @ee* 
räuberS  ß^aireaS.  9fJur  bie  SSertobung  S^arifkienS  burd^ 
i^ren  ßie^oater  ©^arüteS  mit  feinem  S^Jeffen  3(t!amene§  in 
ber  SSorgefc^ic^te  ber  Siebe  bei  ^eliobor  finbet  bei  §ld^ilteu§ 
SCatiol  in  berjenigen  Kleitopl^onS  mit  feiner  ©tieffdiwefter 
Kaltigone  hnxä)  feinen  35ater  an  entfprec^enber  Üiomonftelle 
ein  @egenftü(f.  S)od§  erfc^eint  biefe  Übertragung  ber  @e* 
fa^r  einer  S5erel§elid^ung  mit  einer  ungeliebten  ^erfon  auf 
ben  gelben  burc^  bie  Siebe  be§  KalliftfieneS  ju  ber  i^m 
unbefannten  Seufippe,  ber  ja  fein  ©ntfü^rungSoerfud^  gilt, 
ausgeglichen.  S)ie  öon  ^eliobor  auf  fein  ganjeS  SBer! 
auSgebel^nte  ©jenenöerfd^ränfung   beS  ^weiten  XeiteS  ber 


—    65     — 

„bab^Ionifd^en  ©efc^tc^ten"  {)Qt  STdiitteuS  SatioS  jugunften 
ber  in  Santblic^§  SBer!  überhaupt  befte!)enben  SSerl^ättntjfe, 
betten  pfolge  bie  (gpifoben  be§  erften  9ftontantetIe§  gerab* 
linig  ungereimt  finb,  it)teber  aufgegeben.  @r  Ite^  e§  tio|bem 
an  regelmöBiger  Unterbrediung  ber  §anblting  nid^t  fef)ten. 
SDoc^  njaren  im  erften  Xeite  ber  „SiebeSbegeben^eiten  be§ 
ßteitopt)on  unb  ber  ßeuüppe"  bie  oßertoenigften  biejer  ®in^ 
fc^übc  SfJeben^anblungen.  dtüx  bie  beiben  erften  9f?oman* 
büd^er,  näntlic^  ben  alten  an  pftid^ologifd^en  3tn§fü'^rnngen 
ebenfo  reid^en,  mie  an  ^anblung  armen  ü^a^menöorberteit 
belebte  ber  SSerfaffer  burd^  je  ein  foIc^e§  ßtüifc^enftüc!,  unb 
äUJor  burc^  ben  Xob  be§  üon  Äteinia§,  bem  SSertrouten  be§ 
gelben,  geliebten  Pari!(e§  (I  7—14),  »eld^er  in  ber  ein* 
gelegten  Sßorgefc^ic^te  be§  9}Jenetaol  (II  34)  eine  2)oubIette 
erptt  unb  burc^  ^aßigone§  (Sntfü'^rung  öon  ^aHift^eneS 
(II 13—18),  eine  erft  am  9iomanfd)Iuffe  in  nac^träglid^er 
©rjö^Iung  be§  <Softrato§  (VIII 17  f.)  beenbete,  in  i^ter 
^tüeiteitigfeit  alfo  bem  S^lomane  felbft  nac^gebitbete  ®e= 
fd)ic^te.  5tber  aud^  in  biefen  beiben  gößen  !önnte  faft  öon 
©pifoben  ber  §aupt^anblung  bie  9fJebe  fein,  ba  bie  S3e* 
geben^eiten  be§  S^arifleS  unb  ber  ÄaQigone  biefer  gleid^* 
geitig  finb  unb  t)om  gelben,  ber  eine  an  ©ncolp  erinnernbe 
S3eoba(f)terroIIe  in  i^nen  fpielt,  jum  Xeile  miterlebt  merben. 
SDer  Sf^aub  ^aüigonenS  beeinflußt  überbieS  bie  §aupt* 
l^anblung  burd^  Befreiung  be§  gelben  öon  ber  befürd)teten 
SSermöt)Iung  mit  ber  (Sntfü^rten.  5luc^  ber  in  ben  „ött)i* 
opifct)en  ©efd^ic^ten"  fo  beliebten  2)urd^!reu5ung  ber  §aupt* 
I)anbtung  burc^  ben  noc^tröglidien  Söeric^t  i^r  juge^öriger 
©reigniffe  bebiente  fid)  Sld^ißeuS  iotio§  au^erorbentüc^  feiten. 
Sm  erften  Ülomonteile  fügte  er  auf  biefe  SBeife  nur  bie 
©rflörung  für  2eu!ippen§  ©c^einopferung  in  be§  Wltndao^ 
(III  19)    unb    (Bait)xo§>   (III  20—22)    (£räöt)Iung    it)rer 

©(Riffel,  Kontan.  5 


—     66    — 

S8egebenf)eiten  tüät)renb  i^rer  2;rennung  üon  ÄIcitop{|on  bem 
SSorfaHe  felbft  unmittelbar  an;  im  gtüeiten  üerfünbete  er  in 
einem  öt)nli(f)en  S3erid^te  be§  ßleinia§  über  jeine  ©riebniffe 
föö'^renb  ber  Trennung  (V  9 — 10)  bie  ©inmiHigung  ber 
(SItern  in  bie  @^e  ber  Siebenben,  üärte  er  bie  m^fteriöfe 
@ntf)auptung  £eu!ippen§  ebenfo  in  beren  S^Zacfitrag  i^rer 
aöein  erlebten  ©c^icfjale  ouf  (VIII 16)  unb  f)oIte  er  ben 
<Bä)lü^  ber  93egebenf)eiten  ber  ^aßigone,  i^n  jeboc^  in  ber 
©rgä^lung  eine§  britten,  be§  @oftrato§  (Vin  17—18)  nacf). 
^auptföc^Iicf)  waren  e§  alfo  bie  jeit  Samblid)  felbftänbigen, 
oon  Slc^iüeul  2:atio§  aber  ben  ^anblungSteilen  audf)  if)rem 
Umfonge  nad)  gleic^gefteüten  rl^etorifc^en  ^Ibfdjweifungen, 
bie  er  mit  auffatlenber  3legelmö^ig!eit  §iüif(i)en  bie  einzelnen 
©pifoben  einfdiob,  wie  fd)on  au§  einer  bloßen  5lufäöJ)Iung  ber 
(gj!urfe  im  erften  STeile  be§  alten  9f?omanferne§  (III— V  7), 
in  welcfiem  ja  gegenüber  bem  früheren  S^lafimenoorberteile 
(I— II)  bie  epibeiftifdien  Partien  [tar!  eingefc^rön!t  jein 
müßten,  l^eröorget)t.  •)  ßur  urjöc^üdien  ^ßerbinbung  biefer 
meift  on  ein  öu|erlid^e§  §anbIung§moment  an!nüp[enben^ 
faft  burd^auS  boppelten^)  (Sjfurjc  mit  ben  ©pifoben  ber 

1)  III  6 — 7.  8 :  93efd^retbung  äloeier  ©emölbc  im  Semmel  be§ 
3eu§  S^ofioä  in  ^elufion:  a)  Slnbromeba  unb  ^erfeu§,  b)  ^rometf)eu^ 
unb  §era!Ie§.  —  10—11:  näc^tUci)e  tiagen  tleitop^ong.  —  (19—22: 
nac^träglid)er  33erid^t:  a)  be§  äJleneloog,  b)  be§  <Batt)xo§  über  i^xt 
©d)ic!fale).  —  25:  über  ben  $8ogcI  ^^oirnj.  —  IV  2— 3.  4—5: 
a)  über  ba§  9'iilpferb  unb  feinen  ?^ang,  b)  über  ben  inbifcf)en  Sie* 
^l^anten.  —  11—12.  13—14:  a)  93ef(^reibung  ber  9täuberftabt,  b)  ber 
ÄriegSlift  ber  Siäuber.  —  18.  19 :  a)  über  baä  ^xima\\tx,  b)  sxcpQaaig 
be§  trofobilä.  —  V  1— 2:  a)  33efc^reibung  Sllejanbreia^ ,  b)  eine§ 
Seu§fefte§  bofelbft.  —  3.  5:  a)  93cfcf)reibung  be§  ^rofnebilbeg,  b)  @r- 
ää:§Iung  be§  ^rolnem^tfiog.  —  6:  S3efd^reibung  be§  Scuc^tturmeB  auf 
«ß^oro§. 

*)  Man  erinnere  firf)  ber  l^äufig  ättjeiglieberigen  aKittetftüde  in 
ben  lufionifc^en  nQoXaXiai.    »gl.  ®S3  XXXIH  (1912)  1439. 


—    67    — 

©efd^id^te,  otfo  §u  iörer  Öfonomie  befielen  nur  bürfttge 
Slnjä^eJ)  3-  ^-  ^^-ff^  ^^^  S3ejc^reibuttg  ber  fRöuberjd^Iac^t 
(IV  11 — 14)  ou(i)  ben  S3etüerber  £eu!ippen§  ß^ormibeS 
ou§  ber  SSelt  jtf)affen  unb  bilbet  bermoBen  ben  orgonifdien 
Übergang  §u  einer  neuen,  ber  ©§oirea§=@ptfobe,  beren  un* 
glüd£li(i)e  SBenbung  tüieber  bie  eingelegte  S3ej(^reibung  einer 
bilblic^en  2)arfteIIung  be§  ^ro!nem^t^o§  (V3)  unb  bie 
(Srjä^Iung  beljelben  (V  5)  öorbeutet  u.  f.  f.  ©omit  erfüttt 
bie  (Srfe|ung  ber  ^elioborijd^en  9Serf(f)rön!ung§tcd^ni!  burd§ 
(Sinf(f)iebung  r^etorijdier  Slbfd^ujeifungen  §tüifc^en  bie  .panb* 
lunglteile  i^ren  ßxotd  ber  SSerein^eitlic^ung  be§  ^unft* 
tt)er!e§  jc^Ied)t.  2)iefer  foß  ja  bie  Steuerung  be§  5t(f)iIIeu§ 
jCotioS  bei  feiner  offenbaren  @c^eu  öor  barum  ftetg  forg* 
föltig  in  bie  §auptgef(^i(f)te  öerflod)tenen  SfJebenfKinblungen 
btcnen.  —  3Beit  me^r  oI§  ber  SSerfuc^,  bie  ^anbluug 
jnjangloS  burd^  r^etorifc^e  (Sinfdtiübe  gu  unterbredien, 
jd^abete  ber  @ini)eittic^!eit  be§  2Ber!e§  bie  fc^roffe  ^Trennung 
feiner  beiben  Seile  burd^  ba^  fd^einbar  gän§iic|e  STuSfd^eiben 
2eufippen§  au§  ber  @efd)id^te.  @ie  f)aben  aud^  fonft  fo 
menig  gemein,  ha^  ber  jtüeite  gut  o!§ne  ben  erften  beftefien 
!i)nnte.  Sn  biefer  Sfolierung  unb  infolge  feiner  beutlidjen 
^onfurrenj  mit  §eIiobor§  Slrfafeepifobe  n)irft  jener  faft  al§ 
SSirtuofen!unftftücf,  bem  ber  S^loman  nur  §ur  ^olie  bient. 
3)iefen  ©inbrucf  üerftär!t  bie  93eobacf)tung,  ba^  fic^  STc^iHeug 
Xatio§  bei  feiner  ^Bearbeitung  ber  5(rfafeepifobe  üom  @e= 
fc^made  be§  ^ublünmS  leiten  lie^.  S)a§felbe  mu^te,  mie 
fc^on  oben  angebeutet,  oorne^mlic^  baran  5Infto^  nehmen, 
bo^  bei  ^eliobor  5lrfafe  gong  leer  ausging  unb  ha^  bie 
©pifobe  jä^  abgebrod)en,  nid)t  ju  @nbe  gefüt)rt  ttjurbe.  5)a§ 
eine,  wie  ha§  anbere  galt  e§  alfo  gu  oermeiben. 


')  SReimle  o.  a.  D.  ©.  56. 

5* 


-     68     — 

®r[tenl:  m^{xik  burfte  stüor  ntc^t  bo§  <Bä)id\al  5lrja!en§ 
teilen,  aber  and)  nid^t  auf  toften  ber  Xugenbf)aftig!eit  be§ 
gelben  ßleitop^on,  be§  neuen  2;^eagene§,  befriebtgt  tt)erben. 
Um  betbe§  ju  üereinen,  n)oren  ^tnberungen  im  (S^arafter 
ber  öorbilblid^en  ^erjonen  $eüobor§  unöermeiblic^.  3)^elitte 
ift  eine  üerebelte  Slrfofe.  S^Jic^t  nur  morolijc^,  fonbern 
gunäc^ft  ouc^  bürgerlid^  finb  it)re  5lnfprüc^e  auf  ben  Reiben 
einn)anbfrei;  morolifd^,  inbem  Sld)iaeu§  Xatiol  bie  %x\dm 
eingeborene  geile  93runft,  bie  im  göttlicfien  2:f)eagene§  nur 
ben  9}Jann  fie^t,  in  bie  Siebe  §u  ^leitop^on  öern)anbelte, 
inbem  er  aljo  nic^t  au§  einem  bur(f)  rofenbe  Seibenfc^aft 
beftimmten  ß^orafter  ber  ^rou,  fonbern  aKein  au§  ben 
©igenfdiaften  be§  ©eliebten  i|re  Siebe  erüörte.  3e  größer 
nun  ber  Siebreij  be§  3üngling§,  befto  allgemeiner  bie  @e= 
fa^r,  fidt)  in  if)n  ^u  öerlieben  unb  befto  burd^fc^nittlict)cr 
unb  unperjönlid^er  haS^  einzelne  berartige  @rlebni§.  9JleIitteu§ 
Siebe  ^u  ^leitop^on  berlor  fomit  oöe  ©igenart,  für  bie  e§ 
gans  gleid^gültig  blieb,  ba^  3J?eIitte  berfelben  natürlid^en 
©rfüHung  i^rer  ©e^nfuc^t  juftrebte,  mie  5(rfa!e,  ba^  fomit 
it)re  Seibenfc^aft  bei  gteid^er  @pröbig!eit  be§  Meitop^on 
unb  2;^eagene§  ein  ö^nli(i)e§  Slu§fe^en  tiatte  unb  einen 
ä!^nlid)en  SSerlauf  nol^m,  mie  biejenige  ^rfa!en§.  ^Sürgerlid^ 
rechtfertigte  ber  SSerfaffer  äReIitten§  Sßerlangen,  inbem  e§ 
n)eber  burd^  einen  (Sl^ebruct)  bef riebigt  njerben  mu^te,  nod§ 
gur  2;reuIofigfeit  üerfü^rte,  n)ie  baSjenige  5lrfo!en§,  fonbern 
in  retfitmö^iger  @^e  erfüllt  ttjerben  !onnte  unb  all  bie  @^e 
gefc^loffen  tuar,  fogar  §ötte  erfüllt  »erben  foUen.  S)iefe 
gmeite  S^leditfertigung  ber  Siebe  5IRelitten§  öeränberte  not* 
toenbig  Äleitop^onl  ßl)ara!ter  gegenüber  bemjenigen  be§ 
3:il)eagene§,  öon  beffen  Äeufc^l^eitlfanatiSmuS  unb  Siebe§* 
l)eroi§mu§  jener  ja  tt)eit  entfernt  Ujar,  mnn  er  nad^ 
SeufippenS  Xobe  niclit  nur  njeiterleben,  fonbern  fic^  fogar 


—    69    — 

mit  einer  anberen  ^rau  qu§  ntaterieKen  ©rütiben  öer- 
e^elidjen  fonnte,  mit  einer  ^rau,  ber  er  baSjenige  gettJö^ren 
rnoUte,  tüQ§  Seufippen  immer  öerfagt  bleiben  mu^te.  ^Do^ 
Äleitop^on  SUJelitten  au§  ^ietät  gegen  Seuüppe  noc^  einige 
3eit  uaä)  ber  (S^e  ^int)ieft,  erjc^eint  nun  nur  nod)  al§ 
Ziererei,  bie  boS  in  ^eufd;{)eit  be[te^enbe  SBefen  ber  öor= 
bUbIi(i)en  ©pröbigfeit  bei  i^eagene§  gön^Iicf)  öerfe^It.  ®ie 
SSerjögerung  be§  Söeifc^IofeS  mar  für  5ld^itleu§  Xatiol 
freilidt)  nod)  au§  onberen  Ütnftlerijd^en  ©rünben,  oI§  bem 
ber  ^eliobornodia^mung,  notmenbig.  3unäct)ft  ermöglichte 
fie  Gelitten,  fid)  üon  ber  Slnüage  be§  @t)ebruc^e§  mäf)renb 
be§  X^erfanbroS  Slbmefen^eit  burcf)  einen  9fleferüateib  §u 
befreien  unb  bomit  i^re  Siebe  §u  ^leitop^on  üon  bem  QSer« 
bockte  gemeiner  S3runft  §um  legten  äJJate  in  einer  allen 
ßtreifel  aulfc^Iie^enben  SBeife  §u  reinigen;  bann  —  unb 
bie§  ift  ber  miditigfte  ©eminn  au§  jener  teiiinifc^en  ÜKo^^ 
regel  —  nö^erte  fie  mit  ©rfolg  ^Ieitopt)on  bem  ^eroilmuS, 
menn  er  ÜRelitte  nicEit  auf  (SJrunb  bürgerlid^er  ©rlaubt^eit 
ober  $8erbotent)eit,  fonbern  au§  t)ö^eren  fittlidien  9tüc!ftc^ten, 
unb  jmar  um  bie  longe  um  it)r  gute§  9fte(f)t  ®etäufct)te 
öon  i^rer  Seibenfc^aft  ju  feilen,  au§  menfd^Iic^em  äJJitleib, 
au§  @c^eu  öor  bem  ^orne  bei  @ro§  on  ba§  3^^^  ^W^ 
SBünfrfie  führte,  inbem  er  i^r  nad)  bei  Xf)erfanbro§  unb 
ber  Seuüppe  (Srfd^einen  in  ooHenbetem  @t)e=  unb  Streue* 
bructie  (SrfüHung  gemö^rte.  ^Ieitopf)on§  {)öt)erer  2tuf= 
fd^mung  mürbe  leiber  fofort  mieber  baburcE)  gehemmt,  ba'^ 
5lrf)ineu§  XatioS  ben  gelben  ber  Seufippe  feine  Untreue 
öerfd^meigen  lie^,  um  burd^  i^ren  (SJIouben  on  feine  un- 
bebingte  Xreue  bie  moralifd)e  @Ieici§mertig!eit  ber  Siebenben 
in  it)rer  fiftioen  abfoluten  @Ieict)ortigfeit  oufrect)t  §u  er* 
fialten.  Stu§  biefem  ©runbe  nimmt  \a  Äleitopl^on  fd)on 
öon  öorne  t)erein  Äeufc£)f)eit   nur  a  potiori  für   fid^   in 


