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Full text of "Erinnerungen aus meinem Leben"

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r 


3. 


JEubwig  (Rinil  (Stimm,  1813. 

f  eEbftbilbnis. 


(Srinnmmgen  aus  mtintmütbtn. 

93on 

i*ubmtg  (£mil  ©rimm, 

SWaler  utib  Stabtem,  1790—1863, 
(©ruber  von  3«cob  unb  ffitlbelm  ©rimm.) 


herausgegeben  unb  txga'njt  ooti 

»botf  ©toll, 

Vrrfcffn  am  Jt«l-  SrtorfcM-OvmMaflum  i«  SulTel. 


(DJtr  3*  Vflbatffftt,  5  Wbbiltiiirtaen,  2  Stamm  tafeln  nnt  einet  JtarttBffiuc  foroir 
einem  S«riei*itö  Den  Stimm*  ffiecf,  mit  »liefen  Bin  3aceb,  SBilltlm, 
SerKnand  nnb  Snbralj  Stimm  unb  anbeten  SSetttJjtn  m  SamilttiiäefaiA«. 


Seipaig. 

£effe  &  93ed«r  Betlflfl. 

1913. 


Copyright  1911  by  Hesse  &  Becker  Verlag,  Leipzig. 


do 


\N\0  555954 


i 


Einleitung  beö  Jfrttaufytbtit. 

„3*  m6<fcte  mfd»  ber  roimberfamen  £(ftorirn,  fo  t<fc 
au*  Sateri  Jtinbfyett  fyeraberaenommen,  ober  au*,  wie 
f!e  mir  oorfommen  flnb  in  meinem  «eben,  nidtf  ent* 
ablagen,  um  fein  @olb.    ftttfter." 

SBütyelm  43ktmm*  Eintrag  in  ttrnimf 
©tammbud»  1808. 

©er  SBerfajfer  berfolgenbenBufaeidjnungen,  bieer  etfiatöettoa 
»terunbsieraigiäfyrlger  SRann  begonnen  l)at,  fft  ber  jüngfte  trüber 
beö  fyeffifdjen  Sörüberpaare*  3acob  unb  3Slll>elm  ©rimm: 
^2  ber  ÜBaler  unb  Stabierer  2ubu>ig  @mil  ©rimm,  ber,  am 
^  14. SDtära  1790  au  £anau  geboren,  alä  ^rofeffor  an  ber  Xfabetme 
ber  bflbenben  fünfte  au  Gaffel  am  4.  2fpril  1863  bafelbft  ge* 
torben  tft. 

SSenn  er  audj  weiter  ntdjtä  wäre,  alä  ber  trüber 
jener  um>ergletdjltdjen  Männer,  auf  bie  unfer  beutfdjeä  Stolf 
unb  unfer  Jjeffenflamm  nie  ftola  genug  fein  fann,  fo  to&re  er 
-^  ftfyon  einer  gegriffen  $8ead)tung  wert,  befonberä  wenn  er  nod) 
c^  mandjeä  aur  3ugenbgefc^fc^te  audj  ber  beiben  älteren  SBrüber 
^  müauteüen  fyfttte;  er  ift  aber  aud)  felbft  ein  trefflicher  unb  liebend 
^  werter  Sttenfd)  unb  ein  {inniger  Äünftler  getoefen,  ber  aud)  an 
<x  jidj  aerbient  nid^t  »ergejfen  au  »erben. 

(Sin  tiefer  gamilienjlnn  unb  bie  innigfte,  felbftlofefte  2fo* 
l)&ngltd)feit  fyat  alle  ©lieber  be*  ©rtmmfd)en  Jjaufe^  ii>r  Seben 
lang  feft  »erbunben  gehalten;  im  ©chatten  gletdjfam  unb  in  ber 
Jgmt  ber  atoei  ältejten  trüber,  bie  ifynen  frül)e  Steter*  unb  SD^uttcr^ 
ftelle  »ertreten  mußten  unb  aKeaeit  auf*  treultdjjte  für  ffe  geforgt 
l)aben,  hielten  fiel)  bie  jüngeren  ©efdjtotfter,  aertrauenä&oll  au 
il)nen  aufblicfenb  unb  fiel)  i^nen  unterorbnenb,  jafyrjefyntelang  in 
einer  «fjauäfyaltung,  „tote  eine  Heine  SRepubltf"  nad)  SacobS 
Xuöbrucf,  aufammen,  unb  audj  nadj  ber  räumlichen  Abtrennung 
einaelner  —  fei  e$  auf  längere  ober  füraere  &it  —  fyaben  fle 
aSe  ftetö  ffdj  nodj  atö  ©lieber  einer  gamilie  unb  eine*  J&auS* 

1* 


4  Einleitung  beä  4J*tau$geber$. 

baltö  gefüllt,  ber  ein  Sföenfdjenafter  lang  in  (Saffel  feinen  @tfc 
batte;  anfangs  alle  fed)$  ©efd)Wifter  sott  fyetfjer  Siebe  unb  Söer* 
efyrung  um  bie  früf)  verwitwete  fluge  unb  gute  üRutter  fid) 
fdfjarenb,  bann  bie  fünf  Grübet  bie  einige  ©djwefter,  „bie  Hebe 
Sötte",  mit  $&rtifd)er  Steigung  fafl  rttterild)  umgebenb,  ftetä 
alle  einanbet  fyelfenb,  fid)  tragenb  unb  fdrbernb:  fo  bieten  fie 
alle  baä  erfreuliche  5Bflb  fdjöner  beutfdjer  gamiltenltebe. 

3m  Äern  iijreä  3Sefen$  ftfmmen  aKe  ©rimmfdjen  ®e* 
fdfjwtfter  überein;  fcon  einer  fcergletdjenben  3ufammenf>attung  ber 
atigemeinen  SMIbung,  be$  gefamten  getfttgen  Sebenä  ber  Jüngeren 
©efdjwifier  mit  bem  ber  $wet  älteren  trüber  muß  babei  freilid) 
abgefefyen  »erben:  trofc  steif  ädrigen  innigen  3ufammenleben$ 
l)aben  biefe  itynen,  audj  inäbefonbere  Subwtg,  ntd)t  irgenbeinen 
erfyebltdjen  Seil  tfyrer  umfaffenben  geiftigen  Sntereffen  mitzuteilen 
»ermod)t.  3fber  Kenn  Sacob  unb  3Ötil>elm  ber  Nation  lieb 
unb  wert  geworben  ftnb  burd)  fl>re  Siebe  au  SSolf  unb  engerem 
tote  weiterem  Stoterfonb,  burd)  äBafyrfyafttgfett  unb  äBatyrtjeftä* 
tnut,  ßpferfreubtgfett  unb  9>fltd)tgefüf)l,  burd)  tyre  felbfttofe  Streue 
unb  herzensgute,  burd)  bie  fd)lid)te  Einfalt  unb  fd)6ne  $fnb* 
lidjfett  ifyre*  28efen$,  burd)  ifyre  Unetgennüfctgfefi  unb  tiefe  33e< 
fd)eibenl)eit  bei  i)5d)ften  wtffenfdjaftltd&en  Seiftungen,  »ermöge 
beren  3acob  tnäbefonbere  afö  ber  SBegrünber  ber  beutfd)en 
©pradjwtffenfdjaft  baftefyt:  einzelne  serwanbte  3üge  finben 
fid)  bod)  aud)  bei  ben  anberen,  nfdjt  ijersorragenben  ©efd)Wtftern. 
Unb  wäfyrenb  wieber  3acob  unb  SÖllljelm  ttjrerfett*  nad) 
mandjen  ©etten  tfyreä  28efen$  auäetnanbergefyen  —  3acob  ber 
93al>nbredjer,  ber  8forfd)er,  ©ntbeder,  SBtlfyelm  mefyr  berSRad)* 
empftobenbe,  <§rflftrer,  btd)terifdf)  gfüfylenbe  — -,  ift  e$  gerabe 
Subwtg,  ber  fid)  mit  3acob$  eigentümlichem  äöefen  am  näd)ften 
berührt,  wie  er  tym  benn  aud)  befonberö  im  2Clter  fbrperlld)  am 
äf)nlid)ften  war.  äöenn  Subwig  aud)  btö  ju  feinen  SRanneS* 
fahren  etwa*  3frgenbiid)'fr5f)ltd)eö  fyattt,  im  herein  namentlich 
mit  feinen  ÜRünd)ener  Äünftlerfreunben  audf)  wofyl  übermütigem 
treiben  ntd)t  abfyolb  war  unb  aud)  fpäter  nod)  bie  luftfgften 
«riefe  sott  brottiger  Einfälle  —  barin  SSllfyelm  äfyilid)  — 
fd)reiben  tonnte,  fo  fyattt  er  bod)  in  reiferem  tflter  äfynltd)  wie 


Einleitung  beö  J&erau$geber*,  5 

Sacob  ettoa*  @rnfteö,  Strenge*,  3urücfl)altenbe$,  ba*  ü)n  »on 
anbeten,  anbere  t>on  tiptt  fem  fytelt,  toätyrenb  er  freittd)  3acob$ 
unruhiger  S3en>egiid)feft  gegenüber  gleichmütig,  gerabeju  ptyleg* 
tnatifcf)  erföetnt;  er  toar  frlll  für  fld),  in  fld)  gefefyrt,  man  faf> 
U)n  feiten  lachen,  »entgfrenä  ntd)t  laut  unb  r>erar>aft,  aud)  tr>enn 
er  in  froher  Saune  fcr)crjt)aft  troefene  93emerfungen  madjte. 
SSätyrenb  SÖllljelm  al*  trefflicher,  vergnügter,  oft  fdjaltyafter1) 
Oefettfdjafter  gefucf)t  toar  unb  rafd)  bfe  Seele  jeber  ©efettfdjaft 
tourbe,  ging  Subtotg  nur  mit  wenigen  um,  aucr)  barin  mefyr 
3acob  ätynltd),  ber  einmal  an  *ad)mann  fdjreibt*):  „J&ätten 
totr  9>roteftanten  bie  Sitte  be$  fl&jterltdjen  %ebm$  ofyne  anbeten 
ÜBöndjäbtenft,  fo  brächte  id)  gern  barin  bie  legten  Sage  meine* 
«eben*  aul"*)  2*on  «ubtotg  !ann  foSöeffety4)  fagen,  ber  im 
fünften  Söanb  be*  untengenannten  SSerfe*  nad)  einem  furjen 
Sebenäabrtg  aud)  feine  arbeiten  aeraetdjnet  unb  feine  Stabterungen 
betreibt:  „£a*  «eben  btefe*  r>efflfcr>en  ÄünjHer*  fcr)refben  fyetgt 
fafr  eine  3bv)tte  bieten,  gern  von  ben  ©türmen  be*  großen 
öffentlichen  SBeltoerfefyr*  liebte  er  e*,  in  einer  (titten  2fbge* 
fcfjtoffenfyeit,  unbefümmert  um  ba*  Urteil  ber  SBelt,  ju  aefdjnen, 
au  robieren  unb  a^etlen  ben  9>infel  $u  fyanbbaben."  2fber  in 
»ertrautem  Äretfe,  lieben  greunben  unb  SSeroanbten  gegenüber, 
i)at  er  fidj  toentgjtenS  in  früheren  %at)tm  ebenfo  tote  bie  älteren 
93rüber  münbiid)  tote  brieflich  fd&on  unb  offen  erfdr)loff en ;  ba 
fann  aud)  er  luftig,  felbft  toofyl  einmal  fpöttifer)6)  fein  unb  @cr)er$ 

*)  @r  felbft  fpridr>t  barüber  (Stengel  1,  221,  250. 

■)  12.  SRat  1840.  @r  erfdr>Iießt  biefem  unb  £>af)imann  am 
meiften  fefn^>erj,  tote  28tlf)elm  bie*  gegen  Suabebiffen  tut, 
unb  beibe  noefo  gegen  ÜReufebad). 

■)  $Briefltdr>e  Serbinbungen  fnüpfte  3acob  aber  gern  an 
(Steig  3.  323). 

4)  2lnbrefen>a8ejfel»,  2)ie  STOaler  unb  SRabferer  b.  19. 3ab* 
tnmbert*  5,  117—196. 

5)  3<tcob,  ber  aumeift  unter  ben  trübem  ettoa*  Sd)arfe* 
in  feinem  SBefen  tjattt,  befonber*  toenn  er  über  9>ebanten  fpottet, 
nnrb  be*r)alb  bod)  nie  ungerecht  unb  gefyäffig:  feine  greube  am 
Spott  aeigt  fici),  toenn  er  nod)  am  legten  Sage  sor  ben  JJerbft* 
ferien  1804  in  Harburg  gegen  einen  eben  aelefenen  „bummen 
Buffafc"  Älingemann*  über  Siecf*  Octatrtan  etne  9>arobie  fdjretbt 


6  Einleitung  be$  J&wau$geber$. 

treiben  n>ie  jie,  unb  befonberä  !ann  er  ba  aum  Vergnügen  aller 
bat  ©rtmmfd)e  9lad)af)mung$talent  l)übfd)  entfalten. 

3«  gleicher  SSetfe  fjängt  aud)  er  an  SBertvanbten  unb 
greunben,  an  alten  trauten  Erinnerungen,  an  ber  engeren  J&eimat 
mit  tfyren  3ttenfd)en  unb  £)rtlid)feiten  in  liebevoller  $reue  unb 
aetgt  babet  ganj  wie  3acob  ben  fdjärfften  93ltcf  für  baä  kleine 
unb  Unbebeutenbe,  von  taufenb  anberen  gar  nid)t  Söeadjtete1). 
£avon  aeugen  aud)  bie  nadjfolgenben  Mitteilungen  au*  feinem 
Seben. 

@r  fyat  ftc  al$  älterer  Mann  erft  begonnen;  er  f)at  jie  ntdjt 
gefdjrfeben,  »eil  er  fte  al$  wertvoll  für  bie  SÖelt  angefefyen,  nid&t 
»eil  er  felbft  feine  eigene  Söebeutung  für  tiefe  unb  bie  Äunft 
überfdjäfct  tj&ttt;  baau  benft  er  ju  bef Reiben  über  fid)8);  er  fd)reibt 
für  fid);  er  will  allenfalls  nur  feinen  über  alleS  geliebten  nädj* 
ften  SBerwanbten,  feinem  Äfnbe,  feinen  Ghifein,  bie  Äenntntä 
feiner  toenn  aud)  nur  für  fie  wertvollen  ©rlebniffe  erhalten;  er 
!ann  eö  nidjt  über*  J&etJ  bringen,  fie  verloren  gefyen  au  laffen; 


(an  Sßiganb,  Stengel  3,  37);  ober  in  einem  SBrief  (an  betv» 
felben,  baf.  S.  47—49)  eine  Seftton  be$  9>rofejforä  SRobert  — 
bejfen  audj  griebrtdj  Oetfer  al$  eine*  gebauten  erwähnt 
(Sbäer.  1,  120)  —  im  8ef)n$red)t  nod)  narf)  fünf  Saferen  auf  mefyr 
al*  einer  großen  Quartfeite  wortlid)  in  föftliajer  Söeife  wieber* 
aibt;  er  fdjließt  fle:  „ber  9larr  gefällt  ficfe  wofyl  nod)  immerfort". 
Xud)  2ubwtg  fertigte  gern  aeidjnertfdje  Äartfaturen  —  an  folgen 
ijatte  aucfy  Sacob  greube,  Stengel  3,  187  —  unb  würbe  1820 
von  2frnim  barüber  aured&tgewfefen  (Steig  3.  478,  480,  483). 

*)  3Öenn  Steig  (4,  21)  meint,  2ubwig  t>abe  fid)  nament* 
lidj  mit  2Bi(l)eim  geijteäverwanbt  gefüllt,  inbem  er  eö  liebe, 
feine  Sad&en  bfö  in  alle  (Sinaetyeften  hinein  mit  liebevoller  Sorg* 
falt  burcfoubilben,  fo  fagt  baaegen  £♦  ®rtmm  (SBeitr.  230): 
„Seltfamerweife  f)at  Subwig  viel  mefyr  von  3acob$  al$  von 
2öilf)eim*  Statur,"  wenn  er  aud)  ftetö  btö  aule^t  Söilfyelm 
am  nädjften  geftanben  bat  (f.  benfelben,  <£.  3,  316). 

*)  3n  einem  Briefe  vom  26.  3uni  1848  an  ben  frül)  ve* 
ftorbenen  Maler  Sub  wtg  Sincf  aud  ffulba,  feinen  mit  rührenber 
siebe  ifym  anfyängenben  Siebling$fd)üier,  fagt  er:  „3$  weif},  baf} 
idj  e$  immer  gut  mit  31)nen  tote  mit  jebem  anberen  audj  ge* 
meint,  unb  ba$  fel)r  wenige,  ba$  idj  weif}  unb  lann,  3^en 
mit  greube  mitgeteilt  fyabe. 


Einleitung  be*  ^erau^geberd,  7 

überaus  fdjabe  ift  e*  nur,  bog  er  fpäter  au*  übergroßer  SJorfld&t 
unb  $8ebenfltd)felt,  befonber*  aber  au*  3ftrtfl*fW  *****  ©teilen, 
too  er  benfen  modjte  jidj  ju  off enberjig  geäußert  au  fyaben,  un* 
barmberatg  l)erau*gefcbnitten  unb  *erntd)tet  bat! 

Xud)  3acob  fdjretbt  fo,  unb  au*  betnfelben  ©runbe;  er 
trbftet  {leb  burdj  2foffd)retben  *>on  Erinnerungen,  toenn  er  leib* 
mutig  tft;  e*  brängt  unb  treibt  ibn  übermädjttg  baau;  man  benft 
babei  an  $affo*  ©ort:  „Verbiete  bu  bem  ©eibemourm  ju 
fpinnenl"  211*  er  in  ber  aufregenbjlen  3*ft  feine*  Seben*,  1814, 
ben  l)efflfcf)en  ©efanbten  ©rafen  Heller  al*  ©efretär  nad) 
granfrefd)  b eg leiten b,  nad)  fecb*  biegen  Napoleon*  rücftoärt* 
nad)  jDtfon  jlüdjten  mußte  unb  steraebn  $age  bort  in  bänglicher 
9tafi  faß,  n>a*  l)at  er  ba  getan?  „Er  fdjrieb  feine  Erinnerungen 
auf  unb"  —  fo  erjagt  fein  9leffe  Jjerman1)  —  „*>eraeld)nete 
mit  ber  größten  ©enautgfelt  alle*,  loa*  ffym  au*  feinen  Äfnber* 
fabren  im  ©ebäd)tni*  geblieben:  ben  ©runbrtß  be*  J^aufe*  in 
£anau,  baau  bie  beutlid)fie  &arfiellung  ber  (Stuben  barin;  eine 
©d)tlberung  ber  Stertoanbten,  ber  Sföägbe,  ber  9tad)barn,  ber 
Vorgänge,  bie  auerft  feine  2Cufmerffamktt  erregten,  lefe  id£>  bter 
fo  anfd)aulid),  al*  toären  e*  meine  eigenen  Erlebniffe.  bitten 
barin  bricht  er  ab  mit  ben  SÖorten:  ,#ier  nmrbe  irf)  toeiterau* 
fd)refben  burd)  bk  in  jDljon  eingetroffene  9tad>rtd>t  son  ber 
Einnahme  *>on  9>ari*  gebinbert/"  3«  ebenfo  merftoürbtger 
«Seife  fjat  er  1815  in  SBien,  angefleht*  be*  SBelttbeater*, 
be*  Äongreffe*,  too  niemanb  2fugen  genug  batte,  au  feben,  er 
aber  bafaß  in  Sterbruß  unb  Äummer  „über  ben  serfebrten  unb 
unbeutfeben  ©ang  be*  Äongreffe*,  ben  er  leiber  in  ber  9läbe 
anaufeben  aerbammt  toar*),"  „etnaelne  d)ronologtfd)e  SJeraetcb* 
niffe  aufgearbeitet:  erflen*  *>on  ben  n>td)tfgjten  SSorf äffen,  feine* 
«eben*,  a»eiten*  fcon  ben  wichtig jten  Söefcbäfttgungen8).  Äeine 
©pur  barin  aber  jemals,  bai  er  fein  «eben  t>obt  betreiben 


*)  Sacob*  ÄL  ©d)r.  1,  22. 

*)  Xn  Stybeman,  <5.  51. 

*)  ©ie  »erben  toobl  toie  fo  siele*  anbere  im  „©rtmm* 
fdjranf"  ber  berliner  Sftbltotbef  liegen,  flnb  aber  für  ba*  näcbjte 
baibe  Sabrbunbert  unaugänglid). 


8  Einleitung  be$  4J*tau$geber$. 

»ollen  l  (£$  leitete  iijn  nur  ber  Strteb,  au  vergüten,  baf}  trgenbtto 
fonft  gafttfd)e$  verloren  ginge1)!"  SBenn  SÖtUjelm  über  »er» 
gangene  j&eiten  (treibt,  fo  enfit)lt  er  e$  anbern;  3acob  fcfyretbt 
nur  für  fldj;  unb  audj  barin  gleicht  8ubwtg  btefem.  2Cud) 
ganj  abgerittene,  unvermittelte  Silber  von  Bugenbltcf  Sfttmmungen, 
nie  jie  von  «ubwlg  ebenfalls  vortyanben  finb,  l)at  3acob(Ä 
@d)r.  1,  23)  fyntetlaffen  (allerbtngä  aud)  SBilfyelm,  J&.  ©rimm, 
»eftr.  227,  wo  gletcfy  fünf  abgebrueft  ftnb)»). 

@etne  3u0enb*eit  ift  in  3<*cob  ewig  lebenbtg  unb  ftet* 
if)tn  gegenwärtig;  bei  vielen  Gelegenheiten,  ja  felbfl  atö  er  1848 
atö  SWitglieb  ber  granffurter  SRationalverfammlung,  vor  bem 
unfld)tbaren  gorum  gan$  jDeutfd)lanb$,  über  2fbel  unb  Örben 
fpraety"),  aud)  ba  brängen  fld)  fold)e  (Erinnerungen  lieber  burd) 
in  ben  SBorten:  „SReftie  gute  ütfutter  rjatte  afyt  ©5l>ne  htm 
SSaterlanb  geboren  unb  foHte  ir)m  fünfe  groftiefyen;  e*  war  mir 
fauer  unb  fdjwer  in  metner  Sugenb  ufw." 


*)  «L  ©d)r.  1,  23. 

■)  9BiIf)cXtn  fprtdjt  über  biefen  3«Ö  wd)  feiner  ülatur 
Sugenbbr.  157, 

•)  3«cob  war  fein  jjreunb  be*  Tlbttt,  foweit  er  bloß  ©e* 
burtfc  unb  nid)t  aud)  ©etjteSabel  war,  unb  bat  feinen  jaf)treid)en 
greunben  aud  biefem  ©tanb  e$  aud)  nie  verbellt,  ot)ne  baß 
bereu  Siebe  &u  tf>m  Je  barunter  gelitten  ptte:  aber  bie  3abre 
politifeben  ÜRlftregtment*  b^ben  Ben  immer  liberal  benfenben, 
bod)  über  ben  Parteien  ftebenben  ÜBann  immer  tnebr  nad)  llnf* 
getrieben.  „3d)  »erbe  immer  bemofratifeber,"  fdjretbt  er  1858 
an  Söalfc  (Söaife  23),  »unb  würbe  jefct  viel  mefjr  mit  Ui)lanb 
unb  ©djober  trimmen.  —  2)af}  Bommel  tfdj  abeln  lieft,  war 
Sacob  „ein  ©reuel",  (SWeufebad)  117);  bafS  ©oetbe  unb  ©filier 
aeabelt  würben,  flnbet  er  unebel  unb  gefdjmadlo*.  —  2)er  l>effifd)e 
Abel  ftanb  bem  gebilbeten  Bürgertum  fetyr  nafye,  unb  foweit  er 
hodbgebilbet  war,  baben  bie  Vorüber  aud)  nidjtö  gegen  feine  be* 
fonbere  93erüdjld)tlgung  im  ©taatdbtenft  gehabt  3Bilf)elm 
war  $war  mebr  !onfervativ,  aber  ein  aufrichtiger  Serfaffungä' 
freunb  unb  ein  fluger,  maßvoller  unb  geredeter  Beurteiler  be$ 
nid)t  immer  richtigen  ©erfahren*  beiber  Parteien  im  (Streit 
gwtfd)en  Regierung  unb  Sanbjtänben  «ßejfend,  audj  alä  er  feinem 
J&etmatlanbe  ttic^t  mebr  angehörte.  —  SBtlljelmS  2fnjid)ten  über 
bie  f)efiifd)e  9tttterfd)aft  unb  ben  Sörtefabel  f.  f.  ÄL  ®cr)r.  4, 
631—34. 


Einleitung  be*  J&erau*geber*.  9 

3ftte^  loaö  bfe  ©efcfooifkr  in  ber  3ugenb  fn  unb  aufler  bem 
Jfcaufe,  in  ber  Statur  finnig  unb  feiig  fdjauenb  unb  fd)toetf enb,  lieb 
gewonnen  Ratten,  ba*  blieb  lebendlang  tyrem  J&erjen  »ert,  ba* 
gelten  fie  aud)  il)ten  2fogen  naf)e;  tote  Sacob  am  liebfien 
SBotanlfer  geworben  toäre,  fo  liebten  eö  alle,  bie  einfachen  SHumen, 
bie  einfl  ber  ©tetnauer  „93tengarten"  gebracht  Ijatte,  fpätet;  al*  fie 
fein  glecf  d)en  ©artenlanb  mel>r  Ratten,  toentgften*  aa  ben  genfiern 
au  fytben,  unb  pflegten  fie  mit  Sorgfalt,  äBllfyelm  Primeln, 
Sacob  ©olblacf  unb  heliotrop;  auf  beiber  BrbeltSttfd)  ftanben 
ftet*  abgefd)ntttene  einfache  Blumen  in  einem  ©lafe1),  unb 
3Btll)elm  lobt  treufyeralg  in  ber  fieberten  Xuägabe  ber  3Rärd)en 
(1857)  Söettlne,  baß  fie  nod)  mit  ber  8uft  ber  erfien  Sugenb 
in  ben  Äeld)  einer  einfachen  93lume  flauen  fönnel  Unb  al*  bit 
älteren  trüber  am  Sage  na$aöetl>nad)ten  1829  bei  einer  2Binbfdlte 
*on  19°  R  in  ni$t  sölltg  au  fd)ltef}enbem  äöagen  bie  etwa  adjtftütf 
bige  gaf)tt  oon  Saffel  nad)  ©öttlngen  matten,  ba  fyat  3Btll)elm 
fld)  um  3acob  geforgt,  tiefet  aber  um  —  ein  SBtomenftöcfcfyen, 
ba*  er  unter  feinem  erfien,  nod)  neuen  gelben  Sudymantel  $u 
fdyüften  fud)te*)J  äöllfyelm  fragt  nad)  ben  Blumen  ber  greunbe 
unb  berichtet  oon  ben  feinigen;  er  »ergieidjt  flcf>  felbft mittönen 
ober  einem  eingefperrten  ©tubenoogel*);  Sacob  braudjt  fieaum 
S3erglefcf>  felbfl  auf  ber  Stebnerbüfjne  ber  9>aul$ffrdje4).  Unb 
tote  feinfinnig  l)at  ber  93lumenfreunb  pxt  ^Berliner  Xfabemie 
gefprodjen  über  „grauennamen  au$  Sölumen"  (12.  gebruar  1852, 
XI  ©d)r.  2,  367)1 

©o  t)at  aucf)  Subtoig  bie  Blumen  geliebt  unb  alle*  ©tili« 
unb  Äletnleben  in  ber  9tatur,  tote  er  benn  aud)  mit  fleißigem 
©ttft  —  gleich  SBenael  J&ollar,  beffen  Sölätter  Sacob  unb 
äötlfyelm  frül)  fammelten  —  vielerlei  ©etier  aud  £au$  unb 
gelb  unb  8Öalb  geaeldjnet  l)at;  er  f)at  aud)  gerabe  tote  3acob 
unb  9Bil!)elm  jur  ©tfifce  ber  Erinnerung  Heine  Sölumen« 
anbenfen  in  bie  93üd)er,  in  bie  ^Briefe  gelegt,  3acob  freiließ  am 
meiflen.  Der  Ijat,  fo  toie  er  feinen  Steffen  unb  9ttd)ten  oon  beren 


*)  «L  ©d)r.  1,  186.       *)  ©teig  3,  593;  SKeufebad)  103. 
•)  grbSbr.  19,  35.       4)  AL  ©d>r.  8,  439. 


10  Einleitung  be$  ,§erau$geber$. 

früfyeften  3al)ren  «t  25tfd)en  abfcfynitt,  ©Idtter  unb  ©lumen, 
befonber*  t)feCe  *om  ©rabe  ber  Sttutter,  aufbewahrt,  Saturn  unb 
(Stimmung  baju  gefcfyrteben1);  er  mafynt  1826  eine  greunbtn, 
ein  gleiches  au  tun9);  unb  2Ötll)elm  ©euerer  eradljlt  in  ben 
Storbemerfungen  $um  Sfceubrud  son  3acob*  f)errltd)ftem  ©er!, 
feiner  2)eutfd)en  ©rammatil8):  „3öcob  fyat  bteä  «ganbejemplar 
ber  ©rammatff  t»ie  ein  2Cr#to  perf5nli<f>er  (Srtnnerungen  be* 
fyanbelt.  ©oll  tdj  all  bie  jafyllofen  Blumen,  ©Idtter,  SRinge, 
©dnber,  gebern  bef treiben,  bie  barin  lagen?"  —  2CKe  ©e* 
fcfytotfter  finb  ferner,  tt>a$  bejeid^nenb  ijt  für  tfyr  SBefen,  ganj 
befonberä  finberfreunbltd)  get»efen;  *on  Aarl,  bem  britten 
©ruber,  ift  e$  mir  münblfd)  berietet  toorben,  son  gerblnanb, 
bem  Sterten,  erwähnen  e$2Btll)elm4)  unbSacob6);  aud)  son 
2ubt»tg  a^gen  e$  mir  feine  ©riefe  unb  eradtyft  e$  J$erman 
©rimm  «5.  3,  315),  unb  manche  feiner  Stabterungen  laffen  eä 
glaubhaft  erf feinen.  9Ber  an  SSBllfyelm  bte$  fcfydne  @rbe  *on 
SBater  unb  Sföutter  nicf)t  fennen  follte,  ber  müßte  e$  au$  btn 
Üttärd)en  fyerauäfüfylen  unb  an  ben  finnigen  Ausführungen 
merfen,  bie  er  im  2Cnfcfyluj$  an  biefe  über  Ätnberoefen  unb 
Äinberjitten  unb  Ainberglauben  madjt6).  2CKen  soran  ftefyt  aud) 
fyier  freiließ  Sacob,  ber  felbft  leine  Dattel  „2>a$  Äinb  fdjrett, 
td)  muß  eä  »arten  Reifen",  mit  biefen  SBorten  brtd)t  er  einen 
©rief  an  Stteufebad)  ab1);  tmÄotteg  in  ©5ttingen  lieg  er  jidj 
burd)  nld)t$  ftören:  aber  n>enn  ber  Heine  9teffe  J&erman  ffym 
inS  3*™****  fytnetnrtef,  nmrbe  er  irre;  am  ©ettd)en  *on  SBflfjelmS 
jterbenbem  Ätnbe,  au  H)**  fyerabgebeugt,  faß  3acob  a*><Mf 
©tunben,  unb  fein  SBater  lonnte  betrübter,  belegter  über  ben 
faft  gleidfoettigen  $ob  ber  an>ei  Äinber  3Btll)elm$  unb  Sotten* 
fd)relben  al$  3<*cob,  ber  Ofyefm8);  Ja,  ber  fyofjeÜJtonn  regnete 
e$  einmal9)  au  feinen  tdglldjen  gebmSbebürfatfTen,  eine  a&iertek 
fhtnbe  mit  ben  Äinbern  feinet  ©ruber*  au  fofen  unb  au  tdnbeln! 
2Öa$  toetter  bie  ©etdtlgung  ber  ©rüber  im  bürgerlichen 


x)  AL  ©d)r.  1,  21.  •)  2Cnna  *>.  £a£tl)aufen,  grbäbr.  113. 
•)  ©.  XXIV.  *)  ©tengel  1,  178.  ft)  «Üfeufebad)  202.  •)  AI. 
©d)r.  1, 359—404.  0  2Heufebad>  100.  •)  2>af.  61—63.  •)  ©er* 
mania  13,  373. 


Einleitung  be$  J$erau$geber$.  H 

{eben  anlangt,  fo  fcfyloß  e$  freilief)  fdjon  bie  Statur  8ub»ig$ 
au$,  baß  er,  ber  SRann  ber  gamtlte,  ber  greunb  ber  jthtber  unb 
Unmünbtgen  im  Steife,  polttffdj  trgenbrote  beraortrat;  audj  3&cob 
toar  »Ott  J$au$  au$  polfttfd&er  —  audf)  biplomattfcber  —  Sßtig* 
feit  abbolb;  aber  toie  bie  älteren  Sörüber  bei  tbrer  innigen  93er* 
flod&tenbeit  mit  tbrem  SBolfe  beffen  tnnerfte  Regungen,  fceib  unb 
greub,  lebhaft  mttempfanben  unb  3&cob  jidf)  ttym  in  tofd&ttger 
©tunbe  aud)  nfd)t  aerfagt  t)at,  fo  l)at  aud)  Subtotg  toenfgften* 
in  »ertrauten  ©riefen  ein  lebhafte*  poltttfdjje*  Chnpflnben  gezeigt 
unb  bann  ©orte  gefunben,  bie  man  bem  fonft  fo  gleichmütigen 
9Jtotm  ntd)t  autrauen  ȟrbe. 

<5nblid)  ift  feinet  ber  ©efd&totfter  auf  äußere*  2Cnfeben,  auf 
2Cmt  unb  SBürben,  befonber*  ntd)t  auf  Sterm&genäertoerb1)  be* 
badjt  getoefen;  fie  toaren  alle  aufrieben  in  befd&etbener  Sage,  unb 
bie  brei  b^worragenben  glütflid&,  toenn  fie  nur  bem  in  ibnen 
liegenben  Srteb  au  t»tffenfd)aftltd)er  ober  fünftlerffdjer  Sätigfett 
genügen  fonnten. 

<5o  gefyen  gemeinfame  3^9*  burdf)  ba$  SBefen  unb  ben 
(Sbarafter  ber  ganaen  ©ef cf)tt)iflerf d)ar ,  über  bereu  übrige,  fytt 
nodf)  ntdjt  genannten  ©lieber  im  2&tl)ange  nodj  nähere*  folgen 
toirb;  2ubn>tg  tnäbefonbere  toar  toof)l,  toenn  aud)  ntd)t  ber 
iimerlid)fte,  fo  bod)  ber  ftfllfte  »on  allen,  faft  bl$  a«  feiner  #er* 
beirotung  ftdf)  bergenb  unter  ben  glügeln  ber  älteren  —  „tnfofern 
ber  glüdltd()jte,  al$  er  bie  toentgften  (Sorgen  fyatte  ober  jid) 
madjte"")  —  allen  freunblidj  unb  gefällig  unb  audj  *on  allen 
gefdjäfct  unb  geliebt. 

2flle  bie  greunbe,  bie  ba$  ältere,  il>r  ganaeä  Ztbzn  lang 
obne  beftfmmte  Ebmadjungen  bodf)  unaertrennltd)e  Sörüberpaar, 
ba$  fo  vereint  im  @ebäd)tnt*  ber  Nation  toetterlebt*),  fidf) 

*)  Dabei  ift  SBtlljelm  in  ©elbfadben,  tote  feine  (Saffeler 
©efdjäftöbeatebungen  geigen,  nid)t  unprarttfd)  getoefen;  Subtotg 
tarn  erft  foät  in  günftige  ÜBermögenäserbältntffe.  3<*cob  empfanb 
tote  ein  (stotfer  geringe*  Vermögen  nfdfyt  alä  brüdenb,  eber 
al*  ©lud:  f.  audf)  <5d)erer,  3.  ©rimm,  151. 
.  ■)  3Btll)elm  1820,  (Stengel  1,  136. 

*)  Söerttyolb  2(uerbad)  f)ot  barauf  aufmerffam  gemadfyt, 
baß  neben  ber  großen  unb  unvergleichlichen  ©etfteSserbrüberung 


12  Einleitung  be$  45etau$geber$. 

gewann,  bie  fielen  audj  ben  mtnber  bebeutenben  ®efdj»tftern 
—  audj  bem  ©d)»ager  ^affenpflug  lange  3***  —  »te  fcon 
felbet  ju;  fo  Ijat  aud)toteber  Subtotg  bem  Söruber  gerbtnanb 
in  ÜJWhidjen  unb  SBtiljelm  bem  Stoiber  Äarl  in  Hamburg  bie 
SBege  geebnet;  toer  bem  treffe  biefer  prächtigen  SJtenfdjen  an* 
geljbrte,  ber  Ijatte  einen  greibrtef,  ber  tljm  bie  J&erjen,  bie  £&ufer 
aller  Outen  erfdjlofj! 

Unb  tote  in  bie  9Zdf>e  ber  älteren  Vorüber,  fo  treten  aud)  in 
ben  Äretä  Subtoig  ®rtmm$,  fo  einfad)  unb  einförmig  aud)  feine 
2aufbaf)n  ftd)  gefaltete,  manche  bebeutenbe,  felbft  grojje,  immer 
nur  gute  SJtenfdjen  ein;  toaren  bie  erften  greunbe  außerhalb 
(Saffel*  tooljl  aunäd)fi  nur  burdj  bie  Grübet  tym  jugefüljri,  fo  fyaben 
alle  bodj  balb  aud)  ben  SBert  biefeö  ftillen  unb  befdjelbenen,  faft 
allftu  fdjfidjternen,  burdj  unb  burdj  guten  unb  treuen  SDtenfdjen 
erfannt  unb  iljm  bann  ll)re  Siebe  burdj*  ganje  Seben  betoafyrt. 
2)al)tn  gelten  Dieter  unb  ©eleljrte,  namentlich  be$  romanttfdjen 
föeffe*,  tote  Giemen*  ©rentano,adjtm&onarntm,3ofep!j 
©brreS,  griebrtdj  Äarl  son  ©a&tgng  unb  feine  ©attin, 
©unba,  geb.$8rentano,93ettlne  *>on  2(mtm,  geb.  Sörentano, 
unb  beten  trüber  (Sfyrtftlan  unb  (Seorg,  bie  trüber  oon 
#a£tl)aufen,  *>on  SÄeufebad);  Äünftler  tote Subtotg  ©igt** 
munb9tul)i,  SBernerJ^enfctjel,  ÄarlJ&eg  unb  feine  <55t)ne 
unb  anbete  namhafte  ÜÄüncfyener.  2fodj  ©oetlje  l)at  ifjm  feine 
fceunblfdje  Anteilnahme  bezeugt  unb  toar  it)ti  au  fbrbern  bebadjt. 

(5$  foU  Ijter  nid)t  unternommen  toerben,  für  ben  befd)eibenen 
üttann  eine  (>of>e  Söebeutung  alä  Äftnftler,  fei  e*  atö  SJtoler  ober 
felbft  al«  SKabierer,  nodj  nachträglich  in  2Cnfimtdj  $u  nehmen;  fein 
mäßiget  latent  ertoudj*  unter  bem  Einfluß  einer  jtoar  nodj 
auf  guten  Überlieferungen  berufyenben,  aber  aKmftljltdj  tteraltenben 
Äunftübung,  »ertreten  burd)  J&ejJ,  Sanger  u,  a,;  er  toar  nidjt 
felbftänbig  unb  gebanfenretdj  genug,  um  fidj  ber  Slmolrfung  ber 
feinem  98efen  nidjt  redjt  entfpredjenben  altbeutfdjen  Äunftrttfjtung 


jtoif d)en  ©filier  unb  ©oetfye  bie  Sölutäoertoanbtfdjaft  unb 
geiftige  ©emefnfdjaft  t>on  Jacob  unb  SBtifyelm  ®rlmm  einzig 
tn  ber  ®efdjtd)te  be$  beutfd)en  SBolfe*,  ia  aller  SBdlfer  baftelje! 


Einleitung  beö  J&erauSgeber*.  13 

ju  entstehen;  et  ftanb  enblid)  in  Gaffel1)  ju  febr  abfettd  *on  ben 
£auptwegen  beö  neuen  AunfHebenö,  unberührt  t>on  ftörferen 
Anregungen,  ja  folgen  fld)  »erfd)itef$enb,  rul)ig  in  feinen  alten 
Staunen  gefyenb,  al*  ein  ©infamer,  wenig  für  bie  £>ffentltd)ktt 
Xrbeitenbe*  auf  einem  »on  wenigen  betretenen  Äunftgebiet,  ba$ 
ba$u  nod)  *>om  neu  belebten  J&ofofdjntt*  unb  »on  bem  neu  er* 
funbenen  ©tetnbruef  unb  ©tafyifttd)  eingeengt  würbe. 

9Rag  »on  feinen  SBeurietiern  ber  eine  it)m  felbf*  bie  9oKe 
$bf)t  ber  $ed)ntt  abfi>red)en,  ber  anbere  feine  Auffaffung  mand)* 
mal  *u  romanttfö*füf$itd),  im  ©eflctjtfauäbrucf  einiger  feiner 
$ortr&tö  eine  gewiffe  Übertreibung  finben,  mag  bei  feinen  ©eure* 
bllbern  eine  gewiffe  (Steifheit  ber  jjtguren,  eine  gewiffe  Srodeiu 
ijeit  unb  45&tte,  Spange!  an  (Sdjwung,  mbgen  enbltdj  —  wie  f© 
fielen  ©rbfjeren  —  jetdjnertfdje  Stellungen  aud)  ff>m  nadj* 
gefagt  werben:  fo  wirb  bod)  juaugefteljen  fein,  baß  et  ben 
Mangel  reicherer  Cfrfinbung  butcf)  treue  unb  gewifjfenfyafte  9$eob# 
actjtung  ber  Statur  wie  itebefcott'forgfäittge  2lrbeit$wetfe  erfefct  Ijabe 
unb  bafj  er  bei  einer  mefyr  ba$  kleine,  2llliägltdje  Wiebergebenben, 
atö  baä  ©rofjarttge,  Bufjerorbentitdje  bewdltigenben  ©eftaltung** 
ftaft  ein  finniger,  manchmal  poettfdjer  jDarfteKer  anmutigen,  frleb* 
liefen  ätoift'  unb  tflefnlebenS  gewefen  tfi.  Sine  bauernbe  33e* 
ad)tung  wirb  er  enbltdj  beanfimtdjen  bürfen  burdj  fein  3ufammen* 
leben  unb  'Wirten  mit  ben  größeren  SBrübern  unb  ber  neueren 
gfamantif,  burdj  feine  Mitarbeit  an  beten  erften  SBerfen,  „9Bunbet> 
Ijörn"  unb  „<Stnfiebier$eitung",  unb  enbltdj  burdj  feine  ttoH 
anerfannten  Seiftungen  auf  bem  ©ebiet  ber  ©llbntefunft,  burdj 
bie  er  eine  Steige  bon  ©eftalten  audj  au$  ber  Oberfdjtdjt  beö 
Stoße*,  au*  bem  romantlfdjen  greife  wie  au$  ber  ©eletjrten» 
weit,  im  Söilbe  für  alle  golgeaelt  feftgeljalten  f)at 

0lur  mit  wenigen  Xuögaben  feiner  SRabterungen  ift  er  an 
bie  £>ffentlldjfett  getreten;  feine  Sölätter  finb  $m  Seil  feiten 


*)  „SBlr  brausen  und  nur  umaufefyen.  wie  in  2)eutfdj* 
lanb  bamal*  überhaupt  gemalt  würbe,  um  bie  £)be  $u 
fcerfteljen,  in  welcher  ein  mit  maierlfdjen  Anlagen  auögerüfieter 
Äünftler,  ber  fo  gut  wie  allein  in  Gaffel  lebte,  bamalö  »erfefet 
war/'   £.  ©rimm,  @.  3,  313. 


14  (Einleitung  beö  £erauögeber$. 

getoorben  unb  liegen  metft  feft  in  öffentlichen  (Sammlungen;  nur 
toentge  fommen  burd)  2CufIöfung  von  privaten  Sammlungen 
nodj  in  Umlauf;  fo  ifl  bie  Kenntnis  von  tfym  unb  feinem  3Berf 
ntdjt  feljr  verbreitet;  aud)  bie  größeren  SBerfe  über  beutfdje 
tfunftgefd)id)te,  feibft  bie  über  ^upferjrtc^funf!1)  gefyen  fomit  an 
tt)m  vorbei  @l)renbe  ©noätyrong  finbet  er  bagegen  im  Äünftler* 
lejifon  von  Magier,  1837;  baä  von  Üttüller'©tnger  bringt 
in  £tt>5lf  3^tlen  über  ü)n  fedj*  unrichtige  Angaben;  in  ber  Tifb 
gemeinen  2)eutfd)en  93tograpl)ie,  1879,  fpricfjt  ein  Ungenannter, 
ber  aud)  tveber  in  Berlin  nod)  in  üttündjen  meljr  au  ermitteln 
Itf  (griebricty  ^ec^t?),  von  il)m  (9,  689f.);  1871  l)ot  in  @rfd) 
unb  ©ruber«  2lllg.  @nc^!L  91, 308—311  (aud)  15  <5ffav$,  3.  golge, 
306—321)  fein  getftretdjer  $Reffe,  ber  «iterar*  unb  äfcnjtyijtortfer 
J&erman  ©rtmm,  SBtlfyelm*  ciltefter  ©ofjn,  swar  mit  Siebe, 
aber  be$l)alb  nidjt  ol)ne  Äritil  anfpredjenb  über  tfyn  bttitijttt  unb 
geurteilt.  @nblfd>  f)at  1901  in  ber  3eftfd)rtft  £effenlanb,  15. 3al)tg., 
9ffc.l8  unb  19,  £an*  Bltmüller  in  Saffei  Subtoig  ©rtmm* 
(Stellung  in  ber  Äunft  im  allgemeinen  unb  aud)  eine  Steifye  feiner 
Stabterungen  feinfinnig  befprodjen. 

Subtoig  toar  mei)r  3etd)ner  unb  Ütabterer  al$  9Raler,  ob* 
xvofy  er  gerabe  ba$  gad)  ber  J&iftortenmaleret  alä  Sefyrer  an  ber 
(Saffeler  2Cfabemte  vertreten  l)at.  ©eingeben  30g  feine  toetten^reife; 
e*  wirb  abgefeQen  von  feiner  ÜÄündjener  (Stubtenaett,  bem  gelbaug 
1814,  einer  mehrmonatigen  Staltenfafyrt  unb  mehreren  Steifen  in 
j£eutfd)ianb  nur  von  feinem   geliebten   Ijeffifdjen  jgeimatlanb 

*)  Söartfd),  Süfcoto,  «ippmann,  ©inger  unb  Ärifteffer ;  ©raul, 
©efdj.  ber  vervielfältigenben  Äunjt  ber  ©egemoart,  3.  95b.,  er* 
tväfynt  ifjtt  beiläufig  unter  anbern,  bie  toie  9t.  Steinte!  bte 
Stabierung  tedjntfdj  nid)t  gefbrbert  Ratten.  SBerfprengte  93e* 
merfungen  über  tf)n  unb  fein  3Berf  fiefye  fonft  nod)  bei  Sfcagler, 
2Jtonogr.  1860,  2.  9for.  2897;  3,  9lr.  104,  146;  £etter*2Cnbrefen, 
£anbbud)  für  Äupferftid)famml.,  1870,  i.  617 f.;  SRaiainger, 
Söftberdjronif  v.  SBündjen,  1876,  1,  241 ;  SÖbtttdjer,  ÜJtolenoerfe 
beä  19.  SaljrbunbertS,  1891,  1,  411;  SRaca^näft,  ©efdj.  b.  neuen 
beutfdj.  Äunp,  1840,  2,  547;  £)onop,  Äatal  b.  J&anbaetdjn.  b. 
Söerl.  9tat.*@al.,  1902.  156;  Äatai,  b.  Söerl  2ffab.  BuSftettung, 
1826,  36  u.  1842,  ©.  21;  3eftfd)r.  „SMoäfuren",  1860,  369; 
Steaenfionen  über  »flb.  Äunjt,  1863,  ©.  64  (f.  $ob  betr.). 


Einleitung  beS  JJetauSgeberS.  15 

umfajjt,  weid&em  alle  tf>re  Äraft  unb  tyr  Seben  ju  wtbmen  bie 
brei  Ijettfottagenben  ber  ©efdjwfftet  für  il)te  felbftvetftönbltd&e 
g>flfcf)t  gehalten  tjaben1);  ebenfo  l)at  et  aud)  in  feinet  Äunft  ftc^ 
auf  ein  begrenztes  @ebiet  befd)tdnft:  unb  wie  et  am  liebften 
jurücfgeaogen  ben  ©einigen  unb  feiner  Arbeit  lebte,  fyat  er  audf) 
votaugSwelfe,  ofyne  an  ©elbvetbienen  audj  nur  p  benfen,  feine 
nädtften  2Cngel)&ttgen,  früher  „feine  ilebfte  ÜRutiet",  bann  „bie 
liebe  Sötte",  bie  gtofjen  SBrüber  unb  feine  wie  bereu  JJteunbe, 


*)  ©ie  „aebad)ten  in  Reffen  au  leben  unb  au  ftetben",  wie 
3acob  fagt  (3uftt  161);  unb  in  einem  Sörief  an  Sttone  (von 
1829,  9Ufcetbetb.  3al)tb.  1897,  ©.  90)  etfldtt  er  ftcJ>  als  „©tocfc 
Reffen",  ber  bie  sielen  SBotaüge  anbetet  ©egenben  vor  feiner 
jpeimat  gerne  etnfefye  unb  ffyr  bodh  fyattndcffg  anfydnge."  —  „Siebe 
aum  SBatetlanb",  fagt  et  Qufii  149),  „war  unS,  tdj  weiß 
ntd)t  wie,  tief  eingeprägt,  benn  gefptotfjen  wutbe  tbtn  aucf)  ntd)t 
bavon,  abet  eS  wat  bti  ben  Eltern  nie  etwas  vot,  auS  bem  eine 
anbete  ©eftonung  l)etvotgeieutf)tet  f)Stte;  wft  gelten  unfetn 
gütften  füt  ben  beften,  ben  eS  geben  tonnte,  unfet  2anb  füt  baS 
gefegnetfte  untet  allen/'  ,,3df)  fydnge  mit  äffen  ©efcfywfjtetn", 
fd&teibt  et  weitet  (Sfteufebad)  117),  „von  $inb  auf  gewaltig  an 
Neffen,  wit  tjatktn  eS  fo  von  Eltern  unb  ©tofieitetn  geetbt. 
letbtnanb  (bet  vierte  SBtubet)  foptette  fiel)  bie  Sanbfatte  bet 
tegenb  unb  vetgtößette  fid&tbat  äffe  fyefflfdjen  glüffe  unb  ©tdbte, 
bamit  fte  mäd)itget  etfd)fenen.  ©pätet  tft  eS  mit  lange  tuxij 
unbenfbar  votgefommen,  in  einem  anbeten  Sanbe  au  leben,  unb 
meine  Eltern  Ratten  eS  nie  auaegeben."  —  „3dj  fütjle  mldft",  fagt  et 
enblid)  „Übet  f.  Entlajfung*  3,  „notf)  heftig  allen  Etgenfyeften 
meinet  fyef[tfd)en  JBeimat  augewanbt,  felojt  von  il)ten  Mängeln 
unb  @ebted)en  betitytt."  Unb 3.9tobenb  etg, bet in„Etinnetung 
an  bie  3ugenbaeit"  212  biefe  2öotte  anführt,  fagt  nodf)  von  fid) 
(206):  „J&elmatllebe  wat  bet  Patriotismus  meinet  Suaenbaeit; 
bod)  wie  ftatf,  innig  unb  aufrichtig  wat  et  batumr  —  2HS 
anfangs  1815  baS  ®etüd)t  pdf)  vetbtettete,  bie  Söagetn,  bie  auf 
htm  ©ienet  Äongteß  ßanau  verlangten,  wollten  bie  ©tabt  be* 
fefeen,  unb  fdfyon  f>efftfc^e  Stegfmentet  m  il)rem  ©d)ufc  Jjetbei* 
eilten,  etftölen  von  „einem  J&anauet"  in  ©btteS'  9tf)etnt  Sftetfut 
vom  17.  gebtuat  1815  ein  gegen  bie  Ebttetung  gettd)tetet  2(uffafc 
„Übet  Sänbettaufdf)  in  2)eutfd)lanb" -— eS  watgacob  ©timm, 
bet  bet  Heimat  au  J&flfe  lam:  Qugbbt*  526,  438,  416).  —  Unb 
2Bttf)elm  f)at  im  felben  SÖIatt  vom  6.  fceaembet  1815  ben 
tedjtSwtbttgen  SBetfauf  aus  Eaffel  geraubter  Gilbet  an  ben 
tuffifd&en  Äaifet  gebül)tenb  gefennaeicfynet. 


16  Einleitung  be*  45*tau*geber*. 

aud)  jld)  felber  gejeidjnet,  *ielfad)  bann  aud)  rabiert,  feiten  ge* 
malt.  Unb  ebenfo  tote  feine  gelehrten  Grübet  ttjre  ©etfWfraft 
unb  il>r  tief .  einbringenbe*  ©tubium  ntdjt  nur  mit  bem  all* 
gemeinen  Srieb  aur  3Biffenfd)aft,  fonbern  in  betoußter  Eingabe 
an*  Vaterlanb1)  „ber  gbrberung  be*  Volf*",  ber  Aufteilung 
feiner  Vergangenheit  augetoanbt  fyaben  unb  mit  forfdjenbem 
3foge  unb  laufdjenbem  Ofyre  feinen  ÜJtyttjen  unb  (Sagen  unb 
SRftrdjen,  feinen  ÜBet*tümern  unb  9ted)i*aitertfimern,  allem  93e* 
beutfamen  in  feiner  ©itte  unb  ©pradje  unb  jDtdjtung  nacbgefyen, 
fo  fyat  aud)  er  feine  Äunft  am  itebften  ben  einfachen  beuten  au* 
bem  Volte  getotbmet,  oft  mit  einer  ungemeinen  Streue  feine 
tetftoeife  rüfyrenben  ©eftalten  auf*  Rapier  ober  bie  platte  ge* 
bannt,  fo  baß  man  tfjnen  nad)  bem  SBort  feine*  Steffen  JJerman 
„felbf*  ba*  Unbehagen  faft  anfleht,  ba*  ben  dtaturffnbern  ba* 
©ttffefifcen  unb  ba*  ©idfoeidpienlaffen  *>erurfad)t  fyat." 

Dabei  toar  fdjärfjte  unb  felnfte  SRaturbeobadjtung  tfym 
eigen;  ba*  ©tordjenpaar  in  (Bitinaa  !>at  er  jahrelang  mit  bem 
(Sinn  unb  Sita  eine*  Sörefym  beobachtet,  unb  er  i)at  bie  $ter* 


*)  „3acob  ©rimm"  fdjretbt  ©.  @.  ©er^inu*,  „ber 
beutfdjefte  jDeutfcfje,  beffen  3eugnt*  mefyr  gilt,  al*  ba*  „ber 
SÄtHion"!  —  Unb  3acob  felbft  bat  auf  ber  Sübecfer  ©ermantften* 
Verfammbmg  1847  tief  bewegt  bie  ergretfenben  SBorte  gefprodjen: 
„Über  mid)  toirb  balb  ©ras  u>ad)fen,  toirb  bann  meiner  nod* 
gebaut,  fo  toünfcfye  ic3f>,  baß  man  *>on  mir  Jage,  toa*  td)  felbft 
loon  mir  fagen  barf.  baß  id)  niemal*  im  Seben  eitoa*  mefyr  ge* 
liebt  fyabe  al*  ba*  VaterianbJ''--  „2flle  meine  arbeiten  toanbten 
fldj  auf  ba*  Vaterlanb,"  beginnt  3acob  feine  ©elbftanaeige 
be*  vierten  ©anbe*  feiner  „ÜBei*tümer",  „*>on  beffen  ©oben 
fle  aud)  ifyre  Äraft  entnehmen,  mir  fdjtoebte  unbewußt  unb  be> 
toußt  *>or,  baß  e*  un*  am  ftdjerften  füf>re  unb  leite,  baß  wir 
tt)m  juerft  *>erpfft(*>tet  feien.''  —  Unb  um  nur  nodj  einen  sott* 
gültigen  Reugen  namhaft  m  madjen,  fei  ba*  ©ort  *on  ©eorg 
SBatfc  (Vortefg.  i  b.  2f!ab.  b.  a&tff.  au  ©bttingen  *om  5.  2)e$. 
1863)  wiebergegeben:  „C*r  tfl  unter  ben  gebenben  aor  anberen 
al*  ber  Vertreter  beutfdjen  ©elfte*  erfd)fenen;  er  war  einer 
ber  popuifirften  9Ränner  in  Deutjalanb:  faft  immer  in  frrenger 
©tffenfcfyafttätig  unb  bod)  allem  Volt  befannt;  er  war  im  aollften 
©hm  ein  fötonn  beutfd)er  3Btffenfd)aft:  e*  f)at  fefne*glefd)en  in 
biefer  SBeife  nie  gegeben/' 


©Weitung  beö  45etau$geber*.  17 

toelt  mit  Statten  nUtjt  weniger  fd>bn  alö  mit  bcm  Stift  gejeto&net1). 
Hxtit)  ffotb  nad)  bem  Urteil  Jg.  <$rimnt*  bte  3efcf>mm$en  unb 
SJtabterungen,  bie  er  tok  Sagebtrt&fctötter  für  f€cf>  allein  machte 
—  ntfe  3<*cob  nur  für  fic^>  färrfeb  —  toett  beffer,  atö  fetne 
Malereien,  bei  benen  er  an  ba£  $ublifum  benfen  mußte,  „©eine 
&tfber  entfahren",  fÖpjetötSBilt^im  (alerbing*  fd)on  1610)  an 
&  ».  b.  3Ral$burg  (3B,  ©choof,  1, 55),  „manty  moberne  (Slegana 
unb  tcdf>nifcf)c  gertfgfeit,  aber  fte  fyaben  eine  ungemeine  2Baf>r!)eit 
unb  «®rünblid)fett,  etwa  rote  bie  attbeutföen  $3itber  gentalt  fmb/' 
Um  nunmehr  gieid)  ba$  erfle  Äapttel  t>on  Subtoig*  3uf» 
jektymmgen,  feine  SugenbertnneTtmgen  entyaltenb,  efnjufftbren, 
erinnere  id)  baran,  baß  Jacob  unb  2BiU>elm  ja  mit  tyrer 
fd)dnen  (Sraäfjlergabe  %  eigene*  Seben  toteberljolt  bargeftettt 
unb  babei  auef)  tfyre  Sugenb,  beren  Jiebfk  Erinnerungen  gerabe 
an  Steinern  hafteten,  ntäjt  übergangen  baben;  aber  gerabe  für 
ü)re  ©djuljeti  ift  babei  nur  fefyr  toenlg  abgefallen,  ©einen 
©teinauer  ttefyter,  „ben  @tabtpr^q>tor  3incft)an  mit  bem 
himmelblauen  9totf  unb  ber  fdytoaraen  £ofe  unb  SBefte"  fyat  aber 
Sacob  fo  oft  namhaft  gemacht,  baß  er  nicfjt  tf&ttig  »etgeffen 
werben  toiib"). 


*)  Den  gleichen  3«9  toetfl  Sacobä  9latur  auf,  »ad  ein 
SBllcf  auf  feine  afabemiftfye  SBorlefung  über  htn  ©d)laf  ber  2»gel 
adgt  X)oß  bie  gfögel  tyre  jungen  fliegen  lehren,  leugnet  er 
(Ml  ©d)r.  1,  222),  Subtoig  t>erfid)ert  e$  aber  feft  *on  ben 


©tftrtfoen. 
*)  <8 


@r  ftefyt  fettbem  in  unferer  großen  2fllg.  2).  SHograpfjie, 
in  @rfd)  unb  ©ruber*  ©mttflopabfe,  enblid&  in  ben  3(bl)attbluttgen 
ber  berliner  3fab.  b.  «®lff.  (ÄL  ©d>r.  1,  227  in  ber  *on  Sacob 
felbft  fyerrüfjrenben  Slnmernmg),  toenn  aud)  bloß  immer  in  feiner 
(Sigenfdjaft  al$  Sef)rer  ber  ©rtmmä.  —  „2>er  3incf  bau"  fyä  ifjm 
toofyl  t>orgefd)tt>ebt,  too  er  fagt  (baf.224):  „(Sine*  ©efyulmetfkr* 
«eben,  toenn  er  genügfam  M  beftfyeibet,  nid)t  über  feinen  ©taub 
binauäftrebt,  fdtmte  ba*  frieblidrite  unb  glüctliAfte  son  ber  SBelt 
fein.  äaf)rau$,  jabrein  untenoeift  er  in  f)ergebrad)tem  ©eletfe, 
fiebt  immer  frtfcfjc  ©eflcfjter  um  flcfy  aerfammeli  unb  toaltet  in 
beren  SÄitte  beinahe  unbefdjränft,  beim  in  leiner  anberen  Sage 
be*  «eben*  totrb  bem  gtorgefefeten  *on  feinen  Untergebenen  fotrfel 
\  williger  unb  unterwürfiger  ©efyorfam  bewiefen,  wie  tbm  *on  ben 

1  ©d)üiern.    9lur  mäßig  angeftrengt  fmb  babei  feine  Ärdfte,  unb 

2nt>m.  (Stimm,  ertniterungcn.  2 


l 


18  Einleitung  beö  J&erau$geber*. 

liefet  3f  ntf  fyan  ift  nun  gerabe  bet  £auptt)elb  *>on  8ubtt>ig* 
aufoeidjmmgen  über  fein  frühere*  ©djulleben;  er  fft  beobachtet 
mit  einem  ©c^arfblicf,  bem  ntdjt*  entgeht,  t>om  grauen  Äopf  biö 
ju  ben  ©djufyfotjlen1);  er  fdjeint  fcfylfmmer  getoorben  au  fein 
mit  ben  Safyren;  Sacob  flagt  nodj  ntd)t  über  üble  SBefyanblung; 
freilief)  fdjeint  3 ineff) an  bie  diteren  trüber,  tote  fp&ter  toentgften* 
„bie  liebe  8otte",  tetltoetfe  in  beren  Elternhaus*  unterrichtet  ju 
fyaben"). 

2lber  außer  bem  3tocff)an  toten  uns*  t>felfacf>  biefelben 
Sterfydltnlffe  unb  ^erfonen  bei  8ubt»ig  entgegen,  bie  einjt 
aud)  bie  diteren  SBrüber  umgaben;  aud)  fle  fjaben  immer  ©telnau, 
nid)t  Jßanau  für  if)re  eigentliche  Stoterftabt  angefeQen  G£.  ©rlmm, 
Erinnerungen  91/  Seift.  226);  batjer  jlnb  e*  aud)  bie  ndmltcfyen 
£>rtlld)feftett,  bie  ®drten,  SBiefen,  SBdlber  unb  bie  ganjen  Um* 
gebungen  be*  <§>tdbtd)en$,  bie  baä  allen  SRaturfdjdnfyetten  offen* 
fiefyenbe  J$era  aller  ®efdjtt>lfter  befeligt  fyaben, 

3n  biefer  3*it  fyaben  jle  ben  ®runb  gelegt  ju  il)rer  genauen 
Äenntniä  *>om  fceben  beö  Söürgerä  unb  be$  dauern  in  Jßauö 
unb  J$of,  in  gelb  unb  3Baß>,  oon  bem  ganjen  gebenögebtet,  ba$ 
ttjnen,  befonber*  Sacob,  taufenb  beiebenbe  95ilber*)  leffjt  für 


überall  vermag  er  mit  unbefangener  ©tcfyerfyett  aufzutreten. 
98ie  manche  {einer  3^dltuge  fdjon  nadj  wenigen  3at)ren  fbm 
entfdjteben  überlegen  fein  »erben:  iefet  ftetjt  er  ifynen  allen  nod) 
rlefengroß  unb  SJorbilb  gebenb."  Sßeniger  fjat  er  tool)l  an 
äinefban  gebaut  bei  ben  fblgenben  Porten:  ,,3Beld)  füßer 
?ot)n  für  ben  Setjrer,  ade  Äetme  unb  ßnofpen  ber  unfäulotg 
sorbrtngenben  Ätnberfeelen  in  tfyrer  mannigfaltigften  ®abe  »or 
fldj  auf  ber  Söanf  m  fyaben,  au  betrauten  unb  liebreich  ju  t)eben! 
@old)  ein  Sefyrer  nährt,  eratefyt,  baut  auf  unb  meiftert  ben  Knaben 
in  allen  fingen.  ylldjt*  beffer  aufarten  lommt  tym  babei  als* 
bie  unerfdttltd)e  Sölflbegter  ber  an  beä  SReffierö  Sttunbe  hdngen* 
ben,  il)n  einem  Äbnige  gleicf)  f)od)f>altenben  Sugenb  felbft!" 

x)  9»an  fel)e  aud),  tote  fcfyarf  3acob  beobachtet,  a*  23. 
feinen  greunb  Otfrieb  Füller  (Söfto.  mit  Surfe  32f,X 

■)  „2)en  3«iger  auf  bem  »etfien  ^ifftxblatt  ber  ndmitd)en 
SBanbufyr",  fcfjretbt  3acob  nod)  1831,  „fefye  td>  mir  manchmal 
barauf  an,  ob  er  mir  bie  2Cnftmft  ober  baä  erfefynte  98eggel)en 
be$  ©cfyulmetfterä  anfünbfge ." 

8)  Dabei  laffen  bod)  biefe  attergen>5l)nifcf)ften  Btttagäbtnge 


(Einleitung  beö  J^erau^ebet^.  19 

tfyre  reiche,  bütyenbe,  erfrtfdjenbe  unb  erfreuenbe  @prad>e,  bie 
einen  anmutet  tote  ©onnenglanj  unb  Vogelfang  unb  frifd^er 
©Rotten  Etbgcrud).  3ft  e$  nid)t  biefe  3*tt  ^ib  btefer  ®djau> 
plafe  il)rer  3ugenb,  too  intern  empfänglichen  (Slemüt,  tyrer  auf« 
merfenben  ©eele  ba$  33olf  unmittelbar  nafye  trat,  in  fein 
jDafetn  unb  feine  ®ebanfemoelt  fte  l)ütelnaog,  too  bie  Xugen 
lljnen  aufgingen  für  alle  bie  großen  toie  bie  Keinen  SBunber  ber 
SRatur,  too  ber  <5inn  in  it)nen  ertoadjte,  mit  bem  3acob  fpäter 
in  ber  berliner  Xfabemie  fo  fejfeinb  fprad)  unb  fdjrleb  über  bie 
SDffifyirabfprad&e1),  über  ben  SRotyalm8),  über  ben  ©d>laf  ber 
a&bgel*),  ben  Überfall  ber  grüßte  unb  ba*  »erbauen  ber  Äfte4), 
©einleitet  unb  Traube6),  geuerruf  unb  geuetbefprecfyung8),  über 
£>tt&»  unb  glurnamen7)  unb  nod)  mefyr  bergleid&en  Dinge! 

„Die  Oegenb  oon  ©tetnau",  föreibt  2Blil)elm8),  „fyat 
etoa*  2Cngenel>me$,  oft  {inb  toir  aufammen  in  ben  SBlefentctlern 
unb  auf  ben  2Cnl)öfyen  herumgegangen;  ber  ©tun  für  bie  Diatut 
mag  unö,  tote  oleien,  angeboren  fein,  aber  er  ift  bodj  aud)  auf 
biefe  2frt  genährt  unb  begünfttgt  toorbeu9)."  Unb  Subtotg 
fdjretbt  einmal,  nodj  im  3al)t  1848:  „SBte  otele  prad)tooKe 
®egenben  f)abt  id)  gefet)ett,  aber  ntd>i*  gel)t  über  bie  £eimat, 
unb  too*  fdnnte  und  bie  ©Item  unb  ©efdjtolfier  erfefcen?  Unb 
3toar  ift  mir  bie  ®egenb  oon  ©teinau  iebenbiger  oor  Xugen  atö 
alle  anbeten,  in  benen  id)  fogar  lange  toar,  felbft  bie  oon  Sttüncfyen 
unb  bie  oon  Gaffel/'  @r  f)at  audj  bie  ©tetnauer  ®egenb  fo  oft 
geaeidjuet,  baß  J§.  ©rtmm,  ber  feine  ©ffaaenbüdjer  oor  äugen 
fyatte,  oon  ftdj  fagen  fonnte,  „fie  liege  oor  it)tn,  atö  l)dttc  er  feine 
eigene  3ugenb  ba  oerlebt". 

2Cudj  bie  älteren  Grübet  fyaben  tote  bie  anberen  ©temauer 


ben  Sefer  fofort  aufwerten  unb  tfyre  SBertoenbung  alä  neu  unb 
refooott  empftnben,  ben  Xuäbrucf  felbft  aber  bod)  nie  platt  unb 
niebrig  toetben!  Xud)  SBUfyelmä  (§ol)n  J$erman  t)at  biefe 
Xuöbrucfötoeife  jgeerbt,  ja  er  ift  alä  ber  bilberreid)fte  beutfdje 
©dbrtftjteffer  beaeidjnet  toorben. 

*)  *L  ©dgr.  7,  163.       *)  £af.  222.       *)  2>af.  485. 
4)  2>af.  6,  272.    »)  £af.  5,  411.    6)  2>af.  253  u.  393.    ■)  Daf.  297, 
8)  3ujti  166.    9)  anlief)  an  3rnfm  1826,  ©teig  3,  557. 

2* 


20  Anleitung  be*  £erau$geber$. 

©üben  auf  bcm  „<5d)ofIe<fen",  fjtitter  ber  Domäne  2tfet)l)of,  ge* 
rufen:    quid    est   jesuitulus?    unb    nonhe    nequam  jesuita? 

fb  gut  ttrfe  Sacob,  (glet$  «Mifyelm  bt*  1802)  ein  frfföer, 
„forfcfyef '  3unjje,  fpäter  tn  ben  Älaffenjimtnem  be$  €affeler 
fc^eiimS  gerauft  unb  fkf>  fyerumgefd)lagen  fyat  tote  nur  ftgenb' 
einer  unb  nod)  als  (Stubent  bte  föeridjte  tum  folgen  „troianffttyen 
Äämpfen"  mit  bem  uttsetyofylenen  lebhaften  ©ebauern  vernimmt, 
bdß  er  nkJ)t  baran  fyabe  teilnehmen  fbtmen1)! 

©erabe  ber  Umflanb,  ba$  bie  autf)  für  ba*  Sefcen,  Dettfen 
unb  güfylen  ber  älteren  ©rüber  fo  tötdjtige  SBelt  tyrer  Sufteftb, 
an  ber  alle  ©efdffiotfler  tyr  Seb«n  lang  mit  aller  «raft  tyter 
(Seele  gegangen  fyaben1),  t)icr  in  ber  <Sdjtlbeamg  beä  Jüngeren 
©rubere  feftere  Umrtffe,  glefdjfam  garben  unb  «eben  gewinnen, 
mag  ben  Herausgeber  erttfcfyulbtgen,  n>enn  er  nidf>t  ftärfer  an 
if)t  gefügt  §at;  um  &tbn>ig$  <$tgentümltcf)fett  au  jefgen,  fyot  er 
aurf)  fpäter  mottle  Sängen  mit  in  ben  Äauf  gegeben  unb  auef) 
3,  ©♦  ba$  3b9ff  fcon  ©irfiein  unb  *om  #abt<J)t$toalb  ntcfyt  ge* 
ftricfjett.  SRan  möchte  jubem  ben  ©rjäfylungen  boef)  aud)  mantfj* 
mal  faft  einen  fulturgefcf)iä)tit<f)en  9Bert  beilegen!  ©teilt  ber 
<Sraäf)ier  feine  £>inge  bod)  mit  grdßtet  $reue  au#  im  ffetnen  unb 
einer  #nf$auli$feit  unb  <M>äd)tnt$fraft  im6  w>r  2fogen,  tote 
aud)  bie  älteren  Vorüber  auSaetdjnet*)  unb  bie  in  bem  gerefften 

x)  ©tengei  3,  19,  333;  tt>ie  benn  aud)  Subtotg  nod)  al* 
Stt>etunbbretf5fgjäl)riger  Stfann  an  gerbinanb  bebauernb  fd)tefbt 
*on  einer  (Stefntoerferei  mit  ben  tfcittettbuben  ber  Umgegenb: 
„<§*  toaren  ihrer  gar  justele,  aber  xoix  Ratten  bod)  nid)t  fort* 
laufen  follenr 

2)  //3d)  faiw  ntid^  ber  Söetoegung  nicf)t  em>el)ren,"  fdjreibt 
SBtlfyelm  mit  ©ejug  auf  ©teinau  (Suftt  168),  „n>enn  eine 
Erinnerung  mtd)  auf  einen  2Cugenbltcf  in  eine  längft  unter* 
gegangene  3^  We  anbern  (Sd)mer$  unb  anbere  greuben  fyatte, 
mitten  l)ineinrüdt" 

8)  Oloict)  im  £erbft  1826  fällt  SSillyelm  in  (Stetnau  feibft 
ein,  toaä  für  <$ebanfen  an  <§wigfeit  unb  Unfterbltd)feit  er  an 
einer  bestimmten  (Stelle  al$  Änabe  gehabt  fyabe  ((Stengel  1, 247), 
unb  im  3al)r  1809  jäfylt  er  in  einem  luftigen  ©riefe  an  SHMganb 
((Stengel  3,  49—53)  biefem  auf  brei  enggefd)riebenen  Quartfeiten 
fämtlicfye  Kleiber  unb  4?üte,  t>k  biefer  in  ber  Seit  tyrer  ©efonnt* 
fd)aft  je  getragen,  mit  fabelhafter  (Stinnerungäfraft  auf! 


(ginfeifcmg  be*  J&erauögeberö.  ü&l 

SKaim,  ber  ba*  attce  einfrä)  unb  hmfttoä  jufammettfdjwlbt,  fo* 
gieid)  ben  Wtaltt  Penaten,  bet  wufy  in  feilten  2fefcid)*un0tn 
über  frätece  #et*en  überaff  etnbriitgenbe  93e*bad)tu«gö0ib<  unb 
eine  erf*au*ttctye  $reue  b<$  <&ebM^niffeö  actgt* 

S8enu  feiner  fein  grofer  Sh^ifeer  3acob  alle  biefe  ©d>¥fc 
binge  utib  ^ele9amüient>ei;l)dltaiffettid>t  für  ju  gering,  gefjaften  tat 
um  wn  tfyne*  fco*  bent  getfttg  f)&d)ftftefyenben  9forlai*ent,  bg* 
e£  fematö  unb  irgeabtto  gegebe«  t)ai,  ber  gwtffurter  SlattwaU 
9erfammhmg,  unb  »or  ben  teuften  beutföet  ^§enföaft>  b*n 
SWiigHebern  ber  Äfobentie  ber  9ßiffenföaften  in  »erfln,  au 
fpred&en1)  —  unb  Kenn  er  ferner  in  feiner  bttt&fc"  aJabemi* 
f$en  äbbaubämg  „über  ba*  Sßter"2)  ad)trä)<t  Seifen  lang  er* 
aätyft  „*>mt  bent  funftfofett  SBttb,  brö  in  feiger  Ottern  <§&b$m 
an  ber  SBaub  biag  unb  f $  fernem  @*bä#tni*  un«u«»fcf>lt# 
eingeprägt  fyabe",  ja  teen*  gecabe  fbk&e  ©teilen  wn  unenbttd^m 
Sfteiae  ftnb,  in  benen  er,  namentfidj  au  ben  $re*nbe*  utjtb  awn 
trüber  in  Serreben,  SBibmtsgen  unb  ®lft<jta>ftnf(&e*  b#*ntli<b 
fb  aon  fl$  unb  feinem  geben  fprid)t8):  fo  braucht  au#  ber 
J&erauägebe*  fi$  ntd)t  $u  fäjeuen,  bie  ben  ©iun  be$  berrftd&en 
9ftanneö  bauernb  fe  fifyc  beföäfttgettben  3>inge  bur«&  bie  dtu> 
fprudböfofen  ©d)ttbertwgen  fehlet  ©ruber*  Subtoig  no$  na4) 
bunbert  3afjren  einest  größere*  Steife  ttenfgfkn*  attgängftft  ju 
ntad#n;  er  verlangt  ja  au4  &on  niemanb,  befonber*  bon  feinem 
@elelpteu,  **be«  biefe  felbfi  tu>d>  gar  feine  eigenen  Äwwerfnngen 
au  fefen:  nur  „»er1*  mag",  möge  ibnen  n&fyertreten! 

2Ber  aber  ba  tteifc  mit.  »eld)er  Sorgfalt  eine  %naai)l  *bn 
gorfd&ern  ben  (Spuren  aller  ber  ÜJtenfdjen,  grpf  unb  Kein,  naefc 
get>t,  bie  audfr  nur  in  ßü$tfge  ©erftbruug  mit  unferen  Hterari^ 


*)  %m  &,  9ta>ember  184a,  ftber  ©#ule,  Untoerftt&t,  #fa* 
bemie.  (au*  4L  <|tf>t.  1,  212—54).  unb  in  ber  ©ebäd)tni$rebe 
auf  ben  ©ruber  SStlfyeim  (baf.  163—88). 

*>  ©eiefen  26.  3an.  1860  icm%  XL  ®#r.  1,  189—211). 

*)  2hic^  J^erman  (&rfinm$  &arftettung  perfj&nKcfyer  3Mnge 
bat  einen  fairen  bcfonjbesen  9Wa,  t&ie  namentlich  fein  Ötatfjruf 
au  ben  SSatet;  (9M.  3tg,  24,  12.  1859)  unb  fein  tfnbana  ju 
3acob$  SKebe  auf  2Sifi)efm  (9lacf)ruf  an  3acob),  beibe^  d.  S, 
287—305. 


22  (Einleitung  be£  Herausgebers. 

fdjen  unb  anbeten  ©rögen  gekommen  finb  ober  nur  als  8&or* 
btlber  für  9>erfonen  unb  Sfyaraftere  tyrer  ©Stiften,  feibft  in 
SRomanen  ober  9lo*effen  gebient  fyaben  —  tdj  erinnere  nur  an 
grffe  SReuter  — ,  ber  n>frb  ntd&t  2lnftoj$  baran  nehmen;  bafl  l)ter 
allen  SRenfcfyen,  bie  ben  SWttgltebem  ber  ©rtmmfdjen  gamtlle 
einmal  naljegetreten  finb,  oft  mit  ÜÄüfye  unb  gietf  nachgegangen, 
aud)  allerlei,  toaS  jtd)  auf  Gaffel  unb  Reffen  beaiefyt,  herein* 
geaogen  unb  fo  bem  9>erfbnltd)en  unb  Örtlichen  ein  breiterer 
SRaum  gegeben,  enbitdf)  aud)  t>erfud)t  noorben  tft,  baS  ©emälbe 
burd)  piuffefcen  fcon  Reinen  |£fdjtern  an  geeigneten  ©teilen  $u 
l)eben  unb  auSbnufS&oller  p  machen. 

3m  fdjltmmften  gaff,  beS  trbftet  ber  Herausgeber  jid), 
leben  nod)  t>ie(e  SRadjfommen  fafi  aller  ?D?ttf(f)ülcr  SubtotgS 
unb  audj  anberer  l)ier  genannter  9>erfonen,  unb  toenn  audj  nur 
btefe,  tote  manche  tfym  fdjon  beaeugt  fyaben,  it)re  greube  an 
beffen  Klaubereien  l)aben,  fo  tft  ber  Herausgeber  fd)on  aufrieben« 

98enn  über  bem  allem  ber  Xnmerfungen  manchmal  etoaS 
ttteie  »erben  —  ber  brollige  greunb  ber  Sötübet  JJtetfyetr 
*.  9Reufeba<f)  brücft  eS  fo  auS,  bafj  ber  Teufel  tyn  in  SBefife 
nel)me  unb  auS  tfym'  fyerauS  nun  Xnmerfungen  aum  gifdjatt 
fdjtelbe  — ,  fo  wolle  ber  Cefer  bteS  ber  Tibfiäjt  beS  HetauSgebetS 
augute  galten,  einen  <$rimm  »iebetum  auS  ben  (Stimmt  feibft 
au  etfldten,  überhaupt  ein  33ttb  aufammen$uttagen,  baS  bie  ganae 
gemeinfame  SebenSluft  jeige,  in  ber  alle  fo  fel)T  gleld)  empfln* 
benben  ©lieber  ber  gamtlte  leben  unb  »eben  unb  fid)  umfaßt 
galten;  auf  [biefe  SBetfe  l)offt  er  fie  audj  ben  J&etjen  mancher 
Sefet  ndfyeraubringen« 

2)le  Grübet  Ijaben  immer  gern  unb  mit  ©tola  auf  tt>rc 
gamtllengef d)id)te  fjtngebticft;  bafyer  l)at  aud)  ber  Herausgeber 
bie  S8rud)ftüde  *on  SebenSnadjrfdjten,  bie  über  bie  minber  be* 
beutenben  gamfltenglteber  fid)  finben,  aufammengeiefen;  er  t>at 
weiter  dlotiaen  über  duftere  IMnge,  tote  SBofjnungen  unb  Orabet 
ber  gamllte,  über  ©djuh>erf)dltntffe  u.  a.  nod)  gefammelt,  efye  eS 
au  fpdt  würbe  unb  audj  alle  bie  hinübergingen,  bie  feibft  nodfj 
auS  lebenbiger  Söerüfyrung  mit  ber  gamlite  ©rlmm  Anteil  an 
allebem  nehmen.    <5S  f)at  tfym  ttorgefdfjwebt,  baS  ©udj  mdcbte 


(Stnlettung  be*  getauögebet*.  23 

etwa  eine  (Sammlung  vieler  biärjet  aetftteuten  Slctfaen  batbieten, 
eine  gunbgtube  werben  für  {Kamen  unb  3atyen  unb  Daten,  für 
äußere  Stettjältniffe,  für  alle*  $erf5nttd)e  in  bet  gamtlte  ®ttmm 
unb  in  tfytet  2tetwanbtfd)aft  unb  SBefoimtfdjaftj  bet  J&etau$> 
gebet  würbe  fidj  aud)  für  feine  ÜJWtye  unb  Buftöenbungen  fdjon 
belohnt  eradfyten,  wenn  baä  23udj  ober  wentgften*  bet  eine  ober 
anbete  Seil  ba&on,  befonbet*  etwa  bie  jwet  etften  Äapitel,  bie 
Subwtgä  ®d)tlbetungen  feinet  fcon  ben  (Sefdjwfftetn  geteilten 
3ugenbleben$  enthalten,  in  billiget  ©onbetauägabc,  an  bie  et 
unb  bet  Verleger  jefct  fd)on  benfen,  für  ©djufc  unb  ätolfSbtblto* 
tiefen  befonbetö  be*  Ijeffifdjen  JJetmatlanbe*  befdr)afft  wütben 
unb  ba  einem  fteunbltdjen  3nteteffe  begegneten. 

Die  Bnmetfungen  begleiten  ben  £e£t  auf  betfelben  ©ette; 
ba*  fyfnbett  aber  ben  Sefet  ebenfowenlg  batan,  fie  au  übergeben, 
att  wenn  fte  am  @nbe  be£  93ud)e$  folgten. 

J&aben  enbltdj  «Wannet  wie  3acob  unb  9Bill)elm  felbft 
füt  ifyte  etften  jDtucffctjttften  twn  TL  3B.  ©Riegel  nad) 
$8otffet*e*  ©ott  (<5d)etet,  3.  ®t.,  149)  „tyte  2lnbad)t  aum  Un* 
bebeutenben",  bie  bocr)  bei  tfynen  getabe  bie  ®tunblage  ifjrcr 
wtffenfd)aftltd)en  ®töf$e  gewotben  tft,  fid)  muffen  sotwetf en  laffen, 
wieviel  leistet  fann  ba  bet  JJetauSgebet  ätjnltdje  Vorwürfe 
ftttffcfywetgenb  fytnnefymen! 

Daß  man  ifjm,  wa$  tnäbefonbete  bie  @djulgefdjtd)ten  be* 
etften  Äapttel*  anlangt,  wttjalte,  bie  bdfen  (Streike  bet  ©tetnauet 
Söuben  blieben  beffet  begtaben,  btaud)t  et  wofyl  ntd)t  $u  fütd)ten; 
e*  werben  nut  wenige  ©djulen  fein,  beten  Söuben  nod)  mit 
©lodenfetlen  unb  9>aptetfd)langen  „atbeften".  2lud)  befotgt  et 
ntd)t  ben  alten  (Schulmann1)  bloßaufteilen,  bem  bod)  ein  3acob 
Otimm  immetfytn  nadjfagt,  man  fyabe  ,,wenlgften$  gleiß  unb 
fhrenge  2lufmetffamfett  gelernt,  wenn  audj  au$  feinem  (ftatafte* 
ttftlfc&en  93enet)tnen  ttjnen  eine  SRenge  etg5feltd)et  <&pü%t,[<3ttbm& 


*)  Det  immetl)in  nicfet  ganj  gewöhnliche  SDtonn  rjat  bem 
Herausgeber  aflmäl)li<f)  fomel  Anteil  abgewonnen,  bafj  biefet  ir)m 
nachging,  unb  waä  et  übet  il)n  unb  bie  traurigen  Dinge  fyer* 
auäbtad)te,  bie  feinet  2Cnftellung  aotaufgtngen,  im  2Cnl>ang  91t.  1 
SufammengefteOt  fyat. 


24  ©inleituug  be*  £erou*gebet& 

arten  unb  ^Kanteten  prüdgjtblfeben  fei".  <S*  intxb  ja  aud) 
mand&e*  2bblid>e  tum  ü)m  er#H)lt,  unb  e*  fefytt  ja  aud)  nid)t  bie 
9«etfföe  @ered}tigfeit,  besni  ber  grimme  Alte  t>at  bod)  toenigftat* 
feine  ©djtöge  gleich  verteilt  unb  feinen  $fagetn  gegenüber  fW> 
felbf*  feüt  9tef>t  *etf$aff*  unb  ij*  feinem  etoa*  fd&ulbtg  ge* 
blieben! 

6*  toar  eben  eine  anbete  3e*t/  vüfyt  einmal  in  attem 
fd>led)tet;  unb  e*  toat  t>on  feiner  <&titt  bbfe  gemeint,  ttic()t  *on 
3indfyan  unb  ni$t  *on  feinen  Stoben,  unb  e*  fett  ja  entlief) 
aiafy  anfetfyaib  ©tetuau*  totfommen,  baft  fM)  eisgraue  SDbsmmel? 
greife  toteber  Setzungen  «et  Vergnügen,  toenn  fk  mit  alten 
©djulfameraben  fkfy  über  „bie  alten  3efc*"  unterhalten,  toobei 
bit  „SBagifier",  tote  unb  febenbige,  immer  bie  «£aupttojien  au 
tragen  fyaben! 

18et  allen  Reiben  l>at  aber  ber  Serfaffet  ber  nadtfclgenben 
ttufteidpiungen  ba*  n>enn  aud>  etoaä  fta$elige  ©d)ulibt>a  feiner 
3ugenb  bod)  in  feinem  anfänglichen  ©emfite  treufyerjig  aufbe* 
xoafytt,  %n  einer  anbeten  (Stelle  erjätyt  er,  tote  er  brefoetyn 
3af)te  nad)  feinem  Abgang  fein  liebe*  ©tefnau  lieber  befugt 
tyiti  „Xnbreaö  Hufnagel  unb  @e*rg  ©ettfdjaif  »aren  nod) 
bie  nämlichen,  lefcterer  ncd)  immer  luftig  unb  munter,  Jefet  3fatt$* 
pl)t)flfu^ ;  unb  toenn  n>tr  alle  jufammen  *aren,  t)aben  t»tt  und 
mit  greuben  ber  @d>uifal)re  beim  3incf i)an  erinnert,  unb  n>a$ 
ber  eine  nid)i  me^r  touftle,  ba$  ergänate  ber  anbere.  3«  3*ncfc 
band  @(f)ulfhtbe  fai)  e*  anbetd  aud;  ein  langer  unb  tuxf>  lang* 
^eiligerer  fierl  fom  mit  ba  entgegen,  mit  einem  nid)t$fagenben 
<$efi$t,  unb  föttäftie  mir  allerlei  **r  *on  feiner  SRetyobe  mit 
ben  Äinbern:  id)  bbrte  tb*t  aber  gar  nid^t  au,  befab  mir  alle*, 
unb  ba  leiber  ba*  Original,  ber  alte  3indt)an,  niety  mebr  ba 
n>ar  —  fo  eilte  td>  balb  »kber  tt>egV 


*)  <5.  aud)  unten  Subtoig*  Söefud)  bei  3tncfbcind  Äinbern 
in  @d>lüd)tern  1832. 


3tol>altffiberftc&t. 


Seite 

(ärüiieiiung  be*  J&erauSgeber* 3 

Sfcraeid&ni*  ber  Silber 26 

I.  (Steinalt    1790—1803 29 

II.  Gaffel.    1803—1808 76 

III.  2anb#)«t  unb  «Wfctrdjen.    1808—1814 94 

IV.  gelbes  na<$>  ftranfteic^.    Saffel    1814-1815  .    .  136 
V.  ©teinau.  {Jranffurt.  2Ründ&en.  3taiien.  1815—1817  208 

VI.  SaffcL  granffuri  £>a*  3bgtt  in  »ttjWtt  1817-1820  319 

VII.  J&effen.  2Bef*fafe«.  Gföttingen.  £anno*er.  1820—1828  371 

VIII.  2>ürofej!  in  Slürnberg.    1828 391 

IX.  3tya  im  £abirf)tött>alb,  3Cnfteaun&  betrat.  $tta$en. 

2Cu*fIang.    1830—1863 457 


2tnl)anft* 


1.  3tadtyan 

2.  gerbfnanb  ©rimm    . 

3.  Sari  (Stimm    .    .    . 

4.  a)  Zottt  unb  «gaffen* 

Pflug 

b)  Jüortd)en  ®timm 

5.  <5affeier@d)uh>erl)ält* 

niffe 

6.  2Biö)etot    ®rfmm. 

1802-3    .... 

7.  a)  ääityefot  ®rimm* 

SBrfef  an  Dr.  Söüff 


(Seite 

535 
544 
567 

573 
576 

578 

585 

586 


b)  3acob*  »rief  an 

Dr.  garnier .    .    . 

a  ©onett  »on  SBittpfot 

©rimm 

9.  Sßofynungen  u,  ©rab* 
ftdtten  ber  gamflfe 

©rfmm 

10.  aferaeid>tti**>.Subtt>ifl 

@mil®rimm*2öerf 

3tn  $ejt  abgefilmte 

Söücfyertitel    .    .    . 

SKegffter  ...... 


(Seite 

592 
593 

594 

599 

628 
631 


Q&rjeicfwi*  ber  95ilbet 


«ubtoffl    (Smü    ©titnm. 

Sitelbflb. 
Dorothea    unb    ^>f)tlipp 

äBityelm  ©rimm    .    . 
$ante  @tf)lemmer .    .    . 
Dorothea  ©rimm  .    .  -  . 
©tcinau    ....... 

Der  2fatt$f)of  in  Otctnau 
2Hte  Äefferef  tn  Otefnau 
Da*      @rf)l5gd)en      in 

<Sd)lüd)tern    .    .    .    . 
SBofynfyau*   ber  Vorüber 

©tfmm  unb  bfc  SBflb* 

fd)e  2Cpot()cfe  tn  Gaffel 
QSettfna  son  Brnim  . 
2f  tfjfm  son  Brnfrn .  . 
©unba  *>on  ©asfgn^ 
gr.  (5.  son  ©cw>ifltt9 . 
<5arl  8t.  ®timm  .  . 
Bmalie  Söurdjarbi .  . 
3.  ©brre*  .  .  .  . 
SDtoler  SBüffer  .    .    . 


(Seite 


32 
33 
64 
65 
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128 


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192 
193 
208 
209 
256 
257 


<&tüt 

£)a*  teufte  *on@d&lüd)* 

tetn 272 

Pelina  son  ©uafta,  geb. 

Brentano 273 

ioitt  £affenpflug  ...  320 

.«.  2X  £affenj>flufl ...  321 

JJeinrftf)  J&efne  ....  336 

3.  g.  Sölumenbatf)     .    .  337 

3<tcob  u.  SBftyetoi  ©rimm  384 
Dortcfyen   ©rimm,    geb. 

SBilb     ......  385 

#erman,  SRubolf,  2Cuflufte 

©ttmm 400 

üttarfe  ©rimm,  geb.  Söbtfc 

ner 401 

<5arl,    grtebrtd),   Soute, 

Dorothea  J^affenpflug 

unb  griebertf e  ©rtarat .  448 

J&erman  ©rimm    ...  449 

Glemend  Brentano    .    .  464 

Söettfna  son  2frnim   .    .  465 

Äartenffijje 629 


£ubttn<j  (Emil  ©rtmm, 


Erinnerungen  au£  meinem  Seben* 


,,3ugeni>erbmierujigen  ftnb  bocfy  t>fe  fünften  unb 
»erben  immer  fdj&ner,  idfr  mhäftt  mtd),  fo  oft  tcf) 
baran  benfe,  fn  meine  ©cfyuljafyre  jurüdfoerfefcen 
C^tel  lieber  aß  in  bie  ©tubentenjafyre),  bie  Söücfyer 
unter  ben  Tttm  nehmen  unb  fräfylid)  über  ben 
üftarft  f$itegen*  ©o  lettfyt  uro*  J&etj  tifcb  einem 
nacf^er  bod)  nie  toieber,  alä  bamalä;  toie  soff  unb 
semeüenb  iffc  bie  3***  ber  Sugenb,  ein  Sag  mefyr 
al$  jefet  eine  fcfyneff  serraufcfyenbe  Söocfye!" 

Sacob  @rtmm  an  8af  barg,  24.  ttuattfl  1829  (@crm.  13.  367). 


I.   ©tettwu*    1790—1803. 

3<f),  2ubtt)tfl  @mil  ©rimm,  bin  am  14.  3Rärj 
1790  in  J&anau  geboten1)/  toar  aber  faum  ein  3<rf)f  alt, 
ba  fam  ber  33ater  aK  Suftijamtmann  nad)  ©tetnau 
a*  K  ©trage  *)♦  3cl)  entjmne  mid)  nod)  —  baä  ifl  aber 
aud)  \>ai  früljefie,  tt>a$  td)  nod)  tt>eifü  —  baß  mid)  bai 
9Räbd)en  auf  bem  2frm  trug  unb  baß  SBater,  SRutter, 
Xante8)  mit  ben  ©efcfytoifiern  am  5or  karteten:  ba  lata 
eine  Äutfd)e,  unb  alleä  ging  ütä  2fmt$l)au$  mit  ben  2fn* 
gelommenen  jurücf:  e$  toaren  unferer  lieben  SDtotter  (SU 
tern4)  ju  93efud)  t>on  #anau  gelommen;  benn  am  10,  2Rai 

*)  3n  bem  „©rfmmbaufe"  in  ber  fangen  ©äffe"  Str.  41 
tft  Subtoig  geboren,  ntctyt  aber  3acob  unb  28tlbelm;  beren 
®ebuttöf)au^  ift  ^kitabcplafe  3fc.  l.  Jefct  mit  S&ronaereltef  &on  TL 
*.  SRorbbetm  unb  einer  Swarmonnfdjirtft  gefämütft.  2«m  bem 
erfteren  erjäfylt  Sacob  in  einem  ©rief  an  bte  Softer  beä  fp& 
teren  ©eflfcerS,  jjräulefn  ®te$,  bei  ©tengel  1,  16  f.,  aud)  SBBübelm, 
3gbbr.  476. 

*)  ©o  bezeichnete  man  ben  Art  früher;  bte  „<5tcafc"  iß 
bte  grofje  granffurWetpaiger.  2Ba$  fid)  SBilbelm  nod)  *>on  ber 
Ülberffebelung  nacf)  ©teinau  erinnerte,  f.  bei  45.  ©rtmm,  ©eftr. 
228  unb  Sufti  166. 

•)  (£3  n>ar  eine  ältere,  1735  geborene  ©cfytoeftet  be$  2fatt* 
mann*  ©rimm,  Sultane  <5f)arlotte  grbfe.,  feit  1785  SBtttoe 
be$  ÄammerfcbreiberS  Safob  ©Klemmer;  pe  fyittt  biefen 
il)ren  jüngflen  ©ruber  in  feiner  3ugenb  gepflegt  unb  gab  aud) 
3acob  unb  8ötU)elm  ben  erften  Unterricht;  1791,  al$  tt)r  ©ruber 
nad)  ©teinau  t>erfefct  tourbe  —  feine  SÖeftaKung  unb  IDienfU 
amoelfung  f.  $©©.  27  c  — ,  serf aufle  fte  ttyr  #au$  in  £anau 
unb  jog  mit  tfym  bortbin. 

4)  <£$  toar  ber  imSlub^anb  lebenbe  ÄanaleiratSoftann 
J&ermann  3immer  InJ&anau:  nacb  Söilb^lm  ©rimm  Qujtiiflö) 
to&re  er  1803  geftorben,  nad)  ©trieber  15,  341  fiele  fein  «eben 


30  Subtoig  (Smtl  (Stimm,  (Erinnerungen. 

1793  n>ar  unfere  liebe  @d)tt>efier  geboren  toorben,  unb 
fte  tt>urbe  nun  in  ber  fog*  ©artenftube  getauft,  einem 
SJteubau  be*  2fatt*l)aufe*  neben  bem  «gauägarten;  alle* 
tt>ar  im  3ünmer  fcerfammelt,  aud)  bie  gamilie  ©enfyarb* 
©e*  Sater*  ©d)tt>efier  l)telt  fte  jur  S£aufe,  unb  fte  ttmrbe 
?otte  Sfotalie  getauft.  2Bir  Äinbcr  flanben  alte  fyerum 
unb  Ratten  ttne  bie  anberen  bie  Jß&nbe  gefaltet  Der 
£err  Pfarrer  93  au  fd)  er1)  taufte  fte,  bie  ©onne  fd)ien 
in*  3tmmer,  ber  Pfarrer  fyatte  ein  btdfe*  rote*  @eftd)t; 
mir  gegenüber  fianb  unfer  alter  Äutfcfyer  SÄütter,  bie 
fnocfytgen  #dnbe  gefaltet,  er  fyatte  einen  blauen  ober 
grauen  Stodf  mit  gelbem  fragen  an,  leberne  #ofen  unb 
faltige  l)ol)e  ©tiefet;  ba*  ift  alle*,  tt>a*  iä)  nod)  bat>on  tt>ei|L 

2)a*  2fmt*I)au*  ift  t>on  ©tetn  unb  alt,  l)ai  eine  f>ot>e 
treppe,  t>or  ber  jloet  2tnben  flehen,  unb  einen  runben 
Surm,  n>orin  eine  SSenbeltreppe  in  bie  2Cmi*gertd)t*ftube 
unb  ben  oberen  ©todf  füfjrt*  ©a*  #au*  ift  groß  unb 
gerdumtg,  l)ai  einen  großen  etngefcfyloffenen  Jj5of  mit 
©cfyeune,  ©tdtten  für  9>ferbe  unb  Äfifye,  Jjoljfdjuppen  unb 
allem,  tt>a*  jum  ?anbbau  gefybrt2)* 

3d)  entjtnne  mid)  meine*  lieben  feiigen  SBater*8) 
nod)  fetyr  gut;  feine  ©rdfte  fann  id)  ntd)t  beurteilen,  n>eil 


in  bie  3af)re  1711—90.  @r  ift  aber  im  gebruar  1709  geboren 
unb  am  22.  9to*ember  1798  in  J&anau  geftorben.  —  ©eine  grau 
bagegen,  Unna  (Jlifabetb  atb.  Söoppo  au*Saffel,  fannnid)t 
mitgefommen  fein,  ba  fte,  75jät>rig,  fd)on  am  12.  Öftober  1792 
geftorben  ift. 

x)  Der  reformierte  ?>rebiger  3ona*  Söaufdjer,  1726  geb., 
feit  1777  in  ©teinau,  ift  1800  geftorben  unb  tourbe  in  ber  ©tttte, 
aber  bei  gaef  elbeleud)tung,  toa*  im  4Janautfd)en  tote  anbertodrt* 
»ornehme  ©itte  toar,  am  8.  #prfl  begraben* 

V  £)a*  2fott*bau*  ift,  abgefetyen  oon  einem  neuen  Keinen 
2Cnbau  für  ba*  ©runbbud),  toefentttd)  ba*felbe  geblieben  unb 
bient  benfelben  i$mdm  fett  feiner  Erbauung  i.  3.  1512. 

•)  9>l)iKpp  Sötlbelm  ©rimm,  1751  geb.  in  ©teinau 
unb  bafelbft  aud)  1796  geftorben.  <kx  toar  nad)  3acob  „ein 
bbcbft  arbeitfamer,  orbentluber,  liebevoller  Wann;  ftubiert  baut 
er  fn  £anau  (wo  er  am  1.  3uni  1771  tnffribtert  ift,  ©raun, 


r 

I.  ©teinau*    1790—1803.  31 

Äinbcr  feinen  9Ra$fiab  tjaben,  aber  bie  SRutter  fagte, 
er  fei  nid)i  fct)r  groß  gettefen,  ungefähr  fo  groß  ttrie 
93ruber  (Sari1);  ba*  93tlb,  ba*  tvir  von  ifym  fyaben,  ijl 
fpred)enb  dl>nltd);  er  fyatte  ein  entfiel  @ejtd)t,  foD  aber 
gegen  jebermann  fel)r  freunblid)  gett>efen  fein;  ©omtiag* 
ging  er  mit  ber  SSRutter  in  bie  Äircfye,  unb  fte  nahmen 
3aceb  unb  2Btfl)elm  mit.  Söenn  er  nad)  Schlüchtern, 
bai  ju  ©tetnau2)  gel)drie,  jum  2fmt  ritt,  fyatte  er  feine 
Uniform  an,  blauen  Sxadf,  jtvei  golbene  (Spauletten,  rot* 
fammeten  fragen,  lebeme  SBeütfletber  unb  ©tiefet  mit 
jtlbernen  ©poreiu  @r  nal)m  bann  fafl  jebeämal  ein*  von 
un*  Äinbern  vorn  auf*  9>ferb,  unb  ber  Äutfcfyer  ÜRüller, 
ber  it)n  begleitete,  aud)  ein*,  unb  lief)  un*  eine  ©treefe 
mitreiten*  @inen  grünen  SRodf  Ijatte  er  an,  tt>enn  er  mit 
bem  Oberfdrfter  SRüller*),  ber  ein  lieber  greunb  von 
ü)m  tt>ar,  auf  bie  3agb  ging* 

9>togr.  \)on  J^anau  1896,  ©.  39),  «ßerborn  unb  Harburg  unb 
toar  junädjft  2fbvofat.  bann  ©tabtfefretär  in  £anau.  —  2fl*  er 
vernahm,  bafl  ein  anoerer  bie  Sungfer  3immer  heiraten  tooKe, 
toar  9M).  9BiH)elm  ©rtmm  ihr  uno  tfyren  @ttern,  bie  im  9>arf 
von  $l)üippörul)e  bei  J&anau  (parieren  gingen,  nachgefolgt,  t>atte 
ftd>  erflärt  unb  aläbalb  mit  if>r  verlobt,  tote  8Btli)elm  feinem 
©ol)n  £  er  man  im  Anfang  ber  fünfziger  Safyre  an  Ort  unb 
©teile  erjäl)lt  l)at  (£.  Oirimm,  Söeitr.  228).  —  Über  bie  gamtlte 
©rtmm  f.  £5rner,  ®eneal.  #anbb.  bürgert  gamilien  8,  181—88 
(bort  ntd)t  fehlerfrei).  —  Über  bie  Sfeutter,  Dorothea,  geb. 
20.  Ötovember  1755  ju  Gaffel,  l)at  ber  Äerauäg.  *u  tf)rem  fyunbert* 
jäfyrigen  $obe$tag,  am  27.  ÜJtoi  1908,  ein  befonbere*  mit  vier 
Silbern  auägejtattete*  ßd)rtftd)en  herausgegeben  (Gaffel,  ®ott* 
t>elft,  20  ©.). 

x)  2(ucfo  bie  älteren  Vorüber  Ratten  nur  mittlere  ®rbfe. 
„2(n  ©ejtalr,  fagt  2(uguft  von  9>laten  von  3acob,  ben  er 
1817  auf  ber  «anbeSbfbliottyef  in  Gaffel  befugt  l)at  (tagebud) 
2,  489),  „ift  er  flefn  unb  fd)mäd)tig,  feine  2(ugen  fefoetnen  ettoa* 
blbbe,  unb  fein  SDfomb  tft  verjogen,  toa*  aber  feine  $lwfiognomfe 
nid)t  unangenehm  mad)t." 

*)  Snfolge  ber  Umgeftgltungen  nad)  ber  Styronbeftetgung 
9Biil>elm*  II.  1821  ftnb  bie  Ämter  <5$Iüd)tern  unb  ©tetnau  *um 
Ärei*  ©d)lüd)tern  jufammengelegt  toorben. 

*)  ©er  Oberfdrfter  Gonrab  Söernfyarb  ÜKüller  toar  ber 


32  Subwig  <Smtl  ®ttom,  (Erinnerungen. 

9Stnn  bte  Reine  ?otte  t>om  9S*bc^en  im  «£of  t>erwn* 
getragen  würbe,  rief  fie  manchmal  „^Japa",  ba  warf  tyt  ber 
Sater  t>on  oben  ein  95i^fuit  gemixter,  unb  n>emt  ber  Sater 
*wn  einer  Steife  aurfttfWjrte,  fo  war  feine  erfte  Qfrage  imb 
Umarmung  fein  $ottd)en*  %Bk  wilbcn  Sanften  Ratten  baä 
@djwcfterd)en  fo  Ke&,  ba#  wir  unfere  ©parbüdtfe  mit  ifyr 
teilten  unb  fte  oft  weinte  unb  ftcf>  nid)t  ju  retten  wußte, 
wenn  jeher  ft  tttffen  woöte1)* 

2>er  ©arl  nnb  idj  waren  bie  wilbeften  nnb  Ratten 
immer  imfer  SBcfen  mit  einem  welfcfyen  J£al)n,  ben  wir 
ärgerten,  btö  er  enblid)  einmal  bem  Sari  auf  ben  Äopf 
flog  nnb  il)n  t>emnmbete*  Sßtr  waren  Diel  im  9>ferbefta8 
unb  fpieften  ba  mit  ben  ©etbenljafen  unb  $anind)en,  unb 
bann  mußte  unä  ber  alte  Äutfcfyer  aufä  $ferb  feiern 

3m  SBofynjimmer  u>urbe  gewöfynlid)  gegeffen,  unb  id) 
weiß  nod)  genau  alle  9Häfce,  too  wir  faßen*)*  3(n  ber 
SBanb  fingen  bie  gamilienbilber*  2)er  #err  Oberfdrfter 
Skalier  War  manchmal  ju  ©aft  ba,  e$  würbe  jebeämal 


erfte  ©dbwtegertxiter  beä  fpäter  aud)  genannten  Dr.  med.(§birurgu$ 
unb  SBürgermeifter*  (Sonrab  Söernfyarb  Wagner,  ©obneä 
beö  3(potbefer$  Jp  einriß  20.,  wie  benn  überhaupt  bie  Beamten» 
fcfyaft  be$  (Stabilen*  burxb  J&eirat  unb  ©e»atterftf)aft  t>felfac^ 
fW)  nabe  trat.  Da  beö  ÜÄatme*  $obe$jabr  nfcfyt  im  steinalter 
Ätabenbucb  enthalten  tft,  fo  mufl  er  julefet  oon  bort  aeaogen 
unb  anberwärtö  serftorben  fein,  ©lieber  feiner  gamtlfe  liegen 
in  ber  Äfrcbe  bort  begraben. 

0  Sötte  Ttmalit  würbe  1822  bie  ©atttn  be*  bamaligen 
Bffeffor*  beim  Öb.*:ÄppelU@erUbt  in  (Saffei,  Suftürat  Subwtg 
J&affenpflug  (geb.  1794  $u  J&anau,  1 1862  juSÄarburg),  „ber 
aß  afcintfier  be$  Äurfürften  *on  Äeffen  lange  3abre  fpäter  eine 
trübe  $erübmtf)ett  erbalten  tyat,  bte  attmäblfa)  erft  ju  »erblaffen 
beginnt  (SBorte  «£.  <Srimm$,  Söettr.  241);  f.  über  ba*  $aar 
Xntyang  4  u.  7. 

•>  „3*  wetfl  nocbbie  3eit  genau/'  företbt  SSilbelm  1812 
an  Brntm,  „wie  ber  Öater  fpratf):  2>te  Äinber  werben  immer 
grbger,  wir  muffen  eine  neue  ©tfjüffel  machen  laffen.  wo  mebr 
binehtgebt;  ba  warb  bernad)  eine  neue  blinfenbe  Sinnf Rüffel 
angefd)afft,  unb  itf>  freute  mid),  waä  ba  für  grüne  @rbfen  bineitv 
geben  würben,  ba  waren  imfer  neun  am  Stfa"  ((Steig  3,  215). 


Canle  Sdjlemmer 

..  Jullani  tdori.  jritbtrit*  (Sri mm. 


!.  <Stetnau.    1790-1803.  33 

öor  unb  nad)  bem  Sjfen  gebetet,  unb  ttrir  ftmber  mußten 
laut  beten;  ber  alte  £utfd)er  SRütler  trug  bie  ©peifen 
auf,  ber  SBater  legte  t>or*  2fod)  entfmne  td)  mid)  nod), 
baf}  einmal  toat)rfd)emlid)  auswärtige  23ertt>anbte  bage* 
n>efen  ftnb,  ba  n>urbe  in  einem  großen  ©aal  mit  ©tuef* 
arbeit1)  an  ben  SBänben  gegeffen*  ©ie  ©tüfyle  tt>aren 
mit  blauem  ©eibenjeug,  worin  Weiße  93lumen  waren, 
überwogen;  eö  n>ar  eine  große  Safel,  unb  beim  Seffert 
würbe  t>on  einem  grünlichen  Ärduterfdfe  abgerieben,  unb 
ben  fpeifien  bie  ?eute  auf  93utterbrot;  ber  Äutfcfyer  Ijatte 
feine  2it>ree  am 

3m  SÖinter  fuhren  Wir  einmal  im  ©erlitten,  auf  bem 
Dorne  ein  aufrecht  fleljenber  t>ergolbeter  ?5we  war  unb  im 
SBinter  eine  #atbfutfd)e  fefigemad)t  würbe,  nad)  <5aU 
münfter,  ber  SJaier,  bie  SSRutter,  Sari2),  gferbinanb 
unb  id)*  ©er  Sater  fyatte  einen  großen  grünen  9Rantel, 
mit  ?)elj  gefüttert,  worin  etngewidfeli  tt)ir  neben  tl)m 
fafüen;  bie  Butter  fyatte  aud)  einen  mit  9>elj  gefütterten 
SRantel  um;  wir  fuhren  bort  in  einen  ummauerten  <@of 
ein,  unb  ein  £err  unb  eine  grau  famen  und  aud  bem 
J&aufe  entgegen  —  tt>eiter  weif}  id)  nid)t$  mefyr* 

Tili  ber  SJater  fefyr  franf  war,  waren  tt>ir  Äinber 
bei  ber  Sante  auf  tyrer  ©tube,  bie  Sante  weinte«  2ffö 
er  tot  War,  würben  wir  brei  jfingften  ju  ber  Familie 
SRofe  auf  ben  £unb$rüdf  gebracht,  bie  mit  unä  befreunbet 
war  unb  eine  fyalbe  ©tunbe  Don  ber  ©tabt  auf  einem 
Sanbgut  wofynte*  2He  93ürger  trugen  ben  lieben  SJater 
|u  ©rabe,  neben  feinem  35ater  ifi  er  begraben8). 

*)  @in  foW&er  ifi  nf  d)t  ttorfyanben  unb  aud)  wofyl  fd>tt>erlid> 
aorfyanben  gewefen. 

*)  Über  <5arl  griebrtd}  ®rimm,  1787—1852,  unb  ger* 
binanb  ftyfltep  ®rimm,  1788—1844,  f.  ben  Anfang  2  u.  3. 

•>  Der  SÖater  ©rimm  ftorb  am  10.  3anuar  1796,  3  Ityr 
nad&tä,  wie  bie  SDtotter  an  Sunaenentaünbuna  (ÜÄeufebacfy  359). 
3acob  eraäfytte  (£.  ®rtmm.  <£tnl  j.  b.  Sttärd)en,  10),  tüte  er 
am  anberen  ÜÄorgen  ganj  fnif)  burtf)  ©timmen  im  Nebenzimmer 
geweeft  Sorben  unb  im  «gemb  aufgefprungen  fei,  um  ju  fefyen, 

An*».  Qrimm,  Erinnerungen.  3 


34  fcubttig  @mtl  ©rimm,  (Srfnnerungen. 

Sie  SRuiter1)  jog  nun  an  ben@teintt>eg  mäBagner* 
J&au*2)*  2Btr  gingen  jum  9>rdjeptor  3tndfl)an  in  bic 
©d)ule,  n>o  nrir  lefen  unb  nad)  feinen  „3Jorfä)rtften'' 

toa*  e*  gebe.  2CI*  er  bie  $ür  balb  geöffnet,  babe  ber  $tfd)ler 
ba  mit  einem  anbern  ba*  SDtof  aum  ©arge  genommen  unb 
gerabe  gejagt,  ber  SBann,  ber  ba  liege,  serbtene  einen  ©arg  fcon 
©über.  Die*  ju  t)ören  babe  tt)n  unau*fprecblid)  getrbftet  unb 
beglücft.  —  3n  einem  Sörfefc  an  ben  ©roftoater  »erlangt  er,  ein 
Wann,  ber  abfällig  »om  feltgen  atoter  gefprocben,  fotte  serflagt 
»erben!  —  er  berietet  aud)  *om  Söegrabnt*  —  am  12.  *ox> 
mittag*  —  unb  flef>t  nod)  nad)  einem  9ttenfd)enalter  ben  fd)toanen 
©arg,  bie  Präger  mit  gelben  3foonen  unb  9to*marin  in  oer 
J&anb,  vorüber Aief>en  Oufti  148).  —  ,,3d)  babe  mir  eben  nod) 
ba*  genfter  in  bem  alten  2Cmt*baufe  betrachtet/'  fdjretbt  er  1823 
an  £ad)mann,  bem  er  feinen  Söefud)  in  ©teinau  eraäbß  (Stteufe* 
bad)  361),  „toorfn  td)  ftanb  unb  toefnte,  al*  mein  SBater,  nur 
45  3abte  alt,  hinaufgetragen  ttmrbe."  —  ©er  9leunjäbrige  bat 
mit  fd)5ner,  fefter,  faff  männlicher  J&anbfd)rift  ben  93ertd)t  über 
ba*  große  Unglücf,  ba*  bie  gamilie  betroffen,  in  bie  alte  gamtlieiu 
bibel  (im  ^Berliner  ©rfmmfd)ranD  eingetragen.  —  „Unfer  feiiger 
SJater",  fagt  er  nod)  1829  in  feinem  Sörfefe  an  gerbtnanb 
(XL  ©cfyr.  1,  23),  „tourbe  mitten  au*  feiner  SStrffamfeft  un* 
burd)  ben  $ob  entriffen,  obne  Sreube  unb  ttergeltenbe  Siebe  an 
feinen  ^tnbern  ju  erleben.  uöabrfcbetnltd)  toäre  tt>a*  gan$ 
anbere*  au*  un*  getoorben,  toenn  tbn  ©ott  un*  länaer  erhalten 
t)ätte,  unb  tote  aufrieben  toäre  td)  unter  biefer  Söebtngung  mit 

!eber  anberen  $eben*art  getoefen!  3d)  erinnere  mid)  genau, 
>af}  fd>  unb  ber  3toter,  al*  er  nod)  ®tabtfd)retber  in  Jpanau 
toar,  einmal  in  einer  8Betbnad)t  ober  bod)  abenb*  burd)  ben 
®d)nee  in  ein  Dorf  fuhren,  n>o  er  fceute  au  serb&ren  batte,  bie 
(Stube  toar  »oll  dauern,  $abaf*bampf  unb  trüben  8td)tern. 
3u*  nod)  früherer  3eit  tft,  baß  id)  morgen*  gleich  nad)  bem 

l)  „Da*  «eben  einer  SStttoe  mit  ttjren  Ätnbern",  fcferetbt 
Sötlbelm,  ber  febr  früt)  gereift  fein  muß,  einmal  (an  ©uabeotjfen 
1810,  ©tengel  1, 143),  „bat  ettoa*  febr  ©cb&ne*  unb  3utraulid)e*, 
unb  frf)  toeffj  nocb  red)t  gut,  tüte  bei  bem  $obe  meine*  2toter* 
mtcfe  biefer  ©ebanfe  »on  einem  fefteren  3ufaiwn*nleben  ge* 
tröflet  bat." 

*)  (5*  f)<d  beute  bie  9lr.  194,  tft  nictyt  mit  einer  $afel  be* 
aeid)net  unb  gebort  nod)  ster  Parteien,  unter  benen  audj  nod) 
ein  Sari  SBagner  ifl.  Die  ©rfmmfdje  SÖobnung  toar  in  ber 
bem  3(mt*bau*  augefebrten  ©eite. 


I.  ©tetnau.    1790-1803.  35 

fcfyreiben  lernten«  Die  ?otte  nmrbe  t>on  ber  STOutter 
unterrichtet* 

9tad)  3:ifdt)  gingen  ttnr  oft  mit  ber  SRutter  in  ben 
SMengarten;  außerbem  Ratten  ttrir  ben  „(Smmerid)"1),  ber 
n>ar  Don  ber  Ätnaig  eingefcfyloffen,  nod)  jtt)ei  «gauögftrten 
unb  einen  ©arten  md)t  weit  t>om  SPfmgjiborn9);  bie 
anbem  gaben  tt>ir  nun  ab,  ober  fte  n>urben  t>erfauft,  unb 
ttrir  behielten  nur  ben  SMengarten*),   einen  fet>r  großen 

Buffteben  mit  ihm  im  genfer  ftanb,  üftägbe  unten  auf  ber  ©äffe 
gingen  mit  SBafferbütten  auf  oem  Äopf ,  toorfn  jid)  bie  ©onne 
ftrablenb  fotegelte"  (f.  aueb  ©tengel  1,  17).  —  „9ftfr  fiel  alle* 
toteber  ein/'  eradf>lt  Sötlbelm  1826  *>on  feinem  SBefuci^  in  ©tetnau 
(©teig  3,  558),  „felbft  ber  38eg,  ben  tcb  mit  bem  »ater  am 
9tad)tnittag  sor  ber  fjlafyt,  in  oer  er  fran!  tourbe,  machte;  er 
jog  mtd)  auf  einen  Statu,  ber  mir  au  fyoA  toar,  herauf,  unb  id) 
empfanb  nod>  feine  fanfte  unb  toarme  J$anb,  bie  bie  meinige 
faßte."  —  9hir  3acob$  8eben$beruf  bat  ber  SBater  nod)  be> 
ftimmt,  bie  Sfotfjt&otffenfcbaft.  @tn  Söilb  be$  SBater*  tote  berütfutter 
bejifet  &oax  3öilt)elm^  $od)ter  2Cugujte  in  Berlin  noeb;  fd) 
muß  mtd)  aber  mit  ber  Söiebergabe  ber  ©tlbouetten  beiber  be* 
gnügen,  bie  mir  J&err  Dr.  med.  (5tt>alb  in  SBolfbagen  au$ 
eigenem  antriebe  in  güttgfter  ääetfe  gegeben  bat.  —  ©.  £.  Ur* 
Iaub  (1749—1809)  bat  1788  bie  ganje  gamilie  gematt,  unb  nad) 
bt^m  9ftlb  ift  ba$  Porträt  be$  atoetetnbalbiäbrig*n3acob  son 
«ubtoig  befonberä  rabiert  toorben  (9lr.  40;  Steffel»  9lr.  115, 
übrigen*  baäfelbe  mit  feiner  9lr.228I).  3acob  ift  fpater  feinem 
Spater  febr  äbnlfd)  getoorben.  —  8Bte  treu  bie  älteren  Äinber 
beä  lieben  SBaterö  gebauten,  jetat  bie  fd)öne  (Stornierung  2Bil> 
belmä:  „SBenn  id)  nacb  beä  Sßaterä  $ob  in  ©tetnau  auf  ber 
Orgel  in  ber  &ird)e  faß  unb  geprebigt  tourbe,  legte  id)  beftanbig 
bm  Äopf  auf  bie  Äanb  unb  backte  nad),  tote  e*  fein  würbe, 
toenn  ber  SBater  auf  einmal  unter  ben  Seuten  toäre,  bie  auö  ber 
Äircfte  gingen,  unb  mfd)  bei  ber  £anb  faßte,  ober  toenn  er  btnter 
ber  &ür  ftanb  unb  mtd)  anrebete.  Daran  backte  id)  fo  lange, 
baß  id)  oft  glaubte,  ed  fbnne  toobl  gegeben:  gefürchtet  aber 
babe  id)  mtd)  babei  gar  niebt"  ($♦  ®rimm,  Söettr.  229). 

*)  Der  bcrrfcbaftliAe  ®arten  „ßemmertd)"  liegt  att>tf<b*n 
ber  Ätnata,  attei  glutgrdben  unb  ber  ©tabtmauer. 

*)  Der  9>ffagftborn  liegt  ttnfä  am  Stege  nacb  ©eibenrot, 
fübtt)eft(id)  oon  ber  ©tobt. 

*)  Der  „Stengarten",  ebematö  ®rtmm$  allein,  iefct  brei 
Seji&ern  geb&renb,  liegt  auf  ber  £alfoble  nbrbltd)  auf  ber  fog. 


36  fcubwrig  <$mil  ©trimm,  (Srhmenmgen. 

©arten;  eä  toax  eine  rot  angeflricfyene  Sure  unb  ein  Qfafyr* 
tcr  baran;  in  ber  SDfitte  fear  eine  große,  btd)te  2aube 
unb  in  beren  SRitte  ein  fteinerner  2:ifd),  ringsum  große 
SBänfe*  SBor  ber  £ütte  tt>ar  nrieber  eine  93anf,  unb  bie 
#fie  bilbeien  toieber  eine  ?aube  barüber;  *>or  ber  <&ätte 
fyatte  bie  liebe  SRutter  gett>&l)nltd)  iljren  ©tfc;  ba  lonnte 
jie  ben  ©arten  unb  unä  Äinber  fiberfefyen*  ©iefer  liebe 
SBiengarten  toar  meift  ber  Stommetplafc  unferer  Äinbfyeit, 
unb  id)  fefye  nod)  in  ©ebanfen  ba*  liebe  Keine  ?ottd)en, 
in  toetßem  Äleib  unb  rofenrotem  breiten  93anb,  im  großen 
©raägarien  ^erumge^en  unb  SBlumen  abpflüdfen*  Unfer 
ganjer  #au$bebarf  ttmrbe  im  ©arten  gejogen,  unb  jn>ei 
Äfifye  Ratten  (Sommer  unb  SBinter  gfatter  barauä*  2Cbenb$, . 
toenn  ttnr  nad)  #au$  gingen,  fyatte  unä  unfere  treue 
SRarie1)  9>fannfud)en  gebadfen,  ober  ttrir  Ratten  im 
©arten  fcfyon  fauere  SRild)  gegejfen,  bie  unö  Sftarie  brachte. 
2)ie  gute  SRutter  tt>ar  meift  traurig,  fte  faß  oft 
fhmbenlang  auf  ber  93anf  unb  ftricfte  ober  fyatte  ein  33ud), 
tporin  jte  la&  ©o  gegen  2(benb  machte  fte  einen  ©pajier* 
gang  burd)  ben  ©arten,  toobei  loir  alle  fte  begleiteten, 
unb  ba  fyatte  fte  befonbere  greube  an  bem  großen,  fd)5nen, 
blau  blüfyenben  Stoc^Älanb,  unb  fte  fprad)  fo  fanft  unb 
erjäfylte  unä  allerlei  unb  fyatte  bie  Sötte  an  ber  $anb2X 

(fyerrfdjaftlicfyen,  b.  f).  ßanauffdjen)  SBauertofefe,  bie  toieberum 
auf  ber  ganzen  fcänge  ftd)  ber  eigentlichen,  ummauerten  ©tabt 
*on  ber  $tn$ig  ab  im  Darben  »orlegt  T)te  fcaube  im  ©arten 
fott  nod)  *>or  (att>an$ig  Sauren  geftanben$f)aben;  bie  Sffcfyplatte 
Witt  ber  ©afhoirt  £.  ddaxt  beftifeen,  boefy  fanb  fle  Subtofg  1815 
fd)on  aerbroajen. 

*)  (Bit  §at  fpäter  J&anneS  4Jetb  geheiratet,  bejfen  treuem 
@efid)t  «ubtoig*  SKabterung  9tr,  92  barftetti  e.  nod)  Xn< 
fyang  2. 

*)  „SÄir  toar  gerabe  fo,  al*  lebte  fie",  fagt  SSiifyelm  1826 
((Steig  3,  558)  oon  feinem  Söefucfy  im  Söiengarten,  „unb  ici>  fdf>e 
fle  in  bem  weißen  SOhtffelinmantel,  ben  fte  bamalS  trug,  auf 
htm  frummen  ^)fab  über  bie  Sötefe  in  ben  ©arten  au  und 
fommen.  2Btr  liefen  tyr  alle  entgegen,  fußten  fie,  unb  fle  faß 
im  (Sommer  leben  9tad)mittag  mit  tyrer  Arbeit  auf  bem  $)lafe/' 


I.  ©tetnau.    1790—1803.  37 

Sari  unb  id)  untren  entfefelid)  u>i(b  unb  mutwillig, 
unb  fte  ermahnte  un$  oft,  wir  jüngeren  fottten  fleißiger 
fein  unb  lernen.  3u  $aui  war  fte  bann  fo  forgfam; 
wir  faßen  unb  fd)rieben  unb  lernten,  unb  fie  faß  mit  ber 
Sötte  unb  ftopfte  ©trumpfe,  unb  bie  Sorte  lernte  «£anb* 
arbeiten,  unb  abenbö  fpann  bie  ÜRutter  unb  Sorte  §lad)ö, 
unb  bie  SRarie  fpann  SBerg1)* 

Sacob  war  ber  2iebling  ber  alten  Sante9),  bei 
ber  er  metfi  war;  fie  war  frdnfticf),  fat>  aber  gut  au$; 
fte  fyatte  ein  fct>r  entfiel,  gefcfyeiteä  ©eficfyt  unb  tt>ar  in 
allein  fcf>r  erfahren;  fd)on  lange  War  fte  Söttwe,  fte  flarb 
balb,  id)  glaube  1798  ober  1799.  3fffe  Seute  fprad)en 
mit  Ijofyer  Ächtung  t>on  il)r,  fte  war  fefyr  fireng  in  ifyrem 
SBefen,  unb  tt>ir  jüngeren  waren  in  gurd)t  unb  in  ber 
gluckt  t>or  ü)r8)* 

Sacob  unb  SÖüfyelm  waren  bie  fletfHgfien,  tonnten 
aber  in  ©teinau  nid)tä  mefyr  lernen,  unb  3acob  fott  ba$ 
felbfl  gefagt  unb  babei  geweint  fyaben  unb  t>or  Ärger  in 
ber  ©tube  l)erumgefrod)en  fein4)*    S3alb  barauf  tarnen 

*)  „Die  SRutter",  er^ft  93.  Denbarb,  f.  u.,  „jetd&nete 
ein  feiner  ©tun  unb  überhaupt  bie  retnfte  SBefbltcMett  au$. 
£>bne  gerabe  fd)bn  au  fein,  iXbtt  fte  burd)  ftet*  fid)  gleidjbletbenbe 
ÜÄilbe  unb  bie  ©etfte&  unb  #er$en$btfbuna,  bie  fid)  in  tyrem 
ganzen  8Befen  auäfprad),  einen  mächtigen  (finfluß  auf  alle,  bie 
tfyr  nafye  !amen,  auä:  fie  galt  al$  SKufter  einer  eckten  grau,  unb 
id)  I)abewnoc^  lange  Safyre  nad)  tbrem  $obe  *>on  alten  Seilten 
oft  bie  Äußerung  vernommen:  ,3a,  eine  grau,  wie  bie  grau 
2untmann  ©rimm,  bie  gibt  e$  ntdjt  mebr/" 

■)  Sötfbelm  betätigt  ba$,  fügt  aber  f)tnau,  fie  fei  beSfjalb 
ntd)t  weniger  teflnefymenb  gegen  bie  übrigen  ®efd)Wffter  gewefen 
(Sufti  165). 

*)  SBtlfyelm  nennt  fie  eine  tterftänbfge,  wofylmetnenbe, 
emfie  grau,  beren  Autorität  im  ®rfmmfd)en  Äaufe  unbebingt 

Gegolten  tyabe.    ©fe  ftarb  aber  fdjon  am  18.  (September  1796. 
ftr  f>ter  angefügter  ©d&attenrfß  mad>t  tfyre  Autorität  glaublich; 
er  flammt  au*  Sacob*  „Jjauäbud)". 

4)  2Benn  aud>  Sötlbelm  (3ufti  165)  berietet,  er  fei  in 
Äanau  „mit  Sacob  #anb  in  J&anb  über  ben  SRarft  ber  9teu* 
ftabt  $u  einem  franjbftfd)en  Sprachlehrer  gegangen,  ber  neben 


38  Subtolg  @mll  ®rtmm,  Erinnerungen. 

beibe  auf*  fyjeum  nad)  Gaffel1),  ttrir  gingen  nod)  heiter 
jum  3incff)am 

3(n  ein  ernfllic^ed  2ernen  ttmrbe  aber  nid)t  gebad)t, 
fonbern  meiji  SRutttriOe  getrieben*  3n  bie  ®d)ule  ging 
td)  nur  beötyalb  gern,  n>eil  td)  ba  mit  ben  @d)uHameraben 
jufammenfam  unb  ©peftafel  gemacht  unb  nad)  ber  @d)ule 
in  ben  ©arten  ober  fonfta>ol)in  gegangen  ttmrbe*  «^fttte 
3inc!l)an  mtd)  md)t  eingefperrt  unb  fyfttte  e$  feine  Schläge 
gegeben,  id)  n>dre  gettnß  in  ber  Söocfye  bret*  bii  viermal 
neben  bie  ©d)ule  gegangen,  um  in  Söiefen  unb  SÖftlbern 
unter  ®otte$  freiem  Fimmel  l>erumjufd)tt>ärmen;  aber  ber 
3tncfl)an  tt>ar  fhreng,  t>erftanb  feinen  ©paß,  unb  bie 
liebe  SWutter  l)telt  fel>r  barauf,  baß  id)  bie  ©d)ule  reget* 
mäßig  befugte,  tt>ar  e$  aud)  nur,  um  ffdjer  ju  fein,  baß 
id)  unter  guter  2fofftd)t  fei* 

ber  Äfrcbe  toobnte"  (9>arabie$gaffe  2),  unb  3<*cob  aueb/  ba  ber 
©ang  aur©d)ule  über  benStfarft  toeber  auf  ©teinau  nod)  auf 
Gaffel  paßt,  fn  ber  S8rf  efffelle  oben  ©.  28  nur  ßanau  oorgefd)toebt 
baben  fann  (f.  aud)  ©tengel  1,  16),  fo  ift  oieä  bod)  nur  eine 
Xrt  9>rtoatfcbule  unb  'Unterrid)t  getoefen;  aber  eigentlich  jur 
©d)ule  gegangen  ffnb  bie  betten  älteren,  bie  übrigen*,  befonberö 
früb  3acob,  bei  ber  $ante  ©eblemmer  febon  lefen  gelernt 
ijatkm,  bod)  erjt  1791  in  ©teinau,  toie  benn  3acob  in  feiner 
lefcten  furzen  ©elbftbiograpbie  (2fbb.  b.  23ert  Hl  b.  SHMff.  1849, 
©.  165  2lnm.)  fagt:  „2)en  erften  roben  Unterrfd)t  erteilte  tt)m 
ber  ^räaaptor  3fntfbftn  $u  ©teinau." 

*)  „5Bte  tolr  pm  erftenmal  weggingen  nacb  Gaffel,"  febreibt 
SBilbelm  (J$.  ©rfmm,  Söeitr.  226)  auf  einem  einjelnen  Sölatt, 
„ift  mir  am  lebbafteften  ber  2lugenblirf,  too  toir  au*  ber  ©tabt 
fubren.  3Bir  faßen  in  ber  $ronett>irt*futfd)e,  icb  sortoärtä,  unb 
fab  in  ber  gerne  unferen  Söiengarten  mit  ben  toeißen  ©tem* 
pfoften  unb  bem  roten  ©ittertor,  unb  ein  großer  9lebel  lag 
Darauf,  icb  bad)te  an  all  bie  3eft,  bie  icb  barin  angebracht,  fle 
toar  mir  aber  al*  aanj  fern  unb  al*  liege  ein  großer  ©raben 
baatoifdjen  unb  icb  fei  gana  abgefd)nltten  bat>on  unb  fange  nun 
eftoa*  Öteue*  an.  —  2)en  9>aß  für  beibe  &ur  Steife  t>on  Jpanau 
na*  Gaffel,  am  22.  ©ept.  1798  auägeftettt  t>om  ©eneralleutnant 
t>.  Xtahoigf  au  J&anau,  befifct  bie  Ä@©.;  am  29.  ©ept.  ffnb 
fle  glücflfd)  in  Gaffel  angefommen;  am  30.  jefgt  3acob  im 
äliejfen  atter  erbaltenen  Briefe  (3ugbbr*  1)  bie*  ber  ÜRutter  an 


I.  «Steinalt    1790-1803.  39 

3incff)an  gab  mir  Unterricht  in  ber  Sioline,  Älattier, 
9ted)nen,  ©einreiben,  9teKgton  unb  ?ateimfd)<  SSir  be* 
famen  oft  ©d)l&ge,  id)  beinahe  alle  Sage.  @r  I>atte 
©töcfe  unb  für  je  leberne  9>eitfd)en,  benen  er  SRamen  ge* 
geben  fyatte,  unb  je  nadjbem  bie  ©träfe  tt>ar,  ttmrbe  ber 
©toef  gett>äl)lk  3d)  toüfüte  niemanb,  t>or  bem  id)  im 
2eben  mefyr  in  gurdjt  getoefen  tt>dre,  ttrie  *>or  biefem 
9>rftjeptor  3inrf^an* 

@r  toar  tt>ol)l  fed)jtg  3al)re  alt;  fct>iel  id)  fflid) 
feiner  noej)  erinnere,  tt>itt  id)  il)n  betreiben:  nidjt  feljr 
groß,  brettfd)ulterig,  mit  marfiertem  unb  gefreitem  Äopf, 
trug  er,  tt>enn  er  in  bie  Äirdje  unb  ausging,  eine  9>erütfe, 
bie  unten  biete,  gemachte  ?ocfen  fyatte,  aber  nid)t  gepubert 
tt>ar*  3m  SÖinter  trug  er  einen  fd)tt>arjen,  im  Sommer 
einen  hellblauen  ober  violetten  2fajug,  9tocf  mit  breiten 
©d)ößen,  großen  2afd)en  unb  roten  knöpfen.  2(n  jebem 
SRocf  tt>ar  aber  am  fragen  ba,  n>o  bie  Soden  ber  9>erü(fe 
fingen,  ba*  3eug  fct)r  abgefcfyabt  unb  fyatte  ganj  bie 
©runbfarbe  verloren;  befonber*  fyatte  ber  violette  SRocf 
burd)  ba*  SÖetter  fefyr  bie  garbe  verloren,  unb  tt)ir  fonnten 
ba*  Xlter  ber  SRöcfe  gar  nid)t  berechnen*  Dabei  trug  er 
einen  altmobtgen  bretedftgen  #ut,  fd)tt>arje  ober  violette 
wollene  ©trämpfe,  ©d)ul)e  mit  großen  ©d)naQen  unb 
enblid)  ein  große*,  alte*  fpanifd)e*  SRofyr* 

©d)ten  bie  Sonne  fyeiß,  fo  nafym  er  t>or  bem  Jor 
ober  im  gelb  ein  #öljd)en  au*  ber  $afd)e,  ba*  bie 
©rftße  t>om  tmoenbtgen  #ut  fyatte,  fcfyraubte  e*  auf  ben 
©toef  unb  ftedte  ben  #ut  barauf:  ba*  brauchte  er  al* 
@onnenfd)trnu  SBon  un*,  bie  tt)ir  ju  il)m  in  bie  lateüufcfye 
©d)ule  gingen  unb  bie  er  manchmal  begnabete,  un*  mit 
ftd)  in  einen  t>on  feinen  ©arten  ober  auf  einen  weiteren 

unb  era&hlt  il>r  t>on  ber  Steife.  —  ,,3d)  erinnere  mtd)  beutttd)," 
febreibt  2öill)elm  an  Xxnim  nod)  1830  ((Steig  3,  592),  „tote 
id)  Gaffel  morgen*,  al*  bie  (Sonne  aufging,  in  einer  (Stunbe 
Entfernung  liegen  fal) "  —  3l)re  frül)e  (Entfernung  fcon  ber 
Üfcutter  begrünbete  aud)  früfy  bie  ifynen  eigene  ©cibftdnbigfeit 


40  Subtotg  ©mtt  (Srimin,  Erinnerungen. 

Spaziergang  in  ben  „fcmgen"  ober  „Selltngfer  95erg" 
mitzunehmen,  ftagte  niemanb  mefyr,  über  biefen  ©onnen* 
fd)trm  ju  lachen,  benn  tt>tr  Ratten  barüber  #iebe  unb 
SRippenftöße  in  SWenge  befommen;  unb  bie  drlaubnW, 
M)n  trgenbtt>ol)in  begleiten  ju  bürfen,  betrachteten  n>ir  al$ 
eine  ©träfe,  unb  tt>enn  tt)ir  e$  afynen  fonnten,  baß  er 
balb  ttrieber  fotriel  Vergnügen  mit  un$  *>orl)atte,  betrachteten 
tt>ir  e$  immer  afö  große*  ®lü(f,  tt>enn  ^Regenwetter  eintrat 

Sommer  unb  Söinter  mußten  nur  un$  ©onntagä 
bei  il)m  fcerfammeln,  morgen*  *>or  ber  $ird)e,  unb  tt>emt 
e$  ba$  jtt>eitemal  geläutet  fyatte,  markierte  er  »oran,  unb 
tt>ir  mußten  folgen,  unb  ein  t>iel  älterer  ®d)üler,  ©♦  ®ott* 
fcfyalf  Qefet  2fmt$d)irurg  in  ©tetnau),  mußte  Ö)m  ein 
erwärmte*  35rettd)en  nachtragen,  worauf  er  beim  Orgek 
fpielen  faß;  tt>tr  froren  oft  entfefcltd)  in  ben  jtt>ei  langen 
©tunben,  benn  wir  tt>aren  immer  leid)t  angejogen;  feiten 
fangen  tt>ir  orbentltd)  mit;  ntd)t  fetten,  wenn  er  bemerfte, 
baß  tt)ir  3ungen*  lachten,  ließ  er  unbemerft  ben  ©ottfd)aH 
bie  Orgel  weiterfpielen,  fam  bon  ber  anberen  Seite  hinter 
un$  unb  fragte  jeben,  an  welchem  33er$  jefct  gefungen 
tt>erbe,  unb  wenn  er  fal),  baß  Wtr'ä  md)t  tt>ußten,  mußten 
wir  alle  ad)t  Jeher  einzeln  hinter  bie  Orgel  fommen  unb 
befamen  unfere  ©d)läge* 

@in  jtemltd)  ftetfer  Äerl,  ber  in  ber  $ird)e  läuten 
mußte  unb  ben  tt)ir  nur  ben  „?äutl)anne$"  nannten, 
mußte  aud)  bie  25älge  jur  Orgel  gießen*  2(uf  einem  3fuge 
fal)  er  gar  md)t$,  auf  bem  anberen  fefyr  tt>enig;  e$  War 
nun  fefyr  fomtfd)  anjufefyen,  wenn  er  nad)  ben  ©eilen 
paefte,  um  jte  au^gujie^en,  unb  wol)l  fünf*  biä  fed)$mal 
»ergeben*  griff;  tt>tr  fd)leuberten  oft  bie  ©eile  fyerum,  unb 
er  tappte  nun  t>ergeblid)  in  ber  Suft  fyerum,  unwillig 
brummenb,  fo  baß  manchmal  ber  Orgel  bie  2uft  ausging 
unb  bie  2Sne  fteefen  blieben*  Einige  SRale  warf  ber  (Sari 
ba$  ©eil  auf  bie  Orgel,  unb  ber  ?äutl)anneä  fonnte  e$ 
gar  nid)t  mel>r  befommen,  unb  wäfyrenb  er  tappenb  um 
tfd)  flriff,  um  e$  ju  fäffen,  fyatte  er  fcergeffen,  ben  anberen 


I*  ®tctnau.    1700-1803.  41 

95alg  auf jujiefyen :  bie  Orgel  gab  auf  einmal  gar  feinen 
2Eon  mefyr  *>on  ftcf>,  unb  bie  ©emeinbe  fang  nod)  eine 
ÜRimite  ol>ne  tinm  Orgelton.  3indl>an  fam  mit  einem 
roten  Äopf  hinter  bie  Orgel  gcfttrjt  unb  tt>ar  ftätenb 
unb  ttrir  alle  in  ber  größten  2(ngfi;  er  {leite  jid)  auf  einen 
©tuf)l,  t>olte  ba$  ©eil  ttrfeber  herunter  unb  fagte  ju  und: 
,,9tad)  ber  Ätrd)e  fommt  it)t  aOe  in  bie  @d)ulfhtbe/' 
2Bir  ttaren  in  einer  J&ftllenangft,  unb  ttrie  tt>tr  und  nun 
tterfammett  Ratten,  fragte  er  jeben  einzelnen:  r/J^afi  bu 
bai  ©eil  auf  bie  Orgel  geworfen?"  aber  jeber  fagte  nein: 
ba  befam  jeber  feine  2rad)t  ©djläge1)* 

3m  SÖinter  gingen  bie  25ürgerjungen  *>on  ad)t  bii 
elf  ttyr  in  bie  ©cfyule2)  unb  *>on  elf  bi$  jtoMf  tote,  unb 
fte  mittag«  t>on  ein«  bte  brei  unb  tt>ir  *>on  brei  bi$  tner* 
3n  ber  großen  ®d)utfhtbe  fyatte  er  in  ber  Sure  oben  ein 
£od)  machen  laffen,  ein  35led)  barauf  unb  in  ba$  Sied) 
ein  fleineä  ?öd)eld)en  gebohrt*  9ton  fd)lid)  er  langfam 
bie  Steppe  fyerauf,  fonnte  burd)  ba«  ?5d)eld)en  alle 
@d)üler  überfein,  blieb  ba  eine  3*ttlang  fielen  unb  be* 
obad)tete  ba  bie  SWutttrilltgften,  fam  bann  herein,  ergriff 
ben  ©toef  ol)ne  ein  Söort  ju  fagen,  unb  nun  befamen  bie 
Ertappten  tüchtig  <5d)Wge;  tt>enn  er  bann  lieber  auf 
bem  9>ult  ftanb,  fagte  er  nur:  „2Bif$t  il)r  tt>arum?"  unb 
n>enn  bie  nic^t  augenblicftid)  ja  riefen ,  befamen  fte  nod) 
einmal  ®d)t&ge* 

3eber  SJürgerjunge  braute  anftatt  ©elb  ein  ©d)eit 
#olj  mit,  baä  ttmrbe  in  ber  <5d)ulfhibe  in  einer  @cfe 
aufgehäuft,  unb  nad)  ber  @d)ule  mußten  einige  baö  #olj 
nad)  bem  #of  tragen  unb  in  Orbnung  legen8)* 

*)  3n  ®d)lüd)tern  l)tng  sorbem  an  ber  Orgel  gleich  bie 
$ettfd)e  für  bie  95uben  unb  bie  J&unbe,  bie  fid)  frityer  —  toie 
aud)  siele  nteberl&nbffcfye  ©emälbe  nod)  jefgen  —  aud)  in  ben 
£ird)en  herumtrieben. 

■)  £>ie  ©djule  tft  unb  toar  immer  im  SÄatljaufe,  9lr.  4  ber 
J&auötftrafje,  am  .pumpen";  nad)  einem  tylan  au«  jener  3eit  auf 
bem  SÄarburger  2lrd)to  f>dtte  fte  freilief)  hinter  bem9tatl)au$  gelegen. 

•)  95ei  @roäl)nung  ber  geringen  Äoften  ber  ©djulen  aud) 


42  Subwtg  @mtl  ®rtmm,  (Erinnerungen. 

@r  Hebte  eine  2frt  miltt4rifd)e  Orbnung;  fo  mußten 
bie  3ungen$,  wenn  bie  (Schule  au$  war,  jtt>ei  unb  jwet 
l)interemanber  abmarfd)ieren,  unb  baä  gab  jebeämal  bie 
treppe  hinunter  ein  fftrd)terlid)e$  ©etöfe*  <5r  ging  an* 
gfenfter  unb  fal)  folange  nad),  bte  feiner  mefyr  auf  bem 
£ird)pla^  war*  J&atte  einer  etwa*  begangen ,  fo  würbe 
er  flleirf)  wieber  gerufen  unb  tf)m  nod)  eine  Zxaäjt  ©d)lftge 
mit  nad)  #au$  gegeben« 

3n  unferer  lateinifcfyen  ©tunbe  führten  tt)ir  unfere 
©treibe  Jf einer  au*,  unb  er  gab  befler  ad)t*  3n  bie 
©tunbe  gingen  außer  unä  breien  1.  SBityelm  15enl)arba), 
©ol)n  be*  3otterl)eber$ ;  2,  2fbolf  23obe,  jefct  Ämtmann 
in  SWeutfabt,  ©ol)n  be*  SRentmeifter*9);  3.  tyfy  SRöUer, 
©ol)n  beä  ©tabtfcfyretberä,  jefct  ©olbarbeiter  in  ©ein* 
Raufen8);  4.  3acob  9>ault,  Jefct  Pfarrer  in  9taul)eim4), 


in  ben  erften  Safyrfyunberten  nad)  ber  Steformatfon  erwähnt 
3acob  (SBL  ©cfyr.  1,  226)  bie  ©inffinfte  be$  ©cfjulmeffter*  in 
Naturalien:  „3u  ber  ft&nbtgen,  metftentetlä  geringen  Söefolbung 
beä  ©tfjulmetfterä  traten  bie  ©cfyulgelber"  —  benen  3acob 
ebenfo  wie  ben  Äottegiengelbern  ber  J$ocfof(f)ullet)rer  nod)  ba* 
2öort  rebet  —  „unb  anbere  von  ben  (Sltern  ber  Äinber  ent* 
richtete  ^Beiträge;  wenn  ber  SBater  feinen  ©ofyn  bem  Sefyrer  $u* 
führte,  brachte  er  tfym  aud)  eine  ®abt  an  Lebensmitteln.  3d) 
entjtnne  miä),  in  ber  ©d)ule,  wo  ld)  felbjt  ben  erften  Unterricht 
empfangen  fjabe,  &u  ©teinau  in  ber  $anautfd)en  £)bergraffd)aft 
—  ber  9>rä$eptor  f)te@  3tnrfl)an  —  unb  gewiß  bamal*  nod)  in 
fielen  anberen,  nafym  jeber  ©d)üler  be*  Stforgen*  ein  ©djett 
Sörennbofo  für  ben  Öfen  mit  unb  warf  eä  auf  ben  Raufen,  wie 
btt  auf  beute  in  Stlanb  lebe*  Äfnb  ein  ©tütf  $orf." 

x)  ©.  über  ifyn  weiter  u. 

■)  2Cbolf  23obe,  au*  Söinbecfen,  ftarb  1851  im  2Cfter  von 
einunbfedfötg  3al)ren  aW  2Cmtmann  ju  Üleuftabt  bti  Äfrd)l)aln. 
@r  war  zweimal  verheiratet  unb  fjat  viele  Äinber  fytnterlaffen; 
vier  ©5l)ne  würben  allein  2tttuare. 

»)  ©er  ©olbarbetter  9Wltyp  ÜRdller  au*  ©teinau,  1788 
geb.,  ließ  ffd)  in  ©einkaufen  atö  Bürger  aufnehmen  unb  ftarb 
ba  1854;  er  hinterließ  auä  feiner  erften  @f)e  brei  Äfnber. 

4)  3acob  9>ault,  geb.  1791  ju  ©teinau,  befugte  von 
1803—9  bie  latetnlfd&e  ©d)ule  in  ©djlfidjtern  unter  ben  fjftrteften 
Entbehrungen,  an  bie  er  von  JJaufe  fdjon  gewöhnt  war,  ftubterte 


I.  ©teinau.    1790—1803.  43 

®ol)n  be$  ©tabtrentmeifiert;  5*  Xnbreaö  J&ufnagel, 
©ofyn  be*  Ocfyfenttrtri*,  jefct  aud)  SBirt1);  6.  3ol>anne* 
SRenge,  ©ol>n  beä  ®d)tt>einel)irten,  jefct  ^hrofeffor  ber 
SWmerafogie*  3CHe  toaren  e$  gute  3ungen,  feiner  t)dtte 
ben  anberen  verraten*  3ol)anne$  SWenge*)  lernte  am 
beften,  er  unb  (Sari  tt>aren  meift  bie  oberften* 


in  Harburg  unb  nntrbe  erft  Pfarrer  in  ©cfylüd&tern,  bann  bW 
1850  in  9lauf)eim  unb  3ulefct  in  J&odtftobt,  tt>o  er  1860  geftorben 
ift.  3«t  3al)re  1795  i>atte  2Cmtmann  ®rtmm  feinem  Später,  einem 
fleißigen,  fparfamen  Stfann,  ber  in  brfitfenber  Tftot  lebte,  jur 
SÄentmetfterftelle  in  ©teinau  unb  ©d)lücbtern  vertyolfen.  3acob 
9>auli$  Softer,  grl.  @milfe  $.  31t  Swaufyeim,  ließ  ben  J&er* 
auSgeber  furje  JCufteic^nungen  ft>re^  Sater*  über  feine  3ugenb< 
jeit  etnfefjen.  „3cb  n>eif$,  toie  fel>r  mein  Sater  bie  Sörüber 
©rimm  geliebt  unb  fyocfygefMt  bat,"  ftfjretbt  fte  mir,  „unb  nod) 
bbre  ic^>  tt)n  Jagen.  tote  vortrefflich  unb  lernig  Die  3ugenbbefann* 
im  getoefen  feien.  —  3acoo  #ault  toar  ein  tüd)tiger  ©eel* 
forger  mit  »armem  J&erjen  für  frembe  Tftot  ©eine*  älteften 
©ohne*  ©otyn  J&ugo  ift  Söeflfeer  ber  ®erolbfcfyen  $8utf)bblg. 
in  SBten. 

x)  @r  toar  1790  geboren  unb  ift  1861  geftorben.  OCud) 
3acob  meint  ityn  bei  ÜReufebacty  361.) 

*)  3ol)anne$  Stfenge,  ein  fluger,  frommer,  ftfller  3unae, 
ber  fftnfte  von  fecfy*  Sörübern,  1787  geb.,  alfo  brei  3al)re  älter 
alä  ?ubtt)ig,  ttmrbe  fd)on  mit  brei^ebn  3al)ren  itfjttt  auf  einem 
natyen  JSofgut;  mit Jiebjefyn  3afyren  toarb  er  ?aufburfd)e  bei  bem 
fpäter  berühmten  üfetneralogen  9>rof.  *♦  2eonf)arb  in  J&etbel* 
bera,  bamal*  2fffeffor  bei  ber  Sanbfteuerbtreftton  in  £anau,  unb 
fano  tt>egen  feinet  ttrtffenfdjaftlidjen  (5ifer6  bei  biefem  rege  gör< 
berung;  1816  erft  verlieg  er  ?eonl)arb,  bem  er  ein  greunb  unb 
ttnffenfd)aftlfd)er  ®el)ilfe  geworben  toar,  unb  30g  naä)  £übed, 
n>o  er  mit  bem  frommen  Sater  Grmanuel  ®etbel$  vertraut 
toarb  unb  nunmehr  auä)  tiefe  tf)eologifd)e  Arbeiten  veröffentlichte. 
@r  machte  bann  1825  gorfd)ung$reifen  nad)  bem  Ural,  tote  einige 
3abre  vorder  auä)  nad)  3$lano  (1827  toar  er  in  granfrefd)  ge* 
toefen),  lernte  eine  Stenge  audj  orfentalifdjje  ©praajen,  unb  30g 
nad)  bem  $obe  feiner  grau  mit  feinen  brei  ©ötynen,  bie  alle  in 
ben  ©ienft  ber  englifajen  Äirdhe  traten,  nad)  Sonbon.  £>ie 
legten  fednebn  3al)re  feinet  gebend  verbrämte  ber  vielfettige, 
unermüblidne  ÜRann  in  ©übauftralien  unb  t)at,  obtt>ot)l  unge* 
bbrt,  3uerft  bie  Bufmerffamfeit,  auf  ben  großen  9fteiattretd)tum 
btefe$  Sanbe*  gelenft.    3(uf  einer  Steife  nad)  goreft  ßreel  3U 


44  Subtolg  <£mtl  ®rtmm,  Erinnerungen, 

9tad)bem  n>fr  ein  ©eueren  »erfommeft  waren,  ging 
bie  Sure  auf,  unb  er  fam,  bliette  jeben  an,  ob  t>tettefcf>t 
einer  lachte  ober  ob  er  fonft  eitoa*  bemerfe;  tt>ar  ba* 
md)t  ber  gafl,  fo  ging  er  an  fein  9>uft;  über  bem  9>ult 
oben  an  ber  28anb  n>ar  ein  gaben  befeftigt,  baran  l)ing 
ber  SJrttt;  ben  fefcte  er  auf,  unb  tt>enn  er  *>om  9)ult  ging, 
bammelte  ber  SSritt  in  ber  Suft;  er  rauchte  große  ©ftmpfe 
au*  feiner  pfeife*  SBir  ftanben  in  gront  aufgehellt,  unb 
er  fagte:  „JjSabt  il)r  att  eure  ©rammatif?"  (Sänge)1)* 
Jßatte  fte  einer  ntd)t,  fo  befam  er  eine  2:rad)t  ©d)läge 
unb  mußte  fte  gu  #au*  Ijolen,  tt>obet  er  it>m  nod)  ge* 
tt>6l>nlid)  nachrief:  „3n  jtt>ei  SRinuten  mußt  bu  ttrieber 
ba  fein/' 

9hm  ttmrbe  @arl  gefragt:  „2Ba*  ift  eine  lateinifcfye 
©rammatif?"  —  „3ft  eine  Xntoeifung  jur  lateütifdjen 
©pracfye,  bie  ba  lehret,  tt)ie  man  biefelbe  red)t  fcfyreiben,  t>er* 
ftefyen  unb  reben  foBL"  9hm  ttmrbe  ber  jtt>eite  gefragt: 
„2Ba*  i<i  eine  gried)tfd)e  ©rammatif?"  ber  brüte:  „9Ba* 
ift  eine  l)ebrätfd)e,  eine  ungarifcfye  uftt>/',  tt>orauf  bann 
jeber  ba*  nämlicfye  fagte  ttrie  bei  ber  lateinifcfyen  ©ram* 
matit  2)iefe  Aufgabe  fam  jeben  Sag  t>or,  unb  tt)ir  Ratten 
fte  fel>r  gern,  tt>eil  e*  jeber  au*tt>enbig  fonnte*  9hm 
famen  bie  Konjugationen;  ba*  ging  aud)  fo  aiemlid),  n>eil 
tt)ir  fefyr  toenige*  immer  brei  bt*  t>ter  3Bod)en  lang  auf* 
befamen;  julefct  bie  SBörter,  l)öd)ften*  t)ier  bt*  fünf;  aber 
l)öd)ft  feiten  fonnte  fte  einer  alle,  ba  fagte  er:  „©e&t  eud) 
fyin  unb  lernt  fte  befler!" 

@r  felbji  nal)tn  unterbe*  tt>ieber  eine  anbere  2frbett 
*>or,  jog  eine  neue  (Saite  auf  bie  alte  SBioline  ober 
arbeitete  an  einer  alten  2ampe,  für  bie  er  au*  95infen 


einem  feiner  ®öl)ne  (1852)  fanb  man  ifyn  eine*  Sage*  tot  in  feinem 
Seit:  er  toar  ben  2lnftrengungen  unb  (Entbehrungen  erlegen, 
ffrofeffor,  wie  £ubn>ig  tfyn  nennt,  toar  er  nid)t. 

*)  @*  tofrb  n>ol)l  „3oad)fm  Sänge,  äßerbefferte  unb  er* 
leichterte  ©rammatif,  mit  einem  parabfgmatiftfjen  unb  bialogifcfyen 
Siroctnfo"  getoefen  fein. 


I.  ©teinau.    1790—1803.  45 

<Dod)te  gemad)t  unb  an  ber  er  allerlei  erfunben  unb  t>er* 
belfert  fyatte*  9tid)tete  einer  *>on  unä  eine  grage  an  tfyn 
aber  ben  ©egenftanb,  woran  er  fd)nifete  ober  feilte/  fo 
fagte  er  furj:  „$alt$  SJtoul"  ober  „wart,  id)  will  bir 
lernen  Reifen"*  ßbttt  er  barauf  ein  Äid)ern,  fo  gab'S 
aud)  richtig  ©d)läge* 

S5on  unten  fyörte  man  bann  feine  grau  rufen:  „2öa3 
fotten  Wir  lochen?"  2>a  ging  er  jur  3:ür  unb  rief  fel>r 
triftig:  „«od)'  Sa?,  grau1)!"  9tad)  einer  falben  ©tunbe 
ging  er  tt>ieber  an  ben  9>ult,  fefcte  ben  SBrttt  auf  bie 
9tafe  unb  rief:  „Äönnt  ü>r  euere  2B8rter?"  „3a!"  rief 
ein  jeber,  worauf  er  etwa*  irontfd)  fagte:  „SBir  Werbend 
gleid>  fyören!"  9ton  ttmrbe  ein  Jeher  bie  fftnf  SBörter 
gefragt  aber  ])öd)ften£  fonnte  jeber  jwei  bxi  brei,  mancher 
nur  ba$  erfte;  er  fd)Wieg  aber  fHtt  unb  rief:  „25ete,  tt>er 
muß!"  tt>orauf  ber,  an  bem  bie  Steige  war:  „Pater  noster, 
qui  es  ufw*";  wie  ber  fertig  war,  fagte  er:  „3l>r  bleibt 
alle  fyier  unb  lernt  eure  SBörter,  unb  wenn  id)  in  einer 
©tunbe  fyerauffomme  unb  ti>r  f5nnt  fie  nod)  nid)t,  bleibt 
il)r  l)ter,  biä  bie  ©terne  am  Fimmel  fielen!"  9hm  tt>ied 
er  unä  bie  9>lftfce  an,  ba  fagte  er:  „2)u  hinter  ben  Ofen, 
bu  *>or  ben  Ofen,  bu  in  bie  @rfe,  bu  in  bie  anbere,  bu 
auf  bie  25obentreppe,  bu  ba  hinten  auf  ben  ®ang  neben 
ben  9JW)lfaften!"  J)ann  ging  er  auf  ben  nochmaligen 
3uruf  feiner  grau:  „Sie  Aid?'  jinb  gar"  unb  au*  feiner 
pfeife  bie  2(fd)e  au$fd)flttenb,  langfam  bie  treppe  l)m* 
unter.  SBir  waren  aber  mauäfKtt,  weil  tt>ir  glaubten,  er 
ftefye  nod),  um  ju  fyören,  ob  wir  ©peftafel  machten,  Ui 
wir  un*  überjeugt  Ratten,  baß  er  am  $ifd)  faß-  Sa 
famen  bie  jwei  herein,  unb  ber  ?ärm  ftng  an;  eö  Würbe 
ftd)  mit  SRfifcen  geworfen  unb  gebalgt,  bxi  bann  eine 
SJanf  umfiel  ober  fonft  ein  ?ftrm  entftanb,  bann  machte 
ftd)  jeber  fdjnett  an  feinen  9>lafe;  einer  fefcte  ftd)  gerabe 


*)  ©eine  britte  grau  Xxttta  ©ertrube,  geb.  Äldber,  ftarb 
fe$*unb»ieraigi&l)rig  1814,  $w5lf  Sage  nad)  intern  Spanne. 


46  SubtDig  @mü  (Stimm,  Erinnerungen. 

fo,  bafj  er  ba*  Sied)  an  ber  Sure  *>or  ftcf>  fyatte;  toar 
ba*  fleine  ?öd)elcfyen  fyefl,  fo  tt>ar>*  gut,  tt>ar>*  aber  bunfel, 
fo  ttmßten  tt>ir,  ttrfetriel  Ufyr  e*  gefcfylagen  fyatte,  unb 
nahmen  un*  in  acfyi  3n  biefen  ©cfyuljhmben  fyatte  er 
ein  Äamifol  an  t>on  bunfler  garbe  mit  rötlichen  Streifen, 
jiemltd)  abgetragen,  aber  feine  gierten  barin  unb  aud) 
ttid)t  getieft*  3n  einer  Safcfye  ftetfte  eine  ©cfynupftabaf** 
bofe,  auf  ber  er,  tt>enn  er  eine  9>rife  nafym,  ein  paarmal 
mit  ber  rechten  Ǥanb  letfe  fyerumfhricfy;  fie  tt>ar  gana  ab* 
gefcfylijfen,  id)  fyabe  aber  immer  nur  biefe  felbe  2)ofe  bei 
il)m  gefefyen;  ein  ?)aar  abgefcfyliffene  25einfleiber  —  ba* 
3eug  fyatte  einen  ©lanj,  al*  tt>enn  e*  au*  fd)tt>arjen  9>ferbe* 
paaren  gearbeitet  tt>dre  — ,  graue  (Strümpfe,  bie  mit  ber 
©cfynatte  an  ben  SBeinfletbern  befeftigt  n>aren,  unb®d)lappen, 
bie  er  au*  einem  9)aar  alten  ®d)ufyen  ftcfy  jurecfyt  gemalt 
fyatte;  td)  fyabe  ifym  nie  ©tiefet  angefefyen;  enblicfy  auf 
bem  Äopf  —  er  fyatte  eine  @lafee,  unb  bie  Jßaare  n>aren 
tt>ie  Äümmel  unb  ©alj1)  —  eine  gerabe,  gettrirfte  tt>oflene 
SWfifce*  3m  Änopftocfy  ber  J&ofentafcfye  fteefte  eine  3frt 
Äantfcfyu,  ben  er  gleicfy  bei  ber  «ganb  fyatte  unb  ttomit 
er  auf  bie  Ante  unb  auf  bie  25etne  fyteb* 

3cfy  tt>eif$  nicfyt,  bafj  er  je  franf  tt>ar;  er  lebte  fefyr 
regelmäßig  unb  orbentlicfy,  unb  in  allen  Seilen  feine* 
#au*tt>efen*  fyerrfcfyte  bie  gröfHe  Orbnung*  «§atte  er  ober 
ein*  t>on  ber  gamilte  ©urft,  fo  tranfen  fie  au*  einem 
©temgutfrug,  ber  immer  'an  feinem  befKmmten  Ort  am 
genfer  ftanb;  er  fyatte  einen  Äorfflopfen,  an  einem  Äett* 
cfyen  baran  befeftigt,  unb  id)  fyftite  niemanb  raten  wollen, 
ben  ©topfen  nicfyt  tt)ieber  auf  ben  Ärug  ju  machen,  tt>enn 
er  barau*  getrunfen  fyatte*  SBtr  Stongen*  fyaben  nie  bar* 
au*  getrunfen;  tt>ir  liefen,  tt>enn  tt)ir  Surft  fyatten,  in  ben 
©cfyloßfyof  unb  tranfen  au*  bem  25runnenrofyr*  SWenge 
mußte  gen>6fynltd)  frtfcfy  SBaffer  am  SJrunnen  fyolen*  3n 
feiner  9Bofynfhibe  ju  gteicfyer  @rbe  ftanb  ftet*  alle*  in  ber* 


*)  b.  fy.  grau. 


I.  ©tefnau.    1790—1803.  47 

fetten  Orbnung,  er  faß  in  einem  ©orgenftufyl,  tooran  Me 
itt>mn  ganj  abgegriffen  toaren*  ©er  ©ifc  toar  ein  alte* 
?eber,  alle*  übrige  toaren  fyöJaerne  ©tftfyle,  tt>ie  fie  bort 
bie  SSflrger  unb  SBauern  Ijabem 

@r  fyatte  eine  Softer  *>on  feiner  erften  grau,  bie 
@*>a  (Sltfdbetl)  l)teß,  aber  immer  nur  „<S*eli*"  gerufen 
ttmrbe,  unb  *>on  ber  jefcigen  grau  jtt>ei  SSuben,  bie  tt>aren 
aber  nod)  Hein*  2)a*  ?te*d)en  ober  <8*>eli*  fyatte  bie 
©tunben  mit  un*  unb  befam  ebenfogut  feine  ©d)ldge* 

<£ine  28anbut)r  l)ing  im  Simmer,  bie  er  regelmäßig 
um  jefyn  Ufyr  aufjog,  unb  ein  große*,  mit  garbe  unb 
SBlumen  bemalte*  SSett1)  mit  bunfelgrfinen  Sortydngen,  bie 
mit  gelbem  SBanb  eingefaßt  tt>aren*  2(uf  bem  Ofen  ftanb 
im  SBinter  auf  einem  fpifcen  ©todf  eine  *>on  Äartenpapier 
au*gefd)nittene  ©erlange,  worauf  ein  tybljerne*  9Wdnnd)en 
in  einer  unpaflenben  ©teKung  faß,  ba*  ftd)  mit  ber 
©dy lange  l)erumbrel)te;  ba*  2Mng  t)at  un*  manche  2rad)t 
©d)ldge  jugejogen!  SBaren  n>ir  burd)  3ufaQ  einmal  allein, 
fo  ttmrbe  mit  Sonfugeln  ober  fonfl:  tt>a*  banad)  geworfen* 

SBaren  wir  früher  ba,  fo  mußten  tt>ir  Wdfyrenb  be* 
@ffen*  auf  ben  SBdnfen  lernen,  aber  alle  aufliefen,  wenn 
*>or  unb  nad)  bem  @ffen  gebetet  Würbe;  nur  er  aBein 
blieb  in  feinem  fyöljernen  ©orgenfhifyl  ftfcen  unb  fyatte  bie 
9Rü£e  in  ben  gefalteten  #dnben*  SWun  bampfte  bie  Aar* 
toffelfuppe  ober  ba*  ©auerfraut,  am  meiften  aber  bie 
ßldße,  feiten  gleifd)*  Äein*  ber^inber  wagte  ju  fagen: 
»;3d)  will  md)t*"  ober  „ba*  fdjmedft  mir  nid^t"  ober  ,,id) 
Will  nod)  ettt>a*  fyaben",  Söenn  bie  geringste  Unorbnung 
vorfiel,  gab  e*  Sttppenftöße;  er  naljm  immer  fein  feljr 
abgefd)liffene*,  aber  fdfyarfe*  2afd)enmeffer  unb  fcfynttt 
95rot  unb  gleifdf)  t>or.  2)a*  jungte  ßinb  faß  babei  in 
einem  Äinberjtfil)ld)en  mit  fyofyen  95einen  unb  würbe  oft 
natürlicher  Urfadfye  wegen  weggetragen.    Sa*  @ffen  War 


x)  Die  ©Aufräume  waren  bamal*  t>telfaci>  t>on  ber  SBofymmg 
be*  Sefyrer*  nicfyt  ftreng  gefd)feben. 


48  fctbtoig  (Smtl  ®rtmm,  (Srinnerwtgeiu 

fefyr  fd)neO  beenbigt,  unb  nun  fing  unfere  ©tunbe  an, 
unb  tt>enn  ttnr  trfd)t$  fonnten,  mußten  tt>ir  hinauf  unb 
lernen*  3*bem  Annen,  ber  fam  unb  bettelte,  fcfynitt  er 
ein  ©tue!  SSrot  ab,  ober  gab  ü)tn  ®elb,  aber  nie  mef)t 
al$  einen  J^etter;  n>ar  bem  ettoa  ber  fetter  nid)t  genug,  fo 
mußte  er  il)n  nriebergeben  unb  ttmrbe  ofyne  tt>eitere$  tt>eg* 
gefd)icft  2öar  er  mitten  in  ber  ©tunbc  unb  er  befam 
bie  3eitung  (Hanauer),  bie  er  gett>öl)nlid)  ein  paar  Sage 
fpftter  befam,  weil  fo  triele  SJKtlefer  babei  tt>aren,  fagte  er 
gleid):  ,,©e£t  eud)  l)in  unb  lernt!"  SRerfte  er  baä  ge* 
ringjte  ©eräufd),  fo  tat  er,  alä  tt>enn  er  fortiefe,  gab  aber 
auf  und  ad)t,  btö  er  ben  ober  bie  ®d)ulbigen  fyatte:  nun 
gab'S  erft  ©d)ldge,  unb  bann  ttmrbe  er  auä  ber  ©d)ut 
fhtbe  gefdjtcft 

Unten  ftanb  nod)  ein  fleineä  Äla*ner,  baä  aber  nie 
aufgemalt  ttmrbe  unb  t>oKer  alter  SRoten  lag.  (St  l>atte 
fid)  fciele  3«ffeumente  gefammelt,  aber  in  bie  alte  SÄumpel* 
fammer  burfte  niemanb;  id)  tt>etß  nur,  er  fyatte  barin 
mehrere  Siolinen,  35ratfd)en,  35aß,  ^ofaunen,  glöte, 
Älarinette,  Raufen,  ja  fogar  eine  Srommel  unb  ®ott 
tt>etß  tt>a$  nod)  alleä,  aud)  ©ett>et)re  u*  bgl  SBir  fingen 
oft  an,  fo  hinten  fyerum  bat>on  ju  fpredjen,  aber  mit  bem 
„JfraWt  eure  SRäuler!"  tt>ar  bie@ad)e  allemal  abgefdjnittetu 
3ur  Shtjtf  fyätte  id)  »ol>I  «ufi  gehabt,  fing  aud)  bei 
3incfl)an  bie  SKoline  unb  ba$  Älatrier  an,  aber  aEe  2uft 
baran  tt>urbe  bei  il)m  erftieft  burd)  baä  ett>ige  (Einerlei  unb 
bie  melobielofen,  allmobifcfyen1)  (Sachen,  bie  er  mid)  um 
auft)örlid)  abfielen  ließ;  id)  tt>ar  frof),  al*  id)  bie  SJhtftf 
tt>ieber  loa  tt>ar*)* 

@r  fyatte  brei  ©arten,  aud)  Söiefen  unb  Äcfer;  tt>enn 
er  Ärbeittleute  fyatte,  fo  ging  er  mit  bem  9>erfpeftto  auf 
ben  SBoben,  um  )u  fel>en,  ob  bie  ?eute  fleißig  öftren; 

*)  ä  la  modefrfjen. 

■)  SSfe  ber  berühmte  alte  J&offapettmeffter  $eter  *>on 
Sinter  in  3Rün$en  *>on  %ttbn>ig*  SRuftfbegabung  urteilte,  f.  u. 
im  brüten  Kapitel 


I.  @iefnau.    1790—1803.  49 

tt>et>e  benen,  bie  er  lungernb  ober  auärutyenb  erbttcft  fyatte! 
©ein  Äuge  tt>ar  fefyr  fd^arf  unb  richtig:  id)  fyabe  gefefyen, 
baft  er  mit  feinem  35la$rol)r  eine  @lfter,  bie  auf  einem 
Äirfd)baum  an  ber  $ird)e,  bem  ©d)ulfenfter  gegenüber, 
fafl,  fo  an  ben  Äopf  getroffen  l)at,  bafl  fte  augenblidflid) 
tot  war;  an  ben  Sperlingen  ttmren  bie  Änocf)cn  am  Äopf 
entjtt>ei  3m  J&erbfl,  tt>o  bie  ©d)tt>alben  jum  SBegjiefyen 
ftcf>  fammeüen  unb  auf  ber  &ird)turmfpifee  ba$  Äreuj  t>o0 
faß,  fd)of$  er  mit  bem  9toi)r  unb  einer  Sonfugel  jtt>et 
herunter«  2öenn  ifym  eine  Stechfliege  an  ber  Söabe  fafj, 
fo  traf  er  fte  meift  mit  bem  ©to&  9tod)  gefyen  in  ©teinau 
einige  fyerum,  bie  burd)  feine  Prügel  ein  %tge  verloren 
fyabem  @$  mdd)te  tt>ol)l  niemanb  in  ©teinau  fein,  ber 
bei  il)tn  in  bie  @d)ule  gegangen  ift,  ber  nid)t  feine  ©d)Wge 
ober  tt>enigjlen$  9tippenftöf$e  befommen  Ijätte1)*  @r  Ijatte 
eine  25tt>enfKmme,  tt>enn  er  in  ber  Äirdje  ober  bei  anberen 
®elegenl)eiten  fcorfang;  freiließ  fang  er  ttooai  burd)  bie 
SRafe,  ba  er  ben  95ritt  barauf  feftjlecfen  mußte,  bamit  er 
nid)t  abfalle*  —  2öenn  eine  Äinbtaufe  bei  ifym  ober  in 
ber  Äird)e  tt>ar,  ober  bie  @rnte  tt>ar  gut  aufgefallen,  ober 
er  fyatte  ein  Äalb  vorteilhaft  t>erfauft  u*  bgL,  bann  ge* 
fd)al)  eä  tt>ol)l,  baß  er  mit  unä  einen  ©paß  machte,  unb 
bann  xvax  er  aud)  aufjerorbentlid)  nad)ftd)tig*  SÖenn  ba 
bie  SBörter  aufgefagt  tt>urben  unb  tt>ir  tonnten  tt>ie  ge* 
tt>öl)nlid)  md)t$,  fo  frug  er:  „domus,  tt>a$  fyeißt  ba$ 
#au$?"  (Sin  jeber  fd^rie  nun  domus.  „J&alt't  eure 
Sßiuler,  id)  null  jeben  einjeln  fragen  —  bu,  9>ault,  viola 
—  tt>a$  t>eif(t  bie  Siole?  —  bu,  23obe,  pax,  tt>a$  fyeifjt 
ber  triebe?  uftt>*"  ©0  frug  er  jeben  einmal;  bann  fagte 
er  Pater  noster,  unb  tt>ir  ftürjten  jubelnb  bie  treppe  tfin* 
unter  nad)  #au$*)* 

*)  „3Ber  atte  ©d)ulbräud)e  ber  Storjett,"  fagt3<*cob  a.  a. 
Ö.  227,  „bie  gefte  unb  greuben  ber  Ätnber,  aber  aucfy  bie  für 
fle  bereit  gehaltenen  ©trafen  fammeln  toottte,  f bunte  ein  an* 
jtefyenbeä  Söud)  baaon  fdjretben." 

*)  „@o  unserbroffen,"  fagt  3acob  a.  a.  €>.  224,  „ber 

Sttbw.  ®timm,  erimtenrogat.  4 


50  Subnrig  ffimtl  (Stimm,  (Mtmerungen. 

Oft  fcerftopften  xoit  bai  ?bd)etd)en  tn  ber  3Äre, 
fdfynttten  Stinge  in  ble  ©tbcfe,  bte  bann  in  bret  biä  *>ier 
©tttdEe  [prangen,  n>emt  er  bamit  fd)lug*  3Heö  gefdfyal) 
aber  nur  im  SÖinter,  tt>enn  fte  ganj  trotfen  n>aren,  bamit 
ber  S3erbad)t  nid)t  auf  un$  fanu  @inen  fcfyänblidfyen  SJhtt* 
ttriflen  verübten  tt)ir  nod)  an  feiner  SWoline,  bie  immer  in 
ber  ©dfyulfhibe  l)ing  unb  bie  er  fefyr  in  Orbmmg  fyieft; 
baran  machten  toir  einzelne  (Saiten  naß;  nun  fanb  er 
9JKtttt>od)  ober  ©onnabenb,  tt>enn  n>ir  ©ingfhmbe  fyatten, 
bie  SBioline  aerfHmmt*  (St  fing  an  ju  fdfyrauben  —  unb 
auf  einmal  fprang  bie  ©atte  entjtoei,  ein  tt>al)rer  3ubel 
fftr  un$  3ungen;  tt)ir  fonnten  unä  bai  ?ad)en  faum  ein* 
galten,  nahmen  und  aber  fefyr  in  ad)t,  benn  er  n>ar  fd)on 
fefyr  ärgerlid)  unb  fyatte  einen  roten  Äopf*  (St  ifi  niemals 
bafyinter  gefommen,  n>a$  bie  Urfad)e  beä  ©aitenfpringenä 
tt>ar*  2(ud)  t>erftopften  tt>ir  bie  ©d)lüjfellöd)er  an  ber 
95oben*  unb  an  anberen  Suren» 

3m  SÖinter  nad)  ber  ©tunbe  |tt>arfen  tt)ir  unä  auf 
bem  9)lafe  t>or  bem  9tatl>au$,  „bie  Äumpe"1)  genannt,  mit 
Schneebällen  unb  Ralfen  gern  in  ber  &ird)e  unb  ber 
©dfyule  läuten*  2)a$  ©eil  ber  ©d)ulglod(e  ttmrbe  bann 
Qett>5!)nltcf)  fo  ftarf  gejogen,  ba#  einigemal  ber  Älöppel 
auö  ber  ©locfe  fyerauäfprang  unb  auf  ben  $ird)enpla&  {log. 

