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r
3.
JEubwig (Rinil (Stimm, 1813.
f eEbftbilbnis.
(Srinnmmgen aus mtintmütbtn.
93on
i*ubmtg (£mil ©rimm,
SWaler utib Stabtem, 1790—1863,
(©ruber von 3«cob unb ffitlbelm ©rimm.)
herausgegeben unb txga'njt ooti
»botf ©toll,
Vrrfcffn am Jt«l- SrtorfcM-OvmMaflum i« SulTel.
(DJtr 3* Vflbatffftt, 5 Wbbiltiiirtaen, 2 Stamm tafeln nnt einet JtarttBffiuc foroir
einem S«riei*itö Den Stimm* ffiecf, mit »liefen Bin 3aceb, SBilltlm,
SerKnand nnb Snbralj Stimm unb anbeten SSetttJjtn m SamilttiiäefaiA«.
Seipaig.
£effe & 93ed«r Betlflfl.
1913.
Copyright 1911 by Hesse & Becker Verlag, Leipzig.
do
\N\0 555954
i
Einleitung beö Jfrttaufytbtit.
„3* m6<fcte mfd» ber roimberfamen £(ftorirn, fo t<fc
au* Sateri Jtinbfyett fyeraberaenommen, ober au*, wie
f!e mir oorfommen flnb in meinem «eben, nidtf ent*
ablagen, um fein @olb. ftttfter."
SBütyelm 43ktmm* Eintrag in ttrnimf
©tammbud» 1808.
©er SBerfajfer berfolgenbenBufaeidjnungen, bieer etfiatöettoa
»terunbsieraigiäfyrlger SRann begonnen l)at, fft ber jüngfte trüber
beö fyeffifdjen Sörüberpaare* 3acob unb 3Slll>elm ©rimm:
^2 ber ÜBaler unb Stabierer 2ubu>ig @mil ©rimm, ber, am
^ 14. SDtära 1790 au £anau geboren, alä ^rofeffor an ber Xfabetme
ber bflbenben fünfte au Gaffel am 4. 2fpril 1863 bafelbft ge*
torben tft.
SSenn er audj weiter ntdjtä wäre, alä ber trüber
jener um>ergletdjltdjen Männer, auf bie unfer beutfdjeä Stolf
unb unfer Jjeffenflamm nie ftola genug fein fann, fo to&re er
-^ ftfyon einer gegriffen $8ead)tung wert, befonberä wenn er nod)
c^ mandjeä aur 3ugenbgefc^fc^te audj ber beiben älteren SBrüber
^ müauteüen fyfttte; er ift aber aud) felbft ein trefflicher unb liebend
^ werter Sttenfd) unb ein {inniger Äünftler getoefen, ber aud) an
<x jidj aerbient nid^t »ergejfen au »erben.
(Sin tiefer gamilienjlnn unb bie innigfte, felbftlofefte 2fo*
l)&ngltd)feit fyat alle ©lieber be* ©rtmmfd)en Jjaufe^ ii>r Seben
lang feft »erbunben gehalten; im ©chatten gletdjfam unb in ber
Jgmt ber atoei ältejten trüber, bie ifynen frül)e Steter* unb SD^uttcr^
ftelle »ertreten mußten unb aKeaeit auf* treultdjjte für ffe geforgt
l)aben, hielten fiel) bie jüngeren ©efdjtotfter, aertrauenä&oll au
il)nen aufblicfenb unb fiel) i^nen unterorbnenb, jafyrjefyntelang in
einer «fjauäfyaltung, „tote eine Heine SRepubltf" nad) SacobS
Xuöbrucf, aufammen, unb audj nadj ber räumlichen Abtrennung
einaelner — fei e$ auf längere ober füraere &it — fyaben fle
aSe ftetö ffdj nodj atö ©lieber einer gamilie unb eine* J&auS*
1*
4 Einleitung beä 4J*tau$geber$.
baltö gefüllt, ber ein Sföenfdjenafter lang in (Saffel feinen @tfc
batte; anfangs alle fed)$ ©efd)Wifter sott fyetfjer Siebe unb Söer*
efyrung um bie früf) verwitwete fluge unb gute üRutter fid)
fdfjarenb, bann bie fünf Grübet bie einige ©djwefter, „bie Hebe
Sötte", mit $&rtifd)er Steigung fafl rttterild) umgebenb, ftetä
alle einanbet fyelfenb, fid) tragenb unb fdrbernb: fo bieten fie
alle baä erfreuliche 5Bflb fdjöner beutfdjer gamiltenltebe.
3m Äern iijreä 3Sefen$ ftfmmen aKe ©rimmfdjen ®e*
fdfjwtfter überein; fcon einer fcergletdjenben 3ufammenf>attung ber
atigemeinen SMIbung, be$ gefamten getfttgen Sebenä ber Jüngeren
©efdjwifier mit bem ber $wet älteren trüber muß babei freilid)
abgefefyen »erben: trofc steif ädrigen innigen 3ufammenleben$
l)aben biefe itynen, audj inäbefonbere Subwtg, ntd)t irgenbeinen
erfyebltdjen Seil tfyrer umfaffenben geiftigen Sntereffen mitzuteilen
»ermod)t. 3fber Kenn Sacob unb 3Ötil>elm ber Nation lieb
unb wert geworben ftnb burd) fl>re Siebe au SSolf unb engerem
tote weiterem Stoterfonb, burd) äBafyrfyafttgfett unb äBatyrtjeftä*
tnut, ßpferfreubtgfett unb 9>fltd)tgefüf)l, burd) tyre felbfttofe Streue
unb herzensgute, burd) bie fd)lid)te Einfalt unb fd)6ne $fnb*
lidjfett ifyre* 28efen$, burd) ifyre Unetgennüfctgfefi unb tiefe 33e<
fd)eibenl)eit bei i)5d)ften wtffenfdjaftltd&en Seiftungen, »ermöge
beren 3acob tnäbefonbere afö ber SBegrünber ber beutfd)en
©pradjwtffenfdjaft baftefyt: einzelne serwanbte 3üge finben
fid) bod) aud) bei ben anberen, nfdjt ijersorragenben ©efd)Wtftern.
Unb wäfyrenb wieber 3acob unb SÖllljelm ttjrerfett* nad)
mandjen ©etten tfyreä 28efen$ auäetnanbergefyen — 3acob ber
93al>nbredjer, ber 8forfd)er, ©ntbeder, SBtlfyelm mefyr berSRad)*
empftobenbe, <§rflftrer, btd)terifdf) gfüfylenbe — -, ift e$ gerabe
Subwtg, ber fid) mit 3acob$ eigentümlichem äöefen am näd)ften
berührt, wie er tym benn aud) befonberö im 2Clter fbrperlld) am
äf)nlid)ften war. äöenn Subwig aud) btö ju feinen SRanneS*
fahren etwa* 3frgenbiid)'fr5f)ltd)eö fyattt, im herein namentlich
mit feinen ÜRünd)ener Äünftlerfreunben audf) wofyl übermütigem
treiben ntd)t abfyolb war unb aud) fpäter nod) bie luftfgften
«riefe sott brottiger Einfälle — barin SSllfyelm äfyilid) —
fd)reiben tonnte, fo fyattt er bod) in reiferem tflter äfynltd) wie
Einleitung beö J&erau$geber*, 5
Sacob ettoa* @rnfteö, Strenge*, 3urücfl)altenbe$, ba* ü)n »on
anbeten, anbere t>on tiptt fem fytelt, toätyrenb er freittd) 3acob$
unruhiger S3en>egiid)feft gegenüber gleichmütig, gerabeju ptyleg*
tnatifcf) erföetnt; er toar frlll für fld), in fld) gefefyrt, man faf>
U)n feiten lachen, »entgfrenä ntd)t laut unb r>erar>aft, aud) tr>enn
er in froher Saune fcr)crjt)aft troefene 93emerfungen madjte.
SSätyrenb SÖllljelm al* trefflicher, vergnügter, oft fdjaltyafter1)
Oefettfdjafter gefucf)t toar unb rafd) bfe Seele jeber ©efettfdjaft
tourbe, ging Subtotg nur mit wenigen um, aucr) barin mefyr
3acob ätynltd), ber einmal an *ad)mann fdjreibt*): „J&ätten
totr 9>roteftanten bie Sitte be$ fl&jterltdjen %ebm$ ofyne anbeten
ÜBöndjäbtenft, fo brächte id) gern barin bie legten Sage meine*
«eben* aul"*) 2*on «ubtotg !ann foSöeffety4) fagen, ber im
fünften Söanb be* untengenannten SSerfe* nad) einem furjen
Sebenäabrtg aud) feine arbeiten aeraetdjnet unb feine Stabterungen
betreibt: „£a* «eben btefe* r>efflfcr>en ÄünjHer* fcr)refben fyetgt
fafr eine 3bv)tte bieten, gern von ben ©türmen be* großen
öffentlichen SBeltoerfefyr* liebte er e*, in einer (titten 2fbge*
fcfjtoffenfyeit, unbefümmert um ba* Urteil ber SBelt, ju aefdjnen,
au robieren unb a^etlen ben 9>infel $u fyanbbaben." 2fber in
»ertrautem Äretfe, lieben greunben unb SSeroanbten gegenüber,
i)at er fidj toentgjtenS in früheren %at)tm ebenfo tote bie älteren
93rüber münbiid) tote brieflich fd&on unb offen erfdr)loff en ; ba
fann aud) er luftig, felbft toofyl einmal fpöttifer)6) fein unb @cr)er$
*) @r felbft fpridr>t barüber (Stengel 1, 221, 250.
■) 12. SRat 1840. @r erfdr>Iießt biefem unb £>af)imann am
meiften fefn^>erj, tote 28tlf)elm bie* gegen Suabebiffen tut,
unb beibe noefo gegen ÜReufebad).
■) $Briefltdr>e Serbinbungen fnüpfte 3acob aber gern an
(Steig 3. 323).
4) 2lnbrefen>a8ejfel», 2)ie STOaler unb SRabferer b. 19. 3ab*
tnmbert* 5, 117—196.
5) 3<tcob, ber aumeift unter ben trübem ettoa* Sd)arfe*
in feinem SBefen tjattt, befonber* toenn er über 9>ebanten fpottet,
nnrb be*r)alb bod) nie ungerecht unb gefyäffig: feine greube am
Spott aeigt fici), toenn er nod) am legten Sage sor ben JJerbft*
ferien 1804 in Harburg gegen einen eben aelefenen „bummen
Buffafc" Älingemann* über Siecf* Octatrtan etne 9>arobie fdjretbt
6 Einleitung be$ J&wau$geber$.
treiben n>ie jie, unb befonberä !ann er ba aum Vergnügen aller
bat ©rtmmfd)e 9lad)af)mung$talent l)übfd) entfalten.
3« gleicher SSetfe fjängt aud) er an SBertvanbten unb
greunben, an alten trauten Erinnerungen, an ber engeren J&eimat
mit tfyren 3ttenfd)en unb £)rtlid)feiten in liebevoller $reue unb
aetgt babet ganj wie 3acob ben fdjärfften 93ltcf für baä kleine
unb Unbebeutenbe, von taufenb anberen gar nid)t Söeadjtete1).
£avon aeugen aud) bie nadjfolgenben Mitteilungen au* feinem
Seben.
@r fyat ftc al$ älterer Mann erft begonnen; er f)at jie ntdjt
gefdjrfeben, »eil er fte al$ wertvoll für bie SÖelt angefefyen, nid&t
»eil er felbft feine eigene Söebeutung für tiefe unb bie Äunft
überfdjäfct tj&ttt; baau benft er ju bef Reiben über fid)8); er fd)reibt
für fid); er will allenfalls nur feinen über alleS geliebten nädj*
ften SBerwanbten, feinem Äfnbe, feinen Ghifein, bie Äenntntä
feiner toenn aud) nur für fie wertvollen ©rlebniffe erhalten; er
!ann eö nidjt über* J&etJ bringen, fie verloren gefyen au laffen;
(an Sßiganb, Stengel 3, 37); ober in einem SBrief (an betv»
felben, baf. S. 47—49) eine Seftton be$ 9>rofejforä SRobert —
bejfen audj griebrtdj Oetfer al$ eine* gebauten erwähnt
(Sbäer. 1, 120) — im 8ef)n$red)t nod) narf) fünf Saferen auf mefyr
al* einer großen Quartfeite wortlid) in föftliajer Söeife wieber*
aibt; er fdjließt fle: „ber 9larr gefällt ficfe wofyl nod) immerfort".
Xud) 2ubwtg fertigte gern aeidjnertfdje Äartfaturen — an folgen
ijatte aucfy Sacob greube, Stengel 3, 187 — unb würbe 1820
von 2frnim barüber aured&tgewfefen (Steig 3. 478, 480, 483).
*) 3Öenn Steig (4, 21) meint, 2ubwig t>abe fid) nament*
lidj mit 2Bi(l)eim geijteäverwanbt gefüllt, inbem er eö liebe,
feine Sad&en bfö in alle (Sinaetyeften hinein mit liebevoller Sorg*
falt burcfoubilben, fo fagt baaegen £♦ ®rtmm (SBeitr. 230):
„Seltfamerweife f)at Subwig viel mefyr von 3acob$ al$ von
2öilf)eim* Statur," wenn er aud) ftetö btö aule^t Söilfyelm
am nädjften geftanben bat (f. benfelben, <£. 3, 316).
*) 3n einem Briefe vom 26. 3uni 1848 an ben frül) ve*
ftorbenen Maler Sub wtg Sincf aud ffulba, feinen mit rührenber
siebe ifym anfyängenben Siebling$fd)üier, fagt er: „3$ weif}, baf}
idj e$ immer gut mit 31)nen tote mit jebem anberen audj ge*
meint, unb ba$ fel)r wenige, ba$ idj weif} unb lann, 3^en
mit greube mitgeteilt fyabe.
Einleitung be* ^erau^geberd, 7
überaus fdjabe ift e* nur, bog er fpäter au* übergroßer SJorfld&t
unb $8ebenfltd)felt, befonber* aber au* 3ftrtfl*fW ***** ©teilen,
too er benfen modjte jidj ju off enberjig geäußert au fyaben, un*
barmberatg l)erau*gefcbnitten unb *erntd)tet bat!
Xud) 3acob fdjretbt fo, unb au* betnfelben ©runbe; er
trbftet {leb burdj 2foffd)retben *>on Erinnerungen, toenn er leib*
mutig tft; e* brängt unb treibt ibn übermädjttg baau; man benft
babei an $affo* ©ort: „Verbiete bu bem ©eibemourm ju
fpinnenl" 211* er in ber aufregenbjlen 3*ft feine* Seben*, 1814,
ben l)efflfcf)en ©efanbten ©rafen Heller al* ©efretär nad)
granfrefd) b eg leiten b, nad) fecb* biegen Napoleon* rücftoärt*
nad) jDtfon jlüdjten mußte unb steraebn $age bort in bänglicher
9tafi faß, n>a* l)at er ba getan? „Er fdjrieb feine Erinnerungen
auf unb" — fo erjagt fein 9leffe Jjerman1) — „*>eraeld)nete
mit ber größten ©enautgfelt alle*, loa* ffym au* feinen Äfnber*
fabren im ©ebäd)tni* geblieben: ben ©runbrtß be* J^aufe* in
£anau, baau bie beutlid)fie &arfiellung ber (Stuben barin; eine
©d)tlberung ber Stertoanbten, ber Sföägbe, ber 9tad)barn, ber
Vorgänge, bie auerft feine 2Cufmerffamktt erregten, lefe id£> bter
fo anfd)aulid), al* toären e* meine eigenen Erlebniffe. bitten
barin bricht er ab mit ben SÖorten: ,#ier nmrbe irf) toeiterau*
fd)refben burd) bk in jDljon eingetroffene 9tad>rtd>t son ber
Einnahme *>on 9>ari* gebinbert/" 3« ebenfo merftoürbtger
«Seife fjat er 1815 in SBien, angefleht* be* SBelttbeater*,
be* Äongreffe*, too niemanb 2fugen genug batte, au feben, er
aber bafaß in Sterbruß unb Äummer „über ben serfebrten unb
unbeutfeben ©ang be* Äongreffe*, ben er leiber in ber 9läbe
anaufeben aerbammt toar*)," „etnaelne d)ronologtfd)e SJeraetcb*
niffe aufgearbeitet: erflen* *>on ben n>td)tfgjten SSorf äffen, feine*
«eben*, a»eiten* fcon ben wichtig jten Söefcbäfttgungen8). Äeine
©pur barin aber jemals, bai er fein «eben t>obt betreiben
*) Sacob* ÄL ©d)r. 1, 22.
*) Xn Stybeman, <5. 51.
*) ©ie »erben toobl toie fo siele* anbere im „©rtmm*
fdjranf" ber berliner Sftbltotbef liegen, flnb aber für ba* näcbjte
baibe Sabrbunbert unaugänglid).
8 Einleitung be$ 4J*tau$geber$.
»ollen l (£$ leitete iijn nur ber Strteb, au vergüten, baf} trgenbtto
fonft gafttfd)e$ verloren ginge1)!" SBenn SÖtUjelm über »er»
gangene j&eiten (treibt, fo enfit)lt er e$ anbern; 3acob fcfyretbt
nur für fldj; unb audj barin gleicht 8ubwtg btefem. 2Cud)
ganj abgerittene, unvermittelte Silber von Bugenbltcf Sfttmmungen,
nie jie von «ubwlg ebenfalls vortyanben finb, l)at 3acob(Ä
@d)r. 1, 23) fyntetlaffen (allerbtngä aud) SBilfyelm, J&. ©rimm,
»eftr. 227, wo gletcfy fünf abgebrueft ftnb)»).
@etne 3u0enb*eit ift in 3<*cob ewig lebenbtg unb ftet*
if)tn gegenwärtig; bei vielen Gelegenheiten, ja felbfl atö er 1848
atö SWitglieb ber granffurter SRationalverfammlung, vor bem
unfld)tbaren gorum gan$ jDeutfd)lanb$, über 2fbel unb Örben
fpraety"), aud) ba brängen fld) fold)e (Erinnerungen lieber burd)
in ben SBorten: „SReftie gute ütfutter rjatte afyt ©5l>ne htm
SSaterlanb geboren unb foHte ir)m fünfe groftiefyen; e* war mir
fauer unb fdjwer in metner Sugenb ufw."
*) «L ©d)r. 1, 23.
■) 9BiIf)cXtn fprtdjt über biefen 3«Ö wd) feiner ülatur
Sugenbbr. 157,
•) 3«cob war fein jjreunb be* Tlbttt, foweit er bloß ©e*
burtfc unb nid)t aud) ©etjteSabel war, unb bat feinen jaf)treid)en
greunben aud biefem ©tanb e$ aud) nie verbellt, ot)ne baß
bereu Siebe &u tf>m Je barunter gelitten ptte: aber bie 3abre
politifeben ÜRlftregtment* b^ben Ben immer liberal benfenben,
bod) über ben Parteien ftebenben ÜBann immer tnebr nad) llnf*
getrieben. „3d) »erbe immer bemofratifeber," fdjretbt er 1858
an Söalfc (Söaife 23), »unb würbe jefct viel mefjr mit Ui)lanb
unb ©djober trimmen. — 2)af} Bommel tfdj abeln lieft, war
Sacob „ein ©reuel", (SWeufebad) 117); bafS ©oetbe unb ©filier
aeabelt würben, flnbet er unebel unb gefdjmadlo*. — 2)er l>effifd)e
Abel ftanb bem gebilbeten Bürgertum fetyr nafye, unb foweit er
hodbgebilbet war, baben bie Vorüber aud) nidjtö gegen feine be*
fonbere 93erüdjld)tlgung im ©taatdbtenft gehabt 3Bilf)elm
war $war mebr !onfervativ, aber ein aufrichtiger Serfaffungä'
freunb unb ein fluger, maßvoller unb geredeter Beurteiler be$
nid)t immer richtigen ©erfahren* beiber Parteien im (Streit
gwtfd)en Regierung unb Sanbjtänben «ßejfend, audj alä er feinem
J&etmatlanbe ttic^t mebr angehörte. — SBtlljelmS 2fnjid)ten über
bie f)efiifd)e 9tttterfd)aft unb ben Sörtefabel f. f. ÄL ®cr)r. 4,
631—34.
Einleitung be* J&erau*geber*. 9
3ftte^ loaö bfe ©efcfooifkr in ber 3ugenb fn unb aufler bem
Jfcaufe, in ber Statur finnig unb feiig fdjauenb unb fd)toetf enb, lieb
gewonnen Ratten, ba* blieb lebendlang tyrem J&erjen »ert, ba*
gelten fie aud) il)ten 2fogen naf)e; tote Sacob am liebfien
SBotanlfer geworben toäre, fo liebten eö alle, bie einfachen SHumen,
bie einfl ber ©tetnauer „93tengarten" gebracht Ijatte, fpätet; al* fie
fein glecf d)en ©artenlanb mel>r Ratten, toentgften* aa ben genfiern
au fytben, unb pflegten fie mit Sorgfalt, äBllfyelm Primeln,
Sacob ©olblacf unb heliotrop; auf beiber BrbeltSttfd) ftanben
ftet* abgefd)ntttene einfache Blumen in einem ©lafe1), unb
3Btll)elm lobt treufyeralg in ber fieberten Xuägabe ber 3Rärd)en
(1857) Söettlne, baß fie nod) mit ber 8uft ber erfien Sugenb
in ben Äeld) einer einfachen 93lume flauen fönnel Unb al* bit
älteren trüber am Sage na$aöetl>nad)ten 1829 bei einer 2Binbfdlte
*on 19° R in ni$t sölltg au fd)ltef}enbem äöagen bie etwa adjtftütf
bige gaf)tt oon Saffel nad) ©öttlngen matten, ba fyat 3Btll)elm
fld) um 3acob geforgt, tiefet aber um — ein SBtomenftöcfcfyen,
ba* er unter feinem erfien, nod) neuen gelben Sudymantel $u
fdyüften fud)te*)J äöllfyelm fragt nad) ben Blumen ber greunbe
unb berichtet oon ben feinigen; er »ergieidjt flcf> felbft mittönen
ober einem eingefperrten ©tubenoogel*); Sacob braudjt fieaum
S3erglefcf> felbfl auf ber Stebnerbüfjne ber 9>aul$ffrdje4). Unb
tote feinfinnig l)at ber 93lumenfreunb pxt ^Berliner Xfabemie
gefprodjen über „grauennamen au$ Sölumen" (12. gebruar 1852,
XI ©d)r. 2, 367)1
©o t)at aucf) Subtoig bie Blumen geliebt unb alle* ©tili«
unb Äletnleben in ber 9tatur, tote er benn aud) mit fleißigem
©ttft — gleich SBenael J&ollar, beffen Sölätter Sacob unb
äötlfyelm frül) fammelten — vielerlei ©etier aud £au$ unb
gelb unb 8Öalb geaeldjnet l)at; er f)at aud) gerabe tote 3acob
unb 9Bil!)elm jur ©tfifce ber Erinnerung Heine Sölumen«
anbenfen in bie 93üd)er, in bie ^Briefe gelegt, 3acob freiließ am
meiflen. Der Ijat, fo toie er feinen Steffen unb 9ttd)ten oon beren
*) «L ©d)r. 1, 186. *) ©teig 3, 593; SKeufebad) 103.
•) grbSbr. 19, 35. 4) AL ©d>r. 8, 439.
10 Einleitung be$ ,§erau$geber$.
früfyeften 3al)ren «t 25tfd)en abfcfynitt, ©Idtter unb ©lumen,
befonber* t)feCe *om ©rabe ber Sttutter, aufbewahrt, Saturn unb
(Stimmung baju gefcfyrteben1); er mafynt 1826 eine greunbtn,
ein gleiches au tun9); unb 2Ötll)elm ©euerer eradljlt in ben
Storbemerfungen $um Sfceubrud son 3acob* f)errltd)ftem ©er!,
feiner 2)eutfd)en ©rammatil8): „3öcob fyat bteä «ganbejemplar
ber ©rammatff t»ie ein 2Cr#to perf5nli<f>er (Srtnnerungen be*
fyanbelt. ©oll tdj all bie jafyllofen Blumen, ©Idtter, SRinge,
©dnber, gebern bef treiben, bie barin lagen?" — 2CKe ©e*
fcfytotfter finb ferner, tt>a$ bejeid^nenb ijt für tfyr SBefen, ganj
befonberä finberfreunbltd) get»efen; *on Aarl, bem britten
©ruber, ift e$ mir münblfd) berietet toorben, son gerblnanb,
bem Sterten, erwähnen e$2Btll)elm4) unbSacob6); aud) son
2ubt»tg a^gen e$ mir feine ©riefe unb eradtyft e$ J$erman
©rimm «5. 3, 315), unb manche feiner Stabterungen laffen eä
glaubhaft erf feinen. 9Ber an SSBllfyelm bte$ fcfydne @rbe *on
SBater unb Sföutter nicf)t fennen follte, ber müßte e$ au$ btn
Üttärd)en fyerauäfüfylen unb an ben finnigen Ausführungen
merfen, bie er im 2Cnfcfyluj$ an biefe über Ätnberoefen unb
Äinberjitten unb Ainberglauben madjt6). 2CKen soran ftefyt aud)
fyier freiließ Sacob, ber felbft leine Dattel „2>a$ Äinb fdjrett,
td) muß eä »arten Reifen", mit biefen SBorten brtd)t er einen
©rief an Stteufebad) ab1); tmÄotteg in ©5ttingen lieg er jidj
burd) nld)t$ ftören: aber n>enn ber Heine 9teffe J&erman ffym
inS 3*™**** fytnetnrtef, nmrbe er irre; am ©ettd)en *on SBflfjelmS
jterbenbem Ätnbe, au H)** fyerabgebeugt, faß 3acob a*><Mf
©tunben, unb fein SBater lonnte betrübter, belegter über ben
faft gleidfoettigen $ob ber an>ei Äinber 3Btll)elm$ unb Sotten*
fd)relben al$ 3<*cob, ber Ofyefm8); Ja, ber fyofjeÜJtonn regnete
e$ einmal9) au feinen tdglldjen gebmSbebürfatfTen, eine a&iertek
fhtnbe mit ben Äinbern feinet ©ruber* au fofen unb au tdnbeln!
2Öa$ toetter bie ©etdtlgung ber ©rüber im bürgerlichen
x) AL ©d)r. 1, 21. •) 2Cnna *>. £a£tl)aufen, grbäbr. 113.
•) ©. XXIV. *) ©tengel 1, 178. ft) «Üfeufebad) 202. •) AI.
©d)r. 1, 359—404. 0 2Heufebad> 100. •) 2>af. 61—63. •) ©er*
mania 13, 373.
Einleitung be$ J$erau$geber$. H
{eben anlangt, fo fcfyloß e$ freilief) fdjon bie Statur 8ub»ig$
au$, baß er, ber SRann ber gamtlte, ber greunb ber jthtber unb
Unmünbtgen im Steife, polttffdj trgenbrote beraortrat; audj 3&cob
toar »Ott J$au$ au$ polfttfd&er — audf) biplomattfcber — Sßtig*
feit abbolb; aber toie bie älteren Sörüber bei tbrer innigen 93er*
flod&tenbeit mit tbrem SBolfe beffen tnnerfte Regungen, fceib unb
greub, lebhaft mttempfanben unb 3&cob jidf) ttym in tofd&ttger
©tunbe aud) nfd)t aerfagt t)at, fo l)at aud) Subtotg toenfgften*
in »ertrauten ©riefen ein lebhafte* poltttfdjje* Chnpflnben gezeigt
unb bann ©orte gefunben, bie man bem fonft fo gleichmütigen
9Jtotm ntd)t autrauen ȟrbe.
<5nblid) ift feinet ber ©efd&totfter auf äußere* 2Cnfeben, auf
2Cmt unb SBürben, befonber* ntd)t auf Sterm&genäertoerb1) be*
badjt getoefen; fie toaren alle aufrieben in befd&etbener Sage, unb
bie brei b^worragenben glütflid&, toenn fie nur bem in ibnen
liegenben Srteb au t»tffenfd)aftltd)er ober fünftlerffdjer Sätigfett
genügen fonnten.
<5o gefyen gemeinfame 3^9* burdf) ba$ SBefen unb ben
(Sbarafter ber ganaen ©ef cf)tt)iflerf d)ar , über bereu übrige, fytt
nodf) ntdjt genannten ©lieber im 2&tl)ange nodj nähere* folgen
toirb; 2ubn>tg tnäbefonbere toar toof)l, toenn aud) ntd)t ber
iimerlid)fte, fo bod) ber ftfllfte »on allen, faft bl$ a« feiner #er*
beirotung ftdf) bergenb unter ben glügeln ber älteren — „tnfofern
ber glüdltd()jte, al$ er bie toentgften (Sorgen fyatte ober jid)
madjte"") — allen freunblidj unb gefällig unb audj *on allen
gefdjäfct unb geliebt.
2flle bie greunbe, bie ba$ ältere, il>r ganaeä Ztbzn lang
obne beftfmmte Ebmadjungen bodf) unaertrennltd)e Sörüberpaar,
ba$ fo vereint im @ebäd)tnt* ber Nation toetterlebt*), fidf)
*) Dabei ift SBtlljelm in ©elbfadben, tote feine (Saffeler
©efdjäftöbeatebungen geigen, nid)t unprarttfd) getoefen; Subtotg
tarn erft foät in günftige ÜBermögenäserbältntffe. 3<*cob empfanb
tote ein (stotfer geringe* Vermögen nfdfyt alä brüdenb, eber
al* ©lud: f. audf) <5d)erer, 3. ©rimm, 151.
. ■) 3Btll)elm 1820, (Stengel 1, 136.
*) Söerttyolb 2(uerbad) f)ot barauf aufmerffam gemadfyt,
baß neben ber großen unb unvergleichlichen ©etfteSserbrüberung
12 Einleitung be$ 45etau$geber$.
gewann, bie fielen audj ben mtnber bebeutenben ®efdj»tftern
— audj bem ©d)»ager ^affenpflug lange 3*** — »te fcon
felbet ju; fo Ijat aud)toteber Subtotg bem Söruber gerbtnanb
in ÜJWhidjen unb SBtiljelm bem Stoiber Äarl in Hamburg bie
SBege geebnet; toer bem treffe biefer prächtigen SJtenfdjen an*
geljbrte, ber Ijatte einen greibrtef, ber tljm bie J&erjen, bie £&ufer
aller Outen erfdjlofj!
Unb tote in bie 9Zdf>e ber älteren Vorüber, fo treten aud) in
ben Äretä Subtoig ®rtmm$, fo einfad) unb einförmig aud) feine
2aufbaf)n ftd) gefaltete, manche bebeutenbe, felbft grojje, immer
nur gute SJtenfdjen ein; toaren bie erften greunbe außerhalb
(Saffel* tooljl aunäd)fi nur burdj bie Grübet tym jugefüljri, fo fyaben
alle bodj balb aud) ben SBert biefeö ftillen unb befdjelbenen, faft
allftu fdjfidjternen, burdj unb burdj guten unb treuen SDtenfdjen
erfannt unb iljm bann ll)re Siebe burdj* ganje Seben betoafyrt.
2)al)tn gelten Dieter unb ©eleljrte, namentlich be$ romanttfdjen
föeffe*, tote Giemen* ©rentano,adjtm&onarntm,3ofep!j
©brreS, griebrtdj Äarl son ©a&tgng unb feine ©attin,
©unba, geb.$8rentano,93ettlne *>on 2(mtm, geb. Sörentano,
unb beten trüber (Sfyrtftlan unb (Seorg, bie trüber oon
#a£tl)aufen, *>on SÄeufebad); Äünftler tote Subtotg ©igt**
munb9tul)i, SBernerJ^enfctjel, ÄarlJ&eg unb feine <55t)ne
unb anbete namhafte ÜÄüncfyener. 2fodj ©oetlje l)at ifjm feine
fceunblfdje Anteilnahme bezeugt unb toar it)ti au fbrbern bebadjt.
(5$ foU Ijter nid)t unternommen toerben, für ben befd)eibenen
üttann eine (>of>e Söebeutung alä Äftnftler, fei e* atö SJtoler ober
felbft al« SKabierer, nodj nachträglich in 2Cnfimtdj $u nehmen; fein
mäßiget latent ertoudj* unter bem Einfluß einer jtoar nodj
auf guten Überlieferungen berufyenben, aber aKmftljltdj tteraltenben
Äunftübung, »ertreten burd) J&ejJ, Sanger u, a,; er toar nidjt
felbftänbig unb gebanfenretdj genug, um fidj ber Slmolrfung ber
feinem 98efen nidjt redjt entfpredjenben altbeutfdjen Äunftrttfjtung
jtoif d)en ©filier unb ©oetfye bie Sölutäoertoanbtfdjaft unb
geiftige ©emefnfdjaft t>on Jacob unb SBtifyelm ®rlmm einzig
tn ber ®efdjtd)te be$ beutfd)en SBolfe*, ia aller SBdlfer baftelje!
Einleitung beö J&erauSgeber*. 13
ju entstehen; et ftanb enblid) in Gaffel1) ju febr abfettd *on ben
£auptwegen beö neuen AunfHebenö, unberührt t>on ftörferen
Anregungen, ja folgen fld) »erfd)itef$enb, rul)ig in feinen alten
Staunen gefyenb, al* ein ©infamer, wenig für bie £>ffentltd)ktt
Xrbeitenbe* auf einem »on wenigen betretenen Äunftgebiet, ba$
ba$u nod) *>om neu belebten J&ofofdjntt* unb »on bem neu er*
funbenen ©tetnbruef unb ©tafyifttd) eingeengt würbe.
9Rag »on feinen SBeurietiern ber eine it)m felbf* bie 9oKe
$bf)t ber $ed)ntt abfi>red)en, ber anbere feine Auffaffung mand)*
mal *u romanttfö*füf$itd), im ©eflctjtfauäbrucf einiger feiner
$ortr&tö eine gewiffe Übertreibung finben, mag bei feinen ©eure*
bllbern eine gewiffe (Steifheit ber jjtguren, eine gewiffe Srodeiu
ijeit unb 45&tte, Spange! an (Sdjwung, mbgen enbltdj — wie f©
fielen ©rbfjeren — jetdjnertfdje Stellungen aud) ff>m nadj*
gefagt werben: fo wirb bod) juaugefteljen fein, baß et ben
Mangel reicherer Cfrfinbung butcf) treue unb gewifjfenfyafte 9$eob#
actjtung ber Statur wie itebefcott'forgfäittge 2lrbeit$wetfe erfefct Ijabe
unb bafj er bei einer mefyr ba$ kleine, 2llliägltdje Wiebergebenben,
atö baä ©rofjarttge, Bufjerorbentitdje bewdltigenben ©eftaltung**
ftaft ein finniger, manchmal poettfdjer jDarfteKer anmutigen, frleb*
liefen ätoift' unb tflefnlebenS gewefen tfi. Sine bauernbe 33e*
ad)tung wirb er enbltdj beanfimtdjen bürfen burdj fein 3ufammen*
leben unb 'Wirten mit ben größeren SBrübern unb ber neueren
gfamantif, burdj feine Mitarbeit an beten erften SBerfen, „9Bunbet>
Ijörn" unb „<Stnfiebier$eitung", unb enbltdj burdj feine ttoH
anerfannten Seiftungen auf bem ©ebiet ber ©llbntefunft, burdj
bie er eine Steige bon ©eftalten audj au$ ber Oberfdjtdjt beö
Stoße*, au* bem romantlfdjen greife wie au$ ber ©eletjrten»
weit, im Söilbe für alle golgeaelt feftgeljalten f)at
0lur mit wenigen Xuögaben feiner SRabterungen ift er an
bie £>ffentlldjfett getreten; feine Sölätter finb $m Seil feiten
*) „SBlr brausen und nur umaufefyen. wie in 2)eutfdj*
lanb bamal* überhaupt gemalt würbe, um bie £)be $u
fcerfteljen, in welcher ein mit maierlfdjen Anlagen auögerüfieter
Äünftler, ber fo gut wie allein in Gaffel lebte, bamalö »erfefet
war/' £. ©rimm, @. 3, 313.
14 (Einleitung beö £erauögeber$.
getoorben unb liegen metft feft in öffentlichen (Sammlungen; nur
toentge fommen burd) 2CufIöfung von privaten Sammlungen
nodj in Umlauf; fo ifl bie Kenntnis von tfym unb feinem 3Berf
ntdjt feljr verbreitet; aud) bie größeren SBerfe über beutfdje
tfunftgefd)id)te, feibft bie über ^upferjrtc^funf!1) gefyen fomit an
tt)m vorbei @l)renbe ©noätyrong finbet er bagegen im Äünftler*
lejifon von Magier, 1837; baä von Üttüller'©tnger bringt
in £tt>5lf 3^tlen über ü)n fedj* unrichtige Angaben; in ber Tifb
gemeinen 2)eutfd)en 93tograpl)ie, 1879, fpricfjt ein Ungenannter,
ber aud) tveber in Berlin nod) in üttündjen meljr au ermitteln
Itf (griebricty ^ec^t?), von il)m (9, 689f.); 1871 l)ot in @rfd)
unb ©ruber« 2lllg. @nc^!L 91, 308—311 (aud) 15 <5ffav$, 3. golge,
306—321) fein getftretdjer $Reffe, ber «iterar* unb äfcnjtyijtortfer
J&erman ©rtmm, SBtlfyelm* ciltefter ©ofjn, swar mit Siebe,
aber be$l)alb nidjt ol)ne Äritil anfpredjenb über tfyn bttitijttt unb
geurteilt. @nblfd> f)at 1901 in ber 3eftfd)rtft £effenlanb, 15. 3al)tg.,
9ffc.l8 unb 19, £an* Bltmüller in Saffei Subtoig ©rtmm*
(Stellung in ber Äunft im allgemeinen unb aud) eine Steifye feiner
Stabterungen feinfinnig befprodjen.
Subtoig toar mei)r 3etd)ner unb Ütabterer al$ 9Raler, ob*
xvofy er gerabe ba$ gad) ber J&iftortenmaleret alä Sefyrer an ber
(Saffeler 2Cfabemte vertreten l)at. ©eingeben 30g feine toetten^reife;
e* wirb abgefeQen von feiner ÜÄündjener (Stubtenaett, bem gelbaug
1814, einer mehrmonatigen Staltenfafyrt unb mehreren Steifen in
j£eutfd)ianb nur von feinem geliebten Ijeffifdjen jgeimatlanb
*) Söartfd), Süfcoto, «ippmann, ©inger unb Ärifteffer ; ©raul,
©efdj. ber vervielfältigenben Äunjt ber ©egemoart, 3. 95b., er*
tväfynt ifjtt beiläufig unter anbern, bie toie 9t. Steinte! bte
Stabierung tedjntfdj nid)t gefbrbert Ratten. SBerfprengte 93e*
merfungen über tf)n unb fein 3Berf fiefye fonft nod) bei Sfcagler,
2Jtonogr. 1860, 2. 9for. 2897; 3, 9lr. 104, 146; £etter*2Cnbrefen,
£anbbud) für Äupferftid)famml., 1870, i. 617 f.; SRaiainger,
Söftberdjronif v. SBündjen, 1876, 1, 241 ; SÖbtttdjer, ÜJtolenoerfe
beä 19. SaljrbunbertS, 1891, 1, 411; SRaca^näft, ©efdj. b. neuen
beutfdj. Äunp, 1840, 2, 547; £)onop, Äatal b. J&anbaetdjn. b.
Söerl. 9tat.*@al., 1902. 156; Äatai, b. Söerl 2ffab. BuSftettung,
1826, 36 u. 1842, ©. 21; 3eftfd)r. „SMoäfuren", 1860, 369;
Steaenfionen über »flb. Äunjt, 1863, ©. 64 (f. $ob betr.).
Einleitung beS JJetauSgeberS. 15
umfajjt, weid&em alle tf>re Äraft unb tyr Seben ju wtbmen bie
brei Ijettfottagenben ber ©efdjwfftet für il)te felbftvetftönbltd&e
g>flfcf)t gehalten tjaben1); ebenfo l)at et aud) in feinet Äunft ftc^
auf ein begrenztes @ebiet befd)tdnft: unb wie et am liebften
jurücfgeaogen ben ©einigen unb feiner Arbeit lebte, fyat er audf)
votaugSwelfe, ofyne an ©elbvetbienen audj nur p benfen, feine
nädtften 2Cngel)&ttgen, früher „feine ilebfte ÜRutiet", bann „bie
liebe Sötte", bie gtofjen SBrüber unb feine wie bereu JJteunbe,
*) ©ie „aebad)ten in Reffen au leben unb au ftetben", wie
3acob fagt (3uftt 161); unb in einem Sörief an Sttone (von
1829, 9Ufcetbetb. 3al)tb. 1897, ©. 90) etfldtt er ftcJ> als „©tocfc
Reffen", ber bie sielen SBotaüge anbetet ©egenben vor feiner
jpeimat gerne etnfefye unb ffyr bodh fyattndcffg anfydnge." — „Siebe
aum SBatetlanb", fagt et Qufii 149), „war unS, tdj weiß
ntd)t wie, tief eingeprägt, benn gefptotfjen wutbe tbtn aucf) ntd)t
bavon, abet eS wat bti ben Eltern nie etwas vot, auS bem eine
anbete ©eftonung l)etvotgeieutf)tet f)Stte; wft gelten unfetn
gütften füt ben beften, ben eS geben tonnte, unfet 2anb füt baS
gefegnetfte untet allen/' ,,3df) fydnge mit äffen ©efcfywfjtetn",
fd&teibt et weitet (Sfteufebad) 117), „von $inb auf gewaltig an
Neffen, wit tjatktn eS fo von Eltern unb ©tofieitetn geetbt.
letbtnanb (bet vierte SBtubet) foptette fiel) bie Sanbfatte bet
tegenb unb vetgtößette fid&tbat äffe fyefflfdjen glüffe unb ©tdbte,
bamit fte mäd)itget etfd)fenen. ©pätet tft eS mit lange tuxij
unbenfbar votgefommen, in einem anbeten Sanbe au leben, unb
meine Eltern Ratten eS nie auaegeben." — „3dj fütjle mldft", fagt et
enblid) „Übet f. Entlajfung* 3, „notf) heftig allen Etgenfyeften
meinet fyef[tfd)en JBeimat augewanbt, felojt von il)ten Mängeln
unb @ebted)en betitytt." Unb 3.9tobenb etg, bet in„Etinnetung
an bie 3ugenbaeit" 212 biefe 2öotte anführt, fagt nodf) von fid)
(206): „J&elmatllebe wat bet Patriotismus meinet Suaenbaeit;
bod) wie ftatf, innig unb aufrichtig wat et batumr — 2HS
anfangs 1815 baS ®etüd)t pdf) vetbtettete, bie Söagetn, bie auf
htm ©ienet Äongteß ßanau verlangten, wollten bie ©tabt be*
fefeen, unb fdfyon f>efftfc^e Stegfmentet m il)rem ©d)ufc Jjetbei*
eilten, etftölen von „einem J&anauet" in ©btteS' 9tf)etnt Sftetfut
vom 17. gebtuat 1815 ein gegen bie Ebttetung gettd)tetet 2(uffafc
„Übet Sänbettaufdf) in 2)eutfd)lanb" -— eS watgacob ©timm,
bet bet Heimat au J&flfe lam: Qugbbt* 526, 438, 416). — Unb
2Bttf)elm f)at im felben SÖIatt vom 6. fceaembet 1815 ben
tedjtSwtbttgen SBetfauf aus Eaffel geraubter Gilbet an ben
tuffifd&en Äaifet gebül)tenb gefennaeicfynet.
16 Einleitung be* 45*tau*geber*.
aud) jld) felber gejeidjnet, *ielfad) bann aud) rabiert, feiten ge*
malt. Unb ebenfo tote feine gelehrten Grübet ttjre ©etfWfraft
unb il>r tief . einbringenbe* ©tubium ntdjt nur mit bem all*
gemeinen Srieb aur 3Biffenfd)aft, fonbern in betoußter Eingabe
an* Vaterlanb1) „ber gbrberung be* Volf*", ber Aufteilung
feiner Vergangenheit augetoanbt fyaben unb mit forfdjenbem
3foge unb laufdjenbem Ofyre feinen ÜJtyttjen unb (Sagen unb
SRftrdjen, feinen ÜBet*tümern unb 9ted)i*aitertfimern, allem 93e*
beutfamen in feiner ©itte unb ©pradje unb jDtdjtung nacbgefyen,
fo fyat aud) er feine Äunft am itebften ben einfachen beuten au*
bem Volte getotbmet, oft mit einer ungemeinen Streue feine
tetftoeife rüfyrenben ©eftalten auf* Rapier ober bie platte ge*
bannt, fo baß man tfjnen nad) bem SBort feine* Steffen JJerman
„felbf* ba* Unbehagen faft anfleht, ba* ben dtaturffnbern ba*
©ttffefifcen unb ba* ©idfoeidpienlaffen *>erurfad)t fyat."
Dabei toar fdjärfjte unb felnfte SRaturbeobadjtung tfym
eigen; ba* ©tordjenpaar in (Bitinaa !>at er jahrelang mit bem
(Sinn unb Sita eine* Sörefym beobachtet, unb er i)at bie $ter*
*) „3acob ©rimm" fdjretbt ©. @. ©er^inu*, „ber
beutfdjefte jDeutfcfje, beffen 3eugnt* mefyr gilt, al* ba* „ber
SÄtHion"! — Unb 3acob felbft bat auf ber Sübecfer ©ermantften*
Verfammbmg 1847 tief bewegt bie ergretfenben SBorte gefprodjen:
„Über mid) toirb balb ©ras u>ad)fen, toirb bann meiner nod*
gebaut, fo toünfcfye ic3f>, baß man *>on mir Jage, toa* td) felbft
loon mir fagen barf. baß id) niemal* im Seben eitoa* mefyr ge*
liebt fyabe al* ba* VaterianbJ''-- „2flle meine arbeiten toanbten
fldj auf ba* Vaterlanb," beginnt 3acob feine ©elbftanaeige
be* vierten ©anbe* feiner „ÜBei*tümer", „*>on beffen ©oben
fle aud) ifyre Äraft entnehmen, mir fdjtoebte unbewußt unb be>
toußt *>or, baß e* un* am ftdjerften füf>re unb leite, baß wir
tt)m juerft *>erpfft(*>tet feien.'' — Unb um nur nodj einen sott*
gültigen Reugen namhaft m madjen, fei ba* ©ort *on ©eorg
SBatfc (Vortefg. i b. 2f!ab. b. a&tff. au ©bttingen *om 5. 2)e$.
1863) wiebergegeben: „C*r tfl unter ben gebenben aor anberen
al* ber Vertreter beutfdjen ©elfte* erfd)fenen; er war einer
ber popuifirften 9Ränner in Deutjalanb: faft immer in frrenger
©tffenfcfyafttätig unb bod) allem Volt befannt; er war im aollften
©hm ein fötonn beutfd)er 3Btffenfd)aft: e* f)at fefne*glefd)en in
biefer SBeife nie gegeben/'
©Weitung beö 45etau$geber*. 17
toelt mit Statten nUtjt weniger fd>bn alö mit bcm Stift gejeto&net1).
Hxtit) ffotb nad) bem Urteil Jg. <$rimnt* bte 3efcf>mm$en unb
SJtabterungen, bie er tok Sagebtrt&fctötter für f€cf> allein machte
— ntfe 3<*cob nur für fic^> färrfeb — toett beffer, atö fetne
Malereien, bei benen er an ba£ $ublifum benfen mußte, „©eine
&tfber entfahren", fÖpjetötSBilt^im (alerbing* fd)on 1610) an
& ». b. 3Ral$burg (3B, ©choof, 1, 55), „manty moberne (Slegana
unb tcdf>nifcf)c gertfgfeit, aber fte fyaben eine ungemeine 2Baf>r!)eit
unb «®rünblid)fett, etwa rote bie attbeutföen $3itber gentalt fmb/'
Um nunmehr gieid) ba$ erfle Äapttel t>on Subtoig* 3uf»
jektymmgen, feine SugenbertnneTtmgen entyaltenb, efnjufftbren,
erinnere id) baran, baß Jacob unb 2BiU>elm ja mit tyrer
fd)dnen (Sraäfjlergabe % eigene* Seben toteberljolt bargeftettt
unb babei auef) tfyre Sugenb, beren Jiebfk Erinnerungen gerabe
an Steinern hafteten, ntäjt übergangen baben; aber gerabe für
ü)re ©djuljeti ift babei nur fefyr toenlg abgefallen, ©einen
©teinauer ttefyter, „ben @tabtpr^q>tor 3incft)an mit bem
himmelblauen 9totf unb ber fdytoaraen £ofe unb SBefte" fyat aber
Sacob fo oft namhaft gemacht, baß er nicfjt tf&ttig »etgeffen
werben toiib").
*) Den gleichen 3«9 toetfl Sacobä 9latur auf, »ad ein
SBllcf auf feine afabemiftfye SBorlefung über htn ©d)laf ber 2»gel
adgt X)oß bie gfögel tyre jungen fliegen lehren, leugnet er
(Ml ©d)r. 1, 222), Subtoig t>erfid)ert e$ aber feft *on ben
©tftrtfoen.
*) <8
@r ftefyt fettbem in unferer großen 2fllg. 2). SHograpfjie,
in @rfd) unb ©ruber* ©mttflopabfe, enblid& in ben 3(bl)attbluttgen
ber berliner 3fab. b. «®lff. (ÄL ©d>r. 1, 227 in ber *on Sacob
felbft fyerrüfjrenben Slnmernmg), toenn aud) bloß immer in feiner
(Sigenfdjaft al$ Sef)rer ber ©rtmmä. — „2>er 3incf bau" fyä ifjm
toofyl t>orgefd)tt>ebt, too er fagt (baf.224): „(Sine* ©efyulmetfkr*
«eben, toenn er genügfam M beftfyeibet, nid)t über feinen ©taub
binauäftrebt, fdtmte ba* frieblidrite unb glüctliAfte son ber SBelt
fein. äaf)rau$, jabrein untenoeift er in f)ergebrad)tem ©eletfe,
fiebt immer frtfcfjc ©eflcfjter um flcfy aerfammeli unb toaltet in
beren SÄitte beinahe unbefdjränft, beim in leiner anberen Sage
be* «eben* totrb bem gtorgefefeten *on feinen Untergebenen fotrfel
\ williger unb unterwürfiger ©efyorfam bewiefen, wie tbm *on ben
1 ©d)üiern. 9lur mäßig angeftrengt fmb babei feine Ärdfte, unb
2nt>m. (Stimm, ertniterungcn. 2
l
18 Einleitung beö J&erau$geber*.
liefet 3f ntf fyan ift nun gerabe bet £auptt)elb *>on 8ubtt>ig*
aufoeidjmmgen über fein frühere* ©djulleben; er fft beobachtet
mit einem ©c^arfblicf, bem ntdjt* entgeht, t>om grauen Äopf biö
ju ben ©djufyfotjlen1); er fdjeint fcfylfmmer getoorben au fein
mit ben Safyren; Sacob flagt nodj ntd)t über üble SBefyanblung;
freilief) fdjeint 3 ineff) an bie diteren trüber, tote fp&ter toentgften*
„bie liebe 8otte", tetltoetfe in beren Elternhaus* unterrichtet ju
fyaben").
2lber außer bem 3tocff)an toten uns* t>felfacf> biefelben
Sterfydltnlffe unb ^erfonen bei 8ubt»ig entgegen, bie einjt
aud) bie diteren SBrüber umgaben; aud) fle fjaben immer ©telnau,
nid)t Jßanau für if)re eigentliche Stoterftabt angefeQen G£. ©rlmm,
Erinnerungen 91/ Seift. 226); batjer jlnb e* aud) bie ndmltcfyen
£>rtlld)feftett, bie ®drten, SBiefen, SBdlber unb bie ganjen Um*
gebungen be* <§>tdbtd)en$, bie baä allen SRaturfdjdnfyetten offen*
fiefyenbe J$era aller ®efdjtt>lfter befeligt fyaben,
3n biefer 3*it fyaben jle ben ®runb gelegt ju il)rer genauen
Äenntniä *>om fceben beö Söürgerä unb be$ dauern in Jßauö
unb J$of, in gelb unb 3Baß>, oon bem ganjen gebenögebtet, ba$
ttjnen, befonber* Sacob, taufenb beiebenbe 95ilber*) leffjt für
überall vermag er mit unbefangener ©tcfyerfyett aufzutreten.
98ie manche {einer 3^dltuge fdjon nadj wenigen 3at)ren fbm
entfdjteben überlegen fein »erben: iefet ftetjt er ifynen allen nod)
rlefengroß unb SJorbilb gebenb." Sßeniger fjat er tool)l an
äinefban gebaut bei ben fblgenben Porten: ,,3Beld) füßer
?ot)n für ben Setjrer, ade Äetme unb ßnofpen ber unfäulotg
sorbrtngenben Ätnberfeelen in tfyrer mannigfaltigften ®abe »or
fldj auf ber Söanf m fyaben, au betrauten unb liebreich ju t)eben!
@old) ein Sefyrer nährt, eratefyt, baut auf unb meiftert ben Knaben
in allen fingen. ylldjt* beffer aufarten lommt tym babei als*
bie unerfdttltd)e Sölflbegter ber an beä SReffierö Sttunbe hdngen*
ben, il)n einem Äbnige gleicf) f)od)f>altenben Sugenb felbft!"
x) 9»an fel)e aud), tote fcfyarf 3acob beobachtet, a* 23.
feinen greunb Otfrieb Füller (Söfto. mit Surfe 32f,X
■) „2)en 3«iger auf bem »etfien ^ifftxblatt ber ndmitd)en
SBanbufyr", fcfjretbt 3acob nod) 1831, „fefye td> mir manchmal
barauf an, ob er mir bie 2Cnftmft ober baä erfefynte 98eggel)en
be$ ©cfyulmetfterä anfünbfge ."
8) Dabei laffen bod) biefe attergen>5l)nifcf)ften Btttagäbtnge
(Einleitung beö J^erau^ebet^. 19
tfyre reiche, bütyenbe, erfrtfdjenbe unb erfreuenbe @prad>e, bie
einen anmutet tote ©onnenglanj unb Vogelfang unb frifd^er
©Rotten Etbgcrud). 3ft e$ nid)t biefe 3*tt ^ib btefer ®djau>
plafe il)rer 3ugenb, too intern empfänglichen (Slemüt, tyrer auf«
merfenben ©eele ba$ 33olf unmittelbar nafye trat, in fein
jDafetn unb feine ®ebanfemoelt fte l)ütelnaog, too bie Xugen
lljnen aufgingen für alle bie großen toie bie Keinen SBunber ber
SRatur, too ber <5inn in it)nen ertoadjte, mit bem 3acob fpäter
in ber berliner Xfabemie fo fejfeinb fprad) unb fdjrleb über bie
SDffifyirabfprad&e1), über ben SRotyalm8), über ben ©d>laf ber
a&bgel*), ben Überfall ber grüßte unb ba* »erbauen ber Äfte4),
©einleitet unb Traube6), geuerruf unb geuetbefprecfyung8), über
£>tt&» unb glurnamen7) unb nod) mefyr bergleid&en Dinge!
„Die Oegenb oon ©tetnau", föreibt 2Blil)elm8), „fyat
etoa* 2Cngenel>me$, oft {inb toir aufammen in ben SBlefentctlern
unb auf ben 2Cnl)öfyen herumgegangen; ber ©tun für bie Diatut
mag unö, tote oleien, angeboren fein, aber er ift bodj aud) auf
biefe 2frt genährt unb begünfttgt toorbeu9)." Unb Subtotg
fdjretbt einmal, nodj im 3al)t 1848: „SBte otele prad)tooKe
®egenben f)abt id) gefet)ett, aber ntd>i* gel)t über bie £eimat,
unb too* fdnnte und bie ©Item unb ©efdjtolfier erfefcen? Unb
3toar ift mir bie ®egenb oon ©teinau iebenbiger oor Xugen atö
alle anbeten, in benen id) fogar lange toar, felbft bie oon Sttüncfyen
unb bie oon Gaffel/' @r f)at audj bie ©tetnauer ®egenb fo oft
geaeidjuet, baß J§. ©rtmm, ber feine ©ffaaenbüdjer oor äugen
fyatte, oon ftdj fagen fonnte, „fie liege oor it)tn, atö l)dttc er feine
eigene 3ugenb ba oerlebt".
2Cudj bie älteren Grübet fyaben tote bie anberen ©temauer
ben Sefer fofort aufwerten unb tfyre SBertoenbung alä neu unb
refooott empftnben, ben Xuäbrucf felbft aber bod) nie platt unb
niebrig toetben! Xud) SBUfyelmä (§ol)n J$erman t)at biefe
Xuöbrucfötoeife jgeerbt, ja er ift alä ber bilberreid)fte beutfdje
©dbrtftjteffer beaeidjnet toorben.
*) *L ©dgr. 7, 163. *) £af. 222. *) 2>af. 485.
4) 2>af. 6, 272. ») £af. 5, 411. 6) 2>af. 253 u. 393. ■) Daf. 297,
8) 3ujti 166. 9) anlief) an 3rnfm 1826, ©teig 3, 557.
2*
20 Anleitung be* £erau$geber$.
©üben auf bcm „<5d)ofIe<fen", fjtitter ber Domäne 2tfet)l)of, ge*
rufen: quid est jesuitulus? unb nonhe nequam jesuita?
fb gut ttrfe Sacob, (glet$ «Mifyelm bt* 1802) ein frfföer,
„forfcfyef ' 3unjje, fpäter tn ben Älaffenjimtnem be$ €affeler
fc^eiimS gerauft unb fkf> fyerumgefd)lagen fyat tote nur ftgenb'
einer unb nod) als (Stubent bte föeridjte tum folgen „troianffttyen
Äämpfen" mit bem uttsetyofylenen lebhaften ©ebauern vernimmt,
bdß er nkJ)t baran fyabe teilnehmen fbtmen1)!
©erabe ber Umflanb, ba$ bie autf) für ba* Sefcen, Dettfen
unb güfylen ber älteren ©rüber fo tötdjtige SBelt tyrer Sufteftb,
an ber alle ©efdffiotfler tyr Seb«n lang mit aller «raft tyter
(Seele gegangen fyaben1), t)icr in ber <Sdjtlbeamg beä Jüngeren
©rubere feftere Umrtffe, glefdjfam garben unb «eben gewinnen,
mag ben Herausgeber erttfcfyulbtgen, n>enn er nidf>t ftärfer an
if)t gefügt §at; um &tbn>ig$ <$tgentümltcf)fett au jefgen, fyot er
aurf) fpäter mottle Sängen mit in ben Äauf gegeben unb auef)
3, ©♦ ba$ 3b9ff fcon ©irfiein unb *om #abt<J)t$toalb ntcfyt ge*
ftricfjett. SRan möchte jubem ben ©rjäfylungen boef) aud) mantfj*
mal faft einen fulturgefcf)iä)tit<f)en 9Bert beilegen! ©teilt ber
<Sraäf)ier feine £>inge bod) mit grdßtet $reue au# im ffetnen unb
einer #nf$auli$feit unb <M>äd)tnt$fraft im6 w>r 2fogen, tote
aud) bie älteren Vorüber auSaetdjnet*) unb bie in bem gerefften
x) ©tengei 3, 19, 333; tt>ie benn aud) Subtotg nod) al*
Stt>etunbbretf5fgjäl)riger Stfann an gerbinanb bebauernb fd)tefbt
*on einer (Stefntoerferei mit ben tfcittettbuben ber Umgegenb:
„<§* toaren ihrer gar justele, aber xoix Ratten bod) nid)t fort*
laufen follenr
2) //3d) faiw ntid^ ber Söetoegung nicf)t em>el)ren," fdjreibt
SBtlfyelm mit ©ejug auf ©teinau (Suftt 168), „n>enn eine
Erinnerung mtd) auf einen 2Cugenbltcf in eine längft unter*
gegangene 3^ We anbern (Sd)mer$ unb anbere greuben fyatte,
mitten l)ineinrüdt"
8) Oloict) im £erbft 1826 fällt SSillyelm in (Stetnau feibft
ein, toaä für <$ebanfen an <§wigfeit unb Unfterbltd)feit er an
einer bestimmten (Stelle al$ Änabe gehabt fyabe ((Stengel 1, 247),
unb im 3al)r 1809 jäfylt er in einem luftigen ©riefe an SHMganb
((Stengel 3, 49—53) biefem auf brei enggefd)riebenen Quartfeiten
fämtlicfye Kleiber unb 4?üte, t>k biefer in ber Seit tyrer ©efonnt*
fd)aft je getragen, mit fabelhafter (Stinnerungäfraft auf!
(ginfeifcmg be* J&erauögeberö. ü&l
SKaim, ber ba* attce einfrä) unb hmfttoä jufammettfdjwlbt, fo*
gieid) ben Wtaltt Penaten, bet wufy in feilten 2fefcid)*un0tn
über frätece #et*en überaff etnbriitgenbe 93e*bad)tu«gö0ib< unb
eine erf*au*ttctye $reue b<$ <&ebM^niffeö actgt*
S8enu feiner fein grofer Sh^ifeer 3acob alle biefe ©d>¥fc
binge utib ^ele9amüient>ei;l)dltaiffettid>t für ju gering, gefjaften tat
um wn tfyne* fco* bent getfttg f)&d)ftftefyenben 9forlai*ent, bg*
e£ fematö unb irgeabtto gegebe« t)ai, ber gwtffurter SlattwaU
9erfammhmg, unb »or ben teuften beutföet ^§enföaft> b*n
SWiigHebern ber Äfobentie ber 9ßiffenföaften in »erfln, au
fpred&en1) — unb Kenn er ferner in feiner bttt&fc" aJabemi*
f$en äbbaubämg „über ba* Sßter"2) ad)trä)<t Seifen lang er*
aätyft „*>mt bent funftfofett SBttb, brö in feiger Ottern <§&b$m
an ber SBaub biag unb f $ fernem @*bä#tni* un«u«»fcf>lt#
eingeprägt fyabe", ja teen* gecabe fbk&e ©teilen wn unenbttd^m
Sfteiae ftnb, in benen er, namentfidj au ben $re*nbe* utjtb awn
trüber in Serreben, SBibmtsgen unb ®lft<jta>ftnf(&e* b#*ntli<b
fb aon fl$ unb feinem geben fprid)t8): fo braucht au# ber
J&erauägebe* fi$ ntd)t $u fäjeuen, bie ben ©iun be$ berrftd&en
9ftanneö bauernb fe fifyc beföäfttgettben 3>inge bur«& bie dtu>
fprudböfofen ©d)ttbertwgen fehlet ©ruber* Subtoig no$ na4)
bunbert 3afjren einest größere* Steife ttenfgfkn* attgängftft ju
ntad#n; er verlangt ja au4 &on niemanb, befonber* bon feinem
@elelpteu, **be« biefe felbfi tu>d> gar feine eigenen Äwwerfnngen
au fefen: nur „»er1* mag", möge ibnen n&fyertreten!
2Ber aber ba tteifc mit. »eld)er Sorgfalt eine %naai)l *bn
gorfd&ern ben (Spuren aller ber ÜJtenfdjen, grpf unb Kein, naefc
get>t, bie audfr nur in ßü$tfge ©erftbruug mit unferen Hterari^
*) %m &, 9ta>ember 184a, ftber ©#ule, Untoerftt&t, #fa*
bemie. (au* 4L <|tf>t. 1, 212—54). unb in ber ©ebäd)tni$rebe
auf ben ©ruber SStlfyeim (baf. 163—88).
*> ©eiefen 26. 3an. 1860 icm% XL ®#r. 1, 189—211).
*) 2hic^ J^erman (&rfinm$ &arftettung perfj&nKcfyer 3Mnge
bat einen fairen bcfonjbesen 9Wa, t&ie namentlich fein Ötatfjruf
au ben SSatet; (9M. 3tg, 24, 12. 1859) unb fein tfnbana ju
3acob$ SKebe auf 2Sifi)efm (9lacf)ruf an 3acob), beibe^ d. S,
287—305.
22 (Einleitung be£ Herausgebers.
fdjen unb anbeten ©rögen gekommen finb ober nur als 8&or*
btlber für 9>erfonen unb Sfyaraftere tyrer ©Stiften, feibft in
SRomanen ober 9lo*effen gebient fyaben — tdj erinnere nur an
grffe SReuter — , ber n>frb ntd&t 2lnftoj$ baran nehmen; bafl l)ter
allen SRenfcfyen, bie ben SWttgltebem ber ©rtmmfdjen gamtlle
einmal naljegetreten finb, oft mit ÜÄüfye unb gietf nachgegangen,
aud) allerlei, toaS jtd) auf Gaffel unb Reffen beaiefyt, herein*
geaogen unb fo bem 9>erfbnltd)en unb Örtlichen ein breiterer
SRaum gegeben, enbitdf) aud) t>erfud)t noorben tft, baS ©emälbe
burd) piuffefcen fcon Reinen |£fdjtern an geeigneten ©teilen $u
l)eben unb auSbnufS&oller p machen.
3m fdjltmmften gaff, beS trbftet ber Herausgeber jid),
leben nod) t>ie(e SRadjfommen fafi aller ?D?ttf(f)ülcr SubtotgS
unb audj anberer l)ier genannter 9>erfonen, unb toenn audj nur
btefe, tote manche tfym fdjon beaeugt fyaben, it)re greube an
beffen Klaubereien l)aben, fo tft ber Herausgeber fd)on aufrieben«
98enn über bem allem ber Xnmerfungen manchmal etoaS
ttteie »erben — ber brollige greunb ber Sötübet JJtetfyetr
*. 9Reufeba<f) brücft eS fo auS, bafj ber Teufel tyn in SBefife
nel)me unb auS tfym' fyerauS nun Xnmerfungen aum gifdjatt
fdjtelbe — , fo wolle ber Cefer bteS ber Tibfiäjt beS HetauSgebetS
augute galten, einen <$rimm »iebetum auS ben (Stimmt feibft
au etfldten, überhaupt ein 33ttb aufammen$uttagen, baS bie ganae
gemeinfame SebenSluft jeige, in ber alle fo fel)T gleld) empfln*
benben ©lieber ber gamtlte leben unb »eben unb fid) umfaßt
galten; auf [biefe SBetfe l)offt er fie audj ben J&etjen mancher
Sefet ndfyeraubringen«
2)le Grübet Ijaben immer gern unb mit ©tola auf tt>rc
gamtllengef d)id)te fjtngebticft; bafyer l)at aud) ber Herausgeber
bie S8rud)ftüde *on SebenSnadjrfdjten, bie über bie minber be*
beutenben gamfltenglteber fid) finben, aufammengeiefen; er t>at
weiter dlotiaen über duftere IMnge, tote SBofjnungen unb Orabet
ber gamllte, über ©djuh>erf)dltntffe u. a. nod) gefammelt, efye eS
au fpdt würbe unb audj alle bie hinübergingen, bie feibft nodfj
auS lebenbiger Söerüfyrung mit ber gamlite ©rlmm Anteil an
allebem nehmen. <5S f)at tfym ttorgefdfjwebt, baS ©udj mdcbte
(Stnlettung be* getauögebet*. 23
etwa eine (Sammlung vieler biärjet aetftteuten Slctfaen batbieten,
eine gunbgtube werben für {Kamen unb 3atyen unb Daten, für
äußere Stettjältniffe, für alle* $erf5nttd)e in bet gamtlte ®ttmm
unb in tfytet 2tetwanbtfd)aft unb SBefoimtfdjaftj bet J&etau$>
gebet würbe fidj aud) für feine ÜJWtye unb Buftöenbungen fdjon
belohnt eradfyten, wenn baä 23udj ober wentgften* bet eine ober
anbete Seil ba&on, befonbet* etwa bie jwet etften Äapitel, bie
Subwtgä ®d)tlbetungen feinet fcon ben (Sefdjwfftetn geteilten
3ugenbleben$ enthalten, in billiget ©onbetauägabc, an bie et
unb bet Verleger jefct fd)on benfen, für ©djufc unb ätolfSbtblto*
tiefen befonbetö be* Ijeffifdjen JJetmatlanbe* befdr)afft wütben
unb ba einem fteunbltdjen 3nteteffe begegneten.
Die Bnmetfungen begleiten ben £e£t auf betfelben ©ette;
ba* fyfnbett aber ben Sefet ebenfowenlg batan, fie au übergeben,
att wenn fte am @nbe be£ 93ud)e$ folgten.
J&aben enbltdj «Wannet wie 3acob unb 9Bill)elm felbft
füt ifyte etften jDtucffctjttften twn TL 3B. ©Riegel nad)
$8otffet*e* ©ott (<5d)etet, 3. ®t., 149) „tyte 2lnbad)t aum Un*
bebeutenben", bie bocr) bei tfynen getabe bie ®tunblage ifjrcr
wtffenfd)aftltd)en ®töf$e gewotben tft, fid) muffen sotwetf en laffen,
wieviel leistet fann ba bet JJetauSgebet ätjnltdje Vorwürfe
ftttffcfywetgenb fytnnefymen!
Daß man ifjm, wa$ tnäbefonbete bie @djulgefdjtd)ten be*
etften Äapttel* anlangt, wttjalte, bie bdfen (Streike bet ©tetnauet
Söuben blieben beffet begtaben, btaud)t et wofyl ntd)t $u fütd)ten;
e* werben nut wenige ©djulen fein, beten Söuben nod) mit
©lodenfetlen unb 9>aptetfd)langen „atbeften". 2lud) befotgt et
ntd)t ben alten (Schulmann1) bloßaufteilen, bem bod) ein 3acob
Otimm immetfytn nadjfagt, man fyabe ,,wenlgften$ gleiß unb
fhrenge 2lufmetffamfett gelernt, wenn audj au$ feinem (ftatafte*
ttftlfc&en 93enet)tnen ttjnen eine SRenge etg5feltd)et <&pü%t,[<3ttbm&
*) Det immetl)in nicfet ganj gewöhnliche SDtonn rjat bem
Herausgeber aflmäl)li<f) fomel Anteil abgewonnen, bafj biefet ir)m
nachging, unb waä et übet il)n unb bie traurigen Dinge fyer*
auäbtad)te, bie feinet 2Cnftellung aotaufgtngen, im 2Cnl>ang 91t. 1
SufammengefteOt fyat.
24 ©inleituug be* £erou*gebet&
arten unb ^Kanteten prüdgjtblfeben fei". <S* intxb ja aud)
mand&e* 2bblid>e tum ü)m er#H)lt, unb e* fefytt ja aud) nid)t bie
9«etfföe @ered}tigfeit, besni ber grimme Alte t>at bod) toenigftat*
feine ©djtöge gleich verteilt unb feinen $fagetn gegenüber fW>
felbf* feüt 9tef>t *etf$aff* unb ij* feinem etoa* fd&ulbtg ge*
blieben!
6* toar eben eine anbete 3e*t/ vüfyt einmal in attem
fd>led)tet; unb e* toat t>on feiner <&titt bbfe gemeint, ttic()t *on
3indfyan unb ni$t *on feinen Stoben, unb e* fett ja entlief)
aiafy anfetfyaib ©tetuau* totfommen, baft fM) eisgraue SDbsmmel?
greife toteber Setzungen «et Vergnügen, toenn fk mit alten
©djulfameraben fkfy über „bie alten 3efc*" unterhalten, toobei
bit „SBagifier", tote unb febenbige, immer bie «£aupttojien au
tragen fyaben!
18et allen Reiben l>at aber ber Serfaffet ber nadtfclgenben
ttufteidpiungen ba* n>enn aud> etoaä fta$elige ©d)ulibt>a feiner
3ugenb bod) in feinem anfänglichen ©emfite treufyerjig aufbe*
xoafytt, %n einer anbeten (Stelle erjätyt er, tote er brefoetyn
3af)te nad) feinem Abgang fein liebe* ©tefnau lieber befugt
tyiti „Xnbreaö Hufnagel unb @e*rg ©ettfdjaif »aren nod)
bie nämlichen, lefcterer ncd) immer luftig unb munter, Jefet 3fatt$*
pl)t)flfu^ ; unb toenn n>tr alle jufammen *aren, t)aben t»tt und
mit greuben ber @d>uifal)re beim 3incf i)an erinnert, unb n>a$
ber eine nid)i me^r touftle, ba$ ergänate ber anbere. 3« 3*ncfc
band @(f)ulfhtbe fai) e* anbetd aud; ein langer unb tuxf> lang*
^eiligerer fierl fom mit ba entgegen, mit einem nid)t$fagenben
<$efi$t, unb föttäftie mir allerlei **r *on feiner SRetyobe mit
ben Äinbern: id) bbrte tb*t aber gar nid^t au, befab mir alle*,
unb ba leiber ba* Original, ber alte 3indt)an, niety mebr ba
n>ar — fo eilte td> balb »kber tt>egV
*) <5. aud) unten Subtoig* Söefud) bei 3tncfbcind Äinbern
in @d>lüd)tern 1832.
3tol>altffiberftc&t.
Seite
(ärüiieiiung be* J&erauSgeber* 3
Sfcraeid&ni* ber Silber 26
I. (Steinalt 1790—1803 29
II. Gaffel. 1803—1808 76
III. 2anb#)«t unb «Wfctrdjen. 1808—1814 94
IV. gelbes na<$> ftranfteic^. Saffel 1814-1815 . . 136
V. ©teinau. {Jranffurt. 2Ründ&en. 3taiien. 1815—1817 208
VI. SaffcL granffuri £>a* 3bgtt in »ttjWtt 1817-1820 319
VII. J&effen. 2Bef*fafe«. Gföttingen. £anno*er. 1820—1828 371
VIII. 2>ürofej! in Slürnberg. 1828 391
IX. 3tya im £abirf)tött>alb, 3Cnfteaun& betrat. $tta$en.
2Cu*fIang. 1830—1863 457
2tnl)anft*
1. 3tadtyan
2. gerbfnanb ©rimm .
3. Sari (Stimm . . .
4. a) Zottt unb «gaffen*
Pflug
b) Jüortd)en ®timm
5. <5affeier@d)uh>erl)ält*
niffe
6. 2Biö)etot ®rfmm.
1802-3 ....
7. a) ääityefot ®rimm*
SBrfef an Dr. Söüff
(Seite
535
544
567
573
576
578
585
586
b) 3acob* »rief an
Dr. garnier . . .
a ©onett »on SBittpfot
©rimm
9. Sßofynungen u, ©rab*
ftdtten ber gamflfe
©rfmm
10. aferaeid>tti**>.Subtt>ifl
@mil®rimm*2öerf
3tn $ejt abgefilmte
Söücfyertitel . . .
SKegffter ......
(Seite
592
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594
599
628
631
Q&rjeicfwi* ber 95ilbet
«ubtoffl (Smü ©titnm.
Sitelbflb.
Dorothea unb ^>f)tlipp
äBityelm ©rimm . .
$ante @tf)lemmer . . .
Dorothea ©rimm . . - .
©tcinau .......
Der 2fatt$f)of in Otctnau
2Hte Äefferef tn Otefnau
Da* @rf)l5gd)en in
<Sd)lüd)tern . . . .
SBofynfyau* ber Vorüber
©tfmm unb bfc SBflb*
fd)e 2Cpot()cfe tn Gaffel
QSettfna son Brnim .
2f tfjfm son Brnfrn . .
©unba *>on ©asfgn^
gr. (5. son ©cw>ifltt9 .
<5arl 8t. ®timm . .
Bmalie Söurdjarbi . .
3. ©brre* . . . .
SDtoler SBüffer . . .
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193
208
209
256
257
<&tüt
£)a* teufte *on@d&lüd)*
tetn 272
Pelina son ©uafta, geb.
Brentano 273
ioitt £affenpflug ... 320
.«. 2X £affenj>flufl ... 321
JJeinrftf) J&efne .... 336
3. g. Sölumenbatf) . . 337
3<tcob u. SBftyetoi ©rimm 384
Dortcfyen ©rimm, geb.
SBilb ...... 385
#erman, SRubolf, 2Cuflufte
©ttmm 400
üttarfe ©rimm, geb. Söbtfc
ner 401
<5arl, grtebrtd), Soute,
Dorothea J^affenpflug
unb griebertf e ©rtarat . 448
J&erman ©rimm ... 449
Glemend Brentano . . 464
Söettfna son 2frnim . . 465
Äartenffijje 629
£ubttn<j (Emil ©rtmm,
Erinnerungen au£ meinem Seben*
,,3ugeni>erbmierujigen ftnb bocfy t>fe fünften unb
»erben immer fdj&ner, idfr mhäftt mtd), fo oft tcf)
baran benfe, fn meine ©cfyuljafyre jurüdfoerfefcen
C^tel lieber aß in bie ©tubentenjafyre), bie Söücfyer
unter ben Tttm nehmen unb fräfylid) über ben
üftarft f$itegen* ©o lettfyt uro* J&etj tifcb einem
nacf^er bod) nie toieber, alä bamalä; toie soff unb
semeüenb iffc bie 3*** ber Sugenb, ein Sag mefyr
al$ jefet eine fcfyneff serraufcfyenbe Söocfye!"
Sacob @rtmm an 8af barg, 24. ttuattfl 1829 (@crm. 13. 367).
I. ©tettwu* 1790—1803.
3<f), 2ubtt)tfl @mil ©rimm, bin am 14. 3Rärj
1790 in J&anau geboten1)/ toar aber faum ein 3<rf)f alt,
ba fam ber 33ater aK Suftijamtmann nad) ©tetnau
a* K ©trage *)♦ 3cl) entjmne mid) nod) — baä ifl aber
aud) \>ai früljefie, tt>a$ td) nod) tt>eifü — baß mid) bai
9Räbd)en auf bem 2frm trug unb baß SBater, SRutter,
Xante8) mit ben ©efcfytoifiern am 5or karteten: ba lata
eine Äutfd)e, unb alleä ging ütä 2fmt$l)au$ mit ben 2fn*
gelommenen jurücf: e$ toaren unferer lieben SDtotter (SU
tern4) ju 93efud) t>on #anau gelommen; benn am 10, 2Rai
*) 3n bem „©rfmmbaufe" in ber fangen ©äffe" Str. 41
tft Subtoig geboren, ntctyt aber 3acob unb 28tlbelm; beren
®ebuttöf)au^ ift ^kitabcplafe 3fc. l. Jefct mit S&ronaereltef &on TL
*. SRorbbetm unb einer Swarmonnfdjirtft gefämütft. 2«m bem
erfteren erjäfylt Sacob in einem ©rief an bte Softer beä fp&
teren ©eflfcerS, jjräulefn ®te$, bei ©tengel 1, 16 f., aud) SBBübelm,
3gbbr. 476.
*) ©o bezeichnete man ben Art früher; bte „<5tcafc" iß
bte grofje granffurWetpaiger. 2Ba$ fid) SBilbelm nod) *>on ber
Ülberffebelung nacf) ©teinau erinnerte, f. bei 45. ©rtmm, ©eftr.
228 unb Sufti 166.
•) (£3 n>ar eine ältere, 1735 geborene ©cfytoeftet be$ 2fatt*
mann* ©rimm, Sultane <5f)arlotte grbfe., feit 1785 SBtttoe
be$ ÄammerfcbreiberS Safob ©Klemmer; pe fyittt biefen
il)ren jüngflen ©ruber in feiner 3ugenb gepflegt unb gab aud)
3acob unb 8ötU)elm ben erften Unterricht; 1791, al$ tt)r ©ruber
nad) ©teinau t>erfefct tourbe — feine SÖeftaKung unb IDienfU
amoelfung f. $©©. 27 c — , serf aufle fte ttyr #au$ in £anau
unb jog mit tfym bortbin.
4) <£$ toar ber imSlub^anb lebenbe ÄanaleiratSoftann
J&ermann 3immer InJ&anau: nacb Söilb^lm ©rimm Qujtiiflö)
to&re er 1803 geftorben, nad) ©trieber 15, 341 fiele fein «eben
30 Subtoig (Smtl (Stimm, (Erinnerungen.
1793 n>ar unfere liebe @d)tt>efier geboren toorben, unb
fte tt>urbe nun in ber fog* ©artenftube getauft, einem
SJteubau be* 2fatt*l)aufe* neben bem «gauägarten; alle*
tt>ar im 3ünmer fcerfammelt, aud) bie gamilie ©enfyarb*
©e* Sater* ©d)tt>efier l)telt fte jur S£aufe, unb fte ttmrbe
?otte Sfotalie getauft. 2Bir Äinbcr flanben alte fyerum
unb Ratten ttne bie anberen bie Jß&nbe gefaltet Der
£err Pfarrer 93 au fd) er1) taufte fte, bie ©onne fd)ien
in* 3tmmer, ber Pfarrer fyatte ein btdfe* rote* @eftd)t;
mir gegenüber fianb unfer alter Äutfcfyer SÄütter, bie
fnocfytgen #dnbe gefaltet, er fyatte einen blauen ober
grauen Stodf mit gelbem fragen an, leberne #ofen unb
faltige l)ol)e ©tiefet; ba* ift alle*, tt>a* iä) nod) bat>on tt>ei|L
2)a* 2fmt*I)au* ift t>on ©tetn unb alt, l)ai eine f>ot>e
treppe, t>or ber jloet 2tnben flehen, unb einen runben
Surm, n>orin eine SSenbeltreppe in bie 2Cmi*gertd)t*ftube
unb ben oberen ©todf füfjrt* ©a* #au* ift groß unb
gerdumtg, l)ai einen großen etngefcfyloffenen Jj5of mit
©cfyeune, ©tdtten für 9>ferbe unb Äfifye, Jjoljfdjuppen unb
allem, tt>a* jum ?anbbau gefybrt2)*
3d) entjtnne mid) meine* lieben feiigen SBater*8)
nod) fetyr gut; feine ©rdfte fann id) ntd)t beurteilen, n>eil
in bie 3af)re 1711—90. @r ift aber im gebruar 1709 geboren
unb am 22. 9to*ember 1798 in J&anau geftorben. — ©eine grau
bagegen, Unna (Jlifabetb atb. Söoppo au*Saffel, fannnid)t
mitgefommen fein, ba fte, 75jät>rig, fd)on am 12. Öftober 1792
geftorben ift.
x) Der reformierte ?>rebiger 3ona* Söaufdjer, 1726 geb.,
feit 1777 in ©teinau, ift 1800 geftorben unb tourbe in ber ©tttte,
aber bei gaef elbeleud)tung, toa* im 4Janautfd)en tote anbertodrt*
»ornehme ©itte toar, am 8. #prfl begraben*
V £)a* 2fott*bau* ift, abgefetyen oon einem neuen Keinen
2Cnbau für ba* ©runbbud), toefentttd) ba*felbe geblieben unb
bient benfelben i$mdm fett feiner Erbauung i. 3. 1512.
•) 9>l)iKpp Sötlbelm ©rimm, 1751 geb. in ©teinau
unb bafelbft aud) 1796 geftorben. <kx toar nad) 3acob „ein
bbcbft arbeitfamer, orbentluber, liebevoller Wann; ftubiert baut
er fn £anau (wo er am 1. 3uni 1771 tnffribtert ift, ©raun,
r
I. ©teinau* 1790—1803. 31
Äinbcr feinen 9Ra$fiab tjaben, aber bie SRutter fagte,
er fei nid)i fct)r groß gettefen, ungefähr fo groß ttrie
93ruber (Sari1); ba* 93tlb, ba* tvir von ifym fyaben, ijl
fpred)enb dl>nltd); er fyatte ein entfiel @ejtd)t, foD aber
gegen jebermann fel)r freunblid) gett>efen fein; ©omtiag*
ging er mit ber SSRutter in bie Äircfye, unb fte nahmen
3aceb unb 2Btfl)elm mit. Söenn er nad) Schlüchtern,
bai ju ©tetnau2) gel)drie, jum 2fmt ritt, fyatte er feine
Uniform an, blauen Sxadf, jtvei golbene (Spauletten, rot*
fammeten fragen, lebeme SBeütfletber unb ©tiefet mit
jtlbernen ©poreiu @r nal)m bann fafl jebeämal ein* von
un* Äinbern vorn auf* 9>ferb, unb ber Äutfcfyer ÜRüller,
ber it)n begleitete, aud) ein*, unb lief) un* eine ©treefe
mitreiten* @inen grünen SRodf Ijatte er an, tt>enn er mit
bem Oberfdrfter SRüller*), ber ein lieber greunb von
ü)m tt>ar, auf bie 3agb ging*
9>togr. \)on J^anau 1896, ©. 39), «ßerborn unb Harburg unb
toar junädjft 2fbvofat. bann ©tabtfefretär in £anau. — 2fl* er
vernahm, bafl ein anoerer bie Sungfer 3immer heiraten tooKe,
toar 9M). 9BiH)elm ©rtmm ihr uno tfyren @ttern, bie im 9>arf
von $l)üippörul)e bei J&anau (parieren gingen, nachgefolgt, t>atte
ftd> erflärt unb aläbalb mit if>r verlobt, tote 8Btli)elm feinem
©ol)n £ er man im Anfang ber fünfziger Safyre an Ort unb
©teile erjäl)lt l)at (£. Oirimm, Söeitr. 228). — Über bie gamtlte
©rtmm f. £5rner, ®eneal. #anbb. bürgert gamilien 8, 181—88
(bort ntd)t fehlerfrei). — Über bie Sfeutter, Dorothea, geb.
20. Ötovember 1755 ju Gaffel, l)at ber Äerauäg. *u tf)rem fyunbert*
jäfyrigen $obe$tag, am 27. ÜJtoi 1908, ein befonbere* mit vier
Silbern auägejtattete* ßd)rtftd)en herausgegeben (Gaffel, ®ott*
t>elft, 20 ©.).
x) 2(ucfo bie älteren Vorüber Ratten nur mittlere ®rbfe.
„2(n ©ejtalr, fagt 2(uguft von 9>laten von 3acob, ben er
1817 auf ber «anbeSbfbliottyef in Gaffel befugt l)at (tagebud)
2, 489), „ift er flefn unb fd)mäd)tig, feine 2(ugen fefoetnen ettoa*
blbbe, unb fein SDfomb tft verjogen, toa* aber feine $lwfiognomfe
nid)t unangenehm mad)t."
*) Snfolge ber Umgeftgltungen nad) ber Styronbeftetgung
9Biil>elm* II. 1821 ftnb bie Ämter <5$Iüd)tern unb ©tetnau *um
Ärei* ©d)lüd)tern jufammengelegt toorben.
*) ©er Oberfdrfter Gonrab Söernfyarb ÜKüller toar ber
32 Subwig <Smtl ®ttom, (Erinnerungen.
9Stnn bte Reine ?otte t>om 9S*bc^en im «£of t>erwn*
getragen würbe, rief fie manchmal „^Japa", ba warf tyt ber
Sater t>on oben ein 95i^fuit gemixter, unb n>emt ber Sater
*wn einer Steife aurfttfWjrte, fo war feine erfte Qfrage imb
Umarmung fein $ottd)en* %Bk wilbcn Sanften Ratten baä
@djwcfterd)en fo Ke&, ba# wir unfere ©parbüdtfe mit ifyr
teilten unb fte oft weinte unb ftcf> nid)t ju retten wußte,
wenn jeher ft tttffen woöte1)*
2>er ©arl nnb idj waren bie wilbeften nnb Ratten
immer imfer SBcfen mit einem welfcfyen J£al)n, ben wir
ärgerten, btö er enblid) einmal bem Sari auf ben Äopf
flog nnb il)n t>emnmbete* Sßtr waren Diel im 9>ferbefta8
unb fpieften ba mit ben ©etbenljafen unb $anind)en, unb
bann mußte unä ber alte Äutfcfyer aufä $ferb feiern
3m SBofynjimmer u>urbe gewöfynlid) gegeffen, unb id)
weiß nod) genau alle 9Häfce, too wir faßen*)* 3(n ber
SBanb fingen bie gamilienbilber* 2)er #err Oberfdrfter
Skalier War manchmal ju ©aft ba, e$ würbe jebeämal
erfte ©dbwtegertxiter beä fpäter aud) genannten Dr. med.(§birurgu$
unb SBürgermeifter* (Sonrab Söernfyarb Wagner, ©obneä
beö 3(potbefer$ Jp einriß 20., wie benn überhaupt bie Beamten»
fcfyaft be$ (Stabilen* burxb J&eirat unb ©e»atterftf)aft t>felfac^
fW) nabe trat. Da beö ÜÄatme* $obe$jabr nfcfyt im steinalter
Ätabenbucb enthalten tft, fo mufl er julefet oon bort aeaogen
unb anberwärtö serftorben fein, ©lieber feiner gamtlfe liegen
in ber Äfrcbe bort begraben.
0 Sötte Ttmalit würbe 1822 bie ©atttn be* bamaligen
Bffeffor* beim Öb.*:ÄppelU@erUbt in (Saffei, Suftürat Subwtg
J&affenpflug (geb. 1794 $u J&anau, 1 1862 juSÄarburg), „ber
aß afcintfier be$ Äurfürften *on Äeffen lange 3abre fpäter eine
trübe $erübmtf)ett erbalten tyat, bte attmäblfa) erft ju »erblaffen
beginnt (SBorte «£. <Srimm$, Söettr. 241); f. über ba* $aar
Xntyang 4 u. 7.
•> „3* wetfl nocbbie 3eit genau/' företbt SSilbelm 1812
an Brntm, „wie ber Öater fpratf): 2>te Äinber werben immer
grbger, wir muffen eine neue ©tfjüffel machen laffen. wo mebr
binehtgebt; ba warb bernad) eine neue blinfenbe Sinnf Rüffel
angefd)afft, unb itf> freute mid), waä ba für grüne @rbfen bineitv
geben würben, ba waren imfer neun am Stfa" ((Steig 3, 215).
Canle Sdjlemmer
.. Jullani tdori. jritbtrit* (Sri mm.
!. <Stetnau. 1790-1803. 33
öor unb nad) bem Sjfen gebetet, unb ttrir ftmber mußten
laut beten; ber alte £utfd)er SRütler trug bie ©peifen
auf, ber SBater legte t>or* 2fod) entfmne td) mid) nod),
baf} einmal toat)rfd)emlid) auswärtige 23ertt>anbte bage*
n>efen ftnb, ba n>urbe in einem großen ©aal mit ©tuef*
arbeit1) an ben SBänben gegeffen* ©ie ©tüfyle tt>aren
mit blauem ©eibenjeug, worin Weiße 93lumen waren,
überwogen; eö n>ar eine große Safel, unb beim Seffert
würbe t>on einem grünlichen Ärduterfdfe abgerieben, unb
ben fpeifien bie ?eute auf 93utterbrot; ber Äutfcfyer Ijatte
feine 2it>ree am
3m SÖinter fuhren Wir einmal im ©erlitten, auf bem
Dorne ein aufrecht fleljenber t>ergolbeter ?5we war unb im
SBinter eine #atbfutfd)e fefigemad)t würbe, nad) <5aU
münfter, ber SJaier, bie SSRutter, Sari2), gferbinanb
unb id)* ©er Sater fyatte einen großen grünen 9Rantel,
mit ?)elj gefüttert, worin etngewidfeli tt)ir neben tl)m
fafüen; bie Butter fyatte aud) einen mit 9>elj gefütterten
SRantel um; wir fuhren bort in einen ummauerten <@of
ein, unb ein £err unb eine grau famen und aud bem
J&aufe entgegen — tt>eiter weif} id) nid)t$ mefyr*
Tili ber SJater fefyr franf war, waren tt>ir Äinber
bei ber Sante auf tyrer ©tube, bie Sante weinte« 2ffö
er tot War, würben wir brei jfingften ju ber Familie
SRofe auf ben £unb$rüdf gebracht, bie mit unä befreunbet
war unb eine fyalbe ©tunbe Don ber ©tabt auf einem
Sanbgut wofynte* 2He 93ürger trugen ben lieben SJater
|u ©rabe, neben feinem 35ater ifi er begraben8).
*) @in foW&er ifi nf d)t ttorfyanben unb aud) wofyl fd>tt>erlid>
aorfyanben gewefen.
*) Über <5arl griebrtd} ®rimm, 1787—1852, unb ger*
binanb ftyfltep ®rimm, 1788—1844, f. ben Anfang 2 u. 3.
•> Der SÖater ©rimm ftorb am 10. 3anuar 1796, 3 Ityr
nad&tä, wie bie SDtotter an Sunaenentaünbuna (ÜÄeufebacfy 359).
3acob eraäfytte (£. ®rtmm. <£tnl j. b. Sttärd)en, 10), tüte er
am anberen ÜÄorgen ganj fnif) burtf) ©timmen im Nebenzimmer
geweeft Sorben unb im «gemb aufgefprungen fei, um ju fefyen,
An*». Qrimm, Erinnerungen. 3
34 fcubttig @mtl ©rimm, (Srfnnerungen.
Sie SRuiter1) jog nun an ben@teintt>eg mäBagner*
J&au*2)* 2Btr gingen jum 9>rdjeptor 3tndfl)an in bic
©d)ule, n>o nrir lefen unb nad) feinen „3Jorfä)rtften''
toa* e* gebe. 2CI* er bie $ür balb geöffnet, babe ber $tfd)ler
ba mit einem anbern ba* SDtof aum ©arge genommen unb
gerabe gejagt, ber SBann, ber ba liege, serbtene einen ©arg fcon
©über. Die* ju t)ören babe tt)n unau*fprecblid) getrbftet unb
beglücft. — 3n einem Sörfefc an ben ©roftoater »erlangt er, ein
Wann, ber abfällig »om feltgen atoter gefprocben, fotte serflagt
»erben! — er berietet aud) *om Söegrabnt* — am 12. *ox>
mittag* — unb flef>t nod) nad) einem 9ttenfd)enalter ben fd)toanen
©arg, bie Präger mit gelben 3foonen unb 9to*marin in oer
J&anb, vorüber Aief>en Oufti 148). — ,,3d) babe mir eben nod)
ba* genfter in bem alten 2Cmt*baufe betrachtet/' fdjretbt er 1823
an £ad)mann, bem er feinen Söefud) in ©teinau eraäbß (Stteufe*
bad) 361), „toorfn td) ftanb unb toefnte, al* mein SBater, nur
45 3abte alt, hinaufgetragen ttmrbe." — ©er 9leunjäbrige bat
mit fd)5ner, fefter, faff männlicher J&anbfd)rift ben 93ertd)t über
ba* große Unglücf, ba* bie gamilie betroffen, in bie alte gamtlieiu
bibel (im ^Berliner ©rfmmfd)ranD eingetragen. — „Unfer feiiger
SJater", fagt er nod) 1829 in feinem Sörfefe an gerbtnanb
(XL ©cfyr. 1, 23), „tourbe mitten au* feiner SStrffamfeft un*
burd) ben $ob entriffen, obne Sreube unb ttergeltenbe Siebe an
feinen ^tnbern ju erleben. uöabrfcbetnltd) toäre tt>a* gan$
anbere* au* un* getoorben, toenn tbn ©ott un* länaer erhalten
t)ätte, unb tote aufrieben toäre td) unter biefer Söebtngung mit
!eber anberen $eben*art getoefen! 3d) erinnere mid) genau,
>af} fd> unb ber 3toter, al* er nod) ®tabtfd)retber in Jpanau
toar, einmal in einer 8Betbnad)t ober bod) abenb* burd) ben
®d)nee in ein Dorf fuhren, n>o er fceute au serb&ren batte, bie
(Stube toar »oll dauern, $abaf*bampf unb trüben 8td)tern.
3u* nod) früherer 3eit tft, baß id) morgen* gleich nad) bem
l) „Da* «eben einer SStttoe mit ttjren Ätnbern", fcferetbt
Sötlbelm, ber febr früt) gereift fein muß, einmal (an ©uabeotjfen
1810, ©tengel 1, 143), „bat ettoa* febr ©cb&ne* unb 3utraulid)e*,
unb frf) toeffj nocb red)t gut, tüte bei bem $obe meine* 2toter*
mtcfe biefer ©ebanfe »on einem fefteren 3ufaiwn*nleben ge*
tröflet bat."
*) (5* f)<d beute bie 9lr. 194, tft nictyt mit einer $afel be*
aeid)net unb gebort nod) ster Parteien, unter benen audj nod)
ein Sari SBagner ifl. Die ©rfmmfdje SÖobnung toar in ber
bem 3(mt*bau* augefebrten ©eite.
I. ©tetnau. 1790-1803. 35
fcfyreiben lernten« Die ?otte nmrbe t>on ber STOutter
unterrichtet*
9tad) 3:ifdt) gingen ttnr oft mit ber SRutter in ben
SMengarten; außerbem Ratten ttrir ben „(Smmerid)"1), ber
n>ar Don ber Ätnaig eingefcfyloffen, nod) jtt)ei «gauögftrten
unb einen ©arten md)t weit t>om SPfmgjiborn9); bie
anbem gaben tt>ir nun ab, ober fte n>urben t>erfauft, unb
ttrir behielten nur ben SMengarten*), einen fet>r großen
Buffteben mit ihm im genfer ftanb, üftägbe unten auf ber ©äffe
gingen mit SBafferbütten auf oem Äopf , toorfn jid) bie ©onne
ftrablenb fotegelte" (f. aueb ©tengel 1, 17). — „9ftfr fiel alle*
toteber ein/' eradf>lt Sötlbelm 1826 *>on feinem SBefuci^ in ©tetnau
(©teig 3, 558), „felbft ber 38eg, ben tcb mit bem »ater am
9tad)tnittag sor ber fjlafyt, in oer er fran! tourbe, machte; er
jog mtd) auf einen Statu, ber mir au fyoA toar, herauf, unb id)
empfanb nod> feine fanfte unb toarme J$anb, bie bie meinige
faßte." — 9hir 3acob$ 8eben$beruf bat ber SBater nod) be>
ftimmt, bie Sfotfjt&otffenfcbaft. @tn Söilb be$ SBater* tote berütfutter
bejifet &oax 3öilt)elm^ $od)ter 2Cugujte in Berlin noeb; fd)
muß mtd) aber mit ber Söiebergabe ber ©tlbouetten beiber be*
gnügen, bie mir J&err Dr. med. (5tt>alb in SBolfbagen au$
eigenem antriebe in güttgfter ääetfe gegeben bat. — ©. £. Ur*
Iaub (1749—1809) bat 1788 bie ganje gamilie gematt, unb nad)
bt^m 9ftlb ift ba$ Porträt be$ atoetetnbalbiäbrig*n3acob son
«ubtoig befonberä rabiert toorben (9lr. 40; Steffel» 9lr. 115,
übrigen* baäfelbe mit feiner 9lr.228I). 3acob ift fpater feinem
Spater febr äbnlfd) getoorben. — 8Bte treu bie älteren Äinber
beä lieben SBaterö gebauten, jetat bie fd)öne (Stornierung 2Bil>
belmä: „SBenn id) nacb beä Sßaterä $ob in ©tetnau auf ber
Orgel in ber &ird)e faß unb geprebigt tourbe, legte id) beftanbig
bm Äopf auf bie Äanb unb backte nad), tote e* fein würbe,
toenn ber SBater auf einmal unter ben Seuten toäre, bie auö ber
Äircfte gingen, unb mfd) bei ber £anb faßte, ober toenn er btnter
ber &ür ftanb unb mtd) anrebete. Daran backte id) fo lange,
baß id) oft glaubte, ed fbnne toobl gegeben: gefürchtet aber
babe id) mtd) babei gar niebt" ($♦ ®rimm, Söettr. 229).
*) Der bcrrfcbaftliAe ®arten „ßemmertd)" liegt att>tf<b*n
ber Ätnata, attei glutgrdben unb ber ©tabtmauer.
*) Der 9>ffagftborn liegt ttnfä am Stege nacb ©eibenrot,
fübtt)eft(id) oon ber ©tobt.
*) Der „Stengarten", ebematö ®rtmm$ allein, iefct brei
Seji&ern geb&renb, liegt auf ber £alfoble nbrbltd) auf ber fog.
36 fcubwrig <$mil ©trimm, (Srhmenmgen.
©arten; eä toax eine rot angeflricfyene Sure unb ein Qfafyr*
tcr baran; in ber SDfitte fear eine große, btd)te 2aube
unb in beren SRitte ein fteinerner 2:ifd), ringsum große
SBänfe* SBor ber £ütte tt>ar nrieber eine 93anf, unb bie
#fie bilbeien toieber eine ?aube barüber; *>or ber <&ätte
fyatte bie liebe SRutter gett>&l)nltd) iljren ©tfc; ba lonnte
jie ben ©arten unb unä Äinber fiberfefyen* ©iefer liebe
SBiengarten toar meift ber Stommetplafc unferer Äinbfyeit,
unb id) fefye nod) in ©ebanfen ba* liebe Keine ?ottd)en,
in toetßem Äleib unb rofenrotem breiten 93anb, im großen
©raägarien ^erumge^en unb SBlumen abpflüdfen* Unfer
ganjer #au$bebarf ttmrbe im ©arten gejogen, unb jn>ei
Äfifye Ratten (Sommer unb SBinter gfatter barauä* 2Cbenb$, .
toenn ttnr nad) #au$ gingen, fyatte unä unfere treue
SRarie1) 9>fannfud)en gebadfen, ober ttrir Ratten im
©arten fcfyon fauere SRild) gegejfen, bie unö Sftarie brachte.
2)ie gute SRutter tt>ar meift traurig, fte faß oft
fhmbenlang auf ber 93anf unb ftricfte ober fyatte ein 33ud),
tporin jte la& ©o gegen 2(benb machte fte einen ©pajier*
gang burd) ben ©arten, toobei loir alle fte begleiteten,
unb ba fyatte fte befonbere greube an bem großen, fd)5nen,
blau blüfyenben Stoc^Älanb, unb fte fprad) fo fanft unb
erjäfylte unä allerlei unb fyatte bie Sötte an ber $anb2X
(fyerrfdjaftlicfyen, b. f). ßanauffdjen) SBauertofefe, bie toieberum
auf ber ganzen fcänge ftd) ber eigentlichen, ummauerten ©tabt
*on ber $tn$ig ab im Darben »orlegt T)te fcaube im ©arten
fott nod) *>or (att>an$ig Sauren geftanben$f)aben; bie Sffcfyplatte
Witt ber ©afhoirt £. ddaxt beftifeen, boefy fanb fle Subtofg 1815
fd)on aerbroajen.
*) (Bit §at fpäter J&anneS 4Jetb geheiratet, bejfen treuem
@efid)t «ubtoig* SKabterung 9tr, 92 barftetti e. nod) Xn<
fyang 2.
*) „SÄir toar gerabe fo, al* lebte fie", fagt SSiifyelm 1826
((Steig 3, 558) oon feinem Söefucfy im Söiengarten, „unb ici> fdf>e
fle in bem weißen SOhtffelinmantel, ben fte bamalS trug, auf
htm frummen ^)fab über bie Sötefe in ben ©arten au und
fommen. 2Btr liefen tyr alle entgegen, fußten fie, unb fle faß
im (Sommer leben 9tad)mittag mit tyrer Arbeit auf bem $)lafe/'
I. ©tetnau. 1790—1803. 37
Sari unb id) untren entfefelid) u>i(b unb mutwillig,
unb fte ermahnte un$ oft, wir jüngeren fottten fleißiger
fein unb lernen. 3u $aui war fte bann fo forgfam;
wir faßen unb fd)rieben unb lernten, unb fie faß mit ber
Sötte unb ftopfte ©trumpfe, unb bie Sorte lernte «£anb*
arbeiten, unb abenbö fpann bie ÜRutter unb Sorte §lad)ö,
unb bie SRarie fpann SBerg1)*
Sacob war ber 2iebling ber alten Sante9), bei
ber er metfi war; fie war frdnfticf), fat> aber gut au$;
fte fyatte ein fct>r entfiel, gefcfyeiteä ©eficfyt unb tt>ar in
allein fcf>r erfahren; fd)on lange War fte Söttwe, fte flarb
balb, id) glaube 1798 ober 1799. 3fffe Seute fprad)en
mit Ijofyer Ächtung t>on il)r, fte war fefyr fireng in ifyrem
SBefen, unb tt>ir jüngeren waren in gurd)t unb in ber
gluckt t>or ü)r8)*
Sacob unb SÖüfyelm waren bie fletfHgfien, tonnten
aber in ©teinau nid)tä mefyr lernen, unb 3acob fott ba$
felbfl gefagt unb babei geweint fyaben unb t>or Ärger in
ber ©tube l)erumgefrod)en fein4)* S3alb barauf tarnen
*) „Die SRutter", er^ft 93. Denbarb, f. u., „jetd&nete
ein feiner ©tun unb überhaupt bie retnfte SBefbltcMett au$.
£>bne gerabe fd)bn au fein, iXbtt fte burd) ftet* fid) gleidjbletbenbe
ÜÄilbe unb bie ©etfte& unb #er$en$btfbuna, bie fid) in tyrem
ganzen 8Befen auäfprad), einen mächtigen (finfluß auf alle, bie
tfyr nafye !amen, auä: fie galt al$ SKufter einer eckten grau, unb
id) I)abewnoc^ lange Safyre nad) tbrem $obe *>on alten Seilten
oft bie Äußerung vernommen: ,3a, eine grau, wie bie grau
2untmann ©rimm, bie gibt e$ ntdjt mebr/"
■) Sötfbelm betätigt ba$, fügt aber f)tnau, fie fei beSfjalb
ntd)t weniger teflnefymenb gegen bie übrigen ®efd)Wffter gewefen
(Sufti 165).
*) SBtlfyelm nennt fie eine tterftänbfge, wofylmetnenbe,
emfie grau, beren Autorität im ®rfmmfd)en Äaufe unbebingt
Gegolten tyabe. ©fe ftarb aber fdjon am 18. (September 1796.
ftr f>ter angefügter ©d&attenrfß mad>t tfyre Autorität glaublich;
er flammt au* Sacob* „Jjauäbud)".
4) 2Benn aud> Sötlbelm (3ufti 165) berietet, er fei in
Äanau „mit Sacob #anb in J&anb über ben SRarft ber 9teu*
ftabt $u einem franjbftfd)en Sprachlehrer gegangen, ber neben
38 Subtolg @mll ®rtmm, Erinnerungen.
beibe auf* fyjeum nad) Gaffel1), ttrir gingen nod) heiter
jum 3incff)am
3(n ein ernfllic^ed 2ernen ttmrbe aber nid)t gebad)t,
fonbern meiji SRutttriOe getrieben* 3n bie ®d)ule ging
td) nur beötyalb gern, n>eil td) ba mit ben @d)uHameraben
jufammenfam unb ©peftafel gemacht unb nad) ber @d)ule
in ben ©arten ober fonfta>ol)in gegangen ttmrbe* «^fttte
3inc!l)an mtd) md)t eingefperrt unb fyfttte e$ feine Schläge
gegeben, id) n>dre gettnß in ber Söocfye bret* bii viermal
neben bie ©d)ule gegangen, um in Söiefen unb SÖftlbern
unter ®otte$ freiem Fimmel l>erumjufd)tt>ärmen; aber ber
3tncfl)an tt>ar fhreng, t>erftanb feinen ©paß, unb bie
liebe SWutter l)telt fel>r barauf, baß id) bie ©d)ule reget*
mäßig befugte, tt>ar e$ aud) nur, um ffdjer ju fein, baß
id) unter guter 2fofftd)t fei*
ber Äfrcbe toobnte" (9>arabie$gaffe 2), unb 3<*cob aueb/ ba ber
©ang aur©d)ule über benStfarft toeber auf ©teinau nod) auf
Gaffel paßt, fn ber S8rf efffelle oben ©. 28 nur ßanau oorgefd)toebt
baben fann (f. aud) ©tengel 1, 16), fo ift oieä bod) nur eine
Xrt 9>rtoatfcbule unb 'Unterrid)t getoefen; aber eigentlich jur
©d)ule gegangen ffnb bie betten älteren, bie übrigen*, befonberö
früb 3acob, bei ber $ante ©eblemmer febon lefen gelernt
ijatkm, bod) erjt 1791 in ©teinau, toie benn 3acob in feiner
lefcten furzen ©elbftbiograpbie (2fbb. b. 23ert Hl b. SHMff. 1849,
©. 165 2lnm.) fagt: „2)en erften roben Unterrfd)t erteilte tt)m
ber ^räaaptor 3fntfbftn $u ©teinau."
*) „5Bte tolr pm erftenmal weggingen nacb Gaffel," febreibt
SBilbelm (J$. ©rfmm, Söeitr. 226) auf einem einjelnen Sölatt,
„ift mir am lebbafteften ber 2lugenblirf, too toir au* ber ©tabt
fubren. 3Bir faßen in ber $ronett>irt*futfd)e, icb sortoärtä, unb
fab in ber gerne unferen Söiengarten mit ben toeißen ©tem*
pfoften unb bem roten ©ittertor, unb ein großer 9lebel lag
Darauf, icb bad)te an all bie 3eft, bie icb barin angebracht, fle
toar mir aber al* aanj fern unb al* liege ein großer ©raben
baatoifdjen unb icb fei gana abgefd)nltten bat>on unb fange nun
eftoa* Öteue* an. — 2)en 9>aß für beibe &ur Steife t>on Jpanau
na* Gaffel, am 22. ©ept. 1798 auägeftettt t>om ©eneralleutnant
t>. Xtahoigf au J&anau, befifct bie Ä@©.; am 29. ©ept. ffnb
fle glücflfd) in Gaffel angefommen; am 30. jefgt 3acob im
äliejfen atter erbaltenen Briefe (3ugbbr* 1) bie* ber ÜRutter an
I. «Steinalt 1790-1803. 39
3incff)an gab mir Unterricht in ber Sioline, Älattier,
9ted)nen, ©einreiben, 9teKgton unb ?ateimfd)< SSir be*
famen oft ©d)l&ge, id) beinahe alle Sage. @r I>atte
©töcfe unb für je leberne 9>eitfd)en, benen er SRamen ge*
geben fyatte, unb je nadjbem bie ©träfe tt>ar, ttmrbe ber
©toef gett>äl)lk 3d) toüfüte niemanb, t>or bem id) im
2eben mefyr in gurdjt getoefen tt>dre, ttrie *>or biefem
9>rftjeptor 3inrf^an*
@r toar tt>ol)l fed)jtg 3al)re alt; fct>iel id) fflid)
feiner noej) erinnere, tt>itt id) il)n betreiben: nidjt feljr
groß, brettfd)ulterig, mit marfiertem unb gefreitem Äopf,
trug er, tt>enn er in bie Äirdje unb ausging, eine 9>erütfe,
bie unten biete, gemachte ?ocfen fyatte, aber nid)t gepubert
tt>ar* 3m SÖinter trug er einen fd)tt>arjen, im Sommer
einen hellblauen ober violetten 2fajug, 9tocf mit breiten
©d)ößen, großen 2afd)en unb roten knöpfen. 2(n jebem
SRocf tt>ar aber am fragen ba, n>o bie Soden ber 9>erü(fe
fingen, ba* 3eug fct)r abgefcfyabt unb fyatte ganj bie
©runbfarbe verloren; befonber* fyatte ber violette SRocf
burd) ba* SÖetter fefyr bie garbe verloren, unb tt)ir fonnten
ba* Xlter ber SRöcfe gar nid)t berechnen* Dabei trug er
einen altmobtgen bretedftgen #ut, fd)tt>arje ober violette
wollene ©trämpfe, ©d)ul)e mit großen ©d)naQen unb
enblid) ein große*, alte* fpanifd)e* SRofyr*
©d)ten bie Sonne fyeiß, fo nafym er t>or bem Jor
ober im gelb ein #öljd)en au* ber $afd)e, ba* bie
©rftße t>om tmoenbtgen #ut fyatte, fcfyraubte e* auf ben
©toef unb ftedte ben #ut barauf: ba* brauchte er al*
@onnenfd)trnu SBon un*, bie tt)ir ju il)m in bie lateüufcfye
©d)ule gingen unb bie er manchmal begnabete, un* mit
ftd) in einen t>on feinen ©arten ober auf einen weiteren
unb era&hlt il>r t>on ber Steife. — ,,3d) erinnere mtd) beutttd),"
febreibt 2öill)elm an Xxnim nod) 1830 ((Steig 3, 592), „tote
id) Gaffel morgen*, al* bie (Sonne aufging, in einer (Stunbe
Entfernung liegen fal) " — 3l)re frül)e (Entfernung fcon ber
Üfcutter begrünbete aud) früfy bie ifynen eigene ©cibftdnbigfeit
40 Subtotg ©mtt (Srimin, Erinnerungen.
Spaziergang in ben „fcmgen" ober „Selltngfer 95erg"
mitzunehmen, ftagte niemanb mefyr, über biefen ©onnen*
fd)trm ju lachen, benn tt>tr Ratten barüber #iebe unb
SRippenftöße in SWenge befommen; unb bie drlaubnW,
M)n trgenbtt>ol)in begleiten ju bürfen, betrachteten n>ir al$
eine ©träfe, unb tt>enn tt)ir e$ afynen fonnten, baß er
balb ttrieber fotriel Vergnügen mit un$ *>orl)atte, betrachteten
tt>ir e$ immer afö große* ®lü(f, tt>enn ^Regenwetter eintrat
Sommer unb Söinter mußten nur un$ ©onntagä
bei il)m fcerfammeln, morgen* *>or ber $ird)e, unb tt>emt
e$ ba$ jtt>eitemal geläutet fyatte, markierte er »oran, unb
tt>ir mußten folgen, unb ein t>iel älterer ®d)üler, ©♦ ®ott*
fcfyalf Qefet 2fmt$d)irurg in ©tetnau), mußte Ö)m ein
erwärmte* 35rettd)en nachtragen, worauf er beim Orgek
fpielen faß; tt>tr froren oft entfefcltd) in ben jtt>ei langen
©tunben, benn wir tt>aren immer leid)t angejogen; feiten
fangen tt>ir orbentltd) mit; ntd)t fetten, wenn er bemerfte,
baß tt)ir 3ungen* lachten, ließ er unbemerft ben ©ottfd)aH
bie Orgel weiterfpielen, fam bon ber anberen Seite hinter
un$ unb fragte jeben, an welchem 33er$ jefct gefungen
tt>erbe, unb wenn er fal), baß Wtr'ä md)t tt>ußten, mußten
wir alle ad)t Jeher einzeln hinter bie Orgel fommen unb
befamen unfere ©d)läge*
@in jtemltd) ftetfer Äerl, ber in ber $ird)e läuten
mußte unb ben tt)ir nur ben „?äutl)anne$" nannten,
mußte aud) bie 25älge jur Orgel gießen* 2(uf einem 3fuge
fal) er gar md)t$, auf bem anberen fefyr tt>enig; e$ War
nun fefyr fomtfd) anjufefyen, wenn er nad) ben ©eilen
paefte, um jte au^gujie^en, unb wol)l fünf* biä fed)$mal
»ergeben* griff; tt>tr fd)leuberten oft bie ©eile fyerum, unb
er tappte nun t>ergeblid) in ber Suft fyerum, unwillig
brummenb, fo baß manchmal ber Orgel bie 2uft ausging
unb bie 2Sne fteefen blieben* Einige SRale warf ber (Sari
ba$ ©eil auf bie Orgel, unb ber ?äutl)anneä fonnte e$
gar nid)t mel>r befommen, unb wäfyrenb er tappenb um
tfd) flriff, um e$ ju fäffen, fyatte er fcergeffen, ben anberen
I* ®tctnau. 1700-1803. 41
95alg auf jujiefyen : bie Orgel gab auf einmal gar feinen
2Eon mefyr *>on ftcf>, unb bie ©emeinbe fang nod) eine
ÜRimite ol>ne tinm Orgelton. 3indl>an fam mit einem
roten Äopf hinter bie Orgel gcfttrjt unb tt>ar ftätenb
unb ttrir alle in ber größten 2(ngfi; er {leite jid) auf einen
©tuf)l, t>olte ba$ ©eil ttrfeber herunter unb fagte ju und:
,,9tad) ber Ätrd)e fommt it)t aOe in bie @d)ulfhtbe/'
2Bir ttaren in einer J&ftllenangft, unb ttrie tt>tr und nun
tterfammett Ratten, fragte er jeben einzelnen: r/J^afi bu
bai ©eil auf bie Orgel geworfen?" aber jeber fagte nein:
ba befam jeber feine 2rad)t ©djläge1)*
3m SÖinter gingen bie 25ürgerjungen *>on ad)t bii
elf ttyr in bie ©cfyule2) unb *>on elf bi$ jtoMf tote, unb
fte mittag« t>on ein« bte brei unb tt>ir *>on brei bi$ tner*
3n ber großen ®d)utfhtbe fyatte er in ber Sure oben ein
£od) machen laffen, ein 35led) barauf unb in ba$ Sied)
ein fleineä ?öd)eld)en gebohrt* 9ton fd)lid) er langfam
bie Steppe fyerauf, fonnte burd) ba« ?5d)eld)en alle
@d)üler überfein, blieb ba eine 3*ttlang fielen unb be*
obad)tete ba bie SWutttrilltgften, fam bann herein, ergriff
ben ©toef ol)ne ein Söort ju fagen, unb nun befamen bie
Ertappten tüchtig <5d)Wge; tt>enn er bann lieber auf
bem 9>ult ftanb, fagte er nur: „2Bif$t il)r tt>arum?" unb
n>enn bie nic^t augenblicftid) ja riefen , befamen fte nod)
einmal ®d)t&ge*
3eber SJürgerjunge braute anftatt ©elb ein ©d)eit
#olj mit, baä ttmrbe in ber <5d)ulfhibe in einer @cfe
aufgehäuft, unb nad) ber @d)ule mußten einige baö #olj
nad) bem #of tragen unb in Orbnung legen8)*
*) 3n ®d)lüd)tern l)tng sorbem an ber Orgel gleich bie
$ettfd)e für bie 95uben unb bie J&unbe, bie fid) frityer — toie
aud) siele nteberl&nbffcfye ©emälbe nod) jefgen — aud) in ben
£ird)en herumtrieben.
■) £>ie ©djule tft unb toar immer im SÄatljaufe, 9lr. 4 ber
J&auötftrafje, am .pumpen"; nad) einem tylan au« jener 3eit auf
bem SÄarburger 2lrd)to f>dtte fte freilief) hinter bem9tatl)au$ gelegen.
•) 95ei @roäl)nung ber geringen Äoften ber ©djulen aud)
42 Subwtg @mtl ®rtmm, (Erinnerungen.
@r Hebte eine 2frt miltt4rifd)e Orbnung; fo mußten
bie 3ungen$, wenn bie (Schule au$ war, jtt>ei unb jwet
l)interemanber abmarfd)ieren, unb baä gab jebeämal bie
treppe hinunter ein fftrd)terlid)e$ ©etöfe* <5r ging an*
gfenfter unb fal) folange nad), bte feiner mefyr auf bem
£ird)pla^ war* J&atte einer etwa* begangen , fo würbe
er flleirf) wieber gerufen unb tf)m nod) eine Zxaäjt ©d)lftge
mit nad) #au$ gegeben«
3n unferer lateinifcfyen ©tunbe führten tt)ir unfere
©treibe Jf einer au*, unb er gab befler ad)t* 3n bie
©tunbe gingen außer unä breien 1. SBityelm 15enl)arba),
©ol)n be* 3otterl)eber$ ; 2, 2fbolf 23obe, jefct Ämtmann
in SWeutfabt, ©ol)n be* SRentmeifter*9); 3. tyfy SRöUer,
©ol)n beä ©tabtfcfyretberä, jefct ©olbarbeiter in ©ein*
Raufen8); 4. 3acob 9>ault, Jefct Pfarrer in 9taul)eim4),
in ben erften Safyrfyunberten nad) ber Steformatfon erwähnt
3acob (SBL ©cfyr. 1, 226) bie ©inffinfte be$ ©cfjulmeffter* in
Naturalien: „3u ber ft&nbtgen, metftentetlä geringen Söefolbung
beä ©tfjulmetfterä traten bie ©cfyulgelber" — benen 3acob
ebenfo wie ben Äottegiengelbern ber J$ocfof(f)ullet)rer nod) ba*
2öort rebet — „unb anbere von ben (Sltern ber Äinber ent*
richtete ^Beiträge; wenn ber SBater feinen ©ofyn bem Sefyrer $u*
führte, brachte er tfym aud) eine ®abt an Lebensmitteln. 3d)
entjtnne miä), in ber ©d)ule, wo ld) felbjt ben erften Unterricht
empfangen fjabe, &u ©teinau in ber $anautfd)en £)bergraffd)aft
— ber 9>rä$eptor f)te@ 3tnrfl)an — unb gewiß bamal* nod) in
fielen anberen, nafym jeber ©d)üler be* Stforgen* ein ©djett
Sörennbofo für ben Öfen mit unb warf eä auf ben Raufen, wie
btt auf beute in Stlanb lebe* Äfnb ein ©tütf $orf."
x) ©. über ifyn weiter u.
■) 2Cbolf 23obe, au* Söinbecfen, ftarb 1851 im 2Cfter von
einunbfedfötg 3al)ren aW 2Cmtmann ju Üleuftabt bti Äfrd)l)aln.
@r war zweimal verheiratet unb fjat viele Äinber fytnterlaffen;
vier ©5l)ne würben allein 2tttuare.
») ©er ©olbarbetter 9Wltyp ÜRdller au* ©teinau, 1788
geb., ließ ffd) in ©einkaufen atö Bürger aufnehmen unb ftarb
ba 1854; er hinterließ auä feiner erften @f)e brei Äfnber.
4) 3acob 9>ault, geb. 1791 ju ©teinau, befugte von
1803—9 bie latetnlfd&e ©d)ule in ©djlfidjtern unter ben fjftrteften
Entbehrungen, an bie er von JJaufe fdjon gewöhnt war, ftubterte
I. ©teinau. 1790—1803. 43
®ol)n be$ ©tabtrentmeifiert; 5* Xnbreaö J&ufnagel,
©ofyn be* Ocfyfenttrtri*, jefct aud) SBirt1); 6. 3ol>anne*
SRenge, ©ol>n beä ®d)tt>einel)irten, jefct ^hrofeffor ber
SWmerafogie* 3CHe toaren e$ gute 3ungen, feiner t)dtte
ben anberen verraten* 3ol)anne$ SWenge*) lernte am
beften, er unb (Sari tt>aren meift bie oberften*
in Harburg unb nntrbe erft Pfarrer in ©cfylüd&tern, bann bW
1850 in 9lauf)eim unb 3ulefct in J&odtftobt, tt>o er 1860 geftorben
ift. 3«t 3al)re 1795 i>atte 2Cmtmann ®rtmm feinem Später, einem
fleißigen, fparfamen Stfann, ber in brfitfenber Tftot lebte, jur
SÄentmetfterftelle in ©teinau unb ©d)lücbtern vertyolfen. 3acob
9>auli$ Softer, grl. @milfe $. 31t Swaufyeim, ließ ben J&er*
auSgeber furje JCufteic^nungen ft>re^ Sater* über feine 3ugenb<
jeit etnfefjen. „3cb n>eif$, toie fel>r mein Sater bie Sörüber
©rimm geliebt unb fyocfygefMt bat," ftfjretbt fte mir, „unb nod)
bbre ic^> tt)n Jagen. tote vortrefflich unb lernig Die 3ugenbbefann*
im getoefen feien. — 3acoo #ault toar ein tüd)tiger ©eel*
forger mit »armem J&erjen für frembe Tftot ©eine* älteften
©ohne* ©otyn J&ugo ift Söeflfeer ber ®erolbfcfyen $8utf)bblg.
in SBten.
x) @r toar 1790 geboren unb ift 1861 geftorben. OCud)
3acob meint ityn bei ÜReufebacty 361.)
*) 3ol)anne$ Stfenge, ein fluger, frommer, ftfller 3unae,
ber fftnfte von fecfy* Sörübern, 1787 geb., alfo brei 3al)re älter
alä ?ubtt)ig, ttmrbe fd)on mit brei^ebn 3al)ren itfjttt auf einem
natyen JSofgut; mit Jiebjefyn 3afyren toarb er ?aufburfd)e bei bem
fpäter berühmten üfetneralogen 9>rof. *♦ 2eonf)arb in J&etbel*
bera, bamal* 2fffeffor bei ber Sanbfteuerbtreftton in £anau, unb
fano tt>egen feinet ttrtffenfdjaftlidjen (5ifer6 bei biefem rege gör<
berung; 1816 erft verlieg er ?eonl)arb, bem er ein greunb unb
ttnffenfd)aftlfd)er ®el)ilfe geworben toar, unb 30g naä) £übed,
n>o er mit bem frommen Sater Grmanuel ®etbel$ vertraut
toarb unb nunmehr auä) tiefe tf)eologifd)e Arbeiten veröffentlichte.
@r machte bann 1825 gorfd)ung$reifen nad) bem Ural, tote einige
3abre vorder auä) nad) 3$lano (1827 toar er in granfrefd) ge*
toefen), lernte eine Stenge audj orfentalifdjje ©praajen, unb 30g
nad) bem $obe feiner grau mit feinen brei ©ötynen, bie alle in
ben ©ienft ber englifajen Äirdhe traten, nad) Sonbon. £>ie
legten fednebn 3al)re feinet gebend verbrämte ber vielfettige,
unermüblidne ÜRann in ©übauftralien unb t)at, obtt>ot)l unge*
bbrt, 3uerft bie Bufmerffamfeit, auf ben großen 9fteiattretd)tum
btefe$ Sanbe* gelenft. 3(uf einer Steife nad) goreft ßreel 3U
44 Subtolg <£mtl ®rtmm, Erinnerungen,
9tad)bem n>fr ein ©eueren »erfommeft waren, ging
bie Sure auf, unb er fam, bliette jeben an, ob t>tettefcf>t
einer lachte ober ob er fonft eitoa* bemerfe; tt>ar ba*
md)t ber gafl, fo ging er an fein 9>uft; über bem 9>ult
oben an ber 28anb n>ar ein gaben befeftigt, baran l)ing
ber SJrttt; ben fefcte er auf, unb tt>enn er *>om 9)ult ging,
bammelte ber SSritt in ber Suft; er rauchte große ©ftmpfe
au* feiner pfeife* SBir ftanben in gront aufgehellt, unb
er fagte: „JjSabt il)r att eure ©rammatif?" (Sänge)1)*
Jßatte fte einer ntd)t, fo befam er eine 2:rad)t ©d)läge
unb mußte fte gu #au* Ijolen, tt>obet er it>m nod) ge*
tt>6l>nlid) nachrief: „3n jtt>ei SRinuten mußt bu ttrieber
ba fein/'
9hm ttmrbe @arl gefragt: „2Ba* ift eine lateinifcfye
©rammatif?" — „3ft eine Xntoeifung jur lateütifdjen
©pracfye, bie ba lehret, tt)ie man biefelbe red)t fcfyreiben, t>er*
ftefyen unb reben foBL" 9hm ttmrbe ber jtt>eite gefragt:
„2Ba* i<i eine gried)tfd)e ©rammatif?" ber brüte: „9Ba*
ift eine l)ebrätfd)e, eine ungarifcfye uftt>/', tt>orauf bann
jeber ba* nämlicfye fagte ttrie bei ber lateinifcfyen ©ram*
matit 2)iefe Aufgabe fam jeben Sag t>or, unb tt)ir Ratten
fte fel>r gern, tt>eil e* jeber au*tt>enbig fonnte* 9hm
famen bie Konjugationen; ba* ging aud) fo aiemlid), n>eil
tt)ir fefyr toenige* immer brei bt* t>ter 3Bod)en lang auf*
befamen; julefct bie SBörter, l)öd)ften* t)ier bt* fünf; aber
l)öd)ft feiten fonnte fte einer alle, ba fagte er: „©e&t eud)
fyin unb lernt fte befler!"
@r felbji nal)tn unterbe* tt>ieber eine anbere 2frbett
*>or, jog eine neue (Saite auf bie alte SBioline ober
arbeitete an einer alten 2ampe, für bie er au* 95infen
einem feiner ®öl)ne (1852) fanb man ifyn eine* Sage* tot in feinem
Seit: er toar ben 2lnftrengungen unb (Entbehrungen erlegen,
ffrofeffor, wie £ubn>ig tfyn nennt, toar er nid)t.
*) @* tofrb n>ol)l „3oad)fm Sänge, äßerbefferte unb er*
leichterte ©rammatif, mit einem parabfgmatiftfjen unb bialogifcfyen
Siroctnfo" getoefen fein.
I. ©teinau. 1790—1803. 45
<Dod)te gemad)t unb an ber er allerlei erfunben unb t>er*
belfert fyatte* 9tid)tete einer *>on unä eine grage an tfyn
aber ben ©egenftanb, woran er fd)nifete ober feilte/ fo
fagte er furj: „$alt$ SJtoul" ober „wart, id) will bir
lernen Reifen"* ßbttt er barauf ein Äid)ern, fo gab'S
aud) richtig ©d)läge*
S5on unten fyörte man bann feine grau rufen: „2öa3
fotten Wir lochen?" 2>a ging er jur 3:ür unb rief fel>r
triftig: „«od)' Sa?, grau1)!" 9tad) einer falben ©tunbe
ging er tt>ieber an ben 9>ult, fefcte ben SBrttt auf bie
9tafe unb rief: „Äönnt ü>r euere 2B8rter?" „3a!" rief
ein jeber, worauf er etwa* irontfd) fagte: „SBir Werbend
gleid> fyören!" 9ton ttmrbe ein Jeher bie fftnf SBörter
gefragt aber ])öd)ften£ fonnte jeber jwei bxi brei, mancher
nur ba$ erfte; er fd)Wieg aber fHtt unb rief: „25ete, tt>er
muß!" tt>orauf ber, an bem bie Steige war: „Pater noster,
qui es ufw*"; wie ber fertig war, fagte er: „3l>r bleibt
alle fyier unb lernt eure SBörter, unb wenn id) in einer
©tunbe fyerauffomme unb ti>r f5nnt fie nod) nid)t, bleibt
il)r l)ter, biä bie ©terne am Fimmel fielen!" 9hm tt>ied
er unä bie 9>lftfce an, ba fagte er: „2)u hinter ben Ofen,
bu *>or ben Ofen, bu in bie @rfe, bu in bie anbere, bu
auf bie 25obentreppe, bu ba hinten auf ben ®ang neben
ben 9JW)lfaften!" J)ann ging er auf ben nochmaligen
3uruf feiner grau: „Sie Aid?' jinb gar" unb au* feiner
pfeife bie 2(fd)e au$fd)flttenb, langfam bie treppe l)m*
unter. SBir waren aber mauäfKtt, weil tt>ir glaubten, er
ftefye nod), um ju fyören, ob wir ©peftafel machten, Ui
wir un* überjeugt Ratten, baß er am $ifd) faß- Sa
famen bie jwei herein, unb ber ?ärm ftng an; eö Würbe
ftd) mit SRfifcen geworfen unb gebalgt, bxi bann eine
SJanf umfiel ober fonft ein ?ftrm entftanb, bann machte
ftd) jeber fdjnett an feinen 9>lafe; einer fefcte ftd) gerabe
*) ©eine britte grau Xxttta ©ertrube, geb. Äldber, ftarb
fe$*unb»ieraigi&l)rig 1814, $w5lf Sage nad) intern Spanne.
46 SubtDig @mü (Stimm, Erinnerungen.
fo, bafj er ba* Sied) an ber Sure *>or ftcf> fyatte; toar
ba* fleine ?öd)elcfyen fyefl, fo tt>ar>* gut, tt>ar>* aber bunfel,
fo ttmßten tt>ir, ttrfetriel Ufyr e* gefcfylagen fyatte, unb
nahmen un* in acfyi 3n biefen ©cfyuljhmben fyatte er
ein Äamifol an t>on bunfler garbe mit rötlichen Streifen,
jiemltd) abgetragen, aber feine gierten barin unb aud)
ttid)t getieft* 3n einer Safcfye ftetfte eine ©cfynupftabaf**
bofe, auf ber er, tt>enn er eine 9>rife nafym, ein paarmal
mit ber rechten Ǥanb letfe fyerumfhricfy; fie tt>ar gana ab*
gefcfylijfen, id) fyabe aber immer nur biefe felbe 2)ofe bei
il)m gefefyen; ein ?)aar abgefcfyliffene 25einfleiber — ba*
3eug fyatte einen ©lanj, al* tt>enn e* au* fd)tt>arjen 9>ferbe*
paaren gearbeitet tt>dre — , graue (Strümpfe, bie mit ber
©cfynatte an ben SBeinfletbern befeftigt n>aren, unb®d)lappen,
bie er au* einem 9)aar alten ®d)ufyen ftcfy jurecfyt gemalt
fyatte; td) fyabe ifym nie ©tiefet angefefyen; enblicfy auf
bem Äopf — er fyatte eine @lafee, unb bie Jßaare n>aren
tt>ie Äümmel unb ©alj1) — eine gerabe, gettrirfte tt>oflene
SWfifce* 3m Änopftocfy ber J&ofentafcfye fteefte eine 3frt
Äantfcfyu, ben er gleicfy bei ber «ganb fyatte unb ttomit
er auf bie Ante unb auf bie 25etne fyteb*
3cfy tt>eif$ nicfyt, bafj er je franf tt>ar; er lebte fefyr
regelmäßig unb orbentlicfy, unb in allen Seilen feine*
#au*tt>efen* fyerrfcfyte bie gröfHe Orbnung* «§atte er ober
ein* t>on ber gamilte ©urft, fo tranfen fie au* einem
©temgutfrug, ber immer 'an feinem befKmmten Ort am
genfer ftanb; er fyatte einen Äorfflopfen, an einem Äett*
cfyen baran befeftigt, unb id) fyftite niemanb raten wollen,
ben ©topfen nicfyt tt)ieber auf ben Ärug ju machen, tt>enn
er barau* getrunfen fyatte* SBtr Stongen* fyaben nie bar*
au* getrunfen; tt>ir liefen, tt>enn tt)ir Surft fyatten, in ben
©cfyloßfyof unb tranfen au* bem 25runnenrofyr* SWenge
mußte gen>6fynltd) frtfcfy SBaffer am SJrunnen fyolen* 3n
feiner 9Bofynfhibe ju gteicfyer @rbe ftanb ftet* alle* in ber*
*) b. fy. grau.
I. ©tefnau. 1790—1803. 47
fetten Orbnung, er faß in einem ©orgenftufyl, tooran Me
itt>mn ganj abgegriffen toaren* ©er ©ifc toar ein alte*
?eber, alle* übrige toaren fyöJaerne ©tftfyle, tt>ie fie bort
bie SSflrger unb SBauern Ijabem
@r fyatte eine Softer *>on feiner erften grau, bie
@*>a (Sltfdbetl) l)teß, aber immer nur „<S*eli*" gerufen
ttmrbe, unb *>on ber jefcigen grau jtt>ei SSuben, bie tt>aren
aber nod) Hein* 2)a* ?te*d)en ober <8*>eli* fyatte bie
©tunben mit un* unb befam ebenfogut feine ©d)ldge*
<£ine 28anbut)r l)ing im Simmer, bie er regelmäßig
um jefyn Ufyr aufjog, unb ein große*, mit garbe unb
SBlumen bemalte* SSett1) mit bunfelgrfinen Sortydngen, bie
mit gelbem SBanb eingefaßt tt>aren* 2(uf bem Ofen ftanb
im SBinter auf einem fpifcen ©todf eine *>on Äartenpapier
au*gefd)nittene ©erlange, worauf ein tybljerne* 9Wdnnd)en
in einer unpaflenben ©teKung faß, ba* ftd) mit ber
©dy lange l)erumbrel)te; ba* 2Mng t)at un* manche 2rad)t
©d)ldge jugejogen! SBaren n>ir burd) 3ufaQ einmal allein,
fo ttmrbe mit Sonfugeln ober fonfl: tt>a* banad) geworfen*
SBaren wir früher ba, fo mußten tt>ir Wdfyrenb be*
@ffen* auf ben SBdnfen lernen, aber alle aufliefen, wenn
*>or unb nad) bem @ffen gebetet Würbe; nur er aBein
blieb in feinem fyöljernen ©orgenfhifyl ftfcen unb fyatte bie
9Rü£e in ben gefalteten #dnben* SWun bampfte bie Aar*
toffelfuppe ober ba* ©auerfraut, am meiften aber bie
ßldße, feiten gleifd)* Äein* ber^inber wagte ju fagen:
»;3d) will md)t*" ober „ba* fdjmedft mir nid^t" ober ,,id)
Will nod) ettt>a* fyaben", Söenn bie geringste Unorbnung
vorfiel, gab e* Sttppenftöße; er naljm immer fein feljr
abgefd)liffene*, aber fdfyarfe* 2afd)enmeffer unb fcfynttt
95rot unb gleifdf) t>or. 2)a* jungte ßinb faß babei in
einem Äinberjtfil)ld)en mit fyofyen 95einen unb würbe oft
natürlicher Urfadfye wegen weggetragen. Sa* @ffen War
x) Die ©Aufräume waren bamal* t>telfaci> t>on ber SBofymmg
be* Sefyrer* nicfyt ftreng gefd)feben.
48 fctbtoig (Smtl ®rtmm, (Srinnerwtgeiu
fefyr fd)neO beenbigt, unb nun fing unfere ©tunbe an,
unb tt>enn ttnr trfd)t$ fonnten, mußten tt>ir hinauf unb
lernen* 3*bem Annen, ber fam unb bettelte, fcfynitt er
ein ©tue! SSrot ab, ober gab ü)tn ®elb, aber nie mef)t
al$ einen J^etter; n>ar bem ettoa ber fetter nid)t genug, fo
mußte er il)n nriebergeben unb ttmrbe ofyne tt>eitere$ tt>eg*
gefd)icft 2öar er mitten in ber ©tunbc unb er befam
bie 3eitung (Hanauer), bie er gett>öl)nlid) ein paar Sage
fpftter befam, weil fo triele SJKtlefer babei tt>aren, fagte er
gleid): ,,©e£t eud) l)in unb lernt!" SRerfte er baä ge*
ringjte ©eräufd), fo tat er, alä tt>enn er fortiefe, gab aber
auf und ad)t, btö er ben ober bie ®d)ulbigen fyatte: nun
gab'S erft ©d)ldge, unb bann ttmrbe er auä ber ©d)ut
fhtbe gefdjtcft
Unten ftanb nod) ein fleineä Äla*ner, baä aber nie
aufgemalt ttmrbe unb t>oKer alter SRoten lag. (St l>atte
fid) fciele 3«ffeumente gefammelt, aber in bie alte SÄumpel*
fammer burfte niemanb; id) tt>etß nur, er fyatte barin
mehrere Siolinen, 35ratfd)en, 35aß, ^ofaunen, glöte,
Älarinette, Raufen, ja fogar eine Srommel unb ®ott
tt>etß tt>a$ nod) alleä, aud) ©ett>et)re u* bgl SBir fingen
oft an, fo hinten fyerum bat>on ju fpredjen, aber mit bem
„JfraWt eure SRäuler!" tt>ar bie@ad)e allemal abgefdjnittetu
3ur Shtjtf fyätte id) »ol>I «ufi gehabt, fing aud) bei
3incfl)an bie SKoline unb ba$ Älatrier an, aber aEe 2uft
baran tt>urbe bei il)m erftieft burd) baä ett>ige (Einerlei unb
bie melobielofen, allmobifcfyen1) (Sachen, bie er mid) um
auft)örlid) abfielen ließ; id) tt>ar frof), al* id) bie SJhtftf
tt>ieber loa tt>ar*)*
@r fyatte brei ©arten, aud) Söiefen unb Äcfer; tt>enn
er Ärbeittleute fyatte, fo ging er mit bem 9>erfpeftto auf
ben SBoben, um )u fel>en, ob bie ?eute fleißig öftren;
*) ä la modefrfjen.
■) SSfe ber berühmte alte J&offapettmeffter $eter *>on
Sinter in 3Rün$en *>on %ttbn>ig* SRuftfbegabung urteilte, f. u.
im brüten Kapitel
I. @iefnau. 1790—1803. 49
tt>et>e benen, bie er lungernb ober auärutyenb erbttcft fyatte!
©ein Äuge tt>ar fefyr fd^arf unb richtig: id) fyabe gefefyen,
baft er mit feinem 35la$rol)r eine @lfter, bie auf einem
Äirfd)baum an ber $ird)e, bem ©d)ulfenfter gegenüber,
fafl, fo an ben Äopf getroffen l)at, bafl fte augenblidflid)
tot war; an ben Sperlingen ttmren bie Änocf)cn am Äopf
entjtt>ei 3m J&erbfl, tt>o bie ©d)tt>alben jum SBegjiefyen
ftcf> fammeüen unb auf ber &ird)turmfpifee ba$ Äreuj t>o0
faß, fd)of$ er mit bem 9toi)r unb einer Sonfugel jtt>et
herunter« 2öenn ifym eine Stechfliege an ber Söabe fafj,
fo traf er fte meift mit bem ©to& 9tod) gefyen in ©teinau
einige fyerum, bie burd) feine Prügel ein %tge verloren
fyabem @$ mdd)te tt>ol)l niemanb in ©teinau fein, ber
bei il)tn in bie @d)ule gegangen ift, ber nid)t feine ©d)Wge
ober tt>enigjlen$ 9tippenftöf$e befommen Ijätte1)* @r Ijatte
eine 25tt>enfKmme, tt>enn er in ber Äirdje ober bei anberen
®elegenl)eiten fcorfang; freiließ fang er ttooai burd) bie
SRafe, ba er ben 95ritt barauf feftjlecfen mußte, bamit er
nid)t abfalle* — 2öenn eine Äinbtaufe bei ifym ober in
ber Äird)e tt>ar, ober bie @rnte tt>ar gut aufgefallen, ober
er fyatte ein Äalb vorteilhaft t>erfauft u* bgL, bann ge*
fd)al) eä tt>ol)l, baß er mit unä einen ©paß machte, unb
bann xvax er aud) aufjerorbentlid) nad)ftd)tig* SÖenn ba
bie SBörter aufgefagt tt>urben unb tt>ir tonnten tt>ie ge*
tt>öl)nlid) md)t$, fo frug er: „domus, tt>a$ fyeißt ba$
#au$?" (Sin jeber fd^rie nun domus. „J&alt't eure
Sßiuler, id) null jeben einjeln fragen — bu, 9>ault, viola
— tt>a$ t>eif(t bie Siole? — bu, 23obe, pax, tt>a$ fyeifjt
ber triebe? uftt>*" ©0 frug er jeben einmal; bann fagte
er Pater noster, unb tt>ir ftürjten jubelnb bie treppe tfin*
unter nad) #au$*)*
*) „3Ber atte ©d)ulbräud)e ber Storjett," fagt3<*cob a. a.
Ö. 227, „bie gefte unb greuben ber Ätnber, aber aucfy bie für
fle bereit gehaltenen ©trafen fammeln toottte, f bunte ein an*
jtefyenbeä Söud) baaon fdjretben."
*) „@o unserbroffen," fagt 3acob a. a. €>. 224, „ber
Sttbw. ®timm, erimtenrogat. 4
50 Subnrig ffimtl (Stimm, (Mtmerungen.
Oft fcerftopften xoit bai ?bd)etd)en tn ber 3Äre,
fdfynttten Stinge in ble ©tbcfe, bte bann in bret biä *>ier
©tttdEe [prangen, n>emt er bamit fd)lug* 3Heö gefdfyal)
aber nur im SÖinter, tt>enn fte ganj trotfen n>aren, bamit
ber S3erbad)t nid)t auf un$ fanu @inen fcfyänblidfyen SJhtt*
ttriflen verübten tt)ir nod) an feiner SWoline, bie immer in
ber ©dfyulfhibe l)ing unb bie er fefyr in Orbmmg fyieft;
baran machten toir einzelne (Saiten naß; nun fanb er
9JKtttt>od) ober ©onnabenb, tt>enn n>ir ©ingfhmbe fyatten,
bie SBioline aerfHmmt* (St fing an ju fdfyrauben — unb
auf einmal fprang bie ©atte entjtoei, ein tt>al)rer 3ubel
fftr un$ 3ungen; tt)ir fonnten unä bai ?ad)en faum ein*
galten, nahmen und aber fefyr in ad)t, benn er n>ar fd)on
fefyr ärgerlid) unb fyatte einen roten Äopf* (St ifi niemals
bafyinter gefommen, n>a$ bie Urfad)e beä ©aitenfpringenä
tt>ar* 2(ud) t>erftopften tt>ir bie ©d)lüjfellöd)er an ber
95oben* unb an anberen Suren»
3m SÖinter nad) ber ©tunbe |tt>arfen tt)ir unä auf
bem 9)lafe t>or bem 9tatl>au$, „bie Äumpe"1) genannt, mit
Schneebällen unb Ralfen gern in ber &ird)e unb ber
©dfyule läuten* 2)a$ ©eil ber ©d)ulglod(e ttmrbe bann
Qett>5!)nltcf) fo ftarf gejogen, ba# einigemal ber Älöppel
auö ber ©locfe fyerauäfprang unb auf ben $ird)enpla& {log.
Söenn unfer Sprann gra&ttätifd) burd) bie ©tabt
ging, fo ttmren alle 3ungen perfd)tt>unben* ®r ging ntdfyt
fd)neH unb trat immer mit gleichem $u$ auf, fo baß feine
©d)ul)e julefct immer bann unb abgetragen n>aren; bann
tt>urben jte burd) unb burd) lieber gefohlt; bie ®d)ul)e
©cfyüler lernt, erfefynt er augletd) bie au$fd)lagenbe, tyn ber t>ter
engen SSänbe entlaffenbe unb tt)n jur freien 2uft förbernben
©tunbe/' unb itefy eine Jjübfcfye ©teile au* ©bafefpeate* SRomeo
unb Sulta (II, 2, 3. 34 u, 35 t>. @.) aon ber fetft ber au* unb
ber Unluft ber in bte ©djule gefyenben Stoben an (neben einem
2ter* au* ©ottfrteb* Srtflan 54, 4).
x) ©er „Jhnnpe" (Äutnpf, mit pumpen" t>eroanbt, —
©tfjüffeD \)ti%t ber 9>lafc noef), *>on bem Sroge, ber al* gofyfen*
trftnfe btente.
r
I. ©tetnau. 1790—1803. 51
ttmrben ntd)t gett>td)ft, Ratten bie ?eberfarbe, tt>aren aber
immer rein, unb in bie biefen ®ol>len unb 3bfdfee fd)lug
er ftd) felbft Sttdgel. Die Bbfdfce burften aber nicfyt bietet
atö bie ©ofyle fein; beibe tt>aren fefyr breit unb bie @d)ul)e
übrig tt>eit unb bequem, ®te jknben immer an einem
befKmmten Ort, tt>o er jte bei Sag unb 9tad)t jtnben tonnte.
95eim $eumad)en fyatten tt>ir aud) gute Sage, ba
tt>aren bie ©tunben fefyr furj ober gar feine. 3fuf ber
SBiefe l)ing er bie Verfiele auf feinen ©toef ober auf bie
£ecfe, ben 9tocf babei; nun t>alf er ba* «@eu fleißig um*
toenben, unb auef) bie Arbeiter mußten fcf)tt>i^en.
3w ©ommer fam er in unfer #au$, ber 2otte
Unterricht ju geben; tt>ir mußten bann baneben ftfeen unb
lernen. Sie 2otte ftanb neben ü)m unb befam ein #81j*
d)en in bie <£anb, tt>orin eine ©tedfnabel befeftigt tt>ar;
mit bem ©tetfnabeHopf mußte ße bie 35ud)ftaben beuten
unb ifym biefelben nad)fpred)en, bann bud)ftabieren. 2He
SJhitter faß auf bem Äanapee unb ftriefte. Da tt>ar feine
©timme, bie in ber ©d)ule barfd), furj unb ftarf tt>ar,
tretet), langfam unb melobifd), feine ®efid)t*jüge rufytg
unb freunbUd), unb bie birfen Xbern an ben ©d)ldfen
nid)t ju fefyen1)*
3n ben franjftßfcfyen 9te*>olution*aeiten tt>urbe e* aud)
bei un$ unruhig. @* famen immertt>dl)renbe 2)urd)jüge,
balb bie granjofen, balb £)fterreid)er, #ottdnber, Preußen,
SRainjer unb Reffen; ba gab e* benn immer ettt>a* für
un* ju feljen, unb tt>ir tt>aren immer am genfer; bie gute
SWutter tt>ar in großer Ängft unb ließ un* ntrf>t in bie
©d)ule unb auf bie ©traße. ©ie 9lad)jügler t>on ben
^Regimentern tt>aren meift betrunfen, ritten an bie SJdcfer*
Idben, fpteßten mit iljren ©dbeln ba* SBrot ober bei ben
SRefegern ba* ftletfd) unb ritten fd)reienb unb galoppierenb
*) 3nteteffante ©cfytlbetungen ber ©cfyufoerfyältnfffe au* ben
Aanauitöen Sanben t>om 16. bt* 18. 3afyrt)unbert ßnben ßd) fn
& 3« ätmtnermann* fd)5nem Söucfoe „JÖanau, ©tabt unb
«attb", 1903, ©. 235—47.
4*
52 Sttbtoig (Smü (Srfoun, ©rtnnerungen.
tteiter* SHe befürchteten 8fterreid)tfd)en SRotmdntel »er*
fauften geflogene unb geplünberte ®ad)en aller 2(rt, bie
fetnflen 3Kf<J)jeuge, ©ilbergefd)irr, Sudler, 9)oraeKan,
35ed)er, 5Borl)ftnge unb taufenb anbete Sachen, 2(benb$
fonnten tt)ir au* unfern genftern J&unberte *>on 2Bad)t*
feuern auf ber SJtouertDiefe unb in unferm SMengarten
brennen feljen1)* Sie burd)jiel)enben ©olbaten Ratten ge*
fd^lad^tete J&üfyner, ©änfe, n>elfd)e ^atynen, @d)infen,
SBürfte, Sttnbfleifd), 3iegenldmmcr auf tfyren Sorniftern
fingen unb Qfrauenl)atetfid)er um, unb an bie 9>ferbe*
fd)tt>ftnje ftaren burd)löd)erte ?atbe 95rot gefnüpft*)* @an)e
SBagen t>oK gefd)lad)teter Od)fen, ©d)tt>eine, Äfttber fitsten
nad), bie ©olbaten marfd)ierten meijt in ber größten Un*
orbnung* 3n jebe SWebengajfe liefen fie au* bem Siegt*
ment fyerauä, um ettt>a$ ju flehten ; fein Offtjier beffimmerte
ftd) barum; bie JßoH&nber toaren am ftrgften, bie gram
jofen am orbentlid)ften; alle 25runnen ttmren mit Surft*
fttHenben befefct unb alle SBBirtd^dufer mit 35rannttt>ein*
tterlangenben, bie nid)t bejahten. Oft gab eä ©d)l&gereien
mit ben ^Bürgern unb ber ©olbaten unter ftd)* ©ine
grau f>at einen ©olbaten, ber ifyr mit bem Sabeftocf
einen ©d)lag gegeben, mit einer SÖagenfette fo auf ben
Äopf gefd)lagen, baß er auf ber ©teEe tot blieb.
3d) entpnne mtd) vieler franjbftfdfyer Regimenter, bie
mit flingenbem ©piel burd)jogen, aber fo jerrijfen unb
jerlumpt »aren, baß fie gar feinen ©olbaten äfynlid) faljen;
bie meiften Ratten feine ©d)ul)e mel>r unb gingen barfug,
*) 2Cu* betben t>on ®rimm$ bewohnten J&äufern fonnte
man auf Sötengarten unb Sftauettofefe fetyen. £>a ©tetntoeg unb
Sörüdenftraße ein $eü ber Sanbftrafje ffnb, fo mußten aud) atte
Gruppen ttor bei ben J&äufern t>orbei£ief)en.
*) #u$ SSüfyelm tmfylt t>on ben burdjbofyrten unb an
bie ©d)n>&tue ber 9>ferbe geftreiften unb burd) Ättoten gehaltenen
Saroten, unb bemerft, in ber soraufotefyenben SRufif feien aud)
SHottnen gen>efen. ©a$u erinnerte er ßd>, tote man ff d) mit htm £)f)r
auf bie @rbe gelegt, um ba$ &rof)nen ber Kanonen $u fyören, mit
J>enen (1793) «Wataa befd&offen ttmrbe G& Ortmm, Söeftr. 225).
I. «teinau. 1790-1803. 53
fangen aber unb ttaren luftig* Siele fyatten jal>me ®ity
l)&rndf)en auf bem Sormfler ftfcen1) ober (Slflern, Waben
il bgl* ©ie marfd)terten frf>ncH burd), n>ei( fte auf ber
3?lud)t t>or bem (Srafyerjog Äarl tt>aren*)* ®anje J&erben
Äüfye, ©d)tt>etne, ©d)afe uftt>* folgten ben ^Regimentern*
Die 2eute ttmrben gejttmngen, £eu unb ©trol) tyerjugeben,
fte felbfl fd)leppten J&0I3, ©tüfyle, 93änfe u* bgl* auf bie
Söiefe, um 2Öad)tfeuer bamit anjumadfyen; in unferm
SBiengarten Ratten fte ein ©elänber um baä 93tumen*
gftrtdjen verbrannt
SSiele Ratten SJauernpferbe, unb manche Ratten SJauern*
mfifcen auf; bann unb tt>ann fal) man aud) ©efeffelte mit
jerlumpten Äleibern, bie #änbe mit Äetten ober ©triefen
auf ben Stfidfen befeftigt, jtt>ifd)en ben Stegimentern mit*
marfd)ieren; bie 2eute fagten, e$ feien gefangene ©pione*
Siele ©olbaten trugen bie 3(rme in 93inben ober £fid)er
um il)re t>erttmnbeten Äöpfe, triele SÖagen t>oK SJerttmn*
beter unb ©terbenber folgten* Da* 3ufel)en beim 33or*
überfahren ber langen Äanonenjüge machte un$ befonberä
*>iel Vergnügen; ba tt>aren oft t>or eine Kanone jefyn
SJauernpferbe gefpannt, tt>orauf gefd)lagen würbe, um
fd^neDer fortjufommen* 95ei ben Durd)jügen fing fd)on
eine 5Biel)feud)e an, unb nad)l)er ging beinahe alle$ Siel)
barauf* Unfere STOagb mußte alle Sage mit 2Öad)olber
im ©tatt räuchern; tt>ftl)renb ringsum aÖe$ SBiel) jugrunbe
ging, blieben unfere jtuei Äüfye gefunb, aber bie SJttld)
ttmrbe nid)t gebraucht, unb tt>ir tranfen SBaffer ober See*
9tad) biefer 3eit faufte bie SRutter ein fyalbeä £<*u$
am 93rfidfentor (bie alte Stenteret genannt), tt>orin fte aud)
bi* ju iljrem 3fbjug nad) Gaffel gett>ol)nt fyat8)* Dabei
*) Der SDhttter ©oetfye fyat ein feftöner floljer granjofe
auf feinem «ßeim efnä aud bem füblf d)en jftranfref d) mitgebracht
(SBettine t>. 2frnfm, ©oetfyeä Söriefb. m. e. fitnbe, SReclam, ©. 31).
■) (Sä toar alfo 1796.
8) Da* £au$ am Sörüdentor, „bie alte Äetteref" (nid)t
Stenterei) genannt, trägt fyeute bie 9lr. 131 unb ift burd) eine
54 2ubtoig ©mil ©clttim, (Erinnerungen.
tyatten tt>tr ©tdOe unb @d)eune unb ein ®&rtd)en unb
tt>a* ju einer Reinen ?anbn>irtfd)aft gehört.
2CI* 3<icob unb Sßilfyelm nod) bafyeim tt>arenJ),
machten tt>ir eine SRetfe jum ®roj}t>ater nad) J&anau*)*
Die ganje gamilie l>atte in unferm fd)dnen, großen SSagen
9>lafc* 25er alte ©roftoater fyatte un* alle fefyr lieb; er
fyatte nod) eine lebige 24>d)ter bei jtd), namen* #ann*
d)en, bie un* Äinbern aud) alle* juliebe tat8)* ®r tt>ol>nte
Srafel fenntli* atmadjt, mit ber 3nfd)rfft: „3n bfefent J&aufe
toofynten bie »rüber 3acob unb Sötlfyelm ©rimm in ben 3al)ren
1796—98"; genug toar e* toagered)t geteilt, tote e* aud) fyeute
nod) in ber ©egenb »orfommt, in ber oft mehrere Parteien ein
#au* ju ibeetten Vorurteilen bejtfeen; ©rimm* (feinen unten
jeioofynt ju fyaben (f. u. im tfnfyang 2, Subtofg* Sörfef an
erbinanb). £fe ©runbbejtfe&erfyältntfle überhaupt unb bie
Jett unb 2frt be* J5au*fauf* jinb nicfet mehr feftauftetten, ba bei
ben Unruhen be* jjafyre* 1830 bie ©runbbüdjer auf ben 2fmt**
fyof geworfen unb »etftümmelt toorben ftnb. 95ei il)rem 9Segaug
son ©tefnau 1805 zerraufte bie üflutter ©rimm tfyren #au*antefl
für 825 ©ulben = 1400 «War!.
*) 3lfo »or 1798.
■) „2)er ©rog&ater toar um bie 9>erfon be* trefflichen
Sanbgrafen 2öitt)elm VIII. getoefen," fagt SBtlbelm t>on if)m
<3ujti 166), „al* ber ©iebenjäfyrige Ärteg biefen gürften ndttgte,
fein 2anb ju serlajfen, unb eine gletdjmäftfge greunbltd)feft,
üttflbe unb 9lad)ftd)t toar ifym toofyl au* biefer ©tettung eigen
aeioorben/' — „3$ erinnere mfd), lote ber ©roffrater, wenn totr
feäter tt)n t>on ©teinau au* befudjten, fid) ofi fhmbenlang au
un* fefete, feine jitternben #änbe auf ben $ffd) legte unb pfai),
tote nur au* 9liebul)r* arabffdjer weife bie Äupfer fopferten.
33i* au feinem @nbe, al* er bie geber nur nod) mit SJHlfye galten
unb nur mit groger Anstrengung fdbreiben tonnte, erteilte er un* in
©riefen bie liebretdjften 2e!)ren" (oaf.). — Unb 3acob „el)rt alle*
toa* in rechter «fceraioefte liegt unb benft atoar ntd)t oft an 2fbam
unb @*a al* feinen Ururt>ater, aber toofyi oft an SBater unb
ÜButter, fonrfe aud) bie ©rofleltern" (1811, ©tefg 3, 115). —
3toet gute Olbflber ber ©rogeltern son Urlaub ftnb erhalten,
unb äffe biefe gamflfenbilber fyat «german ©rimm ber ©tabt
£anau &ermad)t.
*) jDtefe 5ante 3ol)annette Margarete, ältejte ©djtoefter
ber Butter ©rimm, \)at ifyren ^ater in Jjanau notf) bii au
feinem $obe 1798 gepflegt, ift bann aur ©^n>efter ^5ne nad)
I. ©teinau. 1790-1803. . 55
im ©ienalbfd>en J&au*1) bei ber lutt)erifd)en Äircfye. @r
xoax freunblid) unb lebenbtg, trug eine gepuberte <J)erücfe
unb n>ar getofttynltd) im <5d)lafrod ober braunfammeten
9tod mit großen 9>erlmutterfnöpfem @r toar natyeju
neunjtg 3at)rc alt, laä aber bie 3*itung ofyne SJritte unb
fd)rieb eine fel)r fd)dne £anb* Sie ©roflmutter tt>ar
tot, alle Ratten fte (ieb gehabt* SWad) bem äl)nttd)en 93üb,
baä n>ir von it>r Ijaben, l)at fte fd)ftne, freunblid) lieben**
ttrtrbige ©eftd)t$jfige gehabt @in geifllirf>er £err unb
ber atte 9K e i fi er Un*) toaren bie J&auSfreunbe unb oft
ba* SBon t>ier auä fuhren toir aud) einmal nad) J&od)<
flabt, too bie SOhttter eine <5d)toefler fyatte8), bie an einen
4Jod)flabt gejogen unb bei tyr, ad)tunbfünfafgf äfyrtg, am 23. 2fogufl
1800 aejtorben.
r) £a$ JJkiu* be* ÜRaurermetfterä Dtenalb, ber 2öit-
hefoiäbab erbaut bat, Hegt Bltfläbtermarft 9tr. 7 (früher 281),
(Scfe ber 3;tefengaffe.
■> Äofgertctytäfefretär, f. u.
■) 3n £od)flabt lebte bie nädril<ere ©djtoefler ber ÜÄutter
©ttmm, 3ofyanna Subovifa Atmmer, geb. 1750 ju Gaffel,
feit 1774 verheiratet mit bem 9>farrer 3oI). 9>i)tL 45&ne au$
JSfnterjteinau (1739—1818), ber ftd) gerabe vor 3ol). ®eorg
Bincf^an am 28. 2tyrtl 1761 in bfe Hanauer SJtotrtfel eingetragen
fyai £>a* 9>aar fyatte brei $öd)ter: 1. 3ol)anna Subovifa,
»erl). 1797 mit bem gdrjter Söratftfd) in S8rud)föbei, ber fdjon
1809 ftarb (3gbbr. 137) unb feine grau mit jtoei Ätnbem in
bürfttgen $erl)fttotffen jurücKiefi (bafT 293, 444). ba ber «Pfarrer
fle an wenig unterftüfete. 2. Henriette 9>fytltpptne, bfe un*
verheiratet ftarb. 3. Caroline, toeldje 1802 ben Dr med. 3acob
SBitt). £opf in JÖanan, ©ofyn beö Raffelet Äfidjenmetfter*,
heiratete (f. ©rofl, Programm b. (Saffeler fyceumä 1880, ©. 19).
— Die ganje gamtlie außer ber 3;ante, aud) «Öopfä/ toaren ben
trübem unlet<chj ber Pfarrer toar fo arm nad) £od)jtabt ae>
fommen, baß er fup ein Söett habe borgen müjfen; er fytnterlteg
bei feinem $ob aber 45000 ©ulben (®flbelm, ägbbr. 444. fdj&fet
ihn eitoaä niebriger ein), bie er burd) Söetrfeb von Söetn* unb
Xcferbau unb 2*ief)aud)t ertoorben fyatte. — üttit ben (Sajfeler
©d)toeftern fd)cint bie gamflte nfd)t auf bem beften gufle ge>
ftanben ju fyaben, getotfi burd) bie ©djulb beä Pfarrer* mefyr
alä bie ber febr vertoanbtfdjaftlfcfy fütyenben Saffeler. £fe %antz
toar, toie äBii^eim am 5. 3)?ai 1814 an 3acob nad) 2öfen
56 Subwfg Chnfl Stimm, Erinnerungen.
®etfllid)en »erheiratet war, nad) SBadfyenbucfyen1) ju einem
Pfarrer unb aud) nad) 2Öill)elm$bab*
Xuflerbem wetf} id) nur jwei 93egebenl>eiten ju be*
richten, bie id) md)t t>ergej[en l>abe* 3(B tt)ir tt)ieber nad)
©teinau fuhren unb ber SBagen, mit trier ?)f erben be*
fpannt, t>or ber Sure ftanb, war id) auf ben l>ol)en
Äutfd)enbotf getiefter! Die Heine Sorte fafi im SÖagen,
aber bie öftren ftanben auf» Steine 95eine waren ju
Hein unb reiften nid)t bi$ auf ben 2ritt be$ 93ocfe*
fyerab; fo nafym id) bie 3ügel ber t>ier 9>ferbe in bie
£änbe; ©arl war mit ber langen 9)eitfd)e hinaufgegangen,
unb au* bem ©angfenfter fing er an auf bie 9>ferbe ju
fyauen, bie aud) alle t>ier mit bem SBagen fortrannten»
unb an Sötganb (©tengel 3, 165) fdjretbt, sfenebn Sage bei ifjta
unb Sorte au Söefud). ,,©te gltd) fo fct>r ber feiigen sftutter, id)
muffte red)t weinen unb l)abe fie taltd) gefügt; fie l)at fo »iel
t>on ber feiigen SDhttter, nun fie aud) alter unb magerer geworben
ift, bann im $on unb in tyrem Buäbrucfe, bafl id) bejtanbtg an
fte erinnert werbe. £ie $ante ift gewtg t>on 9latur gut, unb
id) wollte fie gern fyter l)aben; fte ift aud) fo ftitt unb für jj*
wie bie SDhttter, gefyt fo unb bewegt bie Sippen, wenn fie fachte lieft.
2fat 14. reifte fie wteber ab : „@ie fyat geweint unb n>of>l gefefyen,
bafl wir anber* flnb atö fie bad)te" (3gbbr. 320). 3ber am22.3uguft
1814 ift fie fd)on geftorben. Unb alä 1815 bie Sante 3immer
ftarb unb SBilfyelm bie Stellung tfyrer JJabe nad) tyrer S8e#
jttmmung sottjoa — bie Söratfifdj unb bie £opf erfdjtenen
baau in (Sajfel (3gbbr. 455—57) — , fo gab'*, att bie lefeteren
wieber au #aufe waren, trofe aller Stücfjidjt Sötlhelm* bod) wieber
ein 3erwürfnt$. 3war befugte Sötlijelm bie fcratflfd) nod) im
Oftober be$ 3al)re$; aber aU fcubwtg 1819 in JJanau war,
befudfote er bie Söafe nid)t, „weil fie ßd) beim $ob ber $ante fo
fdj&nblfd) betragen fyabe; beäfyalb finb fie mir grunbauwtber."
*) Söeibe 2D5rfer liegen norbweftlicb t>on #anau. 3n
2Bad)enbud)en lebte ber Pfarrer 3ofy. Wir. greunb *>on 1785
btö 1833; er war au* ©d)lüd)tern unb bamalä t>ermäf)lt mit
(Slifabetl) @ngel, t 1808, unb bei ber weiten fcon beren
beiben SÄÄtern, Dorothea SBifljelmine, Ratten Amtmann ®rlmm
unb grau 9>aten gejtanben. £a$ 9>atenftnb ift 1835 ertrunfen.
— Die ©djwefter ber grau ®rimm, grau #öne in 4Jod)ftabt,
nennt greunb feine SBafe.
1. ©tefnau. 1790-1803, 57
3d) f>ielt bie 3ügel fo gut id) fonnte mit ber einen £anb,
mit ber anbeten fyielt id) mid) am 95ocf, unb fo liefen
bie uferte burd) eine ©träfe, famen auf ben SRarft unb
tt>arfen einige Obfi* unb ©emüfeförbe unb einige Ijöljerne
Stoben um; e* gab ein große* ©efdfyrei unb ?ärmen, ba
fiel ein junger SRann ben 9>ferben in bie 3ügel, Äanbibat
©eger1), unb fo tt>urben fte tt>ieber an* £<ui* gebracht
3d) weif nod), ba$ id) mit Vergnügen vorn 93ocf l)er*
unter ben Sprüngen ber 9>ferbe jufal), unb aud) bie 2otte
fafl ganj vergnügt im SBagem Unb jtoetten* : untertt>eg*
t>or ©atmünfter blieb ber SÖagen in einem tiefen fd)lam*
migen 2od) jieefen, unb bie vier 9>ferbe tt>aren nid)t im*
ffanbe, i^n l)erau*aujiel)em 2)a tterfammelten jtd) t>ielc
£eute, bie Ralfen; fte Rotten Stangen unb ßblitt, unb
nad) Bieter SWtye famen tt)ir enblid) fyerau*, unb e* tt>ar
bunfle 9lad)t, al* tt>tr tt)ieber in ©tetnau anfamen*
©in großer 3ubel tt>ar aud), tt>enn bie SJhitter mit
un* nad) ©d)lfid)tern jur gamtlie ©tiefet ober auf ben
4?unb*rücf jur gamilte SRofe fufyr* Unfer alter «Wolter
fuf>r un* mit 93aijt* ^ferben2).
Sie gamilie ©ticfel8) tt>ol)nte gana nal) bei ©d)lüd)*
*) (5* toar ntd)t* über tt>n ju ermitteln.
■) 2>e* tfronentotrt*. £ie Äutfd&e gehörte ©rfmm*; fte
flanb in einem ©puppen neben ber Sffiofynung in ber alten
Vetteret, ber fyeute nodj) „bie Äutfcfye" fyeigt.
•) „2fa* ber ©teinauer 3eif , fdjreibt 3 acob an gerbtnanb,
«L ©d)r. 1, 23, „ijt mir natürlich noeb t>tcl im ©ebätytni*. 3n
©ticfel unb bie gamilte fyajt bu mid) eben erinnert. Söefinnft
bu btd) aud} be* , alten ©ticfel*' unb feiner grau, ber rein*
liefen #olafrüge, ber Söagen mit ben verfdhfebenen ®eti>td)ten
auf bem JJJauäefyren? 3Me 3uftine toar etn l)übfd)e*, gute*
SDWtbdhen, fie tourbe nad) ©einkaufen an einen Kaufmann
SBtttler verheiratet, td> toetfl ntd)t, toie e* ffyr gegangen tft." —
2Cber an ben 3ob. #eter Mittler in ®. tourbe nid&t bie
(gnfelin be* „alten ©ticfel*", 3uftine 93af ft, verheiratet, fonbern
beffen $od)ter Henriette 9>hilipptne, bie, 1810 serroitoet,
1820fed)*unbfünfatgfäf)rig jtarb (®elnl). tfird&enbud)). — Suftine
(f. folgenbe #nm.) ftarb ad)tunbatoanatgfäl)rig al* <5l)efrau be*
Sofia* greunb am 7. gebruar 1814 au ©8)lüd)tern.
56 Subtoig Chnfl Stimm; Erinnerungen,
® etpiicfyen »erheiratet tt>ar, nad) 2Bad)enbud)en *) ju einem
Pfarrer unb aud) nad) SÖilljelmäbab*
2fuf}erbem n>ei# id) nur jtt>ei Gegebenheiten ju be*
richten, bie td) nid)t »ergejfen fyabe* 3(fe ttrir tt>ieber nad)
©teinau fuhren unb ber SÖagen, mit »ier 9>f erben be*
fpannt, »or ber Sure ftanb, roax id) auf ben fyofyen
Äutfd)enbotf gefletterh Die Heine Sötte fafi im 2Bagen,
aber bie Suren ftanben auf* Stteine 95eine waren ju
Hein unb reichten nid)t bi$ auf ben Stritt be$ 95ocfe*
fyerab; fo nafym id) bie 3ügel ber »ier 9>ferbe in bie
#änbe; @arl tt>ar mit ber langen 9>eitfd)e hinaufgegangen,
unb au* bem ©angfenper fing er an auf bie 9>ferbe ju
fyauen, bie aud) alle »ier mit bem SBagen fortrannten»
unb an Sötganb (©tengel 3, 165) fd&retbt, »tenebn Sage bei tfym
unb Sötte au Söefud). „(Bit gltd) fo fefyr ber feltgen sfeutter, id}
mußte ted)t »einen unb fyabt fte fyeriltd) gefügt; fie fjat fo »fei
»Ott ber feltgen Sttutter, nun fie aud) alter unb magerer getoorben
ift, bann im Son unb in tfyrem Buäbrucfe, bafj td) bepanbtg an
fie erinnert toerbe. £te Sante ip getotfl »on Statur gut. unb
td) toottte fie gern fyter fyaben; fie ip aud) fo pttt unb für pdf)
tote bie SÄutter, get>t fo unb betoegt bie Sippen, toenn fie fachte lieft/'
Tim 14. reifte fie toieber ab: „(Sie bat getoeint unb toofyl gefefyen,
baß totr anber* finb afö fie bad)te" Ggbbr. 320). 2Cber am22.2lugufl
1814 ip fie fd)on geporben. Unb alä 1815 bie Sante 3immer
ftarb unb SEBtlfyelm bie Setlung tfyrer #abe nad) tfyrer 93e#
ptmmung »ottjoa — bie Söratftfd) unb bie Jjopf erfdjtenen
baau in Saffel Cjgbbr. 455—57) — , fo gab'S, att bie festeren
toieber au #aufe toaren, trofc aller 9tücfjid)t Sötlhelm* bod) toieber
ein 3ert»ürfntä. 3ioar befugte 2Btlf)elm bie fcratpfd) nod) im
Oftober beä 3al)re$; aber atö Subtotg 1819 in J&anau toar,
befugte er bie Söafe ntd)t, „toeü fie fid) beim Sob ber Sante fo
fdjänbltd) betragen fyabe; beäfyalb finb Pe mir grunbautofber."
*) Söetbe £6rfer Hegen norbtoepiidh »on «fcanau. 3n
3Bad)enbud)en lebte ber Pfarrer 3of). 9ttf. greunb »on 1785
btö 1833; er toar au* <5d)lfid)tem unb bamatö »ermäfylt mit
(Slifabetl) (Sngel, t 1808, unb bei ber weiten »on beren
beiben Sdcfttern, £orotf)ea SBilbelmine, Ratten Amtmann ®rimm
unb grau ^)aten gePanben. 2>a$ ?)atenfinb ip 1835 ertrunfen.
— Die <Sd)toePer ber grau ®rimm, grau Jjdne in ^od^Pabt,
nennt greunb feine ®afe.
I. ©tetnau. 1790-1803. 57
3dj t)ielt bie 3ügel fo gut icf> fonnte mit ber einen £anb,
mit ber anberen fytelt td) mid) am 95oef, unb fo tiefen
bie 9>ferbe burd) eine ©trafle, famen auf ben SRarft unb
iparfen einige Obft* unb ©emüfeförbe unb einige työljerne
93uben um; e* gab ein großem ®efd)rei unb Saroten, ba
fiel ein junger SRann ben 9>ferben in bie 3ügel, Äanbibat
©eger1), unb fo ttmrben fte ttneber an* £au$ gebrad)i
3efy tt>ei§ nod), baf} id) mit Vergnügen t>om 95ocf l)er*
unter ben (Sprüngen ber 9>ferbe jufal), unb aud) bie 2otte
fafl gan} vergnügt im SBagem Unb jtteitenö: untertoeg*
t>or ©almünfter blieb ber SBagen in einem tiefen fd)lam*
migen ?od) ftecfen, unb bie t>ier ^ferbe tt>aren nid)t im*
fianbe, tyn ^erau^jujieljem Da tterfammelten ftd) triele
2eute, bie fyalfen; fte Rotten ©tangen unb ßöljer, unb
nad) vieler SRüfye famen nrir entließ fyerauä, unb e$ tt>ar
bunfle 9tad)t, afö n>ir ttrieber in ©teinau anfamem
©in großer 3ubel tt>ar aud), tt>enn bie SJhttter mit
un* nad) ©d)lfid)tern jur gamtlie (Stiefel ober auf ben
£unb*rüef aur gamilie 9tofe fufyr* Unfer alter SRüller
ful)r un* mit 93aifH ^ferben2).
2Me gamilie Stiefel8) wohnte gana nal) bei ©d)lüd)*
*) <5ä tt>ar nfdf)t$ über it)n au ermitteln.
•) £e* $ronenn>irt$. £fe Äutfd&e gefydrte ©rfmm*; fie
ftanb in einem ©puppen neben ber SBofymmg in ber alten
Äelleret, ber fyeute nodi) „bie Äutfd&e" f)efflt.
*) „üv& ber ©tefnauer 3eif , fd&retbt 3acob an gerbtnanb,
ÄL ©d&r. 1, 23, „tfl mir natürlich noeft viel im ©ebfitytnt*. Bn
©tief el unb bie gamilte fyaft bu mid) tbzn erinnert. Söefinnft
bu btcfy aud) beä , alten ©tiefet* unb feiner grau, ber rein*
liefen ^olafrüge, ber 2Bagen mit ben verfebtebenen ©etoid)ten
auf bem J&auäefyren? £fe Sufltne toar etn l)übfd)e$, gute*
QBabeften, fie ttmrbe nad) ©einkaufen an einen Kaufmann
SRtttler verheiratet, ieb tt>etfl ntdf)t, tote eä tf)r gegangen ift." —
2fber an ben 3oh. #eter Mittler in ©. tmirbe nid)t bie
<5nfeltn be* „alten ©tiefet", 3ufltne Söaifl, verheiratet, fonbern
beffen Softer Henriette 9>Mltpptne, bie, 1810 t>ettDittt>et,
1820fe^unbfünfaigWl)rig ftorb (©elnl). tfird&enbudf». — 3upine
(f. folgenbe Änm.) parb ad)tunban>anaigfäl)rtg alä (Sljefrau beä
Sofia* greunb am 7. gebruar 1814 au ©d)lüdf)tem.
58 fcubtotg (Smfl ©rtmm, Erinnerungen.
tem in einem alten £auö, „ba$ ©d^löfic^en" x) genannt;
von ©tein bi* oben aufgebaut, ifi eö mit SÖaffer um*
geben* Über eine 3ugbrürfe fommt man ju tfynu 2)aä
©anje ifi mit einem großen Obftgarten umgeben , ttoran
bie Äinjig fliegt 3ü>ei gute alte ?eute nebft ©ofyn unb
Softer empfingen un& Über bem Sor n>ar ein SSappen
in ©tein genauen, vor ber Sfire Sauben unb ein ®ärtd)en
mit Stofenflöcfen unb x>oII fd)dner SMurnen, auef) ©tacfyej*
unb 3of)anniäbeerftdcfe, bie 2Bege jierlid) unb reinltd) ge*
galten» 3(uf bem £au$el)ren *) oben grofte £irfd)gen>eil)e,
alte, grofte ©cfyränfe, 3n ber ©tube toaren bie SÖänbe
getäfelt, ba£ #olj n>ar aber vom 2ttter braun geworben,
aber überall tt>ar e$ reinlid)* 3(n ber SÖanb fingen einige
SMlber unb ©tlfyouetten r unb jtt>ei Heinere £irfd)gett>etye,
*) Ztoä im 15. 3af)rr)unbert von einem v. fcauter erbaute
„©djldflcfyen" tfl, in neuerer 3*it untvefentltd) veränbert, fyeute
@tgentum ber ©tabt ©djlücbtern. <§ä ifi 1688 von 3. ©. *on
lauter, Amtmann in #od)ftabt bei «fcanau, burd)Äauf in ben
©eflfe ber gamtlte v. £el)n'SRotf)felfer übergegangen, 1797
aber toteber verfauft tvorben an ben ©alavertvalter ©tiefet
liefet toar ber ©ofyn beä von 3acob (©. 57, 2fnm. 3) erto&bnten
„alten ©ticfel", 3of>ann (Sita*, berrjtyaftllt&en gorftauf*
ferner*; über btefen unb feine grau entrj< tnbejfen baä ©d)lüd)*
terner Ätrcfyenbud) ntd)tä St&fyereä. 2He$ 9>aar fyatte aumetne
Softer ßatfyartna 1787 an ben Hanauer ©renabter 93atfl
verheiratet, unb btefe fyatten bie von 3acob enoärjnte $od)ter
3ufHne. — Der ©afovertvalter unb feine gtau, Ö*&- 3Balter
— er ftarb vor 1813, fie 1848 im ©cf)ldf5d)en — Ratten atoar
feinen ©ofyn, tote fcubivtg meint, aber brei $öd)ter, von benen
eine, Caroline, 1880 lebig ftarb, atoet, grf ebertfe (t 1828) unb
SRarte (t 1876), mit jtoei ©öfynen be* 2fpotf>efer^ 3tncfl)an
in ©cfolücbtern, bem 2ipotl)efer ©ottlieb unb bem fpäteren
ArttafofHui ÜRortfe 3./ f*d) verheirateten, ©er lefete übernahm
baö ©d)ldgd)en, nadf) feinem $ob 1851 feine 28ttt»e, unb von
beren Ätnbern bat e* 1902 bie ©tabt ©d)lüd)tern getauft, bie
eä feitbem aW feürgermetftertvofymmg vertoenbet. — Über bie
Ferren v. «auter f. Stob. ©d)&fer, 1900 OBeretn Äerolb, Söerltn),
über fie unb baä ,,©d)ldjld)en'; f. Dr. (Sauer, „Unfere £etmaf ,
Mitteilungen beä ©d)lüd)terner Jöetmatbunbe*, 1910.
*) «fcauääfyren (arca), £au*flur.
I. ©tefnau. 1790-1803. 59
bojwifdjen 3aflbgett>el)re unb toai jur 3agb get)*rt
@d)öne altmobifcfye ©dfyränfe unb Äommoben, aber alle*
gtönjte, unb jn>ei ©tiegHfce jnritfcfyerten in £dftgem 3n
ber SRebenfhtbe tt>ar bie Safe! gebedft unb nmrbe gegejfen*
9tad) 3:ifdE> ttmrben Stachelbeeren unb Obfi gegeben, fo*
*>iel einer wollte, unb bann im ©arten gefpielt S)er @ol)n
I)iefj, glaub id), Srifc unb bie £od)ter 9tojmd)em grau
©tiefet tt>ar Kein unb bief, fel)r freunbltd) — er groß
unb mager unb fyatte beftdnbig eine lange tönerne pfeife
unb raupte ober fyatte jte in ber #anb, nat)m unä auf
feinen ©d)oß unb fflßte un& Sann würbe jum Äaffee
gerufen« @ine große, altgeformte ftlbeme Äaffee* unb
ebenfolcfye 9Rild)fanne flanben auf einer blumig genrirften
Äaffeefenriette, baneben eine fefyr große ©Rüffel mit juefer*
beftreuten, prdd)tig ried)enben Söaffeln, eine jtoeite mit
frifd)en 3tt>iebdcfen unb aud) SJutterbrot 9tad) bem Äaffee
tarn eine große ©d)üf[el mit £omg, ber golben in ben
3Öad)$jeHen fledfte, unb einige Obfihtcfyen* ©0 verging
ber glfidfltcfye Sag mit (Sjfen unb Spielen, unb tt>ir waren
fet>r ungehalten, wenn Malier ben SÖagen wieber auä ber
9Umife 30g, um anjufpannem ©0 begleiteten und bie
freunbUdjen ?eute biä an ben SBagen» 35er alte £err
t)atte baä 2ottd)en big an ben SBagen getragen, unb eö
mußte allen nod) Äüffe geben. @ett>6l>nlirf> war baä (iebe
Äinb eingefd)lafen, wenn ber SÖagen tt>ieber t>or ber 2fire
in ©teinau fianb.
gurren n>ir auf ben #unb$rficf, fo fd)icfte #err 91 0 f e
unä feine uferte* 25er SÖeg war fdf)led)t, aber wunber*
fd)6n* 2)a ging eä buref) #ol)lWege, bann über SBiefen,
burd) bie ©teinebad), wo wir bann auä bem SÖagen fafyen,
tt>enn ba* SBBaffer bi$ an bie SRitte ber SRfiber ging* Die
9WU)e be$ #of$ würbe fcfyon burd) J&unbegebeH ange*
ffinbigt, unb bie ganje gamilie fam unö jubetnb entgegen.
3Me gamilte SRofe1) flammte au* ßottanb* @$ war
*) (Sie fommt, atö ben £of J&unbärücf bewofynenb, fd)on
60 fcubtotg (Sinti (Srfmm, Erinnerungen.
eine aornefyme unb reiche gamilie, bie ftd) jurüdfgejogen
(>atte. 2Me Urfacfyen fmb mir unbefannt ©er SBater &on
ü>r tt>ar @om>erneur irgenbtoo, feine SJorfaljren Offtjiere*
©ie lebten mit un* fefyr freunbfcfyaftlid)* SReine SRutter
t>atte eine Sod)ter jur Saufe gehalten, bie 3Dord)en l)ie|L
J&err SRofe tt>ar ein großer %kann, ber eine militfirifcfye
Haltung fyatte; fte tt>ar ettoa* ftarf unb nid)t Hein, fd)ftn
unb t>on blüfyenber garbe, bie Äinber alle fet>r fd)6n unb
blüfyenb* Die ältefte f)ie@ Äonftanje, nmrbe ©tanjcfyen
genannt, n>ar älter al* tt>ir alle, bann fam SDMndjen,
3ettd)en ufn>v n>of>I jteben bi* ad)t Äinber, alle munter
unb luftig* ©er Sag verging ba ebenfo fcfynell* Da
ttmrbe gegejfen unb getrunfen unb in bie SBiefen, gelber
unb ben SÖalb gegangen unb 95lumen geholt Drei bi*
t>ier ©arten tt>aren um ben J&of, alle mit Obft unb ©turnen,
ein Seid), eine gifd)erf)ütte in ber 92dt>e» 2)a* ©ut*l)au*
tt>ar ein t>ieretfige*, einfad) gebaute* fteinerne* ©ebfiube,
tt>orin nad) ©üben bie SBoljnungen ber gamile SRofe
tt>aren, geräumig unb groß* 3m Sortoeg lag ein großer
alter J&unb an ber Äette, jottelig unb fd)tt>arj, mit SWamen
©ultam ©er J&unb tat un* aber nicfyt*, tt)ir fonnten
mit U)m fpielen unb froren oft ju ifym in* £äu*d)en
unb brachten il)m einen guten 95rocfen mit* Dann n>ar
e* ein tt>al)rer ©peftafel, tt>enn ba* gebert>iel) gefüttert
ttmrbe: biefe* ©efcfyrei ber sielen £ül)ner, 2Belfd)en,
@nttnf ©ftnfe unb Sauben! 2flle toaren fo jafym, baß ttrir
jte fangen fonnten; überall toaren ©d)tt>alben*, ©pafcen*
unb 9totfel)ld)ennefter am #au*; ©luden mit ifyren Äüd)*
lein gingen, 3agb* unb ©ad)*l)unbe fprangen fyerunu
1788 im Äirtfyenbud) t>on ©tetnau &or, aerfdjtotnbet aber ba mit
1798. Der SBater l)teß Valentin ffiflbelm, unb beffen^ater
mag ®ouserneur getoefen fein, benn #al. 2B.S grau toar eine
©opfyfe grteberffe geb. £enf)arb, f. ©. 61, 3nm. 4 u. ©. 64. —
Die fyfer genannte Henriette iß am 13. 2fprtl 1792 geboren, unb
Saufjeuge am 15. toar ein Kaufmann unb 2fbt>ofat au* Oft*
tnbfen, ©imon J&efnrfd) SRofe („ber ®out>erneur"? ober fein
©oljn?). £a* ÄtrcljenbudE) bietet nic^t ntefyr über beibe gamilien.
I. ©tetnau. 1790—1803, 61
©egen Xbenb famen alle 2*iet)berben nad) $aui. — hinter
bcm £au* tt>ar ein Keiner 2Batt>, meift uralte, entfefclid)
große @td)bdume, manche fd)on l)ot)l unten, n>orin bie
©d)dfer unb J&irten bei flarfem Stegen unb Söinb Ob«*
bad) fanben* 9ting*um tt>ar ba* ®ut mit t)ot)en toalbigen
9$ergen umgeben, unb bie ganje ©egenb reijenb* ©ie
©teinebad)1) mit tyren 9>aptermül)len unb gtfd)erl)fittett
n>ar nid)t tt>eit unb t>iclc anbere Beine 93dd)e, bie Ufer
mit 9ergifhneinnid)t ben>ad)fen+ 9tod) SWorben n>ar ein
SBatt um baö Out, ber mit &irfd)bdumen bepjlanjt n>ar*
33on ba fat> man in eine tt>albtge, bufd)ige Siefe, in beren
ÜRitte tag ein Seid), mit ©d)ilf bewarfen*). ÜberaB
ftreiften tt)ir Äinber l)erum, fein 9Beg unb ©teg tt>ar un*
ju gefdfyrlid), auf 9>ferbe, 93dume unb Leitern tt>urbe ge*
flettert, Sogelnefier würben gefugt, 9taupen in ©d)ad)teln
mitgenommen unb Schmetterlinge gefangen8)* 3Die 2Rutter
fafl bann mit £errn unb grau 9tofe in ber 2aube be*
©arten* ; gett>öl)nlid) nahmen n>ir aud) SBityelm ©enfyarb4)
x) fRfd^tig ©teinaubadj; in SWtteibeutfdManb t>ei§t e* munb*
artlfd) oft bie S8ad), bie Stabe ufto. Z)a$ Sßdff ereben entforfngt
etwa brei ©tunben nbrbttd) oon ©tefnau, fliegt att>ifd)en J&unb$>
tücf unb ©tetnau nad) ©übtoeft unb münbet unterhalb be$
©tdbtdjen* in bie Ätnatg.
■) @r ifl nodj oorbanben.
*> *@fo getttffer ©amntiergetft", vctftjtk SBtlbelm oon ff*
unb Sacob Qufti 167; f. aud) ©tengel 3, 51, 344), zeigte fid)
frübe: febon bamalä brauten totr Snfeften unb ©djmetterlfnge
iL bgL f)eim unb jefdjneten e$ ab, unb fpdter toarb eä nod) fort'
gefefct. (Genaue unb forgfame Sonographien, tote ettoa fyonet*
©er! über bie SEBetbenraupe, b<*ben immer meine Söetounberung
erregt/' £fefer ©amnteltrieb beberrfd)te fie ibr «eben lang: fie
toaren glücHf d), toenn fie ihn befrtebtgen unb nur Stube für ibre
©tubten flnben fonnten. Giemen* Brentano erblidte barin
einen 45aupi&ug ibrer dlatur, toenn er an üxxtim fcbrteb, „fie
fdflen unb fammelten".
4) ®ilb^m Srbobor ©enbarb, ber ftreunb atter Vorüber,
tft 1788 al* ©obn be* 1805 t gronfdjretber* £>. ju ©tetnau
unb feiner 1813 t Sbeftau, geb. Äämpf, geboren. Vertreter
ber Altern (Stimm afö ^>aten war ba* ©bepaar Stofe au* J&of
62 fcubtotg Chnil ®rimm, (Erinnerungen.
uttb beffen ©Item mit auf ben #unb*rü& 2Bar ba*
SBetter fd)ön unb jum ©efyen trotfen, fo ttmrbe ju gfafl
nad) £auä gegangen tt>obei un* fajl immer bie Familie,
grof} unb Hein, mefyr at* bie £Mfte be* 2Bege* begleitete*
2Me ©tabt ©tetnau liegt fefyr malerifd); auf bem
l)6d)fien 9>unft liegt bie Äird)e (ref,), ba* ©djloji1) unb
ba* 9tatl)au*, unb wn jeher Seite, n>ol)er man aud)
fommt, nimmt fte ffd) gut au** 3m Srültfafyr tt>irb bie
Ämjig grof} unb tritt au* unb fiberfd)tt>emmt bie 2anb*
(träfe; bie SRauerttriefe unb ber ganje Äinjiggrunb tfi
bann mit rotem SÖaffer fiberfd)tt>emmt; unb allgemeiner
3ubel tt>ar, tt>enn bann bie ©tftrcfye auf bie SÖiefen toteber*
famen unb ifyr alte* 9tefi auf bem ©tabttor tt>ieber be*
Sogen. ?uft unb Älima fmb fefyr gefunb unb gut, unb
tt>enn in (Saffel bie Seilten nod) eine Seltenheit fmb,
bliÜ)m fie bort überall 25ie Ojlereier fugten nrir im
SJiengarten, unb ba würben fie fdjon in ©ra* unb ©auer*
ampfer aerftedt*
Son ba l)6rten tt>ir ba* tt>unberfd)öne ©el&ute ber
Äird)engloden*) ©am*tag abenb* mit an unb ba* geift*
lid)e fcieb, ba* mit 93la*injirumenten banad) gefpielt ttmrbe*
3ujeiten machte bie SJhttter mit un* tinm ©pajier*
gang um bie fcofymfifyle8), an ben Seiten aufjerfyalb ber
4Junb*rücf. grau SRofe toar toofyl be* gronf Treiber* ©djtoefter.
— £te in ben Sugenbbriefen atoeimal genannte „Z)en Harbin"
tft Söilfyelm* ffloti 3af)te ältere ©djtoefter 2Btll)elmine
Caroline.
x) 2He ÜButter be* bamaligen Sanbgrafen aöffyelm IX.,
eine Softer ©eorg* IL son dhiglanb, f>at in beffen Stöumen
nod) geioofynt.
*) „Z)te ©locfen in ber ©tabt", tt$W 2Bflt)elm in ber
fo fdjdnen ©d)ilberung feine* Söefud)* in ©teinau 1826 (©teta
3, 557—59), „fähigen bie ©tunben mit bem alten $on an,
al* er, erfd)üttert fcon (Erinnerungen, im SBtengarten ber t>er*
fdjttnmbenen 3eit fyeifle ordnen nadjtoetnte.
•) Die ?ol)mül)le, in beren 9ldl)e ©erbereien lagen, fyeiflt
icfet ^>oppenmüt)te; bie brei t)errfd)aftlid)en Ztittjt füblid) *on
ber ©tobt ftnb aber jugetoorfen.
L Steinalt. 1790—1803. 63
@tabt unb burcf)* <5d)lo$ jurücf burdf) bie ©tabt, n>o
bann bie Seute, bie *or ben #au$türen faffen, jebeömat
auffianben unb grüfjten* 3d) »eifi, bafl oft Seute famen
unb bie SRutter um 9tat fragten, unb t>iele/ bie für
Äranfc @ffen unb Srinfen polten, (Sie tt>ar fo gut gegen
jebermann; tt>enn tt)ir fte bei ^Regenwetter manchmal
plagten, fie fotte un* ettoaä ju befefyen geben, fagte fte
freunblid): „2iebe* Ätnb, icf) fyabe ja nid)t* mefyr, id)
tt>ürbe bir'S Ja geben, unb wenn id)'* hinter jefyn <5d)l6ffern
^dtte/' 3Dann festen tt>ir un$ ju il)r, unb fte erjäfylte
ober la* un* *or* 3eben Sag la$ fte un* ben SRorgen*
unb Xbenbfegen aor* @ie tt>ar fcfyon fr&nflid^ unb tranf
SBrunnen, unb bie 2otte unb id) trugen il)r ben Ärug
in ben 93iengartem @ie l>atte oft l>&^lid^ed Äopftoety,
unb tt>enn fte bann SSriefe oon ber lieben Sante au«
Gaffel befam, worin bann immer gute 9tad)rid)ten unb
audj 95riefe oon 3acob unb SBilfyelm mitfamen, tt>ar
fte fo erfreut, baf} fte aud) jebeSmal heftige* Äopftoel)
befam* (Sinmal war fte fefyr franf, aber burd) bie S8es*
müfyungen be$ Dr. 28 agner unb ©otte$ JjMlfe würbe
fte wteber gefunb* 3Me el)rlid)e, bra&e SRarie l>at bie
9täd)te bei ü)r gewad)t Stadler tt>urbe id) aud) franf,
unb eö träumte mir allerlei pl)antafKfd)e$ 3*ug* 9tad)
ber Äranfljett erjäfylten fte mir, id) l)ätte lange pfyantafiert
unb wunberltd)e <5ad)en erjftfylt*
3acob unb SÖilfyelm waren in Harburg unb
fhtbierten1)* 3d) toeif} nod), wie fte ben freubigen 95rief
erhielt, tt>orin 3acob fd)rieb, baß er unä in ben Serien
*) 3m 10. September 1809 fd&reibt Sacob an 2Btlf)elm
Oflbbr. 166): „£fe nun angefangene JJerbftjeit erinnert mtd) fo
lebhaft an bie üflutter unb unfere Serienreifen, worauf id) mite
jebeämal elf ÜRonate freute, unb ber eine ÜRonat ging fo fd)neu
■---■ ( heftig bei ber*
2fof bie Serien be* fyceum* in Gaffel (f. Söeber 320) will bie
oorbei unb bie SWutter weinte immer fo heftig bei ber Übretfe!
Angabe ntdjt fttmmen; er benft alfo voofy an bie 3al)re 1802—4.
— 3acob$ oon tf)m felbft alä bumm bezeichneter ©rief über feine
Stfitfreife oon Gaffel narf) Harburg $u9>flngften 1802 f. Stengel 3, 3.
64 Subtotg Chnil (Stimm, Erinnerungen.
befugen tt>otte. Da ttmrben £äl)nerd)en gebraten unb
3ttetfd)enfud)en gebacfen; Söüfyelm fam aber nid)t mit1)*
Da* tt>ar eine jfreube, tt)ie er anfam! @r trug bie ba*
malige ©tubentenfleibung, fd)ar(ad)rotengfracf mit fd)tt>arjem
©amtfragen unb *3faffd)Iägen, leberne ©einfleiber unb
fyofye glänjenbe ÄanonenfHefel mit (Sporen9)* Da ritt er
benn mit 3<*cob Denfyarb8) nad) (Schlüchtern unb in
bie Umgegenb ju SJefannten* 3(ud) gfaflpartten, tt>obei
tt)ir mitgingen, nad) 93etting$4), in bie SBälber ringsum
x) <§* xx>ax im 6erbft 1802; Sffitlljelm toar aber nod) in
Saffel, nod) ntd)t in Harburg.
•) 28fe flott 3acob 1802—4 ©alle, Äonaerte u. bgL befugte,
aefgen feine ©riefe an 38tganb, (Stengel 3, 20, 34ff.
■) Dtefer greunb ber älteren ©ruber, 3acob grtebrtd) D.,
in ben Sugenbbriefen öfter erwähnt, ift am 24. 9lovember 1813
am 9lervenfieber, ba$ nad} bem Durdjaug be$ frana5fifd)en
teeret »tele 9Renfd>en in jener ©egenb mitnahm, geftorben;
Mltyelm fdjretbt an 3acob Qgbbr. 223): JH f)at mir leib
getan, meljr atö td) glaubte, fo l)ängt man an 3ugenbbef annten;
td) l)atte tym bod) getrieben (£)enl)arb fcfyetnt ©elb von ben
©rübern geliehen au l)aben); e$ ift eine nmnberltdje dhnpftobung,
fid) an einen £oten getoenbet au fyoben." — jDiefed 3acob Den*
l)arb <5of)ti ©ernbarb (geb. 1809, 3gbbr. 131) ift e$, ber 1860,
getoifl nad) ben &raät)lungen feiner Sfertoanbten, eine flehte
©d)rtft über bie jjoet älteften ©rüber ©rlmm veröffentlicht t)at.
@r ftubierte in afcarburg unb ®6ttingen, befugte nad) einem
©riefe Subtoigä an gerbinanb, tool)l 1827, aud) bie ©rüber
®rimm in (Saffel — „er gleldjt feinem SBater auf etnJJaar" — ,
toar Seljrer in 4?anau unb fam 1866 afö SReftor ber <Sd)ule, bie
Ijeute Sutfenfdjule tyify, na* Gaffel, too er 1872 geftorben ift.
@r toar aud) fonft fd)rtftftettertfd) tätig. Söegen tfufretaung au
2fafrut)r unb ©eleibigung ber beutfdjen ©unbeäverfommlung unb
ber ©unbe*tag$gefanbten, bie fie in einer ©rofdjüre „Surften*
bleuer" genannt Ratten, tourbe Dentjarb mit ben Hanauer
£)bergertd)t$antoälten (Smmertd) unb 3Rann$ u. a. 1834 vom
furfürftltd)en 2anbgertd)t in J&anau verurteilt, unbjtoar au fieben
Monaten ©efängniä, bie er nad) vergeblicher Appellation im
folgenben 3abre im ÄafteH au Gaffel verbüßt l)at! <5r tourbe
auf biefe SBeife au* ber beabfidjttgten ©taatäbeamtenlaufbafyn
berauägetoorfen. Da^ Urteil beö Hanauer &mbgertd)t$ unb beä
Saffeler Ob.'3fop.*®ertd)t$ f. Hanauer 3eitung 1835, 9tr. 36—45.
4) Dorf dftltd) von (Steinalt
Dorothea <ßrimm, 1808.
rto* t. «. stimm.
Steinern.
:t pfiotogropltie van H.
h ©tetnou. 1790—1803. 65
nmrben unternommen, unb bte gute Butter tt>ar immer
fo betrübt, toenn er nrieber toegretfie! 25a fal> fte immer
in ber 9tad)t naef) bem «Öinunet, ob ba$ SBetter aud) gut
fei1)* 25er Sacob mußte un$ prüfen, voai n>ir gelernt
Ritten; er fagte, tr>ir öftren nodf) fet)r toeit jurüdf, unb
e$ tt>4re 3cit, baß ttrir tn>n ©tetnau toegfftmem @S tt>ar
aber *>orberl)anb nod) feine 2foajtd)t baju* —
2Btr toofynien fcfyon längjl in unferem eigenen JjSauä
am SJrütfentor, nid)t n>eit *>on Safob 9)autt unb ber
gamiUeDenfyatb- 2Ötr Ratten aber eine große greunb*
fd^af* mit einem Sungen, ber unS gegenüber toofynte,
SRtfotau* Seit, gett>6l)nlid) nur ÄWScfyen*) genannt, ein
fefyr braver, orbenilicfyer Sunge, *>erjiänbtg babei, ber fleißiger
n>ar unb met)r gelernt fyatie atö tt>ir* 2Bir Ratten unS
gegenfeitig fel>r Heb; er n>ar immer freunbltd) unb tat
un$ alle*, tt>a$ er unä an ben 2(ugen abfegen tonnte»
©ein SSater unb SJruber faßen bejiünbig hinter ber ©cfyeibe
*) 2)a$ tat fle aud) jebe 9lad)t in (Saffel, al$ 3acob im
3anuar 1805 *>on Harburg au ©astgng na* 9>ari$ reifte,
toa* Sötte fpäter ü)m eraäfylte. Unb 3acob felbft ftanb im
2flter, toenn er ntd)t fd)lafen fonnte, $xmilm auf unb trat an*
genjter, um ben Äimmel &i btixatytm; atf)tunbftebatajäf)rig, am
3. Sunt 1862, fd)retbt er auf einen Zettel feiner 93rfeftafd)e:
„SBenn td) fd&laflo* im 95ette liege, troftet mttf) bie liebe 4>eöe
unb flbßt mir ©ebanfen ein unb Erinnerungen/'
*) tfutf) 2öilf)elm Ortmm bat ba* mUtyn geftf)ftfct unb
im £erbft 1826 bei feinem Söefutf) beä £etmatftäbttf)en$ ü)n auf»
gefugt, ber jefet efyrfamer Bürger unb Töpfer toar. „©iefer
empfing", eraafylt 25. Denfyarb, „natürlich ben sornebmen £errn
mit geaogener 9Äüfte unb tiefen Söücftingen, ityn mit ©te an*
rebenb. Sffitlbelm aber fpradfo: ,©ei lein starr, Äldäcfyen, fennft
bu mtd) benn ntd)t mef)r? 3d) beiße 9Btß)elm, totr tyaben au*
fammen gefpielt unb un$ bu genannt, unb baö tooHen ftir aud)
jefct tun/ unb ber erjtaunte 3#pfer mußte bu fagen, er moebte
»ollen ober nid)t, unb in ben alten $on einfttmmen ." — 2u*
fang* ber stetiger Sabre foH ebenfo 3acob einen Sßpfer
(Sfyrijtopf) (Suler, ba* ,/teerjt5ffeld)e", befugt, ein ®la$ *om
©teinauer SÖBeinberg mit tf)m getrunlen unb aum 2(bfd)ieb ityn
gefügt bftben, ^te $. & (?) al$ 2fugenaeuge, ^effenlanb 12,
62, berietet
8u&w. ©vimm, Grüincrungctt. 5
66 Subtoig @mtl ©rtmrn, Erinnerungen.
unb machten Söpfe, @cf)üflfeln u, bgl, aud) 3iegeln unb
SBacffleine* Unfer &ift*d)en mußte mit ben Od)fen auf
ben 2(cfer unb Son aud ber ©rube nad) JjSau* fahren«
©egen 3(benb tt>ar id) getoöfynHd) bei ber Sfipferfamttte
unb fat) ju beim arbeiten unb bietete aud) felbfi im Zon
fyerum* (Sonntag trenn ba* &fö*d)en frei n>ar, gingen
ttrfr mit ber SWutter ©rlaubni* unb einem ©tfief 93rot in
ber £afd)e in bie 95erge unb SBälber; ttne tt>ar un* fo
toofyi in ben fd)önen (Segenben unb SSälbern! SMefe*
Singen ber Serben unb 2(mfeln unb fyunbert anberer
Söget! 9hm ttmrben Slejier gefud)t, auf SJftume ge*
Heitert, Schmetterlinge gefangen, ba burd)fhreiften tt>ir
bie birfflen SBftlber, Unfer 2Öeg ging aber metflen* nad)
bem SBetnberg unb ber Ol)!1)* 3n biefen großen SÖdlbern
mit @id)en ttmßten nrir jleben 2Beg unb ©teg au*n>enbig*);
n>aren nrir ermftbei, fo lagerten tt>ir an einer SBaibquette,
tt>orau* n>tr bann beim SBeggefyen aud ben Jß&nben
tranfen; Jßut ober SWfifce fyatte feiner mitgenommen. SBar
unfer SBorrat aufgejefyrt, fo nntrben ©rbbeeren, J&imbeeren
ober Sprößlinge *) gegeffen; festere jtnb eine 2Crt @rb*
beeren, bie id) nirgenb* anber* atö auf bem bortigen SÖein*
berg angetroffen fyabe; jte Serben md)t ganj rot, fcfymetfen
aber fftßer, faftiger unb aromatifdjer atö bie ©rb beere;
bie Seeren fyaben fefyr furje ©tieie unb liegen metjl auf
bem tt>armen Äatt ber @rbe, ber ganje SJeerftotf fiel>t
unbebeutenb au* unb fommt jttrifdjen fleinen Äattfieindjen
I)ett)or*
25a* tt>ar eine ttmnberfd)öne Seit, ttrie tt)ir fo in ber
*) gerb in anb, ber toie Sacob bie SBörter herleiten ttfB,
meint in einem Briefe, bie £>ty (autf) J&o© fyeiße fo *on einem
(bann toofyl in fle eingefdjnittenen) ^obltoeg; ffe tft aber ein
£ügeL ber ©teinau (ettoa 185 m) ungefähr 200 m überraat.
■) 3** serttnmbern ift nur, baß fie nicht fd)on bie J&öfyte
mit *orgefd)ftf)tRtf)en heften im „SeufelSlodr gefunben fyaben
(^effenlanb 13, 222)1
•) gerbinanb nennt (ie „SKöHinge", au* „Störunge", fle
Reißen notf) 9>röfpel.
L steinalt 1790-1803. 67
©albeinfamftti l)erumfd)tt>ärmten, n>o t& fo cinfam unb
(Hfl tt>ar! ©te Spechte l)örte man an ben l)ot)len Säumen
liefen itnb fat> bie Stare bie jungen füttern1); bie ttitben
Sattben flogen l)in unb fyer, bie Äofyfc unb Staumetfen,
©olbammern, 3eiftge, ©raämücfen itnb »tele anbete Söget
$tt>ttfd)erten butcfyeinanbet* Oft t)örte man aud) baö
fdjarfe ®efd)tci ber £ät)er unb ben 9$af$ be$ Äolfraben,
unb fal) in fyofyer, blauer 2uft ben 98ett> feine langfamen
Äteife gießen. SBie prächtig rod) e$ nad) Stypmtan unb
taufenb SBalbblumen! 2(d), ba£ tt>ar eine ttunbet*
frf)6nc 3eit!
Unfer toettefle* 3iel tt>ar baS ©ntenbfttndjen1), eine
einfame 3felfenfd)lud)t mitten im bimflen SBBalb; ba tommt
tDilbfpnibelnb eine friftattfyette OueBe aud bem Seifen;
bie ?eute ersten, tt>eit oben im Söalb fyätten fle jn>ei
treibe @nten in ein 2oä) geworfen, unb bie feien aud
biefer Quelle lieber fyetauSgefommem Sann machten tt>it
aui SBeibentinben Äfttbdjen, fugten bie fcfyönften @tb*
unb J&imbeeren hinein unb brauten fle ber lieben SRutter
unb £ottd)en mit« 2Öit gingen bann mit ben ftnfenben
golbenen ©onnenfttafylen tt>iebet nad) Jßauö; an getet*
unb Sonntagen ttmtben bie Partien mit unferem treuen
Älä*d)en gemalt, unb ttrit finb bie beften gteunbe ge*
blieben bi* ju unferem 2fbgang t>on ©teinau. Oft gingen
*) 3n ein aHetliebfteS, aud) ff>r etnft finnige* freubtge*
itbtn in ber Statur jetgenbeä SBtlb Heiben fo bie gtoei älteren
Sörüber tfyre SarjMung *>on ber ftreube be* (Sammlet* (am
©d)lu£ ber SBorrebe $um erften Seil it)ter gemetnfam gefammelten
„jDeutfcfyen ©agen", J^effe & Söederfdje 2iu$a. ©. 33): „e* retdfte
nod) am nädrtten an jene unfcfyulbtge Äuft ber tffnbfyett, toenn üe in
SDtoo* unb ©ebüfrf) ein brfitenbe* Sfögletn auf feinem 9teft über*
rafdjt; e$ tft aud) l)ter (bei ben ©agen) ein letfeS 2foff)eben ber
Sölätter unb befyuifame* 2fo$etnanberbtegen ber 3**>etge, um ba*
Stolf nid)t au ftbren unb um fcerjtofylen in bie feltfam, aber be*
fdjetben in Act) gefeftmtegte, nad) £aub, SBiefengra* unb frtfd)*
gefallenem »legen rtecfyenbe Statur bliden ju fönnen "
■) @* ffobetjid) auf bem SÖeg nad) flreffenbad) am 38alb*
faum red)t* *om äöege, eine gute ©tunbe son ©teinau entfernt.
68 Subttig <£mtl ©rfotm, (Erinnerungen.
ttrir ju tt>eit, fo bafl ttrir gutt>etlen in ber 9tod)t erji l)eim
famen; einmal t>atte bte Butter fcfyon ?eute mit Saiernen
in ben äöalb gefd)icft, um un$ ju fucfyen*
9lod) einen 3Rann muß id) ertt>äl)nen, baä tt>ar unfer
©ärtner, 3oJ)anneS Jfmenb1) *>om ©temtt>eg, ttntrbe nur
„baä SÖtönndje" genannt, ein mftrrifcfyer, etgenjtnmger
9Rann, ber tat, rote er trollte, unb ben man gefyen Itefl*
©eine grau tt>ar alt unb frftnflid) ; beren SWutter tt>ar bei
meiner ©roflmutter, ber grau Pfarrer ©rimm in ©ieinau,
*rierjig 3al)re $djtf)in gett>efen*)* ©afyer fd)rieb ftd) bie
große 2(nl)ftnglid)feit an unfere gamilie, unb alle SWit*
glteber btefer gamilie t)ätten 2eib unb ©eele für un$ ge*
laffem
SMefer alte ©ärtner fyatkt nun immer in unferem 93iem
garten ju arbeiten, aber er machte e$ feiten fo, ttrie eä bie
Butter fyaben tooUte, tt>ar fet>r langfam unb träge, fam
tt>ann er tollte, ging tt>eg, tt>enn e$ ü>m einfiel 2Bir
3ungen$ Ärgerten ben SWann auS SÄuittritten nun trielfad),
brauchten fein Jßanbtoerföjeug, machten ifym bie 2(jt fhimpf,
jlopften feine SCabaföpfeife mit 2RooS, fcerjiecften ifym bie
©d)nupftabat£bofe, frugen it>n taufenb Albernheiten, unb
tt>enn er jur SÖhitter fam, brachte er enblofe Älagen gegen
un$ *>or* 25er (Sari, ber überhaupt baä Talent Ijatte,
benSeuten nad)jumad)en, tt)ie tt)ir alle mefyr ober weniger8),
fonnte biefem ©ärtner unb bem 9)räjeptor 3tttäl)an in
trielem auf ba$ täufcfyenbfle nad)fpredjen unb SWanieren
unb 93ett>egungen feftt>altcn* Die gute SKutter tonnte bai
*) Der bamaß etoa fünfaigiäfyrfge Sttann fyiefl 3ol). 9>eter
2fmenb (am (Enb), toar eigentfitf) ©djremer unb ift im 3al)re
1832 geftorben*
*) 2)er <5h:oßt>ater, Pfarrer griebritf) Orimm, 1707—77,
feit 1730 ^rebiger in ©teinau, batit 1734 (SfytffKane ©lifabetl),
$od)ter beä £ofgerid)t$rat$ 3. ®. «Ö eilmann au <£anau, ge*
heiratet, bie 1757 jtarb; bie »ierjig 2)ienftial)re fommen alfo
nid)t heraus.
*) SöefonberS aud)3acob unbjjerbinanb; *on£ubtt>ig
treibt eS 2Bill)elm an ©5rre$, ©brreSbr. 3, 322.
I. ©telnau* 1790— 1803, 69
nid)t leiben unb verbot ed und auf bad ftrengfte; aber
tocnn ttrir unter und tt>aren, gefdfyal) ed bod); bod) l>at
ber alte üttann bem ©arten mcl)r Schaben ald 9lu£en
gebracht; bie SRutter tt>ar ju gut, um ber Familie tt>el>e
ju tun, fo blieb ed immer beim 2(ltem 2Me 2otte tt)ar
fein fcieblütg, unb ba fam er jutoeilen ©onntagd unb fagte:
„2)a l)ab id) meiner lieben 3ungfer 2ottd)e ein JjSopfen*
gemüdd)e unb ein paar ®atfetd)er (®ier) mitgebracht"
Sann flagte er, ed fei il>m nid)t ganj red)t, vorauf er
bann ein ©lad Söein befanu ©eine alte $rau brachte
bann unb tt>ann einen 9Rattefud)en, ben fte gebaefen unb
ber und fefyr gut fdjmecfte*
3m ©cfyneebaHtoerfen, kaufen unb 93algen tat ed
und feiner gtetd), unb tdj fann ed nidbt begreifen, bafj id)
meine geraben ©lieber behalten l)abe« Die liebjie Butter
l)at oft gefagt: ,,3d) l>abe fo 2(ngft um bid), 2ubtt>ig, id)
mufj immer fürchten, fte bringen btd) einmal mit jer*
fd)lagenen ©liebern nad) J&aud getragen/' 2)er liebe ©ott
l>at und aber alle befd)üfct; in ben ©djeunen ttmrbe bie
Seiter bid oben hinauf gevettert unb auf ben einzelnen
Stoffen herumgegangen; bie Dielen anberen 25dume un*
geregnet, tt>ar im Siengarten genrifj feiner, auf ben id)
md)t geflettert tt>äre, unb bie 95einfleiber, aud) tt>enn fte
nod) neu toaren, n>aren aud) oft abenbd an ben Anten
jerriffen; bie SRarie l)at fle oft, ol>ne bafj bie SWutter ed
gettmfyr geworben, in ber 9tad)t geflicft unb gejbpft*
©inrnal l>at mid) ein gfufyrmann auf eind feiner 9>ferbe
gefegt, bie er in bie Ätnjtg jur Xrftnfe ritt, unb ttne mein
9>ferb getrunfen l)atte, legte ed jid) ind äöaffer, unb idf)
fdjtt>amm, fo gut id) fonnte; ein 9Rüllerftvd)t ertt>ifd)te
mtd) nod), ba ed fd)on nid)t toett *>on ben SRüfylrftbern
toax. 3t\xd) warfen tt)ir fefyr gut, unb fein Sperling toax
ftd)er; oft fteeften xoix und ein 3fel, ober tt>enn tt>ir irgend
tt>o ein alted genfer tt>u$ien, ba blieb feine Scheibe ganj*
@d mufl bod) eine Bttftönmgdluji in und 9Renfd)en liegen!
konnten n>ir ald 95uben einen alten &od)topf befommen,
\
70 8ubtoig Cmtl ©rimm, ©rttmerungen,
fo ttmrbe er auf eine @rl)dl)ung gereift unb fo lange ba*
nad) getoorfen, bii er bred)enb in ©gerben ging; t& toax
mir eine toafyte SBonne, n>enn id) in einem alten genfier,
an unferm 2Öafd)l>au$, ©Reiben einwerfen ober in Orb*
nung gelegte« #olj, £eu* unb Äornljaufen umtt>erfen
fonnte! 3d> ttmrbe nid)t mefyr beim SRamen genannt,
bie 8eute fagten nur „ber ttrilbe t>on ©rimmä Äinbern",
ba ttmßte jeber, toer'ä tt>ar, unb bie SDhttter fagte: „2)u
bift tt>ie Öuedfftlber", aber fie t>atte mid) fo Heb ttrfe bie
anberen aud), unb feinem gab fte einen SBorjug«
3d) ging nun fleißig in bie Ämberlefyre jum £errn
Pfarrer ©d)lemmer, einem «§errn Setter t>on und1)*
Oft !)abe id) bei ber lieben SKutter gefeffen, unb fie l>at
mid) im ÄatedjtSmuä unterrichtet; id) Ijabe in ber SJibel
lefen muffen, unb abenbä nod) fpflie l>abe td) ü>r unb and) ber
SÖtorie bie ^falmen nod) auöttenbtg fyerfagen muffen« 3U
Oflern (1803) ttmrbe \6) in ber Äird)e fontfrmiert; e$ tt>ar
ein fd)6ner Sag, bie ©onne fd)ien in bie Ätrd)enfenfier unb
beleuchtete bie großen fleinernen ®rabfleine*) meiner 33or*
eitern, bie in ber Äirdfje liegen*)« ©ie gute SRutter faß
l) 2)ie SBertoanbtfdjaft tjt feine nafye getoefen* 2)em Sater,
grana ©ernljarb ©., 1740—1817, trat einige Safyre fpäter ber
©ofyn al$ ©efytlfe aur (Seite, ber 1825 in ©tetnou ftarb, 2>ie
gamilie t>at burd) brei ©ttftungen fld) tfyr Anbeuten bafelbft
geßdjert
*) ©rabfteüte unb Treppenaufgang ber ©tetnauer fifrdfye
f)at «ubtoig lefrf>t f)tngeaeitf)net auf Statt 9fr. 214.
•> 3m aatuen fünf (©teig 3, 558 f.): *or bem 2fltar ber
reformierten Äatfyarfnenfirdje liegen: ber Urgroßvater grtebrtd)
©rimm au* J&anau, 1672—1748, ber auf einer Snfpefttonäretfe
nad) Oberfalbad) (bei ©d)lüd)tern) burd} einen Unfall iu $obe
gefommen unb »on feinem ©ofyne, bem feit 1730 in ©tetnau al*
Pfarrer angebellten (@roß*>ater ber ©rüber) ^rtebrtc^ ©rimm
bort begraben toorben war; brei ©ruber beo SBater* ©rimm,
grtebricfi SMtoelm, 1736—44, <5arl grfebrid), Pfarrer, 1737—72,
griebrid), 1745—47; gtDifc^en tynen unb ber Äatuel lag bie 1757
fcerftorbene ©roßmutter (f. o, ©• 68, 3fam. 2), über beren ©rab
ber ©roßsater a^anaig 3al)re long aur Äanael gefd)rftten war.
L Steinalt 1790-1803. 71
mit ber Sötte in tyrem Äird)enfiul)l unb l>atte tt)t fd)Warj
©afjtan*®efangbud> in ber £anb, it)te $ugen waren *>er*
»eint1), gewifl t>or greube, ba{$ tl>r jüngjier ©oI)n nun
attd) inä 6l)rificntum eingeführt würbe, Unfer £l&äd)en
unb SCboIf SBobe tt)urben mit fonjtrmiert, id) war ber
oberfle von allen bcn triefen 3ungen£, weil td) ber 3uflij*
amtmannSfotyn war; aber baä &W$d)en unb mancher
anbete tonnten weit mel>r als id); weil td) ber erfte war,
fo fefyen gewiß, backte id), alle Seute auf bid), wenn bu
nid)tS fannjt, unb ed war mir angji; aber ber „#err
9>farr" mochte wol)l toiftm, welche fragen id) i^m am
befien beantworten tonnte, unb fo bejianb id) fct>r gut
2(1$ bie Äird)e, bie fet>r lange bauerte, vorbei war, um*
armte unb ffiflte mid) bie liebe SKutter unb gab mir nod)
gute 2ef)ten, bie td) mein Sebtag nid)t fcergeffen l>abe*
9tod) red)t gut erinnere id) mid), tt)ie baS 3al)r 1800
gefeiert würbe; gegen TSbmb war 9)ofaunenmufif &om
Surme l>erab* <£$ war taum bftmmerig, fo l)örte man
überall ©d)üffe, unb bie Seute jubelten überall in ben
©trafen unb warfen ftd) alte unb neue, große unb Heine
$ater $f). SÖtlbelm ©rimm felbft aber liegt auf bem grfebbof
*or bem ©tabttor, neben ft)m feine befben in ©tefnau geborenen
tmb balb wieber aerftorbenen ©ötyne Rriebrid) (1791—92) unb
©eorg@buarb (1794r-95). „£)ai ®rab be$ 2*ater$", fcbretbt
3acob 1823 (ÜBeufebad) 361), „ift bei bem fratuöfiföen stück
§ug 1813, ber jene ©egenb fdjwer betroffen, gepbrt worben,"
(S* felbft unb ber ©rabftetn (wenn ein fold>er fcorbanben war)
finb nttyt metyr befanni — Der ©roß&ater grbr* ©rimm tft
aud) auf bem Sotentyof (nafye feinem ©otyne) begraben; bie
3ftfdjrfft auf bem wof)lerf)altenen ©teüie feine* ©rabe* f. Reffen*
lanb 1909, 311; Xbbtlbung be* ©rabe* mit einer (falfdje ©erüdjte
beridjttgenben) 2fo$fübrung fcon Pfarrer Stömbelb in <BMnccu f.
in „Unfere JÖeimaf', ©d)lüd)tern 1911, 9fc. 14,
*) „Söie td) fonflrmiert würbe," fdjrelbt 3acob, JH. ©dp,
1, 22, „unb suerft jutn Bbenbmabl ging, faf) td). wie bie SRutter
gana Aar au* bem ©tuf)l berauä baä Sieb mitfang unb wie fle
ba* ©efangbudj hielt unb babei weinte," — Über SBilbelm*
Konfirmation f. 2fnl)ang 5.
72 Subtoig @mil ©rintm, (Erinnerungen.
Sftpfe an bie ^auÄtfiren1), baä ging fo fort bii an bett
fyellen 9teujal>r$tag*
2öir Ätnber toaren fel>r abgehärtet unb gingen im
Sommer rote im äöinier in bloßem S$aU unb meift ofyne
SKfifee ober J&ui 3dj entftnne mtd) nur einmal, franf
gettefen ju fein; bie Urfacfye batton n>ar, bafj td) mit bem
Äld$d)en im 9Rdrj auf bem SBemberg*) herumgelaufen
tt>ax, unb auS großem 2)urft fyaben ttrfr ©cfynee, ben tt>ir
in ben gfelfenfpalten gefunben, genoffen* Ibann fott idj
bie SJlatiern fcl>r fiarf gehabt fyaben*) unb in ber Äranfc
fyett fo unbdnbig getoefen fein, bafj mir bie $dnbe fefl*
gebunben toorben ftnb, bamit id) mir baä ©efid)i nid)t
jerfrafee. 3d) fyabe eine 9larbe auf ber ©tirn, jttrifcfyen
ben $ugen, ba&ongetragen, tt>eif mid) aber ber Äranfyeit
nidjt ju entftnnem ißann bin id) mit bem &ld$d)en
©erlitten gefahren im tiefen, gefrorenen ©d)nee auf einer
SÖtefe, nal>e beim SMengarten, unb tt)ir famen in eine
pr3töfe'J 4)/ einen ftubengrofien 2Öafferbel)dtter, in ben bie
Seute ben glad)$ legen; bie glad)£röfe bradj ein, unb id)
tarn bte an bie Ante inS Söaflfer unb ©d)lamnu 3$
jog meine fcfymufcigen ©trumpfe auä, unb baS Äldäcfyen
lief an bie ©temebad) unb ttmfd) fte lieber rein; fie
tt>aren aber, ate id) fie anjiefyen wollte, fteif gefroren; ba
nmrbe fo lange baran gerieben, MS fte betbeglid) n>aren
unb id) fte anjtefyen fonnte* Unter ber Seit lief td) bar*
*) ©gerben bringen ©lücf!
■) 9iocb im 3af)re 1875 gab e* ©ein *om ©einberg,
toenigftat* für feierliche ©elegenfjeiten, unb aud) fyeute nod)
fmben fldj »eretnjelte Sieben auf tfynt.
•) 2fHe ©efötotfter Ratten fie auger 9Bill)elm. befonber*
ftarf Sacob, toie äöilljelnt tttffytt Qufti 166); Sacob lag
fünf bi* fed)$ Sage lang »5ttig erblinbet, unb feine Starben finb
lange nid)t gefönrnnben (JH. ©djr. 1, 165), Um biefe 3eit erft,
1796, fyat 3enner feine erfte ©djufcpocfenimpfung gemalt unb
1798 *erdffentlid)t; bi$ ba^tn toar bie 9>o<fenfterblid)feit eine
ungeheure.
4) jjlad)$röfte Gräften = faul, mürbe [rdz] machen, mf)b.
roeaen).
I. Steinalt 1790—1803. 73
fitfj im ©d)nee I)erum; fte ttmrben an meinen Seinen
ttrieber rrocfen, unb tt>tr fuhren nod) fhmbentang ©dritten.
(Sin anbermal bin td) mit einem jungen t>om $unb£rücf
biö an bie ©tetnebad) gelaufen, tt>er &on unä beiben ju*
erfl im SBajfer tt>dre; td) tt>ar juerft in ber ©teinebad),
ber atme 3unge aber ttmrbe bii auf ben Sob franf ; mir
I)at ber ©d)nee unb bie Unbefonnenfyett nid)i$ gefdfyabet*
3a, e$ ifi tt>al>r, unjdfyttgemal l)at mid) ber liebe ©ott
t>or Unglütf bett>al)rt!
@me <§auptfreube tt>ar baS Xufjie^en junget Öftgel1),
unb ttrir Ratten immer Ädfige soll JCmfeln unb #dnf*
lingen, unb ttrir jubelten, n>enn mir fte fo tt>ett gebracht
Ratten, bafj fte allein freffen fonnten; aud) ein paar Sauben
Ratten tt)ir in unferer ©tube, fie Ratten il)r SRefl: unter
bem 95ett*); aud) ein attertiebfte* Ädfccfyen, mit bem ttrir
fpielten unb ba$ uni tt)ie ein #unb bii in ben SMen*
garten nad)ltef>
Die Beobachtung ber Söget gehört mit ju ben liebten
(Erinnerungen meiner 3ugenbfal)re; tdgltd) ttmrbe ba$
9taud)fd)tt>albenneji oben auf bem 95oben, baä 9tot*
fd)tt>dnjd)en* unb bie ©pafcennejier befud)t, id) fam oft
*) 2CW 2Crnim 1808 einige SBotfjen bei ©rimm* a« S5e#
fueft toat, lad et (SBilfyelm in bet SSibmung b. 3. 2fofL bet
ÜBatdjen an Söettfne 1837), „in bem Riwmet auf*« unb abgefjenb,
bie einzelnen Söldttet bet SÄdtdjen, todljtenb ein aafyntet Äanatten*
ttogel, in atertfd>er Söetoeguna mit ben gKtgein fid> im ®(eftfy
gewicht fyaltenb, auf feinem Äopfe fafi, in beffen motten Sorten
e$ tfym fefyr befyaglid) $x fein feftien'' (f. auefe ©teig 1, 243, too
betfelbe SBogel bei SBtentano ijt). 2lud) frtteibt 9B. 1811 an
2Crnim *on ifyrer Äanarienfyecfe, unb et ift e$, bet bie $iere
iäglid) füttert.
*) 2a$ 1843 «ubtotg mit feinem aefynjdfyttgen Södjtetdjen
bie Grübet in Berlin befugte, fyatte biefeS ba$ aroßte Vergnügen
an einet *5Ktg aat)tnen Staube, bie immer im 3immet toat.
*ubtoig r)at aud) gat manche Stabietung t>on <&au$* unb
anbeten bieten angefertigt (befonbetä fyübfd) ift baä Sßetnbtofiek
nett, 81t. 200), unb SÖlumenbad) f)at feine Äuffaffung betfeioen
Setobt. — SBie gat gerbinanb au feinen Sauben ftonb, f. im
fofyang 2,
74 8ubtoig <£mtl ©rfarat, (Erinnerungen.
ju fpdt barüber in bie @d)ule* Unferm ßatxi gegenüber
auf einem alten ©tabttor tt>ar ein @tord)neft, baä treiben
biefer Siere fyabe id) fhmben* unb tagelang beobachtet
3m £erbft »erfammeln ftd) bie @törd)e im Äinjigtal, unb
id) f)abe bei 2Öftd)ter$bad) tt>oI)l an fyunbert jufammen
gefefyetu Unb ttrie t>icl Jgofen unb 3acfenärmel mag id)
brausen um ber SBogelnefier n>ißen aerriffen fyaben!
©anje SRefter ^dnflinge jog id) su £*ufe <*uf/ 2Cntfcln
unb (Stare unb SMutftnfen nmrben jal>m gemalt, unb
tt>enn id) in bie (Stube fam, flogen alle auf mid) )u unb
fraßen mir au* bem STOunb, unb id) fonnte fte ffarefd^ebu
3n (Saffel in ber SWarftgaffe Ratten tt)ir fpäier einen
SBluifitofen; alle motten ftd) 9JNH)e geben tt)ie fie Wollten,
feinem fang er fein ©tfitfd)en *>or, fott)ie td) aber in*
3immer trat, fing er fogletd) an1); ebenfo mad)te e$ ein
anberer, ben tt>ir in ber SBettetme Ratten; ber Ädftg fianb
t>or bem genfler, unb tt)enn ber SBogel mid) in großer
(Sntfernung erblicfte, fo jtng er anf unb man erfannte
baran, baß td) balb anfommen würbe. 3d) fonnte mit
allen Sieren gut umgeljen. 2(uf ber 3foneburg l)atte
fpäter mein Qfreunb, ber ©raf 2(ffeburg, einen ©ad)$l)unb,
ber ü)n immer begleitete: !aum war tcf> adjt Sage ba, fo
ging mir ber J?unb ol>ne all mein Butun ntd)t mefyr tum
ber ©ette; aud) in 2ÖiEing$l>aufen ließ ber J&unb be$ Jj?errn
t>on ©d)Wertjell alle* im ©tid), um nur bei mir ju fein*
2ötr fottten nun aud) nad) (Safiel auf« ?9jeum unb
mit bem Sacob, tt>enn er in bie Serien wieberfomme,
mitreifen* @S war mir gar ju »ermutig, bie liebe SRutter
unb 2otte nun ju fcerlaffem @l)e ber Sacob fam,
ging id) nod) mit ber lieben Sötte nad) SUeberjell2), unb
ba fyaben wir junge <§4l)nerd)en für ii)n befiettt. 3d)
I)abe oft fyeimtid) geweint, id) fonnte mid) gar nid)t barein
finben, bie gute SKutter unb @d)Wefier nid)t mefyr ju
*) @r pfiff ben jDeffauer SÄarftö (©teig 1, 234).
*) jDorf an ber Straße nad) ©djlüdjtern.
f
I. «Steinalt 1790—1803. 75
feiern ©te 9ted)t oorljer fonnte id) gar nid)t meljr fd)lafetu
3dj jtanb auf — eS toax nod) bunfel — unb ging in
ber SRutter ©d)laffhtbe; id) tonnte aber oor ©einen
nid)t fprecfyen; fte reichte mir bie <@anb unb fd)lof$ mid)
in ifyre Jlrme1) unb feinte audj: „gfolge nur all ben guten
2el>ren, bie td) bir immer gegeben fyabel'1 3dj fefcte mid)
neben il)r 95ett, unb fte fprad) lange mit mir, unb id)
mußte ifyr in bie Jj?anb oerfpred)en, bafj id) nie ettoaä
955fe* tun toolle* 3d) l)bre nod) il)rc liebe&otte Stimme,
ttrie fte mid) ermahnte: „äöenn bu in ©affel bifi, fo fann
id) nid)t met)r auf bid) ad)t geben; aber glaube mir, ber
liebe ©ott fiefyt unb ijbxt alle*, n>a$ bu tufi; oergifj ja
meine Ermahnungen md)t, unb n>enn bu bie befolgft,
toirb btr'S gut gefyen in ber SÖelt, unb ®otteS ©egen
tt>irb über btd) fommem" 2)ie liebe 2otte lag nod) in
tiefem ©d)laf neben if)t; n>ie fie ertt>ad)te, fing fte an ju
tDeinen, l)iclt mid) fefl um ben #al$ mit ü)ten fteinen
«£änbd)en unb n>oQte mid) nid)t n>eglaffen! 2(d), tt>ie
fd)tt>er ifi mir ber 2(bfd)teb geworben! SRorgenä fufyr
unS*) unfer alter Äutfdjer tt>eg; id) fyabe bii ©almünfler
nid)t aufgehört ju toetnen, eö toax mir alle* fo troflloS!
3n *§anau logierten wir bei ber $amilie SRetfierltn8)
unb fuhren oon ba nad) Harburg, n>o tt>ir ben lieben
Söilfyelm fanben, unb bann auf bem 9>ofhoagen nad) Gaffel
*) 3«cob ift e* „immer ba* liebfte ®efüf)l *on ©utfjeit
geblieben, wenn imn, toafyrenb er nod) im Söctt lag, feine SRutter
bie J&aare ffteirteite'' (@tefg 3, 191).
*) 2lußer 3acob ift gerbinanb mit Subtoig gereift,
*) $ofgertd)t$fefretär, aud) beim Äonflftorfum all folefcer
befd)äfttgt; er unb feine gamilie »erben in ben Sugenbbriefen
bfterö genannt, <&. 101 er t>on SBtlfyelm nld)t gerabe lobenb.
(Sin @©l)n t>on ifym toar ber grtfc ÜBeifterlin, ber ben 93erid)t
über bie @d)lad)t bei Jpanau geliefert t)at, ben 9t (Steig im
•fceffenlanb 1901, 280 f. abbrudt; er toarb ein tüchtiger ginan^
btamUx, 1833—34 fogar ginanpiinifter, bann toieber nur ginana*
btreftor unb ftarb 58iä^rfg 1847 in Gaffel; fein ©rab — er
toarb 1. 7, beerbigt — ijt nid)t erhalten.
76 Subwig <5mil ©rimm, Erinnerungen.
IL CaffeL 1803— 1808*
3d) toav eütSunge t>on jtt)5If Sauren1), afc td) ba*
mafö nad) (Saffel*) fam, um auf bie \)oi)t ©djule ju
•
*) Er war breiaebneinbalb 3afa alt, f. ®. 78, 2lnm. 2.
*) ^ier lebte eine gar treffliche dltere, SRdra 1748 gebotene
©cbwefter ber SDfatter, Henriette 3fwmer, erffe Äammerfrau
ber Sanbgrdffn, bie fftr Unterfunft unb Äoft aller Steffen treu*
lief) geforgt I)at, wie fle überbauet tbrer niebt fcermogenben
<3d)wefter bei ber Sorge für tbre fed)S Äinber unb fpdter biefen
felbft bingebenb aur (Seite ftanb. Sie ftarb am 15. Jtprfl 1815 ;
bie tiefe Ergriffenbett 3acob$ unb SBtlbelm* beim Zob ber
trefflichen grau — „fie war fo gut unb beftanb bloß in ber %izbt
au un$" — bewetfen tbre Sugenbbriefe 446—48. „Xn fid)
wanbte ffe faft gar nld)t$," ftfpetbt 3acob am 11. SÖtot 1815
(Sgbbr. 1, 453), „alles war bei ibr reine Unefgennüfcigfett unb
©utmfitigfett, au ber e$ feiner t>on un$ bringen wirb." 2fod) fle
würbe wie bie S£ante <& Klemmer *>om ganaen «gaufe mit Zitbt
unb b&cbfter 2fd)tung bebanbelt. 2116 Sacob 1805 &on Sa&tgng
naeft 9>ari$ gerufen würbe, bat er nid)t nur ber SKutter, fonbern
aud) ber Sante Erlaubnis baau eingeholt (baf. 5), unb ber ater*
unbawanaigjdbrige Subwtg blieb im SÖBinter nacb bem gelbaug
auf ibren SBunfcb SRaSfenbdKen fem; aud) 1815 „will er fcon
J&eraen gern mit gegen 9topoleon iittym, wenn bie iante nid)t$
bagegen Wl — Sie warb ntd)t neben ber ÜButter ©rtmm,
aber bod) in berfelben SRetbe mit ihr auf bem grtebbof an ber
lutberifcben $ird)e begraben, ibr ©rao tft aber eingeebnet worben,
unb einen (Stein batte mau ibr niebt gefefct 2)le Äurfürftin bat
bie Söeerblgung beaablt, bat au SBilbelm gefagt, baf} bie ©efd)wifter
nun fie al* ibre $:ante betrauten fottten, unb 8ubwig au fernerem
Stubium 600 $aler gefebenft (baf. 451). jDie SobeSametge,
t>on äBllbelm unteraeiebnet, ftefjt Raffelet allgemeine 3ettung
18. 2tyrill815. — ,&itjft bod)," febreibt Sacob anSBtlbelm
(baf. 447), „ber feiigen ÜÄutter aur 9ted)ten gelegt worben? So
muß e$ fein. 2)er SRaum aur linfen ©exte neben bem J&eraen
wirb, fo eö ©Ott Witt, tintvx t)on und ©efd)Wtftern aufgeboben
fein. 3Bir fterben immer mebr aufammen unb b^ben gar feine
Serwanbten mebr; in wie wenig Sabren fönnen wir mit all unferer
Zitbt, Sorge unb 3Äübe in ein #dufd)en Erbe aufammenflnfen!"
11. Gaffel. 1803— 1808. 77
gerjen. SBir ttwtmten bei beuten, bie mit ber $ante 6e*
tonnt waren unb e£ gut mit und meinten, son benen
ober ni<f)t* ju lernen war1), äöir wohnten „im ©ad",
neben bem „J^of von (Snglanb" am ©teinweg. 2Jon
morgend adjt btö jwßlf unb mittag* von ein« bt* »ier
mußten mir in bie ©d)ule, Ratten aber aufjerbem bie 2Öod)c
rjinburcfj jeben 3Rorgen, Sommer unb SBinter, erje mir
inö %9jeum gingen, im Äabettenrjaufe beim ^agenfwfmefftet
©tß f)r noctj ©tunbe, n>o mir aber wenig lernten unb mit
ben Äabetten tton ©alwigE, ». b. Sftalöbutg unb
». 33onneburg*) mef|t ©oajje unb 3ungen|treitr)e »er«
übten. Silur würbe ftreng barauf gefetjen, baß mir jeben
Sonntag in bie ® ttjIofKttfje *> gingen, unb ich, freute
*■) ®fe wohnten bei bem britten hetrfajaftttdjen OTimbfodi
Äbtaiara 9Jor»te*t, bei bem bie tan' ' " 2
unb SÖtlbelm untergebracht hatte. Daf
aQerbingS nicht Siel ui lernen war, m>
©. 45 f., 409; aber ei waren gute Seute,
blieben mit ihnen immer befreunbet. —
war eiffabethenftr. Str. 211, Jett ©ad 91r.
bausibruderei Soie iSrüber wohnten Im S
31r. 210, fefet ©cuf 9h. 4, — ©a« ÄabettenhauS war bamalfl
im e&emaligen ÄiinfthauS, baö fpäter Sit beö „SatoIfnumeV'
warb, bann bem oon äBilfgelm I. mit ber Magerte unb ber £rtege*
fdjule für Artillerie serbunbenen fiabtttenhauö überwtefen würbe
unb beute bie ftaatltcfjen 31aturmtffenfct>aftltct>en ©aramiungen
enthält, ©teinweg 2.
*) ffintweber 9>h. S. ». Dalwigf, 1793—1812, ber att
weftfäKfrter ?>remierleutnant in Sftußlanb blieb, ober fein fünf
3abre älterer »ruber 3obarut griebrfdj, t 1855 at$ heffifdjer
Hauptmann a. 13.; Sari Tb- »■ b. SRaI$bura, geb. 1790, 1 1855
afö hefjtfcher 9Mttmetfter a. ©,' ©otthelf Shrifl. ». S5oi>neburg,
1794—1826; er firm erjt 1805, bie anbeten 1804 tnö fiabettenbaua.
*) Sie ©cblofifapelle lag an ber ©ubofteefe beä 1811 ab-
fiebrannten ©chfoffeä über bem Stonbel an ber gutta, urfprfing<
!d) feibftänbtg, mit befonbetem, hohem unb ftellem 5Daa); um
1600 aber würbe Re in ben Qlugel eingebaut unb juglefd) fo er«
niebrigt, baß ihre 2Bölbima. nur noch m in beffen britreö ©red*
werf reichte ; f. ffi. Änetfd), 3tfcr)t. f. heff. ®efch., SJb. 40 (1907),
©. 326.
78 8ubtotg @mtl ©rimm, (ähtfnnerungen.
mtd) immer, toenn ber $m <§ofprebiger (Jrnji prebigte,
unb oft kartete td) im @d)loftf)of, bi$ er fanu 3d) tat
ehrerbietig meinen Jßut ab, vorauf er mir bann freunblidj
junidtte, unb id) fybrte bann gctt>i^ red)t orbentlid) in ber
£ird)e ju; ben 2ejt tonnte td) aber feiten mefyr, tt>enn
id) ju Jfratxi barum gefragt ttmrbe; aber baS toeif} td),
baf} id) mid) immer freute, tt>enn tdf) ben 9Rann fal), unb
er t)at ftd) meinem ©eb&d)tni£ afö eine angenehme ®t*
fd)eimmg eingeprägt1)*
3n ber ©etefyrfamfeit l>ab id) e$ nie tt>ett gebraut;
bei unferem ©d)ulmeifler, bem ^r&jeptor 3intft)an in
©teinau, t)atte id) notbürfttg lefen, feine garftigen 25udf)*
ftaben nad)fd)reiben, baä @inmalein£ fd)ledf)t unb fet>r
toenig rechnen gelernt 2ateinifd)e SBörter ttmrben ja aud)
ba gelernt, beiliniert unb fonptgtert, aber alleä tt>ar tt)ieber
fcergejfem 2(1* idj nun im 3al)r 1802 *) nad) ßaffel fam,
fonnte id) eigentlich fct>iel n>ie md)t& SRetne SBrftber
Sacob unb äöilfyelm fhtbierten fdjon in SRarburg, unb
*) (Sr tft aud) foäter be$ SÄanneä, ber neunatg S^re alt
tourbe, <5d)tt>iegerfobn geworben. — D. theol. Sbriftopf). ftrbr.
803. (Srnft, geb. ju Seeberg 1765, t au Gaffel al$ ©eneraifuper*
tntenbent 1855, war bamaw feitet ^ofprebiger, aW Geologe
Stottonattft. «ubtota bat fein Söilb 1824 auf Stein aeaeidbnet
unb @. Setepenfyaufen in ©dttfngen bfe$ geflogen, f.u.Sfera.
fefneä SBerfö.
*) Die ©ruber Subwtg unb gerbinanb flnb aber fidjer*
Iid> erft im Oftober 1803 nad) Saffel gefommen. ((Sari war
wofyl JtyQxi fcorfyer einmal in (Saffel äewefen, weil fonft Sacob
[an Söiganb 31. Sttat 1802, ©tengei 3, 1] ntd)t b«te treiben
Idnnen, ber 3(bfd)teb *>on ben SBrübern babe tf)in leib getan;
bamalS, 1803. war er aber wotyl in £anau in ber Sefyre, wo er
wentgften* 1805 gewefen tft.) @rft im Oftober 1803 fönnen fie
SBilijelnt in ÜRarburg getroffen fyaben, ba biefer erjt feit Oftern
1803 pubierte (f. Stob- 6). @r tft xtoax wie Sacob nad) äBiganb*
ungebrurfter ©elbftbfoar. i, 349 im J&erbft 1803 einmal in (Saffel
aewefen, war aber wof)f fd)on nad) Harburg aurfidaefefyrt. 3u bem
jjafyr 1803 ftimmt e$ bann audj, toenn Subwtg eraafylt, ein SBiertel*
jatyr nad) tbrer Rnhmft in Gaffel feien flc inö Smeum eingetreten:
benn bort erfd)einen fie in ben 2(ften „nadj Sceuiabr 1804''.
IL Saffel 1803—1808. 79
bei tyrem alten 2ef)ter, bem 9>agenl)ofmetfter Ditmar
©tbfyr1) befamen tovc alfo nun aud) 9>rtoatunterrid)t*
SBtr*) mußten morgend t>or fed)* Ufyr, ©ommer unb
SSinter, ju il>m in* Äabettenfyau* in bte ©tunbe gelten*
Oftmate trafen ttrir ü>n nod) im 95 ett; id) ftecfte bann
mit aller fcift fein Std)t an; bie ®d)tt>efell)öljer tt>aren
aber fo fd)led)t, bafj icf> oft ein ganae* ©ebünbcfyen t>er*
brauste, e!)e ein* brannte; ber @d)tt>efelgeftanf n>ar bann
fel>r arg, ber Jpuften fam einem batton« 3Bie er aufge*
fianben tt>ar, bann pubbelte er jtd) ben Äopf, $og paiOe*
gelbe8) ^ofen unb 3Befte anzeige baumwollene ©trumpfe,
@d)ul>e mit großen filbernen ©cfjnaHen barauf unb einen
langen, rotfarbigen, alten @d)lafrodf, ber hinten nad)*
fd)leifte; in ben @Senbogen n>aren 2öd)er*
35er ©tdfyr tt>ar ein feelenguter 9»ann, etoa fedfoig
3al)re alt, t)atte ein runbe*, gefunbeä, l)5d)fi freunblid)e$
©eftcfyt unb trug tt>eif$e, gepuberte «§aare unb einen 3opf*
@r tt>ar nid)t groß, ettt>a$ forpulent, aber ein fel>r appe*
titlicfyer üDtamu 3n feiner ©tube tt>ar e$ l)6d)ft unorbent*
lid), unb überall lag ber ©taub unb ber 3>uber fefyr biet
x) Sodann Dietmar ©tbfjr, fett 1787 £ofmeffter am
£abettenf)au$, fft nad) bem tflrcfyenbuaj ber (Saffeler Jpofgemefnbe
am 9. jDeaember 1806, 68 3af)re alt, aeftorben. 3acob eraäf)lt,
ttaö bem ÜRann an tieferer Äenntnfö abging, tyabt er burd)
greube am Unterrtdjt, ItebreiAe ©ebulb unb toabre $eilnal)me
t)inldnalf(f) erfefci #m franabfifäen Unterricht bei <©t5i)r, neben
bem bfefer aber aud) im Satein nadföalf, Jbat mit 3acob, ber
geläufig ftran36ftftf) fpredjen lernte, unb Sötlhelm aud) 9>aul
SBtganb teilgenommen. $on biefen toenia forbernben Unter*
ridfytöfhmben fdfceibt Sacob einmal an äßiganb: „SBenn iti)
bti ©tbfjr fad unb blifetoenta lernte, fat) fd) faß täglid) beinen
Sater eintreten unb mö ©tofjr ein paarmal im 3tatmer auf*
unb abfdjretten, ohne baf} einer *>on ttjnen ettta* fprad)." —
2lud) SBiaanb, beffen atoter College unb greunb ®t5I)r$ toar,
nennt biefen „einen ÜRann t>on ftnblid)jtem ©emfite, bei bem
»ir und bebagltd) füllten unb ben »tr toafjrfjaft liebten"
(©tengel 3, 344).
*) b. b- ««ben ?ubtt)ig aud) fein Vorüber gerbinanb.
•) ftrobgelb.
80 SubtDig (£mil ©rtaun, Erinnerungen.
3er) tt>eif$ md)t, baß bie ©tube ober baä eine große runbe
genfler je gett>afd)en tt>orben tfi; nur etwa alle x>ier 2Bod)en
ttmrbe bie ©rube t>on einer alten grau au$ bem (Slifabetf)*
fpital1) nebenan fefyr oberf!ftd)lid) auägefefyri Diefe 2flte
brachte ü>m morgend fyetfteö SBaffer; ba nal)m er einen
93ogen bidfeä 25fd)papier, machte eine Dutte*), fluttete
ben Äaffee hinein unb machte ü)n fid) mit einem ftöfylicfyen
©eftd^t felbji; tt>ar bie 9Äild) fdjled)t ober fyatte er gar
feine, fo nafym er ein ©igelb; bann fefcte er fid) bequem
in feinen alten, efyemalö mit rotem ©amtjeug überzogenen,
aber fel>r abgefragten ©orgenftufyl, ber oben an ber Äopf*
ftette einen unauäl5fd)ltd)en, großen glecfen fyatte; jebeä*
mal toenn er fid) fytnemfefcte ober toenn man bie Äiffen*
teile be$ alten ©orgenftul)lä berührte, flogen ©taub* ober
9>ubertt>otfen in bie Jj35l)e. 35er ©tubenboben tt>ar fefyr
ungleid), unb ber alte Sifd) auö feinen gfrgen, fo baß er
beftdnbig tt> adelte; eä nmrbe bann ein 25ud) ober fonfi
etti>a$ Unpaffenbeö t>on und untergelegt, baö bann fcr)r
balb mit einem tauten Stoß nrieber l)erauärutfd)tc*
9Bdt}renb er nun tranf, afl id) meinen SÖecfen, unb ba
trmrbe e$ gett>5l)ntid) fieben vorbei, er>e angefangen ttmrbe*
Sann fam um r>alb ad)t Ufyr ber 9>erücfenmad)er, xt>a$ mir
immer fefyr grofieä 9>ldfter machte* Da fefcte ©tdfyr ftd)
mitten in bie (Stube, in einen großen ^Jubermantel ein*
gefüllt, unb nun ttmrbe ber Äopf erft mit ^omabe ein*
gefcfymiert; bann fluttete ber 9>erfidfenmad)er in feine
©cfyürjentafcfye fafl ein ganjeS $a!et $uber, nal)tn bie
^htberquafte, breite fte in bem ^uber unb fing an, ben
guten SSKann ju beflduben, ber bie Äugen freunbltd) fd)tof$,
fo gut tat e$ il)m; entfefcltcfye ^ubertootten bett>egten ftd)
im 3immer, unb fo ging e$ aße SRorgem 35er perfiden*
mad)er tt>ar ein fataler Äerl, unb tt>ir bemerften, bafj er
ben guten ©tdfyr {eben borgen fafl um mefyr atö bie
J&dlfte beö ^uberä betrog unb fte mitnahm; tt>ir fagten
*) 3m @nbe be* ©acte. •) Sute — Süte.
Her 3Imtsfiof in Stein an.
Stogrartb »n 8. 3. 3i""n"ni<:
82 Subtofg (£mtf (Stimm, Erinnerungen*
SMefer grieSgrämlidje SJtonn tt>ar in bcr Unterfyofe,
machte ein fefyr ernfteä unb mürrifdje* @eftd)t; er lief
mid) ©efltnationen unb bergleictyen fyerfagen, fprad) bann
fyeünUdfmtt bem Jj3errn Stöbert, geruhte bann gnftbigft
mid) ini „Heine 9>&bagogütm" in Unterquarta ju fefcen,
unb empfahl mir beim SBeggefyen, fo fleißig ju fein, urie
ti meine ©ruber geföefen to&ren unb mtd) fo gut auf*
jufftfyren1)*
Aber bie triefen ?ernfhmben föaren mir fefyr aur Saft«
borgend t>on fyalb fed)$ bi$ ad)t jum <5t5l>r, bann in*
fyjeum bid }tt>5lf, um ein Ufyr ttrieber tnö fyjeum bte t>ier^
unb *on fünf Ul>r bi$ ad)t jum ©tfifyr*)! Unferer guten
Sante tt>ar ba$ immer nod) nid)t genug (bie gute SRutter
tt>ar nod) in ©teinau), unb fo fyabe id) benn fo Diele
©tunben gehabt unb fo Diel lernen muffen, bafl td) am
@nbe gar nid)tä fonnte!
9htr bie 9taturgefd)id)te, bie ber «§err Äonreftor
SRattfytaS8), jtt>ar fefyr trodfen, vortrug, machte mir bat
grdfjte SJergnügetu Aber ba* ©ried^ffc^c, granj5jtfd)e4)
unb 2ateinifd)e toaren mir ganj unb gar auttriber; in ber
beutftyen (Sprache tt>ar gar fein Unterricht, unb id) fyabe,
1. ©ptbr. 1802—35 SReftor. Serfcfjloffen, smoetlen fd)roffi, »ar
er bod) ein toatferer ÜRann unb trefflicher 8ebrer (f. SBeber
412—19); er tft ber £>f)eim be$ Philologen Ä. 3uL <5&far in
SDtorburg, 1815—86. — 3acob ®rtmm füllte p* burcb tf)n
oerlefct, toeil er it)n mit „@r" anrebete, bie ©djüier aue ber
©tobt aber mit ,,©te".
*) ©. über bie anberen ©djuloerl)<nf jfe be$ fyaeumä ben
Bnfyang 5.
*) //3m ganzen ijatte man und bod) $u oiel aufgelajtet; ein
paar gretjhmben l)ätten und toofjlgetan", 3&cob bei SttfK 151.
■) ©ujtat) 9Rattl)ta$ toar *om Oftober 1802—33 am
fyaeum tätig, aber erft oon 1815 ab aß tfonreftor. @r toar toie
alle feine Xmttgenoffen oon J£au$ au$ Geologe. @r „l)ielt
»enig auf fein Äußere*, tpar octfdjloffen unb Ijatte »feie ©igen*
betten, »ar in feinen Äußerungen ettoa* fdjroff unb feinem
ftrengen Söltcf nad) ettoaä abftogenb" (SBeber, ©. 415).
4) 6$ toar »aljlfret, tourbe an ben fonft freien Stadymit»
tagen an trier ©tunben erteilt unb foftete befonbere* ©djulgelb,.
II. Sajfel 1803-1808. SS
toai man aud) an meinem Schreiben merfcn toixb, fonber*
barertoeife nie Unterricht barin befommem 3Me meiften
jungen lernten mefyr alä id), nur in ber 9laturgefd)td)te
n>ar id) allen überlegen, unb ber alte SÄattfyta*1) t)atte
immer feine greube, n>enn er mid) frug*
SRetne (Sjerjitienbücfyer toaren am Stanb immer mit
3etd)nungen angefüllt, bie bie 3ungen beumnberten unb
belasten , bie mir aber nicfyt feiten einen Sudel sott
©cfylftge t>om $errn Äoffaborator Stöbert8) einbrachten*
Jpatte id) ju «§auä nur eine ©tunbe frei, fo tourbe ge*
3eid)net*), unb id) n>ünfd)te gar fefyr, auf bie 2(f abernte ju
fommen; aber bie gute Sante meinte immer, eä fyafte
mid) t>om 2ernen ab, unb fo mufjte id) benn immer tt>etter
inä ?9jeum getyen, um ein gelehrter SJtonn ju tt>erbem
3d) befam 9ted)enfhmben bei einem Jj3errn Battenberg;
e$ ttmrbe aud) ba tt>enig gelernt; er l)atte jn>ei Hefter t)oD
Hänflinge, bie er fütterte, baö machte ü)tn unb mir mefyr
SBergnügen,
Sie gute liebe SRutter4) tt>ar nun mit ber 2otte
*) @r toar aber etfl bretfltg 3al)re alt.
■) (5. ®. SB. Stöbert aud Gaffel, 1765—1824. Stad)
äBeber, <&. 338, toar er trag unb serbroffen, t>atte eine unge*
fdhicftc ÜRetf)obe, feine Sfßfplm unb &d)tung, unb beSIjalb tourbe
ÜRattf)fa$ t>or tfyn gefefet; er fdbieb bal)er 1808 aud unb toarb
9>rebiger bei ber franaöfffajen ©emefnbe in (Saffel — Sacob*
nttf)t allju günfttge* Urteil über ba$ bamalige meum unb einige
Söemerfungen über feine 2el)rer Stifter, $o3bad), Stöbert,
Saefar f. b. Sujtf 150. SSon Stöbert fagt er, er t>abt fid6
burcb feine ungefdjttfte ÜRetbobe trabttionämafltg um bie &d)tung
ber ©djüler gebraut, feine ©tunben hergingen in Unorbnung,
otyne redete $rud)t.
*) „Stfr fyatten mit wenigen 2euten Umgang/' fd&retbt
3acob (3uftt 151), „unb sertoenbeten beinahe alle 9Ruße, bie und
.nod) son ber Schularbeit übrig blieb, auf 3*id)nen, toorin roix
e* aud) ol)ne 2et)rer atemltcb toett brachten, Ja tiefe gortfcbrttte
ffnb e$, bie bernad) unferen jüngeren «ruber gubtofg Chnil an*
fteeften, ber ftcfy feitbem fott>of)l buref) rabierte Sölätter, al$ burd)
Ölmalerei rübmild) bersorgetan bat."
4) ©ie fam einmal, el)e fle nad) (Saffel jog, ju 3acob unb
6*
84 Subttrig Qtmil ©rimm, Erinnerungen.
*>en ©teütau nad) Sajfel ueraogen. 9tad)bem id) n>ot)I
nod) eineinhalb 3at}r fo fort auf* S^jeum gegangen tt>ar,
3Btlbelm borten au Söefud): 3acob eraablte G£. ®rimm, <£tnl.
3, b. Sftdrdjen 16), er fei mit tfyr burd) bie ©tragen gegangen,
um if>r bte ©tabt an aeigen, unb al* er fle ba an ber #anb
geführt «nb fo redyt gefüllt babe, bafi fle tofeber bei tt)tn fei, fo
feien ba* bie glficflidnten 2Cugenblufe feine* Seben* getoefen,
beren er fid) an erinnern oermdge. — Tim 8. 2fogujt 1805 ift fte
bann mit Sötte fcon ©teinau na* (Saffel fceraogen — noefo oon
Sftecflar au*, too fle n>of)l beim Pfarrer Äoppen, einem Setter
(3gbbr. 223), aertoetlten, f)at fte an Söilbelm gefayrieben — unb
tft bann oon J£er*felb ab mit bem 2Jtarftfd)tff auf ber bamal*
fatynbar erhaltenen $utt>a jur grbftten greube aller ttjrer Ätnber
in (Saffel angelangt ©ebon oamal* fürchteten 2Öifl)elm unb
Sacob fretlid), fie »erbe m d)t metyr lange leben Qgbbr. 24 u. 31).
Die ganae gamtlte aog nun in ben a*oeiten ©toef be* Jjaufe*
ber bamaligen 3of)annf$jtraf$e 778/79 aum Äaufmonn ©imon
SBtlle, jefct SJtorftgaffe 17. Dad <5iugana*atmmer bett>ol>nten
bk Jüngeren trüber, bie angrenaenben äfmmer mt Steckten
batten gacob unb SBttbelm inne, bie a«r Stufen bie attutter unb
Sötte. 2)a^ £au* ift )tit 1885 burd) tin aon Sötte* dlteftem
©ofyn, bem Sötlbbauer (Sari #affenpflua, (nad) Subtt>tg*
Stobferung 9tr. 18) gefertigte* SKelfefbtlb ber Atoetyrener ÜRdrcfyen*
frau, grau SBtebmann, beaeidjnet. — 2)ie (Sefdjtoifter behielten
bk 2Öobnung aud) nad) bem £ob ber SDhitter 1808 M unb
logen erft 1814 in ben atoeiten ©toef be*jefcfgen9>rot>.*©d)ulfolleg*,
!BSiU)elm*t)öber $la$ 1 (bie anberen SBobnungen ber Vorüber f.
2fnb. 9). Üoer ba* Seben ber ndd)ften 3abre eradblt SBtganb
(Seben*befdjr. 1, 390): „3acob toar immer guten SDhtte*, toenn
er aud) erft jtoei ober brei Utjr oom $rieg*folleg nad) J£aufe
fommen, nad) ben S8üd)ern greifen unb fid) be* Umgang* mit
ben ©einigen erfreuen tonnte. Denn bie ganae Sfamtlfe lebte
jefct in (Saffel aufammen, unb e* berrfebte in f^r oa* befterfte,
liebe&ollpe &erl)dltnt*. Die fanfte, gute SJhttter nmrbe *>on allen
fünf ©obnen auf ben Pforten getragen. Die 2Cbenbfhmben
tourben nad) früherer ®etoobnf)eft beim $ee unb Weiterem @e*
jforddj unb geifbotter Seftüre b*ngebrad)t." — S8ei ber ÜRutter
Änfunft in Saffel batte 3acob gefehlt; aber ein 3ettel, nad^
feinem $ob in feiner S8rieftafd)e gefunben, befagt: „Son 9>ari*
fam icf) im Oftober 1805 in Gaffel abenb* an, Die SOTutter toax
au*gegangen jut Sante, in ber (Btabt aber toar bie alte be>
fannte Uljr unb toarm. 9ßir ginaen ibr beimüd^ entgegen
unb begegneten tf>r auf bem ^arfiaSerpla^ mit einer Satente"
II. Gaffel 1803-1808. 85
— meine halbjährigen ©djuljeugniffe1) Wattn femeötteg*
gWnaenb — fo gab bie liebe SJhitter meinen 2Bünfd)en
nad), unb meine Sante fprad) mit bem Hofmaler sprofeffbr
956ttner*), ob er mid) afö ?et)tling ju fUfy nehmen tooOte,
tt>a$ er fcerfprad); nur fotte id) nod) aorfyer einige 3^re
auf bie 2ffabemie gel>en, bamit id) bann bei il)m gleid)
!önne anfangen ju malen*
3d) fam alfo auö bem Spjeum8) unb junäd)ft afö
©d)fller ber Äfabemie ju #errn Äobolb4)/ 3*id)entel)rer
bei ber 2tf abernte5), unb {eignete in Äfirje alle Sorleg*
blattet fo gut, baß id) balb ber erfie n>ar« Darauf fam
id) ju #errn 9Jrofeffor Stange6) unb in bie 2(benbafabemie,
jeidjnete überall jur 3ufriebent)eit meiner ?et)rer unb tt>urbe
öffentlich gelobt 3u#aufe jeid)nete id) bie liebe SRutter7)
unb Sötte unb nod) mehrere anbete 9>erfonen, alle
äfynlid), unb fing aud) an ju rabieren; id) fyatte babei
(ftl ©dbr. 1, 22). ©o fyaben tyn biefe Dinge erfüllt bf$ $u
feinem dhtbe!
l) ©. biefelben für alle t>fer Vorüber im 2fnf)ang 5.