—     70    — 

Slnfprud^.i)  SDq§  mac^t  qu§  i|m  öoHenbS  eine  $8analt^ 
fierung  be§  ^elioborifc^en  2;f)eQgene§,  einen  in  ^Iotin§ 
•Sinne  bürgerlid)  tugenbf)aften  SI(Itag§menfd)en,  bem  ^lüor 
!ein  fittlidieS  2)elift  öorjntt^erfen,  ober  and)  !ein  irgenbnjie 
eigenortiger,  ousjeic^nenber  SSorpg  ppfpredien  ift.  ^ie 
anberen  ^erfonen,  bie  5td)ineu§  XatioS  au§  ber  5trfafe« 
epifobe  übernommen  \)at,  finb  öon  berfelben  3=arblofig!eit, 
tüie  9JJeIitte^3lrfa!e,  ßIeitopI)on^Xt)eQgene§.  ßenüppe  be= 
toQ^rte  if)re  Sungfräulid^feit  öor  Äleitoptjon  nii^t  qu§ 
innerem  S)rQnge  jur  ^eufdi^eit,  fonbern  junäd)[t  suföllig, 
ha  Äleitoplon  öon  iJjrem  Sager  öerfc£)eud^t  tüurbe  (II  23), 
bann  auf  ein  im  Traume  on  fie  ergangene^  ©ebot  ber 
5lrtemig  I)in  (IV  1),  alfo  au§  gan^  äußeren  Ü^üc!fi^ten.^) 
©oft^ene§'  unb  Xf)erfanbro§'  SBünf(|en  blieb  fie  aber  au§ 
Siebe  ^u  Meitopfjon  unzugänglich  (VI  18  =  103, 5  ^irfc^ig). 
3l)re  blo|  bürgertidie  Xugenbl)aftig!eit  ift  fomit  nur  ein 
fdimadier  5lbftatfc^  öon  ßfiarifleienS  ^eufc|^eit§^eroi§mu§. 
(Sin  auSgeprögter  ßl)ara!ter  fet)lt  nac^  allebem  i§r,  raie 
i^rem  Partner.  X§erfonbro§  fe|te  ben  bei  ^eliobor  ganj 
im  ^intergrunbe  ber  Slrfa!eepifobe  fte!^enben  unb  ba^er 
fc^attenl)aften  Droonbate§  fort,  o^ne  ha^  Std)itteu§  Station 
über  bie  SluSarbeitung  ber  fd^on  öon  .gieliobor  angebeuteten 
©atrapeneigenfc^aften  ber  mi^trauifc^en  ©iferfuc^t  unb  ro^en 
£üfternl)eit  l)inau§9c!ommen  möre.  @oftt)ene§  !onnte  fc^on 
beSmegen  fein  eintieitlid^er  Sf)ara!ter  merben,  »eil  er  be§ 
5lc^aimene§  unb  ber  ^t)bele  ^un!tionen  übernehmen  mu^te.3) 
®a§felbe  gilt  für  Äleinia§,  ber  in  feiner  Sßerteibigung§rebe 
beg  gelben  öor  ©eric^t  (VII  9)  bie  ^oEe  be§  %^))ami§> 


')  S«etm!e  ©.46  f. 
*)  5Reim!e  @.  43. 
»)  «Reirafc  ©.  34  f. 


—    71     — 

Dor  5IrfQ!e  (§el.  VIII  3-5)  unb  al§  SBerfseug  be§  ©at^roS, 
mit  bem  unb  SJJenelaog  er  ben  gelben  jur  ^eirat  mit 
9J?eIitte  berebete,  biejenige  ber  ^\)Mt  |pieltc,i)  ttatürlid^ 
ot)ne  an  i^ren  übten  ß^oroftereigenfc^aften  ^eit  l^obcn  ju 
fönnen.  ^orblofer  noct)  o(§  S^ari!teien§  5ßoter,  ber  geredite 
^tjbojpel  i[t  fein  unb  6£)ari!Ie§'  0Jac^biIb,  ber  $ßater 
£eufi])peng  ©o[troto§.  S^Jur  ber  öon  oriftoptianifd^em  ©ar= 
foSmul  erfüllte  (VIII  9)  5lrtemi§:priefter  t)ölt  feinem  SJJufter, 
bem  ironifc^=übertegenen  ©ifimit^re§,  giemlitf)  bie  Söage.  — 
^ie  erfte  prinzipielle  5tnberung  an  ber  5trfa!eepifobe,  bie 
S3efriebigung  ÜJ2eIitten§  burcfi  ben  gelben  o^ne  S5erle|ung 
feiner  Srugenbt)aftig!eit  l^otte  otfo  Sld^iüeuS  %atio^  burd^ 
ben  SSerjidit  ouf  ben  größten  !ünftterifct)en  SSorjug  feiner 
SSorlage,  burd)  preisgäbe  ber  äJiotiöierung  au§  bem  ß^arafter 
ber  :§anbelnben  ^erfonen  ^erau§  erfouft.  2)er  SSerluft  ber 
perfönlidien  ©igenart  5lrfa!eng  unb  berjenigen  be§  $oare§ 
St^eogeneS,  ß^arüteia  ^otte  n^ieber  boS  foeben  feftgeftettte 
3Serfct)n)inben  ber  inbiöibualifierenben  (S|ara!teriftif  ber 
t)etioborifc^en  S'Jebenfiguren  §ur  mittelbaren  golge.  ©eine 
bire!te  Urfadje  lag  aüerbingS  anberSmo. 

(Sie  ift  in  ber  ^tüeiten  5(ufgabe,  meiere  bie  5Irfofe= 
cpifobe  if)rem  iöearbeiter  fteKte,  in  ber  ^orberung  nad^ 
i^rem  organifd^en  5lbfct)Iuffe  ju  fucfien.  SBie  fd^on  ermähnt, 
fonb  SIct)iIIeu§  Xatio§  bie  §anb^abe  §ur  Sluggeftaltung  ber 
5(rfofeepifobe  in  i|r  fetbft.  (Sr  brauct)te  nömtid^  nur  ben 
bur(^  be§  ^(f)aimene§  ^ntrigue  gegen  Slrfafe  unb  Xf)eagene§ 
unb  für  ß^arüteien  eingenommenen  Droonbate§  perfön lid^ 
in  bie  ^anblung  eingreifen  §u  laffen.  2)aburd^  ergab  fic^ 
nid^t  nur  t)a^  boppelte  ©egenfpiel  Slrfafe:  Droonbate§  unb 
5C^eagene§:  Droonbatel,  bei  bem  e^  fid^  \)a§^  eine  SD^at  um 


')  S«cim!e  ©.32  f. 


—     72     — 

Strfo!en§  erotiji^en  58e[i|  be§  S^eageneS,  bo§  anbere  9KaI 
um  be§  X^eogeneS  S3e[t|  ber  S^arifleia  ^anbelte,  fonbern 
e§  formte  ouc^  ber  Äampf  gegen  ben  neuen  gemeinjamen 
©egner  5(rfafen  unb  2§eagene§  n)enig[ten§  t)orüberget)enb 
einen  unb  \o  jene  on  ba§  Qkl  i^rer  £iebe§fe^nfuc^t  gelongen 
toffen,  ober  öom  Kugen  f^einbe  ber  urf|)rünglid)e  @egenja| 
Slrjafe:  X^eageneg  gegen  beibe  liftig  au§genü|t  ttjerben. 
(Sin  ^onflift  ber  beiben  9fiioaten  DroonboteS  unb  StfieageneS 
mu^te  ba§  ©ange  enben.  Stc^iHeul  Xai\o§>  ^ai  oUe  biefe 
9}iöglid|!eiten  Qu^gefü^rt.  (Sr  mu^te  ober  biejenige  einer 
^Bereinigung  2trfa!en§  unb  X^eogeneS'  unb  bie  au§  i^r 
refultierenbe  Sefriebigung  ber  grau  burc^  ben  gelben 
tiefer,  al§  ou§  it)rer  borübergefienben  Sutereffengemeinfdfiaft 
gegen  i^ren  g^einb  begrünben  unb  ju  beut  ßnjede  bie 
S^aroÜere  ber  S3eiben  gegenüber  feiner  Sßorlage  umgeftolten. 
®iefe  notgebrungene  ^Ibnjeid^ung  öon  ,g)eliobor  ^atte  nun 
au^er  bem  SJerlufte  feiner  SDJotiöiernng  auc^  5tnberungen 
in  ber  @nttt)icfelung  ber  ^onblung  unb  bantit  in  ber 
S^orafterifti!  ber  S^ebenperfonen  nac§  fic^  gebogen,  ßunädift 
war  eine  ^tjbele  für  9}lelitte  größtenteils  entbet)rli(f). 
Stc^iQeuS  Xaixo^,  ber  i)a§>  9JJateriat  feinet  9iJ?ufter§,  n^enn 
fd^on  nid^t  unoerönbert,  boc^  in  anberem  ßufammen^ange 
mögtidEift  ooUftänbig  üertt)ertete  unb  fo  feine  eigene  @r* 
finbungggabe  nocl)  Äröften  fd^onte,  teilte  i^re  ÜtoKe  auf; 
unb  ^war  übernahmen  ©ol^ro§  unb  mit  i^m  ^teinia§, 
3JJeneIao§,  bie  Äleitopl^on  gur  ^eirat  mit  äJlelitten  be* 
rebeten,!)  bonn  biefe  felbft,  inbem  fie,  o^ne  e§  §u  wiffen, 
bie  §ilfe  i^rer  glüdflic^en  S^lioalin  gegen  ben  fpröben  0eito=» 
^()on  erbat  (V  22),  n)ie  ^^bete  biejenige  ber  „@d^mefter" 
e^arüleio  für  STrjofe  (VII  20  f.),  2)  einen  Xeil  il)rer  @in* 


1)  9letntfe  ©.32  f. 

2)  9leim!e  ©.  33. 


—     73    — 

mirfungen  Quf  X^eagene§,  @oft^ene§  ober  ben  ^auptteit 
i^rer  ^oUt  bei  X^eogeneS  unb  Sf)ori!Ieio  in  feiner  ^up|)elei 
bei  Seuüppen  unb  i^re  Regierungen  ju  Slrfofen  in  hm 
feinen  ju  St^erjanbroS.  ©benjo  tttaren  bei  ber  gegenüber 
2lrfa!en  öerönberten  @emüt§art  9JieIitten§  bie  ©ronjam feiten 
jener  gegen  Z^ta^tm^  unb  e^orifleia  in  fold^e  be§  X^er« 
fanbrol  gegen  ^eitop^on  unb  ßeuüppen  ju  öernjonbetn, 
n)a§  umjo  leichter  fiel,  qI§  bie  bei  |)etiobor  ongebeuteten 
©igenfd^Qften  öon  be§  X§erfanbro§  SSorbitb  Droonbate§ 
ifinen  nic^t  »iberftritten.  ©nblic^  mußten  Seufippe  unb 
5rf)erfanbro§  gunäc^ft  gänstid)  au§  ber  §anblung  au§ftf)eiben, 
um  erft  fpäter  unöerfe^enS  0  ^^  biefelbe  einzugreifen.  S3i§ 
bot)in  ujor  au6)  bie  2IcE)aimene§roHe  §tt)ecfIo§.  S((i)ineu§ 
Xatio§  führte  botjer  ben  ©oft^eneS  äugteid)  mit  ßeufippe 
in  bie  @efd)i(i)te  ein.  ®iefe  toav  al§  feine  ©floöin  feiner 
rollen  ©raufomfeit  au§gefe^t  tt)orben,  bomit  fie  3JJeIitte 
i^m  entäie^en  unb  i^n  fomit  auf  biefelbe  SBeife  jur  dia6)i 
reiben  fonnte,  mie  ^cfo!e  ben  5Id^oimene§.  ■^)  SJlit  beffen 
Qntrigue  bei  DroonboteS  (VIII  1—3)  griff  benn  auä) 
©oft^eneS  perft  oftiü  in  bie  ^anbtung  ein  (VI  3),  um 
bonn  gleicf)  in  bie  ^^beleroHe  überjugetjen.  ^Zur  am 
9flomanf(^Iuffe  oerriet  er  feinen  ^errn  (VIII 15),  äl^nlid^ 
bem  5l(i)aimene§,  ber  if)n  töten  tooHte.  —  Su  ber  öon 
5Id^ineu§  Station  (V  8 — 22)  folcfierma^en  gegenüber  bem 
analogen  ^elioborabf (Quitte  VII  9 — 29  öerönberten  ©ituo= 
tion   fe^te   nun  be§  Xi)erfanbrog  Slftion   junödift   gegen 


1)  iöetfpiele  für  überrofc^enbe  ^anblungen  aus  bem  grted^ifctien 
9tomone,  bem  ober  biefeS  f  unftmittel  ber  ^Iö|Ud)!ett  burd)au§  nid)! 
allein  eignet  (ogl.  3i:^etorif(i^e  grorfdjungen  II  74),  bei  Striftibc 
Kalberini,  Caritone  di  Afrodisia.  Torino  1913,  ©.  117  (=  II  pensiero 
Greco  Vni). 

»)  5«cim!e  ©.  34. 


—     74    — 

mdtop^on  ein  (V  23).  @rft  Ott  fie  jc^to^  [id^  bie  ^eliobor 
VII  26  etttfpred^ettbe  (Sntbeduitg  be§  58erpttttiffe§  öoit 
Äleitop^on  ju  Seuüppett  burc^  äJJelitte  unb  it)re  crotijcfie 
S3efriebiguttg  burc^  bett  ^elbett,  uitt  biefe  oI§  @ffe!t  be§ 
@egenfpiele§  S^erfattbrog:  ^teitopt)ott,  9JJeIitte  erjc^einett 
gu  laffett  uttb  uttter  jetneitt  ©influffe  bie  beibett  Parteien 
SJJelitte  unb  Ä(eitopf)ott  int  beöorfte^enben  Kampfe  um  i^re 
eigene  ©ic^er^eit  unb  um  Seufippe  gegen  ST^erfonbroS  §u 
einen.  Si^unme^r  n)ie§  @o[t^ene§  ben  Xfierfanbro^  auf 
Seufippe  oI§  ben  eigentlichen  ^ampfpreiS  f)in  (VI  3),  ujie 
bei  ^eliobor  §lc^aimene§  bem  OroonboteS  S^arifleien  ge= 
rüf)mt  fjQtte.i)  Seufippe  itjirb  bi§  unmittelbar  nad^  ber 
erften  ®eric^t§öer{)anbtung  (VII  7—12),  bk  i^r  Gelegenheit 
gut  ^luc^t  öerf (Raffte  (VII  13),  in  St^erjanbroS'  §änbe 
gegeben,  nii^t  aöein  um  bie  (Svenen  ätt}ij(^en  2;t)eagene§ 
unb  5lrjofe  für  fein  $8er!£)ältni§  gu  i^r  auSpnü^en.^)  (SJIeic^ 
Slrfafe  t}erfuc^te  ja  aud)  X^erfanbroS  §uerft  mit  ®üte,  bann 
auf  fein  .^errenred^t  poc^enb  an§  ßiel  feiner  £iebe§n)ünfc^e 
gu  gelangen.  3)  3)er  3Serfoffer  öerfolgte  mit  biefer  9}Ja|* 
regel  on^erbem  ben  tec^nifc^en  ßUJedf,  bem  @oftl^ene§  unb 
5t|erfanbrol  Gelegenheit  ju  i^rer  erfolgreichen  Sntrigue 
gegen  Äleitop^on  (VIII 1  ff.)  ju  öerfc^affen,  bie  beffen  @in^ 
öerne^men  mit  SJJelitte  in  ein  borüberge^enbe§  ©egenfpiel 
gegen  fie  öertöanbeln  unb  tro^  be§  Äleinia^  Eingreifen  in 
2;f)t)ami§'  SfloHe  oor  Slrfa!e  ben  erften  Eingriff  be§  Z'i)tv^ 
fanbro§  auf  bie  getrennten  greunbe  ju  einem  fiegreid^en 
geftalten  follte.  S)ie  ©erid^tsfjene,  in  tcetc^er  fic^  ber  ge» 
töufct)te  ^Ieitopt)on  felbft  tro^  feiner  Unfc^ulb  fc^ulbig  be= 


»)  mtimte  ©.  34. 

2)  $«etm!e  ©.  34  oben. 

«)  9^eim!e  ©.36  f. 


—    75    — 

!aniite,  um  mit  ftc^  feine  üermeintüc^e  ^einbin  äJJelitte  ju 
öerberben,  erfd^eint  jtüor  oll  ^opie  ber  ©elbftanüage  unb 
SBerurteilung  ber  unfcl^ulbigen  6f)ari!leia  (VIII  8  f.), ')  ober 
aU  glüdüd)  öerbefferte  ^opie,  bo  fte  onftott  ber  |)eröerjen 
Xobe§=  unb  Senfeit§fe^njud)t  e§orifteien§  ein  gejunbeS 
9?o(^egefü^I  §um  S3ett)eggrunbe  erhielt.  ®er  Sntrigue  be§ 
@o[tl)ene§  unb  X^erfonbro§  gegen  0eito^f)on  entfprid^t  bei 
^eliobor  (VIII 6, 7)  ber  5Serfud^  eine§  öon  2trfo!e  unb 
^^bele  gegen  S^orüleien  ouSgejonnenen  ©iftmorbeg.  "äud) 
jene  beiben  plonten  §unö(f)j't  einen  fold^en,  um  bonn  öon 
it)rem  3Sorf)oben  ou§  bemjelben  ©runbe  §u  großer  @e= 
fä^rli(i)!eit  für  \\6)  felbft  objufte^en,  ou§  bem  5Irfo!e  i^re 
erfte  5tbfic|t  einer  offenen  Xötung  ber  öertio^ten  SiJeben* 
buf)Ierin  foUen  geloffen  ^otte.^)  @inem  äußeren  Umftonbe 
berbonüen  nunmehr  ßf)ori!teio  unb  Äleitop^on  if)r  (Snt^ 
rinnen  ou§  ^enferS^onb.  ^iwt  rettete  ber  ^ontorbe§,  biefen 
bo§  geftopfer  be§  @oftroto0.  5tc^iIIeu§  Station  folgte 
§eIiobor  oud^  in  ber  on  bie  S5erurteilung  onfd)(ie|enbeu  — 
bie  (Sje!ution  be§  Urteilet  lie^  er  gegenüber  feinem  SSor== 
bilbe  nic^t  öoH^ie^en  —  ^Bereinigung  ber  Siebenben  mit 
einonber  unb  überbieg  mit  i§rem  SSoter  besm.  D^eim 
@oftroto§  unb  in  ber  gettjoltfomen  ^Befreiung  ou§  bem 
®emot)rfom  be§  @egner§.  (Speziell  in  ber  93efreiung 
^leitopl^onS  burd)  ben  StrtemiSpriefter  unb  ha§>  SSoIf  oul 
ben  §önben  ber  ©c^ergen  (VII 16)  führte  er  ^eIiobor§ 
Slnfö^e  gu  einer  folc^en  (St)ari!(eien§  burd)  ben  Oberpriefter 
Xt)9omi§  unb  bieäRenge  ou§  (Vni9=232,893.)-  ßeu!ippen§ 
gluckt  erinnert  l^inmieber  met)r  on  bie  t)eimlic^e  (£ntfüj)rung 
be§  X^eogeneS  unb  ber  ß^orüteio  burc^  Sogool.    SDerortig 


1)  mtimU  ©.  37. 