Söenn  unfer  Sprann  gra&ttätifd)  burd)  bie  ©tabt 
ging,  fo  ttmren  alle  3ungen  perfd)tt>unben*  ®r  ging  ntdfyt 
fd)neH  unb  trat  immer  mit  gleichem  $u$  auf,  fo  baß  feine 
©d)ul)e  julefct  immer  bann  unb  abgetragen  n>aren;  bann 
tt>urben  jte  burd)  unb  burd)  lieber  gefohlt;  bie  ®d)ul)e 

©cfyüler  lernt,  erfefynt  er  augletd)  bie  au$fd)lagenbe,  tyn  ber  t>ter 
engen  SSänbe  entlaffenbe  unb  tt)n  jur  freien  2uft  förbernben 
©tunbe/'  unb  itefy  eine  Jjübfcfye  ©teile  au*  ©bafefpeate*  SRomeo 
unb  Sulta  (II,  2,  3.  34  u,  35  t>.  @.)  aon  ber  fetft  ber  au*  unb 
ber  Unluft  ber  in  bte  ©djule  gefyenben  Stoben  an  (neben  einem 
2ter*  au*  ©ottfrteb*  Srtflan  54,  4). 

x)  ©er  „Jhnnpe"  (Äutnpf,  mit  pumpen"  t>eroanbt,  — 
©tfjüffeD  \)ti%t  ber  9>lafc  noef),  *>on  bem  Sroge,  ber  al*  gofyfen* 
trftnfe  btente. 


r 


I.  ©tetnau.    1790—1803.  51 

ttmrben  ntd)t  gett>td)ft,  Ratten  bie  ?eberfarbe,  tt>aren  aber 
immer  rein,  unb  in  bie  biefen  ®ol>len  unb  3bfdfee  fd)lug 
er  ftd)  felbft  Sttdgel.  Die  Bbfdfce  burften  aber  nicfyt  bietet 
atö  bie  ©ofyle  fein;  beibe  tt>aren  fefyr  breit  unb  bie  @d)ul)e 
übrig  tt>eit  unb  bequem,  ®te  jknben  immer  an  einem 
befKmmten  Ort,  tt>o  er  jte  bei  Sag  unb  9tad)t  jtnben  tonnte. 

95eim  $eumad)en  fyatten  tt>ir  aud)  gute  Sage,  ba 
tt>aren  bie  ©tunben  fefyr  furj  ober  gar  feine.  3fuf  ber 
SBiefe  l)ing  er  bie  Verfiele  auf  feinen  ©toef  ober  auf  bie 
£ecfe,  ben  9tocf  babei;  nun  t>alf  er  ba*  «@eu  fleißig  um* 
toenben,  unb  auef)  bie  Arbeiter  mußten  fcf)tt>i^en. 

3w  ©ommer  fam  er  in  unfer  #au$,  ber  2otte 
Unterricht  ju  geben;  tt>ir  mußten  bann  baneben  ftfeen  unb 
lernen.  Sie  2otte  ftanb  neben  ü)m  unb  befam  ein  #81j* 
d)en  in  bie  <£anb,  tt>orin  eine  ©tedfnabel  befeftigt  tt>ar; 
mit  bem  ©tetfnabeHopf  mußte  ße  bie  35ud)ftaben  beuten 
unb  ifym  biefelben  nad)fpred)en,  bann  bud)ftabieren.  2He 
SJhitter  faß  auf  bem  Äanapee  unb  ftriefte.  Da  tt>ar  feine 
©timme,  bie  in  ber  ©d)ule  barfd),  furj  unb  ftarf  tt>ar, 
tretet),  langfam  unb  melobifd),  feine  ®efid)t*jüge  rufytg 
unb  freunbUd),  unb  bie  birfen  Xbern  an  ben  ©d)ldfen 
nid)t  ju  fefyen1)* 

3n  ben  franjftßfcfyen  9te*>olution*aeiten  tt>urbe  e*  aud) 
bei  un$  unruhig.  @*  famen  immertt>dl)renbe  2)urd)jüge, 
balb  bie  granjofen,  balb  £)fterreid)er,  #ottdnber,  Preußen, 
SRainjer  unb  Reffen;  ba  gab  e*  benn  immer  ettt>a*  für 
un*  ju  feljen,  unb  tt>ir  tt>aren  immer  am  genfer;  bie  gute 
SWutter  tt>ar  in  großer  Ängft  unb  ließ  un*  ntrf>t  in  bie 
©d)ule  unb  auf  bie  ©traße.  ©ie  9lad)jügler  t>on  ben 
^Regimentern  tt>aren  meift  betrunfen,  ritten  an  bie  SJdcfer* 
Idben,  fpteßten  mit  iljren  ©dbeln  ba*  SBrot  ober  bei  ben 
SRefegern  ba*  ftletfd)  unb  ritten  fd)reienb  unb  galoppierenb 

*)  3nteteffante  ©cfytlbetungen  ber  ©cfyufoerfyältnfffe  au*  ben 
Aanauitöen  Sanben  t>om  16.  bt*  18. 3afyrt)unbert  ßnben  ßd)  fn 
&  3«  ätmtnermann*  fd)5nem  Söucfoe  „JÖanau,  ©tabt  unb 
«attb",  1903,  ©.  235—47. 

4* 


52  Sttbtoig  (Smü  (Srfoun,  ©rtnnerungen. 

tteiter*  SHe  befürchteten  8fterreid)tfd)en  SRotmdntel  »er* 
fauften  geflogene  unb  geplünberte  ®ad)en  aller  2(rt,  bie 
fetnflen  3Kf<J)jeuge,  ©ilbergefd)irr,  Sudler,  9)oraeKan, 
35ed)er,  5Borl)ftnge  unb  taufenb  anbete  Sachen,  2(benb$ 
fonnten  tt)ir  au*  unfern  genftern  J&unberte  *>on  2Bad)t* 
feuern  auf  ber  SJtouertDiefe  unb  in  unferm  SMengarten 
brennen  feljen1)*  Sie  burd)jiel)enben  ©olbaten  Ratten  ge* 
fd^lad^tete  J&üfyner,  ©änfe,  n>elfd)e  ^atynen,  @d)infen, 
SBürfte,  Sttnbfleifd),  3iegenldmmcr  auf  tfyren  Sorniftern 
fingen  unb  Qfrauenl)atetfid)er  um,  unb  an  bie  9>ferbe* 
fd)tt>ftnje  ftaren  burd)löd)erte  ?atbe  95rot  gefnüpft*)*  @an)e 
SBagen  t>oK  gefd)lad)teter  Od)fen,  ©d)tt>eine,  Äfttber  fitsten 
nad),  bie  ©olbaten  marfd)ierten  meijt  in  ber  größten  Un* 
orbnung*  3n  jebe  SWebengajfe  liefen  fie  au*  bem  Siegt* 
ment  fyerauä,  um  ettt>a$  ju  flehten ;  fein  Offtjier  beffimmerte 
ftd)  barum;  bie  JßoH&nber  toaren  am  ftrgften,  bie  gram 
jofen  am  orbentlid)ften;  alle  25runnen  ttmren  mit  Surft* 
fttHenben  befefct  unb  alle  SBBirtd^dufer  mit  35rannttt>ein* 
tterlangenben,  bie  nid)t  bejahten.  Oft  gab  eä  ©d)l&gereien 
mit  ben  ^Bürgern  unb  ber  ©olbaten  unter  ftd)*  ©ine 
grau  f>at  einen  ©olbaten,  ber  ifyr  mit  bem  Sabeftocf 
einen  ©d)lag  gegeben,  mit  einer  SÖagenfette  fo  auf  ben 
Äopf  gefd)lagen,  baß  er  auf  ber  ©teEe  tot  blieb. 

3d)  entpnne  mtd)  vieler  franjbftfdfyer  Regimenter,  bie 
mit  flingenbem  ©piel  burd)jogen,  aber  fo  jerrijfen  unb 
jerlumpt  »aren,  baß  fie  gar  feinen  ©olbaten  äfynlid)  faljen; 
bie  meiften  Ratten  feine  ©d)ul)e  mel>r  unb  gingen  barfug, 

*)  2Cu*  betben  t>on  ®rimm$  bewohnten  J&äufern  fonnte 
man  auf  Sötengarten  unb  Sftauettofefe  fetyen.  £>a  ©tetntoeg  unb 
Sörüdenftraße  ein  $eü  ber  Sanbftrafje  ffnb,  fo  mußten  aud)  atte 
Gruppen  ttor  bei  ben  J&äufern  t>orbei£ief)en. 

*)  #u$  SSüfyelm  tmfylt  t>on  ben  burdjbofyrten  unb  an 
bie  ©d)n>&tue  ber  9>ferbe  geftreiften  unb  burd)  Ättoten  gehaltenen 
Saroten,  unb  bemerft,  in  ber  soraufotefyenben  SRufif  feien  aud) 
SHottnen  gen>efen.  ©a$u  erinnerte  er  ßd>,  tote  man  ff  d)  mit  htm  £)f)r 
auf  bie  @rbe  gelegt,  um  ba$  &rof)nen  ber  Kanonen  $u  fyören,  mit 
J>enen  (1793)  «Wataa  befd&offen  ttmrbe  G&  Ortmm,  Söeftr.  225). 


I.  «teinau.    1790-1803.  53 

fangen  aber  unb  ttaren  luftig*  Siele  fyatten  jal>me  ®ity 
l)&rndf)en  auf  bem  Sormfler  ftfcen1)  ober  (Slflern,  Waben 
il  bgl*  ©ie  marfd)terten  frf>ncH  burd),  n>ei(  fte  auf  ber 
3?lud)t  t>or  bem  (Srafyerjog  Äarl  tt>aren*)*  ®anje  J&erben 
Äüfye,  ©d)tt>etne,  ©d)afe  uftt>*  folgten  ben  ^Regimentern* 
Die  2eute  ttmrben  gejttmngen,  £eu  unb  ©trol)  tyerjugeben, 
fte  felbfl  fd)leppten  J&0I3,  ©tüfyle,  93änfe  u*  bgl*  auf  bie 
Söiefe,  um  2Öad)tfeuer  bamit  anjumadfyen;  in  unferm 
SBiengarten  Ratten  fte  ein  ©elänber  um  baä  93tumen* 
gftrtdjen  verbrannt 

SSiele  Ratten  SJauernpferbe,  unb  manche  Ratten  SJauern* 
mfifcen  auf;  bann  unb  tt>ann  fal)  man  aud)  ©efeffelte  mit 
jerlumpten  Äleibern,  bie  #änbe  mit  Äetten  ober  ©triefen 
auf  ben  Stfidfen  befeftigt,  jtt>ifd)en  ben  Stegimentern  mit* 
marfd)ieren;  bie  2eute  fagten,  e$  feien  gefangene  ©pione* 
Siele  ©olbaten  trugen  bie  3(rme  in  93inben  ober  £fid)er 
um  il)re  t>erttmnbeten  Äöpfe,  triele  SÖagen  t>oK  SJerttmn* 
beter  unb  ©terbenber  folgten*  Da*  3ufel)en  beim  33or* 
überfahren  ber  langen  Äanonenjüge  machte  un$  befonberä 
*>iel  Vergnügen;  ba  tt>aren  oft  t>or  eine  Kanone  jefyn 
SJauernpferbe  gefpannt,  tt>orauf  gefd)lagen  würbe,  um 
fd^neDer  fortjufommen*  95ei  ben  Durd)jügen  fing  fd)on 
eine  5Biel)feud)e  an,  unb  nad)l)er  ging  beinahe  alle$  Siel) 
barauf*  Unfere  STOagb  mußte  alle  Sage  mit  2Öad)olber 
im  ©tatt  räuchern;  tt>ftl)renb  ringsum  aÖe$  SBiel)  jugrunbe 
ging,  blieben  unfere  jtuei  Äüfye  gefunb,  aber  bie  SJttld) 
ttmrbe  nid)t  gebraucht,  unb  tt>ir  tranfen  SBaffer  ober  See* 

9tad)  biefer  3eit  faufte  bie  SRutter  ein  fyalbeä  £<*u$ 
am  93rfidfentor  (bie  alte  Stenteret  genannt),  tt>orin  fte  aud) 
bi*  ju  iljrem  3fbjug  nad)  Gaffel  gett>ol)nt  fyat8)*    Dabei 


*)  Der  SDhttter  ©oetfye  fyat  ein  feftöner  floljer  granjofe 
auf  feinem  «ßeim  efnä  aud  bem  füblf  d)en  jftranfref  d)  mitgebracht 
(SBettine  t>.  2frnfm,  ©oetfyeä  Söriefb.  m.  e.  fitnbe,  SReclam,  ©.  31). 

■)  (Sä  toar  alfo  1796. 

8)  Da*  £au$  am  Sörüdentor,  „bie  alte  Äetteref"  (nid)t 
Stenterei)  genannt,  trägt  fyeute  bie  9lr.  131  unb  ift  burd)  eine 


54  2ubtoig  ©mil  ©clttim,  (Erinnerungen. 

tyatten  tt>tr  ©tdOe  unb  @d)eune  unb  ein  ®&rtd)en  unb 
tt>a*  ju  einer  Reinen  ?anbn>irtfd)aft  gehört. 

2CI*  3<icob  unb  Sßilfyelm  nod)  bafyeim  tt>arenJ), 
machten  tt>ir  eine  SRetfe  jum  ®roj}t>ater  nad)  J&anau*)* 
Die  ganje  gamilie  l>atte  in  unferm  fd)dnen,  großen  SSagen 
9>lafc*  25er  alte  ©roftoater  fyatte  un*  alle  fefyr  lieb;  er 
fyatte  nod)  eine  lebige  24>d)ter  bei  jtd),  namen*  #ann* 
d)en,  bie  un*  Äinbern  aud)  alle*  juliebe  tat8)*   ®r  tt>ol>nte 

Srafel  fenntli*  atmadjt,  mit  ber  3nfd)rfft:  „3n  bfefent  J&aufe 
toofynten  bie  »rüber  3acob  unb  Sötlfyelm  ©rimm  in  ben  3al)ren 
1796—98";  genug  toar  e*  toagered)t  geteilt,  tote  e*  aud)  fyeute 
nod)  in  ber  ©egenb  »orfommt,  in  ber  oft  mehrere  Parteien  ein 
#au*  ju  ibeetten  Vorurteilen  bejtfeen;  ©rimm*  (feinen  unten 
jeioofynt  ju  fyaben  (f.  u.  im  tfnfyang  2,  Subtofg*  Sörfef  an 
erbinanb).  £fe  ©runbbejtfe&erfyältntfle  überhaupt  unb  bie 
Jett  unb  2frt  be*  J5au*fauf*  jinb  nicfet  mehr  feftauftetten,  ba  bei 
ben  Unruhen  be*  jjafyre*  1830  bie  ©runbbüdjer  auf  ben  2fmt** 
fyof  geworfen  unb  »etftümmelt  toorben  ftnb.  95ei  il)rem  9Segaug 
son  ©tefnau  1805  zerraufte  bie  üflutter  ©rimm  tfyren  #au*antefl 
für  825  ©ulben  =  1400  «War!. 

*)  3lfo  »or  1798. 

■)  „2)er  ©rog&ater  toar  um  bie  9>erfon  be*  trefflichen 
Sanbgrafen  2öitt)elm  VIII.  getoefen,"  fagt  SBtlbelm  t>on  if)m 
<3ujti  166),  „al*  ber  ©iebenjäfyrige  Ärteg  biefen  gürften  ndttgte, 
fein  2anb  ju  serlajfen,  unb  eine  gletdjmäftfge  greunbltd)feft, 
üttflbe  unb  9lad)ftd)t  toar  ifym  toofyl  au*  biefer  ©tettung  eigen 
aeioorben/'  —  „3$  erinnere  mfd),  lote  ber  ©roffrater,  wenn  totr 
feäter  tt)n  t>on  ©teinau  au*  befudjten,  fid)  ofi  fhmbenlang  au 
un*  fefete,  feine  jitternben  #änbe  auf  ben  $ffd)  legte  unb  pfai), 
tote  nur  au*  9liebul)r*  arabffdjer  weife  bie  Äupfer  fopferten. 
33i*  au  feinem  @nbe,  al*  er  bie  geber  nur  nod)  mit  SJHlfye  galten 
unb  nur  mit  groger  Anstrengung  fdbreiben  tonnte,  erteilte  er  un*  in 
©riefen  bie  liebretdjften  2e!)ren"  (oaf.).  —  Unb  3acob  „el)rt  alle* 
toa*  in  rechter  «fceraioefte  liegt  unb  benft  atoar  ntd)t  oft  an  2fbam 
unb  @*a  al*  feinen  Ururt>ater,  aber  toofyi  oft  an  SBater  unb 
ÜButter,  fonrfe  aud)  bie  ©rofleltern"  (1811,  ©tefg  3,  115).  — 
3toet  gute  Olbflber  ber  ©rogeltern  son  Urlaub  ftnb  erhalten, 
unb  äffe  biefe  gamflfenbilber  fyat  «german  ©rimm  ber  ©tabt 
£anau  &ermad)t. 

*)  jDtefe  5ante 3ol)annette Margarete,  ältejte  ©djtoefter 
ber  Butter  ©rimm,  \)at  ifyren  ^ater  in  Jjanau  notf)  bii  au 
feinem  $obe  1798  gepflegt,  ift  bann  aur  ©^n>efter  ^5ne  nad) 


I.  ©teinau.    1790-1803.  .  55 

im  ©ienalbfd>en  J&au*1)  bei  ber  lutt)erifd)en  Äircfye.  @r 
xoax  freunblid)  unb  lebenbtg,  trug  eine  gepuberte  <J)erücfe 
unb  n>ar  getofttynltd)  im  <5d)lafrod  ober  braunfammeten 
9tod  mit  großen  9>erlmutterfnöpfem  @r  toar  natyeju 
neunjtg  3at)rc  alt,  laä  aber  bie  3*itung  ofyne  SJritte  unb 
fd)rieb  eine  fel)r  fd)dne  £anb*  Sie  ©roflmutter  tt>ar 
tot,  alle  Ratten  fte  (ieb  gehabt*  SWad)  bem  äl)nttd)en  93üb, 
baä  n>ir  von  it>r  Ijaben,  l)at  fte  fd)ftne,  freunblid)  lieben** 
ttrtrbige  ©eftd)t$jfige  gehabt  @in  geifllirf>er  £err  unb 
ber  atte  9K  e  i  fi  er  Un*)  toaren  bie  J&auSfreunbe  unb  oft 
ba*  SBon  t>ier  auä  fuhren  toir  aud)  einmal  nad)  J&od)< 
flabt,  too  bie  SOhttter  eine  <5d)toefler  fyatte8),  bie  an  einen 

4Jod)flabt  gejogen  unb  bei  tyr,  ad)tunbfünfafgf  äfyrtg,  am  23. 2fogufl 
1800  aejtorben. 

r)  £a$  JJkiu*  be*  ÜRaurermetfterä  Dtenalb,  ber  2öit- 
hefoiäbab  erbaut  bat,  Hegt  Bltfläbtermarft  9tr.  7  (früher  281), 
(Scfe  ber  3;tefengaffe. 

■>  Äofgertctytäfefretär,  f.  u. 

■)  3n  £od)flabt  lebte  bie  nädril&ltere  ©djtoefler  ber  ÜÄutter 
©ttmm,  3ofyanna  Subovifa  Atmmer,  geb.  1750  ju  Gaffel, 
feit  1774  verheiratet  mit  bem  9>farrer  3oI).  9>i)tL  45&ne  au$ 
JSfnterjteinau  (1739—1818),  ber  ftd)  gerabe  vor  3ol).  ®eorg 
Bincf^an  am  28. 2tyrtl  1761  in  bfe  Hanauer  SJtotrtfel  eingetragen 
fyai  £>a*  9>aar  fyatte  brei  $öd)ter:  1.  3ol)anna  Subovifa, 
»erl).  1797  mit  bem  gdrjter  Söratftfd)  in  S8rud)föbei,  ber  fdjon 
1809  ftarb  (3gbbr.  137)  unb  feine  grau  mit  jtoei  Ätnbem  in 
bürfttgen  $erl)fttotffen  jurücKiefi  (bafT  293,  444).  ba  ber  «Pfarrer 
fle  an  wenig  unterftüfete.  2.  Henriette  9>fytltpptne,  bfe  un* 
verheiratet  ftarb.  3.  Caroline,  toeldje  1802  ben  Dr  med.  3acob 
SBitt).  £opf  in  JÖanan,  ©ofyn  beö  Raffelet  Äfidjenmetfter*, 
heiratete  (f.  ©rofl,  Programm  b.  (Saffeler  fyceumä  1880,  ©.  19). 
—  Die  ganje  gamtlie  außer  ber  3;ante,  aud)  «Öopfä/  toaren  ben 
trübem  unlet&ltchj  ber  Pfarrer  toar  fo  arm  nad)  £od)jtabt  ae> 
fommen,  baß  er  fup  ein  Söett  habe  borgen  müjfen;  er  fytnterlteg 
bei  feinem  $ob  aber  45000  ©ulben  (®flbelm,  ägbbr.  444.  fdj&fet 
ihn  eitoaä  niebriger  ein),  bie  er  burd)  Söetrfeb  von  Söetn*  unb 
Xcferbau  unb  2*ief)aud)t  ertoorben  fyatte.  —  üttit  ben  (Sajfeler 
©d)toeftern  fd)cint  bie  gamflte  nfd)t  auf  bem  beften  gufle  ge> 
ftanben  ju  fyaben,  getotfi  burd)  bie  ©djulb  beä  Pfarrer*  mefyr 
alä  bie  ber  febr  vertoanbtfdjaftlfcfy  fütyenben  Saffeler.  £fe  %antz 
toar,  toie  äBii^eim  am  5.  3)?ai  1814  an  3acob  nad)  2öfen 


56  Subwfg  Chnfl  Stimm,  Erinnerungen. 

®etfllid)en  »erheiratet  war,  nad)  SBadfyenbucfyen1)  ju  einem 
Pfarrer  unb  aud)  nad)  2Öill)elm$bab* 

Xuflerbem  wetf}  id)  nur  jwei  93egebenl>eiten  ju  be* 
richten,  bie  id)  md)t  t>ergej[en  l>abe*  3(B  tt)ir  tt)ieber  nad) 
©teinau  fuhren  unb  ber  SBagen,  mit  trier  ?)f erben  be* 
fpannt,  t>or  ber  Sure  ftanb,  war  id)  auf  ben  l>ol)en 
Äutfd)enbotf  getiefter!  Die  Heine  Sorte  fafi  im  SÖagen, 
aber  bie  öftren  ftanben  auf»  Steine  95eine  waren  ju 
Hein  unb  reiften  nid)t  bi$  auf  ben  2ritt  be$  93ocfe* 
fyerab;  fo  nafym  id)  bie  3ügel  ber  t>ier  9>ferbe  in  bie 
£änbe;  ©arl  war  mit  ber  langen  9)eitfd)e  hinaufgegangen, 
unb  au*  bem  ©angfenfter  fing  er  an  auf  bie  9>ferbe  ju 
fyauen,   bie  aud)  alle  t>ier  mit  bem  SBagen  fortrannten» 


unb  an  Sötganb  (©tengel  3,  165)  fdjretbt,  sfenebn  Sage  bei  ifjta 
unb  Sorte  au  Söefud).  ,,©te  gltd)  fo  fct>r  ber  feiigen  sftutter,  id) 
muffte  red)t  weinen  unb  l)abe  fie  taltd)  gefügt;  fie  l)at  fo  »iel 
t>on  ber  feiigen  SDhttter,  nun  fie  aud)  alter  unb  magerer  geworben 
ift,  bann  im  $on  unb  in  tyrem  Buäbrucfe,  bafl  id)  bejtanbtg  an 
fte  erinnert  werbe.  £ie  $ante  ift  gewtg  t>on  9latur  gut,  unb 
id)  wollte  fie  gern  fyter  l)aben;  fte  ift  aud)  fo  ftitt  unb  für  jj* 
wie  bie  SDhttter,  gefyt  fo  unb  bewegt  bie  Sippen,  wenn  fie  fachte  lieft. 
2fat  14.  reifte  fie  wteber  ab :  „@ie  fyat  geweint  unb  n>of>l  gefefyen, 
bafl  wir  anber*  flnb  atö  fie  bad)te" (3gbbr. 320).  3ber  am22.3uguft 
1814  ift  fie  fd)on  geftorben.  Unb  alä  1815  bie  Sante  3immer 
ftarb  unb  SBilfyelm  bie  Stellung  tfyrer  JJabe  nad)  tyrer  S8e# 
jttmmung  sottjoa  —  bie  Söratfifdj  unb  bie  £opf  erfdjtenen 
baau  in  (Sajfel  (3gbbr.  455—57)  — ,  fo  gab'*,  att  bie  lefeteren 
wieber  au  #aufe  waren,  trofe  aller  Stücfjidjt  Sötlhelm*  bod)  wieber 
ein  3erwürfnt$.  3war  befugte  Sötlijelm  bie  fcratflfd)  nod)  im 
Oftober  be$  3al)re$;  aber  aU  fcubwtg  1819  in  JJanau  war, 
befudfote  er  bie  Söafe  nid)t,  „weil  fie  ßd)  beim  $ob  ber  $ante  fo 
fdj&nblfd)  betragen  fyabe;  beäfyalb  finb  fie  mir  grunbauwtber." 

*)  Söeibe  2D5rfer  liegen  norbweftlicb  t>on  #anau.  3n 
2Bad)enbud)en  lebte  ber  Pfarrer  3ofy.  Wir.  greunb  *>on  1785 
btö  1833;  er  war  au*  ©d)lüd)tern  unb  bamalä  t>ermäf)lt  mit 
(Slifabetl)  @ngel,  t  1808,  unb  bei  ber  weiten  fcon  beren 
beiben  SÄÄtern,  Dorothea  SBifljelmine,  Ratten  Amtmann  ®rlmm 
unb  grau  9>aten  gejtanben.  £a$  9>atenftnb  ift  1835  ertrunfen. 
—  Die  ©djwefter  ber  grau  ®rimm,  grau  #öne  in  4Jod)ftabt, 
nennt  greunb  feine  SBafe. 


1.  ©tefnau.    1790-1803,  57 

3d)  f>ielt  bie  3ügel  fo  gut  id)  fonnte  mit  ber  einen  £anb, 
mit  ber  anbeten  fyielt  id)  mid)  am  95ocf,  unb  fo  liefen 
bie  uferte  burd)  eine  ©träfe,  famen  auf  ben  SRarft  unb 
tt>arfen  einige  Obfi*  unb  ©emüfeförbe  unb  einige  Ijöljerne 
Stoben  um;  e*  gab  ein  große*  ©efdfyrei  unb  ?ärmen,  ba 
fiel  ein  junger  SRann  ben  9>ferben  in  bie  3ügel,  Äanbibat 
©eger1),  unb  fo  tt>urben  fte  tt>ieber  an*  £<ui*  gebracht 
3d)  weif  nod),  ba$  id)  mit  Vergnügen  vorn  93ocf  l)er* 
unter  ben  Sprüngen  ber  9>ferbe  jufal),  unb  aud)  bie  2otte 
fafl  ganj  vergnügt  im  SBagem  Unb  jtoetten* :  untertt>eg* 
t>or  ©atmünfter  blieb  ber  SÖagen  in  einem  tiefen  fd)lam* 
migen  2od)  jieefen,  unb  bie  vier  9>ferbe  tt>aren  nid)t  im* 
ffanbe,  i^n  l)erau*aujiel)em  2)a  tterfammelten  jtd)  t>ielc 
£eute,  bie  Ralfen;  fte  Rotten  Stangen  unb  ßblitt,  unb 
nad)  Bieter  SWtye  famen  tt)ir  enblid)  fyerau*,  unb  e*  tt>ar 
bunfle  9lad)t,  al*  tt>tr  tt)ieber  in  ©tetnau  anfamen* 

©in  großer  3ubel  tt>ar  aud),  tt>enn  bie  SJhitter  mit 
un*  nad)  ©d)lfid)tern  jur  gamtlie  ©tiefet  ober  auf  ben 
4?unb*rücf  jur  gamilte  SRofe  fufyr*  Unfer  alter  «Wolter 
fuf>r  un*  mit  93aijt*  ^ferben2). 

Sie  gamilie  ©ticfel8)  tt>ol)nte  gana  nal)  bei  ©d)lüd)* 

*)  (5*  toar  ntd)t*  über  tt>n  ju  ermitteln. 

■)  2>e*  tfronentotrt*.  £ie  Äutfd&e  gehörte  ©rfmm*;  fte 
flanb  in  einem  ©puppen  neben  ber  Sffiofynung  in  ber  alten 
Vetteret,  ber  fyeute  nodj)  „bie  Äutfcfye"  fyeigt. 

•)  „2fa*  ber  ©teinauer  3eif ,  fdjreibt  3 acob  an  gerbtnanb, 
«L  ©d)r.  1,  23,  „ijt  mir  natürlich  noeb  t>tcl  im  ©ebätytni*.  3n 
©ticfel  unb  bie  gamilte  fyajt  bu  mid)  eben  erinnert.  Söefinnft 
bu  btd)  aud}  be*  , alten  ©ticfel*'  unb  feiner  grau,  ber  rein* 
liefen  #olafrüge,  ber  Söagen  mit  ben  verfdhfebenen  ®eti>td)ten 
auf  bem  JJJauäefyren?  3Me  3uftine  toar  etn  l)übfd)e*,  gute* 
SDWtbdhen,  fie  tourbe  nad)  ©einkaufen  an  einen  Kaufmann 
SBtttler  verheiratet,  td>  toetfl  ntd)t,  toie  e*  ffyr  gegangen  tft."  — 
2Cber  an  ben  3ob.  #eter  Mittler  in  ®.  tourbe  nid&t  bie 
(gnfelin  be*  „alten  ©ticfel*",  3uftine  93af  ft,  verheiratet,  fonbern 
beffen  $od)ter  Henriette  9>hilipptne,  bie,  1810  serroitoet, 
1820fed)*unbfünfatgfäf)rig  jtarb  (®elnl).  tfird&enbud)).  —  Suftine 
(f.  folgenbe  #nm.)  ftarb  ad)tunbatoanatgfäl)rig  al*  <5l)efrau  be* 
Sofia*  greunb  am  7.  gebruar  1814  au  ©8)lüd)tern. 


56  Subtoig  Chnfl  Stimm;  Erinnerungen, 

® etpiicfyen  »erheiratet  tt>ar,  nad)  2Bad)enbud)en *)  ju  einem 
Pfarrer  unb  aud)  nad)  SÖilljelmäbab* 

2fuf}erbem  n>ei#  id)  nur  jtt>ei  Gegebenheiten  ju  be* 
richten,  bie  td)  nid)t  »ergejfen  fyabe*  3(fe  ttrir  tt>ieber  nad) 
©teinau  fuhren  unb  ber  SÖagen,  mit  »ier  9>f erben  be* 
fpannt,  »or  ber  Sure  ftanb,  roax  id)  auf  ben  fyofyen 
Äutfd)enbotf  gefletterh  Die  Heine  Sötte  fafi  im  2Bagen, 
aber  bie  Suren  ftanben  auf*  Stteine  95eine  waren  ju 
Hein  unb  reichten  nid)t  bi$  auf  ben  Stritt  be$  95ocfe* 
fyerab;  fo  nafym  id)  bie  3ügel  ber  »ier  9>ferbe  in  bie 
#änbe;  @arl  tt>ar  mit  ber  langen  9>eitfd)e  hinaufgegangen, 
unb  au*  bem  ©angfenper  fing  er  an  auf  bie  9>ferbe  ju 
fyauen,   bie  aud)  alle  »ier  mit  bem  SBagen  fortrannten» 


unb  an  Sötganb  (©tengel  3,  165)  fd&retbt,  »tenebn  Sage  bei  tfym 
unb  Sötte  au  Söefud).  „(Bit  gltd)  fo  fefyr  ber  feltgen  sfeutter,  id} 
mußte  ted)t  »einen  unb  fyabt  fte  fyeriltd)  gefügt;  fie  fjat  fo  »fei 
»Ott  ber  feltgen  Sttutter,  nun  fie  aud)  alter  unb  magerer  getoorben 
ift,  bann  im  Son  unb  in  tfyrem  Buäbrucfe,  bafj  td)  bepanbtg  an 
fie  erinnert  toerbe.  £te  Sante  ip  getotfl  »on  Statur  gut.  unb 
td)  toottte  fie  gern  fyter  fyaben;  fie  ip  aud)  fo  pttt  unb  für  pdf) 
tote  bie  SÄutter,  get>t  fo  unb  betoegt  bie  Sippen,  toenn  fie  fachte  lieft/' 
Tim  14.  reifte  fie  toieber  ab:  „(Sie  bat  getoeint  unb  toofyl  gefefyen, 
baß  totr  anber*  finb  afö  fie  bad)te"  Ggbbr.  320).  2Cber  am22.2lugufl 
1814  ip  fie  fd)on  geporben.  Unb  alä  1815  bie  Sante  3immer 
ftarb  unb  SEBtlfyelm  bie  Setlung  tfyrer  #abe  nad)  tfyrer  93e# 
ptmmung  »ottjoa  —  bie  Söratftfd)  unb  bie  Jjopf  erfdjtenen 
baau  in  Saffel  Cjgbbr.  455—57)  — ,  fo  gab'S,  att  bie  festeren 
toieber  au  #aufe  toaren,  trofc  aller  9tücfjid)t  Sötlhelm*  bod)  toieber 
ein  3ert»ürfntä.  3ioar  befugte  2Btlf)elm  bie  fcratpfd)  nod)  im 
Oftober  beä  3al)re$;  aber  atö  Subtotg  1819  in  J&anau  toar, 
befugte  er  bie  Söafe  ntd)t,  „toeü  fie  fid)  beim  Sob  ber  Sante  fo 
fdjänbltd)  betragen  fyabe;  beäfyalb  finb  Pe  mir  grunbautofber." 

*)  Söetbe  £6rfer  Hegen  norbtoepiidh  »on  «fcanau.  3n 
3Bad)enbud)en  lebte  ber  Pfarrer  3of).  9ttf.  greunb  »on  1785 
btö  1833;  er  toar  au*  <5d)lfid)tem  unb  bamatö  »ermäfylt  mit 
(Slifabetl)  (Sngel,  t  1808,  unb  bei  ber  weiten  »on  beren 
beiben  Sdcfttern,  £orotf)ea  SBilbelmine,  Ratten  Amtmann  ®rimm 
unb  grau  ^)aten  gePanben.  2>a$  ?)atenfinb  ip  1835  ertrunfen. 
—  Die  <Sd)toePer  ber  grau  ®rimm,  grau  Jjdne  in  ^od^Pabt, 
nennt  greunb  feine  ®afe. 


I.  ©tetnau.    1790-1803.  57 

3dj  t)ielt  bie  3ügel  fo  gut  icf>  fonnte  mit  ber  einen  £anb, 
mit  ber  anberen  fytelt  td)  mid)  am  95oef,  unb  fo  tiefen 
bie  9>ferbe  burd)  eine  ©trafle,  famen  auf  ben  SRarft  unb 
iparfen  einige  Obft*  unb  ©emüfeförbe  unb  einige  työljerne 
93uben  um;  e*  gab  ein  großem  ®efd)rei  unb  Saroten,  ba 
fiel  ein  junger  SRann  ben  9>ferben  in  bie  3ügel,  Äanbibat 
©eger1),  unb  fo  ttmrben  fte  ttneber  an*  £au$  gebrad)i 
3efy  tt>ei§  nod),  baf}  id)  mit  Vergnügen  t>om  95ocf  l)er* 
unter  ben  (Sprüngen  ber  9>ferbe  jufal),  unb  aud)  bie  2otte 
fafl  gan}  vergnügt  im  SBagem  Unb  jtteitenö:  untertoeg* 
t>or  ©almünfter  blieb  ber  SBagen  in  einem  tiefen  fd)lam* 
migen  ?od)  ftecfen,  unb  bie  t>ier  ^ferbe  tt>aren  nid)t  im* 
fianbe,  tyn  ^erau^jujieljem  Da  tterfammelten  ftd)  triele 
2eute,  bie  fyalfen;  fte  Rotten  ©tangen  unb  ßöljer,  unb 
nad)  vieler  SRüfye  famen  nrir  entließ  fyerauä,  unb  e$  tt>ar 
bunfle  9tad)t,  afö  n>ir  ttrieber  in  ©teinau  anfamem 

©in  großer  3ubel  tt>ar  aud),  tt>enn  bie  SJhttter  mit 
un*  nad)  ©d)lfid)tern  jur  gamtlie  (Stiefel  ober  auf  ben 
£unb*rüef  aur  gamilie  9tofe  fufyr*  Unfer  alter  SRüller 
ful)r  un*  mit  93aifH  ^ferben2). 

2Me  gamilie  Stiefel8)  wohnte  gana  nal)  bei  ©d)lüd)* 

*)  <5ä  tt>ar  nfdf)t$  über  it)n  au  ermitteln. 

•)  £e*  $ronenn>irt$.  £fe  Äutfd&e  gefydrte  ©rfmm*;  fie 
ftanb  in  einem  ©puppen  neben  ber  SBofymmg  in  ber  alten 
Äelleret,  ber  fyeute  nodi)  „bie  Äutfd&e"  f)efflt. 

*)  „üv&  ber  ©tefnauer  3eif ,  fd&retbt  3acob  an  gerbtnanb, 
ÄL  ©d&r.  1,  23,  „tfl  mir  natürlich  noeft  viel  im  ©ebfitytnt*.  Bn 
©tief el  unb  bie  gamilte  fyaft  bu  mid)  tbzn  erinnert.  Söefinnft 
bu  btcfy  aud)  beä  , alten  ©tiefet*  unb  feiner  grau,  ber  rein* 
liefen  ^olafrüge,  ber  2Bagen  mit  ben  verfebtebenen  ©etoid)ten 
auf  bem  J&auäefyren?  £fe  Sufltne  toar  etn  l)übfd)e$,  gute* 
QBabeften,  fie  ttmrbe  nad)  ©einkaufen  an  einen  Kaufmann 
SRtttler  verheiratet,  ieb  tt>etfl  ntdf)t,  tote  eä  tf)r  gegangen  ift."  — 
2fber  an  ben  3oh.  #eter  Mittler  in  ©.  tmirbe  nid)t  bie 
<5nfeltn  be*  „alten  ©tiefet",  3ufltne  Söaifl,  verheiratet,  fonbern 
beffen  Softer  Henriette  9>Mltpptne,  bie,  1810  t>ettDittt>et, 
1820fe^unbfünfaigWl)rig  ftorb  (©elnl).  tfird&enbudf».  —  3upine 
(f.  folgenbe  Änm.)  parb  ad)tunban>anaigfäl)rtg  alä  (Sljefrau  beä 
Sofia*  greunb  am  7.  gebruar  1814  au  ©d)lüdf)tem. 


58  fcubtotg  (Smfl  ©rtmm,  Erinnerungen. 

tem  in  einem  alten  £auö,  „ba$  ©d^löfic^en" x)  genannt; 
von  ©tein  bi*  oben  aufgebaut,  ifi  eö  mit  SÖaffer  um* 
geben*  Über  eine  3ugbrürfe  fommt  man  ju  tfynu  2)aä 
©anje  ifi  mit  einem  großen  Obftgarten  umgeben ,  ttoran 
bie  Äinjig  fliegt  3ü>ei  gute  alte  ?eute  nebft  ©ofyn  unb 
Softer  empfingen  un&  Über  bem  Sor  n>ar  ein  SSappen 
in  ©tein  genauen,  vor  ber  Sfire  Sauben  unb  ein  ®ärtd)en 
mit  Stofenflöcfen  unb  x>oII  fd)dner  SMurnen,  auef)  ©tacfyej* 
unb  3of)anniäbeerftdcfe,  bie  2Bege  jierlid)  unb  reinltd)  ge* 
galten»  3(uf  bem  £au$el)ren  *)  oben  grofte  £irfd)gen>eil)e, 
alte,  grofte  ©cfyränfe,  3n  ber  ©tube  toaren  bie  SÖänbe 
getäfelt,  ba£  #olj  n>ar  aber  vom  2ttter  braun  geworben, 
aber  überall  tt>ar  e$  reinlid)*  3(n  ber  SÖanb  fingen  einige 
SMlber  unb  ©tlfyouetten  r  unb  jtt>ei  Heinere  £irfd)gett>etye, 


*)  Ztoä  im  15.  3af)rr)unbert  von  einem  v.  fcauter  erbaute 
„©djldflcfyen"  tfl,  in  neuerer  3*it  untvefentltd)  veränbert,  fyeute 
@tgentum  ber  ©tabt  ©djlücbtern.  <§ä  ifi  1688  von  3.  ©.  *on 
lauter,  Amtmann  in  #od)ftabt  bei  «fcanau,  burd)Äauf  in  ben 
©eflfe  ber  gamtlte  v.  £el)n'SRotf)felfer  übergegangen,  1797 
aber  toteber  verfauft  tvorben  an  ben  ©alavertvalter  ©tiefet 
liefet  toar  ber  ©ofyn  beä  von  3acob  (©.  57,  2fnm.  3)  erto&bnten 
„alten  ©ticfel",  3of>ann  (Sita*,  berrjtyaftllt&en  gorftauf* 
ferner*;  über  btefen  unb  feine  grau  entrj&lt  tnbejfen  baä  ©d)lüd)* 
terner  Ätrcfyenbud)  ntd)tä  St&fyereä.  2He$  9>aar  fyatte  aumetne 
Softer  ßatfyartna  1787  an  ben  Hanauer  ©renabter  93atfl 
verheiratet,  unb  btefe  fyatten  bie  von  3acob  enoärjnte  $od)ter 
3ufHne.  —  Der  ©afovertvalter  unb  feine  gtau,  Ö*&-  3Balter 
—  er  ftarb  vor  1813,  fie  1848  im  ©cf)ldf5d)en  —  Ratten  atoar 
feinen  ©ofyn,  tote  fcubivtg  meint,  aber  brei  $öd)ter,  von  benen 
eine,  Caroline,  1880  lebig  ftarb,  atoet,  grf  ebertfe  (t  1828)  unb 
SRarte  (t  1876),  mit  jtoei  ©öfynen  be*  2fpotf>efer^  3tncfl)an 
in  ©cfolücbtern,  bem  2ipotl)efer  ©ottlieb  unb  bem  fpäteren 
ArttafofHui  ÜRortfe  3./  f*d)  verheirateten,  ©er  lefete  übernahm 
baö  ©d)ldgd)en,  nadf)  feinem  $ob  1851  feine  28ttt»e,  unb  von 
beren  Ätnbern  bat  e*  1902  bie  ©tabt  ©d)lüd)tern  getauft,  bie 
eä  feitbem  aW  feürgermetftertvofymmg  vertoenbet.  —  Über  bie 
Ferren  v.  «auter  f.  Stob.  ©d)&fer,  1900  OBeretn  Äerolb,  Söerltn), 
über  fie  unb  baä  ,,©d)ldjld)en';  f.  Dr.  (Sauer,  „Unfere  £etmaf , 
Mitteilungen  beä  ©d)lüd)terner  Jöetmatbunbe*,  1910. 

*)  «fcauääfyren  (arca),  £au*flur. 


I.  ©tefnau.    1790-1803.  59 

bojwifdjen  3aflbgett>el)re  unb  toai  jur  3agb  get)*rt 
@d)öne  altmobifcfye  ©dfyränfe  unb  Äommoben,  aber  alle* 
gtönjte,  unb  jn>ei  ©tiegHfce  jnritfcfyerten  in  £dftgem  3n 
ber  SRebenfhtbe  tt>ar  bie  Safe!  gebedft  unb  nmrbe  gegejfen* 
9tad)  3:ifdE>  ttmrben  Stachelbeeren  unb  Obfi  gegeben,  fo* 
*>iel  einer  wollte,  unb  bann  im  ©arten  gefpielt  S)er  @ol)n 
I)iefj,  glaub  id),  Srifc  unb  bie  £od)ter  9tojmd)em  grau 
©tiefet  tt>ar  Kein  unb  bief,  fel)r  freunbltd)  —  er  groß 
unb  mager  unb  fyatte  beftdnbig  eine  lange  tönerne  pfeife 
unb  raupte  ober  fyatte  jte  in  ber  #anb,  nat)m  unä  auf 
feinen  ©d)oß  unb  fflßte  un&  Sann  würbe  jum  Äaffee 
gerufen«  @ine  große,  altgeformte  ftlbeme  Äaffee*  unb 
ebenfolcfye  9Rild)fanne  flanben  auf  einer  blumig  genrirften 
Äaffeefenriette,  baneben  eine  fefyr  große  ©Rüffel  mit  juefer* 
beftreuten,  prdd)tig  ried)enben  Söaffeln,  eine  jtoeite  mit 
frifd)en  3tt>iebdcfen  unb  aud)  SJutterbrot  9tad)  bem  Äaffee 
tarn  eine  große  ©d)üf[el  mit  £omg,  ber  golben  in  ben 
3Öad)$jeHen  fledfte,  unb  einige  Obfihtcfyen*  ©0  verging 
ber  glfidfltcfye  Sag  mit  (Sjfen  unb  Spielen,  unb  tt>ir  waren 
fet>r  ungehalten,  wenn  Malier  ben  SÖagen  wieber  auä  ber 
9Umife  30g,  um  anjufpannem  ©0  begleiteten  und  bie 
freunbUdjen  ?eute  biä  an  ben  SBagen»  35er  alte  £err 
t)atte  baä  2ottd)en  big  an  ben  SBagen  getragen,  unb  eö 
mußte  allen  nod)  Äüffe  geben.  @ett>6l>nlirf>  war  baä  (iebe 
Äinb  eingefd)lafen,  wenn  ber  SÖagen  tt>ieber  t>or  ber  2fire 
in  ©teinau  fianb. 

gurren  n>ir  auf  ben  #unb$rficf,  fo  fd)icfte  #err  91 0  f e 
unä  feine  uferte*  25er  SÖeg  war  fdf)led)t,  aber  wunber* 
fd)6n*  2)a  ging  eä  buref)  #ol)lWege,  bann  über  SBiefen, 
burd)  bie  ©teinebad),  wo  wir  bann  auä  bem  SÖagen  fafyen, 
tt>enn  ba*  SBBaffer  bi$  an  bie  SRitte  ber  SRfiber  ging*  Die 
9WU)e  be$  #of$  würbe  fcfyon  burd)  J&unbegebeH  ange* 
ffinbigt,  unb  bie  ganje  gamilie  fam  unö  jubetnb  entgegen. 

3Me  gamilte  SRofe1)  flammte  au*  ßottanb*    @$  war 


*)  (Sie  fommt,  atö  ben  £of  J&unbärücf  bewofynenb,  fd)on 


60  fcubtotg  (Sinti  (Srfmm,  Erinnerungen. 

eine  aornefyme  unb  reiche  gamilie,  bie  ftd)  jurüdfgejogen 
(>atte.  2Me  Urfacfyen  fmb  mir  unbefannt  ©er  SBater  &on 
ü>r  tt>ar  @om>erneur  irgenbtoo,  feine  SJorfaljren  Offtjiere* 
©ie  lebten  mit  un*  fefyr  freunbfcfyaftlid)*  SReine  SRutter 
t>atte  eine  Sod)ter  jur  Saufe  gehalten,  bie  3Dord)en  l)ie|L 
J&err  SRofe  tt>ar  ein  großer  %kann,  ber  eine  militfirifcfye 
Haltung  fyatte;  fte  tt>ar  ettoa*  ftarf  unb  nid)t  Hein,  fd)ftn 
unb  t>on  blüfyenber  garbe,  bie  Äinber  alle  fet>r  fd)6n  unb 
blüfyenb*  Die  ältefte  f)ie@  Äonftanje,  nmrbe  ©tanjcfyen 
genannt,  n>ar  älter  al*  tt>ir  alle,  bann  fam  SDMndjen, 
3ettd)en  ufn>v  n>of>I  jteben  bi*  ad)t  Äinber,  alle  munter 
unb  luftig*  ©er  Sag  verging  ba  ebenfo  fcfynell*  Da 
ttmrbe  gegejfen  unb  getrunfen  unb  in  bie  SBiefen,  gelber 
unb  ben  SÖalb  gegangen  unb  95lumen  geholt  Drei  bi* 
t>ier  ©arten  tt>aren  um  ben  J&of,  alle  mit  Obft  unb  ©turnen, 
ein  Seid),  eine  gifd)erf)ütte  in  ber  92dt>e»  2)a*  ©ut*l)au* 
tt>ar  ein  t>ieretfige*,  einfad)  gebaute*  fteinerne*  ©ebfiube, 
tt>orin  nad)  ©üben  bie  SBoljnungen  ber  gamile  SRofe 
tt>aren,  geräumig  unb  groß*  3m  Sortoeg  lag  ein  großer 
alter  J&unb  an  ber  Äette,  jottelig  unb  fd)tt>arj,  mit  SWamen 
©ultam  ©er  J&unb  tat  un*  aber  nicfyt*,  tt)ir  fonnten 
mit  U)m  fpielen  unb  froren  oft  ju  ifym  in*  £äu*d)en 
unb  brachten  il)m  einen  guten  95rocfen  mit*  Dann  n>ar 
e*  ein  tt>al)rer  ©peftafel,  tt>enn  ba*  gebert>iel)  gefüttert 
ttmrbe:  biefe*  ©efcfyrei  ber  sielen  £ül)ner,  2Belfd)en, 
@nttnf  ©ftnfe  unb  Sauben!  2flle  toaren  fo  jafym,  baß  ttrir 
jte  fangen  fonnten;  überall  toaren  ©d)tt>alben*,  ©pafcen* 
unb  9totfel)ld)ennefter  am  #au*;  ©luden  mit  ifyren  Äüd)* 
lein    gingen,  3agb*  unb  ©ad)*l)unbe  fprangen    fyerunu 

1788  im  Äirtfyenbud)  t>on  ©tetnau  &or,  aerfdjtotnbet  aber  ba  mit 
1798.  Der  SBater  l)teß  Valentin  ffiflbelm,  unb  beffen^ater 
mag  ®ouserneur  getoefen  fein,  benn  #al.  2B.S  grau  toar  eine 
©opfyfe  grteberffe  geb.  £enf)arb,  f.  ©.  61,  3nm.  4  u.  ©.  64.  — 
Die  fyfer  genannte  Henriette  iß  am  13.  2fprtl  1792  geboren,  unb 
Saufjeuge  am  15.  toar  ein  Kaufmann  unb  2fbt>ofat  au*  Oft* 
tnbfen,  ©imon  J&efnrfd)  SRofe  („ber  ®out>erneur"?  ober  fein 
©oljn?).  £a*  ÄtrcljenbudE)  bietet  nic^t  ntefyr  über  beibe  gamilien. 


I.  ©tetnau.    1790—1803,  61 

©egen  Xbenb  famen  alle  2*iet)berben  nad)  $aui.  —  hinter 
bcm  £au*  tt>ar  ein  Keiner  2Batt>,  meift  uralte,  entfefclid) 
große  @td)bdume,  manche  fd)on  l)ot)l  unten,  n>orin  bie 
©d)dfer  unb  J&irten  bei  flarfem  Stegen  unb  Söinb  Ob«* 
bad)  fanben*  9ting*um  tt>ar  ba*  ®ut  mit  t)ot)en  toalbigen 
9$ergen  umgeben,  unb  bie  ganje  ©egenb  reijenb*  ©ie 
©teinebad)1)  mit  tyren  9>aptermül)len  unb  gtfd)erl)fittett 
n>ar  nid)t  tt>eit  unb  t>iclc  anbere  Beine  93dd)e,  bie  Ufer 
mit  9ergifhneinnid)t  ben>ad)fen+  9tod)  SWorben  n>ar  ein 
SBatt  um  baö  Out,  ber  mit  &irfd)bdumen  bepjlanjt  n>ar* 
33on  ba  fat>  man  in  eine  tt>albtge,  bufd)ige  Siefe,  in  beren 
ÜRitte  tag  ein  Seid),  mit  ©d)ilf  bewarfen*).  ÜberaB 
ftreiften  tt)ir  Äinber  l)erum,  fein  9Beg  unb  ©teg  tt>ar  un* 
ju  gefdfyrlid),  auf  9>ferbe,  93dume  unb  Leitern  tt>urbe  ge* 
flettert,  Sogelnefier  würben  gefugt,  9taupen  in  ©d)ad)teln 
mitgenommen  unb  Schmetterlinge  gefangen8)*  3Die  2Rutter 
fafl  bann  mit  £errn  unb  grau  9tofe  in  ber  2aube  be* 
©arten* ;  gett>öl)nlid)  nahmen  n>ir  aud)  SBityelm  ©enfyarb4) 


x)  fRfd^tig  ©teinaubadj;  in  SWtteibeutfdManb  t>ei§t  e*  munb* 
artlfd)  oft  bie  S8ad),  bie  Stabe  ufto.  Z)a$  Sßdff ereben  entforfngt 
etwa  brei  ©tunben  nbrbttd)  oon  ©tefnau,  fliegt  att>ifd)en  J&unb$> 
tücf  unb  ©tetnau  nad)  ©übtoeft  unb  münbet  unterhalb  be$ 
©tdbtdjen*  in  bie  Ätnatg. 

■)  @r  ifl  nodj  oorbanben. 

*>  *@fo  getttffer  ©amntiergetft",  vctftjtk  SBtlbelm  oon  ff* 
unb  Sacob  Qufti  167;  f.  aud)  ©tengel  3,  51,  344),  zeigte  fid) 
frübe:  febon  bamalä  brauten  totr  Snfeften  unb  ©djmetterlfnge 
iL  bgL  f)eim  unb  jefdjneten  e$  ab,  unb  fpdter  toarb  eä  nod)  fort' 
gefefct.  (Genaue  unb  forgfame  Sonographien,  tote  ettoa  fyonet* 
©er!  über  bie  SEBetbenraupe,  b<*ben  immer  meine  Söetounberung 
erregt/'  £fefer  ©amnteltrieb  beberrfd)te  fie  ibr  «eben  lang:  fie 
toaren  glücHf  d),  toenn  fie  ihn  befrtebtgen  unb  nur  Stube  für  ibre 
©tubten  flnben  fonnten.  Giemen*  Brentano  erblidte  barin 
einen  45aupi&ug  ibrer  dlatur,  toenn  er  an  üxxtim  fcbrteb,  „fie 
fdflen  unb  fammelten". 

4)  ®ilb^m  Srbobor  ©enbarb,  ber  ftreunb  atter  Vorüber, 
tft  1788  al*  ©obn  be*  1805  t  gronfdjretber*  £>.  ju  ©tetnau 
unb  feiner  1813  t  Sbeftau,  geb.  Äämpf,  geboren.  Vertreter 
ber  Altern  (Stimm  afö  ^>aten  war  ba*  ©bepaar  Stofe  au*  J&of 


62  fcubtotg  Chnil  ®rimm,  (Erinnerungen. 

uttb  beffen  ©Item  mit  auf  ben  #unb*rü&  2Bar  ba* 
SBetter  fd)ön  unb  jum  ©efyen  trotfen,  fo  ttmrbe  ju  gfafl 
nad)  £auä  gegangen  tt>obei  un*  fajl  immer  bie  Familie, 
grof}  unb  Hein,  mefyr  at*  bie  £Mfte  be*  2Bege*  begleitete* 

2Me  ©tabt  ©tetnau  liegt  fefyr  malerifd);  auf  bem 
l)6d)fien  9>unft  liegt  bie  Äird)e  (ref,),  ba*  ©djloji1)  unb 
ba*  9tatl)au*,  unb  wn  jeher  Seite,  n>ol)er  man  aud) 
fommt,  nimmt  fte  ffd)  gut  au**  3m  Srültfafyr  tt>irb  bie 
Ämjig  grof}  unb  tritt  au*  unb  fiberfd)tt>emmt  bie  2anb* 
(träfe;  bie  SRauerttriefe  unb  ber  ganje  Äinjiggrunb  tfi 
bann  mit  rotem  SÖaffer  fiberfd)tt>emmt;  unb  allgemeiner 
3ubel  tt>ar,  tt>enn  bann  bie  ©tftrcfye  auf  bie  SÖiefen  toteber* 
famen  unb  ifyr  alte*  9tefi  auf  bem  ©tabttor  tt>ieber  be* 
Sogen.  ?uft  unb  Älima  fmb  fefyr  gefunb  unb  gut,  unb 
tt>enn  in  (Saffel  bie  Seilten  nod)  eine  Seltenheit  fmb, 
bliÜ)m  fie  bort  überall  25ie  Ojlereier  fugten  nrir  im 
SJiengarten,  unb  ba  würben  fie  fdjon  in  ©ra*  unb  ©auer* 
ampfer  aerftedt* 

Son  ba  l)6rten  tt>ir  ba*  tt>unberfd)öne  ©el&ute  ber 
Äird)engloden*)  ©am*tag  abenb*  mit  an  unb  ba*  geift* 
lid)e  fcieb,  ba*  mit  93la*injirumenten  banad)  gefpielt  ttmrbe* 

3ujeiten  machte  bie  SJhttter  mit  un*  tinm  ©pajier* 
gang  um  bie  fcofymfifyle8),  an  ben  Seiten  aufjerfyalb  ber 

4Junb*rücf.  grau  SRofe  toar  toofyl  be*  gronf Treiber*  ©djtoefter. 
—  £te  in  ben  Sugenbbriefen  atoeimal  genannte  „Z)en  Harbin" 
tft  Söilfyelm*  ffloti  3af)te  ältere  ©djtoefter  2Btll)elmine 
Caroline. 

x)  2He  ÜButter  be*  bamaligen  Sanbgrafen  aöffyelm  IX., 
eine  Softer  ©eorg*  IL  son  dhiglanb,  f>at  in  beffen  Stöumen 
nod)  geioofynt. 

*)  „Z)te  ©locfen  in  ber  ©tabt",  tt$W  2Bflt)elm  in  ber 
fo  fdjdnen  ©d)ilberung  feine*  Söefud)*  in  ©teinau  1826  (©teta 
3,  557—59),  „fähigen  bie  ©tunben  mit  bem  alten  $on  an, 
al*  er,  erfd)üttert  fcon  (Erinnerungen,  im  SBtengarten  ber  t>er* 
fdjttnmbenen  3eit  fyeifle  ordnen  nadjtoetnte. 

•)  Die  ?ol)mül)le,  in  beren  9ldl)e  ©erbereien  lagen,  fyeiflt 
icfet  ^>oppenmüt)te;  bie  brei  t)errfd)aftlid)en  Ztittjt  füblid)  *on 
ber  ©tobt  ftnb  aber  jugetoorfen. 


L  Steinalt.    1790—1803.  63 

@tabt  unb  burcf)*  <5d)lo$  jurücf  burdf)  bie  ©tabt,  n>o 
bann  bie  Seute,  bie  *or  ben  #au$türen  faffen,  jebeömat 
auffianben  unb  grüfjten*  3d)  »eifi,  bafl  oft  Seute  famen 
unb  bie  SRutter  um  9tat  fragten,  unb  t>iele/  bie  für 
Äranfc  @ffen  unb  Srinfen  polten,  (Sie  tt>ar  fo  gut  gegen 
jebermann;  tt>enn  tt)ir  fte  bei  ^Regenwetter  manchmal 
plagten,  fie  fotte  un*  ettoaä  ju  befefyen  geben,  fagte  fte 
freunblid):  „2iebe*  Ätnb,  icf)  fyabe  ja  nid)t*  mefyr,  id) 
tt>ürbe  bir'S  Ja  geben,  unb  wenn  id)'*  hinter  jefyn  <5d)l6ffern 
^dtte/'  3Dann  festen  tt>ir  un$  ju  il)r,  unb  fte  erjäfylte 
ober  la*  un*  *or*  3eben  Sag  la$  fte  un*  ben  SRorgen* 
unb  Xbenbfegen  aor*  @ie  tt>ar  fcfyon  fr&nflid^  unb  tranf 
SBrunnen,  unb  bie  2otte  unb  id)  trugen  il)r  ben  Ärug 
in  ben  93iengartem  @ie  l>atte  oft  l>&^lid^ed  Äopftoety, 
unb  tt>enn  fte  bann  SSriefe  oon  ber  lieben  Sante  au« 
Gaffel  befam,  worin  bann  immer  gute  9tad)rid)ten  unb 
audj  95riefe  oon  3acob  unb  SBilfyelm  mitfamen,  tt>ar 
fte  fo  erfreut,  baf}  fte  aud)  jebeSmal  heftige*  Äopftoel) 
befam*  (Sinmal  war  fte  fefyr  franf,  aber  burd)  bie  S8es* 
müfyungen  be$  Dr.  28 agner  unb  ©otte$  JjMlfe  würbe 
fte  wteber  gefunb*  3Me  el)rlid)e,  bra&e  SRarie  l>at  bie 
9täd)te  bei  ü)r  gewad)t  Stadler  tt>urbe  id)  aud)  franf, 
unb  eö  träumte  mir  allerlei  pl)antafKfd)e$  3*ug*  9tad) 
ber  Äranfljett  erjäfylten  fte  mir,  id)  l)ätte  lange  pfyantafiert 
unb  wunberltd)e  <5ad)en  erjftfylt* 

3acob  unb  SÖilfyelm  waren  in  Harburg  unb 
fhtbierten1)*  3d)  toeif}  nod),  wie  fte  ben  freubigen  95rief 
erhielt,  tt>orin  3acob  fd)rieb,  baß  er  unä  in  ben  Serien 

*)  3m  10.  September  1809  fd&reibt  Sacob  an  2Btlf)elm 
Oflbbr.  166):  „£fe  nun  angefangene  JJerbftjeit  erinnert  mtd)  fo 
lebhaft  an  bie  üflutter  unb  unfere  Serienreifen,  worauf  id)  mite 


jebeämal  elf  ÜRonate  freute,  unb  ber  eine  ÜRonat  ging  fo  fd)neu 

■---■  (  heftig  bei  ber* 

2fof  bie  Serien  be*  fyceum*  in  Gaffel  (f.  Söeber  320)  will  bie 


oorbei  unb  bie  SWutter  weinte  immer  fo  heftig  bei  ber  Übretfe! 


Angabe  ntdjt  fttmmen;  er  benft  alfo  voofy  an  bie  3al)re  1802—4. 
—  3acob$  oon  tf)m  felbft  alä  bumm  bezeichneter  ©rief  über  feine 
Stfitfreife  oon  Gaffel  narf)  Harburg  $u9>flngften  1802  f.  Stengel  3, 3. 


64  Subtotg  Chnil  (Stimm,  Erinnerungen. 

befugen  tt>otte.  Da  ttmrben  £äl)nerd)en  gebraten  unb 
3ttetfd)enfud)en  gebacfen;  Söüfyelm  fam  aber  nid)t  mit1)* 
Da*  tt>ar  eine  jfreube,  tt)ie  er  anfam!  @r  trug  bie  ba* 
malige  ©tubentenfleibung,  fd)ar(ad)rotengfracf  mit  fd)tt>arjem 
©amtfragen  unb  *3faffd)Iägen,  leberne  ©einfleiber  unb 
fyofye  glänjenbe  ÄanonenfHefel  mit  (Sporen9)*  Da  ritt  er 
benn  mit  3<*cob  Denfyarb8)  nad)  (Schlüchtern  unb  in 
bie  Umgegenb  ju  SJefannten*  3(ud)  gfaflpartten,  tt>obei 
tt)ir  mitgingen,  nad)  93etting$4),  in  bie  SBälber  ringsum 

x)  <§*  xx>ax  im  6erbft  1802;  Sffitlljelm  toar  aber  nod)  in 
Saffel,  nod)  ntd)t  in  Harburg. 

•)  28fe  flott  3acob  1802—4  ©alle,  Äonaerte  u.  bgL  befugte, 
aefgen  feine  ©riefe  an  38tganb,  (Stengel  3,  20,  34ff. 

■)  Dtefer  greunb  ber  älteren  ©ruber,  3acob  grtebrtd)  D., 
in  ben  Sugenbbriefen  öfter  erwähnt,  ift  am  24.  9lovember  1813 
am  9lervenfieber,   ba$  nad}  bem  Durdjaug  be$  frana5fifd)en 

teeret  »tele  9Renfd>en  in  jener  ©egenb  mitnahm,  geftorben; 
Mltyelm  fdjretbt  an  3acob  Qgbbr.  223):  JH  f)at  mir  leib 
getan,  meljr  atö  td)  glaubte,  fo  l)ängt  man  an  3ugenbbef annten; 
td)  l)atte  tym  bod)  getrieben  (£)enl)arb  fcfyetnt  ©elb  von  ben 
©rübern  geliehen  au  l)aben);  e$  ift  eine  nmnberltdje  dhnpftobung, 
fid)  an  einen  £oten  getoenbet  au  fyoben."  —  jDiefed  3acob  Den* 
l)arb  <5of)ti  ©ernbarb  (geb.  1809,  3gbbr.  131)  ift  e$,  ber  1860, 
getoifl  nad)  ben  &raät)lungen  feiner  Sfertoanbten,  eine  flehte 
©d)rtft  über  bie  jjoet  älteften  ©rüber  ©rlmm  veröffentlicht  t)at. 
@r  ftubierte  in  afcarburg  unb  ®6ttingen,  befugte  nad)  einem 
©riefe  Subtoigä  an  gerbinanb,  tool)l  1827,  aud)  bie  ©rüber 
®rimm  in  (Saffel  — „er  gleldjt  feinem  SBater  auf  etnJJaar"  — , 
toar  Seljrer  in  4?anau  unb  fam  1866  afö  SReftor  ber  <Sd)ule,  bie 
Ijeute  Sutfenfdjule  tyify,  na*  Gaffel,  too  er  1872  geftorben  ift. 
@r  toar  aud)  fonft  fd)rtftftettertfd)  tätig.  Söegen  tfufretaung  au 
2fafrut)r  unb  ©eleibigung  ber  beutfdjen  ©unbeäverfommlung  unb 
ber  ©unbe*tag$gefanbten,  bie  fie  in  einer  ©rofdjüre  „Surften* 
bleuer"  genannt  Ratten,  tourbe  Dentjarb  mit  ben  Hanauer 
£)bergertd)t$antoälten  (Smmertd)  unb  3Rann$  u.  a.  1834  vom 
furfürftltd)en  2anbgertd)t  in  J&anau  verurteilt,  unbjtoar  au  fieben 
Monaten  ©efängniä,  bie  er  nad)  vergeblicher  Appellation  im 
folgenben  3abre  im  ÄafteH  au  Gaffel  verbüßt  l)at!  <5r  tourbe 
auf  biefe  SBeife  au*  ber  beabfidjttgten  ©taatäbeamtenlaufbafyn 
berauägetoorfen.  Da^  Urteil  beö  Hanauer  &mbgertd)t$  unb  beä 
Saffeler  Ob.'3fop.*®ertd)t$  f.  Hanauer  3eitung  1835, 9tr.  36—45. 
4)  Dorf  dftltd)  von  (Steinalt 


Dorothea  <ßrimm,  1808. 
rto*  t.  «.  stimm. 


Steinern. 

:t  pfiotogropltie  van  H. 


h  ©tetnou.    1790—1803.  65 

nmrben  unternommen,  unb  bte  gute  Butter  tt>ar  immer 
fo  betrübt,  toenn  er  nrieber  toegretfie!  25a  fal>  fte  immer 
in  ber  9tad)t  naef)  bem  «Öinunet,  ob  ba$  SBetter  aud)  gut 
fei1)*  25er  Sacob  mußte  un$  prüfen,  voai  n>ir  gelernt 
Ritten;  er  fagte,  tr>ir  öftren  nodf)  fet)r  toeit  jurüdf,  unb 
e$  tt>4re  3cit,  baß  ttrir  tn>n  ©tetnau  toegfftmem  @S  tt>ar 
aber  *>orberl)anb  nod)  feine  2foajtd)t  baju*  — 

2Btr  toofynien  fcfyon  längjl  in  unferem  eigenen  JjSauä 
am  SJrütfentor,  nid)t  n>eit  *>on  Safob  9)autt  unb  ber 
gamiUeDenfyatb-  2Ötr  Ratten  aber  eine  große  greunb* 
fd^af*  mit  einem  Sungen,  ber  unS  gegenüber  toofynte, 
SRtfotau*  Seit,  gett>6l)nlid)  nur  ÄWScfyen*)  genannt,  ein 
fefyr  braver,  orbenilicfyer  Sunge,  *>erjiänbtg  babei,  ber  fleißiger 
n>ar  unb  met)r  gelernt  fyatie  atö  tt>ir*  2Bir  Ratten  unS 
gegenfeitig  fel>r  Heb;  er  n>ar  immer  freunbltd)  unb  tat 
un$  alle*,  tt>a$  er  unä  an  ben  2(ugen  abfegen  tonnte» 
©ein  SSater  unb  SJruber  faßen  bejiünbig  hinter  ber  ©cfyeibe 

*)  2)a$  tat  fle  aud)  jebe  9lad)t  in  (Saffel,  al$  3acob  im 
3anuar  1805  *>on  Harburg  au  ©astgng  na*  9>ari$  reifte, 
toa*  Sötte  fpäter  ü)m  eraäfylte.  Unb  3acob  felbft  ftanb  im 
2flter,  toenn  er  ntd)t  fd)lafen  fonnte,  $xmilm  auf  unb  trat  an* 
genjter,  um  ben  Äimmel  &i  btixatytm;  atf)tunbftebatajäf)rig,  am 
3.  Sunt  1862,  fd)retbt  er  auf  einen  Zettel  feiner  93rfeftafd)e: 
„SBenn  td)  fd&laflo*  im  95ette  liege,  troftet  mttf)  bie  liebe  4>eöe 
unb  flbßt  mir  ©ebanfen  ein  unb  Erinnerungen/' 

*)  tfutf)  2öilf)elm  Ortmm  bat  ba*  mUtyn  geftf)ftfct  unb 
im  £erbft  1826  bei  feinem  Söefutf)  beä  £etmatftäbttf)en$  ü)n  auf» 
gefugt,  ber  jefet  efyrfamer  Bürger  unb  Töpfer  toar.  „©iefer 
empfing",  eraafylt  25.  Denfyarb,  „natürlich  ben  sornebmen  £errn 
mit  geaogener  9Äüfte  unb  tiefen  Söücftingen,  ityn  mit  ©te  an* 
rebenb.  Sffitlbelm  aber  fpradfo:  ,©ei  lein  starr,  Äldäcfyen,  fennft 
bu  mtd)  benn  ntd)t  mef)r?  3d)  beiße  9Btß)elm,  totr  tyaben  au* 
fammen  gefpielt  unb  un$  bu  genannt,  unb  baö  tooHen  ftir  aud) 
jefct  tun/  unb  ber  erjtaunte  3#pfer  mußte  bu  fagen,  er  moebte 
»ollen  ober  nid)t,  unb  in  ben  alten  $on  einfttmmen ."  —  2u* 
fang*  ber  stetiger  Sabre  foH  ebenfo  3acob  einen  Sßpfer 
(Sfyrijtopf)  (Suler,  ba*  ,/teerjt5ffeld)e",  befugt,  ein  ®la$  *om 
©teinauer  SÖBeinberg  mit  tf)m  getrunlen  unb  aum  2(bfd)ieb  ityn 
gefügt  bftben,  ^te  $.  &  (?)  al$  2fugenaeuge,  ^effenlanb  12, 
62,  berietet 

8u&w.  ©vimm,  Grüincrungctt.  5 


66  Subtoig  @mtl  ©rtmrn,  Erinnerungen. 

unb  machten  Söpfe,  @cf)üflfeln  u,  bgl,  aud)  3iegeln  unb 
SBacffleine*  Unfer  &ift*d)en  mußte  mit  ben  Od)fen  auf 
ben  2(cfer  unb  Son  aud  ber  ©rube  nad)  JjSau*  fahren« 
©egen  3(benb  tt>ar  id)  getoöfynHd)  bei  ber  Sfipferfamttte 
unb  fat)  ju  beim  arbeiten  unb  bietete  aud)  felbfi  im  Zon 
fyerum*  (Sonntag  trenn  ba*  &fö*d)en  frei  n>ar,  gingen 
ttrfr  mit  ber  SWutter  ©rlaubni*  unb  einem  ©tfief  93rot  in 
ber  £afd)e  in  bie  95erge  unb  SBälber;  ttne  tt>ar  un*  fo 
toofyi  in  ben  fd)önen  (Segenben  unb  SSälbern!  SMefe* 
Singen  ber  Serben  unb  2(mfeln  unb  fyunbert  anberer 
Söget!  9hm  ttmrben  Slejier  gefud)t,  auf  SJftume  ge* 
Heitert,  Schmetterlinge  gefangen,  ba  burd)fhreiften  tt>ir 
bie  birfflen  SBftlber,  Unfer  2Öeg  ging  aber  metflen*  nad) 
bem  SBetnberg  unb  ber  Ol)!1)*  3n  biefen  großen  SÖdlbern 
mit  @id)en  ttmßten  nrir  jleben  2Beg  unb  ©teg  au*n>enbig*); 
n>aren  nrir  ermftbei,  fo  lagerten  tt>ir  an  einer  SBaibquette, 
tt>orau*  n>tr  bann  beim  SBeggefyen  aud  ben  Jß&nben 
tranfen;  Jßut  ober  SWfifce  fyatte  feiner  mitgenommen.  SBar 
unfer  SBorrat  aufgejefyrt,  fo  nntrben  ©rbbeeren,  J&imbeeren 
ober  Sprößlinge  *)  gegeffen;  festere  jtnb  eine  2Crt  @rb* 
beeren,  bie  id)  nirgenb*  anber*  atö  auf  bem  bortigen  SÖein* 
berg  angetroffen  fyabe;  jte  Serben  md)t  ganj  rot,  fcfymetfen 
aber  fftßer,  faftiger  unb  aromatifdjer  atö  bie  ©rb beere; 
bie  Seeren  fyaben  fefyr  furje  ©tieie  unb  liegen  metjl  auf 
bem  tt>armen  Äatt  ber  @rbe,  ber  ganje  SJeerftotf  fiel>t 
unbebeutenb  au*  unb  fommt  jttrifdjen  fleinen  Äattfieindjen 
I)ett)or* 

25a*  tt>ar  eine  ttmnberfd)öne  Seit,  ttrie  tt)ir  fo  in  ber 

*)  gerb  in  anb,  ber  toie  Sacob  bie  SBörter  herleiten  ttfB, 
meint  in  einem  Briefe,  bie  £>ty  (autf)  J&o©  fyeiße  fo  *on  einem 
(bann  toofyl  in  fle  eingefdjnittenen)  ^obltoeg;  ffe  tft  aber  ein 
£ügeL  ber  ©teinau  (ettoa  185  m)  ungefähr  200  m  überraat. 

■)  3**  serttnmbern  ift  nur,  baß  fie  nicht  fd)on  bie  J&öfyte 
mit  *orgefd)ftf)tRtf)en  heften  im  „SeufelSlodr  gefunben  fyaben 
(^effenlanb  13,  222)1 

•)  gerbinanb  nennt  (ie  „SKöHinge",  au*  „Störunge",  fle 
Reißen  notf)  9>röfpel. 


L  steinalt    1790-1803.  67 

©albeinfamftti  l)erumfd)tt>ärmten,  n>o  t&  fo  cinfam  unb 
(Hfl  tt>ar!  ©te  Spechte  l)örte  man  an  ben  l)ot)len  Säumen 
liefen  itnb  fat>  bie  Stare  bie  jungen  füttern1);  bie  ttitben 
Sattben  flogen  l)in  unb  fyer,  bie  Äofyfc  unb  Staumetfen, 
©olbammern,  3eiftge,  ©raämücfen  itnb  »tele  anbete  Söget 
$tt>ttfd)erten  butcfyeinanbet*  Oft  t)örte  man  aud)  baö 
fdjarfe  ®efd)tci  ber  £ät)er  unb  ben  9$af$  be$  Äolfraben, 
unb  fal)  in  fyofyer,  blauer  2uft  ben  98ett>  feine  langfamen 
Äteife  gießen.  SBie  prächtig  rod)  e$  nad)  Stypmtan  unb 
taufenb  SBalbblumen!  2(d),  ba£  tt>ar  eine  ttunbet* 
frf)6nc  3eit! 

Unfer  toettefle*  3iel  tt>ar  baS  ©ntenbfttndjen1),  eine 
einfame  3felfenfd)lud)t  mitten  im  bimflen  SBBalb;  ba  tommt 
tDilbfpnibelnb  eine  friftattfyette  OueBe  aud  bem  Seifen; 
bie  ?eute  ersten,  tt>eit  oben  im  Söalb  fyätten  fle  jn>ei 
treibe  @nten  in  ein  2oä)  geworfen,  unb  bie  feien  aud 
biefer  Quelle  lieber  fyetauSgefommem  Sann  machten  tt>it 
aui  SBeibentinben  Äfttbdjen,  fugten  bie  fcfyönften  @tb* 
unb  J&imbeeren  hinein  unb  brauten  fle  ber  lieben  SRutter 
unb  £ottd)en  mit«  2Öit  gingen  bann  mit  ben  ftnfenben 
golbenen  ©onnenfttafylen  tt>iebet  nad)  Jßauö;  an  getet* 
unb  Sonntagen  ttmtben  bie  Partien  mit  unferem  treuen 
Älä*d)en  gemalt,  unb  ttrit  finb  bie  beften  gteunbe  ge* 
blieben  bi*  ju  unferem  2fbgang  t>on  ©teinau.  Oft  gingen 

*)  3n  ein  aHetliebfteS,  aud)  ff>r  etnft  finnige*  freubtge* 
itbtn  in  ber  Statur  jetgenbeä  SBtlb  Heiben  fo  bie  gtoei  älteren 
Sörüber  tfyre  SarjMung  *>on  ber  ftreube  be*  (Sammlet*  (am 
©d)lu£  ber  SBorrebe  $um  erften  Seil  it)ter  gemetnfam  gefammelten 
„jDeutfcfyen  ©agen",  J^effe  &  Söederfdje  2iu$a.  ©.  33):  „e*  retdfte 
nod)  am  nädrtten  an  jene  unfcfyulbtge  Äuft  ber  tffnbfyett,  toenn  üe  in 
SDtoo*  unb  ©ebüfrf)  ein  brfitenbe*  Sfögletn  auf  feinem  9teft  über* 
rafdjt;  e$  tft  aud)  l)ter  (bei  ben  ©agen)  ein  letfeS  2foff)eben  ber 
Sölätter  unb  befyuifame*  2fo$etnanberbtegen  ber  3**>etge,  um  ba* 
Stolf  nid)t  au  ftbren  unb  um  fcerjtofylen  in  bie  feltfam,  aber  be* 
fdjetben  in  Act)  gefeftmtegte,  nad)  £aub,  SBiefengra*  unb  frtfd)* 
gefallenem  »legen  rtecfyenbe  Statur  bliden  ju  fönnen  " 

■)  @*  ffobetjid)  auf  bem  SÖeg  nad)  flreffenbad)  am  38alb* 
faum  red)t*  *om  äöege,  eine  gute  ©tunbe  son  ©teinau  entfernt. 


68  Subttig  <£mtl  ©rfotm,  (Erinnerungen. 

ttrir  ju  tt>eit,  fo  bafl  ttrir  gutt>etlen  in  ber  9tod)t  erji  l)eim 
famen;  einmal  t>atte  bte  Butter  fcfyon  ?eute  mit  Saiernen 
in  ben  äöalb  gefd)icft,  um  un$  ju  fucfyen* 

9lod)  einen  3Rann  muß  id)  ertt>äl)nen,  baä  tt>ar  unfer 
©ärtner,  3oJ)anneS  Jfmenb1)  *>om  ©temtt>eg,  ttntrbe  nur 
„baä  SÖtönndje"  genannt,  ein  mftrrifcfyer,  etgenjtnmger 
9Rann,  ber  tat,  rote  er  trollte,  unb  ben  man  gefyen  Itefl* 
©eine  grau  tt>ar  alt  unb  frftnflid) ;  beren  SWutter  tt>ar  bei 
meiner  ©roflmutter,  ber  grau  Pfarrer  ©rimm  in  ©ieinau, 
*rierjig  3al)re  $djtf)in  gett>efen*)*  ©afyer  fd)rieb  ftd)  bie 
große  2(nl)ftnglid)feit  an  unfere  gamilie,  unb  alle  SWit* 
glteber  btefer  gamilie  t)ätten  2eib  unb  ©eele  für  un$  ge* 
laffem 

SMefer  alte  ©ärtner  fyatkt  nun  immer  in  unferem  93iem 
garten  ju  arbeiten,  aber  er  machte  e$  feiten  fo,  ttrie  eä  bie 
Butter  fyaben  tooUte,  tt>ar  fet>r  langfam  unb  träge,  fam 
tt>ann  er  tollte,  ging  tt>eg,  tt>enn  e$  ü>m  einfiel  2Bir 
3ungen$  Ärgerten  ben  SWann  auS  SÄuittritten  nun  trielfad), 
brauchten  fein  Jßanbtoerföjeug,  machten  ifym  bie  2(jt  fhimpf, 
jlopften  feine  SCabaföpfeife  mit  2RooS,  fcerjiecften  ifym  bie 
©d)nupftabat£bofe,  frugen  it>n  taufenb  Albernheiten,  unb 
tt>enn  er  jur  SÖhitter  fam,  brachte  er  enblofe  Älagen  gegen 
un$  *>or*  25er  (Sari,  ber  überhaupt  baä  Talent  Ijatte, 
benSeuten  nad)jumad)en,  tt)ie  tt)ir  alle  mefyr  ober  weniger8), 
fonnte  biefem  ©ärtner  unb  bem  9)räjeptor  3tttäl)an  in 
trielem  auf  ba$  täufcfyenbfle  nad)fpredjen  unb  SWanieren 
unb  93ett>egungen  feftt>altcn*  Die  gute  SKutter  tonnte  bai 

*)  Der  bamaß  etoa  fünfaigiäfyrfge  Sttann  fyiefl  3ol).  9>eter 
2fmenb  (am  (Enb),  toar  eigentfitf)  ©djremer  unb  ift  im  3al)re 
1832  geftorben* 

*)  2)er  <5h:oßt>ater,  Pfarrer  griebritf)  Orimm,  1707—77, 
feit  1730  ^rebiger  in  ©teinau,  batit  1734  (SfytffKane  ©lifabetl), 
$od)ter  beä  £ofgerid)t$rat$  3.  ®.  «Ö eilmann  au  <£anau,  ge* 
heiratet,  bie  1757  jtarb;  bie  »ierjig  2)ienftial)re  fommen  alfo 
nid)t  heraus. 

*)  SöefonberS  aud)3acob  unbjjerbinanb;  *on£ubtt>ig 
treibt  eS  2Bill)elm  an  ©5rre$,  ©brreSbr.  3,  322. 


I.  ©telnau*    1790— 1803,  69 

nid)t  leiben  unb  verbot  ed  und  auf  bad  ftrengfte;  aber 
tocnn  ttrir  unter  und  tt>aren,  gefdfyal)  ed  bod);  bod)  l>at 
ber  alte  üttann  bem  ©arten  mcl)r  Schaben  ald  9lu£en 
gebracht;  bie  SRutter  tt>ar  ju  gut,  um  ber  Familie  tt>el>e 
ju  tun,  fo  blieb  ed  immer  beim  2(ltem  2Me  2otte  tt)ar 
fein  fcieblütg,  unb  ba  fam  er  jutoeilen  ©onntagd  unb  fagte: 
„2)a  l)ab  id)  meiner  lieben  3ungfer  2ottd)e  ein  JjSopfen* 
gemüdd)e  unb  ein  paar  ®atfetd)er  (®ier)  mitgebracht" 
Sann  flagte  er,  ed  fei  il>m  nid)t  ganj  red)t,  vorauf  er 
bann  ein  ©lad  Söein  befanu  ©eine  alte  $rau  brachte 
bann  unb  tt>ann  einen  9Rattefud)en,  ben  fte  gebaefen  unb 
ber  und  fefyr  gut  fdjmecfte* 

3m  ©cfyneebaHtoerfen,  kaufen  unb  93algen  tat  ed 
und  feiner  gtetd),  unb  tdj  fann  ed  nidbt  begreifen,  bafj  id) 
meine  geraben  ©lieber  behalten  l)abe«  Die  liebjie  Butter 
l)at  oft  gefagt:  ,,3d)  l>abe  fo  2(ngft  um  bid),  2ubtt>ig,  id) 
mufj  immer  fürchten,  fte  bringen  btd)  einmal  mit  jer* 
fd)lagenen  ©liebern  nad)  J&aud  getragen/'  2)er  liebe  ©ott 
l>at  und  aber  alle  befd)üfct;  in  ben  ©djeunen  ttmrbe  bie 
Seiter  bid  oben  hinauf  gevettert  unb  auf  ben  einzelnen 
Stoffen  herumgegangen;  bie  Dielen  anberen  25dume  un* 
geregnet,  tt>ar  im  Siengarten  genrifj  feiner,  auf  ben  id) 
md)t  geflettert  tt>äre,  unb  bie  95einfleiber,  aud)  tt>enn  fte 
nod)  neu  toaren,  n>aren  aud)  oft  abenbd  an  ben  Anten 
jerriffen;  bie  SRarie  l)at  fle  oft,  ol>ne  bafj  bie  SWutter  ed 
gettmfyr  geworben,  in  ber  9tad)t  geflicft  unb  gejbpft* 
©inrnal  l>at  mid)  ein  gfufyrmann  auf  eind  feiner  9>ferbe 
gefegt,  bie  er  in  bie  Ätnjtg  jur  Xrftnfe  ritt,  unb  ttne  mein 
9>ferb  getrunfen  l)atte,  legte  ed  jid)  ind  äöaffer,  unb  idf) 
fdjtt>amm,  fo  gut  id)  fonnte;  ein  9Rüllerftvd)t  ertt>ifd)te 
mtd)  nod),  ba  ed  fd)on  nid)t  toett  *>on  ben  SRüfylrftbern 
toax.  3t\xd)  warfen  tt)ir  fefyr  gut,  unb  fein  Sperling  toax 
ftd)er;  oft  fteeften  xoix  und  ein  3fel,  ober  tt>enn  tt>ir  irgend 
tt>o  ein  alted  genfer  tt>u$ien,  ba  blieb  feine  Scheibe  ganj* 
@d  mufl  bod)  eine  Bttftönmgdluji  in  und  9Renfd)en  liegen! 
konnten  n>ir  ald  95uben  einen  alten  &od)topf  befommen, 


\ 


70  8ubtoig  Cmtl  ©rimm,  ©rttmerungen, 

fo  ttmrbe  er  auf  eine  @rl)dl)ung  gereift  unb  fo  lange  ba* 
nad)  getoorfen,  bii  er  bred)enb  in  ©gerben  ging;  t&  toax 
mir  eine  toafyte  SBonne,  n>enn  id)  in  einem  alten  genfier, 
an  unferm  2Öafd)l>au$,  ©Reiben  einwerfen  ober  in  Orb* 
nung  gelegte«  #olj,  £eu*  unb  Äornljaufen  umtt>erfen 
fonnte!  3d>  ttmrbe  nid)t  mefyr  beim  SRamen  genannt, 
bie  8eute  fagten  nur  „ber  ttrilbe  t>on  ©rimmä  Äinbern", 
ba  ttmßte  jeber,  toer'ä  tt>ar,  unb  bie  SDhttter  fagte:  „2)u 
bift  tt>ie  Öuedfftlber",  aber  fie  t>atte  mid)  fo  Heb  ttrfe  bie 
anberen  aud),  unb  feinem  gab  fte  einen  SBorjug« 

3d)  ging  nun  fleißig  in  bie  Ämberlefyre  jum  £errn 
Pfarrer  ©d)lemmer,  einem  «§errn  Setter  t>on  und1)* 
Oft  !)abe  id)  bei  ber  lieben  SKutter  gefeffen,  unb  fie  l>at 
mid)  im  ÄatedjtSmuä  unterrichtet;  id)  Ijabe  in  ber  SJibel 
lefen  muffen,  unb  abenbä  nod)  fpflie  l>abe  td)  ü>r  unb  and)  ber 
SÖtorie  bie  ^falmen  nod)  auöttenbtg  fyerfagen  muffen«  3U 
Oflern  (1803)  ttmrbe  \6)  in  ber  Äird)e  fontfrmiert;  e$  tt>ar 
ein  fd)6ner  Sag,  bie  ©onne  fd)ien  in  bie  Ätrd)enfenfier  unb 
beleuchtete  bie  großen  fleinernen  ®rabfleine*)  meiner  33or* 
eitern,  bie  in  ber  Äirdfje  liegen*)«    ©ie  gute  SRutter  faß 


l)  2)ie  SBertoanbtfdjaft  tjt  feine  nafye  getoefen*  2)em  Sater, 
grana  ©ernljarb  ©.,  1740—1817,  trat  einige  Safyre  fpäter  ber 
©ofyn  al$  ©efytlfe  aur  (Seite,  ber  1825  in  ©tetnou  ftarb,  2>ie 
gamilie  t>at  burd)  brei  ©ttftungen  fld)  tfyr  Anbeuten  bafelbft 
geßdjert 

*)  ©rabfteüte  unb  Treppenaufgang  ber  ©tetnauer  fifrdfye 
f)at  «ubtoig  lefrf>t  f)tngeaeitf)net  auf  Statt  9fr.  214. 

•>  3m  aatuen  fünf  (©teig  3,  558  f.):  *or  bem  2fltar  ber 
reformierten  Äatfyarfnenfirdje  liegen:  ber  Urgroßvater  grtebrtd) 
©rimm  au*  J&anau,  1672—1748,  ber  auf  einer  Snfpefttonäretfe 
nad)  Oberfalbad)  (bei  ©d)lüd)tern)  burd}  einen  Unfall  iu  $obe 
gefommen  unb  »on  feinem  ©ofyne,  bem  feit  1730  in  ©tetnau  al* 
Pfarrer  angebellten  (@roß*>ater  ber  ©rüber)  ^rtebrtc^  ©rimm 
bort  begraben  toorben  war;  brei  ©ruber  beo  SBater*  ©rimm, 
grtebricfi  SMtoelm,  1736—44,  <5arl  grfebrid),  Pfarrer,  1737—72, 
griebrid),  1745—47;  gtDifc^en  tynen  unb  ber  Äatuel  lag  bie  1757 
fcerftorbene  ©roßmutter  (f.  o,  ©•  68,  3fam.  2),  über  beren  ©rab 
ber  ©roßsater  a^anaig  3al)re  long  aur  Äanael  gefd)rftten  war. 


L  Steinalt    1790-1803.  71 

mit  ber  Sötte  in  tyrem  Äird)enfiul)l  unb  l>atte  tt)t  fd)Warj 
©afjtan*®efangbud>  in  ber  £anb,  it)te  $ugen  waren  *>er* 
»eint1),  gewifl  t>or  greube,  ba{$  tl>r  jüngjier  ©oI)n  nun 
attd)  inä  6l)rificntum  eingeführt  würbe,  Unfer  £l&äd)en 
unb  SCboIf  SBobe  tt)urben  mit  fonjtrmiert,  id)  war  ber 
oberfle  von  allen  bcn  triefen  3ungen£,  weil  td)  ber  3uflij* 
amtmannSfotyn  war;  aber  baä  &W$d)en  unb  mancher 
anbete  tonnten  weit  mel>r  als  id);  weil  td)  ber  erfte  war, 
fo  fefyen  gewiß,  backte  id),  alle  Seute  auf  bid),  wenn  bu 
nid)tS  fannjt,  unb  ed  war  mir  angji;  aber  ber  „#err 
9>farr"  mochte  wol)l  toiftm,  welche  fragen  id)  i^m  am 
befien  beantworten  tonnte,  unb  fo  bejianb  id)  fct>r  gut 
2(1$  bie  Äird)e,  bie  fet>r  lange  bauerte,  vorbei  war,  um* 
armte  unb  ffiflte  mid)  bie  liebe  SKutter  unb  gab  mir  nod) 
gute  2ef)ten,  bie  td)  mein  Sebtag  nid)t  fcergeffen  l>abe* 

9tod)  red)t  gut  erinnere  id)  mid),  tt)ie  baS  3al)r  1800 
gefeiert  würbe;  gegen  TSbmb  war  9)ofaunenmufif  &om 
Surme  l>erab*  <£$  war  taum  bftmmerig,  fo  l)örte  man 
überall  ©d)üffe,  unb  bie  Seute  jubelten  überall  in  ben 
©trafen  unb  warfen  ftd)  alte  unb  neue,  große  unb  Heine 


$ater  $f).  SÖtlbelm  ©rimm  felbft  aber  liegt  auf  bem  grfebbof 
*or  bem  ©tabttor,  neben  ft)m  feine  befben  in  ©tefnau  geborenen 
tmb  balb  wieber  aerftorbenen  ©ötyne  Rriebrid)  (1791—92)  unb 
©eorg@buarb  (1794r-95).  „£)ai  ®rab  be$  2*ater$",  fcbretbt 
3acob  1823  (ÜBeufebad)  361),  „ift  bei  bem  fratuöfiföen  stück 
§ug  1813,  ber  jene  ©egenb  fdjwer  betroffen,  gepbrt  worben," 
(S*  felbft  unb  ber  ©rabftetn  (wenn  ein  fold>er  fcorbanben  war) 
finb  nttyt  metyr  befanni  —  Der  ©roß&ater  grbr*  ©rimm  tft 
aud)  auf  bem  Sotentyof  (nafye  feinem  ©otyne)  begraben;  bie 
3ftfdjrfft  auf  bem  wof)lerf)altenen  ©teüie  feine*  ©rabe*  f.  Reffen* 
lanb  1909, 311;  Xbbtlbung  be*  ©rabe*  mit  einer  (falfdje  ©erüdjte 
beridjttgenben)  2fo$fübrung  fcon  Pfarrer  Stömbelb  in  <BMnccu  f. 
in  „Unfere  JÖeimaf',  ©d)lüd)tern  1911,  9fc.  14, 

*)  „Söie  td)  fonflrmiert  würbe,"  fdjrelbt  3acob,  JH.  ©dp, 
1,  22,  „unb  suerft  jutn  Bbenbmabl  ging,  faf)  td).  wie  bie  SRutter 
gana  Aar  au*  bem  ©tuf)l  berauä  baä  Sieb  mitfang  unb  wie  fle 
ba*  ©efangbudj  hielt  unb  babei  weinte,"  —  Über  SBilbelm* 
Konfirmation  f.  2fnl)ang  5. 


72  Subtoig  @mil  ©rintm,  (Erinnerungen. 

Sftpfe  an  bie  ^auÄtfiren1),  baä  ging  fo  fort  bii  an  bett 
fyellen  9teujal>r$tag* 

2öir  Ätnber  toaren  fel>r  abgehärtet  unb  gingen  im 
Sommer  rote  im  äöinier  in  bloßem  S$aU  unb  meift  ofyne 
SKfifee  ober  J&ui  3dj  entftnne  mtd)  nur  einmal,  franf 
gettefen  ju  fein;  bie  Urfacfye  batton  n>ar,  bafj  td)  mit  bem 
Äld$d)en  im  9Rdrj  auf  bem  SBemberg*)  herumgelaufen 
tt>ax,  unb  auS  großem  2)urft  fyaben  ttrfr  ©cfynee,  ben  tt>ir 
in  ben  gfelfenfpalten  gefunben,  genoffen*  Ibann  fott  idj 
bie  SJlatiern  fcl>r  fiarf  gehabt  fyaben*)  unb  in  ber  Äranfc 
fyett  fo  unbdnbig  getoefen  fein,  bafj  mir  bie  $dnbe  fefl* 
gebunben  toorben  ftnb,  bamit  id)  mir  baä  ©efid)i  nid)t 
jerfrafee.  3d)  fyabe  eine  9larbe  auf  ber  ©tirn,  jttrifcfyen 
ben  $ugen,  ba&ongetragen,  tt>eif  mid)  aber  ber  Äranfyeit 
nidjt  ju  entftnnem  ißann  bin  id)  mit  bem  &ld$d)en 
©erlitten  gefahren  im  tiefen,  gefrorenen  ©d)nee  auf  einer 
SÖtefe,  nal>e  beim  SMengarten,  unb  tt)ir  famen  in  eine 
pr3töfe'J  4)/  einen  ftubengrofien  2Öafferbel)dtter,  in  ben  bie 
Seute  ben  glad)$  legen;  bie  glad)£röfe  bradj  ein,  unb  id) 
tarn  bte  an  bie  Ante  inS  Söaflfer  unb  ©d)lamnu  3$ 
jog  meine  fcfymufcigen  ©trumpfe  auä,  unb  baS  Äldäcfyen 
lief  an  bie  ©temebad)  unb  ttmfd)  fte  lieber  rein;  fie 
tt>aren  aber,  ate  id)  fie  anjiefyen  wollte,  fteif  gefroren;  ba 
nmrbe  fo  lange  baran  gerieben,  MS  fte  betbeglid)  n>aren 
unb  id)  fte  anjtefyen  fonnte*    Unter  ber  Seit  lief  td)  bar* 

*)  ©gerben  bringen  ©lücf! 

■)  9iocb  im  3af)re  1875  gab  e*  ©ein  *om  ©einberg, 
toenigftat*  für  feierliche  ©elegenfjeiten,  unb  aud)  fyeute  nod) 
fmben  fldj  »eretnjelte  Sieben  auf  tfynt. 

•)  2fHe  ©efötotfter  Ratten  fie  auger  9Bill)elm.  befonber* 
ftarf  Sacob,  toie  äöilljelnt  tttffytt  Qufti  166);  Sacob  lag 
fünf  bi*  fed)$  Sage  lang  »5ttig  erblinbet,  unb  feine  Starben  finb 
lange  nid)t  gefönrnnben  (JH.  ©djr.  1,  165),  Um  biefe  3eit  erft, 
1796,  fyat  3enner  feine  erfte  ©djufcpocfenimpfung  gemalt  unb 
1798  *erdffentlid)t;  bi$  ba^tn  toar  bie  9>o<fenfterblid)feit  eine 
ungeheure. 

4)  jjlad)$röfte  Gräften  =  faul,  mürbe  [rdz]  machen,  mf)b. 
roeaen). 


I.  Steinalt    1790—1803.  73 

fitfj  im  ©d)nee  I)erum;  fte  ttmrben  an  meinen  Seinen 
ttrieber  rrocfen,  unb  tt>tr  fuhren  nod)  fhmbentang  ©dritten. 
(Sin  anbermal  bin  td)  mit  einem  jungen  t>om  $unb£rücf 
biö  an  bie  ©tetnebad)  gelaufen,  tt>er  &on  unä  beiben  ju* 
erfl  im  SBajfer  tt>dre;  td)  tt>ar  juerft  in  ber  ©teinebad), 
ber  atme  3unge  aber  ttmrbe  bii  auf  ben  Sob  franf ;  mir 
I)at  ber  ©d)nee  unb  bie  Unbefonnenfyett  nid)i$  gefdfyabet* 
3a,  e$  ifi  tt>al>r,  unjdfyttgemal  l)at  mid)  ber  liebe  ©ott 
t>or  Unglütf  bett>al)rt! 

@me  <§auptfreube  tt>ar  baS  Xufjie^en  junget  Öftgel1), 
unb  ttrir  Ratten  immer  Ädfige  soll  JCmfeln  unb  #dnf* 
lingen,  unb  ttrir  jubelten,  n>enn  mir  fte  fo  tt>ett  gebracht 
Ratten,  bafj  fte  allein  freffen  fonnten;  aud)  ein  paar  Sauben 
Ratten  tt)ir  in  unferer  ©tube,  fie  Ratten  il)r  SRefl:  unter 
bem  95ett*);  aud)  ein  attertiebfte*  Ädfccfyen,  mit  bem  ttrir 
fpielten  unb  ba$  uni  tt)ie  ein  #unb  bii  in  ben  SMen* 
garten  nad)ltef> 

Die  Beobachtung  ber  Söget  gehört  mit  ju  ben  liebten 
(Erinnerungen  meiner  3ugenbfal)re;  tdgltd)  ttmrbe  ba$ 
9taud)fd)tt>albenneji  oben  auf  bem  95oben,  baä  9tot* 
fd)tt>dnjd)en*  unb  bie  ©pafcennejier  befud)t,  id)  fam  oft 

*)  2CW  2Crnim  1808  einige  SBotfjen  bei  ©rimm*  a«  S5e# 
fueft  toat,  lad  et  (SBilfyelm  in  bet  SSibmung  b.  3.  2fofL  bet 
ÜBatdjen  an  Söettfne  1837),  „in  bem  Riwmet  auf*«  unb  abgefjenb, 
bie  einzelnen  Söldttet  bet  SÄdtdjen,  todljtenb  ein  aafyntet  Äanatten* 
ttogel,  in  atertfd>er  Söetoeguna  mit  ben  gKtgein  fid>  im  ®(eftfy 
gewicht  fyaltenb,  auf  feinem  Äopfe  fafi,  in  beffen  motten  Sorten 
e$  tfym  fefyr  befyaglid)  $x  fein  feftien''  (f.  auefe  ©teig  1,  243,  too 
betfelbe  SBogel  bei  SBtentano  ijt).  2lud)  frtteibt  9B.  1811  an 
2Crnim  *on  ifyrer  Äanarienfyecfe,  unb  et  ift  e$,  bet  bie  $iere 
iäglid)  füttert. 

*)  2a$  1843  «ubtotg  mit  feinem  aefynjdfyttgen  Södjtetdjen 
bie  Grübet  in  Berlin  befugte,  fyatte  biefeS  ba$  aroßte  Vergnügen 
an  einet  *5Ktg  aat)tnen  Staube,  bie  immer  im  3immet  toat. 
*ubtoig  r)at  aud)  gat  manche  Stabietung  t>on  <&au$*  unb 
anbeten  bieten  angefertigt  (befonbetä  fyübfd)  ift  baä  Sßetnbtofiek 
nett,  81t.  200),  unb  SÖlumenbad)  f)at  feine  Äuffaffung  betfeioen 

Setobt.  —  SBie  gat  gerbinanb  au  feinen  Sauben  ftonb,  f.  im 
fofyang  2, 


74  8ubtoig  <£mtl  ©rfarat,  (Erinnerungen. 

ju  fpdt  barüber  in  bie  @d)ule*  Unferm  ßatxi  gegenüber 
auf  einem  alten  ©tabttor  tt>ar  ein  @tord)neft,  baä  treiben 
biefer  Siere  fyabe  id)  fhmben*  unb  tagelang  beobachtet 
3m  £erbft  »erfammeln  ftd)  bie  @törd)e  im  Äinjigtal,  unb 
id)  f)abe  bei  2Öftd)ter$bad)  tt>oI)l  an  fyunbert  jufammen 
gefefyetu  Unb  ttrie  t>icl  Jgofen  unb  3acfenärmel  mag  id) 
brausen  um  ber  SBogelnefier  n>ißen  aerriffen  fyaben! 

©anje  SRefter  ^dnflinge  jog  id)  su  £*ufe  <*uf/  2Cntfcln 
unb  (Stare  unb  SMutftnfen  nmrben  jal>m  gemalt,  unb 
tt>enn  id)  in  bie  (Stube  fam,  flogen  alle  auf  mid)  )u  unb 
fraßen  mir  au*  bem  STOunb,  unb  id)  fonnte  fte  ffarefd^ebu 
3n  (Saffel  in  ber  SWarftgaffe  Ratten  tt)ir  fpäier  einen 
SBluifitofen;  alle  motten  ftd)  9JNH)e  geben  tt)ie  fie  Wollten, 
feinem  fang  er  fein  ©tfitfd)en  *>or,  fott)ie  td)  aber  in* 
3immer  trat,  fing  er  fogletd)  an1);  ebenfo  mad)te  e$  ein 
anberer,  ben  tt>ir  in  ber  SBettetme  Ratten;  ber  Ädftg  fianb 
t>or  bem  genfler,  unb  tt)enn  ber  SBogel  mid)  in  großer 
(Sntfernung  erblicfte,  fo  jtng  er  anf  unb  man  erfannte 
baran,  baß  td)  balb  anfommen  würbe.  3d)  fonnte  mit 
allen  Sieren  gut  umgeljen.  2(uf  ber  3foneburg  l)atte 
fpäter  mein  Qfreunb,  ber  ©raf  2(ffeburg,  einen  ©ad)$l)unb, 
ber  ü)n  immer  begleitete:  !aum  war  tcf>  adjt  Sage  ba,  fo 
ging  mir  ber  J?unb  ol>ne  all  mein  Butun  ntd)t  mefyr  tum 
ber  ©ette;  aud)  in  2ÖiEing$l>aufen  ließ  ber  J&unb  be$  Jj?errn 
t>on  ©d)Wertjell  alle*  im  ©tid),  um  nur  bei  mir  ju  fein* 

2ötr  fottten  nun  aud)  nad)  (Safiel  auf«  ?9jeum  unb 
mit  bem  Sacob,  tt>enn  er  in  bie  Serien  wieberfomme, 
mitreifen*  @S  war  mir  gar  ju  »ermutig,  bie  liebe  SRutter 
unb  2otte  nun  ju  fcerlaffem  @l)e  ber  Sacob  fam, 
ging  id)  nod)  mit  ber  lieben  Sötte  nad)  SUeberjell2),  unb 
ba  fyaben  wir  junge  <§4l)nerd)en  für  ii)n  befiettt.  3d) 
I)abe  oft  fyeimtid)  geweint,  id)  fonnte  mid)  gar  nid)t  barein 
finben,  bie  gute  SKutter  unb  @d)Wefier  nid)t  mefyr  ju 


*)  @r  pfiff  ben  jDeffauer  SÄarftö  (©teig  1,  234). 
*)  jDorf  an  ber  Straße  nad)  ©djlüdjtern. 


f 


I.  «Steinalt    1790—1803.  75 

feiern  ©te  9ted)t  oorljer  fonnte  id)  gar  nid)t  meljr  fd)lafetu 
3dj  jtanb  auf  —  eS  toax  nod)  bunfel  —  unb  ging  in 
ber  SRutter  ©d)laffhtbe;  id)  tonnte  aber  oor  ©einen 
nid)t  fprecfyen;  fte  reichte  mir  bie  <@anb  unb  fd)lof$  mid) 
in  ifyre  Jlrme1)  unb  feinte  audj:  „gfolge  nur  all  ben  guten 
2el>ren,  bie  td)  bir  immer  gegeben  fyabel'1  3dj  fefcte  mid) 
neben  il)r  95ett,  unb  fte  fprad)  lange  mit  mir,  unb  id) 
mußte  ifyr  in  bie  Jj?anb  oerfpred)en,  bafj  id)  nie  ettoaä 
955fe*  tun  toolle*  3d)  l)bre  nod)  il)rc  liebe&otte  Stimme, 
ttrie  fte  mid)  ermahnte:  „äöenn  bu  in  ©affel  bifi,  fo  fann 
id)  nid)t  met)r  auf  bid)  ad)t  geben;  aber  glaube  mir,  ber 
liebe  ©ott  fiefyt  unb  ijbxt  alle*,  n>a$  bu  tufi;  oergifj  ja 
meine  Ermahnungen  md)t,  unb  n>enn  bu  bie  befolgft, 
toirb  btr'S  gut  gefyen  in  ber  SÖelt,  unb  ®otteS  ©egen 
tt>irb  über  btd)  fommem"  2)ie  liebe  2otte  lag  nod)  in 
tiefem  ©d)laf  neben  if)t;  n>ie  fie  ertt>ad)te,  fing  fte  an  ju 
tDeinen,  l)iclt  mid)  fefl  um  ben  #al$  mit  ü)ten  fteinen 
«£änbd)en  unb  n>oQte  mid)  nid)t  n>eglaffen!  2(d),  tt>ie 
fd)tt>er  ifi  mir  ber  2(bfd)teb  geworben!  SRorgenä  fufyr 
unS*)  unfer  alter  Äutfdjer  tt>eg;  id)  fyabe  bii  ©almünfler 
nid)t  aufgehört  ju  toetnen,  eö  toax  mir  alle*  fo  troflloS! 
3n  *§anau  logierten  wir  bei  ber  $amilie  SRetfierltn8) 
unb  fuhren  oon  ba  nad)  Harburg,  n>o  tt>ir  ben  lieben 
Söilfyelm  fanben,  unb  bann  auf  bem  9>ofhoagen  nad)  Gaffel 

*)  3«cob  ift  e*  „immer  ba*  liebfte  ®efüf)l  *on  ©utfjeit 
geblieben,  wenn  imn,  toafyrenb  er  nod)  im  Söctt  lag,  feine  SRutter 
bie  J&aare  ffteirteite''  (@tefg  3,  191). 

*)  2lußer  3acob  ift  gerbinanb  mit  Subtoig  gereift, 
*)  $ofgertd)t$fefretär,  aud)  beim  Äonflftorfum  all  folefcer 
befd)äfttgt;  er  unb  feine  gamilie  »erben  in  ben  Sugenbbriefen 
bfterö  genannt,  <&.  101  er  t>on  SBtlfyelm  nld)t  gerabe  lobenb. 
(Sin  @©l)n  t>on  ifym  toar  ber  grtfc  ÜBeifterlin,  ber  ben  93erid)t 
über  bie  @d)lad)t  bei  Jpanau  geliefert  t)at,  ben  9t  (Steig  im 
•fceffenlanb  1901,  280  f.  abbrudt;  er  toarb  ein  tüchtiger  ginan^ 
btamUx,  1833—34  fogar  ginanpiinifter,  bann  toieber  nur  ginana* 
btreftor  unb  ftarb  58iä^rfg  1847  in  Gaffel;  fein  ©rab  —  er 
toarb  1. 7,  beerbigt  —  ijt  nid)t  erhalten. 


76  Subwig  <5mil  ©rimm,  Erinnerungen. 


IL   CaffeL     1803— 1808* 

3d)  toav  eütSunge  t>on  jtt)5If  Sauren1),  afc  td)  ba* 
mafö  nad)  (Saffel*)  fam,  um  auf  bie  \)oi)t  ©djule  ju 

• 

*)  Er  war  breiaebneinbalb  3afa  alt,  f.  ®.  78,  2lnm.  2. 

*)  ^ier  lebte  eine  gar  treffliche  dltere,  SRdra  1748  gebotene 
©cbwefter  ber  SDfatter,  Henriette  3fwmer,  erffe  Äammerfrau 
ber  Sanbgrdffn,  bie  fftr  Unterfunft  unb  Äoft  aller  Steffen  treu* 
lief)  geforgt  I)at,  wie  fle  überbauet  tbrer  niebt  fcermogenben 
<3d)wefter  bei  ber  Sorge  für  tbre  fed)S  Äinber  unb  fpdter  biefen 
felbft  bingebenb  aur  (Seite  ftanb.  Sie  ftarb  am  15.  Jtprfl  1815 ; 
bie  tiefe  Ergriffenbett  3acob$  unb  SBtlbelm*  beim  Zob  ber 
trefflichen  grau  —  „fie  war  fo  gut  unb  beftanb  bloß  in  ber  %izbt 
au  un$"  —  bewetfen  tbre  Sugenbbriefe  446—48.  „Xn  fid) 
wanbte  ffe  faft  gar  nld)t$,"  ftfpetbt  3acob  am  11.  SÖtot  1815 
(Sgbbr.  1,  453),  „alles  war  bei  ibr  reine  Unefgennüfcigfett  unb 
©utmfitigfett,  au  ber  e$  feiner  t>on  un$  bringen  wirb."  2fod)  fle 
würbe  wie  bie  S£ante  <& Klemmer  *>om  ganaen  «gaufe  mit  Zitbt 
unb  b&cbfter  2fd)tung  bebanbelt.  2116  Sacob  1805  &on  Sa&tgng 
naeft  9>ari$  gerufen  würbe,  bat  er  nid)t  nur  ber  SKutter,  fonbern 
aud)  ber  Sante  Erlaubnis  baau  eingeholt  (baf.  5),  unb  ber  ater* 
unbawanaigjdbrige  Subwtg  blieb  im  SÖBinter  nacb  bem  gelbaug 
auf  ibren  SBunfcb  SRaSfenbdKen  fem;  aud)  1815  „will  er  fcon 
J&eraen  gern  mit  gegen  9topoleon  iittym,  wenn  bie  iante  nid)t$ 
bagegen  Wl  —  Sie  warb  ntd)t  neben  ber  ÜButter  ©rtmm, 
aber  bod)  in  berfelben  SRetbe  mit  ihr  auf  bem  grtebbof  an  ber 
lutberifcben  $ird)e  begraben,  ibr  ©rao  tft  aber  eingeebnet  worben, 
unb  einen  (Stein  batte  mau  ibr  niebt  gefefct  2)le  Äurfürftin  bat 
bie  Söeerblgung  beaablt,  bat  au  SBilbelm  gefagt,  baf}  bie  ©efd)wifter 
nun  fie  al*  ibre  $:ante  betrauten  fottten,  unb  8ubwig  au  fernerem 
Stubium  600  $aler  gefebenft  (baf.  451).  jDie  SobeSametge, 
t>on  äBllbelm  unteraeiebnet,  ftefjt  Raffelet  allgemeine  3ettung 
18.  2tyrill815.  —  ,&itjft  bod),"  febreibt  Sacob  anSBtlbelm 
(baf.  447),  „ber  feiigen  ÜÄutter  aur  9ted)ten  gelegt  worben?  So 
muß  e$  fein.  2)er  SRaum  aur  linfen  ©exte  neben  bem  J&eraen 
wirb,  fo  eö  ©Ott  Witt,  tintvx  t)on  und  ©efd)Wtftern  aufgeboben 
fein.  3Bir  fterben  immer  mebr  aufammen  unb  b^ben  gar  feine 
Serwanbten  mebr;  in  wie  wenig  Sabren  fönnen  wir  mit  all  unferer 
Zitbt,  Sorge  unb  3Äübe  in  ein  #dufd)en  Erbe  aufammenflnfen!" 


11.   Gaffel.     1803— 1808.  77 

gerjen.  SBir  ttwtmten  bei  beuten,  bie  mit  ber  $ante  6e* 
tonnt  waren  unb  e£  gut  mit  und  meinten,  son  benen 
ober  ni<f)t*  ju  lernen  war1),  äöir  wohnten  „im  ©ad", 
neben  bem  „J^of  von  (Snglanb"  am  ©teinweg.  2Jon 
morgend  adjt  btö  jwßlf  unb  mittag*  von  ein«  bt*  »ier 
mußten  mir  in  bie  ©d)ule,  Ratten  aber  aufjerbem  bie  2Öod)c 
rjinburcfj  jeben  3Rorgen,  Sommer  unb  SBinter,  erje  mir 
inö  %9jeum  gingen,  im  Äabettenrjaufe  beim  ^agenfwfmefftet 
©tß  f)r  noctj  ©tunbe,  n>o  mir  aber  wenig  lernten  unb  mit 
ben  Äabetten  tton  ©alwigE,  ».  b.  Sftalöbutg  unb 
».  33onneburg*)  mef|t  ©oajje  unb  3ungen|treitr)e  »er« 
übten.  Silur  würbe  ftreng  barauf  gefetjen,  baß  mir  jeben 
Sonntag  in  bie  ® ttjIofKttfje  *>  gingen,  unb   ich,    freute 


*■)  ®fe  wohnten  bei  bem  britten  hetrfajaftttdjen  OTimbfodi 

Äbtaiara  9Jor»te*t,  bei  bem  bie  tan'        '  "      2 

unb  SÖtlbelm  untergebracht   hatte.    Daf 

aQerbingS  nicht  Siel  ui  lernen  war,  m> 

©.  45  f.,  409;  aber  ei  waren  gute  Seute, 

blieben  mit  ihnen  immer  befreunbet.  — 

war  eiffabethenftr.  Str.  211,  Jett  ©ad  91r. 

bausibruderei    Soie  iSrüber  wohnten  Im  S 

31r.  210,  fefet  ©cuf  9h.  4,  —  ©a«  ÄabettenhauS  war  bamalfl 

im  e&emaligen  ÄiinfthauS,  baö  fpäter  Sit  beö  „SatoIfnumeV' 

warb,  bann  bem  oon  äBilfgelm  I.  mit  ber  Magerte  unb  ber  £rtege* 

fdjule  für  Artillerie  serbunbenen  fiabtttenhauö  überwtefen  würbe 

unb   beute  bie  ftaatltcfjen  31aturmtffenfct>aftltct>en  ©aramiungen 

enthält,  ©teinweg  2. 

*)  ffintweber  9>h.  S.  ».  Dalwigf,  1793—1812,  ber  att 
weftfäKfrter  ?>remierleutnant  in  Sftußlanb  blieb,  ober  fein  fünf 
3abre  älterer  »ruber  3obarut  griebrfdj,  t  1855  at$  heffifdjer 
Hauptmann  a.  13.;  Sari  Tb-  »■  b.  SRaI$bura,  geb.  1790, 1 1855 
afö  hefjtfcher  9Mttmetfter  a.  ©,'  ©otthelf  Shrifl.  ».  S5oi>neburg, 
1794—1826;  er  firm  erjt  1805,  bie  anbeten  1804  tnö  fiabettenbaua. 

*)  Sie  ©cblofifapelle   lag  an  ber  ©ubofteefe  beä  1811  ab- 

fiebrannten  ©chfoffeä  über  bem  Stonbel  an  ber  gutta,  urfprfing< 
!d)  feibftänbtg,  mit  befonbetem,  hohem  unb  ftellem  5Daa);  um 
1600  aber  würbe  Re  in  ben  Qlugel  eingebaut  unb  juglefd)  fo  er« 
niebrigt,  baß  ihre  2Bölbima.  nur  noch  m  in  beffen  britreö  ©red* 
werf  reichte ;  f.  ffi.  Änetfd),  3tfcr)t.  f.  heff.  ®efch.,  SJb.  40  (1907), 
©.  326. 


78  8ubtotg  @mtl  ©rimm,  (ähtfnnerungen. 

mtd)  immer,  toenn  ber  $m  <§ofprebiger  (Jrnji  prebigte, 
unb  oft  kartete  td)  im  @d)loftf)of,  bi$  er  fanu  3d)  tat 
ehrerbietig  meinen  Jßut  ab,  vorauf  er  mir  bann  freunblidj 
junidtte,  unb  id)  fybrte  bann  gctt>i^  red)t  orbentlid)  in  ber 
£ird)e  ju;  ben  2ejt  tonnte  td)  aber  feiten  mefyr,  tt>enn 
id)  ju  Jfratxi  barum  gefragt  ttmrbe;  aber  baS  toeif}  td), 
baf}  id)  mid)  immer  freute,  tt>enn  tdf)  ben  9Rann  fal),  unb 
er  t)at  ftd)  meinem  ©eb&d)tni£  afö  eine  angenehme  ®t* 
fd)eimmg  eingeprägt1)* 

3n  ber  ©etefyrfamfeit  l>ab  id)  e$  nie  tt>ett  gebraut; 
bei  unferem  ©d)ulmeifler,  bem  ^r&jeptor  3intft)an  in 
©teinau,  t)atte  id)  notbürfttg  lefen,  feine  garftigen  25udf)* 
ftaben  nad)fd)reiben,  baä  @inmalein£  fd)ledf)t  unb  fet>r 
toenig  rechnen  gelernt  2ateinifd)e  SBörter  ttmrben  ja  aud) 
ba  gelernt,  beiliniert  unb  fonptgtert,  aber  alleä  tt>ar  tt)ieber 
fcergejfem  2(1*  idj  nun  im  3al)r  1802  *)  nad)  ßaffel  fam, 
fonnte  id)  eigentlich  fct>iel  n>ie  md)t&  SRetne  SBrftber 
Sacob  unb  äöilfyelm  fhtbierten  fdjon  in  SRarburg,  unb 


*)  (Sr  tft  aud)  foäter  be$  SÄanneä,  ber  neunatg  S^re  alt 
tourbe,  <5d)tt>iegerfobn  geworben.  —  D.  theol.  Sbriftopf).  ftrbr. 
803.  (Srnft,  geb.  ju  Seeberg  1765,  t  au  Gaffel  al$  ©eneraifuper* 
tntenbent  1855,  war  bamaw  feitet  ^ofprebiger,  aW  Geologe 
Stottonattft.  «ubtota  bat  fein  Söilb  1824  auf  Stein  aeaeidbnet 
unb  @.  Setepenfyaufen  in  ©dttfngen  bfe$  geflogen,  f.u.Sfera. 
fefneä  SBerfö. 

*)  Die  ©ruber  Subwtg  unb  gerbinanb  flnb  aber  fidjer* 
Iid>  erft  im  Oftober  1803  nad)  Saffel  gefommen.  ((Sari  war 
wofyl JtyQxi  fcorfyer  einmal  in  (Saffel  äewefen,  weil  fonft  Sacob 
[an  Söiganb  31.  Sttat  1802,  ©tengei  3,  1]  ntd)t  b«te  treiben 
Idnnen,  ber  3(bfd)teb  *>on  ben  SBrübern  babe  tf)in  leib  getan; 
bamalS,  1803.  war  er  aber  wotyl  in  £anau  in  ber  Sefyre,  wo  er 
wentgften*  1805  gewefen  tft.)  @rft  im  Oftober  1803  fönnen  fie 
SBilijelnt  in  ÜRarburg  getroffen  fyaben,  ba  biefer  erjt  feit  Oftern 
1803  pubierte  (f.  Stob-  6).  @r  tft  xtoax  wie  Sacob  nad)  äBiganb* 
ungebrurfter  ©elbftbfoar.  i,  349  im  J&erbft  1803  einmal  in  (Saffel 
aewefen,  war  aber  wof)f fd)on  nad)  Harburg  aurfidaefefyrt.  3u  bem 
jjafyr  1803  ftimmt  e$  bann  audj,  toenn  Subwtg  eraafylt,  ein  SBiertel* 
jatyr  nad)  tbrer  Rnhmft  in  Gaffel  feien  flc  inö  Smeum  eingetreten: 
benn  bort  erfd)einen  fie  in  ben  2(ften  „nadj  Sceuiabr  1804''. 


IL  Saffel    1803—1808.  79 

bei  tyrem  alten  2ef)ter,  bem  9>agenl)ofmetfter  Ditmar 
©tbfyr1)  befamen  tovc  alfo  nun  aud)  9>rtoatunterrid)t* 
SBtr*)  mußten  morgend  t>or  fed)*  Ufyr,  ©ommer  unb 
SSinter,  ju  il>m  in*  Äabettenfyau*  in  bte  ©tunbe  gelten* 
Oftmate  trafen  ttrir  ü>n  nod)  im  95 ett;  id)  ftecfte  bann 
mit  aller  fcift  fein  Std)t  an;  bie  ®d)tt>efell)öljer  tt>aren 
aber  fo  fd)led)t,  bafj  icf>  oft  ein  ganae*  ©ebünbcfyen  t>er* 
brauste,  e!)e  ein*  brannte;  ber  @d)tt>efelgeftanf  n>ar  bann 
fel>r  arg,  ber  Jpuften  fam  einem  batton«  3Bie  er  aufge* 
fianben  tt>ar,  bann  pubbelte  er  jtd)  ben  Äopf,  $og  paiOe* 
gelbe8)  ^ofen  unb  3Befte  anzeige  baumwollene ©trumpfe, 
@d)ul>e  mit  großen  filbernen  ©cfjnaHen  barauf  unb  einen 
langen,  rotfarbigen,  alten  @d)lafrodf,  ber  hinten  nad)* 
fd)leifte;  in  ben  @Senbogen  n>aren  2öd)er* 

35er  ©tdfyr  tt>ar  ein  feelenguter  9»ann,  etoa  fedfoig 
3al)re  alt,  t)atte  ein  runbe*,  gefunbeä,  l)5d)fi  freunblid)e$ 
©eftcfyt  unb  trug  tt>eif$e,  gepuberte  «§aare  unb  einen  3opf* 
@r  tt>ar  nid)t  groß,  ettt>a$  forpulent,  aber  ein  fel>r  appe* 
titlicfyer  üDtamu  3n  feiner  ©tube  tt>ar  e$  l)6d)ft  unorbent* 
lid),  unb  überall  lag  ber  ©taub  unb  ber  3>uber  fefyr  biet 

x)  Sodann  Dietmar  ©tbfjr,  fett  1787  £ofmeffter  am 
£abettenf)au$,  fft  nad)  bem  tflrcfyenbuaj  ber  (Saffeler  Jpofgemefnbe 
am  9.  jDeaember  1806,  68  3af)re  alt,  aeftorben.  3acob  eraäf)lt, 
ttaö  bem  ÜRann  an  tieferer  Äenntnfö  abging,  tyabt  er  burd) 
greube  am  Unterrtdjt,  ItebreiAe  ©ebulb  unb  toabre  $eilnal)me 
t)inldnalf(f)  erfefci  #m  franabfifäen  Unterricht  bei  <©t5i)r,  neben 
bem  bfefer  aber  aud)  im  Satein  nadföalf,  Jbat  mit  3acob,  ber 
geläufig  ftran36ftftf)  fpredjen  lernte,  unb  Sötlhelm  aud)  9>aul 
SBtganb  teilgenommen.  $on  biefen  toenia  forbernben  Unter* 
ridfytöfhmben  fdfceibt  Sacob  einmal  an  äßiganb:  „SBenn  iti) 
bti  ©tbfjr  fad  unb  blifetoenta  lernte,  fat)  fd)  faß  täglid)  beinen 
Sater  eintreten  unb  mö  ©tofjr  ein  paarmal  im  3tatmer  auf* 
unb  abfdjretten,  ohne  baf}  einer  *>on  ttjnen  ettta*  fprad)."  — 
2lud)  SBiaanb,  beffen  atoter  College  unb  greunb  ®t5I)r$  toar, 
nennt  biefen  „einen  ÜRann  t>on  ftnblid)jtem  ©emfite,  bei  bem 
»ir  und  bebagltd)  füllten  unb  ben  »tr  toafjrfjaft  liebten" 
(©tengel  3,  344). 

*)  b.  b-  ««ben  ?ubtt)ig  aud)  fein  Vorüber  gerbinanb. 

•)  ftrobgelb. 


80  SubtDig  (£mil  ©rtaun,  Erinnerungen. 

3er)  tt>eif$  md)t,  baß  bie  ©tube  ober  baä  eine  große  runbe 
genfler  je  gett>afd)en  tt>orben  tfi;  nur  etwa  alle  x>ier  2Bod)en 
ttmrbe  bie  ©rube  t>on  einer  alten  grau  au$  bem  (Slifabetf)* 
fpital1)  nebenan  fefyr  oberf!ftd)lid)  auägefefyri  Diefe  2flte 
brachte  ü>m  morgend  fyetfteö  SBaffer;  ba  nal)m  er  einen 
93ogen  bidfeä  25fd)papier,  machte  eine  Dutte*),  fluttete 
ben  Äaffee  hinein  unb  machte  ü)n  fid)  mit  einem  ftöfylicfyen 
©eftd^t  felbji;  tt>ar  bie  9Äild)  fdjled)t  ober  fyatte  er  gar 
feine,  fo  nafym  er  ein  ©igelb;  bann  fefcte  er  fid)  bequem 
in  feinen  alten,  efyemalö  mit  rotem  ©amtjeug  überzogenen, 
aber  fel>r  abgefragten  ©orgenftufyl,  ber  oben  an  ber  Äopf* 
ftette  einen  unauäl5fd)ltd)en,  großen  glecfen  fyatte;  jebeä* 
mal  toenn  er  fid)  fytnemfefcte  ober  toenn  man  bie  Äiffen* 
teile  be$  alten  ©orgenftul)lä  berührte,  flogen  ©taub*  ober 
9>ubertt>otfen  in  bie  Jj35l)e.  35er  ©tubenboben  tt>ar  fefyr 
ungleid),  unb  ber  alte  Sifd)  auö  feinen  gfrgen,  fo  baß  er 
beftdnbig  tt>  adelte;  eä  nmrbe  bann  ein  25ud)  ober  fonfi 
etti>a$  Unpaffenbeö  t>on  und  untergelegt,  baö  bann  fcr)r 
balb  mit  einem  tauten  Stoß  nrieber  l)erauärutfd)tc* 
9Bdt}renb  er  nun  tranf,  afl  id)  meinen  SÖecfen,  unb  ba 
trmrbe  e$  gett>5l)ntid)  fieben  vorbei,  er>e  angefangen  ttmrbe* 
Sann  fam  um  r>alb  ad)t  Ufyr  ber  9>erücfenmad)er,  xt>a$  mir 
immer  fefyr  grofieä  9>ldfter  machte*  Da  fefcte  ©tdfyr  ftd) 
mitten  in  bie  (Stube,  in  einen  großen  ^Jubermantel  ein* 
gefüllt,  unb  nun  ttmrbe  ber  Äopf  erft  mit  ^omabe  ein* 
gefcfymiert;  bann  fluttete  ber  9>erfidfenmad)er  in  feine 
©cfyürjentafcfye  fafl  ein  ganjeS  $a!et  $uber,  nal)tn  bie 
^htberquafte,  breite  fte  in  bem  ^uber  unb  fing  an,  ben 
guten  SSKann  ju  beflduben,  ber  bie  Äugen  freunbltd)  fd)tof$, 
fo  gut  tat  e$  il)m;  entfefcltcfye  ^ubertootten  bett>egten  ftd) 
im  3immer,  unb  fo  ging  e$  aße  SRorgem  35er  perfiden* 
mad)er  tt>ar  ein  fataler  Äerl,  unb  tt>ir  bemerften,  bafj  er 
ben  guten  ©tdfyr  {eben  borgen  fafl  um  mefyr  atö  bie 
J&dlfte  beö  ^uberä  betrog  unb  fte  mitnahm;  tt>ir  fagten 


*)  3m  @nbe  be*  ©acte.       •)  Sute  —  Süte. 


Her  3Imtsfiof  in  Stein  an. 

Stogrartb  »n  8.  3.  3i""n"ni<: 


82  Subtofg  (£mtf  (Stimm,  Erinnerungen* 

SMefer  grieSgrämlidje  SJtonn  tt>ar  in  bcr  Unterfyofe, 
machte  ein  fefyr  ernfteä  unb  mürrifdje*  @eftd)t;  er  lief 
mid)  ©efltnationen  unb  bergleictyen  fyerfagen,  fprad)  bann 
fyeünUdfmtt  bem  Jj3errn  Stöbert,  geruhte  bann  gnftbigft 
mid)  ini  „Heine  9>&bagogütm"  in  Unterquarta  ju  fefcen, 
unb  empfahl  mir  beim  SBeggefyen,  fo  fleißig  ju  fein,  urie 
ti  meine  ©ruber  geföefen  to&ren  unb  mtd)  fo  gut  auf* 
jufftfyren1)* 

Aber  bie  triefen  ?ernfhmben  föaren  mir  fefyr  aur  Saft« 
borgend  t>on  fyalb  fed)$  bi$  ad)t  jum  <5t5l>r,  bann  in* 
fyjeum  bid  }tt>5lf,  um  ein  Ufyr  ttrieber  tnö  fyjeum  bte  t>ier^ 
unb  *on  fünf  Ul>r  bi$  ad)t  jum  ©tfifyr*)!  Unferer  guten 
Sante  tt>ar  ba$  immer  nod)  nid)t  genug  (bie  gute  SRutter 
tt>ar  nod)  in  ©teinau),  unb  fo  fyabe  id)  benn  fo  Diele 
©tunben  gehabt  unb  fo  Diel  lernen  muffen,  bafl  td)  am 
@nbe  gar  nid)tä  fonnte! 

9htr  bie  9taturgefd)id)te,  bie  ber  «§err  Äonreftor 
SRattfytaS8),  jtt>ar  fefyr  trodfen,  vortrug,  machte  mir  bat 
grdfjte  SJergnügetu  Aber  ba*  ©ried^ffc^c,  granj5jtfd)e4) 
unb  2ateinifd)e  toaren  mir  ganj  unb  gar  auttriber;  in  ber 
beutftyen  (Sprache  tt>ar  gar  fein  Unterricht,  unb  id)  fyabe, 

1.  ©ptbr.  1802—35  SReftor.  Serfcfjloffen,  smoetlen  fd)roffi,  »ar 
er  bod)  ein  toatferer  ÜRann  unb  trefflicher  8ebrer  (f.  SBeber 
412—19);  er  tft  ber  £>f)eim  be$  Philologen  Ä.  3uL  <5&far  in 
SDtorburg,  1815—86.  —  3acob  ®rtmm  füllte  p*  burcb  tf)n 
oerlefct,  toeil  er  it)n  mit  „@r"  anrebete,  bie  ©djüier  aue  ber 
©tobt  aber  mit  ,,©te". 

*)  ©.  über  bie  anberen  ©djuloerl)&ltnf  jfe  be$  fyaeumä  ben 
Bnfyang  5. 

*)  //3m  ganzen  ijatte  man  und  bod)  $u  oiel  aufgelajtet;  ein 
paar  gretjhmben  l)ätten  und  toofjlgetan",  3&cob  bei  SttfK  151. 

■)  ©ujtat)  9Rattl)ta$  toar  *om  Oftober  1802—33  am 
fyaeum  tätig,  aber  erft  oon  1815  ab  aß  tfonreftor.  @r  toar  toie 
alle  feine  Xmttgenoffen  oon  J£au$  au$  Geologe.  @r  „l)ielt 
»enig  auf  fein  Äußere*,  tpar  octfdjloffen  unb  Ijatte  »feie  ©igen* 
betten,  »ar  in  feinen  Äußerungen  ettoa*  fdjroff  unb  feinem 
ftrengen  Söltcf  nad)  ettoaä  abftogenb"  (SBeber,  ©.  415). 

4)  6$  toar  »aljlfret,  tourbe  an  ben  fonft  freien  Stadymit» 
tagen  an  trier  ©tunben  erteilt  unb  foftete  befonbere*  ©djulgelb,. 


II.  Sajfel    1803-1808.  SS 

toai  man  aud)  an  meinem  Schreiben  merfcn  toixb,  fonber* 
barertoeife  nie  Unterricht  barin  befommem  3Me  meiften 
jungen  lernten  mefyr  alä  id),  nur  in  ber  9laturgefd)td)te 
n>ar  id)  allen  überlegen,  unb  ber  alte  SÄattfyta*1)  t)atte 
immer  feine  greube,  n>enn  er  mid)  frug* 

SRetne  (Sjerjitienbücfyer  toaren  am  Stanb  immer  mit 
3etd)nungen  angefüllt,  bie  bie  3ungen  beumnberten  unb 
belasten ,  bie  mir  aber  nicfyt  feiten  einen  Sudel  sott 
©cfylftge  t>om  $errn  Äoffaborator  Stöbert8)  einbrachten* 
Jpatte  id)  ju  «§auä  nur  eine  ©tunbe  frei,  fo  tourbe  ge* 
3eid)net*),  unb  id)  n>ünfd)te  gar  fefyr,  auf  bie  2(f abernte  ju 
fommen;  aber  bie  gute  Sante  meinte  immer,  eä  fyafte 
mid)  t>om  2ernen  ab,  unb  fo  mufjte  id)  benn  immer  tt>etter 
inä  ?9jeum  getyen,  um  ein  gelehrter  SJtonn  ju  tt>erbem 
3d)  befam  9ted)enfhmben  bei  einem  Jj3errn  Battenberg; 
e$  ttmrbe  aud)  ba  tt>enig  gelernt;  er  l)atte  jn>ei  Hefter  t)oD 
Hänflinge,  bie  er  fütterte,  baö  machte  ü)tn  unb  mir  mefyr 
SBergnügen, 

Sie  gute  liebe  SRutter4)  tt>ar  nun  mit  ber  2otte 

*)  @r  toar  aber  etfl  bretfltg  3al)re  alt. 

■)  (5.  ®.  SB.  Stöbert  aud  Gaffel,  1765—1824.  Stad) 
äBeber,  <&.  338,  toar  er  trag  unb  serbroffen,  t>atte  eine  unge* 
fdhicftc  ÜRetf)obe,  feine  Sfßfplm  unb  &d)tung,  unb  beSIjalb  tourbe 
ÜRattf)fa$  t>or  tfyn  gefefet;  er  fdbieb  bal)er  1808  aud  unb  toarb 
9>rebiger  bei  ber  franaöfffajen  ©emefnbe  in  (Saffel  —  Sacob* 
nttf)t  allju  günfttge*  Urteil  über  ba$  bamalige  meum  unb  einige 
Söemerfungen  über  feine  2el)rer  Stifter,  $o3bad),  Stöbert, 
Saefar  f.  b.  Sujtf  150.  SSon  Stöbert  fagt  er,  er  t>abt  fid6 
burcb  feine  ungefdjttfte  ÜRetbobe  trabttionämafltg  um  bie  &d)tung 
ber  ©djüler  gebraut,  feine  ©tunben  hergingen  in  Unorbnung, 
otyne  redete  $rud)t. 

*)  „Stfr  fyatten  mit  wenigen  2euten  Umgang/'  fd&retbt 
3acob  (3uftt  151),  „unb  sertoenbeten  beinahe  alle  9Ruße,  bie  und 
.nod)  son  ber  Schularbeit  übrig  blieb,  auf  3*id)nen,  toorin  roix 
e*  aud)  ol)ne  2et)rer  atemltcb  toett  brachten,  Ja  tiefe  gortfcbrttte 
ffnb  e$,  bie  bernad)  unferen  jüngeren  «ruber  gubtofg  Chnil  an* 
fteeften,  ber  ftcfy  feitbem  fott>of)l  buref)  rabierte  Sölätter,  al$  burd) 
Ölmalerei  rübmild)  bersorgetan  bat." 

4)  ©ie  fam  einmal,  el)e  fle  nad)  (Saffel  jog,  ju  3acob  unb 

6* 


84  Subttrig  Qtmil  ©rimm,  Erinnerungen. 

*>en  ©teütau  nad)  Sajfel  ueraogen.    9tad)bem  id)  n>ot)I 
nod)  eineinhalb  3at}r  fo  fort  auf*  S^jeum  gegangen  tt>ar, 


3Btlbelm  borten  au  Söefud):  3acob  eraablte  G£.  ®rimm,  <£tnl. 
3,  b.  Sftdrdjen  16),  er  fei  mit  tfyr  burd)  bie  ©tragen  gegangen, 
um  if>r  bte  ©tabt  an  aeigen,  unb  al*  er  fle  ba  an  ber  #anb 
geführt  «nb  fo  redyt  gefüllt  babe,  bafi  fle  tofeber  bei  tt)tn  fei,  fo 
feien  ba*  bie  glficflidnten  2Cugenblufe  feine*  Seben*  getoefen, 
beren  er  fid)  an  erinnern  oermdge.  —  Tim  8.  2fogujt  1805  ift  fte 
bann  mit  Sötte  fcon  ©teinau  na*  (Saffel  fceraogen  —  noefo  oon 
Sftecflar  au*,  too  fle  n>of)l  beim  Pfarrer  Äoppen,  einem  Setter 
(3gbbr.  223),  aertoetlten,  f)at  fte  an  Söilbelm  gefayrieben  —  unb 
tft  bann  oon  J£er*felb  ab  mit  bem  2Jtarftfd)tff  auf  ber  bamal* 
fatynbar  erhaltenen  $utt>a  jur  grbftten  greube  aller  ttjrer  Ätnber 
in  (Saffel  angelangt  ©ebon  oamal*  fürchteten  2Öifl)elm  unb 
Sacob  fretlid),  fie  »erbe  m  d)t  metyr  lange  leben  Qgbbr.  24  u.  31). 
Die  ganae  gamtlte  aog  nun  in  ben  a*oeiten  ©toef  be*  Jjaufe* 
ber  bamaligen  3of)annf$jtraf$e  778/79  aum  Äaufmonn  ©imon 
SBtlle,  jefct  SJtorftgaffe  17.  Dad  <5iugana*atmmer  bett>ol>nten 
bk  Jüngeren  trüber,  bie  angrenaenben  äfmmer  mt  Steckten 
batten  gacob  unb  SBttbelm  inne,  bie  a«r  Stufen  bie  attutter  unb 
Sötte.  2)a^  £au*  ift  )tit  1885  burd)  tin  aon  Sötte*  dlteftem 
©ofyn,  bem  Sötlbbauer  (Sari  #affenpflua,  (nad)  Subtt>tg* 
Stobferung  9tr.  18)  gefertigte*  SKelfefbtlb  ber  Atoetyrener  ÜRdrcfyen* 
frau,  grau  SBtebmann,  beaeidjnet.  —  2)ie  (Sefdjtoifter  behielten 
bk  2Öobnung  aud)  nad)  bem  £ob  ber  SDhitter  1808  M  unb 
logen  erft  1814  in  ben  atoeiten  ©toef  be*jefcfgen9>rot>.*©d)ulfolleg*, 
!BSiU)elm*t)öber  $la$  1  (bie  anberen  SBobnungen  ber  Vorüber  f. 
2fnb.  9).  Üoer  ba*  Seben  ber  ndd)ften  3abre  eradblt  SBtganb 
(Seben*befdjr.  1,  390):  „3acob  toar  immer  guten  SDhtte*,  toenn 
er  aud)  erft  jtoei  ober  brei  Utjr  oom  $rieg*folleg  nad)  J£aufe 
fommen,  nad)  ben  S8üd)ern  greifen  unb  fid)  be*  Umgang*  mit 
ben  ©einigen  erfreuen  tonnte.  Denn  bie  ganae  Sfamtlfe  lebte 
jefct  in  (Saffel  aufammen,  unb  e*  berrfebte  in  f^r  oa*  befterfte, 
liebe&ollpe  &erl)dltnt*.  Die  fanfte,  gute  SJhttter  nmrbe  *>on  allen 
fünf  ©obnen  auf  ben  Pforten  getragen.  Die  2Cbenbfhmben 
tourben  nad)  früherer  ®etoobnf)eft  beim  $ee  unb  Weiterem  @e* 
jforddj  unb  geifbotter  Seftüre  b*ngebrad)t."  —  S8ei  ber  ÜRutter 
Änfunft  in  Saffel  batte  3acob  gefehlt;  aber  ein  3ettel,  nad^ 
feinem  $ob  in  feiner  S8rieftafd)e  gefunben,  befagt:  „Son  9>ari* 
fam  icf)  im  Oftober  1805  in  Gaffel  abenb*  an,  Die  SOTutter  toax 
au*gegangen  jut  Sante,  in  ber  (Btabt  aber  toar  bie  alte  be> 
fannte  Uljr  unb  toarm.  9ßir  ginaen  ibr  beimüd^  entgegen 
unb  begegneten  tf>r  auf  bem  ^arfiaSerpla^  mit  einer  Satente" 


II.  Gaffel    1803-1808.  85 

—  meine  halbjährigen  ©djuljeugniffe1)  Wattn  femeötteg* 
gWnaenb  —  fo  gab  bie  liebe  SJhitter  meinen  2Bünfd)en 
nad),  unb  meine  Sante  fprad)  mit  bem  Hofmaler  sprofeffbr 
956ttner*),  ob  er  mid)  afö  ?et)tling  ju  fUfy  nehmen  tooOte, 
tt>a$  er  fcerfprad);  nur  fotte  id)  nod)  aorfyer  einige  3^re 
auf  bie  2ffabemie  gel>en,  bamit  id)  bann  bei  il)m  gleid) 
!önne  anfangen  ju  malen* 

3d)  fam  alfo  auö  bem  Spjeum8)  unb  junäd)ft  afö 
©d)fller  ber  Äfabemie  ju  #errn  Äobolb4)/  3*id)entel)rer 
bei  ber  2tf abernte5),  unb  {eignete  in  Äfirje  alle  Sorleg* 
blattet  fo  gut,  baß  id)  balb  ber  erfie  n>ar«  Darauf  fam 
id)  ju  #errn  9Jrofeffor  Stange6)  unb  in  bie  2(benbafabemie, 
jeidjnete  überall  jur  3ufriebent)eit  meiner  ?et)rer  unb  tt>urbe 
öffentlich  gelobt  3u#aufe  jeid)nete  id)  bie  liebe  SRutter7) 
unb  Sötte  unb  nod)  mehrere  anbete  9>erfonen,  alle 
äfynlid),  unb  fing  aud)  an  ju  rabieren;  id)  fyatte  babei 


(ftl  ©dbr.  1,  22).  ©o  fyaben  tyn  biefe  Dinge  erfüllt  bf$  $u 
feinem  dhtbe! 

l)  ©.  biefelben  für  alle  t>fer  Vorüber  im  2fnf)ang  5. 

■)  Der  Ätjtorfen*  unb  Porträtmaler  SBtfyelm  Sööttner, 
geb.  1752  tn  Ategenfyafn,  t  1805  in  Gaffel,  ®#üler  unb  Stafy 
folger  be*  J&ofmalerS  3of).  £.  ^ifchbetn  b.  5t,  toar  feit  1789 
^rofeffor,  julefct  Direftor  ber  2ttabemie  ju  (Saffel  8ubn>ia 
heiratete  1832  feine  Softer  «Warte,  bie  SÄutter  feiner  nod) 
lebenben  $:od)ter  grtberlfe,  »ertofttoeten  grau  Hauptmann  t>on 
<5fd)tt>eae  ju  (Saffel.       8)  2Beil)nad)ten  1805. 

4)  Sodann  ®ottlieb  Äobolb,  ©ofyn  oon  Sodann 
SBerner  tfobolb,  ber  aud)  9>rofeffor  an  ber  2ffabemte  u>ar, 
toar  ettoa  1771  ju  (Saffel  geboren  unb  jtarb  1809  auf  ber  Steife 
naefc  Stuglanb  au  Stbocfyau  tnüJtäljren;  er  fyat  jtoölf  Silber  oon 
(Saffel  ge*etd)net,  bie  fcon  ©gröber  gefto&en  nntrben.  3*>et 
fün{tlertfc§  tote  gefd)fd)tlfd)  »ertootte  Bquareue  *>on  ü)tn  t)at  fett 
1910  bie  (Saffeler  &mbe*btbltotf)ef. 

6)  ©te  »ar  1775  »on  Sanbgraf  griebrtd)  II.  gejtfftet.  3l)re 
®efcf)td)te  bat  1909  ^rofeffor  £.  Änacffuß  gefArieben. 

6)  3fobrea$  Stange,  t  nad)  1828  iu  Saffel,  Seljrer  be* 
fpäteren  Äurfürjten  2BtH)eim  IL;  er  fyat  ba$  Sötlb  ^einri^^  I. 
in  ber  2SMtyelmöt)öl)er  2fl)nengalerte  gemalt. 

0  Str.  38  ober  39,  Sötte  Str.  239. 


86  Subtoig  @mil  ©rimm,  (Srümerungen. 

Umgang  mit  2ubtt>ig  Stul)!1)  unb  ßarlÄrnolb*)  unb 
befam  beim  ©alerieinfpeftor  SRobert8}  9>rfoatfhmben  im 
3eict)nen  unb  Ölmalen4)* 

*)  3)er  SDtoier  «ubtoig  (SigiSmunb  SKufjl,  1794—1887, 
todre  nad)  feinen  „(Erinnerungen  an  3acob  unb  SBtlfyelm 
®rimm",  1885,  mit  Subtoig  ®rimm  erft  1808  ndfjer  befannt 
geworben» 

*)  Sari  Äetnrtd)  2Crnolb  dBofftt  beä  erfreu  Tapetenfabrik 
fönten  aon  Gaffel  unb  2>eutfcf)fonb  3-  Sk  2r^nj>lb),  1793—1874, 
toar  gitbograpl)  unb  trat  in  baö  ®efd)dt  feine*  2tater$  ein*  (Er 
ig  ber  xtoter  be$  ^Berliner  Äofmaier*  Äarl  Sofyann  2frnolb. 
(©eineSugenberütnemngenjmb  im^effenlanb  1907,  138ff.  forg* 
fdlttg  herausgegeben  *on  X  Geringer«  SDurd)  Ä.  £.  Ärnolb 
fam  aud)  beffen  greunb  #bolf  2Ben$el  nad)  feaffef  unb  toar 
1841  au  einem  meljttDod)tgen  unb  1847  au  einem  achtmonatigen 
SBefucft  bei  tf)m.  Jö*  *•  Sfcftubi  r>at  im  3abrb.  b.  Ägl.  preuf}. 
«unjrfammlung,  95b.  26,  1905,  in  feinem  3foffafc  „3fo$  SDfenael* 
fungen  3ahrenT'  (©.  215—314)  fed)$unbt>ierjig  ©riefe  SRenjel* 
an  S.  Jß.  ftrnolb  abgebrueft  unb  ©.  234  unb  35  ÜRenaelS 
Porträt*  t>on  biefem  unb  feiner  grau,  ®.  238,  39  u.  41  foldye 
t>on  beiber  Äinbern,  griberife,  Sari  Sofyann  unb  Caroline, 
toiebergegeben.  —  ÜKeroel  tourbe  fo  aud)  mit  Subtoig  befannt. 

8)  @rnjt  griebr.  gerb.  Robert,  1763—1842},  toar  ber 
©dyüler  feinet  Öfyeim*  5ol)ann  &  3rifcr>befn  b.  TL,  9>rofeffor 
an  ber  tffabemte  unb  Snfpeftor  ber  Oalerie  in  (Saffel,  bereu  ge> 
raubte  ©djdfee  er,  toie  3acob  bie  ber  ^3ibliotr>cf,  1814  auö  9>ari* 
jurücfholte. 

*)  2>tefe  ©teile  tft  infofern  *>on  SBebeutung,  al$  man  (nad) 
(Steig  3,  6)  btötyer  annahm,  Subnug  Ijabe  in  Gaffel  überhaupt 
nod)  feinen  Äunjrunterrtdjt  gehabt  unb  fjabe  nur  fo  toieSacob 
unb  SBilfyelm  für  fid)  geaetajnet,  bie  aud)  Anlagen  nun  3eid)nen 
unb  greube  baran  gehabt  unb  fidj  aud)  bfd  in*  erfte  #odyfd&ul* 
j[ar>r  barin  geübt  fyaben.  Ston  bebeutenberen  2eljrern  aber  ift 
2ubtt>tg  im  Ölmalen  überhaupt  ntcftt  unterrichtet  toorben.  — 
jDurd)  Sermittelung  ber  dlteren  ©rüber  arbeitete  er  aud)  fdjon 
in  (Saffel  für  Sörentano*  unb  Sfrnimä  „2Bunberl)orn";  am 
8.  3pril  1808  fdjreibt  (SlemenS  aud  (Sattel  an  Brnim  (bei 
Steig  1,  252):  „gut  ®rimm  tofrb  t&gUdr)  fleißiger  unb  arbeitet 
reiner*  2Bir  fbnnen  iljn  bm  (Sommer,  bloft  um  bie  (Erhaltung 
unb  SReifefoften,  in  ^eibelberg  ff  ab  tri,  xoo  tfyn  bie  Vorüber  gern 
fyingefyen  liegen,  toeil  er  t>iettetd)t  bti  SBetfe  (©.91)  mancherlei 

!>roptieren  fönnte  unb  ein  toenig  in  bie  SBeit  fdme,  ba  fie  tyn 
efet  nodj  nid)t  auf  einer  Bfabemie  au  unterhalten  imftanbe  finb. 
er  fönnte  ftet*  für*  (Efnjieblerblatt  arbeiten." 


IL  Saffel    1803-1808,  87 

2lber  ba£,  tt>aä  am  meijien  mtd)  t>on  ict>er  anfprad), 
n>ar  eben  bie  Äunft;  t>on  früt)  auf  betrachtete  td)  ben 
Söanbfalenber,  bie  alten  J&olafcfynitte,  mit  großer  gteube, 
fcfynitt  fte  au$  unb  Hebte  fle  auf;  aber  mit  ber  allergrößten 
greube  unb  mit  ©rftaunen  betrachtete  id)  bie  Äalenber* 
!upferd)en  t>on  ©jobottnetfi;  bie  2öal)rt)eit  unb  baö  2eben 
barin  fpradjen  mid)  gewaltig  an.  2ebenbige  ©ruppen 
£eid)nete  id)  barauö  ab,  unfere  ganje  93ibliott)ef  flöberte 
id)  burd),  um  bie  Äupfer  ober  Jj3olafd)ttttte  aufjufuc^en* 
Unfere  gamilienbilber  in  ber  SRuiter  ©tube,  meifi  2fi)n* 
fyerrn  in  geiftltcfyer  2rad)t,  mit  iljren  grauen,  in  @etben* 
ftoff  unb  eine  ©raSnelfe  in  ber  «§anb,  fonnte  id)  nie  auf* 
l)ören  gu  bettmnbern,  tootton  aud)  einige,  befonberä  ber 
Urgroftoaier1),  fel)r  gut  gemalt  tt>aren.  2tn&  SMumen 
würben  garben  gefodjt,  2acretiu$*)  unb  Äaffee  ju  ©raun, 
2ffd)e  a«  ©rau,  treibe  ju  2Beif$  gebraucht;  au«  ber  2fpo* 
ifyefe  nmrbe  ©ummigutti  unb  ©rünfpan,  3innober  unb 
allerlei  garben  angefcfyafft*  3um  ©eburtätag  gab'«  bann 
einen  Slürnberger  SRufd^elfarbenfaflen;  ba  ttmrben  nun 
2anbfd)aften,  J^öfc,  SMumen,  (Schmetterlinge,  Äftfer  unb 
©ott  toeifj  toai  all  gematt.  ©amafö  tt>dr  eä  freilief)  fd)on 
3eit  gen>efen,  mtd)  in  bie  Äunft  einzuführen,  mir  guten 
Unterrid)t  ju  geben  unb  gute  ©acfyen  t>orjulegen;  aber  in 
einem  2anbjiftbtd)en,  n>o  niemanb  etoaä  t>on  Äunft  t>er* 
ftanb,  n>o  nur  ber  2Beif$binber  ben  beuten  ein  paar  $uli* 
panen  aber  bie  J&auötüre  malte,  bie  fd)on  bettmnbert 
ttmrben,  n>a$  n>ar  ba  au  lernen!  ©etbft  mein  Unterricht 
in  ßajfel  tt>ar  nid)t$  tt>eri,  eö  n>ar  ba  aud)  nid)t  triel  au 
lernen,  unb  id)  ttmrbe  nid)t  auf  ben  rechten  2Beg  gebracht 


*)  2ubtt)ig  bat  aud)  fp&ter  eine  feiner  fünften  Stabierunaen 
banad)  aetnaebt  (»fr.  37).  3m  lefeten  3af)r  feine*  erften  2fuf> 
enthalt*  in  (5afH  1808,  fyatSubttng  aufjer  ttoei  Stobierungen  ber 
QRutter,  9fr.  38  unb  39,  t>on  benen  toir  bie  erfte  f)ier  »ieber* 
aeben,  nod)  baä  „8ubetnannd)en",  eine  alte  grau  (f.  über  biefe 
2fo*  ben  Sagen  44),  gefertigt  (9fr.  152). 

*)  «afrifee,  aud  liquiritia,  <3üf$ttmr§el. 


88  8ubt»tg  @mil  (Stimm,  Erinnerungen. 

Unb  am  24.  9tot>ember  1805  ftarb  aud)  ber  ^rofeffbr 
955ttner,  ber  mid)  in  fein  Atelier  fyatte  nehmen  tt>otten, 
unb  bie  gtomaofen  famen  inä  Saub1),  unfer  Unterricht 
ttmtbe  unterbrochen  unb  I>örtc  teitoeife  ganj  auf!  Unb 
am  27.  SJtoi  1808  jiarb  aud)  nod)  unfere  liebfie,  bejie 
SRutter8),  nad)bem  jte  mtd)  i>orl)er  nod)  in  einem  langen 
9ten>enfteber  gepflegt  fyatte*  9hm  tt>uftte  man  nid)t,  tt>a$ 
mit  mir  anjufangen  fei;  eigentlich  fyaite  id)  ?u(l  ©olbat 
gu  toerben,  aber  alle  5Bertt>anbten  n>aren  auf*  fyefttgfte 
bagegen.     ©o  herlief}  id)  benn  ßaffel8)   unb  fam  nad) 


*)  „(SS  toaren  meine*  Sebenä  ^drtejte  Sage,"  fd)telbt  3acob 
an  ©aaign^  im  3aJ)r  1850  («L  ©d)r.  1,  114),  „bag  tefe  mit 
anfeljen  mußte,  u>ie  ein  ftoljer  i>ot)nif(j^er  gefnb  in  mein  SBater* 
Ianb  einbog  unb  bie  mutigen  J&effen,  bie  bamalä  nod)  jtarf  an 
ibrem  dürften  fingen,  ba$  ©ett>ebr,  beffen  rechter  ©ebraud)  tbnen 
unfcergonnt  tt>ar,  nieber  auf  bie  ^flajterftetne  toarfen."  3Öil* 
beim  biebtete  bamalä  baä  (Sonett  im  2Cnbana  dlx.  8. 

■)  2im  27.  SDtoi  1908,  an  ibrem  bunberQdbrigen  Sobeätag, 
ijt  t>on  ben  ©cbülern  be$  Ägl  gWebricb&®9mnajtum$  $u  Saffel, 
beffen  @d)üler  alle  ©ruber  außer  (Sari  getoefen  finb,  tbr  febon 
eingeebnete*  ©rab  auf  bem  alten  Sotenbof  toieberbergejMt  unb 
umgittert  toorben;  bie  Saffeler  ©rimmgefellfcbaft  f>at  e$  an  bem 
Sage  gefebmfieft,  bepganjt  unb  in  bauernbe  Pflege  genommen. 
jDa*  oben  genannte  <©cfyriftd)en,  bureb  tx>eld>ed  ber  Herausgeber 
ti)r  2Cnbenfen  ebrte,  entbdlt  neben  ibrem  (aueb  bto  gegebenen) 
Porträt  aueb  ein  Söüb  tbre*  ©rabeä. 

8)  2Ödbrenb  SBilbelm  ©rimm  in  (Saffel  ba*  Titelblatt 
*um  gleiten  Söanb  be$  „SöunberbornS"  gejeidjnet  bat  Ooie  e* 
babei  bergina,  er$dblt  9>.  SBiganb,  SebenSbefcbr,  1,  398),  bat 
gubtoig,  une  ettodbnt,  für  2frnim  unb  Brentano  aueb  febon 
aon  (Saffel  au*  bie  brei  95ilber  nun  brittgt  $etl  be$  3Öunber* 
bornä  geliefert  unb  ift  bamit  juerft  *>or  bie  OffentliAfeit  getreten; 
toie  er  ffd)  babei  an  getolffe  Vorlagen  anlebnte,  f.  b.  (steig  4, 
22  unb  248  f.  (teiltoeife  beriebtigt  aon  ©rifebad),  Einleitung  jum 
Sßunberborn,  XV)  unb  ©teig  1,  243  f.,  249,  257  (boeb  begebt 
fid)  an  legier  ©teile  bie  im  felben  @afc  2frntm$  entbaöene 
ytotfj,  er,  Arnim,  babe  bie  Äupfer  mm  Seufrieb  georbnet,  nid)t 
auf  folebe  gubtoig*,  fonbern  auf  jold)e,  bie  in  alten  2fa$gaben 
t>on  ©eorg  833icfram*  ©olbfaben  [beffen  Äauptffaur  ber  Äeufrieb 
ijt]  entbalten  »arenX  —  2(ucb  für  bie  ,,@innebleraeitung"  Arnims 
unb  ©rentanod,  alä  S5ucb  „5:t5p  (Sinfamfeif  genannt,  für 


II.  Saffel.    1803-1808.  89 

J&etbelberg  31t  $d)tm  t>on  Arnim  unb  GlemenS  93ren* 
iano1),  ben  greunben  t>on  3acob  unb  Sßüfyelnu 


bie  aud)3acob  unb  Sollt) c Im  beitrage  lieferten,  bat  8ubn>tg 
fcfjon  in  (Saffel  im  gebruar  1808  ba$  Porträt  gaufW  nad)  @id)em 
rabtett  C@tetö  1,  240)  für  9fr.  3  »om  9.  Sprü;  bfe  bettige  ®Ufa> 
betb  für  9fr.  18  *om  31.  SRat  ((Steig  3.  12);  ben  „crjfcn  Sö&ren* 
b&uter"  für  9fr.  25  aom  25.  Sunt  (©tefg  1, 244);  ©tetg  vermutet 
(4,  28),  baß  aueb  baä  näcbfte  Äupfer  in  9fr.  36  aom  27.  8ugufl 
unb  „ba$  geehrte  ^ubltfum"  (fn  ber  SBorrebe  j.  Srbft  <$.  @.  6) 
*on  tf)tn  ^errütjre.  —  2fat  7.  9Rat  forbert  ^Brentano  tbn  auf, 
fn  etoa  brei  SBodjen  nad)  J^eibelberg  au  fommen.  n>o  er  felbfi 
am  29.  2Cpril  angelangt  u>ar;  bfe  tfranfbeft  ber  SÄutter  unb  it>r 
$ob  am  27.  ÜRai  i)felt  2ubtt>tg  ntrücf;  er  mag  anfangt  Sunt 
fid)  &on  ben  ©efd)töfjtern  loägertffen  unb  feine  Steife  angetreten 
baben.  —  ©Aon  am  1.  Bprfl  1808  fAretbt  2Crntm  an  ©oetbe, 
ben  er  für  2ubtt>ig  m  fnterefiferen  fud)t,  t>on  beffen  9lad>fHd^  be* 
genannten  ©td)emfd)en  Sölatte*  al$  „erftem  Sterfud)  eine*  jungen 
üBenfcben,  ber  bidtjer  nid)«  aü  matbemattfebe  {Jfauren  in  Äupfer 
geftod)en  babe"(@d)übbefopf  unb  SBalael,  ©oetbe  unb  bie 
Sfcomantff  [®d)r.  b.  ®oetbe*®ef.,  55b.  13  u.  14]  1,  127);  »om 
95iib  t>or  bem  britten  Seil  be$  SBunberbornä  f ebretbt  er:  „<&$ 
ijt  t>on  einem  jungen  SBenfcben,  ber  fid)  feit  einiger  3*it  bei  mir 
aufb&lt,  rabiert;  fd)  n>ünf d)te  tym  jefct  einen  redyt  fleißigen  SWaier 
jum  Sebrer,  aber  n>o  ift  ber  jefet  ju  ffoben?  3d)  bin  in  SBer* 
legen  bei  tr  n>aö  td)  bem  jungen  Spanne  raten  fett,  ber  gute  2ftv 
läge  unb  gleig  bat  unb  e*  aß  Äupferftecber  flcber  au  etwa* 
Süchtigem  bringt  (baf.  2,  134). 

*)  ©lernend  Brentano  fyattt  bie  Älteren  ©ruber  toobl 
fdyon  in  Harburg  bti  beren  Sebrer,  feinem  ©At&ager,  bem  be* 
rübmten  Snriften  ©aatgn^,  fennen  gelernt,  m  tarn  3nli  1807 
nacb  (Saffel,  ttobin  er  ftcb,  feit  1806  SBftoer  *on  ©opbie  SWereau, 
t>on  ber  flebaebnjäbrtgen  2Cugujte  Söuflmann,  Siebte  unb 
üttünbel  SJtortfe  Söetbmannä  in  granffurt,  bötte  entfübren  foffen 
(meftr  aß  ba|  er  fle  entfübrt  b&te,  ©teig  1,  221—24).  Am 
20.  auguft  1807  ließ  er  fid)  t»fe  ein  Opfer  mit  tt)r  in  grifelar 
trauen  unb  febrte  »ieber  mit  if)i  nadb  feaffel  jurücf ,  »0  feine 
©d)tt>efter  Sulu,  t>erbeiratet  mit  3wöme^  Jpofbanfier  Sorbit, 
bai  ^)aar  aufhabm  (in  ibrem  £aufe  am  Äontg^pla^  neben  bem 
„Äbnia  t>on  ^reuften",  bat  fte  fpdter  mit  bem  1910  abgertffenen 
©tabtbauamt  t>ertaufdbten).  jDiefe  game  @b«  toar  nur  eine  tfette 
t>on  ^ampf  unb  (Streit,  dlot  unb  Seib,  unb  mugte  geföteben 
»erben,  »orum  anfangt  au*  3<*cob  ©rimm  bemübt  n>arb; 
bie  geißig  offenbar  nidbt  gefunbe  Stau  bat  ftd)  balb  n>ieber  »er^ 


90  Subtmg  @mtl  ®ritnm,  Erinnerungen. 

3d)  toofynte  mit  beiben  unter  bem  ©cfyloff1)  in  einem 
fd)5nen  QJerggarten  mottet  SBeinreben;  aber  nid)t$  tt>ar 
imftanbe,  mid)  aufjufyeiiem,  id)  fyatte  ba$  #eimtt>el),  backte 
nur  an  meine  liebfte  SRutter  unb  an  ©d)tt>efter  2otte 
unb  tt>ar  febr  ungtäcflid)«  Arnim  machte  mit  mir  Steifen 
ju  guff  in  ben  ßbefflüalb  *),  ttnr  befafyen  bie  SRann^eimer 

beiratet  unb,  obwohl  SDhttter  mehrerer  Äinber,  1832  ftd)  in 
granffurt  ertrftnft.  (5  lernend  nafjrn  1807  fofort  ben  SÖerfebr 
mit  Sftcob  unb  SBtlbelm  auf;  am  23.  Oftober  reifte  er  21rntm 
nad)  «@aHe  entgegen  unb  brachte  ibn  mit  Steid)arbt,  ber  $of* 
fapellmeifter  in  (faffel  toarb,  ©a&igng  unb  grau  unb  feinen 
©d)to>eftern  ©ettine  unb  üfeelfne  SfÄitte  Sto&ember  aud)  Wer* 
her.  Stad)  einem  aergebltd)en  Sterfud),  #erbft  1806,  3acob  in 
Gaffel  fennen  au  lernen,  trat  2Crntm  bamalö,  burd)  (SlemenS 
eingeführt,  ben  ©rübern  nafye  (©teig  1,  194;  3,  3  f.).  Stiebt 
obne  beren  9ttitf)ilfe  l)aben  bann  Brentano  unb  #rntm  im 
Steft  be$  Sabred  1807  bier  in  Gaffel  ben  atoeiten  unb  brüten 
Seil  bc$  2Bunberborn$  aufammengeftellt.  3ur  Übertoacbung 
be$  Drutfeö  begab  ftd)  21rnim ju  Anfang  1808  naeb  «^eibeloerg, 
unb  Slemen*  rebigierte  in  (Saficl  nod)  einen  2fnf)ang  jum  britten 
Steil,  bie  Äinberlieber. 

*)  Brntm  ^atte  eben  im  QXa\  mit  (Siemens  „ein  b*rr* 
liebet  fleineö  ^auö"  belogen,  am  @d)loj5berg,  „über  un$  2Cpfel* 
blute,  unter  und  bie  luftige  ©ürgerfdjaft  beim  ©fer".  3n  biefe 
„<£inftebelei",  in  ber  fie  timn  betten,  luftigen  ©aal  mit  fed)ä 
genftern  eigen  bitten  (2frnim  an  Stecf),  $og  aud)  Subtotg 
ein;  übrigen*  toar  21rnim  (Snbe  9M  bi$  21.  3uni  1808  auf 
einer  Steife  abtoefenb,  unb  (Slemenä  reifte  <5nbe  3uni  überbaupt 
ab  unb  ging  mit  ©a&ian»  nad)  SMncfyen  unb  ?anb$b«t;  unb 
*on  @nbe  3unt  ab  tx>ar  Xubttig  sier  9Bod)en  allein,  ba  21rnim 
abermals  serreifte. 

*)  „Storgeftern,"  febreibt  ©rentano  (unbatiert,  aber  an* 
fang*  3uni  1808),  „ift  ber  2ui  in  ber  (Sinfiebelet  angefommen,  x 
bie  Steife  unb  bit  frifebe  Trauer  um  ber  guten  SÄutter  2(bfebieb 
batten  ibn  etoaä  blaß  gemacht,  ©5rre$  b<*t  ibn  reebt  lieb,  unb 
er  f)<d  ben  Sifeb  bei  tbm."  2ton2(rntm  bringt  Brentano  bann 
son  (Snbe  3uni  ein  ©riefeben  an  bie  älteren  ©rüber  mit,  in  bem 
e$  b^ißt:  „3br  ©ruber  ift  un$  febr  lieb  geworben,  id)  benfe  in 
ben  erften  tyütn  Sagen  ein  paar  SBanberungen  in  ben  Oben* 
tt>alb  mit  ii)tn  ju  macben,  bamit  er  reebt  abtt>eebfelnbe  Statur* 
anfebauungen  gewinnt."  —  Srefflf  d)e  (Sutfübrung  tn  biefe  Jöeibel* 
berger  Stomantif  unb  ibre  kämpfe  bei  griebrieb  9>faff  m  ber 
<£inltg.aumSteubrucf  ber  jefct  feiten  geu>orbenen„3:rofr  ©infamfeit". 


IL  Gaffel    1803—1808.  91 

©alerie,  e$  ttwrben  Partien  auf  ba*  alte  @d)loß  gemalt: 
aber  ntrgenbä  tonnte  id)'ä  anhalten;  in  ben  @d)n>efeinger 
©arten  fonnten  jie  mid)  burd)auö  nid)t  bringen;  id)  fagte 
tynen,  td)  tt>oße  bie  33)eaterbeforatü>n*n  nid)t  feiern  3u 
Mittag  aß  td)  bei  ©ömä',  bie  mir  gut  ttaren1),  unb 
fpiclte,  n>enn  td)  aufgelegt  tt>ar,  mit  tfyren  Äinbenu 
SJtoncfymal  nat)m  mid)  ber  Arnim  gu  ber  &  Stubotpbt 
mit,  bie  ein  große*  @rjiei)ungömftitut  baue,  n>o  junge, 
fd)6ne  9R4bd)en  au$  allen  £&nbern  ju  fefyen  toaren:  aber 
id)  fyatte  nur  immer  ben  SBunfd),  ttrieber  ju  £au£  ju  fein*). 

3n  Jpeibelberg  unterrichtete  mtd)  ein  9Ra(er,  beffen 
SRamen  id)  aber  gana  unb  gar  »ergejfen  l)abe;  aber  er 
gefiel  mir  nid)t,  unb  feine  arbeiten  nod)  Weniger;  e$  tarn 
mir  t>or,  afö  !5nne  er  nid)t  &iel;  fpftter  fat)  td)  bann  ein, 
baß  idf>  aud)  gang  richtig  geurteilt  fyatteÖ* 

9tun4)  foUte  id)  im  Dejember  4808  nad)  «anbaut 


])  Da  aber  grau  @5rre$,  ©opfyte  geb.  Safaufe.  lieber  lad 
alö  fod)te  —  fo  baß  ü)t  ÜRann  aud)  oft  bit  Ätnoer  pflegen 
mußte  — ,  fo  tourbe  bie  Äoft  mefft  au*  bem  Oajt^aud  beforgt. 
Qacob*  £>anf  an  ®5rre$  f.  ®örre$br.  2,  139  f.)  —  #on  ben 
9>rofefforen  ber  Unfoerfität  Welten  fid)  nod)  au  ben  Stomanttfern 
Öretüer,  Sßiifen,  grte$;  ü)r  grimmiger  @egner  toar  ber 
alte  2*oß. 

■)  Caroline  9tubolpf)t,  1754—1811,  f)ai  jid)  al*  <&> 
aiel)erin  unb  ©Artftjtettertn  einen  9lamen  aemadjt;  in  ti)rem 
45aufe  umrbe  SlemenS  Sörentano*  Stieftochter,  $ulba 
Sftereau,  eraogen,  fp&tere  ©atttn  be$  Geologen  Ä.  UUmann 
(1796-1865)  in  Jöetbelberg. 

■)  Der  «uöfrrfteAer  »bam  SBeife,  1776—1835,  ber  1806 
btö  11  in  ^eibeloerg  leote  unb  für  Arnim  unb  Brentano  unb 
tijren  Verleger,  ben  Söudjfyänbler  3fnitner,  tätig  toar,  aud)  bei 
festerem  tooijnte  unb  (tote  Arnim)  aß. 

*)  ®brre$  ging  anfangt  Öftober  nad)  Äoblena,  Arnim 
SRitte  9tot>ember  nad)  Berlin;  aü>ifd)en  granffurt  unb  Oießen 
gingen  legerem  aber  bie  9>ferbe  burd),  unb  bie  babei  erlittene 
Verlegung  furierte  er  in  »terttbdytgem  Aufenthalt  bei  3acob 
unb  2öiU)elm  in  (Saffel,  „hinten  in  ber  gelben  ©tube";  baburd) 
febfoffen  bie  brei  bie  innigfte  greunbfdjaft,  bie  erft  bureb  Arnim* 
frühen  $ob  1831  enbete  unb  bie  grudjt  beö  fd)5nften  —  t>on  ©teig 


92  8ub»fg  Ghnil  ©rimm,  Erinnerungen. 

in  Skiern1)  ju  (Sattign^*,  95reniano*  <5d)tt>ager  unb 
<Sd)tt>efier;  J&eibelberg  fam  mir  i>or  tt>ie  ein  ©efftngni*, 
unb  id)  tt>ot  frol),  ttrie  idb  toegfam.  3d)  reifte  mit  bem 
©taßmeifter  £üner*borf*)  nad)  (Stuttgart,  t>on  ba  aßein 
nad)  2fag*burg  unb  t>on  ba  in  einer  bitteren  Ädtte  nad) 
2)Mhtd)en;  ad),  ttrie  erfroren  fam  id)  ba  an!  2ftte  ©lieber 
tt>aren  mir  fteif,  unb  id)  tt>ar  nidf)t  tt>arm  angejogen! 
93on  ba  gleid)  tt>eiter  nad)  2anb*l)ut,  ti>o  id)  abenb*  fpdt 
anfam»  3d)  tt>ol>nte  ba  bei  ©lernen*  25rentano  unb 
bei  ©atugnt)  abtt>ed)felnb,  unb  bie  95ettine  l>at  mir  ba 
oft  abenb*  fpdt  aorgeiefen*),  unb  id)  bin  mit  ©aingn^* 
auf  bem  ©d)lo#berge  fpajieren  gegangen. 

3m  grflföafyr  1809  fam  id)  nad)  2Jttknd)en4)  auf  bie 
2ffabemie;  ©a&ign^  fyatie  mid)  bemSireftor  t>on  2anger 


im  bier  oft  genannten  britten  ©anb  herausgegebenen  —  ©rief* 
»ed)fel*  trug  (©teig  3,  18,  527). 

*)  Subtoig  muft  fctyon  im  9to*ember  1808  abgereift  fein; 
benn  am  14.  9to*ember  fctyreibt  2Cmim  in  feinem  legten  ©riefe 
an  (SIemend  au*  $etbelberg:  „3<b  boffe,  bafj  ®rimm  glücfltd) 
bei  <5ud>  angefommen  tft"  (f.  aud)  ©örre*br.  2,  78). 

*)  @*  toar  ber  fecbatgjdbrtge  ehemalige  ©tattmetfter  am 
(Safieler  tfabettenbau*  gubtotg  ^.,  ber  bamal*  in  ber  «ßeimat 
ber  ©emabiin  3erdme*,  ßatfyartna  fcon  2öürttemberg,  für  ftd) 
unb  feine  grofte  gamilie  eine  neue  (Stellung  fanb;  er  toarb  bort 
ai*  Öberfueutnant  son  £.  Direftor  ber  toürttembergifcben  ©e* 
ftüte,  ftarb  aber  fdjon  am  12.  ©eptbr.  1812  im  £eilbab  fcoK  bti 
©dppingen.  —  <&c  befugte  bamal*  toobl  in  #eibeiberg  feine* 
©ruber*  ©obn  2ubn>tg,  ber  nad)  efneinbalbjdfyrtgem  ©tubtum 
bti  ber  fcertoanbten,  aud)  mit  ben  SRomantifern  in  $.  atel  t>er* 
febrenben  gamilie  (Ärapp*)  ftrte*  faufmdnntfcfi  tätig  toar,  jpdter 
aber  toieber  in  Reffen  Ätet*fefretdr  unb  fogar  «anbrät  in  Ätrd)> 
tjatn  toarb,  1857  aber  bei  einem  ©efud)  tm  grte*fd)en  ^aufe 
in  JSeibelberg  piöfclfd)  ftarb  unb  aud)  bort  begraben  tourbe. 
9tad)fommen  unb  ©etten&ertoanbte  &on  Cbeim  unb  Steffen  ftnb 
in  ben  beffifcben  ftamilien  #üner*borf,  grttfcb,  &>bme9er,  ©oben* 
baufen,  üRölt  unb  Pfeiffer  tu  flnben.  —  @tn  bippologffcbe*  ©ucb 
aon  Ä.  bat  bi^  1816  fünf  auflagen  erlebt. 

*)  2fod)  ©oetbe*  ©riefe  an  fie! 

4)  T)a%  gubtoig  jum  ÜRaier  unb  Äupferftecfter  J5eß  nad) 
SRüncben  in  bie  8ebre  fommen  fotte,  teilt  2frnim  fdyon  am 


II.  Gaffel.    1803-1808.  93 

unb  $rofef[or  £eff  empfohlen*  ©ort  fal>  td)  ein  —  unb 
e*  ttmrbe  mir  aud)  gefagt  —  bafl  id)  nod)  gar  ntd)t$ 
fdnne;  teil*  toaren  bie  ajertyftltmffe  föulb,  teil*  feine  ®e* 
legenfyett  311m  Semen  bagett>efen*  (So  tt>ar  id)  bann  leiber 
jefyn  3at)te  lang  in  ber  3rre  herumgeführt  toorben,  bi* 
td)  in  5D?ünd)en  bie  ©alerien  betrachten  fonnte,  bie  beften 
<Sad)en  jum  9tod)aeid)nen  unb  ©tubieren  befam  unb  t>on 

22.  Oftober  1808  Obrre*  mit:  ben  lebhaften  Anteil  be*  gut» 
beratgen  Älteren  greunbe*  an  ©rtmm*  (Scbttffal  aetgt  fein  Sörief 
an  Sörentano  aom  4.  Ütoaember  1808  ((Steig  1,  262):  „3$ 
muß  ffücbtig  fein,  fonft  fätyrt  mir  ber  ®rlmm  fort,  (Seinetwegen 
mu§  id)  Didj  erinnern,  ityn  bod)  ja  in  Öl  fid)  aud)  &erfud)en  au 
laffen.  Ch:  bat  fo  in  feinem  Sßefen  ba*  (Sanfte  unb  Sörefte  unb 
Dtcfe  ber  Ölfarbe;  e*  Hingt  fonberbar,  aber  wenn  Du  bem  OU 
malen  juflebeft,  fo  wirft  Du  mid)  »erflehen.  (Sage  it)m  übrigen* 
ntd)t*  barüoer,  weber  etwa*  2obenbe*  nody  Sabelnbe*  über  fein 
gan&eö  2Befen,  Salent,  Ungefd)icf.  Denn  fo  trügltd)  foldje  Ur» 
teile  meift  ftnb,  fo  gefäbrltd)  ©roten  fie  ben  beuten  werben.  Du 
wirft  ftnben,  bafl  ba*  Sttlb  ber  £ulba,  ba*  Du  empfängft,  ben 
geiler  l)at,  ben  bie  mefften  weniger  geübten  Porträtmaler  bei 
föinbern  macben.  Die  3«ge  ftnb  ju  ftarf,  weil  ftc  ba*  innere 
Seben  nod)  md)t  red)t  burdydjeinen  au  laffen  wiffen;  fonft  tft  e* 
in  ber  Aufarbeitung  recbt  orat>.  3n  ber  legten  3*it  fudjte  td) 
ff)n  jum  ©unteren  nad)  eigener  SBabl  aufzumuntern;  td)  fdjenfte 
ihm  ein  (Sftwenbud),  id)  weif  nidjt,  ob  er  fctel  getan  b&t."  — 
Söte  gütig  Arnim  aud)  fonft  nod)  für  Subwtg  beforgt  war, 
geigen  cntd)  folgenbe  ©orte  *om  1.  Oftober  1808  an  Giemen* 
(Steig  1,  257):  „Durd)  bie  Obrre*  weffl  td)  —  benn  sor  mir 
bat  er  eine  wunberltdfye,  mir  unbegreifliche  (Sdjeu  — ,  bafj  er  mit 
grotyref  d)  (Arnim*  pommerfd)er  Diener,  ber  aud)  für  ifjtt  abfcftrteb 
unb  in  feiner  „Oraftn  Dolore*''  verewigt  tft)  fetyr  bebenllidye 
®efpräd)e  fübrt,  wa*  au*  it)m  werben  foue,  wenn  icb  wegginge. 
Dafür  Witt  td)  nun  fdbon  forgen.  S8ei  bem3<icob  fab  icfe  an* 
gefragt,  ob  er  fo  siel  SÖermbgen  bat,  um  ein  paar  3al)re  in  9t  om 
ju  leben.  3n  biefen  entfdjetbenben  3*bren  feiner  Sötlbung  wäre 
e*  ba*  befte,  befonber*  wenn  man  ihn  au  bem  Siroler  Äodj 
bringen  fönnte."  Über  ben  »on  ber  Attgemetnbeft  nod)  immer 
nid)t  nad)  ®ebüfyr  gefd)äfcten  Arnim  fagt  ein^ann  wie98il# 
beim  @d)erer,  er  gebäre  „au  ben  pb<t"tafiet>ollßen  Diestern, 
ben  beften  ©urgent,  ben  ebelften  Patrioten,  ben  berrlid^ften 
ÜÄenfcben,  bie  Deutfd&lanb  je  b^^orgebraebr  (D.  9cunbfd)au, 
Oftober  1890,  @.  49). 