■) Der Ätjtorfen* unb Porträtmaler SBtfyelm Sööttner,
geb. 1752 tn Ategenfyafn, t 1805 in Gaffel, ®#üler unb Stafy
folger be* J&ofmalerS 3of). £. ^ifchbetn b. 5t, toar feit 1789
^rofeffor, julefct Direftor ber 2ttabemie ju (Saffel 8ubn>ia
heiratete 1832 feine Softer «Warte, bie SÄutter feiner nod)
lebenben $:od)ter grtberlfe, »ertofttoeten grau Hauptmann t>on
<5fd)tt>eae ju (Saffel. 8) 2Beil)nad)ten 1805.
4) Sodann ®ottlieb Äobolb, ©ofyn oon Sodann
SBerner tfobolb, ber aud) 9>rofeffor an ber 2ffabemte u>ar,
toar ettoa 1771 ju (Saffel geboren unb jtarb 1809 auf ber Steife
naefc Stuglanb au Stbocfyau tnüJtäljren; er fyat jtoölf Silber oon
(Saffel ge*etd)net, bie fcon ©gröber gefto&en nntrben. 3*>et
fün{tlertfc§ tote gefd)fd)tlfd) »ertootte Bquareue *>on ü)tn t)at fett
1910 bie (Saffeler &mbe*btbltotf)ef.
6) ©te »ar 1775 »on Sanbgraf griebrtd) II. gejtfftet. 3l)re
®efcf)td)te bat 1909 ^rofeffor £. Änacffuß gefArieben.
6) 3fobrea$ Stange, t nad) 1828 iu Saffel, Seljrer be*
fpäteren Äurfürjten 2BtH)eim IL; er fyat ba$ Sötlb ^einri^^ I.
in ber 2SMtyelmöt)öl)er 2fl)nengalerte gemalt.
0 Str. 38 ober 39, Sötte Str. 239.
86 Subtoig @mil ©rimm, (Srümerungen.
Umgang mit 2ubtt>ig Stul)!1) unb ßarlÄrnolb*) unb
befam beim ©alerieinfpeftor SRobert8} 9>rfoatfhmben im
3eict)nen unb Ölmalen4)*
*) 3)er SDtoier «ubtoig (SigiSmunb SKufjl, 1794—1887,
todre nad) feinen „(Erinnerungen an 3acob unb SBtlfyelm
®rimm", 1885, mit Subtoig ®rimm erft 1808 ndfjer befannt
geworben»
*) Sari Äetnrtd) 2Crnolb dBofftt beä erfreu Tapetenfabrik
fönten aon Gaffel unb 2>eutfcf)fonb 3- Sk 2r^nj>lb), 1793—1874,
toar gitbograpl) unb trat in baö ®efd)dt feine* 2tater$ ein* (Er
ig ber xtoter be$ ^Berliner Äofmaier* Äarl Sofyann 2frnolb.
(©eineSugenberütnemngenjmb im^effenlanb 1907, 138ff. forg*
fdlttg herausgegeben *on X Geringer« SDurd) Ä. £. Ärnolb
fam aud) beffen greunb #bolf 2Ben$el nad) feaffef unb toar
1841 au einem meljttDod)tgen unb 1847 au einem achtmonatigen
SBefucft bei tf)m. Jö* *• Sfcftubi r>at im 3abrb. b. Ägl. preuf}.
«unjrfammlung, 95b. 26, 1905, in feinem 3foffafc „3fo$ SDfenael*
fungen 3ahrenT' (©. 215—314) fed)$unbt>ierjig ©riefe SRenjel*
an S. Jß. ftrnolb abgebrueft unb ©. 234 unb 35 ÜRenaelS
Porträt* t>on biefem unb feiner grau, ®. 238, 39 u. 41 foldye
t>on beiber Äinbern, griberife, Sari Sofyann unb Caroline,
toiebergegeben. — ÜKeroel tourbe fo aud) mit Subtoig befannt.
8) @rnjt griebr. gerb. Robert, 1763—1842}, toar ber
©dyüler feinet Öfyeim* 5ol)ann & 3rifcr>befn b. TL, 9>rofeffor
an ber tffabemte unb Snfpeftor ber Oalerie in (Saffel, bereu ge>
raubte ©djdfee er, toie 3acob bie ber ^3ibliotr>cf, 1814 auö 9>ari*
jurücfholte.
*) 2>tefe ©teile tft infofern *>on SBebeutung, al$ man (nad)
(Steig 3, 6) btötyer annahm, Subnug Ijabe in Gaffel überhaupt
nod) feinen Äunjrunterrtdjt gehabt unb fjabe nur fo toieSacob
unb SBilfyelm für fid) geaetajnet, bie aud) Anlagen nun 3eid)nen
unb greube baran gehabt unb fidj aud) bfd in* erfte #odyfd&ul*
j[ar>r barin geübt fyaben. Ston bebeutenberen 2eljrern aber ift
2ubtt>tg im Ölmalen überhaupt ntcftt unterrichtet toorben. —
jDurd) Sermittelung ber dlteren ©rüber arbeitete er aud) fdjon
in (Saffel für Sörentano* unb Sfrnimä „2Bunberl)orn"; am
8. 3pril 1808 fdjreibt (SlemenS aud (Sattel an Brnim (bei
Steig 1, 252): „gut ®rimm tofrb t&gUdr) fleißiger unb arbeitet
reiner* 2Bir fbnnen iljn bm (Sommer, bloft um bie (Erhaltung
unb SReifefoften, in ^eibelberg ff ab tri, xoo tfyn bie Vorüber gern
fyingefyen liegen, toeil er t>iettetd)t bti SBetfe (©.91) mancherlei
!>roptieren fönnte unb ein toenig in bie SBeit fdme, ba fie tyn
efet nodj nid)t auf einer Bfabemie au unterhalten imftanbe finb.
er fönnte ftet* für* (Efnjieblerblatt arbeiten."
IL Saffel 1803-1808, 87
2lber ba£, tt>aä am meijien mtd) t>on ict>er anfprad),
n>ar eben bie Äunft; t>on früt) auf betrachtete td) ben
Söanbfalenber, bie alten J&olafcfynitte, mit großer gteube,
fcfynitt fte au$ unb Hebte fle auf; aber mit ber allergrößten
greube unb mit ©rftaunen betrachtete id) bie Äalenber*
!upferd)en t>on ©jobottnetfi; bie 2öal)rt)eit unb baö 2eben
barin fpradjen mid) gewaltig an. 2ebenbige ©ruppen
£eid)nete id) barauö ab, unfere ganje 93ibliott)ef flöberte
id) burd), um bie Äupfer ober Jj3olafd)ttttte aufjufuc^en*
Unfere gamilienbilber in ber SRuiter ©tube, meifi 2fi)n*
fyerrn in geiftltcfyer 2rad)t, mit iljren grauen, in @etben*
ftoff unb eine ©raSnelfe in ber «§anb, fonnte id) nie auf*
l)ören gu bettmnbern, tootton aud) einige, befonberä ber
Urgroftoaier1), fel)r gut gemalt tt>aren. 2tn& SMumen
würben garben gefodjt, 2acretiu$*) unb Äaffee ju ©raun,
2ffd)e a« ©rau, treibe ju 2Beif$ gebraucht; au« ber 2fpo*
ifyefe nmrbe ©ummigutti unb ©rünfpan, 3innober unb
allerlei garben angefcfyafft* 3um ©eburtätag gab'« bann
einen Slürnberger SRufd^elfarbenfaflen; ba ttmrben nun
2anbfd)aften, J^öfc, SMumen, (Schmetterlinge, Äftfer unb
©ott toeifj toai all gematt. ©amafö tt>dr eä freilief) fd)on
3eit gen>efen, mtd) in bie Äunft einzuführen, mir guten
Unterrid)t ju geben unb gute ©acfyen t>orjulegen; aber in
einem 2anbjiftbtd)en, n>o niemanb etoaä t>on Äunft t>er*
ftanb, n>o nur ber 2Beif$binber ben beuten ein paar $uli*
panen aber bie J&auötüre malte, bie fd)on bettmnbert
ttmrben, n>a$ n>ar ba au lernen! ©etbft mein Unterricht
in ßajfel tt>ar nid)t$ tt>eri, eö n>ar ba aud) nid)t triel au
lernen, unb id) ttmrbe nid)t auf ben rechten 2Beg gebracht
*) 2ubtt)ig bat aud) fp&ter eine feiner fünften Stabierunaen
banad) aetnaebt (»fr. 37). 3m lefeten 3af)r feine* erften 2fuf>
enthalt* in (5afH 1808, fyatSubttng aufjer ttoei Stobierungen ber
QRutter, 9fr. 38 unb 39, t>on benen toir bie erfte f)ier »ieber*
aeben, nod) baä „8ubetnannd)en", eine alte grau (f. über biefe
2fo* ben Sagen 44), gefertigt (9fr. 152).
*) «afrifee, aud liquiritia, <3üf$ttmr§el.
88 8ubt»tg @mil (Stimm, Erinnerungen.
Unb am 24. 9tot>ember 1805 ftarb aud) ber ^rofeffbr
955ttner, ber mid) in fein Atelier fyatte nehmen tt>otten,
unb bie gtomaofen famen inä Saub1), unfer Unterricht
ttmtbe unterbrochen unb I>örtc teitoeife ganj auf! Unb
am 27. SJtoi 1808 jiarb aud) nod) unfere liebfie, bejie
SRutter8), nad)bem jte mtd) i>orl)er nod) in einem langen
9ten>enfteber gepflegt fyatte* 9hm tt>uftte man nid)t, tt>a$
mit mir anjufangen fei; eigentlich fyaite id) ?u(l ©olbat
gu toerben, aber alle 5Bertt>anbten n>aren auf* fyefttgfte
bagegen. ©o herlief} id) benn ßaffel8) unb fam nad)
*) „(SS toaren meine* Sebenä ^drtejte Sage," fd)telbt 3acob
an ©aaign^ im 3aJ)r 1850 («L ©d)r. 1, 114), „bag tefe mit
anfeljen mußte, u>ie ein ftoljer i>ot)nif(j^er gefnb in mein SBater*
Ianb einbog unb bie mutigen J&effen, bie bamalä nod) jtarf an
ibrem dürften fingen, ba$ ©ett>ebr, beffen rechter ©ebraud) tbnen
unfcergonnt tt>ar, nieber auf bie ^flajterftetne toarfen." 3Öil*
beim biebtete bamalä baä (Sonett im 2Cnbana dlx. 8.
■) 2im 27. SDtoi 1908, an ibrem bunberQdbrigen Sobeätag,
ijt t>on ben ©cbülern be$ Ägl gWebricb&®9mnajtum$ $u Saffel,
beffen @d)üler alle ©ruber außer (Sari getoefen finb, tbr febon
eingeebnete* ©rab auf bem alten Sotenbof toieberbergejMt unb
umgittert toorben; bie Saffeler ©rimmgefellfcbaft f>at e$ an bem
Sage gefebmfieft, bepganjt unb in bauernbe Pflege genommen.
jDa* oben genannte <©cfyriftd)en, bureb tx>eld>ed ber Herausgeber
ti)r 2Cnbenfen ebrte, entbdlt neben ibrem (aueb bto gegebenen)
Porträt aueb ein Söüb tbre* ©rabeä.
8) 2Ödbrenb SBilbelm ©rimm in (Saffel ba* Titelblatt
*um gleiten Söanb be$ „SöunberbornS" gejeidjnet bat Ooie e*
babei bergina, er$dblt 9>. SBiganb, SebenSbefcbr, 1, 398), bat
gubtoig, une ettodbnt, für 2frnim unb Brentano aueb febon
aon (Saffel au* bie brei 95ilber nun brittgt $etl be$ 3Öunber*
bornä geliefert unb ift bamit juerft *>or bie OffentliAfeit getreten;
toie er ffd) babei an getolffe Vorlagen anlebnte, f. b. (steig 4,
22 unb 248 f. (teiltoeife beriebtigt aon ©rifebad), Einleitung jum
Sßunberborn, XV) unb ©teig 1, 243 f., 249, 257 (boeb begebt
fid) an legier ©teile bie im felben @afc 2frntm$ entbaöene
ytotfj, er, Arnim, babe bie Äupfer mm Seufrieb georbnet, nid)t
auf folebe gubtoig*, fonbern auf jold)e, bie in alten 2fa$gaben
t>on ©eorg 833icfram* ©olbfaben [beffen Äauptffaur ber Äeufrieb
ijt] entbalten »arenX — 2(ucb für bie ,,@innebleraeitung" Arnims
unb ©rentanod, alä S5ucb „5:t5p (Sinfamfeif genannt, für
II. Saffel. 1803-1808. 89
J&etbelberg 31t $d)tm t>on Arnim unb GlemenS 93ren*
iano1), ben greunben t>on 3acob unb Sßüfyelnu
bie aud)3acob unb Sollt) c Im beitrage lieferten, bat 8ubn>tg
fcfjon in (Saffel im gebruar 1808 ba$ Porträt gaufW nad) @id)em
rabtett C@tetö 1, 240) für 9fr. 3 »om 9. Sprü; bfe bettige ®Ufa>
betb für 9fr. 18 *om 31. SRat ((Steig 3. 12); ben „crjfcn Sö&ren*
b&uter" für 9fr. 25 aom 25. Sunt (©tefg 1, 244); ©tetg vermutet
(4, 28), baß aueb baä näcbfte Äupfer in 9fr. 36 aom 27. 8ugufl
unb „ba$ geehrte ^ubltfum" (fn ber SBorrebe j. Srbft <$. @. 6)
*on tf)tn ^errütjre. — 2fat 7. 9Rat forbert ^Brentano tbn auf,
fn etoa brei SBodjen nad) J^eibelberg au fommen. n>o er felbfi
am 29. 2Cpril angelangt u>ar; bfe tfranfbeft ber SÄutter unb it>r
$ob am 27. ÜRai i)felt 2ubtt>tg ntrücf; er mag anfangt Sunt
fid) &on ben ©efd)töfjtern loägertffen unb feine Steife angetreten
baben. — ©Aon am 1. Bprfl 1808 fAretbt 2Crntm an ©oetbe,
ben er für 2ubtt>ig m fnterefiferen fud)t, t>on beffen 9lad>fHd^ be*
genannten ©td)emfd)en Sölatte* al$ „erftem Sterfud) eine* jungen
üBenfcben, ber bidtjer nid)« aü matbemattfebe {Jfauren in Äupfer
geftod)en babe"(@d)übbefopf unb SBalael, ©oetbe unb bie
Sfcomantff [®d)r. b. ®oetbe*®ef., 55b. 13 u. 14] 1, 127); »om
95iib t>or bem britten Seil be$ SBunberbornä f ebretbt er: „<&$
ijt t>on einem jungen SBenfcben, ber fid) feit einiger 3*it bei mir
aufb<, rabiert; fd) n>ünf d)te tym jefct einen redyt fleißigen SWaier
jum Sebrer, aber n>o ift ber jefet ju ffoben? 3d) bin in SBer*
legen bei tr n>aö td) bem jungen Spanne raten fett, ber gute 2ftv
läge unb gleig bat unb e* aß Äupferftecber flcber au etwa*
Süchtigem bringt (baf. 2, 134).
*) ©lernend Brentano fyattt bie Älteren ©ruber toobl
fdyon in Harburg bti beren Sebrer, feinem ©At&ager, bem be*
rübmten Snriften ©aatgn^, fennen gelernt, m tarn 3nli 1807
nacb (Saffel, ttobin er ftcb, feit 1806 SBftoer *on ©opbie SWereau,
t>on ber flebaebnjäbrtgen 2Cugujte Söuflmann, Siebte unb
üttünbel SJtortfe Söetbmannä in granffurt, bötte entfübren foffen
(meftr aß ba| er fle entfübrt b&te, ©teig 1, 221—24). Am
20. auguft 1807 ließ er fid) t»fe ein Opfer mit tt)r in grifelar
trauen unb febrte »ieber mit if)i nadb feaffel jurücf , »0 feine
©d)tt>efter Sulu, t>erbeiratet mit 3wöme^ Jpofbanfier Sorbit,
bai ^)aar aufhabm (in ibrem £aufe am Äontg^pla^ neben bem
„Äbnia t>on ^reuften", bat fte fpdter mit bem 1910 abgertffenen
©tabtbauamt t>ertaufdbten). jDiefe game @b« toar nur eine tfette
t>on ^ampf unb (Streit, dlot unb Seib, unb mugte geföteben
»erben, »orum anfangt au* 3<*cob ©rimm bemübt n>arb;
bie geißig offenbar nidbt gefunbe Stau bat ftd) balb n>ieber »er^
90 Subtmg @mtl ®ritnm, Erinnerungen.
3d) toofynte mit beiben unter bem ©cfyloff1) in einem
fd)5nen QJerggarten mottet SBeinreben; aber nid)t$ tt>ar
imftanbe, mid) aufjufyeiiem, id) fyatte ba$ #eimtt>el), backte
nur an meine liebfte SRutter unb an ©d)tt>efter 2otte
unb tt>ar febr ungtäcflid)« Arnim machte mit mir Steifen
ju guff in ben ßbefflüalb *), ttnr befafyen bie SRann^eimer
beiratet unb, obwohl SDhttter mehrerer Äinber, 1832 ftd) in
granffurt ertrftnft. (5 lernend nafjrn 1807 fofort ben SÖerfebr
mit Sftcob unb SBtlbelm auf; am 23. Oftober reifte er 21rntm
nad) «@aHe entgegen unb brachte ibn mit Steid)arbt, ber $of*
fapellmeifter in (faffel toarb, ©a&igng unb grau unb feinen
©d)to>eftern ©ettine unb üfeelfne SfÄitte Sto&ember aud) Wer*
her. Stad) einem aergebltd)en Sterfud), #erbft 1806, 3acob in
Gaffel fennen au lernen, trat 2Crntm bamalö, burd) (SlemenS
eingeführt, ben ©rübern nafye (©teig 1, 194; 3, 3 f.). Stiebt
obne beren 9ttitf)ilfe l)aben bann Brentano unb #rntm im
Steft be$ Sabred 1807 bier in Gaffel ben atoeiten unb brüten
Seil bc$ 2Bunberborn$ aufammengeftellt. 3ur Übertoacbung
be$ Drutfeö begab ftd) 21rnim ju Anfang 1808 naeb «^eibeloerg,
unb Slemen* rebigierte in (Saficl nod) einen 2fnf)ang jum britten
Steil, bie Äinberlieber.
*) Brntm ^atte eben im QXa\ mit (Siemens „ein b*rr*
liebet fleineö ^auö" belogen, am @d)loj5berg, „über un$ 2Cpfel*
blute, unter und bie luftige ©ürgerfdjaft beim ©fer". 3n biefe
„<£inftebelei", in ber fie timn betten, luftigen ©aal mit fed)ä
genftern eigen bitten (2frnim an Stecf), $og aud) Subtotg
ein; übrigen* toar 21rnim (Snbe 9M bi$ 21. 3uni 1808 auf
einer Steife abtoefenb, unb (Slemenä reifte <5nbe 3uni überbaupt
ab unb ging mit ©a&ian» nad) SMncfyen unb ?anb$b«t; unb
*on @nbe 3unt ab tx>ar Xubttig sier 9Bod)en allein, ba 21rnim
abermals serreifte.
*) „Storgeftern," febreibt ©rentano (unbatiert, aber an*
fang* 3uni 1808), „ift ber 2ui in ber (Sinfiebelet angefommen, x
bie Steife unb bit frifebe Trauer um ber guten SÄutter 2(bfebieb
batten ibn etoaä blaß gemacht, ©5rre$ b<*t ibn reebt lieb, unb
er f)<d ben Sifeb bei tbm." 2ton2(rntm bringt Brentano bann
son (Snbe 3uni ein ©riefeben an bie älteren ©rüber mit, in bem
e$ b^ißt: „3br ©ruber ift un$ febr lieb geworben, id) benfe in
ben erften tyütn Sagen ein paar SBanberungen in ben Oben*
tt>alb mit ii)tn ju macben, bamit er reebt abtt>eebfelnbe Statur*
anfebauungen gewinnt." — Srefflf d)e (Sutfübrung tn biefe Jöeibel*
berger Stomantif unb ibre kämpfe bei griebrieb 9>faff m ber
<£inltg.aumSteubrucf ber jefct feiten geu>orbenen„3:rofr ©infamfeit".
IL Gaffel 1803—1808. 91
©alerie, e$ ttwrben Partien auf ba* alte @d)loß gemalt:
aber ntrgenbä tonnte id)'ä anhalten; in ben @d)n>efeinger
©arten fonnten jie mid) burd)auö nid)t bringen; id) fagte
tynen, td) tt>oße bie 33)eaterbeforatü>n*n nid)t feiern 3u
Mittag aß td) bei ©ömä', bie mir gut ttaren1), unb
fpiclte, n>enn td) aufgelegt tt>ar, mit tfyren Äinbenu
SJtoncfymal nat)m mid) ber Arnim gu ber & Stubotpbt
mit, bie ein große* @rjiei)ungömftitut baue, n>o junge,
fd)6ne 9R4bd)en au$ allen £&nbern ju fefyen toaren: aber
id) fyatte nur immer ben SBunfd), ttrieber ju £au£ ju fein*).
3n Jpeibelberg unterrichtete mtd) ein 9Ra(er, beffen
SRamen id) aber gana unb gar »ergejfen l)abe; aber er
gefiel mir nid)t, unb feine arbeiten nod) Weniger; e$ tarn
mir t>or, afö !5nne er nid)t &iel; fpftter fat) td) bann ein,
baß idf> aud) gang richtig geurteilt fyatteÖ*
9tun4) foUte id) im Dejember 4808 nad) «anbaut
]) Da aber grau @5rre$, ©opfyte geb. Safaufe. lieber lad
alö fod)te — fo baß ü)t ÜRann aud) oft bit Ätnoer pflegen
mußte — , fo tourbe bie Äoft mefft au* bem Oajt^aud beforgt.
Qacob* £>anf an ®5rre$ f. ®örre$br. 2, 139 f.) — #on ben
9>rofefforen ber Unfoerfität Welten fid) nod) au ben Stomanttfern
Öretüer, Sßiifen, grte$; ü)r grimmiger @egner toar ber
alte 2*oß.
■) Caroline 9tubolpf)t, 1754—1811, f)ai jid) al* <&>
aiel)erin unb ©Artftjtettertn einen 9lamen aemadjt; in ti)rem
45aufe umrbe SlemenS Sörentano* Stieftochter, $ulba
Sftereau, eraogen, fp&tere ©atttn be$ Geologen Ä. UUmann
(1796-1865) in Jöetbelberg.
■) Der «uöfrrfteAer »bam SBeife, 1776—1835, ber 1806
btö 11 in ^eibeloerg leote unb für Arnim unb Brentano unb
tijren Verleger, ben Söudjfyänbler 3fnitner, tätig toar, aud) bei
festerem tooijnte unb (tote Arnim) aß.
*) ®brre$ ging anfangt Öftober nad) Äoblena, Arnim
SRitte 9tot>ember nad) Berlin; aü>ifd)en granffurt unb Oießen
gingen legerem aber bie 9>ferbe burd), unb bie babei erlittene
Verlegung furierte er in »terttbdytgem Aufenthalt bei 3acob
unb 2öiU)elm in (Saffel, „hinten in ber gelben ©tube"; baburd)
febfoffen bie brei bie innigfte greunbfdjaft, bie erft bureb Arnim*
frühen $ob 1831 enbete unb bie grudjt beö fd)5nften — t>on ©teig
92 8ub»fg Ghnil ©rimm, Erinnerungen.
in Skiern1) ju (Sattign^*, 95reniano* <5d)tt>ager unb
<Sd)tt>efier; J&eibelberg fam mir i>or tt>ie ein ©efftngni*,
unb id) tt>ot frol), ttrie idb toegfam. 3d) reifte mit bem
©taßmeifter £üner*borf*) nad) (Stuttgart, t>on ba aßein
nad) 2fag*burg unb t>on ba in einer bitteren Ädtte nad)
2)Mhtd)en; ad), ttrie erfroren fam id) ba an! 2ftte ©lieber
tt>aren mir fteif, unb id) tt>ar nidf)t tt>arm angejogen!
93on ba gleid) tt>eiter nad) 2anb*l)ut, ti>o id) abenb* fpdt
anfam» 3d) tt>ol>nte ba bei ©lernen* 25rentano unb
bei ©atugnt) abtt>ed)felnb, unb bie 95ettine l>at mir ba
oft abenb* fpdt aorgeiefen*), unb id) bin mit ©aingn^*
auf bem ©d)lo#berge fpajieren gegangen.
3m grflföafyr 1809 fam id) nad) 2Jttknd)en4) auf bie
2ffabemie; ©a&ign^ fyatie mid) bemSireftor t>on 2anger
im bier oft genannten britten ©anb herausgegebenen — ©rief*
»ed)fel* trug (©teig 3, 18, 527).
*) Subtoig muft fctyon im 9to*ember 1808 abgereift fein;
benn am 14. 9to*ember fctyreibt 2Cmim in feinem legten ©riefe
an (SIemend au* $etbelberg: „3<b boffe, bafj ®rimm glücfltd)
bei <5ud> angefommen tft" (f. aud) ©örre*br. 2, 78).
*) @* toar ber fecbatgjdbrtge ehemalige ©tattmetfter am
(Safieler tfabettenbau* gubtotg ^., ber bamal* in ber «ßeimat
ber ©emabiin 3erdme*, ßatfyartna fcon 2öürttemberg, für ftd)
unb feine grofte gamilie eine neue (Stellung fanb; er toarb bort
ai* Öberfueutnant son £. Direftor ber toürttembergifcben ©e*
ftüte, ftarb aber fdjon am 12. ©eptbr. 1812 im £eilbab fcoK bti
©dppingen. — <&c befugte bamal* toobl in #eibeiberg feine*
©ruber* ©obn 2ubn>tg, ber nad) efneinbalbjdfyrtgem ©tubtum
bti ber fcertoanbten, aud) mit ben SRomantifern in $. atel t>er*
febrenben gamilie (Ärapp*) ftrte* faufmdnntfcfi tätig toar, jpdter
aber toieber in Reffen Ätet*fefretdr unb fogar «anbrät in Ätrd)>
tjatn toarb, 1857 aber bei einem ©efud) tm grte*fd)en ^aufe
in JSeibelberg piöfclfd) ftarb unb aud) bort begraben tourbe.
9tad)fommen unb ©etten&ertoanbte &on Cbeim unb Steffen ftnb
in ben beffifcben ftamilien #üner*borf, grttfcb, &>bme9er, ©oben*
baufen, üRölt unb Pfeiffer tu flnben. — @tn bippologffcbe* ©ucb
aon Ä. bat bi^ 1816 fünf auflagen erlebt.
*) 2fod) ©oetbe* ©riefe an fie!
4) T)a% gubtoig jum ÜRaier unb Äupferftecfter J5eß nad)
SRüncben in bie 8ebre fommen fotte, teilt 2frnim fdyon am
II. Gaffel. 1803-1808. 93
unb $rofef[or £eff empfohlen* ©ort fal> td) ein — unb
e* ttmrbe mir aud) gefagt — bafl id) nod) gar ntd)t$
fdnne; teil* toaren bie ajertyftltmffe föulb, teil* feine ®e*
legenfyett 311m Semen bagett>efen* (So tt>ar id) bann leiber
jefyn 3at)te lang in ber 3rre herumgeführt toorben, bi*
td) in 5D?ünd)en bie ©alerien betrachten fonnte, bie beften
<Sad)en jum 9tod)aeid)nen unb ©tubieren befam unb t>on
22. Oftober 1808 Obrre* mit: ben lebhaften Anteil be* gut»
beratgen Älteren greunbe* an ©rtmm* (Scbttffal aetgt fein Sörief
an Sörentano aom 4. Ütoaember 1808 ((Steig 1, 262): „3$
muß ffücbtig fein, fonft fätyrt mir ber ®rlmm fort, (Seinetwegen
mu§ id) Didj erinnern, ityn bod) ja in Öl fid) aud) &erfud)en au
laffen. Ch: bat fo in feinem Sßefen ba* (Sanfte unb Sörefte unb
Dtcfe ber Ölfarbe; e* Hingt fonberbar, aber wenn Du bem OU
malen juflebeft, fo wirft Du mid) »erflehen. (Sage it)m übrigen*
ntd)t* barüoer, weber etwa* 2obenbe* nody Sabelnbe* über fein
gan&eö 2Befen, Salent, Ungefd)icf. Denn fo trügltd) foldje Ur»
teile meift ftnb, fo gefäbrltd) ©roten fie ben beuten werben. Du
wirft ftnben, bafl ba* Sttlb ber £ulba, ba* Du empfängft, ben
geiler l)at, ben bie mefften weniger geübten Porträtmaler bei
föinbern macben. Die 3«ge ftnb ju ftarf, weil ftc ba* innere
Seben nod) md)t red)t burdydjeinen au laffen wiffen; fonft tft e*
in ber Aufarbeitung recbt orat>. 3n ber legten 3*it fudjte td)
ff)n jum ©unteren nad) eigener SBabl aufzumuntern; td) fdjenfte
ihm ein (Sftwenbud), id) weif nidjt, ob er fctel getan b&t." —
Söte gütig Arnim aud) fonft nod) für Subwtg beforgt war,
geigen cntd) folgenbe ©orte *om 1. Oftober 1808 an Giemen*
(Steig 1, 257): „Durd) bie Obrre* weffl td) — benn sor mir
bat er eine wunberltdfye, mir unbegreifliche (Sdjeu — , bafj er mit
grotyref d) (Arnim* pommerfd)er Diener, ber aud) für ifjtt abfcftrteb
unb in feiner „Oraftn Dolore*'' verewigt tft) fetyr bebenllidye
®efpräd)e fübrt, wa* au* it)m werben foue, wenn icb wegginge.
Dafür Witt td) nun fdbon forgen. S8ei bem3<icob fab icfe an*
gefragt, ob er fo siel SÖermbgen bat, um ein paar 3al)re in 9t om
ju leben. 3n biefen entfdjetbenben 3*bren feiner Sötlbung wäre
e* ba* befte, befonber* wenn man ihn au bem Siroler Äodj
bringen fönnte." Über ben »on ber Attgemetnbeft nod) immer
nid)t nad) ®ebüfyr gefd)äfcten Arnim fagt ein^ann wie98il#
beim @d)erer, er gebäre „au ben pb<t"tafiet>ollßen Diestern,
ben beften ©urgent, ben ebelften Patrioten, ben berrlid^ften
ÜÄenfcben, bie Deutfd&lanb je b^^orgebraebr (D. 9cunbfd)au,
Oftober 1890, @. 49).
94 8ubn>ig <$mil ©rimm, Erinnerungen.
bem ölten Heben, guten 9>rofeffbr Äarl «£e# mit 2tebe,
©ebulb unb gxeunblicfyfeit auf bie tt>afyre Äunfl aufmerf*
fam gemalt unb auf ben rechten SBeg gebracht ttmrbe*
III. {anb^trt unb $Mnc&etu 1808— 1814*
Sflati) tiefen bewegten1) 3eiten lebte 8ubn>tg som jDeaember
1808 ab befyaglid) im J&aufe griebrid) <5arl &oti ©aaigng**)
in Satibäfyut. jDtefer, etft ber fyodjserefyrte 2ef)rer, bann bet
treue greunb ber älteren ©ruber, in beffen gamitte 3<tcob im
3at)re 1805 fteben Monate lang in 9)ari* gelebt f)atte, um tfym
bei feinen arbeiten in ber Söibltot^ef an bie J&anb au gel)en>
toar eine reine, gütige, toormfyeraige Statur; fett 1803, n>o er
„Daö 9te(fyt be* Söejifee*" t)atte erfreuten (äffen, galt er al*
einer ber erften SRed&tägelefyrten unb 'lefycer jDeutfcfylattb* unb
n>ar &oti 1808—10 an ber &mb$l)uter Unfoerfität tätig. @r fyatte
ftti) bereit erflärt, jdf>rlic^ fyunbert ©ulbeti*) ju ben Soften *oit
8ubtotg$ 2fo$bilbtmg beiaufteuern, welche aud) anbere ©lieber
ber gamtlie ©rentano ben dlteren ©rübern befreiten Ralfen,
unb fjot biefen Beitrag jundd)p eben burefy ©etoäfynmg *oti
SÖofyttUttg unb Äoft an ifjn erlegt.
Subtoig mochte jld) in biefem liebeit&oürbigett gamtltett*
freife, bem audj Ziemend unb Söetttne Brentano bamal*
ange^brten, gar toofyl geborgen füllen; benn alle lamen bem
*) Äeüt 3Bort aber f>ier &op bem treffen bei SanMfytt am
21. 2CprtI 1809, in bem bie Öfterretcfyer *oit Napoleon au$
SanbSfyut fyerauSgefdjlaaeti umrben unb ba$ ©astgng* unb
(5 lernen* bod) miterleoten (unb festerer (Gilbert bti ©teig
1, 272 ff.)!
*) ©eboren 1779 in ftrattffurt, fyatte er 1796—99 fn 9Rar*
bürg fhtbiert unb *oti 1800—3 ba gelehrt; fco« 1810 ab an ber
neugegrünbeten Unfoerjität ©erlitt ^rofeffor, n>ar er &on 1842
bii 48 Suftfaminiper unb ftarb 1861. @r ift ber Söegrüttber ber
fog. fyiftor. 9ted)t$fd)ute. Über feine fäd)f. ©tubienreije 1799 unb
1800 t>at b. £r*g. i. 9>rogr. f. 2foftalt 1890 eine Arbeit aerdffentlid)t
•) ©teig 1, 258: Giemen* unb Söettine tooHten autfy etoa
feefiaig ©ulben baau geben; intoietoeit bie* *on ifynen überhaupt
uno t)on ©a&tgtip fpater tiod) gefcfyal), ift nfcf>t nadfoutoetfen.
III« «anbaut unb 2Ründ)en« 1808—1814. 95
fcngefyenben ÄünfHer mit freunbltd)er SeUnafyne entgegen. 95e*
fonber* fd&etnt ®unbel, tote ©astgng* ®atttn in ber gamttie
genannt toarb, tfym nod) mefyr augetan getoefen au fein, alö jle
3acob unb 2Btlj)eIm toar; toie erhaltene Briefe be* (Styepaare*
bereifen, Regten flc nod) im f)5d)ften weiter f)eralid)e greunbfdjaft
für it)n; nod) im £>ejembet 1808 ()at bann 8ubtt>tg aud) ®unbel
— gleich auf Äupfetplatte — geaeicfynet unb am l. 3«iuar 1809
fd)on ein atteite^ toett fd)5nere* Sötlb &on ifyc rabtert, ba* nod)
ber ©teifht greube gemacht fyat1) unb fyter ttiebergegeben ift.
2ubtt>ig tft ber gütigen JJamtlte aud) aUeaeit banfbar geblieben;
feine ©riefe an fle (im ©rtmmfdjranf ber Berliner SibitotyeD
aeigen — nad) Steig, jD. 9tunbf(fyau, 72, 272 — „feine treuepe
3nf)ängitd)feit oft in rityrenber ®etfe".
Unb ©etttne, bie aud) gerne aeid)nete*) unb fpäter, Idngft
nad) ü)re$ Statute* $ob, butcf) tfyre glänaenben (Schriften rafd)
berühmt geworben, aud) ifyre f)of)en ®aben für bie bilbenbe Äunft
bittd) tfyr ®oetyebenfmal (im 2Betmarer SRufeum, 2fbbUbung in
ifyrem 95f». ©oetfyeä m. e. tfinbe, Steclam, ©. 236) offenbart fyat,
fanb in Subtotg ben em>ünfd)ten Umgang, ber f fyr au Jebem 3*it*
vertreib ftet* au* Verfügung ftanb, unb fyalf in ifyrer frif^^n,
ungebunbenen ätatürlid)fett ifjtt auef) feine angeborene ©d)üd)tern*
fyeft übertoinben.
SBttyelm &on J&umbolbt, ber jle bei feiner J&etmfcfyr aud
Stoßen im 3to*ember 1808 in «Wunden bei grife Sacobi faf),
fdjreibt feiner grau: ,,©old)e Seb^aftigfeit, ®ebanfen> unb Äbrper*
fprünge — fle flfct balb auf ber @rbe unb balb auf bem Öfen —
unb fo *tel ®etft unb fo *>tel Starrheit ift uner^rt"*).
Subtotg fyaite ©ettine fd)on 1807 in Gaffel fennen gelernt,
wo jle bei tfyrer ©d&toefter 8ulu3orbf$ ju53efud)e Keifte unb
mit it>m unb *tettetd)t burd) ü)n aud) Unterricht Mm „alten
SMer Robert" gehabt, „aber nid&t* gelernt f)aite" (<l a, O. 330);
bamai* fjdtiz Subtotg aud) »of)l bie 3eid)mmg »on tfyr, mit ber
l) 3u$ jener 3eft pammt aud) bie Stobieruna ?ubtotg$, bie
©a&tgng barftetft, 9fr. 58; bie fcfer »on ®unoa flefye unter
f)fa. 60—63.
•) 3fad) Buguft *>. b. ®mbbe* Unterrtd)t fd)eint fle in
(Saffel genoffen au fyaben.
•) £>. 9tunbfd)au 1909, J&eft 11, 215 («etfemann über
£umboibt unb (5t). Diebe in SaffeD.
96 Subtoig <$mil ©rtmm, Erinnerungen.
QMbel in ber #anb, gemalt, bie jle baf.@.321 ertodfynt unb an.
©oetfye fcf)i(ft, oljne baß jie jebodj fyeute im ©oetfye^ftationak
mufeum nod) nadföutoeifen todre1)* 9hm fertigte er, xoofjl im
©pätfommer 1809, ba* 93tlb Söettine* in jtfcenber ©teflung, toie
fte tyre* Verlobten *rntm „Wintergarten" im Htm fyäit. 2>ieS
Söilb ift e$, ba* SBettine am 16. Oftober 1809 an ©oettye
fcf)t(ft mit ben ©orten (baf. 314): „@tn Junger $upferfled)er,
ber bei J^eß in SMncfyen tfubiert, bettiegenbeä rabterte* Söiätt*
d)en ift t>on ifym, e* tft ber erfle 2fbbrucf , nodj sertoifdjt unb
unzart, audj tft baä ©anae ettoaä büfter unb nad) betn Urteil
anberer au alt, tnbeffen fdjetni e* ntcf)t gana ofyne SBerbtenft;
er fyat eö ofyne 3eicf)nung gleich naef) ber Statur aufä Tupfer ge*
arbeitet; toenn £>tr'$ gefällt, fo fd)t(fe tef) ein reinere*, beffereä, mit
mefyr ©orgfait, baä f annjt Sht an £>tin 95ett an bk SBanb fledctu"
©oetfye antwortet tyr am 3. 9to*ember 1809 (baf. 316;
aud) genau fo bei ?5per, 23ettine$ Söfe. a. @. 182 f.): „2>ein
f)inaugefügte$ SMlbtfjen toarb gletd) *on jebermann erfannt unb
gebüfyrenb begrüßt. (5$ ift feljr natürlich unb funffteief) babei,
ernft unb Kebildj. ©age htm Äünftler ettoaä greunbttd)e$ bar>
über unb augleid): er möge ja fortfahren, fidj im Stobieren näd)
ber 9latur au üben, ba$ Unmittelbare füf>It jldj gleidj. Dag er
feine Aunfhnagftnen babei immer im 2fuge fyabe, fcerftefyt jtd) &on
felbft. ^t« foid)e$ Talent müßte fogar Iufratfo »erben, e$ fei
nun, t>a$ ber Äünftier in einer großen ©tabt lebte ober barauf
reifte. 3n tyati$ ijatte man fd)on ettoaä StynlicfjeS. Steranlaffe
if)xt bod) nod) jemanb fcoraunefymen, ben icf> fenne, unb fdjreibe
feinen 9lamen, ^ieUcic^t gelingt tym ntdf)t affeS toie ba$
intereffante Söettfncfjen, fürtoafyr, fle flfct fo trauitd) unb fyeralid)
ba, baß man htm etoaä forpulenten Wintergarten, ber übrigen*
im SBilbe ted)t gut fomponiert, feine ©teile beneiben muß. 2)a*
*) 2Me oon (Siemens ai$ ^fcf>r fd)5n" beaeicfjnete (©teig, 4, 52)
3eid)nung, bie ©teig bafelbjt geaeigt toorben (4, 51) unb nad)
ibm eine SJorftubie au bem 95ub mit bem „3Btntergarten" ift,
ift aud) nfdjt ba, auraeit aud) feine ©rimmf(f)e Slabierung außer
9lr. 53, obtooW nac^ ©teig 4, 187, 190 *tefe ©Idtter borten
Sefommen finb; natf) biefer SJorftubie todre benn autf) too^I bie
ier gegebene Äabierung 9lr. 50, bie genau bem SBtntergarten*
biib (9er. 53) entfprid^t, gefertigt ©a^ Storfyanbenfein biefer
Reid)nung jcigt, baß baö Wlatt boef) nid)t, toie SBettine (©. 314)
f^reibt, gleich nad) ber 9tatur auf Äupfer gearbeitet ifi
III« «onbdbut unb 3Wünd)en. 1808—1814. 97
aerfnüOie 93(dttd)en t)abe fd) fogleid) aufgewogen, mft einein
braunen Stammen umffcid)en, unb fo ftetyt ed vor mir, inbcm f d)
bied fd)retbel). ©enbe Ja balb beffete 3Cbbrücfe."
2*on ben 2Cbbrütfen, bte SJetttne batauf einfanbte, fdjenfte
©oettye einen aud) 2Btibelm ©rimm, ald tiefet 1809 toegen
feinet J&erjletbend bti bem berühmten 2Crste 91 eil in £aHe eine
längere Äur burdjgemadjt, bann 3rntm in Berlin unb auf ber
Stütfretfe ©oetfye befugt t)atte unb von it)tn am 13« Dejember
ju 2:ifd) etngelaben toorben toar. Dabei „lobte er bad Sötlb
febr", wie 3StK)elm an 3«ob fd&retbt Qugbbr, 204), „ed fei
eine febr jarte Sftabel barin, recfyt ebrlfdj unb überhaupt fdjbn
fomponiert unb gehalten unb ^abe tym viel greube gemacht
3d) fagte, bag Seitine felbft nad) Berlin getrieben, ed fei nid)t
gan$ ebrlid). (Sr antwortete: „3a, ed iß ein liebet Äfnb, toer
fann fie toofyl malen, wenn nod) ber 8ucad Sranad) lebte, ber
tt>ar auf fo toad eingerichtet8)/'
l) Sfteben bem — von J&. ©rtmm Oöettr. 138) ald bad befte
bejeidjneten ÜÄfntaturbflb SBettinad, bad ein unbefannter SJtoler
ebenfalld im 3. 1809 gefertigt unb ß. Söercfmetfter in f.
(Sammlung „bed 19. 3b*bbtd. in Söilbntffen" vergrößert toteber*
gegeben l)at, nimmt fidj Subtoigd Porträt freiließ aud tote ber
Stabe neben ber Staube. <£in SÖtlb von fl)r von @d)meller im
10. 95b. ber ®d)r. b. ®oetbe*®ef. (1896). — Subtoigd 95latt ifl
abgebilbet in Äbnnecf ed Sötlberatlad. Die Urteile über bad Sötlb
gingen aber bod) audeinanber; SBtlbelm verfd)lfeflt jld) nid)t
gegen feine ©d)tt>äd)en (©teig 3, 47), meint aber, bti längerem
&etrad)ten finbe man alle 3üge toteber, unb ed gleiche bann red)t
febr. „SDad SBemüben im vsfnjelnen be^ @efld)td ift unverfenn*
bar," föreibt 2Crnim ((Steig 3, 53) an SSilbelm, „aber fo vielem
(Stiuelne barin fo gän$licf) verfehlt . . ., bag td) ver$toeifeln
mbtytt, toenn mfd) nid)t bie Utocbridjt aetrbftet f)&tte, bafj er
fed)^ SBocfoen baran ge$eid)net, alfo tDat)rfd)ein(id) bei ©ettinend
feetoegltdjfett an einem Sage immer toieber verborben fyat, toad
er in breien gut gemalt fyatie"; unb Siemens febretbt
gar an bie SBrüoer, fle febe au$ toie eine ©ünbertn,
bie im Sölotf ftfet" (©teig 4, 52), unb an ©brred (©brredbr. 2, 81):
„er bat ein fafaaraed, alted fünbenbafted, fy>dj ver*
giftetet Sötlb t)etau^gebrad)t, bad Söettine für gut t)ÄIt, bad und
entfefet bat, fo entfefet, bafl toir ed verwerten unb ntebt mebr an*
feben mögen/' Savign? in feiner S^lbe finbet bad Urteil
beiber toieber ungerecht.
a) ,/3* t)*ü* W* greube," f^reibt SQSilbelm — 10. San,
98 fcubtoig Smtl (SMmm, (Srinnerungetu
2fot 9. 9loobr. 1809 fd)tefbt ©etttne lieber an ®oetf)e
(baf. 320 p: „jDet Junge ÜRenfö, welker mein S8ttb(fyen rabiert
bat, ift au* einer gamtlfe, beten jebe* etnaelne SWftglteb mit
grofjer Slufmerffamfett an Deinem ^Beginnen Ijängt, einer ber
lteben*toürbtgften gamtlfen, beren alle fefyr fyodjbegabten SJWt*
glteber fef>r jung fd&on fefet toett über ifyre j&tit hinausragen,
?ubn>ig ®rimm, ber %titi)ntT, machte fcfyon oor a»ef 3<il)ten,
ba er nod) gar toenfg Übung baite, aber ofel füllen, vergrabenen
Sinn, ein Sötibdjen (f. o.) von mir; für mW) fyat e* ©ebeutung,
e* t)at 2öat)rt)eit, aber fein ®efd)ict für* Äußere, n>enig ÜRenföen
finben e* bafyer dfynlid); aud) t>at mfd) nod) niemanb mit ber
SBfbel etngefd)lafen gefetyen ; laffe e* einrannten al*
«t$tfd)trml
2)e* fungen Äünftler* Sfyarafter ift übrigen* fo, bafj ba*
übrige <3uie, toa* bu für it>n fagft, ntd)t anioenbbar ift; er ift
furcfytfam, id) ^abe tl)n mit Sfft erft nad) unb nad) jatjm gemalt,
id) getoann ü)n baburd), baß id) mit Suft ebenfo Äinb toar toie
er; totr Ratten eine Äafee, mit ber ttrir um bit 95tetU fpielten;
in einer unbetoofynten Äüdje lotete ic^ felbft ba* 9tad)teffen;
todfyrenb alle* beim geuer ftanb, faß tdj baneben auf einem
©d)emel unb la*; ttrfe e* ber 3ufaa toollte, toar td) gefletbei,
gelagert, brapiert. Wflit großem @ntf)ufia*mu* für ben günftigen
3ufatt mad)te er ©ffaaen nad) ber Slatur unb litt nfd)t, baß td)
aud) nur eine gälte dnberte, fo brachten toir eine tntereffante
flehte Sammlung jufammen, tote td) gefye unb fteb* unb liege;
in bie umliegenbe ©egenb ift er gereift, too fd)5ne anaiefyenbe
®ejid)ter jtnb, er brachte allemal einen @d)afc oon rabierten
Söldttdjen mit, mit fd)5ner Streue für ba* ©emütltdje nadjge*
atjmt; ba* einfädle (SoangeUum, toa* fdj tl)m prebtge, ijt nfdjt*
anbete*, al* toa* bem SJetldjen ber laue SBefhotnb ^uflüftert.
jDaburd) toirb1* nid)t in 3trtümer geführt »erben. SJeiltegenbe
rabierte Sötättdjen nad) ber Slatur »erben 2)tdj erfreuen1)/'
1810 au* Gaffel — aud) an3»al*burg (@d)oof 55), „©oetfye
red)t toobltoouenb über Soui*' arbeiten reben au boren. SBit
finb äße fehr mit ftym aufrieben, über fein fülle*, fleißige*, an*
bddjttge* arbeiten, fo eitoa* toar gerabe für t(>n nottoenbig,
wenn eitoa* au* ihm »erben fottte/'
*) Diefe (Sraafylung wirb oon Subtoig felbft weiter unten
beftdttgi — „9tfng*ei* toar mein ÜÄünc^ener ®rimm, ber für
mtd& forgte," f^reibt 3(rnf m 1829 an bie dlteren ©rüber, looty
HL «anbaut unb «Wündjen. 1808—1814. 99
9leue ©über «ubtoig*1) fdtfctt Söettine am 13, Deaember
1809 cn ®oetl)e. „©eilfegenbe Äbpfe", fc^reibt ffe (baf. 319),
„flnb &on unfercm ©rimm, bie beiben ©ubenföpf^en1) machte
er nur flüchtig auf einet Steife nad) bem Starnberger See, bie
3eid)nung bason ift notfy beffer, fle ift mit famt ber Oegenb,
bie Söuben, ber braune auf einer Söanf an ber (Sonne fffeenb,
ber blonbe auf bie Sörunnenmauer gelernt, aKeö gana lieblid)
nac^ ber 9tatur. T>a$ SJtöbdjen ift ein früherer Sterfud) feiner
SRabel, Dein &>b fyat ifym großen @ifer gegeben, fein Sefjrer ift
ber $upferfted)er JJef}, bem id) manchmal mit füttern Staunen
bei feinen großen ernften arbeiten auf**)**"
93ettine behielt bie Vorliebe für «ubtoig tfyr «eben lang
unb erfreute fld) fyeralfd) an feinen SBtöttern.
2(udj ber Söerüfyrung mit Giemen«' atoeiter grau, bie in
«anbaut unb 9Bünd)en fd)rectlid)e ©jenen aufführte (f. o. S. 89),
f)at £ubtt>ig ftd) nid)t gana entatefyen fSnnen: „weißt Du fd)on,"
fd>refbt SSilfyelm an ^rnim*), „bafj fle bem «out« in SRünd&en
l)at ©olb unb einen SÄing freuten wollen, für ein 93ilb &on
kleinen«, ber il>r aber alle« Eingeworfen unb fortgelaufen
ift? — " S»ft ber Überfiebelung Subwig« *on Sanb«l)ut nad)
ÜÄünd&en im Anfang 1809, wo er bann a« Oftem in bie
SCIabemle4) eintrat, fyatte für ifyn eine 3*** ernfter unb ftrenger
Arbeit begonnen, bie bi« aum 3at)t 1814 reichte. Die trüber
forgten für feinen Unterhalt, ber wol)i jäfyrlid) 300 $lr. er*
forberte5), faljen jld) aber aud) in gewiffer 2Beffe belohnt burd)
bie guten SBerf d)te, bie über fein £eben unb feine Stubien bei
tynen einliefen.
in Erinnerung an ba« ehemalige «eben feiner grau ©ettine
unb £ubwig« bafelbfi.
0 ®eld)e bie« waren, ift nicht feftaufteffen.
*) @in« ober ba« anbere ber Ötrn. 113—117? befonber« bie
reiaenben flinberföpfe 116? — SBfe ernannt, finb bie Söldttet
in SBeimor bi« jefct nid)t wiebergefunben.
•) J4. 2Cpt. 1809, au« J&affe (Steig 3, 28).
*) Die im 3. 1770 errichtete „3eid)enfd)uie" in ü»ünd>en
würbe 1809 »on Äbnig 9Ba£ Sofept) jur Äunftafabemie um*
aeftaitet unb beging im SRai 1909 ifyre £unbertjaf)rfeier; ifyre
®efd>id)te gibt fitra 9>rof. & *. Stieier in feiner fteftrebe
(abgebr. in 3Ründ>. gieueft. 9tad&r. 9tr. 234 &om 14. «Wal 1909).
5) Steig 3, 17.
100 Subwtg Emil ©rimm, Erinnerungen.
3m 28. gebruar 1809 fctyrteb ©avtgnv an Sacob1):
„3fyt trüber tft bei £eß vortrefflich beforgt. £eß tft einer ber
IfebenSwürbtgften, jmnigften ÜRenfdjen, jebeä Talent unb jebe
Efgentümlidjfeft efyrenb unb von fefyr unbefangenem Urteil. Er
fer)etnt Sfyten ©ruber gar lieb au fyaben, beaefgt ii)m viel 2ter*
trauen unb befyanbelt it>n fafl tote fein Ätnb." Unb weiter am
26. ©eaember 1809: „3för ©ruber tft auf ba$ geft au un*
auf SJefudj. ®tr fyaben tyn fet>r litb, wie alle 9Jtenfd)en, bie
ü)n fennen. Er tft treu, fleißig unb fommt gewiß fefyr weit/'
Unb Element Brentano, ber Anfang* 2foguft 1809
au* ÜÄündjen, wo er ben in Eaffel angebahnten unb in £etbel*
berg gepflegten Umgang mit Subwtg fortgefefet fyatte, nact) J&atle
fam, brachte 2Btl!)elm 9taer)rtct)ten mit, bie biefer atöbalb an
Sacob wettergab.
„Slemenä fprtdjt von SoutS ©uteä," fcr)reibt er am
6. 2Cuguft9), „er tft fleißig unb fttfl, aber auet) nott) gana un*
erwadjt unb ofyne ®ebanfen; J&eß f)oi trjn fet>r lieb. Er gef)t
gar nict)t au$, lebt fparfam, fyängt über all feine bleibet ein
©djnupftudj, um fie au fronen, unb fyat atteS, wa* tl)m ge*
fd>enft wirb, fefyr lieb, a* ®. ein Söudj von 2Crntm aum 3efdjnen,
worin ein 95er$ von biefem eingetrieben fjt, barüber fjat er
ein 93latt geflebt, um eö au fronen, unb jeicfjnet viel rjtnetn, ob
e$ gletet) fdjleefyt Rapier. Er gebt nur auwetlen jur Söettfne,
bie ferjr gut gegen tyn tft."
Brentano t)at viel ©uteä von Souf* eraäf)lt," fct)retbt
SBtlrjelm am 15. weiter an bie Staute 3immer in ©ottja, „er wirb
wie ein Ätnb in JJeß' ^aufe gehalten8). Er benft viel an und
unb l)at weiter feinen Umgang, al* baß er ben ganjen Sag über
in ber 2Cfabemte tft. Er madjt recr>t fcr)5ne ©ad)en, unb 2Crnim
fyat itjm belegen eine ftlberne SRebaitte gefdjuft, worüber er
Per) fet>r freuen tvirb. @o gütig tft 2Crnim unb fuct)t trjn auf*
aumuntem." Unb 3öcob antwortet am 16. Sfoguft4): „Über
ben Soutö unb alle*, wa$ ict) von ir>m rjdre, bin ict) von J&eraen
frol), unb e$ wäre ©ünbe, it)n nf d)t fo au laffen, waä brauet
er mer)r in ber SBelt, unb tft ni(t)t feine Siebe au ber ÜÄutter
unb ben ©ef(t)wtjtern unb fein ftttteö, arme* Seben fcr)5ner, atö
wenn er fle verloren unb etwa* anbereä wüßte?"
*) &. ©rtmm, E. 3, 307. •) 3gbbr. 146, 156.
■) 3a*bfe. 148. 4) jDaf. 150.
III. «anbaut unb ÜÄünd&en. 1808—1814. 101
Soft alle gteunbe 8ubn>fg$, bie er nun im folgenben er*
tt>dt)nt, gehören ju ben Malern unb SBflbbauern unb VScnu
metjfcrn, bie «Wunden im erflen Drittel be* 18. Sfyrfybt*. fein
fünftierifeije* Oepräge gegeben i)aben, unb beten SBerfen
man in biefem 3fat^t()en auf Schritt unb Sritt begegnet. 9ta>
fonber* nafye flanben if)m bie f)od)bebeutenben Vorüber 9>eter
unb J&einrtd) 45*8 — ben britten Vorüber Äarl fennt er nur
ate Ä^aben, ber, fcfytoerfybrig, faft taub, fd&on früf) au fhtbleren
begann — unb ifyr @d)ti>ager ©drtner; Sktter J&eft l)at Subtttg
btö au feinem $ob geliebt wie einen ®ol)n unb it)m oft ge*
fd)rteben; &on JRepomuf SRugei toaren Briefe ba bt* aum
3ol>re 1860; (Stieler, Quaglio, <Sd)tt>antl)aler, SDorner,
9>eter £ef}, «raaeifen berieten il)m über SBünd&ener Äunft*
eretgnijfe, toorüber er bann bfter bem Vorüber gerbtnanb
weiter fd&retbt.
Subtoig era&^lt *on feinem «Wündjener geben ttieber wie
folgt1):
?)rofejfor Ǥefl*) fyatte mtd) fefyr lieb, unb id) tourbe
tt>ie jur Familie ge^ftrenb angefefyem t)od) rvax mein
Sogt* toeit t>on £efi entfernt, „im 2al 9>etri", nic^t tt>eit
t>om Obft* unb gtfcfymarft; baä «§au* gefyftrte einem
SBierbrauer8)* 3d) fyatte ein Herne*, reinliche* ©tübcfyen
bei einer alten «£ofmaler$tt>ittt>e, fte t>ie^ SBtnf4)*
l) Selber finb feine 2fafaeid&nungen fortab dfter burtfy
längere Süden entfallt. ®o fefylt im folgenben gleich eine ©teile
über eine fd)5ne funae ©riegln au* guter gamfiie, Sfyefla, bie
er geliebt au fyaben fdjeint, nicfyt ofyne bie* Oefüfyi ertotbert xu
feljetu 2Bäfyrenb feiner Steife naef) Stallen 1816 »erließ ne
9Jron<f)en, unb er i)at jte nic^t toieber entbeeft. — 2)er nacfyfte
3fbfd>nitt ift btö jur <Sd)ttberung ber Familie SRurel fd)on *on
J&ugo ©runner in ber Söeti. i.Wq£t& 1907, 28. SJffira abgebrueft.
*) 2>a* Porträt *>on tym (9lr. 65) fdjeint Subtofg erft im
3al)te 1850 rabiert au l)aben.
•) „$al 9>etrT f)it% bie füblld&e, „Sal SRaria" bie nbrb*
iicfje (Seite ber breiten (Straße ,Äal", tt>eil erftere bei ber Cetera*
fird)e, bie xmite bei U. S. grau eingepfarrt tt>ar; ba* „$al"
enbete bftlicf) am Sfartor.
4) Subttig fd&rieb „38eng", toaä, wie oft, bie 3(uffin'
bung fehr erfötoerte. X)ie grau n>ar bie 3Bftn>e bed aule^t
in Dürftigen Umpdnben lebenben „$of* unb gre^fünftler^"
102 Subtoig <$mfl ®rimm, (Srtnnerungetu
SÄetne %u*ftdf)t ging in ben #of, tt>o ring*um 95ter*
btauereien toaren, bie bampften, unb tt>o e* immer nad)
95ter rod); e* ttmrbe bo Sag unb 9tad)t gearbeitet Unter
meinem genfler tt>ar ein große* gre*fogemälbe, tt>eld)e*
bie fyalbe Sffianb einnahm»
3d) fyatte mir bie SMlber ber lieben feltgen STOutter1)
unb ber 2otte in bie ©tube geengt unb tt>ar fo ben
ganjen Xbenb allein, fdfyrieb nad) ©affel ober an bie
9$etttne ober ©a&ign^* ober ©lernen* Brentano
nad) Sanb*l)ut
Die grau tt>ar er$fatl)olifd), in meinem ©tfibdfyen
traten an ber SSanb jtt>ei Heine 2Beil)feffel, auf meinem
95ett lag ein Äruatftj, unb ein* l)ing an ber 9Banb*
SWittag* bei Sifd) (id) fyatte ben Sifd) bei ber alten grau)
bauerte e* lang, bt* e* jum @ffen fam; ba ttmrbe erft
gebetet, bann bie gelingen Äreuje gefd)lagen, bann fam
bie SRubelfuppe, bann 2eberfn6bel mit ©auerfraut unb
$ulefct ©änfebratem 3d) ttmrbe bann gestrig- examiniert,
ob id) aud) ade Sage eine STOefle l)6te, n>ann id) julefct
gebeichtet fyätte ufn>* 9iod) eine alte 25afe fpeifte mit
@* ttmrbe mir bod) mit ber 3eit bei ben alten 95et*
fd)tt>eflern unfyeimlid)* jDaju fam nod), baf} meine «£au**
frau verlangte, td) folle alle SSWorgen (e* tt>ar SBinter)
mit ü>r um fünf llfyr in bie STOejfe gefyen; ba fyabe tdf)
ber grau gefagt, id) fyabe mefyr ju tun, al* immer in bie
SWejfe ju laufen* 2luf* Diele 25eten fomme e* gar nid)t
unb furfftrftlidjen Jjofmaler*, aud) Äupfetfleefyet* Sfyotna*
<5*>rtfHan ©Inf, 1738— 97, au* @fcf)ftäbt, beffen Silber töngft
au* ben STOündjener (Sammlungen f)erau*geftettt finb; anbete,
antife ©toffe barfteffenb, bienten al* STOufter für bie Sapeten ber
fdlnifcf)en Zimmer ber 9tefiben$; tnandbe, audj gre*fen, beten
SeAnif jetttoeifc er allein in QRündjen innehatte, ffnben fld) nod)
in ftftcfyen in unb um SRünAen. — 2(uf feine unb be* J&of*
bflbfyauer* 93oo* tote be* #offtuffator* getdjtmager Anregung
ttar 1770 bie „3eid)ettf<l)ule" errietet toorben, au* bet bie
heutige Äunjtafabemie geworben fft (f. o.).
0 9fo 38.
HL «anbaut unb ÜRünd&en« 1808—1814 103
am 3d) fei nad) SÜKündjen gefommen, um auf bet
Xfabemie ju fhtbieren, aber nid)t um ein $faff ju
toerbem
Die fromme grau tpoüte mir auf ben Äopf fliegen,
tt>ie id) il)t bat fagte* 3d) jog nun au& 2ld) fydtte bie
gute fromme grau gettmflt, baß id) reformiert, alfo nad)
tyren Gegriffen ein ©rjfefcer fei, toie unglüdlid) würbe
fte getpefen fein!
9Retn fefeigeö 2ogi$ tt>ar ganj nafye bei ^eter #efl
am SRagtor unter ben Sögen, aber hinten fytnau*, Sie
%u£ftd)t toar ttneber in einen #of, tt>o linf* mehrere
9lagelfd)mieb$tt>erfftdtten toaren, red)t$ baä alte hobelt
i)aui. 3nt #of tt>ar ein Brunnen, tt>o bie 2eute ben
Sag über ttmfcfyen unb SBajfer polten. ünH faJ) id) auf
bie Äongregation*fird)e, unb red)W toar baä Salate 9Wag,
3n meinem @tübd)en l)6rte id) nid)t$ ttne ©lodfengeldute
unb ba£ «£dmmern ber 9togelfd)tmebe t>on morgend bte
abenbä ad)t Ul>r* Dann um jefyn ttfyr fyörte id) meinen
#au$tt>irt nod) (ange janfen, ber gctt>5t>nlicf> abenbä mit
einem SMerraufd) nad) JjSaufe fanu
3nt 9Rdrj 1810 jog mein SBirt auä unb rebete in
mid), mit il)m nad) ©d)6nfelb ju jtcljen, tt>ol>l eine fyalbe
©tunbe toeii 3* toollte aber nidbt unb 30g ju bem
alten SMlbfyauer SRujel1) an ben 9>romenabenptafc,
einem alten brummigen SJtonn, ber feine SSerfftdtte auf er
bem <@auö t>atte unb meijl lebensgroße Figuren in ©anb*
flein für ben ©arten nad) 9tympl)enburg arbeitete* 3d)
fal) ü>n nur bei Sifd), @r n>ar ungebitbet, grob unb
bummbigott, ©eine alte grau meinte e£ aber gut mit
*) grana-3ofepf) SKujel, 1745—181^ ©ofyn eine* ÜRüfler*
in Vorarlberg, toar erft ©djreiner, bann »©olabUbfyauer getoefen.
2ton tf)m rühren bie marmornen Äoloffalftauren t>on 2CpoHo unb
Diana in Stympfyenburg, &om ©rjenael üRtcfyael &or ber ®afc
faf)rt*fird)e au Söerg a. 2atm bei STOfinefyen unb bie grojen
Sötten in ber ©trage (bei ben (Sffenbafynbauten) atoifd&en StU
fyetm unb 2Cbbad) fyer.
104 Subttig @mil ®rtimn, Erinnerungen.
mir, unb bie brei @6l>ne, bet dltefte 3ofepI), bet jfteite
SRepomuf, ber britte SJaptifl, toaren gut unb tourbett
meine ndc^flen gxeunbe* Der dltefle motte 25tlbniffe,
meift dfynltd), oft fel>r gut1)* Der $tt>eite jetcfynete beffer,
unb irf) ging tdglid) mit ü>m auf bie 2Kabemie* Der
britte tpor eine 2frt t>on Starr, ber atte* anfing unb
nid)t$ burcfyfefete«
3d) Ijabe ba t>iel gejetcfynet unb rabiert, weniger
gematt; i* toar meifl ben ganjen Sag auf ber 2ff abernte
unb bie 2foenbe bei ber gamilte J&ef}2), tt>o enhoeber
Dom atten «£efl mit mir unb feinen ©6l>nen über Äunfl
gefprocfyen ober feltene ÄupferfKdje betrautet ttmrbem
9Rand)mal fang aud) bie SRetta (Satfyarina) <@e$ etftaä
jur (Sitarre (fte fjaitt eine fel>r fd)öne ©timme), unb
ba£ Heine Sambertincfyen faß baneben mit feinem
lieben, freunbttcfyen ©eftcfytcfyen unb arbeitete* Die Seute
toaren mir alle gut Ibit ©6l>ne l)tef}en 9>eter, granj,
45etnrtd) unb (farl granj ftorb am 9ien>enfieber, er
*) @r bat auch ein fd)5ne* feinet Ölbilb fctbtoig* gemalt
unb ihm gefebenft, baö erhalten ffi.
*) Äarl @rnft (Sbriftopb £eß, geb. 1755 in Darmftabt,
toar erft <5tempelfd)neiber, bann Äupferjtecfter in Düffelborf unb
in 9Bünd)en, tourbe 1809 9>rofeffor an ber Äunftafabentie in
SRüncfeen unb ftarb 1828. ©eine (Gattin toar eine Softer be*
Däffelborfer 2rfabemieprofeffor* $. 3* Ärabe (1758—1840) unb
ftarb ettoa 1820, too aud) ber $toette ©obn, 8ran*/ balb nad)
feoffenbung feiner ©tubien ftarb. Der ältere ©obn, $eter,
1792—1871, fyat ben Später toeit überragt unb ift ein groger
©d)lad)tenmaler getoorben. (Deffen ©obn, (Sugen, 1824—62,
toar ®enre*, ber atoette, 3Raj, 1825—68, #iftorienmaIer.) —
Der britte ©obn, J&einrieb, 1798—1863, warb audb J&iftorfen*
maier oon großem SRuf unb 9>rofeffor an ber 9Jrond)ener
2ttabemie, bie er aud) 1847, nad) betn $obe feinet ©d)toager$
®drtner, bi* aum Eintritt ÄaulbacfrS, 1849, leitete. @r
grünbete auch 1831 fd)on eine befonbere klaffe für SBalteebnif,
Die in ÜÄüntyen fehlte, toetl ber SHeifter, (Sornelfu*, fle triebt
befaf} unb nic^t artete. Der Jüngfte enbltd), «arl, 1801—1874,
toar ®enretnaler. ^it beiben $od)ter beirateten ben unten er*
toäbnten berübmten SJaumeifter $t. Odrtner.
III. «anbaut unb 2Ründ>en. 1809-1814. 105
rt>ar ein prächtiger SKenfd), ein ti>a()red muftfalifcfyed
©ente, — atte anbeten audgejeicfynet in ber ÄunfL 9>eter
tt>ar eigenfmnig, mürrifd) unb grob, aber efprlid) unb brat),
tirie bie ganje gamilie ein SDhifler t>on Siebendtoürbigieit
tt>ar* Unb bie 2(lten nmren gegen mid), ber td) bod)
ganj fremb tt>at, n>ie SBater unb SDhitter, unb id) tat
aud) md)td, ofyne it>n erft ju fragen, unb icf> tt>erbe bie
2eute mein ?eben lang lieb behalten unb il>r Xnbenien in
@i)ten galten«
9Rtt ben beiben SRugeld unb ^eter J&ej} n>ar td)
nun metft jufammem SBon ben übrigen 2(fabemifew f>atte
id) t>orjugdtt>etfe gern bie ©ebrübet SWattenfyeimer, ge*
bürtig aud Bamberg, ben Dominif Quaglio, Xa&er
SBagner au* 2fmberg, 3Eat>er SBemmer aud STOünd)en,
3H(ot9 aud SWüncfyen, @d)lottl>auer aud 9Wünd)en,
@d)ntjer aud Stuttgart, ©ärtner unb SRapfyael
SBtntet1), beibe aud 9ftünd)en* 3n ben 9>ftngfa unb
«Öerbflferien ttmrben Steifen tnd ©ebtrge gemacht, metfl
mit 9>etet $ej}, Quaglto, SBemmet unb ©ärtner,
bod) aud) einige, n>o 3n)anjig unb nod) mehrere mit tt>aren*
Sa ging ed bann nad) bem fed)d ©tunben leiten ©tarn*
berger ©ee, tt>o tt>it jtt>ei Schiffe mieteten unb fo lange
herumfuhren unb fyerumlärmten, bid fein fetter meljr
übrig tt>ar unb tt>ir nid)t feiten nad) brei bid t>iet Sagen
mit jerrijfenen Äleibern unb ©d)ul)en unb burdjnäflt
abenbd ttneber in 2Ründ)en anlangten. Xufter ben Serien
ging id) fefyr oft mit ben Dier ©enannten nad) ©rüntt>alb*
Äbenbd twrfyer Ratten xoix und Derabrebet, el)e bie ©onne
aufginge, tt>egjugel>en, unb id) flieg mefyrmald bie 9iad)t
auf unb faf) nad) bem Fimmel, n>ie bad SBetter n>ar,
unb um jtt>et Ul>r in ber 9lad)t ging id) jum Quaglio,
tt>o tt>ir und t>erfammeln tüoHtem Dann gtng'd luftig unb
frftfyKd), bie 3*id)enmappe unter bem 2lrm, jum 3fartor
*) 9ta»l)aei ®inter, 1784—1855, n>ar befonberd $ier*
malet, -marb fpftter^nfpeftor ber bagrifcfyen Ht()ograpl)ifd)cn3tnftaIi
106 fcubttfg ©mtl (Stimm, (Srfnnerungen.
tyinauö* Oben auf bem ©afieigberg n>el)te ein füllet
9Rorgentt>inb* Sa ging'S bann unier Sobeln unb Singen
bi* nad) £arlad)in, ba ttmrbe fyalt gemacht, 93ier ge*
trunien, bie 9t6dfe jufammengerollt unb über ben Stücfen
geengt, unb nun ben fcfyönen 2Seg burd) SSalb unb an
bem bunfel ben>ad)fenen 3farufer nad) ®rüntt>alb* T)a$
©drfcfyen liegt jtt>ifd)en SSdlbern unb Sergen, unb ein
atteä t>erlajfene$ @d)loj} babei; tief unten raufest bie ttrilbe
3far* 2)ie belannten SSirtSleute lannten uni fcfyon; bie
9töcfe ttmrben inä 3intmer oben abgelegt, unb fo ging'ä
in ben SBalb jum 3eid)nen* 2fd), tt>ar e$ ba fo prdd)tig
fftl)l, eine frtfd^e «Öimmetöluft, unb ber gett>firjige ©erud)
ber ©rbbeeren unb Sannen! @* tt>ar überhaupt eine
recf)t g(ücfticf)e 3eit!
3d) mufl nod) einmal Dorn 3al>r 1809 rebem 3d)
tt>urbe bamate nod) oft Don ©atngn^ä etngelaben, nad)
?anb£l)ut }u iommen, baä nmr mir bann immer eine
grofe gxeube* ffltbm bem ©olbenen £al)n im SBrdufyau*
tparen immer leere Äutfcfyen ju fmben, bie na* 2anb£l)ut
jurüctfutyren, unb ba nmr man abenbä bort, unb e$ fofiete
jtt>ei ©ulben*
3n 2anb*l)ut jeidjnete td) bie Settine, tt>ie fte
Tltnirai Wintergarten in ber #anb fyat, bann ben #errn
*>♦ ©aDign^ unb feine grau, bie id) alle brei rabiert
tiabt*). 2fber ba td) bie platten toieber abfc^leifen ließ,
um etoaö anbetet barauf ju rabieren, fo ftnb bie 2fb*
brücfe nur in ber ndd)flen greunbe J&dnbe gekommen unb
feiten getoorben*
Die ©tubenten Ratten ©atngnt) gern, unb e$ ttmrben
il)m oft @tdnbd)en gebracht. Xbentö toar gett>6l)nltd)
©efettfcfyaft ba* 2)er 9>rofeffbr ©atter*) (nächtiger
*) ©artgns 3ft. 58 u. 59. ®unba 3fr. 60—63.
•) 3ol). 9Dttd)ael ©ailer, 1751—1852, <3of)n eine* ©djufc
magert, fatyolifcfyer Styeolog, 1829 2Mfd)of *on SRegenäburg, ein
toafyrfyaft frommer, trefflicher SJtonn, ber toegen feiner Soleranj
aber Diel Verfolgung erfuhr, trat ein treuer greunb ber gamitte
III« «anbaut unb SKünd&en. 1808—1814. 107
93ifd)of t>on 9tegen*burg) fehlte nie. Sbuarb @d)ent,
Sre^berg, ber ^rinj Don.Oettingen^SBaUerfiein1),
bcr junge 2(rjt SRtngäeiä, ©umppenberg, @a!t>otti*)
unb einige ^tofefloten t>on ber Unfoerfttdt **) mochten ge*
totynlid) bie ©cfeßfc^aft au«. SBdre e* nid)t fo natürlich
unb freunblid) hergegangen, fo tt>dre id) in grofer SBer*
legenfyett getpefen — id), ber id) in allen Äenntnijfen tief
unter biefen Seuten flanb, — barin burdf)3ufommen. 9tod)
ber ©efettfd)aft würbe gegeffen, bann ettt>a$ t>orgelefen,
id) glaubt, au* ©oetfyed 9Bal)foertt>anbtfd)aftetu 1>ad
S8ud) I>atte bie 25etttne eben t>on ©oetfye gefd)icft be*
fommen; id) tt>ei# md)t mefyr genau, n>er barauä t>or(a£,
@aDign9 ober bie fttttint, aber alle l)6rten aufmerffam
ju, id) and}* 3d) empfanb aber balb bie größte Sangen
tt>eile, unb id) fonnte manchmal gar nid)t begreifen, tt>ie
bie anbern nod) fo aufmerffam jul)6rten; id) toar fo
mäbe unb fonnte bie 2fugen nid)t mefyr aufbehalten unb
banfte ©ott, tt>ie (id) glaube) ber ©atttgn^ baä Sud)
langfam jumad)te, jid) v>cn feinem ©tul)l erfyob unb fet>r
ernjl fagte: „@S ifl bod) erfiaunlid), toie ber alte SWann
nod) fo lebenbig fdfyretbt!", bie anbern aber fd)tt>iegen
aKe fHIL
Hn anbern 2(benben t>at mir bie 95cttin e oft abenbö
fpdt nod) über Äunft erjdljlt ünb 2fa*jüge auä ©oetfye*
SBriefen, ba fte jebe Söocfye tüemgftenS ein paar Don tfym
erhielt, Dorgelefen. 15a$ tt>ar nun fefyr intereffant. @ie
tjat ein fefyr rid)ttgeä Urteil, unb man fann Diel Don ü)r
lernen. Und) befHegen nur fyduftg bie SJerge unb befafyen
Brentano unb audj beä proteftantifcfoen ©asigng. ©eine tfjeoL
unb p^ilof. ©Triften fürten 41 SBänbe.
*) ?ubtt>ig, fp&ter Surft Don Öttingen^SS., geb. 1791,
ftubierte 1807—10 in SanbShut, ©taatamann, bilbete 1847 mit
»ertf $ ba« befannte ,,&la4Ötfnifterium" ßttofcember), betätigte
fid) nad& feiner balbigen (Sntlaffung im SRära 1848 pubKaiftifd)
unb ftarb in aerrütteten 2term5gen&>erl)ältttijfen 1870 in Suaern.
*) ©. über biefe toeiter unten.
•) griebrid) 2C<t, 9tbfd)iaub, ©alat
108 Subttrig <$mü ©rimm, (Erinnerungen.
bie @egenb t>om ©d)lo$, ber alten Srauänifc1)* Tbann
ging tdf) mit ber 95ettine oft ju einem alten getfHidjen
J&errn Grtjborfer2), mit bem l)at fte ftd) über SRuftf
tyerumgejanft unb über ben ®eneralba$ btSputieri Dann
fiifyr id) mit ber ganjen gamilie nad) 9Wünd)en jurüdf8).
3n SRooSburg betrachteten tt>ir bad alte b9jantinifd)e
Äirdfyenportal, bann gtng'ä über gretftng, tt>o man fdfyon
9ftünd)en in ber blauen gerne liegen ftel)t, umfränjt t>on
ben fernen, mit ©d)nee bebedften @ebtrgen, unb abenbä
gegen ad)t Ul)r famen tt>ir am
Untem>egä ttrorben mir vielerlei 9tatfd)täge erteilt.
Unter anberm fagte bie grau Don ©attign^: „JjSbren
©ie, lieber fcubttng, verlieben ©te ftd) nur red)t balb!
@in SWaler, überhaupt tin Äünftler, muj} immer verliebt
fein, tt>enn feine arbeiten gut tperben foHem"
2Me 95ettine blieb in 9Rfind)en, tt>ol>nte bei SK09*4)
in ber 9tofengajfe, unb id) fam alle Sage ju tl>r* 2fbenb$
föchte fte an einem alten Äamüt ©djofotabe ober fte
prügelte fonft tt>a$ ju effen; id) machte 3eid)mmgen unb
©fiijen* 'Rann hmrbe mit einem aKerliebften Ääfccfyen
gefpieli Um fd)5nflen tt>ar e$, tt>enn ber alte folojfale
ÄapeHmetfter SBtnter fam unb ifyr ©ingunterrid)t gab.
*) Srauänifc ift bie t>on Otto htm ©rofjl en erbaute Söurg
oberhalb ?anb$l)ut, teitoeife fd)5n toieberfyergeftettt; fte fyeifjt aud)
Söurg 2anb$fyut
*) SBettine felbft er^lt a. a. O. (©. 311 unb 351) son
ifyren hinterließen ©paatergdngen mit htm fiebaigiäfyrigen Äano*
nffud (Srigborfer, tfyrent ©eneralbafjlefyrer, ber aud) ein tütf)*»
ttger SBärenjäger fei, toie er il>r bie gifcfyottern für einen $el$
aufatnmenjufangen serfprüfet unb beim 2lbfd)ieb jie fegnet
*) d*ä mufl gegen <2fttbe 1809 getoefen fein, ba ©oetfye*
98af)foertt>anbtf<f)aften erft $ur #erbftmeffe erfd)ienen.
4) ©ie felbft fpriefjt ba&on a, a, O. 263, bafj flc bti ber
gantttie be$ ©rafen 9Ho» toohne (nad& ©. 252 im britten ©toef)
unb Don bem SMenft, ben fte biefem mit tfyrer t)üb(d)en ?ift
letfiete. Da* Jßau* !>at ben SBeftfeer getoedtfelt unb ift Jefet toofjl
ein Seil be$ 2Öarenf)aufe$ SKofipaL Die gatnilie *on SBog
toofynt jefct in tyren Käufern in ber Statiner* unb ©abeßbergerfft
HL «anbaut unb <S»tnd)en. 1808—1814. 109
2öenn er fam, fagte fte ü)ta fo t>fel Xrtigtetten, baß ber
alte SÄiefe ganj freunblid) ttmrbe, fid> an* £lat>ier fefcte
unb nun anfing, auf bem Älatuer l)erumjufd)lagen unb
mit ben großen Jjänben batauf toö)ul)&mmern, baß jebeö*
mal nad)l)cr ber ftlügel »erfttmmt, oft aud) bie Saiten
gefprungen tt>arem SBenn fte nun neben ü)tn flanb unb
fang, fo fat> fte aui ttne ein Nein Äinb, ba ftctlte fte ftcf>
einen ©tul)l hinter il)n unb flieg hinauf unb fd)tug mit
einer Stolle SRoten ben Zaft auf feinem großen Äopf, ber
reid)tid) mit Meißen paaren bebeeft ti>ar, bie aber ab*
ftanben tt>ie bei einem ©tad)elfd)tt>eitt unb aud) fo fyart
tt)ie ©d)tt>eineborjlen ttmren1)* SWeben il)m ftanb feine
ebenfalte foloffale ©d)nupftabaföbofe, auä ber er fct>r I)duftg
9>rifen nafym, aber bod) fo triet baneben fommen ließ, baß,
tt>enn er nad) ber Unterrid)t$fhmbe aufftanb, man genau
bie gönn feiner großen Qfüße auf bem 93oben fefyen fonnte«
9Sand)tnal ttmrbe er über ber SSettine tfyren SRuttmden,
befonberä aber Aber baä Saftfcfylagen auf feinem Äopfe
mißmutig unb flanb erjürnt auf unb tooOte gefyem Sßie
ber 33lifc aber t>attc bie Söetttne bie Sfire fd)on abge*
fd)loffen, bef&nftigte it)n unb ließ il)n nid)t ju ©orte
fommen, unb nad) einem @Haö 3ucferti>affer, baä fte ifyrn
red)t fflß mad)te, fyörte ber SSuIfan auf ju toben, fefete
ftd), unb bie ©tunbe nafym tt>ieber ifyren Sortgang* 3d)
faß babei, jeid)nete ©ruppen nad) bem Sßinter, n>ie er
fpielte uftt>*; Äbolf SBtele l)at nod) eine ©Kjje t>on mir
au$ ber 3eit*)*
0 SJon Berlin aud bietet fpäter gerbtnanb Subtotg ein
folcfye* an!
*) 9>eter t>on 8Binter, 1755—1826, aud «Mannheim, feit
1775 in ÜJtthufyen Äapettmeifter, tt>ar ein f)ea>orragenber, trtelfeftiger
ftompontft; feine berftymtefte Oper toar „Da* unterbrochene
Opferfefr. »ettine erjagt t>on tym a. a. O. 260. tote fte ü)n
nod) mefyr ärgert. „Sängerinnen muffen Saunen gaben/' fagt
SBinter, „ber ein nürnberger Äaua ift, aber gerabe für mid)
paßt : fo barf f d> alle* an tym auäiaffen" (241): toeiter fdjretbt fle
im Originalbrief an ©oetfye (®teig, fi. Stunbfcfyau, 93b. 72,
110 Subwtg <£mtl ©rimm, Erinnerungen.
Den alten Äapcttmeifler SB int er befugte id) über*
fyaupt öfter, er tt>ol)nte in @d)önfelb am @nglifd)en ©arten,
er unb feine alte grau mochten mid) gern leiben, unb
wenn Seute beim 2flten waren, ging id) berroctl in feinem
£auäg&rtd}en fpajieren, betrachtete unb berod) feine Blumen
unb pfiff immer babei: einmal mochte er mid) fd)on eine
3eitlang vom genjler au$ gel)5rt fyaben unb rief mir auf
einmal ju: „Söravo, bravo, &apeKmeifter, (Sie machen mir
272), ben fie fpäter in tyrem S8ud>e „©oetye* Sörfefw. m. e. $t"
frei verarbeitet; bafelbft betfit e$ aud) weiter: „2flle borgen um
fecbd Uf)r befudje id) tf)n; ba fiftt er in ber Saube beim Kaffee
uno janft fid) mit feiner grau um bie J&aut auf ber SJmd);
wenn id) fomme, mufi fd) ben streit f*ltd)ten; bann gefyen wir
jufammen auf ben $aubenfd)lag, ber Äoiof} unb id), ba fifct er
gar m gern gebürft, unb id) bei if)tn oft eine ©tunbe, ehe id)
it)n bewegen fann, mit mtrjum Klavier ju gef)n, bann fingen
Wir gewbbnltd) btö gegen SWittag ^falmen; bann fomme id)
nad) 4Jau$ unb fod)e mir einen Äalbäfufi unb ©agofuppe, benn
id) bin jeftt ganj allein $m im 4Jaufe, bie anbern ftnb alle auf*
Sanb. gebogen, id fifee auf bem 4Jerbe, auf meinem ©Kernel unb
lefe unb rubre baoet meine ©uppe . . . Der Subwtg ©rtmm gebt
nad) $ffd) oft mit mir fpajferen, ein Söettelftno befommt ein
®rbfd)el, baf} e$ jtiHe ftel)t, ®rtmm rabiert e$ gleid) auf eine
Äupfeblatte, $u ßaufe wirb e$ geäfet, fc tyit er fd)on mehrere
allerlteofte fleine Silber $ufammengebrad)t, fd) werbe £)ir n&cfo
ften* Bbbrüde bavon frieren/' anberS, SBfnterS 9>erfönitcb*
feit bebenb, f treibt fie wieber ©. 243 u. a.. — 3um Älavter*
letyrer hatte fte fonft no* „ben alten 93 opp", baf. 264. — 2Cud)
8ouf$ ©potyr (Gilbert ben fonberbaren Sutonn, ber ein fteinb
SRojartS war: ,,3d) war oft bei Sötnter," erjäljlt er (Seben**
befdjr. ©. 113), „unb ergbfcte mid) an beffen originellem SBefen,
ba* bie fonberbarften 2Btberfprfid)e in fid) vereinigte, hinter,
von foloffalem Äbrperbau, begabt mit riefiger Äraft, war babei
furd)tfam wie ein £afe. ©et geringfügiger Steranlaffung leicht
in 3orn aufbraufeno, lieg er ftd) bod) wie ein $inb lenfen*
©eine £au$bälterfn fyatte bad balb bemerft unb torannifierte ttyn
in arger SBeife. <$r batte j. 93. eine befonbere jyreube an bem
Ärfppenfptel &u 2öeff)ttad)tcn unb ergbfcte ftd) oft fhtnbenlang
mit oem Bnpufeen ber f leinen Riguren. 2Cber webe tf)tn, wenn
bie J&auäfjälterin ign babei ü berraf d)te; fie jagte ttjn fogletd)
ig fbtef«
flcf> fogleid^ and Älavier unb machen ®fe 3t>re Xrie fertig!
bavon unb rief: »fRaffen ©ie benn ewig mieten? I ©e^en ©ie
III. £anb*f)ut uttb «Wüncfyen. 1808—1814. Hl
greube!" <$r tarn herunter in ben ©arten, führte fld)
an mir, tt>ie* er geTDdfynlid) tat, ba er fefyr fd)tt>erfäHig
unb langfam ging, unb fragte: „J&aben ©ie nie 9»ufif
fhibiert?" 20* id) ba* nftd)ftemal tt>ieberfam, tt>ar ber
alte ÄapeUmetfter nid)t ju #aufe, bie Ttltt aber tt>ar fet>r
freunblid) unb fagte: „9Ret J&err ifl l)alt noc^ nid)t jVu*/
tt>ijfen* tt>a*? gange* ett>etl in* ©artel unb pfeifen*!'1
01)0, backte id), bie n>iß ftd> Aber bid) luftig mad)cn!
2fber fie: „Söiffen* tt>a* ber alte Söinter gefagt l)at?
©a* ifl fd)ab für ben jungen 9Renfd}en, ba* i* fyalt e
geborne* Talent!1'
3d) fyatte tt>irflid) ein gute* richtige* ®el)8r unb
auf erorbentlicfye* ®ebftd)tni*, unb alle*, tt>a* (Sinbrucf auf
mid) machte, Seile au* Opern *>on SRojart, fonnte id)
ol>ne geiler nacfypfeifen, feiten l>abe xdE> SKelobien tt)ieber
fcergeffeiu
Einige meiner ®efd)tt>ifter Ratten aud) ein ttortreff*
lid)e* ©efyör unb große Anlagen jur 9J?uftf, am meinen
aber meine liebe ©d)tt>efter Sötte1)*
9Rand)mal nafym mid) aud) bie ©ettine mit ju
Subtt>ig Sied8), ber un* ettt>a* fcorla** Sfcietf tt)ar ba'
x) 3acob fagt (Siebe auf 9Bityelm), ÜRufif macfye aBtfyelm
große, tfym felbft nur etnaefdjränfte 2uft.
•) Subtotg $iecf lebte nad> feiner Stomrelfe feit Oftober
1808 mit feiner aleUfcfaE* fcfyrtftfMernben, t>on ihrem ©atten
Ä. g. Söernljarbt gebliebenen (©cfytoefter (Sophie in ü&üncfyen,
tote fchon 1805, unb litt beibemal ftarf an ber ©fcfyt; fcetttne,
bie infolge feine* ad)t $age toäfyrenben 93efud)* im „©olbenen
*bpf" in granffitrt auf bu unb bu mit tljm gefommen toar
((Steig 1, 193), eraäl)lt felbft (a. a. £>. 241), tote fie tt)n pflegt
unb bie ÜÄünd)ener «Damen ihn t>erf)ätfd>eln (295). (Slemen*,
ber übrigen* mit Sie cf unb feiner ftamttie nf d)t fefyr harmonierte,
fyatte ben Sterfeljr ber (Seinigen mit ifpn herbeigeführt; <Sat>f gn$,
ber erft „fel)r entjüdt" t>on Siecf toar, tourbe ernüchtert auf
mehrere Anleihen fytn, bie Siecf bei i^m tote bei anberen machte
Qgbbr. 147, 152, 156). Über Stecf* unb ber (Seinigen 3uf*
tntfyalt in SÄom, Söten unb «Wüncfyen fyat @opl)ten* fpäter be*
rüljmt geworbener <Sol)n $1). *on Söernfyarbt feffelnb erjdljlt
in feinen „Sugenberinnerungen" (2fu* b, Seben $fy. t>. 93.*, 1. 93b.)
112 ftibttlg (Smtf Orimm, (Srinnerungen.
mal* fr&nflid} unb l)attc, glaub id), bie ©id)t, unb td)
fyab ifyn oft gefftfyrt, weil er faum gefyen fonnte« ©te
SJetttne fd}itfte ifym oft ettoa* @htte* ju effen ober au
trinfem 2fud) tt>aren tt)ir beim alten 3acobt1) unb bei
©dmmertng1)* Siedt la* t)iel ben ©fyafefpeare in ben
gamilien ©ftrtner unb t>on SBiebefing t>or. Zitd,
fagt man, fott in bie gannt) SBiebefing verliebt ge*
toefen fein — ein feine* ©eftd)t mit frdnfltd)em unb fyod)*
mutigem ÄuÄbrudf8),
(Siemen* Brentano tt>ar aud) nad) 3Ründ)en ge*
fommen unb wollte mit mir auf einem ©tfibdjen ttofynen,
ber alte #ef} n>oDte e* aber md)t t)abcn: td) fdnne ba
nid)t* arbeiten unb n>ürbe jut)iel gefWrt4)*
©. 1—56; *gl aud) Ädpfe, *. Sied, i, 341—45, too aud) SBiebe*
ftngö genannt finb.
*) grlebr. £elnr. 3acobf u>ar feit 1805 in ü»ünd)en unb
1807—13 9>räfibent ber Sfabemfe ber SBtfTenfdjaften. SBte er
t>on feinen ©djtoeftern t>em>5bnt unb betounbert ttmrbe, tx$tyi
broHlg Söettfne ©. 238 unb 283.
*) ©amuel $boma* *on ©dmmertng, 1755— 1830, ber
furje 3*it aud) ^rofeffor ber (Sbirurgte unb Anatomie am (ab*
fterbenben) (Sarolinum in (5affel getoefen ift u>ar feit 1804 tyto*
feffor in ÜBündjen, feit 1805 «eibarat SKaj Sofepb*, btö
1820 unb braute bann ben SKeft feinet bebend in granffurt au.
©erabe bamal*, 1809, fteHte er einen eleftrifdben Telegraphen ber.
•) „CHne nrnnberbare SReutgfett", fdjretbt fdjon am 2. 3prf l
1805 aud) (Sternen* Brentano an 3Crnim (©tetg 1, 139), „muf5
id) «Dir nod) tnclbcn: 2ton ÜÄfindjen ift bie 9lad)rfd)t biet er»
fd)otten, baf} Subtoig Sied fid) bort je leibenfd)aftlfrt unb
ttmnberltd) »erttebt b«ben fott, baß feine ®efd)id)te bie @efd)td)te
ber ganaen ©tabt geworben ift." — granai*fa SB. toar bie
$od)ter be* ba^rffdfjen Sngenieur* ß. gr. o. SB., 1762—1842,
bejfen ©5l)ne aud) in 9> latent $agebüd)ern bfter ernannt flnb.
@te beiratete erft 1818 ben ein 3abr Jüngeren fpäteren 9teufc
fd)en Äanaler unb 9tegterung*präflbenten ®uftat> 2fbolf oon
©traudfr (1790—1839); bod) ftarb bie wrte grau fd)on im
folgenben 3<d)re bei ber ©eburt eine* ©otjne* grana, ber al*
»reuf}tfd)er Steferenbar febon 1846 an ber @d)tt>tnbfud&t geftorben
ift. (Sin Sötlb oon U)r ift im Söeflfe oon grau o. ©trauet), geb.
9. b. 3>lpntfc, au SBetmar.
*) Übrigen* »erlief} Giemen* fd)on im 3uni 1809 SRünd)en
III. «anbaut unb «Wünd>en. 1806—1814. H3
Sie neue Xfabemie ber bilbenben ftünfte ttmrbe mm
eröffnet, unb id) befam eine SRatrifel alö ®d}üler ber
Ttt abernte. Der alte J&cfJ ging mit mir jum SKreftor
t>on Sang er1), einem SDüffelborfer, ber fo freunblid) gegen
mid) ti>ar, ate eä ftd> für einen fdmglid)en 2(fabemiebireftor
fd}ttft; — ein Reiner, ettt>aä forpulenter 9Rann mit fd}arfen
3&gen unb ftecfyenben Xugen« — ©ein ©ol)n*) n>ar aud)
9>rofeffor an ber Xfabemie* Leiber Söenefymen n>ar ett&aö
»ernennt, unb fte nmrben nid)t eben t>on ben ©cfyülern
geliebt
3d} mußte bem Dtreftor tt>eld)e fcon meinen arbeiten
jeigen; id) backte fo bei mir: Sie fyajl bu fd)dn auäge*
fül>rtr bie tterben ifym getirif} gefallen, 2Bte er fte be*
unb reifte über £alle, »o er SBtlbelm fanb unb mitnahm,
nad) Berlin.
*) 3^ann 9>eter »on Sanger, 1756—1824, au$ ßattum
bei Xföffelborf, ®efd>id)t$maler, früher Dtreftor ber £>üffelborfer
Bfabemte, lebte feit 1806 in &ün$en unb toarb 1809 aud) ba
Dtreftor ber neuen ftunftfctyule. (Sr geb&rte, aW einer ber legten
Vertretet, ber fogenannten afabemtfd)en £unftrfd)tung mit fran>
ftbfifctyen, $o»flgen 9tegeln an, bie *on feinem Amtsnachfolger
(1824 — 41) (Sorneltu* — an bem er lein Äünftlertalent l)atte
entbetfen fönnen, ja, bem er geraten fyatte £anbtt>erfer m toerben
— geftürjt »orben ift. Damals ein gefeierter Äünftfer, ift er
Jefct uwerbient »ergeffen. „§ür feine Aufgabe (namlid) nad)
©Aelltng* t)ot)en Settgebanlen bie Äunft al* SöilbungSmtttel
in ba* Soß ju tragen) war aerobe langer ntd)t ber rtrttfge
SRann, fc febr feine SBerbtetme um bie ibm anvertraute Sei)*
anftalt anetfannt »erben muffen" (@. t>. ©tieler, 3ubiläum$feft*
rebe 1909, 9fr. 224 SB. 9leuepe 91, @. 4). — ©d)on 1815 fyatte
Subttta 3u>eifel an U)in. (5t fcfyretbt ba an gerbtnanb: „<£* ift
mir al* taugten alle Xfabemien nid)t$, tborfn alle SRaler — toie
j. So. in ÜÄünAen bei langer — fld) nad) tbrem Setyrer richten
unb ade fein Kolorit annehmen, au<§ alle tyre Figuren f o ftetten,
ü)re ©etoänber fo legen unb bie @efid)ter fc jetcfynen muffen,
bamit feber flct>t, baß eö ein ©d)üler »on ttjm ift. Dorf) ift e*
bort tt>ofy[ beffer aW fonfhoo, man lernt bort) toentgftenS richtig
jetebnen unb bie 2Cnfang$grünbe gut."
■> Stöbert t>on Sanger, 1783—1846, toar and) ®efd)fd)t$>
maier. Subtotg l)at nad) tym 9fr. 14 unb 179 rabieri
8ubw. 9rimm, fctfjwcruiiflat. 8
114 ftibtttg <£mfl ®rtmm, (Srütnenmgen.
trautet fyattt, fagte er: „©* tt>ftre mit lieber, ©ie l)dtten
(an} unb jar nod) nid) |e)eid}net, unb ®te muffen of ber
Älabcmie janj t>on Dorne anfangen*'1 — Unb ber 9Rann
fyattt red)t, id) mußte baä, n>aö td) in ßajfel gelernt fyatte,
fud)en ju verlernen unb einen anbern 2Beg einfd)lagen*
3d) fam erfi ju ^Jrofeffor ©et bei1) unb mufjte nad)
Umriffen nad) SRaffael unb anbern alten 3taltenern
}eid}nem 9tod) einem 3at)r fam id) in ben Xntifenfaat,
ein fyalb 3a^r barauf befam id) enblid) bie ©rlaubnte,
in bem Xftfaal abenb* bei 2ampenbeleud)tung mtt}eid)nen
ju bürfen, tt>a$ nur ben fcorjfiglid)eren ©d)ülern erlaubt
ti>ar* ©ann nmrbe aud) oft in ber ©alerie gearbeitet,
nad) ber SRatur im Speien gejeid)net unb ju £auö in £)l
gemalt, aber bod) feiten, unb id) t)abe niemals bei einem
9Raler Unterricht gehabt« SBiele $lttt$en nmrben rabiert,
bie erfte (Sammlung t>on fünfunbjtoanjig platten fyat
2(rtaria*) mir — freilief) um fefyr geringen ?>reW —
abgefauft; Diele ^>Iättd>en finb aber tt)ieber abgefdjliffen
tt>orben unb mancfye verloren gegangem
3m 9Rai 1810 fcfyrieb mir bie »ettine t>on Sanb**
l)ut, id) fotte bod) gleid) fommen, n>enn id) fte äße nod)
einmal fefyen ti>oHe. @at>ign9 fei nad) Söerlin berufen,
fie reiften über SÖien bafyin ab, unb tt)enn idE> ?ufl fyabe,
fte bi$ ©aljburg ju begleiten, fotte id) bei tt>r auf bem
Sßodf ftfcen, bamit tt>ir bie (Segenb beffer fefyen fönntem
2)en anbern Xbenb tt>ar id) fd)on bort. 15a gab ti
nod) allerlei ftejle, 9tad)tmuftfen, ©tdnbdjen, 3Mtt>aK ufn>*
25a* tt>ar nun eine fo prächtige, luftige Steife nad) ©alj*
bürg! 3n 2fltdtttng*) ttmrbe übernachtet, bie berühmte
*) Bnbrea* ©eibl, in ü»ünd)en 1760 geb. unb bafelbft
1836 t *>ar Won 1796 9>tofeffor an ber 3eid)enf8)ule; ber älteren
©d)ule anget)5rfg, lieferte er btftortf Ae unb reif gidfe Sötlber, oon
benen flcfr manche nod) in unb bei uRüncfyen jtoben »erben.
*) Äunftyänbler in SBatmljefm, bargefteut 9fc. 78. ©. u.
Äapitel VII $. Anfang.
•) Der »telbefud)te 28attfaf)rttort, untoeit be* 3rot, über
ben bie ©trage nad) ©afyburg mit grofjem Utmoeg führte, ent»
III. *onb«but unb «Wüntben. 1808—1814. 115
2BunberfapeHe befeuern Den anbern Sag tarnen tt>ir nad)
©aljburg; fd)bne* SRaienttettet, aKe* in 93lüte, unb
9tad)ttgaßenfd)lag! 2Bir {Hegen auf bem großen $lafe ab,
td) glaube im ©aftyau« jum ©cfyijf1), bet gregberg1),
<&d)tnt*), (Sumppenbetg, <5ah>otti*), SRtngÄet«*)
fßt eine Stenge geiftltd&et Xnftaiietu 3n ber noch ber Stöhnet*
*eit angebbtenben Äapette beflnben fid) bie @tabm&Iet t>ie(er
bagttfdjet Sanbedfürften, beten J5et$en ba and) aufbetoabtt »erben.
*) ,Ävun golbenen @cf)ffr, am 9teflbett#>Ia&.
■) aSEaj $tofop t>. gteö^betg, au« ÜÄttncben, 1789— 1851,
toat 1824—47 »otjtebet be« 9teid)«atcbto«; er verfaßte {urifHfd)e
unb gefd)td)tltd)e, aud) fcb&ntt>iffenf<bafttfcbe ©driften.
•) ©buatb <3<benf, au« Düffelbotf, 1788—1841, fhibtette
feit 1806 in «anbaut, toarb 1817 fatbottfcb unb trat 1823 in
ben bagtifdjen ©taat«bienft, toarb geabelt unb *on 1828—1831
flertfataeafttonärer SDttnijtet be« Innern. (Sehte bid)tetffd)en
Seiffatngen »urben t>on Äbntg 2ubn>tg fo fad) gefd)äfct — fonft
fteiltd) wn niemanb, n>enn aud) Otillpatjet tt)n einen poetifd)
begabten SRann nennt — > bafl er tyn in bie ÜÄfincbenet Stumme«*
alle »etfefcte. Sacob ®ttmm fagte gerabe betau«: „«agetn
<ttte einen btd)tenben «Dttntfter, beffen Sterfe langweilen" (£1
5d)t. 8, 422).
4) 2Cnton Reiben ©alttotti tum ffifcbenftaft unb 95tnbe*
but& au« ©übtttol, 1789—1866. xoat al« ©<bület ©astgn»«,
mit oent et lebenslang in Setbjnbung geblieben fein fott, Set*
breitet ber fjtftorfftfjen ®d)ule in Ofterreid), toarb fpater 9tefd)«rat;
et »äre na<$ ßofftoger (Dftett. fel)ren{)aae 4, 50) ein genialer,
fdjatfiinntget üftann getoefen, ,,bod) fönne ntdjt t>etf(»n>tegen
toetben, baß er faft nttgenb« t>etttauen«*otten ©gmpatfjien be*
gegnete." Da« »erbanfte er ber nad) £offinger „unetfd)üttetlt<ben,
fa tü(ffld)t«Iofen Steue", mit ber er bie Unterfu$ung gegen bie
(Sarbonart betrieb; au« 9ta$e aogen biefe feinen ®obn (au« feinet
©be mit SRatotne 3Cnna gtatnif) in i^te Areife, unb biefer>utbe
jur $obe«jttafe verurteilt, bie aber butd) faiferlidje Önabe in
ftttblf', bann blofi fed)Sjdl)rige Äetfetjttafe gemübert n>arb.
■) 3ob. Slepomuf 9Ung«ei«, au« ber Oberpfalj, 1785 bi«
1880, fpäter ^rofejfor ber SBebfatn an ber ÜRüntbenet Unfoetfität,
1834 geabelt, fcotjtehet ber SÄebiainalabteilung im Äultu«*
mintftetium. St f)at fd)5ne 2fofjetd)mmgen übet biefe £anb«<
hütet 3eit bintetlaffen, f. JSift. pol «Kittet, 75. unb 76. 95b.
3acob ®ttmm hat tyn auf bem 9tütft»eg »on SBien im Staubt.
1815 alS einen Gelaunten Subioig« „tnWd) auSgefunben unb
8*
116 tubtolg ffimil ®rimm, ffirtnnerungen.
ttaren mit* 2)en anbern Sag timrbe bet @aiöberg be*
fliegen; eine t)immlifd}e Xuöftd}t ba oben! 2ftte$ n>ar
»ergnügt! Die Settine gab einem jeben auä einem
©ranatfdjmutf einen ©ranat, aber mit ben größten,
unb tt>ir timrben ju Gittern wm (Sranatorben ernannt!
9tad) ein paar Zagen reiften ©a&tgnpä unb bie 93ettine
toeiter naef) 2Bien, unb tt>ir brauten it)nen nod) bei bet
Abfahrt ein »toat1)*
9ton festen ti>ir unfere 2Banberfd)aft ju Stoß weiter
fort am Unterberg vorbei nad) bem reijenben SöertoW*
gaben •)♦ Da fuhren tt)ir mit gacfeln in* ©aljbergtoert
SBon ba gingen nur an ben 35artl)olomae* ober Äbnigäfee
unb fuhren barauf nad) bem alten 3agbfd)l5ßd)en*)* 2fof
bem bunflen See fat> ic^ eine große tt>eiße ©d)lange,
meiere ftcf> ganj in bie #5l)e richtete unb bann t>erfd)n>anb«
2Öir gingen tt>ol)l nod) fo fünf Sage in ber (Segenb
fyerum, unb e£ tt>ürbe nod) lange gebauert fyaben, n>enn
ttrir nod) ®elb gehabt gittern Söir matten unä auf ben
Stüdtoeg, mußten aber nod) Aber mannen {teilen 35erg,
fuhren aud) über ben Sfytemfee unb gingen auf bie
feit ben leftten otenetyn Zagen beinahe t&glid) gefeljen. (Sr ift
ein burd) braver, frommer SRann, ben man gleid) lieb bat"
Qgbbr. 491).
*) Den rüljrenben 3fbföieb ©afcignt)* oon 9>rofejforen
unb ©tubenten in Sanböfyut, beffen Steife mit feiner gamilie unb
ben fed)$ jungen jjreunben fyatSBettine n>unberfd)5n anOoettye
erjagt in tyrem ©riefe oom 20. üRat 1810 (a. a. £)♦ 345—49).
3eben einzelnen ber festeren bat fie ba gefd)ilbert, unb oon
Submig fagt fie: „Der fed)fte toar ber junge SRaler Submig
®rimm, oon bem id) Dir meine $8tlbd>en unb bie fernen
rabierten ©tubien nad) ber dlatur aefdjicft ty&t, fo luftig unb
nah), baß man mit it)tn balb jum Ätnb in ber SBiege toirb, bat
um nid)tö lad)t, er teilte mit mir ben Äutfdjerfifc, *on tto berab
ttrir bie gatue Sftatur mit (Spott unb SBtft begrüßten; marum id>
Dir biefe alle fo beutlid) befdjreibe? — 8Beil feiner unter tynen
ift, ber ntd)t burd) Steinzeit unb SBabrbeit im allgemeinen Seben
beroorleud)ten toürbe unb toeil fie Dir aW Orunblagen au fd)5nen
ßbarafteren in Deiner SBelt bleuen fönnen "
*) 3efct »erd)te*gaben« ■) @t »artboiomä.
III. ftmbitptt unb 9»üntf>en. 1808—1814. 117
J&erren* unb bie grauentnfcl unb t>on ba nad) SP?ünd)en
tteiter* SÄübe in einem 2Birt$l)auÄ angelangt, erquicften
tt>{r uni an 9Rtld) unb St er; aU n>tr aber bejahen
ttoHten, Ratten tt>ir faum fo tnel unb ttxxren tt>ol)l nod)
jtt>ßlf ©tunben ober nod) mefyr fcon 9ttünd)en entfernt!
3efet tt>urbe @£trapoft genommen, unb in ber dladjt famen
ttrir in üKündjen an; ba bejahten ttrir unfere ©d}ulben*
SRajtngre^berg ifl jjefet 3frc^tebireftor unb 9teic^*rat,
Äarl t>on ©umppenberg1) OberappeKationörat, (Stuart
t>on ©d)enf, SRinifter be$ 3nnern, ifl fett mehreren
Safyren tot, Stepomuf t>on 9ting$ei$ Obermebijinalrat
unb SMreftor*), @ah>otti in SJerona angefieflt* 3fHe
biefe (benannten ftnb meine greunbe geblieben, icf> bin
aber, ba fte nic^t ÄünfHer n>aren, weniger mit ifynen in
93erftl)rung geblieben«
Söir (ungen 3fabemifer famen nun öfter abenbä jit*
fammen, balb im ©d)eibelfd)en Äaffeefyauä, lange 3eit bei
©d)rftfel in ber ©ienerägaffe, bann in ber $urggajfe in
ber fogenannten £6tt>engrube» 2Ötr Ratten ein grofje*
3tmmer gemietet, ba famen alle Xbenb, tt>enn bie 2ffabemte
aui xvax, fo floanjig bii breifiig jufammen« 2)ie ©e*
feOfd}aft nannte ftdf> Äonforbta. @$ nmrben (Statuten
gemacht, n>obei befonberä ©ominif Quagtio fefyr tätig
tt>ar; ein ^hrftflbent, 2(ffefforen, ein ©efret&r ttmrben er*
tojttjlt. ®ä foffte Aber Äunjl t>orgelefen, beflamtert unb
gejeicfynet tt>erben, unb aDe SRitglieber foDten ftd) gegen*
fettig 3eid}nen, bie Silber foKten bann im 3intmer auf*
geengt tt>erbem Ttbtt td) glaube, auf er meinem8) ftnb
t)ßd)ften£ fed)$ Stbpfz nod) fertig gett>orbem
3d) ttmrbe im Söinter jum Äffeffor tttotylL Aber
ber ganje ©paj} fyatte balb ein Snbe« @ine* Bbenb*
fommen jtt>ei 9>oli)eibiener in unfer 3tmmer unb fagen,
') 1791—1863, Sterf. vieler für. ©Triften, f. J&ubert t>, ©v
®efd>. f. jjamilie. *) De* ÜWhid). Äranfenfyaufe*.
*) Die* toirb »oty ber t)ier erhaltene, *on ®eppl SDtosel
gefertigte Äopf £ubn>ig* fein.
118 Subtotg <£mü ©timm, Grtnnerungen.
tobe feilten nad) #aufe geljen* Ofyne t^nen au antworten,
ttmrben ftc beibe bie Steppe l)tnuntergett>orfen, unb unten
auf bet ®affe ftnb ftc nod) jiemlid) jugerid)tet tt>orbem
3rf> braute ein ©tütfdjen von intern roten ^eberbufd)
mit nad) £au£ unb fyabe e$ nod) lange fytnter bem
(Spiegel fiedten gehabt, um bie 9Säufe bamit ju vertreiben«
Die ©efd)id)te würbe bem Äfabemiebireftor gemelbet
2Öir mußten und verfammeliu ©od) ber ©ireftor
von Sanger mad)te unä nur geringe SBortvflrfe, tt>aä und
allen feljr n>ol)l gefteL
93on jefet an teilten ftd) bie ©djfller, unb e$ gab
met)r ein Äneipenleben* ©in Seil ging auf „ben 2(nger",
einige in £affeel)ftufer* 3m ©ommer ttmrbe meift ber
„SReubedfer ©arten" x) in ber 2Cue ober „2fuf ben «fiften"
aufgefudjt unb in 93rftul)äufer, ben „83ocKetter" ufto*
gegangem
Sofepl) unb SRepomuf SÄujel1) tt>aren el)rlid)e,
brave, fromme 2eute, mit benen id) btö ju meinem Xbjug
1817 jufammen gelebt fyabe* ©er Sofepl) malte Söilb*
niffe in Reinem ftormat, immer dljnlid), oft fel)r fd)tou
@r n>ar eine Art von 9>l)Uifter, $(&* lftd)erlid)e, ffee 3been,
tanjte fet)r gern, tonnte aber nie im Saft anfangen unb
tanjte aud) nie im Saft ©ein Söruber SRepomuf l)atte
ettoaä von einem SRönd), machte große (Schritte, tjattt
*) ©er SReubecfer (harten in ber 3lu ift verfeburnnben unb
tfat toatofdfyefnlfd) bem neuen 8anbgerfd)t$gebäube ylafc gemad)t.
*) ©er ältefte ©otjn 3ofepb Anten, „ber ©epperf", 1786
bi* 1842, n>ar ßiftorleninaler unb 9>ortrfittft in ÜÄfincben. ©er
jtteite 3obann Dlepomuf, „ber SÄuferl", toar gleichaltrig mit
«ubtofg unb ftarb 1870 in «anbaut, ©er britte,3ol). Söapttft,
toar ein 3al)r jünger, ging 1815 nacb Stalten unb ift ba »er«
fdjollen. Um 1820 t>at ber Sater 400 Bulben 9>enfton befommen,
unb ÜJtoferl tt>äre nad) einem Briefe Subtotg* um biefe 3ett
3efcbenlebrer be$ Jftäx%tn (Sugen, J&er&og$ von 9teid)ftabt",
mit 1200 Oulben ©ef>alt geworben, toobei aber ber ältere Britta
von 2eud)tenberg gemeint ift. „Sefct fann bie 2flte aber J&aferl*
fuppen fod)en," fugt £ubn>tg ju, „aufräumen unb brummen:
»gebt'* toefter, »üben, frefjtä, tvirb jo fünft otäfolb ufto.'
*//
III. «anbaut unb üRünd&en, 1808—1814. 119
feine fo fd)6ne @eftd)tö6ilbung tote fein 93ruber 3ofcp{);
er toax ftttt, befd)eiben, gutmütig, fyotte aber mefyr S3er*
ftanb, fonntc ironifd), ti>i£ig unb munter fein; er n>ar ein
fhenger Äatfyoltf unb tt>ar oft an mir, mid) mit feinen
triftigen ©rünben ju überzeugen, baß e$ ba$ größte ©Ifitf
für meine Seele fei, tt>enn id) aud) fatfyolifd) würbe* 2)a
er fat>, baß biefe fatfyolifcfyen Pfeile an mir abprallten,
fo fd>tt>ieg er manchmal lange 3*it bat>on ftitt* — ©eine
SJhitter, bie alte 3xau JjSof btlbfyauerin, rumorte ben ganjen
Sag in ber bunfeln &üd)e fyerum unb janfte beftftnbig,
ttntr aber eine tyerjenägute grau*
©o ed)t fatfyolifd) ftc toar, machte e$ it>r bod) t>iel
jut)iei SJtttye, aße Zage in bie Äird)e ju gefyen* SRittag*
unb abenbä beim ©ebetlftuten vergaß fte niemals, ifyre
föreuje ju machen, n>ie aud) beim SWittag* unb Äbenb*
effen, too jebe* 2»ttglieb ber gamilie ein ©ebet ftitt für
ftd) Ijielt 2Bar burd) 3ufaH &orl)er etn>a$ £omifd)e$
ober, tt>ie fle e* nannte, ©'fpaßigä erjdfylt toorben, fo n>ar
e* nid)t feiten, baß fte im ©ebet lachte unb mit einem
Ärgerlichen ®efid)t ju mir fat>* 90?tr n>ar fte befonber*
gut unb t>erteibigte mid), n>o (Gelegenheit ba tt>ar; wenn
fte mid) fd)on immer nur ben £efeer nannte unb mid)
bebauerte, baß id), »eil id) nid)t fatt>oltfd> fei, int geg*
feuer fommen muffe, fo fagte fte bod) oft: „J)er ©rimm,
ber £efeer, ift mir lieber tt)ie tljr alle!'1 — 2Bar id), tt>a$
fefyr fetten fcorfam, einmal umoofyl, fo lief fte felbfl junt
2frjt, fod)te mir, ju tvai id) Suft fyatte, fam immer unb
frug, tt)ie e$ mir jefet ginge, legte mir ba$ Äopf fiffen ju*
red)t unb toar fo forgfam, baß e$ mid) oft rührte, unb
ba t)atte fte aud) fo triel 2eilnel)menbe$ unb eine ganj
fanfte ©ttmme, toftfyrenb fte fonjl mürrifd) unb barfd)
toar* ®ie ging feiten ober nie auö, (topfte mir oft bie
großen ?öd)er in ben ©trumpfen unb n>ar gefftttig, tt>o
fte fonnte* ©ie felbfl fal) beinahe au* n>ie eine J&eje:
einzelne 93üfd)el jottiger, toeiß unb fd)tt>arj gemixter
£aare fingen au* bem alten, farblofen Sud), ba* fte um
120 2ubtt>ig <£mtl ®rimm, (Erinnerungen.
ben Äopf genmnben l>atter fyerauÄ; alte £üd}er fyatte fte
um, eine £rad)t fann id) e$ nid)t nennen. @in einjigeö
9Rat nur t)abe id) fte in altmobtfdjem (Staat gefel>cnr ba
ging fte jum Ädmg 2R a j, um ftcf> für ein ® efd)enf ju bebanfem
Sie @6l)ne unb id) tt>aren getoöfynlid) abenbä in ber
Söofynfhtbe ber (Sttenu <£$ tt>ar ein attmobifd), tt>eiß
angeflrid)ene$ 3tmmer, an ber 2öanb ein großem Ärujifig,
ein großer £ifd) mit fydljernen Söftnfen fyerum, tt>orauf tt)ir
faßen* @iner t>on un$ laä etoaä t>or au$ SÄSrtyrer*,
J&eiligen* ober m^ologifdyen ®ad)en* Die 2flte faß babei
mit einem großen ©pinnrab, fdjlief aber oft ein, unb ber
2flte faß in einem alten ©orgenfhtl)! in einer @cfe neben
bem Öfen, ju feinen güßen feinen alten #urtb mit Flamen
9Rufd)eL Um jefyn Ul)r gingen ttnr gett>ftl)nlid) ju Söett
3Me gamilie 9Ru£el gltd) einem red)t bürgerlichen
93tlb: bie Alte eradljlte t>on SÖafferburg, *>on iljrer 2$er*
fyeiratung unb ifyren Settern unb grau 23a fen; id) fei)
nod) ben SRuferl unter bem Ärujiftj: ft^en unb Sorot
fauen1); ber ©ep perl fpridjt t>on @)efunbf)eitöregeln, t>on
(ebernen JjSofen, bie ftd) tt>afd)en (äffen, unb ftel>t babei
auf bie ©eite; t>om SJaptift, ber nad) 3talien gereift
tt>ar, t)örten fte lange nid)tä unb »ermuteten, baß er tot fei»
Unter meinen 2ttabemiefameraben n>aren einige red)t
origtnette* 9Hlot9*) l)atte tl)eatralifd)e$ Talent, er tt>ftre
*) Sttod) im 3af)re 1848 fdjreibt Subtofg über „ÜRuferl"
SRujel an feinen (Saffeler Sieblfng*fd)üler Subtofa Sind, al*
ber nadj 3Jamd)en mm ©tubtum gebogen toar uno burd) fetne
Briefe tt)m alte (Erinnerungen n>eate: „2Bie ©te mir bason
fdjrfeben, fo toar e$ mir, alä f&fye id) ben guten 3nfpeftor Sftepo*
tnu! ÜÄujel felbft mit getreusten Ernten unb mürrtfdjein ©eftd)t
im ©aal auf unb ab gefyen; aber er ift aanj anberö, n>enn man
tyn fennt; er iß ein fel>r efjremoerter, befd)etbener, brat>er SRann
mit feinem ®efftf)l unb ttofyltooKenb gegen jebermann."
*) gerbinanb tyiloty (Stoter *on $f)eobor *. 9>., bem
Söegrünber ber neuen SDwindjener Äolorfftenfdjule, 2ftabemie*
bfreftor 1874—86), 1786—1844, au* ßomburg a. 9tl)., italienifd)er
J&erfunft, toar in ber Zat erft ©djaujjpfeler, bann befonberä
Sityograpf). „(Sr ift nod) ber nämlidje ,ÖlaarV' fd)reibt «ubttrfg
III« «anbaut unb ÜRünd&en. 1808—1814. 121
ein vortrefflicher Äomtfer geworben unb l)at felbfl einige
mal auf Siebfyabertfyeatern mit großem SBeifaO geftnelt,
aber id) fonnte mtd) bod) nie red)t an it)n anfef) ließen ;
er tt>ar geiftreid), fonnte unb tt>uf te oiel
@iner ber liebften tt>ar mir Dominif Quaglio1), ein
prächtiger SRenfd}, luftig, geiftreid}, ebel in allen ®e*
ftnnungen, auögejeidfynet in feiner Äunjl, n>ar Sanbfdjaftö*
unb 2(rd)itefturmaler; gutmütig unb befd)eiben, tt)ar er
einer meiner Itebjlen ÜÄünd)ener gxeunbe* Sßir l)aben
und nod) in ber gerne gefd}rieben unb flnb greunbe ge*
blieben; er ifl leiber in ber ftütle feiner Äraft unb Sftttg*
feit oor einigen Sauren in #ol)enfd)tt>attgau plßfelid} ge*
ftorbem — ©ein auägejeidjneter SJruber Xngelo Quaglio
tjl leiber fd)on balb breijHg 3al)re tot.
griebrid) t>on Oftrtner1) tt>ar ein iungeö, blon*
be£, freunblid)e$, frifcf>e^ unb grobem, aber talentooOeä
SBürfd^en*
Sie SBrfiber SÄattenfyeimer8) tt)aren el>rltcf>cr braoe,
1816 über ihn an gerbtnanb, „aber bie <§ad>en, bie er jefct
macfyt, finb beffer, aber fd)abe bod), baß er ntcfyt ©cfyaufpieler
geworben ift/
*) Die fd)on im 17. Safyrfyunbert berühmte gamtlie, auä
fcalno am (Somerfee ftammenb, f>at bretaefyn fyeroorraaenbe SRaler
unb 95aufünftler auftutoelfen. Domenico (®ol)n be$ 1828 in
SWüncfyen oerftorbenen £ofard>fteften ©iufeope Q.), 1786—1837,
toar üftaler unb £rd)tteft oon europäifdjem Stuf ; er ftarb, toäbrenb
er bei ber 8Bieber*)erftellung von J&ohenfd)toangau befdjafttgt
toar* — ©ein ©ruber tfngelo, 1778 geo., aud) SRaler unb SÖau*
fünftler, ftarb fd&on 1815 in SRüncfyen.
*) griebrld) o. ©ärtner, au« <5oblen$, 1792—1847, fam
1804 mit feinem SBater, einem Söaumeifter, nad) ÜRüncfcen unb
befugte feit 1809 bie 2tf abernte, beren Dfreftor er fpater oon
1841—47 »ar. <5r unb Älenae flnb bie ©d)5pfer faft aller
fyetoorraaenben 93auten SDWindjen* unb SBa^ern* überhaupt.
•) sfcfjeobor unb (SafparSRattenfjetmer, ©5t)ne eine«
SWaler* $u Bamberg, geb. 1787 bjto. 1791; ber ältere, oon Äbnfg
SRaj unterftüfct, malte auf beffen 8Bunfd> feine ©tilleben. <5r
toarb Snfpeftor ber ©alerten oon Söamoerg (1817), 2(ug$burg
(1823) unb SWünt&en (1829) unb ftarb 1850; ber Jüngere tourbe
122 fcibttig ffimtl ®ttnun, Erinnerungen.
gutmütige, treue greunbe; bet füngfie, ßafpar, toor einer
ber eifrigfien S&naer, er berfefylte feinen SJolI unb leinen
Jana. «Der dltefte malte SBlumen unb 9>ortrdt$, ber
jüngfie Porträt*; nad) meiner Überzeugung Ratten beibe
fein Talent )ur Äunfl Der ättefte tfi Ägl ©alerie*
infpeftor, ber anbere tt>ar ?eJ)rer an einer Äunftfcfyule im
3tt>eibrficKfd)en, lebt jc^t aber in 3Rftnd)en« ©er Altere
malte ja feine Stilleben, burd) langet kopieren unb um
mittelbare* $nfd)auen ber Statut, gut, manchmal fel>r gut,
bamit tt>ar aber aud) fein ganaer ÄünfHerrufym abgetan.
<&i toar J)öd)fl fomifcf), n>enn er feine arbeiten unö jeigte
unb barüber fprad) unb unä, bie toir jünger toaren afö
er, )u belehren glaubte. Ibai ©cfyönfte toar aber/ n>enn
grembe famen; bann toar er fefyr ernft, führte bie Seute
jur rechten 95eleud)tung, fyolte ben Damen @tül)le, unb
nun fing bie 93elei)rung am (Sagten bie Seute: „JMe
Silber ftob feljr fd)fin — prftctytig," fo fagte er: „9ttd>t
n>al)r? 3a, ba$ tfi gelungen; geftern n>ar ber unb ber bei
mir, bem fyaben fte aud} fet)r gefallen! 3a, e$ fojlet triel
9Rül)e, Überlegung unb Arbeit, biä fo ein SBert »oKenbet
ijV' — Söaren bie Seute aufler fid) über eine gemalte
fliege auf einer $prifofe, bie auf einem 3inntetter lag
neben einem ©la$ Sßein, einem SJiÄfuit, einer roten SÄofe
unb einer tt>elfd)en Stuf, um atteä fyerum ein golbener
Stammen — , fo fagte SÄattenfyeimer, innerlich mit fid)
aufrieben: „3a, e* ift ein fd)5ne* 93ilb"; 9>eter J&ef unb
id) lachten fet>rr toenn bie Seute tt>eg tt>aren, unb Statten*
Reimer lachte mit, aber er toar fo t>on feiner SSortreff*
lid)fett überzeugt, baß er unfer Sad)en gar nid)t t>erjlanb!
Sc^niaerO^iftorienmaler, ein grober, ungefd)lad)ter
1820 3etd)enlet)rer in 3»eibrücfen, 1827 ©alerieinfoettor in »am*
berg unb ftarb 1852.
*> 3<>fepb t>. ©d&nfaer, 1792—1870, au* äBefngarten bei
9tat>en*burg, ftubierte erft in S)Wind&en, n>arb bann ©oibat bi*
1815, mußte feine fpätere (Stelle aW Hofmaler aber toegen Übe*
raler ®effnnung aufgeben. (St toar befonber* Porträtmaler,
III. «anbaut unb SÄünd&en. 1808—1814. 123
SBurfd), aber offen, efyrlid), geiftteid) unb talentooO; toar
oft in ^Prügeleien t>ettt>irfelt; lebt in Stuttgart, ift J&of*
malet unb Sttajor*
Stürmet1), gutmütig, getieft, toat julefct ^)rofeffor
bei ber 2tffabemie in SDteÄben, ift leibet oot einigen 3aJ)ten
geworben; et toar $rd}itefh
(Slemen* 3immermann*), Jßtßorienmaler, brat), gut*
mutig, fang gut, geicfynete unb malte beffer atö toir alle.
Sranf 8), ein 3ube, toar immer gut angeaogen, füfj*
lief), fd}meid}elnb; td) machte mit nid}t* au* il)m; et l)atte
bie finget oott 9tütge unb eine biamantene 93orftecfnabel,
et toar ftlter al* toir unb unternahm e* manchmal, unfete
Arbeiten ju forrigieren; tt>ir liefen e* gefdjefyen, um bann
unfete 9Btypfeile auf il>n abzufließen, tooju et aber immer
fftfj lädjelte* ®r toar einet bet beften im 3eid)nen unb
SRalen, fyatte aber toeber ©eift unb Siefe nod) Talent;
id) toetfj nid)t, too et fyingefommen ift«
Äellerfyooen4), @ol)n be*$rofeffor* unb Hofmaler*;
0 3ofepf) Stürmer, 1789 in ÜBünd)en geboten, tourbe
nad) ©tubtenreifen in 3talien unb @tted)enlanb 1827 Sehtet,
1832 Sttreftot bet 95aufd>ule ju Dtetben unb ftatb 1833 bei
einem SBefud) in ÜÄfindjen; et bat 2Cnfld)ten oon gtfed)ifd)en unb
tdmiftben Denfmäfetn betau*aegeben, eine t>on SRom aud) tabteti
(Sein ?>orträt in bet 9>orttätfammlung be* 9>tofeffot* $ogel oon
»ogelfteüt
*) (Meinen* o. 3lmmetmann, 1788 $u Düffelbotf geboren,
toat feit 1804 ©djület Sauget* unb mit bfefem 1808 nad)
2Ründ)en gefommen; et toutbe fd)on 1815 $tofeflfor unb Dtteftor
bet 3ug*burget Äunftfd&ule, 1825 ^refeffor an bet ÜÄfindjenet
Xfabemte, 1846 Direftor ber 3enttalgemalbegaietie bafelbft unb
ftarb 1869. (St toat mit ©d&lotthauet 1820 ®ef)ttfe oon
(Botneltu* bei bet 2fti*ma&mg bet Gtloptotyef, fpätetfelbftänbig
tätig in ben Xtfaben be* J&ofgatten* unb im bleuen Äbntg*bau.
*) 3Rfd)aei @fgi*munb Stau!, fd)on 1769 in Sftürnberg
geboten, t 1847 in SJWhtcfyen. (St f>at fld> 2*etbtenfte um bie
SBtebetbelebung bet beutf&en ®la*maletet erworben unb et*
richtete befonbet* bie SRüntyenet Xnfialt für tiefe. XI* £ftnftier
toat et totrttid), toie Subtotg fagt, toenig bebeutenb.
4) Der Skiter blefe* Aametaben Subtoig* toat bet au* bem
124 Subttig (Smtl ©rtmm, ©rhrnerungen,
feiner von wxi traute il)m; er fal> ani tirfe ein 936fett>id)t,
ti>ar füf} unb emfd)metd)elnb; er tt>ar nur ausgezeichnet in
trocfenen, guten SBifcen, aber ebenfo auägeaetcfynet in
©cf)ulbenmacf)en, 3ntrigieren, Serleumben; von 3eit }u
3eit ti>ar er »erfd)tt>unben» ©ein Sater folt viel Kummer
mit il)m gehabt fyaberu @r malte aud) 93ilbniffcr fyatte
aber fein Talent unb aud) md)t$ gelernt; jefct fott er atö
2et)rer im 3*td)nen in (Speier angefieKt fein*
©cfylottfyauer1) l)4tte id) faft vergeffen ju ertt>4l)nen;
er ti>ar ein fet>r Hebenötoärbiger 9J?enfcf> r groß unb von
fd)5ner unb angenehmer ©ejid)t$bilbung, verftdnbtg unb
talentvoll; er tt>ar früher 9Red)anifuö; in allem, toai er
mad)t, ift @efüt>l unb Xuäbrucf; fein 2frbett*atmmer ftet)t
au^ tote eine altbeutfcfye Stüfttammer; er fang aucf) unb
pfiff jur ©itarre ttmnberfd)5n; 1809 ttmrbe er g4t>nrid)
SBergtfdben ftammenbe SRaler unb SRabterer SRortfc Ä., 1758 bte
1830, feit 1808 erfter 9>rofeffor an ber Bfabemte. 2ton be*
©ofyne* ©treffen erjd^lt Subtvtg aucf) in feinen ©riefen an
fterbtnanb. Da* SBagr. £of#@taat$f)anbbttd& veraetd&net biefen
für 1831—41 in ber $at al* 3eitfyenlebrer am ^eum au ©peier;
er bat aud) ein SBud) über gretbanbaetdjnen berau*gegeben.
x> Sofepb ©c^fottbauer, 1789 in SRündjen al* ®obn
eine* $b*aterbtener$ geboren, tvar vor bem Sfciroier gelbuta 1809
Siföler unb fam bann erft jur 2ttabemte, von ber er flcb aber
balb mit einigen greunben jurüchog, um für {leb au ftubteren,
Xtö (Sorneltu* 1819 naef) SÄüncnen fam, t>alf er ibm an ben
greäfomalereten ber ©typtotbef unb toarb 1831 9>rofef|bt an ber
Xfabemte; 1846 erfanb er mit jjud)* bie (von tfaulbacfc im
berliner ÜRufeum angetoanbte) ©teteocfjtomte. @r befdjäfttgte
ftcf) and) viel mit Cremte unb Wedjantf unb leitete von 1840
ab einige 3af)te eine ortbopäbtfdje Änftalt, in ber er ein von
ibm erfunbene* «ßetlverfabren (gflegion oei Serfrümmungen) an*
toanbte. ©eine (Schüler fübrte er befonber$ in bie relfgtdfe Äunft
ein, eine Stiftung, tvegen beren Giemen* Brentano jicf) eine
SBobnung bei ibm faß eratvang (f. u.). @r ftarb 1809 in
SRündjen. — ©einen „brüberiitfyenjjreunb" nennt ibn ber »abl*
vertoanbte @. £. v. ©Aubert ((©elbftblogr. 3, 614), „in beffen
®tmM unb ganaem SBefen nur bie lautere, einfältige SBafyrhelt
unb Sreue gefunben tvirb, bie ©Ott unb SRenfdjen red&t ift. Ija,
bu lieber ©ruber, tvottte ©Ott, man wäre fo brav tote bu!"
HL «anbaut unb «DNhu&en. 1809-1814. 125
unb ging mit nad) Zixol Danach ttmrbe er lieber
9Red)anifer, bann SRafer unb ^rofeffor bei ber Ägl
Xfabemie; fefct ift er, n>ie id) l)6re, irjt geworben«
3Eat>er SÖagner1) au* Xmberg, 2anbfd)aft*maler,
ti>ar fel>r muftfalifd) unb ein ef)tHd)er, guter SRenfd), ftarb
aber fd)on 1816.
(Sin alte* 9Ründ)ener Original barf icf> aud) md)t
fcergeffen, baö ift ber alte Hofmaler (Sblinger*), fefct
außer SRobe, aber ein 9Raler, n>ie feiner in 3Ründ)en ift
®r ift SBitbniömaler unb nur wn Männern. (Seine
Srauenfftpfe fmb nid)t jum Xnfetyem Der SRuferl Sttujel
fam einmal unb fagte: „jDu, ©rimm, ift bir** red)t, fo
tt>otten tirtr jum alten (Sblinger unb it)tt jetcfynen!" 2öir
gingen alfo mit ben 3*id)enbüd)ern nad) ber Äreujgaffe,
tt)o feine SRalerftube in einen einfamen J£of ging, wo
man red)t$ an einen alten, im italtenifcfyen Stil gebauten
Äircfyturm fat>; eä tt>ar nod) feine alte grau ba unb feine
<5d)tt>efter* 3Me toaren im SJorberjimmer, tt>o e$ fefyr
bürgerlid) auäfat) : ein t)6ljerner 23fd), barauf ein SBierfrug
unb jtoei @ldfer, fyftlaerne @tüt)Ie unb 934nfe, bie SBftnbe
t)o0 alter, bunfler, großer ©emälbe* ®r faß t>or feiner
Staffelei unb tt>ar fefyr toortfarg, t)atte einen )temtid)
fallen Äopf unb tt>enig tt>eif$e Socfen, n>ar Hein, breite
fdijulterig; bie Äleiber, bie er anhatte, u>aren abgefd)abt,
bie alte grün mand)efterne #ofe t)ing herunter, fo baß
*) @r ift 1785 geboren.
*) 3ol)ann ®eorg aon Sbllnger, 1741—1819, JStftottet*
unb 93tlbnt$maler, toarb 1781 bagrtfdjer Hofmaler unb fyat getft*
aoH bemäntelte Porträt* aon lebenbigem 2fu$bru(f oon toenlgjten*
tfoetyunbert fyeaorragenben bagrtfajen 9>erf&nltcfyktten geliefert,
toenn manchen fetner Silber aucfy eine aetofffe 9Iad)läf(tgfeit tn
ber 3etd)nung unb ber Xmoenbung aon $td>t unb ©chatten x>ox<
getoorfen totrb. — SRutfyer nennt „ben trefflidjen (SbUnger
ben tücfttigften ÜRündfrener Vertreter ber bteberen SRalermetfter
(neben ©raff, SJoaeD, bie fo befd&etben toaren unb fo t>tel
tonnten" (@efcb. b. aRaieret im 19. 3at)rl). 92). — «ubtotg f)at
aud) ein SBlib (SbUnger*, ben 9&aturforf<$er *on3«il)of bat*
fteBenb, rabtert, 9tr. 81.
126 Subttig (Smil ©rlmnt, (Erinnerungen.
attufcfjen ber langen SBefte unb ber #ofe bad #emb fyeraud*
fytng; alte, nte gepufete ©tiefel# fingen in fielen galten
herunter, unb graue, »offene (Strümpfe fyatte er am Sr
grüßte und faß gar md)t unb fing, toai tt>ir wollten?
@r möge bod) fo gut fein unb und jtfcen, nur »offten
it)n gern jum Xnbenfen jetd)nen unb bann feine arbeiten
befeuern @r fefcte jtd) fogleid) jum 3eid)nen r)tn unb
fagte: ,,©o fangen ©> anl" 9lad) einer ©tunbe toaren
tt>lr fertig unb beibe 3eid)nungen ttrirflid) fe^r dl>nlicf>.
2Bir gaben ir)tn bie 3eid)mmgen jum 95efel)en, unb er
möge und feine Meinung fagem @r betrachtete jebe lange,
bann fagte er: „Die beiben 3eid)mmgen ftnb fyalt nid)td
nufc, fo l)ab i l)alt gar fein @eftd)t, fd)aun*d mal l)er!
£err 9Rujel, tt>ad fyaben'd benn ba g'madfyt? J£ab i benn
fo en 9lafen? J)ad ©ejtd&t id l)alt aud) x>iel j> breit";
unb aber meind fagte er: „Der «gerr t)at r>alt nod) mefyr
gefehlt* ©a id b* ©tirn ju floa, be 9lafen je grofl, ed
gel)t t)alt nig j'famme, ba berfen'd, meine «£errn, ben
Äopf glei nod) emal anfange, bad id nig; glaubend, mei
Äopf tt>är nur fo e ©'fpafferl jum 3*id)nen? ja, »artend
e bifferl! toenn'd »ollen, ttrfff i 3l>nen auf ein anbermal
ftfcen, je^t l>ab i falt foa 3eit-"
3d) toäre beinahe mit lautem Sachen tyeraudgeptafet,
aber ber Stefpefi wx bem alten 9Rann unb feinem latent
l)telt mid) jurfict SRugel machte ein »erlegened ©ejtd)t
unb ttmrbe bei bem 2ob aber unb aber rot Stadler frug
er, ob ttrir ©dualer bei ber 2ffabemie tt)ftren; ald tt>ir ed
bejahten, fagte er ironifd): „3<i! ja! bie «Ferren bei ber
Xfabemie glauben all, jte to&ren J&egenmeifler; j[a, ja, ber
große ©üfielborfer $>m (2anger) glaubt fyalt, er tofire
ber einzige 2Rann in ber SBelt, ber tt>ad t)erftdnb', ja, ja,
i tt>oaf fd)om" Dann l>olte er untermalte unb fertige
SBtlbmjfe unb {teilte jte auf bie Staffelei Die unfertigen
Silber fafyen fd)ftnbltd) aud, ftngerbidf u>aren bie Jone
untereinander gefcfymiert, unb ed tt>ar rätfefljaft, tt>ie er
bamit juftanbe fommen tonnte» 93ilbniffe t>on Prälaten
III. «anbaut unb SD?üttd)ett 1808—1814. 127
unb anbern @etfiltd)en, bte fettig unb fd)on gefirnißt
Barett, (teilte er un$ nun in^ redete ?id)t Da* tt>ar ber
@Han£punft t>on bem gRann; bie Sefyanblung fel>r eigene
tfimlidj), au$ ftd) felbft erfcfyaffen; l)ier fal) man bie ernflen
©eiftlid)en tt>irflid^ t>ot ftd) jtfcen, fpred)enb ober naty
benfenb, bie Sel)anblung burd) unb burd) geiftretd),
meifiertyaft* Die $arbe, ttrie ttwrm, gUtyenb, burd)jtd)tig,
bie grofte J&armonte im ganjen Stlb! Den einfachen
J&intergrunb, ber gar feine bejlimmte garbe fyatte, umrbe
man gar ntd)t gett>al)r* Die gigur tt>ar fo frei, baf man
tt>at)ri)aft glaubte, um jte fyerumgefyen ju fönnen; Äugen,
SOhmb fpred)enb, lebenbtg, fyerrlid) aufgefaßt unb prächtig
gemalt. 2Gffe$ harmonierte am Äopf jufammen, alle« n>ar
runb unb auf (Stirn unb 9lafe ber l>ettfte gfcifd)ton, unb
bie eingeben ©ilberlocfen flogen um bie ftf)6ne l)ot)e (Stirn;
aK tt>enn bie Silber au* einer t>ortrefflid)en Alteren 3eit
tt>dren! Unb ber alte, intereffante 9Raler ftanb t>or un$,
tt>ar ungebtlbet, fonnte nid)t fprecfyen, mürrifd), grob, ein*
ftlbig; aber er tt>ar ein SRaler, tt>ie feiner in 3Rfind)en
tt>ar unb ttrfe mir in ber TM feiner ttrfeber »orgefommen
ift! ©eine guten, gelungenen Silber toerben ju allen
3eiten ju ben fcortrefflicfyften gejäl)lt Serben muffen* Siele
9Ränd)ener gamütenbäier l)aben fxrf> t>on il)m malen laffen,
unb bie Silber tterben atö Äleinobien aufbettmfyrh @r
l)at fefyr triel gemalt, gettrif} fpotttt>ot)lfeil, fbnfl mufjte er
ein SRamt t)on Sermdgen fein, tt>a$, glaube td>, gar nidjt
ber goß tt>ar, nad) feinem ftrmltcfyen £au$tt>efen ju fd)lteftau
©eine £auptunterftüfeung ift tt>ol)l bie Heine ^enfion, tcf>
glaube bierl>unbert ©ulben, gett>efen, bie er bte an ba*
@nbe feine* ?eben$ bejog* 2öie fcfyon gefagt, feine Silb*
niffe finb feJ>r ungleid), bie beften finb 2Reiftertt>erfe, bie
anbern mittelmäßig, bie lefete ©orte fo fd)led)t unb ab*
fd)eulid), baß jte gar mcf)t jum 2(nfef)en finb. ©eine
Silbmffe unb ©tubienf&pfe fangen bei attebem fcfyon an,
feltener au werben; mittelmäßige Silber bon il)m fann
man aber bon allen 9#ünd)ener jtunfty&nblern befommen*
128 Subtttg (Smil ©rtmm, Erinnerungen.
Sreunb Steierl1) I)ot jtt>ei l)errttd)e ©rubienföpfe t>on
il)nu 3n feinem Xrbeitöjimmer l)ing nod) ein großem
9Mtb t>on il>mr btei Sttöncfye jufammenftefyenb unb fpred)enb»
Bie langen SBdrte Ijatte er mit £tlfe be* 9>tnfeljtiefc fertig
gemacht, unb bod) tt>ar e$ ein fd)5ne* 95tlbl 2Ran er*
3&f>It allerlei t>on il)m; fo l)at er ben alten ©rafen
^)r et) fing angefangen ju malen, unb ber t)at ifyrn fed)jig
ober ad)tjig 2Ral baju jifcen muffen, fo baß ber alte ©raf
serbrießlid) nmrbe unb it)tn fagte, toenn er ntd)t balb fertig
tt>ürbe, tootte er nid)t mefyr jtfcen* 2)a$ Drohen n>ar bem
alten SRaler aber einerlei, er ließ ü)n immer ttneber frifd)
fort jifcen; ba fagt ifym ber ©raf, er tt>erbe nur nod)
einmal fommen, ba müßte e$ fertig fein. 3)a£ näd)fie
SJtol atö jum legten, faß ber ©raf fed)$ ©tunben unb
fefcte ftcf> nad)l)er an bie Staffelei, um fein 53ilb ju fefyen;
er tt>ar mit bem 95tlb, jumal ba er fo tuelmal fyabe jifcen
müjfen, nid)t ganj jufrieben; ber SSRaler fd)tt>ieg aber fKtt,
mtfd)te ftcf) feinen Jon, fefcte ftd> tmeber ba&or unb frrict)
bai ganje 95ilb lieber ju unb frag ben ©rafen, ob er
2ufl fyabe, Ü)m t>on neuem ju jtfcem — @r tt>ar fefyr eigene
finnig unb ärgerte bie Seute fo, baß j[ebem bie 2uft t>er*
ging, fid) t>on ü)tn malen ju lajfen*)*
Unfer 9>rofeffor #auber*) bei ber 2ffabemie ttrnr
x) SBobl 3acob t)on 9teid>el, ÜJttntaturmaler in Petersburg,
aud) (Sammler.
*) //3* toeig felbft ntd&t, tote meine ©emdlbe entfielen/'
ggte (Sbltnger, al* ber junge, aucfy Subnrtg befannte ®raf
uguft *. ®etn*l)elm ihn um Unterrtd&t bat, „t* macfc' folang
baran fort, bl$ ld) glaube, baß ffe gut finbr <kt quälte aber
feine Orfginale unb lieg jie oft unter fiebrig ©tfcungen ttid^t lo$,
unb jtoar ju einem ^ortr&t, für toelcfye* er adfoeljn Safer er*
hielt! Dabei faß man in einer Äammer, beren JJenfter auf ber
©übfette lagen, unb grau ©bltnger lochte tn bemfelben Sfcaum
unb gab, toenn ft>r ©emal)l jicty nfd)t toetter aertoußte, burdj
(Sfnrebe unb SBefrat tfyre fritifd^e ÜRefnung ab" (JÖ. ßoHanb,
212)95. 33, ©. 649).
*) 3ofepf) £auber, 1766—1834, toar SRaler, Stabterer unb
£itf)ograp{) unb fd&on fett 1800 $rofeffor an ber SWünd&ener
Das 5dj\S%äjtn in Sd)ludjtertt cot betn Umbau,
Das tüoljnbaiis ber familie (Stimm 1805— u x un& toi«
' HHlbfdje apoi(ie!e xx in Cuffel.
III. «anbaut unb SBünd>etu 1808—1814. 129
gerate bai ©egenteil, ber malte mit ungeheurer ©anteilig*
feit unb fagte gett>6l)nltd) ben beuten auf bie ©tunbe,
tt>ann it)r 93ilb fertig fei 3cf) t)abe aud) fel)r fd)önc
SMlbntffe fcon tym gefefyen, aud) gelungene grauen* unb
9Wäbd)enf6pfc; er malte aud) «gifiorie, <£etligenbilber unb
nafym jeben Auftrag an* @r fyatte toeber ©til nod) ©inn
für fd)öne formen unb backte bei ber Arbeit nur ani
©elb; babei fyanbelte er mit alten unb neuen Silbern;
er t)atte rid)ttge$ 2luge unb siel ©inn für garbe» 3n
feiner SRalerfhibe faf) eä ani ttrie in einer StampeHammer:
ba ftanben alte 2fltarbilbcrr bie er refiaurterte, nad)
Serpentin riedjenbe 2Ralerlumpen lagen in ben @cfen
fyerum, ju pufcen fcergejfene 9>fnfel fiedften in £)l, ber 3:ifd)
lag fcoH ?)infel unb frifdjcr unb »ertrocfneter ölblafen; im
garbenfafien fal) e$ fd^eu^Iid) au*; bie g*nflerfd)eiben
tt>aren soll färben gefd)miert, ob fte in ber ©onne auä*
hielten; 3innober lag jerftreut aufSHfd) unb bem 35oben;
an ber SBanb unten ftanben tt>ol)l jtoanjig ober nod) mel)r
angefangene Vortrat* aller 2frt, junge 2Rftbdjen in Stingel*
l)äubd)en, bann ein SMerbrauer unb feine btcfe, rotnaftge
(ätyefyälfte, ein 2lrtiHertet)auptmann, geifilidje J&erren,
93auer$leute, SRelber1), ein 9>oflfefretftr, ein 93räuftted)t
in grüner ©amtmüfce mit golbnen ©locfem Daneben bie
©räfm 9Wontgela$ mit jtoei Äinbern, gamilienbilber,
aud) angefangene lebensgroße m^tyologifcfye SBilber* 2Me
©über, bie er in 2)orffirdjen maße, toaren tt>al)re
©djmiererei; aurf) große greSfobilber fcon il)m ftnben ftd)
l)ie unb ba an Käufern in 2Rfind)em @r t)at aud)
mehrere platten rabiert, aber leer unb fd)led)t 3Son
gigur tt>ar er nidjt Hein, mager unb tttvai ffcif in ben
Bewegungen, fein ©efid)t nid)t uninterejfant; fdjöne, bunfle
2fugen; er tt>ar meift luftig unb munter, erjäfyfte beim
2(fabemie. Säbel gegen ben SDtonn, ber befonber* bie J)öd)ft*
ftefyenben Seute, ba* ÄönigSpaar, Sföontgela* u. a. gemalt
fyat, ijt fcfter ausgebrochen Sorben. *) SDtef)K)&nbler.
£ifbm. @rimm, Erinnerungen. 9
130 Äubttlg Chrtll ®rtmm, Erinnerungen.
Äorrigieren in ber Xfabemte ©pfiffe, oft aud) ©rf>n>cine*
reien, n>ar im ganzen ungebilbet, n>ar fefyr bemfitig gegen
SJornefyme unb babei fo albern, baß, tt>enn ü>m btefe bie
größten 2)ummr)eiten t>orfd)tt>äfcten, er nid)t ben 9Rut t)attc
gu tt>tberfpred)en* @r lam mir immer mefyr tt>ie ein #anb*
toerfer ali tt)ie ein ÄünfHer t>or* 5Durd) feinen immer*
tt>är)renben Aufenthalt in 2Ründ)en, bie 9$efanntfd)aft aller
Probier unb gute Gelegenheiten fyatte er ftcf> eine ©alerte
angefcfyafft, tt>orin mand)e$ ®d)öne unb SBertooKe n>ar«
©tieler1) er^tte mir, ber Äftnig 2Rag l)abe it)n einmal
gefragt, ob er ben 9>rofejfor «Räuber fenne; atö er nein
geantwortet, fo l)ätte ber Äftnig gefagt: „SBenn 3t)nen
einmal auf ber ©träfe ein red)t fd)mteriger, fcfymufciget
Äerl begegnet, baä {fi ber ?)rofeffor J&auber*" 5Bon elf
bi£ jtt>ölf unb mittags fcon brei bii t>ier r)attc er bie
©tunbe in ber 2(fabemie, bann ging er ttueber nad) Jj?au$
unb malte, unb gegen Xbenb ging er im SBinter in baä
©la$faffeel)au$ unter ben 93ogen am ©cfyrannenplafc;
ba I)atte er feinen ©tammplafc, fptelte SMUarb, aß ein
SBraterl, raupte unb tranf feine paar 9Wa$ 93ier baju;
im ©ommer ging er in ben ©ladgarten t>or bem %tgertor
unb trieb ba$ nämliche, tt>o er benn gett>6t)nHd) in @e*
feUfdfyaft feiner fefyr l)ft$ltd)en Softer erfd)ien, bie bann,
tt>äl)rcnb ber Jj?err 9&apa fpielte, fettige aßen unb aud)
93ier tranf cn. JMefer £ au ber tt>ar ber Steif Smaler: ber
33räutigam, bie 95raut, bie Verliebten, alt unb jung lief
x) tiefer berühmte »ilbnfömaler, 3©fepl> $arl ©tieler,
1781—1859, jtanb Suburtg befonberä nal), bocr) t>at biefer letber
feine aenauere ©$tlberung t>on ifym fytnterlajfen. 2)aä Porträt,
ba£ ö>eorg SBrentano &on feinem trefflichen ©ruber JJranj
burcfy ©tieler malen ließ, r)at Suburtg rabtert, 9lr. 54. @r ijt
befonber* befannt al$ ber ©d)öpfer ber ÜRünd)ener ©cfyönfyeften'
aalerle unb »on (SJoetfyebllbnijfen, ©eine atoette Sattln,
3ofepl)ine geb. »on ÜÄeller, w>ar fdr)rtftfteaerifdt> tätig, unb *on
feinen fftmtlfcb au Stuf gelangten »ter ©5l)nen 9&ar, Äarl,
©utbo unb tirugen r>at ber anleite alä 2)laleftbtd)ter fld) einen
Flamen gemacht.
HL «anbaut unb ÜRündben. 1808-1814. 131
gu ü)tn unb Heß fid) malen* 93efam einer einen Orben,
fo Keß er fid> in Uniform malen; ttar jemanb geftorben,
fo matte er bie Seute ttueber lebenbig; alle* fagte: „Der
9>rofeffor Räuber fott mtd) malen, ber ^Jrofeffor Hauber
muß mid) malen/4
2foi fefteften toar Subtotg* auf innige jDanfbarfett gegrünbete
greunbfcbaft für ben alten trefflfd^en Heß. ötodb für) aor beffen
$obe — er ftarb 3uli 1828 — berietet «ubtotg an gerbinanb:
„9>rofeffor H*ß f)at mir »or brei Monaten getrieben, aber ber
93rtef toar gana jftterfg gefdbrteben, unb er fagte, e* to&re toobl
ber lefcte SBrtef, ben er mir fdjrtebe, toeil eö mit ibm balb oorbet
toäre, aber er würbe mein jreunb bi$ tn$ ©rab bleiben."
ÜBtt $eter H*ß fefcte e$ in Jungen 3abren toobl einmal
2*erbruß bei beffen eigentümlicher Sinnesart; 8ubt»tg tyit fldf)
mit feinen greunben aud) über tyn manchmal erlufHgt:
„9>eter Hcfl/' eraäblt er, „batte bie ftriege 1813—15 im
Hauptquartier SBrebe* mitgemacht. @r t>at mir 1815 einen
großen SBttef getrieben unb mir alle feine großen unb fielen
Ätfegäletben eraäblt unb mid) oerfidjert, baß er mebr au$geftanben
babe atö ber gemeine ©olbat, baß er auf bem gelb fyabe liegen
muffen unb atoanaig ©tunben retiriert fei (1814), unb alle* fo
ernjtf)aft! Stur föabe, baß fcf) tyn beffer fenne! 3cf) babe felbft
gefeben, baß er t>or Hunbegebett fdbon in ©dbrecfen unb Ängft
geraten tfi, gefd)t»etge benn oor Äugeln! Unter anberm fd)rteb
er aucf): ,£eute ift ber erfte &bonnementöbaIl, alle* gebt bin, nur
t<b ntdjt; trenn man fo ein paar bunbert teilen au 9>ferbe
berumgetootet ift, totrb man gana äum Äaoallertften uftt>/; aud)
bat er otel t>on 9)art$ gefdjrteben."
2Cber feibtoig bat ?)eter Heß, ben er fd)on t>on einer
©ebfrgäretfe genau fannte, bie er im (Sommer 1812 mit ibm
aEein gemalt tfattt, al* ÜRenfcben tote al$ großen Äünftler bodj
bodb gefdbäfet. 3m Sabre 1848 fanbte er feinen ©djüler fiincf
aucf) au Heß, unb Sind fd)retbt ibm barüber:
„Herr H*ß ift ein artiger, feiner ©tonn. 3b** ©mpfebiung
nabm er febr freubig auf unb erfunbtgte fidj lebbaft nacb 3bn*u«
SRft flopfenbem Her3ett fcö** i<b mtint Arbeiten, aud) 3b* Porträt,
in feine Haube, unb toenn er mir bie SBabrbeit gefagt bat, fo
baben fie ibm gefallen, unb e$ toar ba$ erftemal in meinem
geben, baß ftf) nacb einem SBefudbe ber 2fot beftige greubentrftnen
9*
132 Subwig (Sinti ©rtmm, (Erinnerungen.
geweint fyabel SBieaiel fyabe id) 3tynen au banlen! 3Ba$ aui
mir geworben wäre, trenn tdj anbere au fpeatellen Se^rern in
Gaffel gehabt t)ätte, tft fd&wer au erraten!''
Unb Subwtg antwortet ifym barauf:
//3«, id) weiß, 9>eter#ef$ war von ief>er fd&wer augäng*
lid), aber über feine ausgezeichneten Seiftungen brauche icf> ntcfyt*
au fagen. SBer tt)n genau fennt, wirb nur fagen, bafl er ein
fet>r braver ÜRarai tft, beffen Äunfturteti, mag e* ftreng ober
lobenb fein, immer aufrichtig tft1)."
Ttud) ben alten SBttbfyauer 9>rofeffor Äonrab Eberbarb,
1768—1859, ber mit feinem ©ruber grana, 1767—1836, tnSRünd&en
unb SRom ftubtert fyatte unb ftetS mit Ifym aufammenarbeitete —
atoei 9laaarener vor Overbed — trug Subwtg in liebevoller
Erinnerung. Über ttjn f treibt berfelbe Sind im 3al)re 1848:
„SBor einiger 3eit war irf) bei bem alten, ad)tatgiäl)rtgen
@berf)arb, ber gerabe an einer folojfalen SÄaria für SÖtoria
Eid) axbtittt^ Xtt td& ifjm ben ©rüg von 3l)«en ausrichtete,
l)ob er — wie au$ einem $raum — feine beiben Arme bod)
empor unb fagte: Adj, ber ©rlmm, benft er aud) nod) an mtd)?"
Unb ?ubwtg antwortet:
„@berl)arb tft ein lleben$würblger SDtonn, ber nur für
bie Äunft lebt unb ben man rui)ig im ©einigen walten laffen
muß. ©eine ©tlberfompoftttonen l)aben bie «gärte ber ©llbfyauer
unb finb au fef)r mit Allegorien überlaben, fefyen au einaeln, e$
fetylt bie malertfcfye 3ufammenftellung ber ©ebanfen, fie finb aber
gemütvoll unb fdjön, nur vielleicht au latt)olifcf). Aber eö tft ja
fd)on wa* wert, burd) feine SReltgtonäanfcbauungen fieb einen
fo benetbenäwerten ©eeienfrieben au bewahren. Übrigens glaube
ld), bafj bie unfere* greunbeä 9tepomuf ÜÄugei ebenfo ftreng,
wo nld)t noefy ftrenger ift V
x) Außer in ber AD©. f)at griebrid) 9>ecfct ben berühmten
©toler noen etnaebenber gewürbtgt in „Deutfcfye Äünftler beä
19. 3aW, 4. Steige, 104—22. ©r nennt i^n eine ftolae, ve*
fdjlojfene Statur, l)art gegen fid) unb anbere, ol)ne jebe bötyere
aeijtige ©tibung. @r b^t feine beiben Jüngeren ©ruber unb feine
beiben bod)begabten ©bfyne vor fid) fterben fefyen; fo lebte er in
fid) aurüdgeaogen unb verbüftert unb ftarb vblltg veretnfamt.
*) Der fromme Äünftier burfte bie Dentmäler ber if)m
geifteäverwanbten, innig frommen unb trefflicften ©tfd)öfe ©aller
unb Sötttmann im Dom au SRegenSburg fdjaffen. — „Die atoei
III. «anbaut unb ÜRündjen. 1808—1814. 133
SBon ben anbern Äfinftiern, mit betten fcibtotg bamatö aer*
fefyrte, ffob nocfy au nennen bet Sfciroler 2Mlbfyauer granj ® d)t»an*
tfjaler, 1762—1820, SJater aon Subtoig *.©.; ber OSnabrücf er
9>l)ilfpp Änton ©tilgen, 1793—1853; ber Äupfertfed&er 3afob
Zivi, 1 1833; ber @d)lad&tenmaler Blbred&t Äbam, 1786—1862,
SBater aon @ugen, Söenno, gtanj, ©roffrater aon (Smil
2Cbam; ber ©ragtefjer Sodann »aptiftStfgimager, 1791—1844,
©rünber unb Snfpeftor ber feinem Steffen gerbfnanb t>on ÜÄtiler
»ererbten ÄgL ©ießerel; ber Sanbfcfyafter unb ©aleriefnfpeftor
3. 3. 2>orner, 177&-1852, u. a.
2ton anbern $ef annten Subtol g$ nenne icf) notfy ben 9>f>r>ftfec
Sari 2lman, aon betn Brentano unb Arnim 1808 ein ®ebid)t
in bfe „(Stnjiebleraettung" aufgenommen fyaben, unb ben ©er*
manlften ®. 3. 2>ocen, 1782—1828, ber aud& mit (51. Brentano
befannt toar, t>tel mit Subtoig unb gerbinanb aerfefyrt
unb mit 3 a co b fogar eine iiterartfdje gefybe gehabt f)at; t>on
ü)m fagt Subtotg: „@r tft fo fefyr unbejttmmt, erjftfytt einem
taufenb 3been, fommt babei t>on einem jum anbern, unb am
(Snbe toetfl man gar ntd)t$; er ift fefyr furd)tfam, befonber* in
politifdjen ®efpr&d&ett" — 2lud& ber aon 2anb$l)ut fyer tym be*
freunbete obengenannte 3. 9tep. »on SRingäeiä, ber fld) 1816
atö 3r$t in ÜRfincfyen nteberltefj, „befugt mt$", toie Subtolg
fd)relbt, „manchmal, unb i$ gar !ann tfyn gar tt>of)l leiben."
Sßofyl aon ber fjefflfd&en #etmat fd&rteben enbücf) ftcf) bie
guten SBejiefyungen fyer, bie Subtoig mit bem fecf>^ 3afyre Jüngeren
©tubenten ber Siebte Äarl Subtolg ©lum au$ ßanau, ©ofyn
ben Äonjiftorialratä ©. unb ©djtoager be$ berühmten Geologen
2)aub in J&eibelberg, unterhielt @r fcfyrleb bamatö cot einem
©rama „©ufta* 2lbolf" unb la* barauä fefyr gern t>or; „er ijt ein
orbentlld&er $erl," fd&reibt Subtotg, „nur bafl er, toenn er fprfo&t,
ba$ SWaul red&t soll nimmt1)/'
frommen ©rüber SBiibfyauer @berf)arb jinb Seute tote ein paar
fromme alte «Ö^ader, toelcfye gatu einfältig leben unb bie
n>unberfd)5njien f leinen 3fltärd)en mit uRutteraotteö* unb ^eiligen"
bilbern au* SÖtormor unb 2flabafter machen/' fd)reibt aon tfynen
Gl. SBrentano (b. Diel u. «reiten 2, 419); f. aud) beffen du
Ballung »om $obe be* älteren ©. 98. 9, 355.
*) @r l)at fpäter, 1819 unb 53, trofc atter größeren ?)läne
jener Seit, nur l^rifc^e ©ebid^te t>er5ffentlid)t; er toar 1826—51
^rofeffor ber @efd)i(f)te unb ®eograpt)ie in Dorpat, too er bie
134 Subtotg @mti ®rtmm, Erinnerungen.
Siel genannt totrb t>on Subtolg in ©riefen an gerbtnanb
bfe gamilie Äraaetfen, in ber beibe Vorüber häufig toaren, ein«
geführt burd) ?ubtofg$ it>m btö in* 2flter anfänglichen greunb
Staxl Str., 1794—1876, ber aß Offeier unb ÜBaier aucfy nad)
Ortecfyenlanb aog; er brachte eä beim bagrtfcfyen SDttittär btö aum
General unb ertoarb Per) baneben al* ?anbfd&aft& unb ©tibnt&
maier (mit 24 t>on (55oetr)c in Äunft unb Altertum 6, 2, 411
gelobten Silbern) einen gearteten Flamen. 2(ud) er gefybrte au
9>laten$ Äameroben ($ageb. 1, 23).
9la!)e ftanb ?ubtoig aud) ein Leutnant J&aubenfd)mieb,
ber im 3af)re 1850 (St&bteanficfyten oon ber bagrtfcfyen Ejpebirion
nad) (3ried)enlanb (1833/34) im ÜKünd&ener Äunftoerein auägejtetti
l)at. 2Cud^ in ber gamilie t>on 9>feuffer fyd 2ubtolg oerfeljrt.
2lm genaueren (Gilbert Subtotg einen greunb namenä
2Bemmer, ber eö aber nid)t weiter atö btö aum 3*ttfyeniel)rer
an ber königlichen Äabettenfcfyule gebracht au t)aben fdjelnt1).
„SBemmer toar", era&^tt er oon tym, „einer ber fomtfdjften
3Renf$en, bie td) je fennen gelernt; er trotte eine Art Steigung
au mir, unb tdj tonnte mit tl)m madjen, toa* ld) tooHte. @r toar
Kein unb gut gebaut, fyatte ben Äopf voller brauner Soden, fel>r
fd)5ne toetfje 3^^^/ blaue, große luftige 2fagen, immer bfüfyenbe
®ejid)tefarbe, toar befyenb unb ging immer tan$enb, alä wenn
er auf einem ©all toäre, bod) fat> er immer aefyn 3al)re dlter
au* al$ tote ade. @r toar grenaenloö eitel unb ebenfo fyeftfg,
unb toenn ettoa* gegen feine 9>erfott gefagt tourbe, fefyr empflnb*
llfy @r ging an feinem ©ptegel oorbet, ol)ne liefen au bleiben,
feine Soden au orbnen, ba$ JJaWtucfy auredjt au aiefyen unb ein
paarmal tüchtig au ladjen, um fld) über feine fd)onen 3df)ne au
freuen. @r fannte bie ganje ©tabt SDWhtdjen, befonberö alle
SDtöbd&en, unb toenn er barauf au fpredjen fam, toar fein ©nbe
au finben: alle toaren in il)n oerltebt; merfte er, bajj id) ntd)t
alleS glauben toollte unb oor lautem Sachen barüber tfyn im <3e*
fprdd) unterbrach, tourbe er erjürnt unb feine 2fogen funfeiten:
aber mit ein paar ©orten f>atte tdj ifyn toieber befänfttgt. 3<$
„2)orpater 3al)rbüdjer für Literatur'' grünbete, unb lebte bann
in «geibeiberg, too er 1869 burd) einen ©tura auf ber ©djlojj*
ruine ftarb.
x) 211* fo!d)er ift 2fbam (Sbuarb SBemmer im S$oj* unb
®taat*l)bb. für 1819—28 oeraefdjnet @r tool)nte im SBinter
1816/17 mit Subtoig aufammen am SJWldjgarten.
III. «anbaut unb SRüncfcen. 1808—1814. 135
weif} felbft ntdjt, woran eö lag, aber mit ein paar SBorten tannte
iä) tfyn fyetter unb luftig machen unb fo jum Sachen bringen,
bafl er fid) übergeben mugte unb oft au mir faßte: ,,3d) bitte
bicfy, ®rimm, bring mtdj ntd&t in* Sachen!" SÄand&e Sage
affeftterte er meland&olffd) au fein: um in biefem fdjbnen ®efül)i
ntd)t geftbrt au werben, ging er mir abfidjtitdj au* bem SBege,
um ba* ntdjt burdj £ad)en aunidjte au machen. (Sr fear Weber
öeiftreief) nod) wffetg, fyatte wenig Talent für bie Äunft unb aud)
ntd)t$ gelernt, fyörte aber fet>r gerne, wenn tt)n bie Seute 9>rofeffor
nannten. @r r>atte feiten ©elb, meift ©djulben. SDtondjmal be*
fam er Aufträge, gamfltenbilber für ben J^of au tapferen, unb
ba würbe tym im 9>alat$ SRas ein großeö 3fmmer jum arbeiten
gegeben. 9ötr befugten ibn bann oft, aber feiten fafj er an ber
Arbeit; meift trotte er bie pfeife in ber £anb, ober er lag au**
geftredt auf einem altmobigen bamaftenen Äanapee, fpfelte bie
®itarre unb fang fdjledjt baau. X)ann fprang er auf, ftug: „SBfe*
»iel VLijt fft benn? 2>onnerwetter, ba mufl tdj arbeiten"; aber
e$ taftete wenig ÜRüfye, it)n au einem ©poaiergang au bereben:
ba legte er bie frlfdj aufgefegte Palette beifeite unb ging mit —
unb ben Sag war an ein arbeiten ntd)t mefyr au benfen!
@* tft notwenbig, baß ict> biefen f (einen eiteln unb unbe>
beutenben, aber gutmütigen unb ntdjt fallen Äerl genauer be*
föreibe, weil er bei unfern Sanbpartten unb ©efeHfcfyaften eine
notwenbige $erfon war unb jeber frug, wenn ein geft war:
„3ft ber SBemmer aud) babet?"
§8ei biefen SBanberungen fefrte eä audj manchmal ©djiäge*
reien ab, einmal fdjlugen fte fld) au breiig — $tlotg,
©trijner, ©drtner, Quaglto waren aud) babei — im
(Sngltfdjen ©arten unb ein anbermai fogar auf bem ©tarnberger
@ee mit ntdjt nfttyer bezeichneten ©egnern berum.
Diefe gufjwanberungen führten bie muntere ®efellfdjaft
manchmal weit aon ÜRünd&en weg: fünf SBodjen lang war
8ubwig einmal, 1813, mit ben beiben SRattenljetmer, $eter
JJefj unb nodj einem ®enoffen auf einer Steife au ber ÜRutter
ber erfteren nadj Bamberg unterwegs, wobei &anböf)ut, Stegen**
bürg, 2fmberg, Nürnberg, Erlangen unb gord)l)eim befugt
würben; aurüd ging1* über 3ngo(ftabt, wobei tägltdj 12 ©tunben
marfd&tert, bie fämiltd&en Soften aber mit 30 ®ulben beftritten
würben1)!
*) SBon folgen gaf)rten, aud) folgen be* jwetten 2fofent»
136 8ubtt>lg Chntl ®rtmm, (Srfnnerungen.
So vergingen bie 3«t)te unier Stubten, aber aud^ fn
frbl)lt<J>er, forgenlofer 3ugenb(u^ fn ber fidj bfter acigtc, bafj ber
alte Änabenübermut in bem Äunftjünger nod) immer ntd)t er*
jtorben toar. »riefe au* ber 3*i* an JJerbtnanb erjdt)Ien t>on
luftigen 9Ra*fenbällen, too Äameraben unb anbere Seute gefoppt
tourben, ober toie im „Sipperftfyeater" bie üRujifer aon ber
Oalerie fyerab pld^Iid) mit Stort»»la$röl)ren befd)ojfen unb auf
©tragen unb »rficfen jene $rfigelfd)lad)ten geliefert tmtrben.
1812 fam audj gerbtnanb in ber 3farjtabt an unb trat
fofort in fcibtofg* »efanntenfrete ein; ernfter tmirben freiließ bie
3eiten 1812 unb 1813 aud) in bem leichtlebigen ÜRüncfyen, unb
ju beginn be$ 3al)re$ 1814 tourbe audj ber junge 2ttabemifer,
ber in Sttündjen fcfyon am (Sjerateren unb an SBaffenübungen teil*
genommen fyatte, in ben Ärteg gegen granfreidj hineingezogen.
IV. fitlbm wd> 5wnf ttid). €aifeL 1814— 1815*
Sdjon atoei SSodjen naefy ber Sd)lad)t bei Selpaig1), am
30. Oftober 1813, i)ielt ber Äurprtna, fp&ter 3Bflt)elm IL,
am 21. 9lo»ember ber «urfürjt SBill)elm I. felbjt feinen @inaug
in (Sajfel1); am 22. fd&on berief biefer bit ^efjifd^en Regimenter
toieber in il)re am 1. 9tot>ember 1806 gehabten ©arnifonen; am
24. folgte bie Orber aur »tlbung frefoottttger 3&flcr!orp^; benn
holte in ÜRünd&en, rühren bie brei »iätter 9tr. 214—216 au*
ftegenäburg — too baljer audj 3acob auf ber 2)urdjreffe 1815
bie heilige üfeargarete aufgefudjt Ijat— unb Ulm ßttr.218, 174—76).
*) Die fdfcnen »riefe 3acob$ über Gaffeler ©refgnlffe
jener Sage an Arnim t>om 17. 9to*ember 1813 (bei Steig 3,
277—84), unb 2öilf)elm$ (baf. 284—87) l)at Arnim im „<J>reufr
Gorrefponbenten" t>om 15. Deaember 1813, 3tr. 148, toentg t>er*
dnbert jum großen Steil abbruefen laffen, toorau* jie bann aud)
in b. kl Sd&r. beiber (3acobS 8, 395—97, 28tll)elm$ 1, 529)
aufgenommen jinb (f. Steig 3, 287). — Steig (3, 283) bemerft
fein, baft aud) bie »riefe 3acob$ au* granfreid) in ben Sugenb-
briefen 2Blll)elm eigentlich ben Stoff au 3citung^artifeln liefern
follten; biefer benufcte jie ober ntdjt fo.
*) 3Btlf)elm fal) tfyn mit Ä. *. Ötaumer aud) an (f. beffen
itbm 198).
IV. gelbaug nad) granfrefd). SaffeL 1814—1815. 137
Reffen foHte nf d)t weniger atö 24000 SDtonn al* 4. 93unbe*forp*
in* gelb fd)icfen, unb be*l>alb rief ber Äurfürft am 12. Deabr.
ba^ ganae SBolf unb am 18. bie gebtlbete Sugenb au freiwilligem
SBaffenbteitft auf.
Und) Subwt g unb Sari (Stimm {teilten fid) jum freubigen
©tola ber jtt>ei filteften ©ruber1) im Saufe be* Januar 1814 in
Gaffel ein aur ^etlnafyme am befcorftefyenben gelbaug nad) granfc
reify ^jerjiert Jjatte Subwtg fd)on in 9)Whtd)en, wie erwähnt,
mit feinen greunben son ber 2ftabemie, auf 2fofforberung be*
Äronprtnaen 8ubwtg sonSöagern, „unb übtt fid) nod) immer",
wie 98tll)elm am 18. Januar an Jacob fd>reibt; biefe beiben
Ratten au>ar 8ubwtg unbgetbinanb aur $etlnal)me am gelb«
äuge aufgeforbert, bie beiben lefcteren waren aber fcr)on aorfyer
baau entfd)lojfen gewefen; 98 1 11) e Im wenbete fid) für 8ubwig
— gerbinanb tjt nad)l)er bod) ntd)t mitgegangen — an ben
©ou&erneur be* ^rinaen griebrtd) (fpäteren Äurfürften
griebrtd) 2BtH)elm), aon Söelow"), ber aud) fofort bewtrfte,
bafjgubwtg eine Offlaterftelle angeboten warb; eine foldje r>atte
biefer gewünfdjt, bamit tfym feine ^>anb ntdjt fdjwer unb un*
brauchbar aum SKabieren werbe,
„<5r befommt 25 ZU. monatlich im gelb/' fdjreibt SBityelm,
„unb 15 3:ir. unb Einquartierung fyter8), fo wirb ber $ante if>r
x) „Obwohl eine SBunbe nur am Htm ober 2foge Subwig
unglüdltä gemalt tfütt", wie 3Btll)elm fdjretbt (grbSbfe. 21).
■) tiefer mit ben förübern befreunbete unb son tfynen
r)ocf)gefrf)äfete Wann, 1779 au £5tf)en geb. unb t 1859, war son
1834—48 Seiter be* preuß. Äabettenforp*.
•) £. I). „bei un*r', ben 93rübern. Ggbbr. 222). Die
Statte 3iutmer fyatte tt>n öfter gemannt, mit feiner 2fo*btlbung
fid) au beeilen, weil nur bie gamilien ber ©ebtlbeten mit <Sfit#
quartierung &erfä)ont würben. — 8ubwtg$ Uniform, „blau mit
»firfidtfarbigen auffdjlfigen unb @d)firpe", foftete 50 ilt., woaon
ber ©taat nur 17 vergütete (baf. 254). 4)ie älteren ©ruber aalten
alle*, wie immer, für alle. Unb bod) beftimmten fte trofc ir>rer 2frmut
— ber 8ulu $8rentano<3orbt* finb fte bamal* 500 granf*
fdjulbtg gewefen — ben @rl5* be$ gleichzeitig son ttjnen beraub*
gegebenen „2frmen ^einrid)" für bie SJerwunbeten, unb 2Btll)elm
fdjrteb ju biefem eine furje JdjSne 33orrebe unb erlief einen
Aufruf in ben ßetbelb. Sa^tbüc^ern (betbe* in b. StL <Sd)r. 4,
504 f.). (Sie lieferten 194 $lr. an ben Gaffeler graueweretn ab;
28tlf)e!m* 3a*>reSgei)alt betrug 100 Sir.!
138 Subtotg dhnil ®rtmm, Erinnerungen.
alter ©paf}: ,£)ie Einquartierung foimnt!' ben fie immer beim
«oui* &orbracr)te, budt>ftdblidr> tt>ar>r."
@tnm am 20, 3anuar, „frür) um fed^d Ufyr, fufyr id)
mit bem <Siltt>agen t>on 3Ründ)en ab, unb afö id) in
Unterbrucf anfam, nmrbe id) fer>r freubig überrafd)t Da
jubelten mir meine Sxeunbe $eter 4JefJ,SÄugel, (Stieler,
SWattenfyeimer unb mein ©ruber gerbinanb entgegen!
SBir blieben nod) eine r)albc (Stunbe beifammen, unb bann
ttmrbe 2(bfd)teb genommen, unb tt>eiier ging'ä über 9tüm*
berg unb STOeiningen nad) <Sd)malfalben: ba tt>ar id) in
meinem r)efjifd)en SJaierlanb* 2Jon ba fufyr id) am anbern
Sage mit bem Sägerleutnant £ofmann, ber 95üd)fen
au* ber 9)ftfterfd)en gfabrif abgölte1)/ nad) 4Jufd)felb
(£er$felb), befugte frühmorgens einen $ugenblicf bie
gfamilie 93urd)arbi, bie fefyr freunbltd) tt>aren, unb am
anbern STOorgen far) id) enbltdj lieber ba* liebe Saffel,
bie SBeKetme, STOartinä* unb 95rüberKrcr)e! SBir (Hegen
im ,4Jelm' ab, unb id) tt>ar gleidr) nebenan in ber SQtorft*
gaffe in (Simon 2Büle$ ßaui, tt>o meine SBrfiber
tt)ol)nten* 3d) ftürme bie befannte treppe hinauf, madje
bie 2ftr auf unb erblicle juerjr meine liebe <Sd)tt>ejrer
?otte, fie rjatte ein fyeKblau SRerinofleib an, unb ttrit
umarmten unä, bann fam mein lieber ©ruber SBtttyelm
fyerein, ber 3acob tt>ar mit ber ©efanbtfdjaft fd)on tt>eg*)*
l) Die Stinten würben auger au^ ©djmalralben aucf) au*
<Sur>l, (Solingen, #er$berg, ftranffurt a. ÜÄ. befdjafft unb *an
^ri&atperjonen hergegeben; ®efd)üfee würben in Gaffel gegoffen,
fdr bie 2Öilt)elm Die 3nfcr)rtften lieferte, unb in <Sad)fen ge*
fauft; ÜÄunttion unb Untformfrficfe tonnten erfl alfatfiblid),
ledere teilwetfe nur burcr) fRequifitfon — 1000 SBfintel erjt in
$rter burd) Dbrnberg — befdbafft »erben.
*) TCtö Segattonärat btakiktz er ben tyeffiföen @efanbten
©rafen ÄeUer nacr) 9>arfö. SBtlhelm unreibt ir>nt am
9. gebruar Qflbbr. 247): „Sout* ift im ^efiifaen fct)on ald
SD?tlttär befyanbelt unb frei auf SBagen mit anberen Offlaieren
gefahren worben. @r r)at ftrf) wenig t>eränbert, nur baß er bem
Sari etwa* äfynttcr) geworben; Jefct bin id) fcr)on Wfeber fo an
fein @efi(f)t gewännt, baß id) meine, er fyabe niemals anbet*
IV. gelbaug nad) granfretd). Saffel 1814—1815, 139
SBie freute idf> mid), nneber in ber ©tube ju fifcen, bie
ber liebjlen SRuiier tt>ar!
Die liebe Sötte tt>ar grof} getoorben; n>unberfd)6n
gett>ad)fen unb blüfyenb, t)aiie fte prächtige #aare unb
3<tf)ne unb bie fcfyönften J^änbe unb Sftfle, bie man fel)en
fonnte* 2(ufjer jur lieben Sante1) ging id) bie etilen
Sage ju niemanb: e$ n>ar mir ju n>ol)l juJ&auä®)! Die
liebe Sötte burfte gar ntdjt aufhören, mir ju erjäfylen;
ü)re Qxeunbin, ba* gute ©orteten SBilb8), fam oft unb
ber «jjauäfreunb Söerner £enfd)eL
3Rein ©ruber Sari ging fd)on in ber grünen Uni*
form ber reitenben Säget fyerum, unb im Anfang gebruar
ttmrbe id) jum Seutnant4) beim britten ?anbn>el>rregiment
ernannt, ging, fottrie id) bie Uniform t)attc, ju unferm
95efel)l$l)aber, bem Äurprtnjen, unb ttmrbe aud) bem
Äurfürfien an einem ©onniagmorgen nad) ber 9)arabe
mit nod) einem Leutnant t>on ben SKineurä aorgejMi*
@r trat ganj nal) t>or un$, n>ar fefyr freunbKd), trat bann
ttneber ad)t (Stritte jurücf, betrachtete un$ tton Äopf bi*
auägefefyen, gett>ad)fen tft er nod) fet>r unb xoofjl nod) ein wenig
groger atö id). @r f>at ftd) in biefen an>5If Sagen auefc toieber
ablag erfjolt, benn ba er in ben (Segenben, too bie tfrantyeft
l)errj<i)te, nid)t$ effen burfte unb eine bittere 3Bur$el im
SDhmbe tjaben mußte, toar er ein bißchen mager; jeftt tft er aber
u>ieber frtfd) unb gefunb, unb e$ liegt bloß in ber Statur beö
Äupferfttd)*, baß er bort etwa* Alter, ftrenger unb fjagerer auö*
jteljtr Die* lefetere jeigt, bafj er ben Ruftanb I ber sftabterung
9tr. 45 t>om Safyre 1813 Sacob überfanbt batte.
*) Die Sante 3immer war mit ber Äurfürfttn wieber
au$ ©otya, wof)tn ledere ju einer Softer geflüchtet war, narf)
(Saffel jurftcf gelehrt unb wofynte mit ber 3ungfer 3eife in ber
Slad^barfAaft ber Steffen.
*) 21m 31. Sanuar bat er SBilbelm ge&etcbnet (f. u. f. 2BerO.
*) SBilbelm* fpfitere grau (f. 2fof)ana 9fc. 4b).
4) @S feblte an Offoferen, ba ber Äurfürft bie wefc
f<fd&en blofl im SRang t>on 1806 anfallen wollte; fo gab e*
«eutnant* t>on 50 Sauren! Die wejtffiltfcben Offiziere fugten
auswärtige Dienfte, bod) gelang e$ bem Äurprinjen, eine
2faaaf)l brauchbarer Ofjfytere im Dienft au erhalten.
140 2ubn>ig (Srnil ®rimm, (Erinnerungen.
gu gu$ unb fagte: „(Scl>t fd)ftne große Seuie*'1 Damit
tt>ar bie ©adje abgemalt
©en Jag, atö id) gum ^Regiment, n>eldje$ in SBolf*
fyagen lag, abreifen feoOte, begegnete mir ber Oberfi*
leutnant tton J^atjnau1) unb fagte: „kommen @te mit
mir, #err Leutnant, tcfy brause ©ie notoenbig!" @r
nafym mid) mit in fein fcogiä — er tt>ar im 95ftitnerfd)en
$au$ auf ber 95ettetme*) einquartiert — unb gab mir tiatrt
2ßuft wn 2(ntt>eifungen unb 95efel)len, bie id) in* 3eug*
fyauä bringen mußte, ben Sag feenigfienö gttangtgmal l)tn
unb gurfid* Dann begegnete td) bem Oberftleutnant
Don Sodfyenfyaufen8), ber fagte mir: „#err Seutnant,
tt>arum ftnb ©ie nod) md)t bti Syrern ^Regiment?" — ,,3d)
I)abe t>om J&errn Oberftleutnant *>♦ ^at>nau Aufträge in*
3eugt>au&" — „Söenn ©ie fyeuie nidjt gu ^ifttm Stegiment
abgeben, tt>erbe idj ©ie bem Äurfttrjien melben," 3d)
ttmfrte nun eigentlich nid)t, n>er t>on ben gtt>ei Ferren mir
gu befehlen fyatte, fyielt mid) aber an ben 55efel)l beä
legten ßztm, ba id) ba$ 3*ugt)au$laufen fyerglidj mäbe
fear unb ben gangen Sag md)t nad) $aufe lanu ©o
x) Oberftleutnant SBtlr). Sari t>. #a$nau (natürlicher
@of)n ßurfürft aBtll)elmS I. unb ber SRofalle IDorotf). «Ritter,
einer 3pottjeferötocf)ter in Darrnftabt, fpäter Freifrau t>on 8inben*
fyeim), 1779—1856; 1847 penftonlert, übernahm er aß SBerfjeug
JJSaffenpflug* afö Generalleutnant am 28. (September 1850
ben Oberbefehl über bie furt>effifd>e 2frmee, trat im SRo&ember
aber gurütf. — @r ift ber Stater *on griebr. Söill). t>. £.,
geb. 1804, ber, son gebruar 1850 btö ©eptember 1855 Ärieg**
minifter, bie SBerfaffung ftfirgen fyalf unb narf) feinem 2fo$tritt
au* bem jDienjt, ber geigfyelt begid)tigt, am 24. Sanuar 1863
fid) erfdjoß; er ift gugleld) ber (leben 3ar)re filtere Söruber be*
äftmelcgifcnen gelbgeugmefjier* Sultu* Safob *. £., t 1853,
ber foa, „J&ttöne t>on 95re$cta".
*) (Spater 8ubn>ig* eigene* £au*.
*) Gfjr. griebr. *. öocfyenfyaufen, geb. 17. Steg. 1769 gu
<£fcf)tt>ege, tt>ar 1822 C5r>ef be* ©eneralftab* unb ftarb al* General
leutnant am 8. 2pril 1839 in Gaffel. (Sr tt>ar aermärjlt mit
ÜB. SRaff. @r bejonber* l)at SRabotoifc1 $üd)tigfeit erfannt
unb il)n auf alle SÖeife gefbrbert.
IV. gelbaug nacf) granftetd). «affeL 1814—1815. 141
nafym id) mit nodj einem Offtjier einen SBagen, unb n>tt
Iutfd)ierten nad) SBolffyagem SÄein Quartier n>ar beim
$bt>ofaten Äleinfyanä; feine grau lebte md)t mefyr, er
ljatte einen ©ofyn unb brei 2$d)ter, bie mitteile tt>ar
red)t fyübfd), unb alle fearen freunblidfye fceute,
2)a ttmrbe nun alle Sage morgen* unb nad)mtttag$
*>or$ Sor auf ein Äcferfelb marfd)iert unb egerjieri 3Dte
metjlen ©olbaten Ratten nod) ifyre SBauernjacfen an,
fed)jet>njAl)rtge junge 95urfdjen n>aren babei1)/ unb baä
(Sinüben unb @£erjieren nafym lein @nbe* 3d) fam jur
vierten Kompagnie, SBüfe*) n>ar mein Kapitän, ein ge*
fester SÄann unb ber gebübetße Dom gangen Regiment
nad)ftdjtig unb freunbltd), 3d) tt>ar ber dltefie unb 3acob
33 ü (fing8) ber jüngjle Leutnant ©en anbern SRorgen
*) Söei ber abttigen 3*rrüttung ber toejtfältfcfyen ginanjen,
ber Bufldfung feiner teil* in Spanien aufgeriebenen, teil* in
SRufjlanb gefangenen ober in ben nocf) ntd)t fibergebenen gefhtngen
eingefAloffenen n>eftfältfd)en 2frmee, unb burd) bie Beraubung
ber 3Baffen> unb anbeten Ärtegämagaaine fetten* ber Stoffen tote
ber grangofen toar e* atuuerfennen, bog ba$ f)effifd^e Äonttngent
mit f aft jtt)eieint)alb Millionen £alet Sofien atö ein* ber erften
neu&erbfinbeten auf bem 9>lafce war. $ro$ be* SÄangeß cot
SRontierung unb ÜRfinteln unb SBaffen, bem erft allmäbltd) ab*
geholfen werben fonnte, b&ben fclbfi bie jungen, aud) bie ?anb*
toetyrregimenter btlbenben @ott>aten unter fd)ti>ierfgften SBer^&It*
niffen ben altbefjtfcben milttärifcfyen ©etft bewährt. Übrigens
beföränfte ffrf) bie Aufgabe ber J&effen auf bie @tnfd)ltef$ung ber
gefhmgen Sujemburg, 2)tetent)ofen, SRefc unb @aarlout$, t>or
benen Abteilungen &on ba». 4000, 3300, 7750 unb 1000 üfomn
lagen, unb jtoar bjto. feit 11. unb 12. gebruar, 22. unb 24. SDtöra.
— Den beffifdjen gelbaug 1814 t)at Hauptmann SRenouarb
in einem fyter bfter benufcten Söucfye befyanbelt, gel) tnbeffen
burd) biefe* (tote ieber fdjriftftetternbe Offöier) bem Äurfürfien
grtebrtd) SBtlbelm miglieofg gemacht. OfoS ben Sagen 75).
*) (StabSfaptt&n (Sonrab äßtlte.
■) 3)er Seutnant Sacob Söücf ing tft al* ©of)n be* Äantor*
an ber Obemeuft&bter Äircfte au Gaffel totrfltd) erft am 26. ÜRat
1798 geboren, alfo bamale nod) ntd)t 16 3af)re alt getoefen!
9tad) $mi Sauren »erlögt er ben SDMlttärbtenft; aber erft
1823 taurf)t er al* <j>oltaeifommtffar in 3Bttt)elm$b&be im ©taat*#
142 Subtoig (Srnil ©rtmm, (Srinnerungen*
ging id) jum Oberfi 3in<I, einem tüchtigen, ffarengen unb
trocfenen SKann, unb jum Oberftleutnant *. ßatta&%
einem freunblicfyen unb tt>ot)lmemenben #errm 3d) trat
gleich ini ^Regiment ein unb t)atte ben nämltcfyen 2fbenb
bie @t)te, mit einer Patrouille bie 2eute nad) jetyn Ufyr
au$ aßen Sötrtöfyäufern nadj ^aufe ju fd)icfem
Unfer SJatatHon unb ba$ jn>eite, tt>eld)e$ in 3ieren*
berg lag unb unter SOtojor SÄülbner*) flanb, befamen
folenber toieber auf. 1834 toarb er nad) ÜJtorburg oerfefet, 1835
nad) gulba, 1841 aß 9>oliaeirat nad) 93odenf)etm unb 1842 al*
©etoerbäfommtffar im »^anbete* unb ©etoerbtoerein mit bem
Sitel ÄommifjionSrat toieber narf) Gaffel, too er in biefer ©gen*
frf)aft btö 1866 nadfautoeifen ift. @r ift f)ter am 15. Stooember 1872
aeftorben. 8ubtotg ©rimm unb aurf) beffen $o<f)ter unb
©cfytotegerfofyn l>at er immer treue $reunbfd)aft bewahrt. fetbtoig
§at von ifym aurf) 1814 in dhronotlle eine 3*id)iwng nnb im
iaf)xt 1843 ein farbige* 95«b gefertigt, bie norf) oon Söütf ing*
©d)totegertod)ter in Hamburg, bie allein nod) t>on feiner gamtlie
lebt, in (Sfjren gehalten »erben. — %atob Söfiding toar mit
JJrieberife £orfi auä (Saffel verheiratet unb fyatte brei Äinber;
er toar t>on hünenhaftem 2Bud)$ unb toirb von nod) lebenben
greunben atö ein luftiger, origineller, berber, aber treuer unb
guter SRann gefd)tlbert. — Der tyn allein überlebenbe @of)n
war aurf) 3>olfaetbeamter unb ift 1902 in 3urjad) im 2(argau,
too er fid) angekauft fyaite, ftnberloö geftorben.
*) Jacob Xug. t>on Jßarra*, geb. )u Gaffel 1762, tourbe
balb naety bem Stiege auf SBartegelb gefegt, bann al* ßberft
penjioniert unb norf) einmal atö Äommanbant narf) 3teg*nf)afn
aerfefet, tt>o er am 12. 3uli 1843 geftorben ift. @r toar feit 1801
mit ÜR. @. CEl). von ©djentf ju ©tfotoetnäberg oerbetratet;
feine gamilie — ein grdulein t>. #. oejog 1850 eine yenjion
au* ber ©räfl. 93ernf)olbfd)en (Stiftung — fd)eint erlofd&en.
■) Äarl ÜRülbner, geb. 1782 au Söreuna bei gtotfmarfen,
tourbe fpater glügelabjutant SBilljelm* IL, am 7. 3<m. 1831
@eneral unb geabelt al* SÄftlbner oon Stffilnfjetm 21. Januar
Ärfegäminifter; toegen eine* frfjatfen 3ufammenftoße$ mit bem
Äurfftrften am 23. ftebruar, bei bem ber an feiner (5f)te S8e*
leibigte fogar untoiHfürlfrf) an feinen Degen griff, in Ungnabe
gefallen, toarb er am 24. 2fortl entlajfen; ber tüd)ttae, toadere, aurf)
toiffenfdjaftltdj gebilbete Sfeann lebte bann alö jcommanbant in
ÜÄarburg, fpater in ^anau, too er — SBittoer oon 3ulie geb.
@d)umann — erft am 7. Sanuar 1863 geftorben ift.
IV. geibjug nad) granfreicf). öaffel. 1814—1815. 143
33efef)l jum Xbmarfdj; td) nal)m t>on meinen freunblidjen
JjSauäleuten 2fbfd)teb, unb fo ging e$ burd) einen fyofyen
©d)nee biö nad) Stotenbitmer *), e$ tt>ar aber bort fo voll
©olbaten, baß unfere Äompagnie nod) nad) 9Baf)lerö*
Raufen mußte* Oberfileutnant *>♦ ^arra^ erlaubte mir,
)u meiner gamilie nad) Sajfel ju gefyen, n>o id) ttrirflid)
red)t ermübet anfanu 9hm l)atte td)'* ein paar Sage red)t
gut unb fonnte mid) jum großen $bmarfd) au$rul)en«
25en näd)ften (Sonntag marfd)ierten tt>ir auf ben Äftntg$*
ptafe, unb bie Offtjicrc gingen in bie ©roße Äird)e, n>o
»ir alle auf bie gähnen fd)tt>uren2)* ©anad) tt>urbe td)
nod) ber grau Äurfürjlin unb ber Äurprtnjefftn vor*
ge|Mt unb nafym bei all meinen Sieben 2fbfdjieb* Sann *)
marfd)terten tt>ir burd) bie Äbnigftraße, falutierten bie
gflrJHtd)feiten, bie auf bem SJalfon4) ftanben, unb bann
ging'* jum granffurter 2or t)tnau& 9Rein lieber SJruber
Sötlfyelm begleitete mid) btö an bie ^appelaDee6); nun
*) SKotenbitmolb, fyeute ber ©tabt (Sajfel einverleibt; ebenfo
3Bat)ler$l)aufen.
*) Und) 3Bill)elm wohnte ber geier bei Qugbbr. 259),
■) 2fat 2. SDtön verließ bie britte ü»arfcf)folonne, bie fl&rfjte,
etwa 7400 SOtonn $ai)lenb, Gaffel (bie beiben erften waren am
20. bfflo. 30. 3anuar abgezogen); fie tarn am 7. nad) 2öefclar
unb am 11. nad) (Sobletu. ©ine vierte 3Äarfd)folonne rütfte
au* Gaffel am 18. SDtörj ab, jwei nod) fp&ter abgefyenbe trafen
erft nad) ©inftelhmg ber geinbfeligfeiten vor ben geftungen üxl
4) 2)e* $l)tHppStaler tyalai*, Jefet Sntenbantur, Ob.ßgftr. 29.
5) „3* t>abt ben toxi," fdjreibt aBill)elm, ber auef) bie
Stereibigung betreibt Qgbbr. 259), bamal* an gerbinanb,
„mitten im (Stieb begleitet, bti ber ^appelattee tjaoen wir un$
gefußt unb 3bfd)feb genommen; vom Sari auf bem griebrid)**
plafc, er mußte vor bem ^rin$en voranreiten. ($ö waren atte
(Slocfen geläutet, vor bem $büippötaler #au$, wo bie Äurfürftin
logiert, ftanb unten ber Äurfftrjt, ba t)at tt)n ber 2ui aud) red)t
fAön falutiert. (Sott erhalte fie, er weiß, wie e* mir 2fagft unb
greube macfyt, bafi fle mit finb!" — „3efct wollen wir aue gern
entbehren," treibt er weiter an £ajtl)aufen. „2öfe e* mir ju#
mute fein wirb, wenn id) nun gan$ allein bin, fann id) nid)t
fagen: über ben SDtoler tjabe icf) mief) gar feljr gefreut, id) wollte.
144 8ubu>lg (Srntl ©rimm, Erinnerungen*
ging'6 nad) SMfclar, ti>o tt>ir in ber IDAmmerung anfamen
unb id) beim 2fpotl>efer Ä6 1)1 er einquartiert tt>arb, n>o
aud) beffen 95ruber, ber bei ben ©ragonern 9>remierieut*
nant tt>ar, im Quartier lag1)* ©in 9>aar neu* ©tiefet,
bie id) in ßaffel in (Site fyatte madjen laffen, fearen ju
eng, unb tt)ie id) jie auäjtefyen ließ, toaren bie ©tiefe!
soll 93lut unb bie 3d)en ttmnb* 3um ©lud fyatten tt)ir
fcfyon in Sfrifclar Stafltag2); ba$ fam bafyer, n>etl unfer
Storni tt>ol)l 6 — 8000 SKann jlarf tt>ar unb tt)ir nur ab*
tetlung$tt>eife marfdjieren fonntem (&$ traf ftd) meijt, bafi,
tt>enn unfer Regiment an feinen ©ianbort fam, bie
Äompagnien ttneber redjtä ober linfä in ©brfer getieft
ttmrben, tt>etl in erfterem fein 9Hafc mefyr tt>ar* ©efyr oft
ttmrben tt>ir ?eutnani$ mit einer Abteilung fceute nodj
einmal anberätt>ol)tn gefdjidft, fo baf} meinen* jtt>Mf bii
ttierjefyn ©tunben fyerauäfamen, bie tt)ir beä Sag* im
©djnee unb ttrieber im 2autt>etter ju marfd)teren Ratten.
Sie jungen 95auernburfdjen tonnten faum mit, baju Ratten
fte nodj iljre glinte unb aßeä ©epäcf auf bem ?eib8)!
3dj toar oft, an Ort unb ©teile angelangt, jum Umjinfen
mübe* Ratten tt>ir enbtidj faum ein paar ©tunben 9tul)e*
jeit, fo mußten wir ttrieber aufbredjen unb ben nämlidjen
SBeg ttrieber jurfidfgefyen, um t>or bem Xbmarfdj beim
Regiment ju fein; fo famen ttrir meiji mit einem 95oten
an, ber eine fcaterne trug, tt>eil eä nodj fo bunfel tt>ar.
(Sie fyätten tt)n fennen gelernt: e$ muß if>m Jeber gut fein. 9hm
muß er fo balb toieber fort, unb in fed^d Safyren l)atte idf) ifyn
nid&t gefeljen!" (grbSbr. 20.)
x) 3of). 9>aulÄ5l)ler »erfdfannbet auä ber 2frmeeltfte t>on
1816 ab.
9) ©ort flieg ba$ 2. SöataiOon be* 3. £btt>.<!Rgt$.jum 1.
8) ©d)on am 25. 3anuar hatte ©eneralntajor o. SÄüller
t>on ben »oranjie^enben Jungen Sutonnfcfyaften berietet, e$ muffe
leben mit bem f)öd)fien SÄftleib unb (£rftaunen erfüllen, n>ie tiefe
in leinenen Mitteln unb fd)led)ten Äopfbebetfungen oon früf) bi*
!pdt in (Sturm unb Äälte marfcfyierten unb bod) bie ftöf)lid)e
toune nldjt verloren. 3)od} gab e$ infolge tiefet SJtängel oiele
Äranfe, am 18. SWärj j, 95. oor SRefc auf t>ter ÜJtonn einen Äranfen.
r, .J^m^m
?%äZZ^D
Setiina von Mrtiitn, geb. Brentano, (809.
r.atb £, £. Stimm.
Jlttjim non Urniin, |B08.
Uad) Ein» 5ii*niing oan Caiolint roilFtn, geb. Tifdjbeiir
IV. geibjug na*> {Jranftekfc Gaffel 1814—1815. 145
Diefe* ©olbatenleben »ar alerbing* mcf>t angenelpt,
aber gfreunb 93ücfing unb irf) Karen bod) lufKg unb
guter Dinge«
Ducd) SWarburg, SBefclar unb bie anbern ©tdbte1)
ging e* nun n>ie im <3turmfd)rttt burd); überall nrnr e$
fäpn sott ©olbaten: Stoffen, Preußen, J&ejfc«* ffinblicty
tonten wir auf bie JjM)e t>on ©fyrenbreitfteim Der fd)6ne
9tfjein aber — td) fal) ifyn ba jum erflenmal — fat) fo
bftfter an* unb ging mit $tö, unb baö SBeiter n>ar fo
trftb ttnb unfreuttbttd)! 3D3t? fturben übtrgefdjiflft unb
fyteften eine @tunbe auf ber ©trafle in (Sobleng* Der
Shoffjfar ÖMJrre* — er l>atte fid) faum Dorn S^pfyu*
erholt — nafym mid) ba mit in ein Äaffeel>au$ unb ließ
mir ein grüJjfiütf geben mit einem großen ®ia$ SRaiaga,
ttä* «Ar fefyr gut tut 9tat ging9« toeiter nad) 9>uKid) *),
ba n>ar 9ta$tag«
SBücfing unb td) famen in ein fefyr fd)ted>te* Quartier;
bie genfer »aren entjtoei unb mit 9>apier jugefiebt, unb
ber Kd)erige £)fen rauchte. Äaum angefommen, befam
ty< ben Auftrag, bie ßrber* unb jtoei SBagen *ofl glintcn
att£ bem 3***alputä in Soblenj ju fyolen; bort toaren meine
JßAnbe fb ftetf gefroren, baß tri) faum ben SSIetfKft galten
tonnte, aU ber Äbfutant *>♦ Änobeläborf*) bie Orber
biftierte; ba* Heine &immtt tpar soßer Offtjiere; ber eine
fdprteb bem anbern auf bem Stüden, ber auf feinem Arne,
ber t>ielt fern 9>apier an bie SSanb, e* n>ar etn 95ilb
*) fOtarfcurg nntrbe oon ber brüten Kolonne am 4., SBefrlar
am 7., am 12. 3Rfo über SBraunfetö, SBetfburg, Limburg, SRon>
tabaur auf einer fftegenben Sörüde öoblenj erreicht. «ubtotg
gibt nie ein Datum an — er fcfyretbt eben bretfitg 3^re jpdter;
afür finb feine Angaben auffaSenb genau unb jeugen für fein
irefffötyeö 9ebäd)tntö.
*) Der SRarftflecten im Ärei* «Rate» fyelflt Rottet) unb Hegt
etwa tioei Steilen fübto. oon (Soblenj.
*) Der 9tame fommt im t)cfPfrf)cn Äorp* überhaupt ntrf)t
«or; tsieHetdMi meinte fettootg ben ^remierleutnant fctbttrfg oon
Änoblaud) im geibgrenabterregiment.
£«fci». Grimm, SHitiieristigeii. 10
146 Subtofg <£mtl @rtmm, Erinnerungen.
)um ?ad)en, ober alle machten bie ernftyafteften SDWenen
t>ott bet SBelt, um jtd) nid)t ju !>erfd)reibetu 3d) ging
in Soblenj gum ©jfen ju ©ftrre*, n>o id) meine Orber
nod) einmal abfd)rieb unb bie SRamen ber Ortfd)aflen
forrigierte* Stadler fefcte id) mid) auf ben ?eitertt>agen
t>olI gßnten unb futft wieber nad) $Puttid); e$ war fd)re*
lief) SBetter, e$ fd)neiie unb war faft, unb id) fror iüd)tig,
ba id) Ieiber meinen SÄantel in @a|fel l)atte liegen lajfen
unb in bftnner Uniform war* Um jn>5If Ufyr in ber
9tad)t tarn id) an, liefl mid) gleid) beim Oberfien melben:
er lag }u 95ctt, unb id) muflie ü)m bei einer ©tallaterne,
bie fein SJebienter mir t>orf)ielt, bie Orber ttorlefen, worin
wir jwet Sage Safttag befommen Ratten*
SBftcfing fd)lief, ate id) in mein Quartier fam, fefi,
unb afö er morgend erwad)te, fagte er: ,,3d) t)ab ben
Ofen furnieren laffen, fo raucht er bod) wenigen* nid^t,
unb ba£ 95ctt wegbringen laffen, wir n>oUen lieber auf
bem ©oben auf einer reinen ©treu liegen; fd)laf bu bid)
jefct au«, td) n>iU für« @jfen forgen," (Sin alte« gag,
n>orauf einige SBretter lagen, ba« n>ar unfer 2ifd), unb
jwet lal)me ©tfifyle ftanben ba; unfer 3tmmerd)en, ober
trfelmefyr Sod), war wie eine 9taud)tammer, unb wir lagen
meifi auägefhredft auf ber ©treu unb raud)ten* Unfere
Surften mußten ba* gfeuer unterhalten unb bat ®jfen
unb Printen bringen unb bie Steinigung ber ©tiefet,
Uniformen unb ©Abel beforgen; bie 2eute waren fo arm,
baß Wir niäjti t>on ifynen wollten. ,,©a$ war ein mife*
rableä Quartier," fagte SJücfing, aB wir abmarfd)ierten,
„aber n>ir wollen frol) fein, wenn ti md)t nod) fdi)led)ter
fommi", e$ ift aber gar oft nod) ttiel fdjled)ter gewefen!
SBtr famen1) enbttdj auf einem 95erg burdj einen
@id)enwalb, prdcfytige, groge, alte @id)en mit SBurjeln,
bie über ben gangen SBeg liefen: aber am @nbe be$
*) Der Steg führte weiter über Äatferef*, «üfrerai, 9öitttrf>
unb £efcerat am 18. ÜRfirj nati) Srier.
i
j
IV. fteltyug nacf) jftanfretck Gaffel 1814—1815. 147
SBalbe* eröffnete ffd) eine 2fo*ffd)i, bie ein l>errKd»e* ®e*
mftlbe gegeben fyflite: im SRittelgrunbe lag Sfcier mit feinen
Äirdjen, in einem t>iolett*blauen Jon, unb bie (Sonnen
fhrarjlen gl&njten auf ber SWofel, ringsum blaue Serge —
ein »olßommen fd)6ne£ fflilb! 3d) freute mid) recf)t, bie
alte ®tabt ju feiert; beim (Sinjug befam icf) ben 93efet)l
jur 2foantgarbe unb mußte mit etn>a tnerjig SWattn »oratu
marfcfyieieru SBir markierten in grbfl ter Orbmmg burd)
bie ©tabt, ber Äurprinj1) jlanb mit bem ©eneralfiab
auf einem 93alfott unb fal) ba* Regiment burd)jtel)en.
Der OberjHeutnant *>on £arraÄ fcfylug mir bie @r>
laubmä, in bie ®tabt }u gefyen, ab/ unb n>ir markierten
in ein ©orf namenä 3 gel, n>o aud) fcfyon SRüit&r lag/
aber fciele n>aren fron! unb Rotten bie ftr&fee; tt>ir blieben
über 9tad)t auf ber ©traße, unb SJücfing unb td) unb
ber Aapit&n SBilfe lagerten und an einer altrbmifd)en
9>9ramibe — e$ finb 93a*relief8 baran1) — , ti tt>ar ein
falte* unb fd)led)ie$ 2ager! Unb morgend ttor Sage**
anbrud) ging'g fcfyon toetter*
SSon ba ab Ratten toix ben Hauptmann »on ©tiern*
berg*), unb unfer «Hauptmann SGBilfe betam bejfen Äom*
*) Dag man ihn im preuftiföen Hauptquartier nid)t liebe,
»eil er feine Oemablin übel, felbjt tätftd) bebanble, jagt Ä. t>on
SKaumer, 2fu$ m. Seben 198. — 2ton einer Ohrfeige, bie fle
erhalten habe, ift ctjä^It autf) 2fa* ben Sagen 81.
■) 2Me berannte 21 Vi m botye 3geler ©&ule, SDtoufofeum
ber gamttte ber ®ecunbiner au* ber seit um 200 n. (Sf>r.
*) ®eorg t>on ©tiernberg, filterer ®of)n be* 1814 ju
2tecferf)agen t b*fftfd)en Oberftleutnant* a. 3X ©tfern, ber fd>on
atö gabnrfcf) 1769 t>on 3ofepf) IL atö @t. t>on ©tiernberg ge*
abelt toorben u>ar, n>ar 31. SR&ra 1785 ju 3mmenf)aufen geboren
Qoonacb ®unbelad)$ Angabe au berichtigen ift). 1806 war er
erft gätynrid). @r biente im Regiment Sanbgraf Äarl weiter btö
1821 unb warb bann 9Befer}oO'@rbeber in ©iefefo>erber,*t»o er
7. ÜÄfirj 1843 ftarb; mit feinen beiben ©bbnen (Garl JJdebricb,
t 1891 ai* ®ef>. 9L<9L in Gaffel, unb ®eorg (Sari, t 1903 atö
Öberfbrfter in Jßaina) unb je einer £ocf)ter berfetben iß feine
gamtlte aufaeftorben; bie nod) (ebenben Vertreter beö Stauten*
geljen auf ®eorg* ftruber Sutooig griebrid), t 1853 al* ©ftf***
10*
148 *ub»lg tihfttt @rtmm, Srttmerungen.
pagme« ©tiernberg *>or ein guier <5*tbat, aber rel)
unb ungebilbet, tranf gern unb x>icl, imb tnir fyfttten »tel
lieber SBilfe behalten*
2Xmn ging'* bei ©refcenma^er1) vorbei in bie dW)t
tfm SWefc, unb nun fingen bie Quälereien an; mcfyt einen
Sag erbentUcf) 9tul>e; üf> toeifj, baf} td) mein J&entb fünf
2Bod)en lang auf bem 2etb fyatte; unaufhörliche* JjHn*
unb Jgerntarföieren! 9)ad)betn ttnr bie Orber befcinmen,
auf bie anbere Seite ber gefhtng9) ju gefytn, marfd)ierten
n>ir an einem fd)6nen fonnigen Storgen an ber Stfhtng
tw? rüber; nrir fat)en unb l)5rten einzelne £anonenfä)üjfe;
ber ftybne ©am faf) über äße ©ebäube fyeraor* ÜRtt
©ad unb 9>acf ging e$ über ben £etegraplpnberg unb
$euM*2Roujfon lieber in bie dlfyc ber gefhmg8), unb
tenimefcftet in JÖaina, jurfid (f. ©tmbelacJ>, (Saffeler 9Ntrgerbttd&
1805, Safel *. ©. 156), Über feinen Otjeim in «Dfefc f. »elter u.
l) jDiefer lu^emburglfcbe Difhiftöbauptori liegt aber auf
bem regten ÜJtofelufer unb ttmrbe nirf)t berührt; eö toar am
19. ÜRfira; in ben nadfyften Sagen marfatferte ba* Steatment auf
ber alten 9tömerfkage be* Unten SRofeluferS, eine «Weife bftltcb
an Suremburg, eine fyalbe «Weile toefllic^ an Dtetenbofen *orbet
auf bie 9Bejtfelte t>on SRefe unb ftanb am 24. in ber (Stegenb
t>on 3ufft>, eine 3Reik &©n ber geftuna. Ditfe tyatte etn>a
40000 (Stntoobner, mar adeln fcon ben eftfran^^fd)en gefhmgett
gut im ©taube unb umrbe t>on bem tü$ttaen, 1827 In unser*
ienter atergeffenbeit serftorbenen General iburutte mit 1000O
Wann sertefbigt
*) X). b* *wt bem Unten üfcofelufer auf* red)te, *on ber
9lorb* auf bie ©übfette.
») Um Sbenb be$ 24. {lebt ba* erfie SBatatflon in £009, ba*
jtoette in $lawe*üle; feit bem 22. ffcben b.£effen unter *. S&üUer,
ber btö babut **r $:i)tent>itte fommanbtert batte unb nunmebr
SRefe blwfierte. 2uf tbrem »ormarf* föften fte etoa 5000 SR«m
Stuften unter ^fiefcttitfcb ab, bie am 25. nadj SBerbun ab^oaen.
2lm 25. ftanb ba$ Regiment in 9>agn$, efmmbeinbatbe Steile norb*
ltd) t>on $ontA*gRimffon. 3)a ed am 26. abenbd nad) SWarfy
unb Ognp ju Hegen tarn unb ebenfc tote Oberft ®d)effer mit
ber Stotteret bti 9>*>nta*9ttouffon auf* rechte Sföefefafet Aber»
gegangen tft, fo bat e$ im #»et Sagen einen 3Rarf<b «nb einen
JJptoeg in langet fömafer <3üfiin$t Mn aeb* teilen gemalt.
IV. ftttom ***) jjranfeettf). Gaffel, 1814-1815. 149
wir lagerten enbftd) auf einem etwa* abhängigen Sagerfefb
nal)e beim Dorf 2Ra*l^ 3k ber fDtttte ber 95rWe, feie «ber
ben glufl fftfct, Ratten Me Stoffen «ber Preußen fcfyon jwei
9$e«en gefrtenflt, unb fte war burd) Saften notbftcftig
gtsm ©efyen, fyftcfyfien* jum Seiten wiebertyergefieOt. 3d)
l>abe *on bem ntalerifcfyen Borfe unb ber SBrfafe eine
anfiel) t gejeitlptet1)«
3m Borfe ©tarfy lag Oberft @ Reffet*) mit unferem
£ufarenregiment unb wenigen ($*fabron* freiwilliger 3äger.
Unfere 9tegtment*)tmmerteute unb bie ©olbaten arbeiteten
tftd)tig, ©ttol), £eu, SJretter unb aSerlet würbe au* bem
J>orf fjerbeigtfcfyafft, unb in ustferm <, in bem ein
Herne* fod) faum gum #ineinfried)eu war, tagen wir
beet red)t bequem; &or bem 3elt fingen unfere Degen;
faetjl blieben wie unb bie ©olbaten, wie wir waren, weil
wir jleben Xugenblirf angegriffen werben tonnten; »or bem
Seit war batb ein Sod) in ben 33oben gegraben, ein ttufy
tige* gener angemaßt, bie gelbfejfel l^erbeigeiptt, unb ba
unfere Surften anbete »erwenbet würben, fo muflte id)
fodjeu! 3wei Äeffet mit ©affer fying kf) über bie (Stange,
bann famen weifte 53ot)nen unb ein ©tuet ©peef hinein
unb etwa* ©d)ie$puh>er jum ©aljen* ©er ÄapitÄn unb
Surfing fd)tiefen im 3*lt, unb ba* ganje Regiment war
mäu*d)enftitt, nur biefenigen, bie lochen mußten, babbelten
an ifyren geuern fyentm, unb man fybrte nur ba* 93er
ba?* rufen unb bie Soften fid) abttfen; bie glinten
waren pt ^pramiben jufarnmengeßett, unb trfele <BoU
2*e t)ier erwähnte S5rMe ift bie Ober bie Seide (tabwig nennt
tatümli* flott tiper bie ©aarX *) ®ie ig Dorbanben.
*) 3ot)ann (Srnft ©Keffer (ober ©d)äffer, wie Heb bie au*
©Rotten (tamtnenbe gamilie unb er felbft früber fdmeb) if* 1770
al* ©ob* be* 1792 t Pfarrer* 3. SD. ©d». ju ©<bretf*ba<b bei
3ieaenbain geboren unb am 29. ©eptember 1831 al* ®eneral*
major $u öaflel im Dienjt geftorben. <fcr ift ber JMeim be*
©taattrat* ftr. Seop. J$. <lr. @d). unb be* SRarbucger ?>rofeffor*
unb Aottföt*3>rftf. mti). ©*♦ — <Sr fdjeint ni$t *er beiratet ge*
wefen au fein.
150 Subwig <£m« (Stimm, Erinnerungen.
baten, bie norf) fein 3ett fjaben tonnten, fcf)liefen unter
freiem JjMmmel auf it)rem Sornlfter1)*
3d) fafl *>or meinem Feuertod) unb rührte mit einem
fernen ?öffel bie garten 93ot)nen t)erum, t>orne nmrbe
e$ mir }u fyeifl, unb am Stücten fror icf>; tcf> r>attc großen
junger, unb ber ©eruef) au* bem gelbfeflel n>ar föftlicf),
nur fehlte e$ un* an Sorot SBie ld) fo ba in ber füllen,
fallen 9tad)t mit hungrigem Wagen mit mir pf)ilofopt)iere,
fct>e id) einen ©olbaten, ber feinen Säbel in bie #öf)e
l)ält, mit großen ©dritten über bie fd)lafenben ©olbaten
feigen; ba* @ejtcf)t tonnte id) t>or bem Staucf) bed geuer£,
ben ber SBinb naef) aßen (Seiten n>el)te, nid)t fernen; enb*
lid) fte^t er t>or mir unb fagt: „©uten %benb, fetbttrig!"
28elrf)e greube! @$ n>ar mein Sruber ©arl8), n>ir
Ratten un£ feit bem %bmarfd) *>on Sajfel nid)t gefel)en!
@r f)olte au£ feiner #ufarentafcf)e ein ©tuet atteö
©rot, ba* fet>r naef) £eu unb ?eber rod), unb fagte:
„#aft bu n>a* baju, fo ift e$ fef>r gut, icf) fyabe großen
junger!" Die SSofynen n>aren jefct tt>eicf), unb tt>ir jtpei
fcerjefyrten fel>r vergnügt ben 3nljalt be$ einen Äeffefö,
unb eö n>ar eine tofttidje SRatyljeit!
„9tun lebe n>or>l, Heber ?oui$, n>er tt>eifl, n>ann toit
un$ ttneberfefjen! 3d) muß n>eg, niemanb aU ber alte
2öacf)tmeifter n>eiß, baß icf) f>ter bin, unb ber Oberft
©cf)effer, ber unä greinnUige fennt, baß n>ir manchmal
über bie @d)nur fyauen, ift ftrenger gen>orbem" 3d) be*
gleitete ü)n buref) unfere Soften, unb n>ir nahmen Hb*
fdjteb — n>ir finb un* nid)t nrieber im gelb begegnet
Hm anbern Sage n>ar abfd)eulid)eä Söetter, e£ fcfyneite
unb regnete« Da fam ber 3fb|utant SBranb unb fagte:
„2fuf 35efel)l be$ £errn Oberjl fott ber £err Leutnant
©rimm mit atfytjtg Wann einen rufttfct)cn OfftjierÄpoflen
*) @* fann frityeften* bie 9tad>t x>. 26. a. b. 27. SRän fein.
*) Die reitenben 3dger, bei benen (Sari ftanb, (lederten
unter bem Cberjt @<fteffer mit beffen 4Jufaren bie Reffen naef)
bem ©übojten t>on ÜKefc t)in.
IV. gelbaug nad) granfrefcf). «affel. 1814—1815. 151
ablftfetu" (Die Stufen marfd)ierten ben Sag *on ber
gefhmg weg l)0
@l)e td) abmarfd)ierte, tarn ber Oberft unb machte
ein fct>r ftrengeä unb ärgerlichem ©eftcf)t unb fagte fct>r
barfö: „Die 2Bid)tigkit biefe* Soften* wiffen Sie, icf)
muß mtd) auf 3fyre 28acf)famfeit serlaflem ?affen @ie
alle arretieren, bie @ie ertoifdjen unb bie 3l)nen nid)t
triftige %uöfunft geben fönnen! (Seien ©ie ftreng unb
Diktieren @ie oft 3t)te aufgeteilten Soften, lajfen @ie
3fyre Ztutt fldf> fet>r rufyig »erhalten unb fd)t(fen ©ie f)Auftg
Patrouillen au$, unb tt>4t)len ©ie baju Unteroffiziere unb
©olbaten, auf bie fie jid) fcertajfen fönnen!" 3d) falutierte
unb marfd)ierte ab, 3bjiutant SBranb1) (am nod) einmal
angefprengt: „Der £err Oberft Idfjt 3tynen nod) fagen,
t>om Tambour unb bem £ornift nur im gatt ber 9tot
©ebraud) ju machen/1 3cf> marfcf)ierte fHH ab nad) bem
mir bezeichneten Ort, etn>a eine ftarfe Siertelftunbe näfyer
an bie geftung; ber rufitfcfje Offtjier ftanb mit feinen
beuten marfd)fertig in einer fciereefigen SKauer, fo baß icf)
nur ben oberen Zeil ber Stuffen feljen tonnte* Tili icf)
noef) etn>a fünfeefyn Schritte entfernt ttjar, marfcf)ierte er
fyerauä, n>ir ließen ba$ @en>el>r präfenneren, falutierten
mit ben Degen, unb er markierte ab, toorauf icf) il>n
balb mit feinen beuten im nebligen ©cfjnee* unb Stegen*
roetter *>erfd)tt>inben fat>* 9hm marfd)ierte icf) in meine
Heine gefhing, bie ganje Äblftfung n>urbe jiitt aolljogem
Steine geftung fdjien ein folibeö fteinerneö @e*
bäube gen>efen ju fein, »ieKeid)t eine Äapelle, e$ n>ar aber
ntd)tö mefyr übrig al* bie niebrigen dauern* SMefer Ort,
*) (53 n>ar ber 27. SDtöQ. T>a aber bie Muffen fdjon am
25. t>on SÄeft abgezogen toaren, fo irrt Subtoig enftoeber in ber
Reihenfolge oer £>inge, ober eö war t>fet nod) eine ber oon ben
frana5f!fd)en Ausfällen am 22. unb 24. SDtörj ber t»erfprcngten
unb oerfoäteten Abteilungen, bie er abl&jte.
•) 4>er ®e!onbeleutnant 3ol>. 8rbr. SBranb fytt fdjon im
folgenben 3abre bem £eere nldjt metyr angehört, unb eö ift
weiter nidjt* oon tym au ermitteln getoefen.
152 Subtotg <$mfl ©rimm, (frittnetungen.
best eben bie Stufen »etbfjen Rotten, gKd) einem ©d)tt>eine*
flau; faule*, alte*, najfe* @trot) ufto* ! Stadlern ^atromtten,
Sofien unb alle* beforgt tt>ar, jftnbete icf> mir eine pfeife
an unb erwartete bie dlatyt
geuer burftc nicfyt angemaßt toecben, fein ©olbat
burfte fid) Einlegen, alte mußten unter bem ®ett>efyr bleiben,
bie ganje 9tad)t nmrben bie 93efel)le be* Oberften auf*
ßrengfie befolgt, id) l>attc t>on bem Stfitieren ber Soften
t>5Hig naffe güfle bekommen, alle* übrige tt>ar t»n bem
Stegen unb @d)nee fet)on burd)tt>eid)t, unb icf> muß ge*
fielen: tt>ie ber borgen fam, n>ar mir fo jiemlüi) {a&en*
jammerig! „Da* tt>ar eine infame 9tad)t", fagte ber $elb*
ttebel; aber bie ©olbaten froren bod) munter, unb e*
nmrben ©päße gemacht 9Bie e* t)eU n>ar, fucfyte einer
bem anbern bie Saufe t>on ber Unifenn, bie un* bie Stufen
jurücfgelajfen Ratten; ber Tambour fagte: „Sonnenoetter,
an 3^rer Uniform, $err Seuinant, frieden jie aud> ijemm!"
@* famen bem Tambour nod) ein paar Unteroffiziere gu
«©ilfe, um meine Uniform t>on alten Seiten wu teer rufffc
fd)en ^interlaffenfd)aft gu befreien« Set £age*anbrud)
fd)idfte id) bem Oberjien meinen Rapport. @r felbfi fam
nad) einer SSeüe mit feinem Xbjutanten geritten, bie
©d)ilbtt>ad)e rief: „2Bad)e fyerau*!", aber er ttmtfte gndbig
ab: „2Bie Sie mir melben, ifi aHe* rut)ig geblieben/1 fagte
er, ganj nal)e t>or un* geritten, f,©te unb 3J)re Seilte
l)aben ein fd)led)te*, nafie* Sager gehabt/' „£crr Oberft,
n>ir finb bie ganje 9tad)t unter ©etnefyr geblieben/1 Da
nmrbe fein @ejld)t ettua* freunblicfyer: „ßaben bie Stoffen
n>eiter nid)t* al* btefe* faule ©trol) jurütfgelaffen?" „O
ja, «fcerr Oberft, nod) Saufe im|Überf!ufl!" 2)a tt>enbete
er ettt>a* lad)enb fein ^ferb um unb ritt tt>eg; bod) {am
93ranb jurütf unb fagte, tt>ir foQten lieber in* Stegiment
abrüden 0* 3m Sager jog id) bie Uniform au*, ber Surfcfye
mußte jie beim gtuer trodnen unb reinmatfyen, unb
*) <S* toar 28. SKdra.
IV« gelb|ttg na$ granfeeid). SaffeL 1814—1815. 153
934rf ing kwtyk mit ein grfltjftütf, *6 tourbe ein $ttfareif
faffee genommen, tmb ade* tt>ar ttrieber gut«
@S tt>ar ein großer Unterfd)teb )toifd)en einem JftbtfUer*
leben itnb biefem, unb e$ tft fein SBunber, tt*nn bie
©olbaien toi) unb unraenfcfylid) derben. (S* froren aber
linier unferen Unteroffizieren unb aud) Gemeinen manche,
bie eine %rt feinere Stiftung trotten, unb icf> »eifl, baf
aud) unfere gemeinen ©olbaten &en ifyren 3»üttem SMbeln
unb ©efangbfefyer mtifcfylepptetu ß$ n>aren ©emtnari^en
unb orfcentftcfyer faute Autber babei, $elbtt>ebel unb Unter*
ediere tätige 8eute* SRit ben Offenen »em ^Regiment,
bie id) fb nad) unb nad) fennen lernte, nwir e$ anber$:
t)«le @efonbe*, 9h*mterleutnantö, J&auptleute ttmren fcfyon
Aber We tnerjig 3af>re l)tnau$* J)a *»ar ein *♦ SWfyn1),
*>on Äaltenborn, Den (Sanngieger, *>on ©cfyentf,
t>on Äönnerifc uftt>v 1805 fcf)en ?eutnant$ in fyefilfcfye«
^Regimentern; bie feute fd)tt>abronierten gern, Maren aber
*) Der ©efonbeleutnant <5arl JJrbr. t>on fRbbn btente noeb
bt* 1816 unb tfl bann noct) in Sret^fa, weiter aber nid)t mefyr
nad)#m>etfett. — Der ©efonbeleufcwmi äBilb. t>on Äaltenborn
würbe 1816 mit äBartegelb entlaffen unb ff! btt 1821 in ©iebertfc
baufeiL toelter aber auA ntd)t mefyc ju ffoben. — Die Leutnant*
ffiübetm *on (Sanngiefler unb grbr. oon Äbnnertfc »et>
fdfcotuben mit bent Safyre 1816, ber Hauptmann £ubu>ig ffirnft
t>on ©eben! im folgenben 3at)t aud ber Ärmeeltjte, ftnb au^
atö Wtlitärpenjionajre nid)t mebr genannt, aud> an ben lefct*
genannten Orten über bie beiben erften feine 9lad>rid)ten mebr
au erhalten getoefen. — dlaä) einem befonberen Bettel oon
ber J&anb Subtotg* »ären bie ©efonbeleutnant* ff. g. oou
Stbhn etn>a 56, 3* 2B. oon Äaltenborn 50, & »an (Sann*
giefler 48, Hauptmann oon ©djen! 49 3abre alt getoefen,
bo<b ift biefe Angabe ntcfyt naefouprüfen. — Sßon ben bier ge*
nannten Offneren gehörten bem l)effifcben J^eere 1806 an:
sonSÄüller, 3fncfe, alSSRajore: *>on ©oebenbaufen, t>on
Äatra*, SBobe unb 3Bag*baId ali £atq>tleute; SBilfe,
ffiolff, ^Rülbner, t>on Äaltenborn atö ©efmibeleutnantö,
t>on 9t5t)tt unb t)on©tiernberg aK gätynrtAe, ©tbcfeniud
att Jtompaniec^irurgu^. — Der tteftfAUftnen 2irmee ge^rten
nfd)t an: »on Füller, t)on (Soc^enbaufen, »on ^arraö,
3öi(!e, »on Äaltenborn.
154 Subwig <5mil ©Timm, Erinnerungen.
au ntd)tö ju gebrauchen; untüchtig jum geringen T)im%
toaren kfle rol) unb ungebübet, Ratten immer unb ettrig
glücke im ÜÄunb, ttmfl ten nid)t mit ben (Solbaien umau*
gefyen; ©arnifom unb @amafd)enbienfi Ratten fie im Äopf,
aber ber getbbienfi n>ar ifynen eftoa* Qfrembeä; Leutnant
SOfüller, SBücting unb id) n>aren an 2flter bie jüngfien
im ganjen Regiment, n>ir n>urben aber t>iel mefyr }u
Patrouillen, gouragieren unb Sorpofienbienfi gebraucht,
n>eil ber Oberfi n>uf}te, baß er jid) auf un* »erlaffen tonnte.
SRein Äamerab unb gfreunb 3acob SBücting be*
fonber* n>ar ein gen>anbter, gefreiter unb luftiger @otbat;
nur Ijatte er einen gewaltigen Schlaf: id) n>eif/ bafl icf>
ifyn im Schlaf ganje ©treefen fortgerollt fyabe, el)e er er*
tt>ad)t ift; aber auf bem Soften tt>ar er tt>acr)fam unb munter.
9tad) brei Sagen1) brarf) unf er Regiment toieber auf,
marfd)ierte an einer altrömtfcfyen 9Bajferleitung vorbei,
ettt>a j)albtt>eg£ ^ont*a*9Äouj[on*), an bie SRofel, tt>o
unfer ganjeÄ Regiment burd) jtt>ei Heine elenbe Stachen8)
l) <$$ toar am 1. 2(priL 3nfoIge be* anleiten 2fo$fatt$ be$
®eneraW ^Durutte mit 8000 SRann au* 9»efe am 24. ÜKärj, burd)
ben er @aartout$, Dtetenfjofen unb fcujemburg sorübergebenb ent»
fefete unb t>on bem er am 4. 3prtt fel)r aerftörft über gongwg
unb SJerbun — alfo nad) einem Äretämarfd) — nad) SBefc a«*
rüdfetyrte, orbnete ber Äurprtn* am 31. ÜÄära, jtatt ber bi&
bertgen Sölodabe, eine blofje Beobachtung ber Sefhmg an: ein
4eü ber Gruppen apg am 2. 2foril nad) bem tner teilen nbrb*
Ungelegenen, inatttfaen toieber olocf ierten ©ietenbofen unb weiter
t>or ba$ abermals t>ier teilen nörbltd) gelegene «ujemburg ab,
unb bloß 3000 Wann blieben unter *on Füller gegen SRefe.
Unb atoar »gen fldt> aud) biefe, tetltoetfe t>om rechten SWofelufer,
tt)ie fcubtoig* Regiment t>on Sutorh) — , über ben glufl nad) ÄrS
unb in ber 9tod)t »om 1. auf ben 2. Xpril »eftto&rt* an ber
gefhma vorbei nad) Ülorben nad) ÜÄaifon SRouge unb t>on ba
hinter Die Orne, ein ÜRarfd) t>on t>ier teilen.
*) @$ war bei 3oug, aber nur ein drittel beö SBeg* nad)
9>ont*ä*ÜRouffon.
8) 2Ctte größeren ^a^rjeuge Ratten bie granaofen aerfenft
— 9»tt bieten a»ei «ätjnen aoOaog ftd) feit Sanuar bei SBoulin
ber ganae SÖerfeljr atoifdjen beiben gluftufern. 3)ie Leiter gingen
burd) eine gurt über.
IV. gelbsuft nad) granfreid). SaffeL 1814—1815. 155
lieber übergefefct nmrbe; ba* xoax eine langweilige ®e*
fd)id)te, faum jn>6lf Wann gingen in einen SRacfyen unb
mußten ganj naf), Wann an Wann, fielen, faum eine
£anbbreit jianb ber 9tad)en nod) au* bem SBafler, unb
bei ber geringften ^Bewegung ber ©olbaten n>dre er um*
gefölagem
©egen %benb ful)r tcf> mit Sücting mit ben legten
beuten glücHtd) hinüber. SBon ba ging ber Warfd) n>ieber
über ben 2elegrapf)enberg, worauf ba* Regiment in Dörfer
unb einjelne Jß&ufer auf bem 93erg ju lagern tarn. Der
©eneral *>on Dftrnberg ritt überaß I)erum unb fefcte mit
feinem ^ferb über SBeinftöcfe unb SBuftfywerf; er t>atte
eine @d)Warje^ufaren4Jnlform unb trug einen ©tern, fo*
Diel fonnte irf) in ber Dämmerung fefjem @r fam ju
und unb fagte: „Weine Ferren, geben @ie fefyr auf 3I)re
8eute ad)t unb galten @ie flcf> fe^r fWU" — bann tt>ar
er in ber Dämmerung nrieber *>erfd)n>unben *)♦
93 ü et in g unb ld) lagen mit ber fyalben Äompagnie
im J&of eine* ?anbl)aufe**): wir fonnten *on ba bie
£aternenbeleud)tung in ber gefhmg fefyen unb bie geinbe
SBer ba? rufen l)ören, *on 3eit au 3eit aud) einen
Äanonenfdjuf}.
A) Der burd) ben mißlungenen Saffeler 2lufftonb 1809 be*
fonnte tüchtige ©eneral t>on Dbrnberg ftanb bamal* in \)<m>
nbt>erfd)en Dtenjten, war aber mit Urlaub beim furfyefiifcben
2frmeeforp* unb leitete bie Dinge unter bem Äurprtnaen. 3m
Wärj t>on feiner Regierung aufgeforbert, fld) $u erftären, ob er
3urüctfef)ren ober au* bem ^ann5t>erfc^en Dienfte au*fd)efben
wolle, erftdrte er (ld) für ba* erftere unb ging fd)on am 30. W&r*
au* bem J&auptquartier in SRobt bei fttgemburg, beffen SBlocf abe
er gleldföelttg mit ber t>on Dietenfyofen geleitet fyattt, nad) ßan>
nofter ab. Der t>on Äubwig bemerfte ©eneral war alfo ein
anberer, toot>l t>on Füller ober Äubwtg t>at tyn an tinm
anberen 2(benb gefetyen, — Sortiert war be*balb am 9>lafce, weil
Wefe nod) t>on 6000 Wann befefet war, ber boppelten Xnaabl ber
befiifcfeen SBelagerer.
*) @* war wotyl bie 9tad)t t>om 1. auf ben 2. Xpril, unb
ba* Sanbbau* lag bei £orrt), wejtltd) Wefe.
156 &*»fg ftmü (Stamm, Grttmeru*4eii
Unfere ©o&oien braute« jeber einen XfmftoK SBetie
ftodpf&fyle unb machten hinter bec 3Ra*er ein $euer nn,
ba£ niemanb fefyen tonnte*
©in 23ertt>atter ober ©ättner be* fcfyönen 2anbf>aufe$
toar ba, unb ttrir faxten ifym, er möge bafftr forgen, baf
bie ©olbaten ju efien betdmen; er antwortete aber, er
fjabe offen fftr bie Ferren Ofßjiere, öfter nidjt ffcr bie
©olbaten; im ganjen £aufe »dre ntd^tö mefyr, bie ©igen*
tarnet l)&tten alle* in bie gefhmg gebracht
Unfer Hauptmann fcfyicfte un* aber fed)$ fcaibe ©rot,
l»ie fyalbe äBagent&ber fo groß, unb gefc&rrteö ©drehte*
flWfd) unb ©pect, aud) SB ein; bie ©olbaten lagerten fuf)
im 4of unb füllten ifycen ßunger*
Der 3flte faustete mir in* $cmö, tt>o e$ fd)ön n>ar :
große Spiegel, fd)öne Solange unb SRöbel, bie SBdnbe
im 9tototogefd)mact, große SBarraorfamine, toorin ein
tüchtig geiier brannte; er beefte ein reinem Zifd)iud), ftettte
95outeükn unb fd)5ne @Mdfer auf ben lifd), turj, eä n>ar
fo, baß man nid)t baran backte, man wäre im Ärieg: ba
tarnen gebratene 4&l>nerd)en, hafteten, fogar Deffert,
Stoftnen uftt>v unb toir jtoete ließen e* un* enblid) einmal
loieber red)t n>ol)l fein»
9>rdd)ttger roter 2öetn unb ©fyampagner n>ar ba,
bann timrbe eine pfeife angemaßt, unb abmecfyfelnb gingen
nur au unfern beuten unb $o#en, um und t>on afer
Orbnung ju überzeugen* Die ©olbaten lagen auf ifyren
SCorniftern unb fdjnarcfyten, unb bie @d)ilbmad)e ging
babei auf unb ab; n>ir fd)idten ben Unteroffizieren einige
SouieiHen hinunter mit bem 3ufafe, fte foKten fltf) nid)t
betrinten, tmb tt>ir jtt>ei nirften abtt>ed)felnb, bie @Hen*
bogen auf bem 2tfdj unb bie gftße auf @tül)le au&
geftreett. Die gfiße brannten nod) *om ffltorfd); unfere
9$urfd>en lagen in ben ©tubeneefen unb fd)liefen feft, ü>re
gflinten unb % ®epdcf neben ftd); ttrir bdmmerten fo bie
9tad)t burd), ofyne eigentlich jufd)lafen nod) ju machen;
id) trdumte ftfieftoeto balb oon Saffel, batb t>on 9Ründ)en;
IV. gelbjug no$ 9*anhefi$. QtyfeL 1814—1815. 157
bte 3ett 4ber fjattc id) nid)t* *on Jßaufe gehört, ttrtr
lebten fo in ben Sag fyinein unb Mußten trid)t, tariertet
Uljt e* fei, tfttb trfdjt, ob @oraf ober SBerftag n>ar. Äeintn
Zag teuften nrir, tt>of)in n>tt gingen, tiod) mo n>tr blieben«
Unfet 2ftter fam twn 3ett 3« 3eit an* einer Stebenttee,
legte frifdje große ©tücfe J&0I3 in* Äamin mtb (am
unb ging ofyne thx ©ort ju fagen nod) ftrf> im 3immer
nm{ttfel>en, nrieber ljütau**
Dem 2flten nmrbe gefagt, er möge baför forgen, baß
unfcrc ©olbaien beim Xbmarf$ Sorot, SBranntoein ufn>*
bettmen; er fagte aber morgen* ttrieber, er förnie nni
ttid)t* geben« ©in Unteroffizier fagte aber an*, bte Äetter*
tftr fei tterrammett, ber 3ßte motte (ie nid)t auffd)tießen
unb fage, er toriffe &on nicfyt*, feine ^errfdjtaft t)abe auf er
au bfcfen Stuben alle ©c^üffel mit ftcf)- Die ©otbaten
arbeiteten fd)on an ber Äettertür, mußten aber nun tt>eg,
unb ttir (teilten eine ©d)ilbn>ad)e bat>or: bann aber nmrbe
bie 2flt anfgefrrengt unb bie j?e!lerlöd)er aufgemacht: ba
famen tt>ir juerft in eine Orangerie, tnele große, fd)ön
gehaltene Orangen*, gorbeer*, ©ranatbdume, neben trielen
anberen Sfatmen in Zöpfen; bie jtteite Z&t toax nid)t
jugefdjloffen: bal)inter fanben nrir große Salbe ©rot,
©rf)infett, Ääfe, ©Idfer mit GKngemacfytem, große unb
Heine gdffer mit SBeüt, fdjöne Zrinfgl&fer, ©artengeräi*
fcfyaften uftt>., unb auf einem an ber SBanb angebrachten
©erfift unjdl)lige SBouteillen, bie meiften »erpicht, rote unb
toeiße SBeine unb ©>ampagner* ©ecfy* 3Rann n>urben
in ben Setter fommanbiert unb mußten ©rot, gleifcf) unb
Äftfe abholen unb bann ein %t$ä)m 2Dein für bie
©olbaten unb ifyre ftelbflEafdfyem SBon ben »erpichten
Stauteitten n>urben allen Offizieren be* Regiment* eine
gebötige %n$il)t überfcfyitft, nrir unb unfere Unierofftjiere
Ratten un* aud> gehörig »erfe^en, unb nwf) gt*ei 3«rfer*
Ijüte n>urben eingeparft: fonft aber burften bte ©ofbaten
nid)t* mitnehmen norf) t>erberben, Weber im £au* no($
im Äetter* »eint 3(ba«fl wußte ber 3Rte nod) febem
158 Subtttg <5mil ®rimm, Erinnerungen.
©olbaten einen 93ufd) t>on ber Orangerie abfcfyneiben, ber
auf bie SRflfee geftaft nmrbe, unb fo marfd)ierten tt>ir ab,
um in* Stegiment einzurücken. Der Hauptmann fagte:
„910/ bie <@errn £eutnantö ftfyeinen ja ttne ber SBogel im
#anf gelebt )u t)aben; td) banfe übrigenö befien* für ba*
überfcf)icfte ®la$ SBein!" Der Oberft ritt am Regiment
vorbei, fagte aber md)W über bie fd)önen Orangenbüfcfye
an ben SRüfeen unferer ©olbaten; t>ieüeid)t n>ar er gerührt
über ben guten Söein, ben toir üjm gefd)icft Ratten1)!
9tun ging ber SRarfd) *) lieber ben Zetegraptyenberg
hinunter auf bie ganbftraffe, bie an ber ftefhmg vorbei*
fttfyrt; un* folgten Artillerie ünb Dragoner, ttnb toxi be*
jogen bei SRaifon rouge auf einer Änf)öl)e ein Säger.
Die 3ette waren aber faum angefangen, fo (am roieber 93efel)l
jum %ufbrud): bie dladjt burd) nntrbe marfd)iert unb
morgend gegen trier Ufjr würbe in einem SÖiefengrunb,
ber meift überfd)Wemmt unb jugefroren war, haltgemacht
3(ber baä @i$ brad) ein, unb wir ftanben bt* an ben Sag
im @ewel)r; ba$ SBaffer ging und über bie @d)ul)e; man
l)Ärte bie9tad)t burd) ftarf fanonieren t>on 2ugemburg fyer8)*
©inaelne Äofafen fat> man balb f)ier, balb bort, ttne
x) Die t>orftebenben Dinae erfüllen bloß bie erfte J&älfte ber
9lad)t *om 1. auf ben 2. 2(pru; am borgen be* 1 «pril früb
fed)* ityr belogen fogar bie legten Gruppen fdjon ein Söiwaf bei
Sttcbemont bunter ber Crne.
•) Eine SSefcftiegung t>on gugemburg — bie erfte war
20./21. üÄ&q gewefen — fanb inbeffen erft in ber folaenben
9tod)t, *om 4./5. April, jtatt, in ber t>on jwblf Utyr ab etwa
350 ßuaeln unb Granaten in bie gefhmg geworfen würben unb
in ber fcibwtg ebenfalls markierte (f. it). Auf bem befonberen
Rettet, ber biefe Dinge nod) einmal erjagt, gibt fcubwtg biefe
©atf)e aud) richtig an.
•) Da* golgenbe bejtebt ftd) auf ben neuen SJormarfd)
narf) ©üben. Um 3. 2(prtt unb in ber folaenben Staubt lieg
nämltcb *on ÜÄüller auf eigenegauft feine Gruppen wteber in
bie alten (Stellen weftlid) *on SWefc einrücfen, wobei «ubwtg*
Kompagnie mit einer fjalben ©cbwabron Setbbragoner nacb Sörieg
bin ben regten glügel au fiebern tyittt. Tim Vormittag be*
4L 2prtl fam er nad) Sorry.
IV. ftelbaug nad) granftetd). Gaffel. 1814—1815. 159
man überhaupt biefeö rufitfdje tyad überall efnaetn antraf,
t)&d)ftenä waren jwet jufammem SBalb fal) man im SBalb
jwet bei einem geuer fid) f euerem; ifyre I)od)bepadten
9>ferbd)en ftanben regungötoö mit gefenften Äöpfen, t>er*
mutlid) fd)lafenb, baneben; fal) man fo einen Äerl in ber
9t&l>e, fo war ba* @eftcf>t n>ie ein Ztarnftraud) jugewatfyfen,
unb nur bie flehten roten ©cfynapäaugen gingen l)in unb
fjer1); fte Ratten ©ott weif* waä für geflogene alte Äletber,
Sucher unb Sappen an unb um ftd), oft fafyen fte au£
wie bewaffnete 9R5nd)e, bie Äapu^e überm Ätopf, unb
wimmelten t>on Käufern SBalb fd)Wamm einer mit ©ad
unb 9>acf aber bie SWofel, balb fal) man fte auf 93erg*
fpifeen, balb im Sal; ba flog einer wie b*r SBinb über*
3(cferfelb unb fctywenfte feine ?anje, unb bie abgemagerten
Äafcen, auf benen fie ritten/ waren bann »oder {eben.
@o ein paar Äerl3 jufammen gaben ein fd)5ne£ malertfd)e$
©üb. 3cf) war einmal in einem franjdflfcfyen Sanbftöbtcfyen
einquartiert in einem £au£, worin nod) trier Äofafcn
lagen: fie fd)liefen aber lieber im #of al* in ber warmen
©tube, rührten aud) nid)t* t>on bem @ffen an, ba$ bie
?eute ifynen geben mufften, fie polten trietmefyr alteä gleifcf),
baä fie unter bem (Sattel liegen Ratten, l)ert>or, (freuten
Pfeffer unb ©alj barauf unb hielten fo SBafytjeit unb
tranfen entfefelid) t>iel ^Branntwein baju; fte waren überall
mtfftrauifd),
dhtblid) marfd)ierten wir, nad)bem tin %bjutant t>on
©encral t>on SRüller Orber gebracht Ijatte^ querburd)
über 2töerfelb unb SBälber, manchmal überfd)ritten wir
eine ©trage, bann gtng'ä wieber über gelb, unb famen
enblid) mübe unb hungrig t>or bem ©täbtd)en SBriep an*),
weld)eö fefyr fd)5n awifd)en Sergen liegt Sor bem
©täbtdjen würbe auf einem Äcferfelb haltgemacht Den
<&tnwol>nern war unfere Änfunft fd)on befannt gemacht,
*) 3u «ubwtg* SRabterung 9tr. 133 bat7wobl ein «ofale
SDtobett geftanben. *) <K war gan& in ber grül)e be$ 4. Xprft.
160 Wwotg (Snttt ©rtotra, (Srtnnentitgest,
tsitfr tue Stoiber tonten mit ©djrtffel* t»8 SSoljnenfuppe
unb Stet auf ben meiften ©djftfiebt lagen aber <8ier*
pfamtfucfyen mtt großen ©tüden ©pect (Sä fd) uttge?
mein l&d)erlid) au$: auf ber einen (Seite bad aufgefteKte
^Regiment, ju $ftßen bie Dielen ©ietpfannfutfyett, xmb &or
bem Regiment bie Stelen äöeiber unb ajföbdjen, bie aOe
auf i^re leeren ©Rüffeln karteten! 2Ne &ierfu$en unb
bie Suppen ttnrben unter bie Äompagmen verteilt, unfe
»ar fefyr batb alte* aufgegeffen, unb bte 3RAtter unb
9R4bdjen mit ü)rcn erjttmngen fmmblictyeit öefkfytern
Hefen eine nad) ber anbern mit if>rcn @cf>üf ein, ßofyfäjrulje
an ben gfftßen, fo fdjnell ftc fomtten lieber in bie ©tobt
©iefe 98eibäteute t)atten große n>ei#e gformäfeen mit
Sftnbern auf unb fatjen fd)eußlid) and.
9ted) nntrbe 93rot an bie ©otbaten »erteilt, bie iaibe
Wattn fefyr groß, rnte Heine 9R4U)tfieine, ni$t buf, *on
grauem ©ci^enmel)tr fatjen intoenbig r&tlid) au$, tocit tote
fle fagten, ber 2eig mit rotem 98eine angemaßt n>ar;
ba* Sorot n>ar fel>r troefett unb unfcfymacffyaft 2)ie Untere
offtjtere Rieben mit ifyren ©äbeln bie ?aibe auöeinanber
mtb verteilten fte mic and) ben 23rannttoem, toooon ein
gflßcfyen auö ber ©tobt Dom üftatre gefd)trft ttmrbe, unter
bie ©olbatem
2(1* ba$ Stegiment gefdttigt toar, fant bie Steige an
und; ttnr Ratten baä nämttcfye tote bie ©olbaten; biefe*
Serfa^ren rourbe in ben meiftot gätten beobachtet, um
ben ©olbaten ju jeigen, baß man fftr fte juerft fotge.
T)a$ mag toofyl manchem OffEjier nid)t angenehm gettefcn
fein, aber e$ tt>ar getotß fo ba* befte* ©aä ©t&btd)en
lag fdjon t>oK ©olbaten, unb ttrtr markierten in bie
9WI)e auf* gelb, ben anbern SRorgen1) burdj einen großen
SBalb mieber in bie ebene von SJfefc unb in ein Dorf
unmittelbar am Stoße be$ Selegraplpnbergd, Sorr^ Unfere
Kompagnie lag im Äird)l)of*
x) jD. I). am borgen be$ 4« Bpril
IV. gelbaug nad) granfretd). Gaffel* 1814—1815. J61
93alb fam 93 ü ding mit einigen Söagen voll Sebenä*
mittele aud) atoei ©d)tt>einen unb einer Auf). @$ nmrben
&od)feuer angemaßt, in bie Äeffel gteifcf) unb 95ol)nen
geftedt unb nun angefangen ju fod)en, 9Bir toaren in
ber größten 9tut)e unb baö ©ffen balb gut, fo fprengte
ber 9tittmeifter v* SBaumbad) (jefct ©eneraD1) *>on ben
SDragonern mit ettoa fünfzig SRann unb ber ^Regiments*
ftenbarte burd)£ ©orf, unb nur l)örten, baß bie granjofen
angriffen *)♦ Unfere Äompagnie tt>ar im Äugenblicf fertige
unb td) fefye nod) unfern Oberften — 3ind — , ber
gegenüber tootynte, in ber Unterfyofe in ber J&auötüre flehen:
ba fielen fd)on ©tfyüffe vom Selegrapfyenberg herunter*
Unfer Regiment tt>ar ben 3fugenblicf beifammen, unb tt)ir
marfd)ierten im Schritt jum 2)orf f)inau$; bie granjofen
ftanben ju fyod) ober fcfyoffen ju fd)led)t, toie aud) bie
dauern im blauen Mittel au$ Äelfern unb 93obenl5d)ern
fdjoffem 9tad) ben Uniformen ju urteilen, bie totr genau fafyen,
tt>aren 3taliener babei: ©An mit ©elb, mit braunem
x) grtebrtd) v. SöaumbaA, Äapttän bei ben Seibbragonern,
ftarb aß (Generalmajor 74jäbrig au Gaffel am 8. gebruar 1851
unb tft in Obermottrtcb begraben. SBon feinem 1886 verdorbenen
©ofyn (von feiner atoetten grau. 2fotalie, geb. ®tef}ler, einer
©rimmfeben SBertoanbten), ÜÄajor ©. v. ©., finb nod) Gnfel
(unb Gnfeltnnen, v. ®5ben unb v. ©traudp, von feiner 1886
t $od)ter Gäctlte, verb. v. 8epel, Ätnber btefeö Ramend vor*
banben.
•) 2fat 4. 2fprtt rüdte ®eneral jßurutte von bem ernannten
XutfafLt von SBeften fyer toieber unter bie Kanonen von ÜÄefe
vor, tooburd) bie bref vorberften befftfcben Söataittone — aud)
ba$ von fctbtoig — unb bie Vetteret ftd) fed)tenb toieber norb>
toärte auf SBalfon SRouae awtüdaie^en mußten. Der SRüdaug
gefd>ab aber in voller Orommg, mit einem Serluft von 7 Soten,
25 SBertounbeten unb 182 — metft balb fid) toieber etnftettenben
— SJermtgten. Die 8age toar gefdbrbet, toeil ber Jfamarfd)
D urutteS gleicbaeittg bureb einen JfuSfau ber ÜÄefcer Söefafeung,
bie allein mit inatotfd)en auSgebtlbeten 9cationaIgarben gegenüber
ben 3000 Reffen nod) immer 6000 2Äann ftarf toar, unterftfifct
toarb. Bbenb* fed)$ Ubr ftanben bie Reffen toieber im Sterben
binter ber Örne.
2»bn>. ©rtuiin, Erinnerungen. 11
162 Subtoig @mfl ©timm, (Erinnerungen.
teberjeug; aud) ©d)n>etjer, 9tot mit SBeifl; e$ tt)urbe
faum einer fcerttmnbet; &or bem 2or ober ©orf befamen
tt>ir 93efel)l, un* auf einer 3(nl)öt)e bem Dorf ?orr9 gegen*
Aber aufjubelten; bort erwarteten rt>tr, toaä fommen toürbe,
Son un* linU, jiemlid) n>eit unten nad) ber Sfyauffee,
ftanb baö Regiment Äurfürft unb bie #ufaren, von un$
red)t* bie ©ragoner* Die granjofen !amen in Äolonnen
anmarfd)iert, unb man fonnte beuttid) bie geinbe auä ber
gcfhing in gefd)loffenen 3ügen l)erau$marfd)ieren feljem
©ie matten t>alt, unb nun nmrbe eine 3eit(ang aufein*
anber gefeuert* Sie granjofen ftanben in ber Siefe, unb
il>re Äugeln pfiffen über un$ n>eg, fhreiflen t)öd)fien^ bie
95ajonette; tt)ir Leutnants nmrben abn>ed)fetnb jur 3lt>anU
garbe fommanbiert; mid) traf bie 9teü)e aud) mit fftnfgtg
90?ann, bie id) in einer Steige auäeinanber »erteilte; fo
nmrbe mit bem geinbc geplänfelt Unter ben granjofen
n>aren Diele Äerfö in SSauernfitteln, bie fdfyoffem Aber
e$ fd)ienen feine guten 3*ger ju fein: ein ©olbat t>on
un$ nmrbe totgefdf>offcn, einem mußte baä Sein abgenommen
toerbem SRajor SRülbner nmrbe am gfuße unb nod) einige
leicfyt fcerttmnbet1)* S5ei ben©olbaten, bie bod) meiftenä junge
95auemburfd)en auä ber@egenb &on2Bolfl)agen, ©ubenäberg
unb Hofgeismar toaren, l)abe id) nid)t$ t>on 3fard)t bemerft
25efonber$ n>aren bie Unterofftjiere brauchbar* 2Bir
Ratten einen ©olbaten bei ber Äompagnie, ber jld) bienft*
n>ibrig betragen fyatte; ber Oberfi 3intf lief! tfym t>or
*) dt nmrbe trielmebr am linlen 2Crm aertounbet. — 3)a$
3. 8anbto.4Rgt. j)atte in bem einftünbigen ©efed&t am 4, 2forfl
überhaupt 1 Säten unb 15 SBerounbete (ben ber Reffen üoer*
fyaupt f. ©. 161, 2fnm. 2). 3n ber ßeimat nmrbe ber 3ufammen*
ftoft etoa* überfd&äfet. 3Bf Ibelm ©rimm fd&reibt am 30. Tbptil
an Söcob: „#ab id) Dir fcfyon gejagt, baft beä «ouiä Regiment
jid) ausgezeichnet unb einmal entfd&teben f)cd, toaljrfd&einltd) am
4. 3fpril, too fünfoefyn SBann *>on feinem Söataiffon geblieben,
©ott bat alfo feine £anb über ifyn gehalten. CS* freut mid) xtm
fo mebr, ba bie anbern 8anbtt>el)rregimenter e$ nid)t getan"
(Sgbbr. 309 unb ©tefg 3, 306). — 2Bie 3Bilf)elm, ber feinen
ber Briefe «ubtofg* erhielt, fid) auerft um tt)n ängffigt, f.3gbbr.295f.
IV. gelbjug nad& granfreid). Raffet 1814—1815. 163
bctn Regiment bie Äofarbe abreifen: er benahm ftd) aber
t>or ?ongtt>9 fo brat), baß er belobt würbe unb fein 3eidf)en
lieber belam (id) glaube, er l)ie# 25enjot),
9tur unf er Tambour, fonft ein Wifciger,burd)triebener unb
luftiger Äert, würbe fel)r bietet) im ©ejtcfyt, unb nod) einSolbat
fagte, er l)abe einen ©cfyufi in* SSein befommen unb tat
fefyr ftdglid), aber ber SBataillonSarjt unterfudjte eS unb
fanb nid)t& ©lefe jwei ÄerK, ber Sambour unb ber
©olbat, würben nun unter ber Äompagnie bie ewige
3ielfd)eibe be* 2Bifce*, im Sttarfd) unb im 2ager; ba l)atf
afle* Verbieten nicfyt*; oft in ber 9tad)t auf bem SRarfd),
wenn alle ermäbet waren unb feiner 2uft Ijatte ©pdße
ju machen, fing einer mitten in ber Äompagnie an: „28er
t)at Ängfte gehabt?" „2)er Sambour SRanbelbaum t>on ber
werten Äompagnie, erfte* SSataillon!" fdjrten ade; nad)
einer 2Beile: „28er l)at wn ber vierten Äompagnie, erfte*
33ataillon2ifogfte gehabt?" 2fHe fd)rien tt)ieber: „JDerSambour
SRanbelbaum 1" Stadler: „28er wollte t>on ber vierten
Äompagnie, crflcd SSataiHon blefjiert fein?" „Der ©olbat
2Bollenl)aupt!" würbe ebenfo gefaxten ufw* Sie SRüben, bte
jurüdfblieben ober bie im ©ienft einen geiler gemalt Ratten,
würben immer auf biefe TM geejtert unb Idcfyerlid) gemacht
2Bir ftanben nod) auf tiefer 2fnl)dl)e, unb ber $einb
jog ftd) wieber in bie ffefiunö jurüdf; einige ^freiwillige
ju ?)ferb fochten nod) in niebrig liegenben 28elnbergem
Samt marfcfyierten wir weiter1), lauter gelbwege, fo in
*) 9tod) fn ber 9tad)t fcom 4. auf ben 5. 2lprtt trat t>on
Füller — getduf d)t burd) eine anaeblfd) fidlere Stod)rfd)t, bafl
ber über 15000 SÄann t>erfügenbe ©eneral £>urutte abermals
auf ba* rechte ÜÄofelufer aufgefallen fei, wa* burd) aahlrelcfye
äBadbtfeuer bafelbft beftdtigt au »erben fdjien — ben Stücfyug
nad) Stürben an, an bem gleichfalls nid)t mel)r blodterten £)teteiv
l)ofen vorbei. jfcle SBlodtobetruppen unter «fcagnau traten aud)
unter SDNWer* Söefet>t, ber nun nad) bem eine gute ÜBeile norb*
wdrt* t>on SMetenfyofen liegenben ^ettange $og. 2(m 2fbenb be*
4. lagerte ba* 3. 2bto.*SRgk auf ber $o\)t son SRidjemont an ber
Ornemünbung, marfcfyterte bann in ber 9lad)t burd) fumpfige*
11*
164 Subttrfg Chnü ®rimm, (Srtnnerungen.
bie 9tad)t hinein, nrir alle n>aren fdt>redHirf) ermübet ©er
©cncral SRüller fagte manchmal: „SÄeine Ferren, galten
©ie bod) 3I)te ?eute an, baß fte orbentlid) in Statten
marfdjieren", — e$ n>ar Ijetter 9Ronbenfd)ein — aber bie
mciftcn fd)liefen im ©efyen; oft gab e£ ein ©erappel: ba
lagen brei bi$ fcier, bie äbereinanber gefiolpert unb ge*
fallen n>aren; bort fiel einer in einen @raben, oft ging
eine gflinte to$; ti ttmrbe feljr langfam marfcfyiert, bei
jebem @rf>rftt fyatte man ein paar 9)funb Grrbe an ben
©tief ein; balb ertt>ad)te man tt>ieber burd) einen SRippen*
unb ©ett>e^rf olbenflofl ; bann fam tt>ieber eine ©timme:
„©olbaten, in Statten marfd)iert!" aber jeber ging feinen
93ärenfd)ritt fort, ofyne ftd) um ettt>a$ ju befftmmern: „Sie
ftfcen gu9)ferb, bie Ijaben gut reben!" ober „2)onnertt>etter!"
rief eine ©timme*
3d) l)abe, fo t>iel id) tt>eiß, feft gefcfytafen unb ge*
träumt unb bin mectyanifd) mitmarfcfyiert, fo aud) SBücfing
unb ber «Hauptmann. Die ©tabäofftjiere fafjen aud) auf
bem ©attelfnopf unb machten fromme SBucfel, fte
fd)liefen aud)!