2)  9^eim!e  ebenba. 


—     76    — 

fid^  an  ^eliobor  aufran!enb  ptte  5lc^tIIeu§  XattoS  nur  für 
ben  entj(i)eibenben  ^onftift  ber  beiben  9fJebenbuf)ter  ganj 
jelbftänbig  ^u  jorgen  gehabt.  S3ei  ^eliobor  f)ätte  e§  un= 
bebingt  ein  !riegerifc^er  fein  muffen.  SDer  jüngere  9floman* 
cier,  ber  bQ§  l^eroifc^e  ^oftüm  ber  SIrfofeepifobe  fc^on  öon 
öorne  l^erein  in  ein  bürgerlid^eg  öernjanbelt  f)atte,  !onnte 
e§  bei  einer  SDoublette  jener  erften  ^erici§t§f§ene  bett)enben 
loffen,  bie  in  ben  ©ericfitSreben  für  unb  miber  bie  Unfc^ulb 
be§  ^(eitop^on  öielfod)  an  ba§  93enjei§öerfa^ren  ber  ©f)arifleia 
für  i^re  föniglic^e  Stbfnnft  im  testen  Slbfd^nitte  ber  „öt^i* 
opifc^en  ©efc^ic^ten"  erinnert,  befonber§  aber  in  ber  STna^ 
logie  jnjifc^en  bem  STrtemiSpriefter  unb  ©ifimitl^reS,  bie 
beibe  in  überlegener  SBeife  für  ben  Reiben  ober  bie  ^elbin 
Partei  ergreifen,  ferner  in  ber  jenigen  steiferen  bem  in 
gleicher  SBeife  unöermuteten  ©rfc^einen  be§  ef)orifIe§  unb 
be§  @oftt)ene§,  \)a§>  beibe  ÜJJal  ba^  SeujeiSöerfa^ren  noc^* 
tröglid)  öeröoUftänbigt.  S3ei  Sld^iHeuS  XatioS  njirb  enblicfi 
ber  Unfc^ulbg^,  n)ie  bei  §eIiobor  ber  @d)tt)eit§ben)ei§  ^aupt= 
föd^tic^  burc^  un!ünftlic^e  93ett)ei§mittel  erbracht,  unb  ämor 
bei  jenem  öornel^mlic^  burrf)  ^eufd)l§eit§*  unb  Sreueproben, 
bie  ebenfaßg  fdion  in  ^elioborg  5.  Üiomanabfc^nitte,  aller* 
bing§  §u  anberem  Srvzdt,  5ßern)enbung  fanben.  0  ^n  beiben 
9f?omanen  bewährte  burc^  fie  bie  ^elbin  öor  i^rem  SSater 
il|re  STugenb.  5iud^  ber  ^ad^ixüQ  ber  Gegebenheiten  ^aUi* 
gonenl  burcf)  Seuüppenä  Sßater  ©oftrato§  finbet  fein  ©eiten* 
ftüc!  in  bem  nac^tröglic^en  58ericl§te  be§  übrigen^  mit 
ö^nlidier  Snöeftiöe  gegen  ben  gelben, '^)  tnie  ©oftratoS,  in 
bie  ^anblung  eingeführten  3ief)t)ater§  S^arüleieng  ßfiarifleS 
über  feine  unb  feiner  2:od§ter  ©c^icEfate.    ©elbft  ber  in  bie 


1)  mtimh  ©.  39. 
^)  ^timh  ©.  38. 


—     77    — 

ßufunft  toeifenbe  9?omQnjc^Iu^  be§  ?Ic^iIIeu§  Xatio§  fttmmt 
mit  bemjenigen  §eIiobor§  überein.  0  (Somit  '^at  5(c§iIIeu§ 
STatioS  bur^aul  nic^t  !un[tto§  ben  legten  Slbfc^nitt  feiner 
SDfJelitte^anblung  (VIII)  au§  §eIiobor§  5.  9flomanabfd§nitte 
neu  fonftruiert  unb  burc^  fol(i)e§  Überfpringen  be§  4.  5lb* 
fdinitteS  ber  „öt^iopijc^en  ©ejd^ic^ten"  ben  !ün[t(erijc^en 
93en)ei§  für  ein  früheres  9fiefultat  biefer  Unterfud^ung,  für 
bie  blo^  retarbierenbe  g^unftion  beSfelben  unb  inbire!t  für 
bie  Slntoenbung  ber  jamblid^ifd^cn  SSerfd)ränfung§te(^ni!  im 
9^ümane  §etiobor§  erbracht.  Seiber  lie^  ber  SSerfaffer  tro| 
aller  Äunftfertigfeit,  mit  ber  er  feiner  93eorbeitung  ber 
Slrfofeepifobe  ben  i^r  gunädift  bifparaten  ütomonfc^tu^  ber 
„ät^iopif(^en  ©efd^id^ten"  onpa^te,  Xat!räftig!eit  ^(eitop^on§ 
öermiffen,  bie  man  für  ben  @d^Iu§abfc^nitt  nac^  ben  gtü(f= 
lid^en  5lnfö|en  im  Sßor^ergel^enben,  j.  33.  ber  Sefriebigung 
9KeIitten§,  ber  Ülad^e  on  i^r  für  bie  öermeintlic^e  @r* 
morbung  2eufippen§  ermortete.  @o  aber  beforgen  fonjo^l 
^leitop^ong  S5erteibigung  gegen  XfierfanbroS  anbere,  o(§ 
auc^  bie  entfdjeibenben  ^eufc^^eitgproben  SeuüppenS,  ja 
fogar  3J?etitten§  öertaufen,  o^ne  ben  S3ongenben  jum  (£in= 
greifen  §u  §n)ingen,  günftig  für  feine  @ad)e.  3m  ®an§en 
ift  fomit  ha^  (Sjperiment  be§  S(d)iIIeu§  2;atio§  mit  §eUobor§ 
5trfa!ee|)ifobe  at§  mi^glütft  §u  betrad)ten.  2)enn  obmof)! 
er  ben  erftrebten  2lbfd|Iu§  infolge  ber  ^affiüitöt  be§  gelben 
nur  teitttjeife  getoonn,  ttjurbc  er  bennod)  jur  preisgäbe  ber 
^erfonenmotiüierung  ber  SSortage,  unb  nic^t  allein  ju  it)r  ge= 
jttjungen.  SDie  unproportionierte  Sänge  unb  bie  aufföHige 
©onberfteüung  beS  9)JeIitteteite§  jerftörten  ja  ebenfalls  bie  oon 
;^eIiobor  erreichte  (Sin^eitüd)!eit  unb  jugleid)  bie  fünftlerifd^e 
^ompofition  beS  SSer!e§.    Slc^iCeuS  STatioS  ptte  bie  ou§ 


0  SBicner  ©tubicn  XXX  (1908)  241. 


—    78    — 

falfd^em  @mf)ett§ftreben  aufgegebene  (Spifobenöerfifiränfung 
jeineg  SRufter^  bei  bem  Umionge  bei  9}?etitteteile§  mit 
beftem  SSiUeit  ni(i)t  oufred)t  ert)alten  !önnen,  mu^te  alfo 
bemfelben  ftott  eine§  einzigen  5lnalogon§  §um  ©egenftüdfe 
ber  Slrfafeepijobe,  b.  i.  §ur  ST^^amilepifobe  bie  gonje  Sf^ei^e 
ber  Seiben  SeufippenS  im  erften  Siomanteile  gegenüber* 
fleßen.  3Iber  nicfit  einmal  ju  biejen  bilbete  bie  9JJeIitte* 
gefd^ict/te  ein  ^enbont  infolge  ber  burd)  bie  Umorbeitung 
ber  5lrfa!ee|)ifobe  ni3tigen  @Ieic£)fteßung  ber  Seuüp^e*  mit 
ber  ÄIeitopt)onroIIe  in  i^r.  5ld)iKeu§  Xatio§  !onnte  übrigen^ 
ouc^  ber  i^m  fold^erma^en  aufgebröngten  gerablinigen 
SDarfteKung  nic^t  treu  bleiben.  Um  be§  3^t)erfanbro§  unb 
feinet  3JiittIer§  ßift  UjiHen  mu^te  nömlic^  Seuüppe  einer* 
jeit§  faft  ben  ganzen  smeiten  SfJomanteil  f)inburd^  öon  bem 
faum  miebergefunbenen  @e(iebten  getrennt  bleiben,  anberer* 
feit§  i^m  unb  ajielitten  fo  not)e  fein,  ha^  X^erfanbro0 
gleid^^eitig  aße  gäben  ber  §anblung  in  feiner  ^anb  öer* 
einen,  {)ier  unb  bort  eingreifen  unb  ba^  Seufippe  rafd^ 
genug  mieber  erfd^einen  unb  bamit  bie  S^ieberlage  be§ 
St)erfonbro§  herbeiführen  fonnte.  infolge  ber  SfJotmenbig- 
feit,  beg  X^erfanbroS  gleichzeitiges  ©egenfpiel  gegen  brei 
ifolierte  Parteien  bem  ßefer  fortmö^renb  oor  5Iugen  ju 
fteßen,  um  i^n  auf  bie  —  im  VII.  ^uc^e  aHmö^lid)  oolt* 
§ogene  —  ^Bereinigung  ber  brei  §onbrung§ftränge  jum 
(Scf)tuPonflifte  be§  VII.  S3uc^e§  gefpannt  5U  erhalten, 
empfal^I  fic^  auc^  bie  5llternierung§ted)nif  be§  älteren 
3tomane§  (Xenopt)on,  S^ariton)  nic^t.  ©omit  blieb  bem 
5tutor  nichts  anbereS  übrig,  al§  bie  nad^  9iomonbü(i)ern 
unb  ^auptperfonen  gefd£)iebenen  brei  erften  ^auptabfc^nitte 
be§  9)ielitteteile§,  öon  benen  fic^  ha§  V.  Sud)  oorsüglid) 
mit  Gelitten,  ha^  VI.  mit  Seuüppen,  ha§>  Vn.  mit  tteito- 
pt)on  befaßte,  unregelmäßig  burd)  ©jenen  ju  unterbrechen, 


—    79    — 

bie  ficf)  Quf  eine  onbere  ber  brei  genannten  ^er Jonen,  qI§ 
bie  im  betreffenben  58uc^e  füf)renbe  belogen,  ^ompofitioneß 
n)urbe  biejc  unfreitoiflige  ^anblungSöerfcfirönfung  bei  ber 
Stbneigung  be§  SSerfaffer^  gegen  bie  genannte  ^ledini!  nid)t 
au§genü|t.  @o  jd^abete  fie  nur  ber  @in!f)eitlid)!eit  be§ 
S3Ser!e§,  einerfeitS  mit  fie  ben  formalen  Unterfd)ieb  feiner 
Itod  Xeile  nod^  öergrö^erte,  anbererfeit§  meit  fie  ha§>  Un* 
öermögen  geigte,  eine  SDarfteHungSart  !onfequent  burd^= 
jufü^ren.  (S§  mar  atfo  für  §ld)iÖeu§  Xatio§  leiber  aud§ 
unnötig,  bur^  bie  SSerteilung  ber  SJiittler  eine  ni(i)t  be= 
fte^enbe  !ünftlerif(i)e  Äompofition  feinet  SBerfeg  in  t)eIio=' 
borifc^er  SIrt  ju  öerbeutlic^en.  Smmer^in  Iä|t  fic^  if)m  im 
@ebraud|e  öon  9J?itttern  unb  SSertrauten  eine  gemiffe  an 
^eliobor  erinnernbe  ÖEonomie  nid^t  abjprerfien.  ©o  be* 
gleitete  ber  öom  gelben  übrigen^  au§brü(f(id^  um  feine 
Smittlerbienfte  gebetene  (II  4  =  40, 32  §irfd)ig)  @att)ro§ 
gemö^  ben  g^unftionen  feiner  ^lolle  im  älteren  fRomane 
burd)  ba^  ganje  SSerf  balb  ben  ßiebenben,  balb  bie  @e= 
liebte.  ©leic^  Sambli(f)l  S)oma§  unterftü^ten  i^n  im  (Sinjet= 
falle  mieber  ^elfer^^elfer.  ©o  ermöglitf)te  er  mit  ber 
Äleio  ^ilfe  bie  näc§tlic|e  3wfontmen!unft  ber  Siebenben, 
mit  3JieneIao§  bie  9flettung  Seu!ippen§  öor  bem  Dpfertobe, 
burc^  ^(einiaS  Äleitop^onS  SSermä^Iung  mit  9}JeIitte.  2)ie 
einanber  fd^on  burd)  if)re  SSorgefd)ic^te  ö^ntid^en  5Sertrauten 
be§  gelben,  ^leinioS  unb  9)?enelao§  löften  einanber  ab, 
inbem  ber  5igt)pter  äJJenelaoS  möt)renb  Äieitopf)on§  5(ufent* 
l^alt  in  feiner  §eimat,  alfo  im  erften  Xeite  be§  alten  Üioman- 
fernel,  ßleinia§  mäf)renb  ber  SSorgejd^ic^te  unb  mö^renb  be§ 
smeiten  9^omanteite§  bem  gelben  feine  ®ienfte  mibmete,  fo 
büB  i^m  im  SBefentlid^en  ein  SKittler  unb  ein  SSertrauter 
mäfjrenb  be§  ganzen  9?omaneg  jur  ©eite  ftanb.  3i^n(ic^ 
erf)ielt  fein  ©egenfpieler  im  jmeiten  Sflomanteile,  X§erfanbro§ 


—     80    — 

in  @oft^ene§  einen  9JJittIer  unb  ^ßertrauten  für  bie  gonje 
3eit  jeiner  5t!tion.  ^em  @oft^ene0  toax  t)on  bem  alten 
SJJittlert^pul  Xenop^onS  unb  Sf)ariton§  bie  öorüberge^enbe 
erfolglofe  Siebe  ju  einer  ^auptperfon  geblieben;  ebenjo  bem 
(S§airea§  unb  ber  SOfielitte,  öon  benen  jener  in  bie  ^etbin, 
biefe  in  ben  gelben  entbrannt  ttjar,  bie  alfo  —  gentö^  ber 
SSorliebe  be§  griei^ifc^en  9ftomane§  übertjaupt  für  ^oraIIeIi§= 
ntu§')  —  einonber  gejoifferma^en  entj))rec^en.  i^^re  unb 
be§  Hrtemi§priefter§  3J?ittterroIIe  tvax  auf  eine  9tomon= 
e^ifobe  befd^rän!t.  5t(f)illeu§  Satio^  !^at  bemnad)  mit  ber 
l^elioborifcfien  2;ed)nif  aud^  in  biefem  fünfte  nic^t  ööUig 
gebrochen,  fie  aber  oud^  nic^t  irgenbirie  !ünftlerif(^  auS* 
genügt,  ujoS  freilid^  nur  bei  fonfequenter  SIntuenbung 
möglitf)  geujefen  möre.^)  —  ^a^  enblid^  in  ben  „Siebe§= 
Begebenheiten  be§  ÄIeitop!t)on  unb  ber  Seuüppe"  jeber  2lnfa| 
gur  inneren  äJJotiöierung  fe^It,  mar  fd^on  bei  öfteren  ju 
bemer!en.  S3e5eicl§nenb  für  bie  25erfto(f)ung  biefe§  3)?obe* 
romaneS  ift  ober  bie  gro^e  ÜioIIe,  bie  unter  ben  monnig= 
fad^en  9iRögIid^!eiten  ber  öon  feinem  SSerfaffer  öermenbeten 
öu^eren  9}Jotit)ierung  burc^  „  Srbfid)tlic^!eit "  (prudentia) 
unb  „Unabfid)tlid)!eit"  (imprudentia)  ber  „ßufaU"  in 
i!^m  fpiett,  al§  bie  bequemfte,  bod^  minbermertigfte  g^orm 
ber  Segrünbung  burdE)  Unabfic£)tlid^!eit.  Bufältig  fanben 
—  um  nur  an  einige  menige  93eifpiele  gu  erinnern  — 
@att)ro§  unb  Mentlao^  ben  X^eaterftoat,  ber  ü^nen  2eu= 


*)  SSgl.  ©alberini  o.  o.  D.  ©.  145.  ®a§  ^aroHeliSmug  unb 
Äontraft  nur  berfd^tebcne  formen  eine§  ^{)änomen§  jinb,  hjurbe  bar* 
gelegt  in  meiner:  9?oöettenfont)3ofttion  in  @.  X.  2t.  §offmonn§  (Stijieren 
beg  Seufetö.    §alle  a.  ©.  1910,  ©.  2. 

2)  ®iefe  feine  9lb:^ängig!eit  üon  ben  „ätf)io))ifd^en  ®efd)ici^ten" 
Beftätigen  nod)  bie  üon  9ieim!e  ©.  24  f.  regiftrierten  öu^erlid^en 
Sinologien  gtoifdien  Änemon  unb  9KeneIao§,  Äolofiri^  unb  ©at^ro^. 


-     81     — 

fippen§  ^flettung  ermö9li(f)te,  sufällig  Betraute  fte  ber 
SRöuberfü^irer  mit  ber  Opferung  be§  9Jläbd)en§,  zufällig 
ttjor  ber  i^r  öon  ©orgioS  Bereitete  SieBeStran!  ^u  ftar! 
unb  Beix)o^rte  fie  baburd^  öor  ber  SieBe  be§  @orgia§ 
unb  ben  9^ac^[teßungen  be§  S^armibe§.  B^tfäöiQ  trofen 
Meitop^on  unb  3Jienetao§  ben  df)airea§,  ber  sufötlig  bon 
ber  Urfacfje  ber  XoBfuc^t  ßeuüppenS  ^unbe  er()oIten  '^otte. 
ßuföHig  fanben  \\ä)  bie  gelben  auf  äJlelittenS  ßanbgute 
tt)ieber.  3"föKig  fe'^rte  ber  totgeglauBte  ST^erfanbroS  au§ 
bem  9JJeere  gurücf.  B^fältig  trafen  bie  SieBenben  in  @p^efo§ 
mit  ©oftratol,  traf  ^leitopfion  in  ?ltejonbreia  mit  ^teinia§ 
gufammen  u.  f.  f. 