94  8ubn>ig  <$mil  ©rimm,  Erinnerungen. 

bem  ölten  Heben,  guten  9>rofeffbr  Äarl  «£e#  mit  2tebe, 
©ebulb  unb  gxeunblicfyfeit  auf  bie  tt>afyre  Äunfl  aufmerf* 
fam  gemalt  unb  auf  ben  rechten  SBeg  gebracht  ttmrbe* 


III.  {anb^trt  unb  $Mnc&etu    1808— 1814* 

Sflati)  tiefen  bewegten1)  3eiten  lebte  8ubn>tg  som  jDeaember 
1808  ab  befyaglid)  im  J&aufe  griebrid)  <5arl  &oti  ©aaigng**) 
in  Satibäfyut.  jDtefer,  etft  ber  fyodjserefyrte  2ef)rer,  bann  bet 
treue  greunb  ber  älteren  ©ruber,  in  beffen  gamitte  3<tcob  im 
3at)re  1805  fteben  Monate  lang  in  9)ari*  gelebt  f)atte,  um  tfym 
bei  feinen  arbeiten  in  ber  Söibltot^ef  an  bie  J&anb  au  gel)en> 
toar  eine  reine,  gütige,  toormfyeraige  Statur;  fett  1803,  n>o  er 
„Daö  9te(fyt  be*  Söejifee*"  t)atte  erfreuten  (äffen,  galt  er  al* 
einer  ber  erften  SRed&tägelefyrten  unb  'lefycer  jDeutfcfylattb*  unb 
n>ar  &oti  1808—10  an  ber  &mb$l)uter  Unfoerfität  tätig.  @r  fyatte 
ftti)  bereit  erflärt,  jdf>rlic^  fyunbert  ©ulbeti*)  ju  ben  Soften  *oit 
8ubtotg$  2fo$bilbtmg  beiaufteuern,  welche  aud)  anbere  ©lieber 
ber  gamtlie  ©rentano  ben  dlteren  ©rübern  befreiten  Ralfen, 
unb  fjot  biefen  Beitrag  jundd)p  eben  burefy  ©etoäfynmg  *oti 
SÖofyttUttg  unb  Äoft  an  ifjn  erlegt. 

Subtoig  mochte  jld)  in  biefem  liebeit&oürbigett  gamtltett* 
freife,  bem  audj  Ziemend  unb  Söetttne  Brentano  bamal* 
ange^brten,  gar  toofyl  geborgen  füllen;  benn  alle  lamen  bem 


*)  Äeüt  3Bort  aber  f>ier  &op  bem  treffen  bei  SanMfytt  am 
21.  2CprtI  1809,  in  bem  bie  Öfterretcfyer  *oit  Napoleon  au$ 
SanbSfyut  fyerauSgefdjlaaeti  umrben  unb  ba$  ©astgng*  unb 
(5 lernen*  bod)  miterleoten  (unb  festerer  (Gilbert  bti  ©teig 
1,  272  ff.)! 

*)  ©eboren  1779  in  ftrattffurt,  fyatte  er  1796—99  fn  9Rar* 
bürg  fhtbiert  unb  *oti  1800—3  ba  gelehrt;  fco«  1810  ab  an  ber 
neugegrünbeten  Unfoerjität  ©erlitt  ^rofeffor,  n>ar  er  &on  1842 
bii  48  Suftfaminiper  unb  ftarb  1861.  @r  ift  ber  Söegrüttber  ber 
fog.  fyiftor.  9ted)t$fd)ute.  Über  feine  fäd)f.  ©tubienreije  1799  unb 
1800  t>at  b.  £r*g.  i.  9>rogr.  f.  2foftalt  1890  eine  Arbeit  aerdffentlid)t 

•)  ©teig  1,  258:  Giemen*  unb  Söettine  tooHten  autfy  etoa 
feefiaig  ©ulben  baau  geben;  intoietoeit  bie*  *on  ifynen  überhaupt 
uno  t)on  ©a&tgtip  fpater  tiod)  gefcfyal),  ift  nfcf>t  nadfoutoetfen. 


III«  «anbaut  unb  2Ründ)en«    1808—1814.  95 

fcngefyenben  ÄünfHer  mit  freunbltd)er  SeUnafyne  entgegen.  95e* 
fonber*  fd&etnt  ®unbel,  tote  ©astgng*  ®atttn  in  ber  gamttie 
genannt  toarb,  tfym  nod)  mefyr  augetan  getoefen  au  fein,  alö  jle 
3acob  unb  2Btlj)eIm  toar;  toie  erhaltene  Briefe  be*  (Styepaare* 
bereifen,  Regten  flc  nod)  im  f)5d)ften  weiter  f)eralid)e  greunbfdjaft 
für  it)n;  nod)  im  £>ejembet  1808  ()at  bann  8ubtt>tg  aud)  ®unbel 
—  gleich  auf  Äupfetplatte  —  geaeicfynet  unb  am  l.  3«iuar  1809 
fd)on  ein  atteite^  toett  fd)5nere*  Sötlb  &on  ifyc  rabtert,  ba*  nod) 
ber  ©teifht  greube  gemacht  fyat1)  unb  fyter  ttiebergegeben  ift. 

2ubtt>ig  tft  ber  gütigen  JJamtlte  aud)  aUeaeit  banfbar  geblieben; 
feine  ©riefe  an  fle  (im  ©rtmmfdjranf  ber  Berliner  SibitotyeD 
aeigen  —  nad)  Steig,  jD.  9tunbf(fyau,  72,  272  —  „feine  treuepe 
3nf)ängitd)feit  oft  in  rityrenber  ®etfe". 

Unb  ©etttne,  bie  aud)  gerne  aeid)nete*)  unb  fpäter,  Idngft 
nad)  ü)re$  Statute*  $ob,  butcf)  tfyre  glänaenben  (Schriften  rafd) 
berühmt  geworben,  aud)  ifyre  f)of)en  ®aben  für  bie  bilbenbe  Äunft 
bittd)  tfyr  ®oetyebenfmal  (im  2Betmarer  SRufeum,  2fbbUbung  in 
ifyrem  95f».  ©oetfyeä  m.  e.  tfinbe,  Steclam,  ©.  236)  offenbart  fyat, 
fanb  in  Subtotg  ben  em>ünfd)ten  Umgang,  ber  f fyr  au  Jebem  3*it* 
vertreib  ftet*  au*  Verfügung  ftanb,  unb  fyalf  in  ifyrer  frif^^n, 
ungebunbenen  ätatürlid)fett  ifjtt  auef)  feine  angeborene  ©d)üd)tern* 
fyeft  übertoinben. 

SBttyelm  &on  J&umbolbt,  ber  jle  bei  feiner  J&etmfcfyr  aud 
Stoßen  im  3to*ember  1808  in  «Wunden  bei  grife  Sacobi  faf), 
fdjreibt  feiner  grau:  ,,©old)e  Seb^aftigfeit,  ®ebanfen>  unb  Äbrper* 
fprünge  —  fle  flfct  balb  auf  ber  @rbe  unb  balb  auf  bem  Öfen  — 
unb  fo  *tel  ®etft  unb  fo  *>tel  Starrheit  ift  uner^rt"*). 

Subtotg  fyaite  ©ettine  fd)on  1807  in  Gaffel  fennen  gelernt, 
wo  jle  bei  tfyrer  ©d&toefter  8ulu3orbf$  ju53efud)e  Keifte  unb 
mit  it>m  unb  *tettetd)t  burd)  ü)n  aud)  Unterricht  Mm  „alten 
SMer  Robert"  gehabt,  „aber  nid&t*  gelernt  f)aite"  (<l  a,  O. 330); 
bamai*  fjdtiz  Subtotg  aud)  »of)l  bie  3eid)mmg  »on  tfyr,  mit  ber 


l)  3u$  jener  3eft  pammt  aud)  bie  Stobieruna  ?ubtotg$,  bie 
©a&tgng  barftetft,  9fr.  58;  bie  fcfer  »on  ®unoa  flefye  unter 
f)fa.  60—63. 

•)  3fad)  Buguft  *>.  b.  ®mbbe*  Unterrtd)t  fd)eint  fle  in 
(Saffel  genoffen  au  fyaben. 

•)  £>.  9tunbfd)au  1909,  J&eft  11,  215  («etfemann  über 
£umboibt  unb  (5t).  Diebe  in  SaffeD. 


96  Subtoig  <$mil  ©rtmm,  Erinnerungen. 

QMbel  in  ber  #anb,  gemalt,  bie  jle  baf.@.321  ertodfynt  unb  an. 
©oetfye  fcf)i(ft,  oljne  baß  jie  jebodj  fyeute  im  ©oetfye^ftationak 
mufeum  nod)  nadföutoeifen  todre1)*  9hm  fertigte  er,  xoofjl  im 
©pätfommer  1809,  ba*  93tlb  Söettine*  in  jtfcenber  ©teflung,  toie 
fte  tyre*  Verlobten  *rntm  „Wintergarten"  im  Htm  fyäit.  2>ieS 
Söilb  ift  e$,  ba*  SBettine  am  16.  Oftober  1809  an  ©oettye 
fcf)t(ft  mit  ben  ©orten  (baf.  314):  „@tn  Junger  $upferfled)er, 
ber  bei  J^eß  in  SMncfyen  tfubiert,  bettiegenbeä  rabterte*  Söiätt* 
d)en  ift  t>on  ifym,  e*  tft  ber  erfle  2fbbrucf ,  nodj  sertoifdjt  unb 
unzart,  audj  tft  baä  ©anae  ettoaä  büfter  unb  nad)  betn  Urteil 
anberer  au  alt,  tnbeffen  fdjetni  e*  ntcf)t  gana  ofyne  SBerbtenft; 
er  fyat  eö  ofyne  3eicf)nung  gleich  naef)  ber  Statur  aufä  Tupfer  ge* 
arbeitet;  toenn  £>tr'$  gefällt,  fo  fd)t(fe  tef)  ein  reinere*,  beffereä,  mit 
mefyr  ©orgfait,  baä  f  annjt  Sht  an  £>tin  95ett  an  bk  SBanb  fledctu" 
©oetfye  antwortet  tyr  am  3.  9to*ember  1809  (baf.  316; 
aud)  genau  fo  bei  ?5per,  23ettine$  Söfe.  a.  @.  182 f.):  „2>ein 
f)inaugefügte$  SMlbtfjen  toarb  gletd)  *on  jebermann  erfannt  unb 
gebüfyrenb  begrüßt.  (5$  ift  feljr  natürlich  unb  funffteief)  babei, 
ernft  unb  Kebildj.  ©age  htm  Äünftler  ettoaä  greunbttd)e$  bar> 
über  unb  augleid):  er  möge  ja  fortfahren,  fidj  im  Stobieren  näd) 
ber  9latur  au  üben,  ba$  Unmittelbare  füf>It  jldj  gleidj.  Dag  er 
feine  Aunfhnagftnen  babei  immer  im  2fuge  fyabe,  fcerftefyt  jtd)  &on 
felbft.  ^t«  foid)e$  Talent  müßte  fogar  Iufratfo  »erben,  e$  fei 
nun,  t>a$  ber  Äünftier  in  einer  großen  ©tabt  lebte  ober  barauf 
reifte.  3n  tyati$  ijatte  man  fd)on  ettoaä  StynlicfjeS.  Steranlaffe 
if)xt  bod)  nod)  jemanb  fcoraunefymen,  ben  icf>  fenne,  unb  fdjreibe 
feinen  9lamen,  ^ieUcic^t  gelingt  tym  ntdf)t  affeS  toie  ba$ 
intereffante  Söettfncfjen,  fürtoafyr,  fle  flfct  fo  trauitd)  unb  fyeralid) 
ba,  baß  man  htm  etoaä  forpulenten  Wintergarten,  ber  übrigen* 
im  SBilbe  ted)t  gut  fomponiert,  feine  ©teile  beneiben  muß.    2)a* 


*)  2Me  oon  (Siemens  ai$  ^fcf>r  fd)5n"  beaeicfjnete  (©teig,  4, 52) 
3eid)nung,  bie  ©teig  bafelbjt  geaeigt  toorben  (4,  51)  unb  nad) 


ibm  eine  SJorftubie  au  bem  95ub  mit  bem  „3Btntergarten"  ift, 
ift  aud)  nfdjt  ba,  auraeit  aud)  feine  ©rimmf(f)e  Slabierung  außer 
9lr.  53,  obtooW  nac^  ©teig  4,  187,  190  *tefe  ©Idtter  borten 

Sefommen  finb;  natf)  biefer  SJorftubie  todre  benn  autf)  too^I  bie 
ier  gegebene  Äabierung  9lr.  50,  bie  genau  bem  SBtntergarten* 
biib  (9er.  53)  entfprid^t,  gefertigt  ©a^  Storfyanbenfein  biefer 
Reid)nung  jcigt,  baß  baö  Wlatt  boef)  nid)t,  toie  SBettine  (©.  314) 
f^reibt,  gleich  nad)  ber  9tatur  auf  Äupfer  gearbeitet  ifi 


III«  «onbdbut  unb  3Wünd)en.    1808—1814.  97 

aerfnüOie  93(dttd)en  t)abe  fd)  fogleid)  aufgewogen,  mft  einein 
braunen  Stammen  umffcid)en,  unb  fo  ftetyt  ed  vor  mir,  inbcm  f  d) 
bied  fd)retbel).    ©enbe  Ja  balb  beffete  3Cbbrücfe." 

2*on  ben  2Cbbrütfen,  bte  SJetttne  batauf  einfanbte,  fdjenfte 
©oettye  einen  aud)  2Btibelm  ©rimm,  ald  tiefet  1809  toegen 
feinet  J&erjletbend  bti  bem  berühmten  2Crste  91  eil  in  £aHe  eine 
längere  Äur  burdjgemadjt,  bann  3rntm  in  Berlin  unb  auf  ber 
Stütfretfe  ©oetfye  befugt  t)atte  unb  von  it)tn  am  13«  Dejember 
ju  2:ifd)  etngelaben  toorben  toar.  Dabei  „lobte  er  bad  Sötlb 
febr",  wie  3StK)elm  an  3«ob  fd&retbt  Qugbbr,  204),  „ed  fei 
eine  febr  jarte  Sftabel  barin,  recfyt  ebrlfdj  unb  überhaupt  fdjbn 
fomponiert  unb  gehalten  unb  ^abe  tym  viel  greube  gemacht 
3d)  fagte,  bag  Seitine  felbft  nad)  Berlin  getrieben,  ed  fei  nid)t 
gan$  ebrlid).  (Sr  antwortete:  „3a,  ed  iß  ein  liebet  Äfnb,  toer 
fann  fie  toofyl  malen,  wenn  nod)  ber  8ucad  Sranad)  lebte,  ber 
tt>ar  auf  fo  toad  eingerichtet8)/' 

l)  Sfteben  bem  —  von  J&.  ©rtmm  Oöettr.  138)  ald  bad  befte 
bejeidjneten  ÜÄfntaturbflb  SBettinad,  bad  ein  unbefannter  SJtoler 
ebenfalld  im  3.  1809  gefertigt  unb  ß.  Söercfmetfter  in  f. 
(Sammlung  „bed  19. 3b*bbtd.  in  Söilbntffen"  vergrößert  toteber* 
gegeben  l)at,  nimmt  fidj  Subtoigd  Porträt  freiließ  aud  tote  ber 
Stabe  neben  ber  Staube.  <£in  SÖtlb  von  fl)r  von  @d)meller  im 
10.  95b.  ber  ®d)r.  b.  ®oetbe*®ef.  (1896).  —  Subtoigd  95latt  ifl 
abgebilbet  in  Äbnnecf  ed  Sötlberatlad.  Die  Urteile  über  bad  Sötlb 
gingen  aber  bod)  audeinanber;  SBtlbelm  verfd)lfeflt  jld)  nid)t 
gegen  feine  ©d)tt>äd)en  (©teig  3,  47),  meint  aber,  bti  längerem 
&etrad)ten  finbe  man  alle  3üge  toteber,  unb  ed  gleiche  bann  red)t 
febr.  „SDad  SBemüben  im  vsfnjelnen  be^  @efld)td  ift  unverfenn* 
bar,"  föreibt  2Crnim  ((Steig  3,  53)  an  SSilbelm,  „aber  fo  vielem 
(Stiuelne  barin  fo  gän$licf)  verfehlt  .  .  .,  bag  td)  ver$toeifeln 
mbtytt,  toenn  mfd)  nid)t  bie  Utocbridjt  aetrbftet  f)&tte,  bafj  er 
fed)^  SBocfoen  baran  ge$eid)net,  alfo  tDat)rfd)ein(id)  bei  ©ettinend 
feetoegltdjfett  an  einem  Sage  immer  toieber  verborben  fyat,  toad 
er  in    breien   gut   gemalt   fyatie";   unb   Siemens   febretbt 

gar  an  bie  SBrüoer,  fle  febe  au$  toie  eine ©ünbertn, 

bie  im  Sölotf  ftfet"  (©teig  4, 52),  unb  an  ©brred  (©brredbr.  2, 81): 

„er  bat  ein  fafaaraed,  alted  fünbenbafted,  fy>dj ver* 

giftetet  Sötlb  t)etau^gebrad)t,  bad  Söettine  für  gut  t)ÄIt,  bad  und 
entfefet  bat,  fo  entfefet,  bafl  toir  ed  verwerten  unb  ntebt  mebr  an* 
feben  mögen/'  Savign?  in  feiner  S^lbe  finbet  bad  Urteil 
beiber  toieber  ungerecht. 

a)  ,/3*  t)*ü*  W*  greube,"  f^reibt  SQSilbelm  —  10.  San, 


98  fcubtoig  Smtl  (SMmm,  (Srinnerungetu 

2fot  9.  9loobr.  1809  fd)tefbt  ©etttne  lieber  an  ®oetf)e 
(baf.  320  p:  „jDet  Junge  ÜRenfö,  welker  mein  S8ttb(fyen  rabiert 
bat,  ift  au*  einer  gamtlfe,  beten  jebe*  etnaelne  SWftglteb  mit 
grofjer  Slufmerffamfett  an  Deinem  ^Beginnen  Ijängt,  einer  ber 
lteben*toürbtgften  gamtlfen,  beren  alle  fefyr  fyodjbegabten  SJWt* 
glteber  fef>r  jung  fd&on  fefet  toett  über  ifyre  j&tit  hinausragen, 
?ubn>ig  ®rimm,  ber  %titi)ntT,  machte  fcfyon  oor  a»ef  3<il)ten, 
ba  er  nod)  gar  toenfg  Übung  baite,  aber  ofel  füllen,  vergrabenen 
Sinn,  ein  Sötibdjen  (f.  o.)  von  mir;  für  mW)  fyat  e*  ©ebeutung, 
e*  t)at  2öat)rt)eit,  aber  fein  ®efd)ict  für*  Äußere,  n>enig  ÜRenföen 
finben  e*  bafyer  dfynlid);  aud)  t>at  mfd)  nod)  niemanb  mit  ber 

SBfbel  etngefd)lafen   gefetyen ;   laffe  e*  einrannten  al* 

«t$tfd)trml 

2)e*  fungen  Äünftler*  Sfyarafter  ift  übrigen*  fo,  bafj  ba* 
übrige  <3uie,  toa*  bu  für  it>n  fagft,  ntd)t  anioenbbar  ift;  er  ift 
furcfytfam,  id)  ^abe  tl)n  mit  Sfft  erft  nad)  unb  nad)  jatjm  gemalt, 
id)  getoann  ü)n  baburd),  baß  id)  mit  Suft  ebenfo  Äinb  toar  toie 
er;  totr  Ratten  eine  Äafee,  mit  ber  ttrir  um  bit  95tetU  fpielten; 
in  einer  unbetoofynten  Äüdje  lotete  ic^  felbft  ba*  9tad)teffen; 
todfyrenb  alle*  beim  geuer  ftanb,  faß  tdj  baneben  auf  einem 
©d)emel  unb  la*;  ttrfe  e*  ber  3ufaa  toollte,  toar  td)  gefletbei, 
gelagert,  brapiert.  Wflit  großem  @ntf)ufia*mu*  für  ben  günftigen 
3ufatt  mad)te  er  ©ffaaen  nad)  ber  Slatur  unb  litt  nfd)t,  baß  td) 
aud)  nur  eine  gälte  dnberte,  fo  brachten  toir  eine  tntereffante 
flehte  Sammlung  jufammen,  tote  td)  gefye  unb  fteb*  unb  liege; 
in  bie  umliegenbe  ©egenb  ift  er  gereift,  too  fd)5ne  anaiefyenbe 
®ejid)ter  jtnb,  er  brachte  allemal  einen  @d)afc  oon  rabierten 
Söldttdjen  mit,  mit  fd)5ner  Streue  für  ba*  ©emütltdje  nadjge* 
atjmt;  ba*  einfädle  (SoangeUum,  toa*  fdj  tl)m  prebtge,  ijt  nfdjt* 
anbete*,  al*  toa*  bem  SJetldjen  ber  laue  SBefhotnb  ^uflüftert. 
jDaburd)  toirb1*  nid)t  in  3trtümer  geführt  »erben.  SJeiltegenbe 
rabierte  Sötättdjen  nad)  ber  Slatur  »erben  2)tdj  erfreuen1)/' 

1810  au*  Gaffel  —  aud)  an3»al*burg  (@d)oof  55),  „©oetfye 
red)t  toobltoouenb  über  Soui*'  arbeiten  reben  au  boren.  SBit 
finb  äße  fehr  mit  ftym  aufrieben,  über  fein  fülle*,  fleißige*,  an* 
bddjttge*  arbeiten,  fo  eitoa*  toar  gerabe  für  t(>n  nottoenbig, 
wenn  eitoa*  au*  ihm  »erben  fottte/' 

*)  Diefe  (Sraafylung  wirb  oon  Subtoig  felbft  weiter  unten 
beftdttgi  —  „9tfng*ei*  toar  mein  ÜÄünc^ener  ®rimm,  ber  für 
mtd&  forgte,"  f^reibt  3(rnf m  1829  an  bie  dlteren  ©rüber,  looty 


HL  «anbaut  unb  «Wündjen.    1808—1814.  99 

9leue  ©über  «ubtoig*1)  fdtfctt  Söettine  am  13,  Deaember 
1809  cn  ®oetl)e.  „©eilfegenbe  Äbpfe",  fc^reibt  ffe  (baf.  319), 
„flnb  &on  unfercm  ©rimm,  bie  beiben  ©ubenföpf^en1)  machte 
er  nur  flüchtig  auf  einet  Steife  nad)  bem  Starnberger  See,  bie 
3eid)nung  bason  ift  notfy  beffer,  fle  ift  mit  famt  ber  Oegenb, 
bie  Söuben,  ber  braune  auf  einer  Söanf  an  ber  (Sonne  fffeenb, 
ber  blonbe  auf  bie  Sörunnenmauer  gelernt,  aKeö  gana  lieblid) 
nac^  ber  9tatur.  T>a$  SJtöbdjen  ift  ein  früherer  Sterfud)  feiner 
SRabel,  Dein  &>b  fyat  ifym  großen  @ifer  gegeben,  fein  Sefjrer  ift 
ber  $upferfted)er  JJef},  bem  id)  manchmal  mit  füttern  Staunen 
bei  feinen  großen  ernften  arbeiten  auf**)**" 

93ettine  behielt  bie  Vorliebe  für  «ubtoig  tfyr  «eben  lang 
unb  erfreute  fld)  fyeralfd)  an  feinen  SBtöttern. 

2(udj  ber  Söerüfyrung  mit  Giemen«'  atoeiter  grau,  bie  in 
«anbaut  unb  9Bünd)en  fd)rectlid)e  ©jenen  aufführte  (f.  o.  S. 89), 
f)at  £ubtt>ig  ftd)  nid)t  gana  entatefyen  fSnnen:  „weißt  Du  fd)on," 
fd>refbt  SSilfyelm  an  ^rnim*),  „bafj  fle  bem  «out«  in  SRünd&en 
l)at  ©olb  unb  einen  SÄing  freuten  wollen,  für  ein  93ilb  &on 
kleinen«,  ber  il>r  aber  alle«  Eingeworfen  unb  fortgelaufen 
ift?  — "  S»ft  ber  Überfiebelung  Subwig«  *on  Sanb«l)ut  nad) 
ÜÄünd&en  im  Anfang  1809,  wo  er  bann  a«  Oftem  in  bie 
SCIabemle4)  eintrat,  fyatte  für  ifyn  eine  3***  ernfter  unb  ftrenger 
Arbeit  begonnen,  bie  bi«  aum  3at)t  1814  reichte.  Die  trüber 
forgten  für  feinen  Unterhalt,  ber  wol)i  jäfyrlid)  300  $lr.  er* 
forberte5),  faljen  jld)  aber  aud)  in  gewiffer  2Beffe  belohnt  burd) 
bie  guten  SBerf  d)te,  bie  über  fein  £eben  unb  feine  Stubien  bei 
tynen  einliefen. 


in  Erinnerung  an  ba«  ehemalige  «eben  feiner  grau  ©ettine 
unb  £ubwig«  bafelbfi. 

0  ®eld)e  bie«  waren,  ift  nicht  feftaufteffen. 

*)  @in«  ober  ba«  anbere  ber  Ötrn.  113—117?  befonber«  bie 
reiaenben  flinberföpfe  116?  —  SBfe  ernannt,  finb  bie  Söldttet 
in  SBeimor  bi«  jefct  nid)t  wiebergefunben. 

•)  J4.  2Cpt.  1809,  au«  J&affe  (Steig  3,  28). 

*)  Die  im  3.  1770  errichtete  „3eid)enfd)uie"  in  ü»ünd>en 
würbe  1809  »on  Äbnig  9Ba£  Sofept)  jur  Äunftafabemie  um* 
aeftaitet  unb  beging  im  SRai  1909  ifyre  £unbertjaf)rfeier;  ifyre 
®efd>id)te  gibt  fitra  9>rof.  &  *.  Stieier  in  feiner  fteftrebe 
(abgebr.  in  3Ründ>.  gieueft.  9tad&r.  9tr.  234  &om  14.  «Wal  1909). 

5)  Steig  3,  17. 


100  Subwtg  Emil  ©rimm,  Erinnerungen. 

3m  28.  gebruar  1809  fctyrteb  ©avtgnv  an  Sacob1): 
„3fyt  trüber  tft  bei  £eß  vortrefflich  beforgt.  £eß  tft  einer  ber 
IfebenSwürbtgften,  jmnigften  ÜRenfdjen,  jebeä  Talent  unb  jebe 
Efgentümlidjfeft  efyrenb  unb  von  fefyr  unbefangenem  Urteil.  Er 
fer)etnt  Sfyten  ©ruber  gar  lieb  au  fyaben,  beaefgt  ii)m  viel  2ter* 
trauen  unb  befyanbelt  it>n  fafl  tote  fein  Ätnb."  Unb  weiter  am 
26.  ©eaember  1809:  „3för  ©ruber  tft  auf  ba$  geft  au  un* 
auf  SJefudj.  ®tr  fyaben  tyn  fet>r  litb,  wie  alle  9Jtenfd)en,  bie 
ü)n  fennen.    Er  tft  treu,  fleißig  unb  fommt  gewiß  fefyr  weit/' 

Unb  Element  Brentano,  ber  Anfang*  2foguft  1809 
au*  ÜÄündjen,  wo  er  ben  in  Eaffel  angebahnten  unb  in  £etbel* 
berg  gepflegten  Umgang  mit  Subwtg  fortgefefet  fyatte,  nact)  J&atle 
fam,  brachte  2Btl!)elm  9taer)rtct)ten  mit,  bie  biefer  atöbalb  an 
Sacob  wettergab. 

„Slemenä  fprtdjt  von  SoutS  ©uteä,"  fcr)reibt  er  am 
6.  2Cuguft9),  „er  tft  fleißig  unb  fttfl,  aber  auet)  nott)  gana  un* 
erwadjt  unb  ofyne  ®ebanfen;  J&eß  f)oi  trjn  fet>r  lieb.  Er  gef)t 
gar  nict)t  au$,  lebt  fparfam,  fyängt  über  all  feine  bleibet  ein 
©djnupftudj,  um  fie  au  fronen,  unb  fyat  atteS,  wa*  tl)m  ge* 
fd>enft  wirb,  fefyr  lieb,  a*  ®.  ein  Söudj  von  2Crntm  aum  3efdjnen, 
worin  ein  95er$  von  biefem  eingetrieben  fjt,  barüber  fjat  er 
ein  93latt  geflebt,  um  eö  au  fronen,  unb  jeicfjnet  viel  rjtnetn,  ob 
e$  gletet)  fdjleefyt  Rapier.  Er  gebt  nur  auwetlen  jur  Söettfne, 
bie  ferjr  gut  gegen  tyn  tft." 

Brentano  t)at  viel  ©uteä  von  Souf*  eraäf)lt,"  fct)retbt 
SBtlrjelm  am  15.  weiter  an  bie  Staute  3immer  in  ©ottja,  „er  wirb 
wie  ein  Ätnb  in  JJeß'  ^aufe  gehalten8).  Er  benft  viel  an  und 
unb  l)at  weiter  feinen  Umgang,  al*  baß  er  ben  ganjen  Sag  über 
in  ber  2Cfabemte  tft.  Er  madjt  recr>t  fcr)5ne  ©ad)en,  unb  2Crnim 
fyat  itjm  belegen  eine  ftlberne  SRebaitte  gefdjuft,  worüber  er 
Per)  fet>r  freuen  tvirb.  @o  gütig  tft  2Crnim  unb  fuct)t  trjn  auf* 
aumuntem."  Unb  3öcob  antwortet  am  16.  Sfoguft4):  „Über 
ben  Soutö  unb  alle*,  wa$  ict)  von  ir>m  rjdre,  bin  ict)  von  J&eraen 
frol),  unb  e$  wäre  ©ünbe,  it)n  nf  d)t  fo  au  laffen,  waä  brauet 
er  mer)r  in  ber  SBelt,  unb  tft  ni(t)t  feine  Siebe  au  ber  ÜÄutter 
unb  ben  ©ef(t)wtjtern  unb  fein  ftttteö,  arme*  Seben  fcr)5ner,  atö 
wenn  er  fle  verloren  unb  etwa*  anbereä  wüßte?" 


*)  &.  ©rtmm,  E.  3,  307.       •)  3gbbr.  146,  156. 
■)  3a*bfe.  148.        4)  jDaf.  150. 


III.  «anbaut  unb  ÜÄünd&en.    1808—1814.         101 

Soft  alle  gteunbe  8ubn>fg$,  bie  er  nun  im  folgenben  er* 
tt>dt)nt,  gehören  ju  ben  Malern  unb  SBflbbauern  unb  VScnu 
metjfcrn,  bie  «Wunden  im  erflen  Drittel  be*  18.  Sfyrfybt*.  fein 
fünftierifeije*  Oepräge  gegeben  i)aben,  unb  beten  SBerfen 
man  in  biefem  3fat^t()en  auf  Schritt  unb  Sritt  begegnet.  9ta> 
fonber*  nafye  flanben  if)m  bie  f)od)bebeutenben  Vorüber  9>eter 
unb  J&einrtd)  45*8  —  ben  britten  Vorüber  Äarl  fennt  er  nur 
ate  Ä^aben,  ber,  fcfytoerfybrig,  faft  taub,  fd&on  früf)  au  fhtbleren 
begann  —  unb  ifyr  @d)ti>ager  ©drtner;  Sktter  J&eft  l)at  Subtttg 
btö  au  feinem  $ob  geliebt  wie  einen  ®ol)n  unb  it)m  oft  ge* 
fd)rteben;  &on  JRepomuf  SRugei  toaren  Briefe  ba  bt*  aum 
3ol>re  1860;  (Stieler,  Quaglio,  <Sd)tt>antl)aler,  SDorner, 
9>eter  £ef},  «raaeifen  berieten  il)m  über  SBünd&ener  Äunft* 
eretgnijfe,  toorüber  er  bann  bfter  bem  Vorüber  gerbtnanb 
weiter  fd&retbt. 

Subtoig  era&^lt  *on  feinem  «Wündjener  geben  ttieber  wie 
folgt1): 

?)rofejfor  Ǥefl*)  fyatte  mtd)  fefyr  lieb,  unb  id)  tourbe 
tt>ie  jur  Familie  ge^ftrenb  angefefyem  t)od)  rvax  mein 
Sogt*  toeit  t>on  £efi  entfernt,  „im  2al  9>etri",  nic^t  tt>eit 
t>om  Obft*  unb  gtfcfymarft;  baä  «§au*  gefyftrte  einem 
SBierbrauer8)*  3d)  fyatte  ein  Herne*,  reinliche*  ©tübcfyen 
bei  einer  alten  «£ofmaler$tt>ittt>e,  fte  t>ie^  SBtnf4)* 

l)  Selber  finb  feine  2fafaeid&nungen  fortab  dfter  burtfy 
längere  Süden  entfallt.  ®o  fefylt  im  folgenben  gleich  eine  ©teile 
über  eine  fd)5ne  funae  ©riegln  au*  guter  gamfiie,  Sfyefla,  bie 
er  geliebt  au  fyaben  fdjeint,  nicfyt  ofyne  bie*  Oefüfyi  ertotbert  xu 
feljetu  2Bäfyrenb  feiner  Steife  naef)  Stallen  1816  »erließ  ne 
9Jron<f)en,  unb  er  i)at  jte  nic^t  toieber  entbeeft.  —  2)er  nacfyfte 
3fbfd>nitt  ift  btö  jur  <Sd)ttberung  ber  Familie  SRurel  fd)on  *on 
J&ugo  ©runner  in  ber  Söeti.  i.Wq£t&  1907, 28.  SJffira  abgebrueft. 

*)  2>a*  Porträt  *>on  tym  (9lr.  65)  fdjeint  Subtofg  erft  im 
3al)te  1850  rabiert  au  l)aben. 

•)  „$al  9>etrT  f)it%  bie  füblld&e,  „Sal  SRaria"  bie  nbrb* 
iicfje  (Seite  ber  breiten  (Straße  ,Äal",  tt>eil  erftere  bei  ber  Cetera* 
fird)e,  bie  xmite  bei  U.  S.  grau  eingepfarrt  tt>ar;  ba*  „$al" 
enbete  bftlicf)  am  Sfartor. 

4)  Subttig  fd&rieb  „38eng",  toaä,  wie  oft,  bie  3(uffin' 
bung  fehr  erfötoerte.  X)ie  grau  n>ar  bie  3Bftn>e  bed  aule^t 
in  Dürftigen  Umpdnben  lebenben  „$of*  unb  gre^fünftler^" 


102  Subtoig  <$mfl  ®rimm,  (Srtnnerungetu 

SÄetne  %u*ftdf)t  ging  in  ben  #of,  tt>o  ring*um  95ter* 
btauereien  toaren,  bie  bampften,  unb  tt>o  e*  immer  nad) 
95ter  rod);  e*  ttmrbe  bo  Sag  unb  9tad)t  gearbeitet  Unter 
meinem  genfler  tt>ar  ein  große*  gre*fogemälbe,  tt>eld)e* 
bie  fyalbe  Sffianb  einnahm» 

3d)  fyatte  mir  bie  SMlber  ber  lieben  feltgen  STOutter1) 
unb  ber  2otte  in  bie  ©tube  geengt  unb  tt>ar  fo  ben 
ganjen  Xbenb  allein,  fdfyrieb  nad)  ©affel  ober  an  bie 
9$etttne  ober  ©a&ign^*  ober  ©lernen*  Brentano 
nad)  Sanb*l)ut 

Die  grau  tt>ar  er$fatl)olifd),  in  meinem  ©tfibdfyen 
traten  an  ber  SSanb  jtt>ei  Heine  2Beil)feffel,  auf  meinem 
95ett  lag  ein  Äruatftj,  unb  ein*  l)ing  an  ber  9Banb* 
SWittag*  bei  Sifd)  (id)  fyatte  ben  Sifd)  bei  ber  alten  grau) 
bauerte  e*  lang,  bt*  e*  jum  @ffen  fam;  ba  ttmrbe  erft 
gebetet,  bann  bie  gelingen  Äreuje  gefd)lagen,  bann  fam 
bie  SRubelfuppe,  bann  2eberfn6bel  mit  ©auerfraut  unb 
$ulefct  ©änfebratem  3d)  ttmrbe  bann  gestrig-  examiniert, 
ob  id)  aud)  ade  Sage  eine  STOefle  l)6te,  n>ann  id)  julefct 
gebeichtet  fyätte  ufn>*  9iod)  eine  alte  25afe  fpeifte  mit 
@*  ttmrbe  mir  bod)  mit  ber  3eit  bei  ben  alten  95et* 
fd)tt>eflern  unfyeimlid)*  jDaju  fam  nod),  baf}  meine  «£au** 
frau  verlangte,  td)  folle  alle  SSWorgen  (e*  tt>ar  SBinter) 
mit  ü>r  um  fünf  llfyr  in  bie  STOejfe  gefyen;  ba  fyabe  tdf) 
ber  grau  gefagt,  id)  fyabe  mefyr  ju  tun,  al*  immer  in  bie 
SWejfe  ju  laufen*    2luf*  Diele  25eten  fomme  e*  gar  nid)t 


unb  furfftrftlidjen  Jjofmaler*,  aud)  Äupfetfleefyet*  Sfyotna* 
<5*>rtfHan  ©Inf,  1738— 97,  au*  @fcf)ftäbt,  beffen  Silber  töngft 
au*  ben  STOündjener  (Sammlungen  f)erau*geftettt  finb;  anbete, 
antife  ©toffe  barfteffenb,  bienten  al*  STOufter  für  bie  Sapeten  ber 
fdlnifcf)en  Zimmer  ber  9tefiben$;  tnandbe,  audj  gre*fen,  beten 
SeAnif  jetttoeifc  er  allein  in  QRündjen  innehatte,  ffnben  fld)  nod) 
in  ftftcfyen  in  unb  um  SRünAen.  —  2(uf  feine  unb  be*  J&of* 
bflbfyauer*  93oo*  tote  be*  #offtuffator*  getdjtmager  Anregung 
ttar  1770  bie  „3eid)ettf<l)ule"  errietet  toorben,  au*  bet  bie 
heutige  Äunjtafabemie  geworben  fft  (f.  o.). 
0  9fo  38. 


HL  «anbaut  unb  ÜRünd&en«    1808—1814         103 

am  3d)  fei  nad)  SÜKündjen  gefommen,  um  auf  bet 
Xfabemie  ju  fhtbieren,  aber  nid)t  um  ein  $faff  ju 
toerbem 

Die  fromme  grau  tpoüte  mir  auf  ben  Äopf  fliegen, 
tt>ie  id)  il)t  bat  fagte*  3d)  jog  nun  au&  2ld)  fydtte  bie 
gute  fromme  grau  gettmflt,  baß  id)  reformiert,  alfo  nad) 
tyren  Gegriffen  ein  ©rjfefcer  fei,  toie  unglüdlid)  würbe 
fte  getpefen  fein! 

9Retn  fefeigeö  2ogi$  tt>ar  ganj  nafye  bei  ^eter  #efl 
am  SRagtor  unter  ben  Sögen,  aber  hinten  fytnau*,  Sie 
%u£ftd)t  toar  ttneber  in  einen  #of,  tt>o  linf*  mehrere 
9lagelfd)mieb$tt>erfftdtten  toaren,  red)t$  baä  alte  hobelt 
i)aui.  3nt  #of  tt>ar  ein  Brunnen,  tt>o  bie  2eute  ben 
Sag  über  ttmfcfyen  unb  SBajfer  polten.  ünH  faJ)  id)  auf 
bie  Äongregation*fird)e,  unb  red)W  toar  baä  Salate  9Wag, 
3n  meinem  @tübd)en  l)6rte  id)  nid)t$  ttne  ©lodfengeldute 
unb  ba£  «£dmmern  ber  9togelfd)tmebe  t>on  morgend  bte 
abenbä  ad)t  Ul>r*  Dann  um  jefyn  ttfyr  fyörte  id)  meinen 
#au$tt>irt  nod)  (ange  janfen,  ber  gctt>5t>nlicf>  abenbä  mit 
einem  SMerraufd)  nad)  JjSaufe  fanu 

3nt  9Rdrj  1810  jog  mein  SBirt  auä  unb  rebete  in 
mid),  mit  il)m  nad)  ©d)6nfelb  ju  jtcljen,  tt>ol>l  eine  fyalbe 
©tunbe  toeii  3*  toollte  aber  nidbt  unb  30g  ju  bem 
alten  SMlbfyauer  SRujel1)  an  ben  9>romenabenptafc, 
einem  alten  brummigen  SJtonn,  ber  feine  SSerfftdtte  auf  er 
bem  <@auö  t>atte  unb  meijl  lebensgroße  Figuren  in  ©anb* 
flein  für  ben  ©arten  nad)  9tympl)enburg  arbeitete*  3d) 
fal)  ü>n  nur  bei  Sifd),  @r  n>ar  ungebitbet,  grob  unb 
bummbigott,     ©eine  alte  grau  meinte  e£  aber  gut  mit 


*)  grana-3ofepf)  SKujel,  1745—181^  ©ofyn  eine*  ÜRüfler* 
in  Vorarlberg,  toar  erft  ©djreiner,  bann  »©olabUbfyauer  getoefen. 
2ton  tf)m  rühren  bie  marmornen  Äoloffalftauren  t>on  2CpoHo  unb 
Diana  in  Stympfyenburg,  &om  ©rjenael  üRtcfyael  &or  ber  ®afc 
faf)rt*fird)e  au  Söerg  a.  2atm  bei  STOfinefyen  unb  bie  grojen 
Sötten  in  ber  ©trage  (bei  ben  (Sffenbafynbauten)  atoifd&en  StU 
fyetm  unb  2Cbbad)  fyer. 


104  Subttig  @mil  ®rtimn,  Erinnerungen. 

mir,  unb  bie  brei  @6l>ne,  bet  dltefte  3ofepI),  bet  jfteite 
SRepomuf,  ber  britte  SJaptifl,  toaren  gut  unb  tourbett 
meine  ndc^flen  gxeunbe*  Der  dltefle  motte  25tlbniffe, 
meift  dfynltd),  oft  fel>r  gut1)*  Der  $tt>eite  jetcfynete  beffer, 
unb  irf)  ging  tdglid)  mit  ü>m  auf  bie  2Kabemie*  Der 
britte  tpor  eine  2frt  t>on  Starr,  ber  atte*  anfing  unb 
nid)t$  burcfyfefete« 

3d)  Ijabe  ba  t>iel  gejetcfynet  unb  rabiert,  weniger 
gematt;  i*  toar  meifl  ben  ganjen  Sag  auf  ber  2ff abernte 
unb  bie  2foenbe  bei  ber  gamilte  J&ef}2),  tt>o  enhoeber 
Dom  atten  «£efl  mit  mir  unb  feinen  ©6l>nen  über  Äunfl 
gefprocfyen  ober  feltene  ÄupferfKdje  betrautet  ttmrbem 
9Rand)mal  fang  aud)  bie  SRetta  (Satfyarina)  <@e$  etftaä 
jur  (Sitarre  (fte  fjaitt  eine  fel>r  fd)öne  ©timme),  unb 
ba£  Heine  Sambertincfyen  faß  baneben  mit  feinem 
lieben,  freunbttcfyen  ©eftcfytcfyen  unb  arbeitete*  Die  Seute 
toaren  mir  alle  gut  Ibit  ©6l>ne  l)tef}en  9>eter,  granj, 
45etnrtd)  unb  (farl    granj  ftorb  am  9ien>enfieber,  er 


*)  @r  bat  auch  ein  fd)5ne*  feinet  Ölbilb  fctbtoig*  gemalt 
unb  ihm  gefebenft,  baö  erhalten  ffi. 

*)  Äarl  @rnft  (Sbriftopb  £eß,  geb.  1755  in  Darmftabt, 
toar  erft  <5tempelfd)neiber,  bann  Äupferjtecfter  in  Düffelborf  unb 
in  9Bünd)en,  tourbe  1809  9>rofeffor  an  ber  Äunftafabentie  in 
SRüncfeen  unb  ftarb  1828.  ©eine  (Gattin  toar  eine  Softer  be* 
Däffelborfer  2rfabemieprofeffor*  $.  3*  Ärabe  (1758—1840)  unb 
ftarb  ettoa  1820,  too  aud)  ber  $toette  ©obn,  8ran*/  balb  nad) 
feoffenbung  feiner  ©tubien  ftarb.  Der  ältere  ©obn,  $eter, 
1792—1871,  fyat  ben  Später  toeit  überragt  unb  ift  ein  groger 
©d)lad)tenmaler  getoorben.  (Deffen  ©obn,  (Sugen,  1824—62, 
toar  ®enre*,  ber  atoette,  3Raj,  1825—68,  #iftorienmaIer.)  — 
Der  britte  ©obn,  J&einrieb,  1798—1863,  warb  audb  J&iftorfen* 
maier  oon  großem  SRuf  unb  9>rofeffor  an  ber  9Jrond)ener 
2ttabemie,  bie  er  aud)  1847,  nad)  betn  $obe  feinet  ©d)toager$ 
®drtner,  bi*  aum  Eintritt  ÄaulbacfrS,  1849,  leitete.  @r 
grünbete  auch  1831  fd)on  eine  befonbere  klaffe  für  SBalteebnif, 
Die  in  ÜÄüntyen  fehlte,  toetl  ber  SHeifter,  (Sornelfu*,  fle  triebt 
befaf}  unb  nic^t  artete.  Der  Jüngfte  enbltd),  «arl,  1801—1874, 
toar  ®enretnaler.  ^it  beiben  $od)ter  beirateten  ben  unten  er* 
toäbnten  berübmten  SJaumeifter  $t.  Odrtner. 


III.  «anbaut  unb  2Ründ>en.    1809-1814.         105 

rt>ar  ein  prächtiger  SKenfd),  ein  ti>a()red  muftfalifcfyed 
©ente,  —  atte  anbeten  audgejeicfynet  in  ber  ÄunfL  9>eter 
tt>ar  eigenfmnig,  mürrifd)  unb  grob,  aber  efprlid)  unb  brat), 
tirie  bie  ganje  gamilie  ein  SDhifler  t>on  Siebendtoürbigieit 
tt>ar*  Unb  bie  2(lten  nmren  gegen  mid),  ber  td)  bod) 
ganj  fremb  tt>at,  n>ie  SBater  unb  SDhitter,  unb  id)  tat 
aud)  md)td,  ofyne  it>n  erft  ju  fragen,  unb  icf>  tt>erbe  bie 
2eute  mein  ?eben  lang  lieb  behalten  unb  il>r  Xnbenien  in 
@i)ten  galten« 

9Rtt  ben  beiben  SRugeld  unb  ^eter  J&ej}  n>ar  td) 
nun  metft  jufammem  SBon  ben  übrigen  2(fabemifew  f>atte 
id)  t>orjugdtt>etfe  gern  bie  ©ebrübet  SWattenfyeimer,  ge* 
bürtig  aud  Bamberg,  ben  Dominif  Quaglio,  Xa&er 
SBagner  au*  2fmberg,  3Eat>er  SBemmer  aud  STOünd)en, 
3H(ot9  aud  SWüncfyen,  @d)lottl>auer  aud  9Wünd)en, 
@d)ntjer  aud  Stuttgart,  ©ärtner  unb  SRapfyael 
SBtntet1),  beibe  aud  9ftünd)en*  3n  ben  9>ftngfa  unb 
«Öerbflferien  ttmrben  Steifen  tnd  ©ebtrge  gemacht,  metfl 
mit  9>etet  $ej},  Quaglto,  SBemmet  unb  ©ärtner, 
bod)  aud)  einige,  n>o  3n)anjig  unb  nod)  mehrere  mit  tt>aren* 
Sa  ging  ed  bann  nad)  bem  fed)d  ©tunben  leiten  ©tarn* 
berger  ©ee,  tt>o  tt>it  jtt>ei  Schiffe  mieteten  unb  fo  lange 
herumfuhren  unb  fyerumlärmten,  bid  fein  fetter  meljr 
übrig  tt>ar  unb  tt>ir  nid)t  feiten  nad)  brei  bid  t>iet  Sagen 
mit  jerrijfenen  Äleibern  unb  ©d)ul)en  unb  burdjnäflt 
abenbd  ttneber  in  2Ründ)en  anlangten.  Xufter  ben  Serien 
ging  id)  fefyr  oft  mit  ben  Dier  ©enannten  nad)  ©rüntt>alb* 
Äbenbd  twrfyer  Ratten  xoix  und  Derabrebet,  el)e  bie  ©onne 
aufginge,  tt>egjugel>en,  unb  id)  flieg  mefyrmald  bie  9iad)t 
auf  unb  faf)  nad)  bem  Fimmel,  n>ie  bad  SBetter  n>ar, 
unb  um  jtt>et  Ul>r  in  ber  9lad)t  ging  id)  jum  Quaglio, 
tt>o  tt>ir  und  t>erfammeln  tüoHtem  Dann  gtng'd  luftig  unb 
frftfyKd),  bie  3*id)enmappe  unter  bem  2lrm,  jum  3fartor 


*)  9ta»l)aei  ®inter,  1784—1855,  n>ar  befonberd  $ier* 
malet, -marb  fpftter^nfpeftor  ber  bagrifcfyen  Ht()ograpl)ifd)cn3tnftaIi 


106  fcubttfg  ©mtl  (Stimm,  (Srfnnerungen. 

tyinauö*  Oben  auf  bem  ©afieigberg  n>el)te  ein  füllet 
9Rorgentt>inb*  Sa  ging'S  bann  unier  Sobeln  unb  Singen 
bi*  nad)  £arlad)in,  ba  ttmrbe  fyalt  gemacht,  93ier  ge* 
trunien,  bie  9t6dfe  jufammengerollt  unb  über  ben  Stücfen 
geengt,  unb  nun  ben  fcfyönen  2Seg  burd)  SSalb  unb  an 
bem  bunfel  ben>ad)fenen  3farufer  nad)  ®rüntt>alb*  T)a$ 
©drfcfyen  liegt  jtt>ifd)en  SSdlbern  unb  Sergen,  unb  ein 
atteä  t>erlajfene$  @d)loj}  babei;  tief  unten  raufest  bie  ttrilbe 
3far*  2)ie  belannten  SSirtSleute  lannten  uni  fcfyon;  bie 
9töcfe  ttmrben  inä  3intmer  oben  abgelegt,  unb  fo  ging'ä 
in  ben  SBalb  jum  3eid)nen*  2fd),  tt>ar  e$  ba  fo  prdd)tig 
fftl)l,  eine  frtfd^e  «Öimmetöluft,  unb  ber  gett>firjige  ©erud) 
ber  ©rbbeeren  unb  Sannen!  @*  tt>ar  überhaupt  eine 
recf)t  g(ücfticf)e  3eit! 

3d)  mufl  nod)  einmal  Dorn  3al>r  1809  rebem  3d) 
tt>urbe  bamate  nod)  oft  Don  ©atngn^ä  etngelaben,  nad) 
?anb£l)ut  }u  iommen,  baä  nmr  mir  bann  immer  eine 
grofe  gxeube*  ffltbm  bem  ©olbenen  £al)n  im  SBrdufyau* 
tparen  immer  leere  Äutfcfyen  ju  fmben,  bie  na*  2anb£l)ut 
jurüctfutyren,  unb  ba  nmr  man  abenbä  bort,  unb  e$  fofiete 
jtt>ei  ©ulben* 

3n  2anb*l)ut  jeidjnete  td)  bie  Settine,  tt>ie  fte 
Tltnirai  Wintergarten  in  ber  #anb  fyat,  bann  ben  #errn 
*>♦  ©aDign^  unb  feine  grau,  bie  id)  alle  brei  rabiert 
tiabt*).  2fber  ba  td)  bie  platten  toieber  abfc^leifen  ließ, 
um  etoaö  anbetet  barauf  ju  rabieren,  fo  ftnb  bie  2fb* 
brücfe  nur  in  ber  ndd)flen  greunbe  J&dnbe  gekommen  unb 
feiten  getoorben* 

Die  ©tubenten  Ratten  ©atngnt)  gern,  unb  e$  ttmrben 
il)m  oft  @tdnbd)en  gebracht.  Xbentö  toar  gett>6l)nltd) 
©efettfcfyaft  ba*     2)er  9>rofeffbr  ©atter*)    (nächtiger 

*)  ©artgns  3ft.  58  u.  59.    ®unba  3fr.  60—63. 

•)  3ol).  9Dttd)ael  ©ailer,  1751—1852,  <3of)n  eine*  ©djufc 
magert,  fatyolifcfyer  Styeolog,  1829  2Mfd)of  *on  SRegenäburg,  ein 
toafyrfyaft  frommer,  trefflicher  SJtonn,  ber  toegen  feiner  Soleranj 
aber  Diel  Verfolgung  erfuhr,  trat  ein  treuer  greunb  ber  gamitte 


III«  «anbaut  unb  SKünd&en.    1808—1814.         107 

93ifd)of  t>on  9tegen*burg)  fehlte  nie.  Sbuarb  @d)ent, 
Sre^berg,  ber  ^rinj  Don.Oettingen^SBaUerfiein1), 
bcr  junge  2(rjt  SRtngäeiä,  ©umppenberg,  @a!t>otti*) 
unb  einige  ^tofefloten  t>on  ber  Unfoerfttdt  **)  mochten  ge* 
totynlid)  bie  ©cfeßfc^aft  au«.  SBdre  e*  nid)t  fo  natürlich 
unb  freunblid)  hergegangen,  fo  tt>dre  id)  in  grofer  SBer* 
legenfyett  getpefen  —  id),  ber  id)  in  allen  Äenntnijfen  tief 
unter  biefen  Seuten  flanb,  —  barin  burdf)3ufommen.  9tod) 
ber  ©efettfd)aft  würbe  gegeffen,  bann  ettt>a$  t>orgelefen, 
id)  glaubt,  au*  ©oetfyed  9Bal)foertt>anbtfd)aftetu  1>ad 
S8ud)  I>atte  bie  25etttne  eben  t>on  ©oetfye  gefd)icft  be* 
fommen;  id)  tt>ei#  md)t  mefyr  genau,  n>er  barauä  t>or(a£, 
@aDign9  ober  bie  fttttint,  aber  alle  l)6rten  aufmerffam 
ju,  id)  and}*  3d)  empfanb  aber  balb  bie  größte  Sangen 
tt>eile,  unb  id)  fonnte  manchmal  gar  nid)t  begreifen,  tt>ie 
bie  anbern  nod)  fo  aufmerffam  jul)6rten;  id)  toar  fo 
mäbe  unb  fonnte  bie  2fugen  nid)t  mefyr  aufbehalten  unb 
banfte  ©ott,  tt>ie  (id)  glaube)  ber  ©atttgn^  baä  Sud) 
langfam  jumad)te,  jid)  v>cn  feinem  ©tul)l  erfyob  unb  fet>r 
ernjl  fagte:  „@S  ifl  bod)  erfiaunlid),  toie  ber  alte  SWann 
nod)  fo  lebenbig  fdfyretbt!",  bie  anbern  aber  fd)tt>iegen 
aKe  fHIL 

Hn  anbern  2(benben  t>at  mir  bie  95cttin e  oft  abenbö 
fpdt  nod)  über  Äunft  erjdljlt  ünb  2fa*jüge  auä  ©oetfye* 
SBriefen,  ba  fte  jebe  Söocfye  tüemgftenS  ein  paar  Don  tfym 
erhielt,  Dorgelefen.  15a$  tt>ar  nun  fefyr  intereffant.  @ie 
tjat  ein  fefyr  rid)ttgeä  Urteil,  unb  man  fann  Diel  Don  ü)r 
lernen.    Und)  befHegen  nur  fyduftg  bie  SJerge  unb  befafyen 

Brentano  unb  audj  beä  proteftantifcfoen  ©asigng.  ©eine  tfjeoL 
unb  p^ilof.  ©Triften  fürten  41  SBänbe. 

*)  ?ubtt>ig,  fp&ter  Surft  Don  Öttingen^SS.,  geb.  1791, 
ftubierte  1807—10  in  SanbShut,  ©taatamann,  bilbete  1847  mit 
»ertf  $  ba«  befannte  ,,&la4Ötfnifterium"  ßttofcember),  betätigte 
fid)  nad&  feiner  balbigen  (Sntlaffung  im  SRära  1848  pubKaiftifd) 
unb  ftarb  in  aerrütteten  2term5gen&>erl)ältttijfen  1870  in  Suaern. 

*)  ©.  über  biefe  toeiter  unten. 

•)  griebrid)  2C<t,  9tbfd)iaub,  ©alat 


108  Subttrig  <$mü  ©rimm,  (Erinnerungen. 

bie  @egenb  t>om  ©d)lo$,  ber  alten  Srauänifc1)*  Tbann 
ging  tdf)  mit  ber  95ettine  oft  ju  einem  alten  getfHidjen 
J&errn  Grtjborfer2),  mit  bem  l)at  fte  ftd)  über  SRuftf 
tyerumgejanft  unb  über  ben  ®eneralba$  btSputieri  Dann 
fiifyr  id)  mit  ber  ganjen  gamilie  nad)  9Wünd)en  jurüdf8). 
3n  SRooSburg  betrachteten  tt>ir  bad  alte  b9jantinifd)e 
Äirdfyenportal,  bann  gtng'ä  über  gretftng,  tt>o  man  fdfyon 
9ftünd)en  in  ber  blauen  gerne  liegen  ftel)t,  umfränjt  t>on 
ben  fernen,  mit  ©d)nee  bebedften  @ebtrgen,  unb  abenbä 
gegen  ad)t  Ul)r  famen  tt>ir  am 

Untem>egä  ttrorben  mir  vielerlei  9tatfd)täge  erteilt. 
Unter  anberm  fagte  bie  grau  Don  ©attign^:  „JjSbren 
©ie,  lieber  fcubttng,  verlieben  ©te  ftd)  nur  red)t  balb! 
@in  SWaler,  überhaupt  tin  Äünftler,  muj}  immer  verliebt 
fein,  tt>enn  feine  arbeiten  gut  tperben  foHem" 

2Me  95ettine  blieb  in  9Rfind)en,  tt>ol>nte  bei  SK09*4) 
in  ber  9tofengajfe,  unb  id)  fam  alle  Sage  ju  tl>r*  2fbenb$ 
föchte  fte  an  einem  alten  Äamüt  ©djofotabe  ober  fte 
prügelte  fonft  tt>a$  ju  effen;  id)  machte  3eid)mmgen  unb 
©fiijen*  'Rann  hmrbe  mit  einem  aKerliebften  Ääfccfyen 
gefpieli  Um  fd)5nflen  tt>ar  e$,  tt>enn  ber  alte  folojfale 
ÄapeHmetfter  SBtnter  fam  unb  ifyr  ©ingunterrid)t  gab. 


*)  Srauänifc  ift  bie  t>on  Otto  htm  ©rofjl en  erbaute  Söurg 
oberhalb  ?anb$l)ut,  teitoeife  fd)5n  toieberfyergeftettt;  fte  fyeifjt  aud) 
Söurg  2anb$fyut 

*)  SBettine  felbft  er^lt  a.  a.  O.  (©.  311  unb  351)  son 
ifyren  hinterließen  ©paatergdngen  mit  htm  fiebaigiäfyrigen  Äano* 
nffud  (Srigborfer,  tfyrent  ©eneralbafjlefyrer,  ber  aud)  ein  tütf)*» 
ttger  SBärenjäger  fei,  toie  er  il>r  bie  gifcfyottern  für  einen  $el$ 
aufatnmenjufangen  serfprüfet  unb  beim  2lbfd)ieb  jie  fegnet 

*)  d*ä  mufl  gegen  <2fttbe  1809  getoefen  fein,  ba  ©oetfye* 
98af)foertt>anbtf<f)aften  erft  $ur  #erbftmeffe  erfd)ienen. 

4)  ©ie  felbft  fpriefjt  ba&on  a,  a,  O.  263,  bafj  flc  bti  ber 
gantttie  be$  ©rafen  9Ho»  toohne  (nad&  ©.  252  im  britten  ©toef) 
unb  Don  bem  SMenft,  ben  fte  biefem  mit  tfyrer  t)üb(d)en  ?ift 
letfiete.  Da*  Jßau*  !>at  ben  SBeftfeer  getoedtfelt  unb  ift  Jefet  toofjl 
ein  Seil  be$  2Öarenf)aufe$  SKofipaL  Die  gatnilie  *on  SBog 
toofynt  jefct  in  tyren  Käufern  in  ber  Statiner*  unb  ©abeßbergerfft 


HL  «anbaut  unb  <S»tnd)en.    1808—1814.         109 

2öenn  er  fam,  fagte  fte  ü)ta  fo  t>fel  Xrtigtetten,  baß  ber 
alte  SÄiefe  ganj  freunblid)  ttmrbe,  fid>  an*  £lat>ier  fefcte 
unb  nun  anfing,  auf  bem  Älatuer  l)erumjufd)lagen  unb 
mit  ben  großen  Jjänben  batauf  toö)ul)&mmern,  baß  jebeö* 
mal  nad)l)cr  ber  ftlügel  »erfttmmt,  oft  aud)  bie  Saiten 
gefprungen  tt>arem  SBenn  fte  nun  neben  ü)tn  flanb  unb 
fang,  fo  fat>  fte  aui  ttne  ein  Nein  Äinb,  ba  ftctlte  fte  ftcf> 
einen  ©tul)l  hinter  il)n  unb  flieg  hinauf  unb  fd)tug  mit 
einer  Stolle  SRoten  ben  Zaft  auf  feinem  großen  Äopf,  ber 
reid)tid)  mit  Meißen  paaren  bebeeft  ti>ar,  bie  aber  ab* 
ftanben  tt>ie  bei  einem  ©tad)elfd)tt>eitt  unb  aud)  fo  fyart 
tt)ie  ©d)tt>eineborjlen  ttmren1)*  SWeben  il)m  ftanb  feine 
ebenfalte  foloffale  ©d)nupftabaföbofe,  auä  ber  er  fct>r  I)duftg 
9>rifen  nafym,  aber  bod)  fo  triet  baneben  fommen  ließ,  baß, 
tt>enn  er  nad)  ber  Unterrid)t$fhmbe  aufftanb,  man  genau 
bie  gönn  feiner  großen  Qfüße  auf  bem  93oben  fefyen  fonnte« 
9Sand)tnal  ttmrbe  er  über  ber  SSettine  tfyren  SRuttmden, 
befonberä  aber  Aber  baä  Saftfcfylagen  auf  feinem  Äopfe 
mißmutig  unb  flanb  erjürnt  auf  unb  tooOte  gefyem  Sßie 
ber  33lifc  aber  t>attc  bie  Söetttne  bie  Sfire  fd)on  abge* 
fd)loffen,  bef&nftigte  it)n  unb  ließ  il)n  nid)t  ju  ©orte 
fommen,  unb  nad)  einem  @Haö  3ucferti>affer,  baä  fte  ifyrn 
red)t  fflß  mad)te,  fyörte  ber  SSuIfan  auf  ju  toben,  fefete 
ftd),  unb  bie  ©tunbe  nafym  tt>ieber  ifyren  Sortgang*  3d) 
faß  babei,  jeid)nete  ©ruppen  nad)  bem  Sßinter,  n>ie  er 
fpielte  uftt>*;  Äbolf  SBtele  l)at  nod)  eine  ©Kjje  t>on  mir 
au$  ber  3eit*)* 


0  SJon  Berlin  aud  bietet  fpäter  gerbtnanb  Subtotg  ein 
folcfye*  an! 

*)  9>eter  t>on  8Binter,  1755—1826,  aud  «Mannheim,  feit 
1775  in  ÜJtthufyen  Äapettmeifter,  tt>ar  ein  f)ea>orragenber,  trtelfeftiger 
ftompontft;  feine  berftymtefte  Oper  toar  „Da*  unterbrochene 
Opferfefr.  »ettine  erjagt  t>on  tym  a.  a.  O. 260.  tote  fte  ü)n 
nod)  mefyr  ärgert.  „Sängerinnen  muffen  Saunen  gaben/'  fagt 
SBinter,  „ber  ein  nürnberger  Äaua  ift,  aber  gerabe  für  mid) 
paßt :  fo  barf  f  d>  alle*  an  tym  auäiaffen"  (241):  toeiter  fdjretbt  fle 
im  Originalbrief  an  ©oetfye  (®teig,  fi.  Stunbfcfyau,  93b.  72, 


110  Subwtg  <£mtl  ©rimm,  Erinnerungen. 

Den  alten  Äapcttmeifler  SB  int  er  befugte  id)  über* 
fyaupt  öfter,  er  tt>ol)nte  in  @d)önfelb  am  @nglifd)en  ©arten, 
er  unb  feine  alte  grau  mochten  mid)  gern  leiben,  unb 
wenn  Seute  beim  2flten  waren,  ging  id)  berroctl  in  feinem 
£auäg&rtd}en  fpajieren,  betrachtete  unb  berod)  feine  Blumen 
unb  pfiff  immer  babei:  einmal  mochte  er  mid)  fd)on  eine 
3eitlang  vom  genjler  au$  gel)5rt  fyaben  unb  rief  mir  auf 
einmal  ju:  „Söravo,  bravo,  &apeKmeifter,  (Sie  machen  mir 

272),  ben  fie  fpäter  in  tyrem  S8ud>e  „©oetye*  Sörfefw.  m.  e.  $t" 
frei  verarbeitet;  bafelbft  betfit  e$  aud)  weiter:  „2flle  borgen  um 
fecbd  Uf)r  befudje  id)  tf)n;  ba  fiftt  er  in  ber  Saube  beim  Kaffee 
uno  janft  fid)  mit  feiner  grau  um  bie  J&aut  auf  ber  SJmd); 
wenn  id)  fomme,  mufi  fd)  ben  streit  f*ltd)ten;  bann  gefyen  wir 
jufammen  auf  ben  $aubenfd)lag,  ber  Äoiof}  unb  id),  ba  fifct  er 
gar  m  gern  gebürft,  unb  id)  bei  if)tn  oft  eine  ©tunbe,  ehe  id) 
it)n  bewegen  fann,  mit  mtrjum  Klavier  ju  gef)n,  bann  fingen 
Wir  gewbbnltd)  btö  gegen  SWittag  ^falmen;  bann  fomme  id) 
nad)  4Jau$  unb  fod)e  mir  einen  Äalbäfufi  unb  ©agofuppe,  benn 
id)  bin  jeftt  ganj  allein  $m  im  4Jaufe,  bie  anbern  ftnb  alle  auf* 
Sanb.  gebogen,  id  fifee  auf  bem  4Jerbe,  auf  meinem  ©Kernel  unb 
lefe  unb  rubre  baoet  meine  ©uppe . . .  Der  Subwtg  ©rtmm  gebt 
nad)  $ffd)  oft  mit  mir  fpajferen,  ein  Söettelftno  befommt  ein 
®rbfd)el,  baf}  e$  jtiHe  ftel)t,  ®rtmm  rabiert  e$  gleid)  auf  eine 
Äupfeblatte,  $u  ßaufe  wirb  e$  geäfet,  fc  tyit  er  fd)on  mehrere 
allerlteofte  fleine  Silber  $ufammengebrad)t,  fd)  werbe  £)ir  n&cfo 
ften*  Bbbrüde  bavon  frieren/'  anberS,  SBfnterS  9>erfönitcb* 
feit  bebenb,  f treibt  fie  wieber  ©.  243  u.  a..  —  3um  Älavter* 
letyrer  hatte  fte  fonft  no*  „ben  alten  93 opp",  baf.  264.  —  2Cud) 
8ouf$  ©potyr  (Gilbert  ben  fonberbaren  Sutonn,  ber  ein  fteinb 
SRojartS  war:  ,,3d)  war  oft  bei  Sötnter,"  erjäljlt  er  (Seben** 
befdjr.  ©.  113),  „unb  ergbfcte  mid)  an  beffen  originellem  SBefen, 
ba*  bie  fonberbarften  2Btberfprfid)e  in  fid)  vereinigte,  hinter, 
von  foloffalem  Äbrperbau,  begabt  mit  riefiger  Äraft,  war  babei 
furd)tfam  wie  ein  £afe.  ©et  geringfügiger  Steranlaffung  leicht 
in  3orn  aufbraufeno,  lieg  er  ftd)  bod)  wie  ein  $inb  lenfen* 
©eine  £au$bälterfn  fyatte  bad  balb  bemerft  unb  torannifierte  ttyn 
in  arger  SBeife.  <$r  batte  j.  93.  eine  befonbere  jyreube  an  bem 
Ärfppenfptel  &u  2öeff)ttad)tcn  unb  ergbfcte  ftd)  oft  fhtnbenlang 
mit  oem  Bnpufeen  ber  f leinen  Riguren.    2Cber  webe  tf)tn,  wenn 


bie  J&auäfjälterin  ign  babei  ü berraf d)te;  fie  jagte  ttjn  fogletd) 

ig  fbtef« 
flcf>  fogleid^  and  Älavier  unb  machen  ®fe  3t>re  Xrie  fertig! 


bavon  unb  rief:  »fRaffen  ©ie  benn  ewig  mieten? I    ©e^en  ©ie 


III.  £anb*f)ut  uttb  «Wüncfyen.    1808—1814.         Hl 

greube!"  <$r  tarn  herunter  in  ben  ©arten,  führte  fld) 
an  mir,  tt>ie*  er  geTDdfynlid)  tat,  ba  er  fefyr  fd)tt>erfäHig 
unb  langfam  ging,  unb  fragte:  „J&aben  ©ie  nie  9»ufif 
fhibiert?"  20*  id)  ba*  nftd)ftemal  tt>ieberfam,  tt>ar  ber 
alte  ÄapeUmetfter  nid)t  ju  #aufe,  bie  Ttltt  aber  tt>ar  fet>r 
freunblid)  unb  fagte:  „9Ret  J&err  ifl  l)alt  noc^  nid)t  jVu*/ 
tt>ijfen*  tt>a*?  gange*  ett>etl  in*  ©artel  unb  pfeifen*!'1 
01)0,  backte  id),  bie  n>iß  ftd>  Aber  bid)  luftig  mad)cn! 
2fber  fie:  „Söiffen*  tt>a*  ber  alte  Söinter  gefagt  l)at? 
©a*  ifl  fd)ab  für  ben  jungen  9Renfd}en,  ba*  i*  fyalt  e 
geborne*  Talent!1' 

3d)  fyatte  tt>irflid)  ein  gute*  richtige*  ®el)8r  unb 
auf  erorbentlicfye*  ®ebftd)tni*,  unb  alle*,  tt>a*  (Sinbrucf  auf 
mid)  machte,  Seile  au*  Opern  *>on  SRojart,  fonnte  id) 
ol>ne  geiler  nacfypfeifen,  feiten  l>abe  xdE>  SKelobien  tt)ieber 
fcergeffeiu 

Einige  meiner  ®efd)tt>ifter  Ratten  aud)  ein  ttortreff* 
lid)e*  ©efyör  unb  große  Anlagen  jur  9J?uftf,  am  meinen 
aber  meine  liebe  ©d)tt>efter  Sötte1)* 

9Rand)mal  nafym  mid)  aud)  bie  ©ettine  mit  ju 
Subtt>ig  Sied8),  ber  un*  ettt>a*  fcorla**    Sfcietf  tt)ar  ba' 

x)  3acob  fagt  (Siebe  auf  9Bityelm),  ÜRufif  macfye  aBtfyelm 
große,  tfym  felbft  nur  etnaefdjränfte  2uft. 

•)  Subtotg  $iecf  lebte  nad>  feiner  Stomrelfe  feit  Oftober 
1808  mit  feiner  aleUfcfaE*  fcfyrtftfMernben,  t>on  ihrem  ©atten 
Ä.  g.  Söernljarbt  gebliebenen  (©cfytoefter  (Sophie  in  ü&üncfyen, 
tote  fchon  1805,  unb  litt  beibemal  ftarf  an  ber  ©fcfyt;  fcetttne, 
bie  infolge  feine*  ad)t  $age  toäfyrenben  93efud)*  im  „©olbenen 
*bpf"  in  granffitrt  auf  bu  unb  bu  mit  tljm  gefommen  toar 
((Steig  1,  193),  eraäl)lt  felbft  (a.  a.  £>.  241),  tote  fie  tt)n  pflegt 
unb  bie  ÜÄünd)ener  «Damen  ihn  t>erf)ätfd>eln  (295).  (Slemen*, 
ber  übrigen*  mit  Sie  cf  unb  feiner  ftamttie  nf d)t  fefyr  harmonierte, 
fyatte  ben  Sterfeljr  ber  (Seinigen  mit  ifpn  herbeigeführt;  <Sat>f  gn$, 
ber  erft  „fel)r  entjüdt"  t>on  Siecf  toar,  tourbe  ernüchtert  auf 
mehrere  Anleihen  fytn,  bie  Siecf  bei  i^m  tote  bei  anberen  machte 
Qgbbr.  147,  152,  156).  Über  Stecf*  unb  ber  (Seinigen  3uf* 
tntfyalt  in  SÄom,  Söten  unb  «Wüncfyen  fyat  @opl)ten*  fpäter  be* 
rüljmt  geworbener  <Sol)n  $1).  *on  Söernfyarbt  feffelnb  erjdljlt 
in  feinen  „Sugenberinnerungen"  (2fu*  b,  Seben  $fy.  t>.  93.*,  1.  93b.) 


112  ftibttlg  (Smtf  Orimm,  (Srinnerungen. 

mal*  fr&nflid}  unb  l)attc,  glaub  id),  bie  ©id)t,  unb  td) 
fyab  ifyn  oft  gefftfyrt,  weil  er  faum  gefyen  fonnte«  ©te 
SJetttne  fd}itfte  ifym  oft  ettoa*  @htte*  ju  effen  ober  au 
trinfem  2fud)  tt>aren  tt)ir  beim  alten  3acobt1)  unb  bei 
©dmmertng1)*  Siedt  la*  t)iel  ben  ©fyafefpeare  in  ben 
gamilien  ©ftrtner  unb  t>on  SBiebefing  t>or.  Zitd, 
fagt  man,  fott  in  bie  gannt)  SBiebefing  verliebt  ge* 
toefen  fein  —  ein  feine*  ©eftd)t  mit  frdnfltd)em  unb  fyod)* 
mutigem  ÄuÄbrudf8), 

(Siemen*  Brentano  tt>ar  aud)  nad)  3Ründ)en  ge* 
fommen  unb  wollte  mit  mir  auf  einem  ©tfibdjen  ttofynen, 
ber  alte  #ef}  n>oDte  e*  aber  md)t  t)abcn:  td)  fdnne  ba 
nid)t*  arbeiten  unb  n>ürbe  jut)iel  gefWrt4)* 

©.  1—56;  *gl  aud)  Ädpfe,  *.  Sied,  i,  341—45,  too  aud)  SBiebe* 
ftngö  genannt  finb. 

*)  grlebr.  £elnr.  3acobf  u>ar  feit  1805  in  ü»ünd)en  unb 
1807—13  9>räfibent  ber  Sfabemfe  ber  SBtfTenfdjaften.  SBte  er 
t>on  feinen  ©djtoeftern  t>em>5bnt  unb  betounbert  ttmrbe,  tx$tyi 
broHlg  Söettfne  ©.  238  unb  283. 

*)  ©amuel  $boma*  *on  ©dmmertng,  1755— 1830,  ber 
furje  3*it  aud)  ^rofeffor  ber  (Sbirurgte  unb  Anatomie  am  (ab* 
fterbenben)  (Sarolinum  in  (5affel  getoefen  ift  u>ar  feit  1804  tyto* 
feffor  in  ÜBündjen,  feit  1805  «eibarat  SKaj  Sofepb*,  btö 
1820  unb  braute  bann  ben  SKeft  feinet  bebend  in  granffurt  au. 
©erabe  bamal*,  1809,  fteHte  er  einen  eleftrifdben  Telegraphen  ber. 

•)  „CHne  nrnnberbare  SReutgfett",  fdjretbt  fdjon  am  2.  3prf  l 
1805  aud)  (Sternen*  Brentano  an  3Crnim  (©tetg  1,  139),  „muf5 
id)  «Dir  nod)  tnclbcn:  2ton  ÜÄfindjen  ift  bie  9lad)rfd)t  biet  er» 
fd)otten,  baf}  Subtoig  Sied  fid)  bort  je  leibenfd)aftlfrt  unb 
ttmnberltd)  »erttebt  b«ben  fott,  baß  feine  ®efd)id)te  bie  @efd)td)te 
ber  ganaen  ©tabt  geworben  ift."  —  granai*fa  SB.  toar  bie 
$od)ter  be*  ba^rffdfjen  Sngenieur*  ß.  gr.  o.  SB.,  1762—1842, 
bejfen  ©5l)ne  aud)  in  9> latent  $agebüd)ern  bfter  ernannt  flnb. 
@te  beiratete  erft  1818  ben  ein  3abr  Jüngeren  fpäteren  9teufc 
fd)en  Äanaler  unb  9tegterung*präflbenten  ®uftat>  2fbolf  oon 
©traudfr  (1790—1839);  bod)  ftarb  bie  wrte  grau  fd)on  im 
folgenben  3<d)re  bei  ber  ©eburt  eine*  ©otjne*  grana,  ber  al* 
»reuf}tfd)er  Steferenbar  febon  1846  an  ber  @d)tt>tnbfud&t  geftorben 
ift.  (Sin  Sötlb  oon  U)r  ift  im  Söeflfe  oon  grau  o.  ©trauet),  geb. 
9.  b.  3>lpntfc,  au  SBetmar. 

*)  Übrigen*  »erlief}  Giemen*  fd)on  im  3uni  1809  SRünd)en 


III.  «anbaut  unb  «Wünd>en.    1806—1814.         H3 

Sie  neue  Xfabemie  ber  bilbenben  ftünfte  ttmrbe  mm 
eröffnet,  unb  id)  befam  eine  SRatrifel  alö  ®d}üler  ber 
Ttt abernte.  Der  alte  J&cfJ  ging  mit  mir  jum  SKreftor 
t>on  Sang  er1),  einem  SDüffelborfer,  ber  fo  freunblid)  gegen 
mid)  ti>ar,  ate  eä  ftd>  für  einen  fdmglid)en  2(fabemiebireftor 
fd}ttft;  —  ein  Reiner,  ettt>aä  forpulenter  9Rann  mit  fd}arfen 
3&gen  unb  ftecfyenben  Xugen«  —  ©ein  ©ol)n*)  n>ar  aud) 
9>rofeffor  an  ber  Xfabemie*  Leiber  Söenefymen  n>ar  ett&aö 
»ernennt,  unb  fte  nmrben  nid)t  eben  t>on  ben  ©cfyülern 
geliebt 

3d}  mußte  bem  Dtreftor  tt>eld)e  fcon  meinen  arbeiten 
jeigen;  id)  backte  fo  bei  mir:  Sie  fyajl  bu  fd)dn  auäge* 
fül>rtr  bie  tterben  ifym  getirif}  gefallen,    2Bte  er  fte  be* 


unb  reifte  über  £alle,  »o  er  SBtlbelm  fanb  unb  mitnahm, 
nad)  Berlin. 

*)  3^ann  9>eter  »on  Sanger,  1756—1824,  au$  ßattum 
bei  Xföffelborf,  ®efd>id)t$maler,  früher  Dtreftor  ber  £>üffelborfer 
Bfabemte,  lebte  feit  1806  in  &ün$en  unb  toarb  1809  aud)  ba 
Dtreftor  ber  neuen  ftunftfctyule.  (Sr  geb&rte,  aW  einer  ber  legten 
Vertretet,  ber  fogenannten  afabemtfd)en  £unftrfd)tung  mit  fran> 
ftbfifctyen,  $o»flgen  9tegeln  an,  bie  *on  feinem  Amtsnachfolger 
(1824 — 41)  (Sorneltu*  —  an  bem  er  lein  Äünftlertalent  l)atte 
entbetfen  fönnen,  ja,  bem  er  geraten  fyatte  £anbtt>erfer  m  toerben 
—  geftürjt  »orben  ift.  Damals  ein  gefeierter  Äünftfer,  ift  er 
Jefct  uwerbient  »ergeffen.  „§ür  feine  Aufgabe  (namlid)  nad) 
©Aelltng*  t)ot)en  Settgebanlen  bie  Äunft  al*  SöilbungSmtttel 
in  ba*  Soß  ju  tragen)  war  aerobe  langer  ntd)t  ber  rtrttfge 
SRann,  fc  febr  feine  SBerbtetme  um  bie  ibm  anvertraute  Sei)* 
anftalt  anetfannt  »erben  muffen"  (@.  t>.  ©tieler,  3ubiläum$feft* 
rebe  1909,  9fr.  224  SB.  9leuepe  91,  @.  4).  —  ©d)on  1815  fyatte 
Subttta  3u>eifel  an  U)in.  (5t  fcfyretbt  ba  an  gerbtnanb:  „<£*  ift 
mir  al*  taugten  alle  Xfabemien  nid)t$,  tborfn  alle  SRaler  —  toie 
j.  So.  in  ÜÄünAen  bei  langer  —  fld)  nad)  tbrem  Setyrer  richten 
unb  ade  fein  Kolorit  annehmen,  au<§  alle  tyre  Figuren  f  o  ftetten, 
ü)re  ©etoänber  fo  legen  unb  bie  @efid)ter  fc  jetcfynen  muffen, 
bamit  feber  flct>t,  baß  eö  ein  ©d)üler  »on  ttjm  ift.  Dorf)  ift  e* 
bort  tt>ofy[  beffer  aW  fonfhoo,  man  lernt  bort)  toentgftenS  richtig 
jetebnen  unb  bie  2Cnfang$grünbe  gut." 

■>  Stöbert  t>on  Sanger,  1783—1846,  toar  and)  ®efd)fd)t$> 
maier.    Subtotg  l)at  nad)  tym  9fr.  14  unb  179  rabieri 

8ubw.  9rimm,  fctfjwcruiiflat.  8 


114  ftibtttg  <£mfl  ®rtmm,  (Srütnenmgen. 

trautet  fyattt,  fagte  er:  „©*  tt>ftre  mit  lieber,  ©ie  l)dtten 
(an}  unb  jar  nod)  nid)  |e)eid}net,  unb  ®te  muffen  of  ber 
Älabcmie  janj  t>on  Dorne  anfangen*'1  —  Unb  ber  9Rann 
fyattt  red)t,  id)  mußte  baä,  n>aö  td)  in  ßajfel  gelernt  fyatte, 
fud)en  ju  verlernen  unb  einen  anbern  2Beg  einfd)lagen* 

3d)  fam  erfi  ju  ^Jrofeffor  ©et  bei1)  unb  mufjte  nad) 
Umriffen  nad)  SRaffael  unb  anbern  alten  3taltenern 
}eid}nem  9tod)  einem  3at)r  fam  id)  in  ben  Xntifenfaat, 
ein  fyalb  3a^r  barauf  befam  id)  enblid)  bie  ©rlaubnte, 
in  bem  Xftfaal  abenb*  bei  2ampenbeleud)tung  mtt}eid)nen 
ju  bürfen,  tt>a$  nur  ben  fcorjfiglid)eren  ©d)ülern  erlaubt 
ti>ar*  ©ann  nmrbe  aud)  oft  in  ber  ©alerie  gearbeitet, 
nad)  ber  SRatur  im  Speien  gejeid)net  unb  ju  £auö  in  £)l 
gemalt,  aber  bod)  feiten,  unb  id)  t)abe  niemals  bei  einem 
9Raler  Unterricht  gehabt«  SBiele  $lttt$en  nmrben  rabiert, 
bie  erfte  (Sammlung  t>on  fünfunbjtoanjig  platten  fyat 
2(rtaria*)  mir  —  freilief)  um  fefyr  geringen  ?>reW  — 
abgefauft;  Diele  ^>Iättd>en  finb  aber  tt)ieber  abgefdjliffen 
tt>orben  unb  mancfye  verloren  gegangem 

3m  9Rai  1810  fcfyrieb  mir  bie  »ettine  t>on  Sanb** 
l)ut,  id)  fotte  bod)  gleid)  fommen,  n>enn  id)  fte  äße  nod) 
einmal  fefyen  ti>oHe.  @at>ign9  fei  nad)  Söerlin  berufen, 
fie  reiften  über  SÖien  bafyin  ab,  unb  tt)enn  idE>  ?ufl  fyabe, 
fte  bi$  ©aljburg  ju  begleiten,  fotte  id)  bei  tt>r  auf  bem 
Sßodf  ftfcen,  bamit  tt>ir  bie  (Segenb  beffer  fefyen  fönntem 

2)en  anbern  Xbenb  tt>ar  id)  fd)on  bort.  15a  gab  ti 
nod)  allerlei  ftejle,  9tad)tmuftfen,  ©tdnbdjen,  3Mtt>aK  ufn>* 
25a*  tt>ar  nun  eine  fo  prächtige,  luftige  Steife  nad)  ©alj* 
bürg!    3n  2fltdtttng*)  ttmrbe  übernachtet,  bie  berühmte 

*)  Bnbrea*  ©eibl,  in  ü»ünd)en  1760  geb.  unb  bafelbft 
1836  t  *>ar  Won  1796  9>tofeffor  an  ber  3eid)enf8)ule;  ber  älteren 
©d)ule  anget)5rfg,  lieferte  er  btftortf Ae  unb  reif  gidfe  Sötlber,  oon 
benen  flcfr  manche  nod)  in  unb  bei  uRüncfyen  jtoben  »erben. 

*)  Äunftyänbler  in  SBatmljefm,  bargefteut  9fc.  78.  ©.  u. 
Äapitel  VII  $.  Anfang. 

•)  Der  »telbefud)te  28attfaf)rttort,  untoeit  be*  3rot,  über 
ben  bie  ©trage  nad)  ©afyburg  mit  grofjem  Utmoeg  führte,  ent» 


III.  *onb«but  unb  «Wüntben.    1808—1814.         115 

2BunberfapeHe  befeuern  Den  anbern  Sag  tarnen  tt>ir  nad) 
©aljburg;  fd)bne*  SRaienttettet,  aKe*  in  93lüte,  unb 
9tad)ttgaßenfd)lag!  2Bir  {Hegen  auf  bem  großen  $lafe  ab, 
td)  glaube  im  ©aftyau«  jum  ©cfyijf1),  bet  gregberg1), 
<&d)tnt*),  (Sumppenbetg,  <5ah>otti*),  SRtngÄet«*) 


fßt  eine  Stenge  geiftltd&et  Xnftaiietu  3n  ber  noch  ber  Stöhnet* 
*eit  angebbtenben  Äapette  beflnben  fid)  bie  @tabm&Iet  t>ie(er 
bagttfdjet  Sanbedfürften,  beten  J5et$en  ba  and)  aufbetoabtt  »erben. 

*)  ,Ävun  golbenen  @cf)ffr,  am  9teflbett#>Ia&. 

■)  aSEaj  $tofop  t>.  gteö^betg,  au«  ÜÄttncben,  1789— 1851, 
toat  1824—47  »otjtebet  be«  9teid)«atcbto«;  er  verfaßte  {urifHfd)e 
unb  gefd)td)tltd)e,  aud)  fcb&ntt>iffenf<bafttfcbe  ©driften. 

•)  ©buatb  <3<benf,  au«  Düffelbotf,  1788—1841,  fhibtette 
feit  1806  in  «anbaut,  toarb  1817  fatbottfcb  unb  trat  1823  in 
ben  bagtifdjen  ©taat«bienft,  toarb  geabelt  unb  *on  1828—1831 
flertfataeafttonärer  SDttnijtet  be«  Innern.  (Sehte  bid)tetffd)en 
Seiffatngen  »urben  t>on  Äbntg  2ubn>tg  fo  fad)  gefd)äfct  —  fonft 
fteiltd)  wn  niemanb,  n>enn  aud)  Otillpatjet  tt)n  einen  poetifd) 
begabten  SRann  nennt  — >  bafl  er  tyn  in  bie  ÜÄfincbenet  Stumme«* 
alle  »etfefcte.  Sacob  ®ttmm  fagte  gerabe  betau«:  „«agetn 
<ttte  einen  btd)tenben  «Dttntfter,  beffen  Sterfe  langweilen"  (£1 
5d)t.  8,  422). 

4)  2Cnton  Reiben  ©alttotti  tum  ffifcbenftaft  unb  95tnbe* 
but&  au«  ©übtttol,  1789—1866.  xoat  al«  ©<bület  ©astgn»«, 
mit  oent  et  lebenslang  in  Setbjnbung  geblieben  fein  fott,  Set* 
breitet  ber  fjtftorfftfjen  ®d)ule  in  Ofterreid),  toarb  fpater  9tefd)«rat; 
et  »äre  na<$  ßofftoger  (Dftett.  fel)ren{)aae  4,  50)  ein  genialer, 
fdjatfiinntget  üftann  getoefen,  ,,bod)  fönne  ntdjt  t>etf(»n>tegen 
toetben,  baß  er  faft  nttgenb«  t>etttauen«*otten  ©gmpatfjien  be* 
gegnete."  Da«  »erbanfte  er  ber  nad)  £offinger  „unetfd)üttetlt<ben, 
fa  tü(ffld)t«Iofen  Steue",  mit  ber  er  bie  Unterfu$ung  gegen  bie 
(Sarbonart  betrieb;  au«  9ta$e  aogen  biefe  feinen  ®obn  (au«  feinet 
©be  mit  SRatotne  3Cnna  gtatnif)  in  i^te  Areife,  unb  biefer>utbe 
jur  $obe«jttafe  verurteilt,  bie  aber  butd)  faiferlidje  Önabe  in 
ftttblf',  bann  blofi  fed)Sjdl)rige  Äetfetjttafe  gemübert  n>arb. 

■)  3ob.  Slepomuf  9Ung«ei«,  au«  ber  Oberpfalj,  1785  bi« 
1880,  fpäter  ^rofejfor  ber  SBebfatn  an  ber  ÜRüntbenet  Unfoetfität, 
1834  geabelt,  fcotjtehet  ber  SÄebiainalabteilung  im  Äultu«* 
mintftetium.  St  f)at  fd)5ne  2fofjetd)mmgen  übet  biefe  £anb«< 
hütet  3eit  bintetlaffen,  f.  JSift.  pol  «Kittet,  75.  unb  76.  95b. 
3acob  ®ttmm  hat  tyn  auf  bem  9tütft»eg  »on  SBien  im  Staubt. 
1815  alS  einen  Gelaunten  Subioig«  „tnWd)  auSgefunben  unb 

8* 


116  tubtolg  ffimil  ®rimm,  ffirtnnerungen. 

ttaren  mit*  2)en  anbern  Sag  timrbe  bet  @aiöberg  be* 
fliegen;  eine  t)immlifd}e  Xuöftd}t  ba  oben!  2ftte$  n>ar 
»ergnügt!  Die  Settine  gab  einem  jeben  auä  einem 
©ranatfdjmutf  einen  ©ranat,  aber  mit  ben  größten, 
unb  tt>ir  timrben  ju  Gittern  wm  (Sranatorben  ernannt! 
9tad)  ein  paar  Zagen  reiften  ©a&tgnpä  unb  bie  93ettine 
toeiter  naef)  2Bien,  unb  tt>ir  brauten  it)nen  nod)  bei  bet 

Abfahrt  ein  »toat1)* 

9ton  festen  ti>ir  unfere  2Banberfd)aft  ju  Stoß  weiter 
fort  am  Unterberg  vorbei  nad)  bem  reijenben  SöertoW* 
gaben  •)♦  Da  fuhren  tt)ir  mit  gacfeln  in*  ©aljbergtoert 
SBon  ba  gingen  nur  an  ben  35artl)olomae*  ober  Äbnigäfee 
unb  fuhren  barauf  nad)  bem  alten  3agbfd)l5ßd)en*)*  2fof 
bem  bunflen  See  fat>  ic^  eine  große  tt>eiße  ©d)lange, 
meiere  ftcf>  ganj  in  bie  #5l)e  richtete  unb  bann  t>erfd)n>anb« 
2Öir  gingen  tt>ol)l  nod)  fo  fünf  Sage  in  ber  (Segenb 
fyerum,  unb  e£  tt>ürbe  nod)  lange  gebauert  fyaben,  n>enn 
ttrir  nod)  ®elb  gehabt  gittern  Söir  matten  unä  auf  ben 
Stüdtoeg,  mußten  aber  nod)  Aber  mannen  {teilen  35erg, 
fuhren  aud)   über  ben  Sfytemfee    unb    gingen    auf   bie 

feit  ben  leftten  otenetyn  Zagen  beinahe  t&glid)  gefeljen.  (Sr  ift 
ein  burd)  braver,  frommer  SRann,  ben  man  gleid)  lieb  bat" 
Qgbbr.  491). 

*)  Den  rüljrenben  3fbföieb  ©afcignt)*  oon  9>rofejforen 
unb  ©tubenten  in  Sanböfyut,  beffen  Steife  mit  feiner  gamilie  unb 
ben  fed)$  jungen  jjreunben  fyatSBettine  n>unberfd)5n  anOoettye 
erjagt  in  tyrem  ©riefe  oom  20.  üRat  1810  (a.  a.  £)♦  345—49). 
3eben  einzelnen  ber  festeren  bat  fie  ba  gefd)ilbert,  unb  oon 
Submig  fagt  fie:  „Der  fed)fte  toar  ber  junge  SRaler  Submig 
®rimm,  oon  bem  id)  Dir  meine  $8tlbd>en  unb  bie  fernen 
rabierten  ©tubien  nad)  ber  dlatur  aefdjicft  ty&t,  fo  luftig  unb 
nah),  baß  man  mit  it)tn  balb  jum  Ätnb  in  ber  SBiege  toirb,  bat 
um  nid)tö  lad)t,  er  teilte  mit  mir  ben  Äutfdjerfifc,  *on  tto  berab 
ttrir  bie  gatue  Sftatur  mit  (Spott  unb  SBtft  begrüßten;  marum  id> 
Dir  biefe  alle  fo  beutlid)  befdjreibe?  —  8Beil  feiner  unter  tynen 
ift,  ber  ntd)t  burd)  Steinzeit  unb  SBabrbeit  im  allgemeinen  Seben 
beroorleud)ten  toürbe  unb  toeil  fie  Dir  aW  Orunblagen  au  fd)5nen 
ßbarafteren  in  Deiner  SBelt  bleuen  fönnen  " 

*)  3efct  »erd)te*gaben«        ■)  @t  »artboiomä. 


III.  ftmbitptt  unb  9»üntf>en.    1808—1814.         117 

J&erren*  unb  bie  grauentnfcl  unb  t>on  ba  nad)  SP?ünd)en 
tteiter*  SÄübe  in  einem  2Birt$l)auÄ  angelangt,  erquicften 
tt>{r  uni  an  9Rtld)  unb  St  er;  aU  n>tr  aber  bejahen 
ttoHten,  Ratten  tt>ir  faum  fo  tnel  unb  ttxxren  tt>ol)l  nod) 
jtt>ßlf  ©tunben  ober  nod)  mefyr  fcon  9ttünd)en  entfernt! 
3efet  tt>urbe  @£trapoft  genommen,  unb  in  ber  dladjt  famen 
ttrir  in  üKündjen  an;  ba  bejahten  ttrir  unfere  ©d}ulben* 

SRajtngre^berg  ifl  jjefet 3frc^tebireftor unb  9teic^*rat, 
Äarl  t>on  ©umppenberg1)  OberappeKationörat,  (Stuart 
t>on  ©d)enf,  SRinifter  be$  3nnern,  ifl  fett  mehreren 
Safyren  tot,  Stepomuf  t>on  9ting$ei$  Obermebijinalrat 
unb  SMreftor*),  @ah>otti  in  SJerona  angefieflt*  3fHe 
biefe  (benannten  ftnb  meine  greunbe  geblieben,  icf>  bin 
aber,  ba  fte  nic^t  ÄünfHer  n>aren,  weniger  mit  ifynen  in 
93erftl)rung  geblieben« 

Söir  (ungen  3fabemifer  famen  nun  öfter  abenbä  jit* 
fammen,  balb  im  ©d)eibelfd)en  Äaffeefyauä,  lange  3eit  bei 
©d)rftfel  in  ber  ©ienerägaffe,  bann  in  ber  $urggajfe  in 
ber  fogenannten  £6tt>engrube»  2Ötr  Ratten  ein  grofje* 
3tmmer  gemietet,  ba  famen  alle  Xbenb,  tt>enn  bie  2ffabemte 
aui  xvax,  fo  floanjig  bii  breifiig  jufammen«  2)ie  ©e* 
feOfd}aft  nannte  ftdf>  Äonforbta.  @$  nmrben  (Statuten 
gemacht,  n>obei  befonberä  ©ominif  Quagtio  fefyr  tätig 
tt>ar;  ein  ^hrftflbent,  2(ffefforen,  ein  ©efret&r  ttmrben  er* 
tojttjlt.  ®ä  foffte  Aber  Äunjl  t>orgelefen,  beflamtert  unb 
gejeicfynet  tt>erben,  unb  aDe  SRitglieber  foDten  ftd)  gegen* 
fettig  3eid}nen,  bie  Silber  foKten  bann  im  3intmer  auf* 
geengt  tt>erbem  Ttbtt  td)  glaube,  auf  er  meinem8)  ftnb 
t)ßd)ften£  fed)$  Stbpfz  nod)  fertig  gett>orbem 

3d)  ttmrbe  im  Söinter  jum  Äffeffor  tttotylL  Aber 
ber  ganje  ©paj}  fyatte  balb  ein  Snbe«  @ine*  Bbenb* 
fommen  jtt>ei  9>oli)eibiener  in  unfer  3tmmer  unb  fagen, 

')  1791—1863,  Sterf.  vieler  für.  ©Triften,  f.  J&ubert  t>,  ©v 
®efd>.  f.  jjamilie.        *)  De*  ÜWhid).  Äranfenfyaufe*. 

*)  Die*  toirb  »oty  ber  t)ier  erhaltene,  *on  ®eppl  SDtosel 
gefertigte  Äopf  £ubn>ig*  fein. 


118  Subtotg  <£mü  ©timm,  Grtnnerungen. 

tobe  feilten  nad)  #aufe  geljen*  Ofyne  t^nen  au  antworten, 
ttmrben  ftc  beibe  bie  Steppe  l)tnuntergett>orfen,  unb  unten 
auf  bet  ®affe  ftnb  ftc  nod)  jiemlid)  jugerid)tet  tt>orbem 
3rf>  braute  ein  ©tütfdjen  von  intern  roten  ^eberbufd) 
mit  nad)  £au£  unb  fyabe  e$  nod)  lange  fytnter  bem 
(Spiegel  fiedten  gehabt,  um  bie  9Säufe  bamit  ju  vertreiben« 
Die  ©efd)id)te  würbe  bem  Äfabemiebireftor  gemelbet 
2Öir  mußten  und  verfammeliu  ©od)  ber  ©ireftor 
von  Sanger  mad)te  unä  nur  geringe  SBortvflrfe,  tt>aä  und 
allen  feljr  n>ol)l  gefteL 

93on  jefet  an  teilten  ftd)  bie  ©djfller,  unb  e$  gab 
met)r  ein  Äneipenleben*  ©in  Seil  ging  auf  „ben  2(nger", 
einige  in  £affeel)ftufer*  3m  ©ommer  ttmrbe  meift  ber 
„SReubedfer  ©arten" x)  in  ber  2Cue  ober  „2fuf  ben  «fiften" 
aufgefudjt  unb  in  93rftul)äufer,  ben  „83ocKetter"  ufto* 
gegangem 

Sofepl)  unb  SRepomuf  SÄujel1)  tt>aren  el)rlid)e, 
brave,  fromme  2eute,  mit  benen  id)  btö  ju  meinem  Xbjug 
1817  jufammen  gelebt  fyabe*  ©er  Sofepl)  malte  Söilb* 
niffe  in  Reinem  ftormat,  immer  dljnlid),  oft  fel)r  fd)tou 
@r  n>ar  eine  Art  von  9>l)Uifter,  $(&*  lftd)erlid)e,  ffee  3been, 
tanjte  fet)r  gern,  tonnte  aber  nie  im  Saft  anfangen  unb 
tanjte  aud)  nie  im  Saft  ©ein  Söruber  SRepomuf  l)atte 
ettoaä  von  einem  SRönd),   machte  große  (Schritte,  tjattt 

*)  ©er  SReubecfer  (harten  in  ber  3lu  ift  verfeburnnben  unb 
tfat  toatofdfyefnlfd)  bem  neuen  8anbgerfd)t$gebäube  ylafc  gemad)t. 

*)  ©er  ältefte  ©otjn  3ofepb  Anten,  „ber  ©epperf",  1786 
bi*  1842,  n>ar  ßiftorleninaler  unb  9>ortrfittft  in  ÜÄfincben.  ©er 
jtteite  3obann  Dlepomuf,  „ber  SÄuferl",  toar  gleichaltrig  mit 
«ubtofg  unb  ftarb  1870  in  «anbaut,  ©er  britte,3ol).  Söapttft, 
toar  ein  3al)r  jünger,  ging  1815  nacb  Stalten  unb  ift  ba  »er« 
fdjollen.  Um  1820  t>at  ber  Sater  400  Bulben  9>enfton  befommen, 
unb  ÜJtoferl  tt>äre  nad)  einem  Briefe  Subtotg*  um  biefe  3ett 
3efcbenlebrer  be$  Jftäx%tn  (Sugen,  J&er&og$  von  9teid)ftabt", 
mit  1200  Oulben  ©ef>alt  geworben,  toobei  aber  ber  ältere  Britta 
von  2eud)tenberg  gemeint  ift.  „Sefct  fann  bie  2flte  aber  J&aferl* 
fuppen  fod)en,"  fugt  £ubn>tg  ju,  „aufräumen  unb  brummen: 
»gebt'*  toefter,  »üben,  frefjtä,  tvirb  jo  fünft  otäfolb  ufto.' 


*// 


III.  «anbaut  unb  üRünd&en,    1808—1814.         119 

feine  fo  fd)6ne  @eftd)tö6ilbung  tote  fein  93ruber  3ofcp{); 
er  toax  ftttt,  befd)eiben,  gutmütig,  fyotte  aber  mefyr  S3er* 
ftanb,  fonntc  ironifd),  ti>i£ig  unb  munter  fein;  er  n>ar  ein 
fhenger  Äatfyoltf  unb  tt>ar  oft  an  mir,  mid)  mit  feinen 
triftigen  ©rünben  ju  überzeugen,  baß  e$  ba$  größte  ©Ifitf 
für  meine  Seele  fei,  tt>enn  id)  aud)  fatfyolifd)  würbe*  2)a 
er  fat>,  baß  biefe  fatfyolifcfyen  Pfeile  an  mir  abprallten, 
fo  fd>tt>ieg  er  manchmal  lange  3*it  bat>on  ftitt*  —  ©eine 
SJhitter,  bie  alte  3xau  JjSof  btlbfyauerin,  rumorte  ben  ganjen 
Sag  in  ber  bunfeln  &üd)e  fyerum  unb  janfte  beftftnbig, 
ttntr  aber  eine  tyerjenägute  grau* 

©o  ed)t  fatfyolifd)  ftc  toar,  machte  e$  it>r  bod)  t>iel 
jut)iei  SJtttye,  aße  Zage  in  bie  Äird)e  ju  gefyen*  SRittag* 
unb  abenbä  beim  ©ebetlftuten  vergaß  fte  niemals,  ifyre 
föreuje  ju  machen,  n>ie  aud)  beim  SWittag*  unb  Äbenb* 
effen,  too  jebe*  2»ttglieb  ber  gamilie  ein  ©ebet  ftitt  für 
ftd)  Ijielt  2Bar  burd)  3ufaH  &orl)er  etn>a$  £omifd)e$ 
ober,  tt>ie  fle  e*  nannte,  ©'fpaßigä  erjdfylt  toorben,  fo  n>ar 
e*  nid)t  feiten,  baß  fte  im  ©ebet  lachte  unb  mit  einem 
Ärgerlichen  ®efid)t  ju  mir  fat>*  90?tr  n>ar  fte  befonber* 
gut  unb  t>erteibigte  mid),  n>o  (Gelegenheit  ba  tt>ar;  wenn 
fte  mid)  fd)on  immer  nur  ben  £efeer  nannte  unb  mid) 
bebauerte,  baß  id),  »eil  id)  nid)t  fatt>oltfd>  fei,  int  geg* 
feuer  fommen  muffe,  fo  fagte  fte  bod)  oft:  „J)er  ©rimm, 
ber  £efeer,  ift  mir  lieber  tt)ie  tljr  alle!'1  —  2Bar  id),  tt>a$ 
fefyr  fetten  fcorfam,  einmal  umoofyl,  fo  lief  fte  felbfl  junt 
2frjt,  fod)te  mir,  ju  tvai  id)  Suft  fyatte,  fam  immer  unb 
frug,  tt)ie  e$  mir  jefet  ginge,  legte  mir  ba$  Äopf fiffen  ju* 
red)t  unb  toar  fo  forgfam,  baß  e$  mid)  oft  rührte,  unb 
ba  t)atte  fte  aud)  fo  triel  2eilnel)menbe$  unb  eine  ganj 
fanfte  ©ttmme,  toftfyrenb  fte  fonjl  mürrifd)  unb  barfd) 
toar*  ®ie  ging  feiten  ober  nie  auö,  (topfte  mir  oft  bie 
großen  ?öd)er  in  ben  ©trumpfen  unb  n>ar  gefftttig,  tt>o 
fte  fonnte*  ©ie  felbfl  fal)  beinahe  au*  n>ie  eine  J&eje: 
einzelne  93üfd)el  jottiger,  toeiß  unb  fd)tt>arj  gemixter 
£aare  fingen  au*  bem  alten,  farblofen  Sud),  ba*  fte  um 


120  2ubtt>ig  <£mtl  ®rimm,  (Erinnerungen. 

ben  Äopf  genmnben  l>atter  fyerauÄ;  alte  £üd}er  fyatte  fte 
um,  eine  £rad)t  fann  id)  e$  nid)t  nennen.  @in  einjigeö 
9Rat  nur  t)abe  id)  fte  in  altmobtfdjem  (Staat  gefel>cnr  ba 
ging  fte  jum  Ädmg  2R  a  j,  um  ftcf>  für  ein  ®  efd)enf  ju  bebanfem 

Sie  @6l)ne  unb  id)  tt>aren  getoöfynlid)  abenbä  in  ber 
Söofynfhtbe  ber  (Sttenu  <£$  tt>ar  ein  attmobifd),  tt>eiß 
angeflrid)ene$  3tmmer,  an  ber  2öanb  ein  großem  Ärujifig, 
ein  großer  £ifd)  mit  fydljernen  Söftnfen  fyerum,  tt>orauf  tt)ir 
faßen*  @iner  t>on  un$  laä  etoaä  t>or  au$  SÄSrtyrer*, 
J&eiligen*  ober  m^ologifdyen  ®ad)en*  Die  2flte  faß  babei 
mit  einem  großen  ©pinnrab,  fdjlief  aber  oft  ein,  unb  ber 
2flte  faß  in  einem  alten  ©orgenfhtl)!  in  einer  @cfe  neben 
bem  Öfen,  ju  feinen  güßen  feinen  alten  #urtb  mit  Flamen 
9Rufd)eL    Um  jefyn  Ul)r  gingen  ttnr  gett>ftl)nlid)  ju  Söett 

3Me  gamilie  9Ru£el  gltd)  einem  red)t  bürgerlichen 
93tlb:  bie  Alte  eradljlte  t>on  SÖafferburg,  *>on  iljrer  2$er* 
fyeiratung  unb  ifyren  Settern  unb  grau  23a fen;  id)  fei) 
nod)  ben  SRuferl  unter  bem  Ärujiftj:  ft^en  unb  Sorot 
fauen1);  ber  ©ep perl  fpridjt  t>on  @)efunbf)eitöregeln,  t>on 
(ebernen  JjSofen,  bie  ftd)  tt>afd)en  (äffen,  unb  ftel>t  babei 
auf  bie  ©eite;  t>om  SJaptift,  ber  nad)  3talien  gereift 
tt>ar,  t)örten  fte  lange  nid)tä  unb  »ermuteten,  baß  er  tot  fei» 

Unter  meinen  2ttabemiefameraben  n>aren  einige  red)t 
origtnette*    9Hlot9*)  l)atte  tl)eatralifd)e$  Talent,  er  tt>ftre 

*)  Sttod)  im  3af)re  1848  fdjreibt  Subtofg  über  „ÜRuferl" 
SRujel  an  feinen  (Saffeler  Sieblfng*fd)üler  Subtofa  Sind,  al* 
ber  nadj  3Jamd)en  mm  ©tubtum  gebogen  toar  uno  burd)  fetne 
Briefe  tt)m  alte  (Erinnerungen  n>eate:  „2Bie  ©te  mir  bason 
fdjrfeben,  fo  toar  e$  mir,  alä  f&fye  id)  ben  guten  3nfpeftor  Sftepo* 
tnu!  ÜÄujel  felbft  mit  getreusten  Ernten  unb  mürrtfdjein  ©eftd)t 
im  ©aal  auf  unb  ab  gefyen;  aber  er  ift  aanj  anberö,  n>enn  man 
tyn  fennt;  er  iß  ein  fel>r  efjremoerter,  befd)etbener,  brat>er  SRann 
mit  feinem  ®efftf)l  unb  ttofyltooKenb  gegen  jebermann." 

*)  gerbinanb  tyiloty  (Stoter  *on  $f)eobor  *.  9>.,  bem 
Söegrünber  ber  neuen  SDwindjener  Äolorfftenfdjule,  2ftabemie* 
bfreftor  1874—86),  1786—1844,  au*  ßomburg  a.  9tl).,  italienifd)er 
J&erfunft,  toar  in  ber  Zat  erft  ©djaujjpfeler,  bann  befonberä 
Sityograpf).    „(Sr  ift  nod)  ber  nämlidje  ,ÖlaarV'  fd)reibt  «ubttrfg 


III«  «anbaut  unb  ÜRünd&en.    1808—1814.         121 

ein  vortrefflicher  Äomtfer  geworben  unb  l)at  felbfl  einige 
mal  auf  Siebfyabertfyeatern  mit  großem  SBeifaO  geftnelt, 
aber  id)  fonnte  mtd)  bod)  nie  red)t  an  it)n  anfef) ließen ; 
er  tt>ar  geiftreid),  fonnte  unb  tt>uf te  oiel 

@iner  ber  liebften  tt>ar  mir  Dominif  Quaglio1),  ein 
prächtiger  SRenfd},  luftig,  geiftreid},  ebel  in  allen  ®e* 
ftnnungen,  auögejeidfynet  in  feiner  Äunjl,  n>ar  Sanbfdjaftö* 
unb  2(rd)itefturmaler;  gutmütig  unb  befd)eiben,  tt)ar  er 
einer  meiner  Itebjlen  ÜÄünd)ener  gxeunbe*  Sßir  l)aben 
und  nod)  in  ber  gerne  gefd}rieben  unb  flnb  greunbe  ge* 
blieben;  er  ifl  leiber  in  ber  ftütle  feiner  Äraft  unb  Sftttg* 
feit  oor  einigen  Sauren  in  #ol)enfd)tt>attgau  plßfelid}  ge* 
ftorbem —  ©ein  auägejeidjneter  SJruber  Xngelo  Quaglio 
tjl  leiber  fd)on  balb  breijHg  3al)re  tot. 

griebrid)  t>on  Oftrtner1)  tt>ar  ein  iungeö,  blon* 
be£,  freunblid)e$,  frifcf>e^  unb  grobem,  aber  talentooOeä 
SBürfd^en* 

Sie  SBrfiber  SÄattenfyeimer8)  tt)aren  el>rltcf>cr  braoe, 


1816  über  ihn  an  gerbtnanb,  „aber  bie  <§ad>en,  bie  er  jefct 
macfyt,  finb  beffer,  aber  fd)abe  bod),  baß  er  ntcfyt  ©cfyaufpieler 
geworben  ift/ 

*)  Die  fd)on  im  17.  Safyrfyunbert  berühmte  gamtlie,  auä 
fcalno  am  (Somerfee  ftammenb,  f>at  bretaefyn  fyeroorraaenbe  SRaler 
unb  95aufünftler  auftutoelfen.  Domenico  (®ol)n  be$  1828  in 
SWüncfyen  oerftorbenen  £ofard>fteften  ©iufeope  Q.),  1786—1837, 
toar  üftaler  unb  £rd)tteft  oon  europäifdjem  Stuf ;  er  ftarb,  toäbrenb 
er  bei  ber  8Bieber*)erftellung  von  J&ohenfd)toangau  befdjafttgt 
toar*  —  ©ein  ©ruber  tfngelo,  1778  geo.,  aud)  SRaler  unb  SÖau* 
fünftler,  ftarb  fd&on  1815  in  SRüncfyen. 

*)  griebrld)  o.  ©ärtner,  au«  <5oblen$,  1792—1847,  fam 
1804  mit  feinem  SBater,  einem  Söaumeifter,  nad)  ÜRüncfcen  unb 
befugte  feit  1809  bie  2tf abernte,  beren  Dfreftor  er  fpater  oon 
1841—47  »ar.  <5r  unb  Älenae  flnb  bie  ©d)5pfer  faft  aller 
fyetoorraaenben  93auten  SDWindjen*  unb  SBa^ern*  überhaupt. 

•)  sfcfjeobor  unb  (SafparSRattenfjetmer,  ©5t)ne  eine« 
SWaler*  $u  Bamberg,  geb.  1787  bjto.  1791;  ber  ältere,  oon  Äbnfg 
SRaj  unterftüfct,  malte  auf  beffen  8Bunfd>  feine  ©tilleben.  <5r 
toarb  Snfpeftor  ber  ©alerten  oon  Söamoerg  (1817),  2(ug$burg 
(1823)  unb  SWünt&en  (1829)  unb  ftarb  1850;  ber  Jüngere  tourbe 


122  fcibttig  ffimtl  ®ttnun,  Erinnerungen. 

gutmütige,  treue  greunbe;  bet  füngfie,  ßafpar,  toor  einer 
ber  eifrigfien  S&naer,  er  berfefylte  feinen  SJolI  unb  leinen 
Jana.  «Der  dltefte  malte  SBlumen  unb  9>ortrdt$,  ber 
jüngfie  Porträt*;  nad)  meiner  Überzeugung  Ratten  beibe 
fein  Talent  )ur  Äunfl  Der  ättefte  tfi  Ägl  ©alerie* 
infpeftor,  ber  anbere  tt>ar  ?eJ)rer  an  einer  Äunftfcfyule  im 
3tt>eibrficKfd)en,  lebt  jc^t  aber  in  3Rftnd)en«  ©er  Altere 
malte  ja  feine  Stilleben,  burd)  langet  kopieren  unb  um 
mittelbare*  $nfd)auen  ber  Statut,  gut,  manchmal  fel>r  gut, 
bamit  tt>ar  aber  aud)  fein  ganaer  ÄünfHerrufym  abgetan. 
<&i  toar  J)öd)fl  fomifcf),  n>enn  er  feine  arbeiten  unö  jeigte 
unb  barüber  fprad)  unb  unä,  bie  toir  jünger  toaren  afö 
er,  )u  belehren  glaubte.  Ibai  ©cfyönfte  toar  aber/  n>enn 
grembe  famen;  bann  toar  er  fefyr  ernft,  führte  bie  Seute 
jur  rechten  95eleud)tung,  fyolte  ben  Damen  @tül)le,  unb 
nun  fing  bie  93elei)rung  am  (Sagten  bie  Seute:  „JMe 
Silber  ftob  feljr  fd)fin  —  prftctytig,"  fo  fagte  er:  „9ttd>t 
n>al)r?  3a,  ba$  tfi  gelungen;  geftern  n>ar  ber  unb  ber  bei 
mir,  bem  fyaben  fte  aud}  fet)r  gefallen!  3a,  e$  fojlet  triel 
9Rül)e,  Überlegung  unb  Arbeit,  biä  fo  ein  SBert  »oKenbet 
ijV'  —  Söaren  bie  Seute  aufler  fid)  über  eine  gemalte 
fliege  auf  einer  $prifofe,  bie  auf  einem  3inntetter  lag 
neben  einem  ©la$  Sßein,  einem  SJiÄfuit,  einer  roten  SÄofe 
unb  einer  tt>elfd)en  Stuf,  um  atteä  fyerum  ein  golbener 
Stammen  — ,  fo  fagte  SÄattenfyeimer,  innerlich  mit  fid) 
aufrieben:  „3a,  e*  ift  ein  fd)5ne*  93ilb";  9>eter  J&ef  unb 
id)  lachten  fet>rr  toenn  bie  Seute  tt>eg  tt>aren,  unb  Statten* 
Reimer  lachte  mit,  aber  er  toar  fo  t>on  feiner  SSortreff* 
lid)fett  überzeugt,  baß  er  unfer  Sad)en  gar  nid)t  t>erjlanb! 
Sc^niaerO^iftorienmaler,  ein  grober,  ungefd)lad)ter 


1820  3etd)enlet)rer  in  3»eibrücfen,  1827  ©alerieinfoettor  in  »am* 
berg  unb  ftarb  1852. 

*>  3<>fepb  t>.  ©d&nfaer,  1792—1870,  au*  äBefngarten  bei 
9tat>en*burg,  ftubierte  erft  in  S)Wind&en,  n>arb  bann  ©oibat  bi* 
1815,  mußte  feine  fpätere  (Stelle  aW  Hofmaler  aber  toegen  Übe* 
raler  ®effnnung  aufgeben.    (St  toar  befonber*  Porträtmaler, 


III.  «anbaut  unb  SÄünd&en.    1808—1814.         123 

SBurfd),  aber  offen,  efyrlid),  geiftteid)  unb  talentooO;  toar 
oft  in  ^Prügeleien  t>ettt>irfelt;  lebt  in  Stuttgart,  ift  J&of* 
malet  unb  Sttajor* 

Stürmet1),  gutmütig,  getieft,  toat  julefct  ^)rofeffor 
bei  ber  2tffabemie  in  SDteÄben,  ift  leibet  oot  einigen  3aJ)ten 
geworben;  et  toar  $rd}itefh 

(Slemen*  3immermann*),  Jßtßorienmaler,  brat),  gut* 
mutig,  fang  gut,  geicfynete  unb  malte  beffer  atö  toir  alle. 

Sranf 8),  ein  3ube,  toar  immer  gut  angeaogen,  füfj* 
lief),  fd}meid}elnb;  td)  machte  mit  nid}t*  au*  il)m;  et  l)atte 
bie  finget  oott  9tütge  unb  eine  biamantene  93orftecfnabel, 
et  toar  ftlter  al*  toir  unb  unternahm  e*  manchmal,  unfete 
Arbeiten  ju  forrigieren;  tt>ir  liefen  e*  gefdjefyen,  um  bann 
unfete  9Btypfeile  auf  il>n  abzufließen,  tooju  et  aber  immer 
fftfj  lädjelte*  ®r  toar  einet  bet  beften  im  3eid)nen  unb 
SRalen,  fyatte  aber  toeber  ©eift  unb  Siefe  nod)  Talent; 
id)  toetfj  nid)t,  too  et  fyingefommen  ift« 

Äellerfyooen4),  @ol)n  be*$rofeffor*  unb  Hofmaler*; 


0  3ofepf)  Stürmer,  1789  in  ÜBünd)en  geboten,  tourbe 
nad)  ©tubtenreifen  in  3talien  unb  @tted)enlanb  1827  Sehtet, 
1832  Sttreftot  bet  95aufd>ule  ju  Dtetben  unb  ftatb  1833  bei 
einem  SBefud)  in  ÜÄfindjen;  et  bat  2Cnfld)ten  oon  gtfed)ifd)en  unb 
tdmiftben  Denfmäfetn  betau*aegeben,  eine  t>on  SRom  aud)  tabteti 
(Sein  ?>orträt  in  bet  9>orttätfammlung  be*  9>tofeffot*  $ogel  oon 
»ogelfteüt 

*)  (Meinen*  o.  3lmmetmann,  1788  $u  Düffelbotf  geboren, 
toat  feit  1804  ©djület  Sauget*  unb  mit  bfefem  1808  nad) 
2Ründ)en  gefommen;  et  toutbe  fd)on  1815  $tofeflfor  unb  Dtteftor 
bet  3ug*burget  Äunftfd&ule,  1825  ^refeffor  an  bet  ÜÄfindjenet 
Xfabemte,  1846  Direftor  ber  3enttalgemalbegaietie  bafelbft  unb 
ftarb  1869.  (St  toat  mit  ©d&lotthauet  1820  ®ef)ttfe  oon 
(Botneltu*  bei  bet  2fti*ma&mg  bet  Gtloptotyef,  fpätetfelbftänbig 
tätig  in  ben  Xtfaben  be*  J&ofgatten*  unb  im  bleuen  Äbntg*bau. 

*)  3Rfd)aei  @fgi*munb  Stau!,  fd)on  1769  in  Sftürnberg 
geboten,  t  1847  in  SJWhtcfyen.  (St  f>at  fld>  2*etbtenfte  um  bie 
SBtebetbelebung  bet  beutf&en  ®la*maletet  erworben  unb  et* 
richtete  befonbet*  bie  SRüntyenet  Xnfialt  für  tiefe.  XI*  £ftnftier 
toat  et  totrttid),  toie  Subtotg  fagt,  toenig  bebeutenb. 

4)  Der  Skiter  blefe*  Aametaben  Subtoig*  toat  bet  au*  bem 


124  Subttig  (Smtl  ©rtmm,  ©rhrnerungen, 

feiner  von  wxi  traute  il)m;  er  fal>  ani  tirfe  ein  936fett>id)t, 
ti>ar  füf}  unb  emfd)metd)elnb;  er  tt>ar  nur  ausgezeichnet  in 
trocfenen,  guten  SBifcen,  aber  ebenfo  auägeaetcfynet  in 
©cf)ulbenmacf)en,  3ntrigieren,  Serleumben;  von  3eit  }u 
3eit  ti>ar  er  »erfd)tt>unben»  ©ein  Sater  folt  viel  Kummer 
mit  il)m  gehabt  fyaberu  @r  malte  aud)  93ilbniffcr  fyatte 
aber  fein  Talent  unb  aud)  md)t$  gelernt;  jefct  fott  er  atö 
2et)rer  im  3*td)nen  in  (Speier  angefieKt  fein* 

©cfylottfyauer1)  l)4tte  id)  faft  vergeffen  ju  ertt>4l)nen; 
er  ti>ar  ein  fet>r  Hebenötoärbiger  9J?enfcf>  r  groß  unb  von 
fd)5ner  unb  angenehmer  ©ejid)t$bilbung,  verftdnbtg  unb 
talentvoll;  er  tt>ar  früher  9Red)anifuö;  in  allem,  toai  er 
mad)t,  ift  @efüt>l  unb  Xuäbrucf;  fein  2frbett*atmmer  ftet)t 
au^  tote  eine  altbeutfcfye  Stüfttammer;  er  fang  aucf)  unb 
pfiff  jur  ©itarre  ttmnberfd)5n;   1809  ttmrbe  er  g4t>nrid) 

SBergtfdben  ftammenbe  SRaler  unb  SRabterer  SRortfc  Ä.,  1758  bte 
1830,  feit  1808  erfter  9>rofeffor  an  ber  Bfabemte.  2ton  be* 
©ofyne*  ©treffen  erjd^lt  Subtvtg  aucf)  in  feinen  ©riefen  an 
fterbtnanb.  Da*  SBagr.  £of#@taat$f)anbbttd&  veraetd&net  biefen 
für  1831—41  in  ber  $at  al*  3eitfyenlebrer  am  ^eum  au  ©peier; 
er  bat  aud)  ein  SBud)  über  gretbanbaetdjnen  berau*gegeben. 

x>  Sofepb  ©c^fottbauer,  1789  in  SRündjen  al*  ®obn 
eine*  $b*aterbtener$  geboren,  tvar  vor  bem  Sfciroier  gelbuta  1809 
Siföler  unb  fam  bann  erft  jur  2ttabemte,  von  ber  er  flcb  aber 
balb  mit  einigen  greunben  jurüchog,  um  für  {leb  au  ftubteren, 
Xtö  (Sorneltu*  1819  naef)  SÄüncnen  fam,  t>alf  er  ibm  an  ben 
greäfomalereten  ber  ©typtotbef  unb  toarb  1831  9>rofef|bt  an  ber 
Xfabemte;  1846  erfanb  er  mit  jjud)*  bie  (von  tfaulbacfc  im 
berliner  ÜRufeum  angetoanbte)  ©teteocfjtomte.  @r  befdjäfttgte 
ftcf)  and)  viel  mit  Cremte  unb  Wedjantf  unb  leitete  von  1840 
ab  einige  3af)te  eine  ortbopäbtfdje  Änftalt,  in  ber  er  ein  von 
ibm  erfunbene*  «ßetlverfabren  (gflegion  oei  Serfrümmungen)  an* 
toanbte.  ©eine  (Schüler  fübrte  er  befonber$  in  bie  relfgtdfe  Äunft 
ein,  eine  Stiftung,  tvegen  beren  Giemen*  Brentano  jicf)  eine 
SBobnung  bei  ibm  faß  eratvang  (f.  u.).  @r  ftarb  1809  in 
SRündjen.  —  ©einen  „brüberiitfyenjjreunb"  nennt  ibn  ber  »abl* 
vertoanbte  @.  £.  v.  ©Aubert  ((©elbftblogr.  3,  614),  „in  beffen 
®tmM  unb  ganaem  SBefen  nur  bie  lautere,  einfältige  SBafyrhelt 
unb  Sreue  gefunben  tvirb,  bie  ©Ott  unb  SRenfdjen  red&t  ift.  Ija, 
bu  lieber  ©ruber,  tvottte  ©Ott,  man  wäre  fo  brav  tote  bu!" 


HL  «anbaut  unb  «DNhu&en.    1809-1814.         125 

unb  ging  mit  nad)  Zixol  Danach  ttmrbe  er  lieber 
9Red)anifer,  bann  SRafer  unb  ^rofeffor  bei  ber  Ägl 
Xfabemie;  fefct  ift  er,  n>ie  id)  l)6re,  irjt  geworben« 

3Eat>er  SÖagner1)  au*  Xmberg,  2anbfd)aft*maler, 
ti>ar  fel>r  muftfalifd)  unb  ein  ef)tHd)er,  guter  SRenfd),  ftarb 
aber  fd)on  1816. 

(Sin  alte*  9Ründ)ener  Original  barf  icf>  aud)  md)t 
fcergeffen,  baö  ift  ber  alte  Hofmaler  (Sblinger*),  fefct 
außer  SRobe,  aber  ein  9Raler,  n>ie  feiner  in  3Ründ)en  ift 
®r  ift  SBitbniömaler  unb  nur  wn  Männern.  (Seine 
Srauenfftpfe  fmb  nid)t  jum  Xnfetyem  Der  SRuferl  Sttujel 
fam  einmal  unb  fagte:  „jDu,  ©rimm,  ift  bir**  red)t,  fo 
tt>otten  tirtr  jum  alten  (Sblinger  unb  it)tt  jetcfynen!"  2öir 
gingen  alfo  mit  ben  3*id)enbüd)ern  nad)  ber  Äreujgaffe, 
tt)o  feine  SRalerftube  in  einen  einfamen  J£of  ging,  wo 
man  red)t$  an  einen  alten,  im  italtenifcfyen  Stil  gebauten 
Äircfyturm  fat>;  eä  tt>ar  nod)  feine  alte  grau  ba  unb  feine 
<5d)tt>efter*  3Me  toaren  im  SJorberjimmer,  tt>o  e$  fefyr 
bürgerlid)  auäfat) :  ein  t)6ljerner  23fd),  barauf  ein  SBierfrug 
unb  jtoei  @ldfer,  fyftlaerne  @tüt)Ie  unb  934nfe,  bie  SBftnbe 
t)o0  alter,  bunfler,  großer  ©emälbe*  ®r  faß  t>or  feiner 
Staffelei  unb  tt>ar  fefyr  toortfarg,  t)atte  einen  )temtid) 
fallen  Äopf  unb  tt>enig  tt>eif$e  Socfen,  n>ar  Hein,  breite 
fdijulterig;  bie  Äleiber,  bie  er  anhatte,  u>aren  abgefd)abt, 
bie  alte  grün  mand)efterne  #ofe  t)ing   herunter,  fo  baß 

*)  @r  ift  1785  geboren. 

*)  3ol)ann  ®eorg  aon  Sbllnger,  1741—1819,  JStftottet* 
unb  93tlbnt$maler,  toarb  1781  bagrtfdjer  Hofmaler  unb  fyat  getft* 
aoH  bemäntelte  Porträt*  aon  lebenbigem  2fu$bru(f  oon  toenlgjten* 
tfoetyunbert  fyeaorragenben  bagrtfajen  9>erf&nltcfyktten  geliefert, 
toenn  manchen  fetner  Silber  aucfy  eine  aetofffe  9Iad)läf(tgfeit  tn 
ber  3etd)nung  unb  ber  Xmoenbung  aon  $td>t  unb  ©chatten  x>ox< 
getoorfen  totrb.  —  SRutfyer  nennt  „ben  trefflidjen  (SbUnger 
ben  tücfttigften  ÜRündfrener  Vertreter  ber  bteberen  SRalermetfter 
(neben  ©raff,  SJoaeD,  bie  fo  befd&etben  toaren  unb  fo  t>tel 
tonnten"  (@efcb.  b.  aRaieret  im  19.  3at)rl).  92).  —  «ubtotg  f)at 
aud)  ein  SBlib  (SbUnger*,  ben  9&aturforf<$er  *on3«il)of  bat* 
fteBenb,  rabtert,  9tr.  81. 


126  Subttig  (Smil  ©rlmnt,  (Erinnerungen. 

attufcfjen  ber  langen  SBefte  unb  ber  #ofe  bad  #emb  fyeraud* 
fytng;  alte,  nte  gepufete  ©tiefel#  fingen  in  fielen  galten 
herunter,  unb  graue,  »offene  (Strümpfe  fyatte  er  am  Sr 
grüßte  und  faß  gar  md)t  unb  fing,  toai  tt>ir  wollten? 
@r  möge  bod)  fo  gut  fein  unb  und  jtfcen,  nur  »offten 
it)n  gern  jum  Xnbenfen  jetd)nen  unb  bann  feine  arbeiten 
befeuern  @r  fefcte  jtd)  fogleid)  jum  3eid)nen  r)tn  unb 
fagte:  ,,©o  fangen  ©>  anl"  9lad)  einer  ©tunbe  toaren 
tt>lr  fertig  unb  beibe  3eid)nungen  ttrirflid)  fe^r  dl>nlicf>. 
2Bir  gaben  ir)tn  bie  3eid)mmgen  jum  95efel)en,  unb  er 
möge  und  feine  Meinung  fagem  @r  betrachtete  jebe  lange, 
bann  fagte  er:  „Die  beiben  3eid)mmgen  ftnb  fyalt  nid)td 
nufc,  fo  l)ab  i  l)alt  gar  fein  @eftd)t,  fd)aun*d  mal  l)er! 
£err  9Rujel,  tt>ad  fyaben'd  benn  ba  g'madfyt?  J£ab  i  benn 
fo  en  9lafen?  J)ad  ©ejtd&t  id  l)alt  aud)  x>iel  j>  breit"; 
unb  aber  meind  fagte  er:  „Der  «gerr  t)at  r>alt  nod)  mefyr 
gefehlt*  ©a  id  b*  ©tirn  ju  floa,  be  9lafen  je  grofl,  ed 
gel)t  t)alt  nig  j'famme,  ba  berfen'd,  meine  «£errn,  ben 
Äopf  glei  nod)  emal  anfange,  bad  id  nig;  glaubend,  mei 
Äopf  tt>är  nur  fo  e  ©'fpafferl  jum  3*id)nen?  ja,  »artend 
e  bifferl!  toenn'd  »ollen,  ttrfff  i  3l>nen  auf  ein  anbermal 
ftfcen,  je^t  l>ab  i  falt  foa  3eit-" 

3d)  toäre  beinahe  mit  lautem  Sachen  tyeraudgeptafet, 
aber  ber  Stefpefi  wx  bem  alten  9Rann  unb  feinem  latent 
l)telt  mid)  jurfict  SRugel  machte  ein  »erlegened  ©ejtd)t 
unb  ttmrbe  bei  bem  2ob  aber  unb  aber  rot  Stadler  frug 
er,  ob  ttrir  ©dualer  bei  ber  2ffabemie  tt)ftren;  ald  tt>ir  ed 
bejahten,  fagte  er  ironifd):  „3<i!  ja!  bie  «Ferren  bei  ber 
Xfabemie  glauben  all,  jte  to&ren  J&egenmeifler;  j[a,  ja,  ber 
große  ©üfielborfer  $>m  (2anger)  glaubt  fyalt,  er  tofire 
ber  einzige  2Rann  in  ber  SBelt,  ber  tt>ad  t)erftdnb',  ja,  ja, 
i  tt>oaf  fd)om"  Dann  l>olte  er  untermalte  unb  fertige 
SBtlbmjfe  unb  {teilte  jte  auf  bie  Staffelei  Die  unfertigen 
Silber  fafyen  fd)ftnbltd)  aud,  ftngerbidf  u>aren  bie  Jone 
untereinander  gefcfymiert,  unb  ed  tt>ar  rätfefljaft,  tt>ie  er 
bamit  juftanbe  fommen  tonnte»    93ilbniffe  t>on  Prälaten 


III.  «anbaut  unb  SD?üttd)ett    1808—1814.         127 

unb  anbern  @etfiltd)en,  bte  fettig  unb  fd)on  gefirnißt 
Barett,  (teilte  er  un$  nun  in^  redete  ?id)t  Da*  tt>ar  ber 
@Han£punft  t>on  bem  gRann;  bie  Sefyanblung  fel>r  eigene 
tfimlidj),  au$  ftd)  felbft  erfcfyaffen;  l)ier  fal)  man  bie  ernflen 
©eiftlid)en  tt>irflid^  t>ot  ftd)  jtfcen,  fpred)enb  ober  naty 
benfenb,  bie  Sel)anblung  burd)  unb  burd)  geiftretd), 
meifiertyaft*  Die  $arbe,  ttrie  ttwrm,  gUtyenb,  burd)jtd)tig, 
bie  grofte  J&armonte  im  ganjen  Stlb!  Den  einfachen 
J&intergrunb,  ber  gar  feine  bejlimmte  garbe  fyatte,  umrbe 
man  gar  ntd)t  gett>al)r*  Die  gigur  tt>ar  fo  frei,  baf  man 
tt>at)ri)aft  glaubte,  um  jte  fyerumgefyen  ju  fönnen;  Äugen, 
SOhmb  fpred)enb,  lebenbtg,  fyerrlid)  aufgefaßt  unb  prächtig 
gemalt.  2Gffe$  harmonierte  am  Äopf  jufammen,  alle«  n>ar 
runb  unb  auf  (Stirn  unb  9lafe  ber  l>ettfte  gfcifd)ton,  unb 
bie  eingeben  ©ilberlocfen  flogen  um  bie  ftf)6ne  l)ot)e  (Stirn; 
aK  tt>enn  bie  Silber  au*  einer  t>ortrefflid)en  Alteren  3eit 
tt>dren!  Unb  ber  alte,  intereffante  9Raler  ftanb  t>or  un$, 
tt>ar  ungebtlbet,  fonnte  nid)t  fprecfyen,  mürrifd),  grob,  ein* 
ftlbig;  aber  er  tt>ar  ein  SRaler,  tt>ie  feiner  in  3Rfind)en 
tt>ar  unb  ttrfe  mir  in  ber  TM  feiner  ttrfeber  »orgefommen 
ift!  ©eine  guten,  gelungenen  Silber  toerben  ju  allen 
3eiten  ju  ben  fcortrefflicfyften  gejäl)lt  Serben  muffen*  Siele 
9Ränd)ener  gamütenbäier  l)aben  fxrf>  t>on  il)m  malen  laffen, 
unb  bie  Silber  tterben  atö  Äleinobien  aufbettmfyrh  @r 
l)at  fefyr  triel  gemalt,  gettrif}  fpotttt>ot)lfeil,  fbnfl  mufjte  er 
ein  SRamt  t)on  Sermdgen  fein,  tt>a$,  glaube  td>,  gar  nidjt 
ber  goß  tt>ar,  nad)  feinem  ftrmltcfyen  £au$tt>efen  ju  fd)lteftau 
©eine  £auptunterftüfeung  ift  tt>ol)l  bie  Heine  ^enfion,  tcf> 
glaube  bierl>unbert  ©ulben,  gett>efen,  bie  er  bte  an  ba* 
@nbe  feine*  ?eben$  bejog*  2öie  fcfyon  gefagt,  feine  Silb* 
niffe  finb  feJ>r  ungleid),  bie  beften  finb  2Reiftertt>erfe,  bie 
anbern  mittelmäßig,  bie  lefete  ©orte  fo  fd)led)t  unb  ab* 
fd)eulid),  baß  jte  gar  mcf)t  jum  2(nfef)en  finb.  ©eine 
Silbmffe  unb  ©tubienf&pfe  fangen  bei  attebem  fcfyon  an, 
feltener  au  werben;  mittelmäßige  Silber  bon  il)m  fann 
man  aber  bon  allen  9#ünd)ener  jtunfty&nblern  befommen* 


128  Subtttg  (Smil  ©rtmm,  Erinnerungen. 

Sreunb  Steierl1)  I)ot  jtt>ei  l)errttd)e  ©rubienföpfe  t>on 
il)nu  3n  feinem  Xrbeitöjimmer  l)ing  nod)  ein  großem 
9Mtb  t>on  il>mr  btei  Sttöncfye  jufammenftefyenb  unb  fpred)enb» 
Bie  langen  SBdrte  Ijatte  er  mit  £tlfe  be*  9>tnfeljtiefc  fertig 
gemacht,  unb  bod)  tt>ar  e$  ein  fd)5ne*  95tlbl  2Ran  er* 
3&f>It  allerlei  t>on  il)m;  fo  l)at  er  ben  alten  ©rafen 
^)r et) fing  angefangen  ju  malen,  unb  ber  t)at  ifyrn  fed)jig 
ober  ad)tjig  2Ral  baju  jifcen  muffen,  fo  baß  ber  alte  ©raf 
serbrießlid)  nmrbe  unb  it)tn  fagte,  toenn  er  ntd)t  balb  fertig 
tt>ürbe,  tootte  er  nid)t  mefyr  jtfcen*  2)a$  Drohen  n>ar  bem 
alten  SRaler  aber  einerlei,  er  ließ  ü)n  immer  ttneber  frifd) 
fort  jifcen;  ba  fagt  ifym  ber  ©raf,  er  tt>erbe  nur  nod) 
einmal  fommen,  ba  müßte  e$  fertig  fein.  3)a£  näd)fie 
SJtol  atö  jum  legten,  faß  ber  ©raf  fed)$  ©tunben  unb 
fefcte  ftcf>  nad)l)er  an  bie  Staffelei,  um  fein  53ilb  ju  fefyen; 
er  tt>ar  mit  bem  95tlb,  jumal  ba  er  fo  tuelmal  fyabe  jifcen 
müjfen,  nid)t  ganj  jufrieben;  ber  SSRaler  fd)tt>ieg  aber  fKtt, 
mtfd)te  ftcf)  feinen  Jon,  fefcte  ftd>  tmeber  ba&or  unb  frrict) 
bai  ganje  95ilb  lieber  ju  unb  frag  ben  ©rafen,  ob  er 
2ufl  fyabe,  Ü)m  t>on  neuem  ju  jtfcem  —  @r  tt>ar  fefyr  eigene 
finnig  unb  ärgerte  bie  Seute  fo,  baß  j[ebem  bie  2uft  t>er* 
ging,  fid)  t>on  ü)tn  malen  ju  lajfen*)* 

Unfer  9>rofeffor  #auber*)  bei  ber  2ffabemie  ttrnr 

x)  SBobl  3acob  t)on  9teid>el,  ÜJttntaturmaler  in  Petersburg, 
aud)  (Sammler. 

*)  //3*  toeig  felbft  ntd&t,  tote  meine  ©emdlbe  entfielen/' 

ggte  (Sbltnger,  al*  ber  junge,  aucfy  Subnrtg  befannte  ®raf 
uguft  *.  ®etn*l)elm  ihn  um  Unterrtd&t  bat,  „t*  macfc'  folang 
baran  fort,  bl$  ld)  glaube,  baß  ffe  gut  finbr  <kt  quälte  aber 
feine  Orfginale  unb  lieg  jie  oft  unter  fiebrig  ©tfcungen  ttid^t  lo$, 
unb  jtoar  ju  einem  ^ortr&t,  für  toelcfye*  er  adfoeljn  Safer  er* 
hielt!  Dabei  faß  man  in  einer  Äammer,  beren  JJenfter  auf  ber 
©übfette  lagen,  unb  grau  ©bltnger  lochte  tn  bemfelben  Sfcaum 
unb  gab,  toenn  ft>r  ©emal)l  jicty  nfd)t  toetter  aertoußte,  burdj 
(Sfnrebe  unb  SBefrat  tfyre  fritifd^e  ÜRefnung  ab"  (JÖ.  ßoHanb, 
212)95.  33,  ©.  649). 

*)  3ofepf)  £auber,  1766—1834,  toar  SRaler,  Stabterer  unb 
£itf)ograp{)  unb  fd&on  fett  1800  $rofeffor  an  ber  SWünd&ener 


Das  5dj\S%äjtn  in  Sd)ludjtertt  cot  betn  Umbau, 


Das  tüoljnbaiis  ber  familie  (Stimm  1805— u  x  un&  toi« 
'  HHlbfdje  apoi(ie!e  xx  in  Cuffel. 


III.  «anbaut  unb  SBünd>etu    1808—1814.         129 

gerate  bai  ©egenteil,  ber  malte  mit  ungeheurer  ©anteilig* 
feit  unb  fagte  gett>6l)nltd)  ben  beuten  auf  bie  ©tunbe, 
tt>ann  it)r  93ilb  fertig  fei  3cf)  t)abe  aud)  fel)r  fd)önc 
SMlbntffe  fcon  tym  gefefyen,  aud)  gelungene  grauen*  unb 
9Wäbd)enf6pfc;  er  malte  aud)  «gifiorie,  <£etligenbilber  unb 
nafym  jeben  Auftrag  an*  @r  fyatte  toeber  ©til  nod)  ©inn 
für  fd)öne  formen  unb  backte  bei  ber  Arbeit  nur  ani 
©elb;  babei  fyanbelte  er  mit  alten  unb  neuen  Silbern; 
er  t)atte  rid)ttge$  2luge  unb  siel  ©inn  für  garbe»  3n 
feiner  SRalerfhibe  faf)  eä  ani  ttrie  in  einer  StampeHammer: 
ba  ftanben  alte  2fltarbilbcrr  bie  er  refiaurterte,  nad) 
Serpentin  riedjenbe  2Ralerlumpen  lagen  in  ben  @cfen 
fyerum,  ju  pufcen  fcergejfene  9>fnfel  fiedften  in  £)l,  ber  3:ifd) 
lag  fcoH  ?)infel  unb  frifdjcr  unb  »ertrocfneter  ölblafen;  im 
garbenfafien  fal)  e$  fd^eu^Iid)  au*;  bie  g*nflerfd)eiben 
tt>aren  soll  färben  gefd)miert,  ob  fte  in  ber  ©onne  auä* 
hielten;  3innober  lag  jerftreut  aufSHfd)  unb  bem  35oben; 
an  ber  SBanb  unten  ftanben  tt>ol)l  jtoanjig  ober  nod)  mel)r 
angefangene  Vortrat*  aller  2frt,  junge  2Rftbdjen  in  Stingel* 
l)äubd)en,  bann  ein  SMerbrauer  unb  feine  btcfe,  rotnaftge 
(ätyefyälfte,  ein  2lrtiHertet)auptmann,  geifilidje  J&erren, 
93auer$leute,  SRelber1),  ein  9>oflfefretftr,  ein  93räuftted)t 
in  grüner  ©amtmüfce  mit  golbnen  ©locfem  Daneben  bie 
©räfm  9Wontgela$  mit  jtoei  Äinbern,  gamilienbilber, 
aud)  angefangene  lebensgroße  m^tyologifcfye  SBilber*  2Me 
©über,  bie  er  in  2)orffirdjen  maße,  toaren  tt>al)re 
©djmiererei;  aurf)  große  greSfobilber  fcon  il)m  ftnben  ftd) 
l)ie  unb  ba  an  Käufern  in  2Rfind)em  @r  t)at  aud) 
mehrere  platten  rabiert,  aber  leer  unb  fd)led)t  3Son 
gigur  tt>ar  er  nidjt  Hein,  mager  unb  tttvai  ffcif  in  ben 
Bewegungen,  fein  ©efid)t  nid)t  uninterejfant;  fdjöne,  bunfle 
2fugen;  er  tt>ar  meift  luftig  unb  munter,  erjäfyfte  beim 


2(fabemie.  Säbel  gegen  ben  SDtonn,  ber  befonber*  bie  J)öd)ft* 
ftefyenben  Seute,  ba*  ÄönigSpaar,  Sföontgela*  u.  a.  gemalt 
fyat,  ijt  fcfter  ausgebrochen  Sorben.       *)  SDtef)K)&nbler. 

£ifbm.  @rimm,  Erinnerungen.  9 


130  Äubttlg  Chrtll  ®rtmm,  Erinnerungen. 

Äorrigieren  in  ber  Xfabemte  ©pfiffe,  oft  aud)  ©rf>n>cine* 
reien,  n>ar  im  ganzen  ungebilbet,  n>ar  fefyr  bemfitig  gegen 
SJornefyme  unb  babei  fo  albern,  baß,  tt>enn  ü>m  btefe  bie 
größten  2)ummr)eiten  t>orfd)tt>äfcten,  er  nid)t  ben  9Rut  t)attc 
gu  tt>tberfpred)en*  @r  lam  mir  immer  mefyr  tt>ie  ein  #anb* 
toerfer  ali  tt)ie  ein  ÄünfHer  t>or*  5Durd)  feinen  immer* 
tt>är)renben  Aufenthalt  in  2Ründ)en,  bie  9$efanntfd)aft  aller 
Probier  unb  gute  Gelegenheiten  fyatte  er  ftcf>  eine  ©alerte 
angefcfyafft,  tt>orin  mand)e$  ®d)öne  unb  SBertooKe  n>ar« 
©tieler1)  er^tte  mir,  ber  Äftnig  2Rag  l)abe  it)n  einmal 
gefragt,  ob  er  ben  9>rofejfor  «Räuber  fenne;  atö  er  nein 
geantwortet,  fo  l)ätte  ber  Äftnig  gefagt:  „SBenn  3t)nen 
einmal  auf  ber  ©träfe  ein  red)t  fd)mteriger,  fcfymufciget 
Äerl  begegnet,  baä  {fi  ber  ?)rofeffor  J&auber*"  5Bon  elf 
bi£  jtt>ölf  unb  mittags  fcon  brei  bii  t>ier  r)attc  er  bie 
©tunbe  in  ber  2(fabemie,  bann  ging  er  ttueber  nad)  Jj?au$ 
unb  malte,  unb  gegen  Xbenb  ging  er  im  SBinter  in  baä 
©la$faffeel)au$  unter  ben  93ogen  am  ©cfyrannenplafc; 
ba  I)atte  er  feinen  ©tammplafc,  fptelte  SMUarb,  aß  ein 
SBraterl,  raupte  unb  tranf  feine  paar  9Wa$  93ier  baju; 
im  ©ommer  ging  er  in  ben  ©ladgarten  t>or  bem  %tgertor 
unb  trieb  ba$  nämliche,  tt>o  er  benn  gett>6t)nHd)  in  @e* 
feUfdfyaft  feiner  fefyr  l)ft$ltd)en  Softer  erfd)ien,  bie  bann, 
tt>äl)rcnb  ber  Jj?err  9&apa  fpielte,  fettige  aßen  unb  aud) 
93ier  tranf cn.  JMefer  £ au ber  tt>ar  ber  Steif Smaler:  ber 
33räutigam,  bie  95raut,  bie  Verliebten,  alt  unb  jung  lief 


x)  tiefer  berühmte  »ilbnfömaler,  3©fepl>  $arl  ©tieler, 
1781—1859,  jtanb  Suburtg  befonberä  nal),  bocr)  t>at  biefer  letber 
feine  aenauere  ©$tlberung  t>on  ifym  fytnterlajfen.  2)aä  Porträt, 
ba£  ö>eorg  SBrentano  &on  feinem  trefflichen  ©ruber  JJranj 
burcfy  ©tieler  malen  ließ,  r)at  Suburtg  rabtert,  9lr.  54.  @r  ijt 
befonber*  befannt  al$  ber  ©d)öpfer  ber  ÜRünd)ener  ©cfyönfyeften' 
aalerle  unb  »on  (SJoetfyebllbnijfen,  ©eine  atoette  Sattln, 
3ofepl)ine  geb.  »on  ÜÄeller,  w>ar  fdr)rtftfteaerifdt>  tätig,  unb  *on 
feinen  fftmtlfcb  au  Stuf  gelangten  »ter  ©5l)nen  9&ar,  Äarl, 
©utbo  unb  tirugen  r>at  ber  anleite  alä  2)laleftbtd)ter  fld)  einen 
Flamen  gemacht. 


HL  «anbaut  unb  ÜRündben.    1808-1814.         131 

gu  ü)tn  unb  Heß  fid)  malen*  93efam  einer  einen  Orben, 
fo  Keß  er  fid>  in  Uniform  malen;  ttar  jemanb  geftorben, 
fo  matte  er  bie  Seute  ttueber  lebenbig;  alle*  fagte:  „Der 
9>rofeffor  Räuber  fott  mtd)  malen,  ber  ^Jrofeffor  Hauber 
muß  mid)  malen/4 

2foi  fefteften  toar  Subtotg*  auf  innige  jDanfbarfett  gegrünbete 
greunbfcbaft  für  ben  alten  trefflfd^en  Heß.  ötodb  für)  aor  beffen 
$obe  —  er  ftarb  3uli  1828  —  berietet  «ubtotg  an  gerbinanb: 
„9>rofeffor  H*ß  f)at  mir  »or  brei  Monaten  getrieben,  aber  ber 
93rtef  toar  gana  jftterfg  gefdbrteben,  unb  er  fagte,  e*  to&re  toobl 
ber  lefcte  SBrtef,  ben  er  mir  fdjrtebe,  toeil  eö  mit  ibm  balb  oorbet 
toäre,  aber  er  würbe  mein  jreunb  bi$  tn$  ©rab  bleiben." 

ÜBtt  $eter  H*ß  fefcte  e$  in  Jungen  3abren  toobl  einmal 
2*erbruß  bei  beffen  eigentümlicher  Sinnesart;  8ubt»tg  tyit  fldf) 
mit  feinen  greunben  aud)  über  tyn  manchmal  erlufHgt: 

„9>eter  Hcfl/'  eraäblt  er,  „batte  bie  ftriege  1813—15  im 
Hauptquartier  SBrebe*  mitgemacht.  @r  t>at  mir  1815  einen 
großen  SBttef  getrieben  unb  mir  alle  feine  großen  unb  fielen 
Ätfegäletben  eraäblt  unb  mid)  oerfidjert,  baß  er  mebr  au$geftanben 
babe  atö  ber  gemeine  ©olbat,  baß  er  auf  bem  gelb  fyabe  liegen 
muffen  unb  atoanaig  ©tunben  retiriert  fei  (1814),  unb  alle*  fo 
ernjtf)aft!  Stur  föabe,  baß  fcf)  tyn  beffer  fenne!  3cf)  babe  felbft 
gefeben,  baß  er  t>or  Hunbegebett  fdbon  in  ©dbrecfen  unb  Ängft 
geraten  tfi,  gefd)t»etge  benn  oor  Äugeln!  Unter  anberm  fd)rteb 
er  aucf):  ,£eute  ift  ber  erfte  &bonnementöbaIl,  alle*  gebt  bin,  nur 
t<b  ntdjt;  trenn  man  fo  ein  paar  bunbert  teilen  au  9>ferbe 
berumgetootet  ift,  totrb  man  gana  äum  Äaoallertften  uftt>/;  aud) 
bat  er  otel  t>on  9)art$  gefdjrteben." 

2Cber  feibtoig  bat  ?)eter  Heß,  ben  er  fd)on  t>on  einer 
©ebfrgäretfe  genau  fannte,  bie  er  im  (Sommer  1812  mit  ibm 
aEein  gemalt  tfattt,  al*  ÜRenfcben  tote  al$  großen  Äünftler  bodj 
bodb  gefdbäfet.  3m  Sabre  1848  fanbte  er  feinen  ©djüler  fiincf 
aucf)  au  Heß,  unb  Sind  fd)retbt  ibm  barüber: 

„Herr  H*ß  ift  ein  artiger,  feiner  ©tonn.  3b**  ©mpfebiung 
nabm  er  febr  freubig  auf  unb  erfunbtgte  fidj  lebbaft  nacb  3bn*u« 
SRft  flopfenbem  Her3ett  fcö**  i<b  mtint  Arbeiten,  aud)  3b*  Porträt, 
in  feine  Haube,  unb  toenn  er  mir  bie  SBabrbeit  gefagt  bat,  fo 
baben  fie  ibm  gefallen,  unb  e$  toar  ba$  erftemal  in  meinem 
geben,  baß  ftf)  nacb  einem  SBefudbe  ber  2fot  beftige  greubentrftnen 

9* 


132  Subwig  (Sinti  ©rtmm,  (Erinnerungen. 

geweint  fyabel  SBieaiel  fyabe  id)  3tynen  au  banlen!  3Ba$  aui 
mir  geworben  wäre,  trenn  tdj  anbere  au  fpeatellen  Se^rern  in 
Gaffel  gehabt  t)ätte,  tft  fd&wer  au  erraten!'' 

Unb  Subwtg  antwortet  ifym  barauf: 

//3«,  id)  weiß,  9>eter#ef$  war  von  ief>er  fd&wer  augäng* 
lid),  aber  über  feine  ausgezeichneten  Seiftungen  brauche  icf>  ntcfyt* 
au  fagen.  SBer  tt)n  genau  fennt,  wirb  nur  fagen,  bafl  er  ein 
fet>r  braver  ÜRarai  tft,  beffen  Äunfturteti,  mag  e*  ftreng  ober 
lobenb  fein,  immer  aufrichtig  tft1)." 

Ttud)  ben  alten  SBttbfyauer  9>rofeffor  Äonrab  Eberbarb, 
1768—1859,  ber  mit  feinem  ©ruber  grana,  1767—1836,  tnSRünd&en 
unb  SRom  ftubtert  fyatte  unb  ftetS  mit  Ifym  aufammenarbeitete  — 
atoei  9laaarener  vor  Overbed  —  trug  Subwtg  in  liebevoller 
Erinnerung.    Über  ttjn  f treibt  berfelbe  Sind  im  3al)re  1848: 

„SBor  einiger  3eit  war  irf)  bei  bem  alten,  ad)tatgiäl)rtgen 
@berf)arb,  ber  gerabe  an  einer  folojfalen  SÄaria  für  SÖtoria 
Eid)  axbtittt^  Xtt  td&  ifjm  ben  ©rüg  von  3l)«en  ausrichtete, 
l)ob  er  —  wie  au$  einem  $raum  —  feine  beiben  Arme  bod) 
empor  unb  fagte:  Adj,  ber  ©rlmm,  benft  er  aud)  nod)  an  mtd)?" 

Unb  ?ubwtg  antwortet: 

„@berl)arb  tft  ein  lleben$würblger  SDtonn,  ber  nur  für 
bie  Äunft  lebt  unb  ben  man  rui)ig  im  ©einigen  walten  laffen 
muß.  ©eine  ©tlberfompoftttonen  l)aben  bie  «gärte  ber  ©llbfyauer 
unb  finb  au  fef)r  mit  Allegorien  überlaben,  fefyen  au  einaeln,  e$ 
fetylt  bie  malertfcfye  3ufammenftellung  ber  ©ebanfen,  fie  finb  aber 
gemütvoll  unb  fdjön,  nur  vielleicht  au  latt)olifcf).  Aber  eö  tft  ja 
fd)on  wa*  wert,  burd)  feine  SReltgtonäanfcbauungen  fieb  einen 
fo  benetbenäwerten  ©eeienfrieben  au  bewahren.  Übrigens  glaube 
ld),  bafj  bie  unfere*  greunbeä  9tepomuf  ÜÄugei  ebenfo  ftreng, 
wo  nld)t  noefy  ftrenger  ift  V 


x)  Außer  in  ber  AD©.  f)at  griebrid)  9>ecfct  ben  berühmten 
©toler  noen  etnaebenber  gewürbtgt  in  „Deutfcfye  Äünftler  beä 
19.  3aW,  4.  Steige,  104—22.  ©r  nennt  i^n  eine  ftolae,  ve* 
fdjlojfene  Statur,  l)art  gegen  fid)  unb  anbere,  ol)ne  jebe  bötyere 
aeijtige  ©tibung.  @r  b^t  feine  beiben  Jüngeren  ©ruber  unb  feine 
beiben  bod)begabten  ©bfyne  vor  fid)  fterben  fefyen;  fo  lebte  er  in 
fid)  aurüdgeaogen  unb  verbüftert  unb  ftarb  vblltg  veretnfamt. 

*)  Der  fromme  Äünftier  burfte  bie  Dentmäler  ber  if)m 
geifteäverwanbten,  innig  frommen  unb  trefflicften  ©tfd)öfe  ©aller 
unb  Sötttmann  im  Dom  au  SRegenSburg  fdjaffen.  —  „Die  atoei 


III.  «anbaut  unb  ÜRündjen.    1808—1814.         133 

SBon  ben  anbern  Äfinftiern,  mit  betten  fcibtotg  bamatö  aer* 
fefyrte,  ffob  nocfy  au  nennen  bet  Sfciroler  2Mlbfyauer  granj  ®  d)t»an* 
tfjaler,  1762—1820,  SJater  aon  Subtoig  *.©.;  ber  OSnabrücf  er 
9>l)ilfpp  Änton  ©tilgen,  1793—1853;  ber  Äupfertfed&er  3afob 
Zivi,  1 1833;  ber  @d)lad&tenmaler  Blbred&t  Äbam,  1786—1862, 
SBater  aon  @ugen,  Söenno,  gtanj,  ©roffrater  aon  (Smil 
2Cbam;  ber  ©ragtefjer Sodann  »aptiftStfgimager,  1791—1844, 
©rünber  unb  Snfpeftor  ber  feinem  Steffen  gerbfnanb  t>on  ÜÄtiler 
»ererbten  ÄgL  ©ießerel;  ber  Sanbfcfyafter  unb  ©aleriefnfpeftor 
3.  3.  2>orner,  177&-1852,  u.  a. 

2ton  anbern  $ef annten  Subtol g$  nenne  icf)  notfy  ben  9>f>r>ftfec 
Sari  2lman,  aon  betn  Brentano  unb  Arnim  1808  ein  ®ebid)t 
in  bfe  „(Stnjiebleraettung"  aufgenommen  fyaben,  unb  ben  ©er* 
manlften  ®.  3.  2>ocen,  1782—1828,  ber  aud&  mit  (51.  Brentano 
befannt  toar,  t>tel  mit  Subtoig  unb  gerbinanb  aerfefyrt 
unb  mit  3  a  co  b  fogar  eine  iiterartfdje  gefybe  gehabt  f)at;  t>on 
ü)m  fagt  Subtotg:  „@r  tft  fo  fefyr  unbejttmmt,  erjftfytt  einem 
taufenb  3been,  fommt  babei  t>on  einem  jum  anbern,  unb  am 
(Snbe  toetfl  man  gar  ntd)t$;  er  ift  fefyr  furd)tfam,  befonber*  in 
politifdjen  ®efpr&d&ett"  —  2lud&  ber  aon  2anb$l)ut  fyer  tym  be* 
freunbete  obengenannte  3.  9tep.  »on  SRingäeiä,  ber  fld)  1816 
atö  3r$t  in  ÜRfincfyen  nteberltefj,  „befugt  mt$",  toie  Subtolg 
fd)relbt,  „manchmal,  unb  i$  gar  !ann  tfyn  gar  tt>of)l  leiben." 

Sßofyl  aon  ber  fjefflfd&en  #etmat  fd&rteben  enbücf)  ftcf)  bie 
guten  SBejiefyungen  fyer,  bie  Subtoig  mit  bem  fecf>^  3afyre  Jüngeren 
©tubenten  ber  Siebte  Äarl  Subtolg  ©lum  au$  ßanau,  ©ofyn 
ben  Äonjiftorialratä  ©.  unb  ©djtoager  be$  berühmten  Geologen 
2)aub  in  J&eibelberg,  unterhielt  @r  fcfyrleb  bamatö  cot  einem 
©rama  „©ufta*  2lbolf"  unb  la*  barauä  fefyr  gern  t>or;  „er  ijt  ein 
orbentlld&er  $erl,"  fd&reibt  Subtotg,  „nur  bafl  er,  toenn  er  fprfo&t, 
ba$  SWaul  red&t  soll  nimmt1)/' 


frommen  ©rüber  SBiibfyauer  @berf)arb  jinb  Seute  tote  ein  paar 
fromme  alte  «Ö^ader,  toelcfye  gatu  einfältig  leben  unb  bie 
n>unberfd)5njien  f leinen  3fltärd)en  mit  uRutteraotteö*  unb  ^eiligen" 
bilbern  au*  SÖtormor  unb  2flabafter  machen/'  fd)reibt  aon  tfynen 
Gl.  SBrentano  (b.  Diel  u.  «reiten  2,  419);  f.  aud)  beffen  du 
Ballung  »om  $obe  be*  älteren  ©.  98.  9,  355. 

*)  @r  l)at  fpäter,  1819  unb  53,  trofc  atter  größeren  ?)läne 
jener  Seit,  nur  l^rifc^e  ©ebid^te  t>er5ffentlid)t;  er  toar  1826—51 
^rofeffor  ber  @efd)i(f)te  unb  ®eograpt)ie  in  Dorpat,  too  er  bie 


134  Subtotg  @mti  ®rtmm,  Erinnerungen. 

Siel  genannt  totrb  t>on  Subtolg  in  ©riefen  an  gerbtnanb 
bfe  gamilie  Äraaetfen,  in  ber  beibe  Vorüber  häufig  toaren,  ein« 
geführt  burd)  ?ubtofg$  it>m  btö  in*  2flter  anfänglichen  greunb 
Staxl  Str.,  1794—1876,  ber  aß  Offeier  unb  ÜBaier  aucfy  nad) 
Ortecfyenlanb  aog;  er  brachte  eä  beim  bagrtfcfyen  SDttittär  btö  aum 
General  unb  ertoarb  Per)  baneben  al*  ?anbfd&aft&  unb  ©tibnt& 
maier  (mit  24  t>on  (55oetr)c  in  Äunft  unb  Altertum  6,  2,  411 
gelobten  Silbern)  einen  gearteten  Flamen.  2(ud)  er  gefybrte  au 
9>laten$  Äameroben  ($ageb.  1,  23). 

9la!)e  ftanb  ?ubtoig  aud)  ein  Leutnant  J&aubenfd)mieb, 
ber  im  3af)re  1850  (St&bteanficfyten  oon  ber  bagrtfcfyen  Ejpebirion 
nad)  (3ried)enlanb  (1833/34)  im  ÜKünd&ener  Äunftoerein  auägejtetti 
l)at.    2Cud^  in  ber  gamilie  t>on  9>feuffer  fyd  2ubtolg  oerfeljrt. 

2lm  genaueren  (Gilbert  Subtotg  einen  greunb  namenä 
2Bemmer,  ber  eö  aber  nid)t  weiter  atö  btö  aum  3*ttfyeniel)rer 
an  ber  königlichen  Äabettenfcfyule  gebracht  au  t)aben  fdjelnt1). 
„SBemmer  toar",  era&^tt  er  oon  tym,  „einer  ber  fomtfdjften 
3Renf$en,  bie  td)  je  fennen  gelernt;  er  trotte  eine  Art  Steigung 
au  mir,  unb  tdj  tonnte  mit  tl)m  madjen,  toa*  ld)  tooHte.  @r  toar 
Kein  unb  gut  gebaut,  fyatte  ben  Äopf  voller  brauner  Soden,  fel>r 
fd)5ne  toetfje  3^^^/  blaue,  große  luftige  2fagen,  immer  bfüfyenbe 
®ejid)tefarbe,  toar  befyenb  unb  ging  immer  tan$enb,  alä  wenn 
er  auf  einem  ©all  toäre,  bod)  fat>  er  immer  aefyn  3al)re  dlter 
au*  al$  tote  ade.  @r  toar  grenaenloö  eitel  unb  ebenfo  fyeftfg, 
unb  toenn  ettoa*  gegen  feine  9>erfott  gefagt  tourbe,  fefyr  empflnb* 
llfy  @r  ging  an  feinem  ©ptegel  oorbet,  ol)ne  liefen  au  bleiben, 
feine  Soden  au  orbnen,  ba$  JJaWtucfy  auredjt  au  aiefyen  unb  ein 
paarmal  tüchtig  au  ladjen,  um  fld)  über  feine  fd)onen  3df)ne  au 
freuen.  @r  fannte  bie  ganje  ©tabt  SDWhtdjen,  befonberö  alle 
SDtöbd&en,  unb  toenn  er  barauf  au  fpredjen  fam,  toar  fein  ©nbe 
au  finben:  alle  toaren  in  il)n  oerltebt;  merfte  er,  bajj  id)  ntd)t 
alleS  glauben  toollte  unb  oor  lautem  Sachen  barüber  tfyn  im  <3e* 
fprdd)  unterbrach,  tourbe  er  erjürnt  unb  feine  2fogen  funfeiten: 
aber  mit  ein  paar  ©orten  f>atte  tdj  ifyn  toieber  befänfttgt.    3<$ 

„2)orpater  3al)rbüdjer  für  Literatur''  grünbete,  unb  lebte  bann 
in  «geibeiberg,  too  er  1869  burd)  einen  ©tura  auf  ber  ©djlojj* 
ruine  ftarb. 

x)  211*  fo!d)er  ift  2fbam  (Sbuarb  SBemmer  im  S$oj*  unb 
®taat*l)bb.  für  1819—28  oeraefdjnet  @r  tool)nte  im  SBinter 
1816/17  mit  Subtoig  aufammen  am  SJWldjgarten. 


III.  «anbaut  unb  SRüncfcen.    1808—1814.  135 

weif}  felbft  ntdjt,  woran  eö  lag,  aber  mit  ein  paar  SBorten  tannte 
iä)  tfyn  fyetter  unb  luftig  machen  unb  fo  jum  Sachen  bringen, 
bafl  er  fid)  übergeben  mugte  unb  oft  au  mir  faßte:  ,,3d)  bitte 
bicfy,  ®rimm,  bring  mtdj  ntd&t  in*  Sachen!"  SÄand&e  Sage 
affeftterte  er  meland&olffd)  au  fein:  um  in  biefem  fdjbnen  ®efül)i 
ntd)t  geftbrt  au  werben,  ging  er  mir  abfidjtitdj  au*  bem  SBege, 
um  ba*  ntdjt  burdj  £ad)en  aunidjte  au  machen.  (Sr  fear  Weber 
öeiftreief)  nod)  wffetg,  fyatte  wenig  Talent  für  bie  Äunft  unb  aud) 
ntd)t$  gelernt,  fyörte  aber  fet>r  gerne,  wenn  tt)n  bie  Seute  9>rofeffor 
nannten.  @r  r>atte  feiten  ©elb,  meift  ©djulben.  SDtondjmal  be* 
fam  er  Aufträge,  gamfltenbilber  für  ben  J^of  au  tapferen,  unb 
ba  würbe  tym  im  9>alat$  SRas  ein  großeö  3fmmer  jum  arbeiten 
gegeben.  9ötr  befugten  ibn  bann  oft,  aber  feiten  fafj  er  an  ber 
Arbeit;  meift  trotte  er  bie  pfeife  in  ber  £anb,  ober  er  lag  au** 
geftredt  auf  einem  altmobigen  bamaftenen  Äanapee,  fpfelte  bie 
®itarre  unb  fang  fdjledjt  baau.  X)ann  fprang  er  auf,  ftug:  „SBfe* 
»iel  VLijt  fft  benn?  2>onnerwetter,  ba  mufl  tdj  arbeiten";  aber 
e$  taftete  wenig  ÜRüfye,  it)n  au  einem  ©poaiergang  au  bereben: 
ba  legte  er  bie  frlfdj  aufgefegte  Palette  beifeite  unb  ging  mit  — 
unb  ben  Sag  war  an  ein  arbeiten  ntd)t  mefyr  au  benfen! 

@*  tft  notwenbig,  baß  ict>  biefen  f (einen  eiteln  unb  unbe> 
beutenben,  aber  gutmütigen  unb  ntdjt  fallen  Äerl  genauer  be* 
föreibe,  weil  er  bei  unfern  Sanbpartten  unb  ©efeHfcfyaften  eine 
notwenbige  $erfon  war  unb  jeber  frug,  wenn  ein  geft  war: 
„3ft  ber  SBemmer  aud)  babet?" 

§8ei  biefen  SBanberungen  fefrte  eä  audj  manchmal  ©djiäge* 
reien  ab,  einmal  fdjlugen  fte  fld)  au  breiig  —  $tlotg, 
©trijner,  ©drtner,  Quaglto  waren  aud)  babei  —  im 
(Sngltfdjen  ©arten  unb  ein  anbermai  fogar  auf  bem  ©tarnberger 
@ee  mit  ntdjt  nfttyer  bezeichneten  ©egnern  berum. 

Diefe  gufjwanberungen  führten  bie  muntere  ®efellfdjaft 
manchmal  weit  aon  ÜRünd&en  weg:  fünf  SBodjen  lang  war 
8ubwig  einmal,  1813,  mit  ben  beiben  SRattenljetmer,  $eter 
JJefj  unb  nodj  einem  ®enoffen  auf  einer  Steife  au  ber  ÜRutter 
ber  erfteren  nadj  Bamberg  unterwegs,  wobei  &anböf)ut,  Stegen** 
bürg,  2fmberg,  Nürnberg,  Erlangen  unb  gord)l)eim  befugt 
würben;  aurüd  ging1*  über  3ngo(ftabt,  wobei  tägltdj  12  ©tunben 
marfd&tert,  bie  fämiltd&en  Soften  aber  mit  30  ®ulben  beftritten 
würben1)! 

*)  SBon  folgen  gaf)rten,  aud)  folgen  be*  jwetten  2fofent» 


136  8ubtt>lg  Chntl  ®rtmm,  (Srfnnerungen. 

So  vergingen  bie  3«t)te  unier  Stubten,  aber  aud^  fn 
frbl)lt<J>er,  forgenlofer  3ugenb(u^  fn  ber  fidj  bfter  acigtc,  bafj  ber 
alte  Änabenübermut  in  bem  Äunftjünger  nod)  immer  ntd)t  er* 
jtorben  toar.  »riefe  au*  ber  3*i*  an  JJerbtnanb  erjdt)Ien  t>on 
luftigen  9Ra*fenbällen,  too  Äameraben  unb  anbere  Seute  gefoppt 
tourben,  ober  toie  im  „Sipperftfyeater"  bie  üRujifer  aon  ber 
Oalerie  fyerab  pld^Iid)  mit  Stort»»la$röl)ren  befd)ojfen  unb  auf 
©tragen  unb  »rficfen  jene  $rfigelfd)lad)ten  geliefert  tmtrben. 

1812  fam  audj  gerbtnanb  in  ber  3farjtabt  an  unb  trat 
fofort  in  fcibtofg*  »efanntenfrete  ein;  ernfter  tmirben  freiließ  bie 
3eiten  1812  unb  1813  aud)  in  bem  leichtlebigen  ÜRüncfyen,  unb 
ju  beginn  be$  3al)re$  1814  tourbe  audj  ber  junge  2ttabemifer, 
ber  in  Sttündjen  fcfyon  am  (Sjerateren  unb  an  SBaffenübungen  teil* 
genommen  fyatte,  in  ben  Ärteg  gegen  granfreidj  hineingezogen. 


IV.  fitlbm  wd>  5wnf ttid).  €aifeL  1814— 1815* 

Sdjon  atoei  SSodjen  naefy  ber  Sd)lad)t  bei  Selpaig1),  am 
30.  Oftober  1813,  i)ielt  ber  Äurprtna,  fp&ter  3Bflt)elm  IL, 
am  21.  9lo»ember  ber  «urfürjt  SBill)elm  I.  felbjt  feinen  @inaug 
in  (Sajfel1);  am  22.  fd&on  berief  biefer  bit  ^efjifd^en  Regimenter 
toieber  in  il)re  am  1. 9tot>ember  1806  gehabten  ©arnifonen;  am 
24.  folgte  bie  Orber  aur  »tlbung  frefoottttger  3&flcr!orp^;  benn 

holte  in  ÜRünd&en,  rühren  bie  brei  »iätter  9tr.  214—216  au* 
ftegenäburg  —  too  baljer  audj  3acob  auf  ber  2)urdjreffe  1815 
bie  heilige  üfeargarete  aufgefudjt  Ijat— unb  Ulm  ßttr.218, 174—76). 

*)  Die  fdfcnen  »riefe  3acob$  über  Gaffeler  ©refgnlffe 
jener  Sage  an  Arnim  t>om  17.  9to*ember  1813  (bei  Steig  3, 
277—84),  unb  2öilf)elm$  (baf.  284—87)  l)at  Arnim  im  „<J>reufr 
Gorrefponbenten"  t>om  15.  Deaember  1813,  3tr.  148,  toentg  t>er* 
dnbert  jum  großen  Steil  abbruefen  laffen,  toorau*  jie  bann  aud) 
in  b.  kl  Sd&r.  beiber  (3acobS  8,  395—97,  28tll)elm$  1,  529) 
aufgenommen  jinb  (f.  Steig  3,  287).  —  Steig  (3,  283)  bemerft 
fein,  baft  aud)  bie  »riefe  3acob$  au*  granfreid)  in  ben  Sugenb- 
briefen  2Blll)elm  eigentlich  ben  Stoff  au  3citung^artifeln  liefern 
follten;  biefer  benufcte  jie  ober  ntdjt  fo. 

*)  3Btlf)elm  fal)  tfyn  mit  Ä.  *.  Ötaumer  aud)  an  (f.  beffen 
itbm  198). 


IV.  gelbaug  nad)  granfrefd).   SaffeL   1814—1815.    137 

Reffen  foHte  nf  d)t  weniger  atö  24000  SDtonn  al*  4.  93unbe*forp* 
in*  gelb  fd)icfen,  unb  be*l>alb  rief  ber  Äurfürft  am  12.  Deabr. 
ba^  ganae  SBolf  unb  am  18.  bie  gebtlbete  Sugenb  au  freiwilligem 
SBaffenbteitft  auf. 

Und)  Subwt g  unb  Sari  (Stimm  {teilten  fid)  jum  freubigen 
©tola  ber  jtt>ei  filteften  ©ruber1)  im  Saufe  be*  Januar  1814  in 
Gaffel  ein  aur  ^etlnafyme  am  befcorftefyenben  gelbaug  nad)  granfc 
reify  ^jerjiert  Jjatte  Subwtg  fd)on  in  9)Whtd)en,  wie  erwähnt, 
mit  feinen  greunben  son  ber  2ftabemie,  auf  2fofforberung  be* 
Äronprtnaen  8ubwtg  sonSöagern,  „unb  übtt  fid)  nod)  immer", 
wie  98tll)elm  am  18.  Januar  an  Jacob  fd>reibt;  biefe  beiben 
Ratten  au>ar  8ubwtg  unbgetbinanb  aur  $etlnal)me  am  gelb« 
äuge  aufgeforbert,  bie  beiben  lefcteren  waren  aber  fcr)on  aorfyer 
baau  entfd)lojfen  gewefen;  98 1 11)  e  Im  wenbete  fid)  für  8ubwig 
—  gerbinanb  tjt  nad)l)er  bod)  ntd)t  mitgegangen  —  an  ben 
©ou&erneur  be*  ^rinaen  griebrtd)  (fpäteren  Äurfürften 
griebrtd)  2BtH)elm),  aon  Söelow"),  ber  aud)  fofort  bewtrfte, 
bafjgubwtg  eine  Offlaterftelle  angeboten  warb;  eine  foldje  r>atte 
biefer  gewünfdjt,  bamit  tfym  feine  ^>anb  ntdjt  fdjwer  unb  un* 
brauchbar  aum  SKabieren  werbe, 

„<5r  befommt  25  ZU.  monatlich  im  gelb/'  fdjreibt  SBityelm, 
„unb  15  3:ir.  unb  Einquartierung  fyter8),  fo  wirb  ber  $ante  if>r 


x)  „Obwohl  eine  SBunbe  nur  am  Htm  ober  2foge  Subwig 
unglüdltä  gemalt  tfütt",  wie  3Btll)elm  fdjretbt  (grbSbfe.  21). 

■)  tiefer  mit  ben  förübern  befreunbete  unb  son  tfynen 
r)ocf)gefrf)äfete  Wann,  1779  au  £5tf)en  geb.  unb  t  1859,  war  son 
1834—48  Seiter  be*  preuß.  Äabettenforp*. 