(Snblid), außerhalb eine* SBalbeS, auf einem Hüte*
felb, fommanbierte berOberfh „<£alt, ©etoefyr ab, rüfyrt
eud)1)!" @$ war baä SBerf eine* 2fugenblidfö, fo lagen
bie ©olbaten auf bem gelb unb fd)liefen, bie meinen
Ratten ftd) gar nid)t bie 3eit genommen, bie Somifter
abjumadjen, !aum baß bie @en>el)re gefydrig in Statten
geftettt nmrbetu 3d) tt>eiß md)t, ifl ein 9*ifett, eine
(SJelänbe unb bejog bef Tagesanbruch ein £ager auf einem 2fcfer*
felb bei «fcettange. <&tatt t>ier ©tunoen toaren bie Gruppen bf*
bafyin neun Otunben marftyiert! Die SBefd)tt>erben btefeä 2ftarfd)e*
bebt aud) SRenouarb betsor (233 f.). — Die 9tad)rf d)t t>on
Durutte* 2fo$fatf ttmrbe aud) glaublicher burdb ben in biefer
— nid)t, toie Äubtoia fagt, in ber vorigen — Stadjt hörbaren
Äanonenbomter t>or &t£emburg, beffen Ort toegen 2Öed)fel$ bed
SBinbe* nid)t $u beftimmen toar.
*) @$ tt>ar binter ber Orne, bei 9tid)emont, unb $tt>ar etoa
um jebn Ubr abenb* am 4. 2(prtL
IV. gelbjug nad) granfreid). Gaffel. 1814r-1815. 165
28ad)e auägefiellt worben: id) fiel um, unb ber gute Oberft
Keß un$ fcd^Ä ©tunben fdjlafen; id) f erlief nod) fefi, aW
bie trommeln wirbelten jum Auffielen* 2Cber nun, Weld)e$
©djaufpiel unb 2ujifpiel! 3n ber 9tad)t ijt ein entfefclid)er
9Mafcregen gefallen, bie mübe ©d)ilbwad)e fagte, baä
SBaffer wäre auf bem2C(fer gefloffen! 3d) lag mit meinem
Äopf auf bem redeten Htm unb war fo eingefd)lafen;
ein ©olbat — id) fyabe nid)t erfahren, welcher — fyatte
mir eine ©eefe ober wa$ e$ war, auf ben ?eib gelegt,
id) war aber bod) fcöttig burd)näßt; bie ganje J&dlfte
meine« Äörperä mit bem ©ejid)t war lehmig, ba$ ganje
Regiment, Offtjiere tt)ie ©emeine, fal) l)öd)jl Wdjerlid)
auä! Senn bie #älfte fyatte im 2el)mwaffer gelegen bie
Stacht, unb e$ war nod) alle* fo naß, baß bie Äleiber
md)t abgerieben unb gebürfiet werben fonnten; manche,
bie ftd)im ©d)laf l)erumgebrel)t fyatten, waren über unb über
lefymig; in meinen paaren waren nod) biete Älumpen @rbe*
2öir marf gierten nad) ^ettange1), unb bie ©olbaten
fingen an ju fingen* 3)ie ©eminarijien unb ©d)ullel)rer$*
fßfyne beim ^Regiment fyatten bie ©olbaten eingeübt, unb
fte fangen oft lieber, bie, t>on trielen gefungen, äußere
orbentlid) fd)ön waren* 25ie @rbe an unfern Uniformen
fing an trotten ju werben, aber tt>ir alle fafyen bod) nod)
entfe^lid) au*, afö tt)ir t>or #ettange anlamen unb unä
ber ©eneral *>on SÄüller9) tt)ieber t>orfibermarfd)ieren
ließ; er felbft mußte lachen; wir bejogen fingenb baä gelb,
n>o tt)ir ein ?ager auffdjlagen fottten*
Oberft ©Keffer lag mit feinen #ufaren auf ber
anbern Seite beä 2)orfe$; id) traf il)n ba allein t>or einer
*) (Sine gute SWeile nörblid) aon Dietenf)ofen; am 5. 2tprü
um fedjä Ut)t frül) waren f&mtliaje Gruppen bort angelangt.
■> 3ol). 3ug. ÜBorife ©. *on Pürier, geb. 1766, ift al*
(Generalleutnant unb lefcter ©ouaerneur aon (Saffel am 11. 3>e$.
1827 ju (Saffel im Dienft geworben. ©iel>c über ü)n unb feine
tamilie — er felbjt war nid)t »erheiratet — „2Cuä ben Sagen"
>. 17—21, 22 f., 131 ff.
166 Subtoig (5mU Orfotm, ffirfonerungen.
£au£titre auf einer 93aumtt>urjel ftfcenb* @r fagte lacfyenb:
„Unfer alter #err — ber Äurfftrft — fyfttte fyeute morgen
euer SRegiment fefyen follen! ©er tt>ürbe ftd) gefreut
fyaben! SQBo fyabt ü)x eud) bie 9tad)t benn fyerum*
gett>äljt? Äommen ©ie, fefcen ©ie jtd) ju mir, tt>ir
n>aren ja fdjon 9tad)bardleute bei SJRarfy; baä ifl ein
bonnertt>etterfd)e$ Äriegfftljren, abfteigen unb tmeber auf*
fifcen, ber ieufel fott ba$ — 35or*ben*gefhmgen*?iegen
fyolen! ©ie 9>ferbe gefyen jugrunbe, unb e$ fommtjunid)t$!"
®r fyatte ben Äopf auf bie £anb geflutt unb rief
im Äommanboton: „©eorg!" ©er S5urfd)e brachte barauf
eine SBoutetHe 3tottt>ein unb 93rot „SBir tt>oHen tt>emgfienä
ein* trinfen!" SBir (tieften an mit bem 2Bunfd)e eineä
red)t balbigen großen 3Cuöfa0ö beö $einbe&
Da fam unfer gelbtt>ebel auf mid) zugelaufen unb
fagte: ,,«§err Leutnant, id) fucfye ©ie fcfyon überaß, ber
£err Oberft tt>ünfd)t ©ie fogleid) ju fprecfyen!" 2Bir
tranfen noef) ein*, bann fagte ber Oberji: „9tun machen
©ie aber, baß ©ie ju Syrern Tttttn lommen, fonfi fd)icft
er ©ie in be* Teufel* Äüd)e!"
Oberft 3tncf ftanb mit bem ©eneral t>on 9RüIler
am Sienjier, unb afö er mid) fefyen fonnte, machte td) ent*
fe&lid) große, bienfieifrige ©dritte* ZU id) oben im
3immer angefommen tt>ar, tt>o nod) mehrere Offtjtere unb
2Cbjutanten tt>aren, rief mir unfer Obrift mit feiner
fdjarfen, burdjbringenben ©timme ju: „3^$ Äucfucfc
SRamen, J&err Leutnant ©rimm, n>o fierfen ©ie benn?"
„£err Oberft, id) fyabe mir bie ©egenb ringsum betrautet"
w3a," rief er etoaä befänftigt, „an @ntfd)ulbtgungen fefylt
e$ 3t)iten niemals !" reichte mir aber babei ein ©la$ 28ehu
©ann fing er an im ruhigen ©efpräd)3ton: „©er £err
©eneral *>♦ SJRüller fyat bie ©üte gehabt ju erlauben,
baß ©ie biefe fed)$ Keinen 2anbfarten *>on ber Umgegenb
t>on SÄefc fftr mid) logieren bürfen* SRefymen ©ie ftdj
ein Quartier unb machen ©ie, baß ©ie bamit fo balb
tt>ie möglich fertig toerben*"
IV. gelbaug na* granfreUf). Saffel. 1814—1815. 167
SWiemanb ttmrbe in bie Käufer einquartiert, nur ber
Oberft unb ber ©eneral t>on SRüller bett>ofynten ein
für ein 25orf große« unb fcfyöne« Jjjau«, unb ber Oberft
fonnte au^ feinem fünfter ba« ganje gelagerte SRegtment
überfefyen. ©a l)ieß e« aufgepaßt, fonft bonnerte unb
pfiff feine (Stimme über« SRegiment. 3d) fucfyte mir ein
abgelegene« J$au«, ein 2einett>eber xvav ber Eigentümer;
bie ©tube tt)ar fefyr Hein, ber 2Öebftul)l, ber fHtt ftanb,
nafym ben meiften Staum ein, aber bod) ein 2ifd) unb
eine 93anf tt>ar *>orl)anben. 33on be« J^errn 2einett>eber«
©prad)e t>erfianb id) fein 28ort, er fprad) ©ott tt>etß lim«
für ein Sranjöftfd) unb 25eutfd) burdjetnanber. 3d), ber
id) fo triel tt>te gar nid)t« t>on Sranjöftfd) fonnte unb
ba« bißchen gewiß miferabel au«fprad), tt)urbe mit bem
£einen>eber aber bod) ganj gut fertig.
3m SRegiment machte id) ben Auftrag be« Oberfien
red)t ttridjtig, e« bürfe mtd) bie 3eit über niemanb ftören,
ba id) )u einer beftimmten 3cit mit ber fd)tt>eren, wichtigen
Arbeit fertig werben muffe; td) fagte audj niemanden
meinen geheimen Aufenthalt, nod) etwa« SRftfyere« t>on
meinem Auftrag. Der. Hauptmann war fel)r ärgerlid), ba
er feine 2Cu«ftd)t fyatte, bie Kompagnie einen 2Cugenblicf
öerlaffen ju fonnen; baju fam nod), baß biefe unter ben
2Cugen be« Oberfien lag* 25em SBücftng fagte id) meinen
Aufenthalt, unb aud) mein 93urfd)e 9>faff, ber mir ben
SRantelfacf bafytn bringen mußte, wußte ü)n, aber beibe
burften ü)n niemanb jagen. ©a« ^leifd>, ba« un« ge*
liefert würbe, beforgte mir ber fcetneweber, unb id) war
mit attem jufrieben unb tt>ar frol), bie falten 9täd)te unter
3)ad) ju fein. - Der Hauptmann ließ mir burd) meinen
93urfd)en fagen, id) fönne abenb« jum Stegiment fommen
unb babei bleiben, bt« e« wieber Sag geworben. 3d)
ließ wieber fagen, id) fyätte fo *>iel Arbeit, baß id) beinahe
and) bie 9tad)t baju aerwenben müßte, wenn e« aber ber
Oberft befehle, wotte id) fommen. Da* l>alf, id) blieb
in SRufye.
168 Subtoig (5mü ©rtmm, Erinnerungen.
9hm betfte mir mein 2einett>eber bo$ 2ifd)d)en,
brachte 93ol)nenfuppe, @ierpfannfud)en; mein Sfleifd), 93rot
unb Ääfe, atteä fcfymecfte mir prdc^rig* Sftein 95urfd)e
fennte ftcf> nad)l)er aud) nod) bequem fart offen, unb nod)
ein grofi ©tuet 9>fannfud)en fd)idfte id) SSüding.
3(u$ bem 9Äantelfacf tourbe bann 2ufd)e, SSleifHft,
gebern geljolt, ferf>ö 93lfttter gut Rapier auä bem 3eid()en*
bud) r)erauägefd)nitten unb atteä jum arbeiten fertfgge*
mad)t, t>orr)er aber ein frifd)e$ «§emb unb ©trumpfe ge*
\)OÜ unb angezogen, Äleibungäftficfe, ©tiefel, Söäfcfye bem
95ebienten jum Sieinigen mitgegeben mit bem Siebenten,
mid) nid)t aufjwoecfen, außer tt>enn mid) ettt>a ber Oberft
fpredjen n>otte* hinter bem SQBcbfhi^I ttmrbe bann ein
2ager t>on ©trol) red)t bequem jured)tgemad)t, bie ©tube,
nadjbem ber 95urfd)e unb ber SBeber tt>eg toaren, juge*
fd)lofien unb mid) Eingelegt, mit ein paar red)t guten
tt>ottenen 25edfen jugebedl 2(d), tt>aä fftr ein l)errlid)er
©d)laf nun: eä tt>ar>$ nod) feine elf Ufyr morgenä, aU id)
mid) Einlegte, unb ben anbern SJRittag um t>ter Ut)r bin
id) lieber aufgett>ad)t, nod) auf ber nämtidjen ©teile
liegenb, ben Äopf auf bem redeten. 2Crm! 3Da machte id)
bie Sure auf unb rief ben 9>faff^ ber bann aud) mit
meinen gereinigten Äleibungäftficfen tyereinfanu „#err
Leutnant, ©ie fyaben lange gefd)lafen, ti ift trier Ufyr!
©ejiern abenb tt>ar id) ba, ba$ @ffen tt>ar fertig, id)
l)ord)te, e$ tt>ar aber atteä (HB; fyeute mittag fal) id)
sielmafö burd)3 ^cnflcr, aber ©ie f erliefen aud) nod)!"
©er «£err 2einen>eber lam mit Sifdjtud) unb Setter ganj
freunblid)* „Bon jour, mon capitain", fo nannte er mid)
immer unb t)6rte bod) t>om 95urfd)en mid) |ebe SWinute
„#err 2eutnant" nennen* — »^faff, tt>a$ mad)t ber «§err
Leutnant 93ücfing?" 9>faff Ijatte nod) bie Antwort nidjt
gefagt, fo trat lad)enb ber 95 ü (fing herein, aber nod) mit
jtemtid) f leinen 2fagen: „@ut, Jj?err 25ruber, bafi id) nod)
mitefien fann! SBir Ijabzn fdjon *>or jtttötf ba* unfrige
in ben SÄagen gefd)lagen, unb id) fpfire lieber 2ücfenl"
IV. gelbauö nad) granfrei*. Saffel. 1814-1815. 169
2öir loaren ntd>t imfianbe, ju jttnngen, tt>a$ auf bem
Sifd) ftanb, unb ber #err ?einett>eber, bcr nid)t arm au
fein fd)ien, braute und red)t trinfbaren SBeuu „3d) fab*
bcm Äapttän," fagte SBficfing, „ba fyeute md)t$ ju tun
itf, flefaflt, id) müßte meine ©tiefel ttwai in Orbnung
bringen laffen, eigentlich aber nur um }u bir }u Icmmen;
id) fyab' nid)t auägefcfylafen unb tt>tH bein Sager ein toenig
probieren*" (Sin paar SRinuten fpäter fd)ttef er fcfyon fefi!
3d) toax fleißig an meiner Arbeit unb ben anbern
SRtttag t)atte id) fdjon tner 93lätter fertig; id) brachte bem
ßberft att>ei bat>on, unb er tt>ar fel)r aufrieben bamit,
wie aud) ber ©eneral *>on SR ü Her* 2e&terer fagte:
„9Md)t tt>al)r, ba$ ijl eine frabbelige Arbeit? Ratten
©ie ftd) nur baran, toir lönnen jebe ©tunbe Söefe^l jum
Stbmarfd) befommen!"
Den anbern SJRorgen tt>ar id) ftg unb fertig, fd)n>ieg
aber mäu$d)enflill ba*>on, um nid)t au$ meinen t>ter
SSSnben getrieben ju tt>erben. 95ü(fing fam ju mir,
tt>enn er nur ablommen fonnte, aft mit unb probierte meine
©treu, tt>ie er fagte* „Jjieute morgen", erjäl)lte er, „fyaben
wir ein 9>rfoatt>ergnügen gehabt: bei ber brüten Kompagnie
ifl eine SRotte @en>el)re umgefatten unb bie Äugeln pfiffen
über bie ©olbaten n>eg* T*a niemanb bie Äompagnie
fennen n>oOte, tt>ar ber Oberfi n>ätenb unb l)at baö ganje
^Regiment eine ©tunbe lang ba$ ©ett>el)r aufnehmen
laffen* ©a$ fehlte einem aud) nod)," fefcte er, fid) fefct
red)t beljaglid) fftfylenb, fyinju* ,,3d) I)offe bod)," ful)r er
bann ironifd) fort, „ba#, toenn toir nod) trierjefyn Sage
f)ier im Sager bleiben, bu aud) nod) tnerjefyn Sage an
ben Äarten )u jeicfynen fyaji" 3d) gab il)m gletd) meine
33erftd)erung*
9tad) trier Sagen1) fdjicfte ber Oberfi feinen 2(bju*
tauten unb lieft mir befehlen, unfehlbar l)eut abenb fertig
ju werben, ba allem Vermuten nad) morgen frfil) auf*
0 £). I). am vierten Sage, tooijl am 8. 2tpriL
170 ftibwtg <$mtf (Sriimn, ffirinnerungen.
gebrochen würbe* 3d) gab ü)m brei 3etd)nungen mit unb
ba$ 35erfpred)en, unfehlbar biefe 9tad)t mit ber legten
3eid)mmg fertig ju werben* 93 ü ding Wedelte etwaä, unb
93ranb fagte: ,,3d) fcerbenfe e$ 3fynen nidjt, wenn (Sie
bie dladjt and) nod) banco galten wollen* Qabm ©ie
toai ju trinfen?" „3a, gletd)!" 28ir blieben nun nod)
ein paar ©tunben, leibet bie legten in meinem 3immer,
jufammen*
SRorgenä um brei Ufyr1) gingen bie Srommel*
Wirbel unb ba£ #albmonbblafen loa, unb um trier Ufyr
Ratten tt)ir Wngjl ba$ Sager t>on Fettauge im SRficfen*
25a$ #e&en fing wieber an, balb bergauf, balb in£ 2al.
SBir waren tt)ieber in ber SMtye t>on SRefc9); id) weiß
nid)t, tt)ie bie SReierei ober bie paar «§äufer fyiefien, wo
unfere Kompagnie Eingelegt würbe* 2lber wir {teilten ein
$)ifett mit bem gelbwebel unb überall Soften au$, unb
bie mußten 95ürfing unb tdj oft in ber 9tad)t8) ab*
wed)felnb trijttieren unb ba$ gelbgefcfyret abhören*
3n ber ©tube war e$ red)t fd)ön unb aHe$ in einem
twrnefymen, wofynlicfyen, guten 3ujianbe; aber feine ©eele
war ju jtnben* Da un$ wieber auf bie ©eele gebunben
würbe, lein Kärnten ju machen, fo waren tt>ir unb bie
©olbaten in einer frofitgen 2age; benn wir Ratten J&unger
unb Dürft, e$ war aber aud) nid)t ba$ minbejte ju ftnbem
SBir ftanben in bem fußen ©tauben, au£ bem «@aupt*
quartier etwa* 3U erhalten, aber wir warteten vergebend.
*) Tim 9. 2Cpril tücfte ©eneral t>. Füller in awei Kolonnen
— er felbft führte bie aweite — au$ J&ettange abermals nadj
©üben *or, um mit ben Stoffen 2)uffefowitfd)$, bie *on
Vertun, *on SBeften l)er, auf üfcefc jiefyen wollten, vereint ben
©eneral Durutte wieber in feine gefhmg SDtefc hineinzuwerfen.
Subwigä Regiment gej)5rte $ur erften — regten — Äofonne, bie
über Sfteufcfyef unb SRorlange wieber auf Sörieg 30g.
*) £). I). nur im allgemeinen; eö ging in bie (Segenb
*on SRefe.
*) @$ war nod) bie 3tad)t, b. I). ber frü^e ÜRorgen be*
9. Xprll 2lnbernfall$ v&itt man annehmen, baä 3. Sbw.*9tgt.
fei unter ben Gruppen gewefen, bie fd)on am 8. aorrücften.
IV. gelbaug nad) granfreid). ÖaffeL 1814—1815. 171
Sa fanb 93ücfing in einem ©cfyranf eine ®d)ublabe
*oH guter tt>ei$er Oblaten, bie ttmrben auf ben 2ifd) ge*
fiettt unb mit ettt>a$ 9hifoer barauf fo nad) unb nad)
aufgegeben, bann gab'S ein ©lad Söaffer unb eine pfeife
Sabal Sie 9tad)t n>ar lüinbig mit etttaö feinem, burd)*
bringenben Stegen unb rabenfd)tt>ar), fo baß bad Soften*
fcijttieren eine rechte Sajl nmr, man ttmfHe bei j[ebem Sriit
nid)t, tt>ot)in man fanu
©egenSRorgen1) bef amen u>ir Orber, jum Regiment
)u jioflen, ba fyatte id) meine ?aft mit bem Surfing:
ber SÄenfdj n*ar nid)t )um Xuftt>ad)en ju bringen! 3d)
fyabe it)n burd) bie ganje ©tube gerollt, an ben ©futtern
gef Rüttelt, l)alf äße* nic^ttl Da rief id) ben J&omiflen
herein, ber nal)m ba$ #orn unb blieä aud allen Gräften
an feinem Ofyr, ba ertt>ad)te er enbltd) unb raffte ftcf> auf!
Unterttegä befamen n>ir 95rot unb gleifd) unb
SJranntoein, rvai ben beuten fel)r notig n>ar* 9Rand)mal
begegneten nur Transporten t>on gefangenen granjofen,
oft aud) SRuffen, bie, auö ben Sajaretten entlaffen, jurücf*
marfd)ierten; fxe fafyen alle aud tote ein 95Ub be$ &obeä,
aerhtmpt, fr&fetg unb voller £&ufe+
9hm ging e$ wieber tt>od)enlang t)in unb l)er; unfer
Oberft fyatte ffd) trgenbtoo eine Äutfcfye beigegeben, einen
fd)dnbltd)en, alten, wacfeligen, aerbrodjenen Äajten; t>ier
ebenfo miferable 9>ferbe jogen ü)n hinter bem Stegiment
f>er, jtt>ei SBauern im Äittel hitfd)ierten; aber bei attebem
\)ÜAz id) tt>ol)l manchmal gerne bei il)m fffcen mögen!
Unfer SRegimentäaubitor unb*Quartfermeifter@ie#e*)
*) 9. 2lpril; f. bie sodge Ttnm.
*) 2Bifi)efot (Smanuel ©lege t»ar ber ©otyt be* Äantor*
®. in ÜRelfunaen, 1789 geb.; er toar ßffern 1805 in Untertertia
beö fyaeumä in Gaffel eingetreten, tft nad) ben 3^gniffen ein
fleißiger, tw>l)lgefltieter, aud) nid)t unbegabter @d)filer getoefen,
unb trat ju Jöerbff 1807 au* Öberfefunba au$: „2BIU nfÄt*
fhibteren," geigt'S in ben 2lften, „l)at übrigen* nod) feine be*
ftumnte Sebenäart getollt." @r fhtbterte bann bod) nod) bie
Siebte, blieb aß Oberaubiteur au Gaffel bii 1828 beim J&eere,
172 Eubtoig (Sinti ©rtmm, Erinnerungen.
(jefct ©et). Sufti^rat) t>atte manchmal baä ©föcf, ben 9>lafc
in biefem SRumpelfafien mit ifym au teilen* &i l)at mid)
red>t gefreut, ben ©iefle al$ einen ©d)ulfameraben t>on
mir nad) fo sielen 3^ten in unferm Stegiment nrieber*
jufmben; er ijl ein bra&er, rechtlicher, efyrlicfyer 9)?enfd),
ber ftd) gleichgeblieben iji, bie garbe nid)t t>eränbert l)ai;
tt>ir ftnb biä jur ©tunbe greunbe geblieben. SBaren ttrir
oft lange auf #ungerproben gefiellt, fo fyatte er — ober
fonnte er in ber 9täl)e be$ Oberjien el)er baju gelangen? —
mir immer einen ©d)lucf SGBein ober einen SDhtnb soll
93rot mitjutetlen, tt>a$ er aud) reblid) unb gern getan l)at*
28ar irgenbtt>o ein längerer Aufenthalt, fo tt>ar er meifi
in unferer ©cfettfc^aft*
dlod) jtoei Äameraben mufi icf) em>&t)nen, bie jn>ei
Seutnantä ^rö^lic^1) unb 9Rüller* ©rjterer toar n>ot)l
3tt>ölf 3al)re älter ate tt)ir, tt)ar frfifyer 2eutnant in
öfterreid)ifd)en, bann bänifcfyen JMenfien, eine el)rlid)e,
gute <@aut, immer munter, ttmrbe feiten mübe, erjäfylte
©pä$e, tt>ar ein guter 3äger unb fyatte bejlänbig bie
pfeife im SRunb, braune @eftd)täfarbe, folbatifcfye, etnwä
fteife Haltung, ging bei bem größten SRarfd) \>orfd)riftä*
mäßig unb mit ben gfifkn au$n>ärt$, tt>ar fer)r gefällig
unb teilte ba$ lefcte ©tficf 95rot mit jebenu ©r n>ar 3U
nad)fid)tig gegen feine ©olbaten im 2)ienji, unb e$ tt>ar
ü)tn faum möglid), ein ernjieä ober ttütenbeä ©ejtd)t ju
machen, tt>enn er 3*l)ler bei ben ©olbaten bemerfte* @r
tt)ar ofyne gurd)t unb fefyr gelüijfenfyaft im ©ienfi 9J?u|Jte
er Quartier machen, fo tt>aren 93ü<fing unb id) jtcfyer,
t>on ü)m gute SRummern ju befommen* 3m Quartier an*
toarb erft Bffeffor, bann Öbergertd)t$rat unb ©et). Sufttarat in
Cafltf/ »erließ ben ©taatöbienft 1852 unb ftarb bafelbft am
13. 3anuar 1860. @r toar »erheiratet mit SDtorte 9>t). 3ung*
tjan* aud Reifungen.
x) 2Öot)l ber ältere ber beiben im ©taatäfalenber fcerjetdj*
neten ©efonbeleutnant* ^ermann unb 2Bilt)elm grbtjltd).
Der anbere tft (StjrtfHan Sftüller.
IV. gelbauö nad) granfrei<f>. SaffeL 1814—1815. 173
gelangt, farit er fefyr batb; ba er tt>enig 99ebürfhtö jum
Schlafen fyatte, fefcte er ftd) unb rauchte feine pfeife, toenn
ttrir jtt>ei und aud) auf bie ©treu legten, um auäjurufyen
ober ju fcfylafem
Leutnant SRüller1) tt>ar au« ©rebenjiein, tt>o fein
SSater SÄetropolitan tt>ar; er tt>ar groß, fdfytanf, fd)mftd)tig,
intereffanteä ©etfcfyt; getoöfynlid) ernft, fonnte er fefyr
luftig fein, fyatte Diel mefyr ©cfyulfenntniffe, meljr SMlbung
unb öerfianb aK 3röl)lid() ; er madfyte gute, trodf ene ©päße,
toav toifcig, rauchte nid)t, tt>ar immer mit feinem Quartier
unjufrieben unb tt>ar ein leib enfd^afttic^ er Äartenfpieler;
er tt>ar meifi bei unä, tt>o freiließ ju feinem großen 33er*
bruß niemals Äarte gefpielt nwrbe, ani bem natürlichen
©runbe, tt>cil ttnr'ä nid)t tonnten* SRüller tt>ar ein guter
©olbat, er ifi jefct Hauptmann beim jtoeiten ^Regiment*
Unfer Stegimentäarjt ©tödfeniuä*) n>ar eine gut*
mutige Haut; außer baß er einem ©olbaten ba$ 93ein
gut abgefcfynttten, bie anbern öerttmnbeten bepflaftert unb
fcmert fyat, tt>ar nid)t t>tcl ju tun, außer feine §elbapo*
tfyefe in gehöriger Orbnung ju galten; er fal) auä tt)ie
ber 2Cbt *>on @t. ©aßen auägefefyen fyaben mag, er fonnte
t>or ©pedf faum au* ben flehten Äugen feljen* @r tt>ar
beftänbig freunblid), nur tt>enn er bie 33egebenl)ett mit bem
abgenommenen 95ein erjäfytte, fprad) er ernfl unb ttud)ttg;
bei allen Affären fyaben il)m bann ©ott tt>eiß ttrietriel
taufenb Äugeln um ben Äopf gefauft unb gepfiffen* 3d)
glaube aber, baß er in feiner 2fpotl)efe *>iel mefyr ©orten
tum ©dfynäpfen alä *>on Ärjneien fyatte* @r tt>ar natürlich
beftftnbtg im Hauptquartier unfereä SRegimentä unb bei
ben J&erren ©tabäofftjieren gut angefcfyrieben; er tt>ar aud)
*) ©J)rtfHan ÜBüller ift no<f> bii $um 3al)re 1837 al*
«apit&n beim 3. 3nf.4Ägt. t>eraeic^neh
*) <£. <5f)r. ©t&tfentu* 0>erm. mit 3. 9ttef)of), toar 1783
au <£jen bei SBacfya im 2Beimartfd)en geboren, toarb 1815 auf
SBartegelb gefefct, nad) einiger 3*it alä 9teg.* unb ©arnifonarjt
nad) (Sartöfyafen fcerfefct, too er am 8. 2fuguft 1848 geworben ift.
174 ftibtoig ®mtl ®rümn, (Erinnerungen.
ttwa att>ölf 3al)re ober nod) älter afö tt>tr jioei; gleich im
Anfang be$ fjelbjugeä I)arte er mit un£ in ber erften
beften Äneipe 93rüberfd)aft getrunfen; er tt>ar fefyr gut*
mutig unb gefällig, in ber SBorauäfefcung, baß feinem 2eib
ober feiner ^erfon fein 9tad)teil barau£ entfiele. Söenn
id) jum Oberjren mußte ober fonjt ettt>a$ im Jßaupt*
quartier )u tun fyatte, rief er mir jebeömal aai feinem genfler,
n>enn er mid) t>orfiberreiien fal), nad); id) ritt bann an£
genfter, unb er reichte mir einen angefefcten Gittern ober
©üßen, mit bem 3ufafc: „Da* tt)irb bir auf beinern SRttt
gut bekommen unb nid)t$ fdjaben*"
3tud) Ratten nur nod) einen Äameraben namenä
3uftu$ SBtebertd)1), Leutnant id) glaube bei ber gleiten
Äompagnie; ber 9tame pa$tt erftaimlicf) ju bem SRanne*
@r n>ar gen>if fünfjefyn 3a^re älter aK n>ir, fefyr groß,
bief, ftarf, breitfdjuftrig, mit einem tt>al)ren 95ärenfd)ritt
unb ben größten gftßen, bie id) imalä gefefyen fyabe; bie
Uniform umnannte faum ben biefen 35aud), unb mit
feinen großen, biefen #änben tonnte er faum in ben
©äbelgriff* I)iefe$ 9legiment$ungel)euer tt>ar baä ©tid)*
blatt *>on un&
©ein @ejid)t tt>ar groß, breit, unb bie fleinen ©djweinä*
äugen, bie leblos toaren, tt>aren faum ftdjtbar t>or bem
jte umgebenben ©petf, bie 2Cugenbrfifen ttwai gefd)tootten,
bie garbe be£ ©eftd)t$ red)t gefunb unb g länge nb, ber
2(u$brucf beä großen ©ejtd)t$ lädjelnb, bumm unb I)öd)fi
nidjtäfagenb, alle feine 95ett>egungen unb ©ebärben un*
gefdjitft unb tölpelhaft* ©abei tt>ar ber 9Renfd) efyrgeijtg,
gegen feine Untergebenen fyodjmütig, barfcf), grob unb
gemein, gegen feine Oberen aber untertänig, fd)meid)elnb,
eine tt>al)re ?eibgarbefelbtt>ebelgamafd)enfeele* Äam er in$
Quartier, bie 2eute mochten arm ober tt>ol)ll)abenb fein,
fo entoidelte er eine Brutalität, ©robfyeit unb 9tol)eit,
*) 3uftu* 2B. tourbe 1816 auf Söartegelb gefefctunb lebte
in Sarläfyafen al* SReg.*ßuarttermeijterabfunft im 3n»atibetf
tjaufe, too er — 48 3al)re alt — am 23. 9to*. 1819 geftorben i|t.
r
IV. gelbaug nad) granfret<f>, Gaffel 1814-1816. 175
bafl e* ber SRfifye wert war, feinen ($in)ug mit anjufetyen«
Sagten tt>ir ifym, er möge bod) bebenfen, bafl ba* arme
?eute unb baß fte fdfyulbto* am Ärieg feien ufwv fo gab
er un* mit einem fefyr freunblicfyen ©ejtd)t bie beftiaßfcfye
Antwort: „3n Reffen fyaben** bie granjofen aud) nid)t
beffer gemacht/' 2Bo man i!)n ju @epd)t befam, war
fein @ejtd)t in ^Bewegung, er fyatte immer Vorrat bei ftd);
id) fyabe il)n große ©iücfe ©ped oljne 95rot efien fefyen,
unb SBranntwetn tranf er wie SBaffer, aber Sabal raupte
er nid)t- ©eine gange @rfd)etmmg war wie fein 9lame:
wibrig*
©er jüngfternannte Offtjier War Wut)!1) an* SBolf*
fyagen, jugleid) 93ataiHon*abjutani @r War grob, unge*
bübet unb J)öd)jt orbindr, aud) fd)on in ben ©reinigen;
id) weift nid)t, wa* au* ben jwei 2efctgenannten ge*
worben ifh
©egen ba* @nbe be* Selbjug* belamen wir nod) einen
t)dd)ft überflflffigen ©tab*offtjier t>on ©affcl getieft, £errn
SÄajor 2Cuguft t>on SRiebefel9), Äammerfyerr, ?♦ 9Jtorfd)aK
uffv ungefähr trierjig 3al)re alt, ein ©eftcfyt, wie e*
bie Seute mit bem 2fu*brucf fd)ön bejeicfynen: rote SBatfen,
fronet 95acfenbart; fein 2fu*brucf war aber I>öd>fl unbe*
beutenb* @r war immer auf ba* reinttdjfte geffeibet, unb
bie ©tiefel mit plbernen ©poren glftnjten immer prächtig,
@r lam mit SBagen, 93ebienten unb Äod) beim SRegiment
*) 2faton grtebrtd) 91 u 1)1 au* Söolftagen mufl balb nad)
bem gelbaug angetreten fein; t 1832 al* ©tabtfareiber in
8Bolfbagen.
*) Sugujt (gr. Ä. 3. *. ©0 SKiebefel, greif), ju ©ifen*
bad), war 1779 ju Söraunfcfyweig al* ©otyi be* braunfdjweiai*
fdjen ©eneralieutnant* unb furljeff. ©ei). SRat* 3oh. Äonr. SÄ.
geboren. 3m furfjeff. J&eer f)at er nur ä la suite gemmben, war
Äaironetfjerr 3BiH)elm* I. unb al* Xltefter unb <5f)ef ber ge*
famten SÄ.fd)en gamtiie, beren fog. „Söurglinie" er angehörte,
<5rbmarfcf)aU fn Äurfyeffen. — @r Ijat fid) 1817 mit ber ©räffo
<J>. @. dl *on SÄobenuJ&obenftein verheiratet, lebte aeitweilig
in Sauterbad) unb plefet in ©totfyaufen in ßberbeffen, wo er
am 27. 3uni 1843 geworben ift.
176 Subtotg @mtt Qbximm, Ghinnerungetu
on, betrachtete oft bie SJftume unb Äornfelber mit feinem
Stafdjenperfpeftfo, unb fein ©ang tt>ar etoaä fyüpfenb, tt)ie
ber eint* Sanjmeijterä; er fyatte eine 2(rt franjöftfdje
©rejfur an ftd) unb tt>ar feljr frabbelig, jm>orfommenb
unb artig bei 25amem 3dfy l)abe il)n, tt>ftl)renb er bei
uni tt>ar, ein paarmal baä SJatatllon „@ett>el)r auf!"
fommanbieren l)5ren, baä tjt atteä, tt>a$ td) t>on feinen
mtlitftrifdfyen ©ienjien n>ei|L Anwerbern tt>ar er fel)r
eifrig, tt>enn er auf ermübenbem SÖtorfd), befyaglid) auf
feinem fd)6nen ©dämmet neben bem Stegiment reitenb, bie
©olbaten orbentlid) in SRotten ju markieren fomman*
bierte: baä ging aber bei unä ju einem Ol)r herein, jum
anbern tt)ieber fyinauä* 2Ke ©olbaten nannten il)n nidfyt
anberä alä „unfern neuen 9Rajor ^adfefel"* 3m ganjen
war er gutmütig, aber er tt>ar burdfyauä fein ©olbat unb
t>erjtanb gar nicfytä basom öermutlid) tt>ar ti üftti ju
$au$ im ©df)laf eingefallen, jtd) nod) ein bi#d)en gelb*
jugäefyre ju fyolen, um in feinen alten Sagen fagen ju
fönnen: ,,2Cud) id) tt>ar mit in granfreid)!"
SSRajor SÄülbner1) (jefct ©eneral t>on 9Rül)len*
fyetm in Harburg) tt>ar ein feljr guter ©olbat, gefdfyeit
unb ttnfienfcfyafilid) gebilbet*
Oberftleutnant *>♦ Qaxxai tt>ar gutmütig, aber lein
©olbat
Sie ©eele t>om ganjen SRegiment tt>ar ber Oberfi
3incf*)*
@r tt>ar früher afc ©eneral mit in Spanien unb
anbern gelbjügen; er toax ernji, rufyig, befonnen, fal) über
alle fleinlidjen, lumpigen gefyler fyinauä, fannte fefyr balb
feine ?eute im ganjen Stegiment, rügte bie geiler im
2(ngeftd)t beä ganjen SRegimente unb fagte mefyr atö ein*
mal ben l)od)abeltgen Jj?errn Offtjierä, fie feien ju gar
*) Sari ÜBülbner führte ba* 2. Bataillon 3. Sbtt.4Rgt$v
3uflu$ 3acob t>on #arraä ba$ 1.; baä 3. tft nicfet auägerücft.
*) Eubtotg nennt tfyn immer &indt, er t)ieß aber Äarl
(SfataS 3incf.
IV. gelbjug nad> ffranfrei*. Saffel. 1814—1815. 177
ntd)t* ju gebrauchen* 2Bar irgenb wa* beim Regiment
ju tun, fo würben jüngere Ofjtjiere genommen, bei unferm
93aiaitton traf 95üding ober mid) meijl ba* ioi.
jDurd) biefe $erfonalbefd)reibungen bin id) etwa* t>on
unferm langweiligen SÄarfd) abgelommem SBir lamen
abermal* t>or ba* fd)öne ®täbtd)en SJrte?1), gegen 2Cbenb,
befamen aber feine @ierfud)en, würben aud) nid)t ein*
quartiert, fonbern mufften wieber mit einem Xcferfelb neben
einem SÖalb für bie ffladjt t>orlteb nehmen, eine ©tunbe
weit t>om ©täbtcfyen SSrtc^ @* würbe ein 3elt, fo fl«t
e* ging, au* Steifem, 9Roo* unb wa* jtd) t>orfanb ju*
fammengejioppelt, ein tüd)tige* gfeuer angemaßt unb ge*
fod)t, tt>a^ ba war, bie 9tad)t burd) lieber Eifert* unb
Soften aijttiert, am SRorgen*) frül) aufgebrochen, burd)
ben langen SBalb marfd)iert, balb aber auf mehrere Orber*
f)in ber SÄarfd) befcfyleunigt; e* war fo fd)ön SBetter unb
fo füll, ba$ man bie Serben in ber 2uft fingen f>örte;
nur t>on 3*it ju 3*it l)6rte man einaelne ©pfiffe au* ber
$$efhmg* 2Bir fyatten balb tt)ieber ba* £al t>on 9Kefc \>or
Äugen, unfere Artillerie marfd)ierte t>or un* unb tt>ürgte
ffd) mit it)ren Kanonen bie lehmigen, fd)led)ten £ol)lwege
ben 95erg hinunter, tt>obei e* oft Aufenthalt gab* 211*
tt>ir fo jiemlid) in ber Xiefe waren, ließ ber Oberjt ba*
Regiment aufmarfd)ieren, ritt an ber ^ront l)inab, bann
in bie SSRiite unb jagte: „Da il>r Reffen feib, fyoffe id),
id) brauche eudj nidjt ju fagen, rvie ü)r eud) ju »erhalten
fyabt, wenn wir fyeute angegriffen werben ober felbjt an*
greifen/' Dann ritt er, rufytg feine pfeife raudjenb,
*) m ift ber 9. 2Cpril, abenb*.
*) (5* war ber 10. 2fyril, ßfterfonntag, an bem ber »er*
einigte Angriff ber Stoffen unb Reffen flattgnben fottte, unb eben
wollte ». Füller bie oerabrebeten brei ©ignalfäüffe abfeuern
laffen, al* ein preugif$er Offfoier bie 9tad)rid)t braute, bag bie
tag* aut>or begonnenen Untenjanblungen ju einem oorl&uffgen
Vertrag geführt fyatten; *. SRüller gina barauf abermal* hinter
bie Orne jurfid, woburd) Subwig* Scegiment wieber nad) Sorten
fam; e* fyatte um awei Ufyr nadjm. ben SRücfmarfd) begonnen.
8nb». Qrimm, fcrtattermtgctt. 12
178 Subtoig <£mil @rimm, Erinnerungen.
ttrieber an bie ©ptfce* 9tad)bem bad ^Regiment burdjau*
t>ifttiert tt>ar, ob bie @ett>el)re alle in Orbnung, ttmrbe
„®eml}t ab unb rufyt eud)!" fommanbiert* @$ ttmrbe ftd)
auf ben grünen SRafen, n>o bie erjlen ©raöfptfeen tyerauö*
famen, niebergelegt, eine pfeife angemacht unb getrottet,
tt>aä bie ndd)fte ©tunbe ober fyalbe ©tunbe und bringen
toürbe* Unfer 2Crmeeforp$ tt>ar fo aiemlid) jufammen:
Oberjt ©Keffer jlanb mit ben #ufaren an ber Sfyaujfee,
baneben bie Regimenter AurfÜrfi, Äurprina unb Sanbgraf
Äarl, red)t$ baä Dragonerregiment unb Regiment 9>rinj
©olm«, Ärtitterie unb gretoittige, t>ietteid)t 13—14000
SRamu ©an} beutlid) fat) man brüben ben gemb rjerauä*
marfd)ieren, in gefd)loffenen 3ügen, bann formierten fte
Äolomten* Da fyiefS e$ benn, e$ würben t>on SRancp
20000 Stoffen au un* flößen unb fo unb fo aiel Preußen,
9Refc fottte gefrürmt toerben ufttn
SBieberid) u>ar fel>r neugierig, unb tt>ir erjäfytten ü)tn
unglaubliche Singe, bie balb gefd)el)en ttrtlrben; td) fagte
ifym, er toürbe t>ermutlid) bie 2toantgarbe befommen, bamit
fein ?eib ber Äugetfang fftrd ganje Regiment fei; ber
Hauptmann rief: „J&err Leutnant, ©ie ijaben ja biefen
borgen leinen 2Cppetit, id) I)ab ©ie nod) nid)t effen fefyen!
SBie ift ba$?"
Jjier fehlen fmi ©eften im $e#. ©ie enthielten
tr>or>I bie Sdfung ber Spannung burd) ben Eintritt *or*
läufiger 9Baffenrui)e unb fobann bie Stählung »on einem
3ufammenftoß «ubtotg* mit bemüRajor *on SRtebefel;
e* fd>eittt, atö fei biefer baburd) veranlagt getoefen, baß
Subtotg fidj mit feiner Abteilung ofyne Erlaubnis einmal
*om Regiment entfernte unb babei feine £eute in eine
getoiffe Oefaljr braute. 3n feiner SRed)ifertigung gegen*
überdtiebefel föeint «ubtoig bie nbtfge 9tüdji<f)t gegen
ben SBorgefefcten ntd)t geübt au Ijaben. <$$ fyetßt im
Sejt toeiter:
„(baä ttnrb) 31)nen ein jeher t>on meinen
beuten, bie l)ter t>or 3J»nen ftefyen, fagen fönnen!" 3d)
ließ bie Seute a^m Regiment jtoßen, unb alä tt>ir }tt>ei
IV. gelbjug nad) gtanfreid). (SaffeL 1814—1815. 179
allein uxtren, fagte ber SRajor: „2öenn 93erid)t and 9tegi*
ment fommt, ba# fte einen *>on biefen Seuten erfcfyojfen
ober blafftcrt fyaben, fo fdHt aße$ allein 3t)nen gut ©d)ulb,
Jfrm 2eutnant!" — „2öenn unfet £err Oberft mtd) fttr fo
fefyr ftrafbar !)dlt, tocA id) nfdjt glaube — benn er ift
ein ju erfahrener ©otbat — fo toitt id) aud) allein bie
®d)utb trägem SBenn ber J&err Oberft t& verlangt, fo
n>erbe id) mtd) bei ü)m felbji t>erteibtgen, unb fo tt>äre
bie ©ad)e fttr iefct abgemalt", antwortete id) bem Jjerrn
£ammeri)errn in Uniform. Da ritt er batb red)tö, balb
UnU auf meine ©eite unb festen fel)r gereiji @nblid)
fing er ttueber an: „(&& bleibt immer ein grofleä 33er*
gel>en, bafü Sie ol)ne ®rtaubni$ ba$ Regiment fcerlajfen
fyabem" „3n biefem einjigen gatte fyaben ©ie red)t, #err
9Äajor, unb td) »erlange bie ©träfe nid)t gefd)enft ju er*
Ratten*" 3Da gab ber #err feinem ©d)tmmel bie ©poren,
unb in einem furjen ©alopp ritt er wieber an bie ©pifce
beö Stegimentä* Der 2ß>futant fam gleid) barauf ju mir
geritten unb fagte: „2Cuf 93efel)t beä «§errn SRafor
t>* SRiebefel ftnb ©ie 2Crrefiant, unb id) bitte mirSfaen
Segen au*!'1
2öäre ber £err SJtofor ©olbat gewefen, fo würbe er
ftd^ nid)t fo benommen l)aben; anstatt bafi er mir l)ätte
fagen muffen: „£err Leutnant, ©ie finb 2Crrejtant!" weiter
nid)t£, fo machte er baä lange ©efd)Wäfe, Wobei e$ bann
feine eigene ©d)ulb war, ba# er *>on mir lieber um
paflenbe antworten befanu
2)a* Regiment bejog fttr bie 9tod)t ein Xcferfetb;
ben anbern SRorgen fottten tt>ir in 95rie9 orbentlid) ein«»
quartiert werben« Der Hauptmann, S5ü<fing unb td)
waren bie 9lad)t fo tuet wie möglid) guter Dinge, beibe
fanben aud) SRiebefefc 95enel)men feljr unpajfenb* SRorgen*1),
e$ war auf einen ©onntag, nad)bem ftd) ba* Regiment
*) @$ ift ber 11. April, in aller grüfje, ßjtermontaa,
wa* SubWig ben fonntdgttcfyen (Sinbrucf ntad)te; aber nod) in
ben elften ÜÄorgenftunben erfolgte ber 3ufbrud) naef) Songwg.
12*
180 Subtoig <$mü ®rtaun, Erinnerungen«
fo fauber tt>ie mftglid) gemalt fyatte, fing ber SRarfd) in
ba* ©tftbtcfyen an, id), ol>ne Segen bei ber gal>nentt>ad)e
mitten im Regiment, marfd)ierte in einer fefyr Ärgerlichen
(Stimmung mit* 2(uf bem Sttarftplafc ttmrbe l)altgemad)t
unb id) auf bie ^auptoac^e gebraut, ein große*, fd)5ne*
3intmer, mit ©ofa, 2:ifä)d)en unb bequemen ©tüfylen reid)lid)
t>erfel)en* @* tt>ar aud) jugleid) bie 9Wairie, unb ber JjSerr
9Waire unb feine Safel t>ott ©Treiber Ratten vollauf ju
tun* 3d) fanb barin nod) fünf bi* fed)* ÄoHegen ol)ne
Segen, Offijiere t>on ben Jßufaren unb anbern SRegimentern*
93üdfing fyatte bie 2Bad)e; nur alle liefen un* burd)
unfere 93urfd)en ba* @ffen fyolen, ba, tt>ol)in ttrir ba* @in*
quartierung*billet Ratten, unb fo befamen ttrir eine präd)tfg
befefete Safel, fefyr guten SBein unb ©fyampagner, unb e*
xoat ein fefyr angenehmer, luftiger 3Crrefl* 2Öie ba* @ffen
vorüber tt>ar, fpictten bie anbern Äarten unb raupten un*
auftydrlid) baju; id) lief mir t>om £enn 9Waire gebet,
Rapier unb Sinte geben unb fd)rieb einen 93erid)t an
ben Oberfi 3indf* 3d) erjagte il)m furj ben Hergang
unb fagte, id) herliefe mid) auf ü)n allein al* ben 9Wann,
ber allein tmjlanbe fei, bie ©ad)e fcom redeten ©eftd)t**
punft anjufefyen unb ju beurteilen; idj unterwürfe mid)
bann gern jeber ©träfe, bie er über mid) au*fpred)e; tt>a*
be* JjJerrn 9Rajor fcon Stiebe fei Anfielt anbelange, fo
toürbe bie feinen ©influß fyaben, ba ber #err 9Wajor fein
©olbat fei unb t>on ber ©ad)e nidjt* t>erftel)e*
2)a alle Offijiere in einem großen ©aale jufammen
fpeiften, nal)m id) einen ©olbaten t>on ber SBadje, unb
ber mußte unferm Oberften ba* ©djreiben an ber Safel
überreichen* 9tad)f)er legte idj midj, fo lang idj tt>ar,
auf ein toeidje*, große* leberne* ©ofa, fonnte aber t>or
bem 2ärm ber Äartenfpielenben unb bem entfefclid)en Sabaf**
qualm nidjt jum ©djlafen fommen, badjte aber fo bei mir:
„SMefe SRacfyt toillfi bu bir ijier ein ©ütctyen tun!",! @*
tt>ar luftig mitanjufefyen, tt)ie ber arme #err SRaire fyerum*
$el)efci tpurbe; er tt)ar ein magere* SRänndjen mit »er*
IV. gclbattö nad> &ranfrefd>. Gaffel. 1814-1815. 181
lebten ®efid)t*3Ügen, funfelnben Äugen, gepubert unb mit
3opf ; eine 3Crt Uniformfradf an unb eine Weiße 93inbe
um ben 2eib unb ben Segen an ber Seite: fo (prang er t>on
einem ©cfyreiber jum anbern; bann famen alte SBeiber,
fd)lugen bie JJänbe über bem Äopf jufammen, bie jammerte
über biefe*, bie anbere um etwa* anbetet; ber SRaire
rebete ju unb befänftigte, bann nmrbe er lieber drgertid),
fprang in bie <£<% unb fd)rie &or 3<>nu ©o ging e*
in einem ©tüdf; bajwifdjen famen Xbjutanten unb »er*
langten nod) #afer, JjJeu, ©trol) unb bie* unb ba*; ba
würbe ba* 9R&nnd)en n>ieber fefyr f)6flid), fcerfprad) alle*,
lief 95ittette fd)reiben, wollte felbfi ju bem Äommanbierenben
fommen ufw* Unfere ganje große 3Crreftjhtbe füllte ftd)
nad) unb nad) fo mit Offizieren an, baß faum 9Hafe mel)r
war; immerju würbe gefpielt, geraucht unb 2Bein ge*
trunfen; Diele faßen an bie SÖanb angelehnt, ließen bie
£6pfe heruntergingen unb fdjliefen feft Sie Safein
ftonben t>otter ?id)ter, unb aud) ber #err SRaire hantierte
mit feinen Schreibern nod) fort Sabei bin td) benn bei
att bem fcdrmen in einen fußen ©d)laf gefallen* 2(dj, id)
t>ätte fo bi* an ben fetten Sag fd)lafen mögen; id) träumte
t>on (Saffel unb SRündjen; ba rüttelte mid) jemanb wieber
au* bem prächtigen ©djlaf, aber icf) war bod) erfreut
barüber: 95ranb fianb t>or mir mit meinem Segen: „2(uf
93efel)l be* Oberfien foll id) 3l)nen 3l»ren ©ftbel wieber*
bringen!" — „Unfer Oberfi ifi bod) ein ganjer SRann,"
backte id) bei mir, „mein Schreiben fyat bod) wofyi baju
geholfen!" — ,,3df) banfe 3l)nen, lieber 93ranb, ©ie fyaben
mir mit Überbringung meine* Segen* eine große greube
gemacht! ^at mid) benn ber #err SRajor t>* 9L nid)t
grüßen laffen?" @r ladete unb fagte: „Stein, aber ber
Oberfl fyat, nadjbem er 3l)ren 95rlef gelefen, mit ü)m ge*
fprod)en, bat>on fdjeini er gar nid)i erbaut gewefen ju
fein*" SBranb fagte jwar weiter, er bebürfe ber SRufye,
l>atte aber buref) feinen 93urfd)en ein paar 23outeitten
S^ampagner bringen laffen, unb fo würbe bi* in bie tiefe
182 Subtoig <£mil (Stimm, @rfnnetungen.
9tad)t gefprocfyen, geraucht, gefpiett unb getrunfen; bie
meinen Offtjtere gingen nad) unb nad) fcfjlafttunfen toeg
in ifyre Quartiere, unb Don ©tunbe ju ©tunbe fagte
SJranb: „9hm tt>ift id) aber fd)lafen gefyen", Wieb aber,
immer tt>ieber xoai dltuti erjäl)lenb, ftfeen; er fyatte jiubiert,
tt>ar belefen unb ein guter ©efettfd)after*
3d) lag nod) fo auf meinem (ebernen ©ofa auäge*
fhrerft unb l>abe baä meifte ©efpr&d) unb Oelärtn in
falbem Schlaf miiangefyftrt
2(uf einmal, fo ettoa jtt>ei Ul)r nadjtä1), wirbelten
bie trommeln, unb bie falben SRonbe fingen an ju btafen:
93ranb, SJütfing unb toai nod) in ben @cfen fcf>liefr
aud) ber #err SRaire, [türmen jur Sure fyinauä* 93ütf ing
rief mir jurSüre herein: „©rimm, e$ tt>irb aufgebrochen!"
3d) blieb rul)ig liegen, um baä Sing abjutt>arten; nad)
einer Söeile aber fam mein 93urfd)e unb fagte: „#err
Leutnant, tt>ir markieren gleich ab, baä Regiment ift fd)on
betfammem" 2(1* id) t>or bie Sure fam, fyftrte id): „2)a$
©etoeljr auf! SRed)t$ fd)tt>enft, marfd)!" — Sor ben
©tabäofftjieren gingen einige Äerlä in Äüteln, bie Laternen
trugen; e$ tt>ar fo bunfel, bajj id) ungefeljen in meine
Kompagnie eintreten tonnte,
©o ging e$ ttrieber fort — niemanb t>on un$ ttmjjte
tt>ol)in — ; gegen SRorgen tt>urbe t>or einem 2)orfe fyatt*
gemalt, nur legten unä t)tn, n>o nrir n>aren; e$ n>ar ein
Bimmerpla^ idf> tt>ar balb auf einem trtereefig juge^auenen
großen @id)baum eingefd)lafen unb n>ar, afö und bie
Trommel tt>ieber aufrief, über unb über tt>eij$bereift unb
fo fteif, bafj id) faum gefyen fonnte* 2)a t)6rten n>ir,
bafj tt>ir &or bie Sfejhmg Sortgtt^9) foKten, ba beren
l) ©. bie folgenbe 2Cnm.
*) 3n ber 9tod)t *om 10. auf ben 11. Xprtl erhielt Rind
ben SBefefyl, mit feinen, beiben Bataillonen be* 3. 8bto,*9tgt$,
unb jtoei ©d)tt>abronen #ufaren 8ongtt>$ au beobachten, ba$ bem
Vorgänge oon SDtefc nod) nid)t folgen tooilte, übrigen* ficf> ntög*
lid)ft ber geinbfeligfeiten au enthalten. £er SDtorfcfy baf)in er*
IV. geftsug nad) granfreid). Saffel 1814—1815, 183
£ommanbant ben 2Baffen{HKfianb ntd)t anerfennen wolle
unb bie geinbfeligfeiten fortfefee» SBBir marfd)ierten nod)
tner ftorfe ©tunben, ofyne ju rafien, rafd) Dorwärt*, fo
bafj wir burd) bie warm fcfyeinenbe ©onne fo in ©cfyweifj
famen, bafj wir orbentlid) rauc^tem 3)a$ war n>ot>l für
manchen ein Olüct, fonjt würbe ber ©djlaf übele golgen
gebracht fyaben* @$ würbe haltgemacht in einem fleinen
©orfe1), *>on wo au« man bie 8*fhmg fd)*n fonnte* 35ie
Kompagnien würben auf einzelne fünfte fyerum verteilt,
nur eine behielt ber Oberft bei fid), 23ücfing unb id)
famen mit ber fyalben Äompagnie an eine einzeln ftefyenbe
Äird)e*), in beren Äird)l>of, ber mit einer 9Wauer um*
geben war, wir unä }Wifd)en ©rabtyägeln lagerten. 93alb
barauf würbe un$ Leutnant t>on SRftfyn mit ffinfjig SRann
beigegeben, unb icf> befam 95efet>Ir mit ad^taig Wann ben
Kapitän 2öaget)al3 ju t>erftArfen; Leutnant t>on SR5l)n
blieb unter 93ücting£ 93efef)l jurfief, unb fo marfd)ierte
id) mit meinen beuten unb SÖegweifern ab, immer burd)
Walbige, fd)lcd)tc SBege bergab« @nblid) in ber Siefe
angekommen, nad) fünfviertel ©tunben, fam id) ju 28age*
IjaW erften Soften, fam in ein fefyr fd)5ned, gepffajterte*
35orf, an beffen @nbe eine SRauer mit großem Sfcor, ba*
neben eine Äird)e unb babei bie 28ol)nung t>on #aupt*
mann 2Bagel)al$ war, worauf id) l)altmad)te, bie ?eute
aufrufen ließ unb mid) bei meinem neuen einftweiügen
Kommanbeur*) melbete. @r war ein Wann ani ber
alten 3*it, gutmütig unb fal) feineäwegä wageljalfig au£,
folgte nod) in berfelben 9iad)t, in ber er in SBrie^ eingebogen
war; am 11. oormtttag* war er in Xuntefc.
0 ßberft 3ind fdjfog fein Stabsquartier in Mutz* la
SRontagne, eine ftarfe «Wette fübdftltd) oon ?ongW9,auf unb
umftettte bann bie Segung, *) 2öot)l oom Dorf SÄe^te.
8) Hauptmann Wü). triebt, 9Bagel)al$, aeb. $u3iegen<
hatn 25. Oftober 1760, würbe fd>on 1817 auf aöartegefb ge*
fefct, 1820 penfioniert, bei ber Umgeftaltung nad) bem Styron*
wed)fel 1821 aber aß SRajor unb jbmmanbant nad) ©djmal*
falben verfemt, wo er am 2. ÜÄära 1838 geftorben i%
184 fcubtoig <£mtl (Stimm, Erinnerungen.
ein fd)on dltltcfyer 9Rann, mit rotem @eftd)t; feine jn>ei
fceutnantä waren aud) jugegen, beibe fd)on in ben t>ier*
jiger ober gar fünfziger Sauren; berdlteftefyiejJSSourgiä1),
ein feljr fleineä, ftdmmigeä 9ERdnnd)en, immer bie Heine
pfeife im SRunb, munter unb freunblidj unb fdjtodfcte
ohne @nbe, tt>a$ if)m in ben 9Wunb fam; ber anbre, id)
glaube er f)ief} SÖolf9), toar fefyr groß, mager, (eberne
@eftd)i$farbe, ber ganje SRenfd) tt>ar burd) unb burd)
lebern, fprad) fefyr langfam, tt>ar fieif, fyatte beftdnbig bie
#dnbe auf bem Statten, rauchte nid)t, lachte niemals, jjebe
2umperei tt>ar ü)m 2Öid)tigfeit
SMefe brei Offtjiere gingen in ber ©tube auf unb ab,
als id) eintrat; ber J[5err Hauptmann reifte mir bie J&anb:
„©uten SRorgen, lieber ©rimm, id) tt>itt S^nen nun bie
©teilen angeben, tt>o ©ie 3f)te fceute fyinpoftieren*" 3d)
ging gleich ab, nafym bie 2eute mit unb ftellte fte meift
an anbete Orte, benn bie mir t>om JjJerrn Hauptmann
angegebenen fdjienen mir unpaffenb unb untauglid), @r
fam balb felbjl mit 95ourgiS, faf) bie meijlen Sofien
anberS aufgejMt unb fagte: „Sie muffen midj falfd) oer*
ftanben fyaben, bie Soften jlefyen ja nid^t fo, ttne id)'S be*
fohlen fyabe*" 3d) egpltaierte ifym bie SRotoenbigfeit, ba
juerft Soften ^injufteffen ufn>v toomtt er benn am @nbe
eim>erftanben toar; er l)dtte mid) eigentlich in 3lrrefl (Riefen
muffen, aber idj rechnete auf feine ©utmütigfeit SÖieber
nadfj #aufe geljenb, fagte er: „3l)t Quartier ift meinem
gegenüber unb fefyr gut, aber fommen ©ie biefen Mittag
bod) ju unä, ttrir fyaben einen oortrefflid)en Sifd)!"
Unfere 2Öad)e tt>ar im Snnern beS Zoxi unb lagerte
l) Sofyann SBourgiS erfydlt auf fein Anfügen im 3al)re
1815 ben £bfd)ieb, aber feine 9>enfion; toeiter toar über tt)n
nichts aufjuftnben.
■) tiefer (Sfyrfftopl) Söityelm SBoIff toar 9>remferleutnant,
biente im Regiment 9>rin$ ©olmS btö 1817 toeiter unb sog batm
alä 9>enfionär nad) 3Bifcenl)aufen, too er am 21. SRooember 1822
im Älter oon 43 Sauren geftorben ift.
IV. gelbjug nad> granfceid). Gaffel 1814 — 1815^ 185
auf bem 9>flafter; bie meifien Ratten ftd) aber bod) ©trol)
jur Unterlage l)erbeigefd)leppt» Die Seute befamen fatt
unb gut ju ejfen* Da* Dorf 9W)on, n>eld)eä nur eine
lange Straße bilbetc unb t>on einem 5$ad) burd)jlo{fen
tt>ar, lag in einer ©d)lud)t t>on fyofyen, fd)6n ben>ad)fenen
SBergen unb muß im fyetßen (Sommer ein fyerrlidjer TLuftnU
fyalt fein* Die 2eute fd)ienen tt>ol)U)abenb, bie «£dufer
ttaren alle fcf)6n unb groß* Sie alte Äircfye umgab eine
Stauer, auf bem großen fteinernen Zox jtanb in ber SÄftte,
lebensgroß, ©)rifhi$ mit ber Dornenfrone, am einen @nbe
SDtaria unb am anbern 3»>l)anne$, bie Figuren au£ bem
Mittelalter unb gar ntd)t frf>Iedf)t, icf> Ijabe ba* @)anje
angefangen ju jeid)nen, umrbe aber ju trielfadj baran ge*
fi5rt Sor bem 2or tt>ar ein fd)5ner Reiner SÖiefengrunb,
babei fing gleidj ttrfeber ber 93erg an, oft terraffenartig
unb mit Söein bepflanzt, im J&intergrunb fyod) in ber
2uft bie ^effatng, beren SBdlle, dauern unb ©pifcen ber
Äircfyen unb l)6cf)ften ©ebdube man fel>r beutltd) fefyen
tonnte, 2inf$ t>on ber ^efhrng fonnten tt>ir bie Soften
t>on unfern J&ufaren auf bem Sergrücten galten fefyen*
Den Sag ju&or Ratten bie gxanjofen einige £anonenfd)fi{fe
nad) unferm 2or abgefeuert1), »ermutlid) um ju guter $ti$t
nod) einmal tfyre Kanonen ju probieren; bie ©d)flffe n>aren
aber ganj unnüfc, unb e£ tt>dre albern getoefen, baä £or
ober bie Äircfyenmauern einzufließen; bie ©pfiffe gingen
in bie @rbe, unb bie kugeln waren t>on ungeheurer ®rftße;
tt>re Xuäfdffe l)5d)fien$ mit fünfzig Mann gingen nur biö
in bie SBeinberge unb Ratten meift nad) fyalbftünbigem
«&erumfd)ießen ein @nbe*
2Bir alle mußten nun bie 9tdd)te auf ber ©traße
l) 9Bagef)al$ mit ber 1. ffompagnfe tag im Dorfe SRefyon;
bie burd) 50 «fcufaren unb ?ubu>tg* 80 «Wann aerfiärfte »e*
fafcung be$ Orteö ttmrbe am 13. 2Cprtl unb in ber fotgenben
SKactyt burd) ©efdjüfcfeuer unb 2Cu^fdUe lebhaft beunruhigt; babei
verloren bie Reffen nfentanb, bie granaofen jefyn $ote unb
mehrere SSertounbete.
186 fttbtotg (SmU ©rimm, Erinnerungen«
unter bem ®en>el)r bleiben unb ttmrben oft burd) 9>lafe*
regen überrafd)t unb burd)U>eid)t, baß fein gaben trotten
blieb, unb bei Sag ttmrbe ftd) bann ttrieber im Quartier
fo biel tt)ie mftglid) gepflegt; ein £leibung*ftücf burfte
natürlid) niemanb au^iefyen, fam bie ©onne, fo wmrbe
ftd) barin uneber getrodtnet ober am Steuer* SSaren tt>ir
nid)t naß, fo legte id) mid) auf* 95ett ober auf« ©ofa,
n>enn ein« ba war» SRein Quartier tt>ar fefyr gut, unb
id) t)ielt meinen 9Rittag*ttfd) mit unferm Äompagniearjt,
2(b6e1)/ einem gefd)icften, gewürfelten jungen SRann.
hafteten, ®eflügel, bi* sunt ©effert n>ar alle* im Überfluß
unb fefyr gut; an Sfyampagner unb Stotoein fein SRangel:
fo lieft ftd) ber 93elagerung*juftanb red)t gut anhalten,
bi* auf bie- füllen 9tdd)te, tt>o nid)t baran ju benfen tt>ar,
ftd) an einem geuer ju todrmetu 28ir gingen nur, ben
@dbet in ber <@anb, t>or ben beuten auf unb ab, unb ber
Hauptmann brummte bor ftd) t)in*
Den legten Sag2) machten bie geinbe gar feinen
2fa*fatt met)r, unb nad) fed)*tdgtger Belagerung befam
id) morgen* Orber, jum Regiment ju fommen. 3d)
empfahl mid) bem J&errn Hauptmann unb feinen Leutnant*
unb marfd)terte ab. Weine ©olbaten fingen im Dorf
fd)on an ju fingen , bi* e* ttneber an* 23ergfteigen fam,
ba mürben fte fHOL SRülbner n>ar mit einem 3lbj[utanten
in ber fteftung, nad)t)er ifl ber SBBaff enftiSftanb eingetreten8).
SBtr markierten lieber ben SBeg jurflcf unb tarnen
abenb*, e* tt>ar fd)on bunfet, t>or 93rien an; bie*mal
ttmrbe unfer Regiment im @tdbtd)en einquartiert, unb
tt>ir brei famen ju einem ©oftor gürtner; biefer fprad)
nebfl feiner grau beutfd), er n>ar au* 2rier gebürtig; ber
*) ©. u. b. Stafonenfcerjeldntl*.
*) 2fm 16. 3(prti: am 17. tourbe bie ©lodabe aufgehoben.
•) Cberftteutnant *>on Socfyenfyaufen hatte am 13. Jtyrtt
Unterbanblungen begonnen; am 16. toar Sftülbner in ber
ftung; 3tncf unterl)anbelte nad) biefem toetter unbjdjlofl ben
ffenftfttf
laffenftfuftonb, nad} bem am 19. bie 21 r>effifcr)en (befangenen
au* ber gefhmg entlaffen tourben.
IV. gelbjug nad) granfreid). öaffel 1814—1815. 187
Hauptmann befam ein 3immer unb 93ütfing unb id>
rfnä jufammen; fd)6ne 93etten, aKeä reinlid} unb bequem,
2ifd) unb gxür)ftütf gut, l)6flid)e, jmwrfommenbe Seute*
9Bir jwei Ratten nid)W ©iligereä ju tun, al* und fcf>nett
auäjujteljen unb tnä SJett ju legen, wo wir bann aud)
wt Sageäanbrud) nicf>t aufmachten. SRorgenä fagte ber
©oftor: ,,3d) t)abe Sie gejtern abenb ju Sifd) laben
laßen, aber niemanb gab Antwort, (Sie muffen fd)on ge*
fd}(afen l)abem" SBie war id) fo frol), mid) wteber ein*
mal orbentlid) wafdjen unb ein retneä «$emb anjietyen ju
(ftnnen! 3d) war fo fd}mufeig, unb baö JjJemb fal) au^,
afc wenn e$ an einem SBagenrab gegangen t)ätte, unb
bie ©trumpfe mußten gar weggeworfen werben (id) t>atte
&on Saffel nur brei #emben unb fed)$ 9>aar ©trumpfe
mitgenommen, weil mir berJ&err *on SBeloroO/örjMpt
be£ £urprinjen Qefct preußifdjer ®eneral), geraten fyatte,
ja nid)t mefyr mitzunehmen.
2tuf ben Mittag tt>aren wir ju einem großen @jfen
eingelaben, id) weiß nid)t mefyr, ob ton ber Stabt ober
ton wem* Aber e$ war fo brillant, wie e$ in einem
©tdbtd)en nur fein famu 3d) war begierig, ob ber
©berft mid) wegen ber alten ®efd)td)te »ornelpnen werbe
unb wie ber SRajor Don SRiebefel ftcf> mir gegenüber
wol)l benehme* Sie Safel war fefyr groß, unb bie 2(bfu*
tanten Ratten bie £m>ertä mit tarnen bejeidjnet SSte
bie 30?ufif anfing, festen wir und; wir brei faßen neben
bem Oberftleutnant *>♦ #arra$, aW ju beffen 93ataiHon
get)örenb, nid)t weit ton unä ber Ober fi mit feinen brei
Offneren, unb fo ging e$ fort; Offtjiere fafi ton atten
^Regimentern, aud) preußifd)e, waren babei.
Sie erfle l>albe (Stunbe war e* fo jiemltd) rut)ig,
l) Den preußffcfyen Oberleutnant 8ub»ta*>on 18 e low
wirb ftd) bie #urprfn$efim 2fugufte *>on intern «ruber jjrfeb*
rfer) äBUfyelm III. aum ®out>erneur tt>re^ ©ofjne* erbeten
haben; er fam 1813 au* Berlin mit nad) Gaffel; bie älteren
«rüber fannten unb fdjäfcten ifyn.
188 Subtotg Smfl ©rtmm, Srinnetun^ett.
aber et)e ber (Sfyampagner fam/ tonnte man fd)on fein
eigne« SÖort faum tterfiefyen, unb nun immer bie SRuftf
bajttrifcfyen! 3)er 9Wajor t>on Sliebefel, Hauptmann
Ädrbel1), ber SBiebcricf) fafjen unä fdfyrdg gegenüber,
SBieberid) ragte über äffe l)ert>or, fein @eftd)t tt>ar ein
enrigeS Sachen, aber feine 2(ugen betrachteten alle ©Rüffeln,
unb um ben 9Wunb gldnjte affeä fettig* @$ w>ar*ein
ett>ige3 2(nfiof}en unb ©Idfergeflirr; ber Oberfl fließ mit
bem Oberflleutnant, legte ftd) mit bem @ffenbogen*auf
ben Sifd) unb ftiefj fefyr freunblid) mit mir am 3)a$
tt)ar bie erfle 23erül)rung, in bie id) tt)ieber mit ü)m fam,
vorüber td) fefyr erfreut tt>ar, unb nad)l)er l)at er bie ©e*
fd)id)te nie mit einer (Silbe gegen nrid) ertt>dl)ni 2)er
SJüdfing fagte: ,,3d) tt>itt bodj feljen, tt>a$ ber SRiebefel
mad)t", unb furj barauf fließ biefer aud) mit bem Oberfl,
bem OberfHeutnant, bem Äapitdn, mir unb 95üdfing an!
9lad)l)er fpradj er fefyr freunblid) mit mir, tt>ie e$ mir fcor
ber Sfeflung 2ongtt>9 gefallen f)abe,Bunb tt>ar fefyr ineinanber*
95üdfing lad)te, jupfte midj am Ärmel unb fagte: „Saä tfl
prächtig, jefct gibt er'« tt>ol)lfeiler; folgen fceuten mufj man
nur bie 3dl)ne toeifen, bann fommen fte in Orbnung!"
@$ ttmrben unjdl)lige ©efunbfyeiten getrunfen, unb bie
Sfyampagnerfldpfel fydrten gar nicfyt auf ju fnaffem ©o
gegen baä (Sttbe — bie 2id)ter famen fdfyon — ba tonnte
man feine 2eute betrachten! 2)e$ einen ®efid)t fdjtt>amm
in einer tt>al)ren ©eligfeit, ber anbere tt>ar über bie @e*
büfyr auägelaffen, ber britte nmrbe jdnfifdj, ber vierte
ganj fliff, ein anberer fdjldfrtg, bie 9Rei)r}al)l aber tobte.
SBieberid) fafj ermattet ba, auf biefem ©d)lad)tfelb fyatte
er reblidj gefdmpft unb alle ©trapajen mitgemacht, er
fyatte ftd) auägejeicfynet! Sa fafj tterbauenb ba£ monstrum
honend um, ein leerer Äopf, tin voller Söanfl uftt>*
O SWufe, lafj ben Solang f äffen!
l) 3ol)- £etnr. Ädrbel f)(tt n>ot>( 1817 ben SDfenft aerlaffen
unb ifl ba 311m lefetenmal im ©taatäfatenber atö au ©ubenäberg
tootynenb genannt
IV, gelbjug nad) granfrefdj. Gaffel 1814—1815. 189
2)ie ©tabSoffijiere unb einige 3Clte waren aufge*
brocken, um fid) fcermutltd) bem ©d)laf in bie 2(rme ju
werfen: bie eigentliche Söirtfdjaft ging aber je&t erfi lo$,
unb wir jwei wollten aushalten bis julefct, um mit anju*
fefyen, waä für fomifcfye Auftritte alle t>orfommen würben*
Äapitän *>on ©tiernberg l>atte fdjon etwa« im Äopf,
raupte aber nod) ladjenb feine pfeife; 95ranb war nod)
jiemlidj auf ben 95einen, balb l)ier, balb bort; ein paar
#ufaren, *in preufKfd)er unb ein paar anbere Offtjiere
lagen im ^intergrunb auf jufammengeritöften ©tfifylen unb
fdjlummerten; ein unglaublicher Sabafäqualm war im ©aal,
wir madjten genfier auf, ba$ fyalf aber Wenig ober nid)t3,
e$ waren einige fftnfjig SRaudjer ba! 2)a fianb 9Hmfd),
@lül)Wein, Äaffee, ©Jampagner, Slot* unb SBeiflwein.
Einige fonnten unglaublich t>tel trinfen unb vertragen*
2)a waren ein paar, bie tranfen 95rfiberfd)aft, umarmten
fid) in einem fort, fonnten aber beibe nid)t mefyr gut ftefyen,
unb tfyre ßftpfe fingen jur ©eite; fo fid) umarmenb be*
trachteten fte fiel) gegenfeitig lädjelnb* „3)u bifi ein brat>er
Äerl!" — „2)u bift aud) ein brafcer Äerl!" fagten fie,
fdjwanfenb bie ©läfer in ben JjJdnben fyaltenb* 5Da$ un*
jufammenfydngenbfte 3*ug fpradjen fie unb immer ba*
jwifdjen: „2Öir ftnb bra*e Äertö!", bi$ fte bann im @e*
bränge ©tftfje befamen, auäeinanberfitfyren unb ftdj wieber
nieberfefcten; an allen Chtben würben 23rftberfd)aften ge*
mad)t ober wieber erneuert* 3d) l)abe ba aud) wie in
2anb3l)ut bei ben ©tubenten 93rflberfd)aften getrunfen mit
preujHfdjen unb l>efitfd)en Offizieren, beren SWamen id)
nid)t wufite unb bie id) nie wieber gefefyen l>abe!
Unfer Hauptmann faf} nodj am alten gletf, jwifcfyen
jwei ©tfifylen, raudjenb, lädjelnb, l>alb wacfyenb, l>alb
fdjlafenb; ein anberer erjäl)lte il)m; einige fd)liefen fefi,
würben aber burdj ba« ewige J£in* unb J$ergel)en wieber
aufgeflogen* Sie 9tfid)ternflen fpielten nodj eifrig Äarten,
wobei e$ oft ju fcfyeinbar ernften @jplifationen fam, aber
burd) bai „5$rflberd)en, rufyig!", waä mehrere Stimmen
190 Subwtg (Smtf ©rimm, ©rinnerungen.
riefen, gleid) alle* lieber beigelegt würbe« Söieberid)
fcfylummerte bon 3eit au 3eit, aber bie £orfftopfen, bie ü)m
an ben Äopf flogen, liefen ü)n nicf>t lange baju fommen;
er rief bann mit fel)r fd)Werer 3unge: „SBer l)at benn ba*
getan?" Die ßufaren Ratten tl>re Trompeter aud) ba,
unb ba bie meifien betrunken waren, fo gab ba$ dn Sufd)*
blafen unb eine SRufif, baß ftcf> bie @ngel im Fimmel
barüber fyätten erbarmen mögen.
®egen SRorgen — e$ mochte wol)l bier Ityr fein —
rief ein SDtojor ganj laut: „SBltint Ferren, id) bitte um*
SBBort!" @$ bauerte aber lange, efye e$ rut)ig würbe; er
rief einigemal, ba würbe e* fo, baß man it>n »erflehen
fonnte: ,,3d) fd)lage bor, baß n>ir, et>e e* Sag wirb, alle
in* Quartier gefyn, ©ie tt>iffen alle felbfi, warum!" Der
Wtann fyatte red)t, fonft fydtte wol)l mancher ben ganzen
2ag feinen SRaufd) im ©aal berfd)lafen müffem Die
fomifcfyen ©jenen, bie nun beim Xufbrud) unb SRadjljaufe*
gefyen unb 9tadjl)aufefal)ren vorfielen, fann man fxd) benfen!
©tiernberg faß nod) rufyig an feiner Stelle; icf) fagte
il)m, tt)ir wollten nad) £au£» ,,©o," antwortete er, „{jjPi
benn fd)on fo fpftt? 9hm, fo fommen ©ie!" Q£$ ging
erft ganj gut, aber in freier 2uft würbe fein ©ang feljr
unftcfyer; SSüdfing unb icf) führten ü)n nacf) Jpauä, wo er
fo, angezogen, fid) auf* 95ett legte unb gleicf) einfd)lief,
wie aucf) Fading*
SRorgenä ad)t Ufyr melbete ber gfelbwebel, bie Äom*
pagnie wäre bor unferm Quartier aufgehellt; icf) ging
l)inau$, lief 2(ppeff galten, frug bie ©olbaten, ob fte mit
ifyrem Quartier jufrieben wären, fagte ben Unterofftjteren,
fte foQten barauf fefyen, baß feine klagen Aber bie
©olbaten an ben Oberfien fdmen, unb bann legte icf)
micf) aucf) auf* SBett, btÄ wir jum @ffen gerufen würben*
Der #err Doftor, feine grau unb nod) eine alt*
tid}e Serwanbte waren bei 2ifd); er erjäljlte recf)t intereffant
t)on 9Refe, Srier unb ber Umgegenb, unb icf) befam rechte
2uft, einmal SRefc ju befefyen, Die Damen tonnten nid)t
IV. gelbjug nad) granfreid). Gaffel. 1814—1815. 191
genug Don ben Stoffen, befonberd ben Äofafen, erjagen,
tote tfe ed in 93riet) unb ber Umgegenb gemalt Ratten;
fte tooEten lieber fed)d Regimenter Reffen ald ein ruf{tfd)ed
jur Einquartierung tjaben!
Der ©berjt ließ und gel)6rig audrutyen, noir nmrben
burd} feinerlei Dienft gefd)oren, u>ad und allen fefyr ju*
fagte, nur baß n>tr foutnantd bie «£aupttt>ad)e bejietyen
mußten, tt>ad aber nid)t oft gefd)al)* 3« ber 9Bad)tfhtbe
tt>ar bann triebet ber JjJerr SWaire mit feinen Schreibern
ju finben; biefe £auptn>ad)e noar ber ©ammelplafc ber
metfien Offtjierc; ed umrbe geraucht, Statten gefpielt unb
aber £appalien jhmbenlang t)tn unb t)er gefprodjen; bad
bauerte abenbd btd elf unb jtt>ftlf Ut)t, bann legte id) mid)
auf mein großed leberned (Sofa unb ließ mid) Dom
Unterofftaier nid)t el)er toecten, ald ed nftttg tt>ar*
(Sin großer 3fnjiel)ungdpunft tt>ar bie Xpotyefe* ©ie
J&erren Offöiere flogen, tt>ie bie 95ienen in einem SMenen*
forb, ein unb aui, ber 2(potl)eferl)omg tt>ar aber bed gried*
grftmigen, bummen 3(potl)eferd fd)ftne Softer ober 9Udjte:
eine frifcfye, adjtjel>njäl)rige 23lonbine mit großen blauen
Xugen, aber einem unbebeutenben ©eftd)t, bie id) in lein
SBilb Ijätte brauchen fftnnen* Die Ferren gxetttuKigen
fd)tt>drmten ba aud) Diel ein unb aud; bad intereffantefte
bei ber ®ad)e tt>ar, ben gedngfügten 3(pott)efer mit anju*
feljen, u>ie er innerlich tt>fltenb mit feinen Reinen blifeenben
Äuglein feine 9ttd)te bett>ad)te unb babei läd)erltd) artig
unb f>5flid^ noar!
X)ad ©t&btd)en SJriep liegt fefyr romantifd); id) n>ar
oft bort unb fyabe ed gefetyen, tt>ie gelber unb äBSlber
grfin tt>aren; ba ed fo natjt bei SRefc liegt, t>at ba alled
einen mel)rgroßfiäbttfd)en#njtrid)* Hauptmann &on@tiern*
berg fyatte in 9Wefc einen S5ertt>anbten ober Onfel (@raf
t>on ©Hernberg1)), ben tt>ottte er befugen, unb ber Oberft
gab und fünf bid fed)d Zage Urlaub nebjt Raffen bafyin*
■) <5d toar ber Altere (in ©tocfyofoi geb.) Stoiber bed Satetd
192 Subwig <$mf( ®rtmm, (Erinnerungen.
2Bir Ratten fd)ftne unb gute 9*ferbe, unfern monat*
liefen @olb in bet Safere unb prddjtige* SBetter* 2)a
würbe bann fefyr vergnügt abgeritten nebjl 95ebienten*
2Bir famen an fo manchem Ort vorbei, wo wir mübe unb
hungrig Ratten marf gieren muffen, aud) an ben ©teilen,
tt>o tt>ir unä mit bem geinb fyerumgefdfylagem SBunber*
fdjdn n>ar e$ in bem £al t>on 9Wefc* Grnblidj famen nur
fcor bie Sfejhmg* ©er franjftftfdje Offtjier t>on ber 2öacf)e,
nacfybem er unfere^dffe gefefyen, grüßte unb fagte: „Passez,
messieurs!" 3Cm jweiten, britten unb trierten 2Bad)tpoften
ging'S ebenfo; fo ritten wir burd) bie ©tabt; tt>ir würben
manchmal tton hinten mit ©teinwfirfen begrübt, bie ben
9>f erben unter bie 95eine flogen, wir ritten aber rul)ig
weiter unb {Hegen in einem großen @aftt)au$ auf einem
freien 9>lafc, nid)t weit t>om 3Dom, ab, t>on wo ani wir
ben Selegraprjenberg gegenüber unb ba3 ©ebdube, worin
t>on o. <5t, griebrid) SBUfyelm ©tiern o. ©tiernberg. @r
fft 1765 afö «Major im 1. furbeftffd&en ©arbe*9tot. unb julefct
1770 alö Oberjtleutnant unb glügelabjutant im (staatefalenber
oer&efd)net, fd)eütt aber bann (ofyne $enj!on) ausgetreten unb
auägewanbert $u fein. 5BieHefd)t ging er na* fcugemburg, *on
wo wenigften* feine grau, SDtorte 2fttne geb. ©uprel, ftammte;
1815 erft taucht er in ben SBefcer (SinwofrterUften (im ftäbt. r)fft
2frd)to) auf; rjier ift er erft 1820 aß ©aron bejetcr)net unb am
7. gebruar 1822 im 2flter *on 84 3af)ren geworben, alfo 1738
geboren unb bei bem ©efud) ber beiben &mb$leute 76 3ar>re
alt gewefen; feine grau war 65 3afyre alt; ob wirflief) Äinber
fcorfyanben waren, ift bort nfdjt ju ermitteln gewefen. jfoie Ster*
bältniffe fdjeinen aber nfd)t auju gldnjenb gewefen ju fein, unb
man muß bie buret) Subwigä drjdhlung aeweeften Ssorfrelhmgen
etwa* bampfen, wenn jene Giften fagen, baä *J)aar fyabe %it<Mi>
frtaße 23 mit einer SDtogb gewohnt für anfangt 100, fpdter
150 gr. SDWete pro 3al)r! Xu* ber weiteren ©emerfung ber ÄÜen
„rentier de TEtat prussien" fönnte man vermuten, bafi er
awtfcfyen 1770 unb 1814 noer) in preujlffdjen SMenften geftanben
fyabe. — ®rdflict) ift aber in ber gamilie nur bie grau be*
jüngeren ©ruber* be* SÄefeer unb beä Staferrjagener ©t. gewefen:
btefer, Ulrid>griebricr), 1740—96, beff *caffelf*er «egationdrat,
ber 1781 preuftfferjer greifyerr t>on ©tiern (in Oftpreuflen)
würbe, rjatte eine ©rdfin jD&nfyoff, t>erw. fc. Oppel, geheiratet
iSantm non Saoigny, 180?.
Und, f. £. ffiiirom.
tfniij t. C. Orimm.
IV. gclbaug na* granfteid). CaffeL 1814—1815. 193
td) bie dlad)t mit 93 fl (fing lag, fefyr gut fefyen tonnten;
tt>ir liefen und 3intmet geben, unb nad)bem ttrfr und ge*
I)örig jured)tgemad)t Ratten, gingen tt>fr in ben Dom,
beffen 3nneted mir fef>r gefiel, befonberd bie ungeheuer
büfen, t)ot)en gotifdjen ©flulem @d tt>aren tt>emg Silber
barin, ein paar große, fd)6n in (Siein gehauene SRitter,
©rabfieine, intereffante Saufbeden unb allerlei <&tiftni*
tt>ürbiged; ed gingen nod) eine Sftatge frember Offtjiere
barin fyerum, unb id) t)dtte midi) gerne länger ba aufge*
galten, bie ©afrifiei befefyen uftt>v aber ©tiernberg fyatte
f&r fo etoad feinen ©um; er eilte tt>ieber fyinaud, unb
ba er in SRefc befanni tt>ar unb td) nid)t, fo mußte td)
n>ol)l mitgefyem Die anbern Äird)en waren unbebeuienber;
toir gingen fo fyerum bid jur ©ffendjeit 2fld n>ir in
unferm ©aftfyof anfamen, n>aren fd)on eine STOenge SRar*
queurd befd)äftigt mit auftragen; in einem präd)tig aud*
gefd)mütften großen ©aal ftanb bie reid)lid) audftaffterte
große Safel; ben Oberftleutnant SJobe1) Dom Regiment
Äurfttrji mit nod) einem fyefpfd)en Ofpjier trafen tt>ir,
unb er fam ju und unb fagte: „Weine Ferren Äameraben,
nur n>otten und jufammenfefeen!'1 9tufjifd)e, preuf$tfd)e,
franjöjtfdje Offtjiere, ©enerale unb 2eutnantd, 3toilijlen,
aud) Samen, befefeten bie große 2afel, unb an jeber ©eite
xoax ein Ordjefier* Die QRefyrjafyl tt>aren franjöftfd)e
Offtjtere, alle aber auflerorbentlid) artig* 2(n ber Safel
tt>ar ein @efd)natter &on allerlei (Sprachen burcfyeinanber,
unb fte bauerte nod) fort, ald bie Siebter unb Kronleuchter
angejünbet ttmrben* ©ad feinfte @ffen tt>ar ba unb tt>oju
man nur ?uft fyatte, unb ganj vortreffliche SBeine, be*
fonberd ßfyampagner*
dlidjt tt>eit bat>on n>ar aud) bad Sweater, tt>o tt>ir
-
*) Oberftleutnant Otto GljrifWan SBobe, geb. 1763, ift 1824
»enffontert toorben unb 30. 3anuar 1826 au feaffel geftorben. dt
jelbft fytt anfdjetnenb feine gamilie btnterlaffen, Dagegen leben
Ötaajfommen feined SBruberd, bed ®ef). 3ufHaratd Dr. ©onrab
SB., in Gaffel
8tttw. @rimm, Grütneranffit. 13
194 Subttfg <$mtl (Mann, (grtroterungen.
Eingingen, bie SStHette auf ben crften SRang Ratten ttrir
frf)om ibai Sfyeater t>atte fd)on angefangen, aU wir
famen, unb aHe^ n>ar fd)on befefet; bie franaJftfdjen Offt*
jiere n>aren aber fo galant, rücften jufammen unb luben
unö auf gute 9MÄfce ein; »or un* faßen bie Damen, tt>or*
unter fefyr fd)6ne n>aren, in neuerem ^arifer ^)u^ unb
OpernglAfer in ber J&anb* @$ nmrbe griebridi) ber ©roße
gegeben, atteö franjdjifd), tt>ot>on id) n>enig ober nidjtä
fcerjtanb* griebrid) ber ©roße tt>urbe t>on einem fel>r
großen, l)ierju ganj unpajfenben 9Renfdi)en gefpielt; feine
©arbe erfdE>icn in franjdftfd)en Uniformen, rote ©renabiere
in SSArenmüfcen, bie id) ben anbern Sag in SRefc tyerum*
gefyen unb bie 2Badi)en bejiefyen fat). Ttbmbi ttmrbe nod)
in ein paar Äaffeel)Aufer gegangen, um baä ©etriebe mit*
anjufefyen*
Den anbern SRorgen festen tt)ir unä ju 9>ferb, tt>orauf
fxrf> nad) unb nad) mehrere frembe Offtjiere ju und ge*
feilten, unb befafyen bie ©tabt ober toenigfienä einen Seil
berfelbem Dann ging'* jum ©rafen ©tiernberg, ttrir
ließen ba bie ^ferbe in ben ©taH bringen unb würben
t>on il>m fel>r fydflid) empfangen: ein alter, fyagerer SD?ann
in einem grünen Damafifd)lafrotf mit großen SSlumen,
bleid) fcon garbe, &on bett>eglid)en @ejid)t$jügen; er tjaüt
ettoaä Srocleneä unb galfd)eä im ©ejtd)t; ein paar junge,
fefyr gepufcte Damen tt>aren jugegen; tt>ir ttmrben ifynen
t>orgefteOt; ftc !onnten alle fo atemltd) beutfd), Ratten n>enn
aud) gerabe nid)t fd)6ne, bod) intereffante @ejid)ter, be*
fonberä aud) Heine, nieblid)e gfiße* Die 3ünmer tt>aren
nad) altem fran^ßftfcfyem @efd)matf , aber t>ornel)m etnge*
richtet; große marmorne italiemfd)e Kamine unb fyofye,
grün* unb gelbfeibene 35orl)Ange* <5i ttmrbe ein reidjltd)e£
grüt)ftücf aufgetragen, unb man tt>ar ganj ungeniert ba,
bie Damen fefyr munter unb lufKg, fte fangen jum glügel
unb jur ©ttarre unb famen mir alle ttrie ©d)aufpielerinnen
t>or* 2fn ben SBAnben fingen ÄupferjHdje nad) Dat>ib
unb Erinnerungen an Napoleon, dlidjtö n>ar ba, tt>a£
IV. gelbaug nad) granfreid). Gaffel. 1814—1815. 195
an 3>eutfd)lanb erinnerte; td) fragte bie 9Wd)te, ob fte
aud) male unb jeidjne; fte brachte mir gleid) it>re SRappe,
an ber idj mtd) aber ntd)t erholt fyabe; id) n>ar frol),
baß fte mid) nidjt aufforberte, meine Meinung ju fagen«
9lad)bem tt>ir gefrüljflücft Ratten — ba* grüljflfirf beftanb
au* gifd), ©alat mit ©enffauce, ©pargelfalat, «£äl>nd)en,
Söraten, Sauben, allerlei Äompott, 3u<fem>erf, SSRanbeln,
SRoftnen ufto* — fliegen tt>ir tt)ieber ju 9*ferb, ttmrben
aber jum 2fbenbeffen unb ©piel etngelabem
28ir ritten an ben SÖaD ber Sefhmg, burften aber
nid)t hinaufgehen, famen bann burd) eine fel)r fdjftne
©traße, tt>o td) bemerfte, baß ba metft lauter ©olb* unb
©ilberlftben tt>aren, mit allen möglichen Arbeitern Mittag*
tt>ar bie 2afel tt)ieber fo brillant ©egen 2fbenb gingen
ttnr jum alten ©tternberg, n>o alle* erleuchtet unb eine
jiemlid) große ©efellfdjaft ba tt>ar, alte franjöftfdje Ferren
mit unb ol)ne 23dud)e, rote 93änber im Änopflod), meift
gepubert, franjöftfcfye Offiziere in t>erfd)iebenen Uniformen,
toenig alte, meift junge ©amen im fdjönften SBallpufc,
leid)ifftßtg, bett>egltd>, fofett unb affeftiert Sie SJhtftf
fing an, e* tt>urben meift franjöftfdje Sdnje getanjt; tt>tr
fafyen gu; bie 9Kd)te fam ju ©tternberg: „2anjen ©ie unb
3fyr Äamerab md)t?" — „SBon bem 3eug, tt>a* l)ier getanjt
tt>irb, »erflehen tt>tr nidjt*, meine fdjdne Soufine, aber mit
Vergnügen tt>erbe id) einen SÖaljer mit 3fynen tanjen."
Stadler beim SÖaljer tanjte er mtt tl)r unb id) mit einer
anbern ©djftnen* ©tiernberg tanjte fefyr fyolperig, unb
ber J&immel tt>eiß, tt>a* meine Sflnjerin fftr Schritte mag
gemacht l)aben, aber e* ging bodj, fte tt>ar feberleidjt.
@in bitfer altmobtfd)er Ȥerr mit einem alimobtfdjen
©amtfraef, nidjt groß, breitfdjultrig, immer mit ber <§anb
enttoeber mit feiner Ut>rfctte ober mit feinem Sft&ot1)
fpielenb, gepubert unb in ©djul) unb ©trumpfen: ber
tt>ar mir ber fatalfte in ber ganjen ©efellfdjaft; er
*) »ufenffteif.
13
196 Subwig (Smil ®rfmm, Erinnerungen.
rjatte etwa* «£61)mfd)e$, 28iberwärtige$ in feinem ©e{td)t,
fyatte einen Orben um ben <@alö unb fal> unä immer
läcfyelnb tum oben bi$ unten an; er würbe JJ3err QRarquiä
genannt
©onberbar, bajj ber biete Wann immer in unferer
9Zdt)e war* 2fl$ id) bie franjdftfdjen Sänje anfal), ftanb
er tt>ieber neben mir unb fagte: „9Rein J&err, warum
ianjen ®te nid)t?" — „93ei un$ werben biefe Sßnje nidjt
getanjt", antwortete id). „ <@aben @te aud) t>or SRefc ge*
ftanben?" — w3a", fagte id)* „28enn unfer ©eneral
©urutte gewollt %tibkt, fo wäre fein Wann &on ben
Reffen n>ieber nad) J&auä gefommetu" „SBarum I>at benn
baä 3f)r «£err ©eneral nid)t getan? SÖir fianben ü)m ja
wochenlang »or bem 2fngejtd)t unb erwarteten tyn alle
Sage! SÖarum ift er benn nidjt Jfter ju un* gefommen?"
„2fu* 9iütffid)t, au* SRürfft^t!" — „@o, ba* ift mir ja
Wa* ganj SWeueä! ©ie gxanjofen, bie ftd) in ©eutfd)lanb
unb befonberä in unferm SSaterlanb fo rfidEjid)t$lo$ be*
tragen fyaben, fottten iljre geinbe t>or il>rer Sfefhmg mit
fo jarter ©cfyommg befyanbeln?" fragte id) {t>n unb gwang
mid) aud) babei ju einem tromfd)en Säckeln unb ließ ifyn
fiesem ©tiernberg fagte nad)l)er: „SÖaä fyaben @ie
benn mit bem famtnen Heuten ©aframenter t>orge!>abt?"
3d) erjagte il)m meine Unterhaltung, ba fagte er: „O,
rennen ©ie bod) ben Äerl in bie Slippen!"
9tad) einem SBaljer, ben id) wieber getanjt fyatte,
fanb id) ba* ©amtmdnncfyen wieber neben mir, id) tat
aber, att fftl>e id) ü)n md)t* Auf einmal richtete er bie
gfrage wieber an mid): „9Bie flatf war benn 3f)r Äorpä
um bie Sfefhmg?" 3d) war ärgerlid) unb fagte: „3wei*
taufenb Sftann": Son jefct an fyatte id) 9tul)e; er machte
ein giftige*, ärgerlichem ©eftd)t, alä idj läd)elnb auf einen
anbern $lafc ging« Denn er l>atte ©tiernberg aud)
fd)on barum gefragt, ber fyattt tr>m Don etlichen breifKg*
taufenb Wann gefagt!
9hm würbe im Stebenjtmmer an 2afel gegangen;
IV. gelbaug na* granfrefd). Gaffel. 1814—1815. 197
id) führte meine Sflnjerin, ©tternberg feine (Soufine
bat) in; baö ©amtmftnnd)en faß jum ©lud fefyr n>eit tum
un$ jttufd)en jtoei alten Damen* @S n>ar an Safel ein
red)t luftige^, lebenbtge* @efd)rabbele, unb bie jungen
franj6ftfd)en Offtjiere neben un* unb unä gegenüber tt>aren
fefyr artig unb munter, e$ tt>urbe fleißig angeflogen* 9tad)
Stfd) ttmrbe ttrfeber getanjt, unb fo gegen ein ttyr n>ar
ber ©paß ju (Snbe* SÖir Ratten unfere 9>ferbe nod) ba,
festen unä auf unb ritten burd) bie bunflen (Straßen
nad) unferm ©aftyauä unb fd)liefen btö jum fyeHen Sag«
SRorgenö fing ba* nftmlidje treiben ttueber an:
ttrfeber ju $ferb, nrir ritten an bie ©d)tt>ertfegertt>erfftäitem
©tiernberg faufte ftd) einen neuen fd)dnen ©dbel mit
vergotteten 26tt>enföpfen, id) mir ein ^Jaar ©poren mit
langen <§älfen unb fel>r fpifeigen labern, bie midi) oft
geärgert fyabem (Sin 9)aar Stiefel fyaben mir bie fptfcen
Stäber fo burd)fd)nitten, baß fte unbrauchbar loaren; oft
blieb id) fyftngen unb jerriß mir ober anbern beuten bie
Äleiber; beim ©tefyen &ertt>icfelien ftd) manchmal bie 9Wber,
fo baß td) bem Umfallen nafye n>ar. 3d) ließ nad)fyer bie
Stäber mit ben großen ©tacfyeln l)erau*mad)en unb runbe
hinein; beim ©jerjieren unb 9Rarfd)ieren bin id) oft barauf
getreten tt>orbem Diefe ©poren fyatte id) gleid) in ber
SÖerfftatt feft in bie 2fbfftfce fd)rauben laffen; e$ n>ar ein
fdjänbßd)e* leiten auf bem 2J?efcer ^Jflaficr: alle SRinuten
famen bie ©tackeln bem ^ferb in bie Slippen, unb id)
mußte ad)tgeben, nid)t fyerunterjufegeln ober gar ttrie in
66ln mit bem 3>ferb ju ftfirjem
Auf einem fdjönen 9Mafc ttmren trfele 9>ufctöben, tt>o
fd)5ne ^u^mad^erinnen faßen unb arbeiteten; fte ftreeften
bie J&ftlfe, um un$ jtt>ei „Äofafen", toofftr fte uni hielten,
ju fefyem 2fm grdßten #au$, tt>o bie großen ©laäfenfter
fcott 93lumen unb taufenberlei Damenpufcfad)en fingen,
faßen ttrir ab unb gingen hinein. Da faßen tt>of)l über
breißig junge 9>ufcmad)erimten, red)t fel>r fd)öne barunter;
eine bfefe gepufcte Dame tarn un$ entgegen unb fprad)
198 Subttfg <$mfl (Stimm, (Jrtnnerungetu
mit großer ©cfynelltgfeit in einem 3ug franjftftfd) @ott
tt>eiß tt>a$ all; ba tt>ir ba* wentgfie bat>on fcerfianben unb
fte unä gar nid)t, breite fte ftdj auf bie (Seite unb rief:
Souife! ©a fam eine junge Same, verneigte ftd), ttmrbe
fel>r rot im ©eftetyt unb fagte: „2Sa* ift 3l)nen gefftUlg?" —
„@i, ©ie fpredjen ja fefyr gut beutfd)!" — „3a, td) bin
aud) au* Soblenj", fagte fte nun; fte geigte un* nun alle*
unb aQe^ im großen gaben; mir ttar e* mel>r barum ju
tun, bie 9ftdbd)en alle ju fefyen al* bie $ufefad)en; e*
n>aren fd)öne 9ftäbd)en babei, meift fd)öne 2fugen, aber
©tubenluftfarbe* 3d) mußte midi) in ad)tnel)men, baß
nid)t fo eine gefcfynürte SWdfymamfell an ben ©poren fyftngen
blieb* SÖir fauften bann &erfd)iebene*, id) ein paar fel)r
fd)dne «£al*tfid)erd)en unb neuefte Södnber fftr meine
©di)tt>efter* ©o ritten ttrir toeiter an bie ÄunfHäben; tt>tr
betrachteten ju ^Jferb bie au*t)ängenben ÄupferfHdje uftt>v
meift natf) SBernet au* 9tapoleon* ©d)lad)ten unb bgL,
famen bann auf ben großen Sttarftplafc, n>o ba* ©etretbe
ber Äaufenben unb iöerfaufenben red)t malerifd) tt>ar,
bann t>or ba* große Äaffeefyau*; ein großer brillanter ©aal
mit großen Spiegeln unb roten SBorfyängen, t>oHer 9Äenfd)en,
meift Offtjiere, tnele &on ber Artillerie unb &om ©enie —
festere Uniform hellblau, fdjtt>arje ©amtauffdjldge — alle
fefyr artig gegen un*; fte präventierten un* 2if6re unb
Sigatren, betrachteten unfere Äotarben, bie, tt>enn nod)
bie blaue fjarbe babei gen>efen tt>äre, n>ie bie franjöftfd)e
au*fal>*
9hm jum ©aftyau* jum @ffen; untertoeg* fagte
©tiernberg: ,,3d) tt>finfd)te, baß mir mein Onfel ein
paar Collen ©olb fd)enfte, aber ba* ift ein alter ©eijfyal*,
ben fenne id)!" 9iad) bem langen @ffen ließen tt>ir un*
bie 9tedi)nung geben, bie fo ftarf tt>ar, baß tt>ir un* auf
ben 9tücftt>eg machen mußten, begasten alle*, ritten nod)
jum ©tiernberg unb nahmen 2(bfd)ieb* @r fd)enfte bem
Steffen eine golbene Äette nebfi $etfd)aft, tt>orauf ba*
©tternbergfd)e SBappen n>ar* @* ttmrbe nod) ein 2lb*
r
IV. getbaua na« gfranfrei«. Gaffel 1814-1815. 199
fd)ieb£trun! l)erbetgebrad)t, bann ging ti jur 8f*ftonfl
l)inau*, e$ tt>ar fdjon fafi bunfel.
Untertt>eg$ unb im 2Balb begegneten unö oft Äofafen,
ein big brei SWann, rannten aud) oft big t>or un* unb
riefen; ttrfr gaben unä aber niemals bie SRflfye, biefem
©efinbel au antworten, unb ritten loeiter unb famen in
ber fftadjt t>or unferm Quartier an. —
3d) glaubte enbltd) einen ©rief t>on ju J&au* ju
ftnben, aber immer »ergebend 3d) fefcte mtd) gteid) t)in
unb fd)rieb nadj £au6, machte bie 2$d)er unb Södnber
in ein ^afet unb fd)icfte e$ burd) ben Xrmeeboten na«
Srier auf bie $ofc
9Rit unferm ©leiben in SJrteg tt>ar e$ nun Ieiber
batb ju @nbe* 2Btr nnirben in Äantonierungen verlegt;
unfere Äompagnie, bie vierte, !am nad) GrrromuKe, ein
fteüteö, elenbeä £)orf* SBir brei famen in ein alte*
fietnerneä ©d)föj$d)en, tt>orin ein Sauer tt>irtfd>aftete; ba*
fyinter tt>ar ein alter, ruinierter, t>ertt>überter ©arten. 5Die
3immer tt>aren fcfyledjt, tt>ir fdi)Hefen auf ber ©treu, tt>eii
n>ir in bie Letten nid)t wollten. £)aä gfleifd) ttmrbe aQe
Sage frifd) geliefert, unb fo befianb unfer gett>6l>nHd)e$
offen in SRinbfletfd), S8ol)nen unb Äartoffeln unb fel>r
fd)ted)tem Söeüu
@I)e xvix t>on 93riet) abjogen, (üb un$ ber ©oftor
gürtner ein, ü)n ftfter au befugen, tt>a$ bann aud) ge*
fd)el>en ift ©tiernberg fyatte fein $etfd)aft nebfi Äette
auf bem 9öeg &on SRefc nad) 93riet) verloren, aber er
fd)ien ftd) gar nid)tö barauä ju madjen!
Unfere 93efd)ftftigung in ©rroutrille, tt>o meifi 9tegen*
toetter n>ar, n>ar morgend unb mittag* jtt>ei ©tunben mit
ben beuten auf bem falbe )u ejerjieren; 2fppeII fyalten,
bie ®ett>el>re nadjfefyen uftt>* ober in ber nftd)|len Um*
gebung u ml) erretten, eine 28ad)e im Dorf, eine fcor bem
Eingang unb Xuögang beä Dorfes unb t>or unferer Jure
einen Soften galten — biefe arbeiten machten einem bod)
fo triel ©«erereien, baß an ein 3eid)nen ober Sefen md)t ju
200 Subttig (Sinti @rimm, Erinnerungen.
0
ben!en ttmr1)» SÖtr tt>aren meifi mübe, legten un* auf bie
(Streu, [erliefen ober raupten Zabah SBor bem Abgang
fyabe id) notf) ba$ «Dorf gejetd)net 9tad)bem tt>tr ba eine
3eülang tt>aren, nmrben tt>ir nämlid) nad) 2fngernller$ *)
»erlegt, ein grdflere* ©orf in fefyr feiner ©egenb» Der
Oberfi lag in Xumefe, jtt>et ©tunben &on und« Unfer
Quartier tt>ar ttneber ein t>erlaffene$ ©d)lft$d)en mit trier
Sürmdjen; r>clle große 3immer, in ben genfierfdjeiben fat>
man runbe 26d)er &on ben Äugeln, unb in mehreren Maren
bie genfier jerfdjoffeiu
9öir afjen ju SRittag beim Watte, reinliche unb reid)*
licr>e «ÖauämannStoft; baä gfletfd) lieferten ttrir, alle Sage
befam unfere Kompagnie einen Od)fen ober eine Äul), bie
gefdjladjtet nmrben»
©er <§err ©eneralfriegdfommiflar fcon 3ipf*) fd)icfte
nun eine Orber mit bem 93efel)l, ü)m bie Od)fen* ober
Anfangen abzuliefern; xvix ließen üjm ttneber ein fd)6neä
Kompliment fagen, unb er möge fte jtrf) bod) felbfi Idolen!
Da ließ er und gefyen, unb er r>at nie eine bekommen;
nad)l)er erfuhren ttrir, baß fxcr> ber 9ted)enmetjier ganje
Sftffer ttoll geränderter 3ungen für ficf> nad) Sajfel gefd)icft
fyat, ttermutlid) ate Wilitdreffeften! SÖtr fyaben aber
gleid) bie 3ungengefd)td)te ben übrigen Ofjijterä mit?
geteilt»
«ginter unferm ©d)ld$d)en tt>ar ein großer fd)5ner
©arten mit Sauben, rriereefig, unb barum lief eine ?inben*
aKee, tt>o ttnr orbeniltd) fpajieren reiten tonnten« 28ir
*) Tim 22. 2tpril 1814 l)at er aber bod) bie oben ertoäfynte
3eid)nuna t>on Sacob SBücfing gemalt.
■) sbrei ÜReflen nbrblfdj t>on SBriei).
*) £>er ©ebeime «rtegärat Äarl grbr. 3fpf ijt im felben
ober im folgenben 3al)f in ben SKubeftanb getreten unb nad)
J&anau gebogen, »o er 27. SDtörj 1821 im Tütet t>on 74 3ai)ren
gefiorben tft Sacob fdjretbt im Juni au$ $art$, man fotte 2oui*
freijumaerjen fudjen, toeil unter ben Reffen t>fel Ärantyeiten
l)errfd)en foHten toegen ttjrer au*nel)menb fdjledjten Äleibung,
bie fte sermutttd) bem fd)led)ten 3iPf et cons. »erbanften!
IV. gelbaug nad) granfretd). Caffel. 1814—1815. 201
egerjiertcn fcfct nur nod) tnotgenä, mußten aber bie SBodje
jtoeimal in* Hauptquartier (nad) 2fumefe) fommen."
^ier t)at Subtotg toieber neun leiten f)erau$gefd)nitten.
Hn anberer ©teile erjdt)It er toentgftend furj, bafl er an
ftijemburg vorbei in bie @egenb oon $rier, bann burd)
Srter nad) <551n gebogen fei; er toar bort ettoa oom 18.
bt$ 20. Sunt im Haufe ber grau oan 3u9bttt>9f, geb.
oon H<*£tf)aufen, bergreunbin ber filteren SBrüber unb
feitbem audj feiner eigenen, einquartiert, tat aud) bort
einen ©tutj mit bem 9>ferbe. jDa* Regiment toar bann am
21. Sunt in SRemfdjetb, am 26. in Arnsberg, am 2. 3ult
in Cbermaröberg unb betrat am 3., too e* in SBolföagen
eintraf, ben fyeffifdjen SBoben toieber. —
@ö toar Ja toofjl eine befdjetbene Aufgabe, bie 1814
bem eben erfi aufammengefMten, meift au* dleulfngen be*
ftefyenben l)efflfd)en Äorp* geftettt tourbe; aber burd) <£in*
fdjltefjung Jener fünf fran$öfifd)en gelungen fyatte e*
bod) bie Aufgaben be* <Sd)lefifdjen Heere* erleichtert,
feinen raffen SBormarfd) unb feine Sßerbfnbung nacf)
rücftofirt* gejldjert, eine Hebung ber (Sintoofyner in feinem
SKücfen gefyfnbert unb tüchtige frana6flfcf)c güfyrer mit tyren
Gruppen lahmgelegt. £>et fyefjlfdje Sterluft betrug im
ganzen 48 $ote unb 306 SJertounbete. —
fctbtofg blieb bt* ®nbe 9looember ©olbat (©tengel
3, 174), befam aber mefyrfad) Urlaub; mit folgern tarn er
balb nad) Gaffel, Vorüber er felbfl toeitereraäfylt:
„35on SÖolftyagen ging id) allein über SBurgfyafungen,
®f)len, Habid)t*tt>alb, am <§erfuleä vorbei nad) Sajfel,
unb ba id) unfere SÖofymmg nidjt toufjte1), fo ging id)
juerft auf bie SSibKot^ef, too id) meinen 23ruber 9Bil*
fyelm gefunb unb toofyl antraf. @r fagte: „Äomm, ttrir
tootten gleid) nad) Hau*, ber 3acob*) ift aud) ba!" 3fyn
0 2Bilf)elm toar mit Sötte um Oftern in ba* heutige
©d)ulfoffeg*gebfiube umgejogen, f. Bnfjang 9tr. 9.
") 3acob toar oon feiner bfplomattfdjen Sfitigfeit in 9>ari*
(Snbe 3uni nad) (Saffel jurüdaefetyrt, reifte aber ettoa SKftte <3ep*
tember 1814 toieber nad) Söten jum Äonareß; oon ba !am er
(Snbe 3uni 1815 tjefm, um oon (September bt* abejember toieber —
202 fctbtttg ffimü ®rimm, Erinnerungen.
unb meine liebe @d)tt>ejler unb (Sari1), ber eben aud)
angefommen n>ar, fanb id) äße jufammen, unb ti xvav
eine große greube. Wein erfter ®ang n>ar jur lieben
Sante; td) ttmrbe bann ber ÄurfürjHn unb ber Äur*
prtnjefl fcorgefteHt, bie fidj lange unb fefyr gütig mit mir
unterhielten, unb bann aud) mit einer fefyr großen 2(njal)l
t>on Offtjieren bem Äurfürften auf ber 9>arabe* 2(ußer
baß irf) alle Sage auf ber $arabe erfreuten mußte, fyatte
id) nid)t* ju tun. 9hm ttmrben alle 23etannten unb
©d)ulfameraben aufgefud)t, Dor allen Singen aber gleid)
jum gxeunb Söerner «£enfd)el gegangen.
(5* fefylt lieber eine balbe ©eite; er f)at ba tt>ot)I
*>on SBolftyagen eqd^tt unb *>on bem eintönigen Seben
bafelbft unb einer „fernen &rife\
2)a* Staunen unb Srinfen war für mid) ein
(o langweilige^ Vergnügen, baß icf), ba 33 ü ding auf
Urlaub tt>ar, lieber in ber ©egenb l)erumftreifte ober
jetdjnete. SBüdtng fam nidjt lieber, er nmrbe jüm
Söataitton 2o$berg, Regiment 9>rinj ©olm*, fcerfefci 3d)
ließ mir bafyer fet)r balb ttrieber Urlaub geben, unb ba td)
eine Arbeit für bie ÄurprinjejJ t>orl)atte*), bauerte ber
mehrere SRonate lang, »oburefy td) benn red)t vergnügte
3eiten fyatte.
SBon ben Dielen ©riefen, bie idf) im 8fcÖ> iwdi) ßaffel
unb SRündjen gefdjrieben, nmren bie toemgfien angef ommen,
in 9Wflnd)en feiner. SÖtr ftfcen einmal mittag* bei 3ttfd),
fo fommt ein 95rief an Sacob t>on 9)ari*; ba* ?)orto
fofiete mehrere Saler: ttrie er it>n aufmacht, tft e* mein
SSricf au* SRefdjebe, e* gab ein großem ©elftester!
bfeämal augletd) in preuftffcfyem Auftrag — in 9>art* au »eilen,
*on tt>o er preufj. J&anbffljrtften unb hefjtfdje SBücfyer jurücfljolte.
*) Sari n>ar am 4. 3uli in (Sanel miteinaegogen.
■) @r rabierte fürfle ein Oemalbe be* föon erwähnten,
aud) it)tn befreunbeten SMaler* Surg, f. u. 9lr. 140; bie* be*
!cf)dftigte tyn ben ganzen SBinter; am 30. 3(uguft jefdjnete er
>te SOWlrdjenfrau (9tr. 18 u. 19 ber SRabterungen), am 10. Öftober
feinen Stoiber Sari (9tr. 44).
IV* gelbjug nad) granfectd). Saftet 1814—1815. 203
3d) belam t>on 23od>e ju 2öorf)c SKafynbriefe t)om
Äbjutanten, ber mir auf SJefefyl beö ©berftleutnantä t>on
J$arra$ fd)rieb, id) fotte unfehlbar jum ^Regiment fommen,
biä ber Xbjutant bon SButtlar t>om Äurprinjen and
Stegüneni fdjrieb, id) t)dttc l)ier nod) ju tun: ba fyatte id)
9tu!)e* Unter ber 3eit ift unfer ^Regiment nad) Sarte*
I)afen »erlegt ftorben, n>oi)tn id) bann im #erbfi ging1)/
*on £enfd)el in einem ©infpftnner 6tö ®rebcnftein ge*
bracht 3n J&ofgetömar übernachtete id) bei meinem 35er*
toanbten, bem 9tat ®ief ler9), ging ben anbern borgen
einen fe^r romantifd)en SÖeg bei Srenbelburg vorbei unb
tarn bann burd) lauter bieten Söalb nad) SarKfyafen8)*
Wein Quartier n>ar bei einem iDofyfyabenben ftauf*
mann 2aporte4), ber jtt>ar l)6flid) tt>ar, aber fefyr geijig
ju fein fd)ien: meine Stube n>ar mit 23acffieinen belegt
unb fefyr falt, er n>oOte mir aber ntdjt einigen lajfen;
ba tt>ar td) benn genötigt feine SBofynfhtbe aud) atö bie
meinige anjufefyen, xvo eä immer red)t fyübfdj loarm unb
J) 2fat 24. Oftober, 3gbbr. 374. 2torf)er reifte er nod)
fein t>on SBilbelm aufgefegtem Bbfcfylebägefud) ein.
*) Äonrab ©iefller, Oberfdjultbetfl unb fftat, 1746—1819,
Sater ber @. 161 gen. 3(malfe.
*) 3fat 10. 9lot>ember bat er Sacob ge$etd)net; eine Äupfe*
ftfcung baoon t)at (Steig feinem fyf et oft ertoäbnten (ald „(Steig 3'0
93ud)e soraefefct. 3m felben SDtonat trat Subtoig bann mit
Sari ad)t Sage bei $aul ffiiganb in J&ö#er ((Stengel 3, 174),
8at aud) beffen Stlb angefangen, aber nldjt sottenoet. 9tad)
5. 128 f. t>. SÖlganb* (Selbjtoiogr. belebten bie beiben ©ruber
burd) (Sdjen unb 9Bf$ alle*, u>a* um fte toar ; fte Ratten fot>teI
SKumfd) im gelbjug aufgefdjnappt, baß fie fdbeinbar ganje rufiifdje
©eforädje aufführten. 3fat 29. utaoember langte Subttlg ttieber
in Gaffel an (Stengel bafv grbäbr. 26). — @r t)at bamal* »ol)l
Sorseg unb #5rter ge&eid)net unb banadj ba$ Srttelfupfer für
SBiganb* (MAtdjte t>on Sötte» geflogen ((Stengel 3, 210, 212).
*) jDer tneueicht metyr fparfame alö geizige „marchand unb
chapelier" unb #ffef[or bei ber Äommeratenbeputotton 3ean
Saporte, ber 1825 im Xlter *on 72 3afyren geftorben ift, fyatte
freilieb für bretyebn Ätnber (au* jtoel @ben) au forgen, bie aber
mit ibren 9tad)fommen f&mtlidj *>on bort oerjogen finb.
204 8ubtotg <$mil Orfoim, (Erinnerungen.
bequem tvax. Da toar nun audi) lieber ba* alte geben:
eö gab große 9Rittagejfen, SöäKe ufto.; ber #err Saporte
lub tmd) ein, in ben Älub mit ifym ju gefyen; ba fanb
man bie alte unb bie junge fd)6ne SBelt &on ßarttfyafen
unb ber nddjflen Umgebung* Die ?eute fajjen in fuxd)U
bar ttmrmen ©tuben, unb bie ?id)ter gingen faft *>or
Sabaföqualm au£» Sie Ferren fpradjen Don Xabat,
3ucfer, Äajfee, 2Beferj6Hen uff*, bie ©amen arrangierten
Spiele, „ber SRing burd) einen SSinbfaben" u* bgl* m.; ein
fefyr fd)5ne$ QRdbdjen tt>ar ba, ein grdulein 93 er nfl ein1)/
ifi aber frfil) geftorben, 28ar ber 2ag fd)6n, fo tt>urbe
nad) «ßerfteHe*) gegangen; ntcfyt um bort bie fcfyßne ©egenb
)u fel)en, fonbern bie Ferren Äameraben gingen in eine
Äneipe, ließen fid) Äajfee machen unb erjftfyften jtd), tt>a$
fte ftcf> fd)on taufenbmal erjäfylt Ratten, unb gingen n>ieber
nad) £au& SRit bem el)rlid)en grbfyltd) bin td) ba tuel
in ben SBälbem mit ber Sagbflinte umhergegangen, unb
ba$ einzige, n>aä tcf> gefdjojfen fyabe, tt>ar einer armen
grau tl>re junge 3iege, bie id) in ber Dämmerung für
ein 9tet)d)en gehalten l)abe! 5Die grau tt>ar nid)t tt>eit
batton unb !am fyftnberingenb ju mir; ba tt>ar nidjW
anbereä ju tun, td) bejahte il>r ifyren Schaben unb fd)enfte
il)r obenbrein tfyre junge 3iege jum braten*
Äurje 3eit &or Sfyrtfttag ttmrbe id) jum ©arbe*
*) @* n>ar Caroline SÖill)., ditefte Socbter be* Snfpeftor*
be$ Sleifarbemoerf* in Garßfyafen, SB. X fcemftein; fte »ar
15. ßftooer 1795 geboren unb jlarb nad) furjer @fye mit bem
Pfarrer Sattentntfen in Sauenburg a. (5.
•) Dorf an ber Söefer mit ©d)lof$, Äret* Jgöjter, eine fyalbe
©tunbe unterhalb Sartöpafen. grau J&ereman t>an 3u$bt#
n>9f, ©dtoefter *>on 2fogujt unb SBeruer *>on J&a£tl)aufen,
bat über Den SKuinen be* alten @d)lojfe$, baö fle gefauft, ein
neue* mit bobem $urm gebaut unb lebte ba fpäter mit tyrer
$od)ter 3malte, mit ber gubtotg fid) fpdter auf* innigfte be*
freunbete. dttoa 45 ©riefe t>on it)tn an ÜJtold)en beftfct bie
Gaffeler «anbeSbfbliotbef. — @in 23ilb be* ©Aloffe* t>on tbrer
£anb ift einem 2foffafc tum ©ehrfen über (Senk* #erfteffe in
SÖiganb* 2frd)to f. toeftfdl. ®efd). (6, 5—38) beigegeben.
IV. gelbauö na* granfreid). (Saffel 1814—1815. 205
grenabierregiment verfefet; ba ti aber ntrf)t meine 2(bjid)t
tvar, im ^rieben l&nger ju Metten unb id) meine ©tubien
fortfefcen tt>oflte, nafym id) atöbalb meinen Xbfctyieb1), ben
id) unier fd)metd)eri)aflen Xuöbrücfen mit bem (Sfyarafter
ate Sßremierleutnant unb ber (Maubniä, bie Uniform ju
tragen, erhielt*
9tod)l)er bin id) nid)t mel)r nad) SBoiffyagen ge*
lommcn: bie fd)öne ?uife*) I}at ftd), id) glaube, an einen
9)rebiger verheiratet, ber aber balb ftarb; fxe jog mit ifyren
jtt>et Äinbern nad) 38olfl)agen, unb eine^ Sttorgenä fanb
man fte mit tfyren jtvei Äinbcrn in ben 2(rmen in einem
Seid) tot — fo ift mir erjäfyli tt>orbetu
3d) tt)iH nod) bemerfen, baß, atö tt>ir faum auö bem
fjelbjüg jurfitf tt>aren, ben Offtjieren fefyr viel von tyrer
§elbbefolbung abgezogen n>urbe; ttnr Ratten vierunbjtt>anjtg
unb befamen jefct jtvölf Safer; eö tt>ar ntd)t möglirf),
bamit auäjufommen8)*
2tt* id) meinen 2(bfd)ieb fyatte unb mtdj im ®d)lo#
23ettevue beim alten Äurfürft abmelbete, Keß er miefy
gieid) vor ftd); er faß an feinem 2frbett$tifd), in einem
altmobifdjen Untformüberrocf, fdjtvarjfamtene @amafd)en
big über bie Änie, unb ber 3opf l)ing über feinen @ejfel
herunter* @r tt>ar fel>r freunbltd) unb fagte auffiefyenb
*) @r erhielt tf)n @nbe 9tovember (ftrbäbr. 26).
■) £>ie „fd)5ne Suife" toar bie $od)ter be$ oben <§. 141
genannten 2fbvofaten unb 33ürgermeifier$ Äleinbanä; eö toar
aber beren ©d&toefler Sifette, bie al$ SBfttoe be* Pfarrer* «£. 20-
jDietrid) au Stenbelbutg am 14. SDtot 1831 mit ihren $tnbern
von ad)t unb fünf 3af)ten in ben $ob ging. jDtefe 2Mnge ffob
in Söolftagen nod) feilte nid)t vergeben.
•) 2Me 8anbtoef)rregünenter umrben aufgeloft, unb im SÄhein.
SÄerfur vom 23. Sprtt 1815, 9fr. 227, f)ai 2Bil*)eIm ben *u*
fürften getabelt, bafj er feine orbentlid>e 2anbtt>el)t eingerichtet
fyabe. 2fud) in ber 9fr. vom 17. Bprtt f)at 2Biltyelm bie um
toürbfgen 3uftdnbe in Reffen, bie Sefyanblung ber Ärieger von
1814 unb ben ®eia be* Äurfürften fcffentlid) in fcfiärfffen SBorten
angeflagt (JH. <3d)r. 1, 543). <§inen anbeten tfuffafc über bie
fyeffifdjen 3uftänbe vom 11. SWdra f. baf. 536.
206 «ubtotg (Smtt ©timin, (Srtttnentngen.
unb fam bii fcor midi): ,,©te ftnb ®rimm tertius, idj bin
fefyr mit Sfynen jufrieben getoefen; warum fyaben Sie
3^ten 2fbfd)ieb genommen? 3dj fyabe ©te bod) ju meinem
©arbegrenabterregünent aerfefct!" — „(Sto. Ägl JJofyeit, ba
ti nun triebe ifl, tt>ünfd)te td) meine ©tubten ttrieber
fortfefcen ju fftnnen*" — „SBo fyaben ©ie fhibiert?" — „3n
3»find)en, @to. AgL J&ofyeü" — „SÖarum fyaben ©ie ntd)t
in Harburg fhtbiert?" — „Da iji feine 2t!abemie ber biU
benben Äfinfie," — „SÖaren ©ie in n>ejtfältfd)en SRUitftr*
bienfien?" — „SWein, Ägl «£of)eit, id) war bie fteben 3al)re
ntdjt fytt." — „Da* ift fefyr brat) t>on 3fynen* 28o tt>aren
©ie bie 3eit?" — „3n ßeibelberg, «anbaut unb 3Rflnd)en."
— r/©o — ", fagte er immer nod) freunblidi)* 3d) bat il)n
um baä Äfinfilerreifegelb auf brei 3al)re unb midi) bei
einer ttafanten ©teile bei ber TU abemie ju berücfjid)tigen:
jefct fyatte alle gxeunblidjfeit ein @nbe, er ttmrbe fel>r
ernft unb fagte: „2fber mein ©ott, fönnen ©ie benn md)t
fyter fhibieren?" 3ufefct fagte er: „3dj tt>erbe ©ie be*
rfttfjid)tigen bei einer »afanten ©teile", unb entließ mtd)«
3d) blieb nun nod) ba bt* @nbe 3utt 1815, malte
unb arbeitete ffetflig* Der Äurffirfi fyatie ba« SReifegelb
aber nod) an anbere geteilt, unb fo befam id) für meinen
Seil auf brei Safyre 150 Saler , mit benen ftd) freiließ
nid)t triel anfangen liej}1)*
J) „Dod) l)at ihm bie ÄurfürfHn au« aBofyftooUen footel
geftfienft, bog er brei 3al)te bason auäfommen fann" (Söifyefoi
an Arnim, ©tetg 3, 333). — „8ui mufl nun, ba tttr tt)m nfdjt*
mefyr geben fönnen, fftrjeinen Unterhalt forgen", fd)reibt äBtl*
fyelm im 3uni 1814 an tfrntm, ber fdjon aefürdjtet fyatte, Subtoig
m5<ftte bei längerer Dauer beö Ärtege* verbummeln (©teig 3, 306).
— ©o arbeitete er batm fleißig an feinem ©tfd) Sur^ä; „ber
Soutö fifct lieber neben in ber ©tuoe," fcfyretbt 3BiU)elm am
20. Dezember an Jacob Qgbbr. 308), „unb abenb* bü mir,
fein Umaana tft mir angenehm", -—Sari ftörte tön oft, baf. 361
— „er bentt Jetyr brat) unb babei fefyrjart im 3ufammenleben,
fo baf er alle* meibet, xoai midjj. & fiören fönnte." 9to$
SSoffenbung ber Stobterung, eine« trefflichen blatte«, erhielt Subtoig
*>on ber jeurfürfttn jtoet fefyr freunottcfye ©riefe unb eine grofle
r '
IV. gelbaug nad^ granfreid). Gaffel 1814—1815. 207
(ärnbe 3uti reifte id) ab; Leutnant Jjjetnmüller1) unb
ber SÄaler Jfmolb begleiteten midi) big auf bie ÄnatU
büiteV —
31m gelbaug 1815 naf)tn «ubtoig nfd)t teil; SBtlbelm
fd)retbt barübet:
„jDer 2out$ benft nun, ba er bod) fdjtoerlld) al* Offizier
toieber angepeilt totrb unb fein ^Regiment nur nod) in einem febr
geringen (Stamm befielt, nad) 9ttünd)en ju geben unb toetterau*
lernen. 2)a$ ®elb fottte it)m toobl, toenn er nod) eitoa* baju
oerbteni unb bie ®efd)enfe für ba$ Äofafenbtlb, ba$ nun fertig
unb oerfenbet ijt, baau fommen, auf brei 3afyre auärefdjen, ein
3abr totll er nod) in SBündjen unb atoei in SRom anbringen, bann
bofft er ausgelernt ju fyaben. Übrigens fyat er ben graten unb
beften <£ifer gehabt, lieber mitpgetjen, unb jDu fannfl benfen,
baß td) tbm tttdjtS in ben 2öeg gelegt, aber oon eben fyer totrb
nf d)t barauf geartet; bie $ante t)dttc e$ nfdjt augegeben unb
fagte nod) einen Sag oor tyrem dhtbe, e$ fei tt)r $ob, toenn er
mitgebe, bie Äurfürfitn beftebt nun aud) barauf. 3nbeS jtoctfle
tdj ntd)t, bafj er, toenn 9tot fommt,bodj mitgeben totrb" Qgbbr. 452).
3Jor ber Bbreife bat er nod) ein 93ilb oon 3acob rabiert
(9tr. 41), baS er fdjon ein Sab* 3U*°* begonnen, 3^cob aber
toieber au$getotfd)t tyatte (3gbbr. 375). 2fod) finb ber 3eit beS
Gaffeler Aufenthalts 1815 nod) juautoeifen bie Slätter 9hr. 153,
(Ämberfptel in Reffen) 133, 200 unb ba* Sruftbilb 2BilbelmS
(f. u. Sitbogr. E 1). @r bat in bem 3ab* *n ÜRündjen nodj ge*
fertigt 3fr. 118 u. 119 unb befonberS fein trefflld)eS ©elbftbtlbntS
ettoaS abgeönbert (9lr. 45).
golbene ÜRebattte, „mit ber id) einmal jemanb eine große greube
macben fann" (an gerbinanb).
x) 2)er SJtotm biefJ toobl ©tetnmüller, ©. gr., Leutnant
bei ben ©arbegrenabteren; lebte.
*) £of bei £)beratoet)ren, too 23. 3fortl 1809 o. £>5rnbergS
SBauernbaufe oon 3*tdmeS Gruppen awrengt toorben toar.
208 2ubtt>tg (Sinti ©rtmm, ©rinnerungen.
V. ©temmu $ranffurt SOWlnc^en. Stottern
1815—1817.
,,3d) freute mid) fefyr, im S8rentanofd)en $aui
in ber ©anbgafle in granffurt SBMlfyelm ju jtnben; er
fagte: „£eute mittag fommen ©oetfye1) unb ©attign?*
ju Sifd), ba ftefyfi bu fte!" — 3d) tt>ar fefyr begierig auf
©oetfye, ben id) nod) nie gefefyen tjattt. SSei 2ifd) fyatte
er ben oberfien 9>lafc jttrifdjen ©amen* ©aöign? jtettte
mid) ü)m fcorfyer öor* @S tt>ar bei Sifd) eine 2frt feiere
lieber STOunterfeü @$ n>ar eine große Safel; bie gamtlte
öon ©uatta*) unb Senator 3:l)oma$ tt>aren nod)
*) Über btefe jtoette Styetnröfe ©oetfyeä — bie erfte toar
1814 getoefen — f. $8telfd)oto$fy 2, 352—62. 3n granffurt war
er som 12. 2fuguft bid jum 17. ©eptember unb toar befonber*
auf ber ©erbermufyle ©aftSOBillemerS unb fetner grau Sttart*
anne (=©uletla — bamal* entjtanben Jene föftltd)en ®ebtd)te — ),
serf ehrte aber aud) Y>iel tm Srentanofdjen «fjaufe. 2>er treff*
Itcfye wrana SBrentano, ©ttefbruber son Söettfne unb ©unba,
ba$ fttrforgltdje «fjaupt ber gamtlte, unb fetne gebflbete unb
KebenStofirbfge ©atttn Antonie geb. Sölrfenftocf aud SBten
(f. u.) Ratten tf)m im ©eptember 1814 fdjöne iage auf tyrem
Sanbgut in äBtnfel a. 9ty. bereitet Der t>on Sacob gefd)ftfcte
Qgbbr. 212) *. ©uatta war ber (3attt t>on SWeltne SBren*
tano, mit ber 3acob 1805 son gebruar btö ©eptember in
©aslgng* ßaufe in 9>art$ aufammen gelebt ffattt unb bie tf)m
aud) fet)r tteb toar.
*) SBtlfyelm unb «ubttig finb tttefotefyr tn ©uatta*
J$aufe getoefen, al$ am 5. ©eptember — an btefem Sage fjelgt
ed nämlicf) in ©oetbe* Tagebüchern: „£)ie ©rtmm$, ®e>
brüber. 3etd)n. be* 3üngeren" — ©oettye unb 93otffer6e
eintraten. 8ubtt>tg fjatte bte 3etd)nungen, bte er vorlegte, eben
in JßerSfelb unb ©tetnau gemalt ßttr. 92, 95, 96, D 7). — 3fat
5. September tt>ar ©oetfye jtt>ar aud) im granj Sörentano*
fd)en «fjaufe getoefen, aber nicht $u $ifd) — ba$ Ehepaar toar
tn SBtnlel — , fonbern in befjen ©tlberfammlung; bei ©eorg
^Brentano hat er aber erft am 14. ©eptember „einen ungejogen
luftigen Mittag jugebrad)t"(@öetl)e an Antonie Brentano,
Carl fr. «grimm, (8«.
»o* C «. Stimm.
Ilmalie BurdjarH, t>erf[. Keglet, |8|5.
Oad; C. £. «rimm.
V. ©teinau. granffurt. üRünd)en. Stalten. 1815—1817, 209
babei1)* (Sine ©tunbe nad) Safel fagte ber äStlfyelm:
„2)er ©oetfye tt>ünfd)t bcine ©fijjcnbüc^cr! Unb tt>a*
bu nod) t>on 3eid)nungen tton Gaffel fyafi, nimm mit!"
bei 3ung ©. 38 p; ba aber Subtotg am 12. (September fcbon
in Noblem @5rre* geaetcbnet bat, fo muß ba* Wlafy bei ©uatta*
ftattgefunben b&ben, unb tfnax abenb*, ba ©oetbe an bem Sag
fcbon im „©cbtoan" „gefrübftücft" unb „gefpeift" b^tte. —
Jfucb ©uipfa 93oif [er 6c enätolt (©. ©., 1/ 274) son Jenem Dien**
tag, 5. ©eptember 1815: „SKit ©oetbe bet©uaita. Der junge
9»aler ©rfmm jeigt feine 3efd)nunaen; grau t>on ©a&tgn^
ig feine ©efebüfeerfn, übertriebene* 8ob eine* fcb&nen Talent*.
©oetbe fagt: ,3eben ©ommer toaebfen SRofen, bie Talente flnb
immer ba, toenn fie nur enhofcfelt toerben. 3ct) al* ein guter
Sefuitenpro&inafal würbe bem Jungen Stfann aufgeben, ein Satyr
lang feiner grau feine 3eid)nungen §u jetgen. — 3U biefem
Urteil erinnert ©telg (4, 95) an bie fütyle Haltung, bie ©otfferee
überhaupt gegenüber ben trübem ©rimm beobachtet babe.
@r benft babei toobl aueb baran, ba§ ©otfferee e* toar, ber
ba* abfprectyenbe, aber aum SÄubme*tftel ber älteren trüber ge*
toorbene ©ort t>on „tbrer 2(nbacbt jum Unbebeutenben" ge*
prägt bat.
l) Die älteren ©rüber — 3acob feit 17. 3anuar 1812
(©teig 3, 163) — tt>aren eng befreunbet mit bem (Senator
(feit 1819) unb treffildjen 9tecbt*gelebrten 3«>b. ®«k @bt-
äboma* (1785—1838), unb feiner ebenfo toürbigen a^etten
grau, SÄofette, »er», ©täbel, Socbter SBfllemer* au* feiner
erften @be; 3acob f)at fein nacbgelaffene* bebeutenbfte* 93er!
über ben granffurter Obertyof be&oroortet («L ©cbr. 8, 173 ff.)
unb bafelbft geaelgt, tote nab er itym ftanb. (Offnen febbnen, bie
aaiue iitbt oiefe* 9>aare* au ben ©rübern jeigenben ©rief
Äofetten* an 3 aco b f. in „granffurter neupbitologif^e ©eiträge",
1887, ©. 51, too unter ben »riefen ber ©ruber an granfc
furter greunbe aueb fcler folcbe3acob* an ben untengenannten
©. ©roarff jteben.) SRabotoffc nennt 1848 5:b*>ma* einen
ber adjtbarjten unb lfeben*toürbtgjten (Sbaraftere, bie itym Je
wrgefommen feien (Jßaffel, 9tobotot$ 1, 62), unb rubte niebt, bi*
in ber Vorbaue ber granffurter ©tabtbtbllotbef feine ©üfte auf*
geftettt toar. — SBtlbelm* febbnen ©rief an Ztjomat beim
$ob feiner erften grau 1815 f. ©tengel 3, 407. — ©. über ibn
8t 3ung: 2GD©. 38, 91—93. — Subtotg ©rimm bat$b. am
8. Oftober 1815 in granffurt geaetcbnet, jufammen mit Seopolb
(Stein (f. ©. 210) unb beffen Setter, bem (Senator ©ottfrleb
@ rf)ar ff (Subtotg febreibt auf bem ©latte, 9lr. 68, „©cbarpf'O,
Äubw. ©rimm, Crinnerunge«. 14
210 Subtoig Ghnil ©rimm, ©rfroterungen.
SBir gingen ju ifym, unb ba fal) id) bann tton Äopf bii
ju guß ben berühmten SDfann* @r tt>ar nid)t groß, aber
gut proportioniert, I)atte einen flehten SJttnifierbaud) unb
tt>ar fd)tt>arj angezogen, reichte unä beiben bie JjSanb unb
tt>ar fefyr freunblid), fprad) langfam* 2Bir festen unä
bann alle brei, unb er fprad) guerft mit 2öill)elm über
gelehrte ©ad)en* ©ein ®eftd)t tt>ar tton Sifd), tt>o er
beut Sofyanniäberger @ilfer gehörig jugefprod)en fyatte,
ganj rot 28ie er meine S8fid)er bemerfte, fagte er: „2(1),
ba befommen ttrir aud) etn>aä tton ber Äunft ju fefyen!"
— @r betrachtete bie ©fijjen, SMlbniffe unb 2anbfd)aft$*
fhtbien alle unb fefyr langfam* 3d) fyatte baä ®efül)l,
baß er bei ben meiften feiner Äußerungen ben Stagel auf
ben Äopf treffe* 95ci manchen ©fijjen riet er mir an,
baju ernfte ©tubien ju machen, — batton tt>firbe er raten
ein 93ilb ju malen ufto* Aber id) muß gefielen, baß bie
meiften, bie er aB bie gelungensten nannte, mir am
tt>enigften gefielen* Sie Äöpfe fanb er nid)t auägefüfyrt
genug* „gretlid)," fefcte er fyinju, „Umftönbe unb 3eit
erlauben nid)t immer eine größere Ausführung!" Aber
mit Stellungen unb d)arafteriflifd)er 2tuffaffung tt)ar er
jufrieben, gab aud) an, ju tt>eld)em SSilbe biefer ober iener
Äopf ftd) eigne* @inen lebensgroß aufgeführten Äopf
unferer fd)önen Soufine 2fmalie SSurcfyarbi1) lobte er fcl>r
1782—1855. — Seop. £. ©tein, 1782-1836, f)atte mit feinem
»ruber 3ol). 9£, t 1859, ein 9>elagefd)äft in SÄüffeWheim; tyre
«Öhttter, geb. X £. «Pfeil, toar bie (Snfelln &on 3. ©♦ 2ßaltl)er,
be* SöruberS t>on ©oetfyeä ©roßmutter (Sornelia ©., alfo ütadfc
coufine be$ 2>ld)ter$. — Seopolb ©tein$ fünf Äfnber finb lebig
geftorben.
*) Die* fyfer toiebergegebene Söflbniä ber (Soufine 2fmalie
Söurdjarbi, in ber ber Herausgeber bie SJhttter feine* »er*
ftorbenen ffreunbeä Ob.4*anbg.4K. Keßler futbet, t)atte Subtoig
^btn auf ber SReife in £er*felb fm 3uli geaefdmet. @* ift im
Söeftfc ber gamtlfe Keßler in Gaffel. — &ie STOutter be* 2fott*
mann* 9)1% 3B. ©rimm, (Stjrfft. Slif., toar bie Softer be*
Hanauer £ofgerid)t$rat$ £eilmann; if>re ©d)toefter (51). 8B.
heiratete ben afcetropoUtan ®. 9)1). SBünfd&er in £er*felb. Die
V. ©tetnau. granffurt. 9Ründ)en. Stalten. 1815—1817. 211
unb fagte fefyr ernfh ,,3d) tt>ü$te ju einer &oa feinen
fd)önern, pajfenbern Äopf!" ufn>* 9Kit ben Sanbfd>aft**
fhtbien tt>ar er, tt>a$ mid) fcl>r ttmnberte, aud) Iobenb; id)
fyatte n>enig Übung unb gar nid)t, tt>a$ bie ?anbfd)aft&
maier eine Spanier nennen* 3d) fyabe SSdume, Saum«5
fldmme, Söurjeln, Sftdtter, ^flanjen ofyne irgenbeine
Spanier nad)geaeid)net; aber man fal), eä war Statur in
ben 3*id)nungen, unb baä mochte er tt>ol)l Iobenb fyer&or*
fyebem Tino) mit ber Äuffaffung ganjer ©egenben n>ar
er jufriebem @r fprad) nod) lange über Äunfi unb fam
fo nad) unb nad) in fein Sieblingätljema, bie SDtytfyologie,
bie mir t>on jefyer juttriber tt>ar* @ä n>ar aber l)öd)ft
intereflant, ifym aujufyören, unb ba tonnte man ben ©lanj
unb ©etfi feiner Äugen red)t erfennem 9tad) unb nad)
famen bann mehrere inä 3ünmer, unb baä ©efpräd) tt>urbe
allgemeiner.
3n biefen interejfanten Sagen n>ar aud) in ber granj
93rentanofd)en ©alerte baä lebensgroße 93ilbni$@oetl)e$
fcon S^gemann1) au* Söeimar auägeftellt unb ein 2(ltar*
Softer btefe* 9>aare$ Wl. Ttmal Wl. heiratete ben geläberger
2fott$fdjultf)et§ % (5. ©teäler, ben Subtolg mehrmals nennt;
beren Softer <5f). (51. ©. heiratete ben Ob JkppjQrfft. <5f)r. £.
Surcfyarbt; son tfyrem eimtgen ©ot)n 3Bitf)elm flammte ber
1908 t %nt*g.<9L 95. in Saffel; x>on tyren fleben $öd)tern
heiratete bfe adelte, 2(malte, t 1864, ben Äanaletrat Regler,
bie brüte ben Hauptmann t>. Äiefcell, unb bie flebente, »gen*
rtette, benOb.a|)^©^^Dr.95üff, 1811 -69, Sferf. be* f>cfflfc^cn
$ird)enred)t$. Wtit biefen lefcten t>ter gamllien, bie alle nod) in
(Saffel vertreten ftnb, fyaben bie 93rüber ©rimm attejeit freunb*
Keiften Söerfefyr unterhalten, toie bie erhaltenen ^Briefe aeigen.
(Stner berfelben t>on 3acob an Söüff unb beffen grau unb beren
fecfyä ©cfytoeftern, alä bie ad)t tf)n $ur fünftigften 2Bieberfet)r
be* Sage* feiner erfkn 2foftettuna beglütftt>ünfd)ten (6. San. 1866),
tft abgebrueft t>on ©tengel in b. ©reif ätoalber geftfcfyr. f. Stmprtcfyt,
1890. @inen Sörief 2öill)elmd an Söüff füge id) al* Anfang
9lr. 7 au.
*) gerbinanb 3agemann (Vorüber t>on Caroline 3v Stau
t>on J&eigenborf, ber ©eliebten beä ßenogä $arl 2luguft *j>n
SBetmar) l)atte in (Saffel bti 3. £. $:tfd>betn b. 3. ftublert
14*
212 Subtofg (ärmfl ©rfmm, (Erinnerungen.
btott ton bem ndmlidfyen ÄfinfHer* 2Cuf bcm SSilb — e*
xoax beinahe ganje gigur — tt>ar ©oetfye in fd)n>arjem
8?radt, auf jeber 95rufl einen ©term ©ottrie man in*
3immer trat, tonnte jeber tt>ol)l fogleid) ©oetfye erlerntem
2fber baä tt>ar nid)t genug für einen Äopf nrie bem ©oetfye
feinen! ©er JjSerr Sagemann fyatte bte *£auptfad)e, baä
©cfyönfie nid)t in ben Äopf gebracht: ©oetfyeä fyofyen
©etfi! 28o tt>ar ba$ Xiefe, ©eiftige in ben Äugen, ba$
©predfyenbe in ben ©eftcfytäjügen, baä ©roßartige I)in!
J&ier tt>ar ber Äopf eineä lebernen, flauen JjSofmannä ober
©efyeimen 9tate$ ju fefyen* 2(uf bem Ältarbilb tt>ar nid)tä,
n>a$ mid) angefprocfyen fydtte, nid)t einmal bie ^infek
füfyrung todre ju ertodtynen tt>eri
@in ttornefymer frifierter $>txt, biamantene SSorftedfö*
nabel, bie Ringer soll großer Stinge, blonbrötlidfyen 2ocfen*
fopf, ersten Äopf, orbindren 2(u$brudt, in fötad unb
©d)ul) unb ©trumpfen, n>ar aud) unter ben 3ufd)auern unb
betrachtete bie 93über mit großem 3ntereffe* @r fianb in
meiner SRdfye, ba fam ein 4?err ju ü)m, fd)üttelte il)m bie
J£anb unb fagte: „2ieber $ofrat Sagemann" ufttn —
15a$ n>ar alfo ber Äünftter felbft ♦ ♦ ♦ ba ging id) abertoeg1)!
3n gxanffurt gab eä nun fo vielerlei ju fefyen, fo\>ieI 2fb*
tt>ed)fetung, fo intereffante 2(benbe, baß an eine balbige Steife
nad) J^anau nid)t ju benf en tt>ar* Vergnügte 2(benbe fyaben
ttrir8) bei ben liebenätofirbigen unb geiftreidjen gamilien
unb ein getofffeä 2(nfef)en gewonnen burdj bie Sötlbniffe ber
©rofjen in SSeimar, bie man ifyn baut malen laffen. Gh: fyatte
ben gelbjug na* granfreid) 1814 aud) mitgemacht; er jtarb
t>ieraifliäl>rig alä <£ofrat in feiner ©eburtäftabt Söetmar im 3af)re
1820. ©eine 3*id)nung t>on ©oetfye auä bem3af)re 1817 fyat
,£. ©rimm feinen „Fragmenten" ttorangeftetft.
*) 93iä fyterfyer ift Subtofgä @rjäl)lung au$ granffurt t>on
Dr. £. Sörunner (GaffeD in ber granff. 3tg. Str. 139 t>. 21. 5. 1907
mitgeteilt toorben.
*) ©afctgng fyatte bk Vorüber fdjon am 28. 3ult unb
12. 2fugup aufgeforbert, nad) granffurt ju fommen ((Steig 3, 330).
3acob aber traf ff>n $u feinem @d)tnera auf feiner jtoetten Steife
nac^ yari* üttttte (September in granffurt nid&t mefyr an, fal) aber
V. (Steinalt ftranffurt. üRündjen. Italien. 1815—1817. 213
95rentano, ©a&ignij unb ©enator Jfyomaä jugebrad)t,
n>o meift aud) @octt>c n>ar* Salb n>urbe einmal eine
Partie auf ein Sanbgut ober nad) Offenbar, ober in bie
SÖeinberge, tt>o bie Srauben fd)on reif toaren, gemad)t
•Dann fyatte uni ©asign^ ju einer SRfyeinreife ein*
gelabem 28ir fuhren nad) SDfainj, tt>o eä nad) 2ifd)
aufä ©d)iff ging; id) fann ben Styeingegenben jtt>ar feinen
fo großen @efd)madt toie bie meifien anbern ?eute abge*
binnen; n>enigfien$ auf bem ©d)iff fyatte baä meifte, tt>aä
id) ju fefyen befam, ettt>a$ ©eforationäartigeä, trietteid)t ift
bie 2(u$ftd)t oben auf ben 93ergen großartiger *)♦
3n Soblenj famen tt)ir fpät in ber Stacht an unb
logierten in einem ©aftfyauä nal) am SRfyein, id) glaube
in ben „2)rei SÄofyren"; ©örreä fam ben anbern lag
aud) gu 2ifd), unb gegen 2fbenb reifte Söilfyelm mit
©atugnp ttrieberab, id) glaube nad)28orm$unb©peier*);
id) blieb bei ©örreä, mein 3tmmer tt>ar feine SMbliotfyef,
— jum etnjtgenmal in feinem Seben — auf einen Solid ©oetfye
(3gbbr. 468, 470). Tita 2. ©ept. war aber 2S i 1 f) e l m in granffurt an*
gefommen unb traf am felben Sage nod) ©a&tgn^. „3cf) ()abe
mid) fo gefreut, tofe fdj ffyn totebergefefyen," fd)reibt er an 3&cob
(3gbbr. 468), „ba% id) £tr'$ nid)t betreiben fann. @r ift gar
fyerjlid) gegen unä unb toünfdjt nicbtä mefyr, alä baß jDu fommft.
— 9lur ber 2out* mad)t mir 93eforgnt$, er ift nodj nic^t f>icr
(3. ©eptember) unb fyat aud) nid)t$ getrieben, id) fyabt alfo
gleid) benDenfyarb umüladjridjt gebeten; id) fyoffe inbeänodj
immer, ba§ e$ bloß feine 9lad)läfftgfeit im ©djreiben ift unb er
mefyr ju jetcfynen gefunben, alä er anfangt gebaut."
0 2ßiet>fel mef)r ber Styein für ben in ©eutfdjlanbä SBer*
gangenfyeit tourjelnben äBiltyelm alä für Subtoig bebeutetc,
jeigt ftd) bti ©teig 3, 331.
*) ©ie fuhren jufammen nad) (5öln (toorüber 333 übe Im
fd)on an grL t>. Jj5ajtf)aufen [grbäbr. 35] unb an Tixnim [©teig
3, 331 ffj fdjrefbt), t>on too ©afcigng toeiter nad) 2fac^en, 3ötl*
heim mit granj fcrentano unb bejfen gamflte aber aurüdfufyr.
TLuti) 3öill)elm blieb bann bei ®orreä — „er ift ein gar herr*
Ud)er9Rann, unb freunblid), lieb unb gut ift fein ganaeäJ&auä"— ;
nadjbem 2Bilf)elm nod) einen Sag inSBinfel bti Sörentano*
getoefen, traf er fid) mit ©at>ign^ am 16. (Sept. in «fcetbelberg.
214 8ubtt>ig <$mil ®rfmm, (Erinnerungen.
tt>o id) bie erften 9tdd)te faum fd)fofen fonnte, fo machten
bie Statten einen ©peftafel; morgend fyatten fte gen>öl)n*
lid^ mein ganjeä 9tad)tlid)t gefreffen; id) tt>arf manchmal
mitten in ber 9tad)t mit Folianten nad) tynen, aber fte
flimmerten ftd) wenig barum1)*
2>ie grau ®örre$ tt>ar eine fefyr liebe, freunblicfye
grau; ©brreä*) tt>ar bamate ©tubienbireftor, fyatte t>iel
ju tun unb fd)rieb manchmal auf ber SJobentreppe am
9H)einifd)en SÄerfur* ©uibo8) tt>ar ein l)fibfd)er 3unge,
l) ©örreä toobnte bamalä @d)lo§gaffe 9lr. 7 im eignen
ßaufe; geboren tft er aber im #aufe 9fr. 429, jefct einem Seil
be* JJotefe „3um Sttefen"; über b. folgenbe f. 2>lel*ßr. 2, 304, 307.
8) 2>er geniale 3ofep() ©brreä, bamal* ©tubienbireftor
für ben Seatrf (Soblena, tiattt 1801 bie gef preise, jtyone unb
cfyarafter&olie Äatfyarlna tton Eafaulr — bie „Äafc" — ge*
heiratet unb führte mit ff>r, obtoohl fie foäter bie für alle SBelt
erstaunliche reltgtdfe Umfefyr if)reö (Satten jum Ultramontantemu*
nid)t mtrmad)te unb jeftlebenä nie in eine £ird)e ging, trofe
fetterer ©d)tcffale bie glüdlidjfte (Sfye. „3f>r 93ilb al$ einer
SJtobonna be$ beutfdjen Mittelalter^ enhoetcht mir nie", fagt t>on
ifjt ber gutfatfyolifcfye 3Blnblfd)mann. (Sbenfo d)araften>ou n>ar
ihre 9ltd)te 2fotalte x>. £., bie, 1870 al$ Oberin be* Sonner
Söürgerfpttalä (ber barmherzigen ©d)toeftenu ftegen Seugnung
ber päpftlidjen Unfefylbarfeft abgefegt, nod) nach fljrem STobe
(28. 1. 1872) ausgeflogen unb oljne ftrd)ltd)e (Sgren begraben
n>arb. — (Sin unübertroffener Sttetfter be$ ®til$, ein jtürmifd)er
Patriot, gab er 1814—16 ben „9tyeinlfd)en Stterfur" fyerauS, ben
Napoleon bie fünfte ©roßmadjt, bit gegen ttyn fämpfe, nannte,
ben bie preugifcbe Regierung aber 1816 unterbrücfte. An SBtl*
t>t Im ©rtmm fäicfte er mit feinem erften Briefe am 17. gebr.
bie erjte Plummer be$ Slatte* — in atoel Sauren erfd)ienen 357
— unb bittet um ^Beiträge, bie beibe ©ruber aucfy f Rieften
Qgbbr. 523, ©brreSbr. 2, 410). 2)er brofyenben SBerbaftung tnU
jog er ftd) 1818 burd) bie gluckt t>on granffurt nad) ©trafburg
unb 2farau, t>on too er 1827 al$ ^ofeffor ber Stteraturgefd)ld)te
nad) Ütfündjen berufen warb: biefe glud)t ermöglichte ihm ber
obengenannte bamalige 9>oli$etDfreftor Stomas, ber beim Äbenb*
tifcf) bei aBtllemerä neben il)m faß unb tfyn aertjaften foffte!
*) ®uibo ©örre*, 1805—1852, Dieter unb ©djrtft'
Seiler, gab nacf) beö Steter* Zob bie *on biefem gegrünt
eten ultramontanen ,,45fftorifd)*poUtifd)en Sölätter" weiter
fyerauä.
V. ©tetnau. granffurt. ÜBünd)en. 3talten. 1815—1817. 215
@opl)ie toax fd)ön t)erangen>ad)fen unb l)attc prächtige,
lebenbige $ugen, bie 3Rariel) n>ar nod) Heim
35ie ©opfyie ift jefct an 9>rofeflor ©teingafl*) in
gfranffurt verheiratet 3d) jeid)nete@örre$*) am 12. ©ep*
tember 1815, bie grau ©örreä4) fyatte id) in <£eibelberg
1808 gejeicfynei 3Jon ba ttmrben Partien auf ben Aar*
tdufer 35erg unb fonfi in bie Umgegenb, aud) SRfyein*
fahrten gemacht6)*
©inmal fufyr id) mit ©drreä — nod) jtt>et Ferren
n>aren babei — ben 9W>ein hinunter unb gelten an einem
Schloß an; ein langer J&err, ber JjSerr ©raf So*8), id)
glaube fo fyiej} er, fam mir freunblid) entgegen; ©örreä
fagte, inbem er mid) il>m »orfiettte: „3>a bring id) 3l)nen
*) SWarfe toar bamaß fleben Safyre alt Daß grtebrfd)
(Sreujer al$ 9>ate an tyrer Saufe teilnahm, brachte SB oß gegen
ben „Ätyptofatholifen" fn£arntfd)! ©fe blieb um>ermäf)lt, gab
ityre* SBaterä ®efammelte ©Triften unb gamiltenbrtefe berauä
unb ftarb 1871.
*) Der aud) in ben ®brre$brtefen oft genannte 3<>f). *8apt.
©teingag, 1790 in SWütyetm a. 9ty. geboren, heiratete 1824 in
©tragburg, too ber flüchtige ®örre$ fid) auffielt, bie ttoefunb*
Jtoanjigi&^rige Sophie (5l)rift. ©örreä, tourbe im felben 3a^r
burd) (Slemenä Brentano unb (ben fatf)o(tfd)en) Sfyomaä
fatfyolffdjer Sefyrer ber ®efd)td)te am ©täbtifdjen ®»mnajium in
Sranffurt — ein TLmt, in bem ihm ber befannte fattyoltfierenbe
®efd)fd)tfd)retber Spanne* 3anffen folgte — unb jtarb 1854.
*) 9fr. 64, fyfer tofebergegeben. „3n ber SÄufye äbnltdj, in
ber »etoegung ntd)t fef)r", fctyrteb SBUbelm an Erntet (©tefg 3, 334).
Die platte t>at Subtoig feinem ©ruber gerbinanb gefdjenft, ber
fie für fid) »erlaufen bürfe, aber nfd)t unter «odlf Soufäb'or.
©ie ift n>at)rfcf>einltc^ an einen 23ud)f)&nbler in Soblenj »erlauft
toorben. 4) Da* 2Matt fcfyefnt »erloren.
5) £>a$ ®6rre*fd)e £au$ ift fyübfd) gefd)ilbert in gr.
Berthe*' «eben 2, 113.
*) @$ toar f>5d>ft toat)rfd)efnlid) (Sternen* 3Ben$el, 9tefd)$*
graf 93oo$»on2Balbed, t 1842, auf bem (jefet in ben ©d)lof$*
bau einbejogenen) SBurgfcfylofj berer »on SReiffenberg in <&aqn.
©eine ®emalbegalerie, aud bem Söefifc ber ausgestorbenen Söak
becfer »on Äatmpt berrüfyrenb, ift »erlauft unb jerftreut (ftefye
©tramberg, 9tt). 2Cnt. 1, 1, ©. 204).
216 Subwig <£mil ®rimm, Erinnerungen.
einen jungen Offtjter, ber ein großes Vergnügen an @e*
mdlben fyat; ©ie erlauben ifym wol)l 3J)*e ©alerte ju
fefyen?" — „9Rit Vergnügen," antwortete ber ©raf unb
führte unS hinein* 2öir famen in ein Bimmer voller
SRieberlänber, SSilber, wie man fte überaß ju fel)en be*
fommt, wenige fcl>r ausgezeichnet* SJefcor wir aber
bie anbere „große ©alerie" betrachteten, foBte gegeffen
werben, unb fo würben wir tnä 3tmmer ber ©amen ge*
füfyrt, wo bie $od)ter be$ ©rafen bie einjige fd)öne war,
jung, blüfyenb, frifd) unb freunblid)* 3d) I)atte bie Gtyre,
neben ber jungen ©rftfm ju ft^en; fte wußte mir wenig
tton Söln ju erjäfylem 9tad) ben freunbfd)aftltd)en @e*
fpräcfyen ju urteilen, waren ©örreä unb bie beiben anbern
Ferren alte SJefannte beä ©rafen*
3n ber „großen ©alerte", wol)in wir nad) ber lafel
geführt würben, fd)ien mir aud) nichts befonberä TivA*
gejetcfyneteä ju fein: Diele langweilige große SBilber, nt9tl)0*
logifcfye befonberä, au$ benen td) mir nid)t$ macfye, triel*
leidet ein SDfaratti1) babei, fonft aber fein ftreng
italienifcfyeä ober beutfcfyeä 95ilb, nur langweilige ©tilleben,
Wenn aud) ttortrefflid) gemalt 3« einer @dte fanb td)
enbltd) ein fd)ön altbeutfd) 93ilbd)en, eine ©rablegung auf
J^olj gemalt, baä betrachtete id) lange mit Vergnügen,
worauf mid) ber ©raf t>or ein 95tlb ffifyrte, baä tton
©ürer8) fein follte* @r fal) mir wol)l meine 3tt>eifel an
unb fagte, id) foHe nur ganj frei meine 9Reinung fyerauä*
fagem 3d) wollte il)m erft feine gxeube an bem SJtlb
nid)t rauben, alä er aber immer wieber fagte, jebermann
unb aud) er l)alte eä für ein Original, mußte id) il)m am
@nbe bod) fagen, baß baä Original jtd) in SD?ünd)en be*
ftnbe unb baß bieä eine Äopie fei; er festen nid)t erbaut
über meinen 2(u$fprud) unb machte eine STOiene, alä bftd)te
0 (Sarlo Wl., 1625—1713, ©djüler ber (Sarracd unb SKaffaeW,
malte Söübntffe unb religiöfe Sötlber*
*) @3 fef>It im Sttanuffript wieber eine ©teile, worin ba$
Söilb näfyer betrieben war.
V. ©feinem, granffurt. ÜBündjen. 3talten. 1815—1817. 217
er, toai tt>ei$ tt>ol)l fo ein Leutnant von Äunft? — 2(1*
nur nad) JjSau* fuhren auf bem Styetn, fagten bic JjSerren :
„28ie e* friert, fyaben ©ie bem ©rafen feinen ©efaHen
mit 3l)tem 2fu*fprud) getan!" — „Sann fyfttte er mid) nid)t
fragen fotten", antwortete id)* ©örre* lachte unb fagte :
r/3d) ^be ifjm nirf>t fagen tollen, baß ©ie 9Kaler finb,
fonft todren ©ie von iljm ju fet>r geplagt toorben*"
5Rad)bem id) ettt>a vierjefyn Sage1) in Soblenj ge#
tt>efen n>ar, fufyr id) mit bem &iltt>agen über SRaing lieber
nad) gfranffurt unb von ba nad) JjSanau, tt>o id) 2(bolf
95obe befugte, ber fd)on etn3al)t verheiratet, aber fonft
unverdnbert tt>ar, unb bann auf bem SD?arftfd)iff ttrieber
nad) Qxanffurt; von ba fufyr id) aud) balb über ©arm*
ftabt nad) Ǥeibelberg, blieb einige Sage bort, befal) bie
l)errlid)e 93ilbergalerie ber ©ebrüber SSoifferee mit SRuße
unb n>al)rem ©enuf}2); id) befugte audi) ba* JjSau*, wo
id) mit ©lernen* SJrentano unb bem lieben 2fd)im
von Arnim getoofynt Ijatte; ber SEBtrt SSartelmd, feine
grau unb feine Äinber erfannten mid) lieber, trofcbem
id) in Uniform tt>ar* 3d) befugte aud) ben J^ofrat
(Sonrabi8); er lub mid) in ben Ätub ein, tt>o id) abenb*
*) 2Bflf)elm fprtdjt von einem nur achttägigen 93efud)
«ubtotg* bei ©örre* (toa* fajt t©af)rfd)etnifd)er ift al* Subtotg*
eigene tfngabe) unb erjäfjlt, biefer t>abt fiel) enbltd) faft fyeimltd)
Srtgemacfyt, toetl jie if)n nic^t fortlaffen wollten <3gbbr. 475).
m 13. fä)ref bt 3acob von SJtofna auf ber 9>artfer Steife an
beibe Grübet nad) (5oblen$ unb bietet Su bto ig an , mit itynt
ober hinter ll)m f>er nad) 9>ari£ $u fommen, wofür er bie Soften
übernehmen Witt. Subwtg fcfywanft, well er jweifelt, ob er in
9>arf* mit SRufye unb (Erfolg fehen unb arbeiten fönne, toie
9Btll)elm am 25. ©eptember an gacob fdbretbt (Sabbr. 474);
am 14. Öftober melbet er if)tn aber von (Saffel au*, £ gefye mit
Brentano nad) Jjeibelberg, aud) wofyl mit biefem nad) Üfeündjen
(baf. 477); bie lefctere Steife fyat Subtoig aber allein gemacht.
*) 3Bett fiärferen (Sinbrucf f)abtn bie Söüber auf 38 i II) e im
gemacht, ©feig 3, 332 f.
*) SBtlfjelm l)atte tbtn bei biefem gewohnt (Sgbbr. 476);
er xoax in Harburg 1780 geboren, 9)rofeffor ber SWebijin ba*
felbjt 1803, in ßefbelberg 1814, in Lotungen 1823, wo er ber
218 Subtotg (Srnfl ©rimm, Erinnerungen. *
ben J^errn ©et), JjSofrat ©reujer1) unb tnele anbete ge*
lehrte Ferren antraf unb t>iel über bie fd)6ne SBotffereefcfye
©alerie gefprod)en ttmrbe*)*
2)ann ging'S lieber über granffurt8) nad) SBamberg,
n>o td) bei SRattenfyeimer trierjefyn Sage blieb unb mir
bie 2(lte nrieber SÖarmbier mit »Oömbeln machte* @S n>aren
nod) Stoffen ba, unb ben SRarfcfyatt S8arcla9 be Soll?*)
fat> id) auf einem 33a K; Safpar 9)?attenl)etmer tt>ar in
SD?ünd)em SBon ba ging'« über Stürnberg nad) 9Ründ)en, '
tt>o id) am 2ftterfeelentag — 2. Stottember6) — anfam unb
im ©olbnen J£al)n einfefyrte*" —
3n ber trefflichen gamilie J£eg erregte Subtttg*6) SBieber*
erfd)einen in Ütfündjen bie freubigfte uberrafd)ung, unb ber
filteren ©rüber ßauäarat n>ar; er ftarb 1861. — Subtotg bat
it>n 1826 geaeietynet unb rabiert, f. &r. 26.
x) grtebrid) (Sreujer, ber bttanntt ßetbelberger ?>l)ilolog
unb SDfytbolog, al$ ©ofjn eine* ©ud)btnber$ 1771 in Harburg
geboren, 1800—04 9>rofeffor bafelbft, toar t>on ÜJtorburg tjtx mit
©aöignv) fcr>r befreunbet unb auch bamatö ben dlteren ©rübern
©rimm unb beren greunben (Slemenä ©rentano, fp&ter
2frnim näber getreten; er ftarb 1858.
■) BuffaHenb ift, bag «ubtoig felbft bier ntd)t erto&bnt,
toa* SB übe Im Qflbbr. 488) eraäblt, baf} ©oetbejicb red)t
Uebreid) gegen Subtotg bezeigt tyabe, aut eignem antrieb ju
ü)m (in bem ©aale ber ©otffer£efd)en ©über toobO, ber fld)
auö natürlichem (Gefühl jutrücfaebalten babe, gefommen fei unb
ibn nad) ben ©rlebntffen ber SKbeinfabrt gefraat Jhabe (f. aud)
Stengel 3, 183). — 2focb toar 2. toobl bamatö in ©aben*©aben,
tt>o er ebenfo tote fp&ter in ^tyrmont eifrig bie ©efld)ter ber
©lücttfpleler fhtbtert bat.
■) 3n granffurt traf Subtola toteber mit SBilbelm unb
©asign^ä aufammen. @r bat Ba am 10. Oftober no<fe ba$
bier toiebergegebene ©ruftbtlb (5a»igng$ geaeidjnet (fpäter
rabiert, 9lr. 59).
4) @r toar 1814 alä Obergeneral ber ruffifdjen 2frmee be#
fonber* im ßauptbeer tätig getoefen, 1815 aber ntcr)t aum fön*
greifen gefommen unb führte eben bie Stoffen beim.
6) 9kd) SBBilbelm Ggbbr. 489f.) am 4. 9io*ember; tote
SB übe Im an^acob berietet, tt>ar leiber Subtotgä ©ruft, über*
baupt fein fcr)toacr)cr Seil, nod) nid)t gana r)ergeftettt.
•) 2fot 11. Stooember 1815 fdr>reibt SBilbelm an ©brre*
V. (Steinau. grcrnffutt. SBttnd&en. Stalten. 1815—1817. 219
fonft manchmal fo mürrifcfye 9>eter bot ifym fogar an, er fotte
3U if)m in eine eben gemietete SBofynung t>or bem $or jiefyen,
toa* Subtoig gern tat.
„2Me erften Sage fyatte id) SJefudfye beim ©ireftor
(?anger) unb ben bieten SJefannten ju magern ©tilgen,
©uri1) tton ber ©renabiergarbe, Leutnant ©raf *>♦ gugger*)
tton ber Äat>atterie, Leutnant Rauben fdjmib t>on ber
Sngenieurtruppe unb Oberleutnant ©raf ©aporta*) fcom
?eibregiment famen faft täglid) gegen Äbenb ju un*, mit
unter aud) ber SDfajor tton J^eibedt4) (jefct ©eneraO,
alle gefreite, getftretcfye, angenehme 9Renfd)en, bie meiften
tton ifynen jeidjneten unb malten felbft fefyr gut Sie
Oberleutnante Ärajetfen unb Rauben fc^mib tt>aren
am meinen ba unb jeidfyneten ben ganjen Sag bei un**
2>a* 2ogi* foftete für jeben fcon un* monatlich fteben
©ulben; ba* @jfen ließ id) mir »on ber 9Rabame ©fifl
au* bem J&äufel, $eter fcon feinen @ltern burd) unfern
SJebienten fyolen, unb ben Äaffee befamen n>ir au* ber
JjSutterfdfytoeij, einer SReierei in ber 9Wl)e* Unfer J£au*0)
(®5rre*br. 2, 479), Subtoig fei geftürat unb f)abt fid) auf ber
©ruft tt>ef) getan, „ba* macfyt mir @orge".
*) @r l)ie§ toofyl ©gri, ün Slamt, ber nod) in SWünd&en
aorfommt.
■) griebrtd) ©raf aon gugger*£oi)enecf, 1795—1838,
toar ein trefflicher SRann unb ber treuefte greunb t>on 2(uguft
t>on 9>laten, beffen SBerfe er für bie erfte ©efamtau*gabe 1839
aufammengejtellt f>at: über ifyn al* Dieter f. u.
■) grtebridf) ©raf t>on ©aporta, geb. 1794 in Sttedtor*
gemünb, jtarb al* bagrifcfyer ©eneralmajor, Kämmerer unb #of*
marfctyall a. 2X am 4. Sötoi 1853. @ine 2eben*befd)retbung
tiefe« ebenfatt* »äderen «Wanne* f. in b. 2fttg. 3tg. 1853, §8ei(.
t>. 31. 5. 9lr. 151, @. 2414.
4) $. 3B. greif). t>. ßeibeef gen. ^eibegger, 1788 ge*
boren, Sttaler, jog 1826—29 al* Styftyettene mit gegen bie
Surfen unb war 1832—35 Sttttglleb ber 9tegentfd)aft für Äönlg
Otto. @ed()* 95über t>on ü)tn finb in ber SBüncfyener 91. 9>fna*
fotfyef; er ftarb al* ©eneraileutnant 1861 in SÄüncfyen.
ö) ©enblfngerftrafce 1, ba* t>or yttjti 3abren abgebrochene
„SRuffoifyau*"; ber 1840 t ©ampenrieber toar ber ©roßonfel be*
befannten SBaler* Äarl @.
220 ftibtofg (Smil ©rimm, Cfrfnnerungen.
gehörte bem 3tmmennetfler ©ampenrieber unb ftonb
frei, linfö unb red)t$ ©arten, unb ttorne bie Sfyaujfee
nad) 9tympl)enburg unb ©ad)au* ©egenfiber tt>ofynte in
einem großen J£auä im erjten@todt ber ©eneral tton 91 aa*
lottnd)1), im feiten ber ©efyeime 9tat t>on ©cfyeUing*),
im britten ber Äammerfyerr t>on SSurggau (?) mit feiner
großen Familie*
3d) fing ein 93ilb für bie ÄurfürfHn an, bie
ijL Äatfyarina *)♦ $eter J&eß malte an einem großen
©d)lad)tenbitb, 2Cud) ?ubn>ig 91 u 1)1 au« @affel fanb id)
in 9Ründ)en, unb nun rücfte ber Söinter mit feinen S8e*
luftigungen fyeran4)*
3d) t>er!el)rte aud) in ber liebenätofirbigen gfamflie
beä fyeffembarmjtäbtifdjen ©efanbten t>onJS?arnier6), tt>o
') (Siemens t>. 9t, 1766-1836, feit 1803 ba^rffd&er
©eneral, serbtent feitbem in allen Ärtegen, gab mit feinem topo*
grapl)ifd)en Söureau ben 2(tla$ t>on Söagern fyerauä.
■) £>er berühmte ^>I>iIofopf> toar fett 1806 ©eneralfefretär ber
2ttabemie ber ffiiffenfdjaften in 9Bünd)en; 1841 jog er nad) Berlin.
*) 2Bo e$ ßdj befinbet, ijt nicfyt ju fagen. $)amal$ rabierte
er aud) ba$ ©elbjtbilbnte, ba$ toir al* Sitelbilb geben (9fr. 40).
Überhaupt l>at SBilfyelm nfd)t redjt behalten, toenn er an
Ttxnim fdjreibt «Steig 3, 334): ,,2Bal)rfd)einlfd) entfdjeibet ftd)
Subtoig für bie SDfalerei, toaä mir aud) lieb ift, benn er l)at
t>iel ©efül)l fü* ftarbe unb eine eigentümliche, nid)t ungeiftige
2(rt, natürliche ©egenftänbe aufoufaffen. S8ei bem beftänbigen
9tobieren toürbe aud) feine ntd)t gar $u fefte Söruft leiben fönnen
(buref) bie Dünfte beä ©djeibetoajferä nämlid)), of)nel)fn ift er
barin auf einem fyuntt, baß er e$ nfd)t tofeber verlernen fann."
4) 9tad) £. ©rimm, <S. 3, 310, Ijätte Subtoig im gebruar
1816 toieber in (Saffel gearbeitet; er i)at aber ben ©fnter in
SDMhtdjen t>erbrad)t.
6) Äarl£. 2S. t>on Äarnier, aW älterer <Bof)n be$ 1811
ju (Sajfel t Äriegärat* Äafpar Ä. 1767 geboren, fyat aW
Diplomat in preußifdjen £>lenjten beim 2tt>fd)luß be$ 95afler
^rieben« mitgetoirft, natym bann Dienjte in jpeffen*$>armjtabt
unb ift al$ !)effifd)er ©efanbter in 9Bünd)en am 9. 3uli 1823
geftorben unb aud) ba beerbigt. <$$ leben ettoa 10 Urenfet t>on
ü)tn unb 5 feine« trüber« Subtofg; t>on feinem Jüngpen,
3acob unb SBiltjelm aud) natjetfetjenben ©ruber 2(ugujt
(Sbuarb £. flammen bie Vertreter be$ 9tamen$ in ßaffel.
V. ©tefnau. granffurt 3Künd)ett 3talien. 1815—1817. 221
idj audj metfi ben furfyefftfdjen ® efd) äftäträger vonÄocfyer1)
antraf; eä ging ba natürlich unb ungeattmngen t)er/ unb
ba* ©efprärf) breite ftd> meift um Äunft unb SJtoftf
unb bgL; idj bin gern bafyin gegangen9)«
3n ben Äonjerten fpielte ber berühmte Siolinift
grdnal8) tt>ol)t prächtig, unb bfe 2>tte, ©cfytett4), bie
idj fannte, fang fefyr fdjfin, unb bie SRefcger5), bie idj
*) ®rft ein Satyr fpäter, 1817, erfd)efnt ein bfplomatffdjer
Vertreter Äurfyeffen* in SBündjen in ©ottlieb Äodjer, bet 1844
in ben SRufyeftanb getreten unb 1857 afö SSiftoer 85jäf)rig
bort geworben fft.
*) Qabti fft e* fonberbar, bafj 2ubtofg feine* 3ufammen#
treffend mit 2fagufl von ^laten ntd)t ertväqnt, ber bodj in ber
Mi, »o «ubttig bie* fdjrieb, längft berühmt war; ^laten
felbfl ertvähnt in feinen Tagebüchern 1, 473, 29. 3Bdr$ 1816,
er ffabt „bti grau von garnier" — geb. glabt — „bie Söefannt*
fcf>aft eine* jungen talentvollen ÄupferftecfyerS unb 3etd)ner*
namen* ©rimm gemacht, ber Offtoter in fyeffifdjen Dienflen
ifl unb ftd) l)fer auäbilbet." — Buffallenb ifl aud>, bafj ber
treffliche unb hochbegabte gtanj ©raf $occi, ben 2ubtolg bod)
gut fannte unb bem er ^Beiträge ju feinem gefWalenber (1834—38,
15 £efte) gab, nid)t von iljm ertväljnt wirb; vielleicht fianb
eftoa* von ü)m in einer ber auägefdjnlttenen ©teilen; £. JJollanb
enoäljnt aber ©rtmm in feiner fdjönen Sötogr. 9>occi* ©. 10 f.
8) Jferbtnanb gränjl, 1770—1833, SBiolinift unb Äompo*
nift, geborte bamalä bem Ägl. Ordjefler an unb tourbe 1825
Äapeumeifter.
4) „jbfe@d>lett" heiratete einige 3af)re fpäter nad> einem
Sörtefe SubttigS an gerbinanb ben ©änger ©raatoll; »eiteret
tvar über fte nicfyt au erfahren.
B) Älara SÄejger, al$ Sodjter armer Seute in ber
SRüncbener 2fo 1799 geboren, würbe vom ftotteKmetfier ©intet
atö Pflegetochter angenommen unb im ©efang unterrichtet;
15jäl)rig trat fie fd)on in Äonaerten auf unb fang im grül)jal)r
jene$ 3al)re* 1816 auerjt bie üJtyrrlja in 3Blnter$ berühmter
Oper „Da* unterbrochene Opferfeft"; fie tote bie ©djlett be*
fetteten SBinter nadj Selpatg, ^Berlin, ©reiben, um in feinen
ftonaerten, unb nad) Stenebig, SDtotlanb unb ©enua, um in
feinen Opern bie Äoloraturpartien au fingen; 1819 würben beibe
au Jjiofopernfängerinnen ernannt. Älara war namentlich bie
erfte Bgatye ber beutföen Oper in Sttüncfyen am 5. Xpril 1822,
unb SBeber felbft fagte, ii>re Selfhmg „fei einaig unb unerreiefa
222 Subtoig <£mtf (Srtmin, (Erinnerungen.
audj im SBtnterfdjen #aufe fennen gelernt, nodj fdjfiner*
2fber mandje* von bem, tt>a* jte vortrugen , gefiel mir
bodj nidjt; idj- fann bie ©djnörfel, bie dritter, bie
Variationen von einem einfachen, frönen Sfyema nidjt
au*jtel)en, unb e* tt>ar mir oft fatal jumute, tt>enn
nadj einem SRuftffWcf atte flatfdjten unb bravo riefen*
@* fam audj vor, baß id) entjücft von ber SÄuflf tvar,
ol>ne ju ttrijfen, von tt>em fte tt>ar; frug idj banadj, fo
ttmrbe gefagt, „ba* tt>ar von SBojart ober 93eetl)oven'\
3a, ba* tt>ar großartig, voller ©effil)l, einfach, ein fertig
gemalte* meifterfyafte* SStlb; aber ©pmpfyonien, in benen
3agb, ©ettritter unb bgL vorgeftettt ttmrben, n>aren mir
ein ©reueL
3n* Styeater ging idj feiten, nodj weniger in Opern;
id) empfanb barin metft unfftglidje 2angett>eile; ja, bie
von SRojart, 33eetl)oven unb tt>enige anbere, ba I)örte
idj aufmerffam bi* an* @nbe ju! Qbxtz idj aber bie
9Wuj!ffenner fagen: „Sftein ©ott, tt>a* I>at ber SJrijji1)
unb bie unb bie fyerrlidj gefungen, jie l)aben bie ganje
Oper gehalten", fo fam mir ba* vor, al* tt>enn jemanb
fagte: „SKein ©ott, tt>a* ifl bie blaue ober rote garbe
in bem 35ilb fo fdjdn!"
9>eter «£*$ ging in feine Äonjerte; er fagte, wenn
idj nadj £aufe fam, ladjenb: „Du tt>arft im Äonjert?" —
„3a, unb tvarum bu nidjt?" — „Da* fehlte mir nodj,
bar/' ©te heiratete 1821 ben ©cfyaufpteler 38iH). 2*efpermann
(1784—1837), flarb aber auf ber £öf)e ü)re* 9tul)m* ftf>on 1827.
(Sine S£od)ter von ü)t heiratete 1844 ben oben von 8 üb »ig
genannten ©ofyn von 3ofepf) ©5rre*, ©uibo (1805—52), unb
toirb mit ifyrem ©atten fel>r vorteilhaft gefdjtlbert von Annette
Drofte*£., Sörtefe an €. ©cfyücftng, bti Sangetttefcfye, Die Drofle,
C. 145.
x) Der berühmte SEenorift Union Sörtajt au* Bologna,
1774—18 (?), toar feit 1801 in SBien unb ÜKünd)en ber «lebltng
be* 9>ubttfum*; Napoleon I. tjatte tfym eine 9>enjton au*ge*
toorfen, bie tfym aber von beffen Nachfolgern verweigert unb
erft 1852 von Napoleon III. toieber gejault toarb.
f
V. (Steinalt, granffurt. SWüncben. Stalten. 1815—1817. 223
fo ein paar ©tunben ju flehen unb bie eitrigen ©inertei*
geftdjter anfefyen ju muffen! Da gefye id) toafyrfyaftig
lieber inä fctpperltfyeater1)!" —
3n ber Darfteffung tiefet üttündjener geben* im äBtnter
1815/169) fehlen einmal 13 unb tofeber solle 17 (Seiten. 38ai)t*
fdjetnlid) ftanben auf tynen (§ra&btongen über ein anfcbetnenb
bamal* in Äonaerten unb gefeiligen SBeranfiattungen jld) an*
fpfnnenbe* jarte* Stebeäelnserjtänbni* mit ber fdjönen <$ried)tn
$J)efla, *on bem in ben übriggebliebenen (Seiten aber bod) notf)
2lnbeutungen übriggeblieben finb. <S* tfl aber burd) bie balb
angetretene Steife nad) Stallen aerftört toorben; al* er toteber*
febrte, f>atte fie 3Ründ)en serlaffen unb toar toobl in ein Älofler
gegangen; er bat fie nie ttlebergefeben.
galten bat fld> nod) ein ©tuet einer (£ra&t)lung t)on einem
fed)*t&gigen 2(u$flug, ben er im grübiabr 1816 mit mehreren
greunben nad) bem Sfcegernfee machte, bei bem abenbö ber tiefe
fülle, bunfle (See bei (Sternenfdjein befahren toarb, to&brenb
£aubenfd)mib abtoed)felnb mit (Stieler bie ©ttarre fpielte
unb lefeterer jur gldtenbegleitung tinti Dritten 9tomanjen fang;
Subtotg aeic^nete ben (See unb feine Umgebung unb bie grauen
in U)ren fd)5nen Straften mit filbernen Letten unb ben ge*
»eisten (Silbermünjen (9far. 175, 176); er übernachtete allein —
bie greunbe waren auf ber 3dferalm — bti ben alten greunben
ber gamilie SRujel, ber gtfdjerfamilie ©d)rambaufertn ®munb,
bie alle 3al)re mebrmalä auf bie Sttüncbener Dult*) au biefer
famen unb an bem jungen 3Baler*olf siel greube Ratten; auf*
freunbltcfyfte empfangen unb bewirtet, fdjläft er bann in tyrer
©taatäfhibe, tt>o 3*i<bnungen son il)m unb 9>eter £ef$ unter
©lad unb SRabmen fingen, im flogen Q3ett bod) gut, mochte
aueb ba* Seinen fo grob unb bie Äfften fo fyart unb bie Decfen
*) Stolfätheater; babtn ging übrigen* aud) Subtttg ju^
»eilen. 2fod) iieef ging gern babtn (Äöpfe 1, 344), unb granj
*. $occl bat für bie* Sfyeatet t>iel gefd)rieben.
*) 3n biefem Söinter bat Subwig ein nod) in (Saffel ge*
jelcbneteS SBflb SBtlbelm* auf (Stein bringen unb äfcen laffen,
ba$ bie Vorüber im grübiabr an greunbe t>erfanbten ((Stengel 1,
150 unb 3, 187); e* tfl unter 9lr. E 1 seraeldjnet.
8) 3abrmar!t, urfprünglid) . ein Ährd)enfefte angefcfyloffen,
an benen eö Snbult, 2fblaf$, gibt; ÜBüncben batte beren atoet
224 Subtofg (Smü ©rtmm, Erinnerungen.
fo fdfaoer fein, bafj £aut unb ©lieber fcfymerftten, unb tofrb,
nadjbem er noefy tt>r Heiner angenommene« $öcfytertf>en ge$eid)net,
ein liebliche* $inb mit einem ©traufj son SRitterfporn (er fyaf $
fpäter rabiert, 9tr. 111), son ben guten beuten entlaffen:
„3nt 9tucftt>eg fefyr' fyalt ttrieber ein unb bring bie
anbern a mit! ©rüfl bi ©ot, ©rimm!" ©ie ?eute
Ratten un$ fel>r Heb, unb bie SSriefe t>om Sifdfyer, bie er
mir manchmal fdfyrieb, jtnb in einem altmobifdfyen, J)6d)ft
fonberbaren ©til gefcfyrieben; ber erfie 93ud)ftabe tt>ar
groß, altbeutfd), mit roter 2inte gejeicfynet ober getrieben,
mit allerlei ©cfynßrfeln; aber bie 95riefe tt>aren natürlid),
unb manchmal befcfyrieb er mir feine geliebte ©egenb mit
fo fciel ©efÜI)l unb oft fo poetifd), tt)ie e$ niemanb t>on
bem einfachen 93auern vermutet fyätte*
Jj?eim ging'« ju guf! über Sölj unb Don ba abenb«
jteben Ul)r in einer fd)änblidf)en, alten, n>acfeligen 2anb*
futfdfye nad) ©rümt>alb ju; aber ber Äerl ful)r unä in
einem ©tücf im SSalb fyerum, bie freuj unb quer, unb
tt>arf un$ in £ol)ltt>egen ein paarmal um, worauf bann
fyerauäfam, baß er ben 2Beg gar nidfyt ttmfjte; 3rrlid)ter
Ratten it)tt unb aud) un$ tt>al>rl)aft irregeführt! Smmer
glaubten ttnr, bort mfifle ein 35orf ober ein 3äger!)au$
fein, bann tt>ar ba$ 8id^t aber ttneber auf einer anberen
©teile! Xnftatt nad) ©rüntt>alb famen ttrir auf bie
(Styauffee unb mitten in ber 9tad)t nad) 9Bünd)en*
2(m27.3Rai (1816) morgen« jtfce id) an meiner Arbeit
unb benfe nad) (Sajfel, ba bringt mir unfer 93ebienter einen
95rief: „2ieber gxeunb1)! 3d) Mn zbtn I)ier angefommen;
l) «Kit ©eorg Brentano war Subtoig im JJerbft 1815
in granffurt vertraut geworben, al$ ©eorg fid) eben auf«
3eid)nen warf unb ftd) t>on tym babei anleiten lieft (©tetg 3,
334). ©cfyon 1806 bezeugt (5 lernen* (©teig 1, 193), baft „©eorg
iefct an Sieben&oürbigfelt unb Ttttmut mit granj wetteifere/' 33ei
terman ©rimm weitr. 143f.) erfdjetnt er atö „ein mit allen
aben menfd)lid)er StebenStoürblgfeit auägeftatteter SDtonn" unb
(baf. 146) „einer ber fünften SBänner, ber ©efeCigfeit bebürfttg,
f
V. ©tetnau. granffurt SWüncben. 3talien. 1815—1817. 225
n>cDen Sic morgen mit mir nad) 9tom reifen, fo erfreuen
©ie bamit fel>r 3I)ten gxeunb ©eorg SSrentano^arodje1)*"
8
aftfrei, freunblid) unb von unerfd)öpflid)er griffe, unflet aber
h feinen ©ebanfen, ba er al« reibet statin ftd) alle« ge>
Ȋl)ren fonnte."
*) ©eorg Sörentano, ber ältefle ©obn von $eter
#nton93. (1735—97) unb feiner atoetten grau, SBartmilfane
V. Sa SRocbe (1756—93) (toe«balb er flcf> 93r.*«a SRod)e nannte),
geb. 1775, heiratete 1803 2Harie ©ebrdber; über fte erjagt
grb blieb in bem (mancbmal ettoa« frivolen) 95ud)e „Ülocb
15 3. au« b. «eben eine« Soten" (1854): „©eorg $8-Jlattc fi<b
auf eine $temltd) geniale 2frt verheiratet: er fyatte in SÖflbeim«*
bab ein febr bübfebe« junge« 3Ääbcben in ©efettfebaft feiner
Altern erblich, verliebte ftd) auf ber ©teile in {ie, ging ihr nad)
unb rutyte nid)t eher, bf« er herausgebracht, baß e« bie £o<bter
be« SRentmeifter« ©ebrdber in Söergen fei. ©ä>on ben anbern
SfRorgen um 9 Uhr toar Brentano in SBeraen unb hielt um fte
an, unb furae 3*<t barauf toar bie £ocbaett " (©. 22 wirb er*»
jäblt von ihrem ©tur* vom ©trohturm in 93erfer«befm.) ©ie
gab ibm vier Äinber(bod) flarb ber jtoeite ©obn früb): 1. ©opbie
verheir. v. ©ebtoeifeer, bie brei ©bhne hinterließ (£. ©rimm,
1, 139); 2. (Slaubine, bie al« vertoittoete v. girnbaber in
atoeiter (5b* gretmunb v. üxnim, Gehirn« unb Bettina«
alteften ©obn, heiratete unb beffen ©obn erfter @he enog;
Subtoig ©rimm f)at fie gejeiebnet unb rabiert (9lr. 57); über
bie« 93ilb unb bie, toelcbe e« BarfMt, fagt Ä. ©rimm, Söettr. 145f.:
„@in 2fcem berubigenber Bttmut umtoebte tiefe grau, ber un*
vergefjltcb, aber aueb nid>t ju befebreiben ift, fte toar eine 3*et>
fbtperung toohltooffenber ©üte." ©ie liegt neben ber Äircbe
in 2Bteper«borf neben ben anbern Xrntm« begraben. 3. ©eorg
Sörentano« ©obn Soui« betete feine Söafe ($od)ter ber
unten au nennenben Seltne S8r.), Sparte v. ©uaita, ver*
toittoete Söerna; bie S£od)ter biefe« spaare« ift grau Sparte
v. ©tumpf Brentano in granffurt*9t5belbetm. — ©eorg 93r.
verlor feine grau febon 23. SÖtot 1815, alfo ein 3<*hr vor feiner
SRomretfe; eine febbne ©djflberung tt)re«3Befen« gibt Giemen«
^Brentano in einem ©rief an feinen Söruber ©eorg (®ef. 38.
8.187). — ©eorg bat fieb niebt mebr verheiratet; eine (Slaubine
$)iautaa, bie nad) einem Söriefe ©avignp« an bie©ünberobe
(f. ©eiger, (5. v. ©., ©. 18) früber auch ©eorg geliebt au haben
fcfcefnt, erjog tf)m feine Äinber unb vertoaltete tbm fein Jpau«;
üoer fie f. dreiaenacb, Söfto. a». ©oetbe u. Stf. v. SBillemer,
156. — S5on biefem trofc be« geblen« ber Sttutter glütflfcben
£etm erj&btt Söettfne um 1825 (£. ©rimm, Söeitr. 144f.).
8u&w. @rjaim, Erinnerungen. 15
226 Subwfg dhnil ®rimm, ©rtnnerungen.
©er SJrief entfiel mir au* ben Jj?dnben, id) backte:
SÄom ftefyft bu bodj nodj, aber bie Sfyefla nidjt! 28er
weiß, wo bie ift unb waä auä ber wirb, wenn bu lange
auäbleibft! 3<$ raffte mid) jufammen unb ging erft ju
meinem teuren gxeunb, bem alten ^rofeffor £eß, unb er*
jdl)lte il)m, waä mir 93rentano gef ^rieben* @r I)6rte
fefyr emftyaft ju, bann fagte er: „2fl$ treuer greunb,
lieber ©rimm, muß idj Sfynen aufrichtig fagen, baß Sie
fel>r unredji tun würben, wenn ©ie nid)t mitreiften, fo
ein ©lücf fommt nid)t alle SEage* Stielten ©ie jtd) ge*
fd)Wtnb ein unb reifen ©ie in ©otteä SWamen!"
2tber immer nod) mit ber 3bee, jurücf jubleiben, get>e
ld) ju 93reniano; er empfing mid) fefyr freunblid),
„Steifen ©ie mit mir, greunb ©rimm, ein paar 9Bonate
in Stalien l>erum? 3dj freue mid) fet>r barauf ! 3)a be*
fommen wir fd)öne ©adjen ju fefyen; morgen reifen n>ir
weg!" (Si fiel mir wie ein ©tein vom J&erjen, ate er
fagte „einige SRonate", 2CIfo in jwet SSRonalen, bad)te
id), bifi bu tt)ieber l)ier, unb ftimmte ju*
9Ra£ *>♦ S^e^berg, ber ba tt>ar, ging mit mir jum
©tabtfommanbanten wegen beä ^affed, unb td) nafym
überall 2fbfd)ieb jur
Steife nad) 3taliem
©aß Subwtg im 3al)re 1816 nad) Stalten gefyen werbe,
f>aite SBtlljelm fd)on im Oftober 1815 $aul 3Btganb ge*
fdjrteben1). Daß er ftd) aber etwa ün SBtnter fd&on befonberä unb
aUfeitig auf btefe Steife vorbereitet f)abt, bie bod) jwet 3af)re
l)atte bauern foäen unb ernfte ©tubien bejwetfte, ift nidjt wafj*
fc^einlic^ ; bie Xbretfe erfolgte benn audj pldfelid) unb un*or*
bereitet unb würbe letdjtyerjfg von tf)m mefyr al$ 2tergnügung$>
benn al$ ©tubienreife angefeijen: wot)l genoß er in sollen 3ügen
bie ©djfcnljeit beö ©üben*, mit ifyren taufenb Erinnerungen an
0 ©tengel 3, 183; nadf) ©tetg 4, 184 1)ätU er e* mit ®eorg
©rentano verabrebet
r
V. (Steinalt granffurt. SBündjen. Statten. 1815—1817. 227
bte Vergangenheit aber fprad) btefe nfd)t fo au ti)m tote au 3acob,
ber atterbtngS aud) erft al$ aer)tunbfünfatgjäf)rtger SWann im
©pätfommer 1843 bfefe «anbe erbltcft fyat. Die ttefgrünbige
Statur 3 a c o b $ , fein umf äff enbeä gef djtdjtltdjeS unb literartföe* x),
aud) fünftlertfdjeä unb funftgefrf)icf)tlicf)e^ SBtffen, feine befugt
proteftantffdjen Sebenäanferjauungen*), fetn propfyettfdjer ©etfl,
beffen Urningen8) nfcr)t fo oft trügerffdje toaren tote bte feine*
*) Von ben großen ttalientfdjen IDtdjtern tooHte 3acob im
ganzen nicht *tel totffen ßDfeufebad) 387).
*) „©eaenüber bem 9>apfttum flehen toir ^roteftanten ober
lieber toir jfceutfd)e fetnbfelfg; bodj toarb id) mir feiner un>
geregten ©ejlnnung belügt, toenn f er) bie ©efd&f djte ber ^äpfte
auffdjlug unb §orntg it>rc herben Übergriffe in bie ©djicffale
unfereä SBaierlanbeä la$, beffen Srrteben jje in 3u>ietrad^t toatv
betten, auf beffen gefeierte Äbnige fie ben SBannftral)! fd)leubertetu
Xn einem SDtorientag fat> id) (Sappenart, ber jidj ©regor XVI.
nennt, in burd)ffd)tfgem ©laätoagen über ben fanbbeftreuten
Äorfo fahren unb unabläfiig freunbltdj (Segen totnfen: Äinber
unb Bettler fielen auf it>re Stxdt, ba$ übrige Vol! flaute {tili
3ui" ©o leitet er, ber tiefüberjeugte ©egner oe$ in feinen Bugen
alle* rechte 9tattonalgeful)l oerleugnenben UltramontantämuS,
feine turae, aber gebaltooKe, mit jebem SBort tt)ie mit einem
fd)toeren ©tetn fdjarf aum 3^1 treffenbe Bnflage be$ ^apfttumS
ein! Dag 3acob babei rein blinber ganatifer toar, aeigen feine
golbenen SBorte auf bem Rrantfurter ©ermanfftentag 1846 (£L
©d)r. 7, 562) über ben ,,©lauben$f)aber, ber in unferer &it bie
2Äenfd)en oertotrrt unb oonetnanber abtoenbet. Unfere SSorfafyren
flnb Deutf d)e getoefen, et>e fie aum (Sfyrfftentum befefyrt tourben;
e$ tfl ein älterer 3uftanb, oon bem toir ausgeben muffen, ber
un$ untereinanber in ein ©anb oereint bat, baö burdj bie <&6)tU
bung ber Äatfyolffen unb $rotefianten ntdjt jerriffen werben
fann! ©ort lägt feine Sonne leuchten über alle ÜBenfcr)en; er
toill jie nid)t einanber gegenüberfteuen, toie oon benen aufteilen
gef<f)ief)t, bie und ©otte* SBort oerfünbfgen. Äefn ®lauben*>
atoiefpalt barf ein große* ^olt, ba$ fidj toieber füt>lt unb aufregt
erbalten toiH, oerunetntgen!"
*) „Da* beutige Stalten füt)lt ffd) in <5d)mad) unb @r*
niebrigung liegen: id) lad eö auf bem Bntltfc blübenbet, fcr)ulb>
lofer Jünglinge; toa$ aud) fommenber 3eiten (Sdjof} in fidj berge,
bie 3)?ad)t, beten Klamme toir nod) auffladern fel)n, totrb nid)t
etoig über tf)m lajten, unb toenn {Jrtebe unb Jjeil be$ ganaen
8Belttetl$ auf 2>eutfd)lanb$ (Starte unb Freiheit berufen, fo
muß fogar biefe burd) eine in ben jfrioten ber $olftif nod) nid)t
I 15*
228 Subtoig (Smil ©rtmnt, (Erinnerungen,
greunbe* @ert>tnu$, fein burcfyauS richtiger poltttfdjer (Sinn
laffen ü)n tiefer einbringen in Äern unb äBefen aller ©rfcfyet*
nungen, in 2anb unb SBolf mit intern (Sfyarafter unb ifyren ($inrtd)<
hingen unb eröffnen feinem gereiften, burdjgebtlbeten ©effle tiefere
©inficfyten, weitere iuäblftfe in bie 3ufunft, bie bem jüngeren,
mit entjücftem Äünftlerauge nur ba$ malerifcfye Äufjere ber Dinge
tterfolgenben Söruber natürlich t>erfd)lojfen bleiben. 3acob be*
richtet ber 2tfabemfe ber SBBiffenfcfyaften in Söerlfn am 5. Dej.
1844 (aud) JH. ©cfyr. 1, 57—82) *on feinen Reifen nad) 3talten
(unb 9tom>egen), t>on ben (Sinbrücfen, bie ü)m Sanb unb Seute
gemacht, getft* unb gebanfenrefd), ber Äür$e ber 3*tt toegen
freiließ nur in großen ©trieben feine Sötlber jefcfynenb, — Subtotg
erjäfylt mit behaglicher greube aud) t>om kleinen unb (Stnaelnen,
tt>ie e$ Jebermann t>on Snterejfe toar gu einer 3^ in ber man
in Deutfd)lanb nod^ einen anftaunte, ber in Statten getoefen tt>ar.
„2foi 29. 9»ai 1816, mittag* »tt>ölf ttyr, fuhren tt>ir
in SSrentanoä bequemem, leidstem 9teifett>agen t>on
9Bünd)en ab, unb bei fdjönem SBetter waren n>ir balb
auf bem SBege nadj SÖajferburg1); bie grauentürme unb
bie ©pifee t>om 2)adj ber SKid^aeBfir^e t>erfdjtt>anben
balb* ©o war id) benn in einer mefyr peinlichen, atä
angenehmen Stimmung* SJrentano Ijattc bie Steife ge*
mad)t, um ftd) ju jerjfreuen, ba er t>or einigen 9Bonaten
feine grau verloren fyatte, unb war nodj ernfl geftimmt,
wa$ mir gerabe fel>r jufagte* SWodj einen SBefannien I)atte
er t>on granffurt mitgenommen, ben Äunftyänbler unb
SMer ^reflel*), einen fdjon etwaS ältlichen, langweiligen
abaufefyenbe, aber boeft mögliche SBieberljerflellung 3taltenS
bebingt erfdjetnen" («L ©d)r. 1, 77 f.).
*) tflfo 5ftttd) nad) bem 3nn.
■) (Sljrijtfan ©rbmann ©ottlieb 9>reflel, 1793—1830, toar
ber ftltejte ©of)n be* £u»ferfted)er$ 3of). ©tfttlieb $r., 1739—1808,
ber eine ganje Äitpferftedjerfamilte begrünbete: e$ flauen be$
lefeteren ©attfn, SDtor. Äatl). geb. 45 Ml, unb son biefem 9)aare
ttneber brei ©ßfyne, eine $od)ter unb jtoet @nfel! Die befannte
Äunftyanblung in granffurt — Jefct 3. g. ©untrer — grünbete
aber erft be$ t)ier (genannten ©ofyn gerbt nanb. ?eiber trennte
ftd& 3ol). ©ottlieb* ©atttn »on tt)m, mit bem nfd)t leid)t leben
V. ©trimm, granffurt. «Dtfind&en. 3tolien. 1815—1817. 229
9>l)üifter; e$ I)at 25rentano fpäter gereut, ifyn mit jur
Steife eingelaben gu fyabem
25er 95ebienie faß auf bem 93odf; mit t>ier ?)aar
guten Doppelpiftolen tt>aren tt>ir t>erfel)en; td) l)atte meine
Uniform mitgenommen unb trug auf ber Steife ben Uniform*
fiberrodf, unb ba* I)at unä auf ber Steife fefyr gute ©ienfte
getan; mancher $ufentf)alt ift t>ermieben unb mandjeä
SEor fcfynetter geöffnet tt>orbem Der gute Step* SRugel
gab mir, ba idj fein größere* 3etd)enbucf) fyatte, baö
feinige mit, tt>orin t>ortrefflid)e$ englifdfyeä Rapier tt>ar*
3n ©algburg fafyen tt)ir und etoaä um, bann ging'*
burdfyä bunfle ©igmunbtor1) ben l)errHd)en 2Beg nad)
33erd)te$gaben, wo xvix ju Mittag aßen unb td) ani bem
genfler eine fel)r fcfyöne maierifdfye 2Cuäftdjt in gfarbe
jeidfynete« 2fuf bem fd)önen 2Beg nad) 3nnäbrudf {eignete
id) neben allerlei Sradfyten auc^ ein fteineö £apeHd)en,
gotifd), fd)ten fefyr alt ju fein, bie Sure barin tt>ar ein
großer ©ietn, ber in 2CngeIn I)ing, barauf tt>ar fo groß
tt>ie ber ©tein ein Sfyriftuäf opf mit ber Dornenfrone feljr
gut auägefyauem
9Bte fd)5n, mannigfach unb t>errttcf) ifi eö in 2:irot,
bei bem eblen, tapfern SSott ! 3n 3nn$brudf blieben ttnr;
ba war ein regeä 2eben unb weld) glfidtttdjer 3nfaff,
Äaifer granj tt>ar ba! @r t>atte ba* berühmte ©djüfcen*
feft befugt, n>eld)e$ alle 3al)r flattftnbet Da tt>ar ©e*
tegenfyeit, bie fcfyönflen Siroler 9Bftnner unb SDWbcfyen unb
bie beften ©dfyüfcen im ganjen 2anb ju feiern 2Ba$ für
l)errttd)e Äbpfe, tt>eldje fraftootte ©efialten! Da ttmrbe
getanjt, gejobelt, gefungen unb gejubelt! 3d) l)dtte tt>ol)l
war, unb grünbete ein Atelier in Sonbon, xoo fie 1794 ftarb.
3u if)x reiften bie ©öfyne ju toteberfyolten SDtalen, biefer fyier 1793;
fp&ter i)at er, ai$ 3rid)tter unb ©ted)er wenig befannt, fid) mefyr
mit SDtußf befaßt. $n feinem ttalieniföen ©fi$aenbudj l>at
Subroig ti)n atoeimal geaeidfynet.
x) Da* ehemalige ©tgmunb*, jefct Steutor ift ein 200 ©d&rttt
langer, in ben gelä gehauener Durchgang burd) ben fftblfd&en
2Äbnd)$berg.
230 Subwig Chnfl ©rimm, Erinnerungen,
mögen einige SBodjen b ableiben; ba war ein gelb, um ju
fiubieren! 2Bir gingen unb fliegen überall fyerum, in atten
Äirdjen, befafyen ba* ©rabmal ber SBelferin1), ließen
un* t>on Xnbrea* J&ofer erjäfylen, wecfyfelten t>on ü)tn ge*
fdfylagene* ©elb ein ufw* ©iefe fyerrlufye, frifc^e ©ebirg**
luft, bie fdjneegefrdnten, ungeheuren 23erge! Unten floß
ber 3nn burd) bie grünen, blüfyenben SQBtcfen unb gelber!
35on ba über 93rijen nad) 33ojen, maierifdje* ©täbtdjen,
fd)öne Ätrcfyen, jwifdjen l>ol)en bergen* Söir gingen in
einen ©aftyof unb fpeiften ju SKittag; in bem 3fauner
ftanb ein enorm großer Öfen bon ©lafurfteinen, mit
atterlei Figuren unb ©djndrfetm 9?adj 3TifcJ> tt>ottte id)
ben geidjnen — aber weld) ein ©djredfen, ba* 25ud) war
mir ttermutltd) au* bem SÖagen geftotylen worben! @*
würbe gleich aufgerufen unb alle* mfigltdje getan, aber
e* War weg unb blieb weg; e* war mir ein großer, ärger*
lidjer aSerluft 2Öir gaben bie Jfbreffe unb ben Auftrag,
Wenn e* wieber fyerbeifäme, e* nadj granffurt an ba*
£au* 25rentano ju fd)idfcn, — aber e* ift ntdjt wteber*
gefommem
9hm ging'* über ben 95renner, ba würbe Schritt
t>or Schritt gefahren; ba gab e* Wteber fd)5ne 2(u** unb
©infldjten, ber 93erg wollte gar fein @nbe nehmen* «§ier
fing aud) bie tt)ilbe @tfd) an, jie flürjte an Reifen an,
unb il)r ?auf war braufenb; ber ©d)lag ber 9tadjttgatten
fyatte un* t>on ©aljburg bi* fyicrljer begleitet 9hm
ging e* fdjon bergab, unb bie gerne jeigie blaue ttalie*
nifd)e 33erge* 2Öir reiften mit @jtrapofl, unb wo wir
nidfyt bleiben wollten, ging e* rafdj weiter* 3« Srient
blieben wir bie 9tadjt, unb wie ber Sag graute, faßen
wir wieber im SQBageu unb fuhren über 9tot>erebo*) nad)
Sero na, Wo wir blieben* Da war nun fdjon alle*
*) 3n ber ßofftrdje; fonberbar, baß er nfdjt ba* wertvolle
SDenfmal von Gaffer üftag I. nennt, #ofer* ©ebetne nmrben
crffc 1823 tn bfefer Stttty betgefefct
■) 2fot 5. äunt jeid&nete er ba* $eter*tor *<>* Stoserebo.
V, (Stetnau* granffürt. «Künden. Statten, 1815—1817. 231
ttaltentfcfyen @)arafter& 2Bir befudjten ©alDoti1), ben
idj Don ?anb$l)ut l)cr fannte; tt)ir fugten ü)n in einem
großen, ftetnemen, palaftäfynlicfyen ßaufe auf unb tt>aren
enbltd) in feinem 3intmen ©tatt beä liebenStoürbigen
(Stubenten Don 2anbSl)ut t>or fed^d 3at)ren ftanb ein lang*
»eiliger 9H)iIifler Dor un$, ber nur abgemeflene 2Cnttt)orten
gab unb nid)t aufgelegt ober ju ungelenf ju fein festen, mit
und fyerumjugefyen unb einige 9Rerftt>firblgfeiten ju befefyen*
Sieben unferm SBirtöfyauä ftanb eine Äircfye*), barin
fyabe id) 93ilber Don $aul Seronefe gefefyen, bie beffer
n>aren aW aHeä, toai id) nod) irgenb Don it)tn gefefyen,
fogar ÜRfincfyen nidjt aufgenommen; e* ift bod) ein außer*
orbentltd)er SRaler gett>efen, aHeö großartig angelegt unb
ausgeführt, ber Derflanb ju malen! Dann waren nrir
abenbä fünf Ut)r im alten, offnen, großen attrfimifdjen
Sweater; ein fcuftfpiel ttmrbe gegeben, bie ©djaufpieler
tt>aren tt>ie Starren unb <@anön>urfie angezogen, unb ba*
Soff t)at ungeheuer gelacht, id) i)abe bltfctt>enig baDon
Derfianbem ©♦ SJrentano, ber gut 3ialienifd) fprad),
fagte felbft, ba toerbe ber Äudfucf ftug brau*! Unter bem
Sweater Ratten ©djufter, ©d)loffer unb Ädfefrdmer ü)re
?dben, unb alle* fai) fdjmierig au*. Xufüerbem l)at ba*
3nnere ber ©tabt feinen angenehmen ©tnbrutf auf mid)
gemacht 9Son ba nad) SRantua, n>o tt>ir im Statyau* bie
Silber t>on SRantegna befafyen unb tt>a* fonftnod)bati)ar*)*
») «. o. @. 115.
■) SBotyl ®. ©torglo, gleid) too bte auf bem linfen (Stffy
ufer fyerabfommenbe ©traße bureft ba* gleichnamige $or in bte
©tabt eintritt. (5 in SReiftenoerf $. Seronefe* ift toentgften*
bort, bie SDtorter be* 1)1. @eorg.
*) 3n ber alten mächtigen JÖerjogäburg ber 1627 au*ge*
ftorbenen Ootnaga ift ba* ©d&dnjte freilief) nid)t mefyr ba: ber
Sriumpfoug Safari ^on SÄantegna, ben 1628 (5arl I. Don
(Snglanb taufte, unb ber beute bie 9>erle Don £ampton (Sourt
a. b. SEfyemfe ift: nur ber Saal, in bem biefe berühmten SBUbcr
etnft toaren, totrb noeft gejetgt; boefy ffnben fidj im Stotartat**
ard)tD be* (safteffo bi (Sorte, eine* ietle* Dom ©cfyloffe, nod)
prächtige SBanbgem&lbe — in ber (Samera begli ©poft — Don
232 Subtoig @mtl ®rünm, ©rinnerungetu
3)ann überSBobena nadfy Bologna1), einer merftoürbigen
©tabt* SSir fuhren auf bem Äorfo2), tt>o bie fd)dne
2Öelt t>on Bologna immer in einem Äreiä l)erumfftl)rt unb
ftdj betrautet; ba tt>ar ©elegenfyeit, fd)öne fd)tt>arje 2fugen
ju fefyen unb attmobifdje, retd) fcergolbete SSagen mit
SJebiemmg, bie ebenfo reidj auäfal); ünmertt>ftl)renb bie
fd)tt>arjäugigen ©cfyönen in bem Äreiä herumfahren ju
fefyen, ba$ tt>ar wirMirf>, um fd)ttrinblig ju toerben* Sann
fuhren tt>ir burdj bie ©tabt; bie ©trafjen, oft eng mit
I)oI)en fleinernen Käufern, tt>aren meift feucht, unb man
l)atte bie 9tafe t>oll ©efianf, meift nad) Äftfe, ber überall
ju I>aben tt>ar* SBierecfige große, md)i l)ol)e Sfirme; @e*
fängniffe; bie SBerbrecfyer, fyinter biefen ©ifenftäben, fyatb*
naeft, mit ttrilben ©eftdjiern unb langen SBärten, jireeften
bie 2(rme fycrauä ober ließen an ©triefen Äörbe ober alte
Sdpfe herunter unb baten um ein 2flmofen* 2tn ben
fd)ief ftefyenben türmen Rieften tt>ir (HB; man fagt, ber
eine l)ätte ftd) auf bie ©eite geneigt; ift ba* fo, bann ift
e$ merftt>ürbig, ift e$ aber mit Äunft unb Sßitten fo ge*
baut, bann iff e$ eine 2flbeml)eit; fdfjftn ift eä auf feinen
galL 2tae«, tt>a* nidf)i im regten Söinfel ftel)i, ift bem .
©effil)l unangenehm8), 9hm fuhren tt>ir jur ©alerie4),
SÄan brachte unä in einen ©aal, tt>o bie Silber, tt>eld)e
2fabrea SSflantegna (bem Sefyrer (SorreggtoS), ber 1506 in
Sfttantua jtarb.
*) 2fot 8. Sunt f>at Subtmg in ©amogia, eine fyalbe ©tunbe
*or Bologna, einen älteren SDtonn in ber 2anbe$tratf)t unb eine
gebürfte alte grau, ben 9tofenfran$ betenb, gejetcfynet.
*) SBofyfauf ber Stomtagnola, bem ersten Shmbplafc im
9lorben ber ©tabt.
*) Die $orre 2Cfinelll *on 1109 fyat bei 98 m J^5f>e 1,2 m
Steigung nad) SBeft, bie $orre ©arifenba, 1110 gebaut, l)ängt
bei 47,5 m £öl)e gar 2,5 m nad} ©üben über. Übrigen* fyaben
fldf> beibe nadj tfyren Erbauern genannten $ürme erjt burd)
©enftmg tyrer gunbamente geneigt, n>e$l)alb ber legiere auefy
un&ottenbet blieb.
4) 3m erßen ©totf ber Bccabemia bi bette arte, in ber
gleichnamigen (Straße 54
V, ©tetnau* granffurt S&üncben, Stalten, 1815—1817. 233
bie gfranjofen geraubt Ratten, eben t>on tyaxii jurücfc
gefommen, nur einfttpeilen auägefiellt tt>arem Qaö erfte,
\t>a$ tcf> t>or mir fat), tt>ar bie \}l ßäctfte t>on Staffael,
ein weftbefannteä 95x1b, über ba$ icf> nid)tö ju fagen
brause, nur, baß eS fefyr nacfygebunfelt l>ai 3d) l>abe
lange t>or biefem 93itbe geftanben, unb ti ift mir je£t
nod), aK flel>e idf> bat>or unb fel>e ben entjäcften 93litf
ber t)l ßftcilie1)* Daneben ftanb ein grofje* SJUb t>on
9>erugino, bie SRabonna*), neben il)r 3ol)anne$ unb
nod) ein Reuiger, in aßen Äöpfen ber fyerrlidjfte 2(u$*
brurf; eine Grablegung t>on ©ujbo 9teni, überlebend
groß, ein prad)tootte$ SBilb8); ber berühmte Stofenfranj4);
ber £ob beä t)L «^tfcronpmuä unb nod) einige Silber t>on
©omenid)tno5), grance^co gfraneta6) ufttu SBelcfyer
®enu$, biefe perlen t>on Silbern in ber dl&ty unb fo
lange tcf> wollte betrachten ju ffinnen!
*) Die* berrltcbe 9510), bie 9>erle ber (Sammlung, Gäcllte,
fn @ntjü(fung btmmlifcbe Sttufif b&renb, umgeben son *ler ^eiligen
unb gemalt für bie tfapeKe ber gamiite Söentfooglio in ber alten
Äircbe ©. Otosannl in monte, toar tote bie anberen 1796 nad)
9>artö gebraut unb 1815 toteber mrücfgebolt toorben.
*) Sttabonna in Olorta, gebort ntä)t gerabe au ben berübm*
teften Söllbern be* 1524 bei Perugia t 9Xetfter$ ber umbrifetyen
©djule; e* fletyt noeb im felben ©aale — • bem Staffaelfaale —
mit bem vorigen Söllbe jufammen. Der anbere heilige fft
©. 2Jftd)ael; aufjerbem Äatbarine unb 2Cpottonia«
*) SRabonna beüa^ietä, im ©utbO'SRent*©aal, tote aud)
ba* folgenbe Sötlb»
4) SDtobonna bei Stofarto oon ©utbo Stent, al$ 9>roaeffton$*
fabne auf ©efbe gemalt
B) 3m felben ©aal — bei Saracci — ffnbet f!<fc nur ein
SBilb oom $©b $etrl unb ber Xgneö oon 2>omentd)tno; ben
SWartertob be$ ^taon^mu* bat er a»ar aud) mebrfadj gemalt,
boct) ftnb bie Sötlber ntd&t in Bologna.
•) Die bebeutenben Söttber oon gr. grancia, t 1517, finb
im fünften, nad) biefem größten Söolognefer SDtoler benannten
©aale aufgeteilt. — Da$ (angebliche) (Stgenbttbnt* biefeö ÜBaler*
in ber ©alerte JJercolane ißt Subtoig am 9. Sunt geaeietynet
unb fpäter rabiert (Sit. 89), e$ ift aber ntdjt mebr in ber ©alerie
oorbanben, unb tdj babe feinen Verbleib ntd)t feftftellen fönnen.
234 fttbwig (Sinti ©rimm, Erinnerungen.
#iernadj befugten wir bic ©alerte Jjjercotane1),
worin aud) fd)öne Silber t>on grancedeo graneta unb
berühmte unb aud) unbekannte 2D?cifter in mehreren Säten
gufammen fingen; audj far> idj ju meiner gxeube jwet gut*
erhaltene Silber t>on 2flb, 3)ürer au* feiner beften 3eit*
3n ben italtenifdjen ©tftbten tft ein ewtged ©locfen*
gelftute, aud einer £ird)e fommen bie Seute, in bie anbre
gefyen fte*
Die SÖege*) bid nad) gieren} waren gut, red)td unb
linfd SBeingelftnbe wie in einem ©arten* ©er Äutfdjer,
tt>enn er ftütyielt, fütterte bie 9>ferbe mit Meinen weißen
SSofynen* Oft würben SKauItiere t>orgefpannt, bie immer
im Srabe blieben«
3n bad reijenbe glorenj famen wir um jwMf UI)r*
2fd)! bad ift ein reijenber Ort! Sie Serge waren mit
2anbl)4ufern befdt* 3d) l)abe auf ber fd)6nen 25rücfe ge*
ftanben unb ben bafyinfließenben, fanften 2(mo betrachtet
2)ie fdjbnfle 2fudftd)i ift auf ber 2CnI)6^e im ©arten hinter
bem ^alafi ^itti8); alle ©alerten unb Äircfyen würben
aufgefaßt 3m $alafi $itti fmb fofibare ®d)ftfce, ba
*) Die alte berühmte ©emälbegalerie bed gewiß fytx ae*
meinten — noef) beute burd) ein (Sd&ilb ald (Sal. ©amp. be*
$eid)neten 9>ataj*o ©ampierf — ift zerrauft, mit tbnen aud) bie
©ürerbilber. Xber in ü)m beflnben fld) bie trefflichen greifen
aud ber «fterfuledfage t>on ben (Saracci unb ©uercino.
*) (Srft audSöologna f>at 8ubwig ben erjtenSörief an bie
©einen gefdjtcft, wie er benn überhaupt fein fleißiger 23rief<
fdjretber war ((Stengel 1, 154).
*) 3n biefem „aroßartigflen ^alafl, ben bie SBelt gefeben"
(£. 8eo), ift aud) bie erlefenße ©alerie 3taliend, bie ^ittigalerie
m finben, unb $war Steffaeld SDtaborata beHa ©ebta im ©atumud*
faal; bie SSenud t>on Sijtan tft aber in ber Sribuna ber ©aleria
begli Ufföt ju finben, bie aud) eine ber föfHtd)flen ©ammaxngen
ber SBelt ift freilief) ftnb beibe ©alerten tmrtfj einen über ben
9>onte 2tecd()to ftujrenben aetyn SÄtnuten langen (Sang miteinanber
serbunben, fo baß Subwig letd)t irren fonnte. Son (Slaube
Sorratn ffnbet ftcf> $war ein Sötlb im bftltcfeen Äorrfbor ber
Uffijien, aber fein fo beworragenbed, baß nicf)t Die Nennung bed
granaefen an biefer ©teile etwad befrembete. 2ton SRaffael tft
V, ©tefnau. granffurt üJHhtdjen. Stalten. 1815—1817. 235
fal) id) bie SRabonna bella Sebia, bie SSenu* t>on 2:ijian,
einen Sturm t>on Staube ?orram, 95ilbniffe t>on 9>fyften
t>on SRaffael ufw* Da erlebten wir audj bie prad)fc>oHe
gronleicfynamäprojefflon1)* ©ie Straßen waren fcfyon
frfifymorgenä mit SJlumen beftreut, im aweiten Stocf ber
Käufer bunte £eppid)e t>on einem genfter gum anbern
gegenüber gejogen, fo baß ber große 3ug tt>ic unter einem
SEor Dorüberjog» 3uerft fam ber 25ifd)of unter einem
2J>ronl)immel, alle* retdj in ©olb, mit ber ©etfHtd)feit;
unter bem jtt>eiten 33)ronl)ünmel ber ©roffyerjog2) mit
«£offiaat unb $agen, im reidjften 3Cnjug; bann bie Dielen
geiftltcfyen Orben, SJtöndje, Äaridufer ufwv ber 3ug
wollte fein @nbe nehmen; bann 25firger, SÖeiber, alte
SBdnner, SRdbcfyen, 25ucfltge, ?al)me, atte mit 28ad)$feraen
in ber J&anb* Die ganje ©arnifon ftanb unter @ctt>et>r.
2(tte ftenfter, SJaHone, Äopf an Äopf, bie Straße, treppen
unb Suren voller SRenfcfyem Da rief einen einer an, ber
l>atte 3udferwerf, ba ein SRftbcfyen, ba* fyatte SBlumen*
bufett* ju verlaufen, unb waä für Ijerrtidje 25lumen!
Steifen, tt)ie id) fie in färben unb ©rftße nie wieber*
gefeiten fyabe! Qaä ©ebr&nge würbe nad)l>er groß, tdj
unb ein Äartäufer fmb fo jufammengerannt, baß ber
fromme SRann beinahe am 93oben lag; wo man au&
wetdjen wollte, famen einem anbere entgegen, unb ba£
Stufen ber Serfaufenben baawifcfyen! @S war an ben
genftern unb auf ber Straße eine große Xnjat)l aud*
nefymenb fd)5ner SRdbcfyen, fd)lanf, flar t>on 3tobe, unb
ba waren wieber 2(ugen ber gelice8) tyren dfynlid),
mabonnenartig, fanft, nid)t ftedjenb, fdjwara! @S War
in ber Valerie g>fttt bloß ba* Sötlb «eo* X. unb in ben Ufftien
baSjenfge t>on Sultu* IL x) Donnerstag, ben 13. 3unf.
*) fferbtnanb III. (aweiter ®of)n Äaifer Seopolb* IL),
1790—1801, 1803 «urförjt *on Safoburg, 1805 «urfürjt, 1806
©roßfyeraog uon SBfiraburg, naü) 9tapoleon$ Stura 1814 wieber
©roßfteraog t>on Solana, t 1824.
v <£fne$ fbm fefyr gefallenben jungen SKdbdjenS, ba$ er
wie Sfyefla in 3kfind)enet gamtlfcn fcnnen gelernt fyatte.
236 Subtoig Chnil ©riuun, (Stornierungen.
ttneber fo t>iel ju fefyen, baß mir abenbä, n>eil tt>ir immer auf
bem Reiften 9>flafter untertoegS tt>aren, bie gftfle brannten, unb
ba fagte bann SBrentano nod): „Waffen ©ie und nocl) bie
fcfyönen arbeiten in ber 2ßabafkrfabrif fefyen unb nod) bieS
unb baö!" SBir gingen alfo bafyin unb aud) in bie 2Cfabemie,
ba ttmrbe nad) ©ip$ gejeicfynet, unb tt>ai id) fo t>on ben
©d)ülern fal), fyaite franjöftfcfye 9Kd)tung, bie ©fijjen unb
Äompofitionen tt>aren 9tad)al)mungen &a*>ib& «Den be*
rühmten gtapfyaelSTOorgfyen1) befugten tt>ir in feiner Äupfer*
fted)ertt>erfftatt; fcfyon ein äülicfyer S^ztt, nid)t grofl, t^aite
einen STOinifterbaudi), ein italiemfd)e$, aber fteber fd)öne$ nocf)
angenefymeä ®eftd)t @r framte atte feine großen SBlätter
auS, ba$ 2(benbmat)l t>on ©a Sinei, bie Sranäftguration
ufu>.; er glaubte gettrifl, ber SBrentano ftürbe ba&on
laufen, er lieg eö aber bleiben» ©a l)ie$ e£ bann: „2)a$
ftnb bie beften 3(bbrüdfe meiner platte; biefed 23latt Iaffe
id) für breijHg, biefe* fftr tnerjig ufttn ©ufateiu" @r
felbjl fott einen förmlichen JJanbel mit feinen arbeiten ge*
trieben fyaben, tt)ie unfftnfHerifd)! Sann gingen ttrir in
ein alte* berühmte* 3)?öndf)*flofier* ©ie 3)tönd)e t>er*
fertigten ein tt>eltberül)mteÄ i)l ober tt>ol)lried)ettbe$ SBajfer,
in Keinen gläfd)d)eiu 3cf) nafym aud) einige, unb eö ift
mir fd)tt>er angefommen, baö t>iele ©elb bafür ausgeben.
3dj backte aber an bie ©djtoefter Sötte unb an bie
Sfyefla! Die guten geifHid)en ^errn lobten unb priefen
ben 3nl)a(t ber g;läfd)d)en ofyne (tnbe unb padften fte und
außerorbentlid) forgfäftig tin mit ber 23emerfung, ber eble
Snfyalt l>alte ftdj 3afyr unb 2äg! 3d) freute midj, fo
tt>a$ ©efteneä mitbringen ju tonnen; meine ©d)tt>efter l)at
jtt>ei lange aufbewahrt unb roollte immer nid)t baran,
*) ©eb. 1758 in glorenj unb afö 3ffabeuiteprofeffor 1833
bafelbft geftorben; er l>at flcf> burd) ein SBierteltaufenb ©ttdje nacf)
ben großen italieniföen Malern berühmt getnaefct. Die ©rimtn*
fdjen trüber befagen beren audj unb tntereffterten ftdj über«
baxtpt fftr ©tid&e unb Stobterungen. SÄorgfyen liegt in
©t. (Sroce, bem italtenifdjen 9>antf)eon, begraben.
V. ©tetnou. granffurt. ÜRfind&en. Stauen. 1815— 1817. 237
bie fdftlicfyen gfläfd)d)en ju dffnen, bi* nur auf irgend
einen feierlichen Sag Jjanb baran legten unb forgfftltig
aufmachten. 35ie SWafen toaren fdjon in 23ereitfd)aft, ben
©btterbuft einjufaugen — enblidj tt>ar ber Heine ©töpfel
ab: Sötte rod) juerfi unb fing gleid) barauf fel>r ju lachen
an: ber ©erud) n>ar nid)t ju aerteibigen, e$ tt>ar, ate
tt>enn man an einer »erfaulten alten 9tofe riecht; roietuele
fromme SKafen mögen nod) aß angeführt tt) erben! Ob
ba$ berühmte Älofter1) mit feinen 9Ä6nd>en aud) mit ber
3eit in üblen ©erudi) fommt? 3dj glaube nid)t, benn
bie <£auptfad)e, ber Äöfylerglaube, ift bei ben meiften
beuten ofyne toeiiereä aorfjanben.
©en 15. 3toni verliefen tt)ir bie l)errüd)e ©tabt
gtorenj unb famen nad) 2frejjo, tt>o tt)ir ba$ #auO t>on
Petrarca befatyen unb id) baS portal ba&on jeidjnete.
2?on ba nad) Perugia, Hegt fefyr malerifdj auf einer 2fn*
\)bty, fdjbneä ©täbtcfyen. 2Bir fafyen ba aud) eine 9*ro*
jefiton, fefyr fcfybne l)iftorifd)e Äöpfe t>on ©eifllicfyen tt>aren
babei; bann befafyen tt>ir in einem <£auS 3ugenbarbeiten
tum ?)ietro ^erugino8), etoaS fteif unb Maß foloriert,
aber atteä ebel £>ann befugten ttrfr eine fd)6ne, große
Äircfye mit Silbern, ein paar niebere geiftticfye Ferren
führten un$ fyerum. 3n ber (Saftrtflei ftanben auf einem
9>ofiameni bie brei ©rajien in SDtormor, nacft unb lebend
groß, jte tt>aren fd)6n, unb bie Ferren lobten jte aU ein
SÄeifierfiücf! 3d) fenne feine proteflantifd)e Äirdje, in
beren ©afriftei brei ©rajien ju frtben tt>ären4)I
*) @r f)<d aucty ein „Älofter obntoett gloretty" geaeicfynet
unb in Farben ausgeführt.
■) Petrarca ift 1304 ba — 5Bia beBPßrto 22 fott ba* £au$
fein — geboren.
•) yietro SBanucct, gen. ^erugino, ift in 9>eruata toeber
geboren (1446) nod) gcjtorben (1524), aber gan& befonberä bort
tätig gctoefcn; in fetner SSerfftatt arbeitete um 1504 au*
SRaffael: aEegortfcfye greifen *on tt)m fhtben ftd) nod) bafelbft
im (SoEegto bei (Sambio, ber alten 2Sed)fIerbdrfe, im (Sorfo 2knucci.
4) 3n ber Untoerfltftt t>on Perugia befanb ft$ bii 1878
238 Subwig Ghntl ®rtmm, Erinnerungen.
SBir gingen ju Sifd) unb würben roie metft in ben
Heineren ©t&btdjen mit fefyr fd)led)ten SKaccaroni abge*
fpeifl; abenbä in$ Sweater, ba* fet>r grofj n>ar, tt>enig
2eute barm, fd)led)t erleuchtet unb sollet gtäfye*
SJon ba über SoKflno, ©poleto nacfySernt1)* ©a
frabbelten nrir in bem bergigen @täbtd)en fyinauf, bi$ tt>ir
an ben berühmten SBafferfatt famen, ben man nidt>t et)er
ftet>t, atö bi$ man bat>orftet)t 3a/ eä tt>ar fet>r fcf)ön;
um ben SBafferfatt bilbete ftd) ein Regenbogen, aber tt>n
l)in ftet)t man in ein bunteä 2al, aber nid)t aKeä n>ar
gerabe malerifd) *)♦ 2(n einem 93runnen bei SJacano
ttmrben noef) einmal bie 5>ferbe getrdnft, bann ging e$
auf 91 om ju, tt>o tt>ir ben 18. 3uni anfamen*
SBir fliegen — id) glaube — bei @d)neiber, einem
©eutfcfyen, nid)t toett Don bem ®panifd)en tyla%*) ab.
35aÄ £au$ toax fo mit $remben befefct, baß unfere 3intmer
in ben J&cf unb auf 35ädjer gingen* @$ n>ar fe^r tt>arm
barin, faum jum Anhalten, unter mir n>ar bie Äflcfye*
SBir toottten immer ein anbereä bejiefyen, aber ba nur
meift nid)t ju £au$ n>aren, liefen ttrir eS babei; ttrir
famen nur jum SSWittagÄtifd^ nad) #au$, n>o immer an
einer großen 2afel SBtenfcfyen auS allen 2änbern beifammen
bie 2ffabemie ber jttönen fünfte, tt>eld)er <5anot>a ba$ ©fp^
mobeE feiner brei ©rajten gefdjenft fyatie; neben ber Unfoerfltätfc
fircfye lag ber Staunt, ber ba$ 2RobeH enthielt, unb biefen fcfyemt
Subtoig für bie ©afriftei berfelben gehalten au fyaben.
*) £)a$ ©täbtcfyen ift ba* alte 3nteramna, angeblich ®e*
burtäftabt be* $acitu$, an ber 9tera (9iar), Unfern dtebenffug
be* Stber. Sie Satte bilbet aber beren linfer Stebenflug Seltne,
eitoa eine ©tunbe t>on ber ©tabt entfernt.
*) 2fot 17. 3uni f)at er 2fnnunctata SHncentio — l'amabile
e Teletta fra tutte — , bie retaenbe Softer be$ 9>oftmelfterS (in ?)
(Samu&f gejeid)net — bie ©ffoe tft nod) aorganben — unb
foäter rabtert, 9fc. 127. (SBeffeu) 9fc. 86 beaetd&net ffe al*
Albanerin.)
*) Die 9>iajaa bi ©pagna, im awtttelpunft be* grembetv
fciertel*, naef) bem ^alaaao bi ©pagna, ber SBofymmg be$
fpanifdjen ©efanbten, benannt
V* ©teinau, granffurt. ÜJHhubetu 3taltetu 1815—1817. 239
faf eiu 3cf) fyatte einen jungen ®d)tt>eijer jum SRadjbar,
einen angenehmen SRenfcfyen* ©a* Grfiett n>ar fefyr gut,
befonber* grüne @rbfen unb ©rbbeeren fyabe idj nie fo
gut gegefien* Thxf ©pinat unb anbere ©emfife träufelte
tt>er n>offte ben ©aft t>on 3ttronen, t>on benen immer
gange ©Rüffeln t>ott auf ber Safel jum beliebigen @e*
braud) flanben; mir fdjmedfte ba* fefyr gut* @in ge*
puberter alter <&err fat> micf) mit gfreube ejfen unb fagte
fyernad) }u mir: „9Äein junger ^err, icf> beneibe 3t)rcn
SJtogen, n>enn id) fo burcfyeinanber gegejfen t)dtte nrie ©ie
fyeute mittag, fo fönnte ober müflte id) ein t)albe^ 3al)r
|u 95ett liegen/1 3n ben erften Sagen flauen tt)ir SRufyl1),
SBolf*), SXobben, atte au* ©affeL 35er STOaler
t>on Stofyben8) tt>ar immer n>ie ein b^lber 3äger ange*
l) ©. o. ©. 12; er toar ber ältere ©ofyn be* 1842 f £of*
bilbfyauer* unb 2ttabemfq>rofefFor* 3 ob. (Sfyr. 91 u 1)1 au (Saffel,
(ber aud) <§br. X). SRaudj im ©d)ntften unb SÄobeEteren unter*
richtet bat); er b<*tte au$ mit «üb »ig in ÜRüncben ftubiert.
1832 toarb er IDlreftor be* SÄufeum* unb ber 2ßabcmie ber
bttbenben fünfte in Gaffel. Porträt t>on tbm oon «. Äoltfe in
ber (Saffelet ©alerte.
■) 3obanne* SSolff, al* 2Crcbiteftuq>rofeffor an ber (Sajfeler
Bfabemle 1868 f, toar ber ©cbtotegerfobn t>on Soul* ©pobr
unb begrünbete burcf) Anlage *on fünf Käufern bie ©trage
„ffioipfölucbt" in <5ajfel. <S* leben nocb ein ©o!)n *on tbm unb
mehrere dhtfel be* Flamen* SSttticb.
*) Sob. Martin aon SRobben, 1778 ju Gaffel geboren,
gofmaler 9Ötlbelm* IL, braute ben größten Seil feine* «eben*
in SRotn $u, too er erjt 1868 geftorben tfc @r aerfebrte in (Saftel
fctel mit ben älteren trübem ©rlmtn; aötlbelm „batte tyn
§ar gern/' unb al* SRobben 1812 nad) SRom ging, gaben fte
)m in ibrem 4Jaufe ein *bfd)feb*fefr, an bem 24 $erjonen teil*
nahmen unb ba* 3acob in Briefen an SStganb (Stengel 3,
111, 123) fcbilbert — ©eine ©d)tt>cfter SKarianne beiratete ben
SBaler «ubtoigj^ummel in (Saffel, unb beten Softer, toieber
eine getiefte Malerin, beiratete üftortfc Hauptmann in Seipatg.
„Den flehten Stobben", fetyretbt «ubtoig an gerbinanb, „balr
td) fennen gelernt; er ift ein gefd)ttfte* afcäimajen, f)at geheiratet,
ein SRäbdjen cax^ ^iooli; er fprtd)t siel, unb alle* toa* tym ein*
fällt burebeinanber." ©ein 35ilb, t>on feinem ©obn granj 1846
rabiert, befifet ber Herausgeber.
240 8ubwtg Chnil ©rimm, ©rinnerungett
jogen unb fd)tt>abronierte t>on Sagben; wie mir anbete
faßten, fcfyofl er, wenn* ©lud gut war, alle paar Monate
eine 2Bad)tel, ging aber regelmäßig alle Siage auf bie
3agb, Sie 3Bad)tel fcergroferte ftd) aber (wie bei ben
meiften 3äfl*rn) nad) einigen Sagen ju einem gfafan,
trafen, 9tel) ober <£«(*!)♦ 3öir befugten aud) ben geiffc*
reichen tiroler Äodj1) unb famen gewöfynlidi) abenbä im
Safe ©reco jufammen, wo bie beutfcfyen unb bie meiften
anbern Äünftler ^infamen; SorneliuÄ unb Sfyorwalbfen
befugten roir aud) in tyren Söofynungen; erfterer war mit
3eid)nungen jum Sauft befdjäftigt2), legerer fyatte feinen
3(Ie£anbergug*) uottenbet, t>on aßen bett>unbert unb gewif! aud)
ein großem Äunftwerf, aber biefe fd)önen, galoppierenben,
trabenben unb rufyig gefyenben Weiter, einer ober jwei
bi$ brei fyintereinanber unb fo fort biä an* @nbe, — baS
fyat mid) t>on jefyer mit ?angweile erfüllt, tt>ie benn über*
fyaupi ber biä über bie SSolfen erhobene Sfyorwalbfen
*) Sofepf) 3foton Äod>, 1768—1839, ein Söauernfotjn au*
bem Secuta!. lebte mit geringen SRftteln in 9tom feit 1795, bc*
grünbete bie fyerotfcfye SanbfajaftSmaleret. „@r f)at in feinen
Silbern manchmal fefane Partien," fagt Subwtg 1817 über tyn,
„aber audj manchmal unnatürliche unb fd)led)te; er felbft tft ein
aufgeblafener, unangenehmer SRenfd), ber fid) für ben etn&ig ge*
[Rieften f)äli" ®tint Sötfjigfett unb ewige ©d&lmpfiaune war
ja ftabtbefaunt, augletcfy aber aud) feine ©utmütfgfeit unb (Sfjrlicfy*
feit, unb beäfyalb war er bod) beliebt
*) SBon biefen fefet in ber @täbelfd)en (Sammlung in
Sxanffurt befinbltcfycn gebenetcfynungen jum gauft ijatte
itornellu* flcben fcfyon in granffurt, wo er 1809—11 tätig
war, gearbeitet; *on ben ÜRittcln, bie er baburd) gewann, reifte
er nad) Stalten; er blieb bl$ 1819 in 9tom, wo er »eitere fünf
3eid)mmgen $um Rauft machte. Die f&mtltdjen 3etd)nungen
waren aber bamaß fdjon sollenbet unb elf t>on SRufcfyewe^
aud) fertig geflogen, unb fcfyon im ÜRal 1816 ftnb bie brei leftten
platten in granffurt gewefen, wo fle — bie jwdlfte warb erjt
1825 *on $t)aeter geflogen — fcfyon 1816 erfcfytenen finb.
*) Der SCleganberjug war für ben Quirinal in 9tom au
(Sfyten Napoleon* beftimmt, ift aber in bie SJitta (Sarlotta bei
Strcmejjo an ben ©rafen ©ommarioa für 95000 $lr. oerfauft
warben.
V, ©tetnau, granffint 3»ünd)en. 3taltetu 1815— 1817, 241
mein fcieblingäbilbfyauer1) mdjt ift* Ot> erbe tf*), in beffen
Jftelier nrir mehrere Äartonä, ©fijjen unb bgL fafyen, xvax
fefyr freunblid)* @r ift ein blaffer, jtemltd) großer, blonber,
magerer, aber freunblidjer, nod) nid)t alter SKamt8), fo
einige breifHg 3al)re alt; in feinem SBefen n>ie in feiner
Äunfi einfach unb liebenöftürbig» 3n gemütvollen, tief?
fttfylenben, religtöfen ©arfiettungen ift er mir einer ber
liebften beutfdjen Äünftler4)* Sanotw5) tt>ar abn>efenb,
tt>ir tt>aren aber bod) in feinem $rbeitö)immer; feine
fcfyßnen arbeiten ftnb befannt, er ift in allem grajibfc.
@r foK leibenfcfyaftlid) gern in £)l malen, unb in feinem
3immer fingen triele 93ilbniffe, fcermutlid) feiner SJer*
tt>anbten unb gfreunbe, grauen* unb SJtönnerf&pfe, aber
alte t)5cf)ft mittelmäßig •)♦
*) SBer biefer tt>ar, f)at 8. nttgenb* gefagt; toofjl 9tau<ft,
•) ffrtebrld) Oserbec! au* «übeef, 1789—1869, lebte feit
1810 in 9tom, too er bad Qawpt ber 9toaarener, b. I). ber SDtoler
ttmrbe, bie fldj an bie ttalientfd)eÄunftt>or SRaffael anlehnten,
SKit biefer Äfinftlergruppe toar Subtotg felbft eigentlich am
nft<$ften ttertoanbt. „£)er liebfte ber beutfäen SDtoler ift mir
Öaerbed," fAretbt er an gerblnanb, „ein fefyr angenehmer
SRenfd), er fcfyemt mtffoergnügt unb flefyt auef) ntd)t gefunb au$."
*) @r toar erft 27 3af)re alt!
4) (Sorneltu* unb Ötterbed, bei aller Serfdbfebenljcit
fefyr befreunbet unb bie Ääupter ber „Äloftcrbtfiber" (neben ihnen
no$ 9>f)ilfpp 2*ett, 3Bi% ©djaboto, 9>forr, »ogel, felbft
Äocfy), malten bamal* $ufammen bad (1888 ntebergertffene) $Xiti*
fyauä beö preufHfcfyen ©eneralfonfulö S3artl)olbg mit greifen
au$, beten $ed)ntf bamatö erft toiebergefunben toarb, unb
lieferten fo bie erften groben ber neuen beutfdjen Äunft, bie
erft nadh 1888 £)eutfd)lanb triebet jugefityrt toorben ftnb unb ftd)
in ber ^Berliner 9tattonalgalerte befinben.
■) Antonio <5ano*a, 1757—1822, ber Söegrünber ber
neueren ttalientfdjen Sötlbfyauerfunft, toar feit Sanuar 1816
tDieber in 9tom; aurfidgefefyrt t>on yariä mit ben borten ent-
führten Äunftfdjftfeen, ttmrbe er in SRom al$ StatfonaÖjeib ge*
feiert. 2Ste er babei aber t>on ben proteftanttfdjen SDtödjten,
t>on ben preufiifcben Diplomaten. *on bem berliner Oberbtblio*
tyefar unb ©efcf)ftf)tfd)reiber Sötlfen unterftüfct ttmrbe, f. in
meiner 93logr.be$ lederen, 1896, 70—73.
*) IDie Olbllber <§anot>a$ ftnb in ber %at nadj färben*
gttbw. Qrtmm, fcrüwmingen. 16
242 Subtotg <$mtl ®rimm, Erinnerungen.
Samuccini1) t)atte mehrere große ©emälbe fertig,
frf)ön gejetdjnet unb triftig gemalt, in 9tapl>* STOeng*'
(Stil9); nur tt>ar ettoa* ?angtt>eilige* in ben fcfyönen
Silbern, atö n>enn tcf) fte fcf)on alle einmal irgenbtt>o ge*
fel)en Jjdtte. @d)6ne griecf)ifcf)e Äßpfe, £dnbe unb pfiffe
unb Stellungen, aber alle* lief midj falt, tia inneres,
poetifcfyeä geben fehlte ben SBilbenu — Steinhart*) I>ielt
ftd) leibet in Xlbano auf.
2Btr gingen unb fuhren oft tagelang in 9tom fyerum,
befafyen bie Soggien4) t>on 9taffael, ben SJatifan, bie
?)eterdfirdf>c, aOeö öfter unb mit gehöriger STOufe! 3d)
baite fo triel t>on ber 9>eter$ftrd)e fptecfyen unb erjäfylen
fyören unb gelefen, baß bie SÖirfung auf midj nid)t fo
groß toar, ttrie id) gebaut; ja, u>enn bie große Äircfye
auf einem 93erg allein ftünbe! 2fber fo ttrirb fte oon ben
SRebengebäuben erbrfidft* 2(ud) ber ©til, toorin bie Cetera*
firdje, fottrie bie meiften Ätrdjen in SRom, überhaupt in
3talien, gebaut finb, gefällt mir nidjt 2Bie anbäd)tig
jKmmt bagegen ber 35om in SDtoilanb unb ber in ÄMn!
<&i ttmrben SJorbeteitungen jum ©t, ^eteräfefi5) ge*
mad)t, unb ber Sag tt>ar ein fefyr merftoürbiger, bie ganje
©tabt in 93ett>egung, Der große $la^ t>or ber Äircfye
tt>ar mit 9TOenfd)en angefüllt, ber 2Beg, auf bem ber
gebung unb 3ufammenfefcung minbertoerttg; fte ffoben ftrf) meift
in feinem J&eitnatftöbtcfaen yoffj agno, brei ©tunben oon SBajfano
im ajeneafanlfd&en, in feinem ^pala&o; audj ba$ große 93flb in
feiner (oftbaren, oon tym allein erbauten ®rabtempelfird)e in
9>offaano ift oon ihm gemalt
r) SBtnccntto Samuccini, 1773—1844, au$ 9tom, toar ber
lefcie bebeutenbe ItaltenlfAe SÄaler.
") Bnton «Raptjael S&eng*, 1728—79, ein £)eutfd)b&f)me,
jDtreftor ber 2ffabemle auf bem Gapitol in SRom, t>attc eigentlich
feinen befonberen ©til auägebtlbet, fonbern lehnte ftcf) an bie
2fntife »ie an bie SRenatjfance cau
*) 3*1). ßl)rift. Steinhart, 1761 in £of in Magern g*
boren, toar Sanbfdjafter, lebte fcfton feit 1789 in Stom, too er
1847 ftarb. *) 13 »ogenballen, ebenfalls im SBatifatu
h 2fm 29. Sunt
V. Stetuau. granffirrt SÄünd&en. Stalten. 1815— 1817. 243
9>apft I)erf am, mit SBlumen betreut, alle Staaten au*
ber Umgegenb t>on 9tom untren ba, n>unberfd)6ne SÄdbdjen
t>on 2flbano unb Sfooli ©ine ganje SJhtflerfarte t>on
geifHtrf>en Ferren, &ornel)me unb geringe, alte unb junge,
fct>r aftmobifdfye; große, fyöljerne, fcergolbete @taat*tt>agen
mit 9>ferben unb SJfaulefeln, reiche tfyeatralifdje SBebtenung
unb ®efd)irr* 3unge 9t5merinnen im reichen 9hifc, bie
aornefymen aber für ben Äörperbau fo nachteilig gefletbet,
baf fte, t>om Würfen angefefyen, meljr alt afc jung au**
fal)en; gdcfyer in ben ^dnben unb lange, fdjtoarje ©dreier
auf bem Äopfe, fofettierten jte meifi gehörig, aber fefyr
fd)6ne tt>aren barunter» 3d) t>atte SBrentano im @e*
brftnge verloren unb fud)te audj nod) in bie Ätrd)e ju
fommen, bie aufler bem STOtttetoeg gebrängt ttott ftanb
bi* an ba* fyfnterfte Chtbe1)* Chtbltd) tt>ar id) oben auf
bie treppe gelangt, unb ba id) meine Uniform anfyatte,
tt>ar ein ptyftlidjer ©arbebuforpäofffyier fo artig, mid)
burd) bie ganje Äirdje ju führen unb midi), näd)ft bem
2(ltar, an eine gute (Stelle ju bringen« ©ie ©djtoeijer
mit <£ettebarben n>aren fd)on in ber ganzen Äircfye auf*
gebellt; ein @d)tt>eijer fyatte eine ^reube, ali id) it)n
beutfd) anrebete! „#err Offtjier", fagte er fdfytoeijerifd),
„ba, tt>o ©ie fielen, fftnnen @ie alleS, tt>a* t>orgel)t,
feiern" @S bauerte jiemlid) lange, enblid) fhedten bie
©djtoeijer bie ^eHebarben au$, unb ber 3ug t>on Äarbi*
ndlen flng Dom portal Iangfam an; fte Ratten rote mit
@olb gettrirfte, lange STOäntel, l)oI)e, golbglänjenbe SRüfeen,
einige aucf) ^üte auf» ©er griedjifcfye SBifd^cf t)atte einen
langen toeiffen 93art unb fd)6nen Äopf, feine t>cl)e SRüfce
bog jtd) oben jufammen» Die Äarbindle u>aren fet>r
malerifd), unb interejfante, fyifiorifdje Äöpfe unter ifynem
SJtondje biefer t>orneljmen ©eelforger fd)ienen fel)r tt>elt*
Kd)e ©ebanfen ju fyaben, unb bie fdjftnen Samen auf
ber ©alerie, n>ie bie unten flefyenben, ttmrben t>on il)nen
*) @te fagt 54000 2Benfd)en.
16*
244 Subtotg @mtl Orfoim, (Erinnerungen.
mit ben ©Wfern, bie fte unter bem SDtantel fyeroorfyolten,
fet)r genau betrachtet 2fnbad)i tyabe icf) bei biefen rot*
naftgen, oornel)men Ferren feine bemerft.
9hm u>urbe bet ^apft1) mir ganj naty umtyer*
getragen, oier ober f ed)$ SMener umgaben it>n mit Stäben,
tt>orauf 95üfrf)e oon beißen ©traußfebern prangten; er fafj
ba in feinem golbenen ©ett>anb, bie breifadje, reid) mit
Steinen befefcte ^apfhnüfce auf bem Äopfe, in einem
©effel, ben oier reicfygefteibete ©iener trugen* @r faß
gebücft unb erteilte red)t* unb linfö ben Segen» Qx toat
ernft unb freunblid), bau fd)öne, efyrtoürbtge ©eftdf>t fat)
leibenb auä. @r lad mit ftd)tlid)er 2fnjtrengung bie SReffe,
nacf)f)er ffifHen il)m bie Äarbinftle bie gftfte, alleä bauerte
lang* 3(uf bem Sfalfon ber 95eter$fird)e erteilte er nod)*
mala bem Soft ben (Segen, n>obei atteä nieberfniete unb ein
Äreuj auf ber 23rufl machte. Sann ging ber 3ug toi*
er gefommen ttrieber toeg, unb baS SBoIf (ief luftig burd)*
einanber* @ä toar ber berühmte 9)apft, ben Napoleon
gefangen gehalten fyatte,
©iefe* grofe geft ifi nun fd)on 3al)rf)unberte 8**
feiert loorben, gett>if5 einmal ttrie ba* anbere SM: bie
2eute oon SRom tote Dorn 2anb oerfammeln ftd), fd)lagen
ü)re Äreuje, beten unjäfylige Stofenfränje, aber alle*
mecfyantfcf)! @$ fann ein jeber, toenn er nur null, ju ^au^
in feiner einfamen Äammer beffer beten aB in ber großen
Äirdje, unb eö ifl bie Sfrage, ob bann ber liebe ©ort
nid)t lieber in bie Äammer foinmt, afö ju biefer 3eremonie;
malerifd) ifl fte, aber erbaut l)at fte midj nid)t!
*) 9>tu$ VII., oorfyer ©raf (Sfytaramontt, bamalS 743af)re
alt; 1800 getollt, nafat er 1801 ben Ätrtbenftaat toieber in
»eftfe, falbte 9ta»oleon 1804 bei feiner ßatferfrönung, tourbe je*
bod) 1809 oon bfefem abgefefct, oerfyaftet unb naef) Sabona unb
1812 nad) gontatnebleau fortgeführt. 1814 nad) SRom aurfiefc
gefeiert, freute er fofort ben xsefultcnorben unb bie Snqutfttton
toieber fyer. @tne 3Bod)e nad) bem fyter gefd)tß>erten geft gab
er bem &ird)enfiaat eine neue, flerffale STerfaffung unb ftarb
81 ityrlg 1823.
V. (Steinalt, granffurt. 3Küncf>en. Stalten. 1815—1817. 245
Ttuf bem großen ^lafc1) fanb id) SBrentano unb
9>reflel ttneber, unb tt>ir fcfylenberten bie 3ett fcor Sifd)
nod) fyerunu Sie 93eleud)tung ber Äuppel ber ^eterS*
firdfye toar prädjtig; tt>tr fafyeu ftc t>on Srinitä bei SRonti2)
au$, bann gingen tt>ir nad) ber ©ngeteburg unb fafyen baä
berühmte geuertoerf auä einem J&aufe, in bem tt>tr 9>läfce
gemietet Ratten« Da tt>ar auch gute ©eiegenfyeit, eine
grofe 2(njal)I t>ornel)mer, fcfyflner SRömerinnen gu fefyen.
3d) fanb ba aud) meinen idblidfyen ©arbebuforpäoffigier
ttneber, unb e* tt>ftre jefct ein ?eid)te$ geloefen, nähere
23efanntfdjaft t>on ©amen gu machen, tt>enn mein 2faf*
enthalt t>on längerer Sauer getoefen tt>ftre* SMefer Offtgier
trug rote Uniform mit golbenen ?fd)fe[fd)nüren, #ui mit
breiter ©olbtrejfe unb fyofyer, tt>ei#er geber, leberne 9$ein*
fleiber unb l)ol)e ÄanonenfHefetn mit ftlbernen ©poren;
er tt>ar etn>a in meinem 2(ltcr, fyatte fdjdne 3fugen unb
tt>ar ein gang angenehmer Sttenfd)* @r fprad) fo gut
jDeutfd) toie Stalienifdj, ba* fyeiflt beibeS miferabel, aber
tt)ir fonnten unä bodi) »erfWnbtgen* 3d) fyabe ben tarnen
biefe* 9tobüe fcergeffen; tt>o er mid) fal), fam er ju mir
unb tt>ar fct)r freunbfdjaftiidj, unb tt>ir gingen oft 2(rm in
2(rm, gur SBerttmnbcrung ber fceute, in ben ©trafen fyerunu
3Me Äunftfdjäfce SRomÄ fannte er bem SWamen nadj, aber
barüber mit ifym gu fpredjen, tt>ar nid)i möglich, er tt>ar
fo unttujfenb tt)ie ber erfle befle 23auernburfd), 3m @e*
fptäd) ging id) il)n an, ob e$ nid)i möglich fei, in STOönd)**
ober 9tomtenfföjler gu fommem 3n erftere, meinte er,
baö ginge tt>ol)l, aber in leitete, ba$ fei eine Unmögüdj*
feit, er l)abt barin felbft 2Jertt>anbte, fönne fte aber nid)t
fefyen; ba fei bie Söcft gugenageft, meinte er* @r frug
mid), ob idj Suft l)ättc, in ©cfettfdjaften gu gefyen, fo
tt>otie er mid) einmal abfyolem 3dj bemerfte, id) tofirbe
ba mit ber ©prad)e nidjt fertig »erben* wO! tt>ir beibe
*) ©t. 9>cter$plaft t>or ber Ätrd&e.
■) 3m Ülorben ber ©tabt.
246 Subtoig (Emil @rfmm, Erinnerungen,
tterben ja fertig, ba tt>irb eö fdjon gefyen, id) t>ole ©ie
einmal ab1)!"
SBir toaren aud) oft bei bem alten STOaler griebritf)
STOüller*), SJetfafier be$ gauft unb mehrerer anberer
SBerfe; ein angenehmer unb geifhretd^er SRann, ber auf
Subtt>ig Sietf nid)t gut ju fprerf)cn n>ar* @r fagte unter
anberm: „2)a$ SBefte, tt>a* ber Stecf in feiner @enot>et>a
fyat, I)at er mir auö ber meinigen gefiofylen !" unb lau
nun bie ©teilen auä ber feinigen t>or* @r tt>ar übrigen*
munter, ttrifcig, erjäfylte t>ieL 2Me arbeiten, bie er mir in
feiner SBofynung jeigte, gefielen mir nid)t, fhimpfe 3eicf)^
nung unb rußig foloriert, aber in ber SÖtrfung gehalten»
5DaÄ 93efte babei tt>ar unftreitig feine eigene @rfl&rung
barüber, poetifd) unb fd)5n, unb tt>er in einer @cte faß
unb il)m ungeftört barüber jufydrte, ber mußte glauben,
narf)l)er ein fcortreffltdje* ©emdlbe ju feiern @* tt>ar ifym
in ber SÖelt feiten etioaä red)t, er rdfonnierte gern, aber
geiflreicf) unb fdjdn, unb geißelte red)t$ unb linfö» (Segen
x) 3Cm 2. 3uli 1816 t>at Subtoig über btefe* gcfl nad) Gaffel
gefcftrieben, ©tengel 3, 193.
•) „2RalerÄ (griebrid)) „2Rüller", 1749—1825, lebte feit
1778 in fKom, mit wenigen Deutfcfyen in Serfehr, ein beliebter
Cicerone, „ein ambulanter Antiquar", fid) befebbenb mttSarftend,
jeittoetfe mit Ältnger, aerfetnbet mü ÜÄeger, Sifd&beln,
SRorlfe, t>on®oetf)e ignoriert, oomÄronprinjenSubtoig oon
Sägern aber bi$ m feinem $obe im 3af)re 1825 unterftüfct/
bem er aucfy feinen ©ptfcnamen „Seufefömüller" oerbanft, unb
jtoar toegen feinet £angö au ©pott unb ©otire unb feiner $or<
liebe für £atöeKung oon Teufeln. — (Siemens Brentano
endt)lt ((Steig 1, 192) nad> Stect* »eridjt im 3at)te 1806,
SKüller fei anfangt oft fo arm in SRom getoefen, bag er ganje
SRonate lang nur SBrot unb rofyen ©alat gegeffen habe, (5fftg
unb Ol tonnte er nid)t bejahen* — ©erabe btö 1816 toar er
Jugenblid) frifdb, bann fräntelte er unb toar bem ffirbltnben nafye.
(Sr ftarb tn 9com unb tourbe, ba er fchon oor längerer 3eft
fatfyollfA getoorben, in ber Ätrcfoe @t. tfnbrea bearaben, too
Äönig Suotoig t>on Söagern ü)tn eine ©ebenftafel toibmete.
3m ®rtmm'3Crntmfd)en Äreife fyielt man oiel *on tym
((Steig 3, 474).
V. ©teinau, granffurt. SWütt^en. Stalten. 1815—1817. 247
bie @eifHtd)feit, befonberd bte ttornefyme, war er fefyr er*
Wttert unb erjäfylte un$ ©efd)id)ten t>on 9iom, ben Aar*
binälen, bie, wenn fte wafyr ftnb (Woran id) nid)t jweifle),
in* Unglaubliche gingen1)!