SCrol  ber  IoBen§tt)erten  StBfid^ten  be§  Hcf)itteu§  Zaiio^ 
Bebeutete  alfo  fein  Sfloman  einen  SflücEfc^ritt  in  bem  burd) 
§eIiobor  immerhin  geförberten  ©treBen  ber  (Gattung  nac^ 
innerer  ©inl^eit  be§  ^unftn)er!e§. 

13. 

5luf  bie  „§irtengefd)i(^ten"  be§  SongoS  l^at  bie  fpiri* 
tualiftifc^e  9ilid^tung  ber  ad^ten  (Snttt)icE(ung§ftufe  be§  grie= 
d^ifc^en  Üiomane§  ifiren  fc^öbigenben  (Sinflu^  am  n^enigften 
auSgeüBt.  5Denn  in  i'^nen  Brac^  ftc^  ^um  erften  Wal  biefe 
!ünftlerifc^  fo  un'fieilöotte  Xenben^  an  einer  Bebeutenben 
bict)terif(^en  ^erfönlic^!eit,  bie  fic^  fittli(^  eBenfoiüenig  un* 
umfc!^rän!t  öon  neuptatonifdier  @t^i!,  mie  formal  öon  ben 
BelieBten  2!öer!en  i^rer  SSorgänger  Bet)errfd)en  üe^.  £ongo§ 
f)at  jebenfaltS  in  ber  bie  gelben  §ur  ^affiöitöt  öerbammenben 
^euf(i)f)eit§ibee  bie  Urfac^e  erfannt,  an  ber  ba§  (Sin^eitS* 
ftreBen  ber  ©attung  fc^eitern  mu^te.  2)ennoc^  erfi^ien  fie 
i^m  ttjieber  nottt)enbig,  um  ber  9fla|menform  ju  entgegen, 
njelc^e  ben  älteren  Sfloman  fünftlerifc^e  ©in'^eit  nic^t  t)atte 
erreii^en  (äffen.    3^^i^^"  ©f^lla  unb  (S^ar^Bbig  füfjrte 

©(i^iffet,  SHotnan.  6 


—     82     — 

i|n  nun  ber  gentote  ©ebanfe  l^inburd^,  (Stoff  unb  ^anbtung 
öon  einonber  §u  entfernen,  inbem  er  bQ§  Sntereffe  öon  ben 
äußeren  ©c^icffoten  ber  gelben  auf  i^r  inneres  ©rieben 
Ien!te  unb  jene  nur  noc^  gur  mittelbaren  ^ijrberung  ober 
9?etorbation  ber  „feelifc^en"  ^anbtung  benü^te,  inbem  er 
alfo  burcf)  eine  ^tngal^I  nuäufammen^ängenber  unb  an  fid) 
gteid^güttiger  (SinselfäHe  be§  täglid^en  SebenS  bie  (Srreic^ung 
be§  9^omanäieIe§,  nämlid^  ber  gefc^Ieditlic^en  ^Bereinigung 
ber  Siebenben  in  bauernbem  ßufammenfein,  inbire!t  beförberte 
ober  öerjögerte.  S)amit  t)atte  £ongo§  ben  pft)c^oIogifc^en 
Sftoman  gejc^affen.  ©ein  ©egenftonb  blieb  ber  gattung§= 
gemeine:  Siebe.  Unb  p)ax  f (Gilberten  bie  „^irtengefc^ic^ten" 
ha§  Üleifen  jujeier  junger  9Jienfc^en  §ur  gegenfeitigen  Siebe 
unb  i^rer  Erfüllung,  b.  ^.  bie  erotifc^e  (£nttt)itftung  ber 
gelben  U§>  jn  i^rem  natürlidien  5lbfc£)Iuffe.  §atte  Songo§ 
burc^  biefe  S3erinnerlic^ung  ber  9flomanl§anbIung  bie  andere 
^affiöität  ber  gelben,  ju  ber  fie  bie  Äeufc^^eitSibee  än)ong, 
!ünftlerifrf)  notraenbig  gemocht  unb  fomit  gere(f)tfertigt,  fo 
beina^rte  er  fie  oor  ber  ml)ftifd)en  SSerftiegen^eit  ^etiobor§, 
tüelctje  biefelbe  äBur^el  f)atte,  burc^  haS^  @cf)äferfoftüm  unb 
i^re  i^m  angemeffene  5!)inblic^feit.  S)ie  ^aftorate  (Sinfteibung 
erüörte  nömlic^  fon)o|I  bie  üöHige  Unbefangenheit,  mit  ber 
bie  Siebenben  o^ne  fefuetle  ©c^amlofigfeit  il^rer  gefd)te(i)t* 
li^en  ^Bereinigung  juftrebten,  al§>  auc^  bie  Unmöglic^!eit, 
in  if)rer  ^irtenunfc^ulb  ot)ne  frembe  Sei^itfe  an  bie§  3^^^ 
^eran^ufommen.  ©ben  biefe  finblic^e  Unerfa^ren^eit  be§ 
S)a|)!|ni§  unb  feiner  ©ejpielin  mu^te  fogar  —  tok  fc^on 
f^r.  Sacob§  in  ber  35orrebe  gu  feiner  ftaffifc^en  Überfe|ung 
be§  9fiomone§  gefe^en  ^ot  i)  —  bie  5tnn)enbung  ber  Äeufc^« 

1)  ©riet^tfdje  ^rofaifer  in  neuen  Überfe^ungen.  |)g.  oon  Sofel, 
Dfianber  unb  ©^tnab.  125.  33bcf)en.  Stuttgart  (je^t:  Ulm,  ^einrid^ 
terler)  1832,  6. 12. 


—     83     — 

t)eit§ibee  ermöglid^en,  für  bie  M  \o  notürIici§er  5luffoffung 
ber  SieBe  §unäd)ft  toenig  ^aum  in  ben  „§irtengefd)ic^ten" 
5U  jein  fc^eint.  Unb  gtüar  [teilte  Sottgo§  mit  ^itfe  jener 
©infatt  be§  gelben  ben  fpirituQliftif(i)en  ©egenfa^  öon  Siebe 
unb  (gejuolitöt  t)er,  inbem  er  ®ap{)ni§  au§>  Siebe  §ur  S^toe 
93eben!en  tragen  Iie§,  bei  i!^r  ben  ßiebeSunterrid^t  ber 
Sijfoinion  anjunjenben  (III  20),  njeil  nur  über  Slut  unb 
SSunben  ber  ©eliebten  ber  SSeg  jur  (Srfültung  bei  S5er= 
langend  führte.  5tuf  biefe  SSeife  xoax  e§  if)m  gelungen,  bie 
gan^e  ^eröerfität  ber  ben  neueren  Sfloman  erfüHenben  neu* 
:pIotonijct)en  5tjfeje  in  einem  rü^renben  unb  bafier  glaub= 
l^aften,  aber  an^  pf^c^otogifc^  eigenartigen  (Sinjetfatte  ou§ 
größter  9Jaiöetöt  abzuleiten.  2)amit  fieberte  er  feinem 
Sflomane  auc^  ba§  gattungsmäßig  normierte  öußere  (Symbol 
ber  Äeufd)^eit,  nämürf)  bie  93ett)a^rung  ber  3ungfräulic^!eit 
—  feit  Stc^iKeuS  3^atio§  menigftenS  ber  §elbin  —  bi§  jum 
Sflomanfd^tuffe  unb  i^ren  Sf^ac^meiS  bafelbft  burcf)  eine,  in 
fd^äferli(^er  (Simplizität  bie  fonft  übliche  Sungfernprobe 
erfe|enbe,  SSerfid^erung  ber  9)lafeöofig!eit  be§  9Jläbcl^en§  öon 
©eiten  i^re§  Sieb^aberS  (IV  31). 

Songo§  töfte  fein  SBer!  in  fc^arf  öon  einanber  ge* 
fc^iebene  felbftänbige  ©pifoben  auf,')  um  ben  3^fömmen= 
fc^Iuß  ber  äußeren  ^anblungSmomente  ^u  einer  fortlaufenben 
öußeren  neben  ber  inneren  §anbtung  gu  üerpten.  2)amit 
l^atte  er  ha^  gemöt)ntic^e  95er^ältni§  ber  r^etorifc^en  §u 
ben  (Stoffpartien  umgefef)rt.  SZid^t  jene  unterbrechen  bei 
if)m  al§  üon  einanber  ifolierte  3^if<^^i^ftü(Je  bie  ffteifie  ber 
äußeren  (Sreigniffe,  fonbern  biefen  fe^tt  organifdjer  Qn^ 
fammen^ang  mit  einanber.  S^re  oben  bargetegte,  bloß 
ted^nifdie  gun!tion  in  ber   iRoman^anbtung  fommt  gum 


»)  SBgl.  meine  ^luSfül^rungen  im  5ß^üoIogu§  LXXn  (1913)  96 

6* 


—     84     — 

5lu§bruc!e  im  Huf  baue  ber  (Spijobeu,  bie  fic^  alle  noc^ 
einem  ibealen  ©d^ema  güeberu,  ha^  burc^  SSieber^oIung 
ber  §onbIung§teiIe  aEein  ober  berfelBen  in  SSerbinbung  mit 
einem  gufammenfafjenben  ®c^lu|teile  fomplisiert  »erben 
fonntc. ')  2ongo§  eröffnete  bie  ©pifoben  mit  ber  Se= 
fc^reibung  einer  —  öom  Io!olen  S^tomoneinfa^e  obgefe^en  — 
ftetg  naä)  ^ät  (meift  ^a^xt^di)  unb  ^erfonen  feftgelegten 
©ituation.  @emöf)nlic^  fc^itberte  fie  einen  ^i^ftanb  be§ 
Siebe§paare§.  Sn  i^r  fe|te  nun  regelmäßig  bie  äußere 
3l!tion  mit  einem  ä^eiteiligen  SOiittelftücfe  ein,  in  Ujetc^em 
in  8  öon  12  gälten  ein  (Srlebni§  be§  einen  ßiebenben  einem 
for(^en  be§  onberen  gegenüberftel^t,  tt)äf)renb  nur  einmal 
(II  D  =  II  32—39)  bie  ^anblungen  be§  ßiebe§paare§ 
ben jenigen  einer  onberen  ^erfonengruppe,  ober  (III  B  = 
III 12 — 23)  bie  SCötigfeit  ©f){oen§  berjenigen  ber  £t)!ainion, 
ober  enblic^  (II  B  =  II 12—18)  bie  be§  S)ap§ni§  jener 
ber  metf)t)mnäifd§en  Sünglinge  entfpred)en.  ©in  einjigeg 
Wal,  nämtic^  in  be§  ^f)ireta§  ©rjä^Iung  üon  feinem  (Sr= 
lebniffe  mit  (Sro§  (II  A  =  II  1 — 11),  bleiben  beibe  gelben 
im  SJlittelflüiJe,  beffen  3^siteitung  eine  bloß  formale  ift, 
ba  fie  nur  ©rjäfitung  unb  9^u|anmenbung  f (Reibet,  gteic^ 
unbeteiligt.  S)a§  aöein  bem  5lbfc§nitte  I  C  (=  I  23—27) 
fef)Ienbe  (Sd;(ußftü(J  ber  (Spifoben  ^iefit  regelmäßig  für  bie 
erotifd)e  (SntmicEIung  be§  ®apf)ni§  unb  ber  Sf)(oe  bo§ 
9ftefuttat  au§>  bem  zweiteiligen  3)JitteIftü(fe,  ift  alfo  au§* 
fdjließlid)  ber  g^ortfü^rung  ber  pf^(f)ifd)en  §anblung  ge= 
tt)ibmet  unb  repröfentiert  ai§>  foId)e  ben  @c£)merpunft  jeber 
©pifobe.   SDie  innere  §anblung  läuft  olfo,  burd)  \)a§  äJJittel« 


1)  ©ie^^e  bie  ^ontpofition§f!iääe  ber  „§irtengef(^t(i)ten"  im  SÜn" 
fiange.  9luf  fie  be^ie^^en  fic^  bie  im  golgenben  gebrauditen  ©^jifobcn* 
jiglen. 


—    85    — 

ftürf  inbireft  Beeinffu^t,  in  ben  ©cfitu^ftücfen  fontinuierlid^ 
fort.  S)er  ebenfalls  QÜionSlofe  (gpifobenborberteit  förbert 
q(§  ?tn§gQng§pun!t  ber  ^anblung  be§  ÜJ?itte(ftü(fe§  unb 
burc^  feine  93erü^rung  mit  bem  6(f)(u^tei(e  ber  öor^er= 
ge^enben  ©pifobe  bie  gegenfeitige  SBerbinbung  ber  pf^djifi^en 
^onbtunggteire,  bie  alfo  fettenartig  in  einonber  greifen, 
^iefe  im  progrommatifd^en  „3Sortt)orte"  be§  9flomane§  öor= 
gebilbete  ^ompofition  ber  @pifoben,  beren  einzelne  Stufen 
ebenfo  beutlidf)  öon  einanber  gejd^ieben,  n)ie  fotgerid^tig  an§ 
einanber  abgeleitet  finb, ')  af)mt  ben  S3au  be§  älteren  S^tomaneS 
öom  %\)pu§>  eines  36enopf)on  öon  (Spl^efoS  nad^.  2(ud§  in 
il)m  tt)aren  Sflaljmen  unb  Ä'ern  fc^arf  öon  einanber  getrennt. 
Slud^  ber  in  if)m  erhaltene  innere  9fta^men  be§  S'Joöetten* 
!ran§e§,  ttJetc^em  bei  £ongo§  S5orber*  unb  ©c^Iu^teil  ber 
©pifoben  entfprecf)en ,  ttJor  ^anblungStoS.  2)a§  9KitteIftü(J 
beS  älteren  ÜlomaneS  beftanb  auS  einer  Ülei^e  öon  ©pifoben, 
in  benen  bie  Ülomanl^elben  nirfjt  gemeinfam,  fonbern  öon 
©pifobe  5u  (Spifobe  obujec^fetnb  auftraten.  2)ie  einzelnen 
Stürfe  ber  fo  entftel^enben  gwei  (Spifobengattungen  waren 
alfo  f^nc^roniftifc^  angeorbnet.  (Sbenfo  tt)ar  ha§  9JlitteIftü(J 
bei  SongoS  jwei*  ober  mehrteilig.  S)ie  STeile  maren  mit 
ganj  menigen  3lu§na^men  gleic^faES  Io!at  unb  nad^  §aupt= 
perfonen,  meift  ben  9f?omanf)eIben,  gef (Rieben  unb  ebenfalls 
ganj  ober  annä^ernb  gleid^^eitig.  SSie  ber  9fta^menöorberteiI 
beS  älteren  StomaneS  immer,  fo  fteltte  ber  (Spifobenöorber= 
teil  in  ben  „§irtengef(i)id§ten"  meiftenS  bie  Soge  ber  gelben, 
fettener  bie  aEgemeine  Sage  öor  §anbIungSbeginn  bar.  SSie 
ber  refapitulierenbe  9ftomanfc^Iu^  ber  burd^  3Cenopf)on  unb 
ß^ariton  repröfentierten  g^orm  auS  bem  9?oman!erne,  fo 
gog  enblic^  and)  ber  (Spifobenfd)(u|  bei  SongoS  auS  bem 


')  ©.  meine  3tugfü^nmgen  im  ^^ilologug  LXXII  (1913)  95  ff. 


—    86    — 

9JJitteIftüc!e  bo§  ?Refüme  für  ha§  erotifi^e  SScr'fiättntS  ber 
beiben  gelben.  Xro^  ber  ?(u§be^mtng  biefer  Stnalogie  öer* 
mieb  2ongo§  gejdjidt  einen  SSerfto^  gegen  bie  siegeln  be§ 
no(^jambüc^ij(f)en  9f{omane§.  @in  folcfier  beftünbe  in  ber 
giemtid)  regelmäßigen  Trennung  ber  Siebenben  im  (Spijoben= 
mittelftüdfe,  ba  feit  3ambli(f)  nur  eine  fnrge  jeitoeife  @nt* 
fernnng  berfetben  öon  einanber  üblic^  ttjar.  Songo§  fd)n)äc^te 
nun  ben  @inbru(f  ber  Trennung  einerfeit§  baburd^  be= 
trä(^tli(^  ah,  ha^  fie  bei  feinem  fonfequenten  ^efl^alten  an 
bem  im  fRomaneingange  beftimmten  Sofore  njeber  eine  n^eite 
toav,  noc^  boß  fie  lange  wä^vk.  ^ie  längfte  burc^  ef)Ioen§ 
fRaub  öon  ben  9J?etf)t)mnäern  öerurfac^te  bauerte  eine  9^ac^t 
unb  einen  l^atben  Siag.  3Inbererfeit§  blieben  bie  gelben 
njö^renb  ber  für  bie  Üloman^anblnng  aßein  maßgebenben 
@pifobenf(f)(üffe  ftet§  üereint.  S^re  Trennung  ttjar  enbtic^ 
in  aßen  ©pifoben  ebenfonjenig  gteid^n^ertig,  tt)ie  bie  äußeren 
^anblungSteite  felbft;  ober  öielmef)r:  ha§i  SSertigfeit§t)er= 
:^ältni§  ber  (£pifobenmitteIftü(Je  ricfjtete  fic^  noc^  ber  5lrt 
ber  Trennung  ber  Siebenben  öon  einanber.  3)a§  9tomonäieI 
gefä'^rbete  nur  eine  unfreitt)itlige  unb  ot§  bauernb  gebadjte; 
fo  be§  SDap|ni§  9^aub  burc^  bie  Seeräuber  (I  D),  6t)Ioen§ 
Sflaub  burc^  bie  metfi^mnäifc^e  f^Iotte  (II  C)  unb  burd) 
SampiS  (IV  28—29).  Stn  2öir!füm!eit  fte^t  einem  öoll- 
gogenen  Glaube  ein  im  Sßerfudie  obgen)iefener  5lnfd)(ag  auf 
bie  SSerbinbung  ber  Siebenben  nad).  ©old^er  2trt  ift  ber 
bem  S)or!on  mißlungene  Überfatt  auf  ß^toe  (I  B),  bie  öer= 
fuc^te  Gefangennahme  be§  ®ap!§ni§  burc^  bie  metf)t)mnöifc^en 
Jünglinge  (II  B),  bie  beabfic^tigte  S^er^eiratung  ßf)Ioen§ 
an  einen  fremben  93en)erber  (III  C)  unb  bie  buxd)  bie 
SSiebererfennung  öerf)inberte  S5erfd)enhing  be§  S)ap^ni§  an 
©not^on  (IV  16 — 18).  diejenigen  ©pifoben,  in  bereu 
SJlittetftüd    fein    berartige§    @reigni§    gefd)ilbert    mürbe, 