•)  £.  I).  „bei  un*r',  ben  93rübern.  Ggbbr.  222).  Die 
Statte  3iutmer  fyatte  tt>n  öfter  gemannt,  mit  feiner  2fo*btlbung 
fid)  au  beeilen,  weil  nur  bie  gamilien  ber  ©ebtlbeten  mit  <Sfit# 
quartierung  &erfä)ont  würben.  —  8ubwtg$  Uniform,  „blau  mit 
»firfidtfarbigen  auffdjlfigen  unb  @d)firpe",  foftete  50  ilt.,  woaon 
ber  ©taat  nur  17  vergütete  (baf.  254).  4)ie  älteren  ©ruber  aalten 
alle*,  wie  immer,  für  alle.  Unb  bod)  beftimmten  fte  trofc  ir>rer  2frmut 
—  ber  8ulu  $8rentano<3orbt*  finb  fte  bamal*  500  granf* 
fdjulbtg  gewefen  —  ben  @rl5*  be$  gleichzeitig  son  ttjnen  beraub* 
gegebenen  „2frmen  ^einrid)"  für  bie  SJerwunbeten,  unb  2Btll)elm 
fdjrteb  ju  biefem  eine  furje  JdjSne  33orrebe  unb  erlief  einen 
Aufruf  in  ben  ßetbelb.  Sa^tbüc^ern  (betbe*  in  b.  StL  <Sd)r.  4, 
504 f.).  (Sie  lieferten  194  $lr.  an  ben  Gaffeler  graueweretn  ab; 
28tlf)e!m*  3a*>reSgei)alt  betrug  100  Sir.! 


138  Subtotg  dhnil  ®rtmm,  Erinnerungen. 

alter  ©paf}:  ,£)ie  Einquartierung  foimnt!'  ben  fie  immer  beim 
«oui*  &orbracr)te,  budt>ftdblidr>  tt>ar>r." 

@tnm  am  20,  3anuar,  „frür)  um  fed^d  Ufyr,  fufyr  id) 
mit  bem  <Siltt>agen  t>on  3Ründ)en  ab,  unb  afö  id)  in 
Unterbrucf  anfam,  nmrbe  id)  fer>r  freubig  überrafd)t  Da 
jubelten  mir  meine Sxeunbe  $eter  4JefJ,SÄugel,  (Stieler, 
SWattenfyeimer  unb  mein  ©ruber  gerbinanb  entgegen! 
SBir  blieben  nod)  eine  r)albc  (Stunbe  beifammen,  unb  bann 
ttmrbe  2(bfd)teb  genommen,  unb  tt>eiier  ging'ä  über  9tüm* 
berg  unb  STOeiningen  nad)  <Sd)malfalben:  ba  tt>ar  id)  in 
meinem  r)efjifd)en  SJaierlanb*  2Jon  ba  fufyr  id)  am  anbern 
Sage  mit  bem  Sägerleutnant  £ofmann,  ber  95üd)fen 
au*  ber  9)ftfterfd)en  gfabrif  abgölte1)/  nad)  4Jufd)felb 
(£er$felb),  befugte  frühmorgens  einen  $ugenblicf  bie 
gfamilie  93urd)arbi,  bie  fefyr  freunbltd)  tt>aren,  unb  am 
anbern  STOorgen  far)  id)  enbltdj  lieber  ba*  liebe  Saffel, 
bie  SBeKetme,  STOartinä*  unb  95rüberKrcr)e!  SBir  (Hegen 
im  ,4Jelm'  ab,  unb  id)  tt>ar  gleidr)  nebenan  in  ber  SQtorft* 
gaffe  in  (Simon  2Büle$  ßaui,  tt>o  meine  SBrfiber 
tt)ol)nten*  3d)  ftürme  bie  befannte  treppe  hinauf,  madje 
bie  2ftr  auf  unb  erblicle  juerjr  meine  liebe  <Sd)tt>ejrer 
?otte,  fie  rjatte  ein  fyeKblau  SRerinofleib  an,  unb  ttrit 
umarmten  unä,  bann  fam  mein  lieber  ©ruber  SBtttyelm 
fyerein,  ber  3acob  tt>ar  mit  ber  ©efanbtfdjaft  fd)on  tt>eg*)* 

l)  Die  Stinten  würben  auger  au^  ©djmalralben  aucf)  au* 
<Sur>l,  (Solingen,  #er$berg,  ftranffurt  a.  ÜÄ.  befdjafft  unb  *an 
^ri&atperjonen  hergegeben;  ®efd)üfee  würben  in  Gaffel  gegoffen, 
fdr  bie  2Öilt)elm  Die  3nfcr)rtften  lieferte,  unb  in  <Sad)fen  ge* 
fauft;  ÜÄunttion  unb  Untformfrficfe  tonnten  erfl  alfatfiblid), 
ledere  teilwetfe  nur  burcr)  fRequifitfon  —  1000  SBfintel  erjt  in 
$rter  burd)  Dbrnberg  —  befdbafft  »erben. 

*)  TCtö  Segattonärat  btakiktz  er  ben  tyeffiföen  @efanbten 
©rafen  ÄeUer  nacr)  9>arfö.  SBtlhelm  unreibt  ir>nt  am 
9.  gebruar  Qflbbr.  247):  „Sout*  ift  im  ^efiifaen  fct)on  ald 
SD?tlttär  befyanbelt  unb  frei  auf  SBagen  mit  anberen  Offlaieren 
gefahren  worben.  @r  r)at  ftrf)  wenig  t>eränbert,  nur  baß  er  bem 
Sari  etwa*  äfynttcr)  geworben;  Jefct  bin  id)  fcr)on  Wfeber  fo  an 
fein  @efi(f)t  gewännt,  baß  id)  meine,  er  fyabe  niemals  anbet* 


IV.  gelbaug  nad)  granfretd).  Saffel   1814—1815,    139 

SBie  freute  idf>  mid),  nneber  in  ber  ©tube  ju  fifcen,  bie 
ber  liebjlen  SRuiier  tt>ar! 

Die  liebe  Sötte  tt>ar  grof}  getoorben;  n>unberfd)6n 
gett>ad)fen  unb  blüfyenb,  t)aiie  fte  prächtige  #aare  unb 
3<tf)ne  unb  bie  fcfyönften  J^änbe  unb  Sftfle,  bie  man  fel)en 
fonnte*  2(ufjer  jur  lieben  Sante1)  ging  id)  bie  etilen 
Sage  ju  niemanb:  e$  n>ar  mir  ju  n>ol)l  juJ&auä®)!  Die 
liebe  Sötte  burfte  gar  ntdjt  aufhören,  mir  ju  erjäfylen; 
ü)re  Qxeunbin,  ba*  gute  ©orteten  SBilb8),  fam  oft  unb 
ber  «jjauäfreunb  Söerner  £enfd)eL 

3Rein  ©ruber  Sari  ging  fd)on  in  ber  grünen  Uni* 
form  ber  reitenben  Säget  fyerum,  unb  im  Anfang  gebruar 
ttmrbe  id)  jum  Seutnant4)  beim  britten  ?anbn>el>rregiment 
ernannt,  ging,  fottrie  id)  bie  Uniform  t)attc,  ju  unferm 
95efel)l$l)aber,  bem  Äurprtnjen,  unb  ttmrbe  aud)  bem 
Äurfürfien  an  einem  ©onniagmorgen  nad)  ber  9)arabe 
mit  nod)  einem  Leutnant  t>on  ben  SKineurä  aorgejMi* 
@r  trat  ganj  nal)  t>or  un$,  n>ar  fefyr  freunbKd),  trat  bann 
ttneber  ad)t  (Stritte  jurücf,  betrachtete  un$  tton  Äopf  bi* 

auägefefyen,  gett>ad)fen  tft  er  nod)  fet>r  unb  xoofjl  nod)  ein  wenig 
groger  atö  id).  @r  f>at  ftd)  in  biefen  an>5If  Sagen  auefc  toieber 
ablag  erfjolt,  benn  ba  er  in  ben  (Segenben,  too  bie  tfrantyeft 
l)errj<i)te,  nid)t$  effen  burfte  unb  eine  bittere  3Bur$el  im 
SDhmbe  tjaben  mußte,  toar  er  ein  bißchen  mager;  jeftt  tft  er  aber 
u>ieber  frtfd)  unb  gefunb,  unb  e$  liegt  bloß  in  ber  Statur  beö 
Äupferfttd)*,  baß  er  bort  etwa*  Alter,  ftrenger  unb  fjagerer  auö* 
jteljtr  Die*  lefetere  jeigt,  bafj  er  ben  Ruftanb  I  ber  sftabterung 
9tr.  45  t>om  Safyre  1813  Sacob  überfanbt  batte. 

*)  Die  Sante  3immer  war  mit  ber  Äurfürfttn  wieber 
au$  ©otya,  wof)tn  ledere  ju  einer  Softer  geflüchtet  war,  narf) 
(Saffel  jurftcf gelehrt  unb  wofynte  mit  ber  3ungfer  3eife  in  ber 
Slad^barfAaft  ber  Steffen. 

*)  21m  31. Sanuar  bat  er  SBilbelm  ge&etcbnet  (f.  u.  f.  2BerO. 

*)  SBilbelm*  fpfitere  grau  (f.  2fof)ana  9fc.  4b). 

4)  @S  feblte  an  Offoferen,  ba  ber  Äurfürft  bie  wefc 
f&ltfd&en  blofl  im  SRang  t>on  1806  anfallen  wollte;  fo  gab  e* 
«eutnant*  t>on  50  Sauren!  Die  wejtffiltfcben  Offiziere  fugten 
auswärtige  Dienfte,  bod)  gelang  e$  bem  Äurprinjen,  eine 
2faaaf)l  brauchbarer  Ofjfytere  im  Dienft  au  erhalten. 


140  2ubn>ig  (Srnil  ®rimm,  (Erinnerungen. 

gu  gu$  unb  fagte:  „(Scl>t  fd)ftne  große  Seuie*'1    Damit 
tt>ar  bie  ©adje  abgemalt 

©en  Jag,  atö  id)  gum  ^Regiment,  n>eldje$  in  SBolf* 
fyagen  lag,  abreifen  feoOte,  begegnete  mir  ber  Oberfi* 
leutnant  tton  J^atjnau1)  unb  fagte:  „kommen  @te  mit 
mir,  #err  Leutnant,  tcfy  brause  ©ie  notoenbig!"  @r 
nafym  mid)  mit  in  fein  fcogiä  —  er  tt>ar  im  95ftitnerfd)en 
$au$  auf  ber  95ettetme*)  einquartiert  —  unb  gab  mir  tiatrt 
2ßuft  wn  2(ntt>eifungen  unb  95efel)len,  bie  id)  in*  3eug* 
fyauä  bringen  mußte,  ben  Sag  feenigfienö  gttangtgmal  l)tn 
unb  gurfid*  Dann  begegnete  td)  bem  Oberftleutnant 
Don  Sodfyenfyaufen8),  ber  fagte  mir:  „#err  Seutnant, 
tt>arum  ftnb  ©ie  nod)  md)t  bti  Syrern  ^Regiment?"  —  ,,3d) 
I)abe  t>om  J&errn  Oberftleutnant  *>♦  ^at>nau  Aufträge  in* 
3eugt>au&"  —  „Söenn  ©ie  fyeuie  nidjt  gu  ^ifttm  Stegiment 
abgeben,  tt>erbe  idj  ©ie  bem  Äurfttrjien  melben,"  3d) 
ttmfrte  nun  eigentlich  nid)t,  n>er  t>on  ben  gtt>ei  Ferren  mir 
gu  befehlen  fyatte,  fyielt  mid)  aber  an  ben  55efel)l  beä 
legten  ßztm,  ba  id)  ba$  3*ugt)au$laufen  fyerglidj  mäbe 
fear  unb  ben  gangen  Sag  md)t  nad)  $aufe  lanu    ©o 

x)  Oberftleutnant  SBtlr).  Sari  t>.  #a$nau  (natürlicher 
@of)n  ßurfürft  aBtll)elmS  I.  unb  ber  SRofalle  IDorotf).  «Ritter, 
einer  3pottjeferötocf)ter  in  Darrnftabt,  fpäter  Freifrau  t>on  8inben* 
fyeim),  1779—1856;  1847  penftonlert,  übernahm  er  aß  SBerfjeug 
JJSaffenpflug*  afö  Generalleutnant  am  28.  (September  1850 
ben  Oberbefehl  über  bie  furt>effifd>e  2frmee,  trat  im  SRo&ember 
aber  gurütf.  —  @r  ift  ber  Stater  *on  griebr.  Söill).  t>.  £., 
geb.  1804,  ber,  son  gebruar  1850  btö  ©eptember  1855  Ärieg** 
minifter,  bie  SBerfaffung  ftfirgen  fyalf  unb  narf)  feinem  2fo$tritt 
au*  bem  jDienjt,  ber  geigfyelt  begid)tigt,  am  24.  Sanuar  1863 
fid)  erfdjoß;  er  ift  gugleld)  ber  (leben  3ar)re  filtere  Söruber  be* 
äftmelcgifcnen  gelbgeugmefjier*  Sultu*  Safob  *.  £.,  t  1853, 
ber  foa,  „J&ttöne  t>on  95re$cta". 

*)  (Spater  8ubn>ig*  eigene*  £au*. 

*)  Gfjr.  griebr.  *.  öocfyenfyaufen,  geb.  17.  Steg.  1769  gu 
<£fcf)tt>ege,  tt>ar  1822  C5r>ef  be*  ©eneralftab*  unb  ftarb  al*  General 
leutnant  am  8.  2pril  1839  in  Gaffel.  (Sr  tt>ar  aermärjlt  mit 
ÜB.  SRaff.  @r  bejonber*  l)at  SRabotoifc1  $üd)tigfeit  erfannt 
unb  il)n  auf  alle  SÖeife  gefbrbert. 


IV.  gelbaug  nacf)  granftetd).  «affeL   1814—1815.    141 

nafym  id)  mit  nodj  einem  Offtjier  einen  SBagen,  unb  n>tt 
Iutfd)ierten  nad)  SBolffyagem  SÄein  Quartier  n>ar  beim 
$bt>ofaten  Äleinfyanä;  feine  grau  lebte  md)t  mefyr,  er 
ljatte  einen  ©ofyn  unb  brei  2$d)ter,  bie  mitteile  tt>ar 
red)t  fyübfd),  unb  alle  fearen  freunblidfye  fceute, 

2)a  ttmrbe  nun  alle  Sage  morgen*  unb  nad)mtttag$ 
*>or$  Sor  auf  ein  Äcferfelb  marfd)iert  unb  egerjieri  3Dte 
metjlen  ©olbaten  Ratten  nod)  ifyre  SBauernjacfen  an, 
fed)jet>njAl)rtge  junge  95urfdjen  n>aren  babei1)/  unb  baä 
(Sinüben  unb  @£erjieren  nafym  lein  @nbe*  3d)  fam  jur 
vierten  Kompagnie,  SBüfe*)  n>ar  mein  Kapitän,  ein  ge* 
fester  SÄann  unb  ber  gebübetße  Dom  gangen  Regiment 
nad)ftdjtig  unb  freunbltd),  3d)  tt>ar  ber  dltefie  unb  3acob 
33  ü  (fing8)  ber  jüngjle  Leutnant     ©en  anbern  SRorgen 


*)  Söei  ber  abttigen  3*rrüttung  ber  toejtfältfcfyen  ginanjen, 
ber  Bufldfung  feiner  teil*  in  Spanien  aufgeriebenen,  teil*  in 
SRufjlanb  gefangenen  ober  in  ben  nocf)  ntd)t  fibergebenen  gefhtngen 
eingefAloffenen  n>eftfältfd)en  2frmee,  unb  burd)  bie  Beraubung 
ber  3Baffen>  unb  anbeten  Ärtegämagaaine  fetten*  ber  Stoffen  tote 
ber  grangofen  toar  e*  atuuerfennen,  bog  ba$  f)effifd^e  Äonttngent 
mit  f aft  jtt)eieint)alb  Millionen  £alet  Sofien  atö  ein*  ber  erften 
neu&erbfinbeten  auf  bem  9>lafce  war.  $ro$  be*  SÄangeß  cot 
SRontierung  unb  ÜRfinteln  unb  SBaffen,  bem  erft  allmäbltd)  ab* 
geholfen  werben  fonnte,  b&ben  fclbfi  bie  jungen,  aud)  bie  ?anb* 
toetyrregimenter  btlbenben  @ott>aten  unter  fd)ti>ierfgften  SBer^&It* 
niffen  ben  altbefjtfcben  milttärifcfyen  ©etft  bewährt.  Übrigens 
beföränfte  ffrf)  bie  Aufgabe  ber  J&effen  auf  bie  @tnfd)ltef$ung  ber 
gefhmgen  Sujemburg,  2)tetent)ofen,  SRefc  unb  @aarlout$,  t>or 
benen  Abteilungen  &on  ba».  4000,  3300,  7750  unb  1000  üfomn 
lagen,  unb  jtoar  bjto.  feit  11.  unb  12.  gebruar,  22.  unb  24.  SDtöra. 
—  Den  beffifdjen  gelbaug  1814  t)at  Hauptmann  SRenouarb 
in  einem  fyter  bfter  benufcten  Söucfye  befyanbelt,  gel)  tnbeffen 
burd)  biefe*  (tote  ieber  fdjriftftetternbe  Offöier)  bem  Äurfürfien 
grtebrtd)  SBtlbelm  miglieofg  gemacht.    OfoS  ben  Sagen  75). 

*)  (StabSfaptt&n  (Sonrab  äßtlte. 

■)  3)er  Seutnant  Sacob  Söücf ing  tft  al*  ©of)n  be*  Äantor* 
an  ber  Obemeuft&bter  Äircfte  au  Gaffel  totrfltd)  erft  am  26.  ÜRat 
1798  geboren,  alfo  bamale  nod)  ntd)t  16  3af)re  alt  getoefen! 
9tad)  $mi  Sauren  »erlögt  er  ben  SDMlttärbtenft;  aber  erft 
1823  taurf)t  er  al*  <j>oltaeifommtffar  in  3Bttt)elm$b&be  im  ©taat*# 


142  Subtoig  (Srnil  ©rtmm,  (Srinnerungen* 

ging  id)  jum  Oberfi  3in<I,  einem  tüchtigen,  ffarengen  unb 
trocfenen  SKann,  unb  jum  Oberftleutnant  *.  ßatta&% 
einem  freunblicfyen  unb  tt>ot)lmemenben  #errm  3d)  trat 
gleich  ini  ^Regiment  ein  unb  t)atte  ben  nämltcfyen  2fbenb 
bie  @t)te,  mit  einer  Patrouille  bie  2eute  nad)  jetyn  Ufyr 
au$  aßen  Sötrtöfyäufern  nadj  ^aufe  ju  fd)icfem 

Unfer  SJatatHon  unb  ba$  jn>eite,  tt>eld)e$  in  3ieren* 
berg  lag  unb  unter  SOtojor  SÄülbner*)  flanb,  befamen 

folenber  toieber  auf.  1834  toarb  er  nad)  ÜJtorburg  oerfefet,  1835 
nad)  gulba,  1841  aß  9>oliaeirat  nad)  93odenf)etm  unb  1842  al* 
©etoerbäfommtffar  im  »^anbete*  unb  ©etoerbtoerein  mit  bem 
Sitel  ÄommifjionSrat  toieber  narf)  Gaffel,  too  er  in  biefer  ©gen* 
frf)aft  btö  1866  nadfautoeifen  ift.  @r  ift  f)ter  am  15. Stooember  1872 
aeftorben.  8ubtotg  ©rimm  unb  aurf)  beffen  $o<f)ter  unb 
©cfytotegerfofyn  l>at  er  immer  treue  $reunbfd)aft  bewahrt.  fetbtoig 

§at  von  ifym  aurf)  1814  in  dhronotlle  eine  3*id)iwng  nnb  im 
iaf)xt  1843  ein  farbige*  95«b  gefertigt,  bie  norf)  oon  Söütf ing* 
©d)totegertod)ter  in  Hamburg,  bie  allein  nod)  t>on  feiner  gamtlie 
lebt,  in  (Sfjren  gehalten  »erben.  —  %atob  Söfiding  toar  mit 
JJrieberife  £orfi  auä  (Saffel  verheiratet  unb  fyatte  brei  Äinber; 
er  toar  t>on  hünenhaftem  2Bud)$  unb  toirb  von  nod)  lebenben 
greunben  atö  ein  luftiger,  origineller,  berber,  aber  treuer  unb 
guter  SRann  gefd)tlbert.  —  Der  tyn  allein  überlebenbe  @of)n 
war  aurf)  3>olfaetbeamter  unb  ift  1902  in  3urjad)  im  2(argau, 
too  er  fid)  angekauft  fyaite,  ftnberloö  geftorben. 

*)  Jacob  Xug.  t>on  Jßarra*,  geb.  )u  Gaffel  1762,  tourbe 
balb  naety  bem  Stiege  auf  SBartegelb  gefegt,  bann  al*  ßberft 
penjioniert  unb  norf)  einmal  atö  Äommanbant  narf)  3teg*nf)afn 
aerfefet,  tt>o  er  am  12. 3uli  1843  geftorben  ift.  @r  toar  feit  1801 
mit  ÜR.  @.  CEl).  von  ©djentf  ju  ©tfotoetnäberg  oerbetratet; 
feine  gamilie  —  ein  grdulein  t>.  #.  oejog  1850  eine  yenjion 
au*  ber  ©räfl.  93ernf)olbfd)en  (Stiftung  —  fd)eint  erlofd&en. 

■)  Äarl  ÜRülbner,  geb.  1782  au  Söreuna  bei  gtotfmarfen, 
tourbe  fpater  glügelabjutant  SBilljelm*  IL,  am  7.  3<m.  1831 
@eneral  unb  geabelt  al*  SÄftlbner  oon  Stffilnfjetm  21.  Januar 
Ärfegäminifter;  toegen  eine*  frfjatfen  3ufammenftoße$  mit  bem 
Äurfftrften  am  23.  ftebruar,  bei  bem  ber  an  feiner  (5f)te  S8e* 
leibigte  fogar  untoiHfürlfrf)  an  feinen  Degen  griff,  in  Ungnabe 
gefallen,  toarb  er  am  24. 2fortl  entlajfen;  ber  tüd)ttae,  toadere,  aurf) 
toiffenfdjaftltdj  gebilbete  Sfeann  lebte  bann  alö  jcommanbant  in 
ÜÄarburg,  fpater  in  ^anau,  too  er  —  SBittoer  oon  3ulie  geb. 
@d)umann  —  erft  am  7.  Sanuar  1863  geftorben  ift. 


IV.  geibjug  nad)  granfreicf).   öaffel.   1814—1815.    143 

33efef)l  jum  Xbmarfdj;  td)  nal)m  t>on  meinen  freunblidjen 
JjSauäleuten  2fbfd)teb,  unb  fo  ging  e$  burd)  einen  fyofyen 
©d)nee  biö  nad)  Stotenbitmer *),  e$  tt>ar  aber  bort  fo  voll 
©olbaten,  baß  unfere  Äompagnie  nod)  nad)  9Baf)lerö* 
Raufen  mußte*  Oberfileutnant  *>♦  ^arra^  erlaubte  mir, 
)u  meiner  gamilie  nad)  Sajfel  ju  gefyen,  n>o  id)  ttrirflid) 
red)t  ermübet  anfanu  9hm  l)atte  td)'*  ein  paar  Sage  red)t 
gut  unb  fonnte  mid)  jum  großen  $bmarfd)  au$rul)en« 
25en  näd)ften  (Sonntag  marfd)ierten  tt>ir  auf  ben  Äftntg$* 
ptafe,  unb  bie  Offtjicrc  gingen  in  bie  ©roße  Äird)e,  n>o 
»ir  alle  auf  bie  gähnen  fd)tt>uren2)*  ©anad)  tt>urbe  td) 
nod)  ber  grau  Äurfürjlin  unb  ber  Äurprtnjefftn  vor* 
ge|Mt  unb  nafym  bei  all  meinen  Sieben  2fbfdjieb*  Sann  *) 
marfd)terten  tt>ir  burd)  bie  Äbnigftraße,  falutierten  bie 
gflrJHtd)feiten,  bie  auf  bem  SJalfon4)  ftanben,  unb  bann 
ging'*  jum  granffurter  2or  t)tnau&  9Rein  lieber  SJruber 
Sötlfyelm  begleitete  mid)  btö  an  bie  ^appelaDee6);  nun 


*)  SKotenbitmolb,  fyeute  ber  ©tabt  (Sajfel  einverleibt;  ebenfo 
3Bat)ler$l)aufen. 

*)  Und)  3Bill)elm  wohnte  ber  geier  bei  Qugbbr.  259), 
■)  2fat  2.  SDtön  verließ  bie  britte  ü»arfcf)folonne,  bie  fl&rfjte, 
etwa  7400  SOtonn  $ai)lenb,  Gaffel  (bie  beiben  erften  waren  am 
20.  bfflo.  30.  3anuar  abgezogen);  fie  tarn  am  7.  nad)  2öefclar 
unb  am  11.  nad)  (Sobletu.  ©ine  vierte  3Äarfd)folonne  rütfte 
au*  Gaffel  am  18.  SDtörj  ab,  jwei  nod)  fp&ter  abgefyenbe  trafen 
erft  nad)  ©inftelhmg  ber  geinbfeligfeiten  vor  ben  geftungen  üxl 

4)  2)e*  $l)tHppStaler  tyalai*,  Jefet  Sntenbantur,  Ob.ßgftr.  29. 

5)  „3*  t>abt  ben  toxi,"  fdjreibt  aBill)elm,  ber  auef)  bie 
Stereibigung  betreibt  Qgbbr.  259),  bamal*  an  gerbinanb, 
„mitten  im  (Stieb  begleitet,  bti  ber  ^appelattee  tjaoen  wir  un$ 
gefußt  unb  3bfd)feb  genommen;  vom  Sari  auf  bem  griebrid)** 
plafc,  er  mußte  vor  bem  ^rin$en  voranreiten.  ($ö  waren  atte 
(Slocfen  geläutet,  vor  bem  $büippötaler  #au$,  wo  bie  Äurfürftin 
logiert,  ftanb  unten  ber  Äurfftrjt,  ba  t)at  tt)n  ber  2ui  aud)  red)t 
fAön  falutiert.  (Sott  erhalte  fie,  er  weiß,  wie  e*  mir  2fagft  unb 
greube  macfyt,  bafi  fle  mit  finb!"  —  „3efct  wollen  wir  aue  gern 
entbehren,"  treibt  er  weiter  an  £ajtl)aufen.  „2öfe  e*  mir  ju# 
mute  fein  wirb,  wenn  id)  nun  gan$  allein  bin,  fann  id)  nid)t 
fagen:  über  ben  SDtoler  tjabe  icf)  mief)  gar  feljr  gefreut,  id)  wollte. 


144  8ubu>lg  (Srntl  ©rimm,  Erinnerungen* 

ging'6  nad)  SMfclar,  ti>o  tt>ir  in  ber  IDAmmerung  anfamen 
unb  id)  beim  2fpotl>efer  Ä6 1)1  er  einquartiert  tt>arb,  n>o 
aud)  beffen  95ruber,  ber  bei  ben  ©ragonern  9>remierieut* 
nant  tt>ar,  im  Quartier  lag1)*  ©in  9>aar  neu*  ©tiefet, 
bie  id)  in  ßaffel  in  (Site  fyatte  madjen  laffen,  fearen  ju 
eng,  unb  tt)ie  id)  jie  auäjtefyen  ließ,  toaren  bie  ©tiefe! 
soll  93lut  unb  bie  3d)en  ttmnb*  3um  ©lud  fyatten  tt)ir 
fcfyon  in  Sfrifclar  Stafltag2);  ba$  fam  bafyer,  n>etl  unfer 
Storni  tt>ol)l  6 — 8000  SKann  jlarf  tt>ar  unb  tt)ir  nur  ab* 
tetlung$tt>eife  marfdjieren  fonntem  (&$  traf  ftd)  meijt,  bafi, 
tt>enn  unfer  Regiment  an  feinen  ©ianbort  fam,  bie 
Äompagnien  ttneber  redjtä  ober  linfä  in  ©brfer  getieft 
ttmrben,  tt>etl  in  erfterem  fein  9Hafc  mefyr  tt>ar*  ©efyr  oft 
ttmrben  tt>ir  ?eutnani$  mit  einer  Abteilung  fceute  nodj 
einmal  anberätt>ol)tn  gefdjidft,  fo  baf}  meinen*  jtt>Mf  bii 
ttierjefyn  ©tunben  fyerauäfamen,  bie  tt)ir  beä  Sag*  im 
©djnee  unb  ttrieber  im  2autt>etter  ju  marfd)teren  Ratten. 
Sie  jungen  95auernburfdjen  tonnten  faum  mit,  baju  Ratten 
fte  nodj  iljre  glinte  unb  aßeä  ©epäcf  auf  bem  ?eib8)! 
3dj  toar  oft,  an  Ort  unb  ©teile  angelangt,  jum  Umjinfen 
mübe*  Ratten  tt>ir  enbtidj  faum  ein  paar  ©tunben  9tul)e* 
jeit,  fo  mußten  wir  ttrieber  aufbredjen  unb  ben  nämlidjen 
SBeg  ttrieber  jurfidfgefyen,  um  t>or  bem  Xbmarfdj  beim 
Regiment  ju  fein;  fo  famen  ttrir  meiji  mit  einem  95oten 
an,  ber  eine  fcaterne  trug,  tt>eil  eä  nodj  fo  bunfel  tt>ar. 

(Sie  fyätten  tt)n  fennen  gelernt:  e$  muß  if>m  Jeber  gut  fein.  9hm 
muß  er  fo  balb  toieber  fort,  unb  in  fed^d  Safyren  l)atte  idf)  ifyn 
nid&t  gefeljen!"    (grbSbr.  20.) 

x)  3of).  9>aulÄ5l)ler  »erfdfannbet  auä  ber  2frmeeltfte  t>on 
1816  ab. 

9)  ©ort  flieg  ba$  2.  SöataiOon  be*  3.  £btt>.<!Rgt$.jum  1. 

8)  ©d)on  am  25.  3anuar  hatte  ©eneralntajor  o.  SÄüller 
t>on  ben  »oranjie^enben Jungen  Sutonnfcfyaften  berietet,  e$  muffe 
leben  mit  bem  f)öd)fien  SÄftleib  unb  (£rftaunen  erfüllen,  n>ie  tiefe 
in  leinenen  Mitteln  unb  fd)led)ten  Äopfbebetfungen  oon  früf)  bi* 

!pdt  in  (Sturm  unb  Äälte  marfcfyierten  unb  bod)  bie  ftöf)lid)e 
toune  nldjt  verloren.  3)od}  gab  e$  infolge  tiefet  SJtängel  oiele 
Äranfe,  am  18.  SWärj  j,  95.  oor  SRefc  auf  t>ter  ÜJtonn  einen  Äranfen. 


r,    .J^m^m 


?%äZZ^D 


Setiina  von  Mrtiitn,  geb.  Brentano,  (809. 

r.atb  £,  £.  Stimm. 


Jlttjim  non  Urniin,  |B08. 

Uad)  Ein»  5ii*niing  oan  Caiolint  roilFtn,  geb.  Tifdjbeiir 


IV.  geibjug  na*>  {Jranftekfc  Gaffel   1814—1815.    145 

Diefe*  ©olbatenleben  »ar  alerbing*  mcf>t  angenelpt, 
aber  gfreunb  93ücfing  unb  irf)  Karen  bod)  lufKg  unb 
guter  Dinge« 

Ducd)  SWarburg,  SBefclar  unb  bie  anbern  ©tdbte1) 
ging  e*  nun  n>ie  im  <3turmfd)rttt  burd);  überall  nrnr  e$ 
fäpn  sott  ©olbaten:  Stoffen,  Preußen,  J&ejfc«*  ffinblicty 
tonten  wir  auf  bie  JjM)e  t>on  ©fyrenbreitfteim  Der  fd)6ne 
9tfjein  aber  —  td)  fal)  ifyn  ba  jum  erflenmal  —  fat)  fo 
bftfter  an*  unb  ging  mit  $tö,  unb  baö  SBeiter  n>ar  fo 
trftb  ttnb  unfreuttbttd)!  3D3t?  fturben  übtrgefdjiflft  unb 
fyteften  eine  @tunbe  auf  ber  ©trafle  in  (Sobleng*  Der 
Shoffjfar  ÖMJrre*  —  er  l>atte  fid)  faum  Dorn  S^pfyu* 
erholt  —  nafym  mid)  ba  mit  in  ein  Äaffeel>au$  unb  ließ 
mir  ein  grüJjfiütf  geben  mit  einem  großen  ®ia$  SRaiaga, 
ttä*  «Ar  fefyr  gut  tut  9tat  ging9«  toeiter  nad)  9>uKid)  *), 
ba  n>ar  9ta$tag« 

SBücfing  unb  td)  famen  in  ein  fefyr  fd)ted>te*  Quartier; 
bie  genfer  »aren  entjtoei  unb  mit  9>apier  jugefiebt,  unb 
ber  Kd)erige  £)fen  rauchte.  Äaum  angefommen,  befam 
ty<  ben  Auftrag,  bie  ßrber*  unb  jtoei  SBagen  *ofl  glintcn 
att£  bem  3***alputä  in  Soblenj  ju  fyolen;  bort  toaren  meine 
JßAnbe  fb  ftetf  gefroren,  baß  tri)  faum  ben  SSIetfKft  galten 
tonnte,  aU  ber  Äbfutant  *>♦  Änobeläborf*)  bie  Orber 
biftierte;  ba*  Heine  &immtt  tpar  soßer  Offtjiere;  ber  eine 
fdprteb  bem  anbern  auf  bem  Stüden,  ber  auf  feinem  Arne, 
ber  t>ielt  fern  9>apier  an  bie  SSanb,  e*  n>ar  etn  95ilb 


*)  fOtarfcurg  nntrbe  oon  ber  brüten  Kolonne  am  4.,  SBefrlar 
am  7.,  am  12. 3Rfo  über  SBraunfetö,  SBetfburg,  Limburg,  SRon> 
tabaur  auf  einer  fftegenben  Sörüde  öoblenj  erreicht.    «ubtotg 

gibt  nie  ein  Datum  an  —  er  fcfyretbt  eben  bretfitg  3^re  jpdter; 
afür  finb  feine  Angaben  auffaSenb  genau  unb  jeugen  für  fein 
irefffötyeö  9ebäd)tntö. 

*)  Der  SRarftflecten  im  Ärei*  «Rate»  fyelflt  Rottet)  unb  Hegt 
etwa  tioei  Steilen  fübto.  oon  (Soblenj. 

*)  Der  9tame  fommt  im  t)cfPfrf)cn  Äorp*  überhaupt  ntrf)t 
«or;  tsieHetdMi  meinte  fettootg  ben  ^remierleutnant  fctbttrfg  oon 
Änoblaud)  im  geibgrenabterregiment. 

£«fci».  Grimm,  SHitiieristigeii.  10 


146  Subtofg  <£mtl  @rtmm,  Erinnerungen. 

)um  ?ad)en,  ober  alle  machten  bie  ernftyafteften  SDWenen 
t>ott  bet  SBelt,  um  jtd)  nid)t  ju  !>erfd)reibetu  3d)  ging 
in  Soblenj  gum  ©jfen  ju  ©ftrre*,  n>o  id)  meine  Orber 
nod)  einmal  abfd)rieb  unb  bie  SRamen  ber  Ortfd)aflen 
forrigierte*  Stadler  fefcte  id)  mid)  auf  ben  ?eitertt>agen 
t>olI  gßnten  unb  futft  wieber  nad)  $Puttid);  e$  war  fd)re* 
lief)  SBetter,  e$  fd)neiie  unb  war  faft,  unb  id)  fror  iüd)tig, 
ba  id)  Ieiber  meinen  SÄantel  in  @a|fel  l)atte  liegen  lajfen 
unb  in  bftnner  Uniform  war*  Um  jn>5If  Ufyr  in  ber 
9tad)t  tarn  id)  an,  liefl  mid)  gleid)  beim  Oberfien  melben: 
er  lag  }u  95ctt,  unb  id)  muflie  ü)m  bei  einer  ©tallaterne, 
bie  fein  SJebienter  mir  t>orf)ielt,  bie  Orber  ttorlefen,  worin 
wir  jwet  Sage  Safttag  befommen  Ratten* 

SBftcfing  fd)lief,  ate  id)  in  mein  Quartier  fam,  fefi, 
unb  afö  er  morgend  erwad)te,  fagte  er:  ,,3d)  t)ab  ben 
Ofen  furnieren  laffen,  fo  raucht  er  bod)  wenigen*  nid^t, 
unb  ba£  95ctt  wegbringen  laffen,  wir  n>oUen  lieber  auf 
bem  ©oben  auf  einer  reinen  ©treu  liegen;  fd)laf  bu  bid) 
jefct  au«,  td)  n>iU  für«  @jfen  forgen,"  (Sin  alte«  gag, 
n>orauf  einige  SBretter  lagen,  ba«  n>ar  unfer  2ifd),  unb 
jwet  lal)me  ©tfifyle  ftanben  ba;  unfer  3tmmerd)en,  ober 
trfelmefyr  Sod),  war  wie  eine  9taud)tammer,  unb  wir  lagen 
meifi  auägefhredft  auf  ber  ©treu  unb  raud)ten*  Unfere 
Surften  mußten  ba*  gfeuer  unterhalten  unb  bat  ®jfen 
unb  Printen  bringen  unb  bie  Steinigung  ber  ©tiefet, 
Uniformen  unb  ©Abel  beforgen;  bie  2eute  waren  fo  arm, 
baß  Wir  niäjti  t>on  ifynen  wollten.  ,,©a$  war  ein  mife* 
rableä  Quartier,"  fagte  SJücfing,  aB  wir  abmarfd)ierten, 
„aber  n>ir  wollen  frol)  fein,  wenn  ti  md)t  nod)  fdi)led)ter 
fommi",  e$  ift  aber  gar  oft  nod)  ttiel  fdjled)ter  gewefen! 

SBtr  famen1)  enbttdj  auf  einem  95erg  burdj  einen 
@id)enwalb,  prdcfytige,  groge,  alte  @id)en  mit  SBurjeln, 
bie  über  ben  gangen  SBeg  liefen:  aber  am  @nbe  be$ 


*)  Der  Steg  führte  weiter  über  Äatferef*,  «üfrerai,  9öitttrf> 
unb  £efcerat  am  18.  ÜRfirj  nati)  Srier. 


i 

j 


IV.  fteltyug  nacf)  jftanfretck  Gaffel   1814—1815.    147 

SBalbe*  eröffnete  ffd)  eine  2fo*ffd)i,  bie  ein  l>errKd»e*  ®e* 
mftlbe  gegeben  fyflite:  im  SRittelgrunbe  lag  Sfcier  mit  feinen 
Äirdjen,  in  einem  t>iolett*blauen  Jon,  unb  bie  (Sonnen 
fhrarjlen  gl&njten  auf  ber  SWofel,  ringsum  blaue  Serge  — 
ein  »olßommen  fd)6ne£  fflilb!  3d)  freute  mid)  recf)t,  bie 
alte  ®tabt  ju  feiert;  beim  (Sinjug  befam  icf)  ben  93efet)l 
jur  2foantgarbe  unb  mußte  mit  etn>a  tnerjig  SWattn  »oratu 
marfcfyieieru  SBir  markierten  in  grbfl  ter  Orbmmg  burd) 
bie  ©tabt,  ber  Äurprinj1)  jlanb  mit  bem  ©eneralfiab 
auf  einem  93alfott  unb  fal)  ba*  Regiment  burd)jtel)en. 

Der  OberjHeutnant  *>on  £arraÄ  fcfylug  mir  bie  @r> 
laubmä,  in  bie  ®tabt  }u  gefyen,  ab/  unb  n>ir  markierten 
in  ein  ©orf  namenä  3 gel,  n>o  aud)  fcfyon  SRüit&r  lag/ 
aber  fciele  n>aren  fron!  unb  Rotten  bie  ftr&fee;  tt>ir  blieben 
über  9tad)t  auf  ber  ©traße,  unb  SJücfing  unb  td)  unb 
ber  Aapit&n  SBilfe  lagerten  und  an  einer  altrbmifd)en 
9>9ramibe  —  e$  finb  93a*relief8  baran1)  — ,  ti  tt>ar  ein 
falte*  unb  fd)led)ie$  2ager!  Unb  morgend  ttor  Sage** 
anbrud)  ging'g  fcfyon  toetter* 

SSon  ba  ab  Ratten  toix  ben  Hauptmann  »on  ©tiern* 
berg*),  unb  unfer  «Hauptmann  SGBilfe  betam  bejfen  Äom* 

*)  Dag  man  ihn  im  preuftiföen  Hauptquartier  nid)t  liebe, 
»eil  er  feine  Oemablin  übel,  felbjt  tätftd)  bebanble,  jagt  Ä.  t>on 
SKaumer,  2fu$  m.  Seben  198.  —  2ton  einer  Ohrfeige,  bie  fle 
erhalten  habe,  ift  ctjä^It  autf)  2fa*  ben  Sagen  81. 

■)  2Me  berannte  21  Vi  m  botye  3geler  ©&ule,  SDtoufofeum 
ber  gamttte  ber  ®ecunbiner  au*  ber  seit  um  200  n.  (Sf>r. 

*)  ®eorg  t>on  ©tiernberg,  filterer  ®of)n  be*  1814  ju 
2tecferf)agen  t  b*fftfd)en  Oberftleutnant*  a.  3X  ©tfern,  ber  fd>on 
atö  gabnrfcf)  1769  t>on  3ofepf)  IL  atö  @t.  t>on  ©tiernberg  ge* 
abelt  toorben  u>ar,  n>ar  31.  SR&ra  1785  ju  3mmenf)aufen  geboren 
Qoonacb  ®unbelad)$  Angabe  au  berichtigen  ift).  1806  war  er 
erft  gätynrid).  @r  biente  im  Regiment  Sanbgraf  Äarl  weiter  btö 
1821  unb  warb  bann  9Befer}oO'@rbeber  in  ©iefefo>erber,*t»o  er 
7.  ÜÄfirj  1843  ftarb;  mit  feinen  beiben  ©bbnen  (Garl  JJdebricb, 
t  1891  ai*  ®ef>.  9L<9L  in  Gaffel,  unb  ®eorg  (Sari,  t  1903  atö 
Öberfbrfter  in  Jßaina)  unb  je  einer  £ocf)ter  berfetben  iß  feine 
gamtlte  aufaeftorben;  bie  nod)  (ebenben  Vertreter  beö  Stauten* 
geljen  auf  ®eorg*  ftruber  Sutooig  griebrid),  t  1853  al*  ©ftf*** 

10* 


148  *ub»lg  tihfttt  @rtmm,  Srttmerungen. 

pagme«  ©tiernberg  *>or  ein  guier  <5*tbat,  aber  rel) 
unb  ungebilbet,  tranf  gern  unb  x>icl,  imb  tnir  fyfttten  »tel 
lieber  SBilfe  behalten* 

2Xmn  ging'*  bei  ©refcenma^er1)  vorbei  in  bie  dW)t 
tfm  SWefc,  unb  nun  fingen  bie  Quälereien  an;  mcfyt  einen 
Sag  erbentUcf)  9tul>e;  üf>  toeifj,  baf}  td)  mein  J&entb  fünf 
2Bod)en  lang  auf  bem  2etb  fyatte;  unaufhörliche*  JjHn* 
unb  Jgerntarföieren!  9)ad)betn  ttnr  bie  Orber  befcinmen, 
auf  bie  anbere  Seite  ber  gefhtng9)  ju  gefytn,  marfd)ierten 
n>ir  an  einem  fd)6nen  fonnigen  Storgen  an  ber  Stfhtng 
tw? rüber;  nrir  fat)en  unb  l)5rten  einzelne  £anonenfä)üjfe; 
ber  ftybne  ©am  faf)  über  äße  ©ebäube  fyeraor*  ÜRtt 
©ad  unb  9>acf  ging  e$  über  ben  £etegraplpnberg  unb 
$euM*2Roujfon  lieber  in  bie  dlfyc  ber  gefhmg8),  unb 


tenimefcftet  in  JÖaina,  jurfid  (f.  ©tmbelacJ>,  (Saffeler  9Ntrgerbttd& 
1805,  Safel  *.  ©.  156),  Über  feinen  Otjeim  in  «Dfefc  f.  »elter  u. 
l)  jDiefer  lu^emburglfcbe  Difhiftöbauptori  liegt  aber  auf 
bem  regten  ÜJtofelufer  unb  ttmrbe  nirf)t  berührt;  eö  toar  am 
19.  ÜRfira;  in  ben  nadfyften  Sagen  marfatferte  ba*  Steatment  auf 
ber  alten  9tömerfkage  be*  Unten  SRofeluferS,  eine  «Weife  bftltcb 
an  Suremburg,  eine  fyalbe  «Weile  toefllic^  an  Dtetenbofen  *orbet 
auf  bie  9Bejtfelte  t>on  SRefe  unb  ftanb  am  24.  in  ber  (Stegenb 
t>on  3ufft>,  eine  3Reik  &©n  ber  geftuna.  Ditfe  tyatte  etn>a 
40000  (Stntoobner,  mar  adeln  fcon  ben  eftfran^^fd)en  gefhmgett 

gut  im  ©taube  unb  umrbe  t>on  bem  tü$ttaen,  1827  In  unser* 
ienter  atergeffenbeit  serftorbenen  General  iburutte  mit  1000O 
Wann  sertefbigt 

*)  X).  b*  *wt  bem  Unten  üfcofelufer  auf*  red)te,  *on  ber 
9lorb*  auf  bie  ©übfette. 

»)  Um  Sbenb  be$  24.  {lebt  ba*  erfie  SBatatflon  in  £009,  ba* 
jtoette  in  $lawe*üle;  feit  bem  22.  ffcben  b.£effen  unter  *.  S&üUer, 
ber  btö  babut  **r  $:i)tent>itte  fommanbtert  batte  unb  nunmebr 
SRefe  blwfierte.  2uf  tbrem  »ormarf*  föften  fte  etoa  5000  SR«m 
Stuften  unter  ^fiefcttitfcb  ab,  bie  am  25.  nadj  SBerbun  ab^oaen. 
2lm  25.  ftanb  ba$  Regiment  in  9>agn$,  efmmbeinbatbe  Steile  norb* 
ltd)  t>on  $ontA*gRimffon.  3)a  ed  am  26.  abenbd  nad)  SWarfy 
unb  Ognp  ju  Hegen  tarn  unb  ebenfc  tote  Oberft  ®d)effer  mit 
ber  Stotteret  bti  9>*>nta*9ttouffon  auf*  rechte  Sföefefafet  Aber» 
gegangen  tft,  fo  bat  e$  im  #»et  Sagen  einen  3Rarf<b  «nb  einen 
JJptoeg  in  langet  fömafer  <3üfiin$t  Mn  aeb*  teilen  gemalt. 


IV.  ftttom  ***)  jjranfeettf).   Gaffel,  1814-1815.    149 

wir  lagerten  enbftd)  auf  einem  etwa*  abhängigen  Sagerfefb 
nal)e  beim  Dorf  2Ra*l^  3k  ber  fDtttte  ber  95rWe,  feie  «ber 
ben  glufl  fftfct,  Ratten  Me  Stoffen  «ber  Preußen  fcfyon  jwei 
9$e«en  gefrtenflt,  unb  fte  war  burd)  Saften  notbftcftig 
gtsm  ©efyen,  fyftcfyfien*  jum  Seiten  wiebertyergefieOt.  3d) 
l>abe  *on  bem  ntalerifcfyen  Borfe  unb  ber  SBrfafe  eine 
anfiel)  t  gejeitlptet1)« 

3m  Borfe  ©tarfy  lag  Oberft  @ Reffet*)  mit  unferem 
£ufarenregiment  unb  wenigen  ($*fabron*  freiwilliger  3äger. 
Unfere  9tegtment*)tmmerteute  unb  bie  ©olbaten  arbeiteten 
tftd)tig,  ©ttol),  £eu,  SJretter  unb  aSerlet  würbe  au*  bem 
J>orf  fjerbeigtfcfyafft,  unb  in  ustferm  &lt,  in  bem  ein 
Herne*  fod)  faum  gum  #ineinfried)eu  war,  tagen  wir 
beet  red)t  bequem;  &or  bem  3elt  fingen  unfere  Degen; 
faetjl  blieben  wie  unb  bie  ©olbaten,  wie  wir  waren,  weil 
wir  jleben  Xugenblirf  angegriffen  werben  tonnten;  »or  bem 
Seit  war  batb  ein  Sod)  in  ben  33oben  gegraben,  ein  ttufy 
tige*  gener  angemaßt,  bie  gelbfejfel  l^erbeigeiptt,  unb  ba 
unfere  Surften  anbete  »erwenbet  würben,  fo  muflte  id) 
fodjeu!  3wei  Äeffet  mit  ©affer  fying  kf)  über  bie  (Stange, 
bann  famen  weifte  53ot)nen  unb  ein  ©tuet  ©peef  hinein 
unb  etwa*  ©d)ie$puh>er  jum  ©aljen*  ©er  ÄapitÄn  unb 
Surfing  fd)tiefen  im  3*lt,  unb  ba*  ganje  Regiment  war 
mäu*d)enftitt,  nur  biefenigen,  bie  lochen  mußten,  babbelten 
an  ifyren  geuern  fyentm,  unb  man  fybrte  nur  ba*  93er 
ba?*  rufen  unb  bie  Soften  fid)  abttfen;  bie  glinten 
waren  pt  ^pramiben  jufarnmengeßett,  unb  trfele  <BoU 

2*e  t)ier  erwähnte  S5rMe  ift  bie  Ober  bie  Seide  (tabwig  nennt 
tatümli*  flott  tiper  bie  ©aarX       *)  ®ie  ig  Dorbanben. 

*)  3ot)ann  (Srnft  ©Keffer  (ober  ©d)äffer,  wie  Heb  bie  au* 
©Rotten  (tamtnenbe  gamilie  unb  er  felbft  früber  fdmeb)  if*  1770 
al*  ©ob*  be*  1792  t  Pfarrer*  3.  SD.  ©d».  ju  ©<bretf*ba<b  bei 
3ieaenbain  geboren  unb  am  29.  ©eptember  1831  al*  ®eneral* 
major  $u  öaflel  im  Dienjt  geftorben.  <fcr  ift  ber  JMeim  be* 
©taattrat*  ftr.  Seop.  J$.  <lr.  @d).  unb  be*  SRarbucger  ?>rofeffor* 
unb  Aottföt*3>rftf.  mti).  ©*♦  —  <Sr  fdjeint  ni$t  *er  beiratet  ge* 
wefen  au  fein. 


150  Subwig  <£m«  (Stimm,  Erinnerungen. 

baten,  bie  norf)  fein  3ett  fjaben  tonnten,  fcf)liefen  unter 
freiem  JjMmmel  auf  it)rem  Sornlfter1)* 

3d)  fafl  *>or  meinem  Feuertod)  unb  rührte  mit  einem 
fernen  ?öffel  bie  garten  93ot)nen  t)erum,  t>orne  nmrbe 
e$  mir  }u  fyeifl,  unb  am  Stücten  fror  icf>;  tcf>  r>attc  großen 
junger,  unb  ber  ©eruef)  au*  bem  gelbfeflel  n>ar  föftlicf), 
nur  fehlte  e$  un*  an  Sorot  SBie  ld)  fo  ba  in  ber  füllen, 
fallen  9tad)t  mit  hungrigem  Wagen  mit  mir  pf)ilofopt)iere, 
fct>e  id)  einen  ©olbaten,  ber  feinen  Säbel  in  bie  #öf)e 
l)ält,  mit  großen  ©dritten  über  bie  fd)lafenben  ©olbaten 
feigen;  ba*  @ejtcf)t  tonnte  id)  t>or  bem  Staucf)  bed  geuer£, 
ben  ber  SBinb  naef)  aßen  (Seiten  n>el)te,  nid)t  fernen;  enb* 
lid)  fte^t  er  t>or  mir  unb  fagt:  „©uten  %benb,  fetbttrig!" 
28elrf)e  greube!  @$  n>ar  mein  Sruber  ©arl8),  n>ir 
Ratten  un£  feit  bem  %bmarfd)  *>on  Sajfel  nid)t  gefel)en! 

@r  f)olte  au£  feiner  #ufarentafcf)e  ein  ©tuet  atteö 
©rot,  ba*  fet>r  naef)  £eu  unb  ?eber  rod),  unb  fagte: 
„#aft  bu  n>a*  baju,  fo  ift  e$  fef>r  gut,  icf)  fyabe  großen 
junger!"  Die  SSofynen  n>aren  jefct  tt>eicf),  unb  tt>ir  jtpei 
fcerjefyrten  fel>r  vergnügt  ben  3nljalt  be$  einen  Äeffefö, 
unb  eö  n>ar  eine  tofttidje  SRatyljeit! 

„9tun  lebe  n>or>l,  Heber  ?oui$,  n>er  tt>eifl,  n>ann  toit 
un$  ttneberfefjen!  3d)  muß  n>eg,  niemanb  aU  ber  alte 
2öacf)tmeifter  n>eiß,  baß  icf)  f>ter  bin,  unb  ber  Oberft 
©cf)effer,  ber  unä  greinnUige  fennt,  baß  n>ir  manchmal 
über  bie  @d)nur  fyauen,  ift  ftrenger  gen>orbem"  3d)  be* 
gleitete  ü)n  buref)  unfere  Soften,  unb  n>ir  nahmen  Hb* 
fdjteb  —  n>ir  finb  un*  nid)t  nrieber  im  gelb  begegnet 

Hm  anbern  Sage  n>ar  abfd)eulid)eä  Söetter,  e£  fcfyneite 
unb  regnete«  Da  fam  ber  3fb|utant  SBranb  unb  fagte: 
„2fuf  35efel)l  be$  £errn  Oberjl  fott  ber  £err  Leutnant 
©rimm  mit  atfytjtg  Wann  einen  rufttfct)cn  OfftjierÄpoflen 

*)  @*  fann  frityeften*  bie  9tad>t  x>.  26.  a.  b.  27.  SRän  fein. 

*)  Die  reitenben  3dger,  bei  benen  (Sari  ftanb,  (lederten 
unter  bem  Cberjt  @<fteffer  mit  beffen  4Jufaren  bie  Reffen  naef) 
bem  ©übojten  t>on  ÜKefc  t)in. 


IV.  gelbaug  nad)  granfrefcf).   «affel.   1814—1815.    151 

ablftfetu"  (Die  Stufen  marfd)ierten  ben  Sag  *on  ber 
gefhmg  weg  l)0 

@l)e  td)  abmarfd)ierte,  tarn  ber  Oberft  unb  machte 
ein  fct>r  ftrengeä  unb  ärgerlichem  ©eftcf)t  unb  fagte  fct>r 
barfö:  „Die  2Bid)tigkit  biefe*  Soften*  wiffen  Sie,  icf) 
muß  mtd)  auf  3fyre  28acf)famfeit  serlaflem  ?affen  @ie 
alle  arretieren,  bie  @ie  ertoifdjen  unb  bie  3l)nen  nid)t 
triftige  %uöfunft  geben  fönnen!  (Seien  ©ie  ftreng  unb 
Diktieren  @ie  oft  3t)te  aufgeteilten  Soften,  lajfen  @ie 
3fyre  Ztutt  fldf>  fet>r  rufyig  »erhalten  unb  fd)t(fen  ©ie  f)Auftg 
Patrouillen  au$,  unb  tt>4t)len  ©ie  baju  Unteroffiziere  unb 
©olbaten,  auf  bie  fie  jid)  fcertajfen  fönnen!"  3d)  falutierte 
unb  marfd)ierte  ab,  3bjiutant  SBranb1)  (am  nod)  einmal 
angefprengt:  „Der  £err  Oberft  Idfjt  3tynen  nod)  fagen, 
t>om  Tambour  unb  bem  £ornift  nur  im  gatt  ber  9tot 
©ebraud)  ju  machen/1  3cf>  marfcf)ierte  fHH  ab  nad)  bem 
mir  bezeichneten  Ort,  etn>a  eine  ftarfe  Siertelftunbe  näfyer 
an  bie  geftung;  ber  rufitfcfje  Offtjier  ftanb  mit  feinen 
beuten  marfd)fertig  in  einer  fciereefigen  SKauer,  fo  baß  icf) 
nur  ben  oberen  Zeil  ber  Stuffen  feljen  tonnte*  Tili  icf) 
noef)  etn>a  fünfeefyn  Schritte  entfernt  ttjar,  marfcf)ierte  er 
fyerauä,  n>ir  ließen  ba$  @en>el>r  präfenneren,  falutierten 
mit  ben  Degen,  unb  er  markierte  ab,  toorauf  icf)  il>n 
balb  mit  feinen  beuten  im  nebligen  ©cfjnee*  unb  Stegen* 
roetter  *>erfd)tt>inben  fat>*  9hm  marfd)ierte  icf)  in  meine 
Heine  gefhing,  bie  ganje  Äblftfung  n>urbe  jiitt  aolljogem 

Steine  geftung  fdjien  ein  folibeö  fteinerneö  @e* 
bäube  gen>efen  ju  fein,  »ieKeid)t  eine  Äapelle,  e$  n>ar  aber 
ntd)tö  mefyr  übrig  al*  bie  niebrigen  dauern*    SMefer  Ort, 

*)  (53  n>ar  ber  27.  SDtöQ.  T>a  aber  bie  Muffen  fdjon  am 
25.  t>on  SÄeft  abgezogen  toaren,  fo  irrt  Subtoig  enftoeber  in  ber 
Reihenfolge  oer  £>inge,  ober  eö  war  t>fet  nod)  eine  ber  oon  ben 
frana5f!fd)en  Ausfällen  am  22.  unb  24.  SDtörj  ber  t»erfprcngten 
unb  oerfoäteten  Abteilungen,  bie  er  abl&jte. 

•)  4>er  ®e!onbeleutnant  3ol>.  8rbr.  SBranb  fytt  fdjon  im 
folgenben  3abre  bem  £eere  nldjt  metyr  angehört,  unb  eö  ift 
weiter  nidjt*  oon  tym  au  ermitteln  getoefen. 


152  Subtotg  <$mfl  ©rimm,  (frittnetungen. 

best  eben  bie  Stufen  »etbfjen  Rotten,  gKd)  einem  ©d)tt>eine* 
flau;  faule*,  alte*,  najfe*  @trot)  ufto* !  Stadlern  ^atromtten, 
Sofien  unb  alle*  beforgt  tt>ar,  jftnbete  icf>  mir  eine  pfeife 
an  unb  erwartete  bie  dlatyt 

geuer  burftc  nicfyt  angemaßt  toecben,  fein  ©olbat 
burfte  fid)  Einlegen,  alte  mußten  unter  bem  ®ett>efyr  bleiben, 
bie  ganje  9tad)t  nmrben  bie  93efel)le  be*  Oberften  auf* 
ßrengfie  befolgt,  id)  l>attc  t>on  bem  Stfitieren  ber  Soften 
t>5Hig  naffe  güfle  bekommen,  alle*  übrige  tt>ar  t»n  bem 
Stegen  unb  @d)nee  fet)on  burd)tt>eid)t,  unb  icf>  muß  ge* 
fielen:  tt>ie  ber  borgen  fam,  n>ar  mir  fo  jiemlüi)  {a&en* 
jammerig!  „Da*  tt>ar  eine  infame  9tad)t",  fagte  ber  $elb* 
ttebel;  aber  bie  ©olbaten  froren  bod)  munter,  unb  e* 
nmrben  ©päße  gemacht  9Bie  e*  t)eU  n>ar,  fucfyte  einer 
bem  anbern  bie  Saufe  t>on  ber  Unifenn,  bie  un*  bie  Stufen 
jurücfgelajfen  Ratten;  ber  Tambour  fagte:  „Sonnenoetter, 
an  3^rer  Uniform,  $err  Seuinant,  frieden  jie  aud>  ijemm!" 
@*  famen  bem  Tambour  nod)  ein  paar  Unteroffiziere  gu 
«©ilfe,  um  meine  Uniform  t>on  alten  Seiten  wu  teer  rufffc 
fd)en  ^interlaffenfd)aft  gu  befreien«  Set  £age*anbrud) 
fd)idfte  id)  bem  Oberjien  meinen  Rapport.  @r  felbfi  fam 
nad)  einer  SSeüe  mit  feinem  Xbjutanten  geritten,  bie 
©d)ilbtt>ad)e  rief:  „2Bad)e  fyerau*!",  aber  er  ttmtfte  gndbig 
ab:  „2Bie  Sie  mir  melben,  ifi  aHe*  rut)ig  geblieben/1  fagte 
er,  ganj  nal)e  t>or  un*  geritten,  f,©te  unb  3J)re  Seilte 
l)aben  ein  fd)led)te*,  nafie*  Sager  gehabt/'  „£crr  Oberft, 
n>ir  finb  bie  ganje  9tad)t  unter  ©etnefyr  geblieben/1  Da 
nmrbe  fein  @ejld)t  ettua*  freunblicfyer:  „ßaben  bie  Stoffen 
n>eiter  nid)t*  al*  btefe*  faule  ©trol)  jurütfgelaffen?"  „O 
ja,  «fcerr  Oberft,  nod)  Saufe  im|Überf!ufl!"  2)a  tt>enbete 
er  ettt>a*  lad)enb  fein  ^ferb  um  unb  ritt  tt>eg;  bod)  {am 
93ranb  jurütf  unb  fagte,  tt>ir  foQten  lieber  in*  Stegiment 
abrüden  0*  3m  Sager  jog  id)  bie  Uniform  au*,  ber  Surfcfye 
mußte   jie    beim  gtuer   trodnen   unb  reinmatfyen,    unb 


*)  <S*  toar  28.  SKdra. 


IV«  gelb|ttg  na$  granfeeid).   SaffeL   1814—1815.    153 

934rf  ing  kwtyk  mit  ein  grfltjftütf,  *6  tourbe  ein  $ttfareif 
faffee  genommen,  tmb  ade*  tt>ar  ttrieber  gut« 

@S  tt>ar  ein  großer  Unterfd)teb  )toifd)en  einem  JftbtfUer* 
leben  itnb  biefem,  unb  e$  tft  fein  SBunber,  tt*nn  bie 
©olbaien  toi)  unb  unraenfcfylid)  derben.  (S*  froren  aber 
linier  unferen  Unteroffizieren  unb  aud)  Gemeinen  manche, 
bie  eine  %rt  feinere  Stiftung  trotten,  unb  icf>  »eifl,  baf 
aud)  unfere  gemeinen  ©olbaten  &en  ifyren  3»üttem  SMbeln 
unb  ©efangbfefyer  mtifcfylepptetu  ß$  n>aren  ©emtnari^en 
unb  orfcentftcfyer  faute  Autber  babei,  $elbtt>ebel  unb  Unter* 
ediere  tätige  8eute*  SRit  ben  Offenen  »em  ^Regiment, 
bie  id)  fb  nad)  unb  nad)  fennen  lernte,  nwir  e$  anber$: 
t)«le  @efonbe*,  9h*mterleutnantö,  J&auptleute  ttmren  fcfyon 
Aber  We  tnerjig  3af>re  l)tnau$*  J)a  *»ar  ein  *♦  SWfyn1), 
*>on  Äaltenborn,  Den  (Sanngieger,  *>on  ©cfyentf, 
t>on  Äönnerifc  uftt>v  1805  fcf)en  ?eutnant$  in  fyefilfcfye« 
^Regimentern;  bie  feute  fd)tt>abronierten  gern,  Maren  aber 

*)  Der  ©efonbeleutnant  <5arl  JJrbr.  t>on  fRbbn  btente  noeb 
bt*  1816  unb  tfl  bann  noct)  in  Sret^fa,  weiter  aber  nid)t  mefyr 
nad)#m>etfett.  —  Der  ©efonbeleufcwmi  äBilb.  t>on  Äaltenborn 
würbe  1816  mit  äBartegelb  entlaffen  unb  ff!  btt  1821  in  ©iebertfc 
baufeiL  toelter  aber  auA  ntd)t  mefyc ju  ffoben.  —  Die  Leutnant* 
ffiübetm  *on  (Sanngiefler  unb  grbr.  oon  Äbnnertfc  »et> 
fdfcotuben  mit  bent  Safyre  1816,  ber  Hauptmann  £ubu>ig  ffirnft 
t>on  ©eben!  im  folgenben  3at)t  aud  ber  Ärmeeltjte,  ftnb  au^ 
atö  Wtlitärpenjionajre  nid)t  mebr  genannt,  aud>  an  ben  lefct* 
genannten  Orten  über  bie  beiben  erften  feine  9lad>rid)ten  mebr 
au  erhalten  getoefen.  —  dlaä)  einem  befonberen  Bettel  oon 
ber  J&anb  Subtotg*  »ären  bie  ©efonbeleutnant*  ff.  g.  oou 
Stbhn  etn>a  56,  3*  2B.  oon  Äaltenborn  50,  &  »an  (Sann* 
giefler  48,  Hauptmann  oon  ©djen!  49  3abre  alt  getoefen, 
bo<b  ift  biefe  Angabe  ntcfyt  naefouprüfen.  —  Sßon  ben  bier  ge* 
nannten  Offneren  gehörten  bem  l)effifcben  J^eere  1806  an: 
sonSÄüller,  3fncfe,  alSSRajore:  *>on  ©oebenbaufen,  t>on 
Äatra*,  SBobe  unb  3Bag*baId  ali  £atq>tleute;  SBilfe, 
ffiolff,  ^Rülbner,  t>on  Äaltenborn  atö  ©efmibeleutnantö, 
t>on  9t5t)tt  unb  t)on©tiernberg  aK  gätynrtAe,  ©tbcfeniud 
att  Jtompaniec^irurgu^.  —  Der  tteftfAUftnen  2irmee  ge^rten 
nfd)t  an:  »on  Füller,  t)on  (Soc^enbaufen,  »on  ^arraö, 
3öi(!e,  »on  Äaltenborn. 


154  Subwig  <5mil  ©Timm,  Erinnerungen. 

au  ntd)tö  ju  gebrauchen;  untüchtig  jum  geringen  T)im% 
toaren  kfle  rol)  unb  ungebübet,  Ratten  immer  unb  ettrig 
glücke  im  ÜÄunb,  ttmfl ten  nid)t  mit  ben  (Solbaien  umau* 
gefyen;  ©arnifom  unb  @amafd)enbienfi  Ratten  fie  im  Äopf, 
aber  ber  getbbienfi  n>ar  ifynen  eftoa*  Qfrembeä;  Leutnant 
SOfüller,  SBücting  unb  id)  n>aren  an  2flter  bie  jüngfien 
im  ganjen  Regiment,  n>ir  n>urben  aber  t>iel  mefyr  }u 
Patrouillen,  gouragieren  unb  Sorpofienbienfi  gebraucht, 
n>eil  ber  Oberfi  n>uf}te,  baß  er  jid)  auf  un*  »erlaffen  tonnte. 

SRein  Äamerab  unb  gfreunb  3acob  SBücting  be* 
fonber*  n>ar  ein  gen>anbter,  gefreiter  unb  luftiger  @otbat; 
nur  Ijatte  er  einen  gewaltigen  Schlaf:  id)  n>eif/  bafl  icf> 
ifyn  im  Schlaf  ganje  ©treefen  fortgerollt  fyabe,  el)e  er  er* 
tt>ad)t  ift;  aber  auf  bem  Soften  tt>ar  er  tt>acr)fam  unb  munter. 

9tad)  brei  Sagen1)  brarf)  unf er  Regiment  toieber  auf, 
marfd)ierte  an  einer  altrömtfcfyen  9Bajferleitung  vorbei, 
ettt>a  j)albtt>eg£  ^ont*a*9Äouj[on*),  an  bie  SRofel,  tt>o 
unfer  ganjeÄ  Regiment  burd)  jtt>ei  Heine  elenbe  Stachen8) 

l)  <$$  toar  am  1. 2(priL  3nfoIge  be*  anleiten  2fo$fatt$  be$ 
®eneraW  ^Durutte  mit  8000  SRann  au*  9»efe  am  24.  ÜKärj,  burd) 
ben  er  @aartout$,  Dtetenfjofen  unb  fcujemburg  sorübergebenb  ent» 
fefete  unb  t>on  bem  er  am  4.  3prtt  fel)r  aerftörft  über  gongwg 
unb  SJerbun  —  alfo  nad)  einem  Äretämarfd)  —  nad)  SBefc  a«* 
rüdfetyrte,  orbnete  ber  Äurprtn*  am  31.  ÜÄära,  jtatt  ber  bi& 
bertgen  Sölodabe,  eine  blofje  Beobachtung  ber  Sefhmg  an:  ein 
4eü  ber  Gruppen  apg  am  2.  2foril  nad)  bem  tner  teilen  nbrb* 
Ungelegenen,  inatttfaen  toieber  olocf ierten  ©ietenbofen  unb  weiter 
t>or  ba$  abermals  t>ier  teilen  nörbltd)  gelegene  «ujemburg  ab, 
unb  bloß  3000  Wann  blieben  unter  *on  Füller  gegen  SRefe. 
Unb  atoar  »gen  fldt>  aud)  biefe,  tetltoetfe  t>om  rechten  SWofelufer, 
tt)ie  fcubtoig*  Regiment  t>on  Sutorh)  — ,  über  ben  glufl  nad)  ÄrS 
unb  in  ber  9tod)t  »om  1.  auf  ben  2.  Xpril  »eftto&rt*  an  ber 
gefhma  vorbei  nad)  Ülorben  nad)  ÜÄaifon  SRouge  unb  t>on  ba 
hinter  Die  Orne,  ein  ÜRarfd)  t>on  t>ier  teilen. 

*)  @$  war  bei  3oug,  aber  nur  ein  drittel  beö  SBeg*  nad) 
9>ont*ä*ÜRouffon. 

8)  2Ctte  größeren  ^a^rjeuge  Ratten  bie  granaofen  aerfenft 
—  9»tt  bieten  a»ei  «ätjnen  aoOaog  ftd)  feit  Sanuar  bei  SBoulin 
ber  ganae  SÖerfeljr  atoifdjen  beiben  gluftufern.  3)ie  Leiter  gingen 
burd)  eine  gurt  über. 


IV.  gelbsuft  nad)  granfreid).   SaffeL   1814—1815.     155 

lieber  übergefefct  nmrbe;  ba*  xoax  eine  langweilige  ®e* 
fd)id)te,  faum  jn>6lf  Wann  gingen  in  einen  SRacfyen  unb 
mußten  ganj  naf),  Wann  an  Wann,  fielen,  faum  eine 
£anbbreit  jianb  ber  9tad)en  nod)  au*  bem  SBafler,  unb 
bei  ber  geringften  ^Bewegung  ber  ©olbaten  n>dre  er  um* 
gefölagem 

©egen  %benb  ful)r  tcf>  mit  Sücting  mit  ben  legten 
beuten  glücHtd)  hinüber.  SBon  ba  ging  ber  Warfd)  n>ieber 
über  ben  2elegrapf)enberg,  worauf  ba*  Regiment  in  Dörfer 
unb  einjelne  Jß&ufer  auf  bem  93erg  ju  lagern  tarn.  Der 
©eneral  *>on  Dftrnberg  ritt  überaß  I)erum  unb  fefcte  mit 
feinem  ^ferb  über  SBeinftöcfe  unb  SBuftfywerf;  er  t>atte 
eine  @d)Warje^ufaren4Jnlform  unb  trug  einen  ©tern,  fo* 
Diel  fonnte  irf)  in  ber  Dämmerung  fefjem  @r  fam  ju 
und  unb  fagte:  „Weine  Ferren,  geben  @ie  fefyr  auf  3I)re 
8eute  ad)t  unb  galten  @ie  flcf>  fe^r  fWU"  —  bann  tt>ar 
er  in  ber  Dämmerung  nrieber  *>erfd)n>unben  *)♦ 

93  ü  et  in  g  unb  ld)  lagen  mit  ber  fyalben  Äompagnie 
im  J&of  eine*  ?anbl)aufe**):  wir  fonnten  *on  ba  bie 
£aternenbeleud)tung  in  ber  gefhmg  fefyen  unb  bie  geinbe 
SBer  ba?  rufen  l)ören,  *on  3eit  au  3eit  aud)  einen 
Äanonenfdjuf}. 


A)  Der  burd)  ben  mißlungenen  Saffeler  2lufftonb  1809  be* 
fonnte  tüchtige  ©eneral  t>on  Dbrnberg  ftanb  bamal*  in  \)<m> 
nbt>erfd)en  Dtenjten,  war  aber  mit  Urlaub  beim  furfyefiifcben 
2frmeeforp*  unb  leitete  bie  Dinge  unter  bem  Äurprtnaen.  3m 
Wärj  t>on  feiner  Regierung  aufgeforbert,  fld)  $u  erftären,  ob  er 
3urüctfef)ren  ober  au*  bem  ^ann5t>erfc^en  Dienfte  au*fd)efben 
wolle,  erftdrte  er  (ld)  für  ba*  erftere  unb  ging  fd)on  am  30.  W&r* 
au*  bem  J&auptquartier  in  SRobt  bei  fttgemburg,  beffen  SBlocf abe 
er  gleldföelttg  mit  ber  t>on  Dietenfyofen  geleitet  fyattt,  nad)  ßan> 
nofter  ab.  Der  t>on  Äubwig  bemerfte  ©eneral  war  alfo  ein 
anberer,  toot>l  t>on  Füller  ober  Äubwtg  t>at  tyn  an  tinm 
anberen  2(benb  gefetyen,  —  Sortiert  war  be*balb  am  9>lafce,  weil 
Wefe  nod)  t>on  6000  Wann  befefet  war,  ber  boppelten  Xnaabl  ber 
befiifcfeen  SBelagerer. 

*)  @*  war  wotyl  bie  9tad)t  t>om  1.  auf  ben  2.  Xpril,  unb 
ba*  Sanbbau*  lag  bei  £orrt),  wejtltd)  Wefe. 


156  &*»fg  ftmü  (Stamm,  Grttmeru*4eii 

Unfere  ©o&oien  braute«  jeber  einen  XfmftoK  SBetie 
ftodpf&fyle  unb  machten  hinter  bec  3Ra*er  ein  $euer  nn, 
ba£  niemanb  fefyen  tonnte* 

©in  23ertt>atter  ober  ©ättner  be*  fcfyönen  2anbf>aufe$ 
toar  ba,  unb  ttrir  faxten  ifym,  er  möge  bafftr  forgen,  baf 
bie  ©olbaten  ju  efien  betdmen;  er  antwortete  aber,  er 
fjabe  offen  fftr  bie  Ferren  Ofßjiere,  öfter  nidjt  ffcr  bie 
©olbaten;  im  ganjen  £aufe  »dre  ntd^tö  mefyr,  bie  ©igen* 
tarnet  l)&tten  alle*  in  bie  gefhmg  gebracht 

Unfer  Hauptmann  fcfyicfte  un*  aber  fed)$  fcaibe  ©rot, 
l»ie  fyalbe  äBagent&ber  fo  groß,  unb  gefc&rrteö  ©drehte* 
flWfd)  unb  ©pect,  aud)  SB  ein;  bie  ©olbaten  lagerten  fuf) 
im  4of  unb  füllten  ifycen  ßunger* 

Der  3flte  faustete  mir  in*  $cmö,  tt>o  e$  fd)ön  n>ar : 
große  Spiegel,  fd)öne  Solange  unb  SRöbel,  bie  SBdnbe 
im  9tototogefd)mact,  große  SBarraorfamine,  toorin  ein 
tüchtig  geiier  brannte;  er  beefte  ein  reinem  Zifd)iud),  ftettte 
95outeükn  unb  fd)5ne  @Mdfer  auf  ben  lifd),  turj,  eä  n>ar 
fo,  baß  man  nid)t  baran  backte,  man  wäre  im  Ärieg:  ba 
tarnen  gebratene  4&l>nerd)en,  hafteten,  fogar  Deffert, 
Stoftnen  uftt>v  unb  toir  jtoete  ließen  e*  un*  enblid)  einmal 
loieber  red)t  n>ol)l  fein» 

9>rdd)ttger  roter  2öetn  unb  ©fyampagner  n>ar  ba, 
bann  timrbe  eine  pfeife  angemaßt,  unb  abmecfyfelnb  gingen 
nur  au  unfern  beuten  unb  $o#en,  um  und  t>on  afer 
Orbnung  ju  überzeugen*  Die  ©olbaten  lagen  auf  ifyren 
SCorniftern  unb  fdjnarcfyten,  unb  bie  @d)ilbmad)e  ging 
babei  auf  unb  ab;  n>ir  fd)idten  ben  Unteroffizieren  einige 
SouieiHen  hinunter  mit  bem  3ufafe,  fte  foKten  fltf)  nid)t 
betrinten,  tmb  tt>ir  jtt>ei  nirften  abtt>ed)felnb,  bie  @Hen* 
bogen  auf  bem  2tfdj  unb  bie  gftße  auf  @tül)le  au& 
geftreett.  Die  gfiße  brannten  nod)  *om  ffltorfd);  unfere 
9$urfd>en  lagen  in  ben  ©tubeneefen  unb  fd)liefen  feft,  ü>re 
gflinten  unb  %  ®epdcf  neben  ftd);  ttrir  bdmmerten  fo  bie 
9tad)t  burd),  ofyne  eigentlich  jufd)lafen  nod)  ju  machen; 
id)  trdumte  ftfieftoeto  balb  oon  Saffel,  batb  t>on  9Ründ)en; 


IV.  gelbjug  no$  9*anhefi$.   QtyfeL   1814—1815.    157 

bte  3ett  4ber  fjattc  id)  nid)t*  *on  Jßaufe  gehört,  ttrtr 
lebten  fo  in  ben  Sag  fyinein  unb  Mußten  trid)t,  tariertet 
Uljt  e*  fei,  tfttb  trfdjt,  ob  @oraf  ober  SBerftag  n>ar.  Äeintn 
Zag  teuften  nrir,  tt>of)in  n>tt  gingen,  tiod)  mo  n>tr  blieben« 
Unfet  2ftter  fam  twn  3ett  3«  3eit  an*  einer  Stebenttee, 
legte  frifdje  große  ©tücfe  J&0I3  in*  Äamin  mtb  (am 
unb  ging  ofyne  thx  ©ort  ju  fagen  nod)  ftrf>  im  3immer 
nm{ttfel>en,  nrieber  ljütau** 

Dem  2flten  nmrbe  gefagt,  er  möge  baför  forgen,  baß 
unfcrc  ©olbaien  beim  Xbmarf$  Sorot,  SBranntoein  ufn>* 
bettmen;  er  fagte  aber  morgen*  ttrieber,  er  förnie  nni 
ttid)t*  geben«  ©in  Unteroffizier  fagte  aber  an*,  bte  Äetter* 
tftr  fei  tterrammett,  ber  3ßte  motte  (ie  nid)t  auffd)tießen 
unb  fage,  er  toriffe  &on  nicfyt*,  feine  ^errfdjtaft  t)abe  auf  er 
au  bfcfen  Stuben  alle  ©c^üffel  mit  ftcf)-  Die  ©otbaten 
arbeiteten  fd)on  an  ber  Äettertür,  mußten  aber  nun  tt>eg, 
unb  ttir  (teilten  eine  ©d)ilbn>ad)e  bat>or:  bann  aber  nmrbe 
bie  2flt  anfgefrrengt  unb  bie  j?e!lerlöd)er  aufgemacht:  ba 
famen  tt>ir  juerft  in  eine  Orangerie,  tnele  große,  fd)ön 
gehaltene  Orangen*,  gorbeer*,  ©ranatbdume,  neben  trielen 
anberen  Sfatmen  in  Zöpfen;  bie  jtteite  Z&t  toax  nid)t 
jugefdjloffen:  bal)inter  fanben  nrir  große  Salbe  ©rot, 
©rf)infett,  Ääfe,  ©Idfer  mit  GKngemacfytem,  große  unb 
Heine  gdffer  mit  SBeüt,  fdjöne  Zrinfgl&fer,  ©artengeräi* 
fcfyaften  uftt>.,  unb  auf  einem  an  ber  SBanb  angebrachten 
©erfift  unjdl)lige  SBouteillen,  bie  meiften  »erpicht,  rote  unb 
toeiße  SBeine  unb  ©>ampagner*  ©ecfy*  3Rann  n>urben 
in  ben  Setter  fommanbiert  unb  mußten  ©rot,  gleifcf)  unb 
Äftfe  abholen  unb  bann  ein  %t$ä)m  2Dein  für  bie 
©olbaten  unb  ifyre  ftelbflEafdfyem  SBon  ben  »erpichten 
Stauteitten  n>urben  allen  Offizieren  be*  Regiment*  eine 
gebötige  %n$il)t  überfcfyitft,  nrir  unb  unfere  Unierofftjiere 
Ratten  un*  aud>  gehörig  »erfe^en,  unb  nwf)  gt*ei  3«rfer* 
Ijüte  n>urben  eingeparft:  fonft  aber  burften  bte  ©ofbaten 
nid)t*  mitnehmen  norf)  t>erberben,  Weber  im  £au*  no($ 
im  Äetter*     »eint  3(ba«fl  wußte  ber  3Rte   nod)   febem 


158  Subtttg  <5mil  ®rimm,  Erinnerungen. 

©olbaten  einen  93ufd)  t>on  ber  Orangerie  abfcfyneiben,  ber 
auf  bie  SRflfee  geftaft  nmrbe,  unb  fo  marfd)ierten  tt>ir  ab, 
um  in*  Stegiment  einzurücken.  Der  Hauptmann  fagte: 
„910/  bie  <@errn  £eutnantö  ftfyeinen  ja  ttne  ber  SBogel  im 
#anf  gelebt  )u  t)aben;  td)  banfe  übrigenö  befien*  für  ba* 
überfcf)icfte  ®la$  SBein!"  Der  Oberft  ritt  am  Regiment 
vorbei,  fagte  aber  md)W  über  bie  fd)önen  Orangenbüfcfye 
an  ben  SRüfeen  unferer  ©olbaten;  t>ieüeid)t  n>ar  er  gerührt 
über  ben  guten  Söein,  ben  toir  üjm  gefd)icft  Ratten1)! 

9tun  ging  ber  SRarfd)  *)  lieber  ben  Zetegraptyenberg 
hinunter  auf  bie  ganbftraffe,  bie  an  ber  ftefhmg  vorbei* 
fttfyrt;  un*  folgten  Artillerie  ünb  Dragoner,  ttnb  toxi  be* 
jogen  bei  SRaifon  rouge  auf  einer  Änf)öl)e  ein  Säger. 
Die  3ette  waren  aber  faum  angefangen,  fo  (am  roieber  93efel)l 
jum  %ufbrud):  bie  dladjt  burd)  nntrbe  marfd)iert  unb 
morgend  gegen  trier  Ufjr  würbe  in  einem  SÖiefengrunb, 
ber  meift  überfd)Wemmt  unb  jugefroren  war,  haltgemacht 
3(ber  baä  @i$  brad)  ein,  unb  wir  ftanben  bt*  an  ben  Sag 
im  @ewel)r;  ba$  SBaffer  ging  und  über  bie  @d)ul)e;  man 
l)Ärte  bie9tad)t  burd)  ftarf  fanonieren  t>on  2ugemburg  fyer8)* 

©inaelne  Äofafen  fat>  man  balb  f)ier,  balb  bort,  ttne 

x)  Die  t>orftebenben  Dinae  erfüllen  bloß  bie  erfte  J&älfte  ber 
9lad)t  *om  1.  auf  ben  2.  2(pru;  am  borgen  be*  1  «pril  früb 
fed)*  ityr  belogen  fogar  bie  legten  Gruppen  fdjon  ein  Söiwaf  bei 
Sttcbemont  bunter  ber  Crne. 

•)  Eine  SSefcftiegung  t>on  gugemburg  —  bie  erfte  war 
20./21.  üÄ&q  gewefen  —  fanb  inbeffen  erft  in  ber  folaenben 
9tod)t,  *om  4./5.  April,  jtatt,  in  ber  t>on  jwblf  Utyr  ab  etwa 
350  ßuaeln  unb  Granaten  in  bie  gefhmg  geworfen  würben  unb 
in  ber  fcibwtg  ebenfalls  markierte  (f.  it).  Auf  bem  befonberen 
Rettet,  ber  biefe  Dinge  nod)  einmal  erjagt,  gibt  fcubwtg  biefe 
©atf)e  aud)  richtig  an. 

•)  Da*  golgenbe  bejtebt  ftd)  auf  ben  neuen  SJormarfd) 
narf)  ©üben.  Um  3.  2(prtt  unb  in  ber  folaenben  Staubt  lieg 
nämltcb  *on  ÜÄüller  auf  eigenegauft  feine  Gruppen  wteber  in 
bie  alten  (Stellen  weftlid)  *on  SWefc  einrücfen,  wobei  «ubwtg* 
Kompagnie  mit  einer  fjalben  ©cbwabron  Setbbragoner  nacb  Sörieg 
bin  ben  regten  glügel  au  fiebern  tyittt.  Tim  Vormittag  be* 
4L  2prtl  fam  er  nad)  Sorry. 


IV.  ftelbaug  nad)  granftetd).  Gaffel.   1814—1815.    159 

man  überhaupt  biefeö  rufitfdje  tyad  überall  efnaetn  antraf, 
t)&d)ftenä  waren  jwet  jufammem  SBalb  fal)  man  im  SBalb 
jwet  bei  einem  geuer  fid)  f euerem;  ifyre  I)od)bepadten 
9>ferbd)en  ftanben  regungötoö  mit  gefenften  Äöpfen,  t>er* 
mutlid)  fd)lafenb,  baneben;  fal)  man  fo  einen  Äerl  in  ber 
9t&l>e,  fo  war  ba*  @eftcf>t  n>ie  ein  Ztarnftraud)  jugewatfyfen, 
unb  nur  bie  flehten  roten  ©cfynapäaugen  gingen  l)in  unb 
fjer1);  fte  Ratten  ©ott  weif*  waä  für  geflogene  alte  Äletber, 
Sucher  unb  Sappen  an  unb  um  ftd),  oft  fafyen  fte  au£ 
wie  bewaffnete  9R5nd)e,  bie  Äapu^e  überm  Ätopf,  unb 
wimmelten  t>on  Käufern  SBalb  fd)Wamm  einer  mit  ©ad 
unb  9>acf  aber  bie  SWofel,  balb  fal)  man  fte  auf  93erg* 
fpifeen,  balb  im  Sal;  ba  flog  einer  wie  b*r  SBinb  über* 
3(cferfelb  unb  fctywenfte  feine  ?anje,  unb  bie  abgemagerten 
Äafcen,  auf  benen  fie  ritten/  waren  bann  »oder  {eben. 
@o  ein  paar  Äerl3  jufammen  gaben  ein  fd)5ne£  malertfd)e$ 
©üb.  3cf)  war  einmal  in  einem  franjdflfcfyen  Sanbftöbtcfyen 
einquartiert  in  einem  £au£,  worin  nod)  trier  Äofafcn 
lagen:  fie  fd)liefen  aber  lieber  im  #of  al*  in  ber  warmen 
©tube,  rührten  aud)  nid)t*  t>on  bem  @ffen  an,  ba$  bie 
?eute  ifynen  geben  mufften,  fie  polten  trietmefyr  alteä  gleifcf), 
baä  fie  unter  bem  (Sattel  liegen  Ratten,  l)ert>or,  (freuten 
Pfeffer  unb  ©alj  barauf  unb  hielten  fo  SBafytjeit  unb 
tranfen  entfefelid)  t>iel  ^Branntwein  baju;  fte  waren  überall 
mtfftrauifd), 

dhtblid)  marfd)ierten  wir,  nad)bem  tin  %bjutant  t>on 
©encral  t>on  SRüller  Orber  gebracht  Ijatte^  querburd) 
über  2töerfelb  unb  SBälber,  manchmal  überfd)ritten  wir 
eine  ©trage,  bann  gtng'ä  wieber  über  gelb,  unb  famen 
enblid)  mübe  unb  hungrig  t>or  bem  ©täbtd)en  SBriep  an*), 
weld)eö  fefyr  fd)5n  awifd)en  Sergen  liegt  Sor  bem 
©täbtdjen  würbe  auf  einem  Äcferfelb  haltgemacht  Den 
<&tnwol>nern  war  unfere  Änfunft  fd)on  befannt  gemacht, 


*)  3u  «ubwtg*  SRabterung  9tr.  133  bat7wobl  ein  «ofale 
SDtobett  geftanben.    *)  <K  war  gan&  in  ber  grül)e  be$  4.  Xprft. 


160  Wwotg  (Snttt  ©rtotra,  (Srtnnentitgest, 

tsitfr  tue  Stoiber  tonten  mit  ©djrtffel*  t»8  SSoljnenfuppe 
unb  Stet  auf  ben  meiften  ©djftfiebt  lagen  aber  <8ier* 
pfamtfucfyen  mtt  großen  ©tüden  ©pect  (Sä  fd)  uttge? 
mein  l&d)erlid)  au$:  auf  ber  einen  (Seite  bad  aufgefteKte 
^Regiment,  ju  $ftßen  bie  Dielen  ©ietpfannfutfyett,  xmb  &or 
bem  Regiment  bie  Stelen  äöeiber  unb  ajföbdjen,  bie  aOe 
auf  i^re  leeren  ©Rüffeln  karteten!  2Ne  &ierfu$en  unb 
bie  Suppen  ttnrben  unter  bie  Äompagmen  verteilt,  unfe 
»ar  fefyr  batb  alte*  aufgegeffen,  unb  bte  3RAtter  unb 
9R4bdjen  mit  ü)rcn  erjttmngen  fmmblictyeit  öefkfytern 
Hefen  eine  nad)  ber  anbern  mit  if>rcn  @cf>üf ein,  ßofyfäjrulje 
an  ben  gfftßen,  fo  fdjnell  ftc  fomtten  lieber  in  bie  ©tobt 
©iefe  98eibäteute  t)atten  große  n>ei#e  gformäfeen  mit 
Sftnbern  auf  unb  fatjen  fd)eußlid)  and. 

9ted)  nntrbe  93rot  an  bie  ©otbaten  »erteilt,  bie  iaibe 
Wattn  fefyr  groß,  rnte  Heine  9R4U)tfieine,  ni$t  buf,  *on 
grauem  ©ci^enmel)tr  fatjen  intoenbig  r&tlid)  au$,  tocit  tote 
fle  fagten,  ber  2eig  mit  rotem  98eine  angemaßt  n>ar; 
ba*  Sorot  n>ar  fel>r  troefett  unb  unfcfymacffyaft  2)ie  Untere 
offtjtere  Rieben  mit  ifyren  ©äbeln  bie  ?aibe  auöeinanber 
mtb  verteilten  fte  mic  and)  ben  23rannttoem,  toooon  ein 
gflßcfyen  auö  ber  ©tobt  Dom  üftatre  gefd)trft  ttmrbe,  unter 
bie  ©olbatem 

2(1*  ba$  Stegiment  gefdttigt  toar,  fant  bie  Steige  an 
und;  ttnr  Ratten  baä  nämttcfye  tote  bie  ©olbaten;  biefe* 
Serfa^ren  rourbe  in  ben  meiftot  gätten  beobachtet,  um 
ben  ©olbaten  ju  jeigen,  baß  man  fftr  fte  juerft  fotge. 
T)a$  mag  toofyl  manchem  OffEjier  nid)t  angenehm  gettefcn 
fein,  aber  e$  tt>ar  getotß  fo  ba*  befte*  ©aä  ©t&btd)en 
lag  fdjon  t>oK  ©olbaten,  unb  ttrtr  markierten  in  bie 
9WI)e  auf*  gelb,  ben  anbern  SRorgen1)  burdj  einen  großen 
SBalb  mieber  in  bie  ebene  von  SJfefc  unb  in  ein  Dorf 
unmittelbar  am  Stoße  be$  Selegraplpnbergd,  Sorr^  Unfere 
Kompagnie  lag  im  Äird)l)of* 


x)  jD.  I).  am  borgen  be$  4«  Bpril 


IV.  gelbaug  nad)  granfretd).   Gaffel*   1814—1815.    J61 

93alb  fam  93 ü ding  mit  einigen  Söagen  voll  Sebenä* 
mittele  aud)  atoei  ©d)tt>einen  unb  einer  Auf).  @$  nmrben 
&od)feuer  angemaßt,  in  bie  Äeffel  gteifcf)  unb  95ol)nen 
geftedt  unb  nun  angefangen  ju  fod)en,  9Bir  toaren  in 
ber  größten  9tut)e  unb  baö  ©ffen  balb  gut,  fo  fprengte 
ber  9tittmeifter  v*  SBaumbad)  (jefct  ©eneraD1)  *>on  ben 
SDragonern  mit  ettoa  fünfzig  SRann  unb  ber  ^Regiments* 
ftenbarte  burd)£  ©orf,  unb  nur  l)örten,  baß  bie  granjofen 
angriffen  *)♦  Unfere  Äompagnie  tt>ar  im  Äugenblicf  fertige 
unb  td)  fefye  nod)  unfern  Oberften  —  3ind  — ,  ber 
gegenüber  tootynte,  in  ber  Unterfyofe  in  ber  J&auötüre  flehen: 
ba  fielen  fd)on  ©tfyüffe  vom  Selegrapfyenberg  herunter* 
Unfer  Regiment  tt>ar  ben  3fugenblicf  beifammen,  unb  tt)ir 
marfd)ierten  im  Schritt  jum  2)orf  f)inau$;  bie  granjofen 
ftanben  ju  fyod)  ober  fcfyoffen  ju  fd)led)t,  toie  aud)  bie 
dauern  im  blauen  Mittel  au$  Äelfern  unb  93obenl5d)ern 
fdjoffem  9tad)  ben  Uniformen  ju  urteilen,  bie  totr  genau  fafyen, 
tt>aren  3taliener  babei:  ©An  mit  ©elb,  mit  braunem 


x)  grtebrtd)  v.  SöaumbaA,  Äapttän  bei  ben  Seibbragonern, 
ftarb  aß  (Generalmajor  74jäbrig  au  Gaffel  am  8.  gebruar  1851 
unb  tft  in  Obermottrtcb  begraben.  SBon  feinem  1886  verdorbenen 
©ofyn  (von  feiner  atoetten  grau.  2fotalie,  geb.  ®tef}ler,  einer 
©rimmfeben  SBertoanbten),  ÜÄajor  ©.  v.  ©.,  finb  nod)  Gnfel 
(unb  Gnfeltnnen,  v.  ®5ben  unb  v.  ©traudp,  von  feiner  1886 
t  $od)ter  Gäctlte,  verb.  v.  8epel,  Ätnber  btefeö  Ramend  vor* 
banben. 

•)  2fat  4.  2fprtt  rüdte  ®eneral  jßurutte  von  bem  ernannten 
XutfafLt  von  SBeften  fyer  toieber  unter  bie  Kanonen  von  ÜÄefe 
vor,  tooburd)  bie  bref  vorberften  befftfcben  Söataittone  —  aud) 
ba$  von  fctbtoig  —  unb  bie  Vetteret  ftd)  fed)tenb  toieber  norb> 
toärte  auf  SBalfon  SRouae  awtüdaie^en  mußten.  Der  SRüdaug 
gefd>ab  aber  in  voller  Orommg,  mit  einem  Serluft  von  7  Soten, 
25  SBertounbeten  unb  182  —  metft  balb  fid)  toieber  etnftettenben 
—  SJermtgten.  Die  8age  toar  gefdbrbet,  toeil  ber  Jfamarfd) 
D urutteS  gleicbaeittg  bureb  einen  JfuSfau  ber  ÜÄefcer  Söefafeung, 
bie  allein  mit  inatotfd)en  auSgebtlbeten  9cationaIgarben  gegenüber 
ben  3000  Reffen  nod)  immer  6000  2Äann  ftarf  toar,  unterftfifct 
toarb.  Bbenb*  fed)$  Ubr  ftanben  bie  Reffen  toieber  im  Sterben 
binter  ber  Örne. 

2»bn>.  ©rtuiin,  Erinnerungen.  11 


162  Subtoig  @mfl  ©timm,  (Erinnerungen. 

teberjeug;  aud)  ©d)n>etjer,  9tot  mit  SBeifl;  e$  tt)urbe 
faum  einer  fcerttmnbet;  &or  bem  2or  ober  ©orf  befamen 
tt>ir  93efel)l,  un*  auf  einer  3(nl)öt)e  bem  Dorf  ?orr9  gegen* 
Aber  aufjubelten;  bort  erwarteten  rt>tr,  toaä  fommen  toürbe, 
Son  un*  linU,  jiemlid)  n>eit  unten  nad)  ber  Sfyauffee, 
ftanb  baö  Regiment  Äurfürft  unb  bie  #ufaren,  von  un$ 
red)t*  bie  ©ragoner*  Die  granjofen  !amen  in  Äolonnen 
anmarfd)iert,  unb  man  fonnte  beuttid)  bie  geinbe  auä  ber 
gcfhing  in  gefd)loffenen  3ügen  l)erau$marfd)ieren  feljem 
©ie  matten  t>alt,  unb  nun  nmrbe  eine  3eit(ang  aufein* 
anber  gefeuert*  Sie  granjofen  ftanben  in  ber  Siefe,  unb 
il>re  Äugeln  pfiffen  über  un$  n>eg,  fhreiflen  t)öd)fien^  bie 
95ajonette;  tt)ir  Leutnants  nmrben  abn>ed)fetnb  jur  3lt>anU 
garbe  fommanbiert;  mid)  traf  bie  9teü)e  aud)  mit  fftnfgtg 
90?ann,  bie  id)  in  einer  Steige  auäeinanber  »erteilte;  fo 
nmrbe  mit  bem  geinbc  geplänfelt  Unter  ben  granjofen 
n>aren  Diele  Äerfö  in  SSauernfitteln,  bie  fdfyoffem  Aber 
e$  fd)ienen  feine  guten  3*ger  ju  fein:  ein  ©olbat  t>on 
un$  nmrbe  totgefdf>offcn,  einem  mußte  baä  Sein  abgenommen 
toerbem  SRajor  SRülbner  nmrbe  am  gfuße  unb  nod)  einige 
leicfyt  fcerttmnbet1)*  S5ei  ben©olbaten,  bie  bod)  meiftenä  junge 
95auemburfd)en  auä  ber@egenb  &on2Bolfl)agen,  ©ubenäberg 
unb  Hofgeismar  toaren,  l)abe  id)  nid)t$  t>on  3fard)t  bemerft 
25efonber$  n>aren  bie  Unterofftjiere  brauchbar*  2Bir 
Ratten  einen  ©olbaten  bei  ber  Äompagnie,  ber  jld)  bienft* 
n>ibrig  betragen  fyatte;  ber  Oberfi  3intf  lief!  tfym  t>or 

*)  dt  nmrbe  trielmebr  am  linlen  2Crm  aertounbet.  —  3)a$ 

3.  8anbto.4Rgt.  j)atte  in  bem  einftünbigen  ©efed&t  am  4,  2forfl 
überhaupt  1  Säten  unb  15  SBerounbete  (ben  ber  Reffen  üoer* 
fyaupt  f.  ©.  161,  2fnm.  2).  3n  ber  ßeimat  nmrbe  ber  3ufammen* 
ftoft  etoa*  überfd&äfet.  3Bf  Ibelm  ©rimm  fd&reibt  am  30.  Tbptil 
an  Söcob:  „#ab  id)  Dir  fcfyon  gejagt,  baft  beä  «ouiä  Regiment 
jid)  ausgezeichnet  unb  einmal  entfd&teben  f)cd,  toaljrfd&einltd)  am 

4.  3fpril,  too  fünfoefyn  SBann  *>on  feinem  Söataiffon  geblieben, 
©ott  bat  alfo  feine  £anb  über  ifyn  gehalten.  CS*  freut  mid)  xtm 
fo  mebr,  ba  bie  anbern  8anbtt>el)rregimenter  e$  nid)t  getan" 
(Sgbbr.  309  unb  ©tefg  3,  306).  —  2Bie  3Bilf)elm,  ber  feinen 
ber  Briefe  «ubtofg*  erhielt,  fid)  auerft  um  tt)n  ängffigt,  f.3gbbr.295f. 


IV.  gelbjug  nad&  granfreid).   Raffet   1814—1815.    163 

bctn  Regiment  bie  Äofarbe  abreifen:  er  benahm  ftd)  aber 
t>or  ?ongtt>9  fo  brat),  baß  er  belobt  würbe  unb  fein  3eidf)en 
lieber  belam  (id)  glaube,  er  l)ie#  25enjot), 

9tur  unf er  Tambour,  fonft  ein  Wifciger,burd)triebener  unb 
luftiger  Äert,  würbe  fel)r  bietet)  im  ©ejtcfyt,  unb  nod)  einSolbat 
fagte,  er  l)abe  einen  ©cfyufi  in*  SSein  befommen  unb  tat 
fefyr  ftdglid),  aber  ber  SBataillonSarjt  unterfudjte  eS  unb 
fanb  nid)t&  ©lefe  jwei  ÄerK,  ber  Sambour  unb  ber 
©olbat,  würben  nun  unter  ber  Äompagnie  bie  ewige 
3ielfd)eibe  be*  2Bifce*,  im  Sttarfd)  unb  im  2ager;  ba  l)atf 
afle*  Verbieten  nicfyt*;  oft  in  ber  9tad)t  auf  bem  SRarfd), 
wenn  alle  ermäbet  waren  unb  feiner  2uft  Ijatte  ©pdße 
ju  machen,  fing  einer  mitten  in  ber  Äompagnie  an:  „28er 
t)at  Ängfte  gehabt?"  „2)er  Sambour  SRanbelbaum  t>on  ber 
werten  Äompagnie,  erfte*  SSataillon!"  fdjrten  ade;  nad) 
einer  2Beile:  „28er  l)at  wn  ber  vierten  Äompagnie,  erfte* 
33ataillon2ifogfte  gehabt?"  2fHe  fd)rien  tt)ieber:  „JDerSambour 
SRanbelbaum  1"  Stadler:  „28er  wollte  t>on  ber  vierten 
Äompagnie,  crflcd  SSataiHon  blefjiert  fein?"  „Der  ©olbat 
2Bollenl)aupt!"  würbe  ebenfo  gefaxten  ufw*  Sie  SRüben,  bte 
jurüdfblieben  ober  bie  im  ©ienft  einen  geiler  gemalt  Ratten, 
würben  immer  auf  biefe  TM  geejtert  unb  Idcfyerlid)  gemacht 

2Bir  ftanben  nod)  auf  tiefer  2fnl)dl)e,  unb  ber  $einb 
jog  ftd)  wieber  in  bie  ffefiunö  jurüdf;  einige  ^freiwillige 
ju  ?)ferb  fochten  nod)  in  niebrig  liegenben  28elnbergem 
Samt  marfcfyierten  wir  weiter1),  lauter  gelbwege,  fo  in 

*)  9tod)  fn  ber  9tad)t  fcom  4.  auf  ben  5.  2lprtt  trat  t>on 
Füller  —  getduf d)t  burd)  eine  anaeblfd)  fidlere  Stod)rfd)t,  bafl 
ber  über  15000  SÄann  t>erfügenbe  ©eneral  £>urutte  abermals 
auf  ba*  rechte  ÜÄofelufer  aufgefallen  fei,  wa*  burd)  aahlrelcfye 
äBadbtfeuer  bafelbft  beftdtigt  au  »erben  fdjien  —  ben  Stücfyug 
nad)  Stürben  an,  an  bem  gleichfalls  nid)t  mel)r  blodterten  £)teteiv 
l)ofen  vorbei.  jfcle  SBlodtobetruppen  unter  «fcagnau  traten  aud) 
unter  SDNWer*  Söefet>t,  ber  nun  nad)  bem  eine  gute  ÜBeile  norb* 
wdrt*  t>on  SMetenfyofen  liegenben  ^ettange  $og.  2(m  2fbenb  be* 
4.  lagerte  ba*  3.  2bto.*SRgk  auf  ber  $o\)t  son  SRidjemont  an  ber 
Ornemünbung,  marfcfyterte  bann  in  ber  9lad)t  burd)  fumpfige* 

11* 


164  Subttrfg  Chnü  ®rimm,  (Srtnnerungen. 

bie  9tad)t  hinein,  nrir  alle  n>aren  fdt>redHirf)  ermübet  ©er 
©cncral  SRüller  fagte  manchmal:  „SÄeine  Ferren,  galten 
©ie  bod)  3I)te  ?eute  an,  baß  fte  orbentlid)  in  Statten 
marfdjieren",  —  e$  n>ar  Ijetter  9Ronbenfd)ein  —  aber  bie 
mciftcn  fd)liefen  im  ©efyen;  oft  gab  e£  ein  ©erappel:  ba 
lagen  brei  bi$  fcier,  bie  äbereinanber  gefiolpert  unb  ge* 
fallen  n>aren;  bort  fiel  einer  in  einen  @raben,  oft  ging 
eine  gflinte  to$;  ti  ttmrbe  feljr  langfam  marfcfyiert,  bei 
jebem  @rf>rftt  fyatte  man  ein  paar  9)funb  Grrbe  an  ben 
©tief ein;  balb  ertt>ad)te  man  tt>ieber  burd)  einen  SRippen* 
unb  ©ett>e^rf olbenflofl ;  bann  fam  tt>ieber  eine  ©timme: 
„©olbaten,  in  Statten  marfd)iert!"  aber  jeber  ging  feinen 
93ärenfd)ritt  fort,  ofyne  ftd)  um  ettt>a$  ju  befftmmern:  „Sie 
ftfcen  gu9)ferb,  bie  Ijaben  gut  reben!"  ober  „2)onnertt>etter!" 
rief  eine  ©timme* 

3d)  l)abe,  fo  t>iel  id)  tt>eiß,  feft  gefcfytafen  unb  ge* 
träumt  unb  bin  mectyanifd)  mitmarfcfyiert,  fo  aud)  SBücfing 
unb  ber  «Hauptmann.  Die  ©tabäofftjiere  fafjen  aud)  auf 
bem  ©attelfnopf  unb  machten  fromme  SBucfel,  fte 
fd)liefen  aud)! 

(Snblid),  außerhalb  eine*  SBalbeS,  auf  einem  Hüte* 
felb,  fommanbierte  berOberfh  „<£alt,  ©etoefyr  ab,  rüfyrt 
eud)1)!"  @$  war  baä  SBerf  eine*  2fugenblidfö,  fo  lagen 
bie  ©olbaten  auf  bem  gelb  unb  fd)liefen,  bie  meinen 
Ratten  ftd)  gar  nid)t  bie  3eit  genommen,  bie  Somifter 
abjumadjen,  !aum  baß  bie  @en>el)re  gefydrig  in  Statten 
geftettt  nmrbetu     3d)   tt>eiß  md)t,  ifl  ein  9*ifett,  eine 

(SJelänbe  unb  bejog  bef  Tagesanbruch  ein  £ager  auf  einem  2fcfer* 
felb  bei  «fcettange.  <&tatt  t>ier  ©tunoen  toaren  bie  Gruppen  bf* 
bafyin  neun  Otunben  marftyiert!  Die  SBefd)tt>erben  btefeä  2ftarfd)e* 
bebt  aud)  SRenouarb  betsor  (233  f.).  —  Die  9tad)rf d)t  t>on 
Durutte*  2fo$fatf  ttmrbe  aud)  glaublicher  burdb  ben  in  biefer 
—  nid)t,  toie  Äubtoia  fagt,  in  ber  vorigen  —  Stadjt  hörbaren 
Äanonenbomter  t>or  &t£emburg,  beffen  Ort  toegen  2Öed)fel$  bed 
SBinbe*  nid)t  $u  beftimmen  toar. 

*)  @$  tt>ar  binter  ber  Orne,  bei  9tid)emont,  unb  $tt>ar  etoa 
um  jebn  Ubr  abenb*  am  4.  2(prtL 


IV.  gelbjug  nad)  granfreid).   Gaffel.   1814r-1815.     165 

28ad)e  auägefiellt  worben:  id)  fiel  um,  unb  ber  gute  Oberft 
Keß  un$  fcd^Ä  ©tunben  fdjlafen;  id)  f erlief  nod)  fefi,  aW 
bie  trommeln  wirbelten  jum  Auffielen*  2Cber  nun,  Weld)e$ 
©djaufpiel  unb  2ujifpiel!  3n  ber  9tad)t  ijt  ein  entfefclid)er 
9Mafcregen  gefallen,  bie  mübe  ©d)ilbwad)e  fagte,  baä 
SBaffer  wäre  auf  bem2C(fer  gefloffen!  3d)  lag  mit  meinem 
Äopf  auf  bem  redeten  Htm  unb  war  fo  eingefd)lafen; 
ein  ©olbat  —  id)  fyabe  nid)t  erfahren,  welcher  —  fyatte 
mir  eine  ©eefe  ober  wa$  e$  war,  auf  ben  ?eib  gelegt, 
id)  war  aber  bod)  fcöttig  burd)näßt;  bie  ganje  J&dlfte 
meine«  Äörperä  mit  bem  ©ejid)t  war  lehmig,  ba$  ganje 
Regiment,  Offtjiere  tt)ie  ©emeine,  fal)  l)öd)jl  Wdjerlid) 
auä!  Senn  bie  #älfte  fyatte  im  2el)mwaffer  gelegen  bie 
Stacht,  unb  e$  war  nod)  alle*  fo  naß,  baß  bie  Äleiber 
md)t  abgerieben  unb  gebürfiet  werben  fonnten;  manche, 
bie  ftd)im  ©d)laf  l)erumgebrel)t  fyatten,  waren  über  unb  über 
lefymig;  in  meinen  paaren  waren  nod)  biete  Älumpen  @rbe* 

2öir  marf gierten  nad)  ^ettange1),  unb  bie  ©olbaten 
fingen  an  ju  fingen*  3)ie  ©eminarijien  unb  ©d)ullel)rer$* 
fßfyne  beim  ^Regiment  fyatten  bie  ©olbaten  eingeübt,  unb 
fte  fangen  oft  lieber,  bie,  t>on  trielen  gefungen,  äußere 
orbentlid)  fd)ön  waren*  25ie  @rbe  an  unfern  Uniformen 
fing  an  trotten  ju  werben,  aber  tt>ir  alle  fafyen  bod)  nod) 
entfe^lid)  au*,  afö  tt)ir  t>or  #ettange  anlamen  unb  unä 
ber  ©eneral  *>on  SÄüller9)  tt)ieber  t>orfibermarfd)ieren 
ließ;  er  felbft  mußte  lachen;  wir  bejogen  fingenb  baä  gelb, 
n>o  tt)ir  ein  ?ager  auffdjlagen  fottten* 

Oberft  ©Keffer  lag  mit  feinen  #ufaren  auf  ber 
anbern  Seite  beä  2)orfe$;  id)  traf  il)n  ba  allein  t>or  einer 


*)  (Sine  gute  SWeile  nörblid)  aon  Dietenf)ofen;  am  5.  2tprü 
um  fedjä  Ut)t  frül)  waren  f&mtliaje  Gruppen  bort  angelangt. 

■>  3ol).  3ug.  ÜBorife  ©.  *on  Pürier,  geb.  1766,  ift  al* 
(Generalleutnant  unb  lefcter  ©ouaerneur  aon  (Saffel  am  11. 3>e$. 
1827  ju  (Saffel  im  Dienft  geworben.    ©iel>c  über  ü)n  unb  feine 

tamilie  —  er  felbjt  war  nid)t  »erheiratet  —  „2Cuä  ben  Sagen" 
>.  17—21,  22  f.,  131  ff. 


166  Subtoig  (5mU  Orfotm,  ffirfonerungen. 

£au£titre  auf  einer  93aumtt>urjel  ftfcenb*  @r  fagte  lacfyenb: 
„Unfer  alter  #err  —  ber  Äurfftrft  —  fyfttte  fyeute  morgen 
euer  SRegiment  fefyen  follen!  ©er  tt>ürbe  ftd)  gefreut 
fyaben!  SQBo  fyabt  ü)x  eud)  bie  9tad)t  benn  fyerum* 
gett>äljt?  Äommen  ©ie,  fefcen  ©ie  jtd)  ju  mir,  tt>ir 
n>aren  ja  fdjon  9tad)bardleute  bei  SJRarfy;  baä  ifl  ein 
bonnertt>etterfd)e$  Äriegfftljren,  abfteigen  unb  tmeber  auf* 
fifcen,  ber  ieufel  fott  ba$  —  35or*ben*gefhmgen*?iegen 
fyolen!  ©ie  9>ferbe  gefyen  jugrunbe,  unb  e$  fommtjunid)t$!" 

®r  fyatte  ben  Äopf  auf  bie  £anb  geflutt  unb  rief 
im  Äommanboton:  „©eorg!"  ©er  S5urfd)e  brachte  barauf 
eine  SBoutetHe  3tottt>ein  unb  93rot  „SBir  tt>oHen  tt>emgfienä 
ein*  trinfen!"  SBir  (tieften  an  mit  bem  2Bunfd)e  eineä 
red)t  balbigen  großen  3Cuöfa0ö  beö  $einbe& 

Da  fam  unfer  gelbtt>ebel  auf  mid)  zugelaufen  unb 
fagte:  ,,«§err  Leutnant,  id)  fucfye  ©ie  fcfyon  überaß,  ber 
£err  Oberft  tt>ünfd)t  ©ie  fogleid)  ju  fprecfyen!"  2Bir 
tranfen  noef)  ein*,  bann  fagte  ber  Oberji:  „9tun  machen 
©ie  aber,  baß  ©ie  ju  Syrern  Tttttn  lommen,  fonfi  fd)icft 
er  ©ie  in  be*  Teufel*  Äüd)e!" 

Oberft  3tncf  ftanb  mit  bem  ©eneral  t>on  9RüIler 
am  Sienjier,  unb  afö  er  mid)  fefyen  fonnte,  machte  td)  ent* 
fe&lid)  große,  bienfieifrige  ©dritte*  ZU  id)  oben  im 
3immer  angefommen  tt>ar,  tt>o  nod)  mehrere  Offtjtere  unb 
2Cbjutanten  tt>aren,  rief  mir  unfer  Obrift  mit  feiner 
fdjarfen,  burdjbringenben  ©timme  ju:  „3^$  Äucfucfc 
SRamen,  J&err  Leutnant  ©rimm,  n>o  fierfen  ©ie  benn?" 
„£err  Oberft,  id)  fyabe  mir  bie  ©egenb  ringsum  betrautet" 
w3a,"  rief  er  etoaä  befänftigt,  „an  @ntfd)ulbtgungen  fefylt 
e$  3t)iten  niemals !"  reichte  mir  aber  babei  ein  ©la$  28ehu 
©ann  fing  er  an  im  ruhigen  ©efpräd)3ton:  „©er  £err 
©eneral  *>♦  SJRüller  fyat  bie  ©üte  gehabt  ju  erlauben, 
baß  ©ie  biefe  fed)$  Keinen  2anbfarten  *>on  ber  Umgegenb 
t>on  SÄefc  fftr  mid)  logieren  bürfen*  SRefymen  ©ie  ftdj 
ein  Quartier  unb  machen  ©ie,  baß  ©ie  bamit  fo  balb 
tt>ie  möglich  fertig  toerben*" 


IV.  gelbaug  na*  granfreUf).   Saffel.   1814—1815.    167 

SWiemanb  ttmrbe  in  bie  Käufer  einquartiert,  nur  ber 
Oberft  unb  ber  ©eneral  t>on  SRüller  bett>ofynten  ein 
für  ein  25orf  große«  unb  fcfyöne«  Jjjau«,  unb  ber  Oberft 
fonnte  au^  feinem  fünfter  ba«  ganje  gelagerte  SRegtment 
überfefyen.  ©a  l)ieß  e«  aufgepaßt,  fonft  bonnerte  unb 
pfiff  feine  (Stimme  über«  SRegiment.  3d)  fucfyte  mir  ein 
abgelegene«  J$au«,  ein  2einett>eber  xvav  ber  Eigentümer; 
bie  ©tube  tt)ar  fefyr  Hein,  ber  2Öebftul)l,  ber  fHtt  ftanb, 
nafym  ben  meiften  Staum  ein,  aber  bod)  ein  2ifd)  unb 
eine  93anf  tt>ar  *>orl)anben.  33on  be«  J^errn  2einett>eber« 
©prad)e  t>erfianb  id)  fein  28ort,  er  fprad)  ©ott  tt>etß  lim« 
für  ein  Sranjöftfd)  unb  25eutfd)  burdjetnanber.  3d),  ber 
id)  fo  triel  tt>te  gar  nid)t«  t>on  Sranjöftfd)  fonnte  unb 
ba«  bißchen  gewiß  miferabel  au«fprad),  tt)urbe  mit  bem 
£einen>eber  aber  bod)  ganj  gut  fertig. 

3m  SRegiment  machte  id)  ben  Auftrag  be«  Oberfien 
red)t  ttridjtig,  e«  bürfe  mtd)  bie  3eit  über  niemanb  ftören, 
ba  id)  )u  einer  beftimmten  3cit  mit  ber  fd)tt>eren,  wichtigen 
Arbeit  fertig  werben  muffe;  td)  fagte  audj  niemanden 
meinen  geheimen  Aufenthalt,  nod)  etwa«  SRftfyere«  t>on 
meinem  Auftrag.  Der. Hauptmann  war  fel)r  ärgerlid),  ba 
er  feine  2Cu«ftd)t  fyatte,  bie  Kompagnie  einen  2Cugenblicf 
öerlaffen  ju  fonnen;  baju  fam  nod),  baß  biefe  unter  ben 
2Cugen  be«  Oberfien  lag*  25em  SBücftng  fagte  id)  meinen 
Aufenthalt,  unb  aud)  mein  93urfd)e  9>faff,  ber  mir  ben 
SRantelfacf  bafytn  bringen  mußte,  wußte  ü)n,  aber  beibe 
burften  ü)n  niemanb  jagen.  ©a«  ^leifd>,  ba«  un«  ge* 
liefert  würbe,  beforgte  mir  ber  fcetneweber,  unb  id)  war 
mit  attem  jufrieben  unb  tt>ar  frol),  bie  falten  9täd)te  unter 
3)ad)  ju  fein.  -  Der  Hauptmann  ließ  mir  burd)  meinen 
93urfd)en  fagen,  id)  fönne  abenb«  jum  Stegiment  fommen 
unb  babei  bleiben,  bt«  e«  wieber  Sag  geworben.  3d) 
ließ  wieber  fagen,  id)  fyätte  fo  *>iel  Arbeit,  baß  id)  beinahe 
and)  bie  9tad)t  baju  aerwenben  müßte,  wenn  e«  aber  ber 
Oberft  befehle,  wotte  id)  fommen.  Da*  l>alf,  id)  blieb 
in  SRufye. 


168  Subtoig  (5mü  ©rtmm,  Erinnerungen. 

9hm  betfte  mir  mein  2einett>eber  bo$  2ifd)d)en, 
brachte  93ol)nenfuppe,  @ierpfannfud)en;  mein  Sfleifd),  93rot 
unb  Ääfe,  atteä  fcfymecfte  mir  prdc^rig*  Sftein  95urfd)e 
fennte  ftcf>  nad)l)er  aud)  nod)  bequem  fart  offen,  unb  nod) 
ein  grofi  ©tuet  9>fannfud)en  fd)idfte  id)  SSüding. 

3(u$  bem  9Äantelfacf  tourbe  bann  2ufd)e,  SSleifHft, 
gebern  geljolt,  ferf>ö  93lfttter  gut  Rapier  auä  bem  3eid()en* 
bud)  r)erauägefd)nitten  unb  atteä  jum  arbeiten  fertfgge* 
mad)t,  t>orr)er  aber  ein  frifd)e$  «§emb  unb  ©trumpfe  ge* 
\)OÜ  unb  angezogen,  Äleibungäftficfe,  ©tiefel,  Söäfcfye  bem 
95ebienten  jum  Sieinigen  mitgegeben  mit  bem  Siebenten, 
mid)  nid)t  aufjwoecfen,  außer  tt>enn  mid)  ettt>a  ber  Oberft 
fpredjen  n>otte*  hinter  bem  SQBcbfhi^I  ttmrbe  bann  ein 
2ager  t>on  ©trol)  red)t  bequem  jured)tgemad)t,  bie  ©tube, 
nadjbem  ber  95urfd)e  unb  ber  SBeber  tt>eg  toaren,  juge* 
fd)lofien  unb  mid)  Eingelegt,  mit  ein  paar  red)t  guten 
tt>ottenen  25edfen  jugebedl  2(d),  tt>aä  fftr  ein  l)errlid)er 
©d)laf  nun:  eä  tt>ar>$  nod)  feine  elf  Ufyr  morgenä,  aU  id) 
mid)  Einlegte,  unb  ben  anbern  SJRittag  um  t>ter  Ut)r  bin 
id)  lieber  aufgett>ad)t,  nod)  auf  ber  nämtidjen  ©teile 
liegenb,  ben  Äopf  auf  bem  redeten.  2Crm!  3Da  machte  id) 
bie  Sure  auf  unb  rief  ben  9>faff^  ber  bann  aud)  mit 
meinen  gereinigten  Äleibungäftficfen  tyereinfanu  „#err 
Leutnant,  ©ie  fyaben  lange  gefd)lafen,  ti  ift  trier  Ufyr! 
©ejiern  abenb  tt>ar  id)  ba,  ba$  @ffen  tt>ar  fertig,  id) 
l)ord)te,  e$  tt>ar  aber  atteä  (HB;  fyeute  mittag  fal)  id) 
sielmafö  burd)3  ^cnflcr,  aber  ©ie  f erliefen  aud)  nod)!" 
©er  «£err  2einen>eber  lam  mit  Sifdjtud)  unb  Setter  ganj 
freunblid)*  „Bon  jour,  mon  capitain",  fo  nannte  er  mid) 
immer  unb  t)6rte  bod)  t>om  95urfd)en  mid)  |ebe  SWinute 
„#err  2eutnant"  nennen*  —  »^faff,  tt>a$  mad)t  ber  «§err 
Leutnant  93ücfing?"  9>faff  Ijatte  nod)  bie  Antwort  nidjt 
gefagt,  fo  trat  lad)enb  ber  95 ü (fing  herein,  aber  nod)  mit 
jtemtid)  f leinen  2fagen:  „@ut,  Jj?err  25ruber,  bafi  id)  nod) 
mitefien  fann!  SBir  Ijabzn  fdjon  *>or  jtttötf  ba*  unfrige 
in  ben  SÄagen  gefd)lagen,  unb  id)  fpfire  lieber  2ücfenl" 


IV.  gelbauö  nad)  granfrei*.   Saffel.   1814-1815.    169 

2öir  loaren  ntd>t  imfianbe,  ju  jttnngen,  tt>a$  auf  bem 
Sifd)  ftanb,  unb  ber  #err  ?einett>eber,  bcr  nid)t  arm  au 
fein  fd)ien,  braute  und  red)t  trinfbaren  SBeuu  „3d)  fab* 
bcm  Äapttän,"  fagte  SBficfing,  „ba  fyeute  md)t$  ju  tun 
itf,  flefaflt,  id)  müßte  meine  ©tiefel  ttwai  in  Orbnung 
bringen  laffen,  eigentlich  aber  nur  um  }u  bir  }u  Icmmen; 
id)  fyab'  nid)t  auägefcfylafen  unb  tt>tH  bein  Sager  ein  toenig 
probieren*"     (Sin  paar  SRinuten  fpäter  fd)ttef  er  fcfyon  fefi! 

3d)  toax  fleißig  an  meiner  Arbeit  unb  ben  anbern 
SRtttag  t)atte  id)  fdjon  tner  93lätter  fertig;  id)  brachte  bem 
ßberft  att>ei  bat>on,  unb  er  tt>ar  fel)r  aufrieben  bamit, 
wie  aud)  ber  ©eneral  *>on  SR ü Her*  2e&terer  fagte: 
„9Md)t  tt>al)r,  ba$  ijl  eine  frabbelige  Arbeit?  Ratten 
©ie  ftd)  nur  baran,  toir  lönnen  jebe  ©tunbe  Söefe^l  jum 
Stbmarfd)  befommen!" 

Den  anbern  SJRorgen  tt>ar  id)  ftg  unb  fertig,  fd)n>ieg 
aber  mäu$d)enflill  ba*>on,  um  nid)t  au$  meinen  t>ter 
SSSnben  getrieben  ju  tt>erben.  95ü(fing  fam  ju  mir, 
tt>enn  er  nur  ablommen  fonnte,  aft  mit  unb  probierte  meine 
©treu,  tt>ie  er  fagte*  „Jjieute  morgen",  erjäl)lte  er,  „fyaben 
wir  ein  9>rfoatt>ergnügen  gehabt:  bei  ber  brüten  Kompagnie 
ifl  eine  SRotte  @en>el)re  umgefatten  unb  bie  Äugeln  pfiffen 
über  bie  ©olbaten  n>eg*  T*a  niemanb  bie  Äompagnie 
fennen  n>oOte,  tt>ar  ber  Oberfi  n>ätenb  unb  l)at  baö  ganje 
^Regiment  eine  ©tunbe  lang  ba$  ©ett>el)r  aufnehmen 
laffen*  ©a$  fehlte  einem  aud)  nod),"  fefcte  er,  fid)  fefct 
red)t  beljaglid)  fftfylenb,  fyinju*  ,,3d)  I)offe  bod),"  ful)r  er 
bann  ironifd)  fort,  „ba#,  toenn  toir  nod)  trierjefyn  Sage 
f)ier  im  Sager  bleiben,  bu  aud)  nod)  tnerjefyn  Sage  an 
ben  Äarten  )u  jeicfynen  fyaji"  3d)  gab  il)m  gletd)  meine 
33erftd)erung* 

9tad)  trier  Sagen1)  fdjicfte  ber  Oberfi  feinen  2(bju* 
tauten  unb  lieft  mir  befehlen,  unfehlbar  l)eut  abenb  fertig 
ju  werben,  ba  allem  Vermuten  nad)  morgen  frfil)  auf* 


0  £).  I).  am  vierten  Sage,  tooijl  am  8.  2tpriL 


170  ftibwtg  <$mtf  (Sriimn,  ffirinnerungen. 

gebrochen  würbe*  3d)  gab  ü)m  brei  3etd)nungen  mit  unb 
ba$  35erfpred)en,  unfehlbar  biefe  9tad)t  mit  ber  legten 
3eid)mmg  fertig  ju  werben*  93  ü  ding  Wedelte  etwaä,  unb 
93ranb  fagte:  ,,3d)  fcerbenfe  e$  3fynen  nidjt,  wenn  (Sie 
bie  dladjt  and)  nod)  banco  galten  wollen*  Qabm  ©ie 
toai  ju  trinfen?"  „3a,  gletd)!"  28ir  blieben  nun  nod) 
ein  paar  ©tunben,  leibet  bie  legten  in  meinem  3immer, 
jufammen* 

SRorgenä  um  brei  Ufyr1)  gingen  bie  Srommel* 
Wirbel  unb  ba£  #albmonbblafen  loa,  unb  um  trier  Ufyr 
Ratten  tt)ir  Wngjl  ba$  Sager  t>on  Fettauge  im  SRficfen* 
25a$  #e&en  fing  wieber  an,  balb  bergauf,  balb  in£  2al. 
SBir  waren  tt)ieber  in  ber  SMtye  t>on  SRefc9);  id)  weiß 
nid)t,  tt)ie  bie  SReierei  ober  bie  paar  «§äufer  fyiefien,  wo 
unfere  Kompagnie  Eingelegt  würbe*  2lber  wir  {teilten  ein 
$)ifett  mit  bem  gelbwebel  unb  überall  Soften  au$,  unb 
bie  mußten  95ürfing  unb  tdj  oft  in  ber  9tad)t8)  ab* 
wed)felnb  trijttieren  unb  ba$  gelbgefcfyret  abhören* 

3n  ber  ©tube  war  e$  red)t  fd)ön  unb  aHe$  in  einem 
twrnefymen,  wofynlicfyen,  guten  3ujianbe;  aber  feine  ©eele 
war  ju  jtnben*  Da  un$  wieber  auf  bie  ©eele  gebunben 
würbe,  lein  Kärnten  ju  machen,  fo  waren  tt>ir  unb  bie 
©olbaten  in  einer  frofitgen  2age;  benn  wir  Ratten  J&unger 
unb  Dürft,  e$  war  aber  aud)  nid)t  ba$  minbejte  ju  ftnbem 
SBir  ftanben  in  bem  fußen  ©tauben,  au£  bem  «@aupt* 
quartier  etwa*  3U  erhalten,  aber  wir  warteten  vergebend. 

*)  Tim  9. 2Cpril  tücfte  ©eneral  t>.  Füller  in  awei  Kolonnen 
—  er  felbft  führte  bie  aweite  —  au$  J&ettange  abermals  nadj 
©üben  *or,  um  mit  ben  Stoffen  2)uffefowitfd)$,  bie  *on 
Vertun,  *on  SBeften  l)er,  auf  üfcefc  jiefyen  wollten,  vereint  ben 
©eneral  Durutte  wieber  in  feine  gefhmg  SDtefc  hineinzuwerfen. 
Subwigä  Regiment  gej)5rte  $ur  erften  —  regten  —  Äofonne,  bie 
über  Sfteufcfyef  unb  SRorlange  wieber  auf  Sörieg  30g. 

*)  £).  I).  nur  im  allgemeinen;  eö  ging  in  bie  (Segenb 
*on  SRefe. 

*)  @$  war  nod)  bie  3tad)t,  b.  I).  ber  frü^e  ÜRorgen  be* 
9.  Xprll  2lnbernfall$  v&itt  man  annehmen,  baä  3.  Sbw.*9tgt. 
fei  unter  ben  Gruppen  gewefen,  bie  fd)on  am  8.  aorrücften. 


IV.  gelbaug  nad)  granfreid).  ÖaffeL   1814—1815.    171 

Sa  fanb  93ücfing  in  einem  ©cfyranf  eine  ®d)ublabe 
*oH  guter  tt>ei$er  Oblaten,  bie  ttmrben  auf  ben  2ifd)  ge* 
fiettt  unb  mit  ettt>a$  9hifoer  barauf  fo  nad)  unb  nad) 
aufgegeben,  bann  gab'S  ein  ©lad  Söaffer  unb  eine  pfeife 
Sabal  Sie  9tad)t  n>ar  lüinbig  mit  etttaö  feinem,  burd)* 
bringenben  Stegen  unb  rabenfd)tt>ar),  fo  baß  bad  Soften* 
fcijttieren  eine  rechte  Sajl  nmr,  man  ttmfHe  bei  j[ebem  Sriit 
nid)t,  tt>ot)in  man  fanu 

©egenSRorgen1)  bef amen u>ir Orber,  jum  Regiment 
)u  jioflen,  ba  fyatte  id)  meine  ?aft  mit  bem  Surfing: 
ber  SÄenfdj  n*ar  nid)t  )um  Xuftt>ad)en  ju  bringen!  3d) 
fyabe  it)n  burd)  bie  ganje  ©tube  gerollt,  an  ben  ©futtern 
gef Rüttelt,  l)alf  äße*  nic^ttl  Da  rief  id)  ben  J&omiflen 
herein,  ber  nal)m  ba$  #orn  unb  blieä  aud  allen  Gräften 
an  feinem  Ofyr,  ba  ertt>ad)te  er  enbltd)  unb  raffte  ftcf>  auf! 

Unterttegä  befamen  n>ir  95rot  unb  gleifd)  unb 
SJranntoein,  rvai  ben  beuten  fel)r  notig  n>ar*  9Rand)mal 
begegneten  nur  Transporten  t>on  gefangenen  granjofen, 
oft  aud)  SRuffen,  bie,  auö  ben  Sajaretten  entlaffen,  jurücf* 
marfd)ierten;  fxe  fafyen  alle  aud  tote  ein  95Ub  be$  &obeä, 
aerhtmpt,  fr&fetg  unb  voller  £&ufe+ 

9hm  ging  e$  wieber  tt>od)enlang  t)in  unb  l)er;  unfer 
Oberft  fyatte  ffd)  trgenbtoo  eine  Äutfcfye  beigegeben,  einen 
fd)dnbltd)en,  alten,  wacfeligen,  aerbrodjenen  Äajten;  t>ier 
ebenfo  miferable  9>ferbe  jogen  ü)n  hinter  bem  Stegiment 
f>er,  jtt>ei  SBauern  im  Äittel  hitfd)ierten;  aber  bei  attebem 
\)ÜAz  id)  tt>ol)l  manchmal  gerne  bei  il)m  fffcen  mögen! 

Unfer  SRegimentäaubitor  unb*Quartfermeifter@ie#e*) 

*)  9.  2lpril;  f.  bie  sodge  Ttnm. 

*)  2Bifi)efot  (Smanuel  ©lege  t»ar  ber  ©otyt  be*  Äantor* 
®.  in  ÜRelfunaen,  1789  geb.;  er  toar  ßffern  1805  in  Untertertia 
beö  fyaeumä  in  Gaffel  eingetreten,  tft  nad)  ben  3^gniffen  ein 
fleißiger,  tw>l)lgefltieter,  aud)  nid)t  unbegabter  @d)filer  getoefen, 
unb  trat  ju  Jöerbff  1807  au*  Öberfefunba  au$:  „2BIU  nfÄt* 
fhibteren,"  geigt'S  in  ben  2lften,  „l)at  übrigen*  nod)  feine  be* 
ftumnte  Sebenäart  getollt."  @r  fhtbterte  bann  bod)  nod)  bie 
Siebte,  blieb  aß  Oberaubiteur  au  Gaffel  bii  1828  beim  J&eere, 


172  Eubtoig  (Sinti  ©rtmm,  Erinnerungen. 

(jefct  ©et).  Sufti^rat)  t>atte  manchmal  baä  ©föcf,  ben  9>lafc 
in  biefem  SRumpelfafien  mit  ifym  au  teilen*  &i  l)at  mid) 
red>t  gefreut,  ben  ©iefle  al$  einen  ©d)ulfameraben  t>on 
mir  nad)  fo  sielen  3^ten  in  unferm  Stegiment  nrieber* 
jufmben;  er  ijl  ein  bra&er,  rechtlicher,  efyrlicfyer  9)?enfd), 
ber  ftd)  gleichgeblieben  iji,  bie  garbe  nid)t  t>eränbert  l)ai; 
tt>ir  ftnb  biä  jur  ©tunbe  greunbe  geblieben.  SBaren  ttrir 
oft  lange  auf  #ungerproben  gefiellt,  fo  fyatte  er  —  ober 
fonnte  er  in  ber  9täl)e  be$  Oberjien  el)er  baju  gelangen?  — 
mir  immer  einen  ©d)lucf  SGBein  ober  einen  SDhtnb  soll 
93rot  mitjutetlen,  tt>a$  er  aud)  reblid)  unb  gern  getan  l)at* 
28ar  irgenbtt>o  ein  längerer  Aufenthalt,  fo  tt>ar  er  meifi 
in  unferer  ©cfettfc^aft* 

dlod)  jtoei  Äameraben  mufi  icf)  em>&t)nen,  bie  jn>ei 
Seutnantä  ^rö^lic^1)  unb  9Rüller*  ©rjterer  toar  n>ot)l 
3tt>ölf  3al)re  älter  ate  tt)ir,  tt)ar  frfifyer  2eutnant  in 
öfterreid)ifd)en,  bann  bänifcfyen  JMenfien,  eine  el)rlid)e, 
gute  <@aut,  immer  munter,  ttmrbe  feiten  mübe,  erjäfylte 
©pä$e,  tt>ar  ein  guter  3äger  unb  fyatte  bejlänbig  bie 
pfeife  im  SRunb,  braune  @eftd)täfarbe,  folbatifcfye,  etnwä 
fteife  Haltung,  ging  bei  bem  größten  SRarfd)  \>orfd)riftä* 
mäßig  unb  mit  ben  gfifkn  au$n>ärt$,  tt>ar  fer)r  gefällig 
unb  teilte  ba$  lefcte  ©tficf  95rot  mit  jebenu  ©r  n>ar  3U 
nad)fid)tig  gegen  feine  ©olbaten  im  2)ienji,  unb  e$  tt>ar 
ü)tn  faum  möglid),  ein  ernjieä  ober  ttütenbeä  ©ejtd)t  ju 
machen,  tt>enn  er  3*l)ler  bei  ben  ©olbaten  bemerfte*  @r 
tt)ar  ofyne  gurd)t  unb  fefyr  gelüijfenfyaft  im  ©ienfi  9J?u|Jte 
er  Quartier  machen,  fo  tt>aren  93ü<fing  unb  id)  jtcfyer, 
t>on  ü)m  gute  SRummern  ju  befommen*    3m  Quartier  an* 


toarb  erft  Bffeffor,  bann  Öbergertd)t$rat  unb  ©et).  Sufttarat  in 
Cafltf/  »erließ  ben  ©taatöbienft  1852  unb  ftarb  bafelbft  am 
13.  3anuar  1860.  @r  toar  »erheiratet  mit  SDtorte  9>t).  3ung* 
tjan*  aud  Reifungen. 

x)  2Öot)l  ber  ältere  ber  beiben  im  ©taatäfalenber  fcerjetdj* 
neten  ©efonbeleutnant*  ^ermann  unb  2Bilt)elm  grbtjltd). 
Der  anbere  tft  (StjrtfHan  Sftüller. 


IV.  gelbauö  nad)  granfrei<f>.   SaffeL   1814—1815.    173 

gelangt,  farit  er  fefyr  batb;  ba  er  tt>enig  99ebürfhtö  jum 
Schlafen  fyatte,  fefcte  er  ftd)  unb  rauchte  feine  pfeife,  toenn 
ttrir  jtt>ei  und  aud)  auf  bie  ©treu  legten,  um  auäjurufyen 
ober  ju  fcfylafem 

Leutnant  SRüller1)  tt>ar  au«  ©rebenjiein,  tt>o  fein 
SSater  SÄetropolitan  tt>ar;  er  tt>ar  groß,  fdfytanf,  fd)mftd)tig, 
intereffanteä  ©etfcfyt;  getoöfynlid)  ernft,  fonnte  er  fefyr 
luftig  fein,  fyatte  Diel  mefyr  ©cfyulfenntniffe,  meljr  SMlbung 
unb  öerfianb  aK  3röl)lid() ;  er  madfyte  gute,  trodf  ene  ©päße, 
toav  toifcig,  rauchte  nid)t,  tt>ar  immer  mit  feinem  Quartier 
unjufrieben  unb  tt>ar  ein  leib enfd^afttic^ er  Äartenfpieler; 
er  tt>ar  meifi  bei  unä,  tt>o  freiließ  ju  feinem  großen  33er* 
bruß  niemals  Äarte  gefpielt  nwrbe,  ani  bem  natürlichen 
©runbe,  tt>cil  ttnr'ä  nid)t  tonnten*  SRüller  tt>ar  ein  guter 
©olbat,  er  ifi  jefct  Hauptmann  beim  jtoeiten  ^Regiment* 

Unfer  Stegimentäarjt  ©tödfeniuä*)  n>ar  eine  gut* 
mutige  Haut;  außer  baß  er  einem  ©olbaten  ba$  93ein 
gut  abgefcfynttten,  bie  anbern  öerttmnbeten  bepflaftert  unb 
fcmert  fyat,  tt>ar  nid)t  t>tcl  ju  tun,  außer  feine  §elbapo* 
tfyefe  in  gehöriger  Orbnung  ju  galten;  er  fal)  auä  tt)ie 
ber  2Cbt  *>on  @t.  ©aßen  auägefefyen  fyaben  mag,  er  fonnte 
t>or  ©pedf  faum  au*  ben  flehten  Äugen  feljen*  @r  tt>ar 
beftänbig  freunblid),  nur  tt>enn  er  bie  33egebenl)ett  mit  bem 
abgenommenen  95ein  erjäfytte,  fprad)  er  ernfl  unb  ttud)ttg; 
bei  allen  Affären  fyaben  il)m  bann  ©ott  tt>eiß  ttrietriel 
taufenb  Äugeln  um  ben  Äopf  gefauft  unb  gepfiffen*  3d) 
glaube  aber,  baß  er  in  feiner  2fpotl)efe  *>iel  mefyr  ©orten 
tum  ©dfynäpfen  alä  *>on  Ärjneien  fyatte*  @r  tt>ar  natürlich 
beftftnbtg  im  Hauptquartier  unfereä  SRegimentä  unb  bei 
ben  J&erren  ©tabäofftjieren  gut  angefcfyrieben;  er  tt>ar  aud) 


*)  ©J)rtfHan  ÜBüller  ift  no<f>  bii  $um  3al)re  1837  al* 
«apit&n  beim  3.  3nf.4Ägt.  t>eraeic^neh 

*)  <£.  <5f)r.  ©t&tfentu*  0>erm.  mit  3.  9ttef)of),  toar  1783 
au  <£jen  bei  SBacfya  im  2Beimartfd)en  geboren,  toarb  1815  auf 
SBartegelb  gefefct,  nad)  einiger  3*it  alä  9teg.*  unb  ©arnifonarjt 
nad)  (Sartöfyafen  fcerfefct,  too  er  am  8. 2fuguft  1848  geworben  ift. 


174  ftibtoig  ®mtl  ®rümn,  (Erinnerungen. 

ttwa  att>ölf  3al)re  ober  nod)  älter  afö  tt>tr  jioei;  gleich  im 
Anfang  be$  fjelbjugeä  I)arte  er  mit  un£  in  ber  erften 
beften  Äneipe  93rüberfd)aft  getrunfen;  er  tt>ar  fefyr  gut* 
mutig  unb  gefällig,  in  ber  SBorauäfefcung,  baß  feinem  2eib 
ober  feiner  ^erfon  fein  9tad)teil  barau£  entfiele.  Söenn 
id)  jum  Oberjren  mußte  ober  fonjt  ettt>a$  im  Jßaupt* 
quartier  )u  tun  fyatte,  rief  er  mir  jebeömal  aai  feinem  genfler, 
n>enn  er  mid)  t>orfiberreiien  fal),  nad);  id)  ritt  bann  an£ 
genfter,  unb  er  reichte  mir  einen  angefefcten  Gittern  ober 
©üßen,  mit  bem  3ufafc:  „Da*  tt)irb  bir  auf  beinern  SRttt 
gut  bekommen  unb  nid)t$  fdjaben*" 

3tud)  Ratten  nur  nod)  einen  Äameraben  namenä 
3uftu$  SBtebertd)1),  Leutnant  id)  glaube  bei  ber  gleiten 
Äompagnie;  ber  9tame  pa$tt  erftaimlicf)  ju  bem  SRanne* 
@r  n>ar  gen>if  fünfjefyn  3a^re  älter  aK  n>ir,  fefyr  groß, 
bief,  ftarf,  breitfdjuftrig,  mit  einem  tt>al)ren  95ärenfd)ritt 
unb  ben  größten  gftßen,  bie  id)  imalä  gefefyen  fyabe;  bie 
Uniform  umnannte  faum  ben  biefen  35aud),  unb  mit 
feinen  großen,  biefen  #änben  tonnte  er  faum  in  ben 
©äbelgriff*  I)iefe$  9legiment$ungel)euer  tt>ar  baä  ©tid)* 
blatt  *>on  un& 

©ein  @ejid)t  tt>ar  groß,  breit,  unb  bie  fleinen  ©djweinä* 
äugen,  bie  leblos  toaren,  tt>aren  faum  ftdjtbar  t>or  bem 
jte  umgebenben  ©petf,  bie  2Cugenbrfifen  ttwai  gefd)tootten, 
bie  garbe  be£  ©eftd)t$  red)t  gefunb  unb  g länge nb,  ber 
2(u$brucf  beä  großen  ©ejtd)t$  lädjelnb,  bumm  unb  I)öd)fi 
nidjtäfagenb,  alle  feine  95ett>egungen  unb  ©ebärben  un* 
gefdjitft  unb  tölpelhaft*  ©abei  tt>ar  ber  9Renfd)  efyrgeijtg, 
gegen  feine  Untergebenen  fyodjmütig,  barfcf),  grob  unb 
gemein,  gegen  feine  Oberen  aber  untertänig,  fd)meid)elnb, 
eine  tt>al)re  ?eibgarbefelbtt>ebelgamafd)enfeele*  Äam  er  in$ 
Quartier,  bie  2eute  mochten  arm  ober  tt>ol)ll)abenb  fein, 
fo  entoidelte  er  eine  Brutalität,  ©robfyeit  unb  9tol)eit, 

*)  3uftu*  2B.  tourbe  1816  auf  Söartegelb  gefefctunb  lebte 
in  Sarläfyafen  al*  SReg.*ßuarttermeijterabfunft  im  3n»atibetf 
tjaufe,  too  er  —  48  3al)re  alt  —  am  23.  9to*.  1819  geftorben  i|t. 


r 


IV.  gelbaug  nad)  granfret<f>,   Gaffel    1814-1816.    175 

bafl  e*  ber  SRfifye  wert  war,  feinen  ($in)ug  mit  anjufetyen« 
Sagten  tt>ir  ifym,  er  möge  bod)  bebenfen,  bafl  ba*  arme 
?eute  unb  baß  fte  fdfyulbto*  am  Ärieg  feien  ufwv  fo  gab 
er  un*  mit  einem  fefyr  freunblicfyen  ©ejtd)t  bie  beftiaßfcfye 
Antwort:  „3n  Reffen  fyaben**  bie  granjofen  aud)  nid)t 
beffer  gemacht/'  2Bo  man  i!)n  ju  @epd)t  befam,  war 
fein  @ejtd)t  in  ^Bewegung,  er  fyatte  immer  Vorrat  bei  ftd); 
id)  fyabe  il)n  große  ©iücfe  ©ped  oljne  95rot  efien  fefyen, 
unb  SBranntwetn  tranf  er  wie  SBaffer,  aber  Sabal  raupte 
er  nid)t-  ©eine  gange  @rfd)etmmg  war  wie  fein  9lame: 
wibrig* 

©er  jüngfternannte  Offtjier  War  Wut)!1)  an*  SBolf* 
fyagen,  jugleid)  93ataiHon*abjutani  @r  War  grob,  unge* 
bübet  unb  J)öd)jt  orbindr,  aud)  fd)on  in  ben  ©reinigen; 
id)  weift  nid)t,  wa*  au*  ben  jwei  2efctgenannten  ge* 
worben  ifh 

©egen  ba*  @nbe  be*  Selbjug*  belamen  wir  nod)  einen 
t)dd)ft  überflflffigen  ©tab*offtjier  t>on  ©affcl  getieft,  £errn 
SÄajor  2Cuguft  t>on  SRiebefel9),  Äammerfyerr,  ?♦  9Jtorfd)aK 
uffv  ungefähr  trierjig  3al)re  alt,  ein  ©eftcfyt,  wie  e* 
bie  Seute  mit  bem  2fu*brucf  fd)ön  bejeicfynen:  rote  SBatfen, 
fronet  95acfenbart;  fein  2fu*brucf  war  aber  I>öd>fl  unbe* 
beutenb*  @r  war  immer  auf  ba*  reinttdjfte  geffeibet,  unb 
bie  ©tiefel  mit  plbernen  ©poren  glftnjten  immer  prächtig, 
@r  lam  mit  SBagen,  93ebienten  unb  Äod)  beim  SRegiment 

*)  2faton  grtebrtd)  91  u  1)1  au*  Söolftagen  mufl  balb  nad) 
bem  gelbaug  angetreten  fein;  t  1832  al*  ©tabtfareiber  in 
8Bolfbagen. 

*)  Sugujt  (gr.  Ä.  3.  *.  ©0  SKiebefel,  greif),  ju  ©ifen* 
bad),  war  1779  ju  Söraunfcfyweig  al*  ©otyi  be*  braunfdjweiai* 
fdjen  ©eneralieutnant*  unb  furljeff.  ©ei).  SRat*  3oh.  Äonr.  SÄ. 
geboren.  3m  furfjeff.  J&eer  f)at  er  nur  ä  la  suite  gemmben,  war 
Äaironetfjerr  3BiH)elm*  I.  unb  al*  Xltefter  unb  <5f)ef  ber  ge* 
famten  SÄ.fd)en  gamtiie,  beren  fog.  „Söurglinie"  er  angehörte, 
<5rbmarfcf)aU  fn  Äurfyeffen.  —  @r  Ijat  fid)  1817  mit  ber  ©räffo 
<J>.  @.  dl  *on  SÄobenuJ&obenftein  verheiratet,  lebte  aeitweilig 
in  Sauterbad)  unb  plefet  in  ©totfyaufen  in  ßberbeffen,  wo  er 
am  27.  3uni  1843  geworben  ift. 


176  Subtotg  @mtt  Qbximm,  Ghinnerungetu 

on,  betrachtete  oft  bie  SJftume  unb  Äornfelber  mit  feinem 
Stafdjenperfpeftfo,  unb  fein  ©ang  tt>ar  etoaä  fyüpfenb,  tt)ie 
ber  eint*  Sanjmeijterä;  er  fyatte  eine  2(rt  franjöftfdje 
©rejfur  an  ftd)  unb  tt>ar  feljr  frabbelig,  jm>orfommenb 
unb  artig  bei  25amem  3dfy  l)abe  il)n,  tt>ftl)renb  er  bei 
uni  tt>ar,  ein  paarmal  baä  SJatatllon  „@ett>el)r  auf!" 
fommanbieren  l)5ren,  baä  tjt  atteä,  tt>a$  td)  t>on  feinen 
mtlitftrifdfyen  ©ienjien  n>ei|L  Anwerbern  tt>ar  er  fel)r 
eifrig,  tt>enn  er  auf  ermübenbem  SÖtorfd),  befyaglid)  auf 
feinem  fd)6nen  ©dämmet  neben  bem  Stegiment  reitenb,  bie 
©olbaten  orbentlid)  in  SRotten  ju  markieren  fomman* 
bierte:  baä  ging  aber  bei  unä  ju  einem  Ol)r  herein,  jum 
anbern  tt)ieber  fyinauä*  2Ke  ©olbaten  nannten  il)n  nidfyt 
anberä  alä  „unfern  neuen  9Rajor  ^adfefel"*  3m  ganjen 
war  er  gutmütig,  aber  er  tt>ar  burdfyauä  fein  ©olbat  unb 
t>erjtanb  gar  nicfytä  basom  öermutlid)  tt>ar  ti  üftti  ju 
$au$  im  ©df)laf  eingefallen,  jtd)  nod)  ein  bi#d)en  gelb* 
jugäefyre  ju  fyolen,  um  in  feinen  alten  Sagen  fagen  ju 
fönnen:  ,,2Cud)  id)  tt>ar  mit  in  granfreid)!" 

SSRajor  SÄülbner1)  (jefct  ©eneral  t>on  9Rül)len* 
fyetm  in  Harburg)  tt>ar  ein  feljr  guter  ©olbat,  gefdfyeit 
unb  ttnfienfcfyafilid)  gebilbet* 

Oberftleutnant  *>♦  Qaxxai  tt>ar  gutmütig,  aber  lein 
©olbat 

Sie  ©eele  t>om  ganjen  SRegiment  tt>ar  ber  Oberfi 
3incf*)* 

@r  tt>ar  früher  afc  ©eneral  mit  in  Spanien  unb 
anbern  gelbjügen;  er  toax  ernji,  rufyig,  befonnen,  fal)  über 
alle  fleinlidjen,  lumpigen  gefyler  fyinauä,  fannte  fefyr  balb 
feine  ?eute  im  ganjen  Stegiment,  rügte  bie  geiler  im 
2(ngeftd)t  beä  ganjen  SRegimente  unb  fagte  mefyr  atö  ein* 
mal  ben  l)od)abeltgen  Jj?errn  Offtjierä,  fie  feien  ju  gar 

*)  Sari  ÜBülbner  führte  ba*  2.  Bataillon  3.  Sbtt.4Rgt$v 
3uflu$  3acob  t>on  #arraä  ba$  1.;  baä  3.  tft  nicfet  auägerücft. 

*)  Eubtotg  nennt  tfyn  immer  &indt,  er  t)ieß  aber  Äarl 
(SfataS  3incf. 


IV.  gelbjug  nad>  ffranfrei*.   Saffel.   1814—1815.    177 

ntd)t*  ju  gebrauchen*  2Bar  irgenb  wa*  beim  Regiment 
ju  tun,  fo  würben  jüngere  Ofjtjiere  genommen,  bei  unferm 
93aiaitton  traf  95üding  ober  mid)  meijl  ba*  ioi. 

jDurd)  biefe  $erfonalbefd)reibungen  bin  id)  etwa*  t>on 
unferm  langweiligen  SÄarfd)  abgelommem  SBir  lamen 
abermal*  t>or  ba*  fd)öne  ®täbtd)en  SJrte?1),  gegen  2Cbenb, 
befamen  aber  feine  @ierfud)en,  würben  aud)  nid)t  ein* 
quartiert,  fonbern  mufften  wieber  mit  einem  Xcferfelb  neben 
einem  SÖalb  für  bie  ffladjt  t>orlteb  nehmen,  eine  ©tunbe 
weit  t>om  ©täbtcfyen  SSrtc^  @*  würbe  ein  3elt,  fo  fl«t 
e*  ging,  au*  Steifem,  9Roo*  unb  wa*  jtd)  t>orfanb  ju* 
fammengejioppelt,  ein  tüd)tige*  gfeuer  angemaßt  unb  ge* 
fod)t,  tt>a^  ba  war,  bie  9tad)t  burd)  lieber  Eifert*  unb 
Soften  aijttiert,  am  SRorgen*)  frül)  aufgebrochen,  burd) 
ben  langen  SBalb  marfd)iert,  balb  aber  auf  mehrere  Orber* 
f)in  ber  SÄarfd)  befcfyleunigt;  e*  war  fo  fd)ön  SBetter  unb 
fo  füll,  ba$  man  bie  Serben  in  ber  2uft  fingen  f>örte; 
nur  t>on  3*it  ju  3*it  l)6rte  man  einaelne  ©pfiffe  au*  ber 
$$efhmg*  2Bir  fyatten  balb  tt)ieber  ba*  £al  t>on  9Kefc  \>or 
Äugen,  unfere  Artillerie  marfd)ierte  t>or  un*  unb  tt>ürgte 
ffd)  mit  it)ren  Kanonen  bie  lehmigen,  fd)led)ten  £ol)lwege 
ben  95erg  hinunter,  tt>obei  e*  oft  Aufenthalt  gab*  211* 
tt>ir  fo  jiemlid)  in  ber  Xiefe  waren,  ließ  ber  Oberjt  ba* 
Regiment  aufmarfd)ieren,  ritt  an  ber  ^ront  l)inab,  bann 
in  bie  SSRiite  unb  jagte:  „Da  il>r  Reffen  feib,  fyoffe  id), 
id)  brauche  eudj  nidjt  ju  fagen,  rvie  ü)r  eud)  ju  »erhalten 
fyabt,  wenn  wir  fyeute  angegriffen  werben  ober  felbjt  an* 
greifen/'     Dann  ritt  er,  rufytg  feine  pfeife   raudjenb, 

*)  m  ift  ber  9.  2Cpril,  abenb*. 

*)  (5*  war  ber  10.  2fyril,  ßfterfonntag,  an  bem  ber  »er* 
einigte  Angriff  ber  Stoffen  unb  Reffen  flattgnben  fottte,  unb  eben 
wollte  ».  Füller  bie  oerabrebeten  brei  ©ignalfäüffe  abfeuern 
laffen,  al*  ein  preugif$er  Offfoier  bie  9tad)rid)t  braute,  bag  bie 
tag*  aut>or  begonnenen  Untenjanblungen  ju  einem  oorl&uffgen 
Vertrag  geführt  fyatten;  *.  SRüller  gina  barauf  abermal*  hinter 
bie  Orne  jurfid,  woburd)  Subwig*  Scegiment  wieber  nad)  Sorten 
fam;  e*  fyatte  um  awei  Ufyr  nadjm.  ben  SRücfmarfd)  begonnen. 

8nb».  Qrimm,  fcrtattermtgctt.  12 


178  Subtoig  <£mil  @rimm,  Erinnerungen. 

ttrieber  an  bie  ©ptfce*  9tad)bem  bad  ^Regiment  burdjau* 
t>ifttiert  tt>ar,  ob  bie  @ett>el)re  alle  in  Orbnung,  ttmrbe 
„®eml}t  ab  unb  rufyt  eud)!"  fommanbiert*  @$  ttmrbe  ftd) 
auf  ben  grünen  SRafen,  n>o  bie  erjlen  ©raöfptfeen  tyerauö* 
famen,  niebergelegt,  eine  pfeife  angemacht  unb  getrottet, 
tt>aä  bie  ndd)fte  ©tunbe  ober  fyalbe  ©tunbe  und  bringen 
toürbe*  Unfer  2Crmeeforp$  tt>ar  fo  aiemlid)  jufammen: 
Oberjt  ©Keffer  jlanb  mit  ben  #ufaren  an  ber  Sfyaujfee, 
baneben  bie  Regimenter  AurfÜrfi,  Äurprina  unb  Sanbgraf 
Äarl,  red)t$  baä  Dragonerregiment  unb  Regiment  9>rinj 
©olm«,  Ärtitterie  unb  gretoittige,  t>ietteid)t  13—14000 
SRamu  ©an}  beutlid)  fat)  man  brüben  ben  gemb  rjerauä* 
marfd)ieren,  in  gefd)loffenen  3ügen,  bann  formierten  fte 
Äolomten*  Da  fyiefS  e$  benn,  e$  würben  t>on  SRancp 
20000  Stoffen  au  un*  flößen  unb  fo  unb  fo  aiel  Preußen, 
9Refc  fottte  gefrürmt  toerben  ufttn 

SBieberid)  u>ar  fel>r  neugierig,  unb  tt>ir  erjäfytten  ü)tn 
unglaubliche  Singe,  bie  balb  gefd)el)en  ttrtlrben;  td)  fagte 
ifym,  er  toürbe  t>ermutlid)  bie  2toantgarbe  befommen,  bamit 
fein  ?eib  ber  Äugetfang  fftrd  ganje  Regiment  fei;  ber 
Hauptmann  rief:  „J&err  Leutnant,  ©ie  ijaben  ja  biefen 
borgen  leinen  2Cppetit,  id)  I)ab  ©ie  nod)  nid)t  effen  fefyen! 
SBie  ift  ba$?" 

Jjier  fehlen  fmi  ©eften  im  $e#.  ©ie  enthielten 
tr>or>I  bie  Sdfung  ber  Spannung  burd)  ben  Eintritt  *or* 
läufiger  9Baffenrui)e  unb  fobann  bie  Stählung  »on  einem 
3ufammenftoß  «ubtotg*  mit  bemüRajor  *on  SRtebefel; 
e*  fd>eittt,  atö  fei  biefer  baburd)  veranlagt  getoefen,  baß 
Subtotg  fidj  mit  feiner  Abteilung  ofyne  Erlaubnis  einmal 
*om  Regiment  entfernte  unb  babei  feine  £eute  in  eine 
getoiffe  Oefaljr  braute.  3n  feiner  SRed)ifertigung  gegen* 
überdtiebefel  föeint  «ubtoig  bie  nbtfge  9tüdji<f)t  gegen 
ben  SBorgefefcten  ntd)t  geübt  au  Ijaben.  <$$  fyetßt  im 
Sejt  toeiter: 

„(baä  ttnrb)  31)nen  ein  jeher  t>on  meinen 

beuten,  bie  l)ter  t>or  3J»nen  ftefyen,  fagen  fönnen!"  3d) 
ließ  bie  Seute  a^m  Regiment  jtoßen,  unb  alä  tt>ir  }tt>ei 


IV.  gelbjug  nad)  gtanfreid).   (SaffeL   1814—1815.    179 

allein  uxtren,  fagte  ber  SRajor:  „2öenn  93erid)t  and  9tegi* 
ment  fommt,  ba#  fte  einen  *>on  biefen  Seuten  erfcfyojfen 
ober  blafftcrt  fyaben,  fo  fdHt  aße$  allein  3t)nen  gut  ©d)ulb, 
Jfrm  2eutnant!"  —  „2öenn  unfet  £err  Oberft  mtd)  fttr  fo 
fefyr  ftrafbar  !)dlt,  tocA  id)  nfdjt  glaube  —  benn  er  ift 
ein  ju  erfahrener  ©otbat  —  fo  toitt  id)  aud)  allein  bie 
®d)utb  trägem  SBenn  ber  J&err  Oberft  t&  verlangt,  fo 
n>erbe  id)  mtd)  bei  ü)m  felbji  t>erteibtgen,  unb  fo  tt>äre 
bie  ©ad)e  fttr  iefct  abgemalt",  antwortete  id)  bem  Jjerrn 
£ammeri)errn  in  Uniform.  Da  ritt  er  batb  red)tö,  balb 
UnU  auf  meine  ©eite  unb  festen  fel)r  gereiji  @nblid) 
fing  er  ttueber  an:  „(&&  bleibt  immer  ein  grofleä  33er* 
gel>en,  bafü  Sie  ol)ne  ®rtaubni$  ba$  Regiment  fcerlajfen 
fyabem"  „3n  biefem  einjigen  gatte  fyaben  ©ie  red)t,  #err 
9Äajor,  unb  td)  »erlange  bie  ©träfe  nid)t  gefd)enft  ju  er* 
Ratten*"  3Da  gab  ber  #err  feinem  ©d)tmmel  bie  ©poren, 
unb  in  einem  furjen  ©alopp  ritt  er  wieber  an  bie  ©pifce 
beö  Stegimentä*  Der  2ß>futant  fam  gleid)  barauf  ju  mir 
geritten  unb  fagte:  „2Cuf  93efel)t  beä  «§errn  SRafor 
t>*  SRiebefel  ftnb  ©ie  2Crrefiant,  unb  id)  bitte  mirSfaen 
Segen  au*!'1 

2öäre  ber  £err  SJtofor  ©olbat  gewefen,  fo  würbe  er 
ftd^  nid)t  fo  benommen  l)aben;  anstatt  bafi  er  mir  l)ätte 
fagen  muffen:  „£err  Leutnant,  ©ie  finb  2Crrejtant!"  weiter 
nid)t£,  fo  machte  er  baä  lange  ©efd)Wäfe,  Wobei  e$  bann 
feine  eigene  ©d)ulb  war,  ba#  er  *>on  mir  lieber  um 
paflenbe  antworten  befanu 

2)a*  Regiment  bejog  fttr  bie  9tod)t  ein  Xcferfetb; 
ben  anbern  SRorgen  fottten  tt>ir  in  95rie9  orbentlid)  ein«» 
quartiert  werben«  Der  Hauptmann,  S5ü<fing  unb  td) 
waren  bie  9lad)t  fo  tuet  wie  möglid)  guter  Dinge,  beibe 
fanben  aud)  SRiebefefc  95enel)men  feljr  unpajfenb*  SRorgen*1), 
e$  war  auf  einen  ©onntag,  nad)bem  ftd)  ba*  Regiment 

*)  @$  ift  ber  11.  April,  in  aller  grüfje,  ßjtermontaa, 
wa*  SubWig  ben  fonntdgttcfyen  (Sinbrucf  ntad)te;  aber  nod)  in 
ben  elften  ÜÄorgenftunben  erfolgte  ber  3ufbrud)  naef)  Songwg. 

12* 


180  Subtoig  <$mü  ®rtaun,  Erinnerungen« 

fo  fauber  tt>ie  mftglid)  gemalt  fyatte,  fing  ber  SRarfd)  in 
ba*  ©tftbtcfyen  an,  id),  ol>ne  Segen  bei  ber  gal>nentt>ad)e 
mitten  im  Regiment,  marfd)ierte  in  einer  fefyr  Ärgerlichen 
(Stimmung  mit*  2(uf  bem  Sttarftplafc  ttmrbe  l)altgemad)t 
unb  id)  auf  bie  ^auptoac^e  gebraut,  ein  große*,  fd)5ne* 
3intmer,  mit  ©ofa,  2:ifä)d)en  unb  bequemen  ©tüfylen  reid)lid) 
t>erfel)en*  @*  tt>ar  aud)  jugleid)  bie  9Wairie,  unb  ber  JjSerr 
9Waire  unb  feine  Safel  t>ott  ©Treiber  Ratten  vollauf  ju 
tun*  3d)  fanb  barin  nod)  fünf  bi*  fed)*  ÄoHegen  ol)ne 
Segen,  Offijiere  t>on  ben  Jßufaren  unb  anbern  SRegimentern* 
93üdfing  fyatte  bie  2Bad)e;  nur  alle  liefen  un*  burd) 
unfere  93urfd)en  ba*  @ffen  fyolen,  ba,  tt>ol)in  ttrir  ba*  @in* 
quartierung*billet  Ratten,  unb  fo  befamen  ttrir  eine  präd)tfg 
befefete  Safel,  fefyr  guten  SBein  unb  ©fyampagner,  unb  e* 
xoat  ein  fefyr  angenehmer,  luftiger  3Crrefl*  2Öie  ba*  @ffen 
vorüber  tt>ar,  fpictten  bie  anbern  Äarten  unb  raupten  un* 
auftydrlid)  baju;  id)  lief  mir  t>om  £enn  9Waire  gebet, 
Rapier  unb  Sinte  geben  unb  fd)rieb  einen  93erid)t  an 
ben  Oberfi  3indf*  3d)  erjagte  il)m  furj  ben  Hergang 
unb  fagte,  id)  herliefe  mid)  auf  ü)n  allein  al*  ben  9Wann, 
ber  allein  tmjlanbe  fei,  bie  ©ad)e  fcom  redeten  ©eftd)t** 
punft  anjufefyen  unb  ju  beurteilen;  idj  unterwürfe  mid) 
bann  gern  jeber  ©träfe,  bie  er  über  mid)  au*fpred)e;  tt>a* 
be*  JjJerrn  9Rajor  fcon  Stiebe  fei  Anfielt  anbelange,  fo 
toürbe  bie  feinen  ©influß  fyaben,  ba  ber  #err  9Wajor  fein 
©olbat  fei  unb  t>on  ber  ©ad)e  nidjt*  t>erftel)e* 

2)a  alle  Offijiere  in  einem  großen  ©aale  jufammen 
fpeiften,  nal)m  id)  einen  ©olbaten  t>on  ber  SBadje,  unb 
ber  mußte  unferm  Oberften  ba*  ©djreiben  an  ber  Safel 
überreichen*  9tad)f)er  legte  idj  midj,  fo  lang  idj  tt>ar, 
auf  ein  toeidje*,  große*  leberne*  ©ofa,  fonnte  aber  t>or 
bem  2ärm  ber  Äartenfpielenben  unb  bem  entfefclid)en  Sabaf** 
qualm  nidjt  jum  ©djlafen  fommen,  badjte  aber  fo  bei  mir: 
„SMefe  SRacfyt  toillfi  bu  bir  ijier  ein  ©ütctyen  tun!",!  @* 
tt>ar  luftig  mitanjufefyen,  tt)ie  ber  arme  #err  SRaire  fyerum* 
$el)efci  tpurbe;  er  tt)ar  ein  magere*  SRänndjen  mit  »er* 


IV.  gclbattö  nad>  &ranfrefd>.   Gaffel.   1814-1815.    181 

lebten  ®efid)t*3Ügen,  funfelnben  Äugen,  gepubert  unb  mit 
3opf ;  eine  3Crt  Uniformfradf  an  unb  eine  Weiße  93inbe 
um  ben  2eib  unb  ben  Segen  an  ber  Seite:  fo  (prang  er  t>on 
einem  ©cfyreiber  jum  anbern;  bann  famen  alte  SBeiber, 
fd)lugen  bie  JJänbe  über  bem  Äopf  jufammen,  bie  jammerte 
über  biefe*,  bie  anbere  um  etwa*  anbetet;  ber  SRaire 
rebete  ju  unb  befänftigte,  bann  nmrbe  er  lieber  drgertid), 
fprang  in  bie  <£<%  unb  fd)rie  &or  3<>nu  ©o  ging  e* 
in  einem  ©tüdf;  bajwifdjen  famen  Xbjutanten  unb  »er* 
langten  nod)  #afer,  JjJeu,  ©trol)  unb  bie*  unb  ba*;  ba 
würbe  ba*  9R&nnd)en  n>ieber  fefyr  f)6flid),  fcerfprad)  alle*, 
lief  95ittette  fd)reiben,  wollte  felbfi  ju  bem  Äommanbierenben 
fommen  ufw*  Unfere  ganje  große  3Crreftjhtbe  füllte  ftd) 
nad)  unb  nad)  fo  mit  Offizieren  an,  baß  faum  9Hafe  mel)r 
war;  immerju  würbe  gefpielt,  geraucht  unb  2Bein  ge* 
trunfen;  Diele  faßen  an  bie  SÖanb  angelehnt,  ließen  bie 
£6pfe  heruntergingen  unb  fdjliefen  feft  Sie  Safein 
ftonben  t>otter  ?id)ter,  unb  aud)  ber  #err  SRaire  hantierte 
mit  feinen  Schreibern  nod)  fort  Sabei  bin  td)  benn  bei 
att  bem  fcdrmen  in  einen  fußen  ©d)laf  gefallen*  2(dj,  id) 
t>ätte  fo  bi*  an  ben  fetten  Sag  fd)lafen  mögen;  id)  träumte 
t>on  (Saffel  unb  SRündjen;  ba  rüttelte  mid)  jemanb  wieber 
au*  bem  prächtigen  ©djlaf,  aber  icf)  war  bod)  erfreut 
barüber:  95ranb  fianb  t>or  mir  mit  meinem  Segen:  „2(uf 
93efel)l  be*  Oberfien  foll  id)  3l)nen  3l»ren  ©ftbel  wieber* 
bringen!"  —  „Unfer  Oberfi  ifi  bod)  ein  ganjer  SRann," 
backte  id)  bei  mir,  „mein  Schreiben  fyat  bod)  wofyi  baju 
geholfen!"  —  ,,3df)  banfe  3l)nen,  lieber  93ranb,  ©ie  fyaben 
mir  mit  Überbringung  meine*  Segen*  eine  große  greube 
gemacht!  ^at  mid)  benn  ber  #err  SRajor  t>*  9L  nid)t 
grüßen  laffen?"  @r  ladete  unb  fagte:  „Stein,  aber  ber 
Oberfl  fyat,  nadjbem  er  3l)ren  95rlef  gelefen,  mit  ü)m  ge* 
fprod)en,  bat>on  fdjeini  er  gar  nid)i  erbaut  gewefen  ju 
fein*"  SBranb  fagte  jwar  weiter,  er  bebürfe  ber  SRufye, 
l>atte  aber  buref)  feinen  93urfd)en  ein  paar  23outeitten 
S^ampagner  bringen  laffen,  unb  fo  würbe  bi*  in  bie  tiefe 


182  Subtoig  <£mil  (Stimm,  @rfnnetungen. 

9tad)t  gefprocfyen,  geraucht,  gefpiett  unb  getrunfen;  bie 
meinen  Offtjtere  gingen  nad)  unb  nad)  fcfjlafttunfen  toeg 
in  ifyre  Quartiere,  unb  Don  ©tunbe  ju  ©tunbe  fagte 
SJranb:  „9hm  tt>ift  id)  aber  fd)lafen  gefyen",  Wieb  aber, 
immer  tt>ieber  xoai  dltuti  erjäl)lenb,  ftfeen;  er  fyatte  jiubiert, 
tt>ar  belefen  unb  ein  guter  ©efettfd)after* 

3d)  lag  nod)  fo  auf  meinem  (ebernen  ©ofa  auäge* 
fhrerft  unb  l>abe  baä  meifte  ©efpr&d)  unb  Oelärtn  in 
falbem  Schlaf  miiangefyftrt 

2(uf  einmal,  fo  ettoa  jtt>ei  Ul)r  nadjtä1),  wirbelten 
bie  trommeln,  unb  bie  falben  SRonbe  fingen  an  ju  btafen: 
93ranb,  SJütfing  unb  toai  nod)  in  ben  @cfen  fcf>liefr 
aud)  ber  #err  SRaire,  [türmen  jur  Sure  fyinauä*  93ütf ing 
rief  mir  jurSüre  herein:  „©rimm,  e$  tt>irb  aufgebrochen!" 
3d)  blieb  rul)ig  liegen,  um  baä  Sing  abjutt>arten;  nad) 
einer  Söeile  aber  fam  mein  93urfd)e  unb  fagte:  „#err 
Leutnant,  tt>ir  markieren  gleich  ab,  baä  Regiment  ift  fd)on 
betfammem"  2(1*  id)  t>or  bie  Sure  fam,  fyftrte  id):  „2)a$ 
©etoeljr  auf!  SRed)t$  fd)tt>enft,  marfd)!"  —  Sor  ben 
©tabäofftjieren  gingen  einige  Äerlä  in  Äüteln,  bie  Laternen 
trugen;  e$  tt>ar  fo  bunfel,  bajj  id)  ungefeljen  in  meine 
Kompagnie  eintreten  tonnte, 

©o  ging  e$  ttrieber  fort  —  niemanb  t>on  un$  ttmjjte 
tt>ol)in  — ;  gegen  SRorgen  tt>urbe  t>or  einem  2)orfe  fyatt* 
gemalt,  nur  legten  unä  t)tn,  n>o  nrir  n>aren;  e$  n>ar  ein 
Bimmerpla^  idf>  tt>ar  balb  auf  einem  trtereefig  juge^auenen 
großen  @id)baum  eingefd)lafen  unb  n>ar,  afö  und  bie 
Trommel  tt>ieber  aufrief,  über  unb  über  tt>eij$bereift  unb 
fo  fteif,  bafj  id)  faum  gefyen  fonnte*  2)a  t)6rten  n>ir, 
bafj  tt>ir  &or  bie  Sfejhmg  Sortgtt^9)  foKten,  ba  beren 


l)  ©.  bie  folgenbe  2Cnm. 

*)  3n  ber  9tod)t  *om  10.  auf  ben  11.  Xprtl  erhielt  Rind 
ben  SBefefyl,  mit  feinen,  beiben  Bataillonen  be*  3.  8bto,*9tgt$, 
unb  jtoei  ©d)tt>abronen  #ufaren  8ongtt>$  au  beobachten,  ba$  bem 
Vorgänge  oon  SDtefc  nod)  nid)t  folgen  tooilte,  übrigen*  ficf>  ntög* 
lid)ft  ber  geinbfeligfeiten  au  enthalten.    £er  SDtorfcfy  baf)in  er* 


IV.  geftsug  nad)  granfreid).   Saffel    1814—1815,    183 

£ommanbant  ben  2Baffen{HKfianb  ntd)t  anerfennen  wolle 
unb  bie  geinbfeligfeiten  fortfefee»  SBBir  marfd)ierten  nod) 
tner  ftorfe  ©tunben,  ofyne  ju  rafien,  rafd)  Dorwärt*,  fo 
bafj  wir  burd)  bie  warm  fcfyeinenbe  ©onne  fo  in  ©cfyweifj 
famen,  bafj  wir  orbentlid)  rauc^tem  3)a$  war  n>ot>l  für 
manchen  ein  Olüct,  fonjt  würbe  ber  ©djlaf  übele  golgen 
gebracht  fyaben*  @$  würbe  haltgemacht  in  einem  fleinen 
©orfe1),  *>on  wo  au«  man  bie  8*fhmg  fd)*n  fonnte*  35ie 
Kompagnien  würben  auf  einzelne  fünfte  fyerum  verteilt, 
nur  eine  behielt  ber  Oberft  bei  fid),  23ücfing  unb  id) 
famen  mit  ber  fyalben  Äompagnie  an  eine  einzeln  ftefyenbe 
Äird)e*),  in  beren  Äird)l>of,  ber  mit  einer  9Wauer  um* 
geben  war,  wir  unä  }Wifd)en  ©rabtyägeln  lagerten.  93alb 
barauf  würbe  un$  Leutnant  t>on  SRftfyn  mit  ffinfjig  SRann 
beigegeben,  unb  icf>  befam  95efet>Ir  mit  ad^taig  Wann  ben 
Kapitän  2öaget)al3  ju  t>erftArfen;  Leutnant  t>on  SR5l)n 
blieb  unter  93ücting£  93efef)l  jurfief,  unb  fo  marfd)ierte 
id)  mit  meinen  beuten  unb  SÖegweifern  ab,  immer  burd) 
Walbige,  fd)lcd)tc  SBege  bergab«  @nblid)  in  ber  Siefe 
angekommen,  nad)  fünfviertel  ©tunben,  fam  id)  ju  28age* 
IjaW  erften  Soften,  fam  in  ein  fefyr  fd)5ned,  gepffajterte* 
35orf,  an  beffen  @nbe  eine  SRauer  mit  großem  Sfcor,  ba* 
neben  eine  Äird)e  unb  babei  bie  28ol)nung  t>on  #aupt* 
mann  2Bagel)al$  war,  worauf  id)  l)altmad)te,  bie  ?eute 
aufrufen  ließ  unb  mid)  bei  meinem  neuen  einftweiügen 
Kommanbeur*)  melbete.  @r  war  ein  Wann  ani  ber 
alten  3*it,  gutmütig  unb  fal)  feineäwegä  wageljalfig  au£, 

folgte  nod)  in  berfelben  9iad)t,  in  ber  er  in  SBrie^  eingebogen 
war;  am  11.  oormtttag*  war  er  in  Xuntefc. 

0  ßberft  3ind  fdjfog  fein  Stabsquartier  in  Mutz*  la 
SRontagne,  eine  ftarfe  «Wette  fübdftltd)  oon  ?ongW9,auf  unb 
umftettte  bann  bie  Segung,        *)  2öot)l  oom  Dorf  SÄe^te. 