3d) l)abe überhaupt ba£ @efüt)l mit *>on 9tom ge*
nommen, t>on allem, worin id) midi) mit eigenen Äugen
überzeugt l)abe, bafl jemanb, ber Steigung f>at, fatfyolifd)
ju werben, nur nad) 9tom fommen muß, — bann bleibt
er gewif proteflantifä)! @ewi$ glaube id), bie meiften,
bie in 9tom fatfyolifd) werben, tun e$ nid)t auö Über*
jeugung, fonbern ba ifl entweber ein SJorteil, (Jmpfefylung,
SBerfpred)ungen, ein fd)ulbbelafiete$ frühere* 2eben, Über*
rebung, frömmelet baran fcfyulb, ober t& gefd)iel>t, um
®ffeft ju mad)en ober aber au* ©onberbarfeit u* bgL
Sie frifcfygebacfenen Äatfyolifen ftnb bann er jiaunlid) ftreng,
tterf&umen feine SWcffe, gefyen t>iel mel)r ali bie 2(ltfatl)o*
lifen in bie Äird)e, möchten bie ganje SÖelt fatyoltfd)
machen, fpred)en beim @ffen unb Srinfen, in ©efellfdjaften,
Wo fte nur ftnb, aber Religion, galten bie gajitage pänft*
lid)er, beten nod) einmal fo fciel Stofenfränje unb fdjlagen
boppett fo tnel Äreuge* Die fatt>olifdf> geworbenen grauen*
jtmmer machen zi nod) einmal fo arg ali bie SRAnner.
3d) l)ab lein ©efaHen an biefen Seilten *)♦ ©aä ganjc
treiben fommt mir &or, wie bei ben frifdjgebacfenen
Xbligen; biefe Seute glauben ftrf) etwa* ju hergeben, wenn
fte mit Unabligen in 33erül)rung fommen ober fpredjen
*) Sin S8i0>ntö SBüUer* *on ber «ßanb «ubwtg* *>om
28. 3unt, „Romae 1816", 9tr. 66, f. in Äonnecfe* 93tlberatfa$
227 (baf. aud) ein* *on ©enelli, ber tl)n aß ftaun farifieri);
eine aweite 3*id)nung Subwigö au* feinem italienifdjen ©ff^en*
bud) wirb l)ter mitgeteilt
*) £iefe ©emerfungen entftanben unter bem unangenehmen,
audj t>on bem jtrengfatI)oltfd)ett (Sorneltu* geteilten Stnbrucf,
ben bie jafylreidjen Übertritte beutfcfter proteftanttfdjer ÄfinfHer in
9tom — O&eroed, bie belben Snepenhaufen, SRubolf unb
SBtlbelm @$abow, 33eit, früher üfcaler SKÜIler, juerft
SBindelmann — matten.
248 Subtoig Ghnil ©rtmm, Erinnerungen.
muffen, verleugnen tt)ol)l audj ifyre nidfytablige 8$ertt>anbt*
fdfyaft, t>ergeffen nie „von" ifyrem 9lamen vorjufefcen,
fdfyreiben e$ ifyren Äinbern in ifyre ©djulbücfyer, brängen
fid) bei J&of vor — erjagen tyren Äinbern nur von
3unfern unb abligcn gräuleinÄ, laflfen fid) von SBebienten
ba$ ©efangbud) in bie Äirdje tragen, fahren jum Äauf*
mann, frieden gegen ^o^e, ftnb grob gegen Untergebene,
unterfdfyreiben ja jebed Äonjert unb jeben w95att; i)aben
fie ©efettfdfyaft, fo ifi ©peife unb Sranf in Übermaß vor*
fyanben; bie 35ame vom ,£au$ fpridfyt am licbften mit
Ferren, tt>eil fte ba ju jeber STOinute ba* SBort „gnäbige
grau" fyärt SBenn e$ nur irgenb gefyt, tt>erben ifyre 3$er*
tt>anbten toeggelaflfen; tt>erben bie einmal apart abgefüttert,
fo befommen fie ben pergamentnen 2fbeföbrief ju fefyen —
eä ifi jum Sotlacfyen, tt>a* aui ben STOenfdjen für SRarren
tt>erben fönnen! Sie erfteren n>iffcn md)t, tt>a$ eigentlich
religidä, bie anbern nid)t, tt>a$ innerlid) ab(ig fein tyeifft»
3n SRom, tt>ie in ganj 3talien, fyaben mid) bie @ng*
Iftnber gcftört Äein gledt tt>ar, tt>o nid)t fo ein STOenfd)
anzutreffen tt>ar, in (Metten, Äirdjen, ©arten, auf 95ergen,
©trafen, ©Riffen, am SÄeer, furj unb gut überall unb
überall fianb fo tin Äerl — langen gradf anf bie 95eine
auäeinanbergefpreijt, bie J^dnbe auf bem SRüdfen ober ein
©laä in ber «fcanb: fo blieb er unbett>eglidj unb lange
ftefyn, fdjrieb bann ein paar ©orte in feine ©dfyreibtafel
unb ging bann, bie J&änbe auf bem 9iüclen, tt>ieber n>eiter*
3eidjnete idj irgenbtt)o, fo fonnte idj barauf toetten, toenn
idj mtdj umfal), fo einen tt>inbmül)ligen Äerl hinter mir
flehen ju fefyen*
2Bir matten audj eine Partie nadj Tivoli; ber alte
g, SÄüller ful>r mit ©er 28eg, toenigflen* bie erfle
J&älfte, tt>ar faljl, einförmig, fyatte aber mit ben altrömifdjen
9Bafferleitungen ettt>a$ @igentümlidje$* 2Bir famen an
einen fleinen glufi, ber rod) flarf nadj ©djloefeL Tivoli
liegt malerifdj unb ifl mit feinen ©rotten unb Söaffer*
fällen ber gangen SBelt befannt 28ir unb ber alte
V. ©temau. granffutt. ÜRfind&en. 3taKetu 1815—1817. 249
SRüller ftnb t>iel betgab, bergauf geflettert, er xvax immer
ttoran unb ttmfite alle* au*tt>enbig. 9Bir jeicfyneten t>tel
nad) ber Statur1); bie Betonungen t>on SRüller tt>aren
aud) fiumpf, bem ^reftel feine maniriert, ber arme STOenfd)
n>ottte e$ beffer machen, ate bie 9latur tt>ar* 3nt Sempel
ber Sefia fpeiften tt>ir git STOittag, unb SWüller fdjlief
ein, unb aud) ^reftel rul)te feinen Heben Äärper au*,
festerer tt>ar erfiaunlid) ängftlidj fÜrfeinen?eib,33rentano
unb id) t)aben oft lachen muffen, tarnen ttrir auf ber
Steife irgenbtt>o an, fo lief} er ftd) gleid) ein 3intmer geben
unb t>iel SBaffer unb <£anbtüd)er* ©ine DoOfUlnbige Toilette
t>atte er bei ftd), ©eifen, dürften unb toai baju gehört.
Sann jog er ftd) ganj au«, nmfd) ftd) über unb über, nad)fjer
bie £anbtüdjer um ftdf> gelegt unb genudelt, unb nun fing
er an abtt>ed)felnb ju reiben, balb oben, balb unten, unb
arbeitete, baf} ifym ber ©d)tt>eifi am @eftd)t herunterflog;
ba* atte* ging fo langfam, fo pfyiliflerartig. 3)a war er
aber nocf) lange nid)t fertig! Dann fam ba* 9tafteren
unb Xnjiefyen, immer t>or bem Spiegel, unb ba* ®f)emifett
föoOte immer nid)t red)t ftfcen, bann tropfte er nod) Äöt
nifd)e* SBaffer an ftd)* Oft tt>aren ttrir ausgegangen unb
fyatteft nni fd)on t>iel umgefel)en, ba fanben ttrir il)n immer
nocf) mit feiner $erfon befdjäftigi Sttan fjätte glauben
fo&en, er fei ein junger SDtenfd), bem tt>ar aber nid)t fo,
tt>emgften* fünfjig 3afyre alt tt>ar er, babei I>ä^licf)r garbe
tt>ie Äorfftopfen, fprad) fd)led)t unb fefyr fdjnelt @r fyatte
ficf> einen martialifd)en (Schnurrbart tt>ad)fen laffen, tt>ar
aber entfefelid) furd)tfam; fuhren ttrir bie 9Zdcf>te burdj, fo
fal) er {eben Sfyauffeeflein ober 23aumftamm für SRäuber
an; in jebem 3ünt«er, tt>o tt>ir übernachteten, Gitterte er
©forpione, im ©ebüfdj glaubte er bei jebem gufütrttt
©drangen ju treffen* ©o ängfllid) für feinen Äörper
tt>ar er aud) beim @ffen, überall befal), berod) unb be*
l) @r rabierte fpftter banad) 9tr. 206; bfe «anbfd&aft 9tr.
211 ift nid)t n&fyer ju bcftimmen.
250 2utm>fg (Smü ®rfoun, Erinnerungen.
fcfynüffette er erft bie ©petfen unb ben SBein, unb ba$
gen>&i)nlid)e @nbe tt>ar, bafl er fagte: „5Da$ ijabt id) aud)
fd)on bejfer gegejfen unb getrunfen!" &a£ Äomifdjfte
tt>ar, toenn er unaufhörlich aber bie gtöfye jammerte. Oft
ging er t»on unä nad) <£m$ unb fagte: „35onnertt>etter!
3d) muß ein anber Jjjemb anjiefyen!" Äaum t)atte er'Ä
gett>edjfelt, fo tt>ar er lieber fo »oft ttrie t>orl>er!
XI* tt>tr in 9tom tt>ieber angefommen tt>aren, fagte
mir ber SBirt: „@$ tt>ar ein pdpftltdjer £. Offtjier ba unb
l>at nad) 3J)nen gefragt" — , unb ein paar Sage fpftter
tarn biefer nodjmal* unb fyotte mid) ab. 28ir gingen in
ein große* #au* am Äorfo, ein Sür jlefyer madjte un* bie
Sure auf, unb tt>ir famen in einen fyofyen, l>etterleud)teten,
mit Ferren unb Samen angefüllten (Saal; mir frembe, nie
gefefyene ©ejtdjter ftanben unb gingen fyerum, aber lachen
mußte id) bod), — bort ftonb tt>ieber ba* nämlidje SKobeß
t>on ©nglänber, tt)ie id) fie taufenbmal gefefyen, — ob er
aud) SWotijen eintrieb, fyab id) nid)t n>eiter gefefyen* ©ine
Stenge geiftlidjer Ferren tt>aren ba, mit unb ol)ne ßaaxt,
idj tt>eiß nid)t, tt>eldje bie t>ornel)mften tt>aren, Ferren mit
Letten, Orben unb 95änbern. Wein greunb führte mtd)
an eine ©äule, ba faflen einige Damen, aud) bie #au**
bame, ber id) t>orgeftellt tt>urbe; fte fagte: „O, iä) tt>ar
aucf) in ©aljburg, 3fug*burg unb SRüncfyen", unb Wedelte
baju, ali n>o0te idj>* nid)t glauben« „9Kd)t tt>al)r, ba*
ift etoa*, ba* geuertt>erf ber @ngel*burg, unb bie 9)eter**
firdje! Söaren ©ie in SRailanb? Da toerben ©ie nod)
eine fdj6ne Äirdje ju fefyen befommen! SBie gefällt e*
Sfynen in Stalien? 3n SReapel n>irb e* 3f)i*en <*«* beften
gefallen. J&aben (Sie ftreube an ber Äunft? J&aben ©ie
bie erfien Äunfhoerfe fyier fd)on gefefyen? Äommen @te
bod) einmal bei Sag! #ier im J&aufe ftnb aud) einige
fd)öne Silber unb alte 93a*relief*. ©ie »erben fyier fciele
beutfdje Sanb*leute fmbem" @* n>aren au*gejeid)net
fd)öne Äöpfe ba, meift blaß, mit bunflen Äugen unb
fd)önen 3&l)nen* SQBir gingen fo t>on einem Sifd) jum
V. @teinau. granffitrt «Wunden. 3taifen. 1815—1817. 251
anbern, n>o ftcf> immer einige fanben, bie Seutfd) »er*
{taubem Sine wunberfd)öne, fcl>r gut gewad)fene @ng*
Idnberin war ba unb fprad) fct)r gut Deutfrf); fic fei aud)
flüchtig burrf) Saffet gefommem ©ie fhtg mid), ob trf) in
Drüben bie SBUbergalerie f ernte* 3rf) Tagte ü)r: ,,3d)
fenne leiber bie Sreäbner ©alerte nod) nid)t*" — „Sie
fönnen (Sie ja immer fet)en, aber t)ier t)at man Ja aUed/
waä man Wt&" Sie meinen r5mifd)en Damen fragten
mirf) immer juerft, n>ie mir ba* geuerwerf gefallen t)abe,
unb fagten mir, wo jtd) bie 93eleud)tung ber Äuppel am
beften auönel)me; fcon ber firrf)lid)en geterlid)feii fprad)en
ftc fein ©ort, baä fd)ien allen Siebenfache }u fein« ©ie
Waren übrigenö luftig unb munter; eö würbe 93acfr unb
3ucfertt>erf, Ttnanai, Sßeine unb @i$ herumgereist ©ie
frf)ienen mit ben alten unb jungen geiftlirfjen Ferren auf
freunbfd)aftlid)em Qfuß ju flehen, alte Damen l)abe irf)
weniger gefefyen, worüber irf) gar nid)t mißvergnügt War,
©ine junge, fel)r frf)öne Same frug mirf), tt>o ti mir in
Stalien am beften gefallen I)abe; irf) fagte it>r, Ui fefct in
glorenj* Sa wdre mir aUc^ frf)ön »orgefommen, irf) fydtte
ba bie große 9>rojeffion mit angefefyen unb wdre übet*
Ijaupt erjlaunt gett>efen über bie Stenge fd)öner Damen.
„O," rief fle fel)r fd)nett, „@ie fennen ja 9tom nod) nid)tJ"
O ja, fagte irf), eö fei ja befannt, baß in glorenj unb
9tom bie größten Schönheiten t)on Stauen ju jtnben
Wdrem 93on biefem 2(u$fprud) fd)ien jte fel)r beruhigt,
eine neben it>r ftel)enbe Same fragte jte, wa* irf) gefagt
l>abe, ©ie erjdl)lte il)r fel)r freunblirf) baö ©efagte, vorauf
bereu ®ejtd)t ftd) fefyr auffldrte. 3d) badete fo : Ja, wenn
bu fo ein paar 3al)re t)ter bleiben fönnteft, ba fömtte
man ftd) frf)on eine ©efettfd)aft fd)ajfen, in ber man gern
wdre! SRein greunb jagte: „(&i wirb 3i)nen Keffer ge*
fallen, Wenn ©ie erfl in mel)r ®efeHfrf)aften gewefen futb,"
unb ti fomme auf mirf) an, ob irf) wolle* Sßenn wir
t)on Neapel jurficffel)rten, würbe irf) feine ©Ute in 2(n*
fprurf) nehmen, antwortete irf) il)nu @r nannte mir bie
252 Subttrtg ffimtt @rimm, (Erinnerungen.
meijren tarnen, worunter fel>r befannte waren, tef) fyabe
fte mir aud) notiert, wie aud) feinen SRamen, ber 3ettel
ift mir aber weggefommen. Unter ben Ferren Maren
aud) fd)öne Ä&pfe; Diele Ratten gute Seine unb gftße,
alle in ©d)ul)en unb Strümpfen, gingen bebad)tfamen
(Schritt unb traten mit gleicher <Sd)ur>fot)le auf, bie J&ftnbe
auf bem Stäcfen ober baö fleine breierfige £fttd)en in ber
J$anb« @i ging fo einer nad) bem anbern unbemerft
Weg. ©efefet würbe jtd) wenig, jeber ging fo (angfam
r>on einer ©ruppe jur anbern, t)6flicr) waren alle. Sie
Damen Ratten einfachen ©d)mud! an, meift Diamanten
ober SSRofaif, wenige Ratten Äreuje umhängen, aber mehrere
trugen fet>r große, t)erunterf)ängenbe Ohrringe, unb alle
Ratten gäd)er in ber J&anb«. Die gäcfyer jtnb ben italie*
mfd)en Damen unentbehrliche SSRöbel: fo ein gftd)er fann
orbentltd) fp rechen, je nad)bem bie Dame 2uft l)at, il)n
)u gebrauchen! — 3nt ©aal ftanben prachtvolle öleanber,
blüfyenbe Orangen*, ÜJtyrten* unb ©ranatbftume in großen,
servierten SDtarmorfteüwafem Die ©ranaten waren t>on
ungeheurer ©röfje* 3d) nal)m einen SBufd) mit Sttüten
mit; er t)ielt ftd) nid)t unb warb Heiner, atö er trotten war.
Den anbern Sag befud)te icf) ben ©rafen *>♦ ©ein**
l)eim von SKüncfyen1); er lebte bort ganj ber Äunfr,
tt>ol)nte Srinitä bei Sßonti, fyatte eine fd)öne 2(u$ftd)t
auf 9tom unb ben Satifan» @r ging mit un£ jum
ba^rifcfyen ©efanbten, Äarbinal Jjdfeltn^ 3n beffen
*) ®raf 2Cuguft *>on ©einäfyeim (©ruber be* fp&teren
ba^riföen gfnanamtnijter* ßari *>. @.), 1789—1869, t)atte fid)
gana ber Malerei gewtbmet. Subwtg fannte ihn wofyl fd)on
*om SBerfetyr in ©a&tang* J&aufe in 2anb$i)ut fyer, wo ©.
1809—11 bie Staate ftuoierte, aber aud> *>on ber 2C!abemie in
SDHhufyen r)er, bie ®. aud) befugte; er war ein ebler, frommer
üttamt, ber nur au$ greube an ber Äunft malte unb siele
©über an Oemeinben fmenfte. @r war 1816—17 in 3tatten.
■> 9teid>*fretf)err Äafimir aon JB&ffeltn, 1737-1827,
93ifd)of au SfyerjbneS, SRitgUeb ber afobemfe in üÄüncben, 2ta>
faffer ard)äologifd)er 2Cuff&fce, war feit jenem Satyr in 9tom mit
V, ©tetnau. granffurt. SRünd&en. Stalten. 1815—1817. 253
3immer fal> e* red)t geiftlid) au$, aber bod) sornetym. @r
l>attc einen langen, bamaftenen ©dfytafrodf unb violette
©trumpfe an, ein atteä, ettt>a$ bicfeä ÜRftnndfyen, äufferß
freunblid), tt>ci§c #aare, gelb im ©efid)t; n>enn td) nid)t
irre, n>ar er blatternarbig. @r trippelte in ber ©tube auf
bem Jeppid) t)erum, unb toenn er tranf, fo jitterte ü)m
bie «£anb; n>ir mußten in fein ©d)lafjimmer fommen, er
mad)te ba* genfter auf unb fagte: „9hm fefyen Sie ein*
mal, tote fd)5n!" 2(uf einer ÜRauer ftanb eine 2(loe mit
einem fel>r langen Stengel, ber Doller SBlüten toax; fo
lebte ber gutmütige alte J$err feine Sage l)üu SÖaä er
in feinem ?eben geleitet l)at, bafcon l)abe id) nid)t* gehört*
SEBxr fuhren unb gingen in 9tom in aßen (Straßen,
9>ld$en unb SBinfeln l)erum, unb e$ tt>ar ba für {eben
Äünfiler ettt>a* au ftnbem 2ta$ 3üngjie ©eridfyt t>on
SRicfyelangelo1) ijl fel)r fcerborben — bie ÜRauer fdfyeint
feud)t ju fettu Sarin*) fianben nod) mehrere, ebenfalls
t>on ben granjofen geflogene, unb t>on 9)ari$ ttrieber ju*
rücfgefel)rte Silber8)/ bie 2ran*ftguration4) *>on SRaffael
fyabe icf) aud) in ber 9täl>e fel)en fdnnen; jie tfl mit met)r
Äraft gematt aK feine fibrigen Silber* 3n feinen früheren
tone aud) in ber frönen SKündfyener 1)1 gamilie5) ffl nod)
Unterbanblungen über baö bagrtfcfye Äonforbat befcfy&ftfgt, baä
am 5. Sunt 1817 aud) aufianbe tarn unb bie SBerfaffung lahmlegte.
*) 2)a$ foloffale „Süngfte ©ertd)t" aon üfttcbelangelo,
1534—41 gemalt, eftoa 20 m bod) unb 10 m breit, beert bie
3fltartoanb ber ©frtintfdjen Äapette im SBattfan unb ift &om
9öeü)taud) ftarf gefötoarat. •) £>. b. im SBattfan.
*) ©. o. ©. 241.
4) £)te$ fein lefcte* großem SBerf, nur in ber oberen Ädlfte
noA *on ihm felbft ausgeführt, beftobet ftcf> in ber Keinen Satt*
fanifdben ©emälbegalerte, bie aber für$ltd) in bie ehemalige
gorerta ober glorerta (©er&tefammer) verlegt ift. ©artenlauoe
1908, ©. 859, jetgt fotoobl ba$ Sötlb, tote beffen Überführung in
ben neuen ©aal, bie t>on bem am nätfjjten Sag in 2ubano t>er*
ftorbenen Subtotg ©etfc geleitet tourbe.
6) @$ ift tt>of)I bie fyL gamilie au$ bem J&aufe (Safftgiant
gemeint, im achten ©aale ber 2flten 9>inafotf)ef.
254 gubttig 6mil ®rtmm, (Erinnerungen.
bie Xrt t)on $. ^erugino fid)tlid), aud) in feiner fyerr*
liefen ©r ablegung1) ifl nod) biefe jtoar einfache, bod)
tieben*tt>örbige 2(rt 31t ftnbetu
3n ben Äunftfälen be* Sattfand gingen toir ganje
Sage fyerunu Die $jxeöfogem&lbe barin, befonber* bie fcon
91* SDtengö, finb nod) gut erhalten9)« @in$ ber fd)önften
Silber ifl bie „SRefJ »on SBolfena" *on 9taffaels)-
3m Äapitol fat)en nrir bie 2fntifenfammUtng, ttnb bie
2fu*fid)t aber 9tom ifl ba oben n>ieber pr&d)tig* 2)a*
Äolofleum ifl toie ein alter Stfefe, bem bie 3&I)ne aufc
gefallen finb* 3m Sampo Saccino4), fo intereffant e$ ifl,
muß man t>on ben Strahlen ber ©onne ju fer>r leiben,
man muß folcfye ©ad)en enttoeber gang frür> ober gegen
2fl>enb feiern
Die fernen 95erge Ijaben alle fd)öne, gewaltige
formen. Die Siber tt>ar immer trübe, gelblid) unb reifjenb*
5Die »itta 9taffaelö), SBorgfyefe unb x>iele anbere ©tabt*
unb ?anbfd)löffer l)aben nrir befud)t unb id) fo&iet wie
möglief) gejeicfynek
*) @r meint xot>f)l ba$ berühmte 9311b, ba$ 9t 1507 für
Perugia aemalt unb ba* 9>agft 9>aul V. (S. Söorgfyefe) gefauft
bat, im werten 3immer ber ©aleria Söorgfyefe (im Oberfiocf be*
Äajtno ber SJitta Söorgtyefe), ber nod) immer erflen römtfd)en
9>rtt>atgalerie.
•) Sieben ben ^reäfen 9toffael$, 9>eruginoä, ©. Stomano*
u. a. im SBatif an, m ben ©tanjen unb goggfen Staffaefö, toar
toofyl fein $lafe für folcfte *on Stopbael Sföengö: tt>or>I aber
finben fldr> folcfye in ber SBiHa 2flbani im Sterben 9com$.
•) £a* J&oftienttmnber beä 3al)re$ 1263 — ber ^Blutstropfen
an ber J&oftie — , ba$ Stojfael in ber brüten ®tan$e be$ SBatifan*
»eri)errlid)t fytt, feil flcr> in ber &ird)e <5. ©MKrtaa in SBolfena
ereignet gaben. Rum 2lnbenfen an bie* „SÖunber oon 95."
ftiftete Urban IV. ba* gronlei*nam*fefl.
4) £a$ alte gorum, früher getoofynlid) mit SBüffeln unb
3ugoci)fen bebeeft, bie Lebensmittel jur ©tobt gebraut Ratten,
ttofyer biefer 9lame 0/#«j)felb").
5) Die früher fog. SBiHa Stoffael* ifl 1849 jerftört Sorben,
unb nur unbebeutenbe SRefte oon it)r futb linf$ 00m «gaupteüf
gang in ber SBiHa SBorgfyefe erhalten. feibtoig fyat fie geaetdptet
V. ©teütau. granffurt SBfind&en. Statten. 1815—1817. 255
£)aö 93oIf fam mir fd)ön, malerifd) unb faul vor,
unb ber 9i5mer ^inelli1) I>at ja von allem Darftellungen
herausgegeben. Unfer gett>5l>nlid)er ©pajiergang mit 91 u 1)1
unb einigen anbern tt>ar abenbd öfter nad) Sriniia b. SR.,
tt>o ftdE> bie fd)öne SBelt, vornehm unb nid)t vornehm,
öerfammelt unb fpatferen gel)t, unb ba ifl ed nid)t fd)tt>er,
85efanntfd)aften anjufnfipfen. @d tt>irb früt) bunfel unb
bann fiU)I, unb oft n>et)t ber ©irocco, n>ot>or ftrf) bie
Körner fürcf)ten.
2fa einem ÜRittag fuhren n>tr von Stern ab unb
famen früfyjeftig naef) 2ttbano, befugten Steinhart9)/ ber
und einige ?anbfd)aften jeigte, bie mir nid)t fonberltd)
gefielen. 2fber feine 3etd)nungen unb ©tubien Maren
vortrefjlid), er l)at aud) \>iele ?anbfd)aften, 2ier* unb
anbete ©tubien rabfert, fefyr geifireid). ©ine fd)öne
Strenge iß in allen, aber aud) oft #Ärte. Der geifi*
reid)fte von allen fdjeint mir ber iiroler Äod) ju fein,
ein poettfd)er Äünftler* Xlbano iji ein reijenber Ort.
28ir fat)en und um, blieben bie 9tad)t ba unb logierten
in einem fonberbarenSÖirtdljaud; jeber befam ein®tfibd)en,
tt>eit vom anbern abgelegen. ÜRorgend früt) fagte ber
9>reftel: „Qai ift ja ein infame« 2öirtdl)aud, icf) t)ab
wenig gefd)lafen unb mir meine Sür verrammelt.11 SÖir
labten fel)r.
35er 3öeg ttmrbe freier, unb tt>ir famen ben 9*on*
tinifd)en Sümpfen näfyer. 9ted^tö unb linfö n>aren üppige
SBiefen, n>orauf Jperben tteibeten, Knfd ttmrbe ed von
einer ©ebirgdfette, worauf, tt>ie SWefier, ©örfer lagen,
begrenjt, red)td toeite gerne, burd) 93ufd)tt>erf unterbrochen.
Der 3öeg burd) biefen Söiefengrunb bauerte beinahe 6td
unb rabiert, 9tr. 204, ebenfo bf e ©ärtnettoobnung ber $f Ka Soor*
gfyefe, 9lr. 205.
*) 2>er SDtoler unb 9tabierer Söartolomeo 9>tneUt, 1790
btd 1835, aud 9tom, toar berühmt burtb feine Darftettungen aud
bem ttattenifcfyen, befonberd rbmtfdjen feolfdleben.
■> ©. 0. «. 242.
256 gubttig ffimtl ©rtmm, Erinnerungen.
gegen Xbenb unb tt>or bi* Serracina fafr gerabe* Sie
5Renfd)en, bie toix in ben 9)ontinifd)en Sümpfen antrafen,
fat)en tt>egen ber ungefunben 2uft gelb, bietet), fafl wie
Zok au& 2Öir ttmjjten, bafj man ba unterfteg* nid)t
fd)lafen foH, unb unfer ttalienifd)er Äutfd)er far) fTcf> be**
fyalb oft naef) un* um» Die SBärme unb ber gerabe 3öeg
machte einen ungemein fd)läfrig* Sie ®ebirg*fette bilbete
beinahe bi* an* SReer eine ©pifce, worauf ba* Stabilen
Serracina1) fefyr malerifd) lag; ba oben fal) id) ben erfien
9>almbaunu 3m ®afil)au* angelangt, l)abe id) auf ber
Stücffeite be* £aufe* juerjl in meinem Seben ben l)err*
liefen Jfnblicf be* ÜReere* gehabt! 3cf) toüftte nid)t, n>a*
in meinem ?eben einen fo großen ©inbruef auf mid) ge*
mad)t r)dtte! Sie unterge^enbe ©onne beleuchtete bie
SBeDen, bi* fte bann gelben am J&orijont unterging, e*
tt>ar ein überaus majejiätifd)e*, l)errtid)e*, grofie* SBilb,
unb ber ©prud) ber Surfen fam mir fogleid) in ben
©um: „©ott tji grofj!" 3d) fonnte mid) fcon bem prad)t*
»ollen Xnblicf gar nid)t trennen.
3benb* bei Sifd) fagte ^>rcflcl: „3a, ©rimm, tt>enn
(Sie erjl einmal auf bem Speere fahren, ba* toirb 3f)nen
furio* fcorfommen; fo eine Spazierfahrt, ba* tt>iK nid)t*
fagen, aber icf) bin fd)on ein paarmal naef) (Snglanb unb
tüieber jurücl gereift unb fyab' bie ©eefranfyeit nur ein«*
mal befommen* ©ie roerben ftd) umfefyen, tt>enn bie
Übligfeit fommt unb alle* mit 3^nen l)erumgel)t uftt)/1 —
,,2(d) tt>a*," fagte id), eine gfafyrt nad) 2onbon fei gar nid)t**
„9to", fagte er franffurtifd), „me tt>em'* j[o erlebe, gett>e
©e ad)t, tt>a* id) 3l)ne gefagt Ijab!"
ÜRorgen* frfil), nacfybem bie 9>dffe mit @fitg ge*
*) Serractna, ba* alte Xngur, auf einem rötlichen, tneer*
umfpülten Seifen, jeigt nod) heute bie erfien Halmen. (Sine
3etd)nung „bei Serractna" fyat «ubtoig 1818 gefaxten, 9lr. 207;
feine SBemerfungen über ben @tfcf) t>on 4J. 2Cltmüller f. jßejfetu
taub 1901, ©. 260 f. — 2(nberen erfreuten aber bie ÜÄeere*«
Votum au fünjtlfcf) unb regelmäßig.
3ofepfj <S3ms, {&\b.
Xlaäi f. C. Stimm.
Ulattr mutier, \e\6.
ttod) C. £. «ilnim.
V. ©tetnou, gtanffurt ÜRftnd)en. Statten. 1815—1817. 257
räubert unb befprifct unb attc ^lacferrien vorüber toaren,
alle ©etoefyre gut gelaben, ging e* ttetter* Der SBtrt
riet mir, SJebecfung mitjunefymen; ba anbere Seute un*
aber gefagt Ratten, bie 95ebecfung fei nid)t *riel beffer aB
bie 9Wuber felbft, fo reiften ti>ir allein ab« 9ted)tö
fhmbeffloeit ba* Ufer be* SReereö, linf* bie l)ol)en ®e*
birge mit ifyren ©d)lud)ten, alle* mit btüfyenben SJtyrten*
büfd)e.m 3cf) t)ieb mit meinem ©äbet 93üfd)e ab unb
fietfte fte an unb in ben SÖagen* Der jarte ^reftel
befam aber £opfh>el), t>on bem ftarfen ®erud), n>ie er fagte.
3efct famen n>ir an bie ©renje be* römifcf)en 9teid)*,
ein grofje* 3*r mit bem römifd)en Söappen barfiber*
Sted^tö unb linf* fd)loffen jtd) jtt>ei in rdmifcfyem Stil er*
baute mafftoe große Sftrme an bie SRauer* Stun Maren
tvix im 9teapolitanifd)etu Der 2öeg tt>ar fo unjtcfyer, baß
norf) alle SBtertelfhmbe ein öjierreid)ifd)e* ^ifett neben
ber Sanbftraffe lagerte unb trofcbem bod) Staubanf&tte
*>orgefommen fein f ollem 3öir famen nad) ^onti1)/ too
id) ba* gotifcfye portal ber 9*eter*fird)e jeicfynete* 5Der
ganje 2Beg t>on Serracina bi* t)iert)er eine I>errltcf)c
©pajierfal)rt, nur 9>lafc für bie ©fyaujfee — red)t* ba*
SReer unb Imf* bie 25erge*
ffiir famen nod) burd) einige Dörfer, bie tt>ic fteinerne
Stöubernefter tt>aren, unb gegen tner Ul)r nad) SRolo
bi ©aeta; bie berühmte gefhmg lag in* SReer hinein8).
J?ier ttmrben 2fafid)ten gejeicfynet, ber Äopf ber
fd)5nen Müllerin t>on ©aeta8). 3n bie langen £aarfled)ien
jmb bunte mit ©otb burd)tt>irfte 93dnber gettmnben. Sie
ganje $rad)t malerifd), reijenb, einfad), unb tt>enn in ber
©egenb bie ÜRftbd)en ehoa* auf bem Äopf tragen, fo
*) @* ift gonbi gemeint.
*) 2)ainal* SBorftobt ber in* SÄeer fyineinaebauten gefhing
©aeta, jefct felbftdnbig unb toieber tote im Altertum gormia
genannt.
•) Die 3ei$nung *on it>r ift erhalten, bie 9tabierung ba>
nad) fttx. 128 (auf bem 93lc*tt ftef)t „bie »dcferin'O.
Sab«. (Primat, Gtinnttunttn. 17
258 Subwig (tmü ©tftmn, Erinnerungen.
wirb ifyre grajtöfe ©eftalt erfl redfyt ftd)tbar* Dann gingen
Wir in ben ©arten, natye am SReer, n>elcf)er betn ßicero 0
gehört t)aben foK, SBir würben überall fd>on al* @#*
jeKenjen angerebet, unb n>ie wir abfuhren, ftanben wofyl
fo an fttnfjig ^Bettler um ben äöagen, verlumpte SRdbdfyen
unb 25uben liefen ol>ne @nbe bem SÖagen na<f) unb
wedfyfelten mit anbern ab, gelten laufenb ifyre #ftnbe auf
unb riefen: „Piccola moneta per l'amore di Dio*)". ©ie
Söuben fdfylugen in fuftyofyem (Staub St&ber*
@l)e tt>ir nad) 9teapel famen, fuhren wir nod) burd)
ßapua*)* 3* näfyer Wir9teapel famen, befiomel)r95ettler!
@$ tt>ar fd)on fel>r bftmmerig, ate wir in bie ©tobt
einfuhren, unb e£ ging burd) eine lange Straße in bie
anbete, bi$ wir nad) langem galten ben Fimmel freier
at)en unb an einem großen ©aftyauä ©ranbe ^Bretagne4)
HD Rieften unb in ben fed)fien ©todf gebraut würben,
wo jeber ein großem 3immer befam unb id) t>or SKübtg*
feit balb einfd)lief, (Si mochte wofyi ber 2* ober 3. 3uli fein.
@$ träumte mir fo na tut lief), id) gefye mit meiner
lieben @d)Wejier Sötte in (Sajfet auf ber SBelteme unb
bem SBeinberg* 2Öte id) morgend, e£ war fcf>on fetter
Sag, erwad)e, flel)t ein SRönd) fcor meinem 85ett unb
reicht mir ein $6rbd)en mit prad)tootten 2Mumen, l>errlid)e
9Mfen, Örangenblüten, ©olbladf unb Saämüu 3dfy gab
itjm bafür eine Äleinigfeit in ©elb, unb er gel)t, mief)
fegnenb unb ftdf> bebanfenb, mit fielen 25üdflingen wieber
ab. 3<fy betraute ben l>errlid)en ©traufi — wie gern
fyätte idf> il)n in brei Seile geteilt unb it)n mit bem
28unfd)f)üid)en an Ort unb ©teile gefd)afft! — idf> be*
x) 3m 9>arf biefeä feinet gormianumä würbe er ermorbet
*) „Um ©otte* willen, nur eine Heine SÄünae!"
*) $apua am SBolturno, nid)t an ber ©teile beö alten
(Sapua (wo iefet Sapua meiere liegt), fonbern an ber »on <5aff linum
gelegen.
*) Da* ®aftf)aut befielt noeb, 2Ha (Sarlo ^oerio unb
SRtoiera bi d)f aja, hinter bem 9>art ber SMlIa Ütojionale, am ÜReere*
r^
V. ©feinem, granefurt. 3Rünä)en. Statten. 1815—1817 259
trachtete mir nod) eine SBeile bie fyerrlid) buftenbe @abe,
bann fat) icf) mid) in meinem 3intmer um, tt>o freilief) nur
ein Sifd), jtt>ei ©tü^Ie unb mein 95ett flanb — bie ©tube
tt>ar mit roten SBacf jieinen belegt« Sie ganje Sßanb fying
t)on oben bi* unten t>ott großer unb Heiner ©emdlbe in
golbenen Stammen, lauter Äopien, aber mitunter gar nid)t
fd)led)t* 3d) richtete mid) im SJett auf unb fyatte burd)*
genjter bie fyerrlidje 2(u*jid)t auf* Stteer unb bie 3nfel
(Sapru S3or meinen genftern rtmren 93alfon*, xoit t>or
jebem biefe* großen J&aufeä. 33on ba t)atte man eine
2(u*ftd)t — fein jtaifer unb Äönig tonnte jte fd>5ner
fyaben! Unten ging eine breite, große ©traffe vorbei, unb
baran {Heß ber große Äöniglicfye fcujlgarten, ber bi* un*
mittelbar an* Stteer ging; ba* ÜReer ging ehoa* l)od), e*
tt>ar ein ttmnber&oHer 2fabli& 2)ie unjäfyligen @d)iffe
barauf! 95alb fiifyr ein* mit brei aufgeblafenen Segeln
vorüber, balb *>erfd)tt>anben welche, bann erfd)ienen bort
tt>ieber anbere, jebe SRinute 2(btt>ed)felung* 3u SWittag
fpetften tt)ir in ber Srattoria @ta. 2ucia« ®in offener
©aal, ber etoa* in* ÜReer gefyt; e* tt>ar ba ttrie unter
einem 3dt, unb bie angenehme 9)?eere*tuft fabelte einem
bie SBangen, tt>ie bie ©id)ter fagen. 2fffe grembe fpeiften
ba meifi, bie 2(u*ftd)t tt>ar ba aud) nod) föftlid)er* ©egen*
über, ettt>a* linf*, ber fefyr ftarf raudjenbe unb geuer*
fcfylacfen au*tt>erfenbe 5Befut>. Sie @pifce fd)tt>arj; ehoa*
red)t* Pompeji unb bie (Salabrefer ©ebirge, linf* jur ©eite
ber £eud)tturm unb ber J^afen t>on SWeapel mit Saufenben
»on ©Riffen, red)i* jur htitt ba* freit in* ÜReer ragenbe
(Saftettamare1)* 2Ran befteKte beim Äeflner, n>a* man
effen toottte; t>orl>er nanntt er einem fdjnefl bie ©peifen
fyer unb gab einem einen 3*ttel, toorauf fie fianben.
3frei ©peifen l)aben mir befonber* gut gefd)medt: 9tei**
fuppe mit grünen (Srbfen unb tint 2Reermufd)elfuppe, n>o
*) 25 Kilometer fubdfllid) *>on Üleapel, an ber «Äffe *or
Pompeji unb ©tabiä gelegen.
17*
260 8ubwtg Qtmil ©rtmm, (Erinnerungen.
bie ganjen 9J?ufd)eln, fo groß wie eine 28elfd)nufifd)ale,
in ber @d)üjfel lagen — auf festere riet man unä roten
SEBcin ju trinfen* 35a$ @jfen tt>ar nid)t fo gut wie in 9tonu
Dabei befam man aber fefyr f5ftltcf>en roten unb feigen
2Bein, ber in einem ©efifi mit ©tücfen @i$ neben bem
Sifd) ftanb* ©a$ war fcl>r angenehm bei einer £ifce
\>on 32° R im ©Ratten! 2(n jeber S03einflafd)e waren
brei ©triebe mit weißer Ölfarbe, unb nur fo *riel ©triebe,
Wie man tranf, I>atte man ju bejahen. Da l)aben e$
unfere beutfdjen SBirte bejfer, wenn ein fyatbeö ©la$
barau* getarnten ifl, lajfen jte ftdf> bie ganje 93outctHe
bejahen! 3d) glaube, ber Söein wirb in SWeapel wenig
ober gar nid)t beim @j[en mitgerechnet 3ft vxan fertig,
bringt ber Äettner bie Rechnung wie folgenbe: „pane1) 4,
vino 5, zuppa 10, vitello 16, piselli 15, beignet 15,
crema 10, caffe 8, Sa. 83 *)."
Söegen ber @efeOfd)aft unb ber l)errlid)en 2fu$jtd)t
l>aben wir meift in ber Srattoria ®ta. 2urfa gefpeifh
Der 93aumeifter SBolff au* Sajfel war aud) naef)
Üteapel gefommen, unb nod) mehrere 5Deutfd)e, ©abriel8)
au« Stuttgart, #uber4) au« 95re$lau, £ilb6) <***« 9W/
aud) ©elefyrte; bie ©enannten waren meift 2frcf) tieften*
x) 93rot, ©ein, ©uppe, tfalbffetfd), @rbfen, SBtnbbeutel,
©d)lagfabne, Kaffee.
*) grani, beren 100 auf einen ©ilberbufaten (brei ÜRarf
ateratg^jwnijpatngen, fo baß bfeSRecfynung etwa bretSJtorf betrug.
•) aBoblgerbinanb ©abriel, geb. $u9Balbfee 1797, gejt.
1853, bf$ 1852 in ©tuttgart t&ttg afe £ofbaumetfter unb ©arten*
bireftor; 9t&bere$, aud) 0tod)fommen »on tynt, babe td) utd)t er*
mittein fönnen. @$ fdnnte aber aud) ber fpätere Söautnfpeftor
Äarl ©. in ©tuttgart, bann in Ulm, gewefen fein.
4) Der 2anbfd)aft$maler SBtlbelm #uber war aber in
3ürid) 1788 geboren, f>iclt fid> bamal* jieben Satyre in Statten
auf, bem er bte ©tojfe au faft «Ken feinen Sötlbern entnahm,
unb ftarb 1879.
6) 3ofepb£tlb au« Ungarn, erbaute fp&ter bte Äatyebrale
fcon Chrlau, bae Stotbauä unb Äomitatägebäube in $ejH) (er fann
aber ntcf)t 1810 geboren fetn, wte 3DMHTer*©tnger (Äftt.*?.) fagt).
V« ©tetnau, granffurt 2Bünd)etu Statten, 1815—1817. 261
2fud) fanben wir ba bie Ferren öon ©emmingen1) unb
öon Äronjiern1)* 2(uf ber SRüdffeite ber Srattoria
fommt man auf ben Warft, wo bie frutti del mare t>er*
fauft werben; ba« iß t)örf)ft merfwürbig* Dicfe 2Jhtfd)eln
unb ©eetiere liegen aQe auf SWeergra« aufgehäuft, SÄifc
gehalten, Unfonncn, tt>ie Wal)re« SeufeKjeug jiel)t e« au«!
SBon beut 3*ug lochen unb braten bie Seute, bie SBer^
{Aufer forden babei entfefclid), unb ieber preifl bie feinigen
al« bie bejien am
3cf) würbe gar nid)t fertig werben/ wollte id) ein
SBilb t)on Neapel entwerfen, wie td) e« gefe^en fyabe*
9Kd)t weit t)on biefem SWarftplafc tft ba« Ä5niglid)e
Steftbenafd^Iof *) entfernt, unb nur einen 2üg anjufefyen,
wie e« ba jugel)t, gibt fcfyon ein 85ilb* SBalb fätyrt ein
ttniglid)er SBagen im Staat vorüber, ba(b freujen ftcf)
Kabriolett« im ftärffien Srabe, aud) wol)l ©alopp; bie
güfyrer freien garula, garula8)* 2(uf bem Kabriolett
flfct eine, l)öd)jien« jwei 9>erfonen* ©arauf ftel)t man
einen 2fbb6 mit ©itarre, ober eine Dame in geberfyut
ober einen feifien ÜR&nd), ober einen ßffijter, einen @ng*
l&nber, 93ürger«leute, SRatrofen, einen gepuberten J?errn uff«
Dann marfd)ieren wieber ©olbaten burd)« ©ebr&nge«
Da fommt eine *omel)me Dame, «£erjogm ober ©rftftn,
mit brei bi« trier Malaien, in buntem 9>u$» Der eine
fyftlt tl>r ben ©d)irm über, fte gel)t fefyr *>ornel)m unb
mad)t ein malijifife« ©eftd)t, wirb t>on jel>n bi« fünften
SBettlern »erfolgt, SSeibern, Scannern, ÜRftbd)en unb
©üben, aQe jerlumpt unb I>alb naefc Dort fielen ein
paar ?ajjaroni, bxaun t»on garbe, meifi fcortrefflid) ge*
wad)fen, l)errlid)e SRobette, jiefyen ifyre Jßemben ober
fctmpen ganj au« unb wieber an. Dort tft ein Heine«
x) Über fie war ntefit« ju ermitteln.
*) @« liegt am SWlttärfyafen, gegenüber bem gewaltigen
Saftetto nuo&o.
•) Die Kutfdjer riefen bamal« wie nod) tyeute guarda,
a miezo! b. I). aufgepaßt, au« bem SBege!
262 Suburtg (Srntt ©rfoun, Erinnerungen.
geuer mitten auf ber ©träfe* Sarum fifci eine in 2umpen
gefüllte gamilie unb fod)t in eurem eifernen Xopf SBelfd^^
forn ober ©tücfe *>on großen ©urfen* Sie fleinen unb
großen Äinber Hauben bie gefönten 2Belfd)förner au*
ben ©tauben unb effen ftc; baneben nrieber eine ©ruppe,
tt>o eine alte grau il>re fed)jel)njäl)r{ge fd)tt>arjl)aarige unb
fd)tt>arjäugige 2od)ter im ©d)0$ liegen t)at unb tt>r bie
?Äufe fud)t* Sa gel)t ttrieber eint t>ornel)me Same unb
t)at jtt>ei infame, fleine, bo*l>afte J?ünbd)en auf bem 2frm,
ben gäd)er babei in ber «£anb; ein paar Heine Jpünbcfyen,
bie nachlaufen, beulen unb f freien, n>ei( fte fcermutlid)
Stritte befommen fyabem Da gel)t lieber ein ©etjilicfyer
mit bem ©afrijiau, um jemanb bie lefcte Ölung ju geben*
#ier janfen jtd) ein paar 9Rol)ren, Stfatrofen mit einem
anbern, ba f ommen ?afttrftger unb (freien „au* bemSBeg"*
Sa tt>erben fd)öne (Blumen angeboten, l)ier liegen bie
?euie auf ben Änien unb beten SRofenfeänje, tin Äapu*
jiner flel)t etn>a* erl)öl)t, l)at ba* Äruaife unb prebigt
unb fdfyreit gewaltig* Sabei fcfylafen brei bi* fcier l)alb*
naette fcajjaroui, Sa ifl lieber ein gfeuer — ein SBeib
brät ©tüdfe ffittfd), unb ba&on (Sjfenbe fielen fyerum*
Sa fommen abgemagerte ^ferbe an einer ©d)leife, tt>orauf
gäffer unb Satten liegen, geifilicfye Ferren, bie il)r fd)tt>arj*
feiben ÜRänteld)en im 2(rm tragen, get)en tt>r au* bem
2Beg* Sa tragen jtt>ei Äerl* eine 9>orted)atfe, bie SBor*
fyänge ftnb beinahe au, nur eine SWafe unb ein 2(uge fann
man manchmal fet)en, 3(uf einmal fdl)rt eine ^Batterie
au* bem 3eugl>au* (b* t>* bem ©d)lof$): bie* 9tompeln
fommt nod) jum übrigen ©freien unb Sirmeu* 2CIte
Söeiber unb Sttftnner jifcen an ben JjMufern unb auf ben
Sreppen unb beten ben ganzen SKorgen SWofenfrftnje,
Äinber liegen fyier unb bort bei ben 2flten auf ber @rbe,
emgefd)lafen* Oben au* ben Käufern l)ftrt man *>on 3eit
3U 3eit ©efang, mit ber ©ttarre begleitet Äleine ©üben
fpielen mit au*gefogenen 2(pfeljtnen, unb überall ftet)t man
©egalen bat>on herumliegen* Sa fiel)t lieber ein ge*
r
V. ©tetnau. granffwrt. 8Rftw&en. 3toH*n. 1815—1817. 263
pufeter, reinltd) angebogener ÜRann bei einer SWafcfytne,
womit er au* gepreßten 3iironen Stfntwajfer autelt mad)t.
?eute flehen babei unb trinfen, er jtel)t mit ben 2fugen
gen Jßimmel unb fdf>teit fiftrd)terlid), wa$ er ju »erlaufen
t)abe; immer bajwifcfyen burd)gel>enb ©amen mit fd)Warjem
Jj?ui, fcfywarjen gebern unb ©cfyleter unb Öftrer, mit
Ferren fprecfyenb; ba fcfywafcen SD?4bd)en mit ©otbaten
ober SKatrofen. Da fommt ein Offizier geritten, ba ein
ÜRönd) auf einem SRaulefel, lieber ein Äabriotett, worin
ein getftlidjer Jjjerr unb eine junge gepufete Dame, beren
gebern im SÖtnb flattern. @r t)<d einen SMumenftraufJ
in ber #anb. Da fprid)t ein junger Jfrttx mit einer
Dame im jweiten ®tocf; ftc mad)t it)m 3eid)en mit ber
£anb — *)♦ SGBo^in man fid) aud) ftettt, wirb man *on
©etilem umringt. Da fifet auf ber treppe ein STOann,
fiettt fid) fran!; je nad)bem jemanb an it)m vorbei gel)t,
ber t)ornet)m ober gering auäjtel)t, fängt er mefyr ober
weniger am ganzen ?eib an ju jittem. Daneben mad)t
ftcf) ein 9>aar Siebeäerflftrungen. ©in SBeib mit bloßen
Gräften unb ein fletn nacfenb Äinb baran, ba$ trinft,
bettelt ein paar Ferren an. Da ein Sager Orangen, bie
©üben flehen Welche ba&on unb (aufen ini ©ebränge*
^a fommt ein bi* auf bie Ruften nacfter Äerl unb l)at
auf bera SÄücfen, wie ©eile, SOtoffaroni fingen, bie ge*
fod)t werben foQen. $ier wieber eine ©ruppe t>on jungen
SJtöbcfyen, SBeibern unb Äinbern, bie meiflen I)aben nid)W
afö eine 2frt jerriffenen fd)mufeigen Xeppid) atö SRocf an
unb flectcn in braunen, fd)tnufcigen Jpemben, ein paar
batton fucfyen fiel) bie 2dufe, bie anbern fangen fid) bie
gtöfye unb ftnb bi$ auf ben ?eib unb bie Ruften nacfenb.
An biefen fcf)önen ©nippen gel)t bie ganje SÖelt, alt unb
jung, t)ornef)m unb gering, ruf)ig vorüber! Die alten SBeiber
fal)en fcf>eu^ltd) au$, bie jungen {inb gut gebaut. Einige
x) 3n Stalten — befonber* im ®üben — ifl bfc 3#*e«>
fpractye fef>r auägebllbet.
264 fttbtoig (Sinti (Stimm, Erinnerungen.
effen gemeinfdjaftlid) au$ einer ©ererbe lange 3Raffaroni,
bie ganj grau auöfefyen» 2)a tt>irb ein Sfcter, bem bie
95atfen fyübfd) rot angejWdjen futb, aorübergetragem ©er
@eifHid)e gefyt ttorauä, bie (Sfyorbuben lad)en, ber eine
fuggelt1) an einer Orange* 2)a fprad) ein dfierreid)ifd)er
Offtjier mit einem englifcfyen; ber festere fyatte einen runben
weißen ©trol)l)ut auf* Safyme, 93ucfltge, 93linbe, SBeiber
unb SKdnner, famen jum öorfcfyein, ber ettrige (Snglänber
tt>ar aud) ba unb befal) jtd) baä ©d)loß* Sann 30g bie
©d)loßtt>ad)e mit ftingenbem ©piel auf — fo ging ba«
©ebränge ber SÄenge! 2file paar üWmuten gemattete ba*
95ilb jtd) anberä* 3ud) in ber großen ©onnenfyifce nmrben
bie ©tragen nid)t leer; gegen fed)ö Ul)r abentö fing baö
®en>ül)l unb ©ebränge*) toieber an, unb e£ n>ar in ber
ungeheuer langen ©traße Sotebo •) (id) glaube ber Äorfo)
fo fcoll, baß man fafi nrörtlid) für feinen Äpfel mefyr
$la$ finben fonnte»
3n biefer großen ©traße ftnb ju ebener @rbe fefyr
X>icle prad)ft>oll aufgepufcte Äonbitoreien, n>orin in ber
SRitte beÄ 3tamer$ ^tyramiben fielen mit J&unberten t>on
jierlicfyen @lä$d)en mit @i$; ein Heiner, id) glaube bronjener
S6ffel fieeft barin, oben an ber $gramibe fiel)t mit golbenen
95ud)ftaben, xoai e$ für @i$ ift, ob »on 2(nana$, J£tm*
beeren, ©cfyofolabe uftt>*, bie 3immer mit ben fd)önfren
*) SBenn bie im Sabre 1816 «ubtoig befannten ®t&btt
gegen beute gar bünn be&olfert n>aren, Gaffel 18000, Jjetbelberg
9000, &mb$l)ttt 8000, granffurt 37000, 3feünd&en 48000 ®n*
ttorjner jdt)lte, fo mußten fcfyon Orte toie Sfcrona mit bamaB
60000, Bologna mit 70000, gloren* mit 75000. ©enua mit
80000 (£Um>o?)nern üjxa groß erfdjeinen, 9tom aber mit feinen
160000, Neapel gar mö bamale fcfyon — gegenüber feinen
heutigen 550000 — 440000 S»enfd)en einen übetttältigenben
ffitnbrucf auf ü)n machen!
*) Jjeute ©traba bi fRoma; fie burdjquert bie ©tobt in ber
SRftte aon Sterben nad) ©üben. J&eute ift mefyr bie »eftlicfte
aWttor^Smanuel^traße Äorfo, b, k bie ®tfät für bie abenb*
liefen SBagenfabrten,
V. ©tetnau. granffurt ÜROnd&en. 3tatteiu 1815—1817. 265
SJlumen audgefd)müctt, @id ejfenbe J&erren unb Samen
flehen unb ftfcen, anbete fommen unb gefyen; fo baueri
tiefer ©peftafel unb Med @en>ül)l bid ein aud) fivti Vtyx
nad)td, unb bad jeben Sag fo! J^ier mag ein guted gelb
fftr Diebe fein. 3d) erinnere mid), bafj, ald n>it einmal
abenbd nad) #aud famen, feiner t>on und ein £afd)enmejfer
mel)r I>atte; jum ©lud l>attc td) meine paar Xhtfaten in
ber 95rufttafd)e, n>o nid)t betjufommen tt>ar* 2öir fyatten
gleich einen Sofynbebienten mit 9tamen Sarlo angenommen;
ein großer, magerer, fieifer Äerl, große, glofcige, fd)tt>arae
2fagen, tote ein UI)u fal) er aud* 3df) fyabe nie gefefyen,
bafj ber Äerl gelabt l)at, er fal) aud, ald fyabe er ein
paar SRonaie im SKaud) gegangen1)* @t »erftanb aber
feinen Dienft gut unb fyat und überall l)erumgebrad)h
Xn manchen Orten bin icf) ganj allein gett>efen; id)
fann bann bejfer beobachten, fpred)e nid)t gern t>fel babei
unb mag nid)t gern ljunberttaufenb @ad)en auf einmal
fefyen» Oft fyabe icf) fhtnbenlang im $afen beim ?eud)fc>
türm gefeiten unb fyabe bad @ett>ül)l unb bie 33ett>egungen
ber SOtoflen, ©egel unb @d)iffe mir angefe^en, bie t>er*
fd)iebenen 9Renfd)engejtd)ter unb 93efd)äftigungen; baju
fam ber ©erud) Dorn Seeren ber ©d)tffe unb ber bed
SReered — id) brauchte mid) nur fyerumjufefcen, fo l)atkt
icf) bad l)od)gel)enbe 9Reer t>or 2(ugen, n>orin ftcf> ber
blaue Fimmel unb bie ©onnenfhra^len abriegelten; gegen*
über ber bflftere, raud)enbe 35efm> unb red)td bie blauen
©ebirge, am «J&orijont bed 9Reered bie 3nfel @apri in
blauem 9*urpurbuft! Sie 9Reeredtt>elIen famen nne @e*
birgdfetten auf mtd) ju unb fd)lugen ttrilb fd)äumenb un*
mittelbar au meinen gfiften an bie mafftoe Jßafenmauer«
@d n>ar mir aSed tote ein Sraum im 3Öad)en, niemanb
fal) icf), ber herumging ober fHKßanb, um bie 2(udftd)t ju
feljen! Diejenigen, bie mit ben @d)iffen nid)t befd^dfKgt
x) ©ein SBttb, freiließ toentaaudgefltyrt, finbet jid> im
©ffftenbuety unb rechtfertigt biefe SBorte.
266 Subttfg <5mU Orünm, (Srinnerungen.
toaren, fd) liefen, tauchten unb fptelten* ©anje ©cf)iffc
mit 2tpfelfmen ttmrben auägelaben, für ein fleüteö ©elb*
fiflä, ungefähr einen ©rofcfyen, gab man mit jtttölf ©tftdf.
3d) mad)te eÄ tt>ie bie anbern Seute, brücfte ein Sod)
hinein, f)ielt fte an ben SDhmb unb tranf ben ©afi. ©ie
ftaren föflltcf), id) Ijdkt aber mit ber vierten tatim 2uft
gefüllt unb t>erfd)enfte bie anbern ben erfien befien*
©en anbern Sag gingen ttnrjur ©rotta bi^oftlipo1),
einem in einen ungeheueren gelfen gehauenen, l)ol)en,
breiten gewölbten ©ang» 3n ber SÄitte beinahe ganj
bunfet, abenbS erleuchtet; mehrere SÖagen fönnen neben*
einanber barin fahren« 3ft man burd), fo fommt man
an einen Seinen ©ee, too fceute glad)3 fyerauö* unb fyinein*
julegen befc^äftigt ttmren, unb ber befannte, nid)t ange*
neunte ©erud) xvax fel>r ftarf* 2öie roir auä bem langen,
bunflen Seifengang fyeraudfamen, führte und Sarlo an bie
©rotta bei cane/ eine fleine $bl)U, t>ielleid)t fed)Ä guf
l)od), barin tt>ar ein jtt>ei gufj l)ol)er blauer Dunfh ©in
Äerl mit einem Seinen #ünbd)en toar fdjon bei ber <$anb,
ba fdf)ob er ba£ #ünbd)en jum ©itter fyinein, ber 45unb
lief einigemal in bem Sunfi fyerum, bann ftanb er fd)on
fKll, fing an ju gittern unb tt>ar bem Umfallen nafye, ba
rifi ifyn ber 9Kann fd)neD l)erau$ unb legte tl)n auf ben
95oben, unb nad) ein paar SRinuten fprang er lieber
munter fyerum- SÖie oft mufl tt)ol)l ber arme «£unb bie
Sobeäangfi auöfiefyen! ^Bleibt er einige Minuten länger
im ©unfi, fo ifl er tot (bei 9tyrmont wnb bei 95ab ®m*
ifl eine äfynlicfye ©rotte). SB3ir fliegen über ber ©rotta
bi ^ofiltpo jum ©rab be$ SBirgtl; ba fiel)t man auf
einer flehten, einfamen, t>on l)ol)en Reifen umgebenen ©teile,
ttnlb jugett>ad)fen t>on allerlei ^flanjen, 95üfd)en, SMumen,
2(loe, 9tanfengett>äd)fem Sie fleine 2)urd)ftd)t ging auf
ein paar J&äufer ber Strafe, toorin nur toofynten; oben
*) 689 m langer Stunnel bureb ben J&ügel 9)ojllipo, aud
bem Altertum, Jefct gefdfoffen; 1885 erfefrt burd) bie parallele
neue ©rotte. Stabterung Dir. 210.
V. (Steinau. granffurt. SWünd&en, 3talien. 1815—1817. 267
in ber J^ö^e faf) man ein ©tflcf t>om Safietto ©♦ (Jlmo
unb ein wenig blauen #immeL Sie #auptfad)e iji, bafi
man ftd) ba benft, was man will1)!
@inen anbern Sag befKegen wir ba* Safietto ©♦ @lmo,
ber 2öeg füt)rt jwifd)en SKaucrn unb SBeinbergen an
£anbl)dufern vorbei; oft I)atte man baS ©cfül)!, ate wenn
bie ganje ©egertb unb ber 93erg l)ol)t wie ein Äetter fei,
fo Hangen bie dritte; aud) tarn jttiföen ber @rbe
©cfywefetbampf fyerauä, unb in ber ©egenb ftnb aud) bie
berühmten ©cfywefelbdber*)* 3m ÄajM ©♦ ffilmo oben
angefommen, würben wir *on einem frdl)lid)en ibfierreicfyer
gfelbwebet l)ingefttl)rt woljin nur wollten; baju trug frei*
lid) unfer $eutfd)fpred)en unb befonbert meine Uniform *>iel
bei 2Öegen ber ©eburt eine* fönfglidfyen ?Jrinaen würben
bie Kanonen geföft8)* 3)ie 2(u$ftd)t ba oben tfi wteber
fyerrlid).
Staut Ratten wir nod) eine intereffante Partie t>or,
auf ben Sefutt* SBon Neapel auä fat) man ü)tt alle t>icr
SÄteuten fein SBefen treiben; erft fam eine bunfle, große,
fcfywarje ©ampfwolfe auä bem Ärater, ber eine ungeheure
geuerfäule folgte; l)od) in ber fcufi warf bie ©dule red)t*
unb lin& it)re glüfyenben ©platten fyerum. 2lu$ bem
Ärater ftrftmte bie Sat>a rotglüfyenb, wol)l ad)t $ufl im
2)urd)fd)nitt breit unb ebenfo fyod); fte fd)ob fid) fefyr
x) @r meint wofjl, bag man nidjt au glauben brauche, wirf*
Ifcf> am ©rabe SSirgil* a** ftefyen; bie* foH in bem mehrere Öttfdjen
entfaltenbenSBacljteingetoolbe, einem atttifenÄolumbarium (Säten*
famtner für 2ff$enurnen), fidh befunben fyaben.
*) 3d) finbc barübet ferne netyeren Stad&ridjten,
*) Äöntg gerbfnanb I. fyatte *war admefjn $tnber &on
feiner im September 1814 in SBien verdorbenen grau, Caroline,
Softer ÜÄatia$:l) er effaS, ging aber fdjon tmSfawem&ergana
im {Wen in Palermo eine morganattfcfye <5I)e mit ber aetwit*
rotten 9>rütae$ &on ^artenna ein, bie er jur JÖrnogin \>on
glorlbia erfyob; aud biefer dbe f^attt er aber feine SHnber meijr.
X)er 2Tnlajj jur Sdfung ber Äanonen war wofyl bie Xbreife be*
neuvermählten Äronprinaenpaare* nadj Palermo, am 5. 3ull
268 Subttig @mtl ©rimm, Erinnerungen.
langfam t>or* ©tefeä alle* fonnte man bequem mit bloßen
2fagen in SWeapel fernen*
S&tttag« gegen ttter Ul»r, ben 8. 3uli 1816, fuhren
wir burd) SWeapel, um ben ©olf unb an ber großen
Äaferne vorbei; wie wir an ben unterfien 93ergen ange*
fommen waren, entließen wir unfere äÖagen unb befieHten
fte auf ben anbern SRorgem (Sine SÄenge (Sfeltreiber
waren fcfyon t>orl)anben mit gefattelten Sieren, unb fo
würbe fid) benn aufgefegt, unb t& ging bergan* SBolff,
4?ilb, ©abriel, #uber waren fd)on ba, brei gfiljrer,
bie un$ 2öem unb etwa* ju effen mitnehmen mußten,
folgten, unb fo bewegte ftd) ber friH)lid)e 3ug balb awifd)en
2Öeütbergen, 2Öelfd)forn, 2floe, SJtyrten, geigen, 2fcpri*
fofenbdumen unb *büfd)en fort bi$ jum @remitenl)au&
©cr>r große 2fprif ofenbäume fianben am 2Öeg, softer
golbner grüßte t>on oben bid unten. 3d) ritt barunter/
riß einen 3weig mit grüßten ab unb wollte mir waä ju
gute bamit tun: fte waren aber nid)t ju effen, Ijart, fauer,
t>icl fd)led)ter unb Heiner al£ bie bei unä in ©Arten
wad)fenben, fic rochen nur fo gut 35er große 25aum fal)
aber in ber SCbenbfonne prächtig auä; eä war ein male*
rifcfyer 3ug ben 95erg hinauf unb fo warm, baß td) 9tocf
unb 2Öefie auäjog* ^reftel war ttfilid), er fd)Wabro*
nierte immer; ba l)atte er l)dl)ere 95erge erftiegen, fd)dnere
©egenben gefeljen ufw* 95et feinem furjen 2eib unb
langen deinen fd)leiften ober fließen feine gfiße an ben
SSoben unb bie ©teine, unb er rief oft unwillig: „35onner*
weiter, wa$ ifi ba* für ein fcfyftnblicfye« leiten!" @in*
mal r>at tr)n ber ©fei abgeworfen, unb mefyrmal war er
nafye baran, abgeworfen ju werben*
93ei ben frommen ©remiten1) angelangt, würben wir
ju einem ©lad ?acrimae ©fyriftt eingetaben; eine Spannt*
fad>e ifi, baß ftd) bie 9Äöncf)e fel>r gut babei fielen, bie
anbere, baß man einmal fagen fann, man fyabe im @re*
x) 9tadj ber 3eid>nung im ©üaenbud) ift 9fr, 208 rabieri
V. (gtetnau. granffurt SWttnd&en, Statten, 1815—1817. 269
mttenfyau* auf bem SSefuD Jacrimac <5l>rifli getrunfen;
er fcfymetfte übrigen* wie ein mißratener 2Btfcenl)äufer,
unb ba* Witt Dtel fagen!
9tad)bem wir un* in* große grembenbud), worin über*
au* t)iel 2flbernl)eiten, befonber* ©ebid)te, flanben, einge*
fd)rieben, würben bie ©fei jurütf gelajfen, unb tt>ir mußten, ba
ber 93erg ju (teil würbe, bie Süße gebrauchen, unb folange
id) lebe, werbe id) biefen näd)tlid)en ©pajiergang ntd)t
Dergejfen, ba* war ein fftrd)terlid)er 2Beg* 9tor bie 93e*
gterbe, ba* SBeltwunber juerft ju erbfitfen, fpornte einen
immer an, barauf lo* ju fteigem 95rentano, SBolff
unb icf) wetteiferten, wer juerfi oben fei; oft fam man
gar nid)t Don ber ©teile, manchmal rutfdjte man trier bi*
fed)* ©dritte tt>ieber herunter, e* war fein fefier gufteitt
in bem fcfywarjen ©anb unb ©taub, ba* SBajfer tief mir
Dom ©eftd)t, man mußte mit J&änben unb güflen arbeiten,
einer ber Söegweifer ging Doraiu Söenn id) manchmal
glaubte: 9hm bift bu oben, fo n>ar lieber eine !>ot)c 2Banb
ttor ben Äugen, atte* fd)Warj, trofcbem, baß ber J&albmonb
am Fimmel fianb; freiließ .würbe biefe ©ette be* 93erg*
nid)t Don il)m befd)ieneiu 3Xe meiflen ber @efettfd)aft
waren weiter jurütf, Don 9>refiet würben wir gar md)t*
gewahr — fo ging ba* ©teigen immer ju; id) fyalf mir
aud) nod) mit meinem ©ftbel, unb enblid), enblid) waren
wir oben unb banften ©ott, ba# wir unfere SJtöntel
mitgenommen Ratten, benn wir Waren äffe burd) unb
burd) naß, unb e* wel)te auf ber #51)e ein fefyr fifyler
SBinb* 2ötr atte riefen gleid) nad) Söein unb wa* ju
ejfen, festen un* hinter eine Dor 2Öinb gefd)üfcte ictoa*
wanb, ruhten au* unb fiärften un*, unb faljen ba bem
feurigen 9tad)en in ben ©d)lunb*
@* war l)6d)ft interejfant, fo nafye ju fein; e* war,
al* wenn atte bdfen ©eifier au* bem 25erg führen, feurige
Untiere, ©rächen, @eftd)ter, #e£en, ©drangen, Äröten,
atte* foloffdl unb l)od) in bie ?uft, bann fufyr e* au*ein*
anber, unb atte paar Minuten wieberfyolte ftd) ba* geuer*
270 Subtttg (Bmtt ®rimm, (Srinnenmgen.
fpiel 3ucrft tarn immer mit einem Sonner imb ©eraffet
bie grofe, fol)lfd)»arje Söolfe aui bem 95erg, Sie am
toeiiefien gefd)leuberten glüfyenben ©d)tatfen fielen fo jel)n
(Schritte t>or und nieber* sprefiel fam anlegt feljr er*
fdj&pft an unb {iemtid) lange nad>l)er unb fyaite ftd) nod)
ftöcftteife t)on j»et gfifyrern 3tel)cn unb (trieben laffen.
Sa$ eqäl)ltcn bie ftüfyrer latent, er rourbe gehörig ge*
ejtert, unb e$ umrbe if)m gejagt, er fyabe ja ben äfefut)
md)t erftiegen!
9tun flcttcrten n>ir um ben Ärater fyennn; neben bem
grofen Ärater n>aren nod) jn>ei anbete, Heinere, worauö
aber nur hellgelber @d)tt>efelbampf fam* Söenn einem
gerabe ber SSinb eine Labung jutt>el)te, n>ar e$ fafl jum
©rftiefen* 93ei bem £erumfteigen, »>a$ eine fefyr be*
fcf)tt>erlicf)e Arbeit n>ar, fam man aud) jur 2fbtt>ed)flung
biä ani Änie in »armen @d)tt>efelfanb* 95ei Hebern Sritt,
tt)omit man fleine ©tflefe Sat>a abttat, fyftrte man fte mit
SJfetaHHang in bie ?at>arifcen fallen, 9tun gingen ttnr ju
ber l)erau$fWJmenben ?at>a, bie aber jefct fftllftanb unb
beren tieffter, unterfter Seil am 23erg fdjon fd)tt>arj »>ar.
3rf> I)ieb mir mit meinem Säbel ein paar SBrocfen fyerauä,
fteefte römifd)e unb neapolttantfcfye ©über* unb fötpftr*
münjen fyütein, Hebte fte t)alb gu unb gof 8Betn barauf ;
id) fyabe fte meinem 93ruber 8Bill)elm mitgebracht
@S tt>urbe nad) unb nad) l>etlr ber ftrater unb bie
ganje Umgebung jtefyt n>ie eine fürchterliche ätertoftfhtng
au$; ber 5Befm> fommt mir t>or tt)ie ber fä)tt>arje SBoje*
mann1) t>on Neapel; alle l)aben aud) eine grofe gurdjt
&or il)m, unb ®ott toeif , toaä er nod) für Unglücf an*
richten mag« Die 2fu^ftd>t ba oben ift ungeheuer, aber,
bie fd)dne garbe abgerechnet, nid)t materifd), baä ganje
dteapel liegt ba ttrie ein großer (Steinhaufen^ Sie Tln*
ftd)t be$ SKeereö ifi in ber Siefe fd)dner* Sie Saufenbe
*>on ©Riffen ftnb tote 9hi$fd)alen mit 9>apierd)en (bie
l) ©djredfigur für Ätaber.
V. (Stefnau. gtcnffuti IWünd&en, 3talten. 1815—1817. 271
©egel), Heinere fefyen *on ba oben nur wie weifle fünfte
au&, einzelne Stebetfhreifen lagerten über imb um SWeapeL
2tber idj freate mid) bod) fel)r, auf bem alten berühmten
Ort felbfi ju fielen, um nadfoubenfen Aber ba$, toai bai
2foge ring$ erblitft, unb über bie vergangenen 3al)t*
taufenbe!
herunter ben 93erg ging e$ fd>neller, id) fprang ju*
weilen fec^d gufl herunter in fd)Warjen ®anb, unb wir
waren balb wieber am @remttenl)au6, bai id) jeid)nete
unb baö fel)t malerifd) ifi. Auf bem 2Sefw> ift feine
9>fkn}e unb fein ©traud) ju fefyen, aber bie Umgebung
beä (fremitenljaufeS ifi lieber üppig unb grün. 2öir
waren fd)6n jugerid)tot, Äleiber unb (Stiefel aoff (Sanb
unb ©taub, festere ganj jerriffen! 2öir ritten lieber ju
unfern SBagen unb waren nad) eineinhalb ©tunben lieber
in ©ranbe Bretagne. Ate id) bie (Stiefel auSjog, waren
fte burd)ftd)tig, aOed bie freu) unb quer burd)fd)nitten,
Dotter SÄcfyer, fte mußten fortgeworfen werben. — ©en
10. 3«li ^ren tt>ir burd) ben 9>oftlipo nad) ^ujjuoli1),
festen unä auf ein ©d)iff, nid)t fe^r groß, ein leitete*
©egel mit t>iet Stubern, unb fuhren an ben 9tuinen ber
großen 93rücfe, bie SRero tn$ 3Reer Ijaitt bauen taffen,
ab nad) ber Snfel 3$d)ia. 2)a$ SÄeer war fo rufyig, baß
bie ©d)iffleute bie 9tuber brausen mußten, e$ war wie
ein ©ptegel, unb ti bauerte lange, bis wir anfamen. @rft
nad) SBaja9), bann nad)3$d)ta*), *>a würbe bergab, berg*
auf geflettert, bie alten Tempel befefyen, 2Bein getrunfen,
Seigen gegeffen, gejeid)net, in bie 93äber be$ dltxo ge*
froren, @ier barin in ein paar Minuten fyart fteben taffen.
©leid) babei ifi im SReer eine ©teile, wo ba« Sßaffer
ganj fyetfl ifi. Sie nämliche !Befut>$gefellfd)aft war wieber
beifammen, unb ba wir fein 28irt£t)au$ fanben, räumte
x) Sie ehemalige berühmte JJanbeWftabt ^uteoli
•) (Stätte be* glänaenbjten altrömtfften feabeort* Satae.
*) Äleine 3nfel, 10 Kilometer *om gejtlanb entfernt, mit
berühmten feigen »abenu
272 Subtotg dhntt ®rtmm, Erinnerungen,
unö ein geifllid^er «£err eine große ©tube ein/ tt>o ein
Seil in fd)led)ten 95ettenr bie anbern auf einer angenehmen
(Streu t>on ©elfd)fornftrol) bie 9tod)t anbrachten. Sie
95etten in Stauen ftnb metfi mit 2öelfd)fornfirol) gefüllt
unb fefyr fyod), baf td) immer crft auf einen @tul)i feigen
mußte, um fymixi }u fommen. @£ raufet unb rappelt/
n>enn man ftd) in fo einem 25ett ein wenig belegt/ aber
e* liegt ftd) fel>r gut barauf. 3n bem 3tmmer fingen
allerlei getftltd)e ©erätfcfyaften, £affeemül)le, 93üd)er, brei*
ecfige #fitd)en, Gtyorrdtfe, 93eid)t3ettel, 2öad)3fer$en unb
bergleicfyen mel)r.
2öie e$ anfing Sag ju werben, gingen nur anä nal)e
SÄeer, baä nod) ebenfo rul)ig unb fUtt war* Sie golbne
©onne ging lieber prad)tooll auf unb glänjte im SReer.
3d) faß am Ufer unb jetd)nete, ganj allein, unb war ganj
in ©ebanfen vertieft über bie prächtige SWatur! 3d) fy&re
eiwaä hinter mir, fefye mtd) um unb — ttrieber ein folcfyer
©nglänber ftefyt mit bem ©taä in ber Jßanb hinter mir!
Sal)tn feilten bie Sid)ter gelten unb an Ort unb
©teile bid)ten! Söenn fte bann bie «£errltd)feiien alle
felbfl gefeljen unb empfunben tyaben, bann fann toai brauä
tt) erben; fo bieten aber bie meiften rul)tg hinter bem
Ofen 9tfd)tgefel)ene$, 9ttd)terlebte$ unb nod) weniger
©elbfiempfunbeneS unb glauben bann/ wenn ftd) bie SSerfe
reimen unb fcfyöne erhabene SBorte aorfommen, fte fyätten
nun weiter nid)t$ ju tun/ afö bie Sachen in ein ©olb*
fd)mttbänbd)en bruefen ju laffen! Sie armen Seutel
Sa fein 2fiftd)en ging unb baä 9Reer fxdf> gar ntd)t
regte/ fo fuhren wir lieber ab/ um an bem Sag nod)
nad) SRedpel ju fommen, benn bei eiwaä gutem Söinb
fann man wol)l in brei ober fcter ©tunben bafyin fommen.
Ser ^refiel fagte: „Sonnerwetter (bamit fing er ge*
wdfynlid) an) waä ii ba* t>or >e SBafferfafyrt, ofyne 2Binb
fann mer ntj mad)e." Sie neapolttanifcfyen SDtotrofen (wenn
td) biefe ®fel fo nennen will) ruberten aber nur etwa eine
SJtertelfhtnbe, fo ftng bää 9Reer an ftd) ju bewegen, ot)ne
Das preugje von Sd(!tid)terti( \a\5.
Hu* f, $. Stimm.
i (Suaita, geb. Brentano, |B20.
Uadi f. £. Stimm,
V. ©tetnau, JJranffitrt SBüwf)en. Statten. 1815—1817. 273
ben geringften SGBtnb, unb ba« nmrbe immer ärger , nun
tarn ettt>a«, aber fei>r tt>enig 9Binb, ber Sappen ttmrbe
aufgefpannt, unb ber Heine SBinb brachte un« bod) t>on
ber ©teile! 5Da« SReer ttmrbe jufefyenb« größer unb bie
2ßeflen fyod) unb immer J>öl>er, ba Jagte ber 9)rejlel:
„3)onnertt>etter, ba« toirb fyibfd), tt>a« n>itt ba« gett>e,
tt>enn mer net t>on ber ©teil fomme!" unb td) merfte
tt>ol)l, ba|l ifym angjl ttmrbe* 2Me SRatrofen probierten
äße« 9Äöglid)e mit bem ©egel, aber ttrir famen nid)t tt>eiter
unb ttmrben t>on einer SöeHe auf bie anbere gefd)leubert,
bie immer Ijöfyer unb I>öl>er Ijeranfamen* 93rentano, ber
©eereifen gemacht fyatte, fagte: „2)ie Äerl« t>erjlel)en
nid)t«!" unb fo tt>ar e« aud), 2Bie fte nid)t« mefyr an*
jufangen ttmßten, fingen fte an, Stofenfranj ju beten.
(Snblid) ttmrbe ber SBinb ettt>a« ftärfer unb blie« in ba«
Heine ©egel, ba ging e« t>ortt>ärt«* 5Da« ©d)iff lag fo
auf ber ©ette, baß mir ber 2(rm, tt>omit id) auf bem
SKanb lag, burd) unb burd) naß tt>ar, tt>ie aud) öfter
SBeffen l)ineinfd)lugen unb ba« SBaffer fo&iel tt>ie möglich
au«gefd)öpft ttmrbe* 2)er ©türm mochte tt>ol)l eine fyalbe
©tunbe gebauert l)aben, ba übergaben ftd) fcfyon einige*
©er 9>rejiel fagte ironifd): „3a, ©onnemetter,*tt>er ba«
niäjt gett>ot)nt tft!" ♦ ♦ ♦ Äurjbarauf ttmrbe er aberfefyr {HO
unb tt)ie eine Quitte fo gelb im ©eficfyt; id) frug il)n, ob
il>m etoa« fel)le; ba er }a bie ©eefranfyeit nid)t befäme,
fo müjfe er fonft umt>ol)l fein* @r fonnte aber faum
mefyr antworten, fo befam er bie ©eefranffyeit, unb fo
entfefetid) tt)ie fein anberer* (Sin SWatrofe t)ielt ii)n, unb
er toürgte unb übergab ftd) in« 3J?eer ofyne Aufhören,
unb bie SBellen fd)lugen il)m oft in« ©efid)t unb pulten
tt>m ben SRunb ab* 3d), ber id) fo ettt>a« nod) nie ge*
fefyen fyatte, tt)ar erftaunt über bie große 9taturerfd)einung*
2)a« ift ettt>a«, ba« muß jeber felbjl erleben, befd)retben
läßt e« ftd) nid)i Ungeheuer l)ol)e bellen, tt)ie ©ebirg«*
fetten, famen un« entgegen, ba« ging immertt>äl)renb in
bie Siefe unb tt)ieber in bie #öl)e, ein ewige« ©efdjleuber,
Bnbw. @rimm, $rutnf rangen. 18
274 £ubttig @mü ©rimm, (Srfnnerungetu
3)cr Sötnb ttmrbe ttrieber weniger, unb ber 3nfel 9>rociba
gegenüber famen ttrir md)t t>on ber ©teile* ©iefe Snfel,
bie beinahe auä einem einjigen ungeheuren gelfcn befiel)!,
ttmrbe t>on ben SBctten gepeitfcfyt, bie bis oben anfcfylugen
unb ringsum einen tt>eifen ©d)aum bilbetem Die größten
©reimajter fuhren in einer gett>iffen ©ntfemung an und
vorbei, aber bie 28eHen gingen fo l)od), ba# man t>on ben
©d)iffen manchmal gar nid)tS, bann lieber baä ganje
®d)iff i« fe^n befanu 3d) backte oft, foHtc bie unge*
fyeure SBelle, bie jefct fommt, unfer elenbeä ©d)iffd)en
nidjt begraben? 2fber ben 2Cugenblicf tt>aren nur barüber
fyinauä! Oft fd)ien bie ©onne burd) bie in bie 2uft ge*
fd)leuberten grünen ©eilen, unb bie ©onnenftrafylen auf
ben SBetten blenbeten bie 2fogen* 9tun erl)ob ftd> triebet
SBBinb, unb nur fuhren bei 9>ujjuoli vorbei unb famen
Neapel ndt)er; aber ber ©türm ttmr nod) ungeheuer;
SBrentano reichte mir ein ©tücf 93üffetemrft unb 25rot,
unb ttrir fingen an ju ejfen* 3Me anbern tt>aren aber
nod) in einem miferablen 3uftanb; enblid) Ratten ttrir bie
©trafte, tt>o tt)ir tt>ol)nten, *>or unä, aber in tt>eiter gerne,
unb bie ©Ziffer getrauten fid) nid)t, näfyer ju fafyren* ©o
n>aren ttrir tt>aljrl)afttg nod) fhtnbenlang ben Söetten prei$*
gegeben, unb man mußte nur fud)en, ftd) an irgenb ettt>a$
feftjufyalten* &i tt)ar, alä tt)enn ttrir btö auf ben 9Reere$*
grunb gefd)leubert unb ttrieber in bie <@ftl)e geworfen
würben! 3d) backte art bie gute SÄutter, bie immer ju
unä Äinbern fagte: „©er liebe ©ott ifl immer bei eud),
n>o il)r aud) feib!" — 3d) tt>eiß nid)t, ttrie e$ fam, aber e$
tt>ar mir, atö näherten ttrir unä bod) ber ©tabt, unb bie
©djiffer fingen an ju arbeiten, unb ttrir famen nad) unb
nad) jttrifd)en baä ßaftett a SWare bei Neapel1) unb bie
gelfenbldcfe, tt>o t>ermutlid) bie Söetten nidjt fo tt)irffam
tt>aren, unb t>on ba ttmrbe lasiert bis an bie SJRauer, tt>o
x) @S tft tooty (Saftel belTOro unb ber aud Reföbföcfen be*
ftefyenbe üBoio bi ©. SBicen$o gemeint, ober ber leitete unb bie
anbeten gleichartigen SÄoli.
V. ©tetnau, granffurt «Wunden. StaUem 1815—1817. 275
wir bann enblid) ausfliegen! 3n ber testen Siertelfhmbe
würbe aud) mir fibltg, unb wir brei nod) $erfd)onten
fafyen fd)on elenb au«; tint l)albe ©tunbe länger auf bem
9Reer — unb aud) wir l)ätten bie ©eefranfyeit gehabt!
©o waren wir, aufler ben t>icr SRatrofen, nur allein *>er*
fd)ont geblieben« 28te icf> au« bem ©d)iff flieg unb bie
Sreppe an ber STOauer hinauf unb auf bie ©traße tarn,
war mir wieber ganj wol)L @« war mir aber ben gangen
Sag nod) bis jum 3ubettegel)en, al« würbe id) gefd)aufelt
Sie übrigen, befonber« ber arme ^>rcftel, faljen nod) wie
Sote au«; fie würben au« bem @d)iff gebracht unb festen
ftcf> auf bie erflen beften (Steine, unb nad) einer Viertel*
fhtnbe war alle« wieber gut ^>reftel fyat nad)l)er wenig
mefyr t>on feinen früheren ©eereifen erjäfytt; im SWad)*
fyaufegefyen fagte er: ,,2Ba« l)ab' id) jefct *>on ber Partie?
ni& id) l)ab' gar ntj mel)r t>o mer gewußt, l>ab' nij ge*
felje, ba fd)lag e Donnerwetter in fo e fcuffcpartte! alle«
gel)t nod) mit mer erum, un id) bin putfdjenafj!" 2)er
gute ©eefyetb War ben ganjen Sag wacfelig; freiließ, auf
fo einem Keinen, elenben ©d)iffd)en, Wie wir e« Ijatten,
würbe icf) mid) aud) für bie 3ufunft bebanfen, in ben
©türm ju fahren, aber e« war bod) etwa« ©rofjartige«
unb 2fu£erorbentlid)e«! 2fm Ufer ftanben t>ielc 9Renfd)en,
bie bem ©türm aufaßen, einige fagten gerabe Ijerau«, fte
t)ätten jebe Minute geglaubt, wir wären verloren, ba
unfer ©d)iffd)en gerabe an einer fo gefährlichen ©teile
fo lange l)erumgepeitfd)t worben wäre* @in engltfd)er
©eeofjfyier, ber mit bem 9>erfpeftto bie ©ee betrachtete,
fagte nad)l)er, wir fyätten muffen tiefer in« ÜReer fahren,
biefe 9Ml)e be« Sanbe« fei fcl>r gefäfyrlid) gewefen, t>or
allen Singen aber feine neapolitanifd)en ©d)iff«leute
nehmen muffen, bie wären (Sfel au Söaffer wie ju 2anb*
SBir rodjen ftarf nad) ©eewaffer, unb ade«, wa« wir am
itibt fyatten, war fiebrig, fogar mein 3*id)enbud), ba«
bod) einen guten 3>la$ fyatte, würbe getauft, unb bie
Decfel waren ganj erweist 2Bir jogen un« au #aufe
18*
276 2ubn>ig @mfl ®rfmm, (Erinnerungen.
um, gingen bann }um @ffen in bie Srattoria <&ta. 2uria,
unb nad) Sifd) ging id) an* tfafiett, fefcte mid) auf bie
SOtouer unb fat) lange bem in 3But geratenen ©elf &on
9leapel ju« 2Öie femer Äanonenbonner lautete bai 2ln*
fd)lagen ber ungeheuren Söeffen an bie Seifen, unb ber
tt>eiße ©cfyaum flog in bie ?ufk 2)a$ große breünafHge
unb mit Äanonen befefcte ©adfytfdfyiff im ©olf, baä immer
t>or 2tnfer liegt, tanjte entfefclid) fyerum, Den anbern
Sag, atö id) mid) morgend im 93ett bei Sageäanbrud)
aufrichtete, tt>ar ba$ SÄeer nod) fo l)od)gel)enb*
2Bir befafyen ben Sag allerlei, befonberS in Äird)en;
atte im rbmifd)en ©ttl, t>iel 3ierate, n>enig ©efd)macf,
tt>enig gute 93ilber, 3m ©tubienpalaft fafyen ttrir eine
ungeheure ©ammlung SBafen1), fefyr große, feltene, l)6d)fi
intereffant fftr fciebfyaber, unb einige ttrirflid) prächtige
©pagnoletto*), meifl$Karterfaenen,«$L®ebaflian u*bgl,
feljr gut erhalten, nur bie ©Ratten beinahe fd)tt>ara* 2)ann
gingen ttrir t>or einige Äldfier, burften aber nid)t hinein*
3m ©iubienpalaft tt)aren aud) nod) eine ÜRenge 25ronae*
fachen au* Pompeji, unb einige alte gelehrte 9Ränner mit
Statten auf ber SBafe brachten jerrijfene Stollen alter
©Triften auf 95aumrinbe ober Rapier ttneber in Orbnung
unb frabbelten feljr ernft unb fleißig bei ben feltenen
©ad)en Ijerum*
x) 3Me Safenfammtuna im 9tationalmufeum am 9torbenbe
be$ Solebo entölt über 4000 2*afen au* ®räbern Unterhalten*,
2Cud) bie l)ter genannten Söilber SÄtbetra* getreu ber ®emälbe>
fammlung btejeä Snftttutä an; ebenfo bie f)ier ertt>äl)nte ©amm*
lung ber fletnen, meift pompejanifcfyen feronaen, eine große
Stfblfotyef unb bie f (einere ber 9>ap9rt, b. t>. ber in 45erfulaneum
1752 entbeeften ©ammlung fcerfofylter v>ap9ru$roHen, bie Subtotg
fyter aulefct im ©tnne tjat
*) 3ufepa SÄtbeira, gen. ©pagnoletto, 1588—1659,
jpanlfdjer Hofmaler unb SDHtglteb ber 2lfabemle ©. Suca in
Stom, malte metft gräßttdhe ®egenftänbe unb aetcfynete jld) burefy
grellen ® egenfafc uon Siegt unb ©Ratten au* ; baö ftarf e Sfiaty
J)unfeln beö ©Ratten* fft faft allen feinen Silbern eigen.
V. &tefoau. frranffurt. «fcündjen. Italien. 1815—1817. 277
5)aä ©t* Sarlo^eatcr1) ftonb (n Steinen rol)
wteber ausgebaut, feine genfter unb Suren waren aber
nod) barin; im 3nnern ijl e$ t>on ungeheurer ©rbfje, id)
glaube fünf bB fed)ä 93ogenreil)en übereinanber* Ott ftefyt
an einem fd)led)ten Ort in einer engen ©trafje, nid)t weit
t>on ber SÄeßbenj be$ Äönigä* 25er Sicerone Sarlo führte
un$ aud) in baä SSolfötfyeater, wo ber Hanäwurft bie
Hauptrolle fpielt Sajjaroni, SWatrofen, 9)acffned)te, SBeiber,
alte unb junge 9J?äbd)en, aße$ burd)einanber; eä Würbe
entfefclid) gelacht, ein niebriger, fdjwarj geraupter ©aal,
worin eine 2uft jum Umfommen war* 2)a$ Ärgfie waren
aber bie glöfye: eä war nid)t möglich, länger al$ eine
Siertelfhmbe barin auäjufyaltem
Unfer Äutfd)er*), ben wir in glorenj angenommen
Ratten, war ein geborner SWeapolitaner, war gutmütig unb
befolgte ad)tfam, wa$ tt)ir woßten, babei immer luftig unb
nic^t fyäßlid), war J[ebe SWinute bereit bie 9)ferbe anju*
fpannen, war aud) pfiffig, babei aber ein feiger, furdjt*
famer ÄerU Die 9täd)te burd)jufal)ren war il)m J)öd) jl
juwiber, unb ic^ fyabe ben fräftigen Surften mefyr ate
einmal bleich werben unb jittern fefyem @r fyiefj Sarlucci,
unb feine ^ferbe, bie er fefyr lieb fyatte, gel)ord)ten ifym auf
9>ftff unb Söorh @r fufyr un$ nun in ber großen ©tabt
©ott weif} wo aß fyerum, ber fcfywarje Sarlo jlanb hinten
auf unb nannte unb ejplijierte aße$, bie 9>aläfte, bie
Äirdjen, Älöfter; ba Waren aud) ©trafen t>on ©tunben*
länge, ganj eng, fo baß faum ber 28agen burd) tonnte,
bie Käufer alle maflit) t>on ©tein, fünf bi$ fed^d ©tocf*
werfe fyod) *). ©al) man in bie Jj?5J)e, fo fal) ber Himmel
J) 2)a$ 1737 gebaute Seatro (Sarlo fft mit ber 9torbfeite
beä Äömgäpalafteä serbunben unb nad) ber @fala fn SDtotfanb
ba$ grofjte Statten^, faßt 7500 3ufdjauer unb würbe gerabe ba#
malt, nacfybem e$ $u Anfang be$ 3af)re$ abgebrannt war, wieber
fyergefteHt unb fcfton am 12. 3anuar 1817 sottenbet.
*) Subwtg bat itjti gejeidjnet unb rabfert, 9tr. 125.
*) 2Cud) ad)tftötffge finb nid)t feiten.
278 Subwig <5mU ®rtatttt, drhtnerungen*
lote ein langes blauet 93anb auö, alle* von oben bte
unten bewofynt, n>ot>I meift «£anbwerfer, benn e$ fianf
t)ier aucf) nad) allem SJWglicfyen unb flopfte, fy&mmerte,
fägte unb lärmte überaß, bie ©traße feucht unb fcfymufcig«.
3d) lernte einige fel>r artige 6fterreid)ifd)e Offtjierc
fennen, mit benen tcf) oft Spaziergänge machte, unb lieg
mid) fpäter tfyrem ©eneral1) vorjMen, ber mid) auf einen
25aß einlaben ließ* 35ie 3Jerad)tung ber 6fterreid)tfd)en
9D?iIitärd gegen bie neapolitanifdjen ©olbaten tt>ar merf*
würbig; id) fyabe nie einen 6fterreid)ifd)en Offtjier mit
einem neapolitanifcfyen gefyen fefyen* 3d) fyabe mit meinen
2lugen gefefyen, baß neapolitantfd)e ©taMofftjiere an
6fterreid)ifd)en ©d)ilbwad)en vorbeigingen unb bie ©d)ilb*
Wad)e il>r ©ewefyr bei guß ließ ober ftcf> l)erumbrel)te
ober gar vor ifynen auäfpie* 3d) faig im ©efpräd) eine
©d)ilbwad)e, ob jte nicfyt vor neapolitanifdjen Offtjieren
ba$ ©ewefyr anjie^en müßten* „@ure ©naben," fagte er,
„ba$ ftnb lauter Äerlä, bie beim erjlen ©d)uß weggelaufen
finb, vor fo einem ©aumagen jie^t ber 5fierreid)ifd)e
©olbat baä ©ewefyr nid)t an"8)* Die neapolüanifcfyen
Offtjiere fyatten rote Uniformen, reid) mit @olb, fte ließen
firf) aber Wenig fefyen; bagegen muß bie 6jierreid)ifd)e
SJefafcung fefyr ftarf gewefen fein* 2tm fyäuftgften ging
id) mit ben 6fterreid)ifd)en Offtjieren nad) bem J&afen,
bann auf bie in* SWeer fül)renbe 9J?auer, worauf ber
*) Sttugent, f, ®. 286.
■) @in neapoKtantfdjeä ßeer von 12000 «Wann befefcte mit
ben Ghigtönbern @nbe Sflovember 1798 ba$ aur SKepubftf erftörte
9tom, wo e* waefer plünberte, lief aber im Dejember vor ben
granaofen unter (Sfyamptonnet überaß fort, fo baß biefer Neapel
befefcte, wo bloß bie veralteten Saaaaroni fld) für tfjren Äbnig
f cfylugett 2fud) 1806, bei ber awetten Vertreibung gerbinanbälv*
burd) bie granaofen, fluttete bie 60000 «Dtonn parte 2Crmee unb
jerftreute jtd), of)ne gefaßt werben ju fbnnen, 9tur in ®aeta
verteibigte ftd) ber 9>rtna von £effen*9tyflippätal tapfer, unb nur
ein gana Heiner Seil ber 2Crmee folgte bem Äönig nad) ©üilien;
3ofepl) 93onaparte unb Stturat ftettten eine frana&fffd>e
2frmee von 50000 SDtonn auf, ba eine nationale nid)t möglich war.
V, ©tetwro. granffurt. SDHmdjen. 3talteit 1815—1817. 279
?eud)tturm fiet}t; bai treiben unb ?eben ba war un*
glaubltd)» 3GBit raupten einige 3igarren, bie guten Ferren
Äameraben fd)tenen mir aber t>on ädern wenig entjütft;
id) fagte ifynen, fte wären ju beneiben, baß tfe t)ier in
©arntfon lägen* „O, J&err Äamerab, glaubend baä fyalt
ja nid)t, i fyab'S en fyier bidf unb genug, waä fyab'n benn
tt>ir l)ier? nfe! SBenn'S fyalt nid)t lang bauert, laß i
mer'$ fc^o g'fafle, aber i »011^ t)alt bod), i war wieber
j\£au$!" 3d) fagte, biefe l>errlirf>e ©egenb wäre nirgenbä
wteber ju fhtben, ben 2Jefm>, Pompeji, bie Snfeln, biefe
2(uÄftd)ten ufw* befomme man nur I)ier ju fefyen* ©iefe
2Beltmertwürbigteiten müßten fte ja nid)t tterfäumen alle
ju betrachten, bad wäre wa$ für ba$ ganje fceben; tt>o
fte aud) wären, würbe fte bie (Erinnerung freuen. „3a,
ba fjaben ©> fd)o red)t!"
SBir I)6rten bann einer gifcfyerfamilte ju, bie auf
einer 95arfe faß unb jur ©itarre fang, e$ war eine eigene
tümlicfye SWelobie* 5)ann fam 95rentano unb 9>ref(el;
ti würbe über Schiffbau u* bgl* gefprodjen, bann waä
eine gafyrt nad) ©tjilien foftete* 2)ie JÖjterreicfyer fußten
e$ nid)t, meinten aber, wir würben bie (Erlaubnis md)t
be!ommen, ba jtd) auf einigen ©Riffen bie 9>ejt gejeigt
l>abe, waS benn aud) feine 9tid)iigfeit I>atte* SEBir fyatten
t>or, bie SReife nadf) ©ijilien ju madfyen, e$ würbe unS
aber Wirflid) trofc allen 93emül)ungen abgefd)lagem
5)en 15. 3uli fuhren wir nad) #erfulaneum, befal)en
im SWufeum1) bie ausgegrabenen taufenberlei ©adjen,
©tudtwänbe mit greSfobilbern, 25ronjefad)en, unter anbern
SRerfwürbigfeiten t>erfol)lte «§aferKrner, alles biefe* au*
Pompeji; nad)l>er würben gadteln angefiedft, unb wir
*) (SS gibt bort fein ÜRufeumj bo* würben bamalS bie
ausgegrabenen ©d)äfee — aud) bie t>on 9>om»eji, bie jefct im
SRufeum in Neapel mtb, in ben föniglicfyen 9>alaf* in 9>ortfd,
ba* wie SRejma auf ber 20—30 Stteter bieten «ßerfulaneum
bedenben ©ajlatnm* unb ©cfyuttmajfe liegt, t>erbraa)t. £ubwig
fcat bort aud) baS SöaSrelief gejefdjnet, 9fr. 213.
280 Subtoig (Smil ©rimm, Erinnerungen*
gingen unter bie @rbe In ba£ alte 23)eater, ba$ bie
glfifyenbe Sat>a fibergoffen fyatte* Da faf) man bie Sogen
unb bie Ordjeftra; in ber Sat>a tt>ar nod) bie I>al6e gftgur
eine* SBeibeS abgebrüdft1), eä ttmr ba unten aUeä fd)tt>arj,
naß, glänjenb, flU)I, unb einzelne fd)tt>ere SBaffertropfen
fielen nieber, eä rod) nad) eingefperrter, feuchter ?uft
Sann frieber unter ben lieben blauen Jjimmel, unb nun
nad) Pompeji, barauf u>ar id) fefyr gefpannt* @nblid)
nad) einer ©tunbe tt>aren tt>ir barin, an bem Ort, tt>o
t>or mehreren taufenb Sauren alle* lebte unb u>ebte, tt>o
9Hiniu$2) herumgegangen tt>ar* 2Cn ber alten Äaferne
tt>aren nod) bie 3*id)en unb graben, n>eld)e bie ©olbaten
baran gefd)rieben unb ge$eid)net Ratten, nod) in ben engen
©traßen bie Qfafyrgeleife t>on ben fd)tt>eren, breiten SÄäbern
ber SÖagen* 2)a ftanben in ben ©tuben nod) bie ßatit*
mül)len, womit fte bie gxud)t mahlten, in ben 3immern
2Kofaifböben, oben Aber ben Suren in SKofaif SALVE,
nod) gut erhaltene gfreäfobilber, 3frabe$fen aller 2(rt,
meift gefdjmadtooß, ©lumen, ©irlanben, ©prüd)e* Die
©räberftrafje ifl l)öd)ft intereffant, ein ©rabmonument
am anbern, einfach, gefd)macft>oH, manche Hein, anbere
ttneber grofk Oft finb Keine Öffnungen baran, ttoburd) man
l)ineinfel)en fann, ba ftel)t man Weine £)llfimpd)en flehen*
3Jom ©rabmal ber Sttamia8) — id) fyabe eä gejeid)*
*) Außer biefer £öl)lung, bie ba* „junge 3Räbd)en mit einem
SRtnge" umfaßt fyatte, finb nod) siele anbere erhalten, naeft benen
ber fpätere Leiter ber Ausgrabungen, ber 2(rd)äolog ©.gforellt
(1823—96), ©fpäfiguren IjerfMen lieg.
*) ©er ältere 9>lintu$ befanb fid) am 24. Auaujt 79 n. ®)x.
alä 95efel)l$t)aber ber glotte mit feinem gleichnamigen Steffen in
SWifenum, fufyr burd) ben 2(fd)en* unb ©tefnregen über ba$ STOeer
nad) ©tabiä unb tourbe am folgenben Sage an ber Äüfte son
©djtoefelbünften erftteft, ein Opfer feiner SSißbeglerbe. Die
©djilberung biefer 4)inge enthält beä Steffen 9>lfntu$ Sörtef an
Sacituä, 6, 16.
8) Da« ©rab felbft, hinter einer fyalbfreiäfdrmlgen »anf
mit einer ©nmblage für bie Söilbfäule, ift »erfunfen; bie 3n<
fdjrtft ber 93anf ftef)t im Corp. inscr. lat. 10. 1. ®. 117, 9ir. 998;
V, ©telnau. granffurt. «Wfind&en. 3tattetu 1815-1817. 281
ntt1) — tfi nod) t>ieleö tt>ol)terl)alten; {n einem £a(bjirfel
flehen 3nfcf)riften, unter anbern: Mamiae P. F. sacerdoti.
publicae. locus, sepultur. datus. decurionum. decreto.
Über ba£ ©rabmal t)tn ift eine fyerrlicfye 2(u£ftd)t auf*
üReer unb bie blatten Serge. Sann gingen nur in ben
Sirhtä2), meift aDed Don SKarmor; l>errlic^e, gut erhaltene
Sempel, Heine unb groge, mit ©äulem Arbeiter ttaren
gerate befd)dftigt, eine neue ©trage ausgraben; bie
@rbe ober 2Cfd)e, bie fte tt>egfd)aufelten, ift ganj leicfyt,
unb Pompeji müßte fcfyon Idngft ausgegraben fein, aber
bort gefyt aöe^ langfam, trag unb fcfyldfrig* Da* meijte
ift nod) mit ©rbe bebedft, tt>orauf SBeinberge unb 33dume
flehen* Die ©trage, tt>oran bie Arbeiter bamafö befdfydftigt
ttaren, foD bie ©olbarbeiterftrage getoefen unb mancher
foftlidje Qfunb fdjon nad) Neapel gebracht Sorben fein«
©tragen fraren aud) fet>r enge ba, bie J&dufer Hein,
t)5d)ften^ für eine gamilie, manche* beftanb nur auö
einem Bimmer, aber alle jierlid) unb ber ©oben auä
9Äofaifc 28enn id) mid) in ber engen ©trage Dor eine
2üre fefcte unb fo über baä alle* nad)bad)te, tvai ttar
ba* fftr tin ©efüljl! Unb xvai belebte jefct biefe ©tragen
unb $dufer? 9iid)t$ afö @ibed)fen, an allen genjtern,
auf Stoppen, auf Steinen, freuj unb quer fprangen fte,
mir liefen bie unfd)äblid)en Sierdjen auf bem SJeinfleib
t)inauf btö auf* Änie, oft fed)$ toaren an mir unb be*
tradfyteten mid) — fo tt>ed)felten fte ab. ©ie finb Diel
gr5ger al$ bei un$, oft fyaben fte bie ©rdge Don einem
gug unb fd)iUem prad)h>olI in grüner, roter unb gelber
garbe* ©te fdfyeinen fefyr neugierig ju fein; regte id)
anbere 3nfd)riften finb aber bafelbft nic^t seraeicfynet. ©te
Söorte bebeuten : „Der ©taatäpdefterin 9tt., Sodhter beä 9>ublfu$
(SDtomiuS), ift burd) 23efd)(ug ber 9tot$l)errn biefe ©rabftätte 31t*
erfannttoorben." ©ie finb oben in Keinen ftatt in großen Söud)*
ftaben wiebergegeben.
') @$ ifl im ©fiaaenbud), bie SRabierung f. 9tr. 209.
■) 2Cmpl)iteatro.
282 Subwig 6mil ®rimm, ©rinnerungen.
mtd), fo waren fte im Xugenblidf weg, aber ebcnfo fcfynell
wteber ba* — 3n Pompeji fattben wir ben preußifcfyen
fcanbfcfyafter Samuel SÄbfel, ein Heine«, magere«, etwa«
»erwacfyfene« SWdnncfyen, gefreite« ©ejtdfyt, lebenbig, geiffc
reid) *)♦ @r fyatte ein ©fijjenbud) in fleinem gormat bei
ftcfy, womit er überall ftanb unb jeicfynete; er rdfonnierte
über alle«, er t>ob oft unbebeutenbe ©acfyen bi« in ben
$immel, unb über gute fdjimpfte er* ©eine 3ttd)nungen
gaben jebe«mal ein fd)one^ 93ilbd)en, aber alle« war tt>ie
über einen Seift gefcfylagen; e« war fein Sfyarafter in
ben 3*id)nungen, bufcenbweife t>at er in einem Sag folcf)c
3eid)nungen mit nad) «§au« gebracht, unb wo bie 3eid^
nung fein 95ilb werben wollte, fefcte er au« feiner %btt
ju* ©oldje 9taturjeid)nungen fommen mir t>or wie
Sügen — id) verlange alle« treu nad) ber SWatur,
oljne eignen 3ufa^, ol)ne alle SRanier* Die« ifi
ber SBBeg, um bie l)errlid)e 9tatur fennen ju lernen! 3d)
glaube gewiß, baß alle großen 2anbfd)aft«maler forgfftltig
bie 9tatur fhtbiert l)aben, nad)l)er fonnten fte in Äompo*
fitionen machen, xoai fie wollten*
91 5 fei war ein angenehmer ©efellfcfyafter, trieb ftd)
fdjon lange in ber ©egenb t>on Neapel fyerum, wußte alle
gfledfe, wo etwa« ju fefyen war, au«wenbig; id) glaube,
er war au« 93re«lau*)* 9>reftel jeidjnete wenig, war
faul unb trag, flagte über bie große $4**/ ftfete ftd) in
ben <&d)atkm unb raupte eine 3igarre unb gab auf feinen
lieben Äfirper ad)t*
*) Der 93erlfner 2anbfd)aft«maler ©amuel SRöfel, geb.
1768, war feit 1794 Seiner, 1802 9>rofejfor ber Ornamenten*
$ef dfmung an ber berliner Söauafabemte. 10 3&l)re fpäter fanbte
er ®oetl)e eine 3*fd)nung son $ajfo« ®eburt«l)au« bei ©orrent
unb trat fo in $8e$iet)ung $u tt)tn, wie er aud) mit 3*lter be*
freunbet war; ®oett)e tyat Ü)tn awei ®ebid)te gewtbtnet, f.
£empelfd)e 2lu«g. 3, 170f. 3n Söerltn trug er immer eine SJtoppe
sott 3*id)nungen mit fyerum, bie er mm Söetracftten gab (f. m.
93toar. *. grbr. SBilfen, ©. 147). «ubwfg« Stabferung t>on
SRdfel f. Sir. 67; aud) bie 3*id)nung baju tft sorfyanben.
*) @r war in Berlin geboren unb ftarb 1843 in 9>ot«banu
V. ©tetnou. fttanffurt «Wonnen, Stalten. 1815—1817. 283
Stele ©tunben gingen ttir in Pompeji t}erum unb
befafyen atteä auf ba$ forgfäliigfle; ttrie nrir abfuhren,
famen — SngWnber an! SBon ba, auf malerifdjen Söegen,
red)t$ in ber Entfernung baä SReer, fuhren tt>ir nad)
Stocera1)* 3d) jeidjnete ba bie fefyr malerifcfye Äircfye
©♦ SDfaria SRaggiore, bie früher ein fyeibntfcfyer Sempcl
tt>ar; t>or ber Äircfye faften auf bem ©raä ©nippen, bie
jur ©ttarre fangen. Sann nacfy faßatJa2), an bem be*
rühmten SBenebiftmerflofter t>orbei nad) ©alerno, baä in
ber Siefe Hegt
©er ©olf *>on ©alerno ift fcfydn, aber mit bem *>on
Neapel nid)t ju dergleichen! ©alerno fal) wm 95erg l)er*
unter auä ttie grofle Steine; auf febem £auö fonnte man
oben fbajteren gefyen, bie 2Cu$ftd)t unb frtfd^e ?uft ge*
niesen *)♦ 3$on ba ben anbern borgen burd) fcfydne 28ege
nad) (Sboli4)* 3n biefem I)5d)ft malerifcfyen ©tdbtctyen
ttmrbe baö SEor mit ben fd)6n fid) aufeinanberbauenben
J&ftufern unb £ird)en gejeicfynet Sann liefen tt>tr und
3>alm#t>eige t>on ben SBdumen fyauen, um fte mitjunefymem
«Die fd)6nfien 2floen, Äafteen, ©ranaten u* bgL ttmdjfen
fiberall tt>üb unb üppig umfyer* Die SÄänner ftanben an
ben Jpäufern ober faf}en faulenjenb ba, in braune, fdjmufcig*
rote ober grflne SRdntel ober ©tüde Sud) eingerollt 3n
*) SRocera fupertore, Ärefä ©alerno, baä alte Sttuceria, l)at
eine runbe Saufftrcfye au* bem fünften 3af)rf)unbett mit acfyt*
ecftgem, son acfot SRarmorfäuldjen umgebenen Saufbecfen, gu bem
©tufen hinabführen.
*) @tne ©tunbe fübtoeftll* t>on ber ©tabt <5at>a bei Sirreni
Hegt bie ehemalige, im elften 3al)rl)unbert gegrünbete »enebifr
tinerabtei (Santa £rinife bella <5at>a, jefct (tote SWontecäffino)
getftltcfyeS fyaeum.
•) ©alerno, im SSRfttelalter berühmte mebfjbiiMe JÖocfyfdfyule,
toar bamalä sdttfg fyeruntergefommen, bie Untoerjltät befonber*,
bie benn aud) im folgenben 3<ri)re aufgehoben warb.
4) Die ©tobt, ju Wlfpp* IL Seiten fpanffd), gab ben
gürftentitei für befien ©ünftling be ©ifoa unb beffen ©attin ab,
bie in ©(fyiHer* ©on Äarloä im toefentllcfyen ungefd)tcf)tlid) *or*
geführt nnrb.
284 Äubwig dmfi ©rintni, ßrinncrutt^n.
bem 2Btrt$l)au$ fonnten wir aufler SBein unb trocfenem
93rot tt>eiter nidjtä befontmem Unfer Garlucci mußte ben
$errn SBirt fecfyämal rufen, efye er fam, ba tterfprad) er,
wa$ wir wollten, aber wir befamen nicfytä, unb bie 9tad)t
war'S in bem elenben ©tfibcfyen t>or ^ifee f aum auäjufyalten,
aber bie ©terne blinften prdcfytig Dorn Jjimmel SÄorgenä
bei 2age$anbrud) jeidjnete id) nod) bie fd)6ne Äirdje
<3an ©iofcanni bti @boli, unb bann fuhren tt)ir lieber
ab unb waren balb am ©ilaro, welcher Sampanien
wn Sucanien, bem ehemaligen ©roß*©ried)enlanb, [Reibet
2Cuf einer gäfyre Würben ^ferbe unb SBBagen fibergefefct;
auf bem anbern Ufer angefommen, wollten wir nod)
jeicfynen, aber bie große Stenge wunberfd)5ner @ibed)fen
ließen unä nid)t baju fommen, jte waren ju Jjunberten
um un$, unb eä famen immer mefyr, gewiß nur au$ 9teu*
gierbe* 25er Sarlucci fing mehrere, ließ fte in ben Ärmel
frieden, balb famen jte wieber oben am fragen fyerauä,
fat)en jtd) um unb liefen bann fcfynell feinen Üiücfen
herunter*
2tuf bem 2Beg nad) bem Sempel t>on ^)ejlo war ein
©umpf, worauf nur bie Äöpfe t>on SJüjfeln fafyen; wir
wußten im Anfang gar nid)t, waä eä war, biä wir bie
jurücf gebogenen ^ftrner faljen, ber ßarlucci mußte füllen
galten, woju er gar feine 2uft Ijatte* ©ie fafyen un$ eine
f leine Söeile mit ifyren f leinen, boäfyaften 2(ugen an, bann,
richtete jtd) einer au* bem fdjwarjen SBafferfd^lamm auf,
ber fcfywarje SKorajl lief an feinem Seib herunter, unb er
madjte SDMene, unä einen 23efud) $u machen» ©ed)ä biä
fieben anbere erhoben ftd) aud) in bie $5l)e, il>re 2(ugen
nad) unä gerietet — ba fuhren wir bod) weiter! 3^te
gfarbe war aud) fcfywaq, jte Ratten bie ©rftße Don £)d)fen,
aber l)dßlid) gebaut ©er Sarlucci erjfi^lte fel)r ängjWid),
mit biefen SJefWen fei fein ©paß ju machen, wenn fte
jemanb niebergeworfen fyätten, f nieten jte ftd) auf il)m
fyerum, biä il)m alle Änodjen im 2eibe jerbrocfyen wären!
©nbltd) ftiegen wir an ben weltberühmten, jum Seil
V. ©tefnau. granffttrt. ü&ünd&en. Stalten. 1815—1817. 285
nocfy gut erhaltenen Sempein *>on 9>e|lo au«1)* ©fe Qfarbe
be* SRarmorä l>atte einen »armen, tttoai gelblichen 2Eon,
mitunter blaugrau, angenommen. Sie flppigflen Kräuter,
SBüfcfye, große 9>flanjen unb 93lumen, im J&intergrunb ba$
SWeer unb ber blaue Fimmel gaben ein fd)5neö, l)6d)fl
intereffanteä 2(rd)itefturbilb* Sei unferm J&erumgefyen
fprang l)ier unb ba eine ©erlange in großen ©äfcen ba&om
9Rein greunb griebrid) tton ©drtner l)at biefe Sempel
in ©roßformat nad) ber SWatur gejeidjnet unb felbjl fd)ßn
in SRfindjen lithographiert, td) glaube aud) mit Sejt; ba
fann fte jebermann felbfi fefyen unb jtd) *>on iJjrcr ©cfyftn*
fyeit überjeugen8)* 3d) nafym mir ba allerlei 2Cnbenfen,
jerbrbcfelte ©tfiefe SSRarmor, 93lumen unb 9>flanjen mit
Unter bem Tempel be$ Neptun faßen in ©nippen aui*
rufyenbe 93üffell)irten, bie td) jeicfynete, aud) ein alter
babei mit SWamen Sarmino SRtcoletti8)* 3f)t* garbe tt>ar
braun, fte fyatten fpifee, hellbraune $iljl)üte auf, «£aW,
gfiße narft, einige Ratten eine ©ol)le wn 95üffelleber mit
©djnüren um bie güße gebunben, bie jungen tt>ie ber alte
fjatten lange ©töcfe in ber <£anb* ©ie ttwren fel)r gut*
mutig unb betrachteten un$ ebenfo neugierig tt>ie bie
<8ibed)fen* <&$ fear fefyr fyeiß ba, unb t>om SWeer fam
fein Süftcfyen, unb am blauen $immel ließ ftd) fein 2S5lf*
d)en fel>en; wir fyaben in ben ©fiulenfyallen in «£embä*
drmeln und oft abfüllen müfien. 2Benn ber ©eefyelb
9>reftel feine 2Cngjt t>or SJipern, ©drangen unb ©for*
pionen gehabt fyfitte, gettriß tt>äre er n>o eingefdjlafen, er
*) 2tom alten 9>aefhtm finb Steinen, ©tabtmauer, $ore,
£ürme unb 2fotpl)ttf)eater unb brei Stempel erhalten, son benen
ber be$ ©tabtgotteä 9>ofeibon ein SRetftertoerf altgriedjtftyer
SBaufunft ift.
•) Subita irrt fid) Wer: grbr. ®ärtner f)at 1819 ©tehu
bruefe mit erlauternbem iejt unter bem $ftel: „2lnfld)ten ber
am meiften erhaltenen SWonumente ©faflfenä" rjerauägegeben.
*) Den Sarmino SRtcolettf f)at er auch rabtert, Scr. 126,
aber auffaüenbenoeife auf 3efd)nung unb SRabterung atö Sicerone
beaetcfynet.
286 8ubn>fg Ohnil (Srfoun, Erinnerungen.
fal) fo mübe, lebenäfatt unb läcfyerlid) au$! 91 6 fei fh>d)erte
überall fyerum unb l)atte eine 3eidfymmg nad) ber anbern
fertig, er fdjien t>on ber ©onne ganj tt>ie auägebftrrt ju fein*
2Sir fuhren ben nämlicfyen 2Beg lieber natt) 9teapel
jurüdf, nur baf} tt>ir untertt>egä bei Sa ßa&a1) ba$ in
gelfen liegenbe, fefyr malerifdje Älofter beftiegen unb überall
herumgingen unb alleä betrachteten unb nod) einmal 9>om*
pejt befugtem 3d() beftieg nod) einmal ©t @lmo, um
bie überaus prächtigen 2anbfd)aften unb 2Cu$jtd)ten mir
red)t tn$ ©ebäd)tni$ ju prägen, benn ©d)dnere$ t)ab ic^
bod) nid)t tt>ieber ju fel)en befommen! 9lid^t tt>eit t>on
9>oplipo am 9Äeer, tt>o baä Ufer flad) ift unb äße paar
SfRinuten eine Heine @bbe unb glut eintritt, ba fyatte id)
grofle 8uft, einmal ju baben, ging eineä borgend ganj
frül) bafyin unb fanb ba nur ein paar gtfcfyer* 3d^ 30g
mief) au$ unb ging in bie SBeHen, id) t>attc mid) aber
»errechnet: bie erfien ©eilen taten mir nidjtä, aber bie
legten tt>arfen mid) über ben Raufen, unb id) ttmrbe balb
herunter*, balb l)eraufgefd)mijfen; ba id) mir aber mit
©d)tt>immen ju Reifen ttmßte, fo l)atte bie ©ad)e nid)t$
ju fagen, ba ofynebem ba* ©eeiuajfer bejfer trägt afö
anbereä* 2Bärc eä jemanb pafftert, ber nid)t fdfynrimmen
fonnte, fo tt>äre fdjneHe <£ilfe notoenbig getoefen* 3d()
ging nacfyfyer nid)t mefyr fo tt>eit t>or, ba tt>ar benn ba$
2BeHenfd)lagen aufjerorbentlid) angenehm, aber eine ?abung
©aljtt>affer fyatte id) bod) in ben nfidfyternen SKagen be*
fommem 9tad) bem 93ab fyatte id) ein 25rennen am
ganjen Seib, aber eä verging balb ttrieber*
2Cuf bem 58aH bei bem 6fierreid)ifdf>en ©eneral2) fanb
x) «. 0. e. 283, 2f. 2.
■) „£>er öfterrefd&jfd&e ©eneral" toar t»ol)l ber Oberftfom*
manbierenbe ber 44000 £)fterreicf)er, bfe Ä&nfg Serbin anb IV. (L)
(1759—1806, ifc06— 15 auf ©f$fifen befdjränft, 1815—25), ein
träger, nur ber 3agbluft frönenber, t>on feiner grau SJtoria Caroline
(f. ©. 267) befyerrfcfyter gürft, in ©olb genommen fyatte, ba ba*
ganj jerrüttete neapoUi J&eer »feie 3afyre au feiner Sßieberauf*
rfd)tung beburfte. ©teSttarbamald ®raf SRugent, 1777—1862,
V. ©teinau. grcmffuti. 3»üncf>en. 3talteit 1815—1817, 28T
id) eine SRenge Offnere, aber wenig neapolttanifd)e, unb
bie ba waren, nmren Obrifie ober (Generale in reichen
Uniformen, aber jte würben falt befyanbelt; aud) t>ie(e
Ferren in 3tt>il gingen fyerum. Die Samen Ratten nid)tö
.<ll)arafterifKfd)eö im 2Cnjuge, meljr ben SRobetten im SRobe*
Journal äfynlid), aud) nur wenige mit bem angenehmen
Xudbrucf ber Stdmerin ober gar glorentinerin; fted)enbe
fd)tt>arje Äugen, aber gut gett>ad)fen, unb einige von fyeller,
Rarer JJ?aui ©ie manövrierten aud) gut mit ifyren gßcfyerm
©ie 2Ruftf vom SSRilttdr, welche fptelte, war vortrefflid),
unb eö Würbe aKed burd)einanber getanji 2fn @r#
frif jungen unb aßen guten ©acfyen war Überfluß, aber
aud) an 28 arme, trofcbem baß beinahe alle genfer auf*
fianbem ©er ^err ©eneral frug mtd) nad) ber ©t&rfe
beä furljefitfcfyen Äorpä, unb wo wir im gelbe alle ge*
fianben, tt>tet>iel Kavallerieregimenter wir Ratten, bann wie
ti mir t)ier gefalle, ob id) Neapel fcfyon früher getannt
fyabe. 2fud) er fagte: „@* ijt l)ier föftlidf), aber bie 2Ref>r*
jafyl unferer Seute wfinfd)t pdf) J)ier weg," unb ladjenb
fügte er ju, „e£ ijt t>alt fo, wo man t>er ift, ba ift man
fyalt alleweil am liebftem" Dann fagte er: „SBenn ©ie
vielleicht nod) eine 3eitlang fyier bleiben, bann fönnen
(Sie unfer ganjeS Äorpä bei Sapua beifammen fefyen, wo
einige Übungen fiättfmben; e$ ijtSfynen eine Heine (Sparer*
fat)rt ba J)inau$." 2Bunberfd)ön gewad)fene ungarifcfye
junge Offtjiere Waren ba, aud) von fdjöner ©ejtd)täbilbung,
ganj anbete Söefen tt>ie bie fteifen 25öl)men! X)ie mir
befannten Offtjiere fanb id) aud) auf bem 58aB* SBBie^
viele 93efanntfd)aften machte id) ben 3(6 enb! SJeim
ein Srlänber, ber aber fcüf> nad) $)rag gekommen unb in dfter*
reidjifcfie SHenfte getreten war; 1817—20 vettaufcftte er btefe vor*
übergefyenb mit neapoUtantftten, machte fldE> aber burd) @tn*
fütyrung be$ dfterreid)lf<ften Äetrtebä unbeliebt. 3n ben Äämpfen
ber dtevohttionöaeft 1848 unb 49 machte er feinen tarnen burd)
feine Stättgfelt in Oberitalien unb Ungarn befannt unb würbe
gtlbntarfdjatt.
288 8ubwfg (Smfl (Drimm, (Erinnerungen.
Sattjen framte id) all meine italiemfd)en 93rodfen aud; fte,
bie fd)6ne Sßnjerin, fprad) ungeheuer frf>neK SWeapolitanifd),
einzelne SEBorte l)abe id) l)erau$gebrad)t, feine fonnte ein
2Bort ©eutfd)* 2Baä fie Don mir Derjlanben l)at, weift
id) nid)t, aber eö würbe Diel gelac^t^ Diel gefprodjen unb
getanjt 35en 6fterreid)ifd)en Offneren ging e$, wie id)
Don ifynen l)6rte, nid)t beffer atö min 93eim Anfang beä
2anje$ gab mir bie Sßnjerin jebeSmal ben gftdjer, am
@nbe würbe er % mit einer Serbeugung lieber über*
reicht; nad)l)er fal) id), baß ti fo Sitte War* @nglifd)e
Offtjiere waren aud) ba; fte betrachteten mit ifyren ©d)iff$*
perfpeftiDen bie 35amem 9tur Wenige fyabe id) tanjen
fefyem 2lud) ber ewige ©uglänber, bie J^dnbe auf bem
SRüdfen, fianb ba; id) bin bod) begierig, ju Wijfen, wo
id) ben einmal nid)t mefyr fefyen werbe! — 3m ganjen ift
ba$ SJolf in SWeapel l)äßlid), bie alten SBeiber tviz tin
©tüdf ©ofylleber, alle Anoden ftnb jtd)tbar, nur bie 2(ugen
feurig, ber 2lu$brudf unangenehm, bie jungen SSJWbcfyen
feiten angenehm ober gar fd)ön, gefyen aber mit lebenbiger
^Bewegung* @$ fcfyeint bort unglaublich Diel unwtffenbeä,
lteberlid)e$ 2umpengeftnbel ju fein unb erftaunlid) Diel
2lrmut; ebenfo großer 9teid)tum ift aber gewiß aud) bort,
nad) ben fyerrlidjen ©traßen unb kauften ju urteilen, unb
baju nod) in einer <£anbel$* unb JßafenftotoL 5Me
Sajjaroni1) fcfyeinen eine eigene 2Crt 9J?enfd)en ju fein,
ungefähr fo wie bie 3igeuner, ein friftiger, fd)öngebauter
9J?enfd)enfd)lag, freunblid), gutmütig, gefällig, banfbar,
arm, gefyen fyalbnacft, ftnb freifyeitäliebenb* 3Me neapoli*
tanifd)en 9!J?ftnner ftnb nidjt fd)6n Wie bie übrigen 3taliener,
wie granjofen ober ©panier*
©ewfifynlid) gegen Xbenb gingen wir in bie große
x) ©er 9tame biefer unterften 2tottdffoffe Stteapelä, bie
übrigen* fl>re (Etgentümlidjfeit immer mefyr Derltert, bebeutet an>
gebltd) „®d)üfclfnge be$ qL 2a$aru$", bie nod) nad) ber dhtt*
foffung aud ben Sajaretten baö grobe itranfenfleib weiter trugen;
|ung
jbtfe
e* jbuen ft>rct 60—70000 fein.
r
V. ©tefnau. granffurt ÜRünd&en. Statten. 1815—1817. 289
Solebaner ©trafje jum Äorfo, bie jebeömal gleid) t>oI *on
9Renfd)en war, nur immer anbete Silber* ©onntagä
fufyr bie fcfyöne SBelt auf ber großen, breiten ©trafje1),
wo wir wofynten; ba war SBagen an SBagen, aud) ber
$of fam, unb \>iel SWerfwfirbige* war an 3Renfd)en,
9)ferben unb Söagen ju fefyem <&$ würbe fel>r langfam
gefahren, unb bie 2eute tonnten ftd) in ben SBagen be*
quem grüßen* Tili id) mid) ben legten Sag in meinem
SJilberjimmer fd)lafen legte, überbaute id) nod) einmal
ba* triele SRerfwürbige, ba* id) gefefyen; atteä, alle*
fam mir wie ein Sraum t>or, fo ungeheuer t>iel in ber
furjen 3eit! SBarum, backte id), fyaben e* meine liebe
©d)Wefter, bie gelice unb bie Zifttla nid)t aud)
neben mir fefyen Wnnen!
@in paar Sage t>or unferer 2fbreife fam ber SBirt
unb fagte, ti fei ein junger SRenfd) auä «^effen^Saffel ba,
ob er mid) Wol)l fpred)en finne. Tili er fyereinfam, gab
er mir eine ©cfyrift, bie (wie gewöfynltd) in 9teapeO mit
(SgjeHenj anfing, worin er fefyr untertänig mid) batf it)m
t>on 9teapel fortzuhelfen; er fftnne e£ unter biefem falfcfyen,
fd)led)ten ©pifcbubem>olf nid)t länger anhalten. @r fei
al£ ©tallfned)t mit £5nig SÄurat t>ier^et gefommen, jefct,
ba er fd)on lange feinen ©ienft l)abe, Wtffe er nid)t wo*
t)in, unb fönne aud) feinen ^)aß befommen, um nacf) J&auä
ju reifem @r fei auä ber ©rufelgaffe, tt>o feine (Sltern
gewohnt fyätten. 3d) gab it)m nad) SJermögen, unb
SJrentano fyatte bie ©fite, beim preuf}ifd)en ©efanbten2)
ftd) für ü)n ju Demenben. Da wir balb abreiften, fyabe
id) t>on feinem ferneren ©d)icffal nid)tä Weiter gel)6rt.
3d) weiß nodj nid)t, auf weld>e Ttxt ber SKenfcfy midj fyat
auäfmbig machen ffinnen.
SKorgenä — bie ©onne war nod) lange nid)t auf —
x) SÄtoiera bi <5t)fata.
*) Der ®otfyaer Jßoffalenber tterjeftfynet für 1816 nod)
feinen, unb aud) für 1818 einen £errn Degen nur atö preuffc
fd)en Äonful.
8ubi». @rimmt Erinnerungen. 19
290 Subnrfg (£mU ©rimm, (Erinnerungen.
tt>ar ber SBagen gepatft unb bie 9>dffe in Orbmtng, ba
flieg td) nod) einmal auf bie platte unfereÄ großen ©aft*
fyaufeä unb befar) mir jum lefctenmal ba$ Panorama
biefer parabieftfcfyen ©egenb, bie Orte, 3nfeln, wo xoix
att getoefen* 9Ran fal) nod) l)ettleud)tenbe ©terne am
bunfelblauen J&immel, nur nad) ßften erhellte ed ftd)
ettt>a$; ba$ 99?eer lag Jefct rufyig t>or mir, unb eine an*
genefym ffifylenbe ?uft fam mir t>om nal)en 9Äeer entgegen«
SBie nnmbert>oH mdrd)enl)aft atteä! $ier n>aren feine
fd)arfen SBinbe, fein ett>ige$ SRegettoetter, feine trüben
Sage tt>ie bei un$, ttrie ttmnberfd)ön tt>ar eä in 3talien —
unb bod) badete id) mit innigfler greube unb J&erjftopfen
an mein getiebteä SJaterlanb, an mein teurem J&ejfenlanb!
Steinen blflfyenben SMtyling, ben ©efang ber äfögel, meine
eichen* unb 25ud)entt>filber, SJeildjen, Wai* unb ®d)lüjfel*
blumen, meine Söiefen, 25erge unb Säler fyätte id) md)t
geben unb auf immer tterlaffen mögen um all Med ganje
9>arabie$ Doli ©d)6nfyeit! 3a, e* ift nid)t$ ferner in
ber 2Belt ate ba« »aterlanb!
2tU tt)tr im SQBagen fafjen unb abfahren tollten,
ftanb — ber SWönd) am SBagen unb gab jebem ein
£5rbd)en mit Xpfelftnen unb prad)ft>often SMumen; fo bin
id) in Neapel mit SBlumen ertt>ad)t unb lieber mit 93lumen
abgefahren!
@ä tt>ar b&mmerig geworben, fo fuhren tt>ir langfam
burd) bie fülle, große ©tabt @$ begegnete und faft
niemanb, bie Äird)entreppen lagen t>ott fdjlafenber tana*
roni, in il>re SDMntel ober 2umpen gebüßt, feiner fal) ftd)
nad) uni um; fo famen ttrir t>or baä Sor, tt>o bie öfter*
reid)ifd)e ©d)iltooad)e langfam auf unb ab ging unb t>er*
mutlid) aud) an tt>re J&etmat badete.
2Bir blieben in SWolo bi ®a*ta unb fuhren tt>egen
ber J&ifce gerabe ben gefährlichen 2Beg in ber 9tad)t
weiter; Sarlucci bat jttar bringenb ju harten biä jum
Sag! Unfere ^ijtolen, ettt>a jeljn gute ©pfiffe, toaren
in 23ereitfd)aft, al$ ttrir in bie 9lad)t hineinfuhren« @*
V, ©tetnou. granffurt. ÜRündjen. 3talietu 1815—1817. 291
bauerte aud) nid)t lange, al* und Sarlucci aufmetffam
machte auf mehrere und entgegenfommenbe §iguren; bie
9>iftolen tt>urbcn ergriffen unb in 95ercitfd^aft gehalten,
lebet follte feinen SRann t>ornel)men, um feinen t$ef)lfd)uj}
ju tun; fo erwarteten wir, wa* fommen würbe. 15er
^>reflel war fefyr ängftlid), ober fefyr frol), wie bie ©ac^e
vorüber war: e* waren vorüber jtefyenbe SBallfafyrer,
9R&bd)en, grauen, Äinber unb SÄänner* 2(u$er ein paar
SReitern auf (Sfeln unb ben 6fterreid)ifd)en tyihifö I)aben
Wir bi* Serracina nidjt* ju fefyen befommem SBon ba
fyaben wir ben ndmltcfyen 2Beg btö 91 om jurüdfgemad)t
3n 9ieapel J)atte id) 95riefe t>on ©affel, e* war gott*
lob! alle* wol)L 3acob fd)rieb unter anberm, fie wären
fel)r erftaunt gewefen, t>on mir einen ©rief au* 95ologna
ju erhalten; wn ba f>atte id) nämlid) juerft nad) ßaffel
gefd)rieben, bafl id) nad) Stalten abgereift fei« 3n 9tom
würben nod) t>iel Partien gemacht, unter anberm bie
9>eter*fuppel erftiegem 35a oben ift eine ungeheure 2fu**
flfy, bodf) rate id) niemanb bie @r fteigung be* Äreuje* an %
bie etwa* fdjwinbelerregenb tft! Die SSRenfcfyen unten
fefyen t>on ba wie 2tmeifen au*!
SQBieber früfymorgen* fuhren wir burd) bie 9>orta
bei 9>opolo ab; bie fyödjften Äunftwerfe ber SBelt Ratten
wir gefel>en unb Sntereffante* im ©ebdd)tni* für* ganje
?eben gefammelt! 3n 9io neig Hone2), ba* Wie an bie
gelfen angeWad)fen ju fein fd)ien, befafyen wir und bie
bergige @egenb* 3d) jeidjnete unten am guß ber 95erge
ein fefyr malerifd)e*, fleine* italtenifcfye* Äapelld)en; bie
großen gelfen überragten bie fleine ÄapeHe, t>or beren
Sflren alte SÖeiber fpannen unb junge, fd)5ne 9J?dbd)en
mit Äinbern fpieltem SJrentano t)atte 3udf erwerf ge*
fauft unb »erteilte e* unter bie ©pielenben; ba* gab einen
*) Da* £reu$ ijt 11 Stteter f)od), unb mit feiner ©pifte er*»
reicht bie Düppel bie J^5l>e *on 132 V, SWeter.
■) ®täbtä>en über bem alten <5iminifd)en ©ee, nod) in ber
9>ro*inj 9tom.
19»
292 gubtoig ©mtl ®rfmm, Erinnerungen.
3ubel unb einen toafyren 3ufrui>r t>on Hein unb grofj!
SRonte giadcone1) lag auf ber «£5l>e; tt>ir liefen unten,
tt)D bie ?anb|rraße t>orbeigel)t, ben Sarlucci galten unb
fliegen ben 95erg hinauf. SSor bem ©tabttor timrbe bad
SBeijenftrol) t>on t>ter ^ferben ausgetreten anftatt ge*
brofd)en, eine red)t faule, träge, italienifcfye 33et)anblung.
Hai ©Wbtcfyen tt)ar nrieber fet>r retywD; ed ti>ar ba ein
äuflerft malerifcfyed 2:or, über unb unter bem Zox bad
pdpftlicf)e SBappen, bie «papfhnfifee mit bem 9>eterdfd)lüffel
ufttx daneben ein grofed Zifferblatt mit fed)d römifcrjen
3al)len, barüber bie SKauer turmartig err)6r)t, auf bem
Jürmcfyen ein ßreuj mit einer S^fyne, n>oran eine jiemlid)
jrofe ©Iorfc befefHgt n>ar; ein SRitter mit einer San je
lanb babei unb fd)lug bamit auf bie ©locfe, n>enn bie Ur)r
d)lug* 3m ©täbtcfyen n>ar alled leer, eine #audtüre fianb
auf, tt>o toir im Snnern einer ©tube einen SJtonn auf
bem SJoben jtfcenb fanben, ber an ettt>ad flitfte* 2Bir
gingen ind ©rubelen ju bem bürren ©cfyneiberlein unb
fafyen rflcfroärtd jum genfler fyinaud* 2Bad für eine
l)immlifd)e 3udftd)t fyatte ber ©cfyneiber! ©an) nal), tief
unten ber 2ago bi 93olfena*) mit l>errlid)fien Ufern, unb
red)td unb linfd bie fd)5nfien gemen» 2fod) ba* @tübd)en
t>om ©cfyneiber tt>ar malerifd); ber 2(lte lief ftcf> gar nid)t
frören unb machte einen ©tief) nad) bem anberm 2Bir
frugen il>n, ob er und t>on bem berühmten SEBein t>er*
fcf)affen fönnte; mit einem ©afc tt>ar er in ber $öt)e,
erführe und 9Mafc ju nehmen, fprang tt>eg unb fam balb
toieber mit jtoei in ©trot) geflochtenen glafcfyen jurfief,
t>olte aud feiner Safere ein ©lad unb fcfyenfte ein* ©er
*) 2fm ©übenbe bed ©eed *on Söolfena (f. o. ®. 254, X 3);
ber 9tame bebeutet glafcfyenberg; bei bem 640 m fyod) gelegenen
©täbtd&en n>dcf>fl ber buref) 28. SBüllerd beitered ®ebid)t be*
fannte ÜRudfaftoefn. 58etbe Orte tyit Subnrtg im ©ffaaenbud)
gejefcfynet, am 24. ba». 26. 3ult
9) i)er tfoei beutfcfye Quabrarmeilen aroße, tiefe ©ee, mit
feinen floet 3nfeln, auf beren einer Xmalafuntya, £>fetrtd)d t>on
Äern Softer, ermorbet toarb, ift burefy feine ©d)dnf)ett berühmt.
I--
V. ©teinau. granffurt SWüncfyett 3taliett 1815—1817. 293
2öein xvax füf unb gut unb fpotttt>ol)lfeil* SJrentano
fcfyenfte ü>m nod) ettt>ad für feine 9JNH)e unb frug il)n,
ob bad bie aDerbefte ©orte in ber ©tabt todre* ,,2(d)
nein/1 fagte er, „toenn ©ie ben bejien trinfen sollen,
fommen ©ie mit mir!" 2Bir folgten bem ©cfyneiber, unb
er führte und in eine ©tube, bie feljr groß tt>ar* 3n ber
SDfitte ftonb eine grofe, mit grünem Sud) überzogene
Safel, ttoran fed)d meifi alte, el)rtt>ürbige £erren, einige
in Vertiefen, fafen, Diele ©Treibereien t>or ftd), bie ü>re
tt>id)tigen arbeiten fortfefcten, ol)ne und il>re 2(ufmerffam*
feit ju fcfyenfem Unfer alter ©cfyneiber ging, ben #ut
in ber <@anb, auf bie ttürbigen Ferren ju unb fagte,
ttur todren grembe unb tt>ünfd)ten ben beften 2öein ju
fyaben, ber nur ju befommen n>dre, Äaum n>ar bad ge*
fagt, fo (prangen fte atte fed)d auf, unb jeber fagte, er
fyätte ben beften, unb alle jur Sure l)inaud! 28ir festen
und an bie ^eilige Safel in bie bequemen 2(rmfeffel ber
eljrtoürbigen Ferren unb lachten laut über bie t>6cf>ft
fomifcfye ©jene, auf er bem ©cfyneiber, ber nocf) mit bem
#ut in ber #anb unb heruntergefallenen, alten tooKenen
©trumpfen ernftt>aft im JjMntergrunb fianb* @nblid) fam
einer nad) bem anbern, jeber mit glafcfyen bepacft, in ben
#dnben, unter bem 2(rm, unb in ifyren großen SRocftafdjen*
©ie fcfyoben bie Rapiere auf bie ©eite, unb in einem
3lugenbltcf fal> ed ba aud ttrie in einer SBirtdfiube, unb
fecf)ö ©Idfer ftanben fd)on oollgefcfyenftl ©iefer 2Bein
toar freiließ ettt>ad anbered: ganj fftfilid), tin wahrer
©amentoein, füfS, aromatifd), du^erft angenehm ju trinfen,
nur jammerfdjabe, bafS man it>n ntd)t t>erfd)icfen fann!
2öenn ein ©lad leer ttar, ttoDten ed jiKe fed)d lieber
füllen! Die Ferren liefen und auf it)ren ©tüfylen ftfcen
unb erfd)6pften ficf) in #&flid)feitdbejeugungen* 2Sir
fauften ifynen it>re oierunbjtoanjig ober gar breifig Slafcfyen
ab; Srentanod SJebienter ^pt>iCff>f> unb ber ©djnetber
trugen fte jum 2Bagen unb ftopften, n>o 9>lafe n>ar, bie
glafcfyen fyitu 3Bie toir fyernad) erfuhren, ljatte und ber
294 Subtofg <£mtl (Stimm, (Srinnerungett
©cfyneiber in* 9tatl)au*, in* ©effion*$immer, gebracht,
tt>o bie ehrbaren 9föagijirat*perfonen be* ©täbtcfyen* t>er*
fammelt waren* 28ir l)aben über bie @efd)id)te nod)
lange gelad)t, unb e* ttäre eine fcortreff lid)e ©jene in ein
fcuflfpid flen>efem 9Bir fafyen au* ber gerne nod) lange
ba* malerifdje ©täbtd)en unb backten ber 2Borte
„Propter nimium Est, Est
Dominus meus mortuus est."1)
Stabicofani*) auf ben Xppenninen liegt fel>r fd)ön;
auf ber l)&d)fien ©pi£e liegt in Krümmern eine öefhmg,
e* fiefyt nod) 9Wauertt>erf unb Surnu Sann über ©iena8),
9>oggibonfi4) nad)glorenj* @l>e tt>ir nad) glorenj famen,
ttmrben ttrir t>on einem ©etoitterregen überrafd)t, ben id)
nid)t leicht fiärfer in ©eutfd)lanb erlebt ljabe* Stadler
tt>ar eine l)errlid)e, tt>ol)lried)enbe ?uft, alle* rod) toit
SMumen um glorenj6)* 2Bir befafyen nod) einmal bie
©alerien, befonber* bie im 9>alafi ^>ittv bann bie Äird)*
tfiren t>on ©fyiberti6)* ©egen SSRittag fuhren ti>tr ab,
famen an ben Ort, tt>o bie berühmten Florentiner ©trol)*
1) $erfe au* 2B. SWütter* oben ertöntem ©ebfcfyt
(£enbelfrf>e 2lu*gabe, @. 201). „3Befl er alfon »iel *om 3Bein
Est Est getrunfen, ijt mein #err geftorben." — Der 3Bein l>eif}t
fyeute norf) Est Est, unb in ber alten Unterfircfoe ©. glattfano
&or bem J^auptaltar ftobet ftrf) *or einem ©rabjtefn auf befon*
berer platte norf) bie 3nfrf)rift, bie jur ©age 2fnlafJ gab.
2) Da* ©täbtrfyen liegt am abrang eine* Söafaltfegel*,
900 m fyorf).
•) Die ©fyfbeffinenftabt ©iena, fyorfjbebeutenb aurf) für bie
tfunft, mit feinem Dom, bem fdftlirfyften 9öer!e ber ®otif, ben
J&auptjife ber ©otif überhaupt in Statten, fyaben fl* auffallender'
toeffe ganj übergangen.
4) 35 km fübtoeftlid) fcon ftlorena; t>on bort befugt man
fyeute ©. ©fmigniano, ba* italfenffcfye SKotenburg a. b. Zauber.
ö) Die Ütücfreife *on 9tom nad) glorenj unb aon ba narf)
ÜÄüncften fcolljog ftcf) alfo auf ganj anberen 2Begen al* bie
J&inretfe.
•) Sorenjo ©htberti, 1 1455, ift berühmt burrf) feine beiben
93ronaeiüren mit Scelief* *on 1424 unb 1452 am Söaptifterium
in glorena.
V. ©tefnau. granffurt. SRündjen. 3talien. 1815—1817. 295
fyüte geflochten toerben l), ju jtt>anjtg btä fyunbert Xhtfaten
ein ©tuet 2)ann übernachteten ttrir in einem ©täbtcfyen,
beffen Stauten id) nid)t meljr tt>ei^ T) ; eä tt>ar bort ein
großer Auflauf, unb afc ttrir auf ben 95alfon beä ©aft*
fyaufeä gingen , ttmrbe ein mit Letten unb 93anben ge*
feffelter berüchtigter SRäuber unter ftarfer 95eberfung burd}*
geführt; er fal) fel>r trofcig auä unb fottie fed)$unbbreifKg
9Korbtaten betrübt traben.
3n ?it>orno*) famen ttrir ben 2* 2(ugufi am Sie
©tabt ift n>eber angenehm, fd)ön nod) malerifd)* ©aä
interejfantefie ift ber <@afen* Sie ©ee ging fcl>r l>od),
unb bie 2eute erjäfylten, t>or einigen Sagen fei ein unge*
teurer ©türm geroefen, ©djiffätrfimmer tagen nod) im
45afem Ttbmbi ttaren wir im Sweater, tt>orin aud)
SRarie ?uife, bie ©emal)lin 9tapoleon$, affloefenb tt>ar4)*
2Bir befugten bie Äorallenlager, baneben ttmrben fie in
aöerfftÄtten verarbeitet, bann bie 2(labafierfabrifem 28ir
machten eine Partie nad) bem ettt>a jtt>ei ©tunben tt>eiten
9Wonte 9leroö) am SReer; auf beffen ©pi£e faljen ttrir bie
Snfeln ©orgona, Sapraja, ©orfifa unb @lba im SSReere
liegen. @$ tut mir fefct nod) leib, ba$ ttrir nid)t nad)
(Sorftfa ober @lba gefahren fmb* Den anbern Sag fuhren
ttrir im «§afen fyerum unb beftiegen ein gried)ifd)e$ ©d)iff
au$ 2(lejanbrien; td) jeid)nete barauf eine ©ruppe t>on
SÄoljren unb ©riechen in ifyren Straften6)* 9Bir toaren
*) Da* Dorf ©igna. ■) 2Bof)l (Smpoll
•) «toorno ift trofe feiner 100000 (bamal* 40000) <5tn*
toofyner nod) immer für 9lid)t!aufleute bie toenfgft interejfante
©tabt Stalten* ; bie SRebfct fyaben e$ au$ einem ganj bebeutungfc
lofen aenuejtfdyen Orte $u einem 3Beltl>anbel$ptafe gemalt.
*> Ataxia Sutfe hatte für* auaor, am 17. «Dtörj 1816, bie
^Regierung »on 9>arma, ^iacema unb ©uajtafla angetreten, bie
tyr 1814 im ^arifer grieben für «eben^eit (fie jtarb 1847) ju*
gefprocben n>ar.
6) ©ailfabrtSort mit einem SJtortenbtlbe; ber„©tf>tt>arae 95erg"
bat feinen 9lamen t>on bem fdnoar&en Marmor, aui bem feine
Söcfifeite befielt. *) SRab. dir. 123.
296 Subnrig (£mU ®rfmm, (Erinnerungen*
jum Greifen fertig unb tt>ollten eben in ben SBagen
fieigen, ba fagte ein SDtoutbeamter, ob ttrir feine Der*
botenen SBaren fyätten; bamii toollte er fagen: ©ebt mir
ein gute* Xrinfgelb, fo fönnt ü)r toeiterfafyren, 2Bir gaben
if)m aber nid)t* unb fagten, ttrie bie 28af)rf)eit tt>ar, ttrir
fyätten nid)t*, 9hm verlangte er, ber ganje Äoffer unb
alle* ©epäd mfiflte au*gepadt toerben* Der Äoffer ttmrbe
tton beuten in bie ©tube auf einen großen Jifd) gefiellt,
unb bie Äerl* padten ober tt>arfen alle* fyerau** 2Bie fte
fertig loaren unb nid)t* fanben, tt>aren fte ganj loütenb
unb fagten, e* to&re gut, unb tooKten gefyen* Da fagte
93rentano, er verlange , baf fte alle* ttrieber fo padten,
ttrie fte e* gefunben fyätten* 2(1* fte ba* nid)t tt>ollten,
ging ^Brentano tt>eg, tarn balb ttrieber in Segleitung
eine* SRamte*, ber ben 2euten befahl, alle* pünftlid)
ttrieber fo ju paden, ttrie fte e* gefunben fyättem 2Bir
alle untftanben ben Äoffer, unb tt>enn ettt>a* md)t red)t
tt>ar, mußten fte e* ttrieber l>erau*nel)men unb beffer
paden, bann ben Äoffer ttrieber auf ben SBagen befefHgem
Dann fagte ifynen 95rentano auf gut 3talienifd), fo grobe,
ungefcfyliffene SERenfdjen, ttrie fte tt>ären, Ritten ttrir in ganj
3talien nicf)t getroffen* @ie befamen feinen fetter, unb
ttrir fuhren enblid) heiter, Ratten aber bod) jfoei ©tunben
verloren; id) tt>eif} nid)t, ob un* bie Äerl* glüdlidje Steife
gett>finfd)t fyabem Überhaupt ift ber Unfug, ber *>on ben
SRautbeamten unb bei bem 9>äffe*rifteren fcerflbt ttrirb,
merftofirbig* 2Bie in Statten ftnb aud) bie in Deutfcfylanb
grob unb rof), aber mit bem Unterfd)ieb: fottrie man bei
ben italtenifcfyen in bie Safere greift unb ©elb jeigt, ftnb
fte auf ber ©teile f)öftid) unb bie greunbltcfyfeit unb ©e*
fdUtgfeit felbft! 3(m drgften ift e* im 9teapolitanifd)en;
ben 9>af} nehmen fte mit einer eifernen 3ange ab (au*
gurd)t t>or ber 9>efl) unb betrachten |ü)n mit einem
toütenben 93ltd, bt* fte ba* ©elbfttd feiern 3fl ber $af
fdjon t>ollgef ^rieben, fo Heben fte ein ©tüd fdjmierige*
Rapier baratv ftempeln ba* SBappen unb frifceln ettt>a*
r
V. ©teinau. gronffurt. «Wfincfym. Stallen. 1815-1817. 297
barauf unb fprifcen it>n bann *>off @fftg: fo geben fte it>n
mit ber 3<*nge jurücfc ©a* ©elbfHWf nehmen fte aber
jebeämai fd)neQ mit eigner #anb in (Smpfang, ber tya$
ifk bann immer in ber grbfjten örbnung* 3u$er in ?it>orno
ifl un* ber Äoffer nie auägepacft korben, mit einem ©tfltf
©elb tt>ar gleich alle* in befter örbnung* SKein 9>af$
mürbe balb ellenlang, grofle ©türfe verlor id) jutt>eüen
ba*>on: ba Hebten fte immer tmeber neue SHätfrr baran
unb frifcelten red)t* unb linf* burd)einanber unb machten
ü>n voller gierten unb fo fcfymufetg unb fd)tmerig, ba$ id)
einen @fel ba*>or fyatte*
3tt>ifd)en 2it>orno unb 9>ifa gelten tt>ir auf einem
Serge an, id) jeicfynete ba eine fel>r fd)öne Äapette an
einem Seifen, mit Oltoenbäumen umgeben, 9Äönd)e Inieten
bat>or, ein feljr fdjftner bett>ad)fener SRittelgrunb unb am
«£orijont ba* SSReer* 3n 9>ifa tt>ar triel 9Rerftt)firbige*,
bie ©ebäube, ber Sampo ©anto mit ben ©emdlben t>on
©iotto1); bann nad) ?ucca* 3n &*cca jeid)nete td) ein
merftoürbige* Äird)enportai*K Dann nad) SKaffa unb
(Sarrara; festere* ftel)t man nid)t efyer, al* bi* man bat>or
ift, nur ber 2Beg erinnert baran, inbem man baneben
immer JjSaufen tt>ei$er 9Rarmorfieind)en ftefyt, bie'jum 28eg
gebraucht werben* 3n ©arrara fafyen nur bie SJtormor*
brücke8) unb gingen ju SRaud)4) unb gxiebrid) Siecf; in
*) Die früher fäiftfjlid) bem ®iotto (t 1337) augeföriebenen
fraftooffen, aber fcJ>r serfaffenen greifen, £fob barfMenb, fotten
*on grance*co bi Söolierra fein.
*) äBojrt *on ber Äirdje ©an ®to*anni, über beren altem
portal bie «Ötobonna mit ben 2Cpofteln in Relief fitf> ffnbet.
■) Die fdhon feit 2000 Saften befannten ca. 640 23rfid)e in
(Sarrara unb SÖtoffa unb Umaegenb, bie Jd^rlid) ettoa aä)t SKitt.
Rtr. SDtormor au*fW)ren, ernähren etoa 10000 Arbeiter unb tyre
gamilfen. Dort baben t>tele Söttbbauer tfjre 2Ctelier*. (Sarrara
unb SDtoffa bttbeten 1815—29 nod> tin J&eraogtum unter ber
terjogin Söeatrice au* bem #aufe (Sjte unb fielen bann an beren
ofm, ben timoa aon SRobena.
4) efjriftian Daniel «Kau*, 1777—1857, au*.2CroIfen, ber
©otyn eine* n>albe<ffd)en Äammerbicner*, toar nad) fünfjähriger
298 8ubtt>fg (5mll ©rimm, Erinnerungen,
ifyren äBerffWtten fallen tt>ir fd)5ne Arbeiten , meiflen*
SJüfien* SRaud) fyatte eine fefyr fd)ftne *>om Äönig t>on
9>reuf}en eben fertig*
SSon ba naef) ©t Quirilto, tt>o eine außerorbentlid)
fd)5ne alte bt)$cmrimftf)e Äircfye in ber 2(benbbeleud)tung
ein fd)öne* ^Crdbitefturbilb bot
3n 2 er i er) verließ un$ unfer luftiger, gutmütiger,
£ef)t*e(t al* ©tefnmefc in J&elfen acfttaebnjäfyrtg narf) (Saffel au ber
bamal* *on Södttner geleiteten Äfabemfe gefommen unb r)atte
t>on 3ot). <5f)r. 9Uf)l, bem SSater «ubn>. ©ig. 9üf)l$, Untere
rtd)t im SRobeUteren unb ©cfyntfeen erhalten; bamalä arbeitete er
bie £irfä)fdpfe be* ©aal* ber Sdtoenburg in äötlbelmäb&be.
©eine gertiafett ben>al)rte tt)n aber ntd>t basor, lieber in ^Berlin
foniglfcfyer Äammerbtener werben ju muffen, fteben 3al)re lang,
1797—1804; er burfte aber in biefer 3eit ftcf> toentgften* toeiter*
btlben. SRit föntgllcfyer Unterftüfeung lebte unb jhtbterte er bann
biä 1811 unb toieber 1812—14 in 9tom unb (Sarrara unb be*
grünbete feinen Stufym 1815 burd) ba$ n>unben>oHe SJtormorbllb
ber Äonigfn fetffe im Charlottenburger SDtoufoleum. SBtt grfebrtcf)
$iecf, 1776—1851, bem Jüngeren »ruber 2ubn>ig $:tecf$, be*
freunbete er ffcct> 1811 fo fef)r, baß beibe in 9tom unb (Sarrara
unb 1819 in Berlin in einer ffierfftätte arbeiteten, ja fld) in
Aufträge teilten« — SRaud) n>ar naefy atoeijäfyrtgem Aufenthalt
in Berlin ,bamal* feit 27. 3uli 1816 (—18) gerabe toieber in
feiner Söerfftatt tnCSarrara tätig; $fecf beforgte bort bie innern
Angelegenheiten, ein liebenöttürbtger, bem genialen greunb fiel)
unterorbnenber SRann; stauch, eine entfd)tebenere, fraft&ouere
9latur, erlebigte bie äußeren ©efdj&fte, t)at aber beäfyalb ntd)t
ettoa auf jfcnen gebrückt; bei peinlicher ©enauigfeit in allen ge*
meinfamen ®efdf)&ften nrtrtfcfyaftete Zitd in eigener ©acfye fo
f Alecfyt, baß er au* ©Bulben unb ffitbrfgfetten aller Uli btä ju
feinem $obe nie fyerauäfanu — 9tad)bem Staud) eine erfte 5öü|te
grlebrid) ffitlfyelm* III. (iefct im J&ol)enaollernmufeum in
S&erlin) 1811 gefertigt tyatte (dggerS, 5, $afei 2), bat er 1816
nur eine ©ftm au einer ©totue be* ÄdnfgS gemacht, bie aber
nW&t ausgeführt toorben ift (baf. ©. 100, 171 u. 1, 220). Zitd
fyat t>oraug$n>etfe lüften fyergeftellt. SBtt tf)m, ber aud) 1803 fcfeon
»on Subtoigö greunb Giemen* Brentano eine reiaenbe dufte
(abgeb. bei ©teig 1, 224) gemeißelt Ijatte, n>ar Subttlg &on
SWüncfyen f)er fetyon befannt
l) Äletner J&afen an ber Ofrfette be* ®olf$ t>on ©peaaia,
etoa 7 km bon Siefem Ort entfernt
V. ©tetnau, granffurt. SÄftnd&en. 3taliett 1815—1817. 299
feljr furd)tfamer Sarlucci; tt>ir mieteten etn ®d)ijf bte
©enua1), toorauf 2Bagen unb aSe^ ©epdcf fam, unb
fuhren abenbö bei (Sonnenuntergang in ©otteä tarnen
int SReer* Sie ©egel ttmrben aufgefpannt, aber e$ tt>ar
toenig SBinb ba, unb baä ging fo in ber lauen, fternfyeHen
9tad)t langfam ti>etter; erft um brei Ut)r fam 2Binb, aber
um fed)ä Ul)r n>ar e$ toieber fo rul)ig, baf mx nid)t Don
ber (Stelle ju fommen fcfyienen, red)t$ t>ot>e, jacftge SBerge,
fteileö Ufer* ©ed)$ ©elpfyine umtanjten lange 3*it unfer
©d)tff, unb manchmal tt>ar ber t>atbe gifd) fid)tbar, unb
bie ©onne gldnjte auf ben ftlbernen ©puppen* Sann,
am ©olf t>on SRapaKo Dorfiber, tt>aren ttrir enblid) im ©olf
Don ©enua* ©efyr mit fafyen wir bie runbe, fd)5ne
©tabt Dor un$, aber bie gafyrt ging gar ju langfam, bi$
nur enblid) gegen 2(benb in ben fd)5nen #afen einliefen.
SBir mußten aber bie 9tad)t auf bem ©d)iff bleiben unb
fKegen erft ben anbem borgen an* Sanb* SSrentano
unb id) liefen unä auf ber öafyrt unfern SRonteftaäconer
2Bein gut fcfymecfen. ^ refiel ttoHte tt>eber effen nod)
trinfen unb fd)lief meift im SBagen* 2Bir logierten im
£ötel bella Silla*), tt>o tt>ir ein ©tücf ©tabtmauer wt>or
un$ ljatten, toorauf oben bie Seute fpajieren gingen. Über
bie STOauer fal> man in ben JjSafen, tt>o ftcf> Jaufenbe Don
SWaflen l)in unb fyer belegten unb ttueber ein fel)r leben*
bigeä SSilb n>ar. 3n ©enua ttar'ö fd)ön, unb e$ tt>ar
eine (Erinnerung an Neapel, erreichte aber bejfen para*
bieftfd>e ©d)önl)ett bei weitem ntd)t 3ntereffant tt>ar
unfere ©träfe mit iljren marmornen 9>aldfien, bie tt>ir
meift befafyen, Don benen aber bie meiften leer ftanbem
©iefe fd)5ne ©träfe ifl am SReer8), unb bie 9>aldfte
*) Die ©tretfe beträgt ettt>a 90 km. ■) 3ft nod) Dorfyanben.
*) (Sarlo Xlberto unb bie 9>taa$a bi ©caricamento, in ber
au* bie meiften ©aftyftfe, aud) ber unferer SRetfenben, lagen;
jjotfdjen tfynen unb bem £afen liegt eine SJtouer mit fyofyen
Söogengdngen, auf beten 750 ©cfyrftt langer unb 20 ©cfyritt
breiter Plattform man am bejten ben £afen betrautet.
300 Subtoig ©mil ©rtmm, Erinnerungen.
fmbj meift mit SRebengeb&uben unb mit SWauern um*
geben, babei große, fdjftne ©arten mit Sorbeerlauben,
Orangen* unb 3itronenbäumen , Springbrunnen unb
©tatuen; alle* t>on SRarmor, fyertlicfye @ett>dd)fe unb
33lumem 3n ben 2Jorl)&fen ftanben weiß unb rot blüfyenbe
Oleanberbdume, bie mit über bie SÄauer reichten; in
biefer ©träfe war befonber* bie ehemalige ©rßße Don
©enua . ju feljenl 3tn ^>alajl ©rimalbi1) waren bie
3ünmer reid) unb uergolbet, unb ein runber ©aal würbe
ber „golbene ©piegelfaal" genannt: ©dulen, 2(rabe*fen,
©tudfarbeit, alle* ©olb, unb bie Spiegel fo groß wie ber
©aal Und) gute Silber waren ba unb außerbem Diel
3nterejfante**
SJrentano t>attc bei einem SJefannten ben englifdjen
©ct)iff*faptt4n, ber ba* im £afen Uegenbe ^eg*fd)iff
fommanbierte, fennen gelernt, unb biefer fyatte bie 2(rtig*
feit, un* ben anbern Sag auf ba* ©d)iff ju einem grül)*
ftfief eingaben* ©egen jefyn Ut)r erwarteten un* SWatrofen
am Ufer, bie un* in bem Keinen SJoot mit großer ©d)nettig*
feit an* große Ärieg*fd)iff brachten. Da erftiegen nur
auf einer ©tricfleiter ba* Sterbet! Me* war fo rein wie
abgewafct)en, wofyin man aud) fat>; überallhin im ganjen
©d)iff würben wir geführt. SWerfwürbig war mir ber
Ort, wo bie Äanonen ftefyem Der Äapitän war fet)r
artig, Ucüt) un* fein 9>erfpefth> unb erflftrte alle*, wobei
aber nur SJrentano üerftanb, wa* er fagte* 3dt) fann
mit gutem ©ewijfen fagen, id) t>erfianb ü)n feine ©Übe;
er fprad) fet)r fdjnell* 2(ucf) bie fed)* Ferren Leutnant*
traten l)inju, unb nod) Ferren unb Damen au* ©enua
famen bie ©tricfleiter fyerauf, fo baß bie ©efeKfd)aft jiem*
lief) groß würbe« Oben unb unten gingen ©d)ilbwad)en
*) Diefe [berühmte, mit ben Dorfa, gtefcfyt unb ©pinola
jutn älteften 2Cbel (gemta* gefyfcrenbe guelfffdje gamitte, bie aud)
ba* Sürjtentum Monaco befaß unb bem (Staate mehrere Dogen
gab. tft 1834 au*geftorben* Der 9>alafto f)ei$t jefct ^alaj^o
©ptnola, 2tfa ®artbalbi 9fr. 5, unb ift fyeute 0anbel*fd)ule,
V. ©teütau. granffurt 3Rünt$etu 3talien. 1815—1817. 301
rufyig auf unb ab. ©er Kapitän führte unä auf baä eine
@nbe: eä ttmrbe gepfiffen — unb ©olbaten unb SRatrofen,
alle fefyr proper angejogen, fingen auf &ommanbo£, bie
metjl auf pfeifen gefd)al)en, an ju manövrieren; bat ging
alled mit 35lifce$fd)nelle unb bod) mit ber größten Orb*
nung* ©aä fd)ien eine 35ertt>i<f elung mit ©eilen, ©taugen,
©egeln ju fein: aber fofort n>ar alleä lieber in örbnung!
©a* fd)nelle klettern bi* in bie ©pifce Dom SRafibaum,
baä ging alle« tt>ie ©pieltt>erf ; balb toaren bie ©egel auf*,
balb niebergejogen. @$ tt>ar jum SJetmmbern! Der
freunblicfye, rothaarige, rotnaftge unb rotrocfige Kapitän,
fein ^erfpeftto unter bem 2(rm, bemonftrierte unä alle**
©er £afen von ©enua ift feljr fcfyftn, ber ?eud)tiurm
liegt am @nbe ber ©tabt ober il>r beinahe gegenüber1)*
3n ber ©tabt ftnb fel>r malerifcfye Partien von 9>al4fien,
Äirdjen, Älöfiern u* bgl Sie ©tabt ift fei)r ungleich,
oft terraffenartig, auf ben Sergen unb bügeln flehen
ÄlSfier ober blenbenbe ?)atöfle* 3m Sfyeater ttmrben
meifl £uftfpiele gegeben; bie fefyr gut gemalten ©efora*
tionen fielen mir auf, aU tt>enn fte Quaglio*) gemalt
fyätte, getmfj ba$ gröfjte ?ob, baä td) geben fanm 3m
3nnern ber ©tabt fanb id) ttrieber, n>ie in ^Bologna unb
Neapel, lange, fel)r enge, feuchte, fcfymufcige Straften mit
fleinernen, fec^d Mä ad)t ©tocf fyofyen Käufern* @ä ift
überall jiemlid) lebenbig, toenn ?aud) gar fein SJergleid)
mit SReapel*
©te 9Renfd)en finb meifl fd)ön unb intereffant, aber
nid)t fo fd)5n toie in gtorenj* ©ie 9Kdbd)en finb fcf>ön
gett>ad)fen unb fyaben anmutige 95ett>egungen im ©el>em
©djön geflochtene lange, fd)tt>arjfc Haarflechten, fteine
JjMnbe unb Sofie, fd)5n gefdjnittene 2(ugen, SWafen unb
STOünber* ©ie trugen l)ftf}lid) große Ohrringe unb Äetten
um ben £afö, meifl von fdjttmrjem ©laä ober SKetaH,
*) @* f jt ber alte, 70 m fyofte Seucfytturm, Santerna, auf bem
(Sapo bei garo gemeint. ■) ©. o. ©. 121, TL 1.
302 fcubtoig (Smil ®rtmm, Erinnerungen,
tt>oran Dielerlei 3eug !)ing, loa* um ben Äopf bammelte
unb btä auf bie ©cfyultern reichte* Sie 3ugen ftnb fel>r
fd)5n, aber nid)t fo milb, tt>ie bie ber glorentinerüu 2Bir
Hefen un$ ^ferbe fommen unb ritten auf bie 95erge unb
2fal)öl)en um ©enua ljerunu 2(uf ber 2fal)dl)e ber SSafHon
t>on ©h ©atfyarina1) jeidjnete id) ben J&afen mit bem
SWeer im #intergrunb*)* @$ tt>ar fel>r »arm, tt>ir ruhten
unter Seifenbäumen au& ©egen Xbenb befam id) einen
SJrief t>on 3acob; er tt>ar im @infd)luf} an SJrentano
gefommem ©ie ttmfj ten in Saffel jefct gar nid)t, tt>o id)
tt>ar, unb ber 95rief ttmrbe *>on granffart au* auf gut
©lücf riad) ©enua gefdjidft 3acob tt>arnte mid) unter
anberem, mir feine 3talienerin jur grau mitzubringen ■) —
bie paßten nid)t in einen beutfd)en J&auöfyalt uftt>*
©en anbern Sag ritten tt>ir ju einem jtt>ei ©tunben
n>eiten Ort4), ber 2Beg tt>ar reijenb, ttnfö baä 9Keer unb
red)tä 95erge mit Äajianientt>älbern* 3Cn bem Ort toaren
berühmte SBafferfünfte ju fefyen; ba id) aber an bergleid)en
*) £ie Söajtion lag in ber ©egenb ber heutigen 2fcqua fola.
■) Da* SBttb ijt fm ©ftaaenbud).
•) 9latf> einem ©rief 2BUt>elm$ an äBiganb (©tengei
3, 99) fjat ber 3Crrf>iteft D. @ngelf)arb in Gaffel (t 1856 a»
Öberbaumeijter, aon ©oetfye al$ Storbilb mm 2frd)iteften in
ben 38af)foem>anbtftf)aften benufet, £empelfd)e 2fu$g. ©. 104
unb befonfcerS 131) t>on feinem mehrjährigen 2Cufentf)alt in
Stauen eine Stalienerfn mitgebracht, n>a$ äBflfyelm gesagt
Snbet. £)iefe aber, Xnmmciata Söoffi, tt>ar ttnt rei^enbe grau,
ie nod) l)eute in (Saffel nicfyt sergeffen ijt (f. aucfy 2Cu$ ben
Sagen, 51 f.).
4) @* ift entoeber an bie 93itta Somettinf, fyeute SKoftan in
9>eglf, jn>ei ©tunben taeftlid) *on ©enua ober an bie SWtta
©affiera in bem nod) bretoiertel ©tunben weiter toeftltc^ ge*
legenen 93oltri su benfen, bie beibe SSafferfünfte Ratten. £)oä)
ift an beiben Orten lein 9tonnen*, fonbern nur je ein 9R5nd)ö*
Hefter nadmnoeifen. 33ieacicf>t täuföte ihn fein ©ebädytniä, at*
er nad) fajl brei Safyraefynten bie* nieberfcfyrieb, unb er n>ar steh
leidet au einer anbern 3eit im (Sforiffenffofter ber©tabt, ba*
ttjefblicfye 3&fllfnge au* ben beften gamttien aufnahm unb einen
fd)5nen 9>arf uno Äreuagang oefaß.
V. ©tefnau. granffurt, SWündyen, 3talfen. 1815—1817, 303
Äünflen nie Vergnügen gehabt t)obe, fo jeidjnete id) Heber
bie 3(nftd)t t>on einem auf bem SJerg liegenben fd)5nen
9tonnenflofler, im Sorbergrunb fyofye Linien imb 39prejfen*
Stadler flieg id) jum Älofter hinauf; burd) ba« terraffen*
artige ©elänbe, in bunflem SBein* unb geigengebüfd),
führte ein enger 9Beg hinauf; oben tt>ar alle« fKtt, im
©arten fal) id) jtoei 9tonnen fcor einem Springbrunnen
ftefyem Sie eine lief jtdj bie J^anb t>on ber gontdne
naß fprifcen: id) regte mid) nicf)t, al« toenn tcf> im SBalb
jtt>ei 9tel)e belaufete, ftanb id) ba* ©a toenbete eine il>r
blaffe« @efid)td)en Ijerum — unb ttne ber SSlifc, bie mit
bem SBaffer plätfdjernbe aud), tt>aren fte in einem bunflen
?orbeergang t>erfd)ttmnben* 35a fal) idj nod) ifyre tt>eif} en
©d)leier fyier unb ba burdj bie ?orbeeräfle blinfen; e«
ging nod) eine furje, bitfe alte SWonne burd) ben ©arten,
id) glaube, fie l)at mid) gar nid)t bemerft, benn fte pflfldfte
Ärduter ab, ifyr @eftd)t tt>ar gelb*
95alb nad)l)er fam ein alte« graue« 9Rännd)en, Ijalb
geifilid), t>alb tt>ie ein ©drtner gefleibet, mager ttne eine
3iege, gefurd)te«, faltenreiche« ©efid)t, tiefliegenbe, fd)tt>arje,
aber matte 2(ugen; er fam bi« *>or mid), unb ba id) nur
mein 3*id)enbud) bei mir unb nid)t« al« meinen ©tufc*
unb Schnurrbart t>on SRilitärifdjem an mir fyatte, fagte
er freunbfidj: „O, Tutore? SQBiffen ©ignore aber, baß
niemanb fyierfyer barf?" — SWein, fagte id), gab il)m aber
ba« fd)on in 93ereitfd)aft gehaltene ©tücf ©elb, ba« er
freunblid) betrachtete unb bann fdjnell einftedfte, 3dj frug
iljn, ob id) ben ©arten, Äreujgdnge, bie Äird)e, über*
fyaupt ba« Älofter fefyn fönnte* @r machte feljr bemütige
©ebärben, judfte mit ben 2(djfeln unb fagte mir, ben
©arten fönne id) tt>ol)l f^n unter feiner 2lufftd)t, aber
tt>eiter nid)t«* Söeldje prad)toollen Säume, SMumen,
Äräuter, 3<t«müi, Oleanber unb alle« mögliche ftanb ba
im fippigflen ©rän! 35ie 2Bege waren rein unb fauber
gehalten, unb id) l)abe ba mefyr al« ein f leine«, fd)öne«
gfifldjen im ©anb abgebrflcft gefunben, aber leiber, bie
304 Subtotg dhnil ®rtmm, Erinnerungen.
SWonnen tt>aren t>erfd)tt>unben — ; in bcr 2orbeerlaube, bie
jiemlidf) lang unb bunfet tt>ar, tt>ar eine t)errlid)e, aro*
matifcfje Äül)le, am @nbe bat>on tt>ar eine SKarmorflatue
t>on einer Äbtiffin in Sebcnf gröfic , baneben ein großeä
Ätujiftj, &*to* nidE>t gut Über tbem portal ber Äircfye
tt>ar ein großeä gfreäfogemftlbe, fdfyon im t>erborbenen
©efdfymatf, eine Himmelfahrt SRariä* SKaria fyatte ein
roteä ©ptt>anb unb langen , fliegenben ultramarinblauen
SWantel um ,% überlaben mit galten t>om fd)ledf)teflen @e*
fcfymadf unb ©til, bie gönnen unb ber Ttutbxud ber Äbpfe
aon^SWaria unb ben @ngeln ofyne erhabenen 2(u$brudf,
leer.; unb gett>öl)nlid)* ©er 2(lte fagte, baä tt>äre baä
©df>5nftc im ganjen Älofter, unb tt>ar gar nidf)t jufrieben,
baß idj e$ fo toenig betrachtete* ©er Äreujgang tt>ar
feljr fcfyön, b^jantinifdj, alleä reinlich, ein guteä Ärujiftj
in SSRarmor n>ar ba unb greäfogemdlbe, alle nicfyt gut
3toifdf)en bem Äreujgang tt>ar ttrieber ein Heineä ©ärtcfyen,
in beflfen SWitte ein Heiner, runber 93el)älter, tt>orin eine
Fontane frifMfyell 4 bi* 6 guß in bie £öl)e flieg; eine
fyeilige ©ttKe tt>ar überall, bodf) begegneten nur in bem
Äreujgang brei anbern SWonnem 2)a fte midjbei bem
tjeiligen SRann faljen, fo gingen fie nidjt furcfytfam unb
nid)t fcfynell; alle blaß; tt>ie fle in unfere dl&l)t famen,
grüßte id) fel>r ehrerbietig; fie tt>aren alle brei fd)ön, eine
fefyr fdjftn, unb fdjien faum vnerjefyn 3al)re alt ju fein,
J|54nbe unb güße fonnte man gar nid)t fel>n, fie grüßten
fefyr freunblid) lieber* ß&ttt id) ben alten, falten, bürren
35radf)en nid)t an meiner ©eite gehabt, id) l)ätte fte an*
gerebet, aber er fagte immer, id) müßte balb l)ier tt>eg,
3d) tt>oKte in bie Äirdje, er fagte, baä fei nid)t möglief) ;
id) gab ifym tt>ieber ein Srinfgelb, ba fagte er, tjinein
fönne id) nid)t, er tt>oHe mid) aber tjineinfe^en laffen*
@r machte, n>ie eä fd)ien hinter ber ©afriftei, eine Heine
Jure auf; eä tt>ar ba füfyl unb jiemltd) bunfel, ber Sorber*
grunb tt>ar ein bunfler Pfeiler *>or ber Äanjel* 3d) merfte,
baß mid) bie alte glebermauä am 9torf3tpfel fytelt, er
V. ©tefnau. granffurt ÜÄünd&en. Stalten. 1815—1817. 305
fyatte angfi, id) toürbe mir nid)t$, bir nidjtä, gerabeä*
tt>eg$ in bie Äircfye gefyem 2(ber ber bunfle Ort tt>ar
prächtig; er rief mir juioeilen leife in« Oljr, icfy mödfyte
mid) rufyig »erhalten, unb fcfynaufte babeu 3df) fonnte
bie Ätrcfye fo jiemlidf) überfein; t>or bem 2(ltar ftanben
in Safen fyerrlidje 93lumen, audf) jeber 2(ltar tt>ar bamit
gefdjmüdft, einzelne SWonnen beteten ifjre SRofenfränje*
2Beldjer fyerrlidfye, fromme 2fa$brudf, xt>a$ für ein 2ftidf
in biefen Äugen, biefe jugenblidfyen, jarten 9Räbd)en, biefe
reinen 3üge! ©** meiflen ttwren befcfyäftigt, SMumen in
bie Safen ju jletfem 3df) frug ben 2(lten, ob bie SRonnen
il)r ?eben long l)ier im Älofier blieben* „3a gettrifj," fagte
er, wo, bie ftnb glüdflidf), bie fyaben ben gonjen Sag nidjtä
ju tun, al$ einige ©tunben ju beten! ©aä ftnb Softer
*>on SRobili auä ©enua, SWaüanb, aud) auö gieren}, unb
fefyr reidf)!" 2)aä, n>aä idf) *>on 2(ltarbilbem fefyen fonnte,
fä)ien mir auef) nid)t gut ju fein, nur über einer 2flre,
fcermutlid) einer ©eitenfapeHe, tt>aren jtt>ei fd)tt>ebenbe
@ngel, bie eine Ärone Rieften, bie toaren in ®iotto$
©til, ebel, mager, aber t>oKer 2(u$brudf; aber baä fcfyönfte
SSilb fal) idf) jefct: jn>ei SWonnen gingen, fpredjenb, lang*
fam in bem füllen Äirdfyengang auf unb ab, in unferer
SRäfye blieben fte fielen; bie tim l)atte blül)enbe Orangen*
fträufje in ber #anb unb orbnete fie; fte fpradfyen fo
melobifdf), rein flingenb, aber nid)t laut, fafyen ftcf) mandi)*
mal an unb lachten, unb bie anbere banb bann bie
©träufle jufammen* 9hm fam eine britte baju mit
einer bünnfyalftgen Safe, unb jte fiedften ben ©trauf}
hinein* ©iefe Tonnen tt>aren blüfyenb, fie fcfyienen
t>on iljren frommen 93efd)äftigungen tt>entg angegriffen
ju fein» @ä tt>ar ein überaus anmutige^ 2Mlb, biefe
brei jugenblidjen Himmelsbräute mit tljren SSRabonnen*
geftd)tem! @in äfynlidjeä £>lbilb l)abe id) fpäter einmal
gefefyen, baä mid) fel>r angezogen Ijat: eä gehört ber
grau gürfHn t>on 3fenburg*95irftein, bie e$ mir
felbft in tyrer ©ammlung in ?angenfelbolb gezeigt
£ubro. @timm, Erinnerungen 20
306 fcubtofg (5mfl ®rfotm, ©rtnnerungen.
fyat1)* Da* SSitb festen mir t>on einem fpanifd)en 2Reijler
ju fein, nur toaren tiefe fpanifd)en SRonnen fhrenger im
2fu«brucf, bte lebenbigen in oben betriebenem Älojter
ttaren lieblicher*
Der 2flie jog midj beinahe ttrieber au« bem bunflen
SJerjtecf, er djfnete eine anbere Sfire, unb tt>ir toaren in
einem anberen ^Blumengarten; aud) ba toaren tmeber
einzelne SWonnen, bie mit 93lumen befd)äftigt toarem 3Cuf
SRarmorbänfen lagen 93ufett«, td) nafym mir ein«, e« tt>ar
3a«min, @ra«blumen, Orangeblüte, e« rod) fdjHid)* 3u
meiner größten SBernmnberung fagte ber alte ©afriftan
nid)t« bagegen, unb bie SWonnen, bie ben Staub tt>of)l
faljen, lächelten etttm« baju, unb e« fd)ien mir, al« gönnten
flc mir ba« 2(ngebenfem 2(dj! n>eld)e föjWicfye ft5fterlid)e
(Stille tt>ar aud) lieber l)ier! 35er blaue J&immet — fein
SSlatt an ben Säumen belegte ftc^X 9Ran follte gar nid)t
glauben, bafj bei ber ©onnenfyifce ein fo tiefe«, fafttge«
®rün lange au«l)alten fftnnte* 2)er 2Ttte überreichte mir
nod), el)e id) wegging, in einem Äörbcfyen föfilicfye Seigen,
bie id) auf bem 9tücftt>eg bi« auf einige t>erjel)rte* 3d)
fal) unb merfte bem 2(lten an, baf} er frol) tt>ar, mid)
lieber au« ben Äloftermauern entfernt ju ttrtjfen; aber
e« tt>ar redjt poetifd), malerifd) unb eigentümlich in bem
fußen, frommen Älofter, unb fo ettt>a« ©elbftgefefyene«
unb *empfunbene« t>ergif}t ftdj mental«*
3dj fanb SJrentano unb 9>rejiel nid)t mefyr, ber
SBirt fagte, bie J&erren Ratten mid) gefugt, fud)en lajfen
unb lange auf mid) gekartet 2Rein fd)öne«, gldnjenb
fd)tt>arje«, mutige« ©enuefer 9>ferb nmrbe mir t>orgefül)rt,
unb id) ritt nun lieber au« ber flöfterlid)en ©tille in«
geben hinein, unmittelbar am braufenben SReer, tt>o bie
SBellen mit toeifjem ©djaum an« Ufer anfd)lugen unb ba«
?)ferb feljr unruhig ttmrbe* 3d) lief} il)m jefct ben 3ügel,
unb im glug ging'« bafyin bi« jum ?eud)tiurm t>on ©enua,
*> „W aeigen laffen", f. ßapttel VI.
V. ©tetnau. granffurt. «Wündjen, Stalten. 1815— 1817. 307
tt>o bie ©ernte im ©infen xvax unb bie ©tabt fyerrlid)
erleuchtete; aber pradjtootter tt>ar bod) bcr Anblicf be*
3J?eere$! 3d) fam enblid) hungrig, burftig, mit ©taub,
ba$ 9>fcrb mit ©djaum bebedft, am ©ajtyof an, gab
Brentano ein paar geigen unb jeigie meinen fdjönen
93lumenjlraufJ au$ bem Älofter- Sie fdjftnjten 23ldtter
legte id) meiner lieben ©d)tt>efter in ben SSricf, ben id)
tt>r ben Abenb nod) fdjrieb, unb ben ©trauf} behielt id)
fc lange, bi$ er troefen xvax; bann legte id) ü>n ju ben
übrigen @ad)en, um il)n mitjunefymem @$ xvax fefyr
tt>arme$ SBetter, tt>ir festen un$ in #emb$drmeln auf bie
Altane unb fafyen bem @en>üt)( im ^afen ju, btö bie
taufenb STOajlen attmdfylid) in ber 9tod)i t>erfd)tt>anbem
Den anbern borgen ttmrben noef) Altertümer betrautet,
SSilber in Äircfyen befefyen, im #afen herumgefahren, in
allen ©trafen unb auf ben J&ügeln fyerumgeflettert, unb
gegen Abenb fat) tef) jutn lefeienmal bie ©onne auf bem
[STOeere untergeben!]1) ♦ ♦ ♦
♦ ♦ ♦ [il>r Aufenthalt fei] ifyr unbefannt, unb n>enn jte
im Älojler tt>dre, fei e$ nod) fdjttneriger ju erfahren, ba
bie Ülonnen il)ren 9tamen ablegten unb einen anbern an*
ndfymem Um beäfyalb nad) 9Ründ)en ju fcf) reiben, xvaü
id) fdjon im SJegriff tt>ar ju tun, tt>ar unfer Aufenthalt
ju furj* 2Me Hoffnung, jte t>ielleid)i nod) ju fefyen, t>er*
lief mid) bi$ jum legten Augenblicf nid)t, aber bie 93or*
fet)ung fyatte befd) (offen, bajj xvix un$ im ?eben nicf)t
mefyr fefyen follten!
SBBir befugten *) (in STOaitanb) bie ©alerien unb bie
') Auf ben t)fer lieber auögefönittenen t>ter Seiten ftanb
ttofyl, bafj er — gettffj in SKatlanb — Sttad&rfcfet auä 9Bfind)en
erhalten fyabe, bie ft>m fo liebe Stella fei in* Älofter gegangen,
toof)l aar in SDtoilanb.
■) £)aö golaettbe beaief>t ftd) auf ben Aufenthalt in 9Bat*
lanb. Die greifen *>on Seonarboä (t 1519) ©Aüler Sutnt
(t nad) 1529) in bem bie ©emdlbefammlung unb StbKotyef ber
Afabemte enttyaltenben $alaft Sörera befinben flrf) in bem 2. unb
bem 16. ©aale ber erfteren.
20*
308 fcubtotg @mil ®rimm, Erinnerungen.
Hl abernte; in erfteren tt>arenl)errlid)e£>fc unbgfreäfobilber t>on
?uini u* av in ber 2ff abernte tt>ar bie 9tid)tung franjfiftfd),
unb bie antife ©at>ibfd)e ©cfyule fpufte überall *)♦ 2)ann
fafyen xoxx ?♦ ba Sinei* Äbenbmafyl2), ober beffer gefagt,
ben Ort, tt>o e$ einftenä n>ar* @$ ift faum t>on ber
#errlid)feit nod) ettt>a$ ju erfennen; ber SBtann erjdfylte
unä, bie granjofen fydtten in bem ©aal auf bem SSoben
gtuer gehabt unb gefönt; äße* fal) nod) fd)tt>arjgrau au* *)♦
@$ ift mir, al$ fydtten tt>ir aud) ben berühmten
Äupferftecfyer ?ongl)i befugt4); id) tt>ei£ nidji mel)r ge*
tt>iß, tt)ir befugten unb fafyen fo Diel burcfyeinanber, id>
tt)ar ju nid)t$ red)t aufgelegt, meine ©ebanfen tt)aren
immer tt>o anberä.
Den anbem Sag nad) trier Ufyr fefcte id) mid) mit
9>reftel in ben Söagen unb fufyr nad) ®t. XugufKn5)
am 2ago bi Somo* Brentano l)atte nod) eine Steife
nadj Surin t>or6); idj tt)dre am liebften allein gereift*
*) Sacque* Soui* 2>a*tb (1748—1825), Äonsentämitglieb,
ber erfte ftanjftfif^e SDtoler feiner 3eit, fd>uf aud> Söflber au*
ber alten äBelt, bie fogar feinen 9tut)tn erft begrünbeten, benen
aber $ül)tt)eit unb übertriebene* 9>att)o* nadjgefagt toirb.
*) £>aä ßaupttoerf Seonarboä ift auf bfeSDtouer beä efye*
maligen ©peffefaaleä be$ (jefct al$ $at>attertefaferne bienenben)
Älofter* ©. SDtorta bette ®ra$ie gemalt unb toar burd) SSernad)*
Idfjtgung, Qttuttoitten unb unrichtige 2Bteberl)erftettung&>erfud)e
ftorf fcerborben; bod> ift eä in ben legten Sauren ourd) ben
SOtoildnber 9>rof, jefct 2)ireftor ber SSatffanf fd)en ©emälbegalerte,
(5at>enagl)t, trefflfd) tofeberfyergeftettt toorben. 2>fefer glaubt
aud) feft, e$ fei mit Sempera*, nfd)t mit Ölfarben gemalt ge*
toefen, unb toenigjten* bie Äöpfe feien nf d)t übermalt unb rührten
nod) fcon ber ^anb Seonarboä t>er.
8) 2(1* ber bejte ©tid) fcon bem ©emdlbe gilt ber beä
oben enoäfynten 9t üftorgljen. Über 9t ©tangä ebenfalls
meifterljaften ©tid) fjat 2.$ Stteffe J&erman@rimm einen (Sjfag
getrieben (4. golge, 1890, ©. 304—25).
4) ©iufeppe 8ongl)i, 1766 in STOonja geboren, lebte in
SRaflanb unb ftorb ba 1831.
B) 2>er Ort ©an 2Cgojtfno ftöfjt unmittelbar an ben Sterben
ber ©tabt (Somo.
fl) 3uf ber Stürfreife faufte Brentano in SBafel bte be*
V. ©tetnau. granffurt. ÜKündjen. Stallen. 1815—1817. 309
9>rejtel fyatte SSrtcfe öon granffurt befommen unb eilte
nad) $a\x$. 3n ©i 2(ugujWn blieben ttrir über 9fcad)t*
SQBir fyatten eine malerifcfye 2(u*fid)t auf ben ruhigen ©ee,
gegenüber l)ol>e, fd)6n bett>ad)fene Serge mit Sitten* 3d)
jlanb in aller grüfye auf unb ließ mid) allein über ben
©ee fahren unb befal) ein fd)6ne*, großem, alte* ©djlof} *),
bejfen pradjtooller ©arten an ben ©ee jfteß; gontdnen,
äöaflerffinfte, ©tatuen, 2öajferbel)dlter, SBtarmorjtie, bunfle
©dnge, prdcfytige ?)flanjen unb SSIumen! 2Cuf bem ©ee
ftng e* fd)on an, lebhaft ju tt>erben; bie ©d)iffe Ratten
meijl ein triereefige* ©egeL ©a* ©d)lo$ tt)ar gerabe un*
bett>ol)nt* 3d) fragte, ob feine ©emdlbe barin feien; ber
©drtner aber fagte, bie fd)önen ©emdlbe l)abe bie Jfrtttt
fd)aft in il)rem ^alaft in SRailanb, unb fte fdmen nur
t)on 3^it ju 3eit fyierfyer* 2)a* fd)8ne ©drtnermdbdjen
mit SWamen 2fgata wollte mid) auf bie 2fnl)6l)en bringen
unb mir bort bie Anlagen unb 2fu*ftd)ten jeigen, aber bie
3eit tt>ar ju furj; jie t>crcl)rtc mir fo, el)e id) tt)ieber in*
©djiff (Heg, nur nod) einen fdjfinen 95lumenjfrauß unb
reichte mir freunblid) jum 2(bfd)ieb bie £anb: ba* tt>ar
alfo mein lefcter, fd)5ner 2fbfd)ieb au* 3talien!
2öie id) tt>ieber in ©t. 2fuguftin anfam, faß Steffel
am Ufer unb raudjte unb fagte: „3dj l)ab fyeuie redjt
orbentlid) au*gefd)lafen!" 3d) jeidjneie nod) eine 2fu**
ftd)t Dom 2ago bi Somo, unb nad) bem @jfen fuhren
tt)ir unmittelbar an ben fdjßnen Ufern be* ©ee* l)er nad)
Sfyia&enna am guße ber 2(lpen. 2öir übernachteten ba
unb fanben unfere fernere SReifegefeflfdjaft* 2Mefe beftanb
au* Jj?ector be ©ali^Soglio2), au* @l)ur in ©rau*
rühmten Miniaturen %tan gouquet*, be* bebeutenbften fran*
a5ftfd)en Sütoler* be* 15. Sahrfyunbert*, bie nad) Brentano*
$obe 1851 ber £enog t>on Äumale gefauft bat (f. 8t Sung,
©oetfye* Söfto. mit Antonie Sörentano, 33 unb 34, unb
£. ©rfmm, SBcitr. 1, 145 f.).
*) 3Öal)rfci)einltd) 2*tua 9>affalaqua bei SKontrafio. £)od)
finb ber Stttten ber aorneljmen SDtotlänber bort nod) siele.
*) 2)er treffliche unb tüchtige Mann, ein SBenoanbter be*
310 Subttrtg @mtl ©rfmm, Erinnerungen.
bünben, ein inierejf anter SKann, Äapiidn in engltfdjen
©ienften, er fam t>on ©m^rna; bann 3* 95* ©d)flrd)
t>on 2ujern, tt>ol)nt in 2foorno, ©ignore SBaccano t>om
Sago bi Somo, Antonio 95iandji aud) Dom Sago bi Somo
unb unfergül)rer(5afimir2Bei* ttongujfad) am95obenfee*
9hm tt>urbe pdf) frfil) ju ^ferbe gefegt, unb bei ent*
fefclicfyem Stegen ging'S bergauf; batb tt)aren tt)ir fo in
ben ungeheuren Seifen, baß id) nid)t* mefyr fal) at* gel**
fd)lud)ten unb jagenbe 9tebefa>olfem @* ging immer
tiefer in bie SSerge, unb ber SBeg tt)ar oft faum fo breit,
baß ein 9>ferb $lafc fyatte, unb neben bem fdjmalen SBeg
ging e* in bie Siefe, tt)o man ba* tt)itbe SBajfer toben
l)6rte* Sie Söege tt>aren oft fo t>onw SöajferfdUen jer*
rijfen unb fiberfd)tt>emmt, baß beren Überfcfyreitung auf*
I)ielt, ja oft mit 2eben*gefal)r t>erbunben tt>ar*
9* e fiel f fal) ffiftlid) au«, t>on Jj?au* au* ein fd)led)ter
Steiter, unb babei nod) dngftiidj unb furd)tfam! @r fal)
au* tt)ie ein reifenber ©cfyneiber; er fyatte brei Stbcfe an,
hinten auf bem 9>ferb feine »iereefige Jj?utfd)adjtei, tt>orin
all feine fielen Äörperreinigung** unb ©idrfung*gerdi*
fdjaflen lagen* Sftit ber einen £anb l)iett er ben ?)ferbe*
2)itf)ter* ©alf*'©een>f*, toar 1784 ju (Sldfen (@f)tat>enna) ge*
boren, nahm sieraefynjdbrfg ftfjon preußifcfye ©ienfte, fdmpfte al*
Leutnant bei Buerftdbt mit unb toarb jtoei Sage fpdter M Erfurt
gefangen: frei getoorben, trat er 1807 in Äbnfg*berg, too fein
StoterlMe an ihm fcertretenber dlterer ©ruber, ©et). 9tat SKubo If
t>. ©.*©., in (Stein* Sttdfye tdttg toar, ttfeber in ein SKefem*
bataftton ein, *>ertauftf)te aber nad) feine* ©ruber* $ob, bei ber
SJerminberung be* preugtjtyen £eere* 1808 al* Hauptmann mU
laffen, ben preuf$ffd>en mit bem engltftfjen Ärteg*bienft, in bem
er bie granjofen in Stalten, (Spanien, ©iaflien toeiter befdmpfte.
@r fam bamal* über SDtolta unb ©enua au* 3ante, too er nod)
Jfbjutant be* englffdjen ©ou&erneur* ©off et getoefen toar, unb
fefjrte für immer in feine J&eimat ©raubünben aurürf, ber er, im
©enufj einer engltfajen $enflon, al* (Solbat tote al* ©ürger
nod) mancherlei 3öienfte letftete. 3n fjoljer 2fd)tung ftehenb, ijt
er am 5. 3an. 1858 in <5l)ur geftorben (©ünbnerifdje* SRonat**
blatt 9 [1858], 71—74).
V. ©teinau. granffurt. SÄündjen. Stalten. 1815—1817. 311
jaum unb ©attelfnopf, mit ber anbern ben »erttritterten
9tegenfd)irm unb rief beftänbig: „2ieber 2Öeiä, Heber
(Safimir! tt)irb ber 2öeg balb beffer?" u, bgL ©ali* unb
id) fyaben tt>a$ @I)rfid)e$ lachen muffen* @inmal ging e$
aber bem SRenommift bod) fd)limm: tt)ir mußten audj
ttrieber einen Söafferfturj, ber ffd) über ben 2Beg tt>äljte,
burcfyreiten, e$ tt>ar ein fdjlimmeS, 3?orffd)t l)eifd)enbe$
Steiten, tt>eil fo Diele geKftücfe im 2öeg lagen; tt)ir nahmen
9>reftel auf feinen SSunfdj in bie 3J?itte, aber ba$ äöaffer
riß bie £inierläufe fcon feinem 9>ferbe um, unb ba$ Sier
faß mit ^rejlel jut J&dlf*e im 28affer, fo baß bie £ut*
fd)ad)tel unb fein 2(ttertt>ertejfcr burd) unb burd) naß
tt>urben; ttrie er gtücflidj burd) tt>ar, rief er: „®a fdjlag
ein ©unnertuetter in ben ©plügen, id) l)ab bodj mei ?eb*
tag triel fdjledjte SBege gemacht, aber fo e bunnertt>ette*
rifcfyer \i mer bod) nod) net t>orfomme! 2>unnertt>etter,
tt)ie bin id) naß, unb ttrie mag'S in meiner £utfd)adjtel
auSfefyn!"
©ali$ tt)ar ein fefyr unterfyaltenber, angenehmer, ge*
bilbeter Sftann, fo in ben trierjiger 3afyren* äöir beibe
hielten un$ meijl jufammen, unb fd)on um bestritten tt)ar
mir bie Steife eine fcl>r intereffante unb angenehme* @ä
ift übrigen^ ber 9J?üI>e tt>ert, bie Steife über ben ©plügen
unb burd) ©raubünben ju machen; benn e$ t)at niemanb
t>on ber Söilbniä unb 3*rriffenl)eit ber SWatur einen 93e*
griff, ttrie eä ba au$ftel)t! 2Öir ritten in fo tiefen ©d)lud)ten,
baß oft fßrmlid) 9?ad)i tt)ar, unb neben bem engen äöeg
ttmren ungeheure liefen; bann fam ttrieber ein fcl>r l)ol>er
fd)tt>arjer gete ober 93erg, ber fal) au$, aB tt>enn er mit
einem mächtigen ©d)tt>ert t>on einem Stiefen in ber SDMtte
gefpatten tt>äre; burd) ben ©palt ritten *ttrir nun; tt>aren
tt)ir burd), fo foKte man glauben, e$ fei ba ein fürdjter*
üd)e$ ©rbbeben gett)efen: bie größten gelfenbrocfen lagen
unregetmdßig burd)einanbergett>orfen ba; oft ritten ttrir bal)in,
ofyne nur eine ©pur fcom trüben Fimmel fel)en ju ffinnen;
bann flürjte ttrieber ein großer SBafferfatt über unä tt>eg
312 2ubtt>tg dhntl ©rimrn, Erinnerungen«
mit einem ©etöfe, baß man ftd) nidjt fcerftanb; überall
flog ein feiner SRegenftaub anf ber ffil)l unb froftig tt>ar*
Die armen 9>ferbe blieben aufteilen t>or Sftübigfeit ober
Unbehagen fkfyen, unb ber arme, fonft fo gefdjtpäfeige
9>reftel ritt jttrifcfyen unä fdjtoeigfam, in fid) gebüdft, tt>ie
ein toter SBtamu 3dj fann nidjt jagen, ttrie malerifd) unb
intereffant ber 2öeg für einen SKaler ift: l)ier ift alleä,
tt>a$ man ©roßartigeä, ©cfyauerlidjeä unb gurcfytbareä
fefyen fann! @ä fehlten nur bie Jj?ejen, Äobolbe, ©rächen,
?inbtt>ürmer, ©drangen unb Seufel; eä tt)ar ber Ort für
gurten, SBtinotauren, ©pfyinje, SJulf an, ?)luto, 3euä ben
©onnerer! 2öir befamen mit jur Begleitung ein fcfyrecf*
ItdE>ed 2)onnertt>etter; ber ©türm tobte unb pfiff unb brßfynte,
bie SSlifce jucften unb fdjlugen an bie Seifen, alä tt)enn
man taufenb Äanonen unb 2ritonenl)6rner l)örte, alä tt)enn
ber 3üngfte Sag anbrechen tt>oHte! 3n meiner ^tyantafte
entftanb ein 95tlb nadj bem anberm 28ir hielten unter
einem Seifen, bie 9>ferbe sollten bei bem entfetteten
SRegen nid)t tt>eiter, unb mir tt>ar e$ audj red)t 9J?an
muß fo ettoaä burdjleben unb burcfyempftnben; tt)enn td)
an bie ©egenb öon SWeapel unb ben Äloftergarten bei
©enua bad)te unb jefct! tt>eldj ein entfefclidjer Unterfdjieb !
(Safimir 2Seiä, unfer blonber, freunblicfyer, junger güfyrer,
mad)te bei biefem SBetter baä gleidjgültigfte @eftd)t t>on
ber aBett @r fagte läd)elnb: „2öie oft t)abe id) ba*
erlebt unb muß idj baä erleben, ba idj im 3at)re tt)ol)l
breifKgmal ben äöeg macfye!" liefen 2öeg foKten alle
machen, bie jum 2Md)ten begabt ftnb! 2(uä ben Sttärdjen
fcon meinen SBrübern l) i am mir oft mancfyeä inä ©ebädjte
niä bei ber Steife, unb fyfitte idj ein paar äöocfyen ju ber
*) 3m 3af)re 1816 toibmeten bie alteren Sörüber tym au*
ber gerne it)r gemeinfame* SBerf „2>eutfd>e ©agen". „Unferm
trüber Subtoig Chnil Örtnun au$ heralidjer Siebe augeeignet", f)etj}t
e$ auf bem Sttel. @* lebt unb toebt im erften 23anb be* S8ud)$ ja
aud) bie romantifdje 2Selt, toofyin 2ubn>fg* ©inn fid) am leid)*
teften unb liebjten erging. — ®lef dfötftig mit biefem 23ud)e laffen
J&effe & Boeder audj „bie ©agen" in einer SBolfäauägabe erfdjeinen.
V. ©telnau. granffurt. 9Ründ)en. Stalten« 1815—1817. 313
©ebirgäreife t>ertt>enben fönnen, ttielleidjt t>ätte idj 3nter*
effanteä für fte gefammelt* 25iefe gräf} lief) fd)önen Silber
tt>ed)felten ben ganjen 2ag ab* ©egen 2(benb ttmrbe bie
Jj?öl)e ettoaä licfyter, unb tt)ie tt)ir oben Wattn, nmrben
tt)ir mit ©djneegeftöber empfangen, imb unfere ^ferbe
fonnten jtd) burd) ben fyofyen alten unb neuen ©cfynee nur
mit SBtüfye langfam burdjarbeitem 3n bem fel>r fd)led)ten
2Birt$l)au$ oben matten tt)ir fyalt, naß unb mübe unb fefyr
hungrig; tt)ie tt)ir un$ erfyolt unb erfrifdjt Ratten, ritten tt>ir
nad) 2J)uft$, ba ging eä fdjon bergab *)♦ SBir Ratten ben
Äamm ber 2(lpen fiberfcfyritten unb näherten un$ bem
geliebten beutfcfyen SJaterlanb! 23>ujt$ liegt fel)r malerifd);
ttrir blieben ba über SWadjt in einem anftönbigen ©ajl*
l)au$, tt)0 idj mit allem fel)r jufrieben tt>ar* ^reftel tt>ar
fel>r angegriffen, unb nadjbem er gegeffen unb feinem lieben
Äßrper alle möglichen 2öol)ltaten erjeigt t)atte, legte er
jtd) früfyjeitig ju 93ett* $txx t>on ©aliä, idj unb ßajtmir
SOBeiÄ blieben biä in bie SWadjt in bem behaglichen 3immer
ftfcen unb erjäl)lten unä gegenfettig »on unferen Steifen»
@$ tt>ar duferjl intereffant, bie beiben 2eute fo lebenbig
unb einfad) erjäfylen ju fyören* ©aliä flanb auf unb
ging tt)eg, idj glaubte, er tt>äre ju 93ett; aber nadj einer
falben ©tunbe fam er tt)ieber mit einem Sftäbdjen, tt>eldje$
einen SWapf trug, unb fagte: „2öer tt>eif}, tt>ann ttrir lieber
*) 2>ie treffltdje fcon @l)tat>enna burdj ba* $al be* 2iro
nad) bem ©plttgcn füfyrenbe 40 km lange ©plügenftrage tft erft
1818—23 t>on ber bfterretdjffdjen Regierung gebaut »orben. ßat
ber alte ©aumpfab, auf bem 1800 SDtacbonalb eine fran$oftfd)e
2fonee nur unter grogen SBerluften nad> Stalten führte, audj
triele SBinbungen biefer ©trage abgefdjnitten, fo tft bod) bie
3urürflegung biefer ganjen @trerfe *>on 25 km Suftlmte jur
9>afjf)dfte biä jum Xbenb unter folgen Umftänben (Aon eine
fold)e «elfhmg, bafj man ntc^t glauben fann, bie SRetfenben
fjätten naefy einer blofjen 9toft fofort, ofyne ju übernachten, in
ber tflatyt nod> 26 km toeft burd) ba$ J&tnterrfyetntal nadj Sfyufiä
fytnabretten fdnnen; audj tft e$ bann faum benfbar.bag jn>el
t>on ffynen, tote Subtotg unb @alt$, bie folgenbe 9tod)t nod)
aufbleiben fonnten.
314 Subttfg (Smtl ®zimm, Erinnerungen.
fo glücflid) unb vergnügt jufammenfommen, nur trotten
un$ ein ?ebett>ol)l jutrinfen in ©m^rnaer 9>unfd)* @$
fann fein, baß id) ©ie, lieber ©rimm, in 9Ründ)en
ttrieberfefye; nehmen ©ie bieö 2fnbenfen öon mir mit, ba$
id) Sfynen eben auf bem ©plfigen gepfltäcft fyabe!" JMefe
2flpenrofe fyabe id) bB jefei aufbett>al)rt. 2öir faßen bei
bem prächtigen $unfd), bte ber Sag graute, unb immer
nmrbe toeiter erjäfyli* äöie eä fyetter tt)urbe, gingen tt>tr
auf ben SSaKon unb fafyen, tt)ie bie ©onne golben bie
l)5djften 95erge$fpifcen beleuchtete, unb atmeten bie frifcfye,
fräftige ©ebirgäluft ein, unb e$ tt)ar unä fo tt>ol)l ju*
mute, aK fyfltten tt)ir bie ganje 9lad)t gefd)lafem ©aliä
unb id) befafyen un$ ein tt>enig ben Ort unb bie %v&*
fluten» 3tU xvix nad) #auä famen, tt)ar ^reftel nod)
nid)t auf* 2öir festen un$ auf ben 95alfon jum grül)*
jtücf unb fafyen in bie 2flpenlanbfdjaft* #err ©d)ürdj
fam juerft; er fyatte ein red)ie$ Äaufmannägejtdji, aber
gutmütig; bann ©ign* SBaltano, nafye an bie ©edjjig,
ettt>a$ beleibt, freunbltd)e Ääfefrämer$pl)9ftognomie; bann
Antonio 93iand)i, fel)r pftfjtgeä, ettt>a* jflbifd)e$ ®eftd)t
Unter feinem £ut trug er eine fdjtt>arjfeibene 9lad)tmüfce
bi$ über bie Ofyrem Sulefct fam ^Preftel, er fd)ien
tüchtig auägefdjlafen ju fyaben, unb fein frifd) rafierteä
@eftd)t fdjmunjelte* „@ute SKorje, ineine #errn," fagte
er, „l)att>e ©e aud) gut gefd)lafe?" 2(1$ er fyßrte, baß
tt)ir bie 9lad)t aufgeblieben tt)aren, fagte ber granffurter
9>l)ilifter : „diu, basor banf id), e$ gel)t nij fcor bie 9tad)trul>!"
9hm ging'ä ju $ferb toeiter burd) ©raubünbem 3d)
jeidjnete unterwegs baä t>om Äßnig t>on ©d)tt>eben (?)
im Dreißigjährigen Ärieg jerftörte 93ergfd)loß SSaljer«1)/
x) SMe SRutne ©uttenberg bei Söalaer* liegt aber 37 km
n&rblid) t>on (Sbur; t>at er auf bem 9Öeae attffcfyen Stufte unb
@f)ur eine foleqe geaefdjnet, fo toar bteä toofyl ba$ (äfynltd)
Hingenbe) 9>aß>elä, 2>a ber 9Sea atotfdjen Stufte unb bem
©obenfee faft 120 km lang tft, fo muß aud) t)fer ein 9lad)t»
quartier eingefdjoben toorben fein, befonberö toenn bie Äaratoane
V. ©tefnau. granffurt. «Wünc&en. Statten. 1815—1817. 315
tt>eld)e* ringsum t>on fyofyen Setgen umgeben Ifh 3*fet
famen ttrir in ba* tt)ieber malerifd) liegenbe Sfyur, ba
tt)urbe ju STOtttag gefpeijh 25er 2öeg ging immer nod)
bergab, aber bie SSerge flachten jtd) abf red)i* fal) man
bie SJregenjer, linf* bie ©d)tt>eijer ^Ipen unb oft aud)
fd)on ben ©piegel t>om 33obenfee* Über bie ©d)tt>arjbad)
famen tt>ir: ein tt)ie Sinte fiießenber 93ad), jiemlid) breit;
burd) ©firfer mit äöiefengrünben, aber alle* fal) bodj
fd)on fyerbjWid) an*, imb e* tt>ar befonber* in ber grülje
fd)on fali* @egen fünf Ul)r famen tt)ir in 8toffad) am
SSobenfee an» 3d) ffijjierte nod) fcl>r fcfyneU bie Steife*
gefellfd)aft in mein 2$ud), bann nafym id) t>on meinem
gfreunb ©ali* 2fbfd)ieb unb fagte ber übrigen SteifegefeH*
fdf>aft ein 2ebett>ol)L ©ali* unb ber freunblicfye Safimir
933 ei* begleiteten ^reftel unb midj bt* an* ©d)iff, unb
ba ber SBinb fefyr gut tt>ar, ging e* mit aufgefpanniem
©egel tt>ie ber 35tife nacf) bem gegenüberliegenben Einbau;
in faum bretoiertel ©tunben tt)aren tt)ir fd)on bort in bem
Söaffernejh Unfere 2(u*ftd)t im ©ajtyau* tt)ar fefyr
malerifd), mit bem 93licf über ben 33obenfec, im SBorber*
grunb ber #afen mit feinen tt)enn audj nid)t großen
©Riffen, ber J^intergrunb bie ©d)tt>eijer 2(lpem @* tt>ar
nod) ein fdjöner 2(benb mit Sonnenuntergang; tt>ir mußten
eimmbeinenfyalben Sag auf bie 9>ojt toarten unb fyatten fatt
Seit, un* auäjurufyen *)♦ Sie 9lad)t fcfyon ftng e* an ju
regnen, unb ba* bauerte bi* ju unferer 2fbreife* 3*fct
würbe mit 2uft au*gefd)lafem 2)en anbern 2ag fcfyrieb
id) einen langen SSricf an meine liebe ©d)tt>efter unb
jeidjnete meine Xu^djt2)*
9tod) einmal betrachtete id) mir ben SSobenfee, ber
jtt>ar mit feiner Umgebung immer fd)ön bleibt, aber gar
feinen SBergleid) mit bem 3J?eer au*l)ält* 33on ba über
fdjon um fünf Vfyx in Suffad) — eine SBtertelfhmbe Dorn @ee,
auf bem regten Sfyetnufer — anaefommen fein foll.
*) SBon ba toirb $reftel naen granffurt gereift fein.
*) Die 3^id)nung fdjetnt nid)t erhalten.
316 Subtoig Chntl ©rlmrn, ©rinnerungen.
Sttemmingen, Augsburg nad) bcm lieben 9Rfindjen,tt>o
id> bei fd)led)tem SBetter abenb* elf ttyr bei 9>eter J&efl
anfam; ber lag fcfyon ju 93ett, aber t>om anbern Sftorgen
an mußte id) il)m fcon ber Steife triel erjd^Ien1)/' —
3n SDfcündjen blieb Subtoig nod) bt* jum J&erbft be* udd)ften
3af)reä, 1817, bod) bat er in feine 2Cufaetd)mmgen f)ter lieber
eine große Sude gefdjnltten, (£r eradljlt auä ber legten 3eit nodj
&on feinem 3ufammenleben mit ber gamllte 45 eß unb befonberä,
n>ie J&einrtd) #eß, beffen ffinftige Söebeutung er aber nod)
ntd)t in bemSütoße toie etwa um blefelbe3ett ©dmorr erfannt
au Ijaben fdjelnt, im ©egenfafc ju feinem mfirrifdjen ©ruber
9>eter immer freunbltd), gefällig unb ausorfommenb, ifyn ju
malen begann; bod) fei e* toegen fefneä 2Cbfd)teb$ *>on 3ftünd)en
bei ber bloßen Untermalung geblieben« Dafür l)at fld) au* biefer
3eit ein ©üb «ubtotg* *on ber £anb feinet ?Jreunbe$ 2. ®.
91 u 1)1 in einem ©ftjjenbud) beäfelben tton feiner italienifcfyen
Steife erhalten8)«
,,9tuf)l4) erjdl)lte minnel son Saffei," berichtet ?ubtt>ig
barüber nod), „unb baß bie SReinigen meine Stücfreife
*) 2foä einer unleferlid) gemalten ©teile elneä ©riefet fcon
2. angerbinanb l)abe td) bod) berauägebradjt, baß 9>eter
£eß mit Subtofg im £erbft 1816 Ijatte nad) Italien gefyen
tootten, unb alä bfefer fld) nad) längerem SBeigern t>on Sören*
tano batte beftimmen lajfen, mit ifym fdjon t>orl)er einmal bort*
t)fn a« reifen, fefyr a^rnig unb grob geworben tt>ar unb ifyn
todfyrenb ber Steife bti allen ©efannten al$ treuloä unb trfigerifd)
aerflagt batte, 3m ©egenfafc aum @d)lußfafc feinet 9teifeberfd)t$
fdjretbt Subtoig angerbinanb, ^)eter fdjeine fl)m baä ©lud
fetner Steife nld)t au g&nnen unb l)6re il)n nid)t gern ba&on er*
jdf)len. Ädlte be$ SÖefenä, ©robl)eit gegen alle, bamalä fogar
ofe eigene gamille, tt>irb 9>eter mefyrfad) nacfygefagt.
*) Die trüber entarteten feine #eimfel)r früfyeftenä im
J&erbft; ba fotttc ftd) bann aud) entfdjetben, ob ein nochmaliger,
unb ffloax Idngerer 2fufentl)alt in Stom nod) nötig fei <£$ fei
aud) an bebenfen, ob if)m bie* nid)t eine gett>iffe beutfebe (Stgen*
tümlid)feit rauben fönne (©tengel 1, 154); Srnim foll ©ubtfc
fragen, ob Subtotg nfebt in ©erlin fid) forthelfen fonne ((Steig
3, 397). 8) Gaffeler ?anbe*btbliotl)ei
4) Da toir Subtolg ©tgtSmuub SRubl, ben SÄaler, fc^on
1816 in SRom mit ?ubtt>ig anfammentreffen faljen, fo mu§ biefer
V. ©teinau, grcmffurt 9&ün<*>en. Stalten. 1815—1817. 317
tt>finfdjtem 2(n einem fd)6nen Sag machten tt>ir nod) eine
Partie nad) ©rümpalb, Ärajeifen unb 933 e mm er gingen
audj mit; festerer tt>ar in ber glänjenbjkn «aune, unb idj
felbft mußte, tt>iett>ol)l e$ mir gar nidjt banad) tt>ar, fefyr
über il)n ladjen; e$ tt)ar ein fröl)lic^cr Sag, unb tt>ir
famen erft bei (Sternenhimmel tt)ieber nadj £aufe* 9t u 1)1
reifte nad) ein paar Sagen tt>ieber ab: er flieg mit einer
®efettfd)aft, bie audj nad) 3talien tt>oHte, am ©aftyauä
„3um Äreuj" ein unb fufyr bei fel>r Reißern Söetter ab*
3u £aufe fanb idj greunb gr* gugger; er brachte
mir jum 2(bfd)ieb ein ©ebid)t mit:
3um 2(ngebenfen an meinen greunb «. ©♦ ©rimm*
(Sin freier ©inn, ein froher ÜJhit
Srttt in bie tt>eite Sßelt,
3*)m ift ba* ailert)5d)fte ©ut
2fuf immer augefeilt.
@ä tft ein «eben, tft ein Sraum,
3ft eine 3&ubermad)t,
Die buufle 3eften, oben SRaum
£ell unb belebet macfyt.
3I)m $fel)t ba* «eben felbfl
fcorau*,
9tatur, an feiner #anb,
Die aetgtifymtnbiegern'ljiuauä,
9Ba$ fommt unb n>a* t>er*
fcfytoanb.
Unb «eben fafjt er fräftfg an,
Dag e* fl)n gan$ erfüllt,
3u eigen machet er ffd^ä bann
3m «tebe balb, im SBilb.
9Zun ftromet fräftfg mit bal)fn,
3Ba* in if)m felbft erblüht,
Dann freuet fldf> bie Qtteffterin,
T>a% fte it)tt tätig fiel)t.
9Ber überbenft unb überlegt,
<&y f i e }u il)m nid)t fortdjt,
d**)' fld) fein eigen «eben regt,
Dem frommt, bem l)ilft fte nf d)t.
2Cud) bu bielt'ft bidb am «eben
an
Unb brangeft frifd) fyfnein
Unb fcfyreiteft immerbar *>oran
3m atterbuntften 9tetf)'n.
Drum fpenbet bir eä feine
«uffc
3m fyellften garbenlfcfyt,
Dag fid) in beiner freien Söruft
(Sein flarfter ©Zimmer bricht
ber jüngere ©ruber, 3uliuä (Sugen, fpäter Jgofbaubireftor in
Gaffel, 1796—1871, getoefen fein, ber Erbauer beä ©tänbefyaufeä;
er fyat fcon biefer Steife fid) jur Verausgabe *>on ©ticken anregen
laffen, bie italtemfdje Söaubenfmaler barftellen.
318 Subtofg @mfl ©rtmm, (Srtnnerungen.
Unb a^rt ttrfrb ba* ©efüfyl genährt
dla&f treuer ^crjen 93raud),
Unb tt>a* flcf) jeigt belacf)en*tt>ert,
Darüber lad&ft bu aud)1)!
3n einer Sücfe *>on fünfaefyn (Seiten in ber J&anbfd&rtft ift
tüieber aerfuufen, toa* Subtotg *>on feiner legten 3*it in 9Äünd)en
unb *on ber J&efmretfe über Nürnberg, 2ffd)affenburg unb J&auau
eradtyt ^a^ auf ber er lieber fünf SBodjen bei ©eorg ©ren*
tano in SRöbefyefm blieb unb babei (SfyrtfMan Brentano
(9tr. 55) unb ©eorg Sörentano* dltefte Softer Äarol ©opfjte
(5 lau b ine (1804—70, f. ®. 225) geaeicfynet (unb fpdter au<*>
rabiert) f>at ßttr. 57).
3n (Saffel traf er am 17. Oftober 1817 ein, um fortab
ttteber attöif 3&f)f* lang mit ben dlteren ©rübern in pitter
Arbeit aufammenauleben.
0 Da* ©ebftf)t toar aber fcfyon *>or bem 26. ÜJtot 1817
verfaßt (f. u.), ttdfyrenb 2ubtt>fg erft im ©pdtfommer abgereift
Sein maq. gugger* ©ebftfjte fhtb nic^t gebrucft toorben; über
le unb icine poetifdje Begabung unb bie 2frt feine* arbeiten*
fpric^t fid) 2fuguft tton «JHaten, fein greunb (f. ®. 219, TL 3),
nieftt burdjau* anerfennenb au*, tote er aud) (au fcon ffym fagt:
„Swit gugger n>ar fd) eigentlich nie in einem f) er a liefen &er*
faltn***' (f. Sörfto. *. ©cJ)effIer u. ©ornftetn, 22. gebruar 1822).
&on biefem ©ebfdjt gugger* an Subtotg fagt^iaten aber
(Sageb. 1, 766, am 26. 2Rat 1817): „SBoraügifd) gefielen mir
a»ei Sieber, ein* an Subtttg <S. ©rimm, mit bem er fyter t>iel
umging (ein* meiner früheren Jgefte, n>enn i(f) nic^t irre, ertodfynt
feiner), gerietet, ba* anbere ,bie aBette- übertrieben" (ba* er
bann mitteilt). — diäten totrb *>on fcubtttg nie enoäfynt; einen
Sörtef 3&cob* antraten mit anerfennenbem Urteil über beffen
„©(äfernen Pantoffel" erwähnt biefer Sageb. 2, 609; bafelbft
einen folgen *>on «ubtotg* gteunb SRul)i in Gaffel; einen ©rief
diäten* an biefen befifct ber £erau*geber.
VI. Gaffel, granffurt. 2>a* Sbgtt in »irftetn. 1817-1820. 319
VL CaflTeL ^ranffurt 3>a* 3&pll in SSirfleitn
1817—1820*
fcubttig* rufyfgeä geben fn ber «fcefmat nmrbe fortab nur
nod) burd) einige Heinere Steifen unterbrochen. Um feine 23e>
fäfyfgung für ein Sefyramt barjutun, (teilte er im Jjaufe ber be>
freunbeten gamilte beä franjöftfc^en 9>rebtger$ Stomuä, too er
fiel) ein Atelier eingerichtet tyatte, ben Äarton ju einer ^eiligen
gamtite fyer, um ffe fpäter in 6l auäaufüfyreu1). 2>amft aottte
aud) er ber bamalä fcon Öfcerbecf eingetragenen frommen
Stiftung ber SDtoleret, bem Dtojarenertum, feinen Tribut, bie
aber bod), gehemmt burd) baä ®egengett>td)t be$ %tiü)ntn$ nad)
ber Statur unb ber ©tlbuiämaleret, ntdjt bauernb bie #errfd)aft
über if)n getoann, toeuu aud) ettoa* in feinem 2Sefen biefer
Stiftung entgegenfam.
©einem ©efudje um eine Aufteilung in Gaffel, baö anfangt
1818 fttyon förmlich abgefdjiagen tourbe (äBUfyelm: „3$ benfe
bann immer, e* totrb ju feinem ©eften fein"), würbe erft nad)
langen Sauren entfprodjen. darüber tote über feine lange Steife,
aon ©eptember 1819 bf* (£nbe SOtot 1820, ersäht er felbjt toieber
ttie folgt:
tßä) fling jur alten ÄurffirjHn2)* „©efcen ©ie ftd)
ju mir, lieber Subttrig," fagte fte, „unb crjäfylen ©ie mir,
tt)ie e$ Sfynen gel)t unb tt>a$ ©ie arbeiten!"
*) ©tengel 1, 175.
*) 2>fe sortrefflf d)e grau, bie siel im %ebm gu tragen fyatte,
ftarb nad) 56jäl)rfger @be am 14. 3anuar 1820. äöiltyeim war
toenige Sage fcor tfyrem iobe nod) bei tf>r; „ffe tt>ar ganj freunb*
itd), tote fonjt, aab mir i^re^fanfte J&anb beim 2Cbfdjteb, unb al*
iü) biefe fügte, Brücfte fte metne tin toenig unb fagte, fie würbe
und balb einmal einlaben, ©ie batte und toirfltd) lieb, n(d)t
fottofyl unfertigen, alä n>egen ber feiigen Sante, bie tl)r etgentitd)
feine Wienerin met)r, fonbern eine greunbtn war" (baf. 191). —
©ie ift tfyrem legten SBiHen aufolge auf bem bürgerlichen Säten*
Ijofe betgefefet unb über intern ®rab ber borffdje Stempel errichtet
toorben. 3§r ©ruber war ber burd) bie ©truenfee*$rag5bie
befannte Ädnig (Sljrijtian VII. *>on Dänemarf.
320 Subtofg Chntl ©rtmm, (Srinnerungen.
,,3cf) bin jum Äurfürften gefahren tt>egen 3t)ter 2fn*
ftettung, unb aud) meine (Schwiegertochter fyat beäfyalb mit
il>m gefprocfyen, aber er l)ai gefagt, baf} jefct feine ©teile
ba tt)dre, bei näd)jter ©elegenfyeit tt)firben ©ie aber be^
rücf|td)tigi 3d) fyabe ba* Vertrauen, baf} e$ 3f)nen unb
ben ®efdjtt>iftew aßen in ber 3*rfunft nod) gut gel)en
ttrirb*" 2)ann führte fte mid) ju bem 23ilb ber lieben
feiigen Zank unb fagte tt>einenb: „2)a$ tt>ar meine liebfte
greunbin!" 2fl$ fie midj entlief, reichte fte mir ttueber
il)re Heine, aber nod) fd)dne, tt>eid)e #anb unb fagte:
„®ott fei mit 3f)tten!" 25a$ tt>ar ba* lefctemal, baf id)
{ie gefefyen fyabe!
9tad) ein paar Sagen tt>ar id) in Stöbelfyeim bei ber
gamilie ^Brentano1)*
3d) fonnte ba* 9$ilbni$ ber grau 3J?eline t>on
©uaita*) nid)t el)er anfangen, afö bi$ ttrir in bie ©tabi
') @ine Öberfidjt über tiefe unb bie nädjfte ©eneratton ber
bodjbegabten, n>eitt>erjn>eigten gamflfe gibt 9c. Sung, ©oetye*
S8rieftt>e<bfei mit Antonie Brentano, 1896. 2focb bie näcbften
©enerationen b&ben ihren 3ufammenbalt getoabri
„(Sä rubt ein befonberer (Segen auf unferer 9tod)fommen*
febaft, bafS jie gutartig fft, unb fte toürbe ütägefamt eine Heine
SKepublff bflben", fcf>reibt Söettfne an it>rc Siebte (Sophie
Sörentano, ©eorää $od)ter. „Unb fle bat eine folebe SKepuoltf
aebilbet, eine ber fünften unb blübenbften, unb tdj babe fle nodb
fit ibrer sollen SBlütc gefeben," fagt 45. ©ri mm (»eftr. 154) „tote
ein SSalb junger Sorbeerftämme ftanben jie nebeneinanber . . .
Äranfbeit unb SDffibtgfeit fdjienen fie ufebt $u fennen ... bie
2Clten „fogar sollten nf d)t$ t>om Sfcobe tüiffeu, bie 3ungen nid)t£
oom Ältertoerben, unb bie meiften b<tben ba* f>5d^fie SDtofj ber
3abre erreid)t, ©oetbe famtte fte toobl; für ibn toaren bie
Brentano* bamafö bie SDHtte t>on Jftanffurt, unb granffurt
war feine Stoterftabt!" — 9tocb & ©rimm (Söeitr. 148) ift bie
aefamte gamilie Brentano — t>on ber einjelne ©lieber unb
3»eige ftcb aueb htm 9>roteftautf$mu$ augetoanbt baben —
„beberrfcht oon bem unoffenffoen freunblicben tfatbolütemuS, bem
toir in SÖa^ern unb Djterrefcb toobl nod) begegnen.
a) Seltne, b. b- SWagbalene (1788—1861), toar bie
jüngfte, fünfte, toenn aueb toenfgft begabte ber ©rentanofeben
$5d)ter, aber gutmütig unb lenffam, „lieb, gut unb ftltt", tote
Seite Raffen pflüg, geb. (Stimm, |ß20.
CubtPig Daniel ßaffeti pflüg, etwa \s\i.
tla* f. «. «rimm.
VI. Söffet, granffurt. <Da* 3b»Ct in 95irftetn. 1817-1820. 321
gejogen waten; idj rjarte ba ein fceied ?ebett, tonnte
fpajieren reiten unb fahren, Wann iä) ?uft baju rjatte;
ging autt) einige SERale mit bem ©rafen ». SR&belfjeim1)
auf bie 3agb, bie ba fet>c gut War. iDael 9)rentanofcb)e
ftmbgut War fei)! fctjön; ein große«, ftetnemee' •ßauä —
man fagt, ©oetfje Ijfltte felbft ben 'Plan baju gemacht.
SSettfne faßte; 3aceb fchreibt 1. ETtoöember 1811 an Arnim,
(,3ch bitte 3Md), alte* fauber ju grfi§en, befonberä bie S&eline:
"" 15) alle 2Rorgen $ee eingefeftenft tjar, son
eine« unb ® dioneä weiß, baf ei mich au*
wenn idj I)Bte, baj} eS ihr »ohtgebr
i 2ReItntf)ni war au* ba," lägt SBettine
f., SÄeclam, <5. 47) bie grau Rat ©oetfje
1808). „Die SRellne tjt aber einmal frtBn,
abt follt fie malen (offen unb feilt (le auf
ba tonnten bie Soffer fef)en, was" ihre
it bat" — Äud) ©oethe Hebte bie Keine
Blfitter 76, 912), bie ihm SSelbnathtcn
m fftfÄt Ol. Äeil, grau Stat, 9lr. 148, 9).
n glficfltrter ©f)e mit bem brauen unb
ruAtigen ©eotg 3- gr. »on ©uaita, Äaufmann unb SSttrger«
metfter »on granffurt, 1772—1851; »on ben fert« fiinbern bc$
$aare$ leben £tnber,@ntet unb Urenfet ber 9tamen»on ©uaita,
»onjjanbet, beSteufBitte, 2>etmoIb, sonJjertting, son
Stumpf, »on SRumm u. a. — gRetlne mar ungemein ruljig,
wie benn bie gamflte überhaupt nebeneinanber fotäje unb
gerabe entgegenaefeftte, fiberau« unruhige Staturen umfaßte, alte
aber feftt »erträglid) unreretnanber unb feft jufammenbaltenb.
53etttne „bebeutete ©oethen (bei iljrem letjten ©efuche 1829[?],
4J. ©riimn, SSeiträge 148), baß bfe grau SBÜrgermeifterin Sffieline
baö fchönfte <£r.em»Iar eine« »ftfchterfüllten ffiljeweibed fei nnb
fo, wie ü)r ©atte im State ber ©tabt, ff* fm baulichen «reife
etnjig auSjefdjne." — ®fn 3ugenbbiIbnW au« bem 3. 1805 au*
*Pari£ werbe ich bemnädhft in meiner Aufgabe »on ©aöignp-
briefen mitteilen. — „SKft ber SRetine hat&ibwfg fi* anfangt
gar gering geftanben, eö folt ff* aber no* gebeffert haben"
«Btlh. an Arnim, 31. Öftober 1815, ©tetg 3, 334). 1830 beim
j$anbeIäfongrefi wohnte (le mit ihrem äRann ein paar SRonate
au* in Saffel, neben ben brei SSrübern, alfo SSeUetme: „wir
haben fie", ftfjretbt SBilbelm (SQteufeba* 123), „auf« neue
fehr Beb gewonnen."
') ©raf Äatt 0. @olme%3tobefheun u. Äffenhelm, 1790—1844,
tabu- Stimm, «ruincninsfo. 21
322 Subtttg Smti ©rfmm, Erinnerungen.
äJor bem Jßauä, in einem 3Wel, grofle OrangenbAume,
worunter SKfd) unb 83Anfe, tt>o ber See unb Äaffee ge*
trunfen würbe, 31t bem mtttagä meijl @efeflfd)aft auö
granffurt fam, ©efanbte, ©elet^rte unb ÄflnjMer1). 2Me
fd)önften SBlumen überaß, fd)5ne, grofe Saumgruppen,
bunfle, lange Sauben, ©pajtergAnge aller 2(rt* 2reib*
bAufer, gafanerie, 23abl)au$, eine STOenge ©artenfyäufer in
®d)Weijer unb Siroler Sauart, SÄefye, Pfauen ufw* Sin
$lu$*) ging um* Sanbgui, barauf fd)öne SJarfen, 83rficfen
in aller 2frt 9Kan fonnte fhmbenweit fpajieren gefyen in
ben ©Arten unb SBiefen, bie alle jum ©ut gehörten8)*
*) SBom Sanbjtfc Brentano* wie »om bamattgen Seben in
StöbeHjefm überhaupt erjäblt grdbKd), ©. 33—52. ©eorg 93r,
babe wegen feine* @elbe$ unb ate Arbeitgeber für bie vwbtU
betmer in großem Ütefpeft gejtanben unb fei, ofyne e$ $u wollen,
rtetebfam ber Seigneur du village gewefen, 2(ucb aon ber
[amüie 93r., SBettine, SÄeline, «ulu, — bie fleb ai$ Söarontn
>e$ 93orbe$ fpAter in 9töbeö)etm anfaufte — ebenfo fcon ben
Altern berichtet er, unter anberem aueb, baß ty. 2foton jebem
feiner atodlf tt)n Überlebenben Äinber 100000 ©ulben binterlaffen,
©eorg ba$ feinige aber bureb glücflicfje ©pefulattonen in <5taatö*
papieren ufw. serawanjtgfadjt b<*be. — feettine hat bei tbrem
iefcten SBefucfc ©oetbe* 1824 biefem ba* ©ut in Stobefyeim be*
febreiben muffen (43. ©rimm berietet barüber Söeftr. 12, 42—44),
if)m auef) «ubwige Ütabtenmg be* granj Brentano (nad)
(Stieler) acäeiat (dir. 54).
*) söte Sttbba; fie bitbete gerabe an ®eorg$ ©ut einen
SBafferfall (grbbfob/ 36).
•) J&eute trifft übrigen* Subwtgä 95efd)reibung be* Sören*
tanofetyen «anbgute* ntd)t mefyr au; ba$ ganj im Chnptreftüe
gehaltene alte 4}au$ ift wobi balb barauf umgebaut worben, unb
baju bbcbften^ förotte ©oetbe mit geraten fyaben; ©eorg*
(Snfeltn grau *>. ©tumpf>93rentano bat e$ wegen eintretenber
©enfungen bureb einen weiter jurücfliegenben Neubau erfefet, in
bem aber einzelne SÄAume benen be$ alten £aufe$ ganj gleid)
gebalten jinb. — ©eorg Brentano laufte ba$ Jjauä, mit
einem fletnen ©arten babtnter, ber btö aum Sttübforaben reifte,
bann bie Söiefen jenfettä beäfelben, bciutt bann bie Sörütfe über
biefen unb serwanbelte bie nun erweiterte SBiefen* unb 2täer*
fldd)e in einen englifcben ^)arf unb bie ftcb barauf befinbenben
93auernb&u^cben in ©d^wefaerbAufer; in einem ber festeren, ba^
VL (5affcL granffuri Da^Sb^a in S3irfteitu 1817-1820. 323
Xbenbö tt>urbc in$ Sweater gefahren in jroei SBagen,
wobei ©eorg 83rentano unb id) futfd)iertem T)a$ ging
fo fort, bü ber SSinter öor ber Zflre tt>ar, ba tt>urbc in
bie ©anbgaffe nad) granffurt gebogen, unb id) fing baß
95ilb ber grau Don ©uaita an, ein Äniefiücf1), unb
burftc e$ ganj nad) meinem SBillen malen: in violettem
©amtfleib, lange faltige Ärmel, mit ttiolettfamtem SBarett,
worauf zim lange, toeife, fyenmterfyängenbe geber fteette*
3n ben J&ftnben l)ielt jte ein ©tfief *>on bem golbenen
©ürtel, Äopf brei Viertel proftl unb eine <5d)nur weißer
perlen um ben $aU. Uli id) bamit fertig tt>ar, Ratten ade
gxeube bar an2). Stadler rabierte id) nod) jtoei SJilb*
er fid^ in gaiu eigner SBeife Verrichtete — einen SMenenfd&toarm
lonnte man hinter ®la$ in ber SBBanb arbeiten feben — fcblief
er fietö ganj allein; bie* unb nod) ein anbereö ftnb erhalten.
Serner baute er eine Sörüde über bie ülibba unb ein; J&finge*
brficfenacfc ben auägebebnten ©olmäfcben SBiefen unb Metern, bie
er in <&ropad)t Ijatte unb bie fein <oofyn SouiS jurfiefgab. —
(Selbft im gegenwärtigen fcerfleinerten Umfana iß ber immer nod)
ßattUcfte tyait burd) ©tragenanlagen, bie bte ©tabt granffurt
im ©ebiet beö eingemeinbeten Dorfes Ütöbelbetm plant, bebrofyt
unb fd)toerlid) tu erhalten.
*) DaS t)tcr toiebergeaebene ©üb ÜRetinenö fcon Subtoig
aerbanfe id) ber ©üte ityrer Snfelin, ber grau Ataxia t>on Stumpf*
Brentano m Stöbelbetm, $od)ter t>on ©eorg Sörentanoä ©ofyn
SubtDig unb Seltnen* $od)ter Sötorta fcon ©uaita.
*) ütad) ©ettine (©. »rft». m. e. ft. 328) fagte @oetl)e
*on „ÜRelihe mit ben fronen Bugemotmpern, fle gleite ber
Stofe, bie ber Sau tbtn au$ tiefem @d)laf geweeff . — „2)er
8out* l)at bie Seltne gemalt/' fd&reibt 2Öill)elm an arnim
(Steig 3, 471), „e$ toirb oon anbern gelobt, icJ) motzte totffen,
toa$ fle felbft ober bie gamüte beuu fagt 2(n bem ©uaita
fclbft toirb er niefct fo grofj Vergnügen gehabt fyaben." 2fad)
Söetttne nennt SWelinaä Verheiratung mit bem freilief) „gaiu
t>ortreffltd)en" (aber nid)t fd)önen) ©uaita „ettoa$ Söittere**
(baf. 327). ©uaita ift aber toohl nid)t aon Subtoig gemalt toorben.
jDa$„S8ilb berüÄeltne toirb fe!>r gerühmt", fd)reibt 3rntm am
3« 3uni 1820 an 2Btlbelm (Steig 3, 472). „Sorneltu* toar l)ier,
bat ba$ SHlb fcon berSReltne gefehen unb e$ aonfiglid) gelobt, ja er
toar frappiert barüber, fagen Sie bat bem 8ouie", fetyreibt ©unba
toon Saatgng an SBilbelm (baf. 409). — SBilbelm
21*
324 gubtoig (Smtl ©rimm, Erinnerungen.
niffe1)- Gfö xoax überhaupt ein vergnügter SSinier; Sweater,
SBdtte, Äonjerte n>ed)felten ab, unb im #au$ tt>ar meift
©cfettfcf>aft unb }u 9Kfd) auSgeaetcfynete Scutc eingelaben.
ßfyriftian 93rentano*), ber ben SStnter l)inburd)
au* ba tvar, n>ar luftig unb voller Saune« @r fam
fcfyretbt (©tenael 1, 190), Subtotg fei in granffurt mit einigen t>U
bllbern befafäftfgt, unb £erman ©rlmm (E., 3, 312) meint,
eineS Jener in granffurt gemalten jfrauenporträtS — toobei er
n>abrfd)etnltd) baö von Veline im äuge fyat — fetye au$, aH
Sabe er — unter bem Söann ber attbeutfcben @>d)ule einen jener
leiten Äbpfe beä 16. 3af)rf)unbert$ aum SBufter genommen, bie
man früher im allgemeinen «ßolbetn augefcfyrieben tyabe. 2Cud)
et»dt)nt £. ®rfmm Porträte von gubtoig in SBafferfarben auö
jener 3eit, bie nod) auffallender bie neue Stiftung bestätigten.
SBeitr. 143 nimmt aber 4J. ©rfotm unrichtig an, Subtotg t)abe baö
SJilb bei feiner erften Ämoefenbeit in granffurt, 1815, gemalt.
*) SBen biefe barfteflten, toar ntd)t aufauftnben.
*) Der bt^abtt, aber feltfame, unjtete jjrana ©omintfuS
Sbriftian ^Brentano toar al$ fecf)fte^ von ÜÄajtmiliane la
9tod)e$ jtüdlf Älnbern 1784 m granffurt aeboren; nadf) einer
ähnlich planlos unb toecbfelvou verbrachten xJugenb, tote fle fein
fecfyö Safyre älterer ©ruber Qlemenö verlebt fyattz, fiubterte er
ettoa 1802—8 SOtebiafn in 3ena unb Harburg, too bei feinem
®d)toager ©avtgnv aud) Söettlne unb Slemenä fid) öfter
aufhielten, legerer aud) feine @f)* mit ©opbte SÄereau fdjlof};
otyne biefe ©tubten richtig abgefcfyloffen au baben, betotrtfd^aftete
er bann eifrig ettoa {leben 3>al)re lang ba£ eben angefaufte
bbbmifcbe gamtllengut ber Sörentanoä in Sufotoan im
9>rad)tner jftetfe, lebte nad) beffen Sterfauf, tote (SlemenS— gletd)*
zeitig mit tymm ftrengfatboltfd)en 2lnfcfeauungen aurficfgefetyrt —
balb in ber €5d)toeia bei einem yrtejter ©legrtjt, balb in Sanbä*
hat bei ©aller, balb in granffurt, von too er Giemen* jur
dlonne (Smmerid) in Dolmen braute, bie er breimal befud)te,
(Slemenö aber btä an tbrem £obe ntd)t mebr verlief; treffliche
SBänner tote ber ^Mlofopt) SÖinbifcftmann, ber ©tfcbof ©atler
unb ber fpfitere fereälauer gürftbtfdjof 2)tepenbrof toaren
feine greunbe; mit bem Söonner ^rofeffor ffreubenfelb ging
er bann nad) SKom, too biefer fatboltfd) toarb unb er felbjt von
1823—27 Geologie ftubierte, otyne tnbejfen ^>riefler au toerben.
1828 aurücfgefebrt, lebte er, f Artftftetterlfcb tötig, auf bem SÖtorien*
berg, einem ehemaligen Älofter bei Söopparb, heiratete 1835 in
Sliaaa bit $od)ter eine* naffauifd^en SanbrateS, Smilie ©enger,
ging aber balb toegen ber Abiner SBirren nact) 2(fcf)affenburg,
VI. «äffet gronffurt 3>a* 3bg!l in Sirjteto, 1817—1820. 325
obenb* oft nod) ganj fpät ju mir; ba nmrben 3*id)mmgen
gemalt, Äarifaturen unb alle* mögliche. Unier anberm
tourbe bte ®efd)id)te von einem meland)oltfd)en ©pafc
gejeicfynet unb burcfygearbeitet* 3d) n>eif nid)t, too bte
triefen unb frönen 3eid)mmgen alle l)tngefommen ffnb,
eine befonber* toar fefyr Wcfyerlid): ber meland)olifdje ©pajj
I)at feinen Äopf an tint Urne gefeint unb toetnt, —
bann tourbe ein tief benfenber bargeftettt ufto, 3*manb,
ber un$ jugefyört fyätie, tourbe un* ffcr SWarren gehalten
fyabem tiefer geiffreicfye ßfyrtfHan fprang von einem
jum anbern über, l>atte aber originelle 3been.
©eorg Srentano1) fafj ben Sag über in feinem
fallen fiberroef im Äontor, arbeitete unb fd)nupfte fleißig,
mit feinem 93ruber, bem Senator*)* 3dj ging aud) oft
too ec ein fd)5ne*, toiffenfd)aftltd) unb fünftlerifcfe belebte*,
gefettige* gamtltenleben führte; unter ber treuen Pflege be*
Spaare* tft (5 lernen* bort 1842 gejtorben, unb btefe* fyat feine
gef. SBBerrc jur 4Jerau*gabe vorbereitet, Subtotg ©rimm bat
mit feiner Softer bort (Sfjriftian aud) befugt. 1851 auf bem
fanauer Söabntyof vom ©d)lag getroffen, ftarb (SbrtjHan im
lternf)au* in granffurt, tft aber in 3fcf)affenburg neben (5 lernen*
begraben, ©einen 1854 fn jtoet Sänben herausgegebenen ,,9tad)'
gelaffenen reltgtöfen ©Triften" ift ba* 1817 von Subtotg in
gfrantfurt geaetd)nete ^ortr&t beigegeben (9tr. 55). — (Sine treffe
fidje «Darlegung feine* Sbaratter* gibt Wilhelm ©rimm in
einem ©riefe an Sang ((Stengel 1, 39 f.). — ©btyne be* 9)aare*
ffnb ber fatfyoltfcfye Geolog unb betvorragenbe 9tytlofopb Sranj
93r., geb. 1838, unb ber bebeutenbe 9lationalb!onom sujo SBr.
in 9Bund)en, atb. 1844.
*) !3m „(Solbenen Äopf" in ber ©anbgaffe, bem Sörent ano*
fd)en SSaterbau*, in beffen vielen SÄäumen unb ©dngen, %aty*
rintben bie an ffd) fo aablreidje gamilfe aud) nod) ftet* Sefud)e
beberbergte. — granj fyatte 1792 eine befonbere girma feine*
ülamen* gegrünbet, bte fld) mit garb* unb ©peaereitoaren,
SSerfrfel unb Äommtfflon befaßte, unb natym, al* nad) be* SBater*
Sob (1797) beffen girma liqufbiert batte, feinen ©ttefbruber
©eorg al* @efeufd)after auf; tyr ©efebfift tourbe 1840 aufgelbft.
*) SftaiW öl* bte neue Söerfaffung ber ©tabt 1816 ben
Äatbolifen 9ted)te gab, tourbe er $um (Senator geto&blt, toa*
1807 febon fein ©d)toager ©uaita burd) jDalberg getoorben
toar; 1827 tourbe er aud) ©d)5ffe.
326 ftibtotg <$mü @rtmm, (Erinnerungen.
in* ©tdbelfcfye 3nfHtut unb befat) ba Ännfhoerfe, unb
befud)te meinen gxeunb, ben lieben*u>ürbigen (Senator
2l)oma*, aud) Seopolb (Stein unb ttor allem ben alten,
geijireicfyen (Senator Sogt1)* 2>er SRann toar mir fefyr
gut, la* mir oft oor au* feinen arbeiten unb führte feine
mujtfalifd)en Äompofitionen auf; ba* tt>ar nun jum ZoU
lachen: er toar tin magerer / großer ÜRann, bie ftemgen
langem weiften Jpaare fingen jergauft um ben lebenbigen
Äopf mit ben feurigen/ fd)toarjen Xugen; unter bem
braunen/ tooflenen 9<fad)tiamifol fying ba* <$emb fyerau*,
unb bie toottenen ©trumpfe fingen in fielen galten Ijer*
unter« <So ging er rafd) im 3immer auf unb ab/ oft
verlor er einen ©cfylappen, fc^impfte, baß er niijt alle*
gleich ftnben tonnte, fieEte jidj oor ben glügel/ feine
Softer mußte fpielen, er birigierte mit ber £id)tpufee»
„9tig nufc/' rief er, „nodj einmal oon oorn!" Der
x) Der bamal* 63 irrige ©efcfitd)tfc|retber unb (Staat*«*
mann ütfcolau* 2*ogt toar fett 1784 ^rofeffor an ber Untoerfftfit
feiner ätaterftabt SDtotnj, too er auef) SMetterntd) al* <Sd)üler,
3ohanne* o. SMüller, gorfter, ©dmmering unb Jjetnfe
nt greunben fyatte. 1792—93 burety bie SÄeoofutton oon SÄata*
ferngehalten, oerließ er 1797 bie Heimat für immer unb 30g mit
bem nach afcfyaffenburg »erlegten Seil ber £od)fd)ule bortfyin.
1809 reifte er mit Dalberei ber i^n feljr fcfyfifcte, naef) 2>art*,
oertoaltete bann in beffen ©rojföeQogtum granffitrt ba* ®d)ul*
toefen unb toar mlefct im ÜÄfnipertum tätig, ütad) ber 3ufl5funa
biefe* Staate* blieb SB. in granffurt unb tourbe Senator unb
1831 ©cfyöffe. Sieben feinen gad)ftubien musterte, aetc^nete,
malte vmb bietete er bt* in* alter,
cfyrieb aud) (nad) einem
mir gehdrenben Briefe) über mujtfaitfcfee Dinge unb begrünbete
bie totffenfdjaftltd&e ©efettfdjaft „SJtofeum". — „Der toaefere
9licla* $ogt, ber bloß oon feinem ©efyalt al* Beamter lebte
uub e* niä)t oerjtanb, ftcf) nebenher au bereichern, toar ben
granffurtern ein einfältiger toxmp, ein 9tarr," fagt ba* böfe
ÜRaul grdtyltdj*, ©. 104. — <&r jtarb 1836 unb tourbe
nad) feinem SBunfcfye — nad) SBerfenfung feine* £enen* unb
©efytrne* im Ütt>etnl — neben ber <Sd)loßfapeKe be* gofyannt*'
berge* betgefefct, too SBetterntd), „ber banfbare greunb unb
©djüler, bem treuen Verfechter be* alten 9ted)te*, bem eifrigen
gdrberer ber heimatlichen ©efdjid)te" einen ©ebenfjtetn fefcte. —
VI. Gaffel granffurt. 2)aS 3bg!l in ©frffcin. 1817—1820. 327
fd)tt>arje ®d)mufc auä ber Sid)tpu£e flog Fenint, aber er
lieg ftdj nid)t irremachen, ebenfotoemg burdj ba$ £ad)en
ber ttier ober fed>* 3ul)örer. Dann fing er mit einem
ber baftefyenben 9Kuftft>erftänbtgen ein ©efpräd) a^ nmrbe
heftig unb fagte: „SBie l&nnt ®e mir fo u>aö fage, beä
ie ja unrichtig! SSiffe @e n>aÄ, fage ©e überaß, ber
alt SRtfla* Sogt l)dtte gefagt, baß all ba$ neue 3*ug,
tvai bie Äertö fompomere, lauter Drect tt>dr! 3efct fommt
nt£ mefyr ©efdjeuteä fyerauSl 2auter fd)tt>erenotä moberneä
3eug, gel)t mer ctt>ecf! 3a/ tomn mer bem grauelob t>o
9Kdnj fei jarie fdjöne ©adje Heft! 2fber jefc, gefyt mer
etoeef mit bem neuen ©egrunjM" Unb nun fing er
ttrieber an, mit ber Stdjtpufce ben Saft au fdjlagen, unb
fo ging bai fort. SSie bie 9Kujtf ju @nbe n>ar, erjdl)lte
er intereffante, luftige ©efd)id)ten unb [dampfte über bie
ganje SBelt. @r n>ar ein lieben$tt>firbige$ Original, unb
ade Ratten ben alten SRiflaä Sogt gern. ®tine Softer
tt>ar md)t l)dfiltdj, aber md)t angenehm, fte tt>ar über*
fd)tt>englid) freunblid) unb machte immer ein flenjeltd)1)
füfj e* @etfd)t. ©ie f)at fpdter ben 2)fiffelborfer SRaler
ober ^Jrofeffbr SÄoäler*) geheiratet.
2ftte 2öod)e n>ar ein Äfinftlerabenb *) bei (Senator
granj 83rentano4), ben beffen geifireidje grau, geb.
*) flenn — feltg, n>etnertt<fe.
*) Äarl SMoäler, geb. fn Noblem 1788, n>ar 9>rofeffor, $tiU
toelfe pro&ifortfdjer 2Mreftor ber ZMiffelborfer 2tfabemie, aber
toeniger SWaier aiö ihinßgelefyrter, fd&uf toenig Silber unb lieg
aud) nidjtö im Drucf erfajetnen; er ftarb 1862.
8) jDiefer „Äunftabenbe" unb unter ben Teilnehmern ber*
elben gebeult audj£ubtt>ig$ Antonie SörentanoS <s5d)tt>ieger<
bf)n£nton £l)eobor ©r. in ben (alä «§bfdjr. gebnuften) @r<
duterungen jum 5örieffct>afe unb ©tammbudj antonlenS, f.
9t Sung, 14, 42.
*) granj Sörentano t»ar ber jtoeite, 1765 aeb. @of)n
% TL SÖrenianoS auä feiner erften ®)e (mit $aula Sörentano)
unb ber treufte ©ruber feiner aafylrefcfyen richtigen tote ©tief*
gefdjtoifter; SÖettine rühmte Sran* al$ „tyren liebften trüber,
al$ einen SDtonn fcon entjücfenber SRttbe, £eiterfett unb ®üte/'
328 Subtotg (Sinti ©rlmm, (Erinnerungen.
*on SJufenftocf *)/ eingerichtet fyotte* 2)a tt>or ber alte
©r toar unter ben @efd)tt>tftern bte 2fotortt&t, bte aud) aon
Söetttne nur mit @l)rfurd)t genannt toarb; Giemen* fdjretbt
1804 feiner @d)tt>&gerin, er fenne feinen S&enfdjen, ber ifym fo
grenaenlofe 2Td)tung unb Siebe abgejtnungen babe tote grana,
unb banft il)tn im legten ^Briefe im Saftre 1841 in rübrenben
SBorten, bie 3ung <S. 4 abbrucft. — »erheiratet toar er fett 1798
mit Antonie Sirdenftod (1780—1869) aud SBten, ber treffe
liefen Softer *>on % SR. SBtrdenftod aai ßetttgenftobt (1758
MS 1808), ber, in ber ögerreid)ifd)en (Staatffanalet angepeilt, fief)
um ba$ bflerretdjtfdie ©dniltoefen unter Sofept) IL unb in beflen
©tun serbtent gemadjt fyatte. 33on feinem @d)n>teöerttater erhielt
grana befonberä fd)5ne (aud) *on ©oetfye in „Äunft unb 2uter»
tum" 1, 1, 63 unter 2Cnfüf)rung biefer ®tfcf>e SBarfantonS
gerübtnte unb mebrmal* befudite) Sammlungen, grana fforb
1844; fein dltejter ©tlefbruber ©eorg lieg grana burd) «ubttrig*
greunb (Stieler malen, unb&ibtmg t>at banaef) bie Stabterung
8fc. 54 gearbeitet.
*) SontSSHttKaon etoaäorientaltfd&emStypu*), ebenfalls »on
© tteler, 1808, ftnbet fid) in bem erttälntten 93üd)letn *. 9t. 3ung,
ba$ il)ren SBrtefn>ed)fel mit ©oetfye enthält, üt&fyereä aud tfyrem
Sugenbleben f. baf. <S. 5 ff. £te bei SBtelanb, bem greunbe
ber ©roßmutter 8a 9tod)e, fdjon 1800 aerftorbene ältefte <Sd)tt>efter
®eorg$, Sophie Brentano, bie mit SÖtelanb unb feiner
©attin im felben ©rabe rul)t unb ifyren f)errlid)en ©riefen nad)
(f. ©euff ert, SD. 9tunbfd)au 1887, 52. S3b., 199—214) Söetttnen
fongental toar, fam nadj SBten, um bie bem Stoiber befttmmte
Söraut au prüfen! @rfl nad) Monaten tonnte fief) bie Junge grau
getodfnien, ben if>r btö bafyin abllta fremben SDtonn au buaen! Söid
jum $obe it)te^ SBoterS, 1809, reifte fie atte atoet 3at)te nad) SBien
unb pflegte lfm audj bie legten 8Bod)en fetneä 8eben$, 9lad)bem
le einen %eil ber fc&terltdjen Äunftfammlungen, mit ber bebeutenb*
ten 9>rtoatfammiungen be* 18. 3al)rlnmbert$, t>on benen aud)
»ettine en&fjit (an ©oetye, 15. SÖtoi 1810), aerfauft tjatte, tarn
fie nad) bret 3al)ren, 1812, mit bem befferen Seil nad) granffurt
iurüd. SBte Seetbo&entn 28ten in il)rem SBaterfyauS, fo »ar
©oetfye, ben üe 1812 in Äarläbab fennen lernte, unter ben
ial)lreid)en ©fiften tbre* «gaufed ber gefetertfte. „Sont l)atie
Die Haltung einer Äonigtn," fd)teibt #. ©rimm &on tbr, „eine
fto^e, fd)lanfe ©eftalt" (©eltr. 147). @te ftarb 1869 erft, 89j&l)rig;
fftnf tfyrer fedte Äinber fah fie aor fid^ fterben. ©ie ifl ba*
Jc^lanle, fanfte, »eifte »ilb/; in 6lemen$' ©obtoi, unb „bie
ätemanbte", an bie feine Briefe, ©ef. SB. 8, gerietet finb.
VI. (SaffeL granffuri. 2)aS 3b9tt in Birffefo. 1817—1820. 329
©cfyüfc1), 9>reftel, ber Äupfer|lecf)er Ulmer2), ber
SöenbeljUbt8)/ Dr. Äejhter*), ©efyeimrat ©erning*),
©eorg SJrentano unb idj jugegem
Die prächtige (Sammlung Warf 2fnton«6), Ttlbx.
Dürer uftt>. tt>urbcn befefyen, unb bie ?eute, befonberö
gBenbeljtabt, $reflel unb ber alte tiefe @d)üfc führten
baä SBort, unb eö ttmrbe einem oft jur Sajt, ba$ Ättnftler*
*) 2$of)l J&etnrtd) 3ofepf) ©d)üfc (al$ Äupferjtedjer ein
®d)üler be* alten 9>refteD, 1760—1822; möglid&enoeife aber au*
Sfjrtft. ©eorg <©., ber nod) jtoet Satire alter toar unb 1823
ftarb, jicf) aber al$ SBorjfefyer ber jtoeiten klaffe beä ÜJtofeum*
aerunefyrte burdj öerdußerung tt)m anaertrauter Äupferfttdje,
auch mehrerer £olbetnbfiber, bie bie ©tabt 1866 aurücfc
faufen mu§te.
*) 3of). Äonrab Ulmer, Äupferftedjer, feit 1818 9>rofeffor
am @tdbelfd)en 3nf*ftut, enbete 37jät)rtg im 3al)re 1820 frei*
totttig fein Seben.
*) Der in 2Öefclar 1785 geborene SDtoler unb SÄabterer
Äarl gr. 3Benbelflabt ^atte in granffurt unb $art$ ftubtert
unb toar bann Snfpeftor beä ©tdbelfdjen Snjtitutä ixt granffurt.
@r befaß auch eine intereffante Oemdibefammlung, bie er in (Stein*
brud *. (5. £off (f. ®oetl)e, Ärotjt unb Altertum 95. 2, 411),
befannt machte. 2Cuf einer Steife in bie Ülteberlanbe 1846 enbete
aud) er freitoittig fein «eben. (Sorneltu* (Ütiegel 81, 110)
be&efd)net ü)n toenn aud) al$ tüchtig unb fennintöreid), fo bod)
all ungemein faul.
4) ^rofejfor Dr. Styeob. gr. 2Crnolb «eftner, (Sofyi ber
Sötte SBuff (bie audj in SRöbelheim atoet trüber toofynen
fjatte), toar feit 1804 3rjt in granffurt.
6) Sobann 3faaf greif), o. ©erntng, geb. 1779 $u granffurt,
SM)er in SMenften ÜteapelS, lebte bamalS alä ^effen^^omourgifd^er
unbeätagägefanbter in feiner SBaterftabt, too er 1837 ftarb.
(St befaß ein oon ©oett)e in Äunft unb Altertum 1, 1, 64 ge*
rühmtet ÜBufeum oon vielartigen ©djdfcen, verfaßte aud) «Reife*
befcfyretbungen, • geograpf)tfd)e ©Triften, ©ebid)ie unb Über»
fefcungen.
•) SRarcantonto Statmonbt, ÜÄarf anton genannt, aud
Bologna, 1480— 1534 (?), ©d)üler oon grancia, fpdter nad)
Dürer fid) bilbenb, fertigte meifiertjafte @ttd)e nad) 3eid)nungen
ber großen SDtoler feiner 3eü ©eine volMljligen arbeiten toaren
ber J&auptfdjmucf ber 93rentanofd)en ©ammlung oon 200 ©e*
mdlben unb 7000 «upferftid&en.
330 ftibtoig (Smü ®rtmm, Srfttnenmgen,
gefdjtoftfc mit anjul)6rem 3Jon ber Äompojttfon ober ber
getfHgen <Sad)e fpracfyen jte nid)t; ^reftel befonber* tt>ar
fefyr Idcf>crlicf)r fprad) in alle*, ober tooDte e* beffer ttriffetu
golgenbe ?iebling*au*brücf e brachte er immerfort an: „Hai
t* e SReijlerflflcf! — Hai t* fcfyeene SBarM — Hai i*
net bitter! — 15a* i* en 2>rucf! fo fd)ö, al* mer fidfj'tt
nur ttnnfdfye fann! — Ha fyab idj SÄefpeft beraor! —
2)aju gratulier id) 31)««, «§err (Senater! — ©ott ti>oafi,
ba* i£ en Drucf t>o ^rimaforte (fd)nal}te babei mit beut
SJtonb)! — <5d)öner fann mer ni£ fefyn! — 35a fefyn
(Se mal, ba* l)at fei SWaar gemacht, ba i* ©ang brin! —
Hai 83latt i* mir fefton oft burd) be Hänb* gegangen,
aber fo gut nod) fei 2)rudf, tt>ie ber ba! — 3a, tt>ie idj
in 2onbon tt>ar! — 3dj l)ab 3J)«e bie ßtyr je fage! —
Ha geb idj 3fyne mei SÖort! — 35a* i* tton meim feiige
Satter, e* i* ba* (Sdjönfte, tt>a* mer in ber SRanier
fefyn fann/1
Sie grau (Senatorin fagte nadjfyer, ettoa* *>om
Sifdj entfernt, ju mir: „<Sel)n (Sie einmal bie ©ruppe
an, ttrie fie jtdj bi*putieren, e* tt>dre ja alle* gut, wenn
ftc nur nidjt fo alberne* 3*ug fdjtoftfcten! SRadjen (Sie
bodj eine ©fijje1) t>on ber ©ruppe, idj tirill 3f)nen ba*
näd)ftema! ein Sifdjdjen mit einer ?ampe l)ierl)erftetten
laffen; biefe ©ejtdfjter unb giguren! @* gibt gett>t$ ein
lächerliche* 93latt!"