—    87    — 

crfc^cinen  gegenüBer  ber  einbrucESöoKen  äußeren  5l!tion 
jener  beiben  Gruppen  at§  rfietorifc^e  ©jfurfe,  tüte  fie 
Sambttc^  eingeBürgert  '^atte  imb  qI§  folc^e  ben  pf^i^o^ 
logijc^en  §onbIung§teiren  nQ^e[te{)enb.  S)enn  frf)on  Xenop'C)on 
öon  ®|)f)ejo§  ^atte  öor  Sambtic^,  ^eüobor,  3lc^iIIeu§  Xatto§ 
im  atten  ^f^a^menöorberteile,  n)elcf)er  bie  (Snt[tef)ung  ber 
Siebe  be§  §elbenpaare§  bi§  jum  ^Beginne  ber  öuBeren 
^anblung  öerfotgte,  welcher  olfo  bie  ^eimgelle  be§  pft)c^o= 
Iogij(i)en  9iomane§  barftellte,  jotc^en  pft)c^oIogijc^-r{)etorifc^en 
5{u§füf)rungen  ben  l^errfc^enben  nnb  breiteften  ^la^  ein* 
geröumt,  (Siner  biejer  (Spifoben  (I  C)  fef)It  bei  Songo§ 
bejeic^nenb  genng  fogar  ber  ©d^Iu^teil.  3m  3ltlgemeinen 
befi^en  fie  aber  für  bie  ®nttt)i(J(ung  ber  SiebeS^anblung 
biefelbe  93ebentung,  njie  bie  (Spifoben  mit  ereignisreichen 
9)ZitteIftücfen.  Wan  erinnere  fic^  nnr  be§  großen  (Sinftuffe§ 
ber  2ef)ren  bei  ^f)ileta§  auf  i^ren  Fortgang!  S)ie  einzelnen 
©tücfe  ber  be§ei(i)neten  brei  (Spifoben!ategorien  lie^  nun 
£ongo§  in  jamblic^ifcfier  S5erfc^rän!ung§te(i)ni!  unregelmäBig 
abtt)erf)feln:  bie  9JlitteIflüc£e  öon  I A,  IC,  IIA,  HD, 
III  A,  III  B  finb  f)anbtung§arm,  biejenigen  öon  I  B,  II  B, 
III  C  l^anblung§reic|er,  bie  öon  I  D,  HC  fteöen  l^öc^fte 
^oten^en  ber  änderen  ^anblung  bar.  ^a§  IV.  unb  Ie|te 
SBuc^  erttjeift  fic^  oud§  burc^  bie  Sßereinigung  aßer  brei 
5lrten  äußerer  ^anblung  in  i^im  al§  9floman'^ö^epun!t. 
^atte  alfo  2ongo§  ben  ^ornitt)pu§  be§  älteren  jenop{)ontif(^* 
d^aritoneifc^en  SlomaneS  beim  (Spifobenbau  ^ugrunbegelegt, 
fo  orbnete  er  bie  (Spifoben  gum  Sflomangan^en  nad^  bem 
öon  Somblic^  bem  neueren  Sflomane  gegebenen  ^om* 
pofttion§fd)ema. 

®en  gonjen  9floman  bi§  f)erab  §um  ftiliftifdien  ?lu§* 
brucfe,  olfo  fomo^t  pftic^ifc^e,  al§  auc^  öu|ere  ^anbtung, 
fott)ot)I  (Spifobenbau,  al§  aud)  (Spifobenonorbnung  bef)errfd)t 


q{§  ^öd^fte§  fünftterif(^e§  ^rinätp  ber  ^oroneltSmuSJ) 
@r  mac^t  nid^t  nur  burc^  bie  formote  S3ejie^ung  ber 
©pijobenmittelftücfe  auf  etuanber  i^re  3uJQmment)ang§== 
Iofig!eit  einigermaßen  tt)ett,  fonbern  nö^ert  and)  innere 
nnb  önßere  §anblnng  biirc^  feine  gleid^e  2Bir!jam!eit 
in  beiben  ber  @inf)eit.  ^^xtn  Ursprung  f)at  bie  Stnftienbung 
biefe§  ^unftprinsipeS  in  ber  fd)on  üom  ötteren  ülomane 
normierten  abfohlten  ©leic^^eit  ber  beiben  gelben.  Sei 
ber  $ßerf(f)iebung  be§  ©d)mergen)i(^te§  öon  ber  äußeren  ouf 
bie  innere  ^anblung  ber  „§irtengef(^i(i)ten"  mußte  e§  in 
i^nen  bie  Sltternierung§ted)ni!  ber  ötteren  g^orm,  meld^er 
fie  ficE)  ujieber  annäherten,  erfe^en.  S)enn  e§  !am  £ongo§ 
im  legten  @nbe  nic^t  mef)r  auf  ®Iei(^artig!eit  ber  äußeren 
©dfjicffale  be§  ^aare§,  fonbern  auf  ®Iei^mäßig!eit  feiner 
pf^c£)if(^en  ©ntmicflung  an.  ^lotmenbig  tüar  freiließ  aud^ 
jene,  n:)enn  ber  äußeren  ^anblung  ein  gemiffer  (Sinfluß  auf 
\)a§>  pfijd^ifc^e  ©rieben  ber  gelben  eingeräumt  mürbe.  S)af)er 
bie  abfolute  ^aralletität  ber  ©c^icffate  be§  S)o|)f)ni§  unb 
ber  ß^Ioe  oon  if)rer  Sluffinbung  burd^  bie  ^irten  bi§  gu 
ifjrer  ebenfalls  unter  gteid^en  äußeren  Umftäuben  erfolgten 
2öieberer!ennung  burc^  it)re  (SItern.  SI(§  BefonberS  auf= 
fallenbe  '^arattelertebniffe  muffen  innerhalb  ber  äußeren 
^aubtuug  nod)  gelten  bie  ©ntfte^ung  ber  Siebe  ber  beiben,^) 
it)re  (Srbeutung  burdf)  ©eeräuber  (^apt)ni§)  ober  Kriegs* 
leute  (ß^Ioe),  ber  9?aub  ober  Sflouboerfuc^  au§  Siebe 
(Sampi§,  ®nat|on),  ber  erotifrfie  Unterrid)t  be§  ^f)ileta§ 


1)  ©eine  ©ettung  in  i'^rem  ganjen  Umfange  guerft  crfannt  ju 
l^oben,  ift  ha§  95erbienft  bon  Suigi  (Saftiglioni,  Rivista  di  filologia 
e  d'  istruzione  classica  XXXIV  (1906)  299  f. 

2)  1 13—14:  93ab  be§  ©op^ni^,  SlJtonoIog  e^Ioeng  ~  1 15—18: 
tu§  ©flloenS,  ajionolog  be§  'S)apf)ni§.  S3eibemal  ift  ®or!on  un» 
abfid^tlic^  ajiittler. 


—     89    — 

unb  ber  St)!ainion  u.  f.  f.i)  tiefer  ouSgebe'^nte  ^araMi§* 
mu§  ber  äußeren  ^anblung  fieftimmte  and)  bie  eigenartige 
(Stellung  be§  2ongo§  pm  ^IrfofeproBteme.  SfJic^t  ollein 
S)ap!^ni§  erfüllte  in  feiner  §irtenunfci^nlb  um  ben  trabitio= 
neEen  ^reil  ber  ©etiebten,  ^ier  fpe^iell  i^re§  ©enuffeS,  bie 
SBünftfje  ber  finntic^en  ßt)!oinion,  bie  i^rer  (55utartig!eit 
nad)  §n)ar  SJJelitten  näf)er  fte^t,  af§  5lrfa!en,  oBer  Ujie 
biefe  ein  beftimmter,  übrigen^  fc^on  burd§  if)ren  Spornen 
inbigierter  S^arQ!tertt)pu0  ift,  fonbern  ouc^  ßf)Ioe  öergalt 
bem  fterbenben  ®or!on  feinen  'diät,  ber  i'^r  ben  SDap^ni§ 
rettete,  burd§  einen  Äu^  (141, 22  ^irfc^ig),  ben  fie  nac^ 
^Ieitop^on§  SSorgange  bem  ^op^niS  ebenfo  öerf(i)n)ieg,  wie 
er  i^r  fein  erotif(^e§  ®rtebni§  mit  ßijfainion.  £ongo§ 
fombinierte  alfo  bie  £öfung  be§  ^roblemeS  bei  §e(iobor 
unb  5(d^itleu§  Xatio§,  inbem  er  (Sf)toen,  bereu  ^eufc^fieit 
nad)  ben  Siegeln  ber  ?lrt  nnbebingt  ermatten  bleiben  mu^te, 
bem  ein  n)enig  on  X^erfanbro§  unb  fomit  an  5trfa!eu  er* 
innernben  ®or!Dn  to!f)nen  Iie|,  tt)ie  Sl^eageneS  ber  Slrfa!e 
gebantt  ^otte,^)  n)öt)renb  er  ßteitop^ou§  SDZelitteerlebniS  in 
entfpred)enber  Umformung  auf  SDop^niS  übertrug.  Sei 
6;^Ioe  fiegte  menfc^Iic^eS  SJlitgefü^I  über  bie  peröerfe 
©pröbig!eit  eine§  X^eageneS;  bei  2)apl)ni§  ift  infolge  feiner 
SJiaiöetöt  ber  p^tjfifc^e  ß^ebrud)  fittlic^  gar  nicf)t  oI§  folc^er 
ju  quatifigieren.3)  £ongo§  ^at  fomit  ouc^  bie§  Problem 
im  (Sinüange  mit  ber  ^eufc^{)eit§ibee  natürlich  §u  löfen 
öerftanben,  inbem  er  mit  rid^tigem  Xo!te  6f)Ioe  nur  eine 


1)  SBettere  Söeifptcle  ergibt  bie  93etroc^tung  be§  Äompofttton§* 
fd^emag  ber  „§trtetigefcf)tc^ten"  im  ^In^onge. 

')  3lud^  2tntipptn  hJirb  öon  2;^er)anbrog  ein  tu§  geroubt 
(ügl.  S«cim!e  ©.  36). 

3)  SInberg:  grranceöco  ©arin,  Studi  italiani  di  filologia  classica 
XVn  (1909)  440. 


—    90    — 

©unftöe^eugung  geträ'^ren  lie^,  bte  i^re  ^ungfröulic^feit 
nic^t  gefä^rbete  unb  inbem  er  nic^t  fie,  jonbern  ben  2)ap^nt§ 
jum  SteBeSjögling  einer  britten  ^erfon  mad)te.  SDiefe 
^arattetitot  ber  8(f)icffate  ber  Siebenben  ermögtic|te  it)re 
ftete  Sßereinignng  im  epifobenfd)(u[je,  atjo  bie  einheitliche 
gü^rnng  ber  pftid^ijc^en  ^anblnng,  inner'^alB  ttjetdier  BIo^ 
©opinis  eine  aul  feinem  ©ejc^tec^te  erüärte  größere  ßieBe§* 
energie  entfaltete,  ©o  fteigerte  ein  anderes  SJioment, 
nämli^  S()Ioen§  S3ab,  ba§  an  \\ä)  nur  bie  parallele  §u  bem 
ä^nlic^  n)ir!enben  Sabe  be§  ®ap^ni§  borfteüt,  be§  ®apf)nil 
Siebe  über  biejenige  feiner  ©efpielin  (I  32);  fo  ergriff  if)n 
\)a§,  SSieberfinben  e^IoenS  ftär!er  (II  30:  152, 18),  at§  fie 
feine  Sflettung  au§  Sflöubergematt,  ober  erregte  i^n  bie 
^Jac^ric^t  oon  ber  geplanten  SSermät)Iung  ber  ©eliebten  mit 
einem  anberen  f)eftiger,  al§  fie  felbft  (III  26);  fo  brängte 
befonberS  3)apt)ni§  ouf  bie  gefc^Iec^tlic^e  ©rfüUnng  ber 
Siebe  (III 13:  159, 22  ff.).  3u  aüebem  bilbet  ha§>  ©egen- 
gen)ic^t  allein  bie  größere  (Siferfuc^t  ß^loenS,  bie  öon  i^rem 
Siebl)ober  ftärfere  2;reuef(i)n)üre  öerlangte,  al§  er  oon  it)r 
(II  39).  33orne^mlic^  geid^nete  ben  S)ap^ni§  aber  oor  ß^loen 
ber  ©ntfd^luB  au§,  bei  it)r  tro^  feines  l)öl)eren  $ßerlangen§ 
nad^  SiebeSgenu^  ben  Unterricht  ber  Stifainion  nid^t  ou§* 
guüben,  nm  i^r  ©c^merjen  nnb  Slut  gu  erfparen.  ®ie§ 
SSert)alten  ift  in  feiner  ^inblicl)!eit  n^a^rl^aft  ^eroifc^  nnb 
repröfentiert  bal)er  burcf)  ben  notmenbigen  9flüc!gang  ber 
erotifc^en  §anblung  i^re  ftär!fte  nnb  gitgleic^  einzige  nic^t 
bnrc^  äußere  Umftänbe  erfolgte,  fonbern  an§  bem  6l)ara!ter 
be§  gelben  enttt)i(Jelte  Sftetorbation.  Slnd^  in  ber  öu^eren 
^anblung  mac^t  fid^  bie§  Übergett)icl)t  ber  aJlännlic^feit  be§ 
3)ap:^ni§  geltenb.  @o  erfann  er  im  SBinter  eine  Sift,  bie 
i^n  mit  etjloe  jufammenfülirte  (III  4:  156,30);  fo  toagte 
er  tro^  anfänglicl)er  $ln§fic^t§lofig!eit  eine  SBerbnng  um 


—    91     — 

ha?:  SO^öbd^en,  bte  e§  t^m  öor  anbeten  ^reiern  fidlem  foHte 
(III  26—32).  93e5et(^nenb  für  biefe  jeine  Überlegen:^eit  ift 
enblid^  andi)  ein  f (einer,  if)m  mit  ber  ebenfoIIS  aüiöeren 
©^arifteia  ^eIiobor§  gemeinjamer  ßng.  5ßerj(i)ob  ßf)ari!(eia 
bie  @nt()üßung  i^rer  Siebe  gn  X^eagene§  auf  ben  günftigften 
ßeitpunÜ  (X  18  ff.),  ein  ßaubern,  ba^  i^r  feinen  SSortüurf 
eintrug  (X  31),  fo  üerfc^n)ieg  auc^  ®apl§ni§  feinen  ebenfaflä 
!aum  ttjiebergefunbenen  ©Item  gunctdift  feine  Sejiefiungen 
5U  e^Ioen  (IV  26:  175, 45)  mit  bemfetben  ©ffefte  bei 
biefer  (IV  27). 

2)ie  übliche  öu^ere  SJJotiöierung  burcfi  ßift,  ©ettjalt 
ober  Seibenfrfiaften  njar  bei  ber  Sefd)affenf)eit  ber  öu^eren 
^anblung  in  ben  „§irtengefc^i(i)ten"  nur  inner'^alb  Ü^rer 
(gpifobenmittetftüc!e  mijglic^.  Um  bie  5l!tion  bafelbft  burc^* 
5ufüf)ren,  Ujurbe  fte  auc^  öon  £ongo§  fiier  angenjenbet. 
9Kan  erinnere  ftd^  j.  33.  ber  geujaltfamen  (Sntfüt)rung 
be§  ®ap^ni§  burc^  bie  (Seeräuber  unb  feiner  S3efreiung 
t)ur(^  S)orfon§  ßift  mit  ber  S^rinj,  bie  biefer  rükhtx  au§ 
Siebe  jur  S^toe  i^r  angeraten  (I  D).  (Sine  Sift  führte 
ebenfalls  ben  ^opf)ni§  jur  SBinterS^eit  gur  beliebten  (III A) 
unb  lie^  bie  St)!ainion  an»  3^^^  ^W^  SSünfc^e  gelangen 
(HIB).  Hucf)  in  biefen  beiben  fällen  bilbete  Siebe  bie 
SSorau§fe^ung  für  bie  Slnujenbung  ber  Sift.  ©ematt 
braud^ten  Sampi§  unb  ©nat^on  gleichfalls  au§  Siebe  ^u 
ben  gelben  u.  f.  f.  2)er  Hu§gang§pun!t  ber  pft)c^ifd)en 
^anblung  toax  in  fonüentioneßer  SSeife  bie  ©d^önf)eit  ber 
gelben  (I  B).  S)ie  tneitere  @ntn)i(i(ung  if)rer  Siebe  tnurbe 
bebingt  bur(f)  il^re  Sugenb,  i{)re  Seben§tt)eife  unb  i^re 
Sflaiöetöt;  bie  SJiotiöierung  ber  §auptf)onbIung  toax  alfo 
(5f)oraftermotitiierung.  S3efonberS  beutlid^  fommt  biefer 
!ünft(erifd§e  SSorjug  öor  ben  übrigen  SSertretern  ber  'äxi 
in  ber  tt)ir!famften  S^letarbation  beS  S33er!e§,  nämlid^  in  beS 


—    92    — 

3)ap'^ni§  ^ßer^ic^t  auf  ben  {f)m  burd^  ben  Unterricht  bcr 
St)!ainion  ermöglichten  SiebeSgenu^  jum  5tu§bru(Je.  —  5)ie 
^affiöität  ber  SieBenben  ^toong  au(|  Songo§,  bie  ÜJJittter 
ätt)ijcf)en  i^nen  üon  bem  älteren  9f{omane  in  feine  3)id)tung 
gu  übernef)men.  S^rer  öfonomijc^en  $ßern)enbung  ftanb 
bie  3iif<^^i^ci^^ö^9^fo[igfeit  ber  einzelnen  ©pijobenmittet« 
ftücfe  f)inbernb  entgegen.  (Sine  Ülei^e  öon  9)^ittlern  i[t  olfo 
in  ben  „§irtengefcf)icf)ten"  öorüberge^enb  tätig  (®orfon, 
^f)itetQ§,  2t)!oinion,  ©nat^on,  ^rt)a§,  3)iont)jop{)one§),  unter 
itjuen  mä)  ber  oud^  öon  5t(i)ineu§  XotioS  öfter  (SfiaireaS, 
SJJelitte)  eingehaltenen  9fJorm  be§  älteren  9lomane§  erfolglos 
in  einen  ber  gelben  üerliebte  (®or!on,  ©nat^on,  2^fai= 
nion  ~  SJJelitte).  Um  fic^  aber  and)  ben  bei  2tc^iIIeu§ 
SCatiol  (@ot^ro§)  gegenüber  ^eliobor  (^alofiriS)  unb 
;3ambtic^  ((Soraid)o§)  n)äf)renb  be§  ganzen  9flomane§  au§* 
bauernben  SDfittler  ^u  erholten,  öerujonbelte  ber  erfinbung§== 
reid^e  SDid^ter  ben  im  ätteren  9fiomane  für  bie  Seiben  ber 
gelben  üerantnjorttic^en  ©ötter^orn  in  einen  ©ötterfc^u^ 
befonberg  ber  9^t)mp{)en  unb  be§  (£ro§.  @cf)on  im  pro* 
grammatifdjen  9flomanöormorte  ^atte  er  if)n  angebeutet,  i) 
@ro§  tt)ar  al§  Seiter  ber  pf9d§ifcf)en  ^anblung  ben  SZi^mp^ien 
übergeorbnet,  lüie  au§  i|rer  ftänbigen  S3erufung  auf  i^n. 
unb  au§  feinen  eigenen  5tu^erungen  ^u  ^f)i(eta§,  bem  er 
—  gar  perfönlid^  in  bie  ®efc£)id)te  eingreifenb  —  fid)  geigte, 
()eröorget)t.  ®ie  S^J^mp^eu  (unb  einmal  al§  if)r  @j;e!ution§= 
organ  ?ßon)  greifen  f)inmieber  an  ben  entfdtieibenbeften 
©tetten  ber  öu^eren  ^anblung  gugunften  ber  Siebeuben 
ein,  inbem  fie  fie  gur  ^eibe  gufammenfü^ren  (I  7),  S^toe 
mit  ^an§  |)ilfe  au§  ber  ©efaugenfd^aft  ber  9}?et^t)mnöer 
befreien  (II 23),   bem  ® opinis   ein   anfel^nlici^eä  93raut* 


»)  aSgl  <ß^iIoIogu§  LXXH  (1913)  94. 