8)  Hauptmann  Wü).  triebt,  9Bagel)al$,  aeb.  $u3iegen< 
hatn  25.  Oftober  1760,  würbe  fd>on  1817  auf  aöartegefb  ge* 
fefct,  1820  penfioniert,  bei  ber  Umgeftaltung  nad)  bem  Styron* 
wed)fel  1821  aber  aß  SRajor  unb  jbmmanbant  nad)  ©djmal* 
falben  verfemt,  wo  er  am  2.  ÜÄära  1838  geftorben  i% 


184  fcubtoig  <£mtl  (Stimm,  Erinnerungen. 

ein  fd)on  dltltcfyer  9Rann,  mit  rotem  @eftd)t;  feine  jn>ei 
fceutnantä  waren  aud)  jugegen,  beibe  fd)on  in  ben  t>ier* 
jiger  ober  gar  fünfziger Sauren;  berdlteftefyiejJSSourgiä1), 
ein  feljr  fleineä,  ftdmmigeä  9ERdnnd)en,  immer  bie  Heine 
pfeife  im  SRunb,  munter  unb  freunblidj  unb  fdjtodfcte 
ohne  @nbe,  tt>a$  if)m  in  ben  9Wunb  fam;  ber  anbre,  id) 
glaube  er  f)ief}  SÖolf9),  toar  fefyr  groß,  mager,  (eberne 
@eftd)i$farbe,  ber  ganje  SRenfd)  tt>ar  burd)  unb  burd) 
lebern,  fprad)  fefyr  langfam,  tt>ar  fieif,  fyatte  beftdnbig  bie 
#dnbe  auf  bem  Statten,  rauchte  nid)t,  lachte  niemals,  jjebe 
2umperei  tt>ar  ü)m  2Öid)tigfeit 

SMefe  brei  Offtjiere  gingen  in  ber  ©tube  auf  unb  ab, 
als  id)  eintrat;  ber  J[5err  Hauptmann  reifte  mir  bie  J&anb: 
„©uten  SRorgen,  lieber  ©rimm,  id)  tt>itt  S^nen  nun  bie 
©teilen  angeben,  tt>o  ©ie  3f)te  fceute  fyinpoftieren*"  3d) 
ging  gleich  ab,  nafym  bie  2eute  mit  unb  ftellte  fte  meift 
an  anbete  Orte,  benn  bie  mir  t>om  JjJerrn  Hauptmann 
angegebenen  fdjienen  mir  unpaffenb  unb  untauglid),  @r 
fam  balb  felbjl  mit  95ourgiS,  faf)  bie  meijlen  Sofien 
anberS  aufgejMt  unb  fagte:  „Sie  muffen  midj  falfd)  oer* 
ftanben  fyaben,  bie  Soften  jlefyen  ja  nid^t  fo,  ttne  id)'S  be* 
fohlen  fyabe*"  3d)  egpltaierte  ifym  bie  SRotoenbigfeit,  ba 
juerft  Soften  ^injufteffen  ufn>v  toomtt  er  benn  am  @nbe 
eim>erftanben  toar;  er  l)dtte  mid)  eigentlich  in  3lrrefl  (Riefen 
muffen,  aber  idj  rechnete  auf  feine  ©utmütigfeit  SÖieber 
nadfj  #aufe  geljenb,  fagte  er:  „3l)t  Quartier  ift  meinem 
gegenüber  unb  fefyr  gut,  aber  fommen  ©ie  biefen  Mittag 
bod)  ju  unä,  ttrir  fyaben  einen  oortrefflid)en  Sifd)!" 

Unfere  2Öad)e  tt>ar  im  Snnern  beS  Zoxi  unb  lagerte 


l)  Sofyann  SBourgiS  erfydlt  auf  fein  Anfügen  im  3al)re 
1815  ben  £bfd)ieb,  aber  feine  9>enfion;  toeiter  toar  über  tt)n 
nichts  aufjuftnben. 

■)  tiefer  (Sfyrfftopl)  Söityelm  SBoIff  toar  9>remferleutnant, 
biente  im  Regiment  9>rin$  ©olmS  btö  1817  toeiter  unb  sog  batm 
alä  9>enfionär  nad)  3Bifcenl)aufen,  too  er  am  21.  SRooember  1822 
im  Älter  oon  43  Sauren  geftorben  ift. 


IV.  gelbjug  nad>  granfceid).   Gaffel   1814 — 1815^    185 

auf  bem  9>flafter;  bie  meifien  Ratten  ftd)  aber  bod)  ©trol) 
jur  Unterlage  l)erbeigefd)leppt»  Die  Seute  befamen  fatt 
unb  gut  ju  ejfen*  Da*  Dorf  9W)on,  n>eld)eä  nur  eine 
lange  Straße  bilbetc  unb  t>on  einem  5$ad)  burd)jlo{fen 
tt>ar,  lag  in  einer  ©d)lud)t  t>on  fyofyen,  fd)6n  ben>ad)fenen 
SBergen  unb  muß  im  fyetßen  (Sommer  ein  fyerrlidjer  TLuftnU 
fyalt  fein*  Die  2eute  fd)ienen  tt>ol)U)abenb,  bie  «£dufer 
ttaren  alle  fcf)6n  unb  groß*  Sie  alte  Äircfye  umgab  eine 
Stauer,  auf  bem  großen  fteinernen  Zox  jtanb  in  ber  SÄftte, 
lebensgroß,  ©)rifhi$  mit  ber  Dornenfrone,  am  einen  @nbe 
SDtaria  unb  am  anbern  3»>l)anne$,  bie  Figuren  au£  bem 
Mittelalter  unb  gar  ntd)t  frf>Iedf)t,  icf>  Ijabe  ba*  @)anje 
angefangen  ju  jeid)nen,  umrbe  aber  ju  trielfadj  baran  ge* 
fi5rt  Sor  bem  2or  tt>ar  ein  fd)5ner  Reiner  SÖiefengrunb, 
babei  fing  gleidj  ttrfeber  ber  93erg  an,  oft  terraffenartig 
unb  mit  Söein  bepflanzt,  im  J&intergrunb  fyod)  in  ber 
2uft  bie  ^effatng,  beren  SBdlle,  dauern  unb  ©pifcen  ber 
Äircfyen  unb  l)6cf)ften  ©ebdube  man  fel>r  beutltd)  fefyen 
tonnte,  2inf$  t>on  ber  ^efhrng  fonnten  tt>ir  bie  Soften 
t>on  unfern  J&ufaren  auf  bem  Sergrücten  galten  fefyen* 
Den  Sag  ju&or  Ratten  bie  gxanjofen  einige  £anonenfd)fi{fe 
nad)  unferm  2or  abgefeuert1),  »ermutlid)  um  ju  guter  $ti$t 
nod)  einmal  tfyre  Kanonen  ju  probieren;  bie  ©d)flffe  n>aren 
aber  ganj  unnüfc,  unb  e£  tt>dre  albern  getoefen,  baä  £or 
ober  bie  Äircfyenmauern  einzufließen;  bie  ©pfiffe  gingen 
in  bie  @rbe,  unb  bie  kugeln  waren  t>on  ungeheurer  ®rftße; 
tt>re  Xuäfdffe  l)5d)fien$  mit  fünfzig  Mann  gingen  nur  biö 
in  bie  SBeinberge  unb  Ratten  meift  nad)  fyalbftünbigem 
«&erumfd)ießen  ein  @nbe* 

2Bir  alle  mußten  nun  bie  9tdd)te  auf  ber  ©traße 


l)  9Bagef)al$  mit  ber  1.  ffompagnfe  tag  im  Dorfe  SRefyon; 
bie  burd)  50  «fcufaren  unb  ?ubu>tg*  80  «Wann  aerfiärfte  »e* 
fafcung  be$  Orteö  ttmrbe  am  13.  2Cprtl  unb  in  ber  fotgenben 
SKactyt  burd)  ©efdjüfcfeuer  unb  2Cu^fdUe  lebhaft  beunruhigt;  babei 
verloren  bie  Reffen  nfentanb,  bie  granaofen  jefyn  $ote  unb 
mehrere  SSertounbete. 


186  fttbtotg  (SmU  ©rimm,  Erinnerungen« 

unter  bem  ®en>el)r  bleiben  unb  ttmrben  oft  burd)  9>lafe* 
regen  überrafd)t  unb  burd)U>eid)t,  baß  fein  gaben  trotten 
blieb,  unb  bei  Sag  ttmrbe  ftd)  bann  ttrieber  im  Quartier 
fo  biel  tt)ie  mftglid)  gepflegt;  ein  £leibung*ftücf  burfte 
natürlid)  niemanb  au^iefyen,  fam  bie  ©onne,  fo  wmrbe 
ftd)  barin  uneber  getrodtnet  ober  am  Steuer*  SSaren  tt>ir 
nid)t  naß,  fo  legte  id)  mid)  auf*  95ett  ober  auf«  ©ofa, 
n>enn  ein«  ba  war»  SRein  Quartier  tt>ar  fefyr  gut,  unb 
id)  t)ielt  meinen  9Rittag*ttfd)  mit  unferm  Äompagniearjt, 
2(b6e1)/  einem  gefd)icften,  gewürfelten  jungen  SRann. 
hafteten,  ®eflügel,  bi*  sunt  ©effert  n>ar  alle*  im  Überfluß 
unb  fefyr  gut;  an  Sfyampagner  unb  Stotoein  fein  SRangel: 
fo  lieft  ftd)  ber  93elagerung*juftanb  red)t  gut  anhalten, 
bi*  auf  bie-  füllen  9tdd)te,  tt>o  nid)t  baran  ju  benfen  tt>ar, 
ftd)  an  einem  geuer  ju  todrmetu  28ir  gingen  nur,  ben 
@dbet  in  ber  <@anb,  t>or  ben  beuten  auf  unb  ab,  unb  ber 
Hauptmann  brummte  bor  ftd)  t)in* 

Den  legten  Sag2)  machten  bie  geinbe  gar  feinen 
2fa*fatt  met)r,  unb  nad)  fed)*tdgtger  Belagerung  befam 
id)  morgen*  Orber,  jum  Regiment  ju  fommen.  3d) 
empfahl  mid)  bem  J&errn  Hauptmann  unb  feinen  Leutnant* 
unb  marfd)terte  ab.  Weine  ©olbaten  fingen  im  Dorf 
fd)on  an  ju  fingen ,  bi*  e*  ttneber  an*  23ergfteigen  fam, 
ba  mürben  fte  fHOL  SRülbner  n>ar  mit  einem  3lbj[utanten 
in  ber  fteftung,  nad)t)er  ifl  ber  SBBaff enftiSftanb  eingetreten8). 

SBtr  markierten  lieber  ben  SBeg  jurflcf  unb  tarnen 
abenb*,  e*  tt>ar  fd)on  bunfet,  t>or  93rien  an;  bie*mal 
ttmrbe  unfer  Regiment  im  @tdbtd)en  einquartiert,  unb 
tt>ir  brei  famen  ju  einem  ©oftor  gürtner;  biefer  fprad) 
nebfl  feiner  grau  beutfd),  er  n>ar  au*  2rier  gebürtig;  ber 

*)  ©.  u.  b.  Stafonenfcerjeldntl*. 

*)  2fm  16.  3(prti:  am  17.  tourbe  bie  ©lodabe  aufgehoben. 

•)  Cberftteutnant  *>on  Socfyenfyaufen  hatte  am  13.  Jtyrtt 

Unterbanblungen   begonnen;   am  16.  toar  Sftülbner  in  ber 

ftung;  3tncf  unterl)anbelte  nad)  biefem  toetter  unbjdjlofl  ben 

ffenftfttf 


laffenftfuftonb,  nad}  bem  am  19.  bie  21  r>effifcr)en  (befangenen 
au*  ber  gefhmg  entlaffen  tourben. 


IV.  gelbjug  nad)  granfreid).   öaffel   1814—1815.    187 

Hauptmann  befam  ein  3immer  unb  93ütfing  unb  id> 
rfnä  jufammen;  fd)6ne  93etten,  aKeä  reinlid}  unb  bequem, 
2ifd)  unb  gxür)ftütf  gut,  l)6flid)e,  jmwrfommenbe  Seute* 
9Bir  jwei  Ratten  nid)W  ©iligereä  ju  tun,  al*  und  fcf>nett 
auäjujteljen  unb  tnä  SJett  ju  legen,  wo  wir  bann  aud) 
wt  Sageäanbrud)  nicf>t  aufmachten.  SRorgenä  fagte  ber 
©oftor:  ,,3d)  t)abe  Sie  gejtern  abenb  ju  Sifd)  laben 
laßen,  aber  niemanb  gab  Antwort,  (Sie  muffen  fd)on  ge* 
fd}(afen  l)abem"  SBie  war  id)  fo  frol),  mid)  wteber  ein* 
mal  orbentlid)  wafdjen  unb  ein  retneä  «$emb  anjietyen  ju 
(ftnnen!  3d)  war  fo  fd}mufeig,  unb  baö  JjJemb  fal)  au^, 
afc  wenn  e$  an  einem  SBagenrab  gegangen  t)ätte,  unb 
bie  ©trumpfe  mußten  gar  weggeworfen  werben  (id)  t>atte 
&on  Saffel  nur  brei  #emben  unb  fed)$  9>aar  ©trumpfe 
mitgenommen,  weil  mir  berJ&err  *on  SBeloroO/örjMpt 
be£  £urprinjen  Qefct  preußifdjer  ®eneral),  geraten  fyatte, 
ja  nid)t  mefyr  mitzunehmen. 

2tuf  ben  Mittag  tt>aren  wir  ju  einem  großen  @jfen 
eingelaben,  id)  weiß  nid)t  mefyr,  ob  ton  ber  Stabt  ober 
ton  wem*  Aber  e$  war  fo  brillant,  wie  e$  in  einem 
©tdbtd)en  nur  fein  famu  3d)  war  begierig,  ob  ber 
©berft  mid)  wegen  ber  alten  ®efd)td)te  »ornelpnen  werbe 
unb  wie  ber  SRajor  Don  SRiebefel  ftcf>  mir  gegenüber 
wol)l  benehme*  Sie  Safel  war  fefyr  groß,  unb  bie  2(bfu* 
tanten  Ratten  bie  £m>ertä  mit  tarnen  bejeidjnet  SSte 
bie  30?ufif  anfing,  festen  wir  und;  wir  brei  faßen  neben 
bem  Oberftleutnant  *>♦  #arra$,  aW  ju  beffen  93ataiHon 
get)örenb,  nid)t  weit  ton  unä  ber  Ober fi  mit  feinen  brei 
Offneren,  unb  fo  ging  e$  fort;  Offtjiere  fafi  ton  atten 
^Regimentern,  aud)  preußifd)e,  waren  babei. 

Sie  erfle  l>albe  (Stunbe  war  e*  fo  jiemltd)  rut)ig, 

l)  Den  preußffcfyen  Oberleutnant  8ub»ta*>on  18 e low 
wirb  ftd)  bie  #urprfn$efim  2fugufte  *>on  intern  «ruber  jjrfeb* 
rfer)  äBUfyelm  III.  aum  ®out>erneur  tt>re^  ©ofjne*  erbeten 
haben;  er  fam  1813  au*  Berlin  mit  nad)  Gaffel;  bie  älteren 
«rüber  fannten  unb  fdjäfcten  ifyn. 


188  Subtotg  Smfl  ©rtmm,  Srinnetun^ett. 

aber  et)e  ber  (Sfyampagner  fam/  tonnte  man  fd)on  fein 
eigne«  SÖort  faum  tterfiefyen,  unb  nun  immer  bie  SRuftf 
bajttrifcfyen!  3)er  9Wajor  t>on  Sliebefel,  Hauptmann 
Ädrbel1),  ber  SBiebcricf)  fafjen  unä  fdfyrdg  gegenüber, 
SBieberid)  ragte  über  äffe  l)ert>or,  fein  @eftd)t  tt>ar  ein 
enrigeS  Sachen,  aber  feine  2(ugen  betrachteten  alle  ©Rüffeln, 
unb  um  ben  9Wunb  gldnjte  affeä  fettig*  @$  w>ar*ein 
ett>ige3  2(nfiof}en  unb  ©Idfergeflirr;  ber  Oberfl  fließ  mit 
bem  Oberflleutnant,  legte  ftd)  mit  bem  @ffenbogen*auf 
ben  Sifd)  unb  ftiefj  fefyr  freunblid)  mit  mir  am  3)a$ 
tt)ar  bie  erfle  23erül)rung,  in  bie  id)  tt)ieber  mit  ü)m  fam, 
vorüber  td)  fefyr  erfreut  tt>ar,  unb  nad)l)er  l)at  er  bie  ©e* 
fd)id)te  nie  mit  einer  (Silbe  gegen  nrid)  ertt>dl)ni  2)er 
SJüdfing  fagte:  ,,3d)  tt>itt  bodj  feljen,  tt>a$  ber  SRiebefel 
mad)t",  unb  furj  barauf  fließ  biefer  aud)  mit  bem  Oberfl, 
bem  OberfHeutnant,  bem  Äapitdn,  mir  unb  95üdfing  an! 
9lad)l)er  fpradj  er  fefyr  freunblid)  mit  mir,  tt>ie  e$  mir  fcor 
ber  Sfeflung  2ongtt>9  gefallen  f)abe,Bunb  tt>ar  fefyr  ineinanber* 
95üdfing  lad)te,  jupfte  midj  am  Ärmel  unb  fagte:  „Saä  tfl 
prächtig,  jefct  gibt  er'«  tt>ol)lfeiler;  folgen  fceuten  mufj  man 
nur  bie  3dl)ne  toeifen,  bann  fommen  fte  in  Orbnung!" 
@$  ttmrben  unjdl)lige  ©efunbfyeiten  getrunfen,  unb  bie 
Sfyampagnerfldpfel  fydrten  gar  nicfyt  auf  ju  fnaffem  ©o 
gegen  baä  (Sttbe  —  bie  2id)ter  famen  fdfyon  —  ba  tonnte 
man  feine  2eute  betrachten!  2)e$  einen  ®efid)t  fdjtt>amm 
in  einer  tt>al)ren  ©eligfeit,  ber  anbere  tt>ar  über  bie  @e* 
büfyr  auägelaffen,  ber  britte  nmrbe  jdnfifdj,  ber  vierte 
ganj  fliff,  ein  anberer  fdjldfrtg,  bie  9Rei)r}al)l  aber  tobte. 
SBieberid)  fafj  ermattet  ba,  auf  biefem  ©d)lad)tfelb  fyatte 
er  reblidj  gefdmpft  unb  alle  ©trapajen  mitgemacht,  er 
fyatte  ftd)  auägejeicfynet!  Sa  fafj  tterbauenb  ba£  monstrum 
honend  um,  ein  leerer  Äopf,  tin  voller  Söanfl  uftt>* 
O  SWufe,  lafj  ben  Solang  f äffen! 

l)  3ol)-  £etnr.  Ädrbel  f)(tt  n>ot>(  1817  ben  SDfenft  aerlaffen 
unb  ifl  ba  311m  lefetenmal  im  ©taatäfatenber  atö  au  ©ubenäberg 
tootynenb  genannt 


IV,  gelbjug  nad)  granfrefdj.   Gaffel   1814—1815.    189 

2)ie  ©tabSoffijiere  unb  einige  3Clte  waren  aufge* 
brocken,  um  fid)  fcermutltd)  bem  ©d)laf  in  bie  2(rme  ju 
werfen:  bie  eigentliche  Söirtfdjaft  ging  aber  je&t  erfi  lo$, 
unb  wir  jwei  wollten  aushalten  bis  julefct,  um  mit  anju* 
fefyen,  waä  für  fomifcfye  Auftritte  alle  t>orfommen  würben* 
Äapitän  *>on  ©tiernberg  l>atte  fdjon  etwa«  im  Äopf, 
raupte  aber  nod)  ladjenb  feine  pfeife;  95ranb  war  nod) 
jiemlidj  auf  ben  95einen,  balb  l)ier,  balb  bort;  ein  paar 
#ufaren,  *in  preufKfd)er  unb  ein  paar  anbere  Offtjiere 
lagen  im  ^intergrunb  auf  jufammengeritöften  ©tfifylen  unb 
fdjlummerten;  ein  unglaublicher  Sabafäqualm  war  im  ©aal, 
wir  madjten  genfier  auf,  ba$  fyalf  aber  Wenig  ober  nid)t3, 
e$  waren  einige  fftnfjig  SRaudjer  ba!  2)a  fianb  9Hmfd), 
@lül)Wein,  Äaffee,  ©Jampagner,  Slot*  unb  SBeiflwein. 
Einige  fonnten  unglaublich  t>tel  trinfen  unb  vertragen* 
2)a  waren  ein  paar,  bie  tranfen  95rfiberfd)aft,  umarmten 
fid)  in  einem  fort,  fonnten  aber  beibe  nid)t  mefyr  gut  ftefyen, 
unb  tfyre  ßftpfe  fingen  jur  ©eite;  fo  fid)  umarmenb  be* 
trachteten  fte  fiel)  gegenfeitig  lädjelnb*  „3)u  bifi  ein  brat>er 
Äerl!"  —  „2)u  bift  aud)  ein  brafcer  Äerl!"  fagten  fie, 
fdjwanfenb  bie  ©läfer  in  ben  JjJdnben  fyaltenb*  5Da$  un* 
jufammenfydngenbfte  3*ug  fpradjen  fie  unb  immer  ba* 
jwifdjen:  „2Öir  ftnb  bra*e  Äertö!",  bi$  fte  bann  im  @e* 
bränge  ©tftfje  befamen,  auäeinanberfitfyren  unb  ftdj  wieber 
nieberfefcten;  an  allen  Chtben  würben  23rftberfd)aften  ge* 
mad)t  ober  wieber  erneuert*  3d)  l)abe  ba  aud)  wie  in 
2anb3l)ut  bei  ben  ©tubenten  93rflberfd)aften  getrunfen  mit 
preujHfdjen  unb  l>efitfd)en  Offizieren,  beren  SWamen  id) 
nid)t  wufite  unb  bie  id)  nie  wieber  gefefyen  l>abe! 

Unfer  Hauptmann  faf}  nodj  am  alten  gletf,  jwifcfyen 
jwei  ©tfifylen,  raudjenb,  lädjelnb,  l>alb  wacfyenb,  l>alb 
fdjlafenb;  ein  anberer  erjäl)lte  il)m;  einige  fd)liefen  fefi, 
würben  aber  burdj  ba«  ewige  J£in*  unb  J$ergel)en  wieber 
aufgeflogen*  Sie  9tfid)ternflen  fpielten  nodj  eifrig  Äarten, 
wobei  e$  oft  ju  fcfyeinbar  ernften  @jplifationen  fam,  aber 
burd)   bai  „5$rflberd)en,  rufyig!",  waä  mehrere  Stimmen 


190  Subwtg  (Smtf  ©rimm,  ©rinnerungen. 

riefen,  gleid)  alle*  lieber  beigelegt  würbe«  Söieberid) 
fcfylummerte  bon  3eit  au  3eit,  aber  bie  £orfftopfen,  bie  ü)m 
an  ben  Äopf  flogen,  liefen  ü)n  nicf>t  lange  baju  fommen; 
er  rief  bann  mit  fel)r  fd)Werer  3unge:  „SBer  l)at  benn  ba* 
getan?"  Die  ßufaren  Ratten  tl>re  Trompeter  aud)  ba, 
unb  ba  bie  meifien  betrunken  waren,  fo  gab  ba$  dn  Sufd)* 
blafen  unb  eine  SRufif,  baß  ftcf>  bie  @ngel  im  Fimmel 
barüber  fyätten  erbarmen  mögen. 

®egen  SRorgen  —  e$  mochte  wol)l  bier  Ityr  fein  — 
rief  ein  SDtojor  ganj  laut:  „SBltint  Ferren,  id)  bitte  um* 
SBBort!"  @$  bauerte  aber  lange,  efye  e$  rut)ig  würbe;  er 
rief  einigemal,  ba  würbe  e*  fo,  baß  man  it>n  »erflehen 
fonnte:  ,,3d)  fd)lage  bor,  baß  n>ir,  et>e  e*  Sag  wirb,  alle 
in*  Quartier  gefyn,  ©ie  tt>iffen  alle  felbfi,  warum!"  Der 
Wtann  fyatte  red)t,  fonft  fydtte  wol)l  mancher  ben  ganzen 
2ag  feinen  SRaufd)  im  ©aal  berfd)lafen  müffem  Die 
fomifcfyen  ©jenen,  bie  nun  beim  Xufbrud)  unb  SRadjljaufe* 
gefyen  unb  9tadjl)aufefal)ren  vorfielen,  fann  man  fxd)  benfen! 
©tiernberg  faß  nod)  rufyig  an  feiner  Stelle;  icf)  fagte 
il)m,  tt)ir  wollten  nad)  £au£»  ,,©o,"  antwortete  er,  „{jjPi 
benn  fd)on  fo  fpftt?  9hm,  fo  fommen  ©ie!"  Q£$  ging 
erft  ganj  gut,  aber  in  freier  2uft  würbe  fein  ©ang  feljr 
unftcfyer;  SSüdfing  unb  icf)  führten  ü)n  nacf)  Jpauä,  wo  er 
fo,  angezogen,  fid)  auf*  95ett  legte  unb  gleicf)  einfd)lief, 
wie  aucf)  Fading* 

SRorgenä  ad)t  Ufyr  melbete  ber  gfelbwebel,  bie  Äom* 
pagnie  wäre  bor  unferm  Quartier  aufgehellt;  icf)  ging 
l)inau$,  lief  2(ppeff  galten,  frug  bie  ©olbaten,  ob  fte  mit 
ifyrem  Quartier  jufrieben  wären,  fagte  ben  Unterofftjteren, 
fte  foQten  barauf  fefyen,  baß  feine  klagen  Aber  bie 
©olbaten  an  ben  Oberfien  fdmen,  unb  bann  legte  icf) 
micf)  aucf)  auf*  SBett,  btÄ  wir  jum  @ffen  gerufen  würben* 

Der  #err  Doftor,  feine  grau  unb  nod)  eine  alt* 
tid}e  Serwanbte  waren  bei  2ifd);  er  erjäljlte  recf)t  intereffant 
t)on  9Refe,  Srier  unb  ber  Umgegenb,  unb  icf)  befam  rechte 
2uft,  einmal  SRefc  ju  befefyen,    Die  Damen  tonnten  nid)t 


IV.  gelbjug  nad)  granfreid).   Gaffel.   1814—1815.    191 

genug  Don  ben  Stoffen,  befonberd  ben  Äofafen,  erjagen, 
tote  tfe  ed  in  93riet)  unb  ber  Umgegenb  gemalt  Ratten; 
fte  tooEten  lieber  fed)d  Regimenter  Reffen  ald  ein  ruf{tfd)ed 
jur  Einquartierung  tjaben! 

Der  ©berjt  ließ  und  gel)6rig  audrutyen,  noir  nmrben 
burd}  feinerlei  Dienft  gefd)oren,  u>ad  und  allen  fefyr  ju* 
fagte,  nur  baß  n>tr  foutnantd  bie  «£aupttt>ad)e  bejietyen 
mußten,  tt>ad  aber  nid)t  oft  gefd)al)*  3«  ber  9Bad)tfhtbe 
tt>ar  bann  triebet  ber  JjJerr  SWaire  mit  feinen  Schreibern 
ju  finben;  biefe  £auptn>ad)e  noar  ber  ©ammelplafc  ber 
metfien  Offtjierc;  ed  umrbe  geraucht,  Statten  gefpielt  unb 
aber  £appalien  jhmbenlang  t)tn  unb  t)er  gefprodjen;  bad 
bauerte  abenbd  btd  elf  unb  jtt>ftlf  Ut)t,  bann  legte  id)  mid) 
auf  mein  großed  leberned  (Sofa  unb  ließ  mid)  Dom 
Unterofftaier  nid)t  el)er  toecten,  ald  ed  nftttg  tt>ar* 

(Sin  großer  3fnjiel)ungdpunft  tt>ar  bie  Xpotyefe*  ©ie 
J&erren  Offöiere  flogen,  tt>ie  bie  95ienen  in  einem  SMenen* 
forb,  ein  unb  aui,  ber  2(potl)eferl)omg  tt>ar  aber  bed  gried* 
grftmigen,  bummen  3(potl)eferd  fd)ftne  Softer  ober  9Udjte: 
eine  frifcfye,  adjtjel>njäl)rige  23lonbine  mit  großen  blauen 
Xugen,  aber  einem  unbebeutenben  ©eftd)t,  bie  id)  in  lein 
SBilb  Ijätte  brauchen  fftnnen*  Die  Ferren  gxetttuKigen 
fd)tt>drmten  ba  aud)  Diel  ein  unb  aud;  bad  intereffantefte 
bei  ber  ®ad)e  tt>ar,  ben  gedngfügten  3(pott)efer  mit  anju* 
feljen,  u>ie  er  innerlich  tt>fltenb  mit  feinen  Reinen  blifeenben 
Äuglein  feine  9ttd)te  bett>ad)te  unb  babei  läd)erltd)  artig 
unb  f>5flid^  noar! 

X)ad  ©t&btd)en  SJriep  liegt  fefyr  romantifd);  id)  n>ar 
oft  bort  unb  fyabe  ed  gefetyen,  tt>ie  gelber  unb  äBSlber 
grfin  tt>aren;  ba  ed  fo  natjt  bei  SRefc  liegt,  t>at  ba  alled 
einen  mel)rgroßfiäbttfd)en#njtrid)*  Hauptmann  &on@tiern* 
berg  fyatte  in  9Wefc  einen  S5ertt>anbten  ober  Onfel  (@raf 
t>on  ©Hernberg1)),  ben  tt>ottte  er  befugen,  unb  ber  Oberft 
gab  und  fünf  bid  fed)d  Zage  Urlaub  nebjt  Raffen  bafyin* 


■)  <5d  toar  ber  Altere  (in  ©tocfyofoi  geb.)  Stoiber  bed  Satetd 


192  Subwig  <$mf(  ®rtmm,  (Erinnerungen. 

2Bir  Ratten  fd)ftne  unb  gute  9*ferbe,  unfern  monat* 
liefen  @olb  in  bet  Safere  unb  prddjtige*  SBetter*  2)a 
würbe  bann  fefyr  vergnügt  abgeritten  nebjl  95ebienten* 
2Bir  famen  an  fo  manchem  Ort  vorbei,  wo  wir  mübe  unb 
hungrig  Ratten  marf gieren  muffen,  aud)  an  ben  ©teilen, 
tt>o  tt>ir  unä  mit  bem  geinb  fyerumgefdfylagem  SBunber* 
fdjdn  n>ar  e$  in  bem  £al  t>on  9Wefc*  Grnblidj  famen  nur 
fcor  bie  Sfejhmg*  ©er  franjftftfdje  Offtjier  t>on  ber  2öacf)e, 
nacfybem  er  unfere^dffe  gefefyen,  grüßte  unb  fagte:  „Passez, 
messieurs!"  3Cm  jweiten,  britten  unb  trierten  2Bad)tpoften 
ging'S  ebenfo;  fo  ritten  wir  burd)  bie  ©tabt;  tt>ir  würben 
manchmal  tton  hinten  mit  ©teinwfirfen  begrübt,  bie  ben 
9>f erben  unter  bie  95eine  flogen,  wir  ritten  aber  rul)ig 
weiter  unb  {Hegen  in  einem  großen  @aftt)au$  auf  einem 
freien  9>lafc,  nid)t  weit  t>om  3Dom,  ab,  t>on  wo  ani  wir 
ben  Selegraprjenberg  gegenüber  unb  ba3  ©ebdube,  worin 

t>on  o.  <5t,  griebrid)  SBUfyelm  ©tiern  o.  ©tiernberg.  @r 
fft  1765  afö  «Major  im  1.  furbeftffd&en  ©arbe*9tot.  unb  julefct 
1770  alö  Oberjtleutnant  unb  glügelabjutant  im  (staatefalenber 
oer&efd)net,  fd)eütt  aber  bann  (ofyne  $enj!on)  ausgetreten  unb 
auägewanbert  $u  fein.  5BieHefd)t  ging  er  na*  fcugemburg,  *on 
wo  wenigften*  feine  grau,  SDtorte  2fttne  geb.  ©uprel,  ftammte; 
1815  erft  taucht  er  in  ben  SBefcer  (SinwofrterUften  (im  ftäbt.  r)fft 
2frd)to)  auf;  rjier  ift  er  erft  1820  aß  ©aron  bejetcr)net  unb  am 
7.  gebruar  1822  im  2flter  *on  84  3af)ren  geworben,  alfo  1738 
geboren  unb  bei  bem  ©efud)  ber  beiben  &mb$leute  76  3ar>re 
alt  gewefen;  feine  grau  war  65  3afyre  alt;  ob  wirflief)  Äinber 
fcorfyanben  waren,  ift  bort  nfdjt  ju  ermitteln  gewefen.  jfoie  Ster* 
bältniffe  fdjeinen  aber  nfd)t  auju  gldnjenb  gewefen  ju  fein,  unb 
man  muß  bie  buret)  Subwigä  drjdhlung  aeweeften  Ssorfrelhmgen 
etwa*  bampfen,  wenn  jene  Giften  fagen,  baä  *J)aar  fyabe  %it<Mi> 
frtaße  23  mit  einer  SDtogb  gewohnt  für  anfangt  100,  fpdter 
150  gr.  SDWete  pro  3al)r!  Xu*  ber  weiteren  ©emerfung  ber  ÄÜen 
„rentier  de  TEtat  prussien"  fönnte  man  vermuten,  bafi  er 
awtfcfyen  1770  unb  1814  noer)  in  preujlffdjen  SMenften  geftanben 
fyabe.  —  ®rdflict)  ift  aber  in  ber  gamilie  nur  bie  grau  be* 
jüngeren  ©ruber*  be*  SÄefeer  unb  beä  Staferrjagener  ©t.  gewefen: 
btefer,  Ulrid>griebricr),  1740—96,  beff *caffelf*er  «egationdrat, 
ber  1781  preuftfferjer  greifyerr  t>on  ©tiern  (in  Oftpreuflen) 
würbe,  rjatte  eine  ©rdfin  jD&nfyoff,  t>erw.  fc.  Oppel,  geheiratet 


iSantm  non  Saoigny,  180?. 

Und,  f.  £.  ffiiirom. 


tfniij  t.  C.  Orimm. 


IV.  gclbaug  na*  granfteid).  CaffeL  1814—1815.    193 

td)  bie  dlad)t  mit  93 fl (fing  lag,  fefyr  gut  fefyen  tonnten; 
tt>ir  liefen  und  3intmet  geben,  unb  nad)bem  ttrfr  und  ge* 
I)örig  jured)tgemad)t  Ratten,  gingen  tt>fr  in  ben  Dom, 
beffen  3nneted  mir  fef>r  gefiel,  befonberd  bie  ungeheuer 
büfen,  t)ot)en  gotifdjen  ©flulem  @d  tt>aren  tt>emg  Silber 
barin,  ein  paar  große,  fd)6n  in  (Siein  gehauene  SRitter, 
©rabfieine,  intereffante  Saufbeden  unb  allerlei  <&tiftni* 
tt>ürbiged;  ed  gingen  nod)  eine  Sftatge  frember  Offtjiere 
barin  fyerum,  unb  id)  t)dtte  midi)  gerne  länger  ba  aufge* 
galten,  bie  ©afrifiei  befefyen  uftt>v  aber  ©tiernberg  fyatte 
f&r  fo  etoad  feinen  ©um;  er  eilte  tt>ieber  fyinaud,  unb 
ba  er  in  SRefc  befanni  tt>ar  unb  td)  nid)t,  fo  mußte  td) 
n>ol)l  mitgefyem  Die  anbern  Äird)en  waren  unbebeuienber; 
toir  gingen  fo  fyerum  bid  jur  ©ffendjeit  2fld  n>ir  in 
unferm  ©aftfyof  anfamen,  n>aren  fd)on  eine  STOenge  SRar* 
queurd  befd)äftigt  mit  auftragen;  in  einem  präd)tig  aud* 
gefd)mütften  großen  ©aal  ftanb  bie  reid)lid)  audftaffterte 
große  Safel;  ben  Oberftleutnant  SJobe1)  Dom  Regiment 
Äurfttrji  mit  nod)  einem  fyefpfd)en  Ofpjier  trafen  tt>ir, 
unb  er  fam  ju  und  unb  fagte:  „Weine  Ferren  Äameraben, 
nur  n>otten  und  jufammenfefeen!'1  9tufjifd)e,  preuf$tfd)e, 
franjöjtfdje  Offtjiere,  ©enerale  unb  2eutnantd,  3toilijlen, 
aud)  Samen,  befefeten  bie  große  2afel,  unb  an  jeber  ©eite 
xoax  ein  Ordjefier*  Die  QRefyrjafyl  tt>aren  franjöftfd)e 
Offtjtere,  alle  aber  auflerorbentlid)  artig*  2(n  ber  Safel 
tt>ar  ein  @efd)natter  &on  allerlei  (Sprachen  burcfyeinanber, 
unb  fte  bauerte  nod)  fort,  ald  bie  Siebter  unb  Kronleuchter 
angejünbet  ttmrben*  ©ad  feinfte  @ffen  tt>ar  ba  unb  tt>oju 
man  nur  ?uft  fyatte,  unb  ganj  vortreffliche  SBeine,  be* 
fonberd  ßfyampagner* 

dlidjt  tt>eit  bat>on  n>ar  aud)  bad  Sweater,  tt>o  tt>ir 

- 

*)  Oberftleutnant  Otto  GljrifWan  SBobe,  geb.  1763,  ift  1824 
»enffontert  toorben  unb  30. 3anuar  1826  au  feaffel  geftorben.  dt 
jelbft  fytt  anfdjetnenb  feine  gamilie  btnterlaffen,  Dagegen  leben 
Ötaajfommen  feined  SBruberd,  bed  ®ef).  3ufHaratd  Dr.  ©onrab 
SB.,  in  Gaffel 

8tttw.  @rimm,  Grütneranffit.  13 


194  Subttfg  <$mtl  (Mann,  (grtroterungen. 

Eingingen,  bie  SStHette  auf  ben  crften  SRang  Ratten  ttrir 
frf)om  ibai  Sfyeater  t>atte  fd)on  angefangen,  aU  wir 
famen,  unb  aHe^  n>ar  fd)on  befefet;  bie  franaJftfdjen  Offt* 
jiere  n>aren  aber  fo  galant,  rücften  jufammen  unb  luben 
unö  auf  gute  9MÄfce  ein;  »or  un*  faßen  bie  Damen,  tt>or* 
unter  fefyr  fd)6ne  n>aren,  in  neuerem  ^arifer  ^)u^  unb 
OpernglAfer  in  ber  J&anb*  @$  nmrbe  griebridi)  ber  ©roße 
gegeben,  atteö  franjdjifd),  tt>ot>on  id)  n>enig  ober  nidjtä 
fcerjtanb*  griebrid)  ber  ©roße  tt>urbe  t>on  einem  fel>r 
großen,  l)ierju  ganj  unpajfenben  9Renfdi)en  gefpielt;  feine 
©arbe  erfdE>icn  in  franjdftfd)en  Uniformen,  rote  ©renabiere 
in  SSArenmüfcen,  bie  id)  ben  anbern  Sag  in  SRefc  tyerum* 
gefyen  unb  bie  2Badi)en  bejiefyen  fat).  Ttbmbi  ttmrbe  nod) 
in  ein  paar  Äaffeel)Aufer  gegangen,  um  baä  ©etriebe  mit* 
anjufefyen* 

Den  anbern  SRorgen  festen  tt)ir  unä  ju  9>ferb,  tt>orauf 
fxrf>  nad)  unb  nad)  mehrere  frembe  Offtjiere  ju  und  ge* 
feilten,  unb  befafyen  bie  ©tabt  ober  toenigfienä  einen  Seil 
berfelbem  Dann  ging'*  jum  ©rafen  ©tiernberg,  ttrir 
ließen  ba  bie  ^ferbe  in  ben  ©taH  bringen  unb  würben 
t>on  il>m  fel>r  fydflid)  empfangen:  ein  alter,  fyagerer  SD?ann 
in  einem  grünen  Damafifd)lafrotf  mit  großen  SSlumen, 
bleid)  fcon  garbe,  &on  bett>eglid)en  @ejid)t$jügen;  er  tjaüt 
ettoaä  Srocleneä  unb  galfd)eä  im  ©ejtd)t;  ein  paar  junge, 
fefyr  gepufcte  Damen  tt>aren  jugegen;  tt>ir  ttmrben  ifynen 
t>orgefteOt;  ftc  !onnten  alle  fo  atemltd)  beutfd),  Ratten  n>enn 
aud)  gerabe  nid)t  fd)6ne,  bod)  intereffante  @ejid)ter,  be* 
fonberä  aud)  Heine,  nieblid)e  gfiße*  Die  3ünmer  tt>aren 
nad)  altem  fran^ßftfcfyem  @efd)matf ,  aber  t>ornel)m  etnge* 
richtet;  große  marmorne  italiemfd)e  Kamine  unb  fyofye, 
grün*  unb  gelbfeibene  35orl)Ange*  <5i  ttmrbe  ein  reidjltd)e£ 
grüt)ftücf  aufgetragen,  unb  man  tt>ar  ganj  ungeniert  ba, 
bie  Damen  fefyr  munter  unb  lufKg,  fte  fangen  jum  glügel 
unb  jur  ©ttarre  unb  famen  mir  alle  ttrie  ©d)aufpielerinnen 
t>or*  2fn  ben  SBAnben  fingen  ÄupferjHdje  nad)  Dat>ib 
unb  Erinnerungen  an  Napoleon,    dlidjtö  n>ar  ba,  tt>a£ 


IV.  gelbaug  nad)  granfreid).  Gaffel.   1814—1815.    195 

an  3>eutfd)lanb  erinnerte;  td)  fragte  bie  9Wd)te,  ob  fte 
aud)  male  unb  jeidjne;  fte  brachte  mir  gleid)  it>re  SRappe, 
an  ber  idj  mtd)  aber  ntd)t  erholt  fyabe;  id)  n>ar  frol), 
baß  fte  mid)  nidjt  aufforberte,  meine  Meinung  ju  fagen« 
9lad)bem  tt>ir  gefrüljflücft  Ratten  —  ba*  grüljflfirf  beftanb 
au*  gifd),  ©alat  mit  ©enffauce,  ©pargelfalat,  «£äl>nd)en, 
Söraten,  Sauben,  allerlei  Äompott,  3u<fem>erf,  SSRanbeln, 
SRoftnen  ufto*  —  fliegen  tt>ir  tt)ieber  ju  9*ferb,  ttmrben 
aber  jum  2fbenbeffen  unb  ©piel  etngelabem 

28ir  ritten  an  ben  SÖaD  ber  Sefhmg,  burften  aber 
nid)t  hinaufgehen,  famen  bann  burd)  eine  fel)r  fdjftne 
©traße,  tt>o  td)  bemerfte,  baß  ba  metft  lauter  ©olb*  unb 
©ilberlftben  tt>aren,  mit  allen  möglichen  Arbeitern  Mittag* 
tt>ar  bie  2afel  tt)ieber  fo  brillant  ©egen  2fbenb  gingen 
ttnr  jum  alten  ©tternberg,  n>o  alle*  erleuchtet  unb  eine 
jiemlid)  große  ©efellfdjaft  ba  tt>ar,  alte  franjöftfdje  Ferren 
mit  unb  ol)ne  23dud)e,  rote  93änber  im  Änopflod),  meift 
gepubert,  franjöftfcfye  Offiziere  in  t>erfd)iebenen  Uniformen, 
toenig  alte,  meift  junge  ©amen  im  fdjönften  SBallpufc, 
leid)ifftßtg,  bett>egltd>,  fofett  unb  affeftiert  Sie  SJhtftf 
fing  an,  e*  tt>urben  meift  franjöftfdje  Sdnje  getanjt;  tt>tr 
fafyen  gu;  bie  9Kd)te  fam  ju  ©tternberg:  „2anjen  ©ie  unb 
3fyr  Äamerab  md)t?"  —  „SBon  bem  3eug,  tt>a*  l)ier  getanjt 
tt>irb,  »erflehen  tt>tr  nidjt*,  meine  fdjdne  Soufine,  aber  mit 
Vergnügen  tt>erbe  id)  einen  SÖaljer  mit  3fynen  tanjen." 
Stadler  beim  SÖaljer  tanjte  er  mtt  tl)r  unb  id)  mit  einer 
anbern  ©djftnen*  ©tiernberg  tanjte  fefyr  fyolperig,  unb 
ber  J&immel  tt>eiß,  tt>a*  meine  Sflnjerin  fftr  Schritte  mag 
gemacht  l)aben,  aber  e*  ging  bodj,  fte  tt>ar  feberleidjt. 

@in  bitfer  altmobtfd)er  Ȥerr  mit  einem  alimobtfdjen 
©amtfraef,  nidjt  groß,  breitfdjultrig,  immer  mit  ber  <§anb 
enttoeber  mit  feiner  Ut>rfctte  ober  mit  feinem  Sft&ot1) 
fpielenb,  gepubert  unb  in  ©djul)  unb  ©trumpfen:  ber 
tt>ar   mir   ber   fatalfte   in   ber   ganjen   ©efellfdjaft;    er 


*)  »ufenffteif. 

13 


196  Subwig  (Smil  ®rfmm,  Erinnerungen. 

rjatte  etwa*  «£61)mfd)e$,  28iberwärtige$  in  feinem  ©e{td)t, 
fyatte  einen  Orben  um  ben  <@alö  unb  fal>  unä  immer 
läcfyelnb  tum  oben  bi$  unten  an;  er  würbe  JJ3err  QRarquiä 
genannt 

©onberbar,  bajj  ber  biete  Wann  immer  in  unferer 
9Zdt)e  war*  2fl$  id)  bie  franjdftfdjen  Sänje  anfal),  ftanb 
er  tt>ieber  neben  mir  unb  fagte:  „9Rein  J&err,  warum 
ianjen  ®te  nid)t?"  —  „93ei  un$  werben  biefe  Sßnje  nidjt 
getanjt",  antwortete  id).  „ <@aben  @te  aud)  t>or  SRefc  ge* 
ftanben?"  —  w3a",  fagte  id)*  „28enn  unfer  ©eneral 
©urutte  gewollt  %tibkt,  fo  wäre  fein  Wann  &on  ben 
Reffen  n>ieber  nad)  J&auä  gefommetu"  „SBarum  I>at  benn 
baä  3f)r  «£err  ©eneral  nid)t  getan?  SÖir  fianben  ü)m  ja 
wochenlang  »or  bem  2fngejtd)t  unb  erwarteten  tyn  alle 
Sage!  SÖarum  ift  er  benn  nidjt  Jfter  ju  un*  gefommen?" 
„2fu*  9iütffid)t,  au*  SRürfft^t!"  —  „@o,  ba*  ift  mir  ja 
Wa*  ganj  SWeueä!  ©ie  gxanjofen,  bie  ftd)  in  ©eutfd)lanb 
unb  befonberä  in  unferm  SSaterlanb  fo  rfidEjid)t$lo$  be* 
tragen  fyaben,  fottten  iljre  geinbe  t>or  il>rer  Sfefhmg  mit 
fo  jarter  ©cfyommg  befyanbeln?"  fragte  id)  {t>n  unb  gwang 
mid)  aud)  babei  ju  einem  tromfd)en  Säckeln  unb  ließ  ifyn 
fiesem  ©tiernberg  fagte  nad)l)er:  „SÖaä  fyaben  @ie 
benn  mit  bem  famtnen  Heuten  ©aframenter  t>orge!>abt?" 
3d)  erjagte  il)m  meine  Unterhaltung,  ba  fagte  er:  „O, 
rennen  ©ie  bod)  ben  Äerl  in  bie  Slippen!" 

9tad)  einem  SBaljer,  ben  id)  wieber  getanjt  fyatte, 
fanb  id)  ba*  ©amtmdnncfyen  wieber  neben  mir,  id)  tat 
aber,  att  fftl>e  id)  ü)n  md)t*  Auf  einmal  richtete  er  bie 
gfrage  wieber  an  mid):  „9Bie  flatf  war  benn  3f)r  Äorpä 
um  bie  Sfefhmg?"  3d)  war  ärgerlid)  unb  fagte:  „3wei* 
taufenb  Sftann":  Son  jefct  an  fyatte  id)  9tul)e;  er  machte 
ein  giftige*,  ärgerlichem  ©eftd)t,  alä  idj  läd)elnb  auf  einen 
anbern  $lafc  ging«  Denn  er  l>atte  ©tiernberg  aud) 
fd)on  barum  gefragt,  ber  fyattt  tr>m  Don  etlichen  breifKg* 
taufenb  Wann  gefagt! 

9hm  würbe  im  Stebenjtmmer  an  2afel  gegangen; 


IV.  gelbaug  na*  granfrefd).   Gaffel.   1814—1815.    197 

id)  führte  meine  Sflnjerin,  ©tternberg  feine  (Soufine 
bat) in;  baö  ©amtmftnnd)en  faß  jum  ©lud  fefyr  n>eit  tum 
un$  jttufd)en  jtoei  alten  Damen*  @S  n>ar  an  Safel  ein 
red)t  luftige^,  lebenbtge*  @efd)rabbele,  unb  bie  jungen 
franj6ftfd)en  Offtjiere  neben  un*  unb  unä  gegenüber  tt>aren 
fefyr  artig  unb  munter,  e$  tt>urbe  fleißig  angeflogen*  9tad) 
Stfd)  ttmrbe  ttrfeber  getanjt,  unb  fo  gegen  ein  ttyr  n>ar 
ber  ©paß  ju  (Snbe*  SÖir  Ratten  unfere  9>ferbe  nod)  ba, 
festen  unä  auf  unb  ritten  burd)  bie  bunflen  (Straßen 
nad)  unferm  ©aftyauä  unb  fd)liefen  btö  jum  fyeHen  Sag« 

SRorgenö  fing  ba*  nftmlidje  treiben  ttueber  an: 
ttrfeber  ju  $ferb,  nrir  ritten  an  bie  ©d)tt>ertfegertt>erfftäitem 
©tiernberg  faufte  ftd)  einen  neuen  fd)dnen  ©dbel  mit 
vergotteten  26tt>enföpfen,  id)  mir  ein  ^Jaar  ©poren  mit 
langen  <§älfen  unb  fel>r  fpifeigen  labern,  bie  midi)  oft 
geärgert  fyabem  (Sin  9)aar  Stiefel  fyaben  mir  bie  fptfcen 
Stäber  fo  burd)fd)nitten,  baß  fte  unbrauchbar  loaren;  oft 
blieb  id)  fyftngen  unb  jerriß  mir  ober  anbern  beuten  bie 
Äleiber;  beim  ©tefyen  &ertt>icfelien  ftd)  manchmal  bie  9Wber, 
fo  baß  td)  bem  Umfallen  nafye  n>ar.  3d)  ließ  nad)fyer  bie 
Stäber  mit  ben  großen  ©tacfyeln  l)erau*mad)en  unb  runbe 
hinein;  beim  ©jerjieren  unb  9Rarfd)ieren  bin  id)  oft  barauf 
getreten  tt>orbem  Diefe  ©poren  fyatte  id)  gleid)  in  ber 
SÖerfftatt  feft  in  bie  2fbfftfce  fd)rauben  laffen;  e$  n>ar  ein 
fdjänbßd)e*  leiten  auf  bem  2J?efcer  ^Jflaficr:  alle  SRinuten 
famen  bie  ©tackeln  bem  ^ferb  in  bie  Slippen,  unb  id) 
mußte  ad)tgeben,  nid)t  fyerunterjufegeln  ober  gar  ttrie  in 
66ln  mit  bem  3>ferb  ju  ftfirjem 

Auf  einem  fdjönen  9Mafc  ttmren  trfele  9>ufctöben,  tt>o 
fd)5ne  ^u^mad^erinnen  faßen  unb  arbeiteten;  fte  ftreeften 
bie  J&ftlfe,  um  un$  jtt>ei  „Äofafen",  toofftr  fte  uni  hielten, 
ju  fefyem  2fm  grdßten  #au$,  tt>o  bie  großen  ©laäfenfter 
fcott  93lumen  unb  taufenberlei  Damenpufcfad)en  fingen, 
faßen  ttrir  ab  unb  gingen  hinein.  Da  faßen  tt>of)l  über 
breißig  junge  9>ufcmad)erimten,  red)t  fel>r  fd)öne  barunter; 
eine  bfefe  gepufcte  Dame  tarn  un$  entgegen  unb  fprad) 


198  Subttfg  <$mfl  (Stimm,  (Jrtnnerungetu 

mit  großer  ©cfynelltgfeit  in  einem  3ug  franjftftfd)  @ott 
tt>eiß  tt>a$  all;  ba  tt>ir  ba*  wentgfie  bat>on  fcerfianben  unb 
fte  unä  gar  nid)t,  breite  fte  ftdj  auf  bie  (Seite  unb  rief: 
Souife!  ©a  fam  eine  junge  Same,  verneigte  ftd),  ttmrbe 
fel>r  rot  im  ©eftetyt  unb  fagte:  „2Sa*  ift  3l)nen  gefftUlg?"  — 
„@i,  ©ie  fpredjen  ja  fefyr  gut  beutfd)!"  —  „3a,  td)  bin 
aud)  au*  Soblenj",  fagte  fte  nun;  fte  geigte  un*  nun  alle* 
unb  aQe^  im  großen  gaben;  mir  ttar  e*  mel>r  barum  ju 
tun,  bie  9ftdbd)en  alle  ju  fefyen  al*  bie  $ufefad)en;  e* 
n>aren  fd)öne  9ftäbd)en  babei,  meift  fd)öne  2fugen,  aber 
©tubenluftfarbe*  3d)  mußte  midi)  in  ad)tnel)men,  baß 
nid)t  fo  eine  gefcfynürte  SWdfymamfell  an  ben  ©poren  fyftngen 
blieb*  SÖir  fauften  bann  &erfd)iebene*,  id)  ein  paar  fel)r 
fd)dne  «£al*tfid)erd)en  unb  neuefte  Södnber  fftr  meine 
©di)tt>efter*  ©o  ritten  ttrir  toeiter  an  bie  ÄunfHäben;  tt>tr 
betrachteten  ju  ^Jferb  bie  au*t)ängenben  ÄupferfHdje  uftt>v 
meift  natf)  SBernet  au*  9tapoleon*  ©d)lad)ten  unb  bgL, 
famen  bann  auf  ben  großen  Sttarftplafc,  n>o  ba*  ©etretbe 
ber  Äaufenben  unb  iöerfaufenben  red)t  malerifd)  tt>ar, 
bann  t>or  ba*  große  Äaffeefyau*;  ein  großer  brillanter  ©aal 
mit  großen  Spiegeln  unb  roten  SBorfyängen,  t>oHer  9Äenfd)en, 
meift  Offtjiere,  tnele  &on  ber  Artillerie  unb  &om  ©enie  — 
festere  Uniform  hellblau,  fdjtt>arje  ©amtauffdjldge  —  alle 
fefyr  artig  gegen  un*;  fte  präventierten  un*  2if6re  unb 
Sigatren,  betrachteten  unfere  Äotarben,  bie,  tt>enn  nod) 
bie  blaue  fjarbe  babei  gen>efen  tt>äre,  n>ie  bie  franjöftfd)e 
au*fal>* 

9hm  jum  ©aftyau*  jum  @ffen;  untertoeg*  fagte 
©tiernberg:  ,,3d)  tt>finfd)te,  baß  mir  mein  Onfel  ein 
paar  Collen  ©olb  fd)enfte,  aber  ba*  ift  ein  alter  ©eijfyal*, 
ben  fenne  id)!"  9iad)  bem  langen  @ffen  ließen  tt>ir  un* 
bie  9tedi)nung  geben,  bie  fo  ftarf  tt>ar,  baß  tt>ir  un*  auf 
ben  9tücftt>eg  machen  mußten,  begasten  alle*,  ritten  nod) 
jum  ©tiernberg  unb  nahmen  2(bfd)ieb*  @r  fd)enfte  bem 
Steffen  eine  golbene  Äette  nebfi  $etfd)aft,  tt>orauf  ba* 
©tternbergfd)e  SBappen  n>ar*    @*  ttmrbe  nod)  ein  2lb* 


r 

IV.  getbaua  na«  gfranfrei«.  Gaffel  1814-1815.    199 

fd)ieb£trun!  l)erbetgebrad)t,  bann  ging  ti  jur  8f*ftonfl 
l)inau*,  e$  tt>ar  fdjon  fafi  bunfel. 

Untertt>eg$  unb  im  2Balb  begegneten  unö  oft  Äofafen, 
ein  big  brei  SWann,  rannten  aud)  oft  big  t>or  un*  unb 
riefen;  ttrfr  gaben  unä  aber  niemals  bie  SRflfye,  biefem 
©efinbel  au  antworten,  unb  ritten  loeiter  unb  famen  in 
ber  fftadjt  t>or  unferm  Quartier  an.  — 

3d)  glaubte  enbltd)  einen  ©rief  t>on  ju  J&au*  ju 
ftnben,  aber  immer  »ergebend  3d)  fefcte  mtd)  gteid)  t)in 
unb  fd)rieb  nadj  £au6,  machte  bie  2$d)er  unb  Södnber 
in  ein  ^afet  unb  fd)icfte  e$  burd)  ben  Xrmeeboten  na« 
Srier  auf  bie  $ofc 

9Rit  unferm  ©leiben  in  SJrteg  tt>ar  e$  nun  Ieiber 
batb  ju  @nbe*  2Btr  nnirben  in  Äantonierungen  verlegt; 
unfere  Äompagnie,  bie  vierte,  !am  nad)  GrrromuKe,  ein 
fteüteö,  elenbeä  £)orf*  SBir  brei  famen  in  ein  alte* 
fietnerneä  ©d)föj$d)en,  tt>orin  ein  Sauer  tt>irtfd>aftete;  ba* 
fyinter  tt>ar  ein  alter,  ruinierter,  t>ertt>überter  ©arten.  5Die 
3immer  tt>aren  fcfyledjt,  tt>ir  fdi)Hefen  auf  ber  ©treu,  tt>eii 
n>ir  in  bie  Letten  nid)t  wollten.  £)aä  gfleifd)  ttmrbe  aQe 
Sage  frifd)  geliefert,  unb  fo  befianb  unfer  gett>6l>nHd)e$ 
offen  in  SRinbfletfd),  S8ol)nen  unb  Äartoffeln  unb  fel>r 
fd)ted)tem  Söeüu 

@I)e  xvix  t>on  93riet)  abjogen,  (üb  un$  ber  ©oftor 
gürtner  ein,  ü)n  ftfter  au  befugen,  tt>a$  bann  aud)  ge* 
fd)el>en  ift  ©tiernberg  fyatte  fein  $etfd)aft  nebfi  Äette 
auf  bem  9öeg  &on  SRefc  nad)  93riet)  verloren,  aber  er 
fd)ien  ftd)  gar  nid)tö  barauä  ju  madjen! 

Unfere  93efd)ftftigung  in  ©rroutrille,  tt>o  meifi  9tegen* 
toetter  n>ar,  n>ar  morgend  unb  mittag*  jtt>ei  ©tunben  mit 
ben  beuten  auf  bem  falbe  )u  ejerjieren;  2fppeII  fyalten, 
bie  ®ett>el>re  nadjfefyen  uftt>*  ober  in  ber  nftd)|len  Um* 
gebung  u ml) erretten,  eine  28ad)e  im  Dorf,  eine  fcor  bem 
Eingang  unb  Xuögang  beä  Dorfes  unb  t>or  unferer  Jure 
einen  Soften  galten  —  biefe  arbeiten  machten  einem  bod) 
fo  triel  ©«erereien,  baß  an  ein  3eid)nen  ober  Sefen  md)t  ju 


200  Subttig  (Sinti  @rimm,  Erinnerungen. 

0 

ben!en  ttmr1)»  SÖtr  tt>aren  meifi  mübe,  legten  un*  auf  bie 
(Streu,  [erliefen  ober  raupten  Zabah  SBor  bem  Abgang 
fyabe  id)  notf)  ba$  «Dorf  gejetd)net  9tad)bem  tt>tr  ba  eine 
3eülang  tt>aren,  nmrben  tt>ir  nämlid)  nad)  2fngernller$  *) 
»erlegt,  ein  grdflere*  ©orf  in  fefyr  feiner  ©egenb»  Der 
Oberfi  lag  in  Xumefe,  jtt>et  ©tunben  &on  und«  Unfer 
Quartier  tt>ar  ttneber  ein  t>erlaffene$  ©d)lft$d)en  mit  trier 
Sürmdjen;  r>clle  große  3immer,  in  ben  genfierfdjeiben  fat> 
man  runbe  26d)er  &on  ben  Äugeln,  unb  in  mehreren  Maren 
bie  genfier  jerfdjoffeiu 

9öir  afjen  ju  SRittag  beim  Watte,  reinliche  unb  reid)* 
licr>e  «ÖauämannStoft;  baä  gfletfd)  lieferten  ttrir,  alle  Sage 
befam  unfere  Kompagnie  einen  Od)fen  ober  eine  Äul),  bie 
gefdjladjtet  nmrben» 

©er  <§err  ©eneralfriegdfommiflar  fcon  3ipf*)  fd)icfte 
nun  eine  Orber  mit  bem  93efel)l,  ü)m  bie  Od)fen*  ober 
Anfangen  abzuliefern;  xvix  ließen  üjm  ttneber  ein  fd)6neä 
Kompliment  fagen,  unb  er  möge  fte  jtrf)  bod)  felbfi  Idolen! 
Da  ließ  er  und  gefyen,  unb  er  r>at  nie  eine  bekommen; 
nad)l)er  erfuhren  ttrir,  baß  fxcr>  ber  9ted)enmetjier  ganje 
Sftffer  ttoll  geränderter  3ungen  für  ficf>  nad)  Sajfel  gefd)icft 
fyat,  ttermutlid)  ate  Wilitdreffeften!  SÖtr  fyaben  aber 
gleid)  bie  3ungengefd)td)te  ben  übrigen  Ofjijterä  mit? 
geteilt» 

«ginter  unferm  ©d)ld$d)en  tt>ar  ein  großer  fd)5ner 
©arten  mit  Sauben,  rriereefig,  unb  barum  lief  eine  ?inben* 
aKee,  tt>o  ttnr  orbeniltd)  fpajieren  reiten  tonnten«    28ir 

*)  Tim  22.  2tpril  1814  l)at  er  aber  bod)  bie  oben  ertoäfynte 
3eid)nuna  t>on  Sacob  SBücfing  gemalt. 

■)  sbrei  ÜReflen  nbrblfdj  t>on  SBriei). 

*)  £>er  ©ebeime  «rtegärat  Äarl  grbr.  3fpf  ijt  im  felben 
ober  im  folgenben  3al)f  in  ben  SKubeftanb  getreten  unb  nad) 
J&anau  gebogen,  »o  er  27.  SDtörj  1821  im  Tütet  t>on  74  3ai)ren 
gefiorben  tft  Sacob  fdjretbt  im  Juni  au$  $art$,  man  fotte  2oui* 
freijumaerjen  fudjen,  toeil  unter  ben  Reffen  t>fel  Ärantyeiten 
l)errfd)en  foHten  toegen  ttjrer  au*nel)menb  fdjledjten  Äleibung, 
bie  fte  sermutttd)  bem  fd)led)ten  3iPf  et  cons.  »erbanften! 


IV.  gelbaug  nad)  granfretd).  Caffel.  1814—1815.    201 

egerjiertcn  fcfct  nur  nod)  tnotgenä,  mußten  aber  bie  SBodje 
jtoeimal  in*  Hauptquartier  (nad)  2fumefe)  fommen." 

^ier  t)at  Subtotg  toieber  neun  leiten  f)erau$gefd)nitten. 
Hn  anberer  ©teile  erjdt)It  er  toentgftend  furj,  bafl  er  an 
ftijemburg  vorbei  in  bie  @egenb  oon  $rier,  bann  burd) 
Srter  nad)  <551n  gebogen  fei;  er  toar  bort  ettoa  oom  18. 
bt$  20.  Sunt  im  Haufe  ber  grau  oan  3u9bttt>9f,  geb. 
oon  H<*£tf)aufen,  bergreunbin  ber  filteren  SBrüber  unb 
feitbem  audj  feiner  eigenen,  einquartiert,  tat  aud)  bort 
einen  ©tutj  mit  bem  9>ferbe.  jDa*  Regiment  toar  bann  am 
21.  Sunt  in  SRemfdjetb,  am  26.  in  Arnsberg,  am  2.  3ult 
in  Cbermaröberg  unb  betrat  am  3.,  too  e*  in  SBolföagen 
eintraf,  ben  fyeffifdjen  SBoben  toieber.  — 

@ö  toar  Ja  toofjl  eine  befdjetbene  Aufgabe,  bie  1814 
bem  eben  erfi  aufammengefMten,  meift  au*  dleulfngen  be* 
ftefyenben  l)efflfd)en  Äorp*  geftettt  tourbe;  aber  burd)  <£in* 
fdjltefjung  Jener  fünf  fran$öfifd)en  gelungen  fyatte  e* 
bod)  bie  Aufgaben  be*  <Sd)lefifdjen  Heere*  erleichtert, 
feinen  raffen  SBormarfd)  unb  feine  Sßerbfnbung  nacf) 
rücftofirt*  gejldjert,  eine  Hebung  ber  (Sintoofyner  in  feinem 
SKücfen  gefyfnbert  unb  tüchtige  frana6flfcf)c  güfyrer  mit  tyren 
Gruppen  lahmgelegt.  £>et  fyefjlfdje  Sterluft  betrug  im 
ganzen  48  $ote  unb  306  SJertounbete.  — 

fctbtofg  blieb  bt*  ®nbe  9looember  ©olbat  (©tengel 
3,  174),  befam  aber  mefyrfad)  Urlaub;  mit  folgern  tarn  er 
balb  nad)  Gaffel,  Vorüber  er  felbfl  toeitereraäfylt: 

„35on  SÖolftyagen  ging  id)  allein  über  SBurgfyafungen, 
®f)len,  Habid)t*tt>alb,  am  <§erfuleä  vorbei  nad)  Sajfel, 
unb  ba  id)  unfere  SÖofymmg  nidjt  toufjte1),  fo  ging  id) 
juerft  auf  bie  SSibKot^ef,  too  id)  meinen  23ruber  9Bil* 
fyelm  gefunb  unb  toofyl  antraf.  @r  fagte:  „Äomm,  ttrir 
tootten  gleid)  nad)  Hau*,  ber  3acob*)  ift  aud)  ba!"  3fyn 

0  2Bilf)elm  toar  mit  Sötte  um  Oftern  in  ba*  heutige 
©d)ulfoffeg*gebfiube  umgejogen,  f.  Bnfjang  9tr.  9. 

")  3acob  toar  oon  feiner  bfplomattfdjen  Sfitigfeit  in  9>ari* 
(Snbe  3uni  nad)  (Saffel  jurüdaefetyrt,  reifte  aber  ettoa  SKftte  <3ep* 
tember  1814  toieber  nad)  Söten  jum  Äonareß;  oon  ba  !am  er 
(Snbe  3uni  1815  tjefm,  um  oon  (September  bt*  abejember  toieber  — 


202  fctbtttg  ffimü  ®rimm,  Erinnerungen. 

unb  meine  liebe  @d)tt>ejler  unb  (Sari1),  ber  eben  aud) 
angefommen  n>ar,  fanb  id)  äße  jufammen,  unb  ti  xvav 
eine  große  greube.  Wein  erfter  ®ang  n>ar  jur  lieben 
Sante;  td)  ttmrbe  bann  ber  ÄurfürjHn  unb  ber  Äur* 
prtnjefl  fcorgefteHt,  bie  fidj  lange  unb  fefyr  gütig  mit  mir 
unterhielten,  unb  bann  aud)  mit  einer  fefyr  großen  2(njal)l 
t>on  Offtjieren  bem  Äurfürften  auf  ber  9>arabe*  2(ußer 
baß  irf)  alle  Sage  auf  ber  $arabe  erfreuten  mußte,  fyatte 
id)  nid)t*  ju  tun.  9hm  ttmrben  alle  23etannten  unb 
©d)ulfameraben  aufgefud)t,  Dor  allen  Singen  aber  gleid) 
jum  gxeunb  Söerner  «£enfd)el  gegangen. 

(5*  fefylt  lieber  eine  balbe  ©eite;  er  f)at  ba  tt>ot)I 

*>on  SBolftyagen  eqd^tt  unb  *>on  bem  eintönigen  Seben 

bafelbft  unb  einer  „fernen  &rife\ 

2)a*  Staunen  unb  Srinfen  war  für  mid)  ein 

(o  langweilige^  Vergnügen,  baß  icf),  ba  33  ü  ding  auf 
Urlaub  tt>ar,  lieber  in  ber  ©egenb  l)erumftreifte  ober 
jetdjnete.  SBüdtng  fam  nidjt  lieber,  er  nmrbe  jüm 
Söataitton  2o$berg,  Regiment  9>rinj  ©olm*,  fcerfefci  3d) 
ließ  mir  bafyer  fet)r  balb  ttrieber  Urlaub  geben,  unb  ba  td) 
eine  Arbeit  für  bie  ÄurprinjejJ  t>orl)atte*),  bauerte  ber 
mehrere  SRonate  lang,  »oburefy  td)  benn  red)t  vergnügte 
3eiten  fyatte. 

SBon  ben  Dielen  ©riefen,  bie  idf)  im  8fcÖ>  iwdi)  ßaffel 
unb  SRündjen  gefdjrieben,  nmren  bie  toemgfien  angef ommen, 
in  9Wflnd)en  feiner.  SÖtr  ftfcen  einmal  mittag*  bei  3ttfd), 
fo  fommt  ein  95rief  an  Sacob  t>on  9)ari*;  ba*  ?)orto 
fofiete  mehrere  Saler:  ttrie  er  it>n  aufmacht,  tft  e*  mein 
SSricf  au*  SRefdjebe,  e*  gab  ein  großem  ©elftester! 

bfeämal  augletd)  in  preuftffcfyem  Auftrag  —  in  9>art*  au  »eilen, 
*on  tt>o  er  preufj.  J&anbffljrtften  unb  hefjtfdje  SBücfyer  jurücfljolte. 

*)  Sari  n>ar  am  4.  3uli  in  (Sanel  miteinaegogen. 

■)  @r  rabierte  fürfle  ein  Oemalbe  be*  föon  erwähnten, 
aud)  it)tn  befreunbeten  SMaler*  Surg,  f.  u.  9lr.  140;  bie*  be* 

!cf)dftigte  tyn  ben  ganzen  SBinter;  am  30.  3(uguft  jefdjnete  er 
>te  SOWlrdjenfrau  (9tr.  18  u.  19  ber  SRabterungen),  am  10.  Öftober 
feinen  Stoiber  Sari  (9tr.  44). 


IV*  gelbjug  nad)  granfectd).  Saftet  1814—1815.    203 

3d)  belam  t>on  23od>e  ju  2öorf)c  SKafynbriefe  t)om 
Äbjutanten,  ber  mir  auf  SJefefyl  beö  ©berftleutnantä  t>on 
J$arra$  fd)rieb,  id)  fotte  unfehlbar  jum  ^Regiment  fommen, 
biä  ber  Xbjutant  bon  SButtlar  t>om  Äurprinjen  and 
Stegüneni  fdjrieb,  id)  t)dttc  l)ier  nod)  ju  tun:  ba  fyatte  id) 
9tu!)e*  Unter  ber  3eit  ift  unfer  ^Regiment  nad)  Sarte* 
I)afen  »erlegt  ftorben,  n>oi)tn  id)  bann  im  #erbfi  ging1)/ 
*on  £enfd)el  in  einem  ©infpftnner  6tö  ®rebcnftein  ge* 
bracht  3n  J&ofgetömar  übernachtete  id)  bei  meinem  35er* 
toanbten,  bem  9tat  ®ief  ler9),  ging  ben  anbern  borgen 
einen  fe^r  romantifd)en  SÖeg  bei  Srenbelburg  vorbei  unb 
tarn  bann  burd)  lauter  bieten  Söalb  nad)  SarKfyafen8)* 

Wein  Quartier  n>ar  bei  einem  iDofyfyabenben  ftauf* 
mann  2aporte4),  ber  jtt>ar  l)6flid)  tt>ar,  aber  fefyr  geijig 
ju  fein  fd)ien:  meine  Stube  n>ar  mit  23acffieinen  belegt 
unb  fefyr  falt,  er  n>oOte  mir  aber  ntdjt  einigen  lajfen; 
ba  tt>ar  td)  benn  genötigt  feine  SBofynfhtbe  aud)  atö  bie 
meinige  anjufefyen,  xvo  eä  immer  red)t  fyübfdj  loarm  unb 


J)  2fat  24.  Oftober,  3gbbr.  374.  2torf)er  reifte  er  nod) 
fein  t>on  SBilbelm  aufgefegtem  Bbfcfylebägefud)  ein. 

*)  Äonrab  ©iefller,  Oberfdjultbetfl  unb  fftat,  1746—1819, 
Sater  ber  @.  161  gen.  3(malfe. 

*)  3fat  10. 9lot>ember  bat  er  Sacob  ge$etd)net;  eine  Äupfe* 
ftfcung  baoon  t)at  (Steig  feinem  fyf et  oft  ertoäbnten  (ald  „(Steig  3'0 
93ud)e  soraefefct.  3m  felben  SDtonat  trat  Subtoig  bann  mit 
Sari  ad)t  Sage  bei  $aul  ffiiganb  in  J&ö#er  ((Stengel  3, 174), 

8at  aud)  beffen  Stlb  angefangen,  aber  nldjt  sottenoet.  9tad) 
5.  128  f.  t>.  SÖlganb*  (Selbjtoiogr.  belebten  bie  beiben  ©ruber 
burd)  (Sdjen  unb  9Bf$  alle*,  u>a*  um  fte  toar ;  fte  Ratten  fot>teI 
SKumfd)  im  gelbjug  aufgefdjnappt,  baß  fie  fdbeinbar  ganje  rufiifdje 
©eforädje  aufführten.  3fat  29.  utaoember  langte  Subttlg  ttieber 
in  Gaffel  an  (Stengel  bafv  grbäbr.  26).  —  @r  t)at  bamal*  »ol)l 
Sorseg  unb  #5rter  ge&eid)net  unb  banadj  ba$  Srttelfupfer  für 
SBiganb*  (MAtdjte  t>on  Sötte»  geflogen  ((Stengel  3, 210, 212). 
*)  jDer  tneueicht  metyr  fparfame  alö  geizige  „marchand  unb 
chapelier"  unb  #ffef[or  bei  ber  Äommeratenbeputotton  3ean 
Saporte,  ber  1825  im  Xlter  *on  72  3afyren  geftorben  ift,  fyatte 
freilieb  für  bretyebn  Ätnber  (au*  jtoel  @ben)  au  forgen,  bie  aber 
mit  ibren  9tad)fommen  f&mtlidj  *>on  bort  oerjogen  finb. 


204  8ubtotg  <$mil  Orfoim,  (Erinnerungen. 

bequem  tvax.  Da  toar  nun  audi)  lieber  ba*  alte  geben: 
eö  gab  große  9Rittagejfen,  SöäKe  ufto.;  ber  #err  Saporte 
lub  tmd)  ein,  in  ben  Älub  mit  ifym  ju  gefyen;  ba  fanb 
man  bie  alte  unb  bie  junge  fd)6ne  SBelt  &on  ßarttfyafen 
unb  ber  nddjflen  Umgebung*  Die  ?eute  fajjen  in  fuxd)U 
bar  ttmrmen  ©tuben,  unb  bie  ?id)ter  gingen  faft  *>or 
Sabaföqualm  au£»  Sie  Ferren  fpradjen  Don  Xabat, 
3ucfer,  Äajfee,  2Beferj6Hen  uff*,  bie  ©amen  arrangierten 
Spiele,  „ber  SRing  burd)  einen  SSinbfaben"  u*  bgl*  m.;  ein 
fefyr  fd)5ne$  QRdbdjen  tt>ar  ba,  ein  grdulein  93 er nfl ein1)/ 
ifi  aber  frfil)  geftorben,  28ar  ber  2ag  fd)6n,  fo  tt>urbe 
nad)  «ßerfteHe*)  gegangen;  ntcfyt  um  bort  bie  fcfyßne  ©egenb 
)u  fel)en,  fonbern  bie  Ferren  Äameraben  gingen  in  eine 
Äneipe,  ließen  fid)  Äajfee  machen  unb  erjftfyften  jtd),  tt>a$ 
fte  ftcf>  fd)on  taufenbmal  erjäfylt  Ratten,  unb  gingen  n>ieber 
nad)  £au&  SRit  bem  el)rlid)en  grbfyltd)  bin  td)  ba  tuel 
in  ben  SBälbem  mit  ber  Sagbflinte  umhergegangen,  unb 
ba$  einzige,  n>aä  tcf>  gefdjojfen  fyabe,  tt>ar  einer  armen 
grau  tl>re  junge  3iege,  bie  id)  in  ber  Dämmerung  für 
ein  9tet)d)en  gehalten  l)abe!  5Die  grau  tt>ar  nid)t  tt>eit 
batton  unb  !am  fyftnberingenb  ju  mir;  ba  tt>ar  nidjW 
anbereä  ju  tun,  td)  bejahte  il>r  ifyren  Schaben  unb  fd)enfte 
il)r  obenbrein  tfyre  junge  3iege  jum  braten* 

Äurje  3eit   &or  Sfyrtfttag  ttmrbe  id)  jum  ©arbe* 

*)  @*  n>ar  Caroline  SÖill).,  ditefte  Socbter  be*  Snfpeftor* 
be$  Sleifarbemoerf*  in  Garßfyafen,  SB.  X  fcemftein;  fte  »ar 
15.  ßftooer  1795  geboren  unb  jlarb  nad)  furjer  @fye  mit  bem 
Pfarrer  Sattentntfen  in  Sauenburg  a.  (5. 

•)  Dorf  an  ber  Söefer  mit  ©d)lof$,  Äret*  Jgöjter,  eine  fyalbe 
©tunbe  unterhalb  Sartöpafen.  grau  J&ereman  t>an  3u$bt# 
n>9f,  ©dtoefter  *>on  2fogujt  unb  SBeruer  *>on  J&a£tl)aufen, 
bat  über  Den  SKuinen  be*  alten  @d)lojfe$,  baö  fle  gefauft,  ein 
neue*  mit  bobem  $urm  gebaut  unb  lebte  ba  fpäter  mit  tyrer 
$od)ter  3malte,  mit  ber  gubtotg  fid)  fpdter  auf*  innigfte  be* 
freunbete.  dttoa  45  ©riefe  t>on  it)tn  an  ÜJtold)en  beftfct  bie 
Gaffeler  «anbeSbfbliotbef.  —  @in  23ilb  be*  ©Aloffe*  t>on  tbrer 
£anb  ift  einem  2foffafc  tum  ©ehrfen  über  (Senk*  #erfteffe  in 
SÖiganb*  2frd)to  f.  toeftfdl.  ®efd).  (6,  5—38)  beigegeben. 


IV.  gelbauö  na*  granfreid).  (Saffel  1814—1815.    205 

grenabierregiment  verfefet;  ba  ti  aber  ntrf)t  meine  2(bjid)t 
tvar,  im  ^rieben  l&nger  ju  Metten  unb  id)  meine  ©tubien 
fortfefcen  tt>oflte,  nafym  id)  atöbalb  meinen  Xbfctyieb1),  ben 
id)  unier  fd)metd)eri)aflen  Xuöbrücfen  mit  bem  (Sfyarafter 
ate  Sßremierleutnant  unb  ber  (Maubniä,  bie  Uniform  ju 
tragen,  erhielt* 

9tod)l)er  bin  id)  nid)t  mel)r  nad)  SBoiffyagen  ge* 
lommcn:  bie  fd)öne  ?uife*)  I}at  ftd),  id)  glaube,  an  einen 
9)rebiger  verheiratet,  ber  aber  balb  ftarb;  fxe  jog  mit  ifyren 
jtt>et  Äinbern  nad)  38olfl)agen,  unb  eine^  Sttorgenä  fanb 
man  fte  mit  tfyren  jtvei  Äinbcrn  in  ben  2(rmen  in  einem 
Seid)  tot  —  fo  ift  mir  erjäfyli  tt>orbetu 

3d)  tt)iH  nod)  bemerfen,  baß,  atö  tt>ir  faum  auö  bem 
fjelbjüg  jurfitf  tt>aren,  ben  Offtjieren  fefyr  viel  von  tyrer 
§elbbefolbung  abgezogen  n>urbe;  ttnr  Ratten  vierunbjtt>anjtg 
unb  befamen  jefct  jtvölf  Safer;  eö  tt>ar  ntd)t  möglirf), 
bamit  auäjufommen8)* 

2tt*  id)  meinen  2(bfd)ieb  fyatte  unb  mtdj  im  ®d)lo# 
23ettevue  beim  alten  Äurfürft  abmelbete,  Keß  er  miefy 
gieid)  vor  ftd);  er  faß  an  feinem  2frbett$tifd),  in  einem 
altmobifdjen  Untformüberrocf,  fdjtvarjfamtene  @amafd)en 
big  über  bie  Änie,  unb  ber  3opf  l)ing  über  feinen  @ejfel 
herunter*    @r  tt>ar  fel>r  freunbltd)  unb  fagte  auffiefyenb 

*)  @r  erhielt  tf)n  @nbe  9tovember  (ftrbäbr.  26). 

■)  £>ie  „fd)5ne  Suife"  toar  bie  $od)ter  be$  oben  <§.  141 
genannten  2fbvofaten  unb  33ürgermeifier$  Äleinbanä;  eö  toar 
aber  beren  ©d&toefler  Sifette,  bie  al$  SBfttoe  be*  Pfarrer*  «£.  20- 
jDietrid)  au  Stenbelbutg  am  14.  SDtot  1831  mit  ihren  $tnbern 
von  ad)t  unb  fünf  3af)ten  in  ben  $ob  ging.  jDtefe  2Mnge  ffob 
in  Söolftagen  nod)  feilte  nid)t  vergeben. 

•)  2Me  8anbtoef)rregünenter  umrben  aufgeloft,  unb  im  SÄhein. 
SÄerfur  vom  23.  Sprtt  1815,  9fr.  227,  f)ai  2Bil*)eIm  ben  *u* 
fürften  getabelt,  bafj  er  feine  orbentlid>e  2anbtt>el)t  eingerichtet 
fyabe.  2fud)  in  ber  9fr.  vom  17.  Bprtt  f)at  2Biltyelm  bie  um 
toürbfgen  3uftdnbe  in  Reffen,  bie  Sefyanblung  ber  Ärieger  von 
1814  unb  ben  ®eia  be*  Äurfürften  fcffentlid)  in  fcfiärfffen  SBorten 
angeflagt  (JH.  <3d)r.  1,  543).  <§inen  anbeten  tfuffafc  über  bie 
fyeffifdjen  3uftänbe  vom  11.  SWdra  f.  baf.  536. 


206  «ubtotg  (Smtt  ©timin,  (Srtttnentngen. 

unb  fam  bii  fcor  midi):  ,,©te  ftnb  ®rimm  tertius,  idj  bin 
fefyr  mit  Sfynen  jufrieben  getoefen;  warum  fyaben  Sie 
3^ten  2fbfd)ieb  genommen?  3dj  fyabe  ©te  bod)  ju  meinem 
©arbegrenabterregünent  aerfefct!"  —  „(Sto.  Ägl  JJofyeit,  ba 
ti  nun  triebe  ifl,  tt>ünfd)te  td)  meine  ©tubten  ttrieber 
fortfefcen  ju  fftnnen*"  —  „SBo  fyaben  ©ie  fhibiert?"  —  „3n 
3»find)en,  @to.  AgL  J&ofyeü"  —  „SÖarum  fyaben  ©ie  ntd)t 
in  Harburg  fhtbiert?"  —  „Da  iji  feine  2t!abemie  ber  biU 
benben  Äfinfie,"  —  „SÖaren  ©ie  in  n>ejtfältfd)en  SRUitftr* 
bienfien?"  —  „SWein,  Ägl  «£of)eit,  id)  war  bie  fteben  3al)re 
ntdjt  fytt."  —  „Da*  ift  fefyr  brat)  t>on  3fynen*  28o  tt>aren 
©ie  bie  3eit?"  —  „3n  ßeibelberg,  «anbaut  unb  3Rflnd)en." 

—  r/©o  — ",  fagte  er  immer  nod)  freunblidi)*  3d)  bat  il)n 
um  baä  Äfinfilerreifegelb  auf  brei  3al)re  unb  midi)  bei 
einer  ttafanten  ©teile  bei  ber  TU abemie  ju  berücfjid)tigen: 
jefct  fyatte  alle  gxeunblidjfeit  ein  @nbe,  er  ttmrbe  fel>r 
ernft  unb  fagte:  „2fber  mein  ©ott,  fönnen  ©ie  benn  md)t 
fyter  fhibieren?"  3ufefct  fagte  er:  „3dj  tt>erbe  ©ie  be* 
rfttfjid)tigen  bei  einer  »afanten  ©teile",  unb  entließ  mtd)« 

3d)  blieb  nun  nod)  ba  bt*  @nbe  3utt  1815,  malte 
unb  arbeitete  ffetflig*  Der  Äurffirfi  fyatie  ba«  SReifegelb 
aber  nod)  an  anbere  geteilt,  unb  fo  befam  id)  für  meinen 
Seil  auf  brei  Safyre  150  Saler ,  mit  benen  ftd)  freiließ 
nid)t  triel  anfangen  liej}1)* 

J)  „Dod)  l)at  ihm  bie  ÄurfürfHn  au«  aBofyftooUen  footel 
geftfienft,  bog  er  brei  3al)te  bason  auäfommen  fann"  (Söifyefoi 
an  Arnim,  ©tetg  3,  333).  —  „8ui  mufl  nun,  ba  tttr  tt)m  nfdjt* 
mefyr  geben  fönnen,  fftrjeinen  Unterhalt  forgen",  fd)reibt  äBtl* 
fyelm  im  3uni  1814  an  tfrntm,  ber  fdjon  aefürdjtet  fyatte,  Subtoig 
m5<ftte  bei  längerer  Dauer  beö  Ärtege*  verbummeln  (©teig  3, 306). 

—  ©o  arbeitete  er  batm  fleißig  an  feinem  ©tfd)  Sur^ä;  „ber 
Soutö  fifct  lieber  neben  in  ber  ©tuoe,"  fcfyretbt  3BiU)elm  am 
20.  Dezember  an  Jacob  Qgbbr.  308),  „unb  abenb*  bü  mir, 
fein  Umaana  tft  mir  angenehm",  -—Sari  ftörte  tön  oft,  baf.  361 

—  „er  bentt Jetyr  brat)  unb  babei  fefyrjart  im  3ufammenleben, 
fo  baf  er  alle*  meibet,  xoai  midjj.  &  fiören  fönnte."  9to$ 
SSoffenbung  ber  Stobterung,  eine«  trefflichen  blatte«,  erhielt  Subtoig 
*>on  ber  jeurfürfttn  jtoet  fefyr  freunottcfye  ©riefe  unb  eine  grofle 


r  ' 


IV.  gelbaug  nad^  granfreid).  Gaffel  1814—1815.    207 

(ärnbe  3uti  reifte  id)  ab;  Leutnant  Jjjetnmüller1)  unb 
ber  SÄaler  Jfmolb  begleiteten  midi)  big  auf  bie  ÄnatU 
büiteV  — 

31m  gelbaug  1815  naf)tn  «ubtoig  nfd)t  teil;  SBtlbelm 
fd)retbt  barübet: 

„jDer  2out$  benft  nun,  ba  er  bod)  fdjtoerlld)  al*  Offizier 
toieber  angepeilt  totrb  unb  fein  ^Regiment  nur  nod)  in  einem  febr 
geringen  (Stamm  befielt,  nad)  9ttünd)en  ju  geben  unb  toetterau* 
lernen.  2)a$  ®elb  fottte  it)m  toobl,  toenn  er  nod)  eitoa*  baju 
oerbteni  unb  bie  ®efd)enfe  für  ba$  Äofafenbtlb,  ba$  nun  fertig 
unb  oerfenbet  ijt,  baau  fommen,  auf  brei  3afyre  auärefdjen,  ein 
3abr  totll  er  nod)  in  SBündjen  unb  atoei  in  SRom  anbringen,  bann 
bofft  er  ausgelernt  ju  fyaben.  Übrigens  fyat  er  ben  graten  unb 
beften  <£ifer  gehabt,  lieber  mitpgetjen,  unb  jDu  fannfl  benfen, 
baß  td)  tbm  tttdjtS  in  ben  2öeg  gelegt,  aber  oon  eben  fyer  totrb 
nf  d)t  barauf  geartet;  bie  $ante  t)dttc  e$  nfdjt  augegeben  unb 
fagte  nod)  einen  Sag  oor  tyrem  dhtbe,  e$  fei  tt)r  $ob,  toenn  er 
mitgebe,  bie  Äurfürfitn  beftebt  nun  aud)  barauf.  3nbeS  jtoctfle 
tdj  ntd)t,  bafj  er,  toenn  9tot  fommt,bodj  mitgeben  totrb"  Qgbbr.  452). 

3Jor  ber  Bbreife  bat  er  nod)  ein  93ilb  oon  3acob  rabiert 
(9tr.  41),  baS  er  fdjon  ein  Sab*  3U*°*  begonnen,  3^cob  aber 
toieber  au$getotfd)t  tyatte  (3gbbr.  375).  2fod)  finb  ber  3eit  beS 
Gaffeler  Aufenthalts  1815  nod)  juautoeifen  bie  Slätter  9hr.  153, 
(Ämberfptel  in  Reffen)  133,  200  unb  ba*  Sruftbilb  2BilbelmS 
(f.  u.  Sitbogr.  E  1).  @r  bat  in  bem  3ab*  *n  ÜRündjen  nodj  ge* 
fertigt  3fr.  118  u.  119  unb  befonberS  fein  trefflld)eS  ©elbftbtlbntS 
ettoaS  abgeönbert  (9lr.  45). 


golbene  ÜRebattte,  „mit  ber  id)  einmal  jemanb  eine  große  greube 
macben  fann"  (an  gerbinanb). 

x)  2)er  SJtotm  biefJ  toobl  ©tetnmüller,  ©.  gr.,  Leutnant 
bei  ben  ©arbegrenabteren;  lebte. 

*)  £of  bei  £)beratoet)ren,  too  23.  3fortl  1809  o.  £>5rnbergS 
SBauernbaufe  oon  3*tdmeS  Gruppen  awrengt  toorben  toar. 


208  2ubtt>tg  (Sinti  ©rtmm,  ©rinnerungen. 


V.  ©temmu    $ranffurt    SOWlnc^en.    Stottern 

1815—1817. 

,,3d)  freute  mid)  fefyr,  im  S8rentanofd)en  $aui 
in  ber  ©anbgafle  in  granffurt  SBMlfyelm  ju  jtnben;  er 
fagte:  „£eute  mittag  fommen  ©oetfye1)  unb  ©attign?* 
ju  Sifd),  ba  ftefyfi  bu  fte!"  —  3d)  tt>ar  fefyr  begierig  auf 
©oetfye,  ben  id)  nod)  nie  gefefyen  tjattt.  SSei  2ifd)  fyatte 
er  ben  oberfien  9>lafc  jttrifdjen  ©amen*  ©aöign?  jtettte 
mid)  ü)m  fcorfyer  öor*  @S  tt>ar  bei  Sifd)  eine  2frt  feiere 
lieber  STOunterfeü  @$  n>ar  eine  große  Safel;  bie  gamtlte 
öon    ©uatta*)   unb    Senator   3:l)oma$    tt>aren    nod) 

*)  Über  btefe  jtoette  Styetnröfe  ©oetfyeä  —  bie  erfte  toar 
1814  getoefen  —  f.  $8telfd)oto$fy  2,  352—62.  3n  granffurt  war 
er  som  12.  2fuguft  bid  jum  17.  ©eptember  unb  toar  befonber* 
auf  ber  ©erbermufyle  ©aftSOBillemerS  unb  fetner  grau  Sttart* 
anne  (=©uletla  —  bamal*  entjtanben  Jene  föftltd)en  ®ebtd)te  — ), 
serf  ehrte  aber  aud)  Y>iel  tm  Srentanofdjen  «fjaufe.  2>er  treff* 
Itcfye  wrana  SBrentano,  ©ttefbruber  son  Söettfne  unb  ©unba, 
ba$  fttrforgltdje  «fjaupt  ber  gamtlte,  unb  fetne  gebflbete  unb 
KebenStofirbfge  ©atttn  Antonie  geb.  Sölrfenftocf  aud  SBten 
(f.  u.)  Ratten  tf)m  im  ©eptember  1814  fdjöne  iage  auf  tyrem 
Sanbgut  in  äBtnfel  a.  9ty.  bereitet  Der  t>on  Sacob  gefd)ftfcte 
Qgbbr.  212)  *.  ©uatta  war  ber  (3attt  t>on  SWeltne  SBren* 
tano,  mit  ber  3acob  1805  son  gebruar  btö  ©eptember  in 
©aslgng*  ßaufe  in  9>art$  aufammen  gelebt  ffattt  unb  bie  tf)m 
aud)  fet)r  tteb  toar. 

*)  SBtlfyelm  unb  «ubttig  finb  tttefotefyr  tn  ©uatta* 
J$aufe  getoefen,  al$  am  5.  ©eptember  —  an  btefem  Sage  fjelgt 
ed  nämlicf)  in  ©oetbe*  Tagebüchern:  „£)ie  ©rtmm$,  ®e> 
brüber.  3etd)n.  be*  3üngeren"  —  ©oettye  unb  93otffer6e 
eintraten.  8ubtt>tg  fjatte  bte  3etd)nungen,  bte  er  vorlegte,  eben 
in  JßerSfelb  unb  ©tetnau  gemalt  ßttr.  92,  95,  96,  D  7).  —  3fat 
5.  September  tt>ar  ©oetfye  jtt>ar  aud)  im  granj  Sörentano* 
fd)en  «fjaufe  getoefen,  aber  nicht  $u  $ifd)  —  ba$  Ehepaar  toar 
tn  SBtnlel  — ,  fonbern  in  befjen  ©tlberfammlung;  bei  ©eorg 
^Brentano  hat  er  aber  erft  am  14.  ©eptember  „einen  ungejogen 
luftigen  Mittag  jugebrad)t"(@öetl)e  an  Antonie  Brentano, 


Carl  fr.  «grimm,  (8«. 

»o*  C  «.  Stimm. 


Ilmalie  BurdjarH,  t>erf[.  Keglet,  |8|5. 

Oad;  C.  £.  «rimm. 


V.  ©teinau.  granffurt.  üRünd)en.  Stalten.  1815—1817,    209 

babei1)*  (Sine  ©tunbe  nad)  Safel  fagte  ber  äStlfyelm: 
„2)er  ©oetfye  tt>ünfd)t  bcine  ©fijjcnbüc^cr!  Unb  tt>a* 
bu  nod)  t>on  3eid)nungen  tton  Gaffel  fyafi,  nimm  mit!" 

bei  3ung  ©.  38  p;  ba  aber  Subtotg  am  12.  (September  fcbon 
in  Noblem  @5rre*  geaetcbnet  bat,  fo  muß  ba*  Wlafy  bei  ©uatta* 
ftattgefunben  b&ben,  unb  tfnax  abenb*,  ba  ©oetbe  an  bem  Sag 
fcbon  im  „©cbtoan"  „gefrübftücft"  unb  „gefpeift"  b^tte.  — 
Jfucb  ©uipfa  93oif [er 6c  enätolt  (©.  ©.,  1/  274)  son  Jenem  Dien** 
tag,  5.  ©eptember  1815:  „SKit  ©oetbe  bet©uaita.  Der  junge 
9»aler  ©rfmm  jeigt  feine  3efd)nunaen;  grau  t>on  ©a&tgn^ 
ig  feine  ©efebüfeerfn,  übertriebene*  8ob  eine*  fcb&nen  Talent*. 
©oetbe  fagt:  ,3eben  ©ommer  toaebfen  SRofen,  bie  Talente  flnb 
immer  ba,  toenn  fie  nur  enhofcfelt  toerben.  3ct)  al*  ein  guter 
Sefuitenpro&inafal  würbe  bem  Jungen  Stfann  aufgeben,  ein  Satyr 
lang  feiner  grau  feine  3eid)nungen  §u  jetgen.  —  3U  biefem 
Urteil  erinnert  ©telg  (4, 95)  an  bie  fütyle  Haltung,  bie  ©otfferee 
überhaupt  gegenüber  ben  trübem  ©rimm  beobachtet  babe. 
@r  benft  babei  toobl  aueb  baran,  ba§  ©otfferee  e*  toar,  ber 
ba*  abfprectyenbe,  aber  aum  SÄubme*tftel  ber  älteren  trüber  ge* 
toorbene  ©ort  t>on  „tbrer  2(nbacbt  jum  Unbebeutenben"  ge* 
prägt  bat. 

l)  Die  älteren  ©rüber  —  3acob  feit  17.  3anuar  1812 
(©teig  3,  163)  —  tt>aren  eng  befreunbet  mit  bem  (Senator 
(feit  1819)  unb  treffildjen  9tecbt*gelebrten  3«>b.  ®«k  @bt- 
äboma*  (1785—1838),  unb  feiner  ebenfo  toürbigen  a^etten 
grau,  SÄofette,  »er»,  ©täbel,  Socbter  SBfllemer*  au*  feiner 
erften  @be;  3acob  f)at  fein  nacbgelaffene*  bebeutenbfte*  93er! 
über  ben  granffurter  Obertyof  be&oroortet  («L  ©cbr.  8,  173  ff.) 
unb  bafelbft  geaelgt,  tote  nab  er  itym  ftanb.  (Offnen  febbnen,  bie 
aaiue  iitbt  oiefe*  9>aare*  au  ben  ©rübern  jeigenben  ©rief 
Äofetten*  an  3 aco b  f.  in  „granffurter  neupbitologif^e  ©eiträge", 
1887,  ©.  51,  too  unter  ben  »riefen  ber  ©ruber  an  granfc 
furter  greunbe  aueb  fcler  folcbe3acob*  an  ben  untengenannten 
©.  ©roarff  jteben.)  SRabotoffc  nennt  1848  5:b*>ma*  einen 
ber  adjtbarjten  unb  lfeben*toürbtgjten  (Sbaraftere,  bie  itym  Je 
wrgefommen  feien  (Jßaffel,  9tobotot$  1,  62),  unb  rubte  niebt,  bi* 
in  ber  Vorbaue  ber  granffurter  ©tabtbtbllotbef  feine  ©üfte  auf* 
geftettt  toar.  —  SBtlbelm*  febbnen  ©rief  an  Ztjomat  beim 
$ob  feiner  erften  grau  1815  f.  ©tengel  3,  407.  —  ©.  über  ibn 
8t  3ung:  2GD©.  38,  91—93.  —  Subtotg  ©rimm  bat$b.  am 
8.  Oftober  1815  in  granffurt  geaetcbnet,  jufammen  mit  Seopolb 
(Stein  (f.  ©.  210)  unb  beffen  Setter,  bem  (Senator  ©ottfrleb 
@  rf)ar ff  (Subtotg  febreibt  auf  bem  ©latte,  9lr.  68,  „©cbarpf'O, 

Äubw.  ©rimm,  Crinnerunge«.  14 


210  Subtoig  Ghnil  ©rimm,  ©rfroterungen. 

SBir  gingen  ju  ifym,  unb  ba  fal)  id)  bann  tton  Äopf  bii 
ju  guß  ben  berühmten  SDfann*  @r  tt>ar  nid)t  groß,  aber 
gut  proportioniert,  I)atte  einen  flehten  SJttnifierbaud)  unb 
tt>ar  fd)tt>arj  angezogen,  reichte  unä  beiben  bie  JjSanb  unb 
tt>ar  fefyr  freunblid),  fprad)  langfam*  2Bir  festen  unä 
bann  alle  brei,  unb  er  fprad)  guerft  mit  2öill)elm  über 
gelehrte  ©ad)en*  ©ein  ®eftd)t  tt>ar  tton  Sifd),  tt>o  er 
beut  Sofyanniäberger  @ilfer  gehörig  jugefprod)en  fyatte, 
ganj  rot  28ie  er  meine  S8fid)er  bemerfte,  fagte  er:  „2(1), 
ba  befommen  ttrir  aud)  etn>aä  tton  ber  Äunft  ju  fefyen!" 
—  @r  betrachtete  bie  ©fijjen,  SMlbniffe  unb  2anbfd)aft$* 
fhtbien  alle  unb  fefyr  langfam*  3d)  fyatte  baä  ®efül)l, 
baß  er  bei  ben  meiften  feiner  Äußerungen  ben  Stagel  auf 
ben  Äopf  treffe*  95ci  manchen  ©fijjen  riet  er  mir  an, 
baju  ernfte  ©tubien  ju  machen,  —  batton  tt>firbe  er  raten 
ein  93ilb  ju  malen  ufto*  Aber  id)  muß  gefielen,  baß  bie 
meiften,  bie  er  aB  bie  gelungensten  nannte,  mir  am 
tt>enigften  gefielen*  Sie  Äöpfe  fanb  er  nid)t  auägefüfyrt 
genug*  „gretlid),"  fefcte  er  fyinju,  „Umftönbe  unb  3eit 
erlauben  nid)t  immer  eine  größere  Ausführung!"  Aber 
mit  Stellungen  unb  d)arafteriflifd)er  2tuffaffung  tt)ar  er 
jufrieben,  gab  aud)  an,  ju  tt>eld)em  SSilbe  biefer  ober  iener 
Äopf  ftd)  eigne*  @inen  lebensgroß  aufgeführten  Äopf 
unferer  fd)önen  Soufine  2fmalie  SSurcfyarbi1)  lobte  er  fcl>r 

1782—1855.  —  Seop.  £.  ©tein,  1782-1836,  f)atte  mit  feinem 
»ruber  3ol).  9£,  t  1859,  ein  9>elagefd)äft  in  SÄüffeWheim;  tyre 
«Öhttter,  geb.  X  £.  «Pfeil,  toar  bie  (Snfelln  &on  3.  ©♦  2ßaltl)er, 
be*  SöruberS  t>on  ©oetfyeä  ©roßmutter  (Sornelia  ©.,  alfo  ütadfc 
coufine  be$  2>ld)ter$.  —  Seopolb  ©tein$  fünf  Äfnber  finb  lebig 
geftorben. 

*)  Die*  fyfer  toiebergegebene  Söflbniä  ber  (Soufine  2fmalie 
Söurdjarbi,  in  ber  ber  Herausgeber  bie  SJhttter  feine*  »er* 
ftorbenen  ffreunbeä  Ob.4*anbg.4K.  Keßler  futbet,  t)atte  Subtoig 
^btn  auf  ber  SReife  in  £er*felb  fm  3uli  geaefdmet.  @*  ift  im 
Söeftfc  ber  gamtlfe  Keßler  in  Gaffel.  —  &ie  STOutter  be*  2fott* 
mann*  9)1%  3B.  ©rimm,  (Stjrfft.  Slif.,  toar  bie  Softer  be* 
Hanauer  £ofgerid)t$rat$  £eilmann;  if>re  ©d)toefter  (51).  8B. 
heiratete  ben  afcetropoUtan  ®.  9)1).  SBünfd&er  in  £er*felb.  Die 


V.  ©tetnau.  granffurt.  9Ründ)en.  Stalten.  1815—1817.    211 

unb  fagte  fefyr  ernfh  ,,3d)  tt>ü$te  ju  einer  &oa  feinen 
fd)önern,  pajfenbern  Äopf!"  ufn>*  9Kit  ben  Sanbfd>aft** 
fhtbien  tt>ar  er,  tt>a$  mid)  fcl>r  ttmnberte,  aud)  Iobenb;  id) 
fyatte  n>enig  Übung  unb  gar  nid)t,  tt>a$  bie  ?anbfd)aft& 
maier  eine  Spanier  nennen*  3d)  fyabe  SSdume,  Saum«5 
fldmme,  Söurjeln,  Sftdtter,  ^flanjen  ofyne  irgenbeine 
Spanier  nad)geaeid)net;  aber  man  fal),  eä  war  Statur  in 
ben  3*id)nungen,  unb  baä  mochte  er  tt>ol)l  Iobenb  fyer&or* 
fyebem  Tino)  mit  ber  Äuffaffung  ganjer  ©egenben  n>ar 
er  jufriebem  @r  fprad)  nod)  lange  über  Äunfi  unb  fam 
fo  nad)  unb  nad)  in  fein  Sieblingätljema,  bie  SDtytfyologie, 
bie  mir  t>on  jefyer  juttriber  tt>ar*  @ä  n>ar  aber  l)öd)ft 
intereflant,  ifym  aujufyören,  unb  ba  tonnte  man  ben  ©lanj 
unb  ©etfi  feiner  Äugen  red)t  erfennem  9tad)  unb  nad) 
famen  bann  mehrere  inä  3ünmer,  unb  baä  ©efpräd)  tt>urbe 
allgemeiner. 

3n  biefen  interejfanten  Sagen  n>ar  aud)  in  ber  granj 
93rentanofd)en  ©alerte  baä  lebensgroße  93ilbni$@oetl)e$ 
fcon  S^gemann1)  au*  Söeimar  auägeftellt  unb  ein  2(ltar* 

Softer  btefe*  9>aare$  Wl.  Ttmal  Wl.  heiratete  ben  geläberger 
2fott$fdjultf)et§  %  (5.  ©teäler,  ben  Subtolg  mehrmals  nennt; 
beren  Softer  <5f).  (51.  ©.  heiratete  ben  Ob JkppjQrfft.  <5f)r.  £. 
Surcfyarbt;  son  tfyrem  eimtgen  ©ot)n  3Bitf)elm  flammte  ber 
1908  t  %nt*g.<9L  95.  in  Saffel;  x>on  tyren  fleben  $öd)tern 
heiratete  bfe  adelte,  2(malte,  t  1864,  ben  Äanaletrat  Regler, 
bie  brüte  ben  Hauptmann  t>.  Äiefcell,  unb  bie  flebente,  »gen* 
rtette,  benOb.a|)^©^^Dr.95üff,  1811  -69,  Sferf.  be*  f>cfflfc^cn 
$ird)enred)t$.  Wtit  biefen  lefcten  t>ter  gamllien,  bie  alle  nod)  in 
(Saffel  vertreten  ftnb,  fyaben  bie  93rüber  ©rimm  attejeit  freunb* 
Keiften  Söerfefyr  unterhalten,  toie  bie  erhaltenen  ^Briefe  aeigen. 
(Stner  berfelben  t>on  3acob  an  Söüff  unb  beffen  grau  unb  beren 
fecfyä  ©cfytoeftern,  alä  bie  ad)t  tf)n  $ur  fünftigften  2Bieberfet)r 
be*  Sage*  feiner  erfkn  2foftettuna  beglütftt>ünfd)ten  (6.  San.  1866), 
tft  abgebrueft  t>on  ©tengel  in  b.  ©reif ätoalber  geftfcfyr.  f.  Stmprtcfyt, 
1890.  @inen  Sörief  2öill)elmd  an  Söüff  füge  id)  al*  Anfang 
9lr.  7  au. 

*)  gerbinanb  3agemann  (Vorüber  t>on  Caroline  3v  Stau 
t>on  J&eigenborf,  ber  ©eliebten  beä  ßenogä  $arl  2luguft  *j>n 
SBetmar)  l)atte  in  (Saffel  bti  3.  £.  $:tfd>betn  b.  3.  ftublert 

14* 


212  Subtofg  (ärmfl  ©rfmm,  (Erinnerungen. 

btott  ton  bem  ndmlidfyen  ÄfinfHer*  2Cuf  bcm  SSilb  —  e* 
xoax  beinahe  ganje  gigur  —  tt>ar  ©oetfye  in  fd)n>arjem 
8?radt,  auf  jeber  95rufl  einen  ©term  ©ottrie  man  in* 
3immer  trat,  tonnte  jeber  tt>ol)l  fogleid)  ©oetfye  erlerntem 
2fber  baä  tt>ar  nid)t  genug  für  einen  Äopf  nrie  bem  ©oetfye 
feinen!  ©er  JjSerr  Sagemann  fyatte  bte  *£auptfad)e,  baä 
©cfyönfie  nid)t  in  ben  Äopf  gebracht:  ©oetfyeä  fyofyen 
©etfi!  28o  tt>ar  ba$  Xiefe,  ©eiftige  in  ben  Äugen,  ba$ 
©predfyenbe  in  ben  ©eftcfytäjügen,  baä  ©roßartige  I)in! 
J&ier  tt>ar  ber  Äopf  eineä  lebernen,  flauen  JjSofmannä  ober 
©efyeimen  9tate$  ju  fefyen*  2(uf  bem  Ältarbilb  tt>ar  nid)tä, 
n>a$  mid)  angefprocfyen  fydtte,  nid)t  einmal  bie  ^infek 
füfyrung  todre  ju  ertodtynen  tt>eri 

@in  ttornefymer  frifierter  $>txt,  biamantene  SSorftedfö* 
nabel,  bie  Ringer  soll  großer  Stinge,  blonbrötlidfyen  2ocfen* 
fopf,  ersten  Äopf,  orbindren  2(u$brudt,  in  fötad  unb 
©d)ul)  unb  ©trumpfen,  n>ar  aud)  unter  ben  3ufd)auern  unb 
betrachtete  bie  93über  mit  großem  3ntereffe*  @r  fianb  in 
meiner  SRdfye,  ba  fam  ein  4?err  ju  ü)m,  fd)üttelte  il)m  bie 
J£anb  unb  fagte:  „2ieber  $ofrat  Sagemann"  ufttn  — 
15a$  n>ar  alfo  ber Äünftter felbft  ♦ ♦  ♦  ba  ging  id)  abertoeg1)! 

3n  gxanffurt  gab  eä  nun  fo  vielerlei  ju  fefyen,  fo\>ieI  2fb* 
tt>ed)fetung,  fo  intereffante  2(benbe,  baß  an  eine  balbige  Steife 
nad)  J^anau  nid)t  ju  benf en  tt>ar*  Vergnügte  2(benbe  fyaben 
ttrir8)  bei   ben  liebenätofirbigen  unb  geiftreidjen  gamilien 


unb  ein  getofffeä  2(nfef)en  gewonnen  burdj  bie  Sötlbniffe  ber 
©rofjen  in  SSeimar,  bie  man  ifyn  baut  malen  laffen.  Gh:  fyatte 
ben  gelbjug  na*  granfreid)  1814  aud)  mitgemacht;  er  jtarb 
t>ieraifliäl>rig  alä  <£ofrat  in  feiner  ©eburtäftabt  Söetmar  im  3af)re 
1820.  ©eine  3*id)nung  t>on  ©oetfye  auä  bem3af)re  1817  fyat 
,£.  ©rimm  feinen  „Fragmenten"  ttorangeftetft. 

*)  93iä  fyterfyer  ift  Subtofgä  @rjäl)lung  au$  granffurt  t>on 
Dr.  £.  Sörunner  (GaffeD  in  ber  granff.  3tg.  Str.  139  t>.  21.  5. 1907 
mitgeteilt  toorben. 

*)  ©afctgng  fyatte  bk  Vorüber  fdjon  am  28.  3ult  unb 
12.  2fugup  aufgeforbert,  nad)  granffurt  ju  fommen  ((Steig  3,  330). 
3acob  aber  traf  ff>n  $u  feinem  @d)tnera  auf  feiner  jtoetten  Steife 
nac^  yari*  üttttte  (September  in  granffurt  nid&t  mefyr  an,  fal)  aber 


V.  (Steinalt  ftranffurt.  üRündjen.  Italien.  1815—1817.    213 

95rentano,  ©a&ignij  unb  ©enator  Jfyomaä  jugebrad)t, 
n>o  meift  aud)  @octt>c  n>ar*  Salb  n>urbe  einmal  eine 
Partie  auf  ein  Sanbgut  ober  nad)  Offenbar,  ober  in  bie 
SÖeinberge,  tt>o  bie  Srauben  fd)on  reif  toaren,  gemad)t 

•Dann  fyatte  uni  ©asign^  ju  einer  SRfyeinreife  ein* 
gelabem  28ir  fuhren  nad)  SDfainj,  tt>o  eä  nad)  2ifd) 
aufä  ©d)iff  ging;  id)  fann  ben  Styeingegenben  jtt>ar  feinen 
fo  großen  @efd)madt  toie  bie  meifien  anbern  ?eute  abge* 
binnen;  n>enigfien$  auf  bem  ©d)iff  fyatte  baä  meifte,  tt>aä 
id)  ju  fefyen  befam,  ettt>a$  ©eforationäartigeä,  trietteid)t  ift 
bie  2(u$ftd)t  oben  auf  ben  93ergen  großartiger *)♦ 

3n  Soblenj  famen  tt)ir  fpät  in  ber  Stacht  an  unb 
logierten  in  einem  ©aftfyauä  nal)  am  SRfyein,  id)  glaube 
in  ben  „2)rei  SÄofyren";  ©örreä  fam  ben  anbern  lag 
aud)  gu  2ifd),  unb  gegen  2fbenb  reifte  Söilfyelm  mit 
©atugnp  ttrieberab,  id)  glaube  nad)28orm$unb©peier*); 
id)  blieb  bei  ©örreä,  mein  3tmmer  tt>ar  feine  SMbliotfyef, 


—  jum  etnjtgenmal  in  feinem  Seben  —  auf  einen  Solid  ©oetfye 
(3gbbr.  468, 470).  Tita  2.  ©ept.  war  aber  2S  i  1  f)  e  l  m  in  granffurt  an* 
gefommen  unb  traf  am  felben  Sage  nod)  ©a&tgn^.  „3cf)  ()abe 
mid)  fo  gefreut,  tofe  fdj  ffyn  totebergefefyen,"  fd)reibt  er  an  3&cob 
(3gbbr.  468),  „ba%  id)  £tr'$  nid)t  betreiben  fann.  @r  ift  gar 
fyerjlid)  gegen  unä  unb  toünfdjt  nicbtä  mefyr,  alä  baß  jDu  fommft. 

—  9lur  ber  2out*  mad)t  mir  93eforgnt$,  er  ift  nodj  nic^t  f>icr 
(3.  ©eptember)  unb  fyat  aud)  nid)t$  getrieben,  id)  fyabt  alfo 
gleid)  benDenfyarb  umüladjridjt  gebeten;  id)  fyoffe  inbeänodj 
immer,  ba§  e$  bloß  feine  9lad)läfftgfeit  im  ©djreiben  ift  unb  er 
mefyr  ju  jetcfynen  gefunben,  alä  er  anfangt  gebaut." 

0  2ßiet>fel  mef)r  ber  Styein  für  ben  in  ©eutfdjlanbä  SBer* 
gangenfyeit  tourjelnben  äBiltyelm  alä  für  Subtoig  bebeutetc, 
jeigt  ftd)  bti  ©teig  3,  331. 

*)  ©ie  fuhren  jufammen  nad)  (5öln  (toorüber  333  übe  Im 
fd)on  an  grL  t>.  Jj5ajtf)aufen  [grbäbr.  35]  unb  an  Tixnim  [©teig 
3,  331  ffj  fdjrefbt),  t>on  too  ©afcigng  toeiter  nad)  2fac^en,  3ötl* 
heim  mit  granj  fcrentano  unb  bejfen  gamflte  aber  aurüdfufyr. 
TLuti)  3öill)elm  blieb  bann  bei  ®orreä  —  „er  ift  ein  gar  herr* 
Ud)er9Rann,  unb  freunblid),  lieb  unb  gut  ift  fein  ganaeäJ&auä"— ; 
nadjbem  2Bilf)elm  nod)  einen  Sag  inSBinfel  bti  Sörentano* 
getoefen,  traf  er  fid)  mit  ©at>ign^  am  16.  (Sept.  in  «fcetbelberg. 


214  8ubtt>ig  <$mil  ®rfmm,  (Erinnerungen. 

tt>o  id)  bie  erften  9tdd)te  faum  fd)fofen  fonnte,  fo  machten 
bie  Statten  einen  ©peftafel;  morgend  fyatten  fte  gen>öl)n* 
lid^  mein  ganjeä  9tad)tlid)t  gefreffen;  id)  tt>arf  manchmal 
mitten  in  ber  9tad)t  mit  Folianten  nad)  tynen,  aber  fte 
flimmerten  ftd)  wenig  barum1)* 

2>ie  grau  ®örre$  tt>ar  eine  fefyr  liebe,  freunblicfye 
grau;  ©brreä*)  tt>ar  bamate  ©tubienbireftor,  fyatte  t>iel 
ju  tun  unb  fd)rieb  manchmal  auf  ber  SJobentreppe  am 
9H)einifd)en  SÄerfur*    ©uibo8)  tt>ar  ein  l)fibfd)er  3unge, 

l)  ©örreä  toobnte  bamalä  @d)lo§gaffe  9lr.  7  im  eignen 
ßaufe;  geboren  tft  er  aber  im  #aufe  9fr.  429,  jefct  einem  Seil 
be*  JJotefe  „3um  Sttefen";  über  b.  folgenbe  f.  2>lel*ßr.  2, 304, 307. 

8)  2>er  geniale  3ofep()  ©brreä,  bamal*  ©tubienbireftor 
für  ben  Seatrf  (Soblena,  tiattt  1801  bie  gef preise,  jtyone  unb 
cfyarafter&olie  Äatfyarlna  tton  Eafaulr  —  bie  „Äafc"  —  ge* 
heiratet  unb  führte  mit  ff>r,  obtoohl  fie  foäter  bie  für  alle  SBelt 
erstaunliche  reltgtdfe  Umfefyr  if)reö  (Satten  jum  Ultramontantemu* 
nid)t  mtrmad)te  unb  jeftlebenä  nie  in  eine  £ird)e  ging,  trofe 
fetterer  ©d)tcffale  bie  glüdlidjfte  (Sfye.  „3f>r  93ilb  al$  einer 
SJtobonna  be$  beutfdjen  Mittelalter^  enhoetcht  mir  nie",  fagt  t>on 
ifjt  ber  gutfatfyolifcfye  3Blnblfd)mann.  (Sbenfo  d)araften>ou  n>ar 
ihre  9ltd)te  2fotalte  x>.  £.,  bie,  1870  al$  Oberin  be*  Sonner 
Söürgerfpttalä  (ber  barmherzigen  ©d)toeftenu  ftegen  Seugnung 
ber  päpftlidjen  Unfefylbarfeft  abgefegt,  nod)  nach  fljrem  STobe 
(28.  1.  1872)  ausgeflogen  unb  oljne  ftrd)ltd)e  (Sgren  begraben 
n>arb.  —  (Sin  unübertroffener  Sttetfter  be$  ®til$,  ein  jtürmifd)er 
Patriot,  gab  er  1814—16  ben  „9tyeinlfd)en  Stterfur"  fyerauS,  ben 
Napoleon  bie  fünfte  ©roßmadjt,  bit  gegen  ttyn  fämpfe,  nannte, 
ben  bie  preugifcbe  Regierung  aber  1816  unterbrücfte.  An  SBtl* 
t>t Im  ©rtmm  fäicfte  er  mit  feinem  erften  Briefe  am  17.  gebr. 
bie  erjte  Plummer  be$  Slatte*  —  in  atoel  Sauren  erfd)ienen  357 
—  unb  bittet  um  ^Beiträge,  bie  beibe  ©ruber  aucfy  f Rieften 
Qgbbr.  523,  ©brreSbr.  2,  410).  2)er  brofyenben  SBerbaftung  tnU 
jog  er  ftd)  1818  burd)  bie  gluckt  t>on  granffurt  nad)  ©trafburg 
unb  2farau,  t>on  too  er  1827  al$  ^ofeffor  ber  Stteraturgefd)ld)te 
nad)  Ütfündjen  berufen  warb:  biefe  glud)t  ermöglichte  ihm  ber 
obengenannte  bamalige  9>oli$etDfreftor  Stomas,  ber  beim  Äbenb* 
tifcf)  bei  aBtllemerä  neben  il)m  faß  unb  tfyn  aertjaften  foffte! 

*)  ®uibo  ©örre*,   1805—1852,   Dieter  unb  ©djrtft' 

Seiler,   gab   nacf)   beö  Steter*  Zob   bie   *on  biefem  gegrünt 
eten    ultramontanen    ,,45fftorifd)*poUtifd)en    Sölätter"    weiter 
fyerauä. 


V.  ©tetnau.  granffurt.  ÜBünd)en.  3talten.  1815—1817.    215 

@opl)ie  toax  fd)ön  t)erangen>ad)fen  unb  l)attc  prächtige, 
lebenbige  $ugen,  bie  3Rariel)  n>ar  nod)  Heim 

35ie  ©opfyie  ift  jefct  an  9>rofeflor  ©teingafl*)  in 
gfranffurt  verheiratet  3d)  jeid)nete@örre$*)  am  12.  ©ep* 
tember  1815,  bie  grau  ©örreä4)  fyatte  id)  in  <£eibelberg 
1808  gejeicfynei  3Jon  ba  ttmrben  Partien  auf  ben  Aar* 
tdufer  35erg  unb  fonfi  in  bie  Umgegenb,  aud)  SRfyein* 
fahrten  gemacht6)* 

©inmal  fufyr  id)  mit  ©drreä  —  nod)  jtt>et  Ferren 
n>aren  babei  —  ben  9W>ein  hinunter  unb  gelten  an  einem 
Schloß  an;  ein  langer  J&err,  ber  JjSerr  ©raf  So*8),  id) 
glaube  fo  fyiej}  er,  fam  mir  freunblid)  entgegen;  ©örreä 
fagte,  inbem  er  mid)  il>m  »orfiettte:  „3>a  bring  id)  3l)nen 


*)  SWarfe  toar  bamaß  fleben  Safyre  alt  Daß  grtebrfd) 
(Sreujer  al$  9>ate  an  tyrer  Saufe  teilnahm,  brachte  SB oß  gegen 
ben  „Ätyptofatholifen"  fn£arntfd)!  ©fe  blieb  um>ermäf)lt,  gab 
ityre*  SBaterä  ®efammelte  ©Triften  unb  gamiltenbrtefe  berauä 
unb  ftarb  1871. 

*)  Der  aud)  in  ben  ®brre$brtefen  oft  genannte  3<>f).  *8apt. 
©teingag,  1790  in  SWütyetm  a.  9ty.  geboren,  heiratete  1824  in 
©tragburg,  too  ber  flüchtige  ®örre$  fid)  auffielt,  bie  ttoefunb* 
Jtoanjigi&^rige  Sophie  (5l)rift.  ©örreä,  tourbe  im  felben  3a^r 
burd)  (Slemenä  Brentano  unb  (ben  fatf)o(tfd)en)  Sfyomaä 
fatfyolffdjer  Sefyrer  ber  ®efd)td)te  am  ©täbtifdjen  ®»mnajium  in 
Sranffurt  —  ein  TLmt,  in  bem  ihm  ber  befannte  fattyoltfierenbe 
®efd)fd)tfd)retber  Spanne*  3anffen  folgte  —  unb  jtarb  1854. 

*)  9fr.  64,  fyfer  tofebergegeben.  „3n  ber  SÄufye  äbnltdj,  in 
ber  »etoegung  ntd)t  fef)r",  fctyrteb  SBUbelm  an  Erntet  (©tefg  3, 334). 
Die  platte  t>at  Subtoig  feinem  ©ruber  gerbinanb  gefdjenft,  ber 
fie  für  fid)  »erlaufen  bürfe,  aber  nfd)t  unter  «odlf  Soufäb'or. 
©ie  ift  n>at)rfcf>einltc^  an  einen  23ud)f)&nbler  in  Soblenj  »erlauft 
toorben.        4)  Da*  2Matt  fcfyefnt  »erloren. 

5)  £>a$  ®6rre*fd)e  £au$  ift  fyübfd)  gefd)ilbert  in  gr. 
Berthe*'  «eben  2,  113. 

*)  @$  toar  f>5d>ft  toat)rfd)efnlid)  (Sternen*  3Ben$el,  9tefd)$* 
graf  93oo$»on2Balbed,  t  1842,  auf  bem  (jefet  in  ben  ©d)lof$* 
bau  einbejogenen)  SBurgfcfylofj  berer  »on  SReiffenberg  in  <&aqn. 
©eine  ®emalbegalerie,  aud  bem  Söefifc  ber  ausgestorbenen  Söak 
becfer  »on  Äatmpt  berrüfyrenb,  ift  »erlauft  unb  jerftreut  (ftefye 
©tramberg,  9tt).  2Cnt.  1,  1,  ©.  204). 


216  Subwig  <£mil  ®rimm,  Erinnerungen. 

einen  jungen  Offtjter,  ber  ein  großes  Vergnügen  an  @e* 
mdlben  fyat;  ©ie  erlauben  ifym  wol)l  3J)*e  ©alerte  ju 
fefyen?"  —  „9Rit  Vergnügen,"  antwortete  ber  ©raf  unb 
führte  unS  hinein*  2öir  famen  in  ein  Bimmer  voller 
SRieberlänber,  SSilber,  wie  man  fte  überaß  ju  fel)en  be* 
fommt,  wenige  fcl>r  ausgezeichnet*  SJefcor  wir  aber 
bie  anbere  „große  ©alerie"  betrachteten,  foBte  gegeffen 
werben,  unb  fo  würben  wir  tnä  3tmmer  ber  ©amen  ge* 
füfyrt,  wo  bie  $od)ter  be$  ©rafen  bie  einjige  fd)öne  war, 
jung,  blüfyenb,  frifd)  unb  freunblid)*  3d)  I)atte  bie  Gtyre, 
neben  ber  jungen  ©rftfm  ju  ft^en;  fte  wußte  mir  wenig 
tton  Söln  ju  erjäfylem  9tad)  ben  freunbfd)aftltd)en  @e* 
fpräcfyen  ju  urteilen,  waren  ©örreä  unb  bie  beiben  anbern 
Ferren  alte  SJefannte  beä  ©rafen* 

3n  ber  „großen  ©alerte",  wol)in  wir  nad)  ber  lafel 
geführt  würben,  fd)ien  mir  aud)  nichts  befonberä  TivA* 
gejetcfyneteä  ju  fein:  Diele  langweilige  große  SBilber,  nt9tl)0* 
logifcfye  befonberä,  au$  benen  td)  mir  nid)t$  macfye,  triel* 
leidet  ein  SDfaratti1)  babei,  fonft  aber  fein  ftreng 
italienifcfyeä  ober  beutfcfyeä  95ilb,  nur  langweilige  ©tilleben, 
Wenn  aud)  ttortrefflid)  gemalt  3«  einer  @dte  fanb  td) 
enbltd)  ein  fd)ön  altbeutfd)  93ilbd)en,  eine  ©rablegung  auf 
J^olj  gemalt,  baä  betrachtete  id)  lange  mit  Vergnügen, 
worauf  mid)  ber  ©raf  t>or  ein  95tlb  ffifyrte,  baä  tton 
©ürer8)  fein  follte*  @r  fal)  mir  wol)l  meine  3tt>eifel  an 
unb  fagte,  id)  foHe  nur  ganj  frei  meine  9Reinung  fyerauä* 
fagem  3d)  wollte  il)m  erft  feine  gxeube  an  bem  SJtlb 
nid)t  rauben,  alä  er  aber  immer  wieber  fagte,  jebermann 
unb  aud)  er  l)alte  eä  für  ein  Original,  mußte  id)  il)m  am 
@nbe  bod)  fagen,  baß  baä  Original  jtd)  in  SD?ünd)en  be* 
ftnbe  unb  baß  bieä  eine  Äopie  fei;  er  festen  nid)t  erbaut 
über  meinen  2(u$fprud)  unb  machte  eine  STOiene,  alä  bftd)te 

0  (Sarlo  Wl.,  1625—1713,  ©djüler  ber  (Sarracd  unb  SKaffaeW, 
malte  Söübntffe  unb  religiöfe  Sötlber* 

*)  @3  fef>It  im  Sttanuffript  wieber  eine  ©teile,  worin  ba$ 
Söilb  näfyer  betrieben  war. 


V.  ©feinem,  granffurt.  ÜBündjen.  3talten.  1815—1817.    217 

er,  toai  tt>ei$  tt>ol)l  fo  ein  Leutnant  von  Äunft?  —  2(1* 
nur  nad)  JjSau*  fuhren  auf  bem  Styetn,  fagten  bic  JjSerren : 
„28ie  e*  friert,  fyaben  ©ie  bem  ©rafen  feinen  ©efaHen 
mit  3l)tem  2fu*fprud)  getan!"  —  „Sann  fyfttte  er  mid)  nid)t 
fragen  fotten",  antwortete  id)*  ©örre*  lachte  unb  fagte : 
r/3d)  ^be  ifjm  nirf>t  fagen  tollen,  baß  ©ie  9Kaler  finb, 
fonft  todren  ©ie  von  iljm  ju  fet>r  geplagt  toorben*" 

5Rad)bem  id)  ettt>a  vierjefyn  Sage1)  in  Soblenj  ge# 
tt>efen  n>ar,  fufyr  id)  mit  bem  &iltt>agen  über  SRaing  lieber 
nad)  gfranffurt  unb  von  ba  nad)  JjSanau,  tt>o  id)  2(bolf 
95obe  befugte,  ber  fd)on  etn3al)t  verheiratet,  aber  fonft 
unverdnbert  tt>ar,  unb  bann  auf  bem  SD?arftfd)iff  ttrieber 
nad)  Qxanffurt;  von  ba  fufyr  id)  aud)  balb  über  ©arm* 
ftabt  nad)  Ǥeibelberg,  blieb  einige  Sage  bort,  befal)  bie 
l)errlid)e  93ilbergalerie  ber  ©ebrüber  SSoifferee  mit  SRuße 
unb  n>al)rem  ©enuf}2);  id)  befugte  audi)  ba*  JjSau*,  wo 
id)  mit  ©lernen*  SJrentano  unb  bem  lieben  2fd)im 
von  Arnim  getoofynt  Ijatte;  ber  SEBtrt  SSartelmd,  feine 
grau  unb  feine  Äinber  erfannten  mid)  lieber,  trofcbem 
id)  in  Uniform  tt>ar*  3d)  befugte  aud)  ben  J^ofrat 
(Sonrabi8);  er  lub  mid)  in  ben  Ätub  ein,  tt>o  id)  abenb* 

*)  2Bflf)elm  fprtdjt  von  einem  nur  achttägigen  93efud) 
«ubtotg*  bei  ©örre*  (toa*  fajt  t©af)rfd)etnifd)er  ift  al*  Subtotg* 
eigene  tfngabe)  unb  erjäfjlt,  biefer  t>abt  fiel)  enbltd)  faft  fyeimltd) 

Srtgemacfyt,  toetl  jie  if)n  nic^t  fortlaffen  wollten  <3gbbr.  475). 
m  13.  fä)ref  bt  3acob  von  SJtofna  auf  ber  9>artfer  Steife  an 
beibe  Grübet  nad)  (5oblen$  unb  bietet  Su bto ig  an ,  mit  itynt 
ober  hinter  ll)m  f>er  nad)  9>ari£  $u  fommen,  wofür  er  bie  Soften 
übernehmen  Witt.  Subwtg  fcfywanft,  well  er  jweifelt,  ob  er  in 
9>arf*  mit  SRufye  unb  (Erfolg  fehen  unb  arbeiten  fönne,  toie 
9Btll)elm  am  25.  ©eptember  an  gacob  fdbretbt  (Sabbr.  474); 
am  14.  Öftober  melbet  er  if)tn  aber  von  (Saffel  au*,  £  gefye  mit 
Brentano  nad)  Jjeibelberg,  aud)  wofyl  mit  biefem  nad)  Üfeündjen 
(baf.  477);  bie  lefctere  Steife  fyat  Subtoig  aber  allein  gemacht. 

*)  3Bett  fiärferen  (Sinbrucf  f)abtn  bie  Söüber  auf  38 i II) e im 
gemacht,  ©feig  3,  332  f. 

*)  SBtlfjelm  l)atte  tbtn  bei  biefem  gewohnt  (Sgbbr.  476); 
er  xoax  in  Harburg  1780  geboren,  9)rofeffor  ber  SWebijin  ba* 
felbjt  1803,  in  ßefbelberg  1814,  in  Lotungen  1823,  wo  er  ber 


218  Subtotg  (Srnfl  ©rimm,  Erinnerungen.  * 

ben  J^errn  ©et),  JjSofrat  ©reujer1)  unb  tnele  anbete  ge* 
lehrte  Ferren  antraf  unb  t>iel  über  bie  fd)6ne  SBotffereefcfye 
©alerie  gefprod)en  ttmrbe*)* 

2)ann  ging'S  lieber  über  granffurt8)  nad)  SBamberg, 
n>o  td)  bei  SRattenfyeimer  trierjefyn  Sage  blieb  unb  mir 
bie  2(lte  nrieber  SÖarmbier  mit  »Oömbeln  machte*  @S  n>aren 
nod)  Stoffen  ba,  unb  ben  SRarfcfyatt  S8arcla9  be  Soll?*) 
fat>  id)  auf  einem  33a K;  Safpar  9)?attenl)etmer  tt>ar  in 
SD?ünd)em  SBon  ba  ging'«  über  Stürnberg  nad)  9Ründ)en, ' 
tt>o  id)  am  2ftterfeelentag  —  2.  Stottember6)  —  anfam  unb 
im  ©olbnen  J£al)n  einfefyrte*"  — 

3n  ber  trefflichen  gamilie  J£eg  erregte  Subtttg*6)  SBieber* 
erfd)einen  in  Ütfündjen  bie  freubigfte  uberrafd)ung,  unb  ber 

filteren  ©rüber  ßauäarat  n>ar;  er  ftarb  1861.  —  Subtotg  bat 
it>n  1826  geaeietynet  unb  rabiert,  f.  &r.  26. 

x)  grtebrid)  (Sreujer,  ber  bttanntt  ßetbelberger  ?>l)ilolog 
unb  SDfytbolog,  al$  ©ofjn  eine*  ©ud)btnber$  1771  in  Harburg 
geboren,  1800—04  9>rofeffor  bafelbft,  toar  t>on  ÜJtorburg  tjtx  mit 
©aöignv)  fcr>r  befreunbet  unb  auch  bamatö  ben  dlteren  ©rübern 
©rimm  unb  beren  greunben  (Slemenä  ©rentano,  fp&ter 
2frnim  näber  getreten;  er  ftarb  1858. 

■)  BuffaHenb  ift,  bag  «ubtoig  felbft  bier  ntd)t  erto&bnt, 
toa*  SB  übe  Im  Qflbbr.  488)  eraäblt,  baf}  ©oetbejicb  red)t 
Uebreid)  gegen  Subtotg  bezeigt  tyabe,  aut  eignem  antrieb  ju 
ü)m  (in  bem  ©aale  ber  ©otffer£efd)en  ©über  toobO,  ber  fld) 
auö  natürlichem  (Gefühl  jutrücfaebalten  babe,  gefommen  fei  unb 
ibn  nad)  ben  ©rlebntffen  ber  SKbeinfabrt  gefraat  Jhabe  (f.  aud) 
Stengel  3,  183).  —  2focb  toar  2.  toobl  bamatö  in  ©aben*©aben, 
tt>o  er  ebenfo  tote  fp&ter  in  ^tyrmont  eifrig  bie  ©efld)ter  ber 
©lücttfpleler  fhtbtert  bat. 

■)  3n  granffurt  traf  Subtola  toteber  mit  SBilbelm  unb 
©asign^ä  aufammen.  @r  bat  Ba  am  10.  Oftober  no<fe  ba$ 
bier  toiebergegebene  ©ruftbtlb  (5a»igng$  geaeidjnet  (fpäter 
rabiert,  9lr.  59). 

4)  @r  toar  1814  alä  Obergeneral  ber  ruffifdjen  2frmee  be# 
fonber*  im  ßauptbeer  tätig  getoefen,  1815  aber  ntcr)t  aum  fön* 
greifen  gefommen  unb  führte  eben  bie  Stoffen  beim. 

6)  9kd)  SBBilbelm  Ggbbr.  489f.)  am  4.  9io*ember;  tote 
SB  übe  Im  an^acob  berietet,  tt>ar  leiber  Subtotgä  ©ruft,  über* 
baupt  fein  fcr)toacr)cr  Seil,  nod)  nid)t  gana  r)ergeftettt. 

•)  2fot  11.  Stooember  1815  fdr>reibt  SBilbelm  an  ©brre* 


V.  (Steinau.  grcrnffutt.  SBttnd&en.  Stalten.  1815—1817.    219 

fonft  manchmal  fo  mürrifcfye  9>eter  bot  ifym  fogar  an,  er  fotte 
3U  if)m  in  eine  eben  gemietete  SBofynung  t>or  bem  $or  jiefyen, 
toa*  Subtoig  gern  tat. 

„2Me  erften  Sage  fyatte  id)  SJefudfye  beim  ©ireftor 
(?anger)  unb  ben  bieten  SJefannten  ju  magern  ©tilgen, 
©uri1)  tton  ber  ©renabiergarbe,  Leutnant  ©raf  *>♦  gugger*) 
tton  ber  Äat>atterie,  Leutnant  Rauben  fdjmib  t>on  ber 
Sngenieurtruppe  unb  Oberleutnant  ©raf  ©aporta*)  fcom 
?eibregiment  famen  faft  täglid)  gegen  Äbenb  ju  un*,  mit 
unter  aud)  ber  SDfajor  tton  J^eibedt4)  (jefct  ©eneraO, 
alle  gefreite,  getftretcfye,  angenehme  9Renfd)en,  bie  meiften 
tton  ifynen  jeidjneten  unb  malten  felbft  fefyr  gut  Sie 
Oberleutnante  Ärajetfen  unb  Rauben fc^mib  tt>aren 
am  meinen  ba  unb  jeidfyneten  ben  ganjen  Sag  bei  un** 
2>a*  2ogi*  foftete  für  jeben  fcon  un*  monatlich  fteben 
©ulben;  ba*  @jfen  ließ  id)  mir  »on  ber  9Rabame  ©fifl 
au*  bem  J&äufel,  $eter  fcon  feinen  @ltern  burd)  unfern 
SJebienten  fyolen,  unb  ben  Äaffee  befamen  n>ir  au*  ber 
JjSutterfdfytoeij,  einer  SReierei  in  ber  9Wl)e*  Unfer  J£au*0) 

(®5rre*br.  2,  479),  Subtoig  fei  geftürat  unb  f)abt  fid)  auf  ber 
©ruft  tt>ef)  getan,  „ba*  macfyt  mir  @orge". 

*)  @r  l)ie§  toofyl  ©gri,  ün  Slamt,  ber  nod)  in  SWünd&en 
aorfommt. 

■)  griebrtd)  ©raf  aon  gugger*£oi)enecf,  1795—1838, 
toar  ein  trefflicher  SRann  unb  ber  treuefte  greunb  t>on  2(uguft 
t>on  9>laten,  beffen  SBerfe  er  für  bie  erfte  ©efamtau*gabe  1839 
aufammengejtellt  f>at:  über  ifyn  al*  Dieter  f.  u. 

■)  grtebridf)  ©raf  t>on  ©aporta,  geb.  1794  in  Sttedtor* 
gemünb,  jtarb  al*  bagrifcfyer  ©eneralmajor,  Kämmerer  unb  #of* 
marfctyall  a.  2X  am  4.  Sötoi  1853.  @ine  2eben*befd)retbung 
tiefe«  ebenfatt*  »äderen  «Wanne*  f.  in  b.  2fttg.  3tg.  1853,  §8ei(. 
t>.  31.  5.  9lr.  151,  @.  2414. 

4)  $.  3B.  greif).  t>.  ßeibeef  gen.  ^eibegger,  1788  ge* 
boren,  Sttaler,  jog  1826—29  al*  Styftyettene  mit  gegen  bie 
Surfen  unb  war  1832—35  Sttttglleb  ber  9tegentfd)aft  für  Äönlg 
Otto.  @ed()*  95über  t>on  ü)tn  finb  in  ber  SBüncfyener  91.  9>fna* 
fotfyef;  er  ftarb  al*  ©eneraileutnant  1861  in  SÄüncfyen. 

ö)  ©enblfngerftrafce  1,  ba*  t>or  yttjti  3abren  abgebrochene 
„SRuffoifyau*";  ber  1840  t  ©ampenrieber  toar  ber  ©roßonfel  be* 
befannten  SBaler*  Äarl  @. 


220  ftibtofg  (Smil  ©rimm,  Cfrfnnerungen. 

gehörte  bem  3tmmennetfler  ©ampenrieber  unb  ftonb 
frei,  linfö  unb  red)t$  ©arten,  unb  ttorne  bie  Sfyaujfee 
nad)  9tympl)enburg  unb  ©ad)au*  ©egenfiber  tt>ofynte  in 
einem  großen  J£auä  im  erjten@todt  ber  ©eneral  tton  91  aa* 
lottnd)1),  im  feiten  ber  ©efyeime  9tat  t>on  ©cfyeUing*), 
im  britten  ber  Äammerfyerr  t>on  SSurggau  (?)  mit  feiner 
großen  Familie* 

3d)  fing  ein  93ilb  für  bie  ÄurfürfHn  an,  bie 
ijL  Äatfyarina  *)♦  $eter  J&eß  malte  an  einem  großen 
©d)lad)tenbitb,  2Cud)  ?ubn>ig  91  u  1)1  au«  @affel  fanb  id) 
in  9Ründ)en,  unb  nun  rücfte  ber  Söinter  mit  feinen  S8e* 
luftigungen  fyeran4)* 

3d)  t>er!el)rte  aud)  in  ber  liebenätofirbigen  gfamflie 
beä  fyeffembarmjtäbtifdjen  ©efanbten  t>onJS?arnier6),  tt>o 

')  (Siemens  t>.  9t,  1766-1836,  feit  1803  ba^rffd&er 
©eneral,  serbtent  feitbem  in  allen  Ärtegen,  gab  mit  feinem  topo* 
grapl)ifd)en  Söureau  ben  2(tla$  t>on  Söagern  fyerauä. 

■)  £>er  berühmte  ^>I>iIofopf>  toar  fett  1806  ©eneralfefretär  ber 
2ttabemie  ber  ffiiffenfdjaften  in  9Bünd)en;  1841  jog  er  nad)  Berlin. 

*)  2Bo  e$  ßdj  befinbet,  ijt  nicfyt  ju  fagen.  $)amal$  rabierte 
er  aud)  ba$  ©elbjtbilbnte,  ba$  toir  al*  Sitelbilb  geben  (9fr.  40). 
Überhaupt  l>at  SBilfyelm  nfd)t  redjt  behalten,  toenn  er  an 
Ttxnim  fdjreibt  «Steig  3,  334):  ,,2Bal)rfd)einlfd)  entfdjeibet  ftd) 
Subtoig  für  bie  SDfalerei,  toaä  mir  aud)  lieb  ift,  benn  er  l)at 
t>iel  ©efül)l  fü*  ftarbe  unb  eine  eigentümliche,  nid)t  ungeiftige 
2(rt,  natürliche  ©egenftänbe  aufoufaffen.  S8ei  bem  beftänbigen 
9tobieren  toürbe  aud)  feine  ntd)t  gar  $u  fefte  Söruft  leiben  fönnen 
(buref)  bie  Dünfte  beä  ©djeibetoajferä  nämlid)),  of)nel)fn  ift  er 
barin  auf  einem  fyuntt,  baß  er  e$  nfd)t  tofeber  verlernen  fann." 

4)  9tad)  £.  ©rimm,  <S.  3,  310,  Ijätte  Subtoig  im  gebruar 
1816  toieber  in  (Saffel  gearbeitet;  er  i)at  aber  ben  ©fnter  in 
SDMhtdjen  t>erbrad)t. 

6)  Äarl£.  2S.  t>on  Äarnier,  aW  älterer  <Bof)n  be$  1811 
ju  (Sajfel  t  Äriegärat*  Äafpar  Ä.  1767  geboren,  fyat  aW 
Diplomat  in  preußifdjen  £>lenjten  beim  2tt>fd)luß  be$  95afler 
^rieben«  mitgetoirft,  natym  bann  Dienjte  in  jpeffen*$>armjtabt 
unb  ift  al$  !)effifd)er  ©efanbter  in  9Bünd)en  am  9.  3uli  1823 
geftorben  unb  aud)  ba  beerbigt.  <$$  leben  ettoa  10  Urenfet  t>on 
ü)tn  unb  5  feine«  trüber«  Subtofg;  t>on  feinem  Jüngpen, 
3acob  unb  SBiltjelm  aud)  natjetfetjenben  ©ruber  2(ugujt 
(Sbuarb  £.  flammen  bie  Vertreter  be$  9tamen$  in  ßaffel. 


V.  ©tefnau.  granffurt  3Künd)ett  3talien.  1815—1817.    221 

idj  audj  metfi  ben  furfyefftfdjen  ®  efd)  äftäträger  vonÄocfyer1) 
antraf;  eä  ging  ba  natürlich  unb  ungeattmngen  t)er/  unb 
ba*  ©efprärf)  breite  ftd>  meift  um  Äunft  unb  SJtoftf 
unb  bgL;  idj  bin  gern  bafyin  gegangen9)« 

3n  ben  Äonjerten  fpielte  ber  berühmte  Siolinift 
grdnal8)  tt>ol)t  prächtig,  unb  bfe  2>tte,  ©cfytett4),  bie 
idj  fannte,  fang  fefyr  fdjfin,  unb  bie  SRefcger5),  bie  idj 

*)  ®rft  ein  Satyr  fpäter,  1817,  erfd)efnt  ein  bfplomatffdjer 
Vertreter  Äurfyeffen*  in  SBündjen  in  ©ottlieb  Äodjer,  bet  1844 
in  ben  SRufyeftanb  getreten  unb  1857  afö  SSiftoer  85jäf)rig 
bort  geworben  fft. 

*)  Qabti  fft  e*  fonberbar,  bafj  2ubtofg  feine*  3ufammen# 
treffend  mit  2fagufl  von  ^laten  ntd)t  ertväqnt,  ber  bodj  in  ber 
Mi,  »o  «ubttig  bie*  fdjrieb,  längft  berühmt  war;  ^laten 
felbfl  ertvähnt  in  feinen  Tagebüchern  1,  473,  29.  3Bdr$  1816, 
er  ffabt „bti grau  von  garnier"  —  geb.  glabt  —  „bie  Söefannt* 
fcf>aft  eine*  jungen  talentvollen  ÄupferftecfyerS  unb  3etd)ner* 
namen*  ©rimm  gemacht,  ber  Offtoter  in  fyeffifdjen  Dienflen 
ifl  unb  ftd)  l)fer  auäbilbet."  —  Buffallenb  ifl  aud>,  bafj  ber 
treffliche  unb  hochbegabte  gtanj  ©raf  $occi,  ben  2ubtolg  bod) 
gut  fannte  unb  bem  er  ^Beiträge  ju  feinem  gefWalenber  (1834—38, 
15  £efte)  gab,  nid)t  von  iljm  ertväljnt  wirb;  vielleicht  fianb 
eftoa*  von  ü)m  in  einer  ber  auägefdjnlttenen  ©teilen;  £.  JJollanb 
enoäljnt  aber  ©rtmm  in  feiner  fdjönen  Sötogr.  9>occi*  ©.  10 f. 

8)  Jferbtnanb  gränjl,  1770—1833,  SBiolinift  unb  Äompo* 
nift,  geborte  bamalä  bem  Ägl.  Ordjefler  an  unb  tourbe  1825 
Äapeumeifter. 

4)  „jbfe@d>lett"  heiratete  einige  3af)re  fpäter  nad>  einem 
Sörtefe  SubttigS  an  gerbinanb  ben  ©änger  ©raatoll;  »eiteret 
tvar  über  fte  nicfyt  au  erfahren. 

B)  Älara  SÄejger,  al$  Sodjter  armer  Seute  in  ber 
SRüncbener  2fo  1799  geboren,  würbe  vom  ftotteKmetfier  ©intet 
atö  Pflegetochter  angenommen  unb  im  ©efang  unterrichtet; 
15jäl)rig  trat  fie  fd)on  in  Äonaerten  auf  unb  fang  im  grül)jal)r 
jene$  3al)re*  1816  auerjt  bie  üJtyrrlja  in  3Blnter$  berühmter 
Oper  „Da*  unterbrochene  Opferfeft";  fie  tote  bie  ©djlett  be* 
fetteten  SBinter  nadj  Selpatg,  ^Berlin,  ©reiben,  um  in  feinen 
ftonaerten,  unb  nad)  Stenebig,  SDtotlanb  unb  ©enua,  um  in 
feinen  Opern  bie  Äoloraturpartien  au  fingen;  1819  würben  beibe 
au  Jjiofopernfängerinnen  ernannt.  Älara  war  namentlich  bie 
erfte  Bgatye  ber  beutföen  Oper  in  Sttüncfyen  am  5.  Xpril  1822, 
unb  SBeber  felbft  fagte,  ii>re  Selfhmg  „fei  einaig  unb  unerreiefa 


222  Subtoig  <£mtf  (Srtmin,  (Erinnerungen. 

audj  im  SBtnterfdjen  #aufe  fennen  gelernt,  nodj  fdjfiner* 
2fber  mandje*  von  bem,  tt>a*  jte  vortrugen ,  gefiel  mir 
bodj  nidjt;  idj-  fann  bie  ©djnörfel,  bie  dritter,  bie 
Variationen  von  einem  einfachen,  frönen  Sfyema  nidjt 
au*jtel)en,  unb  e*  tt>ar  mir  oft  fatal  jumute,  tt>enn 
nadj  einem  SRuftffWcf  atte  flatfdjten  unb  bravo  riefen* 
@*  fam  audj  vor,  baß  id)  entjücft  von  ber  SÄuflf  tvar, 
ol>ne  ju  ttrijfen,  von  tt>em  fte  tt>ar;  frug  idj  banadj,  fo 
ttmrbe  gefagt,  „ba*  tt>ar  von  SBojart  ober  93eetl)oven'\ 
3a,  ba*  tt>ar  großartig,  voller  ©effil)l,  einfach,  ein  fertig 
gemalte*  meifterfyafte*  SStlb;  aber  ©pmpfyonien,  in  benen 
3agb,  ©ettritter  unb  bgL  vorgeftettt  ttmrben,  n>aren  mir 
ein  ©reueL 

3n*  Styeater  ging  idj  feiten,  nodj  weniger  in  Opern; 
id)  empfanb  barin  metft  unfftglidje  2angett>eile;  ja,  bie 
von  SRojart,  33eetl)oven  unb  tt>enige  anbere,  ba  I)örte 
idj  aufmerffam  bi*  an*  @nbe  ju!  Qbxtz  idj  aber  bie 
9Wuj!ffenner  fagen:  „Sftein  ©ott,  tt>a*  I>at  ber  SJrijji1) 
unb  bie  unb  bie  fyerrlidj  gefungen,  jie  l)aben  bie  ganje 
Oper  gehalten",  fo  fam  mir  ba*  vor,  al*  tt>enn  jemanb 
fagte:  „SKein  ©ott,  tt>a*  ifl  bie  blaue  ober  rote  garbe 
in  bem  35ilb  fo  fdjdn!" 

9>eter  «£*$  ging  in  feine  Äonjerte;  er  fagte,  wenn 
idj  nadj  £aufe  fam,  ladjenb:  „Du  tt>arft  im  Äonjert?"  — 
„3a,  unb  tvarum  bu  nidjt?"  —  „Da*  fehlte  mir  nodj, 


bar/'  ©te  heiratete  1821  ben  ©cfyaufpteler  38iH).  2*efpermann 
(1784—1837),  flarb  aber  auf  ber  £öf)e  ü)re*  9tul)m*  ftf>on  1827. 
(Sine  S£od)ter  von  ü)t  heiratete  1844  ben  oben  von  8  üb  »ig 
genannten  ©ofyn  von  3ofepf)  ©5rre*,  ©uibo  (1805—52),  unb 
toirb  mit  ifyrem  ©atten  fel>r  vorteilhaft  gefdjtlbert  von  Annette 
Drofte*£.,  Sörtefe  an  €.  ©cfyücftng,  bti  Sangetttefcfye,  Die  Drofle, 
C.  145. 

x)  Der  berühmte  SEenorift  Union  Sörtajt  au*  Bologna, 
1774—18  (?),  toar  feit  1801  in  SBien  unb  ÜKünd)en  ber  «lebltng 
be*  9>ubttfum*;  Napoleon  I.  tjatte  tfym  eine  9>enjton  au*ge* 
toorfen,  bie  tfym  aber  von  beffen  Nachfolgern  verweigert  unb 
erft  1852  von  Napoleon  III.  toieber  gejault  toarb. 


f 


V.  (Steinalt,  granffurt.  SWüncben.  Stalten.  1815—1817.    223 

fo  ein  paar  ©tunben  ju  flehen  unb  bie  eitrigen  ©inertei* 
geftdjter  anfefyen  ju  muffen!  Da  gefye  id)  toafyrfyaftig 
lieber  inä  fctpperltfyeater1)!"  — 

3n  ber  Darfteffung  tiefet  üttündjener  geben*  im  äBtnter 
1815/169)  fehlen  einmal  13  unb  tofeber  solle  17  (Seiten.  38ai)t* 
fdjetnlid)  ftanben  auf  tynen  (§ra&btongen  über  ein  anfcbetnenb 
bamal*  in  Äonaerten  unb  gefeiligen  SBeranfiattungen  jld)  an* 
fpfnnenbe*  jarte*  Stebeäelnserjtänbni*  mit  ber  fdjönen  <$ried)tn 
$J)efla,  *on  bem  in  ben  übriggebliebenen  (Seiten  aber  bod)  notf) 
2lnbeutungen  übriggeblieben  finb.  <S*  tfl  aber  burd)  bie  balb 
angetretene  Steife  nad)  Stallen  aerftört  toorben;  al*  er  toteber* 
febrte,  f>atte  fie  3Ründ)en  serlaffen  unb  toar  toobl  in  ein  Älofler 
gegangen;  er  bat  fie  nie  ttlebergefeben. 

galten  bat  fld>  nod)  ein  ©tuet  einer  (£ra&t)lung  t)on  einem 
fed)*t&gigen  2(u$flug,  ben  er  im  grübiabr  1816  mit  mehreren 
greunben  nad)  bem  Sfcegernfee  machte,  bei  bem  abenbö  ber  tiefe 
fülle,  bunfle  (See  bei  (Sternenfdjein  befahren  toarb,  to&brenb 
£aubenfd)mib  abtoed)felnb  mit  (Stieler  bie  ©ttarre  fpielte 
unb  lefeterer  jur  gldtenbegleitung  tinti  Dritten  9tomanjen  fang; 
Subtotg  aeic^nete  ben  (See  unb  feine  Umgebung  unb  bie  grauen 
in  U)ren  fd)5nen  Straften  mit  filbernen  Letten  unb  ben  ge* 
»eisten  (Silbermünjen  (9far.  175,  176);  er  übernachtete  allein  — 
bie  greunbe  waren  auf  ber  3dferalm  —  bti  ben  alten  greunben 
ber  gamilie  SRujel,  ber  gtfdjerfamilie  ©d)rambaufertn  ®munb, 
bie  alle  3al)re  mebrmalä  auf  bie  Sttüncbener  Dult*)  au  biefer 
famen  unb  an  bem  jungen  3Baler*olf  siel  greube  Ratten;  auf* 
freunbltcfyfte  empfangen  unb  bewirtet,  fdjläft  er  bann  in  tyrer 
©taatäfhibe,  tt>o  3*i<bnungen  son  il)m  unb  9>eter  £ef$  unter 
©lad  unb  SRabmen  fingen,  im  flogen  Q3ett  bod)  gut,  mochte 
aueb  ba*  Seinen  fo  grob  unb  bie  Äfften  fo  fyart  unb  bie  Decfen 


*)  Stolfätheater;  babtn  ging  übrigen*  aud)  Subtttg  ju^ 
»eilen.  2fod)  iieef  ging  gern  babtn  (Äöpfe  1,  344),  unb  granj 
*.  $occl  bat  für  bie*  Sfyeatet  t>iel  gefd)rieben. 

*)  3n  biefem  Söinter  bat  Subwig  ein  nod)  in  (Saffel  ge* 
jelcbneteS  SBflb  SBtlbelm*  auf  (Stein  bringen  unb  äfcen  laffen, 
ba$  bie  Vorüber  im  grübiabr  an  greunbe  t>erfanbten  ((Stengel  1, 
150  unb  3,  187);  e*  tfl  unter  9lr.  E  1  seraeldjnet. 

8)  3abrmar!t,  urfprünglid) .  ein  Ährd)enfefte  angefcfyloffen, 
an  benen  eö  Snbult,  2fblaf$,  gibt;  ÜBüncben  batte  beren  atoet 


224  Subtofg  (Smü  ©rtmm,  Erinnerungen. 

fo  fdfaoer  fein,  bafj  £aut  unb  ©lieber  fcfymerftten,  unb  tofrb, 
nadjbem  er  noefy  tt>r  Heiner  angenommene«  $öcfytertf>en  ge$eid)net, 
ein  liebliche*  $inb  mit  einem  ©traufj  son  SRitterfporn  (er  fyaf  $ 
fpäter  rabiert,  9tr.  111),  son  ben  guten  beuten  entlaffen: 

„3nt  9tucftt>eg  fefyr'  fyalt  ttrieber  ein  unb  bring  bie 
anbern  a  mit!  ©rüfl  bi  ©ot,  ©rimm!"  ©ie  ?eute 
Ratten  un$  fel>r  Heb,  unb  bie  SSriefe  t>om  Sifdfyer,  bie  er 
mir  manchmal  fdfyrieb,  jtnb  in  einem  altmobifdfyen,  J)6d)ft 
fonberbaren  ©til  gefcfyrieben;  ber  erfie  93ud)ftabe  tt>ar 
groß,  altbeutfd),  mit  roter  2inte  gejeicfynet  ober  getrieben, 
mit  allerlei  ©cfynßrfeln;  aber  bie  95riefe  tt>aren  natürlid), 
unb  manchmal  befcfyrieb  er  mir  feine  geliebte  ©egenb  mit 
fo  fciel  ©efÜI)l  unb  oft  fo  poetifd),  tt)ie  e$  niemanb  t>on 
bem  einfachen  93auern  vermutet  fyätte* 

Jj?eim  ging'«  ju  guf!  über  Sölj  unb  Don  ba  abenb« 
jteben  Ul)r  in  einer  fd)änblidf)en,  alten,  n>acfeligen  2anb* 
futfdfye  nad)  ©rümt>alb  ju;  aber  ber  Äerl  ful)r  unä  in 
einem  ©tücf  im  SSalb  fyerum,  bie  freuj  unb  quer,  unb 
tt>arf  un$  in  £ol)ltt>egen  ein  paarmal  um,  worauf  bann 
fyerauäfam,  baß  er  ben  2Beg  gar  nidfyt  ttmfjte;  3rrlid)ter 
Ratten  it)tt  unb  aud)  un$  tt>al>rl)aft  irregeführt!  Smmer 
glaubten  ttnr,  bort  mfifle  ein  35orf  ober  ein  3äger!)au$ 
fein,  bann  tt>ar  ba$  8id^t  aber  ttneber  auf  einer  anberen 
©teile!  Xnftatt  nad)  ©rüntt>alb  famen  ttrir  auf  bie 
(Styauffee  unb  mitten  in  ber  9tad)t  nad)  9Bünd)en* 

2(m27.3Rai  (1816)  morgen«  jtfce  id)  an  meiner  Arbeit 
unb  benfe  nad)  (Sajfel,  ba  bringt  mir  unfer  93ebienter  einen 
95rief:  „2ieber  gxeunb1)!  3d)  Mn  zbtn  I)ier  angefommen; 


l)  «Kit  ©eorg  Brentano  war  Subtoig  im  JJerbft  1815 
in  granffurt  vertraut  geworben,  al$  ©eorg  fid)  eben  auf« 
3eid)nen  warf  unb  ftd)  t>on  tym  babei  anleiten  lieft  (©tetg  3, 
334).  ©cfyon  1806  bezeugt  (5  lernen*  (©teig  1, 193),  baft  „©eorg 
iefct  an  Sieben&oürbigfelt  unb  Ttttmut  mit  granj  wetteifere/'  33ei 

terman  ©rimm  weitr.  143f.)  erfdjetnt  er  atö  „ein  mit  allen 
aben  menfd)lid)er  StebenStoürblgfeit  auägeftatteter  SDtonn"  unb 
(baf.  146)  „einer  ber  fünften  SBänner,  ber  ©efeCigfeit  bebürfttg, 


f 


V.  ©tetnau.  granffurt  SWüncben.  3talien.  1815—1817.    225 

n>cDen  Sic  morgen  mit  mir  nad)  9tom  reifen,  fo  erfreuen 
©ie  bamit  fel>r  3I)ten  gxeunb  ©eorg  SSrentano^arodje1)*" 


8 


aftfrei,  freunblid)  unb  von  unerfd)öpflid)er  griffe,  unflet  aber 
h  feinen  ©ebanfen,  ba  er  al«  reibet  statin  ftd)  alle«  ge> 
Ȋl)ren  fonnte." 

*)  ©eorg  Sörentano,  ber  ältefle  ©obn  von  $eter 
#nton93.  (1735—97)  unb  feiner  atoetten  grau,  SBartmilfane 
V.  Sa  SRocbe  (1756—93)  (toe«balb  er  flcf>  93r.*«a  SRod)e  nannte), 
geb.  1775,  heiratete  1803  2Harie  ©ebrdber;  über  fte  erjagt 
grb  blieb  in  bem  (mancbmal  ettoa«  frivolen)  95ud)e  „Ülocb 
15  3.  au«  b.  «eben  eine«  Soten"  (1854):  „©eorg  $8-Jlattc  fi<b 
auf  eine  $temltd)  geniale  2frt  verheiratet:  er  fyatte  in  SÖflbeim«* 
bab  ein  febr  bübfebe«  junge«  3Ääbcben  in  ©efettfebaft  feiner 
Altern  erblich,  verliebte  ftd)  auf  ber  ©teile  in  {ie,  ging  ihr  nad) 
unb  rutyte  nid)t  eher,  bf«  er  herausgebracht,  baß  e«  bie  £o<bter 
be«  SRentmeifter«  ©ebrdber  in  Söergen  fei.  ©ä>on  ben  anbern 
SfRorgen  um  9  Uhr  toar  Brentano  in  SBeraen  unb  hielt  um  fte 
an,  unb  furae  3*<t  barauf  toar  bie  £ocbaett "  (©.  22  wirb  er*» 
jäblt  von  ihrem  ©tur*  vom  ©trohturm  in  93erfer«befm.)  ©ie 
gab  ibm  vier Äinber(bod)  flarb  ber  jtoeite  ©obn  früb):  1.  ©opbie 
verheir.  v.  ©ebtoeifeer,  bie  brei  ©bhne  hinterließ  (£.  ©rimm, 
1,  139);  2.  (Slaubine,  bie  al«  vertoittoete  v.  girnbaber  in 
atoeiter  (5b*  gretmunb  v.  üxnim,  Gehirn«  unb  Bettina« 
alteften  ©obn,  heiratete  unb  beffen  ©obn  erfter  @he  enog; 
Subtoig  ©rimm  f)at  fie  gejeiebnet  unb  rabiert  (9lr.  57);  über 
bie«  93ilb  unb  bie,  toelcbe  e«  BarfMt,  fagt  Ä.  ©rimm,  Söettr.  145f.: 
„@in  2fcem  berubigenber  Bttmut  umtoebte  tiefe  grau,  ber  un* 
vergefjltcb,  aber  aueb  nid>t ju  befebreiben  ift,  fte  toar  eine  3*et> 
fbtperung  toohltooffenber  ©üte."  ©ie  liegt  neben  ber  Äircbe 
in  2Bteper«borf  neben  ben  anbern  Xrntm«  begraben.  3.  ©eorg 
Sörentano«  ©obn  Soui«  betete  feine  Söafe  ($od)ter  ber 
unten  au  nennenben  Seltne  S8r.),  Sparte  v.  ©uaita,  ver* 
toittoete  Söerna;  bie  S£od)ter  biefe«  spaare«  ift  grau  Sparte 
v.  ©tumpf Brentano  in  granffurt*9t5belbetm.  —  ©eorg  93r. 
verlor  feine  grau  febon  23.  SÖtot  1815,  alfo  ein  3<*hr  vor  feiner 
SRomretfe;  eine  febbne  ©djflberung  tt)re«3Befen«  gibt  Giemen« 
^Brentano  in  einem  ©rief  an  feinen  Söruber  ©eorg  (®ef.  38. 
8.187).  —  ©eorg  bat  fieb  niebt  mebr  verheiratet;  eine  (Slaubine 
$)iautaa,  bie  nad)  einem  Söriefe  ©avignp«  an  bie©ünberobe 
(f.  ©eiger,  (5.  v.  ©.,  ©.  18)  früber  auch  ©eorg  geliebt  au  haben 
fcfcefnt,  erjog  tf)m  feine  Äinber  unb  vertoaltete  tbm  fein  Jpau«; 
üoer  fie  f.  dreiaenacb,  Söfto.  a».  ©oetbe  u.  Stf.  v.  SBillemer, 
156.  —  S5on  biefem  trofc  be«  geblen«  ber  Sttutter  glütflfcben 
£etm  erj&btt  Söettfne  um  1825  (£.  ©rimm,  Söeitr.  144f.). 

8u&w.  @rjaim,  Erinnerungen.  15 


226  Subwfg  dhnil  ®rimm,  ©rtnnerungen. 

©er  SJrief  entfiel  mir  au*  ben  Jj?dnben,  id)  backte: 
SÄom  ftefyft  bu  bodj  nodj,  aber  bie  Sfyefla  nidjt!  28er 
weiß,  wo  bie  ift  unb  waä  auä  ber  wirb,  wenn  bu  lange 
auäbleibft!  3<$  raffte  mid)  jufammen  unb  ging  erft  ju 
meinem  teuren  gxeunb,  bem  alten  ^rofeffor  £eß,  unb  er* 
jdl)lte  il)m,  waä  mir  93rentano  gef ^rieben*  @r  I)6rte 
fefyr  emftyaft  ju,  bann  fagte  er:  „2fl$  treuer  greunb, 
lieber  ©rimm,  muß  idj  Sfynen  aufrichtig  fagen,  baß  Sie 
fel>r  unredji  tun  würben,  wenn  ©ie  nid)t  mitreiften,  fo 
ein  ©lücf  fommt  nid)t  alle  SEage*  Stielten  ©ie  jtd)  ge* 
fd)Wtnb  ein  unb  reifen  ©ie  in  ©otteä  SWamen!" 

2tber  immer  nod)  mit  ber  3bee,  jurücf jubleiben,  get>e 
ld)  ju  93reniano;  er  empfing  mid)  fefyr  freunblid), 
„Steifen  ©ie  mit  mir,  greunb  ©rimm,  ein  paar  9Bonate 
in  Stalien  l>erum?  3dj  freue  mid)  fet>r  barauf !  3)a  be* 
fommen  wir  fd)öne  ©adjen  ju  fefyen;  morgen  reifen  n>ir 
weg!"  (Si  fiel  mir  wie  ein  ©tein  vom  J&erjen,  ate  er 
fagte  „einige  SRonate",  2CIfo  in  jwet  SSRonalen,  bad)te 
id),  bifi  bu  tt)ieber  l)ier,  unb  ftimmte  ju* 

9Ra£  *>♦  S^e^berg,  ber  ba  tt>ar,  ging  mit  mir  jum 
©tabtfommanbanten  wegen  beä  ^affed,  unb  td)  nafym 
überall  2fbfd)ieb  jur 

Steife  nad)  3taliem 

©aß  Subwtg  im  3al)re  1816  nad)  Stalten  gefyen  werbe, 
f>aite  SBtlljelm  fd)on  im  Oftober  1815  $aul  3Btganb  ge* 
fdjrteben1).  Daß  er  ftd)  aber  etwa  ün  SBtnter  fd&on  befonberä  unb 
aUfeitig  auf  btefe  Steife  vorbereitet  f)abt,  bie  bod)  jwet  3af)re 
l)atte  bauern  foäen  unb  ernfte  ©tubien  bejwetfte,  ift  nidjt  wafj* 
fc^einlic^ ;  bie  Xbretfe  erfolgte  benn  audj  pldfelid)  unb  un*or* 
bereitet  unb  würbe  letdjtyerjfg  von  tf)m  mefyr  al$  2tergnügung$> 
benn  al$  ©tubienreife  angefeijen:  wot)l  genoß  er  in  sollen  3ügen 
bie  ©djfcnljeit  beö  ©üben*,  mit  ifyren  taufenb  Erinnerungen  an 


0  ©tengel  3,  183;  nadf)  ©tetg  4,  184  1)ätU  er  e*  mit  ®eorg 
©rentano  verabrebet 


r 

V.  (Steinalt  granffurt.  SBündjen.  Statten.  1815—1817.    227 

bte  Vergangenheit  aber  fprad)  btefe  nfd)t  fo  au  ti)m  tote  au  3acob, 
ber  atterbtngS  aud)  erft  al$  aer)tunbfünfatgjäf)rtger  SWann  im 
©pätfommer  1843  bfefe  «anbe  erbltcft  fyat.  Die  ttefgrünbige 
Statur  3  a  c  o  b  $ ,  fein  umf äff enbeä  gef djtdjtltdjeS  unb  literartföe* x), 
aud)  fünftlertfdjeä  unb  funftgefrf)icf)tlicf)e^  SBtffen,  feine  befugt 
proteftantffdjen  Sebenäanferjauungen*),  fetn  propfyettfdjer  ©etfl, 
beffen  Urningen8)  nfcr)t  fo  oft  trügerffdje  toaren  tote  bte  feine* 

*)  Von  ben  großen  ttalientfdjen  IDtdjtern  tooHte  3acob  im 
ganzen  nicht  *tel  totffen  ßDfeufebad)  387). 

*)  „©eaenüber  bem  9>apfttum  flehen  toir  ^roteftanten  ober 
lieber  toir  jfceutfd)e  fetnbfelfg;  bodj  toarb  id)  mir  feiner  un> 
geregten  ©ejlnnung  belügt,  toenn  f  er)  bie  ©efd&f  djte  ber  ^äpfte 
auffdjlug  unb  §orntg  it>rc  herben  Übergriffe  in  bie  ©djicffale 
unfereä  SBaierlanbeä  la$,  beffen  Srrteben  jje  in  3u>ietrad^t  toatv 
betten,  auf  beffen  gefeierte  Äbnige  fie  ben  SBannftral)!  fd)leubertetu 
Xn  einem  SDtorientag  fat>  id)  (Sappenart,  ber  jidj  ©regor  XVI. 
nennt,  in  burd)ffd)tfgem  ©laätoagen  über  ben  fanbbeftreuten 
Äorfo  fahren  unb  unabläfiig  freunbltdj  (Segen  totnfen:  Äinber 
unb  Bettler  fielen  auf  it>re  Stxdt,  ba$  übrige  Vol!  flaute  {tili 
3ui"  ©o  leitet  er,  ber  tiefüberjeugte  ©egner  oe$  in  feinen  Bugen 
alle*  rechte  9tattonalgeful)l  oerleugnenben  UltramontantämuS, 
feine  turae,  aber  gebaltooKe,  mit  jebem  SBort  tt)ie  mit  einem 
fd)toeren  ©tetn  fdjarf  aum  3^1  treffenbe  Bnflage  be$  ^apfttumS 
ein!  Dag  3acob  babei  rein  blinber  ganatifer  toar,  aeigen  feine 
golbenen  SBorte  auf  bem  Rrantfurter  ©ermanfftentag  1846  (£L 
©d)r.  7,  562)  über  ben  ,,©lauben$f)aber,  ber  in  unferer  &it  bie 
2Äenfd)en  oertotrrt  unb  oonetnanber  abtoenbet.  Unfere  SSorfafyren 
flnb  Deutf d)e  getoefen,  et>e  fie  aum  (Sfyrfftentum  befefyrt  tourben; 
e$  tfl  ein  älterer  3uftanb,  oon  bem  toir  ausgeben  muffen,  ber 
un$  untereinanber  in  ein  ©anb  oereint  bat,  baö  burdj  bie  <&6)tU 
bung  ber  Äatfyolffen  unb  $rotefianten  ntdjt  jerriffen  werben 
fann!  ©ort  lägt  feine  Sonne  leuchten  über  alle  ÜBenfcr)en;  er 
toill  jie  nid)t  einanber  gegenüberfteuen,  toie  oon  benen  aufteilen 
gef<f)ief)t,  bie  und  ©otte*  SBort  oerfünbfgen.  Äefn  ®lauben*> 
atoiefpalt  barf  ein  große*  ^olt,  ba$  fidj  toieber  füt>lt  unb  aufregt 
erbalten  toiH,  oerunetntgen!" 

*)  „Da*  beutige  Stalten  füt)lt  ffd)  in  <5d)mad)  unb  @r* 
niebrigung  liegen:  id)  lad  eö  auf  bem  Bntltfc  blübenbet,  fcr)ulb> 
lofer  Jünglinge;  toa$  aud)  fommenber  3eiten  (Sdjof}  in  fidj  berge, 
bie  3)?ad)t,  beten  Klamme  toir  nod)  auffladern  fel)n,  totrb  nid)t 
etoig  über  tf)m  lajten,  unb  toenn  {Jrtebe  unb  Jjeil  be$  ganaen 
8Belttetl$  auf  2>eutfd)lanb$  (Starte  unb  Freiheit  berufen,  fo 
muß  fogar  biefe  burd)  eine  in  ben  jfrioten  ber  $olftif  nod)  nid)t 

I  15* 


228  Subtoig  (Smil  ©rtmnt,  (Erinnerungen, 

greunbe*  @ert>tnu$,  fein  burcfyauS  richtiger  poltttfdjer  (Sinn 
laffen  ü)n  tiefer  einbringen  in  Äern  unb  äBefen  aller  ©rfcfyet* 
nungen,  in  2anb  unb  SBolf  mit  intern  (Sfyarafter  unb  ifyren  ($inrtd)< 
hingen  unb  eröffnen  feinem  gereiften,  burdjgebtlbeten  ©effle  tiefere 
©inficfyten,  weitere  iuäblftfe  in  bie  3ufunft,  bie  bem  jüngeren, 
mit  entjücftem  Äünftlerauge  nur  ba$  malerifcfye  Äufjere  ber  Dinge 
tterfolgenben  Söruber  natürlich  t>erfd)lojfen  bleiben.  3acob  be* 
richtet  ber  2tfabemfe  ber  SBBiffenfcfyaften  in  Söerlfn  am  5.  Dej. 
1844  (aud)  JH.  ©cfyr.  1,  57—82)  *on  feinen  Reifen  nad)  3talten 
(unb  9tom>egen),  t>on  ben  (Sinbrücfen,  bie  ü)m  Sanb  unb  Seute 
gemacht,  getft*  unb  gebanfenrefd),  ber  Äür$e  ber  3*tt  toegen 
freiließ  nur  in  großen  ©trieben  feine  Sötlber  jefcfynenb,  —  Subtotg 
erjäfylt  mit  behaglicher  greube  aud)  t>om  kleinen  unb  (Stnaelnen, 
tt>ie  e$  Jebermann  t>on  Snterejfe  toar  gu  einer  3^  in  ber  man 
in  Deutfd)lanb  nod^  einen  anftaunte,  ber  in  Statten  getoefen  tt>ar. 

„2foi  29.  9»ai  1816,  mittag*  »tt>ölf  ttyr,  fuhren  tt>ir 
in  SSrentanoä  bequemem,  leidstem  9teifett>agen  t>on 
9Bünd)en  ab,  unb  bei  fdjönem  SBetter  waren  n>ir  balb 
auf  bem  SBege  nadj  SÖajferburg1);  bie  grauentürme  unb 
bie  ©pifee  t>om  2)adj  ber  SKid^aeBfir^e  t>erfdjtt>anben 
balb*  ©o  war  id)  benn  in  einer  mefyr  peinlichen,  atä 
angenehmen  Stimmung*  SJrentano  Ijattc  bie  Steife  ge* 
mad)t,  um  ftd)  ju  jerjfreuen,  ba  er  t>or  einigen  9Bonaten 
feine  grau  verloren  fyatte,  unb  war  nodj  ernfl  geftimmt, 
wa$  mir  gerabe  fel>r  jufagte*  SWodj  einen  SBefannien  I)atte 
er  t>on  granffurt  mitgenommen,  ben  Äunftyänbler  unb 
SMer  ^reflel*),  einen  fdjon  etwaS  ältlichen,  langweiligen 


abaufefyenbe,  aber  boeft  mögliche  SBieberljerflellung  3taltenS 
bebingt  erfdjetnen"  («L  ©d)r.  1,  77  f.). 

*)  tflfo  5ftttd)  nad)  bem  3nn. 

■)  (Sljrijtfan  ©rbmann  ©ottlieb  9>reflel,  1793—1830,  toar 
ber  ftltejte  ©of)n  be*  £u»ferfted)er$  3of).  ©tfttlieb  $r.,  1739—1808, 
ber  eine  ganje  Äitpferftedjerfamilte  begrünbete:  e$  flauen  be$ 
lefeteren  ©attfn,  SDtor.  Äatl).  geb.  45  Ml,  unb  son  biefem  9)aare 
ttneber  brei  ©ßfyne,  eine  $od)ter  unb  jtoet  @nfel!  Die  befannte 
Äunftyanblung  in  granffurt  —  Jefct  3.  g.  ©untrer  —  grünbete 
aber  erft  be$  t)ier  (genannten  ©ofyn  gerbt  nanb.  ?eiber  trennte 
ftd&  3ol).  ©ottlieb*  ©atttn  »on  tt)m,  mit  bem  nfd)t  leid)t  leben 


V.  ©trimm,  granffurt.  «Dtfind&en.  3tolien.  1815—1817.    229 

9>l)üifter;  e$  I)at  25rentano  fpäter  gereut,  ifyn  mit  jur 
Steife  eingelaben  gu  fyabem 

25er  95ebienie  faß  auf  bem  93odf;  mit  t>ier  ?)aar 
guten  Doppelpiftolen  tt>aren  tt>ir  t>erfel)en;  td)  l)atte  meine 
Uniform  mitgenommen  unb  trug  auf  ber  Steife  ben  Uniform* 
fiberrodf,  unb  ba*  I)at  unä  auf  ber  Steife  fefyr  gute  ©ienfte 
getan;  mancher  $ufentf)alt  ift  t>ermieben  unb  mandjeä 
SEor  fcfynetter  geöffnet  tt>orbem  Der  gute  Step*  SRugel 
gab  mir,  ba  idj  fein  größere*  3etd)enbucf)  fyatte,  baö 
feinige  mit,  tt>orin  t>ortrefflid)e$  englifdfyeä  Rapier  tt>ar* 

3n  ©algburg  fafyen  tt)ir  und  etoaä  um,  bann  ging'* 
burdfyä  bunfle  ©igmunbtor1)  ben  l)errHd)en  2Beg  nad) 
33erd)te$gaben,  wo  xvix  ju  Mittag  aßen  unb  td)  ani  bem 
genfler  eine  fel)r  fcfyöne  maierifdfye  2Cuäftdjt  in  gfarbe 
jeidfynete«  2fuf  bem  fd)önen  2Beg  nad)  3nnäbrudf  {eignete 
id)  neben  allerlei  Sradfyten  auc^  ein  fteineö  £apeHd)en, 
gotifd),  fd)ten  fefyr  alt  ju  fein,  bie  Sure  barin  tt>ar  ein 
großer  ©ietn,  ber  in  2CngeIn  I)ing,  barauf  tt>ar  fo  groß 
tt>ie  ber  ©tein  ein  Sfyriftuäf opf  mit  ber  Dornenfrone  feljr 
gut  auägefyauem 

9Bte  fd)5n,  mannigfach  unb  t>errttcf)  ifi  eö  in  2:irot, 
bei  bem  eblen,  tapfern  SSott !  3n  3nn$brudf  blieben  ttnr; 
ba  war  ein  regeä  2eben  unb  weld)  glfidtttdjer  3nfaff, 
Äaifer  granj  tt>ar  ba!  @r  t>atte  ba*  berühmte  ©djüfcen* 
feft  befugt,  n>eld)e$  alle  3al)r  flattftnbet  Da  tt>ar  ©e* 
tegenfyeit,  bie  fcfyönflen  Siroler  9Bftnner  unb  SDWbcfyen  unb 
bie  beften  ©dfyüfcen  im  ganjen  2anb  ju  feiern  2Ba$  für 
l)errttd)e  Äbpfe,  tt>eldje  fraftootte  ©efialten!  Da  ttmrbe 
getanjt,  gejobelt,  gefungen  unb  gejubelt!    3d)  l)dtte  tt>ol)l 

war,  unb  grünbete  ein  Atelier  in  Sonbon,  xoo  fie  1794  ftarb. 
3u  if)x  reiften  bie  ©öfyne  ju  toteberfyolten  SDtalen,  biefer  fyier  1793; 
fp&ter  i)at  er,  ai$  3rid)tter  unb  ©ted)er  wenig  befannt,  fid)  mefyr 
mit  SDtußf  befaßt.  $n  feinem  ttalieniföen  ©fi$aenbudj  l>at 
Subroig  ti)n  atoeimal  geaeidfynet. 

x)  Da*  ehemalige  ©tgmunb*,  jefct  Steutor  ift  ein  200  ©d&rttt 
langer,  in  ben  gelä  gehauener  Durchgang  burd)  ben  fftblfd&en 
2Äbnd)$berg. 