9tadj bem ßunfigenuß ttmrbe jum @fc unb Ztinb
genufi gegangen, ba tt>urbcn bie ©freier ftiller, unb n>ie
©djelmuff*fi*) jagt, „ba fonnte einer fdjön ejfen unb
l) Htnim fjat „ganje 9>afete" *>on folgen Äarifaturen
Subtofg* in granffurt unb Gaffel gefefyen unb. fid) barüber —
geärgert
*) £er im Sügen alle* übertrutnpfenbe ©djefatuff*fy ift bie
Hauptfigur be* gleichnamigen trefflid&en jtoeiteiligen Stoman*,
ben ber au* ber Sft&fye &on 4}alle ftammenbe ©djrtftfMcr
(5f)tiflian beutet (1665—1712) a(* alter ©tubent 1696 lnfcip3i<
jur 2tetf)5f)mmg ber bamaligen «erlogenen SReiferomane, jugleü
audj einer Setpatger gamtlte, verfaßte; er u>ar Subtoig befonbei
VI. Gaffel gtanffutt Da* Sbptt in »irftein 1817—1820 331
trinfen fefyn!" — IDen onbern SDtargen beim Äufftefyn
nafym id) gleicf) einen Sogen Rapier unb jetd)nete bie
ganje ©efeflfdjafl fo dl>nltcf)r baß id) felbfl lachen mufjte,
unb ©eorg 95rcntano brad) gar in lautet 2ad)en auä,
tt)te er fte fat), unb fagte: „©eben ©ie mir fte, id) n>itt
fte gleid) meiner ©d)ti>dgerin bringen/4 Den anbern
Sag af bie grau (Senatorin in ber ©anbgaffe, fie fagte:
„SÖiffen ©ie, bafl 3^e 3etd)nung ganj vortrefflich ift?
9tad) ber Statur ^dtten ©ie fte nid)t beffer machen f&nnen»
Der SDWnifter ©tetn1), ber fyeut bei unä tt>ar, tiritt fie
ftd) fopieren laffen; er fyat fefyr barüber gelabt unb
gefagt, bie. ©ruppterungen unb ade 93en>egungen fr&ren
fet)r gut/1
burd) feinen SBerfebr mit Giemen* ^Brentano befannt ge»
toorben« Sbriftian ^Brentano fyatte ihn in Harburg gleid)*
fam toieberentbetft, Ttxriim backte ernfilfcn an feine £erauögabe,
tooau (SlemenS unb Subtoig jeiebnen fottten (Steig 1, 257).
Die bei (Element in feinen Briefen unb ftdjerlicb aud) in feinen
©efpräd)en fo häufigen Lebensarten „ber Sebelbolmer" mCb
~o ©apperment" flammen auä biefem 93ud)e. Die ^ier von
Subtoig angeführten, noch ftebenmal bort toieberfebrenben SBorte
beigen (baf. 30, üteubrua von ©d)utteru$ 1885, nad) ber erften
3Cudg. o. 1696): „Da b&tte man nun fd)bn tanken gefeben." —
2*on Snteteffe ift, baß auf Anregung be$ getftreidjen Äreife* ber
trüber 2luguft unb SBerner von »fjajtbaufen in 98eftfalen,
bem bie ©ruber Sacob, Söilbelm unb Subtoig ©rimm unb
burdj fie aud) ibr ©ebtoager J&affenpflug nabeftanben, biefer
iefetcre 1823 in Gaffel eine 2fo$aabe be$ SöucbeS veranfialtet bat,
gebrurft vom reformierten SBaifenbauS. ©ie ift toobl nur al$
©efdjenf verbreitet, aber als ÜÄufter bei ber Seipjiger (1848) unb
SDmndjenet (1883) Äuäaabe benufct unb aueb nad) ibr von 3acob
unb SBilbelm im „SBorterbucb" ©cbelmuffSfy angezogen tnorben.
Demfelben Areife entfprang fogar ein (1868 in Hannover alö
SManuffript gebrückter) brtttet Seil, ben toabrfebeinlid) ber geift*
reiebe Diplomat unb ©djriftftetter SBictor von Strauß unb
Sornev verfaßt bat
*) Der ÜJHnifier vom ©tein, neben ©oetbe ber betvor*
ragenbfte greunb beä 93rentanofd)en £aufe$, feftrieb Antonien
in ibr ©tammbueb: „9tur wenigen toirb ba* ©lud toie mir, am
$benb ibrer Sage nod) ba$ aÖobHootten einer fo eblen grau,
toie Antonie von Sörentano ift, erlangt au baben" Qung 56).
332 Subtoig ®mti ®rimm, (Erinnerungen»
©er SRütifler *on Söangenfjeim fom fefyr oft unb
unterhielt alle auf baä t>ortreffttd)fle; balb laä er etoad
ttor, 6alb erj&ljlte er; er nmr offen unb frei, ber Wann
l>at mir fefyr gefallen, babei fo natürlich unb liebend
ftürbig, tote ti benn überhaupt im SJrentanofcfyen #au$
niemals an interejfanter ©efettldjaft unb Unterhaltung
fehlte» 5Den banrifcfyen ©efanbten #♦ *>on Kretin1)
Die SBejiebungen Stein* jum Sfrentanofdjen gaufe (feinen
toeber $erfc nod) Seemann in ihren Siogr, au erwähnen.
*) Der einem tyürtngtfcfyen ©efd)led)t entjtammenbe grei*
fjerr Äarl2luguft *on Söangenbeim, 1773 in ©otba geboren,
toar aus bem gotbafd)en ©taatebienjt al$ 9tegieruttge4Ötaepr&fU
bent wegen ©treit* mit bem SRinifter oon Ätetfcnmann ent*
(äffen unb fat> feine reitf)Sgerid)tlia) erftrittene SBieoeretofefcung
butd) ben 3ufammenbtuc!) be* 9teid)$ 1806 vereitelt 2)ura)
einen 3ufaQ naA Stuttgart gekommen, würbe er oon htm euer*
giften ÄdntgJrcrtebrTd) angeaogen unb, ba ber geijl* unb
fenntnterettfje Sffann aucb biefem gefiel, fofort jum Seiter ber
ginanaen, 1811 aum ^rdftbenten be$ ÖbertribunalS unb Kurator
fcon Tübingen ernannt, wo er mit ^tofefforen unb Stubenteu
auf bem bejten Ruße ftanb. 2fl$ er bann in bem 1815 atotfdjen
Äöntg unb Stauben beginnenben SBerfaffungSfftett fioat t>er<
mtttette, aber, nad) beä £5nigö $ob 1816 aom neuen tterfiätu
bigen unb woblmetnenben Äontg 28tH)elm I. aum SÄintfter
ernannt, baö SBerfaffungSwerf ntd&t fofort auftanbe braute, würbe
er trofe bellen SBiKenö unb wafyrljaft liberaler ©efmnung fo un*
populär, oag man if)m in Stuttgart bie genfler einwarf. So
trat 2S. jurüct unb lieg ftd) 1817 al$ ©efanbter aum SöunbeStag
nacf) gtanffurt fd)icfen. &IS anregenber getfftetdjer ©efettfdjafter,
alS tin fluger 2Rann fcon stelfettigem 3ntereffe unb angenehmen
gönnen, gewann er balb £nfef)en unb vertrat mehrere xJafyre bie
iöerfajfungSftaaten fo tatfräftfg unb gefdjtcft gegen Oflerreid) unb
9>reufjen, benen er jene alö britte SÄadjt (Strtaätbee) aufammen*
aefaftt gegenüberfleKen wollte, baf} ÜKetternid) 1823 feine 3b*
Berufung erlang. <gr lebte feitbem in Äoburg, SDreSben unb
3ena, ff* totffenfcbaftltcfc unb publiaiftifd) nod) betättgenb, unb
fiorb 1850 auf feinem (Sntt bei ©otfja,
*) 2(bam greiberr oon 2lretin, iöruber beS (burd) feine
2lnfetnbung ber norbbeutfdjen 9>roteftanten in SKündjen befannten)
OberbtbltotbefarS unb Surfjten (5t)riftcp!> *. TL «Sntel be*
1769 in ©agern geabelten 3ob* 35^^ ** *. *on gefyetmniStooffer
^erfunft), 1769 geb., war feit 1798 ättaefanaier ber boprtfcben
VI. «Söffet gtonrfurt. SxtfSWl ta lötrftem. 1817— 1820. 333
befugte td) öfter, einen großen ÄunfHiebrtabet unb aud)
Senner. @r t)arte getabt ein paar frfjöne fpanifd)e Silber
bekommen, unb aSeÖ gute 9teue, roaö etfdjien, jetgte et
mit. 3d) nwebe überhaupt fo oft efagelaben in große
©efettfa)afren unb auf SäKe, tt>o td) jroar lautet mit
frembe SSeute fat), aber inrereffanie S8erannrfcf)aften machte.
J&err 9J?ortfc von SBetljmann1) lub mid) aud) ju einet
großen ©efeHfdjaft; id) tooSte nidjt rjtnger)en, <5eorg
Srentano faßte ab«: „3a/ Wir »oHen rnn; folange wir
Suft Ijaben, bleiben reit, wer weiß, roaö wir ju ferjen be*
fommen, unb bie ^Jrau Don EBettjmann wirb 3fjnen ge«
fallen. ®ie ift eine fdjine grauV 3flfe mürbe um
adjt Uhr hingefahren; aUeö prad)h>oH erieud)tet, überall
SBIunten unb Orangenbäume, »ot bet 3$te fdjrie bei
dorrtet unfete tarnen hinein, unb J$m unb grau
»on SBetrjmann empfingen un$. 25a würben gegenfetrig
ein paar fjöflidje SBorte gefügt, unb fte empfingen roieber
Stegierung unb organtfarorlfd), gefefegeberffd) unb bfplomatiftf)
tätig; feit 1817 war et bii ju feinem Sobe ba^rifcher SBunbe«.
taasgtfanbter (n granffurt, wo ffin feto aßiberftanb gegen
SRttterntAö t>etfaffungöfetnblid)e arflaiten populär madjte. @r
war and) fdjrfftftettmfd) tätig, nahm teil an bet ®rünbung bti
SBeretnS für ältere bwitfcbe @efd)td)te_unb brachte aW eifriger
greunb bei bf " tdje @emälbe< unb eine
b»a)bebeutenbe tmmen. St ftarb feben
1822 auf feine rf 9>affau.
') ©fmo nn, 1768—1826, war
bind) feinen & igtünber be* Oefrftäfteä,
t 1793, ber ©i nannä Simon wtoriQ
(8. (t 1725); i er etilen gmanpiänncr
feiner 3ett, jb , , _ let »on Stuf (et erttatb
JJanneaert Äriabne) unb warb »on Äatfer granj II. geabelt;
butd) feinen ©obn, ben 1877 t 3flej. SRorlft 93., ift er bet ©roß'
uater bei gegenwättiaen ^aupteä bei J5aufri, Simon 3J?orie
». SB., geb. 1844. — Seine bamafö 27jährige grau war Souife
griebenfe, geb. SSoobe, bie etfl 1869 geftorben ift
*) „©eorg S3r. »at etn intimer greunb be$ SBanfterö
tKorit) 95etbmann," fagt ber fehr lefd)tfertlge gr6I)Ii<*-
„inft bem er manches galante Abenteuer in Kompanie be*
ftanben tjnt."
334 Subtofg <$mfl ©rtomi, Erinnerungen,
anbete« 2ffle 3tmmer unb ©die tt>aren voll in Diamanten
ftrafylenber Damen unb vornehmer Ferren, unb id) I)abe
bie tarnen ber jtd) langtoeilenben bringen, (Strafen unb
Ferren, bie mit bem <£ut in ber Jßanb in einer genfier*
Vertiefung ftanben ober jtd) auf bem ©ejtmfe refetten,
tt>ieber vergejfem Den meijten Damen fal) man an, baß
fie in einer großen, fteifen ©efellfdjaft tt>aren; jte be*
trachteten ftdf> gegenseitig, bie jüngeren fpielten in einem
©aal ©efellfdjaftSfpiele, aber ba£ ?ad)en, Sprechen unb
SJenefymen t>artc all tttoai @ejti>ungene& Dod) fanb id)
aud) bort Sefamtte, XfyomaS unb Söangenfyeim tt>aren
ba; festerer tarn ju mir unb fagte laut lad)enb: „ Sieber
©rimm, toai Ijab id) für einen ©paß an ber Ännft*
gefettfcfyaft gehabt, bie ©ie gejeicfynet fyaben! Die grau
©enatorin Brentano I>at bie 3*id)nung ntd)t geben
sollen, id) t)ärte jte gern gehabt, ©ie fyaben jeben ein*
jelnen bargejMt, tt>te er am fomtfd)jlen ift, aber tt>al>r!
©ine tt>al)re Äunftyl)tlifierunterl)altung! 2fuä ber ganzen
@efeUfcf)aft, toorin tt>ir iefet jtnb, Wßt ftd> fo tin 93üb
nid)t machen, man fann fyier nur etnjelneä betrachten unb
alä ©tubien aufnehmen» Mafien ©ie unä ju ben fpielen*
ben jungen Damen gefyen* Söir n>otten einmal fefyen,
tt>a$ für giguren unb Äöpfe ftcf> au Silbern gebrauten
liefen* ©efällt 31)nen bie ober jene, fo motten tt>ir mit
ü)r fprecfyen, ob jie bann ©ttd) l)dlt unb fdjön bleibt!" —
Stoma betrachteten rvxx bie ©pielenben, fo fal) td) ©eorg
Brentano im ©efprdd) mit grau Betfymann auf und
jufommem Die fd)6ne grau von Betfymann lachte
ironifd) unb fagte: „@i, J&err S&tnifter, ba* gefällt mir
gut, ©ie mufiern mit bem #errn ©rimm bie Damen!"
— „SReine ©näbige, tt>er ginge md)t gern im SBinter in
ben Blumengarten?" — „J&err ©rimm," firug jte mid),
„tt>eld)e galten ©ie für bie ©cfyönfte?" — „Ofyne mit ber
Dame gefprod)en ju t)abm, toäre e$ fefyr täufdjenb, gleich
eine für bie ©d)&nfte au erflären", fagte id) il)r* „Sei
tt>eld)er toürben ©ie, J&err SRinifter, anfangen, tt>eld)em
VI. Gaffel granffurt £>a*3b9ttitt»irfteim 1817—1820. 335
@eftd)täauöbruct *on ben Damen ben Sorjug geben?" —
„28emt ief) fte alle burd)gel>en müßte, tt>ürbe irf) mit bem
Sfyrigen anfangen," 2>ie fd)dne grau »erdnberte über
bie Ärtigfeit gar feinen 3ug it)re^ @ejtd)t& ,,©ie fmb,
£err ÜRinifier, immer in um>ertt>üfttid) guter Saune",
faßte fit unb ging, mit SBrentano fprecfyenb, nrieber inö
anbere 3intmer, SDaÄ ©piel ber jungen ©amen I>attc auf*
get)6rt* ©♦ SBrentano fam ju mir unb fagte: „®rimm,
eä fommt auf ©te an, ob nrir noef) fyier bleiben wellen,
mir tfi'ärecfyt, tt>enn nrir gefyem" äBangenfyeim fagte:
„SWefymt nrid) mit!" ©0 fuhren ttrir lieber nad) Jfraui.
3u £au* bei 2ifcf) erjtylte 98angent)eim fdftlicf>e
®efd)id)ten unb blieb bxi naef) jtträlf Ul)r ftfeem 3rf>
n>urbe nod) ju #♦ 83ernl>arb unb einem «£errn ^etfd)1)
auf große SBdtte eingelaben; ben ®lanj unb ungeheuren
2ugu$ ju befd)reiben, fyabe id) feine 2ufl; aber ein 9Äa$fen*
bafi bei t£erm Kretin tt>ar fefyr fef)6m @ä nntrben
baju ad)t d)inejtfd)e Reibungen für un$ gemacht, auf ben
Äopf SDMkfcen mit fltngenben, Reinen ©d) eilen; bie Äletber
beftanben in großblumigem Äattun, mit langen Ärmeln,
rot gefüttert, unb jeber fyatte einen eckten, frönen ©cfyal
fnapp um bie SatQe gebunbem 2Me betben grdulein
©ertnerä*) (fd)on in ben fünfjiger 3al)ren), bie aud)
*) IDer erfte toar n>of)l ber Kaufmann ©ernarb unb ber
gtteite ber Sanfter £einrf$ ©ottfteb 9>etfd)<@oa
*) Mouline ©ereifere, bamatö erjt 46j[&^rig, t 1832 in
SBieöbaben, unb tyre jüngere ©d)toefier Sötte, t 1862, lang*
jäbriae greunbinnen ber ©rentanofd&en gamilien, waren Söd&ter
*>on Sparta 3ot)anna Sogni ($od)ter eme$ italienifd&en £auf>
mann* in granffurt), mit ber ©oettye einft bei^ajtmiliane
unb 9>. X ^Brentano atelfad) Berfetyrt fyaite, unb beö 9>ar*
fümeriefabrifanten ®.; ber SDhitter „erinnert fid) ©oettye aueb
genau atö einer tooblgebtlbetett, xooffl nid)t jungen grau" mit
Stauten ©erstere (9Bai)ri)eit u. ©ie^tung, 13« 93ud>, JJJempelfd&e
2fa$g. 3, 130, ttoau «oeper ®. 381 nod) n&fyere Angaben mad)t).
Die $5d)ter toaren beibe luftige Damen, bie ältere befonberö
totfetg unb gefaeit, unb jeiebneten fid) in ben geifttg fjttoou
tretenben Greifen beö granffurter tobttö au$. (SSulpiu*, £).
336 Subttng @mtl Ortmm, örhtnerungen,
mitgingen unb biet unb Hein toaren, gaben ein paar
fd)eufjlid)e Gfyineftnnen ab, unb e$ gab, atö tt>ir auf bem
überaus glänjenben 8$att erfd)ienen, ein grofie* ©elftester,
unb ber (Sfyinefenaug ttmrbe t>on aßen umringt 2Bie tt>ir
auf ben 83att fuhren, toax bie ganje ©trage mit 2Renfd)en
angefüllt, bie bie 2J?a6fen anzeigen feigen tollten. SBei
unferm 2(u$fieigen gab e£ ein anfyaltenbeä ®eldd)ter« Xuf
bem 93a0 fat> ief) ein fefjr fd)6ne*, intereffante* SK&bdjen,
ein gräulein t>on girnfyaber1), bie babei retjenb an*
gejogen tt>ar* 3d) fing gleief) ein ©efpr&d) mit ü)t an,
unb ba id) einiget *on il)rer gamilte n>u$te, fo fonnte
ief) manche ifyrer fragen beantworten, ©ie gab ftd) alle
erbenflid)e 9Rül>e l)erau$aubefommen, n>er id) SI)inefe n>ol)l
fei, unb nannte mir Oott n>eifi tt>a£ all für tarnen l)er,
brachte anbere Damen l)erbei, bie il>r foHten raten Reifen.
Dann fagte fte mir ttrieber Flamen in* Ofyr, ief) il>r aud)
lieber um>erft&nbüd)e$ 3eug. ©ie glaubte nun, ief) ftoKe
fte irreführen. 93rentano unb ief) gingen 2Crm in Arm
auf unb ab, unb er fagte: „2Sa$ fyaben ©ie mit ber
gräulein t>ongirnl)aber, ttofyer lernten ©te fte benn?" —
,,3ef) I>ab in meinem fceben nid)t mit it)r gefprodjen, aber
fie l)dlt mief) id) n>ei# nid)t für tt>en*" 9hm fam fte
9tunbfd)au 63, 359, too auch baö ©onett, ba* $aula in @oetf)e*
(Stammbuch förfeb; ©. 360 ba$©ebtd)t *on«otte). 9>aultne
war aud) eine fd)tt>draedfd)e5Berebredn®oetf>e$, ber tfyr aud)
feine 3uneigung au erlernten gab Qung 28, 34, 50, 51). 2fod)
au ben greunbfnnen ber unglürflfdjen jDfdjtertn Caroline »on
©ünberobe geborten fte, bie ftd) am 26. Sult 1806 (aud 93er*
au>eiflung über bfe 3u$ff*t$lojigfeit ihre« Stebeäbunbe* mit bem
ßeibelberger 9)l)tloIogen »rtebrtA Greuaer) am Styetnufer $u
SBtnfel unterhalb bei ©rentanofäen Sanbgute* erboste; ge*
rabe bie ©d)tt>eftern ©eratfcre Ratten fte im grüMabr nad)
SBtnfel, tDO aud) fie ein ®ut befaffcn, geleitet (2. ©etger,
(5. 9. ©ünberobe, 1895, ©, 183).
x) 2Bol)l eine ©cfimejter be$ erften ÜRanne* (feit 1826) »on
©eorg SBrentano* bemal* 15 irriger atoefter Softer (Slau*
bine (f. o. ©. 225, 318), be* ©utäbettfeer* ©eorggirnfyaber
t>on (£ berjt einkorbte; eö tt>ar ntd)t$ über fte an ermitteln.
336 Subwig ffimtl ©rimm, ©rinnerungen.
mitgingen unb bicf unb Hein waren, gaben ein paar
fd)euf$ttd)e Gfyineftmten ab, unb ti gab, att wir auf bent
überaus glänjenben 93att erfefyienen, ein großem ©elftester,
unb ber (Sfyinefenjug würbe »on aßen umringt SSie wir
auf ben 95aH fuhren, war bie ganje ©trage mit 3Renfd)en
angefüllt, bie bie 2J?a6fen auäfteigen fefyen wollten* Sei
unferm 2(u$fieigen gab ti tin anfyaltenbeä ©elftester« Xuf
bem 93aH fat) tef) ein feljr fef)önee>, intereffanteä SJtöbcfyen,
ein gWuletn t>on girnfyaber1), bie babei reijenb an*
gejogen war* 3d) fing gleich ein ©efpräef) mit il>r an,
unb ba tef) einiget *on iljrer gamtlte wußte, fo fomtte
tef) manche ifyrer Qxagen beantworten, ©ie gab ftd) alle
erbenfltcfye Sttüfye Ijerauäjubefommen, wer tef) dfyinefe wol)l
fei, unb nannte mir ©ott weif} waä all für Flamen l>er,
brachte anbere Damen fyerbei, bie tt)r foOten raten Reifem
Dann fagte fte mir Wieber Flamen inö Ol)r, ief) tl>r aud)
wieber um>erftdnblid)e$ 3*ug* ©ie glaubte nun, tef) wolle
fte irreführen« Brentano unb id) gingen 2Crm in Arm
auf unb ab, unb er fagte: „2Sa$ fyaben ©ie mit ber
gr&ulein t>ongirnl)aber, wofyer lernten ©ie fte benn?" —
,,3cf) f)ab in meinem 2cben nid)t mit tl>r gefproef)en, aber
fie l)dlt mtef) ief) weiß ntdjt für wen*'1 9tun fam fte
Stunbfcfyau 63, 359, wo auch baö ©onett, ba* $aula in @oetf>e*
©tammbud) fdjrfeb; @. 360 ba* ©ebfd)t aon Sötte). 3>auline
war auü) eine fd)Wdrmerifcf)e2Jere()rerin@oetbe^, ber tyraud)
feine 3tmeigtmg ju ernennen gab Qung 28, 34, 50, 51). 2tud)
au ben greunbtnnen ber ungHtälidjen jDtd)terfn Caroline »on
©ünberobe geborten fte, bfe ftd) am 26. 3ult 1806 (an* 93er*
ftwefflung über bfe 3u*pät*(ojigtrtt ihre* »ebeäbunbe* mit bem
tefbelberger 9>bttoIogett grtebrtd) Öreujer) am 9W>etnufer JU
Hnfel unterhalb bei S8rentanofd)en Sanbgute* erboste; ge*
rabe bie ©d)Wef*ern ©er&Ure batten fie im grüfyiabr nad)
äßtnfel, wo aud) fie ein @ut befafjen, geleitet (& @eiger,
(5. 9. ©ünberobe, 1895, @. 183).
x) 9Boi)l eine ©cfcwejter be$ erften 3RanneS (feit 1826) aon
©eorg 33rentanoö bamaK löidfyrfaer aweiter $od)ter <5lau*
bine (f. o. ©. 225, 318), be* ®ttf$beufeer$ ©eorggirnfjaber
t>on <5oerjtetn>3orbf$; e$ war ntd)t* über fte ju ermitteln.
fjeinrtdj tjeiiie, 1827.
llJtfc f. £. «rimin.
338 Subtttg (gmit ®rtinm, (Erinnerungen.
einem geifilid)en <@errn, Sertvanbtcn &on 93urp, ju Mittag
fpeiften unb bann ju guf} an SRumpenfyeim vorbei nad)
«ftanau gingen« SJon ba machten tt>tr eine Partie nad)
©einkaufen, befäljen ben Sarbarojfapalaji unb bie Äircfyen,
jeidjneten unb fuhren abenb* ttrteber nadj ^anau; bann
ttneber machten n>ir einen feinen ©ang aber ben 9Kain,
burdj ®tetnl)eim, auf tin jn>ei ©tunben entfernte* barm*
ftäbtifd)e* 2)orf, fcämmerfpiel1), ju einem fatl)olifd)en
©eiftlidjen, u>o nur ben Sag blieben unb bei Sifd) vor*
irejflidje Äibtfceier befamen* ©er ©eiftlidje n>ar fo nafye
an ben fünfjiger äa^ren, groß, ftorf, mit fd)5ner Haltung
unb einem fdjönen, interejfanten ©eftd)t, er l)dtte einen
prächtigen Äarbinal für ein 23ilb abgegeben; babei tt>ar
er fel>r munter unb freunblid) unb ein votöefflidjer@d)üfee:
er fd)oj$ vor unfern Äugen mit einer 2Öinbbüd)fe Heine
öögel au* großer gerne; er fyiefl 23 or mann, tt>ar in
feiner 3fagenb Offtjier in 5fterreid)ifd)en 3Menften getoefen
unb \)ai überhaupt einen mertoürbigen 2eben*lauf gehabt;
er trug einen langen fd)tt>arjen Stotf, von oben Ui unten
jugefnJpft, ehva* eng, fo bafj feine fd)dne ©eftalt fxd)U
bar nmrbe, unb auf bem Äopf eine Art Äapuje vom
ndmlidjen 3eug, bie ifym fel)r malerifd) ftanb; er tt>ar
gleich bereit mir 31t ftfcen, tvorauf irf) bann eine redjt
äfynltdje, aufgeführte 3*id)nung von ü)m machte *)♦
9tad) einigen Sagen verließ id) bann £anau, um
bie öertvanbten in 95irftetn ju befugen, unb tvanberte
über ba* ®d)lad)tfelb von 4?anau unb burd) ben 2amboi*
*) ©roß*(5tefnfyetat fjt ein ©täbtd&en nafye bei £anau auf
bem ttnfen SRainufer gelegen. Da* fatyottfdje ^farrborf
Sämmerfptel ijt in ber Suftlinte von £anau fünf Kilometer
entfernt
■) Der 9>farrer ©tepfyan ©ormann — nad) bem ©terbe*
protofott „burd) feine Äenntniffe in ber 3Red)antf rüfymluM be*
fannt" — »ar 1765 au Bfcfyaffenburg geboren, trat nad) feiner
Wer von fcubtotg behaupteten Offaier*jeft in ba* ©elfgenßäbter
23enebtftf nerflbffer ein unb ift nad) oeffen 3Cuf Hebung 1803 Pfarrer
au g&imnerfpiel getoorben, too er 23. April 1833 gefiorben i%
1
VI. Gaffel granffuti Xto* SbgH in »irftein. 1817—1820, 339
tpalb1) naef) Sangenfelbolb; Salbe l>attc midj btö bal)in
begleitet, unb toir berabrebeten un$, nad) bierjefyn Sagen
in ©oben bei ©almünfter bei ber gamitie 2)upre ju*
fammenjufommen,
9hm toanberte tcf> bei Serdjengefang an ber Stonne*
bürg2) vorbei burdj fcfydne SSiefen, Sdler unb SBälber
nad) 23übingen,einem fdjönen ©täbtdjen mit alten gotifcfyen
Soren; eä liegt ba bon Sergen etngefd)loffen, fefyr tt>arm,
nur nad) ©üben eröffnet ffd) ein fd)5ne$, grünet SSiefen*
tal, in bem ©t6rd)e frieblid) fyerumfpajiertem 3dj fal>
mid) im ©täbtdjen unb in ber Umgegenb um unb blieb
bie SRad)t über ba, tt>eil id) ettt>a$ Äopftoel) fyatte*
SBon ba ttmrbe ber Söeg ungleid), bie ©egenb bergig
unb fälter; in SMrjtein8) Reuten ftd) meine öertoanbten
über meine Stnfunft; id) bett>ol)nte ba$ 93ibliotl)ef$jimmer
bon tntfnem alten Setter4)/ ttjorin idj bor fünf 3al>ren
*) $ie ©d)ladjt, in ber 9tapoleon Öfterreidjer unb Magern
unter 2Brebe bejtegte, toar am 30. unb 31. Oft. 1813. £anau
tourbe 1635 bi$ jum 13. 3uni 1636 9 SKonate lang oom Äaiferl
(General, fpäteren SReicfyägrafen SBityelm gambo^ (au$ Sfitttd),
1 1659) belagert unb t>om ganbgrafen SBtlfyelm V. oon Reffen*
Gaffel entfefct. 3Cußer btefem SBalb im 91 ber ©tobt erinnern an
tfyn nod) bie Samboipbrücfe unb ba$ Sambogfeft am 13. 3unl
*) 2)ie SRonneburg, ein alteS 9fenburgffd)e$ 93ergfrf)loß
auf jefct ©armjtäbter ©ebiet, baä am dnbe be$ 17. 3af)tf)unbert$
unter ©raf Äafimtr oon 3)fenburg eine 3uflud)t$ftätte toegen
ifyreä ©laubenä Verfolgter tt>ar, von Tübingen ettoa 14 km fübfüb*
äftltcf) gelegen, fft t>on ettoa aefyn SDtenftfjen betoofynt. (Sin Sötlb oon
tyr finbet ffd) auf bem Sftel be$ £üf)nfd)en ßeff. Äalenber* 1911.
•) »irfteln tft ein ettoa 1200 (Simoofyner $af)lenbe$ £orf
im Äreiä ©einkaufen am guße be^ SBogeföbergeä, mit ©d)loß
be$ gürjten t>on §)fenburg*3Mr jteitt gubtolg* Urgroßvater,
gr. ©rimm, u>ar 1692—93 fürftlid&er ßofrrebtger bort getoefetu
4) £ie ©d&toefter be$ tfmtmanneä ©rimm, SljrifHna
2fmalia, 1740—1783, toarb 1764 m ©teinau bie jtoeite grau
be* 2)fenburgfd)en 3fmt$fetter$, fpäteren SRatä £etnrtd) Smft
9>oppelmann ju Söirftein (1734 ?); be$ 9>aare$ ältefter
©obn ijt ber bier eno&bnte Setter griebr. Sbrifr %, geb.
1765, inffrfbiert 1781 auf ber Hanauer Untoerjttät (95raun,
Hanauer ©^mnaf.^rogr. 1896, ©. 42), ber 1806 in §)fenburgfe&e
22*
340 Subtoig @mil ©rfoun, Erinnerungen«
mit ©enfyarb fd)on einmal ein paar 2Sod)en gekauft
fyatte; aber bei ben jtt>et alten 2euten tt>ar atteä um>er*
rücft nod) an ber alten ©teile* 25a ftcmben in ben @tfen
nod) bie altmobifdjen ©tal)lbegen mit Äettengefy&nge, einer
jur Srauer, blau angelaufen , eine klinge ging gar nicfyt
mel)r fyerauä, bie anbere fyatte große iRoftflccfcn; ba fingen
brei biä trier fleine tneredfige fd)tt>arjfeibene t£ütd)en, n>omit
er ju <@of ging unb bie unter bem 2trm getragen nmrben;
in einem alten 23üd)erfd)ranfe mit großen Folianten l)ing
audj feine 4?ofuniform, bunfelblaueä feinet 2tod) mit f>elC
blauem fragen unb Xuffd)lftgcn t>on (Samt mit golbnen
©tidereien* ÜJ?ein große* 23ett mit «ßfatmel unb grob*
blumigen Äattum>orl)dngen n>ar fd)neett>ei$ mit bem
feinften Sinnen gebetfh
Stein guter Setter, ber gut unb gern einige tnerjig
3al)re Älter tt>ar afö id) *), tt>ar ein SRann nad) betjt alten
©djnitt, l)atte feine 9J?anieren, leudjtete mir jeben Xbenb
felbft mit bem Sid)t in ber #anb auf mtin 3ünmer,
fragte aud) fefyr ängfiltd), ob id) aud) alle 23equemlid)*
feiten fänbe, reichte mir bie J|?anb unb fagte: „Bon soir,
mon eher cousin"; morgend prdjiä um fteben Ufyr fam
er langfam bie treppe herauf, Hopfte fcf>r leife an bie
2ür, fam bann ju mir, unb mir lieber bie <@anb reicfyenb
fagte er: „Bon jour, mon eher cousin, avez*vous bien
dormi?"
Ber alte ßttt Setter tt>ar ein großer, fyagerer SRann,
falienreid)e$, t>erftönbige$ ©eftd^t, gefdjeite, tiefliegenbe,
bunfle, aber fel)r freunblicfye $ugen, einen eblen Änodjen*
bau im ©ejtdjt, l)*ol)e ©tirn, ein tt>enig @lafee, aber große,
tt>eiße, t>oQe fcoefen, bie malerifd) um ben Äopf fingen;
er trug einen blumigen, ungeheuer langen ®d)lafrotf,
großen Sabot unb lange gejHtfte SOfanfdjetten an ben
£änbem Der ©d)lafrotf festen aud) fdjon ein I)of)e$
£)fenf*e trat unb erft 1853 afö Brdjforat geworben tfl — @in
©ebirtt aur $ermäf)lmtg be* $.fd)en 9>aare* t>. 1764 in £©<3. 24.
*) fer n>ar nur 25 3al)re Älter.
VI. (SaffeL granffurt. £>a* 3b$tt in »irftein. 1817—1820. 341
2flter erreicht ju fyaben, n>ar aber fcfyt rcinlid) unb nirgenbä
gefitcft; $um <5cf)luj$ gelbe Pantoffeln» @r raupte unb
fcfynupfte nid^i; bei mir fdjnüffette er bafyer mit ber 9tafe
unb faßte: „2Cdj $m Setter, ©ie raupen!" — @r mochte
babei tt>ol)l an feine 33üd)er unb feine Uniform benfen,
bie ben fatalen ©erud) annehmen toürben, unb am felben
2fbenb n>aren bie f leinen #ütdjen unb bie Uniform n>eg!
®o gingen ^ir tegdtnftfHfl eine Siertelfhmbe in ber
SBibliotyef auf unb ab unb bann jum Äaffee, n>obei id)
immer juerjl au$ ber Sür gefyen mußte.
©eine grau1) tt>ar einfach gefletbet, fyatte ein (Spifcen*
l)äubd)en auf, altmobifd), fottrfe man e$ auf t)oHänbifd)cn
Sttlbern ftefyt; fie tt>ar fitin, tt>ol)fa>ottenb unb freunblid)
unb fragte jeben SRorgen: „lieber Setter, tt>a$ ejfen (Sie
benn gern?" unb morgend fyatte fle immer etoaä gebacken
jum Äaffee, Äud&en ober SSaffeln, unb jum 9tad)tifci) oft
2tpfetfd)mttem 3*)* ®eftd)t tt>ar mefyr runb, fyatte fdfydne,
freunblidfye 2fugen, fonft toeiter nidfytä 2Cu$gejeid)nete$
barin* 3d) fyabe flc aud) gejeicfynet für ifyre Softer *),
bie in gfranffurt an einen 2el)rer be$ ©^mnaftumä *>er*
heiratet tt>ar; biefe Softer tt>ar fefyr gut, fcerftänbig unb
l)Sd)fi gebilbet unb meifl in ©efellfcfyaft ber gürfüm
23irfiein liegt fefyr malerifd) tt>ie auf einem gelfen, aber
überall bett>ad)fen unb t>on fyerrlidjen (Sicfyen* unb 23ud)en*
Salbungen umgeben; flare, braufenbe 93äd)e fließen t>or*
bei, unb meinem guten Setter lag eö fcl>r an, mir bie
SBalbpromenaben unb Anlagen, gerabe unb frumme rein*
ltdt>e SBege ju geigen* Überall ttmren Heine SBrfidfen t>on
aSaumjtömmen, unb tt)enn er mid) barüberfttfyrte, i>ielt er
*) 1792 tomrbe ber Setter <p. mit ber bamafö 34j[dt)rigen
Bugujte gouffe SfttefJ getraut, bfe tf)m 1833 ftarb.
*) ßenrfette grieberife <pv geb. 1793, l)atte 1812 ben Xmtä*
affeffbr (f. Stf. fireß geheiratet, ben fte aber fd&on nad) elf
üttonaten burd) ben $ob t>erlor, heiratete aber erft 1822 ben
Sefyrer ber fran$ö{tfd)en @prad)e an ber granffurter üttufterfd&ule,
3of. 3fni ©olome.
342 Subwfg dhntl ©rtmm, Erinnerungen.
einen $ugenblicf an unb fagte mit vieler 28id)tigfeit:
„Mon eher cousin, un petit pont de communication";
wo er e$ anbringen fonnte, nannte er alle* franjJjtfd);
bamit fam er freilid) bei mir an ben Unrechten; aber er
Hebte bie franj&jtfd)e ©pracfye leibenfcfyaftlid), fhtbierte fie
fein ganjeä Seben lang unb foH ungeheure SRanuffripte
fyaben, bie er barüber gefdjrieben, aber er l)at, fotriel id)
wetfl , nie etwa* barüber herausgegeben, unb ba$ @nbe
t>om 2ieb wirb fein, bafl 3udfertüten barauä gemacht »erben*
dlad) ein paar Sagen aber langweilten mid) feine
(Spaziergänge aber bie SRaflen, unb id) ging mit meinem
93ud) in aller Sxüfye jum 3eid^nen, lief Äaffee unb grül)*
ftücf im ©tid), fefcte mid) in ben Sßalb unb jeidfynete*
2>a$ alte ©d)lo# lag fefyr malerifd), t>on fyofyen Saum*
gruppen umgeben, t>or mir, unb id) flng eine 3*id)nung
batwn an* 2fuf einmal fal) id) brei fcfywarj gef leibete ©amen
au$ bem ©djlofjgarten treten unb auf ber Sßiefe am 93adj
fpajieren gefyen; id) badete gleid), baft eö bie gürflin mit
il)ren Äinbern \t\, ba ber J&of wegen be$ 2obe$ be$
gürten in Trauer war1)* ®a il>r 2Beg jte näfyer ju
mir führte, wollte id) jte ntd)t fi&ren unb machte mid)
ungefefyen weg*
x) 3lm 21, SRdra 1820 war in Söirjtefn geftorben ber
regterenbe gürjt Äarl t>on §)fenburg*$8., 1766 geboren, ein
3öglinö t>on $feffel$ Ärtegäfdnrte in (Sofotar; er fodjt unter
ber gabne beö Saiferö in ben Sftfeberlanben, Stalten unb gegen
bfe dürfen unb »erlieg beffen Dienft 1794; 1803 jur SKegterung
gelangt, jtanb er furje 3eit in preuflifcfyen Dienpen, warb aber
1 806 jwel eigene Sfenburgif d)e SRegfaienter au$ gefangenen 9>reugen,
mit benen er al$ Styetnbuttbfürjt — alä foldher erhielt er aud)
bie (Souveränität über bfe brei jüngeren gräflichen hinten —
für Sflopoleon, aud& 1806 unb 7 gegen Preußen, fämpfte; 1809
beimgefefyrt, warb er nad& Sftapoleonä ©turj wegen feiner nod)
btä aulejjt bewiefenen 3fttf)ängKd)fett an bfefen natfjträglfd) nod&
mebiattjtert unb bat Qfenburgtfdje ®ebiet an ©jterreirf) gegeben;
t>on biefem würbe e$ 1816 an 4Jeffen*$armjtabt abgetreten,
weldjeä aber einen Stell gegen #anautfdje ©ebieteteile an Äur*
Reffen ab^ab; am 2. 3uli 1817 ergriff ber Äurfürft »eftfc bason.
VI. Gaffel granffttrt £a* Sb^tt in »frflein. 1817—1820. 343
ÜJteüt Setter fragte mid), ob td) mid) ber fjürftin
nief)t n>otte »orftetten lajfen; id) lehnte abr jumal ba id)
aud) ntitjt bie gehörigen Äleiber bei mir fyatte* 28ie er
am ndd)ften 2J?tttag *>on ber Säfel fam, fagte er, bie
gürfKn fydtte geäußert, et* ttfirbe mir t>icttcic^t Heb fein,
n>enn id) ü)re Silber unb 3*id)nungen fefyen fdnne, er
Ijabe ü>r aber gefagt, id) fei in Steifefleibern, toorin id)
nid)t ttwgte au erfreuten. Den anbem SWadjmittag fam
il)r Äammerfyerr, SRcgierungärat t>on SButtler1), glaube
id), l)iej$ er, unb fagte fefyr t>erbinblid>, bie grau $firfKn
laffe mid) jum See um fedjä Ul)r ein laben, id) fönne
fommen, tt>ie id) tt>äre* 2Sa6 n>ar ju machen? ief) mußte
tt>ol)l, tt>enn id) nid)t ben alten Setter in bie größte 35er*
legenfyeit fefcen wollte* 3LU ber #err SRegierungärat tt>eg*
ging, fyörte id), tt)ie ber #err Setter ü)n auffing unb
fragte: „@ef)t mein Setter l)in?" unb afc ber ja fagte, rief
ber 2flte: „Ah bon, ah bon!" 2lud) bie alte freund
lid)e ßoufine fam bie Sreppe herauf unb tt>ar gar ju
frol), aK id) fagte, idj ginge tytiu
Die SRagb fyolte gletd) meine Äleiber unb (Stiefel
unb arbeitete jtd) im J&of bamit fyerum, bafj ü)r ber
©d)tt>ei# *om @eftd)t lief; ber $txt Setter fam tt>ol)l
jefynmal bie Steppe herauf unb fragte, ob ief) etoaö t>on
äBeijüjeug brauche, unb l>attc #al$tüd)er, SSeften unb
allerlei auf bem 3frm; bann l>atte er lieber 2lngft, id)
tt>ürbe bie 3eit »erfäumen, er fyielt e$ gett>i# für eine
Sobfänbe, ein paar Minuten fp&ter ju* fommen; e$ n>ar
t>a(b ldcf)erlicf), l>alb rfil)renb, ttrie er mir immer bie llfyr
jeigte unb fyinjufefcte: „©ounbfo t>icl 3eit fyaben (Sie
nod), bann ifi e* fed)* ttyr!"
3d) n>ar balb fertig, fndpfte meinen altbeutfd)en
fd)tt>arjen SRocf t>on oben bi$ unten l)in ju, tat eine
fd)tt>arje #al$binbe um, nafym meine SRüfce unb ging
in* ©d)lo|L
x) <5r tft nfd)t in Söteftefn gejtorben, unb bafyer tfl nfd&t*
toeiter über tyn au ermitteln gettefen.
344 Subtofg Grmtt ®rfmm, Erinnerungen.
©in #eibudfe, ein fyimmellonger Äerl in roter Äleibung
mit (Silberfdfynfiren, empfing mid), führte mid) ini äJor*
jimmer, tt>o id) einen jiemlid) alten 9Rol)ren in 2ft>ree,
bie Sftrflinfe in ber $anb, ftefyenb fanb; er machte mir
auf, unb bie brei in fd)tt>arjen (Samt gelleibeten Samen
fafjen auf bem (Sofa/ ein alter, toacfliger, ettoaä gebuchter
»fcofmarfdjall1), untertänig unb eitrig ldd)elnb, fteffte mid)
t>or* 2>ie grau gürfiin tt>ar fefyr artig, fagte bann,
auf eine blaffe, fränflidje Dame jeigenb: „2>a$ ift meine
SEodjter", unb auf eine anbere, „ba$ ift meine 9Ud)te, bie
©räftn t>on 2Säd)ter$badj!" (Sie fprad) bann allerlei
\>on Gaffel, fragte mid), ttrie mir bie ®egenb gefalle m bglv
fefcte fid) bann ttrieber aufä (Sofa, bie 9>rinjej$ unb bie
©rdfin auf (Stfifyle um ben Sifd) — unb lub mid) ein,
auf einen neben il)r ftefyenben (Stu^l mid) an ben 2ifd)
ju fefcen; ftc legte jugleid) eine Stoppe mit Original
l)anbjeid)mmgen t>on «£orace kernet®) auf ben Sifd),
bie bann befeljen ttmrbem Sie 3eid)nungen toaren t>or*
x) £>er bamaß 77Jä()rige gfenburgffd&e £)berftattmeifter
Söaron 2ouf$ oon ßaacfe, ÄgL fran$ojtfd)er Oberleutnant,
Stifter be$ £>rben$ pour le mfrite militaire, ijt im £erbft 1822
in Söfrjtefn geftorben. 2>f e güfftin 2Btttoe Sfyarlotte toar eine
geborene ©räfm oon ($rbad)'($rbad), geboren 1777, 1795 oer*
mctylt mit ffürft Äarl; fle führte 1820—23 bie 2*ormunbfd&aft
über tyren ältejten, bamafö 22icH)rtgen <Sof)n, gürft2Bolfgang
<5rnjt III., ber mit feinem Bier 3afyre Jüngern Söruber Victor
1818—21 in ©5ttingen fhtbferte; jie parb 1846. — #on tyren
fedf)$ Ätnbern lebten 1820 nur nod> bie brei fyier genannten;
aucf> ü)re bamafö 24 jäfyrige Softer SMftorfa ftarb fd)on 1827
unb ttjr jtoefter <Sof)n 1843. Neffen (Sofot Äarl, geb. 1838,
folgte 1866 feinem ünberlofen £)l)eim uno regierte bf$ 1899;
burd) feine fatyolifdje (SJemafylfn, 3od)ter be$ ©rofföeraogä
Seopolb II. t>on Soäfana, toarb tiefe Sinfe ber gamtlie
fatyoltfd)* ©eit 1899 regiert ber ©ofyn biefe* 9>aare$, gürft
granj 3ofepl).
*) ßorace kernet, 1789—1863, u>ar toie fein 2*ater
2f nt. ÜR. ßorace, 1758—1835, ber toieber ber <Sof)n eine* &mb*
fd)aft$maler$ Glaube 3ob. & toar, berühmt burd) feine
SRapoIeontfcfyen ©djlacfytenbttber.
VI. Gaffel granffurt. Da* 3tytt fn »trftehu 1817— 18&. 345
trefflich, unb ^ficf>ffc mtereffant tt>ar e$, fo siele, teil* in
©fijje, teils ausgeführt, ju feiert, e$ ttmrbe fefyr lebhaft
aKe$ befprocfyen* ©er alte Jjjofmarfdjatt ffanb nod) auf
feiner (Stelle unb ging manchmal ein paar (Schritte auf
unb ab; ba fagte bie gürfün: ,,3fd), #err $ofmarfd)ali,
©ie gefyen tt>ol)l gerne nad) $au$, tun (Sie e$ bodj!"
@r machte ein ungeheure« Kompliment unb entfernte ftd),
bie gftrflin unb bie jtt>ei anbern Damen {dielten, ttue
ber tßofmann abging, unb bie ftürfttn fagte: „2Ba$ foff
ber alte SRann t)tcr tun!"
2>ie grau gürftin fd)ien mir fo fünfjtg 3cd)f e alt }u
fein1), n>ar nodi> fd)ön, ijatte befonberä fd)6ne blaue Äugen,
n>ar fefyr freunblid) unb liebenätoürbig unb audj in ber
Äunfi unterrichtet; fte fagte: „SRorgen follen ®ie audj
unfere Arbeiten fefyen unter ber SBebingung, bafj ©ie offen
3l)re 9)?einung fagem"
©ie 5>rinjef fal) tt>ol)l älter au$, alä fie tt>ar; fte
tt>ar nidjt fd)bn, eine grofk Ülafe unb feine ©pur t>on
garbe in bem etoaä langen ©eftd)t; tt>ie eine 2fi>nfrau fam
Jte mir t>or; fie tt>ar aber l)6d)fi gebilbet, fprad) fo fanft,
fo angenehm, bafj e6 eine greube tt>ar, fid) mit il)r ju
unterhalten, babei in aßem fo anfprudj$lo$, fo befdjeibem
Sie britte, bie ©rdftn Äugujie *>on 2Bäd>ter*'
badj*), toar eine fdjdne ©rfdjeimmg, t>icllcicf)t jtoanjig
3al)re alt, üjt blül)enbe$ ©eftd)t fefyr anjiefyenb, lebenbige,
fpredjenbe, bunfte Äugen, bunfle große Socfen; in bem
fdjtt>arjen ©amt l)ob ftd) il>r tabellofer 2öudj$ nodj mefyr
fyerauä; fie tt>ar fdjlanf unb soll gebaut, fdjdne Jjjdnbe,
Sofie, 3äl)ne unb ein SSRunb jum Äüffen, unb tt>enn bie
gürfttn fie ztwaü fragte unb fie fonft fprad), nmrbe fie
über unb über rot im @eftdjt
*) ©te xdqlx erfl 43 3al)re alt.
•) 2)te ©räftn Äuaufle SaroHne t>on 9)fenburg*
9ßädM.er$bad), $odf)ter be$ 1805 t SRegterenben ©rafen 2ub>
toig ÜÄaj, n?ar batnalä 24 3ctf)te alt unb tjt — unttermäfylt —
1858 geftotben.
346 Subttig (Smil @rimm, (Erinnerungen.
SDa$ 3tmmer tt>ar getpftlbt, eine 2trt ©artenfalon; bie
Suren führten in ein ©ärtdfjen, tt>orin in grünen Ääften
große Jportenfien in 33lüte fianben unb eine 9)?enge
2Mumen, aud) Orangen*, ?orbeer* unb ©ranatbäume* 2fu$
bem ©ärtdfyen fat) man in ba$ tiefe, grüne Saf, von
SBälbern umgeben, eine reijenbe, meljr tt>ilbe ©egenb, tt>a$
mir befonber$ gefiel* @i toax red)t allerliebft in ber ©efeH*
fdfjaft, am bejlcn gefiel mir bie fd)6ne ©rdftm 2Bir fpradfyen
unb befafyen Äunftfadfyen Ui einfyalb neun ttyr* Seim
3fuf fielen fagte bie gürfKn: „SRorgen tvoHen toix anbere
©ad)en betrauten, ©ie finb auf jeben Äbenb eingelaben,
e$ foK mid) freuen, afleä, tt>aä td) von Äunfi t)abt, mit
3^nen burc^fe^en unb befprecfyen ju f innen* @ä ift jefct
bei un$ fel)r ftifl, meine ©ityne jtnb auf ber Umverfität!"
SKeine Sertvanbten tt>aren fefyr erfreut über bie
greunblid)feit ber SftrfHn, unb baß e$ mir bort fo tt>ol>l
gefallen fyatte* Den anbern Sag nad) Sifd) machte ber
gute alte Setter tvieber einen ©pajiergang mit mfr
an ein (Stfenbergtverf, tt>o audj ba$ @ifen gefdfymoljen
unb verarbeitet unb befonberä (Sachen barauä gegoffen
nmrben; überall tt>ar er befannt, unb bie Säuern, 4?olj*
fyauer unb tt>er un$ in ben Söurf fam, begrüßten tl)n fefyr
el)rfurd)t$volL
2fm Äbenb fyatte bie gürfiin ttueber eine 9)?äppe,
aber bieämal mit alten #anbjeidjnungen, italienifcfye,
nieberlänbifdje, franjfiftfdje unb beutfdje. Qt$ tvaren fefyr
fd)5ne unb gute ®ad)en babei, aber manche mußte icf)
ifyr aud) alä Äopie ober nid)t gut bejeicfynen, worüber
fie gar feine große greube Ijattt.
©ie gute ^rinjeß fam, fo festen e$ mir, manchmal
in SBertegenfyeit, tt>enn 3*id)mmgen, bie allen gefielen unb
auf bie fte großen SÖert ju legen fdjienen, mir gar md)t
gefielen unb idf) fte fogar für Äopien erfldrte* ©ie gürftin
fagte ettvaä Srgerlidj: „SÖarum tvaren ©ie benn mit ber
erjfen SRappe fo aufrieben?" — „3a, @tt>* ©urcfylaudjt, bie
waren alle vortreffliche Originale von Sernet! aber l)ier
VI. Gaffel, granffurt £>a* 3b$ll in SBirfteüu 1817—1820. 347
fann td) bod) unmdgltd) Äopten für Ortginale erflatcn!"
— „2(ber, J&err ©rimrn, atte, bie bie 3etd)nungen gefefyen,
fyaben fte für Originale gehalten, ttrirflid) alle, bie fte
nod) gefefyen!" 3d) fagte ifyr, ba$ täte mir leib, idE> fdnne
e$ nid)t; fte l&d)clte hierauf, fyolte aber nid)t$ mefyr jum
©efyen unb lief) mid) ntd)t$ t>on ifyren eigenen arbeiten
fefyen, n>ie fie bod) geftern tterfprocfyen fyatte* 3d) jog
bieSmal früher n>eg atö tag* jm>or*
2>en anbern Sag lieg mir bie gfirftin fagen, ob
id) md)t, toenn e$ meine 3eit erlaube, eine (Stunbe früher
afö getträfynlid) fommen toolle* 3d) ging alfo um ein fyalb
fünf fdjon tyiiu ©er #err t£ofmarfd)all tt>ar aud)
fcfyon ba, unb nur gingen in$ 2reibl)au$; tcJ> tt>ar natura
lid) ber lefcte unb am näd)ften bei ber ©rdfin, unb ba
bie SÖege oft fo tt>aren, bafj nur jtoei unb jtt>ei gefyen
tonnten, fo fyatte id) ©elegenfyeit mit il)r ju fpredjen, tt>a$
fel)r gut ging, ba bie ^rinjefj SBlumen betrachtete unb
bie gürftin mit bem $ofmarfd)all ju fprecfyen fyatte*
15ie fd)6ne ©rftfin fragte mid), ob id) fd)on früher in
95irflein gett>efen, ttue lange id) nod) bleiben toürbe; id)
f>&tte ja neulief) im Söalb gejeid)net, aber tt>ie fie mit
ifyrer Sante unb (Souftne mir nä^er gefommen, fei td) tt>eg*
gegangen; ob id) ntd)t einmal mein 3etd)enbud) mitbringen
toolle? — „3l)re 5Bertt>anbten", fuljr fte fort, „finb fefyr liebe
Seute; er tft nod) gang nad) ber alten 2frt unb tt>itt immer
granj&ftfd) fpred)en, er ift aud) feljr gelehrt @$ ift fel)r
fiitt fyier, n>ir würben gr&fjere Spaziergänge machen, aber
bie 9>rtnaef$ ift ju fränftid), (Sie fefyen ja, ttrie elenb fte
auäftel)t, e$ ift ju traurig, fte fann nidf)t$ anhalten,
felbft ba* 3eid&nen firengt fie an!" — „SMe grau gürftin
l)at mir ja t>erfprod)en, mir alle ü)re 3eid)nungen ju
aeigen", fagte iö). — ,,3d) toeifj nid)t, tt>arum fte jurfidf*
l)ält," fagte fte ladjenb, ttiä) glaube, fte fftrcfytet ftcf> t>or
3fyrem Urteil!" — „23efomme idj aud) 3l)re 3eid)nungen
SU feljen?" — „3cty ©ott bettmljre, id) fann ja nid)t$!"
©ann fagte fte, fid) beftnnenb: „@ut, ©ie foHen alle*
348 Subtotg (Emil ®rimm, Chriroterungen«
fefyen!" ©ie ttmrbe im ©efprftd) manchmal ganj tebenbtg,
nafym aber, tt>enn bie gfirfHn fyerfal), ifyre ernfiere Jj5al*
hing nrieber an. 9hm fefyrte man tt>ieber inä ©d)loß
jurfltf, ber #ofmann ttmrbe entlaffen, unb bie gfirftin
fagte: „2öir toollen auf bie 93ibliotl)ef !" 2Öir fliegen eine
SÖenbeltreppe fyinauf, ber frönen ©rftfm, bie fcorauäging,
ging ba$ ju langfam, fte blieb bann flehen, bi$ fte ettt>aä
9taum t>or ftd> ijatte, unb fprang bann lcirf)t bie Steppe
l)inauf*
2öir famen in einen großen, altertümlichen ©aal,
tt>orin 3agbfptele getrieben korben ttmren: ba toaren
4?irfd)gett>eil)e, 3agbbilber an ber SBanb, in gettrirften
alten Sapeten; auf bem 93oben flanben l)dljerne Jpirfct>er
®ber u* bgl, bie fortgerollt tt>erben fonnten unb eine
©cfyeibe am 3Jlatt Ratten, toonad) gejielt ttmrbe* <&$ mag
»orjeiten toll l)ter hergegangen fein, benn ber 95oben,
Tapeten unb SSÄftbcl ttmren ftarf mitgenommen. SBon ba
gingen ttrir nod) burd) mehrere 3immer unb ©die mit
©tuefarbeii, tt>orin 93tlbmffe au$ bem «£au$ §)fenburg
fingen, bann in bie fd)5ne, Ijette 95ibliotl)ef, bie mein
jj?err SBetter in fc^önflcr Orbnung l)ielt 3d) mußte eine
2etter erfleigen unb Folianten auä bem ©efad) fyolen, bie
id) l)erunterreid)te, unb bie t>on ben gürfllid)feiten unb
ber ©räfm abgenommen ttmrben; e$ motten tt>ol)l jtt>6lf
große 23anbe fein, bie fd)tt>arjen ©amiftrmel ber Samen
ttmrben aber feljr ftaubig; bie gfftrfKn padfte jtt>ei 35ftnbe
auf ben 2frm, bie ©rftftn jtt>ei, id) brei, bie ^Wnjeß
feinen; bamit ttmrbe in ben ©artenfalon gegangen; e$
tt>ar feljr fd)ön t>on ber SürfHn, baß fte bie ©rftftn unb
mid) erfud)te, bie anbern fünf 33änbe nod) herunter ju^olen;
td) ttärbe mid) gar nic^t übereilt fyaben, aber leibet Ratten
ttrir ben 3agbfaal faum burd)fd)ritten, fo erfd)ten bie grau
gürfHn felbfi ttrieber unb fagte: „4?err ©rimm, id) ttrifl
3f)nen ein 95ucf> mitgeben, ti ifi eine 9teifebefd)reibung
t>on 3talien; ba ©ie t>or einigen 3al)ren felbjl bort tt>aren,
ttrirb eä ©ie interefjteren, e$ ifi allerliebft gefcfyrtebenl'1
VI. SaffeL granffurt. SDa* 3bgll in SBfcftetn, 1817-1820, 349
3d) fyfttte liebet ben ©ulenfpiegel gelefen, als fo tixit
9teifebefd)retbung, ba fte mid) aber nid)i fragte, ob tef)
folcfye gerne lefe, muffte tcf> ba$ 3Jud) tt>oI>l mitnefymetu
©ie gab mir nod) ein 93ud) mit «£oljfd)nitten itnb legte
bie fünf 25ftnbe jured&t, einen für ftd), jtt>et für bie Orfttfn
unb jn>ei für mid), Sie gftrfHn ging mit tyrem fcfyon
»orauö, irf) nafym fdjnell einen *>on ber ©rftfm n>eg unb
trug tfyn nod), ftc tnerfte bie 2Cufmerffamfeit unb fagte
leife: ,,2Cd), ©ie fyaben ju&tell" unb tpottte toeiier fpred)en,
ba breite ficf> bie gffirfKn in ber £ür um unb fagte fefyr
Iangfam: „2Cd), bie SJictoire (bie ^rinjefj) ift fyeute gar
nicfyt tt>ol)l, roix muffen fte jerfireuen*" Unten ttmrben
bie 3Jfid>er befefyen, ti tt>aren ©alerien in Äupfer* ©ie
©räfm machte ben See jured)t, brachte jebem bie Saffe
unb 95acftt>erf unb fefcte ftd) bann aud) lieber ju unä,
an einer ©tieferei arbeitend; fte fprad) am toenigfie^ gab
eä aber ettoaS jum £ad)en, fo lächelte fte am längften,
unb ü)re fd)6nen Äugen toaren feljr lebhaft
©ie gffirftin fragte triel über Stalten, unb n>eld)e
©egenb mir am allerbeffen gefallen fyabe* „2Me t>on 9teapel,"
fagte id); „ja, ba$ fagen alle, bort muß e$ fyerrlid)
fein; 3talien muß ein l)errlid)e$ 2anb fein, ntd)t tt>al)r?
unb ber fd)5ne blaue J&immeU" — «@tt>* ©urd)laud)t,
ber Fimmel ift über Söirfiein fo fd)fin ttrie in 3talien;
in unferm Älima fyaben tt>tr ja mefyr Stegen, SRebel, trübe
Sage, td) ftnbe aber an ber blauen $$arbe be£ QimmtU
feinen Unterfd)ieb* @i ift jtt>ar fo ©til bei benen, bie
bie Steife nad) 3talien mad)en, tt>enn fte fyernad) il)r
©efefyeneä unb ©rlebteä bruefen laffen, baß fte fibertreiben;
td) lefe bafyer feljr ungern 9teifebefd)reibungen, n>eil auf
bie «eute feiten ju bauen ift" — ,,9tad) 3*>*er 2Cnftd&t
muffte man alfo gar feine lefen?" — „SÖentgftenä fold)e
t>on bem ?anb unb ben Orten ntd)t, tt>ol)tn man <@off*
nung t>at, ju fommen; fommt man bann l)tn, fo empftnbet
man biefe Übertreibungen unangenehm« $&ttt td) $♦ 93*
nie etftaö t>on ber 9)eter$fird)e in 9tom gel)5rt, fo t>ätte
350 Subttfg (Smil (Srfoun, Erinnerungen,
ftc einen t>tel größeren ©inbrucf auf mid) gemacht; bai
tfl mir aurf) mit SRailanb gefd)ei>en, nur nid)t mit 9teapel
unb feinen Umgebungen, bad ift fcf)öner getnefen, ate id)
banad) erttartet fyatte."
JDiefe Unterhaltungen, tporin id) meift nid)t ber
Meinung ber grau gftrfHn tt>ar, ttmrben manchmal untere
brocken burd) einen 9tat ober ©efretftr, ber, nad)bem er
ftd) fyatte anmetben laffen, mit ©djriftfföcf en in ber 4?anb
eintrat* Die gürftin ging biefe burd) unb fagte: ,,©o, bie
jtt>ei motten heiraten, id) fyabe nid)t$ bagegen," unb untere
fd)rieb; tnie ba* bod) fdjdn ift, bau bie bloße Unterfdjrift
Seute glücflid) machen fann, backte id) bei mir. Sie eble
9>rinje| fagte nad)f)er: „@S freut mid) bod) ungemein,
baß bie armen 2eute, bie fo (ang n>arten mußten, et>e fte
fotriel Ratten, baß fte betraten tonnen, enblid) fo glücflid)
ftnb!" unb man fal) ti>r bie greube auf bem ©eftd)t an*
Sie ©räftn fd)tt>ieg ftitt unb blicfte bei ben «ßeiratö&er*
l)anblungen faum *>on ber Arbeit
35ie gürfHn erlieft ben anberen nod) ü)re ©trafen
u* bgL, unb bann ging ber fcortragenbe 9tat tirieber ab* —
3)en anbern SRorgen Keß mir bie gftrjMn fagen, fte
fei nad) ?angenfelbolb gereift, unb id) möchte mid) nid)t
bemühen*
Smmer nod) fam ber gute alte Setter regelmäßig
morgend, unb id) mußte il>m t>on ber ÄunftgefeHfdjaft
bei ber QffirfKn erj&l)len, unb baß e$ mir greube mad)e*
, J'en suis enchante", fagte er bann, unb tt>tr gingen jum
grül)ftud, tt)obei e$ einen Sag tt>ie ben anbern Verging
unb aud) faft ba$ 9tftmltd)e gefprod)en ttmrbe; bann ging
id) toieber auf meine Stube, jeid)nete ettt>a$ ober fpielte
mit an>ei atterficbflen Ädfcdjen, bie id) auf meine ©tube
getoftljnt l)atte, unb bie bie fd)6nften 93ett>egungen unb
©prange machten* Um jeljn ttyr l)5rte id) ben Jgiemt
Setter ijerauflommen; er flopfte an, mad)te tangfam auf
unb fagte, ben »gut unb fein langet fpanifcfye* 9tol)r mit
golbenem Änopf in ber J&anb: „Mon eher cousin, pro-
VI. Gaffel granffurt X>a* Sbgtt in SBtrftefn. 1817—1820, 351
fitons de ce beau temps pour aller jouir un peu de
l'air de la campagnel" 3d) wuflte wofyl, ba# ber Setter
mid) wieber bie langweiligen ©pajierwege führen wolle,
auf benen er ftcf> fifter auf hänfen t>on 3Jirfenjtämmen
au$rul)te unb mit feinem fpantfd)en 9tol)r fran^dftfcf) in
ben ©anb fcfyrieb, aber id) ging bod) mit, um nid)t un*
I)5flid) ju fein*
„SRtt bem lieben (Soufm Sari (meinem ©ruber)'1,
fagte er, „fyabe id) immer franjfijtfd) gefprod)en, aber Sie,
lieber ßoufm ?ubwig, fd)emen ti nid)t gern ju tun/' —
„?ieber «£err Setter," fagte id), ,,id) lann fel)r wengi
8xanj5ftfd), Ijabe aud) nie Neigung unb 2ufi get)abt, bie
©pradje orbentlid) ju lernen, id) l)6re lieber ©eutfd)!" —
Sa mad)te er ein langes @eftd)t, flutte jid) mit bem Äinn
auf fein fpanifd)e$ 9tol)r unb fagte unenblid) wehmütig:
„Da* tut mir ja fefyr leib!" 3d) fyätte mSgen laut auf*
lachen; aber ber gute, alte SBlann würbe fo betrübt unb
traurig über, meine fd)recflid)e Äußerung, baf$ id) mid)
jurücffytelt* Über Äunft War gar nid)t mit ü)m ju fpred)en,
unb bie einjigen Äunftoerfe, bie in feinem 3immer fingen,
Waren jwei (Silhouetten*
©nblid) jtanb er auf unb festen nod) erfd)üitert burd)
mirf) Barbaren, unb id) bad)te, er Werbe ftd) nun aud)
enthalten gfamjfiftfd) ju reben; aber „rentrons cheznousl"
fagte er bod); id) War eö wol)l jufrieben, e$ war fet)r
Warm unb fd)Wfil; ,,nous aurons de l'orage, le ciel est
couvert", fagte er nod), unb fo famen wir oljne t>iel ju
fpred)en nad) J&auö»
3d) burd)blätterte bie 9teifebefd)reibung t>on 3talien,
legte fte aber wieber l)in, mad)te mir eine pfeife an unb
rief bie jwet Ääfcd)en, an beren (Sprüngen id) mid) er*
freute, ©el)r gerne wäre id) aud) nad) ©teinau gegangen,
aber bie 3eit War ju furj, unb ber ©enljarb l)ättemid)
bann länger feftgeljalten; id) fd)rieb il)m alfo, er möge
fo fd)neH wie möglich fyerfommem
3d) wäre überhaupt fd)on längft wieber weggegangen,
352 Subtttg (£mil ®rfoun, (Erinnerungen.
aber ber &unfigenuß bei ber gürftin unb befonber* bie
fd)5ne ©rftfm waren fd)ulb, baß id) an meine Xbreife
nod) nic^t benfen mochte. Sann legte id) mid) aufä (Sofa
unb tt>otIte lefen, aber bie brücfenbe ?uft toax fd)ulb, baß
id) einfd)lief unb einen fo langen unb lebhaften Xraum
t>on 3Jarbaroffa unb 2flbred)t ©firer fyatte, baß id) nad)*
l)er bie ©mpfmbung I>atte, atö tt>enn id) alle* tt>al)r unb
tt>al)ri)afttg erlebt l)fttte* Stadler ging id) hinunter, bie
grau 3Jafe faß an iljrem 2frbeit$tffd)d)en, ber J&err Setter
ging in ber ©tube auf unb ab; ftc fd)lug bie «£4nbe über
bem Äopfe jufammen unb fagte: „SSRein ©ott, n>a$ ift
ba$ für ein ©ettntter gett>efen, fo fyabe id) lang fein* er*
lebt!" @r fagte: „Dieu soit loue, l'orage est passe."
93etbe sollten eö nid)t glauben, baß icf) ntd)W bat>on
gemerft l)dtte!
©en anberen SRorgen tt>ar jtt>ar fd)6n SÖetter, aber
fefyr fül)l, id) machte allein einen n>eiten ©ang in ben
Söalb unb fanb allerlei fd)dne malerifd)e ©ad)en, fttlfm,
SBaumgruppen, genug für einen ?anbfd)aftemaler ju langem
©tubium*
2Cbenb«, tt>ie id) in« ©djloß fam, fagte bie gfirfiin:
„Söenn ©ie nad) ftmgenfelbolb fommen, fefyen ©ie bod)
meine ©emftlbefammlung im ©d)loß an unb merfen ©ie
ftd), tt>aä 3^nen am bejlen gefüllt; e$ ttrirb mid) freuen,
tt>enn ©ie mir'ö bann mitteilen tooKen» Unb fefct n>ol!en
ttrir in unfer 2(rbeitÄjimmer gefyen, tt>a$ »erben ©ie ju
unferer Arbeit fagen!"
2öir gingen fyinauf, bie Samen alle mit; bie 2fuä*
fld)t ging auf eine fyerrltcfye 95aumgruppe mit ett&aö gern*
jid)i ©a$ 3immer tt>ar aßerltcbft, eine große Safel mit
feinem, grünem Sud) überjogen, toorauf SRappen, 93lei*
jtifte, ©ummi, 9>infel, £ufd)e, ©epia unb allerlei feine*
Rapier lagern Sie 2apete toar alt, t>on Seber, mit großen
2Crabe$fen, unb Blumen mit ©olb barauf gebrudt, ©tüfyle,
©effel, ©ofa, alle* nad) 93cquemtid>feü ©ie {teilte ein
Reißbrett auf bie Staffelei, ftorauf jte eine 3eid)nung in
VI. Saffei granffurt. Da* Sb^ll in »frftefn. 1817-1820. 353
Sepia angefangen fyatte, unb t>cftete ba* Original in
Sfquatinta1) baneben. ©aä fd)led)te Original tt>ar jtem*
lief) gut fopiert; e$ tief ftrf> nid)t$ barfiber fagen, id)
föttueg jKO-
2fuf eine jtt>eite Staffelei fiettte fte toieber ein 93rett
mit ber 3eid)nung t>on ber ^rinjef}, eine Äopie nad) einer
franj6ftfd)en 2itl)ograpl)ie; an bent Original toax aud)
nid)t t>icl, eä tt>ar aber fefyr gut fopiert; id) fonnte ttrieber
nidjti fagen» 2(uf ber britten (Staffelei flanb bie 3eid)*
nung ber fd)6nen ©räfrn, fie felbfl aber flanb an einem
fünfter, lachte unb trommelte leife auf ben Scheiben,
©iefe 3eid)nung toar bie fd)led)tefle t>on aßen!
3d) nmßte nid)t, tt>oran id) n>ar; gerabe alle* l)erau&
jufagen, fürd)tete id), m5d)te bie gute ^rmjefjtn i« fart
berühren* ©a fagte bie gffirfHn: „Sagen Sie nur 3fyre
Meinung gerabe tyerauö! Sa Sie ja bie 3eid)mtngen t>on
berühmten SÄeiflera nid)t t>erfd)ont fyaben, fo bin id) ge*
fafjt," — fte l&d)elte etoaä babei — „tt>a$ Sie aud) fagenl
unb ba e£ mir wirftfrf) um bie Sad)e au tun ift, fo toirb
c$ mir fogar lieb fein, bie 2öal)rl)eit au l)ören!"
3d) bat, mid) t>or allem arbeiten nad) ber SWatur
fefyen ju laffen; nad) ber SWatur fyätten fie alle nod) nid)t
gejeidjnet; fie {eigneten fd)on lange, unb ber 2ef)rer t)ätte
gefagt, fte müßten erfl bie 2(rt unb SSeife fennen lernen,
n>ie anbete nad) ber SRatur jeid)netem ©a fagte id),
«ä tue mir leib, fagen ju mflffen — nadjbm id) nod)
siele 3*id)nungen fcortjer gefetyen fyatte — , baß alle* um*
fonfl gen>efen fei 2)a$ fei nid)t ber rechte 2öeg, um
weiter ju fommen, eä fei mir unerflärtid), tt>ie ein ?anb*
fd)aft$maler raten fdnne, nad) 3eid)mmgen erfl bie 2frt
ftd) angueignen, toit man bie SRatur auffaffen mfiffe* 3d)
mflffe t>orfd)lagen, alle bie 3*id)nungen, Xquattntablätter
unb 2ttl)ograpi)ten, bie id) eben gefefyen, beifeite ju tun,
l) 9Zad)at)mung t>on Sufd)* unb Sepfaaefdjnungen burrf)
Äupferftid), (Srfmbung t>on le Princc 1768.
gut». @rtmm, Erinnerungen. 23
354 £ubtt>fg @mtt ©rtaun, Ghrüuterungen.
bie 2anbfd)aften nad) 9)ouffin ju betrachten, bie ?anb*
fdjaften nad) Äod) ta SRom anjufdjaffen, bie Stattet t>on
SÖaterloo1), ©d)tt>anefelb*) au fetjen, bie Sttfttternad)
Staube 2orratn iu bgl ju ftubieren, ^flanjen itnb
Äräuier nad) ber Statur ju jeid)nen, ben Sfyarafter ber
SBäume gu betrachten — ba$ fei ber 2Beg, um ettt>aä ju
lernen; freiließ fei ber 2Öeg müfyfamer, aber ber ©eift
t)abe babei bod) ju tun, n>äl)renb man beim kopieren
folget geifllofen Originale ftumpf unb immer tpetter t>on
ber Statur entfernt »erbe* 3)aä fei meine SDfcinung, bie
id) nad) ber Xufforberung 3^rer 2)urd)laud)t geglaubt
bätte aufrichtig fagen ju muffen; wenn id) fd)on lein ?anb*
fcfyaftämaler fei, fo wüßte id) bod) ben redeten SÖeg anjugebem
Die gürjttn fd)ien nid)t unwillig ju fein, fie fagte
jur 9)rinjefh „@iel)fl bu, ba öftren ttrir auf einmal ganj
anbere ©adjen!"
@* feien in 95irftein fo fyerrltcfye ©tubien fttr bie
?anbfd)aft ju machen, fagte id), unb fte feien ganj nafye:
id) madjtt ba$ genfler auf unb erfud)te bie gfirfHn, (\d)
nur jene SBaumgruppe ju betrachten — fie tt>ar gerabe
fefyr fd)5n im J&albfc^atten — / einige Originale fytelt id)
baneben unb bat, man m5ge ftd) t>on bem Unterfd)ieb
fiberjeugem „3«/ ©ie fyaben red)t," fagte fie, „aber e$
ifi ju fd)tt>er, fo tt>a$ ju jeid)nem" 3a, e$ muffe nur an*
gefangen werben, fagte id), nad) ber Statur ju arbeiten,
bann fomme man bafyin, aber ber erfleingefd)lagene SBeg
füfyre ab t>om Süchtigen*
3d) fd)rieb iljr nun gute, neu fyerauägefommene
©ad)en auf, ^flanjen, Saume u. bgL, unb fie fagte aud),
fte tt>oHe fte gleich bei Xrtaria befMen taffen; ob e$ ge*
fd)el>en ifi, tt>eif} id) md)t
*) 2Cnton^ SBaterloo, 1608—62, Sanbfd&aftSmaler, arm
im ßofpftal in Utrecht geftorben, gab 153 rabierte Blätter fyerauä.
*) ^erman t>an ©»anekelt, STOaler unb Stabterer, geb.
1600, t 1665 au 9>arf$, ©djüler *on Staube Sorrafn, gab
etu>a 70 Stabierungen fyerau*.
VI. Gaffel granffurt. SDa« 3bptt in Sötrflcitu 1817-1820. 355
9hm fturbe unten ber See getrunfen unb nod) Äunffc
werfe befehlt; mit ber ©räftn tonnte id) nid)t fpredfyen;
fte fagte nur: „©ie fyaben 3t)t Söort ntd)t gehalten mit
Syrern 3eid)enbud)"; afc aud) bfe gürfKn fagte: „28ir
werben bod) 31)r ©Rjjenbud) ju feljen befommen?", t>er*
fprad) td), e$ mitzubringen.
Den anbern Sag fyatte ber Setter ^Joppclmann bte
gürfiin gefprodfyen; ali er mtd) bann fat), machte er er*
flaunttd) Heine, freunbttcfye Äugen: „Sie gfam ^ürftin I>at
ftd) fefyr lobenb über ©ie geäußert, mon eher cousinl
©ie fyat aurf) gefagt/ man nriffe bei 31)nen, woran man
fei/1 unb e$ werbe ifyr fefyr Heb fein, wenn id) tum 3cft
ju 3eit ü)re Arbeiten fefyen fönne.
©er frf)ßnen ©räftn t>dttc id) fo gerne etwaä lln*
genefymeä über üjre 3etcf)nung fagen mögen, e$ war aber
nid)t möglich, fo fd)led)t war fte! ©ie #anbarbeii, woran
fie mit bunter garbe arbeitete, wiefefte fie jebeämal, wenn
fte ben See jured)t machte, jufammen unb fiedfte fte lacfyenb
unter ba$ Ätjfem 3d) erwifd)te ba$ 3Jünbel aber bod)
einmal, machte eö auf unb befat) e$; fte wollte e$ nid)t
gerabe Wegnehmen unb fagte nur: ,,2Cd) nein!" Qti war
übrigens fd)5n gearbeitet, xoai td) ü>r aud) fagte« „2Cd),
@te jtnb mit nid)W aufrieben," antwortete fte, „unb nid)tt
gefüllt 3*>nen!" — „O," fagte id), „©ie tun mir feljr un*
red)t, id) fftnnte %t)ttm bod) etwaä nennen, wa$ mir au$*
nefymenb gefüllt, id) barf ti 3fynen aber ntd)t fagen/1 —
,,2Cud) ettt>a eine fcmbfdjaft?" — „SRein, gndbige ©räftn,
ein 33ittmi*!" — „Son t>an Stytf?" — „Stein, beffer," —
„#on Stjtan?" — „Siel beffer ift>* gematt, e* ift wie
lebenb." — ©ie mod)te tootjl gemerft fyaben, Wen id) meine,
unb frug befrembet, in Welcher ©alerie id) baä gefefyen fyabe.
„J&ter im ©d)loß", fagte trf); baö war ü)r beutltd), unb
fie befd)äftigte ftd) fdjnett mit bem See«
©ie 9>rinjef} fprad) ftd) fo fd)6n, fo beutltd) unb mit
fotriel SRübe ju meinen Äußerungen über bie 3*id)nungen
au 3, unb wie gern fte bie ©alerie in ©elbolb mit mir
23*
356 8ubtt>lg @mf( (Srimm, ©rinnerungen.
anfeuert m6d)te, baß fte aber ju fefyr angegriffen baju fei;
unb tt>a$ fte nod) t>on früheren 3*id)nungen fyabe, tt>oHe
fte mir atteä jeigem
©en anbern 9tad)tmttag fpajierte ber Setter ttrieber
in* ©d)loß; er fal) fefyr antif auä, bie Uniform yafytt ifym
gar nid)t, Aberall toaren galten, fo aud) in ben 93ein*
ff eibern unb feibenen ©trumpfen; er ging etoaä gebfidft,
mit bem flehten £ütd)en unter bem 2frm, mit ber ?infen
fyatte er ben ©riff be$ ©tafylbegenä gefaßt, ber ganj
fyorijonial l)ing; er ging fefyr ängfllid) unb fud)te bie
troefenen ©teilen auf, unb bie gute alte öouftne flanb in
ber Jjjauätfire unb gab ad)t, ob ü>m md)t$ pafftere, unb
fat) it)tn fo lange ttue mftglid) nad)! e$ tt>ar orbenttid) rä^renb!
©ret 3Öod)en n>aren fyerum; id) n>ottte @nbe SRai
ttrieber in 6affel fein, um an emflere Arbeiten ju gefyen*
Unb tt>enn e$ aud) beim guten Setter oft fefyr langn>eiltg
tt>ar, fo ttmrbe icf> burd) bie intereffanten Äunflabenbe bei
J&of bafftr entfd)toigt; aud) tt>ar bie ©egenb um 3Mrflein
malerifdi) unb romantifd); unb entließ tt>ar aud) bie ©efett*
fd)aft ber fdjdnen ©räfin eine Urfad)e, baß id) einen 2ag
nad) bem anbern jufefcte*
3d) fyatte t>erfud)t,w fte in meinem 3*id)enbud) ab*
jubilben, unb e$ tt>ar #I)nltd)fett fytneingefommen; nun
ttmßte id) nid)i, fottte id) baä 33latt l)erau$fd)netben ober
im 95ud) laffen; ba aber fo triele SBtötter lofe »erben,
ti>enn einS l)erau$fommt, fo ließ id)'$ brin, jetd)nete tl)r
aber eine altertümliche Reibung unb einen altbeutfd)en
4?üttergrunb baju mit Sergen, 95urgen u, bgL unb ffijjierte
einen Stammen in altem @efd)madt baju, fo baß e$ auä*
fal), aU n>enn eä nad) einem alten ©emälbe gejeicfynet Wärt.
21tö id) mit bem 93ud) nun erfd)ien, fagte bie gffirftin:
„@d)5n, baß ©te Sfyr 3Jud) nid)t »ergejfen fyaben; nad)
ber 9>romenabe betrauten ttrir'ä*" ©er JjSerr j|?ofmarfd)att
unb nod) ein £ofl)err tt>aren ba, bie ©amen Ratten it>re
4?üte auf, unb e$ ttmrbe aufgebrochen, ben 95erg hinunter,
über bie fdf)6ne 3Biefe in bie 2öalbtt>ege. ©ie grau
VI. Saffel granffurt. X>a« SbgH in SMrftefn. 1817—1820. 357
gfirjtin jeigte unb nannte mir allerlei Orte nnb fprad)
t>on unferer gxau ÄurfÜr jtim 2fuf einer SBirfenbanf rul)te
ftd) bie 9>rinje£ ettt>a« au«, ttrir flanben um fte fyerum,
unb e« ttmrbe aber allerlei gefprod)en unb bann toeiter*
gegangen; bie grau gürftin fpraef) mit bem JpofmarfcfyaH,
bie ^rinjefi mit bem anbern Jjjerrn, unb bie ©räfm unb
irf) gingen julefct; e« toax ein fd)6ner 95ud)emt>alb, bid)t,
fo baß f aum einjelne ©onnenfiraljlen burd)bred)en tonnten ;
icf) fragte bie ©rftftn, ob ein guftoeg Don bort nad)
©oben fttfyre* „Söollen ©ie begreifen?" — ,,3d) tt>finfdf)te
bie Ätrcfye unb ba« Älofler in ©almünfter ju feben unb
bie ©egenb, bie irf) jtoar f ernte, aber lange nirf)t mefyr
gefefyen Ijabt." — „@inb ©ie fatfyolifd)?" fragte fie tt>eiter»
„92 ein, ©rdftn, icf) befud)e aber gern Äircfyen unb Ätöfler,
tt>eil ba ftfter nod) Äunftoerfe in ©emälben ober in ber
Xrd)iteftur anzutreffen ftnb* ©efye irf) übrigen« fo fatfyo*
Kfd) au«?'1 ©ie tackte fefyr unb fagte: „@i betoafyre, bie
Äatfyolifen futb ja Äopffydnger, benen ftel)t man'« gleid)
an, unb ba 3fyre 33em>anbten in 93irfleüt ja reformiert
ftnb, fo l)ätte id)>« ja ttriffen unb bie grage nirf)t tun
fotten* @« füfyrt atterbing« ein fd)6ner 2öeg über gelber
unb Sßälber nad) 3Öäd)ter«bad), nafye an ©oben vorbei,
ben icf) mefyr al« einmal gefommen bim SSoHen ©ie
übrigen« fyier nid)t anfangen ettoa« ju malen?" — ©a«
gefye nid)t, ba icf) alle«, n>a« jur J&iftorienmalerei gehöre,
in Sajfel l)ätte* Ob irf) aud) 93ilbniffe male? 3utoeilen,
e« fei aber nid)t mein gad); wenn id) aber ttrieber bort*
l)in fäme, toürbe icf) fie bitten, fie malen ju bfirfem ©ie
tmtrbe über unb über rot unb fragte erftaunt: ,,3Rid)?
©a muffen ©ie ba« fd)6ne S3ilbni« malen, t>on bem ©ie
t>or einigen Sagen fpracfyen", fagte fie letfe* ,,©a« tt>iU
id) aud) gerabe*" — „2Öer ifi benn ba« im ©d)lo#?" fragte
fie fefyr fd)üd)tenu ,,©a« frf)5ne 35ilbni« ifi in biefem
Äugenblidf nirf)t im ©rfjlofl!" ©a fal) fte blifcfd)nell su
mir l)in, bann nueber n>eg, büdfte fid) unb brad) einige
wilbe 95lumen unb 9>flanjen ab*
358 2utm>ffl @mtl ©rimtn, (Srtnnerungen.
SBir fpracfyen Aber bie ^{lanjen ber ©egenb unb
baß td) in «£eibelberg einmal Unterricht in ber 93otamf
gehabt, aber tt>enig gelernt unb behalten l)ätte, unb ttrie
in ber ©egenb mand)e ?)flanje ju finben fei, bie nid)t
überall flelje, unb baß bie SRofe bie fd)5nfie unb poetifd)fle
SBUtme fei, mit ber man fo fd)6ne 35ergleid)e machen
fftnne. „SÖemt fte nur feine ©ornen fyfttten!" fagte fte* —
„©ie felbft muß man nehmen unb bie ©ornen tt>eg*
laffen!" — „2Öenn man fte lieb l)fttte unb forgfdlttg
pflegte" „galten fte eine gange ©lücffeltgfett au*",
föloß i*.
©ie blieb fielen unb jeigte auf einen 95erg, ber eine
l)errlid)e 2fuäftd)t jeige — fte tat baä, tt>ie td) merfte,
bamit bie 9>rinjef$ t>on unferer Unterhaltung ntd)t$ t>er*
fiefye; gleich barauf famen ttrir an eine ©teile mit Stafen*
unb J&olab&nfen unb ^flü^lcn mit fd)5ner 2fu$ftd)t, tt>o
bie ©amen ftd) festem „9Wd)t tt>al)r, J&err ©rimm,"
fagte bie gürftin, „ba$ ijl ein fd)öner 2öeg burd) ben
SÖalb?" unb lub un* aud) ein, un$ ju fefcen; „meine
ßoujtne, bie ©räftn, nrirb 3f)nen ben Ort tt>ol)l genannt
Ijabem" ©ie ©räfht fam in SBerlegenfyeit unb fing mit
bem 4?ofmarfd)att ju fpred)en an, id) aber fagte: „3a,
befonberä ben SBerg, *>on bem man eine fo fd)öne 2fu$*
tfcfyt fyaben folL" — ©ie SffirfHn unterlieft nun ein jiem*
lid) langweilige* ©cfprdd^ mit ben 4?etnt über Anlegung
t)on Söftlbern, Anpflanzungen u* bgL; bie 9)rinjeß fprad)
mit ber ©räftn, bie leitete faß auf einer jtemlid) tt>adt eligen
93anf, unb n>enn fte ftd) bett>egte, mad)te bie 93anf bie
93ett>egung mit, fo baß fte bie @efeKfd)afföl)a(tung nid)t
immer beobachten fonnte unb ftd) mit bem 2frm aufflüfcte
unb il>r fd)5ner Körper bie fd)6nften 95ett>egungen unb
reijenbflen Stellungen annahm, ofyne baß fte eö ttmßte; ber
9Binb n>el)te ü)re fd)6nen langen Sodten in ber ?uft, im
«ßintergrunb 2Öalb — fo t)Atte man fte malen muffen!
©ann ging bie gftrftin ttrieber mit ber ©rftftn t>or*
au*, id) folgte mit ber 9>rinjeß, bie mir bie Söilber be*
VI. Gaffel, granffurt 2>a* 3bgll in ©frflein. 1817—1820, 359
jeid)nete, bie tt)t in ber ©elbolber (Sammlung befonberä
gefielen, bie jtoei Jjoffyerten gingen ttrie ?eibtragenbe fyütter*
brein, fpracfyen nid)t$ jufammen, ber eine fyfiftelte t>on
3eit ju 3eii*
2)ie ^rinjeß fprad) nod) triel über 2anbfd)aftömaleret,
bann Aber bie t>on meinen 33rübern herausgegebenen
9Rärd)en unb ©agen, unb fte freue ftcf>, baß man je^t
anfange fte ju fammeln, e$ fei aud) bie l)6d)fie Seit, ba
gett>iß fd)on trieleS verloren gegangen fei; bann fragte fte
nad) ber 9Ründ)ener unb ber 3Joiffereefd)en (Sammlung
in £eibelberg unb Sagte, baß it)x bie glfigel gelähmt
feien unb fte nid)t ttrie id) bie 95erge befteigen unb alle*
in ber griffe auf J&äfyen unb 93ergen betrachten fftnne —
„id) muß in ber Siefe bleiben" — fte unterbrücfte, tt>a*
fte tpeiter fyatte fagen tt>otten!
Die gfftrftin ffog ttneber mit bem J&offyerrn an, bie
9>rinjeß ließ ftcf> ben 3Jerg langfam t>on bem anbern
hinauffuhren, unb id) fam lieber jur ®räfuu „@inb
©ie aud) auä l)iejtger ®egenb?" fragte fie* „%a, ani
©teinau, ba tt>ar ber SBater 3ufHjamtmann." — „3a, td)
tt>eiß e$" — unb bod) fragte fte eben! fte tt)oHte e$ ttrieber
gut machen unb fragte Leiter unb t>ern>idelte ftd) in allerlei
Sieben, ttrie e$ benn fo gel)t, tt>enn man in ©ebanfen fragt*
©ie Seifen ttwren fefyr fd)6n mit @feu bett>ad)fen,
unb bie @r&fm tooKte einen 3^eig abpflütfen, aber eä
ging nid)t* „2)a$ ift fefyr fefl," fagte fte, „unb triel glficfc
lieber afö anbere ^ffanjen, bie ber SBinb t>in unb t>er
tt>el)t unb tt>ol)l gar abbricht!" — „2)a* ifi fo im Seben,"
fagte ic^, „man muß immer feften »galt fyaben, fonft tft'S
vorbei!" — „3a," fagte fte langfam im SBeitergefyen, „ba
fyaben ©ie red)t!"
2Btr gingen am Xreibljau* vorbei, ba ftanben SJtofen;
fte blieb bafcor fielen unb fragte: „Steinen ©ie biefe
Stofen?" — „9lein," fagte idf), „alle 2(rten t>on 9tofen ftnb
jtt>ar fd)5n, aber id) meine bie großen, sollen 3entifolienl"
— „»d) bie, ia, ba* glaub' id)!" —
1
360 Subtotg (Smfl ©rimm, (Srfnnenmgett
2Bir famen lieber im ©artenfalon an, bie ^rinjeß
rufyte in einer ©ofaedte au$, bau 3eefen>ice ftanb auf
bem Sifd), nur festen un* alle auger bet ©rftfm, bie ben
See beforgte; bie gfirfHn fprad) mit ben 4?errn übet
?anbe$angelegenl)eiten, unb bie 9>rinjef$ fagte freunblid)
ju mir: „9hm mbd)V id) ein toenig 3l)t ©Rjjenbud)
burdtfeljen!" 3d) brachte e$ il)r, unb fte blätterte eä rafd)
burd), um ju feljen, tt>a$ alle* barin fei; unter jebem ftanb,
tt>a$ eö tt>ar, tt>o unb n>ann id) e£ gejeid)net fyabe, fo baf}
fte nid)t nötig l)atte triel ju fragen; id) faß fo, baß tefy
mit in$ 35ud) fefyen fonnte; atö fie bie 3eid)nung tum
ber jungen Same betrachtete, fat> fie einmal über baä
3Jud) nad) ber ©räftn l)in, unb atö fie e$ burd)gefel)en,
legte fte e$ {tili neben ftrf>; nad) bem See gingen bie Jj5of*
Ferren n>eg, unb ber SÄofyr unb ber rote Jjjeibudte polten
ba$ Seejeug tt>eg, bie gffirfiin naljm mein 3rid)enbud),
unb t>on beiben ©eiten faljen bie 9>rinje£ unb bie ©räftn
mit fyineuu
Die erflen Blätter im 3*td)enbud) n>aren furioö:
juerfl fam ein alter, jotteliger, feljr malertfd)er ©d)ftfer*
l)unb, in $l)ilippörul)e gejetcfynet; bann ein alter 3ube,
9>etfdf)ierfled)er, in J^anau gejeid)net; bann ein junget
8tel), ein 9R5nd), ein gotifd)eä genfler, bie große ®id)e
beim SBtlfyelmäbab, bann ein paar ©ruppen fd)6ner
Äinber, alte gotifd>e 2Crd)tteftur unb Figuren an ber Äird)e
t>on ©einkaufen, $nftd)ten t>on «ßanau unb ber Ferren*
mfil)le, berühmt burd) bie ©d)lad)t bei #anau, unb anbered
mefyr* Dann fingen bie 2Cnftd)ten t>ön 95irfleüt an, benen
aber nod) einige Söilbniffe fcoranflanben, ber ©ctftttdE>c
Söormann unb mein Setter 9>oppelmann unb feine grau,
aud) bie auä bem @ebftd)tni$ gezeichnete ©fijje ber
©rftfin; fte fafyen aQe 3eid)mmgen langfam burd) unb
bei ben ?anbfd)aften äufjerte bie gfirfKn: „®te fpradjen
ja fo fel)r gegen ba$ Ausfuhren, unb l)ier l)aben ©ie ja
bod) 95irflein mit bem ©d)lo£ unb bie 93rflcfe t>on grant*
fürt mit einem 2etl t>on ©ad)fenl)aufen in SÖafferfarbe,
VI. Gaffel granffurt 5Da* 3b$ll in Söfrtfein. 1817—1820. 361
bann einige SBilbniffe bii auf* ftußerfle au*gefül)rt! Unb
bod) fanben ©ie e* unred)t, baß »ir fo ausführten !"
©abei Wedelte jte ettt>a«* „©»♦ ©urdfylaudjt," fagte id>,
„nur mit bem großen Unterfd)teb, baß td) alle* unmittel*
bar nad) ber SWatur jeid)ne, 3fyre 3eid)nungen aber Äopien
nad) abgeführten 3eic^nungen fmb, »a* id) nid)t toben
fann! 95ei bem, »a* in meinem 33ud) nur ffifötert ift,
t>at mief) ent»eber ber Mangel an 3eit ober frf>tecf)tc^
SBetter an ber Ausführung gefyinbert, id) bin aber fefyr
bafttr, nad) ber Statur alle* bl* in* geringfte au*jufül)ren;
nur baburd) fann man biefe genau fennen lernen; bzi
3eitmangel ober ungünfKgem SBetter fud)e id) fo&iel »ie
möglich nur ba* Sl)arafterifHfd)e ber ©ac^e fejtjufyalten;
aud) foff man beim 3eid)nen bie Statur nid)t änbera ober
fcerbeffern »offen, fonbern fo treu »ie mftgltd) fein; »iff
man bann ein 93ilb malen, fo fann man bann ab unb
jutun, unb fo ijl e* bei ber J&ijiorie unb bem 93ilbni*
aud)*" — „93ei bem 93ilbm* aud)?" fragte fte; ,,id) bftd)te,
ein 33ilbni* muffe genau, @tricf> für ©trid), fopiert
»erben, mit allem, 3ug für 3«g be* @ejid)t*, fo baß e*
gleich t>on ber ganjen 2Belt erfannt »ürbe! 3Öa* verlangt
man benn mel)r t>on einem 3Mlbm*?"
„3n ber SRegel, ©urd)laud)t, »erlangen bie meifien
weiter nid)t* al* frappante Äl)nlid)feit; ift bann äffe*
t)übfd) glatt babei gemalt, fo fmb aud) bie meifien be*
friebigt ©iefe Aufgabe löfen *>iele SRaler, aber an 4?un*
berten foldfyer SSilbcr gel)t man vorüber, ofyne bat>on an*
gejogert ju »erben; id) fenne Diele fold)er fd)6nen, glatten,
Äl)nlid)en, t>erfümmerten Silber: aber »ie anber* ijt einem
jumut, ftel)t man *>or 3Jilbniffen fcon Staffael, Sijian,
»an ©9df, ba SBinci! ©a fprid)t mid) ein tiefer, innerer
®eifi an! ©a ift ber 9»ann ober bie ©ame in il)rem
f d)6nften, geiftigften Xugenblidf bärge jlefft, unb über bem 2fu**
brudf vergißt man alle Siebenfachen ! © i e f e 3Jilbniffe erfreuen
immer unb bleiben e»ig fd)6n! ©o muß tin 3Mlbm*maler ba*
geiftige «eben erfaffen! Äffe* anbere ift nid)t ba* 9ted)te!"
362 ftibtotg (Emil ®rfoun, ffirtonerungen.
„©ie ftnb fct)r flreng, unb nad) 3l)rer $nftd)t toürbe
fielen ü)te 3wube über ein dt>nltrf>e^ 95ilb genommen
»erben", fagte fte* ,,3d) toetß, @tt>. Durd>laudf)t, baß e*
immer SÄaler geben tt>irb, bie iljre äl)nlid)en SBilbniffe fo
fort malen, unb baß aud) bie 2eute bamü jufrieben fein
toerben. SDton fW)t biefen 95ilbniffen an, baß bie Seute
oft t)aben ftfcen mfijfen, fo baß fte ba* mübe getoefen ftnb;
bie ®eftd)t*jfige ftnb tot, ba* 2Cuge müb, unb ba foU
bann ein unnatürliche* ?äd)eln bem 95ilb ttrieber auf*
Reifen unb J&al** unb Xrmbftnber, Diamanten, ©amt unb
©eibe alle* nneber gut machen!" Sie Samen lachten
unb id) mit, unb bie gfirjtin fagte: „9tad) 3fyrem Urteil
tpfirbe e* tt>enig9Raler geben, bie e* Sfynm red)t matten!"
— „Da* tt>ftre aud) red)t gut," antwortete id), „nur nid)t*
SRittelmftßige* in ber Äunjt1)!" — „Da ©ie bod) nur
allem ba* ©d)öne tooßen gelten laffen, toarum fyaben ©ie
bie t)dßltd)en Äöpfe, ben Suben unb ben 9R5nd) in 3t}t
93ud) gejeidjnet?" fragte pe toeiter. „©obalb ba* J&dß*
lict>e ©jarafter l>at, Durd)laudji, ifl e* nid)t fyftßlicfc;
außerbem ifl e* intereffant, ba* J&äßlid)e ju betrauten,
fogar ju jeidjnen, um ben eigentlichen Unterfd)ieb be*
©d)finen unb 4?äßlid)en lernten ju lernen." — „SRan jiel)t
ja aber auf ben erften Solid, tt>a* fyftßlid) ifl!" — „3a*
tt>ol)l," antwortete id), „aber nid)t, woran e* liegt!"
©ie befal) nod) eine 2fnjtd)t t>on 3Mrjlein, bie fel)r
flüd)tig (fixiert war: „Daran fyaben ©ie gett>iß gearbeitet,
al* Wir ©ie ftörten!" Die ©rftfm lachte; nun fam ba*
t>eri)ftngni*t>oIIe 3Jilbni*! Die gürftin fagte, ftd) ju tt)rer
dlidjtt wenbenb: „Da* t)at $l)nlid)feit mit bir!" unb jur
«prinjeß: „9Kfy Waljr, »iftoire?" — „3a," fagte biefe, „id>
fyab, e* aud) t>orl)in fd)on gefunben." Die ©rftfm bfidfte
ftcf> fo tief wie mftglid) auf bie 3etd)mmg, um ü>re 93er*
legenfyeii ju verbergen, unb fagte fefyr leife: „®o? ba*
') gehte Darlegungen über ba* ^)ortrdt oon gubwfg*
Steffen J&erman ® rimm f. in bejfen „gragmenten", @. 494—601.
VI. Gaffel, granffuti 2>a* SbgU in Söirftein. 1817—1820. 363
fann man felbfl nid)t beurteilen," 2)ie gfirfltn fragte,
tt>o ftdf> baä SJilb befänbe, nad) bem id) ti fopiert l)4tte;
um au$ aDer Verlegenheit ju fommen, fagte td) gerabe
fyerauä, id) l)fttte eä au$ ber 3bee geaeidjnet* „3a," fagte
fte gebebt, „#tntergrunb unb 2*adjt tfl auä Älterer 3eit,
©ie muffen ba$ SMlbni* bod) wirgenbtt>o gefefyen fyaben!
ober bte (Erinnerung an ettt>a$ 2(t>nlicf)e^ muß ©te geführt
fyaben!" Um ü)r barauf nicf>t antworten ju muffen, fragte
icf), ob jte ntdjt glaube, baß bie Stellung unb Umgebung
ftd) ffir ein SMlbniä eigne* „3a, fel>r gut, ba$ paßte ja
vortrefflich für meine 9Md)te, um ftdj fo malen ju laffen;
bie fdjtoarae 2rad)t toürbe fefyr paffenb fein; nid)t tt>al)r,
#err ©rtmw, bie fd)tt>arae Sradjt ifl etgentlid) bie fd)6nfle
für SBtlbniffe?" — „Ober violett ©amt, aud) 93raun unb
©unfelrot", antwortete id)*
2)ie gürftin fd)lug nod) einige SMäiter um unb fal)
ben geifllicfyen 4?erm, SBormann* „2)er ifl ja fel>r au&
geführt 1 2>a Ratten ©ie red)t, baä ifl ein interejf anter
Äopf, feljr fpred)enb!" 3d) fagte, id^ toürbe ben Äopf
au einem J)tflorifd)en 93tlb benufcen, eiioa au einem Aar*
binaU „2>a Ijaben ©ie voJHommen red)t, er ifl ernfl,
fpredjenb, intereffant; bie 2eute f innen ftd) in ad^t nehmen;
toer ettoa fd)5n unb intereffant ifl, ifl ntd)t ftd)er, auf
irgenb ein 23ilb au fommen!" fagte fte unb Wedelte baau,
td) fal) nad) ber ©räftn; bie befyerrfdjte foviel tt)ie mdg*
lid) il>re @eftd)t$aüge, um unbefangen au erfdjeinen*
9hm tt>ar bat 93ud) burdjgefefyen, bie gftrfltn fd)tug
nod) einmal bai 93ilb ber ©räftn auf unb tat bie
grage: „#aben ©ie baä l)ter ani 3bee geaeid)net?" —
„3a, 2>urd)laud)t, neulich, atö ba$ flarle @ett>ttter toar
unb id) nid)t xni gxeie fomtte!" — „2>te 9tyantafte ber
Äftnflter ifl bod) immer mit ettoad befdjäftigt, bie träumen
nur, n>ot>on fte 2ufl fyaben au träumen, fte ftnb au be*
netben!"
2>te $rinae$ ging in ein anbereS 3ttnmer, bie gürflin
an bie ©taätüre, fal) fyinauä unb fagte: „@$ regnet
364 fttbtoig Ghntl ©rtaim, (Erinnerungen.
nrieber fiarf, bai SBBettergtaä ift audj nrieber gefallen" —
fie machte baä genfer auf unb fpradj mit bem ©ärtner;
bie ©rdftn fal) audj jum föenfter fytnauä, !am aber gleich
nrieber jurüdf unb fagte: „93ei folgern SBetter fönnen ©ie
bod) nidjt abreifen! — Srdumen ©ie lieber nodj l)ier!" —
„2Ba$ Reifen mir tt>cl>l bte fdjfinen 2rdume, bie nidjt jur
SBirfltc^eit »erben!"
25ie 9>rinjefl braute nodj ein 23udj, tt>ortn Styein*
anflehten toaren; tdj nun für meine Werfen l)abe fietä
grofte ?angtt>eite bei 23etradjtung t>on folgen gehabt,
toäfyrenb fie t>on ber ganjen fogenannten gebilbeten 2Öeft
bettmnbert »erben; mir pnb jte immer ttrie ftdj ttrieber*
^olenbefd^ftneDeforationenDorgefommen/UnbaOe^aben^m
lidjfeit mitetnanber* SBenn tdj an Sirol, ©raubünben benfe,
tt)ie anberä iji e$ ba! — aber ba$ 23udj tt>urbe rufytg
t>on Anfang bii anä @nbe burdjgefefyen, unb idj n>ar nur
frot), ba# man mtdj nidjt um meine Meinung barüber
befragte!
Die gürfttn fragte bann, ob idj tagä barauf nrirf*
lief) abreifte unb ob icf) gebddjte , balb nrieber jufommen.
3c^ erwartete erft nodj einen SBrief, fagte idj, unb tt>erbe
vielleicht nädjjien Sag nachmittags ober am fibernädjften
SRorgen reifen, fyoffte aber balb ttrieber einmal bort ju
fein unb auf längere 3eit* „2Öenn ©ie baä einritzten
fönnien, ba* n>dre fdjftn!" fd)lo# bie gürjlim
2tm nddjjien Sag fdjrieb mir SJalbe, bafj er mtdj
Sonntag in aller gfrüfye in ©oben ertoarte* 3dj ging
alfo jum lefctenmal ini ©djlofj; ber 9J?ol)r machte mir bie
2üre beä ©artenfalonS auf — niemanb tt>ar nodj ba;
nadj ein paar SRtnuten !am bie ©rdftn fyereüu „2ldj,
geben ©ie mir bodfy", fagte jte fe^r fdjfidjtern, „bie 3etdj'
nung mit bem SMlbnte, baä ©ie nur aud ber 3bee ge*
jeidjnet fyaben, für meine Sammlung!" Die ffinne idj
ifyr ntdjt geben, aber jebe anbere, bie jte nur tt>oHe, ant*
»ortete idj; bie anbern feien ja audj nadj ber SWatur,
biefe nur nadj bem ©ebädjtniä gejetdjnet, aber mir lieber
VI. Gaffet granffurt 2>a* 3b»tt in Söirjteln. 1817-1820. 365
aU alle anberen* ©te flanb eine Söeilc unbetoeglid), reichte
mit bann bie #anb unb fagte bett>egt: „2)ann behalten
©ie fte!" — 2)ie Sfire fnarrte, unb bie gfirjtin !am mit
ber ^rinjeß fyerein, bie ©räftn ftanb nod) unbetoeglid) unb
arbeitete an intern ©tidfmujier unb tt>ar fel>r einjtlbig* „@ä
iji bod) gut, baß ©ie geblieben jtnb," fagte bie ftfirftin,
„fefyen ©ie, morgen belommen ©ie fdjftn SÖetter!"
9lun erjäfylte fte t>on ber SDreäbener ©alerie, natfir*
lief), tt>ie gett>5l)nlidj, juerji t>on Sorreggioä Zeitiger
9tad)t, bann ber 9t affa eiferen SWabonna uftt>»; id) mußte
t>on ber fyieftgen ©alcric erjäfylen, unb nrir bidputierten
oft miteinanber; aber tt>o id) glaubte rccf)t ju fyaben, ba
l)ieft i<$ fefl-
SJetm Auffielen fragte bie ©räfm: „äBolIen ©ie ben
28eg gefyen, ben id) 3l)nen befdjrieben fyabe?" — „2fuf jeben
gaE gel) td) ben!" — „@$ iji nodj mandjeä l)ier ju be*
fefyen," jagte bie gürftin, „tt>enn ©ie tt>ieberfommen! #ier
gebe idj 3l)nen einen 23rtef an bie grau 23efd)tießerin in
©elbotb, bann fönnen ©ie bie ©alcric befeuern Steifen
©ie red)t glfitflid)!" ©o fagten bann audfj bie anbern,
unb ber frönen ®r4ftn 2fugen bltdften fel)r freunbttd)* —
3d) ging langfam jum guten Setter; eä ifl t>ielleid)t
gut, badete trf), baß bu jefet tt>eggel)jl; bliebeft bu länger,
fo tt>firbe eä bir nur fd)tt>erer anfommen, unb ber ganje
©ommer ginge vorüber, ofyne baß bu an eine ernfle
Arbeit fämejl; baä tt>aren bodf) brei fdjöne SSocfyen! —
2)er gute Setter fagte: ,,3d) freue mid) bodj, mon
eher cousin, baß ©ie fo lange bei un$ aufgehalten fyaben!
Tili ©ie ba$ erfiemal ba n>aren, tooOten fte ben britten
Sag ttrieber tt>eg!" —
2)en anbeten borgen n>ar feine Söolfe am J&immel,
unb fein Safteten rührte jtd); td) nal)m freunblid) 2fbfd)ieb
t>on meinen äSertoanbten, audj mit bem 33erfpred)en, balb
tmeberjufommen1)* 3m nädjfien 2Öalb jianben l>errlid)e
*) @r iß nie lieber fytngefemmen unb f)at nietnanb aon
allen f>fer (benannten je ttrtebergefefyen.
366 gubttig Chnil ©rtaim, Erinnerungen«
SRaiblumen, tdj banb mit einen ©traufi unb fefcte mid)
oben auf einen Jpügel, tt>o td) bai ©d)lo$ ttnb einen Zeil
t>on SMrjlein nod) überfein fonnte; bann fagte idj ber
fd)5nen @)egenb 2ebett>ol)l ttnb ging auf bem t>on ber
©riftn mir bezeichneten 28eg — fel>r langfam — tt>eiter*
Qti roat nod) früt), bie Serben fangen fr5I>licf> in ber
2uft unb bie 3(mfeln im SBalb, ttnb ba* nafye unb ferne
©eldute ber ©onntagägtodfen machte ben borgen fo feter*
lid); — td) fefcte mid} nodjmal* nieber unb betrachtete
bie ©egenb ringsum; eingehe 2eute, bie in bie fördje
wollten, gingen mit einem „@un ÜRom" an mir vorüber;
ba fam aud) ein dltlicf>e^ 3)auernm&bd)en im Sonntag**
anjug, blieb bei mir jWfyen, l)ielt mir einen 3*ttel l)in,
auf bem „2ubtt>tg ®rimm" ftanb unb fragte mtd), ob idf)
fo t>etfte« 3d) fragte e*, ob e* nid)t lefen Ifinne; nein,
fagte e*, fyolte bann aui feinem Äörbcfyen ein Rapier
unb gab mir ba** „33on toern ijl ba*?" fragte id)* „2>a*
tt>etfi idj mdjt", antwortete e** 3dj ftffnete ein toenig
ba* Rapier unb fal) — eine SRofe; idj freute midj fefyr,
gab bemüRäbdjen ein gut Srinf gelb unb fragte nodj einmal:
„2Öo l>aft bu ba* Rapier befommen?" — „3m ©df)Io#,"
fagte e* fet>r ängjilidj, „e* bärfe e* aber aud) nidjt fagen",
unb bann ging e* fdjnell lieber jurüdf* 3n bem $apier
lag eine eben aufgegangene ttmnberfdjfine 3entifolie, bie
grünen SSIftttct mit einem blauen SJdnbdjen aufammetu*
gebunben*
,,©o gefyt'* inberSBett," badjtetdj, „ba*93efie immer
julefct — tt>ie ift jte bodj felbfi ba* redete SMtb einer
9tofe, blüfyenb, ftitt gtttyenb, gel)eimni*t>ott!" SBBie toar
mir fo tt>el)mütig, al* tdj bie Stofe mit bem blauen 234nb*
djen, bie fo fyerrtidj buftete, in ber #anb f)ielt unb be*
tradjtete — bie Serdjen unb 2tmfetn madjten ÜRujtf in
meine ©timmung hinein — e* loaren feine SDomen an
ber Stofe — idj blieb lange jtfeen unb badete ber t>er*
gangenen fdjfinen Sage! — „©onberbar," badete tdj,
„unb traurig, bafl fo manche teure SSefanntfdjaft nur tt>ie
VI. Gaffel, granffurt 2>a« Sbgil in Söirjfein. 1817-1820. 367
ein 9tyantaftebtlb ober eine liebliche @)eijtererfd)einung
meinen 2tugen t>orübergefül)rt nrirb, oI)ne baß id) bie
SRad)t l)dtte, eine ba&on fefiauljalten!"
3Me 3tofe tt>itfelte id) tt>ieber in« Rapier unb legte
fte in mein 3*idjenldfld)en, ba« jarte 2fngebenfen fyabe
id) nod) aufbewahrt, mit bem blaufeibenen 9$dnbd)eiu —
3dj ging langfam t>ortt>drt«, fam auf eine fleine
$nl)&t)e, tt>o bie Stummer einer alten Söarte ftanben, unb
fefcte mid) auf ben mit SRoo« unb Ztymian bebeetten
93oben — eine @ra«mütfe fang mir ettt>a« t>or, ber SBeiß*
born ftanb in t>oQer 95lüte, unb ber JiMmmel tt>ar fo blau —
wie in 3talten: e« n>ar ein föjilidjer ÜRorgen, bie 2fu«*
ftd^ten n>aren fo fd)5n, unb bie ©tocten fingen tt>ieber an
ju Iduten! 3d) faty Hnfö bie ©pifee ber Äird)e t>on ®al*
münfier, red)t« ein paar 3>fltfa, bie in 2Öalbfd)lud)ten
eingebettet lagen , unb t>or mir, jttrffdjen jtoei Sergen,
ba« SSunberlanb meiner 3togenbtrdume — ba fal) id)
©teinau, aber nur bie Äird)e unb ba« ©d)lo$, im ©lanj
ber SRorgenfonne liegen — tt>ie gerne l)dtte id) bort fein
mftgen! 3d) toat faum jtt>ei ©tunben bat>on entfernt —
id) tonnte bie SÖarten t>on ÜRarborn unb SeHing« fefyen,
bie ttrie tt>eifje 2Bad)«lerjen aufredet ftanb en!
9ton ging9« bergab, unb am ($nbe be« Serge« fal)
icf) ba« altertümliche ©d)lfif$d)en, weldje« bie gamilie
IDupre in Sejtfe Ijatte* 3>a« Dorf ©oben tt>irb burd)
ben fdjönen Äinjiggrunb Don ©almünfier getrennt, tt>eld)e«
ettt>a eine SBiertelfhmbe entfernt gegenüberliegt«
3d) fal) Ferren unb 2)amen in einem ^Blumengarten
unb erfannte Salbe unter tynen; icf) ging hinein unb
ttmrbe t>on Salbe ber gamilie t>orgejieHt, bie fefyr freund
lid) tt>ar*
SuprS1) tt>ar ein Heiner freunblid)er ÜRann, fefyr
*) 9>eter jDuprd, 1762—1848, Äaufmann, flammte au«
ber SRljeinpfala; feine jfrau toar (Sfjarlotte geb. «ei«ler au«
«ßanau, 1768—1843; bie ältere Socbter heiratete ben Xtntmann
üftüfylfyauf en in ©teinau, fpäter in Gaffel, n>o er ftarb; bie jüngere
368 Sutmrig Chnil ©rtoim, (Srtnnerungen,
blatternarbig; bie ^ratt l>atte lebenbige, fcfybne 2fugen;
#oet 25d)ter, ÜRindjen neunjetyn, dornetia ad)tjel)n
3al>re alt, beibc tt>areto fefyr fd)5n Don ©ejicfyt unb eben
fo fcf)6n gett>adjfen; aDe waren natürlidj, Stinten I)atte
blaue, Sorneliar fpredjenbe fd)tt>arje 2fugen; bie leitete
geffel mir am beften, fte tt>ar fcl>r munter, oft auägelajfen,
unb feit einem fyalben 3al)r bie 23raut eineS SRanne*
au^ Jtonjtg*
SRad) Stfd) ttmrbe inä Älofier nad) ©almünjier ge*
gangen, bie SKutter blieb ju J£aufe* SÖeber in ber
Ätrd)e nodj im Ätojier tt>ar ttooai 3ntereflante$ ju feljen,
im leiteten fal) eä ungett>5l)ttlid) fdjmufetg auä, nur ba#
bie 2Äönd)e fdjbne SSlumen t>or ben genftern Ratten unb
ber ® arten in Orbnung toar; in ber Äücfye faften ein
paar SJtöndje unb baeften eine 2ftt t>on Äucfyen, ber eine
bielt bie Pfanne, ber anbere rührte ben Seig barin;
beibe Ratten rote, bumme Ädpfe, unb und tt>ar e$ nicf>t
fct>r appetitlich ba» 2ludj fat> tef) feinen 9J?5nd), ben }u
geid)nen e$ ber 9DWU)e gelohnt t)dttcx)> 2Btr gingen balb
tmeber in ben fcfyönen SBiefengrunb unb bann nad) <&aufe
in ben ^Blumengarten biö jum 2(benb,
25upr$ä J&auä tt>ar alt, Don Stein, gotifd), mit
ftenjtererfern, aber angenehm unb tt>o t>nlirf> ; fo&iet id)
heiratete ben Dr. ©d&legel in £anaig, fpäter in Äbnlgäberg;
ba$ ^uttenfdje ©d)lefj fam erjt in ben SBeft^ beä älteren lebigen
<3obne* tytfilipip, t 1867, bann, fdjon aor 9WIJPP* $ob, in ben
be$ jüngeren, SÖilljelin jD., 1 1864; beä lederen hinter aerfauften
e$ an Ben Äommerjienrat Ärafft in Offenbart), Söejtfcer ber
(Sobener ©antfabrtf u, <f&rberef, ber eä für ba$ günffaetye be$
@rtt>erb$preife$ (11500 2JH.) pilgerest berjMen lieft. — Sacob
ertoäbnt Qgbbfe. 285) 1814 einen ÜKitfhtbenten £uprd au*
tanau, „ber oljne 4jut in bie gerten ging/' unb nun in
Ifon too^ne unb it)n auf ber ©trage erfannt babe.
*) jDie JJfamjtSfaner, na* ber SReformation aon ©ein*
baufen natf) ©almunjter übergeftebelt, erhielten bie ©egeub beim
alten (Glauben; nad) »orübergebenber tfuftebuna beä Älojter*
üben feine heutigen Snfaffen ©eelforgc unb büben fünftige
©eiftlldje au*.
VI. Gaffel, granffurt. ©a* Sb^tt tn SBirflein. 1817-1820. 369
toeifj, gehörte bai ©d)föfld)en benen t>on $utten, bie
in ber ©egenb ringsum t>iete Seftfeungen Rattern 3d&
toftre n>ol)l gern aud) einmal nad) aBädjteräbadj gegangen,
aber bie 3eit n>at ju futj; am 2fbenb n>at eä redfyt
fr6l)tid) in ber ©efettfdf)aft unb bie ^d)tet fei>r mujHa(if4
Den anbern SEag gingen tt>ir tt>eg, t>on ber gamilie
nod) bid ©almünfter begleitet, t>on ba nacf) ©einkaufen,
tt>o icf) nod) einmal nacf) bem SBarbaroffapalafi ging,
eine SBetle auf ber Sttauer faß unb meinen ©ebanfen
nad)l)ing; nad)l)er jetdfynete id) nod) eine ©fijje be$
©tdbtd&en**
9tun nahmen n>ir einen SBagen unb fuhren nacf)
?angenfelbotb; in ber ©alerie n>arenfd)5ne ©über, unter
anbeten ba£ 9$übni$ eine* jungen 2Räbd)en$ *) mit eblem
@eftd)t, fd)6n geformten, fpredjenben Äugen, feinen Äugen*
brauen. SÄan fal) n>emg JjJaare, jte fyatte eine Art toetfle
SSftfee auf mit fyinten fyerunterfyängenbem weisen (Schleier,
tt>a$ ganj fl&ftertid) auäfal), toeifte (Sfyemtfette, eine golbene
©d)nur um ben J£al$, woran eine 93lume, au$ (Sbefc
flehten gefaßt, I)ing; bann fd)tt>arje$ Äleib mit purpurn
roten Ärmeln, ein fleineö langhaarige^ ?5tt>enl)ünbdjen
auf bem linfen Arm, bejfen Stütfen ffe mit ber Siebten
fireidjefte* Hai ©anje jtt>ifd)en belaubten 23äumen, im
JjMntergrunb eine SBurg, ein glufi unb ferne blaue 23erge,
t>om J^immel fal) man tt>enig* gerner ein 23übd)en,
Äinber SÄujtf madjenb, fdjön, aberetttm* bunfel gehalten *)♦
SJBeiter ein fefyr gute*, geiftreidj gemalte* 95x1b, ba*
©anje ettt>a jn>ei btö brei gu$ grofh. ein ©panier in
fctyitjarjem 9J?antel,- ben #ut in ber <@anb, mit Segen,
©d)ul)en unb ©trumpfen — ftel)t fedf unb frei ba, ti
ifl fräftig gehalten unb fdjeint t)on einem fpamfdjen
l) Da* Sötlb t)&ngt fyeute im flauen (Salon be$ ©djloffe*
ju Söirftein.
*) <&i ffobet Prf) l)eute im SKoten ®alon ber grau gürftin
S&utter, im Oftflügel be* SBorberbaue* be* Söirjteiner @d)loffe$,
unb rüt)tt aon einem tyottänbifdfyen ÜÄeifter litt.
8ufcw. @rtmm, ertmicttittgfiu 24
370 Subtoig @mtl (Stimm, (Erinnerungen.
SWaler1)* Sann nod) manche fd)5ne 23ilber tion SRieber*
länbern unb aui anbern ©d)ulen*
2>aä fd^önfle n>ar — gett>t# aud) ein fpanifd)e$
23tlb — eine junge 9tonne, fftnfjefyn ober fed)jel>n 3<il)re
alt, mit langen, fyängenben fdjtoarjen Jpaaren, einen Äranj
t>on toeißen unb roten Stofen auf bem Äopf, ein Ärujiftg
in ber redjten, eine t)otte blüfyenbe 9tofe in ber linfen
4?anb, bunfleä Äleib mit einem ©urt um ben ?etb*)*
IMefe* SBilb i>dtte id) fyaben mdgen: biefe* Waffe, eble
@eftd)t, biefe fd)tt>ärmerifd)en, ettoaö gefenften %igen, bie
feinen SJrauen, großen SSimpern, bie einen ©chatten
warfen, baä fdjarf unb bod) fd)ön geformte 9t&dd)en, ber
ernfie unb bodj freunblicfye SWunb! 3d) l)ätte ti fyaben
unb oft betrachten mögen, bie* reijenbe, t>teKetd)t un*
glücflidje 9R4bd>enJ „SBie ttmnberfd)6n", backte id), „mu£
bie gelice in ber 2rad)t auäfefyen!" 3d) fonnte mid) oon
bem 23ilb fd)tt>er trennen* „Sie SRonne gefdßt 3fynen ja
am bejien/4 fagte bie 93efd)tie#erin, „ja, bie ift fd^ott fd)ön!
2Cber baä 93ilb ift bod) gar ju traurig, unb fte toerben
tt)t aud) balb bie frönen, fd)tt>arjen, langen £aare ab*
gefdjmtten fyaben!" 3dj fcerliefi baä 23ilb ungern» —
@$ fing an bämmerig ju toerben, tt>ir festen unä
tt)ieber in ben SBagen unb famen um neun Uf>r in ^anau
an; ben anbern Sag reifte id) aud) Don ba ab unb fam
@nbe SKai tt>ieber in Saffet an; ba tt>ar aXiti beim alten
geblieben, unb t)on meiner 2fnfleKung l)5rte id) nidjt&" —
*) Äeute im ©rünen ©alon beä Söirftetner ©Stoffe*.
") £a* ©Hb, „bie ^eilige «Rofa t>on Sima", fjängt ebenfatt*
im Söfouen ©alon be$ genannten ©d)foffe& SMe Sutoler aller
©über finb nod) unbelannt, fotten aber nunmehr nad) SWdglf d)*
feit erforfdjt toerben.
VII. Reffen. SBeftfalen. ©dtttngen. J&amtoaer. 1820—1828. 371
VII. #effem SEßejtfaletu ©öttmgcn. #amtot>er*
1820—1828.
@<r)on im 3ar)re 1815 trat bie erfte SReifje t>on Subtotg*
SÄabferungen erfcrjfenen, in ©roßfolfo, 15 tafeln mit 25 Söilbern
unter bem titelt „Suite de dißferents sujets graves ä l'Eau
forte par L. E. Grimm. llire Livraison composee de 25 pieces.
Mannheim, chez D. Artaria, 1815." @te umfaßte bie Ulm. 14,
62, 70, 99—105, 109, 113—18, 121, 175, 176, 179, 187, 195,
214, 218.
3fl* jtoeite 2fu$gabe erfcrjtenen im 3<rf)*e 1818 „SÄabterte
Söl&tter naefy ber Statur, aon «. <S. ©rimm, (Saffel 1818.
. . . J&eft." jDtc Sücfe *or bem Iefcten 3Bort ift auf aerfd&febenen
erhaltenen Umfdjtögen burdj bie beutfdjen 3fff*ni 1. unb 3. aub
gefüllt1). Die vierte ©eite be$ Umfd&lag* bringt nod) einen
frana&fifcrjen $ftel. 2fufjer ben Sölättern t)on ber ttaltenifcr)en
9teffe, 9fr. 123—30, 204—11, t)at fle bie 9frn. 66 unb 57 ent*
galten, tote ©tefg 3, 474 jeigt, bie aUerbtng* (nad) einer 9U)tij
aßtlrjelm*) erft 1820 in Gaffel rattert Sorben finb. @$ flef>t
*banacr) faft au$, al* feien bie 1818 gefertigten Umfrage erft
attmäpd) mit ben blättern gefüllt toorben. Da ba$ an ©oetfje
gefc^iefte J&eft bie 3af)l 1818 in 1822 abgeänbert jeigt, fo muf}
man (mit @teig 4, 187) bie JJerttgftelhmg gar bt$ ju biefem
3ar)r rjinauärürfen.
3u folcr)er Auf» unb ülactyfuttung fcfyetnen aud) 1823 neue
Umfdjläge mit biefer Safyreäaarjl gebrutft roorben ju fein; aber
e* tt>ar, rote ertr*är)nt, ein älterer Umfd)lag aon 1818, in bem
noer) am 8. 3uli 1823 SGBttyelm bie Blätter an ©oettye gefanbt
ffat, unb jtt>ar mit folgenben ©orten1):
„Oleomen Otto. (S&ellena beiliegenbe ©ammlung t>on rabierten
blättern mit gettor)nter ©üte unb 9ladt>fld^t auf. (Sie machen
al* 3eicf)nungen nad) ber Sftatur feine teeren 3nfprücr)e, mein
»ruber tt>ünfd)t aber auf biefe äBeife einaelne ©tubien, bie für
anbere 3xotfo bod) un&erloren finb, feftyurjalten unb fjofft, baß
bei feinem Söemüljen, n>a$ tym etgentümlfd) unb cr)arafterffrlfdj,
*) Steig 4, 184; biefer t)< bie 3u*gabe t>on 1818 für
Subttig* erjte* SSerf.
24*
372 «utooig @mti ©rirnm, Erinnerungen.
überhaupt auf trgenbetne Htt au«ge$etdf)net fd&ien, nur aufou*
nehmen, bcr Stebrjaber folget arbeiten eftoa« Ergbfcltdje« ober
©tllfommene« barin ffnben toerbe. 9R5ge ba« £efi mit ben
italtenifcfyen 3eid)mmgen 3tnten einige Bugenblicfe angenehmer
Erinnerung getoäfyren; biefer g&mfcr), fotole ba« 9Bof)ftooilen,
toomlt Eto. (Sjaellena fdjon oor Sauren äbnlfdje 3etd>romgen
meine« »ruber« bttxafytt fyaben1), muft entfdutlbtgen, toenn er
mit einer fo Keinen ©abe fein Bnbenfen $u erneuern fucfyt"
©oetfye fdjrleb nun im fibernäd)jten J&efte feiner 3eitfd)rlft
„Äunft unb Altertum" (4, 3) foigenbe freunblldjen SBorte:
„2Me rabierten Sölätter . . . o. S. E. ©rtmm . . ♦ r)aben un«
bei toieberfjolter Durcr)ficr)t angenehm unterhalten unb $ur Xcfytung
gegen ba« angeborne Talent be« toacferen Äünftler« verpflichtet
<5ie enthalten ©egenftänbe mannigfaltiger Hxt, »Ubntffe oon
ÜÄoljren, 3ifl««wni, ÜÄalern, gufjrleuten, Wirten, fcfydnen grauen
unb üRäbcfyen; 9>rofpefte merftofirbiger ©egenben, Sölumen, 3iu
feften, $lere unb ©rucfyfrucfe alter $8ilbr)auerftmft, toorjl metften«
Dinge, toelcfye 4Jerr ©rtmm toäfyrenb feine« 2Cufentr)alt« in Italien,
aucr) auf ber Steife bar)fn unb aurficf, $ur Erinnerung in fein
Safdjenbud) $eicf)nete unb jefct bem 9>ublifum mitteilt Die
Stobfernabel ift fo fein unb ftterlicr), baß man oft an bie arbeiten
be« 3Bence«lau« $ o 11 ar $u benfen Veranlagung ffnbet 2#antf)e«
barf gefftreidf), felbft au«brucf«ooIl genannt »erben, aumal unter
ben SötibnifFen. Die $rofpefte finb metften« gut gefefyen, ba«
tottt fagen, au* toorjlgetoäfjlten ®tanbpunften geaetdjnet; inbeffen
fcfyeint ber Äfinftler in biefem gacr) weniger gertfgfeit $u beflfcen
al« in bem ber Söilbnljfe, benn oft ift bie Q3et)anblung ber ein*
aelnen Seile nf d)t bebeutenb, ntdjt abn>ecr)fe(nb genug; audj toäre
mer)r Haltung unb funftgeredjte Verteilung oon Sid)t unb ©Ratten
au toünfdjen,"
3acob banft in 2 üb toi g« ütomen, ber ficr) feine belel)renben
3Bmfe aunufce machen toerbe*).
Stttrgenb« tourbe ba« J&eft ber SÄabterungen oon ber ttalte*
ntfcfyen Steife freubiger aufgenommen al« oon Söettine. „3Bic
lieb icty ben Soui« Dabei Da« »ar mein erfter ©ebanfe, töte
id) ba« J^eft, ba« Eantfc mitbrachte, betrachtete, ja fdt> fann
3r)nen ntcfyt betreiben, tote mldj alle«, toa« er macf)t, erfreut;
*) 1815 in SranffurHf. o. @. 209ft.).
•) @d)übbefopf unb SBalael, a. a. £). 2, 229.
VII. J&effen. äBeftfalett (Sföttfngen, J&annoaer. 1820—1828. 373
id) toottte gar fet>r nrihtföen, er toäre f)ter. 3rf) !ann e* ntd)t
laffen, immer bei ben fiünfilern fjerumaufafyren, aber td) fjabe
mefyr Ärger alö greube babei £em ©cfytnfel1) gefallen
£oui*' Heine Blätter fo ungemein tt>of)l, bafj tcfy bie grbfjte Suft
l)ätte, flc tfjm au geben, »enn td) anbere bafür befäme V —
3m JJerbft 1818 n>ar Subtotg pm erftenmal bti ber frei-»
fyerrftcfyen gamilie ttonJ&ajtfyaufentn SBeflf alen getoefen. 2fat
6. Oftober fcfyretbt er aon 935fenborf au* an SBiganb (Stengel
3, 339), er fei mit bem $ferbe gefrürjt, unb feine greunbe rjäiten
gefagt, e* fei fdjaubertyaft getoefen augufetyen; aber e* fyat tym
nld)t gefdjabet, unb er r)at bort unb in ber Umgegenb nodj oft
— 1820, 1821, 1827 — fdjbne Sage verlebt. 3ud) fciele ©tnbien
(>at er bort gemacht: „©eine ©fiaaenbficfyer flnb gefüttt", fagt
fein SReffe Jßerman, „mü Sanbfcfyaftltcfyem au* ber (Segenb
*on 9>aberborn— Söbfenborf, unb t>on Porträt*, unter benen bie
ber jöorf* unb JJauäleute unb bie JJunbe eine bebeutenbe SRoHe
fpielett" -
2ubn>ig tjatte 1820 u>of)( t>or, einmal nad) Söerltn au reifen,
toofyin tl)n gerbtnanb audj einlub unb n>o ©atttgnp tyn in fein
4}au$ unb an feinen $ifd) ateljen »ottte, bamit er burd) $0*
trätteren fld) bort einen Flamen machen tönne1), aber e$ bauerte
nod) 23 3ai)re, bt* e* ju ber Steife fam.
„Der üRaler", fagt SBilfyelm t>on Subtotg am 1. 3Mni
1820 ((Stengel 1, 136), „ijt infofern ber ©lficflid)jte t>on und, al*
er am toenigften borgen i)at ober fld) mad)t/' ©od) mag biefer,
ber jefet 30 3afyre alt toar, mefjr al$ er merfen lief), fld) um feine
3ufunft geforgt fyaben; »enigften* trug er ftd) mit Entwürfen
für eine größere Äompofltlon, befonber* aud bem Seben ber fyL
@Iifabeti), ber 2fynitt feine* fyeffifdjen gürftenljaufe*, mit bem er,
tote urfprünglid) alle trüber, fein Ztbttt »erfnüpft glaubte unb
x>on bem allein er ein 3fmt in ber JJefoiat ertoarten tonnte. ©0
enttoarf er eine größere 2(naal)l oon 3cirf)nungen aud biefem
Segenbenfret* in ben folgenben Sauren, um bann in £>l borf)
fd)Iiegltd) nur eine SWabonna auöaufityren. 3Btll)elm betreibt
(»f. *. 26. 3»ai 1821, bei 3. Steifferfdjetb, 9iad)trag j. b. grbSbr,,
') ©er berühmte 2Crd)iteft Ä. gr. ©djlnfel, 1781-1841,
ttar aud) ein getfti unb pt)antaftet)oUer ?anbfd)af»maler (93lüte
Ührte^enlanbd u. a.). ■> 21. Oftober 1820, (Steig 3, 476 f.
*) ©teig 3, 472. 480.
374 Subtoig Smil ®rimm, Erinnerungen,
9tr. 3) an Serat? *on jDrofte*45ül$boff gana genau biefed
erfte ©ilb, ba$ «ubtotg in £>l ausführe, ja er rjat e* fcfyon 1818
ertod^nt (©tengel 1, 175). Dag er au$ biefem ©ebanfen* unb
©tcfffrei^/ ber feinem SBefen fo fef)r entfpradj, eigentlich nie
ttrieber gana loSgefommen ift, jeigen bie 9trn. 1—13 feiner
Stabferungen, *on benen bie 9lr. 7 erjt bem 3a^re 1850 angehört.
3m 3abre 1821 befielen Subtotg bie genanten ©ruft*
fd)meraen, fo baß er alle SÄabierarbeti tixt %atyc lang unterließ
bti ber bie Dämpfe be$ ®djeibett>affer$ baö Seiben . geweigert
fyibm toürben1).
@in frobe* Ereignis im ©letcfymafj feiner Sage n>ar audj
für «ubnrfg 1820 2frntm$ ©efud) bei ben ©rübern, ber am
27. 9tot>ember fam unb btt 1. ©ejember blieb, ©ei feiner 3fb*
reife toaren bie brei ©ruber unb £. @. 9tur)l augegen, unb für
bie farlfierte 3*W)nung, bie fcubtoig t>on ber Xbfctyiebäfaene fertigte
unb i^m nacijfdjicfte, befam er *on Arnim ben fdjon em>dl)nten
3Öifdr>cr (@teig 3, 483)«). «ubtoig eradf)lt toeiter:
r,©o fam ba* 3al)t 1821: ba flarb*) ber alte Äur*
für fl; id) Ijatte nun Hoffnung, bei bem neuen Äurfürjten,
unter beffen Oberbefehl id) ben gclbjug 1814 mttgemad)t
Ijatte, mel>r @lücf ju Ijabem 2lber bie 2tuäjtd)tett trübten
fid) ttrieber* 2(n bem borgen, nad)bem ber Äurfürfl ge*
') ©teig 3, 521.
*) @telg (3, 477) nmnbert fiel), baft Sßilbelm 1820 glaube,
SubtDig fyabe Arnim aefyn 3al)re ftatt blof} neun nicfyt gefetyen:
er bat i^n aber atoolf 3al)re lang nicht gefeben, feit (Snbe 1808 in
ßelbelberg, wie bei ©teig felbft fid) aetgt (©. 296, too *on
aÖiibelm 2ubtt>xg$ fe<a$jdl)rige Entfernung *on (Sajfel,
1808—14, ertüdbnt totrb, bie e$ audj unmdglid) madjte, baß
Arnim San. 1812 (baf. 177) (ftatt 1811, baf. 477) «ubtoig in
(Saffel urieberfah).
») ©urd) $tobagra nur brei Sage and ©ett gefejfelt, tt>ar
ber 78J&r)rige Söil^elm I. nac^ 57jdf)rtger Stegierung am
27. gebr. 1821 früt) fünf ltyr am @d)lage geftorben. 3n ber
2ön>enburgfapeHe batte er nur für fiel), ntd)t feine ©attin, ein
©rab b^jtellen lajfen, in ba$ er am 13. üRän gefenft warb.
SBilbelm, ber einen großen ÜJtorfdjaHSjiab mit filbernem Änopf
unb langem glor trug, u>ar mit 3acob auef) aon adfyt btö *ter
Ut)t babei unb eradfylt anfdjaulld) bason unb t>om Sobe be$
tfurfürften bei ©teig 3, 484r-86.
V II. Reffen. SBejtfaien. Gföttingen. £arotooer. 1820—1828. 375
ftorben n>ar, jog bie üRabame Ortlepp, nad)l)ertge ©räftn
3tetd)enbadj, mit ©atf unb ^)acf in fein tyalaii ein:
id) ttmfjte nid)t, n>a$ td) baju fagen fottte, unb fyabe mief)
innerlich barüber gefd)ämt1)* 2>iefe ©räftn 9teid)enbad)
fam nad)l)er immer mefyr in bie J$5l)e, unb bie meijten,
bie ettt>a$ erlangen tooOten, toenbeten ficf> mit Untertänige
feit juerfi an fte, unb man tonnte *>on ba an bie nteber*
träd)tigfte ©d)metd)elet unb <&eud)elei Don Seuten fefyen,
&on benen man früher fo ettt>a$ gar nid)t"
(geglaubt tj&ttt) eö fehlen jn>ei (Seiten! Über baö bamalige
treiben in Gaffel fcf>e man gr. SÄfiUer 2, 182 f.
„1822 jogen ttrir in eine anbere SBofynung, beim
©d)mieb ®e$ner*)* (S$ tt>ar toenig Staunt, bie 3itnmer
Kein unb nid)t fcl>r fyeE; mein fleineä Arbeitszimmer ging
in einen ©arten unb tt>ar freunblid); in ü)m ttmrbe aud)
mittags unb abenbä gegejfem
2)er 9J?aler 23 ur^*), ber Seljrer bei ber Äurfftrftin
*) ©er Äurprln* SÖityelm (II.) fyatte in Söeritn, tt>o er jld)
mit feiner ©emaf)lin augufte, ©d)tt>efter grtebrtd) 3ötH)*fotf III.,
unb feinen Äinbern *on 1809 bf* $ur SBertretbung ber granjofen
au* Reffen auffielt, 1812 mit (Smilfe Ortibpp, ber Softer
eine* ©olbfdunfebeS, ein intime* 2*erf)ältni$ begonnen unb fle
mit natf) Gaffel gebraut. Der ermähnte 2fu$aug auä bem fteben
Safyre oon tyr betootynten Äaufe grtebrtd)$plafc 6 nad) bem
aegenüberliegenben Calais gefdjai) t>or ben Äugen ber auf bem
grtebrtd)$plafe oerfammelten Gruppen unb einer großen ÜRenfd>en*
menge. — Am 21. 2Rär$ fd)on erfjob er fxe $ur ©raffet
9teid)enbad) — am felben borgen ftürjte ber groge $urm ber
Stuine 9teid)enbad) bei SBalbfappel in krümmer.
*) ®. 2Cnt)ana 9.
* *) griebriefc Söurp, 13. SBära 1763 au £anau geb., fam
1782 nad) SRom, too er ber 45er$ogtn Ämalte unb ©oetfye
(ber ifyt aud) mefyrfad) enoäfynt) nabe trat. SBon 1801 an lebte er
in SBerlin, too er bie beiben ^ier genannten 9>rfn$ef jtnnen untere
richtete unb aud& malte, fpäter in J£>anau, <5ajfe(, (too er ber
9tod)folger oon Subtofg* <5d&tt>ieger*ater Södttner tt>arb), SBrfiffel
unb im 4Jaag, unb ftarb in 2Cad)en 1823 toäbrenb einer Stabe*
für. Silber t>on tym ffnb im (Saffeler Äal. $alai*. £enfd)el$
©eaiebungen $u SBurg f. ©erlanb, SB. ßenfdjet, 39 ff. 3m
376 Subtofg @mil ®ximm, ©rinnerungen.
unb ber Äbnigin t>on J&ottanb *) tt>ar, l)ielt fldE> nun aud)
I)ier auf unb n>ol)nte am ©arbebucorp&9>lafc, nid)t tt>eit
t>on unä* «£enfd)el unb id) toaren oft bie 2(benbe bei
ü)tn; er tt>ar ein geiftretdjer 9Rann, ber in früheren 3af)ren
fldE> lange in 9tom aufgehalten fyatte, ba$ 23efie Don &unß
fannte unb meifi ein t>ortrefflic^c^ Urteil audfprad); babei
tt>ar er äufjerfi munter unb luftig» ©eine eigenen arbeiten
l>aben mir tt>entger gefallen, feine Äompofttionen gar nid)t;
baä befie, toai er gemalt l)at, n>ar ba$ SMlbniä unferer
Äurfürftin in rotem ©amtfleib unb ftnnteid^ aufammen*
geftellt8),
3u ber 3eit (1822) l)atte td) eine Äompofttion ge*
malt, eine ^eilige gamilie, Die SRaria ftfct t>or ber 3Är,
roteä Äleib, hellblauen Hantel um, ein 23ud) in ber
<$anb, mit ber anbern «£anb fcfylägt fte ein Statt um; fte
ftel)t auf baä (Sfyrtftfinb, baä auf ifyrem blauen 9J?aniel
ftfet unb mit bem fteinen 3ol)anneä fprid)t; mit ben
#änbd)en faßt eä ein ?ämmd)en an; ber 3of)anne$ fd)fy>ft
Gaffer auä einem 23runnen, auf bem eine roeiße Saube
jifet; im SJorbergrunb $ffanjen, SBhimen, neben ber SSaria
«tlien* 35er $1 Sofepl) arbeitet in ber SSerfftatt, er l>at
baö SÖinfetmafi in ben J&änben unb einen grünen SÄantel
um» 3n ber 2anbfd)aft 23erge, Don tt>o man bie brei ^eiligen
Äönige l>erjiel)en fiel)t; Weitere blaue 2uft, mit einzelnen
SBblfcfyen* ©a$ 93ilb gefiel jlebermann; greunbe gaben
Auftrag ber Äurfürfttn unb ifjrer ®d)tt>efter fertigte £enfd)el aud)
1819 eine Söüfte »urg* unb für fein ©rab in Stoßen 1826 efn
Äreua mit SBronaeftauren an (baf. 51).
*) SBilfjeimtne, $od)ter Ädnfg ffriebrtd) SSilbelm* IL
^on Preußen, 1791 Dermalst mit bem fpateren Äbnig SBilljelm I.
ber ÜUeberlanbe (1815-43).
*) SDicfed S8üb I>at «üb» ig fogar felbft treffltd) rabiert,
Str. 79. @r t)at bie Äurfürfltn 1822 aber aud) geaeidbnet neben
ityren brei Äinbern, tt>ot>I für ein gamilienbflb, ba* bann aber
ntd)t ausgeführt nmrbe. 2>ie gürftin, bie felbft eine tüchtige
SRaiertn n>ar (ein großem Sötlb t>on ihrer JJanb im (Saffeler 9tafc
f)au$, glur beä erften <5tocfeö), t)at für Sutoofg* arbeiten ftet*
große «f Inadine geaeigt.
VII. Reffen. SBeftfalen. ®6ttfngen. £anno*er. 1820—1828. 377
mir bcn 9tot, ed bem Äurffirften ju jeigem 3d) ließ
alfo einen fd)bnen Stammen barum machen, machte eine
(Singabc, worin id) abermalä um eine 2tnfteHung bei ber
Jffabemie anfielt, unb fufyr mit bem SBilb nad) SBitfyelmä*
f>6^e. @in Sfojutant be* Äurfürften, ben idf) fannte,
tt>ar beljtlflid) unb beforgte, baß id) gletd) angemelbet
ttmrbe, 2>er Äurfürft empfing mid) freunbticfyer, aU id)
glaubte, fragte, tt>ie lange id) fd)on tt>ieber in ©affel fei,
bei tt>eld)em Stegimente td) geftanben u. bgL 9tad)l)er
fprad) er über Äunfi, meifi unbebeutenbe ©ad)en, Aber
gintiä u« bgt* Hai SBilb gefiel ifym, er wußte aber nid)t
warum, unb n>aö er barüber äußerte, bewieä, baß er t)on
ber eigentlichen wahren Äunft nid)tä aerftanb unb gar
feine Segriffe batton tyatte» @r muß guter Saune gewefen
fein, benn er unterhielt ftcf> lange mit mir« @f)e er mid)
entließ, fagte er: ,,3d) Wünfcfye ba$ SBilb einige Sage l)ier
ju behalten/1 3m Sorjimmer fagten bie Ferren: „9Jun,
®ie fyaben ja lange 2(ubiena gehabt! 9Bar ber #err
gnäbig?" — „O ia, er War fefyr freunbltd)*" — „J&ören
@ie, gxeunb, nun folgen @ie meinem 9tat unb aeigen
©ie ba« SBilb ber ®r4fm SRetcfyenbadf)!" — „Stein/
tterfefete id), „ba$ wtE id) nid)t tun, id) t)abe bem Äur*
fürften felbft meine SBorftettung gemacht, unb id) glaube,
baä ift bie einjig richtige ©teEe" — unb empfahl mid)*
28ie l)eud)lerifd) bie #6fltnge aber unb bie fyofyen
Ferren überhaupt ftnb, fal) id) einmal bei einer 41)nlid)ett
©elegenljeit 2)er Äurfürft ließ mid) fpäter einmal ju
ftd) nad) 2Öill)elm$l)öI)e fommen unb fprad) mit mir Wegen
eineä SBilbeä, baä id) malen feilte, unb lub mid) bann
jur Safel unb fprad) ba jweimal außergewbfynlid) lang
mit mir. 2fl$ er weggegangen war, umbrängten mid) bie
l)ol)ett Ferren mit ben größten föreunblidjleiten wodjen*
lang; glaubten fie nad)l)er, td) fei in Ungnabe, toai eben«»
fott>enig ber gaE war, fo ging man mir fdjon Don weitem
auä bem SBege; e$ war jum £ottad)en! 2Cud) atö mein
©cfcwager üRintjier war, {amen Seute ju mir, bie td) gar
378 Subtvtg @mtl ®rtmm, Ghrinnerungen.
nid)t ntnntn mag, unb baten mid) um meine gütigfte SBer*
ttenbung* 3d) befam bie untertdnigften ©riefe unb 95itt^
fd)riften, id) fotte mid) bei be$ J)od)gebtetenben 3Rüujter$
S&ettenj veroenbem 3d) fagte aber aßen gerabefyerauä,
td) fönne nid)t baä geringfte für fie tun unb tt>otte eä
aud) nid)t!
Samald nun l)6rte id) nid)t$ meljr von bem SMlb,
nod) weniger von ber SorfteKung, unb eö tt>ar ein ganjed
3al)r Ijerunu
3d) erfunbtgte mid) nad) bem 95ilb unb erfuhr, baß
eö bie 9teid)enbad) in ifyrer ©alerie Jjdngen Jjabe* 3<fy
kartete ein )U>eite^ 3af)t unb erfuhr nid)W von bem 95ilb;
ba fd)rieb id) an ben ginanjrat Seines1), ber ja, tute
man fagte,
(alle* bei ii)t galt unb ifyt immer nafye war). @r war e$ wenig*
ftenä, ber in ber 9lacfyt vom 9. aüm 10« Sanuar 1831 fie nad)
9Biß)elmöf)df)e geleitete, wa$ bie Hebung ber (Sajfefer 93ürger*
fcfyaft veranlagte. 311$ fie von biefer fidj am 11. nad) £anau
jurüdaog, war Deine* wteber ü)r ^Begleiter, fcf>icb aber am
30. (September beöfelben 3af)re$ au* bem ©taatäbienft au*. 3m
awetten ber befannten Drohbriefe an ben Äurfurften vom 3al)re
1823 war fdjon Deinem1 Chttlajfung geforbert worben.
2faf ben an>ei t)icr fefylenben leiten mag geftonben fyaben,
*) 3ol)ann SRtdjael Deine* war 1790 in Jjanau geboren
al* ©ofyn be* preuf}. Äommerafenrate* 3* S* ©• baf. Über feinen
©tubtengang war ntdjt* au erfahren; baö 2ttbum ber Hanauer
ßofyen ©djule enthalt feinen Flamen ntd)t. 2fl* reitenber Ober*
Jäger machte er ben gelbaug 1814 bti ben greiwfHtgen Sägern
mit. 9lad) einigen 3af)ren in bie «ßofterwaltung berufen, warb
er balb ©et), ginanarat unb 2fcrmogen*verwaiter be* Äurfürften
Söilhelm IL, bem er 1831 ntd)t nur nad) «ßanau, wo er ein @ut
befaß, fonbern feibft nod) 1847 auf ben befonberen Söunfd) be*
^urfürpen, bem er ein treuer unb vertrauter Söerater blieb, Iura
vor beffen Stob nod) granffurt folgte, too er am 14. Deaember 1857
geftorben tjt. @rft 20 3at)re nach Empfang be* 5fterrefd)ifd)en
Xibrecfttäorben* nafym er 1846 ben bamit verbunbenen Ttbtl
an. <&t wirb atö ein begabter, wacferer unb gütiger SWann be*
*etd)net. Der ®eneral ber Äav. X von Deine* in J&anau fft
fein (Snfel
VII. J&effen. SBepfolen. Obttingen. J&anno*et. 1820—1828. 379
■ —
baß Deinem ba* Stlb autfieffanbte, benn e* tft 1826 auf ber
berliner 2fa$fHttung getoefen, n>o e$ Setfatt fanb. SBefonbet*
(treibt (bei @tetg 3, 554) Btntm an 3BUf)eim: „£et alte
©cfyaboto, bet fonfi ein ängjWtcfyet Ättttfet tft, fptadj mit
lebenbtg feine SSenmnbetung auö, n>ie fd)5n aKeö in bem 3Mlbe
aufammenftfmmte, tt>of)i empfunben, ted)t bebaut fei" uftt>.
(5* toftb ba weitet bet fpätet teiltoeife tabietten Stetfhtbfen
gebaut fein, bie et im Safyte 1822 (»ie fd&on 1818) mit SBetnet
£enfd)elin bet bamatö in (Sajfel ftd) auffyaftenben 2faknfcfyen
Menagerie gemacht fyat <£t fäijtt bann fort:
„(3m 3af>te 1823) mad)te td) eine Steife nad) ©dttingen
ju ßofrat SJenecfe, ben id) aeidjnete, ebenfo n>ie bann
23lumenbad), aweimal, £tmlt), Sangenbecf, @id)*
Ijotn, SBatet unb ©ofyn, #ugo, 9Hancf, Sontabi,
©oefdjen, Xfyibaut unb £eetem ©iefe bteije^n 93tlb=
niffe, bie fel)t dfynlid) tt>aten, fyabe id) nad) unb nad) in
bet 3tt>ifc^enjeit xabittt."
Diefe Silber ftnb in atoei heften in ben Sauren 1823 unb
1826 etfdjfenen. 2>te engen SBeatefyungen 3acob$ unb 3ßtl*
fjeimö getabe $u 9>tofeffot Söenecfe in ©ötttngen, ben aud)
Subtttg »on beffen Söefudjen in Sajfel fannte, ließen ifyn an
biefe Hauptaufgabe feinet Sötlbntähmft herantreten, Söenecfe
führte ttjn bann bei feinen berühmten Äottegen ein. 2)a* ganae
Unternehmen ging auf £ubn>tg$ Stecfynung unb ©efafyt, bet
ben Sabenptet* beö Söüberoetfe* auf aefyn Saiet feftfefcte, abet
aud) bebeutenbe Auslagen fyatte.
<£t jetd)nete bie Silber in ©dttingen unb tarn jum 9ta*
bieten nad) (Saffei aurücf; mag et siel ober wenig fltngenben
8oi)n fcon feinet Arbeit gehabt fyaben — eä tt>at wenigsten* bet
etfte Beitrag, ben et jutn ßauäfyait bet ©efd)tt>iftet geliefert fyat.
Übet ben fünjtfetifd&en äßett be* SBetfe* fpriebt ftcf)
£. ©timm (E. 3, 314) in foigenbet SBetfe au$: „©timm
fyat biefe Stbpft meiftetfyaft totebetgegeben. $Rit fo feinem SÖUtf
^at et baö <5fyataftedfttfd)e fyetauägefunben unb totebetaugeben
»etftonben, baj} fte afö S^pen ifytet 2ftt au befrachten ftnb. 3n
aufftnftigen 3*iten, tt>enn fcon Jenen biütienben 3*iten bet ©eotgta
Bugujta bie Siebe fein toitb, tt>o bet ,jDeutfd)e ^tofeffot* in
feinem gldnaenbften 9tfmbu$ £)eutfcfyianb$ öffentliche^ Ztbm faft
380 feibnrfg Grnil @rimm, (Erinnerungen.
aSein gu repr&fentieren fyatte, wirb man bte Ädpfe @rimmd
afö fytßortfd&e* Material betrauten. $8lumenba<*>$ Vortrat,
3ti>eimal auf jtt>ei *erfd)febenen ^Blättern bargeßettt, iß bie
brittanteße Setßung barunter." — „£eute fcfytdt 3faen", fdpreibt
3acob an SBenecfe, 7. 3uli 1824 (93fn>. 161), „Sut* Bbbrücfe
3*)re* Sötlbe*, td> toünfcfye, bafj e* 3faen gefäEt. 2Ber taeiß,
ob bie ©pefulatton ttjm etwa* einbringt? 3efct foßen bie platten,
Xbbrücfe ufn>. fd)on an fyunbert Safer 2fo$lage! SBir fyaben tym
geraten, einen $ttel ju ben fed)$ Silbern bruefen au foffen unb
auf einzelnen blättern einige gebenönadjridjten biefer virorum
illustrium. @ö iß gefdjefyen, unb Dtetertd) t)at ba$ ganae
in Äommifßon genommen, gbrberiid) unb nfdjt ungeaiemenb
müßte eö fein, n>enn @fe eine furae Bnaetge in bie ®5tt. 2Cna.
machen unb ba$ ©ute baoon fagen, tt>a$ 3fyr ©etoijfen erlaubt1).
Äfynltcfyfett unb cfyaraftertßtföe Xuffaffung läßt flefy rühmen . . .
J&ugo ßefyt ettoa* malitid* au$, aud) f^ötte er bie J&anb au*
ber £ofe (äffen fotten. Der alte @td)f)orn lächelt aut>ici, faf)
aber beim (Stfcen getoifj nidjt anber* aud unb fyat bod) ettoa*
(51>rlfd)€^. SBet 3l)ncn table td) ben SWantetomrf, bod) bie
J&auptfadje, b. fy. baö «fcaupt, föeint mir rcd)t gelungen. Der
iunge (Stdjfyorn fdjetntmtr am fd)led)teßen gearbeitet, bteBuf*
gäbe toar aber fcfytoer. 2*on ben 33Iumenbad>en ift ber eine
(ntd)t ber mit bem Sotenfopfe) ber beße V
SStlfielm fanbte (21. 11. 1824) bie erßen fed)S SBl&tter
toieber an ©oetfye ein mit ben ©orten (@teig 4, 188):
„<£n>. @saedena nehmen mit getoofynter 9lad)ßd)t einige
neuere Blätter meine* Söruber* auf, toeldje bie Sötlbnijfe ®5t*
tinger ^rofefforen enthalten. <£r f)at geglaubt, bie 93efanntfd)aft
unb ®üte biefer gelehrten Männer auf foldje Xxt benufcen au
bürfen, unb fldj btmüty, fle fo djarafterfßtfd), atö tym mbglid)
toar, aufaufajfen. 2ftt ber gortfe^ung be$ SBerfe* iß burd)
3efd&nungen gearbeitet."
®oetf)e fprtcbt fld) über biefe feefy* Porträt* in „Äunß u.
2fltertum" 5, 2 au* tote folgt:
„SBfe aart unb aiet(fd) Jjerr ®rimm bie Stobternabel au
*) @$ iß aber nf d)t gefcfyefyen; bod) ßnb bie Silber bei
ßeßerfc», ®efä. b. Unb. ®y genannt.
*) diätere* über bie abgebtlbeten 9>tofejforen felbß f. im
Sötlberoeraetdint* 9fr. 23—36.
VII. J&effen. ffiefifalen. ®5ttingen. £anno*er. 1820—1828. 381
bemänteln »etftef)t/ bürfte unfern Sefern »ieffetd)t nod) au$ £.
u. X 4. 25., 3. £. erinnerlich fein. 2)a$ gegenwärtig anau*
aelgenbe SBerf beftefyt au$ fecfy* blättern, weldje bie ^rofefforen
£ugo, SBenede, (5. g. @fd)l)orn, 3. ®- @tctyl)orn unb
SBlumenbad) barftellen. Der (entere tft auf #»ei blättern
ungef&fyr in berfelben $ofttur, aber \>on &erfd)lebenen ©elten
abgebllbet. 2)a$ SöllbntS, weld&e* biefen berühmten Sftann in
Profil aetgt, fcfyeint un* gana aoraügltcfy äfynlicfy, aud) tft e$ beut
Äünftler in Söetracfyt ber 2(u$fül)ruttg unter allen am beften
gelungen1)/'
3« ©ommer 1823 fdyrteb 9>rofeffor ©uabebtffen an
SBilljelm, fein 9tad)barÄeßler, ber afabemtfdje 3efd)enlel)rer
in ÜRarburg, fei geftorben, unb forberte Subwig auf, ficfy um
beffen ©teile au bewerben (©tengel 2, 216); äßtlljelm antwortet
am 25. 3uli 1823 barauf „mit banf barem £eraen für feine $eil*
natyme" wie folgt (baf. 1, 224):
„3tn fid) tft Subwig fef>r geneigt, unb aucfy unfern Ster*
fydltniffen, für bie wir eine Sterbefferung nid)t Ijoffen bürfen,
wdre e* angemeffen, eine ©teile anaunel)men. 9Uir beforgt er,
baö bamit fcerbunbene ®el)ait fei fo gering, baß er fid) feinen
Unterhalt meift burcfy Unterricht erwerben muffe. Stürben auf
biefe 9öeife bie ©tunben be* Sage* befefet unb jcrflürft, fo
würbe er fein latent gana muffen fcfylafen legen, unb fo gering
e$ aud) fein mag, fo fdjetnt e$ un$ borf) ein beffereä ©cfyttffal
au aerblenen, unb er felbft würbe bann feine Suft mefyr an ftcf)
unb feinem ©efd^dft Ijaben. 2)aä Ölmalen namentlidj forbert
eine Steige fcon ruhigen ©tunben unb Sagen, unb man fann
babei nid)t abbrechen unb wieber anfangen. ©ollte aber unfere
Sage nod) befdjränfter »erben unb er genötigt fein, (ene Sebenä*
weife au ergreifen, fo würbe er flüger tun, eine reiche ©tabt
a. 23. granffurt, wo er fdjon 23efannte l)at, au todl)len. 2(lfo
nur auf ben gaU, ber mir aber unwaljrfcfyetnlicfy ift, baß baö
®et>alt ber bortigen ©teile tin einfache* Seben fieberte (etwa
gegen breityunbert Saler au$madjte) unb bie babei au erteilenben
©tunben nod) 3eit au fünftleriföen arbeiten übrig ließen, bitte
id) ©ie, nähere @rfunbigungen etnauaiefyen unb mir au föreiben,
*) 9Öir geben e* f)ter wieber. — 2>aß beibe Bnaetgen (f.
®. 372) »on @oetl>e felbft, nid)t aon SReger fyerrüfyren, l)at
©teig (4, 187 u. 180) faft gewiß gemalt.
382 «ubtotg @mtl ©rtmm, Erinnerungen.
welchen 2Beg mein Grübet einklagen müßte/' 2tte ©teile warf
Pd)crlicf) nid)t fo t>iel ab, toie SBtlfyelm für nbtig finbet, bentt
e* ift toetter »on ti)r ntcfyt bie SÄebe.
9Zad) ben toteberljolten SBefunbungen freunbltdjer Setlnaljme
oon feiten ®oetf)e$ fyätte Subtotg gar gerne biefen felbft ge*
aetdjnetj ba er fl$ aber fein #er$ fafien fonnte, ü)n felbft barum
anaugeljen, toanbte er ftd) am 6. 3uni 1825 an SBetttne um
Ermittelung in folgenbem Briefe (©teig 4, 191): „©cfyon oft
fyabe tdj baran gebaut, ob e* u>ol)I ntdjt mdgltd) tofae, ben
£errn oon ©oetlje nad) ber Statur au jeidjnen, id) toollte mir
SRülje geben, unb ba* fbnnte ein fd)5neö 9311b geben, ba$ fld)
getoiß jeber gern faufte. @r müßte aber in feiner #rbettöfhtbe
fifcen unb bie Umgebung babei, unb ntd)t toie man SBtlber oon
ibm l)at, in feinem ftraefrod mit ben Sternen unb £)rben ufto.
3d) toeiß ftttar nicf)tr ob e* gefyt, aber i$ meine, ba$ fönnten
(sie am beften betoirfen, baß er flefy mir fyinfefcte aum 3ei$nen.
Söenn ©ie einmal 3*i* tyaben, fo benfen ©te bod) einmal bar*
über nadj, tote baö am befteri anzufangen ifl. @ö muß ein
rechter ©enuß fein, baö fdjbne, intereffante, getftige ©efldjt treu
nadj ber 9tatur au jetdjnen, fretltdj nodj bejfer malen, aber »er
fann ba$ bem ÜRann jumuten!" — 3n ber $at l)at SBettine
fd)on SRitte Sunt an®oetf)e getrieben: „©eftern f treibt mir
au* (Saffel Subtoig ©rtmm, ber fcf>r »erbtenftooHe Tupfer»
ftedjer, ber fo bebeutenb unb ortgineH $5pfe rabiert: ob e$tool)l
mdgltd) fröre, X)id) bafytn au betoegen, baß er £)td) in Deiner Um*
gebung im #rbett$aimmer aeidjnen bürfe." ©te mbdjte „ben be>
fcfyetbenen, tieffüfylenben, naioen (ungen ÜRann" gleich Ijinfenben,
„er toirb ftd) in feiner launigen Unbefangenheit, bie t)5d)ft reiaenb
iß, getoiß feljr glücfltd) au$nef)inen, unb X)u wirft fettere, un*
belöfHgte Momente in ber ©tfeung erleben. 2facfy Deiner lieben
$od)ter Öttilie toirb feine 93efanntfd)aft Erweiterung unb greube
madjen, benn er ift ber Unfcfyulb allen SBifc fcfyulbig, ben er
bat" (©djübbefopf unb Söalael, ©oetye unb bie SKomantif,
2, 186 f., Ogl. aud) 204, 214, 224, 231.)
Selber ift Subtoig biefer 38unfdj unerfüllt geblieben, ob*
tool)l 93 ett ine ©oetye brängte unb fd)on al$ Äoftüm „ein ®e*
toanb oon toeißer SBoHe" — toie Stfcfybetn ifyn in 3talien bar*
geftellt Watte — oerlangte. —
3ene Arbeit in ©bttingen mfym if)n im toefent(td)en in ben
Sauren 1823/26 in 2(nfprud); f!e trug ifpn aud) bie greunbfdjaft
VII. J&effen. SBeftfalen. ®bttingen. £anno*er. 1820—1828. 383
einzelner 9>rofejforen aufjerSöenecfe, t»ie SölumenbacfyS unb
© 5 f rf) en$, ein, 8efcterer (üb ifyn tn einem liebenätoürbtgen Briefe
ein, bie 2Beil)nacfyt$$eft 1826 bei tfjrn au »erleben. «üb »ig blieb
in ber Zat btö übet 9Zeujat)t bort unb ging bann gtef tf> für längere
3eit $u ber £a stljauf enfd&en gamflte, bie er fcfyon 1818, 20 u. 21
befugt fyatte. @r fcfyretbt barüber (in tintm Briefe an JJerbinanb) :
„Anfang* i 827 ging td) junftdjfi ju meinem greunb
9Jaul Söiganb1) nad) $b&ttx, bann nad) £annot>er*)
unb Seile; in legier ©tabt tyabt id) bie Familie *>♦ <ödrn*
berg*) fennen gelernt, 2anb$leute, er tt>ar 1814 unfer
Äommanbeur; feine grau unb Äinber ifabt id) gejeid)net,
*) 9>aui Sötganb, 1786—1862, au* Gaffel, ©ctyulfamerab
*>on 3aco& unb befonber$ 2Öill)elm, toar ein tüchtiger, flef^iger,
toaeferer «Wann unb treuer gteunb ber gamilie, babei and)
fctelfetttger ©rtriftfteller. @r ftarb ai* ©tabtgeridjtäbireftor a. D.
in SBefilar; f. über ihn SBagener* (Staate unb ©ef.*8erifon,
fotote £enr. ÄeIler*gorban, feine (Snfelfn — 3B.$ altefte
Softer toar be$ belannten 9>rofejfor$ ©ifoefter 3«>rban in ÜRar*
bürg jtoette ©attin — im Äeffenlanb, 1908, £. 6. 2fu$ feiner
auf 1500 £)fta*feiten eng getriebenen ©elbjtbtograpfjie «Sajfeler
£anbeöbibliotf)ef) fyat ber Herausgeber im (Sajfeler Tageblatt,
15. unb 16. Üflai 1908 einen Söericfet über „SWarburger unb
©bttinger ©tubententreiben \>or 100 $af)ren" abgebrueft.
*) ©ort fyat Subtoig bamalä bie brei trefflichen Blätter
*on Saffert (9lr. 73), Stumann (9fr. 76) unb ©tiegltfe
ÖRr. 77)jjeaeid)nei.
f)5t>el. ©ein ©ofyn Unico ftarb
©eine Softer ©elma, 1797—1869, beiratete 1816 ben preußt*
fdjen ©eneral ©raf <5arl *. b. ©röben, 1788—1876. ber 1813
unter tf)tn gebient battt. @r fyatte 1850, al$ bur* J&affenpflug
ba* Srauerfptel in Äurbeffen begann, bie* £anb befefet. 5Bon2)5rn*
berg* beiben anberen 44d)tem heiratete 3*tte einen Lebemann,
#ugujte einen anbern ©rafen Gfrtur) *. b. ©rbben. (9Bte
weit er 1814 bie Äeffen führte, f. o. ©. 155.) ©efanbter ttmrbe
er 1842. Die trefflidje SRabierung, 9tr. 71, i)at grau *on 2)örn*
bera im Äerbft 1828 in (Saffel abgeholt, unb im 3«« 1829
banfie Dörnberg felbjt «ubtoig „für bie Bbbrücfe feine*
©eficfyteä". — Subtotg* Zählung ift aud) faß betoeifenb
bafür, baf} er nicfyt, tote bo$ ©effety ©. 131 angibt, Dbrnberg
in £)1 gemalt Ijabe,
384 Subttig @mil Orirnm, (Erinnerungen.
bie tyat er mit nad) StufHanb genommen; er ift in Cetera*
bürg al$ l)annfa>erifd)er @efanbter; tr>n t)abe td) aud) ge*
jeicfynet, fyabe bie 3eid)nung l)ier, um fte, tt>enn 3eit ba
ift, ju rabieren; er ift ein fel)r angenehmer 9Rann unb
l)at ein fd)6n milttftrifcfyeS, geiftreicfyeä ©eftcfyt; feine Äinber
finb faft alle franf unb frftnflid) unb fein einjiger ©ol)n
ijl il)m t>or einigen %at}xtn geftorben; eine 2od)ter t>at
er in 95erlin verheiratet, td) glaube an ben (Strafen @r 6 bem
23on ba reifte id) ju meinen gfreunben 2fuguft unb
Söerner t>on ^ajt^aufen1) nad) 936fenborf*) unb t>on
l) Die Mamille t>on J&ajtfyaufen, eine ber„oier 9>aber*
borner Domfaulen", befifet ba$ r>ier genannte ©ut feit bem
15. 3af)rf}unbert. Buguft gretfyerr \>on Äajtfyaufen, 1792—
1866, machte ftcf> befannt burcfy SBerfe über 2tgrar*erfaffimg \>on
9>aberborn unb Äorttei, Oft* unb 2öeftyreuf}en unb ©tubien
über ruffffrte* «eben* SBerner SRorifc ÜR. *. £., 1780—1842,
fyatte fcielfeitige Äenntntffe befonberä in ©pradjen, aber audj in
Stecfytfr, fogar «fcefltoiffenfcfyaft; 1837 nad) gteutym* in granfett
überaefiebelt, tourbe er 1839 oon Ä5ntg Subtoig I. in ben
©rafenftanb erhoben. Über befbe Vorüber t>ergleid)e man bie
Buffäfce fron Xtei. SRetfferfc^eib in b. 3CD93, ber aud) ben
Sörieftoedjfel ber trüber ®rfmm mit ber gattaen gamtlie
£a£tl)aufen alä „greunbeäbriefe" 1878 herausgegeben tyit,
bie einseinen SÄitglteber berfelben aber (eiber nur mit ben
Xnfangöbucfyftaben beaeidjnet unb nicfytö 9tähere* über fte angibt
äBflfyelm t)atte 1809 in J&atte bie 93efanntföaft SBerner* ge*
madjt, bie bann allmäf)ltd) jur greunbfd)aft warb unb alle
©lieber beiber gamilien, aud) £affenpf lug unb feine ©cfytoeftern,
2fmalie befonberä, umfaßte. Äuguft toar ben trübem an*
genehmer al* SBerner, toie SBtlfyelm 1817 anXrnim fct)reibt
(@teig 3, 396).
*) 908ill|elm toar 1811 (greunbeäbrfefe 196 f.), 13 unb 17,
Subtoig Jett aum »iertenmal feit 1818 bort au SBefucfy. Da*
Dorf S85fenborf bei bem ©täbtcfyen 93rafel, Ärei* £5r,ter, ift
eingepfarrt im nafjen Söetteraen 0/©»" in Annette oon Drofte*
einzigem 9>rofajrücf „Die 3ubenbucfye", ^o bie Dichterin oft bei
ifyren Stenoanbten weilte ; ooK genannt ift ber Ort in ber ben*
felben «Stoff befyanbelnben „®efcfyicfyte eine* Algierer ©flauen" o.
Annetten* Cttyim 2fuguft *. J&ajtl)aufen in ber 3eitfdjrfft
,£)it SBünfdjefcute", 1818, abgebr. in „Die Drofte", SfcrL *.
8angetotefd)e, 1909, <5. 376). Da* bamafö gleichnamige frei*
^acob imiK Ifilljelm (Stimm, |8<t3.
llaiii C. «. «rlmrn.
i Stimm, geb. tt>ilb, (829-
Haa, C. «. Stimm.
VII. J&effen. ©eftfalen. ©dttingen. £anno*er. 1820—1828. 385
ba auf bte nafygelegene JjMnnenburg jum (Strafen Äffe*
bürg1), ©d)tt>ager t>on J&agttyaufen, n>o idf> überaß *iel
gejeid)net Ijabe unb fd)5ne, frbl)lid)e, freie 3iage »erlebte,
tt>o id) reiten, fahren unb auf bie 3agb flehen tonnte,
wann id) nur tt>otttc. 9D?ef)rere 3Ronate lang fyielt id) mid)
oft in biefen ©egenben auf, befonbert auf ber ßinnm*
bürg* Der alte ®raf 2fffe bürg tt>ar mir ein angenehmer
Wann, tt>enn fd)on eigenftnnig unb turioö in fielen
(Sachen; fo tonnte er nid)t leiben, xvtnn man auf bie
JjMnnenburg tarn unb in einigen Sagen ttneber roegttoKte;
ebenfo fatal n>ar e$ tym, tt>enn nid)t alle bei Sifd) er*
fd)ienen, xoai mir oft pafft erte, n>enn td) im Söalb n>ar
unb bie ©ffenäjeit oft nid>t ttmflte* Die Safel beftanb
au* ttierjefyn 9>erfonen, meift mel)r, ©onntagä aber
jtoanjtg; man blieb fef)t lange ftfcen, unb eä n>urbe ge*
fybrig lang unb tuel guter SBein getrunfen, n>obei ber
®raf unb alle fefyr munter n>aren; bie ©rdfm tt>ar nod)
jung unb fcl>r fd)5n unb angenehm« Der @d)lo$faplan,
9>ater #9actntl)u$, n>ar mein greunb unb mir fefyr ju*
getan« SBtr gingen jufammen auf bie 3agb, machten
tt>eite ©pajtergftnge im SBalb unb faflen oft bte in bie
fpftte 9lad)t beifammen in feinem altertümlichen Älofter*
herrliche ®ut tyify iefct feit etoa 50 Sauren „SBbferbof" unb
btlbet mit bem 3 km. entfernten J&auä Xbbenbura, n>o fefct
ber Söobnfife ber gamflte x>. J&. tjt, eine ©utägemeinoe. Diefe*
lefetere ift ber „fiabicbt$fy>r in SSeber* befanntem (Spo$
„jDreüeljnKnben, Ber auf bem $n>ei @tunben entfernten JB.fc^en
©ute $t)ienf>aufen jutoeilen tootynte. ©einen „#elb *om J&abld>t&
bofe", „(glmer", tyit er naef) bem alten ^>.f(t)en Familiennamen
(Slmerbau* aebtlbet, unb ©bferfyof erfcfyetnt bei Ojvx aW „ber J&of
\>on Sobhmborpe" = Söoboä Dorf. — Über ben fernen äTer*
febr auf bem (Sbefyof, n>o nur ber Abel ber ©ejlnmmg galt
SteifferfAeib in greunbeäbrtefen 197 f.
') ©raf Hermann SBerner *on Söocbolfc^ffeburg,
1770—1849, auf SÄtttergut J&innenburg, n>ar in jtoeiter <£\)t feit
1810 mit $ran$i$fa greitnaon ßajtbaufen, 1793-1879, *er*
m&blt, bem brennten unter ben fünftefpi tffnbern be$ alten
Gtycpaareö.
Sttbw. Qrtmm, erinitermtgeit. 25
386 «ubtofg Chnü ®rimm, Erinnerungen.
frübcfjen1)/ n>o et mit fcotlaä ober crjdr>Ite unb icf> ifynt
aud) auÄ Stauen unb 9tom etilen mußte» @t n>at fel>r
neugierig unb tat rjimbert fragen, wie e$ bei ben meifien
&loftetgeifilid)en bet gall ift; et mochte n>ol)l fo einige
bteijjig 3al)te alt fein, tt>at feljt blaß, Ijatte einen ^iflo^
rifcfyen Äopf, fein, intetejfant, fd)tt>atae £aate, bunfle, fcfydne
$ugen, tt>at immer fteunblid) unb gegen jebetmann tt>ol)l*
ttofienb; fein @cftrf>t nmtbe butd) baö bunfle Äapujinet*
getoanb nod) mel)t gehoben; id) fyabe üjn oft unb in t>et*
fdjiebenen Stellungen gejeicfynet unb gemalt unb tyn
mefytmafö auf SBilbetn angebtad)t*)* ®t tt>at fel)t be*
fdjeiben unb fyatte bei anbetn beuten ettt>a$ ©d)üd)tetneä,
ja gfatd)tfame$; et tt>at gtofl unb machte ungeheure
©djtitte, fo bafü fein fd)tt>ete$, fteife*, gtobeä ©ett>anb
taufd)te» 3d) ritt einmal auf eine ©laäljütte8), bie jtt>ei
©runben t>on JjMnnenburg in einem Söalb lag; t>ot biefem
SSalb begegnete et mit; et fam t>on einem 95efud), ben
et im Äloftet in Sötafel gemacht fyatte, unb wollte ttuebet
auf bie Jjjinnenbutg; id) fragte, ob et mitwollte, et tt>at
e* aufrieben, unb id) lief ü)tt nod) hinten auf* 9>fetb
aufft^em <$$ ftng an ju tegnen, et jog bie fpifee
Äapuje übet ben Äopf unb fyielt fid) an mit feft, feine
langen 93eine fdjleifien beinahe auf bem Söoben, e$ mag
t>etjtt>eifelt auägefefyen fyaben, unb bie 2eute, bie nni bt*
gegneten, blieben flefyem @$ tt>utbe abet nod) fttget, ate
e$ anfing ju bonnern unb ju bitten unb id) ben @d)immel
in ftatfem ©alopp gefyen lief: bie SJeinfleibet waten il)m
btö an bie Änie J)inaufgetutfd)t, bie mageten langen
Seine flogen in bet ?uft, bie ?eute mögen gebaut fyaben:
©em ftfct bet Teufel hinten auf! @o famen wit jum ®t*
ftaunen bet 2eute auf bet ©laäfyittte an unb waten winbel*
weid) butdjnftfit; bie 2eute gaben un$ anbete bleibet,
x) X). fy ftöflerlid) eütfa^en ©t. ■) Ölt. 171—73?
*) (ärmbe, $um Rittergut JjMnnenbutg gefjdttg; fle ift auef)
in bet <&. 384 erti)ät)nten ©tjäljfong TL \>on 4><*£tl)attfen*
genannt
VII. Jgeffen. 9Befifa(en. ©dttingen. £anno*er. «20—1828. 387
unfere ttmrben auf bcn @laö6fen getrodnet; bann befaljen
ttrir alle*, unb auf bem 9täcftt>eg tt>ar bai Söettet fyerr*
lid), ber SRonb fam, unb im 9Balb rod) e* frifrf) unb
prdd)tig; $)ater J&pacintfyuä fafl nrieber hinter mir,
einfyalbneun Ul)r famen nur auf ber JjMnnenburg nrfeber
an; ber ©raf, bem id) ben SRitt erj&l)lte, tt>oUte |td) todljen
fcor £ad)en; id) fyabe eine gute 3eid)nung t>on bem ©e*
ttrittergalopp gemacht, unb auf ber JjMnnenburg ttrirb jte
norf) ju ftnben fein«
Äomifd) n>ar aud), n>enn td) mit ifym auf bie 3agb
ging, n>obei er eine ©rille auffegte unb eine lange fpanifd)e
^lintc auf ber @d)ulter trug, mit ber er aber nie etröaä
traf; einmal im J&erbjt bei einem Sreibjagen flog il)m
eine 9tad)teule auf bie Äapuje unb blieb ftfeen, »ermut*
lid) tt>eil fte ben ganzen Säger für einen ©aumftamm
gehalten fyatte!
2Öir gingen aud) jufammen nad) 93rafel; man faf)
e$ t>on ber l)ol)en Jjjtnnenburg im 2al liegen, ein flemeä,
alte* ©tdbtd)em (St führte mid) inä Äapujinerflofter, in
bie 3eKen ber 9)?önd)e; einer tt>ar über ad)tjig 3al)re alt;
er faß in einem alten fernen ©ejfel unb fonnte nld)t
mefyr auffielen, unb ber lange, tt>cifc SJart reifte ü>m
beim ©ifcen btö an bie Ante; ba$ Heine f5enftercf)cn, ba^
tl)n t>on oben beleuchtete, bettirfte ein fyarmonifcfyeä, fd)6ne$
93ilb t>on ifym!
SSon ber J^innenburg gel)t ein fcfyöner Söeg nad)
SSbfenborf, immer burd) biefen, bunflen 93ud)entt>alb, ben
id) in ber 2Bod)e mehrmals geritten bin«
SDie ?age t>on 935fenborf ift nid)t fo fd)6n tt>ie bie
t>on ber ^tnnenburg, aber id) n>ar bod) gern bort
Die ©d)tt>eftem t>on Jjiajtfyaufen n>aren angenehm
unb lieben&oürbig, natürlid) unb gebilbet; ber 93ruber
SBerner l)atte fd)5ne ©emdlbe unb ÄupferfHd)e, über*
fyaupt Diel 2flte$ unb Snterejfanteä gefammelt.
2)er alte gfreifyerr1) war ein Wann t>on etlichen
*) 8Berner Bbolf greif). *. £., J&err auf $f)ienf>aufen,
25*
388 Subtotg (Sinti ®rimm, (Erinnerungen.
acfytjtg 3al)ten, babei nod) rüftig, gerabeau*, aud) mit^
unter grob; er t>atte eine rechte 9titterpl)9ftognomie, ebler
Äopf mit fd)6ner 9tafe* 3d) l)abe ifyn gqeicfynet ald &ni&
jtfldf, in voller Lüftung; bie gamilie tooHte banad) einen
©tid) machen laffen, fie ifi aber abfyanben gefommen unb
btö jefet nid)t lieber aufgefunben toorben*
Sie alte grau von «&agtl)aufen, eine geborene
von SBenbt, toar eine freunblicfye grau unb in tyrer
3ugenb gettrifi fefyr fd)6n getoefen; fie faß meijt in intern
©ejfel, mit Jjanbarbett befd)Äfttgt, ober lai in einem
©cbetbud), ober erjdf)lte* @$ toar aud) tlm 9ttd)te von
iljr im <@au£, Sinken von 2Öenbt, fct>r angenefym,
munter unb liebenätoürbig unb von au$gejeid)netet ©d)&n*
fyeit; biefe unb bie iüngfte Softer 2f nna, ebenfo Hebende
toürbig, toaren meijl )u £au$, bie Alteren ©d)tt>eftern oft
abtt>efenb bei verheirateten ©efrf>tt>tftertt l) im SRünfierlanb,
Södfenborf, Bfftburg, 17 . ,—18 . ., batte in atoeiter @b* bie greitn
SWarte Ttnm v. SBenbt ni9>apenfyaufen (17 . .—18 . .) geheiratet.
— $)a$ jtoeite tyrer j!ebaet)n Äinber, von benen fünfjefyn am geben
blieben, if>re ältefte Softer Sberefe «uife (177&-1853), war
1793 bie ©attin be* greiberrn Siemens Buguft (II.) von
2)rofte'J5ülSf)off (1760— 1826) geworben unb 1797 bie ÜRutter
von Deuifcblanb* grbflter 2>id)terin, Tlnntttt von Drofte*^
(t 1848). Der festeren a^oei 3at)re Ältere ©djtoefter, ÜRarta
#nna, heiratete 39 jäfyrtg ben greunb ber Alteren Grübet ©rtmm,
ben fdjon 64jät)rfgen befannten ©ermantften 3ofept> greift.
vonSafjberg au ÜReerSburg am SBobenfee (t 1855). — ÜB«
biefen beiben ©cbtoeftern toar bann 2fmalie J&affenpflug,
©djtoefter be* SWinifter* unb affer ®efd)toifter ®rimm greunbtn,
innig befreunbet unb bat aud) 1871 an Annetten* ©efte in
ÜReerSburg ihre lefete 9tuf)efiätte gefunben. Sarol von SBenbt,
1802-1882 (3?), beir. 1826 ben greif). v. 3)rofte^üfö!)off unb
toarb SJhttter von 16 ßtnbern.
*) 3*on ben ©djtoeftern toar bie a*oeite, 1780 geborene,
Dorothea 2öilbeimine, feit 1800 mit 9>()üipp greU). von
3ßolff>SRetterntd), preufj. ganbrat au Sterben a. b. Sßefer,
verheiratet: bie brttte, gerbtnanbtne, 1781 geb., toar feit
1805 bie ©attin beö mainatfd)en unb fronabfffcfjen Äammerberrn
Engelbert greif). J&eerentann von 3uvbttovcf, ber 1810 fcbon
ftarb. ©ie lebte 1814 in ©ein, too «ubtoig fie befugte, fpater
V II. ßeffen. 9BeftfaIen. Obtttngen. J&annooer. 1820—1828. 389
ober auf ber «£innenburg, ober in SBefyrben an ber 2Öefer,
tt>o eine ©d)tt>efter an ben ganbrat t>on SWetternid) t>er*
betratet toar. ©ie älieften SSrüber1) tum 2fuguft lebten
in JjJilbeSfyeim unb SWünfter, too fte Domherren toaren,
SRein Aufenthalt tt>ar nun abtoed)feinb in SJöfenborf
unb auf ber «öümenburg/ —
<8S fehlen 17 ©eiten, bie bis in* 3abr 1830 reiften.
3m (September 1827 cnblfcf) nad) Gaffel aurücfgefetyrt, be*
tarn Subtotg nod) einen tntereffanten Söefudj, nämltd) oon J&ef n>
rief) Jgeine, ber tyn fcf)on 1824 aufgefudjt batte.
©etyon 18251) fd)reibt er an gerbtnanb:
„@tn Dieter, Jjeinrfcb Jjetne, bat mtd) oon ®5tttngen
auS, too er 3ura fhtbiert, befud)t; er bat ein gefdjefteS ©efidjt
unb ift audj nidji f)äg(icr) unb audj (uft ntdjt unangenehm. @r
fcf>todfet nur gar aut>tel unb über atteS, toaS ibm oorfommt. (St
bfnfte an einem gufj, tote er bei mir toar, unb fagte, er babe bie
größten ©djmeraen; e$ foH, tote er fagte, tyn ber ihitfdjer um*
geworfen baben. (SS febetnt mir aber nfebt toabr au fein8). <&t
audj aetitoetfe in Gaffel, toobureb fle ber ©rtmmfcben gamilie
befonber* vertraut toarb, unb fiarb 1851. Stamentttd) toar ityre
1809 geborene Sodjter #maite Simotbea innig befreunbet mit
SBUbelm unb 8ubtotg ©rtmm; legerer bat fte mit Xmalie
Jjaffenpflug geaeidmet unbjie im 3etcbnen geförbert 45 ^Briefe
oon ü)m an fte bejtfet bie Ä@®. @te ift a(S 9tonne in ®r<b
in @tetermarf gejtorben, too fle 1840 eingetreten toar. 3*>ei
©djtoejtern £., Carolina unb gubotoina, toaren ©ttftSbamen,
unb btejfingjre, 2Cnna, 1801 geb., heiratete 3(ug uft greif). oon
BrnStoaibt in Aannooer, <Bo\)n beS ÜRtntfterS unb ©dtttnger
ÄuraiorS <5.gr. ÄL o. 3. (f. u.).
*) ^Dte »ruber toaren *ar l, 1779 geb., t nad) 1854: £)omberr
in J&ifoeShetm; grtebrid), 1778-1845, ebenfo bafeibft unb in
(Soroe?; SRorifc, 1776—1840, toar preujjifcber £anbrai, oer*
beiratet mit ©opbte o. SBiumentbai; 2)amian, 1783—1835,
öfterreiebifeber Oberftleurnant (ber 1786 geb.grtebrid) SBübelm
toar fäon 1809 in ©pattien geblieben).
■> £S toar freükf) fd)on im Oftober 1824, baf} £eine,
„immer pt guf} unb mit meinem fd)led)ten, braunen, abgefdjab*
ren Übexnxf , auf feiner äBanbenmg burd) ben J&ar* unb
^fjOringen, too er oud) feinen berübmten 93efucf) bei <&oetbe
gemadjt Ipi, burd) Gaffel nacb Qdttittaen attrfeftam.
*) JD abnungSoofler (Engel bur
k
390 Subtoig Sinti (Stimm, Erinnerungen.
fagte mit, er fenne T>iä) von Berlin <m$. 3d) fyabe fo einiget
von feinen ©acfyen1) gelefen, e$ fcfyetnt mit, atö Ijabe et mefyr
Talent al* 35 Um4); ftf> fann aber frei(id) barüber nfcfyt urteilen/'
Stunmefyr aber, in 9tr. 18 feiner ^Briefe an Xmalie von
3u9bttt>9(! vom 6. 9tovember 1827, fcfyretbt er: „@ben toar ber
Dichter Jjetne bei mir, fommt au$ (Jnglanb unb £ottanb, tyd
bort viel gefefyen8), tnterejfante SBemerfungen gemacht unb ift ein
geiftrei(r)er Genfer); r>eute mittag tritt er tnieber ju mir tottraten."
Söet biefem britten 93efud)e 1827 tyti er tyn ge*eid)net.
Unter ba$ S23flb r)at £eine bie aud) auf ber SRabierung fafftmi*
Herten SBorte getrieben:
„Sterbrofjnen ©inn im falten J&eraen fyegenb,
©djau icf) t>crbrieglicr) in bie falte SBelt4)."
Die f)ier tolebergegebene SÄabierung trägt ba$ Datum 1827 ad
viv. 9. 9tov.; fle ift ba$ einzige ^rofilbtlb be* Dieter* unb
Hegt aud) afö eine in «einem 93eta>erf verbejferte $ufd)aeid)nung
von @rnft grbljllcfy vor (pfyotogr. v. albert, «DWlncfyen, Verlag
v, Jgoflmann & Sampe)5). J&eine fyat über ben SBefudj bei ben
brei&rübern ®rtmmnid)t$ berietet; <&trobtmannö$iograpi)te
2, 102, 127, 585 fprlcfyt bavon. J&eine toar vom 1.— 6. 9tov.
bei fcf)lecf)tem SBetter (f. b. ®ebid)t) unb baber in übler Saune
in (Saffel, unb atoar auf ber Durchreife nad) 3J?ün$en, too er
bie „9>olttifd)en Bnnalen" für Gotta rebigieren tooffte. 9lad)
©trobtmann betoog Subtoig ifjtt au jifeen, toaSJjetne getolfj
um fo lieber tat, atö biefer it)m burdj bie ©bttfnger 9>rofefforen*
bilber vorteilhaft befannt fein mußte.
(Sbenfo große greube toie bie älteren »ruber f>atte Subtoig
in biefen legten mit ben Sörübern aufammen verlebten Sauren
*) @rfd)tenen n>aren feit 1817 einzelne „©ebtAte", biefe
gefammelt 1822; 1824 war er fcfyon vielgenannt, 1827 fcr)on einer
oer gefeiertften Dieter ber &iU 14 Sage vor bem atoeiten $Be*
fudj n>ar ba* „93uaj ber Sieber" ausgegangen!
•> e. o. ©. 133.
*) 3n ^ottanb tvobl weniger, too er nur thtn bunbretfte.
4) Anfang be* Oebictyt* 9fr, 42 im foäteren (1831) „Bleuen
grü^ing", acfyt ©onetheilen, ®. 8B., JÖoffmann & (Sampe, 1885.
2, 27; nur ftebt ftatt „©cfjau" unb „ürbort ^«eif" unb „burdK
6) ÜRan pufct, toenn ©trobtmann an @rttnmö fd)arfer
9>roftoeicfymmg „bie faft fübifdr)e 9lafe" tabelt; getauft toar J&eine
bamafö Ja, aber ba* anbert bod) bie dlafen nid)t!
VIII. fcütetfeft in «Rütnbetg. 182a 391
burd) bie Sefud)e gemeinfamer greunbe in Gaffel, too 1823
»etttne, 1826 ©aotgng, 1828 beffen ftlteftet ©otyn unb
totebet 2Ctntm bei litten toetlten; et fai) toentgften* bei jenen
aud) tool)l TL SB. oon ®d)legel, ber im gfrüftfafc 1827 ju
3:tfd) ba toat, unb 1828 tfdjerlid) SRtebufyt; oon lefetetem t>at
et toentgfien* Xmalie oon 3ugbtto9d eta&tylt.
2Cuf ben fefylenben 17 «Seiten toat getoifl oon mannen
biefet Dinge bie 9tebe. jDa* getyenbe tottb toenigften* für ba*
3ai)t 1828 teiltoeife met)t al* etfefct butd) eine im 95efife ber
«®®. befinbUdje 2fofaei<J>nungSubtofg* übet feine unb feine*
tteuefien unb (iebjten gteunbe* ferner $enf$el $etlnaf)me
am etflen beutfdjen Äünftletfeft m DWkrnberg, too ber ©tunb*
(lein au 9taud)ö 3Ubted)t*I>ürer*Denfmal gelegt toetben follte.
(Sie ift oon Jßettn Obetft oon Ätedebufcfy unb feinet (Gattin,
geb. J&enfcrjel, ber A@@. gefd&enft * tootben unb folgt im
n&d)ften £apitel
VIII. Dürerfefl in Nürnberg, 1828-
2Cm 29. 3uni 1827 toat in 2Bünd)en au <Sl)ten oon (5ot*
neltu* oon feinem ©d)ületftel* ein etfte* ÄünfHetfeft gefeiert
tootben, toeld)em im felben 3al)te nod) weitete für ©d)nott unb
4J einrief) J&sJJ gefolgt toaten; bet Stuf biefet Setanftoltungen
toat toeit übet bie ©teuren bet ba^tifdjen Äunftftabt gebtungen,
unb ad bie Äünftlet, bie in einet 3eit, too e* nod) feinen Äunffc
oetein, leine £unftau*ftellungen unb *falon* gab, fern oon
ÜBüwtyen, bet J&eimjtätte bet neuen beutfd)en £unfi, oeteinaelt
unb lebet Anregung entbefyrenb unb nut oon toenigen (Stönnetn
geffcrbett (eben mußten, — jie alle begrüßten auf* freubigfte
bie am 1. ÜBäta 1828 ergangene (Sfnlabung be* Nürnberger
#lbted)t ©ütet^SBetetn* au einem allgemeinen ÄünjWetfeft1),
ba* am 300 j ädrigen $obe*tag fcütet**), om Oftettag, 6. 2tytii
1828, in beffen ätotetjtabt Sftütnbetg abgehalten unb mit bet
Segung be* ©tunbftein* au einem £)üter<Denfmal oetbunben
Ö@Tgdtftet, Äunftgefdjldjte 5, 258ff.
*) Subtoig* yZeffe jpetman tyat (äuget an oielen anbeten
©teilen) in einem fd)5nen Vortrag übet Dürer im 16. J&eft
oon Sit^oto unb J&olfeenbotff* gem.<toiff. $., 1866, getyanbelt.
392 Subwig Cmil (Stimm, Erinnerungen.
werben füllte. Die neue beutföe £un{t fottte ba ü)t Xuferftefjungö'
fefl feiern: „unfer SBartburgfeft foK e* »erben", i)atte Eorneltu*
gefagt, unb bfefer ©ebanfe verfemte alle in freubtge Erregung
jDie Veranlagung aber au einer folgen Ehrung beö größten
beutfdjen fiünfHer* fyatte fein Geringerer al* Äöntg fcubwtg
felbft gegeben, ber in einer 3uf$rifi an bie (Stobt Nürnberg
unb ben £ünjtlett>erein $ß>ax bie *on biefen beab(Id)tigte TLn*
legung eine* Dürer»@tammbud)eä belobte, aber für ntd)t
auörei$enb erflörte. Er regte au efnem Stodinal an, ba$
ber größte beurfdje 53ilbbauer, SKaud), in üttfind)en [Raffen
foUe; er riet jur ©runbftetnlegung gerabe ben 6. tfptil be$
näd){ten 3al)re^, Dürer* $obe*tag, an; er wie* auf ba* Söel*
fpiel be* «einen SRoftocf fyin, ba* S8lüd)er ein Denfmal fyabe
errieten tonnen, unb oerfprad) felber für Ülürnberg einen Beitrag.
Um 27. «Dtöra waren etwa fed^ae^n ®<f)üler oon (Sorneliu*,
oon SWüttd&en au guß marfdjterenb, in Nürnberg ongefommen,
unb oom 28. ab malte in ben weiten SR&umen ber 3nbufrrle*
gefellfdjaft, fonft beut 9ldffelfdr)en Äaffeefyaufe, bie begeisterte
®d)at, etwa oieratg Wann, oon früt) btö fpät, wo jeber gerabe
mit ^infei unb Palette anfommen fonnte, ofyne Entgelt, nur
bie ®aftfreunbfd)aftangefet)ener Nürnberger gamilien genteßenb *).
©ie {teilten aud) richtig bf* sunt Oftertag {leben frattlid>c $ran&
parentbflber fertig, unb baneben noer) etwa ato>ef 2>ufcenb befo*
rattoerSftebenbtlber, unb awar erfterenad) ben bie J&auptmomente
au* 2>ürer* «eben barjtellenben Entwürfen oon gellner,
Äaulbad)*), g5r{ter, (Stille unb SBfnber, 9leureutl)er
unb £ermann.
@ie gefielen allgemein, weniger freilief) bem SWetfter felbft
wegen ir>re^ bürgeriifygemütltd&en Efyarafter*, we*fyalb Eberle
nod) ein allegortfdje* Söilb jufügte8), ba* nad) Sorneltu*
SBunfd) ©ürer, bm größten beutfd&en Äünftler, mit bem größten
ttaltentfdfyen, 9taffael, aufammenbradjte, beibe £anb in $cmb
oor bem Sfyron ber £un{t {telyenb.
') #uf görfter* oon Eotneliu* wfebetf)olte* anerbieten
an Sampe, baß 8 SRünctyner SWaler fommen unb gegen Erfafe
ber 2fo*lagen malen wollten, t)atte bie ©tabt allerbfng* bfefe 8
im „©olbnen SKabbtunnen" au 2 fl 18 £r. in ^enfion gegeben.
•) Dürer* SSermäblung, wiebergegeben in Oftini, StauU
bau), ®. 7, nad) ber geberjefd)nung ber ^Berliner Stationär
galerie. •) görjter, Äunftgefd). 5, 67.
VIII. jDüterfefl in Slürnberg. 1828. 393
Die wie ^enfler in einer großen, eine Smporflrd)e bar*
ffcttenben 91tfd>e angebrachten ©emälbe würben am Sorabenb
be* gefiel aum erftenmal im großen 9tatbau*faal gezeigt, fanben
begeiferten 93eifall unb mußten erfl afer, bartn nod) jet>n Sage
auSgefteHt bleiben; fte «erblieben im Eigentum ber ©tabt, ge*
rieten aber in Sergeffenbeti unb würben erft fpäter \>om dlaty
folger be$ t)ier mebrfadj genannten SRetnbel, bem analer unb
Söübbauer Xuguft t>on Erding, @<bwtegerfobn£aulbacb*,
wteber aufgefunben unb ju @bten gebraut1); beute flnb fie
wteber verzollen.
2fucr) ber jugenblidje Sötlbbauer @rnft 9tietfd>el war nact)
Nürnberg gefommen, »on Staud) atö Vertreter feiner SBerfftati
wegen feiner 2(rmut mit bem Stetfegelb auägeftattet, nacfybem er
bfefem an ber @«aa* jum Oürerbentmal geholfen, unb neben
$rof<bel atö „bie beften ©d>üier feinet Btelier*" ber ©tobt emp*
foblen. „<£* waren unbef<bretblt<b f<b5ne$age/'f<breibt9tf etfd&el,
„bie fd) in Nürnberg «erlebte, im innfgften SBerfebr mit Ztjatttt*),
im Xnbltcf ber berrlicben 9tetd)*ftabt unb Ujrer Äunjtwerfe. 3*or
ädern erbob mid) bie bort verfammelte Äftnftlergenoffenfd)aft be*
geifterter unb nad) bem Jjbcbften ber Äunft auffrrebenber Talente,
an ibrer ©pffee ber gewaltige SWetfter (Sorneltu*, mit tbm
feine ©d)ule, in ber Üau(bacr), Hermann unb ber früb t>e*
ftorbene (Sberle hervorragten. Stiele junge Talente, bie ficf>
fpäter einen guten 0lamen erworben fyaben, waren babef; viele
aber aud), bie fld) in SBort unb ©ebaren tpcoottattti unb
Bufmerffamfeit erregten, flnb aerfebotten, verfommen." #uf bem
Stüdweg 1)at fHictfd>ci ©oetbe in Weimar befugt, ber bie
(Stnlabung naä) Nürnberg in einem übrigen^ febr fteunbltdjen
©d)retben abgelehnt t)atte8), unb ibm über ben Verlauf be*
£förerfefte* berichten muffen4); fein betriebt muß ©oetbe ge*
fallen fyabtn, benn fd)on am 21. 2Cpril bebauert er in einem
aweiten betauten ©treiben an bie ©tabt, bem geft baben fern
bhibm au müfitn.
') £. SHülIer, Äaulbacb, ©. 158.
•) 3ultu* $b., b«t>orragenber Äupferftecber, 1804 geb.
au ©reiben, t 1870 au SBfincben, ber befonber* bie Äarton*
von Äaulbad), ©etynorr unb ©d)Wfnb fladt).
*) 2)a$felbe bitten ÜMebubr, Sbotttalbfe*/ Over*
bed, SKaud) getan. 4) Oppermann, SRtetfcbel, 81—83.
394 8ubtt>lg @mll (Stimm, Erinnerungen.
SSon ben gefigenoffen f>ot nod) befonber* ®rnft görfter
in feinet Deutfd)en £unftgefd)id)tel) He gafyrt ber ftunftfünger
aum gefte, ttyten (Smpfang unb it>re Sßttgfeft gefd)llbert, toobet
er namentlich) be* berliner SRaterö unb Dieter* Robert
Steinte* ItebenStoürbtge* SBefen rütymt, fotofe ir>re ftunfHetftungen
getoürbfgt.
($$ t»irb im folgenben, wie fd)on früher, bei ber Nennung
\>on ÄünfHern burd) Subtotg, auf bie (Sfyarafterlfttfen fyinge*
triefen toerben, bie (Smft görfter feinen ifyn aud) nad) tyrem
ganzen SBefen fo toofylbefannten Äameraben »ibmet. Unb aud)
\>on beffen @attin, ber aud) »on Subtoig genannten (Smma
gbrfter, $o$ter 3ean 3>aulö, liegt eine Äußerung über biefe
Sage \>or: fte fanb, „ba* ©dfydnfte babei fei getoefen, ba$ ba*
geft immer mefyr Anteil unb greube bei ben bürgern erregte,
n>e(d)e anfänglid) unjufrteben über bie »orauägefefeten Soften
waren. Der Xnbticf ber transparente aber *>ter Xbenbe hinter»
einanber erfreute fie fo, baf ffe auf jebe SBeife tfyren Dan!
aeigen wollten*)." ®ern würben wir »on Subtotg ein SBort
vernehmen über nod) mehrere *>on ben bamaligen ober fpäteren
®röfjen ber Äunfhoelt, tote Äaulbad), »ietfdjel, ®<J>norr,
gbrfter, SÄetnid, (Sberte, 9Zeureutt)ers) u. a.; aber bie
3af)l ber gefigenoffen war ju grofc unb jeber wirb ficf> aumetfi
ju feinen befonberen greunben gehalten fyaben.
Styniidje gefte &ur Ehrung einzelner ftünftter wie freiere
Steranftaltungen unter 3ugrunbe(egung einer beftimmten 3bee
rennte man fortab nur in SWündjen erleben, unter benen bafc
jenige aom Safyre 1840, in bem bie (Sinweifyung beö bamalä,
1828, begrünbeten Dürer* Denfmalö erfolgte, atö ba* bem 9türtu
berger gefte dr>niicr>fte au nennen ift, ba e* einen 93efud) beö
Äaifer* 3Rar, in Stürnberg unb bie (Sprung Dürer* burd) tyn
jur 2fnfd)auung brachte4).
3u ben regelmäßigen feftlid)en 3ufammenfünften, tote man
fte bamal* in Nürnberg in 2fu$fid)t nafym, ift e* inbeffen bei
ben Äünftlern — im ©egenfafe )u ben Stacfammlungen einzelner
klaffen \>on ©elefjrten, tote 3. 33. ber SRaturforfdjer unb Ärjte
*) 5. 66—70. *) »rir, görfter, <5mma gbrjter, ©. 46.
*) Der bie fd)5ne 3^nung aud) au bem @rtmmfd)en
2R&rd)en Xföenputtel gemad)t f)at!
4) gbrfter 5, 258—66.
VIII. Dürerfeft in «Nürnberg. 1828. 395
«on 1822, bec Biologen \>on 1837 an, in ber goige ntd)t ge*
fommen.
2Cber alle $eilnel)tner nahmen toentgftenS eine lang nafy
fyaltenbe, freubfge Erinnerung unb Erhebung oon ben Ütürn*
berger gefitagen in il>rc Heimat mit, toenn fie aud) auf @r*
füttung mancher bamal* gefaxten Hoffnung aergeblfd) gekartet
fyaben ober fie erfl fpät unb um>ollfommen ftd) K>ettotrfltd)en fafyen.
Der folgenbe SBerld)t 2ubn>tg* tft al$ ein großer Söricf
an eine Dame — toafpftyeinftd) au* ber £ft£tf)aufenfd)en
gamitte — anaufefyen, toa$ ben fonft x>itMd)t auffallenben $on
einaeiner ©teilen erftären mag« dt beruht offenbar auf einem
$agebud), in bem aber Süden u>oi)l au* bem ®ebäd)tnt$ au$*
gefüllt toorben jinb, tooburd> jid) einzelne 3trtümer erflären,
Steife mit 30* «fcenfdjel jum 3Clbred)t*Dürer*gefi
in 9türnberg* 30. g»4rj bi* 3. g»ai 1828.
„Sonntag vormittag* elf ttyr am 30. gR4r| 1828
fafjen ttrir im @Utt>agen unb trollten jum gxanffurter Sor
j)inau$; id) tt>ar orbentlid) frol), baß fonfl niemanb
mel)r mitfuhr* Dag in 3eöberg neun Ul)r abenbä t>alt^
gemacht würbe, n>ar red)t gut, benn e* tt>ar jiemlid) frifd)
auf bem offenen Sßagen, unb icf> n>ar frol), ttrie icf> ben
gebeerten SMfd) fat), toorauf un$ ein 3Ral)l aufgetifd)t
ttmrbe; nad) einer falben ©tunbe ging'* bann ttetter,
unb nad)tö |n>5lf Ut)r famen ttrir bei fettem, Haren ÜRonb*
fd)ein in Harburg axu Sangfam ful)t ber SÖagen an
ber alten @lifabetl)fird)e vorbei, an. ber bie gottfdjen 9Ser*
jierungen fdjarf unb fd)ön beleuchtet ttarem 3n ©ieflen
gingen ttrir aud) ettoaä I)erum unb befafyen bie neuen,
meift *>on 2ef)mfleinen fyergeflettten ®ebäube* Den 31.
morgend famen ttrir nad) granffurt unb blieben im SRaffauer
J£of* Den SDtfttag tt>aren ttrir bei ©eorg 25rentano
ju Sifd)* Die ©iuben fafyen aber alle anberä aui, aU
id> fie bei meinem legten »ufentyalt (1819/20) »er*
laffen l)atte: bie SBftnbe n>aren rein unb glatt unb alle
Silber tt>eg, unb id) erfuhr fpftter, baß be$ fet>r reiben
396 «ubtolg (Surft ®rtmm, Erinnerungen.
(Eigentümer« einatge« Vergnügen jefct in (£legana ber
3immer befiele, bie mögltd)fl glAnjenb au«gepufct fein
follten; ba ift e« bann aud) natürlich, baf} ftcf> bie
Äunft entfernt; fo gel)t e« oft ben reidjen Reuten, jte
ttnjfen nid)t, tt>a« fic wollen, unb fallen au« einer Stor*
l)eit in bie anbere* —
@anj anber« ttmr e« bei Senator Sfyoma«, ben
n>ir antrafen, al« er gerabe au«gel)en tt>ottte; er ttotynt
außerhalb ber ©tabt unb ifi angenehm unb gefd)matft>oll
eingerichtet« 2Ötr blieben ben Xbenb bei ü)m, befafyen
bie neueflen Jjefte ber Söotfferee«1) unb mehrere £unf&
fachen; nad)bem tt>ir aud) nod) bie gamilie Stein be*
furf)t Ratten, gingen tt>ir nad) ©ad)fenl)aufen unb nahmen
einen 2ol)nfutfd)er nad) 2ffd)affenburg*
@« tt>ar an bem SRorgen, al« tt>ir granffurt t>er*
liegen, red)t fd)ön fonnenljett, bie Seute arbeiteten auf
ben gelbem, unb bie Xprifofen unb 9>ffrfid)e blühten;
faum tt>aren tt>ir einige ©tunben gefahren / fo (am ein
ba^rifdjer ©renaaoffibeamter*)* Dtcfer Äerl »erlangte, bafj
ber ganae Äoffer au«gepacft werben feilte; tt>ir machten
ü)m begreiflid), baß ein Heine« @ip«mobett #enfd)el«
im ©runbe be« Äoffer« fei, u>eld)e« ol)ne $u jerbrecfycn
in ber @ile nid)t lieber gepaeft Serben fßnne: aber eö
mußte tyerau«, ttmrbe in« #<wt« gebraut, gebogen unb —
aud) richtig jerbrocfyen! Da ftanben nun bie ©pürfyunbe
mit tfyren aufgebunfenen 95ier^ unb ©d)nap«gejtd)tern!
*) Die 93rüber S8offfer6e, befonber« ber jüngere 9Rel*
d)for, gaben vereint mit bem ©tetnaetdjner ©trijner 1822—34
!u 9Bttnd)en 114 93tötter tyrer altbeutfdben ©über fyerau«, bie
ie im 3. 1827 für 420000p anÄftntg «ubtüig \>on Magern
»erlauft hatten.
*) (srjt 5 3at)re fpftter fd&loffen flcf> ©agern unb SBürttem*
berg, bfe erft fett 3anuar 1828 ji* $xm „©übbeutfdjen 3o&
aerein" vereinigt hatten, an ben „yreuflffcfcen 3»>ttt>erein" an,
ber baburrf) sunt ,/gag. 2)eutfd)en 3oH\>ereür nwrb. Da« ®rof*
fyeraogtum Reifen, burd) ba« fte fuhren, gehörte bamal« erft feit
wenigen 3Bo$en, am 24. gebr. 1828, bem preuflfföen 3oKbunb*
verein an.
VIII. ©ürerfeft in Otürnberg. 1828. 397
©nblid) um STOittag famen tt>tr an; bie ©tabt liegt
fel)t malerifd) unb bietet aud) mehrere fo!cf)c 2fn* unb
Äugten1), 38ir bcfal)cn bie Silbergalerie im ®d)lof},
n>o mehrere gute nieberlänbtfd)* unb altbeutfdje ©emälbe
waren; mit ba* befie ift ba$ 93itbntö einet grau in
mittleren Sagten in nieberWnbifcfyer $rad)t; ber Äopf ift
I>errltc^ in ben färben unb mottet 9Bat)rt)citr eä t)dngt
am genfier red)W unb fann inö 2id)t gehoben werben*)*
Der Dom in gottftf)*maurifcf)em ©til I>at triel SRerf*
tt>ürbtge$, bad 3nnete aber ift geftymacfloö mobern; ein
alter gotiftfyer Saufftein ift barin/ ben ttnr gejeidjnet
fyaben*
93etm SBeggang begegneten tt>ir einem 2eid)enjug, ber
©arg n>ar mit fielen SBlumenfränjen bebeeft, unb ttrir fyörien,
baf} ein fed))el)nidl)rigeä, fet)r fd)5ne$ 9Rdbd>en l)tnau$ge*
*) „2ffd)affenburg", fd&relbt Sacob 1814, „liegt in einer dfy*
lidfyen ©egenb tote £anau, bit ©tabt ift freunblid) aber nid)t
retd). SBfiraburg bagegen ift toolylgenftfjrt, mit fyoben ©tein*
Käufern, unb eine t>on ben ©t&bten, tt>o f d) aud) lieber toobnte
aW in (Söffet"
■) CS* ift bad betoegltdje 93tlb 3fmmcr I, dir. 83. dlafy einer
Ütotla *om 31. Oft. 1760 ber ©efdyrefbung ber ©emälbe im
©d)lof$ 3U ©ternberg (»ober e$ nad) X gefommen ift) ift e$
ba$ „SBtlbnt* eine* 1683 beim (Sntfafe oon SBfen im ©rofj*
toeftrselt be$ eroberten $ürfenlager$ gefangenen unb bem £ur*
fftrft «Was (Smanuel auteil geworbenen SWdbcfyen*, ba$, atö
Sofep^a getauft, bei ben (&ngllftf)en gräulein in üttündjen er*
sogen unb an einen gegriffen yanbolfo in Bologna »erheiratet
tmirbe." 2Me$ nadf) einem gütigen ©riefe be$ berühmten Äunffc
fd)rtftgetter$ unb £treftorö ber ba^r. ©taatägalerten ftrana
*on dieber, ber aud) folgenbe* aufügt: „£ie $rad)t ift nicht
gana türftfd) unb fonnte wegen beä l)ol)en fiopffcfymude* xooijl
oon bem S8erid)terjtatter nfeberlänbtfd) genannt »erben. 2)en
SRaler fennt man ntd)t, e$ fann aber nteberl&nbtfdjen Urfprung*
fein, ©rtmm überfdjäftt e$ ebenfo tote feine Seitgenoffen.
2>a$ tfnfeben be* Sötlbe* ift in funftgelef)rten Greifen Jefct fet)r
gefunfen, tote natürlich in einer ©alerte, bie fo föftltdje ©tage
entölt tote Ütembranbt, tfart *. b. SReer, bie 9>ajflon *on ©eiber,
@t>erbingen, ©aL Mttyttaal, 2flb. (Sugp, 3. ©teen, SRomper,
(Sorn. be £eem ufm". —
398 Subtoig (Bmtt ®rfmm, Erinnerungen»
tragen nmrbe; \>or bem ©arg nmrbe bad ftreu) getragen,
unmittelbar bafyinter tarn ber 9>riefier, bann folgte ein
fd)5neö junget 5Ääbd)en, n>eifj gefleibet, ba£ trug mit
gebildetem <@aupt unb mebergefcfylagenen Äugen einen
9Mumenfranj, langfam gefyenb, ©djritt bor ®d)ritt, mit
Xnftanb« 2)ann famen bie übrigen, rneifl alte SSeiber
unb SR&nner mit Stofenfr&njem 9ted)t£ fianb ber Dom,
Knte auf ber £ßf)e fat> man einen Seil be* ®d)loffe*
unb einer Äircfye, t>on Ijofyen 93&umen umtt>ad)fen, im
JjMntergrunb eine Ärümmung beö SBlaini unb bie blauen
Serge! @ö müßte ein fd)5neö 93ttb gegeben l)aben! 95e*
fonberä ber fd)5ne, ftitte Xuöbruct beä einjelnen 9Rftbd)enä,
ber mir nod) immer bor Xugen fiefyt1)*
Sßtr gingen nod) eine ©eile in unb außerhalb ber
©tabt I)erum unb bann inf ©aftyauä, n>o ttrir bie 2afel
fcfyon t)on STOännern aller Ämter befefct fanben: ber eine
Heß ftcf) ben ©peffejettel geben / ber eine tpoüte ©ein,
ber anbere 93ter, unb bad ©efpräd) unb bie Unterhaltung
tt>ar nid)i biel beffer aW baä (Sffem
8MU) morgend am 2« April um fed)$ UI)r fuhren
ttrtr auä ber ©tabt, bie ©onne ging fd)dn auf, unb eö
bauerte nid)t lange, fo tt>aren tt>ir in ben 93 er gen, auf
ben £dl)en unb in ben SBAlbern beä berühmten unb
berüchtigten2) ©peffartd; eine reine, fd)5ne SJergluft um*
n>el)te unä, tt>ir ttaren auägefiiegen, n>eil e$ meift fteüe
$b\)m hinaufging; rfitftoärtd lag fd)on 2(fd)affenburg im
blauen 25uft, unb bie roett ausgebreitete gerne mit ben
Krümmungen be* SRainä gaben einen reijenben JjMnter*
grunb* Überhaupt fo bem gMtyling entgegen ju gefyen
unb bie taufenb 9taturfdjönt)etien entfielen ju fefyen,
alle* 2dftige abgefcfyütieli, unb an ben 25ett>eggrunb ber
l) Sin berartlge* Söilb $u malen fyatte er fcfyon 1820 »or,
®tetg 3, 474.
•> berühmt atö fünfte* unb grbf te* ©albgebirae fteutffy
lanb*, berüchtigt bureb Rauheit, äBttbfyett, Xrmut, früher aud)
toofyl burd) gtöubenoefen.
VIII. IDürerfef* in Nürnberg. 1828. 39g
Steife benfenb — bai gab ein eigentümlich angenehme*
©cfül)U
@ö fehlte nid)t an malerifcfyen Partien, bod) ifi alle*
)u fefyr burd) bie 93erge befdjränft @ttt>a£ ®d)6neö aber
barf id) bod) nid)i ttergejfen: e$ ifl ber SÖeg burd) baä
Jßejfental am ©pejfart1)* 93alb barauf fahren tt>ir
über ♦ . ♦*), auf ber JJJftfye lag ba* ?6tt>enjtetnfd)e
©djlofj; eine 93auer$frau n>ar mit auf bem @d)tff, ganj
in bunHe* 9tot gefleibet, nur bie (Strümpfe Ratten 3tt>tdel
t>on anbern färben / unb bie 9Rfi$e tt>ar mit ®olb ge*
ftitft; fold) eine ©ruppe, gut beleuchtet unb in einer
fd)6nen ©egenb, mftd)te id) tt)ot)l einmal fefyen!
2fte tt)ir übergefahren ttwren, ging** einen fyofyen
95erg lieber hinauf; bie ?eute arbeiteten in ben SBein*
bergen; n>ir gingen )u guß hinauf, burd) einen 9tabel*
l)oljn>alb, unb fanben ba einen malerifdjen alten SRann,
ber feinen SRofenfranj betete. ©fye nod) ber SBagen auf
ber ßbty n>ar, fftjjierten tt>ir tyn» 9lun fuhren tt>ir
ettpa eine ©tunbe heiter, bann gingen tt>tr, tt>äl)renb bie
9>ferbe nod) etn>aS Sorot befamen, »orauö unb famen,
atö fd)on bie ©onne ju ftnfen anfing, in ein fd)ßne£ $al,
ba ftanb ein 23auernjunge mit einem langen, bünnen,
l)5ljernen «£orn unb tjütete bie ©d)tt>eine, 2Bir fprad)en
mit ifym unb fagten iljm, er möchte einmal blafen! 2Baä
werben nun bie Sdcilianer unb bie anbern gelehrten
SWuftffreunbe baju fagen, baf} w>tr unä t>on einem ®au*
fyirtenjungen ettt>a$ fyaben »orblafen laffen! Unb tt>aä erfl,
wenn wir fagen, baß un* beä 3ungen Olafen beffer ge*
fallen f)at atö mandje* ©tücf *>on berühmten SReifiern!
&i war eittaö ganj eigentümliche^ in ber pofaunen*
artigen SRujö, bat man gerne fyfttte fefll>alten mögen,
*) f$ läuft &on 9lorbtoeften tyer auf ben (Steteräberg au.
*) Über ben SÄatn, toohl bei Sengfurt, ©tflrfft «Karte
fjeibenfelb, Da* @d)loft n>ar ferfefenflein, eine ehemalige 2fu*
guftinet»ro»flei, bamal* im SBeflfr be* prften *on $ta>enftetn*
2Bertf)eim*greubenbetg,
400 Subtttg <$mü Ortoun, Erinnerungen.
SRelobten, bie einem bat Snnerjte anfprad)en! Xbgefel)en
batton, baß n>ir tuetteicfyt in einer eigenen, feierlichen
Stimmung toaren, baß bie (Segenb unb bie untergefyenbe
©onne mitttrirften — toofyer fam eä aber, baß ber 3funge
folcf>e SRelobien fyatte! Siiemanb fyatte ed il)n gelehrt, er
mußte bod) n>ol)l felber füllen, tt>a$ ergreift unb xoai
)um J&erjen fprid)t!
2öir befdf>enften unb verließen bann ben freunblicfyen
bfonben Sungen unb gingen weiter: aU n>tr fo einige
fyunbert ©dritte tt>eiter toaren, fyßrten tt>ir tt>ieber feine
frönen 33ne, bie im ganjen SSalbgrunb nriberfyattten, unb
blieben flehen — e* toax fd)abe, baß ttrir ben Sungen
nid)t nad) feinem 9tamen gefragt fyaben! @r toirb genriß
einmal ein großer SRuftfer! 2Bar bod) geli£ 9>erettt,
nachmaliger 9>apfi ©igtuö V., aud) fo ein 3üngeld)cn,
ba* bie ©d)tt>eüte gehütet fyat1)!
Die S6ne toaren »erfhtmmt unb bie ©egenb unä
auä ben Xugen; fo gingen nrir ftittfd)tt>eigenb tteiter unb
famen in eine ©egenb, bie aud) fc^6n, aber *>on ganj
anberem (Styarafter tt>ar unb ju bem ^o^fd)4Walerifd)en,
bad ttrir ba fallen, paßte*
©in 9Äann fam quer über* ftelb, langfam, mit feinem
befpannien 2(cferpflug, auf uni ju, eine große, fd)5ne
©cftalt mit einem toafyren 2tpoflelgejtd)t, bie Seimoanb
mit bem ©aatfom aber bie ©futtern, fo baß eö breite,
fd)5ne galten gab, ben 93lidf nad) oben: fein Sagewerf
tt>ar t>ollbrad)i; fo ging er, fd)ten eä, banfenb für bie
SSottenbung ber Arbeit unb Segen erbittenb für bie ©aat!
2>aä toarme 2(benblid)t lag auf bem gelb unb ben bunfel*
blauen 93er gen; bat 9Mlb war ein fad), aber ernfi unb
groß, fo baß ttrir und gletd) l)ätten l)infefcen mögen unb
anfangen ju jeidfynen unb ju malen! 2Cber ber Sßagen fam
*) Die lefete großartige (£rf$etnung auf bem päpftfid&en
©tufyle; er toar geboren 1521 al$ ©ofyn eine* (Gärtner*, führte
1585—00 eine fraftootte Regierung, fd^uf 9>ra<fttbauten, tote bie
ttattfanifdfye Sötbliotyef, unb reorganifterte bie älrtf)em>ertoaltung.
, Hu&olf, Uugufte (Stimm, «tum uss.
IIa* t. «. Stimm.
Klaue (Stimm, geb. Bättiicr, 1832.
VIII. Dürerfcfl in Ötürnberg. 1828. 401
angerollt, ttrir festen unä ein unb backten über tiefe @r*
fcfyeinungen nad) unb trugen ba* ©d)ftnfte batvon ein in
bie Xafel ber Erinnerung*
SRun ging eö rafd) »oro&rtö, bann )tt>tfd)en t)ol)en
Sergen, mit ffieinftßcfen bepflanjt, bergab, man merfte
fdfyon bie 9lÄl>e *on äBürjburg; balb fagte benn aud) ber
£utfd)er: „@df)auen*, ba ftgt me* fd>o, Söirjburg!" SÖir
fliegen trofc brt falten SBinbeö, ber und entgegenblieö,
aud bem Söagen unb betrachteten bie fdfyßne ©egenb unb
bad $al, tt)orin ber SDtoin überall ftd)tbar ift, red)t$ bie
©tabt mit tyren türmen, bie ganj büfier, beinahe bunfel*
grau auöfai)! (Sin fd)5ner 9>un(t, um ein %anbfd)aftöbilb
batton )u nehmen.
SÖir fuhren jefct in ber ®bene unb toaren balb an
bem 9Bad)tl)auö ber ©tabt; eine birfe grau fam unb
fragte, metjer n>ir (Amen, bamit n>ar alle* abgemalt.
2H* tt>ir über bie große SJtotnbrüdfe ful>ren> fal) id) linfö
ben erfien Saum in »oller SSlüte fielen! 28tr fliegen in
einem ©aftyof ab, ber l)alb auf einem SRarft, l)alb in
einer engen ©äffe jiefyt, ben SRamen tt>eif} icf) nid)t mefyr,
e* foKte aber ber befle fein«
J&ier in 9Bürjburg nun, tt>o icf) *or jfl>6lf 3al)ren
fcf)on einmal tt>ar, freute id) mid) auf einige alte S3e(annte,
jte toaren aber nid)t mefyr bort. 2(m anbern borgen
gingen nur in einige Äircfyen, bie meifl im Sefuften*
gefd)madf unb innen mit reichen 3ieraten unb JJergol*
bungen überlaben jinb. Dann Ratten tt>ir noef) eine
brüdfenbe Arbeit t>or un$, ndmlidf) jtuei1) ©alerten ju
fel)en! ffienn man in <5ilc fo eta>a$ burcf)fel)en foO unb
in fo einer ©alerie lauter Heine nieberldnbifdje 9Mlber
erblitft, fo toeifj man gar nid)i, wo man anfangen foK!
33on italiemfd)en tt>ar gar (eine 9tebe, aud) nicf)t t>on alt*
beutfdjen befferer 2(rt, unb tt>ir tt>aren balb fo ermübet tton
x) ^ufier ber ©alerie im fgl, et>ema(* bifd)5flfd>en ©d)lojJ,
bie jaf)lteid)e ©tilleben enthält, gibt e* nod) eine atoeite in ber
alten Untoerflt&t, bie fog. ÜRarttn«»8Bagn$r*©amnihmg*
8»fcw. @rimm, ftrümtmngctt. 26
402 Subwtg @mtl ®rtatm, (Srrtnnerungen.
bcn Helen 9tod)al)mungen t>on Oflabe, Senter* unb
Trauer1) ufw, unb aon ben fielen gemalten gebertnel)*,
3agb* unb gfrüdjtefHlrfen, baß mir'* gana blau unb flau
geworben ift* Dann famen nod) bie fielen Söilbnfffe ber
feiigen gürftbifd)öfe *>on SÖüraburg mit ifyren biefen roten
©eftdjtern, t>on benen einer au^ftel)t wie ber anbete* SSenn
man bergleidfyen ®ad>en t>iel fefyen muß, fo fällt e* einem
auf bie Sterben, tro$ ber beflen @efunbl>eitl
©er 2anbfd)aft*maler (Srnft grie* t>on £eibelberg *)
fam nod) an unb ein babenfd)er «£ofrai, beffen 9Zamen iä)
nid)t mefyr weiß* 2Bir fuhren mit einem 9Ründ)ener
Äutfdjer, ber über Nürnberg fufyr, ben 3. 3(pril mittag*
weiter; ba* äBetter würbe unfreunbltd), bann tau!) unb
gegen 2lbenb gana abfcfyeultdj, fo baß ber 9>lan, nod) nad)
Nürnberg ju fommen, gana aufgegeben werben mußte* @r*
war fd)on fpät, al* ber Äutfdjer *>or eine ©orffiteipe ful)r,
unb e* fcfyneite in ^Begleitung eine* refpeftablen Sturme
wtnb* — ; e* war un* jn>ar unangenehm, baß e* nid)t
bi* Nürnberg weiter ging, aber im ganjen t>atte ber SRann
red)t: bie ^ferbe fonnien julefct nid)t einmal mel)r orbenfc
lid) (Stritt gefyem
Die eben md)t große 3Birt*fhtbe tt>ar befe|t, unb bie
fceute faßen bei einem jiemlid) guten ©lafe 3Mer — in
ber@tfe bort eine©ruppe gufyrleute; ba einige Änoten *) —
bort eine ©efettfdjaft, wobei Frauenzimmer: fte fal)en au*
*) Bbrian Sörouwer, 1606—38, (Schüler *on grana £al*,
niebertänbtfd)er ©enremaler.
*) 2)er bamal* erfl 27jäfyrige (Srnftffrfe* war fd)on ein
anerfannter, reifer AüttfUer unb ber berüfynitefte 9tebenbuf)ier
eine* Sefyrer* SÄottmann. groben feine* glämenben Talente*
n ber ^Berliner Olatfonalgalerfe, 91. fMnat in Slawinnen, Äunffc
fyaHe in Äarl*ruf)e. ftünf Safyre fpftter ftarb er fd&on in Äarl**
rufye, tnbem er, an ©d)arfod) franf, in ber gfebertyfce fl<fy bie
9>ul*aber tatctyfdptftt. Bud) S. g*rfter (a. et O. C 209)
rechnet ihn unter bie größten Äünftler feine* gadh*.
•) ftnoten = fhibentifäjer 3fa*brud für ÖU^tfhtbenten;
früher auü) (knoten getrieben = ©enoffen, in Oftbeutfölanb
nod) 2fo*bnuf für J&anbhmg*btener.
VIII. fcürerfeft fn SRürnberg. 1828. 403
ttrie urnnbembe ftomßbianten, unb fo toar'd aud) richtig;
ftc fprad)en t>om 3:l)eater, unb it>r ganjed SBcfen machte
ed einem nod) gett>iffer*
SBir gingen jtemlid) erfroren in ber ®tube auf unb
ab, bid n>ir enblid) aud) eitoad ju effen befamen; bann
brachte und ber <@audfned)t in unfere @d)laffhibe* SJon
bem ©ifcen im 3Bagen md)i eigentltd) mflbe, legten ttrir
und bod), tteil ed garftig falt in ber (Stube mar; bod)
ließen n>ir bad 2id)i nod) brennen unb fpradjen fo nod)
lange; enblid) fingen ttrtr an ju pfeifen* 3n ber SWeben*
fhibe, n>o t)ieHcid)t ein paar red)t mflbe 9>t)ilifter liegen
mochten, Rotten n>ir SJrummen* 2lld n>ir aber toeiterpftffen,
t>drtc id) auf einmal einen ®a$ aud bem 93ette tun unb
„Sbufenb ©d)tt>erenot", fing ed in einem alierterten Zon
an, „man fann ja fyier laum ein 2fuge juiun, n>ad ift
benn bad für ein *erflud)ted pfeifen!" ©er 3ton, n>onn
ber SJtonn fprad), toar fo fomifd), baß u>ir und bed Sagend
nid)i enthalten fonnien, bod) aud 9Äenfd)engeffll)l l)5rte
icf) auf ju pfeifen. Da legte er ftd) befAnftigt lieber t)in,
unb ed bauerte nid)t lange , fo fing ber mflbe ÜRann an
ju fd)nard)en unb lieg jtd) aud) burd) unfer ©predjen
nid)t flbren; fotote id) aber anfing ju pfeifen, l)6rte bad
®d)nard)en auf, unb man l)6rte am Äradjen ber 5$ett*
flelle, baß er toieber unruhig n>arb; ba nmrbe bann bad
2id)t audgemad)i, unb id) glaube, Wir fdjliefen aud) gletd) ein»
3n aller gfrftfye ging'd weiter, ofyne baß ttrir ben un*
nifyig fdjlafenben J&errn 9tad)bar unb feine fd)laflofe tyty*
flognomie fyätten fefyen f&nnem Hai SBetter tt>ar barbarifdj,
©türm unb ftarfed ©dijneegeftöber, bergan in tiefem ©d)nee
unb ber 3Binb und entgegen, eine fdjtoerer SBagen unb
bie ?)ferbe langfamen Schritt — bad tt>aren bie fdjdnen
Xudßd)ten, bie ttrir am STOorgen fyatten* @d tt>urbe nod)
me^rmald ftillgefyalten, »eil ber 3Wftnd)ner Äutfdjer aKe
2(ugenblicf e Surft Ijatte, er ging meift neben feinem SBagen,
ben 9>ferben mit ber 9>eitfd)e brofyenb, in feinem ©d)af*
pelj (Sanferl), fang, tt>ar luftig unb guter Singe, obtootyl
26*
404 ?ubtotg (Smtl ©rtmm, Erinnerungen.
gana mit ©d)nee bebectt! — ©a* galten nafym gai fein
@nbe; fo nad) brei Ut)t mittag* fing eS an, eta>a$ l>etter
ju werben, ber Äutfdfyer fam an ben ©d)tag: „3 Hab,
mir frign l)einb nod) e brat)* Söetter, ä> reift ftd) auf,
tpott'n« Nürnberg feljn, fo fd)auenö rauS, b' ©une fd)eint
groab aujt, ij fume a bal eine in ©toab, too tooK'nö
ban eifern, meine <$errn?" Die ©onne tag toirflid) auf
ber SJurg unb ben £ird)en, unb um oier Ufyr Wattn ttrir
bort unb blieben im „SSaprifdjen #of " *)♦ 3d) freute mid)
red)t, nad) )e^n langen 3al>ren8) lieber einmal in ber
fd)dnen, merftoürbigen ©tabt gu fein*); ber @afH>of tt>ar
fo befeit4), baß tt>ir nur jn>ei ©rubren befamen, in bem
einen neben un$ logierte (Srnft grieö* Den n&mlid)en
Äbenb gingen toir nod) inben2(lbred)t*jDürer*a3erein*),
fdjrieben unS ein unb fanben ben ©aal fdjon ooHer jtünfiler«
unb
%n 5« 2(pril tourbe, fotote eö $aa toar, aufgefianben
auf ber Söurg SMreftor Steinber) befud)t, too aud)
*) 3n ber Äarlftrafje an ber 9>egntfe, befielt ntd&t metyr;
audf) bie unten genannten „©cfytoaner -abier" unb „SRote* 9tofT
finb eingegangen, to&brenb ber „(Soibene ©djtoan" nod) oor*
fanben tft. *) Er toar 1817 aulefrt in Nürnberg getoefeu.
•) „Sttürnberg", fd&retbt 3 a c o b 1814 (3öbbfe. 349). „toünföte
fd) in J&ejfen jteben, um brin au leben unb au jteroen"; aud)
Sabe e* gerabe bie redete ©röfle einer beutfdjen ©tabt; eine
bergroße, tote e$ Berlin unb SBten fdjon au »erben begonnen,
„atetyt eine ÜRenge Safter nad) jid> unb befommt Anmaßungen
tote eine fatferltdrfe ©arbe."
4) @$ toaren 10000 ftrembe in ber ©tabt.
B) @r toar 1818 gegrünbet unb vereinigte fidf) 1830 mit bem
aud) hier genannten, 1792 gegrünbeten „herein oon Äftnftlern
unb «unftfceunben" awn „9türnberger Ätanftoeretn", ber feit
1837 ficb aber gerabe toegen feiner Sürforge für ba* £>ürerbenfc
mal toieber „2flbrecf)t*;Dürer*2teretn" nanntt, tote er nod) beißt,
©eft 17. Oftober 1826 fjatte jener Düreroerein ba* 2)ürerbau$ tnne.
•) Bibert »etnbel, geb. in SKürnberg 1784, toar Äupfer*
fted^er unb ©freftor ber 3etd()enfd>ule in Nürnberg, too er 1853
ftarb. @r toar augletd) fennrntäretdjer 2frd)iteft unb (teilte a. 95.
ben fd&bnen Brunnen feiner Stoterftabt unb bie SDHcfyaelteftrd&e
in {Jürtt) toieber ber. Subtofg ffat nad) 3etd&mmgen oon tt>m
9tr. 82 unb 83 rabtert
VIII. »firetfeft tn Stürnberg. 1828. 405
*
Me Ägl* ©alerie unb 2ffabemie ifh 3Dann gingen ttrtt
ned) jum ?anbfd)aft*maler Äletn1)/ ber in ber J&ty*,
md)t n>eit t)on ber Äaiferburfl, n>o^nt; mittag* toaren n>it
lieber in ber ©tabt, tt>o und aud) fd)on triele Äünftler
in langen paaren unb altbeutfcfyen Sttkfen unb SRäfeen
begegneten*); abenb* tt>ieber in ben ©ürer^SBerein3)* —
SBir fafyen fcfyon t>on tt>eitem ba* ganje «£au* erleuchtet
unb Irrten fingen* 211* tt>tr in ben (Saal famen, trafen
ttrtr (Sorneliu*, @berl)arb, ben 93tlbl)auer, «£etn*
rief) unb Äarl £ef}, ©ulpia, 25oifferee4), ®d)lott*
fyauer, #ermannft), gdrfler6), J&etbloff7), 9ttng**
*) 3*1). 2Cbam Ate in, SRaler unb Stotterer, ber befonber*
3:ter|tücfe unb ©enrebtlber fd)uf, war 1792 in SJtürnberg geboren,
lebte feit 1839 tn 3Rün$en unb ftatb ba 1875.
*) Durd) äBtfyelm Äaulbad) n>ar ba* fragen ber langen
Jßaare unb ber jog. fiünjUerfteibung aud) in SKündjen unter ben
©djülern &on (Somelfu* SDtobe geworben. Übrigen* bitten
bie fOtoler fidj „ geeinigt, bei ben gtfjtlfdjfeften ot)ne jDegen au
erflehten! — Über Äaulbadj, ben£ubt»fg bamal* überfein
fyat, fdjrelbt aletdjaetttg Stfetfd^el: „(Seine Srfcbeinung, fein in
jugenblldjer ©d)5ne blüfyenbe* feine* unb gefjtrefd&e* ©efidjt,
feine $rad>t tonnte einem ba* 2MR> SRaffael* fcergegemoärtlgen''
(Oppermann, @. SKtetfdjel 82).
•) (Seit bem 28. SDtöra aerfammelten fidj bie ÜJtoler att*
abenblid) bafelbfr
4) abfällige Söemerfungen über bie efyrlfcfye Segefjterung
ber jungen Äünjtler *on feiten 25otffer6e* an jenem 2fbenb
unb fonft werben nf d&t ofyne ©runb gerügt fcon ©orniff, a. a. £>. 15.
(Sie flehen <S. »oijferee 1, 313, wo er jenen Bbenb fdjllbert.
5) Äarl J&elnricb Hermann, 1802 au £>re*ben geboren,
45lftorienmaler, war <©d)üler *>on (Sornellu*. Silber &on ti)m
enthält u. a. bie 2fola in Sonn, bie protejtcmttfcbe Älrd&e unb
ber 9leue Ä5nig*bau in SMndjen, bie Äiojterffrtye au Berlin,
wo er 1880 geworben fjt. 211* einen fyerrltd&en SDtonn fdjflbert
ibn (Smma gdrfter (f. u.) in einem Briefe M Sorte görjter,
@. §v <S. 28, unb tyx ©atte @rnft &, 2>eutfd£)e Äunftgefd). .5,
C. 12, 65, 72 f.
*) (Srnft gbrjter, 1800—85, SDtoter unb Äunftfdjriftfteller,
Söruber be* neunSatyre älteren ©ef(f>ic^tfc^reiber* griebric^Sv
war onfang* aud) <Sd)üler fcon (Sorneltu*, bem er ein „@e*
benfbud)" wlbmete.
*) Äarl »on J&etbeloff, au* (Stuttgart, 1788—1865, war
406 fttbwig Chntt <&rimm, Erinnerungen.
eis unb t>tele anbete 93efannte anl £)a$ toit uni freuten,
nad) fielen Sagten uns ttrieber$ufel)en, »etjiefyt fid), unb
baß tt>ir und atte gegenfeitig met )u etilen Ratten, eben*
falls. Qti wat fd>on fpdt, als n>ir auSeinanbetgingen»
Xnbetn SSKorgenS jur ©ebalbSfitd)e jur Ofletptebigt
Die Äitcfye wat mottet 9Renfd)en unb baS ©ebalbSgtab
unb *d)ot beinahe t>on lautet Äünfiletn umgeben* Sie
fd)öne 9>tebigt wutbe mit gtofSet, tiefet ©tille angel)6vt;
bet geijitid)e ^err jtatb aber brei Sage nadlet, unb nad)
ad)t Sagen hörten wit in bet ndmlid)en £itd)e bie £eid)en*
tebe1)! dlad)\)tx befat)en wit nod) manches SRettmätbige
in bet ©tabt unb affcn au STOittag im „Skptifcfyen £of'*
©ann Setfammlung im 2)fitet*5Betein — gtofJeS Xbenb*
effen im „©djtrataen Äblet" unb 2Rufif — ein geftlieb
wn SSaßmann8): „dla&j fyunbert Reißen äBetfeltagen"
tourbe gefungen unb Sieben gehalten« Sainpe8) verteilte
feit 1818 ©tabtbaumelftet in SRürnberg, beffen alte SBaubenfr
mfifcr er audj herausgab, unb t)alf in %auten unb äBleberber*
Rettungen bie ®otif wteber erneuern, @. ftörfter (a. a, £>. 5,
269—71) aählt fcint SBerfe auf unb ftettt feinen Sbarafter unb
fein SBefen InS ^elljle Sicfyt — @r war ber ©otyn beS SDtolerS
unb 9>rofefforS ». % $., greunbeS unb 2Rttfä)ülerS *on © AtHer,
ben er in ber bekannten ©fiaae, feinen greunben bie SRäuber
aorlefenb, barftettt, bei SStydjatam, ©filier, 46; f. SBtib baf. 45 f.
x) t>et Stefan D. 2toL £ SelUobter prebfgte am 6. BprU,
am Ofterfonntag, t>om Übergang beS grommen in baS ewige
Seben; am 9. April jtarb er. X)ie Seicfyenrebe f>telt tl)m bet
aweite Pfarrer, $. 3. SDMd)abeneS.
*) Jg>anS gerbtnanb SWajjmann, Oermanijt, geb. 1797 in
Berlin, t 1874, war bamalS Seiter ber fgL Surnanftolt in
SWündjen, fpäter ^tofeffor ber Literatur. @r geftaltete *on 1843
ab in Berlin ben preugifdjen Turnunterricht unb ift ber £Hd)ter
beS Siebes : ,,3d) t)ab mfd) ergeben". — (Sin @£emplar beS bler
erwarten Siebes t>on it)tn finbe itf> in ber <5aff. SanbeSbibL
■) griebrlrt (Sampe, 1777—1846. 9teffe beS befannten
^^ilantbropen, (ödE)rift{teaerS unb BucManblerS 3oadjtm £. <5.,
f 1818, ein Öraunföwetaer, batte eoenfo wie feine SBrüber
Äugujt unb 3ulf uS bei feinem £>i)eim ben 33u6l)anbel aelernh
bann in £5niaSberg fhtbiert, 1800 mit feinem Sruber Suguft
in Hamburg (beute «ftoffmann & @ampe), an beffen ©rette jebod)
VIII. Dürerfeft in Sftürnberg. 1828. 407
feine Keinen ©Stiften aber TL Dürer, alle* toax *>er*
gnügt, unb bie Äünfiler fingen an unter jid) ju tanjen,
tt>ad aber feine redete 2(rt l>atte, n>eü ba£ 93efte fehlte,
bie Damen. Die Serfammtung bauerte btö narf) jn>5lf Ul)r*
2(m 7« Xpril, jtoeiten Ofterfeiertag, graute faum ber
Sag, fo riefen n>ir unä in ben 53etten ju: „Auf, no, atto,
atto!" SJalb {am aud) ber Äelfoer mit ?id)t, Kaffee unb
95rejeln unb fagte, ttrie fortab jeben Sag: ,,©d)5ne gute
borgen, fyaben n>ir l)eute bie @l)r?" b, f), werben ©ie
im <$aufe fpeifen? Um einfyalb fed)$ waren wir fd)on auf
bem 98eg nad) bem <5t Sofyanne&d&totteäacfer1)/ c$ War
trübe unb falt unb fiel aud) ettt>ad ©d)nee* Siele Äünfiler
wanberten l)inau$, unb eine SRenge trafen wir fd)on an9)»
Um fed)ö Ul)r war atteä um Dürer $ ®rab »erfammelt,
unb in fd)önen ©ruppen ftanben bie fielen Äünftler aud
ben t>erfd)iebenfien Seilen Deutfd)lanbä auf einmal ba an
biefem ©rabe vereint, ein großer ©feufranj lag auf biefem,
fpäter 3ultu$ trat, 1802 aber in Stürnberg felber eine 93ud)<
unb Äunjtyanblung unb Druderei gegrftnbet. bie rafd) empöre
blühte unb ber ©tabt @f)re mad)te ; auch oradjte er eine be*
beutenbe Oemälbefammlung aufammen. 1825 gab er ben erften
2faftog jur Orünbung be* Deutfdben &ud)hanblen>eretn$ in
SeüMig unb würbe bejfen erfler Storjtefyer. — Aur Vorbereitung
biefed gejte* fdjrieb er 1827 „«Reliquien »ontfibreetyt Dürer"
(aud) ein 9Walerle£lfon f)at er 1834 herausgegeben) unb machte
jld) um bteä geft in erfter Stnie aerblent.
l) Subwfg t)at f)fer geirrt: bfegeter ber 300 Äünftler unb
anberen Verehrer Dürer 3 an feinem ©rabe fanb am erften
Öftertag, 6. Bpril, ftatt 3uf feinem Söllb ber ©jene (9tr. 178)
ftel)t auch baö richtige Datum.
■) Der 300Jdl)rige $obe*tag Dürer* war ber 6. 2fpril 1828,
bie gefer jeboeft wegen ber Söeforgnfä be* Defanatö *>or einer
©tönmg be* ©otte$blenfte$ auf ben 7. 2Cprll verlegt werben.
Dad ©rab beä größten beutfcfyen Sftalerä, bem zbtn erjt 3Battl)f a$
@rünewalb bzn erften 9tang ftreitia au mad)en brofyt, liegt in
ber ad)ten Steige fübltd) be$ burd> ferne Jg>6f)c (8 m) auffattenben
SWünfcerfdjen ©rabmaß, ijt, wie fajt alle Araber be* alten
Seit* beö im Sttorbweften ber @tabt liegenben ßlrcfybof* mit
einer horizontalen SBronaetafel beaeld)net unb trdgt auf biefer
bie SHr. 649,
408 fctbtofg Chnfl ©rimm, (Srfnnerungen,
unb eine feierliche ©tttte n>at eingetreten. Da fingen bie
m5d)tigen 2$ne ber 9>ofaunen an, unb il)re erhabenen
unb ergreifenben Sdne fyaflten ringsum ttrtber unb t>er*
fünbeten bie fyofye geier ber ©tunbe unb be« Sage«! Der
©türm fegte fld), bie SBolfen teilten fld), unb bie ©onne
ftanb in att iljrer 9hrad)t über ber 93urg, beleuchtete ben
fd)5nen Ätrd)l)of unb bie feierlid) große (Gruppe1)! ©a
fyaben tt>ir gett>ünfd)t, baß alle unfere entfernten Sxeunbe
ben fd)6nen 2fugenbltcf mitgenießen fbnnten! Da« Sieb:
„3m ©Plummer rul)t nod) ring« bie SÖelt, in ©tabt
unb 2anb unb Sßatb unb gelb" ufnn tt>ar t>om SÄaler
gftrfter*),
5Bon TL Dürer« ®rab tt>urbe ju feinem Sxeunbe
^Mrffyeimer8) getoanbert, beffen ®rab nid)t n>eit bat>on
entfernt tt>ar* ßampe fyielt eine SRebe, unb ein Sieb ton
tl)m tt>urbe mit 9>ofaunenbegleitung gefungen4)*
äöir alle gingen ttneber in bie ©tabt, um ein Viertel
jefyn Ul)r in bie ©ebaiböKrctye, l)övten bie 9>rebigt unb
tterfammelten un« bann auf bem 9tatl>au« jum 3ug nad)
ber ®runbfteintegung* Dort n>urben aud) bie SRebaiBen
*) ©r fyat bie« 95«b aud) aejet^net unb rattert (9tr. 178).
3uf bem Sölatt auti) (ein ©eibjtbttbnt«. bie t>on HnW mit ber
©ttrn fcfeetnbar bat Äreu$ berüfyrenbe ©eftalt.
*) (§t f)at feine ©ebtd&te ntd)t *er5ffentltd&t. Da« bter ge*
nannte Sieb (brei aebnaeflige ©tropfen) in aber gebrucft bei ben
äfften be« Sfcürnberger 2lrd)to«; beffen SJerfaffer ift Jebod) ntd)t
genannt.
•) Da« ©rab be« ^toei 3al)re nad) feinem JJreunb Dürer
geworbenen J&umanfjten SBBilfbalb ^Hrfbetmer (fein £au«
J&auptmarft 19) tft in ber fedrtten %ttil)t red)t« *on ber J&olj*
fd)uf)erfdjen Äapette unb tragt bie Öhr. 1414 (triel nä!jer an
Dürer« ©rab Hegen aber bie t>on 2Ben$el Samtfcer unb t>on
Seit ©toß). 8r. Sampe gab nod) im felben Sabre eine ©djrtft
„3um Bnbenfen SB. 9>.«" b**au«. Den Äupferftid) Dürer«,
ber feinen greunb barftefft, 1524, f. bei & 9iüd)ter, TL Dürer,
1910, © 11.
4) 93olffer6e, ber freilief) nidjt babti toar, läßt tyn an
Dürer« ©raoe fpredjen. 8on brei ©ebbten, bie auf % ge*
brucft waren, ifl ba« lefcte aud) *on (Sampe.
VIII. Dttrerfefi in Nürnberg. 1828. 409
verteilt (mit bem SMtbni* £)ürer* auf ber einen Seite,
auf ber anbern ba* äBappen »on SRftrnbtrg mit bem
@d)ilb, vorauf bie SBorte: „3u feinem ©ebddjtni*"),
bann nod) ber 9>tan unb bie Sieben be* gefiel1)»
9hm ging ber 3ufl burd) mehrere JjJauptflrafJen, bie
SRationalgarbe fianb, folang ber 3ug bauerte, im ©ett>ei)r,
unb bie 9tegiment£muftfen fptelten, bie ©trafen toaren
»oller 9Wenfd)en, ebenfo Qfenfhr, Sklfone, ja 5D4d)er, unb
ba£ fcf)6nfie, fogar Tarmed Söetter! 2(1$ ber 3ug beim
Senfmal angelangt tt>ar, fingen einige »ieqig Trompeter
an ju blafem JMefe SttxU fianben gerabe hinter un$ auf
einer ®tufenerl)dl)ung, unb e£ gab eine J&öKenmuftf, aW
fie anfingen/ ju fcfymettern! (2öie n>of)ltuenb ift bagegen
bod) ber £on ber ^ofaunen!) 2)aS bauerte ungefähr
eine SJiertelfhmbe, in einem $temjuge, fo bafi man t>or
ber türftfcfyen SÖtojif feinen $on fonjt fydren tonnte unb
bie ÄerlS tt>ie Starren au£fal)en mit iljren 3nflrumenten
*>or ben roten köpfen! 2(uf einmal aber t)ftrte alle« auf/
unb ber ©eneralfommiffar8), umgeben *on ®eneral
la Statte u, a», t)ielt eine Webe, nad) ifym fprad) ber
<5rfie SJürgermeifter 3$ in ber4), bann begann ber 2(ft mit
einer 3ntrabe t>on trompeten unb Raufen* 9tad) einer
weiteren SRebe5) t>om 23firgermeijter ttmrben bie ©egen*
*)" JÖie @fnlabung$fd)rffi bradjte neben einer Dar*
ßeffung ber SBlüteaeit 9&rnberg$ (1480—1520), t>om Rtoeften
Tüürgermetfter ©djarrer verfaßt, ba* 9>rogramnt ber gefWfdy
feiten, Der „9>lan;' regelte bie 2fufjtellung ber gefttellnefyner auf
beut fteftolafc.
v £>ie brei Bataillone fgL Sanbtoefyr in 9tömbergftanben
nicfyt (Spalter auf ber ©trafte, fonbern nur um ben geftplafc,
aorfyer SÄUd&marft, bamaß 3ClbredE)t*jDürer*9)lafc benannt
Die trompetet ftetttc baö <5l)e*aui;leger$refliment.
•) 2)e$ SXejatfretfe*, Btnolb *on «Wieg in 3fnfpa*, <5r
antwortete aber nur auf 25 in ber $ crfte SRebe, (SS fpra<# aber
aucfy nod) im Slamen be$ ÄfinfWerDeretn* ber SDtoler unb tfupfer*
(lecker Maxi «Wäger.
4) Safob ftrfebrtcf) »inbex toar oon 1821—54 @rfler
Sürgermefjter.
6) SBeibe SReben — bie inbeffen bie SBermauerung ber aß*
410 8ubtt>lg @mtl ®rfmm, Erinnerungen.
ftänbe, bie irr bcn ©runbftein famen, gezeigt unb eingelegt,
bann atte* bebeeft, Wotan alle fgt ©taatö* unb bie ftäbti*
fdjen 95et)6rben unb atte Jtünjiler teilnahmen, unb jtoar
ttrieber unter Raufen unb trompeten«
(Sin fer)t fd)ftneö 5Räbd)en far) idf> auf einem 23alfon
fielen, ba$ n>ar fo ein beutfdje* TL 2)ürer*@ejid)td)en,
babei einfad) unb fd)ön angejogem ©od) ttrir far)en
nacr)t)et ebenfo fd)öne unb (ernten fte jpäter auf bem 23att
aud) fennem
9tad)t)er »erfammelten ttnr und im ,,©d)tt>an'J1) ju
einem großen SRittagejfen; ttrir Rotten unfern greunb, ben
SQtoler J&ermann, in ber 5Kitte, unb unfer alter lieber
SMlbfyauerdfberfyarb^unb bie anbern $reunbe froren aud)
in ber 914 r)e; ba$ Orcfyejter tt>ar gut befefet unb fpielte
ununterbrochen. Sem Sampe fat) id)'£ an allen ©efid)W*
muöfeln an, baß er gern ttrieber eine Siebe galten unb
fld) gern fpredjen fydren möd)te; aber jum ©lücf fyinberte
it)n bie laute 9Ru(if bar an8), unb e* fam glfitflid)ertt>eife
baib ent>ät)nten ©egenftänbe — barunter eine gradierte Äupfer*
platte für 76 ©uiben — in bie ÜRitte nahmen — im Beiblatt
be* „Äriegfc unb grlebenäfurier*" aom 9. 2fpr« 1828.
l) Da* offhfette gejtmarjl au 200 ©eberfen am 7. 2tpdl
tt>ar aber im Jöa^rifajen £of". Übrigen* liefen toegen ber
SDtoffe ber ^eünetymer öftere mehrere Seranjtaltungen. in ben
großen ©aftyäufern nebeneinanber f)er. Da Subtoig feine
Sieben gehört fyaben tolfl, toäfjrenb Sötnber botf) im „SSagrffdjen
ßof" einen feftlfdjen Stoafl au$brad)te, fo fdnnte er am 7. in ein*
yteben&eranjtaltung geraten (ein,
*) @r i>atte fiefy Hoffnung gemalt, bie Dörerjtatue liefern
ju bürfen, bie aber na* bem äöunfcfye be$ Äönfg* SKaucfy übe*
tragen toorben tt>ar. (h trotte fd)on ein ©ip*mobefl *>on fed)$
guf} JÖdfye t)ergeftettt unb fdr)enfte bie* bann ber @tabt Sftürn*
berg, bie ba&on fpäter burdj Söutg [dorntet eimmbetnljalb gufj
r)or>e (Statuetten gießen lieft.
■) Sampe machte ffdj IfifHg mit feinem ewigen Sieben.
„3tf ba* zin tyfafc ber un$ fo mit feinen »eben befalbt?" fragte
33oiffer6e ben berliner SÖud)l)änbler Weimer am 5. 3prt(
(f. <s. 404). »3$," aerfefcte ber, „fennen Sie benn (Sarnpe
nidt)t metyr?"
VIII. £)ürerfe<t in «Rürnberg. 1828. 41 1
ttxfyrenb ber ganjen 3eit ju feinet Siebe1), 2)od) tt>ar
gegen @nbe ein fo Partei ©Uferanftoßen unb ein fbld^ed
5burd)einanberlaufen im ©aale, baß man ftd) manchmal
felbft ttrieberfudjen mußte« 2fn @ebid)ten fehlte e$ aber
nidjt, unb befonberäber alte Nürnberger Siebter? euerer2)
toax gan) außer ftd) t>or Qfreube, unb feine gebrueften @e*
biegte ftnb n>eit fd)led)tet, afö tt>a$ et ba fdjnett in 93e*
geiftetung fyinfprad)* Rubere, gebübete ©ebidjte tt>aren
3Ugefd)icft korben, aber idj fann nid)t fagen, baß idf> t>on
einem mttftdt tt>ar*), manche tt>aren fogat weniger aK
mittelmäßig* 9Wel)rere betonten aud) ©Idfer mit X35ürerS
SHlbmä, bie au* Berlin famen, unb e£ n>utbe *on neuem
angeflogen.
Tili bet Sag anfing ficf> )u neigen, gingen toir n>eg,
um ben Xbenb im gtoßen 9tatl)au$faal beim Oratorium
tum gftebrid) @rf)neiber4) jujubringen ; tt>ir Ratten nur e i n
Sötttctt, ba ber Söirt feinä mefyr für mid) fyatte befommen
fönnen0). 3d) ging aber bod) mit t)tn; man fonnte t>or
^fcorf} f. ®. 410, X i.
*) ©em ,,»ol!*btd)ter" 3<>b. 3<A «eberer (er brueft fid)
audj auf bemfelben Slatt £ett>erer) brauet man nidjt ettoa atö
einem ^weiten 4Jan$ <3adj$ ober Äonrab ©rubel nadfou*
Sehen, ba er felbft auf einem feiner bamaW herausgegebenen
ieftbidtter ftd) rübmt/ bie fremben ÄünfHer t)ätten it)m biefe
aum breifad)en greife (alfo neun Äteujern) abgefauft, unb er
i)abe mit biefen breimal über Sfcafel fpeifen muffen, too tym attjett
eine SBouteiHe SBetn unb gebarfene wifd)e aorgefefct toorben feien!
■) (Sin J)übfd£>eS (bei «WüHer, $aulbarf>, ®. 160) if* Subtofg
entgangen, toenn er überhaupt bei ber J&aupfcerfammlung toar,
4) Der J&offapeflmeijter grtebridE) ©cfyneiber au* 3)effau
(1786—1853) füfyrtefeln nad) bem Srejt.be* Nürnberger ©tublen*
lejjrerä Dr. $f). SÄeger eben erft fomponierte* Oratorium
„(Sbriftu* 5cr sKeijler" bamalä juerft auf. (Sr machte bie Steife
auf feine Äoften, erhielt neben mehreren (Sprüngen eine aergolbete
jUberne jDürermebaitte *>on ber ©tobt unb toar ber @brengaft
*on Subtoigö 2Btrt Äuernbeimer. (Sr birigierte 90 (Sänger
unb 76 SÄufffer, &aö t>on ettoa 800 SWenfcben befugte, übrigen*
am 9. toieberbolte Äonaert ergab 300 ©ulben für ba* jDürerbenfmal
6) <&* waren nur 40 gretbfttett* für bie fremben ÄünjHer
verfügbar.
412 8ubtt>fg Smtt ®rimnt, Erinnerungen,
©ebrdnge faum jur großen Steppe fyinauf, boA unfet
gteunb Hermann fyalf mir: al* gleich batauf ber fefitget*
meijiet Spätrer1) fam, wutbe e* bem gefagt, unb et
führte mid) mit einet fel)t artigen Spanier in ben ©aal,
too alle* bunfel unb bie transparente nut allein erleuchtet
waten* 2)et ©aal tt>at gejlopft t>oH unb ttmrbe nut butd)
ein große* runbe* genflet erteiltet, freiließ nut fpÄrlid),
tt>cil e* braußen fd)on nid)t mefyr fyeE war* 9tad) unb
nad) würbe e* aber bod) fetter, unb man fonnte ftfyon
©ejid)ter erfennen, Söäfyrenb be* ganjen Oratorium*
wußte feiner, wo bet anbete war, man fomtte aud) md)t
t>on bet ©teile; id) ftanb ganj gut unb unterhielt mid)
wdfyrenb bet Raufen mit einet fd)dnen SRürnbergerin*
Sa fam bet SÖtoler @d)lottl)auer ju mit unb wollte
t>on mit wijfen, wie mit bie SRufif gefallen l)abe unb wa*
id) batübet meine» ©a* tt>at eine etwa* fyarte ffrage,
benn fo ganj redjt t)atte id) eigentlich md)t jugefydrt;
babei fam e* mit aber bod) t>or, baß bie SWujtf ju ein*
tönig fei unb oft wieberfyole unb ermftbe» SJton t>erftel)e
mid) nut ted)t: id) ftnbe ganj angemeffen, baß bie SSRuflif
bei einem fold) etnften ©egenjlanb einfad) fei, benn ba*
©roße unb ©d)öne ift ja überhaupt einfad), unb mit ge*
fallen bie SRojart* unb Jjjapbn* ufw* Oratorien fel)r
gut; Opernmuftf ifl bei folgen ja unertr&glid), Wiewohl
bie neuem beinahe fo ftnb! 3war ift bie t>on ©cfyneibet
nun nidjt fo, id) l)dtte ü)m*) abet getaten, @ad>en t>on
SRojart obet £anbn auffuhren ju lajfen, ba fyfttte man
bod) etwa* ®ariit&f etwa* ©roße* gehört, aber nun
®d)neiber* SBerf fo fhmbenlang anjul)6ten mit feinen
ewigen SBieberfyolungen, ba* ift etmübenb, unb id) fann
mid) in fold)e ©d)5nl)eiten nid)t einbenfem Da* l)ab id)
benn aud) meinem gxeunb ©d)lottt)auer gefagt, unb id)
*) 3ol)anne* (Starrer war *on 1823—29 3<n>eiter »ürget*
mefjlet, geb. 1785, t 1844.