—    93    — 

gefd^en!  öerfd^affen,  um  i^n  jur  erfotgreid^en  SBerBung  um 
ha§^  Wäbd)tn  ju  befäf)igen  (III  27)  unb  inbem  fte  enblic^ 
ßf)Ioeu5  2öieberer!eunuug  öeronlaff eu  (IV  34).  ®iefe  origiuelle 
SluSgeftattung  ber  SJJittlerrotte  ^atte  bem  S)id§ter  \)a^  ©d^öfer* 
!o[tüm  ermöglid^t.  Snbem  e§  ttn  ^erfoneu  ber  ©efd^id^te 
bie  für  ben  ©(auben  an  perjöntid^e  uub  uumittelbore  @ötter= 
^itfe  uötige  S^aiöetät  öertie^,  ^atte  e§  für  fie  foI(f)e  (Siu^ 
flüffe  aud^  be§  Uugeit)ö^ulid§en  uub  bamit  für  hcn  Sefer 
einer  fouft  uubebiugt  üerle|enbeu  Unglaub^oftigfeit  eut= 
Heibet.  Sa  ber  @in!(aug  itnt§>  birefteu  ®öttertDir!eu§  mit 
ber  geU)ä|lteu  3(^omauein!teibuug,  alfo  feine  ftillfc^meigenbe 
(grüäruug  au§  i^r  öerftärÜ  and)  Beim  aufgeflörteften  Sefer 
nur  nod^  bie  SKufiou  ber  einfältigen  ©c^äferiuelt!  — 

©ans  konnte  aber  auc^  2ongo§  ben  für  ba§  @in!f)eit§=» 
ftreben  ber  @ottung  fo  öerberblid^en  l^olgen  ber  fpiri== 
tualiftifcfien  9fiomanrid§tuug  nic^t  entgetjen.  'ämi)  feine 
gelben  blieben  paffiö,  tt)a§  freilirf)  burd^  bie  5lbten!ung  be§ 
^ntereffe§  öou  ben  äußeren  @c^i(ifaten  auf  bie  inneren 
©rlebniffe  ber  Siebenben  in  einer  SSeife  gered^tfertigt  ttjor, 
bie  ben  „§irtengefc^icf)ten"  gerabe^u  einen  Sßorjug  üor  ben 
übrigen  erhaltenen  SSertretern  ber  Gattung  einräumte.  2)oc§ 
reichte  biefe  SJJa^regel  nic^t  au§,  um  alle  bie  ^inberniffe 
gu  überttjinben,  treidle  für  bie  fünftlerifd^e  (Sin^eit  inner* 
|atb  ber  neuen  ^orm  beftonben.  Xro^  ber  SSerinnerlid^ung 
ber  §anblung  üermoc^te  nämlic^  ouc^  SongoS  äußerer 
©reigniffe  nic^t  ganj  gu  entrateu.  SDafür  ha'^  er  fie  ni(i)t 
burd^  6piel  unb  ©egenfpiet  organifd^  glieberte,  §eigt  er  eine 
gu  gro^e  ted^nifc^e  5lb^ängig!eit  öou  il)nen.  SSon  attem 
anberen  abgefe^en  ^ängt  ja  nod§  bie  Sänge  feinet  SSer!e§ 
5um  guten  Steile  öon  ben  (SpifobenmittelftücEen  ab.  Snbem 
er  bie  pf^d^ifc^e  ^anblung  mögtid)ft  öon  ber  äußeren  ab^ 
rücEte,   blieb  fie    ju  ftatiouär,   blieb  bie  ©elegenl^eit  jur 


—    94     - 

§anblunglenttt)t(f(uncj  ou§  beut  (Sf)ara!ter  ber  ^ouptperfonen 
!^erau§  gu  fetten,  um  attein  einen  Sfloman  gu  bitben.  'iknx 
einmot  fonnte  Songo§  t)on  ber  S^arattermotiöierung  im  S8er= 
gierte  be§  ®apt)ni§  auf  ®ef(^tect)t§genu§  entfprec^enben 
©ebrauc^  madjen  unb  eine  enge  SSerbinbung  öon  öu^erem 
(Sreigniffe  unb  pft)c|ifc^er  ^anbtung  bnrc^  i^ren  @egenfa| 
tjerftetten.  ®ie  S5erftärfung  ber  (Spifobentjoftigteit,  ^u  ber 
ber  S)ic^ter  burc^  feine  $ßerinnertict)ung  ber  Üioman^anbtung 
geätüungen  tüax,  entfernte  it)n  ebenfo  öon  ber  @in^eittid)!eit, 
n)ie  bie  (Sdjeibung  innerer  öon  öu^erer  ^anbtung  bei  ber 
biefer  öerbteibenben  S3ebeutnng  öon  ber  @in!^eit  be§  ^imft* 
mxM.  3)enn  bie  formale  S3ejie^nng  ber  (Spifoben  auf 
einanber  burc§  i^ren  ^arotteti^muS  bot  gleichfalls  nur  ein 
teiltt)eife§  ?tquiüalent. 

14. 

Stro|  oKebem  unb  allebem  begeidinet  ba§  SSer!  be§ 
£ongo§  bie  größte  ^ö^e,  bie  ber  griec§ifd)e  Sflomon  bei 
feiner  einmal  eingefd^logenen  üiid^tung  erreichen  !onnte. 
®iefe  93e:^auptung  beftötigt  feine  (Sutwidlung  in  ber  t5olge= 
geit.  S)er  öon  @umat^io§  9JJa!rembolite§  in  ber  ^ttieiten 
§älfte  be§  XII.  Sal)r|unbert§  im  5lnfc^luffe  an  ben  alten 
grie(f)ifc^en  Sfloman  inaugurierte  b^^antinifc^e  9^enaiffance= 
romani)  ging  auf  bem  S3ege  ber  @toffentöu|erung  !onfe= 
quent  tt)eiter  unb  fo  enblic^  gugrunbe,  ba  fdjlie^lid)  fein 
5tnla^  me^r  befielen  fonnte,  bie  einzelnen  r^etorifd^en 
^runlftüde,  bie  9^ac§fommen  ber  jamblic^ifd^en  ßflurfe, 
n)eld)e  ba^  Sntereffe  be§  ^ünftlerS  unb  feine§  ^ublifumS 


^)  Sßgl.  %  ^eifenberg,   9t^etntfd)e§  9D?ufcum   für  5)ß:^tIoIogie, 
^.  g.  LVIII  (1903)  427. 


—    95    — 

absorbierten,  in  haS'  ftereot^p  gen)orbene  ©erüft  ber  bürfttgen 
^aTiblung  gn  preffen.  @ie  bejahen  S)an!  ber  Geltung 
rl^etorifd^er  ^rogtimnaSmoti!  unb  ©pibeifti!  genng  literorifc^e^ 
Eigenleben.  3mmerf)in  ift  bem  b^jantinifc^en  fRenaiffance* 
romon  in  feinem  bettju^ten  hinneigen  pr  epibeütijcfien 
9fl^etorif  !ün[tlerijc^e  S3ered)tigung  ebenfon)enig,  tvk  feines 
S5erftönbni§  für  bie  QkU  be§  alten  9ftomane§  ab^nfprec^en. 
3n  ber  üölligen  Üt^etorifierung  be§felben  brad^ten  bie  oHein 
Don  fünftlerifc^en  9ftüc![icf)ten  geleiteten  Stjjantiner  ja  nur 
bie  öon  SomblicE)  begonnenen  nnb  öon  3lc^itteu§  Xatio§ 
fortgefe^ten  Seftrebungen  jnm  3lbf(i)Iuffe.  ©anj  anberS 
t)ert)ält  e§  fid§  mit  bem  gtt)eiten,  ebenfalls  an  bie  Ie|te 
(ac^te)  @ntn)iätung§ftufe  be§  gried)ifc^en  fRomaneS  an* 
tnüpfenben  Strange  ber  örjäfitungSliteratnr,  nämlid^  mit 
bem  d^riftlid)  =  enfratitifd^en  SiebeSromane.  ©e^en  bie 
S3t)satttiner  oon  ber  gorm,  fo  bie  (Stjriften  öon  bem  fitt* 
tiefen  ©ehalte  beS  fpiritualiftifdjen  9^omantt)pu§  au§. 
SBaren  bie  S3e[trebungen  jener  achtbare,  aber  infolge  ber 
Sierfennung  ber  er^ö^Ienben  5Iufgabe  beS  9flomane§,  infolge 
ber  SJJiBci^tnng  n)efentlic£)er  @attungSmer!male  alfo  mi|= 
g(ü(fte  fünftlerifd^e  ^ortbitbungSoerfud^e  ber  über!ommenen 
gorm,  fo  njar  bie  en!ratitifd)e  ^robuftion  blo^e,  auf  ta^ 
niebere  SilbungSnioeau  ber  cEiriftüd^en  SHaffen  eingeftellte 
^gitationSf (Treiberei,  ber  bie  fpiritualiftifd^e  9li(i)tung  be§ 
gteict)seitigen  l^ö{)eren  ÜiomoneS  nur  al§  U)iII!ommener 
Iiterarif(f)er  ©tü|pun!t  biente.  Unter  feinem  (Sinfluffe 
fd)einen  nömlict)  in  ben  apo!rt)pf)en  3lpofteIa!ten  bie  m^ftifc^en 
2iebfd)aften  ftönbtge  unb  ftereott)pe  (Spifoben  gettjorben  ju 
fein,  fo  in  ben  ^auIo§prajei§  bie  5:^e!(o=,  in  ben  Soannel«» 
often  bie  2)ruftana=,  in  ben  5lnbrea§a!ten  bie  9Jiajimitta==, 
in  ben  X^omaSprajeiS  bie  3J2t)gbonia*  unb  Xertiabegeben* 
f)eit.   2)a§  Sntereffe  ber  äKoffe  blieb  nun  an  ber  peröerfen 


—    96     — 

(Sroti!  ber  genannten  {)t)[terljc^en  epifoben|eIb{nnen  i)  ^aften 
nnb  führte  fo  ^önfig  gnr  £o§töjung  ber  ©pifoben  ou§ 
bem  ^ompteje  be§  5lbentenerepo§,  ba§  bie  ©nmme  ber 
„Xoten"  bes  jenjelltgen  5lpo[teI§  Bitbete.  2)ie  gejonberte 
Überüeferung  ber  ^anto§-2;^efragejc^ic^te,  bie  urjprüngtic^ 
einen  Seftonbteil  ber  ^auIoSaften  barfteöte,  bettjeift  bie§. 
S)Qmit  rtar  ber  c^ri[t(icf;=en!rQtitijc^e  ßiebeSroman  aU  jelb- 
ftänbige§  literarij^eS  ©ebilbe,  ba§  fnnftt^eoretijd^  —  töie 
gejagt  —  a{§  Stbart  ber  ad^ten  Stufe  be§  fop^iftij^en 
£iebe§romane§  ju  gelten  ^at,  tatfädiric^  etabliert.  5t(§ 
originaler  SSertreter  biefer  Ülomanform  ift  bi§  ie|t  allein 
ber  en!ratitifd;e  SiebeSroman  üon  3£antf)ip|)e,  ^oIt)jene  nnb 
^anlo§,  ben  n)of)I  erft  ber  §(bfd)reiber  njenig  paffenb  „Seben 
unb  2Banbet  ber  l^eiligen  grauen  ^Eant^ippe,  ^oIt)fene 
unb  9fiebeffa"  betitelte,  befannt,  nnb  ber  gn  npenig.^)    ©r 

»)  aSgl.  Subtoig  geuerbad),  Über  ben  3Ramntuitn§.  ©ämtl. 
SB.  1181  ff. 

2)  (Srftauggabe  öon  Wontaqm  W)ot)t§  ^omeS  in:  Texts  and 
studies  1)Q.  öon  ^.  3lrntttage  Siobinfon  II  3  (eombribgc  1893), 
©.  42—85.  —  ^orban,  ©efc^i^te  ber  oItd)rtftIid)en  Siterotur.  Setpäig 
1911,  @.  80ff.,  90,122  nannte  ben  3£ant^tp^e-^$oIi)jene=$auIo§roman 
gar  nic^t  einmal  unter  ben  mannigfachen  SSerfen,  bie  er  aße  tt)iber== 
re(i)tU(t)  sum  ®o^t)iftenromone  fteHte.  Unter  i^nen  fönnte  man  ollein 
bei  ber  3tgne§Iegenbe  (Acta  sanctorum  BoUand.  Januar.  II  351 — 354) 
über  bie  3uge^örig!eit  gu  bemjelben  pnäd)ft  §tt)eifeln.  S)oc^  beftef)t 
tro§  if)rer  ftar!en  nnb  gemi^  nic^t  pfälligen  S3erü:^rung  mit  §eHobor§ 
8Irfafee|3ifobe  unb  ben  SorbeEfsenen  im  Xenop^on  üon  @^t)ejog  unb 
in  ber  „®efc^ict)te  be§  tönigg  SlpoIIoninS  öon  StijruS"  in  ben  ent« 
fd)eibenben  SJierlmalen  grunbfä|li(i)er  Unterfc^ieb  §iöif^en  beiben. 
©0  enbet  bie  ®efd)id^te  mit  bem  £obe  ber  ^elbin,  alfo  gegen  bie 
©attunggnorm  ungtücflid^.  f^erner  ift  bei  aller  m^ftifdien  Siebe  ber 
9tgne§  gu  K^riftug  biefer  bod)  me^r  ®ott,  al§  beliebter.  2)er  Siebeg«" 
roman  öerlangt  aber  annätjernbe  ©leidjfteüung  ber  Partner  in  ben 
§eIbenroIten.     2lu§  ber  alläugi^ölen  ©iftauä  ättjifd)en  S(gne§  unb 


I 


—     97     — 

cnttöirfelt  bie  m^[ttfd)e  SicBe  jtüeier  @d)tt)eflern  Xantf)ippc 
unb  ^oltifene  511m  5lpofteI  ^oufol,  aU  Sflepräfentonten 
beg  etjriftcntumS  in  ber  SBeife,  bo^  perft  (top.  1—21) 
über  bie  Siebe  ber  3£ant^ippe,  bann  {^ap.  22—42)  über 
biejenige  if)rer  ©dEitoefter  jum  ^Tpoftel  get)anbelt  toirb.  %n 
bie  (iterarifd^e  ©ntfte^ung  ber  3lrt  erinnert  nod)  bie  ^ijiernng 
ber  S3egebenl§eiten  in  ben  jpanifdEien  5lufentt)att  be§  ^onloS, 
löoburd^  if)re  geitlic^e  ©inorbnnng  in  bie  SlpofteloÜen  mögtid^ 
tt)irb  0  unb  bie  i)äufige  S3ejief)ung  auf  bie  apofr^p^en 
Slpüftelprajet^,  bie  \d)on  ber  .^erauSgeber  öermerfte.  9}?on= 
tague  9flf)obe§  SomeS  beobachtete  auci§,  ba^  in  ber  Xonf^ip^^e* 
begebenljeit  bie  feelifd^e,  in  ber  ^ol9£enegejd£)i(i)te  bie  äußere 
§anblung  überinog.  @o  f)atte  Xanthippe  im  SBefentlic^en 
nur  gegen  i^ren,  nad)  bem  9}?u[ter  ber  2lpofteIa!ten  jpöter 
be!ef)rten  ©atten  ^robo§,  ^ü%ene  aber  gegen  2iebf)aber 
unb  ©efa^ren  onjufämpfen^  gegen  bie  i^r  ai^halb  immer 
tt)ieber  d)ri[t(id)e  Reifer  erftanben.  g^erner  blieb  Xanthippe 
am  felben  Drte,  tt)ö()renb  [id^  bie  l^eujd^t)eitlöerjud^ungen 
i§rer  «Sc^tnefter  auf  :3ri:fa^rten  gutrugen.  S)ie  beiben 
9^omanf)ölften  erfdjeinen  einanber  fomit  !ontraftiert.  60II 
baburd)  bie  !ünftlerifc^e  @inf)eit  be§  SSerfeS,  fo  foH  burc^ 
ha§^  enge  üertüanbtfd^aftlidje  S3anb  sttjifc^en  ben  fdjmefterlid^en 
^etbinnen  unb  buri^  bie  Sfiic^tung  i^rer  £iebe  auf  benfelben 

il^rent  geliebten  ©otte  erftärt  fic^  aud^,  ta'^  et  :perfönHd)  tu  btc 
§anbluttg  nic^t  eingreift,  ja  nid)t  einmal  al§  irbifd)  geba(^t  werben 
fonn,  ttjoburd)  eine  ©runbbebingung  für  bie  im  gried)ifd)en  SiebeS* 
romane  unerläfe(id)e  QttJei^eit  ber  gelben,  alfo  mieber  ein  tt)efentUd)eg 
®attung§mer!mal  »erlebt  ift.  9!Ke:^r  aU  !ünftterifct)e  9lb:^öngig!eit 
öom  (3o;p'^iftenromane,  aU  roman^^afte  2)ur(i^fü^rung  atfo  tüirb  mon 
bemnocf)  für  bie  ?tgne§Iegenbe  ni(f)t  zugeben  fönnen. 