230  Subwig  Chnfl  ©rimm,  Erinnerungen, 

mögen  einige  SBodjen  b ableiben;  ba  war  ein  gelb,  um  ju 
fiubieren!  2Bir  gingen  unb  fliegen  überall  fyerum,  in  atten 
Äirdjen,  befafyen  ba*  ©rabmal  ber  SBelferin1),  ließen 
un*  t>on  Xnbrea*  J&ofer  erjäfylen,  wecfyfelten  t>on  ü)tn  ge* 
fdfylagene*  ©elb  ein  ufw*  ©iefe  fyerrlufye,  frifc^e  ©ebirg** 
luft,  bie  fdjneegefrdnten,  ungeheuren  23erge!  Unten  floß 
ber  3nn  burd)  bie  grünen,  blüfyenben  SQBtcfen  unb  gelber! 
35on  ba  über  93rijen  nad)  33ojen,  maierifdje*  ©täbtdjen, 
fd)öne  Ätrcfyen,  jwifdjen  l>ol)en  bergen*  Söir  gingen  in 
einen  ©aftyof  unb  fpeiften  ju  SKittag;  in  bem  3fauner 
ftanb  ein  enorm  großer  Öfen  bon  ©lafurfteinen,  mit 
atterlei  Figuren  unb  ©djndrfetm  9?adj  3TifcJ>  tt>ottte  id) 
ben  geidjnen  —  aber  weld)  ein  ©djredfen,  ba*  25ud)  war 
mir  ttermutltd)  au*  bem  SÖagen  geftotylen  worben!  @* 
würbe  gleich  aufgerufen  unb  alle*  mfigltdje  getan,  aber 
e*  War  weg  unb  blieb  weg;  e*  war  mir  ein  großer,  ärger* 
lidjer  aSerluft  2Öir  gaben  bie  Jfbreffe  unb  ben  Auftrag, 
Wenn  e*  wieber  fyerbeifäme,  e*  nadj  granffurt  an  ba* 
£au*  25rentano  ju  fd)idfcn,  —  aber  e*  ift  ntdjt  wteber* 
gefommem 

9hm  ging'*  über  ben  95renner,  ba  würbe  Schritt 
t>or  Schritt  gefahren;  ba  gab  e*  Wteber  fd)5ne  2(u**  unb 
©infldjten,  ber  93erg  wollte  gar  fein  @nbe  nehmen*  «§ier 
fing  aud)  bie  tt)ilbe  @tfd)  an,  jie  flürjte  an  Reifen  an, 
unb  il)r  ?auf  war  braufenb;  ber  ©d)lag  ber  9tadjttgatten 
fyatte  un*  t>on  ©aljburg  bi*  fyicrljer  begleitet  9hm 
ging  e*  fdjon  bergab,  unb  bie  gerne  jeigie  blaue  ttalie* 
nifd)e  33erge*  2Öir  reiften  mit  @jtrapofl,  unb  wo  wir 
nidfyt  bleiben  wollten,  ging  e*  rafdj  weiter*  3«  Srient 
blieben  wir  bie  9tadjt,  unb  wie  ber  Sag  graute,  faßen 
wir  wieber  im  SQBageu  unb  fuhren  über  9tot>erebo*)  nad) 
Sero  na,  Wo  wir  blieben*    Da  war  nun  fdjon  alle* 

*)  3n  ber  ßofftrdje;  fonberbar,  baß  er  nfdjt  ba*  wertvolle 
SDenfmal  von  Gaffer  üftag  I.  nennt,  #ofer*  ©ebetne  nmrben 
crffc  1823  tn  bfefer  Stttty  betgefefct 

■)  2fot  5.  äunt  jeid&nete  er  ba*  $eter*tor  *<>*  Stoserebo. 


V,  (Stetnau*  granffürt.  «Künden.  Statten,  1815—1817.    231 

ttaltentfcfyen  @)arafter&  2Bir  befudjten  ©alDoti1),  ben 
idj  Don  ?anb$l)ut  l)cr  fannte;  tt)ir  fugten  ü)n  in  einem 
großen,  ftetnemen,  palaftäfynlicfyen  ßaufe  auf  unb  tt>aren 
enbltd)  in  feinem  3intmen  ©tatt  beä  liebenStoürbigen 
(Stubenten  Don  2anbSl)ut  t>or  fed^d  3at)ren  ftanb  ein  lang* 
»eiliger  9H)iIifler  Dor  un$,  ber  nur  abgemeflene  2Cnttt)orten 
gab  unb  nid)t  aufgelegt  ober  ju  ungelenf  ju  fein  festen,  mit 
und  fyerumjugefyen  unb  einige  9Rerftt>firblgfeiten  ju  befefyen* 
Sieben  unferm  SBirtöfyauä  ftanb  eine  Äircfye*),  barin 
fyabe  id)  93ilber  Don  $aul  Seronefe  gefefyen,  bie  beffer 
n>aren  aW  aHeä,  toai  id)  nod)  irgenb  Don  it)tn  gefefyen, 
fogar  ÜRfincfyen  nidjt  aufgenommen;  e*  ift  bod)  ein  außer* 
orbentltd)er  SRaler  gett>efen,  aHeö  großartig  angelegt  unb 
ausgeführt,  ber  Derflanb  ju  malen!  Dann  waren  nrir 
abenbä  fünf  Ut)r  im  alten,  offnen,  großen  attrfimifdjen 
Sweater;  ein  fcuftfpiel  ttmrbe  gegeben,  bie  ©djaufpieler 
tt>aren  tt>ie  Starren  unb  <@anön>urfie  angezogen,  unb  ba* 
Soff  t)at  ungeheuer  gelacht,  id)  i)abe  bltfctt>enig  baDon 
Derfianbem  ©♦  SJrentano,  ber  gut  3ialienifd)  fprad), 
fagte  felbft,  ba  toerbe  ber  Äudfucf  ftug  brau*!  Unter  bem 
Sweater  Ratten  ©djufter,  ©d)loffer  unb  Ädfefrdmer  ü)re 
?dben,  unb  alle*  fai)  fdjmierig  au*.  Xufüerbem  l)at  ba* 
3nnere  ber  ©tabt  feinen  angenehmen  ©tnbrutf  auf  mid) 
gemacht  9Son  ba  nad)  SRantua,  n>o  tt>ir  im  Statyau*  bie 
Silber  t>on  SRantegna  befafyen  unb  tt>a*  fonftnod)bati)ar*)* 

»)  «.  o.  @.  115. 

■)  SBotyl  ®.  ©torglo,  gleid)  too  bte  auf  bem  linfen  (Stffy 
ufer  fyerabfommenbe  ©traße  bureft  ba*  gleichnamige  $or  in  bte 
©tabt  eintritt.  (5 in  SReiftenoerf  $.  Seronefe*  ift  toentgften* 
bort,  bie  SDtorter  be*  1)1.  @eorg. 

*)  3n  ber  alten  mächtigen  JÖerjogäburg  ber  1627  au*ge* 
ftorbenen  Ootnaga  ift  ba*  ©d&dnjte  freilief)  nid)t  mefyr  ba:  ber 
Sriumpfoug  Safari  ^on  SÄantegna,  ben  1628  (5arl  I.  Don 
(Snglanb  taufte,  unb  ber  beute  bie  9>erle  Don  £ampton  (Sourt 
a.  b.  SEfyemfe  ift:  nur  ber  Saal,  in  bem  biefe  berühmten  SBUbcr 
etnft  toaren,  totrb  noeft  gejetgt;  boefy  ffnben  fidj  im  Stotartat** 
ard)tD  be*  (safteffo  bi  (Sorte,  eine*  ietle*  Dom  ©cfyloffe,  nod) 
prächtige  SBanbgem&lbe  —  in  ber  (Samera  begli  ©poft  —  Don 


232  Subtoig  @mtl  ®rünm,  ©rinnerungetu 

3)ann  überSBobena  nadfy  Bologna1),  einer  merftoürbigen 
©tabt*  SSir  fuhren  auf  bem  Äorfo2),  tt>o  bie  fd)dne 
2Öelt  t>on  Bologna  immer  in  einem  Äreiä  l)erumfftl)rt  unb 
ftdj  betrautet;  ba  tt>ar  ©elegenfyeit,  fd)öne  fd)tt>arje  2fugen 
ju  fefyen  unb  attmobifdje,  retd)  fcergolbete  SSagen  mit 
SJebiemmg,  bie  ebenfo  reidj  auäfal);  ünmertt>ftl)renb  bie 
fd)tt>arjäugigen  ©cfyönen  in  bem  Äreiä  herumfahren  ju 
fefyen,  ba$  tt>ar  wirMirf>,  um  fd)ttrinblig  ju  toerben*  Sann 
fuhren  tt>ir  burdj  bie  ©tabt;  bie  ©trafjen,  oft  eng  mit 
I)oI)en  fleinernen  Käufern,  tt>aren  meift  feucht,  unb  man 
l)atte  bie  9tafe  t>oll  ©efianf,  meift  nad)  Äftfe,  ber  überall 
ju  I>aben  tt>ar*  SBierecfige  große,  md)i  l)ol)e  Sfirme;  @e* 
fängniffe;  bie  SBerbrecfyer,  fyinter  biefen  ©ifenftäben,  fyatb* 
naeft,  mit  ttrilben  ©eftdjiern  unb  langen  SBärten,  jireeften 
bie  2(rme  fycrauä  ober  ließen  an  ©triefen  Äörbe  ober  alte 
Sdpfe  herunter  unb  baten  um  ein  2flmofen*  2tn  ben 
fd)ief  ftefyenben  türmen  Rieften  tt>ir  (HB;  man  fagt,  ber 
eine  l)ätte  ftd)  auf  bie  ©eite  geneigt;  ift  ba*  fo,  bann  ift 
e$  merftt>ürbig,  ift  e$  aber  mit  Äunft  unb  Sßitten  fo  ge* 
baut,  bann  iff  e$  eine  2flbeml)eit;  fdfjftn  ift  eä  auf  feinen 
galL  2tae«,  tt>a*  nidf)i  im  regten  Söinfel  ftel)i,  ift  bem . 
©effil)l  unangenehm8),  9hm  fuhren  tt>ir  jur  ©alerie4), 
SÄan  brachte  unä  in  einen  ©aal,  tt>o  bie  Silber,  tt>eld)e 

2fabrea  SSflantegna  (bem  Sefyrer  (SorreggtoS),  ber  1506  in 
Sfttantua  jtarb. 

*)  2fot  8.  Sunt  f>at  Subtmg  in  ©amogia,  eine  fyalbe  ©tunbe 
*or  Bologna,  einen  älteren  SDtonn  in  ber  2anbe$tratf)t  unb  eine 
gebürfte  alte  grau,  ben  9tofenfran$  betenb,  gejetcfynet. 

*)  SBofyfauf  ber  Stomtagnola,  bem  ersten  Shmbplafc  im 
9lorben  ber  ©tabt. 

*)  Die  $orre  2Cfinelll  *on  1109  fyat  bei  98  m  J^5f>e  1,2  m 
Steigung  nad)  SBeft,  bie  $orre  ©arifenba,  1110  gebaut,  l)ängt 
bei  47,5  m  £öl)e  gar  2,5  m  nad}  ©üben  über.  Übrigen*  fyaben 
fldf>  beibe  nadj  tfyren  Erbauern  genannten  $ürme  erjt  burd) 
©enftmg  tyrer  gunbamente  geneigt,  n>e$l)alb  ber  legiere  auefy 
un&ottenbet  blieb. 

4)  3m  erßen  ©totf  ber  Bccabemia  bi  bette  arte,  in  ber 
gleichnamigen  (Straße  54 


V,  ©tetnau*  granffurt  S&üncben,  Stalten,  1815—1817.    233 

bie  gfranjofen  geraubt  Ratten,  eben  t>on  tyaxii  jurücfc 
gefommen,  nur  einfttpeilen  auägefiellt  tt>arem  Qaö  erfte, 
\t>a$  tcf>  t>or  mir  fat),  tt>ar  bie  \}l  ßäctfte  t>on  Staffael, 
ein  weftbefannteä  95x1b,  über  ba$  icf>  nid)tö  ju  fagen 
brause,  nur,  baß  eS  fefyr  nacfygebunfelt  l>ai  3d)  l>abe 
lange  t>or  biefem  93itbe  geftanben,  unb  ti  ift  mir  je£t 
nod),  aK  flel>e  idf>  bat>or  unb  fel>e  ben  entjäcften  93litf 
ber  t)l  ßftcilie1)*  Daneben  ftanb  ein  grofje*  SJUb  t>on 
9>erugino,  bie  SRabonna*),  neben  il)r  3ol)anne$  unb 
nod)  ein  Reuiger,  in  aßen  Äöpfen  ber  fyerrlidjfte  2(u$* 
brurf;  eine  Grablegung  t>on  ©ujbo  9teni,  überlebend 
groß,  ein  prad)tootte$  SBilb8);  ber  berühmte  Stofenfranj4); 
ber  £ob  beä  t)L  «^tfcronpmuä  unb  nod)  einige  Silber  t>on 
©omenid)tno5),  grance^co  gfraneta6)  ufttu  SBelcfyer 
®enu$,  biefe  perlen  t>on  Silbern  in  ber  dl&ty  unb  fo 
lange  tcf>  wollte  betrachten  ju  ffinnen! 

*)  Die*  berrltcbe  9510),  bie  9>erle  ber  (Sammlung,  Gäcllte, 
fn  @ntjü(fung  btmmlifcbe  Sttufif  b&renb,  umgeben  son  *ler  ^eiligen 
unb  gemalt  für  bie  tfapeKe  ber  gamiite  Söentfooglio  in  ber  alten 
Äircbe  ©.  Otosannl  in  monte,  toar  tote  bie  anberen  1796  nad) 
9>artö  gebraut  unb  1815  toteber  mrücfgebolt  toorben. 

*)  Sttabonna  in  Olorta,  gebort  ntä)t  gerabe  au  ben  berübm* 
teften  Söllbern  be*  1524  bei  Perugia  t  9Xetfter$  ber  umbrifetyen 
©djule;  e*  fletyt  noeb  im  felben  ©aale  — •  bem  Staffaelfaale  — 
mit  bem  vorigen  Söllbe  jufammen.  Der  anbere  heilige  fft 
©.  2Jftd)ael;  aufjerbem  Äatbarine  unb  2Cpottonia« 

*)  SRabonna  beüa^ietä,  im  ©utbO'SRent*©aal,  tote  aud) 
ba*  folgenbe  Sötlb» 

4)  SDtobonna  bei  Stofarto  oon  ©utbo  Stent,  al$  9>roaeffton$* 
fabne  auf  ©efbe  gemalt 

B)  3m  felben  ©aal  —  bei  Saracci  —  ffnbet  f!<fc  nur  ein 
SBilb  oom  $©b  $etrl  unb  ber  Xgneö  oon  2>omentd)tno;  ben 
SWartertob  be$  ^taon^mu*  bat  er  a»ar  aud)  mebrfadj  gemalt, 
boct)  ftnb  bie  Sötlber  ntd&t  in  Bologna. 

•)  Die  bebeutenben  Söttber  oon  gr.  grancia,  t  1517,  finb 
im  fünften,  nad)  biefem  größten  Söolognefer  SDtoler  benannten 
©aale  aufgeteilt.  —  Da$  (angebliche)  (Stgenbttbnt*  biefeö  ÜBaler* 
in  ber  ©alerte  JJercolane  ißt  Subtoig  am  9.  Sunt  geaeietynet 
unb  fpäter  rabiert  (Sit.  89),  e$  ift  aber  ntdjt  mebr  in  ber  ©alerie 
oorbanben,  unb  tdj  babe  feinen  Verbleib  ntd)t  feftftellen  fönnen. 


234  fttbwig  (Sinti  ©rimm,  Erinnerungen. 

#iernadj  befugten  wir  bic  ©alerte  Jjjercotane1), 
worin  aud)  fd)öne  Silber  t>on  grancedeo  graneta  unb 
berühmte  unb  aud)  unbekannte  2D?cifter  in  mehreren  Säten 
gufammen  fingen;  audj  far>  idj  ju  meiner  gxeube  jwet  gut* 
erhaltene  Silber  t>on  2flb,  3)ürer  au*  feiner  beften  3eit* 

3n  ben  italtenifdjen  ©tftbten  tft  ein  ewtged  ©locfen* 
gelftute,  aud  einer  £ird)e  fommen  bie  Seute,  in  bie  anbre 
gefyen  fte* 

Die  SÖege*)  bid  nad)  gieren}  waren  gut,  red)td  unb 
linfd  SBeingelftnbe  wie  in  einem  ©arten*  ©er  Äutfdjer, 
tt>enn  er  ftütyielt,  fütterte  bie  9>ferbe  mit  Meinen  weißen 
SSofynen*  Oft  würben  SKauItiere  t>orgefpannt,  bie  immer 
im  Srabe  blieben« 

3n  bad  reijenbe  glorenj  famen  wir  um  jwMf  UI)r* 
2fd)!  bad  ift  ein  reijenber  Ort!  Sie  Serge  waren  mit 
2anbl)4ufern  befdt*  3d)  l)abe  auf  ber  fd)6nen  25rücfe  ge* 
ftanben  unb  ben  bafyinfließenben,  fanften  2(mo  betrachtet 
2)ie  fdjbnfle  2fudftd)i  ift  auf  ber  2CnI)6^e  im  ©arten  hinter 
bem  ^alafi  ^itti8);  alle  ©alerten  unb  Äircfyen  würben 
aufgefaßt    3m  $alafi  $itti  fmb  fofibare  ®d)ftfce,  ba 

*)  Die  alte  berühmte  ©emälbegalerie  bed  gewiß  fytx  ae* 
meinten  —  noef)  beute  burd)  ein  (Sd&ilb  ald  (Sal.  ©amp.  be* 
$eid)neten  9>ataj*o  ©ampierf  —  ift  zerrauft,  mit  tbnen  aud)  bie 
©ürerbilber.  Xber  in  ü)m  beflnben  fld)  bie  trefflichen  greifen 
aud  ber  «fterfuledfage  t>on  ben  (Saracci  unb  ©uercino. 

*)  (Srft  audSöologna  f>at  8ubwig  ben  erjtenSörief  an  bie 
©einen  gefdjtcft,  wie  er  benn  überhaupt  fein  fleißiger  23rief< 
fdjretber  war  ((Stengel  1,  154). 

*)  3n  biefem  „aroßartigflen  ^alafl,  ben  bie  SBelt  gefeben" 
(£.  8eo),  ift  aud)  bie  erlefenße  ©alerie  3taliend,  bie  ^ittigalerie 
m  finben,  unb  $war  Steffaeld  SDtaborata  beHa  ©ebta  im  ©atumud* 
faal;  bie  SSenud  t>on  Sijtan  tft  aber  in  ber  Sribuna  ber  ©aleria 
begli  Ufföt  ju  finben,  bie  aud)  eine  ber  föfHtd)flen  ©ammaxngen 
ber  SBelt  ift  freilief)  ftnb  beibe  ©alerten  tmrtfj  einen  über  ben 
9>onte  2tecd()to  ftujrenben  aetyn  SÄtnuten  langen  (Sang  miteinanber 
serbunben,  fo  baß  Subwig  letd)t  irren  fonnte.  Son  (Slaube 
Sorratn  ffnbet  ftcf>  $war  ein  Sötlb  im  bftltcfeen  Äorrfbor  ber 
Uffijien,  aber  fein  fo  beworragenbed,  baß  nicf)t  Die  Nennung  bed 
granaefen  an  biefer  ©teile  etwad  befrembete.    2ton  SRaffael  tft 


V,  ©tefnau.  granffurt  üJHhtdjen.  Stalten.  1815—1817.    235 

fal)  id)  bie  SRabonna  bella  Sebia,  bie  SSenu*  t>on  2:ijian, 
einen  Sturm  t>on  Staube  ?orram,  95ilbniffe  t>on  9>fyften 
t>on  SRaffael  ufw*  Da  erlebten  wir  audj  bie  prad)fc>oHe 
gronleicfynamäprojefflon1)*  ©ie  Straßen  waren  fcfyon 
frfifymorgenä  mit  SJlumen  beftreut,  im  aweiten  Stocf  ber 
Käufer  bunte  £eppid)e  t>on  einem  genfter  gum  anbern 
gegenüber  gejogen,  fo  baß  ber  große  3ug  tt>ic  unter  einem 
SEor  Dorüberjog»  3uerft  fam  ber  25ifd)of  unter  einem 
2J>ronl)immel,  alle*  retdj  in  ©olb,  mit  ber  ©etfHtd)feit; 
unter  bem  jtt>eiten  33)ronl)ünmel  ber  ©roffyerjog2)  mit 
«£offiaat  unb  $agen,  im  reidjften  3Cnjug;  bann  bie  Dielen 
geiftltcfyen  Orben,  SJtöndje,  Äaridufer  ufwv  ber  3ug 
wollte  fein  @nbe  nehmen;  bann  25firger,  SÖeiber,  alte 
SBdnner,  SRdbcfyen,  25ucfltge,  ?al)me,  atte  mit  28ad)$feraen 
in  ber  J&anb*  Die  ganje  ©arnifon  ftanb  unter  @ctt>et>r. 
2(tte  ftenfter,  SJaHone,  Äopf  an  Äopf,  bie  Straße,  treppen 
unb  Suren  voller  SRenfcfyem  Da  rief  einen  einer  an,  ber 
l>atte  3udferwerf,  ba  ein  SRftbcfyen,  ba*  fyatte  SBlumen* 
bufett*  ju  verlaufen,  unb  waä  für  Ijerrtidje  25lumen! 
Steifen,  tt)ie  id)  fie  in  färben  unb  ©rftße  nie  wieber* 
gefeiten  fyabe!  Qaä  ©ebr&nge  würbe  nad)l>er  groß,  tdj 
unb  ein  Äartäufer  fmb  fo  jufammengerannt,  baß  ber 
fromme  SRann  beinahe  am  93oben  lag;  wo  man  au& 
wetdjen  wollte,  famen  einem  anbere  entgegen,  unb  ba£ 
Stufen  ber  Serfaufenben  baawifcfyen!  @S  war  an  ben 
genftern  unb  auf  ber  Straße  eine  große  Xnjat)l  aud* 
nefymenb  fd)5ner  SRdbcfyen,  fd)lanf,  flar  t>on  3tobe,  unb 
ba  waren  wieber  2(ugen  ber  gelice8)  tyren  dfynlid), 
mabonnenartig,  fanft,  nid)t  ftedjenb,  fdjwara!    @S  War 

in  ber  Valerie  g>fttt  bloß  ba*  Sötlb  «eo*  X.  unb  in  ben  Ufftien 
baSjenfge  t>on  Sultu*  IL        x)  Donnerstag,  ben  13. 3unf. 

*)  fferbtnanb  III.  (aweiter  ®of)n  Äaifer  Seopolb*  IL), 
1790—1801,  1803  «urförjt  *on  Safoburg,  1805  «urfürjt,  1806 
©roßfyeraog  uon  SBfiraburg,  naü)  9tapoleon$  Stura  1814  wieber 
©roßfteraog  t>on  Solana,  t  1824. 

v  <£fne$  fbm  fefyr  gefallenben  jungen  SKdbdjenS,  ba$  er 
wie  Sfyefla  in  3kfind)enet  gamtlfcn  fcnnen  gelernt  fyatte. 


236  Subtoig  Chnil  ©riuun,  (Stornierungen. 

ttneber  fo  t>iel  ju  fefyen,  baß  mir  abenbä,  n>eil  tt>ir  immer  auf 
bem  Reiften  9>flafter  untertoegS  tt>aren,  bie  gftfle  brannten,  unb 
ba  fagte  bann  SBrentano  nod):  „Waffen  ©ie  und  nocl)  bie 
fcfyönen  arbeiten  in  ber  2ßabafkrfabrif  fefyen  unb  nod)  bieS 
unb  baö!"  SBir  gingen  alfo  bafyin  unb  aud)  in  bie  2Cfabemie, 
ba  ttmrbe  nad)  ©ip$  gejeicfynet,  unb  tt>ai  id)  fo  t>on  ben 
©d)ülern  fal),  fyaite  franjöftfcfye  9Kd)tung,  bie  ©fijjen  unb 
Äompofitionen  tt>aren  9tad)al)mungen  &a*>ib&  «Den  be* 
rühmten  gtapfyaelSTOorgfyen1)  befugten  tt>ir  in  feiner Äupfer* 
fted)ertt>erfftatt;  fcfyon  ein  äülicfyer  S^ztt,  nid)t  grofl,  t^aite 
einen  STOinifterbaudi),  ein  italiemfd)e$,  aber  fteber  fd)öne$  nocf) 
angenefymeä  ®eftd)t  @r  framte  atte  feine  großen  SBlätter 
auS,  ba$  2(benbmat)l  t>on  ©a  Sinei,  bie  Sranäftguration 
ufu>.;  er  glaubte  gettrifl,  ber  SBrentano  ftürbe  ba&on 
laufen,  er  lieg  eö  aber  bleiben»  ©a  l)ie$  e£  bann:  „2)a$ 
ftnb  bie  beften  3(bbrüdfe  meiner  platte;  biefed  23latt  Iaffe 
id)  für  breijHg,  biefe*  fftr  tnerjig  ufttn  ©ufateiu"  @r 
felbjl  fott  einen  förmlichen  JJanbel  mit  feinen  arbeiten  ge* 
trieben  fyaben,  tt)ie  unfftnfHerifd)!  Sann  gingen  ttrir  in 
ein  alte*  berühmte*  3)?öndf)*flofier*  ©ie  3)tönd)e  t>er* 
fertigten  ein  tt>eltberül)mteÄ  i)l  ober  tt>ol)lried)ettbe$  SBajfer, 
in  Keinen  gläfd)d)eiu  3cf)  nafym  aud)  einige,  unb  eö  ift 
mir  fd)tt>er  angefommen,  baö  t>iele  ©elb  bafür  ausgeben. 
3dj  backte  aber  an  bie  ©djtoefter  Sötte  unb  an  bie 
Sfyefla!  Die  guten  geifHid)en  ^errn  lobten  unb  priefen 
ben  3nl)a(t  ber  g;läfd)d)en  ofyne  (tnbe  unb  padften  fte  und 
außerorbentlid)  forgfäftig  tin  mit  ber  23emerfung,  ber  eble 
Snfyalt  l>alte  ftdj  3afyr  unb  2äg!  3d)  freute  midj,  fo 
tt>a$  ©efteneä  mitbringen  ju  tonnen;  meine  ©d)tt>efter  l)at 
jtt>ei  lange  aufbewahrt  unb  roollte  immer  nid)t  baran, 


*)  ©eb.  1758  in  glorenj  unb  afö  3ffabeuiteprofeffor  1833 
bafelbft  geftorben;  er  l>at  flcf>  burd)  ein  SBierteltaufenb  ©ttdje  nacf) 
ben  großen  italieniföen  Malern  berühmt  getnaefct.  Die  ©rimtn* 
fdjen  trüber  befagen  beren  audj  unb  tntereffterten  ftdj  über« 
baxtpt  fftr  ©tid&e  unb  Stobterungen.  SÄorgfyen  liegt  in 
©t.  (Sroce,  bem  italtenifdjen  9>antf)eon,  begraben. 


V.  ©tetnou.  granffurt.  ÜRfind&en.  Stauen.  1815— 1817.    237 

bie  fdftlicfyen  gfläfd)d)en  ju  dffnen,  bi*  nur  auf  irgend 
einen  feierlichen  Sag  Jjanb  baran  legten  unb  forgfftltig 
aufmachten.  35ie  SWafen  toaren  fdjon  in  23ereitfd)aft,  ben 
©btterbuft  einjufaugen  —  enblidj  tt>ar  ber  Heine  ©töpfel 
ab:  Sötte  rod)  juerfi  unb  fing  gleid)  barauf  fel>r  ju  lachen 
an:  ber  ©erud)  n>ar  nid)t  ju  aerteibigen,  e$  tt>ar,  ate 
tt>enn  man  an  einer  »erfaulten  alten  9tofe  riecht;  roietuele 
fromme  SKafen  mögen  nod)  aß  angeführt  tt) erben!  Ob 
ba$  berühmte  Älofter1)  mit  feinen  9Ä6nd>en  aud)  mit  ber 
3eit  in  üblen  ©erudi)  fommt?  3dj  glaube  nid)t,  benn 
bie  <£auptfad)e,  ber  Äöfylerglaube,  ift  bei  ben  meiften 
beuten  ofyne  toeiiereä  aorfjanben. 

©en  15.  3toni  verliefen  tt)ir  bie  l)errüd)e  ©tabt 
gtorenj  unb  famen  nad)  2frejjo,  tt>o  tt)ir  ba$  #auO  t>on 
Petrarca  befatyen  unb  id)  baS  portal  ba&on  jeidjnete. 
2?on  ba  nad)  Perugia,  Hegt  fefyr  malerifdj  auf  einer  2fn* 
\)bty,  fdjbneä  ©täbtcfyen.  2Bir  fafyen  ba  aud)  eine  9*ro* 
jefiton,  fefyr  fcfybne  l)iftorifd)e  Äöpfe  t>on  ©eifllicfyen  tt>aren 
babei;  bann  befafyen  tt>ir  in  einem  <£auS  3ugenbarbeiten 
tum  ?)ietro  ^erugino8),  etoaS  fteif  unb  Maß  foloriert, 
aber  atteä  ebel  £>ann  befugten  ttrfr  eine  fd)6ne,  große 
Äircfye  mit  Silbern,  ein  paar  niebere  geiftticfye  Ferren 
führten  un$  fyerum.  3n  ber  (Saftrtflei  ftanben  auf  einem 
9>ofiameni  bie  brei  ©rajien  in  SDtormor,  nacft  unb  lebend 
groß,  jte  tt>aren  fd)6n,  unb  bie  Ferren  lobten  jte  aU  ein 
SÄeifierfiücf!  3d)  fenne  feine  proteflantifd)e  Äirdje,  in 
beren  ©afriftei  brei  ©rajien  ju  frtben  tt>ären4)I 

*)  @r  f)<d  aucty  ein  „Älofter  obntoett  gloretty"  geaeicfynet 
unb  in  Farben  ausgeführt. 

■)  Petrarca  ift  1304  ba  —  5Bia  beBPßrto  22  fott  ba*  £au$ 
fein  —  geboren. 

•)  yietro  SBanucct,  gen.  ^erugino,  ift  in  9>eruata  toeber 
geboren  (1446)  nod)  gcjtorben  (1524),  aber  gan&  befonberä  bort 
tätig  gctoefcn;  in  fetner  SSerfftatt  arbeitete  um  1504  au* 
SRaffael:  aEegortfcfye  greifen  *on  tt)m  fhtben  ftd)  nod)  bafelbft 
im  (SoEegto  bei  (Sambio,  ber  alten  2Sed)fIerbdrfe,  im  (Sorfo  2knucci. 

4)  3n  ber  Untoerfltftt  t>on  Perugia  befanb  ft$  bii  1878 


238  Subwig  Ghntl  ®rtmm,  Erinnerungen. 

SBir  gingen  ju  Sifd)  unb  würben  roie  metft  in  ben 
Heineren  ©t&btdjen  mit  fefyr  fd)led)ten  SKaccaroni  abge* 
fpeifl;  abenbä  in$  Sweater,  ba*  fet>r  grofj  n>ar,  tt>enig 
2eute  barm,  fd)led)t  erleuchtet  unb  sollet  gtäfye* 

SJon  ba  über  SoKflno,  ©poleto  nacfySernt1)*  ©a 
frabbelten  nrir  in  bem  bergigen  @täbtd)en  fyinauf,  bi$  tt>ir 
an  ben  berühmten  SBafferfatt  famen,  ben  man  nidt>t  et)er 
ftet>t,  atö  bi$  man  bat>orftet)t  3a/  eä  tt>ar  fet>r  fcf)ön; 
um  ben  SBafferfatt  bilbete  ftd)  ein  Regenbogen,  aber  tt>n 
l)in  ftet)t  man  in  ein  bunteä  2al,  aber  nid)t  aKeä  n>ar 
gerabe  malerifd)  *)♦  2(n  einem  93runnen  bei  SJacano 
ttmrben  noef)  einmal  bie  5>ferbe  getrdnft,  bann  ging  e$ 
auf  91  om  ju,  tt>o  tt>ir  ben  18.  3uni  anfamen* 

SBir  fliegen  —  id)  glaube  —  bei  @d)neiber,  einem 
©eutfcfyen,  nid)t  toett  Don  bem  ®panifd)en  tyla%*)  ab. 
35aÄ  £au$  toax  fo  mit  $remben  befefct,  baß  unfere  3intmer 
in  ben  J&cf  unb  auf  35ädjer  gingen*  @$  n>ar  fe^r  tt>arm 
barin,  faum  jum  Anhalten,  unter  mir  n>ar  bie  Äflcfye* 
SBir  toottten  immer  ein  anbereä  bejiefyen,  aber  ba  nur 
meift  nid)t  ju  £au$  n>aren,  liefen  ttrir  eS  babei;  ttrir 
famen  nur  jum  SSWittagÄtifd^  nad)  #au$,  n>o  immer  an 
einer  großen  2afel  SBtenfcfyen  auS  allen  2änbern  beifammen 

bie  2ffabemie  ber  jttönen  fünfte,  tt>eld)er  <5anot>a  ba$  ©fp^ 
mobeE  feiner  brei  ©rajten  gefdjenft  fyatie;  neben  ber  Unfoerfltätfc 
fircfye  lag  ber  Staunt,  ber  ba$  2RobeH  enthielt,  unb  biefen  fcfyemt 
Subtoig  für  bie  ©afriftei  berfelben  gehalten  au  fyaben. 

*)  £)a$  ©täbtcfyen  ift  ba*  alte  3nteramna,  angeblich  ®e* 
burtäftabt  be*  $acitu$,  an  ber  9tera  (9iar),  Unfern  dtebenffug 
be*  Stber.  Sie  Satte  bilbet  aber  beren  linfer  Stebenflug  Seltne, 
eitoa  eine  ©tunbe  t>on  ber  ©tabt  entfernt. 

*)  2fot  17.  3uni  f)at  er  2fnnunctata  SHncentio  —  l'amabile 
e  Teletta  fra  tutte  — ,  bie  retaenbe  Softer  be$  9>oftmelfterS  (in  ?) 
(Samu&f  gejeid)net  —  bie  ©ffoe  tft  nod)  aorganben  —  unb 
foäter  rabtert,  9fc.  127.  (SBeffeu)  9fc.  86  beaetd&net  ffe  al* 
Albanerin.) 

*)  Die  9>iajaa  bi  ©pagna,  im  awtttelpunft  be*  grembetv 
fciertel*,  naef)  bem  ^alaaao  bi  ©pagna,  ber  SBofymmg  be$ 
fpanifdjen  ©efanbten,  benannt 


V*  ©teinau,  granffurt.  ÜJHhubetu  3taltetu  1815—1817.    239 

faf  eiu  3cf)  fyatte  einen  jungen  ®d)tt>eijer  jum  SRadjbar, 
einen  angenehmen  SRenfcfyen*  ©a*  Grfiett  n>ar  fefyr  gut, 
befonber*  grüne  @rbfen  unb  ©rbbeeren  fyabe  idj  nie  fo 
gut  gegefien*  Thxf  ©pinat  unb  anbere  ©emfife  träufelte 
tt>er  n>offte  ben  ©aft  t>on  3ttronen,  t>on  benen  immer 
gange  ©Rüffeln  t>ott  auf  ber  Safel  jum  beliebigen  @e* 
braud)  flanben;  mir  fdjmedfte  ba*  fefyr  gut*  @in  ge* 
puberter  alter  <&err  fat>  micf)  mit  gfreube  ejfen  unb  fagte 
fyernad)  }u  mir:  „9Äein  junger  ^err,  icf>  beneibe  3t)rcn 
SJtogen,  n>enn  id)  fo  burcfyeinanber  gegejfen  t)dtte  nrie  ©ie 
fyeute  mittag,  fo  fönnte  ober  müflte  id)  ein  t)albe^  3al)r 
|u  95ett  liegen/1  3n  ben  erften  Sagen  flauen  tt)ir  SRufyl1), 
SBolf*),  SXobben,  atte  au*  ©affeL  35er  STOaler 
t>on  Stofyben8)  tt>ar  immer  n>ie  ein  b^lber  3äger  ange* 

l)  ©.  o.  ©.  12;  er  toar  ber  ältere  ©ofyn  be*  1842  f  £of* 
bilbfyauer*  unb  2ttabemfq>rofefFor*  3  ob.  (Sfyr.  91  u  1)1  au  (Saffel, 
(ber  aud)  <§br.  X).  SRaudj  im  ©d)ntften  unb  SÄobeEteren  unter* 
richtet  bat);  er  b<*tte  au$  mit  «üb »ig  in  ÜRüncben  ftubiert. 
1832  toarb  er  IDlreftor  be*  SÄufeum*  unb  ber  2ßabcmie  ber 
bttbenben  fünfte  in  Gaffel.  Porträt  t>on  tbm  oon  «.  Äoltfe  in 
ber  (Saffelet  ©alerte. 

■)  3obanne*  SSolff,  al*  2Crcbiteftuq>rofeffor  an  ber  (Sajfeler 
Bfabemle  1868  f,  toar  ber  ©cbtotegerfobn  t>on  Soul*  ©pobr 
unb  begrünbete  burcf)  Anlage  *on  fünf  Käufern  bie  ©trage 
„ffioipfölucbt"  in  <5ajfel.  <S*  leben  nocb  ein  ©o!)n  *on  tbm  unb 
mehrere  dhtfel  be*  Flamen*  SSttticb. 

*)  Sob.  Martin  aon  SRobben,  1778  ju  Gaffel  geboren, 
gofmaler  9Ötlbelm*  IL,  braute  ben  größten  Seil  feine*  «eben* 
in  SRotn  $u,  too  er  erjt  1868  geftorben  tfc  @r  aerfebrte  in  (Saftel 
fctel  mit  ben  älteren  trübem  ©rlmtn;  aötlbelm  „batte  tyn 

§ar  gern/'  unb  al*  SRobben  1812  nad)  SRom  ging,  gaben  fte 
)m  in  ibrem  4Jaufe  ein  *bfd)feb*fefr,  an  bem  24  $erjonen  teil* 
nahmen  unb  ba*  3acob  in  Briefen  an  SStganb  (Stengel  3, 
111,  123)  fcbilbert  —  ©eine  ©d)tt>cfter  SKarianne  beiratete  ben 
SBaler  «ubtoigj^ummel  in  (Saffel,  unb  beten  Softer,  toieber 
eine  getiefte  Malerin,  beiratete  üftortfc  Hauptmann  in Seipatg. 
„Den flehten  Stobben", fetyretbt  «ubtoig  an  gerbinanb,  „balr 
td)  fennen  gelernt;  er  ift  ein  gefd)ttfte*  afcäimajen,  f)at  geheiratet, 
ein  SRäbdjen  cax^  ^iooli;  er  fprtd)t  siel,  unb  alle*  toa*  tym  ein* 
fällt  burebeinanber."  ©ein  35ilb,  t>on  feinem  ©obn  granj  1846 
rabiert,  befifet  ber  Herausgeber. 


240  8ubwtg  Chnil  ©rimm,  ©rinnerungett 

jogen  unb  fd)tt>abronierte  t>on  Sagben;  wie  mir  anbete 
faßten,  fcfyofl  er,  wenn*  ©lud  gut  war,  alle  paar  Monate 
eine  2Bad)tel,  ging  aber  regelmäßig  alle  Siage  auf  bie 
3agb,  Sie  3Bad)tel  fcergroferte  ftd)  aber  (wie  bei  ben 
meiften  3äfl*rn)  nad)  einigen  Sagen  ju  einem  gfafan, 
trafen,  9tel)  ober  <£«(*!)♦  3öir  befugten  aud)  ben  geiffc* 
reichen  tiroler  Äodj1)  unb  famen  gewöfynlidi)  abenbä  im 
Safe  ©reco  jufammen,  wo  bie  beutfcfyen  unb  bie  meiften 
anbern  Äünftler  ^infamen; SorneliuÄ  unb  Sfyorwalbfen 
befugten  roir  aud)  in  tyren  Söofynungen;  erfterer  war  mit 
3eid)nungen  jum  Sauft  befdjäftigt2),  legerer  fyatte  feinen 
3(Ie£anbergug*)  uottenbet,  t>on  aßen  bett>unbert  unb  gewif!  aud) 
ein  großem  Äunftwerf,  aber  biefe  fd)önen,  galoppierenben, 
trabenben  unb  rufyig  gefyenben  Weiter,  einer  ober  jwei 
bi$  brei  fyintereinanber  unb  fo  fort  biä  an*  @nbe,  —  baS 
fyat  mid)  t>on  jefyer  mit  ?angweile  erfüllt,  tt>ie  benn  über* 
fyaupi  ber  biä  über  bie  SSolfen  erhobene  Sfyorwalbfen 

*)  Sofepf)  3foton  Äod>,  1768—1839,  ein  Söauernfotjn  au* 
bem  Secuta!.  lebte  mit  geringen  SRftteln  in  9tom  feit  1795,  bc* 
grünbete  bie  fyerotfcfye  SanbfajaftSmaleret.  „@r  f)at  in  feinen 
Silbern  manchmal  fefane  Partien,"  fagt  Subwtg  1817  über  tyn, 
„aber  audj  manchmal  unnatürliche  unb  fd)led)te;  er  felbft  tft  ein 
aufgeblafener,  unangenehmer  SRenfd),  ber  fid)  für  ben  etn&ig  ge* 
[Rieften  f)äli"  ®tint  Sötfjigfett  unb  ewige  ©d&lmpfiaune  war 
ja  ftabtbefaunt,  augletcfy  aber  aud)  feine  ©utmütfgfeit  unb  (Sfjrlicfy* 
feit,  unb  beäfyalb  war  er  bod)  beliebt 

*)  SBon  biefen  fefet  in  ber  @täbelfd)en  (Sammlung  in 
Sxanffurt  befinbltcfycn  gebenetcfynungen  jum  gauft  ijatte 
itornellu*  flcben  fcfyon  in  granffurt,  wo  er  1809—11  tätig 
war,  gearbeitet;  *on  ben  ÜRittcln,  bie  er  baburd)  gewann,  reifte 
er  nad)  Stalten;  er  blieb  bl$  1819  in  9tom,  wo  er  »eitere  fünf 
3eid)mmgen  $um  Rauft  machte.  Die  f&mtltdjen  3etd)nungen 
waren  aber  bamaß  fdjon  sollenbet  unb  elf  t>on  SRufcfyewe^ 
aud)  fertig  geflogen,  unb  fcfyon  im  ÜRal  1816  ftnb  bie  brei  leftten 
platten  in  granffurt  gewefen,  wo  fle  —  bie  jwdlfte  warb  erjt 
1825  *on  $t)aeter  geflogen  —  fcfyon  1816  erfcfytenen  finb. 

*)  Der  SCleganberjug  war  für  ben  Quirinal  in  9tom  au 
(Sfyten  Napoleon*  beftimmt,  ift  aber  in  bie  SJitta  (Sarlotta  bei 
Strcmejjo  an  ben  ©rafen  ©ommarioa  für  95000  $lr.  oerfauft 
warben. 


V,  ©tetnau,  granffint  3»ünd)en.  3taltetu  1815— 1817,    241 

mein  fcieblingäbilbfyauer1)  mdjt  ift*  Ot> erbe tf*),  in  beffen 
Jftelier  nrir  mehrere  Äartonä,  ©fijjen  unb  bgL  fafyen,  xvax 
fefyr  freunblid)*  @r  ift  ein  blaffer,  jtemltd)  großer,  blonber, 
magerer,  aber  freunblidjer,  nod)  nid)t  alter  SKamt8),  fo 
einige  breifHg  3al)re  alt;  in  feinem  SBefen  n>ie  in  feiner 
Äunfi  einfach  unb  liebenöftürbig»  3n  gemütvollen,  tief? 
fttfylenben,  religtöfen  ©arfiettungen  ift  er  mir  einer  ber 
liebften  beutfdjen  Äünftler4)*  Sanotw5)  tt>ar  abn>efenb, 
tt>ir  tt>aren  aber  bod)  in  feinem  $rbeitö)immer;  feine 
fcfyßnen  arbeiten  ftnb  befannt,  er  ift  in  allem  grajibfc. 
@r  foK  leibenfcfyaftlid)  gern  in  £)l  malen,  unb  in  feinem 
3immer  fingen  triele  93ilbniffe,  fcermutlid)  feiner  SJer* 
tt>anbten  unb  gfreunbe,  grauen*  unb  SJtönnerf&pfe,  aber 
alte  t)5cf)ft  mittelmäßig •)♦ 

*)  SBer  biefer  tt>ar,  f)at  8.  nttgenb*  gefagt;  toofjl  9tau<ft, 

•)  ffrtebrld)  Oserbec!  au*  «übeef,  1789—1869,  lebte  feit 
1810  in  9tom,  too  er  bad  Qawpt  ber  9toaarener,  b.  I).  ber  SDtoler 
ttmrbe,  bie  fldj  an  bie  ttalientfd)eÄunftt>or  SRaffael  anlehnten, 
SKit  biefer  Äfinftlergruppe  toar  Subtotg  felbft  eigentlich  am 
nft<$ften  ttertoanbt.  „£)er  liebfte  ber  beutfäen  SDtoler  ift  mir 
Öaerbed,"  fAretbt  er  an  gerblnanb,  „ein  fefyr  angenehmer 
SRenfd),  er  fcfyemt  mtffoergnügt  unb  flefyt  auef)  ntd)t  gefunb  au$." 

*)  @r  toar  erft  27  3af)re  alt! 

4)  (Sorneltu*  unb  Ötterbed,  bei  aller  Serfdbfebenljcit 
fefyr  befreunbet  unb  bie  Ääupter  ber  „Äloftcrbtfiber"  (neben  ihnen 
no$  9>f)ilfpp  2*ett,  3Bi%  ©djaboto,  9>forr,  »ogel,  felbft 
Äocfy),  malten  bamal*  $ufammen  bad  (1888  ntebergertffene)  $Xiti* 
fyauä  beö  preufHfcfyen  ©eneralfonfulö  S3artl)olbg  mit  greifen 
au$,  beten  $ed)ntf  bamatö  erft  toiebergefunben  toarb,  unb 
lieferten  fo  bie  erften  groben  ber  neuen  beutfdjen  Äunft,  bie 
erft  nadh  1888  £)eutfd)lanb  triebet  jugefityrt  toorben  ftnb  unb  ftd) 
in  ber  ^Berliner  9tattonalgalerte  befinben. 

■)  Antonio  <5ano*a,  1757—1822,  ber  Söegrünber  ber 
neueren  ttalientfdjen  Sötlbfyauerfunft,  toar  feit  Sanuar  1816 
tDieber  in  9tom;  aurfidgefefyrt  t>on  yariä  mit  ben  borten  ent- 
führten Äunftfdjftfeen,  ttmrbe  er  in  SRom  al$  StatfonaÖjeib  ge* 
feiert.  2Ste  er  babei  aber  t>on  ben  proteftanttfdjen  SDtödjten, 
t>on  ben  preufiifcben  Diplomaten.  *on  bem  berliner  Oberbtblio* 
tyefar  unb  ©efcf)ftf)tfd)reiber  Sötlfen  unterftüfct  ttmrbe,  f.  in 
meiner  93logr.be$  lederen,  1896,  70—73. 

*)  IDie  Olbllber  <§anot>a$  ftnb  in  ber  %at  nadj  färben* 

gttbw.  Qrtmm,  fcrüwmingen.  16 


242  Subtotg  <$mtl  ®rimm,  Erinnerungen. 

Samuccini1)  t)atte  mehrere  große  ©emälbe  fertig, 
frf)ön  gejetdjnet  unb  triftig  gemalt,  in  9tapl>*  STOeng*' 
(Stil9);  nur  tt>ar  ettoa*  ?angtt>eilige*  in  ben  fcfyönen 
Silbern,  atö  n>enn  tcf)  fte  fcf)on  alle  einmal  irgenbtt>o  ge* 
fel)en  Jjdtte.  @d)6ne  griecf)ifcf)e  Äßpfe,  £dnbe  unb  pfiffe 
unb  Stellungen,  aber  alle*  lief  midj  falt,  tia  inneres, 
poetifcfyeä  geben  fehlte  ben  SBilbenu  —  Steinhart*)  I>ielt 
ftd)  leibet  in  Xlbano  auf. 

2Btr  gingen  unb  fuhren  oft  tagelang  in  9tom  fyerum, 
befafyen  bie  Soggien4)  t>on  9taffael,  ben  SJatifan,  bie 
?)eterdfirdf>c,  aOeö  öfter  unb  mit  gehöriger  STOufe!  3d) 
baite  fo  triel  t>on  ber  9>eter$ftrd)e  fptecfyen  unb  erjäfylen 
fyören  unb  gelefen,  baß  bie  SÖirfung  auf  midj  nid)t  fo 
groß  toar,  ttrie  id)  gebaut;  ja,  u>enn  bie  große  Äircfye 
auf  einem  93erg  allein  ftünbe!  2fber  fo  ttrirb  fte  oon  ben 
SRebengebäuben  erbrfidft*  2(ud)  ber  ©til,  toorin  bie  Cetera* 
firdje,  fottrie  bie  meiften  Ätrdjen  in  SRom,  überhaupt  in 
3talien,  gebaut  finb,  gefällt  mir  nidjt  2Bie  anbäd)tig 
jKmmt  bagegen  ber  35om  in  SDtoilanb  unb  ber  in  ÄMn! 

<&i  ttmrben  SJorbeteitungen  jum  ©t,  ^eteräfefi5)  ge* 
mad)t,  unb  ber  Sag  tt>ar  ein  fefyr  merftoürbiger,  bie  ganje 
©tabt  in  93ett>egung,  Der  große  $la^  t>or  ber  Äircfye 
tt>ar  mit  9TOenfd)en  angefüllt,  ber  2Beg,  auf  bem  ber 

gebung  unb  3ufammenfefcung  minbertoerttg;  fte  ffoben  ftrf)  meift 
in  feinem  J&eitnatftöbtcfaen  yoffj agno,  brei  ©tunben  oon  SBajfano 
im  ajeneafanlfd&en,  in  feinem  ^pala&o;  audj  ba$  große  93flb  in 
feiner  (oftbaren,  oon  tym  allein  erbauten  ®rabtempelfird)e  in 
9>offaano  ift  oon  ihm  gemalt 

r)  SBtnccntto  Samuccini,  1773—1844,  au$  9tom,  toar  ber 
lefcie  bebeutenbe  ItaltenlfAe  SÄaler. 

")  Bnton  «Raptjael  S&eng*,  1728—79,  ein  £)eutfd)b&f)me, 
jDtreftor  ber  2ffabemle  auf  bem  Gapitol  in  SRom,  t>attc  eigentlich 
feinen  befonberen  ©til  auägebtlbet,  fonbern  lehnte  ftcf)  an  bie 
2fntife  »ie  an  bie  SRenatjfance  cau 

*)  3*1).  ßl)rift.  Steinhart,  1761  in  £of  in  Magern  g* 
boren,  toar  Sanbfdjafter,  lebte  fcfton  feit  1789  in  Stom,  too  er 
1847  ftarb.  *)  13  »ogenballen,  ebenfalls  im  SBatifatu 

h  2fm  29.  Sunt 


V.  Stetuau.  granffirrt  SÄünd&en.  Stalten.  1815— 1817.    243 

9>apft  I)erf am,  mit  SBlumen  betreut,  alle  Staaten  au* 
ber  Umgegenb  t>on  9tom  untren  ba,  n>unberfd)6ne  SÄdbdjen 
t>on  2flbano  unb  Sfooli  ©ine  ganje  SJhtflerfarte  t>on 
geifHtrf>en  Ferren,  &ornel)me  unb  geringe,  alte  unb  junge, 
fct>r  aftmobifdfye;  große,  fyöljerne,  fcergolbete  @taat*tt>agen 
mit  9>ferben  unb  SJfaulefeln,  reiche  tfyeatralifdje  SBebtenung 
unb  ®efd)irr*  3unge  9t5merinnen  im  reichen  9hifc,  bie 
aornefymen  aber  für  ben  Äörperbau  fo  nachteilig  gefletbet, 
baf  fte,  t>om  Würfen  angefefyen,  meljr  alt  afc  jung  au** 
fal)en;  gdcfyer  in  ben  ^dnben  unb  lange,  fdjtoarje  ©dreier 
auf  bem  Äopfe,  fofettierten  jte  meifi  gehörig,  aber  fefyr 
fd)6ne  tt>aren  barunter»  3d)  t>atte  SBrentano  im  @e* 
brftnge  verloren  unb  fud)te  audj  nod)  in  bie  Ätrd)e  ju 
fommen,  bie  aufler  bem  STOtttetoeg  gebrängt  ttott  ftanb 
bi*  an  ba*  fyfnterfte  Chtbe1)*  Chtbltd)  tt>ar  id)  oben  auf 
bie  treppe  gelangt,  unb  ba  id)  meine  Uniform  anfyatte, 
tt>ar  ein  ptyftlidjer  ©arbebuforpäofffyier  fo  artig,  mid) 
burd)  bie  ganje  Äirdje  ju  führen  unb  midi),  näd)ft  bem 
2(ltar,  an  eine  gute  (Stelle  ju  bringen«  ©ie  ©djtoeijer 
mit  <£ettebarben  n>aren  fd)on  in  ber  ganzen  Äircfye  auf* 
gebellt;  ein  @d)tt>eijer  fyatte  eine  ^reube,  ali  id)  it)n 
beutfd)  anrebete!  „#err  Offtjier",  fagte  er  fdfytoeijerifd), 
„ba,  tt>o  ©ie  fielen,  fftnnen  @ie  alleS,  tt>a*  t>orgel)t, 
feiern"  @S  bauerte  jiemlid)  lange,  enblid)  fhedten  bie 
©djtoeijer  bie  ^eHebarben  au$,  unb  ber  3ug  t>on  Äarbi* 
ndlen  flng  Dom  portal  Iangfam  an;  fte  Ratten  rote  mit 
@olb  gettrirfte,  lange  STOäntel,  l)oI)e,  golbglänjenbe  SRüfeen, 
einige  aucf)  ^üte  auf»  ©er  griedjifcfye  SBifd^cf  t)atte  einen 
langen  toeiffen  93art  unb  fd)6nen  Äopf,  feine  t>cl)e  SRüfce 
bog  jtd)  oben  jufammen»  Die  Äarbindle  u>aren  fet>r 
malerifd),  unb  interejfante,  fyifiorifdje  Äöpfe  unter  ifynem 
SJtondje  biefer  t>orneljmen  ©eelforger  fd)ienen  fel)r  tt>elt* 
Kd)e  ©ebanfen  ju  fyaben,  unb  bie  fdjftnen  Samen  auf 
ber  ©alerie,  n>ie  bie  unten  flefyenben,  ttmrben  t>on  il)nen 


*)  @te  fagt  54000  2Benfd)en. 

16* 


244  Subtotg  @mtl  Orfoim,  (Erinnerungen. 

mit  ben  ©Wfern,  bie  fte  unter  bem  SDtantel  fyeroorfyolten, 
fet)r  genau  betrachtet  2fnbad)i  tyabe  icf)  bei  biefen  rot* 
naftgen,  oornel)men  Ferren  feine  bemerft. 

9hm  u>urbe  bet  ^apft1)  mir  ganj  naty  umtyer* 
getragen,  oier  ober  f  ed)$  SMener  umgaben  it>n  mit  Stäben, 
tt>orauf  95üfrf)e  oon  beißen  ©traußfebern  prangten;  er  fafj 
ba  in  feinem  golbenen  ©ett>anb,  bie  breifadje,  reid)  mit 
Steinen  befefcte  ^apfhnüfce  auf  bem  Äopfe,  in  einem 
©effel,  ben  oier  reicfygefteibete  ©iener  trugen*  @r  faß 
gebücft  unb  erteilte  red)t*  unb  linfö  ben  Segen»  Qx  toat 
ernft  unb  freunblid),  bau  fd)öne,  efyrtoürbtge  ©eftdf>t  fat) 
leibenb  auä.  @r  lad  mit  ftd)tlid)er  2fnjtrengung  bie  SReffe, 
nacf)f)er  ffifHen  il)m  bie  Äarbinftle  bie  gftfte,  alleä  bauerte 
lang*  3(uf  bem  Sfalfon  ber  95eter$fird)e  erteilte  er  nod)* 
mala  bem  Soft  ben  (Segen,  n>obei  atteä  nieberfniete  unb  ein 
Äreuj  auf  ber  23rufl  machte.  Sann  ging  ber  3ug  toi* 
er  gefommen  ttrieber  toeg,  unb  baS  SBoIf  (ief  luftig  burd)* 
einanber*  @ä  toar  ber  berühmte  9)apft,  ben  Napoleon 
gefangen  gehalten  fyatte, 

©iefe*  grofe  geft  ifi  nun  fd)on  3al)rf)unberte  8** 
feiert  loorben,  gett>if5  einmal  ttrie  ba*  anbere  SM:  bie 
2eute  oon  SRom  tote  Dorn  2anb  oerfammeln  ftd),  fd)lagen 
ü)re  Äreuje,  beten  unjäfylige  Stofenfränje,  aber  alle* 
mecfyantfcf)!  @$  fann  ein  jeber,  toenn  er  nur  null,  ju  ^au^ 
in  feiner  einfamen  Äammer  beffer  beten  aB  in  ber  großen 
Äirdje,  unb  eö  ifl  bie  Sfrage,  ob  bann  ber  liebe  ©ort 
nid)t  lieber  in  bie  Äammer  foinmt,  afö  ju  biefer  3eremonie; 
malerifd)  ifl  fte,  aber  erbaut  l)at  fte  midj  nid)t! 

*)  9>tu$  VII.,  oorfyer  ©raf  (Sfytaramontt,  bamalS  743af)re 
alt;  1800  getollt,  nafat  er  1801  ben  Ätrtbenftaat  toieber  in 
»eftfe,  falbte  9ta»oleon  1804  bei  feiner  ßatferfrönung,  tourbe  je* 
bod)  1809  oon  bfefem  abgefefct,  oerfyaftet  unb  naef)  Sabona  unb 
1812  nad)  gontatnebleau  fortgeführt.  1814  nad)  SRom  aurfiefc 
gefeiert,  freute  er  fofort  ben  xsefultcnorben  unb  bie  Snqutfttton 
toieber  fyer.  @tne  3Bod)e  nad)  bem  fyter  gefd)tß>erten  geft  gab 
er  bem  &ird)enfiaat  eine  neue,  flerffale  STerfaffung  unb  ftarb 
81  ityrlg  1823. 


V.  (Steinalt,  granffurt.  3Küncf>en.  Stalten.  1815—1817.    245 

Ttuf  bem  großen  ^lafc1)  fanb  id)  SBrentano  unb 
9>reflel  ttneber,  unb  tt>ir  fcfylenberten  bie  3ett  fcor  Sifd) 
nod)  fyerunu  Sie  93eleud)tung  ber  Äuppel  ber  ^eterS* 
firdfye  toar  prädjtig;  tt>tr  fafyeu  ftc  t>on  Srinitä  bei  SRonti2) 
au$,  bann  gingen  tt>ir  nad)  ber  ©ngeteburg  unb  fafyen  baä 
berühmte  geuertoerf  auä  einem  J&aufe,  in  bem  tt>tr  9>läfce 
gemietet  Ratten«  Da  tt>ar  auch  gute  ©eiegenfyeit,  eine 
grofe  2(njal)I  t>ornel)mer,  fcfyflner  SRömerinnen  gu  fefyen. 
3d)  fanb  ba  aud)  meinen  idblidfyen  ©arbebuforpäoffigier 
ttneber,  unb  e*  tt>ftre  jefct  ein  ?eid)te$  geloefen,  nähere 
23efanntfdjaft  t>on  ©amen  gu  machen,  tt>enn  mein  2faf* 
enthalt  t>on  längerer  Sauer  getoefen  tt>ftre*  SMefer  Offtgier 
trug  rote  Uniform  mit  golbenen  ?fd)fe[fd)nüren,  #ui  mit 
breiter  ©olbtrejfe  unb  fyofyer,  tt>ei#er  geber,  leberne  9$ein* 
fleiber  unb  l)ol)e  ÄanonenfHefetn  mit  ftlbernen  ©poren; 
er  tt>ar  etn>a  in  meinem  2(ltcr,  fyatte  fdjdne  3fugen  unb 
tt>ar  ein  gang  angenehmer  Sttenfd)*  @r  fprad)  fo  gut 
jDeutfd)  toie  Stalienifdj,  ba*  fyeiflt  beibeS  miferabel,  aber 
tt)ir  fonnten  unä  bodi)  »erfWnbtgen*  3d)  fyabe  ben  tarnen 
biefe*  9tobüe  fcergeffen;  tt>o  er  mid)  fal),  fam  er  ju  mir 
unb  tt>ar  fct)r  freunbfdjaftiidj,  unb  tt>ir  gingen  oft  2(rm  in 
2(rm,  gur  SBerttmnbcrung  ber  fceute,  in  ben  ©trafen  fyerunu 
3Me  Äunftfdjäfce  SRomÄ  fannte  er  bem  SWamen  nadj,  aber 
barüber  mit  ifym  gu  fpredjen,  tt>ar  nid)i  möglich,  er  tt>ar 
fo  unttujfenb  tt)ie  ber  erfle  befle  23auernburfd),  3m  @e* 
fptäd)  ging  id)  il)n  an,  ob  e$  nid)i  möglich  fei,  in  STOönd)** 
ober  9tomtenfföjler  gu  fommem  3n  erftere,  meinte  er, 
baö  ginge  tt>ol)l,  aber  in  leitete,  ba$  fei  eine  Unmögüdj* 
feit,  er  l)abt  barin  felbft  2Jertt>anbte,  fönne  fte  aber  nid)t 
fefyen;  ba  fei  bie  Söcft  gugenageft,  meinte  er*  @r  frug 
mid),  ob  idj  Suft  l)ättc,  in  ©cfettfdjaften  gu  gefyen,  fo 
tt>otie  er  mid)  einmal  abfyolem  3dj  bemerfte,  id)  tofirbe 
ba  mit  ber  ©prad)e  nidjt  fertig  »erben*    wO!  tt>ir  beibe 


*)  ©t.  9>cter$plaft  t>or  ber  Ätrd&e. 
■)  3m  Ülorben  ber  ©tabt. 


246  Subtoig  (Emil  @rfmm,  Erinnerungen, 

tterben  ja  fertig,  ba  tt>irb  eö  fdjon  gefyen,  id)  t>ole  ©ie 
einmal  ab1)!" 

SBir  toaren  aud)  oft  bei  bem  alten  STOaler  griebritf) 
STOüller*),  SJetfafier  be$  gauft  unb  mehrerer  anberer 
SBerfe;  ein  angenehmer  unb  geifhretd^er  SRann,  ber  auf 
Subtt>ig  Sietf  nid)t  gut  ju  fprerf)cn  n>ar*  @r  fagte  unter 
anberm:  „2)a$  SBefte,  tt>a*  ber  Stecf  in  feiner  @enot>et>a 
fyat,  I)at  er  mir  auö  ber  meinigen  gefiofylen !"  unb  lau 
nun  bie  ©teilen  auä  ber  feinigen  t>or*  @r  tt>ar  übrigen* 
munter,  ttrifcig,  erjäfylte  t>ieL  2Me  arbeiten,  bie  er  mir  in 
feiner  SBofynung  jeigte,  gefielen  mir  nid)t,  fhimpfe  3eicf)^ 
nung  unb  rußig  foloriert,  aber  in  ber  SÖtrfung  gehalten» 
5DaÄ  93efte  babei  tt>ar  unftreitig  feine  eigene  @rfl&rung 
barüber,  poetifd)  unb  fd)5n,  unb  tt>er  in  einer  @cte  faß 
unb  il)m  ungeftört  barüber  jufydrte,  ber  mußte  glauben, 
narf)l)er  ein  fcortreffltdje*  ©emdlbe  ju  feiern  @*  tt>ar  ifym 
in  ber  SÖelt  feiten  etioaä  red)t,  er  rdfonnierte  gern,  aber 
geiflreicf)  unb  fdjdn,  unb  geißelte  red)t$  unb  linfö»   (Segen 


x)  3Cm  2. 3uli  1816  t>at  Subtoig  über  btefe*  gcfl  nad)  Gaffel 
gefcftrieben,  ©tengel  3,  193. 

•)  „2RalerÄ  (griebrid))  „2Rüller",  1749—1825,  lebte  feit 
1778  in  fKom,  mit  wenigen  Deutfcfyen  in  Serfehr,  ein  beliebter 
Cicerone,  „ein  ambulanter  Antiquar",  fid)  befebbenb  mttSarftend, 
jeittoetfe  mit  Ältnger,  aerfetnbet  mü  ÜÄeger,  Sifd&beln, 
SRorlfe,  t>on®oetf)e  ignoriert,  oomÄronprinjenSubtoig  oon 
Sägern  aber  bi$  m  feinem  $obe  im  3af)re  1825  unterftüfct/ 
bem  er  aucfy  feinen  ©ptfcnamen  „Seufefömüller"  oerbanft,  unb 
jtoar  toegen  feinet  £angö  au  ©pott  unb  ©otire  unb  feiner  $or< 
liebe  für  £atöeKung  oon  Teufeln.  —  (Siemens  Brentano 
endt)lt  ((Steig  1,  192)  nad>  Stect*  »eridjt  im  3at)te  1806, 
SKüller  fei  anfangt  oft  fo  arm  in  SRom  getoefen,  bag  er  ganje 
SRonate  lang  nur  SBrot  unb  rofyen  ©alat  gegeffen  habe,  (5fftg 
unb  Ol  tonnte  er  nid)t  bejahen*  —  ©erabe  btö  1816  toar  er 
Jugenblid)  frifdb,  bann  fräntelte  er  unb  toar  bem  ffirbltnben  nafye. 
(Sr  ftarb  tn  9com  unb  tourbe,  ba  er  fchon  oor  längerer  3eft 
fatfyollfA  getoorben,  in  ber  Ätrcfoe  @t.  tfnbrea  bearaben,  too 
Äönig  Suotoig  t>on  Söagern  ü)tn  eine  ©ebenftafel  toibmete. 
3m  ®rtmm'3Crntmfd)en  Äreife  fyielt  man  oiel  *on  tym 
((Steig  3,  474). 


V.  ©teinau,  granffurt.  SWütt^en.  Stalten.  1815—1817.    247 

bie  @eifHtd)feit,  befonberd  bte  ttornefyme,  war  er  fefyr  er* 
Wttert  unb  erjäfylte  un$  ©efd)id)ten  t>on  9iom,  ben  Aar* 
binälen,  bie,  wenn  fte  wafyr  ftnb  (Woran  id)  nid)t  jweifle), 
in*  Unglaubliche  gingen1)! 

3d)  l)abe  überhaupt  ba£  @efüt)l  mit  *>on  9tom  ge* 
nommen,  t>on  allem,  worin  id)  midi)  mit  eigenen  Äugen 
überzeugt  l)abe,  bafl  jemanb,  ber  Steigung  f>at,  fatfyolifd) 
ju  werben,  nur  nad)  9tom  fommen  muß,  —  bann  bleibt 
er  gewif  proteflantifä)!  @ewi$  glaube  id),  bie  meiften, 
bie  in  9tom  fatfyolifd)  werben,  tun  e$  nid)t  auö  Über* 
jeugung,  fonbern  ba  ifl  entweber  ein  SJorteil,  (Jmpfefylung, 
SBerfpred)ungen,  ein  fd)ulbbelafiete$  frühere*  2eben,  Über* 
rebung,  frömmelet  baran  fcfyulb,  ober  t&  gefd)iel>t,  um 
®ffeft  ju  mad)en  ober  aber  au*  ©onberbarfeit  u*  bgL 
Sie  frifcfygebacfenen  Äatfyolifen  ftnb  bann  er  jiaunlid)  ftreng, 
tterf&umen  feine  SWcffe,  gefyen  t>iel  mel)r  ali  bie  2(ltfatl)o* 
lifen  in  bie  Äird)e,  möchten  bie  ganje  SÖelt  fatyoltfd) 
machen,  fpred)en  beim  @ffen  unb  Srinfen,  in  ©efellfdjaften, 
Wo  fte  nur  ftnb,  aber  Religion,  galten  bie  gajitage  pänft* 
lid)er,  beten  nod)  einmal  fo  fciel  Stofenfränje  unb  fdjlagen 
boppett  fo  tnel  Äreuge*  Die  fatt>olifdf>  geworbenen  grauen* 
jtmmer  machen  zi  nod)  einmal  fo  arg  ali  bie  SRAnner. 
3d)  l)ab  lein  ©efaHen  an  biefen  Seilten  *)♦  ©aä  ganjc 
treiben  fommt  mir  &or,  wie  bei  ben  frifdjgebacfenen 
Xbligen;  biefe  Seute  glauben  ftrf)  etwa*  ju  hergeben,  wenn 
fte  mit  Unabligen  in  33erül)rung  fommen  ober  fpredjen 


*)  Sin  S8i0>ntö  SBüUer*  *on  ber  «ßanb  «ubwtg*  *>om 
28.  3unt,  „Romae  1816",  9tr.  66,  f.  in  Äonnecfe*  93tlberatfa$ 
227  (baf.  aud)  ein*  *on  ©enelli,  ber  tl)n  aß  ftaun  farifieri); 
eine  aweite  3*id)nung  Subwigö  au*  feinem  italienifdjen  ©ff^en* 
bud)  wirb  l)ter  mitgeteilt 

*)  £iefe  ©emerfungen  entftanben  unter  bem  unangenehmen, 
audj  t>on  bem  jtrengfatI)oltfd)ett  (Sorneltu*  geteilten  Stnbrucf, 
ben  bie  jafylreidjen  Übertritte  beutfcfter  proteftanttfdjer  ÄfinfHer  in 
9tom  —  O&eroed,  bie  belben  Snepenhaufen,  SRubolf  unb 
SBtlbelm  @$abow,  33eit,  früher  üfcaler  SKÜIler,  juerft 
SBindelmann  —  matten. 


248  Subtoig  Ghnil  ©rtmm,  Erinnerungen. 

muffen,  verleugnen  tt)ol)l  audj  ifyre  nidfytablige  8$ertt>anbt* 
fdfyaft,  t>ergeffen  nie  „von"  ifyrem  9lamen  vorjufefcen, 
fdfyreiben  e$  ifyren  Äinbern  in  ifyre  ©djulbücfyer,  brängen 
fid)  bei  J&of  vor  —  erjagen  tyren  Äinbern  nur  von 
3unfern  unb  abligcn  gräuleinÄ,  laflfen  fid)  von  SBebienten 
ba$  ©efangbud)  in  bie  Äirdje  tragen,  fahren  jum  Äauf* 
mann,  frieden  gegen  ^o^e,  ftnb  grob  gegen  Untergebene, 
unterfdfyreiben  ja  jebed  Äonjert  unb  jeben  w95att;  i)aben 
fie  ©efettfdfyaft,  fo  ifi  ©peife  unb  Sranf  in  Übermaß  vor* 
fyanben;  bie  35ame  vom  ,£au$  fpridfyt  am  licbften  mit 
Ferren,  tt>eil  fte  ba  ju  jeber  STOinute  ba*  SBort  „gnäbige 
grau"  fyärt  SBenn  e$  nur  irgenb  gefyt,  tt>erben  ifyre  3$er* 
tt>anbten  toeggelaflfen;  tt>erben  bie  einmal  apart  abgefüttert, 
fo  befommen  fie  ben  pergamentnen  2fbeföbrief  ju  fefyen  — 
eä  ifi  jum  Sotlacfyen,  tt>a*  aui  ben  STOenfdjen  für  SRarren 
tt>erben  fönnen!  Sie  erfteren  n>iffcn  md)t,  tt>a$  eigentlich 
religidä,  bie  anbern  nid)t,  tt>a$  innerlid)  ab(ig  fein  tyeifft» 

3n  SRom,  tt>ie  in  ganj  3talien,  fyaben  mid)  bie  @ng* 
Iftnber  gcftört  Äein  gledt  tt>ar,  tt>o  nid)t  fo  ein  STOenfd) 
anzutreffen  tt>ar,  in  (Metten,  Äirdjen,  ©arten,  auf  95ergen, 
©trafen,  ©Riffen,  am  SÄeer,  furj  unb  gut  überall  unb 
überall  fianb  fo  tin  Äerl  —  langen  gradf  anf  bie  95eine 
auäeinanbergefpreijt,  bie  J^dnbe  auf  bem  SRüdfen  ober  ein 
©laä  in  ber  «fcanb:  fo  blieb  er  unbett>eglidj  unb  lange 
ftefyn,  fdjrieb  bann  ein  paar  ©orte  in  feine  ©dfyreibtafel 
unb  ging  bann,  bie  J&änbe  auf  bem  9iüclen,  tt>ieber  n>eiter* 
3eidjnete  idj  irgenbtt)o,  fo  fonnte  idj  barauf  toetten,  toenn 
idj  mtdj  umfal),  fo  einen  tt>inbmül)ligen  Äerl  hinter  mir 
flehen  ju  fefyen* 

2Bir  matten  audj  eine  Partie  nadj  Tivoli;  ber  alte 
g,  SÄüller  ful>r  mit  ©er  28eg,  toenigflen*  bie  erfle 
J&älfte,  tt>ar  faljl,  einförmig,  fyatte  aber  mit  ben  altrömifdjen 
9Bafferleitungen  ettt>a$  @igentümlidje$*  2Bir  famen  an 
einen  fleinen  glufi,  ber  rod)  flarf  nadj  ©djloefeL  Tivoli 
liegt  malerifdj  unb  ifl  mit  feinen  ©rotten  unb  Söaffer* 
fällen    ber   gangen  SBelt    befannt     28ir  unb  ber  alte 


V.  ©temau.  granffutt.  ÜRfind&en.  3taKetu  1815—1817.    249 

SRüller  ftnb  t>iel  betgab,  bergauf  geflettert,  er  xvax  immer 
ttoran  unb  ttmfite  alle*  au*tt>enbig.  9Bir  jeicfyneten  t>tel 
nad)  ber  Statur1);  bie  Betonungen  t>on  SRüller  tt>aren 
aud)  fiumpf,  bem  ^reftel  feine  maniriert,  ber  arme  STOenfd) 
n>ottte  e$  beffer  machen,  ate  bie  9latur  tt>ar*  3nt  Sempel 
ber  Sefia  fpeiften  tt>ir  git  STOittag,  unb  SWüller  fdjlief 
ein,  unb  aud)  ^reftel  rul)te  feinen  Heben  Äärper  au*, 
festerer  tt>ar  erfiaunlid)  ängftlidj  fÜrfeinen?eib,33rentano 
unb  id)  t)aben  oft  lachen  muffen,  tarnen  ttrir  auf  ber 
Steife  irgenbtt>o  an,  fo  lief}  er  ftd)  gleid)  ein  3intmer  geben 
unb  t>iel  SBaffer  unb  <£anbtüd)er*  ©ine  DoOfUlnbige  Toilette 
t>atte  er  bei  ftd),  ©eifen,  dürften  unb  toai  baju  gehört. 
Sann  jog  er  ftd)  ganj  au«,  nmfd)  ftd)  über  unb  über,  nad)fjer 
bie  £anbtüdjer  um  ftdf>  gelegt  unb  genudelt,  unb  nun  fing 
er  an  abtt>ed)felnb  ju  reiben,  balb  oben,  balb  unten,  unb 
arbeitete,  baf}  ifym  ber  ©d)tt>eifi  am  @eftd)t  herunterflog; 
ba*  atte*  ging  fo  langfam,  fo  pfyiliflerartig.  3)a  war  er 
aber  nocf)  lange  nid)t  fertig!  Dann  fam  ba*  9tafteren 
unb  Xnjiefyen,  immer  t>or  bem  Spiegel,  unb  ba*  ®f)emifett 
föoOte  immer  nid)t  red)t  ftfcen,  bann  tropfte  er  nod)  Äöt 
nifd)e*  SBaffer  an  ftd)*  Oft  tt>aren  ttrir  ausgegangen  unb 
fyatteft  nni  fd)on  t>iel  umgefel)en,  ba  fanben  ttrir  il)n  immer 
nocf)  mit  feiner  $erfon  befdjäftigi  Sttan  fjätte  glauben 
fo&en,  er  fei  ein  junger  SDtenfd),  bem  tt>ar  aber  nid)t  fo, 
tt>emgften*  fünfjig  3afyre  alt  tt>ar  er,  babei  I>ä^licf)r  garbe 
tt>ie  Äorfftopfen,  fprad)  fd)led)t  unb  fefyr  fdjnelt  @r  fyatte 
ficf>  einen  martialifd)en  (Schnurrbart  tt>ad)fen  laffen,  tt>ar 
aber  entfefelid)  furd)tfam;  fuhren  ttrir  bie  9Zdcf>te  burdj,  fo 
fal)  er  {eben  Sfyauffeeflein  ober  23aumftamm  für  SRäuber 
an;  in  jebem  3ünt«er,  tt>o  tt>ir  übernachteten,  Gitterte  er 
©forpione,  im  ©ebüfdj  glaubte  er  bei  jebem  gufütrttt 
©drangen  ju  treffen*  ©o  ängfllid)  für  feinen  Äörper 
tt>ar  er  aud)  beim  @ffen,  überall  befal),  berod)  unb  be* 


l)  @r  rabierte  fpftter  banad)  9tr.  206;  bfe  «anbfd&aft  9tr. 
211  ift  nid)t  n&fyer  ju  bcftimmen. 


250  2utm>fg  (Smü  ®rfoun,  Erinnerungen. 

fcfynüffette  er  erft  bie  ©petfen  unb  ben  SBein,  unb  ba$ 
gen>&i)nlid)e  @nbe  tt>ar,  bafl  er  fagte:  „5Da$  ijabt  id)  aud) 
fd)on  bejfer  gegejfen  unb  getrunfen!"  &a£  Äomifdjfte 
tt>ar,  toenn  er  unaufhörlich  aber  bie  gtöfye  jammerte.  Oft 
ging  er  t»on  unä  nad)  <£m$  unb  fagte:  „35onnertt>etter! 
3d)  muß  ein  anber  Jjjemb  anjiefyen!"  Äaum  t)atte  er'Ä 
gett>edjfelt,  fo  tt>ar  er  lieber  fo  »oft  ttrie  t>orl>er! 

XI*  tt>tr  in  9tom  tt>ieber  angefommen  tt>aren,  fagte 
mir  ber  SBirt:  „@$  tt>ar  ein  pdpftltdjer  £.  Offtjier  ba  unb 
l>at  nad)  3J)nen  gefragt"  — ,  unb  ein  paar  Sage  fpftter 
tarn  biefer  nodjmal*  unb  fyotte  mid)  ab.  28ir  gingen  in 
ein  große*  #au*  am  Äorfo,  ein  Sür  jlefyer  madjte  un*  bie 
Sure  auf,  unb  tt>ir  famen  in  einen  fyofyen,  l>etterleud)teten, 
mit  Ferren  unb  Samen  angefüllten  (Saal;  mir  frembe,  nie 
gefefyene  ©ejtdjter  ftanben  unb  gingen  fyerum,  aber  lachen 
mußte  id)  bod),  —  bort  ftonb  tt>ieber  ba*  nämlidje  SKobeß 
t>on  ©nglänber,  tt)ie  id)  fie  taufenbmal  gefefyen,  —  ob  er 
aud)  SWotijen  eintrieb,  fyab  id)  nid)t  n>eiter  gefefyen*  ©ine 
Stenge  geiftlidjer  Ferren  tt>aren  ba,  mit  unb  ol)ne  ßaaxt, 
idj  tt>eiß  nid)t,  tt>eldje  bie  t>ornel)mften  tt>aren,  Ferren  mit 
Letten,  Orben  unb  95änbern.  Wein  greunb  führte  mtd) 
an  eine  ©äule,  ba  faflen  einige  Damen,  aud)  bie  #au** 
bame,  ber  id)  t>orgeftellt  tt>urbe;  fte  fagte:  „O,  iä)  tt>ar 
aucf)  in  ©aljburg,  3fug*burg  unb  SRüncfyen",  unb  Wedelte 
baju,  ali  n>o0te  idj>*  nid)t  glauben«  „9Kd)t  tt>al)r,  ba* 
ift  etoa*,  ba*  geuertt>erf  ber  @ngel*burg,  unb  bie  9)eter** 
firdje!  Söaren  ©ie  in  SRailanb?  Da  toerben  ©ie  nod) 
eine  fdj6ne  Äirdje  ju  fefyen  befommen!  SBie  gefällt  e* 
Sfynen  in  Stalien?  3n  SReapel  n>irb  e*  3f)i*en  <*«*  beften 
gefallen.  J&aben  (Sie  ftreube  an  ber  Äunft?  J&aben  ©ie 
bie  erfien  Äunfhoerfe  fyier  fd)on  gefefyen?  Äommen  @te 
bod)  einmal  bei  Sag!  #ier  im  J&aufe  ftnb  aud)  einige 
fd)öne  Silber  unb  alte  93a*relief*.  ©ie  »erben  fyier  fciele 
beutfdje  Sanb*leute  fmbem"  @*  n>aren  au*gejeid)net 
fd)öne  Äöpfe  ba,  meift  blaß,  mit  bunflen  Äugen  unb 
fd)önen  3&l)nen*    SQBir  gingen  fo  t>on  einem  Sifd)  jum 


V.  @teinau.  granffitrt  «Wunden.  3taifen.  1815—1817.    251 

anbern,  n>o  ftcf>  immer  einige  fanben,  bie  Seutfd)  »er* 
{taubem  Sine  wunberfd)öne,  fcl>r  gut  gewad)fene  @ng* 
Idnberin  war  ba  unb  fprad)  fct)r  gut  Deutfrf);  fic  fei  aud) 
flüchtig  burrf)  Saffet  gefommem  ©ie  fhtg  mid),  ob  trf)  in 
Drüben  bie  SBUbergalerie  f ernte*  3rf)  Tagte  ü)r:  ,,3d) 
fenne  leiber  bie  Sreäbner  ©alerte  nod)  nid)t*"  —  „Sie 
fönnen  (Sie  ja  immer  fet)en,  aber  t)ier  t)at  man  Ja  aUed/ 
waä  man  Wt&"  Sie  meinen  r5mifd)en  Damen  fragten 
mirf)  immer  juerft,  n>ie  mir  ba*  geuerwerf  gefallen  t)abe, 
unb  fagten  mir,  wo  jtd)  bie  93eleud)tung  ber  Äuppel  am 
beften  auönel)me;  fcon  ber  firrf)lid)en  geterlid)feii  fprad)en 
ftc  fein  ©ort,  baä  fd)ien  allen  Siebenfache  }u  fein«  ©ie 
Waren  übrigenö  luftig  unb  munter;  eö  würbe  93acfr  unb 
3ucfertt>erf,  Ttnanai,  Sßeine  unb  @i$  herumgereist  ©ie 
frf)ienen  mit  ben  alten  unb  jungen  geiftlirfjen  Ferren  auf 
freunbfd)aftlid)em  Qfuß  ju  flehen,  alte  Damen  l)abe  irf) 
weniger  gefefyen,  worüber  irf)  gar  nid)t  mißvergnügt  War, 
©ine  junge,  fel)r  frf)öne  Same  frug  mirf),  tt>o  ti  mir  in 
Stalien  am  beften  gefallen  I)abe;  irf)  fagte  it>r,  Ui  fefct  in 
glorenj*  Sa  wdre  mir  aUc^  frf)ön  »orgefommen,  irf)  fydtte 
ba  bie  große  9>rojeffion  mit  angefefyen  unb  wdre  übet* 
Ijaupt  erjlaunt  gett>efen  über  bie  Stenge  fd)öner  Damen. 
„O,"  rief  fle  fel)r  fd)nett,  „@ie  fennen  ja  9tom  nod)  nid)tJ" 
O  ja,  fagte  irf),  eö  fei  ja  befannt,  baß  in  glorenj  unb 
9tom  bie  größten  Schönheiten  t)on  Stauen  ju  jtnben 
Wdrem  93on  biefem  2(u$fprud)  fd)ien  jte  fel)r  beruhigt, 
eine  neben  it>r  ftel)enbe  Same  fragte  jte,  wa*  irf)  gefagt 
l>abe,  ©ie  erjdl)lte  il)r  fel)r  freunblirf)  baö  ©efagte,  vorauf 
bereu  ®ejtd)t  ftd)  fefyr  auffldrte.  3d)  badete  fo :  Ja,  wenn 
bu  fo  ein  paar  3al)re  t)ter  bleiben  fönnteft,  ba  fömtte 
man  ftd)  frf)on  eine  ©efettfd)aft  fd)ajfen,  in  ber  man  gern 
wdre!  SRein  greunb  jagte:  „(&i  wirb  3i)nen  Keffer  ge* 
fallen,  Wenn  ©ie  erfl  in  mel)r  ®efeHfrf)aften  gewefen  futb," 
unb  ti  fomme  auf  mirf)  an,  ob  irf)  wolle*  Sßenn  wir 
t)on  Neapel  jurficffel)rten,  würbe  irf)  feine  ©Ute  in  2(n* 
fprurf)  nehmen,  antwortete  irf)  il)nu    @r  nannte  mir  bie 


252  Subttrtg  ffimtt  @rimm,  (Erinnerungen. 

meijren  tarnen,  worunter  fel>r  befannte  waren,  tef)  fyabe 
fte  mir  aud)  notiert,  wie  aud)  feinen  SRamen,  ber  3ettel 
ift  mir  aber  weggefommen.  Unter  ben  Ferren  Maren 
aud)  fd)öne  Ä&pfe;  Diele  Ratten  gute  Seine  unb  gftße, 
alle  in  ©d)ul)en  unb  Strümpfen,  gingen  bebad)tfamen 
(Schritt  unb  traten  mit  gleicher  <Sd)ur>fot)le  auf,  bie  J&ftnbe 
auf  bem  Stäcfen  ober  baö  fleine  breierfige  £fttd)en  in  ber 
J$anb«  @i  ging  fo  einer  nad)  bem  anbern  unbemerft 
Weg.  ©efefet  würbe  jtd)  wenig,  jeber  ging  fo  (angfam 
r>on  einer  ©ruppe  jur  anbern,  t)6flicr)  waren  alle.  Sie 
Damen  Ratten  einfachen  ©d)mud!  an,  meift  Diamanten 
ober  SSRofaif,  wenige  Ratten  Äreuje  umhängen,  aber  mehrere 
trugen  fet>r  große,  t)erunterf)ängenbe  Ohrringe,  unb  alle 
Ratten  gäd)er  in  ber  J&anb«.  Die  gäcfyer  jtnb  ben  italie* 
mfd)en  Damen  unentbehrliche  SSRöbel:  fo  ein  gftd)er  fann 
orbentltd)  fp rechen,  je  nad)bem  bie  Dame  2uft  l)at,  il)n 
)u  gebrauchen!  —  3nt  ©aal  ftanben  prachtvolle  öleanber, 
blüfyenbe  Orangen*,  ÜJtyrten*  unb  ©ranatbftume  in  großen, 
servierten  SDtarmorfteüwafem  Die  ©ranaten  waren  t>on 
ungeheurer  ©röfje*  3d)  nal)m  einen  SBufd)  mit  Sttüten 
mit;  er  t)ielt  ftd)  nid)t  unb  warb  Heiner,  atö  er  trotten  war. 
Den  anbern  Sag  befud)te  icf)  ben  ©rafen  *>♦  ©ein** 
l)eim  von  SKüncfyen1);  er  lebte  bort  ganj  ber  Äunfr, 
tt>ol)nte  Srinitä  bei  Sßonti,  fyatte  eine  fd)öne  2(u$ftd)t 
auf  9tom  unb  ben  Satifan»  @r  ging  mit  un£  jum 
ba^rifcfyen  ©efanbten,  Äarbinal  Jjdfeltn^    3n  beffen 


*)  ®raf  2Cuguft  *>on  ©einäfyeim  (©ruber  be*  fp&teren 
ba^riföen  gfnanamtnijter*  ßari  *>.  @.),  1789—1869,  t)atte  fid) 
gana  ber  Malerei  gewtbmet.  Subwtg  fannte  ihn  wofyl  fd)on 
*om  SBerfetyr  in  ©a&tang*  J&aufe  in  2anb$i)ut  fyer,  wo  ©. 
1809—11  bie  Staate  ftuoierte,  aber  aud>  *>on  ber  2C!abemie  in 
SDHhufyen  r)er,  bie  ®.  aud)  befugte;  er  war  ein  ebler,  frommer 
üttamt,  ber  nur  au$  greube  an  ber  Äunft  malte  unb  siele 
©über  an  Oemeinben  fmenfte.    @r  war  1816—17  in  3tatten. 

■>  9teid>*fretf)err  Äafimir  aon  JB&ffeltn,  1737-1827, 
93ifd)of  au  SfyerjbneS,  SRitgUeb  ber  afobemfe  in  üÄüncben,  2ta> 
faffer  ard)äologifd)er  2Cuff&fce,  war  feit  jenem  Satyr  in  9tom  mit 


V,  ©tetnau.  granffurt.  SRünd&en.  Stalten.  1815—1817.    253 

3immer  fal>  e*  red)t  geiftlid)  au$,  aber  bod)  sornetym.  @r 
l>attc  einen  langen,  bamaftenen  ©dfytafrodf  unb  violette 
©trumpfe  an,  ein  atteä,  ettt>a$  bicfeä  ÜRftnndfyen,  äufferß 
freunblid),  tt>ci§c  #aare,  gelb  im  ©efid)t;  n>enn  td)  nid)t 
irre,  n>ar  er  blatternarbig.  @r  trippelte  in  ber  ©tube  auf 
bem  Jeppid)  t)erum,  unb  toenn  er  tranf,  fo  jitterte  ü)m 
bie  «£anb;  n>ir  mußten  in  fein  ©d)lafjimmer  fommen,  er 
mad)te  ba*  genfter  auf  unb  fagte:  „9hm  fefyen  Sie  ein* 
mal,  tote  fd)5n!"  2(uf  einer  ÜRauer  ftanb  eine  2(loe  mit 
einem  fel>r  langen  Stengel,  ber  Doller  SBlüten  toax;  fo 
lebte  ber  gutmütige  alte  J$err  feine  Sage  l)üu  SÖaä  er 
in  feinem  ?eben  geleitet  l)at,  bafcon  l)abe  id)  nid)t*  gehört* 
SEBxr  fuhren  unb  gingen  in  9tom  in  aßen  (Straßen, 
9>ld$en  unb  SBinfeln  l)erum,  unb  e$  tt>ar  ba  für  {eben 
Äünfiler  ettt>a*  au  ftnbem  2ta$  3üngjie  ©eridfyt  t>on 
SRicfyelangelo1)  ijl  fel)r  fcerborben —  bie  ÜRauer  fdfyeint 
feud)t  ju  fettu  Sarin*)  fianben  nod)  mehrere,  ebenfalls 
t>on  ben  granjofen  geflogene,  unb  t>on  9)ari$  ttrieber  ju* 
rücfgefel)rte  Silber8)/  bie  2ran*ftguration4)  *>on  SRaffael 
fyabe  icf)  aud)  in  ber  9täl>e  fel)en  fdnnen;  jie  tfl  mit  met)r 
Äraft  gematt  aK  feine  fibrigen  Silber*  3n  feinen  früheren 
tone  aud)  in  ber  frönen  SKündfyener  1)1  gamilie5)  ffl  nod) 


Unterbanblungen  über  baö  bagrtfcfye  Äonforbat  befcfy&ftfgt,  baä 
am  5.  Sunt  1817  aud)  aufianbe  tarn  unb  bie  SBerfaffung  lahmlegte. 

*)  2)a$  foloffale  „Süngfte  ©ertd)t"  aon  üfttcbelangelo, 
1534—41  gemalt,  eftoa  20  m  bod)  unb  10  m  breit,  beert  bie 
3fltartoanb  ber  ©frtintfdjen  Äapette  im  SBattfan  unb  ift  &om 
9öeü)taud)  ftarf  gefötoarat.        •)  £>.  b.  im  SBattfan. 

*)  ©.  o.  ©.  241. 

4)  £)te$  fein  lefcte*  großem  SBerf,  nur  in  ber  oberen  Ädlfte 
noA  *on  ihm  felbft  ausgeführt,  beftobet  ftcf>  in  ber  Keinen  Satt* 
fanifdben  ©emälbegalerte,  bie  aber  für$ltd)  in  bie  ehemalige 
gorerta  ober  glorerta  (©er&tefammer)  verlegt  ift.  ©artenlauoe 
1908,  ©.  859,  jetgt  fotoobl  ba$  Sötlb,  tote  beffen  Überführung  in 
ben  neuen  ©aal,  bie  t>on  bem  am  nätfjjten  Sag  in  2ubano  t>er* 
ftorbenen  Subtotg  ©etfc  geleitet  tourbe. 

6)  @$  ift  tt>of)I  bie  fyL  gamilie  au$  bem  J&aufe  (Safftgiant 
gemeint,  im  achten  ©aale  ber  2flten  9>inafotf)ef. 


254  gubttig  6mil  ®rtmm,  (Erinnerungen. 

bie  Xrt  t)on  $.  ^erugino  fid)tlid),  aud)  in  feiner  fyerr* 
liefen  ©r ablegung1)  ifl  nod)  biefe  jtoar  einfache,  bod) 
tieben*tt>örbige  2(rt  31t  ftnbetu 

3n  ben  Äunftfälen  be*  Sattfand  gingen  toir  ganje 
Sage  fyerunu  Die  $jxeöfogem&lbe  barin,  befonber*  bie  fcon 
91*  SDtengö,  finb  nod)  gut  erhalten9)«  @in$  ber  fd)önften 
Silber  ifl  bie  „SRefJ  »on  SBolfena"  *on  9taffaels)- 
3m  Äapitol  fat)en  nrir  bie  2fntifenfammUtng,  ttnb  bie 
2fu*fid)t  aber  9tom  ifl  ba  oben  n>ieber  pr&d)tig*  2)a* 
Äolofleum  ifl  toie  ein  alter  Stfefe,  bem  bie  3&I)ne  aufc 
gefallen  finb*  3m  Sampo  Saccino4),  fo  intereffant  e$  ifl, 
muß  man  t>on  ben  Strahlen  ber  ©onne  ju  fer>r  leiben, 
man  muß  folcfye  ©ad)en  enttoeber  gang  frür>  ober  gegen 
2fl>enb  feiern 

Die  fernen  95erge  Ijaben  alle  fd)öne,  gewaltige 
formen.  Die  Siber  tt>ar  immer  trübe,  gelblid)  unb  reifjenb* 
5Die  »itta  9taffaelö),  SBorgfyefe  unb  x>iele  anbere  ©tabt* 
unb  ?anbfd)löffer  l)aben  nrir  befud)t  unb  id)  fo&iet  wie 
möglief)  gejeicfynek 

*)  @r  meint  xot>f)l  ba$  berühmte  9311b,  ba$  9t  1507  für 
Perugia  aemalt  unb  ba*  9>agft  9>aul  V.  (S.  Söorgfyefe)  gefauft 
bat,  im  werten  3immer  ber  ©aleria  Söorgfyefe  (im  Oberfiocf  be* 
Äajtno  ber  SJitta  Söorgtyefe),  ber  nod)  immer  erflen  römtfd)en 
9>rtt>atgalerie. 

•)  Sieben  ben  ^reäfen  9toffael$,  9>eruginoä,  ©.  Stomano* 
u.  a.  im  SBatif an,  m  ben  ©tanjen  unb  goggfen  Staffaefö,  toar 
toofyl  fein  $lafe  für  folcfte  *on  Stopbael  Sföengö:  tt>or>I  aber 
finben  fldr>  folcfye  in  ber  SBiHa  2flbani  im  Sterben  9com$. 

•)  £a*  J&oftienttmnber  beä  3al)re$  1263  —  ber  ^Blutstropfen 
an  ber  J&oftie  — ,  ba$  Stojfael  in  ber  brüten  ®tan$e  be$  SBatifan* 
»eri)errlid)t  fytt,  feil  flcr>  in  ber  &ird)e  <5.  ©MKrtaa  in  SBolfena 
ereignet  gaben.  Rum  2lnbenfen  an  bie*  „SÖunber  oon  95." 
ftiftete  Urban  IV.  ba*  gronlei*nam*fefl. 

4)  £a$  alte  gorum,  früher  getoofynlid)  mit  SBüffeln  unb 
3ugoci)fen  bebeeft,  bie  Lebensmittel  jur  ©tobt  gebraut  Ratten, 
ttofyer  biefer  9lame  0/#«j)felb"). 

5)  Die  früher  fog.  SBiHa  Stoffael*  ifl  1849  jerftört  Sorben, 
unb  nur  unbebeutenbe  SRefte  oon  it)r  futb  linf$  00m  «gaupteüf 
gang  in  ber  SBiHa  SBorgfyefe  erhalten.    feibtoig  fyat  fie  geaetdptet 


V.  ©teütau.  granffurt  SBfind&en.  Statten.  1815—1817.    255 

£)aö  93oIf  fam  mir  fd)ön,  malerifd)  unb  faul  vor, 
unb  ber  9i5mer  ^inelli1)  I>at  ja  von  allem  Darftellungen 
herausgegeben.  Unfer  gett>5l>nlid)er  ©pajiergang  mit  91  u  1)1 
unb  einigen  anbern  tt>ar  abenbd  öfter  nad)  Sriniia  b.  SR., 
tt>o  ftdE>  bie  fd)öne  SBelt,  vornehm  unb  nid)t  vornehm, 
öerfammelt  unb  fpatferen  gel)t,  unb  ba  ifl  ed  nid)t  fd)tt>er, 
85efanntfd)aften  anjufnfipfen.  @d  tt>irb  früt)  bunfel  unb 
bann  fiU)I,  unb  oft  n>et)t  ber  ©irocco,  n>ot>or  ftrf)  bie 
Körner  fürcf)ten. 

2fa  einem  ÜRittag  fuhren  n>tr  von  Stern  ab  unb 
famen  früfyjeftig  naef)  2ttbano,  befugten  Steinhart9)/  ber 
und  einige  ?anbfd)aften  jeigte,  bie  mir  nid)t  fonberltd) 
gefielen.  2fber  feine  3etd)nungen  unb  ©tubien  Maren 
vortrefjlid),  er  l)at  aud)  \>iele  ?anbfd)aften,  2ier*  unb 
anbete  ©tubien  rabfert,  fefyr  geifireid).  ©ine  fd)öne 
Strenge  iß  in  allen,  aber  aud)  oft  #Ärte.  Der  geifi* 
reid)fte  von  allen  fdjeint  mir  ber  iiroler  Äod)  ju  fein, 
ein  poettfd)er  Äünftler*  Xlbano  iji  ein  reijenber  Ort. 
28ir  fat)en  und  um,  blieben  bie  9tad)t  ba  unb  logierten 
in  einem  fonberbarenSÖirtdljaud;  jeber  befam  ein®tfibd)en, 
tt>eit  vom  anbern  abgelegen.  ÜRorgend  früt)  fagte  ber 
9>reftel:  „Qai  ift  ja  ein  infame«  2öirtdl)aud,  icf)  t)ab 
wenig  gefd)lafen  unb  mir  meine  Sür  verrammelt.11  SÖir 
labten  fel)r. 

35er  3öeg  ttmrbe  freier,  unb  tt>ir  famen  ben  9*on* 
tinifd)en  Sümpfen  näfyer.  9ted^tö  unb  linfö  n>aren  üppige 
SBiefen,  n>orauf  Jperben  tteibeten,  Knfd  ttmrbe  ed  von 
einer  ©ebirgdfette,  worauf,  tt>ie  SWefier,  ©örfer  lagen, 
begrenjt,  red)td  toeite  gerne,  burd)  93ufd)tt>erf  unterbrochen. 
Der  3öeg  burd)  biefen  Söiefengrunb  bauerte  beinahe  6td 


unb  rabiert,  9tr.  204,  ebenfo  bf  e  ©ärtnettoobnung  ber  $f Ka  Soor* 
gfyefe,  9lr.  205. 

*)  2>er  SDtoler  unb  9tabierer  Söartolomeo  9>tneUt,  1790 
btd  1835,  aud  9tom,  toar  berühmt  burtb  feine  Darftettungen  aud 
bem  ttattenifcfyen,  befonberd  rbmtfdjen  feolfdleben. 

■>  ©.  0.  «.  242. 


256  gubttig  ffimtl  ©rtmm,  Erinnerungen. 

gegen  Xbenb  unb  tt>or  bi*  Serracina  fafr  gerabe*  Sie 
5Renfd)en,  bie  toix  in  ben  9)ontinifd)en  Sümpfen  antrafen, 
fat)en  tt>egen  ber  ungefunben  2uft  gelb,  bietet),  fafl  wie 
Zok  au&  2Öir  ttmjjten,  bafj  man  ba  unterfteg*  nid)t 
fd)lafen  foH,  unb  unfer  ttalienifd)er  Äutfd)er  far)  fTcf>  be** 
fyalb  oft  naef)  un*  um»  Die  SBärme  unb  ber  gerabe  3öeg 
machte  einen  ungemein  fd)läfrig*  Sie  ®ebirg*fette  bilbete 
beinahe  bi*  an*  SReer  eine  ©pifce,  worauf  ba*  Stabilen 
Serracina1)  fefyr  malerifd)  lag;  ba  oben  fal)  id)  ben  erfien 
9>almbaunu  3m  ®afil)au*  angelangt,  l)abe  id)  auf  ber 
Stücffeite  be*  £aufe*  juerjl  in  meinem  Seben  ben  l)err* 
liefen  Jfnblicf  be*  ÜReere*  gehabt!  3cf)  toüftte  nid)t,  n>a* 
in  meinem  ?eben  einen  fo  großen  ©inbruef  auf  mid)  ge* 
mad)t  r)dtte!  Sie  unterge^enbe  ©onne  beleuchtete  bie 
SBeDen,  bi*  fte  bann  gelben  am  J&orijont  unterging,  e* 
tt>ar  ein  überaus  majejiätifd)e*,  l)errtid)e*,  grofie*  SBilb, 
unb  ber  ©prud)  ber  Surfen  fam  mir  fogleid)  in  ben 
©um:  „©ott  tji  grofj!"  3d)  fonnte  mid)  fcon  bem  prad)t* 
»ollen  Xnblicf  gar  nid)t  trennen. 

3benb*  bei  Sifd)  fagte  ^>rcflcl:  „3a,  ©rimm,  tt>enn 
(Sie  erjl  einmal  auf  bem  Speere  fahren,  ba*  toirb  3f)nen 
furio*  fcorfommen;  fo  eine  Spazierfahrt,  ba*  tt>iK  nid)t* 
fagen,  aber  icf)  bin  fd)on  ein  paarmal  naef)  (Snglanb  unb 
tüieber  jurücl  gereift  unb  fyab'  bie  ©eefranfyeit  nur  ein«* 
mal  befommen*  ©ie  roerben  ftd)  umfefyen,  tt>enn  bie 
Übligfeit  fommt  unb  alle*  mit  3^nen  l)erumgel)t  uftt)/1  — 
,,2(d)  tt>a*,"  fagte  id),  eine  gfafyrt  nad)  2onbon  fei  gar  nid)t** 
„9to",  fagte  er  franffurtifd),  „me  tt>em'*  j[o  erlebe,  gett>e 
©e  ad)t,  tt>a*  id)  3l)ne  gefagt  Ijab!" 

ÜRorgen*  frfil),  nacfybem  bie  9>dffe  mit  @fitg  ge* 


*)  Serractna,  ba*  alte  Xngur,  auf  einem  rötlichen,  tneer* 
umfpülten  Seifen,  jeigt  nod)  heute  bie  erfien  Halmen.  (Sine 
3etd)nung  „bei  Serractna"  fyat  «ubtoig  1818  gefaxten,  9lr.  207; 
feine  SBemerfungen  über  ben  @tfcf)  t>on  4J.  2Cltmüller  f. jßejfetu 
taub  1901,  ©.  260  f.  —  2(nberen  erfreuten  aber  bie  ÜÄeere*« 
Votum  au  fünjtlfcf)  unb  regelmäßig. 


3ofepfj  <S3ms,  {&\b. 

Xlaäi  f.  C.  Stimm. 


Ulattr  mutier,  \e\6. 

ttod)  C.  £.  «ilnim. 


V.  ©tetnou,  gtanffurt  ÜRftnd)en.  Statten.  1815—1817.    257 

räubert  unb  befprifct  unb  attc  ^lacferrien  vorüber  toaren, 
alle  ©etoefyre  gut  gelaben,  ging  e*  ttetter*  Der  SBtrt 
riet  mir,  SJebecfung  mitjunefymen;  ba  anbere  Seute  un* 
aber  gefagt  Ratten,  bie  95ebecfung  fei  nid)t  *riel  beffer  aB 
bie  9Wuber  felbft,  fo  reiften  ti>ir  allein  ab«  9ted)tö 
fhmbeffloeit  ba*  Ufer  be*  SReereö,  linf*  bie  l)ol)en  ®e* 
birge  mit  ifyren  ©d)lud)ten,  alle*  mit  btüfyenben  SJtyrten* 
büfd)e.m  3cf)  t)ieb  mit  meinem  ©äbet  93üfd)e  ab  unb 
fietfte  fte  an  unb  in  ben  SÖagen*  Der  jarte  ^reftel 
befam  aber  £opfh>el),  t>on  bem  ftarfen  ®erud),  n>ie  er  fagte. 

3efct  famen  n>ir  an  bie  ©renje  be*  römifcf)en  9teid)*, 
ein  grofje*  3*r  mit  bem  römifd)en  Söappen  barfiber* 
Sted^tö  unb  linf*  fd)loffen  jtd)  jtt>ei  in  rdmifcfyem  Stil  er* 
baute  mafftoe  große  Sftrme  an  bie  SRauer*  Stun  Maren 
tvix  im  9teapolitanifd)etu  Der  2öeg  tt>ar  fo  unjtcfyer,  baß 
norf)  alle  SBtertelfhmbe  ein  öjierreid)ifd)e*  ^ifett  neben 
ber  Sanbftraffe  lagerte  unb  trofcbem  bod)  Staubanf&tte 
*>orgefommen  fein  f ollem  3öir  famen  nad)  ^onti1)/  too 
id)  ba*  gotifcfye  portal  ber  9*eter*fird)e  jeicfynete*  5Der 
ganje  2Beg  t>on  Serracina  bi*  t)iert)er  eine  I>errltcf)c 
©pajierfal)rt,  nur  9>lafc  für  bie  ©fyaujfee  —  red)t*  ba* 
SReer  unb  Imf*  bie  25erge* 

ffiir  famen  nod)  burd)  einige  Dörfer,  bie  tt>ic  fteinerne 
Stöubernefter  tt>aren,  unb  gegen  tner  Ul)r  nad)  SRolo 
bi  ©aeta;  bie  berühmte  gefhmg  lag  in*  SReer  hinein8). 

J?ier  ttmrben  2fafid)ten  gejeicfynet,  ber  Äopf  ber 
fd)5nen  Müllerin  t>on  ©aeta8).  3n  bie  langen  £aarfled)ien 
jmb  bunte  mit  ©otb  burd)tt>irfte  93dnber  gettmnben.  Sie 
ganje  $rad)t  malerifd),  reijenb,  einfad),  unb  tt>enn  in  ber 
©egenb  bie  ÜRftbd)en  ehoa*  auf  bem  Äopf  tragen,  fo 


*)  @*  ift  gonbi  gemeint. 

*)  2)ainal*  SBorftobt  ber  in*  SÄeer  fyineinaebauten  gefhing 
©aeta,  jefct  felbftdnbig  unb  toieber  tote  im  Altertum  gormia 
genannt. 

•)  Die  3ei$nung  *on  it>r  ift  erhalten,  bie  9tabierung  ba> 
nad)  fttx.  128  (auf  bem  93lc*tt  ftef)t  „bie  »dcferin'O. 

Sab«.  (Primat,  Gtinnttunttn.  17 


258  Subwig  (tmü  ©tftmn,  Erinnerungen. 

wirb  ifyre  grajtöfe  ©eftalt  erfl  redfyt  ftd)tbar*  Dann  gingen 
Wir  in  ben  ©arten,  natye  am  SReer,  n>elcf)er  betn  ßicero  0 
gehört  t)aben  foK,  SBir  würben  überall  fd>on  al*  @#* 
jeKenjen  angerebet,  unb  n>ie  wir  abfuhren,  ftanben  wofyl 
fo  an  fttnfjig  ^Bettler  um  ben  äöagen,  verlumpte  SRdbdfyen 
unb  25uben  liefen  ol>ne  @nbe  bem  SÖagen  na<f)  unb 
wedfyfelten  mit  anbern  ab,  gelten  laufenb  ifyre  #ftnbe  auf 
unb  riefen:  „Piccola  moneta  per  l'amore  di  Dio*)".  ©ie 
Söuben  fdfylugen  in  fuftyofyem  (Staub  St&ber* 

@l)e  tt>ir  nad)  9teapel  famen,  fuhren  wir  nod)  burd) 
ßapua*)*  3*  näfyer  Wir9teapel  famen,  befiomel)r95ettler! 

@$  tt>ar  fd)on  fel>r  bftmmerig,  ate  wir  in  bie  ©tobt 
einfuhren,  unb  e£  ging  burd)  eine  lange  Straße  in  bie 
anbete,  bi$  wir  nad)  langem  galten  ben  Fimmel  freier 
at)en  unb  an  einem  großen  ©aftyauä  ©ranbe  ^Bretagne4) 
HD  Rieften  unb  in  ben  fed)fien  ©todf  gebraut  würben, 
wo  jeber  ein  großem  3immer  befam  unb  id)  t>or  SKübtg* 
feit  balb  einfd)lief,  (Si  mochte  wofyi  ber  2*  ober  3. 3uli  fein. 

@$  träumte  mir  fo  na  tut  lief),  id)  gefye  mit  meiner 
lieben  @d)Wejier  Sötte  in  (Sajfet  auf  ber  SBelteme  unb 
bem  SBeinberg*  2Öte  id)  morgend,  e£  war  fcf>on  fetter 
Sag,  erwad)e,  flel)t  ein  SRönd)  fcor  meinem  85ett  unb 
reicht  mir  ein  $6rbd)en  mit  prad)tootten  2Mumen,  l>errlid)e 
9Mfen,  Örangenblüten,  ©olbladf  unb  Saämüu  3dfy  gab 
itjm  bafür  eine  Äleinigfeit  in  ©elb,  unb  er  gel)t,  mief) 
fegnenb  unb  ftdf>  bebanfenb,  mit  fielen  25üdflingen  wieber 
ab.  3<fy  betraute  ben  l>errlid)en  ©traufi  —  wie  gern 
fyätte  idf>  il)n  in  brei  Seile  geteilt  unb  it)n  mit  bem 
28unfd)f)üid)en  an  Ort  unb  ©teile  gefd)afft!  —  idf>  be* 


x)  3m  9>arf  biefeä  feinet  gormianumä  würbe  er  ermorbet 

*)  „Um  ©otte*  willen,  nur  eine  Heine  SÄünae!" 

*)  $apua  am  SBolturno,  nid)t  an  ber  ©teile  beö  alten 

(Sapua  (wo  iefet  Sapua  meiere  liegt),  fonbern  an  ber  »on  <5aff  linum 

gelegen. 

*)  Da*  ®aftf)aut  befielt  noeb,  2Ha  (Sarlo  ^oerio  unb 

SRtoiera  bi  d)f  aja,  hinter  bem  9>art  ber  SMlIa  Ütojionale,  am  ÜReere* 


r^ 


V.  ©feinem,  granefurt.  3Rünä)en.  Statten.  1815—1817     259 

trachtete  mir  nod)  eine  SBeile  bie  fyerrlid)  buftenbe  @abe, 
bann  fat)  icf)  mid)  in  meinem  3intmer  um,  tt>o  freilief)  nur 
ein  Sifd),  jtt>ei  ©tü^Ie  unb  mein  95ett  flanb  —  bie  ©tube 
tt>ar  mit  roten  SBacf  jieinen  belegt«  Sie  ganje  Sßanb  fying 
t)on  oben  bi*  unten  t>ott  großer  unb  Heiner  ©emdlbe  in 
golbenen  Stammen,  lauter  Äopien,  aber  mitunter  gar  nid)t 
fd)led)t*  3d)  richtete  mid)  im  SJett  auf  unb  fyatte  burd)* 
genjter  bie  fyerrlidje  2(u*jid)t  auf*  Stteer  unb  bie  3nfel 
(Sapru  S3or  meinen  genftern  rtmren  93alfon*,  xoit  t>or 
jebem  biefe*  großen  J&aufeä.  33on  ba  t)atte  man  eine 
2(u*ftd)t  —  fein  jtaifer  unb  Äönig  tonnte  jte  fd>5ner 
fyaben!  Unten  ging  eine  breite,  große  ©traffe  vorbei,  unb 
baran  {Heß  ber  große  Äöniglicfye  fcujlgarten,  ber  bi*  un* 
mittelbar  an*  Stteer  ging;  ba*  ÜReer  ging  ehoa*  l)od),  e* 
tt>ar  ein  ttmnber&oHer  2fabli&  2)ie  unjäfyligen  @d)iffe 
barauf!  95alb  fiifyr  ein*  mit  brei  aufgeblafenen  Segeln 
vorüber,  balb  *>erfd)tt>anben  welche,  bann  erfd)ienen  bort 
tt>ieber  anbere,  jebe  SRinute  2(btt>ed)felung*  3u  SWittag 
fpetften  tt)ir  in  ber  Srattoria  @ta.  2ucia«  ®in  offener 
©aal,  ber  etoa*  in*  ÜReer  gefyt;  e*  tt>ar  ba  ttrie  unter 
einem  3dt,  unb  bie  angenehme  9)?eere*tuft  fabelte  einem 
bie  SBangen,  tt>ie  bie  ©id)ter  fagen.  2fffe  grembe  fpeiften 
ba  meifi,  bie  2(u*ftd)t  tt>ar  ba  aud)  nod)  föftlid)er*  ©egen* 
über,  ettt>a*  linf*,  ber  fefyr  ftarf  raudjenbe  unb  geuer* 
fcfylacfen  au*tt>erfenbe  5Befut>.  Sie  @pifce  fd)tt>arj;  ehoa* 
red)t*  Pompeji  unb  bie  (Salabrefer  ©ebirge,  linf*  jur  ©eite 
ber  £eud)tturm  unb  ber  J^afen  t>on  SWeapel  mit  Saufenben 
»on  ©Riffen,  red)i*  jur  htitt  ba*  freit  in*  ÜReer  ragenbe 
(Saftettamare1)*  2Ran  befteKte  beim  Äeflner,  n>a*  man 
effen  toottte;  t>orl>er  nanntt  er  einem  fdjnefl  bie  ©peifen 
fyer  unb  gab  einem  einen  3*ttel,  toorauf  fie  fianben. 
3frei  ©peifen  l)aben  mir  befonber*  gut  gefd)medt:  9tei** 
fuppe  mit  grünen  (Srbfen  unb  tint  2Reermufd)elfuppe,  n>o 


*)  25  Kilometer  fubdfllid)  *>on  Üleapel,  an  ber  «Äffe  *or 
Pompeji  unb  ©tabiä  gelegen. 

17* 


260  8ubwtg  Qtmil  ©rtmm,  (Erinnerungen. 

bie  ganjen  9J?ufd)eln,  fo  groß  wie  eine  28elfd)nufifd)ale, 
in  ber  @d)üjfel  lagen  —  auf  festere  riet  man  unä  roten 
SEBcin  ju  trinfen*  35a$  @jfen  tt>ar  nid)t  fo  gut  wie  in  9tonu 
Dabei  befam  man  aber  fefyr  f5ftltcf>en  roten  unb  feigen 
2Bein,  ber  in  einem  ©efifi  mit  ©tücfen  @i$  neben  bem 
Sifd)  ftanb*  ©a$  war  fcl>r  angenehm  bei  einer  £ifce 
\>on  32°  R  im  ©Ratten!  2(n  jeber  S03einflafd)e  waren 
brei  ©triebe  mit  weißer  Ölfarbe,  unb  nur  fo  *riel  ©triebe, 
Wie  man  tranf,  I>atte  man  ju  bejahen.  Da  l)aben  e$ 
unfere  beutfdjen  SBirte  bejfer,  wenn  ein  fyatbeö  ©la$ 
barau*  getarnten  ifl,  lajfen  jte  ftdf>  bie  ganje  93outctHe 
bejahen!  3d)  glaube,  ber  Söein  wirb  in  SWeapel  wenig 
ober  gar  nid)t  beim  @j[en  mitgerechnet  3ft  vxan  fertig, 
bringt  ber  Äettner  bie  Rechnung  wie  folgenbe:  „pane1)  4, 
vino  5,  zuppa  10,  vitello  16,  piselli  15,  beignet  15, 
crema  10,  caffe  8,  Sa.  83  *)." 

Söegen  ber  @efeOfd)aft  unb  ber  l)errlid)en  2fu$jtd)t 
l>aben  wir  meift  in  ber  Srattoria  ®ta.  2urfa  gefpeifh 

Der  93aumeifter  SBolff  au*  Sajfel  war  aud)  naef) 
Üteapel  gefommen,  unb  nod)  mehrere  5Deutfd)e,  ©abriel8) 
au«  Stuttgart,  #uber4)  au«  95re$lau,  £ilb6)  <***«  9W/ 
aud)  ©elefyrte;  bie  ©enannten  waren  meift  2frcf)  tieften* 


x)  93rot,  ©ein,  ©uppe,  tfalbffetfd),  @rbfen,  SBtnbbeutel, 
©d)lagfabne,  Kaffee. 

*)  grani,  beren  100  auf  einen  ©ilberbufaten  (brei  ÜRarf 
ateratg^jwnijpatngen,  fo  baß  bfeSRecfynung  etwa  bretSJtorf  betrug. 

•)  aBoblgerbinanb  ©abriel,  geb.  $u9Balbfee  1797,  gejt. 
1853,  bf$  1852  in  ©tuttgart  t&ttg  afe  £ofbaumetfter  unb  ©arten* 
bireftor;  9t&bere$,  aud)  0tod)fommen  »on  tynt,  babe  td)  utd)t  er* 
mittein  fönnen.  @$  fdnnte  aber  aud)  ber  fpätere  Söautnfpeftor 
Äarl  ©.  in  ©tuttgart,  bann  in  Ulm,  gewefen  fein. 

4)  Der  2anbfd)aft$maler  SBtlbelm  #uber  war  aber  in 
3ürid)  1788  geboren,  f>iclt  fid>  bamal*  jieben  Satyre  in  Statten 
auf,  bem  er  bte  ©tojfe  au  faft  «Ken  feinen  Sötlbern  entnahm, 
unb  ftarb  1879. 

6)  3ofepb£tlb  au«  Ungarn,  erbaute  fp&ter  bte  Äatyebrale 
fcon  Chrlau,  bae  Stotbauä  unb  Äomitatägebäube  in  $ejH)  (er  fann 
aber  ntcf)t  1810  geboren  fetn,  wte  3DMHTer*©tnger  (Äftt.*?.)  fagt). 


V«  ©tetnau,  granffurt  2Bünd)etu  Statten,  1815—1817.    261 

2fud)  fanben  wir  ba  bie  Ferren  öon  ©emmingen1)  unb 
öon  Äronjiern1)*  2(uf  ber  SRüdffeite  ber  Srattoria 
fommt  man  auf  ben  Warft,  wo  bie  frutti  del  mare  t>er* 
fauft  werben;  ba«  iß  t)örf)ft  merfwürbig*  Dicfe  2Jhtfd)eln 
unb  ©eetiere  liegen  aQe  auf  SWeergra«  aufgehäuft,  SÄifc 
gehalten,  Unfonncn,  tt>ie  Wal)re«  SeufeKjeug  jiel)t  e«  au«! 
SBon  beut  3*ug  lochen  unb  braten  bie  Seute,  bie  SBer^ 
{Aufer  forden  babei  entfefclid),  unb  ieber  preifl  bie  feinigen 
al«  bie  bejien  am 

3cf)  würbe  gar  nid)t  fertig  werben/  wollte  id)  ein 
SBilb  t)on  Neapel  entwerfen,  wie  td)  e«  gefe^en  fyabe* 

9Kd)t  weit  t)on  biefem  SWarftplafc  tft  ba«  Ä5niglid)e 
Steftbenafd^Iof  *)  entfernt,  unb  nur  einen  2üg  anjufefyen, 
wie  e«  ba  jugel)t,  gibt  fcfyon  ein  85ilb*  SBalb  fätyrt  ein 
ttniglid)er  SBagen  im  Staat  vorüber,  ba(b  freujen  ftcf) 
Kabriolett«  im  ftärffien  Srabe,  aud)  wol)l  ©alopp;  bie 
güfyrer  freien  garula,  garula8)*  2(uf  bem  Kabriolett 
flfct  eine,  l)öd)jien«  jwei  9>erfonen*  ©arauf  ftel)t  man 
einen  2fbb6  mit  ©itarre,  ober  eine  Dame  in  geberfyut 
ober  einen  feifien  ÜR&nd),  ober  einen  ßffijter,  einen  @ng* 
l&nber,  93ürger«leute,  SRatrofen,  einen  gepuberten  J?errn  uff« 
Dann  marfd)ieren  wieber  ©olbaten  burd)«  ©ebr&nge« 
Da  fommt  eine  *omel)me  Dame,  «£erjogm  ober  ©rftftn, 
mit  brei  bi«  trier  Malaien,  in  buntem  9>u$»  Der  eine 
fyftlt  tl>r  ben  ©d)irm  über,  fte  gel)t  fefyr  *>ornel)m  unb 
mad)t  ein  malijifife«  ©eftd)t,  wirb  t>on  jel>n  bi«  fünften 
SBettlern  »erfolgt,  SSeibern,  Scannern,  ÜRftbd)en  unb 
©üben,  aQe  jerlumpt  unb  I>alb  naefc  Dort  fielen  ein 
paar  ?ajjaroni,  bxaun  t»on  garbe,  meifi  fcortrefflid)  ge* 
wad)fen,  l)errlid)e  SRobette,  jiefyen  ifyre  Jßemben  ober 
fctmpen  ganj  au«  unb  wieber  an.    Dort  tft  ein  Heine« 

x)  Über  fie  war  ntefit«  ju  ermitteln. 

*)  @«  liegt  am  SWlttärfyafen,  gegenüber  bem  gewaltigen 
Saftetto  nuo&o. 

•)  Die  Kutfdjer  riefen  bamal«  wie  nod)  tyeute  guarda, 
a  miezo!  b.  I).  aufgepaßt,  au«  bem  SBege! 


262  Suburtg  (Srntt  ©rfoun,  Erinnerungen. 

geuer  mitten  auf  ber  ©träfe*  Sarum  fifci  eine  in  2umpen 
gefüllte  gamilie  unb  fod)t  in  eurem  eifernen  Xopf  SBelfd^^ 
forn  ober  ©tücfe  *>on  großen  ©urfen*  Sie  fleinen  unb 
großen  Äinber  Hauben  bie  gefönten  2Belfd)förner  au* 
ben  ©tauben  unb  effen  ftc;  baneben  nrieber  eine  ©ruppe, 
tt>o  eine  alte  grau  il>re  fed)jel)njäl)r{ge  fd)tt>arjl)aarige  unb 
fd)tt>arjäugige  2od)ter  im  ©d)0$  liegen  t)at  unb  tt>r  bie 
?Äufe  fud)t*  Sa  gel)t  ttrieber  eint  t>ornel)me  Same  unb 
t)at  jtt>ei  infame,  fleine,  bo*l>afte  J?ünbd)en  auf  bem  2frm, 
ben  gäd)er  babei  in  ber  «£anb;  ein  paar  Heine  Jpünbcfyen, 
bie  nachlaufen,  beulen  unb  f freien,  n>ei(  fte  fcermutlid) 
Stritte  befommen  fyabem  Da  gel)t  lieber  ein  ©etjilicfyer 
mit  bem  ©afrijiau,  um  jemanb  bie  lefcte  Ölung  ju  geben* 
#ier  janfen  jtd)  ein  paar  9Rol)ren,  Stfatrofen  mit  einem 
anbern,  ba  f ommen  ?afttrftger  unb  (freien  „au*  bemSBeg"* 
Sa  tt>erben  fd)öne  (Blumen  angeboten,  l)ier  liegen  bie 
?euie  auf  ben  Änien  unb  beten  SRofenfeänje,  tin  Äapu* 
jiner  flel)t  etn>a*  erl)öl)t,  l)at  ba*  Äruaife  unb  prebigt 
unb  fdfyreit  gewaltig*  Sabei  fcfylafen  brei  bi*  fcier  l)alb* 
naette  fcajjaroui,  Sa  ifl  lieber  ein  gfeuer  —  ein  SBeib 
brät  ©tüdfe  ffittfd),  unb  ba&on  (Sjfenbe  fielen  fyerum* 
Sa  fommen  abgemagerte  ^ferbe  an  einer  ©d)leife,  tt>orauf 
gäffer  unb  Satten  liegen,  geifilicfye  Ferren,  bie  il)r  fd)tt>arj* 
feiben  ÜRänteld)en  im  2(rm  tragen,  get)en  tt>r  au*  bem 
2Beg*  Sa  tragen  jtt>ei  Äerl*  eine  9>orted)atfe,  bie  SBor* 
fyänge  ftnb  beinahe  au,  nur  eine  SWafe  unb  ein  2(uge  fann 
man  manchmal  fet)en,  3(uf  einmal  fdl)rt  eine  ^Batterie 
au*  bem  3eugl>au*  (b*  t>*  bem  ©d)lof$):  bie*  9tompeln 
fommt  nod)  jum  übrigen  ©freien  unb  Sirmeu*  2CIte 
Söeiber  unb  Sttftnner  jifcen  an  ben  JjMufern  unb  auf  ben 
Sreppen  unb  beten  ben  ganzen  SKorgen  SWofenfrftnje, 
Äinber  liegen  fyier  unb  bort  bei  ben  2flten  auf  ber  @rbe, 
emgefd)lafen*  Oben  au*  ben  Käufern  l)ftrt  man  *>on  3eit 
3U  3eit  ©efang,  mit  ber  ©ttarre  begleitet  Äleine  ©üben 
fpielen  mit  au*gefogenen  2(pfeljtnen,  unb  überall  ftet)t  man 
©egalen  bat>on  herumliegen*    Sa  fiel)t  lieber  ein  ge* 


r 

V.  ©tetnau.  granffwrt.  8Rftw&en.  3toH*n.  1815—1817.    263 

pufeter,  reinltd)  angebogener  ÜRann  bei  einer  SWafcfytne, 
womit  er  au*  gepreßten  3iironen  Stfntwajfer  autelt  mad)t. 
?eute  flehen  babei  unb  trinfen,  er  jtel)t  mit  ben  2fugen 
gen  Jßimmel  unb  fdf>teit  fiftrd)terlid),  wa$  er  ju  »erlaufen 
t)abe;  immer  bajwifcfyen  burd)gel>enb  ©amen  mit  fd)Warjem 
Jj?ui,  fcfywarjen  gebern  unb  ©cfyleter  unb  Öftrer,  mit 
Ferren  fprecfyenb;  ba  fcfywafcen  SD?4bd)en  mit  ©otbaten 
ober  SKatrofen.  Da  fommt  ein  Offizier  geritten,  ba  ein 
ÜRönd)  auf  einem  SRaulefel,  lieber  ein  Äabriotett,  worin 
ein  getftlidjer  Jjjerr  unb  eine  junge  gepufete  Dame,  beren 
gebern  im  SÖtnb  flattern.  @r  t)<d  einen  SMumenftraufJ 
in  ber  #anb.  Da  fprid)t  ein  junger  Jfrttx  mit  einer 
Dame  im  jweiten  ®tocf;  ftc  mad)t  it)m  3eid)en  mit  ber 
£anb  — *)♦  SGBo^in  man  fid)  aud)  ftettt,  wirb  man  *on 
©etilem  umringt.  Da  fifet  auf  ber  treppe  ein  STOann, 
fiettt  fid)  fran!;  je  nad)bem  jemanb  an  it)m  vorbei  gel)t, 
ber  t)ornet)m  ober  gering  auäjtel)t,  fängt  er  mefyr  ober 
weniger  am  ganzen  ?eib  an  ju  jittem.  Daneben  mad)t 
ftcf)  ein  9>aar  Siebeäerflftrungen.  ©in  SBeib  mit  bloßen 
Gräften  unb  ein  fletn  nacfenb  Äinb  baran,  ba$  trinft, 
bettelt  ein  paar  Ferren  an.  Da  ein  Sager  Orangen,  bie 
©üben  flehen  Welche  ba&on  unb  (aufen  ini  ©ebränge* 
^a  fommt  ein  bi*  auf  bie  Ruften  nacfter  Äerl  unb  l)at 
auf  bera  SÄücfen,  wie  ©eile,  SOtoffaroni  fingen,  bie  ge* 
fod)t  werben  foQen.  $ier  wieber  eine  ©ruppe  t>on  jungen 
SJtöbcfyen,  SBeibern  unb  Äinbern,  bie  meiflen  I)aben  nid)W 
afö  eine  2frt  jerriffenen  fd)mufeigen  Xeppid)  atö  SRocf  an 
unb  flectcn  in  braunen,  fd)tnufcigen  Jpemben,  ein  paar 
batton  fucfyen  fiel)  bie  2dufe,  bie  anbern  fangen  fid)  bie 
gtöfye  unb  ftnb  bi$  auf  ben  ?eib  unb  bie  Ruften  nacfenb. 
An  biefen  fcf)önen  ©nippen  gel)t  bie  ganje  SÖelt,  alt  unb 
jung,  t)ornef)m  unb  gering,  ruf)ig  vorüber!  Die  alten  SBeiber 
fal)en  fcf>eu^ltd)  au$,  bie  jungen  {inb  gut  gebaut.    Einige 


x)  3n  Stalten  —  befonber*  im  ®üben  —  ifl  bfc  3#*e«> 
fpractye  fef>r  auägebllbet. 


264  fttbtoig  (Sinti  (Stimm,  Erinnerungen. 

effen  gemeinfdjaftlid)  au$  einer  ©ererbe  lange  3Raffaroni, 
bie  ganj  grau  auöfefyen»  2)a  tt>irb  ein  Sfcter,  bem  bie 
95atfen  fyübfd)  rot  angejWdjen  futb,  aorübergetragem  ©er 
@eifHid)e  gefyt  ttorauä,  bie  (Sfyorbuben  lad)en,  ber  eine 
fuggelt1)  an  einer  Orange*  2)a  fprad)  ein  dfierreid)ifd)er 
Offtjier  mit  einem  englifcfyen;  ber  festere  fyatte  einen  runben 
weißen  ©trol)l)ut  auf*  Safyme,  93ucfltge,  93linbe,  SBeiber 
unb  SKdnner,  famen  jum  öorfcfyein,  ber  ettrige  (Snglänber 
tt>ar  aud)  ba  unb  befal)  jtd)  baä  ©d)loß*  Sann  30g  bie 
©d)loßtt>ad)e  mit  ftingenbem  ©piel  auf  —  fo  ging  ba« 
©ebränge  ber  SÄenge!  2file  paar  üWmuten  gemattete  ba* 
95ilb  jtd)  anberä*  3ud)  in  ber  großen  ©onnenfyifce  nmrben 
bie  ©tragen  nid)t  leer;  gegen  fed)ö  Ul)r  abentö  fing  baö 
®en>ül)l  unb  ©ebränge*)  toieber  an,  unb  e£  n>ar  in  ber 
ungeheuer  langen  ©traße  Sotebo  •)  (id)  glaube  ber  Äorfo) 
fo  fcoll,  baß  man  fafi  nrörtlid)  für  feinen  Äpfel  mefyr 
$la$  finben  fonnte» 

3n  biefer  großen  ©traße  ftnb  ju  ebener  @rbe  fefyr 
X>icle  prad)ft>oll  aufgepufcte  Äonbitoreien,  n>orin  in  ber 
SRitte  beÄ  3tamer$  ^tyramiben  fielen  mit  J&unberten  t>on 
jierlicfyen  @lä$d)en  mit  @i$;  ein  Heiner,  id)  glaube  bronjener 
S6ffel  fieeft  barin,  oben  an  ber  $gramibe  fiel)t  mit  golbenen 
95ud)ftaben,  xoai  e$  für  @i$  ift,  ob  »on  2(nana$,  J£tm* 
beeren,  ©cfyofolabe  uftt>*,  bie  3immer  mit  ben  fd)önfren 


*)  SBenn  bie  im  Sabre  1816  «ubtoig  befannten  ®t&btt 
gegen  beute  gar  bünn  be&olfert  n>aren,  Gaffel  18000,  Jjetbelberg 
9000,  &mb$l)ttt  8000,  granffurt  37000,  3feünd&en  48000  ®n* 
ttorjner  jdt)lte,  fo  mußten  fcfyon  Orte  toie  Sfcrona  mit  bamaB 
60000,  Bologna  mit  70000,  gloren*  mit  75000.  ©enua  mit 
80000  (£Um>o?)nern  üjxa  groß  erfdjeinen,  9tom  aber  mit  feinen 
160000,  Neapel  gar  mö  bamale  fcfyon  —  gegenüber  feinen 
heutigen  550000  —  440000  S»enfd)en  einen  übetttältigenben 
ffitnbrucf  auf  ü)n  machen! 

*)  Jjeute  ©traba  bi  fRoma;  fie  burdjquert  bie  ©tobt  in  ber 
SRftte  aon  Sterben  nad)  ©üben.  J&eute  ift  mefyr  bie  »eftlicfte 
aWttor^Smanuel^traße  Äorfo,  b,  k  bie  ®tfät  für  bie  abenb* 
liefen  SBagenfabrten, 


V.  ©tetnau.  granffurt  ÜROnd&en.  3tatteiu  1815—1817.    265 

SJlumen  audgefd)müctt,  @id  ejfenbe  J&erren  unb  Samen 
flehen  unb  ftfcen,  anbete  fommen  unb  gefyen;  fo  baueri 
tiefer  ©peftafel  unb  Med  @en>ül)l  bid  ein  aud)  fivti  Vtyx 
nad)td,  unb  bad  jeben  Sag  fo!  J^ier  mag  ein  guted  gelb 
fftr  Diebe  fein.  3d)  erinnere  mid),  bafj,  ald  n>it  einmal 
abenbd  nad)  #aud  famen,  feiner  t>on  und  ein  £afd)enmejfer 
mel)r  I>atte;  jum  ©lud  l>attc  td)  meine  paar  Xhtfaten  in 
ber  95rufttafd)e,  n>o  nid)t  betjufommen  tt>ar*  2öir  fyatten 
gleich  einen  Sofynbebienten  mit  9tamen  Sarlo  angenommen; 
ein  großer,  magerer,  fieifer  Äerl,  große,  glofcige,  fd)tt>arae 
2fagen,  tote  ein  UI)u  fal)  er  aud*  3df)  fyabe  nie  gefefyen, 
bafj  ber  Äerl  gelabt  l)at,  er  fal)  aud,  ald  fyabe  er  ein 
paar  SRonaie  im  SKaud)  gegangen1)*  @t  »erftanb  aber 
feinen  Dienft  gut  unb  fyat  und  überall  l)erumgebrad)h 

Xn  manchen  Orten  bin  icf)  ganj  allein  gett>efen;  id) 
fann  bann  bejfer  beobachten,  fpred)e  nid)t  gern  t>fel  babei 
unb  mag  nid)t  gern  ljunberttaufenb  @ad)en  auf  einmal 
fefyen»  Oft  fyabe  icf)  fhtnbenlang  im  $afen  beim  ?eud)fc> 
türm  gefeiten  unb  fyabe  bad  @ett>ül)l  unb  bie  33ett>egungen 
ber  SOtoflen,  ©egel  unb  @d)iffe  mir  angefe^en,  bie  t>er* 
fd)iebenen  9Renfd)engejtd)ter  unb  93efd)äftigungen;  baju 
fam  ber  ©erud)  Dorn  Seeren  ber  ©d)tffe  unb  ber  bed 
SReered  —  id)  brauchte  mid)  nur  fyerumjufefcen,  fo  l)atkt 
icf)  bad  l)od)gel)enbe  9Reer  t>or  2(ugen,  n>orin  ftcf>  ber 
blaue  Fimmel  unb  bie  ©onnenfhra^len  abriegelten;  gegen* 
über  ber  bflftere,  raud)enbe  35efm>  unb  red)td  bie  blauen 
©ebirge,  am  «J&orijont  bed  9Reered  bie  3nfel  @apri  in 
blauem  9*urpurbuft!  Sie  9Reeredtt>elIen  famen  nne  @e* 
birgdfetten  auf  mtd)  ju  unb  fd)lugen  ttrilb  fd)äumenb  un* 
mittelbar  au  meinen  gfiften  an  bie  mafftoe  Jßafenmauer« 
@d  n>ar  mir  aSed  tote  ein  Sraum  im  3Öad)en,  niemanb 
fal)  icf),  ber  herumging  ober  fHKßanb,  um  bie  2(udftd)t  ju 
feljen!    Diejenigen,  bie  mit  ben  @d)iffen  nid)t  befd^dfKgt 


x)  ©ein  SBttb,  freiließ  toentaaudgefltyrt,  finbet  jid>  im 
©ffftenbuety  unb  rechtfertigt  biefe  SBorte. 


266  Subttfg  <5mU  Orünm,  (Srinnerungen. 

toaren,  fd) liefen,  tauchten  unb  fptelten*  ©anje  ©cf)iffc 
mit  2tpfelfmen  ttmrben  auägelaben,  für  ein  fleüteö  ©elb* 
fiflä,  ungefähr  einen  ©rofcfyen,  gab  man  mit  jtttölf  ©tftdf. 
3d)  mad)te  eÄ  tt>ie  bie  anbern  Seute,  brücfte  ein  Sod) 
hinein,  f)ielt  fte  an  ben  SDhmb  unb  tranf  ben  ©afi.  ©ie 
ftaren  föflltcf),  id)  Ijdkt  aber  mit  ber  vierten  tatim  2uft 
gefüllt  unb  t>erfd)enfte  bie  anbern  ben  erfien  befien* 

©en  anbern  Sag  gingen  ttnrjur  ©rotta  bi^oftlipo1), 
einem  in  einen  ungeheueren  gelfen  gehauenen,  l)ol)en, 
breiten  gewölbten  ©ang»  3n  ber  SÄitte  beinahe  ganj 
bunfet,  abenbS  erleuchtet;  mehrere  SÖagen  fönnen  neben* 
einanber  barin  fahren«  3ft  man  burd),  fo  fommt  man 
an  einen  Seinen  ©ee,  too  fceute  glad)3  fyerauö*  unb  fyinein* 
julegen  befc^äftigt  ttmren,  unb  ber  befannte,  nid)t  ange* 
neunte  ©erud)  xvax  fel>r  ftarf*  2öie  roir  auä  bem  langen, 
bunflen  Seifengang  fyeraudfamen,  führte  und  Sarlo  an  bie 
©rotta  bei  cane/  eine  fleine  $bl)U,  t>ielleid)t  fed)Ä  guf 
l)od),  barin  tt>ar  ein  jtt>ei  gufj  l)ol)er  blauer  Dunfh  ©in 
Äerl  mit  einem  Seinen  #ünbd)en  toar  fdjon  bei  ber  <$anb, 
ba  fdf)ob  er  ba£  #ünbd)en  jum  ©itter  fyinein,  ber  45unb 
lief  einigemal  in  bem  Sunfi  fyerum,  bann  ftanb  er  fd)on 
fKll,  fing  an  ju  gittern  unb  tt>ar  bem  Umfallen  nafye,  ba 
rifi  ifyn  ber  9Kann  fd)neD  l)erau$  unb  legte  tl)n  auf  ben 
95oben,  unb  nad)  ein  paar  SRinuten  fprang  er  lieber 
munter  fyerum-  SÖie  oft  mufl  tt)ol)l  ber  arme  «£unb  bie 
Sobeäangfi  auöfiefyen!  ^Bleibt  er  einige  Minuten  länger 
im  ©unfi,  fo  ifl  er  tot  (bei  9tyrmont  wnb  bei  95ab  ®m* 
ifl  eine  äfynlicfye  ©rotte).  SB3ir  fliegen  über  ber  ©rotta 
bi  ^ofiltpo  jum  ©rab  be$  SBirgtl;  ba  fiel)t  man  auf 
einer  flehten,  einfamen,  t>on  l)ol)en  Reifen  umgebenen  ©teile, 
ttnlb  jugett>ad)fen  t>on  allerlei  ^flanjen,  95üfd)en,  SMumen, 
2(loe,  9tanfengett>äd)fem  Sie  fleine  2)urd)ftd)t  ging  auf 
ein  paar  J&äufer  ber  Strafe,  toorin  nur  toofynten;  oben 

*)  689  m  langer  Stunnel  bureb  ben  J&ügel  9)ojllipo,  aud 
bem  Altertum,  Jefct  gefdfoffen;  1885  erfefrt  burd)  bie  parallele 
neue  ©rotte.    Stabterung  Dir.  210. 


V.  (Steinau.  granffurt.  SWünd&en,  3talien.  1815—1817.    267 

in  ber  J^ö^e  faf)  man  ein  ©tflcf  t>om  Safietto  ©♦  (Jlmo 
unb  ein  wenig  blauen  #immeL  Sie  #auptfad)e  iji,  bafi 
man  ftd)  ba  benft,  was  man  will1)! 

@inen  anbern  Sag  befKegen wir  ba*  Safietto  ©♦  @lmo, 
ber  2öeg  füt)rt  jwifd)en  SKaucrn  unb  SBeinbergen  an 
£anbl)dufern  vorbei;  oft  I)atte  man  baS  ©cfül)!,  ate  wenn 
bie  ganje  ©egertb  unb  ber  93erg  l)ol)t  wie  ein  Äetter  fei, 
fo  Hangen  bie  dritte;  aud)  tarn  jttiföen  ber  @rbe 
©cfywefetbampf  fyerauä,  unb  in  ber  ©egenb  ftnb  aud)  bie 
berühmten  ©cfywefelbdber*)*  3m  ÄajM  ©♦  ffilmo  oben 
angefommen,  würben  wir  *on  einem  frdl)lid)en  ibfierreicfyer 
gfelbwebet  l)ingefttl)rt  woljin  nur  wollten;  baju  trug  frei* 
lid)  unfer  $eutfd)fpred)en  unb  befonbert  meine  Uniform  *>iel 
bei  2Öegen  ber  ©eburt  eine*  fönfglidfyen  ?Jrinaen  würben 
bie  Kanonen  geföft8)*  3)ie  2(u$ftd)t  ba  oben  tfi  wteber 
fyerrlid). 

Staut  Ratten  wir  nod)  eine  intereffante  Partie  t>or, 
auf  ben  Sefutt*  SBon  Neapel  auä  fat)  man  ü)tt  alle  t>icr 
SÄteuten  fein  SBefen  treiben;  erft  fam  eine  bunfle,  große, 
fcfywarje  ©ampfwolfe  auä  bem  Ärater,  ber  eine  ungeheure 
geuerfäule  folgte;  l)od)  in  ber  fcufi  warf  bie  ©dule  red)t* 
unb  lin&  it)re  glüfyenben  ©platten  fyerum.  2lu$  bem 
Ärater  ftrftmte  bie  Sat>a  rotglüfyenb,  wol)l  ad)t  $ufl  im 
2)urd)fd)nitt  breit  unb  ebenfo  fyod);  fte  fd)ob  fid)  fefyr 


x)  @r  meint  wofjl,  bag  man  nidjt  au  glauben  brauche,  wirf* 
Ifcf>  am  ©rabe  SSirgil*  a**  ftefyen;  bie*  foH  in  bem  mehrere  Öttfdjen 
entfaltenbenSBacljteingetoolbe,  einem  atttifenÄolumbarium  (Säten* 
famtner  für  2ff$enurnen),  fidh  befunben  fyaben. 

*)  3d)  finbc  barübet  ferne  netyeren  Stad&ridjten, 
*)  Äöntg  gerbfnanb  I.  fyatte  *war  admefjn  $tnber  &on 
feiner  im  September  1814  in  SBien  verdorbenen  grau,  Caroline, 
Softer  ÜÄatia$:l)  er  effaS,  ging  aber  fdjon  tmSfawem&ergana 
im  {Wen  in  Palermo  eine  morganattfcfye  <5I)e  mit  ber  aetwit* 
rotten  9>rütae$  &on  ^artenna  ein,  bie  er  jur  JÖrnogin  \>on 
glorlbia  erfyob;  aud  biefer  dbe  f^attt  er  aber  feine  SHnber  meijr. 
X)er  2Tnlajj  jur  Sdfung  ber  Äanonen  war  wofyl  bie  Xbreife  be* 
neuvermählten  Äronprinaenpaare*  nadj  Palermo,  am  5.  3ull 


268  Subttig  @mtl  ©rimm,  Erinnerungen. 

langfam  t>or*  ©tefeä  alle*  fonnte  man  bequem  mit  bloßen 
2fagen  in  SWeapel  fernen* 

S&tttag«  gegen  ttter  Ul»r,  ben  8.  3uli  1816,  fuhren 
wir  burd)  SWeapel,  um  ben  ©olf  unb  an  ber  großen 
Äaferne  vorbei;  wie  wir  an  ben  unterfien  93ergen  ange* 
fommen  waren,  entließen  wir  unfere  äÖagen  unb  befieHten 
fte  auf  ben  anbern  SRorgem  (Sine  SÄenge  (Sfeltreiber 
waren  fcfyon  t>orl)anben  mit  gefattelten  Sieren,  unb  fo 
würbe  fid)  benn  aufgefegt,  unb  t&  ging  bergan*  SBolff, 
4?ilb,  ©abriel,  #uber  waren  fd)on  ba,  brei  gfiljrer, 
bie  un$  2öem  unb  etwa*  ju  effen  mitnehmen  mußten, 
folgten,  unb  fo  bewegte  ftd)  ber  friH)lid)e  3ug  balb  awifd)en 
2Öeütbergen,  2Öelfd)forn,  2floe,  SJtyrten,  geigen,  2fcpri* 
fofenbdumen  unb  *büfd)en  fort  bi$  jum  @remitenl)au& 
©cr>r  große  2fprif ofenbäume  fianben  am  2Öeg,  softer 
golbner  grüßte  t>on  oben  bid  unten.  3d)  ritt  barunter/ 
riß  einen  3weig  mit  grüßten  ab  unb  wollte  mir  waä  ju 
gute  bamit  tun:  fte  waren  aber  nid)t  ju  effen,  Ijart,  fauer, 
t>icl  fd)led)ter  unb  Heiner  al£  bie  bei  unä  in  ©Arten 
wad)fenben,  fic  rochen  nur  fo  gut  35er  große  25aum  fal) 
aber  in  ber  SCbenbfonne  prächtig  auä;  eä  war  ein  male* 
rifcfyer  3ug  ben  95erg  hinauf  unb  fo  warm,  baß  td)  9tocf 
unb  2Öefie  auäjog*  ^reftel  war  ttfilid),  er  fd)Wabro* 
nierte  immer;  ba  l)atte  er  l)dl)ere  95erge  erftiegen,  fd)dnere 
©egenben  gefeljen  ufw*  95et  feinem  furjen  2eib  unb 
langen  deinen  fd)leiften  ober  fließen  feine  gfiße  an  ben 
SSoben  unb  bie  ©teine,  unb  er  rief  oft  unwillig:  „35onner* 
weiter,  wa$  ifi  ba*  für  ein  fcfyftnblicfye«  leiten!"  @in* 
mal  r>at  tr)n  ber  ©fei  abgeworfen,  unb  mefyrmal  war  er 
nafye  baran,  abgeworfen  ju  werben* 

93ei  ben  frommen  ©remiten1)  angelangt,  würben  wir 
ju  einem  ©lad  ?acrimae  ©fyriftt  eingetaben;  eine  Spannt* 
fad>e  ifi,  baß  ftd)  bie  9Äöncf)e  fel>r  gut  babei  fielen,  bie 
anbere,  baß  man  einmal  fagen  fann,  man  fyabe  im  @re* 


x)  9tadj  ber  3eid>nung  im  ©üaenbud)  ift  9fr,  208  rabieri 


V.  (gtetnau.  granffurt  SWttnd&en,  Statten,  1815—1817.    269 

mttenfyau*  auf  bem  SSefuD  Jacrimac  <5l>rifli  getrunfen; 
er  fcfymetfte  übrigen*  wie  ein  mißratener  2Btfcenl)äufer, 
unb  ba*  Witt  Dtel  fagen! 

9tad)bem  wir  un*  in*  große  grembenbud),  worin  über* 
au*  t)iel  2flbernl)eiten,  befonber*  ©ebid)te,  flanben,  einge* 
fd)rieben,  würben  bie  ©fei  jurütf gelajfen,  unb  tt>ir  mußten,  ba 
ber  93erg  ju  (teil  würbe,  bie  Süße  gebrauchen,  unb  folange 
id)  lebe,  werbe  id)  biefen  näd)tlid)en  ©pajiergang  ntd)t 
Dergejfen,  ba*  war  ein  fftrd)terlid)er  2Beg*  9tor  bie  93e* 
gterbe,  ba*  SBeltwunber  juerft  ju  erbfitfen,  fpornte  einen 
immer  an,  barauf  lo*  ju  fteigem  95rentano,  SBolff 
unb  icf)  wetteiferten,  wer  juerfi  oben  fei;  oft  fam  man 
gar  nid)t  Don  ber  ©teile,  manchmal  rutfdjte  man  trier  bi* 
fed)*  ©dritte  tt>ieber  herunter,  e*  war  fein  fefier  gufteitt 
in  bem  fcfywarjen  ©anb  unb  ©taub,  ba*  SBajfer  tief  mir 
Dom  ©eftd)t,  man  mußte  mit  J&änben  unb  güflen  arbeiten, 
einer  ber  Söegweifer  ging  Doraiu  Söenn  id)  manchmal 
glaubte:  9hm  bift  bu  oben,  fo  n>ar  lieber  eine  !>ot)c  2Banb 
ttor  ben  Äugen,  atte*  fd)Warj,  trofcbem,  baß  ber  J&albmonb 
am  Fimmel  fianb;  freiließ  .würbe  biefe  ©ette  be*  93erg* 
nid)t  Don  il)m  befd)ieneiu  3Xe  meiflen  ber  @efettfd)aft 
waren  weiter  jurütf,  Don  9>refiet  würben  wir  gar  md)t* 
gewahr  —  fo  ging  ba*  ©teigen  immer  ju;  id)  fyalf  mir 
aud)  nod)  mit  meinem  ©ftbel,  unb  enblid),  enblid)  waren 
wir  oben  unb  banften  ©ott,  ba#  wir  unfere  SJtöntel 
mitgenommen  Ratten,  benn  wir  Waren  äffe  burd)  unb 
burd)  naß,  unb  e*  wel)te  auf  ber  #51)e  ein  fefyr  fifyler 
SBinb*  2ötr  atte  riefen  gleid)  nad)  Söein  unb  wa*  ju 
ejfen,  festen  un*  hinter  eine  Dor  2Öinb  gefd)üfcte  ictoa* 
wanb,  ruhten  au*  unb  fiärften  un*,  unb  faljen  ba  bem 
feurigen  9tad)en  in  ben  ©d)lunb* 

@*  war  l)6d)ft  interejfant,  fo  nafye  ju  fein;  e*  war, 
al*  wenn  atte  bdfen  ©eifier  au*  bem  25erg  führen,  feurige 
Untiere,  ©rächen,  @eftd)ter,  #e£en,  ©drangen,  Äröten, 
atte*  foloffdl  unb  l)od)  in  bie  ?uft,  bann  fufyr  e*  au*ein* 
anber,  unb  atte  paar  Minuten  wieberfyolte  ftd)  ba*  geuer* 


270  Subtttg  (Bmtt  ®rimm,  (Srinnenmgen. 

fpiel  3ucrft  tarn  immer  mit  einem  Sonner  imb  ©eraffet 
bie  grofe,  fol)lfd)»arje  Söolfe  aui  bem  95erg,  Sie  am 
toeiiefien  gefd)leuberten  glüfyenben  ©d)tatfen  fielen  fo  jel)n 
(Schritte  t>or  und  nieber*  sprefiel  fam  anlegt  feljr  er* 
fdj&pft  an  unb  {iemtid)  lange  nad>l)er  unb  fyaite  ftd)  nod) 
ftöcftteife  t)on  j»et  gfifyrern  3tel)cn  unb  (trieben  laffen. 
Sa$  eqäl)ltcn  bie  ftüfyrer  latent,  er  rourbe  gehörig  ge* 
ejtert,  unb  e$  umrbe  if)m  gejagt,  er  fyabe  ja  ben  äfefut) 
md)t  erftiegen! 

9tun  flcttcrten  n>ir  um  ben  Ärater  fyennn;  neben  bem 
grofen  Ärater  n>aren  nod)  jn>ei  anbete,  Heinere,  worauö 
aber  nur  hellgelber  @d)tt>efelbampf  fam*  Söenn  einem 
gerabe  ber  SSinb  eine  Labung  jutt>el)te,  n>ar  e$  fafl  jum 
©rftiefen*  93ei  bem  £erumfteigen,  »>a$  eine  fefyr  be* 
fcf)tt>erlicf)e  Arbeit  n>ar,  fam  man  aud)  jur  2fbtt>ed)flung 
biä  ani  Änie  in  »armen  @d)tt>efelfanb*  95ei  Hebern  Sritt, 
tt)omit  man  fleine  ©tflefe  Sat>a  abttat,  fyftrte  man  fte  mit 
SJfetaHHang  in  bie  ?at>arifcen  fallen,  9tun  gingen  ttnr  ju 
ber  l)erau$fWJmenben  ?at>a,  bie  aber  jefct  fftllftanb  unb 
beren  tieffter,  unterfter  Seil  am  23erg  fdjon  fd)tt>arj  »>ar. 
3rf>  I)ieb  mir  mit  meinem  Säbel  ein  paar  SBrocfen  fyerauä, 
fteefte  römifd)e  unb  neapolttantfcfye  ©über*  unb  fötpftr* 
münjen  fyütein,  Hebte  fte  t)alb  gu  unb  gof  8Betn  barauf ; 
id)  fyabe  fte  meinem  93ruber  8Bill)elm  mitgebracht 

@S  tt>urbe  nad)  unb  nad)  l>etlr  ber  ftrater  unb  bie 
ganje  Umgebung  jtefyt  n>ie  eine  fürchterliche  ätertoftfhtng 
au$;  ber  5Befm>  fommt  mir  t>or  tt)ie  ber  fä)tt>arje  SBoje* 
mann1)  t>on  Neapel;  alle  l)aben  aud)  eine  grofe  gurdjt 
&or  il)m,  unb  ®ott  toeif ,  toaä  er  nod)  für  Unglücf  an* 
richten  mag«  Die  2fu^ftd>t  ba  oben  ift  ungeheuer,  aber, 
bie  fd)dne  garbe  abgerechnet,  nid)t  materifd),  baä  ganje 
dteapel  liegt  ba  ttrie  ein  großer  (Steinhaufen^  Sie  Tln* 
ftd)t  be$  SKeereö  ifi  in  ber  Siefe  fd)dner*  Sie  Saufenbe 
*>on  ©Riffen  ftnb  tote  9hi$fd)alen  mit  9>apierd)en  (bie 


l)  ©djredfigur  für  Ätaber. 


V.  (Stefnau.  gtcnffuti  IWünd&en,  3talten.  1815—1817.    271 

©egel),  Heinere  fefyen  *on  ba  oben  nur  wie  weifle  fünfte 
au&,  einzelne  Stebetfhreifen  lagerten  über  imb  um  SWeapeL 
2tber  idj  freate  mid)  bod)  fel)r,  auf  bem  alten  berühmten 
Ort  felbfi  ju  fielen,  um  nadfoubenfen  Aber  ba$,  toai  bai 
2foge  ring$  erblitft,  unb  über  bie  vergangenen  3al)t* 
taufenbe! 

herunter  ben  93erg  ging  e$  fd>neller,  id)  fprang  ju* 
weilen  fec^d  gufl  herunter  in  fd)Warjen  ®anb,  unb  wir 
waren  balb  wieber  am  @remttenl)au6,  bai  id)  jeid)nete 
unb  baö  fel)t  malerifd)  ifi.  Auf  bem  2Sefw>  ift  feine 
9>fkn}e  unb  fein  ©traud)  ju  fefyen,  aber  bie  Umgebung 
beä  (fremitenljaufeS  ifi  lieber  üppig  unb  grün.  2öir 
waren  fd)6n  jugerid)tot,  Äleiber  unb  (Stiefel  aoff  (Sanb 
unb  ©taub,  festere  ganj  jerriffen!  2öir  ritten  lieber  ju 
unfern  SBagen  unb  waren  nad)  eineinhalb  ©tunben  lieber 
in  ©ranbe  Bretagne.  Ate  id)  bie  (Stiefel  auSjog,  waren 
fte  burd)ftd)tig,  aOed  bie  freu)  unb  quer  burd)fd)nitten, 
Dotter  SÄcfyer,  fte  mußten  fortgeworfen  werben.  —  ©en 
10.  3«li  ^ren  tt>ir  burd)  ben  9>oftlipo  nad)  ^ujjuoli1), 
festen  unä  auf  ein  ©d)iff,  nid)t  fe^r  groß,  ein  leitete* 
©egel  mit  t>iet  Stubern,  unb  fuhren  an  ben  9tuinen  ber 
großen  93rücfe,  bie  SRero  tn$  3Reer  Ijaitt  bauen  taffen, 
ab  nad)  ber  Snfel  3$d)ia.  2)a$  SÄeer  war  fo  rufyig,  baß 
bie  ©d)iffleute  bie  9tuber  brausen  mußten,  e$  war  wie 
ein  ©ptegel,  unb  ti  bauerte  lange,  bis  wir  anfamen.  @rft 
nad)  SBaja9),  bann  nad)3$d)ta*),  *>a  würbe  bergab,  berg* 
auf  geflettert,  bie  alten  Tempel  befefyen,  2Bein  getrunfen, 
Seigen  gegeffen,  gejeid)net,  in  bie  93äber  be$  dltxo  ge* 
froren,  @ier  barin  in  ein  paar  Minuten  fyart  fteben  taffen. 

©leid)  babei  ifi  im  SReer  eine  ©teile,  wo  ba«  Sßaffer 
ganj  fyetfl  ifi.  Sie  nämliche  !Befut>$gefellfd)aft  war  wieber 
beifammen,  unb  ba  wir  fein  28irt£t)au$  fanben,  räumte 

x)  Sie  ehemalige  berühmte  JJanbeWftabt  ^uteoli 
•)  (Stätte  be*  glänaenbjten  altrömtfften  feabeort*  Satae. 
*)  Äleine  3nfel,  10  Kilometer  *om  gejtlanb  entfernt,  mit 
berühmten  feigen  »abenu 


272  Subtotg  dhntt  ®rtmm,  Erinnerungen, 

unö  ein  geifllid^er  «£err  eine  große  ©tube  ein/  tt>o  ein 
Seil  in  fd)led)ten  95ettenr  bie  anbern  auf  einer  angenehmen 
(Streu  t>on  ©elfd)fornftrol)  bie  9tod)t  anbrachten.  Sie 
95etten  in  Stauen  ftnb  metfi  mit  2öelfd)fornfirol)  gefüllt 
unb  fefyr  fyod),  baf  td)  immer  crft  auf  einen  @tul)i  feigen 
mußte,  um  fymixi  }u  fommen.  @£  raufet  unb  rappelt/ 
n>enn  man  ftd)  in  fo  einem  25ett  ein  wenig  belegt/  aber 
e*  liegt  ftd)  fel>r  gut  barauf.  3n  bem  3tmmer  fingen 
allerlei  getftltd)e  ©erätfcfyaften,  £affeemül)le,  93üd)er,  brei* 
ecfige  #fitd)en,  Gtyorrdtfe,  93eid)t3ettel,  2öad)3fer$en  unb 
bergleicfyen  mel)r. 

2öie  e$  anfing  Sag  ju  werben,  gingen  nur  anä  nal)e 
SÄeer,  baä  nod)  ebenfo  rul)ig  unb  fUtt  war*  Sie  golbne 
©onne  ging  lieber  prad)tooll  auf  unb  glänjte  im  SReer. 
3d)  faß  am  Ufer  unb  jetd)nete,  ganj  allein,  unb  war  ganj 
in  ©ebanfen  vertieft  über  bie  prächtige  SWatur!  3d)  fy&re 
eiwaä  hinter  mir,  fefye  mtd)  um  unb  —  ttrieber  ein  folcfyer 
©nglänber  ftefyt  mit  bem  ©taä  in  ber  Jßanb  hinter  mir! 

Sal)tn  feilten  bie  Sid)ter  gelten  unb  an  Ort  unb 
©teile  bid)ten!  Söenn  fte  bann  bie  «£errltd)feiien  alle 
felbfl  gefeljen  unb  empfunben  tyaben,  bann  fann  toai  brauä 
tt) erben;  fo  bieten  aber  bie  meiften  rul)tg  hinter  bem 
Ofen  9tfd)tgefel)ene$,  9ttd)terlebte$  unb  nod)  weniger 
©elbfiempfunbeneS  unb  glauben  bann/  wenn  ftd)  bie  SSerfe 
reimen  unb  fcfyöne  erhabene  SBorte  aorfommen,  fte  fyätten 
nun  weiter  nid)t$  ju  tun/  afö  bie  Sachen  in  ein  ©olb* 
fd)mttbänbd)en  bruefen  ju  laffen!    Sie  armen  Seutel 

Sa  fein  2fiftd)en  ging  unb  baä  9Reer  fxdf>  gar  ntd)t 
regte/  fo  fuhren  wir  lieber  ab/  um  an  bem  Sag  nod) 
nad)  SRedpel  ju  fommen,  benn  bei  eiwaä  gutem  Söinb 
fann  man  wol)l  in  brei  ober  fcter  ©tunben  bafyin  fommen. 
Ser  ^refiel  fagte:  „Sonnerwetter  (bamit  fing  er  ge* 
wdfynlid)  an)  waä  ii  ba*  t>or  >e  SBafferfafyrt,  ofyne  2Binb 
fann  mer  ntj  mad)e."  Sie  neapolttanifcfyen  SDtotrofen  (wenn 
td)  biefe  ®fel  fo  nennen  will)  ruberten  aber  nur  etwa  eine 
SJtertelfhtnbe,  fo  ftng  bää  9Reer  an  ftd)  ju  bewegen,  ot)ne 


Das  preugje  von  Sd(!tid)terti(  \a\5. 
Hu*  f,  $.  Stimm. 


i  (Suaita,  geb.  Brentano,  |B20. 

Uadi  f.  £.  Stimm, 


V.  ©tetnau,  JJranffitrt  SBüwf)en.  Statten.  1815—1817.    273 

ben  geringften  SGBtnb,  unb  ba«  nmrbe  immer  ärger ,  nun 
tarn  ettt>a«,  aber  fei>r  tt>enig  9Binb,  ber  Sappen  ttmrbe 
aufgefpannt,  unb  ber  Heine  SBinb  brachte  un«  bod)  t>on 
ber  ©teile!  5Da«  SReer  ttmrbe  jufefyenb«  größer  unb  bie 
2ßeflen  fyod)  unb  immer  J>öl>er,  ba  Jagte  ber  9)rejlel: 
„3)onnertt>etter,  ba«  toirb  fyibfd),  tt>a«  n>itt  ba«  gett>e, 
tt>enn  mer  net  t>on  ber  ©teil  fomme!"  unb  td)  merfte 
tt>ol)l,  ba|l  ifym  angjl  ttmrbe*  2Me  SRatrofen  probierten 
äße«  9Äöglid)e  mit  bem  ©egel,  aber  ttrir  famen  nid)t  tt>eiter 
unb  ttmrben  t>on  einer  SöeHe  auf  bie  anbere  gefd)leubert, 
bie  immer  Ijöfyer  unb  I>öl>er  Ijeranfamen*  93rentano,  ber 
©eereifen  gemacht  fyatte,  fagte:  „2)ie  Äerl«  t>erjlel)en 
nid)t«!"  unb  fo  tt>ar  e«  aud),  2Bie  fte  nid)t«  mefyr  an* 
jufangen  ttmßten,  fingen  fte  an,  Stofenfranj  ju  beten. 
(Snblid)  ttmrbe  ber  SBinb  ettt>a«  ftärfer  unb  blie«  in  ba« 
Heine  ©egel,  ba  ging  e«  t>ortt>ärt«*  5Da«  ©d)iff  lag  fo 
auf  ber  ©ette,  baß  mir  ber  2(rm,  tt>omit  id)  auf  bem 
SKanb  lag,  burd)  unb  burd)  naß  tt>ar,  tt>ie  aud)  öfter 
SBeffen  l)ineinfd)lugen  unb  ba«  SBaffer  fo&iel  tt>ie  möglich 
au«gefd)öpft  ttmrbe*  2)er  ©türm  mochte  tt>ol)l  eine  fyalbe 
©tunbe  gebauert  l)aben,  ba  übergaben  ftd)  fcfyon  einige* 
©er  9>rejiel  fagte  ironifd):  „3a,  ©onnemetter,*tt>er  ba« 
niäjt  gett>ot)nt  tft!"  ♦ ♦  ♦  Äurjbarauf  ttmrbe  er  aberfefyr  {HO 
unb  tt)ie  eine  Quitte  fo  gelb  im  ©eficfyt;  id)  frug  il)n,  ob 
il>m  etoa«  fel)le;  ba  er  }a  bie  ©eefranfyeit  nid)t  befäme, 
fo  müjfe  er  fonft  umt>ol)l  fein*  @r  fonnte  aber  faum 
mefyr  antworten,  fo  befam  er  bie  ©eefranffyeit,  unb  fo 
entfefetid)  tt)ie  fein  anberer*  (Sin  SWatrofe  t)ielt  ii)n,  unb 
er  toürgte  unb  übergab  ftd)  in«  3J?eer  ofyne  Aufhören, 
unb  bie  SBellen  fd)lugen  il)m  oft  in«  ©efid)t  unb  pulten 
tt>m  ben  SRunb  ab*  3d),  ber  id)  fo  ettt>a«  nod)  nie  ge* 
fefyen  fyatte,  tt)ar  erftaunt  über  bie  große  9taturerfd)einung* 
2)a«  ift  ettt>a«,  ba«  muß  jeber  felbjl  erleben,  befd)retben 
läßt  e«  ftd)  nid)i  Ungeheuer  l)ol)e  bellen,  tt)ie  ©ebirg«* 
fetten,  famen  un«  entgegen,  ba«  ging  immertt>äl)renb  in 
bie  Siefe  unb  tt)ieber  in  bie  #öl)e,  ein  ewige«  ©efdjleuber, 

Bnbw.  @rimm,  $rutnf  rangen.  18 


274  £ubttig  @mü  ©rimm,  (Srfnnerungetu 

3)cr  Sötnb  ttmrbe  ttrieber  weniger,  unb  ber  3nfel  9>rociba 
gegenüber  famen  ttrir  md)t  t>on  ber  ©teile*  ©iefe  Snfel, 
bie  beinahe  auä  einem  einjigen  ungeheuren  gelfcn  befiel)!, 
ttmrbe  t>on  ben  SBctten  gepeitfcfyt,  bie  bis  oben  anfcfylugen 
unb  ringsum  einen  tt>eifen  ©d)aum  bilbetem  Die  größten 
©reimajter  fuhren  in  einer  gett>iffen  ©ntfemung  an  und 
vorbei,  aber  bie  28eHen  gingen  fo  l)od),  ba#  man  t>on  ben 
©d)iffen  manchmal  gar  nid)tS,  bann  lieber  baä  ganje 
®d)iff  i«  fe^n  befanu  3d)  backte  oft,  foHtc  bie  unge* 
fyeure  SBelle,  bie  jefct  fommt,  unfer  elenbeä  ©d)iffd)en 
nidjt  begraben?  2fber  ben  2Cugenblicf  tt>aren  nur  barüber 
fyinauä!  Oft  fd)ien  bie  ©onne  burd)  bie  in  bie  2uft  ge* 
fd)leuberten  grünen  ©eilen,  unb  bie  ©onnenftrafylen  auf 
ben  SBetten  blenbeten  bie  2fogen*  9tun  erl)ob  ftd>  triebet 
SBBinb,  unb  nur  fuhren  bei  9>ujjuoli  vorbei  unb  famen 
Neapel  ndt)er;  aber  ber  ©türm  ttmr  nod)  ungeheuer; 
SBrentano  reichte  mir  ein  ©tücf  93üffetemrft  unb  25rot, 
unb  ttrir  fingen  an  ju  ejfen*  3Me  anbern  tt>aren  aber 
nod)  in  einem  miferablen  3uftanb;  enblid)  Ratten  ttrir  bie 
©trafte,  tt>o  tt)ir  tt>ol)nten,  *>or  unä,  aber  in  tt>eiter  gerne, 
unb  bie  ©Ziffer  getrauten  fid)  nid)t,  näfyer  ju  fafyren*  ©o 
n>aren  ttrir  tt>aljrl)afttg  nod)  fhtnbenlang  ben  Söetten  prei$* 
gegeben,  unb  man  mußte  nur  fud)en,  ftd)  an  irgenb  ettt>a$ 
feftjufyalten*  &i  tt)ar,  alä  tt)enn  ttrir  btö  auf  ben  9Reere$* 
grunb  gefd)leubert  unb  ttrieber  in  bie  <@ftl)e  geworfen 
würben!  3d)  backte  art  bie  gute  SÄutter,  bie  immer  ju 
unä  Äinbern  fagte:  „©er  liebe  ©ott  ifl  immer  bei  eud), 
n>o  il)r  aud)  feib!"  —  3d)  tt>eiß  nid)t,  ttrie  e$  fam,  aber  e$ 
tt>ar  mir,  atö  näherten  ttrir  unä  bod)  ber  ©tabt,  unb  bie 
©djiffer  fingen  an  ju  arbeiten,  unb  ttrir  famen  nad)  unb 
nad)  jttrifd)en  baä  ßaftett  a  SWare  bei  Neapel1)  unb  bie 
gelfenbldcfe,  tt>o  t>ermutlid)  bie  Söetten  nidjt  fo  tt)irffam 
tt>aren,  unb  t>on  ba  ttmrbe  lasiert  bis  an  bie  SJRauer,  tt>o 

x)  @S  tft  tooty  (Saftel  belTOro  unb  ber  aud  Reföbföcfen  be* 
ftefyenbe  üBoio  bi  ©.  SBicen$o  gemeint,  ober  ber  leitete  unb  bie 
anbeten  gleichartigen  SÄoli. 


V.  ©tetnau,  granffurt  «Wunden.  StaUem  1815—1817.    275 

wir  bann  enblid)  ausfliegen!  3n  ber  testen  Siertelfhmbe 
würbe  aud)  mir  fibltg,  unb  wir  brei  nod)  $erfd)onten 
fafyen  fd)on  elenb  au«;  tint  l)albe  ©tunbe  länger  auf  bem 
9Reer  —  unb  aud)  wir  l)ätten  bie  ©eefranfyeit  gehabt! 
©o  waren  wir,  aufler  ben  t>icr  SRatrofen,  nur  allein  *>er* 
fd)ont  geblieben«  28te  icf>  au«  bem  ©d)iff  flieg  unb  bie 
Sreppe  an  ber  STOauer  hinauf  unb  auf  bie  ©traße  tarn, 
war  mir  wieber  ganj  wol)L  @«  war  mir  aber  ben  gangen 
Sag  nod)  bis  jum  3ubettegel)en,  al«  würbe  id)  gefd)aufelt 
Sie  übrigen,  befonber«  ber  arme  ^>rcftel,  faljen  nod)  wie 
Sote  au«;  fie  würben  au«  bem  @d)iff  gebracht  unb  festen 
ftcf>  auf  bie  erflen  beften  (Steine,  unb  nad)  einer  Viertel* 
fhtnbe  war  alle«  wieber  gut  ^>reftel  fyat  nad)l)er  wenig 
mefyr  t>on  feinen  früheren  ©eereifen  erjäfytt;  im  SWad)* 
fyaufegefyen  fagte  er:  ,,2Ba«  l)ab'  id)  jefct  *>on  ber  Partie? 
ni&  id)  l)ab'  gar  ntj  mel)r  t>o  mer  gewußt,  l>ab'  nij  ge* 
felje,  ba  fd)lag  e  Donnerwetter  in  fo  e  fcuffcpartte!  alle« 
gel)t  nod)  mit  mer  erum,  un  id)  bin  putfdjenafj!"  2)er 
gute  ©eefyetb  War  ben  ganjen  Sag  wacfelig;  freiließ,  auf 
fo  einem  Keinen,  elenben  ©d)iffd)en,  Wie  wir  e«  Ijatten, 
würbe  icf)  mid)  aud)  für  bie  3ufunft  bebanfen,  in  ben 
©türm  ju  fahren,  aber  e«  war  bod)  etwa«  ©rofjartige« 
unb  2fu£erorbentlid)e«!  2fm  Ufer  ftanben  t>ielc  9Renfd)en, 
bie  bem  ©türm  aufaßen,  einige  fagten  gerabe  Ijerau«,  fte 
t)ätten  jebe  Minute  geglaubt,  wir  wären  verloren,  ba 
unfer  ©d)iffd)en  gerabe  an  einer  fo  gefährlichen  ©teile 
fo  lange  l)erumgepeitfd)t  worben  wäre*  @in  engltfd)er 
©eeofjfyier,  ber  mit  bem  9>erfpeftto  bie  ©ee  betrachtete, 
fagte  nad)l)er,  wir  fyätten  muffen  tiefer  in«  ÜReer  fahren, 
biefe  9Ml)e  be«  Sanbe«  fei  fcl>r  gefäfyrlid)  gewefen,  t>or 
allen  Singen  aber  feine  neapolitanifd)en  ©d)iff«leute 
nehmen  muffen,  bie  wären  (Sfel  au  Söaffer  wie  ju  2anb* 
SBir  rodjen  ftarf  nad)  ©eewaffer,  unb  ade«,  wa«  wir  am 
itibt  fyatten,  war  fiebrig,  fogar  mein  3*id)enbud),  ba« 
bod)  einen  guten  3>la$  fyatte,  würbe  getauft,  unb  bie 
Decfel  waren  ganj  erweist     2Bir  jogen  un«  au  #aufe 

18* 


276  2ubn>ig  @mfl  ®rfmm,  (Erinnerungen. 

um,  gingen  bann  }um  @ffen  in  bie  Srattoria  <&ta.  2uria, 
unb  nad)  Sifd)  ging  id)  an*  tfafiett,  fefcte  mid)  auf  bie 
SOtouer  unb  fat)  lange  bem  in  3But  geratenen  ©elf  &on 
9leapel  ju«  2Öie  femer  Äanonenbonner  lautete  bai  2ln* 
fd)lagen  ber  ungeheuren  Söeffen  an  bie  Seifen,  unb  ber 
tt>eiße  ©cfyaum  flog  in  bie  ?ufk  2)a$  große  breünafHge 
unb  mit  Äanonen  befefcte  ©adfytfdfyiff  im  ©olf,  baä  immer 
t>or  2tnfer  liegt,  tanjte  entfefclid)  fyerum,  Den  anbern 
Sag,  atö  id)  mid)  morgend  im  93ett  bei  Sageäanbrud) 
aufrichtete,  tt>ar  ba$  SÄeer  nod)  fo  l)od)gel)enb* 

2Bir  befafyen  ben  Sag  allerlei,  befonberS  in  Äird)en; 
atte  im  rbmifd)en  ©ttl,  t>iel  3ierate,  n>enig  ©efd)macf, 
tt>enig  gute  93ilber,  3m  ©tubienpalaft  fafyen  ttrir  eine 
ungeheure  ©ammlung  SBafen1),  fefyr  große,  feltene,  l)6d)fi 
intereffant  fftr  fciebfyaber,  unb  einige  ttrirflid)  prächtige 
©pagnoletto*),  meifl$Karterfaenen,«$L®ebaflian  u*bgl, 
feljr  gut  erhalten,  nur  bie  ©Ratten  beinahe  fd)tt>ara*  2)ann 
gingen  ttrir  t>or  einige  Äldfier,  burften  aber  nid)t  hinein* 
3m  ©iubienpalaft  tt)aren  aud)  nod)  eine  ÜRenge  25ronae* 
fachen  au*  Pompeji,  unb  einige  alte  gelehrte  9Ränner  mit 
Statten  auf  ber  SBafe  brachten  jerrijfene  Stollen  alter 
©Triften  auf  95aumrinbe  ober  Rapier  ttneber  in  Orbnung 
unb  frabbelten  feljr  ernft  unb  fleißig  bei  ben  feltenen 
©ad)en  Ijerum* 


x)  3Me  Safenfammtuna  im  9tationalmufeum  am  9torbenbe 
be$  Solebo  entölt  über  4000  2*afen  au*  ®räbern  Unterhalten*, 
2Cud)  bie  l)ter  genannten  Söilber  SÄtbetra*  getreu  ber  ®emälbe> 
fammlung  btejeä  Snftttutä  an;  ebenfo  bie  f)ier  ertt>äl)nte  ©amm* 
lung  ber  fletnen,  meift  pompejanifcfyen  feronaen,  eine  große 
Stfblfotyef  unb  bie  f (einere  ber  9>ap9rt,  b.  t>.  ber  in  45erfulaneum 
1752  entbeeften  ©ammlung  fcerfofylter  v>ap9ru$roHen,  bie  Subtotg 
fyter  aulefct  im  ©tnne  tjat 

*)  3ufepa  SÄtbeira,  gen.  ©pagnoletto,  1588—1659, 
jpanlfdjer  Hofmaler  unb  SDHtglteb  ber  2lfabemle  ©.  Suca  in 
Stom,  malte  metft  gräßttdhe  ®egenftänbe  unb  aetcfynete  jld)  burefy 
grellen  ®  egenfafc  uon  Siegt  unb  ©Ratten  au* ;  baö  ftarf  e  Sfiaty 
J)unfeln  beö  ©Ratten*  fft  faft  allen  feinen  Silbern  eigen. 