■) ©d)lottfyauet tjatte übrigen* gat ntä)t* mit bet 3faf»
fftfyrung au tun.
VIII. Sürerfeft in Stürnberg. 1828. 413
toeifS md)t, loa* er babei gebaut l)at, er t)at toenigfienä
nicf)t nriberfprodjem
3d) für meine 3>erfon fyfttte nid)t$ bagegen gehabt,
totnn e* nod) länger gebauert I)ätte: irf) ftanb gut, unb
bie 9tad)barfd)aft n>ar mir flanj red)i Sie fcf)5ne SWürn*
bergerin I)at mir erjäl)lt, tt>ie bie Damen alle Reißen, bie
im Oratorium nutfangen, unb icf) meinerfeitö l>abe ifyr bie
Sranöparentbilber erftört, bie aKe auf £♦ Sftrer 23ejug
Ratten« Sie Sprache ber Nürnberger l)öl)eren ©tanbe*
t)at ettt>a* fcl>r 38ol)Hlingenbeö unb Angenehme*, unb
aud) it)r 3$enel)men ifi gefällig unb natürlich Tili alle*
vorbei n>ar, n>urben bie Silber in ber Näl)e betrachtet
unb bie Unierfd)riften gelefen.
Nad)t>er ging'3 auf ben X*Sürer*9Mafc, n>o alle*
illuminiert1) tt>ar, wie benn aud) TL Sürer* JjJauS8)
unb ba* große transparent ber Nürnberger ÄünfHer, auf
bem Dürer n>eit Aber fcebenSgröße bargefiefft tt>ar, ftd)
fel)r gut auänafynu Sann fafyen tt>ir au$ SürerS £au$
ben großen $acfel$ug, ber unter ©efang nad) bem ®runb*
fieür) jog, Sie ^läfee unb Straßen toaren voller 9Ren*
fd)en, am ®runbfiein Würben Sieben gehalten, unb am
<§d)luj5 ttmrbe ein grofe* 9totfeuertt>erf abgebrannt
*) Ser $tergärtner Storturm unb bie brei für SürerS
Seben wichtigen J&äufer waren fejtltd) beleuchtet; Snfcfyrtften ttiU
n>etfe t>on Sampe. Den gacfelaug brauten bie Äünftler unb bie
pofytetfjnifcfyen (Schüler; ü)r Sieb ti>ar tofeber *>on (Sampe, ber
aud) noefy eine Siebe bfelt. SaS transparent (teilte SKaud&S —
ber im Sauuar in Nürnberg getoefen tt>ar . — STOobett bar unb
»ar *>on JÖelbeloff ausgeführt
*) SürerS J&auS liegt ItnfS am 9lorbenbe ber THbxtfy*
Sürer>@traße 9lr. i; e$ ift burdj ein STOebaitton bejetetynet unb
gehört ber 3flbred£)t*Sürer*<3tiftung. ©ein ®eburt$f)au$ ift aber
2Binflerffrafie Nr. 20.
') Sürer* 31/« m t)ct>e^ ©tanbbflb, ju bem bamatö ber
©runbftetn gelegt nmrbe, auf bem 2flbted)t*Sürer*9>lafe, tjt, nati)
Sürer* eigener (in SBien beftnblfcfyen) 3ei(t)nung fcon SR aud)
mobettfert unb *>on S8 urgf dorntet in Nürnberg gegoffen, etfl
1840 aoHenbet tporben.
414 2ubtt>fg <£mtl ©rtmm, Erinnerungen.
•
Stadler »erfammeften n>ir uni im Dürer herein
unb gingen mit SorneHu* in ben ©afH)of jum „9toten
9tof}", tt>o tt>ir ju SifcJj 9»ng*ei«, ©dfonorr, 95oiffe*
ree$, bie beiben #*Ä unb ®d)lottl)auer fanben, unb
gingen enbttd) gegen jn>6lf Ut)t jiemlid) mübe nad) <$auö*
2fm britten Seiertag, 8. 2fprü, umrbe in aller 3xül)e
aufgejtanben unb in ber ©tabt umhergegangen, überaß
fal) man ettt>a$ 9teueS unb 9Werftt>ürbige$ unb ©d)6ne&
Da* 3eidfyenbudj n>ar jtt>ar immer bei ber #anb, bod) e*
toaren ber ©egenftänbe jm>fet, unb man ttuffte nid)t,
tt>o man anfangen foHte! Um jel)n Uljr ging** auf* 9tat*
fyauä, n>o ÄfinfHer&erfammhmg unb *3)eratfd)tagungen
tt>aren; bann gingen tt>ir mit ©berfyarb in ben „©trauf}"
jum SJKttagejfen, tt>o mehrere ÄfinfHer ttmren, tt>ie 9>affa*
t>ant4) unb gellner6) au* granffuri Dann nmrbe in
einige Atrien gegangen unb gegen Xbenb auf bie SJurg,
tt>o tt>ir t)on »eitern fd)on bie fd)tt>arjen 9tödfe fafyen unb
fingen I)6rtem SBir gingen bort in ben 95urggarten, tt>o
eine fdfyöne 2fa$ftd)t linH auf ben ©t^3o^anne^®ottrt*
adfer, redfytö nad) Bamberg ju tt>ar* %üt ÄünfHer ttmren
*) 3o*). Da*fb 9>affaaant au* ffranffurt, 1787—1861,
tt>ar bamatö nod) ®efd)fd)t$mater, feit 1830 aber ttefentftdj Äunfl*
fdjriftftefler. 2ftö SKabferer gab er fein Jjaupttoer! „Le jrcintre»
graveur" in fccf>d SSänben fyerau*. @r tt>ar toobl atö ÜRitglteb
be$ $f)oma$fcf)en Äreffe* £ubn>ig befannt ©eine $8iograpf)ie,
aerfaflt *on X. (SorniU, 1865, enthält audf) SRittettungen t>on
bfefem geft (2, 11—17) unb fein Söilbni*. — 3ngejicf)tS be*
Nürnberger gejteä fyatte er titt ©d&riftdjen *>er6ffentttdjt: „Die
breffacfoe SÄfmtung ber Äunft", in bem er einer proteftantifäen
Äunft baä SGÖort rebete, toorauf ifym fein greunb, ber fatfyofo»
fierenbe ©efd()fd)tf(f>retber 95 5 hm er in ftranffitrt, ein feinen
SBibertofflen bagegen befunbenbe* ©djriftjtütf: „(sin breffadher
SKeffebeglefter für 9>. nadf) Nürnberg" mitgab «Sornftt 2, 11 f.).
*) gerbinanbgellner, 1799—1859, ftubierte bantalS, naty
bem er fdjon Xb&ofat in feiner »aterpabt granffurt getoefen
tt>ar, 1825—31 in SÄünd&en auf ber ÄunftaTabentie. @r war
©efd)t$t** unb tfird&enmaler. ©ein Äfonftgenoffe g&r jter gibt
in feiner Jhmftgefd&td&te 5, 66 ein SBilb feiner bamal* gerabe
bebeutfam auftretenben ^erffcnttcfyfeit
VIII. SDürerfefi in Sfcürnberg. 1828. 415
verfammelt unb Ratten jid) an bie $ifd)e im freien gefefet
ober gelagert unb ein brave* bapriftye* 95iet vor ffd)*
©d)tottl)auer unb Sinbenfcfynnbt1), bie SÖtoler, unb
ber 23itbl)auer granj ßatxti unb fein 93ruber, bet
2frd)iteft, vonSarmftabt*), fangen gana vortrefflich Siroler
Sieber, unb unter ®efprftd)en unb @rjd^Iungen ging e*
fo fort, MS e* bunfel ttmrbe* 2Hele gingen bann in*
Styeaier, tt>o ben ÄünfHern au @t>ren „TL ©ürer"8) ge*
geben nmrbe* Da* Sweater4) n>ar aber jfemlid) n>eit ent*
fernt (auf ©d)ütt über ber 9>egnife), unb fo famen n>ir
eftva* fpdt; jule^t 2(benbeffen im „@d)tt>arjen Xbler"*
SÖKtftvod) am 9. Tlpxil in aller gritye befugten un*
bie beiben J^eft unb ©<f)lottl)auer; um je^n Ufyr Äunft*
beratungen6); ba aber bie ÄünfHer nodf) nic^t alle »er«'
*) Der junge SBftyelm Slnbenfdbmft, au* SDtoüu, 1806
bi* 48, toar wie fein gleichnamiger ©ofyn (1829— 95) ©eföld&t**
maier. <£r ftubterte bamai* in ÜÄündjen unter (Sorneltu*. (Sr
malte bie $8auernfd)lad£)t von 1704 an ber Äfrd)e in ©enbltng;
f. audh görjter, a. a. O. ©. 82 f.
*) grana Äarre*, 1809 geb., ein talentvoller {unger SKann,
hat fdjon 1837 in SXom jterben muffen. @r bat ber ©tobt
-foarmftabt ben liegenben Sötven für ben 3fltjtäbter 2ött>en*
brunnen gegiftet. SBon feinen fonftigen SBerfen jinb nur nodf)
©rud&ftürfe unb fleine SfRobelle erhalten, ©ein fünf 3al)re
Älterer trüber ©altbafar toarb Sefyrer ber 2frd)tteftur an ber
bamaligen $b\)txm ©etverbe*, Jefet Sfced&nffdben Jßod&fdbule au
Darmftabt unb ijt nad& relrter llterartfd&er Sßttgfelt 1868 al*
©aurat in Darmftabt geftoroen. 9tad) freunblfd&er Mitteilung
feine* ©ofyne*, J&errn tfrd<. @b. £. in Darmftabt, f)at er über
bie brei ©rüber ©rfmm oft geforod&en, unb lefeterer l)at in
feiner 3ugenbaeit SÄeltefbflber von 3acob unb Söflfyelm ge*
feben, bie getvif} von grana «ßarre* berrüfyrten.
*) »on 21. gr. SB. ©riefel au <prag, 1783—1825; ba*
©tücf erfd&ien fd&on 1820.
4) ijm 3nterim*tl)eater (ber grau von Sfcrentfnaglfa) auf
ber 3«fel ©d&ütt tourbcn au* a*vei ©fnfonten von SDtoaart unb
©eetboven gefpielt unb eine Joulblgung ber 9torf* (Slürnberg*)
für Dürer von ber 3nl)abertn vorgetragen. ;Da* neue (1905
audE) tvieber verlaffene) Sweater tvuroe em 1833 eröffnet.
6) Die Äunjtberatungen breiten ftd) anfang* um ©e*
416 ftttootg @mtl ©rttnm, Erinnerungen.
fammett toaren, fo ging id) mit (Srnjt grieS in bic
Äatf)oHfd)e Äürcfye, bie aud) innen fefyr fd^dn ijt, unb
nur betrachteten ben w©d)ftnen Brunnen" *), bann ben
<5femü&9Jtortt*). 2)aS fear nun ein fragte* ©paß, bie*
alle* anaufefyen, bie fielen Bauersleute mit iljren ©ad)en
)um Serfauf! 3ebe ^atte eine gaitje @rl)5l)ung *on
Blumen, id) l)abe nie fo »tele Jj^ajüttlfen, Xurifetn unb
5Biolen gefefyen, man bcfam für einige Äreujer einige
atterliebjte ©trdufk, unb eS tt>ar nad)l)er fein Sag, tt>o
ttrir unS nid)t frifd>e polten, unb ba)u nod) bie fielen
frifcfyen, fcfyönen ®efid)ter unb manche maleriföe ©ruppe!
ttrfe benn aud) ber ganje 9>(afe fd)on mit ber Sorenafird)e,
bem Brunnen, ben fd)önen Käufern unb ber Burg im
»§intergrunb*) ein fd)ftneS, interejfanteS Bilb geben müfte.
SBBir Ritten beinahe bie ganjen Äunftberatungen fcergejfen
unb famen audj toirflicf) fdfyon ettt>aS )u fpdi
Stadler ging'S mit ©betfyarb in ben „@trau$",
bann lieber in Äinfyen, fo bafl ttrtr erft in ber ©ftmmerung
nad) #aufe famen* 3iemlid) mübe legten tt>ir unS auf«
Bett; falt toar'ä im 3immer, ba nur in grieS' ©tobe
ein Ofen toar (ber aber md)t ju tyeijen tt>ar, tt)ril ein
grünbung einer neuen reUgtöS*patrtottfcf>en Äunft, julefet nur
nod) um @rrtd)tung eines ÄfinjtleroerefnS mit SSerfammlungen,
foteie ©rfinbung einer 3*ftfd£)rift jur gbrberung ber gemeinfamen
3ntereffen. 2)a# bei ber erften orefftünbfaen SJerfammlung ber
fd)on brohenbe ©treit oermfeben unb toenigftenS an ben betben
lefcten 2fbfid)ten feftgefyalten toarb, föefnt befonberS baS SBer*
btenft 3. jD. 9> äff aaantS getoefen au fein (f. (Sornftt, 2, 16). —
gfir bie SBert©irfttd)ung ber erftgenannten SÖejtrebungen fehlten
bamalS nod) bie Söebtngungen,
*) 2>cr 1385—96 oon J&efnrtrf> S8et)atm bem polier er*
baute 20 Stteter f)ot>c <5d()&ne Brunnen toar fura fcorber (1824)
son bem Wer mefyr genannten SRefnbel tofeberfyeraefteHt toorben,
*) @inen befonberen ©emüSmarft gab'S niefit,
■) 98enn bie 93urg im J&tntergrunb lag, fo faefnt Submig
ben JBauptmarft an ber fatbolffd&en grauen* ober SRarienfird&e
ober ber ©ebaibSfird&e unb bem ©d$nen Sörunnen anftatt beS
9>(afee$ an ?orenafird)e unb Sugenbbrunnen gemeint au baben.
VIII. Dürerfejt in «Rfirnberg. 1828. 417
ganje* Sld)t teil* auf bem Ofen, teil* auf ber 9tbl)re
jerfdjmolaen n>ar, tt>a* beim 2fnf)et$en einen mdrbertfcfyen
©efianf gab!)» Srte* war aber fcfyon an fid) befd)äfttgt
unb fyatte feinen Äopf in ber 3Kad)e unb rief manchmal:
„2(tto, atto, fertig!" ©o gegen ad)t Ul)r gingen tt>ir bann,
(ba* SJtofeum tt>ar ntd)t tt>eit t>om ®aftl)of) auf ben be*
rühmten, gldnjenben Sali1)» 9tod) immer fuhren SBagen
t>or, unb e* fliegen nod) ganje ©efellfd)aften SanjlufUger
au** Dorf) t)6rtc man frf)on bie SBaljermufif* ©nblid)
n>aren n>ir im ©aal* Da tanjten fd)on bie Äfinfller in
tyren attbeutfd)en SRbden, unb bie langen ßaare flogen,
ber ganje Ärel* tt>ar nod) mit Damen befefet, unb bie
Heben SWütter faften aud) ba mit it)tcn gutmütigen 9tünv
berger ©ejtcfytern unb gaben auf bie 3$d)ter ad)t unb
fyatten it>re gxeube baran, tote fte herumflogen« 3d) be*
trachtete fo einmal bie alten efyrftärbigen grauengeftd)ter,
ob id) tt>ol>I eine fdnbe, bie gefd)tmnft tt>äre, bie l)ätte
id) bann ein toenig ju Ärgern gefugt, benn ba* @d)mtnfen
ift mir unerträglich! 2Ba* foll id) aber t>on ben jungen
9töbd)en fagen? 2(m beflen gar nid)t*, benn fo ttmnber*
fd)ön, wie — man fann fagen triele tt>aren, fann man
fte bod) ntd)t fo gerabel)in betreiben! Der %u*brucf
®I)afefpeare* „SERaienrofe"*) tt>artt>ol)l für manche paffenb!
Dabei frf)ön gett>ad)fen unb mit ed)t beutfd)en 3ügen,
bie ttrieber jum @anjen pafften8)*
Die SJtoftf tt>ar gut befefct unb bie SBalaer fd)6n*
Hai fd&bnfte tt>ar ein ÄotiOon, idfo l)abe bie 9Wuftf unb
bie frönen ©efld)ter nod) immer in ber Erinnerung unb
*) 9ladj bem SBeric^t be* SBaurat* SBaumgartner im
SWünd&ener $ag*blatt am 6. Bpril 1829 toar ber Söauam 8. BpriL
Da* „2»ufeum", eine nod) beftefyenbe ^rtoatgefettfdjaft, l)atte
unb t)at feinen <5ifc in ber Ädnigftrafle, neben ber SBufeum**
brfiefe. *) Saerte* au Ophelia, ßamlet 4, 5. SB. 157.
•) <£* folgt eine längere ©teile au* Brioft (SRafenb. SRo*
lanb, 7. ©efang, bei ©de* I, ©. 165), be* Sntjalt*, baft ben
SBeitgereijUn bo$ nid)t geglaubt toerbe.
£ut>». (Sri mm, Erinnerungen. 27
418 Subtoig @mü ®rtmm, Erinnerungen,
t>or bett Äugen: e* fd)ien, aW n>enn bie Samen nur
fd) webten; aud) waren biefe fo artig, nur bie fremben
©äfte ju fyolen. Ob e$ it)nen ju ^aufe &on ber SRutter
gefaßt war, ober ob fte e$ t>on felbft getan, ba$ I)aben
wir nid)t erfahren« SRein greunb Sinbpaintner (SBruber
beä ÄapeHmeifter« *), i>on ber @renabter*@arbe in SÄündjen,
bamatö bem ©eneral Sa SRotte aU Xbjutant beigegeben
unb einige Nürnberger fonnten nni mit wem wir wollten
befannt machen, unb fo war t& leicht, ben ganjen Xbenb
intereffant jujubringen* Sie Same, bie n>ir beim ©runb*
fieinlegen auf bem SJalfon, unb aud) bie, bie id) im £>ra*
torium gefefyen, mit benen Rotten n>ir nun ©etegenfyeit
ju fpredjen unb ju tanjem @rnji ftxiti fal) id) am
Anfang fleißig tanjen, bann nid)t mel)r* 3(uf einmal fam
er aber ju mir unb fagte: „Äomm, tt>ir muffen eine ©efunb*
fytik trinfen!" 2fn feinem ganjen SBefen fal) idj, baß er
fd)on fefyr Diele ©efunbfyetten mußte getrunfen fyaben, unb
ti war mir lieb, wie id) ü>n jum SRieberjifeen gebracht
fyaite, #einrid) #*ß unb mehrere blieben bei ifynu
SorneliuS wollte jwar nad) £aufe gefyen, n>ir festen
unä aber nod) eine 3*itlang jufammen unb fpradjen,
bann begleiteten wir ü>n fyinauä unb nahmen 2fbfd)ieb,
2Bie wir jurücffamen, faß grie« nod) ba unb reifte mir
tin @la$ (Sljampagner unb t>erftd)erte mir, id) folle ja
nidjt glauben, er t>abe etwa* im Äopf* Surd) anbere
greunbe Würben wir wieber Don ifym weg in ben ©aal
geholt, unb nad)l)er fagte unä Hermann, £eß fei, waä
aud) red)t gut gewefen, mit ü>m nad) «£aufe gegangen.
Ser 95all war faum in ber SRitte, nod) niemanb
Weg unb bie Sogen oben nod) befe&t ©o gegen brei Ufyr
fingen aber bie 2Bad)*lid)ter an, merflid) fflrjer ju werben,
bie alten Ferren unb Samen faßen fdjon jiemlid) füll
unb matten fleine Äugen unb fprad)en nur feiten unb
2) 9>eter 3<>fept) *. &, 1791—1856, au* Soblenj, feit
1819 ßoffapelfoieffta in (Stuttgart; ^onroonfft ber „gähnen*
wad)t", »on Opern, einer «Dhtfif ju „gaufr, jur „©lorfe" u. a.
VIII. Dürerfefi in SRfirnberg. 1828. 419
Maren gettnfj frol), ali ti trier UI)t fd)lug unb bet lefcte
SBaljer t>erflang. 9tod) muß id) bemerfen, baß ba$
SÖaljjen bort t>tel fcfybner unb anfldnbiger tfl alä bei und
ju ganb, md)t baä SRafen unb Soben, unb bie fogenannten
J$op*tt>aI)er fennt man bort nidjt @o ifi e$ aud) natura
lief), baß bie 23ett>egungen t>iel fd)öner unb grajtöfer ftnb,
unb id) bin überjeugt, bafj 3u Ho Romano1) ju feinen be*
fannten frönen Sängerinnen bei und in Reffen gettrifj feine
©tubien nid)t t>dtte machen fdnnen, obtoofyl bie Figuren unb
Äöpfe baju aud) bei und ju ftnben toären! 2Berben (Sie in
(Saffel aber ntd)t ungehalten barüber, id) fage nur, n>ie eS
ifi, unb n>enn 3I)nen bie 9BaI>rt)eit md)t ted^t ifi, fo
lefen Sie lieber in ßlauren* Heben ©Triften, bie foHen
ftd) fo prächtig lefen laffen*)! J^at er nid)t eben toai
gefagt? 2(d) nein, id) backte nur laut! —
3mmer nod) ben ttmnberfd)önen ÄotiDon im Äopf,
matten nur unö nad) #auä. 3tDe 3intmer n>aren nod) t>oH
Ferren unb Damen, unb bie Ferren famen unb ttmren füß
unb Ratten bie 2:üd)eld)en unb @d)al$ auf ben Xrmen unb
überreichten fte ober Ratten baä ©lücf, ben ®d)al an einem
3fyfel ju galten, unb bie Dame fd)tt>ang ftd) auf einem
3flf}d)en fyerum — unb um tt>ar er! Unb ber überglücflicfye
SWarr flanb ba — unb bie ©ante fal) bod) l)tn, tt>ol)in
fte tooOte! @nblid) brängten ttrir unö burd) unb famen
nad) £auö; ber Äellner fagte gleid), ber eine £err ift
*) ®iulio «Romano, 1492—1546, eigentlich 9>ippi,
Staffael* talentoottfter ©djüler, ber nad) be* SÄeifter* 3eid)^
nungen siele* im ätottfan malte, aud) t>iele uon beffen un*ott*
enbeten Silbern fertigfieKte, toie ben unteren Seil ber oben*
fjenannten SrraSfiguraafone u. a. Subtotg fannte ihn toohl be*
onber* au* SBrentano* @ttd)en SRarc Xntonö. Sflnjertnnen
waren ein Sieblingägegenftanb *on (SKulto* au$fd)tt>eifenber
9>l>antafle.
*) Jjjefnrfd) flauten ODerfname für £. (Stottt (Samuel
£eun, 1791—1854,) toar, nadjbem er bie SRedhte ftubierte, in
toedjfelnben preufjifäen Staatö&mtern tätig, ©eine tüfternen
9tomane („Smmili" ufto.Vtmtrben jtt>at trtel gelefen, aber aud)
ftart verurteilt unb t)etl)6l)nt
27*
420 Subttig @mll Stimm, (Erinnerungen.
fd)on lang im 23ett! 2Bir fonnten bod) md)t umfyin, nad)
unferm müben grieä ju fefyen, bet lag aber ba unb
regte ftd) nic^t, unb baä ?id)t tt>ar ganj abgebrannt unb
baö üföafferglaö lag entjn>et auf bem 23oben, tt>o ftdf>
bann aud) nod) mefyr ©egenft&nbe jufammenfanben! 28ir
bedien il)n nod) red)t ju, flopften tl)m bie ©etfe nod)
red)t bei, unb fo „finb toir liegen gegangen" (9>aber*
börnifd))* 9Rorgen$ um fteben Uljr, afö id) ju iljm an*
SSett f am, lag er nod) gerabe fo, nrie tt>ir ü)n t>erlaffen Ratten !
Sonnerdtag/ 10. 2fpril, gingen toir nod) ju @or*
neliuS, blieben nod) eine fyalbe ©tunbe bei iljm unb
fagten bann il)m unb feiner gamilie1) Sfbbio, unb aud)
bie beiben £ef}, 93oiffer£e*), 9ting*ei$, ©d)Iott*
I)auer unb mehrere anbere reiften ben Sag ttrieber tt>eg*
(Sorneliuä lub unä nod) befonberä ein, nad) 9Ründ)en
ju fommen; gtna'ö aud) bieömal md)t, fo fyaben toir'ä
bod) t>erfprod)en *;)♦
0 Die erfte ber brei grauen t)on Sorneliuä, bie alle
Stalienerinnen n>aren, toar Caroline ®roffl d*r hätte fie 1814
in 9tom geheiratet, unb ba ift fie aud) 1834 geftorben. 2ton
ttjren atoei £dd)iern, JJelena unb SRaria, ftarb bie erfte, ba*
mal* 14jäl)rige, frf)on 1832, bie jtoeite, al* (SJr&fin SRarcelli,
1860. — 2luf$erbem unterließ (Sorneliu* einen ®of)n ® abriel,
preufj. Öberftleutnant im 3afyre 1883.
Diefe erfte grau be$ großen Jtünftler*, „©ignora (Saro*
Una", n>ie fie allgemein genannt umrbe, lobt 9tiebuf)r (an
©asigng 16. 2. 1817) al* „anmutig unb treufyenig unbjeiner
eignen ©attin febr lieb". &efonberö gefiel aud) tfyr 9Befen,
ba* fie faft $ur @d)toefter it>rcr $5d)ter machte (@. gdrfter,
a. a. Ö. 24). — ®ie toar bie Softer eine* rdmtföen Äimffr
fy&nbler*; bie beiben anberen grauen t>on (5. ttaren S&d)ter
*on gleifäern.
*) Soff fer£e toar mit ben beiben Jjef} fogar «in einem *er*
fdjloffenen SBagen" t>on SRfindjen gekommen! Sorneliu* mit
einer gamilie f)atte fidj ifynen *>on 9>faffenl)ofen ab, 9t in g* ei* mit
Stau unb feiner 9tftf)te, ber Malerin (Smflie Sfnber, um bie
d) Giemen* Brentano* Dichten unb Denfen in feinen
legten Sauren breite, fcon ©Hingen ab angefdjlojfen. (Sie toobn*
ten alle jufammen im „fRoten ÜtofJ". (®. ©oiffer*e 1, 313—5.)
*) sDaf} Sorneiiu* neben bem unjidjtbaren Raupte ber
VIII. Xtörerfef* in SWfcrnberg. 1828. 421
3u $aui fanben xvix unfern ftrie* nod) ju 93ctt,
et tt>ar ffloac tt>ad), e* fd)ten ifyrn aber nod) mifcrabcl au
fein: er ließ ftd) laue* SSaffer unb 93aum6l geben, ba*
tranf er unb legte ftd) bann ttneber auf* Ol}t. @r ttmfjte
nid)t* meljr t>on bem Xbenb, md)t n>ie er nad) #aufe,
nid)t, n>ie er in* SJett gefommen, ttmnberie fid> aud) über
ba* 2fa*fel)en feiner ©tubel Aber auf ba* fd)5ne @e*
trän! muß e* ifym bod) beffer geworben fein, benn mittag*
fear er ttrteber auf ben ©trumpfen!
Mittag* nad) jn>et Ul)r ging bie große Partie t>or
ftcf>, bie ber ^oftftaBmeifter gab« &xoa jtoanjig tner*
fpännige offene SBagen mit blafenben ^ofHttionen, auf
jebem tuer bi* fed)* ÄünfHer, fo ging** im flärfflen Srab
burd) bie Straften: soran ritten jtt>et mit Ijoljen gähnen,
e* u>ar ber SRaler ?inbenfd)mit unb ©eurer1)/ beibe
gute Steuer* @o ging5* jum ©pitaltor fyinau*, ber 9>ofl*
ftattmeifler fuljr julefct in einem Kabriolett, um ben ganjen
3ug überfein ju fdnnen.
Der 2Seg ging nach einer alten 93urgruine, ben
tarnen l>abe id) sergeffen*), bod) ift ber Ort au* bem
jDreifKgjäfyrigen ßrfeg j)er berühmt, ©uflafcÄboIfunb
20 alle np ein flanben ftd) l)ier gegenüber, unb n>enn Sie
nad)Iefen tollen, fönnen ©ie ba* SBeitere erfahren! Die
ganje ©efeOfd)aft fKeg au*, unb e* ttmrbe ju ftuf} l)inauf*
gegangen; aud) jn>ei Damen n>aren in ber @efeKfd)aft,
geftoerfammlung, Dürer, ba* fltfjtbare JJaupt unb ber Mittel*
punft berfelben toar, bem forttoafyrenbe JJulbtgunaen attertoftrt*
btttittt nmrben, ftyeint Subtoig nic^t f)erau*gefüf)ltju fyaben.
*) Subttig ©eurer, 1806—48, geb. u. t m ütfannfyeim,
Äiftortenmaler, machte fid) 1839 berühmt burd) fein 93flb „3Me
Äreujfafyrer *or Serufalem".
*) @* toar bfe „Ttltt gefte" auf einer 2Cnf)dhe an ber
SRebnifc, jtoei ©tunben *>on Stfirnberg, too am 4. <©ept. 1632
9Balienjtetn Euflat) 2Cbolf* fed)* Angriffe auf fein *er*
fdhanate* Sager abfdjlug unb ben Äonig jum SKüdaug atoang.
»leben bem eine n>eite gernfid)t erfcMiefeenben $urm beftnbet
firf) fyeute nod) eine groffc ®artemofrtfd>aft.
422 Subnrig (ärmtl ©rfmm, (Srtnnerungen.
bie grau be* SRaler* gftrfler1), Softer 3ean $auU,
unb bie beS SRalerd ®d)norr*), eine SBienerim Die
erflere ifl jn>ar nid)t fo fd)6n n>ie bie SSienerin, aber
angenehm unb interefiant.
*) @mma Stifter, @. gdrfter* erfte grau (feit 1826)
toar ba* dltefte von 3. 9>aul$ brei Äinbern, geb. 1802 in
SRetningen. #uf ffe toar vom ©effte be$ 3toter$ ein gut Seil
übergegangen; ifyreö 3Bater$ ebenbürtige 3Tod)ter nennt fie ®.
£. v. ©Hubert; fietoar eine Jtiftoe, liebevolle Sftaturvon leb*
baftem, fcfyarf beobad)tenbem ©eifte unb humorvollem SBefen.
3>l)re fadnen »riefe f>at il)r ®ol)n 93rij g. 1886 $u einer
Sebenäbefdjretbung vertooben (SBerltn, J&erfc) unb aud) baö 93üb
ber 24 Jährigen Söraut von ber Jjanb be* Sorduttgam* augefügt
©te ftarb 1853, unb gdrfter fyat nodj an>ei grauen unb
viele Äinber begraben« Seit 1827 rannte fte aud) bie hier ge*
nannte ©atiin ©d>norr$ unb ftfjrefbt von ft>r (bei Sörfj g.
<g. 43): „®ie ift nid)t eigentlich fd)dn, fyat aber bei üjrer Sugenb*
frifebe ettt>a* fo $ifanteö unb jjrembartlge*, baß fte bei tyrem
©eift root>l gefallen muß." @in SÖanb at»ifd)en ben beiben grauen
toar bie große äteretyrung, bie SRarte ©djnorr für 3ean
9>aul baut.
") Suliu* ®d)norr von <5arol*felb, 1794—1872, tvar
bamatö ein 3abr lang ^rofeffor an ber SRümbener Bfabemte.
@. gdrfter (5, 91) fd)tlbert fadn ben (Sinbrutf, ben ba* 2luf*
treten beö bamal* fdjon voUenbeten fyohen Äünftler* auf ade
mad)te, um ben fid) baVb eine eigne ©cbule aufammenfcblofl.
2Cm befannteften tjt er burd) feine Söübcrbibel unb burd) feine
herrltdjen 9lfbelungenbtlber in fünf ©dien ber 91. SRefibena in
ÜÄündjen geworben, — ©eine ©attin tvar SHarie J&eller,
bie ©tteftod)ter feinet greunbe*, be* SRalerS gerbinanb Ölivter
in SBien, bie tym fd)on al* 7Jdf)rtge$ Äinb befannt unb 1827
feine grau geworben tt>ar. 2(ud) @rnft Äletfdjel ift bie fcfyone
junge grau feine* fdcbfifdjen Sanbämanne* @d)norr, „beffen
0lame neben bem von Sorneltu* obenan aldnate," aufgefallen
(Öppermann ©. 32). — 3*on i^ren fetf)$ ©5l)nen (neben vier
$5rf)tern) baben ftrf) brei befannt gemalt: ber dltefle, Äarl,
1830—95, xoax ©eneralbfreftor ber bagrifdjen ©taatäbahnen
(beffen ®. £an£, 9>l)tlolog, ift SMreftor b. SWündjener £of* u.
@t*$8lbl.). £>er atoeite, «ubtvig, 1836— 05, toar @dnger; tl>r
®ol)n grana enblid^, geb. 1842, ift @d>rtftftetter unb Ober«»
bibtfotyefar in «Dre^ben; bort ftarb aud) bie Butter 1882 im
2flter von 75 Sauren. — SBon ben ae()n £inbern be* 9>aareö
flammen nur fünf @n!eL
VIII. Dürerfeft in 9iürnberg. 1828. 423
9tad)bem bie %udftd)t wn ben Stummem ber 93urg
betrachtet tt>ar, bie jtt>ar meifl burd) 53äume ju fcl)r be*
etntrdd)tigt tt>ar, ging man in bad nafye, aucf) erl>öl>t
liegenbe ©aftyaud, tt>o im ©arten neben Äaffee aud) „ein
brat>ed 23ter" genommen ttmrbe* SRtt ber 2(udftd)t tt>ar'd
vorbei, ün feiner Stegen, aber t>on ber Art, bie burd)*
bringt, fam fyeran unb t>ielt länger an, ald und lieb ttar*
©od) nntrbe ed gegen @nbe beffct, unb auf ber SRü*
fal)rt ging5* über gürtl). Die jtt>ei SRetter mit ben gafynen
unb bie blafenben ^cfHOione brachten bie ganje @tabt
in Xufruljr, atted tt>ar auf ben ©trafjen, in ben genflern,
unb bie Dielen neugierigen 3ubenJ) ftrecften ü)re <$älfe
nod) länger nad)* S3einal)e im ©alopp ging9* burd), unb
in ber Dämmerung trafen ttrir nrieber in Nürnberg ein*
3fuf bem ganjen SBeg fangen bie ÄünfHer, unb Der bem
$ofil)aufe ttmrbe haltgemacht unb bem 9>of}ftallmeifter
ein Sfoat gebraut, unb bann gingen ttrir nad) #aud,
bie feuchten unb a^emlicf) befprifcten Kleiber abjulegen*),
2(benbd n>ar nun bad grofje ©afimal)I8), tt>eld)ed ber
SJtogiffcat ben ftfinfttern gab* Sorljer legten ttrir und
x) Da bie Suben nid)t in Stürnberg feibft toobnen burften,
fo bilbeten fie im naf)en gürtb früher oft V*— Vs ber »eträlfe*
rang, Jefct nur nod) Vw
■) „J&errltd) n>ar bie ©»ajierfabrt am jtoetten Sag nad)
unferer Xnfunft in 3lürnberg;', fdjreibt aud) dmma gorfter
(a. a. O. 46). „Der 9>oftftaKmeifter veranlagte fie, inbem er
bie fämtlfd)e £ünftlerfd)aft in 6fifeigen Äorbtoagen fahren ließ.
<5d ging nad) ber fogenannten 2ftten gefte, einer &uine, von
ber man tint fd)bne 2tudfid)t auf SRürnberg unb bie toelte Qtbtnt
bat Den SRüdtoeg nahmen ttrir über gürtf), bad und alle burd)
feine ©röfje unb feine fabnen £äufer überragte. UnfereSRaler
fangen unb jubelten beim Durchfahren; alle Seute famen aud
tyren Käufern unb fd)rien mit, feiner ttmfjte toarum. <Sd tt>ar
prdd)tig! (Sbenfo l&rmenb jogen ttrir lieber in Nürnberg ein." —
Der 9>offltaKmeifier toar ©. gr. X ©darb.
•) @d tt>ar im »a^rffefeen J&cf feibft, tt>o «üb »ig toobnte,
unb galt befonberd ben 2&üncbner Mnjtlern unb ©d)netber;
bod) b^t «üb »ig aucf) t)ter fälfd)ltd) ben 10. flatt ben 9. 2fpril
angegeben.
424 Subnrtg (ärmtl (Stimm, Erinnerungen.
nod) auf* 93ett unb fprad)en nod) bi$ gegen ad)t Ul)r
mit ftxitt, ber ftcf> nrieber völlig erholt f)atte. XuS
unfern genflern faljen n>ir ben ©aal fd)on erleuchtet, unb
afö roir Ijinüberfamen, n>aren beinahe alle ^Iäfce fdjon
befefet, bod) nmrbe jufammengerücft, unb nur faflen nod)
mit 93ilbf)auer @berl>arb, Hermann unb grieS ju*
fammem SRaler görfter bebanfte jid) im tarnen aller
ÄünjHer, bann fyieft ber erfie 93ürgermeifter 93inber eine
Siebe, nad)l)er nmrbe ein SRännercfyor gefungen, aud) t>on
§r* ©d)neiber, ber mir beffer gefiel* Unfer greunb
?inbpaintner n>ar mit mehreren Offtjieren ba, unb tt>tr
tranfen bie ©efunbfyeit unferer alten 9Ründ)ner 23efannten
unb berer, bie nod) in @ried)enlanb ftnb1)/ unb ti toax
atteä luftig, gegen jtt>6If Ul)r toar'ä au&
greitag ben 11» April gab'* ttueber ÄfinfHerberatung,
23efud)e, abenb* SBerfammlung im 3)ürerl>au$* Um jtt>6lf
UJ)r auf ben 93lumenmarft, abenbä ini ©ftrerfyau* jum
9)ofiftaHmeifler jur ^unfd^artte2)* Sampe fam unb
fagte ganj freimütig: „9Reine JjSerren, ber J&err $oft*
ftaßmeifter ijl mir ju&orgefommen, id) l>atte t>or, bafl ©ie
alle mir ba$ Vergnügen fd)enfen feilten, ein ©lad guten
alten ?aubenl)eimer bei mir ju trtnfen," 3)er ^ojtfiatt*
meiner aber fiel il)m in bie SRebe unb fagte: „SBiffen
Sie tt>a$, ben SSein fönnen tt>ir ja aud) l)ier trinfett!"
©leid) barauf famen nnrflid) jtt>ei große Ärfige, fd)ftn
unb mit allerlei 3i*raten, bie t>on TL 3)ürer unb tyixt*
Reimer fyerfiammen, mit 2aubenl)eimer angefüllt! 2fHe
*) ©d)on t>or 1832, too Ädnfg Subtofg* ®ol)n Otto bie
Ärone @rted)enlanb$ annahm, toaren gerabe auö Sägern Kämpfer
für bie grtedjtfd)e gretyett bortfytn gegangen, fo fcon Subtoig*
greunben noefo (1826) ber obenertoäljnte 4L SS. ». J&etbed u. a.
*) £>. ÜÄüUer, Äaulbad) 157. verlegt unrid)tig?)artie u. 9>unfd)
auf ben 28. u. 29. 9Äär$. — „$)ux anbem 2lbenb gab ber 9>ofi*
meifter ben SOtolern nod) einen 9>unfd), ber großartig, auf eng*
lifd)e Hxt toar. d*r nmrbe nftmltdj in großen Steffeln gebraut;
ein SOtolertfoerg nmrbe babei auf einem mittleren 9>rdfentfer*
teHer herumgetragen/' (&nma gorfter a, a. £)♦)
VIII. 2>ürerfetf in Slfimberg. 1828. 425
©Idfer ttmrben gefüllt/ unb ti gingen nod) grofle pumpen
fyerum, bie jlebem einzelnen gereift ttmrben1)* ©a ba$
Srinfen nid)t unfere ©acfye ifl, fo tat e$ und orbentlid)
leib, baf$ unfere ©teilen nicfyt mit befferen Srinfern be*
fefct tt>arem Die Sieben, bie ba gehalten ttmrben, fyatten
meidend feinen Sinn, tt>aren aber in ü)rer Art fornifd)*
@ampe gab ti ganj auf, nod) einmal ju SSorte ju
fommen* 25er SSein unb ber 9)unfd) Ijatte balb feine
SÖirfung bei ben meifien getan, ©efunbfyeiten ttmrben
ol}ne @ttbe getrunfen* ©aä ©d)önfle aber tt>ar, tt>ie ftd)
bet eble 9>oftftaHmeifler mit einer SRebe bebanfen toollte,
bie aber nur in 23rocfen fyerauöfam« ©ein ganje* roteS
©eftd)t ladete, ünb id) glaube, bie 9Ru$feIn finb ü)m fo
norf) ein ganje* 3al)r flehen geblieben! 9tad)bem ber
raucfyenbe 9)unfd) getrunfen tt>ar, gingen tt>ir nad) £auö*
@rnft grteÄ toar mittag* fcfyon nad) (Erlangen abgereifl,
um in ber ©egenb ettt>a$ ju jetd)nem 9lod) mufj id)
nachtragen, bafl tt>ir ben Mittag mit mehreren Äfinftlern
aud) (Sampeä SMlberfammlung unb barin mand)e$ 3nter*
effante gefe^en fyaben,
©onnabenb ben 12. April reifte Hermann, ©d)norr*)
unb fjörfler unb mehrere anbete n>eg, unb man merfte,
baß e$ aHmäfylid) leerer ttmrbe; bie fielen gefHid)feiten
nahmen ein @nbe, unb man fonnte einmal für ficf> fein
unb bie Äurtflfacfyen mit mel)r SRulje betrachten! SBir
*) SBenigften* einer ber beiben Ärüge, berjenfge aud 9>irf *
fyeimerä ©efife, *on £irfd)&ogel geformt, tft fpater mit einer
auf Pergament gebrückten (Wnnerongäfäjrift auf bie 93urg
J&of)enfd)tt>angau geftiftet toorben. G£. SBfiKer, ®. 157.) Der
anbete, Dürer* JpauSfrug, toar fdjon to&fyrenb ber J&erfiellung
ber transparente attmorgenlid) *>on ßampe toeingefüflt ben
ÄünfHern augefanbt toorben. «SorniK, a. a. O. 2, 14.)
*) 9Jro oem if)m eng befreunbeten ®d)norrfd)en (Sfyepaar,
t>on bem toofyl er bti <5omtK a. a. €>. ©. 17 ein fcböneä 93itb
entwirft, reifte aud) 9>affat>ant au engem SBerfefyr für ein f)alb
3af)t nacf) 2Ründ)en unb n>ar bafelbfl mit mehreren anbeten
für bie $ettt>irflid)ung ber SBürnberger MnflIetbefd)lu(Te tätig.
426 Subtoig (ärmtt ®rimm, ©rtnnerungen*
backten, fo nod) ad)t Sage bort ju bleiben unb fpracfyen
lein SSort t)on SSeggefyenl 2Sir fugten ben ©ipägtefter
auf, ber bie Xpoftel am ©ebalbägrab abgeformt Sie
guten Nürnberger fafyen und an, bafl toir fremb toaren
unb ein J&auö futtern Da ging bann ba* genfierl auf,
unb e* nmrbe gefragt: „2So tt>ollen,$ benn f)in?" — „3u
bem uftt>*" — „Qkfyxi, ba gange* fir jengrob un ban um*
@cf rum; harten* a bijferl, i htm gtei unb nuO'ö Sfyne
aeü>n,"
3)en 3Cbenb n>aren ttrir im SBerein ber SWürnberger
ÄünfMer eingelaben; er ifi im SRufeum oben* 2Öir trafen
bort SReinbel, ©eiflier1), J&eibloff, £♦ *>♦ J&ailer2)
unb eine ©efettfdjaft t>on ©elefyrten, Äünfilern unb Äunjt*
gelehrten. 3n ben Bimmern fingen ©emälbe aui alter
unb neuer 3eit, man jtel)t ba 3eid)nungen unb Äupfer*
jtid)e aller Art; n>ir ttmrben freunbltd) aufgenommen unb
jm>orfommenb befyanbelt, unb bie ?eute ftnb natürlich unb
angenehm, tt>a* man immer im ©üben ftnbet
Sonntag, ben 13. 2fyril, gingen tt>ir nad) neun
Ul)r in bie ©ebalb*fird)e unb fyörten bie ^rebigt; nad)
ber Äircfye toar an gar fein 3eic^nen ju benfen, ba gab
e* fo Dielerlei ju fefyen unb l)erumaugel)en, befonber* auf
bem 9)lafc nicfyt n>eit t>on ber Äettenbrücfe8)*
2Öir Ratten jtt>ar bem ©eistet t>erfprod)en, mit
ifym nad) bem 3)ufcenbteidj4) ju gefyen, aber ti n>ar
l) Der Nürnberger Äupferftec&er 3ol).2Rart.gfrbr. ©eitler,
1778 geb. in Nürnberg, rabferte befonberä nad) Nieberldnbern
unb fteuerte autis SSoffferte mehrere Söldtter au feinem 9>rad)t*
toerf über ben Äölner Dorn bei; er ftarb 1833.
*) greil). *. Malier, 1771—1839, toar 3nfpeftor ber ftgL
Valerie auf ber Söurg unb Sefyrer an ber Äunftfdjule.
*) 9ttajimtiian$plafc, norbtodrt* fcom Äettenfteg, aunddjft
oberhalb be$ £attertor$.
4) Der atergnügung$ort„£)ufeenbtetd)" Hegt *or bem grauen*
tor, ettoa brefoiertel ©tunbe füboftlid) t)on ber ©tabt, an ber
23af)n nad) Stegenäburg; bafelbft ein groger ©etfjer mit labern
unb Äafynfafyrt, eben ©cfoauplafc ber »ieKetd)t ba* Rlottemoefen
ber 28elt umgeftaltenben $erfud)e be* 9>fy)fffer* Gfyrtftopb 8Btrtf)!
VIII. Dürerfefl tn 9iürnberg. 1828. 427
und IdfHg, an irgenb jemanb gebunben )u fein; n>tr
wollten frei fein, um tun au fönnen, woau wir 2ufi fydtten*
9lad)bem wir im „Skprifcfyen Jj5of" ju 9Riitag gegeffen
Ratten, gingen wir gegen ffloti Ufyr fyinauä. Der Ort ift
etwa eine fyalbe ©tunbe t>on ber ©tabt, unb ©onntagä
unb DonnerÄtagS, n>ie man und fagte, bie ganje fd)öne
SBelt bort au treffen. Unterweg* trafen n>ir SSagen,
fXeiter unb Suflgänger* 9ltd>t weit t>on bem Dufcenb*
tcid> fommt man in einen SWabetyolawalb, ber biö I)in
flirrt. Dort trafen wir ?inbpatntner, Hauptmann
<@ügel unb %rd)iteft Stamm an1) unb gingen bann in
ben ©aal oben, n>o SRuftf n>ar unb bie fd)önen Samen
um Stfdje beim Äaffee faf$en unb ftcf> eraäf)lten unb ba$
@an)e auäfal) n>ie ein ©arten, worin eben bie ©onne
aufgegangen tjl unb bie SRofen in ifyrer 93Iüte flehen2)!
Denfen ©ie ftd) nun nod) bie SRuftf I)inau! gefi*
gebannt n>ar man, wol)in man fal). 2ßarum ift fein
Nürnberger SRaler auf bie 3bee gekommen, ein 23ilb au
malen? ©o fed)S biä ad)t ©d)5nl)eiten in einer ©ruppe im
freien, in einer frönen ?anbfd)aft, aUeä ausgeführt wie
e* fein fottte — baä fyätte weltberühmt Werben muffen,
unb wie fcfyön würbe bai ein <$♦ J&olbein, SRaffael,
Siaian ober ?♦ ba Sinei gemacht fyabenl 2Öa$ fyaben
bie Nürnberger SRaler für l)errlid)e SRobeHe, wenn fte nur
l)tjiorifd)e 23ilber malen — wollten I
©egen baä @nbe gingen wir herunter au bem Dufcenb*
l) Der bamatö erft etmmbawjmaig Safyre alte, fpäter be*
fonber* burd) feine Stauten in Dfterrefd) befannte Xrd)fteft
ftubterte bamal* brei Safyre in ÜRfindjen unter ©drtner unb
fefyrte erft 1840 nadj großen Steifen in fein* SBaterftabt J&am*
bürg äurücf, wo er bie ©rünbung ber ftaatltdjen ©alerte »er*
anlaste unb 1880 ftarb.
") @$ folgt eine — *>on mir nod) nfd)t gefunbene — ©teile
t>on adjtunbawanatg Werfen angeblich au* 4rfoft, ein 2ob ber
grauen unb SRäbdhen entf)altenb: „5Cn Jugenbttcfter SJHtf unb
®d)5nbelt gleiten. . . bt$: „@o fönnf td) beren @d)dnbett botf)
nie gana befd>refben."
428 Subwig <8mtt (Stimm, Erinnerungen.
teid), befafyen bie ©egenb, tt>o aucf) bie Damen faftaxtiP
betten; julefct aber würbe e* trüb unb winbtg, unb e*
fcfyien, aB ob ber gröfiie Seil ber @efettfd)aft fd)on auf
bem Heimweg fei (Sampe !am unb lub und fel>r I>öf^
lief) ein, mit it)m naef) ber ©tabt ju fahren» ®* war
mir eigentlich ärgerlid), toir wären gern noef) bageblieben
unb ju $u$ nad) #au* gegangen, e* ließ ftcf> aber nid)t
gut änberm #etbeloff unb nod) einer fuhren mit, unb
beim (Srinfafyren in bie ©tabt fing e* aOmdfyltd) an ju
regnen* ©o ful>r benn bie ©efettfe^aft mit t>or ben
„Söa^rtfcfyen #of"/ unb Wir betrachteten bie ©ipäftguren
unb nnobelle t>on SÖerner Gfcenfcfyel)* ®egen fed)* Vttjt
ging icf) in* 2J)eater, n>o id) ben Xbenb angenehm ju*
brachte *)♦
SRontag, ben 14. April, ging5* morgen* in aDer
8xfil)e auf ben- ©t**3ol)anni**©otte*atfer l)inau* jum
3eid)nem 3)a* SSetter n>urbe immer fd)5ner unb wärmer,
ber 3MU)ling fam mit aßet 2Rad)t, unb ganje 95üfc^e unb
SJäume waren fd)on grün» Auf ben Ätrd)l)of fam, fo
oft wir {eigneten, ein Heiner 3üngeld)en unb braute
un* Stühle unb Söafier jum 3eid)nen unb ging un*, fo*
lange wir ba waren, nicfyi t>on ber ®t\U. <5r wollte,
wie er fagte, aud) ein SRaler werben, fprad) t>on Tttbx.
Dürer unb erjäfylte t>on Sater unb SRutter, baß fte arme
2eute wären; wir jwei foDten il)n in bie ?el)re nehmen,
wenn bann einer feerreifte, fo wolle er jum anbern gel)en
unb recfyt fleißig lernen! ®o war auf bem £frd)l)of ba*
freunblicfye 3üngeld)en immer unfer greunb unb ftanb
bann neben un* auf einem l)ol)en ©rabflein, barfuß unb
mit fliegenben paaren!
@* l)at etwa* eigen geterlicfye*, wenn man einen
Äircfyfyof betritt, jumal Wenn er fo fd)6n ift wie ber t>on
@t. 3o^nne*; man benfe ftd) bie Dielen l)ol)en ©rab*
fteine2), einer am anbern, 3Ronumente unb jtreuje unb
x) @* würbe „Stortfjegwutf)" t)on 3f*gl** aegeben.
') Die mefften ©rabfteine finb freilief) geraoe liegenbe,
VIII. ©üterfeft in 9türnberg. 1828. 429
bojttrifctyen Stumen, im JjMntergrunbe bie alte &atferburg,
red^tö bie Sürme bet ©tabt, linfö bie brei fyofyen Äreuje
unb am Stoben jtoei giguren, bann bie #oljfd)ul)er*
&apeKe, rücftoärtä bie iftrd)l)of$fird)e, auf ber (Seite Don
fyofyen alten ginben umfcfyloffen unb baju ein ferner
©onuenauf* ober Untergang! 9tad)mittag$ befafyen toix
einen Seil ber ©tabt unb gingen gegen Xbenb auf bie 93urg<
Dienstag, ben 15« April, jetd)neten toix morgen*
auf bem £ird)l)of, betrachteten mittag* einige SBilber in
ben £ird)en, ttaren auf bem SRarft, in ber ?orenjfird)e
unb abenbö mit 2tnbpaintner unb ©tamman im
SRufeum, ti>o alle 3*itungen ju fmben ftnb, unb gingen
bann mübe nad) J&aufe*
SWitttDod), ben 16« Xpril, {eigneten n>ir auf bem
©t*3ol)annid*Äird)l)of in ber #oljfd)ul)er*£apelle; eine
alte grau mit einer großen 9tafe unb beinahe um>erfiänb*
lieber ©prad)e fd)lof$ und auf unb gab unö ben ©d)lüjfel;
fo blieben n>ir einige ©tunben barin. @$ n>ar fül)l unb
feucht barin, eine ettoaö über lebensgroße ©rablegung in
©anbfiein, icf> glaube t>on bem alten Ärafft auägefyauen,
befanb ftd> ba, t>on ber n>ir einige* f fixierten, fed^ö bi$
ad)t Siguren pnb im altbeutfcfyen ©tu, aber mand)e, be*
fonberö bie 1)1* SRagbalena, t>on auägejeidjnet fd)önem
Xuöbrucf unb ebenfold^er Stellung* 3n ber 25efd)reibung
ber Nürnberger SRerftofirbigfeiien fönnen ©ie ba$ 9WU)ere
nad)lefen* 3d) glaube, bie Stationen t>om 2or bi$ an
ben Äird)l)of jtnb aud) t>on Ärafft1) unb meift fel)r fd)dn.
SRittagÄ machten ttrfr einen SJefud) bei ber gamilie t>on
#oljfd)ul)er unb befamen ba$ fdjöne SMlb t)on £iero*
n^muä t>on 4« ju fefyen, ba* X Dürer tt>ol)l in feiner
beften 3eit mag gemalt fyaben1)* 2)a* 93tlb fteeft in
toaö anfangt einen fonberbaren (Sinbrucf mad)t, unb einen folgen
bat «ubtofg aud) für flci> getoünföt unb erhalten, ebenfo tote
fein ©ruber Äart
*) Die $8urgfd>mtetftraf5e fltyrt t>om Aaufe 9lr. 6 ab, efye
fie ben eigentlichen «trd)l)of erreicht, an {leben 3Begpfetlern mit
430 Subtoig ©mil @rimm, (Erinnerungen.
einem ®d)ubfaften, tt>a$ ü)tn mit ber 3eit fcfyaben mufj.
2)a$ fagten n>ir aud) bem 93eflfcer, aber bie guten ?eute
meinten, eö fönnte fo bod) nid)t verborben tt>erben, n>enn
ti immer triebet gut vertvaljrt tverbe!
2)a$ SMlbnte ifi bie reine/ tt>al)re 9tatur, befonberä
bie Xugen finb über alle 93egriffe vortrefflich, unb man
vergifft, baf} e$ gematt ifL @benfo fd)6n ift aud) ber
SRunb, mit ben paaren ftnb tt>ir ntd)t fo ganjber
Meinung anberer; befonberö mad)t bie Art ftcf> nid)tgut, ba
ber 9)?ann fd)on tt>eif$e #aare l)at, unb ift um fo ftörenber»
SBir fdjrieben unfere SWamen ju ben vielen, bie aud) fd)on
ba$ 93ilb betrachtet, in bai 23ud) ein; ein grduletn
von J&oljfc^u^er1), bie mir nod) bejfer gefiel ate il)r
2fl)nl>err, tvar fo gütig, uni alle* }u ersten, tt>a$ 93ejug
auf ba* aStlbnt« t>atte. 2Sir Ratten fte fd)on früher auf
bem 23aU gefefyen, unb aU tvir Weggingen, erhielten tvir
bie ©rlaubni«, ba* SMlb 6fter au befefyen*
9Son ba gingen n>ir au einer anbern Nürnberger
gamilie unb betrachteten ba* 93ilbni* von SRuffel*),
©anbftetnreliefä, ben „©tattonen" unb bem „Salvartenberg"
vorbei, bie, alle von Ar äfft fyerrityrenb, jefet im ©ermaniföen
ÜRufeum fid> beftoben unb burdb 9tad)btlbungen am urfprüna*
lfcf>en ©tanbort erfefct finb; ffyr @nbe erteilen fie in ber ®rab*
legung ber £olafdjuber*&apelle, feinem lefctenSBerf, fünfjerjn
lebensgroße ©anbfteinfiguren auftoetfenb. — Da* alte 2lbel$*
fjefdjled)t ber #olafd)uf)et von#arrlad) bejtefyt nod) in einer
einer vier Linien. Da* attbefamtte t>crrlfd>e, 1526 gemalte
Söflbniä be* Kaufmanns unb aeittoeife Söürgermeifter* «gtero*
nt)mu$ von JJ. tft feit 1884 an ba* Äaifer^ebrfcfeÜRufeum
in Berlin abgegeben toorben (Öbergefd)of$ Stab. 67, 3lr. 557 D).
£teronvmu* tvar (tote 9Äuf fei) etngreunbjDürerS; er lebte
1469—1529.
*) 3$ babe nichts über fie feffiteHen fdnnen.
*) (5* tvar bamal* im fefct Äraftfcften, früher 2Ruffel*
fdhen £aufe, Sherejienftrafje 7. Da* Dlotlb be* fRümberger
9tatöberrn 3acob Muffel ift tote ba* von £olafd>ufjer 1526
gemalt unb beffobet fid) feit 1884 ebenba tvo jene*, unter
Sir. 557 E. — SÖeibe Silber gibt tfnadfufl, X SDürer, @. 117
unb g. 9tüd>ter, X 3). 75 unb 23.
VIIL SDürerfefi in Stürnberg, 1828. 431
aud) t)on X. Dürer gemalt« 3n bet #au$flur fal> eö fd)on
ganj malerifd), dufjerfi reinlid) aud; auf ben ©nbpfeiletn
ber Sreppe lagen jtt>ei große fyftljerne ?6tt>en; n>ir ttmrben
in ben britten ©todf geführt unb famen in ein jiemlid)
gtofleä Simmer* 2)e<fe, SÖdnbe unb ©oben waren mit
ü&olj aufgelegt, unb an 3ieraten fehlte e$ nid)t; auf ben
2Hfdf)en lagen Stoppen unb große 93üd)er, ftanben große
altmobtfcfye jtlberne ©efdße, allerlei anbete alte Äunfi*
tt>erfe, in Jon, unb ®d)niktt>erfe in Jjolj, M* SBänbe
t>oD Silber, furj e$ tt>ar fo vielerlei anjufcfyauen, fo tuet
ju erjäljlen, baß n>it trieHeid)i ein paar Sage in ber ©tube
fyätten bleiben fönnem Aber tt>ir mußten an bie Äftrje
unfetet 3«t benfen, unb fo fingen n>ir benn balb anf baä
23ilbni$ ju betrachten, baö aud) n>ieber l)errlid)e Seile l>at,
aber bod) bem #olafd)ul>erfd)en nad)jfcl)t 3Cußerbem
n>ar nod) bie »oDftönbige (Sammlung Don H. Dürer^
«£oljfd)nitten unb ÄupferfHdjen ba unb mehrere #anb*
fcf)riften unb#anbjetd)nungen; nur leitete befafyen n>ir unb
nahmen unö t>or, bie anbern SSerfe baö näcfyjfrmal ju
tfefeljen, tooju e$ aber leiber nid)t meljr fanu
Donnerstag, ben 17* Tiptil, l)abe id) auf bem
®t*3ol)amu$*@otte$atfer gejeicfynet, SBerner ging auf
bie 93urg ju SReinbel, um ba einige* in ber ©alerie ju
ffijjierem ©egen jeljn Ul>r ging id) aud) hinauf, bann
befugten n>ir ben ?anbfd)aft$maler Älein1)/ btfatyn
feine ©emilbe unb ©ff jjenbficfyer au$ 9tom, SSien, Ungarn,
93öl)men unb SJa^ern unb feine fd)5ne SBilbniäfammlung
ber jefct lebenben befannten ÄflnfHer, 3Md)ter unb @e*
lehrten* Die Arbeiten t>on Älein ftnb geiflreid) unb freu
Dann gingen tt>ir ttneber in ber ©tabt |erunu SÄeinbel
begegnete unä auf bem 9)lafc t>or ber #gibienfird)e unb
jeigte und nod) mand)e$ 9)?erftt>ürbige, fo aud) nod) eine
alte gotifdfye ÄapeHe im 3nnern eine* J[5ofe$, bie tt>oI)I
tt>enig SWürnberger fennen, gefd)tt>eige benn grembe ju
fel)en befommem SSKittag* l)aben n>ir einige 93efud)e gemalt
*) ©• o. ©. 405.
432 Subttrig (Smil ©Timm, Erinnerungen.
ffrettag, ben 18* Xpril, l>abe tdj auf bem ©i*3<>*
l)anni**©otte*acfer jum tefetenmal gejeidjnet unb SBerner
auf ber 23urg nad) einem iniereffanten 93a*relief au* bem
t>ierjel)nten 3&l)rf)Uttbert, bejfen SReifier man nid)t fennt;
gegen elf ttfyr ging td) hinauf unb jeicfynete aud) ein 93a**
relief* @* ftnb metfi biblifdf>e ©egenfiänbe, tnerjig ©tücf
mögen e* tt>ol)l fein, unb auf eine große SSafel neben*
emanbergefcfyraubt. Stein bei tt>arred)t gefällig unb gab
un*, tt>a* tt>tr ju {fixieren tt>ünfd)tem 9tad) 9Rittag ging
SBerner lieber auf bie 23urg unb id) in bie ©tabt; ber
2öeg füt>rt unmittelbar am ©tabtgraben vorbei, 9tod)
befugten tt>ir einen Äaufmann J&ertel1), ber eine Heine
SMlberfammlung l>atte unb ein grftfjere* 93ilb t>on AI ein,
aud) eine, ttne er fagte, fomplette Sammlung tum X 2)fir er*
Äupfern unb <$oljfd)nitten; aud) anbere Altertümer ftnb
bti itjtn ju fefyen* @egen 2Cbenb gingen tt>ir t>or ba*
©pitaltor unb betrachteten ein l)eranjiel)enbe* ©ettntter,
bie bunflen SBolfen famen aber fdfyneH I)eran unb trieben
und Ijeim*
©onnabenb, ben 19. 2CpriI, l)ab id) morgen* auf
ber SJurg gejeid)net, bann im ,,©trauf$" bei Äeibel2) ge*
geffen unb bann ttrieber bie ©alerie auf ber SJurg8) be*
fefyem Diefe t>at SJebeutung burd) bie au*gejeid)neten
93ilber au* ber altbeutfcfyen ©d)ule, unb tt>er nod) feinen
9B* 2Sof)lgemutl) gefeljen, ber fann l)ier fold)e t>on
großer ©d)önl)eit fefyen, befonber* einen 1)1* 2ufa*, tt>ie
er bie Butter ©otte* malt; aud) ein paar SRartyrten,
x) Die toerfroKen (Sammlungen be* al* ©ammler unb
feiner Äunftfenner namhaften Kaufmann* 3* 3* Jjertel (t 1851)
ttmrben ber (Stabt ^Nürnberg »ermaßt, bie ifyre Äunftfammlungen
teil* im (SJermanifcben SÄufeum, teil* im SRatfyau*, teil* im
jDürerljau* aufgehellt f)at. ") 9tame be* SÖirt*.
■) 2>te ©alerie auf ber SBurg (l)eute im ®ermanlfd)en
ÜRufeum) ift 1811 t)on ber ba^ertfdjen Regierung au* ben SBe*
Stäuben tton trter anbern unb bem Nürnberger ©taat*beflfc \u>
ammengefteKt toorben; über bie jafylreidjen löeränberungen gibt
ber Katalog 2lu*funft.
VIIL ©ürerfeft in Nürnberg, 1828« 433
beinahe lebensgroß, jegen un* t>er allem am ©te ftnb
fo ebel unb t>on fo l>errlid)em 2(u*brutf, ba£ man bie oft
ftarfen SBerjeidjmmgen barfiber vergißt1), @* ift ju t>er*
nnmbern, baß bie Nürnberger Äünftler bie (Sammlung
nodj nirf)t herausgegeben fyaben, n>a* ju tt>ünfd)en n>äre*
33on Dürer ftnb jn>ei lebensgroße Söilbnijfe Don beutfdjen
Äaifern*) ba, bann mehrere 2(poftel, beinahe 2eben*grbße,
unb anbere8) ©über t>on il)m; bod) tt>ürbe id) bie 9D?ün*
ebener Xpoftel t>on tt)tn biefen toett t>orjtel)en4)* Tino)
fein 95ttbniÄ ift ba, e* ift aber eine fd)Ied)te Äojrfe t>om
90Wlnd)enerB) unb gar md)t anjufeljen, toenn man ba*
l)errlid)e SRüncfyener fennt 2)ann ift Den 2ufa* ßranad)6)
eine gorftma unb tim SBenu* in ?eben*gr6#e ba, e* ift
aber immer ba* nämltdje @eftd)t, ba* man bü Sranad)
ju fefyen getoobnt ift, unb man erfenni ifyn aud) an feinem
freibeartigen Kolorit bei grauen fogletdj* Daß gute Seile
aud) baran ftnb, »erftel)t ftd), unb außer bem ftnb aud)
nod) n)te überall eine SRenge gute unb mittelmäßige
*) @* finb breijefyn ȟber t)on SBoblgemutf) (t 1519)
im (5Jennanifrf)en ÜÄufeum. Sufa* unb ba* SJtortyrium ©ebaftian*
auf einer iafel 9tr- 109 (abgeb, Äatal 1893, 4. 3;fU; anbere
SBartyrien 107, 112—14.
*) Sieben bem aUbefannten t>on Aar! bem ©roßen bie
son ®igi*munb unb SÄajimilian (9lr. 207, 8, 9).
») 9tr. 204-206.
4) £)ie in ber SRfindjener 3flten 9>inafotl)ef (III, 247—48)
beftnblidjen 8ftlber ber toter Bpoftel auf jt»ei 8ftlbent ftnb —
worin fcubnrig ganj richtig faf) — in ber %ak bie 2) ür erftfjen
Originale, *on benen 1626 ber fkat, al* SRag *>on »agern
fte bringenb begehrte, Äopien fertigen ließ, in ber J&offhung, ber
fötrfürft toerbe fie au$ beftimmten ©rünben t)or&iel)ett ; ber aber
fd)iate biefe jurücf unb behielt bie Originale (9fcüd)ter 80, ber
fte aud) bafelbft tttebergibt). Die Äopten ber Bpoftel ftnb @igetf
tum ber (Stobt, »erben aber im ®ermantfd)en SDhifeum aufbet»at)tt
s) 2>a* berübmtefte, efroa au* bem 3abre 1506; ba* STOfin*
ebener Gßte 9>ütafotbef V, «ab. 239) fott allerbing* lieber ba*
Original, ba* Nürnberger bie 9totf)bttbung fein, tt>ie man erjäblt
(Slüdjter 60).
*) <5lf ȟber, 3ft. 254-264, aber feine gortuna; Statu*
aud) erft feit 1886.
81t fcw. Ortmm, fttmitmittgett. 28
434 ftitootg Cmtt Ortmm, Erinnerungen«
SRteberlftnber ba. Dann fal)en n>tr bte Xntifenfammtung
unb aud) gute Xbgüjfe t>on gried)ifd)en Söerfen, bte in
ber SKfind)ener ©It>ptotl>cf fiesem Dann jeigte und
Steinbel ba* X ©ürer^Stammbud)1), bte STOappcn
ftnb beinahe fd)on sott; aber e$ tt>4re bod) gut, toenn
eine %tön>af)l getroffen toürbe; benn eä f)at ftdf>, tt>ie aud)
2u benfen tt>ar, neben fel)r ©utem aud) triel SRittelm&fHgeö
unb ®d)led)te$ gefammeth 2>er grembe, ber bie ©arnm*
(ung fefyen n>iQ unb n>enig 3eit t>at, l)at feine große 2aft,
ftd) ju bem ©uten burd)jutt>ül)leiu ©er geiftretd)e ©ireftor
9tetnbel l)at alle Sammlungen in ber größten Orbnung;
fein 3frbeit$jimmer ift atterltebfi unb l>at eine t)errlic$e
Xu*ftd)t auf bie ©tabt unb in bie gerne. 2tbenb* be*
fudjten tt)ir ben Nürnberger £ünfilen>ereiiu
©onntag, ben 20. 3(pril, l)abe id) morgend t>on
fteben bi$ ad)t ben 2:iroIer©traffer unb feine ®dbtt>efler*)
gejeidfynet, ging bann jur $gibienfird)e jur 9>rebtgt, bei*
nal)e ber ganje ©ufcenbteid) n>ar barin« 9tad) ber Äird)e
befugte id) ben SBürgermeifter 93tnber, einen angenehmen
unb unterrichteten Wtann in ben befien Sauren; bod)
fönnen n>ir aud) t>om SJfirgermetfier ©djarrer8) aKed
©ute fagen» Sann befafyen tt>ir bie Ätrcfye bei bem
©pttafctor4) toenigften* *on außen* 95ci Stfd) im „$809*
rifd)en Ǥof - fpielte ein junge* SR4bd)en auf ber Ǥarfe
unb fang baju; banad) famen brei Siroler mit einem
3nftrument, beffen SRamen td) ntd)t mel>r tt>eif$, baä aber
einem £la*ier unb J&atfebrett glid); eö lag t>or bem
SRanne, unb er griff bie ©aiten tote bei einer $axft\
■) 3m (September 1826 fjatte SRetnbel atte beutfd)en
Äünftler ju ^Beiträgen für ba* ©ürer^tammbud) auf*
geforbert, bie aWbalb aud) in großer 3af)I eingingen.
*) G*$ toar ntd)t$ über beibe au erfahren.
•) @r fyatffcfy befonber* um ben 95au ber erften beutfdhen
©tfenbafyn oon Sftürnberg nad) gürtf) oerbtent gemacht, bie fleoen
Safyre fpäter eröffnet toarb.
4) 3afob^ftrd)e am ©pfttlertor, oon J&etbeloff für) $uoor
restauriert.
VIII. fcürerfeft in Stürnbetg. 1828. 435
ber anbete begleitete ü>n mit einer fleinen gißte unb jwei
fangen baju* @$ n>ar eine l)errttd)e SRujtf, biefe Siroler
Sieber, unb man n>ar auf einmal nneber in ben ©ebirgen,
auf ber 2flm ober ber ©ennfyütte! Um brei Ul)r befugten
tt>ir fcinbpatntner, betrachteten feine 93über unb lanb*
fd)aftlid)en 3*id)nungen unb SWaturfKjaen — er ift ein
@d)filer t>on 3* Dorn er1) in SRündfyem Son ba gingen
tt)ir jum lefctenmal jum ©ufcenbteid), n>o atteä lieber t>er*
fammeft tt>ar, aber bei bem fd)önen SÖetter im freien; ba
tfattt man nod) ben SJorteil, bafl man bie frönen Figuren
beffer fe^en fonnte* @$ tt>ar ein tt>unberfd)5ner 9tad)mittag,
unb aDeS blieb biä faß fteben Ul>r, natürlich tt>ir aud).
3n Nürnberg ttrfeber angelangt, Ratten toir eine @in*
labung in bie „Harmonie", n>o mehrere ©ebicfyte t>or#
getragen ttmrben; bann fam eine bramatifdfye SorfteDung*
2tber ber 9tad)nuttag tt>ar ju fd)5n getoefen, ate baf} man
ba nod) Vergnügen t)ättc ftnben lönnen, unb ba ttrir beibe
fo eitt>aÄ ttrie ?angett>eile aerfpflrten, fo gingen nnr um
jefyn Ul>r nad) «§<*«$♦
SRontag, ben 21. 2fpril, ging SÖerner auf bie
Surg, um ba einiget ju [fixieren, unb id) in ben Pannen*
tt>alb beim ©ufcenbteid) unb jetdfynete ba bie ©egenb mit
bem Jßmtergrunb Nürnberg aum 2fnbenfen. 9tad) Sifd)
nahmen n>ir teil an einer fttjfyartie nad) bem ßwnmel*
{lein, red)W nal)e bem ©ufcenbteid), SSÖir trafen bort
(Generalleutnant 2a Spotte unbfctnbpatntner unb einige
Samen, worunter baÄ fd)5ne grdulein t>on@uttenberg*)„
2(benb$ gingen tirir tn$ Sweater, wo X>on Äarloä gegeben
ttmrbe, ben Urban8) t>om SRüncfyener Jj5oftl>eater fpielte;
eä bauerte biä emfyalb elf, unb mübe unb hungrig famen
tt>ir ju JjSaufe an.
x) <5S iptooblber«anbf(^afler3ob.3a!ob©.(1775— 1852),
ber, »ie fein SBater 3a!ob 3). (1741—1813), ©aleriebireftor in
SJHhtcben toar, too beibe in ber 9>tnafotbef vertreten jlnb, gemeint.
*) SBie ®. 434, X 2. *) OBttbetoi Urban an* «DHlndjen,
8eb. 1795; ju feinen beften Seifhmgen gehörte Don Äarlo*; er
arb fdjon fünf Safyre fpaier, 1833, auf ber £5be feinet ©djaffen*.
28*
436 «uburig ümtt ttrfatm, Erinnerungen.
Dienstag, ben 22, Xpril, tt>ar leiber unfet kfcter
Sag; alle*, toai nur &on frcmbcn ÄünfHern ba tt>ar, n>ar
abgejogen, nur beiben nod) bic legten* SD?orgen$ früt>
ttmrben Steinbel uttb ©eifler befud)t; att toir auf ber
SJurg ttaren, toax ba* l)errlid)jte Söetter, unb ein Sttanbet»
bäum unmittelbar neben bem Jurm jtanb in ber fd)bnftat,
roten SMüte! SBir festen un* auf bie 53änfe, &on too
man bie ©tabt fo tyerrlid) überfein fann, unb feierten
und nod) eine %u£fid)i Da l)ie# e6 benn immer: ,,Xd),
toie fd)6n, nur nod) einmal äße* betrautet!" SBir todren
gerne nod) fhutbenlang ftfcen geblieben, tt>enn tpir nid)t
nod) fo oiel t>orgel)abt tyfttten! Tili ttnr toeggetjen tooHten,
tarn ein SRann unb fagte: „SReine Ferren, u>oDen Sie
nid)t bie 3(uöftc^t auf bem Surm1) betrauten?" @r Ijatte
aud) ben großen ®d)lüjfel in ber £anb, unb toir fliegen
ifym nad)* Oben angefommen, fanben tt>ir in einem
flehten runben 3immerd)en feine gamilie, t& fal) jiemlid)
ärmlid) ba au& ©urd) oier biä fed)* fleine genfer Ijai
man bie 2fu$ftd)t nad) allen SSettgegenben, ringsum tt)ar
alle* frei, unb ttrir tonnten nod) einmal überfein, t»o
n>ir alle gett)efen! 98enn ganj I)eßc^ Söetter fei, fagte
ber üRann, fbnne man (Erlangen unb ^Bamberg feiern
Sa fal)en n>ir alfo ben SBeg, auf bem tt>ir bie iommettbe
9tad)t jubringen mustern 2>er STOamt erjäl)lte und and)
nod) allerlei, aud) toaä gefd)ie!)t, toenn geuer auäfommi
3tt>ei große J^ftrner fingen in bem ©tftbdjen, toomti bie
guten Nürnberger aufgetteeft Kerben, totwx e* brennt
SÖir fagten ber gamüte ein: „93et>üt eud) @ott!" unb
{Hegen bie bunfle SBenbeftreppe fytnab* Sann würben
nod) i$onigfud)en unb einiget im großen, berühmten
95ejtelmeierfd)en Warenlager getauft, nod) mand)eä bt*
trautet, bei Sampe nod) einige fleine Söerfc unb Äupfer*
<Kd)e getauft, mittag* gepaett unb J&eibeloff nod) be*
*) Der runbe Sefiner Vorturnt im äußern £of ber alten
Sura, bie ben Äfcnigen oon jpreutien (<tf$ it)t ©tammjtfe) unb
tum ©a^ern gwelnfdjaftlid) gebort, tft ber I)&d)fte$unftdiürnberg*»
VIIL ©ürerfeft ttt Stllrnberg, 1828. 437
fitd)t unb feine arbeiten gefefyetu ör ifi ein tnterejfattter
Statut, ber manche* ©d)5ne in gotifd)er %rd)tteftur
erfunben unb ausgeführt I>at. @r jeigte un* bie 3nnmer,
tt>orfn bie 2frd)iteften unb «ßanbtoerfer unterrichtet werben,
unb bie SWobeDe. @r jeidfynet unb fomponiert aud) mit
giguren unb tji in aDetn geübt (Sr fcfyenfte un£, tt>ie
aud) Stetnbel unb ©etiler taten, einige feiner Arbeiten
jum Änbenfetu ©egen Xbenb gingen tt>(r ttod) einmal
in X Dürers ßauä, um bie 9tamen affer ÄfinfHer auf«
auftreiben1), unb um adjt Ityr auf bie 9>ofi*)*
di get)t aber bort ntdjt fo fefyr pftnttlid) ju, unb
ttrfr ionnten nod) in ben (Strafen auf unb ab toanbetti
2Bir gingen in ein S&cfafytu*, toorin jtoei $?&bdjen
toaren; bie ttncfelten un* nod) einige ©tftcf ßudjen auf
bie Steife ein« Ttli n>ir jurürffamen, u>ar angefpannt, unb
ba(b ging'* nun im üRonbfd)em burdj bie befannten
Strafen, an ben frönen Ätrcfyen vorüber unb burd)ö
bunfle SBaffgrabentor8) I)inau&, SRedjW lag nni bie SJurg
im 9Ronbenfd)ein, unb totr fyaben nod) oft au* bem
SSagen gefeljen, bt* aud) biefe &erfd)tt>unben toarl
Äbenb* elf Ul)r iamm roit nad) GMangetu 2Bir
wollten bort bie 9>rofejforen Schubert4) unb iRaumer*)
*) jDie öfte t>on SubtotgS J&anb ift nod) oortyanben.
«) 2Cuf bem jefctgen Sofefäplafc 3.
») CS* toar toofyl ein SBaflgrabentor, f)ef§t aber $ter*
gftrtnertor«
4) ©ottbilf J&etnrfd) (Säubert, ber befannte 9toturforfd)er
unb tteftimerltt&e, gemütvolle ©radier, 1780—1800, toar ntd)t
oerretjt, fonbern fajon im 3afyre 1827 nad) ÜJffindjen berufen
toorben, xootyn 1826 bie SanbSfyuter (aorfyer Sngolpdbter Uni*
oerfitöt) verlegt toorben toar, unb fprfdjt barüber in feiner ©elbffc
biograp{)ie 3, 668 ff«
6) jDer ©eolog, ©eograof) unb 9>äbagog Äarl 0. Äaumer,
1783—1865, ©ruber be* ©efd)td)tfd)retber$ grbr. 0. Räumer,
i{l ein greunb ber älteren ©ruber getoefen, ber 1813 einige unb
1814 einen $ag bei ifynen ju &efu$ toar (£. 0. SRaumer* £eben
198, 340; (Steig 3, 287, 309; f. <ux$ 288 f.). Xtö ben <2>d>totegei>
fobn SRetdjarbt* in ®tebtd)enj*etn iyatte tyn SBifyelm too#
438 Subtotg ©mtl ÜHrümn, Erinnerungen.
befud)en, fie toaren aber serreift. 3m ©aftyauö bort faß
eine ©efeOfc^aft beim 93ier in einer Sabatetootte. SBir
»aren frol), toit'i toetter ging!
9Rorgen* emfyalb fed)$ Ufyr famen n>ir in bie ffltitjt
t)on SJamberg, man fonnte aber faum bie n&d)fijiel)enben
93äume an ber fcanbftrafle erlernten, fo flarl tt>ar ber
SZebel Dabei u>ar'£ jiemlid) talt SÖir gingen in ba*
®aftt)au£ neben ber 3efuitenfird)e am Sttarft1) unb legten
unä, tt)ie toit tvatm, einteilen aufö 93ett, Ui unfere
©ad)en Don ber 9>ofi famen«
2fK biefe ba toaren unb ber Äaffee mit ben J&ßmble
genommen tt>ar, machten nrir und jum Ausgeben fertig«
SBir {Hegen auerfi auf ben SJerg, ben Dom 311 fetyen» @r
tfi t>on außen malerifdfyer atö fd)bn t>on innen« 3nnen
fanben ttrir ein neue* Monument im gotifcfyen Stil, t>on
t^eibeloff in Nürnberg fompontert, tomn tcf> ntd)t irre,
einem tt>ettanb ©rjbifdfyof gefegt9)« 2tm (§t>M finb einige
fdjbne Qftigelbiiber, giguren ntdjt gana fyatbe ?eben$grd(5e,
Äbpfe t>tel an ßolbefn erinnernb« dinige fd)ctnen nicht
t)on ü)tn, finb audj frf)lecf>ter. @ine unterirbifcfye Äapette*)
mit »ielen bronjenen ©rabfteinen machte ftdr> burd) bie
einfache 93e(eud)tung unb burd) bie malerifd)en ©ruppen
t)on {anbleuten, bie trieffetd)t bal)in getoaDfabrtet toaren,
fd)bn unb malerifd)* Die Äird)e nmrbe gerabe aufgebt
unb überaß angeftridjen unb fcergolbet4)*
1809 bort fennen gelernt. @r machte btn Ärteg atö Hauptmann
mit. «. <2>. 137, 145.
*) „Söamberger £of", am ©rünen SRarft, neben ber früheren
Sefutteiv. jefct ©t,*©fipban^Ätrd)e.
*) 5m n5rblid)en Ötebenfd)lff red&t* oon ber gffirfkntftrc
{lebt ba* große £>enfmal be* 1808 t ftürftbtfdjof* gedjen bad);
nur bie 3eid)nung tft oon 4Jetbeloff, Pöbelt unb ®u§ oon
35urgfd)tniet in Nürnberg.
•) jDie Ärgpta unter bem Oftdjor entb< ben ©arfopbag
Ä&ntg ÄonrabS III.
4) »on 1828—37 »urbe ba* jDom*3nnere oon Äbnig
Subtotg I. fo erneuert, baß burdj ©efettfgung frtttotbrtger %a>
taten bit alten Sonnen toieber beroortraten.
VIII. Dürerfejt in dtünrterg. 182a 439
<§>ou>ie man aud ber Äitcfye fommt, fiel)t Knfd bad
©djlofl1). Die »udftd)t *on oben in* Sal ifi fel»r fc^ötu
SWadj ber ©egenb unfered lieben Nürnberg lag ein Sannen*
toaVb, unb tt>tr fonnten bie gerne mit bem bloßen Äuge
nid)t erreichen* SJon ba gingen tt>ir auf ben 9J?id)elberg*
Die Sticht bort tji im neueren 3efuitenfHl unb langweilig
anaufetyen*), aud) l)öcf>fi unmalerifdj; bod) ber ©arten8)
babei ifi atterliebfi, ba* ©rad fianb »oller blüfyenber
©djlüffelblumen unb Seilten. 2Btr blieben ba eine 2Beile,
um ben 9Jtoin mit feinen Krümmungen au verfolgen. Qfttoa*
oberhalb fließt bie Stegnife l)ineiiu Sann befafyen n>ir
und etoad bie ©tabt unb fudjten nadj Sifdj in ber $or<
fiabt4) jenfettd bed ÜRaind nad) einem gfufyrmann, ber
und unfere @adjen nad) SReiningen mitnehmen foKte —
ttrir felbfl wollten &on ^Bamberg aud ju guß geben — ,
fanben aber feinen, Dann gingen nur nad) 93ug °) (jefct
3$erefieni)ain), einem @id)tt>alb, feine Sierteljhmbe *>on
ber ©tabt, unb fefyr fd)5m ©an) nal)e babei fließt bie
Stegnifc, unb jienfeitd ftnb I)ot)c Serge, mehrere £empeld)en
unb <#äu$d)en fielen barin, worin man ftd) gegen ben
Sitegen fd)üfcen unb etwad au trinfen befommen fann» @d
war atemlid) fd)Wül geworben unb ein ©ewitter im 2fn$ug,
bad )tt>ar eine anbere 9tid)tung nal>m, und aber bod)
Stegen brad)te, fo baß unfer Sorfyaben, gleich auf bie
x) Die „alte Steßbena" ober „alte J&oftaltung", worin Otto
*on3Bitteldbad)£bnig9>f)iUpj> ermorbete, begrenzt ben t>or
bem Dom lieaenben Äarolinewplafc im SSBeften, bie neue (ur*
jprünglicf) bifd^oflid^e. iefet fönfattefc) SÄeßbena, t>on ber aud
Stapoleon 1806 Preußen ben Ärteg erttärte, im 9torbojten.
*) Urfprüngttd) ein romanifdjer 93au aud bem awblften
Satyrljunbert, ift bie SRtd)aeldfird)e im 3opffHI erneuert. Die
2fbtei 3»id)eldberg, 1803 f&fularißerted 93enebiftfnerflofter, ijt jefct
SSürgerfottal unb enthält and) bad ©täbtifcfye SÄufeum,
•) Der ehemalige Äloftergarten, iefct mit 3Birtfd)aft, bietet
einen trefflichen Stunbbttcf.
4) Söunberburg, in ber jefct ber 93afytf)of liegt.
6) 2foi <5nbe bed $herejien> unb «uifenfyaind im ©üben
ber ©tabt Hegt bad Dbrftyen 93ug.
440 8ub»ig (Smtl (Srfmm, Erinnerungen.
SBetfknburg1) au g*l)en, fel)tfd)lug* 2öir mußten in einem
ber Sempel eine 3eitlang fiiDbalten* 9tad)bem ber Stegen
aufgebort, gingen ttrfr in bie obere ^farrfird^e'2), gotiföen
©tilö, bie aber bie fogenannte 2?erfd)dnerung$fommiffton
fd)neett>eifl I>at auftreiben lajfen! Snnen ifi atterfjanb
©efyenStoertea8), befonber* ein alter fd)bner Sauffiein4),
ben tt>ir aud) gejetcfynet I>aben* JBon ba wollte idt> einen
SERaler6) befugen, mit bem td) in 3Ründ)cn titele 3al>re
jufammen fhtbiert unb mit bem 9>eter ,£*# unb id) in
ben gerien eine Zugreife wn SRünd)en nad) SJamberg im
3al)re 1813 gemacht, bort bei feiner SRutter gewohnt unb
red)t vergnügte Sage verlebt fyatte»
7LU id) an ba* J&auä fam, n>ar alle* ju; gegenüber
tt>ar ba$ Äapujinerflojier mit ©arten, n>orin nnr oft ge*
roefen toaren, aDe 9Rönd)e gelaunt unb »tele gejetcfynet,
aud) mand)e$ t>on il)nen aud alten 3*iten erjdljft be*
fommen Ratten« fctnfä ftanb bai Sftonnenfloftar* 3cf>
betrachtete mir ba* alle* nun toieber Don neuem, unb
mand)eö fam mir ttneber frifdE) mä ©ebdd)tni& Da fal)
neben ber SJtoler*tt>ol)ttung ein grauentopf fyerauä unb
fragte, ju toern tt)ir toottten* 3CId id)'£ erfldrt, fagte fte:
„Die jtnbjdjon (ingfl nid)t met)r l)ier, bie 2Rutter ift
tot, ber Ältefte ift ©alericinfpeftor in Augsburg unb
ber Süngfie in einer ©tabt in Styeinbagertu" 2Bir fragten
nod) mandjeä über bie Älfijter, nad) ber gamilie t>on
Stotenfyafyn6) unb SJrücfner7)* 2>a* ©efid)t ber grau
x) @r meint tr»ol>l bie Ältenbura, bie Statine einer früher
btfd)6flfcf)en gefte mit fünfter 9tunbfld)t über ba* granfenlanb.
*) Die obere ^fatrftrege im fünften beutfd)en ®pifcboaen>
ftfl, im steinten 3af)rf)unbett erbaut, liegt $toet ÜÄinuten füb<
(id) \>om jDom.
*) SBefonber* J&ol$fd)nifceret an ber Orgel t>on Ißtlt (Stoß.
*> SDWt ad)t guten alten £olareltef$, bie Saufe (grifft unb
bie jteben ©aframenie barfteHenb.
B) <£$ toaren bie 95rüber SRattenfyetmer, f. o. ®. 121.
°) jDie ffreiberrltdje gamilie oon SRotenfyan.
*) SBoW ber 1822 t SRe^tSamoalt Sgnas 93rü<fner,
VIII. fcürerfeft in Sttrnberg. 1828. 441
tvat mir befannt, unb aud) fte fagte: „Maren Sie nid)t
einmal mit nod) einem Jßerrn fcon 9Ründ)en ju 93efud)
bei bem J&errn ♦ ♦ . .? <$« ifi aber fd)on lang tyer (e«
tt>aren fünfjetjn 3al)re), ba tarn id) öfter hinüber unb
befam Silber unb 3tid)nungen 311 feigen!" ®o erjagte
fte nod) allerlei t>on ber töngfl »ergangenen 3eit 3*fct
erinnerte id) mid) mieber recfyt gut be« 16 jfflfyrigen frönen
Stöberen«! — 3m &lofier Maren nur nod) brei 2R6nd)e,
unb feiner mefyr tum benen, bie n>ir tannten1)* Domherr
t)on (Stengel mar ein 3al>r ju*or geftorben unb feine
£unfifad)en, befonber« feine au«gejetd)nete ßupferfKd)'
fammlung, jerjircut*)«, 2>a fyaben mir alfo meiter nie*
manb ntefyr befugen tootten, liefen un« über ben glufl
fahren unb betrachteten nod) einen Seil ber ©tabt
$benb« gingen mir in« Sweater, mo eine ©efeHfcf)aft
^erumaie^enber @d)auft>ieler — id) glaube gerabe jum
lefetemnal — fpielte* Sie gaben ba« Suflfpiel: „Sin
2ftann l)üft bem anbern" unb eine Pantomime mit geuer*
merk X)ie Seute fpielten gut, unb bie Pantomime tt>ar
*orirefflid), ba« Sweater «ein, aber friert übel8)* 2fl«
ber htnftgefd)td)iltcf) tätig unb mit ben SRattenbetmer« mof)l
befannt mar*
*) Da« «apiutnerflofter burfte 1803 trofc (Säfularffation
metier beftehen, meu biefe feinen ®emtnn gebraut fyatte; neue
SBrüber mürben ntcfyt aufgenommen, unb fo ftarb e« gerabe um
jene 3eit au«. 3efct ftef)t ba in ber Äapuatnerffraf e eine 9tea(*
faule. — jDie 3>erfbnlid)f*it eine« 3>ater« biefe« «lofter«
regte <S. $b. *. ßoffmann (f. X 3) m feinen „©ttjieren be«
Teufel«" an. — ©ie „@ngltfd)en gräuletn", gegenüber am
£ofynarft, maren au« bemfefben @runbe um jene Seit auf brei
Surücfgefommen, burften aber auf Sermenbung be« (Snbifdjof«
von ftraunberg gerabe bamal«, 1828, mteber ein ffiQtebung«*
tnftttut bearünben.
*) Über itjti mar nid)t« )u erfahren.
*) jDa« Sweater mar inbeffen ein ftefyenbe«, fo oft aucf)
feine Direftoren medjfelten; itft berübmtefter mar fixt. 3gn. 0.
golbein; tyr berühmterer Opernbtrfgent <£. $*). X $off*
mann, bejfen SDon 3uan aud) in biefem ©eb&ube fpielt. 3um
442 ftibtoig ©mtt (Stimm, ©rinnerungen«
nur nad) Jßaufe tamtn, faflen bie Ferren fd)on ju £ifd)e,
befonberä ein alter Reffet fal) befiftnbig auf alle @d)üjfetn
unb feinen Seiler unb faute unauffyfirlidf)* Da alle SDHtye,
einen gfufyrmann für unfere Sachen 3U ftnben, Dergeblid)
toaren, nahmen tt>ir 24« 3tyril einen &utfd)er unb fuhren
morgend jefyn Ul)r weiter* 9Zad) einer ©tunbe n>urben
tt>ir auf einer gdfyrc über ben ÜÄatn gefegt unb gelten
in J&atöfiabt1), einem Dorf jn>ei ©tunben Don Bamberg,
ttneber {HO unb (fixierten bie malerifdje Dorfltrd)e. 93on
l)ier liegt Bamberg fel)r fdj5n mit bem Dom unb ber
2BeifJenburg*),
$benbö fed^d Ul)r famen nrir in Coburg an unb
blieben bie dlafyt im ^almbaum8). 1)ai SÖetter n>ar
unfreunblid), bod) gingen tt>ir überall fyerum; bie Anlagen
um* ©d)lofi ftnb angenehm, bie ©tabt Don ^Bergen ein*
gefd)lojfen, baä ®d)Iofl4) nid)t groß, aber beffer ate
manche, bie n>ir gefefyen, mit gotiftfjen SBergierungetu
Da* 3nnere fyabcn tt>ir nid)t fel)en föroien, in ber Äircfye*)
fanben ttrir nid)W Don Sntereffe*
Den 25. 3prtt ftnb nur früt> tt>eiter nad) J&ilbburg*
Raufen« @S liegt in einem tiefen Äejfel unb nid^t fd)fin,
Don ber ©tabt, bem ©djlofi, ber @egenb wüßte id) nid)te,
toai id) im ®ebäd)tm* behalten möchte. 3m 2Birt&
I)au* fragte und bie l)übfd)e Softer, ob tt>ir ju SRittag
ejfen wollten; alä e$ bejaht würbe, beefte fte aud)
gtetd) ben Sifdj, ed bauerte aber nod) beinahe awei
©tunben! Draußen regnete eä, auf bem Sifd) lag bie Dorf*
Söefud) beiber ift aud) <S. SR. 9. SB e ber bort erfd)fenen« —
Damal* war feit $erbft 1827 bi* $uvx 1. üRai 1828, wo
übrigen* bie (Saifon fdjlofL ein Dfrettor ©d) äff er mit Beifall
tätig. Der »erfaffer be* «uftfpieB war nid)t au ermitteln.
*) ÄaHtfabt, ■> @. ©. 440, X 1.
•) 2helmet)r im „©rfinen SBaum".
4) Da* f)enoglfd)e 9teftbenafd)loi$, bie (Sfyrenburg, ijt ge#
meint. Die J&erjtettuna ber fdj5nen „Elten gejte" begann erft
ae^n 3ai)re fräter. *) üRorifcffrdje.
VIII. Ztörerfejl in Stftrnberg. 1828« 443
jeftung1), in ber@cfe ein paar ftomane mit redjt fd)mufeigem
unb »ergriffenem (Sinbanb. 9tad) unb nad) fam bte ©fjgefelk
fd)aft jufammen, meifl Xngefiellte in 3ägerrßcfenr unb eö
ttmrbe &on 3agb unb »on ben 9>ferben beö Jj^erjogä t>on
SReiningen*) gefprodfyen*
Dann ging'* toeiter* Die ©egenb fängt an fcfyöner
unb romantifd)er ju tt>erbem Auf einem 95erg fam und
ein SRetter entgegen — ali er unä nal) fam, toar'Ä ein
?anb*mamt, mit SWamen ttngettntter8). 3(uf bem 2Beg
tt>ed)feltc nun immer 93erg unb Sal, enblid) ging'* bergab,
unb tt>ir fal)en SReiningen jttnfdjen ben l)ol)en Sergen
t>or un* liegen: bie $appelaDee n>ar *u (Snbe, n>ir fuhren
in bie (Stabt unb fliegen im ,,J&fcfd) )/ &** Ätrdfye gegen*
über, ab, abenbS fed^ö U!)r« 2fai 2(benb gingen ttnr nod)
I)erum; bie ©tabt Hegt ju fefyr t>on fyofyen Sergen ein*
gefcfyloffert, nur nad) 9torbtt>efi öffnet ftd) baä Zal
26. XpriL Sor bem Sor, au bem tt>it fyeretn*
gefommen, fanben nur ein 9J?dbd)en &on t>5c^ftcn^ neun
Sauren, t>on auägejeidjneter ©rf>önt>citr eö fam aber nid)t
baju, eö 3U jctdfynem borgend befugten n>tr ben ©e*
Reimen 9tat »on SJaumbad)6)/ befal)en nad)l>er bie
©tabt, besiegen ben J&errnberg unb gingen in mehrere
©Arten, tt>o ttrir bie erjfcn SRacfytigatten fd)lagen l)5rtem
2fbcnb* tt>aren tt>ir bei SJaumbadjS jum See unb Äbenb*
*> £ilbburgbaufener „ Dorftettung nebft Söeftoagen." @lfter
3atyrgang.
*) J&erjog griebricf)t>,(3ad)fen^^tlbburgt)aufenf)atte 1826
ba$ neugebtlbete J&eraogtum ®.*#itenburg erhalten unb feinen
bt^f)erigen »ejifc an <5.*ÜÄefntngen abgetreten.
*) SBeber J&eff. ©taatSfalenber noef) Gaffeler Bbrefjbud)
*on 1828 (ba* erjte) »etft ben tarnen auf.
4) 95eftel)t noef), am SKarft.
*) Der üRetntngenfd)e ®eh. 9t. Sari & gr, X t>. 03.,
1772—1844, war feit 1817 verheiratet mit Sutfe *on 93aum*
badj*9tenter**)aufen (1784—1875). 3n ber SRäbe befagen fie
baö ©ut StipperSbaufen; @nfel be* $aareö t>on feinem Flamen
fottie ben 9tomen Sojattottrtff, t>. 88olf, *. 3ffenborf (eben nod).
444 ftibwtg (Kmil Stimm, &rtanenmgeit.
ejfeiu 80t bem (Sffen würbe nod) ein ®ang im <5d)tofc
garten gemacht, bie Jßerjogin war am genfier mit bem
flcinen 9>rinjen, tt>ir mußten mit $cau t>on SBaumbad)
tjinemfoaunen unb fafyen nun beibe in bet SWtye1)*
Tim 27* Xpril, ©onntag, würbe btt neun Ut)t ge*
getaner, unb bann bi* efnfyalb elf in bie ©tabtfircfye jur
flkebigt gegangen, bann jum <$erjog« Sin etwa fcierjig*
j&Ipiger SRofyr führte und in* Sorjimmer, wo tt>it ben
9>rftfibenten Ätafft*) antrafen. Der 4?erjog ifl ein
großer, fefyr frönet Storni, freunblid) unb angenehm.
*) QÄarta, $rüueffin t>on Reffen, 1804—88, Softer
SBtlbelm* IL unb auguflend, ^aüe 1825 ftcft mit J&ergog
»ernbarb <Srt<b greunb, (geb. 1800, reg. 1Ö03— 66, 1 1882)
verheiratet jDer yrim war bet bamai* jwetjdbrige jefctge
J&eraog ®eorg IL — 2)ie $eraogin war, wie tyre Butter
unb ttjre ältere ®cbwefier Caroline. au<b nacr) 182& unb 1837
ben alteren trübem febr gewogen ($acob bei 3ppel, 1, 412,
»0 er audj oon bem t)ier erwähnten, bornal* oter$ebnjdbrfgen
©rbprinaen Oeorg f d)teibt : „<$r bat mir gefallen, er fyat einen
angenebmen. t>erftanbiaen unb reinen XuftbruäV) — XucftjBHl'
beim fdjretbt 00m (Srbprinsen, er t>abe tt)n foum (in Berlin)
gefeben, ober otel Oute* t>on tl)m gebärt, „er fott fcb&ne @aben
oeflfcen, unb SorneltuS, ber feine 3«<bnungen, eigne £om>
pofttionen, gefeben bat, fagte mir einmal, wenn ber $rfn$ eine
ftrenge <5<bule burcbmacbe, würbe er ein ÄünfHer oon ©ebeutung
werben." Qppel 1, 502.) — ©en beiben $rinaefjinnen fcbrieb
9Biibelm t>tel mebr ©etft unb Ztbtn alö ibrem trüber, htm Äur*
primen, au. Äud) feien ffe natürlUb unb liebenäwürbig (©tefg
3, 518). Jßenfctyel fyat beibe mobetttert, gbbttbungen batwn
bei ©erlanb, 43.
^Jriebritb «rafft, 1777-1857, ein «urbeffe, war
wegen Söiberltanb* gegen ein tym utuuldfjlg erfdjetnenbe* »er*
langen SBübelm* IL von feinem Amt im ginan$mtntfterium
entfernt unb al* ßbergertcbtSbtreftot na<b Warburg oerwiefen,
aber burd) SBermittelung ber JBer$ogfn ein $abr oor Subwtg*
Äefutf) in SR. al* ^rdfibent in bie bortige Regierung aufgenommen
werben» dt warb 1831 SRinffter unb geabelt; wegen bienft*
lieber SJNfJbetttgfeften aoger f!rf) 1840 nad) (Jaffel jmtücf, würbe
aber 1843 wieber nadjj 9R. berufen, aerftefj ben jbienft wieber
1847. — SRan wtfcelte *on ibm, er fei ein «rafft obne «raft
gewefen (f. SBippermann, 152, 160, 181).
VIII. Dfirerfeft in 3türnberg. 1828. 445
(£r fragte t>iel Aber Nürnberg uttb 2Ründ)en, aefgte wxi
feine ©em&lbe unb fagtc un* mehrmals, bafj tote bod)
ja auf bet Söeiterreife fciebenftein unb 2fltenftein fel>en
unb und feine @em&lbefammlung auf bem Ttütn ©d)lof5
in ber ©tabi aeigen laffen möchten1)- 2Jon ba befugten
tt>ir bie gamilie «rafft unb blieben bort bt* einfyalb
2toei STOtttag* fyaben tt>ir bte einljalb fünf geaeid)net
unb ftnb nod) nad) «lein<3erufalem, einem ?anbftfc mit
neuen ©ebftuben unb Anlagen, bie bem SRimftar &on
Äinifc*) gel)6rt, faum eine Siertelfhtnbe &on bet ©tobt
gegangem 3E)ie 2uöftd)t in ba* fd)tne, grüne SBiefentat
l>at un* am bcjlen gefallen* 3Der £ er 30 g l)at bem
Äönifc bie« ©tücf Sanb geföenft, unb ber l»at mit vieler
SD?üt>e ben fieinigen Stoben fo n>eit gebracht, baß alle«
im fünften ©rfin fianb* J&ätte ber SÄütifter nur @e*
fdjmacf gehabt, ober fein 9tatgeber, fo t>ätte er ettt>a*
SBeffered barau* machen fönneiu
SSon ba gingen nrir auf einen 93att, tt>oju und bie
freunblidje gamttie «rafft »iUette getieft Ijatte. 2Bir
fanben bort bie ganje l)eraoglid)e gamilte, bie ^anritten
t)on 93aumbad), «rafft unb aud) $r&uletn &on Oper*
*) Die ®emftlbe im alten ®tf)io§ (bem älteren, 5fHtd>cn
Seil be* 9teflbenaftf)loffe$) finb befonber* Dtieberlänber unb
alte 3taiiener, barunter efngfefole unb ein Garracct.
•) (5l)rip. gerb, greil). 0. Ädntfe, 1756-1832, au*
bem Äoburgfcfyen, ftanb aud) bi* 1802 in «oburgfd)em SDienfte,
worauf er t>om ^erjoa atö ®ef)etmrat na* ÜÄemingen gebogen
unb befonberö mit SanbeSfultur unb ©artenbau beauftragt
wirb. 9tad) brei Safyren begann er einen oben gelfenbang —
ob t>om Jperaog ü)m geföenft, toeift man ntcfyt mefyr — an*
aubauen, mit aöofynbaüS, ©efytoeiaerfyaud, SBafferleituna au aer*
fefyen, »ad fielen ÜRenfcfyen 95rot aab. 1826 ©taatemtnfjhr,
baute er jid) aud) nod) ein $alai$ ttn unteren $onn, lieg fld)
aber auf feinem „Serufalem" unter ben «längen be* (Sfyoral*
„Serufalem, bu fyxfygebaute ©tobt" begraben. Den 9tomen
ber ©ejifcung tt>ei§ man aud) nid)t mefyr au erfldren. @r {larb
finberlod.
446 Subtttg Ghntt @rimm, (grfnnerungen.
Raufen1), J&ofbame bei ber ^erjogin^SötttDe1), unb
aud) ben unletbltcfyen J&errn »on ©pbott)8); ed bauerte
bid aefyn Ul>r.
STOontag, ben 28» 2(prit, fyaben tt)ir frül) ben ?anb*
fd)aftdmaler SBagner4) befugt — er ifl ber ©o^n bed
befannten ©dfyrtftjtetterd, ber unier anberem „Die reifenben
SÄaler" u. <u getrieben l)at — unb befal)en feine Silber
unb 3tid>nungen aud Stalten, bie und fefyr gefallen fyaben*
<&x ifi ein angenehmer junger SRann unb l)at 2fl>nlid)fcit
mit feinem Sater, ben id) freilief) nur aud bem SMlbntd
lernte* @r jeigte mir bann bie ©alerte im ©djlofj, u>o
er aud) tt>ol>nt unb fein SRaljunmer l)at Um elf Ut)r
nahmen tt>ir 2fbfd)ieb »ort ber <$er)Ogin, bann machte
Sßerner einen SJefudj bei *>• Äintfc, unb id) befal) mir
ben 9>arf unb bie neuen ©ebiube barin, in benen jefct
bie ijerjoglicfye gamüte tt>ol)nt6)* ©iefer Seil l)at ftdj fo
ju feinem Vorteil toer&nbert, bafj id) tl>n je£t, nad) trier*
3el)n 3al)ren, nid)t mefyr tofirbe gefannt l)abem SB er n er
fam balb ttueber unb aud) bie Familie Don 93aumbad),
vorauf n>ir btd nad) ein Ityr umhergingen unb bann bei
ber gamilie Ar äfft bad SRtttagejfen einnahmen« dlaty
x) Gardine t>. €>., 1774—1866, aud Gaffel, bie @d)ti>efter
bed l)efTtfd)en ßofmarfcftattd <5. 98. TL t>. £)., t 1841« ±)ie
gamtiie gebärt jur altt)efftfd)en 9tttterfd)aft.
*) ©te 4Jer30gtn>2Rutter toar Sutfe 9>rinaef(ln $uJ&oben*
lobe^Sangenburg. @fe bat für #eraog SBernbarb t>on
1803—1821 bie »ormunbfdjaft geführt unb ftarb 1837.
•) @r tft in SReintnäen ntebt naebautoetfen.
4) Über ben SBater @rnfl 98. f. Tlnt). 9fc. 2. ©er bamald
34jäbrige @obn (Sari 98., feit 1822 Hofmaler unb ©alerte
tnfoeftor im ©fefntngen, 1 1867, fyatte ffä) 1817—21 in jDredben
unb ftftbetifd) aud) in J&efbeiberg, unb bann fünf Safyre auf
Reifen in ber ©d)tx>eia, %irol unb 3taften gebübet @r malte
unb rabierte Sanbfdjaften nad) ben bort gefertigten Stiften,
©ein 98er! ijl aud) in Änbrefen aenefebnet.
*) jDie beiben beraogitdjen Malaie in ber $ernt)arbftr. waren
1821/2 erbaut, bad Heinere »om J&eraog, bad größere am <£ng<
lifd)en ©arten »on feiner Butter betoobnt
VIII. SDürerfejt in «Nürnberg. 1828« 447
bem toir bann im ©arten btt fec^ö Ut)r beim Äaffee ge*
feffen, mad)tc id) einen 23efud) beim Oberfonftflorialrat
9Ro f eng eil1) , einem intereffanten SRann, ber mir beim
Äbfcfyteb fein lefcte* 2Berf, „fReifebilber", jumXnbenfen t>er*
cfyrte* Dann l>aben tturjum lefctenmal bei 95aumbad)$
3u 9tad)t gegejfen, unb atö tt>ir 2fbfd)ieb genommen tyatten,
tpobei ber unleiblidje ®d)tt>äfcer &on ©pbott) urieber fciel
t>on ftdf> gefprod)en, t>ictteid^t audj nodj ein ©eflamatorium
gegeben l)at, gingen n>ir um elf Ityr nad) J&aufe*
Dienstag, ben 29« Xpril, ttmrbe morgend alle*
gepadt unb einem ftufyrmann gegeben, unb bei fd)dnem,
warmem Söcttcr jogen tt>ir jum nddjfien Sor fyinauS*
3m legten ©arten fal)en nur in einer ?aube einen 2tfd)
ftetyen, ber ftd) bei näherer Betrachtung afö ein alter
gotifd)er Saufßein*) em>ieÄ, mit fonberbaren Figuren
unb 3ieratem 2Btr festen und unb ffijjierten ä>n, unb
bann ging eö burd) baÄ fd)öne, grüne Söiefental, in bejfen
ÜJKite bie SSBerra fliegt, aoroärte btö jum n*df)ficn Dorf
linfd8) auf ber 2fnl)öl)e, t)on tt>o tt>ir bie Umgegenb t>on
9J?eimngen nod) einmal fasern Sie ©tabt tt>ar fdfyon
hinter ben Bergen, nur Älein*3erufalem u>ar nod) ftcf>t^
bar; an ber Ätrcfye unb am $farrl)auö vorbei fd)ritten
tt>ir balb triebet auf bem ^u^pfab im grünen SBiefental*
2Öir famen nod») an mehreren malerifd)en fünften vorbei,
tparen aber balb tt>ieber auf ber ?anbjiraf$e4), tt>o e$
leiber brücfenb fyeifj tt>ar. ®in jiemlid) alter SJtonn, aber
nod») gut ju gufj, ein 2eüm>eber, ttne cä festen, gefeilte
*) griebrid) üRofenaefl, 1773—1839, »ar ffirjfeber be*
terjogd löern^arb aetoefen. ©r gab <£rbauungöbüdjer unb
cjabtongen, aud) Briefe über ben ebenero&b«ten (5mft
äBagner beraub SDaS *ubtt>tg gefebenfte 93ud) t>icg „«Reffe*
gefäbrten", grffi, 3 $be. 2(ucb über «tebenffcin batte er 1826
ein „fJtaturgemälbe" »erfaßt.
*) (5$ toar über biefen nid)tö ju erfahren.
•) SBaKborf, auf bem ttnfen SBerraufer, too fle tintn gug*
pfab benufcten.
4) 9ted)t* t>on ber SBerra, t>on aBafungen ab.
448 ftibtoig Cmü ©rfoim, Srinnenutgetu
ftd) ju und unb erlitt und mandjed aber bie ©egenb,
bid ein leerer SBagen hinter und fyetfam unb um ein
SMlliged und jtuel ©tunben »onpfctd mitnahm» 2)ann
ging'd freilief) triebet gu guf}* Salb famen tt>ir an eine
bon einer 9Kauer umgebene AapeQe, ba ftanb eine 33auerd*
frau unb fal) anfyaltenb hinüber; n>ir gingen unbemerft
ju tf)t unb fafyen, tt>ie fte nad) einer ©ruppe t>on 9R&bd)en
fjinblüfte, bie auf bem ftirdjfyof bei ben ©räbern be*
fd)4ftigt traten* 2Bir näherten und unb fliegen auf bie
SÄauer, ba fafyen nrir ein ttmnberfd)&ned SMlb: tvx SRäb*
6)ta bon lüftend ftebjetyn Sauren, umgeben bon mehreren
Heineren, begoß bie 33lumen auf einem ©rabe* Otptt
und ju merfett, u>ie ed festen, betrachtete fte mit gefenftem
£aupt fUD bad @rab, bie ftyftnen, feinen <S)efid)td)üge
machten aQed nod) anjiefyenber* Sie <§>d)tagfd}atten ber
©tabfteine, bie Ätnber, bie baneben an ©räbern SHumen
pflanzten, bie bUtyenben SJlumen unb Ätnber mad)tm
aDed )u einem fd)5nen, einfachen unb bod) malerifdjen
Silbe! SBir to&ren gern nod) lange auf ber SRauer ge*
blieben, aber fte tt)urben und getoatyr» Sie Ätnber blieben
jtoar, aber bad ftebjefynidljrige ging tiefer in ben Äird)l)of,
— 2Bit gingen tteiter, unb nadj einer Siertelfhmbe fallen
tt)ir fd)on ttneber ein 93ilb, bad t>ielleid>t allen auf ber
Steife erblicften t>orjujiel>en xvax. UM ttrir an bie äBerra*
brüdte famen, bie ju einem Dorf1) hinüberführt, flanb
ein 9Räbd)en, tute ed festen, fed)jel>n 3al)re alt, an bem
SJrfidfengelinber, ein Äinb auf bem Xrm, bad fte in ifyren
SDtantel gefüllt 3fDe »erl)ftltniffe ber ©eftalt ttaren fo
fd)ön, ifyre Stellung fo grajt5d, Äugen, STOunb unb alle
@eftd)tdjüge bon fo unbefd)reibltd) fcfyönem Xudbrucf, baß
ed ftd) gar nid)t fagen läfft @benfo fd)ön h>ar aud) bad
breibiertel 3af>r alte Äinb, bad ftd) an intern ^alfe l)ielt
unb ju und fal), unb tt>enn fte fprad), nmrbe fte nod)
fd)6ner* 2(ld ttrir fragten, tt>em bad fd)ßne Äinb gel)5re,
l) SBofyl t>on »ardtfelb nad) Snunelborn,
Carl, f rieört^, louis, Dorothea Ejaffenpfftig unö Jrieöeiife (Stimm,
^V^-^^^/'
fwx/vwS
^etman <Srimm, is^s.
IIa* C. «. «ilmm.
VIII. jDürerfefl in Stüroberg. 1828, 449
fagte fte, e* fei tyr eigene*, unb fie fei verheiratet J^ier
tt>ar nid)t* mefyr ju fomponieren, ba* 93ilb tt>ar fertig1),
bie ©onne tvar über ben bunfelblau*violetten 9H)önbergen
am Unterftnfen, fo baf} bereu ©lanj unb ©trafen fte
umgaben, ein tvafyrer ©olbgrunb; bann bie Krümmungen
be* Stoffe« in bem fd)önen, grünen 2Biefental mit einjelnen
l>ol)en ©ruppen von 93äumen, unter benen Wirten tveibeten,
unb red)t* ragten bie l>ol)en getfen vom 2tttenftein in
bie #öl)e; bie ©onne ging prachtvoll unter, bie SKücfen
tattitm in ifyren testen (Strahlen! 2Bir gingen mit bem
frönen SÄarienbitb über bie 93rücfe unb fagten il)r 2ebe*
tt>ol)l unb fte un* glüdlicfye Steife unb ttue nur tvetter
nad) bem 2tebenftein get)en müßten. 2Bir blieben aber
bod) nod) flehen, um fie aum lefctenmal ju fefyen, ba
fefcte fte fid) neben ben glu$ auf einen gelfen unb gab
ifyrem Äinb ju trinfem ©iefe* neue 93ilb tt)ar toieber
über bie SWafkn fd)ön, unb nrir tverben biefe @rfd)eimmg
nie vergeffen — e* festen un* eine gute SBorbebeutung
ju fein, fie beinahe beim ©intritt in* SJaterlanb2) ju
fefyen unb von tl>r über ben 98eg, ben tt>ir tvanbern
wollten, befd)ieben ju tt>erben! ©0 gingen ttrir benn, ba*
93ilb aum lefctenmal betrad)tenb, weiter. 3Jor bem Dorf
famen nur in einen #ol)ltt>eg, bann auf eine 2fnl)öl)e,
ba blieben ttur einige 2fogenbttcfe flehen: ba* Dorf mit
ber SBrütfe, tt>o fte geftanben, von ©onnenglanj umgeben,
alle* tvar fKD um un*, nur nod) bie Serben fangen auf
ben gelbem, bie fernen Styönberge unb bie von 2Rei*
itingen Ratten eine tiefblaue, ernfiere garbe angenommen,
unb hinter ben fd)tt>arjen Häuptern von «fcofyenflein unb
*) Die von tym im JÖerbft b. 3. in Gaffel au* bem ©*
bäd)tni* gefertigte ©fl^e biefe* ©übe* liegt ber £anbf$rfft ber
Sanbe*bibttotyef bei
*) $n jener SBegftette berührten fie bie ©renje ber mxn
furfyeffifdjen Ärei* ©djmalfalben ge&örenben fleinen (Sjflave
•Söartyfelb.
8nbw. ®rimm, Erinnerungen. 29
450 Subtoig Ghntl ©rimm, (Srtnnerungen.
2fltenflein fam ber Ware Sollmonb langfam fyerauf, bie
2anbfd)aft befam ein anbete* ?id)t! —
©o toanberten tt>ir toeiter, unb nad) jtt>ei ©tunben
famen nrir an ben gfufi t>on 2iebenfiein unb (ehrten in
einem 3Birt*l)au* an ber 2fttee ein, tt>o e* freilief) nid)t
jum befien n>ar* 2fber n>ir vergaßen ba* atte* leidet über
ben l)errlid)en Zagen, an benen ttrir fo t>tel ©d)öne* ge*
fet)en Ratten, unb unfere Unterhaltung toaren bie jtt>ei
SMlber, ba* im Äird)l)of unb ba* auf ber 93rücfe* —
2Bir legten un* balb, um t>or (Sonnenaufgang auf bem
2tebenjiein ju fein*
Um 30. 2fpril tarn bann aud) unfer gfiljrer früt)
genug, toorauf e* bann gleid) bergauf ging« Oben an*
gelangt auf ber Stuine, fafyen ttrir nun manche fd)5ne
2(u*jtd)t, aber bie verfallene 93urg unb beren näd)fie Um*
gebung fd)ien un* bod) tt>eber intereffant nod) materifd)«.
9Kan muß nur einmal ba gettefen fein, n>enn man in
ber ©egenb gett>efen ifi* 2Sir entließen unfern gfifyrer
unb matten un* fel>r balb auf ben näd)ften 28eg über*
gelb nad) bem 2fltenfiein; e* fing fdjon an fel)r tt>arm
3u tt>erben«
3)ort mußte erfi ber SERawx aufgefud)t tt>erben, ber
bie ©rotte auffd)tießt, unb ba* bauerte eine 2Setle, fo baß
id) nod) 3^it ^ftttc, ben J&ofyenfiein1) ju fKjjierem dhtb*
lid) fam eine grau, bie auffdjloß unb tva paar 2atglid)ter
anjünbete — e* tt>ären feine gadeln ba, fagte fte — unb
ttrir gingen nun in ben @i*feller, eine fo fdjarfe 2uft fam
un* tt>enigften* entgegen* ©efyr intereffant ift e* nun
immer, biefe t>on ber 9latur erfdjaffenen @ett>5lbe ju be*
trauten* ©ie gefyen fefyr weit unb tief in ben 93erg,
nmrbe un* gefagt, unb e* feien nod) nid)t alle auf*
gefunben* „@ott tt>eiß, ttrie tt>eit biefe ßbtym nod)
gefyen"2), fagte bie Salglid^ttrdgerin* SRandjmal l)örte
l) ©inen SBerg Jjofyenftein aibt e* in ber ©egenb ntdjt.
@r meint t»ol)l ben atoteäfen geljen ^oblenftein.
*) Die 1799 entoeefte, au ben intereffanteften Ülatutgebilben
VIII. fcürerfeft in 3tümberg. 1828. 451
man SBajfer rauften; ttrir famen aud) ju einem SBaffer,
toorauf ein Slawen fianb, unb fuhren nun fyerunu 5Da*
SBaffer ifi bitterfalt, aber friftaüftar. 2)ann famen nur
ttrieber fn eine anbete $öl)le, worin eine SotenfHfle tt>ar,
unb bie 35rad)ennefler nahmen fein @nbe, babei eine
Ä&lie, bie einem bi* auf bie Slippen brang* 3u ber
J&erjogin ©eburt*tag tt>irb alle* ba brunten erleudjtet, unb
bie Stoßt fpieli barin* ©iefe $öf)len mögen für einen
SÄineralogen unb SBergmann t>on 3ntereffe fein, aber
malerifd) fann id)'* nid)t fmben, ettt>a* red)t ©d)auer*
ttd>c^ I)abe id) ba nid)t, nod) weniger ettt>a* ©roßarttge*
fmben tonnen, aber — tt>enn ttrir gefragt tt>ürben, fo
tt>aren ttrir bodi) barinnen! 2fl* ttrir ttrieber au* ber «§öl)le
traten in bie toarme ©onne, unier ben blauen «ßimmel,
tt>o bie SBäume unb SBlumen in ber 2Müte fianben unb
bie SJftgel fangen, ba ttmrbe un* ganj anber* jumute!
©in güfyrer ging nun mit un*, unb ttrir erfttegen bie
Seifen1), bie ganj anfefynlidje 93rocfen jtnb unb bie 2fu**
ftd)t über bie ganje ©egenb bieten« 3$on ba gingen ttrir
nad) bem ©d)lo£ ober 2anbl>au*, wo im ©ommer bie
fyeraogltdfye gamilie tt>ol)nt 3m J&intergrunb fieljt ba*
©aftfyau* unb ber neue SRarftaJL @* ifi bort red)t fd)ön,
ba* ©anje mit fyofyem SÖalb umgeben« SBir liefen un*
eine 93ierfaltfcf)ate geben; ba ttrir nod) fed)* bi* ad)t
©tunben su gel)en Ratten unb ber «ßimmel aud) anfing
jtd) ju unttoöffen, fo fliegen tt)ir ttrieber ben 93erg fyinab
unb fudjten ben gttßpfab nad) SBad) *)♦ Untertoeg* famen
tt)ir an einen ©ee, ber ben ganjen SBorbergrunb au*«*
mad)te* 2(n beffen @nbe blieben tt)ir flehen unb be*
trachteten bie fd)öne unb großartige Sanbfdfyaft ©ie tt>ar
Styüringen* gefybrenbe <S(üd*brunner ober 2fltenfteiner £öf)le
get)t 200 m toett in ben Söerg.
*) SBlumenforb, Sttorgentor, JJofylenftein.
*) ©ie gingen burd) ben Stftoorgrunb, an beffen toeftlidjetn
@nbe SJtöfyca liegt, am©ämiger Seicl5 vorbei toieber in* SBerra*
tal, in bem ©al^ungen liegt.
29*
452 Subnrfg @mll ®rimm, Erinnerungen.
tuet in ber ^Jouflinfc^cn 2frt, linfö ber 2ttten*, $of)en* unb
2iebenfiein, ber ȣintergrunb bie blaue SWeiningenfcfye @e#
btrgäfette, bie t>on unferm ©tanbpunfte au* großartige
formen btlbete, red)t$ große 93dume — nun ber 2Siber*
fcfyein in bem 2Bafferfpiegel! SBir fagtennun ber ©egenb
£ebett>ol)l unb famen allmäl)lid), aud) einmal burd) eine
enge 3Balbfd)lud)t, SBad) näfyer* SBteber famen ttrir in
ein neue* 2al, toorin ba$ ©täbttfyen ©atjungen liegt
Siele lange ©alinenl)dufer fielen ba im gelbe, bie ein
ttribertoärttg langweilige^ 2fuäfel)en fyabem 9iod) er)c n>ir
in baä ©täbtcfyen famen, fing eS an ju regnen, unb ba£
bauerte tt>ol)l eine ©tunbe* SBir gingen gleid) fyinburd)
unb famen balb in£ 2al »on Sad)1)* 28ie tt>tr aber
bort anfamen, tt>ar'6 fd)on fd)ön bunfeL 2fm @nbe ber
©tabt blieben tt>ir in einem 2Sirt$l)au$, tt>o e$ reinlich
unb gut fear, unb anbern SRorgenä, 1* 2Rai, am ©e*
burtötag ber Äurfürftin, gingen tt)ir bei Sageöanbrud)
toeiter* (&$ boten ficf> unä ba manche fyerrtidje ©teDen,
mit 2(u*fid)ten auf bie 9tl)5nberge, unb babei l)errlid)e£
SBetter* SBor J&ünfelb blieben tt>ir auf einer 2fnf)6l)e ftfcen,
unb td) ffijjierte ettt>a& Sann gingen fcir in bie ©tabt,
füllten junger unb Surft unb fuhren bann im SEBagen
beä 9Q3irt* nad) gulb, n>o n>ir in ber Dämmerung am
famen unb bei Hauptmann ÄrSfcfyet2) logierten* 2)en
anbern SRorgen (2* SKai) befugte idf) ben Oberforjhneifier
unb 2öilr)clm t>on ©d)tt>erfcell, beibe toaren aber auf
ber 2fuerl)al)njagb* ©o gingen nur mit Äröfd)el bie
©tabt ju befel)en unb befugten ben SRafor ©cfyirmer8),
bei bem tt>ir aud) mit Hauptmann ©pangenberg8) jum
*) @$ ift immer ba* 2Berratal ©ie gingen im 9torbtt>eften
ber 9U)5n aud bem Utfier» in* Baunatal, reo J&ünfelb liegt; ber
8Beg nad) gulba für>rt bann bie Jjauna aufmärt* über bie
äBafferfcbeibe in* gulbatat
*) 3lob.Äeinr. Ärdfd&el, atöOberft im Ärieaäbepartement
1659 in ben 9hri)eftanb getreten, ftarb 1866 in Gaffel 3m 3afyre
1814 toar er Hauptmann im Regiment Äurfürft getoefen.
•) ©. 9>erfonem>eQetd)nl*.
VIII. ©ürerfeft in ittüroberg, 1828. 453
2fbenbeffen tt>aren* ©ie ©d)tt>erfcell$ toaren aud) ben
anbern borgen nod) nid)t t>on ber 3agb jurücfc Sann
befafyen ttrir bie Atrien unb fanben feine t>on SBebeutung*
©er ©om ifi im ©til ber 9}eter*Krd)e in 9tom unb eine
9tad)bilbung beSfelben, aber ein ©anbforn gegen ben
römifd)en ÄolofL Sie 93ilber barin ftnb toeniger atö un*
bebeutenb, unb fcon alten gotifd)en ©egenfiänben l)aben
ttnr in ber ©tabt toenig ober mcf)tö gefunben* 9tad)*
mittagä fufyr unä SÄajor ©firmer nad) ber gafanerie,
bem ehemaligen ©ommeraufentfyalt ber gürfibifd)öfe* @ä
ifi ju>ei gute ©tunben t>on ber ©tabt entfernt unb guter
SBeg bafyuu ©a$ ©d)lofl, neu angepriesen , ifi im fo*
genannten r&mifc^^efuitifc^en ©til gehalten, aber mit gar
nid)t üblen Serfyältniffen unb jiemlid) grofj aufgebaut,
babei ©taDung unb mehrere «gintergebäube» Der tyaxt
ifi jiemlid) groß, unb im Ziergarten ift unter anberem
aud) ein 9tubel ttnlber ©d)tt>eine, bie aber jafym getoorben
ftnb, fo baß man ifynen nal)c fommen unb fle füttern farau
9tad)bem tt>ir baä alle* befefyen, gingen nur in ein Sieben*
gebäube, unb ein 9R&bd)en mit einem frönen fatl)olifd)en
©eftd)t brachte un$ Äaffee, vorauf ttrir lieber in bie
©tabt fuhren* Qann gingen ttrir auf ben grauenberg
unb jum 93onifajiu$*93runnen* ©er 2Beg führte bi$ oben
t)in unter lauter blül)enben Äirfd)bäumen t)cr. Oben ift
bie 2fu$ftd)t ganj fyerrlid), ttrie aud) beim Älofier* ©er
©om unb ba$ ©d)lo$ im SBorbergrunb1); bie ©tabt mit
ber 23rücfe über bie ftulba, mit ben fd)6nen SBiefen aum
SSRittetgrunb unb baä Zal unb bie ©ebirge aum hinter*
grunb! 3m SJorbergrunb müßten ein paar 93auern*
mäbd)en in ifyrer 2rad)t eine ©ruppe fiellen, bie t>or
einem S3ilb betet, ober nad) ber Äird)e gel)en! ©ie l)aben
bort rote SRöcfe, rote ©trumpfe unb eine SRüfce auf, reid)
mit ©olb geftitft 3$on ba befal)en tt>ir bie neuen 2fn*
*) SBor bem <5fyo% unb bem ©om fteüte 1842 SBerner
£enf<tyel fein berühmte* @rabüb beö SBonifajiu* auf!
454 Subttrig dhnil ©rintm, Erinnerungen.
lagen, unb id) ging bann ju ©d)tt>erfcell$, bie id) aud)
antraf mit mehreren erlegten 2(uerl)4l)nem 2Me ©inlabung,
bei iljnen ju effen unb mit ifynen in ber ©egenb untrer*
jufafyren, fonnten ttrir leiber, ba tt)ir am folgenben Sag
tt>egmu$ten, nid)t mel)r annehmen*
28ir fanben eilten 9tetourtt>agen unb fuhren fo gegen
trier Ul)r nadfjmittagä (3. 3Jtoi) tt>eg* Der Äutfdfoer tt>ollte
nod) nad) J&irfdjfelb1), e$ ttmrbe aber ju bunfel, unb fo
festen tt)ir in ber 23auernfd)enfe eineä ©orfeä etm @ä
tt>ar fo falt, baß ttrir unä bie ©tube fyeijen ließen*
9Rit Xageäanbrud) (4. SKai) unb bei fd)5nem SBetter
ging'ä tt>eiter burd) <£irfd)felb unb Stotenburg* 3n SKor*
fdjen machten ttrir SKittag unb befafyen bie Äird)e* 2)a*
neben ift nod) ein alter Äreujgang9), unb in ber SWitte
beä <£of*$ fiel)t eine fel)r alte ©oppelftd)te* SJon ba
tt>eiter nad) STOelfungen, tt>o ttrir burd)ful)ren, unb fo gegen
fünf Ul)r famen tt>tr auf bie J&öljen, tt>o ber #abid)ta*
ipalb unb ber J&erfuleä jtcfytbar ttmrben, unb enblid) fcor*
2eipjiger Sor unb in bie ©tabt
©0 tt>ar benn ber furje, fd)5ne Sxaum vorbei, an
ben ttrir nod) lange gebenfen unb ben ttrir gettriß nie t>er*
gejfen tt>erbem ©0 jtfct benn ein jeber ttrieber ju $a\x$
in feiner ©tubenedfe auf feinem alten 9>lÄ£df)en unb *&
jdl)lt benen, bie ettt>aä bafcon ttriffen tt>ollen, *>on bem
fä)5nen ©ürerfefi! SGBunbern ©ie jtd) ja nid>tA baß id)
bie 25efd)reibung nid)t toeitlduftger gemalt fyabe, baju
l)atte id) feine 3cit, bie *§auptfad)en ftnb aber fyter ju
ftnben, unb baö anbcre fönnen tt>ir in ©ebanfen ergänzen,
95efommi Jemanb bieö ju lefen, bem e$ nid)t flteßenb ge*
*) JöerSfelb.
*) j&ie ©entarfung ^fltmorfdjen umfdfytteßt bie Ätrdje, Äreu^
Siana, SÄefeftoriunt unb anbere jefet al$ ^Domäne $u lanbttrirt*
djaftltdjen 3tt>ecfen verpachtete ©ebäube be$ ehemaligen 3tftfl>
aienfer#Ulonnenflofter6 «fjetbau G&aibe), gefd)id)tlicf) erläutert unb
betrieben in 2)el)n*9totf)felfer u. 2ofe, Söaubenfmäler beä 9te»
gterungäbeairft (Saffel, 1870, ®. 96—98.
VIII. ftütetfefl in Nürnberg. 1828. 455
fd)rieben ober nid)t genug jured)tgefeilt unb ausgemalt iji,
bann tfi e$ md)t meine @d)ulb: id) t)abe e$ nur für
Sßerner unb mid) gefd)rieben, um einmal baä SJergeffene
nacfoulefem 2(ud) tt>ürbe id)*« nid)t beffer gefonnt fyaben,
tt>enn ifyi aud) gewollt fyätte1)*
3n bemfelben 3ab*e 1828 bat Subwfg fid) nod) eine 3ett*
lang in bem jefeigen nieberbeffifdjen ÜJtolerborf SBfUingSbaufen
bei 3iegenf>ain aufgehalten, wo er übrigen* fd)on öfter gewefen
war1). S$ wobnte bort bie ben brei trübem nabeffebenbe
gamille t>on ©cbwerfeell1), auf beren ©ute fd)on feit 1802
bie ©cbulfreunbe *>on 3acob$ Älaffenfamerab grtebricb
r»on ©djwerfcell (1784—1858) auf ber Steife t>on unb nacb
Harburg gaftlid) aufgenommen würben (28iganb bei (Stengel
3, 327). 2Bai)rfd)etnlicf) bat tyn ber jüngere trüber, 2Btlbelm
t»on <3<bwerfceU (1800—1872), ben er in gulba befugt batte
(®. 452ff.), auf baä ©ut eingelaben. Dort bat er bie beiben
3eicr)nungen gemalt, bie feinen Stobierungen 9fr. 161 unb 162
vorlagen.
3n biefer trefflieben gamtlte, beren #aupt bamatö ©eorg
*on ©cbwerftell (1756—1833) war unb in ber aud) Sofepb
QRaria t>on SÄabowife eine J&etmat fanb4), lernte Subwig
ben getjfcoollen unb liebenswerten ÜJtoler ©erwarb öon
«Reutern (1794—1865) fennen, ber 1820 jid) mit Sbarlotte
t>on ©<bwerfeell aermäblt batte. 2Benn SReutern fpäter mit —
freilieb nur wenigen, aber guten — Stoblerungen ber&ortrat, bie
er mit ber linfen £anb fertigte, nad)bem ffym bei Selbig ber
rechte 2fcm t>on einer Äugel weggerijfen war, fo batte er bamalä
Subwig bie ^infübrung in bie £ed)nif biefer Äunjt au verbauten«
Meutern bittet ibn in ben beiben erften feiner $ebn
©riefe — *on 1826—1828 — , nad) 28üttng$baufen au kommen,
wo er t>on ibm befonberä über ba* 3**cbnen t)on Äöpfen unter*
*) 4Mer folgen nun noeb bie tarnen ber etwa 87 Äünftler,
bie flA in»lürnbergind2f.*jDürer^tammbucb eingefebrieben baben.
*) ©eboof 2, 9fr* 24 $eigt e* t>on 1826.
•) Die wteber aufgefunbenen ©riefe ber älteren ©rüber
an ©<bwerfcell$ werben bemnäcbfl tum Dr. ©djoof mitgeteilt
werben. Ston SBilbelm ffnbet pd> aud) noeb ein fd)bner SBer*
im ©tammbud) ber gamtlte.
4) $aul Raffel, Stabowlfe 1, 11; befonber* aueb ®. 151 f.
456 2ubwtg <$mti Orimm, (Erinnerungen.
triefen werben Witt. 3fl$ Sefyrmetfier gerabe hierin empfiehlt et
ü)n aud) 2Cmalien t)on 3u^)bttt)^cf 1834, inbetn er fdjretbt:
„Unfer ©rtmm iß ber bcftc Stotgeber, td) renne ru>d) niemanb,
ber bie Äbpfe fo gefd)macft>ott gefristet tt>ie er/'
3n ber aß Jjanbfdjrtft gebrudten SebenSbejdjrelbung
©. t>on SÄeutern* if! aud) an awet ©teilen ber gemeinfamen
®tubien Meuternd unb Subwtg* in 3Bitting$r)<*ufen unb
Gaffel gebaut. Söetbe waren bie erften, bie in ber Jefct fo be*
fannten QJtolerfolonie SBiaing^^aufen geweilt fyaben. 8ubwlg*
®d)wälmer $rad)tenbiiber fyängen nod) im (Schwer feellfd)en
2Mbliotr)ef$aimmer bafelbfl. @r ftanb befonberä Sardine t>on
@d)Werfeell, fpdteren grau *>on 3*erfd)uer, nat)e, wie bie
erhaltenen Briefe bewetfen1).
33cm 3af)t 1829 enthielt ber auägefdjntttene Seil ber Jjanb*
fd)rift fld)cr(icr) aud) mand)e$ über ben 2Cufentt)alt unb bie Sßtig*
feit Subwig* in unb bei Harburg, in ©oflfelben unb 2tmbne*
bürg. 3n SRarburg ftüfcte er ftdr> wol)l auf ^rofeffor @uabe*
blffen, ben lieben greunb SBttyelmS befonber*, ber 53 Briefe
an ©uabebtffen gefdjrieben bat"). SB&btenb btefer, neben
betn mtlitärtfd)en (5raiel)er be$ Äurprtnaen, t>on Söelow, beffen
3it)illef)ter, in feiner Heimat Reifungen lebte, ^atte aud) 8ubwtg
feine Äinber geaetcfynet.
2m 6. 2tuguft 1829 t)at er $x ©ofifelben ben trefflichen,
aud) Uterartfd) fer)r interefflerten Pfarrer, fpäter ffonfiftortalrat
unb ©btenboftor ber ^bWofop^ie 3«>b. #• ®b^ SBang ge*
aetdjnet, ben greunb aon Bettina, (Siemens unb GbrtfHan
SBrentano, grtebrid) (Sreuaer unb ©aatgn^, ber 77}&l)rtg,
al$ Pfarrer in J&aina, 1851 geworben ift 2)iefe 3eict)nung fft
in bem 1908 aß J&anbfdjrtft gebrudten t)übfd)en SBudje feinet
ChifcW, be$ 9>rofeffor$ ber trantfdjen Sprachen a» Sbwen SB,
SBang £aup, „9>arentalta, ©runbaüge au einer @efd)ld)te ber
fangen", <5. 9, Ittyograpbifd) wiebergegeben. SBie naf) aud)
&ang ben älteren ©rübern flanb, beaeugen bereu 38 Briefe an
tr)n (bei ©tengel 1, 24—123). Ston feinen ©oflfelber 3eid)*
nungen t)at Subwtg bann bie „Drei SRäbct)en aud ®." (Ülr. 163)
rabfett @nbllct) fam e$ in biefem 3at)r 1829 — wa* aud) auf
bem 2fu$fd)nttt geftanben fyaben wirb — jurfftften bem 39i&t)rfgen
*) ®S finb bie 9lrn. 7, 9, 15, 20, 22, 24, 25, 39, 40 bei
©d)oof 2. *) Stengel 1, 141—260.
IX. 3b9« itn £abt$t*»alb ufto. 1830-1863. 457
ftibtttg unb Sparte ©bttner, ber am 9. 2foguft 1803 ge*
bereiten $od)ter von grau 9>rofejfor Sööttner, ber SBejifeerin be$
von ®rimm* bewohnten Jjaufeä, sunt Serföbniö, toobet freiließ
bie SBerfyetratung btö aur Erlangung einer feften Sebenäftettung
für Subivig ^inau^gefd^oben warb. Die SButter ber SBraut toar
atvar fefyr toof)ü)abenb, aber £ubttig mochte fld> triebt von feiner
grau ernähren iajfen. ®o fdjrttt man erfl aur SBermdljiung, alö
1832 ein 2fott lief) für ben 3n>eiunbvieratgiäf)rtgen enbiid) ge>
funben f>atte.
SRarie Södttner tt>ar ein l)übfd)eö, babei fer>r gute* unb
liebe* SR&bd)en, tt>ie 3BUt) elm föreibt *) (Stengel 1, 113, 408), unb
von 3u8*«b auf mit Sötte unb Dortd)en — feit 1825 n>ar
Dortcfyen 2Büb mit 2Bilf)elm verheiratet — eng befreunbet.
Die 3ö*)te ber SBerlobung unb ber (Sfye, bie nur ein 3flb*a*f)itf
lang gebauert bat, fmb für beibe eine 3ett fyofyen ©lücfö getoefen.
IX. 2ftyU im £abt#Wn>alk 2ta|ieUung. Beirat
#Win#eiu 2fo*ffong. 1830—1863.
9tad> ber erwähnten Sücfe von 27 (Seiten fäfat bie 2fof*
aetd)nung fort:
1830, 3m Sanuar 1830«) aoflen meine SSrüber
mit tfyren gamüten (f. oJ) nad) ©öttingen, unb bie grau
l) 2facf) im Sörtcf an ÜReufebacf), bem er bie 9teutgfett mit*
teilt (ÜB. 123), nennt et fie ein t>übfcf>e^ gute*, etoa* ftttte^
ÜBäbrten von 26 Safyren. „Un$ §at er nicf)i$ bavon gejagt, btö
aUeä in SRtcfctigfeit war." — - 2Crnim melbet bie SBerlobuna an
©örre* (©örreäbr. 3, 363).
*) Die trüber reiften aber allein am 27. Deaember 1829,
unb ben 20. 3anuar 1830 fyolte nur SBilfyelm grau unb
Äinb na* ©öttfngen ab. Über bie ganje 3eit t)at SBtlfyeim
ausführlich 3lrntm end^t (©teig 3, 591—94). 3acob aber
ÜKeufebacf) (H6f.). Anfangt 1829 ftarb ber Oberbtbliotyefar
Subtotg 2*5lfel (ber Herausgeber bat in ber 21D23. tyn be*
banbelt), unb ba bie Sörüber ben 2frd)ivbireftor (von) SÄommel
an feine ©teile vorrüden unb tyr eigne* moraltfdje* 9ted)t barauf
mißartet fafyen, fo nahmen fie bie burd) $rof. SBenetfe ibnen
458 Subtoig @mtl ©rfmm, @rtnnerungen.
SRutter1) gab mir bercn ?ogte ein, um e$ ju begatten,
tt>enn tt>ir heirateten* 3d) ttmrbe ttneber burd) eine fiarfe
(Srfättung fefyr franf *), unb bie liebe SWarie pflegte mid)
auf ba« forgfamfie, fud)te mid) ju jerftreuen unb la* mir
t>or, tponeben bann aud) abtt>ed)felnb meine @d)tt>efter unb
ü)r ®flann, ober greunb £enfcf)el, ober Äbolf 2Ötele8),
vermittelte Stellung an ber ©btttnger ©ibliotbef an, fo tief aud)
bie Trennung von Gaffel fie fdjmerjte. @$ toar feine unberedjtigte
2CuftoalIung be$ ©tolaeä, bie bie trüber fünbigen lief}; aud)
anbere empfanben fo. „3Me 3urücffefcung, bie Sbnen totberfabren
iß," fcbrieo tbnen ©aotgn^, „babe td) gleich, al$ id) fie in
Leitungen laä, auf baä lebbaftefte empfunben, unb td) befd)toöre
©te, toenn fid) irgenb ein 2Beg ju serbeffernber Anbetung 3b*er
Sterbdltniffe barbieten follte, tyn ntd)t ju serfcbmdben" (©teig
3, 586). Jfof einen tum bober ©teile auägebenben SBerfud), bie
©ruber bod) nod) a^wü^Pbalten, bejiebt ficb Sacob* ©rief an
garnier im 2(nbang (f. aud) Sacob an Sföeufebad), 116 f.).
Sacob tourbe orbentL 9>rofef[br unb ©ibliotbef ar, SÖtlbelm
Unterbibltotbefar, aunddjft augerorbentL, bann orbentL ^rofeffor,
beibe aufammen erhielten 1500 Saler ©ebalt unb 100 Safer Steife*
foften. „Die Saffeler Sabre," fagt aber Sacob einmal, „toaren
bie glüdllcbften unfere* Sebenä, in folcber Stube ergrünte unfer
$erj tote auf einer 2lue." S$ bauerte längere 3ett, btö fie ftd)
in ©btttngen elngetoöbnten. l) ©ottner.
*) Überbaupt ift mit junebmenben Sabren feine ©efunbbeit
fd)tt>äd)er ftatt fefter geworben. ©letd)toof)l ließ ibm fein 3frjt
Dr. garnier nad) ber ©itte ber 3eit idbrlt* atoeimal jur 2lber!
2Cm 4. QBära fcbreibt SBilbelm an tfrntm (<5tetg 3, 594), Soul*
leibe nod) siel unb bepnbe ficb ta bebenflicber Sage, fönne obne
©d)meraen, ©tfcbe unb Jjuften fein SBort reben.
•) 2Cbolf SBtele, geb. au Olbenburg 1793, t 19. (Sept.
1845, ift feit 1822 im furfürftlicben $beaterord)efter nacbautoetfen,
»ar erfter ©eiger, neben SKorife Hauptmann unb $nton ©ott,
unb fpäter flonaertmeifter. S. ©pobr, feit 1822 ÄopeUmetfter,
nennt ibn (©elbftbiogr. 2, 155 u. o.) unter ben auSgeaetcbnetften
SÄttgltebern berÄopelle. 8ubtt>tg trat er nafye burd) feine 23er*
mdblung mit 3ob. ©bttner, ber jüngeren ©djioefter son ?ub*
toigd grau (beren altere <5d)tt>efter SBilbelmine batte ben
ftammerrat Stieb 1 geheiratet). Sladg beren fd)on nad) einigen
SBocben erfolgtem $obe beiratete er «uifegrieberife, $ocbter
bed tfaufmannö @cbotten; aud) biefe (5f)e roax finbertoö.
IX 3*9K im $abtd)t*»alb ufto. 1830-1863. 459
ober Hauptmann ©cfyulj1) t>on bcr 3&gergarbe unb
3* 25ücf ing, meine alten Äriegäfameraben, ju mir famen.
©egen @nbe SRdrj, at£ bie wärmeren Sage famen, würbe
e$ tt)ieber gut mit mir, bie ©onne fd)ien in meine ©tube,
unb id) I)6rte au* bem genfier bie 2fmfefo unb bie 93ud)*
jtnfen unb bie Dielen anbern SBögel mit fjreube ben gMU)*
Kng aerfflnbtgen* Unb bie liebe ÜÄarie war fo Reiter
unb fröl)Hrf> unb faf) fo blüfyenb au$, unb wir gingen
{eben Sag in ben 93erggarten* 2(ud) bie grau t>on
3ut)bttt)t)cf mit 9)?ald)cn unb bie Anna $a£tf)aufen
Waren fyterfyergejogen*), unb tt)ir fasert un$ oft.
3m 3uli reifte aber nun grau ^Jrofeffor S3öttner
in* ©d)langenbab, unb bie SÄarie mußte fte begleiten;
unb ba ber 2(rjt fyaben wollte, id) foDe t)&uftg Sanbpartten
machen, fo fit^r id) mit meinem gxeunb, bem Oberfiafl*
metfier t>on SRaBburg*), nad) 2Bill)elm$l)öl)e, flieg gegen
2(benb jum »ßerfuleä, tief mir mein 9*äcfd)en nachbringen
unb logierte nud) beim OftogonfafteHan ©untrer ein,
ber eine Heine SBirtfcfyaft ba fyatte* 3cf> fyatte ba ein
Heine* ©tflbd)en, tt)o id) bei fd)led)tem SBBetter l)dtte jeid)nen
fönnen* 3rf) war aber meifi ben ganjen Sag im SBalb*
@£ war reijenb ba oben. Sagelang war id) im 2fl)ne*
graben, einer engen ©d)lud)t, worin baä tt>ilbe 93ergwaffer
Heine unb große äöafferfätte gebübet t>attc. 2CUe* ift ba
*) 45 einriß $br. ©cfi., aW Oberftleutnant be$ Säger*
batatKonö im 3at)re 1850 penfiomert, ftarb 77 jährig am 11. 2fpril
1868 m Gaffel 1814 ftanb er im Regiment Sanbgraf <5arL
*) 3m Sfbreftbud) fielen fic aber nicbt; if>r trüber SQerner
*on 6. lebte aber 1840 in (Saffel (3ppei 1, 379).
s) 2BtH). Otto 0. b.9Bal$burg, 1780—1857, war, »eil
er (faft unwtflfürttd)) StörnbergS 2Cufftanb$oerfud) angejeigt
batte, tton 3eröme $um (Sbrenftattmeifter ernannt unb 1812 mm
©rafen gemacht worben (SBippermann 49). @r war fo umadtft
bem aurudgefebrten ^urfürjten oerb&djtig, würbe fogar 1815 »er*
fyaftet unb nad) feiner Befreiung (burd) feinen Otyim ©eneral
oon ©otyr) wentgftenS auf ferne ©üter »erbannt unb unter
$uffid)t gepeilt, aber SBtlbelm IL batte tyn aum Äammerfyernt
unb OberfiaKmeifier ernannt.
460 £ub»fg @mtt ©rimm, ©rbmerungen.
btd)t }ugen>ad)fen, 3fM)dnge, gelfenmaffen, überfponnen t>on
®feu, Brombeeren unb 2eufel*att>irn — überall 2Batb*
blumen, bie üppig au* ben gel*rifcen blühten, manchmal
fed)* bi* ad^i ©tengel au* einem get*fpalt l)ermgett>ad)fen,
unb im ©ebüfd) aerfteeft mand) Ijübfc^ed SBogelnejH 3fn
mannen ©teilen n>ar e* t>or all bem 2Bad)*tum ganj
bnnfeL 2Benn id) ba fhtnbenlang jeid)nete: tt>ie tt>ar e*
ba fo mutterfKH um mid), fein SSIatt regte jtd), nur ba*
fc^n>acf)c ÜÄurmeln ber SBafferfälle unb ben ©efang ber
936gel fyörte man, bann unb tt>ann {log ein Ääfer an mir
vorüber ober eine Rummel mit tyrer S3afijiimme umflog
mir ein paarmal ben Äopf1)* SRefyrmal* famen «£irfd)e
unb Stefye, bie it)ren Surft lösten, unb einmal tonnte
id) aud) einen Qfad)* beobachten: tri) faß auf einem 2Roo**
fiein, ringsum n>ar alle* jugett>ad)fen, ba fal) id), bafj fid)
ba* l)ol)e 9Balbgra* bewegte — gxeunb Steinefe fam
fyeran, id) l)örte il)n äd)jen, aber er fonnte mid) nid)t be*
merfem 2Bie er an* flare SBaffer fam, fal) er fid) pfiffig
um, bann fhreefte er bie 3unge lang l)erau*, defote fe^r
fd)neQ unb fing tüchtig an ju faufen; bann fal) er fid)
wteber um, leefte fid) ben SÄunb ab, btfj fid) am SÄütfen,
fragte fid) hinter bem Ofyr — bie glöfye mochten ü>n
peinigen — unb ging bann fefyr Iangfam in* SBaffer unb
fefcte fid) immer tiefer, M* nur ber Äopf l)erau*fal)! SBie
er fo eine 3*itlang fid) tt>a* gugut getan fyatte — er breite
babei ben Äopf nad) allen ©eiten, ftne e* festen, au*
lauter 2Sol)tbel)agen — , fprang er auf einen Stein,
fd)üttelte fid) ein paarmal tüdjtig unb fing an, fid) l)ier
unb ba gu leefem 2(uf einmal aber tat er einen grofjen
©afc an* Ufer, fam aber babei bod) mit ben $t>zi J&inter*
laufen unb ber Stute ettt>a* in* SBaffer, unb tt>ar im 9hi
t>erfd)tt>unben — er mußte mid) bemerft ober SBinb be*
tommen fyaben!
*) £>od) ifl bie SRabferung Rummel unb SDtoifäfer" (Str.
203) fdjon fcon 1817 unb ba* Sroffelncft (9tr. 201) t>on 1847.
IX. 3b$a im J&abtcbt*ttalb ufto. 1830-1863. 461
Sefud) mochte feiten bafyinauf fommen, n>enigfien*
bie jefyn bt* jn>5lf Sage, bie id) ba oben toar, traf id)
niemanb al* allenfalls einen Säger ober bie ßfifyneröer*
tdufer fcon @I)len, bie ba ausruhten unb it)t 95ter ober
einen ©d)nap* tranfem 3d) fefcte mid) oft abenb* mit
ber pfeife in bie ©tube, tt>o bie 2eute toarern ©er alte
©untrer, ber feinen ©tummel ben ganjen Sag im SÄunbe
fyatte, führte nun ba* SÖort! @r fal) red)t au* tt)ie ein
alter ©arbifi, trug nod) feinen 3opf, t)atte einen abge*
fd)abten bunfelbtouen 9tod mit altem roten fragen an
unb log nun ben beuten ©efd)id)ten t>or, bie mitunter
gar nid)t übel Barett.
2)ie Seute taten aHe* ju meiner 9iequemlid)feit, e*
fehlte mir alfo ba oben in ber frifd)en frönen 2uft an
gar nid)t*, unb immer tt>ar ba* fyeiterfie Sßetter, unb oft
3U tt>arnu SSriefe t>on ber lieben SWarie fyatte id) fdjon
mehrere au* ©d)langenbab befommen, fte toar toit aud)
bie SWutter gottlob! tt)ol)L
Tim 28. 3uli 18301) n>ar e* fefyr l>eifle* SBetter ge*
l) 3ef)n Sage oorber toar SBtlbelm II. — ungern — nacb
SBien gefahren, um bie ©tanbe*erbobung ber ®rdfin bei
SSttetternia) m betreiben, blieb aber nur einen Sag — gerabe
jenen 28. 3uft — bort, »eil biefer ttym au*getotd)en n>ar. 3n
Äarl*bab, too er bie SReicbenbad) toieber traf, SÄetterntd)
aber toieber nid)t, erlitt er am 12. 2luguft einen beftigen ©d)lag*
anfaH, toie man fagte (©pobr, ©elbftbiogr. 2, 180), infolge
banbgretflicber ©treittgfetten mit ber ©räftn. Äuffattenb rafcb
gebeffert, febrte er bod) am 12. (September nacb Saffel aurücf,
loo er am 15. bie Sterfaffung getodbrte (f. Subtotg* Sitbograpbte
9fc. 3). 2(1* aud) bie ©rdfin am 9. Sanuar 1831 nacb WU
beltn*bbb* jurücffebrte, eratoang ber #olf*umoille am 11. ihre
glucbt, tt>a* 3«cob „erbebenb" fanb (j$rb*br. 132); am 10. ÜBära
folgte tt)r ber Äurfürft, um (Sajfel nie toteberjufeben. —
2Btlbelm fam @nbe (September 1830 aud) nad) Gaffel unb
erlebte ba aufgeregte ©traflenauftrttte, bie er am 20. £)e*ember
tfrntm fd)tlbert (©teta 3, 617). @r batte aueb eine längere
Unterrebung mit bem Äurprinaen, ben er einige 3«bre lang,
„frettieb mit geringem Erfolge", in ©efd)td)te unterriebtet batte.
Dabei jeigte biefer, „fd)on au* Oppofltton gegen feinen SBater",
462 Subtoig (Snttt ©rimm, Erinnerungen.
ttefem 3d) mad)te mir abenb* eine pfeife an unb ging
an ben J&erfuleä» 2>a faß ber alte ©untrer mit feinet
pfeife unb fal) in bie grofle @bene* @* tt>ar etnfyalb
jet)n Ut)r, unb ber SBottmonb ftanb am J&tmmeL @* n>ar
be$ Äurfürften ©eburWtag, red)t* unb linf* fKegen bie
SRafeten bei Gaffel in bie J$5l)e, geuemerf fal) man unb
illuminierte @d)tffe auf ber gulba fahren. 2>er ÄurfÜrft
toax mit ber 9tetd)enbad) in 3Bien, n>o jie ftdf> fyatte
hotten jur gürfKn machen lajfem SJefanntlid) tt>urbe
aber nid)t* barauö, unb balb fam bie SRad)rid)t, baft er
in Sarläbab fo fet)r franf fei 2Me 9teid)enbad) tarn
nid)t mefyr nad) (SajfeL
@* tt>ar einem bann fpftter eine tt>al>re 2Bol)ltat,
baf} man bie 9teid)enbad) unb il)re brutale Umgebung
nid)t met)r ju fefyen befanu ©ie fyatte nod) ifyre 2Bol)*
nung leeren laffen, unb in großen gxad)ttt>agen nmrben
il)r bie ©ad)en nachgefahren *)♦ 20fe ü)t* Anhänger unb
©finftlinge t>erfrod)en ftcf> unb t>erfd)tt)anben gar nad)
unb nad) — ba* tt>ar bann ba* @nbe t>om 2ieb! —
©er alte ©untrer erjäfylte mir au* feinen gelb*
jügen, b* t). au* ber Äaferne auf bie 9>arabe, t>on ber
9>arabe auf bie ©d)lofht>ad)t, t>on ber ©d)loffti)ad)t auf
bie 2Biß)elm$f)&f)er 2Bad)t, t>on feinem 3opf, 9>uber, feinen
©amafdjen unb Kommißbrot, unb ganj ftolj fagte er:
„©o fd)6n, nrie unfere ©arbe n>ar, gibt'* fein SRtlttär
mel)r!" ©abei mar er fo fieif, bafl er faum auffielen
fonnie! —
fitf) mit ber Haltung be* Soße* nid)t unjufrieben (baf. 618),
über bie 3Bi Ifyelm fid) anerfennenb gedußert Dattel — 3n bem
balb barauf toegen ber Stermäfylung be* Äurprinjen mit ber
geriebenen JJrau Seemann, fpdteren gfirftfn \>on J$anau,
eingetretenen 3**>ift beäfelben mit feiner Sfcuiter flehen bie
Vorüber roieber ganj auf fetten ber festeren.
*) 3n ber 9tad)t aom 10. Äuguft fyolte if>r Söruber if>te
»inber unb tyre Äojtbarfeiten Ijeimlid) au* (Saffel ab. 3^t
überhaupt au* bem toenig reiben Äurfyejfen „gerettete*" SBer#
mdgen tourbe aon beuten, bie e* »iffen tonnten, auf 16 üBüt
Safer gefdjdfct!
IX. 3tyU im ßabid&tttoalb ufto. 1830—1863. 463
SRerftofirbig toax eä ba oben fn ber ftttten, »armen
dlad)t (Sine folcf) unglaubliche 9Renge t>on gflebermdufen,
SRad)teulen, Äduacfyen, Käfern unb (Schmetterlingen t)ab
id) in meinem ?eben nirf)t gefefyen! &aö Steufeföaeug flog
einem beinahe auf ben Äopf* 2Bir blieben big tief in
bie 9tad)t ftfeen, in ber 9tod)t, n>o fo trieleö vorging, too
fEe in 9>ari$ öuf Job unb 2eben miteinanber fdmpften *),
tt>o ber &ßnig weggejagt ttmrbe, n>o burd) bie Äranffyeit
be$ Äurfürjten J&cffcn eine anbere ©eftalt befam, tt>o
e$ in ber ganaen SBelt anfing ju gdren — tt>a$ barauS
nun ©uteä ober 93öfe$ entfielt, tt)irb bie 3ufanft lehren!
9tod)bem id) bei immer fd)önem SBetter eine Steige t>on
Sagen ba oben augebrad)t, t>tcl gqetcfynet unb mtd) red)t
tt>ol)l befunben fyatte, befam id) einen 95rief *>on ber
9Rarie, tt>orin fie mid) bat, mit ndd)fter 9>oft au fommen
unb fic abautyolen» <3o bcfat) id) mir bie 2(u$jid)ten nod)
einmal, auf ben ©ftrnberg, ben 93rocfen, ben SReiäner,
beaat)Ite meine unglaublich geringe 3*d)e, nat)m 2Cbfrf>ieb
t>on ber gamilic ©fintier, t>on berief rät jemanb ttrieber*
gefefyen fyabe, unb ging nad) Safiel aurücf*
©inen großen ©enuß fyabe id) fcergeffen au fagen,
ben id) anfangt 3uli (1830) I>atte: e$ ttwr ^aganini2),
*) Die Unruhe begann am 27., ber ©trafjenfampf toar am
28. unb 29. 3uli Äarl X. »erlieg 3>ari* am 31. unb banfte
am 2. Xuguft ab.
*) 2)ie Äonaerte im Sweater fanben am 15. unb 30. STOai
ftott. @r war aber eine SBod&e lang in (Saffel, bit $xm 1. 3«ni
ghrogramme in ber (Saffel. Mg. 3*g. beiber Sage. „£>er 3«*
brang toar fo groß, baf} ba$ Ordjefter au ©ifcpldften für bie
3uf)5rer umgetoanbelt tourbe, benn jeber toottte ben gefpenftigen
©eigenfünjtier, über ben bie tottftat SRärdjen in Umlauf toaren.
fefjen unb fein ©piel auf ber G*<5aite auf fid) totrfen lajTen/'
(Söenefe, @efd). b. £oftyeater$ a- 6., ®. 60.) — 9iarf) bem erften
Äonaert fytt $f)tlippine @ngelf)arb, geb. (Satterer, bie
befamtte, aud) ben SSrübern befreunbete, toenn aud) manchmal
fpfcttifö t)on tynen befprod&ene Gaffeier Dichterin, ü)n ange*
bietet. — 9lid)t oijne Snterejfe ift für bie beiben ffonaerte be$
JJejenmeijterd ba$ Urteil beä 2tttmeifter$ auf bemfelben 3nfhru*
464 fttbtoig @mil ®rimm, Erinnerungen.
ber l)ter auf feiner SBunbertrfoKne fpielte. 2>ie merf*
tt>ürbig{le, geifterfyaftefle <£rfd)einung, blajj t>on 2(ngejtd)t/
fd)tt>arje, t)erunterl)ängenbe, lange J^aare^ fcorgebücften
Äopf, fd)tt>arae, tiefltegenbe, blifeenbe 3lugen, ber ganje
STOenfd) fo mager, baß ifyn ber Sßtnb tt>egtt>el>en fonnie,
fo erfcfyetnt er mit feinem Keinen fyöljernen 3njtrument,
in bem eine Söelt *>ott l)tmmlifd)er SRuftf t>erfd>Ioffen
liegt/ bid er ben Sogen ergreift! 3*fet n>irb nad) unb
nad) aUe^ lebenbig, unglaubliche Stftne t)5rt man, balb
brauft unb ftürmt atteä, man glaubt, bie «@5He tue ifyren
©d)lunb auf. Sann legt ftd) ber ©türm, bie ftlbernen
Söolfen jtetyen am Fimmel, unb bie (Sonne gel)t gotben
am ^orijont auf/ Gelobten, afö n>emt bie (Sngel am
fingen ju fingen — id) fann fo ettoaS nid)t befcfyretben!
SDiefer Oeift l>at einen großen ©tnbruef auf mid) gemalt,
id) l)ab fein ©piel nie fcergejfem ©pofyr mag reget
rechter fptelen unb mel)r Riffen, bie gxanjofen toofyl nod)
mefyr gertigfeit fyaben — aber e$ ergreift feiner fo bie
(Seele! ^aganini faß mir aud), unb id) fyabe eine fer)r
mente, be* (SajTeler £offapellmeitier$ (1822— 57) 2oui$ ©pohr,
ber 3>aganiniö Söefucfy jtoar 1816 in SBenebig erhielt, tyn aber
nid)t l)atte bewegen fbnnen, it)m ettoaä oonufoielen, bagegen
für fein ©piel oon tym belobt toorben toar Cseloftbiogr. 299 bW
302). 3n oierjäfyrtger ©efangenfdjaft, bie er, toie man allgemein
in Italien en&blte, toegen ©rbroffelung feiner grau oerbüßte,
fei er ber Äunftler getoorben. „3$ b&rte ff)tt mit 1)5 Aftern
Sntereffe an* ©eine linfe J&anb, fotote bie immer reine 3nto*
nation fdjlenen mir betounberungStofirbig. 3n feinen Äompo*
Prionen unb feinem Vortrage fanb ieft aber eine fonberbare
SDttföung oon f)6cf)fl ©enialem unb £inbif^©efc^ma(flofem,
tooburefe man fiefy abtoed&felnb angezogen unb abgeflogen füllte,
toeäfyalb ber Sotaleinbrucf nad) öfterem ßören für mi* nidht
befriebigenb toar. X)a feine 2Cntoefenf)eit gerabe auf baä yftogft*
feft fleL fo nafym tdf) tyn am jtoeiten 9>flngfrtaa (31. SRai) mit
nad) 2Öitt)elm$b&l)e/ *oo er mittag* mein @a]t toar unb fld)
fet>r beiter, ja felbftaudgelajfen geigte." — 2>er ©eiger 2fl SRolla
(t 1841) djaraftertfterte beibe fo, baß ^aganini fpiele toie ein
Teufel, <3pol)r toie ein (Srngel.
die mens Brentano, {837,
/V'>{^»™j
Settina Don Hrnitn, geb. Brentano, wb.
ttn* C. «. «linim,
IX. 3bt>a im £abtd)t*tt>alb ufto. 1830-1863. 465
fttynlutye 3eicf)nung t>on tl)m gemacht, auf bie er nadlet
felbft fernen 9tamen gefd)rieben fyat1)*
golgt «ütfe aon ac^t Seiten.
5Bteffetd)t t)at Subtotg f)ter erjagt t>on ber Bubtena bet
ßaffelet ©ürger'Aborbnung beim Äurfftrften am 15. September
1830, oon ber er bie große Stetnaetdjnung gemacht bot, bie ft<b
beute ttod) in manchen (>efflfcf>en gamilten flnbet (dir. 3). Arn
30. September 1831 übernahm Äurprtna griebrief) SBtlbelm
aunddjft atö SBttregent bie Regierung anftatt feinet SBatetö.
Diefer lebte bt$ au feinem $obe 1847 — nad) bem Ableben ber
Jhtrfürftin Bugufte (1841) nodj mit ber ©rdffo 9tetd)enbad)
(unb nad) beren $obe, 1843, mit Caroline t>. Sergen, geb.
t>. Söerlepfd)) fcermdbft, in granffurt, otyne fid) nod) um Reffen
au fftmmern.
Unter bem SJtttregenten gab eä in bem erftarrten unb ge*
(dornten Äurftaat ettoa* neue* %tbm, unb aurf) ber JCfabemte
ber fünfte fottte auf Antrag ber Stdnbe ein folcfjc^ eingeflößt
»erben. So fam au<b Subtoig enblid) mit &n>eiunb»terfttg
Sauren aum 3^el einer ftaatlidjen Aufteilung.
„1832, ben 21. 2tpril, befam icfy mein 3foftettungS*
reffript aW 2el>rer unb 9>rofeffor bei ber 2ffabenrie ber
Sftlbenben fünfte in ßaffel, unb jugleid) n>urbe aud)
mein Heber greunb SB er n er £*nfd)el aW 9>rofejfor
ber 93ilbl)auerfunfl angefteflt Sie SBefolbung tt>ar bret*
*) „ÜBufif entbehre idj Wer fdjmeralid)," fdjretbt ber nad)
©bttingen übergefiebelte SBtlbelm an gr. t>. SJerfdjuer.
(Sdjoof 2, 9lr. 40, 23. 3ull 1830.) 9lur $aganini b<*b icb
bier g«)brt. Der SRenfd) mit feinen langen, aottigen, um ba*
blaffe ©eftd)t toilb bdngenben paaren, mit feinem dngftltdjen
unb unbeimlld)en, geijtretdjen, anatebenben unb abftofjenben
2fo$brud flebt auö toie ein ßegenmeifter unb tft eä aud) mit
feinem tollen unb bod) toieber unbefdjretblid) rüfyrenben unb
ergreif enben Spiel . . . SDtetn ©ruber Soutä, ber ein etaeneä
Sntereffe an bem SDfanne genommen unb feine ©efanntfdjaft
gemalt f)at, bat ihn baau gebracht, ibm au fiften. £)b e* nun
toabr fft, er hat aber gerufen: „£>a$ tft bo* einmal dbnttd)!"
unb bat aur fcefrdfttgung felbft barunter gef trieben: „SUcolo
9>aganint." — Die beiben 9cabierungen Subtotgä aon % f.
9fc. 74 unb 75.
8ubtv. @rimwt Erinnerungen, 30
/
466 2ubn>ig @mil Gbximm, Erinnerungen.
fyunbert 3teid)$taler — im 3<rf)te 1846 befam td) fyunbert
Zakx 3ulage — , genrifi fcl>r toenig, aber id) I>atte aud)
nur ©onnabenbä unb 9Rttttt>od)$ t>on etnS bii t>ier Ur>r
Unterricht ju erteilen* 3m anbern unb großem Seit ber
2Öod)e tonnte td) ungefifirt für mid) malen*
Unfere «£od)sett nmrbe bat)er auf ©cnntag/ ben
20. SSRai (1832), feftgefefct unb, nad)bem id) bte'20ler*
r>5cr)frc ©rlaubnt* baau erhalten I>aite/ ba aud) abgehalten.
©ed)$ Ul>r abenbä fopulierte un$ «£err Pfarrer 95 e d er
in bem mit 93lumen auägefd)mficften SJilberfaal1) oben*
2Btll)e(m mit meiner ©d)tt>ägerin n>ar *>on ©öttmgen
gefommen *)♦ ©onjt toaren nod) babei meine liebe ©d)tt>e]ter
unb il)r SRann, beffen (Sltern unb ©d)tt>eftern, meine
greunbe Sßerner £enfd)el, Hauptmann ©djulj, mein
SBruber Sari, bie grau t>on 3u9bttt>9df, 2(bolf SBtele
unb feine SRutter8), bie Qfamilte 3tiel)l unb J^err ©tabt*
fämmerer ©imon SBille4), 95ruber meiner ©d)n>teger*
mutier* SReine liebe ©d)tt>efter fyatte ber lieben SSRarie
ben SRprtenrranj gemacht unb aufgefegt Sie Sparte
tt>ar einfad) in SBetfJ, 2(tla$unterfleib unb ©pifcenfragen,
bie J^aare einfad) unb feine 95Iumen brau 2Me liebe
*) @r tft nitfyt meljr aorfyanben.
*) ,,3* toar eben ein paar Sage in <5affel," fdyreibt 2Bil*
fyelm an «adymann, „um Soul*' £ocr)3ett am 20. b. ÜB.
feiern $u Reifen, 2)ie Junge grau ift brat), tterftänbtg, t>om
rechten $un!t au* gefeiten l)übfd), r>at etn>a$ 2Bal)ri)afte$ unb
3nntge$ in ihrem SBefen, aber UebenStoürbta tft fte für mid)
boch nf d)t. 3Öenn fte ben 2out* in einigen Äleintgfeiten red)t
3U bel)anbeln »erfleht, ii)n nfd)t fragt, »ad er aorfyat, ti>ol)tn er
aefyen toitt unb too er getoefen fft (id) l)abe biefelbe ©dnoad)*
fielt, bie* nicht leiben §u tonnen), fo werben fie alücflid) 311*
fammen fein/' Unb 3anuar 1834 fd)retbt er: „2Ba* mir an
fcoui* gefällt, tft feine unauägefefcte Jfrügfeit unb greunbltfy
feit gegen bie ÜK(arie), unb ba jfe tl)n in ber $at fyeralid)
liebt, fo ift bod) ber hefte ©runb, bie Jöauptfadje^ba" (grbäbf. 138),
9tad) näherer 93efanntfd)aft r)at übrigen* äBtll)elm fid) bod)
nod) »ärmer über STOarie geäußert, f. u.
•) ©eine STOutter, Sparte SBfele, 2Bitn>e be* £ofmufifuS,
ftarb 1842, *) @r ftarb 1847,
IX. 3b9Ü im «afei$t*»alb ufto, 1830-1863. 467
Sötte !>attc ein fd)6ne£, marmorierte*, graufetbneö Äleib
unb ebcnfoldje @d)ul)e an; *>on ben anbern Samen toeifj
id) e$ ntd)t me^r« 2flle Maren vergnügt, befonberö bie
liebe Warte unb bie ?otte. ?ubtt>ig «$affenpflug
fyatte STOuftf beflellt, ba nmrbe benn ber gadfeltana ge*
tanjt unb frdfylid) betfammengeblieben unb getanjt, beinahe
btt bie (Sonne gölten im Often aufging. 28ir Ratten
un^ red)t t)übfd> eingerichtet, gingen tt>enig auö unb be*
famen be61)alb aud) ftenig SBefud)* greunb SB er n er
«£enfd)et n>ar unfer gett>öf)nlid)er, lieber J&auäfreunb unb
fam getttifl jebe 28od)e jftetmal abenbä ju un& —
3d) I)atte ber Heben Warte ben 33orfd)lag gemalt,
in meine alte «ßeimat gu reifen, unb fie fyatte tfyn freubig
angenommen» SRod) *>or 9>fmgfien reiften um ab, über*
nad)teten in gfulba, nahmen und ba einen SBagen unb
fuhren nad) ©teinau« @£ n>ar ein fct>r fd)ftner, Weiterer
borgen, bie ?erd)en begrüßten un£ auf bem gelb, unb
id) bin mit (Sntjflcfen in ben ®d)lfld)terner Orunb fyin*
untergefatyren, tt>o bie Erinnerungen meiner Äinberjafyre
fd)on anfangen. günfaefyn 3al)re n>aren eö l)er, baj} id)
md)t in bie ®egenb unb nad) ©teinau gefommen xvau
33or jtt>Mf Sauren freilief), tt)ie td) auf ben Krümmern
ber alten SBarte bei ©oben auf bem 9Roo$ftein faß —
um mtrf) l)er nrilber S^mian unb taufenb Blüten —
unb bie ©raämüde mir ettoaä »orfang unb id) ba träumte
unb bie prad)ft>otte, bie geljetmnB&oDe SRofe *>on ber
reijenben ©rdfin oon 2Bdd)ter$bad) betrachtete, — ba
fal) id) tt>ot)l au$ ber gerne ba$ @d)lof} unb bie Äird)e,
aber id) fam bamalä ntd)t nad) ©teinau«
9ton fuhren mir aber ein unb gelten balb *>or bem
„Od)fen", tt>o ber £err SBtrt, 2fnbrea$ J&ufnagel, mid)
fel)r balb erfannte unb unä in fein befiel 3immer führte»
@r n>ar nod) ber einjige in ©teinau, ber mit unä in
bie ®d)ule jum 9>rftjeptor 3tncfl)an gegangen n>ar! 2Btr
wollten brei Sage bleiben, unb id) ging inä ©d>lo#, um
ben gorftafiefior Salbe ju befugen, ber tt>ar aber mit
30*
468 Subttig Qmil @rimm, Erinnerungen.
feiner Stau nad) £anau ju feiner Butter gereift Tili
id) bann tn3 9>farrl)auö fam, n>o ber ©rojfoater gett>or)nt
t)at, lub mid) ber Pfarrer Dr. Simel1), ein ©teinauer
Ätnb, fo bringenb unb freunblid) ein, ju ifym ju jiefyen,
baj} id), aW bie SRarie juftimmte, eä annahm, unb auö
ben brei Sagen ttmrben im freunblid)jien Serfe^r mit
ben liebenäftürbigen 9>farreräleuten — fte tt>ar eine ge*
borne ©tein auö gfranffurt, eine Serttanbte t>om Senator
?eopolb ©tetn2), mit bem toix alle befannt fmb —
fcierjefyn fcoDe Sage! 2>er ,,«£err 9>farr" im braunen
graef, ©cfyuljen unb ©trumpfen, ettoa trierjig 3al)re alt,
mit freunblid)em, angenehmem @ejid)t, !>atte oben ein
©tubierjtmmer mit einer jiemltd) großen SJtbttotfyef8),
tt>ar fct>r unterrichtet, erjagte gern unb n>ar immer tyetter«
2fud) feine grau n>ar fcf>r munter, l)atte fd)6ne, (ebenbige,
freunblid)e äugen. ,,3d) ttottte, nrir l)dtten fte in (Saffel
ju unferm Umgang/' fagte bie STOarie; bie beiben Ratten
jtt>ei Ätnber *>on jtt>et unb einem 3äl)t unb lebten fel)r
glficflid)* 2öir machten ju t>ier öfter Spaziergänge, unb
lein Ort meiner £inbererinnerung nmrbe unbefugt ge*
lajfen* 55efonber$ mußte td) bie liebe 9Rarie in ben
') ßarl SBdinel, 1796 geb., al* ©olnt be* 9>räaeptor* 2*.
in J&anau, toar erft Oberlehrer am granffurter SBalfenbauä,
1830, nad) feiner 2termäl)lung, SÄeftor ber ©teinauer ©cfyulen
unb Pfarrer an ber Ätotbarinenftrdje, 1847 Pfarrer in (Sieben
bei granffurt, too er 1879 geftorben tjt. ©eine grau SJtorle
toar bie Softer be* ©. 210 genannten 3*>l). SWartin ©tetn
(Söruber* t>on £eopolb, ber übrigens ntd)t ©enator t»ar), unb
2fnna @ltf. ©djarff. 3*)re (bei «ubtotg* »efud) einjdbrige)
Softer grieberlfe, »en»ittt>ete Pfarrer ©Altert, lebt nod). 3br
folgten nod) fed)$ hinter nad); ber jünafte ©ot>n tft ber ®er).
©anttätfrat Dr. £. 2*. in granffurt. (fr befifct nod) ad)tael)n
Briefe Eubtotg* an feinen Später unb eine Bnaarjl — Äartfaturen
aon ttjm. 2lud) Sparte 53. ift in @id)en aeftorben unb begraben,
1853, ityrer noef; lebenben Swadjfommen ftnb §n>eiunbt>leralg.
") ©. o» ©. 210.
•) @r fdr>rtcb über SBnemotedmlf. X)er Herausgeber be*
fcemojtbenea, SReftor beä granff. ©gmn., g. $r). 95., toar fein
älterer Ssruber.
IX. 3br>li tm J&abidfttdwalb ufto. 1830-1863. 46g
SBiengarien füttern 2>a festen roir und auf bet lieben
feiigen SRutter it)t 9>töfcd)en! @d war nod) aHed fo, ald
tt>enn leine 3eit baawifcfyen t>erfd)Wunben wäre: ba ftanben
nod) bie alten, befannten Objibdume, ba ging ber (Stord)
mit großen Schritten auf ber SRauetWtefe, ba befd)ten
bie Xbenbfonne bie ©tabt wie bamald, in ©ebanfen fal)
td) und triebet ald Äinber ba fyerumfpringen unb fpielen,
unb wie war bod) aKed anberd geworben! 3d), ber
jüngfte *>on ben ©fttynen, faß nun ba mit meiner lieben,
i>übfd)en grau mit ben braunen Äugen! Unb bie fagte:
,,2fd), wenn bod) bie liebe Sötte bei und wäre, wie
würbe bie jtd) freuen, fte war ja feit bem äBegjug nid)t
Wieber I)ter!" 3n ber Dämmerung gingen wir wieber
in* 9>farrl)aud, wo und ber See erwartete* ©♦ ©ott*
fd)alf war ba, wir flecften und eine pfeife an, 9Rarie
unb bie Stau Pfarrer fptelten abwed^felnb auf bem
Flügel, unb ber erfte Xbenb würbe fel)r vergnügt ju*
gebracht —
3d) befugte mit ber SRarie aud) unfer el)rltd)ed
Älädcfyen ÖBelt), meinen treuen 3ugenbfameraben, in
feinem J&aud* @r war aber fcJ>r alt geworben , fein
Äopf fing an weiß ju werben, aber ed ging ifym gut
unb er befugte und bann unb wann im ^farrljaud, wie
aud) bie alte Sied1) unb anbere 2eute, bie ben ©ofyn
*>om Xmtmann ©rimm fel)en unb fpred)en wollten!
Sann befugten wir ben «fcunbdrfitf, erregen ben 2Bein*
berg — furj, td) I)abe ben ganjen Äinjiggrunb gar lieb,
unb td) fenne leinen Ort, wo ed mir fo mdrcfyenfyaft,
fo romantifd), fo befyaglid) ttorfommt wie in biefer ©egenb! —
@nblidf> fuhren wir mit einem SBagen t>on X #uf*
nagel wieber unter $erftd)erung balbigen SBieberfommend
nad) gulba jurücf* 3n <3d)lfid)tern ließ icf) galten, um
ben ©oI)n unb bie Softer Siedelten &om feiigen 9>rä$eptor
') Sodjtet ber 2lmenb; fic würbe t>on ben brei trübem
©rimm bid au tljrem 5tob unterftü^t.
470 8ubn>fg (Srnfl (Stimm, Erinnerungen.
3fncfl)an ju feiern ©rfterer tft bort bei ber ©d&ule1)
ald @efanglel)rer angejMi @r tt>ar ein Wann in feinen
beften 3al>ren, fd)5n an Aftrper unb @efid)tdaudbrucf unb
foff ein gefd)tcfter SRuflfer fem* ©eine ©d^weflcr ift an
einen ©lafermeifter t*rl)etratek 3d) fud)te ffe auf unb
führte ftc ju meiner grau, unb tt>ir gingen nun jufammen
in bie Äird&e unb in bad alte „©ttcfeld @cfyl&f}(fyen\
Sie muffte und &on tfyrem Sater ersten — unb bad tt>at
aud) nrieber eine fd)ftne ©tunbe alter 3ugenberinnerungen!
®egen 2(benb !amen tt>ir in ftulba an unb logierten
im „Äurfürjten", 3d) fanb bort ben ltebendtt>firbtgen
jungen fatt)olifd)en @etftlid)en nrieber, ben (d) jtt>et 3at)te
jut)or auf ber Xmftneburg fennen gelernt fyatte. 2(ber ber
bamald nod) fo fd)5ne, mtereffante Wann n>ar jefet frdnfc
licfy* @r machte aber bod) mehrere ©pajtergdnge mit und
unb jetgte und auf einem nafyen, auf einer «£6l)e liegen*
ben 2>orfe eine alte im b^jantimfcfyen Stil erbaute, aber
fd)on Wngjt nid)t mefyr benufcte grofle, fd)5ne Äircfye*),
unb erfl&rte und alled fo rul)ig unb fo freunbltd); aber
fein intereffanted ®efid)t tt>ar fefct blaß, aber milb unb
nod) fel)r fd)5m 2(uf ber Xm&neburg fyatte er eine
<3d)tt>efter bei fld>, bie it)m ben J&audtyalt führte unb
n>unbcrfd)6n n>ar, in ber SBlüte tfyrer 3al>re, !aum fiebjefyn
3al>re alt, ein tt>al)red 9)tobonnengeftd)td)en* 3d) fragte
il)n naety ü>r, „716), bie ift tot", fagte er fel)r betrübt
(Spdter fprad) id) mit bem J&errn 93ifd)of 9>faffs) über
*) 2lm ?el>rerfemtnar; 8Bttt)efat 3f nef fyan, geb. 25. 3anuar
1708 in (Stefnau, ift 1864 geftorben.
*) Diefe ÄtrAe ift »of)l bie bed $eterdbergd, aber über*
(jaupt nie außer (Sfebraud) getoefen.
•) Über Sodann «eonfyarb 9>f äff, geb. 1775 au J&ünfelb,
SBtföof 1832, f 3. 3anuar 1848, f. $. X ®^ultf)et^/ öaffel
1848, unb ©onberabbrutf feiner 2Mograj>l)ie im „Xatyoliföen
4Jau$freunb", SRegendburg 1848. ffir fear »orfjer ald abomfapttufor
auefe &ireftor bed ©gmnaflumä getoefen unb »erfianb l)übfd)e
latetnff(f)c Serfe ju machen. «ÖHt ber befPWen Regierung ftrot
er lange um bie gemixten <5l)en unb vereitelte bie (Skünbmtg
IX, 3M im £abW>t*»aß> uf». 1830-1863. 471
tyiu ©er lobte tl)n fel>r, fagte aber: „©er ifi letber \>er*
loren, benfen ©ie, brei blüfyenbe ©d)tt>eftew finb tym
fcfyon geftorben1)!"
3d) weiß md)t mefyr, burd) tt>eld)en 3ufatt ich bie
93efanntfd)aft be$ Obermebiainalrat* Dr. ©cfyneiber*) ge*
mad)t fyabe, @r führte un$ t)iel tyerum unb tt>ar fefyr
gef&Oig* ©o brachte er unä in baä SRonnenflofter unb
beffen Äirdfye, in ben ©arten ber Tonnen unb beren
3eften unb führte un$ auf ben 93erg unb in* 9R6nd)$*
Hofter, n>o bie 2fu^ficf>t in ba* gulber ?a( l)crrlid) tft,
linft mit ben l)ol)en 9U)6nbergem
Dann matten tt)ir bem #errn 95ifdf>of einen 93e*
fud), ber un£ fel>r freunblid) empfing, feine Xuäftctyten
unb ©em&lbe geigte, mit unö in feinen ©arten ging unb
meiner grau einige feltene SJlumen, befonberä ttmnber*
fd)5ne SRooärofen t>erel>rte* ©iefer freunblidfye l)ol)e geift*
lid)e Jjjerr machte un$ nad) einigen ©tunben einen ©egen*
befud) unb lieft unä für ben anbern Sag ju Stfd) ein*
laben* Um ein Ul)r ttmrbe gefpetfL ©er J^ert SSffc^of,
fein Kaplan unb nod) jn>ei geifHid)e Ferren machten bie
©cfeKfdfoaft au& @r eradfylte fcl>r fd)ön unb fyeiter* ®r l>at
einen fctyftnen, l)iftorifd)en Äopf, t>on fel)r fcer jWnbigem Hut*
bruef, fft grofj »on gtgur unb I)at eine ttftrbige Haltung.
3m ©efprdd) fagte einer ber ©eijWdjen, fld) ju mir
tt>enbenb : „#err 9>rofeffor, ©ie finb nid)t unferer Religion?"
einer fatyolifdfyen tbeoioaifcfeen gafuitdt in Harburg (f. SBirbt,
©ie fatf)oliföe tbeologifdje gafultdt, Harburg 1905, befonber*
129, 185 jp.
*) 2)er in Xttenborf, Äretö ÄtrdMatn, 1794 geborene J$ enlel
ift aber bod) erft 1856 alä ©tabtpfarrer unb ©omfapitular au
gulba geftorben.
■) 3ofef ©djnetber ift 1777 au gulba geboren unb
24. 2CugujT 1854 geworben, ©ein <5of)n unb fein (Snfei finb bie
9to<f)foiger in feiner dratlidben Srdtigfeit geworben. 3n feiner
©elbpbioaropbie (1843) era&blt er, er habe oon 1800—1842,
»o er feine $rari$ nieberlegte, 15905 tfranfe bebanbelt, oon
benen 1503 geftorben feien; auefy finb ba feine mebiainifeben unb
gef<f)i<f)tlfd)en ©Triften aufgeadblt (f. aud& 3ufti).
472 £ubu>fg @mfl ®rtmm, Erinnerungen.
„SJltin," antwortet* id), „tt>ir beibe ftnb 3>roteffanten» ©er
•IjSerr 95ifd>of t>on ftulba fyat t)eute jtt>ei &efeer an fetner
Safel!" ©er «£err 95tfd^of gab und ben ©egen unb
fagte freunbltd): „2Btr ftnb ja alle @J)rifien!"
<&& ttmrbe über bie t>erfd)tebenfien ®egenftdnbe ge*
(proben, ber J&err 95ifcf>of fprad) in allem fo Mar, fo
anfcfyaultd), fo t>erfldnbifl unb fo toofytoollenb! 3d) fann
überhaupt bie greunbltdjfeit aller 2fmt>efenben ntd)t genug
rüfymem 2>ie Äunfi ttmrbe aud) oft berührt, barin aber
tt>aren alle bie getftlicfyen J&erren md)t su Jftro*. 3dj
mufte t>on 9tom unb 3tali*n erjdfylen, unb e$ mürben
triele fragen an mtd) getan. 93efonberä intereffant tt>ar
tynen, t>om Stegenäburger 95tfd)of, bem berühmten ©atler,
ju boren, ben id) in 2anb$but bei ©atngn^ä fennen
gelernt unb mit bem id) fpftter nod) triel $ufammen*
getommen ttar* 2(ud) mußte tcE> t>on ber Qfamilie 93ren*
tano erjdt)len, bie bem Jjjerrn 95ifd)of betannt tt>ar*
Der Stfd) n>ar auägejetdjnet, aud) nid)t überlaben.
9tad) Sifd) entfernten ftd) bie ©etftltdjen, bie SBebienten
prdfentierten unä im 2Bol)n$immer be$ J&errn 95ifd>of6
ben Äaffee* 25a fagte biefer: „@ie merben bod) morgen
bei unferer fird)lid)en 8feierlid)feit bableiben?" 3d) fragte,
ob er tneHetd)t prebige* @r bejafyte, I)olte feine aufgefegte
9>rebtgt unb fagte: ,,3d) tt>lH Sfynen einige* barauö t>or*
lefen", tt>a$ er bann mit feiner tt>ol)lf(ingenben (Stimme
aud) tat @$ tt>ar aOeö fo flar rf>rt ftlicf) , bafl man gar
nid)t$ ©unfle*, 9Könd)ifd)eä barin fanb* ©ann fagte er:
„(Bit fönnen ja morgen, tt>enn ©te tt>otten, bie ganje
9>rebigt anfydren," ©ann führte er un$ in einen anbern
©aal, xoo große Ölgemdlbe an ben SBdnben fingen*
„2Me 2eute loben biefe Silber, fte follen gut fein, tt>a$
galten ©ie bat>on? @$ ftnb italienifd)e ?anbfd)aften, nur
etioa* bunfel!" „3«/ au« ber italientfd)en ©djule ftnb
fte, aber aud feiner guten; ba ttmr bie Äunfi fd)on im
Verfall", anttoortete id) tfynu 35a fd)tt>ieg er fWtt unb
führte und in eine aOerltebfft Heine, aber fefyr alte bnjan*
r
IX. 3b9tt im £abi<!)tdtt>alb ufto. 1830-1863. 473
tinifd)c Äopelle unb bann ttieber in feinen ©arten» @r
t>erfptad) und fürd näd)fk 3a^t/ tt>enn er feine Äircfyen*
reife nad) Gaffel mad)e, feinen SBefud) unb entlieg und,
bie <$anb und reid>enb, mit ben äBorten: „(Sott fei mit
3l»nen!"
95ei ber Stücftefyr ind nafye ©aftyaud fagte bie
SWarie: „jDaä tt>ar ein fd)5ner, intereffanter SRittag; ja,
folcfye fatt)olt|d)e ©cifHid)c laffe idf) mir gefallen, bie ftnb
gefdjeit, unterrichtet unb tt>ol)fa>ollenb!"
Arn anbern SRorgen1)/ fd)on in aller grifye, tt>ar geben
in allen ©tragen, Sauerdleute in allerlei Staaten famen,
bunt gepufet, mit ifyren ©ebetbüdjern unb SRofenfrdnjen
ju ben Seren fyeretn, ed fturben auf ben ©tragen 2fttftre
gebaut unb mit Silbern unb 93lumenfränjen gefcfymfldfk
3Rftnd)e, SRonnen, gei{Hid)e Ferren fal) man gel)en, aber
ed fing an trüb ju frerben, ©onnenfd)ein unb Stegen
tt>ed)felten ab, fo bafi bie ganje $eierlid)feit im Dom ge*
galten Serben mugte, bie nur bann ba aud) t>on Anfang
btd ju <£nbe anfallen* SRir n>ar ed nid)td SReued, ber
ÜÄarie aber um fo intereffanter.
Der £err SRebijinalrat ©cfyneiber, ber in Uniform
mit einer 2Bad)dferje in ber £anb im Dom fear, brachte
uni an einen 9>lafc, xvo nrir afled pr&d)ttg fefyen fonnten.
Dann gingen nur in alle £ird)en unb Kapellen, bie ge*
fcfymütft unb t>oQer 3Renfd)en n>aren.
2fm anbern Sag ttaren n>ir jum SRittagdtifd) beim
Stegierungdrat unb 9>olijetbireftor ©cfyeffer*), beffen gfrau
eine jiemlid) nal)e Serttanbte wn mir ift 3u «ßaufe be*
fud)te und bann gtäulein @life \>on Söatfc*) unb lub
') Gd toar gronlefcfynam, 21. 3uni.
*) griebr. Ä. 2fag. ©Keffer, 1782 $u Älnf)i)eim geboren,
toarb 1837 Stegierungdbireftor in Gaffel unb ift 1847 geftorben.
©r war »erheiratet mit J&enr. 2foialie Gfyrift ©tedler, geftorben
1863 au Gaffel, einer Söafe ber Sörüber. Dad 9>aarJ>atte $u>ei
©bfyne, J&etnrtd) unb Gbuarb, unb #oei $öd)ter, SDtarie unb
Äugufte; ÖZacf)!ommen feined Sfcamend leben in Gaffel
*) 1797—1854, Softer bed 1808 geflorbenen SWinifterd.
474 8ubtotg Smil @rfmm, Erinnerungen.
un£ auf ben Xbenb jum See in* ©amenfKft ein, wo nrir
neben anbern bie grdulein \>on ©tlfa1) fanben*
2>en anbern SWorgen befat)en tt>tr ben Dom unb baä
930mfajiu6*@rabmal unb liegen un£ in ber ©afrifiet bie
fefyr alten, intereffanten, teilwetfe tt>unberfd)dnen ÜÄefl*
gett>dnber, aud) bie alten ©olb* unb ©tlbergefd)irre urib
Figuren geigen unb fuhren am nddfyfien SKorgen fet>r ju*
frieben mit ber ganjen jtt>ar Meinen, aber fd)önen 9leife
fiber J$trfd)felb unb ^Rotenburg tt)ieber nadf) Saffel, tt>o
nur abenbä nad) neun Utjx glücflid) anlangten. —
Der ©ommer ging {HD vorüber, gegen ben J&erbft
aber ttmrbe aDe$ in 2fngft fcerfefct burd) bie Spolera, ©ie
erften gdtte I)atte man t>erl)eimltd)t, aber enblid) erfd)ten
fte bod), unb eine 2(n$al)l 9Renfd)en ftnb baran geworben;
aber &or SWeuja^r tt>ar fte t>erfd)tt>unben* SSReine liebe
30? arte befam aud) einen leidsten Unfall, unb tcf> muffte
in ber 9tad)t ben 2frjt rufen lajfen, aber nad) jtoei Sagen
tt>ar fte lieber tt>ol>L
3d) arbeitete ben SÖtnter über an jn>et 95ilbern unb
fd)icfte fte auf @inlabung an ben granffurter*) Äunft*
verein, n>o fte fefyr gefielen unb fftr fed)jtg 8riebrid)$bor
angefauft nmrben3). 3nt (Sommer fyatte id) nod) ein
Sftlb gemalt t>on ben jtt>ei Äinbern meiner ®d)tt>efter,
Äarl unb grtebrid), lebenägrof}, woran Jj5affenpflug$
grofSe greube Ratten.
©en 10. Wt&ti 1833 feierten nrir ben @eburt«tag
meiner liebften ©d)tt>efter Sötte* 3^r SDtenn tt>ar fefct
©efyetmer 9tot unb Sorftonb be$ 3Rinifterium$ beä 3nnern.
Sie fagte mir manchmal, n>enn td) fo in ben 2fbenb*
ftunben au il)r fam — benn tt>enn id) fte nur feben Sag
') Caroline, 1794—1861, Sbtiffin, unb tyre ©d&weffer
©opbie, 1807—1858, £)ed)antin be* etwngelifdjen grauenftift*
SBauenftetn in gulba.
*) 9iarf) JRagler, 1837, [befinben ftd) Ölbllber «ubtoig*
auger in granffurt aud) in Backen unb in ben Äurfürftlicf)en
9>rtoatfammlungen. •) Söofyl Olbilb 9fc. 15 unb 16.
IX. 3b*tt im £a6f$t*»a(b uf». 1830-1863, 475
einen Xugenbltcf bei ifyren Äinbern fal), tt>ar td) ben
ganzen 3äg jufrteben — : „Qfa mad)t mid) fo unglücHid),
baß td) fo tt>entg ju ßaui bleiben !ann! 3mmer unb
etoig fommen <£tnlabungen! SBenn id) glaube rut)ig bei
meinen Äinbern bleiben ju fönnen, fo muß icf) auf einen
95aß ober in eine große @efeQfd)aft, unb tt>te gerne bliebe
id) bod) ju J&auö! SBäre bod) ber Subtotg meinem
State gefolgt unb toäre Oberappellationärat geblieben, e*
toäre t>iel beffer für un$ getoefen!"
J)en 14. SRflrj, bei meiner @eburt$tag£feier, tt>ar fte
ba$ lefetemal bei un& <5d untren nur 93em>anbte unb
bie Stau *on 3ut>bttt)t>cf ba« @nbe 2(prtl belam fte unb
Anfang 9Jtot tdj felbfi bie ©rippe, idj fel)r fiarf unb
mußte auef) gletd) ju 93ett 2(m 23. gjtoi gab fte einem
9D?äbd)en ba* Seben1), tt>ar aber feljr franf, toai man mir
wl)eimltd)te* 2(m 10. 3um raffte id) mid) aber auf unb
ging mit ber ÜRarie ju U>r* ®ie tt>ar fel)r fd)tt>ad), aber
freunblid), fte reichte mir bie J&anb unb t>ielt meine fefh
2)a$ ©pred)en ttmrbe tl>r fo fauer, baß fte auf meine
fragen nur mit bem Stopf niefte ober fdjfittelte* 2(m
14. früf) um brei Ut)t nmrbe id) voteber ju il>r geholt,
fte »erlange nadj mir* 3d) tt>ar tote erftarrt, td) tt>eiß
nid)t mttjx, ttrfe icf) mief) anjog, unb tt)eiß ntd)t meljr,
tt)ie td) in tl)re 23ot)mmg gefommen bin! . 3dj ftürjte bie
Jreppe hinauf, unb tt>er mir begegnete, Ijatte t>ertt>einte
Xugen, alle ftanben um$ 93eti ©ie lag ba aufregt,
fyatte bie 3(rme frei, tfyr gelbe« <&al*tud) um, fal> im
@eftd)t aui, afö n>äre fte gefunb, unb fyatte ttmnberfd)6ne
flare 2(ugem 28ie fte meiner anftd)ttg tt>urbe, reichte fte
mir bie Jjanb, id) kniete neben iljrem 93ett nteber, fte legte
ben Ann um meinen Äopf, tt>ar freunblid), tonnte aber
fem SBort met)t fpred)en, it>re 3unge mußte gelähmt fein.
3n ber einen J&anb fyatte fte eine SRofe, bie fte immer
*) 3*>ter Softer jDorotyea, bie unt>ermfil)lt 1898 in SWüncfyen
geworben ijt.
476 8ubtoig @mfl (Stimm, Erinnerungen.
l)erumbret)te, mit ber anbern l)ielt fte mtd) feft* ©egen
SWittag fing meine Uebfte ©d)tt>efter an ju fingen, oft gar
leine SRelobte, bann ttrieber getftlidje Sieb er! 5Da* tt>ar
fo rüfyrenb, fo »ermutig, fo unenblid) traurig! 3f)*e
tt>unberfd)ftne J&anb fyielt immer bie Stofe! 9Jon 3eit ju
3eit n>ar ftc rul)ig, bann fing fte n>teber an ju fingen,
ad), bai fcfyneibet einem burd)ö Jjjerj! @egen 2(benb ging
id) ttrfeber ju it>r, fte lag nod) ebenfo, fat> mid) freunblid)
an. 3d) betrachtete fte nod) einmal red)t, fußte ifyre
£änbe, ifyren 9Runb, ifyre ©tirn unb nat)tn in ©ebanfen
für biefe* «eben 2fbfc^icb oon it>r, id) n>oOte mir ba* 93tlb
tyreö bebend md)t nehmen laffen *)♦ ©o ftet)t fte in meinem
©ebftd)tniä immer nod), tote fte war, gut, ebel unb freunb*
lief), jebermann fyatte fle gern, unb id) werbe ba$ fo fefi^
galten, folange id) lebe, ©te ftatb am 15« 3uni morgend.
3d) mußte mid) gleid) ju SBette legen, id) fonnte nid)t
fd)lafen, nid)t voetnen, unb füllte mid) entfefeltd) elenb.
3d) fonnte aud) nid)t bei bem 93egräbni$ fein. 9Ran t>at
it>r mit tt>rer fcieblingäblume, ber Stofe, ben fd)dnffcn, bie
)u befommen ttaren, ben ganjen ©arg au£gefd)müät. ©ie
ift neben unferer teuren, liebften SRutter unb 3tt>ifd)en ifyre
jtt>ei verdorbenen 2#d)terd)en begraben n>orben. (Sinige
3eit banad) führte mid) mein gfreunb 28. <@enfd)el ju
ifyrem ®rabe, eä ftanb ein Stofenftocf barauf in voller
SHüte. 3efct fyaben n>ir il>r aber einen Stein fefeen laffen,
worauf greunb SB. J&enfc^el einen @ngel mit bem Äreug
mobeßiert l)at, ben tt)ir nebfi einer platte mit ber 3n*
fcfyrift2) in Sronje fyaben gießen laffen. 2)iefe liebfle
*) Söilfyelm bat über Sötte* $ob getrieben an gr. oon
Brnätoalbt (grb^bf. 137), 3acob auSfüfrttd)« an SBang
(©tengel, 1, 119), X)at)lmann Qfpptl 1, 60f.) unb befonbec*
ergreff enb an 2a et) mann (SBeufebad) 385 f.).
*) „2*on unferer Trauer fag' id) ntcfjtS," f treibt 3acob
an ©tganb (©tenael 3, 295), „feit bem Dir n>of)lbetannten $aa,
an bem toir bie feltge üRutter begruben, bin id) nid)t fo betrübt
geioefen."
IX. 3tytt im J&abtd>t*w>alb ufto. 1830-1863. 477
©d)tt>efler ifi mir immer in ©ebanfen, jebermann l>attc
fte lieb! —
9lad) biefem großen @d)merj fcfyenfte mir ©ott eine
große greube: ben 23. 3ult 1833 nmrbe unfer I>er}tiebe^
$rtebertfd)en geboren. (Si fat> mtd) Wd)elnb mit feinen
blauen Xugen an, unb ttnr fußten e$ unjftl)ligemaL
£err Pfarrer 95ecfer l)at eÄ getauft, unb e$ befam
bie Flamen grieberife Sötte Xmalia 9Rarta, lauter
SRamen, bie meinem £er)en teuer jinb»
öier SBodjen früher rourbe audj meiner feiigen ©d)tt>ejier
aKerliebfte* Äinbd)en getauft, nad) intern Söunfcf) fottte e£
5Dorotl)ea Reißen, nad) unferer feiigen SJhitter unb nad)
3BilI>elm6 grau. 3n ber ganjen 3eit fyatte idj n>enig ge*
arbeitet, im 2Cpril ba* Silbm* ber SRarie* @* ifl fel>r
tynlic^ unb «)r ©eift tfl barin1).
Um mtd) ju jet [treuen, mad)te id) eine Steife ju
meinem greunb, bem ©rafen 2(ffeburg, auf bie J&tnnen*
bürg, ttmrbe mit großer greube empfangen, aber nacf)
adjt Sagen t>on ber SRarie nacf) J&aufe gerufen, tt>eil bai
Äinb franf xoax. ©er ©raf ließ midj gleich nad) J&er*
fieHe bringen, tt>o icf) nur auf eine fyalbe ©tunbe jum
franfen SRaldjen t>on 3ut>bttt)i>cf ging, naf)m in (Sarlä*
ljafen (Sgtrapoft unb n>ar um jteben Uljr abenb* bafyeim —
ba$ Hebe Äinb n>ar aber gotttob! lieber tt>ol)l! @$
m gebiel) ju unferer großen greube» greunb J&enfdjel, ber
unfer einiger 95efudj tt)ar, t>atte e$ aud) fefyr lieb, unb
ba£ Äinb it>n aucf) unb ftrecfte iljm, n>enn er fam, bie
Jj?änbdjen entgegen.
1834. 3d) füllte, baß mir eine Steife gut tun
würbe, befam auf adjt SÖodjen Urlaub, Heß mir ben ^)aß
nacf) SDWlndjen geben unb fufyr anfangt 3um morgend
fedjä Ul)r ab.
3tt>ei Sage t>orl)er tt)urbe idj nodj jum Äurprinjen
nad) 3Bilt)elm^t)5l)c befteQt, fiifyr mit meinem ©d)tt>ager
*) 9tod) »orfyanben, im Söefifc ber Softer.
478 Subtoig @mil (Stimm, (Erinnerungen.
fyinauf unb würbe jur Safel eingelabem 2(1$ bie etwa*
fpät vorbei war, ging td) über Äirdjbttmolb lieber
nad) £au$ unb bann — ti War fd)on ad)t Ul)r aorfcei —
nod) jur Äurfürjiin nad) ®d)bnfelb*
3er) mußte fyinauf in tfyren ©artenfaal fommen, wo
fte mit 9>rinjeß ßaroltne1) auf bem ©ofa faß, ein 93ud&
in ber £anb, bie ^rinjeß mit einer «ßanbarbeit« ©ie
fragte mid) über meine Steife unb trug mir auf, Wenn
icr) nad) SWeiningen fomme, it)re Softer, bie Jßerjogtn
ju befudjem 2fudj foHe td) bie fd)6ne @egenb jWifd)en
Coburg unb ^Bamberg betrachten, worin baä @d)loß SJanj
liegt, fte fprad) über eine fyalbe ©tunbe mit mir unb
entließ mid) fefyr freunblid)*
3er) fiir)r nad) ©ifenad), fam leiber in ber 9tact)t
bei fiarfem ©ewitter unb Stegen burd) SWeiningen, gegen
Xbenb nadj Bamberg, nad)t$ jwblf Vti)t nad) Nürnberg,
tt>o id) tt>ieber bei Äeibel logierte* Den anbern SRorgen
fuct)te icr) &afpar SfRattenrjeimer auf, beffen 3ftau mir
in Bamberg gefagt r)atte, er fei in Nürnberg unb arbeite
ba« 3d) fanb tfyn balb, unb er war noef) ber 2(lte,
lujiig, mit feinen Arbeiten fefyr jufrieben, in benen td)
aber wenig gortfd)ritte merfte* 2)te ©tube ftonb »oller
angefangener SBilber »on Nürnberger ^Bürgern unb
^Bürgerinnen unb anbern Ferren unb gräuletnä, aber
fein« richtig gejeicfynet, nod) weniger gut aufgefaßt, aber .
gewiß bie meijren jur 3ufriebent)eit ber SBeftetter feljr
äfynlid), burd)gel)enb$ }um ©rrnüben gefdjmacflo& <£r
*) ©ie jtarb mwermarjlt 1854 unb tft neben ber Sttutter
in freier @rbe begraben, hinter beiben bat ber lefcte Äurfürft
fein ®rab gefunben. ©inen Antrag beä 1830 verjagten J^eraog*
@arl*.93raunfcr)weig, 1824, lehnte ße ab, ebenfo einen folgen
be* Äönig* @rnjt#ugujt *on £anno»er (2Birwer ber 1841
verdorbenen @cr)wejter ber Äönigtn ?uife, grtebertfe). Caroline
fott ben lahmen ^rinjen @rnß *. «peffen^ 9>t>iUppdtal^
SBarctjfelb geliebt, aber bie <£fnwi!lfgung fr)red SJater* m einer
Sterbtnbung mit tym nicr)t erbalten baben. „Tiui ben Sfcagen",
127, x>$l aucr) grbr. SÄüUer 1, 117.
IX. 3b$H im J&abtd)t*w>alb ufto. 1830—1863. 47g
legte fogleid) bie Palette jur Seite, unb n>ir gingen auö,
juerji auf bie 3>oji, wo et mir ben Äabriolettylafc au$*
machte, bann in bie ©tabt. Um atoölf Ufyr ging'* weiter,
in bet 9tod)t burd) 3ngolftabt, frühmorgens war td) in
Unterbotet, unb balb fat) id) in ber gerne bie Haue
©ebirgäfette ber tiroler Xlpen, enblicf) bie jwei grauen*
türme unb bann ba£ wol)lbcfannte liebe 9Ründ)enl),
wobei fyunbert (Erinnerungen an meiner ©eele t>orüber*
gingen. 9tur langfam famen Wir auf fd)led)tem Äieäweg
ber ©tabt ndfyer.
©roße, frembe ©ebäube fat> id); ba fagte ber ^oftf ßion :
„3>a* ift bie Älipbef, ba« iji bie «JHnacbef, ba« bie
neue grofte Äaferne*" 3n ber gerne fal> id) ®d)lei$t)eim,
Sfympfyenburg, lixxU bie £öt)e Dorn greiftnger ®d)lofl unb
Äird)e* (Snblid) fuhren wir in bie ganj neue, fefyr breite,
etwa* langweilige Subwigftraße unb am ©d)lof} vorbei
in bie alte befannte 9>ofi«
3d) lief} meine ®ad)en in ben „95ären" am fronte*
nabenplafe bringen, gegenüber bem Jßauä, wo id) mit
ben SRujeW bie erften 3*l)te »erlebte. 3faf bem 3Beg
bat)in war ber erjie SSefannte, ber mir begegnete, mein
fjreunb, ber 3ngenieur leutnant, jefct Hauptmann Rauben*
fdjmibt!
SRadj ftebjefyn Sauren War td) enblicf tt)ieber ba!
Sie SBftume am 9>lafc waren gr&fler geworben, fonfi alle«
wie fonft. 3Öo nun juerji l)tngel)en? backte id). 3d)
ging in bie Xfabemie, ba traf id) greunb ©d)lotti)auer,
unb balb barauf fam aud) SRepomuf SÄujel bal)im SÖie
freute td) mid), biefen alten ©tubenfameraben wieber ju
fefyen! @r ging mit mir in fein Sogt* in ber 28etn*
') ©ilt)elm (1828 an ®orre* [®örre*br. 3, 322]): „«ub<
wig, ber fteben 3al)re bort »erlebte, ißt immer nod) einige Zru
bänglicfyfeft, unb bie bamalige 3eit ift ifym nod) fo lebhaft in
©ebanfen, bafj er manchmal bei guter Saune eimelne bramatifdje
©jenen barauö vorträgt ... mir gefällt, nad) Silbern unb <sh>
Ölungen au urteilen, Weber ©tabt nod) ©egenb nod) Älima."
480 £ubn>tg @mü ©rimm, Erinnerungen.
ftraße, bem ©olbenen £al)n gegenüber: „SBetft tt>a$?"
fagte er freunbltd), „tt>enn btr'ä red)t ift, fo behalt, fo*
lang bu fyier bleibft, mein 3immer, i jiel) fo lang in ein
Äämmerl fyint'nauä; mir madfyt'ä jefct nig au$, ba xd) auf
ber ©alerte ju tun fyab; ba ftnb ttur bodf) morgenä,
mittag* unb auf b' 9tad)t beifamm, folang e* un* freut!"
3df) n>ar ba* fefyr n>ol)l jufrieben unb lieft meine ©adfyen
au* bem Stören ^erbringen* Die Jj?au*fi:au ließ mir ein
reinliche* 95ett in bie fyelle, grofle, fd)5n eingerichtete
©tube bringen, td) befam ©tuben* unb #au*fd)lüjfel,
unb fo tt>ar idj) im 2(ugenblicf eingerichtet unb alle* in
Orbnung» 2)er gute 9tepomuf machte mir in bleibet*
fdfyranf unb Äommobe 9>lafc unb fyalf mir, mid) einrichten,
tt>o er nur fonnte* @r tt>ar fel>r in greube, bafl n>ir
jufammen waren, unb nadj unb nad) machte er alle feine
alten ©päjje n>ieber, unb ttrir erjagten un* t>on unferm
früfyjien 3ufammenlebem 28ir legten un* in* genfter,
unb id) fal) ba ttrieber ba* treiben ber 9Ründ)ener* 33a
riefen bie 9Rtldf)tt>eiber „SRili", ba fd)rien 95räufcted)te
auf folojfalen hoffen' „auf geflaut!" ba faflen SBeiber
mit SRabi, ©enerale, 3äfler, Äa*atterijien, SRönd^e, ©tu*
benten, SRaler, getftltd)e Jj?erm, &ornel)me 9Wünd)nerinnen,
fd)6ne »ebb«, 9lanni*, Äatyi*, Stella* mit golb unb
jtlbernen 9tingefl)äubd)en, alle* burcfyeinanber! £>ann 30g
bie £aupttt>ad)e mit ber tfirfifdfyen SÄujif auf, furj unb
gut, e* toax ttrteber ba* alte $künä)tnl
9tad)bem td) mid) ein tt>enig au*gerul)t unb meine
Änfunft nadj ßajfel gemelbet fyatie, ging idj juerfl ju
9>eter £e|L Äl* id) 1817 t>on 9Wfind)en wegging, n>ar
tdj mit ü)m gefpannt, tt)oran aber er allein fdjulb tt>ar1)*
3d) badete, nadj fo langer 3eit muf} alle* fcergejfen fein,
tt>ar aber bodj begierig, tt)ie er fldj benehmen werbe,
biefer fyafcftarrige, grobe, efyrlidje, bra&e 9*eter #efH
®r wofynte t)inter ber ©alerie am 9todju*garten in bem
l) @. ben ®runb oben ©. 316.
IX« Sbgtt im J&abtd>tSmalb ufto. 1830-1863. 481
©artenfyouö, n>o ber ©aleriebireftor t>on aRannltd)1)
toofynte* £ell Hmgelte bie ©artentfir, td) frug nadj it)m:
#r3a, flange^ nur in ©tuben, ber #*rr t>on #ef} iji j*
Jj5au$r 3d) trat «in, 9>eter erfannte mid) ben Xugen*
bltcf, fam mir freunblid), ja fyerjlid) entgegen, unb nur
umarmten un$ unb wtt>aren tirieber bie alten greunbe, @r
fyatte ftcf> aud) im Äußern wenig fcerftnbert Dann fam
feine freunblid)e grau unb bie Äinber fyerbei* @r fyatte
fein 2frbeiWjimmer in ber ©fyptotyef (3>inafotI)ef ?), unb
er fagte: „5Da laß id) niemanb hinein, aber bu fannfi
fommen, n>ann bu n>ittfl ", unb fagte mir baä 3*idjen,
tooran er mid) erfennen tt>ofle»
@r matte an einem großen SMlbe: „(Sinjug beSÄftnigä
Otto in 2(ti»em"
3d) befugte alle meine alten greunbe* «£ einriß
«£eß malte nod) an ber 2(fferf)eiligenf apette *), So melius
am 3öngften ©eridjt in ber ?ubtt>ig$firdf)e4), bei Äaul*
bad) fat> tdj ben Karton jur Jj5unnenfd)ladjt*), bei
*) Der SÖtoler 3ol). <Sl)r. o. Sttannlf d), 1740—1822, voar
3entralbfrettor ber ba^erifdjen $unftfammlungen, @r toar'ä,
ber 1793 bie 3toetbrüder Silber nad) 9Jtonnt)efm unb 1799 alle
SEannfyeimer unb Düffelborfer nad) ÜRündyen gebracht fyatte.
■) #m 22. 9toobr. 1822 l>at ber alte £eß «ubtotg gefdyri*
ben, baß an einem Sag feine Softer 9tetta mit 9>rof. ® ärtner
unb fein <5obn 9>eter mit gannt) ®atl (tt>ol>I ©djtoejter oon
Cetera ©djüler ©tlty, ®.) getraut toorben feien. Die jtoet
©öfyne be* lederen 9)aare* f. o. ®. 104, X 2). ©ie finb aud)
tüchtige SDtoler geworben, aber oor bem Später geworben.
*) Den großen greäfenfrei* auf ®olbgrunb in ber oon ber
Stefibenj umfaßten prächtigen Äfrcfye malte er in jefyn Sauren btö
1837, unterftüfct-son feinen ©d>filern@d)r au bolpf) unbÄod).
9>ed)t nennt biefe Arbeit bie in ftd) oottenbetfte ber 9ttfind)ener
©djule jener 3*it.
4) 3n ber oon ® ärtner 1829—44 erbauten Äfrctye bat
(Sorneliu* bie 2Banb hinter bem J£od)altar mit biefem SMlbe,
einem ber größten aller ejipierenben (18 au 11 m), ganj allein
oon 1836—40 bemalt Die übrigen greifen fyaben ©d)filer oon
tfym nati) feinen Äarton* ausgeführt, befonberä ber Submtg 1828
befannt geworbene <§. £ ermann.
5) 3m Treppenhaus be* 91. SttufeumS in Berlin.
£tibn>. @r(mm, Grutncnittgett. 31
482 Subtoig Smil Orfatin, (Srtnnerungett
©djnorr Äarton* für bie SReftbenj1)* 3d) befugte We
ftreunbe ©djtoantfyaler*) unb ©tiglma^er in ilpen
SBerffiütten, ben liebenflfoütbigen SBtlbfyauer ©bewarb,
©d)lottl)auer, Äbam8), 9Wattenl)eimer*)* Den guten
©ominif Quaglio traf id) an ber Staffelei in Jj?emb*
Ärmeln fleißig malenb, aud) er toar um>eränbert nod) ber
2(lte* ©orner tt>ar fel>r gealtert, aber nod) tafHg, fugenb*
frtfdj, fleißig unb guter SMnge, 9>tlot9 in feinem
3Befen aud) um>eränberi Qxiebrid) ©ärtner tt>ar btrf
unb ftarf geworben, er i)atte nad) bem Job ber SWetta
ifyre ©djtt>efier, ba$ liebenätoürbige ?ambertind)en6),
geheiratet* 3(ud) 3ofepl) SÄujel toat ftd) gteidy ge*
blieben, b* I)« er ttmßte atteä befitr aW anbre fceute, tt>ar
nod) eitel, ging fein angezogen, tat »ornefym, fprad)
alberneö 3*ug über ?)olitif, fanb äffe SMlber ber Äfinfiler —
feine aufgenommen — fcfyledjt unb I>atte ttodj aß bie
lächerlichen SBanieren ber früheren 3al>tc beibehalten, ofyne
fctbft geijHge gortfdjriite gemacht ju fyabem ©eine Silber,
meijl SBilbniffe, ©amen in weißem Tttlai ober ©amt,
jeigte er mir mit vielem ©elbfigefüfyl unb fefcte fd)on
fcorauä, baß fte mir gefallen mußten* 70>tt td) fanb, baß
ber ©ute mefyr jurüdf alä t>om>ärtä gegangen tt>ar* ©ein
Äolortt tt>ar jtt>ar glftnjenber, aber in feinen früheren
arbeiten mel)r ©eiji unb SWatur, aud) in ber Xnorbmsng
ber giguren tt)ar er ungefd)tät unb l)6laern, oft gefd)mac&
0 Die berühmten greifen in ben brei föttferfälen be*
geftfaalbaueä unb in ben fünf ÜHbehmgenfälen beä tfbnigäbaueä.
*) Submig t)at beffen berühmterem ©ofynefcubm ig ehoa
1840 feine Stobierungen *on Sdmen getieft, bie, tote er fn feinem
Kaufbrief fcfyreibt, „gerabe it)m $u paß anlangten, atö er an
bem ßoloffalfömen für bie Söaoaria arbeitete".
•) aibred)t3bam, 1786—1862, berühmter ©c#ad)tenmaler,
ber mit SRapoIeon 1809 unb 1812 gesogen mar, aud) 1848
ßuftojja unb Sttooara oeremtgte. 3n üBfincijen gebilbet unb
1815 bort feßfyaft, toirb er aud) £ubtt)tg bamatö befaniü ge*
toorben fein ©eine fdjbne ©eibftbtograpfyie mürbe 1886 *ou
J&gaj. £ollanb mitgeteilt.
4) Den älteren, Sfyeobor. 6) J&efr
I
IX. Styff fm J&abid)t*tt>alb ufm. 1830-1863. 483
lo** (Sr tvax t>erl>ci ratet, I>atte eüten fd)6nen Änaben
&on neun unb eine angenehme Softer t>on fünfjefyn
3al)rem ©eine gfrau tt>ar nodj fyübfd) unb jung, ettt>a
ein ©eftdjt, ttue man fle an ben fogenannten „fcfyönen
SDWhtcfyener Kellnerinnen" ju fel)en gewohnt ift, Reine*
Ä6pfd)en, blüfyenbe SBangen, ein SRunb jum Äüffen,
34^ne tt>ie perlen, braune, fcolle ?ocfen unb üppig ge*
tt>adjfen; fle fpradj fo t>iel, fo fcfynell, fo luftig tt>ie eine
Äellnerin, t>on !>öl>crer SMlbung, *6n ©eift audj feine
©pur, fte tt>ar eine t>on ben ©djönfjeiten, bie man ben
anbern Sag total fcergeffen l>ai
3tt>ar ettt>a* älter, aber bod) nodj aiemlidj ttrie fonfi
fanb tdj bie gamflie ©örre*1), bie midj jeben Sag ju
fommen auf* freunblicfyfie einlubem 33a fanb id) oft
@berl)arb, 9ting*ei*, ©lernen* SBrentano unb allerlei
©elefyrte unb Äünftler*
Giemen* Srentano^tt>ol)ntenid)ttt>eit&om ©enb*
*) Der alte Äämpe lebte, nacfybem er ßetbelberg 1808 im
Oftober serfoffen, bi* 1819 in feiner SBaterjtabt (Soblenj, too toir
Subtoig 1814 unb 15 ifyn befugen fafyen, bann aber al* $er*
banntet in ©traflburg unb ber ©cfytoeia. £)ort toanbte er ftcf)
fo einfeitig bem SJtyfti$f*mu* unb ultramontanen ©ejtrebungen
St, bafl er, 1827 an bie neue 0>on 2anb*l)ut borten verlegte)
ntoerfjtät SDWhtcfyen al* 9)rofeffor ber Siteraturgefd&f d)te berufen,
feine Söebeuttmg für bie ©efamtfyeft ber SKation völlig serlor.
<Sr ftorb to&fjrenb ber 9Eünd)ener Sötrren, bie jur Sfyronent*
fagung Äbnig Subtotg* I. führten, am 29. 3anuar 1848. —
3u feinem Äreife gefydrten außer bem untengenannten 9>l)illip*
nocfy 9)rof. ©treber, Äufto* be* SJHhtjf abinett*, ber berühmte
fatl). Geolog % TL 3Köf)ler, 3gnaj jD5llinger, ben aber
©lernen* nicfyt liebte, bie Geologen Älee unb J^aneberg,
fpäter Söifd&of *on ©peger, unb t>on greunben fcubtoig* nod)
efl, 9)occi, Gorneliu*. „2fffe legitim unb fatl)oiifd) aefinnte
Winner befugen fein #au*, unb lebte er nid&t fyier, fo toäre
SRüwfyen für Diele ein gewöhnlicher Ort" «Sternen* an feinen
Söruber granj SBr., ©ef. 20. 9, 291). ©onntag Bbenb toaren bei
tym immer jn>an$ig@ebeae aufgelegt, unb e* ging bann feftr heiter fyer.
*) <5 lernen* fyatte feit 3uni 1808, too er £eibelberg *er*
lief, an mefyr al* einem Dufcenb Orten länger ober fürjer
gelebt, „fyeimatlo* an Jebem Orte," tote er felbft fagt, unb
31*
484 Subtotg Ghnil (Stimm, (Sttnnetungen. ,
Hnget Zox bei ©djlottfyauet1)* 2(u$ feinet ©tube fyatte
man bie 2(u$jidjt auf bie Äreujfirc^e unb beten ©arten,
eine fülle, fl6ftetlid)e SSBolpntng» XU ity nadj ben Dielen
3al)ten, tt>otin idj il)n nid)t gefefyen, in fein ©tübd)en
ttat, fagte et, ein SBud) in bet J&anb fyaltenb unb ben
Äopf nod) mit tt>enbenb: „©tü|J ©ott, Subtüig, fefc bid)
neben midj unb mad) bit eine pfeife an! 3Sa$ mad)t
bet 3<icob unb bet 28ill)elm, tt>at bie SBettine füta*
lid) bei eudj?" uftt>* ©tatt feinet fonft fo fd)6nen, langen,
fcfytoataen, glänjenben Joden2) ttug et feine Jjaate jefct
fatj gefaxten, unb tttoai stau getüotben tt>at et aud)*
nabm enbttcb in SÄüncben 1833 feinen legten unb längften
#ufentf)alt. Heimat tourbe e$ tbm aber aud) nid)i 2Ble
et im Öftober 1833, nacbbem et nur trgenbtoo ettoaä *on
bem guten, frommen, ffnberlofen @bepaar ©ajlottbauer gebbrt
batte, eine^ Bbenbä bei biefem etfd)tenen toar mit bet Söttte um
Äufnabme unb, nacbbem er batte abgetotefen toerben muffen,
bocb am näcbften 3fbenb mit feinem ©epäcf erfcbten unb mit
falber ©etoalt bet gutmütigen J&auäfrau ihr befiel 3immet ab*
rang, am näcbften afcorgen il>rc SDtöbel entfernte unb feine toben
tannenen $tf<fte unb Söücbetgeftette aufteilte, einen gufl au*
einem ©tubl orad), um ttyn {leb bequemet (?) au madjen, lote et
cnblid) bie gute grau, bie, burd) einen ©cbelmenpftff gerufen,
ibn aufä güttgfte pflegte unb oerforgte, unfäglfd) plagte unb
bemübte, ba* eraäblt gat t>übfd) feinet »ruber* (5t)riftian
grau in bet Einleitung au (Slemen*1 »tiefen (®ef. 2B. 8, 79ffX
@r toäre gern ^tieftet aetoorben, toa* abet unmbgltcb toar,
Unb tote in Berlin ber Siebe au Sutfe ßenfel, fo bfefj e* in
SÄüncben für ihn ber Siebe au <£mtlfe Slnber entfagen. Oft
toar er tief aermirfebt unb oerging faft in ordnen, ^ilflcd tote
ein $tnb, aber nld)t frtebloä, auflerjt tätig unb aufopfernb für
alle fatholtfcben Unternehmungen. Und) bet ^oefie erfcfelofj et
fi(b toteber in einet Tixt oon 9tad)blüte, al$ gebotenet 2katd)en*
bietet* ©eine »riefe auö ben legten 3at)ren fann niemanb
obne Stübtung unb tiefet SDHtgefübl lefen, unb für otele* muU
man ihn lieben unb fann nur bef lagen, baß fein @enie feine
ootte (snttofdlung gefunben bat! *) ©lodenjtt. 11.
*) @. ©teinle fpriebt jeboeb 1837 toieber oon bzn eifetu*
farbigen Soden um feine bobe ©tirn, £Mel*Äreltten, <5L 95t, 2,
502, unb aueb ©allanb, <5L »t. 461 (463) oon feinen bunfel*
grauen Soden.
IX. 3bt>a fm J&abid>tSwalb ufto. 1830-1863, 485
(Sr War fWrfer fm ©eftdjt unb am Ä6rper geworben unb
trug einen groben wollenen Mittel 3n feiner ©tube lag
atteÄ red)t burcfyeinanber, unb in feiner ©djlaffammer1)
baneben war'« nod) Argen Die weisen Äalfwänbe waren
alle mit großen- unb Reinen ölbilbern, metft auf £otj
gemalt, jugefyängt, meijl alten SBefannten, bie er in Jjjeibel*
berg unb ?anbdi)ut fdjon ljatte*
9W6bel waren gar feine ba, nur eine Äommobe,
worauf bie ©cfyublaben genommen waren / bie auf ber
Chrbe lagen, unb ein paar ©tttyle* (Sr felbji faß in einem
©ejfel, alle* grob *on Jannenljolj gemacht; fein Arbeits
tifd) waren ein paar abgehobelte Dielen mit ein paar gfüjjem
3Kfd), ©tttyle, ©d)ubtaben jlanben in ber Stube fyerum,
alle« lag voller 83fld)er, Papierrollen, Äupferfticfye, ge*
brueften unb ungebrueften Rapier«; ein alter Koffer in
ber @de, mit fdjmufciger 3Bftfd)e, bie l)alb l)erau$l)ing ;
fein brauner 2fu$gef)eüberrocf unb fein #ut lagen ba, wo
er fte gerabe ablegte, unb wenn er monatelang nidjt au$*
ging, blieben fte gewiß fo an Ort unb ©teile liegen*
Siele £>lbilber fianben nod) an ben SBänben* Sie nädjfte
Umgebung beä 9>lafce$, wo er faß, war mit »erfreutem
Sabal2) ober £abaf$afd)e bebeeft, unb bodj fyatte er nod)
neben ficf> an ber SÖanb ein ® aljfäjjd)en 8) Rängen, in
ba$ er bie pfeifen ausleerte unb reinigte* 3Me ©tube
fal) au«, ate wenn fte tl)r Sebtag nidjt aufgefegt worben
*) Hut) fte ftanb voller SöüdjergejMe, babei fein ärmlf efte*
Söctt, eine fci)led)te SDtotrafce auf etntaen Brettern, unb barüber
eine abgenufcte Söottbecfe, ©tetnle bei Dfek^r. 502.
*) @r rauchte Ieibenfci>af tlidt) , aber in ber gaftenjeit t>er*
fagte er fid) aud) biefen (genug.
8) @r fyatte jwei auf bem Sanbelmarft, tton bem er immer
in feinen großen Stafdjen alten Äram, aud) gute ©acfyen, f)tim>
fdjleppte, erftanben, bod) nafym it>m unterwegs bie f leine SWarte
©teingaß, ©örreä' (snfeltn, eine au« feinem 3auberfad. „3$
fifee wie immer — baä ©alafag jur Sabafäafd&e fyängt neben mir —
in einer ber frömmsten unb fyetterjten Strdhen Üloäl), mit 2foa$,
©ptfcl, ©eptemberli, einem SBogel, jwei Jpunben unb 2ie$d)en,
ber 2Bagb'r (9, 344).
486 Subttlg <£mil (Stimm, Erinnerungen.
ft&re, aber er fajj red)i befyaglid) ba, unb um bie Un*
orbnung, ben £)re<f unb ©taub bekümmerte er fict> fet>r
tt>entg. 3d) tt>ar balb lieber bei ifym eingetonnt unb
befugte it>n oft.
9Raj t>on gfrepberg fanb td) im ©taat$prd)ö> unb
Äarl *>on ©umppenberg mit fetner fet>r angenehmen
grau1) ju J&aufe an. @buarb t>on ©d)enf tt>ar in
Stegenöburg, id) l)4tte ü)n aud) gern fefyen mftgen. ffreunb
Sofepl) ©tieler traf id) jtt>ar nodj, er reifte aber balb
nad) Coburg, wo er ben «£erjog malte. Ärajetfen
tt)ot)nte jttwr am (Snbe beä @nglifd)en ©artend auf bem
?anb, id) fyabe tt)n aber aud) bort befugt unb mit 92epo*
mu! überhaupt alle alten Orte aufgefud)i Öftmate bin
id) aud) allein gegangen, überall ba, tt>o id) (Erinnerungen
auffrifdjen wollte, mit benen man am liebften allein tfh
Über bie fd)5ne Stella2) l)ab id) bod) trofc aller @r*
funbigungen nid)t$ I)ören f innen; ba fyiefl e$, bie n>&ren
längft toeggejogen, ober fte lebten weit Don fyier auf bem
?anb, aud) fte fei inä Älofter gegangen. 3d) glaube baä
beinahe audj, fonft tt>äre mir baä 33erfd)tt>inben unerflärlid),
fte Ijfttte mir fonft irgenbeine 9tad)rtd)t gegeben, n>ir
muffen verraten toorben fein. 2)aä Sfötfel toirb mir tt>ol)l
nie gelftft Werben!
SRobert langer t)atte fein Ärbeittjimmer im Salate
9Ra£. @r jeigte mir feine arbeiten, bie aber nod) fo
tt>aren n>ie bie früheren. Sie 2(u$fÜl)rung, ba« 9Rad)*
tt>erf glänjte anfiel. 3(ber er ift ein fel>r unterrichteter
unb gefreiter Äünfiler, er tt>ar fet)r artig unb jm>or*
fommenb gegen mtd), unb ba$ gleiche fann id) aud) nur
t>on ben übrigen Äünftlern fagen.
©omfapitutar ©pett)8) befudjte id) aud) öfter unb
*) ehemalige* grl. Stteumatter, bie ?ubtoig unb gerbte
nanb gut fannten. 2) @. o. <©. 307.
8) <5. 9>erf.'2terj. u. 9tob. 9ft. 69. 3n einem »rief an
gerbinanb 1815 fyat S. tfyn „fdrmttrf) unau$ftef)K<fc" genannt.
Sntfoffd&en t>atte ©petf) 1826 aber im „Amtsblatt" (gebr.) *ub*
IX. 3W im J&abtt#*»olb ufto. 1830-1863. 487
befal) immer mit greuben feine Heine, aber auäerlefene
aSilberfammiung* 3(d)t SBocfyen brachte id) vergnügt fo
ju, nal)m ben Stüctoeg Aber ^Rotenburg, 9Bürjburg unb
gulba unb traf gottlob! ju J&aufe äße« tt)ol)l an.
©en folgenben SBinier (1834/5) arbeitete id) an
meinem 95ilb: bie ^eilige ©lifabett), ba« 2(benbmaJ)l emp*
fangeitb* @6 mürbe jur XuäfteQung fertig unb geftel
fel)r, bie Äurfürfiin faufte e« für ad)tjig griebri^bor
in ©olb* ©ie l>at e« ber 3>rin)e$ Sardine t>ermad)t,
in beren 3immer e« jefct fydngt1)*
3m 3afyre 1836 fd)enfte un« ber liebe ©ott ein
©öl)nd)en, ba« aber leiber nad) tuer SBodjen toieber fiarb*
©ie gute SWarie tt)ar fefyr betrübt, unb tt>ir machten
bafyer eine Steife ju ben SBrübem nad) ©fittingem 9tad)
längerer Äranfyeit, bie un« alle fyeimfudjte, foQte idj im
3al»re 1837 — ber Brat sollte e* — tt)ieber eine Steife
machen. SBieber lief icf) meinen 9>afJ nad) 9Ründ)en
auäjMem Anfang 3uni reifte idj bieämal über granf*
fürt bafyim ©ort blieb idj einige Sage bei ©eorg
^Brentano in 9t6bell)eün, tt>o idj grau Don ©afcign^
traf* ©onntag* fam SBefudj au« granffurt ju Sifdj,
unter anbern ber ©raf Stoffi mit feiner grau, ber be*
rühmten Henriette ©ontpg, unb beren ©d)tt>efier*
©ie ©rdftn ift fet)r fd)6n unb lieben«n>ürbig unb
t)at gar nidjt« t>on ben Seilten an ftdj, bie einmal auf
bem 33>eater tt>arem ©ie ift nidjt grofj, aber jierlidj,
l)at reijenb fd)6ne, blaue Xugen, fd)5ne 34fyne unb lieb*
liefen SRunb, fte ift nodj jung, jiefyt aber audj au« tt>ie
ein SRdbdjen t>on fed»el)n 3afyren; fie ift fet)r luftig unb
munter, babei natürlich, anfprud)«lo« unb t>on feinen
9Rameren*)*
»ig« arbeiten beifällig befinden: „er jtefye ben beften jefei
lebenben Sünjtlern in biefem garfje offenbar gleid)."
l) SDttr unaufflnbbar,
*) ©ie gefeierte ©ängerfn n>ar bamal« bretftfg 3al)re alt,
hatte 1827 ®raf Stoffi geheiratet, ber 1835—38 ©arbfnifd&er
®efanbter am 9$unbe«tag toar, unb brei 3<tl)re fpdter nadj bei*
488 8ubttig Sinti (Stimm, ©tinnetungen«
3n gtanffutt befugte ty Seit1), ber mir feine 3tt*
beiten jetgte, unb mehrere anbete ÄfinjHet, unb befaf) mit
gtau Don ©a&ign^ bie ©töbelfd)e ©alerie. 3dj wollte
ju gu$ weitet teifen, dbtt mein gteunb, bet Dr. (3* 2X)
9)affat>ant, riet mit wegen bet J&i&e ob* @o füfyr icfy
benn nad) ©atmfiabt unb befugte ba ben ^)tofe|fot gel*
fing9), bet an einet SRabonna nad) O&etbedf arbeitete,
unb ging in bie Äupfetbtucfetei feinet SBtubetä, bann
ju ben Sanbfdjaftömaletn Sucaä8) unb ©d)tlbad)*)*
Xbenbö ip&t fut)t id) nad) J&eibelbetg unb befugte
ben ©efyeimrat Steujet6), bet fefyt fteunbtid) tt>at unb
fptellofen @tfolgen bie 93fif)ne oetlajfen, Sttiflllcbe 2*etm5gen*<
umftänbe jtoangen fte 1849 triebet aufoutteten, unb jie jtatb
1854 auf einet Shmjtteife in SWejilo. — 3n Gaffel i)cd fie ge*
btuat unb SKäta 1830 aud) jtt>ef Äonjette gegeoen, im etilen
tottfte Subtoigä gteunb 2fbolf äölele mit. — 3l)tfc toentget
bebeutenbe ©d)toeftet 9Mna Dorn 3)eutfd)en $$eatet in ?onbon,
bie bamalä in Gaffel mit ll)t ein Duett fang, toutbe 1833 al$
btitte ©ängetin an$ Raffelet J&oftfyeatet gejogen. — liefen
Söefud) bet ©ontag bei Sötentano ettoäljnt aud) gtbblld)
,,9tocf) 15 3/' ©. 51.
*) Det betütjmte, ftteng telfgföfe «Kalet tyfyltpp 2*elt toat
bet ©ol)n beä Söetlinet SÖanftetä SBett unb Dotottjeaä,
stowtet oon SD?ofc^ SÄenbelSfobn. <&tint Sttuttet Heg fidf)
fd)eiben unb beitatete gtlebtld) ©d)legeL @t toat bamalä
SMteftot be* ©täbelfd&en Sntfttut* unb ftatb 84jd^tig 1877
in SKalnj.
■) $>et Äupfetfted^et Safob gelfing, 1802—83, ©d&ület
feinet SBatet* 3ob. ßontab gelflng, t 1819, unb «ongbtS
in SDtatlanb. ©ein Sötubet 3ol). #. gelfing btuefte bie 9ta*
bietungen ©timmä. Steffen ©ötyne Otto unb gtlebtid) oet*
legten bie Äunftbtucf etel nad^ Söetlln unb ÜRündjen.
") Euguft £uca$, 1803—63, geboten unb geftotben ju
Datmftabt, toat ein ©d)ület oon (5. gofyt unb 3. % Äocft.
*) 3 ob. ®. ©d&tlbacb, 1798 in SBatd&felb geboten, ftatb
in Datmftabt 1851 aU J£of* unb Sfyeatetmalet.
5) gtiebttdfo (Steuget, bet „SRomantffet untet ben gM)ilo^
logen", bfttte ftd) in ben 3al)ten 1805—08 au* ju #tntm,
Sötentano unb ©dtteä gebalten, ©eine 1834 etfd)ienene
©ctyttft „3ut ©emmenfunbe" betjanbelte bie ®emmen oom ©tab*
mal bet f)L ©Hfabetl) in üttatbutg (et felbft fprici>t batübet „2lu*
IX, 3*9B ta J&aMd>t*U>olb ufto. 1830—1863. 489
mir fein 95ud) „®emmenhmbe *om ©rabmal ber 1)1 (&\U
fabetl)" fdjenfte, bann äße nafyen befannten fünfte am
«ßeibetberger @d)lofl unb julefct nod) ba$ bcm SBirt
93arte(me gehörige @artenl)au£, tt>orin id) im 3af)rc
1808 mit 2trntm unb Srentano gett>ol)nt fyatte*
öon 93aben*93aben, n>o id) ben greunb (Senator
Jfyomaä mit feiner fix au fanb, ttottte id) eigentlich
)u $u$ burd) ben ©d)n>ar)tt>alb gefyen, fanb aber nie*
manb, ber mir ben Äoffcr mitnehmen, unb niemanb, ber
mir ben 28eg {eigen fonnte» ©o fufyr id) über ÄarW*
rul)e nad) Stuttgart, n>o irf) einen alten föreunb auffud)te,
ber mit mir bie SRündjener Xtabemie befugt fyatte*
3d) fyatte il)n feif 1810 nid)t ttriebergefefyen, unb aW
id) ju ifym in$ 3intmer trat, fal) er mid) im Anfang etawä
»erttmnbert an, bann fagte er in greube: „@rü$ bid) ©ott,
©rimm", unb tt)ir blieben bie jtt>ei Sage immer bei*
famtnen* @r ift ein gefreiter, berber, aufrichtiger @d)U>abe,
fyatte ben gelbjug 1813 unb 1814 unter bem 93cfeI>I
feinet Kronprinzen mttgemad)t, jtd) fet>r ausgezeichnet,
Crben befommen, nat)m nacfyfyer feinen #bfd)ieb ate
Hauptmann, ift jefct Hofmaler unb lebt in gtönjenben
Ser^dttnijfen. ©ein 9lame ift 3ofepI) t>on @d)ntjer*
2Bir befugten ben «Waler ©ietdd)1), befaljen bie
93ilberfammlungen unb gingen jum fefyr aftenSannecfer3),
bem «ebenufm.", 174). 3n jenem 3af)r u>ar bie 600*3al)rfeier
ber ©rünbung ber (SKfabetfcfftrcfye unb be$ ©rabmal* gett>efen.
*) 3**>ann grfebrtd) SDietrtd) au« SBiberacfc, 1789—1846,
J&iftorienmaler, n>ar 9)rofefibr an ber Stuttgarter Äunjtfdhule.
arbeiten *on tt)m bejinben fid> im fgl ©d&lofj, in SRojenftein,
ber Ätrtfye in ©ulad) u. a.
*> 3o*). «ßetnr. *on X)anne(!er, 1758—1841, SDMtföüler
unb greunb ©dritter* auf ber Äarläföule, bat 1797 bie fyerr*
(ict)e Äoloffalbüjte ©c^tHerd für Weimar nad) bem SÖtobett *on
1794 gefertigt unb 1814 bie anreite, bie beute im @rbgefd)ofl be$
(Stuttgarter SRufeumä ber bilbenben fünfte ftel)t. ©ctt 1829
fränfelnb unb immer mefyr geifHg »erfaffenb, Ijat er ben fcotfen*
ftfymucf ber lefeteren in einer 2(nn>anblung t>on ®effte$ft5rung
felbft »erftümmelt. ©fefye bti SSgcfygram, ©$t0er, biefe
490 Sutarig @mil ®rfmm, Erinnerungen.
ber aber fafi finbifd) toax, er jetgte wxi alle feine 3te
betten , f leine unb große ©fijjen unb SDfobeße* GKnen
foloffalen Äopf &on ©filier in SÄarmor, ttortreffttcfy
ausgeführt, l>abe td) lange betrautet! @r felbfi feigen
großen 28ert auf ifyn ju legen unb erjagte mit fid)tbarer
greube alle bie 95egebenl)eiten, bie er mit ©Ritter erlebt,
n>ie er ifyn jum bfteren ©ifcen betoegt fyat ufn>*
„SMefe SBüfte", fagte er, „foH in meinem Steter*
lanbe1) bleiben, id) tt>ei$, ti ift bie äfynlidjfie unb befte,
bie bie 9tad)tt>elt t>on tym l)ai"
(Sin SBilb, baä id) in früheren 3afyren in 3Ründ)en
gefefyen, fal) td) tt>ieber in ber ©alerte: „J&iob t>on feinen
^reimten umgeben", ftreng, fd)6n unb großartig, t>on bem
n>ürttembergifdjen SRaler ♦ ♦ ♦*)♦
greunb ©djnijer geigte un$ aßeä ©efyenSnwie, unb
id) fufyr bann abenbS nadj Ulm ab* 2fm anbern SKorgen
bort angefommen, befugte idjgxeunbSRofer8), ben ©d)ii&
birettor, unb ging mit ifym in ben berühmten alten J)om.
©iefeä 9>rad)tgeb4ube mit feinen bunten ©laöfenftern mad)t
einen großen ©inbrutf ! 2)a$ @l)or ber ©om^errn ift von
nmnberbarem @cfyni&n>erf in @id)enl)ofj unb fefyr ali.
SRofer erjftt)lte, bie ©eifllicfyfeit in ©traßburg fyabe große
©ummen für biefeä geboten, aber eä tt>firbe in ber ßfircfye
bleiben, unb tt>enn fte aud) proteftantifd) feil Ulm ift
»üfte aU Sftelbtlb, unb über tyre j&erfteHung bafelbft ©. 525.
£>annecfer$ »ilbni* bafelbft ©. 323.
x) 2). I). in äBürttemberg.
*) Subtoig fyit ben Tanten n>eggelaffen: e$ ift ber
JJtjtorienmaler (Sberfyarb SBädjter, 1762—1852, geb. in ^Balingen,
t in ©tuttgart. ;Da$ »on Subtotg fyier gerühmte 95ilb ift tötet*
lief) baö #aupitt>erf unter feinen btblifcfyen £arftellungen. 3B.
fefcte mit ©ottfrieb <&ü)id befonberä bie Söeftrebungen *on
(Sarftenä für äöieberbelebung ber beutfcfjen ähmft fort.
8) ©eorg J&einr. SKofer, 1790—1858, fyatte 1808 in
£eibelberg ftubtert, oon (Sreu^er, feinem fcefyrer unb gfteunb,
burd) ben Subtoig ifyn getoifl fennen lernte, alä fein „erfter
©renabier" bejei^net. <5r toar 1826—52 2)ireftor be$ (Sym*
najtum*.
IX. 3b»H im £abttf>t*tt>alb Ufa. 1830-1863. 491
nod) red)t altertümlid) unb l)at t>ortrefflid)e <&eb&ube,
Qrunnen ufn>*
9ladj eineinhalb Sagen ging'* nad) 2fug$burg, tt>o
id) nad) fed)Ä ttyr anfam, mit ben Dom befal) unb bie
alte ©tabt unb abenbö fpdt abfuhr. Um tuet Ufyr fam
id) nad) 9Künd)en unb ging ttieber in ben „@olbnenJ$al)n'\
(Sofort befugte id) ftieber greunb SRepomuf SSKujel,
ber mir ein Sogiä t>or bem SRagtor lürfä unter ben 936gen
auämad)te+ Die 2fu$ftd)t ging in ben <@of unb tt>ar bie
ndmlid)e, bie td) fd>on im Safyre 1810 gehabt fyatte —
baä nämlidje ettnge ©eldute ber £ongregationöfird)e, nod)
ber ^Brunnen im £of unb bie 9iagelfd)miebött>erfftdtte
unb t>on morgend btä in bie 9tadjt ein ununterbrochene*
jammern!
Äße Äünftler würben n>ieber befugt, unb ein paar*
mal bie 2Bod)e ging id) ju ©drreä, wo idj bann fletö
9tingöetö, (Slemenö SJrentano, tyljiUipi1) unb anbere
antraf unb e$ immer fel>r Reiter juging, SlemenS, ju
bem id) ging, wenn id) 3eit fyatte, fagte: „Äomm nur
alle Sage, id) null bir etwa* beriefen", wa* bann aud)
gefcfyal) unb mir ein wahrer @enu$ war* 3d) machte
oftmals mit il)m ©pajiergdnge unb tneipte mit il>m bann
abenbö bi* elf Ul)r in irgenbeinem Tiergarten; n>obei
wir raud)ten unb er 2öifee mad)te unb über bie ganje
SSelt rdfonnierte. @r fragte mirf) nad) feinen SBerwanbten
in granffurt „3dj bin lange nidjt bagewefen," fagte er,
*) ®eorg <JH)ülii>$, englifc&er 2Cbfunft, 9ted)t$gelel)rter,
1804—72, in £dntg$berg geboren, atö *J)rofeffor in SBerlin
faifyolifdf) geworben, war 1833—47 ^tofeffor in S)Whtd)en unb
mit ®orre$, Döllinger, 3öinbifd)mann u, a. Söearfinber
ber ultramontanen „#tftorffcf)*polittfd)en Blatter". (Sdrteä
wofynie in ber ©(fcdnfelbftraße . . . &ud) manche ^hroteftanten
waren bort gern gelegene (Mfte. Xnbern war e$ etwa* unfyefm*
lid) ba ((Somitt, 3. S. «J)affat>ant 2, 18). 3fucft SKtngäetä unb
feine gamilfe t>ieit mit 9>roteftanten gute ffreunbfcfyaft, unb feine
$odhter (SntUte f)at £erman unb ©ifela ©rimnt* ©riefe
an fte herausgegeben*
492 Subtoig <£mtl @riinm, (Shtfunerungen.
„unb mag aud) nid)t l)tn, ba* ganje Seit bort efett nrid)
an, biefed fcornefyme, l)od)müttge ©elbfcolf ift mär tt>iber*
toftrtig1)!"
Söenn td) ju il)m fam, n>ar er gett>6l)nlid) mit ?efen
befd)äftigt, ober er forrigierte bie ©rucfbogen t>on feinem
furj barauf (1838) herausgegebenen*) SD?ftrd)en „®ocf«l,
£infel unb ©atfeleia"; er laä mir S8rud)fiücfe barauä
t>or unb l)at mid) nadlet mit ben 3*id)nungen, bie er
baju fyatte machen laffen unb bie id) il)m forrigieren fottte,
entfefclid) geplagt 2Ba$ batton gebrutft tt>ar, fcf>tcfte er
mir in mein Sogiö unb fdjrieb baju, idf> foKe alleä burd)*
lefen unb bann bie 3eid)nungen anbern ober anbere
machen* 2Cber td) fyatte toeber 2uft nod) 3eit baau, tt>eil
idj nod) fo triel ju fefyen fyatte* Ouibo ©6rre$, ber
gerabe bei mir tt>ar, fagte: „2)a$ ift ja abfdjeulid), baß
ber ©ie je&t fyier plagt!" J)en anbern Sag madjte id)
tfymaber bod) att>ei3*id)nungen*) unb f orrigicrte bie anbern,
er Keß aber, ba e$ ü>m ju lang bauerte, alle* nrieber
abholen«
SD?it 2fbftdf>t ging td) ein paar Sage nid)t ju il>m,
ba fam er felbjl inä ©aftyauä, n>o i6) mit SRujrel mittag«
aß, unb fagte: ,,3d) fyab> alle Sage auf bid) gekartet"
@r fefcte fid), lieft jtdj audj ju ejfen geben, unb nad) Sifd)
*) 3« anbern 3eiten äußerte er jicf) über feine gamilie, bie
ftetä mufterfyaft aufamntenfyielt, aucfo toieber geregter unb fyat
banfbar alle Ztebt anerfannt, bie fte — befonberä <Sl>rifltan
unb feine ©attin gerabe in feiner legten Sebenfyeit mit #uf*
Opferung — tym ettotefen fyaben. 3m 3al)te 1841 fyat er fte au*
lefct in gfranf fürt befugt Unangenehm empfanb er, baß er ifynen
afö gefftrefd&er 3eitt>ertreiber galt „IMe Seute," fdjreibt er 1826,
„freffen münt iniereffante Statur fo heißhungrig, baß idj mi$
\tf)t übel beftnbe."
*) Über ben Serbruß unb bie Soften, bie er mit biefen
Söflbern tjabt, flagt er oft in feinen Briefen (9, 350ff,). 3cf)
n>itt nfd)t hoffen, baß biefe Sölätter SubtoigS ju ben *>ter ge>
boren, bie (bafelbft 353) „t>on einem anbern redjtfcfyaffenen, ge*
fdfyttften SOtonn gemadjt toorben, aber fo roi) aufgefallen ftnb,
baß (Siemens ben ©tein bwtjltt, aber ntcfyt brausen fonnie.
IX. 3b»H int £abid)t*»alb ufto. 1830-1863. 493
ging id) mit ä>m nacf) £auS, tt>o er mir beriefen ttoHte*
@r fagie mir aud): „Der ©utbo1) l>at mir ja große
33ortt>ürfe gemacht, baf[ id) bidi> fo geplagt Ijabe," @r
IaÄ mir ttieber ?ufKge$ unb 2raurige$ t>or, n>urbe oft
fefyr ernfi, bann lachte er lieber auögelajfen. @r fyatte
neben ftd) ein ungefyeureä SSKaterial, t>on il)m fel)r eng
getrieben nad) ben 2fu*fagen ber SWonne t>on Dülmen,
Anna Äatfyarina ©mmerid)9)* ©in 93anb8) n>ar erfi
gebrueft, unb biefeö große SKanuffript fyätte nod) ©ott
tt>ei# n>te t>iel 95änbe gegeben. @r fagte aber in großem
Unmut: „2öenn td) nur femanb f)ättc, ber mir *$ilfe
leijletel 3d) bin t>or meinen fonfHgen Arbeiten nid)t im*
ftanbe, alle* fertigjufMem" 3d) fd)lug ü)m mehrere
t>or, ba fagte er: ,,2Cd), gel) mir bod) toeg, id) fenne nte^
manb, ber mir Reifen fftnnte, ba$ ftnb ja lauter ©fei"4)!
ÄuÄ biefem 9Ranufftrtpt la$ er mir 93rud)ftficfe t>or, unter
anberem bie $Iud)t nad) Ägypten, ganj genau bie (Segenb,
burd) bie fte gekommen, n>o fte über 9tad)t geblieben, n>aä
9Raria für ein Äleib unb SSKantel anfyatte, n>ie bie @ngel
beim ©)rififtnb n>ad)ten, tt>ie Sofepl) gefleibet tt>ar, bann
ben Stall, bie Ärippe, tporin ba* Äinb gelegen — atteä
tt>ar auf* genauere betrieben! 2fffeÄ n>ar fo poetifcf),
fo büberreid), unb er lad fo tyerrlid) t>or, baß man atteS
fcergaf}, um il)m jujufyörenl 7LU id) toegging, fcfyenfte er
mir ben erfien gebrueften 93anb*
*) ®utbo ®drre$ gab 1846 (Slemenä'S&ärctyen in atoei
S&nben berauö.
*) 8ü«f 3al)re lang, 1819—24, fyatte (Slemenä in Dülmen
(SÖejtfalen) am Q5ette ber fttgmatfjterten 9lonne #. (Smnterid)
(1774—1824) gefeffen unb genau alle ifyre Offenbarungen auf*
gefcfyrieben.
8) „Da* bittere Seiben unfere* Äerrn 3efu <5l)rf jti " dlati)
ben Betrachtungen ber aottfelfaen 2C. Ä. <B., ©utybadf), 1833 ($u*
iefet 1902). 9iod) tin «eben aftariä unb ein Seben (grifft er*
fd)ienen barau* nattj feinem $obe, 1852 unb 1858.
4) <£x t)at fid), boef) freilief) ttergebltd), nad) folgen J&elfern
untgefefyen.
494 fcubttrtg @mi! ®rhnm, (Erinnerungen,
Den anbern 3kg brachte id) Rapier mit, um ü)n ju
jridfynen1)* @r fagte: ,,3d) l)ab'* aßen abgefcfylagen ju
flfcen, bir tt>ifl icr)'* aber tun/1 3d) nafym ü>n in 2>rei*
tjfcrtelprofil, ttrie er in feinem Mittel an feinem Arbeit**
ttfd) jttufdjen papieren unb großen, alten 25üd)ern fifct,
red)t* an feiner ©eite ein Ärujifir,*). Sinf* ba* SBttb
einer fd)önen SWonne, bie einen Silienfiengel unb ein
Ärujiftj in ber J&anb fyält, ein fdjöne* £)lgemälbe, ba*
immer bei ü)m im 3tauner gegangen — im «£intergrunb
al* Sapeten ®i*ntn au* ©otfel ufn>*, in lauter 2Crabe*ten
unb 3i*ratem ©ein Sttlb n>ar fefyr äfynlid) geworben
unb gefiel i^m fel>r* ,,3d) fef>e ba," fagte er, „n>ie ein
rechter SJtyfHfer au*, aber ba* gefällt mir fefyr8)*"
©er (5 lernen* war ein fefyr fonberbarer SRenfd),
fefyr launifct)* 93alb fdjimpfte er über bie ganae SÖelt,
balb tt>ar er nrieber milb unb fcerfprad) aKe* 3U tun, in
ber nädjften ©tunbe %atte er alle* t>ergeffem @r tt>ar
fel)r genau ober, beffer gefagt, getjig* SRir fagte er ein*
mal: „2Me 2eute fagen, td) fei geijig, ba* tft aber nid)t
tt>af)r, id) gebe ja alle* tt>eg4)!"
3dj n>ar mit il>m furj* 98enn er ettt>a* wollte, n>a*
id) nid)t tun fonnte ober wollte, fo fagte icr) e* ü)m
gerabe fyerau*, ba antwortete er bann drgerlicr): „Qann
lafli e* bleiben!" 2Cber bftfe ttmrbe er mir nid)t, er blieb
mir immer gut* 9Rit il)m eine Steife machen ober bei it>m
wofynen, ba* l)dtte id) nit gemocht, er fonnte einen fürd)ter*
litt) quälen I
®r tt)ar ein fel)r geifrreitfyer SJtonn, fonnte fel>r an*
genehm, fyeiter unb tieben*würbig fein, aber baju war er
x) £>afj er ihn 1809 fcr)on einmal aejeicfjnet r)atte, aeigt
oben «. 99. ©effety 122 mtint, er tyabe tt)n in Ol gemalt unb
bie* Söilb rabtert, wa* nier)t richtig fft
*) @in foldje* an feiner SBanb unb ba* groge Ölbilb, bie
1)1 flatyarfna *>on <3fena barfMenb, ertodfynt aud) S5fefcÄr. 2. 502.
■) 2>a* »ilb ift ge*eicf)net am 18. 3uli 1837, 9tob. 9fc. 56.
*) @o war e* aud). @r war duflerft wofyftdtig, fparfam
nur für unb an fld).
IX. 3*9tt tot £abtcf)t*tt>att> ufto. 1830—1803. 495
feiten aufgelegt. @ett>6l)nlid) ttmrbe er fattrtfd), machte
fdfyarfe, bittere SBifce unb t>erfd)onte ni entanb *)♦ @S n>urbe
if>m bann meift mit ber nämlidjen SRünae aurftcfgejal)^
baä nat)tn er bann aud) rul)ig l)üu
3d) fyabe genug ©efd)id)ten mit it>m burd)gemad)k
2fber eä tt>ar bodj ein großer 9teia, mit ifym jufammen ju
fein* 2euten, bie er nicfyt leiben tonnte unb in ©efeB*
fdjaft traf, fagte er bie bttterfien (Sachen4). 93efonber$
©amen, bie ftd) ehua beigeben ließen, mit ifym über 2ite*
ratur ober Äunfi ju fpred)en, bie Ratten balb genug unb
matten fidf) n>ieber t>on ifym tt>eg8),
@r tt>ar in feiner Sugenb ttmnberfdfyön4), aud) jefct
nod) ein fd)öner, intereffanter Äopf, fcfy&ne formen,
bunfelbraune Äugen, italienifd)e garbe, etoaä braungelb,
fd)in gett>ad)fem @r trug meifl einen bunlelbraünen Über*
rocf, fd)tt>arae SBefte unb £afötudj, @r tonnte fel)r lange
anhalten, ofyne etoaä ju ejfen unb ju trinfen* 2Bar er
aber beim @jfen, fo nal)m er große (Säbeln soll6), aß
ungeheuer fyaflig unb fdjneß, jttrjte zin paar ©läfer 98ein
ober 95ier hinunter unb machte nur, baß er fertig ttmrbe, um
ftd) nad)l>er über bie nod) effenbe 0 efettfdjaft lufKg ju madjem
@inmal6) frfjrieb er mir ein paar 3eilen, id) möd)te
bod), tt>enn id) tonnte, einmal gleidfy au ü)m fommen* Tili
id) in$ 3immer trat, rief er: „#dre einmal ju!" unb laä
mir bann ©teilen t>or au* bem Sructbogen t>on 33ettt*
nenä7) 93ud) „®oetl)e$ 33rieftt>ed)fel mit einem Ambe"
*) Über feine Qttt, in ©efeflfefeaft fid) $u geben, erjagen
f>übfd> ®allanb, ©.431, unb $t)Wtp* bti IbitUSv. 2, 464f.
*) 2Öie er bted bereute unb fiel) $u beffern fuc^te, fiefye
fcieMTr. 2, 424.
8) Sußinuä Äerner fagte *>on ifjta: „Ott ift toie ein
Äaftu*, fo fd)6n unb fo tfad)lfg".
4) £>te$ jefgt bfe Söüfte, bie JJriebrfd) $fed »on ffym ge*
mad)t, bewi @teig 1, 223.
5) Äbnlicf) fprfdjt barüber feine ©d)tt>Ägerfn, ®ef. SB. 8, 81.
6) 3ber frton 1834.