1)  Qnbem  fie  Säten  be§  ^auIo§  in  ©))anien  beri(i)ten,  ttJo:^in 
er  üon  3tom  fam,  wo  it)n  algbalb  ^etrog  erfe^te,  finb  fie  §eitlid)  dn 
^oraöeIberi(f)t  ju  ben  Actus  Vercellenses. 

St^iffel,  Woman.  7 


—    98    — 

9Jfonn,  bann  bnxä)  bic  9?üd£te^r  an  ben  5lu§gang§punft 
ber  ^onblung  om  Sftomanjc^Iufje  uub  burc^  bie  SSereinigung 
aller  ^auptperfonen  bafelbft  bie  äu|ere  @in:§citlic^!eit  beg 
SSerJeg  erreicfit  tüerben. 

©rfc^ien  bie  ©pijobenmonier  al§  formales  Sfioraf  teriftif  on 
be§  fop:^iftifd)en  ülomaneS,  fo  fteHt  ftd)  al§  be§eicf)nenbe[te 
formale  @igentümlid)!eit  feiner  d)riftlid§en  5Ibart  bie  SDou* 
blettented^ni!  bor,  bie  gegenüber  jener  ou§  ber  ©attungS* 
enttt)icf(ung,  b.  i.  an§  Üinfllerifd^en  9flüc!ft(f)ten  §n  erllörenben 
Eigenart  ben  agitatorifc^en  5lbfi(i)ten  c^riftüc^er  S3eIIetriftif, 
alfo  rein  praüifci^en  §öufung§beftreBungen  iljren  Urfprung 
öerbanft.  S)em  Söerfaffer  be§  Xant^ippe^^ott)jene-^auto§- 
romane§  tnaren  anc^  t)ier  fd^on  bie  gnoflifcfien  5(pofteI* 
prajei§,  fpe^ieH  bie  3:^oma§*,  öießeid^t  and)  bie  StnbreaS* 
alten  üorongegangen.  9^ur  in  ber  !ünftterif(i)en  SSerbinbnng 
ber  ^arallelgefcf)ic^ten  unterfc^eibet  er  ficf)  t)orteiI{)aft  öon 
i^nen.  Sn  ben  5:J)oma§a!ten  ftjirft  bie  ©onblette  at§  plumpe 
renommiflifc^e  @teigernng.  ßnerft  tüenbeten  fid^  —  aöer= 
bing§  im  ©inöerftönbniffe  mit  bem  ©erno^I  ht^w.  5ßater 
unb  au§  fc^ulbiger  S)an!bar!eit  für  if)re  Teilung  öon 
S3efeffen:^eit  —  i^xan  nnb  SToc^ter  be§  !öniglid)en  ^rieg§* 
oberften  ©ifor,  bann  bo§  2Beib  be§  (Sf)ari§,  eine§  naf)en 
SSermanbten  be§  tönig§  äRiSbai,  nömlic^  SRtigbonia  unb 
i^re  Slmme  90^arfia,  burc^  fie  enblid)  gar  bie  Königin  Xertia 
(unb  ber  ^önigSjo^n)  bem  en!ratitif(i)en  SebenSibeale  unb 
bamit  ber  mi)ftifd)en  Siebe  jum  Slpoftel,  mit  bem  in  ber 
Sßorftellung  jener  SBeiber  felbft  ß^riftoS  ^öufig  üerfdimolj, 
gu.  2)0  biefe  nod)  bem  9flonge  ber  S3efet)rten  onfteigenbe 
fßei^e  tec^nifd^  öor§ügticl^  ben  SJJortertob  be§  STpoftetS 
motibieren  foH,  genügte  ein  relotiö  fur^er  S3erici§t  über  bie 
93e!e^rung  ber  Xertio  noc^  ber  au§füf)rlici§  gefc^ilberten  ber 
9}ll)gbonio.    S)er  SSerfoffer  ber  3£ontt)ippe*^oI%-ene=^auIo§* 


—    99    — 

gefd^id^te,  ber  bett  l^äufigen  5tnfptelungen  in  feiner  ^frBeit 
gufolge  mit  ben,  für  bie  öon  if)m  gepflegte  Siteraturform 
muftergültigen,  apoh^p^en  5tpoftela!ten  mo{)I  öertrout  tuar, 
i)ot  fi(|  nun  beutlic^  ben  in  ber  ajicjimilla*  ober  9)J^gbonia* 
epifobe  ouggeprägten  St^p  be§  m^ftifc^en  ßiebe§öerf)ä(tniffeg 
für  bie  Xanttjippegefc^id^te,  alfo  für  feinen  erften  Ülomonteil 
sum  3Jiufter  genommen.  @6enfo  entfprict)t  Vit  58e!ef)rung 
ber  SfJebenfigur  ^tbtlta  berjenigen  öon  9K^gboniQ§  5(mme 
äJJorüo,  einer  ebenfaßg  epifobifc^en  ©eftolt  ber  X^omol* 
a!ten.  Sine  pxm  Xobe  be§  SIpoftet§  füfjrenbe  Steigerung, 
mie  in  biefen,  !onnte  er  ober  in  feiner  93efci^rön!ung  auf 
ein  erotifc^e§  2;^ema,  in  beffen  äRitteIpun!te  nid)t  —  mie 
in  feinen  9JJuftern  —  ber  ?Ipoftet,  fonbern  notmenbiger= 
toeife  bie  grouen  ftonben,  nic^t  braucl^en.  (S§  mar  olfo  für 
ben  §meiten  Xeil  feines  2Ber!e§  eine  33oriation  be§  3JJt)gbonio* 
SJiajimiöat^pl  notmenbig.  (Sr  erhielte  fie  bind)  5lnmenbung 
be§  äußeren  tedjuifdien  5(pparate§  be§  fop^iftifctien  9flomane§ 
im  ^ol^jeneteile.  5Dab ur(f)  erreichte  er  bonn  —  mie  er= 
tt)öt)nt  —  ben  fünftlerifd^  einenben  ^ontraft  beSfelben  jur 
Xant^ippeplfte  feinet  3Ber!e§.  SDamit  ift  auclj  ein  mefent* 
lieber  Unterf(f)ieb  be§  en!ratitifc^en  2iebe§romoneä  öon  ber 
opoftolifc^en  ^elbenepü,  fein  guter  5tu§gang  berührt,  ber  ja 
ein  unentbe^rtic^eä  3J^er!mal  be»  griec^ifc^en  9flomane§  unb 
be§  {leHeniftifctjen  SfJoöeUenfronjeS  borftcHt.  2Bie  fc^on  ber 
literorifc^  oon  ben  ^ouIo§a!ten  emanzipierte  ^ouIo§=2;t)e!(a* 
romon  nid^t  mit  bem  äJlartertobe  be§  gelben  gefdiloffen 
l^otte,  fo  enbet  gar  bie  3£antI)ippe=^oli)jene:=^auIo§gefd^id)te 
in  einer  bem  fopt)iftifc^en  SfJomane  üöQig  abäquaten  SBeife 
mit  ber  bauernben  SSieberoereinigung  aller  brei  Siebenben. 
StuSbrücflid)  oerfic^ert  ja  ber  SSerfaffer  {$tap.  42),  ba^  öon 
nun  an  ^o(t)jene  nimmer  ^auIo§  oerlie^  au§  Stngft  öor 
SSerfuct)ungen,  mie  fie  fie  gtücüic^  überftauben  —  eine  bei 

7* 


—    100    — 

ber  guten  2egenbeti!enittntl  be§  5(utorl,  ber  bom  Xobe  be§ 
^aulol  in  Ülom  ebenfogut  tüiffen  mu^te,  tüie  bon  feinem 
X^eHaerlebniffe,  für  Ursprung  unb  fünftterifdje  Gattung  be§ 
enfratitijcfien  Siebe§romaneg  überaus  bebeutfame  @d)(uB* 
ujenbung. 

Slber  oud^  bie  SDoublettented^nif  be§felben  unb  feiner 
9J?u[ter,  ber  mt)ftifcl^=erotifci£)en  (Spifoben  etoa  ber  X^onia§= 
prajeis,  na^m  i^ren  5ln§gQng§|)nn!t  Dom  ©op^iftenromane. 
©c^on  in  ben  Slnföngen  einer  S^eben^anblung  öon  Seufon 
unb  9ftf)obe  beim  ep^efifc^en  3£eno|){)on  unb  noc^  bürftiger 
in  ^o(t)c^arm§  S3ermöt)Iung  mit  ber  @ä)me[ter  feines  S3ufen* 
freunbeg,  be§  gelben  (5f)airea§  Bei  ß^aritou  (503, 6  ^irfc^ig) 
liegen  bie  erften  2tnfä|e  gu  ber  im  en!ratitifc§en  Siebes* 
romone  fold^e  ^ebeutung  befi|enben  ^arallelgefdiici^te.  Saut* 
Uid)  mar  e§  üorbe^alten,  aus  biefen  keimen  bie  Sieben* 
l^onblung  ^um  gemic^tigen  ©eitenftüde  ber  §aupt!)anbhtng 
onSjubilben.  ^reiüd)  tat  er  eS  ni(i)t  um  i^rer  fetbft  miüen, 
fonbern  oßein,  um  fic^  burc^  fie  eine  öerein^eitücfienbe 
SSerfc^rönfungStec^nif  ju  ermögli(f)en.  §eIiobor  in  ber 
^nemDn=9^aufifIeia=  unb  in  ber  S'JaufüIeS^i^tiiSbebegebenfieit 
ma^te  öon  ber  S^eben^onblung  fd)on  geläufigen  unb  öfo* 
nomifc^en  ©ebrauc^;  ö^nlic^  in  ber  ÄaHigone^  unb  ber 
(S{)orif(eSneben^anbIung  Sld)iüeuS  2;atioS,  ber  §eIioborS 
bürgertid^eS  ©eitenftücE  gur  {)eroifd)en  ^anptfjonblung,  bie 
SiebeSgefc^ic^te  öon  5tnemon  in  feiner  ^aflift^eneS=^afligone= 
Begebenheit  überbieS  ouf  baS  S^iöeau  ber  ^üupt^anblung 
er^ob.  58on  i^nen  auSgel^enb  !onnten  bann  bie  S3^gantiner 
om  @nbe  i^rer  9iomanentmitftung  (S^üetaS  (SugenianoS)  ju 
einer  ber  §aupt^anblung  faft  ebenbürtigen  SiZebenfionblung 
gelangen,  ot)ne  ba^  inbeS  bie  @inl)eit  beS  ^unftmer!eS  burd^ 
fie  in  f^rage  gefteHt  morben  möre.  ©efprengt  mürbe  fie 
burd)  bie  (£r!§eBung  ber  9^ebenf)anblung  gu  ööüiger  @(ei(^= 


—     101     — 

tücrtig!eit  unb  Parallelität  mit  ber  ^aupf^anblung  ettra  im 
en!rotitif(^en  3£ant:§ippe=^oIt)jene^^aulo§romane  tro^  ber 
SSerfud^e  be§  5lutor§,  bie  beiben  fetbftöTibig  getüorbeneu 
Xeile  ,^ur  !iinftterijcf)en  ©in^eit  ju  ergeben.  Sßon  ^ier  führte 
nur  ein  SSeg  meiter,  ber  pr  Sluflöfnng  be§  9f?omane§  in 
eine  ^JoöeHenjammlung,  beren  loje  <BiMt  nic^t  me^r,  mie 
im  SiJoöellenfronje  burcf)  9f?a^men,  Sfla^menfigur  unb  Z^tma 
§ur  funftlerifdien  ©inl^eit  jnfammengel^atten  n)erben,  fonbern 
ollein  no(f)  burcf)  i^re  gemeinjome  Xenbenj  if)re  ©ommlung 
redjtfertigen.  @in  Üinftlerifc^eg  ^egenerotionSprobnft  biefer 
%xi  fteüt  beimißt  1)  be§  ^aüabioS  „2ou[ta!on"  bor. 

5tl§  profoneS  ©eitenftüct  jum  3£antf)ippe=^oIt)jene* 
^auIoSromane  erftfieint,  tro|bem  ber  (Sinflu^  ber  2)oubIetten« 
ted)ni!  nid)t  fo  !(ar  ju  2;age  tritt,  tok  in  biejem,  tneil  bie 
^ßerfc^üngung  ber  einzelnen  Xeiter§ät)Iungen  eine  Ütnftlic^ere 
i[t,  bie  „®efcf)ic^te  be§  ^önigg  Sl^oßoniuS  öon  %\)vu§". 
Wart  ptte  fie  nic^t  anf  ®rnnb  i^rer  Übereinftimmung  in 
ted^nijc^en  ©injel^eiten  mit  bem  fop^iftifc^en  Sf^omane  für 
bie  Bearbeitung  eine§  griec|ifcf)en  DüginaleS  erüären  fotten, 
um  fie  ben  griecfiifd^en  Sf^ormalromanen  aB  öiJÜig  gIeicJ|= 
artig  beigefeHen  ^u  fönnen,^)  mä^renb  fie  i^nen  hoä)  nur 
öermanbt  ifi  ©dfion  (Slimar  ^Ieb§3)  ^üje^  ja  barauf  t)in, 
ha^  ©eeftürme,  @d)iffbrüd)e,  Xraume,  Dra!el  unb  bgl.  m. 

^)  SBgl.  ben  ©c^Iu^  bc§  9SorttJortc§  ju  feiner  Segenbcnfommlung 
(15,  Iff.  93utler):  ^Ap^äf^evog  xoLvvv  zwv  6it]Yi]oea)v  ov  xovq  iv 
xaZq  nöXeoLV,  ovve  xovq  iv  xutg  x(öf/,aig  rj  iQtjfjtiaig  ooi  xaxa- 
Xeiipü)  uyvwoxovg  xw  koya).  ov  yag  6  xönog  ioxiv  6  t,t]xov/jtevog 
evd-a  xaxwxrjoav  ovxoi,  «AA'  6  XQonog  xtjg  TtQoaiQeaeoDg. 

^)  3tud^  ber  SSerfaffer  btefer  SIbfianblung  :^at  fid)  in  einigen 
feiner  oben  jitierten  SSorarbeiten  biefer  pnäd^ft  beftect)enben,  aber 
nnftid)f)öUigcn  Slnfic^t  angefd,)Ioffen. 

^)  ®ie  ©rsä^hmg  beg  3l^oaoning  au§  3;i)rn§.  93erUn  1899# 
S.  297. 


—     102    — 

©toffelemente,  bie  mon  ftc^  für  bo§  SSejentüc^e  be§  gried^ifd^en 
ÜlomaneS  jit  Rotten  getüotinte,  ©emeingut  ber  ontifen  ®id§tung 
jeien,  bo^  i^re  5Inttjenbung  im  9?omane  if)n  bal^er  m(f)t 
fennjeicfine.  Ä(eb§i)  erfannte  eBenfaHS  bie  @elbftänbig!eit 
ber  brei  Xeilgefdfiic^ten,  in  bie  ber  5lpoIIoniu§roman  jerfäHt. 
5Die  Üinftlerifd^e  S3ebeutung  biefeS  ^f)änomen§  blieb  if)m 
freilid^  öerborgen.  @rft  fie  l^ätte  ober  ben  Unterf(f)ieb  ber 
in  ifjrer  loteinijd^en  ©eftolt  urfpriinglic^en  SlpoHoniuSgefd^ii^te 
öom  gried)if(f)en  ©o^^iftenromone  eüibent  gemai^t !  ®er  S(pot* 
loniniroman  befielt,  n)ie  gefagt,  ä^nüd)  bem  3£antf)ippe*^oI^* 
jene=^QuIo§romQne  ou§  mehreren,  unb  gnjor  onS  brei  einanber 
gteicfittjertigen  ©efc^id^ten,  üon  benen  tt)enigften§  bie  ^meite  nnb 
britte  im  5tllgemeinen  ber  fop^iftifd)en  9?omonnorm  genügen. 
5Der  erften,  nömlid^  ber  2iebe§begebenf)eit  be§  ^önig§  Slnti= 
ocf)n§  mit  feiner  Xo(J)ter  (^ap.  1 — 7)  ift  bie  ^tneite  2iebe§= 
gefc^id^te  üon  5IpolIomu§  unb  Slrd)iftroti§  (^op.  8—28. 
48 — 51)  beigeorbnet,  tt)ä^renb  bie  britte  ©rsä^tung  öon 
X^arfto  unb  5tt§enagora  (^ap.  29 — 47)  in  bie  gleite  ein= 
gejc^Ioffen  njurbe.  5Die  g^igur  be§  SlpoHoniuS  ift,  mie  jene 
be§  ^QuIo§  im  26ant^i:ppe=^oI%ene=^auIo§romane,  oHen  brei 
©efc^id^ten,  ober  in  üerfc^iebener  ^un!tion  gemeinfom.  Sn 
ber  gttJeiten  ift  SlpoHoniuS  ^elb,  in  ber  erften  ^mk  be§ 
5tntio(^u§,  in  ber  britten  t^pifd)er  SJJittter.  SDiefe  üerfc^ieben^ 
ortige  5ßern)enbung  berfelben  ^erfon  in  ben  brei  9Joöeüen 
biente  nic^t  nur  ber  ^erfonenö!onomie,  fonbern  belebte 
öielmef)r  bie  ßompofition  be§  gongen  SBer!e§  im  ©egenfo^e 
jur  einförmigen  @Ieic!^^eit  ber  S3e§ief)ungen  ettt)o  3£ontt)ippen§ 
unb  i{)rer  ©djmefter  §u  ^auIo§.  SDie  erfte  unb  gnieite 
©efc^ic^te  fd^üe^en  fid)  im  ^ontrofte  oneinonber,  njie  bie 
3£ontt)ippe*  unb  bie  ^oIt)jenebegeben^eit,  mit  bem  Unterfd^iebe 


»)  ebenba  ©.307  f.,  299. 