V.  &tefoau.  frranffurt.  «fcündjen.  Italien.  1815—1817.    277 

5)aä  ©t*  Sarlo^eatcr1)  ftonb  (n  Steinen  rol) 
wteber  ausgebaut,  feine  genfter  unb  Suren  waren  aber 
nod)  barin;  im  3nnern  ijl  e$  t>on  ungeheurer  ©rbfje,  id) 
glaube  fünf  bB  fed)ä  93ogenreil)en  übereinanber*  Ott  ftefyt 
an  einem  fd)led)ten  Ort  in  einer  engen  ©trafje,  nid)t  weit 
t>on  ber  SÄeßbenj  be$  Äönigä*  25er  Sicerone  Sarlo  führte 
un$  aud)  in  baä  SSolfötfyeater,  wo  ber  Hanäwurft  bie 
Hauptrolle  fpielt  Sajjaroni,  SWatrofen,  9)acffned)te,  SBeiber, 
alte  unb  junge  9J?äbd)en,  aße$  burd)einanber;  eä  Würbe 
entfefclid)  gelacht,  ein  niebriger,  fdjwarj  geraupter  ©aal, 
worin  eine  2uft  jum  Umfommen  war*  2)a$  Ärgfie  waren 
aber  bie  glöfye:  eä  war  nid)t  möglich,  länger  al$  eine 
Siertelfhmbe  barin  auäjufyaltem 

Unfer  Äutfd)er*),  ben  wir  in  glorenj  angenommen 
Ratten,  war  ein  geborner  SWeapolitaner,  war  gutmütig  unb 
befolgte  ad)tfam,  wa$  tt)ir  woßten,  babei  immer  luftig  unb 
nic^t  fyäßlid),  war  J[ebe  SWinute  bereit  bie  9)ferbe  anju* 
fpannen,  war  aud)  pfiffig,  babei  aber  ein  feiger,  furdjt* 
famer  ÄerU  Die  9täd)te  burd)jufal)ren  war  il)m  J)öd) jl 
juwiber,  unb  ic^  fyabe  ben  fräftigen  Surften  mefyr  ate 
einmal  bleich  werben  unb  jittern  fefyem  @r  fyiefj  Sarlucci, 
unb  feine  ^ferbe,  bie  er  fefyr  lieb  fyatte,  gel)ord)ten  ifym  auf 
9>ftff  unb  Söorh  @r  fufyr  un$  nun  in  ber  großen  ©tabt 
©ott  weif}  wo  aß  fyerum,  ber  fcfywarje  Sarlo  jlanb  hinten 
auf  unb  nannte  unb  ejplijierte  aße$,  bie  9>aläfte,  bie 
Äirdjen,  Älöfter;  ba  Waren  aud)  ©trafen  t>on  ©tunben* 
länge,  ganj  eng,  fo  baß  faum  ber  28agen  burd)  tonnte, 
bie  Käufer  alle  maflit)  t>on  ©tein,  fünf  bi$  fed^d  ©tocf* 
werfe  fyod)  *).    ©al)  man  in  bie  Jj?5J)e,  fo  fal)  ber  Himmel 


J)  2)a$  1737  gebaute  Seatro  (Sarlo  fft  mit  ber  9torbfeite 
beä  Äömgäpalafteä  serbunben  unb  nad)  ber  @fala  fn  SDtotfanb 
ba$  grofjte  Statten^,  faßt  7500  3ufdjauer  unb  würbe  gerabe  ba# 
malt,  nacfybem  e$  $u  Anfang  be$  3af)re$  abgebrannt  war,  wieber 
fyergefteHt  unb  fcfton  am  12.  3anuar  1817  sottenbet. 

*)  Subwtg  bat  itjti  gejeidjnet  unb  rabfert,  9tr.  125. 

*)  2Cud)  ad)tftötffge  finb  nid)t  feiten. 


278  Subwig  <5mU  ®rtatttt,  drhtnerungen* 

lote  ein  langes  blauet  93anb  auö,  alle*  von  oben  bte 
unten  bewofynt,  n>ot>I  meift  «£anbwerfer,  benn  e$  fianf 
t)ier  aucf)  nad)  allem  SJWglicfyen  unb  flopfte,  fy&mmerte, 
fägte  unb  lärmte  überaß,  bie  ©traße  feucht  unb  fcfymufcig«. 
3d)  lernte  einige  fel>r  artige  6fterreid)ifd)e  Offtjierc 
fennen,  mit  benen  tcf)  oft  Spaziergänge  machte,  unb  lieg 
mid)  fpäter  tfyrem  ©eneral1)  vorjMen,  ber  mid)  auf  einen 
25aß  einlaben  ließ*  35ie  3Jerad)tung  ber  6fterreid)tfd)en 
9D?iIitärd  gegen  bie  neapolitanifdjen  ©olbaten  tt>ar  merf* 
würbig;  id)  fyabe  nie  einen  6fterreid)ifd)en  Offtjier  mit 
einem  neapolitanifcfyen  gefyen  fefyen*  3d)  fyabe  mit  meinen 
2lugen  gefefyen,  baß  neapolitantfd)e  ©taMofftjiere  an 
6fterreid)ifd)en  ©d)ilbwad)en  vorbeigingen  unb  bie  ©d)ilb* 
Wad)e  il>r  ©ewefyr  bei  guß  ließ  ober  ftcf>  l)erumbrel)te 
ober  gar  vor  ifynen  auäfpie*  3d)  faig  im  ©efpräd)  eine 
©d)ilbwad)e,  ob  jte  nicfyt  vor  neapolitanifdjen  Offtjieren 
ba$  ©ewefyr  anjie^en  müßten*  „@ure  ©naben,"  fagte  er, 
„ba$  ftnb  lauter  Äerlä,  bie  beim  erjlen  ©d)uß  weggelaufen 
finb,  vor  fo  einem  ©aumagen  jie^t  ber  5fierreid)ifd)e 
©olbat  baä  ©ewefyr  nid)t  an"8)*  Die  neapolüanifcfyen 
Offtjiere  fyatten  rote  Uniformen,  reid)  mit  @olb,  fte  ließen 
firf)  aber  Wenig  fefyen;  bagegen  muß  bie  6jierreid)ifd)e 
SJefafcung  fefyr  ftarf  gewefen  fein*  2tm  fyäuftgften  ging 
id)  mit  ben  6fterreid)ifd)en  Offtjieren  nad)  bem  J&afen, 
bann  auf  bie  in*  SWeer  fül)renbe  9J?auer,  worauf  ber 

*)  Sttugent,  f,  ®.  286. 

■)  @in  neapoKtantfdjeä  ßeer  von  12000  «Wann  befefcte  mit 
ben  Ghigtönbern  @nbe  Sflovember  1798  ba$  aur  SKepubftf  erftörte 
9tom,  wo  e*  waefer  plünberte,  lief  aber  im  Dejember  vor  ben 
granaofen  unter  (Sfyamptonnet  überaß  fort,  fo  baß  biefer  Neapel 
befefcte,  wo  bloß  bie  veralteten  Saaaaroni  fld)  für  tfjren  Äbnig 
f cfylugett  2fud)  1806,  bei  ber  awetten  Vertreibung  gerbinanbälv* 
burd)  bie  granaofen,  fluttete  bie  60000  «Dtonn  parte  2Crmee  unb 
jerftreute  jtd),  of)ne  gefaßt  werben  ju  fbnnen,  9tur  in  ®aeta 
verteibigte  ftd)  ber  9>rtna  von  £effen*9tyflippätal  tapfer,  unb  nur 
ein  gana  Heiner  Seil  ber  2Crmee  folgte  bem  Äönig  nad)  ©üilien; 
3ofepl)  93onaparte  unb  Stturat  ftettten  eine  frana&fffd>e 
2frmee  von  50000  SDtonn  auf,  ba  eine  nationale  nid)t  möglich  war. 


V,  ©tetwro.  granffurt.  SDHmdjen.  3talteit  1815—1817.    279 

?eud)tturm  fiet}t;  bai  treiben  unb  ?eben  ba  war  un* 
glaubltd)»  3GBit  raupten  einige  3igarren,  bie  guten  Ferren 
Äameraben  fd)tenen  mir  aber  t>on  ädern  wenig  entjütft; 
id)  fagte  ifynen,  fte  wären  ju  beneiben,  baß  tfe  t)ier  in 
©arntfon  lägen*  „O,  J&err  Äamerab,  glaubend  baä  fyalt 
ja  nid)t,  i  fyab'S  en  fyier  bidf  unb  genug,  waä  fyab'n  benn 
tt>ir  l)ier?  nfe!  SBenn'S  fyalt  nid)t  lang  bauert,  laß  i 
mer'$  fc^o  g'fafle,  aber  i  »011^  t)alt  bod),  i  war  wieber 
j\£au$!"  3d)  fagte,  biefe  l>errlirf>e  ©egenb  wäre  nirgenbä 
wteber  ju  fhtben,  ben  2Jefm>,  Pompeji,  bie  Snfeln,  biefe 
2(uÄftd)ten  ufw*  befomme  man  nur  I)ier  ju  fefyen*  ©iefe 
2Beltmertwürbigteiten  müßten  fte  ja  nid)t  tterfäumen  alle 
ju  betrachten,  bad  wäre  wa$  für  ba$  ganje  fceben;  tt>o 
fte  aud)  wären,  würbe  fte  bie  (Erinnerung  freuen.  „3a, 
ba  fjaben  ©>  fd)o  red)t!" 

SBir  I)6rten  bann  einer  gifcfyerfamilte  ju,  bie  auf 
einer  95arfe  faß  unb  jur  ©itarre  fang,  e$  war  eine  eigene 
tümlicfye  SWelobie*  5)ann  fam  95rentano  unb  9>ref(el; 
ti  würbe  über  Schiffbau  u*  bgl*  gefprodjen,  bann  waä 
eine  gafyrt  nad)  ©tjilien  foftete*  2)ie  JÖjterreicfyer  fußten 
e$  nid)t,  meinten  aber,  wir  würben  bie  (Erlaubnis  md)t 
be!ommen,  ba  jtd)  auf  einigen  ©Riffen  bie  9>ejt  gejeigt 
l>abe,  waS  benn  aud)  feine  9tid)iigfeit  I>atte*  SEBir  fyatten 
t>or,  bie  SReife  nadf)  ©ijilien  ju  madfyen,  e$  würbe  unS 
aber  Wirflid)  trofc  allen  93emül)ungen  abgefd)lagem 

5)en  15.  3uli  fuhren  wir  nad)  #erfulaneum,  befal)en 
im  SWufeum1)  bie  ausgegrabenen  taufenberlei  ©adjen, 
©tudtwänbe  mit  greSfobilbern,  25ronjefad)en,  unter  anbern 
SRerfwürbigfeiten  t>erfol)lte  «§aferKrner,  alles  biefe*  au* 
Pompeji;  nad)l>er  würben   gadteln  angefiedft,  unb   wir 


*)  (SS  gibt  bort  fein  ÜRufeumj  bo*  würben  bamalS  bie 
ausgegrabenen  ©d)äfee  —  aud)  bie  t>on  9>om»eji,  bie  jefct  im 
SRufeum  in  Neapel  mtb,  in  ben  föniglicfyen  9>alaf*  in  9>ortfd, 
ba*  wie  SRejma  auf  ber  20—30  Stteter  bieten  «ßerfulaneum 
bedenben  ©ajlatnm*  unb  ©cfyuttmajfe  liegt,  t>erbraa)t.  £ubwig 
fcat  bort  aud)  baS  SöaSrelief  gejefdjnet,  9fr.  213. 


280  Subtoig  (Smil  ©rimm,  Erinnerungen* 

gingen  unter  bie  @rbe  In  ba£  alte  23)eater,  ba$  bie 
glfifyenbe  Sat>a  fibergoffen  fyatte*  Da  faf)  man  bie  Sogen 
unb  bie  Ordjeftra;  in  ber  Sat>a  tt>ar  nod)  bie  I>al6e  gftgur 
eine*  SBeibeS  abgebrüdft1),  eä  ttmr  ba  unten  aUeä  fd)tt>arj, 
naß,  glänjenb,  flU)I,  unb  einzelne  fd)tt>ere  SBaffertropfen 
fielen  nieber,  eä  rod)  nad)  eingefperrter,  feuchter  ?uft 
Sann  frieber  unter  ben  lieben  blauen  Jjimmel,  unb  nun 
nad)  Pompeji,  barauf  u>ar  id)  fefyr  gefpannt*  @nblid) 
nad)  einer  ©tunbe  tt>aren  tt>ir  barin,  an  bem  Ort,  tt>o 
t>or  mehreren  taufenb  Sauren  alle*  lebte  unb  u>ebte,  tt>o 
9Hiniu$2)  herumgegangen  tt>ar*  2Cn  ber  alten  Äaferne 
tt>aren  nod)  bie  3*id)en  unb  graben,  n>eld)e  bie  ©olbaten 
baran  gefd)rieben  unb  ge$eid)net  Ratten,  nod)  in  ben  engen 
©traßen  bie  Qfafyrgeleife  t>on  ben  fd)tt>eren,  breiten  SÄäbern 
ber  SÖagen*  2)a  ftanben  in  ben  ©tuben  nod)  bie  ßatit* 
mül)len,  womit  fte  bie  gxud)t  mahlten,  in  ben  3immern 
2Kofaifböben,  oben  Aber  ben  Suren  in  SKofaif  SALVE, 
nod)  gut  erhaltene  gfreäfobilber,  3frabe$fen  aller  2(rt, 
meift  gefdjmadtooß,  ©lumen,  ©irlanben,  ©prüd)e*  Die 
©räberftrafje  ifl  l)öd)ft  intereffant,  ein  ©rabmonument 
am  anbern,  einfach,  gefd)macft>oH,  manche  Hein,  anbere 
ttneber  grofk  Oft  finb  Keine  Öffnungen  baran,  ttoburd)  man 
l)ineinfel)en  fann,  ba  ftel)t  man  Weine  £)llfimpd)en  flehen* 
3Jom  ©rabmal   ber  Sttamia8)  —  id)   fyabe  eä  gejeid)* 

*)  Außer  biefer  £öl)lung,  bie  ba*  „junge  3Räbd)en  mit  einem 
SRtnge"  umfaßt  fyatte,  finb  nod)  siele  anbere  erhalten,  naeft  benen 
ber  fpätere  Leiter  ber  Ausgrabungen,  ber  2(rd)äolog  ©.gforellt 
(1823—96),  ©fpäfiguren  IjerfMen  lieg. 

*)  ©er  ältere  9>lintu$  befanb  fid)  am  24.  Auaujt  79  n.  ®)x. 
alä  95efel)l$t)aber  ber  glotte  mit  feinem  gleichnamigen  Steffen  in 
SWifenum,  fufyr  burd)  ben  2(fd)en*  unb  ©tefnregen  über  ba$  STOeer 
nad)  ©tabiä  unb  tourbe  am  folgenben  Sage  an  ber  Äüfte  son 
©djtoefelbünften  erftteft,  ein  Opfer  feiner  SSißbeglerbe.  Die 
©djilberung  biefer  4)inge  enthält  beä  Steffen  9>lfntu$  Sörtef  an 
Sacituä,  6,  16. 

8)  Da«  ©rab  felbft,  hinter  einer  fyalbfreiäfdrmlgen  »anf 
mit  einer  ©nmblage  für  bie  Söilbfäule,  ift  »erfunfen;  bie  3n< 
fdjrtft  ber  93anf  ftef)t  im  Corp.  inscr.  lat.  10. 1.  ®.  117, 9ir.  998; 


V,  ©telnau.  granffurt.  «Wfind&en.  3tattetu  1815-1817.    281 

ntt1)  —  tfi  nod)  t>ieleö  tt>ol)terl)alten;  {n  einem  £a(bjirfel 
flehen  3nfcf)riften,  unter  anbern:  Mamiae  P.  F.  sacerdoti. 
publicae.  locus,  sepultur.  datus.  decurionum.  decreto. 
Über  ba£  ©rabmal  t)tn  ift  eine  fyerrlicfye  2(u£ftd)t  auf* 
üReer  unb  bie  blatten  Serge.  Sann  gingen  nur  in  ben 
Sirhtä2),  meift  aDed  Don  SKarmor;  l>errlic^e,  gut  erhaltene 
Sempel,  Heine  unb  groge,  mit  ©äulem  Arbeiter  ttaren 
gerate  befd)dftigt,  eine  neue  ©trage  ausgraben;  bie 
@rbe  ober  2Cfd)e,  bie  fte  tt>egfd)aufelten,  ift  ganj  leicfyt, 
unb  Pompeji  müßte  fcfyon  Idngft  ausgegraben  fein,  aber 
bort  gefyt  aöe^  langfam,  trag  unb  fcfyldfrig*  Da*  meijte 
ift  nod)  mit  ©rbe  bebedft,  tt>orauf  SBeinberge  unb  33dume 
flehen*  Die  ©trage,  tt>oran  bie  Arbeiter  bamafö  befdfydftigt 
ttaren,  foD  bie  ©olbarbeiterftrage  getoefen  unb  mancher 
foftlidje  Qfunb  fdjon  nad)  Neapel  gebracht  Sorben  fein« 
©tragen  fraren  aud)  fet>r  enge  ba,  bie  J&dufer  Hein, 
t)5d)ften^  für  eine  gamilie,  manche*  beftanb  nur  auö 
einem  Bimmer,  aber  alle  jierlid)  unb  ber  ©oben  auä 
9Äofaifc  28enn  id)  mid)  in  ber  engen  ©trage  Dor  eine 
2üre  fefcte  unb  fo  über  baä  alle*  nad)bad)te,  tvai  ttar 
ba*  fftr  tin  ©efüljl!  Unb  xvai  belebte  jefct  biefe  ©tragen 
unb  $dufer?  9iid)t$  afö  @ibed)fen,  an  allen  genjtern, 
auf  Stoppen,  auf  Steinen,  freuj  unb  quer  fprangen  fte, 
mir  liefen  bie  unfd)äblid)en  Sierdjen  auf  bem  SJeinfleib 
t)inauf  btö  auf*  Änie,  oft  fed)$  toaren  an  mir  unb  be* 
tradfyteten  mid)  —  fo  tt>ed)felten  fte  ab.  ©ie  finb  Diel 
gr5ger  al$  bei  un$,  oft  fyaben  fte  bie  ©rdge  Don  einem 
gug  unb  fd)iUem  prad)h>olI  in  grüner,  roter  unb  gelber 
garbe*     ©te  fdfyeinen  fefyr  neugierig  ju  fein;  regte  id) 


anbere  3nfd)riften  finb  aber  bafelbft  nic^t  seraeicfynet.  ©te 
Söorte  bebeuten :  „Der  ©taatäpdefterin  9tt.,  Sodhter  beä  9>ublfu$ 
(SDtomiuS),  ift  burd)  23efd)(ug  ber  9tot$l)errn  biefe  ©rabftätte  31t* 
erfannttoorben."  ©ie  finb  oben  in  Keinen  ftatt  in  großen  Söud)* 
ftaben  wiebergegeben. 

')  @$  ifl  im  ©fiaaenbud),  bie  SRabierung  f.  9tr.  209. 

■)  2Cmpl)iteatro. 


282  Subwig  6mil  ®rimm,  ©rinnerungen. 

mtd),  fo  waren  fte  im  Xugenblidf  weg,  aber  ebcnfo  fcfynell 
wteber  ba*  —  3n  Pompeji  fattben  wir  ben  preußifcfyen 
fcanbfcfyafter  Samuel  SÄbfel,  ein  Heine«,  magere«,  etwa« 
»erwacfyfene«  SWdnncfyen,  gefreite«  ©ejtdfyt,  lebenbig,  geiffc 
reid) *)♦  @r  fyatte  ein  ©fijjenbud)  in  fleinem  gormat  bei 
ftcfy,  womit  er  überall  ftanb  unb  jeicfynete;  er  rdfonnierte 
über  alle«,  er  t>ob  oft  unbebeutenbe  ©acfyen  bi«  in  ben 
$immel,  unb  über  gute  fdjimpfte  er*  ©eine  3ttd)nungen 
gaben  jebe«mal  ein  fd)one^  93ilbd)en,  aber  alle«  war  tt>ie 
über  einen  Seift  gefcfylagen;  e«  war  fein  Sfyarafter  in 
ben  3*id)nungen,  bufcenbweife  t>at  er  in  einem  Sag  folcf)c 
3eid)nungen  mit  nad)  «§au«  gebracht,  unb  wo  bie  3eid^ 
nung  fein  95ilb  werben  wollte,  fefcte  er  au«  feiner  %btt 
ju*  ©oldje  9taturjeid)nungen  fommen  mir  t>or  wie 
Sügen  —  id)  verlange  alle«  treu  nad)  ber  SWatur, 
oljne  eignen  3ufa^,  ol)ne  alle  SRanier*  Die«  ifi 
ber  SBBeg,  um  bie  l)errlid)e  9tatur  fennen  ju  lernen!  3d) 
glaube  gewiß,  baß  alle  großen  2anbfd)aft«maler  forgfftltig 
bie  9tatur  fhtbiert  l)aben,  nad)l)er  fonnten  fte  in  Äompo* 
fitionen  machen,  xoai  fie  wollten* 

91 5 fei  war  ein  angenehmer  ©efellfcfyafter,  trieb  ftd) 
fdjon  lange  in  ber  ©egenb  t>on  Neapel  fyerum,  wußte  alle 
gfledfe,  wo  etwa«  ju  fefyen  war,  au«wenbig;  id)  glaube, 
er  war  au«  93re«lau*)*  9>reftel  jeidjnete  wenig,  war 
faul  unb  trag,  flagte  über  bie  große  $4**/  ftfete  ftd)  in 
ben  <&d)atkm  unb  raupte  eine  3igarre  unb  gab  auf  feinen 
lieben  Äfirper  ad)t* 

*)  Der  93erlfner  2anbfd)aft«maler  ©amuel  SRöfel,  geb. 
1768,  war  feit  1794  Seiner,  1802  9>rofejfor  ber  Ornamenten* 
$ef  dfmung  an  ber  berliner  Söauafabemte.  10  3&l)re  fpäter  fanbte 
er  ®oetl)e  eine  3*fd)nung  son  $ajfo«  ®eburt«l)au«  bei  ©orrent 
unb  trat  fo  in  $8e$iet)ung  $u  tt)tn,  wie  er  aud)  mit  3*lter  be* 
freunbet  war;  ®oett)e  tyat  Ü)tn  awei  ®ebid)te  gewtbtnet,  f. 
£empelfd)e  2lu«g.  3,  170f.  3n  Söerltn  trug  er  immer  eine  SJtoppe 
sott  3*id)nungen  mit  fyerum,  bie  er  mm  Söetracftten  gab  (f.  m. 
93toar.  *.  grbr.  SBilfen,  ©.  147).  «ubwfg«  Stabferung  t>on 
SRdfel  f.  Sir.  67;  aud)  bie  3*id)nung  baju  tft  sorfyanben. 

*)  @r  war  in  Berlin  geboren  unb  ftarb  1843  in  9>ot«banu 


V.  ©tetnou.  fttanffurt  «Wonnen,  Stalten.  1815—1817.    283 

Stele  ©tunben  gingen  ttir  in  Pompeji  t}erum  unb 
befafyen  atteä  auf  ba$  forgfäliigfle;  ttrie  nrir  abfuhren, 
famen  —  SngWnber  an!  SBon  ba,  auf  malerifdjen  Söegen, 
red)t$  in  ber  Entfernung  baä  SReer,  fuhren  tt>ir  nad) 
Stocera1)*  3d)  jeidjnete  ba  bie  fefyr  malerifcfye  Äircfye 
©♦  SDfaria  SRaggiore,  bie  früher  ein  fyeibntfcfyer  Sempcl 
tt>ar;  t>or  ber  Äircfye  faften  auf  bem  ©raä  ©nippen,  bie 
jur  ©ttarre  fangen.  Sann  nacfy  faßatJa2),  an  bem  be* 
rühmten  SBenebiftmerflofter  t>orbei  nad)  ©alerno,  baä  in 
ber  Siefe  Hegt 

©er  ©olf  *>on  ©alerno  ift  fcfydn,  aber  mit  bem  *>on 
Neapel  nid)t  ju  dergleichen!  ©alerno  fal)  wm  95erg  l)er* 
unter  auä  ttie  grofle  Steine;  auf  febem  £auö  fonnte  man 
oben  fbajteren  gefyen,  bie  2Cu$ftd)t  unb  frtfd^e  ?uft  ge* 
niesen  *)♦  3$on  ba  ben  anbern  borgen  burd)  fcfydne  28ege 
nad)  (Sboli4)*  3n  biefem  I)5d)ft  malerifcfyen  ©tdbtctyen 
ttmrbe  baö  SEor  mit  ben  fd)6n  fid)  aufeinanberbauenben 
J&ftufern  unb  £ird)en  gejeicfynet  Sann  liefen  tt>tr  und 
3>alm#t>eige  t>on  ben  SBdumen  fyauen,  um  fte  mitjunefymem 
«Die  fd)6nfien  2floen,  Äafteen,  ©ranaten  u*  bgL  ttmdjfen 
fiberall  tt>üb  unb  üppig  umfyer*  Die  SÄänner  ftanben  an 
ben  Jpäufern  ober  faf}en  faulenjenb  ba,  in  braune,  fdjmufcig* 
rote  ober  grflne  SRdntel  ober  ©tüde  Sud)  eingerollt   3n 

*)  SRocera  fupertore,  Ärefä  ©alerno,  baä  alte  Sttuceria,  l)at 
eine  runbe  Saufftrcfye  au*  bem  fünften  3af)rf)unbett  mit  acfyt* 
ecftgem,  son  acfot  SRarmorfäuldjen  umgebenen  Saufbecfen,  gu  bem 
©tufen  hinabführen. 

*)  @tne  ©tunbe  fübtoeftll*  t>on  ber  ©tabt  <5at>a  bei  Sirreni 
Hegt  bie  ehemalige,  im  elften  3al)rl)unbert  gegrünbete  »enebifr 
tinerabtei  (Santa  £rinife  bella  <5at>a,  jefct  (tote  SWontecäffino) 
getftltcfyeS  fyaeum. 

•)  ©alerno,  im  SSRfttelalter  berühmte  mebfjbiiMe  JÖocfyfdfyule, 
toar  bamalä  sdttfg  fyeruntergefommen,  bie  Untoerjltät  befonber*, 
bie  benn  aud)  im  folgenben  3<ri)re  aufgehoben  warb. 

4)  Die  ©tobt,  ju  Wlfpp*  IL  Seiten  fpanffd),  gab  ben 
gürftentitei  für  befien  ©ünftling  be  ©ifoa  unb  beffen  ©attin  ab, 
bie  in  ©(fyiHer*  ©on  Äarloä  im  toefentllcfyen  ungefd)tcf)tlid)  *or* 
geführt  nnrb. 


284  Äubwig  dmfi  ©rintni,  ßrinncrutt^n. 

bem  2Btrt$l)au$  fonnten  wir  aufler  SBein  unb  trocfenem 
93rot  tt>eiter  nidjtä  befontmem  Unfer  Garlucci  mußte  ben 
$errn  SBirt  fecfyämal  rufen,  efye  er  fam,  ba  tterfprad)  er, 
wa$  wir  wollten,  aber  wir  befamen  nicfytä,  unb  bie  9tad)t 
war'S  in  bem  elenben  ©tfibcfyen  t>or  ^ifee  f  aum  auäjufyalten, 
aber  bie  ©terne  blinften  prdcfytig  Dorn  Jjimmel  SÄorgenä 
bei  2age$anbrud)  jeidjnete  id)  nod)  bie  fd)6ne  Äirdje 
<3an  ©iofcanni  bti  @boli,  unb  bann  fuhren  tt)ir  lieber 
ab  unb  waren  balb  am  ©ilaro,  welcher  Sampanien 
wn  Sucanien,  bem  ehemaligen  ©roß*©ried)enlanb,  [Reibet 
2Cuf  einer  gäfyre  Würben  ^ferbe  unb  SBBagen  fibergefefct; 
auf  bem  anbern  Ufer  angefommen,  wollten  wir  nod) 
jeicfynen,  aber  bie  große  Stenge  wunberfd)5ner  @ibed)fen 
ließen  unä  nid)t  baju  fommen,  jte  waren  ju  Jjunberten 
um  un$,  unb  eä  famen  immer  mefyr,  gewiß  nur  au$  9teu* 
gierbe*  25er  Sarlucci  fing  mehrere,  ließ  fte  in  ben  Ärmel 
frieden,  balb  famen  jte  wieber  oben  am  fragen  fyerauä, 
fat)en  jtd)  um  unb  liefen  bann  fcfynell  feinen  Üiücfen 
herunter* 

2tuf  bem  2Beg  nad)  bem  Sempel  t>on  ^)ejlo  war  ein 
©umpf,  worauf  nur  bie  Äöpfe  t>on  SJüjfeln  fafyen;  wir 
wußten  im  Anfang  gar  nid)t,  waä  eä  war,  biä  wir  bie 
jurücf gebogenen  ^ftrner  faljen,  ber  ßarlucci  mußte  füllen 
galten,  woju  er  gar  feine  2uft  Ijatte*  ©ie  fafyen  un$  eine 
f leine  Söeile  mit  ifyren  f leinen,  boäfyaften  2(ugen  an,  bann, 
richtete  jtd)  einer  au*  bem  fdjwarjen  SBafferfd^lamm  auf, 
ber  fcfywarje  SKorajl  lief  an  feinem  Seib  herunter,  unb  er 
madjte  SDMene,  unä  einen  23efud)  $u  machen»  ©ed)ä  biä 
fieben  anbere  erhoben  ftd)  aud)  in  bie  $5l)e,  il>re  2(ugen 
nad)  unä  gerietet  —  ba  fuhren  wir  bod)  weiter!  3^te 
gfarbe  war  aud)  fcfywaq,  jte  Ratten  bie  ©rftße  Don  £)d)fen, 
aber  l)dßlid)  gebaut  ©er  Sarlucci  erjfi^lte  fel)r  ängjWid), 
mit  biefen  SJefWen  fei  fein  ©paß  ju  machen,  wenn  fte 
jemanb  niebergeworfen  fyätten,  f nieten  jte  ftd)  auf  il)m 
fyerum,  biä  il)m  alle  Änodjen  im  2eibe  jerbrocfyen  wären! 

©nbltd)  ftiegen  wir  an  ben  weltberühmten,  jum  Seil 


V.  ©tefnau.  granffttrt.  ü&ünd&en.  Stalten.  1815—1817.    285 

nocfy  gut  erhaltenen  Sempein  *>on  9>e|lo  au«1)*  ©fe  Qfarbe 
be*  SRarmorä  l>atte  einen  »armen,  tttoai  gelblichen  2Eon, 
mitunter  blaugrau,  angenommen.  Sie  flppigflen  Kräuter, 
SBüfcfye,  große  9>flanjen  unb  93lumen,  im  J&intergrunb  ba$ 
SWeer  unb  ber  blaue  Fimmel  gaben  ein  fd)5neö,  l)6d)fl 
intereffanteä  2(rd)itefturbilb*  Sei  unferm  J&erumgefyen 
fprang  l)ier  unb  ba  eine  ©erlange  in  großen  ©äfcen  ba&om 
9Rein  greunb  griebrid)  tton  ©drtner  l)at  biefe  Sempel 
in  ©roßformat  nad)  ber  SWatur  gejeidjnet  unb  felbjl  fd)ßn 
in  SRfindjen  lithographiert,  td)  glaube  aud)  mit  Sejt;  ba 
fann  fte  jebermann  felbfi  fefyen  unb  jtd)  *>on  iJjrcr  ©cfyftn* 
fyeit  überjeugen8)*  3d)  nafym  mir  ba  allerlei  2Cnbenfen, 
jerbrbcfelte  ©tfiefe  SSRarmor,  93lumen  unb  9>flanjen  mit 
Unter  bem  Tempel  be$  Neptun  faßen  in  ©nippen  aui* 
rufyenbe  93üffell)irten,  bie  td)  jeicfynete,  aud)  ein  alter 
babei  mit  SWamen  Sarmino  SRtcoletti8)*  3f)t*  garbe  tt>ar 
braun,  fte  fyatten  fpifee,  hellbraune  $iljl)üte  auf,  «£aW, 
gfiße  narft,  einige  Ratten  eine  ©ol)le  wn  95üffelleber  mit 
©djnüren  um  bie  güße  gebunben,  bie  jungen  tt>ie  ber  alte 
fjatten  lange  ©töcfe  in  ber  <£anb*  ©ie  ttwren  fel)r  gut* 
mutig  unb  betrachteten  un$  ebenfo  neugierig  tt>ie  bie 
<8ibed)fen*  <&$  fear  fefyr  fyeiß  ba,  unb  t>om  SWeer  fam 
fein  Süftcfyen,  unb  am  blauen  $immel  ließ  ftd)  fein  2S5lf* 
d)en  fel>en;  wir  fyaben  in  ben  ©fiulenfyallen  in  «£embä* 
drmeln  und  oft  abfüllen  müfien.  2Benn  ber  ©eefyelb 
9>reftel  feine  2Cngjt  t>or  SJipern,  ©drangen  unb  ©for* 
pionen  gehabt  fyfitte,  gettriß  tt>äre  er  n>o  eingefdjlafen,  er 

*)  2tom  alten  9>aefhtm  finb  Steinen,  ©tabtmauer,  $ore, 
£ürme  unb  2fotpl)ttf)eater  unb  brei  Stempel  erhalten,  son  benen 
ber  be$  ©tabtgotteä  9>ofeibon  ein  SRetftertoerf  altgriedjtftyer 
SBaufunft  ift. 

•)  Subita  irrt  fid)  Wer:  grbr.  ®ärtner  f)at  1819  ©tehu 
bruefe  mit  erlauternbem  iejt  unter  bem  $ftel:  „2lnfld)ten  ber 
am  meiften  erhaltenen  SWonumente  ©faflfenä"  rjerauägegeben. 

*)  Den  Sarmino  SRtcolettf  f)at  er  auch  rabtert,  Scr.  126, 
aber  auffaüenbenoeife  auf  3efd)nung  unb  SRabterung  atö  Sicerone 
beaetcfynet. 


286  8ubn>fg  Ohnil  (Srfoun,  Erinnerungen. 

fal)  fo  mübe,  lebenäfatt  unb  läcfyerlid)  au$!  91 6 fei  fh>d)erte 
überall  fyerum  unb  l)atte  eine  3eidfymmg  nad)  ber  anbern 
fertig,  er  fdjien  t>on  ber  ©onne  ganj  tt>ie  auägebftrrt  ju  fein* 

2Sir  fuhren  ben  nämlicfyen  2Beg  lieber  natt)  9teapel 
jurüdf,  nur  baf}  tt>ir  untertt>egä  bei  Sa  ßa&a1)  ba$  in 
gelfen  liegenbe,  fefyr  malerifdje  Älofter  beftiegen  unb  überall 
herumgingen  unb  alleä  betrachteten  unb  nod)  einmal  9>om* 
pejt  befugtem  3d()  beftieg  nod)  einmal  ©t  @lmo,  um 
bie  überaus  prächtigen  2anbfd)aften  unb  2Cu$jtd)ten  mir 
red)t  tn$  ©ebäd)tni$  ju  prägen,  benn  ©d)dnere$  t)ab  ic^ 
bod)  nid)t  tt>ieber  ju  fel)en  befommen!  9lid^t  tt>eit  t>on 
9>oplipo  am  9Äeer,  tt>o  baä  Ufer  flad)  ift  unb  äße  paar 
SfRinuten  eine  Heine  @bbe  unb  glut  eintritt,  ba  fyatte  id) 
grofle  8uft,  einmal  ju  baben,  ging  eineä  borgend  ganj 
frül)  bafyin  unb  fanb  ba  nur  ein  paar  gtfcfyer*  3d^  30g 
mief)  au$  unb  ging  in  bie  SBeHen,  id)  t>attc  mid)  aber 
»errechnet:  bie  erfien  ©eilen  taten  mir  nidjtä,  aber  bie 
legten  tt>arfen  mid)  über  ben  Raufen,  unb  id)  ttmrbe  balb 
herunter*,  balb  l)eraufgefd)mijfen;  ba  id)  mir  aber  mit 
©d)tt>immen  ju  Reifen  ttmßte,  fo  l)atte  bie  ©ad)e  nid)t$ 
ju  fagen,  ba  ofynebem  ba*  ©eeiuajfer  bejfer  trägt  afö 
anbereä*  2Bärc  eä  jemanb  pafftert,  ber  nid)t  fdfynrimmen 
fonnte,  fo  tt>äre  fdjneHe  <£ilfe  notoenbig  getoefen*  3d() 
ging  nacfyfyer  nid)t  mefyr  fo  tt>eit  t>or,  ba  tt>ar  benn  ba$ 
2BeHenfd)lagen  aufjerorbentlid)  angenehm,  aber  eine  ?abung 
©aljtt>affer  fyatte  id)  bod)  in  ben  nfidfyternen  SKagen  be* 
fommem  9tad)  bem  93ab  fyatte  id)  ein  25rennen  am 
ganjen  Seib,  aber  eä  verging  balb  ttrieber* 

2Cuf  bem  58aH  bei  bem  6fierreid)ifdf>en  ©eneral2)  fanb 

x)  «.  0.  e.  283,  2f.  2. 

■)  „£>er  öfterrefd&jfd&e  ©eneral"  toar  t»ol)l  ber  Oberftfom* 
manbierenbe  ber  44000  £)fterreicf)er,  bfe  Ä&nfg  Serbin  anb  IV.  (L) 
(1759—1806,  ifc06— 15  auf  ©f$fifen  befdjränft,  1815—25),  ein 
träger,  nur  ber  3agbluft  frönenber,  t>on  feiner  grau  SJtoria  Caroline 
(f.  ©.  267)  befyerrfcfyter  gürft,  in  ©olb  genommen  fyatte,  ba  ba* 
ganj  jerrüttete  neapoUi  J&eer  »feie  3afyre  au  feiner  Sßieberauf* 
rfd)tung  beburfte.  ©teSttarbamald  ®raf  SRugent,  1777—1862, 


V.  ©teinau.  grcmffuti.  3»üncf>en.  3talteit  1815—1817,    28T 

id)  eine  SRenge  Offnere,  aber  wenig  neapolttanifd)e,  unb 
bie  ba  waren,  nmren  Obrifie  ober  (Generale  in  reichen 
Uniformen,  aber  jte  würben  falt  befyanbelt;  aud)  t>ie(e 
Ferren  in  3tt>il  gingen  fyerum.  Die  Samen  Ratten  nid)tö 
.<ll)arafterifKfd)eö  im  2Cnjuge,  meljr  ben  SRobetten  im  SRobe* 
Journal  äfynlid),  aud)  nur  wenige  mit  bem  angenehmen 
Xudbrucf  ber  Stdmerin  ober  gar  glorentinerin;  fted)enbe 
fd)tt>arje  Äugen,  aber  gut  gett>ad)fen,  unb  einige  von  fyeller, 
Rarer  JJ?aui  ©ie  manövrierten  aud)  gut  mit  ifyren  gßcfyerm 
©ie  2Ruftf  vom  SSRilttdr,  welche  fptelte,  war  vortrefflid), 
unb  eö  Würbe  aKed  burd)einanber  getanji  2fn  @r# 
frif jungen  unb  aßen  guten  ©acfyen  war  Überfluß,  aber 
aud)  an  28 arme,  trofcbem  baß  beinahe  alle  genfer  auf* 
fianbem  ©er  ^err  ©eneral  frug  mtd)  nad)  ber  ©t&rfe 
beä  furljefitfcfyen  Äorpä,  unb  wo  wir  im  gelbe  alle  ge* 
fianben,  tt>tet>iel  Kavallerieregimenter  wir  Ratten,  bann  wie 
ti  mir  t)ier  gefalle,  ob  id)  Neapel  fcfyon  früher  getannt 
fyabe.  2fud)  er  fagte:  „@*  ijt  l)ier  föftlidf),  aber  bie  2Ref>r* 
jafyl  unferer  Seute  wfinfd)t  pdf)  J)ier  weg,"  unb  ladjenb 
fügte  er  ju,  „e£  ijt  t>alt  fo,  wo  man  t>er  ift,  ba  ift  man 
fyalt  alleweil  am  liebftem"  Dann  fagte  er:  „SBenn  ©ie 
vielleicht  nod)  eine  3eitlang  fyier  bleiben,  bann  fönnen 
(Sie  unfer  ganjeS  Äorpä  bei  Sapua  beifammen  fefyen,  wo 
einige  Übungen  fiättfmben;  e$  ijtSfynen  eine  Heine  (Sparer* 
fat)rt  ba  J)inau$."  2Bunberfd)ön  gewad)fene  ungarifcfye 
junge  Offtjiere  Waren  ba,  aud)  von  fdjöner  ©ejtd)täbilbung, 
ganj  anbete  Söefen  tt>ie  bie  fteifen  25öl)men!  X)ie  mir 
befannten  Offtjiere  fanb  id)  aud)  auf  bem  58aB*  SBBie^ 
viele   93efanntfd)aften    machte    id)    ben   3(6 enb!     SJeim 


ein  Srlänber,  ber  aber  fcüf>  nad)  $)rag  gekommen  unb  in  dfter* 
reidjifcfie  SHenfte  getreten  war;  1817—20  vettaufcftte  er  btefe  vor* 
übergefyenb  mit  neapoUtantftten,  machte  fldE>  aber  burd)  @tn* 
fütyrung  be$  dfterreid)lf<ften  Äetrtebä  unbeliebt.  3n  ben  Äämpfen 
ber  dtevohttionöaeft  1848  unb  49  machte  er  feinen  tarnen  burd) 
feine  Stättgfelt  in  Oberitalien  unb  Ungarn  befannt  unb  würbe 
gtlbntarfdjatt. 


288  8ubwfg  (Smfl  (Drimm,  (Erinnerungen. 

Sattjen  framte  id)  all  meine  italiemfd)en  93rodfen  aud;  fte, 
bie  fd)6ne  Sßnjerin,  fprad)  ungeheuer  frf>neK  SWeapolitanifd), 
einzelne  SEBorte  l)abe  id)  l)erau$gebrad)t,  feine  fonnte  ein 
2Bort  ©eutfd)*  2Baä  fie  Don  mir  Derjlanben  l)at,  weift 
id)  nid)t,  aber  eö  würbe  Diel  gelac^t^  Diel  gefprodjen  unb 
getanjt  35en  6fterreid)ifd)en  Offneren  ging  e$,  wie  id) 
Don  ifynen  l)6rte,  nid)t  beffer  atö  min  93eim  Anfang  beä 
2anje$  gab  mir  bie  Sßnjerin  jebeSmal  ben  gftdjer,  am 
@nbe  würbe  er  %  mit  einer  Serbeugung  lieber  über* 
reicht;  nad)l)er  fal)  id),  baß  ti  fo  Sitte  War*  @nglifd)e 
Offtjiere  waren  aud)  ba;  fte  betrachteten  mit  ifyren  ©d)iff$* 
perfpeftiDen  bie  35amem  9tur  Wenige  fyabe  id)  tanjen 
fefyem  2lud)  ber  ewige  ©uglänber,  bie  J^dnbe  auf  bem 
SRüdfen,  fianb  ba;  id)  bin  bod)  begierig,  ju  Wijfen,  wo 
id)  ben  einmal  nid)t  mefyr  fefyen  werbe!  —  3m  ganjen  ift 
ba$  SJolf  in  SWeapel  l)äßlid),  bie  alten  SBeiber  tviz  tin 
©tüdf  ©ofylleber,  alle  Anoden  ftnb  jtd)tbar,  nur  bie  2(ugen 
feurig,  ber  2lu$brudf  unangenehm,  bie  jungen  SSJWbcfyen 
feiten  angenehm  ober  gar  fd)ön,  gefyen  aber  mit  lebenbiger 
^Bewegung*  @$  fcfyeint  bort  unglaublich  Diel  unwtffenbeä, 
lteberlid)e$  2umpengeftnbel  ju  fein  unb  erftaunlid)  Diel 
2lrmut;  ebenfo  großer  9teid)tum  ift  aber  gewiß  aud)  bort, 
nad)  ben  fyerrlidjen  ©traßen  unb  kauften  ju  urteilen,  unb 
baju  nod)  in  einer  <£anbel$*  unb  JßafenftotoL  5Me 
Sajjaroni1)  fcfyeinen  eine  eigene  2Crt  9J?enfd)en  ju  fein, 
ungefähr  fo  wie  bie  3igeuner,  ein  friftiger,  fd)öngebauter 
9J?enfd)enfd)lag,  freunblid),  gutmütig,  gefällig,  banfbar, 
arm,  gefyen  fyalbnacft,  ftnb  freifyeitäliebenb*  3Me  neapoli* 
tanifd)en  9!J?ftnner  ftnb  nidjt  fd)6n  Wie  bie  übrigen  3taliener, 
wie  granjofen  ober  ©panier* 

©ewfifynlid)  gegen  Xbenb   gingen  wir  in  bie  große 

x)  ©er  9tame  biefer  unterften  2tottdffoffe  Stteapelä,  bie 
übrigen*  fl>re  (Etgentümlidjfeit  immer  mefyr  Derltert,  bebeutet  an> 
gebltd)  „®d)üfclfnge  be$  qL  2a$aru$",  bie  nod)  nad)  ber  dhtt* 
foffung  aud  ben  Sajaretten  baö  grobe  itranfenfleib  weiter  trugen; 


|ung 
jbtfe 


e*  jbuen  ft>rct  60—70000  fein. 


r 


V.  ©tefnau.  granffurt  ÜRünd&en.  Statten.  1815—1817.    289 

Solebaner  ©trafje  jum  Äorfo,  bie  jebeömal  gleid)  t>oI  *on 
9Renfd)en  war,  nur  immer  anbete  Silber*  ©onntagä 
fufyr  bie  fcfyöne  SBelt  auf  ber  großen,  breiten  ©trafje1), 
wo  wir  wofynten;  ba  war  SBagen  an  SBagen,  aud)  ber 
$of  fam,  unb  \>iel  SWerfwfirbige*  war  an  3Renfd)en, 
9)ferben  unb  Söagen  ju  fefyem  <&$  würbe  fel>r  langfam 
gefahren,  unb  bie  2eute  tonnten  ftd)  in  ben  SBagen  be* 
quem  grüßen*  Tili  id)  mid)  ben  legten  Sag  in  meinem 
SJilberjimmer  fd)lafen  legte,  überbaute  id)  nod)  einmal 
ba*  triele  SRerfwürbige,  ba*  id)  gefefyen;  atteä,  alle* 
fam  mir  wie  ein  Sraum  t>or,  fo  ungeheuer  t>iel  in  ber 
furjen  3eit!  SBarum,  backte  id),  fyaben  e*  meine  liebe 
©d)Wefter,  bie  gelice  unb  bie  Zifttla  nid)t  aud) 
neben  mir  fefyen  Wnnen! 

@in  paar  Sage  t>or  unferer  2fbreife  fam  ber  SBirt 
unb  fagte,  ti  fei  ein  junger  SRenfd)  auä  «^effen^Saffel  ba, 
ob  er  mid)  Wol)l  fpred)en  finne.  Tili  er  fyereinfam,  gab 
er  mir  eine  ©cfyrift,  bie  (wie  gewöfynltd)  in  9teapeO  mit 
(SgjeHenj  anfing,  worin  er  fefyr  untertänig  mid)  batf  it)m 
t>on  9teapel  fortzuhelfen;  er  fftnne  e£  unter  biefem  falfcfyen, 
fd)led)ten  ©pifcbubem>olf  nid)t  länger  anhalten.  @r  fei 
al£  ©tallfned)t  mit  £5nig  SÄurat  t>ier^et  gefommen,  jefct, 
ba  er  fd)on  lange  feinen  ©ienft  l)abe,  Wtffe  er  nid)t  wo* 
t)in,  unb  fönne  aud)  feinen  ^)aß  befommen,  um  nacf)  J&auä 
ju  reifem  @r  fei  auä  ber  ©rufelgaffe,  tt>o  feine  (Sltern 
gewohnt  fyätten.  3d)  gab  it)m  nad)  SJermögen,  unb 
SJrentano  fyatte  bie  ©fite,  beim  preuf}ifd)en  ©efanbten2) 
ftd)  für  ü)n  ju  Demenben.  Da  wir  balb  abreiften,  fyabe 
id)  t>on  feinem  ferneren  ©d)icffal  nid)tä  Weiter  gel)6rt. 
3d)  weiß  nodj  nid)t,  auf  weld>e  Ttxt  ber  SKenfcfy  midj  fyat 
auäfmbig  machen  ffinnen. 

SKorgenä  —  bie  ©onne  war  nod)  lange  nid)t  auf  — 

x)  SÄtoiera  bi  <5t)fata. 

*)  Der  ®otfyaer  Jßoffalenber  tterjeftfynet  für  1816  nod) 
feinen,  unb  aud)  für  1818  einen  £errn  Degen  nur  atö  preuffc 
fd)en  Äonful. 

8ubi».  @rimmt  Erinnerungen.  19 


290  Subnrfg  (£mU  ©rimm,  (Erinnerungen. 

tt>ar  ber  SBagen  gepatft  unb  bie  9>dffe  in  Orbmtng,  ba 
flieg  td)  nod)  einmal  auf  bie  platte  unfereÄ  großen  ©aft* 
fyaufeä  unb  befar)  mir  jum  lefctenmal  ba$  Panorama 
biefer  parabieftfcfyen  ©egenb,  bie  Orte,  3nfeln,  wo  xoix 
att  getoefen*  9Ran  fal)  nod)  l)ettleud)tenbe  ©terne  am 
bunfelblauen  J&immel,  nur  nad)  ßften  erhellte  ed  ftd) 
ettt>a$;  ba$  99?eer  lag  Jefct  rufyig  t>or  mir,  unb  eine  an* 
genefym  ffifylenbe  ?uft  fam  mir  t>om  nal)en  9Äeer  entgegen« 
SBie  nnmbert>oH  mdrd)enl)aft  atteä!  $ier  n>aren  feine 
fd)arfen  SBinbe,  fein  ett>ige$  SRegettoetter,  feine  trüben 
Sage  tt>ie  bei  un$,  ttrie  ttmnberfd)ön  tt>ar  eä  in  3talien  — 
unb  bod)  badete  id)  mit  innigfler  greube  unb  J&erjftopfen 
an  mein  getiebteä  SJaterlanb,  an  mein  teurem  J&ejfenlanb! 
Steinen  blflfyenben  SMtyling,  ben  ©efang  ber  äfögel,  meine 
eichen*  unb  25ud)entt>filber,  SJeildjen,  Wai*  unb  ®d)lüjfel* 
blumen,  meine  Söiefen,  25erge  unb  Säler  fyätte  id)  md)t 
geben  unb  auf  immer  tterlaffen  mögen  um  all  Med  ganje 
9>arabie$  Doli  ©d)6nfyeit!  3a,  e*  ift  nid)t$  ferner  in 
ber  2Belt  ate  ba«  »aterlanb! 

2tU  tt)tr  im  SQBagen  fafjen  unb  abfahren  tollten, 
ftanb  —  ber  SWönd)  am  SBagen  unb  gab  jebem  ein 
£5rbd)en  mit  Xpfelftnen  unb  prad)ft>often  SMumen;  fo  bin 
id)  in  Neapel  mit  SBlumen  ertt>ad)t  unb  lieber  mit  93lumen 
abgefahren! 

@ä  tt>ar  b&mmerig  geworben,  fo  fuhren  tt>ir  langfam 
burd)  bie  fülle,  große  ©tabt  @$  begegnete  und  faft 
niemanb,  bie  Äird)entreppen  lagen  t>ott  fdjlafenber  tana* 
roni,  in  il>re  SDMntel  ober  2umpen  gebüßt,  feiner  fal)  ftd) 
nad)  uni  um;  fo  famen  ttrir  t>or  baä  Sor,  tt>o  bie  öfter* 
reid)ifd)e  ©d)iltooad)e  langfam  auf  unb  ab  ging  unb  t>er* 
mutlid)  aud)  an  tt>re  J&etmat  badete. 

2Bir  blieben  in  SWolo  bi  ®a*ta  unb  fuhren  tt>egen 
ber  J&ifce  gerabe  ben  gefährlichen  2Beg  in  ber  9tad)t 
weiter;  Sarlucci  bat  jttar  bringenb  ju  harten  biä  jum 
Sag!  Unfere  ^ijtolen,  ettt>a  jeljn  gute  ©pfiffe,  toaren 
in  23ereitfd)aft,  al$  ttrir  in  bie  9lad)t  hineinfuhren«    @* 


V,  ©tetnou.  granffurt.  ÜRündjen.  3talietu  1815—1817.    291 

bauerte  aud)  nid)t  lange,  al*  und  Sarlucci  aufmetffam 
machte  auf  mehrere  und  entgegenfommenbe  §iguren;  bie 
9>iftolen  tt>urbcn  ergriffen  unb  in  95ercitfd^aft  gehalten, 
lebet  follte  feinen  SRann  t>ornel)men,  um  feinen  t$ef)lfd)uj} 
ju  tun;  fo  erwarteten  wir,  wa*  fommen  würbe.  15er 
^>reflel  war  fefyr  ängftlid),  ober  fefyr  frol),  wie  bie  ©ac^e 
vorüber  war:  e*  waren  vorüber jtefyenbe  SBallfafyrer, 
9R&bd)en,  grauen,  Äinber  unb  SÄänner*  2(u$er  ein  paar 
SReitern  auf  (Sfeln  unb  ben  6fterreid)ifd)en  tyihifö  I)aben 
Wir  bi*  Serracina  nidjt*  ju  fefyen  befommem  SBon  ba 
fyaben  wir  ben  ndmltcfyen  2Beg  btö  91  om  jurüdfgemad)t 

3n  9ieapel  J)atte  id)  95riefe  t>on  ©affel,  e*  war  gott* 
lob!  alle*  wol)L  3acob  fd)rieb  unter  anberm,  fie  wären 
fel)r  erftaunt  gewefen,  t>on  mir  einen  ©rief  au*  95ologna 
ju  erhalten;  wn  ba  f>atte  id)  nämlid)  juerft  nad)  ßaffel 
gefd)rieben,  bafl  id)  nad)  Stalten  abgereift  fei«  3n  9tom 
würben  nod)  t>iel  Partien  gemacht,  unter  anberm  bie 
9>eter*fuppel  erftiegem  35a  oben  ift  eine  ungeheure  2fu** 
flfy,  bodf)  rate  id)  niemanb  bie  @r fteigung  be*  Äreuje*  an  % 
bie  etwa*  fdjwinbelerregenb  tft!  Die  SSRenfcfyen  unten 
fefyen  t>on  ba  wie  2tmeifen  au*! 

SQBieber  früfymorgen*  fuhren  wir  burd)  bie  9>orta 
bei  9>opolo  ab;  bie  fyödjften  Äunftwerfe  ber  SBelt  Ratten 
wir  gefel>en  unb  Sntereffante*  im  ©ebdd)tni*  für*  ganje 
?eben  gefammelt!  3n  9io  neig  Hone2),  ba*  Wie  an  bie 
gelfen  angeWad)fen  ju  fein  fd)ien,  befafyen  wir  und  bie 
bergige  @egenb*  3d)  jeidjnete  unten  am  guß  ber  95erge 
ein  fefyr  malerifd)e*,  fleine*  italtenifcfye*  Äapelld)en;  bie 
großen  gelfen  überragten  bie  fleine  ÄapeHe,  t>or  beren 
Sflren  alte  SÖeiber  fpannen  unb  junge,  fd)5ne  9J?dbd)en 
mit  Äinbern  fpieltem  SJrentano  t)atte  3udf  erwerf  ge* 
fauft  unb  »erteilte  e*  unter  bie  ©pielenben;  ba*  gab  einen 

*)  Da*  £reu$  ijt  11  Stteter  f)od),  unb  mit  feiner  ©pifte  er*» 
reicht  bie  Düppel  bie  J^5l>e  *on  132  V,  SWeter. 

■)  ®täbtä>en  über  bem  alten  <5iminifd)en  ©ee,  nod)  in  ber 
9>ro*inj  9tom. 

19» 


292  gubtoig  ©mtl  ®rfmm,  Erinnerungen. 

3ubel  unb  einen  toafyren  3ufrui>r  t>on  Hein  unb  grofj! 
SRonte  giadcone1)  lag  auf  ber  «£5l>e;  tt>ir  liefen  unten, 
tt)D  bie  ?anb|rraße  t>orbeigel)t,  ben  Sarlucci  galten  unb 
fliegen  ben  95erg  hinauf.  SSor  bem  ©tabttor  timrbe  bad 
SBeijenftrol)  t>on  t>ter  ^ferben  ausgetreten  anftatt  ge* 
brofd)en,  eine  red)t  faule,  träge,  italienifcfye  33et)anblung. 
Hai  ©Wbtcfyen  tt)ar  nrieber  fet>r  retywD;  ed  ti>ar  ba  ein 
äuflerft  malerifcfyed  2:or,  über  unb  unter  bem  Zox  bad 
pdpftlicf)e  SBappen,  bie  «papfhnfifee  mit  bem  9>eterdfd)lüffel 
ufttx  daneben  ein  grofed  Zifferblatt  mit  fed)d  römifcrjen 
3al)len,  barüber  bie  SKauer  turmartig  err)6r)t,  auf  bem 
Jürmcfyen  ein  ßreuj  mit  einer  S^fyne,  n>oran  eine  jiemlid) 
jrofe  ©Iorfc  befefHgt  n>ar;  ein  SRitter  mit  einer  San  je 
lanb  babei  unb  fd)lug  bamit  auf  bie  ©locfe,  n>enn  bie  Ur)r 
d)lug*  3m  ©täbtcfyen  n>ar  alled  leer,  eine  #audtüre  fianb 
auf,  tt>o  toir  im  Snnern  einer  ©tube  einen  SJtonn  auf 
bem  SJoben  jtfcenb  fanben,  ber  an  ettt>ad  flitfte*  2Bir 
gingen  ind  ©rubelen  ju  bem  bürren  ©cfyneiberlein  unb 
fafyen  rflcfroärtd  jum  genfler  fyinaud*  2Bad  für  eine 
l)immlifd)e  3udftd)t  fyatte  ber  ©cfyneiber!  ©an)  nal),  tief 
unten  ber  2ago  bi  93olfena*)  mit  l>errlid)fien  Ufern,  unb 
red)td  unb  linfd  bie  fd)5nfien  gemen»  2fod)  ba*  @tübd)en 
t>om  ©cfyneiber  tt>ar  malerifd);  ber  2(lte  lief  ftcf>  gar  nid)t 
frören  unb  machte  einen  ©tief)  nad)  bem  anberm  2Bir 
frugen  il>n,  ob  er  und  t>on  bem  berühmten  SEBein  t>er* 
fcf)affen  fönnte;  mit  einem  ©afc  tt>ar  er  in  ber  $öt)e, 
erführe  und  9Mafc  ju  nehmen,  fprang  tt>eg  unb  fam  balb 
toieber  mit  jtoei  in  ©trot)  geflochtenen  glafcfyen  jurfief, 
t>olte  aud  feiner  Safere  ein  ©lad  unb  fcfyenfte  ein*    ©er 

*)  2fm  ©übenbe  bed  ©eed  *on  Söolfena  (f.  o.  ®.  254,  X  3); 
ber  9tame  bebeutet  glafcfyenberg;  bei  bem  640  m  fyod)  gelegenen 
©täbtd&en  n>dcf>fl  ber  buref)  28.  SBüllerd  beitered  ®ebid)t  be* 
fannte  ÜRudfaftoefn.  58etbe  Orte  tyit  Subnrtg  im  ©ffaaenbud) 
gejefcfynet,  am  24.  ba».  26.  3ult 

9)  i)er  tfoei  beutfcfye  Quabrarmeilen  aroße,  tiefe  ©ee,  mit 
feinen  floet  3nfeln,  auf  beren  einer  Xmalafuntya,  £>fetrtd)d  t>on 
Äern  Softer,  ermorbet  toarb,  ift  burefy  feine  ©d)dnf)ett  berühmt. 


I-- 


V.  ©teinau.  granffurt  SWüncfyett  3taliett  1815—1817.    293 

2öein  xvax  füf  unb  gut  unb  fpotttt>ol)lfeil*  SJrentano 
fcfyenfte  ü>m  nod)  ettt>ad  für  feine  9JNH)e  unb  frug  il)n, 
ob  bad  bie  aDerbefte  ©orte  in  ber  ©tabt  todre*  ,,2(d) 
nein/1  fagte  er,  „toenn  ©ie  ben  bejien  trinfen  sollen, 
fommen  ©ie  mit  mir!"  2Bir  folgten  bem  ©cfyneiber,  unb 
er  führte  und  in  eine  ©tube,  bie  feljr  groß  tt>ar*  3n  ber 
SDfitte  ftonb  eine  grofe,  mit  grünem  Sud)  überzogene 
Safel,  ttoran  fed)d  meifi  alte,  el)rtt>ürbige  £erren,  einige 
in  Vertiefen,  fafen,  Diele  ©Treibereien  t>or  ftd),  bie  ü>re 
tt>id)tigen  arbeiten  fortfefcten,  ol)ne  und  il>re  2(ufmerffam* 
feit  ju  fcfyenfem  Unfer  alter  ©cfyneiber  ging,  ben  #ut 
in  ber  <@anb,  auf  bie  ttürbigen  Ferren  ju  unb  fagte, 
ttur  todren  grembe  unb  tt>ünfd)ten  ben  beften  2öein  ju 
fyaben,  ber  nur  ju  befommen  n>dre,  Äaum  n>ar  bad  ge* 
fagt,  fo  (prangen  fte  atte  fed)d  auf,  unb  jeber  fagte,  er 
fyätte  ben  beften,  unb  alle  jur  Sure  l)inaud!  28ir  festen 
und  an  bie  ^eilige  Safel  in  bie  bequemen  2(rmfeffel  ber 
eljrtoürbigen  Ferren  unb  lachten  laut  über  bie  t>6cf>ft 
fomifcfye  ©jene,  auf  er  bem  ©cfyneiber,  ber  nocf)  mit  bem 
#ut  in  ber  #anb  unb  heruntergefallenen,  alten  tooKenen 
©trumpfen  ernftt>aft  im  JjMntergrunb  fianb*  @nblid)  fam 
einer  nad)  bem  anbern,  jeber  mit  glafcfyen  bepacft,  in  ben 
#dnben,  unter  bem  2(rm,  unb  in  ifyren  großen  SRocftafdjen* 
©ie  fcfyoben  bie  Rapiere  auf  bie  ©eite,  unb  in  einem 
3lugenbltcf  fal>  ed  ba  aud  ttrie  in  einer  SBirtdfiube,  unb 
fecf)ö  ©Idfer  ftanben  fd)on  oollgefcfyenftl  ©iefer  2Bein 
toar  freiließ  ettt>ad  anbered:  ganj  fftfilid),  tin  wahrer 
©amentoein,  füfS,  aromatifd),  du^erft  angenehm  ju  trinfen, 
nur  jammerfdjabe,  bafS  man  it>n  ntd)t  t>erfd)icfen  fann! 
2öenn  ein  ©lad  leer  ttar,  ttoDten  ed  jiKe  fed)d  lieber 
füllen!  Die  Ferren  liefen  und  auf  it)ren  ©tüfylen  ftfcen 
unb  erfd)6pften  ficf)  in  #&flid)feitdbejeugungen*  2Sir 
fauften  ifynen  it>re  oierunbjtoanjig  ober  gar  breifig  Slafcfyen 
ab;  Srentanod  SJebienter  ^pt>iCff>f>  unb  ber  ©djnetber 
trugen  fte  jum  2Bagen  unb  ftopften,  n>o  9>lafe  n>ar,  bie 
glafcfyen  fyitu    3Bie  toir  fyernad)  erfuhren,  ljatte  und  ber 


294  Subtofg  <£mtl  (Stimm,  (Srinnerungett 

©cfyneiber  in*  9tatl)au*,  in*  ©effion*$immer,  gebracht, 
tt>o  bie  ehrbaren  9föagijirat*perfonen  be*  ©täbtcfyen*  t>er* 
fammelt  waren*  28ir  l)aben  über  bie  @efd)id)te  nod) 
lange  gelad)t,  unb  e*  ttäre  eine  fcortreff  lid)e  ©jene  in  ein 
fcuflfpid  flen>efem  9Bir  fafyen  au*  ber  gerne  nod)  lange 
ba*  malerifdje  ©täbtd)en  unb  backten  ber  2Borte 
„Propter  nimium  Est,  Est 
Dominus  meus  mortuus  est."1) 
Stabicofani*)  auf  ben  Xppenninen  liegt  fel>r  fd)ön; 
auf  ber  l)&d)fien  ©pi£e  liegt  in  Krümmern  eine  öefhmg, 
e*  fiefyt  nod)  9Wauertt>erf  unb  Surnu  Sann  über  ©iena8), 
9>oggibonfi4)  nad)glorenj*  @l>e tt>ir nad)  glorenj famen, 
ttmrben  ttrir  t>on  einem  ©etoitterregen  überrafd)t,  ben  id) 
nid)t  leicht  fiärfer  in  ©eutfd)lanb  erlebt  ljabe*  Stadler 
tt>ar  eine  l)errlid)e,  tt>ol)lried)enbe  ?uft,  alle*  rod)  toit 
SMumen  um  glorenj6)*  2Bir  befafyen  nod)  einmal  bie 
©alerien,  befonber*  bie  im  9>alafi  ^>ittv  bann  bie  Äird)* 
tfiren  t>on  ©fyiberti6)*  ©egen  SSRittag  fuhren  ti>tr  ab, 
famen  an  ben  Ort,  tt>o  bie  berühmten  Florentiner  ©trol)* 

1)  $erfe  au*  2B.  SWütter*  oben  ertöntem  ©ebfcfyt 
(£enbelfrf>e  2lu*gabe,  @.  201).  „3Befl  er  alfon  »iel  *om  3Bein 
Est  Est  getrunfen,  ijt  mein  #err  geftorben."  —  Der  3Bein  l>eif}t 
fyeute  norf)  Est  Est,  unb  in  ber  alten  Unterfircfoe  ©.  glattfano 
&or  bem  J^auptaltar  ftobet  ftrf)  *or  einem  ©rabjtefn  auf  befon* 
berer  platte  norf)  bie  3nfrf)rift,  bie  jur  ©age  2fnlafJ  gab. 

2)  Da*  ©täbtrfyen  liegt  am  abrang  eine*  Söafaltfegel*, 
900  m  fyorf). 

•)  Die  ©fyfbeffinenftabt  ©iena,  fyorfjbebeutenb  aurf)  für  bie 
tfunft,  mit  feinem  Dom,  bem  fdftlirfyften  9öer!e  ber  ®otif,  ben 
J&auptjife  ber  ©otif  überhaupt  in  Statten,  fyaben  fl*  auffallender' 
toeffe  ganj  übergangen. 

4)  35  km  fübtoeftlid)  fcon  ftlorena;  t>on  bort  befugt  man 
fyeute  ©.  ©fmigniano,  ba*  italfenffcfye  SKotenburg  a.  b.  Zauber. 

ö)  Die  Ütücfreife  *on  9tom  nad)  glorenj  unb  aon  ba  narf) 
ÜÄüncften  fcolljog  ftcf)  alfo  auf  ganj  anberen  2Begen  al*  bie 
J&inretfe. 

•)  Sorenjo  ©htberti,  1 1455,  ift  berühmt  burrf)  feine  beiben 
93ronaeiüren  mit  Scelief*  *on  1424  unb  1452  am  Söaptifterium 
in  glorena. 


V.  ©tefnau.  granffurt.  SRündjen.  3talien.  1815—1817.    295 

fyüte  geflochten  toerben l),  ju  jtt>anjtg  btä  fyunbert  Xhtfaten 
ein  ©tuet  2)ann  übernachteten  ttrir  in  einem  ©täbtcfyen, 
beffen  Stauten  id)  nid)t  meljr  tt>ei^  T) ;  eä  tt>ar  bort  ein 
großer  Auflauf,  unb  afc  ttrir  auf  ben  95alfon  beä  ©aft* 
fyaufeä  gingen ,  ttmrbe  ein  mit  Letten  unb  93anben  ge* 
feffelter  berüchtigter  SRäuber  unter  ftarfer  95eberfung  burd}* 
geführt;  er  fal)  fel>r  trofcig  auä  unb  fottie  fed)$unbbreifKg 
9Korbtaten  betrübt  traben. 

3n  ?it>orno*)  famen  ttrir  ben  2*  2(ugufi  am  Sie 
©tabt  ift  n>eber  angenehm,  fd)ön  nod)  malerifd)*  ©aä 
interejfantefie  ift  ber  <@afen*  Sie  ©ee  ging  fcl>r  l>od), 
unb  bie  2eute  erjäfylten,  t>or  einigen  Sagen  fei  ein  unge* 
teurer  ©türm  geroefen,  ©djiffätrfimmer  tagen  nod)  im 
45afem  Ttbmbi  ttaren  wir  im  Sweater,  tt>orin  aud) 
SRarie  ?uife,  bie  ©emal)lin  9tapoleon$,  affloefenb  tt>ar4)* 
2Bir  befugten  bie  Äorallenlager,  baneben  ttmrben  fie  in 
aöerfftÄtten  verarbeitet,  bann  bie  2(labafierfabrifem  28ir 
machten  eine  Partie  nad)  bem  ettt>a  jtt>ei  ©tunben  tt>eiten 
9Wonte  9leroö)  am  SReer;  auf  beffen  ©pi£e  faljen  ttrir  bie 
Snfeln  ©orgona,  Sapraja,  ©orfifa  unb  @lba  im  SSReere 
liegen.  @$  tut  mir  fefct  nod)  leib,  ba$  ttrir  nid)t  nad) 
(Sorftfa  ober  @lba  gefahren  fmb*  Den  anbern  Sag  fuhren 
ttrir  im  «§afen  fyerum  unb  beftiegen  ein  gried)ifd)e$  ©d)iff 
au$  2(lejanbrien;  td)  jeid)nete  barauf  eine  ©ruppe  t>on 
SÄoljren  unb  ©riechen  in  ifyren  Straften6)*    9Bir  toaren 


*)  Da*  Dorf  ©igna.       ■)  2Bof)l  (Smpoll 

•)  «toorno  ift  trofe  feiner  100000  (bamal*  40000)  <5tn* 
toofyner  nod)  immer  für  9lid)t!aufleute  bie  toenfgft  interejfante 
©tabt  Stalten* ;  bie  SRebfct  fyaben  e$  au$  einem  ganj  bebeutungfc 
lofen  aenuejtfdyen  Orte  $u  einem  3Beltl>anbel$ptafe  gemalt. 

*>  Ataxia  Sutfe  hatte  für*  auaor,  am  17.  «Dtörj  1816,  bie 
^Regierung  »on  9>arma,  ^iacema  unb  ©uajtafla  angetreten,  bie 
tyr  1814  im  ^arifer  grieben  für  «eben^eit  (fie  jtarb  1847)  ju* 
gefprocben  n>ar. 

6)  ©ailfabrtSort  mit  einem  SJtortenbtlbe;  ber„©tf>tt>arae  95erg" 
bat  feinen  9lamen  t>on  bem  fdnoar&en  Marmor,  aui  bem  feine 
Söcfifeite  befielt.       *)  SRab.  dir.  123. 


296  Subnrig  (£mU  ®rfmm,  (Erinnerungen* 

jum  Greifen  fertig  unb  tt>ollten  eben  in  ben  SBagen 
fieigen,  ba  fagte  ein  SDtoutbeamter,  ob  ttrir  feine  Der* 
botenen  SBaren  fyätten;  bamii  toollte  er  fagen:  ©ebt  mir 
ein  gute*  Xrinfgelb,  fo  fönnt  ü)r  toeiterfafyren,  2Bir  gaben 
if)m  aber  nid)t*  unb  fagten,  ttrie  bie  28af)rf)eit  tt>ar,  ttrir 
fyätten  nid)t*,  9hm  verlangte  er,  ber  ganje  Äoffer  unb 
alle*  ©epäd  mfiflte  au*gepadt  toerben*  Der  Äoffer  ttmrbe 
tton  beuten  in  bie  ©tube  auf  einen  großen  Jifd)  gefiellt, 
unb  bie  Äerl*  padten  ober  tt>arfen  alle*  fyerau**  2Bie  fte 
fertig  loaren  unb  nid)t*  fanben,  tt>aren  fte  ganj  loütenb 
unb  fagten,  e*  to&re  gut,  unb  tooKten  gefyen*  Da  fagte 
93rentano,  er  verlange ,  baf  fte  alle*  ttrieber  fo  padten, 
ttrie  fte  e*  gefunben  fyätten*  2(1*  fte  ba*  nid)t  tt>ollten, 
ging  ^Brentano  tt>eg,  tarn  balb  ttrieber  in  Segleitung 
eine*  SRamte*,  ber  ben  2euten  befahl,  alle*  pünftlid) 
ttrieber  fo  ju  paden,  ttrie  fte  e*  gefunben  fyättem  2Bir 
alle  untftanben  ben  Äoffer,  unb  tt>enn  ettt>a*  md)t  red)t 
tt>ar,  mußten  fte  e*  ttrieber  l>erau*nel)men  unb  beffer 
paden,  bann  ben  Äoffer  ttrieber  auf  ben  SBagen  befefHgem 
Dann  fagte  ifynen  95rentano  auf  gut  3talienifd),  fo  grobe, 
ungefcfyliffene  SERenfdjen,  ttrie  fte  tt>ären,  Ritten  ttrir  in  ganj 
3talien  nicf)t  getroffen*  @ie  befamen  feinen  fetter,  unb 
ttrir  fuhren  enblid)  heiter,  Ratten  aber  bod)  jfoei  ©tunben 
verloren;  id)  tt>eif}  nid)t,  ob  un*  bie  Äerl*  glüdlidje  Steife 
gett>finfd)t  fyabem  Überhaupt  ift  ber  Unfug,  ber  *>on  ben 
SRautbeamten  unb  bei  bem  9>äffe*rifteren  fcerflbt  ttrirb, 
merftofirbig*  2Bie  in  Statten  ftnb  aud)  bie  in  Deutfcfylanb 
grob  unb  rof),  aber  mit  bem  Unterfd)ieb:  fottrie  man  bei 
ben  italtenifcfyen  in  bie  Safere  greift  unb  ©elb  jeigt,  ftnb 
fte  auf  ber  ©teile  f)öftid)  unb  bie  greunbltcfyfeit  unb  ©e* 
fdUtgfeit  felbft!  3(m  drgften  ift  e*  im  9teapolitanifd)en; 
ben  9>af}  nehmen  fte  mit  einer  eifernen  3ange  ab  (au* 
gurd)t  t>or  ber  9>efl)  unb  betrachten  |ü)n  mit  einem 
toütenben  93ltd,  bt*  fte  ba*  ©elbfttd  feiern  3fl  ber  $af 
fdjon  t>ollgef ^rieben,  fo  Heben  fte  ein  ©tüd  fdjmierige* 
Rapier  baratv  ftempeln  ba*  SBappen  unb  frifceln  ettt>a* 


r 


V.  ©teinau.  gronffurt.  «Wfincfym.  Stallen.  1815-1817.    297 

barauf  unb  fprifcen  it>n  bann  *>off  @fftg:  fo  geben  fte  it>n 
mit  ber  3<*nge  jurücfc  ©a*  ©elbfHWf  nehmen  fte  aber 
jebeämai  fd)neQ  mit  eigner  #anb  in  (Smpfang,  ber  tya$ 
ifk  bann  immer  in  ber  grbfjten  örbnung*  3u$er  in  ?it>orno 
ifl  un*  ber  Äoffer  nie  auägepacft  korben,  mit  einem  ©tfltf 
©elb  tt>ar  gleich  alle*  in  befter  örbnung*  SKein  9>af$ 
mürbe  balb  ellenlang,  grofle  ©türfe  verlor  id)  jutt>eüen 
ba*>on:  ba  Hebten  fte  immer  tmeber  neue  SHätfrr  baran 
unb  frifcelten  red)t*  unb  linf*  burd)einanber  unb  machten 
ü>n  voller  gierten  unb  fo  fcfymufetg  unb  fd)tmerig,  ba$  id) 
einen  @fel  ba*>or  fyatte* 

3tt>ifd)en  2it>orno  unb  9>ifa  gelten  tt>ir  auf  einem 
Serge  an,  id)  jeicfynete  ba  eine  fel>r  fd)öne  Äapette  an 
einem  Seifen,  mit  Oltoenbäumen  umgeben,  9Äönd)e  Inieten 
bat>or,  ein  feljr  fdjftner  bett>ad)fener  SRittelgrunb  unb  am 
«£orijont  ba*  SSReer*  3n  9>ifa  tt>ar  triel  9Rerftt)firbige*, 
bie  ©ebäube,  ber  Sampo  ©anto  mit  ben  ©emdlben  t>on 
©iotto1);  bann  nad)  ?ucca*  3n  &*cca  jeid)nete  td)  ein 
merftoürbige*  Äird)enportai*K  Dann  nad)  SKaffa  unb 
(Sarrara;  festere*  ftel)t  man  nid)t  efyer,  al*  bi*  man  bat>or 
ift,  nur  ber  2Beg  erinnert  baran,  inbem  man  baneben 
immer  JjSaufen  tt>ei$er  9Rarmorfieind)en  ftefyt,  bie'jum  28eg 
gebraucht  werben*  3n  ©arrara  fafyen  nur  bie  SJtormor* 
brücke8)  unb  gingen  ju  SRaud)4)  unb  gxiebrid)  Siecf;  in 

*)  Die  früher  fäiftfjlid)  bem  ®iotto  (t  1337)  augeföriebenen 
fraftooffen,  aber  fcJ>r  serfaffenen  greifen,  £fob  barfMenb,  fotten 
*on  grance*co  bi  Söolierra  fein. 

*)  äBojrt  *on  ber  Äirdje  ©an  ®to*anni,  über  beren  altem 
portal  bie  «Ötobonna  mit  ben  2Cpofteln  in  Relief  fitf>  ffnbet. 

■)  Die  fdhon  feit  2000  Saften  befannten  ca.  640  23rfid)e  in 
(Sarrara  unb  SÖtoffa  unb  Umaegenb,  bie  Jd^rlid)  ettoa  aä)t  SKitt. 
Rtr.  SDtormor  au*fW)ren,  ernähren  etoa  10000  Arbeiter  unb  tyre 
gamilfen.  Dort  baben  t>tele  Söttbbauer  tfjre  2Ctelier*.  (Sarrara 
unb  SDtoffa  bttbeten  1815—29  nod>  tin  J&eraogtum  unter  ber 

terjogin  Söeatrice  au*  bem  #aufe  (Sjte  unb  fielen  bann  an  beren 
ofm,  ben  timoa  aon  SRobena. 

4)  efjriftian  Daniel  «Kau*,  1777—1857,  au*.2CroIfen,  ber 
©otyn  eine*  n>albe<ffd)en  Äammerbicner*,  toar  nad)  fünfjähriger 


298  8ubtt>fg  (5mll  ©rimm,  Erinnerungen, 

ifyren  äBerffWtten  fallen  tt>ir  fd)5ne  Arbeiten ,  meiflen* 
SJüfien*  SRaud)  fyatte  eine  fefyr  fd)ftne  *>om  Äönig  t>on 
9>reuf}en  eben  fertig* 

SSon  ba  naef)  ©t  Quirilto,  tt>o  eine  außerorbentlid) 
fd)5ne  alte  bt)$cmrimftf)e  Äircfye  in  ber  2(benbbeleud)tung 
ein  fd)öne*  ^Crdbitefturbilb  bot 

3n  2 er i er)  verließ  un$  unfer  luftiger,  gutmütiger, 

£ef)t*e(t  al*  ©tefnmefc  in  J&elfen  acfttaebnjäfyrtg  narf)  (Saffel  au  ber 
bamal*  *on  Södttner  geleiteten  Äfabemfe  gefommen  unb  r)atte 
t>on  3ot).  <5f)r.  9Uf)l,  bem  SSater  «ubn>.  ©ig.  9üf)l$,  Untere 
rtd)t  im  SRobeUteren  unb  ©cfyntfeen  erhalten;  bamalä  arbeitete  er 
bie  £irfä)fdpfe  be*  ©aal*  ber  Sdtoenburg  in  äötlbelmäb&be. 
©eine  gertiafett  ben>al)rte  tt)n  aber  ntd>t  basor,  lieber  in  ^Berlin 
foniglfcfyer  Äammerbtener  werben  ju  muffen,  fteben  3al)re  lang, 
1797—1804;  er  burfte  aber  in  biefer  3eit  ftcf>  toentgften*  toeiter* 
btlben.  SRit  föntgllcfyer  Unterftüfeung  lebte  unb  jhtbterte  er  bann 
biä  1811  unb  toieber  1812—14  in  9tom  unb  (Sarrara  unb  be* 
grünbete  feinen  Stufym  1815  burd)  ba$  n>unben>oHe  SJtormorbllb 
ber  Äonigfn  fetffe  im  Charlottenburger  SDtoufoleum.  SBtt  grfebrtcf) 
$iecf,  1776—1851,  bem  Jüngeren  »ruber  2ubn>ig  $:tecf$,  be* 
freunbete  er  ffcct>  1811  fo  fef)r,  baß  beibe  in  9tom  unb  (Sarrara 
unb  1819  in  Berlin  in  einer  ffierfftätte  arbeiteten,  ja  fld)  in 
Aufträge  teilten«  —  SRaud)  n>ar  naefy  atoeijäfyrtgem  Aufenthalt 
in  Berlin  ,bamal*  feit  27.  3uli  1816  (—18)  gerabe  toieber  in 
feiner  Söerfftatt  tnCSarrara  tätig;  $fecf  beforgte  bort  bie  innern 
Angelegenheiten,  ein  liebenöttürbtger,  bem  genialen  greunb  fiel) 
unterorbnenber  SRann;  stauch,  eine  entfd)tebenere,  fraft&ouere 
9latur,  erlebigte  bie  äußeren  ©efdj&fte,  t)at  aber  beäfyalb  ntd)t 
ettoa  auf  jfcnen  gebrückt;  bei  peinlicher  ©enauigfeit  in  allen  ge* 
meinfamen  ®efdf)&ften  nrtrtfcfyaftete  Zitd  in  eigener  ©acfye  fo 
f Alecfyt,  baß  er  au*  ©Bulben  unb  ffitbrfgfetten  aller  Uli  btä  ju 
feinem  $obe  nie  fyerauäfanu  —  9tad)bem  Staud)  eine  erfte  5öü|te 
grlebrid)  ffitlfyelm*  III.  (iefct  im  J&ol)enaollernmufeum  in 
S&erlin)  1811  gefertigt  tyatte  (dggerS,  5,  $afei  2),  bat  er  1816 
nur  eine  ©ftm  au  einer  ©totue  be*  ÄdnfgS  gemacht,  bie  aber 
nW&t  ausgeführt  toorben  ift  (baf.  ©.  100,  171  u.  1,  220).  Zitd 
fyat  t>oraug$n>etfe  lüften  fyergeftellt.  SBtt  tf)m,  ber  aud)  1803  fcfeon 
»on  Subtoigö  greunb  Giemen*  Brentano  eine  reiaenbe  dufte 
(abgeb.  bei  ©teig  1,  224)  gemeißelt  Ijatte,  n>ar  Subttlg  &on 
SWüncfyen  f)er  fetyon  befannt 

l)  Äletner  J&afen  an  ber  Ofrfette  be*  ®olf$  t>on  ©peaaia, 
etoa  7  km  bon  Siefem  Ort  entfernt 


V.  ©tetnau,  granffurt.  SÄftnd&en.  3taliett  1815—1817.    299 

feljr  furd)tfamer  Sarlucci;  tt>ir  mieteten  etn  ®d)ijf  bte 
©enua1),  toorauf  2Bagen  unb  aSe^  ©epdcf  fam,  unb 
fuhren  abenbö  bei  (Sonnenuntergang  in  ©otteä  tarnen 
int  SReer*  Sie  ©egel  ttmrben  aufgefpannt,  aber  e$  tt>ar 
toenig  SBinb  ba,  unb  baä  ging  fo  in  ber  lauen,  fternfyeHen 
9tad)t  langfam  ti>etter;  erft  um  brei  Ut)r  fam  2Binb,  aber 
um  fed)ä  Ul)r  n>ar  e$  toieber  fo  rul)ig,  baf  mx  nid)t  Don 
ber  (Stelle  ju  fommen  fcfyienen,  red)t$  t>ot>e,  jacftge  SBerge, 
fteileö  Ufer*  ©ed)$  ©elpfyine  umtanjten  lange  3*it  unfer 
©d)tff,  unb  manchmal  tt>ar  ber  t>atbe  gifd)  fid)tbar,  unb 
bie  ©onne  gldnjte  auf  ben  ftlbernen  ©puppen*  Sann, 
am  ©olf  t>on  SRapaKo  Dorfiber,  tt>aren  ttrir  enblid)  im  ©olf 
Don  ©enua*  ©efyr  mit  fafyen  wir  bie  runbe,  fd)5ne 
©tabt  Dor  un$,  aber  bie  gafyrt  ging  gar  ju  langfam,  bi$ 
nur  enblid)  gegen  2(benb  in  ben  fd)5nen  #afen  einliefen. 
SBir  mußten  aber  bie  9tad)t  auf  bem  ©d)iff  bleiben  unb 
fKegen  erft  ben  anbem  borgen  an*  Sanb*  SSrentano 
unb  id)  liefen  unä  auf  ber  öafyrt  unfern  SRonteftaäconer 
2Bein  gut  fcfymecfen.  ^ refiel  ttoHte  tt>eber  effen  nod) 
trinfen  unb  fd)lief  meift  im  SBagen*  2Bir  logierten  im 
£ötel  bella  Silla*),  tt>o  tt>ir  ein  ©tücf  ©tabtmauer  wt>or 
un$  ljatten,  toorauf  oben  bie  Seute  fpajieren  gingen.  Über 
bie  STOauer  fal>  man  in  ben  JjSafen,  tt>o  ftcf>  Jaufenbe  Don 
SWaflen  l)in  unb  fyer  belegten  unb  ttueber  ein  fel)r  leben* 
bigeä  SSilb  n>ar.  3n  ©enua  ttar'ö  fd)ön,  unb  e$  tt>ar 
eine  (Erinnerung  an  Neapel,  erreichte  aber  bejfen  para* 
bieftfd>e  ©d)önl)ett  bei  weitem  ntd)t  3ntereffant  tt>ar 
unfere  ©träfe  mit  iljren  marmornen  9>aldfien,  bie  tt>ir 
meift  befafyen,  Don  benen  aber  bie  meiften  leer  ftanbem 
©iefe  fd)5ne  ©träfe  ifl  am  SReer8),   unb  bie  9>aldfte 


*)  Die  ©tretfe  beträgt  ettt>a  90  km.    ■)  3ft  nod)  Dorfyanben. 

*)  (Sarlo  Xlberto  unb  bie  9>taa$a  bi  ©caricamento,  in  ber 
au*  bie  meiften  ©aftyftfe,  aud)  ber  unferer  SRetfenben,  lagen; 
jjotfdjen  tfynen  unb  bem  £afen  liegt  eine  SJtouer  mit  fyofyen 
Söogengdngen,  auf  beten  750  ©cfyrftt  langer  unb  20  ©cfyritt 
breiter  Plattform  man  am  bejten  ben  £afen  betrautet. 


300  Subtoig  ©mil  ©rtmm,  Erinnerungen. 

fmbj  meift  mit  SRebengeb&uben  unb  mit  SWauern  um* 
geben,  babei  große,  fdjftne  ©arten  mit  Sorbeerlauben, 
Orangen*  unb  3itronenbäumen ,  Springbrunnen  unb 
©tatuen;  alle*  t>on  SRarmor,  fyertlicfye  @ett>dd)fe  unb 
33lumem  3n  ben  2Jorl)&fen  ftanben  weiß  unb  rot  blüfyenbe 
Oleanberbdume,  bie  mit  über  bie  SÄauer  reichten;  in 
biefer  ©träfe  war  befonber*  bie  ehemalige  ©rßße  Don 
©enua .  ju  feljenl  3tn  ^>alajl  ©rimalbi1)  waren  bie 
3ünmer  reid)  unb  uergolbet,  unb  ein  runber  ©aal  würbe 
ber  „golbene  ©piegelfaal"  genannt:  ©dulen,  2(rabe*fen, 
©tudfarbeit,  alle*  ©olb,  unb  bie  Spiegel  fo  groß  wie  ber 
©aal  Und)  gute  Silber  waren  ba  unb  außerbem  Diel 
3nterejfante** 

SJrentano  t>attc  bei  einem  SJefannten  ben  englifdjen 
©ct)iff*faptt4n,  ber  ba*  im  £afen  Uegenbe  ^eg*fd)iff 
fommanbierte,  fennen  gelernt,  unb  biefer  fyatte  bie  2(rtig* 
feit,  un*  ben  anbern  Sag  auf  ba*  ©d)iff  ju  einem  grül)* 
ftfief  eingaben*  ©egen  jefyn  Ut)r  erwarteten  un*  SWatrofen 
am  Ufer,  bie  un*  in  bem  Keinen  SJoot  mit  großer  ©d)nettig* 
feit  an*  große  Ärieg*fd)iff  brachten.  Da  erftiegen  nur 
auf  einer  ©tricfleiter  ba*  Sterbet!  Me*  war  fo  rein  wie 
abgewafct)en,  wofyin  man  aud)  fat>;  überallhin  im  ganjen 
©d)iff  würben  wir  geführt.  SWerfwürbig  war  mir  ber 
Ort,  wo  bie  Äanonen  ftefyem  Der  Äapitän  war  fet)r 
artig,  Ucüt)  un*  fein  9>erfpefth>  unb  erflftrte  alle*,  wobei 
aber  nur  SJrentano  üerftanb,  wa*  er  fagte*  3dt)  fann 
mit  gutem  ©ewijfen  fagen,  id)  t>erfianb  ü)n  feine  ©Übe; 
er  fprad)  fet)r  fdjnell*  2(ucf)  bie  fed)*  Ferren  Leutnant* 
traten  l)inju,  unb  nod)  Ferren  unb  Damen  au*  ©enua 
famen  bie  ©tricfleiter  fyerauf,  fo  baß  bie  ©efeKfd)aft  jiem* 
lief)  groß  würbe«    Oben  unb  unten  gingen  ©d)ilbwad)en 

*)  Diefe  [berühmte,  mit  ben  Dorfa,  gtefcfyt  unb  ©pinola 
jutn  älteften  2Cbel  (gemta*  gefyfcrenbe  guelfffdje  gamitte,  bie  aud) 
ba*  Sürjtentum  Monaco  befaß  unb  bem  (Staate  mehrere  Dogen 
gab.  tft  1834  au*geftorben*  Der  9>alafto  f)ei$t  jefct  ^alaj^o 
©ptnola,  2tfa  ®artbalbi  9fr.  5,  unb  ift  fyeute  0anbel*fd)ule, 


V.  ©teütau.  granffurt  3Rünt$etu  3talien.  1815—1817.    301 

rufyig  auf  unb  ab.  ©er  Kapitän  führte  unä  auf  baä  eine 
@nbe:  eä  ttmrbe  gepfiffen  —  unb  ©olbaten  unb  SRatrofen, 
alle  fefyr  proper  angejogen,  fingen  auf  &ommanbo£,  bie 
metjl  auf  pfeifen  gefd)al)en,  an  ju  manövrieren;  bat  ging 
alled  mit  35lifce$fd)nelle  unb  bod)  mit  ber  größten  Orb* 
nung*  ©aä  fd)ien  eine  35ertt>i<f elung  mit  ©eilen,  ©taugen, 
©egeln  ju  fein:  aber  fofort  n>ar  alleä  lieber  in  örbnung! 
©a*  fd)nelle  klettern  bi*  in  bie  ©pifce  Dom  SRafibaum, 
baä  ging  alle«  tt>ie  ©pieltt>erf ;  balb  toaren  bie  ©egel  auf*, 
balb  niebergejogen.  @$  tt>ar  jum  SJetmmbern!  Der 
freunblicfye,  rothaarige,  rotnaftge  unb  rotrocfige  Kapitän, 
fein  ^erfpeftto  unter  bem  2(rm,  bemonftrierte  unä  alle** 

©er  £afen  von  ©enua  ift  feljr  fcfyftn,  ber  ?eud)tiurm 
liegt  am  @nbe  ber  ©tabt  ober  il>r  beinahe  gegenüber1)* 
3n  ber  ©tabt  ftnb  fel>r  malerifcfye  Partien  von  9>al4fien, 
Äirdjen,  Älöfiern  u*  bgl  Sie  ©tabt  ift  fei)r  ungleich, 
oft  terraffenartig,  auf  ben  Sergen  unb  bügeln  flehen 
ÄlSfier  ober  blenbenbe  ?)atöfle*  3m  Sfyeater  ttmrben 
meifl  £uftfpiele  gegeben;  bie  fefyr  gut  gemalten  ©efora* 
tionen  fielen  mir  auf,  aU  tt>enn  fte  Quaglio*)  gemalt 
fyätte,  getmfj  ba$  gröfjte  ?ob,  baä  td)  geben  fanm  3m 
3nnern  ber  ©tabt  fanb  id)  ttrieber,  n>ie  in  ^Bologna  unb 
Neapel,  lange,  fel)r  enge,  feuchte,  fcfymufcige  Straften  mit 
fleinernen,  fec^d  Mä  ad)t  ©tocf  fyofyen  Käufern*  @ä  ift 
überall  jiemlid)  lebenbig,  toenn  ?aud)  gar  fein  SJergleid) 
mit  SReapel* 

©te  9Renfd)en  finb  meifl  fd)ön  unb  intereffant,  aber 
nid)t  fo  fd)5n  toie  in  gtorenj*  ©ie  9Kdbd)en  finb  fcf>ön 
gett>ad)fen  unb  fyaben  anmutige  95ett>egungen  im  ©el>em 
©djön  geflochtene  lange,  fd)tt>arjfc  Haarflechten,  fteine 
JjMnbe  unb  Sofie,  fd)5n  gefdjnittene  2(ugen,  SWafen  unb 
STOünber*  ©ie  trugen  l)ftf}lid)  große  Ohrringe  unb  Äetten 
um  ben  £afö,  meifl  von  fdjttmrjem  ©laä  ober  SKetaH, 


*)  @*  f  jt  ber  alte,  70  m  fyofte  Seucfytturm,  Santerna,  auf  bem 
(Sapo  bei  garo  gemeint.       ■)  ©.  o.  ©.  121,  TL  1. 


302  fcubtoig  (Smil  ®rtmm,  Erinnerungen, 

tt>oran  Dielerlei  3eug  !)ing,  loa*  um  ben  Äopf  bammelte 
unb  btä  auf  bie  ©cfyultern  reichte*  Sie  3ugen  ftnb  fel>r 
fd)5n,  aber  nid)t  fo  milb,  tt>ie  bie  ber  glorentinerüu  2Bir 
Hefen  un$  ^ferbe  fommen  unb  ritten  auf  bie  95erge  unb 
2fal)öl)en  um  ©enua  ljerunu  2(uf  ber  2fal)dl)e  ber  SSafHon 
t>on  ©h  ©atfyarina1)  jeidjnete  id)  ben  J&afen  mit  bem 
SWeer  im  #intergrunb*)*  @$  tt>ar  fel>r  »arm,  tt>ir  ruhten 
unter  Seifenbäumen  au&  ©egen  Xbenb  befam  id)  einen 
SJrief  t>on  3acob;  er  tt>ar  im  @infd)luf}  an  SJrentano 
gefommem  ©ie  ttmfj ten  in  Saffel  jefct  gar  nid)t,  tt>o  id) 
tt>ar,  unb  ber  95rief  ttmrbe  *>on  granffart  au*  auf  gut 
©lücf  riad)  ©enua  gefdjidft  3acob  tt>arnte  mid)  unter 
anberem,  mir  feine  3talienerin  jur  grau  mitzubringen  ■)  — 
bie  paßten  nid)t  in  einen  beutfd)en  J&auöfyalt  uftt>* 

©en  anbern  Sag  ritten  tt>ir  ju  einem  jtt>ei  ©tunben 
n>eiten  Ort4),  ber  2Beg  tt>ar  reijenb,  ttnfö  baä  9Keer  unb 
red)tä  95erge  mit  Äajianientt>älbern*  3Cn  bem  Ort  toaren 
berühmte  SBafferfünfte  ju  fefyen;  ba  id)  aber  an  bergleid)en 


*)  £ie  Söajtion  lag  in  ber  ©egenb  ber  heutigen  2fcqua  fola. 

■)  Da*  SBttb  ijt  fm  ©ftaaenbud). 

•)  9latf>  einem  ©rief  2BUt>elm$  an  äBiganb  (©tengei 
3,  99)  fjat  ber  3Crrf>iteft  D.  @ngelf)arb  in  Gaffel  (t  1856  a» 
Öberbaumeijter,  aon  ©oetfye  al$  Storbilb  mm  2frd)iteften  in 
ben  38af)foem>anbtftf)aften  benufet,  £empelfd)e  2fu$g.  ©.  104 
unb  befonfcerS  131)  t>on  feinem  mehrjährigen  2Cufentf)alt  in 
Stauen  eine  Stalienerfn  mitgebracht,  n>a$  äBflfyelm  gesagt 

Snbet.    £)iefe  aber,  Xnmmciata  Söoffi,  tt>ar  ttnt  rei^enbe  grau, 
ie  nod)  l)eute  in  (Saffel  nicfyt  sergeffen  ijt  (f.  aucfy  2Cu$  ben 
Sagen,  51  f.). 

4)  @*  ift  entoeber  an  bie  93itta  Somettinf,  fyeute  SKoftan  in 
9>eglf,  jn>ei  ©tunben  taeftlid)  *on  ©enua  ober  an  bie  SWtta 
©affiera  in  bem  nod)  bretoiertel  ©tunben  weiter  toeftltc^  ge* 
legenen  93oltri  su  benfen,  bie  beibe  SSafferfünfte  Ratten.  £)oä) 
ift  an  beiben  Orten  lein  9tonnen*,  fonbern  nur  je  ein  9R5nd)ö* 
Hefter  nadmnoeifen.  33ieacicf>t  täuföte  ihn  fein  ©ebädytniä,  at* 
er  nad)  fajl  brei  Safyraefynten  bie*  nieberfcfyrieb,  unb  er  n>ar  steh 
leidet  au  einer  anbern  3eit  im  (Sforiffenffofter  ber©tabt,  ba* 
ttjefblicfye  3&fllfnge  au*  ben  beften  gamttien  aufnahm  unb  einen 
fd)5nen  9>arf  uno  Äreuagang  oefaß. 


V.  ©tefnau.  granffurt,  SWündyen,  3talfen.  1815—1817,    303 

Äünflen  nie  Vergnügen  gehabt  t)obe,  fo  jeidjnete  id)  Heber 
bie  3(nftd)t  t>on  einem  auf  bem  SJerg  liegenben  fd)5nen 
9tonnenflofler,  im  Sorbergrunb  fyofye  Linien  imb  39prejfen* 
Stadler  flieg  id)  jum  Älofter  hinauf;  burd)  ba«  terraffen* 
artige  ©elänbe,  in  bunflem  SBein*  unb  geigengebüfd), 
führte  ein  enger  9Beg  hinauf;  oben  tt>ar  alle«  fKtt,  im 
©arten  fal)  id)  jtoei  9tonnen  fcor  einem  Springbrunnen 
ftefyem  Sie  eine  lief  jtdj  bie  J^anb  t>on  ber  gontdne 
naß  fprifcen:  id)  regte  mid)  nicf)t,  al«  toenn  tcf>  im  SBalb 
jtt>ei  9tel)e  belaufete,  ftanb  id)  ba*  ©a  toenbete  eine  il>r 
blaffe«  @efid)td)en  Ijerum  —  unb  ttne  ber  SSlifc,  bie  mit 
bem  SBaffer  plätfdjernbe  aud),  tt>aren  fte  in  einem  bunflen 
?orbeergang  t>erfd)ttmnben*  35a  fal)  idj  nod)  ifyre  tt>eif}  en 
©d)leier  fyier  unb  ba  burdj  bie  ?orbeeräfle  blinfen;  e« 
ging  nod)  eine  furje,  bitfe  alte  SWonne  burd)  ben  ©arten, 
id)  glaube,  fie  l)at  mid)  gar  nid)t  bemerft,  benn  fte  pflfldfte 
Ärduter  ab,  ifyr  @eftd)t  tt>ar  gelb* 

95alb  nad)l)er  fam  ein  alte«  graue«  9Rännd)en,  Ijalb 
geifilid),  t>alb  tt>ie  ein  ©drtner  gefleibet,  mager  ttne  eine 
3iege,  gefurd)te«,  faltenreiche«  ©efid)t,  tiefliegenbe,  fd)tt>arje, 
aber  matte  2(ugen;  er  fam  bi«  *>or  mid),  unb  ba  id)  nur 
mein  3*id)enbud)  bei  mir  unb  nid)t«  al«  meinen  ©tufc* 
unb  Schnurrbart  t>on  SRilitärifdjem  an  mir  fyatte,  fagte 
er  freunbfidj:  „O,  Tutore?  SQBiffen  ©ignore  aber,  baß 
niemanb  fyierfyer  barf?"  —  SWein,  fagte  id),  gab  il)m  aber 
ba«  fd)on  in  93ereitfd)aft  gehaltene  ©tücf  ©elb,  ba«  er 
freunblid)  betrachtete  unb  bann  fdjnell  einftedfte,  3dj  frug 
iljn,  ob  id)  ben  ©arten,  Äreujgdnge,  bie  Äird)e,  über* 
fyaupt  ba«  Älofter  fefyn  fönnte*  @r  machte  feljr  bemütige 
©ebärben,  judfte  mit  ben  2(djfeln  unb  fagte  mir,  ben 
©arten  fönne  id)  tt>ol)l  f^n  unter  feiner  2lufftd)t,  aber 
tt>eiter  nid)t«*  Söeldje  prad)toollen  Säume,  SMumen, 
Äräuter,  3<t«müi,  Oleanber  unb  alle«  mögliche  ftanb  ba 
im  fippigflen  ©rän!  35ie  2Bege  waren  rein  unb  fauber 
gehalten,  unb  id)  l)abe  ba  mefyr  al«  ein  f leine«,  fd)öne« 
gfifldjen  im  ©anb  abgebrflcft  gefunben,  aber  leiber,  bie 


304  Subtotg  dhnil  ®rtmm,  Erinnerungen. 

SWonnen  tt>aren  t>erfd)tt>unben  — ;  in  bcr  2orbeerlaube,  bie 
jiemlidf)  lang  unb  bunfet  tt>ar,  tt>ar  eine  t)errlid)e,  aro* 
matifcfje  Äül)le,  am  @nbe  bat>on  tt>ar  eine  SKarmorflatue 
t>on  einer  Äbtiffin  in  Sebcnf gröfic ,  baneben  ein  großeä 
Ätujiftj,  &*to*  nidE>t  gut  Über  tbem  portal  ber  Äircfye 
tt>ar  ein  großeä  gfreäfogemftlbe,  fdfyon  im  t>erborbenen 
©efdfymatf,  eine  Himmelfahrt  SRariä*  SKaria  fyatte  ein 
roteä  ©ptt>anb  unb  langen ,  fliegenben  ultramarinblauen 
SWantel  um ,%  überlaben  mit  galten  t>om  fd)ledf)teflen  @e* 
fcfymadf  unb  ©til,  bie  gönnen  unb  ber  Ttutbxud  ber  Äbpfe 
aon^SWaria  unb  ben  @ngeln  ofyne  erhabenen  2(u$brudf, 
leer.; unb  gett>öl)nlid)*  ©er  2(lte  fagte,  baä  tt>äre  baä 
©df>5nftc  im  ganjen  Älofter,  unb  tt>ar  gar  nidf)t  jufrieben, 
baß  idj  e$  fo  toenig  betrachtete*  ©er  Äreujgang  tt>ar 
feljr  fcfyön,  b^jantinifdj,  alleä  reinlich,  ein  guteä  Ärujiftj 
in  SSRarmor  n>ar  ba  unb  greäfogemdlbe,  alle  nicfyt  gut 
3toifdf)en  bem  Äreujgang  tt>ar  ttrieber  ein  Heineä  ©ärtcfyen, 
in  beflfen  SWitte  ein  Heiner,  runber  93el)älter,  tt>orin  eine 
Fontane  frifMfyell  4  bi*  6  guß  in  bie  £öl)e  flieg;  eine 
fyeilige  ©ttKe  tt>ar  überall,  bodf)  begegneten  nur  in  bem 
Äreujgang  brei  anbern  SWonnem  2)a  fte  midjbei  bem 
tjeiligen  SRann  faljen,  fo  gingen  fie  nidjt  furcfytfam  unb 
nid)t  fcfynell;  alle  blaß;  tt>ie  fle  in  unfere  dl&l)t  famen, 
grüßte  id)  fel>r  ehrerbietig;  fie  tt>aren  alle  brei  fd)ön,  eine 
fefyr  fdjftn,  unb  fdjien  faum  vnerjefyn  3al)re  alt  ju  fein, 
J|54nbe  unb  güße  fonnte  man  gar  nid)t  fel>n,  fie  grüßten 
fefyr  freunblid)  lieber*  ß&ttt  id)  ben  alten,  falten,  bürren 
35radf)en  nid)t  an  meiner  ©eite  gehabt,  id)  l)ätte  fte  an* 
gerebet,  aber  er  fagte  immer,  id)  müßte  balb  l)ier  tt>eg, 
3d)  tt>oKte  in  bie  Äirdje,  er  fagte,  baä  fei  nid)t  möglief) ; 
id)  gab  ifym  tt>ieber  ein  Srinfgelb,  ba  fagte  er,  tjinein 
fönne  id)  nid)t,  er  tt>oHe  mid)  aber  tjineinfe^en  laffen* 
@r  machte,  n>ie  eä  fd)ien  hinter  ber  ©afriftei,  eine  Heine 
Jure  auf;  eä  tt>ar  ba  füfyl  unb  jiemltd)  bunfel,  ber  Sorber* 
grunb  tt>ar  ein  bunfler  Pfeiler  *>or  ber  Äanjel*  3d)  merfte, 
baß  mid)  bie  alte  glebermauä  am  9torf3tpfel  fytelt,  er 


V.  ©tefnau.  granffurt  ÜÄünd&en.  Stalten.  1815—1817.    305 

fyatte  angfi,  id)  toürbe  mir  nid)t$,  bir  nidjtä,  gerabeä* 
tt>eg$  in  bie  Äircfye  gefyem  2(ber  ber  bunfle  Ort  tt>ar 
prächtig;  er  rief  mir  juioeilen  leife  in«  Oljr,  icfy  mödfyte 
mid)  rufyig  »erhalten,  unb  fcfynaufte  babeu  3df)  fonnte 
bie  Ätrcfye  fo  jiemlidf)  überfein;  t>or  bem  2(ltar  ftanben 
in  Safen  fyerrlidje  93lumen,  audf)  jeber  2(ltar  tt>ar  bamit 
gefdjmüdft,  einzelne  SWonnen  beteten  ifjre  SRofenfränje* 
2Beldjer  fyerrlidfye,  fromme  2fa$brudf,  xt>a$  für  ein  2ftidf 
in  biefen  Äugen,  biefe  jugenblidfyen,  jarten  9Räbd)en,  biefe 
reinen  3üge!  ©**  meiflen  ttwren  befcfyäftigt,  SMumen  in 
bie  Safen  ju  jletfem  3df)  frug  ben  2(lten,  ob  bie  SRonnen 
il)r  ?eben  long  l)ier  im  Älofier  blieben*  „3a  gettrifj,"  fagte 
er,  wo,  bie  ftnb  glüdflidf),  bie  fyaben  ben  gonjen  Sag  nidjtä 
ju  tun,  al$  einige  ©tunben  ju  beten!  ©aä  ftnb  Softer 
*>on  SRobili  auä  ©enua,  SWaüanb,  aud)  auö  gieren},  unb 
fefyr  reidf)!"  2)aä,  n>aä  idf)  *>on  2(ltarbilbem  fefyen  fonnte, 
fä)ien  mir  auef)  nid)t  gut  ju  fein,  nur  über  einer  2flre, 
fcermutlid)  einer  ©eitenfapeHe,  tt>aren  jtt>ei  fd)tt>ebenbe 
@ngel,  bie  eine  Ärone  Rieften,  bie  toaren  in  ®iotto$ 
©til,  ebel,  mager,  aber  t>oKer  2(u$brudf;  aber  baä  fcfyönfte 
SSilb  fal)  idf)  jefct:  jn>ei  SWonnen  gingen,  fpredjenb,  lang* 
fam  in  bem  füllen  Äirdfyengang  auf  unb  ab,  in  unferer 
SRäfye  blieben  fte  fielen;  bie  tim  l)atte  blül)enbe  Orangen* 
fträufje  in  ber  #anb  unb  orbnete  fie;  fte  fpradfyen  fo 
melobifdf),  rein  flingenb,  aber  nid)t  laut,  fafyen  ftcf)  mandi)* 
mal  an  unb  lachten,  unb  bie  anbere  banb  bann  bie 
©träufle  jufammen*  9hm  fam  eine  britte  baju  mit 
einer  bünnfyalftgen  Safe,  unb  jte  fiedften  ben  ©trauf} 
hinein*  ©iefe  Tonnen  tt>aren  blüfyenb,  fie  fcfyienen 
t>on  iljren  frommen  93efd)äftigungen  tt>entg  angegriffen 
ju  fein»  @ä  tt>ar  ein  überaus  anmutige^  2Mlb,  biefe 
brei  jugenblidjen  Himmelsbräute  mit  tljren  SSRabonnen* 
geftd)tem!  @in  äfynlidjeä  £>lbilb  l)abe  id)  fpäter  einmal 
gefefyen,  baä  mid)  fel>r  angezogen  Ijat:  eä  gehört  ber 
grau  gürfHn  t>on  3fenburg*95irftein,  bie  e$  mir 
felbft    in    tyrer    ©ammlung    in    ?angenfelbolb    gezeigt 

£ubro.  @timm,  Erinnerungen  20 


306  fcubtofg  (5mfl  ®rfotm,  ©rtnnerungen. 

fyat1)*  Da*  SSitb  festen  mir  t>on  einem  fpanifd)en  2Reijler 
ju  fein,  nur  toaren  tiefe  fpanifd)en  SRonnen  fhrenger  im 
2fu«brucf,  bte  lebenbigen  in  oben  betriebenem  Älojter 
ttaren  lieblicher* 

Der  2flie  jog  midj  beinahe  ttrieber  au«  bem  bunflen 
SJerjtecf,  er  djfnete  eine  anbere  Sfire,  unb  tt>ir  toaren  in 
einem  anberen  ^Blumengarten;  aud)  ba  toaren  tmeber 
einzelne  SWonnen,  bie  mit  93lumen  befd)äftigt  toarem  3Cuf 
SRarmorbänfen  lagen  93ufett«,  td)  nafym  mir  ein«,  e«  tt>ar 
3a«min,  @ra«blumen,  Orangeblüte,  e«  rod)  fdjHid)*  3u 
meiner  größten  SBernmnberung  fagte  ber  alte  ©afriftan 
nid)t«  bagegen,  unb  bie  SWonnen,  bie  ben  Staub  tt>of)l 
faljen,  lächelten  etttm«  baju,  unb  e«  fd)ien  mir,  al«  gönnten 
flc  mir  ba«  2(ngebenfem  2(dj!  n>eld)e  föjWicfye  ft5fterlid)e 
(Stille  tt>ar  aud)  lieber  l)ier!  35er  blaue  J&immet  —  fein 
SSlatt  an  ben  Säumen  belegte  ftc^X  9Ran  follte  gar  nid)t 
glauben,  bafj  bei  ber  ©onnenfyifce  ein  fo  tiefe«,  fafttge« 
®rün  lange  au«l)alten  fftnnte*  2)er  2Ttte  überreichte  mir 
nod),  el)e  id)  wegging,  in  einem  Äörbcfyen  föfilicfye  Seigen, 
bie  id)  auf  bem  9tücftt>eg  bi«  auf  einige  t>erjel)rte*  3d) 
fal)  unb  merfte  bem  2(lten  an,  baf}  er  frol)  tt>ar,  mid) 
lieber  au«  ben  Äloftermauern  entfernt  ju  ttrtjfen;  aber 
e«  tt>ar  redjt  poetifd),  malerifd)  unb  eigentümlich  in  bem 
fußen,  frommen  Älofter,  unb  fo  ettt>a«  ©elbftgefefyene« 
unb  *empfunbene«  t>ergif}t  ftdj  mental«* 

3dj  fanb  SJrentano  unb  9>rejiel  nid)t  mefyr,  ber 
SBirt  fagte,  bie  J&erren  Ratten  mid)  gefugt,  fud)en  lajfen 
unb  lange  auf  mid)  gekartet  2Rein  fd)öne«,  gldnjenb 
fd)tt>arje«,  mutige«  ©enuefer  9>ferb  nmrbe  mir  t>orgefül)rt, 
unb  id)  ritt  nun  lieber  au«  ber  flöfterlid)en  ©tille  in« 
geben  hinein,  unmittelbar  am  braufenben  SReer,  tt>o  bie 
SBellen  mit  toeifjem  ©djaum  an«  Ufer  anfd)lugen  unb  ba« 
?)ferb  feljr  unruhig  ttmrbe*  3d)  lief}  il)m  jefct  ben  3ügel, 
unb  im  glug  ging'«  bafyin  bi«  jum  ?eud)tiurm  t>on  ©enua, 

*>  „W  aeigen  laffen",  f.  ßapttel  VI. 


V.  ©tetnau.  granffurt.  «Wündjen,  Stalten.  1815— 1817.    307 

tt>o  bie  ©ernte  im  ©infen  xvax  unb  bie  ©tabt  fyerrlid) 
erleuchtete;  aber  pradjtootter  tt>ar  bod)  bcr  Anblicf  be* 
3J?eere$!  3d)  fam  enblid)  hungrig,  burftig,  mit  ©taub, 
ba$  9>fcrb  mit  ©djaum  bebedft,  am  ©ajtyof  an,  gab 
Brentano  ein  paar  geigen  unb  jeigie  meinen  fdjönen 
93lumenjlraufJ  au$  bem  Älofter-  Sie  fdjftnjten  23ldtter 
legte  id)  meiner  lieben  ©d)tt>efter  in  ben  SSricf,  ben  id) 
tt>r  ben  Abenb  nod)  fdjrieb,  unb  ben  ©trauf}  behielt  id) 
fc  lange,  bi$  er  troefen  xvax;  bann  legte  id)  ü>n  ju  ben 
übrigen  @ad)en,  um  il)n  mitjunefymem  @$  xvax  fefyr 
tt>arme$  SBetter,  tt>ir  festen  un$  in  #emb$drmeln  auf  bie 
Altane  unb  fafyen  bem  @en>üt)(  im  ^afen  ju,  btö  bie 
taufenb  STOajlen  attmdfylid)  in  ber  9tod)i  t>erfd)tt>anbem 
Den  anbern  borgen  ttmrben  noef)  Altertümer  betrautet, 
SSilber  in  Äircfyen  befefyen,  im  #afen  herumgefahren,  in 
allen  ©trafen  unb  auf  ben  J&ügeln  fyerumgeflettert,  unb 
gegen  Abenb  fat)  tef)  jutn  lefeienmal  bie  ©onne  auf  bem 
[STOeere  untergeben!]1)  ♦  ♦  ♦ 

♦  ♦  ♦  [il>r  Aufenthalt  fei]  ifyr  unbefannt,  unb  n>enn  jte 
im  Älojler  tt>dre,  fei  e$  nod)  fdjttneriger  ju  erfahren,  ba 
bie  Ülonnen  il)ren  9tamen  ablegten  unb  einen  anbern  an* 
ndfymem  Um  beäfyalb  nad)  9Ründ)en  ju  fcf) reiben,  xvaü 
id)  fdjon  im  SJegriff  tt>ar  ju  tun,  tt>ar  unfer  Aufenthalt 
ju  furj*  2Me  Hoffnung,  jte  t>ielleid)i  nod)  ju  fefyen,  t>er* 
lief  mid)  bi$  jum  legten  Augenblicf  nid)t,  aber  bie  93or* 
fet)ung  fyatte  befd) (offen,  bajj  xvix  un$  im  ?eben  nicf)t 
mefyr  fefyen  follten! 

SBBir  befugten  *)  (in  STOaitanb)  bie  ©alerien  unb  bie 

')  Auf  ben  t)fer  lieber  auögefönittenen  t>ter  Seiten  ftanb 
ttofyl,  bafj  er  —  gettffj  in  SKatlanb  —  Sttad&rfcfet  auä  9Bfind)en 
erhalten  fyabe,  bie  ft>m  fo  liebe  Stella  fei  in*  Älofter  gegangen, 
toof)l  aar  in  SDtoilanb. 

■)  £)aö  golaettbe  beaief>t  ftd)  auf  ben  Aufenthalt  in  9Bat* 
lanb.  Die  greifen  *>on  Seonarboä  (t  1519)  ©Aüler  Sutnt 
(t  nad)  1529)  in  bem  bie  ©emdlbefammlung  unb  StbKotyef  ber 
Afabemte  enttyaltenben  $alaft  Sörera  befinben  flrf)  in  bem  2.  unb 
bem  16.  ©aale  ber  erfteren. 

20* 


308  fcubtotg  @mil  ®rimm,  Erinnerungen. 

Hl  abernte;  in  erfteren  tt>arenl)errlid)e£>fc  unbgfreäfobilber  t>on 
?uini  u*  av  in  ber  2ff abernte  tt>ar  bie  9tid)tung  franjfiftfd), 
unb  bie  antife  ©at>ibfd)e  ©cfyule  fpufte  überall  *)♦  2)ann 
fafyen  xoxx  ?♦  ba  Sinei*  Äbenbmafyl2),  ober  beffer  gefagt, 
ben  Ort,  tt>o  e$  einftenä  n>ar*  @$  ift  faum  t>on  ber 
#errlid)feit  nod)  ettt>a$  ju  erfennen;  ber  SBtann  erjdfylte 
unä,  bie  granjofen  fydtten  in  bem  ©aal  auf  bem  SSoben 
gtuer  gehabt  unb  gefönt;  äße*  fal)  nod)  fd)tt>arjgrau  au*  *)♦ 

@$  ift  mir,  al$  fydtten  tt>ir  aud)  ben  berühmten 
Äupferftecfyer  ?ongl)i  befugt4);  id)  tt>ei£  nidji  mel)r  ge* 
tt>iß,  tt)ir  befugten  unb  fafyen  fo  Diel  burcfyeinanber,  id> 
tt)ar  ju  nid)t$  red)t  aufgelegt,  meine  ©ebanfen  tt)aren 
immer  tt>o  anberä. 

Den  anbem  Sag  nad)  trier  Ufyr  fefcte  id)  mid)  mit 
9>reftel  in  ben  Söagen  unb  fufyr  nad)  ®t.  XugufKn5) 
am  2ago  bi  Somo*  Brentano  l)atte  nod)  eine  Steife 
nadj  Surin  t>or6);  idj  tt)dre  am   liebften  allein  gereift* 

*)  Sacque*  Soui*  2>a*tb  (1748—1825),  Äonsentämitglieb, 
ber  erfte  ftanjftfif^e  SDtoler  feiner  3eit,  fd>uf  aud>  Söflber  au* 
ber  alten  äBelt,  bie  fogar  feinen  9tut)tn  erft  begrünbeten,  benen 
aber  $ül)tt)eit  unb  übertriebene*  9>att)o*  nadjgefagt  toirb. 

*)  £>aä  ßaupttoerf  Seonarboä  ift  auf  bfeSDtouer  beä  efye* 
maligen  ©peffefaaleä  be$  (jefct  al$  $at>attertefaferne  bienenben) 
Älofter*  ©.  SDtorta  bette  ®ra$ie  gemalt  unb  toar  burd)  SSernad)* 
Idfjtgung,  Qttuttoitten  unb  unrichtige  2Bteberl)erftettung&>erfud)e 
ftorf  fcerborben;  bod>  ift  eä  in  ben  legten  Sauren  ourd)  ben 
SOtoildnber  9>rof,  jefct  2)ireftor  ber  SSatffanf  fd)en  ©emälbegalerte, 
(5at>enagl)t,  trefflfd)  tofeberfyergeftettt  toorben.  2>fefer  glaubt 
aud)  feft,  e$  fei  mit  Sempera*,  nfd)t  mit  Ölfarben  gemalt  ge* 
toefen,  unb  toenigjten*  bie  Äöpfe  feien  nf  d)t  übermalt  unb  rührten 
nod)  fcon  ber  ^anb  Seonarboä  t>er. 

8)  2(1*  ber  bejte  ©tid)  fcon  bem  ©emdlbe  gilt  ber  beä 
oben  enoäfynten  9t  üftorgljen.  Über  9t  ©tangä  ebenfalls 
meifterljaften  ©tid)  fjat  2.$  Stteffe  J&erman@rimm  einen  (Sjfag 
getrieben  (4.  golge,  1890,  ©.  304—25). 

4)  ©iufeppe  8ongl)i,  1766  in  STOonja  geboren,  lebte  in 
SRaflanb  unb  ftorb  ba  1831. 

B)  2>er  Ort  ©an  2Cgojtfno  ftöfjt  unmittelbar  an  ben  Sterben 
ber  ©tabt  (Somo. 

fl)  3uf  ber  Stürfreife  faufte  Brentano  in  SBafel  bte  be* 


V.  ©tetnau.  granffurt.  ÜKündjen.  Stallen.  1815—1817.    309 

9>rejtel  fyatte  SSrtcfe  öon  granffurt  befommen  unb  eilte 
nad)  $a\x$.  3n  ©i  2(ugujWn  blieben  ttrir  über  9fcad)t* 
SQBir  fyatten  eine  malerifcfye  2(u*fid)t  auf  ben  ruhigen  ©ee, 
gegenüber  l)ol>e,  fd)6n  bett>ad)fene  Serge  mit  Sitten*  3d) 
jlanb  in  aller  grüfye  auf  unb  ließ  mid)  allein  über  ben 
©ee  fahren  unb  befal)  ein  fd)6ne*,  großem,  alte*  ©djlof} *), 
bejfen  pradjtooller  ©arten  an  ben  ©ee  jfteß;  gontdnen, 
äöaflerffinfte,  ©tatuen,  2öajferbel)dlter,  SBtarmorjtie,  bunfle 
©dnge,  prdcfytige  ?)flanjen  unb  SSIumen!  2Cuf  bem  ©ee 
ftng  e*  fd)on  an,  lebhaft  ju  tt>erben;  bie  ©d)iffe  Ratten 
meijl  ein  triereefige*  ©egeL  ©a*  ©d)lo$  tt)ar  gerabe  un* 
bett>ol)nt*  3d)  fragte,  ob  feine  ©emdlbe  barin  feien;  ber 
©drtner  aber  fagte,  bie  fd)önen  ©emdlbe  l)abe  bie  Jfrtttt 
fd)aft  in  il)rem  ^alaft  in  SRailanb,  unb  fte  fdmen  nur 
t)on  3^it  ju  3eit  fyierfyer*  2)a*  fd)8ne  ©drtnermdbdjen 
mit  SWamen  2fgata  wollte  mid)  auf  bie  2fnl)6l)en  bringen 
unb  mir  bort  bie  Anlagen  unb  2fu*ftd)ten  jeigen,  aber  bie 
3eit  tt>ar  ju  furj;  jie  t>crcl)rtc  mir  fo,  el)e  id)  tt)ieber  in* 
©djiff  (Heg,  nur  nod)  einen  fdjfinen  95lumenjfrauß  unb 
reichte  mir  freunblid)  jum  2(bfd)ieb  bie  £anb:  ba*  tt>ar 
alfo  mein  lefcter,  fd)5ner  2fbfd)ieb  au*  3talien! 

2öie  id)  tt>ieber  in  ©t.  2fuguftin  anfam,  faß  Steffel 
am  Ufer  unb  raudjte  unb  fagte:  „3dj  l)ab  fyeuie  redjt 
orbentlid)  au*gefd)lafen!"  3d)  jeidjneie  nod)  eine  2fu** 
ftd)t  Dom  2ago  bi  Somo,  unb  nad)  bem  @jfen  fuhren 
tt)ir  unmittelbar  an  ben  fdjßnen  Ufern  be*  ©ee*  l)er  nad) 
Sfyia&enna  am  guße  ber  2(lpen.  2öir  übernachteten  ba 
unb  fanben  unfere  fernere  SReifegefeflfdjaft*  2Mefe  beftanb 
au*  Jj?ector  be  ©ali^Soglio2),   au*  @l)ur  in  ©rau* 

rühmten  Miniaturen  %tan  gouquet*,  be*  bebeutenbften  fran* 
a5ftfd)en  Sütoler*  be*  15.  Sahrfyunbert*,  bie  nad)  Brentano* 
$obe  1851  ber  £enog  t>on  Äumale  gefauft  bat  (f.  8t  Sung, 
©oetfye*  Söfto.  mit  Antonie  Sörentano,  33  unb  34,  unb 
£.  ©rfmm,  SBcitr.  1,  145  f.). 

*)  3Öal)rfci)einltd)  2*tua  9>affalaqua  bei  SKontrafio.  £)od) 
finb  ber  Stttten  ber  aorneljmen  SDtotlänber  bort  nod)  siele. 

*)  2)er  treffliche  unb  tüchtige  Mann,  ein  SBenoanbter  be* 


310  Subttrtg  @mtl  ©rfmm,  Erinnerungen. 

bünben,  ein  inierejf anter  SKann,  Äapiidn  in  engltfdjen 
©ienften,  er  fam  t>on  ©m^rna;  bann  3*  95*  ©d)flrd) 
t>on  2ujern,  tt>ol)nt  in  2foorno,  ©ignore  SBaccano  t>om 
Sago  bi  Somo,  Antonio  95iandji  aud)  Dom  Sago  bi  Somo 
unb  unfergül)rer(5afimir2Bei*  ttongujfad)  am95obenfee* 

9hm  tt>urbe  pdf)  frfil)  ju  ^ferbe  gefegt,  unb  bei  ent* 
fefclicfyem  Stegen  ging'S  bergauf;  batb  tt)aren  tt)ir  fo  in 
ben  ungeheuren  Seifen,  baß  id)  nid)t*  mefyr  fal)  at*  gel** 
fd)lud)ten  unb  jagenbe  9tebefa>olfem  @*  ging  immer 
tiefer  in  bie  SSerge,  unb  ber  SBeg  tt)ar  oft  faum  fo  breit, 
baß  ein  9>ferb  $lafc  fyatte,  unb  neben  bem  fdjmalen  SBeg 
ging  e*  in  bie  Siefe,  tt)o  man  ba*  tt)itbe  SBajfer  toben 
l)6rte*  Sie  Söege  tt>aren  oft  fo  t>onw  SöajferfdUen  jer* 
rijfen  unb  fiberfd)tt>emmt,  baß  beren  Überfcfyreitung  auf* 
I)ielt,  ja  oft  mit  2eben*gefal)r  t>erbunben  tt>ar* 

9* e fiel f fal)  ffiftlid)  au«,  t>on  Jj?au*  au*  ein  fd)led)ter 
Steiter,  unb  babei  nod)  dngftiidj  unb  furd)tfam!  @r  fal) 
au*  tt)ie  ein  reifenber  ©cfyneiber;  er  fyatte  brei  Stbcfe  an, 
hinten  auf  bem  9>ferb  feine  »iereefige  Jj?utfd)adjtei,  tt>orin 
all  feine  fielen  Äörperreinigung**  unb  ©idrfung*gerdi* 
fdjaflen  lagen*    Sftit  ber  einen  £anb  l)iett  er  ben  ?)ferbe* 


2)itf)ter*  ©alf*'©een>f*,  toar  1784  ju  (Sldfen  (@f)tat>enna)  ge* 
boren,  nahm  sieraefynjdbrfg  ftfjon  preußifcfye  ©ienfte,  fdmpfte  al* 
Leutnant  bei  Buerftdbt  mit  unb  toarb  jtoei  Sage  fpdter  M  Erfurt 
gefangen:  frei  getoorben,  trat  er  1807  in  Äbnfg*berg,  too  fein 
StoterlMe  an  ihm  fcertretenber  dlterer  ©ruber,  ©et).  9tat  SKubo  If 
t>.  ©.*©.,  in  (Stein*  Sttdfye  tdttg  toar,  ttfeber  in  ein  SKefem* 
bataftton  ein,  *>ertauftf)te  aber  nad)  feine*  ©ruber*  $ob,  bei  ber 
SJerminberung  be*  preugtjtyen  £eere*  1808  al*  Hauptmann  mU 
laffen,  ben  preuf$ffd>en  mit  bem  engltftfjen  Ärteg*bienft,  in  bem 
er  bie  granjofen  in  Stalten,  (Spanien,  ©iaflien  toeiter  befdmpfte. 
@r  fam  bamal*  über  SDtolta  unb  ©enua  au*  3ante,  too  er  nod) 
Jfbjutant  be*  englffdjen  ©ou&erneur*  ©off et  getoefen  toar,  unb 
fefjrte  für  immer  in  feine  J&eimat  ©raubünben  aurürf,  ber  er,  im 
©enufj  einer  engltfajen  $enflon,  al*  (Solbat  tote  al*  ©ürger 
nod)  mancherlei  3öienfte  letftete.  3n  fjoljer  2fd)tung  ftehenb,  ijt 
er  am  5.  3an.  1858  in  <5l)ur  geftorben  (©ünbnerifdje*  SRonat** 
blatt  9  [1858],  71—74). 


V.  ©teinau.  granffurt.  SÄündjen.  Stalten.  1815—1817.    311 

jaum  unb  ©attelfnopf,  mit  ber  anbern  ben  »erttritterten 
9tegenfd)irm  unb  rief  beftänbig:  „2ieber  2Öeiä,  Heber 
(Safimir!  tt)irb  ber  2öeg  balb  beffer?"  u,  bgL  ©ali*  unb 
id)  fyaben  tt>a$  @I)rfid)e$  lachen  muffen*  @inmal  ging  e$ 
aber  bem  SRenommift  bod)  fd)limm:  tt)ir  mußten  audj 
ttrieber  einen  Söafferfturj,  ber  ffd)  über  ben  2Beg  tt>äljte, 
burcfyreiten,  e$  tt>ar  ein  fdjlimmeS,  3?orffd)t  l)eifd)enbe$ 
Steiten,  tt>eil  fo  Diele  geKftücfe  im  2öeg  lagen;  tt)ir  nahmen 
9>reftel  auf  feinen  SSunfdj  in  bie  3J?itte,  aber  ba$  äöaffer 
riß  bie  £inierläufe  fcon  feinem  9>ferbe  um,  unb  ba$  Sier 
faß  mit  ^rejlel  jut  J&dlf*e  im  28affer,  fo  baß  bie  £ut* 
fd)ad)tel  unb  fein  2(ttertt>ertejfcr  burd)  unb  burd)  naß 
tt>urben;  ttrie  er  gtücflidj  burd)  tt>ar,  rief  er:  „®a  fdjlag 
ein  ©unnertuetter  in  ben  ©plügen,  id)  l)ab  bodj  mei  ?eb* 
tag  triel  fdjledjte  SBege  gemacht,  aber  fo  e  bunnertt>ette* 
rifcfyer  \i  mer  bod)  nod)  net  t>orfomme!  2>unnertt>etter, 
tt)ie  bin  id)  naß,  unb  ttrie  mag'S  in  meiner  £utfd)adjtel 
auSfefyn!" 

©ali$  tt)ar  ein  fefyr  unterfyaltenber,  angenehmer,  ge* 
bilbeter  Sftann,  fo  in  ben  trierjiger  3afyren*  äöir  beibe 
hielten  un$  meijl  jufammen,  unb  fd)on  um  bestritten  tt)ar 
mir  bie  Steife  eine  fcl>r  intereffante  unb  angenehme*  @ä 
ift  übrigen^  ber  9J?üI>e  tt>ert,  bie  Steife  über  ben  ©plügen 
unb  burd)  ©raubünben  ju  machen;  benn  e$  t)at  niemanb 
t>on  ber  Söilbniä  unb  3*rriffenl)eit  ber  SWatur  einen  93e* 
griff,  ttrie  eä  ba  au$ftel)t!  2Öir  ritten  in  fo  tiefen  ©d)lud)ten, 
baß  oft  fßrmlid)  9?ad)i  tt)ar,  unb  neben  bem  engen  äöeg 
ttmren  ungeheure  liefen;  bann  fam  ttrieber  ein  fcl>r  l)ol>er 
fd)tt>arjer  gete  ober  93erg,  ber  fal)  au$,  aB  tt>enn  er  mit 
einem  mächtigen  ©d)tt>ert  t>on  einem  Stiefen  in  ber  SDMtte 
gefpatten  tt>äre;  burd)  ben  ©palt  ritten *ttrir  nun;  tt>aren 
tt)ir  burd),  fo  foKte  man  glauben,  e$  fei  ba  ein  fürdjter* 
üd)e$  ©rbbeben  gett)efen:  bie  größten  gelfenbrocfen  lagen 
unregetmdßig  burd)einanbergett>orfen  ba;  oft  ritten  ttrir  bal)in, 
ofyne  nur  eine  ©pur  fcom  trüben  Fimmel  fel)en  ju  ffinnen; 
bann  flürjte  ttrieber  ein  großer  SBafferfatt  über  unä  tt>eg 


312  2ubtt>tg  dhntl  ©rimrn,  Erinnerungen« 

mit  einem  ©etöfe,  baß  man  ftd)  nidjt  fcerftanb;  überall 
flog  ein  feiner  SRegenftaub  anf  ber  ffil)l  unb  froftig  tt>ar* 
Die  armen  9>ferbe  blieben  aufteilen  t>or  Sftübigfeit  ober 
Unbehagen  fkfyen,  unb  ber  arme,  fonft  fo  gefdjtpäfeige 
9>reftel  ritt  jttrifcfyen  unä  fdjtoeigfam,  in  fid)  gebüdft,  tt>ie 
ein  toter  SBtamu  3dj  fann  nidjt  jagen,  ttrie  malerifd)  unb 
intereffant  ber  2öeg  für  einen  SKaler  ift:  l)ier  ift  alleä, 
tt>a$  man  ©roßartigeä,  ©cfyauerlidjeä  unb  gurcfytbareä 
fefyen  fann!  @ä  fehlten  nur  bie  Jj?ejen,  Äobolbe,  ©rächen, 
?inbtt>ürmer,  ©drangen  unb  Seufel;  eä  tt)ar  ber  Ort  für 
gurten,  SBtinotauren,  ©pfyinje,  SJulf  an,  ?)luto,  3euä  ben 
©onnerer!  2öir  befamen  mit  jur  Begleitung  ein  fcfyrecf* 
ItdE>ed  2)onnertt>etter;  ber  ©türm  tobte  unb  pfiff  unb  brßfynte, 
bie  SSlifce  jucften  unb  fdjlugen  an  bie  Seifen,  alä  tt)enn 
man  taufenb  Äanonen  unb  2ritonenl)6rner  l)örte,  alä  tt)enn 
ber  3üngfte  Sag  anbrechen  tt>oHte!  3n  meiner  ^tyantafte 
entftanb  ein  95tlb  nadj  bem  anberm  28ir  hielten  unter 
einem  Seifen,  bie  9>ferbe  sollten  bei  bem  entfetteten 
SRegen  nid)t  tt>eiter,  unb  mir  tt>ar  e$  audj  red)t  9J?an 
muß  fo  ettoaä  burdjleben  unb  burcfyempftnben;  tt)enn  td) 
an  bie  ©egenb  öon  SWeapel  unb  ben  Äloftergarten  bei 
©enua  bad)te  unb  jefct!  tt>eldj  ein  entfefclidjer  Unterfdjieb ! 
(Safimir  2Seiä,  unfer  blonber,  freunblicfyer,  junger  güfyrer, 
mad)te  bei  biefem  SBetter  baä  gleidjgültigfte  @eftd)t  t>on 
ber  aBett  @r  fagte  läd)elnb:  „2öie  oft  t)abe  id)  ba* 
erlebt  unb  muß  idj  baä  erleben,  ba  idj  im  3at)re  tt)ol)l 
breifKgmal  ben  äöeg  macfye!"  liefen  2öeg  foKten  alle 
machen,  bie  jum  2Md)ten  begabt  ftnb!  2(uä  ben  Sttärdjen 
fcon  meinen  SBrübern l)  i am  mir  oft  mancfyeä  inä  ©ebädjte 
niä  bei  ber  Steife,  unb  fyfitte  idj  ein  paar  äöocfyen  ju  ber 

*)  3m  3af)re  1816  toibmeten  bie  alteren  Sörüber  tym  au* 
ber  gerne  it)r  gemeinfame*  SBerf  „2>eutfd>e  ©agen".  „Unferm 
trüber  Subtoig  Chnil  Örtnun  au$  heralidjer  Siebe  augeeignet",  f)etj}t 
e$  auf  bem  Sttel.  @*  lebt  unb  toebt  im  erften  23anb  be*  S8ud)$  ja 
aud)  bie  romantifdje  2Selt,  toofyin  2ubn>fg*  ©inn  fid)  am  leid)* 
teften  unb  liebjten  erging.  —  ®lef dfötftig  mit  biefem  23ud)e  laffen 
J&effe  &  Boeder  audj  „bie  ©agen"  in  einer  SBolfäauägabe  erfdjeinen. 


V.  ©telnau.  granffurt.  9Ründ)en.  Stalten«  1815—1817.    313 

©ebirgäreife  t>ertt>enben  fönnen,  ttielleidjt  t>ätte  idj  3nter* 
effanteä  für  fte  gefammelt*  25iefe  gräf}  lief)  fd)önen  Silber 
tt>ed)felten  ben  ganjen  2ag  ab*  ©egen  2(benb  ttmrbe  bie 
Jj?öl)e  ettoaä  licfyter,  unb  tt)ie  tt)ir  oben  Wattn,  nmrben 
tt)ir  mit  ©djneegeftöber  empfangen,  imb  unfere  ^ferbe 
fonnten  jtd)  burd)  ben  fyofyen  alten  unb  neuen  ©cfynee  nur 
mit  SBtüfye  langfam  burdjarbeitem  3n  bem  fel>r  fd)led)ten 
2Birt$l)au$  oben  matten  tt)ir  fyalt,  naß  unb  mübe  unb  fefyr 
hungrig;  tt)ie  tt)ir  un$  erfyolt  unb  erfrifdjt  Ratten,  ritten  tt>ir 
nad)  2J)uft$,  ba  ging  eä  fdjon  bergab *)♦  SBir  Ratten  ben 
Äamm  ber  2(lpen  fiberfcfyritten  unb  näherten  un$  bem 
geliebten  beutfcfyen  SJaterlanb!  23>ujt$  liegt  fel)r  malerifd); 
ttrir  blieben  ba  über  SWadjt  in  einem  anftönbigen  ©ajl* 
l)au$,  tt)0  idj  mit  allem  fel)r  jufrieben  tt>ar*  ^reftel  tt>ar 
fel>r  angegriffen,  unb  nadjbem  er  gegeffen  unb  feinem  lieben 
Äßrper  alle  möglichen  2öol)ltaten  erjeigt  t)atte,  legte  er 
jtd)  früfyjeitig  ju  93ett*  $txx  t>on  ©aliä,  idj  unb  ßajtmir 
SOBeiÄ  blieben  biä  in  bie  SWadjt  in  bem  behaglichen  3immer 
ftfcen  unb  erjäl)lten  unä  gegenfettig  »on  unferen  Steifen» 
@$  tt>ar  duferjl  intereffant,  bie  beiben  2eute  fo  lebenbig 
unb  einfad)  erjäfylen  ju  fyören*  ©aliä  flanb  auf  unb 
ging  tt)eg,  idj  glaubte,  er  tt>äre  ju  93ett;  aber  nadj  einer 
falben  ©tunbe  fam  er  tt)ieber  mit  einem  Sftäbdjen,  tt>eldje$ 
einen  SWapf  trug,  unb  fagte:  „2öer  tt>eif},  tt>ann  ttrir  lieber 

*)  2>ie  treffltdje  fcon  @l)tat>enna  burdj  ba*  $al  be*  2iro 
nad)  bem  ©plttgcn  füfyrenbe  40  km  lange  ©plügenftrage  tft  erft 
1818—23  t>on  ber  bfterretdjffdjen  Regierung  gebaut  »orben.  ßat 
ber  alte  ©aumpfab,  auf  bem  1800  SDtacbonalb  eine  fran$oftfd)e 
2fonee  nur  unter  grogen  SBerluften  nad>  Stalten  führte,  audj 
triele  SBinbungen  biefer  ©trage  abgefdjnitten,  fo  tft  bod)  bie 
3urürflegung  biefer  ganjen  @trerfe  *>on  25  km  Suftlmte  jur 
9>afjf)dfte  biä  jum  Xbenb  unter  folgen  Umftänben  (Aon  eine 
fold)e  «elfhmg,  bafj  man  ntc^t  glauben  fann,  bie  SRetfenben 
fjätten  naefy  einer  blofjen  9toft  fofort,  ofyne  ju  übernachten,  in 
ber  tflatyt  nod>  26  km  toeft  burd)  ba$  J&tnterrfyetntal  nadj  Sfyufiä 
fytnabretten  fdnnen;  audj  tft  e$  bann  faum  benfbar.bag  jn>el 
t>on  ffynen,  tote  Subtotg  unb  @alt$,  bie  folgenbe  9tod)t  nod) 
aufbleiben  fonnten. 


314  Subttfg  (Smtl  ®zimm,  Erinnerungen. 

fo  glücflid)  unb  vergnügt  jufammenfommen,  nur  trotten 
un$  ein  ?ebett>ol)l  jutrinfen  in  ©m^rnaer  9>unfd)*  @$ 
fann  fein,  baß  id)  ©ie,  lieber  ©rimm,  in  9Ründ)en 
ttrieberfefye;  nehmen  ©ie  bieö  2fnbenfen  öon  mir  mit,  ba$ 
id)  Sfynen  eben  auf  bem  ©plfigen  gepfltäcft  fyabe!"  JMefe 
2flpenrofe  fyabe  id)  bB  jefei  aufbett>al)rt.  2öir  faßen  bei 
bem  prächtigen  $unfd),  bte  ber  Sag  graute,  unb  immer 
nmrbe  toeiter  erjäfyli*  äöie  eä  fyetter  tt)urbe,  gingen  tt>tr 
auf  ben  SSaKon  unb  fafyen,  tt)ie  bie  ©onne  golben  bie 
l)5djften  95erge$fpifcen  beleuchtete,  unb  atmeten  bie  frifcfye, 
fräftige  ©ebirgäluft  ein,  unb  e$  tt)ar  unä  fo  tt>ol)l  ju* 
mute,  aK  fyfltten  tt)ir  bie  ganje  9lad)t  gefd)lafem  ©aliä 
unb  id)  befafyen  un$  ein  tt>enig  ben  Ort  unb  bie  %v&* 
fluten»  3tU  xvix  nad)  #auä  famen,  tt)ar  ^reftel  nod) 
nid)t  auf*  2öir  festen  un$  auf  ben  95alfon  jum  grül)* 
jtücf  unb  fafyen  in  bie  2flpenlanbfdjaft*  #err  ©d)ürdj 
fam  juerft;  er  fyatte  ein  red)ie$  Äaufmannägejtdji,  aber 
gutmütig;  bann  ©ign*  SBaltano,  nafye  an  bie  ©edjjig, 
ettt>a$  beleibt,  freunbltd)e  Ääfefrämer$pl)9ftognomie;  bann 
Antonio  93iand)i,  fel)r  pftfjtgeä,  ettt>a*  jflbifd)e$  ®eftd)t 
Unter  feinem  £ut  trug  er  eine  fdjtt>arjfeibene  9lad)tmüfce 
bi$  über  bie  Ofyrem  Sulefct  fam  ^Preftel,  er  fd)ien 
tüchtig  auägefdjlafen  ju  fyaben,  unb  fein  frifd)  rafierteä 
@eftd)t  fdjmunjelte*  „@ute  SKorje,  ineine  #errn,"  fagte 
er,  „l)att>e  ©e  aud)  gut  gefd)lafe?"  2(1$  er  fyßrte,  baß 
tt)ir  bie  9lad)t  aufgeblieben  tt)aren,  fagte  ber  granffurter 
9>l)ilifter :  „diu,  basor  banf  id),  e$  gel)t  nij  fcor  bie  9tad)trul>!" 
9hm  ging'ä  ju  $ferb  toeiter  burd)  ©raubünbem  3d) 
jeidjnete  unterwegs  baä  t>om  Äßnig  t>on  ©d)tt>eben  (?) 
im  Dreißigjährigen  Ärieg  jerftörte  93ergfd)loß  SSaljer«1)/ 


x)  SMe  SRutne  ©uttenberg  bei  Söalaer*  liegt  aber  37  km 
n&rblid)  t>on  (Sbur;  t>at  er  auf  bem  9Öeae  attffcfyen  Stufte  unb 
@f)ur  eine  foleqe  geaefdjnet,  fo  toar  bteä  toofyl  ba$  (äfynltd) 
Hingenbe)  9>aß>elä,  2>a  ber  9Sea  atotfdjen  Stufte  unb  bem 
©obenfee  faft  120  km  lang  tft,  fo  muß  aud)  t)fer  ein  9lad)t» 
quartier  eingefdjoben  toorben  fein,  befonberö  toenn  bie  Äaratoane 


V.  ©tefnau.  granffurt.  «Wünc&en.  Statten.  1815—1817.    315 

tt>eld)e*  ringsum  t>on  fyofyen  Setgen  umgeben  Ifh  3*fet 
famen  ttrir  in  ba*  tt)ieber  malerifd)  liegenbe  Sfyur,  ba 
tt)urbe  ju  STOtttag  gefpeijh  25er  2öeg  ging  immer  nod) 
bergab,  aber  bie  SSerge  flachten  jtd)  abf  red)i*  fal)  man 
bie  SJregenjer,  linf*  bie  ©d)tt>eijer  ^Ipen  unb  oft  aud) 
fd)on  ben  ©piegel  t>om  33obenfee*  Über  bie  ©d)tt>arjbad) 
famen  tt>ir:  ein  tt)ie  Sinte  fiießenber  93ad),  jiemlid)  breit; 
burd)  ©firfer  mit  äöiefengrünben,  aber  alle*  fal)  bodj 
fd)on  fyerbjWid)  an*,  imb  e*  tt>ar  befonber*  in  ber  grülje 
fd)on  fali*  @egen  fünf  Ul)r  famen  tt)ir  in  8toffad)  am 
SSobenfee  an»  3d)  ffijjierte  nod)  fcl>r  fcfyneU  bie  Steife* 
gefellfd)aft  in  mein  2$ud),  bann  nafym  id)  t>on  meinem 
gfreunb  ©ali*  2fbfd)ieb  unb  fagte  ber  übrigen  SteifegefeH* 
fdf>aft  ein  2ebett>ol)L  ©ali*  unb  ber  freunblicfye  Safimir 
933 ei*  begleiteten  ^reftel  unb  midj  bt*  an*  ©d)iff,  unb 
ba  ber  SBinb  fefyr  gut  tt>ar,  ging  e*  mit  aufgefpanniem 
©egel  tt>ie  ber  35tife  nacf)  bem  gegenüberliegenben  Einbau; 
in  faum  bretoiertel  ©tunben  tt)aren  tt)ir  fd)on  bort  in  bem 
Söaffernejh  Unfere  2(u*ftd)t  im  ©ajtyau*  tt)ar  fefyr 
malerifd),  mit  bem  93licf  über  ben  33obenfec,  im  SBorber* 
grunb  ber  #afen  mit  feinen  tt)enn  audj  nid)t  großen 
©Riffen,  ber  J^intergrunb  bie  ©d)tt>eijer  2(lpem  @*  tt>ar 
nod)  ein  fdjöner  2(benb  mit  Sonnenuntergang;  tt>ir  mußten 
eimmbeinenfyalben  Sag  auf  bie  9>ojt  toarten  unb  fyatten  fatt 
Seit,  un*  auäjurufyen *)♦  Sie  9lad)t  fcfyon  ftng  e*  an  ju 
regnen,  unb  ba*  bauerte  bi*  ju  unferer  2fbreife*  3*fct 
würbe  mit  2uft  au*gefd)lafem  2)en  anbern  2ag  fcfyrieb 
id)  einen  langen  SSricf  an  meine  liebe  ©d)tt>efter  unb 
jeidjnete  meine  Xu^djt2)* 

9tod)  einmal  betrachtete  id)  mir  ben  SSobenfee,  ber 
jtt>ar  mit  feiner  Umgebung  immer  fd)ön  bleibt,  aber  gar 
feinen  SBergleid)  mit  bem  3J?eer  au*l)ält*    33on  ba  über 

fdjon  um  fünf  Vfyx  in  Suffad)  —  eine  SBtertelfhmbe  Dorn  @ee, 
auf  bem  regten  Sfyetnufer  —  anaefommen  fein  foll. 

*)  SBon  ba  toirb  $reftel  naen  granffurt  gereift  fein. 

*)  Die  3^id)nung  fdjetnt  nid)t  erhalten. 


316  Subtoig  Chntl  ©rlmrn,  ©rinnerungen. 

Sttemmingen,  Augsburg  nad)  bcm lieben 9Rfindjen,tt>o 
id>  bei  fd)led)tem  SBetter  abenb*  elf  ttyr  bei  9>eter  J&efl 
anfam;  ber  lag  fcfyon  ju  93ett,  aber  t>om  anbern  Sftorgen 
an  mußte  id)  il)m  fcon  ber  Steife  triel  erjd^Ien1)/'  — 

3n  SDfcündjen  blieb  Subtoig  nod)  bt*  jum  J&erbft  be*  udd)ften 
3af)reä,  1817,  bod)  bat  er  in  feine  2Cufaetd)mmgen  f)ter  lieber 
eine  große  Sude  gefdjnltten,  (£r  eradljlt  auä  ber  legten  3eit  nodj 
&on  feinem  3ufammenleben  mit  ber  gamllte  45  eß  unb  befonberä, 
n>ie  J&einrtd)  #eß,  beffen  ffinftige  Söebeutung  er  aber  nod) 
ntd)t  in  bemSütoße  toie  etwa  um  blefelbe3ett  ©dmorr  erfannt 
au  Ijaben  fdjelnt,  im  ©egenfafc  ju  feinem  mfirrifdjen  ©ruber 
9>eter  immer  freunbltd),  gefällig  unb  ausorfommenb,  ifyn  ju 
malen  begann;  bod)  fei  e*  toegen  fefneä  2Cbfd)teb$  *>on  3ftünd)en 
bei  ber  bloßen  Untermalung  geblieben«  Dafür  l)at  fld)  au*  biefer 
3eit  ein  ©üb  «ubtotg*  *on  ber  £anb  feinet  ?Jreunbe$  2.  ®. 
91  u  1)1  in  einem  ©ftjjenbud)  beäfelben  tton  feiner  italienifcfyen 
Steife  erhalten8)« 

,,9tuf)l4)  erjdl)lte  minnel  son  Saffei,"  berichtet  ?ubtt>ig 
barüber   nod),   „unb   baß   bie  SReinigen  meine  Stücfreife 


*)  2foä  einer  unleferlid)  gemalten  ©teile  elneä  ©riefet  fcon 

2.  angerbinanb  l)abe  td)  bod)  berauägebradjt,  baß  9>eter 
£eß  mit  Subtofg  im  £erbft  1816  Ijatte  nad)  Italien  gefyen 
tootten,  unb  alä  bfefer  fld)  nad)  längerem  SBeigern  t>on  Sören* 
tano  batte  beftimmen  lajfen,  mit  ifym  fdjon  t>orl)er  einmal  bort* 
t)fn  a«  reifen,  fefyr  a^rnig  unb  grob  geworben  tt>ar  unb  ifyn 
todfyrenb  ber  Steife  bti  allen  ©efannten  al$  treuloä  unb  trfigerifd) 
aerflagt  batte,  3m  ©egenfafc  aum  @d)lußfafc  feinet  9teifeberfd)t$ 
fdjretbt  Subtoig  angerbinanb,  ^)eter  fdjeine  fl)m  baä  ©lud 
fetner  Steife  nld)t  au  g&nnen  unb  l)6re  il)n  nid)t  gern  ba&on  er* 
jdf)len.  Ädlte  be$  SÖefenä,  ©robl)eit  gegen  alle,  bamalä  fogar 
ofe  eigene  gamille,  tt>irb  9>eter  mefyrfad)  nacfygefagt. 

*)  Die  trüber  entarteten  feine  #eimfel)r  früfyeftenä  im 
J&erbft;  ba  fotttc  ftd)  bann  aud)  entfdjetben,  ob  ein  nochmaliger, 
unb  ffloax  Idngerer  2fufentl)alt  in  Stom  nod)  nötig  fei  <£$  fei 
aud)  an  bebenfen,  ob  if)m  bie*  nid)t  eine  gett>iffe  beutfebe  (Stgen* 
tümlid)feit  rauben  fönne  (©tengel  1,  154);  Srnim  foll  ©ubtfc 
fragen,  ob  Subtotg  nfebt  in  ©erlin  fid)  forthelfen  fonne  ((Steig 

3,  397).       8)  Gaffeler  ?anbe*btbliotl)ei 

4)  Da  toir  Subtolg  ©tgtSmuub  SRubl,  ben  SÄaler,  fc^on 
1816  in  SRom  mit  ?ubtt>ig  anfammentreffen  faljen,  fo  mu§  biefer 


V.  ©teinau,  grcmffurt  9&ün<*>en.  Stalten.  1815—1817.    317 

tt>finfdjtem  2(n  einem  fd)6nen  Sag  machten  tt>ir  nod)  eine 
Partie  nad)  ©rümpalb,  Ärajeifen  unb  933  e mm  er  gingen 
audj  mit;  festerer  tt>ar  in  ber  glänjenbjkn  «aune,  unb  idj 
felbft  mußte,  tt>iett>ol)l  e$  mir  gar  nidjt  banad)  tt>ar,  fefyr 
über  il)n  ladjen;  e$  tt)ar  ein  fröl)lic^cr  Sag,  unb  tt>ir 
famen  erft  bei  (Sternenhimmel  tt)ieber  nadj  £aufe*  9t  u  1)1 
reifte  nad)  ein  paar  Sagen  tt>ieber  ab:  er  flieg  mit  einer 
®efettfd)aft,  bie  audj  nad)  3talien  tt>oHte,  am  ©aftyauä 
„3um  Äreuj"  ein  unb  fufyr  bei  fel>r  Reißern  Söetter  ab* 
3u  £aufe  fanb  idj  greunb  gr*  gugger;  er  brachte 
mir  jum  2(bfd)ieb  ein  ©ebid)t  mit: 


3um  2(ngebenfen  an  meinen  greunb  «.  ©♦  ©rimm* 


(Sin  freier  ©inn,  ein  froher  ÜJhit 
Srttt  in  bie  tt>eite  Sßelt, 
3*)m  ift  ba*  ailert)5d)fte  ©ut 
2fuf  immer  augefeilt. 

@ä  tft  ein  «eben,  tft  ein  Sraum, 
3ft  eine  3&ubermad)t, 
Die  buufle  3eften,  oben  SRaum 
£ell  unb  belebet  macfyt. 

3I)m   $fel)t    ba*   «eben  felbfl 

fcorau*, 
9tatur,  an  feiner  #anb, 
Die  aetgtifymtnbiegern'ljiuauä, 
9Ba$    fommt   unb  n>a*   t>er* 

fcfytoanb. 

Unb  «eben  fafjt  er  fräftfg  an, 
Dag  e*  fl)n  gan$  erfüllt, 
3u  eigen  machet  er  ffd^ä  bann 
3m  «tebe  balb,  im  SBilb. 


9Zun  ftromet  fräftfg  mit  bal)fn, 
3Ba*  in  if)m  felbft  erblüht, 
Dann  freuet  fldf>  bie  Qtteffterin, 
T>a%  fte  it)tt  tätig  fiel)t. 

9Ber  überbenft  unb  überlegt, 
<&y  f i  e  }u  il)m  nid)t  fortdjt, 
d**)'  fld)  fein  eigen  «eben  regt, 
Dem  frommt,  bem  l)ilft  fte  nf  d)t. 

2Cud)  bu  bielt'ft  bidb  am  «eben 

an 
Unb  brangeft  frifd)  fyfnein 
Unb  fcfyreiteft  immerbar  *>oran 
3m  atterbuntften  9tetf)'n. 

Drum    fpenbet    bir    eä   feine 

«uffc 
3m  fyellften  garbenlfcfyt, 
Dag  fid)  in  beiner  freien  Söruft 
(Sein  flarfter  ©Zimmer  bricht 


ber  jüngere  ©ruber,  3uliuä  (Sugen,  fpäter  Jgofbaubireftor  in 
Gaffel,  1796—1871,  getoefen  fein,  ber  Erbauer  beä  ©tänbefyaufeä; 
er  fyat  fcon  biefer  Steife  fid)  jur  Verausgabe  *>on  ©ticken  anregen 
laffen,  bie  italtemfdje  Söaubenfmaler  barftellen. 


318  Subtofg  @mfl  ©rtmm,  (Srtnnerungen. 

Unb  a^rt  ttrfrb  ba*  ©efüfyl  genährt 
dla&f  treuer  ^crjen  93raud), 
Unb  tt>a*  flcf)  jeigt  belacf)en*tt>ert, 
Darüber  lad&ft  bu  aud)1)! 

3n  einer  Sücfe  *>on  fünfaefyn  (Seiten  in  ber  J&anbfd&rtft  ift 
tüieber  aerfuufen,  toa*  Subtotg  *>on  feiner  legten  3*it  in  9Äünd)en 
unb  *on  ber  J&efmretfe  über  Nürnberg,  2ffd)affenburg  unb  J&auau 
eradtyt  ^a^  auf  ber  er  lieber  fünf  SBodjen  bei  ©eorg  ©ren* 
tano  in  SRöbefyefm  blieb  unb  babei  (SfyrtfMan  Brentano 
(9tr.  55)  unb  ©eorg  Sörentano*  dltefte  Softer  Äarol  ©opfjte 
(5 lau b ine  (1804—70,  f.  ®.  225)  geaeicfynet  (unb  fpdter  au<*> 
rabiert)  f>at  ßttr.  57). 

3n  (Saffel  traf  er  am  17.  Oftober  1817  ein,  um  fortab 
ttteber  attöif  3&f)f*  lang  mit  ben  dlteren  ©rübern  in  pitter 
Arbeit  aufammenauleben. 


0  Da*  ©ebftf)t  toar  aber  fcfyon  *>or  bem  26.  ÜJtot  1817 
verfaßt  (f.  u.),  ttdfyrenb  2ubtt>fg  erft  im  ©pdtfommer  abgereift 

Sein  maq.  gugger*  ©ebftfjte  fhtb  nic^t  gebrucft  toorben;  über 
le  unb  icine  poetifdje  Begabung  unb  bie  2frt  feine*  arbeiten* 
fpric^t  fid)  2fuguft  tton  «JHaten,  fein  greunb  (f.  ®.  219,  TL  3), 
nieftt  burdjau*  anerfennenb  au*,  tote  er  aud)  (au  fcon  ffym  fagt: 
„Swit  gugger  n>ar  fd)  eigentlich  nie  in  einem  f) er a liefen  &er* 
faltn***'  (f.  Sörfto.  *.  ©cJ)effIer  u.  ©ornftetn,  22.  gebruar  1822). 
&on  biefem  ©ebfdjt  gugger*  an  Subtotg  fagt^iaten  aber 
(Sageb.  1,  766,  am  26.  2Rat  1817):  „SBoraügifd)  gefielen  mir 
a»ei  Sieber,  ein*  an  Subtttg  <S.  ©rimm,  mit  bem  er  fyter  t>iel 
umging  (ein*  meiner  früheren  Jgefte,  n>enn  i(f)  nic^t  irre,  ertodfynt 
feiner),  gerietet,  ba*  anbere  ,bie  aBette-  übertrieben"  (ba*  er 
bann  mitteilt).  —  diäten  totrb  *>on  fcubtttg  nie  enoäfynt;  einen 
Sörtef  3&cob*  antraten  mit  anerfennenbem  Urteil  über  beffen 
„©(äfernen  Pantoffel"  erwähnt  biefer  Sageb.  2,  609;  bafelbft 
einen  folgen  *>on  «ubtotg*  gteunb  SRul)i  in  Gaffel;  einen  ©rief 
diäten*  an  biefen  befifct  ber  £erau*geber. 


VI.  Gaffel,  granffurt.  2>a*  Sbgtt  in  »irftetn.  1817-1820.    319 


VL  CaflTeL  ^ranffurt   3>a*  3&pll  in  SSirfleitn 

1817—1820* 

fcubttig*  rufyfgeä  geben  fn  ber  «fcefmat  nmrbe  fortab  nur 
nod)  burd)  einige  Heinere  Steifen  unterbrochen.  Um  feine  23e> 
fäfyfgung  für  ein  Sefyramt  barjutun,  (teilte  er  im  Jjaufe  ber  be> 
freunbeten  gamilte  beä  franjöftfc^en  9>rebtger$  Stomuä,  too  er 
fiel)  ein  Atelier  eingerichtet  tyatte,  ben  Äarton  ju  einer  ^eiligen 
gamtite  fyer,  um  ffe  fpäter  in  6l  auäaufüfyreu1).  2>amft  aottte 
aud)  er  ber  bamalä  fcon  Öfcerbecf  eingetragenen  frommen 
Stiftung  ber  SDtoleret,  bem  Dtojarenertum,  feinen  Tribut,  bie 
aber  bod),  gehemmt  burd)  baä  ®egengett>td)t  be$  %tiü)ntn$  nad) 
ber  Statur  unb  ber  ©tlbuiämaleret,  ntdjt  bauernb  bie  #errfd)aft 
über  if)n  getoann,  toeuu  aud)  ettoa*  in  feinem  2Sefen  biefer 
Stiftung  entgegenfam. 

©einem  ©efudje  um  eine  Aufteilung  in  Gaffel,  baö  anfangt 
1818  fttyon  förmlich  abgefdjiagen  tourbe  (äBUfyelm:  „3$  benfe 
bann  immer,  e*  totrb  ju  feinem  ©eften  fein"),  würbe  erft  nad) 
langen  Sauren  entfprodjen.  darüber  tote  über  feine  lange  Steife, 
aon  ©eptember  1819  bf*  (£nbe  SOtot  1820,  ersäht  er  felbjt  toieber 
ttie  folgt: 

tßä)  fling  jur  alten  ÄurffirjHn2)*  „©efcen  ©ie  ftd) 
ju  mir,  lieber  Subttrig,"  fagte  fte,  „unb  crjäfylen  ©ie  mir, 
tt)ie  e$  Sfynen  gel)t  unb  tt>a$  ©ie  arbeiten!" 

*)  ©tengel  1,  175. 

*)  2>fe  sortrefflf  d)e  grau,  bie  siel  im  %ebm  gu  tragen  fyatte, 
ftarb  nad)  56jäl)rfger  @be  am  14.  3anuar  1820.  äöiltyeim  war 
toenige  Sage  fcor  tfyrem  iobe  nod)  bei  tf>r;  „ffe  tt>ar  ganj  freunb* 
itd),  tote  fonjt,  aab  mir  i^re^fanfte  J&anb  beim  2Cbfdjteb,  unb  al* 
iü)  biefe  fügte,  Brücfte  fte  metne  tin  toenig  unb  fagte,  fie  würbe 
und  balb  einmal  einlaben,  ©ie  batte  und  toirfltd)  lieb,  n(d)t 
fottofyl  unfertigen,  alä  n>egen  ber  feiigen  Sante,  bie  tl)r  etgentitd) 
feine  Wienerin  met)r,  fonbern  eine  greunbtn  war"  (baf.  191).  — 
©ie  ift  tfyrem  legten  SBiHen  aufolge  auf  bem  bürgerlichen  Säten* 
Ijofe  betgefefet  unb  über  intern  ®rab  ber  borffdje  Stempel  errichtet 
toorben.  3§r  ©ruber  war  ber  burd)  bie  ©truenfee*$rag5bie 
befannte  Ädnig  (Sljrijtian  VII.  *>on  Dänemarf. 


320  Subtofg  Chntl  ©rtmm,  (Srinnerungen. 

,,3cf)  bin  jum  Äurfürften  gefahren  tt>egen  3t)ter  2fn* 
ftettung,  unb  aud)  meine  (Schwiegertochter  fyat  beäfyalb  mit 
il>m  gefprocfyen,  aber  er  l)ai  gefagt,  baf}  jefct  feine  ©teile 
ba  tt)dre,  bei  näd)jter  ©elegenfyeit  tt)firben  ©ie  aber  be^ 
rücf|td)tigi  3d)  fyabe  ba*  Vertrauen,  baf}  e$  3f)nen  unb 
ben  ®efdjtt>iftew  aßen  in  ber  3*rfunft  nod)  gut  gel)en 
ttrirb*"  2)ann  führte  fte  mid)  ju  bem  23ilb  ber  lieben 
feiigen  Zank  unb  fagte  tt>einenb:  „2)a$  tt>ar  meine  liebfte 
greunbin!"  2fl$  fie  midj  entlief,  reichte  fte  mir  ttueber 
il)re  Heine,  aber  nod)  fd)dne,  tt>eid)e  #anb  unb  fagte: 
„®ott  fei  mit  3f)tten!"  25a$  tt>ar  ba*  lefctemal,  baf  id) 
{ie  gefefyen  fyabe! 

9tad)  ein  paar  Sagen  tt>ar  id)  in  Stöbelfyeim  bei  ber 
gamilie  ^Brentano1)* 

3d)  fonnte  ba*  9$ilbni$  ber  grau  3J?eline  t>on 
©uaita*)  nid)t  el)er  anfangen,  afö  bi$  ttrir  in  bie  ©tabi 

')  @ine  Öberfidjt  über  tiefe  unb  bie  nädjfte  ©eneratton  ber 
bodjbegabten,  n>eitt>erjn>eigten  gamflfe  gibt  9c.  Sung,  ©oetye* 
S8rieftt>e<bfei  mit  Antonie  Brentano,  1896.  2focb  bie  näcbften 
©enerationen  b&ben  ihren  3ufammenbalt  getoabri 

„(Sä  rubt  ein  befonberer  (Segen  auf  unferer  9tod)fommen* 
febaft,  bafS  jie  gutartig  fft,  unb  fte  toürbe  ütägefamt  eine  Heine 
SKepublff  bflben",  fcf>reibt  Söettfne  an  it>rc  Siebte  (Sophie 
Sörentano,  ©eorää  $od)ter.  „Unb  fle  bat  eine  folebe  SKepuoltf 
aebilbet,  eine  ber  fünften  unb  blübenbften,  unb  tdj  babe  fle  nodb 
fit  ibrer  sollen  SBlütc  gefeben,"  fagt  45.  ©ri  mm  (»eftr.  154)  „tote 
ein  SSalb  junger  Sorbeerftämme  ftanben  jie  nebeneinanber . . . 
Äranfbeit  unb  SDffibtgfeit  fdjienen  fie  ufebt  $u  fennen  ...  bie 
2Clten  „fogar  sollten  nf  d)t$  t>om  Sfcobe  tüiffeu,  bie  3ungen  nid)t£ 
oom  Ältertoerben,  unb  bie  meiften  b<tben  ba*  f>5d^fie  SDtofj  ber 
3abre  erreid)t,  ©oetbe  famtte  fte  toobl;  für  ibn  toaren  bie 
Brentano*  bamafö  bie  SDHtte  t>on  Jftanffurt,  unb  granffurt 
war  feine  Stoterftabt!"  —  9tocb  &  ©rimm  (Söeitr.  148)  ift  bie 
aefamte  gamilie  Brentano  —  t>on  ber  einjelne  ©lieber  unb 
3»eige  ftcb  aueb  htm  9>roteftautf$mu$  augetoanbt  baben  — 
„beberrfcht  oon  bem  unoffenffoen  freunblicben  tfatbolütemuS,  bem 
toir  in  SÖa^ern  unb  Djterrefcb  toobl  nod)  begegnen. 

a)  Seltne,  b.  b-  SWagbalene  (1788—1861),  toar  bie 
jüngfte,  fünfte,  toenn  aueb  toenfgft  begabte  ber  ©rentanofeben 
$5d)ter,  aber  gutmütig  unb  lenffam,  „lieb,  gut  unb  ftltt",  tote 


Seite  Raffen  pflüg,  geb.  (Stimm,  |ß20. 


CubtPig  Daniel  ßaffeti  pflüg,  etwa  \s\i. 
tla*  f.  «.  «rimm. 


VI.  Söffet,  granffurt.  <Da*  3b»Ct  in  95irftetn.  1817-1820.    321 

gejogen  waten;  idj  rjarte  ba  ein  fceied  ?ebett,  tonnte 
fpajieren  reiten  unb  fahren,  Wann  iä)  ?uft  baju  rjatte; 
ging  autt)  einige  SERale  mit  bem  ©rafen  ».  SR&belfjeim1) 
auf  bie  3agb,  bie  ba  fet>c  gut  War.  iDael  9)rentanofcb)e 
ftmbgut  War  fei)!  fctjön;  ein  große«,  ftetnemee'  •ßauä  — 
man  fagt,  ©oetfje  Ijfltte  felbft  ben  'Plan  baju  gemacht. 


SSettfne  faßte;  3aceb  fchreibt  1.  ETtoöember  1811  an  Arnim, 
(,3ch  bitte  3Md),  alte*  fauber  ju  grfi§en,  befonberä  bie  S&eline: 
""  15)  alle  2Rorgen  $ee  eingefeftenft  tjar,  son 

eine«  unb  ®  dioneä  weiß,  baf  ei  mich  au* 
wenn  idj  I)Bte,  baj}  eS  ihr  »ohtgebr 

i  2ReItntf)ni  war  au*  ba,"  lägt  SBettine 

f.,  SÄeclam,  <5.  47)  bie  grau  Rat  ©oetfje 
1808).  „Die  SRellne  tjt  aber  einmal  frtBn, 

abt  follt  fie  malen  (offen  unb  feilt  (le  auf 
ba  tonnten  bie  Soffer  fef)en,  was"   ihre 

it  bat"  —  Äud)  ©oethe  Hebte  bie  Keine 
Blfitter  76,  912),  bie  ihm  SSelbnathtcn 

m  fftfÄt  Ol.  Äeil,  grau  Stat,  9lr.  148,  9). 

n  glficfltrter  ©f)e  mit  bem  brauen  unb 
ruAtigen  ©eotg  3-  gr.  »on  ©uaita,  Äaufmann unb  SSttrger« 
metfter  »on  granffurt,  1772—1851;  »on  ben  fert«  fiinbern  bc$ 
$aare$  leben  £tnber,@ntet  unb  Urenfet  ber  9tamen»on  ©uaita, 
»onjjanbet,  beSteufBitte, 2>etmoIb,  sonJjertting,  son 
Stumpf,  »on  SRumm  u.  a.  —  gRetlne  mar  ungemein  ruljig, 
wie  benn  bie  gamflte  überhaupt  nebeneinanber  fotäje  unb 
gerabe  entgegenaefeftte,  fiberau«  unruhige  Staturen  umfaßte,  alte 
aber  feftt  »erträglid)  unreretnanber  unb  feft  jufammenbaltenb. 
53etttne  „bebeutete  ©oethen  (bei  iljrem  letjten  ©efuche  1829[?], 
4J.  ©riimn,  SSeiträge  148),  baß  bfe  grau  SBÜrgermeifterin  Sffieline 
baö  fchönfte  <£r.em»Iar  eine«  »ftfchterfüllten  ffiljeweibed  fei  nnb 
fo,  wie  ü)r  ©atte  im  State  ber  ©tabt,  ff*  fm  baulichen  «reife 
etnjig  auSjefdjne."  —  ®fn  3ugenbbiIbnW  au«  bem  3. 1805  au* 
*Pari£  werbe  ich  bemnädhft  in  meiner  Aufgabe  »on  ©aöignp- 
briefen  mitteilen.  —  „SKft  ber  SRetine  hat&ibwfg  fi*  anfangt 
gar  gering  geftanben,  eö  folt  ff*  aber  no*  gebeffert  haben" 
«Btlh.  an  Arnim,  31.  Öftober  1815,  ©tetg  3, 334).  1830  beim 
j$anbeIäfongrefi  wohnte  (le  mit  ihrem  äRann  ein  paar  SRonate 
au*  in  Saffel,  neben  ben  brei  SSrübern,  alfo  SSeUetme:  „wir 
haben  fie",  ftfjretbt  SBilbelm  (SQteufeba*  123),  „auf«  neue 
fehr  Beb  gewonnen." 

')  ©raf  Äatt  0.  @olme%3tobefheun  u.  Äffenhelm,  1790—1844, 

tabu-  Stimm,  «ruincninsfo.  21 


322  Subtttg  Smti  ©rfmm,  Erinnerungen. 

äJor  bem  Jßauä,  in  einem  3Wel,  grofle  OrangenbAume, 
worunter  SKfd)  unb  83Anfe,  tt>o  ber  See  unb  Äaffee  ge* 
trunfen  würbe,  31t  bem  mtttagä  meijl  @efeflfd)aft  auö 
granffurt  fam,  ©efanbte,  ©elet^rte  unb  ÄflnjMer1).  2Me 
fd)önften  SBlumen  überaß,  fd)5ne,  grofe  Saumgruppen, 
bunfle,  lange  Sauben,  ©pajtergAnge  aller  2(rt*  2reib* 
bAufer,  gafanerie,  23abl)au$,  eine  STOenge  ©artenfyäufer  in 
®d)Weijer  unb  Siroler  Sauart,  SÄefye,  Pfauen  ufw*  Sin 
$lu$*)  ging  um*  Sanbgui,  barauf  fd)öne  SJarfen,  83rficfen 
in  aller  2frt  9Kan  fonnte  fhmbenweit  fpajieren  gefyen  in 
ben  ©Arten  unb  SBiefen,  bie  alle  jum  ©ut  gehörten8)* 

*)  SBom  Sanbjtfc  Brentano*  wie  »om  bamattgen  Seben  in 
StöbeHjefm  überhaupt  erjäblt  grdbKd),  ©.  33—52.  ©eorg  93r, 
babe  wegen  feine*  @elbe$  unb  ate  Arbeitgeber  für  bie  vwbtU 
betmer  in  großem  Ütefpeft  gejtanben  unb  fei,  ofyne  e$  $u  wollen, 
rtetebfam  ber  Seigneur  du  village  gewefen,  2(ucb  aon  ber 
[amüie  93r.,  SBettine,  SÄeline,  «ulu,  —  bie  fleb  ai$  Söarontn 
>e$  93orbe$  fpAter  in  9töbeö)etm  anfaufte  —  ebenfo  fcon  ben 
Altern  berichtet  er,  unter  anberem  aueb,  baß  ty.  2foton  jebem 
feiner  atodlf  tt)n  Überlebenben  Äinber  100000  ©ulben  binterlaffen, 
©eorg  ba$  feinige  aber  bureb  glücflicfje  ©pefulattonen  in  <5taatö* 
papieren  ufw.  serawanjtgfadjt  b<*be.  —  feettine  hat  bei  tbrem 
iefcten  SBefucfc  ©oetbe*  1824  biefem  ba*  ©ut  in  Stobefyeim  be* 
febreiben  muffen  (43.  ©rimm  berietet  barüber  Söeftr.  12, 42—44), 
if)m  auef)  «ubwige  Ütabtenmg  be*  granj  Brentano  (nad) 
(Stieler)  acäeiat  (dir.  54). 

*)  söte  Sttbba;  fie  bitbete  gerabe  an  ®eorg$  ©ut  einen 
SBafferfall  (grbbfob/  36). 

•)  J&eute  trifft  übrigen*  Subwtgä  95efd)reibung  be*  Sören* 
tanofetyen  «anbgute*  ntd)t  mefyr  au;  ba$  ganj  im  Chnptreftüe 
gehaltene  alte  4}au$  ift  wobi  balb  barauf  umgebaut  worben,  unb 
baju  bbcbften^  förotte  ©oetbe  mit  geraten  fyaben;  ©eorg* 
(Snfeltn  grau  *>.  ©tumpf>93rentano  bat  e$  wegen  eintretenber 
©enfungen  bureb  einen  weiter  jurücfliegenben  Neubau  erfefet,  in 
bem  aber  einzelne  SÄAume  benen  be$  alten  £aufe$  ganj  gleid) 
gebalten  jinb.  —  ©eorg  Brentano  laufte  ba$  Jjauä,  mit 
einem  fletnen  ©arten  babtnter,  ber  btö  aum  Sttübforaben  reifte, 
bann  bie  Söiefen  jenfettä  beäfelben,  bciutt  bann  bie  Sörütfe  über 
biefen  unb  serwanbelte  bie  nun  erweiterte  SBiefen*  unb  2täer* 
fldd)e  in  einen  englifcben  ^)arf  unb  bie  ftcb  barauf  befinbenben 
93auernb&u^cben  in  ©d^wefaerbAufer;  in  einem  ber  festeren,  ba^ 


VL  (5affcL  granffuri  Da^Sb^a  in  S3irfteitu  1817-1820.    323 

Xbenbö  tt>urbc  in$  Sweater  gefahren  in  jroei  SBagen, 
wobei  ©eorg  83rentano  unb  id)  futfd)iertem  T)a$  ging 
fo  fort,  bü  ber  SSinter  öor  ber  Zflre  tt>ar,  ba  tt>urbc  in 
bie  ©anbgaffe  nad)  granffurt  gebogen,  unb  id)  fing  baß 
95ilb  ber  grau  Don  ©uaita  an,  ein  Äniefiücf1),  unb 
burftc  e$  ganj  nad)  meinem  SBillen  malen:  in  violettem 
©amtfleib,  lange  faltige  Ärmel,  mit  ttiolettfamtem  SBarett, 
worauf  zim  lange,  toeife,  fyenmterfyängenbe  geber  fteette* 
3n  ben  J&ftnben  l)ielt  jte  ein  ©tfief  *>on  bem  golbenen 
©ürtel,  Äopf  brei  Viertel  proftl  unb  eine  <5d)nur  weißer 
perlen  um  ben  $aU.  Uli  id)  bamit  fertig  tt>ar,  Ratten  ade 
gxeube  bar  an2).    Stadler  rabierte  id)  nod)  jtoei  SJilb* 

er  fid^  in  gaiu  eigner  SBeife  Verrichtete  —  einen  SMenenfd&toarm 
lonnte  man  hinter  ®la$  in  ber  SBBanb  arbeiten  feben  —  fcblief 
er  fietö  ganj  allein;  bie*  unb  nod)  ein  anbereö  ftnb  erhalten. 
Serner  baute  er  eine  Sörüde  über  bie  ülibba  unb  ein;  J&finge* 
brficfenacfc  ben  auägebebnten  ©olmäfcben  SBiefen  unb  Metern,  bie 
er  in  <&ropad)t  Ijatte  unb  bie  fein  <oofyn  SouiS  jurfiefgab.  — 
(Selbft  im  gegenwärtigen  fcerfleinerten  Umfana  iß  ber  immer  nod) 
ßattUcfte  tyait  burd)  ©tragenanlagen,  bie  bte  ©tabt  granffurt 
im  ©ebiet  beö  eingemeinbeten  Dorfes  Ütöbelbetm  plant,  bebrofyt 
unb  fd)toerlid)  tu  erhalten. 