*) Diefe ©ruefbogen fyaHt ©ettina ifynt gefd)fcft, toorauf
496 Sub&tg @mü ®rhmn, (Erinnerungen,
(1835 erfd)ienen)* „3ft ba* nid)t abfcfyeulidj, bafi bie
SSettine ba* brucfen läflt?" unb nmrbe fel)r fyeftig* 9tad)
einer 2öetle fagte er aber: „25ettine tfl mir bod) bie lieble
t>on äffen/'
3d> !>abe ü>n im 3uli 1837 julefet gefehlt, 3d)
ttoffte nad) Senebig reifen, ba fagte 6 lernen*: „28 arte
nod) jefyn Sage, bann reife tri) mit, id) mu# bod) nacr)
SSKeran" *)♦ ®o l>at er midj t>on einem jum anbem 2üg
Eingehalten, bi* nid)t* mel>r au* meiner Steife tintrbe*
3d) madjte il>m nadjfyer SBortofirfe barftber, er fagte aber
nur: „25a* tut nid)t*, bie machen n>ir ein anbermal, tt>ir
ftnb bod) toenigften* l)ier beifammen*"
@r machte aud) 3*id)nungen, fyatte ©etfi unb Talent
baju, befonber* ju Äarüaruren *), bie er ftfynlid), treffenb,
n>i^ig jufammenfteffen fonnte* 3d) unb ein greunb Ratten
bie 2fbjid)t, eine 2fnjal)l öriginaljeid)nungen t>on intern
effanten Seuten l>erau*jugebem 3dj fd)rieb beötyalb ein
fyalb 3^, nad)bem id) lieber in Saffel mar8), an il)n
unb bat tl)n, mir eine feiner eigenen 3been, ti>enn aud)
nur flföd)tig, auf ©tein ju jeid)nen ober nur eine ©Rjje
ju fcfyicfen* 3d) glaubte um fo gen>ijfer, ba$ er e* tun
tt>erbe, ba id) ü)m fo t>iele 3eid)mmgen gemad)t fyatte unb
il)m in biefer 2frt immer gefällig gen>efen bim Aber er
er jie'befdjtoor, ben Drucf efnjujteffen, jfe fei tf>rer ganttlte unb
tfyren Ätnbern fcfyulbtg, tfyren 9hif in fein jtoetbeuttge* %id)t m
petten. Söettfne lehnte fein anjinnen glatt ab (f. ;Dfel>£*.
2, 537). — Söetttnen, ber er anfangt al* ber 2Befen*t>er*
toanbteften »on ben ©efdjtofftern am fnnfgften serbunben n>ar,
toar tfynt attmäfyttd) ferner gerfidt. 3fyn x>erbrof5 bamal* namens
ltd> tyr 3^)eifel an ber @<J)tr)eit feiner SDHttetiungen au* bem
Sttunbe ber @mmerttf>. #ber in einem feiner legten ©riefe,
10. ^Cprfl 1842, nennt er fie noefy „bie ebeljte, gütigfte, n>ar)rfte,
xwttfommenjte 9tatur affer 9iacr)fommen feiner (lltern, bie fyerj*
unb feelen&offfte, toafyrfyaftefte, bie ffym begegnet".
*) @r reifte bamal* n>feberf)0it (1835, 1837) nadt) Strol au
frigmatijierten Sttäbdjen (®ef. 2B. 9, 324f.).
*) TtitUStt. 2, 464. ») @* toar erft 1840.
i-
DL 3*9B tot J&flfttdjtitDOlb ufto. 1830-1863. 497
fyalf ftrf) nrieber mit ©pdf en unb fdjrieb mär na$ mehreren
üRonaten fotgenbe*1):
„gieber Submigl
(SS muß nneber an ber 3ett fein, ba man fingt:
,©er fttrffirfi t>on fturl)ejfen, ber l)at n>a* ©d^ed^* ge*
freffen,f), benn e* fommen mir augleid) *>on bort8) an>ei
fontplette UnmbgKd)fetten »aufgeflogen' entgegen* <$agt*
Raufen n>ünfd)t ein Qonifaaiuä'@)ebetbud) oon mir. Da*
toftre nun eine toafyre QagateDe, n>enn id) nur fot>iel t>er*
ftönbe, att baju gehört4), jemaub baju ein ju laben, ber
aud) gar ni$tö bafcon ober baju t>erfiel)t, unb auety gar
feine 3ett baju Ijaben fann, weil er t>on ?ubn>ig ®rtmm
aufgeforbert iß, tym eta>a$ auf einen (Stein ju aeicfynen,
aber toeber )eid)nen nod) 6) ©reine au Sorot machen f antu
5Da$ n>Are nun nrieber eine SkgateOe unb ein guteö Sing,
rottin nur ba£ brüte babei tt>dre, n>a* ju allen guten
Dingen gehört6)* Senn id) )toeif(e md)t, baß mir mit
burd)gel)enber 9tetourd)atfe #err 53übf)auer ©anbei7) t>on
Qücfeburg ben Auftrag jufenbet, baß id) il)m bod) franco
gratis cito citissime einige 3entner meinet berühmten
fhirgierpflafiert in Ukrjefier Salbe jufenben möchte, um eö
*) jDer 93rtef tft nad) Subtotg* 3fbfd>rtft gegeben.
*) $a$ ©ort i|t in Reffen unbefannt.
■) 2Berner 0. JB. lebte 1840 aud) tn Gaffel
4) 2). I). wenn id) aueb felbft nur fo toenig oerjtänbe tote
«gagtyaufm, ber fo unoerftanbfg tfi, mfdj einaulaben.
6) D. f). fo toenfg aefcfynen toie ©teine au 93rot machen fann.
•) „2fller guten jDinge finb brei" erinnert baran, baß bie
©ermanen attjafyrttdj au brei Dingen ober ®eridjt*tagen — au
befttmmten 3*it«i/ aud) ofjne „Oebot" — ju erfdjefnen boiten.
©inn: wenn ieft bai ^urgierpffafter b&te, um baä midj $8anbel
anfpred)en totrb, unb burdj toeld)e$ mir bie verlangte Arbeit
beffer oon ber J&anb geben toürbe.
*) »anbei war feit 1835 für fein J&ermannäbilb tn&et*
molb tätig unb brauchte ofenig 3af)re, bf$ eö tfanb, toorauf
er aßbalb jtarb! purgier pflafter wegen biefer unenblidjen
Hemmungen unb ©tochmgen? Poeta vates?
£ ufern. Grimm, Erinnerungen. 32
498 Sutooig Chntl ®rimm, (Erinnerungen.
bem J&ermannöbenfmal auf ben 93aud) ju legen, nad) ber
Orbonnanj1):
©cfymter mix ein 9>ffofter auf meinen ^ei^
ÜZfd>t ju fcfymal unb ntd)t au breit,
9ltd)t au furj unb nid)t au lang,
DafJ icr) erlang natürlichen ©tur)Igang.
Da idj nun btefe britte Unm6glid)feti aud) md)t fann,
fo werben fte bodj bret unb fo baburd) ein gut Ding;
gut Ding aber n>iH SBetl fyaben*), unb fo fenbe id) e$
i)eim nad) Söeityeim (ba£ ba^rifcfye 2fbbera, talenburg,
©d)tlba, 6od)em3), SajfeQ, unb bte bret guten Dinge
Werben binnen fädjftfdjer grijr4) mit 3Betfl)eüner SBagen6)
fcerfenbet in ber ^eiligen beutfcfyen @tunbe, tt>enn alle
beutfdjen ^oftilltonS in etn«£orn blafen biefelbeSMobte6):
,©ie foQen ir)n ntdjt fyaben* 0 unb ber gatttfd)e #al)n baä
nämttdje auf bem fertig geworbenen ÄMner Dom8) frtyt
*) SReaept. •) D. r). icr) »erbe eudj »arten laffen?
•) Äocfyemer = aerfdjmifcter Dieb in ber„(5od)emer Safdjen"
ober (Sodjemerfpradje = ®aunerfpracr)e ober Stottoelfd). ©te ift
alö libervagatorum uonguttyer 1523 herausgegeben. Der 3uöbrua
fommt aber nid)t t>on Sofern a. b. Sftojel, fonbern *on r)ebr,
chacham = flug. (Die ®pifcbubenfi>rad)e ©rolmannä, 1822,
r)at 3acob befprodjen ÄL @cr)r. 4, 164—690 Nienburg gibt'S
nicf)t, im ©egenfafe m 2(bbera unb ©dfytlba, fonbern ijt Die an»
aebltdje ©tabt ber Sälen = Starren im Salenbud). 3n Reffen
ijt ntd)t (Sajfel ber Ort ber Überflugen, fonbern ®djn>anenborn;
e* tft nur genannt, um ©rimm au ärgern. SSeilbetm in Ober»
bagern, ffloxfäm ÜÄüncben unb 9>et§enoerg, tft in ber $at aueb
ein altbahtt>arifcr)e$ Bbbera, bie ©tobt ber „9Beilbeimer @tücf l .
4) D. I). fp&t (ober nie!): „fäcftftföe grijt", ®a*fenfrift,
<5ad)fen{af)r = mittelalterlicher ÄuSbrutf für fed)$ 98od)en unb
brei Säge. 3m fädjjifdjen fHect)t tourbe einer breimal sorgelaben
auf Je 14 SRäcfyte, tooau nodj bte brei SSorlabetage famen.
6) 3flfo ütorrentoagen, b. 1). nie? Qd) müßte ein Starr
fein, toenn idj bie Dinge (Riefen wollte?)
•) D. r). nie? 2fodjbiefe ®tunbe wirb nie fommen?
*) DaS Styetnlfeb 91. »ederä, 1840 gebietet, al$ ber
gallif dje «ßar)n naef) bem linfen 9ll)einufer fräste.
■> Daß griebrid) 28ilf)elm IV. jtatt ber son feinem 8ater
1830 jäljrlitf) aerwtlligten 10000 attbalb jäl>rltd) 50000 Safer
IX. 3t>»H im £abtd)t*t»alb ufto. 1830-1863. 499
3ur 3ett ber 2fafunft tt)irb gerate tin grofje* SJtottonal*
fefl auf bem perfpeftfoifd) reparierten Äönig*jiul)l bei
SRenfe näd)fi ©oblenj fein. 3Cuf bie 9tad)rid)t, baji ber
erfie Athlet ©upui*1) in SWündjen auf bem #oftl)eater
nad) feiner prafylenben 2Cufforberung t>on einem befd)eibenen
95räufned)t ad acta gelegt frorben fei/ regte ftcf> einige
(Stichelei jnrifcfyen gewaltigen beuten. Da man bei ber
3)urd)fal)rt be* SBetlfyeimer SBagen* be* SBetfyeimer
Äurier* burdj (Saffel aber gerabe ben 33er* be* Siebet
fang ,SDa* 9>flafier ift gefcfymieref unb ber ßtxMti <n*f
bem SBetftenftein mitfdjrie, fyörte ba* ber grofle ^ermann
unb nal)m e* al* eine ©tid^elei auf. @* entftanb eine
2fa*forberung, man jitierte ftd) (,tt>etl in bem Stejept t>on
(Stuhlgang bie SÄebe gen>efenO auf ben Ä6nig*ftul)l bei
Stenfe, ba* SWationalfeft ju t>erl)errfid)en. ©ort fottte alle*
®rof}e jufammenfommen unb alle* Sourfdfyige. ©djtt>an*
tfyaler* SÄiefenba&aria t>on ber 33)ereftentt>iefe fam auf
einem 9Hefenbierbrauerfaf[ mit Dampftoagen angefahren.
für ben SSetterbau be* 2)ome* au*fefcte, für ben er 1842 ben
©runbjtetn legte, mag Giemen* an biefen Stau erinnert fabelt
unb beutet affo audj auf tin fpcitere* £>atum be* ©riefe*. —
©ott bie ©teile ttteber WQtn: nie? £Me granjofen toerben jtoar
ben Styefn nid)t bekommen, aber ber Dom in (55ln toirb audf)
nie fertig »erben?
*) 2)er franaojtfä)e Tttifitt 3ean Duput*, ber in jener national
erregten 3eit nadj SJWindjen fam unb feinem ©efteger 500 Bulben
oerfprad), nmrbe am 13. 3<muar 1841 nad) ©efieaung be* ©räu#
fnecfyt* geudjt, bem er ein ©ein gefiettt, *om SBraufnedjt «Simon
SDfetjtnger jur ungeheuren „(Staubi" ber ba* Ägl. ,Qof< unb
8ftotfonaltf)eater — man benft an SCubr^* J&unb in SÖeimar —
überfüttenben SRündjener mit brei (Skiffen auf ben ©oben ge*
legi SBegen angeblicher Vernadjläfjtgung ber Äunftregeln feiten*
be* Sieger* weigerte er bie 3a*)fong, erlegte aber in timm ge*
ridjtltcfyen Vergleich unter Vermittlung be* Vater* oon & J5ottanb
(bem tdj biefe ÜÄtttetlung oerbanfe) 300 ©uiben unb t>erfd)toanb.
SBfetfinger erhielt baju t>on feinen Mitbürgern fo siel @elb, bafj
er einen &ramlaben eröffnen unb heiraten fonnte. 2Cud) Ute*
rarifd) würbe er gefeiert (ein ©fngfpiel biefe* Snfyait* ift bi*
1874 aufgeführt; f. «Dtotttfnger, ©tlber<J)rontf, 2. u. 4. ©b., 1876).
32*
500 Subwig (SmU ©rforan, (Erinnerungen.
aB AeBnerin tl>re (Sporen gu »erbtenen. Die mt)fKfd)c
3>riefterpartet aber fenbete mit einer ^rojeffton bie fünfzig
guß fyofye1) SRabonna, meiere ber ^>rofeffor <$berl)arb
jefct im Äopf t>or l)at, bortyin, unb ftc wirb auö SBorm*
einige ©tücffdffer Stebfrauenmüd) mitbringen unb bort
au*fd)entou 28enn atte* bort betfammen tft, wirb ber
äöeityeüner Sßagen anfommen, ba£ Sonifajiuöbud) ab*
gebetet/ bann bat 9>flafier gefdfymieret werben, ber t>on
mir gejetd)nete (Stein aber, ber ba* atte* »orfteftt, nid)t
gefunben werben* Denn biefer ift t>on ber SRatnjer
iOO*Äal>nfIotte in lefeter 3eit entwenbet unb mit ben
anbern (Steinen t>or bem J&afcn tum 33iebrid) t>erfenft
Worten *)• ©er barau* entftanbene 9>ro$e§ ©tcfyelfktn
(SDrufuämonumentinSRainj)8) fontra Oftein4)(@d)lof$ auf
bem SRieberwalb Aber 9tübe*!)etm, Staffau) n>irb aber aud)
auf bem ÄönigSfhri)!6) gerietet werben. (5* wirb aber
bort große Uneinigfeit unb prügelet entfielen« Hermann
Witt be$ beutfd)en Stereo wegen6) ba* 9>flafter t>on ber
93at>aria aufgelegt fyabem — Aber id) fann nid)t weiter,
ein wichtiger, erfd)ütternber SBricf, ben id) empfangen,
r) Diefe 3bee würbe wotyl veranlaßt burd) ba* aon d*ber*
l)arb tt)in gefebenfte ÜBobetf eine* *on biefem für ba$ Sfartor ge*
fertigten ®t ©eorg (®ef. SB. 9, 351).
•) 3n ber dlafyt aom 28. gebruar auf ben 1. SDffira 1841
*erfud)te bie Dannftäbtf fdbe Regierung buref) Sterfctyüitung eine*
9tf)einarme$ an ber befitföen 3nfel 9>eter$au bie ®d)tffabri
aon 23febrfcf), bem SRbeinbafen a&teäbaben*, unb bem naffau*
ifctyen Ufer ab* unb naef) ÜBatn& ju leiten, mufjte aber auf
Söunbeäiagäbefdjluf} bie steine Wieber wegfd)affen»
*) Tttio <&efFetfjDarmjtobt gegen Staffau!
*) Od ffym bie SBrdmfer* unb bie Soofenburg über Stube**
beim niebt gletd) einfielen? @r fefyrieb eine&ull t>or bem „ftefn".
6) @r war 1794 jerjlört worben, man backte aber bamal*
an feine SSieberberfteuung, bie 1843 aefdjab. Ä5nig$fhtbl be*
beutet eigentlich wtrflicf) bloß ©eri$t*ftui)I Qacob @rimm, ÄL
®d)r. 5, 307), ber Styenfer bat aber feine befonbere Söebeutung
burd) bie SSerfammlungen ber Äforfttrften $ur ftbnigäwa!)!*
•) @r aiebt e$ ber Siebfrouenmilcb ber ÜÄabonna aor?
wa$ bann 3anf gibt?
IX. 3b*>tt im $abid)t*waö> ufto. 1830-1863. 501
unterbricht bte ganje Äomßbie* — 3fbieu, lieber 2ubwig,
i$ l»ab nid)t 3eit! SUmen* Brentano1)-"
2öttt er eine OefdHigfeit, fo weifi er münblid) ober
fd)riftKd) ber ©ad)e bie größte @ile anjuempfefylen, madjt
bte freunblid)fien ^Beübungen, um einem bie ©ad)e an*
#erj ju legen, unb t>erfprid>t alle möglichen ©egengefäWg*
feiten* Äommt man aber enblid) mit einer Kernen, bie
ü)m gar feine SÄfifye t>erurfad)t, bann Wirb er littelig
unb fd)Weigt batwn (Hfl ober mad)i ftdf> nod) ben ©paji,
einem einen Brief wie ben obigen ju fdjreiben, unb um
ein Snbe )u machen unb fidf> aBe* t>om J&alfe ju fd)affen,
fd)Hef}t er fo tragtfd), grüner fyatte er e* audf) immer fo
gemalt 3d) mochte ifym bie* nur md)t in* ©eftcfyt
fagen, aber al* er wieber9) etwa* t>on mir wollte, fd)rieb
id) tl)m aud) in ber 2(rt einen Brief, brad) gegen Snbe
ptöfclid) ab unb fd)lofi, al* wenn ber Blifc eingefd)Iagen
ober fonft ein groß Unglücf pafftert wäre* 2Bte td) nun
ju il)m fam, fagte er: ,,3d) !>ftb Sfyren Brief betommen,
warum fcfyreiben ®te mir benn fold)e Sachen?" Dann
fing er aber entfefelid) an au lacfyen, au* Ärger nannte
er midj ©ie, nad)l)er war er Wieber beruhigt unb fagte
wieber bu 3U mir* 3Bir famen oft fyart tytntereinanber,
aber er blieb mir bodj um>erftnbert gut @* mar etwa*
Sräge* in ü)m, er t>atte einen beftimmten ©d)ritt, nidjt
langfam unb nid)t fd>nett/ unb ju einer Sanbpartie wäre
er ganj unpaffenb gewefem SBerretfte er, fo mußten bie
Befannten, bie gerabe ba waren, feine ©adjen patfen,
unb er ging unter bem SBorwanb, nod) etwa* fct>r 9Btd)tige*
*) @ine äl)nUd)e 9>f)antafterei erbaute Giemen* auch jur
(5t)arafterffterung t>on (Sorneltu* b. DiefcÄr. 2. 510ff. 2tt* er
biefen bei einem 2fa*ffog graufam tyänfelte, aber t>on tym be»
brot)t warb, er werbe il)n al* ®ra*teufel auf ein* feiner Silber
bringen, »urb* *r ptöfcttd) fei)r «ein Ottegel, (Sorneliu* 26X
*) jDa* taug aber t>or jenem Briefe gewefen fein, nad)
bem er tyn niajt wieberfal).
502 Subtotg Chntl ®rtmm, (Erinnerungen,
allein befreiten ju muffen, einteilen fpajieren* 3og er
t>on irgenbtoo ganj tt>eg, fo reifte er pldfelid) ab, fcr)rieb
nadj ern>a ad)t Sagen, n>id)tiger Urfad)en falber tonne er
jefct nid)t tommen, tt>ünfd)te aber alle feine Sucher, Oemälbe
xtnb anbeten ©acfyen fo balb n>ie möglid) ju fyaben. @r
fei t>on ber greunbfcfyaft beä dtdl. überzeugt, baß er ifym
ben ©efallen tue, alle* auf* pünftlicf)fte ju beforgen, unb
fd)icfte eine große Stfie mit, trrie er e$ gepadft unb nume*
riert fyaben n>otte* Senn tiefe 2Cu& unb (Sinpacferei n>ar
üjta fet)r juttriber*
@r fdjrteb mir nod) einigemal narf) ßaffel, bann
l)5rte id), bafl er unroofyl fei, unb meinen legten 25rief
bat er gar nid)t mel)r beantwortet 3d) fd)rieb an gxeunb
9iepomuf, er möge ju ifym gefyen unb mir bann fdjretben,
ttrie e$ il)m gefye* 2>a befam id) feine tr5ftlicr>e 2fnttt>ort
@r f d^rieb : ,,3d) tt>ar bei 61 95rv aber fein SJruber
ßfyriftian fagte, id) ßnne il>n nid)t fefyen, er fei fel)r
untt>ol)l, unb n>enn ti etoaä beffer mit il)m gefye, roolle
er tl)n nac^ %fd)a{fenburg bringen*" — ©ort angefommen,
ttmrbe er t>on Sag ju Sag fd)limmer unb ifi narf) etttw
brei 3Sod)en gefforbeiu @r i>at mir gar leib getan, unb
n>enn id) einmal n>ieber nad) 3Ründ)en fomme, n>erbe irf)
ü)n fel)r sermiffen1)! —
2)aÄ Söetter n>ar übrigen^ in 9Rflnd)en fo unbe*
ft&nbtg, baß an Buäfiüge ntd)t ju ben!en tt>ar, ©o rourben
*) @r fam ntcfyt mefyr f)itL — Siemens war mlefct fyeQ*
letbenb, ba* ©djretben ifi tl)m nad) feinen ©riefen nnrfliä) fauer
aetoorben. Subttrig.fonnte ftol$ fein, bafi er überhaupt btä julefct
ÄnttDort befam! Übrigen* ftanb Siemens, aß (Scfylottfyauer
gebruar 1840 feine ortyopftbtfcfye 2fttftalt grünbete unb tyn int
>auä allein lieg, nod) einmal »erlatfen ba. £a fcerforgte eine
tau t>on ©enbtner ben J&ilflofen unb nai)m irjn Anfang
>ftober in it>r Jjjauä am 2tttf)etnterecf, ftarb aber fdjon ttäfytenb
feinet ©tnaugS (®ef. 28. 9, 391 f., 395). Darauf jog im felben
Öttonat ber ©. 483 erwähnte fpätere 95ffdt>of uon €>pe$er, £ane»
berg, ju ü)m in bie #enpgfpftalgaffe 9lr. 11, brei treppen,
unb nod) einmal fmb fle (®ef. SB. 9, 413) nad) grityltngäfrraße
9lr. 11, eb. &, umgejogen. 1842 tjolte enbli^ fein ©ruber
DL 3b?B im «abf$t*ti>alb ufto. 1830-1863. 503
fttfo tftglid) nur ©alerte* unb Äünftlerbefucfye gemacht
jtrajeifen fd) id) leibet nur ttemge Sage/ ba et mit
feinet gamüte in ein 25ab reifte. @mmal fpeiften n>it
jufamnten bei unfetem ©efanbten, £ettn Äod)er, n>o
aud) bet Staatsrat unb Jßofprebiget bet Äönigin (Sato*
line1)/ *>on ©d)mibt*), unb ein paar anbete ©efyetm*
täte unb bet SRaler Ott3) jugegen tt>aten* (Sotneliu*
befugte id) öfter in bet 2ubtt>igäfitd)e, n>o et nod) am
3&ngfien ©etid)t malte4) unb td) aud) ÜRalet ^ermann6)
traf« SSrentano führte mid) )u einem berliner SSalet
»on ®d)tt>tnb*), tt>elc^er lebensgroße Äartonä t>on
fpielenben Ätnbern für bie 3intmet bet neuen 9teftbenj
jeicfynete, ein fel)t gefdjicftet, Keben$tt>ütbiget SRanm 3d)
traf il)n fpätet mefytmaW bei 9>tofeffbt öli&iet7) im
<5l)tijttan tyn nad) 2Tfd)affettbutg in fein £aud, n>o fle am
8« 3uft anfamen unb (5 lernen* am 28. 3uli nad) fd)metalid)en
Seiben gejtotben ift.
*) Äbnig 9Ka£ 3ofepb tt>at in etftet @t)e mit 2Cugufte
öon £effen*jDatmftabt, altefier ®d)tt>efter ber Äönigfn «uife
t>on $reu$en, aermäfylt gen>efen. (5r heiratete 1797 tytin&%
Caroline t>on ®aben, u>eld)e 1842 jtatb.
■> Dr. Subnrig fftbt. ©d)mibt, geb. 24. Sanuat 1764 au
Ä5nig*bad) i. b. 9>fala, 1806 etftet ptot Pfarrer in SJWhtd&en,
ftarb 5. 3uli 1857.
•) 3of). 9iep. Ott, 1804—70, xoax Sanbfd&aftemafer ju
SDWhtdjen, too et geboten unb geftorben ift. .
4) 0. o. @. 481, 3t 4. h ®. o. ©. 405, 3t 5.
•) Der SSienet Sttotife t>on ©d)tt>inb, 1804 geb., 1871
in SDWhufyen geftotben al* ^rofeffor bet 3Cfabemie, würbe jtt)ar
am föntgttcfyen J&of bort nicfyt fefyr geliebt unb nid)t atel be*
ftfyäftigt — bamatö malte et ben Äfnbetftfeä im Habsburger
©aal beö gejtfaalbauä — , gettann abet al$ bet fyumorsotte
ÜÄaler bet Sftomantif unb SD?drd)enn>ett (bfe aud) Subtoigö eigene
Iid^ed Selb geroefen) bie ganje Steht be$ beutföen SBolfeä.
0 <£t »at ®d)nottä ©d)n>ieget$atet (f. o. C 422), bet
ältefte t>on btei Deffauer SÖtolerbrfibern (t>on benen ber tfoeite,
SSolbemar. bamal* aud) inSWhtdjen unter ©djnott an ben
reäfen im ÄdnigSbau arbeitete). <£r ftarb 56Jäf)rfg in Wtoityn
3a^re 1841 atö ^rofeffor ber Äunftgefd)td)te.
504 Subtvtg Smtl ®rfatm, ©rfonerungen.
von @d)norrfd)en J$au& Oltvter, ber getiefte ?anb*
fcfyaftömaler, ifi leibet furj nad)i)er geftorben.
Jjetnrid) J$ef$ fing bie Äartonä )u ber neuen
93omfajtu*Rrd)e an1), ?)eter JjSefJ matte an einem großen
©d)lad)tgemftlbe au* bem 3<rf)te 1813 ober 14*)#
9tad)bem id) alle neuen 5ftmftfad)en gefefyen, reifte
td) über Rotenburg, 2öürjburg, gfulba, tt>o id) 3acob
SJfitfing fprad), ber ba 9)oltjeirat tt>ar, unb traf alle
gottlob! gefunb an* —
3m Öftober 1837 befugte unä Sacob, ber eine
Steife in bie ©d)tt>eij gemacht unb feinen gxeunb ?a#*
berg3) unn>eit be$ 93obenfee£ befugt fyatte, @r blieb
einige Sage bei unä.
3m Slovember4) ttmrbe td) nad) (Sbttingen einge*
laben, um bie *$eierlid)feiten beim fyunbertjäfyrigen %ubv
läum ber Univerptät mitjumad)en, 3d) reifte mit Subnoig
J&affenpflug, Oberappellattonärat SBicfel5) unb SBerner
l) SJon 1837—46 malte J&etnrtd) J&efl in ber vr&cbtigen
SBajittfa beö hl Söontfaa, in berÄbnigfcubtvtg unb feine (pro*
tejtantifcbe) ©emabKn $b*refe (Sflid)te ber ÄönigtnSutfe von
Preußen) begraben flnb, reiche greifen au* bem «eben von 2fa>
breitern beö (Sbrttfentum* in Deutfcblanb. <S$ unterjtüfcten tyn
babei wteber feine ®d)üler ©d)raubolpI) unb Äod).
*) Tibet ntd)t ttooa an feinem berühmten 2frct$ für 2(ube
unb Seimig.
*) Sofepb von «aflberg, 1770—1855, Siterarbtftortfer, in
(Sppföhaufen (^ijuraau), vom 3af)re 1838 ab aber auf SReerS*
bürg oei Einbau, SBejtyer ber £obenemfer*Saflbergfd)ett 9Wbe*
lungenbanbfdjrift (C, jefet in £bnauefdjmgen). m batte bie
®d)V>efter ber Annette von £)rofU>J§ül£f)off $ur grau;
bort in ÜÄeeräburg tft Annette aud) 1848 geftorben.
4) 3Da$ 3ubüdum war aber am 17.— 19. (September.
6) 3ob- 28. Söideil, 1799 in Harburg geboren, 1824
^rofeffor ber SRetbte in ÜÄarburg, war in auffälliger 9Beife 1832
an ba$ Oberappettattonögericbt nach (Saffel berufen tvorben. @r
gebbrte ju ber pletijttfcben Partei »tlmar*, marb 1846 3u{tf^
mintfter unb ftarb am 22. gebruar 1848, am Sage ber 9>arifer
Evolution, m bat aud) eine SÄeibe jurifttfeber, befonberä ttrd)en>
rechtlicher ©djriften berauägegeben. 3acob fd)etot etoaö auf ibn
IX. 3&ptt im J&obid)t*»>alb ufto. 1830-1863. 505
£enfd)et I)üu Da* 2ogi$ meinet 93rüber n>ar fd>on
jiemtid) befefet, bie 2tnna Don Xrnöroatb mit intern
SÄann1), ©eneral Don Ganife"), SWebijinalaffeffor ©üb8)
toaren fcfyon bei tynen, fo ging e£ fnapp I>er* SBir brei
Ratten unfere Zitttm )u ebener @rbe in einem Keinen
Äätnmercfyen. Die 3eterlid)feiten bauerten mehrere Zage»
(&i toaren fel)r triel grembe4) angefommen unb bie ©tragen
immer mit üRenfcfyen gefüllt Dabei tt>ar e$ regnerifd)e£,
folte* SBetter*
3m £aufe meiner 93rüber ging e$ nrirfUd) merfc
toürbig l)cr: e* famen 93efucf)e über 25efud)e. 3m Star*
jimmer jlanb ein großer , runber Sifd), vorauf fatter
Statten, Äarbonaben, ©öttinger 93urft unb @d)infen,
©läfer mit rotem unb toeifl em ©ein ftanbem Da ging
eö l)er ttrie in einem Zaubenfd)lag* Die fceute famen,
(Hüten ä)ren «junger, tranfen unb gingen nrieber fort« I)a$
ae!)alten au Ijaben. @r aerföulbete ben fogenonnten furbeffifdjen
©pmbolffteit. — Seinen unb be* Geologen J&upf elb t>on fDfcno»
bürg Eintritt in bie Äommifjion, welche 1832 eine neue «fcd&etf
orbnuna beraten foHte, nafym 9Btli)elm @rimm aum 2nlaft,
um in oer £anno*erföen Rettung (St @Ar. 4, 618) «Regierung
unb ftmbftanbe im Jjinblicf auf beiberfemge bisherige get)ler
unb unter SKUiaung ber BbfiAt, ba* religiöWirctylWje «eben au
fjeben, anr ÜRäfiguna au ermahnen.
*) Äuguft JJtefyerr *>on 2lrn$u>alb, ®atte 2lnna$ *on
J&art Raufen (6otyn be* Ijannfoerfcfyen SWintfter* G. gr. X
*. X, 1768—1815, ber wie fein SBater Äurator t>on Obttinaen
war), lebte atö Segationärat a. X). feinen mehr germaniftifd)en
unb tljeologtfdjen Stubien unb war mit ben brei Sörfibern Stimm
ebenfo befreunbet wie feine Oattin. @r war tin {tiller, ernfter
ÜRann *>on fänoacfyer (Defunbijeit unb ftarb 1855.
*) Ä. Sötty. Gruft greifen: aon Gantfc unb Dallttifc,
1787 au Gaffel geboren, erjt in beffifcfyen, barni in preufjifd&en
fcienften, war feit 1833 preufHföer ©efanbter bei Äurbeffen unb
JJarotoaer, 1841 in SBien unb 1845 btö 18. SÄära 1848 SÖHnifler
be* auswärtigen. ©ett 1825 war er äBittoer »on Bugufte
geb. *>on @d)merfelb au$ Gaffel Gr ftarb 1850 in Berlin.
■> 3ob. Stubolf SBilb auS Gaffel, 1 1867: er »ar ber ältefte
<Sol)n t>on 9Btll)elm ©rimmS ©djtoaaer, bem&potbefer SRubolf
2B., t 1849. 4) 782 totttox t)atte Bad Komitee beforgt.
506 Subttig <£mtl (Stimm, (Erinnerungen*
?dd)erlid)fte babei tt>ar, baß gang frembc Ferren unb
Samen ftcf> beim @ffen unb Srinfen erholten unb nadlet
lieber weggingen! Senn bie ©aftyäufer ttaren attc be*
fefct, e$ lonnte ba niemanb etoaö befommen» Sie 3intmer
meiner SBrüber n>aren Don morgend frül) bii fpdt in bie
9tod)t mit 93cfud) angefüllt. Sa fat) id) unter anbern
aud) juerft ben Älejanber Don ^umbolbt1).
2fa$ unfern genfiern fonnte man bie ©tubentenauf*
jfifle gut fefyen, bie feljr fd)ön ttmren mit ben Dielen
ftafyncn* SRerfroürbig tvax ber große 93aH am 19« im
Steityaufe» SBir alle fuhren l)in, e$ tt>ar aber fo Doller
9J?enfd)en, baß faum getanjt werben fonnte. 2ftte$ nmrbe
ba frei Derabreid)t, unb bie Ferren ©tubenten tyaben un*
glaublich getarnten, fo baß bei ben meinen bie Unftcfyer*
fyeii im ©efyen balb merftid) tt>ar, Sie Döllig Setrunfenen
nmrben in eine befonberö baju eingerichtete Äammer ge*
bracht! Überall flirrte unb flimperte e$ Don ©ererben
entjtt>eigefd)lagcner ßfyampagnergläfer, unb bie ungeheuren
Safein würben mit falten unb tarnten ©peifen unauf;
Wxlid) befefet.
SBon ben Samen ttwren mehrere fet>r fd)Sn, unb alle
toaren reid) gefteibet» @me ber fd)5nßen toar bie 9tid)te
Dom alten SBtumenbad)*) auä J&annoDer» SBir blieben
*) «gumbolbt fjaite am Sage feiner Bnfunft, am 15., eine
ßulbigung erfahren, unb feine fronen Sanfeätoorte finb in ber
©djrift „(Säfularfeier ufto." abgebruefi @r toofynte in ber
Sieteridjfdjen ©udjljanbfang.
•> Olbia S81, 1819—90. Sie toar aber beffen (gnfeltn,
eine Softer be$ aueb mit ben 93rübern befreunbeten ©ei).
Äanale träte, fpdteren ©ei). 9tegierung$rat$ ©eorg 93L in Jßaiv
noDer Qppel 1, 330), eine* ©ofyneS be$ befannten 9>rofeffor*.
(Ein anberer (Sofyn, dbmunb, toar im Ärieg gefallen. Sie i)ter
enoäbnte, bamatö etoa 18fäl)rige ÖttDta 93L beiratete ben
OberfHeutnant SBpnefen unb nad) beffen Sob ben Oberamt*'
ridjter ©grober. 3l)re einzige Softer Bbetyeib geb. SSfynefen
ift bie ©attin be* Biologen Otto J^trfcf>felb in «erlin. —
OliDia, gefeiert »egen ifyrer Bnmut unb Sieben&ofirbigfeit, ift
noety b^wte nirf)t Dergeffen. — Äurj Dorfjer Ijatte ber alte J&err feine
IX. Sbgfl im £abfd)tStt>alb u(to., 1830—1863. 507
bte gegen jn>ei Ufyr, ber Sali fott aber bii jum borgen
gebauett fyaben.
3)en Ä5nig von Hannover1) fal) id) mefyreremaL
@r toar groß, ging in militärifcfyer Uniform, fel)r fieif,
toeifje #aare, tt>ei#er Schnurrbart, t>at nidytö 2fngenel)me$
in feinen ®eftd)W$ügcn, unb tt>er ettt>a$ auä feinem 2ebcn*)
ttuffen tt>itt, mag nur bie @nglinber fragen»
Äurje 3eit nad) bem Subildum gab e$ aber auf ber
berühmten Univerjttät ganj anbere Singe, bie ©efd)id)te
mit ben „fteben ©Sttinger 9)rofej[oren" *)♦ 3*>re @r*
Hftrung ftanb aud) in ber ßajfeler 3eüung, unb id) freute
mid), aud) bie tarnen Sacobä unb äÖilfyelm* babei
ju ftnben. Äurje 3*it barauf4) tt>urben jie il)re$ Xmte*
entfefet unb Sacob, £)at)lmann unb ©ervinuä fogtetd)
beä 2anbeö vemriefen 6). SMefe brei ttmrben von vielen
unverheiratete $od)ter£bele verloren, bie if)ix forgltdjjt gepflegt
batte. 3BtIbelm teilt bie« ber tfurfürftin mit ((Stengel 1, 416).
±)ie anbere £od)ter SSI.d toar (5mma, verlj. von 3a$munb.
x) (Srnft Buguft, btäber «fceraog von (Sumberlanb; burety
ben $ob 3Btß)eim$ IV., 20. 3unt 1837, toar ber 66jäf)rtge eben
erft Äbttfg von Hannover geworben, baö toegen Übergang« ber
engltfdjen tfrone an eine grau, SBtftorta, von Ghtglanb getrennt
»erben mußte,
*) „(Sin brutaler ÜÄenfdj, ber bie ÜÄenfdjen verachtete unb
baju einige Urfadje Ijatte, toenn er von fidj auf bie anbern fdjloti"
(SB. ©euerer, 3. ©rfmm 236).— Subtotg bat er 1824 für bie erfte
Steige ber 9>rofefforenbflbntffe stoölf 9>fftolen gefdrteft. — 3 aco b bat
in brei Steffeln in ber «eipa- *ttfl. 3tg. 1838 («. ®*r. 8, 424ff.)
mit fdjarfen SBorten ben fyalbamtlicfyen geftberid)t (<3. 506, X 1,
1838 bei SBanbenfyoecf) befprod)en, in bem bie Univerftt&t bie
„©bttinger <&itbm" burd) völlige* ©ttttfdjtoetgen verleugnete.
*) SJttt 3acob unb 28tlt)eim proteftterten am 17. 9tov,
gegen ben ©taatäftreidj be$ verfdjulbeten unb bomänengtertgen
tföntgä vom 1. fRovember beren gutegreunbe2)ai)imann unb
®ervtnu$, fotote 2(Ibred)t, (Stoalb unb 2Beber.
4) 2Cm 11. jDexember.
5) 2fm 14. erhielten bie brei, toetl fie mx Söerbrettung be$
9>rotefte* beigetragen Ratten, baä Ägl. SReffrtpt vom 12. £>ej.,
ba$ fie mit tfbfityrung nadj trgenb einem fyannbverfdjen Ort be*
brofyte, toenn fie ©öttfngen ntdjt binnen brei Sagen verließen.
508 ftibtttg <£mtl ©rimm, (Erinnerungen,
rjimbert ©tubenten bi$ jur t>cfftfc^cn @renje nad) SBifcen*
Raufen begleitet, bort Dor bem Z*t bie $)ferbe auöge*
fpannt unb ber 28agen Don ben ©tubenten in bie Stabt
gesogen *)♦
3benbä fam ber 3acob l)ier an unb 30g ju mir,
toorüber id) mid) red)t freute» 2flle$ nafym Anteil an il)m,
unb er befam unglaublich Diel 93efud)e» @r fd)rieb bann
„3acob ©rimm über feine ©ntlaffung", tt>eld)e in ber
Sd)tt>eij gebrueft ttmrbe*) unb balb in Dieler 3Renfd)en
J&dnben n>ar. —
©er Sßinter n>ar fct>r fireng» Die Ädlte fing am
4* Januar3) 1838 an unb blieb ununterbrochen bte jum
28» gebruar» Die genfter tauten Zag unb dladjt in ge*
I)eiaten 3immern nid>i auf» Die «Alte {Heg biä 25° R,
fiel bann ttrieber auf 12°, blieb aber gett>6t>ntid) auf
16 — 18° fielen» Dabei tt>ar immer blauer «fcimmel!
3m 3tpril reifte id) nad) ©Stüngen unb Don ba mit
2Btil»elm unb feiner gamilie, Otfrieb STOüller, £ofrat
Stitter, Äonftjrorialrat ?ücfe*) unb mehreren anbern mit
©0 reiften fie benn am 17. mit 3n>angds>a$ nad) Saffel, wo bte
*pou>f Dat)lmann unb @erDtnu* oloß #odlf ©tunben m
Derweilen erlaubte! Die Äunbgebung ber ©tubenten unb fed)d
9)rofefforenr barunter befonber* Otfrieb ÜÄüllerä, für bte
Vertriebenen tonnte erjt auf tyeffifÄem ©oben ftattflnben. —
„®5tttngen foßte," faat ©eorg SBaifc, „einer ber fd)dnften
sterben, bie eö ie gehabt, beraubt, Sacob ©rimm au* einem
?anbe getotefen »erben, ba* fld) etotg au rühmen l)at, ü>n einige
3ol)re befejfen au tjoben."
*) Sine geberaeidjnung Subtotg* baDon tfl erhalten.
*) 3n SBafel, bei ®d)»etgl)aufer, 1838, weil bie ®d)rift in
Deutfd)lanb ntd)t gebrueft »erben Durfte. $acob fdjrieb fte in
fünf Zagen, 12.— 16. 3anuar 1838.
8) Söie an biefemZage, 3acob* Oeburtftag, 3Btlt)elm*
Kamille, Don ©dtttngen fommenb, tyn überrafdjie, f. SEeufe*
bad) 415.
4) 2fadj biefe brei tjerDorragenben Oöttinger ©eletyrten, ber
(Aon genannte J|Jau$genoffe ber Sörfiber, ber Wlolog Otfrieb
SRüller, 1797—1840, ®d)tt)iegerfobn be* (Don Subtotg rabierten)
£ugo, ber $i)üofopl) J&einrid) bitter, 1791—1869, unb ber
IX. 3bptt im J&abid)tttoalb ufto. 1830-1863. 509
ll)ten gamilicn nad) J&eiltgenftabt, n>o u>ir 3<*cob fefyon
angekommen fanben. SBir blieben ba einen Zag unb
eine Stacht unb »aren alle fet>r vergnügt1)« Den anbern
borgen fufyr id) mit 3acob lieber nad) Gaffel»
SBityclm blieb mit feinet Familie bi* £erbfi in
(Sftttingen, bann 30g et mit allem l)ierf)er, unb alte tootpiten
bei mit im <&auö*), fte Ratten bie unterfte 38ol)mtng inne*
#ier bef amen fte l)ftuftg auäto&rtige $efud)e, bie SBettina*)
fam oft t>on SBerluu — 3m £od)fommer 1840 n>ar id) in
<Pr>rmont, um bie SRarte unb baä Äinb t>on bort ab*
)ul)olen« —
3m SBintet 1840/41 befamen meine 93rüber einen
9taf an bie Unteerfttftt in Stalin mit breitaufenb Saler
Geolog fcüde, 1791—1855. beffen ©rfeftoecfyfel mit ben® rübern
©anber 1891 herausgegeben i>at, erwarteten iljre 2fbfefcung, ba
fie ibte SDWfJbtlltgung bee »erfahren* gegen bie „hieben" ntd)t
«erbargen; fie erfolgte aber ntd)t Übrigen* füllte fict) Sfiae
burd) jjacob* ©djrtft beriefet
*) „X)te tjübfcfte Rufammenfunft in J&etltgenftabt", bei ber
nur X)at)Imann felbft gefehlt tjabe — feine grau unb feine
Softer toaren ba — , ernannt 3acob gegen biefen, 28. ipril
1838 Qppel 1, 162).
*) „fcout* unb ÜRarte jinb auf eine xtdjt aarte SBetfe
liebretd) gegen und, unb ÜRarte l)at, wenn manfie erft näfyer
fennen lernt, 3nnigfeit unb ©eljalr, f$retbt SÖjlljelm am
26. SRat 1838 au* Gaffel, too er fd>on *or ber Uberffebbing
einige SBodyen au 95efud) »eilte (grbäbf. 153).
•> 2foi 3. Oftober 1838 verließ 2öüf)elm feine Oöttinger
2Bol)nung, blieb nod) einige 2Bod)en im £aufe £ugoö unb
fanb am 20. in Gaffel, ttoljtn feine Ramtlie fefcon gereift toar,
Bettina bei feiner franfen grau pfcenb. (Sßorrebe ju ben
ÜRärd>en 1840.) Sie reifte bann naa> granffurt unb fam am
24. Sfcoabr. jum gtoeitenmal, unb im Öftober 1839 jum brttten*
mal ju ©rtmm*. ®te betrieb etfrigft bie Berufung ber Vorüber
nad) Berlin, war aber 3acob au uürmtfd): ,,©te bringt mtd)
aus ben Rügen, fie ift tote ein überlaufenber Sörunnen." —
Verebt unb fdfooung&ott fdrtlbert Bettina it>re Ginbrüde t>on
ben trübem bei intern Söefud) 1838 unb 39 in Gaffel im „Situ*
9>ampf)tltuS" 1, 282f. u. 2, 233 unb an SBarnhagen 27, Oft.
1838 in „©riefen *on ©tägemann u. X an SB. 339f,
510 Subwtg <$mit (Stimm, (Erinnerungen*
©efyalt1) unb Steifefofien Dbn fünf^unbett Salem, 9tod)
t>or ifyrer Xbreife, am 20* gebruar, ftarb leiber bie gute
ÄurfürfHn an bet ©rippe. Söul) eint unb id) be*
gleiteten ben großen Zrauequg }um Äird)l)of, nacfybem
mit furj jm>or nod) t>on tt>r jur Xafel gelaben waren*
25aä ganje 2anb n>ar über ben Sob ber fcerefyrten Äur*
fürftin in großer Iraner1).
*) ©te fottten juerft jufammen nur jwettaufenb $aler
baben, unb 3acob fdjrteb boju an Söetttna, bie mit ^um<
bolbt, X. t>. ßajthaufen ( f. f. ©rief an Subwtg, grbäbr.
245, unb baf. 246 bie Meinung SKetfferfdjetb*, er Ijabe ben
meifien Anteil an ber Berufung ber »rüber) eifrig für bie 93e*
rufung gewtrft baite: „3* fyabe nie um ©elb hanbeln mdgen."
211$ fle Bann bod) brettaufenb Safer erhielten, fdjrteb er: „Iba*
burdj tfjt unfere dufjere Sage enbltdj einmal gut geworben." —
grtebrfdj äBtlbelm III. wollte feinen ber (Sieben naef) Preußen
baben, fd)on au* SRücffldjt auf feinen ©djwager <£rnfi £ uguft. —
dagegen batte e* griebrtcfy SBtlfyelm IV. fd)on al* Äron*
prinj „unfdgltd) verlangt" (an SBettina), bie Vorüber nadj
Berlin ju Rieben (f. feinen fd)6nen Sörtef SägL 9tonbfd>au 13.
12. 1905). — ®afj ®at>fant) unb Sad)mann ber Berufung
ber Vorüber nadj Berlin wtberftrebt tjdtten — wo* SBarnbagen
verbreitet bat — wirb nacb ÜÄortfc «gaupt* frdftfgem @egen*
bewei* (©ebddjtniärebe auf 3ac ©rtmm, opusc. 3, 196f.) nie*
manb mehr glauben. — ■ Die Vorüber würben übrigen* al$
21fabemtfer — wa$ 3acob fdjon war — nad) Berlin be*
rufen, burften alö foldje aber audj an ber Untoerfitdt lehren,
wa* Sacob bii 1848, 2Btli)elm bi* 1852 tat. Ungleich war ihre
Sefyrgabe: „Sacob war ber grdfjere gorfcfyer," fagt Srettfcfyre,
9>olitif 1, 370, „aber ber fd)led)tere geqrer. @r war eigentlich
gar fein geijrer, er war fo unrubig, baß man feinem Vortrag
nid)t folgen fonnte, wdbrenb SQ3ilf>elnt ein auägeaetdjneter
Sefaer gewefen tft." — „gür Soutä unb feine grau tut mir
unfer Weggang am leibeften, wir Ratten fte betbe ein wenig
aufgelüftet, unogouiö fam manchmal in bie alte fcuftigf eit unb
machte bie fd)dnften ©pdfje", föreibt 2Btli)elm (grbäbr. 155).
*) SBon ibren lefeten Sagen unb üjrem Söegrdbnt* am
23. gebruar wirb in „3fo* ben Sagen" ®. 150—52 endfylt. —
SBtibelm war wenige Sage vorder bei ü)r gewefen unb erjdi)lt
Dabimann t>on tbrem Sob bei 3ppel 1/ 444: „Da fte t>er*
orbnet hatte, wie tint einfache Söürgerfrau begraben au
werben, fo fonnte id) auf ber ©träfe mitten in btn 3ug treten
IX, 3*>9ff im £abt<f)t*tt>alb ufto. 1830—1863. 51 1
Xm 14* gjtörj 1841, an meinem ©eburtätag, reiften
fle alle nad) SJerltn ab1), tt>o fie in ber 2ennejteafje 8
eine fd)5ne Söofynung belogen» 3m ©ommer fd)ricb
3)ortd)en au* SJerlin, fie tt>ofie mit 2Bill)elm eine Steife
machen, ob n>ir nid)t müttoOten» 3d) fonnte n>egen be$
SBübeä „3Rol>rcntaufe" nid)t fort, ba* jur XuäfleHung
fertig toerben mußte. Xber bie SRarie traf SBilfyelm
unb 3)ortd)en in ©d)lüd)tern, tt>o biefe jtt>ei2agc »eilten*
2flle gingen nad) Steinalt unb befugten mit Pfarrer
SSömel unb beffen gfrau bie ganje ®egenb, unfere
alten ©drten, bie Ätrcfye uftt>v bann unfere SBeroanbten
in ©einkaufen unb £anau, unb gingen auf (Sinlabung
ber gfrau Senator 21)omaö nad) gfranffurt, bei ber fie
einige Sage blieben» ©ort befam 2öüf)elm eine dlattjU
muftf. Sie reiften nun über SRainj btö nad) @bln,
trennten ftd) aber auf bem 9tüdtt>eg in 3J?ainj, Don tt>o
2Bitt)elm unb£)ortd)en nad) ^eibelberg gingen, bie SRaric
aber über granffurt, tt>o fie nod) bei grau Styomaä
ftd) einen Sag auärutyte, glüdflid) ju unä fyetmfefyrte.
Sie liebe SRarie fyatte große greube auf ber Steife ge*
l)abt, benn ifyrc liebfte ffreunbin, baä ©orteten, n>ar
ja bei tt>r! 3d) ging mit il)r auf bie XuöfteKung, benn
fie toottte mein SBilb, baä bei il)rer Greife unfertig n>ar,
bod) fefycn, unb fie freute ftd) aud) ttnrflid) barüber* SÖie
id) Don anbern beuten fyStte, fyat e$ Dielen gefallen. Sie
unb fle au tyrer Stutjeftdtte geleiten." — ©te f)telt treu an ben
trübem au* nadji beten Austreibung aud £annoDer ($rb$br.
153; einen «rief 3acob$, fünf SÖtlfyelm* an fle, Dter ber
Äurfürfttn unb einen ber Jfteraogin Don 3Retningen an
2Btlf)elm f. bei ©tengel 1, 403—19). — ©tettar eine treffliche,
gütige grau, bie Diel gelitten unb getragen fyat. Daran änbern
audj bie Keinen gefyler gar nid)t$, bie „2lu$ ben Sagen" 118 ff.
Ütjft vorgeworfen »erben.
*) 3n Söerltn baben t>it Vorüber nodh einmal ftd) in einer
jßetmat gefüllt, ebenfo tote in Gaffel, ntegt aber in ©ötttngeri.
S&enn 3acob auf feinem ©tabftetn feinen ®ebutt$ott — JÖanau
— ntdjt genannt Jfaben u>©ate, fo wollte er too^l barmt nur
fagen, e$ fei genug, baft er auf beutfd)em Söoben geboten fei
512 Subtoig ffimil ®rimm, (Srinnerungetu
Saffeler 3*itung t>om ii. Oftober 1841 brachte Aber bai
SBilb folgenbe*1):
„3Me SWofyrentaufe"*) be* 9>rof. i. ©rimm, ein
SBilb t>on fdjöner ßompofttion unb XuöfÜl)rung, befonberö
t>oD cbeln unb tiefgefühlten Xuöbrucfö» Der belehrte
Äthiopier !niet auf ber mit timm Seppid) belegten oberen
©tufe einer ÄapeUe t>or bem Saufbecfen» @tn elpftürbiger
95ifrf)of iß eben ^inaufgetreten unb t>errid)tet bie tyeilige
Jjjanblung. (Srnft, SJKlbe unb ^eilige Stüfyrung brücfen
ftcf> jugleid) in ben 3ü0tn &** greifen ©eelenljtrten au&
hinter it)tn ein Äarbinal8) mit bem Ärummfiabe, jur
(Seite eine junge ^rinaeffm, n>eld)e ate ^atin bem 9teo*
pl)t)ten jur ©ette jiefyt4), in ifyrem ©efolge ein ttmnber*
fdjbne* gfrauenbilb» 3m Sorbergrunb fniet ein anbetet
geifilicfyer gftrjl, in vollem römifdjen Output, ein ebleä
@efid)t, bejfen 3üge an bie l)iftorifd)en Flamen erinnern/
bie un$ bie 3at>rbüd)er unb bie großen SRaler 3ialienö
in ©ebanfen ermatten. Sieben it>m ein atter (?) 95tfcf>of,
nod) einige $riefter/ alle t>on etnfiem unb bebeutfamem
Xuöbrucf ; jur Steckten jtoei ©eifllidje geringeren ©rabeö,
*) 2)a$ Urteil, gewiß ba$ eine* 2ftnt*genoffen aon ber
»abemie CSÄu^l? SWüUer?), folgt I)ier/ toeil ba* Söilb — fein
tyersorragenbfte*, baö bie Raffelet ©alerfe enoerben müßte —
baburd) jugleidj erläutert totrb.
•) ©olefte 3Äo(|tetttaufett toaren im 18. 3afytl)unbert in
(Saffel nid)t feiten. Die Trommler unb pfeifet ber f)eff!fcf)en
Seibregimenter beftanben auö SDtobren. 3l)te äefetyrung — - eine
Söebtngung für iftre Verheiratung mit (Saffeler ©töbdjen — mar
ein ©port ber oberen ©tfettfcfyafföfteife (f. JXui ben Sagen" 3
unb Scommel, Äef. ®efa. 10, 27, 37 u. 5.).
*) <£f)er ein Mntftrant, ber bem 331 föof benßrummftab fyält.
4) SRobett baju toar bie atoeite $o$ter beä Oberforft»
meijter* oon ÜRüncfyljaufen (bie ditere batte «fcaffenpflug
in ameiier dtjt geheiratet). ©ie fyeftatete einen ber 3tr>ei ©tief*
fbbne be* Äurfürjten, bie if)m *on berffürftin oon 4Janau
caA tyrer erjten <5he mit bem Leutnant «ermann augeffifytt
unb *on tym au Coronen oon ©d)olle9 ernannt morben
toaren.
IX. 3tytt im J&abid)tStt>alb ufu>. 1830-1863. 513
tt>cld)C bem ^ontiftfanten1) jur $anb gefeit, ©anj fcorne
ftd) l)injubr&ngenbe$ SBolf, befonberä nod) ein fd)öne$
Söeib mit einem Äinb im Ann, ein alter STOann mit ge*
falteten ^önben unb ein Armenier, ber ftcf> an bie 93alu*
fhabe lefynt (?)♦ Bie Äompojition ift rul)ig unb ebel,
ber Xuäbrucf in ben Äopfen jtnm>oll unb bebeutfam, baä
ganje SMlb ernfl unb fd)5n gehalten/1
gerner würbe gejagt (18. Oftober): „Sie 2lu&
fteHung be$ Äunjtoereinä tt>irb forttt>4i>renb flarf befudjt
SÄit Vergnügen wellen bie 2$efd)auer t>or ber „SRofyren*
taufe" t>on ?♦ ©rimm. Ber eble 2(u$brucf be$ ernften
SSübeä fpridjt jebeö ©efül)l an, unb gern ftef)t man über
einige 2fu$ftettungen ber (Stilette I)intt>eg, it>clcf)e $. 93.
ben Reiben, ber mit ber 2fufnal)me in bie ©emeinfdjaft
ber Äircfye jugleid) ber 3toilifation jugefttfyrt wirb, gern
mefyr befleibet gefefyen fyatte*"
3d) al* SRaler bin biefer 2(njtd)t nid)t. 3d) l)abe
ben 9Rol)ren faft nacft, nur ein gell um bie J?üften,
ganj in feiner 2frmut unb SWiebrigfeit bargefteflt 2flle$
SRüfyrenbe, alle SBBirfung würbe verloren gegangen fein,
wenn id) ben ©flauen2) bef leibet l)ätte!
2fm @nbc ber IKuäftellung (31. Oft) ftanb nod) in
berfelben 3*itung: „35ie 9>erle ber XuöfMung war un*
jtaeitig eine Reiben taufe" *>on $rof* ©r* au* (£♦,
eine ebele Äompojttion mit bem fd)5nften 2fu$brucf in
ben Stellungen unb ^Bewegungen ber Figuren» Sott
Sfyarafter unb SBBürbe finb bie männlichen, fcott ?iebreij
unb %tmut bie weiblichen $5pfe, 2fu$fÜl)rung, garbe
unb effeft jtnb meifierfyaft unb fel»r tyftorifd) ufw*8)*
*) jD. b. bem feine* &ifd)oföamte$(pontificatus) SBaltenben.
■) Sufofern er n>of)l im Orient gefauft worben war.
•) 9tad) «Mensel* ©tnnwar ba$ 93ilb freiließ nid)t Söei
feinem erflen Söefucf) in Gaffel I>atte er e$ bei Subwtg gefetyen,
unb t>on biefem nadj feinem Urteil gefragt, jtanb er lange
fctyweigenb basor unb fragte bann plöfcltd), wer ben ©tubten*
fopf an ber 2öanb gemalt babe. 3faf ®rimm* Antwort, er
babe ibn in SRom gemacht, erwtberfe SWenjel: „£5ren ©ie,
8ubn>. @rtmin, ßrinncrungen. 33
514 Subtotg Cftntl <9rtmm, ©rinnerungen.
&uf eine ©inlabung t>om 2eipjiger Äunjtoerein lieg
trf) ba$ SMlb borten abgeben unb fd)rieb baju; ber SBrief
mufj aber verloren gegangen fein ; fo blieb ba£ 95ilb un*
verlauft." —
Xd)t (Seiten {inb lieber berauSgefdjnfiten, bie ba$ 3abr
1842 umfaßt fyaben unb fnäbefonbere bie (Srjäblung aon Ätanf*
bett unb $ob „ber lieben Sttarte", bie nad) nur aebnjäbrtger
<H>e fd)on am 15. 2foguft 1842 bat fterben muffen. 9io$ einen
Seil tyrer §barafterfd)tlberung fjat er flehen (äffen (ba* übrige
roobi befcttfgt, um feine ftttette ©attfn md)t fein l)ol)e$ Sob
ber erften lefen ju laffen):
♦ ♦ ♦ „fie fprad) franjöftfd), aber nid)t gern, fyatte
aud) Chtglifd) gelernt, aber feine ©elegenfyeit, ficf> barin
)u üben, Hebte aber bie ©pracfye fel)r* 3n ber ©efd^id>te
tt>ar fie fet)t erfahren, unb id) fonnte bei il)r 9tat fyolen,
ba fie ein gute* ®ebäd)tni$ für tarnen unb 3al)len fyatte«
©ie I)atte aud) Salent für bie Äunft, unb auf jeber Steife
jeicfynete fie in ü>r ©fijjenbud), mit ©efüfyl unb Seftig*
feit, meiji 2(rd)iteftur* unb lanbfd)aftlid)e ©egenfi&nbe,
bie mit fieserem Äuge aufgefaßt ftnb* 2Senn id) fte bei
meinen SMlbern um 9tat fragte, fo fagte fte erft lad)enb:
,2tä), lieber greunb, tt>a$ fann id) bir benn fagen?' 9tad>
unb nad) rücfte fte bann aber mit großer ©d)onung fyerauä,
unb il)r Urteil tt>ar meift richtig unb treffenb» ©ie tt>ar
aufjerorbentlid) befd)eiben, feinfüt)(enb unb gebilbet @$
tt>ar md)t$ ©ingelernte« , nid)t$ Unnatürliche* an il)r*
©ie n>ar n>ol)ltt>oHenb gegen alle 9Renfd)en, mit SöiDen
f>at fte gettnfj in ifyrem {eben niemanb gefrdnft ober
»erlefet" —
ba$ Ding ifl sortreffltcb," unb empftebft fld>, obne ein SBort über
*>a* 93ttb gefagt )u baben. 1845 lägt er ©rünm fd)5n grüßen
unb fd)reibt: „©rtmm fann fidh Jefet räd)en für ba«, u>aö tcb
t>or *ter 3abren bort feinen SMlbern antat, wenn er ju biefem
bler" — er überfanbte ba* Söruftbtlb t>on ftriebertfe Brnoib
(in ber 9totfonalgalerte) — „au$ ,nfe fagt. 0>. Sftfyubt im
3abrb. b. ÄgL 9>r. ßunftf. 26, 276.)
IX. 3bpa im J&abid)t*u>alb ufto. 1830-1863. 515
SRorgenä, ein paar ©tunben nad) intern Stobe, bin
id) mit bem Äinbe ju tt>r gegangen, ftc lag ba fo rul)ig,
fo freunblid), tt>eber entftettt, nod) entfärbt, tt>a$ man
nad) ber langen unb fd)merj*>oOen Äranfl)eit bod) t)ätte
benfen foHen! 2öir banften ®ott, baß er il)r ein fo [anfiel,
feligeä @nbe ol)ne ©d)merjen gcfd)enft fyatte. 9iad) einer
©tunbe gingen ttrir nod) einmal ju tl>r, legten SBlumen
um ftc fyerum unb fußten fte unb tl>rc fd)önen, reißen
#4nbe*
3Ritttt>od), ben 17. Xuguft, nmrbe fte beerbigt, fte
tyatte bie fd)önfien SBtumen in unb auf ben ©arg mit*
befommem 3d) tt>ar fo unn>ol)l, baß id) nid)t bei ber
Seerbtgung fein fonnte» 9?ad) tttva trierjefyn Sagen ging
id) mit bem Äütbe ju ifyrem ©rabe, id) nmfjte bie ©egenb,
tt>o fte ruf)te, aber nid)t tl)r ®rab* Sa begegnete un$
eine grau, bie auf bem ©otteäacfer SMumen begoß, unb
jeigte unä ben frifcfyen ©rabfyügel, eä lagen nod) SMumcn
barauf unb ein SJtyrtenfranj *)
@$ n>ar mir t>orerft alle Arbeit verleibet @$ fam
aud) ein trauriger SBBinter, wo unä nur greunb 98er n er
<@enfd}el, 3afob SJficfing, mein Stoiber Sari, aud)
9ftut)l abtt>ed)felnb befud)ten, 3d) ging gar nid)t aud,
fo fefyr e$ aud) ber 3Crjt tt>ünfd)te*
3d) entoarf nun ©fijsen }um ©rabbenfmal ber lieben
feiigen SSRarie unb ber lieben 2otte, unb greunb «Oenfd)eI
fing aud) glcid) an au mobeflieren. ©od) gingen bie
arbeiten fo langfam fcoroärtä*), bafj bie beiben Cent
x) /,3fr armer Araber in Gaffel!" fcfyretbt 8üde an 3BU<
tyelm. „3$ babe fcon ber SEK arte nur bie (Erinnerung an tyre
teine, jarte (£rfd)etnung. ®old)e Blumen bauern f)ier (auf (Erben)
nid)t lang."
*) ßenfdjel tft ein »ortreffttrfjer SKenfrf)," fd&retbt 1816
©tlbelm ((Stengel 1, 148), „treu, toafyr, bef<fyeiben, geiffcetcfy
unb gefd)icft, tote ein 2)eutfdjer, aber aud) barin ein 2)eutfd)er,
bafj er fefyr bebäcfytfg, b, ff. oft fefyr langfam tjt."
33»
516 Sutooig <$mfl ©rimm, Erinnerungen.
mSler erji im 3uli 1844 auf bem ©otteäacfcr ftanbem
25eibe ftnb einfad), aber ferjr fd)5n, bie beiben 9>oftamente
finb ganj gleid) unb t>on fd)önem Stein. 2fuf ber feiigen
SRarie ©rab ifi ein @ngel, ber eben einen SJtyrtenfrana
auf baä ©rab gelegt l)ai unb bie $anb nod) fegnenb
barüber r>ält; in ber (infen <@anb rjftlt er eine QWebenS*
palme» ©er Äranj liegt auf einer SSronjeplatte mit ber
3nfd)rifi unb umfd)liefit ir)ren Stamen SRarie* 2fud) ber
(Sngel ifi t>on SJronje, mit feilten, fd)5nen, einfachen
galten* 2luf meiner lieben ©d)tt>efier 9>ofiament ifl aud)
ein @ngel in nftmlid)er ©röjje, feine Stellung ifi merjr
aufrecht, er r)Mt ba$ Äreuj beä (SrföferS *>or ftd), unb
ein Äranj t>on SRofen, ttyrer ?iebling$blume, umfd)liej$t
irjren Stamen 2otte* 35er Stofenftocf, toeldjer t>or elf
3al)ren auf il)r ©rab gepflanjt ttmrbe, rjat ftd) fo auä*
gebreitet, baß er jefet nod) baä SRonument umgibt, unb
er umbuftet aKjdtyrlid) il>r unb ber (iebftcn SRutter ©rab,
tt>eld)eä baneben ifl*
©nblicf) ging ber lange SBinter ju @nbe* SBBilrjelm
lub mid) unb baä Äinb für ben ©ommer 1843 nadj
^Berlin ein, n>ot)in ju fommen fd)on tingfi mein SBunfdj
tt>ar* 3er) mad)te nod) bie SMlbnijfe ber gamilie be$
©rafen SScrner ^ajt^aufen fertig, unb am 14. 3uni
ging id) mit bem (jerjnjärjrigen) Äinb auf bie 9)ofl> *>**
l)in ber liebe greunb 2Berner nod) fam, unb um neun
Urjr fuhren tt>ir ab* 3n 2Bi&eni)aufen ttmrbe ju SRittag
gegeben, unb über Jßeitigenftabt famen n>ir 9Ritternad)t
nad) 9torbl)aufcn unb in ber SRorgenbämmerung nad) @t&
leben, n>o id) mit bem Äinb ?utl)er$ ^ani befat).
3ü>ifd)en ben jtt>ei ©een1) rjtnburd), bem faljigen unb
bem fußen, n>o bie ^efKUione baö @cf)o tt>ad)bliefen,
famen tt>tr auf fiarf überfcr)tt>emmier 2anbjteafje um jerjn
Ur)r nad) J&atte, unb um jtt>ölf Ul)r fafien tt)ir bann ttrirfc
lief) auf ber ®ifenbai)n nad) 93etlin ju* @S ging fcr>r
*) X)er ehemalige ©afotge See (fübojtl.) tft troefen gelegt
IX. 3tytt foi J&abicf)t*u>alb uf». 1830-1863. 517
fdjneU, aber bod) nid)t fo fcfyneff, n>ie id) mir'S gebaut
l)atte. Ott nmrbe einige Sttale angehalten, in ÄStfyen, in
©efiau uftt>., aber nur l)5d)ften$ eine SBiertelfhmbe, @l)e
tt>ir'$ unä »crfafyen, fing e$ an ju pfeifen, immer lang*
famer ging e£ bann, biä enblid) aOeö fiille flanb: alfo
baä erftemal in meinem Seben in SJerlin! 2aufenbe t>on
ÜRenfcfyen jtanben um bie SBagen — meinen lieben Stoiber
3Bill)elm fat) id) juerfi, mit feinem @ot)n ^erman,
unb bie unb ein preufHfcfyer Pionier — Äarl Raffen*
pflüg, ber dltefte ©ofyn meiner lieben feiigen <5d)tt>cfter
2otte — famen mir mit offenen Armen entgegen! ©ein
Sater fam aud) nod), tt>ir fuhren mit 2Sill)elm in feine
fd)5ne SBotymmg in ber 2ennejteafje, tt>o id) 3acob unb
£)ortd)en unb it>rc anbern Äinber fanb! Um 2fbenb
tarn nod) SBettine unb bie ©ifela, il>rc jüngfte 2od)ter>
unb ttnr tt>aren red)t vergnügt1)*"
X)ie folgenbe @rjdl)lung, t>on Subtotg felbjt fdjon gefügt,
3tef)t ber Herausgeber weiter jufammen.
gubttig brauchte nad) bem SRate beö Dr. 9>etfdj eine Srtnfr
für gegen fein 9tf)euma, tnbem er »terunbatoanatg Sage lang
früt) oon fünf btö acf)t Ufyr nad) ®emrf} irgenb eine* SBaffer*
im Tiergarten berumfpajierte. 2ln jebem Sage, *om 16. Sunt
btö pm 4. 2fogufi, bot ftd) ein 33ilb ftet* toedrfelnber ©efettig*
feit 9tur um au jetgen, in toeldjem ÜÄaß ber alteren Vorüber
3eit unb Äraft burd) biefe t>eqe^rt tourben unb mit toem alle
unb tote oft fie mit biefen aerfetyrien, möge fotgenbeö, toenn
*) „X)te reinere Suft unb ben unenta>eü)ten grieben ber
JJetmat, bie trauliche ©emetnfamfett ffyrer Dörfer unb Stdbte,
bie $oefte ber SBdlber unb ber Söerge fanb id) toieber in biefem
nüchternen Berlin, fo oft tdj in ein £auä fam, bat beute nodj
in ber Sinfjtraße jjtebt, toie bamatö, beute nodj biefelbe Plummer 7
fübrt, aber inatt>tfd)en mit einer 3nfd)rtft gefcftmfitft Sorben ift:
m ben Sörfibern ©rimm," feforeibt fpdter Siutu* iÄobenberg,
ferinn. au$ ber 3ugenbaeit, 204f. (f. befonber* 212—16). 2fod)
im erften Öftoberbeft b. «it. (Sdjoä, 1910 (13. 3abrg.), f)at er,
adjtaigidbrig, nodj banfbar frot> beö erften 3ufammenfein^ mit
©rimmä gebadjt unb feiner fortab bauernben jjreunbfdjaft mit
JJerman.
518 Subttig ffimtl ©rtmm, (Erinnerungen.
audj unter SBeraid^t auf ndfyere Angaben über biefe aal)lreld)en
9>erfdnitd)fetten, ernannt »erben. Daß bie ndfyeren grcunbe
ber ©rtmmftfyen gamilte, Söetttne vorab tdglftf)1), oft mit
ibren lieben&oürbtgen unb natürlichen SÄdjtern 3Ra£tmiliane
(fpdtere®rdffnßriola), £rmgart (fpdtere ©rdftn glemmtng)
unb ©tfela (fpdtere ©atttn ßerman ©rtmmä), Raffen*
Pflug**), grau von %uybttDyd, @avtgnv$, bie Bmoefenfyett
be$ aud) tfynen nafyefiefyenben gubtttg jum 2(n(aß dfterer ®e*
fud)e nahmen, tjl er! Idrltd). 9tad)bem biefer aber erft eine SRetye
von Söefannten teil* allein aufgefud)t baite, tote tfarl ^ermann,
Söega**), ber gerabe baö SBilb <5d)ellingö malte/ bann von
Söetttne au SÄagnuS, vonSBtlbelmauben 3urtften<3tat)l,
ßomeper, 9>ud)ta unb 3. <£. J^ifeig, bem ®efd>id)tfcf}retber
9>erfc, (beffen grau mit ©orteten befonber* befreunbet toar)
unb au Äarl Sactymann, bem vertrauten greunb ber dlteren
Sörüber, geführt toorben toar, vergrößerte fid) burd) biefe alle
bie 3<rt)l ber S8efud)er im ©rtmmfcben £aufe!
3u biefen gehörten in Jenen Stagen nod) ber Surfft Ä. £).
von 9ttd)tf)ofen, ber Söremer ^Bürgermeister Smtbt, Keffer,
beibe mit il)ren grauen, ber 9>f)ilcfopI) grtebrid) 2B. ®d)elltng,
ber ©efd)td)tfdjretber Seopolb iÄanfe, ber 2lrd)dolog ©erwarb,
ber aber feine (Saffeler grau, (Smtlte SRteß von ©djeuern*
fd)lof$, $od)ter be* 33unbe$tagögefanbten g. £. v. 9t., erjt im
näd)tfen 3al)r beimfüf)rte.
r) Dabei vollenbete fte gerate in biefem ÜRonat ibre be>
fannte (Schrift „Die* 93ud) gehört bem Äöntg", mit ber $BiU
beim burdjau* ntd)t etnverfianben toar (an Dal)lmann bei
3ppel 1, 486).
*) 9tad> feiner (Sntlaffung in Gaffel, 1837, i)atte er 1838
£of)enaoHern'<25tgmaringen regtert, toar 1830 3toilgout>erneur
von Sujemburg, unb bamatö, feit 1841, ÜÄftglteb beä Obertri*
bunalä in Berlin. 2*on 1846 - 50 toar er 9>räfibent be$ Ob.
2Cpp.'©ertdjt$ in ©retfätoalb unb begann bann feine atvette,
fünfjährige verhängnisvolle SOHntjtertäitgfeit in ÄurrMen.
•) Ston Äari 93ega$, 1794—1854, bem 2*ater ber beiben
SWaler Oöcar unb Bbalbert unb ber beiben 93tlbl)auer Steine
\)olb unb «arl 93., tft aud) ba* fdjone Söilb 3acob ©rtmm*,
ba* 2. ©tcftltng geftodjen t)at Die ©effteägröfjen 93criin$,
bie 93eaa$ für ben Äönig malte, baben ihn nebfi feiner „9ttol)ren>
toäfdje'rbefonber$ populär gemadjt. m toar ber 93egrünber
unb tjervorragenbfte Vertreter ber berliner ©tolerfdmle.
IX, 3tytt im J&abity*walb ufw. 1830-1863. 519
SÄitSetttne befugte er bteOemälbe*, mit 28iil)elm bie
Stupf erftfd)fammlungen, fal) im Äunftoeretn feinet greunbeä
(Stielet 33ilb Subwig STiecf ö, wofynte mit SBtlfyelm
einer ©ifcung ber Xfabemte bei, wo er bie wiffenfdjaftlfd)en
©röfjen SJerltn* fal), unb einer ard)äologifdjen SBorlefung in ber
3Rot)renftra£e, wo er beim nadjfolgenben Xbenbeffen ben Direftor
ber ©em&lbegalerie SBaagen, ben f)efftfd)en SDtoler unb HifyU
teften 3Bttt)eim 3al)n (1800—71) unb @rnjt Surttu* fennen
lernte. @r würbe mit ben trübem unb Dorttfjen ju glänaen*
ben9ttal)len »on ©a&tgn^, bamalä 3uftfamtntfter, mit Jacob
*om ÜÄtntjter ^td)t)orn jur ^odfoeit feine* @ol)ne$ mit
©Delling* $od)ter, mit SBtlfyelm jum (Sefyetmen SRat im
Äultuäminifterium Srfiggemann, ju «gomeper unb 9>rofejfor
3ulfu$ 6tat)i eingelaben. Dabei burfte er wegen feiner $ur
*om 24. 3uni ab nur einem Seile ber ©tnlabungen nodj folgen!
Sei einer folgen zeigte tfym (Sorneltu*1) feinen ®lauben$fd)Ub,
feinen ÜÄaäfenaug au$ Saffo unb fein ßlbtlb „(Sfyriftu* in ber
SBorl)5lle". Sei £ifeiö fai) er ben SBater be* SDtoler* Senbe*
mann unb ben t>ielfeitigen grana Äugler, ber audj rabierte,
bei @at>ignp ben ©eneral SÄüljle t>on Sfltenftern, ben
93re$lauer gürjtbifdjof ©eblntftfp, ber a^ematg 3ai)re fpäter
e&angeüfd) würbe, unb bei «gome^er ben ©encralbireftor ber
Sttufeen, »on ßif er*9). — 3n ber ^Berliner Äfinftlerfdjaft glaubte
8. ein au fef)r gesteigerte* ©elbftgefüfyl au erfennen, „fie fpredjen
alle wie gebruefte SKejenftonen unb wfffen alle* am beften".
©inen Sefud) fyat er au erwähnen fcergeffen — ober grollte
er bem §8efud)ten? — ben bei Sttenael, bti bem ü)n Brnolb
ongefünbigt au l)aben fdjetnt. ÜÄenael fdjretbt an biefen ($fd)ubi
271, f. o. <B. 514) am 22. 3ult 1843: „®rimm fjat mi$, feit er
x) (Sorneltu* &iä)mte bie Entwürfe au bem @tlberfd)tlb,
ben TL ft. 3tfd)er banadj mobellierte, bem 9>atengefdjenf be*
Äfcntg* für ben englifdjen tfronprfnaen (Sbuarb (VII.) Öfbguft
in ber SRatfonalgalerte). Die Entwürfe aum Staffo jum %md
lebenber Silber, »on ©. Weimer erworben, gefielen weniger.
SBegen ber „J&Menfal)rt QhrifH" würbe er aber in gerabeju fyäfr
lieber SBetfe »on ber treffe angegriffen. d*r lebte überhaupt
ntdjt gern in Söerlin unb »erretfte oft unb lange.
*) 1803—72. J&erman ©rimm, Fragmente 375 — 382,
wibmet feiner 1891 geworbenen neunaigjäl)rfaen$ffiftwe,geb.@t&ae>
mann, einen 9tad)ruf. Die Softer be* yaare* tft bie ©cfyrift*
ftetterin ÜÄarte »on Olfer*.
520 £ubtt>tg Chnü ©rfmm, @rinnerungen„
fyter tft, einmal befugt, mir aber, au 3*>nen gefagt, beffer ge*
fallen, al$ in £effen*<5aJTei."
üfcag ein Seif be* gefelligen $erfef)tö jener wenigen SBodjen
aud) auf 9ted>mmg aon Subtoigä Söefud) fommen, man fragt
bod), tDie retteten fid) bfe Vorüber nur bie 3eit für if)re ©tubien
unb ©djrfften, namentlid) für bie unenbltdje Arbeit am „Deutfdjen
3Borterbud>"?
3u feiner »eiteren Äur fuljr er, nad)bem 3acob tag* jut>or
nad) Statten abgereift toar Qppel 1, 487 f., u>o er aud) über
Subtoig* Söefud) fprfd)t), am 4. 2fuguft über Sefpaig unb
£)reöben, too er ftd) an bem fbftltdjen 58ilbctftf>afe erfreute, unb mit
bem 9>ofhoagen über baö ©d)fad)tfelb aon (Sufm unb Stoßen*
borf nad) SEepftfc. Da* fffnb blieb in Berlin in jDortdjen*
Obi)ut unb befugte aud) bie ©djuie bort«
@r tootynte in ©djbnau im „Seoparben". Die SBofynung,
bie ganae ©egenb, bie Anlagen, bie SD^uflf, bei ber er am erften
Sage fdjon grau »on (Sorneltuä fanb, bie Söäber, baä grülj*
ftücf, ber $tfd) im „@ngiifd)en £of', bie ©efellfdjaft — alle*
gefiel ti)m über bie Sttafjen. SRefyrere Sage tonnte er mit greunb
©tiefer, ber in 9>ot$bam ba$ Äbnig$paar gemalt fyatte, ju^
fammen fein, ©ein SDtoierauge ergofete ftd) an ben fremben
Sfölfertypen beä OftenS. Wtit ©tiefer befugte er einen 23aH
im ©d)lof$ be* gürften Glatt), too fie unter ben Damen,
bie be* Sage* fünf" btö fed)$maf bie Toiletten toedjfelten,
neben ber gürftin (geb. gürfltn 2ötnbifd)gr&fc) befonber* gtoei
fdjbne ©räfinnen gßalbftein betounberten, bie fie für fflaty
fommen SBallenftetn* bitten. @r amüfierte jid) über ba$
bfterretdjifdje Regina im Äaffeefyauä, trän! fein Söicr mit einigen
intereffanten Äurg&ften, einem jungen Itolänbtfdjen ©rafen
ßegferling, einem ©rafen ©djulenburg, Dr. ©bfdjen au$
Sefpaig, ©tiefer u. a. abenbä in einem ©ägd)cn ber ©tobt,
aeidjnete aud) ttxotö, bie ©lotoafenbuben mit SDtoufef allen
(9fr. 167 unb 168), n>a$ ieiber ber 2frat fofort verbot, fffeierte
in Sarben aber bod) nod) atoei fd)5ne Sbdjter einer tiroler £anb'
fd>uf)i)&nblerfami(ie, begann einen n>unberfd)5nen alten SDtönd)
au aetdjnen, ber aber au früf> abreifte, ben Söeidjtoater ber aer*
uuhoeten Äaiferin, unb lernte nod) einen getieften £anb>
fd)after, (5rol, fennen1), ©ruber aon ©. #. Grola, toefd) lefeterer
*) SöteHeid)t burd) grau (Sorneltuö, bereu SfRann bem
IX. 3bpn im £abtd)t*watb ufto. 1830—1863. 521
nur um bcr SBomeljmtyeit Witten — „fann man fo albern fein?" —
feinem SKamen ein a angehängt fyabt, unb fufyr enblid) auf bem*
felben SBege mit ber 9>oft unb t>on 2)re$ben mit ber 33af)n am
28. 2fuguft nad) Berlin unb nad) nodjmate ad)t Sagen mit
feinem $inbe, ba$ *wr greube bei feiner 2inhinft geweint unb
nid)t mebr Ijatte ejfen wollen, am 10. (September über £afle
fyeimwärtä:
„Dort festen wir und in bie ^>cft, unb id) l>attc baä
@ifenbal)nfal)ren fo fatt, baß id) frol) war, lieber im (Sil*
wagen $u jtfcenl
3d) arbeitete in ber folgenben fiitten 3*tt an einer
großen Äompofttton, bie mir Sag unb 9tad)t im Äopf
herumging- 3d) wollte ben ©ieg über ben 2ob bar*
jietten. SReineä SöijfenS l>abe id) btefen ©egenftanb nie
bärge jMt gefefyen unb will nur fagen, wie id) mir baö
S5üb backte.
DaS SMlb fängt mit 2fbam unb Ch>a an, bie *>om
verbotenen 95aum gegejfen fyaben — bie erfte ©finbe.
2ttä golge ber ©ünbe bie SBertreibung au$ bem 9)arabie&
Sie fcfylafenben Äinber — ber ©d)laf ben falben 2ob
bejetdjnenb* Dann bie 9>arjen mit bem £ebenäfaben unb
oben ber 2obeäengel mit ber ©ruppe ber Trauer — bieä
atteS baä Jpcibcntum bejeidjnenb* Dann ber Äampf beä
©terbenben: bie Erinnerung, bie Sräume flehen t>or fetner
gedngfteten ©ecle, bie bftfen ©eifler peinigen ifyn unb
fudjen il)n in ben 2fbgrunb ju ftürjen — ein @ngel t>&It
ü)tn baä ©d)Wei$tudj (grifft t>or* Der Äampf beä ©uten
gegen baä 955fe tybt an, baä ßfyriflentum ftegt, 3ofyanneä
l>äft baä Äreua, SRofe* bie ©efefceätafel »or, babei bie
Kämpfer 9>auluä, ^etruä, 3ol)anne$ ber Ch>angelift unb
4?ieron9tnuä. @twa$ i)5l)er bie SR&tyrer, ber fyeüige
©ebaftian unb bie I)ciiige Äatfyarina* Die fyeiügc Gäcilia
<5rola, feinem ©d)üler, fogar ©taffage in einem Söilb fertigte.
Diefer war wie fein trüber, ben ülagler aU (Sroli fdjon 1836
in iepiifc nacfyweift, au$ Dreäben unb iß 1879 in 3ifcnburg gc*
(torben. @r ijt ber SBater bon £ugo ßrola in Düffeiborf.
522 Subtoig Chntt ®rimm, (Erinnerungen.
flimmt mit @ngeln unb ^eiligen grauen ben Srtump^
gefang an. 3n ber ©lorie, t>on einem @ngel getragen
unb tum @ngeln begleitet, ba$ Sfyrijtftnb, welche* fpricfyt:
„3dj bin ba$ ?eben", auf ber einen (Seite bie 9Borte:
„2(De$ muß tt>ieber ju ©taub tt>erben", auf ber anbem:
„Sob, tt>o ift bein Stapel, £öUe, tt>o ift bein Steg?"
I)ann bie 9)ofaunen &** 28eltgerid)W, bie Auferlegung
ber (Seligen, bie jum #immel eingeführt werben, unb bie
J^öHc jur 2fabeutung, baß alle* SJdfe jugrunbe gel)en muß.
35a l)abe idj in ein paar SBorten bie 3bee angegeben.
Sie 3eid)nung enthält 56 giguren *). ®i tt>äre eine fdjöne
Sebenäaufgabe, tt>enn idj ba$ SMlb ausführen f5nnte —
in greäfo — überlebensgroß — grau in grau, »eil
bunte garben bem @rnft be$ ©egenftanbeä fdjaben tofirben.
3dj badete mir ba$ SJilb in einem gotifdfyen ober b*)jan*
tinifdjen Äreujgang auf einem ©otteäadfer — aber bei
ben jefcigen 3eiten, ift ba #uöfidjt baju?! —
@ine anbere Äompofition, bie idj in Ol auäjuf&fyren
gebenfe, ift bie «Oimmelfafyrt ber ^eiligen Säcilie, unb ber
Job ber ^eiligen ßftcilie, t>on (Sngeln umgeben9). 2fadj
ju mehreren anbem Silbern fyabe idj ©fijjen entworfen
unb in ben nädjflen SBintertagen audj fivti platten
rabiert, bie Seplifcer @lot>afenbuben unb eine 3igeunergruppe
(in ber SBeibelSburg bei fyeff. SWaumburg)8). — 3m J&erbfi
fam 3acob au$ 9tom f)icr burd) unb blieb einige Sage
bei un$4), unb im nftdjften 3öl)r, 1844, nmrben mir
tt>enigjten$ bie frönen 95riefe jugefdjidft, bie er Don feiner
Steife nad) Äopenfyagen, ©tocffyolm unb Upfala fd)rieb.
3n ©tocfyolm xoax er burd) ben preußifdjen ©efanbten
©rafen ©alen ber Äönigäfamilie *>orgeflettt tporben unb
fyatte ben SWorbfternorben erhalten. —
*) ©ntoürfe tn ber «anbeäbfbl. unb (gerahmt) l b. 3Hab.
b. b. fünfte an Gaffel.
") 1850 f)at er bie* lefctere ȟb toentgften* rabiert (9h. 7).
«) 9fc. 167.
*> 3acob eradf)lt jDafylmann baaon Qppel l, 491).
IX. 3tyH im £abtcl)idtt>alb uft». 1830—1863. 523
Der folgenbe SBinter n>ar fcl)r lang unb flreng, unb
bie gulba tuar fafl bid @nbe 9J?drj jugefrorem 3wn
2fnbenfen baran ift auf it>r ein gaß gejimmert Sorben.
@d ttmrbe mit 3ubel in ber ®tabt herumgefahren unb
bann bem Äurprinjen jum ®efd)enf gemalt, ber ed in
ben «Ooffefler bringen Heß/ —
3nitt)tfd)en fyatte er fid) — auf einem audgefd)nittenen
©latt fear mofyl SUtyered eraäfylt — mteber verlobt, unb $mar
mit grieberife (Srnft, Softer bed ©. 78 enoätynten ®uper*
intenbenten.
„Unfere #odjjeit tt)ar ben 14» April 1845 , ber J&err
Pfarrer 95ecfer l)at und getraut @d n>aren tt>ol)l fünfzig
(Singelabene beifammen! 33on ben Steinigen tt>ar nur
mein liebet Ätnb unb mein ©ruber Sari babei, n>ie
gerne l)4tte id) ftc alle babei gehabt unb aud) ben treuen
greunb ßenfaet1)!
Unfer ?cben ging ttneber ftifl fort« ©onntagd abenbd
Ratten tt>ir ein Ärdnjcfyen unter ben 3$ertt>anbten, aud)
ttmrben alle Geburtstage gefeiert« (Einmal fam Dortdjen
mit bem #ugufid)en, unb im 3al)re 1846 tarn 2Btl^
0 grtebertfe t)at jmar, tote ©orteten, feine ©dnoäaerfn,
bei tt)rem erften 95efud) in (Saffel fofort bemerfte, bad Regiment
im JSaufe geführt, aber, tote ftc fylnaufügt, er befanb flcf> toohl
babei ©ie tjat ifyn treulf d) gepflegt unb aud) geaen tfyre ®ticf»
tcd)ter alle mütterlichen 9>fKd)ten treu erfüllt. £ie ©teile aud
2>ortd)end Sörtef (an SBerner J&enfcfyel in 9tom) aud Berlin,
19. 9ta>ember 1847 (Ä$©.), lautet: „2Bte oft benfe id) an bie
alten &it*v, u>o n>ir ben 2lbcnb jufammen bei Sul toaren unb
ed und fo gut gefiel unb mir fo lange blieben. baf5 fie und ftaffee
anboten — ba fd)ifd>en mir gana ftill bie ireppe hinunter — .
3efet ift bie gute SWarte nun fd)on »ieber erfefct, aber, mie man
bad fo oft ftnbet, bie grleberlfe aleld)t tl)r in feinem ©tüd.
Sul ift aber glücfttcft, id) empfanb el fetyr, mte id) sorfged 3at)r
in Saffel mar unb bei tfjnen toofynte. ©le fyat ben £ul total
unter, aber mit guter SManler. @r tjat fet>r t>tcl oon feinen
Eigenheiten aufgegeben, bad ift tym red)t gut OTit ber alten
STOutter 085ttner) unb bem Äfnb benimmt er flcf> »ortreffffd),
ed get)t alled in Stieb unb (Sintgfelt. SB i 11) e Im mar vorigen
SKonat in (Saffel unb faf) bie grau juerft, fie hat tt)m fcf>r ge*
fallen. 8ui fanb er alt gemoroen, aber tjetter.
524 £ubn>ig (Smil ©rimnt, Erinnerungen.
l)elm t>on ber @ermamftem>erfammlung in Sxanffurt1)
auf trierjefyn Sage ju min
3m 3toK ging id) auf adjt Sage nad) SJfifenborf
jur gamilie J^a£t^aufen, tt>ol)in aud) 3acob, Dort*
djen, 2fugujldjen mit ber 2(nne 2frn*tt>alb au* 95ab
ivppipxirtQt famen. 2fud) ben alten ©rafen Äffeburg
auf ber Jßinnenburg befud)te idj unb traf ba audj meinen
alten greunb 9>ater ^^acintf) nod) tt>ot)l unb rüftig in
feiner alten SSofymmg an. 3d) machte aud) mit bem
Sari t>on #ajtl)aufen bem ©rafen ©ietrid) t>on Äffe«»
bürg einen 25efud) auf bem ©teinfd)en «£of, tt>o id)
bie ©d)tt>efter *on fcindjen t>on Sßenbt, jefct t>on ©rofte*
4?ül*l)off, fennen lernte. Sie junge grau SMetridj*
ifl jtt>ar nidjt fdjdn, aber fefyr lieben*tt>ürbig unb »er*
ftänbig. Auf bem Stüdtoeg blieb idj nod) einige Sage
in «ßerjMe beim alten gxeunb SBcrner &on 3u9btn>9cf
unb fufyr bann nad) Jjjaufe (tt)o injtoifdjen ein (Srbbeben
gen>efen tt>ar?).
@nbe gfebruar 1847 n>ar e* fo fdjön tt>arm, baß ttrir
auf bie ÄnaKfyütte fuhren unb im freien Äaffee tranfetu
3u 9>ftngflen erfranfte mein liebe* Äinb unb lag brei
28od)en über am „n>eif$en griefel", tt>ie ber Dr. ©tilling
fagte, barnieber. 3dj ging ben ganzen Sag nidjt t>on
feinem SJette, unb nad)t* tt>adjte bie grieberife ab*
tt>edjfetnb mit bem SRariedjen 4?or jlmanm ©nblidj tt>ar
bie Äranfyeit gebrochen. 2fdj, ttrie l)abe idj ©ott gebanft!
@* toax mir lieber al* alle Steidjtümer ber ganjen @rbe!
3u ßfyrifttag ttmrbe in meiner ©tube ein Sfyrift*
bdumdjen angejieeft, unb bie gute ©rofhnutter (955ttner)
l)alf nod) bie Sidjter anjiecfou @* n>ar aufler bem 95ruber
Sari niemanb ba, unb nur ttmren redjt vergnügt, nur bie
©rotJmutter tt>ar nidjt ganj tt>ol)l; aber jte freute jtdj nodj
Über ben »armen Söinterrocf, ben jte unb bie grieberife
*) @r bat ba über Sacob* unb fein lefete* Unternehmen,
ba* große „jDeutfdje SBörterbud)", berietet, ba*, feit 1852 im
2>rucf, „au feiner SÖoUenbung nod) manche Jafyre bebürfen toftb".
IX. 3b$H tot £abid)tdwalb ufw. 1830—1863. 525
mir gefcfyenft Ratten. 3l)r <£ujten ttmrbe mit jebem 2ag
fiärfer, am ©ifoefterabenb legte jte jtdj mit lieber nieber,
unb am 3. 3amiar 1848 abenbä ftel jte in einen fanfiten
©d)laf, au$ bem jte nidjt mefyr ertt>ad)te! ©ie l>atte/ ttrie
bie liebe SRarie, einen fdjbnen fanften 2ob, ifyre ßänbe
lagen nodj fo nrie am Xbenb! ©ie n>ar eine xvol)k
ttwKenbe, liebe grau* ©djon feit 1805 tt>ar jie 3Biin>e.
3fyre brei SScfyter1) verlor jte audj unb l)at in ifyrem
Seben — jte ttmrbe jtebenunbjtebjig 3al)re unb fecfyä Wlo*
nate alt — Diel Äummer erlebt
9hm iji jte mit ber guten üRarie vereint, il)rer
liebften Softer, beibe fingen mit ber grbßten Siebe am
einanber* 2(udj an meinem unb ber lieben SKarie Äinb
fyattc jte bie größte gteube* 28ir tt)erben jte nie *>ergejfen
unb ifyr 2Cnbenfen in großen Gtyren galten/' —
jDamit fliegen «ubwtg©rimm$ 3fufaeidf)nungen.
9tod) bürfte ein Sölicf auf SubwigS amtliche* «eben
unb äßirfen au werfen fein. SBfe erwähnt, f)at er erjt fpät,
nad) mannen ÜRfßerfolgen, ein 2fmt erlangt« Söalb nad) feiner
SRfidftefjr au$ SDffincfyen, 1817 fcfyon, trat er mit einer ^Bewerbung
auf. 2)ann, am 16. gebruar 1818, wirb bem „©rfmm *on ber
3tfabemte eröffnet, ba% feinem ©efuctye um eine Sei>rfieHe nfd)t
au fügen tfefye", inbem feine ©teile wrtant fei. @r wartete ge<
bulbig lange 3al)re. 2Cber im grülrfafyr 1831 muß er jtd) wieber
um eine ©teile an ber Xfabemie beworben fyaben; benn unter
bem 3. Spril ift ber $räjtbent ber 2ffabemie *on 3lpell*),
„ba ifjm bie Talente be$ J&errn ©rtmm nidjt genau befannt, audfj
fd)on atoei kompetenten ba feien, bafür, bem ©efudfj nid)t au
willfahren", unb felbft Rummel ftimmt ben anbern ©rfinben
2lpell$ a«/ obwohl „©rimm tym al$ talentvoller ÄünfHer be*
fannt fei". 2fm 21. 2Cpr« 1832 bringt fo ber afabemifdje
*) ©. oben ©. 458, X 3.
*) 2)er Äammerrat 2)at>ib von 2lpeü, 1754—1833, war tin
nidjt unbefannter Äomponift t>on Opern, Steffen ufw., unb im
Hauptamt 3ntenbant beä Styeaterä. @r war ber ©dfjwiegerfofyn
3. £♦ Slfdjbein*.
526 Subtotg (Srntt Orimm, (Erinnerungen.
(Senat ober SBorftonb ftatt feiner grtebrtdj SMüller unb
Bubel in SBorfdjlag. 5Cber am fclben Sage befteHt grfebrtd)
SBilbelm, Äurprtna unb SBitregent, Subtotg jum Setter mit
300 $aler ®ebalt t>om 1« ÜBat 1832 ab. <£rft am 28. $?at 1835
toirb er ttereibigt unb erbdlt feine SMenfrinfiruftion, bie tyn
beauftragt mit bem Unterricht im „3etd)nen nad) ber SRatur unb
Komponieren t>on t)tflorifcr>cn unb lanbfd)aftltd)en ©egenftdnben".
3m 2öinter batte er fidj auger ber »on ibm felbft ertodbnten 3eit
toocfyemoelfe mit feinen Kollegen Rummel, SRubl/ stöbert,
3ufd), £enfd>el, Füller unb Xubel in ben aon fünf bid
ftcben Ubr abaubaltenben Unterricht im SBobeHaetdjnen au teilen,
2fudj fonft legte fein 2fmt, in bem il)m nur einmal eine
©ebaltderbbbung um 100 SEaler ftenoitttgt toorben tft, ibm feine
fd)ti>eren 9>flfd)ten auf. ©tfcungen ber SDfttglieber fanben nur
t>ierteljäbrltd) ftatt, unb bei aunebmenben Sauren ift er nad) ben
äfften tbnen oft fern geblieben. Zto bie Beratungen ber neuen
(Statuten fiebcn 3<tf)te bauerten — erft 1839 finb fie genehmigt
unb gebrucft toorben — , fo fdjefnen fie feinen fd)toer belaftet au
baben. Über manche Dinge tonnten fid) bie ÜRitglteber ju J|Jaufe
fdjrtftltd) &uf}ern. ©eine Urteile finb ba, gegen anbete gebalten,
metft fura, aber befrtmmt, offen, felbftdnbtg, eigenartig, mand)*
mal red)t etnleucfytenb unb fcfylagenb begrünbet Bei ber Be>
ratung über bie Ernennung audto&rtfger Künfiter au otbent*
Ud)en SRitgliebern verlangt er 1843 nur fura M* Bürgfd)aft
bafür, baf} bit SBorgefcfylagenen aud) audgeaelcfynete Kitaftler
feien, unb bei einer dbnlldjen ©elegenbett fprtdjt er fogar ben
SBerbadjt auf parteiliche Begfinfttgungen einaelner 9>retdbett>erber
aud. @r verlangt, baß ber SMreftor btt ber geringen Xudbebnung
feiner fonfttgen Obliegenheiten gerabe tote bie $>rofefforen unter*
richten folle. @r tolberrdt, bie 9>retdaufgaben au einfeitig aud
ber ÜJtytbologte $x entnehmen, anfrort aud ber beutfdjen @e*
fd)td)te, aud ber Bibel, ber £egenbe. dt erfldrt fid) gegen ba^
siele Kopieren, bad bie @igentümlid)feit unb ©elbft&nbigfett
beeinträchtige. @r xoiü bei ben 2fodfMungen ber <2>d)filer*
arbeiten eigene Kompofitionen, arbeiten nad) ber Statur, ftatt
ber Kopien feben, Die Xfabemie fott in 28ed>feta>trfung mit ber
$ofyted)ntfd)en ©djule treten, ja felbft bad J&anbtoerf au x>cx*
ebebi unb au beben fudjen. @r toiE ben ©d)ülern bie greffyeit
eignen Raffend toabren, bk 2B5glld)feit, ibre Snbfotbualf tdt au
enhoicfeln unb au reifen. SDton foS bem Talent nachgeben, ed
IX. 3tytt im J&abfd)tdtt>aib ufto. 1830-1863. 527
fbrbern, aor bcnt gel)lerf)aften e$ betoafyren, e$ aber ntcfyt ein*
engen burd) äußere fd)ablonenl)afte Äunfftegeln. ,,©el)t bie großen
2Retfter, feiner bem anbern äfynlid), unb bodj alle groß!" Äeine
gebanfenlofe gerttgfett, feine au peinliche, genaue 3(u$füt)ruttg bei
mangelnber Stiefel Gr allein t>on allen ÜRitgltebern tofinfcfyt
feine «Dtebattten an bie ©djüler alö greife verteilt au fefyen:
„Die Gttelfeft auf feine arbeiten ifl beim Äanftler läd)crl(d)r bem
@d)üler fcf)äblf$!" 3fud> gehört ber 3>refS „nicf)t bem fleißigen,
fonbern bem, ber'$ am bejfen madjt, mag er fleißig fein ober md)t!"
Die 3af)( ber bebeutenberen Ättnjtler, bie bie Gaffeler 2Tfcu
bemie befugt fyaben, iß überhaupt nur gering. 3n ber Äom»
pojitton jinb t>on biefen feine ©cfyfiler getoefen grtebridj ©unf el,
1819 in Gaffel geboren, t 1876 in SKom, ber S8tlbl)auer ®ufta*>
ftaupert, 1819 in Gaffel geboren unb 1897 bafelbjt geworben,
ber 4Jtftorfenmaler 8out$ DeScoubre*, ber 1820 in Gaffel ge*
boren unb 1878 in ÄarWrufye geflorben ifl. ©ein obengenannter
(5d)üler Soutö Sincf au$ gulba, nad) einigen nod) fcorban*
benen geberaeidfynungen ein t>ielt>erfpred)enbeö Talent, ber 1848
mit jätyrltd) 250 Malern *>on ber Gaffeler 2ttabemie au toeiterem
©tubium naef) SRündjen getieft toarb, ifl leiber fcfyon am
21. gebruar 1849 in üttündjen geworben. —
©letd&mäßfg, faft einfbrmig aerftrte&en feine legten «eben**
jafyre. 2fad) er befaß bie mweränberte ®Iefcf>f>eit in feinem
SBefen, tote bie Vorüber fie aeigen unb tote Sacob fie fo lebhaft
*>on ffd^ gegen 3Cmim (@tetg 3, 527) aerftcfyert. Gr toar mit
aorfd&rettenbem 2flter häufiger letbenb, toaä aud) feine 2foit$tätig*
feit beeinträchtigte. Dtefe mag Upt tote feine 3(mt$genoffen bei
ber geringen 3al)l tofrflief) begabter ©cfyüler n(d)t befonber* er>
freut Ijaben. SBurben bod) bie 3eic^en# unb SDtobeHterffaffen
jum großen Seil »on £el)rltngen be$ Äunjtgetoerbeä, febed £anb<
toerfä1) gebilbet! Die nottoenbige 9tücffid)t auf feine Söruft unb
bie bafyerrüfyrenbe 2tem>5t)nung feiner felbft ließen ttyn oft lange
*) @o mußte JJenfcfyet befonber* Äonbitorlebrlinge mit*
unterrichten, unb längere 3*tt foS ffd) benn aud) in biefem @e*
»erbe — befonberä in ben ©efd)äften t>on Sbffel, audj 2Öuü> —
eine feitbem ntd)t mefjr erjtreote unb erreichte gertigfeit im Dar*
(teilen pabtbefannter 9>erfonen in Dragee geaeigt gaben. SDton
benft babei aud) an bie lange ffdrtbaren Porträte Gaffeler ©tabt*
aäter auf bem Sattenaaun am SÖetnberg.
528 Subtofg (Sinti ©rimm, ©rumetungetu
fi$ im JJoufe galten, unb nur fut&e ©paaterg&nge in bet Sl&Ije
feiner SBofynung unterbrachen bie 9tuf>e tiefet 2)afetn$.
<£r war im Filter immer weniger augängitdj« ©ein eitriger
guter greunb war ber tf)m in feiner föinjlricfytung unb 2Befen&
art natjeftebenbe, atyt 3af)re ältere ferner J&enftfyel, ber
jahrelang attabenblfd) — er war unaermäfylt — bei tf)m in feiner
gamitte, wie früher bei bem Sunggefetten, verweilte unb, alä er
ftulefct ftet) bauernb in 9tom auffielt, wo er am 15. 2fugujt 1850
aud) ftarb, gar fcfymerjlfd) aon if)tn vermißt worben tft 2)a$
aeigen feine ber (Saffeler ©rimmgefettfd&aft gefydrenben Briefe an
4}enfdjel.
„3$ fenne leinen Äünjtler in ber weiten SBelt," fdjretbt
Äubwig an bie vertraute 2fatalfe 3u9btW9tf (9fr. 29), „ber
mir lieber wäre afö £enfd)el, unb wenn man tfyn recfyt genau
fennt, fo fjat man ifyx nod) lieber unb fann fefjr, fefyr x>tcl t>on
tfym lernen. 3d) meine, tdj müßte il)n alle Sage wentgftenä ein*
mal feljenl"
(Sonft beftfyr&nfte ftdj fein SBerfefyr auf bie n&d)fien $Ber>
wanbtetu 9Ber ü)n aber auffud)te, fanb tf)n ftetö befd)äftfgt,
unb war er ba ntd)t immer aHau freunblidj, fo fonnte et bod)
aud) red)t fyeralid) fein. —
2fuf bie 8eben$befd)refbung, bie Subwtg* Dleffe £er>
man @rimm in @rfd) unb ©ruber* (Sna^flopäbte t>on feinem
Ofyeim gegeben fyat, ifi l)ter fdjon öfter Söeaug genommen« 9tad)
feinen eignen SBorten burfte barin bem perfönlidjen ©efüfyl fein
(Sinfluß gemattet werben unb mußte er wie ein gernftefyenber
über tyn urteilen« @r f>at aber fp&ter, in ber brüten golge
feiner „(Sjfagä", 1882, nod) einen 9tod)trag baau gegeben, in bem
er fyübfd) er^dt)lt über bie legten, ftiEen 3af)re beä Ofyetmö unb
bejfen J&au*, au* bem biefer nur nod) fel>r feiten fyerauätrat
„2)ie 3eiten fmb mir nod) tt>cf)I bewußt," f>ei@t e* ba1),
„wo ber ,Onfel £ui' aon mir für ben größten aller lebenben
üfcaler gehalten würbe. 211$ Ätnb (fo!) fyaiie er mein SHlber*
budj für mid) aufammengeflebt, meijt au* feinen 3*idjiwngen
beftefjenb, in bie er ein auf bit Anblicken ©ebanfen pfyantaftifd)
wirfenbe*, märdjenljafte* Clement au bringen wußte. 3u ben
«fftnbe* unb J&auSm&rdjen fyatte er Ja bie dlteften 3Huftrationen
geliefert. 3mmer wieber waren bie SDHtglteber ber ganaen gamilie
*) «. 3ia
IX. 3b*ff im J&abtd&tStoaib ufto. 1830—1863. 529
»on tym geaetd)net ober gemalt toorben. SBelncä £>nfel$ fünft»
Ierifd>c SEätfgfett erfd)ien mit oon Anfang an überhaupt al$ bte
natürliche unb genuf}reld)fte 93efd)äftfgung.
9tad) ben ©öttlnger (Srelgnfffen toaren totr toteber nact)
Saffel gesogen unb toofynten für einige 3at)re nun im £aufe beä
Onfelö. Damals befanb c$ fid), für unfre finblfd)e Chronologie:
feit unt>orbenfIicr)en &itzn, im Söefifc ber „©rogmutter", ber
alten 9>rofeffortn Söbttner, be$ £>nfelä ©cr)toiegermutter.
3n>ei treppen I)ocr) tootynte ber Onfel £ul (Sein Atelier,
eine einfache ©tube, enthielt für meine Xugen bamalä bie n>icr>
ttgften Dinge biefer SBelt. 2fm einen genfer, t*or bem ein
Blumentopf flanb mit einem GSrtdf)enbäumd)en barin, bat mein
Onfel felbft auä einer GSrid)el jog, bie tl)m fein 3ftcr)terd)en ein*
mal mit nacr) J&aufe gebraut, toar bie Staffelei aufgeteilt, auf
einem nfebrigen, lebnenlofen (Stuhle flaut ber Äaften mit ben
Sarben banebcn, unb ber SÄalftocf toar baran gelernt. Überall
£ifd)e mit Wappen unb 23üd)ero barauf. Die 2Bänbe bebecft
mit £>lffiföen unb 3eid)"ungen. <§m paar alte eiferne bitter*
fyanbfcfyube unb ein 4Jelm 0 oben aufbem©d)ranfe. 3mfd)tnalen
^or^immer bagegen flanben, befonberö gebeimni3t>oK, bie in $on
mobettierten gigürcfyen, an benen ber Onfel für einige feiner
Äompofttionen Stcfyt unb ©Ratten ftubiert fyatte. (Sie rührten
oon Söerner £enfd)ei ber, bm Sftlbbauer, ber fd)lief}lidj in
9tom blieb, ba$ er für furje 3eit nur befugen toollte unb bann
ntcfyt toieber t>erlaffen r)at. J&enfd)el axbtitttt in ber gleichen
romantffdf) finnigen SÄicfytung tote Subtotg ©rtmm, toar alä
Äünfller aber bebeutenber. — J&od) oben im £aufe, mit brei
genftern nebeneinanber auä bem Dacfye fid) ertyebenb, lag ba*
2ftterbeiiigfte be$ Jfaufed, ein metfr oerfdjlojfen gehaltener, ge*
toolbter (Saal, beffen Stücftoanb in ibrem oberen, runb abge*
fcfymttenen Seife oom alten ^rofeffor Sööttner einft mit einem
flgurenreitben allegorifcfyen SBanbgem&lbe, „bie SDtolerei" bar*
flettenb, etgenbänblg aufgefüllt toorben toar*). 3talientfd)e unb
9>artfer Erinnerungen toabrfd)etnltdj bitten Sööttner oermodjt,
in feinem J&aufe biefen pr&(t)tigen SRaum betauricfyten. 235ttner
tamponierte unb folorierte in ber litt 93attontä, angenebm,
elegant unb ol)ne (Statten, mit listen, pafMmägtg mattzn
l) Die in ©nttourf Dir. 236.
* *) <S$ ift natb ÜÄüntben oerfauft toorben.
8»bw. ®rimm, Griimertutgeit. B4
530 fcubwtg <5mt( ©tttnm, (Srtmterungett.
garben. Da btng attd^ Söbttnerä felbfrgemalteä ^ortrdt, lebend
groß, tote er vor bet (Staffelet ftfct, unb neben ifym, ate jugenb*
lief) fd)lanfe grau, bie ©roffrnutter, mit tyrent Äfnbe, einem
naeften, atiaäglänaenben, retaenben flehten @efdf)5pfe im ©djoge1).
SBon ben übrigen Porträt* ba oben im ©aale nenne fd) nod)
bie 9taturffiaaen,) 3« SHlbniffen SRarle 3(ntotnetten$, «üb*
wtg* XVI. unb beö trafen von 2frtoi$. SBerwetfJ, wa*au*
ben banarf) aufgeführten ©em&lben geworben tjt!
SÄeln £>nfel t)attc in feiner Malerei ntd)t$ von biefer
leisten Spanier be$ vorigen 3abrf)unbert$, er verfuhr nad) ben
Siegeln feiner %tit, ber neuen 2Ründ)ener ©djule. Söei itym faf)
i$ nun auerft, wie Äunftwerfe jur (£ntftel)ung fommen. 3öic
auö Chttwürfen ©ft&en unb barauö ©em&lbe werben, (5r et>
jdblte mir auerp t>on Italien. Da fab tefy @ttd)e3ttarf Sfnton*
auf vergilbtem Rapier unb aerfcfcte ed)te J&anbaetd)nungen alter
SReifter. 3d) verftanb nicf)tö bavon, aber e*' burd)brang mfd)
ba$ ©efüfyl vom ungemeinen ffierte biefer Reliquien unb von
ber 3ötd)tigfett alle* beffeu, wa$ Äunft unb Äünftlertum be*
trifft. Da$ Atelier meinet £>nfel* unb wa$ barin getan unb
gefprocfyen würbe, vereinigten fid) in meiner 3(nfd)auung juetnem
unveränberUd)en ©anaen, baö in ber grofjen Crbnung ber Dinge
feinen feften, vornehmen 9>lafc einnahm.
3n ber $at wed)feite audj tytx nie etwa* ben 9>lafe. 2Ctte$
bewatyrte ben alten ©fona. 9tur mein £>nfei felbft tourbe öltet,
■gier fyattt iä> tyn auf feinem niebrigen ©tuf)Ie über ben S:tfd)
gebeugt fifcen fetyen, aß ifjm nod) bunfle* ^aat vornüber fiel
J&iet faf) fd) tfjn in ben lefcten Sauren feine* Seben* mit grau*
weißem £aar unb aitternben J&dnben, aß er nld)t$ mefyr arbeiten
tonnte* 3uf berfelben (Stelle aber ftanben alle Dinge, unb äffe
unverdnbert. Derfelbe Heine (£td)baum, ber nfd)t au warfen
festen unb nur fnorriger tourbe, attterte brausen am genfer im
SBtnbe f)in unb ber, biefelben blauen Söerge lagen atö BuSfid&i
weit auägeftrecft über bem $aie, burd) ba* bie jjulba {lieft,
berfelbe leiste ftirntägerud) berrfcfyte im 3immer. 9Benn i^ von
3eit au 3*tt in Gaffel einfprad), faft aud) id) bann ba immer
wieber auf bem gleiten SMafce unb mußte au* ber SBeft er<
*) 3m SBejlfc von J&errn @rnft v. (Sfd&wege.
*) SBbttner*. %\x$ «bnigin «uife von Preußen f)at er
gemalt.
IX. 3b?a im £abt$t*»alb ufto. 1830—1803. 531
Stylen, bie für meinen £>nfel, bcr feit Sauren ntd)t$ mebr er*
lebt fyatte, fn immer mgtfjiftfyere gerne gerüdt »orben toar.
Sebenbigeö Snterejfe nafym er nur an bcm, toa* bie eigne
gamllte betraf. @r jeicfynete für feine (Snfelfinber, tote etnft für
und. 3u 3ocob unb ffitlbelm, bie feine brüberlttfyen <$rftiei)er
geioefen waren, fa!) er tote in ben 3ugenbjeiten nod> empor.
ÜRtt SKefpeft unb greube nafym er bie gefdjenften frifd^en (Ssem*
plare tfjrer neuen Söüdjer an. 3Me jDeutfcfyen (Sagen traten
it)tn felbft getotbmet getoefen. 3Ba$ ben trübem au (Sfjren ge*
f Aab, erfüttte tljn mit @tolj, n>dl)renb er an jid> felbjt in biefer
Stiftung nie gebaut Ijdtte/' —
9htr nod) brei Steifen unterbrachen in ben floei legten
Safjrjefynten bie ©letcfyfbrmtgtelt feinet 2)afein$, jtoel naefy 23er*
lin, eine nadj 9türnberg. 3fuf einer ber erfteren befugte er oor*
fjtt nod) mit feiner $od)ter auf jtoet 9Bo^en bie gamilte 3frn$*
toalbt in £<wnooer unb fufyr oon ba nad> ^Berlin1). (Einmal
geleitete tyn unb feine Säcfyter oon ba au* Sötifyelm nad)
gretemoalbe, too ©aolgn^ mit feiner gamtlle im föntglf tfyen
©cfylojfe i>atte SBofymmg nehmen bürfen. 3*fcfct reifte 3Btl*
beim* @ot)n SKubolf, a(* Begleiter mit $um Söabnfyof ge*
fahren unb fyalb im <5d>er& $ur SWttfafjrt eingelaben, mit pftfe*
liebem (3hitf(f)luf$ totrfltd) naef) jDreflben mit, too bie brei ein
paar vergnügte Sage erlebten. £)te urfprünglicfy beabsichtigte
gafyrt nad> $rag unterblieb, toeil Subtolg feiner ©efunbfyeit
ntd)t red)t traute.
2Cuf ber legten Steife naef) betn geliebten Nürnberg be*
gleitete ibn aufter feiner jtoeften grau unb feiner Softer
aud) bie Jüngjte $od)ter ber Seligen Sötte'', Dorothea Raffen*»
pflüg, bie 1898 in SRfoutyen geftorben ift. 3n granffurt
fat) Subtolg ba jum tefetenmal ©eorg ^Brentano unb in
2Cfd)affenburg ebenfo (Sfyriftlan SBrentano, ber mit feiner
®attin fle auf* freunbllcfyfte aufnahm. Da beibe trüber 1851
geftorben flnb, fo f&llt biefe Steife oor btefe* 3*1)*/ nähere* über
fle fefoufteEen, iffc aber nfo&t mbgltd).
Sr erlebte bie greube, feine $od)ter grieberife 1853
aW bie SBraut*) unb im folgenben Safyre al$ bie grau tyre*
Stetterä, be* 6fterreid)ifd)en Hauptmann* SKubolf von (5fd)<
l) @ttoa 1852. •) grbeäbr. 173.
34*
532 Subtotg Gmtl ©rtmm, Grtnnerungen*
»ege au fernen, ber auf bm brfngenben SBunfct) feine* @d)tt>ieger*
t»ater* bamal* ben Dlenft aufgab unb in Gaffel wohnen blieb«
Z)ie brei Äinber btefe* ?)aareö nmrben ntbtn biefetn ba$
befonbete ®lüd feine* tflter*. Gr l)ai feine Softer mit einem
ber beiben unb mit beiben Gnfelfbfynen noct) auf mehreren SRa*
bterungen bargefleHt unb fürSufc, — ben gut beutfcfyen SRamen
fyatte 3acob ®rimm für ben (Großneffen gen>ünfd)t — ben
älteren, ba* t>übfcr)e, faft pf)otograpr)ifd)e $reue aeigenbe 3Bein*
broffelnefl (9ft. 201) geaeictynet1) unb rabiert.
3Cuf feine bei feinem Sobe erft einjährige Gnf elln SB a r i a, jefcige
Stau £)berft Äürjne in 3üterbogf, l)ai fidr> aucr) bie ®rtmmfcr)e
Äunftbegabung vererbt, ja in erweitertem SWaße; benn neben
trefflichen groben, bie fie t>on ifyrer gertigleft im faltyntn unb
ÜJtolen gegeben r)at, \)at fie aud) eine größere 3af)t ttofylgelungener
9>orträibüften mobeliiert, unb t>on tfyrem anmutigen Talent aud)
für ba* ®enre aeugt befonber* ein 2311b ber lieblichen 9>rlnaeffin
im erften 2R&rd)en ber ©roßofyelme *om „ftrofd)fönig unb
eifernen J&elnrtdj", tote fie jum vor it>r fifcenben grofcfye fidj
fyerabbeugt unb mit ir)m fr>ricr)i
2fod) beren ©or)n, Subtolg* Urenfel, t*erfprtd)t toieber ein
rüstiger SWaler unb befonber* SKablerer au werben»
Grft fünf 3at)te nacr) fttbttigö Stöbe erhielt fein Dteffe,
ber „lieben Sötte" ältefter <3or)n, Äarl 4}affenr>flug, ble^ro*
feffur für Söllbrjaueret an ber Gaffeler 2Rabemle, Wtto tym r>at
Subtoig fomit nid)t t>iel fünftlertfdje 93erül)rung gefunben, be>
fonberä, ba Äarl feine 2fo*bllbung nict)t ettoa in Gaffel, fonbern
in Berlin unter 2öl<r)mann unb in2Rüncr)en unter ©djaller,
fon>ie in Stom erhalten r)at. 2fud) lagen feine arbeiten merjr
auf bem ®ebtet ber griecr)ifct)en ©age. Unter ben 9>orträtbüfren,
bie er gefertigt, ift bie t*on Annette t>on Drofle (abgeb. in
Htm? 2fu*g. I 3R b, £effe & Söecfer) au nennen, unb befonbet*
finb bie au>ei vortrefflichen lüften feiner Cremte 3acob unb
SBilfyelm ©rimm ein fcr>5ner <5d)mucf be$ großen Gaffeler
33f bitoirjeffaale*, ber langjährigen (Stätte ir>rer gelehrten Stätigteii
gerben ©djmera brachte Subtotg ber im 3al)re 1859 er*
folgte $ob 3Bf(l)e(mä in Berlin*).
*) 3m »efifc ber Ä®@.
*) Sacobd Gintrag barüber in bie ftamiUenbibel f. JH.
@d)r. 8, 464.
IX« 3b9B im £abtd)ttn>alb uftt>. 1830—1863. 533
(St überlebte tl)n no$ um *ter 3af)re: eine am 30. SDWtra
beginnende gungenentftünbung fefcte trofc fyfngebenber Pflege bet
Peinigen, betten Dr. ©ttlltng alö 3fr$t aur ©ette ftanb, am
4. 2(pril 1863 fcfyon, am Sage vor £>j*ern, feinem Seben in faß
DoKenbetem 73. 3at)tc ein 3*el.
9ttd)t neben ber erften ®attin, fonbern neben bereu
SButter unb bem trüber (Sari ttmrbe er am 7. 2fpril begraben,
Pfarrer SBagner fylclt it)tn bie @rabrebe. „9hm bin tdj nur nod)
gana allein ba/' fagie ber ältefle, Sacob, auf bie Äunbe von
be$ jungten Stoiber* $obe. <So mußte er, fo gana gegen feinen
SBunfd), aud) bem legten feiner ®efd)tt>lfter „baö Äreua (im
£au$büd)eD machen"! (AI ©ct)t. 8, 462.) 3Cm 20. (September
beäfelben %af)T& nodj folgte er tym nad)1). —
@o befd)loß aud) ber iüngfle ber brei Überlebenben trüber
erft bann feinen Sebenäiauf, al* er — tote äBflfyelm trofc
fd)tt>ad)er ®efunbf)eit unb aat)lreid)en etnaelnen (Srfranfungen —
ba* gewöhnliche SDtofJ be$ SBenfd)enleben$ überfdjrttten fyatte,
ba* feiner *on ifynen für ftd) unb aud) für bie anbern erwartete
Qacob, «l ©dir. 1, 21 unb ®5rre*br. 2, 108, (Steig 3, 177).
@ö ift ifjm afö ÜÄenfcfyen nid)t$ 2fof}ergett>bf)nltd)e$, toeber x>on
®lütf nod) aon Selb, in biefer langen &it tolberfafyren, aber
aud) nld)t6 SBenfcfyitdje* tt)m aerfagt ober erfpart geblieben.
@r ift alö ßünftler ntd)t au ben £öf)cn be$ ©Raffen* gelangt,
er ift fein gbrberer feiner Äunft getoorben, aber tyr ftttter, an*
fpruc^dlofer unb beglücfter 2fo$über unb Serefyrer getoefen. 3ft
er aud) neben fielen ®r5f$eren feiner %e\t aon manchen nfd)t
bemerft toorben, fo fyat bodj ein befttmmter, toenn aud) ntd)t
groger Jtrctä *on trefflichen unb nld)t eben aerftänbntälofen
9Äenfd)en an feinem Seben&oerf fid) erfreut unb ifyn felbfl ai$
reinen, treuen SDtenfdjen bodjgefyalten. ©0 burfte er feht Seben,
*) «DM 2fugufle ®rimm, $od)ter 3Btil)elm$, toirb ber
9t ante ®rimm toieber erlbfcfyen, ba beffen beibe ©bfyne finber*
loa geftorben finb. ©te gamilte lebt aber nod) fort in ben
Ghtfeln unb Urenfeln aon Sötte ®rtmm*£affenpflug unb in
ber $od)ter Subtotgä, grfeberlfe, t>em>ittoeten grau &on @fd)*
toege ju Gaffel, fotoie beren brei ßlnbern, Sufc unb @rnf*
t>on (£fd)toege, unb «Warte, verheiratete Äüfyne. $on biefen
fyaben bie beiben erfteren tofeber je einen @obn, bie lefeteren
neben einer jungen $od)ter btn <&. 532 genannten ©ofyn
9tobolf~
534 feibtoig (Smtt ®tlmm, (Erinnerungen.
bo* nod) *etfd)dnt ttxar *om Stieben feine* «$aufe* imb ge*
tragen *on ber Webe feinet »eiteren tüte feinet engeren gamitte,
für ein glücf lictye* galten, unb ba* t)at er aud) ftetd getan, unb
bie banftaten (Empftobungen feine* #erjen£ batübet jlnb aud)
benen, bie tfym nabe ftanben, nid)t verborgen geblieben. SBet
tyn tamtte unb lieb batte, freute fld) mit il)m unb für ttai, baß
fein geben, aud) foroeft e* nfd)t allein bon feinen <&ntfd)lte$tmgen
abging, auf einet 93af)n geführt toutbe, bie fo gana feinem SBefen
unb feinet Statur, feinen eigenften S8ünfd)en unb Steigungen
entft>tod)en bat —
(Sin gute* 3u trauen, ba* ber Herausgeber gerne teilen
unb au beffen (Erfüllung er mit biefen blättern gerne beitragen
mbd)te, verrat ber l)ier oft genannte, um bie Äennini* ber
alteren trüber unb tbte* ganjen litetattfd)en Ätetfe* bödmet*
biente SÄetnbolb ©tetg, n>enn er in feinem 23ud)e „©oetfye
unb bie Grübet ©timm" <B. 192 ^on «ubtotg 3(bfd)ieb nimmt
mit ben SBotten: „3e sollet einmal bie 3*it/ toeldjet Subtoig
®ttmm* Seben angefydrt, in ba* gefd)id)tltd>e Söenmfjtfein ber
Nation jurüdfet)rtr befto b&bet fteigt fidjetlfd) ber SBert feinet
Sötrffamfeii 3n feinen 3^ici)nungen unb rabierten blättern
fpiegeln fid) nld)t weniger rein bie ®ebanfen jener (gpod>e ab,
al* in ben 3Berfen ber Literatur, ©eine $orttat* befragten
treulich bie 3^ge ber er, bie auf bat getfttge Seben unfere*
SBoile* fo nac^bttltig a« toirfen berufen toaren/'
5ln()ang.
„SBenn wir bie Starte großer £>id»ter lefen unb
wieber lefen, fo ftaben wir bamtt nod) Hiebt genug; wir
m6d>trn audj aUe Umflanbe tl)re* geben* unb bunoerter«
lei wüTen, wa* unf oon ben übrigen SRenfcben gar
mdjt anaftfjt."
Sacob Qrimm,
®6ttinger Od. An*. 1835, $tn<f 92, $. 915.
Dct ^htyeptor 3oI)ann ©eora 3incfi)an tft nad) bem Ätrcfyen*
bud) *on ©Alüd&tern am 2. SRara 1739 auf bem Äiofferfjof
fcrafenberg (Shaffenberg) bei <5lm geboten, wo ber größte «ßof
nod) fyeute im Söefifce berjUncfyan ijt Daß er *on bort ftamme,
erjagt man fld) nod) in ©tetnau, wo baä Änbenfen an it)n no$
nid)t erlogen ifl, fo baß ber Herausgeber gerabe in <3d)lüd)tern
U)tn nadfauforfd>en beginnen tonnte*
3incff>an f)at febenfatt* jun&d)ft ba* ©gmnafium im naljen
®d)lüd)tern, baö btö 1829 beftanb *), befugt unb bann *ur £odfc
fcfyute gefyen wollen, aber nad) ber in ber ©egenb nod) um*
laufenben <£raäf)htng ift er auf bem SBege nad) Harburg, fei
eö, baß er ba einen greunb befugen woute, rote mir mitgeteilt
wirb, fei e$, baß er bort feine ©tubien beginnen ober bie in
4Janau~fd)on begonnenen fortfefeen wollte, unter bie 3Berber ge*>
raten unb in ben bunten SRoa geftetft Würben*). Unb biefe
®olbaten$eit t>at auf fein gan&eö fp&tere* SÖefen nid)t un&or*
tetfyaft abgefärbt: feine ßrbnungäliebe unb $ünftltd)fett, fein
praftifdjer Sinn, feine ©parfamfeit, feine ©trenge unb ©tramm*
I>eit toerben ficf> oon bort herfd)retben!
Daß er ben gamen ©iebenj&^rigen Ärfeg mitgemacht f)&tte,
wie berietet wirb, tjt unrichtig. Denn am 23. gfcat 1761 fyat
er fid) ate Johannes Georgius Zinckhan Solitariensis (au$
Schlüchtern) unter bem SRettorat be$ J&. *. Xlp^en in ba$ Tttbnm
ber J&ofyen ©Aule ju £anau eingetragen. Oleomen wir an, er
fyabe fed)ö ^albjat)te ba jugebrad)t, al$ ©tubent ber Geologie
natürlich, fo wirb er etwa oon 1764 ab fld) um ein 2Cmt bemufyt
fyaben. &t)n 3ai)re lang fyat er nad) einem folgen fud)en
*) $t waren jule$t freilld» blof nod) ein „«Rettor", 1 „(Sotlaborator* unb
ein „flrdceirtor unb Gantor" tätig CStefe, $6&. ©djulw. in $r#. 3, 436).
*) fcbenfo foU ein »ntber von ifym mit nad) ttmerita gefebirft worben unb
bort ge» ober verblieben fein.
536 ftibtttg (Srntl ©Timm, (Erinnerungen,
muffen. 3nan>ifd)en lebte er bei ber »ertüftoeten fOhttter unb
bem Stoiber, ber ben J&of geerbt tytttt, in Drafenberg, f>alf too^I
Lehrern au* unb erteilte Unterrtcfct in begüterten gamilien. 2)a$
erjablt er feibft in ber erften Söetoerbung um eine ©teinauer
©d)ulftette im 3afyre 17ö4< bie mit anbern il)n betreffenben
2Cften be$ Hanauer Äonflfiortum* fld) im ÜBarburger 2frd)to ge*
funben fyat
Um biefe 3eft »ar ndmltd) ber ©teinauer ©djulmeifter
©auertoein „in eine berartige Setbe$fdjtt>aAb*ft verfallen", bafj
ttorfldjtfge unb fluge 2(mt$ben>erber bie %tit für aefommen gelten,
»o man ffd) fd)on „bie (Sjfpeftanj" auf btefelbe erbitten muffe.
SDWt brei anbern ^Bewerbern erfcfyefnt ba aud) „3tncff)an jutn
Srafenberg" mit folgenber, in ber 3nrebe nid)t gerabe fnapp fl*
baltener Angabe an baö Äonfiftortum:
„£ocbn>of)Igebobme 9leirf)^gte^l)errn, ÄocbSSobl*, 28of)l>
(Sbelgebobrene, £od)@ble, ©eftreng, JJocfenmrbjg unb £od)ge*
iabrte pp. jum JSodjfürjttid) 45effen*Jpanauffd)en dn>angeL*9tefor#
mirten (Sonfiftorto Jpodj* unb SBobtoerorbnete Ferren ^hrdpbent
(Sanfeler, $tce*Äanfcler, ©efyefmbe* unb (Sonfiftortalrätbe tote and)
8ffeffore$,
©mlgl (gemeiniglich? = inägefamt?) J^oc^gebietenb J&od)*
geneigteft unb £od)geebrtefie Ferren!
<S2B@. Jßod) gre^berrl (tjcetta., £o$©obl>, SSobUSbefc
gebobtene, ©ejtr.(enge) ßodn&ürben unb J&od)#od)gelel)rten pp.
ift sn>eifetöobne annod) ©nabig. Jjjodjgenetgtejt befannt, bafj td)
mid) geraume 3abre btnburdj auf informationell geleget unb
meine beöfalffge testimonia untertfyänigjt etngefenbet, f)te bcg
aud) be$ Sterfcbtebenen SBafantene <3d)ulbebtenungen um (5on>
ferirung berfelben btitltd)e 2Cnfud)ung getban. ($ö bat mir aber
nodj ntcftt geglüät, ju einem ©tücflefn Sorot ju gelangen, unb
idj bin oeg benen nocf) wenigen uneintr>tdfyen Informationen
meiner Stertütttibten SÄutter unb meinem «ruber mebt jur Saft,
atö baf} benenfeiben be$ tyrer £au$f)aitung einigen Stuften
fcbaffen tonnte. Stobero babe
dho. ^o*fret)bertlicf)en ©scettenj, £od)3Bol)K £od)@beI*
gebobtene, ©eftr. jjjocfytoürben unb J&od>gefobrien pp. f>ier burd)
abermals in aller untertbdntgfeit flebentltcty bitten fotten, $oä)*
biefe tootten ©ndbfgjt ©erubenbe, mir auf eine bemndd)jt SBacant
»erben fottenbe ©dnilbebienung, unter toelcbe allem menfd)lid>en
Stermutben nadj bie ©tetnauer bet) be* ©auertoefn* befd)rfebenen
febt mffjltdjen umftänben ju rennen toäre, ein £o$geföttigeö
@rfpectan$becret £od)geneigteft ertbeilen Iaffen. 3<b toare auf
erf orbern affenfaW im jtanbe, be$ ber nid)t aüjutoeiten Qrnt*
fernung ben erforberlfcfyen n5tl)iaen ©ontdglfc^en Dienft, in fo
lange beffen ^ranfbeit bauern folte, t>on $au(| au^ gratis ju
anfing: 1. 3tndf)an. 537
3erfef>etu Stoßet getrftfie mtA einer ©nbtgft: aBtttfafynmg unb
erwerbe i)te*or in $ieffd)ulbt<mem refpect.
<£*>. $od)fre9t>erL @£ceSa. / <&o$<9Boty', £od)<Sbelgebof)r.
©efireng. £od)tt>ürb. unb J&odfjgelofyrt. pp.
untertfy&nigfter Aneckt
3ol)ann @eorge 3^c!l)an
jum Srafenberg.
9la* einem &onftft.'$rotofott t>om 13. 3ulii fott nun „auf
ben (Suppßfanten aoraügltcty reflectiret werben", unb einer früheren
SSetfung be* Äonfiftortum* jufolge berietet fnattrifAen ber
Pfarrer grtebrtd) @rtmm, ©roffoater ber »rüber, am 8. 3uli
1774: 2)a$ ®d>ufo>efen in ©tetnau fei auf bem t)5d)flcn ©rab
be* Sterberbenö. „3Reine S8erld)te unb beren erfolg märten mein
©etoiffen fre$; nur aKeö einige füae tcty be$, ob e* mdgltd) fe$,
baf} nacty ben Anlagen" — in bieten berietet ber 8ef)rer 8ofce*
niu*, baß rm äBinter 128 fötaben in ber ©Aule getoefen feien
(bei ftärfftem Söefud) freilief) faum 90), unb ber franfe <&autx>
tt>efn gibt bie 3^f>I „ber SRäberger an feiner fyabenben ©Aul"
gar auf 138 an! — „ein SRann folcfte 2fnaal)l t>on Älnbern *on
Sem a b c btö ju bem <5ated)t$mo, innerhalb 2—3 SRonatl) be$
Satyr*, tägltcfy in 4 ftunben, fo toeit bringen !5nne, baf} ein
(Sfyrtfrentum barauf au bauen ftänbe."
3m ßftober bebanft fid) 3factyan barauf „für bie erteilte
(Sgfpectana" unb bützt um „2lbjunction cum spe successionis mit
bem ndttgften Unterhalt", toa* in 2fu^ficr)t gepellt toirb mit bem
Auftrag an@rimm, ben 35jäl)rigen „©rubtofu* 3fadK)<H*" mm
1. 9lot>ember 1774 jum <$gamen nad) J&anau m fd)ttfen. £ort
wirb tfym bann t>om (Sjaminator ©erfhmg befdjeiniat, „baf$ er
nid)t nur bie Xnfangögrünbe, fonbern aud) toai aur ?Red)entunfi
fo ftofylan ol)ne atö mit Brüchen gehöret, tool)l »erfte^et, mithin
aur Erlernung ber 3ugenb ©efd)ttfltd)felten genug befifcet." Unb
am 3. Sfawember bezeugt ber ßrganifta an ber großen £lrd>e,
Söretbenftetn, „baf} ber 3*ncff)an ben Choral gut inne f)at unb
atemlid) prälublert, im fingen aber ntdjt allein, toa* ben Choral
angebet, fonbern aud) im mguraltoefen fo fertig ift, baf} er eine
arie unb felbft ein nfd)t attaufd)tt>ere$ recitativ ofyne ttiei anftanb
richtig abauflngen t>ermdge.
<Bo tt)irb3indban benn glüdlid) aum„2fbiunft bzim2.<&&)\i\)U
unb ©lötfneräbienfr in ©teinau ernannt, unb e$ fott iljm atoar
eine „fd)tdlfd)e SBofynftube", aber „ofyne ©entefjung ber ab*
l>engenben SSefolbung" t>erfd)affet »erben! jDejto a<*t)lretd)er finb
aber feine $fitd)ten. ©rtmm fott ft>n „introbudren unb fonften
bef)5rtg amoetfen", tooau am 2. üto&ember folgenbe 3«ffruftfon
t>on JJanau eingefenbet toirb:
538 Subfttg (Sinti (Stimm, (Srinnerungen.
1. (St foS in adelt feinen Verriebtungen ®ott *ot 3fogen baben
unb fieb jebe 3eit eine* ehrbaren d>riftlid)en geben* unb
©anbei* befleißigen, aueb fein <&eu>erbe, n>eid)e$ mit feinem
Xmt ntd)t befteben fann, betreiben,
2. Der J&ocbfütftL Durchlaucht1) unb beut Consistorio respti*)
untertänig, treu, f)olb, geborfam unb getoärtig fegn, bet
Durchlaucht ütacbtetl serbüten, Vorteil unb Q3efre^ f5tbetn pp.
beägl. gegen ben jetttgen reformirten Pfarrer unb baä ^reöbg*
terium ju ©tetnau fief) geborfamltcb oeieigen.
3. fott nüchtern fein unb in allen feinen Verrichtungen fic^ be*
Reiben, fleffjig, willig, unserbrojfen unb forgfä Itig erzeigen
unb fein „TLmt mit Söeftanb, @tnjt unb (Siffer &ettW)ten".
4. JjA peffjfg unb fo oft et gefotbert tottb, bei bem fetoetitgen
yfarrer einflnben unb aernebmen, ob? unb teaöf berfelbe
in 2fattäfacben ju bestellen f)abe.
5. Die 3ufammenfünfte beä presbyterii einem jeglichen ©lieb
beöfelben jeitig unb fo tote eö ihm som Pfarrer befohlen
toftb, anfagen, ftd) toäbrenb 9>reöDgterial?<§efftonen bep bet
£anb galten unb aerfcbtoiegen fein, tt>a$ il)m etoa im
presbyterio Vorfattenbeö ober fonft in unb t>on &ird)eif
fachen befannt tofrb.
6. Aufträge be* 9>fartet$ unb be* presbyterii fo totllicj afö
treulich serrfebten unb batübet bie erfotbetlidje 9tacbttd)t
flleid) jurücfbringen.
otr»ot)l in atö außerhalb bet $ttd)e ein toaebfame* Buge
baben, unb fo et eftoaä fielet obet fobret, ba$ toibet 3"d)t,
©btbatfett unb ßtbnung ftteitet, foube* bem Pfarrer unb
presbyterio anzeigen.
8. d*t bat t)ot bem ©otteäbienft ben ®efang bei bem 9>fattet
abjubolen unb foieben in bet Ättcbe allenthalben betätiget
Orten tein unb iefetlicb anaufcr)tetben, ben 2fltar, e$ feg be$
bet ^eiligen Saufe, obet bet) bem fyL 2fbenbmat)L mit bem
widrigen $u setfeben; ba$ Opfet $u fammeln, foicbeä ge*
tteulicb au bebanbeln unb fonft nod) ju Styuenbe* obtu
toeigetlicb serrUbten.
9. muß mit bem Pfarrer, fo oft er beuu etfotbett totrb, #t
benen Traufen geben unb bie ®eratfdjaften ju sprtoat*
Kommunionen obet J&auätaufen mit ficry nehmen, toe^balb
et obne be* 9>fattet* SSomiffen ntd)t aettetfen batf*
*) 5)te ©raffdjaf! £anatt*9Rnn*r nberg war bnr* bat CrlftfAen *er arAf*
tieften «familte 1736 an SMfteltn (VIII.), bamaliaen.etattfKitter, 1751— «0 San*
arafen oon £effen*<5affel gefallen. 1754 warb fie betm übertritt bei fcrb rime»
öriebrid» (II., 1760—85) jum Aa'fyotiitfaii* beffen Gtotttn $ur Verwaltung fftr
tyren <5o!)n SBilfyelm (IX. bjw. I.) nberaeben, ber 1764 alt ©omttrAn Jpanau ober*
naftnt unb beim Xobe feinet Vater* mtt Reifen vereinigte. ■) zespectebfli.
tfnfyong: 1. 3tn<K>an. 53g
10. muß auf bte ©tobt* unb bte $otenl)of$fird)e ein tttadjfame*
2(uge fyaben, btefelben fauber unb rein fyalten, mithin bie
©ptnngetoebe, fotx>cit man mit einem langen Söefen refdjen
fann, ntd)t nur barinnen abfefyren, fonbern aud) bie Äanjein
beneofi benen ©tüfjlen son bem barauf beflnblfdjen ©taube
öftere reinigen, fofort bie Stören an beiben Äfrcfyen auf* unb
wieber auffielen, inglefcfyen bie baran ftcf> dußerenben 33au*
fd)dben anzeigen; ben ftixty unb Sfcotenfyof fo t>iel tote rnftg*
lid) rein galten unb toot)l serfdjlteßen, aud) bafür forgen,
baß (euerer nid)t aufgerufen toerbe, bamit bie barauf be*
finbltd)en Södume unbefd)dbtgt bleiben mdgen.
11. £aö getoöfynltdje Ätrd)en* unb anbereä ©eldut jur regten
3eit enttoeber felbft au »errichten ober baäfelbe bureft anbere
baju bequeme £eute, toeld)e bamit beljutfam umgeben, auf
feine Soften beforgen ju laffen, unb barauf 3d)t ju Ijaben,
baß bei Seiten niemanbem ju (Gefallen Idnger, alä gettdtynlid)
ifr geldutet toerbe, beäglefcfyen fo tote hierauf, alfo aud) auf
bie uf)t feine (Sorgfalt au tickten, festere richtig ju fiellen
unb bafür au forgen, baß an felbfger ntd)t$ burd) 9tad)*
Idfftgfeit ober Unoorfld)ttgfelt serborben unb feine unnötigen
reparationen oeranlaffei n>erben mdgen.
12. muß er bie kaufen* fotoofyl alä bie £od)aett$gdjte auf <&>
forbern bitten unb babei toaä J&erfommenä ift beforgen.
13. er fott, toletoofylen nur auf ben goß ber 9lot, gehalten fein,
in ber $lrd)e au fingen, toenn er oon bem (Santore barum
erfudjet ober toenn e$ oon bem Pfarrer in nur befagtem
gaUe verlangt tolrb.
14. iDie Consistorial Decreta unb circular ©djretben ofyngefdumt
beforgen unb enbltd)en
15. alle* baäjenige tf)wx unb oerrtdjten, toa$ ein getreuer ©löcfner
unb Wiener in alle SBege au tt)un fd)ulbtg unb pflfd)ttg ift.
3nmaßen er fold)eö in treuen gelobet, einen leiblichen OHb
au ®ott bem 2(llmdd)ttgen gefd)toot)ren unb barüber einen SReoerä
unter £anb unb Siegel oon ftd) auägeftettet f)at, atte^ treulichen
fonber ©efdljrbe:
Z)ai)ingegen unb oon foldjen feinet Qtenfieö toegen l)at
er jäf)tlftf) au genießen:
ix ben Ältngelbeutel fyerumautragen . . . 1 fL — 2ttb.
ix Söautn Obl ju W)r unb ben ©locfen . — „ 15 „
ix %i$t unb Söefen 2, für «reiben 5, für
Äird)engerdt au toafcfyen 5, für bie llfyr au
fteUen oon ber ©tabt 2 fL 13 3flb. . . = 2 „ 25 „
g) oon jebem ^Bürger <5tnen Xlbuö toegen beä
ffleldute*, ofyngefdfyr fiefy belaufenb auf . . 7/8 „ — „
540 ftibtolg <£mil (Stimm, (Srtttnerungen.
h) oon Jebem Söürger ju (Stetnau unb dauern
gu ©etbenrotl) 1 ®id)ltng Äorn fatnt beut
©trol).
i) ben Sotenfyof in allem (b. I). beffen S8e*
nufcung), jebod) bergeftalt, bag er fein S3iet>
brauf toe^ben nod) benfelben nfrgenb* pflügen
ober graben (äffe.
Dergleichen SBermbge rescripti clementissimi
vom 16. SRaii 1755:
k) 2 Älaffteren &udjenf)oIfee£, fobann
1) oon einer tftnbtaufe 2 2flb.
m) oon einer «ßodjjefi 7 „ 4
n) oon einer SBegr&bnt* 5 „
o) ton febem 9tad)baf)r $u ©eibenrotf) 1 2atb brob,
toelcfyeSöefolbung nad) bem$ob be* bermaltgen@löcf*
ner* ©auertoetn ttyren Anfang nehmen foil.
9tad)bem ber ©tubiofu* 3^cf ban bf efe* gerüttelte ÜJtog oon
9>flid>ten burd) Unterfcfcrift unb (Siegel auf feinen 9tacfen ge*
nommen, auty leiblich oefdjtooren tfat, alle* m erfüllen — bem
©auertoetn aoer nod) ein lange* $eben ju toünfd)en aetotg *er*
geffen l)at — , ber ^räfenaer gftnef aud) ndd^ft bem $>farrbau*
„be^ be* verdorbenen (Safper ÜÄütter* SBittib in ber oberen
(Stage monatb*toeffe, weilen man nld)t toiffen fann toie lang e*
bauert, eine SBofytumg für monatblicb 1 ff. 5 2flbu* ju jlnfen
(mieten) ofyn SBerfebler *), — aud> ber SBtttoe bie ©tube ju »eigen
oerfprodjen bat, berietet ber Pfarrer ©rlmm enblfd) nodj nad)
tanau, „bag &*9 bem allem nod) ba* 3Blnterboifc'/feble; „ber
auertoetn fann nldjt* entbehren, unb ber 3incf^an toirb fld>
ädern SBermutben nad) befd)toeren, ba er i)ier alle* grabt* tbun
mug, foid)e* ex proprüs anjufaufen; er f>alte alfo obnjfeifefcltdj
baoor, bag bemfelben 2 Älaffter, toomit er au*fommen fann, an*
gefauffet »erben", toorauf benn in ©naben am 14. Dezember
1 Klafter betollllgt toirb unb bie ©ad)e nun getolg baß) in ©ang
gefommen fein toirb.
©roge 3«frtebeni)eit mit feinem 2ofe toirb man oon bem
ehemaligen ©tublofu* ntd)t ertoarten bürfen. Tim 17. (September
1775 gebt benn aud) oon «ßanau an ben Pfarrer ©rimm eine
8lttfd)rlft oon tt)m jurüdf, be* 3nt)<ilt*:
„Da* (Sonfifforium tootte in £od)gefättlge Überlegung sieben,
toie 3d) jtoaren mfd) oerfianben, infolange ber ©Aulmeiffer
©auertoetn nod) am Seben fet)n toerbe, bie Dienfte gratt* au oer*
feben, unter Hoffnung, bag burd) neben 3nformationen nld)t
nur ba* 9ldtf)lge oerbienen toerbe, fonbern idf) lebte audj bei 3(n*
nabme ber mübfeligen 35ebienung ber Hoffnung, e* toerbe ftc^
l) = ntd>t »erfc^tt f>at.
Xnfymg: 1. Stadtyon. 541
balbtgft eine anbete Sude flnben, in weiter mit ber 3*K ein
®tMltin Sorot ju erwerben im ftanbe fege. 3rf> muß aber bod)
untertfyänigft anführen, baß ber ©cbulmeifter ©auerwetn bifftet
ntd)t abgeneigt gewefen, mir ben freien $lfd) m verabreichen,
ber> bem allem aber tft bod) nod) Reibung, J&olfc, 2ld)t unb
waS jur 2eibeSnotl)burft gereichen mag, anaufdjaffen übrta.
DeSbalb ergebet an pp. pp. mein fernem>eit untertäniges
(Suchen unb bitten, £od)bfefelben motten gnäblgft gerutyenbe
Serfügung, baß in Xnfefyung meiner btgber SBerfebenen treu*
flelftgen aMenfte nur ju meiner £5d)ftndtl)tgen neben ^cr>l)ülfe
ein gewtffeS pm ©ouiagement ausgeworfen werben möge. Site*
mablen werbe ermangeln biefe ^ofye Onabe mit allem »erbinb*
liefen Danf ju »ergelten, fonbern td) werbe aud) meinen biß*
fyertgen Dfenftelfer mit allen Gräften $u »ergrdßern fud)en unb
will t)iet>or unter fubmf jfeftem SRefpeft erfterben.
£od) pp. pp. untertäniger Äned)t
3. ®. 3- PP "
Pfarrer <$rtmm, $um 93erfd)t aufgeforbert, bezeugt bem
SMttjteller barauf, baß er „meine* SötffenS ftd) ganfe wotyl auff*
gefüfyret unb mit vielem gleiße fein Ttmt »erwaltet i)at Da er
aber gratis ben Dtenft übernommen, fo lang ber ©cbulmeljter
©auerwefn leben mdge, fo f)at 3l)n gegen fein unb auer SRen*
fd)en urteil ber lefctere bureft fein gar fd)Wad)eS unb ju aller
Verrichtung unbrauchbares längeres fränflicfyteS ?eben in feiner
£ofmmg l)inban gefefeet, unb würbe 3tncf ban beg feinen unser*
mbgenben Elterlichen ÜÄtttebt ben ©lenjt fd)on längftenS auff*
geben müßen, wo 3d) nid)t burd) SBorftettungen unb 3^reben
ben ©djulbtener ©auerweln babin »ermogt f)Httt, baß er biefem
äincffyan, ber 3bnte bie gan&e söefolbung oerbienen mü%tt, ben
[regen £ifdj mit 3bme geben mbgte. m bat biefeS bod) mit
bem SBorbefyalt eingegangen, ba% er eS ein 3^tt(ang probiren
unb nad) feinem 2öiUen wieber abänbern fönnte.
jDa ber 3tnrfl)<m fid> nichts juaufefcen bat, fo t)at er bis*
Ijero alleS mögliche »erfaufft unb bermalen ftd) eine ©c^ulben*
laft auf geloben, bie ihn fein $eben lang brücfen wirb. Der
<5d)ublbtener ©auerwein lieget ftwafyren gegenwärtig wieber
ganfc elenb au Söett, ganfc oerjebret unb entfrafftet, aud) ift fein
rechter Titm t>erfd)Wunben unb beffen J&anb auffgebrodjen unb
obuig laf)m, woburd) ber arme Wtann unb feine J&auSbaltung
notb leibet unb feine grau unb Äinber betelnftenS bie armutt)
f)art brücfen wirb.
<5oü nun bie balb angebenbe 3Blnterfd)ubl ntdjt gänfclld)
$u grunbe geben unb nebft bem @efang ber Ätrdjenbienft ge*
borig beforget unb aifo ber j&in& ban beibehalten bleiben, fo fetye
reinen anbern 3Beg benn (alS) eS muß biefem ein f)tnlanglid)eS
542 Subwtg Chntt ©rimm, Chfanerungen.
ausgeworfen »erben, woburdj er ftd) t>on ben burd) Stotft au*
Gezogenen 15—20 ff. ©djulben retten unb bie &ußerfte anbere Scotty»
burft nebffen unentbebrlld&en Äleibung«ffücfen aufraffen fönne.
ßfeffge 9>ffeg ffeuert ja an fo »iclc anbere ÖSebürfftlge, fo
würbe aud) tiefet oermutbltd) gutl) unb wol)l angewenbet »erben,
ba e« aur @l)r unb erfenbnüß ©otte«, ju beut gelft* unb leib*
liefen 2Bol)i berer Äird&engliebern unb au unfere« feeiigmadjen*
ben glauben* 2Öatf)«tum gereichet würbe! pp."
jfca« Äonffffortum batte banadj ein @lnfef)en unb warf ifym
t>om 1. Oftober 1775 monatlich einen ©ulben au«, „baneben
fott tfjnt ber ©djulmetffer ©auerwein bie Äoff weiter geben".
SMefer arme SOtonn bat1« benn nun audj ntd)t lange mefyr
getrieben. dhtbe Oftober muß er gefforben fein, ©elbff in feinem
(llenb ,Mt er fidf) ber Arbeit nitf)t gana enfaogen unb feine grau
unb feine (Stieftochter baben ben ganaen ©locfenbienff beforgt",
woburdfy 3iwcfl)and (Stnfünfte nodb metyr befdjränft würben, ©eit
©auerwein« $obe reitet if)m beffen 3öitwe bie Äojt wenfgffen«
unentgeltlich — fo baß ber anfangt freie $tfd) bei il)m bod)
nad)l)er vergütet worben au fein fd)elnt — , unb obwohl er ben
aanaen X)ienff tun muß, erfyäit bie 2Ötiwe bod) bi« ©nbe be«
3al)re« bie ©infünfte t>on ber ©teile weiter, ©te flagt fogar
fd)on in £anau, ber 3f*tcfl)an wolle i\)t alle« nehmen, worauf
aber Pfarrer ©rimm biefen rechtfertigt, ber ifym t>erfid)ert babe,
baß er ntd)t ba« geringffe forbre bi« 9teujabr, „um fo mef)r ba
fein 2*orfal)r alle« auffgel)oben unb nichts mehr würbe au
bohlen fegn". ©d)on ttortyer aber barf er „förberfamff ba«
©cf)ubtt)au« beaiefyen, ba bie ffarfe 2fnaal)l Ätnbern, fo beg 150
©eelen fe^enb, unb ba ffe troupweiß anfommen *or ber ©d)ul)I*
aeit, allerleg unfug unb lermen anfangen", ba fein ©djulmetffer
ba fei. ©rimm fyat bie« aud) be«l)alb befürwortet, „wegen ber
utyr au ffetten unb ba« näd)tlidje morgen« 4 Utip unb abenb«
8 ul)r leutfyen, ba bie Ufyren ber entfemung ber ©IdcfnerS*
Wohnung (wegen) nfd)t wol)l gehöret, aud) beg hartem äBtntfyer*
Wetter in bunfler 9tad$t bem Spanne nid)t auaumutljen ffetye, baß
@r morgen«, au« bem warmen Söett unb fdjwetß, ben entfernten
5Beg über bie ©traaßen geben unb entweber au ftrüf>e ober au
fpäti) in ber 3*it fommen muß."
Die arme Söftttb bittet atoar am 31. Oftober 1775 in einer
Eingabe um eine $enffon, „ba ffe allen äußerfi nötigen geben«*
mittein auf einmal beraubet, baß tfyr, ©ott wolle erbarmen! feine
anbere Hoffnung übrig geblieben, ai« baß Styränen it>r t&glidje«
Sorot fegn werben"; aud^ wirb tfyr fecty«j&l)riger ©ofyn ja fyoffeni*
lief) in« SÖaifentyau« in £anau aufgenommen worben fein,
worum ber fferbenbe Später ba« Äotmfforium $u erfud)en ben
Pfarrer ©rimm nod) gebeten f)ai Aber eine fyenffon t)<tt fle
Xnfyang: 1. 3fncff)<m. 543
nid)t tnet)t nötig gehabt. Denn am 2. 3anuar 1776 berietet
©Timm nad) $anau:„£)te ©dbulbienerwlttwe ©auerwein ift am
29. ©eaember blofl mit tyrer »ettftdile unb 2 (Stühlen in eine*
biefigen Söürger* SBofynftube geaogen unb l)at ifyren übrigen
Aauäratf) im ©djulfyau* gelaffen, aud) vor 3^te per ©ofyn
OPerfon) unb Änaben be* Sag* über im ©djuttjau* geblieben
unb barinnen ifyre ©petfe augeridjtet. 9tod) geftern ift jie mit
Jjjinterlaffung ifyre* Äfnbe* im ©d)ull)au* bt* abenb* 9 ufyr
verblieben, unb ba biefen morgen von 2(mt 3^e ÜÄeublen*
fdfjulben falber verfaufft werben follen, war ©fe nirgenb* au
ffoben, ba nun ba* 2fmt ©ie fudjen lajfen, n>urbe jie erfduft im
biefigen Äinaigffug gefimben, ba fie it>re pantoffien auf ber
$rüae flehen Iaffen, unb mit 3tyren fdjwaraen Kleibern tobt in
bie belogene ©tube getragen,"
feo tarn ber „©tubiofu*" 3fncfl)an mit 37 3abren enblid)
in SBobnung unb jfcienft unb ©efolbung! Pfarrer ©rlmm be*
Ot tfym, „baft er fein 2fmt ffeigig unb treu beforget unb ftd)
efonbere SWüi)e gibt bie Sttdbger im fdhreiben unb fingen m
ieber SDtonn* Stergnüaen wotyl au unterrtd)ten". Unb al* ein
freunblicber Äottege, 3of). 9>eter 3fucft)an, ber feinen Flamen
aber verfäwiegen au feben wünfd)t, „»eil er nod) ein SRdbgen
in ber <©d)uie l)at, ba* nid)t barunter leiben fott", ifym ein ©ein
ftettt unb tfjn in ^anau verflagt, „bafj bie Ätnber in biefiger
ÜRdbger ©#uf)l bie 93üd)er nid)t aufmalen bürften", bat ©rimrn
bie 9ftagregel 3fncft)an£ al* gana verftdnbig erldutert unb ver*
teibigt. ©rtmm* SRadbfolger, Pfarrer 3ona*, beantragt um biefe
3cit nodk baf} bie ©ebüfyren bei ©pielen unb ©ingen, bei Saufen
unb äodfoetten ber au*wdrttaen ©emetnbemttglteber in ©teinau
ber ©telnauer, unb nid)t ber frembe ©djulmeifter erhalten fotte —
„benn nidjt* ift betfjenber al* ju arbeiten unb einem anbern bie
feeaafylung au geben!" — unb f)at boffcntlid^ etwa* bamit er*
retdfyt. Äiaaen wegen Jßauen* waren wobl auerfi au* ber %tit,
in ber er bie Stoben unterrichtete, feit 1781 aifo, au erwarten ;
aber nad) 1788, wo er biefe ©teile enbgültig erfydlt, ift feine
Xfte meljr über ifyn vorfyanben. £a* ßtrcbenoud) jeigt fyinfidji*
ltd> feine* Privatleben* aud) nur, bafj er 1791 feine erffe, fedt)*
3<ü)re dltere grau, geb. $ault, 1796 feine a*ette, 21 3abre
füngere, geb. uRüKer, verliert, unb bei Subwig fefyen wir it)n in
britter @lje ftefyen, mit ber grau, geb. Äldber, bie ibm a^tölf
Sage fpdter, am 21. ÜBdra 1814, in ben Sob gefolgt ift.
(St t)ot 1)atk rinoen unb fdmpfen unb viel tragen muffen,
wie Saufenbe feine* Amte* in jener 3*it, unb man muß bod)
Stefpeft vor tf)m f)aben, wie er fld> folgen aud) von feinen
©d^ulbuben erawang unb aud) bei feinen SRftbürgern verfd^afft
baben muß, beren 9lad)fommen fonft nid)t* me^r von ibm wüßten.
544 Subtoig <£mü @rtmm, (Erinnerungen.
2. $erbmant> ©rimm-
@$ gibt toof)l fefn atoette* Söeifptei einer fo »armen, opfer*
freublgen @ef d^n>ifletHebe , tote fie Sacob unb SÖtifyelm
©rf mm it)r ganae* Seben fyinburd) betoäbrt fyaben.
„@* Wien un* beiben aiteften," fagt aBilfjelm, „aW
fyätten toir bie 9>flld)t, bie Sterbinbung ber ganzen gamilie ju
erbalten" (Sabbr. 211). „3Bir ftfeen jiemUcJ) auäetnanber," f treibt
3acob an SBtganb 1816 ((Stengel 3, 194), „in (Sajfei aber
immer ber 08ienen*)@toc!"
3acob unb 2Bilf)elm felbft ^aben fafl sierunbftebatg 3atyct
lang pfammen gelebt. (Sie Ratten t>on 3ugenb auf immer eine
(Stube betooljnt unb in einem Söett gefd)lafen, unb 1805, alä
3acob in $artö, SBtlbelm in Harburg toar, fyaben betbe,
t>on ftdrffter, burcfy 2$ U beim befonber* rüftrenb auägefprodjenet
<Sel)nfud)t erfüllt, ficf) gelobt, nie im Seben fid) au trennen, alleä
gemeinfam ju arbeiten1) unb au beftfeen. (Sie fyaben ba$ treu*
lief) gehalten. 2fad) im $obe trugen fie nebeneinanber, unb aW
3acob 1859 ben jüngeren trüber begraben batte, ba f)at er,
be$ eignen balbigen $obe* ficf> getröftenb, in ©ebanten unb $r&u*
men toenlgjten* mit tl)m weiter gelebt, bi* er nad) fcier %af)Ttn
tym folgte8).
Stur feiten bat einer x>on iljnen in ifyrer erften gebend
bälfte Steifen gemalt unb ben anbern ba$ £au$ büten lajfen:
3acob 1805 unb 1814, afö er na* 9>art$, na* SBfen, unb 1815,
al$ er abermals na* ?)art$ reifen mußte; 2öill)elm 1809, too
er um feiner ©efunbbett toiKen in Jjjalle toelite unb bann ebenfo
tote 1816 3rnim befugte. Diefe Trennungen toaren iljnen
fdnneraltd), trugen aber eine erfreuliche $Jrud)t: it>re burebauö
feine toeitbetoegenben Dinge entfyaltenben unb bod) fo fronen
Sugenbbrlefe8).
(Srft fpät, aß alle ©efcfytotfter aerforgt toaren, 1825, ent*
l) 3m eigentlichen Ginn baben fie M freilieft nie getan: „3n meinen »r-
beiten," febreibt 3acob an SReufebacb (66), „babe td» wenig £ilfe »on tbm, weil
id» btyiger bin unb <f>nt oorauolaufe, aber er ftebt mir wie ein btimlicber ftÄrfen*
ber £interarunb bei, ben id) niebt entbehren min." — (9. aueb b. beutfebe SBArter*
bud» II. 1860, Sorrebe.
*) 93gl. 3acob*9febe aufSÖiUjelm, im Vnfang. —Sind) äerman ®rimm
lebte fo mit Sater unb Qbeim fort. — »efonber* rnbrenb itf, wie ® übe Im
ben tum erftenmal in @6ttingen in ba« (in ber eignen SBobuung befinblicbe) Wubi«
torium gebenben Sacob beobachtet: „3cb ftaffte bie Xnr unb fab fein fkiUti unb
liebreiebrt @efld)t, ba* tebet 3abr müber wirb, unb mit er langfam bie Xreope
bfnunterging — ba* Silb bebalte (d) folange (d> lebe oor «fuaen." (SKeufebadj 196.)
•) $>er SerfafFer ber Stnmerfungen in ben »6eff. «rinnemngen ", QafFel
1882, (äacob J^offmeifter?) ®. 32, unterfcbAftt fie boeb febr.
anfing: 2. gerbtnonb ©rimtn. 545
fcfjloß fld) SBitfjelm, fchon 39 3al)te all, ju heiraten'), ©fe
3ugenbfreunbln 2otte$ unb ber ©ruber. bierreffildjeI>orotrjea
SSSflb, rourbe feine ©atrln"). Sacob blieb bei ihnen, att tonne
e* niqjt anberg fefn, unb ~£ort*en" fprfrtt fdjerjbaft von
fljren „jwel SRännern", unb hat iebem von betoen bW ju feinem
lefclen Ätenuug treu pi Seite geftanben. auch Subrcia. lebte
von 1825 bi* 1829 in ihrem J&au«l>alte!
50a« fchene, iDarjirjaft vorbllblldje 58eif)ältni6 ber jwtt
filteren ©ruber bat nfe eine, wenn aud) nur lelfe Trübung er«
fahren. Seiner rjat bem anbem je Stimmer unb Sorge gemacht,
außer wenn er ftanf war'). 8Bte nur ein eiternpaar ee Wr*
maa, tvanbten ß* ihre gaiue, aufopfembe Siebe benoler jüngeren
©efrf)it>iftern ju, wobei mentourbtgerwetfe 2Bf Ihelm ber ftrengere,
Sacob ber »elftere unb mtlbere tfi 5Dabef tdfit blefer bae
Verhältnis von ©efchmiftern überhaupt unb fnäbefonbere baä
bei feinigen jueinanber öfter finnenb fich burdj ben Kopf gehen,
3n bei Sebe auf äöühelm ftcit er fich baruber geäußert: nach
feinen ©emerfungen über bte ©Übung ber Sippe unb bei
©tammeS (burd) ©ruberäffnber, nfd)t burd) abf&mmlinge) fowfe
Aber abnlidifeit ber ©htte'vemwmbten unb Vertrautheit aerobe
von ©efcbwlftern fährt er fort: „95on acht unferer eitern ©oh,nen
TOar i* ber «Mite, Sßilhelm ber britte. beibe nur ein 3ahr im
Älter unterfdjieben, glefdh gefleibet unb ftetö jufammenrüctenb.
Ruin vierten ©ruber bin war ein größerer Kbuanb, unb wenn
ftt) feiner gebenfe, trübt fld) bie ©eele, baß er fern ganjeö geben
blnburd) aHebifteI)enb met)r auf lieh felbft angewfefen War. 'Jfu*
ber fünfte unb feAfte gelten nahe jueinanber, ber ffebenle unb
achte tvaren wie ber erftc ©ruber noch att fletne ffinber beut
£obe »erf allen, fo baß ich nun obenanftanb."
3bie Siebe ju ihnen fprfdjt fld) oft aufe fdjönfte au$.
„3Sfe reich toar bein ©rief", fdjretbt 3aeob am 9. 3Rärj 1814
au« grantreid): „SRadirithten von ffarl, gerbtnanb, fcoul«l
vor allem grüße intr jeben von fhnen redjt taufenbmal, fo weil
bu nod) ju Ihnen reichen fannft, benn ld) relcfje fefct ju niemanbem.
aüe mttetnanber finb bou) herjbcav, unb rote lieb rjab ich fie,
177 |«ft- Eteitfiiec ffidMafcitltr". U. aBUDtlmi
fn tä «SgnMtkftai Bit*" ™ IStttreii anaevaft.
sirat fdi tritt 3aco& 11. etfttt. 1BS3 an eitttt
rtmmtnlibrii vnt ■aintinra unt nstgi Wcttrgcmthß
ttn, »tt tief Bribtt Weftnfn unt fffen jufimiinrn,
laute infoinmfn, Bai uni Iridittr turAjufdjIagfn."
n Ben (1831) fiSroettr'
Vit,' eriflljU e6t)(ff
fn ftin™ aSoitrai riat
f* flefagt cntfANlblft ntttt: ,3Nrin tBtnCtt III
Sntit. (Stimm, Srinnmingnl. 35
. .Unb rit:
546 ?ubrctg ©mtl (Stimm, Erinnerungen.
eS gebt borf) nlcfitä batübet, ate ju feben, ba| alle, bfe einem
iugeS)&ren, tn ben Jjauptfrücfen ungeachtet aßet anbem Süeiv
fcfjlebenfjeiten immer jwfammentreffen, bergletdjen liegt bodj tn
einem unb ift wai butd) unfre (SrjfeEnmg wn JJaue her mit'
gegeben toorben, ebne baß ee un$ fana» gefaßt roorben aare."
Unb als 3acr-b im September 1841 balb ju ftetben meinte,
ba fcbrteb er am 18. b. ÜB. abenbä neun Utjr an 2Bflhelm
unb Bortdjen nod> einen rüfjienben »tief1), an beffen ©djluf
ti (jetgt:
„gaffet eurf) über micf>, bfe Serroanbtenttebe fft ncA bae
JJeiligjte auf her 5ÖeIt, unb gebenfet mein, nie id) meinet lieben
SKutter gebenfe." —
©djen nad) bei üßutter Sob, 27. 5»ai 1808, unb8ubrofg$
Sfuöfdjeiben vsax bei fiauäbalt im ganjen fo weiter beftefjen
geblieben. 3acob mar atz SJcrfianb; fn feinet Statut lag etmaä
£errfa>enbe«, was ihm babei ju ftatten (am. Seit bti Sätet*
£ob fdjon b>tte et fteft aK ba« JÖaupt bet gamilie betrachtet,
bad nut bie üButter übet fid) etfannte. 3ud) hatte et auein
etnfünfte1).
3tud) aöflljelm fjat fid) ftetö ihm untergeorbnet, obwohl
bie« nidit fmmer leicht war*). ZHefet n>ar bet prafttfdj getoanbte,
TOlrtfdjaftlicfje, tteuforgenbe, eigetülfdje JJauShalter. „3e|jt, na*
geben 3afjren, ober ncd) länget, ff&en »fr »lebet einmal bei*
fammen, bfe anbten finb aSe jiemlicf) in bet äöelr t)erumgefommen,
id) t^abe noä) babyeim mit bet ©chweftcf am metften aufgehalten,
2fnf)ang: 2. gerbtnanb ©riirnn. 547
bafür madje tdj aucft jefct bic ^onneurä, unb toenn tdj $. $8.
bei $ifd) vorlege unb, toenn bie erjten balb fertig jinb, erfl au
effen anfange, fomme id) mir u>oi)i n>ie ein aiemltd) bejahrter
J&auäsater fcor1). Die Jüngeren @efd)tt>lfter motten tynen
mancherlei 9tot; 8ub|n>ig tooljl nod) am toentgften, nur bafl fle
if)n ofyne 2lmt unb gefiederten (Srtoerb immer älter werben fahen,
biä er mit Atoetunbsleralg 3&l)ren enblid) fcerforgt n>ar. 2lber
bie fünf$el)njäl)rtge 8otte nadj ber 9)ftttter $obe weiter ju er*
jlefyen. war für beibe eine fcfywere Aufgabe, wenn auef) feit Chtbe
1813 bie lieber aurücfgefeijrte £ante 3inimer fte babei unter*
ftüfete. Die Sötte „wollte (ld) ni$t fo ted)t jum £au*I)alt
fäicfen V' unb M* Dlenftbotenfrage ertöte bie ©cfywiertgfelten.
Die Jüngeren Grübet nahmen nicfyt bie gebüfyrenben 9tü<f flehten
unb ^ad) wenn bie ÜRutter boefy nodf) lebte l" flagt 3«cob gegen
Söil^elm im ©eptember 1809. „(Seit tyrem $ob ift unfer
£auöf)alt unangenehm geworben, weil {leb fein* an ba* anbre
binbet unb feine £)rbnung mefyr, weber beim @jfen nod) fonft
ift/' 2fod) Arnim, ber im Dezember 1808 mehrere SBo^en bei
ben ©ejftwlftern wofynte, f. 0. ©. 91, treibt an Sörentano
am 8. Dezember (©tetg 1, 268): „S8ei (Srlmm woljne id) fei>r
angenehm, bu fcnnft fle, e$ finb bie brafcften Seute auf ber
SBelt, unb t>on bem f)elmltcfyen ©rimm8), ben bu tmSiteften
sermuteft, ift feine ©pur. 3m ©egenteil, er ift ju fanft, fonft
brächte er ben jüngften Vorüber (b. t). aber gerbinanb) ju einem
J&anbwerfer unb bie ©eftwefter in eine ftrenge 9>enfion. ©ie
nimmt ftet) ber SBtrtfcfoaft gar wenig an, waä bod) au il)rem
SSerm&gen wenig pafjt. 2fod> Sacob flnbet in tfyrem SBefen
fetbft noch 1814 ntd)t äße* in ßrbnung4). „Die Sötte ift mir
au «ßaufe , fdfjretbt ber bamalö alle* polftifd) Denfenbe au$ granf*
retd), „Wie eine fiefy fträubenbe 9>rot>tna; aber fyler fdnnte id)
unmbgiid) etwa* gegen fle fyaben, in ber gerne t>at man fid)
t)iel reiner lieb." Qgbbr. 421.)
Tita fdjltmmften aber ftanb e* mit ben ©rübern Äarl unb
gerbinanb. ©te waren ntdjt ol)ne ©aben, aber Idfjig, träge,
unftet unb abfprtngenb. 3l)nen gärten bie alteren Vorüber tyre
Siebe beffer fo befunbet, baf} fle mit allem dlacftbrucf beibe jur
Ergreifung eine* befttmmtenjrcaftifdjen Söeruf*, fei eS aud) eine*
J&anbwerfe* fylnbrängten. Ttbtt baau waren fle au gütig, au
weld), unb au aerjetljenb, unb awar gerabe Wer auffattenber*
weife 3ttcob, fonft ber fc^roffere, meljr aß ber fonft fo milbe
unb liebreiche 2Btlt)elm. „%x bie Grübet gerbinanb unb
(5arl benfe id) mit Seibwefen/' fd>rcibt ®ilt)elm an 3acob
')3ötlt)elm an (Suabebfffett, 1818 (©tcttacl 1, 179). ■) 3gM>r. 161.
*) Sacob war iurücfyaltenD, ja offen abUl)ncnb, wo er flct» md)t aani
«eben modtfe. *) Sgbbr. 161. 170.
35*
548 Jubwtg <£mil ®ttmm, Ötinnetungen.
au* £aOe 1809. „<£* ift mit fo flat, al* irgenb etwa*, baf}
©trenge, ja gewlffetmafjen ©ewalt bei getbtnanb ^)fltd)t tft.
SBenn et etwa* I)&tte im streben, ba* 2fd)tung Betbtente, fo
müfjte ifyn bie gtetbeft baau bleiben, fo abet gebt et getabe in*
SBetberbeit Ob ein foiefte* itbm, noeb jei)n Üjabte fortgeführt,
U)n nldjt ju einem ^(bbftnnfgen1) madjen muf}, fann leibet feine
grage fein" (Sgbbt. 87). (sinige Söocben batauf bat 3&cob
„ü)n jefei wieber gat au lieb, weil et mit fo »etlaffen föeint
(butd) Sötte* Steife nacb SRatbutg), benn btat> ift et burebau*"
(baf. 116). Sttcob tft fo weieb unb a^öb^ft unb febonenb gegen
ibn, baf} et fl)m bie bübfd&en Gilbet, bie bet ffeffHge 8out*
gefdjicft, faft nicht aeigen will, um ibn ntd)t au befd)ämen! £>o>
bei btobte bem Ünfhxoierten bie Äonfftiptton, unb wie fottten
bie Grübet bei ben Sofien bet Shxx be* franfen SBiibelm bie
1000 Sätet aufbringen, bie ein ©tfafemann") foftete! Um 24. ©ep*
tembet 1810 ((Steig 3, 72) fpriebt fich 3acob übet biefe brücfen*
ben ©erhältniffe gegen 2(rnim in feinet felbftlofen SBelfe au*:
„<£* wirb mit burd) ben ®ebanfen wteber Ietd)t, baf id) ©eib
tterbienen muß für mfeh unb meine ©efcbwtfter, unb id) mag
nfd)t freier fein, obne fte, nid)t um alle* in bet SBeit" —
1809 begleitet bie (Sorge um bie atoei Grübet ben franfen
SBilbelm auf feinet SRetfe nad) JJatte unb in bie ÜBarf, unb
auf 3acob* Anregung fcfyrefbt SÖilbelm an gerbtnanb im
Ottober au* ^Berlin unb fenbet, uad)bem et allerlei SSorfcbtöge
mit Xtnim unb Giemen* beraten fytt, ben $tat, baß et bei
Jimmet in J&etbetbetg, bem Verleger bet SRomanttfet, bfe S8ud)*
yanblung erlernen fotte. 3Cber e* macht gar feinen (Sinbtucf auf
erbtnanb. @r antwortet nid)t* unb tut audj ntd)t*, unb bet
febmeralfd) enttäufdjte Sßilbelm febteibt: „©eftern batte icb einen
wunbetlfdjen $taum t>on tt)m, wie et mit mit auf bet Sötücfe
ftonb unb mit btei b^rte $atet al* feine legten jeigte unb ba>
nad) einen nacb bem anbetn ftöblid) in* fSßaffer watf. — 3«
bet gerne benft man {icb taufenb SBanteten, ibn anaugtetfen,
unb wenn icb bort fein werbe, werbe icb fo gut feben wie bu,
baf} nfoht* au macben tft V
3töet au @nbe be* folgenben 3al)re*, 1810, gab e* bod)
enblfd), trofc aller Wtbt unb ©ebulb, fdjarfe Auftritte: am
22. Sanuar 1811 fdjretbt Sacob an 2frnim4): „(Seit Gbtifttag
baben Wit in foldjet Xngfi unb Äummet gelebt, bie id) auf fein
') fcr ifl fpdter geifteffawad» geworben.
•) Sgbbr. 183. — flaiil SBiganb errfftlt, ba# er wn ber Serpftidititna,
eine« aoetten Stellvertreter (nad» ber ffirajaflung bei erfkn) iu fteKen, burdi bte
»on feotem Qxfcnxtge* ÜRffttll)ubfr bewirlte Oeflecbttiia bei Ariegfmfitifter* (mit
ad)t|t0 Xalern) befreit worben fei! (®elbflbioar. 1, 637.)
•) Sgbbr. 183, 185, 187, 188, 191. ®gt0 3, 45. «) &ci9 3, 07.
2fat)ang: 2. gerbinanb ®rlmm. 549
Rapier fd&retben unb tDct)l nie etilen fann. 3c# ffl alled
toiebet imftanb. ffid betraf ben gerbinanb, ben id) dar au
lieb tyibt, »eil et gar au gut unb brcro ift, beffer old wir alle,
aber frag inict) einmal nie barüber, toeil id) ed für ©ünbe l)alte,
feben groflen ©dornen im J&erjen aufzubrechen, nad)bem er fld$
bura) mancherlei $roft ber Reit gefegt l)at/;
jDodj fam bie äuf}erlid)e Stofye nur burd) Bulben unb
@d)tt>eigen unb ®en>df)renlaffen fettend ber älteren trüber.
©nbllct) entfölofl (1* gerbinanb benn im 3uli 1812, in
bie grembe ju geljen, „aur 3^ftreuung feinet ©emftt^", tote
3acob an 2Bfganb (abreibt @r reifte au Subtotg nact)
üfcüncfyen. 2Cber aud) ba ift er träge unb braucht roelt met)r *on
taufe, ald er brausen — ttofyl in Söudjljanblungen imb burd)
bfajretben — fcerblent. Srofcbem fdjicfen bie belbeu trüber
in (Saffel, bie felbft tfyre borgen baben, um ben J&audfyalt im
(Dang au erhalten, ©elb über ©elb, obwohl fie manchmal ntcfyt
totffen, n>or)er ffe ed nehmen fotten. 2fm 26. ©eptember 1812
förelbt namlt(*> Söilrjelm an »mim ((Steig 3, 214);
»Der Mangel an aller Arbeit iß aud) fdjulb gemefen an
bed gerbinanb feinem Unglück gd) fange enblitt) an au
fyoffen, baf} ed noefe beffer mit il)m »erben fönne, feit er *or
einigen 2Bod)en mit freiwilligem @ntfd)iuf} t>on r)ier nad) ü£ünd)en
au Soufd gegangen, ©o fd)toer ed und in anberer J$infid)t ift,
fo lieb ift ed und bodh ald bad einjige Mittel feiner Rettung.
<5r toar fo auger ber Söelt unb allen 33err)dltniffen, unb babei
in *5Ktger ©eringfd)äfeung berfelben, bafj er fiefo in nidjtd ald in
ein paar Smpfinbunaen herumtrieb, bie im Anfang unb ©runb
eitoad SBahred gehabt, in bie er fidj aber, toell er an nld)td
ruhen, fld) ftüfcen unb galten fonnte, fo r)inetnbrangte unb quälte,
baß er faft in lauter Unw>at)rl)eit unb Unnatur war, unb babei
bad immer für bad 2Bar)rjte unb @belfte unb allein ©ültige auf
ber Söelt Welt. <5r ift nld)t ol)ne ©eift unb »erjtatib, ©ort
weif}, ob biefe notft an tr)ren rechten 9>lafc gelangen. 3mt>eüen
Sat er, bei feiner unfenntnid t>on allem, gerabeju bad ©eltfamfte
efyauptet. 3Bad mtcfy tröftet, ftnb a«m ^ctt feine »riefe, er
fann bod) nod) sieied, toad er iefet auerß gefeben, bcttmnoern
unb für aortrefflfd) galten; unb allerlei flelne Söefdjtocrben, in
reelle er geraten, ftob il)tn aud) recr)t gut/'
Unb 3acob fügt ju:
„Und ift l)f er ein (stein 9om £enen, roir fjaben, toie lang
nict)t, mit frörjlid&er SRiene am $tfd) efien gefonnt. Dad einaige,
n>ad er t)ier mit Siebe pflegte, einen 5aubenfd)lag, ben er in ein
Ä&mmerdjen gebaut r)atte, tjaben toir wenige Stage na(%t)er um
ein ©pottgelb, bad <5tüä ber fd)bnften Rauben um einen 2(lbud
ober ©rofd)en, »erlaufen muffen, weil bie Sauben toirflicr) nidt)t
550 Subwig (Smfl ©rfmm, Erinnerungen.
mtt)t treffen «tollten1). ©r tft felft langfam gereift unb fjat
jebermami befiitftt; fn 9Seintngen ®mft Sflagnerä*) ©rab unb
gamflie — »on wm war er »on febet eingenommen — , boneben
aber audj ben ©ottlob Sramer*), Serfafler bet »Uten fd>Ied)ten
Stomane, @ra*mue' ®ä)leid)er ufw., welcbeö mld) fefjt wunberte,
ba er fonft immer fo blüb nur1). 3n Slflmberg tft e* ftjm bö«
ergonflen, er würbe über bte ©renje jurücfgewfefen, weil fein
fonft gang orbnung&näßiger ^aß ntctit oon ber (tiefigen bar>rrfa)en
gegarten unterjef*net geroefen. ätodt burfte er toeniaften*
bleiben unb ben "paß berfcftitfen. JJier war nun gerab« weber
caorifdter ©efanbter nocfj SegatlonSfefretar, unb ber franjjftfd)e
©efanbte war enbüd) fo gut unb »ifierte itjn. Darum t)Ok er
in SRürnberg 14 Sage liegen muffen, frant unb ebne baß fein
SBeffegelb borauf beregnet war. (Snblicf) ift er bed) glüdlid) in
Soutö' Äämmerdten angelangt."
Sfubwig fetbft t>at »on einer längeren atufjeicrjnung Aber
gerblnanb ben größten Seil wieber »erniebtet, gewiß »eil er
lebbafte Anfingen enttjfett. Dorf) ()at fiel) ein Sleft ber ©teile
gerettet, ber gcrabe Don blefer %tü banbelt unb alfo lautet:
,,1812 fam gerblnanb nad)£Küncfjen*), unb wir wohnten
gut jufammen*). Er ging ba E)äupg auf bfe SSifcHotrjcf unb war
»fet mit ©oten7), ber bei ber »Tbttotfjef angefteOt war, unb
bat fiel) nodj aüerlei Seute angefdjafft, mit benen er umging,
3u JJaufe fftrieb unb lai er »tri; was" er gearbeitet rjat, wen}
Xnfyang: 2. gcrbinanb ©rimm. 551
td) nid)t, er fpradb nie mit mit barüber. @r ging getn in
Äonaerte, Styeater. Über bfe ©d&aufpfeler, ©änger unb ©änge*
rinnen äußerte er flcfc immer unaufrteben; über 2Crdf)tteftur,
Silber unb über faß aaeö machte er tabelnbe Söemerfungen, unb
Set»öl)nitd() fefjr bitter. ÜJNt Seuten, bie aeljnmal meto gelernt
arten M tt, bteputierte er tyeftig unb Melt fle am Gfnbe bodf)
ade für SfeL Oft fcfylenberte er jtunbenlang auö einer ©trage
in bie anbere unb bemerfte bann alle*. @rofleö SBeranügen
mad&te ihm, toetut er bie Seute in ben 2tprtt fdjtcfen ober [onftfoo
im ©paff anführen fonnre. <£$ iß {ammerföabe, bafl er nie
mit Grnft eine Söefcfy&ftfgung getrieben fjat @r fjaite auäge*
aeicfptete* Talent für üRufif , aSaieref, unb ein feltene* Ütacf)*
afymungätalent. @r rennte mit feinem ®efidf)t unb Körper machen,
toaü er toottte. 2fber er toar eigenfinnig , t>erfd()loffen unb oft
unumgänglfd}.
&r fd&rteb und oft jahrelang nid&t, unb totr ttmflten audf)
feiten, n>o er toar.
©ett 1837, too er flcf> btö au feinem fötbe meift in SSBoifen*
büttei aufgehalten l)aite, fyat er mir nfcf)t mehr getrieben." —
1814 fä)fen e$, al* tootte gerbinanb ffdf) auaj aufraffen,
um toie Sari unb Subttig ff$ am förnupfe gegen jjranfretd)
au beteiligen. ,,3d) bin red&t frol) barüber". fcfyrefbt 2Btlf>elm
an Srnfm am 28. Sanuar 1814 (bei ©tetg 3, 292). „@$ ift
und ein ©tetn t>om ßftawv fd) *)<*&* wtdj bieder immer t>or ben
anbern gefd&ämt." Aber aöod&e auf äBoctye »erging, unb gerbte
nanb* patriotffd&e SuftoaHung legte fidb. 2Cm 7. Oftober 1814
mufl SBttyelm an Srnim fcfyretben (©tetg 3, 312):
/,3d) glaube, fcfc tpbt bir fd&on gefd&rieben, bafl mein
Stoiber gerbinanb, burdf) 3"f&ftt/ Ärantyeft, aucf) n>ot)I burcf)
eigne ©d&ulb, b. t). Sangfamfett, in SRünd&en in feiner bisherigen
Sage geblieben ift £)ie SRationalgarbe, toobei er toar, ift auf*
gelojt, eine Offiaierfteffe gibt man ihm in ber Stnie gana billig
nidjt, »eil anbere ben Ssoraug aerbienen, unb nun ift er bort
gana 0*)ne Unterhalt. SnfaU unb ©djulb pnb immer beifammen.
3cf) habe an ü)m ben ärger unb ba* SRttletb, ba* td) in ber
Söibcl mit ben törichten Jungfrauen fjabe, er t>erfcf)läft bie
redjte 3eit — unb flagt nad&fjer. 3d() babe tfjm bt$f)er
©elo gegeben, fcr) fann aud) fein* metyr geborgt befommen, unb
er muß ff$ noitoenbig felbft fein Sorot serbienen. Eigentliche
gelehrte Äenntniffe ober toa* au einem orbentlid&en 2(mt nötig
ift, l)at er nidjt, alfo fjabe tdf) nid)t$ anbere* getouflt, al$ bafl
er in irgenbetne SÖudManblung gef)t unb ba bie ^orreftur,
Aorrefponbena ufto. beforgi Stau u>&re il)m bel)ilfücf), bafl er
immer alle Siteraturjeitungen gelefen unb überhaupt eine getoijfe
Silbung fyat, n>ie fle bort n>oi)l fann gebraucht werben/'
552 fctbwtg ©mtl ®ttmm, Erinnerungen,
3m folgenben bittet SBtlfyelm 2Ctntm um Befürwortung
feiner eigenen Söitte bei Steintet, ben Stoiber in feiner Bud)>
banblung au befdjäftigen.
#m 20« jDesember 1814 lann 2Bili)elm an 3acob melben,
ba% Steintet wttfifd) jjerbtnanb bejftäftlgen will Daburd)
würben bann bejfen eigne »erfetyrten $lane, £ofmeffier au werben
C/töoju er niüjtä t>erftebt", fagt Sötßjefot) ober auf* Sweater
C/Olfo inä ©emeine") au geben, befeitigt.
3n bfefem 3af)re f)at Sötibeim tt)m überhaupt an 600 fL
gefetyieft, unb im Januar 1815 fd)ttft er ifym auf fein Verlangen
wteber 70 fl. unb fdjreibt t!)m gewiß babei audj, er fofte atöbalb
abreifen, aber „gouid meint, gerbtnanfl wolle ben Äarnesai
noeb in 3ttünd)en genießen", (3gbbr. 423), unb richtig — erfttm
grüt)jal)r 1815 trat er, nad)bem er auf ber Steife 3ean $aul
in Batreuth befugt fyatte, ai$ Äorreftor (wenn er audf) latetniföe
unb gtlecbtfdje $e£te ntdbt torrigteren tonnte) unb Äorrefponbent
bei Weimer in beffen Sceaifdjulbutbbanblung ein, mit aunäcfcft
20 Safer SÄonatägebalt, unb tfl wirf lief) 19 Sabre lang in biefer
©tettung, bie tt)n enbif dj gerabe ernährte, geblieben. *)ie Zantt
3immer fdjtcfie tfym Setnenaeug aon Saffei unb 20 Safer, mit
benen er M bann in Berlin etnriebtete1).
3unatbft um ber Vorüber willen fyaben flcf> Sa db mann,
Stetmer* unb äBinjingerobe*, ebenfo ©aiotgng*, ärnimö
unb SReufebad)* freunblid) um if)n gefümmert, legerer be*
fonberä bei einer Äranfbeit gerbtnanbä im 3<rf)fe lß28, tpo
er „gern mefjr al$ eine Öladht bei il)m gewagt bätte, wenn nidjt
feine Saubbeit tyn baju unfähig madjte" *)♦
SDaß übrigen* gerbinanb fidj aud) in Berlin um mef)t
al* feinen eintönigen Beruf gefümmert bat, aeigen wie feine
eigenen, fo aud) 2frntm* Briefe an bie Brüber. <§r t)at gatu
bestaunte eigene 2(nfidjten: @r tft gegen bie „2tebe$etflärungenÄ
in ben SBorreben ber Brüber, gegen ÜBittethmgen berfelben au$
ber gamflte. @r meint, bie «riefe würben bamalö fd)on ge*
fd>rteben, um gebrueft au werben» @r fd)retbt ben Brübern t>on
polittfd^en Dingen, fo ba$ biefe tbm bason abraten, weil auf
ber ?)oft Briefe geöffnet würben unb fo tynen SBerbrteßlttbfeiten
erwadrfen fönnten8).
mx feine fleißige Unterftüfcung bei ber Bbfaffung ihrer
„Deutfdjen (Sagen" fyabtn bie älteren Brüber tt)m in ber $or*
rebe jum erfien Banbe dffentlidj gebanft. SBenn er aud) mand)>
mal ein %a\)T lang nid)t beim fdjreibt, felbft feine »eränberte
SBofjmmg nidjt anaeigt, ber gute äBtHjeim läßt mwerbrofien
J) Sflbbr. 398, 416, 443. •) SReufebad» 81 f., 342.
s) SRaifebftc») 93, 109 f., 127; ©tefe 3, 535; Stengel 1, 86.
Xnl)ang: 2. gerbinanb Orimm. 553
(Selb unb SBet f)nad)t$pafete burd) bfe Berliner ftreunbe an ihn
ijelanaen1). 3«t Sunt 1818 fam er t>ott Berlin ju ben ®e*
dfa>iftern nad) Gaffel, bie bamal*, toie „bie fötenen aum ©tocl",
nodj einmal alle fec^d ffdb jufammengefunben Ratten imb bei
alten (Erinnerungen unb @>paßen fcl>r vergnügt toaren*).
„gerbinanb u>ar fe$* SBoAen f)ier," fd>rcfbt 2Bttyelm
(9. Oftober 1818) cot Xrnim, „unb t$ Ijabe mfd) gefreut, tl)n
fo tt>ot)( unb Reiter *u fetyen. @r tjt t>tel gefunber unb audj
©rperltd) Jtfirfer, f>at aud) mand)e* *on feinem SBefen abgelegt,
unb *onwatur ijt er torfrflid) gut unb lfebet>oKV „@r tjtnf d)t
groß," fd)ilbert er if)n f Aon am 18. Xugufi beäfelben 3at)rc^ in
einem «riefe an ©uabeblffen (bei Stengel 1, 178), „unb t)at
ein feine* unb föarfgefdjntttene* <$effd)t, bem man feine blonbe
9latur nod) anfief)t,tpat)renbtt>tr übrigen au ben bunflengebören4)''.
3m flJtöra 1834*) erfd)ten er toieber bei ben »rübern in
Qtötttngen unb nmrbe in einer olöbalb au$bred>enben Ätanfhett
in tyrem Jöaufc «erpflegt. „93a* er tut, benft unb für 9>lane
fyat," fdjretbt $acoo einige 9Bod)en foäter, „toetfj iti) nfefit, er
ael)t »fei fpajfercn unb beobachtet bie 9totfehld)en unb r&afy
jtelaen. GHgentltd) fd)cfnt er bloß am Sweater (Sefatten ju l)aben
unb am Umgang mit Äinbern. fcabet ffoben n>it ifyn im l)5djften
©rab um>eranbert, fo eiaenfinntg unb feltfam, tote in feinen
3ugenb{al)ren." Stnßerbjt ift^offmann t>ongaller*leben
bei ben trübem, 11.— 15. Oftober 1834, unb toetm er barüber
fdjrctbt: „Xtte wenigen Sage, bie id) mit unb bei Sacob,
äßllljelm unb gerbinanb ®rfmm «erlebte, fd)icncn mir frohere
Erinnerungen al* bie brlttehalb 3at)t meiner l)f eflgen ©tubenten*
Seit. <£ö toarb mir unenblidj ftötoer, mtdj t>on fo trieler Siebe
unb Teilnahme, t>on fo sielen ©dj&fcen be* £eraen$ unb ©elfte*
au trennen"*), fo fd&eint bat>on bod) au$ eftoa* fürgerbtnanb
abftufatten. SBenn e* übrfaenä naeft bem, toaä SÄeufebad) au
SBtifyelm barüber totfcelt, (feinen rennte, al$ habe gerbtnanb
5d) in Berlin aud) eftoa* mit 9tyilofopl)le befaßt7), fo beruht
a* nur auf einem ©d)era 28tll)elm$.
Die trüber unb ti>re Familie litten unter biefem langen
Söefud), unb 3acob fd&refbt an Da^imann (7. 3luni 1836):
„@inen anbeten Grübet, ber mir fd)toere* Selb mad)t, fyabe id)
täglich *or Bugen."
(Subita, 1838. alö ber abgefegte SBifyelm »or ber Über*
fieblung nad) Gaffel ftanb, n>o er fid) t»of)I nidbt zeigen mochte,
bat gerbinanb 2(bfd)f eb genommen, „gerbinanb ijt feit einigen
2Bod)en loeg/' fd^reibt £>or td)en am 19. 2(ugu{t an il)ten
&) SKeofcbadj 138. •) Stengel i, 131. «) ©teifg 3, 423.
*) Stn 95üt> oott tftm mar n<cf»t aufjufinben. *) SKcufcbad» 202.
•) «gRein ftbeiT, 4>cffcfd»c «ulaabf 3, 150. *) SKwfebad» 203, 301.
554 Subwfg Srail ©rimm, Erinnerungen.
Steffen ©fgmunb »on ©djmerfelb, „ei »ill fehl ©IM teefter
in ber SBelt fucrien. 9Ba$ et etgentlftfj beginnen will unb no,
wfffen wir nod) nfeftt."
(5t »etbradjte ben 9teft fefne* Sebene in SBoIfettMUttl «»
et 1841 unter bem 3tame» grfebrfcij1) ®rfmm, Scrjriftftelter,
im 3ß>refjbudj fleht unb, ba fein ® eift fn ben Ußten 3at)ten ge*
litten hatte, gegen regelmäßige 3af)Iimgen, bfe 3BUt>eIm »on
(Saffel au$ borrrjrn bat fenben laffen, Den einer gamflfe biä tu
feinem lobe am 5./6. Januar 1844 fn Wiege gebalten warb.
Et wohnte 1841 naet) bem SBoIfenbüttelet »brefjbuch, »or
bem Jt)etaogter 20, foater aber 8of)enfrraf}e 680, alfo fn bet
©tabt, mag aber, ba et auf bem alten, nid)i mehr benutzten
griebfjof bet jtjegcgtorgemeinbe (ber @t Irfnttatföritdje) he*
graben werben fft, weiter bfefer angehört, hatten. Da« flau*
^erjogtor 20 fft beute alter SÖeg 21, an ber (Sät ber Stote-
amtögaffe; unb bfeö JJauö erwähnt gerbtnanb felbft fn feinen
S3utg< unb Söetgmätchen 2, 229ff. afö baö ßauä „mit bem tiefen«
ftod tm Oftgfebel". ©ein ©rab ift heute nf ef)t mefit nadjjuroeifen.
iDaf) eö fljm fm Sehen nicht bat gifteten wollen, fdjrefbt
SJacob fpfifer boeb einmal auübrücfllcf) feiner eigenen Schutt m.
9cadj efnem SSrfefe SÖUbelmö an 3. Äfnalb in Saffel
vom 8. Sanitär 1844 ift 3aeob auf bfe Äunbe, bafj gerbf-
nanb, ber fünf SBodjen »orber an fcingenentjunbung fthwer
erfratift, aber toiebet auf bet »effetung war, einen SRficrfafl t»
litten habe, rafefj nach S3raunfchwefg gereift @r fanb ff)n noch
leiblich, unb ber Stanfe felbft glaubte, bafj er roteber genefen
werbe: aber fn bet Stacht Dom 5, auf ben 6. Sanuat ftarb er
an (Sntfräftung ntbfg unb fdjmerjloö. 3fm 8. abenbä traf
3acul> wfebet fn Berlin ein. @r bat bann fn efnem (fn bet
gamüfe ©d). erhaltenen) Sßriefe bem SEMblfothefar ©ä)Bnemann
in äSoIfcnbüttel für bie 4*>ilfe gebanß, bfe er fljm hei bem S5e*
gräbniä bei SBruberS gelefftet fjabe.
Sern Sehen unb Sob gerbfnanb ©rfmmö bat fein
93taunfeh»eiger SSlatt wettet atotfj genommen1).
2Cnf)cmfl: 2. gerbfnanb ®rfmm. 555
£)aß gerate 8ubtt>ta unb gerbtnaub, bie fftngßen, ffd)
,.,_ber$ naljeftanben, aetgen einige erhaltene förlefe, Die biefe
beiben getoedrfelt fjabctt Xudj freuten fle am toärmjten bem
etgentltd)en Jjefmaiftäbtd&en ©tetnau angefangen $u fjaben. Unb
ein ©efud) eine* bet Grübet brachte bort bie ganae Söeoölferung
in Aufregung unb auf bie SBetne, einer folgen Siebe genof bort
alle*, toa* ©rtmm btef}1),
(Sinen Söetoet* für biefe Oejhmuna ber ©teinauer liefert
ber fölgenbe, immer nod) gefügte, auö fp&teren Bufaetdjmmgen
and) nod) manchmal ergänzte «rief 8ubu>ig$ an fterbtnanb
t>om 29. 2tyril 1816 über feinen fünfwöchigen SBejud) bafelbjt
im J&erbj* 1815:
„SSon Safe! fufyr td) nad) granffurt, logierte bei Stein,
ber früher in Gaffel fear, einem recf>t präd&tfgen SRenfdjen, bejfen
grau aud) gut unb angenehm tfl, unb oon ba in ftebjefyn (Stunbeu
mit ber yojt nad) ©tetnau, n>o tofr abenbä um {leben Ut)t ein*
führen. & toar ©onnabenb, nodj gan$ l)ell, bie Seute faflen
*or ben $:üren unb belafen ©alat SBet ber „Ärone" tourbe
gehalten, e* tarn tote fonft alle* Ijerau*. 3d) lieg aber abfielt»
lid) meine @ad)en in* „Söefße «Roß" ju Gefärbte tragen. Der
Gefärbt fagte mir, al$ wir allein waren: „ßdren (sie einmal
mir bäurf)t, td) müßte ©te lernten, ©te fyaben fo ein ©rtmmifcn
©efid)t/' 3d) mußte lachen unb fagte e$ ihm. aber er fotte es
niemanb fonft mitteilen." Dann ging er m (Sßffteim) Dentyarb,
ber tt)n aufe freunblfdMte grüßte, unb bejfen ©cfytoefter „bie
©optyte, bem Jperrn fetter um ben J&al* fiel"» @r mußte bei
tf)nen bleiben, unb fein ©epätf würbe geholt
,,9tad) einer ©tunbe wußte e* bie ganje ©taty, baß ld) ba
S\, unb ba ben beuten gefagt würbe, baß td) mübe fei oon ber
etfe, fo getraute fidj bloß ber £anneö Füller (ber alte
Äutfajer) unb bie ©anne nod) herein. Die ©ute, bie Sparte,
tonnte leiber nfd)t mefyr lommen, fle toar tot!
3fl$ td) morgen, £ aufftanb, würbe mir gefagt, baß geftern
3ibtnt), aiä wir am CHfen waren, bie 2eute im £auöel)rn am
Keinen genfer in ber Stubentür mtdj tjfitten fet)en wollen unb
All julernwblfeflfle* SRarcbenbucfi, jnfammen fnr 6 ante ©rofeben (= 75 Vf.), in
elegantem Cinbanb *n 10 0. ©rofeben" angeboten fbtb! ttndi auf beffen Xttei ifi
et att „8fr- Gkimm" beftrfebnet
*) 93on feinem ©efudj in Gtrfnan 1823 erjaW Sacob (SRenfebadj 361)
unter anberem: *3cb woBte crfl nnbetannt nmberfireifen, aber ber 2ßtrtt ein
Gcbulfomerab, ber mtd» tn ben nenniebn Saftren ntebt wteber w Oeflcbt befommen
hatte, nannte mieb auf ben erden SBlicf mtt 9?atnen, ba toar bei Snfogmtol ein
enbe. ^ ©nem jtr fiten ®d»nIaenoffen, ber SBarbter geworben <fl, ({ab t* mtd) jum
(Haderen bfn, ber mfd) alfo ftdrfer tn* @efld)t fafte nnb bod) ntdjt ertannte, bi*
id) tf)n bejaMt batte nnb naebber fclbfl frng." — Sener war mobl ber Ocbfenwirt
»nbreal J?ufnagelt f. 0. <£. 43.
556 fttbtotg (Smü ®rtmm, (Srhrnerungen*
ber «ßaudetyrn1) gatt* *ott getoefen fei, fo t>iel galten bie £eute
auf imfcre Altern unb und alle! 2)a ed ©onntag toar, l)abe tö)
utidf) gepufet unb meine neue Uniform angesogen unb bann bie
£eute xux Xubieti) oorgelaffen! ®djon t>on toeltem f)5rte tdj bie
alte Sied, ad) J&err 3efe^ J&err 3cfc^cf)c, unb ffe l>at gemeint
oor greube, Unb bad bat gar fein @nb genommen, unb fo flnb
Seute gefommen, btd bie fd)önen Äird>englo(fen geläutet l)aJben
unb toir in bie Ätrd)e gingen«
3d) tyatte befonberd otele SBejudje *on Bürgersleuten, bie
fld) nad) meiner JJamtlte erfunblgten unb ade fagten: ,,2(d),
Ratten toir bod) 3f)re lieben @ltern nod) t)fer in ©tetnau! Äommt
benn t»ol)l feiner 3f)ter Ferren Vorüber einmal ald Amtmann
l)iert)cr?" unb manche fagten: ,,©le untren bamald ber totlbefte
unter ben iungen Ferren/'
<5d toar mir red)t fdjauerltdb, tote toir gufammen bur* bie
Ätrd&e gingen in «Denfjarbd <Stut>I, unb bie Seilte ba fafjen
mit ifyren ©tetnauer Wappen auf, oben auf bm hänfen bie
Bürger unb toeiter hinten bie Bauern oon Söellfngd unb ©elben*
rot ufto., mit ttjren langen paaren unb SKodmarin ober anberen
Blumen im ÜÄunb! 9Bul)eIm Bretbenftetn, ber ^rä^eptor ift
f>at bie Orgel gefpleli, unb ald bie fiirÄe aud toar, t>at er fld)
alle SWufye gegeben, mir einen fd)önen audgang au fplelen, unb
ber toar audj red)t gut!
9lad)r)er l)abe id) bie ganae Ätrd)e betrachtet, unb alle ®rab>
Peine unb aud) bie Orgel, too überall unfere Ölamen nodjeüv
gefd>nitten ftef)en*), aucrj bem jeftt toten „Sautbanned" fein ©tuf)l
nod& ftetyt. 2fud) nod) allerlei Albfe$en*) beflnben fidt) oben,
oom $r. Rindl)an nod) l)er!
Der SÖirt (5 darbt f>atte unfern Bf engarten getauft, er
fd)idte mir ben anbern Sag gleid) ben <5d)lüffel, bamit id) il)n,
folange id) ba bliebe, gebraute. SBte oft toar id) in bem lieben
©arten, l)&tten toir ©efctytotfter bod& alle ba einmal aufammen
fein fönnen! 3d) faß toieber auf ber ©anf oor ber großen J&ütte,
too bie liebe, gute SÄutter fo oft ftf 11 lefenb faß, oft in ©ebanfen
oertieft, toad aud und Älnbern toohl einmal toerben toürbe, unb
und getotfj immer in ben ©d)ufc ®oited empfohlen l)at! Dann
tourbe fle aud) toieber Reiter, tote fle und alle gefunb unb t>er<
gnügt um fld) herum fpringen Job. SBle lebhaft fat) t$ fle bann
oor mir! 3n ©ebanfen fat) id) fle toieber mit und im ©arten
*) 3acol» ®rimm beftanbelt bie* ©ort fftr £au*aana in ©. 2B. ©. 1, 198.
■) .3d) fanb »orn auf bem SBrett (im arifUidjen ®tanb)," abreibt ®tl-
»elm an ttrnim 26. ©ihr. 1826 ((Stria 3, 659), „imetmal ben »amen meine*
Sater* P. W. Q., ben er aU Jtinb oor langer aU firtjia Sahren ba etnaetraet
hatte, mabrfdieinlicb »Ahrenb ber 8angenn>eüe, bie ihm bie Vrefctgt machte."
•) ©. o. ®. 40t bte erwftrmten, auf benen 3- faf .
Anfang: 2. gerbinanb ©rtmnt. 557
fongfam herumgeben, vor bfltyenben, Jungen Söäumdjen ftittfteben
unb mit ÖWtyrung fagen: „©etyt, tt)r Kinber, tote prächtig bittet
ba* 93äumd)en, ba$ fyat audf) euer Heber feliger SBater'aeptlanat!"
3d) bin immer mit greube unb SBefjmut au* bem ©arten ge»
aangen. 9Bar tdf) fhmbenweft auf ben Söergen, fo fud)ten meine
Äugen immer erft ben lieben Söiengarten, ba$ Keine ©tücfdjen
Sanb, ba$ und fo glücfitdf) gemalt t>at! „Die Erinnerung ijt
ba$ einaiae 9>arabte$, au$ bem wir nfd)t vertrieben werben
Annen", fagt %tan 9>auU
Sötfljefot Denfyarb tjt nod) ber nämfld)e, ein prächtiger
Äerl, ber mit taufenb greuben fid) aller ©peftafei unb ©treibe
erinnert !)at! 9Btr fjaben nie anberä gefprodjen, atö wie ber
9>räaeptor, „gefjft loa, wart td) wtK br fjelfe, au$ bamit Jefct,
lann er fei Sßörter uro"!
Dad ÄläSdje ftcf>t auch nodf) fo au$, bie Eitern finb toi
(SS bat fid) bem Sattler £ erb gegenüber ein £au$ gebaut unb
geheiratet, ein gana f)übfd)e$ üRäbcfoen, unb t)at atx>et Äfnber.
@$ i>at mir einmal gana freunbiid) aefagt: „3Benn ©ie mir
nod) gut finb, fo nennen ©ie mtcf) bur Da f)ab td) aber gefagt,
wir wollten und alle atoet bu nennen. 3dj bin einen ganjen
$ag mit tf)m auf bem 9Betnberg unb an unfern alten Orten
berumgeftrefft, bin audf) oft au if)m tn$ £au$ gefommen unb
hab manchmal SD?flcf> unb n>aö gerabe ba war, unb gefottene
Kartoffeln mitaegejTen, bie er mir immer gefdjäit unb vorgelegt
at! unb au feiner grau fagte er: „@elt, ba$ fein £eut, net
olb fftme ju dnem fn$ £au$, un fein bod& bie erfte in ©tetne!" —
d) tyab oft t)efmlid) lachen muffen!
3n unferm #au$ wofjnt nodft ber ©(dmeiber) 3iof^ff.
Unten ifi'3 verbaut; wenn man fjfnetnfommt, ift iinf* eine <5tabt.
Unfere SBofynfhtbe ifl Jefet fdjmufcig unb riecht nad) (Sdjnefber.
©onft ifi'3 in ber Küd)e unb überall nod) fo« 3m £of ifl ber
©ewürabirnbaum umgehauen unb ber alte Stau neu aufgebaut.
3m ©arten ftebt nod) ber alte 8tägeld)en<8iteber')baum, ber
weiße SRofenftoa unb alle Söäume, ber alte J&ügei, wo tdj meinen
SRetfenfajten flehen I)atte, ift aud) nodf) fo.
Der alte J&utmadjer Klein, ber oft mx 3»utter !am, fjat
mir en&f)it, wie er ber befte greunb vom SÖater gewefen fei von
Sfttgenb auf, immer mit tym mfammengeioefen fei unb ber
«Batet aUti auf tyn gebauten babe. 2fo$ lauter £5flfd)feft bat
er mtd& „J&err Äapitän" genannt; unb vornehm Deutfd) fpredjen
wollen l
Der alte ^auli1) war aud) red)t erfreut unb artig unb fjat
gefagt: „SSetfl ©ott, wenn id) ein J5err ©rimm feh, fo freu tdf)
mteft, wenn mer nur ein fyier aß Jinttmann Ratten r
*) ®. ©. 43.
558 Subwig ffimll ©rimm, Erinnerungen.
SBtr Ijoben, ©ottfdjalf, SStefbenftefn1), aBtlbelm
(Denharb) unb id), ©Aule gehalten ; bem 28 i I f) e I m (©rimm) feine
SangenS ©rammatff fjabe ttjj auf bem Soeben gefunben (worin
nodj sonGarl gejefchnete Silber waren)— unb baift ber^rfijeptor
I&ftlid) nartgemaifjt worben! Selb tat ti mfr aber, bafi fd) ben
alten g3r. ijincfrjan ntdjt mehr gefeften fjabe. Der dltefte, bet
gBilbelm, ift In »lebet ©cfjulmetfter, ber ^efnti« wirb
©cbrelner, baä ?teäcf)en ift beim SSauueiwaltei 9Sau3 (foK
ftf|ön fein). So habe fch nfemanb von allen m fefien befommen
ali bai affeijüngfie, bae ein armeä, guteä ©efiifjt hat .
©ad bitffte ©fjepaar, baö id) fin Seben gefeben, ift bet
SBfrt unb fetne grau ans bei Äiont. (SSaift.) <&t trug eine
weiße 3acfe, ftfjWarje ober bunfelgraue manerjeftern« .gofe unb
hellblaue ©trumpfe. Der Saud) aber war bte JJauptfadVe. 3n
ber Entfernung fatj er auö, alö wenn eine grsge, weiße <od]k&
fcfjeibe ratt jwei (Seinen baftänbel @ie war nod) etwa* bitter.
tsai ©eben Würbe tt>r fchwer, |ie watfdjette langfam, unb wenn
man ben Äopf nicht gefetjen hätte, fo fall ff« aus wie bai tai>
fammengepacrte SBettjeug oon einem ganjen JJauäbalt! Dabei
waren beibe frifcb unb gefunb, bfe jwei freunblid)en, nicht t)äg<
lieben ©efidjter anjufeben, war merfwurbfg, bei flattern Saaten
verfchwanben belber Äugen fn gieifchfiffen.r <&i tut mit leib, fte
titctjt geaeidjnet gu Itaben. —
fcer Eottor 9Öagner^ reitet noa> auf einem fleinen Wert)
nadj Schlüchtern unb bat immer ein ©peftafel mit feiner Oh»
nomie, feinem ©arten unb SSaumfdjuIen. äöilhclm unb ict> ftnb
abenbö in fetne ©arten gegangen unb haben ihm üocfjer in bie
.(Jeden gemacht unb ade* t>errraä)t*), um bloß am anbern SRor«
gen, wenn wir ju ihm jum grubftücfen tarnen, ju boren, waö
et fage. Sa gab'S nun manchmal ein uHorbfpertatel, Wenn et
fagte, man »nne reine S^tit ganj erbalten. Die Seutt trieben
■) D »nb JtirdiniaUtfh
f anrab toi a ftioc Stellt trat
fem fficün luitrn Dturf Jrfttvi
SHilltr. aB«i»er,- ftji
gubwlg t in ntt«: orfditiitn,
ttnfttl &t AI Milldi, in *«
jattjttt @ej iott Stgur. Sa n
oft Bcrhuti tt mi bat nmx»
arb«l(«ilt <en eilt« crirtftlni
mnffn, «Ol i. Sil rinrm tat
(od) in t« tcuirn SlRcn mit
80b, 8lrtt — -r._..~ — „ „„_ ..... ___ _ ..-.„..a! flunbtawnt mu
ffiirinau aOcnt ouf bem gilbt gbu, lomrii ifln Unit* vom Uiffcfclb, nitbtcit
"l( £Jht(, ffootcit nadj tot iBttttm, aber immrr ecr(«r natb tt« [Irin tu
. ..... ^ .,._.. — "irtm SfoctB 4ttr> «Untmanii Orimm ju «•
Sen, 1111C flutn :
a an.* ») n
Anhang: 2. getbinanb ©rimm. 559
bad üieh hfnefn, ed Wirt nicht meljr jum audhalten. 33a haben
wir ihm fmmer recfjt gegeben unb mit geholfen fdjeltenl Der
jjianned gegenüber fiftt an ber ®ri>cibc unb macht 3rö^fe, fiefjt
mager au* unb hat mit vieloon ber (Karle1) etjahlen muffen.
<St fagt, »ot ihrem (Ettbe hätte fie noch immer »on und ge>
(proben unb fo gern bfe Sötte unb und sefehen! 8ebte fie noch,
fo hatten mir fie nadj Gaffel fommen laffen, wo fie ed genug
bei uns* gut gehabt hätte. Sari hat fie »ortged3ah,r noef) an»
getroffen, unb aiJilfjtlm t)at ftjt noch fecfjäimbjvoaitjig ©ulben
geben laffen, »ad bei Stelnauern febon viel fft; aber wir alle
tonnen ib,r bad nieftt bejahten, was fie für und ade getan!
3ßie Ich wieber ine) amtfjaud ram unb mich an afled er-
innerte, war aüed ftiH, bfe treppe aanj buntel. So grofl flnb
bic Sinbenbäume geworben! 3)ad äBappen über ber 4fir, wu<
nach Wir nicht mit ©ebneebaßen werfen feilten; bie SSobnfrubc,
bie ©artenfhibe, »0 ber Obecforfter «Müller manchmal bei und
jum ©ffen mar; bad Ofenlocb, in bem ich luwetlen efngefperrt
warb, äJed hab ich betrachtet. SSofjl fein glecr, wo wir und
träbbel unb gefochted Obfl effen unb Kaffee trfnfen muffen,
©a ifi gleich bad 3fmmer oouer fceute geWefen, bie alle mit
mir haben fptechen rooilen unb mlä) baten, fet) mochte boä) Amt.
mann hier »erben, baß nur tofeber ein ©rimm hier wäre!
Ben alteften JJerm ©rimmd tonnten fie ed nfcht jumuten,
beim bfe hätten weit somehmere Stellen beim ffurfürften ufw.
2kim ©ottfehalf, beffen eitern1) tot ftitb. War ich oft,
er ift wie ber Jflte, pfeift fmmer unb ift luftig. <£d Würbe ba
oft auch SSuflt gemacht, befonberd bad „Safelfonfeft" mußte einer
fpfelen unb alle artbern Sachen vom *pr. tymttian, auch bie
Äirrbenmuflf: ,J$alt, ed ifi telner beim annern, noch emal »ort
»cm!" fflerm ©ottfdjalf bfibfcb fptechen will, fprlcht er noch
' t unb hat in feinet Schrift bie meiftett
ein paar latetnifefie SBörter v
1815 an 3ac«t,
üRncir m btei
I Btit rirten Wjf n6
■ eetau. St fnat
«■" Sil rtarb DI*
SBiflberti 110 di jii»
«Bit, eritflc, mrftt
f(fftB In Kmertta,
Bltlfdirtibre lt.
3fr Soflu Steig
560 fttbttia ©mtl ®rimm, (Srinnerungen,
SBud)ftaben t>om 9rftaeptot nod)! 9Bllr)elm unb idj toottten if>n
einmal befudjen — er Yoofynt im ©d)lofl — ed toar aber nie*
manb au Jgaud. Da t)aben totr in feiner ©tube aerfradjt unb
®acr)en in ben J&frfd&graben getoorfen. Soor bem ©cr)lo|tor ijl
bad dhrcfyeffifcfte SBappen toteber bcfefHgt unb bad *om gürften
^rimad1) t>erfrad)t toorben. SSefm iefcten franabfifdjen 9tüc&
äug (1813) fft (Btefnau i)art mitgenommen toorben. 2fber bie
dauern t>on ben Ddrfern unb bie tont t>on ©teinau finb ben
granaofen audj tüchtig auf bem SRücfen getoefen unb fyaben fle
in ber ©tobt aufammengefdjofFen! 2fuf bem ßunbdrücf toar
ntcf)t mefyr bad frdrjltcfye Seben! Die gamtlte SRofe toar längft
ttegge$ogen, td) glaube toieber nadj £oflanb. Der neue $äd)ter
toar, n>enn fcf) ntdr)t irre, aud ©tetnau unb ^ie§ ©erladj: fd)icn
ein mürrifdjer SRann au fein, Blumengarten unb alled rmgdum
aertoflbert 3n ®d)lüd)tern fliegen totr bei bem 9><>fhnetfter
Ädljler ab, in bernämltdjen ©tube, too 8tapoleon logierte auf
ber glud)t nad) ber Sefpaffiw ©d&ladji Der £D?ann fonnte sie!
aud ber 3eit eraäfylen.
2Bfr ritten aud) au (Stiefelt tnd ®d&lüd)terner <5d)ldfjd&en,
too aber nur nod) bed Jüngern Stau lebte, aud) bad Sufttnajen
ift geftorben. Die <5d&tt>tegertod)ter, eine grau im beften 2flter,
empfing und freunbltd), aeigte und alled unb ging im (Darren
mit und fjerum. Der früher mit äBafier angefüllte Wallgraben
toar augeworfen, unb nun ftanb bad Jpaud gana langweilig ba,
alled SRomanttfdje toar toeg!
(5d tourbe Kaffee für mt^ ganaeftt, unb tofc fafjen in ber
nämlldjen ©tube, toortn totr mit ber ÜÄutter immer toaren. Die
ffiinten an ber 2Banb, ber Dtftelflnf im JWfla am Seniler/ tote
freute l<$ mich ba tofeber au fifcen, too n>fr fonft afle fo gerne
toaren unb eine ©olbfdjnur ober einen (Schnurrbart *on $ela
gefd)enft befamen! ^a^ iß alled vorbei! — ©rab bad 3<rf)t
t>orr)er auf ben Sag toar (Sari aud) mit 3Btlr)elm (Denfyarb)
nadj ©djlüdjtern geritten. 2fof bem 4Jeümoeg begegneten und
ber 3od)f l4) unb oad „9>reuf}dje!" Dad lefctere iß jefct atoeiunb*
ftebatg 3aJ)re, läuft aber uochbie SBodje 3al)r ein 3at>r aud atoei*
mal nad) ©tetnau, pod)t bei äBtltjelm an bie $ür unb fagt toelter
nldjtd aid: „9tte je beftelle nad) ©djlldjtern? Äee J&aafebälfdje,
nir t>o Söoor?" toenn aud) gar niemanb im Rimmer ift. Dad
^^reufic^e" tfl ein »a^red 5Bebürfnid für ©tetnau, »eil ed
l) 2)er fätyere Äoabititor wn SKaätj «arl SQeobor oon£)albera, SNkrfl*
pHmo* trt ttftrfntanbet, befa# aW 0rof9crtog oott ijrantfnrt, 1810—13, granf-
fnrt, ^banan unb ffnlba.
*) «in Sutc tet bem 3«cob @rtmm Uli erftett J^brdffcJjcn Unterrid»t
crljaltai Ifattc-
Sfntymg: 2. getbinanb ©rfmm. 501
3fhonen u. bgL ©adten bat)tnfd)Ieppt, alte i'eute l)aben e$ gern,
unb f* tjabe e3 geaetdjnet unb fetjr ähnlid)').
15er aSälltT (fiutfdjer) ift noa) auf ben ©einen unb
fprlrtt gern »om 9>tatteput)en *), hat$t fidj ein »enffl tm Ohr unb
jftiebt bfe Sappe hinauf. ©r trfiflt ©onnragö no* brt SlateeS
cfotee, ©tau mit @efb unb Silber, unb ift autf) Darin iu mir
gefommen. @r ift j'cfjon in ben acfjtjfger 3aE}ten unb eben in
6er „tfrone"*).
An $t 3fncft)anä ©reue ift fefet ein anbetet. Oben tn
bet ©djulftub« Jmb norf) bfe 93änte unb fein 9>ult unb fein
€<f)iefctftefn. aber bic alte Orbnung ift nfdjt mehr ba, man
merft gleich, baß ber alte $tajepa>t nfa)i mef)t ba häuft! ©et
berüh,mte jHrfdjenbaum ftefft nocf), aucfj fein Sünglottenbaum
(dtefneclauben) im SRathauSgärtchen ! 25a$ £cb liegt notf) am
alten $Iafel
iDie SJuben au$ bem Sfetftof*) flnb aerftreut, iä) bab
feinen gefeb,en. ©er ^&ä)ttt im Slet)f)of beißt ©oebel; et
unb ffe rannten bie SSurter gut, ei finb artige Saite, unb ich
" *> «ttrBoi, «(n'rtirt lufimtn, wtil fititibtnbf S>i«i(K>ol(ii jultet micft ti(
£trWlatit {« putjrn Satt«.
*) gnftonnnl SRfilitr hat und] lim 9B(fljUfl btt iWutltr @nmm II* 1810
no* mit Warg. 8ll<f Mihniald unb in all Äiitfnitr in tn „Jlroiir- 1822 oc.
ftoibcn. — 3m SttDIabr iBIS bat er burdi Scmjarb eint «cnfbn nun tut
°*-"tr» «foibtrt, »dl tc all unb nidii mebt binltfabia rri tSabbr. 4U). «int
njtrbtn Md> »0)1 nidil tcnUUiI Mim, tonnten ci au* niAi,
folÄt twrMn oiifc »obl n(At bmlniat wt*n, feitntcn
*) »tmonf aabt ber rrfotniirtcB Jtlrdif -
Bot)». Stimm, Srtinntru»»™.
562 Subtoig (Smil ©rtmm, Erinnerungen.
fear oft bort. Der Site ift ein groger SDtonn, elnfilblg, oon ber
(Sonne »erbrannt, fte eine biete, große, gefunbe, 1)53$ luftige
unb freunblfdhe grau.
Der „2Öa* t)aft benn für Äügeldjen1)", toar ein »ebtenter
in ©telnau unb hat mir bie gefattelten Werbe oor bie Züt ge*
bract)t. 2)er3««gfötfter ^atfc ift noct) toofyl auf unb fauftbrao.
«Der lutf)ertfd)e ^rdjeptor ©elt)a* fauft auet) noct), unb feine
grau iß noct) bie alte J&eje, ber tolr einmal ben jSladj* am
Sfengarten fo ruiniert Ratten. Die „(Stymologte^ unb bie
„©mirar," finb unter ben ©olbaten. — Die ©änfet)frttn tttibt
nod) tote fonft au*, ber ©dhäfer pfeift, unb ber ^Tut)r)irt unb ber
©ct)toetnet)trt blafen alle borgen nod)!
Da* SÄänaje9) ift in ßanau Äau*let)rer unb foll orbent*
lief) gelehrt fein unb 9>t)tlofopt)! 3m lieben SÖf engarten bie Stnbe
ftebt noct), tote froh tt>ar ict), toenn ict) toleber barin toar! Die
J&ütte Ift noct) fyübfct), aber ber ftetnerne $tfct) jerbroc^en, an
ben SSäumen flehen nod) unfere Ölamen, unb auf ber Stube ift
toteber ba* Bfcelvneft! Überall t)abe ict) ©lumen gebrochen unb
fte nact) (Saffel getieft Der (Stein, ben toir oor bit ©arten*
tfire legten/ lag auc& nod) bal Der 93 er n fte in 0/2Reifter 93.,
toa* ift ba* oor £ola? — <5tct)enJ") ift tot unb fein ©ot)n ©olbat.
Überall toar ict): auf bem Äirct)t)of t)aben bie gtanjofen bie
Älrdje jerftdrt. 2fber bem ©rofjoarer fein ©rein ift noct) un*
befcMbfgt, unb e* blühten Blumen um* ©rab. Daneben liegt
ber &ater unb ^ermann unb (Sbuarb. 2fucr) gana ftid über
ber SRauer lag bem ^räjeptor fein ©ftrtdjen mit ben runb au*
gefdjntttenen Öbftbäumen!
3ct) befugte auet) biegamilie (Schlemmer, ©le toar eine
gana fd)5ne, gefct)eite grau unb eine ber $5ct)ter fet)r fd)5n,
aber fein beutfie*, met)r ein franadfifdje* ©eftct)t. Der alte
©tabrfdjretber QÄdller, ber Amtmann SSüff4) unb mehrere
noct) gaben mir ©efellfdjaften. dhtblfdj aber mußte ict) bod) oon
ber t)errltct)en ©egenb #bfct)teb nehmen. Den 4ag meiner 2fb*
reife bin iä> noct) morgen* in aller grüt)e in ben lieben SBtetf
garten gegangen unb fefcte mlct) auf ber lieben üRurter tt>r
?)läfcct)en. Da toar alle* toie in ben Ätnberjat)ren, ba* ijofje
@ra* mit feinen taufenb Sölumen, an bem bie] Tautropfen
bltnften, Sogeigefang attein unterbract) bie feterltd&e ©rille. —
9ia<t)t* etnt)alb ato5lf bin id) toeggefafyren, unb toie ict) buret)
ben ©teintoeg fut)r, fat> ict) noct) bie Sie* mit ber Saterne au*
bem Äau* fommen, um mir noct) Xbieu au jagen!
3n ber erfreu Dämmerung ram id) in ©einkaufen an unb
x) €1 »fcb wofjl ber Gpifiname einet Sitten fem, ber tnft Angefallen «ad»
ber »erfyananitooaen flapffrfdjfongc aefdjofFen hatte. *) SRenae, f. ©. 43.
•) «Wer. *) Bater be* Dr. jur. »., ®. 211.
3nf>ang: 2. gerbfnanb (Stimm. 563
faf) bie fdjöne ftfrctye unb ben SBarbaroffa^alaft in unfenntlicfeen
SRaffen baliegen, unb abenb* um {leben Ufjr fam td) wieoer
in granffurt bei <&ttin an. SBie id> in* 3immer trat, faß aud)
SSilfjelm, bcr unter ber 3*tt au* (Saffel gefommen war, am
$ifd), worüber td) midj fefjr freute. 2Cud() war ©afctgng mit
grau unb Äinbern ba, unb i$ !)abe au* ben ©oetfye gefeiten
unb gefprodjen1). 2Bill)elm reifte mit ©afctgn^ nach Reibet-«
berg unb fam nad) trter Etagen wieber mit tym jurücf*).
3mwifd)en bin id) naef) ßanau unb fyabe im „Äefflfd&en
J&of" logiert, unb abenbö benSöobe, ben 2fboif, ober „dtonbolf"
befud&t @r ijt 2ttwofat, faft jwifd&en 2Cftetu @r war aucf) mit
im gelb al£ freiwilliger Säger, bei Gar 13 (Säfabron, unb ift
fefct beim Sanbfturm Stittmeiper8). gajt t)drte id) aergeffen, bafl
ber SÖtöjelm Denfyarb aucf) Offöter beim 2anbfturm ifi Ttn
Di enalb* 4Jau$, wo ber ©roffcater wohnte, auf bem Äfrtfolafc,
wo wir mit bem ©eorg 9>f lüger unb grtfc fpielten unb in ber
£ird)e ©Reiben einwarfen — überall war ia)!
Unfer £au$ f)ab tcf> aucf) gefeiert, auf bem 9>arabeylafc4),
wo bie Söäume ftefjen um bie ganje ©tabt. @$ ig afemlicfc tot
bort, unb bie abgebrannten unb aufammengeftfyoffenen Käufer
liegen nod) im ©cfyutt.
Dann bin id) mit bem SJtorftfdjtff natfy granffurt fjtnunte*
gefahren, wo idf) SBilljelm wieber traf."
Darauf antwortete gerbinanb, bem ber Sörief an bie
(Seele griff5), atterbtng* erft am 5. Oftober 1816:
„Steber 2ut! <3o biß bu wieber au* 3talien tyerau*, id)
hatte bir julefct fdjon einen Sörief getrieben, afö mir ©at>f gn»
fagte, bu feteft fort; alfo fd&retbe i^ bir nun fefct. — Du fannft
nl8)t glauben, wie lieb mir bein großer Sörtef war mit ben fjerr*
liefen 9tad)rid)ten au* ©tetnau! 3* lag auf bem (Sofa, im
begriff ein preufjifdje* 9DHttag$f$!äf(f)en in halten, aW ein
9Rabd)en fam unb mir ben blauen Quartbrief i)in reichte. @$
war aQed wofyl unb btö in* flcinfte ijtnau* fyereraäfjlt, wie id)'$
fjoffte, unb wie bat mtd) erfreut bie fdjöne $reue ber alten J&effen,
nur baß td) ntd)t babei war, ba* war mir ba* Söetrfibenofte.
Sor allem ift eS fcr>6n gewefen, baf fld) 4Janne$ Füller in
ber alten Uniform, unb bie ©anne (Sufanne) fo ^craltcr) bezeigt
ffabm, aud) bie 2ie$ mit bem Äatfjrtnd&e*): enblfd) aber tut
mir fo leib ber $ob ber treuflen SÄarte, bie <§>ott ofyne Äinbeä»
x) ®. o. ®. 208 ff. •) @. o. @. 213.
•) Cr Ol aber mdrt alt Offner mifeemefen- *) @. o. ®. 29.
•) Cin bnbfdpr »rief SacoH an 9frb<nanb, bcr biefem aued SngrnN
erinntrunaen werfen fottt ßeftt Äl. ®d>r. 1, 23 ff.
') ®rtbe W fttbwta acieid»net. M fetai aar fdi6ne Ä6pfe/'t faate er.
36*
564 Subwig ffimil ®rtmm, ©rfniierunflen.
fieuben ju fidj nahm. T>lt gute ®«t* tonnten Wh freilich nicht
belohnen für Ihre Stoffe Stcchtfcfjaffenfjeü, fit War bie meiftt 3eit
ihtrt Cebenä fn unfern Bie-nften. ©eine ©rStlbetung »on
Sla«chen ifi trefflief) unb cfiarafterifrifd), Aartoffeln auf bent
3:ifd) unb ju feiner wrau fagenb: ,5cie ferne ju ein erei, Cfte)
fe«n) nU ftot*'! Dlefe 2öorte fagen fo »feil Aber Heb »fite
mfi bodj gewefen, wenn bu mfr auch feine grau genannt hätteft,
ob eö etwa eine 93tabant ifi, ober eine wn jenen 9Xäbd)cn,
womit wir oft jufrawten fpielten, ju welifcen breien auch bie
fpafj ige 93ärbel gehbrte, bie mit, fo früh, geftoiben, recht leib tut.
äSilbelm Dentjatb wat bet befte unb fühienbfte gteunb,
unb fht mögt euch mancher Suftfjene erinnert haben! <8i ifi
wahr, bu bifj jur roftlicbften 3eft burd) bie Heben ©egenben
gewanbert. äffe Selber ftanben noch {nun, bie fä)one Heuernte
wat ba, ihre 2Süf)tgerfia)e, gegenüber bie 28iefen, feber Saum
unb S3ufcf) fo wohjbeTannt, unb in ber Suft bie jifebenben
9Rauerfchwalben ! 3)or ben genftern (Denhatbö ißaue) lag oft
btttben im wannen 9Rorgenfonnenfchefn ber SBefnberg, unb in
ber SKitte unfer lieber KÖiengarten, unb bie biete .ßutte war noch
ba, »o einft bie gute 3Äutter fo oft faß unb ff ch freute über bie
ftudjrooffen SSäume obet ben fajönen ftladjö unb taufenb anbete
2>inge, für bie roir bamaW feinen @inn hatten — ein foldjer
fSHtf in bie »ergangene 3»' nuifj bit mei)t ftraibe gemacht
ftaben, als nur aussprechen ifi! — Sit wirft nun wieber am
^lämatten') Wohnen, bottfft'ö heilet, felbft un2ötntet, Sonn'
tag« ftretfen ba bie 3:aufenbe Don gröblichen jum Äaffee b'naue!
,£ier hat eben bie Scunftauöfteffung it)ren Anfang ge>
nommen. 3* fiSnnie bir bfe »feien (Stjeugniffe auö bem ofefen
Äatalog hemennen, ti fei bir feboef) mit efnigen genug. 3<fj
erwähne ein paar gute arbeiten Ooerbtdö auä gtom. SKlt«
unter tft auch ein nfthi oetfehlte« ©cfilatbtfHur' ba, enblfcfi recht
gutegruchtftubien; fonft aber mag mid) berJJaufe nicht fonbet«
Heb erbauen. 9Son SBura*) bie ffurprfnjefi unb bie jwei $rin>
jeffinnen1), lebten fcheinen nicht geraten, ujw. Schabe, bafl bu
baö berrltcrje Sfitatbilb »on Danjig*) nicht gefeben baft, über.
, mil flltttr BHucll ulfaninMn-
wc ftii isoi in Btriin istii, wo tr an* mrtrniali &it
■Im* II., blt ttitext Aurflrftm ilngnflr. wallt nnf
inen SBilt eon Slujufk bat gitrcta 91t. 7B rabfett.
iittt" enn ßmi snemiiitg in tec ÜRatimfitdit in £antif
tttt. *. SS- ffi. 39, nRb Miinbtt« bn Seil, SR.,
II äaftri Don »rtgat ju flinm italitnifditn SBtfltBtt
U im rtanol iDtjatlöottt unb tm btffei «eebcrti na*
r, tarn um 1907 nadi qMtU, mu|tc abtr BIS efctn-
#nr)ang: 2. gerbtnanb ®tintm. 565
fjaupt mehrere treffliche ®emälbe bet GHufttnfantfdfyen (Valerie1).
SÄan Saat, bte Sammlung ber®ebrüber feoiffereje in J&etbel*
berg fyabe bet Äbntg *on ^reugen ebenfalls getauft. — J&aft
bu SRofyben*) fn 9tom gefprod&en? £>urd> SWüller* $ob (ber
fogenannte SeufefräRütter)*) verliert bte Äunft in £>eutf<ftlanb
beoeutenb. Du tofrfl mir bod) einiget au* befnet fHeife er*
jäfylen? — 3m 3uni toar tc^ einige 3eit auf 2trnim$ ©ut
(20 ©tunben *on r)ter) gerefft. £)ort fanb fcf) ben 2Btlr)elm
unb freute mtd), bafl er fo tt>or)l, fo fetter unb froh toar4).
SWefne fünften ©rüge fage ber gamflfe £e$, befonoer* ber
outen gftau yrofeffortn, ber Klette*), 9>eier unb ben übrigen,
jfcer alte lange SBinter6) (Äapettmefjter) ift r)ier, idh fann bit
eine Worfle &on feinem Äopf beilegen, toenn bu toiHjt.
Seb n>of)U X)ein treuer g. ©rtmm."
<5f n tfoetter ©rief gerbtnanbä, ben er fed)$3at)re [pdter
fdjrteb — anbere werben neben feinen Xuftetdjmmgen, »on benen
jß.®rimm (Einleitung m ben SJtörd&en, <3. 11) fprtd&t, jlcf) im
berliner ®rtmm*@cfyranf beftoben (©teig 3, 471, Änm.) — mag
hier nod) folgen. ©etbe tndgen aeigen, baß er fein geftbfynlidfyer
ÜÄenfd) unb nicht ot)ne Sntereffen unb Äenntntffe n>ar, manche
«Stellen aucr) l>ter, baft er, befonber* nacr) ber ®emüt*fette,
bodj aucr) ein ed)ter @rimm getoefen ift«
„Sfebfter Soutä! X)u fottteft meinen ®eburt$tag$grujj au
rechter Reit befommen, bocr) nfmmft bu tyn aucf) fpater gern.
2Bte get)t e* bir? 9Benn icf) etoa* au* bem bebtet ber ^unft
jar), benfe icf) immer an btcfo, alö ob jfcfy alle* auf bfd) bejdge.
Öleultd) roarb mir toa* Äübföe* geaeigt, eine groge (Sammlung
englf fdjer ®ebäube, £it*en, alte ®rab* unb Denfmdler, Steine
u. a., alle* tt>of)l mefyr für «rüttelten beregnet, aber fo t>crrlicf)
in 3efc*)nung unb ©tief), tote man'* nur fet)en fann. Bonbon,
') ©te berftbmte Bilberfammlung bei SRarcbefe OKuflintant tarn 1805
au* »om na* «Paril, wo fle 1815, nocb 170 OemAlbe darf, für bat berliner
SRnfenm erroorben warb. $<e &oiffertefcbe (Sammlung aber ging 9renj)en
verloren, weil (5 (bin feit bamal* (£erbft 1816) mit © o wer*e abaefcbloffener
Äanfbertraa elf Sabre lang oom Jt6nig ntdjt befMtiat warb. (So tarn fle Aber
(Stuttgart 1827 nacb Sägern. 8ubwig I. taufte fie bamal*, Hellte fle erft tu
®cblet0brtm auf unb lief) 1836 ihre mertootlften ®d)4$c in bte SRfincbener Vina*
bttfit bringen. *) <5. o. ©. 239.
•) ^ter irrt 9erbtnanb. ©er «XenfeUmAKer* mar ber ®. 246 genannte
SRaler unb Siebter, 1 1825. %m 3. ÜRai 1816 mar aber in 9trna aetftettrant
ein anberer Sfßaler 9riebricb SDtfiller geftorben, (Sobn M berftbmten Jtupfer*
flecber« 3.o D. @ottbarb ÜRflUer in Stuttgart
4) Über ben Sefncb ffiüfjelm« auf Hrnim« mirfifAem 9ut 993ie»er«*
borf i SBeermalbe, f. ®teta a. a. O. 8, 344 f., bie «riefe SBilbelmt an 9er*
binanb, bnreb bte er btefen in «mim« Wamtn bortbin einlnb, bafelbft 345
«nb 46. $erbinanb fttbr oon Berlin mit bem 28aaen, ber <5ao<gnt) von
^©ieverdborf nach Berlin iururfaebraebt tpttt, am 5. Snni babin ab.
•) ®. o. ©. 104. •) ©. o. @. 109.
566 Subwtfl @mfl ©rtmin, (trtnnerungen,
gblitburg ujw. muffen In bicfcr JJtnjicht siel Sehenswerte* ent-
halten. 9Bie ab« bie ©nglänbet tm gobfcbnftt immer weitet
frhtcften, ift ganj augercrbentlfcb ; bie Silber unb aSfgnetten jh
ben jehnerlef ©hafefpeare* ftnb ungemein fch&n. SBie elenb ba-
gegen, wa* unter und gemacht wirb, namentlich von bem
@ubiV), unb i* glaube, ©oethe, bei f ebt .alte* lobt, hat bem
auch Uta* gefagt*). 3* weiß nid»t, wati ich oon bem (Soethe
beuten |oI(T
mai haft Cu »on München gebort, bei ffameüai war
bort fehr lebhaft, unb ber äöfnter aud) fehr leite. Sfflte fanft
geht et auf, bet Frühling, ba gingen wir ehebem in ben ©arten
unb bie gelber, »or allem fn ben treuen 9Setnbetg bef ©tefnau
a. b. @ir. 3m ©etft feh fefj ihn, unb mte au* fernen bunfien
Johlen') unb Schluchten ba* mu ®t* unb Schnee »egfchmfüt,
alle* auflebt unb grün wirb. 3ch lenne noch, bie erfte glänjenbe
SSuttetblume, bfe leb unter bem Eaub entbtefte, ba* in unferm
83tengarten, um bie große JJÜrte, niebergefaSen toat, unb machte
Ihr £uft, unb brach ffe nfdjt gleich ab*). Auf unfern ®ehutte>
tag bedimen wir ©lücflfcben ein Rädchen, ein ©chauftikf
(9Runje), noch fttM ^efferuÄteujet, unb von bei guten ÜRarie
(unfeter alten .Wocfnri) ein ©tuet Ohertorrtiejel1).
9Ba* war eä gegen bfe erlaubten Sänge fn* (freie, bie
hohen Sudjenroälber mit ihrem 'Bogeigefang, Sleuntottr unb ihre
Sleftet, bfe Suft, bem Urfprung eine* raufchenben 95etg»affer*
naa)jugel)en, unb bfe sielen tcbenägefäfjrttchtn 9Mä&e, wohin rotr
un* gtiitflidj nagten 1 — Xbetifl oit noa) erinnerlich, nie tott
im tiefen 3:al fffo)ten unb ftebften, ÄIa*d)en in bet ©teinebach
ftanb, totr auf bem dtafen, unb plbfclicr) ber gefnb natjte (ber
Q3trt orten rettete, tat ei
<?xittibt KtdU." AI. Sdlt. i. **■
') «SreeeO, ei« Jttl «turnerf. »a( SJott w
(Ar «djiilfiitttt.
2Cnrjang: 3. Sari ®rtmm. 567
gffdjer) — wir bann bie bufd&tge 2(nr)ör)e fytnauffrürmten, in bet
sfcafdbe bie goreUen fyaltenb, bann auf mein Äommanbo (weld)
ein geibrjerrntalent entwickelte tct) ba ntcrjt!) hinter bem SSetg*
bont Äeljrt machten, wteber herabfliegen mit @Awung nun
gegenüberltegenben ©era, fort im fdftltdjften «udrtg übet
bie Äcfer burd) bie alte J&oH rennen unb enbltdj auf ber ©trage
nact) @d)lüd)tern triebet rjeraudrommen1)! 936fe ©treibe t)aben
wir und bodj faum $ufd)ulben fommen laffen, felbft bie ®arten*
Speftafeld waren nur reiner. fdjbner Ätnberunfug. SBtr waren
>ie fünften Ätnber in ber ©tobt, mit ben langen Jßaaren, taten
niemanb wad, unb bie Wappen würben \>or und abgezogen &on
ben Bürgersleuten, Hut biefe unbefcrjretbltcfc fügen Erinnerungen
jfnb und geblieben, bie tet) um ntcrjtd fjfngäbel £>er fcr)5ne bref*
teilige 9Betnberg mit feinen Umgebungen, bie 2Cudffd)t auf irjn
unb \>on ihm, td) fann ir)n ntd)t \>ergeffen, fein ;l)errltd)fter (Staube
Sorratn üoerbietet bad! <5d tft mir oft, ald riefe ed *on bort,
ald fottt ict) einmal wteberfommen! 2öte gern, wär'd auet) nur
für ein mübed 9>läfccr)en ber 9tut)e*)l SBad r)at und in ber SBelt
fo worjlbefyagt, ald Jene taufenb fbjtltd&en SRbtlfnge, wie ffe
unter ben fleinen @teind)en und entgegenlacrjtenl
SBie ict) rjbre, tjt ÜKaler G).8) fefct in Gaffel, er tft ein
uter Genfer) unb ntd)t ungefd)tcft, aber langweilig, batet in
[rag unb Antwort fefyr läctjerltd), unb fam mir immer \>or, wie
ad grauenaimmer, weldbed auf bie graae, wo ffe t>er fei, \>er*
ferjämt fagte: ,ÜWt 9tefpert au fagen, aud Bern Wintern 9>ommern\
©rüg9 boct) recr)t rjenlfcr) gubwtg Jpaffenpflug unb alle änbern
unb lebe gefunb! ©ein treuer
gerbfnanb. Berlin, am 15« ÜRära 1822.
3. €ar( ©rimtm
Über ben ©ruber Sari finb bie 9tacr)rt(r)ten noer) fpärltcrjet ;
aber fo *>iel Slot unb borgen wie gerbin aitb fcr)eint er ben
SBtübern ntdjt gemalt au rjaoen. Xuenefymenb gut war aud) er,
*) „®te wir einmal", antwortet 8nbmia, „beim fctfcben oom bflrren
SRelcbior ermifebt würben, me{# id» and» noaj febr genau. £at AIAtcben
mürbe barcbgeprflgelt unb tbm bie ©trumpfe genommen, mieb erwifebte ber bftrre
Äerl im Äornfelb, aU er mieb aber bleuen wollte, ri# id» ibm au«, unb er tonnte
mieb trofi feiner grofen &ftfe niebt wteber erwifeben."
•) $er «ruber Sacob f>iclt 1830 in <36tttngen feine «ntrittirebe Aber ba«
$eimweb! „3kb meinte betmlicb and> Reffen mit," febreibt er an ßaebmann,
„ffibrte e« aber bauptfdcblicb auf ©entfebtonb nnb bie bentfdje ®>racbe au*.11
•) Safob ©Atta? Soft. Onnbelacb? 8. ©rnnbaum? it. @linier? ber le$te
mar ein Setannter ber vrftber.
568 2ubtt>tg (Smil (Stimm, (Srltmerungen.
aber ntdjt befonber* begäbt, fo baft 3acob fdjon 1805 Qflbbr, 36)
SBtfyelm feine fd&toere ©orge um ityn befennt, ber bamaw föon,
tt)enn aud) ofjne eigne Neigung, mm Kaufmann befümmt ober
entfdjloffen toax ober gar föon langer in einer faufm&nnifdfyen
2et)re in £anau getoefen au fein föeint. SBenigften* fd>rcibt
SBilhelm (<3#oof 1, 41) an feinen greunb SÄtnalb1) au*
Gaffel: „ÜRetn SBruber, ber fonft in £anau tft, ff* fefct mit guter
Stonbltton in J&amburg."
£>er greunbfc^aft ber Älteren ©rüber mit 2ulu (2ubot>lca)
Brentano au* granffurt, ber @d)tt>efter \>on (Slemenö unb
SBeiiina, t>atte er e* fidjerlld) au wrbanfen, baß beren Glatte,
<5arl 3orbt* (t 1839), ber J&ofbanfter 3£röme$, ber mit biefem
narf) (Sajfel gebogen toar, tfyn in fein 93anfgefd)äft einteilte •), 3*n
3uni 1809 erhält er ael)n Äarolln Rulage (Sgbbr. 109); »ad e*
aber für ein Vorfall n>ar, ber im »Uwember fcfion feinen 2fa&
tritt au* bem ©efc^dft veranlagte unb bei bem $acob tfym, ber
freilief) manchmal viel au arbeiten fjabe unb e* ntd)t gern tue,
bie meifte @d)ulb jufcfyiebt, totrb nid)t berietet. @tn fd)tt>anfcnber,
ratlofer ÜJtenfd) fd)etni er ohnehin getoefen au fein.
„2Cn <5arl," treibt ©tUyelm au* £alle im Xprtl 1809
(Sgbbr. 87), „toirb fiefy ber innerliche SJtongel an Sroft immer
. • . offenbaren; »eil er an nld&t* feftyält, greift er faft blinb
na# allem, too er (Stufte fyoffen fann/' „Eber" — fo beift'*
Ja bei iebem $abel ber älteren ©rüber immer fofort hinter*
brein — „bu fyaft red)t babei, er tft fo red)tfd)affen unb efyrltd),
baß idj tyn aud) tjerjlicf) liebe."
©nbe November 1809 fd>reibt SBtlljelm, Sacob mbge
boct) fudjen, il)m in Gaffel eine Aufteilung in irgenb einem fauf<
männtfd&en ®efd)äft m serfd&affen. „@in (felbftänblger) «auf*
mann toirb er boct) niemals »erben, »eil ifyn ntd)t* tntereffiert
©ruf} tfyt boef) ^erjlicr) von mir. 9Ran fyat von iebem Söfenföen
x) $>ie »ruber 3a cot» unb 28olf «Ktttalb ^abeti ben Alteren »rabern,
auch in ber ©öttinaer unb Berliner 3eit noä), ©elbaefcbdfte beforgt, mtb ohne
ieben eignen Sorten. @ie wohnten tn bem Jpaufe, ba* tbr Sater, 2Öolf ».,
geft. 1811, 1766 an 9er (Stelle bei oon ttftobenfcben (f. o. ©. 230) £anfe* er»
rtdrtet Ijatte, beute fcntenaaffe 20, unb hatten ba etnen ©tofflaben. £>er iftngere
»ruber SBolf rooate 9ffa(er werben unb ftabterte febon in 2Bien, befreunbet
mit Do erbe rf, ber aud» eine f<böne Äretbeietctutun« bamaltoon ihm gemacht bat.
%üt ©ruber @rimm flnb ^reunbe ber Grober W. aeioefen, Sacob unb
© U beim mebr oon 3acob. £ubnng mehr oon ffiolf. S)eflen ®ohn 3ofepb« eben*
faa« ein trefflfcber ÜRann, tfl tn hohem «Iter im ©eiember 1910 geftorben. Cr
befaf etwa 65 »riefe 3aeob* unb befonber« Wilhelm«. — 3»et »Über, bie
2ÖoIf «. oon feinen @rof eitern geieiebnet bat, bat 8n bioig ihm rabtert, flehe
9rr. 84 nnb 85.
*) Sine SrieffleKe bei ®teig 3, 28 oerfennenb, bat ©eboof (J^effenlanb
1905, 131) (Sari aU Kaufmann in KUenborf (a. b. Snmbba) beieicbnet. 6r oer*
ftebt aneb ebenba (toie 1, 31) tint begeiflerte tfotktfttng 3Bilbclmi ober ®a*
oig«9 fo, aU fei 3acob ber Oelobte.
Xnfymg: 3. <5arl ®rimm. 569
einen Sotaleinbrwt unb n>teu>of>I id) mit ntcfyt* betrugt bfn, fo
ftefye td) in Qebanten immer oor tl>m, al* tjabe td) fi)tt womit
beletbtgt unb müßte ihm abbitte tun« SBan fann aetotjj nid&t*
Unrechterem auf ber 8ßeit tun, al* %itbt, toann fte ftd> aucb
äuftert, ntd)t red)t freubtg unb fyenlidj aufnehmen, unb too td)
aud) nur ein (Geringe* baaegen aefünbiai, tft'* mir immer ein
©ortourf unb quälenber (Sfebanfe* Qöbbr. 192).
Durd) ba* ftete Durd)bred)en tfjrer ©üte unb Siebe, in ber
ffe ff d) immer nod) einanber beftärfen, mögen bie älteren Grübet
au* mit (Sari nur langfam genug oortoftrt* gefommen fein.
1810 au 9BetfynacK)ten ift er nod) in Gaffel an Aufführungen im
gamtllenfretfe beteiligt Xbtz im Sanuar 1811 reift er enblicfy —
toa* 3acob leib tut — mit neuen planen na* Jjamburg ab,
too er toofyl eine SRelfeftellung, tote er {ie aud) fpftter beflelbete,
aefunben fyaben maa. 3n Süoeä fdjeint er toenfgften* befannt.
&r toirb aud) bort im Sorben (Sngltfd), ba* er fpäter gelehrt
bat, unb ffranftdfif$, ba* er nad) äöttyelm* 3eugni^ geläufig
fotad), gelernt tjaoen. 2Cber im «September 1813 nmrbe er (nad)
SÖttyelm bei Stengel 2, 4 unb 3, 103) au* Jßambura oon 3)a*
«out au*getoiefen, verlor alle*, toa* er befaß, unb fam über
©tabe unb Bremen am 13. gebruar 1814 in Gaffel an. Dort
trat er, „jf$ tym barbietenbe Vorteile ntd&t ad)tenb," al* frei*
tottttger Säger ju 9>ferb ein. 3(1* Offöier, tote 2oui*, tourbe
er aber nicfyt angenommen, toa* man, tote SBtlfyelm meint
Ogbbr. 226), aucf) nid)t oerlanaen tonnte. £>tefer braute aud&,
toenn aud) nur mit SBühe, für bie Reifen ber ©ruber au* J&anu«
bürg unb SDHhtd&en nad) Gaffel bie Soften auf, unb jtoar bei
einem ®ef)alt oon ljunbert Malern unb unter (Sntleifyung oon
[ecb*r)unbert Malern; fein (Stefud) um 3ulage fal) er jebod) al**
balb abgefdjlagen.
<5arl unb fcubtotg rüctten mit ber fcffiföen £>iotfton in
granfreid) ein. $om 7. 2fortl ab toar (Sari mit einem Offner,
ber Depefaen an ©lüdjer braute, in $ari*, toofytn aud) Sacob
am 10. tarn, ol)ne baß ffe ftd) fofort gefefyen hätten. 2*om
26. Bprii ab aber trafen fle fld^ täglich (Sflbbr. 309. 314). Dann
toarb er oon Sorbt*, ben er aud) in $ari* fanb, in ftinan^
fachen nad) Trüffel, 25toen unb 2Cad)eiv35urtfd)eib gefeiert, fam
toieber nad& 9>art* jurücf unbjog n>of)I am 4. 3uli mit feiner
Gruppe toieber in Saffel ein. (St ift bort in feiner Uniform oon
Subtoig gewidmet unb rabiert, unb toir geben ba* &llb t>tcr
toieber1). »©eine ®eftd)t*$üge toaren regelmäßig, aber ernft unb
faft leblo*, f)tf$t e* in ben £eff, Erinnerungen, @. 33; „feine
großen, blauen Bugen matt unb trübfinnig; er lächelte feiten unb
ladete nie."
*> mt. 44.
570 Subwtg @mil ®rtmm, (Erinnerungen.
9to$ einem längeren SBefucfe in ®tefnau im 2faguft reiße
er am 3* 9tot>ember wteber nadj Ötorben, „al* rufflfcfter ©olon*
tär, woburd) er einen guten 9Bagen befommi unb feinen S8e*
bienten (!) mitnehmen fann," wie SÖllbelm föreibt (Sflbbr. 374).
Qn fdjetni bann Subwtg in 6artöi)afen abgeholt ju baben, unb
befudjie mit tym, wie oben (<5. 203) erjagt, 9>aul SStganb
in J&ojter. 3n Hamburg fanb er wteber einen SReifepoßen mit
einem ©etyalt t>on jweltaufenb granf* unb ging wotyl al* SBetn*
reifenber etwa im gebruar 1815 naef) SBorbeaur, ab, wa* 3aco b,
al* er'* im ÜJtörj erfuhr, gar nfd&t red&t war: „Selber ®otte*
fommt er wofyl in bie 9topoleontfcr)en SBtrror — 9ta»oieon
war eben au* <5lba ausgebrochen — „®ott l>clfe au* biefem
fclenb", fcr)rteb er. 2fot 24. bt* 26. gebruar fcrjreibt aber Sari
au* 9>ari$, wo er Wieberum 3orbi* gefunben, unb ift am
10. Xprtl glücfltcr) in SBorbeaur, angelangt.
1816 ift er bort aueft nadfauweifen ((Stengel 3, 186). £>o<ft
bereifte er 1817 für feine girma au# £>eutf#lanb. „&on <5arl/'
fcrjreibt Subwtg an gerbinanb ju 9>f!ngften 1817, „habe ic^>
einen ©rief au* granffurt a. 9Ä. befommen \>or acr)t äöocfcen.
(Er war in Jftanau, wo er SBobe unb mehrere (Steinerner @d)ul#
fameraben befugt r)at, wobei wteber ber alte 9>r. 3in(!^an
hergenommen worben ift." Eber im 3uni 1818 !am er, „be*
äufentyaitö in Söorbeauj Idngft mübe geworben/7 wie 5Ööilf>clm
entfdjulbigenb fdr>reibt (©tengel 1 , 177 f.), „wieber nacr) (Saffel,
wo bamafe alle ®efcr)wljter aufammen waren, unb jwar über
famburg, wo itym ©lue! unb Unglüc!1) auglefc^ begegnete. (Sine
abrtf in Hamburg, beren SBefffcer ihm fo wobl wollte, baß er
if)tn gleich einen Anteil unb nad) feinem 5fcobe fte ttym ganj
überlaffen wollte, mußte aerobe ba, gleid) nad) ober für) »or
feiner Jlnfunft, abbrennen*)! „Überhaupt fann er ntd)t \>tel \>on
®lücf fagen, fcr)reibt SBtlbelm an Brntm, „unb er bauert
mld), wenn ich benfe, baß er bod) mancher Vorteile jur SBtlbung,
bie wir genoffen, f)at entbehren muffen, unb baß er eigentlich
feine rechte Steigung au feinem @tanb bat, fonbern flagt, baß
er nicht t)<*be ÜÄufif erlernen fönnen, bie ttym über alle* gebe/'
„3* freue m\d)," fdr)reibt er anberäwo (©tengei 1, 190), „bajj
er neb einen im gamen fo Weiteren @tnn unb ein Vertrauen
auf (Sottet £ilfe erbalten l)at." 2Sabrfd)elnltd) f)at er bann
*) „2Bir »rober aue f6nnen ntebt 001t @lärf otel fagett", fArctbt Sacob
1822 an 2Ötgaitb (®tcngcl 3, 228). JDfyte «nlagen war (einer oon «n*. 'Bit
b4n0en anetnanber, ba* erleichtert unb etfdjwert.-
•) SRad) £eff. ^rinnerunffen, <5. 33 bAtte „ber Srcunb, mit bem er affoii»
tert aetoefen, unrebltcb gegen tftn 0ebanbelt ttnb tl>n um feui fanje* 93erm6aen
0efcbabigt." ®etne «mnaen ^tfparntffe eerlor er aUerbtng« ((Stengel 1, 1Ö0),
aber er tfi gewtf ntebt betrogen werben, fontf mikrben wir'« oon ben Vrfibern
b6ren.
Xnfymg: 3. <5atl (Stimm* 571
triebet für ein 3Beingefd)äft in dtyeimö getefft, abet im Sunt
1819 fifct et, nad&bem et, „*om ®d)fcffal tttbulfett", bie* Stet*
fyältnf* abgebrochen, für met)r al* eineinhalb 3at)te in Gaffel
(©tengel 1, 188 unb 136). J&tet bemühte etficty, nad&bem fd)on
1819 eine letfe anfrage 28tlbelm$ bei 4tnim nad) einet
SRentmetftetftelle bei tiefem m ntd&tf geführt fyatte, felber \>et<
gebltcft um einen Äaffietetpoften beim ÄutpttnaetL getotfj uniet*
ftfifct burcf) 3öiH>elmr bet um biefe 3eit bem (Srbpttnaen <8e*
fafd)t$ttntetttd&t gab (©tetg 3. 480; Stengel 1, 201). 2Sfl*
beim fyat autft butd) ©uabebtffen nad) einet ©teile in SBtemen
für ihn geforfd)t: ,,3d) glaube, et iß in feinem gacfye brauchbar
unb tn einet J&anblung, bie mit gtanfrefdb, n>o et lange ftat,
in SBetbinbung fleht, n>of)l \>otaügltd). 2(ud) etn>a* Omgltfty
»etftet)i et, et ift fleißig unb »on treuem #etaen/' 2(1$ alle*
\>etgeblfd) n>at, ging (Satl im 3tpttl 1821 abetmal* nad) Hamburg,
(5* n>at aucft 3cit; benn „<5atl tut fyiet ben ganzen Sag
nichts," fdjtetbt «ubtolg an getbinanb am 30. Bptfl 1821,
,/Oing au$ einet @tube tn bie anbete, furnierte ffd) immer mit
©alben unb Xtanei bie Xugen, ©titn unb 9lafe, n>at übet ben
(Staub, ben et überall fat), ätgetltd), fab babei fd&mtettg au$,
ging nitgenb* mer)t t)in, unb ba* ging fo einen Sfcag tote ben
anbetn. 3d) tyoffe, baf} e$ iljm jefct, n>o et nacb J&ambutgge*
teift tft bei 3etftteuung unb Arbeit beffet xoixbr — Unb 2811*
l)elm fd)retbt an Xtnim: „Sari ift nun nad) Hamburg am
erften gefttag abgegangen, um glefd)fam triebet \>on \>otn an*
jufanaen . . . Obgletd) ttrft babut* *on einet großen Saft be*
freit ffnb, benn einen fo uttbefdjäfttgten, pebantifc&en, t^podjon*
brtfd)en SSÄenfd&en immet unruhig um ftd) l)erum au fyaben unb
in jebem ®ebanfen aeftbtt au werben, ift ein paar 3at)re lang
fdfooet au ertragen, fo tat et mit bod) unbefcbreiblid) leib, unb
fd) t)abe fo n>etnen muffen, rote lange nfd)t. @t roar eine 3eir>
lang bod) bet feiigen STOuttet liebfte* Ätnb, toeil et met)t alö
bie anbetn in it>rc gamtlte alter), unb al* et im $oftoagen ernft
unb traurig faß, t)atte et einen eigenen 3ug t>on bet SÄuttet im
@efid)t, bie getabe fo ben üBunb jufammenfd)log, baß td) e*
faum aushalten tonnte" (@teig 3, 490 f.).