—     103    — 

oücrbingS,  ha^  ber  ®egenJQ|  fein  äu^erlicl)  tedjnif^er, 
fonbern  ein  fittlid^er  ift.  ?tuc^  borin  überragt  olfo  bie 
^un[t  be§  5rpononiii§-  biejenige  be§  3eantI)ippe=^oI^jene= 
^auIo§romane§.  Sn  ben  SiebeSgefc^ic^ten  be§  5tntiocl^u§ 
unb  5tpotIoniu§  fte^en  nämlid)  ein  tofter^afteS  unb  ein 
tugenb^ofte§  2iebe§t)erf)ältni§  einanber  gegenüber,  öon  benen 
jenc§  einen  nacf)trögiic^  Beridjteten  (@.  44,  2  ff.  Sfliefe^) 
unglüdlic^en,  biefeS  einen  gnten  ?ln§gang  nimmt,  beffen 
erjatilung  ebenfalls  nic^t  nn  ben  SSerlanf  ber  ©efc^idjte 
fclbft  angefügt  n?nrbe.  S)ie  sttjeite  unb  britte  erjäfilung 
finb  ixoax  mä)  i^rer  ^enbenj  parallel  —  in  beiben 
triumpl)iert  fd)IieBti^  bie  Xugenb  — ,  nad)  bem  @efd)Ied^te 
ber  fü^renben  ^auptperfonen  aber  gegenfö|Ii(^.  2)er  o!tiüe 
Siebenbe  ber  jnjeiten  ®efd^id)te  ift  5IpoIIonin§,  alfo  ein 
äJJann,  ttJä^renb  bie  entfpre^enbe  ^oUt  in  ber  britten 
©rsö^tung  feine  2:oc^ter  X^orfia  inne  f)ot.  tiefer  SSec^fel 
ber  2l!tit)itöt  nad)  bem  ®efd)Ied)te  ber  ^erfonen  erftört  fid^ 
at§  Si^ac^üang  ber  SltternierungSted^ni!  be§  öon  9Eeno^)^on 
unb  e^ariton  öertretenen  9ftomantt)pu§,  in  bem  ja  ©rlebniffe 
be§  gelben  unb  ber  §elbin  einanber  ablöften.  ®er  Sßer* 
faffer  !onnte  jmor  fo  ber  üon  ber  @attung§norm  geforberten 
„90^annigfattig!eit"  genügen,  ttjirb  fic^  aber  ^auptfäd)Iic^ 
beäl^alb  jur  Hnmenbung  jener  älteren  Xed^ni!  öeranlaBt 
gefe^en  t)aben,  mit  burc^  fie  Xfiarfia  unb  SlpoHoniuS  al§ 
bie  beiben  gelben  einer  ®efd)id)te  erfc^einen,  wö^renb  bod) 
5lpononiu§  in  ber  Xtjarfio^Slt^enagoranoöeKe  nur  eine  SfJeben* 
rolle  fpiett.  3)ie  fd)einbare  @inl)eit  ber  beiben  ®efd)ic^ten 
foKte  aber  ben  aJJangel  ber  tüirlüc^en  erfe^en.  ©iefelbe 
5lbftc^t,  bie  Xeiter§öt)lungen  möglidift  feft  p  öerfitten, 
förberte  ja  and)  bie  oben  befprod)ene  5trt  ber  @ejc^ic^ten= 
anreit)ung  (^ontraft,  einfd^attung)  unb  in  äu^erlidjerer 
SBeife   \)ci^    au§   bem   Xantf)ippe-^olt)jene=^auto§romane 


—     104    — 

be!annte  SJJittet,  bie  gelben  ber  ©inselgejc^ic^ten  in  Italic 
öeriranbti'c^aftlici^e  Söesie^uitgen  juetnanber  gu  fe^en.  — 
Sm  ©atisen  überragt  bie  „©efd^idfite  bc§  ^önig§  ?IpoItotiiu§ 
öon  Xt)ru§"  tro|  i^rer,  fdjon  in  ber  moralifierenben  Haltung 
nnöerfennboren  3ngef)örig!eit  gnm  dirifttid^  =  gno[tijcf)en 
Sftomanäftjeige  bie  enfrotitifc^en  3£Qntt)ippe*^oI^j:ene=^ouIo§* 
o!ten  ebenfoöiel  an  SSermögen,  bie  öon  ber  2)oubIettented^ni! 
fjerbeigefü^rte  9f{omanoufIöjung  burd)  !ünftkrifc^e  Xeil* 
gef(f)itf)tent)erbinbung  anf§u^alten,  nm  tttieüiet  biefe  ben 
opo!r^p^en  ^po[teIproi-ei§  eben  barin  überlegen  jd^ienen. 
SBir!Ud)e  @inf)eitüd^feit,  gefd^tneige  benn  ©inljeit  fonnte 
freiließ  anf  bem  eingefd)tagenen  SBege  keinesfalls  erreid^t 
njerben. 

S)ur(i)  bieje  §(u§[ü^rungen  erfc^eint  bie  gtüiefadje  ^^ort^ 
bilbung,  bie  ber  griec^if(^c  Ü^oman  nac^  feiner  Slütejeit 
erfaf)ren,  für  ben  gegentüörtigen  Qrotd  beutlidC)  genng 
beftimmt.  ©enonereS  mu|  einer  @efc^i(^te  ber  grie^ifc^en 
©rjö^IungSfnnft  im  SJiitteloIter  öorbef)aIten  bleiben.  3u 
i^r  befa^  ber  Sfloman  al§  ©attung  in  ben  beiben  It^t^ 
beobadjteten  (Srfd^einnngSformen  ber  geiftlic^en  nnb  rl)etori= 
fierten  @r§äf)Inng  jtuar  nnr  untergeorbnete  Sebeutung;  nnifo 
ftör!er  ioar  aber  fein  (Sinflu^  anf  bie  geiftlic^e  unb  tt)eItUc[)e 
^^elbenromanti!  jener  2:age. 


flnl)ang. 


lA. 


B. 


i^ap.)  1  Sofol:  Sonbgut  bei  9)JtjtiIene. 


2—3  ©ap^nil'  Stuffinbung 
imxä)  Samon. 


-6  ©t)Ioen§  Sluffinbimg 


7—8  ^ap^niä  +  ®f)Ioe  werben  gur  gleidien  (:^trtlid^en) 
Stätigfett  om  fetben  Drte  angeljalten  infolge  eineä 
if)ren  Qk1)t)äktn  üon  (Sto§  gefanbten  %xauxm§. 

9—10  Seit :  Senj. 
®  +  S^  treiben  i^re  58ejcf)äftigung  gemeinjom. 


11—12®  bernnglücEt  in  ber 
äSoIfggrube. 


12  &}  rettet  i:^n  burd^ 
®or!on. 


15 


[12®'  +  e^g  Situation  bleibt 
burd)  ben  3ttJifd)enfatt  un= 
üerönbert.l 


18  ®  liebt  e^  (2)or!on§ 
(SJegenft)ieI,  tu|). 
19  S)or!on  fe^t  fein  ®egen» 
f^)icl  gegen  ®  fort. 


13-14  ei)  liebt  ®  (93ab, 
glötenf^iel). 

20—21  ®or!on  öerfuc^t  ©^ 
üergeblid)  ju  ber=» 
gewaltigen. 


22  2)  +  ®:^  fü{)ten  gleid)en  8iebe§f(ä)merä. 

23—24  3eit:  ©ommer. 
©ommerlic^e  §irten=  nnb  Siebegtätigfeit  üon  2)  +  Sf). 


25—26  e^§  ©rlebnig  mit  ber 
3ifobe. 


27  3)'  ©r^ätilung  öon  ber 
^olgtaube. 


—    106    — 

D.  28  3ett:  §erBft. 

%t)xi)ä)t  ^Räuber. 


28  3)  Wirb  geraubt.  28—30  ^  befreit  ®  mit 

®or!on§  5Rat  burd)  .t>er=' 
beifü^rung  eine§  ©d)iff* 
bruc^eg,  au^  bem  \\(i)  ® 
rettet. 


31—32  ®  +  ©^. 

a)  5)orIon§  93eftattimg  burc^  ®  ^  (31). 

b)  ®  S^  baben  in  ber  9tt)nH)'^engrottc,  looburd)  be§  5) 
Siebe  gefteigert  tuirb  (32). 


IIA.  1—2  Seit:  aSeinlefe. 

®  +  ©^  orbeiten  mit  einonber.    kleine  Seiben  ttiä:^renb 
ber  Seje;  ^irtlic^e  greuben  no^  i^r. 

3—6  $^iIeto§  ergä^It  3)  +  ©^       7  gie^t  au§  feiner  ©rää^tung 
fein  (Srlebnig  mit  ®ro§,  bie  9^u^onit)enb:mg  für 

i'^r  !ünftige§  Siebe§Ieben. 

8—11  ®  +  et)  üerfud)en  bie  pra!tifd)e  ®urd)fü^rung  ber 
Setiren  be§  ^f)iIeto§: 

a)  1.  '^adjt  unb  Xaq  (8—9). 

b)  2.  9?arf)t  unb  XaQ  (9—11  fteigernb). 


B.  12  3eit:  Söeinlefe  (unb  ^agb). 

aJietfi^mnäifd^e  Jünglinge. 

13—14  ®ie  ajJetf)^mnäer  jüd^tigen       14   ®ie   Sanbleute,    unter 
ben  ®  toegen  be^  SSerluftel  if)nen  ®ri)a§  unb  Somon, 

i:^rer  SSarfe.  öerteibigen  ben  3). 

15  ^f)ikta§  Wirb  alg  ©c^iebSri^ter 
eingefe^t. 


15  hinflöge  ber  9Ket^t)mnäer.        16  «erteibigung  be§  ®. 


—    107    — 

17  Urteil  be§  ^^{Ieta§. 


17  ^te  9!Jiet^t}mnäer  unter»  17  2)ie  Sanbleute  entreißen 

werfen  ficf)  bem  Urteile  ifinen  ben  5)  unb  üer» 

nici^t,  fud)en  ben  S)  ju  jagen  fie. 
feffeln. 


18  ®  +  ef)  (^iBfsene). 


19  Seit:  ©^jät^erbft. 
9!Jlet^l)mnäij(i^e  glotte. 


20  ^  rairb  geraubt.  21—29  ®  befreit  fie  burc^ 

fein  ©ebet  an  bie  S'l^nt^' 


:p:^en  unb  an  ^an  (21— 
24)  burd^  $on  (25—29). 


30—31  ®  +  P: 

a)  ©rsä^Iung  ber  di),  be§  ®  (recognitio). 

b)  Dpfer  ben  JjQm^jl^en,  bem  ^on. 


D.  82  SänbU(?^e§  geft  mit 

^^iletaS  unb  2iti)ro§. 

33—36  Mnftlerifc^e  ®ar-  37 f.  ©oId)e  üon  ®  +  K^: 
bietungen  ber  Stiten: 

a)  ^f)ileta§  fpielt  ouf  ber  3)  +  ©f)  tanken  (c)  2amon§ 
©t)rinj  (33.  35) ;  @efd)id)te  (b) ;  ®  begleitet 

b)  Somon  erjäl^It  (34) ;  ben  %an^  auf  ber  ©^ring 

c)  ®rl)a§  taust  (36).  '          beö  ^$^iIetag(a)fo  meifter- 

:§aft,  i>a^  fie  if)m  biefer 
fc^enft. 


38- 

-39  ®  +  et): 

a)  ©d^mur 

ber 

et). 

b)  2;reufct)tt)ur 

be§  ® 

(fteigernb). 

niA.  1—4  Seit:  Sßinter. 

58eru^igung  ber  politifdtien  Sage.    SBinterrul^e  im  Sanbteben. 


—     108    — 

Itntätigfett  ber  öon  gtet(i)er  ©e'^nfucEit  erfüllten,  getrennten 
®  unb  e^. 

4  (J^§  2Btnterbef(^äftigung,  bie         5— 7®'2Btnterbe|"d)äftigung, 
i^r  feine   9Iu§ft^t   geiüä^rt,  bie  ifin  erft  mit  ®rt)a§  unb 

ben  ®  p  feilen.  fontite^äufammenfü^rt. 

7—11  S)  +  (£^: 

a)  1.  Sag. 

b)  2.  Sag. 


12—13  3eit:  grü:^Iing. 
©rotifc^e  gtegungen  in  SD,  bann  in  &). 

14  e^  gibt  bem  ®  Siebeg=  15—19  Si)fainion  gibt  bem 

Unterricht.  SD  Siebe^unterri^t. 

20  —  23  2)  +  ©:^  bleiben  bennoc^  bei  i^rer  bi^^er  ge= 
übten  :§armIofen  Siebe^tätigfeit : 

a)  @(^oerIebni§  ber  ^f); 

b)  beffen  ©rüörung  bur^  bie  aKi^t^energä^Iung  be§  ®. 


C.  24  3eit:  ©ontmcr. 

93eääf)mung  ber  erotifc^en  Biegungen  Kp  burc^  S). 

25  e^  ummerben  greier.   Q^re         26— 82  3)  fiebert  fic^  burc^ 
SSermä^Iung  wirb  für  ^erbft  ben  S3eiftanb  ber  9Jl)m* 

angefe^t.  p^en   K^.     m§   §erbft 

h)irb  infolge  SontonS 
SEßiberftanb  feine  Sßer» 
möf)Iung  mit  i:^r  i^inaug* 
gefd)oben. 

38— 34  ®  +  e^  üerlobt,  o^ne  ha^  fid^  ein  f5ortfd)ritt 
in  if)ren  erotif(i)en  Segieljungen  einftellte.  ®  brid^t 
ben  SIpfel,  St)  fd)inoßt;  er  überreid^t  i:^r  bie  grud)t, 
fie  ift  oerföi^nt.    tu^fgene. 


109 


IV. 


1—4  Bett:  §erbft. 
2)er  Suftgarten. 


4— 6  S)  jud)t  ftd)  ben  §errn 
gün[tig  ju  [timmen: 

a)  burd)  Pflege  ber  §erbe  mit 

b)  burd^  ©ubromog'  gürfprnc^e. 


27  e^   glaubt   \iä)   üon  ® 
üerloffen,  roiß  fterben. 


7—10  2ampi§' 
3Jettt)üftung  be§ 
@axttn§  bleibt 
biird)  3tft^to§  un* 
fd)äblid^  für  ®. 


11—12  @no- 

tt)on  [teilt  bem 

®  erfolglog 

nad). 


13—16  ®  fü^rt  aB  §trte  bem 
§errn  bie  §erbe  oor. 

16—18  ©nat^on    18—21  Samon 
erbittet  \id)  ben      entbedt  bie 
3)  üon  2t[tt}Iog.    §erfunftbe§2). 

22  —  26  recognitio   be§   2)   olg 
So:§n  feinet  §errn. 


28—29  Samtig     30—31  ®rt)ag 
roubt,  ®nat:^on     entbedt  ß^ä 
rettet  ©f).  §erfnnft. 


31—32  e^  oI§  33rant  be§  ®. 


33—34  Siontjfo-    35  SOtegoflel, 
pf)aneg  bemüht       ©:^§  SSater. 
fid)  um  S;f)g 
recognitio. 

36  recognitio  ber  S^  atä  Sod^ter 
be§  aJJegoHeg. 


37—40  SSermä^Iung  be§  2)  + 


S)rucE  öon  g^rl^arbt  tarro§,  |>ottc  a.  ©. 


Verlag  von  Max  Nieiiieyer  in  Halle  a.  S. 

Bechtel,    Friedrich,    Aeolica.     Bemerkungen   zur   Kritik   und   Spr 
der  Aeolischen  Inschriften.     1909.     8.     V,  67  S.  Jk 

—  Die  Vocalcontraction  bei  Homer.    1908.    8.    XI,  314  S.     Jh.  1 

Forschungen,  Rhetorische,    herausgegeben  von  Otmar  Schissel 
Fieschenberg  und  Joseph  A.  Glonar.     8. 

1.  Otmar  Schissel  von  Fieschenberg,  Novellenkräaze  Lul- 
1912.    XVIII,  108  S.  und  2  Tafeln.  A 

2.  Otmar  Schissel  von  Fieschenberg,  Die  griechische  No' 
Rekonstruktion  ihrer  literarischen  Form.     1913.    Vll.  109  S.    Ji 

Franke!,  Charlotte,  Satyr-  und  Bakchennamen  auf  Vasenbildern.     1 
8.     110  S.  mit  3  Tafeln.  Ji 

Gerlach,    Günther,     Griechische    Ehreninschriften.       1908.      8. 

116  S.  Jh. 

Klassiker  der  Archäologie.    Im  Neudruck  herausgegeben  von  F.  Hi 
von  Gaertringen,  G.  Karo,  0.  Kern,  C.  Robert.     8. 

1.  L.  Ross,  Inselreisen.  I.Teil.  Nach  dem  Handexemplar  des 
fassers  berichtigte  und  revidierte  Ausgabe.  Mit  5  Abbildui 
1912.     XXIV,  182  S.  geh.  ^3,50;    gebd.  J? 

2.  Zoega's  Leben.  Sammlimg  seiner  Briefe  und  Beurteilung  s 
Werke  durch  Friedrich  Gottlieb  Welcker.  1.  Teil  Mit  e 
Bildnis.     1U12.    XX,  264  S.  geh.  J^4,-;    gebd.  Jl« 

3.  L.  Ross,  Inselreisen.     2.  Teil.     1913.       geh.  J«  3,.ö0;    gebd.  ^ 

4.  Zoega's  Leben.    2.  Teil     1913.  geh.  ^  4,— ;   gebd.  ..^ 

Meyer,    Eduard,    Kleine  Schriften  zur  Geschichtstheorie  und  zur 
schaftlichen   und   politischen   Geschichte    des   Altertums.     1 
8.     VII,  555  S.  geh.  Jh.  12,—  ;    gebd.  Jh.  1 

—  Theopomps    Hellenika.     Mit    einer  Beilage  über  die  Rede  an 

Larisaeer    und    die    Verfassung    Thessaliens.      Mit    einer   K 
1909.     8.     IX,  291  S.  Jh. 

Schissel  von  Fieschenberg,  Otmar,  Dares-Studien.    1908.    8.    r. 

Jb. 

—  Novellenkomposition   in  E.  T.  A.  Hoffmanns  Elixieren  des  Tev 

Ein  prinzipieller  Versuch.     1910.     kl.  8.     80  S.  Jk 

Wecklein,  N.,  Studien  zur  Hias.     1905.     8.     IV,  61  S.  Jh. 


Druck  von  Ehrhardt  Karras,  HaUe  a.  S. 


PA      Schissel  von  Fieschenberg, 

3267     Otmar 

S34.        Entwicklungsgeschichte  des 

griechischen  Romanes  im 

Altertum 


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