3n Hamburg ift et 1822—24 nadfoutoetfen. 1822 fd)teibt
2Bllt)elm, et tyabe *tel (Sotge um it)n, Soutfe 9Uld)atbt
tjabe jld) feinet Itebretd) angenommen, n>a* et igt nid)t genug
toetbanfen fönne ((Steig 3, 521). 3bet tm gtüfrfabt 1826 ift et
\>on ba, „u>o et toegen bet J&anbeläfriff* ntd)t l)at befreien
fonnen/' für immet nad) (Saffel gefommen unb au>at jundÄft in
beö feit einem 3at)t \>etheltateten 9Bilbelm J^aud! „@t beult
r)fer Untetttcbt im Stanabflfd^en unb ^ngiifc^en au geben, roie
et fd)on in J&ambutg getan bat" (Stengel 1, 241).
572 Subroig <5mtt ©Timm, Erinnerungen.
3n ber Gaffeler allgemeinen 3*itung x>t>m 11. Bprtl *&
bietet et ffd) au folgern Sprachunterricht unb l)at *on ba ab
(Saffel nicf)t mefyr für längere Reit toeriaffen. @r f^ötte fefyr »tele
©cbüler gefunben, unb tiefe fallen tfym lebendlang für feinen
trefflichen Unterricht banfbar geblieben fein, fyeigt e* in ben
„£eff* (Erinnerungen", <3. 33. @r fei rufytg unb ftreng aß
Sekret getoefen, tjabt auf bie fletnften geiler bei ber 3(u$fprad)e
geartet unb mit SD?tlbe auredjtgetofefen.
3»et 3af)re fpäter gab er bei SBobne* in Gaffel (j. greg*
fd)mtbt»®tertngf$e SBud&holg.) ein fletne* feud) „über bie Doppelte
ttaltentfdje SBuctyntyrung/' 123 <S®., betau«, in beffen ©orrebe
er noch anbre Itierartfdje 3bfid)ten, tote bie J&erau$gabe einer
franabftföen ®rammottf unb einer „(Sammlung \>on ©prtfy
tobrtern, ®alltaf$men, ©üarrerten ber franabfifdjeu (Spraye/'
au* feine Hoffnung auf eine bod) nod) &x macbenbe llterarlföe
Steife naef) fotglanb serrät. (St fd>eint fidj felbft ernährt au
baben, unb fein Verbätet* $u ben ®efd)Urigern blieb ßetö ein
gute«. 3*n Xprü 1831 melbet toentgftenä SBtlbelm. beraube
1829 mtt3acobnad)®5tttngenübergejiebeittt>ar, an3.9Unalb
in Gaffel: „(Sari toar einige Sage bei un$, unb totr bftben und
betalim über biefen SBefud) gefreut"
(St lebte für ji# in ber Unteren Äbnigftroge, bann in ber
3Mon»fien* (beute 2»ttteW®affe, enbli$ in ber ^ar|tätterßraj5e,
<5de ber Äettengaffe bti einer gubrmannSfamtlte. 3" Stottag
aft er — toobnte aber ntdjt ba, ttte e* „4}eff. (Man/', ®. 33
beiflt — im ^effifd^en £of", einer einfa&en aBtrttoaft (Scfe
ber J&obetor* unb ber ÜJ^lgaffe, unb ging täglf d) au befümmten
9tod)mtttag$jhmben auf bem griebricbdpla| fpaaieren. (Sr t>atte
äufterft wenig SBebürfniffe, na# ben „£eff. (Erinnerungen", ®. 33,
hätte er nur einen eitrigen 3naug, (Sommer unb SBtnter ben*
felben, gehabt, einen bellblauen Oberrocf *on (Samelot unb graue
SBeinfletber, ftetä, aud) beim fünften SBetter, einen roten Stegen*
febirm unb im SBtnter einen furjen, grauen $ud)mantel mit
langem fragen getragen. (Ein ^inberfreunb toar er a^ar, aber
bie fönber liefen tfym auf ber (Straße nad) ober trieben tfym au*.
Jacob fprid&t toor ber berliner 2Cfabemie b. 98. toontfym
mit ben ©orten, er fei betrübt um ibn, al* fei ifjm nld&t genug
Siebe \>on tfynen, ben älteren Sörübern, tolberfabren. Unb bod)
haben fte fo lange Sabte fytnburd) (Sari tote gerbtnanb »iel
(Sute* getan« 3ber beibe toaren au abfonberltdje SRenfäen, al*
bag bie Vorüber 9Btlhelm unb Subtotg ober bie ©d&toefter
Sötte in einem £aufe auf bie Dauer mit ibnen bitten leben
fönnen.
2fot 25. SRat 1852 tft er in Gaffel geworben unb auf bem
bamal* neuen Stotenbofe begraben. 9öte äacob neben 9Btl*
3nfymg: 4. a) Sötte unb £affenpflug. 573
beim, fo fyat fcubtotg nacfy elf Sagten neben ff>m bie lefete
ftutjeftatt gefünben. <sx war auch »tiefet ntd)t *5tttg mittellos
geftefen, n>entgften$ fd>retbt Sötlbelm an 3acob SRtnalb:
,,£>urd) 3t)re Jjanb, liebet unb l)od)gefd)äfcter greunb, ffnb mit
bie SBertpaplere au* bem 9tad)laf5 meinet \>erftorbenen «rubere
jugegangen, unb ttf) habe fle ntd)t ofyne Bewegung in (Smpfang
genommen. <$r l>at ein etnfame* Seben geführt, toa* mir immer
leib getan fyat, wenig ober gar feine ©efd)äftigung gehabt unb
hätte fftr) etwa* behaglicher unb bequemer einrichten foflen1).
fcod) td) glaube, er fyat ba* faum empfunben." — Ob er ba<
mit rec&t bat? —
4. a) Jotte tmt> £affimpflug-
2ton ber „lieben Sötte", be* &aier* unb ber SBrüber €ieb^
ling unb „Sterjug", *on ber na* trterjlg Sauren nod) il>re alte
3mme in tiefem @>d)tnerj über lljren $ob auf ba* ltebet>oHjte
et3ä()lte, naef) ber ff cfy bei ben trübem, fo oft einer nad) ©telnau
tarn, alle ©tetnauer ©efannten juerft erfunbtgten, unb \>on ber
®d)tt>terigktt, bie nad) ber Butter Stöbe ben SBrübern für bie
weitere (Sfcgiebung ber ®d)tt>efter erttmcfyä, fyaben totr toteber*
tyolt fdjon gefprodjen. «Sie fanb aud) in Gaffel treue unb an*
t)änglfd>e jfreunbe in tljren fpdteren ®d)tt>ägerinnen, ber ba*
maltgen STad&barln 2)ortd)en 9Btlb unb 9Rarla SBbttner,
fott)ie bei allen etnfyetmifdjen tote auswärtigen greunben ber
SBrüber. 3fyr ©IIb \>on Subtoig* J&anb, 9fr. 46, jeigt regefc»
mäfjlge. etoa* ftrenge 3üge in fömalem ©cficf)tr bie fd)5nen
J&aare in funftooHem aufbau betupfe. Subtolg, ber fie, 1814
fy£imgefef)rt, mit SWaleraugen betrachtet, JRnbet fle ntd)t nur grofj
imorben, fonbern rüljmt aud) if)ren SÖucfy*, tyre #aare unb
;dt)ne, it)re £änbe unb Pfle*). aber if>rc ©efunbfyelt t)at ben
Srübern in ben erften %abtm bfter ©orgen bereitet1), einmal
aud), 1818, eine £ur in ©Übungen nbtig gemacht. ©onft ift
fie — wenn fie au* einmal in SSÄarburg war, 1809 4), unb ein*
mal in granffurt, 1817 6) — ntd)t in ber Söelt fjerumgefommen.
©djtoerltdj iß \>tel an it>re 2fa$bllbung getoenbei Sorben.
8ür bie 9Räbd)en taten bamal* nfd)i nur bie ©taaten — bie
tun nod) t)eute ntd)t* — fonbern aud) bie ©täbie nlcfyt*. Söenn
*) ©afjettt gemtf , er fyftte fein ®elfc lieber aitfoe&ren fotten.
») <£>. ®. 139. •) Ctefe 3, 423. Stengel 1, 176 f. ') Sgtrtr. 108.
•) Stengel 1, 163.
574 Subwtg (Srmtl ®rtmm, (Erinnerungen.
3acob 1809 an 3Btll)elm fdjretbt1), bie SBttyelmine £>en*
Harbin fei ba, übet alle SSÄafJen langweilig, „bfe Sötte fommt
mit in tfyrer Umgebung red)t angenehm vor", fo ift bie* für
lefctere ntcfyt eben Jd)metd>eW)aft, aber fpäter fd&tlbert er f!e al*
überau* red)tfd)affen unb Hcbct>ott unb babei auch red)t ver*
Stönbtg, al* ein <$emüt, ba* ffd> nur näheren Gerannten auf*
d)lof}, aber feft an ben ®efd)Wiftern fytng.
®te führte ben trübem forglfd) ben $auöf)aft, unb erfl
mit neununbawanatg Sauren, am 2. $uli 1822, f)at fte ftd) mit
Subwtg £affenpffogverl)etratet.
„2Öte fle im SBrautfletb unb SÖjtortenfrana/' treibt 38il*
fyelm*), „gan$ blafj vor innerlicher ^Bewegung in ba$ 3iwmer
trat, gltcfy fte fo fef)t meiner fettgen Sftutter, bie idj nur blaß unb
fränftid) gefannt habt, baß mirf) fd&on biefer anbltcf ju ordnen
braAte. @#enft if>r ®ott ®efunbl)ett, wie wir hoffen bürfen,
ba ne an feinem orgamfdjen gebier leibet, fo fann fie red)t
glürflid) werben. 3tyr SJtonn ift ein burd)au$ rebltdjer 9Renfd),
bra e* mit bem beften feiner (Seele d*rnft ift. 2fad) meine
@d&wefter ift gut/'
3fyre erfte gamilienwofjnung Ratten Sötte unb Waffen*
pflüg am ©tetnweg, aber auf ber ©üboftfette, über ben Äolonna*
ben, mit bem Söltcf nad) ber Tim fyin. 1828 wofynten fte Untere
Äöntgffrafle U55l/8, b. t>. fyeute 9tr. 50, ©d&erbfcfyeä £au*.
3ulefct wofynten fte im 93 raunfe^en J&auä in ber 9t. 2öttyefat$>
b&ljer 2fllee 9tr. 24, l)eute ©djaumburgfdjeä Jjauä, in bem fie
aud) geftorben ift
§Ätt it)r unb ifyrer gamilie blieben bie trüber, folange fte
lebte, mit tfyren Äinbern aud) fpäter nod), fo enge verbunben,
baf} Sacob fagen fonnte, beibe gamflfen lebten faft nur für*
einanber. Unb wer bliebe ungerührt, wenn 3acob von ber 3*it,
al* e* für bie Vorüber galt, in ©öttingen ein neue* Seben au
beginnen, fdjretbt, „bie gute ©djwefter Sötte fjabe, afö fie mertte,
baß etwa* im Söerfe fei, ofyne etwa* au fagen, alte £alötüd)er
unb aufbewahrte Sappen von wofylbef annten Kleibern ber feiigen,
über alle* geliebten Sftutter fyetmltd) abmahnenb il)m vorgelegt*8)!
Die «ruber verfolgten ben rafeben aufftteg be* ©djwagerä,
„beä ®ünftltng$ be* iftegenten", ber e$ balb $um SRtntfter
brachte, nid)t mit befonberer greube, wie SBilfyelmä Sörtef an
Sa d)tnann (27. SÄat 1832, ÜReufebacfc 369) jetgt. „Steine
@d)Wefter, bie bergleid)en fd)ä^t unb beurteilt wie wir, muß an
x) 3«M>r. 91. •) ©twiÄtl 1, 212.
*) sDteufefcadj 118 itttb 131. 9?ad) etnem ^albrn 3al)r antwortet ber 9ret»
Jjfrr, er Wttne „heute nort beim 8efett oo« Slacobi 95rtcf aud) ohne bte alten
Jt(eiberl4wd>en ufw. oon ftcb fagen, wie ber &rftbpreb<ger glad)« (in 3. Va«W
9legeliabren) t»n fl*: SKetne Ferren, tcb glaube, td> wtbxt."
Anhang: 4. a) Sötte uttb £aflenpflug. 575
.gof flet)cn, flrf) mit aSefutfjen unb Äletbern plagen, unb wirb
burcb, bie ,<5jjeDenV nidjt gluctlictjer Werben",*).
Sötte Rat übrfqenä mit Jiafienpflug eine trenn au*
firne, nur elfjährige, aber qludlfdje @f)e geführt, ©eine fäjroffe,
wcbtfjaberifaje, berrfcbfücfctige Art, wie er ffe im amtlichen unb
polttlfcfjen Sehen jeigte, tjat er bei grau unb ©»(Wägern
tten er unb feine Satttu ft* glücflicher gefühlt,
ter fffnbem auf Subwigö Mabterung, für, 46,
E) jwcf SRAbäjen, 2tgnc$ unb S5erta, gehabt, aber
, »on benen baö erfte nad) Subwfgä »emerfung
m gewefen rft*>.
e testen SebenStage ber liebften Sötte l)aben wir
1 oben erjäftlen tjören <®. 474 ff.).
pflüg fiat fich. 1837 wleber mit einem graulein
ufen') »erheiratet, unb auS biefer (Sfje viele Jtinber
felben 3ahte aber warb er entlaffen*). ©r trat
Spüje ber Stegferung In J5ot)enjoüernf©igmarfngen,
warb 1839 3fctlgou»enteiir »on Sitremburg, 1841 Obertribunal»
rat in »erlin') unb 1846 9>räfibent beö OberappelJatlon$gerid)tö
in ©relfSwalb.
'Bon 1850—55 »ieber SSinifter in Gaffel, bat er »iel Selb
aber J&effen gebracht, unb In biefer Bett Ijaben ibn bie ©ruber
aufgegeben, aber lange baben fte boen an ihn geglaubt unb an
ihm feftger,alten. ®fe fjaben in SSerltn mit irjrn »erfebrt, fdjon
um ber Äinber Sotten* Willen. Dag ffe ihn 1843 am T>ent>
mal für ifire liebfte Sötte nicht beteiligten — „^affenpflug
weijj nttrjtä ba»on", fccjrefbt 3atob an Sacbmann, 6. 3anuar
1844 — rft ni*t mit gr. 9RulIer, 2. Ottober, att ein Beleben
ihre* 99rucbee anjufeben, eher ihrer Stflctffcbt auf fefne nie glatt*
jenbe Vermögenslage jujufdjrelben.
Seine aßttwe bat ftä) in Marburg mit ©peifung »on
Itnnflui f. btfonbrri im Mnljang 7.
in £(ffen 1338 mit Warnten 3Bortcn
rt -^ntnisilt ifcfiicfiijl »jrb, ouifi ta
ijcnDtn WltM, bü nc* fein Salt nn>
(rlijt SAmcfrK nod>, <1 triff brn
@«t hol (it am [irtflcn gcftnU unb
abimann mit (bei Suutl 1, 512) in
mir hin immer mit rui Sogrl MI,
irtl £tt)rn: Streb unb Wefflj martn
576 Subwig @mil ©ttmm, (Stinnetungen.
©tubenten fümmetlid) butdjbttngen muffen, wa* ber warteten
grau aetabesu ^Demütigungen braute, ©eine etfte1) SRtntfiet*
tätigfeit, füt bie feibft Otto 93ät)t nad)btücflf$ einbetteten ift,
fyai tfyn bie 2W)tung bet idtübet nid)t gefoftet. aöäfytenb bet
jweiten bageaen fyat Sacob ir)n verurteilt, bffentlld), famt feinem
Äutfütften, Ö)n abet aud) nut aß einen „ftnnlofen" beseitiget
Subwig* fanfte Statut f)at npd) am längften an u)m feffc»
gehalten. <&t fyat ft>n (1816) in DI gemalt, unb jwat in alt»
beutfdjet $tad)t, mit „teutfcfyem @d)wett umgürtet, M ©enlot
t>on ©tubentem>etbinbungen" (SBippetmann 42)« £aö t>iet ge<
gebene 2fbbilb batton \>etbanfe tcfe bet ®üte bet SBefifcettn,
>affenpffog* ©Awtegettodjtet, grau Obetlanbeägettcfttätat
>affenpffag, geb. &olmet, in SBteälau. — anbete «über *on
>affenpflug flehten ntd)i flotpfommen.
X)ie befte Beurteilung be* hochbegabten ÜJtonne*, bem man
füt einen guten Seil feinet triefoetutteUten Sätlgfelt ben guten
(Slauben unb bie Überzeugung wirb jubilligen muffen, bie et
aud) in einem mit get)6renben Briefe füt ff d) in 2(nfprucf) nimmt,
gibt J&. @gbel in bet £lft. 3eitfd)ttft, 1893, 6. 48-67.
X)en glücfiofen SWann Jelbft „fafy man in feinen legten
Sebenäfatyren, eine gefallene ©tbfje, wie eine Xrt SSogelfdjeudje,
eine blaffe Magere (Seftalt mit groger 9tafe, in ben Alleen um
Harburg einfam, mitunter wanfenb, atö fei et betrunfen"), um»
fyetgefyen" (O. J&attwlg, 2Cu* bem «eben eine* beutfd&en Sttblto*
tyefat*/ «. 123).
b) ©orteten ®rimm*
3u ben Itebenäwetteffen ©liebem bet gamllle gefykte 9BU*
fyelmägtau, geb. jDorotljea 3Bilb; fle wat 1793 geboten al$
fünfte *on ben fedbd $Äd)tetn be* aud Bern ftammenben 2fpo*
tiefet* «Rubolf Sßilb, 1747—1814, unb bet £>ototbea Äait)fc<
tina geb. £ubet, einet (Snfelfn be* betül)mten Biologen
3. 3Ä. <3eönet in ® drängen. &on ben @d)weftern beiratete
bie ältefte, Slfette, ben Obetfbtftet, fpätet Obetfotfrmeifiet
Äatl tton (Sfdjwege in SSolfäanget, unb bet ®ot)n be* 9>aate*
bat bie £od)tet Subwtg ®tlmm* geheiratet. @ine anbete,
<9tet$en, flug unb fd)ön, warb bie ©atttn be* fpäteten Obe*»
*) ©elbft wa$ fcic weite äRiniftertAtiateit anlangt, fo liegt oon einem beroor*
raaenben beffifefeen Surttfen, bem tlppeUationlgeriAttwit £. 5W artin, eine bet
lanbUtttftgett 9taffafFuna burdjan« entoegenftebenbe ©ebrift oor: „$te Äurbefflfcbe«
Serorbmingen »om 4M 7. unb 28. (September 1850." ÜKarbura 1851.
•) fcr Jjatte ein RncEenmartileiben.
3fnf)ong: 4. b) Dornen ©dtrnn, 577
finanabtrettor* $l>. SB. gerb. *on ©d&merfelb, jtarb aber
faon 1819.
Dortcfym trat fdjon alä 9tadbbar*flnb burd) bte gleichaltrige
Sötte ben fämtlidjen ®efd>n>lftern ©rtmm nafye unb würbe
Stfi tote eine <5d)tt>efier *on ifynen allen angejefyen unb geliebt,
ttd) t>at fie in ihrem finnigen SBefen bie (Sammelarbeit ber
trüber auf bem (Gebiete bee $olf$märd)en$ erfolgreich untere
ftüfet unb allein für ben erften SBanb mebr alt ein Dufcenb
SRardpn betgefieuert. Darüber fprid>t tt>r ©ohn J&erman
»eitr. 235 ff.
©te toar eine treue ©eele, gütig unb aufopfernb, l>at, nad)<
bem fie Sttutter (t 1813) unb Stoier (t 1814) bi* a« ^eren $obe
gepflegt, bei ber Buflbfung ber gomilie — ber einige trüber
tfeubolf (t 1849) erhielt bie 1886 in bie £obenaotternftra§e 31 oer*
legte flefrige Söolfftye) 2(potf)efe — bie of er Äinber il)rer ©d>toefter
©retten oon ©d&merfelb ebenfo treu oerfotgt unb erlogen.
Dann erft — fie toar fd)on jtoeiunbbreiftig 3a$re alt — ent*
bedien fie unb SBtibelm ©rtmm, toie bie @oeti)efd)en „®e*
fcf)tt)ifter', il)r £er$ unb oerlobten fiel) au @nbe 1824. 2tm
15. wtai 1825 toar im „©dbmerfelbfdjen Gartenbau*" naef)
ber fttrdje bie Trauung. „3* f)abe meine grau fd>on alö Äinb
gefannt," f^reibt SBii^elm Quftt 181), „unb meine Sttutter
bat fie aß tyr eigene* geliebt, ofyne baß fie backte, fie fönne e*
Jemals toerben."
3acob blieb, rote enoäfynt, immer ein ®lfeb tljre* 45aufe$,
Subtoig ebenfo toenigften* bi* 1829. Die anbent »rüber
toaren e$ mtnbeften* jahrelang, unb bafj bie* überhaupt ging
unb baf} e$ fo gut ging, ift für bie $refflicbfett ber grau ein
ferner SBetoetS. „(Sie ift beralicty, natürlich, oerft&nbtg unb
Seiter, r)at greube an ber SÖelt unb ift bod) jeben 2Cugenbitcf
erett, fie für ettoa* £of)ere$ unb ©effere* ^inaugeben, toonaefy
toir (treben unb toa* bie Söelt nid)t gem&btt . . . . 3d> glaube
nicfyt, bafj ic^ fonft iemanb auf ber SBelt fyätte heiraten ober
toenigften* bamit glücfltcty fein fbnnen," fo äußert ftc^ SBtibelm
über pe ((Stengel 1, 238); unb dffentlid) befennt er (bei 3uftf
181): „3$ l)abe niemals aufgelybrt, ®ott für ba* ©lue! unb
ba* ©egenäretdje ber @f)e banfbar an fein."
2fa borgen, Kummer unb bebrofylidjer Äranffjett fyat eö
in ir>rer fonft fo glücflid&en @f)e auef) nid)t gefehlt; tf)t erfte*
Äinb 3acob fyaben fie 1826 begraben; al* @rfafc würbe tynen
am 6. Sanuar 1828 au (Saffel if>r ©otyn J&erman grtebrtd), ber
befannte «iterar* unb Äunftbtftortfer, ber afö Untoerffiätfprofeffor
in Söerün am 16. 3uni 1QQ1 geftorben ift, 1830 in ©bttingen
if)t <Bof>\\ «Äubolf (aK 9tegterung*rat t 1889 in Berlin) unb
1833 ebenba ibre nod) lebenbe 3:od)ter 2(ugufte geboren.
Subw. Ortmtn, Snnnentttgnt. 37
578 8ub»tg <&mü Ortmm, Erinnerungen.
Dortdben fyat SBtlfyelm wie Sacob bl* ju beten $obe
t. Um bret erlebten aud) nod) bie greube, bafj U)t @ot)n
unb SReffe #erman am 24. Oftober 1859 bie t>on Sugenb auf
iijm vertraute geift* unb poejieoolle $od)ter arnimä unb
SBettlna*, ®lfela, heiratete. <5te folgte bann, nadjbem tfyre
legten 3al)re t>iclfacf) burd) Selb unb Ärantyett getrübt toorben
waren, ttyren Sieben am 22. Xuguji 1867 in* 3enfeit$ na*.
Über ii>re legten Sage berichtet Jjerman feinem fetter
©igmunb oon ©djmerfelb, ber att ba* jünäße oon ben
Ätnbern tfyrer ©djwefter ihr befonberä nalje geblieben war (tote
eine 2(naaf)l freunbltdjer Briefe oon tyr an biefen befunben),
tote folgt:
,,@lfenad), 23. 2fagujt 1867, »tlla 3rn*walb.
@eftern mittag um ein Uf)t ift nad) flebent&giger Sunaen*
entaünbung unfere liebe, gute SBama fanft elngefd&lafen, nad)oem
fle unb tofr in langen fölaflofen SRad&ten unb Sagen faß bii
Jum legten Sag einen Umfd)tag jum Söefferen erwartet. 3$r
fenbe war ein tr5ftltd)e$. ®le erfannte und faft oor ben lefcten
Btemaügen nod), lächelte unb niefte und an unb liegt nun ba in
ihrem weifen 9töcfd)en, um gleich in ben ©arg aelegt'ju werben,
borgen wirb fle begraben, fyler, ba if>r alle xeicfyentranöporte
Set* unerträglich waren. Der 9>lafe ift ein fyerrltcfter, am Staube
e* 2SalbeS, mit weiter 3u*pd)t
3t)re firanfbelt fam gana plbfelidft nad) oorl)erg&ngigem
auänabmäwetfe t>5Wgem 2Sol)lbef!ttben. (öle fdjrteb bem Stuoolf ,
fo glüdlid) tjabe fte ff d) feit lange nid)t gefüllt. Die Äranfljelt
trat jebod) fo t)eftig auf, baß und ber Ärjt gleid) ben adelten
Sag in bie ©d)Weta telegraphierte unb wir fo nod) tmftanbe
waren, oterSage oor bem (Snbe efnjutreffeit SRubolf fam jur
felben 3eit au* Ojtenbe. 2Ba* wir tun werben, weif nod) feineö
oon und, wir finb alle an betäubt oon bem ©d)lage, ben wir
bod) jahrelang (eben Sag oorauäfefyen mußten."
5. CaflFeter ©c^ulwr^ältniffe^
3acob l)at oon 3»id)aelt* 1708 an btö Opern 1802, alfo
in breiunbeinlhalb 3al)ren baä fyjeum t>on Unterquarta btö
Unterprima, 2Bllt)elm oon ebenba an bid Oftern 1803 »on
Ouinta btö anm adelten J&albjafyr ber Oberfefunba burdjgemadjt
Die befonberen &erf)ältnlffe am bamal* ftäbttfd)en fyitmn be*
bürfen babei einer Erläuterung»
Die auffaSenbfte Einrichtung Jener Reit war bie, baß bie
t>ier 3a()rgdnge Ober* unb Unterquarta, Ober* unb Untertertia
Anfang: 5. (Saftetet (Scfjufoerbältntffe, 57g
eine etmige Äfoffe bflbeten unb cbenfo bie beiben ©ehmben mit
ben beiben Crimen au einer folgen vereinigt ftaren* grünf*
t>ae ernfte ®d)luftprüfungen ju Oftern unb tat £erbft matten
»erfefcungen in fjbfyxt unb Überfprinaung einzelner klaffen and)
mitten im 3at)t mbgltcfy. g&fyige ©cf)ület urie Sacob unb
9BiU>eim tonnten fo in bretunbeinfyafb unb »ter Safaen, belbe
bie Obertertia überfprtngenb, ba* Smeum faß aan$ burdjloufen*
Dabei adelte bie UnterriäjtSflaffe $. Äv fn bfe Jacob im J&erbft
1798 eintrat, elf alefdtfam cbaraftertfierte Ober« unb att>ef Unter«
tertianer, {leben Ober« unb fünf Unterquartaner, mit fünf au$
biefen *ier Älaffen attmäfylid) abgegangenen jufammen 30 (Schüler.
3m Safjre 1805; alä Subtotg unb gerbtnanb fle befugten,
adf)lte fle 56 ®d)üfer. Untergebracht waren fle im Streunt Obere
Äöntgftrafle 47, im dhrbgefd)of} red)t$, in ben beutigen ©djutibt*
fdjen unb Äübnföen Sdben, bie bamalä einen Staum bilbeten,
in bem nod) ber Herausgeber im #erbft 1874 mit ebenfalte
56 ®ertanern fein Sebramt angetreten i)ai
£>Te Abteilung, bie 3 ac ob Opern 1802 verlieft s&fylte einen
Ober« 0>. b. ÜÄaläburg) unb fünf Unterprimaner (barunter
Sacob), fed)* Oberfehtnbaner (barunter 9>. Söiganb) unb ad)t
Unterfefunbaner (barunter SB übe Im). 3« ibnen tarnen aber
aud) nod) ©emfnarifien, atö £ofpitanien im £ateinifd)en, auä
bem im beutigen griebrid)öggmna{ium (in ber ffiolfäfäludjt 20)
beftoblfdjen ^olfäfcbullebrer^eminar1), £He Abteilung nxir ber
anbeten gegenüber (im heutigen J&enntgfd&en Älef betlaben)
untergebracht. Dagegen waren bie brei unterften Äfoffen, V,
VI, VII, einjäbrtg, unb manchmal adelte ein 3abrgang über
60 ed)üler.
S8ei biefer ®emeinfamfeit be* Unterrtd)tö unb beim geilen
einer Reifeprüfung tonnten aud) bie befähigteren ©d)ület toie
3acob unb SSilhelm auä ber oberften Abteilung \>or dh>
lebigung aller klaffen abgeben. SBäbrenb ber treffudje SReftor
9ttd)ter, beffen $ob (imÜRat 1802) aud)3acob — ber fp&ter
bie ©d)ule nid)t in allem lobt — fct>r betrauert f)at, felbft ben
l) «Panl ©ieganb, ber nad> ben «Wen crft 1802 im Jperbft nad» Unter«
prima oerfeet tft, bebauotct foaar in fetner ©elbftbiogra»bie, nad» $rlebfgung auer
klaffen von Odern 1802 bt* bafyin 1803 aud) nod» „©elenaner" gewefen in fein.
Cr bat aber ba* Qdntlgetb — in ben unteren «Klaffen »ier, in ben oberen jefjn
Xaler jdbriicb — regelmäßig weitergejafllt nnb bocb rooftl bem ganzen Unterricht,
nidtt blof «autaetoamten Gtunben", betaewofjnt. Sine aanje „©eletta" jfl nicht
nadt&nwetfen. $em «ebflrfnrt, bem fle hätte bienrn t6nnen, abzuhelfen, war bii
tum Sabre 1794, wo e* fldj, f*on lange oerfaltenb, »6flig aufl6fte, bai nur burd)
hen>orragenbe£ebrer (9orfier,9cunbe,<56mmering), nicht aber burd) feine
Gdiftler berühmt geworbene CaUegtam Caxolinum in (Safiel berufen gemefen, aber
immer mebr umgangen worben (t- XI). Hartwig, 1906, Gaffel, £>ufat>el). 94
fwtte ben abgegangenen ®d)filern nod) in D6f>erer «Keife nnb etnent %*i\ tfjrer
afabemifcben «Übung oerbelfen foUen.
37*
580 Sttbtoig Gmtt ©rfiran, Erinnerungen.
Abgang aon Oberprimanern afö »erfrifyt mit tabetabeu Sc
merfungen begleitet, frab r)äugg Unterprimaner, manchmal Ober*
fefunbaner Ctote Söübelm ©rimm) jut J&odtfdntle abgegangen,
einmal ift fogat ein Unterfeftmbaner bagu fortgelaufen *). 3a co b ^
3Cbgang totrb t>om Steftor offen gebilligt, berjenige 3Bilr)tlni*
aber Ieife getabelt, tote bte unten *er$etcr)neten 3*tt8ntet*rmecfe
zeigen«
Die nacrjfolgenben (Stnträge in bte 3«iflntffe — eine 2Cn*
jaJjl berfelben ftnbet fid) aud) in ber ß®@. ber &robeSblblfotr)ef,
Stör. 36 — ber »ter ©rüber «Sari ©rimm r)at ba* gmeum ntd)t
befugt) bürften nt<r)t jegttdjen Sntereffe* entbehren. <fe ty>i$t ba:
1. 3acob.
3m grürjiarjr 1799. U IV.: „3etgt »oraügllcr)e gÄrjfgfeiten, über*
großen gleiß unb ein gefitteteS ^Betragen." (Eintritt
ÜMdjaelt* 1798.)
J&erbjt 1799. O IV: „SOMt Vergnügen fbnnen irjn bte Sefjrer
al$ einen ber fäfyigfien, fletfjigfien unb gefittetjreu ©d)üler
empfehlen." (<5äfar.)
grütöafa 1800. U III Ooofun er ,,nad) ÜKtdjaelt* 1799 *e*
fe^t ttorben tft") : „$reffitcr)e Talente mit ununterbrocr)enem
gleite unb fer)r anfl&nbiger 2fuffübrung jeüf)nen ffyn *ot
ölelen anbem fefyr vorteilhaft cax$"
(SBirb „auä Obertertia", bie er überspringt, fofbrt
nad) Unterfefunba verfemt.)
J&erbf* 1800. U II : ^©dr>ritt mit vorhin fd)on betotefenem, au**
netymenbem gleiß in Äenntntffen fotüofyl al$ eblem S8e*
tragen femer fort."
grürrfarjr 1801. U II: „ÜKad)te bei untabell)after Aufführung
mit getoofnrtem gleiß rürjmlidje gortfdnltte." (9tf<fcter.)
£erbjt 1801. O II (»orjin er *u Oftern aerfefct ift): „3eicrjtiete
ftcf> buret) Serjrbegierbe (foO, gleiß unb ßenntniffe, fotoie
burd) fein fittltd) gute* $8ettag«n rürjmlicr) aud."
grü^al)r 1802. U I (toorjln er tooW im £erbft 1801 verfemt
tft): „(Srfefcte burd) feinen auSnerpnenben gleiß ttöttig bie
Äürae ber auf bem fe^ceo augebradjten 3^t«
,,©er)et nad) ÜBarburg ab, um 3ura au fhibleren."
Unb im 3(bgang$aeugnt$, abgebrueft in ber 3tf(t)r. f. b.
^MloL 1875, 6, 103, rül)mt il)m Stifter nad): „£)a$ «ob rjerr*
li^er ©eifleSgaben unb eine* unauffjaltfamen gletßeä »erbient
ber ebk Süngltng 3&cob ©rimm.
SRad) £♦ ©rimm (Seitrage 231) fprtd)t ber SReftor «Richter
x) 3tfer Saljrc lang Nett au* fem tätiger ©dräler etilen Setrieb aut, ber
»fer Abteilungen ftugleid) berftcf (tätigen nutzte! 3nrif<*)en tiefen mar Abteilungen
fam es aud) teietter g» ben ermahnten troianiftten £elbenf Ampfen, an beren $ft#en
unb ©taubtvolfen auef) Sacob eine unb&nbige 9reube Jjatte!
anfpstg: 5. (Saftetet ©djutoerfyfrtottffe. 581
am bluffe bedfelben nod) in fyeqft&en SBorten au«, fein ®e6et
fei, 3acob möge cinft burd) ben erfolg inne »erben, »elcfye
€roartungen er *on tt)m gehegt babe.
3acob fyat am <5nbe ber Ofterprüfung am 5. Äprtf in einer
latefntfdjen (son Stifter freilich auf* ft&rrfle burd&torrf gierten)
2bWieb*rebex), tofc aud> «Waläburg eine gehalten t)at, ge*
Socken: „De ingeniorum certaminibus in sacris Graccorum
lisque sollemnibus", unb Attar „oratione suo marte maxi«
mam partcm composita et elaborata" ((Styimtafialprogr. 1802).
3acob ift audj gern in bie @d>uie gegangen. „3Jtein
@inn ift ficfy fefyr gleich geblieben/' (treibt er an £ajtt>aufen$
nod) 1824*), ,,icf) fönnte nod) fyeute unb morgen bie Söüdjer
unter ben $rm nehmen unb in bie ©djule laufen."
Unb an äB ig an b (treibt er 1825»): „3dj benfe no$ oft
an unfere @d)ulja*)re, »tr bauten mit feinem ®ebanfcn an ba$,
ttaö »fr nun treiben, aber eö »ar und bod) fcfyon bamatö x>ox
ben SDHifdjülern eine fyeimltdje 9tüf>riafeti au eigen, bie über baö
hinauäffrebte, »ad »ir für ba* getoöbnlidje «eben lernen fottten."
*ud) ba* fyjeum bacfote mit <5to(* an bie trüber4).
2. 28 iu>e Im. £u ben Prüfungen:
grültfaljr 1799. V (»ofyin er J&erbfi 1798 aufgenommen ifl):
„(Sin talentvoller, fleißiger unb »ofylgejitteter Änabe."
£erbft 1799. U IV (ttobin er „nadb Opern" aerfefctlft): „»er«
bient mit feinem «ruber gleid)eö 2ob. nur, bafj er biefem
an Äenntnijfen nodjnidjt gleid) ift''
grüt)jat)r 1800. U IV: „2Rad)t burd) feinen angeftrengten gfetfi
unb 2fofmerffamfett, fotüic burd) fein gute* Setragen ben
8ei)rern siele* Vergnügen."
£erbft 1800. O IV (»oijtn er „nac^ Oftern" aerfefet ift): „gährt
fort, mit glücfllcfyem Erfolge feijr fleißig au fein vmb ffd)
red)t gut au betragen."
JJrüfrfaljr 1801. U III (»ol)in er J&erbft 1800 »erfefet ift):
„@lücf ltdje Talente, ununterbrochener gleifj unb feljr gute
Aufführung lajfen in jeber 9tüc!jid)t fefyr viel ®ute$ »on
il)m ertoarten."
£erbft 1801. U II (,/»urbe toürblg erachtet, Oftern 1801 au*
U III nacfy U II serfefet au »erben"): „3**8** gleich
feinem älteren »ruber aortrefflidje Ülaturgaben, mit bem
ritymlidjften gleig fcerbunben. '
ftrüfrfaljr 1802. U II (»trb aber „im ftrüMabrSesamen" na$
O II oerfeftt): „C*r»arb ftc^ burdj gortgang in Äennt*
niffen bei fleißiger 2fo»enbung feiner Ärdfte unb burd)
gejittete* ^Betragen *oraüglid>en SBelfatt."
*) Ä@<5. SRr. 36, •) SrMbr. 91. •) ©taigcl 3, 246. *) Stof. 316.
582 8uto»fg Smtl @rtmm, (Erinnerungen,
J&erbfl 1802. O II: „3n jeber dtOcfjtcbt einet bet befhn ®$ü!er
be* *m«um*; ifl Jefrt franf."
grüf)jahr 1803. „3bn>efenb n>ar au* Oberfefunba SBllbelm
(Sari @rtmm. fionnte wegen anbaltenber Äranfbett ba*
Streunt fit btefem falben 3ahre nid)t befudben, toifl
aber nun bod), tt>fc id) b&«/ jefet Die Unfoerfität begeben/'
3natDtfcbcn ifl 88 il beim nad) einer (mir al* richtig bc
flätigten) Söemerftmg be* „J&effenlanb*" 1887, am 13. April
1800 in ©roflalmerobe fonfirmtert »orben, unb jt©ar wm Pfarrer
Martin f>büipp Poppen, einem „Stetter" ber gamllle Qgbbr.
250, 294; t 1814).
3. gerbinanb1).
grübiabr 1804. (9tad) 9ieuiabr 1804 in) U IV: „<5r flebt an
$&bi$feiten feinem jüngeren trüber nad), ifl übrigen*
alemlfd) flefftfg unb gefittet."
£erbfl 1804. ,&at febr wenig Talente unb ifl babei aud) nidjt
fonberlid) fleißig. Xtotyer maebt er äuflerft langfame gort*
cbrltte."
grülrfabr 1805. U IV: „Wafy febr langfame Jfortfd&rttte, ifl
aber übrigen* ntd)t ungeflttet."
JJerbfl 1805. O IV (wobfn er Oflern »erfefet ifl): „3eigt fcf)r
wenig Talent unb maebt nur langfame JJortfcbrttte. @ein
betragen ifl übrigen* anflänbig unb gut."
Oflern 1806. „2fbgegangen au* Oberquarta gegen 2Betf)nad)ten
(1805), um fld) t>om ©djretben ju ndb^en"8).
4. Subwfg.
grübjabr 1804. („9ta$ 9leujabr 1804" in) U IV: „@r aeigt
Sute gdbigfeiten unb ifl nod) weit aurücf, fuebt aber burd)
[letfi ba* SJerfäumte nadföubolen. Übrigen* ifl er nietyt
ungeflttet."
J&erbfi 1804. U IV: „£at in feinen Äenntntjfen wegen Unadjt*
famfeit nfcftt fonberlicb abgenommen."
grüfrfabr 1805. U IV: „28ürbe bei feinen guten g&bf gleiten
mebr lelften. wenn er nld)t fo febr jum SKutwillen ge*
neigt wäre/'
J&erbft 1805. O IV (wobfn er Oflern aerfefct ifl): „3war nfd)t
^Sferbinanfc unb 8ubmtg werten fortlaufend jwrf 3a$re fflnger an*
gegeben.
*) 3fod> $6fytf ftubterter unb »erne&merer, beffergefteater fttmilten ergriffen
bamali 6fter bai ©diretberbanbmerf» bar* ba* man frnbe tn bew<e mittlere
©eamtenfteUungen tfnefofam. Vaul ffitganb, ber begabte @o$n bei Vrofeffbrl
unb Sofardjwari, mar and) baju befh'mmt gemefen, unb ei l)at »Wer Sitten unb
Xrdnen oon t&m beburft, big ftm ber $efnd) ber Dberflaffen bei Btyeumi in
fnnftigem Gtubtum oon Altern unb @rofMtern erlaubt mürbe. — £>a$ beute all ei
ftubieren foU, eerfAulbet ntrtt nur »tel ®d)ulelenb, fonbern aud» otcl getb ober
bfe Qdnile i>inaui.
attyang: 5. (Saftetet ®d>ul*erWttniffe. 583
ot)ne Talent, aber nic^t fleißig genug unb jum SRutoltten
genetat."
grülrfahr 1806: „Der jüngere trüber übertraf ben älteren an
gdljtgfelten. Söeibe geirrten aber nid)t unter bie gleiflf gften
unb matten feine fouberltcfyen gortfd)rttte.
„@tnb beibe au$ Oberquarta gegen SBeilntadjten (1805)
abgegangen, um ftd) *©m ©djretben ju ndfyren." —
9ta* ben Bften ber Bfabemte b, 1>. fl. tft „(Smiliu*
®rtmm" fdjon am 20. Xprtl 1804 in btefe aufgenommen toorben.
Seugniffe fyat er erfl 1805 erhalten, unb jtoar beseitigtet tfyn
©ottlieb Äobolb anfangt mit „jlcty bemüfyenb", bann mit„fet)r
fteifjig" im £anbae«&nen. gür bie 3eit t>om 22. 9to*ember 1805
btö 28. <Dtai 1806 toirb it)m im greifyanbaeidjnen gleffj, unb t>on
ba bt* 1. 3uK 1807 „siel Talent unb gletfl" *on Äoboib be*
ieugt. 3ro g<"fye ber »aufunfl (!) jeigte er fid) ,,t>oraüglld)
teigig" unb „aum «ob", unb in ber <J>erfpeftto«affe, 1806—8,
„il a montrt beaueoup d' application". —
Die gaffung ber Urteile im fyitum Idflt biefe übrigen*
burcf)tt)eg anerfennenber unb rül)mlid)er erfetjefnen, al$ man
f)eute fle auäntfpredjen meift SBeranlaflfung f>at, toof)l toetl man
bamalö nur begabtere Ätnber ber „tyofien <3d>ule" aufltytte, aud)
in ber fpradjlicfyen Darfteilung ti>of)( ftdrfere garben auftrug.
Oft benft man bei Durdjlefung ber Xften, bie ©djüler Ijdtten
lauter ^Berühmtheiten »erben muffen, gut bie stoet lungeren
trüber aerfcfyltmmert ba$ ja w>ol)l nod) ba$ Urteil über tf)re
Setzungen, aber jle waren nld)t an allem allein fdfutlb. —
9>lä$e, nad) ber $üd>tigfett auerteilt. finb ttentgffcnS ntdjt
nadtoutoeifen (nad) ben latetntfdjen arbeiten würbe manchmal
„aertlert", b. t). bie 9>ldfce beftfmmt); fo tonnte fid) manchmal.
*>on mehreren Jeber für ben beften ©d&üler galten. —
2flle »rüber Ijaoen ftetS ba$ ©djulgelb — toeld)em3<*cob
ebenfo tute ben „flottegiengelbern" baSSBort rebet1) — beaahlt.
Firmen ©dijülern würbe eö erlaffen; au biefen würben bie
©rlmm* nid)t geregnet, weil bie £ante 3fmmcr, bie im
to>efentlld>en für fljre SöcbürfntfTc auffam, nlcfyt al$ mittellos galt.
— 3** ber 2lfabemie wmrbe fein ©dfntigelb erhoben. —
3acob fjat im ganaen 3 Saler 16 Tilbui*), 9Btlf)elm
1 $aler 23 Xlbu* unb felbft gerbinanb unb gubtttg je
16X(bu3 an9>rdmien erbalten, SBtltyelm aud)nod) „<S|amenS>
toeefe" beren *. $8. elf 93dcfer laut erhaltener SRedfntung für
etoa 8 $a!er einmal geliefert f)aben. (Die attet jüngeren aber
erhielten stelleidjt aud) manchmal nur — ©treufanb1)!) Dfefe
») Äl. «*r. 1, 227.
•) 32 Kita* CH?dfpfotm«) ju oter £eHer waren ein Xalcr.
584 fcubtolg <&mtt <&ttmm, Erinnerungen.
Prämien würben nacfc ber gerbfrprftfttng, toentg a*riW>e* ben
klaffen, innerhalb berfelben ncd) weniger ober gar nid)t abgefruft,
flaffemoeife *on I— IV an alle ober fafl alle <$<f>üler gegeben
unb ftetten fo eigentlich mir einen 9tatf)la§ an @d)ulgelb bar. —
Die oben (JB. 8) erwähnte stelle, au* 3aeob* Siebe in ber
jjranffurter 9tatlonaloerfamntlung lautet toelter:
*3d) farte enbltd) bie ©cfyule burd)gemad)t unb toar t>lel*
leld)t ber befte in ber ganzen klaffe« Da faß mit mir auf ber*
Selben SBanf ein Xbliger, <§oi>n be* reiben ©belmann* im
tonbe. 2*1$ e* fldr) nun Rubelte um ein ©tipenbtum unb allen
bie $erf)ältniffe genau befannt waren, befam idt> ba$ ©tipenblum
nlcfyt, fonbern Jener reiche (Sbelmann, ber mein Sreunb toar unb
bte a« feinem Stob geblieben tft "
3u biefem Vorwurf fei bemerft: Sacob toar aHerbing*
flAerltd) ber befte Äopf unb aud) ber befiauögebttbete unb be*
lejenjte, reiffte @d)üler. 2Cber oon bem r>tcr gemeinten 9Ält*
fd)üler, bem fpäteren Diplomaten, Dieter uinb Überfeiner gr. ®.
O. oo n ber ÜKaläburg, 1786—1824, beffen SBrteftoedjfel mit
ben trübem @d)oof 1904 herausgegeben l>at, ber alä einziger
Oberprimaner Oftern 1802 abging, fyeiftt e* in ben äfften: „<$r
behauptete in gleiß unb Äenntniffen fotoie in feinem betragen
mit 9ied)t btn erften 9>lafc," unb im Programm »erben beibe
genannt: „iuvenes pari fere ingenii doctrinae ac virtutis laude
ornandi". — Dag bie ©rüber fo toenig Unterpüfeung fanben,
toar 3acob ftetä bitter, f. Suftt ©. 151. SBer aber ba* frag*
Ifcfye ©tipenblum an SWaläburg »erliefen t)at, tft bei Sacob
nld)t recfjt beutlict) : baä Jtyaeum gr. t>atte nad) SBeber* ©efd)lcfyte
berfelben ©. 348 feine berartigen au »ergeben; 2fften jinb aud)
nid)t oorfyanben. Xuf Harburg beutet fobann bie @teKe in
Sacob* ©elbftbiograpfyle bei @rtoäf)nung ber ©tubentenaelt
(Jbti 3upi 151): „Die fetteften ©tipenbien tourben baneben an
meinen ©djulfameraben *onber2Ral*burg aufgeteilt." Selber
finb in SWarburg 9tad)toeifungen über SBenefialen erjt auö ben
atoanaiger 3cii)ren »ori>anben. Ob SÄalSburg aber überhaupt,
unb ob er jie oon bort ober oielletd)t oon ber f>efflfd^en bitter*
fdjaft erhalten fyaben mag: er toar btö brei Seigre *>or feinem
$obe gämltd) ofyne eigne* Vermögen! 10a befam er 1821 burd)
ben $ob feinet OljeimS, be* SBlrfl. ©el>. 9Jat* Äarl o, b. «».,
einen Steil beä SBeftfce* oon (Sfd&eberg. Durd) beffen 3ufd)üjfe
tourbe tym bei ben befd)ränften Serfy<ntjfett, in benen fein $ater
lebte, ba$ ©tubium überhaupt allein möglief). @r ift felbjt in ben
brei legten 3al)ren feine* furaen Ztbttti, toenn aud) in einer au&
fämmlidjen, bod) ntcr>t in einer glänaenben Sage getoefen!
x) 2Bcto, @. 318 f.
Xnfymg: 6. aMfyefot ®rimm. 1802—1803. 585
6* ^Bi^elm ©rtmnu 1802—1803.
<£* ift bl$f)et ftaglUf) gemefen, tt>o unb tote SBilbelm ba*
3at)t t>on Oftetn 1802 bis baf)tn 1803, *>o et mit Sacob nacf)
SÄatbutg ging, *etbtad)t bat. @t felbft etaäl)lt batübet1): „31*
bie 3eit fjetamficfte, too n>tt bte Untoetfität begeben foKten, toat
tri) einem fo fyefttaen Unfall *on #ftbtna auägefefct, tag nut
bttrd) fefyt ftatfe SÄtttel bie gana nabe @efaf)t (be$ $obe$) ab^
getoenbet toetben tonnte, 3<J> butfte narf) biefet föranffjeit ein
Jjalbe*8) 3abt lana ba* 3fawet ntd^t betlaffen ufn>."
2fbet al$ et olefe (Sttnnetungen btucfen Heg, 1830, toax
tym mandje* entfallen. @o lägt et 3. 35. bafelbft feinen ®toß*
t>atet 3immet (f. o. @. 29) fünf 3at)te an fpdt fietben, »iC etft
1799 flatt 98 nacf) (Saffel aetommen, 1804 ftatt 03 nacf) ÜKat*
butg gegangen fein, 1807 ftatt 1806 feine ytüfung pro advo*
catura in SJtotbutg abgelegt baben8). Der #fW)maanfall ttat
aud) fet)t tt>al)tf(f)elnlid) etft im ^crbfl; im kommet ift et ndm*
lief) tut)ig weitet auf bem fyjeum geroefen, unb an>at feit Oftetn
1802 al* Obetfefunbanet (Älaffenb. bet I. u. II. gol. 50).
28enn ©cfyoof (1, 15) ifyn Oftetn 1802 abgeben läßt, fo übet*
ftet)t et bie (Stellen auö SBilbelmä Briefen an ÜKalSbutg,
bei tt)m felbet auf ©. 6, 9, 10, 12, bie 2Bilbelm no* al*
©cbület jeigen. (5t ift fogat im ©intet 1802-03 nod) alä
<Sd)ület in bet Älaffenlifte gefübtt tootben.
2tußetbem fdjteibt 9ötlt)elm an ©iganb 1809: ,,3d)
toat ben 28intet franf, bu famft jjeben $ag um elf Übt au
mit ufto.", tooju SBiganb felbft in feinet Sebenäbefdjteibung
etadt)It, et „babe 9Ötlt)elm Seftüte gebtacfyt unb übet ©cfyut
atbeit unb @d)ulgefd)tcfyten bettetet, bet butd) eigne Übung
mit tfjnen fottjutommen *>etfurf)t, aud) febt fleißig an einem
fel)t fdj&nen Söube4) punftfett babe."
(Snbltd) fd)telbt ©tltjelm an 9Ral$butg, auf beffen Äefud)
in Gaffel in ben SDMdjaeliSfetten 1802 fid) bejfeljenb (©d)oof
1, 13): „3* »at (bamafä) ftanf.
Ob SBilljelm im legten SietteQabt 1802 nod) ©djulgelb
bejafylt l)at, ift ntd)tmel)t *u feben, ba bie £ebelifte getabe t>on
1802 *etloten ift: 3m etffen 2Jtettel{abt 1803 \)at et nld)t ge*
*) Suftt 170.
*) S)rei Sa&re »orfler, 1827, «tbt er ein aanic* SW)r an. 8rtttr. 124.
*) ®o ftat er 1809, ein 3aftr nad) t'fcrrai Xofce, „ber lieben SKuttcr Xofcef'
tag" am 12. flatt am 27. Wlai gefeiert, otcrjetjn Sage na* £otte* ^odjjrit er»
idl>U er (©tengcl 1, 212), Wcfclbe Dat>e am 2. 3»ni flatt Snlt Oattgcfwittcn ufw.
*) @. aud» 3«(K 170.
586 ftttootg (Smtt Qfoimm, Erinnerungen.
jafylt. — Die }n>lfdjen3öcobunb SBtlfyelm gen>ed)felten ©riefe
Serabe au$ btefem 3afyr ftnb letber verloren, unb aud) bie er*
aftenen ©riefe 3acob^ an Sßtganb aud biefer 3eit Reifen
ntd)t toeiter. 3u 28etf)nacl&ten 1802 befugte 3ocob ben franfen
iffei
©ruber in Gaffel unb fd)toärmt nod) na* SBodjen (©tengel 3, 25),
„&on ben fügen ^eiligen ©tunben, too #eru>anbtetv unb ©rubere
Heb'1) und umfd)ltngt".
Um ben 8. Thptil 1803 Fenint !am Jacob bann toieber nad>
Gaffel, unb nad) Oftern reißen beibe ©rüber mit SBiganb unb
ÜÄaläburg mit einem 2of)nfutfd)er in an>ei Sagen — dlatyU
quartier in 3e£betg — nad) Harburg.
ßittnaä) ift enblid) aud) J&erman ©rtmm* Angabe
(©ettr. 231) au berichtigen , 3acob unb äBltyelm hätten ba*
^aeum in Gaffel „burd)gemad)t".
7. SZBtl&elm ©rimmtf «rief an Dr. «u&wig SSöff2)
unb 3facob$ $8rtef an Dr. garnier*
a) SBttyelm an 93üff*
©erltn, btn 19. Deaember 1850»
4Jod)geef)rter ^err SJetterl
(Bie fdjtlbern mir mit äBärme ben friebltdjen (Sinbrucf, ben
(Sie einmal t>on ber Tlttybty be$ ÜBeifjner*8) empfunben fyaben,
unb töünfcften jid) in bie 3abre unf dmlbtger unb freubiger Äinb*
lld)feit jurücf. 3$ bin btefen ©efül)len nld)t fremb geworben
unb habe fle in biefem ^erbft in ©djlefien erfrtfd)t, toofyn mid)
ber #rat a» meiner @rl)olung t>on einer fd)tt>eren Äranfyeit4)
auf längere 3ctt fcfytcfte. 3$ brachte einige 9Boct)en aud) in
(SrbmannSborf au, n>o ein fönlglidje* ©d)fof}5) liegt unb n>o
man ben 3ug beä SÄtefengebfrgeS in feiner ganaen tyxatyt t>or
fid) liegen jlebt. 3$ lebte ba mit grau unb Sfcodjter in tiefer
@infam!eit. 9Bie erquicf enb n>ar bie reine ©erglu/i, »ie fd)bn
unb arogartig ber täglldje 2frtblicf! ©erabe unferm ©alfon
gegenüber bie l)6cf)fte <&plfce, bie ©djneefoppe, in mäßiger gnt*
*) 2Bar (Sari etwa and» in Gaffel? @. aucf> o. ©. 78.
*) Oberawett.»@.*9c., f. ©. 211.
•) £6d>fter ftcfflfcfcer ©er«, iwifdjen gulba unb 2Berra, 749 m.
*) Beil unb %xt tiefer Crfrantung t(* an* ben gebrueften ffuaaben ntefet in
rrfeften.
*) &<ebltttafanfentfta(i fcrtebrto) »tlftrim« IV., »orDrr Eigentum eneifenan*,
bann ber 94rfHn oon £teant$.
XntKtng: 7. a) SBttljelm an ȟff. 587
fernung, unb auf bet SRitte1) be* SBerge* bie alte Stortoegtfdje
Äircfye"), bie ber Zottig fyat t>ictt)er bringen unb aufhellen (äffen
unb bie ba* erfte ÜRorgenrot fd)ön beleuchtete, unten reiche
©tdbte unb Dörfer, unb unmittelbar vor un* bie J&dufer ber
vor floanafg 3af)ren au*getoanberten $f roter8) au* &iUtttal,
aanj toie in tfyrer J&etmat f)tet aufgebaut, fle felbft nod) in
Straft unb @ttte ungeftört, bann prachtvolle Södume, ein retjenber
<See unb {eben $ag ein neuer ©pajiergang! 3A fanb ba Stufye
unb Stimmung, eine 2fbbanblung über ba* SBefen ber SDtördjen
unb feine Verbreitung über bie SBelt $u föreiben, bie vor eine
neue 2fu*gabe fommt4). Setber fann td) aud) ein ©egenftüä
t)ierau in Dem in ber gerne frteblfd) raudjenben, in ber Stdfye
Idrmenben unb janlenoen Dorf liefern. 2fof einem ©pajtergang
überfiel mtet) bie Stockt, unb ba erblfcfte tcf> ptöfcltd) in ber
gerne vor ber bunflen äöanb be* ©ebtrge* ein »alaftarttge*
©ebdube, in toelcfyem bie breifaetyen Steigen ber genfer gldnjenb
erleuchtet toaren, al* foUte ein große* geft gefeiert werben.
Einige $age nad)l)er tarn fdr> bafyin unb fanb — eine große
Sinnenfabrff5), burd) beren genfter id) bie bleichen, ftarren unb
jammervollen 9Äafd)tnenarbeTter erbiiefte, bie mit einbredjenber
9lact)t nod) nid)t rajten bürfen!
©infame, fttebCfcf>e unb jugleid) geiftig belebte 3uftdnbe
ber Sfölfer fommen tvie ber grüfyltng nur in furaen 3ettrdumen,
unb niemanb fann fle hervorrufen, ata »enigften bie ©etoalt.
Dann erfefteint von felbft jene* unbebingte Vertrauen unb jene
liebevolle Eingebung, bie nur, n>er bie menfd)ltd)e (Seele ntd)t
Unat, blinoen ©efyorfam nennen totrb. 3d) glaube audj, baß
mitten unter ben Venvirrungen ber 3**t einzelne fld) ©tan unb
©emüt bafür betoaf)ren fönnen unb bie* ba nie gan& fehlen
ttfrb, tvo ftttte (Sfyrfurdjt vor ©Ott ein natürliche* 8eben*bebürfni*
iß. @* f)tlft niebt, flrf> auf bie gute alte 3eit |u berufen : toenn
©te gretbanf* Söerf °) au* bem Anfang unb ^ug* von $rtm*
berg Kenner7) au* bem (Snbe be* breijefynten 3«l)Thunbert*
lefen wollen, fo werben @te in biefen merftoürbfgen Supern
x) ©roefenbera, rooju SBana gebärt, liegt 574 m, bie (Sdmeetowe 1600 m hoch.
*> ©ie £olefird»e oom SBanger ©ee bei $rontbeim lief $rbr. ®ilb. 1841
bortbut oerfeßett.
*) 1837 wanberten 448 m if>rcr Xiroler äefaiat aebrnefte proteftanttfefte
Stftrtaler oon bort aui unb grnnbeten bat 2>orf äiaertal bei fcrbmann«borf.
*) Gie (lebt oor ber fedjfteti ftaflaae, 1850, ©. 21—72 ber »ortete, ta-
ttert: „Crbmannttorf in ®d»!efieit, 30. September 1850."
*) «!< «ft.*®ef. noct) oorbanben, «cf)6rtc fle bamaU b. 95erl. fal. ®eel)bla.
•) 8re<banft .tBefcbetbenbett" (= Sebeniweilbett) Dat SBtlftehtt 1834 beraub
gegeben, aud» (AI. <5ct>r. IV. 1—124) fcct)ö 2lttffd$c Aber ibn öcfdjrtebctt.
^ ^«00 o.-Xrtmberg, ein armer ®cbulmetfler in Bamberg, aab 1300 bti
1313 tlnt Aftnlicbe Xuaenblebre, ben »9tennerM berank (gebrnrft 1833 in SBamberg),
ber «ber attc Ocbiete bef gebend «rennt* nnb (djweift.
588 ftttootg (Snttt 0ftmm, Erinnerungen.
Alogen über bie 3*tt flnben, bie ber unfrigen auf ein J&aar
deinen, fogar beftige 9Borte über 9ted)t$*erbrel)ung uttb
SXabuliftereL
8Öa* (Sie 3urtjteret nennen unb n>a* Sonett foötel 8er#
bruß mad)t, gefällt mir *iettetd)t an ftd) fo n>enlg al* S^nen,
ftefyt aber nid)t allein, fonbern fet>tt in allen gormen lieber,
bie ben menfd)lld)en ©eift ausprägen. 3d) muß bie (Sprache
meiner 3*it teben, fogar in meinen feüdjern fdijretben, unb tyiit
nfdjt bie 2Rad)t, it>re entftettten ober fcerberbten gönnen $u
änbern. 3d) füge mief) unfern bitten, aud) ba, too fie in*
alberne fortgebtlbet ober tanb unb unnatürlich getoorben finb.
3d) fann l)icr nid)t auf bie Urfacfyen blefe* 2Jerfatt$ eingeben,
ber einer gegriffen SRaturnottoenbtgfett gefönt ift 3d> bin aber
gerecht genug, anjuerfennen, baß auö biefem Verfaß Eigentum*
lid)e$, fogar %obenötoerte$ entfprtngen fann, tote 3. ©♦ bei ber
(Spraifye ein befonberer ©ebraud) berfelben. 3d) balte bin
Serfud) für tbrtdjt, n>eim er auef) tooljlgemeint n>äre, einen garten,
frummgen>ad)fnen (Stamm grab biegen ju rooKen, ober, toenn
3l)nen ein anbetet ©leufyni* beffer gefällt: man gefyt aud) mit
einem fernen S8eln. 3n>ar ift, um einen 2fa*brucf t>on 3*>nen
ju borgen, ba$ hölzerne S8etn „fefyr profatfd)", aber fein $ttd)t
liegt in bem SBeoürfnt*. 3d> erlaffe einem jeben ben SSetoeiS,
baß ein lebenblgeä t>on gleifd) unb ©ein %>iel beffer fei, aber
id) acfjte ben ÜJtann, ber auf jenem gu fd)reften toeiß, unb e$
fommt nebenbei ber Vorteil tjerau*, ba$ man fieb feinen 2)om
in* gieifd) tritt! Der grünbltdjen, tiefen SÖöiffenfcbaft (bie ober*
fläcf)ltd)e vergrößert ba$ Übel unb f)at e* aum teil befbrbert)
Selingt e$ aieEetcfyt (toenn bie äußeren 93eblngungen günfttg
nb), ba$ Übel $u feilen ober minber fdjäbltdj *u machen.
Unfere Ultrapartei, mit ben Stabtfalen barin mffterftanben, ge*
fällt flcf> aur 3cf* barin, einen leben, ber mit ber 8Bljfenfd)aft
Äcf> gelehrt beschäftigt — er m&tft benn tin Znffinqtx »on iljnen
fein — auö Gräften ju t>ert)6l)nen. <£ttt>a* bat)in Rielenbe^,
fagte td) ju (Sastgng, alö fcf> bei feinem großen unb fd)5nen
jjeft if)n im SRamen ber 3(f abernte ber SBijfenfdjaften anrebete9).
äBijfen @ie ein anbete* atö biefe* langfame Mittel? 3Rit
einer 3Cnfi*t aber, bie in Sroftlojigfett auslauft, ift toeber ©Ott
nodj btn SEftenfdjen gebient
m fd)etnt mir, baß aud) (Sie ber $uft, in ber (Sie leben
unb in ber (Sie fyerangetoadtfen jinb, ßd) ni*t gam entjtefyen.
@inen gldnaenben «etoeid ffabe ic^ a- ®. i» 3tö*er Änjldßt t)on
bet jtraft ber &ontrafignatur*) bei ben SBerorbnungen, toatprenb
_ *) »et feinem fftnfitftttfyrtgeii S)oft»rmWWmii , 21. 10. 1850; t* habe 9B.«
Borte nfot fteben f6mttn.
•) 95*ff fdieint gcmcwit #» (mdeii, bte Oegensetctwititfl einel QRintfiet^ Mf
Xnf>ang: 7. a) 3ßiO)eltn Ott 9Wlff. 589
(Sie afö ein bie SBafytyeii liebenber ÜÄann ben ^rfaffung**
brud) barin erfennen. SBenn 3. 33. eine Serorbnung mit Kontra*
jignatur erfcfytene, weiche ben ©efel)l enthielte, bie nddftten
fünfoig ober, trenn (Sie wollen, neununbneunjig JJabre (fo lange
Dauert in Sonbon ba* ©tgentumäred&t an ben Käufern) ben
®tacä §u verwalten ,« atö wdre bie Sterfajfuna fuäpenbiert, fo
mßiftt biefer 35efcr)( »orerft, b. t). auf fo lange 3eÜ otyte äMber«
rebe ausgeführt werben. jDamtt fd)lägt man jebem natürlichen
®efüM für ©f>rltcf>fett auf bie (Stirue!
(Sie wollen £ af f enpf lug nid)t natf) einjelnen^aien, fonbern
im ganjen unb großen beurteilt wtffen: bc& tft billig* (Bie fagen:
er will eine ftarfe Stegierung. ®ut, wemi bte$ auf recfytlidfcm
9Bege ausgeführt wirb, mit bem SRecfyt, baö jefci befdjworen tft
abgefeljen ba&on, ob e$ jemanb gefällt obet nicfyt. ^icüeicr>t
fefct er Sfynen ifyeoreitfd) tecbt fd)5n auäeinanber, wa* er will,
aber wa$ er unter biefem (Scfytlbe tut, erleben (Sie t>leBeid)t nod),
unb bann werben (Sie erft lernen, wa$ er unter einer ftarfen
SÄeaierung oerftefyt. 9^icr>t bloß baß, wa* mau it)m iugtbt,
fonbern nod) etwaä mel)r, fcorerft ein wllfommeneS @rftarren
im ©ehorfam. Statin wirb er milb unb gütig fein wollen.
aber biefe 3eit tommt ntd>t 2)enn wie unfere Söelt ftel)t,
fann biefer blinbe ©efyorfam nur burdj ©ewalt bcfd)Äfft »erben.
2fat tiebfien werben tfyn bie Stabffaten leiften, benn fte wtffen,
wa$ bieä SJerfaljren il)nen bringt1). (Soviel Unbefangenheit ^at
J&affenpflug ntd)t — obgleich er ben ©oben fennt, ber ifyn f)dlt —
etn$ufef)en, baß, wenn er erft jenen ^unft9) erobert fyai, man
il)n fanft ober unfanft ber $üre i)inauäfrf)lebt8).
S8erflef)e tefy (Sie red)t, fo ftellen (Sie eä fo bar, al$ fei
J&ajfenpfiug erft burd) feine ©egner auf blefen SBeg gebrdngt
worben: ba* ift unrichtig. G*r ift in feinem ^rtoatleben tin
recfytfdjaffener unb wofylmetnenber SOfann, aber burd) unb burd)
eine ab*>ofatifd)e Sflatur. (Seit einem 9ftenfd)enalter fenne ld)
feine Siebf)aberet an ber (Gewalt, feine tiefiiegenbe £errfd)fud)t
unb feine 2eibenfd)aft, getoaltfam einzugreifen unb burefau*
brechen. 2)aä ift ba$ SÖajfer, in bem auein er fdjwtmmt. (Sin
ed)ter ©enluä, ber bie 3üget mit ftarfer ^anb l)dlt, weiß, wa$
er an ber menfd)lld)en (Seele eijren muß unb »0 er nid)t ge*
bUttn bar f. (Sine eble ^ffanje wdd)ft ntd)t in (Sturm unb
SBinb, fonbern wirb \>on itym auägetroanet unb aufge$er)rtJ (Sr
einer oerfaffuBgdwtbrtgc« iattte^^errltciTen QSerorbnung (f. it. ®. 590) fei swar
ein 33erfaffuit0dbnid), vetpüHhtt aber gum @f(^orfam.
A) Erbitterung ber Waffen? $ofa«nfl? *) S^Amltd} bltnben GMtorfetn.
•) ®o tfr^ and» aefomtnen: ber äurfftrfl bat tDn nie getieft, fonb aber
fein fnr feinen Oarren Stgenmiaen fo aeetgnete^ SBerfyeua wie tljn, unb bat ityt
jtuetmal, na<bbem er tf>n t>er braucht, talt unb obne X)an( entfalten.
590 ShtbWfg ftnll ©rfmm, Erinnerungen.
hat Sraft unb (Bnergte, aber wenig @igcntflmnrf»fcft be* <äeifte$
unb geringen pollriföen akrftanb') neben groger ©elbftü&er«
frhäfcung. SÖaä hat fein Auftreten bort bewirft? Samt man
leugnen, bog et Reffen tn$ Serberben geführt hat? es liegen
»on feinet abooratifiien ©efümung Söenwffe genug au« feinet
früheren Sßerwaltung Dor: ich, toin nur an feine Söeßanblung ber
Stcthenburger Sache*) erinnern, ©ein Setragen ber Union unb
9>reußen gegenüber1) nennen @ie unftatthaft 3* müßte einen
ftfirferen 5tuSbruct gehrauchen, wenn ich eö bejetdjnen wollte,
©em König, bet ü>n an fein Äranfcnlager tief*), beffen 3öoh>
wellen unb große ©üte er genoffen l)at, fehrt er ben Stucfen.
2ßne ein natürlicher OTenfch babei fühlt, auch wenn er nicht efn
Vreuße ift, brauche ich nicht auäuifprechen. JJaffenofiug wirb
ftch beffen, ich jweifle nidjt, mit sBebauern, baß ti fo lommen
muftte, rühmen unb feinen Rügen furiftifcfteit ©erftanb hernor*
jujjggi «rfffen.
■) Sr mar (mar nie ■
.__._) »til«tn, NUlt all«
flfatn Ute heran fbeft&iuor.
•) Beats bem Xebe bi „_...... r... -_.„, -
18*4, nattt «DflrnoflUfl (mit So*) friert bie 8aflen bec ftadbrtherrlld>en ©erittt*.
»arfrii auf bru «(aal. Dal ajrrnteaen afrrr, bat bft «t int- "- -- ■
Verlangte*, fltr bin •£ * ' " "' '
bahiii iin £of b.-joi
.Wotenburarr Quart" i
CtMMMFr.
') Jpatrmeflaa Mite am 23. Jebe.
an 26. aud) brat ihm migtrauifcli ui
eifrige* grithalten .an Vreagen unb ber
brr Sinfdjluä an Dltrrretdi, mit btm ei
Mimen hoffte, «r «alf beStalb in tttfa
OHailonfrtrnitn,bir Union rtcrfailun» i
13. Sunt mit Ofltrrrfdi unb Saucen A
im teilen am 2a 3uli an* ber Union
«uurttfen brt am 1. ®eet. wlrbterjei
her brijiifUTircB , bog rr bit anacblime :
Strlranna eine* $a u < ball* rnt Mir« aefo
bit wa ihm aeaenoejetdinetr aSerorbnu
burdi eint jmeitt Dom 7. Seit, bit ©teil
ffiMnbe, ber SBtWrben unb bei SRilM „
Mirale, baorrifrite unb 6ilrrrrid)ifdjt errtuiton*truti»cn berbtifioltr nnb nodi brat
BieltfiDtiigeR nnb brr Dlmifer biplentaiifdiw Seiebeelogr Vrravenl, bat (itn bem
-'—■■* '-"« wiberftetn »Dien, ben «affinen) »ibetftanb bei btf(if*e«
"l »rief =B? ■ - '-'
tat, Ht örrmjjjin flurr, uni vir aianEC ine pen <&iaa
t S?)f rinarjMtn. Stadt Hjähtiatm 6trri( »neben bie bi
:ieaenen üäijefitb 48000 laier beteagenbeiO ftinttnfle be
" In ein™ Srralfini biefem beladen, flnlTrn abre fortab in bi
b ber Dlmntee bir-lcmattfdim 3iirtectoae ^.ruSeni, bat fit» bem
«™ »BI4HB. nllt wibrrftBtn molitn, ben «affinen) SSiberflanb bt* tttffiftbei
Seilt« brad). Sn btm Taae. reo biefrr 93tlef aBilBelm* in Caffel anietommen
fein maa, eneften birr BOOO ©trafba^ern ein, nnb am 9. Sanuar 1351 mar bie
«jrdibaftrnbe in Seffra htegeftellt. — Wa<ti mxteren fanf 3anren 3«mntfniffe*
imifAcn Sdrfltn nnb Soll eiijielt OaffennTua ben Mbfajitb, abnt no* feint Viani
Btllia buectiaefebt in nabrn.
'} Man behanblefe, auf brr ©urtbreffe na« taffel pabc ealTennfHa mit btm
bai Seit gnlenben Jtinia Srbr. 3Bill>flm IV. eine Sefnecttung aelwbt. Tlarau«,
bae eaffennilua ben prtugifaen Cienl) otrlitf , fit fein Sormurf acaen ihn her-
lUltilen; ei tutrb atio hier nnc OiiTraDflugt <9eantrf(bafl geaen bie DDR <J)rcngen
nrarlnbcle Unten arauint fdn. ©rtnen .iHriiiifttirn Strftant" iciglc (r Cn birfrr
(cfslarndgeti Ducrtcribreei.
»»Ijaiig; T. a) aöithslm an «uff. 591
SStahrfchetnlfd) wuflte er fetir wohl, bog in feinen Serorb-
nungen ein SÖc-rfaiTungäbruch lag, Wirb fidj aber eht SJerblenft
barauö machen, biefen Äeil eingetrieben ju haben. Der (gib,
ben et geletftet hotte, unb jwar auf bie SBerfaffung, fo wie fte
Ift, nicht Wie er fle gern haben mochte, fiel Ihm ofeHefeht gar
nicht eht, cbei et hielt fid) alö" guter 3urtft ber neueften Art
burefj bie Äontrafignatur >) hinlänglich gebeert ober hatte eine
uberrafcfjenbe Snterpretarlon xax $anb, tn welcher Äunft et
SReifter ift. 3* wunbere mich nur< Mi f<uW Anhänger, unter
welchen boct) rellglöfe 3Renfcf>en finb, bie wiffen, »aä ein @ib
ift unb mit welchen äöorten er geletftet wirb, nicht ben min*
beften »nftofl batan nehmen, ja gar nicht baran ju benfen
fc&etncn! Hai ift baä SBefen ber Partei, bie fühlt unb fleht
nid)t ben Saiten im eigene» Äuge unb hält in ihren Angelegen»
betten für erlaubt, waS fie hei anbern mit bem ©djiet bee* ©nt»
fetjenö betrachtet!
9Saä mich am metften entrüftet von allem, waä er getan
hat, bat ift bie gWnigung ber ©ewiffen, bie et über bte OTeif
[eben »erhängt. 33a* ift ein greoel unb eine ©raufamfeft, bte
t* nicht auf ber ©eele haben mochte ! 3«ber, ben er, auf Welchem
Söeg ti gefchteht, jwlngt, gege» feine uberjeugung ju hanbeln,
ber muß erft baö beffere 3*11 feinet felbft hingehen!
Swefn ©ruber*) hat bie Äuffotberung etlaffen, ben 3Rdnnern
SBdfhutbgt letften, bie gegenüber ben Drohungen unb ber Xuts*
Sicht auf uRtftbanb fangen unb eine äußerlich fummereolle Sage
hre» Gbarafier bewahrt haben unb auf bie ßeutfcrjlanb ftolj
fein tonn. 2Tucb ich habe mit greube meinen Beitrag gegeben.
Konnten biefe SSänner, wie bte äußeren unb gelftlgen äuftänbe
unfeter 3eit finb, ihr ©ewlffen fonft rein bewahre»? 9Ran foK
an einer folcben Jfc)anbfang nicht mäfeln. 3* renne fehr wenige
von biefen $)erfbnKcfjretten, aber bte ich renne, halte ich für recht»
fchaffene SKanner. Ohne 3*oeifeI werbe» (ich fene unfauberen
©efeUen, öon welchen Sie reben, anbrängen*) unb baS lautefte
592 8ub»tg (Smtl (grimm, ©rinnerungeru
@efcr)ret *erfür)ren, weil fle barm SBaffer für tl>re ffltüfyfe )u
{toben glauben. @ott man flcr) burct) bte ftutcrjt *or ihnen ab*
halten (äffen? ÜRan muß ben 2Äut Ijaben, nt<r)t blof} bie
®d)tn&fpmgen bet @egner, au<t) bad 8©b Söfberwärttger m e*
tragen, 3ft man berechtigt, Sftarobeurd atd irjren glügefinann
twranjttftetten, tote in ben ^Blättern ^efd)ier>t, bie man im <5mft
bie 9>*jff* nennt? ®in alted @j>rtd)Wort gefyt nocf) weiter, ed
fagt: SBenn man ©Ott eine ^irct)e baut, fo fyängt ber Teufel
feine Äapette bran.
J&erjltcr)e ©rufte an @te beibe unb 3t)te (Schwägerinnen.
(Sie t)aben einen fetteren Skrluft ju ertragen gehabt SDtöge
©ort @te alle befdjüfcen unb bie ©efötcte jßeutfcr)ianbd lenfen,
bie bunfel *or und liegen!
33er 3Wge
»erlin, ben 19. fce*. 1850. ^^ mmiSL
b) 3acob an garnier1)»
Siebter garnier!
Med noctymald erwogen, bleibt ed bei ber Unmöglichfett, jcfet
aurädsutreten. 93or fcter $Bocf)en hätten wir unferer Steigung,
unferm glichen Verlangen, im &aterlanb gu leben unb |u
Serben, folgen Dürfen, nun aber ift bie @acr)e foweit t>orgefcr)ritten,
afj wir, ofyne ®fanbal ju erregen, nld)t anberd ijanbein tönnen.
SBtr r)aben au J&annoaer unfere förmliche SMenftentlaffung an«
gezeigt, barauf ift unfere förmliche Ernennung erfolgt unb ber
UntoerjU&t angezeigt unb befannt gemacht worben, wie bie TLx»
läge bewetfi 2Blr betrauten und feitbem ald Untertanen bed
Äbntgd, unb ed fcr)eini und, nact) unferm @efür)l, unef)rlicr), und,
et>e wir ben 2>ienp angetreten au t)aben, auf eine neue S&ofatton
etnauiaffen, felbft wenn fie twm ehemaligen Sanbedfyerrn aud*
ginge9), ©agen (Sie alfo benen, bie flcr) für unfer hierbleiben
ju fpät serwenbet fyaben, befttmmt ab, jugleicr) unfern auf*
richtigen £)anf.
ÜÄft freier greunbfdjaft bet 3*)rtge
6. Dej. morgend (1829). 3&c. ©rimm.
föolgenbe reüpoHe ©teile, offenbar aud einem ©riefe 3(rnfmd
über \kim unb ©ettinend x>icr ©üben, \wn mir unbef amtier
#anb abgetrieben, ftabe icr> unter Subwtgd alten papieren:
l) ebuarb tf. <5t. ©tmen, Softtt be* ÄrieaäraW £., 1790—1857, ftarti»
Gaffel al« Jlnrf. @ef). 0.»3Reb-'9t. , befugte mit ben- Srätern @r. fco* £weum
tx>n 1798 ab (tri* 1805).
») ©. o. ®. 458; and» 9Btlf>elm an SWettfrtad), 0». 124, u. (Stengel 3, 272.
Xntyang: 8. ©onett *on SBtlfyelm ©rtmm. 593
•
,,3d) trage fle in meinem großen SÖtontel felbft über bie
langen toeiten ©tragen, bie »ter Anaben tun ihr alle* &u @e>
fallen, fle legen fl* alle auf bie @rbe, bamit fle ne beffet jaufen
fann, Du toürbeft Di* an ber lebenbigen ©ruppe erg&fcen,
wenn jle fid) alle in ben Äften eine* motten SötrnbaumS wiegen,
auf ben bie ©onne fd)eint, unb toenn flcf> bie jüngeren an bie
SBelne ber älteren bangen, um farunteraufpringen, ober toenn fle
au* freier ßanb mit ber Brmbruft unter fyofyen Sannen nad)
bem SJogel fliegen, ber auf einer fyofyen (Stange ftel)t, ober
toenn fle alle *ier bat gutmütige 9>ferb in bie ©d)toemme reiten
ober $let)en, ober wenn ©leamunb fld) in bie Futterraufe be$
9>ferbe* l>ocft unb tym ba* gutter felbft in^ 9Baul fadtr
8* (Sonett »on ^Bilbelm ©rimm*
3n Söiganbä ungebrudter Sebenäbefdjrelbung bat fld) *>on
88itt)elm ©rfmm folgenbeä ©onett auä bem 3al)re 1806 er«»
falten1):
„Du beutfctjer Stobm, in Unrufym nicftt serflnfe,
©o febr unä br&ngen fyartscrtoorrne 3«iten.
Der ©djmad) @rfenntnf$ mögen zubereiten
©o alter ©lorie ticfbebeufge 9Binfe!
3n Äräftigfelt erneure btd) unb trinfe
Der ©cfylacfyten 33lut, blcfy felber au erjlreiten!
©ott toirb bie treue ßelbenfdjar geleiten,
Da# feinet Stoteä (Sonn* t>oran ff>r bltnfe!
9lod) leben beutfctje Mannet, bie entgHtyen
Der beilegen ©adje; o toie feiig Reffen,
Dem Äurfürjt 3Btll)elm$ Siebe bkibt »ortoaltcnbl
Dann mag bie jjriebenäblume neu erblühen;
98enn föriegeö ©d)mad) im Kriege ift fcergeffen,
©o fteigt ber beutfcfye Sfculjm nimmer aeraltenb!"
*) <5. ®. 88, %. 1. - untere ©ebtdfte SBtlftclm* f. brt ©taigel 1, 161;
3frM*r. ®. 6-12 it. a.
Sufcw. @rtmm, Grinnmittgett. 38
594 Subtttg Chntl ®rlmm, Erinnerungen.
9* ^o^nungen unb ©rabtfdtten ber $aint(te
©rimm*
a) SBofynungem
Über bfc betben erften SBofynungcn ber Grübet nadj
beä Stoterä $ob, f. ©. 34 unb 53. «Racfybem fte ftd) eine 28eile
mit Söaugebanfen getragen Ratten1), beaogen fte 1814, nlrfjtaum
toentgjten tvegen ber bäuftgen geueräbrünjte, bie aud) nad) bem
großen @<blo|branb vom 24. 0lovember 1811 — bti bem 3tocob
bie Söücfyerfaafee fo toaefer rettete") — bie innere ©tabt bäuflg
l)etmfud)ten, unb aud) n>ei( ber Hauseigentümer 2Btlle nod) am
fyofyen SDWetpretfe von bunbertjtoanaig Malern feftytelt, bie
3. äöofynunglm tfoetten (Stocf be$ Jßaufe* SBityelmäfybfyer
$lafc, Sir. 1, ba* fyeute ©ifc be* «gl. 9>rov. ©djulfoHeg*
tft, für bie fte ber SÄegierung nur vferjlg $aler SDttete $u
&af)len Ratten. SBic 2Btll)elm bie Söobnung 3acob, ba*
mal* in Söten*), fdjilbcrt, fo tft fie nod} ijeute. (5r unb
Sötte l)aben am 28./29. Bprtl 1814 juerft barin gefcfelafen.
Die freie 2fo$ftd)t über (auter ©arten nad) ben Soergen
()in bat bie Grübet bauernb gehoben unb erfreut.
2Tber im ©ejember 1821 ließ ber neue Äurfürft ifynen
fünbtgen, unb am 8. 3«war 1822 bemerft 3acob in feinem
Äalenber: „(Sine
4. „28o fynung tn ber günffenfterftrafie bei bem @d)tnleb ©efner
für fünfunbneunaig £aler j&brlid) gemietet von Oftern an."
„2fat 26—29. 2tyrti," fyetßt e$ bafelbft weiter, „ausgesogen,
ben 29. Mittag julefet im alten Jjauä gegeben unb abenbä
juerft im neuen gefdjlafen." — £)fefc 3Öol)nung erblidt
©tengel in bem J&tnterfyauS von 9fo. 7. Qtin $lan von
(Saffel von 1819 jetgt ba aud) ün Äfiu$d)en, ber näd)fte
von 1822 aber nid)t met)r; beäfyalb Dürfte bie SÖobnung
in bem langen fdjmalen (injtoifcfyen Idngft gefallenen)
J&aufe gett)efen fein, ba$ ben nod) unauägebauten, melft
nod) von ©arten erfüllten SBiocf nad) SRorbtveften
(grbäbr. 89) abfhtmpfte (tote er fyeute nod) ba abgeftumpft
ift) unb ber Äaferne gegenüber lag (toa* SÖffyelm aud)
ertoäfynt ©tengel 1, 210). gerner lag red)t$ b aneben
(nad) bem 9>lan) 9fr. 129 (jefct burrt baä 9ttelfterfd)e
jjauä, ©arbebuforpäplafc 6, erfefct); baä bler gemeinte
x) ©tengel 3, 63. •) (Stengel 3, 96. ») Sgbbr. 315.
8n*)ang: 9. a) 3Bof)nungen. 595
toar 129 l/i (nur benachbarte tourben mit fyalben 9lum*
mern bejetcfynet): unb in 9fr. 129 V* f>at ®efner (nadj bcm
nädjften 2Cbrefjbud)) toentgftenä 1828 getvofynt.
2)le ©arten erfreuten, aber bie @nge bebrütfte1) unb
bie ©cfymtebe beläjtlgte fle. ©o fdjreibt bann 3acob
am 28. SBärj 1824»): „3n »ier 3Sod)en atefyen tolr au*
unferm engen Sterfcfylag in bie SöeHevue, in eine ber an*
muttgften SBofynungen fyier. <5tatt ber ©cfymiebefyämmer
»erben toir 9tad)ttgaHen fyören."
©o jogen bie Sörüber, befonberä „ba aud) 2oui$
fein SÄaljlmmer bei 2Crnolbä genommen würbe"*) an*
fang* 2J?ai 1824 in bie 23ette»ue, aber nod) nid)t in bie
befamtte (fyeute „©cfyöne 2Cu*jf d)t 7"), fonbern erfl
in bie
5. äBofynunglm (natfo Slorben) atoettfolgenben fog. Äod)fd>en
(tyeute Ufr. 9, äÖebeme^erfdjen) £au*. ©effen erinnert
fld) nlcfyt nur «ubtoigä Softer von £örenfagen, fon*
bern e* toirb aud) betätigt burd) eine ©teile in 28U*
fyelm* SBrtef4) vom 7. 3uni 1835: „©(cfymtnfe*) $iel)en
jefct in bie 28ol)nung, bie früher ©(eine*) inne fjattt,
einige J&äufer tvelter herunter, too totr einmal bie
an>eite <£tage bewohnten." (fcubtoig unb feine
©djttriegermutter Ratten enblld) bem ©taatömtnlfter gi. H.
von ©djminfe bie SBofynung in ll)rem,£aufe gefünbtgt,
tvaä ein ©tabtgefpräd) war.) ©obann burd) 3acob$
93rief an «ffiiganb vom 26. S&ai 18245): „2Btr toofynen
iefet Söettevue im vierten ßauä" (nämlidj von ber @de
am griebridjäplafc au$). 3n biefe 2Boi)nung fyat fid)
2)ortd)en an 2Blll)elm 1825 verheiratet, nadjbem fte
fid) 2Betf)nad)ten 1824 verlobt Ratten, „dttty* tyabe td)
mein Arbeitszimmer," fdjreibt er fünf Sage nad) feiner
J&ocfoett an SÖiaanb, 20. SJtot 1825 (©tengei 3, 244),
„linfö ber 3a co b unb nad) beut £of $u, tveil er feine
©onne brauchen fann, I>at ber Soutä fein ÜÄal$immer."
2)er 2Cu$$ug von ba in bie (bamaiige 9tr. 6 ber
95ettevue)
6. aBo^nung, ©d)öne 2Cu$jtd)t 9fr. 7, @cfe ber ©eorgenjfcafie,
fdjeint im grfil)jal)r 1826 erfolgt ju fein, unb hierauf
bod), auf einen förmlichen 2Cu$$ua6), bie Söemerfung von
Sfyoma * (in einem «rief vom 2. Äuguft 1826 an 3acob *)
*) ©eeufeba* 319. ») %tkibv. 91. ») @d)öof 2, 9lt. 9.
*) fcrMbr. 144. B) (Stengel 3, 238.
•) Sttdit auf einen blofen ®ed)fel »on Sacobd ©tubierftube, rote
(Stengel oermutet (2, 214). 7) $>af.
38*
596 ?ub»tg @mt[ Qtrfmm, Erinnerungen.
fleh ju begießen: „^öffentlich ift 3hr ÄuSjug »orübet ufw.;
td) wünfcbe 3bnen ©lud, baß es" überftanben fft1)."
2Cua) bic* £auä, beffen SnnereS JJane' 3fltmü[ler
(,§effenlb. 17. 9. 1901) hübf* fdhflbert, begießt fidj bie
58rieffleQe 3trnim* (bei «Steig 3, 578): „@me fcfiönere
Sanbfdiafr, aH ben ©rtmm$ täglich cor Äugen Hegt, fanu
man faum benfen. @le wohnen bfth: neben ben für»
fürfttichen Käufern, biei Steppen hoch an bet ©traße,
ttelchc bie 2tue übetbrücft1)." @ie wohnten aber jwet
Steppen hoctj; btei Steppen hoch finb lautet ©acjiaimmer.
gRancbetotrö bebeutet „jwel Steppen hoch" im btitten
®totf, webet bet Strtum rügten mag.
£>te ffir ©braefühl fränfenbe SSebanblung, bte fie
1829 «on ber SÄegierung erfuhren (f. o. (5.457 f.), Heß fie
am btitten SSefh/nachtatag 1829 naä) ©öttingen jiehen,
reo fie würbigere Bafeinöbebfngungen gefunben hatten.
Sie hatten ba ihre unbequeme oorlaufige
7. SÖobnung in ber„2ÜIee" in einem neugebauten Jjaufe, bai
nicht mehr befannt ift, nadjbem fie erft noch »ierjchn Sagt
bei ihrem greunb Söenede gewohnt bitten1), nahmen
aber fcbon im 9Ra( 1830 ihre
8. SBobnung in berfelben 2ttlee Stfr. 6*).
Uli gegen ©nbe 1837 bie „©ottinger ©leben" ani*
S errieben würben, (am im Sejember Jjacob trieber in
ai lefctberoohnte $au6 nach Gaffel ju Subwig, ber in*
jWtfchen mit grau unb Äinb unb (Schwiegermutter, bie
jwei 3i"tmcr bei ihm hatte unb feinem ,*5auebalt am
gehörte, ben jweften Stocf bewohnte, übrigen^ erft 1848
burch Stau Sottnetä Sob JJauShett Würbe. 3acob
genoß fo etwa brei»iertet3ahr?ubwtgä ©aftfteunbfcbaft.
3m £erbft 1838 tarnen bann auch SÜilhelm unb
gamflie (17.— 20. Ortober)6) aumäh,Ifcb in Saffel an,
nad)bem noch für jwel, äßodben*) bet engbefreunbete
') Sil i*, bat bie Sfl*f cntütjitCf, gab ti feit 1819 — in ttm
(Stimmt er. & — erfl 1S2W luitbft.
*) „B AI Saftren,* fdirctfe« 9BilftfLm (an ORenfrtadi, Won. 1829,
SS. 122). „b in bttQStllt»ne »ohne, itanb i* mit ben SBrraen, 3jiti«
@rimm in Sinnigen, ©. 2», gibt lid
..._... ft an bnn $oufe unriditig »U bie ätit, i
jhnt Mlhn, bie »nre 1829-37. *) 5«el 1, SU.
Wi*i ober für fall ein 3»»c, mit Sfepd 1, Vi fagt, reäftroib et
»ruber ci iCMM Htttn, bie 3Mire 1829—37.
•) mm abir '"- -" - "' - "
tai ÜÜAtiBC bturft.
Bnrjong: 9. b) ©rabftätten. 597
Surtft 4Juao fte in fein 4Jauä aufgenommen r)atte, unb nun
beaogen btc beiben dlteflen ©rüber lieber atö ©lieber
einer gamilie alä
9. SBofynung baä (Srbgefdjofj beä Sööttnerftrjen J&aufe*.
3acobhatte für {icr> bie betben j&immtt red)t$ *om 4Jau&
Sana, 38tlr)elm nafym bie gegenüber nad) ber ©eorgeiv
tage liegenbe 3immerreif)e.
1841 nacr) Berlin berufen, fyaben fle jundd)fi tr)re
(t»on ©ettine tfynen gemietete)
10. SBorjnung in ber 8enn6ftra#e 8, am Tiergarten, btö 1846
inne gehabt, belogen bann aber eine
11. 9öor)nung in ber SDorotyeenftrafte 471), unb nacr) einem
3af>r, Opern 1847, fr)re fefete,
12. SBorjnung in ber fcinfjrraße, im ^aufe 9tr. 7, baä \>on
ber ©tabt Berlin burcr) eine 3nfd)rtft (JJeffenlanb 9,
82) be$etcr)net werben tfi 3n Gaffel bat man eine
foitr)e nur in ber erften 3Sol)nung, in ber üftarftgaffe, an*
gebraut
b) ©rabfidttem
1. Da* ©rab ber *Dtotter ©rimm finbet ficr) jefyn ®cr)rttt son
ber nörbttdjen SRanbmauer be$ alten, bie neue lutr)ertftr)e
Ätrdje umgebenben $otenr)of$ auf ber ^erraffe. @$ ifl
3um rjunberriärjrtgen Sobeätage am 27. SRat 1908 t>er^
geftettt unb mit einem ($tfengeldnber umfriebigt Korben,
nacr)bem e$ tt)ie bie übrigen ©räber fc*)on feit Safyren
eingeebnet geroefen toar. Sgl be* «^erau^geberd ju biefem
$age erfAtenene Heine ®cr)rift: „Dorothea ©rimm", toorin
aud) bie 3nf(t)rift beä ©rabftetnä ficr) finbet unb fein be*
fAeibener ©djmucf eridutert fft. 4)er ©enfftetn toar am
wujj umfaßt *om recfotedigen 2iu$f<r)ntrt einer birfen ©anb*
ftetnptatte; bod) r)aben jtoei au$ bem ©rabe brtngenbe
(Sfdjenftdmmdjen biefe in brei Steile jerfprengt. uceben
ir)r (unb Sötte) jinb brei Cfrtfelftnber fcon tr)r begraben,
jtt>ei 3£cr)tercr)en tum Sötte unb 28tlr)eim$ altefteö
©öfyndjen, Jacob, 2)a$ ©tab ber Sante Henriette
3immer, t 15. 2fyrtl 1815, befanb ficr) in berfelben
Jfceirje mit bem ber ÜÄutter ©rimm, ift aber, ba 2BiI*
beim* $lan, ein eiferneä Äreu$ für fle gießen ju laffen
(3gbbf. 446, 51), nicr)t ausgeführt tt>utbe, nid)t mebr auf*
juftnben unb jefct eingeebnet.
') SMforc* fcarftftcr fet 3wcl 1» 608, 511, 517 f.t 520.
598 2ubtt>tg Emil ©rimm, Erinnerungen.
2. £tnfö neben bent ber Stattet ©rimm, einen (Schritt rücf*
to&rtö, ift Sötte* ©rab. Ein mehrfach geglleberter <5anb*
ftelnunterbau trägt eine Söronjepiatte mit ber ©rabfd&rift
unb einen fnienben Engel, ber ein £reu£ vor fid) hält,
von bet J&anb So. J^cnfd^el^. Erftere lautet: „Unterer
f)ter in ©ort rufyenben liebften ®d)ttefier Sötte Ämalte,
geb. 10. 2Rära 1793, verheiratet 2. 3uii 1822 mit «übt» ig
Äaffenpflug, geft. 15. 3uni 1833, fyaben tt>ir blefen
Stein im Safa* 1843 feften laffen. ©rüber ©rlmnr1).
3. Sfnföbaneben liegen Sottet ©djtmegereltern, be$ SDWntfter*
Eltern, 3ol)anne$ ßaffcnpflug (1755—1834) unb
SHarla SRagbalena 4Jaffenpflua geb. Drefen (1767
bl* 1840) unter fetterer ©anbjteinplatte, bie tyre fünf
Äfnber ÜJtoria, ©ufanne, Soljanna, Subtolg, 3maite
ihnen geftiftet ijaben. Sottet ©atte S. ^affenpflug ift in
üfcarburg begraben.
4. 37 ©d)rlit vom (tt>efHid)en) portal ber neuen luifyertfdjen
Aircfye ftebt baä faß gleite £)enfmal auf bem ©rabe von
«ubtoigä erfter ©attin SHarie Eltf abetb geb. SÖMtner,
a^b. 9. Äug. 1803, 1 15. 2Cuguft 1842. — 8uf bem neuen
äotenf)ofe liegen im vierten Quartier, unmittelbar am
jtoeiten norbfublidjen 3Bege, nörblld) vom vierten toeft*
dftltd&en Söege, 50 ©d&ritt fübltcf) von «ubtotg ®»of)r*
©rab in einem mit Etfengttter umfriebigten Erboegrdb*
nid, übrigen* mit ber ©rabfcfyrift nad) Often,
5. Subnrig ©rimm* @cf)tt>tegermutier grbfe. SBöttner, geb.
Sötlle, geb. 1. 3uni 1770, t 4. 3anuar 1848.
6. Ru ifyrer Stufen am ©itter Eart grtebrid) ©rimm,
7. 3u i^rer SRecfyten Subtoig Emil ©rimm, beiber ©rab*
fcr)rtftcn auf »eigen, au ^dupten fdjrdgllegenben SJtormor*
platten faum nocf) fufitbar. 2)er übrige $etl ber ©rdber
ift nad) Subtotg* SBunfd) mit ©anbfteinplatten belegt.
8. 3u beffen SRecfyten liegt fein @d)tt>legerfof)n SRubolf von
Efd)tt>ege, 1821—75.
9. Subtofg* jtoeite ©attin, grieberife geb. Ernft, 1806—94,
liegt begraben im Ernft*#rnolbfd)engamiilengrabe, ivx
SBütfel, ben ber von ber tfapeKe nad) Söeften füfyrenbe
«fcaupttoeg mit feinem tfoeften ndrbltc^en ©eitemoeg btlbet,
red)t$, ettva aet)n ©d)rttt von beiben ÜBegen entfernt.
10. 3acob unb
11. 3&ilt)elm, neben lefcterem aud) feine ©ot)ne
12. SRub olf unb
*) ®eitena»ffd>t f. bet D. Gtarlanb, 3B. £enf*el, ®. 61 u. 66.
8nf)ang: 10. »etjct^ntö son «üb». (Smil ©rimm* 3Berf. 599
13. JJetman liegen auf bem neuen 9Rattf)äifirtf)i)of in Berlin
begraben.
14. 3Bilf)elm$ ©attin, ©orteten, rufyt auf bem griebfyof sor htm
9>rebigertor neben bem 9tofefd)en Jßb^en in (Sifenad).
2Cud) iffi ©rab aiert ber fntenbe @ngel mit bem Äreuj
son 28. £enfdjei, nur in totifym SJtormor auf eben»
folgern ©oefei.
15. Über gerbinanb* ©rab f. ®. 554.
Überfielt
A. SRabierungen.
I. SReligiöfe jDarfteHungen: 9fr. 1—13.
II. 2>tytboiogifcl)e: 9fr. 14—16.
III. 2Cuf ©age unb ÜRärcfyen beaüglidie: 9fr. 17—21.
IV. SUbniffe: 9fr. 22—91.
1. 3«<tgenoffen: 9fr. 22—86.
a) ©öttmger 9>rofefforen: 9fr. 22—36.
b) gamilie ©rimm: 9fr. 37—49, 239.
c) gamilie Srentano: 9fr. 50—57 (60—63).
d)gamliie *. ©afctgng: 9fr. 58—63.
e) Änbere greunbe unb Sefannte: 9fr. 64—69.
f) 2Cnbere, nad) eigner 3*id)nung: 9fr. 70—77.
§) Rubere, nad) fremben Silbern: 9fr. 78—86.
[u* alter 3ett, meift nad) Ölbilbern: 9fr. 87—91.
V. (St)ara!ter!5pfe, unbefannte Sttbniffe: 9fr. 92—132.
1. 2Cu* JÖeffen: 9fr. 92—96.
2. 8u$ Sagern: fflt. 97—122.
a) 9tad) eignen Reidynungen: 9fr. 97—116.
b) 9tad) anbern Betonungen: 9fr. 117—122.
3. 2ton ber Steife nad) Italien 1816: 9fr. 123—30.
4. Stoffen* unb nationale Sgpen: 9fr. 131—37.
VI. ©enrebarpettungen: 9fr. 138—79.
a) BttegorifAe: 9fr. 138—40.
b) 2fu$ ben gamilien ©rimm, J&affenpflug, *. @f^»ege:
9fr. 141—51.
c) 2fu* ßeffen: 9fr. 152—70.
d)2Cu$ SÖeftfaien: 9fr. 171—73.
e) 2Cu* Sagern: 9fr. 174—79.
VII. 2)arfMungen au* bem Sterreid): 9fr. 180—203.
600 «ubttng Smtt ®rimm, (Srfnnerungett
VIII. «anbtaaften: 9fc. 204-30.
a) fru* Stalten: 3lr. 204—13.
b) 3fo* ©eutfölanb, bef. au* J&effen: 3lr. 214—30.
IX. ©nttoürfe: 9fr. 231-38.
Anfang: 9fr. 239—44.
B. Ölgemäibe.
C. Aquarelle.
D. Jjanbaeidjnungen.
E. Sit^ograp^ietu
F. Kopien.
Sorbemerfung*
2*on ben 228 9tobterungen bti 2fnbrefen*2Seffety/ ®. 124
btö 194, ftnb auägefdjieben bfe 9frn. 106, (bfe bamft fogat gleiche)
161 (al$ fd&tafenbe* SR&btfyen" unb „fd)fofenbe grau" beaett&net)
unb 188 Qtoet Äafcen") aß Sterfuctye feinet Söcfjterdjen*; ebenfo
228 O/Än^be mit ber großen ßaföfraufe'O aß &&$ a^tter 3u*
ftanb t>on 9fr. 115 („3acob ©rtmm aß Äfnb"). 3« ten *e*
bletbenben 224 Hummern füge icf) 20 bei SBeffefy nid)t enoäfynte
au, fo baß ftd) ai* (Summe ber SMätter 244 ergibt.
2Cb!üraungen: I. im folgenben $eraetd)ni$.
1. 95. = Söeaeidjnung. i. 95. = im SBefife. @. = (Stnfaffimg**
linien. 4>gv 9&g., 35g. = Sorben, Stftttefc, ^intergrunb. t. b.
9&. = in ber üfcitte. 9t. = 9tame (2. <S. ©rtmm); t>. (= Dotter)
91. = «ubttug ©mit ©rtmm. 9>r. = 9>rofil ®. = ®eite tiefet
95ud>e*. ©d)r. = ©djrift, Unterfd&rift. $. = Sitel (,, " &et
btefem = t>om Äünftter gegebener SfctteD. U. = Unterranb.
28g. = 3Bibmung. 3. = Äünftleraetct)en (LG u. a.).
2. t. = in, im. L, r. = Iinft, redjtä. m. = mit. o. = ofyne.
ob. = oben. u. = unten.
3. @rjte beutföe 3iffern = 25tlbgr5f5e, jtoei 2ferf)äitntffe =
gMattctv unb SBilbgrbfie (1. Äöfye, 2. SBrette) in mm. 9t5mtfd)e
Atffern = 3uftänbe. Sefcte beutfd^c 3iffer = 9fr. bei 28effefy.
Sudjftelien am @nbe = Söemerfungen über ba$ betr. 95ilb
flnb au finben bei:
4. 95®. = berliner, g. = 0fartnofd)e «SafieD, Ä®@. = (Saffeler
©rimm#, SB©. = a&üntyener ©rapfytfcbe, URS», = Sttüncfyener
^aittinger*, 9>. = ©raf 9>ücflerf(f)e, ©t. = ©tottföe ®amm*
tung. SB. == SÖeffefy.
Bnfymg: 10. Setfteidpti* *on 8ub». <£mtl ®rimm* SBert 601
IL ©eföqte ,,©eaei(J)mmgen" auf bcn blättern.
35. 1 = «ubtoig (Smit (ober L. E. ober L.) ®rimm f(ec).
// 1*^ // // // // #/ aa viv.
// 2 = „ ( „ ) ®rimm pix (fo) (et) f(ec)a. f.
// 3 = „ „ „ (ober 3.) inv. f.
„ 4 = „ „ „ (ober 3«) inv» W) £ a« £
// «* === // // // *• *♦ *•
„ 6 = „ „ „ (ober 3») inv»
„ 7 = (?.) ®r. ober 3. unb f(ec).
„ 8 = 3. unb inv. (et) fec.
" 9 = & (ober '• ®- obet *•> ad viv*
„ 10 = ?. <S. ®rimm sc. (ober sculp).
„ 11 = ad nat. del. (Re)c).
Um ber dtaumerfparniö ttitten tft bie ©efdjreibung ber
©tötter triebet gejfritfyen; für 224 Stummem ift biefelbe bei
SBeffety gegeben.
2>te (jefct n>ot>l ai* faft sottftänbig anaufefjenbe) Angabe
ber3ufl&nbe ber rabferten Blatter toäre mir obne bie gütige
Unterftfifcung beä 4Jerrn ®rafen sott 9>fi<Her*2impurg au
ßberauborf in »agern nid)t möglitf) getoorben.
A. Stabierungem
I. SRetigiöfe DarfteUungen.
1. SWaria mit bem fdjlafenben Äinb am ÜReere. —
160 : 114 (145 : 88. — o. 95. — 1.
2. Mater dolorosa, mit brei grauen. — 270 : 210 (230:192).
— I. SBange unb Äleib ber grau r. u. »eifl; o. 3. @t.
II. beibe gebeeft, ßalötud) ber 2teronifa toetä. 3. <5t.
III. JöaWtud) teil», fd&rafjiert. SR®. IV. ®b. an grau
t>on Xrnättaibt. — 2.
3. ÜRaria mit bem fdjiafenbenÄinb in einer SanbfAaft
fifcenb, mit brei ^eiligen. — 236:179. — U. a. »oben
rabiert 95. 2 1824. — ob. abgerunbet. — 9tocf) bem bu
gem&ibe 9lr. 3. — 3. — (Steig 3, 474.
4. ÜRaria mit bem Äinbe, in einem ©tratyenfrana, ^eilige
Gäcilie, atoei @ngel, atoei Krauen, a»ei ^eilige. — 244:233.
— a. »oben 95. 3. — ob. abgerunbet. — 4.
5. Der tote 3efu3 in ber ®rabe$f)5f)le unb bie brei
ÜRarien. — 225:204. — u. r. a. »oben ». 4 1820. —
I. ©tfm>äd)ere Umriffe unb ©cfyattenlfnien. II. Ataxia
unb Äopf unb «eib be* 4Jeiianb$ ftärfer flattiert. — 5
602 Subttig <£mtt ©rtmm, @rinnerungetu
6. Gngel mit bem ©d&toeifjtud). — 180:127. — ob. 1.95. 7.
— o. G. — 6.
7. $ob bet fyeil.Gäctlie;fünf muffjierenbeGngel.— 210:170
(193 : 160). — L ob. 95. 4, 1850. — 7.
8. „Älingäotyr* SJerfünbigung t>on ber ©eburt ber
beil. Gltfabetb" — 128:185. — o. @. — u. in ge*
riffcner ©Ar. b. $., barübet b. 3. — 8.
9. „2>ie ftetL iltfabetb »etl&ßt bie SSartburg, 1227",
mit brei Ätnbern unb einer Wienerin, unter bem ©eleit
eine* Gngel*. — 178:157. — r. *. Änaben 95. 6, 1834;
barunter i. gertff. ®d)r. b. 3:. — 9. — (©. «fcanbaeld&n.
9lr. 16.)
10. „2)te f|eil. Glifabeif) empfängt fterbenb ba* J>cfL
2Cbenbmaf>l". — 172:228. — i. U. b. $.; barunter:
gebr. &. 4J. gelflng; L u. 95. 2. — I. SSor b. (Stfyr. SB.
11. 9tft biefer. — 10. — f. B 6.
11. GineSJhttter mit atoeiÄinbern entftelgt bem@rabe.
— 305 : 245. — Gcfen ob. abgerunbet; u. L auf einem
©tein 95. 3, 1847; a. U. in grofjettilat. 93ucfyjt. : ego sum
vita. Joh. XIV. 6. — 11. — f. B Ohr. 13.
12. 2)er<5d)ufcengel, über einem ftfyfofenben Sttäbdjen flebenb.
— HO : 88. — a. U. 95. 1, Gaffel 1819. — 12.
13. Drei Gngelföpfe, nebeneinanber, nacfy I. getoenbet. —
79 : 69. — o. @. u. 93. — 13.
II. ÜH^tboIogtfcfye ©arjtellungen.
14. 3upiter auf bem 2tbfer. — 129:134. — 9tad) SRobert
langer. — o. 95. — 14.
15. 2)ie ^)arjen, bat>or ein Änabe, einen $obe$pfeil baltenb.
— 232 : 180. — r. u. 95. 8. — 1. r. unb i. untere (Säe
toetfl. et II. btefelben gebecft. — 15. — J5b$d)g. i. b.
fl©@. - 157«».
16. 2)rei St^mpben, in »albiger 95ergfonbfcfyaft tanaenb. —
118 : 163. — r. o. i ©pfegeiför. 95. 7. — I. fdfaäd&er,
II. ftärfer flattiert. — 16.
III. 2fof (Sage unb ÜBärdjen beaügltctye jDarfteEungen.
17. „Ätnber* unb J&auäm&rcben g. b. b. 95rüber ©rimm".
(Sine bejahrte grau (m. b. 3ügen *. 9tr. 18) erjäbit fed^6
Äinbern ÜÄärdjen; l. unb r. ein Gngel; ob. 2frabcäfen m.
ÜÄärd&engeftalten; i. b. ü». $:epptd) m. b. $. — 236 : 200.
— u. a. SRanb 95. 8. — 131.
18. „Sttärcbenfrau au$ 9tteberatt>ern in Äurbeffen", grau
SBtebmann, geb. ^ierfon, auä Ülieberjtoebren bei Gaffel,
t 1815. — 123 : 160. — 2tuf b. Stfcf) b. £.; I. b. 3. u.:
gej. ben 30. 2Cug. 1814 in Gaffel. — 1. 2Cuf b. SWteber
Entlang : 10. »ersehnt* *on Sub». @mll ©rtmin* aöerf. 603
einfache ©trtdftlaaen. SB.; t»ct ber 9fr. IL ÜÄtt 9fr. (35).
III. auf bem ÜKteber «reujlagen. 9fr. getilgt. — 90.
19. SMefelbe, serfleinert. — 125:100. — r. u. 95. 1, Gaffel
1819. — 91.
20. „jDen guten unb böfen Ätnbern $ur ©rinnerung".
32 SRärd&engruppen, bie a. U. erflärt fmb; bafelbft mitten
b. $.; u. r. an einer 9>jJanje Sfcafel m. 3» qängenb. — -
121 : 292. — r. u.: 1830 inv. et dcl. Gaffel. — 20.
21. „Die aw5If ©ruber. Sttärcfyen *>. ©ebr. ©rtmm".
@in junget SRäbtfyen, eine 95lume pflücfenb; barüber eine
menfajltdje ©eftalt m. gtfd)fd)tt>anj; fpümenbe* SRäbdjen;
bitter. — 115:132. — l b. 3H. u. i. ®pfegelftf>r. b. $.
u. b. 3. — o. @. — 21.
IV. 95tlbntffe.
1. 3eitgencffen. a) ©ötttnger «profefforen. C 379 ff.
22. ,,@.(eorg)jft.(tebrtcf))95ene<fe", 1762— 1844, ©ermanijt. 4Jalb*
figur, im ÜÄantel. — 224 (188): 160. — a. U. b. 91.; r.
95. 1 a, Gaffel 1823. — I. *or b. <B%t. II. m. berf. — 29.
23. ,,3.(ohann) g.(riebrid)) 95lumenbad)", 1752—1840, 9tatur*
forteer. Änfeftücf, fifeenb. — 267 (243) : 225. — 95. 1 a. —
0. G. — I. aor b. ©d)r. £aar über b. ©tirn nur angebeutet.
©t. II. m. b. ©d)r., £aar nadjgearbtt. — 30. — f. F 3.
24. *2)erfelbe. 9>r. nadf) l, m. ©amtfappe. — 235 (203) : 173.
— 93. 1 a, Gaffel 1823. — o. G. — I. \>or b. ©d&r., L
4Janb fenfrecfyt nid)t auäfcfyrafftert. II. m. b. ©djr., £anb
bebecfter. — 31. — ©. 381.
25. 2)erfelbe, »erfleinert auf 211:176. — ÜRft 91. b. ©arge*
pellten, ntd)t beä Äünjtler* (toofyl son biefem aemwrfene
platte). — 32.
26. „3.(01).) 38.(ttt).) £.(etnr.) Gonrabt", 1780—1861, SKebiainer.
Änieftücf. — 240 (214) : 178. — o. G. — 95. 1 a, 1826. —
1. *or b. ®cf)r., r. ©cfyulter tt>eifl. 95ud)tttel fef>lt nod).
©t. II. m. b. ©cf)r., ©djulter gebecft, 95ud)tltel tft ba. — 37.
27. „G.(arl gr.(tebrt$) Gi#l)orn", 1781—1854, «Red)t*lef>rer.
£albffg., ftet)enb. — 240 (218) : 180. — 95. 1 a, 1823. — G.
nur u. — I. *or b. ©cfyr., r. 9totffeiie tt>eifi. ©t. II. m.
b. <&ti)T., r. SRotffeite gebecft. — 40.
28. ,,3.(ot>ann) ©.(ottfrteb) Gtcbborn", 1752-1827, Orientalin,
SSater be* Vorigen, J&albflgur. — 236 (193) : 160. — 95. 1 a,
1823. — I. öorwb. ©d)r., 3Crmel einfach [errafftet*. <5>t.
II. m. b. ©djr., 2fonel u. a. 9tocf teile m. ßteualage. — 41.
29. Derfelbe, im ©ptegelbtib, sertoorfene platte. — 211:174.
- 38. - 42.
604 Subtoig ffimfl ©rimm, ffirfcmerongen.
30. ,,3.(ob«uO g.Ofcbrtd)) S.(ub»ig) ©bf^en", 1778-1837,
9fc(l)t*aefef)tter. ÄniefHW, fl&enb. - 237 (220) : 176. — o.
@. — 3. 1 a, 1826. — I. aor b. ®d>r. <5t II. m. tyr. — 45.
31. ,,X(rnolb) ^.(ermann) *.(ubtt>ig) J&eeren", 1760— 1842, @e*
f#id)tf(l)retber. Äüftbttb. - 240 (220) : 177. - 95. 1 a,
1826. — c. & — I. *©r b. ®tf)r., 95ucf)rüctett toeif}. 9»®.
II. m. b. ®d)r., berfelbe befdjrieben. — 53.
32. „Ä.(arD @.(ufta» J&imty", 1772—1837 (i. b. «eine ertrunfen),
augenarjt ÄniefHW. — 242 (214) : 178. — 95. 1 a, 1826.
— I. aor b. ®tf>r., ©ud&rüden tt>eig, 3:ifd>platte einfad)
Staffiert. II. betbe* »otfenbet, o. @d)r. III. m. biefer. — 57.
33. ,,©.(ufta>) J&ugo", 1764—1844, 9tetf)tagefebrter, ßalbfigur. —
237 (202) : 172. — o. @. — 95. 1 a, Gaffel 1823. — I. *or
b. @*r., in jtr>ei Drucfen, ber eine sottenbeter. II. m.
b. ®cbr. — 58.
34. „Ä.(onrab) 3.(of).) 3J*.(artin) Sangenbed", 1776—1851,
«Dfebijtner. gafl Änieftfof. — 266 (252) : 226. — o. @. —
95. 1 a, 1826. — I. aor b. ®<f>r. «t II. m. ihr. — 61.
35. „©.(ottlieb) 3(afcb) «JMancf", 1751—1833, S^eoiog. gafl
ÄntefHW. — 268(240) : 227. — @. nur a. U. — 95. 1 a,
1826. — I. *or b. ©d&r. et II. m. btefer. — 70.
36. ,,95.(ernt)arb) fr(rtebrid)) $bibaut", 1775—1832, SRatye*
mattfer (95ruber b. J&eibelb. 3«tifien). Äniepücf. — 240
(215) : 178. — @. nur a. U. — 95. 1 a, 1826. — I. *or b.
®$r. 28. IL m. biefer. — 82.
b) JJamiiie ©rimm (f. audj unter ©eure).
37. „griebrid>©rimm", 1672-1748, Urgroffrater ber 95rüber.
gaft Äntetfücf, jifeenb, in Bmtatradjt mit berück. —
243 (222) : 198. — l U. m. 9tabelfd>r.: „ffriebrid) ©rimm";
t.: „geb. ju £anau 16. Oct. 1672, geft. bafelbft aß in*
spector ber ref. Äfrtfye 4. 2Cprtt 1748. gemafylt in feinem
69. 3at)r" (nacf> e. Olbilb); l u. 95. 1. — 50. — J5. ©rimm,
95eitr. 221; abgeb. in 3immermann, „£anau", 1. ftortr.'Sf!.
38. *jDorott)ea ©rimm, geb. 3fo*mer, bie SÄutter ber ©e*
f(f)n>ifler, 1755—1808. — 98 : 73. — o. @. — I. u. 95. 1,
1808. — I. t>or b. ®d>r. II. wie betrieben. — 126.
39. ©fefelbe (fefjr n>abrfd>einltcf)), mit $tt>et ©d&ieifen auf ber
£aube. — 103 : 75. — u. i. b. 3». 95. 1, 1808. — i. 95.
b. Ä®@. 157 » — 127. — 3eid)nung i. 95. ». Sri
X ©rimm, 95eriin.
40. „3acob ©rimm", al* 21/1W*)riae$ Äinb. 95ruftbilb, um>
rafymt — 91 : 77. — c. 9c. unb 3. — I. *or b. ®d&r. =
T. 115. II. m. b. $. i. U. = So. 228! - 91. b. Urlaubfdjen
)lbilb *. 3ug. 1787. £. ©rimm, 95eitr. 223; ©tengel 1, 17.
8nf)<mg: 10, »eraeid)ni$ *on «üb». @mfl ©rimm* SBerf. 605
41. jOerfeibe. 93ruftbttb, nati) l, t. 9Jtontel, m. toetäer £al&
btnbe. — 104:78. — i. U. t. 3ierfd)r.: 3. *. S. ©rimm.
r. 93. 1, Gaffel 1815. — o. @. — 1. aor b. (Scfyr. SB.
II. mit biefer. — 48. — (Steig 3, 365.
42. „©tlfyelm ©rimm". Änteftüdf, fifcenb, im afabemiftfyen
Salar. — 280 (263): 222. — f. U. 9t. b. 2>argetf. i gafc
fimtle; t. 1837 ad viv. — c. 93. u. @. — 51.
43. *3acob unb Söflfyelm ©rimm. 93ruftbüb, nacf) L ge>
toenbet. — 212 : 172. — ©runb toagerecfyt flottiert, ba*
©an$e in ©tabtoerf eingefaßt; l batunter 93. 9, t. 1843.
— I. *or bem ©runb unb (Stabtoerf, tfoei 9*tobebrucfe,
einer energifd)er. <St II. mit beibem »er b. (Sdjr. (St.
III. I U. m. großen lat, 93ud)ft.: „Die Brüder Grimm".
— 52. — 2fod) oor tyren jD. (Sagen, ^effe 6c 93ecferfd)e
Aufgabe.
44. *@ari (grtebr.) ©rimm, ber britte «ruber, 1787—1852, f.
2(nt). 3. — 93rujtbtlb in Uniform oon 1814. — 130 : 107.
— I. U. leer; c. 93. 30. IL m. b. <Sd)r. i. b. 9&.: (5. gr.
©rimm. i. u. a. 93ilb: Gaffel 1815; r. u. 93. 1. Ä©<S.
— 46. — 3eid)n. *. 10. Oft. 1814 i 93. t>. grl. X ©rimm.
45. *Subtt>tg (Smil ©rimm, 1790—1863. — 165:125. — o.
@. — I. bartfoä ; i. U. 0. 91. u.: se ipse fecit Monachium.
1813. 2W@. II. m. fitintm Änebelbart, fonft ebenfo, nur
r. 1815. (St. III. Änebelbart reicht u. b. ftfim; i. U.
93. 9. (St. IV. Änebelbart toteber oerfürjt; jum 91. 31t*
gefügt: pinx. fec. aq. fort. r. SRüncfcen 1815. — 47.
46. *Sotte ©rimm1), 1793—1833. 93ruflbtib. 2>a* reiche
£aar funftoott in fleben 9tingen auf bem JjMnterfopf auf*
gebaut. — 118:81. — 0. @. u. £g. — I. r. 93. 7, 1820.
II. baju I. ob.: Cassel ad vivum. i. U. Sötte i. beutfcfyer
3ierfcJ)r. — 62, too fie aber für «otte Äepner ausgegeben ifl.
47. *2otte £affenpfiug$ (geb. ©rimm) \>icr Äinber unb
& ©rimm* $5d)tera)en. 2*on I. n. r.: 1. (Sari £.,
1824—90, 93«bbauer; 2. grtfc £./ 1827—92, £)«©9t. i.
93re*iau; 3. Souiä JÖ., 1813 geb., t als prfj. Äapit. j. (See
11. >Dej. 1878 ju SKalta; 4. £orott)ea £., geb. 1833, t
San. 1898 ju SRündjen, un»ermäl)it; 5. grteberife ©rimm,
1833 geb., oerm. m. t £auptm. t>. @ftf)tt>ege. — 128 : 183.
— 0. d*. — u. r.: Gr. ad v. — 116.
48. *2BtH)e!m unb ©orteten ©rimm* brei Äinber. 2*on
L: 1. ßerman, 1828—1901; 2. SKuboff, 1830—89, 9teg.4R.;
3. Bugufte, geb. 1832. — 114 : 135. — 0. @. — ob. r. 93. 9.
— 117, too eä unrichtig al$ 2fo*fd)nttt auä bem vorigen
l) <&. attcf) SRr. 239.
606 «ubtoig (Srntt ©rfmm, Erinnerungen.
951. beaeidfaet ttrirb. — 3^nun9en au 9lr. 47 u. 48 1 95*
t)on grau ». (Sfdjtoege.
49. *4Jerman ©rimm (f. 9fc.48), ftuttftfd&riftftettct. — 86 : 75.
— I. fcor studiosus iuris, fonft tote IL t. U.: J&erman
©rfmm (facs.) studiosus iuris, ob. I. 93. 2, (Saffel, ben
13. 3utt 1848. — 49.
c) gamilfe Brentano1).!
50. *„95ettina" 93rentano, »erm. m. 8cr)im &. Arnim, 1785 bte
1859, ©djrfftftettertn. 95ruftbtlb n. L — 175 : 134. — o.
<S. — I. \>or b. ©d)r., *or SÖolfen u. 95aumfcr)lag i. ®t.
III. mit biefem allem, „95etttne" in facs.; u. b. 3« un&
«anbaut ad viv. — 23.
51. jDiefelbe, ebenfo, nact) r. bttcfenb. — 175: 133. — o. (8. —
I. *>or b. ©(r)r. 28. II. i. U. „Terrine" tt>ie ob. ; 93. tote
Str. 50, 1809. — 24.
52. *2Mefeibe, fafr ganae gigur, fn efncm ©effei, i. J&g. tt>r
©oetbebenfmai. — ob. abgerunbet. — 278 : 223 (184 : 155).
— I. i U. b. $:. in facs.; r. ob. a. b. $ort)ang b. 3m L u.:
29. 9tobr. 1838. ad viv.; »or »ieien Arbeiten. 9>. IL <*u$*
flattiert, 3. r. auf b. Sifcr) (ob. ausgetilgt). ®t — 25.
53. Diefelbe, ^atbfigur, I. getnanbt. — 234:190. — ©onft
ttrte 9lr. 50, nur m. beiben Ädnben ein 95uct) &ot jtdj an
b. I. ©ruft baltenb, m. b. «uffcfyr.: *on 2frnfm Sßinter*
garten. — 26. — f. ®. 96 f. — Äönnecfe, 95ilberatt. ©. 210.
54. grana Brentano, 1765—1844. 95rufrb. i. SWantei, eirunb.
— 147 : 127. — i U. Franciscum Brentano sen. francof.
fratrem dilect. — Amore propinquis Georgius. — 9lad)
©tieler. — o. 95. — I. aor b. @d)r. 2B. II. m. biefer.
— 35. — ©. 327 ff.
55. „<5r)(rffMan) 95renta'no//, 1784—1851. 95rufrb. nacr) {. —
83:63. — o. @. — i. U. b. $., 1817 in 9labelf*r.; ob.
r. ad vivum granffurt a/SR., im Octobr. 1817; u. r. 95. 9,
granffurt. — I. 9>robebr., ber fcfeattierte ©runb bleibt
unter bem Ahm; fieine, fraufe ^aare um ben ganaen
5topf. 3B. II. toie befdjrieben. (III. am £interfopf über*
arbeitet? 95®.?) — 34. — @. 324f.
56. *„<5iemen* 95rentano", 1778—1842. — Äniefl., L £au$<
rocf, I. gefer)rt, fifeenb. — 295 : 233 (264 : 207). — i. £g.
©eftaiten a. b. ©ocfetmärdfyen u. a.; i U. b. $. in. facs.;
I. u.: ad viv. b. 181 3ulr> 1837. üftünd&en. — I. t>or b.
91 b. StargefteHten. II. m. biefem. — 36. — ®. 494. —
Äopf b. Äönnecfe 262.
*) Äuntfluntc JBrenttttto f. 9tr. 60—03.
Bnfyang: 10. ®eraeid)ni$ *on *ubtt>. @mü ®rtmm$ 2Berf. 607
57. ÄaroL Glaubine 95rentano, 1804—76. Änfeftücf, n. I.
— 95 : 82. — o. @. — I. r. ob. S8Iatttt>erf; t. ob. 95. 9,
fcc. 1817. ®t. II. ebenfo mit 9tr. 13 r. ob. III. r.
95lattranfe, 9lr. getilgt. — 147 „Sefenbe* SDtöbd&en". —
@. 225.
d) gamflte t»cn ®a»fgng.
58. grtcbrtd) Staxl von ©asignt), SRedjtägelefyrter u. preug.
3ujttattttntfter, 1779—1861. Änteftücf n. I, fifcenb. —
218 : 180. - ÜB®. 28. — 78.
59. *£>erfelbe. 95rujtb. n. I. — 142:105. - Untere £älfte
eftunb. i U. f. grofien beutfefoen &ktbwäfit.: g. (5. aon
©attigng. u. b. Stunbung b. 91. u. : granffurt a/9R. ben
10. Oct. 1815. — I. \>or b. ®djr. u. t>or ber SKunbung;
*om ©d&ettel j. ®runbltnie 67 mm. 28. ®t. II. mit
- befbem; som (Sdjettel bf$ j. u. SRunbung 87 mm. 28. ®t
— 77. — (3etd>nung i 95erl. 95tbl.)
60. ®unba (Äuntgunbe) fc. ©asfgng, be$ vorigen ®atttn,
1780—1863. Änieftücf, n. r. gefegt, in einer «anbföaft
flfcenb. — 230:155(192:148). — ob. abgerunbet. —
I. *or b. 91. (gaff.) b. 2)argefteHten; i. u.: in 2anb$but
1808. 95. 9. II. tn. 91. 74.
61. *£>tefelbe/ ialbfig. — 119:150 (119:132). — I. ob. ein
3räfeld)en mit: ®. t>. ©.; auf b. $ifcf) 95. 9, «anbaut
11 3anuar 1809. — (8. nur r. u. I. — I. $ifcf)platte t>orn
toeff. ®t. II. blefe gebeeft. — 75.
62. Diefelbe (?). SBorftubie jum vorigen (?); bloß Äopf unb
©djulter, in äfynltdjem $elatt>erf. — 75 : 103. — o. @. —
o. alle ®tf>rtft. — gel)lt bei 28. (2BtH). ®rimm: „Dame
in 2Btntertracf)t, «anbaut 1809".)
63. SMefelbe1). Äntejtücf n. r. — 235:183. — 76.
e) Rubere greunbe unb 95efannte.
64. *3ofept> ®örre$, 1776—1848. 95ruftb. n. I. — 199:158
(105:105). — r. u,: ®rimnt del. et fecit aqua forti. —
Goblenft ben 12*« <5ept. 1815. i. U. i. gr. beutf A. 3ter*
budjft.: 3. ®örre$: barunter: J&erauägeber beä 9tf)etnt*
fcfyen üBercurä, geo. b. 25. 3<wt. 1776 (geftocfyene ©d)r.).
44 (gt 215.
65. Sari @rnft (5^riflopf> £efl, 1755—1828, Äupferftectyer,
«ubtoig* £auptlel)rer. — J&üftb. n. I. — 188 : 156 (142: 156).
— I. Sopf, platte u. r. b. 95«b nur in Umriffen. ©t.
11. alle* gebeeft. III. auäbrucfä&otter nacfygearb. @t. — 56.
x) 9tad) £. @rimm, $. 3, 907, Qat 8. tyren Stopf fodter nod) einmal rattert.
608 ?ubu>ig <5mtt ®rfmm, (Srimterungen.
66. griebrtd) «WüHer, Stotter u. Didier, 1749—1825. 95rufc
bilb n. r. — 127 (113) : 112. — o. @. — i U. i. geriffener
<5ä)t.: 9Raf)ler. grtebrtd) SJNHIer. geb. 1749 fn tfreuftnad);
r.: dcl: ad vivum Romac b. 281« Sung 1816- L 95. 7.
— I. ©tunb am Äopf toetfi; o. ST 2W®. II. ®runb am
Äopf gebecft. ÜB®. III. m. 9tr. 18. IV. 9fc. getilgt, r.
u. I. 9tanb hettgefcfcllffen. — 66.
67. „(Samuel »bfer, «Waler, 1768-1843. Sörujlbtlb n. r. —
104(82):70. — l. t>. Stopf b. 3. — o. & — I. m. aerfff.
©d&r. 91, gej. au ©aierno ad viv. 1816. (St. II. b. 4.
geflogen u. Dir. 16 r. ob. III. 9fc. getilgt. — 71.
68. ®ottftieb ®#arff, «eopolb ©tein unb ©erwarb
Sfyoma* 0>on i. n. r.). Sörujlb., nebenetnanber, n. I —
118 : 154. — u. b. brei aeftod&enen Bin (falfcfi: „<Sd)arpf"):
ÜJtetnen trübem 3acoo unb SBtifyefat }um &nbenfen &on:
*. 91.; t. batüber: geaetcfynet ju granffurt a/SÄ. b. 8^ »Co
tober 1815. — 79.
69. Söaitbafar ©»et!), Domherr juSKünc^en, 1774, tnad^ 1847.
Söruftb. in (strunb, n. I, im SBantel — 146: 124. — u.
b. 9ambung: 91 ad vivum del: et fec. Monacfaii 1817.
— I. \>or b. ®d>r. URS». (2mal). II. m. biefer. <5t. — 80.
f) Rubere, nacft eigner 3^tdf|nung rabiert.
70. „<peier 2Bolf gang feocf", 1760— ?. Änteftücf. — 223:185.
— Unterfcfyr.: b. $., *on bem fyL 3ofapf) (Sarmeiit Söa^e*
rtfd)er 9>ro*tna, *om 3r 1790 üfcifflonar in Oftinbten u.
t>om 3* 1800 apoflottföer SBicar in Söabglon. geb. m ber
Oberpfafo im ©otfe £alter$rteb 1760. — La. 9tanb:
nad) ber 9iatur geaetdjnet unb ge&fet t>on — r. t>. 91 in
ÜRünd)en 1811. — I. sor b. ©tf>r. SB. II. m. biefer. — 33.
71. SÖtlfyeim Äafpar gerbinanb greif). t>on ©ornberg,
1768—1850. Änteffacf, 5Borberanfid)i, ftetyenb.- 312:248.
— i U. b. 91. beä ©argejtellten; I. 81 ad vivum pinx.
et fec. aq. forti Celle 1827. — I. ttor b. ©d)r. II. mit
biefer. — 38. — ©. 383f.
72. *£efnrtd) J&etne, 1797—1856. — 209:170 (183:170).—
u. r. auf b. $ifd) 25. 4; ob. r.: 1827 ad viv. 949tot>.;
Unterer, f. ©. 390. — o. @. — 54. — ®. 389 f. (Steig,
@upt)orton 18, 118-21.
73. \>on Saffert, 1769-1841, feit 1819 ®öttinger Äurator,
®. 2eg.*9l, £anno*er. 4JaIbfig., $r. n. 1 — 228:182.—
<S. nur u. — o. lebe 25. — 60.
74. „9licolo 9>aganini", ®eiger, 1782—1840. 95rufU>., »on
ttorn. — 228 : 166 (160 : 137). — o. <&. — i U. b. Z.
(S^ff.), fonft feine $8. — I. reit befdjrieben. II. baau nod)
1. u.: 9tod) bem «eben ben 8. 3uty 1830. — 9tfcJ)t b. 2S*
Xnfpng: 10. »eraetcrjni* aon 8nb». (Stritt @rtmm* äßerf. 609
75. jDerfelbe, blofi Äopf unb @d)ultem (ntd)t bem vorigen
93t entnommen), — 150 : 117. — 31. n>te Str. 74. L u.
r. 93. 9, Gaffel 1830. — I. »er b. 3. u. <Datum. SB. II. m.
beibem. ®t.
76. „(Srnft Bug. SKumann, geb. 4. 7, 1743, t 17. 6. 1827"
(m Äanno&er), fett 1816 Gfyef b. ,ßannto>. 3uftfj'2)epii*.
Äruftb. fn ©runb. — 245 : 179. £ a. 9tunb: flt del ad
vivum; r. o. 9tunb: J&anno&er ben 22. SJtot 1827. — u.
i b. 9ft. Feising impr. jDarmft. — I. *or aller <5d)r. 2B.
II. mit bfefer. — 72.
77. Dr. 3oh. ©ttegltfc, 1767 geb. i. Brolfen, t 1840 att «eü*
arjt in «fcanno&er, Ofyetm ». J&etnrid) ®t. — 93ruftb. fn
(Sfrunb. — 245 : 178 (183 : 156). — o. lebe 93. — 81.
g) anbete, nadj ben Silbern anberer gefertigt (fyterau
gef)5rt audf) 9lr. 54).
78. Dominif 2frtarta, fömftyänbter in ÜRannfyeim, faft gan$e
gigur. — 246:202 (196:152). •— i. U.: Dominique
Artaria n6 ä Blevio sur le Lac de Come le 23 Mai 1765,
D6c6d£ ä Mannheim le 2 Janvier 1823. Dtdit ä ses
nombreux amis Par son Fröre Jean Marie Artaria. —
1. u. peint par P. Krafft ä Vienne en 1815. r. gravt
par. 91. — I. *. b. Unterfd&r. 30. II. m. berf. — 27.
79. „tfugufta, Äurfürfttnson Reffen", 1780—1841. Ante*
ftuef, nacr) *orn. — 405:305. — i. U. b. $.; I. u. Bury
pinx.; r. 93. 5. — I. ob. Hälfte be$ ®runbe$ ttetfi, Äopf
unöottenbet; c. Unterfd&r. % II. soHenbet, m. ®cr)r. — 28.
80. Xnton Dominif ©raf *. 45egnenberg*JÜuj, ba»r.
Äammerfyerr unb ©et), SRat, geb. 1749, t 18... 93ruftb.
•• in (Strunb. — 155 : 128. — I. *or b. 3« ««& 2)atum.
3ÄÜR. II. mit beibem unb nachgearbeitet. 9&®. g. —
9lad) 3. 9Rur.el — 28. 55 (nennt tt)n Äenneb.).
81. SRar \>on 3mt)off, 9taturforfcf>er. 93ruflb. in @lrunb. —
202 : 129 (103 : 91). — i U. Maximus von Imhoff (gr.
lat 93ud)jl). geb. 1758, geft. 1817. I. u.: Edlingerpinx.;
r. 9t. fec. a. ?. — I. &or aller ©djr. 28. II. m. biefer.
©t. — 59.
82. % 28. SÄerfel, 1756—1820, «aufm. i. 9türnberg. 93ruftb.
i. (Sirunb. — 250:203 (180 ♦, 143). — i. IL: 9>aul SBolf*
aang ÜRerfel, 2fffeffor am Äfcnigl. 45anbel*2Cppellatton$*
Berichte, Storfteber be$ £anbelöpla|*eö unb 2fbgeorbneter
ber ©tobt 9türnberg $ur fegten Kammer ber ©tänbe*
SBerfammlung. — l. u. a. Söilb: A. Reindel del.; r. 93. 10.
— I. *or b. ®djr. 28. II. mit biefer. <5t. — 65. —
f. über tt)n gr. Sftott), 9iürnberg 1821.
8«bw. @rinnn, Erinnerungen. 39
610 Subttlg (Stau Stimm, Gtümenmgett
83. <5. £. *. Öettel, 95tuftb. i fcitunb. — 255 : 204 (180 : 143).
— iU.: (Satt getnttd) *>on Certel »on ®üntl)et$bübl,
«fcetaogl. ©acbfen^Jßtlbbutgbaufenfcbet Äammetjunfet. —
L u. a. Söilb: A. Reindel del. t. 95. 10. — I. »ot b.
©d)t. ®t. II. mit betfelben. 83. — 68.
84. Sofepb SÄinalb, 1744r-1811, äaufm. in Gaffel. 95tuftb.
n. lv tajietteä ®efi<bt, weifte gaate, ©tunb flattiert. —
105:62. — o. @. — u. I.: 8Bolf Sttnalb del. t. 95. 10.
— ©t. — Bliebt bei SB.
85. 95tenbel Sofepb SRinalb, geb. #atte, 1747—1818, grau
be* Zotigen. 95tuftb. n. t. — 105 : 62. — i gaube,
hellem Äletb unb 93tufttucb; ©troib um ben Äopf »etfr
fonft flattiert. — o. @. — 95. toie bei 9fr. 84. ©t. —
9ttd)t bei 83.
86. „Amicis"G,f&t feine gteunbe'O; bet 2)atgeftettte unbefannt
95tuftb. i. (Sftunb. — 148 : 127. — t U. b. $. (gt. tat.
95ttd)ft.); o. weitete 95. — 22. — 88o ba* 95latt »ot*
banben ift, toar ntd)t &u ermitteln.
2. 95Ubniffe au* älterer 3ett, meift nad) felbübettu
87. 95inbo 3nto»ttt, nad) SÄaffael* 95niftb. i bet SWfinefyenet
X <j>inaf., ©aal VIII, 9fr. 1952. — 252:175 (219:160).
— i U. i gtoß. lat. 95u(bfl: Raphael Sancio de Urbino.
— I u. a. «5ilb 3. u.: tabiett nad) bem Original in b.
ÄgL ©alerte in ü&üncben. 1812. — I. »ot b. ©At. ©t.
II. m. betfelben. — 73. — (Stft fpdter tabiett füt J&ei>
man ©rimm.
88. «ateibuSatbin^off&nbifc^etSRalet, 1622— 1678. 95tuftb.
— 176 : 134 (85 : 110). — o. <£. — I. m. gertff. ©d)t.
jDu 3atbin; r. u. a. 9ttlb: fec. «BWhttben 1816. ©t. II. m.
lat. ©At.: Carl dujardin; t. ob. 3fr. 28. III. 9fr. ge*
tilgt. 9>. — 39. 88o b. Original tft, tft ntd)t anzugeben.
89. „gtanceäco gtancta, 9>ittote", 1450—1517. 95tuftb.
— 85 : 83. — o. @. — l U. b. $.; Li flattiertem ©tunb:
gefr. $u 93ologne 1816 in bet ©qHetta Jjercolane; batuntet
b. 3. — I. »ie befd)tieben; Bfcfputen übet bet SDWifce,
t>ot bet 9fr. 83. II. m. 9fr. 14 t. ob. III. biefe getilgt.
9>. — 43. — Da* Otig. ift in Bologna nid)t merjt aufeit*
flnben. 9tabiett 1820,
90. „ÜKatttn Sutbet". J&albfigut. t. u. (Sranad)* 3. —
235 : 173. — i U. b. $., geb. *u (hieben 1483, geft. 1546.
I.: L. Kranach pinx.; t. 95. 10. — I. *. b. Äünftlet4R.
2»©. II. mit biefem. 9»©. — 63. — 1811 gefettigt unb
1812 aon 3rnfm emorben, tt>te 9fr. 91, f. f. „<J)tebtgten
be* g&otbefmS". ©teig 3, 369* 95eibe finb nid)t nad)
Xnfymg: 10. Seraetcfptt* t>on «ubn>. @mü @rtmnid SBerf. 611
<Sranacf>* @em&lben felbft, fbnbern nad> a»et Pergament»
bUbern be*felben (für eine Söibel b. 9Bünd)ener ßofbtbl.)
gefertigt, (Steig 3, 400.
91. „9WKPP 2»eland)tl)on". J&albftgur. — 235:173. — t.
über b. ©d)ulter ßranaety* 3., barüber 1560. — i U.: b.
$., geb. au «retten 1497, gejt. 1560. L u. 95. 10. —
I. »or b. Ufdf)r. SR®. II. in. biefer. — 64. — ©. aor. 3fr.
V. <5f)arafterföpfe.
1. 3u* Reffen.
92. £anne* £etb au* ©teinau. äopfb. — 88:77. — o. (5.
— u. ©teinau gc. ad nat. 1815. — I. ». b. 9fr. 26 r. o. 88.
II. m. biefer. III. biefe tauin nod) fld>tbar, — 92.
93. „ßoiafyanne*" au* 3I)rfng*f)aufen bei Gaffel; breite* ®e*
fld^t eine* toof>I nicfjt 2*olIjinntgen. — 108 : 95. — o. @.
— Li ©pteaelfar. 93. 9. — 101.
94. „3«nflfer üfeeir. £aibgg. einer alten grau in Gaffel. —
153:108. — l. a. b. 2Banb eine $afel in. b. $.; bar*
unter: ad viv. 1820. — o. <£. — 88.
95. *„Da* 9>reufHe *on ©Alüdjtern", ein alter £anbel**
fube. — 142 : 105. — i. U. b. $., nfe je beftette nad)
©d>Itd)tern? fe ßaafebäifge? nir t>. feaar?; r. u. b. 95ttb:
au ©teinau ben 9. 2(ug. 1815 fec. — I. *or ber 9fr. 30
r. ob. 3Ö(?). IL mit berfelben. III. biefe getilgt, »reite
104 mm. — 83. — f. ©. 560f.
96. SDerfelbe. — 109:87. — o. <£. — L t>. b. J&utfptfce 95. 11,
1815. — I. *>or b. 9fr. 32 r. ob. 3B(?). IL in. biefer.
III. biefe toieber getilgt. — 84.
2. Xu* Magern, a) nad) eigenen 3cfd)"ungen.
97. 3toei lad)enbe SÄänner. äopfbtlber (9>r.) t>. SWünctyener
SRobeHen (ber l in Äapuae ber „9>aftetenfepperl" (aud)
auf 9fr. 172). — 88:144. — 9fcben bem L: ad vivum
1811; i. b. ütt. ad vivum 1818. — o. @. — I. Oor b.
9fr. 34 r. ob. IL m. biefer. III. 9fr. jfdjtbar getilgt. —
104. — 3Bof)l 1811 gea-, 1818 robiert.
98. ©ilbbiitfenber SRann. J&albfigur. — 152:115. — £ut
auf b. 2Crm, beibe J&änbe am 9todf. — o. (£. — r. u. i.
©piegelfAr.: SN. b. 4*eti 3^9 1809. — 94.
99. Der fein. Äinn ftüfcenbe SRann. 95ruftbilb, n. r., mit
fcfytoaraem, ftruppigem J$aar unb fdjtoaraem ©djnurrbart.
— 132: 109. — o. <£. u. o. 93. — 100.
100. 95ärttger3Äannol)neÄopfbebecfung. 95ruftb.,9>r.n.r.
— 134:109. — Seilte l)embart. Söeflbg. — o. @. u. 95.— 111.
39*
612 Subtoifl Cmti ®tbnmf (Brinnetungett
101. SB&tttget SRann im 9>el*übet»utf. »tuftb. n. I —
135 : 109. — o. <£. u. o. SB. — I. I. ©pultet unb ®runb
baneben nur angebeutet SR®. II. betbe* auägef. — 112.
102. bärtiger gRann mit gefalteten Ädnben. Stuftbilb,
9>t. n. r. — 170 : 133. — i 9to<f, £anbe *etfd)fongen. —
o. <£. u. o. ». — 128.
103. jDerfetbe (»of)l baäfelbe SRobeff au$ ®tüntoalb), t^&emb,
£änbe gefaltet. — 152:115. — o. (5. u. o. 35. — 9tfd>t
bei 98.
104. S&ttiger SRann mit f$t»anet SRüfce. Stuftb. n. t.
— 131 : 110. — o. (5. u. o. ©. — 110. — i. «Wunden
1812 ge$etcf)net
105. £ittenfnabe au* ®tüntoalb, im £ut. Stuftb. n. t.,
m. langem #aat, in £emb unb «^ofentt&getn. — 103:78.
— o. d. u. o. SB. — 113.
106. änabenfopf, in btettftämptgem .gut, 8/4 9>t. n. I. —
153:115. — um b. £al* ein lofegebunbeneä $ud), übet
b. Stuft ein SBanb b. £ofentt&getö; t. ob.: 31t SBetg am
©tatenbetgetfee b. 6.t ©ep. 1809 ge*. — 9Hrtt b. 2B.
107. Änabenfopf, mit toittem, locftgem #aat. 8/i yt. n. t. —
109:85.-1. ob.: * ® u.: $u93etg uftt. Goie9ta. 106).
— glicht bei SB.
108. gtauenfopf, 8/4 9>t., übet b. t. ©efyultet fyetauäblidfeub,
m. futaem, »ittem, i. b. 9R. gefdjeiteltem #aat: t. £äifte
bet platte leet. — 75 : 104. — ... ben 28. geb. 1809.
«M®. (obet am?). — mm bei 20.
109. Moducrin au* ©gern a. Segetnfee, mit tbten jtoet fleinen
9Jtöbd)en *ot jlcb* Stuftbilbet, jle felbft in gtoget, bunflet
£aube, Rettern £al$tud), bunllem Sföebet. — 142: 181. —
0. @. — t. ob. 91. ad nat. del. 1813 fc. — I. ®tunb l.
bunfel, fc fel)lt. «W®. II. betfelbe l)eagefd)itffen, mit fc.
6t - 9ti*t bei 2S.
110. kleine* SKabd^en. Sötuftb., nacft, 9>t. n. t. — 76:78.
— 0. (5. — g. — 118.
111. üttäbcfyen mitSlumen. Stuftb. — 109:90. — 0. @. —
1. nut t. neben intern l. 2ftm: ®munb ben 18 ©ept fec.
1816. ©t II. bam L ob. ». 91, t. ob. ad nat fc 1816,
t. batübet 9lt. 27. 9K®. III. 9fr. getilgt. — 119. — ©. 223 <
112. 3unge* 9Räbd)en, in ftäbtifctyet Äletbung. Sötuftb. n. L,
mit unbebetftem £al$, funftlo* autücfgefämmiem &aat. —
101 : 76. — t. ob. in ®ptegelfd)t.: 28. üttag 1809. (SR®.?
gm?) - 9ti#t bti 2B.
113. 3unge* SRdbdjen mit 9>etlenfd)nut, au$ SDWtadjen.
9hit Äopf u. .galä, n. t., mit langem £aat. — 75 : 71. —
0. @. u. $8. — 122.
Xnfytng: 10. Scrjetd&nta t>on «übt», (gmti ©rtntm* SBerf. 613
114. SungeS SR&bd)en mit feilem £al*tud), gefefyeiteitem,
langem bunflem «ßaar. — 72 : 61. — o. (5. u. 95. — 123.
115. JjMttenffnb auä ©rümoalb, mit bunfler Äaube. 93ruftb.,
faft 9>r. n. L, totrre*, bunfle* ^aar. — 82 : 64. — o. <£.
u. 93. — 124.
116. 3tt>cf Ätnberfbpfe. — 66 : 106. — o. <&. u. 95. — I. nur
m. b. $opf r., ©teile l. leer. II. ttrfe befdjrteben. — 125.
b) nad) 2torbtlbern (in 95at>ern gefertigt).
117. 9tacfter änabe. 95ruftb. n. r. — 111:80. — o. @. —
u. L: 2(. Gorreggto pinx. — r. 9t. f. — 114. — 9tad)
©tuble *>. Gorr. i. b. 3f. 9>tnaf.
118. 95ärtfger SÄann mit geberbarett. 95ruftb. n. L —
113:80. — o. <§. — ob.: .golbetn pinx. 1515. — 108.
119. 95artlofer ÜBann mit runber Äappe. 95üfte n. L —
112:78. — o. (5. — u. L: £. J&olbetn dcl.; r. 91. £ec.
— 109. — Vorlage: JJb^g. b. SR®.
120. 95ärtiger ÜRann mit 95arett. <J)r. n. I. — 102:76. —
Die «tnfe greift in benüRantel; r. ob.: #olbefn pix. —
ülid>t bei 20. - Ä®©.
121. ÜRann mit £elm. «fcalbfig. n. I. — 215:160. — o. 35.
— 1. 93rufttud) m. ©trfdjlagen gebedft. 2R®. II. auf beut*
felben au$gefd)ltffene Siebter. — 103. — 9tad) ®rimm$
t)bfd>r. 95emfg.: nad) einem 95tlb t>. SÄob. Sanger.
122. Äopf eine* ettoa 35 j. SRanne*, tool)l nad) t>. Itycf. —
100 : 82. — ©djnurrbart unb 9Järtd>en auf b. Unterlippe;
t)om SRücfen gefefyen, aber Äopf über b. r. ©djulier ge*
toanbt; bxzittt gefügter Äraaen unb Äettenbanbelter auf
b. r. ©djulter. — l i. ©runS auf Ijeffem glecf b. 9t. —
o. (5. - 9ti*t bei SB. — «®@. 135 7.
3. SBon ber Steife nad) Statten, 1816.
123. Drei Orientalen. — 143:144. — l u. r. ein Sieger, i.
b. SR. ein Äaufajier, ieber mit 9tamen$* ober 4Jefinat&
anaabe. — r. u.: ge&. ad vivum im jiafen t>on Stoorno
auf bem ®riegifAen @d)tff $oHoca SRarjucca, baö au*
2Ueranbrfen fam, ben 21?» SCuguft 1816; l. baneben 3« —
o. & — I. t>or b. Str. r. ob. 3B.(?) II. m. b. 9fr. 6
r. ob. III. 9fr. getilgt. — 98.
124. SRännltdjer Äopf. 95ruftbtlb eine* Stömer* m. langem
J&aar unb Vollbart. — 140 : 103. — L u. p. & del ad
vivum Roma. 1816. — o. @. — I. ®runb toeif}, o. 9fr.
SB. SR®. II. m. 9fr. 2 r. ob. SÄ®. III. ©runb bunfel,
platte auf 130: 103 aerfleinert u. überarbeitet; 9fr. r. ob.
614 Subwfg Gmti @rimm, Erinnerungen.
noch j!d>tbar. IV. auf ber Sorte l. au*gefd>liffene Sinter.
125. „Gariutfetyt" (GarluccO, Äutfdjer au* StapeL Söruftbilb
n. r. — 74:64. — l ob. 3., r. ad viv. ben &™ 3uty
1816 ju Steopel; r. u. b. $. — o. G. — I. t. oETm. b.
9lr. 7, II. Str. getilgt (SB. f>dlt biefen 3ufanb f. feinen
I. ,,»or bet 9tr/0. — 85.
126. „Garmino 9flfcolctti'% 93üffeß)irt bei 9>efto. — 126:88.
— - o. G. — L ob.: flej. ad vivum ben 13. 3uty 1816
9>dfhtm u. 3«; i. U. b. $. Gicerone. — I. m. 9lr. 8 1. ob.
II. bfefe getötet Ooie b. 9tr. 125). — 67.
127. „Bnnunciata", Albanerin. — 123:83. — o. G. — r. ob.
b. $.; L u.: Gamuaai ben 17*«i gung 1816 del. ad vivum.
— I. *or b. 9tr.; L ob. feinfätffcer. 9>. II. m.b. 9tr. 11
t. ob., Ätffcer »erfcfytounben. III. 9lr. getilgt. — 86.
128. „jDfe fcäcferin bon ©aeta." Söntftbtib, 9>r. n. L —
62:67. — i U. b. $., t. 93. 9, b. 20*5 Sulp 1816 u.
ÜÄolo bt ©aeta. — o. G. — I. *>or b. 9Jr. 5 r. ob. äö.
®t. II. m. biefer. III. biefe toieber getilat, 1. m. jid)tb.
glecf i b. ©erraffen u. 2. (mit beren aBegfatt) t, b. ganzen
Gcte. - 87. - ©. 257.
129. Die betben betenben Albanerinnen, fnienb;n. r. —
100 : 61. — o. G. — ob. i b. SÄ. ®. ad viv. SÄom. — 155.
130. Sunge, in b. ÜBantel gefüllte grau (toobl 3talienerin).
— 75 : 47. — I. *>or b. 3* *• ob. II. m. biefem. — 153.
4. Waffen' unb nationale 3$pen.
131. 3ube au* 2Öarfd)au. Söruftb. n. r.— 112:77. — o. G.
— ob. i. b. 3B. ad vivum Gaffel 1818; r. au* 2Barfd)au.
— I. ®runb toeif}. SB. II. ®runb gebeeft, o. 9lr. 3B.
@t. III. m. 9lr. 23 r. ob. IV. biefe (no<f) ffd)tbar) ge*
Ibfcfjt. - 89.
132. jDrei „3igeunerftnber", nebeneinanber. — 94:139. —
u, Li <&piegelfd)r. b. $.; i. b. SÄ. ebenfo: gea. au Gaffel
nad) ber Statur 1815. — I. *>or b. 9tr. ÜRg. toeifl. St.
II. legerer aebeeft, »or b. 9tr. ©t. III. m. b. 9tr. 36
r. ob. IV. biefe getilgt aber nod) fid)tbar. — 99.
133. Äalmüd (Äofaf?), Söruftb. n. r. — . 59:32. — u.1. 93. 9,
1814. I. *>or b. ©trid)lagen r. u. 9>. II. m. berfelben.
©t. - 102.
134. 9tegerfopf. — 72:56. — o. G. — r. u.: 1815 gej. au
Gaffel nad) ber 9tatur. — I. *>or b. 9tr. 2 r. ob. u. *>or
b. 3. <BL II. t>or b. 3* aber m. b. geriff. 9tr. 2 r. ob.
III. m. 3. u. 9tr. 29. IV. lefcte toieber gelbfd&t. — 95. —
(Äopf nid)t »eraeid)net, fonbern abnorm.)
2Cnf)ang: 10. Setaetdpri* »on 8ubn>. @mü ©rtmm* 2Öerf. 615
135. Äopf einer SRulatttn. — 56:48. .— L 93. 7, barunter:
ÜKulatten. — o. <£. — I. ©runb bell, ofyne 9fr. 2S.
IL tn. 9lo. 1 r. ob. ©t. III. in. 9to. 31. (IV. ©runb
gebeeft u. dir. r. o.? [Med au vermuten »egen]) V. ©runb
gebeeft unb 9fr. r. ob. *)erau$gefd)Hffen au* etrunbem
fettem gtetf in ben ©djtaffen. — 96.
136. 9teaer, 3bpf unb <5d)ufter. — 77 : 57. — i. U.: au* 93ra*
filien dcl. ad vivum (Saffel u. 3. — o. @. — I. *>or b.
9fr. SB. «t II. m. 9fr. 33 r. ob. III. 9fr. getilgt. — 97.
137. jDret 9legerbuben. — 156 : 190. — r. 93. 9. — o. & — 134.
VI. ©enrebarfteUungen.
a) 2HJegorffd)e.
138. DretSÄdbdjen, in bergiger «anbf Aap fifeenb. — 133:151.
— Daä ©tunbengta* beutet na* Subttrigä 93em. an, baß
ftc über bie $erganglid)feit ber 2>tnge nadjflnnen. -Lu.
93. 5, 1824. — 17. — C3ei*n. m. anberm Jgg. in 9R@.)
139. IDiefelben, aerfletnert unb aeränbert. — 117:133. — r.
a. 93erae fe. 7. — o. @. — 18.
140. <preußffd)e Sreue, Siebe unb SBtlbe. ©jene au*
1813. — 385 : 288 (308 : 243). — (Sine Junge grau, 2ter*
nmnbete fpetfenb. — i. U. ber fctifenorben, ju beiben
©etten nad) b. $. nocf>: 3f)co ÄdnigL J&or>cit ber tyxiru
aeffln SBüfyefai *on 9>reu$en geb. ^rinjefftn »on ^Jeffen*
J&omburg untertf)äntgft angeeignet »on & <£. ©rfmm, Äur*
rieft. £)berlieutenant; I. u. b. ©ttdjronb: gemault *>on
93ur9 in 93erlin; r«: aea. unb rabiert tton: 9t. in (Saffei
1814; l u.: 2>a$ ©emaibe befinbet fld) in ber (Sammlung
3.Ä.&. ber grau ßurprtnceffin aon Reffen. — I. aor aller
©d)r. @t. II. m. biefer. Ä©@. — 19.
b) &uö ben gamtften ©rtmm, J&affenpffog, t>. <£fd)ttege.
141. SWarte ©rtmm, geb. 935ttner. — 130:123. — n. L
flfcenb, abgen>enbeten @ejld)tö, tfyr reiche* J&aar fled)tenb;
l t 4& W $bd)terd)en, »on ber ÜÄagb getragen. — o.
(£. U. 25. u. L ad viv. 144.
142. Diefelbe*' it)*rem Äinb a« trtnfen retetyenb. — 51 :60. —
L o. Idecke Batha Malaca (b. f). grfberife, bitte, Malaga!).
143. grtebertfe ©rimm, im 5. Sebenäj. — 164:118. — Lu.
ad viv. Saffel 1837 ben 18. Dec. — o. @. — 121.
144. Diefelbe, ettoa 6iäbrfa, a^etata! bargeftettt, t>on hinten
unb *>on *>orn, mit aufgelbftem langem J&aar. — 165 : 155.
— Li ®rb. 93. 9. — 156.
616 Subtotg (gmtt ®rimm, (Erinnerungen.
145» jDiefelbe, etwa löfdhrfg, toieber atoeimal bargeftefft, fo
baß befbe gfguren jtd) am $ifd) gegenüberflfcen. —
142:190. — o. @. — t>. auf ber $tfd)pfotte: FG. LG.
(»erfd)tongen) 1850 ad viv. Gaffel; r.: Älobe* (= Stftolaua)
2fbenb. — I. unfertiger Äfcbrudf. ©t. IL atteä über*
arbeitet. — 143.
146. grfeberüe ®rimm (L) u. Dorothea J&affenpflug;
beibe etwa 18 jäljrig. — 193 : 228. — (Srftere tl)r £aar
ffed)tettb, &. mit aufgelbftem £aar; ob. abgerunbet; i. b.
fo entftefyenben <£dfen & SRebenfiguren. — u. I. 4J| 2)ec.
1851 ad viv. — I. tote betrieben. IL ofyne bie dtanb*
einfalle. 2 <J)robebructe. — 145.
147. grieberife *>. @fd)toege, geb. ®rtmm, u. i\)t atoetter
©ol)n @rnfi — 115:82. — L auf b. @tul)llel)ne 95. 9.
— o. <£. — I. o. a. 9tanb fehlen bie ttagered)ten ©triebe.
©t. IL btefe fcortymben. — 146.
148. Diefelbe, mit ttjren beiben ©bljnen Sufc unb <5rnft —
194:172. — 1. ob.: «üb». ®rfmm 1861; i U.: ÜÄefnem
lieben Söruber Sacob ®rimm jum 4. 3anuar 1862 (beffeu
77. ®eburt$tag); r. u.: *on Subtoig ®rimm. I. unfertige
®efid)ter. IL SicfytfteHen be* 93aume* ob. unfd&attiert
III. »or b. ©d>r. i. U. $. IV. mit berfelben. — 148.
149. Smalie £affenpflug u. Sötte ®rimm. — 84:127. —
2fatalte (©d)toefter b. SWfntfter*) I., *on hinten gefeben,
Sötte, n. r. gefebrt, bie Saute fptelenb. — r. ob.: JDa*
Sieb ».Söettine Arnim"; r. u. 1819 (Saffel ben lOiSKära;
r. bret Ä5»fe, bfe platte aerfrafet. — o. <£. — 154.
150. Sötte £affenpflug mit tljren beiben älteften äin*
bem. — 50:59. — ob. r. 1826, 3. u. ad viv. — o. @.
151. Dtefelben, am 3Betf)nad)t$baum. — 126:96. — o.@.— 149.
c) jDarfieflungen au$ Reffen.
152. „Subem&nndjen". 9hmb, auf einer SDWinae t>on 26 mm
©urdnneffer; alte* Gaffeler grausen. — o. <£. — I.: 1808.
— 160.
153. „Ätnberfpiel inÄ. Reffen". 5 ÜÄ&bd)en. - 196:214
(145 : 185). — l u. rab. fe. 9, 1815; i U. in geriff. ©Ar.
b. $. — I. tote betrieben. 9R®. IL I. gea- in Gaffel
1815 ».: 91. — 158. — ©teig 3, 360 u. 365.
154. 2>a*felbe, »ergrdflert, 8 Äinber. — 207:268. — ©d)r.
toie 9lr. 153, geflogen. — I. SRanbetnfätte, 7 äbpfe, o.
®d)r. ÜB®. IL m. ©d)r., oljne jene. SB. — 159.
155. ÜÄutter mit a»et Äinbern. — 76:54. — o. @. — I.
u. 3. u. 1820. — 151.
Bnfymg: 10« gtetgetcfpii* »on Sub». @mtl @rlmm* 98er!. 617
156. „jDie alte Sore »on Ungebanfen" (b. SJrlfclar). —
161 : 121. — (Sine alte ätgeunertn, einer j. grau toet**
fagenb. — ob. i b. 2K. b. $.; r. fe. 9, 1822. — 141.
157. Diefelbe. aeränbert, hinter ber 95efragenben nod) $toet
»etbl. ©eftalten. — 113 : 81. — l ob. 1826 b. $. — o.
d. — I. t>or ben ttagerecfyten ©trieben r. oberhalb b. ®e*
ftalten. II. mit bfefen. — 142.
158. 9>fingftmoraen. @fn greife« 95auernpaar laufet einem
au* einem änba$t*bu<t> sorlefenben SDtäbdjen. — 178 : 288
(175 : 281). «in. ber Alten ftet)t: 93 3al>r alt, r. neben
il)m: 96 3al)r alt; an einem 95loct (auf b. $tfd)): 95. 9,
1825; i U. b. $., rabiert. — I. £g. unfdjatttert. @t.
II. freie ©teile nod) um ben äopf be* Xlten. ©t.
III. ®rb. *ufd)attiert, ©Wattierung ber Ädpfe »erft&rft.
©t. — 137.
159. ®ret* bti einem SBtegenftnb, — 96:130. — o. @. —
L auf b. @rb. 95. 9, „ai* Sueljrn (?) au <5l)rifttag 87 3at)r
alt". — 105. -
160. Äinber bei ber J&finbtn unb itjren 8 Sungen. —
178 : 188. — r. u. a. b. ÜÄauer 95. 7, 1825. — 157.
161. 3toei 9Räbd)en au* ä3illlng*t>aufen, in ©dnoälmer
$rad)t. — 220:162 (198:151). — i. U.: 2fa* 2Bltttng**
Raufen bzi 3tefl«tf)afa in ßurfyeffen. — l, 95. la a. f.
1828. — 166.
162. grau au* 3BiIling*l)aufen mit Äfnb, in berfelben
$rad)t. — 218:166 (180:145). — ©d>r. toie 9lr. 161.
— 167.
163. Drei 9Räbd)en au* ©oflfelben, in heimatlicher $rad)t.
— 222 : 198 (201 : 186). — i. U.: 3u* ©ogfelben bei g&ar*
bürg in Äur Reffen; l. u. 95. la, f. 1829. — I. unfertig.
®t II. »ottenbet. — 168.
164. gRdbdjen mit Sttatfäfer. - 73:129. - o. @. — l. ob.
95. 9, Gaffel im ÜÄai 1836. — 120.
165. Drei fetifd>enbe Suben. — 152 : 232. — l. ob. ein £al>n
in ßampffMung; barunter (©piegelfcfyr.): Alektryo (=
ßal)n) inv. et fec. 1838. — o. <£. — 138.
166* „3ffl*uiterleben". ScfylTtity 3tfl^nerfamilie, barunter
bie Alte *on 9tr. 151, 52. — 259:320. — i U. b. 3:.; r.
auf einem ©tetn 95. 7, 1840. — I. 3 9>robeabbrudfe aon
tt>ad)fenber ©t&rfe ber. ©Wattierung, ©t — II. t>ottenbet.
167. 3igeuner t>or ber SWauer (ber 3Befbel*burg). — 250:203.
— I. u. 95. 7. — @. nur u. — I. matter gebalten, ©t.
II. energifd)ere £id)tunterfd)iebe burd) 9tad)fd)attterung.
©t. — 133.
618 8ubttlg (Statu Stimm, Erinnerungen.
168. Drei ©loaafenbuben ODral)tbinber). — 250:202. —
u. r. 95. 7. — <&. nur u. — I* 4a* matt @t. IL 93aum
u. gelfen (tat! nad)fd)atttert. ©t. — 135.
169. Der junge Drafytbinber. — 191:142. — l u. 93. 9,
in Söörjgien1). — I. I 93acr> u. Steile b. ^anbfcf>aft u>eig;
ftarfer Bfegrunb. 9>. IL Bfcgrunb befeitigt. — 136.
170. £ie beiben Söuben au$ SBolfäanger (b. (SaffeD tmb
ber 9tegerbube. — 113:164. — l. u. $8. 7, 1849. —
o. (5. — I. I. u. @cfe o. ©erraffen. IL m. benf. — 107.
d) Darftettungen au* SBejrfaleti.
171. Äinberer,amen. @tn ®etfUid)er, sier «taber abhdrenb,
ein auf>5renber SWbnd). — 156 : 205. — r. a. Sffcr) b. 3.
1820. — o. @. — 140. (Der grbflte Änabe tyat bfe 3üge
t>on 9tr. 93.)
172. Die beiben Äapuainer mit ber @ule. — 166:156. —
r. i. b. 9R. an ber 2Öanb $8. 7, 1820. — o. @. — 139.
173. ©er 2»öncr) beimJSÖaumftumpf. — 120:161. — u. r.
95. 7. — o. @. — 169.
e) 3uö 35agern*
174. 3«n«er J&irt au* ®munb. — 113:168. — a. b. (Srbe
L u. 3» unb ®munb am Segernfee ad viv. 1812. — o.
<£. — 163.
175. (2) „SBafttfAt dauern *om ®d)Uerfee." — 145:102.
— ob. L tfl. unb fec; r. b. $. — o. <£. — 164.
176. (2) „95airifcr)e ^Bäuerinnen *>om©d)lierfee"(©etten*
frücf a- 9lt. 175). — 138 : 95. — I. o. b. $.: r. 81. fec.
1813. — o. <£. — I. t>or aller @cr)r. SR®. IL m. biefer.
— 165.
177. „ÄünfUerunterfyaltung inüÄünd)en". «uftigeä, teil*
toetfe farlfierenbeä 951. — SDMtten in einem ©aale ber
Bfabemie flef>t g. TL Äod)S 95ttb „Sfloat>* Danfopfer".
Unter ben 95efcf)auern einige Porträte: ber jtt>e(te r. *>.
93flb if* ®rimm; ber Offiater r. u. b. £arnifd) ift J&eibegger.
Die Heine ®eftalt im 39ltaberf)ut, $on hinten gefer)en,
ber SJtoler aBeinberger; ber bWe SDtonn mit SRüfee, l,
9)r. n. r., ber SRaler Dorner: ber ÜÄann mit ttorjteben*
bem 4Jaarf<r)op£ I. hinten, im gradf, n. IJförettenb, SÄtng**
ei*; ber SDtobell jlfcenbe in ber großen SÄÜfee ijl ber I. *>on
9lr. 97. — 184 : 388 (151 : 328). — i. U. b. £. 1812 ad
viv. a. f. — I. SBerge unb gtguren be* Äo<r)fcf>en SMlbe*
toeifj; über bem J^arnifd) r. toagered)te ®trid)fagen. 9X®.
x) $ier untergebracht, weil wentaftent in Gaffel rattert.
3nt)ang: 10. $eraei$nt* *>on Sub». <gmtt@rfmm* SBer!. 619
IL 95erge u. gtg. baf. fd)raffiert; über b. J&arnifd) Äreua*
lagen. 9R®. $. III. 3. r. ob. — ODa* »üb be$lel)t jid)
auf baö 9>rei*au$fd)retben ber 2J*üncf>etter 2ttabemie &om
12. Oftober 1812 für ba* 3<^r 1813, bei ber «od)$ »IIb
[ntd)t mebr in ber SR. 9>inafoti)ef, aber (Äopie?) i Unter*
ftocl beä Setpjiger SÄufeumS, 9fr. 119] ben ganzen 9>ret*
für Sanbf#aft*malerei erhielt; «. ^ätte alfo 1813 [^reiben
tollen.) — 129.
178. „geter an Bibredjt SDürer* ©rab, am 6. Bprtl
1828". — 305:386 (252:345). — t. U. b. $.; 1.81 del.
et fec. ag. fort.: r. u.: $. geljhtg impr. — $on ben
8teftgenoffen fft ber duflerfte l ferner 4Jenfd)el, ber neben
tym @tel)enbe, mit ber ©ttrnlodfe fd)etnbar ben ßreuaeö'
?amm berütyrenbe tft ®rtmm. — I. toageredjte ®d)raf»
erung beö «ßtmmelä jtotfdjen ben SBolfen fehlt großen*
teil*. 9>. IL mit btefer (Schraffierung, 0. <Sd)r. ©t.
III. m. ©d)r. — 130. — ©. 407 f.
179. «fctrtenpaar. 9tad) SKob. Sanger. — 116:150. — 0. @.
u. 95. — 162.
VII. Darftellungen au* bem Sierreid).
a) ©nippen.
180. «btoenjagb. 2 «Retter unb 6 gufaänger gegen 3 «btoen.
— 228 : 297 (192 : 264). — I. ob. & 4. — 170.
181. Äampf mit bem SStoen (®ruppe au* b. vorigen 95latt).
— 233 : 155. — l. a. SÄanb 95. 7, — 0. (5. — 171.
b) (Stnjelne Stere.
182. fcdtoenfopf, faft ?)r. n. r., mit offenem Stachen. — 92:67.
— r. ob. 95. 7. — 172.
183. Sbtoenfopf, 9>r. n. r. — 92: 109. — I. ob. 95. 9. — 173.
184. Sdtoenfopf, SBorberanjid)t. — 116:83. — r. ob.: ®rfmm
Gaffel 1822. — 0. (5. — I. »or b. 3fr.; r. u. einfädle
fdjräge (Striae. 9K®. IL m. 9fr. 17 r. ob.; fonft ebenjb.
III. r. u. leiste Äreujlagen, jjanje platte überarbeitet, be*
fonberä S&älme gegltebert; 9fr. getilgt. 9>. IV. r. weiter
binauf unb parier fcfyraffiert; 9fr. getilgt. ®t. — 174.
185. 3»ei 25n>en!5pfe, ber obere, 9>t. n. r., aufgeführt, ber
untere leidet btngetoorfen, n. r., m. offenem Stauen. —
130:104. — 0. @. — l. ob. 95. 9 f. — 175.
186. Drei Sbttenföpfe, äffe m. offenem 9tod)en, ob. Sdtoin.
— 65:85. — o. <£. — r. u. ad viv. — 176.
187. Stegenber Sdtoe, in feiftger Sanbfdjaft, *or tym liegen
Änodjen. — 108 : 147 (99:137). — r. u 91. — I. aor b.
©cf)r. r. u. 3K®. IL m. btefer. <St. — 177.
620 8ubtotg (Sinti ©rimm, Erinnerungen.
188. Sbtoenpaar, beibe n. I, f<r)lafenb. — 56:109. — o. <S.
— I ob. b. 3. — I. 0. 93. SB. IL toie betrieben.
@t. — 179.
189. Sbtoenpaar, nur ber Sötoe ausgeführt. — 144:201. —
r. u. b. &mbfer)aft: nad) ber Statur Gaffel 1822. — 0. <£.
— I. oor b. 9fr. ©t IL m. b. 9fr. 19 r. ob. — 180.
190. Sbtoenfamflte, nur ber (fd)lafenbe) Sbtoe ausgeführt,
Sbtotn unb bret Sunde bl. umriffen. — 113 : 200. — 0.
<§. — l ob. tote 9fr. 189; ob. i b 9R. 0. 91. — I. oor
b. 9fr. 22 r. ob. 3R®. IL m. btefer. ©t. III. fötotn
föatttert, 9fr. getilat. @t. — 181.
191. Sbtotn mit bret 3u«9en, jle tn ber 9R., fifcenb. —
118 : 165. — I. u. 95. 9. — 0. @. — 182.
192. ®ruppe oon fünf «btoen. — 109:151. — 0. @. — l
ob. 95. 9. — 183.
193. Siger. — 155:190. — 0. <£. — I. t. b. ü». 95. 9. — 178
(atö Sbtoe beaet<r)net!).
194. Siger. — 85:175. — 0. @. — t t. ©rb. 95. 9. — 184.
195. Äamel. — 102:102. — 0. @. — l ob. 91. f. — I. toor
b. @d)r. SÄ®. IL m. btefer. — 185 (ge$. t. SDWtactyen).
196. JJunbe!opf. Äüt)nerbunb. — 112:155. — i U.: Den
Äafcen auin tfnbenfen; r. t. ®rb. 95. 9. — 0. <£. — 186.
197. Äafcenfopf. — 155:120. — t. IL: SDen Käufen $ur
freunblidjen Cfrtnnerung: I. 95. 9. — 0. @. — I. 9>robe*
abbruefe. ©t. IL nad)fcf)atttert, bef. I. ©t. — 187.
198. ©d)leiereuie im 95aum. — 128:95. — ob. über b. 3ffr
95. 9. — 0. @. — 189.
199. ©dfrtetereule tm gotifdjen genfer. — 175:126
(144:133). — l u. t)etteS 3-; *. u. *>• 95«b: Gaffel fec.
— 0. (£. — I. tote befctjrfeben, genfter fd)eint burd) etne
SBanb gefd)loffen. IL m. b. 9fr. 25 r. über bem 95tlb,
genfter ebenfo. @t. III. 9fr. getilgt, 95uf<r)toerf r. ob.
bearbeitet ; ba* genfer fcr)eint einen ©urd)blidf auf 95aum*
äffe au aeftatten. ©t. — 19a
200. 3toet SKaufe. — 48:133. — l. u. 3. — 0. (5. — I. 0.
Gaffel 1815, 95. 11 unb 0. 3. I u. 9B®. IL m betben,
0. 9fr. 9>. III. m. 9fr. 24 unter b. ©er)r. r. ob. ©t.
IV. beibe lefcteren getilgt, ©t. — 191.
201. SBetnbroffelneft, mit fünf Sungen. — 249:247. —
1. u. i. 95üb: 3Befn£)roffel (gertff. ©d)r.) in lat. jDrucffd&r.:
für ben fleinen Sufe. 11. SRat l^n 9>ftogfttag 1856. —
r. t. ©rb. 95. 9, <5affel. — I. unoottenbet. ®t. IL oofo
enbet. — 192. — C3etd)mmg Ä®@. 157 8.)
202. £irfd)fäfer, in natürlicher ©röfle. — 99:148. — I. u.
95. 9, 1847. — 193.
2Cnf)ang: 10« $er}et$nt* »on «ubto. @mfl ®rlmm* SBerf. 621
203. £ummel unb SRatt&fer. — 46:107. — l. ob. 3«; r. u.
b. Sölatt in (^iegeljfar. : 3m ÜRag 1817. fc. SWündjen. —
I. *or 3- w. 3h. SR®. IL m. 3. I. ob., 0. 9tr.; t. a.
9tanb (Straffen. ©t. III. m. 3. u. 9tr. 21 r. ob. @t.
IV. 9fr. getilgt, m. 3. ©t. V. 3. u. 9tr. getilgt. ®t.
— 194.
VIII. Sanbfdjaften.
a) 3Cu* Statten,
204. „2Wla 9tapf)ael*" (f. ®. 254). — 174:234. — @. ratr
u. — t. u.: fccit Romae 1816 8ubtoig @mil. — I. *or
b. ©d)r. SB. II. i U. m. geriff. ®d)r.: SBttta «Koppel
(in gr. tat. Sucfrftaben), »or b. 9fr. 3 r. ob.; ungeoecfte
©teue a. J&immel r. ob. III. ®d)r. ebenfo, b. leere ©teile
gebecft. ©t. IV. m. geftod). @cf>r. b. $., m. 9fr. 3, übet"
arbeitet. ©t. V. Str. getilgt, ®t. — 195.
205. 㨊rtnertoohnung in ber SBilla Sorgbefe bei
SKom." — 129:121 (117:109). — i U. b. $., u. r. b.
3. — I. *or 9fr. 12 r. über b. »üb, @rtr. rabiert. 9K®.
IL m. geflogener @d)r. u. 9fr. St. III. dir. getilgt.
®t. — 196.
206. „Der Äof be* Äapualnerflofter* in $t*oli." —
184:163 (172:161). — <£. nur u. — i. U. i. geriff. ©Ar.
b. $. del. 1816. — I. *>or 9fr. 10 r. ob. $. IL m. Str.
®t. III. 9fr. fie&tbar getilgt. — 196. — 249.
207. „93el Serracitta", Seifen am belegten SWeer. — 159:234
(153:227). — l. u.: «ubtola fcmll ®m. 1816 del. —
I. rabierte ®d)r., 0. 9fr. 9R®. IL m. geftod). ©d)r. u.
9fr. 4 r. ob. III. 9fr. getilgt. — 198. — ©. 256.
208. „Eremiten £au* auf bem 2*efu»." — 152:191
(140 : 189). — r. u.: Den 8t 3uty del. 1816 Subtotg <£mlL
— t b. 2». b. $. — L ». b. $., r. ob. b. SBolfe nrfd)
grob btfyanbtlt, l. @dfe ob. unfefyraffiert. ©t. IL $:. in
geriff. ©d>r., 0. 9fr. SÄ®. III. m. geftod). $. u. 9fr. 9
r. über b. 93tlb. IV. 9fr. getilgt. — 199. — ©. 268.
209. „®rabmal ber ÜÄamia", f. ©. 280f. — 150:190
(139:175). — i. U. in geriff. ®d)r. (ar. lat.) b. $., r. u.:
del Pompeii 1816, r. u. i. 93ilb b. 3. — 200.
210. „®rotta bi ^oftlippo", f. ©.266. — 112:94. — i. U.
b. $., I. ob. a. 4Jimmei b. 3* — !• m. 8*rfff- ®d)r., 0.
9fr. SB. IL m. geftod). ©är. u. 9fr. 20 r. ob. — 201.
211. Staltenifdje Sanbfdjaft. 3unge grau mit <£fel unb
Treiber. — 148 : 188. — L ob. SB. 7, 1816. — I. *or 9fr.
15 r. ob. ©t. IL m. biefer. — 202. — ©. 249.
622 8ubtttg <$mtl ©rtmm, förinnerungeit;
212. «anbfdjaft ttaUenifd)en<Sf)arafter*. — 118:163. —
0. 93. — 210.
213. TintiM Basrelief. — 102:143. — ob. in geftod). tot.
@d)&: J&errn ®eorge ©rentano*Sarod)e mm freunblid&en
Bnbenfen an t>. 91.; a. SRanb l. u.: del. Pompeii 1815
(anftatt 1816). — I. sor b. 9ta. 1 r. ob. II. m. b. Dir.
III. Str. getilgt. — 217. (Sitelbl. b. BuSg. itaL 93lätter.)
b) Deutfd)e (befonber* fyefjifdje) 2anbfd)aften unb
Denfmäler.
214. 93tlbfäule ber JjeiL «Margarete. — 167:80 (159:50).
— r. u.: im Dom au SRegenäburg 91. fedt anno 1813.
— 216.
215. (Säule. — 152:66. — (L u. nod> ein gana leidet hinge*
toorfener Treppenaufgang, baneben in ©piegelfcfyr.: tn ber
£ird)e ju ©tetnau; auf b. 93oben b. ©rabplatten b. 2*or*
fahren ©rimm.) — r. i. b. SÄ.: im a&ünffcr »on Ulm
del. — 226.
216. 3toei ©äulen. Drei 9lebengguren, leicht fytngetoorfen. —
183 : 127. — o. @. — i. b. SR. u. r. b. 3. u.: im SWünffcr
»on Ulm del. — 227.
217. „©rabmal som93ifd)of 9totl)o tn^aterborn. 1400."
— 108 : 99. — t U. b. $., i. u. 91. fec. — 218.
218. „2üte Kapelle au ©munb am $egern*<3ee in
93aiern". — 184:235. - i. U. b. $., r. 91. fec. -
1. sor b. ©d)r. ÜÄ®. II. m. biefer. — 212.
219. @id)e am Söege. — 63:80. — l. «. Stottofäule, i. #g.
eine Äirdbe. — o. (5. — L ob. 93. 7, 1820. — 206.
220. Sanbfd)aft mit ber SKarterfäule, fed>$ guftoanberer
u. ein ©felreiter. — 123 : 177. — l ob. 93. 9, 1820. — 214.
221. SBafferfall im 2C^negraben bei Gaffel — 60:110.
— o. @. — l. ob. 93. 7. — 207.
222. 93&ume am 93a#e, jtt>ei SRäbdjen, je ein Ätab tragenb,
®an$ m. Sungen. — 63 : 78. — l. ob. 93. 7. — 205.
223. Drei 93äume auf bem£ügel. — 108:109. — o.@. —
l. ob. 93. 9, 1820. — 208.
224. gelfige 93aumlanbfcfyaft mit ber 93etenben. —
191 : 177. — l. ob. 1822 u. b. 3. — 213.
225. £ol)le <£id)e. — 96:62. — o. (5. — r. ob. 93. 7, 1824.
— 203.
226. ®artentüre, überragt bon a»ei Räumen. — 108:75. —
r. ob. 93. 7. 204.
227. „Blteßapelle bti 2Öifeenl>aufen in Äurbeffen".—
228:282 (213:269). — i U. b. £.; L: 2ubtt>. ©rimm
del. & fec. 1825. — I. flattierter £figei l. ber <5ld)e
Anfang: 10. Seqei^nt* »on «übt». @mi( @rimm* 3Bert 623
einfache ®trfd)lage. SK@. IL berfclbe in Äreuslage. ®t.
(aucfe unfertige erfte Äfebrucfe finb »orfyanben). — 211.
228. Xm @aum be* 3Baibe*. 3m £g. £irt mit (Schafen:
auä bem SBalb [freitet ein SJtöbdjen mit einem £orb auf
bem Raupte, t>or tyx fpringt ein gunb fyer. — 143 : 191.
— o. (£. — r. ob. 95. 4. — I. I. ob. (Schattierung fd)toäd)er.
@t. IL biefe serftärft, aucfy am mittleren 9Jaum. — 215.
220. „SBalb bei ber ÄnalH)ütte" (bei GaffeD. — 143:203.
— a. b. SBege n. r. be$ tfünfWer* 3;od)ter u. ©d)tt>teger*
fofyn; am jtteiten 95aum *. r. er felbft. — o. @. — I. u.
b. $. u.: ad viv. ©ept. 1853. — I. fcf>n>äd)er u. matter
<@t.), IL fräfttg auSfcfcattiert ©t. — 209.
230. „2*om Äraaentyof nacf> £au$." — 97:150. — a. b.
fdjatttaen SBalbtoeg »om Äragenfyof (unterhalb Gaffel,
a. b. Kutba) ®r. felbft mit f. $od)ter unb beren »räutt*
gam an bfterretd). Uniform); I. fonntge* ©elänbe, toortn
eine «utfd&e unb atoet ÜÄ&nner jictytbar jinb. — - i. U. b.
$.; I: ben 5. Buguft 1853; r.: g. ®. unb 9t. ». @. aum
Bnbenfen. — I. fd)tt>ä(f>er, matter (@t.), IL fräfttger föaU
tiert. ©t. III. ftarf auswattiert. <St. — 9tid)t b. 3B.
IX. Seid^t Eingeworfene (Snttofirfe (®rtffonnement$).
231. Drei Ädpfe, eine Junge, eine alte grau, ein langbärtfger
SDtonn im Durban. — 75 : 101. — o. <§. u. 95. — 219.
232. Entwurf mit bem £unb; baau bretÄöpfe, eine jifcenbe
t grau, «oei 95iümcf)en *>. b. ßanb f. Ätnbe*! gr. ®.
«Sptegelfär.) 19. 2Rai. F. L G. — 44 : 88. — 220 (aber
al$ <£. m. b. ftrofd) &eJ ')•
233. 3»ei Ätnberföpfe, beibe f. tl 9Jtöbd)en barftettenb,
baneben: Wlai 19; 9>uppe, Ätnb bzi ÜÄHd) u. Äud)en,
95lumenjhraufJ. — 55:48. — 221.
234. SKutter mit Äinb; m. aufgelöftem £aar, *in $töbd)en
orbnet bem $int>z baö $aar; poei Rauben, Ätnbertoorte
unb *gefrifcel. — 49 : 57. — 222.
235. 3*Det fd)lafenbe Äinber; r. e. Äarifatur. barunter:
2öiH)efoi ®rtmm @affei 29. üttai. — tote Str. 234. —
29:115.-223.
236. dhtttt). mit bem £elm u. @ifen*)anbfcf)uf)(J|3. ®rfmm,
<&. 3, 319). 2Mer Äöpfe (barunter 3acob ®rimm). —
41 : 154. - 224 (bod) erflärt SB. b. $elm f. e. 9>anjer!).
237. ©AreibenbeS Meine* 3ttäbd)en; eine SRetye gSalb*
bäume. — 44 : 88. — 225.
238. Jjterongmu* unb Sufaö; $toet grauen, atoei Chtgel
^Daneben b. 3- — 39 : 148. — 9tfd)t bei 2B.
624 «ubttfg ttmtt (Stimm, (fcrinnerungett
239. «otte ©rtmm, eitta 15jät)rtg, 1808 gea- — 100:75. —
r. bltcfenb, in. *©ttem, runbem ®efid)t. — o. @. — 9Wcf)t
bet2S.
240. Äampf jttifd)en atoei Sötten u. a»ei Ubiern gegen
a»ef jDtad)ett. — 103:242. — L u. b. 3- — grob,
tapetenarttg. — 9lid)t b. SB. — *®<S.
3n SBerfen anbetet:
241. Anficht *on £b£ter, in $. SBtganb* ©efd). ». £öjter,
1819. — <S. 203.
242. Sttelfupfer au 2öfU)dm ©rimm* Bltb&n. J&elben*
Hebern, 1811, na* Dürer. — ((Stengel 3, 79; (Steig 3,
103, 127.)
243. «Rabterte 9M. aum SBunberfyorn, 3. $eü (f. ob. 6. 88).
— 188 : 108. - «Steig 1, 22, 232, 249; ©rifebaety* 2fo*g.
b. £effe, <S. XV.)
244. 2Ci)a$t>er, nad) «ßolbetn rab. f. Arnim* „J&atte unbSertu
falem", 1811. Sgbbr. 190. - platte i. 2Crntm* »efifc.
(Steig, (Supporten 18, 115—18.
B, JÖlbtlber-
1. *£. Subto. 2>an. 4Jaffenpflug, um 1817, i. SB. *>. beffen
<Sd)totegertocfjter, grau ©S®& #., aeb.SBoImer, i. »redlau.
2. (Stgenbilbnt*, äbnlid) ber Stab, dlx. 43, i. 93. ». grau
t>. <£fd)tt>ege, Gaffel. £• ©rimm, @. 3, 312.
3. üÄaria mit bem Äinbe = 9tob. Str. 3 (ebenbafelbft).
(Stengel 3, 244; (Scfyoof 2, 9lr. 20; (Steig 3, 554, 556,
561: <Spetf) in <Sdf)orn* Äftbl., gebr. 1826.
4. Die 9»oI)rentaufe, baf., f. @. 511ff. £. ©rtmm, @. 3, 315.
5. Sob b. f>etl. ©lifabetb, f. <S- 487. — £. ©rimm, baf.
6. Äeilige gamilie. 1822. (S. 376-79. (Steig 3, 561.
7. afcabonna. 2B. (S. 123 (120). £. ©r., baf. 314; (Steig
3, 561 („eine frühere Äompojttton n>ar beffer," SBiH). ©r.).
8. Seronica m. b. <Sd)tt>eij5tud), äfynitd) 9fob. 9tr. 6. i. 95.
*on gr. ». <&fdjn>ege.
9 u. 10. ßefftfefte* Söauernmäbdjen. 9B. <S. 123. £. @r.,
@. 3, 315 (?). Statt) granffurt a. 9B. »erfauft 1833?
11. Sunge Bäuerin, *©n itjrem Stebfyaber aum Ätrcfygang er*
»artet. SB. 123.
12. Söäuerin, in S8etrad)tung an einem ©rabe. 2B. 123.
Gin ölbflb oon (Sternen* «Brentano _(2B. 123) n. von ©6rnberg (baf.) bat 8.
ntd)t aefertiat. ttttf anbere flortrAW in öl beutet $. ©rimnt, «. 3, 314 (15);
Stengel 1, 190; o. @. 516 (3B. t>. $art(janfen). Ob bte beil. Äat&arwe (6.220)
fertig geworben ifl, <fl iweffelbaft.
tfnfang: 10. $eraei$ni* aon Subtt). dmil ©rimm* 2Berf. 625
13. X)fe auferftefyenbe ÜRutter, tote 9tob. 11. i 55. t>. grau
*. <§fd)U>ege.
14. *9Keline *>. ©uaita, geb. 55rentarto, f. ®. 323.
15. 28tlf>elm ©rimm, 1815. £. ©rimm, baf. 315.
16. <5arl u. griebrfd) J&affenpflug, f. ©. 474.
17. SRarte, geb. 555ttner, f. ©atttn, i. 55. &. gr. *>. @fd)tt>ege,
f. ©. 477.
18. gamtltenbtlb: er felbft, f. a»eite grau u. f. etoa 12jäl)r.
$od)ter, etwa 1845; i 55. *>. gr. &. (Sfcfyoege.
C. Aquarelle.
1. J&eil. SRarta. 3»ei (Sngel aor üjr, j»ei Äefltge. — 262 : 220,
— ob. abgerunbet. (= b. Oflnlb B 3 u. ber SRabterung
0fc. 3.) — Ä@®. 1571.
2. SRarfe mit brei grauen, aeränbert gegen Stab. dir. 2. —
330:273. — SDaf. 157 «.
3. J&i. @ltfabetb empfängt fterbenb b. 1)1. Bbenbmabl.
— 325 : 480. — =Älb. B 5 u. «Hab. 9fr. 10. — SDaf. 157».
4. »alenttne »iäcontt *. «Watlanb (t 1408). — 292:260.
— Änteftficf : sor einem $tfd) jifcenb, fummersott b. J&aupt
auf b. 9t ftüfeenb. — r. ob. b. & u. 1836. — L u.:
Valentine t>. fötoilanb". — t. 95. D. £erau$geber$.
5. Sacob 55ficftng, i. 55. *on grau 55ütfing in Hamburg,
©d)U>tegertod)ter beö IDargeftettten.
D. £anbjeid)nunflem
1. Sacob ©rimm, Äo»f. ß©@.
2. jDerf., unaollenbet. A. ©rimm, ®. 3, 317 (1818 begonnen).
3. Derf., 9to*. 1814. Äfcung banad) b. ©tetg 3, Titelblatt.
4. Söill). ©rimm, 31. 1. 1814. Gß. @r., baf. 309.)
5. X>erf., 1822. ©teig 3, 534. «5aff. Sb*btbl.)
6. *jDortd)en ©rimm, 24. gebr. 1829. Gaffel (baf.)1).
7. *3f malte 55urd)arbt, *erl). Äefjler, f. ©. 210.
8. *SRarte ©rimm, geb. 55öttner, f. ©atttn, i. 25. x>. grau
*. @fd)U>ege.
9. 3. J&. (5b- 55ang, f. ®. 456.
10. Sacob 55ücfing, toie C 5.
11. Äurfür1ttn2Cugutfe. ®teig3,520f.(f.b.^eraogint).©otba).
12. „?ucta *>. fcammermor". &trd)i)of, brei J&ejen, Leiter,
eine grau aor fid) auf b. 9>ferbe. Ä©@. 157 1B.
13. J&l. @lifabeth, ben Dürftigen 9tal)rung fpenbenb.
£. ©rimm, &. 3, 313.
*) Wittere 3etd>nunaen, ffiüf). tarfteltenb, beutet an $. ©rttnm, fc. 3, 316;
eine «anbfdwft (Stet« 3, 520; anbere Stengel 1, 175 u. 2, 266 uff. •
8ut>». @rimm, Erinnerungen. 40
626 8ub»ig Gmtt (Stimm, (Erinnerungen.
14. aMef.,il)renerften©ol)na.Äird)etragenb. Ä®@.157M.
15. SDiefelbe, bie SBartburg serlaffenb, anber* ate Stab.
9fr. 9. Ä©<5. 157 tl.
16. £eiiigfpred)ung b. ©lifabetfy Ä@<5. 157".
17. ,,©ieg über ben Stob", Seüffiaae, gebr. 1844. Ä©@. 24.
f. @. 521 f.
18. 13 männliche Sfyarafterfdpfe, auf a»et gerahmten flattern.
— 216:350. — Ä®@. 1574* «• \
E. ©teinbrucfe.
1. 933. S. ©rimm. — 481 : 373. — l u. 9t. gea. I Saffel im
man 1815. — SB. 229.
2. Dr. <5f)r. gr. 9B. ®rnft — 303:239. — r. u. b. 3. u. del.
ad viv. (Saffel. 1824.
3. (Smpfang ber^5ürgeraborbnung(19©tabir.)bur(^98iu>e(mII.
15. ©ept. 1830. — 552 : 913. — ©. 465.
F. Äopiem 1. nad) f. 9tobierungen.
a) SRabierungen.
1. 9tr. 101. *. gelij Bleuler, 1842. ÜH9R.
2. „ 111. a. & 9Be»er. SÄ©.
3. „ 23. Söiumenbad). x>. S5bei, ©bttingen.
2. nad) f. 3^cf)nungen.
7 Ädpfe f. b. !L 3fu*g. b. ÜJtördjen, gejt. *. «öbeL
b) ©teinaeidjnungen. 1. nad) 9tob. u. Ö(b.
1. nad) 9tob. 9fr. 11 (auferjlefyenbe SButter), a. 3. S. Äod). —
498 : 390.
2. nad) Älbilb 9fr. 11 (Bäuerin *>or b. Äird)gang), *>. ©. Äod).
— 252 : 182. — I. a. b. ©djr. II. m. biefer.
3. r. größere J&&ifte b. vorigen. — 227 : 122. — gebr. a. £onig,
©öttingen.
2. nad) J&anbaeidjnungen.
1. „Sacob u. SBiibelm auf b. ©artenbanf." — 307 : 398. — auf
©t. gea- t>. 4?anfftöngl, SDHhtdjen.
2. SDaSfelbe, lichter. — 305 : 349. — ob. abgerunbei; gebr. b.
SBogel, grfft. „1829 ad viv."
3—6. 9Betf)nad)t$ifeb, ©t. ©Kfabetf)* 23eftattung, ©t. Söonifaa
taufenb, ©dntfcengel i. $occi, ©5rre$ u. 3f., geftfaienber,
Jjeft 5. u. 8. 9fr. 4 u. 6 anberä aß 9tob. Scr. 10 u. 12.
3. nad) ©teinaeidjnung.
Dr. (5f)r. g. SB. @rnjt, adjtecfiger 2fo*fd)nitt au« @. 2. t>. 9tfepen>
Raufen. — 163 : 135.
2Cnf)cmg: 10. SeQefo&ntt *on 8ub». (Smtt Orfotm* SBetf. 627
9iad)tt>eifunfl ber Hummern be$ SBeffetyfcfyen
SBerjcid^nfffcÄ im \>orflc!>cttbctt^
Sir. 1—16 in befben glefd).
as.
<St
SB.
6t
SB.
et
SB.
<st
sb.
<st
SB.
(St
17
138
53
31
89
131
125
116
161
mi^m
197
206
18
139
54
72
90
18
126
38
162
179
198
207
19
140
55
80
91
19
127
39
163
174
199
208
20
20
56
65
92
92
128
102
164
175
200
209
21
21
57
32
93
124
129
177
165
176
201
210
22
86
58
33
94
98
130
178
166
161
202
211
23
50
59
81
95
134
131
17
167
162
203
225
24
51
60
73
96
135
132
166
168
163
204
226
25
52
61
34
97
136
133
167
169
173
205
222
26
53
62
46
98
123
134
173
170
180
206
219
27
78
63
90
99
132
135
168
171
181
207
221
28
79
64
91
100
99
136
169
172
182
208
223
29
22
65
82
101
93
137
158
173
183
209
229
30
23
66
66
102
133
138
165
174
184
210
212
31
24
67
126
103
121
139
172
175
185
211
227
32
25
68
83
104
97
140
171
176
186
212
218
33
70
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75
105
159
141
156
177
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213
224
34
55
70
35
106
—
142
157
178
193
214
220
35
54
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67
107
170
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179
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215
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36
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180
189
216
214
37
26
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109
119
145
146
181
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217
213
38
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60
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104
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147
182
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217
39
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100
147
57
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192
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40
27
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112
101
148
148
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41
28
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113
105
149
151
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195
221
233
42
29
78
58
114
117
150
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186
196
222
234
43
89
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115
40
151
155
187
197
223
235
44
64
80
69
116
47
152
150
188
—
224
236
45
30
81
77
117
48
153
130
189
198
225
237
46
44
82
36
118
HO
154
149
190
199
226
215
47
45
83
95
119
111
155
129
191
200
227
216
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84
96
120
164
156
144
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40
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49
85
125
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52
43
88
94
124
115
160
152
196
205
40J
3m Sejt abgcfütjtc Q5üc^ertitet.
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Üitäifier.
Bniifa)«, Senat, Wolter, BO.
1., IM. «81.
Ktta, 3- 3»l. . ffarrn j. Sofld, 1 184S,
(07.
«88.77.588.
m.
HwtSocm, 898.
daw, ITt.
Sctal. St.. BRalrt, t!8.
Belew tt., »eiKtiil. 187. 87. 458.
Benteinimn, Said bei SHnlttt, 81B.
Saude, «ruf., •ttttnien, 879—81. «7.
598. 808.
»nttl, Sllntfttr, 107.
. RS. BS. MI.
»8. M. »18.
Stiflni, VaioUnt d., ort. ft. 8nto>H,
17 f. W. 88. 46. 818. 11. 88. 80. 74.
»etnu'rb, gtlft., 885.
78. 81. «Vf. 88t. *«. 44. 47f.
»trnbntb ffirlfl) greiinb, $<r(oa, nun
60— 68. BAf. Tor. IS. 98.
Dtrinliigen, 444. 48 f.
— Btttiitt V., Ott. thentan*, 9. 11. 80.
BdSrannii. 83. Wort» 9., 888— 8«.
31. 94—99. 100. 1. 7—9. 11 f. 1*. 10.
Btrnbatbl, 16 . o.. 111.
Betnftdn. SuiolfiK, 104.
SIE. 811— 18. 88. Ttf. St. 91. US.
M. 96f. 8091. 17— IB. CS. «OS.
— nettem, 681.
- fite ftinbn, »SS. 818. 78. 99f.
Btffn, «.■Kit, »(Clin, 518.
«£& 3. B„ Stuf-, 50*f.
dtnilb, S. $., SReler u. gam,, 88. 51*.
596.
Btnbtr, SHalM, 891.
tottrat.
— Bütacnndft«, üilnibtia , 409 f.
14. 84.
tMufenfiotf, 3. W., 888.
). Sod)e(f,
»Iura. CubW., 183. 887. 90.
.477.
BIfltbtr, 891,
1 <f. Swu,
leiumtnidtf, (Swjeffiir, «ötttngtn, 71.
1— BB,baf.)
879—81. SS. 608 F. 808.
80<f, 6. N., HRfifuit«. 808.
Bebe, «bolf, «8. 71. 117. 5S8. 70.
II, 18*. 87.
— 0. C|t., SJta|iir, 158. 98.
88. 78. 87.
Siöratti. gibt., 414.
SotffnGe, emirij, 18. lOS f. 18. B98.
— BStUln, 396. 444.
Od DI, Bitbiauet, 101.
— n. (Bolbtd, »tüi, «lemtua ffirajil,
7 f.
1 1S49, 116.
4BT.
Bett; SRnfttte, 110.
Biiimtmit. «ättOian. atfontr, 388. 63,
eilt, Hnteit, «dg«. 468.
Bitte«. tBU(rtnt, Kai«, 86- SB. »BS.
ÜB.
175. 519 f.
— f. «ktttlt, 467-69. 66. 598— »5. 88.
. 181.
96f. 98. Sit.
— Starte, f. »rlmm.
7.
632
gubttig Chnfl ®rtaun, Erinnerungen«
»outott, 3-, 8ftt, 184.
»obneburg, G. C$r. b., ftabett, 77.
»ranb. 3. &., Stt., 160-52. 70. 81 f.
©ratflfa, 3. S., geb. $öne, 55 f.
»retbenftetn, Drgantft, 587.
— IB., Gtetnau, 556. 58.
Brentano, «. $$., CMfttttegerfofr oon
ftratt*, 827.
— Cfrtftian u. &am., 11. 818. 84 f. 81.
456. 84. 98. 95. 508 f. 606.
— Giemen», 18. 61. 78. 86. 88—84. 97.
99. 100. 9. 11 f. 94. 88. 915. 17 f.
24 f. 46. 98. 828. 81. 420. 56. 88—86.
91. 502. 47 f. 68. 606. 24.
— ©o^te, f. l. grau, gefd)tebene
SRereau, 89.
— ttugufte, f. 2. ftratt, 89. 99.
— 8frott|, 180. 208. 24, 822. 25. 27—29.
82. 606.
— Antonie, f. ^tatt, 208. 809. 27 f.
80—82. 84.
— Georg, 12. ISO. 208. 24—26. 228—
309. 16. 18. 20 ff. 87. 95 f. 419. 87.
581.
— SRarte, f. grau, 225. 28.
— ftarol. G. Claubine, f. X., 225. 818.
86. 607.
— @o^te, f. %., 225. 820.
— Sttbtirtg, f. 6. ttttb beffen Gattftt
SRarte, geb. Guatta, 225.
— Sulu, ber$. Sorbi«, 89. 95. 137. 822.
568.
— Sftettne, f. Guaita.
— töeter Knton, Sater, 225. 822. 27.
85. 472.
— $auta, f. 1. grau, 827.
— 2Kajtmtltane, geb. Sa 8tod3e, f. 2.
Stau, 225. 885.
— 6ortte, ttttffle %. 2. «5e, 828.
©rial, Union ©änger, 822.
Broutoer, ttbrian, 402.
Brütfiter, 3gnaj, 440.
Brüggemann, G. 81., Berlin, 519.
Bütftng, 3aKob, Ulf. 45—47. 49. SS-
Sa. 61. 64. 67—72. 79 f. 82 f. 88—91.
98. 802. 459. 504. 14-
BÜff, Dr. hur., Sttbtt., Gaffel, 211. 562.
86—92.
Bnrd)arbi. Samllte, 188. 210 f.
Burgförntet, Gr*giefter, 418. 488.
Cur)), St., analer, 202. 6. 875 f. 664.
(Bilb b. Zimmermann, „äanau"
2. $ortr. Safet.)
— Sutoelter, 887.
Buttlar, C. fcr. G. fcreufd), b., «bjut.
b. ftur^rtnaen, f 1842 al* Obftl. a. D.,
208.
Butler, b., 548.
Caefar, Steltor, 81—88.
<Eam»e, 892. 406—8. 10. 18. 24 f. 28—86.
Camucdni, Blnc, 242.
Cantfc u. Daütotb, General, 872. 605.
uno Qfrau, geb. b. Ggmerfelb.
Ganngtefrer, ©. »., Stt. 168.
Ganoba, 288. 41.
Carracct, 238 f. 445.
Carlo, ftrembenfü^rer, 265.
Garlucct, ftutfd)er, 277.
Carftenl, 8t. 3., 246. 499.
Gabenagil, SRaler, 808.
Gbrtfttan Tu. b. Dänemari, 819.
Cicero, 258.
darb, ftürft, 520.
Glaube Sorratn, 234. 854.
Glauren (Ä. G. ©. Qtnn), 419.
Cod)etu)attfen, C$r. 8fr. 0., 140. 58. 86.
Gonrabt, $?of., 817. 879. 603.
Gomeltttl, 104. 18. 28 f. 240 f. 47. 328.
29. 91—93. 405. 14f . 20. 22. 44. 81.
88. 501. 19—21.
Gorreggio, 865.
Gonfin be SRartnblHe, 646.
Gramer, G. G., ©ö^rtftft., 555.
Granad), 488. 566.
Greujer, grbr., #$tlol., 91. 215. 18.
886. 456. 88. 90.
Grola (Crot), SRaler, 620 f.
Gurtht», Grnfit, 519.
$a$traann, 5. 476. 507—10. 68.
Salberg, ff. 5Ü&. b.r 325 f. 660.
Daltotgl, b., 77.
Stornierter, 3. $. b., 489 f.
Daub, Dfceolog, 133.
Dabib, 3. 8., Waler, 194. 286. 808.
Dabout, 569.
Degen, pxtvft. ftonfnl, 289.
De£n*9totl)feffer, b., 58.
Deine«, 30$. m. b., 878 f.
Den$arb,*Bt0}.u.ftani., 80.87. 42. 61 f.
64 f. 213. 840. 51. 55— 60 f. 68 f.
De« Coubret, SoutS, SKalet, 627.
Deuter, Sub»., SKaler, 421.
Dtenalb, Sftaurer, $anau, 55. 568.
Dietrtä, BnebSaubler, Göttlngen, 380.
— 3- Sr., SRaler, 489.
Docen, B. 3-, Germaniß, 183. 550.
DöHtnger, 3gnaj, 488. 91.
Domenid)ino, 288.
DBrnbera, 18. b., General, 188. 55.
207. 888 f. 608. 24.
Dornet, 3. 3., SWaler, 101.485.82. 618.
Drofce^üTlbolf, Annette b., 222. 884.
88. 504. 82.
— 3ennb, 874.
$U)>r6, 839. 67 f.
Dürer, «Ibr., 216. 84. 829. 91—425. 28.
Durutte, franjßf. General, 148. 54. 61.
63 f. 70. 96.
Gberflarb, ffonrab, Bttb|., 182. 405. 10.
14. 16. 24. 82 f. 500.
Stegtfier.
633
(Eberftotb, fjran*, f. 8t., 182.
«beule, Kater, 398—94.
ddath, IJHrt, Cttettura, 655 f.
— «Joftftattmetftet., Jftürnbetg, 428.
«Mtnget, 3. ©. »., 125—28
(Ebuatb VII. b. «ngfonb, 519.
CiAfottt, 3. «., 879—81. 608.
— & 8fTv 879—81. 808.
— 3. tt. &., TOitttftet, 519.
Ctxborfet, Äanontfu«, 108.
«rnbbe, Kita. ö. b., flRalet, 95.
(Emmertä), 08. Oet.»tttU9., 64.
— tt. ft., Rontte, 498. 96.
ßngetyatb, 5) , ©aumetftet ttttb grau,
tttttmnc. ©offl, 802.
— $$tlü>ptne, geb. (Satterer, 468.
«rttfi, O^r. gfr. SB., X$eol., 78. 628.
— ftrtebettte, f. (Stimm.
Graft ttuguft, ftöttig b. $antwwt, 478.
607 f. 10.
«tnffc, $tj. to. $eff.««#ttiW*tal, 478.
<Sfa)toege, 8t. to., fctotm., 680—88 (ttttb
«Item 676) 98.
— gfttebttfe, f. ©rtmm.
Cugeit, öenog b. öeittftenberg, 118.
«Hier, prtftort, fcöbfer, 66.
(Etoalb, Dr. med., Söolföagett, 85.
— «Jwf., ©Btttttgett, 507.
ittenfcta, fieptet, ftaffel, 88.
)enöa<£ fcttrftbifdbof, 488.
Itmafcet, ©tuftateur, 102.
tttce, 285, 89.
,eBner, gerb., 8Ralet, 892. 414.
Mftag, 3., ftubferfieä)et tt. öam., 488.
jetoinanb III., ®&b>g. b. Xolfana, 285.
— I. (IV.), ftg. b. tteabet, 267. 78. 86.
fttraljaber, 8ftl. b., 386.
— ©eorg b., 886.
~fo$t, ft., 488.
forftet, 3. ©, tt., 816. 679.
frörjler, «rnfr,
84 f.
892 f. 402. 5. 8. 14. 22.
— (Emma, f. 1. ftrau, 894. 405. 22—24.
— pjftbt. 405.
fouattet, 3ean, 809.
prancta, g*., 233 f. 829.
frattl, SR. ©., 123.
m* I., ftatfer b. Oftettetd), 229.
^tänjl, gerb., Geiger, 221.
,tetmb, 30$. JRic, trottet tt. g. 66.
frefcberg, SR.
486.
8Jt. b., 107. 16. 17. 26.
ftrtebtta), ftönig b. ©utttemberg, 882.
— §#. |. «.^tlbbßfi. 448.
— ©fUjelm I., fturf. b. Reffen, 187.
41. 87. 461 f. 612. 26. 89—91.
in., ftg. b. Preußen, 187. 298.
876. 498. 510.
IV., ftg. b. $teti|ett, 498. 510.
19. 686f. 90.
gtte», ©tnft, 8Raler, 402. 4. 16—18.
20 f. 24 f.
— •3- 8^ $wf-# $M&8«, W.
— (ftrabb*), Äföt-, 82. .
8t6$lt($, ßtt., 172. 204.
— »aftbler, Stift., 322. 26. 88.
~ co^tetdj, Arnim! ©ebtetttet, 98.
Ju$8, 124.
^ugget, ßub., ©f. b., 219.
Büttner, Dr., ©tie$, 186 f. 90 f. 99. 817.
lobttel, 8etb.?, ftatt?. 260. 68 f.
•ait, «Btfy., SRalet, 481.
Galen, ©taf b., 622.
©ambenriebet, aMtnä)en, 219.
©Ärtner, &rbt$. b., 101. 4 f. 21. 85.
285. 427. 81 f. (tt. f. 2 Tratten),
©etbet, öater ©manuell, 247.
©eitfet, 3. SR. §t., 426. 86 f.
©etyaft, ße$tet, «tetnatt, 562.
©eneßi, Conab., 247.
©eorg II., $$g. b. ©.«SRetningen, 444.
®er$atb, ©b. u. Sftau, 518.
©etntng, 3. 3. b., 829.
(Bettung, 537.
©etbirat», ©. 0., 16. 228. 507 f.
©e»net, 3. SR., Wlol., 676.
©ftifterti 294.
©teilet, ftonr., 208. 11.
— ttmatte, berg. b. ©aumbaä), 161. 208.
— Äetir. &et$. ©ä)effer, 478.
©tefce, «B. ©., ttttbtteut, 171 f.
©Ufa, ttatot. u. ©ob^te b., 474.
©totto, 297. 806.
©talto 9tomatu>, 254. 419.
©Itnjer, ft., ©tatet, 567.
©oeftel, ©tetnau, 661.
<0o$t, ©enetol b., 469.
©ottiQja, 231.
QBtteft, 3»feb^, 12. 15. 145 f. 90—92.
218—18. 22. 467. 88. 88. 91. 607.
— ftatt)., geb. b. Safaulx, 91. 98.
218—15.
— ©utbo, beibet ©ob^n, 214. 22. (ttttb
Ufrau) 492f.
— ©opb;tef i9re %., 215.
— SRarte, ebenfo, 215.
«oefäen, 3. &. 2., 879. 88. 604.
— Dr., fictpftig, 520.
©oetlje, 3. m. b.^12. 89. 92. 96 f.
98 f. 107—9. 16. 80. 84. 208—18.
18. 25. 46 82. 802. 9. 20—28. 28 f.
86 f. 71 f. 75. 80-82. 89. 98. 495.
568. 65.
— Stau »tat, 58. 821.
QottftiaCf, ®. <ß|.. «ttftt (tt. Cttern),
24. 40. 469. 568 f. 60.
©raff, tt., 9R«ler, 126.
©tegot XVI., $abft, 227.
©riefe!, tt. 2fr. 2J8., 416.
©rtttyarier, 115.
634
Subtofg Smi! @rtmin, Erinnerungen«
•tteun, «Ugmfte, 85. MS f. 88. 77. 806.
— Ca rl Brot., 8. ©ruber, 10 81—88.
87. 40. 48 f. 66. 68. 78. 88. 187 f.
48. 60. 808. 8. 6. 861. 489. 66. 616.
88 f. 88. 46. 47. 61. 69 f. 68. 67—78.
80. 98. 606.
— Ctrtfttane Cttf., geb. $ettmann, 68.
70. 910.
— Cictfrtne «walte, tetf. ftowelmann.
— 3>*tot$ea, 8*8* 8*»»«*» Stattet b.
©*., 4. 16. 89—81. 88—87. 68 f. 66.
61—68. 66. 69—71. 76 f. 89—86. 87 f.
90. 189. 469. 76. 666 f. 64. 71. 97. 604.
— Dort^en, gel. ©üb, tttttclml fjfran»
467. 66. 611. 17—90. 98f. 646 f. 68.
78. 76—78. 96—97. 99.
— Sferbtnanb, 4. ©ruber, 10. 16. 90.
88. 66. 68. 78. 76. 78. 101. 9. 19.
88. 86—88. 48. 907. 16. 89. 41. 816.
78. 88. 89. 644—67. 71. 78. 79. 89.
88. 99.
— grtebrtoj, ttrgrofrbater, 70. 889.
604.
Qrofrater, 68. 70. 687—48; feine
8 »rüber, 70.
— griebertfe, geb. «rnffc, 8.6 8. grau,
588 f. 81. 98. 696.
»er$. ». Sfötvege, 8.6 Xodjter,
78. 86. 477. 616—81. 88. 95. 81—89.
606. 16 f.
— $ennan, 6. 7. 10. 14. 16-19. 81.
81 f. 64. 810. 19. 90. 94 f. 808. 88.
98. 69. 78. 79 f. 491 (U. Qtfefa ». 9Jt»
nttn, f. &ratt). 017-19. 98—81. 44.
66. 77. 78. 86. 99. 606 f.
— Qacob, 1—94. 98 f. 81. 88—86. 87 f.
49 f. 49. 64 f. 57. 61—66. 67 f. 71 f.
74. 76. 78 f. 82—84. 86. 88—91.
98—95. 100. 11. 16. 88. 86—88. 62.
901—8. 6—9. 12 f. 17 f. 27 f. 86. 89.
46. 91. 809. 18. 21. 81. 87. 59. 68.
78. 74. 79. 80. 84. 97. 404. 16. 44.
65. 67 f. 61. 76. 88. 98. 504—11.
17—20. 22. 24—27. 81. 88. 40—60.
52—66. 59 f. 68. 66. 68 f. 70. 79—76.
77—86. 91 f. 94—99. 604 f.
— Sötte, oer$. $affeityfbtg, ©d&toefter
ber ©r., 4. 15. 18. 80. 82. 86—87.
61. 66 f. 69. 68. 69. 74 f. 83—85. 90.
111. 88 f. 201 f. 86. 58. 89. 807. 467 f.
66 f. 69. 74-77. 516. 88. 47 f. 69.
79—76. 77. 94. 97 f. 605. 16. 94.
— Starte, geb. ©bttner, 8.6 l. &rau,
85. 467—69. 61. 63. 66—74. 77. 87.
609. 11. 14—16. 28. 25. 88. 98 616 ; tyre
Ckfittefient it. GgtoOger, 458. 66. 78.
— Wim, fBtlbebti, b. 83ater, 15.
29—85. 43. 66. 61. 71. 210. 666 f.
61. 62 (2 f. ittngften 66tyie, 71).
•rlmut, Stvbalf, «Btlbelm6 €>., 681.
77 f. 98. 606.
— BMIbelm, 1—24. 89. 81 ff. 84—89.
48. 68. 64—66. 61—66. 67 f. 71—78.
76 f. 78 f. 84. 86. 89—91. 96. 97. 99.
100. 11. 18. 86. 88f. 48. 62. 201. 8.
6—16. 17 f. 20. 28. 86. 89. 46. 70.
808. 19. 81. 98. 81. 87. 89. 71. 78 f.
79. 81. 84. 416. 44. 65—68. 61. 66 f.
76. 79. 88. 605—11. 16. 17—90. 94.
81—88. 44—69. 68. 65. 68 f. 79—88.
86—98. 605. 24. 26.
Qfroeben, ©raf ö., General, 888.
©rubel, ftonrab, 411.
•rünetoelb, Statt*., 407.
•uatta, »., gdft, 208. 9. 96. 891. 93.
26. 87.
— Steltne, geb. Brentano, 90. 908.
26. 820. 21—24. 625.
Quote, 9. 83., gofefgnefber n. €<$rtft=
ficuer, 816. 566.
•uetctno, 234.
©utbo Stent, 283.
QhttnWenberg, Ä. 0., 107. 115. 17.
486.
•unberobe, ftaroltne o., 225. 886.
©unlel, gfrbr., SRaler, 627.
«untrer, ftafteuan, 459 f. 68.
Quftab Wolf, 421.
Quttenbera, gfrl. 9. (?), 485.
Kffeltn, Äaf. 0., ftarbtnal, 252 f.
:, Örei$. »., 426.
►anau, ©ertrub, ftttrfttn v., 462. 612.
>aneberg, ©tfflof b. Gpt)tt, 488. 502.
trnter, $eff.-S)armft. «efanbter (unb
gfamllte $.) 220f.
— (Ib., Dr. med., ftffet, 458. 692.
$arral, 3. «. b., Qptm., 142 f. 47. 65.
76. 87.
$arre6, 8franj, ©Ub$., 415.
— ©alt$af., 416.
$au<(e, 8., ©aron 0., 344 ff.
$affen)>ftug, $. J)., 12. 82. 881. 88 f.
458. 66 f. 74. 504. 12. 17 f. 67. 78—76.
89—91. 94. 98 (U. tttertt) 624.
— 8otte, f. ©rttnut.
— ftarl, f. 1. ©., 84. 474. 517. 82. 605.
— 3hrtebrl($, f. 2. ©., 474 (n. grau, 576).
605
— ßoittl, f. 8. «., 605.
— «malte. $. $.6 ©o>., 384. 88 f.
466 (tt. Qefcfitt., 698).
— J)orotbea, $. J>.8 %., 475. 77. 631.
605.
$aubenf<9mteb, $$tm., Staler, 184. 819.
28. 479.
Sauber, ftof., Staler, 128—81.
ßau^t, SRort*, $6tlol., 510.
^au^tmann, Stortf, u. grau (©ufette
Rummel, Statertn), 288. 458.
taii**ufen, Um» »., »n$. ». »ml.
»»IM. 10. Sil. 1881. 96. UR. 606
(tit OtalM). »4. II.
— Ätratt »olf, 1. Kita. I. 7t. BS.
97 f.; u. Wfcit Rinu mtt gcmtltt,
S87-S8; t|n sefnc:
— ftortf «Kotau, tM (I. e. »nlbc.
— Kail, SM. 634.
— Oitnn, IS. SU. Ul. M. ST.
— »uaiifl, lt. SM. SSI. M. SS. MO.
tnlnou, ma. 9. »., HO. «8.
— Ritt. fBiii. *., 1*0.
— gut. gar, ho.
ftereen, «tot., «StHnarn, S7S. «OL
fcdb, tynuitl n. matt», H. im. 70.
SU. 69. «S. 61. «11.
CdBrf D. «dbcgiec, Beter, 119. IS*.
«IS.
Crtbelofl, *■ ».. Köln, 4061. IS. IS.
18. H. Hl, »8.
Mnt, «einrldj, Usf. SOS.
E£h g. 3. ct., mo.
«idlmann, 3. «., SS.
fintltl, latj. Bfntwr, i'/o[.
$rnl«cl. Berate, IS. 181. SOS). SB7.
IGf. 79. »1- 458. «fr 87. ISf. SO* f.
16. 1«. SS. 30— M. Wf. BIS.
Atnftl, Satte, 4M.
feinen», Seil, Bieter, S9S. SB. «06.
10. IS. Ml. 81. 618.
«eitel, 3. g., ttlttitbtrg, US.
Ort. Call. II- *l- S*. K. SS— 101. 4.
IS. II. 118. H. 406. 14 f. 10. 81. SS.
S4. 41.
-81. 608.
#ct, it.
»et- 70.
d, i7B.
636
Subtoig (£mft ©lüwii, (Scüiuetungen.
Söftter, 9. ¥-, Sü.f 144, it. 3om.
— Voftmetftjer, 6d)(fio>tcrn, 560.
ftbnifr. «ftr. 9. greift, b., 446.
SWrniertb, afrbr. b., 2tt.f 168.
ftonsab m., ftdtttg, 488.
ftoWen, ftfarrer, 84. 682.
ftbrbel, 3. $., 4^Hm<» 188.
ftrafft, «baut, tJilbft., 43» f.
— tjrfifttent tu SReterttficv, 444—48.
ftugler, gfrani, 619.
ftrajptfem, « arl, «eneral u. Kater, 101.
84. 219. 817. 486. 603.
Jrrelfatg, ttag., SRoler, 898.
ftrifyftel, 9. $., C*tm., 462.
ftfiftne, Oberft, itttb grau, geb. b. «f<ft»
toege, 682.
fcadjmatut, Äarl, Wlol., 6. 476. 610.
18. 62.
Saffert, b., jenrator b. «drängen, f
21. 4. 41 JA Slfdb, 888. 608.
Sambob. «eneral, 889.
Sa SRotte, «eneral, 409. 18. 86.
Sangenbetf, SJrof., «orangen, 879. 604.
Sanger, Soft. $. b., 12. 118. 18. 28.
26. 219.
— Stöbert b., 113. 486.
Sojotte, 3ean, «arttftafen, 208 f.
Safanlg, «matte b., 214.
Saubere, 3of. b., 604.
Sanier, b., 68.
fieberet, 3. 3., 411.
Seemann, Stt. b., 612.
£eonftarb, Ä. G. b., SRtoeratog, 48. 837.
fieonarbo ba Bind, 2. 85. 807 f. 427.
Seopolb n., «roftft. b. £offana, 844.
2ie8, 656. 69. 62 f. (n. %. ftatftarine).
ßterf, ßubwtg, SRaler, 6. 181 f. 627.
Stnbenfteim, b.. f. b. $abnait, 140.
ßtabenfcftmlt, ©ttft. it. fiater, 416.
ßtnber, «mitte, 420. 84.
Äinbbaintner, $. 3. &., u. »raber,
418. 24. 27. 29. 86.
8fy«, 3afob, 188.
ßongftt, «tttfepbe, 808. 488.
Sucal, Kug., SRaler, 488.
Sude, $rof., «öttingen, 608 f.
Subtoig XVI., 580.
Snbwtg I. b. ©abent, 187. 246. 884. 92.
96. 424. 88. 83. 604. 65.
Sttttti, 807 f.
ßttife, ftöttight, 298. 608 f. 80.
— äerjogta b. SJtetningen, 446.
ßtttfter 616. 66. 610.
JÄacbottatb, «eneral, 818.
aRagnuft, «b., Kaier, 618.
»tafeburg, b. b., «ruft §. (9. Otto, 17.
681. 84. 86.
— ftarl IJfttl., 77.
— SBttft. Otto, 469.
Wamtftcft, 3. Cftr. b., SWaler, 481.
StattSi, Db.*«ert<fttianfcHilt, $anan, 64.
Ranteaaa, Carlo, 216.
Ktarta Snrotttette, 630.
Starte, 9trn§et b. Reffen««., $er|ogta
b. SRetntaaen, 444. 78. 611.
Wtarfanton 828 f. 630.
Starrte, $., SteftSgel., «affd, 676.
Stahmann, $. 5-, 406.
Stattenftetmer, Xfteobor it. ttafbar, 106.
121 f. 85. 88. 218. 440 f. 78. 82.
Statiftial, ftonrettor, 82 f.
*to£ 3ofet>ft, Äöitig b. »agern, 99. 118.
20. 80.
Star. I., ftnrf. b. ©abern. 438.
Staier, St., Jrobferft., 409.
Stetftnger, Simon, *3ranrne(&t, 499.
Stefcfttor, Steinalt, 667.
Stenge, 3oftanneft, 43. 662.
StengS, 8taf., 242. 64.
Stenftel, «b., 86. 518 f. 19 f.
Stereau, gttlba, 91. 98.
— Softe, tftre Stutter, f. ©rentano.
Stetteattift, «L ©., gürfl 0., 826. 82 f.
461.
fltenfeba<ft, greift, b., 6. 10. 12. 22.
467. 652 f. 74.
Weber, 3. St., Staler, 246. 881 «.
— 9>fttL, »türttberg, 411.
Stegger, ftfora, Sängerin, 221.
Stiller, gerb, b., ftrjgtefeer, 133.
SRirtler, 3. f., 57.
SUdftleT, fatft. Xfteolog, 483.
SRdUer, $ftil, 42. 662.
WotitgeCa«, «raf, 129.
SRorgften, Stoff., 286. 808.
Stört* 246.
Stofengeil, gfrbr., 447.
Otofer, ©. $., 490.
SRoiler, ftarl, u. $rau, geb. Sogt, 327.
Stob, «raf b., Satniften, 108.
aRuffel, 3acob, SWlmberg, 430 f.
SRüIbtter, «orl. Stator, 142. 62. 76. 86.
SWüHer, «onr. ©emft., Oberförfter, 82 f.
658 f.
— Sfrtebrkft, ,SRaler 9t.M, 246. 48.
608.
SRaler, «affel, 612. 26. 65. 76.
aui Stuttgart, 666.
— «eneral b. , 144. 48. 68—66. 68 f.
68—66. 67. 69 f. 77.
— 3oftanne8 b., 326. 646.
— §., fttttf(fter, 80—82. 83. 57. 555.
661. 68.
— St. Otfrieb, 93ftilot., 18. 608 f.
— ßtt., 164. 72 f.
— «©tnger. 14.
— «BUftelm, 292. 94.
Steiftet
637
SRundftaufen , b., Dberforjrm., ». 2
fcö#ter, 612. 75.
SXftnföer, G. $$., Btetro*., 210.
abtrat, ÄÖnig ». ReaJ>el, 278. 89.
SWttrel, Sofef, 104 f. 18f. 482 f.
— Re*., 101. 4f. 18—20. 25 f. 82. 88.
229. 479 f. 91 f. 502.
— ©Ojrtift, 104. 18—20.
— 3ft*. 3<>f., beren Batet, 108. 18—20.
(Sfetttter, 118—20.)
Magier 14.
Rojoleott 194. 98. 214. 22. 40. 44. 889.
42. 560. 70.
Reureut$er, G. R., SRater, 892—94.
9tteoletti, «armtuo, 285. 614.
Rlebubr, 23. G., 891. 98. 420.
Stugent, bffcerr. General, 278. 88 f.
©etfer, &rbt., 6.
Otter«, Sanajb., ftfi$tfr., u. fjfant., 519
Ottbier, f- - - - — .-....
508.4.
3anai o
SRafer, 422. (u. ©ruber)
Dettinßen»©aDerfleta, §ttrft b., 107.
Oftabe 402.
Ofterbaufen, Carotine o„ 446.
Ott, 3- 9t., SRaler, 503.
Otto, Äönig v. Grled&entanb, 219. 424.
Ooerbetf, grbr., 241. 47. 819. 98. 564.68.
tjagantnt, R., 468—65. 608 f.
^anbolfo, 3ofeb$a, 897.
$aoto Seronefe 281.
«Matoant, 3- S>., 414. 16. 25. 88.
«taut V., $a)>ft, 254.
Sauft, 3acob, Pfarrer, 42 f. 65. (fein
Sater, 48. 557).
— «inilte, f. Zoster, 48.
— $«go» f. Gnfet, 48.
$täit, grbr., 14. 182.
qtert, G. $., 518.
$erugtno, $., 288. 87. 54.
Petrarca 287.
$etfd&*GoE, G. $., 886.
*)etfö, Dr. med., ©erlin,
$feffet, G. ft., 842.
«Jfeuffer, SRutuften, 184.
8)ftfter, @<$mal!alben, 138.
Wort, &»., SJtater, 241.
«Jljtatbl, George, 488. 91.
WUPP b. 6<b»aben, 439.
8)iautai, Staubine, 225.
«Jttotb, Bferb., 106. 20. 86. 482.
$ineHt, öattol., 255.
*trtf$etiner. «Bitib., 408. 24 f.
$tul VH., $a»ft, 244.
IMantf, $rof., Gbtihtgeu, 379. 604.
$(aten, ttuguft b., 81. 112. 84. 221.
818.
$tiniu8, 0$etnt u. Reffe, 280.
9)occi, ffö., Graf »., 221. 23. 488.
$oWetmann, $. G., 889.
— fjrbr. «$r., 889—65. (u. gfamttie) 841.
«Jouffto 854.
9)reftet, «&r. 83. G., u. §am., 228—818.
329 f.
$reuföe, ba*. 560. 61. 611.
Vrince, le, 858.
WuQta, G. 3fv «3rof., 518.
fcuaglio, S)omtnt!, 101. 5. 17. 21. 85.
801.482.
— ttngeto, 120.
RabotDi}, o., Generat, 140. 209. 466.
Statfaef, 216. 88 f. 87. 41 f. 68 f. 365.
■' 9<j# 419. 27.
Stagtotottfti, b., General, 820.
RantuB, fran*. »rebiger, Gaffel, 819.
»lange, Sftaler, «äffet, 86.
Kante, Seopolb, 518.
Rau$, <E$r., 289. 97 f. 891—93. 410.
18.
Räumer, ft. b., 186. 47. 487 f.
Weber, ffo. o., 897.
Retd&arbt, 3. f*.,. ftojeumeifter, Gaffet,
90. 487; f. %. fioutfe 571.
Steiget, 3acob, 128.
Retd&enbad), Gräfin b., 875. 77 f. 461.
65.
Retfferfd&eib, «tlejbt., 1 1909, 884. 610.
»eil, 3. «$., aRebiftlne«, $aue, 97.
Reimer, G. «., 93ud)$äubter, Berlin,
410, 652.
Reinbel, Albert, Nürnberg, 898. 404.
16. 26. 81 f. 84. 86 f.
Steinhart, 3. «., 8Jtaler, 242. 55.
Retef*, Stöbert, 14. 894.
Renouarb, äaubtm., 141.
Reuter, «$rtfrlau, 888.
— 8fri8, 22.
Reutern, 3. G. b., SRaler, 455 f.
JRtbera (Spagnoletto), 276.
Stifter, Gbmn.c$ir. , «äffet, 88. 580 f.
Itltytyofen, ff. 0., $rof., 618.
Rlebefel, ttug. äfretj. b., 175. 78-81.
87 f.
Rieben$aufen (2 ©ruber), 78. 247.
fltfetfdbel, Cmft, 898 f. 405. 22.
Sltnalb, 3., Caffel, 654. 68. 72 f. 610.
Ringlet«, 3. 9t. 0., 98. 107. 15. 17. 88.
414. 20. 88. 91. 618.
— Gntitie, 491.
Ritter, $eint. , «rof . , Göttingen, 508.
Robert, $rof., Sftarburg, 6.
— Soüaborator, Gaffel, 81—83.
— €. ^. gf., SJtater, Caffel, 86. 95. 526.
Robenbera, 3utiul, 15. 517.
Robben, 3. SR. b., Spater, 289. 565, 68.
— SRartanne, f. @$n>., ber^. Rummel,
289.
Röbn, «. $r. b., Stt., 158. 88.
Rolta, Site;., Geiger, 464.
Rontmel, d^topff 0., 8. 457.
Röfötaub, fftebiiiner, 107.
giibmig <Smü ©rtmm, ffrinntnmgen.
Ro|t. tJcmllle, SB. 69—61. HO.
Hofe, Bitmll
»ttl, «am
. n, »ittt. »., 4«
ttMbolttt, Canltnr. «.
JmW), etib«.
(ijarn 6tr trtben gol-
IM. M. «I.
107.
un* Binbn,
(Sannt, EM. BS.
«ajorta, Vf. »., IIIfitt4cn, HS.
«anenMin. Sfljulmttfi«, 636—48.
eoMomj. Blut. 1. 0., 11. TS. S8f. SO.
SB. MF' 97. 100. 1. 6—8. 11. 14— IB.
MS. Itf. 1«. SB. 378. 91. 410. BS.
U. Tl. MO. 181. >1- 81. 81. SB. SB.
— f.' «oft'«. Ml.
— «Junta V., fl(t>. Brentano, II. 90.
HS. IOS. 8. 2061. BSS. 18?. EIS. BS. «07.
Sümbora, S. «., BflbB, («atn »er
Mktn golgmboi), STB.
— KUStlH, Kel«. •"• »7.
— Mubotf, fjflbb.. Ml.
€dj äffet, I&eattrbtttttor, Barnim, (90.
««Hin. «-, Stift-. 000. *S7. «08.
KSavcrt, 3-, «linibern, 400. 11. B4.
esjeffn. 3. etnft. iSdofi, 148— so.
— g. B. '».. Bieg. Streit«. Sdfltl, 4T8.
e&aiiu, st. w. «., iis. iao. bis f.
6t*,«H. *b. b., TOnfftei. 10T. 16. 17.48S.
— 8. »., SM». (1778—1814), 168.
SSer«, tJtn., 10. 91.
Sajid, •., SRalet, 490.
edjLIgtn,' 3(5. «., «Diäter, 183. 110.
sniir«. Stbt., io. 406. 4sof.
6(SlnW, St. St., 8T8. B66.
6#lnner. Ku«., «oi.-CIt. geb. 1780
in (raffet, flSTO baf., 461 f.
tWurt, H. 19. »., BS. BBl.
©tSttmnKt, Wartet. Steinalt, VOf. 681.
— Sultane arjarl. gtbt., geb. OJrlmni,
10. BS. 87 f.
SaJUtt, Sanfitrin, »71.
CftlatttOBR, 38)., Mal«, 106. 18 f.
401. 19t- 14f. >0. TO. 81. 84. 601.
Sdjmetfelo. Slomtmb »., 664. (Clintt
878 f.) 671.
ejwiu.1 -
.gt.,Vloiittt.BHüii4tn,M8.
, :, Birw.,toriiWltr[t,*llt.I8f.
3oftf, fHilSa. 471. B.
Sajnfiet, 3*f. »., Köln, 106. 11. 481 f.
«cinon ». Caisllfdb (n. JJom.), SIS.
Ol. Itf. 414. M. 16. 83. 608 f.
~" ' ~ -' toott {65d)iote«
tmftr. OMtrt«
— SabnHa, 4n. »Bf.
fSdjivcnca. »., Rast., 74. 468—88. (6.
Sdjiotnb, Kort} V., SSI. 608.
Sebtnüjfij, MAeWtl, bis.
Seo«, flonfclbot. 67.
«etbti, «tibr.. ffinlft. 114.
Serntgtim. »tin., «f. «., 188. 161.
Seit, 8., mal«, 168.
«rabtnet, Stau »., 60».
«serWin, Ijaultne a. Sorit. R. BHtetn,
Solral.BlBbtIb.ttm, «f. Bari, 811. 19.
Somnttrfng, 6. X8. n., IIB. 8B8. 678.
Kontos, etnrinw, 4871.
— SWna, 488.
©panaenbera.. •. g. 0., t alt SJtaeral.
major tn Söffet 1B60, 461.
Stett,, S>omb«l, 488 f. 608.
g»o6r. Emi«, 110. 9S9. 468. SB). 698.
Stobt, Sultut. «Jr»f., 81Sf.
Slam mann, (Jointurg, 417. 18.
Slang, St., ffiipferft., BOB.
Stefa, BMrt(8lb, 6M.
Stein, fr. 9ccl6. >., 110. (1.
— S3en»oIb, ML, n. 8am., 909. 10.
388. 88. 468, 666. 68. 608.
Steittflajs, 3. »., Srrjt.. B16. 486.
Stein (e, «b., JRaler, 4S4.
etetnmllllei, «. Br., Stt., B07.
Stcnafl, V,, Slombttt, 4tl.
StHel, ftnmHte |. SeSiltifttetn, 67|.
eiittn v. eUttnbaa, fftbt. IB., Clftt.
». 8-, in. Wf. 98.
Biitvntttd, •cocg »., ejtm., 147. 19.
61. 68. 68. 67. 1«. 60-99.
«jtlnlmoüft , 3. B., Ottttctn, IN,
48).
•HOt, ffiTionn, Stalte, SRI.
etfIHng, Di. uad., ÄS4. BS.
ethfcntal, B. «St.. «gtl.-Ilijt, lTBf.
etinr. go*. »ttm«, it—u.
6l>|, «Hl, 4M.
Straffet, Sfwl (?), 4M.
etmuS n. Tomen, Bittot «., Ul.
Stell«, JJtünjrunHgM, 4SI.
•Jttipi«, CtefitMfitflt«, HS. SM.
«HÄtmann, ttt., WO.
Ctnrnff-Dnntono, fjta» «., ssa(.
SualibltTra, ©rof., Blariui'B, 8. Ml.
4M. »VI.
CinrrtMIt, *>. t>., Statu, »4.
SoM, 6- »., 576.
eiftf, Bit.. Diflnditn, It9.
Xmttt», 401.
Sfiatttr, 3 «., JhttfetBdScr, Mo. SM.
tjclla. IM. 66. 60. 607. 67. 4U.
SHiertfr, fiSnlgttt ». Bafetn, 60t.
numt, «»(., »60011111, 17». sot.
1*913»!, Stnotur, griff., *08j- 1*1.
MS. M. S7. 36. 411. 8«. 611. 96. C06.
— »oftttt, |. Stau, «09.
X^nnalbfm, fl. >40. SB3.
XtiK, Btto., »97(. 4M.
— BmMrtg, 6. m f. to, aas. 46. »a. 619.
— «of&fe. Berg. Beta6,atK 111.
XtWctn, 3. c. b. 3., 8i, §6. tut.
— 3- 9- &. M6. 66«.
artsfatt. 417.
Stetlfo$te, fl. 0., S10.
IreBrtnnglfä, gitm »., 415.
E«f4«I. 8ittJ., 8BS.
t»biiit>, 8.
lliui«, 3, 8., «ubFirfl-, MS.
Uns im in« O), 4a.
Urion IV., «ncfi, 164,
Utlon, EHt».. Scbnulb., 496.
ltdoub, V. ff., fflol«, 66. B4.
tjQimSoflcii ». (Sn((, 609 f.
tJttHsbtn, Sßfon«, TOtailna, 406.
Stil, WUlw. 141. 47. 488.
Bill, SH Eolnul, 66 |. 71 f. 489. 667. 84. 88.
»CTflfl, 987.
Wem«, Sonst, 196. 614. 46,
Bcftiertttaitn. IB., 1S9.
öieljmonii, grau, 64.
»Untat, ausruft, 604,
Wood D. Bogelnttn, 116. 941.
Sogt, JHIlol, gttfl., s?6f.
Stlld, Bubrclg, 467.
Bolprea)!, «bt., RtnlM, 77.
tt&mcC, »all, ufertet, 466f. 611.
BaaiM, (
äfiiStn. t
.. .- Jl«n*urg.
OageftaM, Öftlm., 161. 86—81.
Mtagftn, Steinen« Bllrg«, 14.
— tjfmrrn, Ceti rt. 616.
— Cntfl, «Äifflll., *48(., 660,
— tfoil, beff. 6., Mal«, 448.
— Sotitoti Berat. , Dr. med., !
666 (u. Batet, 81).
— lala, Wal«, 106. 16.
BBatl, «WM, 8. 18. 608.
— ÖTltTc B-, 471.
0-16.
14.817.
I. 676. I
.—8S. 86. 77 f.
694.
— I., An. o. SoBanb, 178.
— II., tmiflifiet (tarier, 81.
SHMInelmlne, 9Bntnrn o. Solltmb, 178.
»Utile, Ronrnb, »Mm., 141. 47F. 66.
«Bitten, «rot., äteft&tdjtfär. , 141. 81.
Bullt. Simon, Ilafiel. 84. 1S8. 486. 694.
SBilTemer n. grau, Stift., US. 10. 14.
., ItJ.
SBtnMIrbmaitit, «#Iof., :
640
Suburig (5mil (Stimm, (Srftmerungen.
tBtnf, 3$omal 63&t., Kai«, 108 (unb
Brau 101).
©intet, 9eter »., Stomp., 48. 108—11.
Ml f. 666.
— Statfael, 106.
fBinstnatrobe, »., 668.
CBirty, Q$rtfto»fi„ Rftraberg, 486.
ISittellbaä), Otto »., 489.
tBtttmaoit, »ifa)©f, 189.
IBifclebat, 8f. ß. ».. 646.
©olff, 3©6J., taflet, 168. 84. 889. 60.
68f.
IBo$lgeiiwt9, DMd)., 488 f.
tBrefee, ftityr. General, 181. 889.
Dfenbutg, Ctyalottc, fjtttftin »., 806.
44—66; tt. Samttte, 809. 48. 44. 69 f.
— *©fiä)terfbaa), Kuanfke, OJrftflK ».,
Raffn, IBity., SRaler, 619.
Keife, 3ungfer, 81. 189.
gtmmer, äo$. $etmann, 89. 81. 64 f.
— «nna «Tffabet*, f. &ra», 89. 80 f. 64 f.
8totmer, Sofcraitette, 8eibev %., 64.
— Henriette, 66. 68. 67 f. 76. 77. 81.
88. 100. 87 f. 202. 7. 647. 68. 88.
97.
— 3- OK, DudftänMe«, Seibetterg, 91.
648.
3immeimann, (Element, SRater, 193.
Sind, «. «., Oberft, 148. 61—68. 68.
68. 64—67. 69. 71. 76 f. 80— 88. 86 f.
91. 800.
Bhutan, 3- •-, "f- **?• 84-48.65.
68. 467. 686—48. 66—69. 61. 69. 70.
— fjamilie, 46. 47. 469 f. 643. 68.
— & $., 648.
— «j>o$e!et t. €d}litd}tertt (n. Softe),
68.
iofltt 667.
iftf, ft. &*., Äriea8tat. 800.
nfa), SRaler, Gaffel, 626.
ittibttofcd, $am. fceereman b., 201. 4.
888—91. 466. 69. 66. 76. 77. §18;
töeroet, 1808—1886, 6. 84, 88.
9iacr)rrag. 641
iJlac^ttag.
®. 3: 3ctle 1 u. 2 berichtige tct) bar)in, bafj ?. ©rtmm t>fcl*-
fad) auf ©runb früherer, aläbalb nad) feinen ©rlebnfffen ge*
mattet, aber au *erfcr)febenen j&tittxi etwa* erweitertet 2Cufaefcr>
nungen ben r)ter abgebrucften Ghttourf feiner @ra&r)lung 1844
begonnen unb 1848 abgefcr)loffen bat.
©. 60: ©er ai$ „©ouserneur" beaef ebnete 3toter 3tol SBiU
beim* war Dr. <5f)ttfHan Stofe, geb. 1718 ju 9teurupptn, t 1786
au Jjanau. <5r r)atte aber alä „Äommanbeur" r*on 3«>ffanapatam
bei (Segion in i)oHänbtfcr)en ©fenften geftanoen. <5r war ein
fetter 2*al. 9U, be* ©rof5r>ater$ r>on ßefnrfcr) unb ©uftao 9*.,
unb I>at mit biefer befannten berliner Gelehrtenfamilie bie SBe*
atetyungen aud) gepflegt, bie feine 9tad)fommen aufgaben. (Sbtifrian
foH aucr) ber SDtynbeer r*an SRoofe fein, bem SKettelbecf nacr) f.
fcr)5nen ©elbftbtogr. 2. 94—107 narje trat.
C 89 fefce X *) fort: ©afS ftd) inbeffen ©oetr)e unb ßetnrtcr)
SReger auf bie SBermitteiung beä neuen (Saffeler Äapellmeifter*
SRefcrjarbt, bem 3acob unb 9Biir)eIm balb übergetreten waren,
für Subwlg interefjlerten unb ttyn in bie »on tfjnen eingerichtete
3etcr)enfcr)uie in aÖefmar aufnehmen »outen, jeigen jn>et (wotyl
auf ben 1. gebruar 1808 anaufefcenbe) x>on 9*. (Steig im Sttt.
@cr)o 1912 (@p. 1570) mitgeteilte «riefe beiber.
®. 144, 3. 9 r>. u. fefce fort: würbe 3oCtoerwalter in (Saffel,
Sanbeäreaeptor in Stofental, t 1850 al* Äriegärat in (Saffel
©rofjaater b. ©eb. 3-*9tot* Äbbter baf.
©. 145, 3. 2 *>. u. I. nacr) „aor;": er war wor)I ein aum
©tab !ommanbierter preufi. ßftfaier. Denn Änoblaucr) ifl 1814
ntcr)t mit auögerücft.
6. 153 x), 3. 2 ». 0. hinter 1816 l: wo er ©egefommijfat
in 2fltmorfcr)en warb; t 1818. — 3« 6 *• 0. nacr) (Sanngtefier l:
Sttbw. Grimm, Crinnerungen. 41
642 9tod)trag.
t 1850 in Gaffel unb btnterltefl 2 $5d)ter. — & 11 l). getoefen
fefre fort: SBertcf^tt gung über t>. ©cfyenf *on f. Gnfel 3(rd)tobtr. Dr.
®. ©d)enf a- ©d)to>etn*berg f. £eff. SBIätter *. 20. 12. 1911.
©. 155, 3. 5 t>. u. nad) gefehlt l: n>al)rfd)etnltd)er ift
lefctere*: 3X trug ben fdjnurbefefcten SRod fetneä braunfd)n>et*
gtfdjen, bamal* in englffd)en ©tenpen Peljenben SKegünent*.
©. 172, 3. 4 *. u. lie* ttetter: ©5l)ne feine* aß Äauf*
mann in Gaffel t ©ol)ne$ pnb bie ©ruber ®., Gaffel, J£ol)en*
aoHernprafle 19 u. 31.
@. 176, lefcte 3cile, lie* »etter: Gr l)atte 1793—1811, t»o
er t>erabfd)tebet ttarb, in ben Stteberlanben unb (Spanien ge*
tömpft, n>arb nad) ben genügen *>on 1814 u. 15 Generalmajor
(1818) unb 1 1820 in Darmflabt. Verheiratet to>ar er mit 9*. £egar.
©. 204, 3. 4 *>. u. n. befreunbete L: bie er rabieren lehrte.
Gin 2Clbum mit tyren blättern bePfrt £. giortno in Gaffel
Subtötg bat fte meijrfad) fyübfd) geaetdjnet.
©. 207, 3. 3 *. u. L to>. : t 1864 aU penf. SRajor in ßanau.
©. 213, 2C. *) mag fortgefefct toerben: über SJtyetnromantif
f. SBalael, 3» ®eipe*gefd). b. 18. vu 19. 3al)rl)., ©. 256ff.
@. 238, 3. 13, He* ttetter: bod) fal) nod) 1857 3fbolf ©tolael
in ber ©afrfpet beö Dornet fcon ©iena bie bortigen 3 ©rajien,
n>o (te beute nod) fielen.
@. 254, Patt ü. •) lte$: „Sieben ben greifen Stoffaeß,
9>erugtno$, ®. SRomano* u. a. im 35attfan vermutet man feine
*>on SR. Sttengä; bod) pnben pd) feiere in ber Camera dei Papiri
unb in ber Villa 2flbant im Sterben SÄomä."
©. 342, 3. 9: er fott Pe ber ftjf. Bfab. für «>r SKctionnatre
augefd)i(ft f)abetu
©. 344, 3. 7 \>. u. tp bal)in ju berichtigen, baß gürp
$arl t>or f. betrat übergetreten n>ar unb bafj betbe &attm fld^
burd) jDulbfamfeit auäjetcfyneten.
©. 434, Patt X *): ©traffer n>ar bamalä fyauperenber Jjanb*
fd)ui)i)änbler, ber feine 3Bare fpäter auä ber ®rebefd)en gabri! in
Gaffel bejog, unb l)at fpäter in Äontgäberg — nod) 1866 — gelebt;
er ijat erp mit feiner ©d)tt>eper, bann mit feiner $od)ter ol)ne
Gntgelt, tote i)ter, bffentlfd) gefungen.
©. 441, 3. 10, p. 5C. ■> L: Der SBtrfl. ®. SK. ®enerab
fommtffar f. Oberfranfen ©tepijan Gl)r. gr. 91. S. *. ©t., geb. 1750
in SDtonnfjetm, 1 3. 10. 1822 in Bamberg. Gr to>ar in attetter Gl)e
mit einer ©d)tt>eper be* aon 2ubn>ig geaetdjneten (9tr. 77) ©tiegltfc,
9lacf)trag. 643
Öfyefm* »on J&efnrtdf) ©t., »erheiratet. — 3« & 3: Jgoffmomt
voax bod) ttfcfyt Öpernbirigeitt (ble* toar ber SMolittift jDfttmater),
fonbern gefd)äftlid)er jDlreftiott$gei)ilfe unb $f)eatetard)tteft.
@. 442, 3. 6 ». u. L fr b. ©afre*: 2Me »erfaffcrin be* ©tücf*
toar Sofyamta ». 2BeffSetttl)urn, 1773—1845; e* erfdjfen im
©eimar. bramat. Safdjenb. 1823. ODtefe 3 9lad)träge rüfyrett
»Ott Jg. £ftn$ ». ÜJNHJer in Söerlin fyer).
©. 498, TL 3 berichtigt mir 2lb. ©tbljel freuttblid)ft baf)in,
bafj tttd)t bic projeffuale, fottbern bic materielle fäcfyflfcfye grfft
»Ott 1 3v 6 SBocfyett, 3 iagett gemeint fei
@. 500, X 4: e* ijeifit ttfrflid) Öjtein. Sic*, bamal* tote
ber ganje dliebenoalb ben gleichnamige« ©rafen, fyeute jitr Jgälfte
einem mit (Siemens nid)t »ertoanbtett ©. Brentano gel)brettb, liegt
fretlid) über ©eifettfyeim (frbL «Wütig, b. Jg. Robert $orttoto> in
»fcattettbeim).
@. 624, unter 244 fafae fort:
245. „D. SKarljetnefe", WL (Sottr., Geolog, 1780—1846.—
SBjtb. tt. I. — 166:138. — L u. gej. ». Ärüger. r. u.
SRabtert »Ott ©rimm. I »or, II naefy b. ©d)r. — ©t g.
246. £ im 1$, ©piegelbtlb ». 9fr. 32. — 168 : 134. — i. U. Ä. Jgtmty
iit ber @d)r. b. übrige« ®btt. g>rof.^S8Ubcr. — l u. be$
©ebr. fRocca iit ©bttingett. — g.
247. (?) SDhttter mit2&fnbern. — 171 — 135. — o. 95. — ©t.
248. 93ifcf)off, ein <5ajfeier Original (tote 94 u. 152). £eff. SBlätter,
2. 8. 1885.
249. 9tegerfopf, »ertoorfette platte, ©t.
Einen 3uftanb meijr fyabett 9fr. 18. 20. 22. 24. 26. 28. 30.
55. 138. 141. 156. 215. 3to>et 3uftättbe met)r f)at 9fr. 158.
©. 624, j. 95. 11 füge ju: ©efyr anerfettttetibe SBefprecfyuttg
b. 1834 auf b. (Saffeler 2(u$ftelluttg gebrachten Söilbe* im ÜRufeum,
Sölätter f. bilb. ßft. 1. 9. 1834 »ott (5. £.; »eniger günftig ijt baf.
25ilb 6 beurteilt.
©. 625, fytnter 18 fafyre fort: 19. £lg. SKarta, toonad)
fftab. 9tr. 1 (gemalt für Sacob Söücfing). — 20. 2Cmaiie ». 3ugbt*
xoyd ; nad) Sbger. 9t ©lefmä fn Harburg fd)rfftl Erinnerungen
l)ing e* 1859 im ©d)lofi au JgerfteUe.
©. 626, unter 9fr. 18: 44 3etd>nungett ftttbett jid) in jtoei
©ftaaenbücfyern im SBejtfc ». grau ». 2Crn$n>aibt in Söücfeburg unb
Jgerrn ». 2Crtt$n>alb iit $artettboftel; »eitere bejffct grau ». b.
jDeäett geb. ». 2frn^n?alb in 235l)me bei ^ubemü^len.
41*
644 9tad)trag.
®. 626, u. E fat)te fort: 4. grau ». J&ar,tf)aufen geb. SBenbt.
— 88 : 85. — nad) 3*td)irong etneä anbeten, r. u. *>on ©rfmm*
J£anb: Söbfenborf, ben 24. 9lot>. 1821 ad vivum.
@rfi für bie atoefte Auflage rechtzeitig tofrb mit bie folgenbe
3fufaetd)nung be$ gefftootten Dr. &. 2fltmüKer jugeftettt, bte er
nad) einem Söefudje bei ©rfmm am 27. 3ult 1859 gemalt f>at:
Subtoig ©rimm.
Diefer SJtonn geijbrt $u jenen feltfamen üttenfdjeh, bü
benen man fofort, tote man ifynen nur begegnet, fpürt, bafj fie
bebeutenb finb, unb ber liebe ©ott mag bod) aSein tofffen, too
e$ in tijnen fteeft. ©eine 3«genb gehörte ber romanttfdjen <5pod)e
an unb fteefte fo red)t biä an bie Ofyren in berfelben. Bettina
nennt ttjti oft im 2. Söanbe it>rer Briefe an ©oetfye. @r lebte
in J£eibelberg, Sttündjen u. a. a. ß. mit 2Cd)fm *>on 3(rntm,
(SlemenS ^Brentano ufto. jufammen; t>on bem ttmnberlfdjen geben,
baä fie ba geführt, f)at er mir atel erjäfylt, unb toenn td) in
feinen @ft$$enbüd)ern bldtterte, too bie SRitterfräulein, bie
ÜRärdjengefialten au* jener 3eit, geaetdjnet fielen, fo toefyte mf d)
ein £aud> an tote auä beö Knaben 2Bunberi)orn, ein fyalb
traumhafte*, fyalb totrfUdjeä SBefen, unb bie Sinbenblüten beut*
fdjer <5agenbtd)tung bufteten ganj toafyrnefymbar. Subtotg ©rimm
ift feiner ber fdjledjtefien SJtoler au* bem Anfang bfefe* 3<rf)i>
l)unbert$; fyeute freilief) ift er fdjon serfdjoKen, fein üttenfd) toeffj
aufjerfyalb Gaffel* eitoaä fcon tfym, ja felbfi bie metfien (Sajfelaner
fjaben feine 2tf)nung, bafS er unter tynen lebt ober trfelmebr fid)
begraben fyat; benn er ttiü feiten mit feinen f lugen 2Cugen unter
bte 3Renfd)en, fonbern jifct immer im Atelier, *>on bem man, bzu
läufig gefagt, eine Xu*jtd)t auf ba* gulbatal fjat, toie felbft in
unb. bei (Saffel nur nod) einmal. 3Ba$ S. ©rimm manchmal
fprid)t, bürfte fo leicht fein anberer fagen, ot)ne abgefd)macft au
erfd)etnen: bei tf)m ift atted fo broütg, fo ed)t fomifd), fo märdjen*
fyaft nato, bafS man toofyl merft, er fei ber Vorüber t>on ben
SKärd)enbrübern. @o oft tofr — X unb feine junge grau geb.
Brnolb, ©djtoefier 9Bilf). Brnolb* — bei il)m fpeiften unb «atti^
mit <£iern aufgetragen toarb, mußte feine (2.) grau fyerfjalten ob
tyrer #üi)ner&ud)t. SDaä gebeutet) lege fo toenfg (Ster unb freffe
9tod)trag. 645
fo t>tel gutter, bafi jebe* <£t 10 Xaltx ju flc^n lomme unb ein
folget ©alat übet 100 $aler! £)a$ muß man aber nun fcon
fl)tn fyören, um e$ unglaublich au beladen« ©eftern crjdf)lte et
in bem 3Befnberß$garten beä Dr. 2Öet)t fcon alten 9toftfal)rten«
£)aö toar fo ed)t fomifd), ganj fd>licf>t eraäfylt, aber beä 9tad)*
fdjreiben* toert, fo brafttfd), fatirffd), gemütlich unb poettfcfy.
@inmal tyätten fie ben ^ofHKion gefragt, too man bie Iängfte
SRaftaeit untertoegeö l)abe. ,,©ef)en ©te bie näcfyften 3 ©tunben
au SJufle", antwortete ber ©djtoager, „bafyfn fommen n>fr in
5 ©tunben, bann lönnen ®ie 2 ©tunben fdjlafenl" —
646
9tad)trag.
§a£3S 1 2. fratu Vrtcr »tta., gefallen 7. 9. 1813 b. Saterboa
SllE I *• &***ri*, «. «r., * n. t 1796
f 10. 11 h. 12. Caroline, Hnna u. Gnfanna, 1 1791, 92, 93
6. ©ofie <X>etmelb) v
5. Antonie (t>. £ertttna) "
2! ©eorg
1. (Sari -
ocrm. 0. ©uatta
8. Snbooica (gute), 1787—1859, oerm. 1. Sorbt*, 2. be* »orte«
1*
7 <
s
c
-8
O
7. CKfabetb (Bettina), 1785-1859.
oerm. m. fc. 91. 0. ttrnim^
7. (Stfela, oerm. tn. £erman
©rtmrn
6. tfrmaarb, ocrm. Oräfut 0011
5lemmtna
5. SRartmtltane (ocrm. @r4ftn
oon Driola)
4. Afttynemunb
3. $rtebiminb
2. ©teamunb
1. ftrcfmunb
6. (5 1) r i H i a n , 1784-1851, I 5-"Ä J* X6d,ter
ocrm. m. «milie ©cnaer, 1 1881 \f# J
5. SKarta, 1782-85.
4. Ännigunbe, 1780—1863, (i'
ocrm. m. 9* $• 0. ©aofan», < «'
1779—1861 [f
$raw
4. Seo
.Karl fcrbr.
5rang, lebtg
»etttna (@d>foa*)
3. «lernen«, 1778—1842 (1. $r. ®opl)tc ORereatt aeb. ©ebubart,
t 1806, 2. ffr. «Wagb. «tag. »ufmann, 1 1832)
2. ÜRarie ©ofte X&., 1776-1800 (t ju D*manflcbt).
1. @eorg, 1775-1851,,
oerm. m. SRarte ®d>r6ber, < 2. (Softe (0. @cbroet$er)
t 1815
/6. Vaula, 1770—1805 (o. ©afimer)
5. $omtntcu«, 1769-1825, lebtg
4. Veter, 1768-88, lebig
4. Bubwtg, t 1895
3. 5rans, f 1830, lebta
1. Claubtne (oerm. 1. fcirit*
baber, 2. $reitminb 0. ttrnim
«Ü | <3. SWarta 3of., 1767-70
2. ffram, 1765-1844,
oerm. m. tfntonta 0. Strtenflocf
1. ttnton, 1763-1833, lebt«
(Otaif)
Brentano)
»Ittter*
borff)
9lad)trag.
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9. @cora €bM 1794—95
1794—1862
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U. Carl. 1824-90 ftfiSSk,
<5Ätnber)
7. gfrfcbrfa, 1791—92
{3. 3Rarfa,t>erm*.ftftf)ne
(@ol)» u. Zoster)
2. fcrnft (©ofot)
1. gutwtfl (©ol)u)
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5. fferbinanb WU 1788—1845
4. Gart 8rbr., 1787-1852
3. SBilftetm Ä., 1786-1859I1' *^^ ffifel9^« i-,
17HÖ-1WJ7 ^ Ä„gt|ffct 1832
2. 3acob 8. Ä.f 1785—1863
1. $rbr. $. @., 1783-84.
Drurf von Jpcffe & Secfer tn Srtpftig.