*)  DaS  t)tcr  toiebergeaebene  ©üb  ÜRetinenö  fcon  Subtoig 
aerbanfe  id)  ber  ©üte  ityrer  Snfelin,  ber  grau  Ataxia  t>on  Stumpf* 
Brentano  m  Stöbelbetm,  $od)ter  t>on  ©eorg  Sörentanoä  ©ofyn 
SubtDig  unb  Seltnen*  $od)ter  Sötorta  fcon  ©uaita. 

*)  ütad)  ©ettine  (©.  »rft».  m.  e.  ft.  328)  fagte  @oetl)e 
*on  „ÜRelihe  mit  ben  fronen  Bugemotmpern,  fle  gleite  ber 
Stofe,  bie  ber  Sau  tbtn  au$  tiefem  @d)laf  geweeff .  —  „2)er 
8out*  l)at  bie  Seltne  gemalt/'  fd&reibt  2Öill)elm  an  arnim 
(Steig  3,  471),  „e$  toirb  oon  anbern  gelobt,  icJ)  motzte  totffen, 
toa$  fle  felbft  ober  bie  gamüte  beuu  fagt  2(n  bem  ©uaita 
fclbft  toirb  er  niefct  fo  grofj  Vergnügen  gehabt  fyaben."  2fad) 
Söetttne  nennt  SWelinaä  Verheiratung  mit  bem  freilief)  „gaiu 
t>ortreffltd)en"  (aber  nid)t  fd)önen)  ©uaita  „ettoa$  Söittere** 
(baf.  327).  ©uaita  ift  aber  toohl  nid)t  aon  Subtoig  gemalt  toorben. 
jDa$„S8ilb  berüÄeltne  toirb  fe!>r  gerühmt",  fd)reibt  3rntm  am 
3«  3uni  1820  an  2Btlbelm  (Steig  3,  472).  „Sorneltu*  toar  l)ier, 
bat  ba$  SHlb  fcon  berSReltne  gefehen  unb  e$  aonfiglid)  gelobt, ja  er 
toar  frappiert  barüber,  fagen  Sie  bat  bem  8ouie",  fetyreibt  ©unba 
toon  Saatgng    an   SBilbelm   (baf.  409).    —  SBilbelm 

21* 


324  gubtoig  (Smtl  ©rimm,  Erinnerungen. 

niffe1)-  Gfö  xoax  überhaupt  ein  vergnügter  SSinier;  Sweater, 
SBdtte,  Äonjerte  n>ed)felten  ab,  unb  im  #au$  tt>ar  meift 
©cfettfcf>aft  unb  }u  9Kfd)  auSgeaetcfynete  Scutc  eingelaben. 
ßfyriftian  93rentano*),  ber  ben  SStnter  l)inburd) 
au*  ba  tvar,  n>ar  luftig  unb  voller  Saune«    @r  fam 

fcfyretbt  (©tenael  1, 190),  Subtotg  fei  in  granffurt  mit  einigen  t>U 
bllbern  befafäftfgt,  unb  £erman  ©rlmm  (E.,  3,  312)  meint, 
eineS  Jener  in  granffurt  gemalten  jfrauenporträtS  —  toobei  er 
n>abrfd)etnltd)  baö  von  Veline  im  äuge  fyat  —  fetye  au$,  aH 

Sabe  er  —  unter  bem  Söann  ber  attbeutfcben  @>d)ule  einen  jener 
leiten  Äbpfe  beä  16. 3af)rf)unbert$  aum  SBufter  genommen,  bie 
man  früher  im  allgemeinen  «ßolbetn  augefcfyrieben  tyabe.  2Cud) 
et»dt)nt  £.  ®rfmm  Porträte  von  gubtoig  in  SBafferfarben  auö 
jener  3eit,  bie  nod)  auffallender  bie  neue  Stiftung  bestätigten. 
SBeitr.  143  nimmt  aber  4J.  ©rfotm  unrichtig  an,  Subtotg  t)abe  baö 
SJilb  bei  feiner  erften  Ämoefenbeit  in  granffurt,  1815,  gemalt. 
*)  SBen  biefe  barfteflten,  toar  ntd)t  aufauftnben. 
*)  Der  bt^abtt,  aber  feltfame,  unjtete  jjrana  ©omintfuS 
Sbriftian  ^Brentano  toar  al$  fecf)fte^  von  ÜÄajtmiliane  la 
9tod)e$  jtüdlf  Älnbern  1784  m  granffurt  aeboren;  nadf)  einer 
ähnlich  planlos  unb  toecbfelvou  verbrachten  xJugenb,  tote  fle  fein 
fecfyö  Safyre  älterer  ©ruber  Qlemenö  verlebt  fyattz,  fiubterte  er 
ettoa  1802—8  SOtebiafn  in  3ena  unb  Harburg,  too  bei  feinem 
®d)toager  ©avtgnv  aud)  Söettlne  unb  Slemenä  fid)  öfter 
aufhielten,  legerer  aud)  feine  @f)*  mit  ©opbte  SÄereau  fdjlof}; 
otyne  biefe  ©tubten  richtig  abgefcfyloffen  au  baben,  betotrtfd^aftete 
er  bann  eifrig  ettoa  {leben  3>al)re  lang  ba£  eben  angefaufte 
bbbmifcbe  gamtllengut  ber  Sörentanoä  in  Sufotoan  im 
9>rad)tner  jftetfe,  lebte  nad)  beffen  Sterfauf,  tote  (SlemenS— gletd)* 
zeitig  mit  tymm  ftrengfatboltfd)en  2lnfcfeauungen  aurficfgefetyrt  — 
balb  in  ber  €5d)toeia  bei  einem  yrtejter  ©legrtjt,  balb  in  Sanbä* 
hat  bei  ©aller,  balb  in  granffurt,  von  too  er  Giemen*  jur 
dlonne  (Smmerid)  in  Dolmen  braute,  bie  er  breimal  befud)te, 
(Slemenö  aber  btä  an  tbrem  £obe  ntd)t  mebr  verlief;  treffliche 
SBänner  tote  ber  ^Mlofopt)  SÖinbifcftmann,  ber  ©tfcbof  ©atler 
unb  ber  fpfitere  fereälauer  gürftbtfdjof  2)tepenbrof  toaren 
feine  greunbe;  mit  bem  Söonner  ^rofeffor  ffreubenfelb  ging 
er  bann  nad)  SKom,  too  biefer  fatboltfd)  toarb  unb  er  felbjt  von 
1823—27  Geologie  ftubierte,  otyne  tnbejfen  ^>riefler  au  toerben. 
1828  aurücfgefebrt,  lebte  er,  f Artftftetterlfcb  tötig,  auf  bem  SÖtorien* 
berg,  einem  ehemaligen  Älofter  bei  Söopparb,  heiratete  1835  in 
Sliaaa  bit  $od)ter  eine*  naffauifd^en  SanbrateS,  Smilie  ©enger, 
ging  aber  balb  toegen  ber  Abiner  SBirren  nact)  2(fcf)affenburg, 


VI.  «äffet  gronffurt  3>a*  3bg!l  in  Sirjteto,  1817—1820.    325 

obenb*  oft  nod)  ganj  fpät  ju  mir;  ba  nmrben  3*id)mmgen 
gemalt,  Äarifaturen  unb  alle*  mögliche.  Unier  anberm 
tourbe  bte  ®efd)id)te  von  einem  meland)oltfd)en  ©pafc 
gejeicfynet  unb  burcfygearbeitet*  3d)  n>eif  nid)t,  too  bte 
triefen  unb  frönen  3eid)mmgen  alle  l)tngefommen  ffnb, 
eine  befonber*  toar  fefyr  Wcfyerlid):  ber  meland)olifdje  ©pajj 
I)at  feinen  Äopf  an  tint  Urne  gefeint  unb  toetnt,  — 
bann  tourbe  ein  tief  benfenber  bargeftettt  ufto,  3*manb, 
ber  un$  jugefyört  fyätie,  tourbe  un*  ffcr  SWarren  gehalten 
fyabem  tiefer  geiffreicfye  ßfyrtfHan  fprang  von  einem 
jum  anbern  über,  l>atte  aber  originelle  3been. 

©eorg  Srentano1)  fafj  ben  Sag  über  in  feinem 
fallen  fiberroef  im  Äontor,  arbeitete  unb  fd)nupfte  fleißig, 
mit  feinem  93ruber,  bem  Senator*)*    3dj  ging  aud)  oft 

too  ec  ein  fd)5ne*,  toiffenfd)aftltd)  unb  fünftlerifcfe  belebte*, 
gefettige*  gamtltenleben  führte;  unter  ber  treuen  Pflege  be* 
Spaare*  tft  (5 lernen*  bort  1842  gejtorben,  unb  btefe*  fyat  feine 
gef.  SBBerrc  jur  4Jerau*gabe  vorbereitet,  Subtotg  ©rimm  bat 
mit  feiner  Softer  bort  (Sfjriftian  aud)  befugt.  1851  auf  bem 

fanauer  Söabntyof  vom  ©d)lag  getroffen,  ftarb  (SbrtjHan  im 
lternf)au*  in  granffurt,  tft  aber  in  3fcf)affenburg  neben  (5  lernen* 
begraben,  ©einen  1854  fn  jtoet  Sänben  herausgegebenen  ,,9tad)' 
gelaffenen  reltgtöfen  ©Triften"  ift  ba*  1817  von  Subtotg  in 
gfrantfurt  geaetd)nete  ^ortr&t  beigegeben  (9tr.  55).  —  (Sine  treffe 
fidje  «Darlegung  feine*  Sbaratter*  gibt  Wilhelm  ©rimm  in 
einem  ©riefe  an  Sang  ((Stengel  1,  39 f.).  —  ©btyne  be*  9)aare* 
ffnb  ber  fatfyoltfcfye  Geolog  unb  betvorragenbe  9tytlofopb  Sranj 
93r.,  geb.  1838,  unb  ber  bebeutenbe  9lationalb!onom  sujo  SBr. 
in  9Bund)en,  atb.  1844. 

*)  !3m  „(Solbenen  Äopf"  in  ber  ©anbgaffe,  bem  Sörent  ano* 
fd)en  SSaterbau*,  in  beffen  vielen  SÄäumen  unb  ©dngen,  %aty* 
rintben  bie  an  ffd)  fo  aablreidje  gamilfe  aud)  nod)  ftet*  Sefud)e 
beberbergte.  —  granj  fyatte  1792  eine  befonbere  girma  feine* 
ülamen*  gegrünbet,  bte  fld)  mit  garb*  unb  ©peaereitoaren, 
SSerfrfel  unb  Äommtfflon  befaßte,  unb  natym,  al*  nad)  be*  SBater* 
Sob  (1797)  beffen  girma  liqufbiert  batte,  feinen  ©ttefbruber 
©eorg  al*  @efeufd)after  auf;  tyr  ©efebfift  tourbe  1840  aufgelbft. 
*)  SftaiW  öl*  bte  neue  Söerfaffung  ber  ©tabt  1816  ben 
Äatbolifen  9ted)te  gab,  tourbe  er  $um  (Senator  geto&blt,  toa* 
1807  febon  fein  ©d)toager  ©uaita  burd)  jDalberg  getoorben 
toar;  1827  tourbe  er  aud)  ©d)5ffe. 


326  ftibtotg  <$mü  @rtmm,  (Erinnerungen. 

in*  ©tdbelfcfye  3nfHtut  unb  befat)  ba  Ännfhoerfe,  unb 
befud)te  meinen  gxeunb,  ben  lieben*u>ürbigen  (Senator 
2l)oma*,  aud)  Seopolb  (Stein  unb  ttor  allem  ben  alten, 
geijireicfyen  (Senator  Sogt1)*  2>er  SRann  toar  mir  fefyr 
gut,  la*  mir  oft  oor  au*  feinen  arbeiten  unb  führte  feine 
mujtfalifd)en  Äompofitionen  auf;  ba*  tt>ar  nun  jum  ZoU 
lachen:  er  toar  tin  magerer /  großer  ÜRann,  bie  ftemgen 
langem  weiften  Jpaare  fingen  jergauft  um  ben  lebenbigen 
Äopf  mit  ben  feurigen/  fd)toarjen  Xugen;  unter  bem 
braunen/  tooflenen  9<fad)tiamifol  fying  ba*  <$emb  fyerau*, 
unb  bie  toottenen  ©trumpfe  fingen  in  fielen  galten  Ijer* 
unter«  <So  ging  er  rafd)  im  3immer  auf  unb  ab/  oft 
verlor  er  einen  ©cfylappen,  fc^impfte,  baß  er  niijt  alle* 
gleich  ftnben  tonnte,  fieEte  jidj  oor  ben  glügel/  feine 
Softer  mußte  fpielen,  er  birigierte  mit  ber  £id)tpufee» 
„9tig  nufc/'  rief  er,   „nodj  einmal  oon  oorn!"     Der 

x)  Der  bamal*  63  irrige  ©efcfitd)tfc|retber  unb  (Staat*«* 
mann  ütfcolau*  2*ogt  toar  fett  1784  ^rofeffor  an  ber  Untoerfftfit 
feiner  ätaterftabt  SDtotnj,  too  er  auef)  SMetterntd)  al*  <Sd)üler, 
3ohanne*  o.  SMüller,  gorfter,  ©dmmering  unb  Jjetnfe 
nt  greunben  fyatte.  1792—93  burety  bie  SÄeoofutton  oon  SÄata* 
ferngehalten,  oerließ  er  1797  bie  Heimat  für  immer  unb  30g  mit 
bem  nach  afcfyaffenburg  »erlegten  Seil  ber  £od)fd)ule  bortfyin. 
1809  reifte  er  mit  Dalberei  ber  i^n  feljr  fcfyfifcte,  naef)  2>art*, 
oertoaltete  bann  in  beffen  ©rojföeQogtum  granffitrt  ba*  ®d)ul* 
toefen  unb  toar  mlefct  im  ÜÄfnipertum  tätig,  ütad)  ber  3ufl5funa 
biefe*  Staate*  blieb  SB.  in  granffurt  unb  tourbe  Senator  unb 
1831  ©cfyöffe.    Sieben  feinen  gad)ftubien  musterte,  aetc^nete, 


malte  vmb  bietete  er  bt*  in*  alter, 


cfyrieb  aud)  (nad)  einem 


mir  gehdrenben  Briefe)  über  mujtfaitfcfee  Dinge  unb  begrünbete 
bie  totffenfdjaftltd&e  ©efettfdjaft  „SJtofeum".  —  „Der  toaefere 
9licla*  $ogt,  ber  bloß  oon  feinem  ©efyalt  al*  Beamter  lebte 
uub  e*  niä)t  oerjtanb,  ftcf)  nebenher  au  bereichern,  toar  ben 
granffurtern  ein  einfältiger  toxmp,  ein  9tarr,"  fagt  ba*  böfe 
ÜRaul  grdtyltdj*,  ©.  104.  —  <&r  jtarb  1836  unb  tourbe 
nad)  feinem  SBunfcfye  —  nad)  SBerfenfung  feine*  £enen*  unb 
©efytrne*  im  Ütt>etnl  —  neben  ber  <Sd)loßfapeKe  be*  gofyannt*' 
berge*  betgefefct,  too  SBetterntd),  „ber  banfbare  greunb  unb 
©djüler,  bem  treuen  Verfechter  be*  alten  9ted)te*,  bem  eifrigen 
gdrberer  ber  heimatlichen  ©efdjid)te"  einen  ©ebenfjtetn  fefcte.  — 


VI.  Gaffel  granffurt.  2)aS  3bg!l  in  ©frffcin.  1817—1820.    327 

fd)tt>arje  ®d)mufc  auä  ber  Sid)tpu£e  flog  Fenint,  aber  er 
lieg  ftdj  nid)t  irremachen,  ebenfotoemg  burdj  ba$  £ad)en 
ber  ttier  ober  fed>*  3ul)örer.  Dann  fing  er  mit  einem 
ber  baftefyenben  9Kuftft>erftänbtgen  ein  ©efpräd)  a^  nmrbe 
heftig  unb  fagte:  „SBie  l&nnt  ®e  mir  fo  u>aö  fage,  beä 
ie  ja  unrichtig!  SSiffe  @e  n>aÄ,  fage  ©e  überaß,  ber 
alt  SRtfla*  Sogt  l)dtte  gefagt,  baß  all  ba$  neue  3*ug, 
tvai  bie  Äertö  fompomere,  lauter  Drect  tt>dr!  3efct  fommt 
nt£  mefyr  ©efdjeuteä  fyerauSl  2auter  fd)tt>erenotä  moberneä 
3eug,  gel)t  mer  ctt>ecf!  3a/  tomn  mer  bem  grauelob  t>o 
9Kdnj  fei  jarie  fdjöne  ©adje  Heft!  2fber  jefc,  gefyt  mer 
etoeef  mit  bem  neuen  ©egrunjM"  Unb  nun  fing  er 
ttrieber  an,  mit  ber  Stdjtpufce  ben  Saft  au  fdjlagen,  unb 
fo  ging  bai  fort.  SSie  bie  9Kujtf  ju  @nbe  n>ar,  erjdl)lte 
er  intereffante,  luftige  ©efd)id)ten  unb  [dampfte  über  bie 
ganje  SBelt.  @r  n>ar  ein  lieben$tt>firbige$  Original,  unb 
ade  Ratten  ben  alten  SRiflaä  Sogt  gern.  ®tine  Softer 
tt>ar  md)t  l)dfiltdj,  aber  md)t  angenehm,  fte  tt>ar  über* 
fd)tt>englid)  freunblid)  unb  machte  immer  ein  flenjeltd)1) 
füfj  e*  @etfd)t.  ©ie  f)at  fpdter  ben  2)fiffelborfer  SRaler 
ober  ^Jrofeffbr  SÄoäler*)  geheiratet. 

2ftte  2öod)e  n>ar  ein  Äfinftlerabenb  *)  bei  (Senator 
granj  83rentano4),  ben  beffen  geifireidje  grau,  geb. 

*)  flenn  —  feltg,  n>etnertt<fe. 

*)  Äarl  SMoäler,  geb.  fn  Noblem  1788,  n>ar  9>rofeffor,  $tiU 
toelfe  pro&ifortfdjer  2Mreftor  ber  ZMiffelborfer  2tfabemie,  aber 
toeniger  SWaier  aiö  ihinßgelefyrter,  fd&uf  toenig  Silber  unb  lieg 
aud)  nidjtö  im  Drucf  erfajetnen;  er  ftarb  1862. 

8)  jDiefer  „Äunftabenbe"  unb  unter  ben  Teilnehmern  ber* 

elben  gebeult  audj£ubtt>ig$  Antonie  SörentanoS  <s5d)tt>ieger< 

bf)n£nton  £l)eobor  ©r.  in  ben  (alä  «§bfdjr.  gebnuften)  @r< 

duterungen  jum  5örieffct>afe  unb  ©tammbudj  antonlenS,  f. 

9t  Sung,  14,  42. 

*)  granj  Sörentano  t»ar  ber  jtoeite,  1765  aeb.  @of)n 
%  TL  SÖrenianoS  auä  feiner  erften  ®)e  (mit  $aula  Sörentano) 
unb  ber  treufte  ©ruber  feiner  aafylrefcfyen  richtigen  tote  ©tief* 
gefdjtoifter;  SÖettine  rühmte  Sran*  al$  „tyren  liebften  trüber, 
al$  einen  SDtonn  fcon  entjücfenber  SRttbe,  £eiterfett  unb  ®üte/' 


328  Subtotg  (Sinti  ©rlmm,  (Erinnerungen. 

*on  SJufenftocf  *)/  eingerichtet  fyotte*    2)a  tt>or  ber  alte 


©r  toar  unter  ben  @efd)tt>tftern  bte  2fotortt&t,  bte  aud)  aon 
Söetttne  nur  mit  @l)rfurd)t  genannt  toarb;  Giemen*  fdjretbt 
1804  feiner  @d)tt>&gerin,  er  fenne  feinen  S&enfdjen,  ber  ifym  fo 
grenaenlofe  2Td)tung  unb  Siebe  abgejtnungen  babe  tote  grana, 
unb  banft  il)tn  im  legten  ^Briefe  im  Saftre  1841  in  rübrenben 
SBorten,  bie  3ung  <S.  4  abbrucft.  —  »erheiratet  toar  er  fett  1798 
mit  Antonie  Sirdenftod  (1780—1869)  aud  SBten,  ber  treffe 
liefen  Softer  *>on  %  SR.  SBtrdenftod  aai  ßetttgenftobt  (1758 
MS  1808),  ber,  in  ber  ögerreid)ifd)en  (Staatffanalet  angepeilt,  fief) 
um  ba$  bflerretdjtfdie  ©dniltoefen  unter  Sofept)  IL  unb  in  beflen 
©tun  serbtent  gemadjt  fyatte.  33on  feinem  @d)n>teöerttater  erhielt 
grana  befonberä  fd)5ne  (aud)  *on  ©oetfye  in  „Äunft  unb  2uter» 
tum"  1,  1,  63  unter  2Cnfüf)rung  biefer  ®tfcf>e  SBarfantonS 
gerübtnte  unb  mebrmal*  befudite)  Sammlungen,  grana  fforb 
1844;  fein  dltejter  ©tlefbruber  ©eorg  lieg  grana  burd)  «ubttrig* 
greunb  (Stieler  malen,  unb&ibtmg  t>at  banaef)  bie  Stabterung 
8fc.  54  gearbeitet. 

*)  SontSSHttKaon  etoaäorientaltfd&emStypu*),  ebenfalls  »on 
© tteler,  1808,  ftnbet  fid)  in  bem  erttälntten  93üd)letn  *.  9t.  3ung, 
ba$  il)ren  SBrtefn>ed)fel  mit  ©oetfye  enthält,  üt&fyereä  aud  tfyrem 
Sugenbleben  f.  baf.  <S.  5  ff.  £te  bei  SBtelanb,  bem  greunbe 
ber  ©roßmutter  8a  9tod)e,  fdjon  1800  aerftorbene  ältefte  <Sd)tt>efter 
®eorg$,  Sophie  Brentano,  bie  mit  SÖtelanb  unb  feiner 
©attin  im  felben  ©rabe  rul)t  unb  ifyren  f)errlid)en  ©riefen  nad) 
(f.  ©euff  ert,  SD.  9tunbfd)au  1887, 52. S3b.,  199—214)  Söetttnen 
fongental  toar,  fam  nadj  SBten,  um  bie  bem  Stoiber  befttmmte 
Söraut  au  prüfen!  @rfl  nad)  Monaten  tonnte  fief)  bie  Junge  grau 
getodfnien,  ben  if>r  btö  bafyin  abllta  fremben  SDtonn  au  buaen!  Söid 
jum  $obe  it)te^  SBoterS,  1809,  reifte  fie  atte  atoet  3at)te  nad)  SBien 
unb  pflegte  lfm  audj  bie  legten  8Bod)en  fetneä  8eben$,  9lad)bem 
le  einen  %eil  ber  fc&terltdjen  Äunftfammlungen,  mit  ber  bebeutenb* 
ten  9>rtoatfammiungen  be*  18.  3al)rlnmbert$,  t>on  benen  aud) 
»ettine  en&fjit  (an  ©oetye,  15.  SÖtoi  1810),  aerfauft  tjatte,  tarn 
fie  nad)  bret  3al)ren,  1812,  mit  bem  befferen  Seil  nad)  granffurt 
iurüd.  SBte  Seetbo&entn  28ten  in  il)rem  SBaterfyauS,  fo  »ar 
©oetfye,  ben  üe  1812  in  Äarläbab  fennen  lernte,  unter  ben 
ial)lreid)en  ©fiften  tbre*  «gaufed  ber  gefetertfte.  „Sont  l)atie 
Die  Haltung  einer  Äonigtn,"  fd)teibt  #.  ©rimm  &on  tbr,  „eine 
fto^e,  fd)lanfe  ©eftalt"  (©eltr.  147).  @te  ftarb  1869  erft,  89j&l)rig; 
fftnf  tfyrer  fedte  Äinber  fah  fie  aor  fid^  fterben.  ©ie  ifl  ba* 
Jc^lanle,  fanfte,  »eifte  »ilb/;  in  6lemen$'  ©obtoi,  unb  „bie 
ätemanbte",  an  bie  feine  Briefe,  ©ef.  SB.  8,  gerietet  finb. 


VI.  (SaffeL  granffuri.  2)aS  3b9tt  in  Birffefo.  1817—1820.    329 

©cfyüfc1),  9>reftel,  ber  Äupfer|lecf)er  Ulmer2),  ber 
SöenbeljUbt8)/  Dr.  Äejhter*),  ©efyeimrat  ©erning*), 
©eorg  SJrentano  unb  idj  jugegem 

Die  prächtige  (Sammlung  Warf  2fnton«6),  Ttlbx. 
Dürer  uftt>.  tt>urbcn  befefyen,  unb  bie  ?eute,  befonberö 
gBenbeljtabt,  $reflel  unb  ber  alte  tiefe  @d)üfc  führten 
baä  SBort,  unb  eö  ttmrbe  einem  oft  jur  Sajt,  ba$  Ättnftler* 

*)  2$of)l  J&etnrtd)  3ofepf)  ©d)üfc  (al$  Äupferjtedjer  ein 
®d)üler  be*  alten  9>refteD, 1760—1822;  möglid&enoeife  aber  au* 
Sfjrtft.  ©eorg  <©.,  ber  nod)  jtoet  Satire  alter  toar  unb  1823 
ftarb,  jicf)  aber  al$  SBorjfefyer  ber  jtoeiten  klaffe  beä  ÜJtofeum* 
aerunefyrte  burdj  öerdußerung  tt)m  anaertrauter  Äupferfttdje, 
auch  mehrerer  £olbetnbfiber,  bie  bie  ©tabt  1866  aurücfc 
faufen  mu§te. 

*)  3of).  Äonrab  Ulmer,  Äupferftedjer,  feit  1818  9>rofeffor 
am  @tdbelfd)en  3nf*ftut,  enbete  37jät)rtg  im  3al)re  1820  frei* 
totttig  fein  Seben. 

*)  Der  in  2Öefclar  1785  geborene  SDtoler  unb  SÄabterer 
Äarl  gr.  3Benbelflabt  ^atte  in  granffurt  unb  $art$  ftubtert 
unb  toar  bann  Snfpeftor  beä  ©tdbelfdjen  Snjtitutä  ixt  granffurt. 
@r  befaß  auch  eine  intereffante  Oemdibefammlung,  bie  er  in  (Stein* 
brud  *.  (5.  £off  (f.  ®oetl)e,  Ärotjt  unb  Altertum  95.  2,  411), 
befannt  machte.  2Cuf  einer  Steife  in  bie  Ülteberlanbe  1846  enbete 
aud)  er  freitoittig  fein  «eben.  (Sorneltu*  (Ütiegel  81,  110) 
be&efd)net  ü)n  toenn  aud)  al$  tüchtig  unb  fennintöreid),  fo  bod) 
all  ungemein  faul. 

4)  ^rofejfor  Dr.  Styeob.  gr.  2Crnolb  «eftner,  (Sofyi  ber 
Sötte  SBuff  (bie  audj  in  SRöbelheim  atoet  trüber  toofynen 
fjatte),  toar  feit  1804  3rjt  in  granffurt. 

6)  Sobann  3faaf  greif),  o.  ©erntng,  geb.  1779  $u  granffurt, 

SM)er  in  SMenften  ÜteapelS,  lebte  bamalS  alä  ^effen^^omourgifd^er 
unbeätagägefanbter  in  feiner  SBaterftabt,  too  er  1837  ftarb. 
(St  befaß  ein  oon  ©oett)e  in  Äunft  unb  Altertum  1,  1,  64  ge* 
rühmtet  ÜBufeum  oon  vielartigen  ©djdfcen,  verfaßte  aud)  «Reife* 
befcfyretbungen,  •  geograpf)tfd)e  ©Triften,  ©ebid)ie  unb  Über» 
fefcungen. 

•)  SRarcantonto  Statmonbt,  ÜÄarf  anton  genannt,  aud 
Bologna,  1480— 1534 (?),  ©d)üler  oon  grancia,  fpdter  nad) 
Dürer  fid)  bilbenb,  fertigte  meifiertjafte  @ttd)e  nad)  3eid)nungen 
ber  großen  SDtoler  feiner  3eü  ©eine  volMljligen  arbeiten  toaren 
ber  J&auptfdjmucf  ber  93rentanofd)en  ©ammlung  oon  200  ©e* 
mdlben  unb  7000  «upferftid&en. 


330  ftibtoig  (Smü  ®rtmm,  Srfttnenmgen, 

gefdjtoftfc  mit  anjul)6rem  3Jon  ber  Äompojttfon  ober  ber 
getfHgen  <Sad)e  fpracfyen  jte  nid)t;  ^reftel  befonber*  tt>ar 
fefyr  Idcf>crlicf)r  fprad)  in  alle*,  ober  tooDte  e*  beffer  ttriffetu 
golgenbe  ?iebling*au*brücf e  brachte  er  immerfort  an:  „Hai 
t*  e  SReijlerflflcf!  —  Hai  t*  fcfyeene  SBarM  —  Hai  i* 
net  bitter!  —  15a*  i*  en  2>rucf!  fo  fd)ö,  al*  mer  fidfj'tt 
nur  ttnnfdfye  fann!  —  Ha  fyab  idj  SÄefpeft  beraor!  — 
2)aju  gratulier  id)  31)««,  «§err  (Senater!  —  ©ott  ti>oafi, 
ba*  i£  en  Drucf  t>o  ^rimaforte  (fd)nal}te  babei  mit  beut 
SJtonb)!  —  <5d)öner  fann  mer  ni£  fefyn!  —  35a  fefyn 
(Se  mal,  ba*  l)at  fei  SWaar  gemacht,  ba  i*  ©ang  brin!  — 
Hai  83latt  i*  mir  fefton  oft  burd)  be  Hänb*  gegangen, 
aber  fo  gut  nod)  fei  2)rudf,  tt>ie  ber  ba!  —  3a,  tt>ie  idj 
in  2onbon  tt>ar!  —  3dj  l)ab  3J)«e  bie  ßtyr  je  fage!  — 
Ha  geb  idj  3fyne  mei  SÖort!  —  35a*  i*  tton  meim  feiige 
Satter,  e*  i*  ba*  (Sdjönfte,  tt>a*  mer  in  ber  SRanier 
fefyn  fann/1 

Sie  grau  (Senatorin  fagte  nadjfyer,  ettoa*  *>om 
Sifdj  entfernt,  ju  mir:  „<Sel)n  (Sie  einmal  bie  ©ruppe 
an,  ttrie  fie  jtdj  bi*putieren,  e*  tt>dre  ja  alle*  gut,  wenn 
ftc  nur  nidjt  fo  alberne*  3*ug  fdjtoftfcten!  SRadjen  (Sie 
bodj  eine  ©fijje1)  t>on  ber  ©ruppe,  idj  tirill  3f)nen  ba* 
näd)ftema!  ein  Sifdjdjen  mit  einer  ?ampe  l)ierl)erftetten 
laffen;  biefe  ©ejtdfjter  unb  giguren!  @*  gibt  gett>t$  ein 
lächerliche*  93latt!" 

9tadj  bem  ßunfigenuß  ttmrbe  jum  @fc  unb  Ztinb 
genufi  gegangen,  ba  tt>urbcn  bie  ©freier  ftiller,  unb  n>ie 
©djelmuff*fi*)  jagt,   „ba  fonnte  einer  fdjön  ejfen  unb 

l)  Htnim  fjat  „ganje  9>afete"  *>on  folgen  Äarifaturen 
Subtofg*  in  granffurt  unb  Gaffel  gefefyen  unb.  fid)  barüber  — 
geärgert 

*)  £er  im  Sügen  alle*  übertrutnpfenbe  ©djefatuff*fy  ift  bie 
Hauptfigur  be*  gleichnamigen  trefflid&en  jtoeiteiligen  Stoman*, 
ben  ber  au*  ber  Sft&fye  &on  4}alle  ftammenbe  ©djrtftfMcr 
(5f)tiflian  beutet  (1665—1712)  a(*  alter  ©tubent  1696  lnfcip3i< 
jur  2tetf)5f)mmg  ber  bamaligen  «erlogenen  SReiferomane,  jugleü 
audj  einer  Setpatger  gamtlte,  verfaßte;  er  u>ar  Subtoig  befonbei 


VI.  Gaffel  gtanffutt  Da*  Sbptt  in  »irftein  1817—1820     331 

trinfen  fefyn!"  —  IDen  onbern  SDtargen  beim  Äufftefyn 
nafym  id)  gleicf)  einen  Sogen  Rapier  unb  jetd)nete  bie 
ganje  ©efeflfdjafl  fo  dl>nltcf)r  baß  id)  felbfl  lachen  mufjte, 
unb  ©eorg  95rcntano  brad)  gar  in  lautet  2ad)en  auä, 
tt)te  er  fte  fat),  unb  fagte:  „©eben  ©ie  mir  fte,  id)  n>itt 
fte  gleid)  meiner  ©d)ti>dgerin  bringen/4  Den  anbern 
Sag  af  bie  grau  (Senatorin  in  ber  ©anbgaffe,  fie  fagte: 
„SÖiffen  ©ie,  bafl  3^e  3etd)nung  ganj  vortrefflich  ift? 
9tad)  ber  Statur  ^dtten  ©ie  fte  nid)t  beffer  machen  f&nnen» 
Der  SDWnifter  ©tetn1),  ber  fyeut  bei  unä  tt>ar,  tiritt  fie 
ftd)  fopieren  laffen;  er  fyat  fefyr  barüber  gelabt  unb 
gefagt,  bie.  ©ruppterungen  unb  ade  93en>egungen  fr&ren 
fet)r  gut/1 

burd)  feinen  SBerfebr  mit  Giemen*  ^Brentano  befannt  ge» 
toorben«  Sbriftian  ^Brentano  fyatte  ihn  in  Harburg  gleid)* 
fam  toieberentbetft,  Ttxriim  backte  ernfilfcn  an  feine  £erauögabe, 
tooau  (SlemenS  unb  Subtoig  jeiebnen  fottten  (Steig  1,  257). 
Die  bei  (Element  in  feinen  Briefen  unb  ftdjerlicb  aud)  in  feinen 
©efpräd)en  fo  häufigen  Lebensarten  „ber  Sebelbolmer"  mCb 
~o  ©apperment"  flammen  auä  biefem  93ud)e.  Die  ^ier  von 
Subtoig  angeführten,  noch  ftebenmal  bort  toieberfebrenben  SBorte 
beigen  (baf.  30,  üteubrua  von  ©d)utteru$  1885,  nad)  ber  erften 
3Cudg.  o.  1696):  „Da  b&tte  man  nun  fd)bn  tanken  gefeben."  — 
2*on  Snteteffe  ift,  baß  auf  Anregung  be$  getftreidjen  Äreife*  ber 
trüber  2luguft  unb  SBerner  von  »fjajtbaufen  in  98eftfalen, 
bem  bie  ©ruber  Sacob,  Söilbelm  unb  Subtoig ©rimm  unb 
burdj  fie  aud)  ibr  ©ebtoager  J&affenpflug  nabeftanben,  biefer 
iefetcre  1823  in  Gaffel  eine  2fo$aabe  be$  SöucbeS  veranfialtet  bat, 
gebrurft  vom  reformierten  SBaifenbauS.  ©ie  ift  toobl  nur  al$ 
©efdjenf  verbreitet,  aber  als  ÜÄufter  bei  ber  Seipjiger  (1848)  unb 
SDmndjenet  (1883)  Äuäaabe  benufct  unb  aueb  nad)  ibr  von  3acob 
unb  SBilbelm  im  „SBorterbucb" ©cbelmuffSfy  angezogen tnorben. 
Demfelben  Areife  entfprang  fogar  ein  (1868  in  Hannover  alö 
SManuffript  gebrückter)  brtttet  Seil,  ben  toabrfebeinlid)  ber  geift* 
reiebe  Diplomat  unb  ©djriftftetter  SBictor  von  Strauß  unb 
Sornev  verfaßt  bat 

*)  Der  ÜJHnifier  vom  ©tein,  neben  ©oetbe  ber  betvor* 
ragenbfte  greunb  beä  93rentanofd)en  £aufe$,  feftrieb  Antonien 
in  ibr  ©tammbueb:  „9tur  wenigen  toirb  ba*  ©lud  toie  mir,  am 
$benb  ibrer  Sage  nod)  ba$  aÖobHootten  einer  fo  eblen  grau, 
toie  Antonie  von  Sörentano  ift,  erlangt  au  baben"  Qung  56). 


332  Subtoig  ®mti  ®rimm,  (Erinnerungen» 

©er  SRütifler  *on  Söangenfjeim  fom  fefyr  oft  unb 
unterhielt  alle  auf  baä  t>ortreffttd)fle;  balb  laä  er  etoad 
ttor,  6alb  erj&ljlte  er;  er  nmr  offen  unb  frei,  ber  Wann 
l>at  mir  fefyr  gefallen,  babei  fo  natürlich  unb  liebend 
ftürbig,  tote  ti  benn  überhaupt  im  SJrentanofcfyen  #au$ 
niemals  an  interejfanter  ©efettldjaft  unb  Unterhaltung 
fehlte»     5Den    banrifcfyen  ©efanbten  #♦  *>on  Kretin1) 

Die  SBejiebungen  Stein*  jum  Sfrentanofdjen  gaufe  (feinen 
toeber  $erfc  nod)  Seemann  in  ihren  Siogr,  au  erwähnen. 

*)  Der  einem  tyürtngtfcfyen  ©efd)led)t  entjtammenbe  grei* 
fjerr  Äarl2luguft  *on  Söangenbeim,  1773  in  ©otba  geboren, 
toar  aus  bem  gotbafd)en  ©taatebienjt  al$  9tegieruttge4Ötaepr&fU 
bent  wegen  ©treit*  mit  bem  SRinifter  oon  Ätetfcnmann  ent* 
(äffen  unb  fat>  feine  reitf)Sgerid)tlia)  erftrittene  SBieoeretofefcung 
butd)  ben  3ufammenbtuc!)  be*  9teid)$  1806  vereitelt  2)ura) 
einen  3ufaQ  naA  Stuttgart  gekommen,  würbe  er  oon  htm  euer* 
giften  ÄdntgJrcrtebrTd)  angeaogen  unb,  ba  ber  geijl*  unb 
fenntnterettfje  Sffann  aucb  biefem  gefiel,  fofort  jum  Seiter  ber 
ginanaen,  1811  aum  ^rdftbenten  be$  ÖbertribunalS  unb  Kurator 
fcon  Tübingen  ernannt,  wo  er  mit  ^tofefforen  unb  Stubenteu 
auf  bem  bejten  Ruße  ftanb.  2fl$  er  bann  in  bem  1815  atotfdjen 
Äöntg  unb  Stauben  beginnenben  SBerfaffungSfftett  fioat  t>er< 
mtttette,  aber,  nad)  beä  £5nigö  $ob  1816  aom  neuen  tterfiätu 
bigen  unb  woblmetnenben  Äontg  28tH)elm  I.  aum  SÄintfter 
ernannt,  baö  SBerfaffungSwerf  ntd&t  fofort  auftanbe  braute,  würbe 
er  trofe  bellen  SBiKenö  unb  wafyrljaft  liberaler  ©efmnung  fo  un* 
populär,  oag  man  if)m  in  Stuttgart  bie  genfler  einwarf.  So 
trat  2S.  jurüct  unb  lieg  ftd)  1817  al$  ©efanbter  aum  SöunbeStag 
nacf)  gtanffurt  fd)icfen.  &IS  anregenber  getfftetdjer  ©efettfdjafter, 
alS  tin  fluger  2Rann  fcon  stelfettigem  3ntereffe  unb  angenehmen 
gönnen,  gewann  er  balb  £nfef)en  unb  vertrat  mehrere  xJafyre  bie 
iöerfajfungSftaaten  fo  tatfräftfg  unb  gefdjtcft  gegen  Oflerreid)  unb 
9>reufjen,  benen  er  jene  alö  britte  SÄadjt  (Strtaätbee)  aufammen* 
aefaftt  gegenüberfleKen  wollte,  baf}  ÜKetternid)  1823  feine  3b* 
Berufung  erlang.  <gr  lebte  feitbem  in  Äoburg,  SDreSben  unb 
3ena,  ff*  totffenfcbaftltcfc  unb  publiaiftifd)  nod)  betättgenb,  unb 
fiorb  1850  auf  feinem  (Sntt  bei  ©otfja, 

*)  2(bam  greiberr  oon  2lretin,  iöruber  beS  (burd)  feine 
2lnfetnbung  ber  norbbeutfdjen  9>roteftanten  in  SKündjen  befannten) 
OberbtbltotbefarS  unb  Surfjten  (5t)riftcp!>  *.  TL  «Sntel  be* 
1769  in  ©agern  geabelten  3ob*  35^^  **  *.  *on  gefyetmniStooffer 
^erfunft),  1769  geb.,  war  feit  1798  ättaefanaier  ber  boprtfcben 


VI.  «Söffet  gtonrfurt.  SxtfSWl  ta  lötrftem.  1817— 1820.    333 

befugte  td)  öfter,  einen  großen  ÄunfHiebrtabet  unb  aud) 
Senner.  @r  t)arte  getabt  ein  paar  frfjöne  fpanifd)e  Silber 
bekommen,  unb  aSeÖ  gute  9teue,  roaö  etfdjien,  jetgte  et 
mit.  3d)  nwebe  überhaupt  fo  oft  efagelaben  in  große 
©efettfa)afren  unb  auf  SäKe,  tt>o  td)  jroar  lautet  mit 
frembe  SSeute  fat),  aber  inrereffanie  S8erannrfcf)aften  machte. 
J&err  9J?ortfc  von  SBetljmann1)  lub  mid)  aud)  ju  einet 
großen  ©efeHfdjaft;  id)  tooSte  nidjt  rjtnger)en,  <5eorg 
Srentano  faßte  ab«:  „3a/  Wir  »oHen  rnn;  folange  wir 
Suft  Ijaben,  bleiben  reit,  wer  weiß,  roaö  wir  ju  ferjen  be* 
fommen,  unb  bie  ^Jrau  Don  EBettjmann  wirb  3fjnen  ge« 
fallen.  ®ie  ift  eine  fdjine  grauV  3flfe  mürbe  um 
adjt  Uhr  hingefahren;  aUeö  prad)h>oH  erieud)tet,  überall 
SBIunten  unb  Orangenbäume,  »ot  bet  3$te  fdjrie  bei 
dorrtet  unfete  tarnen  hinein,  unb  J$m  unb  grau 
»on  SBetrjmann  empfingen  un$.  25a  würben  gegenfetrig 
ein  paar  fjöflidje  SBorte  gefügt,  unb  fte  empfingen  roieber 

Stegierung  unb  organtfarorlfd),  gefefegeberffd)  unb  bfplomatiftf) 
tätig;  feit  1817  war  et  bii  ju  feinem  Sobe  ba^rifcher  SBunbe«. 
taasgtfanbter  (n  granffurt,  wo  ffin  feto  aßiberftanb  gegen 
SRttterntAö  t>etfaffungöfetnblid)e  arflaiten  populär  madjte.  @r 
war  and)  fdjrfftftettmfd)  tätig,  nahm  teil  an  bet  ®rünbung  bti 
SBeretnS  für  ältere  bwitfcbe  @efd)td)te_unb  brachte  aW  eifriger 

greunb  bei  bf "  tdje  @emälbe<  unb  eine 

b»a)bebeutenbe  tmmen.    St  ftarb  feben 

1822  auf  feine  rf  9>affau. 

')  ©fmo  nn,  1768—1826,  war 

bind)  feinen  &  igtünber  be*  Oefrftäfteä, 

t  1793,  ber  ©i  nannä  Simon  wtoriQ 

(8.  (t  1725);  i  er  etilen  gmanpiänncr 

feiner  3ett,  jb  ,  ,   _    let  »on  Stuf  (et  erttatb 

JJanneaert  Äriabne)  unb  warb  »on  Äatfer  granj  II.  geabelt; 
butd)  feinen  ©obn,  ben  1877 t 3flej.  SRorlft  93.,  ift  er  bet  ©roß' 
uater  bei  gegenwättiaen  ^aupteä  bei  J5aufri,  Simon  3J?orie 
».  SB.,  geb.  1844.  —  Seine  bamafö  27jährige  grau  war  Souife 
griebenfe,  geb.  SSoobe,  bie  etfl  1869  geftorben  ift 

*)  „©eorg  S3r.  »at  etn  intimer  greunb  be$  SBanfterö 
tKorit)  95etbmann,"  fagt  ber  fehr  lefd)tfertlge  gr6I)Ii<*- 
„inft  bem  er  manches  galante  Abenteuer  in  Kompanie  be* 
ftanben  tjnt." 


334  Subtofg  <$mfl  ©rtomi,  Erinnerungen, 

anbete«  2ffle  3tmmer  unb  ©die  tt>aren  voll  in  Diamanten 
ftrafylenber  Damen  unb  vornehmer  Ferren,  unb  id)  I)abe 
bie  tarnen  ber  jtd)  langtoeilenben  bringen,  (Strafen  unb 
Ferren,  bie  mit  bem  <£ut  in  ber  Jßanb  in  einer  genfier* 
Vertiefung  ftanben  ober  jtd)  auf  bem  ©ejtmfe  refetten, 
tt>ieber  vergejfem  Den  meijten  Damen  fal)  man  an,  baß 
fie  in  einer  großen,  fteifen  ©efellfdjaft  tt>aren;  jte  be* 
trachteten  ftdf>  gegenseitig,  bie  jüngeren  fpielten  in  einem 
©aal  ©efellfdjaftSfpiele,  aber  ba£  ?ad)en,  Sprechen  unb 
SJenefymen  t>artc  all  tttoai  @ejti>ungene&  Dod)  fanb  id) 
aud)  bort  Sefamtte,  XfyomaS  unb  Söangenfyeim  tt>aren 
ba;  festerer  tarn  ju  mir  unb  fagte  laut  lad)enb:  „  Sieber 
©rimm,  toai  Ijab  id)  für  einen  ©paß  an  ber  Ännft* 
gefettfcfyaft  gehabt,  bie  ©ie  gejeicfynet  fyaben!  Die  grau 
©enatorin  Brentano  I>at  bie  3*id)nung  ntd)t  geben 
sollen,  id)  t)ärte  jte  gern  gehabt,  ©ie  fyaben  jeben  ein* 
jelnen  bargejMt,  tt>te  er  am  fomtfd)jlen  ift,  aber  tt>al>r! 
©ine  tt>al)re  Äunftyl)tlifierunterl)altung!  2fuä  ber  ganzen 
@efeUfcf)aft,  toorin  tt>ir  iefet  jtnb,  Wßt  ftd>  fo  tin  93üb 
nid)t  machen,  man  fann  fyier  nur  etnjelneä  betrachten  unb 
alä  ©tubien  aufnehmen»  Mafien  ©ie  unä  ju  ben  fpielen* 
ben  jungen  Damen  gefyen*  Söir  n>otten  einmal  fefyen, 
tt>a$  für  giguren  unb  Äöpfe  ftcf>  au  Silbern  gebrauten 
liefen*  ©efällt  31)nen  bie  ober  jene,  fo  motten  tt>ir  mit 
ü)r  fprecfyen,  ob  jie  bann  ©ttd)  l)dlt  unb  fdjön  bleibt!"  — 
Stoma  betrachteten  rvxx  bie  ©pielenben,  fo  fal)  td)  ©eorg 
Brentano  im  ©efprdd)  mit  grau  Betfymann  auf  und 
jufommem  Die  fd)6ne  grau  von  Betfymann  lachte 
ironifd)  unb  fagte:  „@i,  J&err  S&tnifter,  ba*  gefällt  mir 
gut,  ©ie  mufiern  mit  bem  #errn  ©rimm  bie  Damen!" 
—  „SReine  ©näbige,  tt>er  ginge  md)t  gern  im  SBinter  in 
ben  Blumengarten?"  —  „J&err  ©rimm,"  firug  jte  mid), 
„tt>eld)e  galten  ©ie  für  bie  ©cfyönfte?"  —  „Ofyne  mit  ber 
Dame  gefprod)en  ju  t)abm,  toäre  e$  fefyr  täufdjenb,  gleich 
eine  für  bie  ©d)&nfte  au  erflären",  fagte  id)  il)r*  „Sei 
tt>eld)er  toürben  ©ie,  J&err  SRinifter,  anfangen,  tt>eld)em 


VI.  Gaffel  granffurt  £>a*3b9ttitt»irfteim  1817—1820.    335 

@eftd)täauöbruct  *on  ben  Damen  ben  Sorjug  geben?"  — 
„28emt  ief)  fte  alle  burd)gel>en  müßte,  tt>ürbe  irf)  mit  bem 
Sfyrigen  anfangen,"  2>ie  fd)dne  grau  »erdnberte  über 
bie  Ärtigfeit  gar  feinen  3ug  it)re^  @ejtd)t&  ,,©ie  fmb, 
£err  ÜRinifier,  immer  in  um>ertt>üfttid)  guter  Saune", 
faßte  fit  unb  ging,  mit  SBrentano  fprecfyenb,  nrieber  inö 
anbere  3intmer,  SDaÄ  ©piel  ber  jungen  ©amen  I>attc  auf* 
get)6rt*  ©♦  SBrentano  fam  ju  mir  unb  fagte:  „®rimm, 
eä  fommt  auf  ©te  an,  ob  nrir  noef)  fyier  bleiben  wellen, 
mir  tfi'ärecfyt,  tt>enn  nrir  gefyem"  äBangenfyeim  fagte: 
„SWefymt  nrid)  mit!"  ©0  fuhren  ttrir  lieber  nad)  Jfraui. 
3u  £au*  bei  2ifcf)  erjtylte  98angent)eim  fdftlicf>e 
®efd)id)ten  unb  blieb  bxi  naef)  jtträlf  Ul)r  ftfeem  3rf> 
n>urbe  nod)  ju  #♦  83ernl>arb  unb  einem  «£errn  ^etfd)1) 
auf  große  SBdtte  eingelaben;  ben  ®lanj  unb  ungeheuren 
2ugu$  ju  befd)reiben,  fyabe  id)  feine  2ufl;  aber  ein  9Äa$fen* 
bafi  bei  t£erm  Kretin  tt>ar  fefyr  fef)6m  @ä  nntrben 
baju  ad)t  d)inejtfd)e  Reibungen  für  un$  gemacht,  auf  ben 
Äopf  SDMkfcen  mit  fltngenben,  Reinen  ©d) eilen;  bie  Äletber 
beftanben  in  großblumigem  Äattun,  mit  langen  Ärmeln, 
rot  gefüttert,  unb  jeber  fyatte  einen  eckten,  frönen  ©cfyal 
fnapp  um  bie  SatQe  gebunbem  2Me  betben  grdulein 
©ertnerä*)  (fd)on  in  ben  fünfjiger  3al)ren),  bie  aud) 

*)  IDer  erfte  toar  n>of)l  ber  Kaufmann  ©ernarb  unb  ber 
gtteite  ber  Sanfter  £einrf$  ©ottfteb  9>etfd)<@oa 

*)  Mouline  ©ereifere,  bamatö  erjt  46j[&^rig,  t  1832  in 
SBieöbaben,  unb  tyre  jüngere  ©d)toefier  Sötte,  t  1862,  lang* 
jäbriae  greunbinnen  ber  ©rentanofd&en  gamilien,  waren  Söd&ter 
*>on  Sparta  3ot)anna  Sogni  ($od)ter  eme$  italienifd&en  £auf> 
mann*  in  granffurt),  mit  ber  ©oettye  einft  bei^ajtmiliane 
unb  9>.  X  ^Brentano  atelfad)  Berfetyrt  fyaite,  unb  beö  9>ar* 
fümeriefabrifanten  ®.;  ber  SDhitter  „erinnert  fid)  ©oettye  aueb 
genau  atö  einer  tooblgebtlbetett,  xooffl  nid)t  jungen  grau"  mit 
Stauten  ©erstere  (9Bai)ri)eit  u.  ©ie^tung,  13«  93ud>,  JJJempelfd&e 
2fa$g.  3,  130,  ttoau  «oeper  ®.  381  nod)  n&fyere  Angaben  mad)t). 
Die  $5d)ter  toaren  beibe  luftige  Damen,  bie  ältere  befonberö 
totfetg  unb  gefaeit,  unb  jeiebneten  fid)  in  ben  geifttg  fjttoou 
tretenben  Greifen  beö  granffurter  tobttö  au$.   (SSulpiu*,  £). 


336  Subttng  @mtl  Ortmm,  örhtnerungen, 

mitgingen  unb  biet  unb  Hein  toaren,  gaben  ein  paar 
fd)eufjlid)e  Gfyineftnnen  ab,  unb  e$  gab,  atö  tt>ir  auf  bem 
überaus  glänjenben  8$att  erfd)ienen,  ein  grofie*  ©elftester, 
unb  ber  (Sfyinefenaug  ttmrbe  t>on  aßen  umringt  2Bie  tt>ir 
auf  ben  83att  fuhren,  toax  bie  ganje  ©trage  mit  2Renfd)en 
angefüllt,  bie  bie  2J?a6fen  anzeigen  feigen  tollten.  SBei 
unferm  2(u$fieigen  gab  e£  ein  anfyaltenbeä  ®eldd)ter«  Xuf 
bem  93a0  fat>  ief)  ein  fefjr  fd)6ne*,  intereffante*  SK&bdjen, 
ein  gräulein  t>on  girnfyaber1),  bie  babei  retjenb  an* 
gejogen  tt>ar*  3d)  fing  gleief)  ein  ©efpr&d)  mit  ü)t  an, 
unb  ba  id)  einiget  *on  il)rer  gamilte  n>u$te,  fo  fonnte 
ief)  manche  ifyrer  fragen  beantworten,  ©ie  gab  ftd)  alle 
erbenflid)e  9Rül>e  l)erau$aubefommen,  n>er  id)  SI)inefe  n>ol)l 
fei,  unb  nannte  mir  Oott  n>eifi  tt>a£  all  für  tarnen  l)er, 
brachte  anbere  Damen  l)erbei,  bie  il>r  foHten  raten  Reifen. 
Dann  fagte  fte  mir  ttrieber  Flamen  in*  Ofyr,  ief)  il>r  aud) 
lieber  um>erft&nbüd)e$  3eug.  ©ie  glaubte  nun,  ief)  ftoKe 
fte  irreführen.  93rentano  unb  ief)  gingen  2Crm  in  Arm 
auf  unb  ab,  unb  er  fagte:  „2Sa$  fyaben  ©ie  mit  ber 
gräulein  t>ongirnl)aber,  ttofyer  lernten  ©te  fte  benn?"  — 
,,3ef)  I>ab  in  meinem  fceben  nid)t  mit  it)r  gefprodjen,  aber 
fie  l)dlt  mief)  id)  n>ei#  nid)t  für  tt>en*"     9hm  fam  fte 


9tunbfd)au  63, 359,  too  auch  baö  ©onett,  ba*  $aula  in  @oetf)e* 
(Stammbuch  förfeb;  ©.  360  ba$©ebtd)t  *on«otte).  9>aultne 
war  aud)  eine  fd)tt>draedfd)e5Berebredn®oetf>e$,  ber  tfyr  aud) 
feine  3uneigung  au  erlernten  gab  Qung  28,  34,  50,  51).  2fod) 
au  ben  greunbfnnen  ber  unglürflfdjen  jDfdjtertn  Caroline  »on 
©ünberobe  geborten  fte,  bie  ftd)  am  26.  Sult  1806  (aud  93er* 
au>eiflung  über  bfe  3u$ff*t$lojigfeit  ihre«  Stebeäbunbe*  mit  bem 
ßeibelberger  9)l)tloIogen  »rtebrtA  Greuaer)  am  Styetnufer  $u 
SBtnfel  unterhalb  bei  ©rentanofäen  Sanbgute*  erboste;  ge* 
rabe  bie  ©d)tt>eftern  ©eratfcre  Ratten  fte  im  grüMabr  nad) 
SBtnfel,  tDO  aud)  fie  ein  ®ut  befaffcn,  geleitet  (2.  ©etger, 
(5.  9.  ©ünberobe,  1895,  ©,  183). 

x)  2Bol)l  eine  ©cfimejter  be$  erften  ÜRanne*  (feit  1826)  »on 
©eorg  SBrentano*  bemal*  15 irriger  atoefter  Softer  (Slau* 
bine  (f.  o.  ©.  225,  318),  be*  ©utäbettfeer*  ©eorggirnfyaber 
t>on  (£ berjt einkorbte;  eö  tt>ar  ntd)t$  über  fte  an  ermitteln. 


336  Subwig  ffimtl  ©rimm,  ©rinnerungen. 

mitgingen  unb  bicf  unb  Hein  waren,  gaben  ein  paar 
fd)euf$ttd)e  Gfyineftmten  ab,  unb  ti  gab,  att  wir  auf  bent 
überaus  glänjenben  93att  erfefyienen,  ein  großem  ©elftester, 
unb  ber  (Sfyinefenjug  würbe  »on  aßen  umringt  SSie  wir 
auf  ben  95aH  fuhren,  war  bie  ganje  ©trage  mit  3Renfd)en 
angefüllt,  bie  bie  2J?a6fen  auäfteigen  fefyen  wollten*  Sei 
unferm  2(u$fieigen  gab  ti  tin  anfyaltenbeä  ©elftester«  Xuf 
bem  93aH  fat)  tef)  ein  feljr  fef)önee>,  intereffanteä  SJtöbcfyen, 
ein  gWuletn  t>on  girnfyaber1),  bie  babei  reijenb  an* 
gejogen  war*  3d)  fing  gleich  ein  ©efpräef)  mit  il>r  an, 
unb  ba  tef)  einiget  *on  iljrer  gamtlte  wußte,  fo  fomtte 
tef)  manche  ifyrer  Qxagen  beantworten,  ©ie  gab  ftd)  alle 
erbenfltcfye  Sttüfye  Ijerauäjubefommen,  wer  tef)  dfyinefe  wol)l 
fei,  unb  nannte  mir  ©ott  weif}  waä  all  für  Flamen  l>er, 
brachte  anbere  Damen  fyerbei,  bie  tt)r  foOten  raten  Reifem 
Dann  fagte  fte  mir  Wieber  Flamen  inö  Ol)r,  ief)  tl>r  aud) 
wieber  um>erftdnblid)e$  3*ug*  ©ie  glaubte  nun,  tef)  wolle 
fte  irreführen«  Brentano  unb  id)  gingen  2Crm  in  Arm 
auf  unb  ab,  unb  er  fagte:  „2Sa$  fyaben  ©ie  mit  ber 
gr&ulein  t>ongirnl)aber,  wofyer  lernten  ©ie  fte  benn?"  — 
,,3cf)  f)ab  in  meinem  2cben  nid)t  mit  tl>r  gefproef)en,  aber 
fie  l)dlt  mtef)  ief)  weiß  ntdjt  für  wen*'1     9tun  fam  fte 


Stunbfcfyau  63, 359,  wo  auch  baö  ©onett,  ba*  $aula  in  @oetf>e* 
©tammbud)  fdjrfeb;  @.  360  ba*  ©ebfd)t  aon  Sötte).  3>auline 
war  auü)  eine  fd)Wdrmerifcf)e2Jere()rerin@oetbe^,  ber  tyraud) 
feine  3tmeigtmg  ju  ernennen  gab  Qung  28,  34,  50,  51).  2tud) 
au  ben  greunbtnnen  ber  ungHtälidjen  jDtd)terfn  Caroline  »on 
©ünberobe  geborten  fte,  bfe  ftd)  am  26.  3ult  1806  (an*  93er* 
ftwefflung  über  bfe  3u*pät*(ojigtrtt  ihre*  »ebeäbunbe*  mit  bem 

tefbelberger  9>bttoIogett  grtebrtd)  Öreujer)  am  9W>etnufer  JU 
Hnfel  unterhalb  bei  S8rentanofd)en  Sanbgute*  erboste;  ge* 
rabe  bie  ©d)Wef*ern  ©er&Ure  batten  fie  im  grüfyiabr  nad) 
äßtnfel,  wo  aud)  fie  ein  @ut  befafjen,  geleitet  (&  @eiger, 
(5.  9.  ©ünberobe,  1895,  @.  183). 

x)  9Boi)l  eine  ©cfcwejter  be$  erften  3RanneS  (feit  1826)  aon 
©eorg  33rentanoö  bamaK  löidfyrfaer  aweiter  $od)ter  <5lau* 
bine  (f.  o.  ©.  225,  318),  be*  ®ttf$beufeer$  ©eorggirnfjaber 
t>on  <5oerjtetn>3orbf$;  e$  war  ntd)t*  über  fte  ju  ermitteln. 


fjeinrtdj  tjeiiie,  1827. 

llJtfc  f.  £.  «rimin. 


338  Subtttg  (gmit  ®rtinm,  (Erinnerungen. 

einem  geifilid)en  <@errn,  Sertvanbtcn  &on  93urp,  ju  Mittag 
fpeiften  unb  bann  ju  guf}  an  SRumpenfyeim  vorbei  nad) 
«ftanau  gingen«  SJon  ba  machten  tt>tr  eine  Partie  nad) 
©einkaufen,  befäljen  ben  Sarbarojfapalaji  unb  bie  Äircfyen, 
jeidjneten  unb  fuhren  abenb*  ttrteber  nadj  ^anau;  bann 
ttneber  machten  n>ir  einen  feinen  ©ang  aber  ben  9Kain, 
burdj  ®tetnl)eim,  auf  tin  jn>ei  ©tunben  entfernte*  barm* 
ftäbtifd)e*  2)orf,  fcämmerfpiel1),  ju  einem  fatl)olifd)en 
©eiftlidjen,  u>o  nur  ben  Sag  blieben  unb  bei  Sifd)  vor* 
irejflidje  Äibtfceier  befamen*  ©er  ©eiftlidje  n>ar  fo  nafye 
an  ben  fünfjiger  äa^ren,  groß,  ftorf,  mit  fd)5ner  Haltung 
unb  einem  fdjönen,  interejfanten  ©eftd)t,  er  l)dtte  einen 
prächtigen  Äarbinal  für  ein  23ilb  abgegeben;  babei  tt>ar 
er  fel>r  munter  unb  freunblid)  unb  ein  votöefflidjer@d)üfee: 
er  fd)oj$  vor  unfern  Äugen  mit  einer  2Öinbbüd)fe  Heine 
öögel  au*  großer  gerne;  er  fyiefl  23  or  mann,  tt>ar  in 
feiner  3fagenb  Offtjier  in  5fterreid)ifd)en  3Menften  getoefen 
unb  \)ai  überhaupt  einen  mertoürbigen  2eben*lauf  gehabt; 
er  trug  einen  langen  fd)tt>arjen  Stotf,  von  oben  Ui  unten 
jugefnJpft,  ehva*  eng,  fo  bafj  feine  fd)dne  ©eftalt  fxd)U 
bar  nmrbe,  unb  auf  bem  Äopf  eine  Art  Äapuje  vom 
ndmlidjen  3eug,  bie  ifym  fel)r  malerifd)  ftanb;  er  tt>ar 
gleich  bereit  mir  31t  ftfcen,  tvorauf  irf)  bann  eine  redjt 
äfynltdje,  aufgeführte  3*id)nung  von  ü)m  machte  *)♦ 

9tad)  einigen  Sagen  verließ  id)  bann  £anau,  um 
bie  öertvanbten  in  95irftetn  ju  befugen,  unb  tvanberte 
über  ba*  ®d)lad)tfelb  von  4?anau  unb  burd)  ben  2amboi* 

*)  ©roß*(5tefnfyetat  fjt  ein  ©täbtd&en  nafye  bei  £anau  auf 
bem  ttnfen  SRainufer  gelegen.  Da*  fatyottfdje  ^farrborf 
Sämmerfptel  ijt  in  ber  Suftlinte  von  £anau  fünf  Kilometer 
entfernt 

■)  Der  9>farrer  ©tepfyan  ©ormann  —  nad)  bem  ©terbe* 
protofott  „burd)  feine  Äenntniffe  in  ber  3Red)antf  rüfymluM  be* 
fannt"  —  »ar  1765  au  Bfcfyaffenburg  geboren,  trat  nad)  feiner 
Wer  von  fcubtotg  behaupteten  Offaier*jeft  in  ba*  ©elfgenßäbter 
23enebtftf  nerflbffer  ein  unb  ift  nad)  oeffen  3Cuf Hebung  1803  Pfarrer 
au  g&imnerfpiel  getoorben,  too  er  23.  April  1833  gefiorben  i% 


1 


VI.  Gaffel  granffuti  Xto*  SbgH  in  »irftein.  1817—1820,    339 

tpalb1)  naef)  Sangenfelbolb;  Salbe  l>attc  midj  btö  bal)in 
begleitet,  unb  toir  berabrebeten  un$,  nad)  bierjefyn  Sagen 
in  ©oben  bei  ©almünfter  bei  ber  gamitie  2)upre  ju* 
fammenjufommen, 

9hm  toanberte  tcf>  bei  Serdjengefang  an  ber  Stonne* 
bürg2)  vorbei  burdj  fcfydne  SSiefen,  Sdler  unb  SBälber 
nad)  23übingen,einem  fdjönen  ©täbtdjen  mit  alten  gotifcfyen 
Soren;  eä  liegt  ba  bon  Sergen  etngefd)loffen,  fefyr  tt>arm, 
nur  nad)  ©üben  eröffnet  ffd)  ein  fd)5ne$,  grünet  SSiefen* 
tal,  in  bem  ©t6rd)e  frieblid)  fyerumfpajiertem  3dj  fal> 
mid)  im  ©täbtdjen  unb  in  ber  Umgegenb  um  unb  blieb 
bie  SRad)t  über  ba,  tt>eil  id)  ettt>a$  Äopftoel)  fyatte* 

SBon  ba  ttmrbe  ber  Söeg  ungleid),  bie  ©egenb  bergig 
unb  fälter;  in  SMrjtein8)  Reuten  ftd)  meine  öertoanbten 
über  meine  Stnfunft;  id)  bett>ol)nte  ba$  93ibliotl)ef$jimmer 
bon  tntfnem  alten  Setter4)/  ttjorin  idj  bor  fünf  3al>ren 

*)  $ie  ©d)ladjt,  in  ber  9tapoleon  Öfterreidjer  unb  Magern 
unter  2Brebe  bejtegte,  toar  am  30.  unb  31.  Oft.  1813.  £anau 
tourbe  1635  bi$  jum  13. 3uni  1636  9  SKonate  lang  oom  Äaiferl 
(General,  fpäteren  SReicfyägrafen  SBityelm  gambo^  (au$  Sfitttd), 
1 1659)  belagert  unb  t>om  ganbgrafen  SBtlfyelm  V.  oon  Reffen* 
Gaffel  entfefct.  3Cußer  btefem  SBalb  im  91  ber  ©tobt  erinnern  an 
tfyn  nod)  bie  Samboipbrücfe  unb  ba$  Sambogfeft  am  13.  3unl 

*)  2)ie  SRonneburg,  ein  alteS  9fenburgffd)e$  93ergfrf)loß 
auf  jefct  ©armjtäbter  ©ebiet,  baä  am  dnbe  be$  17. 3af)tf)unbert$ 
unter  ©raf  Äafimtr  oon  3)fenburg  eine  3uflud)t$ftätte  toegen 
ifyreä  ©laubenä  Verfolgter  tt>ar,  von  Tübingen  ettoa  14  km  fübfüb* 
äftltcf)  gelegen,  fft  t>on  ettoa  aefyn  SDtenftfjen  betoofynt.  (Sin  Sötlb  oon 
tyr  finbet  ffd)  auf  bem  Sftel  be$  £üf)nfd)en  ßeff.  Äalenber*  1911. 

•)  »irfteln  tft  ein  ettoa  1200  (Simoofyner  $af)lenbe$  £orf 
im  Äreiä  ©einkaufen  am  guße  be^  SBogeföbergeä,  mit  ©d)loß 
be$  gürjten  t>on  §)fenburg*3Mr  jteitt  gubtolg*  Urgroßvater, 
gr.  ©rimm,  u>ar  1692—93  fürftlid&er  ßofrrebtger  bort  getoefetu 

4)  £ie  ©d&toefter  be$  tfmtmanneä  ©rimm,  SljrifHna 
2fmalia,  1740—1783,  toarb  1764  m  ©teinau  bie  jtoeite  grau 
be*  2)fenburgfd)en  3fmt$fetter$,  fpäteren  SRatä  £etnrtd)  Smft 

9>oppelmann  ju  Söirftein  (1734 ?);  be$  9>aare$  ältefter 

©obn  ijt  ber  bier  eno&bnte  Setter  griebr.  Sbrifr  %,  geb. 
1765,  inffrfbiert  1781  auf  ber  Hanauer  Untoerjttät  (95raun, 
Hanauer  ©^mnaf.^rogr.  1896,  ©.  42),  ber  1806  in  §)fenburgfe&e 

22* 


340  Subtoig  @mil  ©rfoun,  Erinnerungen« 

mit  ©enfyarb  fd)on  einmal  ein  paar  2Sod)en  gekauft 
fyatte;  aber  bei  ben  jtt>et  alten  2euten  tt>ar  atteä  um>er* 
rücft  nod)  an  ber  alten  ©teile*  25a  ftcmben  in  ben  @tfen 
nod)  bie  altmobifdjen  ©tal)lbegen  mit  Äettengefy&nge,  einer 
jur  Srauer,  blau  angelaufen ,  eine  klinge  ging  gar  nicfyt 
mel)r  fyerauä,  bie  anbere  fyatte  große  iRoftflccfcn;  ba  fingen 
brei  biä  trier  fleine  tneredfige  fd)tt>arjfeibene  t£ütd)en,  n>omit 
er  ju  <@of  ging  unb  bie  unter  bem  2trm  getragen  nmrben; 
in  einem  alten  23üd)erfd)ranfe  mit  großen  Folianten  l)ing 
audj  feine  4?ofuniform,  bunfelblaueä  feinet  2tod)  mit  f>elC 
blauem  fragen  unb  Xuffd)lftgcn  t>on  (Samt  mit  golbnen 
©tidereien*  ÜJ?ein  große*  23ett  mit  «ßfatmel  unb  grob* 
blumigen  Äattum>orl)dngen  n>ar  fd)neett>ei$  mit  bem 
feinften  Sinnen  gebetfh 

Stein  guter  Setter,  ber  gut  unb  gern  einige  tnerjig 
3al)re  Älter  tt>ar  afö  id)  *),  tt>ar  ein  SRann  nad)  betjt  alten 
©djnitt,  l)atte  feine  9J?anieren,  leudjtete  mir  jeben  Xbenb 
felbft  mit  bem  Sid)t  in  ber  #anb  auf  mtin  3ünmer, 
fragte  aud)  fefyr  ängfiltd),  ob  id)  aud)  alle  23equemlid)* 
feiten  fänbe,  reichte  mir  bie  J|?anb  unb  fagte:  „Bon  soir, 
mon  eher  cousin";  morgend  prdjiä  um  fteben  Ufyr  fam 
er  langfam  bie  treppe  herauf,  Hopfte  fcf>r  leife  an  bie 
2ür,  fam  bann  ju  mir,  unb  mir  lieber  bie  <@anb  reicfyenb 
fagte  er:  „Bon  jour,  mon  eher  cousin,  avez*vous  bien 
dormi?" 

Ber  alte  ßttt  Setter  tt>ar  ein  großer,  fyagerer  SRann, 
falienreid)e$,  t>erftönbige$  ©eftd^t,  gefdjeite,  tiefliegenbe, 
bunfle,  aber  fel)r  freunblicfye  $ugen,  einen  eblen  Änodjen* 
bau  im  ©ejtdjt,  l)*ol)e  ©tirn,  ein  tt>enig  @lafee,  aber  große, 
tt>eiße,  t>oQe  fcoefen,  bie  malerifd)  um  ben  Äopf  fingen; 
er  trug  einen  blumigen,  ungeheuer  langen  ®d)lafrotf, 
großen  Sabot  unb  lange  gejHtfte  SOfanfdjetten  an  ben 
£änbem    Der  ©d)lafrotf  festen  aud)  fdjon  ein  I)of)e$ 

£)fenf*e  trat  unb  erft  1853  afö  Brdjforat  geworben  tfl  —  @in 
©ebirtt  aur  $ermäf)lmtg  be*  $.fd)en  9>aare*  t>.  1764  in  £©<3.  24. 
*)  fer  n>ar  nur  25  3al)re  Älter. 


VI.  (SaffeL  granffurt.  £>a*  3b$tt  in  »irftein.  1817—1820.    341 

2flter  erreicht  ju  fyaben,  n>ar  aber  fcfyt  rcinlid)  unb  nirgenbä 
gefitcft;  $um  <5cf)luj$  gelbe  Pantoffeln»  @r  raupte  unb 
fcfynupfte  nid^i;  bei  mir  fdjnüffette  er  bafyer  mit  ber  9tafe 
unb  faßte:  „2Cdj  $m  Setter,  ©ie  raupen!"  —  @r  mochte 
babei  tt>ol)l  an  feine  33üd)er  unb  feine  Uniform  benfen, 
bie  ben  fatalen  ©erud)  annehmen  toürben,  unb  am  felben 
2fbenb  n>aren  bie  f leinen  #ütdjen  unb  bie  Uniform  n>eg! 
®o  gingen  ^ir  tegdtnftfHfl  eine  Siertelfhmbe  in  ber 
SBibliotyef  auf  unb  ab  unb  bann  jum  Äaffee,  n>obei  id) 
immer  juerjl  au$  ber  Sür  gefyen  mußte. 

©eine  grau1)  tt>ar  einfach  gefletbet,  fyatte  ein  (Spifcen* 
l)äubd)en  auf,  altmobifd),  fottrfe  man  e$  auf  t)oHänbifd)cn 
Sttlbern  ftefyt;  fie  tt>ar  fitin,  tt>ol)fa>ottenb  unb  freunblid) 
unb  fragte  jeben  SRorgen:  „lieber  Setter,  tt>a$  ejfen  (Sie 
benn  gern?"  unb  morgend  fyatte  fle  immer  etoaä  gebacken 
jum  Äaffee,  Äud&en  ober  SSaffeln,  unb  jum  9tad)tifci)  oft 
2tpfetfd)mttem  3*)*  ®eftd)t  tt>ar  mefyr  runb,  fyatte  fdfydne, 
freunblidfye  2fugen,  fonft  toeiter  nidfytä  2Cu$gejeid)nete$ 
barin*  3d)  fyabe  flc  aud)  gejeicfynet  für  ifyre  Softer  *), 
bie  in  gfranffurt  an  einen  2el)rer  be$  ©^mnaftumä  *>er* 
heiratet  tt>ar;  biefe  Softer  tt>ar  fefyr  gut,  fcerftänbig  unb 
l)Sd)fi  gebilbet  unb  meifl  in  ©efellfcfyaft  ber  gürfüm 

23irfiein  liegt  fefyr  malerifd)  tt>ie  auf  einem  gelfen,  aber 
überall  bett>ad)fen  unb  t>on  fyerrlidjen  (Sicfyen*  unb  23ud)en* 
Salbungen  umgeben;  flare,  braufenbe  93äd)e  fließen  t>or* 
bei,  unb  meinem  guten  Setter  lag  eö  fcl>r  an,  mir  bie 
SBalbpromenaben  unb  Anlagen,  gerabe  unb  frumme  rein* 
ltdt>e  SBege  ju  geigen*  Überall  ttmren  Heine  SBrfidfen  t>on 
aSaumjtömmen,  unb  tt)enn  er  mid)  barüberfttfyrte,  i>ielt  er 


*)  1792  tomrbe  ber  Setter  <p.  mit  ber  bamafö  34j[dt)rigen 
Bugujte  gouffe  SfttefJ  getraut,  bfe  tf)m  1833  ftarb. 

*)  ßenrfette  grieberife  <pv  geb.  1793,  l)atte  1812  ben  Xmtä* 
affeffbr  (f.  Stf.  fireß  geheiratet,  ben  fte  aber  fd&on  nad)  elf 
üttonaten  burd)  ben  $ob  t>erlor,  heiratete  aber  erft  1822  ben 
Sefyrer  ber  fran$ö{tfd)en  @prad)e  an  ber  granffurter  üttufterfd&ule, 
3of.  3fni  ©olome. 


342  Subwfg  dhntl  ©rtmm,  Erinnerungen. 

einen  $ugenblicf  an  unb  fagte  mit  vieler  28id)tigfeit: 
„Mon  eher  cousin,  un  petit  pont  de  communication"; 
wo  er  e$  anbringen  fonnte,  nannte  er  alle*  franjJjtfd); 
bamit  fam  er  freilid)  bei  mir  an  ben  Unrechten;  aber  er 
Hebte  bie  franj&jtfd)e  ©pracfye  leibenfcfyaftlid),  fhtbierte  fie 
fein  ganjeä  Seben  lang  unb  foH  ungeheure  SRanuffripte 
fyaben,  bie  er  barüber  gefdjrieben,  aber  er  l)at,  fotriel  id) 
wetfl ,  nie  etwa*  barüber  herausgegeben,  unb  ba$  @nbe 
t>om  2ieb  wirb  fein,  bafl  3udfertüten  barauä  gemacht  »erben* 

dlad)  ein  paar  Sagen  aber  langweilten  mid)  feine 
(Spaziergänge  aber  bie  SRaflen,  unb  id)  ging  mit  meinem 
93ud)  in  aller  Sxüfye  jum  3eid^nen,  lief  Äaffee  unb  grül)* 
ftücf  im  ©tid),  fefcte  mid)  in  ben  Sßalb  unb  jeidfynete* 

2>a$  alte  ©d)lo#  lag  fefyr  malerifd),  t>on  fyofyen  Saum* 
gruppen  umgeben,  t>or  mir,  unb  id)  flng  eine  3*id)nung 
batwn  an*  2fuf  einmal  fal)  id)  brei  fcfywarj  gef leibete  ©amen 
au$  bem  ©djlofjgarten  treten  unb  auf  ber  Sßiefe  am  93adj 
fpajieren  gefyen;  id)  badete  gleid),  baft  eö  bie  gürflin  mit 
il)ren  Äinbern  \t\,  ba  ber  J&of  wegen  be$  2obe$  be$ 
gürten  in  Trauer  war1)*  ®a  il>r  2Beg  jte  näfyer  ju 
mir  führte,  wollte  id)  jte  ntd)t  fi&ren  unb  machte  mid) 
ungefefyen  weg* 


x)  3lm  21,  SRdra  1820  war  in  Söirjtefn  geftorben  ber 
regterenbe  gürjt  Äarl  t>on  §)fenburg*$8.,  1766  geboren,  ein 
3öglinö  t>on  $feffel$  Ärtegäfdnrte  in  (Sofotar;  er  fodjt  unter 
ber  gabne  beö  Saiferö  in  ben  Sftfeberlanben,  Stalten  unb  gegen 
bfe  dürfen  unb  »erlieg  beffen  Dienft  1794;  1803  jur  SKegterung 
gelangt,  jtanb  er  furje  3eit  in  preuflifcfyen  Dienpen,  warb  aber 
1 806  jwel  eigene  Sfenburgif d)e  SRegfaienter  au$  gefangenen  9>reugen, 
mit  benen  er  al$  Styetnbuttbfürjt  —  alä  foldher  erhielt  er  aud) 
bie  (Souveränität  über  bfe  brei  jüngeren  gräflichen  hinten  — 
für  Sflopoleon,  aud&  1806  unb  7  gegen  Preußen,  fämpfte;  1809 
beimgefefyrt,  warb  er  nad&  Sftapoleonä  ©turj  wegen  feiner  nod) 
btä  aulejjt  bewiefenen  3fttf)ängKd)fett  an  bfefen  natfjträglfd)  nod& 
mebiattjtert  unb  bat  Qfenburgtfdje  ®ebiet  an  ©jterreirf)  gegeben; 
t>on  biefem  würbe  e$  1816  an  4Jeffen*$armjtabt  abgetreten, 
weldjeä  aber  einen  Stell  gegen  #anautfdje  ©ebieteteile  an  Äur* 
Reffen  ab^ab;  am  2. 3uli  1817  ergriff  ber  Äurfürft  »eftfc  bason. 


VI.  Gaffel  granffttrt  £a*  Sb^tt  in  »frflein.  1817—1820.    343 

ÜJteüt  Setter  fragte  mid),  ob  td)  mid)  ber  fjürftin 
nief)t  n>otte  »orftetten  lajfen;  id)  lehnte  abr  jumal  ba  id) 
aud)  ntitjt  bie  gehörigen  Äleiber  bei  mir  fyatte*  28ie  er 
am  ndd)ften  2J?tttag  *>on  ber  Säfel  fam,  fagte  er,  bie 
gürfKn  fydtte  geäußert,  et*  ttfirbe  mir  t>icttcic^t  Heb  fein, 
n>enn  id)  ü)re  Silber  unb  3*id)nungen  fefyen  fdnne,  er 
Ijabe  ü>r  aber  gefagt,  id)  fei  in  Steifefleibern,  toorin  id) 
nid)t  ttwgte  au  erfreuten.  Den  anbem  SWadjmittag  fam 
il)r  Äammerfyerr,  SRcgierungärat  t>on  SButtler1),  glaube 
id),  l)iej$  er,  unb  fagte  fefyr  t>erbinblid>,  bie  grau  $firfKn 
laffe  mid)  jum  See  um  fedjä  Ul)r  ein  laben,  id)  fönne 
fommen,  tt>ie  id)  tt>äre*  2Sa6  n>ar  ju  machen?  ief)  mußte 
tt>ol)l,  tt>enn  id)  nid)t  ben  alten  Setter  in  bie  größte  35er* 
legenfyeit  fefcen  wollte*  3LU  ber  #err  SRegierungärat  tt>eg* 
ging,  fyörte  id),  tt)ie  ber  #err  Setter  ü)n  auffing  unb 
fragte:  „@ef)t  mein  Setter  l)in?"  unb  afc  ber  ja  fagte,  rief 
ber  2flte:  „Ah  bon,  ah  bon!"  2lud)  bie  alte  freund 
lid)e  ßoufine  fam  bie  Sreppe  herauf  unb  tt>ar  gar  ju 
frol),  aK  id)  fagte,  idj  ginge  tytiu 

Die  SRagb  fyolte  gletd)  meine  Äleiber  unb  (Stiefel 
unb  arbeitete  jtd)  im  J&of  bamit  fyerum,  bafj  ü)r  ber 
©d)tt>ei#  *om  @eftd)t  lief;  ber  $txt  Setter  fam  tt>ol)l 
jefynmal  bie  Steppe  herauf  unb  fragte,  ob  ief)  etoaö  t>on 
äBeijüjeug  brauche,  unb  l>attc  #al$tüd)er,  SSeften  unb 
allerlei  auf  bem  3frm;  bann  l>atte  er  lieber  2lngft,  id) 
tt>ürbe  bie  3eit  »erfäumen,  er  fyielt  e$  gett>i#  für  eine 
Sobfänbe,  ein  paar  Minuten  fp&ter  ju*  fommen;  e$  n>ar 
t>a(b  ldcf)erlicf),  l>alb  rfil)renb,  ttrie  er  mir  immer  bie  llfyr 
jeigte  unb  fyinjufefcte:  „©ounbfo  t>icl  3eit  fyaben  (Sie 
nod),  bann  ifi  e*  fed)*  ttyr!" 

3d)  n>ar  balb  fertig,  fndpfte  meinen  altbeutfd)en 
fd)tt>arjen  SRocf  t>on  oben  bi$  unten  l)in  ju,  tat  eine 
fd)tt>arje  #al$binbe  um,  nafym  meine  SRüfce  unb  ging 
in*  ©d)lo|L 

x)  <5r  tft  nfd)t  in  Söteftefn  gejtorben,  unb  bafyer  tfl  nfd&t* 
toeiter  über  tyn  au  ermitteln  gettefen. 


344  Subtofg  Grmtt  ®rfmm,  Erinnerungen. 

©in  #eibudfe,  ein  fyimmellonger  Äerl  in  roter  Äleibung 
mit  (Silberfdfynfiren,  empfing  mid),  führte  mid)  ini  äJor* 
jimmer,  tt>o  id)  einen  jiemlid)  alten  9Rol)ren  in  2ft>ree, 
bie  Sftrflinfe  in  ber  $anb,  ftefyenb  fanb;  er  machte  mir 
auf,  unb  bie  brei  in  fd)tt>arjen  (Samt  gelleibeten  Samen 
fafjen  auf  bem  (Sofa/  ein  alter,  toacfliger,  ettoaä  gebuchter 
»fcofmarfdjall1),  untertänig  unb  eitrig  ldd)elnb,  fteffte  mid) 
t>or*  2>ie  grau  gürfiin  tt>ar  fefyr  artig,  fagte  bann, 
auf  eine  blaffe,  fränflidje  Dame  jeigenb:  „2>a$  ift  meine 
SEodjter",  unb  auf  eine  anbere,  „ba$  ift  meine  9Ud)te,  bie 
©räftn  t>on  2Säd)ter$badj!"  (Sie  fprad)  bann  allerlei 
\>on  Gaffel,  fragte  mid),  ttrie  mir  bie  ®egenb  gefalle  m  bglv 
fefcte  fid)  bann  ttrieber  aufä  (Sofa,  bie  9>rinjej$  unb  bie 
©rdfin  auf  (Stfifyle  um  ben  Sifd)  —  unb  lub  mid)  ein, 
auf  einen  neben  il)r  ftefyenben  (Stu^l  mid)  an  ben  2ifd) 
ju  fefcen;  ftc  legte  jugleid)  eine  Stoppe  mit  Original 
l)anbjeid)mmgen  t>on  «£orace  kernet®)  auf  ben  Sifd), 
bie  bann  befeljen  ttmrbem    Sie  3eid)nungen  toaren  t>or* 


x)  £>er  bamaß  77Jä()rige  gfenburgffd&e  £)berftattmeifter 
Söaron  2ouf$  oon  ßaacfe,  ÄgL  fran$ojtfd)er  Oberleutnant, 
Stifter  be$  £>rben$  pour  le  mfrite  militaire,  ijt  im  £erbft  1822 
in  Söfrjtefn  geftorben.  2>f  e  güfftin  2Btttoe  Sfyarlotte  toar  eine 
geborene  ©räfm  oon  ($rbad)'($rbad),  geboren  1777, 1795  oer* 
mctylt  mit  ffürft  Äarl;  fle  führte  1820—23  bie  2*ormunbfd&aft 
über  tyren  ältejten,  bamafö  22icH)rtgen  <Sof)n,  gürft2Bolfgang 
<5rnjt  III.,  ber  mit  feinem  Bier  3afyre  Jüngern  Söruber  Victor 
1818—21  in  ©5ttingen  fhtbferte;  jie  parb  1846.  —  #on  tyren 
fedf)$  Ätnbern  lebten  1820  nur  nod>  bie  brei  fyier  genannten; 
aucf>  ü)re  bamafö  24  jäfyrige  Softer  SMftorfa  ftarb  fd)on  1827 
unb  ttjr  jtoefter  <Sof)n  1843.  Neffen  (Sofot  Äarl,  geb.  1838, 
folgte  1866  feinem  ünberlofen  £)l)eim  uno  regierte  bf$  1899; 
burd)  feine  fatyolifdje  (SJemafylfn,  3od)ter  be$  ©rofföeraogä 
Seopolb  II.  t>on  Soäfana,  toarb  tiefe  Sinfe  ber  gamtlie 
fatyoltfd)*  ©eit  1899  regiert  ber  ©ofyn  biefe*  9>aare$,  gürft 
granj  3ofepl). 

*)  ßorace  kernet,  1789—1863,  u>ar  toie  fein  2*ater 
2f  nt.  ÜR.  ßorace,  1758—1835,  ber  toieber  ber  <Sof)n  eine*  &mb* 
fd)aft$maler$  Glaube  3ob.  &  toar,  berühmt  burd)  feine 
SRapoIeontfcfyen  ©djlacfytenbttber. 


VI.  Gaffel  granffurt.  Da*  3tytt  fn  »trftehu  1817— 18&.    345 

trefflich,  unb  ^ficf>ffc  mtereffant  tt>ar  e$,  fo  siele,  teil*  in 
©fijje,  teils  ausgeführt,  ju  feiert,  e$  ttmrbe  fefyr  lebhaft 
aKe$  befprocfyen*  ©er  alte  Jjjofmarfdjatt  ffanb  nod)  auf 
feiner  (Stelle  unb  ging  manchmal  ein  paar  (Schritte  auf 
unb  ab;  ba  fagte  bie  gürfün:  ,,3fd),  #err  $ofmarfd)ali, 
©ie  gefyen  tt>ol)l  gerne  nad)  $au$,  tun  (Sie  e$  bodj!" 
@r  machte  ein  ungeheure«  Kompliment  unb  entfernte  ftd), 
bie  gftrflin  unb  bie  jtt>ei  anbern  Damen  {dielten,  ttue 
ber  tßofmann  abging,  unb  bie  ftürfttn  fagte:  „2Ba$  foff 
ber  alte  SRann  t)tcr  tun!" 

2>ie  grau  gürftin  fd)ien  mir  fo  fünfjtg  3cd)f  e  alt  }u 
fein1),  n>ar  nodi>  fd)ön,  ijatte  befonberä  fd)6ne  blaue  Äugen, 
n>ar  fefyr  freunblid)  unb  liebenätoürbig  unb  audj  in  ber 
Äunfi  unterrichtet;  fte  fagte:  „SRorgen  follen  ®ie  audj 
unfere  Arbeiten  fefyen  unter  ber  SBebingung,  bafj  ©ie  offen 
3l)re  9)?einung  fagem" 

©ie  5>rinjef  fal)  tt>ol)l  älter  au$,  alä  fie  tt>ar;  fte 
tt>ar  nidjt  fd)bn,  eine  grofk  Ülafe  unb  feine  ©pur  t>on 
garbe  in  bem  etoaä  langen  ©eftd)t;  tt>ie  eine  2fi>nfrau  fam 
Jte  mir  t>or;  fie  tt>ar  aber  l)6d)fi  gebilbet,  fprad)  fo  fanft, 
fo  angenehm,  bafj  e6  eine  greube  tt>ar,  fid)  mit  il)r  ju 
unterhalten,  babei  in  aßem  fo  anfprudj$lo$,  fo  befdjeibem 

Sie  britte,  bie  ©rdftn  Äugujie  *>on  2Bäd>ter*' 
badj*),  toar  eine  fdjdne  ©rfdjeimmg,  t>icllcicf)t  jtoanjig 
3al)re  alt,  üjt  blül)enbe$  ©eftd)t  fefyr  anjiefyenb,  lebenbige, 
fpredjenbe,  bunfte  Äugen,  bunfle  große  Socfen;  in  bem 
fdjtt>arjen  ©amt  l)ob  ftd)  il>r  tabellofer  2öudj$  nodj  mefyr 
fyerauä;  fie  tt>ar  fdjlanf  unb  soll  gebaut,  fdjdne  Jjjdnbe, 
Sofie,  3äl)ne  unb  ein  SSRunb  jum  Äüffen,  unb  tt>enn  bie 
gürfttn  fie  ztwaü  fragte  unb  fie  fonft  fprad),  nmrbe  fie 
über  unb  über  rot  im  @eftdjt 

*)  ©te  xdqlx  erfl  43  3al)re  alt. 

•)  2)te  ©räftn  Äuaufle  SaroHne  t>on  9)fenburg* 
9ßädM.er$bad),  $odf)ter  be$  1805  t  SRegterenben  ©rafen  2ub> 
toig  ÜÄaj,  n?ar  batnalä  24  3ctf)te  alt  unb  tjt  —  unttermäfylt  — 
1858  geftotben. 


346  Subttig  (Smil  @rimm,  (Erinnerungen. 

SDa$  3tmmer  tt>ar  getpftlbt,  eine  2trt  ©artenfalon;  bie 
Suren  führten  in  ein  ©ärtdfjen,  tt>orin  in  grünen  Ääften 
große  Jportenfien  in  33lüte  fianben  unb  eine  9)?enge 
2Mumen,  aud)  Orangen*,  ?orbeer*  unb  ©ranatbäume*  2fu$ 
bem  ©ärtdfyen  fat)  man  in  ba$  tiefe,  grüne  Saf,  von 
SBälbern  umgeben,  eine  reijenbe,  meljr  tt>ilbe  ©egenb,  tt>a$ 
mir  befonber$  gefiel*  @i  toax  red)t  allerliebft  in  ber  ©efeH* 
fdfjaft,  am  bejlcn  gefiel  mir  bie  fd)6ne  ©rdftm  2Bir  fpradfyen 
unb  befafyen  Äunftfadfyen  Ui  einfyalb  neun  ttyr*  Seim 
3fuf fielen  fagte  bie  gürfKn:  „SRorgen  tvoHen  toix  anbere 
©ad)en  betrauten,  ©ie  finb  auf  jeben  Äbenb  eingelaben, 
e$  foK  mid)  freuen,  afleä,  tt>aä  td)  von  Äunfi  t)abt,  mit 
3^nen  burc^fe^en  unb  befprecfyen  ju  f innen*  @ä  ift  jefct 
bei  un$  fel)r  ftifl,  meine  ©ityne  jtnb  auf  ber  Umverfität!" 

SKeine  Sertvanbten  tt>aren  fefyr  erfreut  über  bie 
greunblid)feit  ber  SftrfHn,  unb  baß  e$  mir  bort  fo  tt>ol>l 
gefallen  fyatte*  Den  anbern  Sag  nad)  Sifd)  machte  ber 
gute  alte  Setter  tvieber  einen  ©pajiergang  mit  mfr 
an  ein  (Stfenbergtverf,  tt>o  audj  ba$  @ifen  gefdfymoljen 
unb  verarbeitet  unb  befonberä  (Sachen  barauä  gegoffen 
nmrben;  überall  tt>ar  er  befannt,  unb  bie  Säuern,  4?olj* 
fyauer  unb  tt>er  un$  in  ben  Söurf  fam,  begrüßten  tl)n  fefyr 
el)rfurd)t$volL 

2fm  Äbenb  fyatte  bie  gürfiin  ttueber  eine  9)?äppe, 
aber  bieämal  mit  alten  #anbjeidjnungen,  italienifcfye, 
nieberlänbifdje,  franjfiftfdje  unb  beutfdje.  Qt$  tvaren  fefyr 
fd)5ne  unb  gute  ®ad)en  babei,  aber  manche  mußte  icf) 
ifyr  aud)  alä  Äopie  ober  nid)t  gut  bejeicfynen,  worüber 
fie  gar  feine  große  greube  Ijattt. 

©ie  gute  ^rinjeß  fam,  fo  festen  e$  mir,  manchmal 
in  SBertegenfyeit,  tt>enn  3*id)mmgen,  bie  allen  gefielen  unb 
auf  bie  fte  großen  SÖert  ju  legen  fdjienen,  mir  gar  md)t 
gefielen  unb  idf)  fte  fogar  für  Äopien  erfldrte*  ©ie  gürftin 
fagte  ettvaä  Srgerlidj:  „SÖarum  tvaren  ©ie  benn  mit  ber 
erjfen  SRappe  fo  aufrieben?"  —  „3a,  @tt>*  ©urcfylaudjt,  bie 
waren  alle  vortreffliche  Originale  von  Sernet!  aber  l)ier 


VI.  Gaffel,  granffurt  £>a*  3b$ll  in  SBirfteüu  1817—1820.    347 

fann  td)  bod)  unmdgltd)  Äopten  für  Ortginale  erflatcn!" 
—  „2(ber,  J&err  ©rimrn,  atte,  bie  bie  3etd)nungen  gefefyen, 
fyaben  fte  für  Originale  gehalten,  ttrirflid)  alle,  bie  fte 
nod)  gefefyen!"  3d)  fagte  ifyr,  ba$  täte  mir  leib,  idE>  fdnne 
e$  nid)t;  fte  l&d)clte  hierauf,  fyolte  aber  nid)t$  mefyr  jum 
©efyen  unb  lief)  mid)  ntd)t$  t>on  ifyren  eigenen  arbeiten 
fefyen,  n>ie  fie  bod)  geftern  tterfprocfyen  fyatte*  3d)  jog 
bieSmal  früher  n>eg  atö  tag*  jm>or* 

2>en  anbern  Sag  lieg  mir  bie  gfirftin  fagen,  ob 
id)  md)t,  toenn  e$  meine  3eit  erlaube,  eine  (Stunbe  früher 
afö  getträfynlid)  fommen  toolle*  3d)  ging  alfo  um  ein  fyalb 
fünf  fdjon  tyiiu  ©er  #err  t£ofmarfd)all  tt>ar  aud) 
fcfyon  ba,  unb  nur  gingen  in$  2reibl)au$;  tcJ>  tt>ar  natura 
lid)  ber  lefcte  unb  am  näd)ften  bei  ber  ©rdfin,  unb  ba 
bie  SÖege  oft  fo  tt>aren,  bafj  nur  jtoei  unb  jtt>ei  gefyen 
tonnten,  fo  fyatte  id)  ©elegenfyeit  mit  il)r  ju  fpredjen,  tt>a$ 
fel)r  gut  ging,  ba  bie  ^rinjefj  SBlumen  betrachtete  unb 
bie  gürftin  mit  bem  $ofmarfd)all  ju  fprecfyen  fyatte* 
15ie  fd)6ne  ©rftfin  fragte  mid),  ob  id)  fd)on  früher  in 
95irflein  gett>efen,  ttue  lange  id)  nod)  bleiben  toürbe;  id) 
f>&tte  ja  neulief)  im  Söalb  gejeid)net,  aber  tt>ie  fie  mit 
ifyrer  Sante  unb  (Souftne  mir  nä^er  gefommen,  fei  td)  tt>eg* 
gegangen;  ob  id)  ntd)t  einmal  mein  3etd)enbud)  mitbringen 
toolle? —  „3l)re  5Bertt>anbten",  fuljr  fte  fort,  „finb  fefyr  liebe 
Seute;  er  tft  nod)  gang  nad)  ber  alten  2frt  unb  tt>itt  immer 
granj&ftfd)  fpred)en,  er  ift  aud)  feljr  gelehrt  @$  ift  fel)r 
fiitt  fyier,  n>ir  würben  gr&fjere  Spaziergänge  machen,  aber 
bie  9>rtnaef$  ift  ju  fränftid),  (Sie  fefyen  ja,  ttrie  elenb  fte 
auäftel)t,  e$  ift  ju  traurig,  fte  fann  nidf)t$  anhalten, 
felbft  ba*  3eid&nen  firengt  fie  an!"  —  „SMe  grau  gürftin 
l)at  mir  ja  t>erfprod)en,  mir  alle  ü)re  3eid)nungen  ju 
aeigen",  fagte  iö).  —  ,,3d)  toeifj  nid)t,  tt>arum  fte  jurfidf* 
l)ält,"  fagte  fte  ladjenb,  ttiä)  glaube,  fte  fftrcfytet  ftcf>  t>or 
3fyrem  Urteil!"  —  „23efomme  idj  aud)  3l)re  3eid)nungen 
SU  feljen?"  —  „3cty  ©ott  bettmljre,  id)  fann  ja  nid)t$!" 
©ann  fagte  fte,  fid)  beftnnenb:   „@ut,  ©ie  foHen  alle* 


348  Subtotg  (Emil  ®rimm,  Chriroterungen« 

fefyen!"  ©ie  ttmrbe  im  ©efprftd)  manchmal  ganj  tebenbtg, 
nafym  aber,  tt>enn  bie  gfirfHn  fyerfal),  ifyre  ernfiere  Jj5al* 
hing  nrieber  an.  9hm  fefyrte  man  tt>ieber  inä  ©d)loß 
jurfltf,  ber  #ofmann  ttmrbe  entlaffen,  unb  bie  gfirftin 
fagte:  „2öir  toollen  auf  bie  93ibliotl)ef !"  2Öir  fliegen  eine 
SÖenbeltreppe  fyinauf,  ber  frönen  ©rftfm,  bie  fcorauäging, 
ging  ba$  ju  langfam,  fte  blieb  bann  flehen,  bi$  fte  ettt>aä 
9taum  t>or  ftd>  ijatte,  unb  fprang  bann  lcirf)t  bie  Steppe 
l)inauf* 

2öir  famen  in  einen  großen,  altertümlichen  ©aal, 
tt>orin  3agbfptele  getrieben  korben  ttmren:  ba  toaren 
4?irfd)gett>eil)e,  3agbbilber  an  ber  SBanb,  in  gettrirften 
alten  Sapeten;  auf  bem  93oben  flanben  l)dljerne  Jpirfct>er 
®ber  u*  bgl,  bie  fortgerollt  tt>erben  fonnten  unb  eine 
©cfyeibe  am  3Jlatt  Ratten,  toonad)  gejielt  ttmrbe*  <&$  mag 
»orjeiten  toll  l)ter  hergegangen  fein,  benn  ber  95oben, 
Tapeten  unb  SSÄftbcl  ttmren  ftarf  mitgenommen.  SBon  ba 
gingen  ttrir  nod)  burd)  mehrere  3immer  unb  ©die  mit 
©tuefarbeii,  tt>orin  93tlbmffe  au$  bem  «£au$  §)fenburg 
fingen,  bann  in  bie  fd)5ne,  Ijette  95ibliotl)ef,  bie  mein 
jj?err  SBetter  in  fc^önflcr  Orbnung  l)ielt  3d)  mußte  eine 
2etter  erfleigen  unb  Folianten  auä  bem  ©efad)  fyolen,  bie 
id)  l)erunterreid)te,  unb  bie  t>on  ben  gürfllid)feiten  unb 
ber  ©räfm  abgenommen  ttmrben;  e$  motten  tt>ol)l  jtt>6lf 
große  23anbe  fein,  bie  fd)tt>arjen  ©amiftrmel  ber  Samen 
ttmrben  aber  feljr  ftaubig;  bie  gfftrfKn  padfte  jtt>ei  35ftnbe 
auf  ben  2frm,  bie  ©rftftn  jtt>ei,  id)  brei,  bie  ^Wnjeß 
feinen;  bamit  ttmrbe  in  ben  ©artenfalon  gegangen;  e$ 
tt>ar  feljr  fd)ön  t>on  ber  SürfHn,  baß  fte  bie  ©rftftn  unb 
mid)  erfud)te,  bie  anbern  fünf  33änbe  nod)  herunter ju^olen; 
td)  ttärbe  mid)  gar  nic^t  übereilt  fyaben,  aber  leibet  Ratten 
ttrir  ben  3agbfaal  faum  burd)fd)ritten,  fo  erfd)ten  bie  grau 
gürfHn  felbfi  ttrieber  unb  fagte:  „4?err  ©rimm,  id)  ttrifl 
3f)nen  ein  95ucf>  mitgeben,  ti  ifi  eine  9teifebefd)reibung 
t>on  3talien;  ba  ©ie  t>or  einigen  3al)ren  felbjl  bort  tt>aren, 
ttrirb  eä  ©ie  interefjteren,  e$  ifi  allerliebft  gefcfyrtebenl'1 


VI.  SaffeL  granffurt.  SDa*  3bgll  in  SBfcftetn,  1817-1820,    349 

3d)  fyfttte  liebet  ben  ©ulenfpiegel  gelefen,  als  fo  tixit 
9teifebefd)retbung,  ba  fte  mid)  aber  nid)i  fragte,  ob  tef) 
folcfye  gerne  lefe,  muffte  tcf>  ba$  3Jud)  tt>oI>l  mitnefymetu 
©ie  gab  mir  nod)  ein  93ud)  mit  «£oljfd)nitten  itnb  legte 
bie  fünf  25ftnbe  jured&t,  einen  für  ftd),  jtt>et  für  bie  Orfttfn 
unb  jn>ei  für  mid),  Sie  gftrfHn  ging  mit  tyrem  fcfyon 
»orauö,  irf)  nafym  fdjnell  einen  *>on  ber  ©rftfm  n>eg  unb 
trug  tfyn  nod),  ftc  tnerfte  bie  2Cufmerffamfeit  unb  fagte 
leife:  ,,2Cd),  ©ie  fyaben  ju&tell"  unb  tpottte  toeiier  fpred)en, 
ba  breite  ficf>  bie  gffirfKn  in  ber  £ür  um  unb  fagte  fefyr 
Iangfam:  „2Cd),  bie  SJictoire  (bie  ^rinjefj)  ift  fyeute  gar 
nicfyt  tt>ol)l,  roix  muffen  fte  jerfireuen*"  Unten  ttmrben 
bie  3Jfid>er  befefyen,  ti  tt>aren  ©alerien  in  Äupfer*  ©ie 
©räfm  machte  ben  See  jured)t,  brachte  jebem  bie  Saffe 
unb  95acftt>erf  unb  fefcte  ftd)  bann  aud)  lieber  ju  unä, 
an  einer  ©tieferei  arbeitend;  fte  fprad)  am  toenigfie^  gab 
eä  aber  ettoaS  jum  £ad)en,  fo  lächelte  fte  am  längften, 
unb  ü)re  fd)6nen  Äugen  toaren  feljr  lebhaft 

©ie  gffirftin  fragte  triel  über  Stalten,  unb  n>eld)e 
©egenb  mir  am  allerbeffen  gefallen  fyabe*  „2Me  t>on  9teapel," 
fagte  id);  „ja,  ba$  fagen  alle,  bort  muß  e$  fyerrlid) 
fein;  3talien  muß  ein  l)errlid)e$  2anb  fein,  ntd)t  tt>al)r? 
unb  ber  fd)5ne  blaue  J&immeU"  —  «@tt>*  ©urd)laud)t, 
ber  Fimmel  ift  über  Söirfiein  fo  fd)fin  ttrie  in  3talien; 
in  unferm  Älima  fyaben  tt>tr  ja  mefyr  Stegen,  SRebel,  trübe 
Sage,  td)  ftnbe  aber  an  ber  blauen  $$arbe  be£  QimmtU 
feinen  Unterfd)ieb*  @i  ift  jtt>ar  fo  ©til  bei  benen,  bie 
bie  Steife  nad)  3talien  mad)en,  tt>enn  fte  fyernad)  il)r 
©efefyeneä  unb  ©rlebteä  bruefen  laffen,  baß  fte  fibertreiben; 
td)  lefe  bafyer  feljr  ungern  9teifebefd)reibungen,  n>eil  auf 
bie  «eute  feiten  ju  bauen  ift"  —  ,,9tad)  3*>*er  2Cnftd&t 
muffte  man  alfo  gar  feine  lefen?"  —  „SÖentgftenä  fold)e 
t>on  bem  ?anb  unb  ben  Orten  ntd)t,  tt>ol)tn  man  <@off* 
nung  t>at,  ju  fommen;  fommt  man  bann  l)tn,  fo  empftnbet 
man  biefe  Übertreibungen  unangenehm«  $&ttt  td)  $♦  93* 
nie  etftaö  t>on  ber  9)eter$fird)e  in  9tom  gel)5rt,  fo  t>ätte 


350  Subttfg  (Smil  (Srfoun,  Erinnerungen, 

ftc  einen  t>tel  größeren  ©inbrucf  auf  mid)  gemacht;  bai 
tfl  mir  aurf)  mit  SRailanb  gefd)ei>en,  nur  nid)t  mit  9teapel 
unb  feinen  Umgebungen,  bad  ift  fcf)öner  getnefen,  ate  id) 
banad)  erttartet  fyatte." 

JDiefe  Unterhaltungen,  tporin  id)  meift  nid)t  ber 
Meinung  ber  grau  gftrfHn  tt>ar,  ttmrben  manchmal  untere 
brocken  burd)  einen  9tat  ober  ©efretftr,  ber,  nad)bem  er 
ftd)  fyatte  anmetben  laffen,  mit  ©djriftfföcf en  in  ber  4?anb 
eintrat*  Die  gürftin  ging  biefe  burd)  unb  fagte:  ,,©o,  bie 
jtt>ei  motten  heiraten,  id)  fyabe  nid)t$  bagegen,"  unb  untere 
fd)rieb;  tnie  ba*  bod)  fdjdn  ift,  bau  bie  bloße  Unterfdjrift 
Seute  glücflid)  machen  fann,  backte  id)  bei  mir.  Sie  eble 
9>rinje|  fagte  nad)f)er:  „@S  freut  mid)  bod)  ungemein, 
baß  bie  armen  2eute,  bie  fo  (ang  n>arten  mußten,  et>e  fte 
fotriel  Ratten,  baß  fte  betraten  tonnen,  enblid)  fo  glücflid) 
ftnb!"  unb  man  fal)  ti>r  bie  greube  auf  bem  ©eftd)t  an* 
Sie  ©räftn  fd)tt>ieg  ftitt  unb  blicfte  bei  ben  «ßeiratö&er* 
l)anblungen  faum  *>on  ber  Arbeit 

35ie  gürfHn  erlieft  ben  anberen  nod)  ü)re  ©trafen 
u*  bgL,  unb  bann  ging  ber  fcortragenbe  9tat  tirieber  ab*  — 

3)en  anbern  SRorgen  Keß  mir  bie  gftrjMn  fagen,  fte 
fei  nad)  ?angenfelbolb  gereift,  unb  id)  möchte  mid)  nid)t 
bemühen* 

Smmer  nod)  fam  ber  gute  alte  Setter  regelmäßig 
morgend,  unb  id)  mußte  il>m  t>on  ber  ÄunftgefeHfdjaft 
bei  ber  QffirfKn  erj&l)len,  unb  baß  e$  mir  greube  mad)e* 
,  J'en  suis  enchante",  fagte  er  bann,  unb  tt>tr  gingen  jum 
grül)ftud,  tt)obei  e$  einen  Sag  tt>ie  ben  anbern  Verging 
unb  aud)  faft  ba$  9tftmltd)e  gefprod)en  ttmrbe;  bann  ging 
id)  toieber  auf  meine  Stube,  jeid)nete  ettt>a$  ober  fpielte 
mit  an>ei  atterficbflen  Ädfcdjen,  bie  id)  auf  meine  ©tube 
getoftljnt  l)atte,  unb  bie  bie  fd)6nften  93ett>egungen  unb 
©prange  machten*  Um  jeljn  ttyr  l)5rte  id)  ben  Jgiemt 
Setter  ijerauflommen;  er  flopfte  an,  mad)te  tangfam  auf 
unb  fagte,  ben  »gut  unb  fein  langet  fpanifcfye*  9tol)r  mit 
golbenem  Änopf  in  ber  J&anb:   „Mon  eher  cousin,  pro- 


VI.  Gaffel  granffurt  X>a*  Sbgtt  in  SBtrftefn.  1817—1820,    351 

fitons  de  ce  beau  temps  pour  aller  jouir  un  peu  de 
l'air  de  la  campagnel"  3d)  wuflte  wofyl,  ba#  ber  Setter 
mid)  wieber  bie  langweiligen  ©pajierwege  führen  wolle, 
auf  benen  er  ftcf>  fifter  auf  hänfen  t>on  3Jirfenjtämmen 
au$rul)te  unb  mit  feinem  fpantfd)en  9tol)r  fran^dftfcf)  in 
ben  ©anb  fcfyrieb,  aber  id)  ging  bod)  mit,  um  nid)t  un* 
I)5flid)  ju  fein* 

„SRtt  bem  lieben  (Soufm  Sari  (meinem  ©ruber)'1, 
fagte  er,  „fyabe  id)  immer  franjfijtfd)  gefprod)en,  aber  Sie, 
lieber  ßoufm  ?ubwig,  fd)emen  ti  nid)t  gern  ju  tun/'  — 
„?ieber  «£err  Setter,"  fagte  id),  ,,id)  lann  fel)r  wengi 
8xanj5ftfd),  Ijabe  aud)  nie  Neigung  unb  2ufi  get)abt,  bie 
©pradje  orbentlid)  ju  lernen,  id)  l)6re  lieber  ©eutfd)!"  — 
Sa  mad)te  er  ein  langes  @eftd)t,  flutte  jid)  mit  bem  Äinn 
auf  fein  fpanifd)e$  9tol)r  unb  fagte  unenblid)  wehmütig: 
„Da*  tut  mir  ja  fefyr  leib!"  3d)  fyätte  mSgen  laut  auf* 
lachen;  aber  ber  gute,  alte  SBlann  würbe  fo  betrübt  unb 
traurig  über,  meine  fd)recflid)e  Äußerung,  baf$  id)  mid) 
jurücffytelt*  Über  Äunft  War  gar  nid)t  mit  ü)m  ju  fpred)en, 
unb  bie  einjigen  Äunftoerfe,  bie  in  feinem  3immer  fingen, 
Waren  jwei  (Silhouetten* 

©nblid)  jtanb  er  auf  unb  festen  nod)  erfd)üitert  burd) 
mirf)  Barbaren,  unb  id)  bad)te,  er  Werbe  ftd)  nun  aud) 
enthalten  gfamjfiftfd)  ju  reben;  aber  „rentrons  cheznousl" 
fagte  er  bod);  id)  War  eö  wol)l  jufrieben,  e$  war  fet)r 
Warm  unb  fd)Wfil;  ,,nous  aurons  de  l'orage,  le  ciel  est 
couvert",  fagte  er  nod),  unb  fo  famen  wir  oljne  t>iel  ju 
fpred)en  nad)  J&auö» 

3d)  burd)blätterte  bie  9teifebefd)reibung  t>on  3talien, 
legte  fte  aber  wieber  l)in,  mad)te  mir  eine  pfeife  an  unb 
rief  bie  jwet  Ääfcd)en,  an  beren  (Sprüngen  id)  mid)  er* 
freute,  ©el)r  gerne  wäre  id)  aud)  nad)  ©teinau  gegangen, 
aber  bie  3eit  War  ju  furj,  unb  ber  ©enljarb  l)ättemid) 
bann  länger  feftgeljalten;  id)  fd)rieb  il)m  alfo,  er  möge 
fo  fd)neH  wie  möglich  fyerfommem 

3d)  wäre  überhaupt  fd)on  längft  wieber  weggegangen, 


352  Subtttg  (£mil  ®rfoun,  (Erinnerungen. 

aber  ber  &unfigenuß  bei  ber  gürftin  unb  befonber*  bie 
fd)5ne  ©rftfm  waren  fd)ulb,  baß  id)  an  meine  Xbreife 
nod)  nic^t  benfen  mochte.  Sann  legte  id)  mid)  aufä  (Sofa 
unb  tt>otIte  lefen,  aber  bie  brücfenbe  ?uft  toax  fd)ulb,  baß 
id)  einfd)lief  unb  einen  fo  langen  unb  lebhaften  Xraum 
t>on  3Jarbaroffa  unb  2flbred)t  ©firer  fyatte,  baß  id)  nad)* 
l)er  bie  ©mpfmbung  I>atte,  atö  tt>enn  id)  alle*  tt>al)r  unb 
tt>al)ri)afttg  erlebt  l)fttte*  Stadler  ging  id)  hinunter,  bie 
grau  3Jafe  faß  an  iljrem  2frbeit$tffd)d)en,  ber  J&err  Setter 
ging  in  ber  ©tube  auf  unb  ab;  ftc  fd)lug  bie  «£4nbe  über 
bem  Äopfe  jufammen  unb  fagte:  „SSRein  ©ott,  n>a$  ift 
ba$  für  ein  ©ettntter  gett>efen,  fo  fyabe  id)  lang  fein*  er* 
lebt!"  @r  fagte:  „Dieu  soit  loue,  l'orage  est  passe." 
93etbe  sollten  eö  nid)t  glauben,  baß  icf)  ntd)W  bat>on 
gemerft  l)dtte! 

©en  anberen  SRorgen  tt>ar  jtt>ar  fd)6n  SÖetter,  aber 
fefyr  fül)l,  id)  machte  allein  einen  n>eiten  ©ang  in  ben 
Söalb  unb  fanb  allerlei  fd)dne  malerifd)e  ©ad)en,  fttlfm, 
SBaumgruppen,  genug  für  einen  ?anbfd)aftemaler  ju  langem 
©tubium* 

2Cbenb«,  tt>ie  id)  in«  ©djloß  fam,  fagte  bie  gfirfiin: 
„Söenn  ©ie  nad)  ftmgenfelbolb  fommen,  fefyen  ©ie  bod) 
meine  ©emftlbefammlung  im  ©d)loß  an  unb  merfen  ©ie 
ftd),  tt>aä  3^nen  am  bejlen  gefüllt;  e$  ttrirb  mid)  freuen, 
tt>enn  ©ie  mir'ö  bann  mitteilen  tooKen»  Unb  fefct  n>ol!en 
ttrir  in  unfer  2(rbeitÄjimmer  gefyen,  tt>a$  »erben  ©ie  ju 
unferer  Arbeit  fagen!" 

2öir  gingen  fyinauf,  bie  Samen  alle  mit;  bie  2fuä* 
fld)t  ging  auf  eine  fyerrltcfye  95aumgruppe  mit  ett&aö  gern* 
jid)i  ©a$  3immer  tt>ar  aßerltcbft,  eine  große  Safel  mit 
feinem,  grünem  Sud)  überjogen,  toorauf  SRappen,  93lei* 
jtifte,  ©ummi,  9>infel,  £ufd)e,  ©epia  unb  allerlei  feine* 
Rapier  lagern  Sie  2apete  toar  alt,  t>on  Seber,  mit  großen 
2Crabe$fen,  unb  Blumen  mit  ©olb  barauf  gebrudt,  ©tüfyle, 
©effel,  ©ofa,  alle*  nad)  93cquemtid>feü  ©ie  {teilte  ein 
Reißbrett  auf  bie  Staffelei,  ftorauf  jte  eine  3eid)nung  in 


VI.  Saffei  granffurt.  Da*  Sb^ll  in  »frftefn.  1817-1820.    353 

Sepia  angefangen  fyatte,  unb  t>cftete  ba*  Original  in 
Sfquatinta1)  baneben.  ©aä  fd)led)te  Original  tt>ar  jtem* 
lief)  gut  fopiert;  e$  tief  ftrf>  nid)t$  barfiber  fagen,  id) 
föttueg  jKO- 

2fuf  eine  jtt>eite  Staffelei  fiettte  fte  toieber  ein  93rett 
mit  ber  3eid)nung  t>on  ber  ^rinjef},  eine  Äopie  nad)  einer 
franj6ftfd)en  2itl)ograpl)ie;  an  bent  Original  toax  aud) 
nid)t  t>icl,  eä  tt>ar  aber  fefyr  gut  fopiert;  id)  fonnte  ttrieber 
nidjti  fagen»  2(uf  ber  britten  (Staffelei  flanb  bie  3eid)* 
nung  ber  fd)6nen  ©räfrn,  fie  felbfl  aber  flanb  an  einem 
fünfter,  lachte  unb  trommelte  leife  auf  ben  Scheiben, 
©iefe  3eid)nung  toar  bie  fd)led)tefle  t>on  aßen! 

3d)  nmßte  nid)t,  tt>oran  id)  n>ar;  gerabe  alle*  l)erau& 
jufagen,  fürd)tete  id),  m5d)te  bie  gute  ^rmjefjtn  i«  fart 
berühren*  ©a  fagte  bie  gffirfHn:  „Sagen  Sie  nur  3fyre 
Meinung  gerabe  tyerauö!  Sa  Sie  ja  bie  3eid)mtngen  t>on 
berühmten  SÄeiflera  nid)t  t>erfd)ont  fyaben,  fo  bin  id)  ge* 
fafjt,"  — fte  l&d)elte  etoaä  babei  —  „tt>a$  Sie  aud)  fagenl 
unb  ba  e£  mir  wirftfrf)  um  bie  Sad)e  au  tun  ift,  fo  toirb 
c$  mir  fogar  lieb  fein,  bie  2öal)rl)eit  au  l)ören!" 

3d)  bat,  mid)  t>or  allem  arbeiten  nad)  ber  SWatur 
fefyen  ju  laffen;  nad)  ber  SWatur  fyätten  fie  alle  nod)  nid)t 
gejeidjnet;  fie  {eigneten  fd)on  lange,  unb  ber  2ef)rer  t)ätte 
gefagt,  fte  müßten  erfl  bie  2(rt  unb  SSeife  fennen  lernen, 
n>ie  anbete  nad)  ber  SRatur  jeid)netem  ©a  fagte  id), 
«ä  tue  mir  leib,  fagen  ju  mflffen  —  nadjbm  id)  nod) 
siele  3*id)nungen  fcortjer  gefetyen  fyatte  — ,  baß  alle*  um* 
fonfl  gen>efen  fei  2)a$  fei  nid)t  ber  rechte  2öeg,  um 
weiter  ju  fommen,  eä  fei  mir  unerflärtid),  tt>ie  ein  ?anb* 
fd)aft$maler  raten  fdnne,  nad)  3eid)mmgen  erfl  bie  2frt 
ftd)  angueignen,  toit  man  bie  SRatur  auffaffen  mfiffe*  3d) 
mflffe  t>orfd)lagen,  alle  bie  3*id)nungen,  Xquattntablätter 
unb  2ttl)ograpi)ten,  bie  id)  eben  gefefyen,  beifeite  ju  tun, 


l)  9Zad)at)mung  t>on  Sufd)*  unb  Sepfaaefdjnungen  burrf) 
Äupferftid),  (Srfmbung  t>on  le  Princc  1768. 

gut».  @rtmm,  Erinnerungen.  23 


354  £ubtt>fg  @mtt  ©rtaun,  Ghrüuterungen. 

bie  2anbfd)aften  nad)  9)ouffin  ju  betrachten,  bie  ?anb* 
fdjaften  nad)  Äod)  ta  SRom  anjufdjaffen,  bie  Stattet  t>on 
SÖaterloo1),  ©d)tt>anefelb*)  au  fetjen,  bie  Sttfttternad) 
Staube  2orratn  iu  bgl  ju  ftubieren,  ^flanjen  itnb 
Äräuier  nad)  ber  Statur  ju  jeid)nen,  ben  Sfyarafter  ber 
SBäume  gu  betrachten  —  ba$  fei  ber  2Beg,  um  ettt>aä  ju 
lernen;  freiließ  fei  ber  2Öeg  müfyfamer,  aber  ber  ©eift 
t)abe  babei  bod)  ju  tun,  n>äl)renb  man  beim  kopieren 
folget  geifllofen  Originale  ftumpf  unb  immer  tpetter  t>on 
ber  Statur  entfernt  »erbe*  3)aä  fei  meine  SDfcinung,  bie 
id)  nad)  ber  Xufforberung  3^rer  2)urd)laud)t  geglaubt 
bätte  aufrichtig  fagen  ju  muffen;  wenn  id)  fd)on  lein  ?anb* 
fcfyaftämaler  fei,  fo  wüßte  id)  bod)  ben  redeten  SÖeg  anjugebem 

Die  gürjttn  fd)ien  nid)t  unwillig  ju  fein,  fie  fagte 
jur  9)rinjefh  „@iel)fl  bu,  ba  öftren  ttrir  auf  einmal  ganj 
anbere  ©adjen!" 

@*  feien  in  95irftein  fo  fyerrltcfye  ©tubien  fttr  bie 
?anbfd)aft  ju  machen,  fagte  id),  unb  fte  feien  ganj  nafye: 
id)  madjtt  ba$  genfler  auf  unb  erfud)te  bie  gfirfHn,  (\d) 
nur  jene  SBaumgruppe  ju  betrachten  —  fie  tt>ar  gerabe 
fefyr  fd)5n  im  J&albfc^atten  — /  einige  Originale  fytelt  id) 
baneben  unb  bat,  man  m5ge  ftd)  t>on  bem  Unterfd)ieb 
fiberjeugem  „3«/  ©ie  fyaben  red)t,"  fagte  fie,  „aber  e$ 
ifi  ju  fd)tt>er,  fo  tt>a$  ju  jeid)nem"  3a,  e$  muffe  nur  an* 
gefangen  werben,  fagte  id),  nad)  ber  Statur  ju  arbeiten, 
bann  fomme  man  bafyin,  aber  ber  erfleingefd)lagene  SBeg 
füfyre  ab  t>om  Süchtigen* 

3d)  fd)rieb  iljr  nun  gute,  neu  fyerauägefommene 
©ad)en  auf,  ^flanjen,  Saume  u.  bgL,  unb  fie  fagte  aud), 
fte  tt>oHe  fte  gleich  bei  Xrtaria  befMen  taffen;  ob  e$  ge* 
fd)el>en  ifi,  tt>eif}  id)  md)t 

*)  2Cnton^  SBaterloo,  1608—62,  Sanbfd&aftSmaler,  arm 
im  ßofpftal  in  Utrecht  geftorben,  gab  153  rabierte  Blätter  fyerauä. 

*)  ^erman  t>an  ©»anekelt,  STOaler  unb  Stabterer,  geb. 
1600,  t  1665  au  9>arf$,  ©djüler  *on  Staube  Sorrafn,  gab 
etu>a  70  Stabierungen  fyerau*. 


VI.  Gaffel  granffurt.  SDa«  3bptt  in  Sötrflcitu  1817-1820.    355 

9hm  fturbe  unten  ber  See  getrunfen  unb  nod)  Äunffc 
werfe  befehlt;  mit  ber  ©räftn  tonnte  id)  nid)t  fpredfyen; 
fte  fagte  nur:  „©ie  fyaben  3t)t  Söort  ntd)t  gehalten  mit 
Syrern  3eid)enbud)";  afc  aud)  bfe  gürfKn  fagte:  „28ir 
werben  bod)  31)r  ©Rjjenbud)  ju  feljen  befommen?",  t>er* 
fprad)  td),  e$  mitzubringen. 

Den  anbern  Sag  fyatte  ber  Setter  ^Joppclmann  bte 
gürfiin  gefprodfyen;  ali  er  mtd)  bann  fat),  machte  er  er* 
flaunttd)  Heine,  freunbttcfye  Äugen:  „Sie  gfam  ^ürftin  I>at 
ftd)  fefyr  lobenb  über  ©ie  geäußert,  mon  eher  cousinl 
©ie  fyat  aurf)  gefagt/  man  nriffe  bei  31)nen,  woran  man 
fei/1  unb  e$  werbe  ifyr  fefyr  Heb  fein,  wenn  id)  tum  3cft 
ju  3eit  ü)re  Arbeiten  fefyen  fönne. 

©er  frf)ßnen  ©räftn  t>dttc  id)  fo  gerne  etwaä  lln* 
genefymeä  über  üjre  3etcf)nung  fagen  mögen,  e$  war  aber 
nid)t  möglich,  fo  fd)led)t  war  fte!  ©ie  #anbarbeii,  woran 
fie  mit  bunter  garbe  arbeitete,  wiefefte  fie  jebeämal,  wenn 
fte  ben  See  jured)t  machte,  jufammen  unb  fiedfte  fte  lacfyenb 
unter  ba$  Ätjfem  3d)  erwifd)te  ba$  3Jünbel  aber  bod) 
einmal,  machte  eö  auf  unb  befat)  e$;  fte  wollte  e$  nid)t 
gerabe  Wegnehmen  unb  fagte  nur:  ,,2Cd)  nein!"  Qti  war 
übrigens  fd)5n  gearbeitet,  xoai  td)  ü>r  aud)  fagte«  „2Cd), 
@te  jtnb  mit  nid)W  aufrieben,"  antwortete  fte,  „unb  nid)tt 
gefüllt  3*>nen!"  —  „O,"  fagte  id),  „©ie  tun  mir  feljr  un* 
red)t,  id)  fftnnte  %t)ttm  bod)  etwaä  nennen,  wa$  mir  au$* 
nefymenb  gefüllt,  id)  barf  ti  3fynen  aber  ntd)t  fagen/1  — 
,,2Cud)  ettt>a  eine  fcmbfdjaft?"  —  „SRein,  gndbige  ©räftn, 
ein  33ittmi*!"  —  „Son  t>an  Stytf?"  —  „Stein,  beffer,"  — 
„#on  Stjtan?"  —  „Siel  beffer  ift>*  gematt,  e*  ift  wie 
lebenb."  —  ©ie  mod)te  tootjl  gemerft  fyaben,  Wen  id)  meine, 
unb  frug  befrembet,  in  Welcher  ©alerie  id)  baä  gefefyen  fyabe. 
„J&ter  im  ©d)loß",  fagte  trf);  baö  war  ü)r  beutltd),  unb 
fie  befd)äftigte  ftd)  fdjnett  mit  bem  See« 

©ie  9>rinjef}  fprad)  ftd)  fo  fd)6n,  fo  beutltd)  unb  mit 
fotriel  SRübe  ju  meinen  Äußerungen  über  bie  3*id)nungen 
au 3,  unb  wie  gern  fte  bie  ©alerie  in  ©elbolb  mit  mir 

23* 


356  8ubtt>lg  @mf(  (Srimm,  ©rinnerungen. 

anfeuert  m6d)te,  baß  fte  aber  ju  fefyr  angegriffen  baju  fei; 
unb  tt>a$  fte  nod)  t>on  früheren  3*id)nungen  fyabe,  tt>oHe 
fte  mir  atteä  jeigem 

©en  anbern  9tad)tmttag  fpajierte  ber  Setter  ttrieber 
in*  ©d)loß;  er  fal)  fefyr  antif  auä,  bie  Uniform  yafytt  ifym 
gar  nid)t,  Aberall  toaren  galten,  fo  aud)  in  ben  93ein* 
ff  eibern  unb  feibenen  ©trumpfen;  er  ging  etoaä  gebfidft, 
mit  bem  flehten  £ütd)en  unter  bem  2frm,  mit  ber  ?infen 
fyatte  er  ben  ©riff  be$  ©tafylbegenä  gefaßt,  ber  ganj 
fyorijonial  l)ing;  er  ging  fefyr  ängfllid)  unb  fud)te  bie 
troefenen  ©teilen  auf,  unb  bie  gute  alte  öouftne  flanb  in 
ber  Jjjauätfire  unb  gab  ad)t,  ob  ü>m  md)t$  pafftere,  unb 
fat)  it)tn  fo  lange  ttue  mftglid)  nad)!  e$  tt>ar  orbenttid)  rä^renb! 

©ret  3Öod)en  n>aren  fyerum;  id)  n>ottte  @nbe  SRai 
ttrieber  in  6affel  fein,  um  an  emflere  Arbeiten  ju  gefyen* 
Unb  tt>enn  e$  aud)  beim  guten  Setter  oft  fefyr  langn>eiltg 
tt>ar,  fo  ttmrbe  icf>  burd)  bie  intereffanten  Äunflabenbe  bei 
J&of  bafftr  entfd)toigt;  aud)  tt>ar  bie  ©egenb  um  3Mrflein 
malerifdi)  unb  romantifd);  unb  entließ  tt>ar  aud)  bie  ©efett* 
fd)aft  ber  fdjdnen  ©räfin  eine  Urfad)e,  baß  id)  einen  2ag 
nad)  bem  anbern  jufefcte* 

3d)  fyatte  t>erfud)t,w  fte  in  meinem  3*id)enbud)  ab* 
jubilben,  unb  e$  tt>ar  #I)nltd)fett  fytneingefommen;  nun 
ttmßte  id)  nid)i,  fottte  id)  baä  33latt  l)erau$fd)netben  ober 
im  95ud)  laffen;  ba  aber  fo  triele  SBtötter  lofe  »erben, 
ti>enn  einS  l)erau$fommt,  fo  ließ  id)'$  brin,  jetd)nete  tl)r 
aber  eine  altertümliche  Reibung  unb  einen  altbeutfd)en 
4?üttergrunb  baju  mit  Sergen,  95urgen  u,  bgL  unb  ffijjierte 
einen  Stammen  in  altem  @efd)madt  baju,  fo  baß  e$  auä* 
fal),  aU  n>enn  eä  nad)  einem  alten  ©emälbe  gejeicfynet  Wärt. 

21tö  id)  mit  bem  93ud)  nun  erfd)ien,  fagte  bie  gffirftin: 
„@d)5n,  baß  ©te  Sfyr  3Jud)  nid)t  »ergejfen  fyaben;  nad) 
ber  9>romenabe  betrauten  ttrir'ä*"  ©er  JjSerr  j|?ofmarfd)att 
unb  nod)  ein  £ofl)err  tt>aren  ba,  bie  ©amen  Ratten  it>re 
4?üte  auf,  unb  e$  ttmrbe  aufgebrochen,  ben  95erg  hinunter, 
über  bie  fdf)6ne  3Biefe  in  bie  2öalbtt>ege.     ©ie  grau 


VI.  Saffel  granffurt.  X>a«  SbgH  in  SMrftefn.  1817—1820.    357 

gfirjtin  jeigte  unb  nannte  mir  allerlei  Orte  nnb  fprad) 
t>on  unferer  gxau  ÄurfÜr  jtim  2fuf  einer  SBirfenbanf  rul)te 
ftd)  bie  9>rinje£  ettt>a«  au«,  ttrir  flanben  um  fte  fyerum, 
unb  e«  ttmrbe  aber  allerlei  gefprod)en  unb  bann  toeiter* 
gegangen;  bie  grau  gürftin  fpraef)  mit  bem  JpofmarfcfyaH, 
bie  ^rinjefi  mit  bem  anbern  Jjjerrn,  unb  bie  ©räfm  unb 
irf)  gingen  julefct;  e«  toax  ein  fd)6ner  95ud)emt>alb,  bid)t, 
fo  baß  f aum  einjelne  ©onnenfiraljlen  burd)bred)en  tonnten ; 
icf)  fragte  bie  ©rftftn,  ob  ein  guftoeg  Don  bort  nad) 
©oben  fttfyre*  „Söollen  ©ie  begreifen?"  —  ,,3d)  tt>finfdf)te 
bie  Ätrcfye  unb  ba«  Älofler  in  ©almünfter  ju  feben  unb 
bie  ©egenb,  bie  irf)  jtoar  f  ernte,  aber  lange  nirf)t  mefyr 
gefefyen  Ijabt."  —  „@inb  ©ie  fatfyolifd)?"  fragte  fie  tt>eiter» 
„92 ein,  ©rdftn,  icf)  befud)e  aber  gern  Äircfyen  unb  Ätöfler, 
tt>eil  ba  ftfter  nod)  Äunftoerfe  in  ©emälben  ober  in  ber 
Xrd)iteftur  anzutreffen  ftnb*  ©efye  irf)  übrigen«  fo  fatfyo* 
Kfd)  au«?'1  ©ie  tackte  fefyr  unb  fagte:  „@i  betoafyre,  bie 
Äatfyolifen  futb  ja  Äopffydnger,  benen  ftel)t  man'«  gleid) 
an,  unb  ba  3fyre  33em>anbten  in  93irfleüt  ja  reformiert 
ftnb,  fo  l)ätte  id)>«  ja  ttriffen  unb  bie  grage  nirf)t  tun 
fotten*  @«  füfyrt  atterbing«  ein  fd)6ner  2öeg  über  gelber 
unb  Sßälber  nad)  3Öäd)ter«bad),  nafye  an  ©oben  vorbei, 
ben  icf)  mefyr  al«  einmal  gefommen  bim  SSoHen  ©ie 
übrigen«  fyier  nid)t  anfangen  ettoa«  ju  malen?"  —  ©a« 
gefye  nid)t,  ba  icf)  alle«,  n>a«  jur  J&iftorienmalerei  gehöre, 
in  Sajfel  l)ätte*  Ob  irf)  aud)  93ilbniffe  male?  3utoeilen, 
e«  fei  aber  nid)t  mein  gad);  wenn  id)  aber  ttrieber  bort* 
l)in  fäme,  toürbe  icf)  fie  bitten,  fie  malen  ju  bfirfem  ©ie 
tmtrbe  über  unb  über  rot  unb  fragte  erftaunt:  ,,3Rid)? 
©a  muffen  ©ie  ba«  fd)6ne  S3ilbni«  malen,  t>on  bem  ©ie 
t>or  einigen  Sagen  fpracfyen",  fagte  fie  letfe*  ,,©a«  tt>iU 
id)  aud)  gerabe*"  —  „2Öer  ifi  benn  ba«  im  ©d)lo#?"  fragte 
fie  fefyr  fd)üd)tenu  ,,©a«  frf)5ne  35ilbni«  ifi  in  biefem 
Äugenblidf  nirf)t  im  ©rfjlofl!"  ©a  fal)  fte  blifcfd)nell  su 
mir  l)in,  bann  nueber  n>eg,  büdfte  fid)  unb  brad)  einige 
wilbe  95lumen  unb  9>flanjen  ab* 


358  2utm>ffl  @mtl  ©rimtn,  (Srtnnerungen. 

SBir  fpracfyen  Aber  bie  ^{lanjen  ber  ©egenb  unb 
baß  td)  in  «£eibelberg  einmal  Unterricht  in  ber  93otamf 
gehabt,  aber  tt>enig  gelernt  unb  behalten  l)ätte,  unb  ttrie 
in  ber  ©egenb  mand)e  ?)flanje  ju  finben  fei,  bie  nid)t 
überall  flelje,  unb  baß  bie  SRofe  bie  fd)5nfie  unb  poetifd)fle 
SBUtme  fei,  mit  ber  man  fo  fd)6ne  35ergleid)e  machen 
fftnne.  „SÖemt  fte  nur  feine  ©ornen  fyfttten!"  fagte  fte*  — 
„©ie  felbft  muß  man  nehmen  unb  bie  ©ornen  tt>eg* 
laffen!"  —  „2Öenn  man  fte  lieb  l)fttte  unb  forgfdlttg 

pflegte" „galten  fte  eine  gange  ©lücffeltgfett  au*", 

föloß  i*. 

©ie  blieb  fielen  unb  jeigte  auf  einen  95erg,  ber  eine 
l)errlid)e  2fuäftd)t  jeige  —  fte  tat  baä,  tt>ie  td)  merfte, 
bamit  bie  9>rinjef$  t>on  unferer  Unterhaltung  ntd)t$  t>er* 
fiefye;  gleich  barauf  famen  ttrir  an  eine  ©teile  mit  Stafen* 
unb  J&olab&nfen  unb  ^flü^lcn  mit  fd)5ner  2fu$ftd)t,  tt>o 
bie  ©amen  ftd)  festem  „9Wd)t  tt>al)r,  J&err  ©rimm," 
fagte  bie  gürftin,  „ba$  ijl  ein  fd)öner  2öeg  burd)  ben 
SÖalb?"  unb  lub  un*  aud)  ein,  un$  ju  fefcen;  „meine 
ßoujtne,  bie  ©räftn,  nrirb  3f)nen  ben  Ort  tt>ol)l  genannt 
Ijabem"  ©ie  ©räfht  fam  in  SBerlegenfyeit  unb  fing  mit 
bem  4?ofmarfd)att  ju  fpred)en  an,  id)  aber  fagte:  „3a, 
befonberä  ben  SBerg,  *>on  bem  man  eine  fo  fd)öne  2fu$* 
tfcfyt  fyaben  folL"  —  ©ie  SffirfHn  unterlieft  nun  ein  jiem* 
lid)  langweilige*  ©cfprdd^  mit  ben  4?etnt  über  Anlegung 
t)on  Söftlbern,  Anpflanzungen  u*  bgL;  bie  9)rinjeß  fprad) 
mit  ber  ©räftn,  bie  leitete  faß  auf  einer  jtemlid)  tt>adt eligen 
93anf,  unb  n>enn  fte  ftd)  bett>egte,  mad)te  bie  93anf  bie 
93ett>egung  mit,  fo  baß  fte  bie  @efeKfd)afföl)a(tung  nid)t 
immer  beobachten  fonnte  unb  ftd)  mit  bem  2frm  aufflüfcte 
unb  il>r  fd)5ner  Körper  bie  fd)6nften  95ett>egungen  unb 
reijenbflen  Stellungen  annahm,  ofyne  baß  fte  eö  ttmßte;  ber 
9Binb  n>el)te  ü)re  fd)6nen  langen  Sodten  in  ber  ?uft,  im 
«ßintergrunb  2Öalb  —  fo  t)Atte  man  fte  malen  muffen! 

©ann  ging  bie  gftrftin  ttrieber  mit  ber  ©rftftn  t>or* 
au*,  id)  folgte  mit  ber  9>rinjeß,  bie  mir  bie  Söilber  be* 


VI.  Gaffel,  granffurt  2>a*  3bgll  in  ©frflein.  1817—1820,    359 

jeid)nete,  bie  tt)t  in  ber  ©elbolber  (Sammlung  befonberä 
gefielen,  bie  jtoei  Jjoffyerten  gingen  ttrie  ?eibtragenbe  fyütter* 
brein,  fpracfyen  nid)t$  jufammen,  ber  eine  fyfiftelte  t>on 
3eit  ju  3eii* 

2)ie  ^rinjeß  fprad)  nod)  triel  über  2anbfd)aftömaleret, 
bann  Aber  bie  t>on  meinen  33rübern  herausgegebenen 
9Rärd)en  unb  ©agen,  unb  fte  freue  ftcf>,  baß  man  je^t 
anfange  fte  ju  fammeln,  e$  fei  aud)  bie  l)6d)fie  Seit,  ba 
gett>iß  fd)on  trieleS  verloren  gegangen  fei;  bann  fragte  fte 
nad)  ber  9Ründ)ener  unb  ber  3Joiffereefd)en  (Sammlung 
in  £eibelberg  unb  Sagte,  baß  it)x  bie  glfigel  gelähmt 
feien  unb  fte  nid)t  ttrie  id)  bie  95erge  befteigen  unb  alle* 
in  ber  griffe  auf  J&äfyen  unb  93ergen  betrachten  fftnne  — 
„id)  muß  in  ber  Siefe  bleiben"  —  fte  unterbrücfte,  tt>a* 
fte  tpeiter  fyatte  fagen  tt>otten! 

Die  gfftrftin  ffog  ttneber  mit  bem  J&offyerrn  an,  bie 
9>rinjeß  ließ  ftcf>  ben  3Jerg  langfam  t>on  bem  anbern 
hinauffuhren,  unb  id)  fam  lieber  jur  ®räfuu  „@inb 
©ie  aud)  auä  l)iejtger  ®egenb?"  fragte  fie*  „%a,  ani 
©teinau,  ba  tt>ar  ber  SBater  3ufHjamtmann."  —  „3a,  td) 
tt>eiß  e$"  —  unb  bod)  fragte  fte  eben!  fte  tt)oHte  e$  ttrieber 
gut  machen  unb  fragte  Leiter  unb  t>ern>idelte  ftd)  in  allerlei 
Sieben,  ttrie  e$  benn  fo  gel)t,  tt>enn  man  in  ©ebanfen  fragt* 

©ie  Seifen  ttwren  fefyr  fd)6n  mit  @feu  bett>ad)fen, 
unb  bie  @r&fm  tooKte  einen  3^eig  abpflütfen,  aber  eä 
ging  nid)t*  „2)a$  ift  fefyr  fefl,"  fagte  fte,  „unb  triel  glficfc 
lieber  afö  anbere  ^ffanjen,  bie  ber  SBinb  t>in  unb  t>er 
tt>el)t  unb  tt>ol)l  gar  abbricht!"  —  „2)a*  ifi  fo  im  Seben," 
fagte  ic^,  „man  muß  immer  feften  »galt  fyaben,  fonft  tft'S 
vorbei!"  —  „3a,"  fagte  fte  langfam  im  SBeitergefyen,  „ba 
fyaben  ©ie  red)t!" 

2Btr  gingen  am  Xreibljau*  vorbei,  ba  ftanben  SJtofen; 
fte  blieb  bafcor  fielen  unb  fragte:  „Steinen  ©ie  biefe 
Stofen?"  —  „9lein,"  fagte  idf),  „alle  2(rten  t>on  9tofen  ftnb 
jtt>ar  fd)5n,  aber  id)  meine  bie  großen,  sollen  3entifolienl" 
—  „»d)  bie,  ia,  ba*  glaub'  id)!"  — 


1 


360  Subtotg  (Smfl  ©rimm,  (Srfnnenmgett 

2Bir  famen  lieber  im  ©artenfalon  an,  bie  ^rinjeß 
rufyte  in  einer  ©ofaedte  au$,  bau  3eefen>ice  ftanb  auf 
bem  Sifd),  nur  festen  un*  alle  auger  bet  ©rftfm,  bie  ben 
See  beforgte;  bie  gfirfHn  fprad)  mit  ben  4?errn  übet 
?anbe$angelegenl)eiten,  unb  bie  9>rinjef$  fagte  freunblid) 
ju  mir:  „9hm  mbd)V  id)  ein  toenig  3l)t  ©Rjjenbud) 
burdtfeljen!"  3d)  brachte  e$  il)r,  unb  fte  blätterte  eä  rafd) 
burd),  um  ju  feljen,  tt>a$  alle*  barin  fei;  unter  jebem  ftanb, 
tt>a$  eö  tt>ar,  tt>o  unb  n>ann  id)  e£  gejeid)net  fyabe,  fo  baf} 
fte  nid)t  nötig  l)atte  triel  ju  fragen;  id)  faß  fo,  baß  tefy 
mit  in$  35ud)  fefyen  fonnte;  atö  fie  bie  3eid)nung  tum 
ber  jungen  Same  betrachtete,  fat>  fie  einmal  über  baä 
3Jud)  nad)  ber  ©räftn  l)in,  unb  atö  fie  e$  burd)gefel)en, 
legte  fte  e$  {tili  neben  ftrf>;  nad)  bem  See  gingen  bie  Jj5of* 
Ferren  n>eg,  unb  ber  SÄofyr  unb  ber  rote  Jjjeibudte  polten 
ba$  Seejeug  tt>eg,  bie  gffirfiin  naljm  mein  3rid)enbud), 
unb  t>on  beiben  ©eiten  faljen  bie  9>rinje£  unb  bie  ©räftn 
mit  fyineuu 

Die  erflen  Blätter  im  3*td)enbud)  n>aren  furioö: 
juerfl  fam  ein  alter,  jotteliger,  feljr  malertfd)er  ©d)ftfer* 
l)unb,  in  $l)ilippörul)e  gejetcfynet;  bann  ein  alter  3ube, 
9>etfdf)ierfled)er,  in  J^anau  gejeid)net;  bann  ein  junget 
8tel),  ein  9R5nd),  ein  gotifd)eä  genfler,  bie  große  ®id)e 
beim  SBtlfyelmäbab,  bann  ein  paar  ©ruppen  fd)6ner 
Äinber,  alte  gotifd>e  2Crd)tteftur  unb  Figuren  an  ber  Äird)e 
t>on  ©einkaufen,  $nftd)ten  t>on  «ßanau  unb  ber  Ferren* 
mfil)le,  berühmt  burd)  bie  ©d)lad)t  bei  #anau,  unb  anbered 
mefyr*  Dann  fingen  bie  2Cnftd)ten  t>ön  95irfleüt  an,  benen 
aber  nod)  einige  Söilbniffe  fcoranflanben,  ber  ©ctftttdE>c 
Söormann  unb  mein  Setter  9>oppelmann  unb  feine  grau, 
aud)  bie  auä  bem  @ebftd)tni$  gezeichnete  ©fijje  ber 
©rftfin;  fte  fafyen  aQe  3eid)mmgen  langfam  burd)  unb 
bei  ben  ?anbfd)aften  äufjerte  bie  gfirfKn:  „®te  fpradjen 
ja  fo  fel)r  gegen  ba$  Ausfuhren,  unb  l)ier  l)aben  ©ie  ja 
bod)  95irflein  mit  bem  ©d)lo£  unb  bie  93rflcfe  t>on  grant* 
fürt  mit  einem  2etl  t>on  ©ad)fenl)aufen  in  SÖafferfarbe, 


VI.  Gaffel  granffurt  5Da*  3b$ll  in  Söfrtfein.  1817—1820.    361 

bann  einige  SBilbniffe  bii  auf*  ftußerfle  au*gefül)rt!  Unb 
bod)  fanben  ©ie  e*  unred)t,  baß  »ir  fo  ausführten !" 
©abei  Wedelte  jte  ettt>a«*  „©»♦  ©urdfylaudjt,"  fagte  id>, 
„nur  mit  bem  großen  Unterfd)teb,  baß  td)  alle*  unmittel* 
bar  nad)  ber  SWatur  jeid)ne,  3fyre  3eid)nungen  aber  Äopien 
nad)  abgeführten  3eic^nungen  fmb,  »a*  id)  nid)t  toben 
fann!  95ei  bem,  »a*  in  meinem  33ud)  nur  ffifötert  ift, 
t>at  mief)  ent»eber  ber  Mangel  an  3eit  ober  frf>tecf)tc^ 
SBetter  an  ber  Ausführung  gefyinbert,  id)  bin  aber  fefyr 
bafttr,  nad)  ber  Statur  alle*  bl*  in*  geringfte  au*jufül)ren; 
nur  baburd)  fann  man  biefe  genau  fennen  lernen;  bzi 
3eitmangel  ober  ungünfKgem  SBetter  fud)e  id)  fo&iel  »ie 
möglich  nur  ba*  Sl)arafterifHfd)e  ber  ©ac^e  fejtjufyalten; 
aud)  foff  man  beim  3eid)nen  bie  Statur  nid)t  änbera  ober 
fcerbeffern  »offen,  fonbern  fo  treu  »ie  mftgltd)  fein;  »iff 
man  bann  ein  93ilb  malen,  fo  fann  man  bann  ab  unb 
jutun,  unb  fo  ijl  e*  bei  ber  J&ijiorie  unb  bem  93ilbni* 
aud)*"  —  „93ei  bem  93ilbm*  aud)?"  fragte  fte;  ,,id)  bftd)te, 
ein  33ilbni*  muffe  genau,  @tricf>  für  ©trid),  fopiert 
»erben,  mit  allem,  3ug  für  3«g  be*  @ejid)t*,  fo  baß  e* 
gleich  t>on  ber  ganjen  2Belt  erfannt  »ürbe!  3Öa*  verlangt 
man  benn  mel)r  t>on  einem  3Mlbm*?" 

„3n  ber  SRegel,  ©urd)laud)t,  »erlangen  bie  meifien 
weiter  nid)t*  al*  frappante  Äl)nlid)feit;  ift  bann  äffe* 
t)übfd)  glatt  babei  gemalt,  fo  fmb  aud)  bie  meifien  be* 
friebigt  ©iefe  Aufgabe  löfen  *>iele  SRaler,  aber  an  4?un* 
berten  foldfyer  SSilbcr  gel)t  man  vorüber,  ofyne  bat>on  an* 
gejogert  ju  »erben;  id)  fenne  Diele  fold)er  fd)6nen,  glatten, 
Äl)nlid)en,  t>erfümmerten  Silber:  aber  »ie  anber*  ijt  einem 
jumut,  ftel)t  man  *>or  3Jilbniffen  fcon  Staffael,  Sijian, 
»an  ©9df,  ba  SBinci!  ©a  fprid)t  mid)  ein  tiefer,  innerer 
®eifi  an!  ©a  ift  ber  9»ann  ober  bie  ©ame  in  il)rem 
f d)6nften,  geiftigften  Xugenblidf  bärge jlefft,  unb  über  bem  2fu** 
brudf  vergißt  man  alle  Siebenfachen !  ©  i  e  f  e  3Jilbniffe  erfreuen 
immer  unb  bleiben  e»ig  fd)6n!  ©o  muß  tin  3Mlbm*maler  ba* 
geiftige  «eben  erfaffen!    Äffe*  anbere  ift  nid)t  ba*  9ted)te!" 


362  ftibtotg  (Emil  ®rfoun,  ffirtonerungen. 

„©ie  ftnb  fct)r  flreng,  unb  nad)  3l)rer  $nftd)t  toürbe 
fielen  ü)te  3wube  über  ein  dt>nltrf>e^  95ilb  genommen 
»erben",  fagte  fte*  ,,3d)  toetß,  @tt>.  Durd>laudf)t,  baß  e* 
immer  SÄaler  geben  tt>irb,  bie  iljre  äl)nlid)en  SBilbniffe  fo 
fort  malen,  unb  baß  aud)  bie  2eute  bamü  jufrieben  fein 
toerben.  SDton  fW)t  biefen  95ilbniffen  an,  baß  bie  Seute 
oft  t)aben  ftfcen  mfijfen,  fo  baß  fte  ba*  mübe  getoefen  ftnb; 
bie  ®eftd)t*jfige  ftnb  tot,  ba*  2Cuge  müb,  unb  ba  foU 
bann  ein  unnatürliche*  ?äd)eln  bem  95ilb  ttrieber  auf* 
Reifen  unb  J&al**  unb  Xrmbftnber,  Diamanten,  ©amt  unb 
©eibe  alle*  nneber  gut  machen!"  Sie  Samen  lachten 
unb  id)  mit,  unb  bie  gfirjtin  fagte:  „9tad)  3fyrem  Urteil 
tpfirbe  e*  tt>enig9Raler  geben,  bie  e*  Sfynm  red)t  matten!" 
—  „Da*  tt>ftre  aud)  red)t  gut,"  antwortete  id),  „nur  nid)t* 
SRittelmftßige*  in  ber  Äunjt1)!"  —  „Da  ©ie  bod)  nur 
allem  ba*  ©d)öne  tooßen  gelten  laffen,  toarum  fyaben  ©ie 
bie  t)dßltd)en  Äöpfe,  ben  Suben  unb  ben  9R5nd)  in  3t}t 
93ud)  gejeidjnet?"  fragte  pe  toeiter.  „©obalb  ba*  J&dß* 
lict>e  ©jarafter  l>at,  Durd)laudji,  ifl  e*  nid)t  fyftßlicfc; 
außerbem  ifl  e*  intereffant,  ba*  J&äßlid)e  ju  betrauten, 
fogar  ju  jeidjnen,  um  ben  eigentlichen  Unterfd)ieb  be* 
©d)finen  unb  4?äßlid)en  lernten  ju  lernen."  —  „SRan  jiel)t 
ja  aber  auf  ben  erften  Solid,  tt>a*  fyftßlid)  ifl!"  —  „3a* 
tt>ol)l,"  antwortete  id),  „aber  nid)t,  woran  e*  liegt!" 

©ie  befal)  nod)  eine  2fnjtd)t  t>on  3Mrjlein,  bie  fel)r 
flüd)tig  (fixiert  war:  „Daran  fyaben  ©ie  gett>iß  gearbeitet, 
al*  Wir  ©ie  ftörten!"  Die  ©rftfm  lachte;  nun  fam  ba* 
t>eri)ftngni*t>oIIe  3Jilbni*!  Die  gürftin  fagte,  ftd)  ju  tt)rer 
dlidjtt  wenbenb:  „Da*  t)at  $l)nlid)feit  mit  bir!"  unb  jur 
«prinjeß:  „9Kfy  Waljr,  »iftoire?"  —  „3a,"  fagte  biefe,  „id> 
fyab,  e*  aud)  t>orl)in  fd)on  gefunben."  Die  ©rftfm  bfidfte 
ftcf>  fo  tief  wie  mftglid)  auf  bie  3etd)mmg,  um  ü>re  93er* 
legenfyeii  ju  verbergen,  unb  fagte  fefyr  leife:  „®o?  ba* 


')  gehte  Darlegungen  über  ba*  ^)ortrdt  oon  gubwfg* 
Steffen  J&erman  ®  rimm  f.  in  bejfen  „gragmenten",  @.  494—601. 


VI.  Gaffel,  granffuti  2>a*  SbgU  in  Söirftein.  1817—1820.    363 

fann  man  felbfl  nid)t  beurteilen,"  2)ie  gfirfltn  fragte, 
tt>o  ftdf>  baä  SJilb  befänbe,  nad)  bem  id)  ti  fopiert  l)4tte; 
um  au$  aDer  Verlegenheit  ju  fommen,  fagte  td)  gerabe 
fyerauä,  id)  l)fttte  eä  au$  ber  3bee  geaeidjnet*  „3a,"  fagte 
fte  gebebt,  „#tntergrunb  unb  2*adjt  tfl  auä  Älterer  3eit, 
©ie  muffen  ba$  SMlbni*  bod)  wirgenbtt>o  gefefyen  fyaben! 
ober  bte  (Erinnerung  an  ettt>a$  2(t>nlicf)e^  muß  ©te  geführt 
fyaben!"  Um  ü)r  barauf  nicf>t  antworten  ju  muffen,  fragte 
icf),  ob  jte  ntdjt  glaube,  baß  bie  Stellung  unb  Umgebung 
ftd)  ffir  ein  SMlbniä  eigne*  „3a,  fel>r  gut,  ba$  paßte  ja 
vortrefflich  für  meine  9Md)te,  um  ftdj  fo  malen  ju  laffen; 
bie  fdjtoarae  2rad)t  toürbe  fefyr  paffenb  fein;  nid)t  tt>al)r, 
#err  ©rtmw,  bie  fd)tt>arae  Sradjt  ifl  etgentlid)  bie  fd)6nfle 
für  SBtlbniffe?"  —  „Ober  violett  ©amt,  aud)  93raun  unb 
©unfelrot",  antwortete  id)* 

2)ie  gürftin  fd)lug  nod)  einige  SMäiter  um  unb  fal) 
ben  geifllicfyen  4?erm,  SBormann*  „2)er  ifl  ja  fel>r  au& 
geführt  1  2>a  Ratten  ©ie  red)t,  baä  ifl  ein  interejf anter 
Äopf,  feljr  fpred)enb!"  3d)  fagte,  id^  toürbe  ben  Äopf 
au  einem  J)tflorifd)en  93tlb  benufcen,  eiioa  au  einem  Aar* 
binaU  „2>a  Ijaben  ©ie  voJHommen  red)t,  er  ifl  ernfl, 
fpredjenb,  intereffant;  bie  2eute  f innen  ftd)  in  ad^t  nehmen; 
toer  ettoa  fd)5n  unb  intereffant  ifl,  ifl  ntd)t  ftd)er,  auf 
irgenb  ein  23ilb  au  fommen!"  fagte  fte  unb  Wedelte  baau, 
td)  fal)  nad)  ber  ©räftn;  bie  befyerrfdjte  foviel  tt)ie  mdg* 
lid)  il>re  @eftd)t$aüge,  um  unbefangen  au  erfdjeinen* 

9hm  tt>ar  bat  93ud)  burdjgefefyen,  bie  gftrfltn  fd)tug 
nod)  einmal  bai  93ilb  ber  ©räftn  auf  unb  tat  bie 
grage:  „#aben  ©ie  baä  l)ter  ani  3bee  geaeid)net?"  — 
„3a,  2>urd)laud)t,  neulich,  atö  ba$  flarle  @ett>ttter  toar 
unb  id)  nid)t  xni  gxeie  fomtte!"  —  „2>te  9tyantafte  ber 
Äftnflter  ifl  bod)  immer  mit  ettoad  befdjäftigt,  bie  träumen 
nur,  n>ot>on  fte  2ufl  fyaben  au  träumen,  fte  ftnb  au  be* 
netben!" 

2>te  $rinae$  ging  in  ein  anbereS  3ttnmer,  bie  gürflin 
an  bie  ©taätüre,  fal)  fyinauä  unb  fagte:    „@$  regnet 


364  fttbtoig  Ghntl  ©rtaim,  (Erinnerungen. 

nrieber  fiarf,  bai  SBBettergtaä  ift  audj  nrieber  gefallen"  — 
fie  machte  baä  genfer  auf  unb  fpradj  mit  bem  ©ärtner; 
bie  ©rdftn  fal)  audj  jum  föenfter  fytnauä,  !am  aber  gleich 
nrieber  jurüdf  unb  fagte:  „93ei  folgern  SBetter  fönnen  ©ie 
bod)  nidjt  abreifen!  —  Srdumen  ©ie  lieber  nodj  l)ier!"  — 
„2Ba$  Reifen  mir  tt>cl>l  bte  fdjfinen  2rdume,  bie  nidjt  jur 
SBirfltc^eit  »erben!" 

25ie  9>rinjefl  braute  nodj  ein  23udj,  tt>ortn  Styein* 
anflehten  toaren;  tdj  nun  für  meine  Werfen  l)abe  fietä 
grofte  ?angtt>eite  bei  23etradjtung  t>on  folgen  gehabt, 
toäfyrenb  fie  t>on  ber  ganjen  fogenannten  gebilbeten  2Öeft 
bettmnbert  »erben;  mir  pnb  jte  immer  ttrie  ftdj  ttrieber* 
^olenbefd^ftneDeforationenDorgefommen/UnbaOe^aben^m 
lidjfeit  mitetnanber*  SBenn  tdj  an  Sirol,  ©raubünben  benfe, 
tt)ie  anberä  iji  e$  ba!  —  aber  ba$  23udj  tt>urbe  rufytg 
t>on  Anfang  bii  anä  @nbe  burdjgefefyen,  unb  idj  n>ar  nur 
frot),  ba#  man  mtdj  nidjt  um  meine  Meinung  barüber 
befragte! 

Die  gürfttn  fragte  bann,  ob  idj  tagä  barauf  nrirf* 
lief)  abreifte  unb  ob  icf)  gebddjte ,  balb  nrieber  jufommen. 
3c^  erwartete  erft  nodj  einen  SBrief,  fagte  idj,  unb  tt>erbe 
vielleicht  nädjjien  Sag  nachmittags  ober  am  fibernädjften 
SRorgen  reifen,  fyoffte  aber  balb  ttrieber  einmal  bort  ju 
fein  unb  auf  längere  3eit*  „2Öenn  ©ie  baä  einritzten 
fönnien,  ba*  n>dre  fdjftn!"  fd)lo#  bie  gürjlim 

2tm  nddjjien  Sag  fdjrieb  mir  SJalbe,  bafj  er  mtdj 
Sonntag  in  aller  gfrüfye  in  ©oben  ertoarte*  3dj  ging 
alfo  jum  lefctenmal  ini  ©djlofj;  ber  9J?ol)r  machte  mir  bie 
2üre  beä  ©artenfalonS  auf  —  niemanb  tt>ar  nodj  ba; 
nadj  ein  paar  SRtnuten  !am  bie  ©rdftn  fyereüu  „2ldj, 
geben  ©ie  mir  bodfy",  fagte  jte  fe^r  fdjfidjtern,  „bie  3etdj' 
nung  mit  bem  SMlbnte,  baä  ©ie  nur  aud  ber  3bee  ge* 
jeidjnet  fyaben,  für  meine  Sammlung!"  Die  ffinne  idj 
ifyr  ntdjt  geben,  aber  jebe  anbere,  bie  jte  nur  tt>oHe,  ant* 
»ortete  idj;  bie  anbern  feien  ja  audj  nadj  ber  SWatur, 
biefe  nur  nadj  bem  ©ebädjtniä  gejetdjnet,  aber  mir  lieber 


VI.  Gaffet  granffurt  2>a*  3b»tt  in  Söirjteln.  1817-1820.    365 

aU  alle  anberen*  ©te  flanb  eine  Söeilc  unbetoeglid),  reichte 
mit  bann  bie  #anb  unb  fagte  bett>egt:  „2)ann  behalten 
©ie  fte!"  —  2)ie  Sfire  fnarrte,  unb  bie  gfirjtin  !am  mit 
ber  ^rinjeß  fyerein,  bie  ©räftn  ftanb  nod)  unbetoeglid)  unb 
arbeitete  an  intern  ©tidfmujier  unb  tt>ar  fel>r  einjtlbig*  „@ä 
iji  bod)  gut,  baß  ©ie  geblieben  jtnb,"  fagte  bie  ftfirftin, 
„fefyen  ©ie,  morgen  belommen  ©ie  fdjftn  SÖetter!" 

9lun  erjäfylte  fte  t>on  ber  SDreäbener  ©alerie,  natfir* 
lief),  tt>ie  gett>5l)nlidj,  juerji  t>on  Sorreggioä  Zeitiger 
9tad)t,  bann  ber  9t affa eiferen  SWabonna  uftt>»;  id) mußte 
t>on  ber  fyieftgen  ©alcric  erjäfylen,  unb  nrir  bidputierten 
oft  miteinanber;  aber  tt>o  id)  glaubte  rccf)t  ju  fyaben,  ba 
l)ieft  i<$  fefl- 

SJetm  Auffielen  fragte  bie  ©räfm:  „äBolIen  ©ie  ben 
28eg  gefyen,  ben  id)  3l)nen  befdjrieben  fyabe?"  —  „2fuf  jeben 
gaE  gel)  td)  ben!"  —  „@$  iji  nodj  mandjeä  l)ier  ju  be* 
fefyen,"  jagte  bie  gürftin,  „tt>enn  ©ie  tt>ieberfommen!  #ier 
gebe  idj  3l)nen  einen  23rtef  an  bie  grau  23efd)tießerin  in 
©elbotb,  bann  fönnen  ©ie  bie  ©alcric  befeuern  Steifen 
©ie  red)t  glfitflid)!"  ©o  fagten  bann  audfj  bie  anbern, 
unb  ber  frönen  ®r4ftn  2fugen  bltdften  fel)r  freunbttd)*  — 

3d)  ging  langfam  jum  guten  Setter;  eä  ifl  t>ielleid)t 
gut,  badete  trf),  baß  bu  jefet  tt>eggel)jl;  bliebeft  bu  länger, 
fo  tt>firbe  eä  bir  nur  fd)tt>erer  anfommen,  unb  ber  ganje 
©ommer  ginge  vorüber,  ofyne  baß  bu  an  eine  ernfle 
Arbeit  fämejl;  baä  tt>aren  bodf)  brei  fdjöne  SSocfyen!  — 

2)er  gute  Setter  fagte:  ,,3d)  freue  mid)  bodj,  mon 
eher  cousin,  baß  ©ie  fo  lange  bei  un$  aufgehalten  fyaben! 
Tili  ©ie  ba$  erfiemal  ba  n>aren,  tooOten  fte  ben  britten 
Sag  ttrieber  tt>eg!"  — 

2)en  anbeten  borgen  n>ar  feine  Söolfe  am  J&immel, 
unb  fein  Safteten  rührte  jtd);  td)  nal)m  freunblid)  2fbfd)ieb 
t>on  meinen  äSertoanbten,  audj  mit  bem  33erfpred)en,  balb 
tmeberjufommen1)*    3m  nädjfien  2Öalb  jianben  l>errlid)e 

*)  @r  iß  nie  lieber  fytngefemmen  unb  f)at  nietnanb  aon 
allen  f>fer  (benannten  je  ttrtebergefefyen. 


366  gubttig  Chnil  ©rtaim,  Erinnerungen« 

SRaiblumen,  tdj  banb  mit  einen  ©traufi  unb  fefcte  mid) 
oben  auf  einen  Jpügel,  tt>o  td)  bai  ©d)lo$  ttnb  einen  Zeil 
t>on  SMrjlein  nod)  überfein  fonnte;  bann  fagte  idj  ber 
fd)5nen  @)egenb  2ebett>ol)l  ttnb  ging  auf  bem  t>on  ber 
©riftn  mir  bezeichneten  28eg  —  fel>r  langfam  —  tt>eiter* 

Qti  roat  nod)  früt),  bie  Serben  fangen  fr5I>licf>  in  ber 
2uft  unb  bie  3(mfeln  im  SBalb,  ttnb  ba*  nafye  unb  ferne 
©eldute  ber  ©onntagägtodfen  machte  ben  borgen  fo  feter* 
lid);  —  td)  fefcte  mid}  nodjmal*  nieber  unb  betrachtete 
bie  ©egenb  ringsum;  eingehe  2eute,  bie  in  bie  fördje 
wollten,  gingen  mit  einem  „@un  ÜRom"  an  mir  vorüber; 
ba  fam  aud)  ein  dltlicf>e^  3)auernm&bd)en  im  Sonntag** 
anjug,  blieb  bei  mir  jWfyen,  l)ielt  mir  einen  3*ttel  l)in, 
auf  bem  „2ubtt>tg  ®rimm"  ftanb  unb  fragte  mtd),  ob  idf) 
fo  t>etfte«  3d)  fragte  e*,  ob  e*  nid)t  lefen  Ifinne;  nein, 
fagte  e*,  fyolte  bann  aui  feinem  Äörbcfyen  ein  Rapier 
unb  gab  mir  ba**  „33on  toern  ijl  ba*?"  fragte  id)*  „2>a* 
tt>etfi  idj  mdjt",  antwortete  e**  3dj  ftffnete  ein  toenig 
ba*  Rapier  unb  fal)  —  eine  SRofe;  idj  freute  midj  fefyr, 
gab  bemüRäbdjen  ein  gut  Srinf gelb  unb  fragte  nodj  einmal: 
„2Öo  l>aft  bu  ba*  Rapier  befommen?"  —  „3m  ©df)Io#," 
fagte  e*  fet>r  ängjilidj,  „e*  bärfe  e*  aber  aud)  nidjt  fagen", 
unb  bann  ging  e*  fdjnell  lieber  jurüdf*  3n  bem  $apier 
lag  eine  eben  aufgegangene  ttmnberfdjfine  3entifolie,  bie 
grünen  SSIftttct  mit  einem  blauen  SJdnbdjen  aufammetu* 
gebunben* 

,,©o  gefyt'*  inberSBett,"  badjtetdj,  „ba*93efie  immer 
julefct  —  tt>ie  ift  jte  bodj  felbfi  ba*  redete  SMtb  einer 
9tofe,  blüfyenb,  ftitt  gtttyenb,  gel)eimni*t>ott!"  SBBie  toar 
mir  fo  tt>el)mütig,  al*  tdj  bie  Stofe  mit  bem  blauen  234nb* 
djen,  bie  fo  fyerrtidj  buftete,  in  ber  #anb  f)ielt  unb  be* 
tradjtete  —  bie  Serdjen  unb  2tmfetn  madjten  ÜRujtf  in 
meine  ©timmung  hinein  —  e*  loaren  feine  SDomen  an 
ber  Stofe  —  idj  blieb  lange  jtfeen  unb  badete  ber  t>er* 
gangenen  fdjfinen  Sage!  —  „©onberbar,"  badete  tdj, 
„unb  traurig,  bafl  fo  manche  teure  SSefanntfdjaft  nur  tt>ie 


VI.  Gaffel,  granffurt  2>a«  Sbgil  in  Söirjfein.  1817-1820.    367 

ein  9tyantaftebtlb  ober  eine  liebliche  @)eijtererfd)einung 
meinen  2tugen  t>orübergefül)rt  nrirb,  oI)ne  baß  id)  bie 
SRad)t  l)dtte,  eine  ba&on  fefiauljalten!" 

3Me  3tofe  tt>itfelte  id)  tt>ieber  in«  Rapier  unb  legte 
fte  in  mein  3*idjenldfld)en,  ba«  jarte  2fngebenfen  fyabe 
id)  nod)  aufbewahrt,  mit  bem  blaufeibenen  9$dnbd)eiu  — 

3dj  ging  langfam  t>ortt>drt«,  fam  auf  eine  fleine 
$nl)&t)e,  tt>o  bie  Stummer  einer  alten  Söarte  ftanben,  unb 
fefcte  mid)  auf  ben  mit  SRoo«  unb  Ztymian  bebeetten 
93oben  —  eine  @ra«mütfe  fang  mir  ettt>a«  t>or,  ber  SBeiß* 
born  ftanb  in  t>oQer  95lüte,  unb  ber  JiMmmel  tt>ar  fo  blau  — 
wie  in  3talten:  e«  n>ar  ein  föjilidjer  ÜRorgen,  bie  2fu«* 
ftd^ten  n>aren  fo  fd)5n,  unb  bie  ©tocten  fingen  tt>ieber  an 
ju  Iduten!  3d)  faty  Hnfö  bie  ©pifee  ber  Äird)e  t>on  ®al* 
münfier,  red)t«  ein  paar  3>fltfa,  bie  in  2Öalbfd)lud)ten 
eingebettet  lagen ,  unb  t>or  mir,  jttrffdjen  jtoei  Sergen, 
ba«  SSunberlanb  meiner  3togenbtrdume  —  ba  fal)  id) 
©teinau,  aber  nur  bie  Äird)e  unb  ba«  ©d)lo$,  im  ©lanj 
ber  SRorgenfonne  liegen  —  tt>ie  gerne  l)dtte  id)  bort  fein 
mftgen!  3d)  toat  faum  jtt>ei  ©tunben  bat>on  entfernt  — 
id)  tonnte  bie  SÖarten  t>on  ÜRarborn  unb  SeHing«  fefyen, 
bie  ttrie  tt>eifje  2Bad)«lerjen  aufredet  ftanb en! 

9ton  ging9«  bergab,  unb  am  ($nbe  be«  Serge«  fal) 
icf)  ba«  altertümliche  ©d)lfif$d)en,  weldje«  bie  gamilie 
IDupre  in  Sejtfe  Ijatte*  3>a«  Dorf  ©oben  tt>irb  burd) 
ben  fdjönen  Äinjiggrunb  Don  ©almünfier  getrennt,  tt>eld)e« 
ettt>a  eine  SBiertelfhmbe  entfernt  gegenüberliegt« 

3d)  fal)  Ferren  unb  2)amen  in  einem  ^Blumengarten 
unb  erfannte  Salbe  unter  tynen;  icf)  ging  hinein  unb 
ttmrbe  t>on  Salbe  ber  gamilie  t>orgejieHt,  bie  fefyr  freund 
lid)  tt>ar* 

SuprS1)  tt>ar  ein  Heiner  freunblid)er  ÜRann,  fefyr 

*)  9>eter  jDuprd,  1762—1848,  Äaufmann,  flammte  au« 
ber  SRljeinpfala;  feine  jfrau  toar  (Sfjarlotte  geb.  «ei«ler  au« 
«ßanau,  1768—1843;  bie  ältere  Socbter  heiratete  ben  Xtntmann 
üftüfylfyauf  en  in  ©teinau,  fpäter  in  Gaffel,  n>o  er  ftarb;  bie  jüngere 


368  Sutmrig  Chnil  ©rtoim,  (Srtnnerungen, 

blatternarbig;  bie  ^ratt  l>atte  lebenbige,  fcfybne  2fugen; 
#oet  25d)ter,  ÜRindjen  neunjetyn,  dornetia  ad)tjel)n 
3al>re  alt,  beibc  tt>areto  fefyr  fd)5n  Don  ©ejicfyt  unb  eben 
fo  fcf)6n  gett>adjfen;  aDe  waren  natürlidj,  Stinten  I)atte 
blaue,  Sorneliar  fpredjenbe  fd)tt>arje  2fugen;  bie  leitete 
geffel  mir  am  beften,  fte  tt>ar  fcl>r  munter,  oft  auägelajfen, 
unb  feit  einem  fyalben  3al)r  bie  23raut  eineS  SRanne* 
au^  Jtonjtg* 

SRad)  Stfd)  ttmrbe  inä  Älofier  nad)  ©almünjier  ge* 
gangen,  bie  SKutter  blieb  ju  J£aufe*  SÖeber  in  ber 
Ätrd)e  nodj  im  Ätojier  tt>ar  ttooai  3ntereflante$  ju  feljen, 
im  leiteten  fal)  eä  ungett>5l)ttlid)  fdjmufetg  auä,  nur  ba# 
bie  2Äönd)e  fdjbne  SSlumen  t>or  ben  genftern  Ratten  unb 
ber  ® arten  in  Orbnung  toar;  in  ber  Äücfye  faften  ein 
paar  SJtöndje  unb  baeften  eine  2ftt  t>on  Äucfyen,  ber  eine 
bielt  bie  Pfanne,  ber  anbere  rührte  ben  Seig  barin; 
beibe  Ratten  rote,  bumme  Ädpfe,  unb  und  tt>ar  e$  nicf>t 
fct>r  appetitlich  ba»  2ludj  fat>  tef)  feinen  9J?5nd),  ben  }u 
geid)nen  e$  ber  9DWU)e  gelohnt  t)dttcx)>  2Btr  gingen  balb 
tmeber  in  ben  fcfyönen  SBiefengrunb  unb  bann  nad)  <&aufe 
in  ben  ^Blumengarten  biö  jum  2(benb, 

25upr$ä  J&auä  tt>ar  alt,  Don  Stein,  gotifd),  mit 
ftenjtererfern,  aber  angenehm  unb  tt>o t>nlirf> ;  fo&iet  id) 

heiratete  ben  Dr.  ©d&legel  in  £anaig,  fpäter  in  Äbnlgäberg; 
ba$  ^uttenfdje  ©d)lefj  fam  erjt  in  ben  SBeft^  beä  älteren  lebigen 
<3obne*  tytfilipip,  t 1867,  bann,  fdjon  aor  9WIJPP*  $ob,  in  ben 
be$  jüngeren,  SÖilljelin  jD.,  1 1864;  beä  lederen  hinter  aerfauften 
e$  an  Ben  Äommerjienrat  Ärafft  in  Offenbart),  Söejtfcer  ber 
(Sobener  ©antfabrtf  u,  <f&rberef,  ber  eä  für  ba$  günffaetye  be$ 
@rtt>erb$preife$  (11500  2JH.)  pilgerest  berjMen  lieft.  —  Sacob 
ertoäbnt  Qgbbfe.  285)  1814  einen  ÜKitfhtbenten  £uprd  au* 

tanau,  „ber  oljne  4jut  in  bie  gerten  ging/'  unb   nun  in 
Ifon  too^ne  unb  it)n  auf  ber  ©trage  erfannt  babe. 

*)  jDie  JJfamjtSfaner,  na*  ber  SReformation  aon  ©ein* 
baufen  natf)  ©almunjter  übergeftebelt,  erhielten  bie  ©egeub  beim 
alten  (Glauben;  nad)  »orübergebenber  tfuftebuna  beä  Älojter* 
üben  feine  heutigen  Snfaffen  ©eelforgc  unb  büben  fünftige 
©eiftlldje  au*. 


VI.  Gaffel,  granffurt.  ©a*  Sb^tt  tn  SBirflein.  1817-1820.    369 

toeifj,  gehörte  bai  ©d)föfld)en  benen  t>on  $utten,  bie 
in  ber  ©egenb  ringsum  t>iete  Seftfeungen  Rattern  3d& 
toftre  n>ol)l  gern  aud)  einmal  nad)  aBädjteräbadj  gegangen, 
aber  bie  3eit  n>at  ju  futj;  am  2fbenb  n>at  eä  redfyt 
fr6l)tid)  in  ber  ©efettfdf)aft  unb  bie  ^d)tet  fei>r  mujHa(if4 

Den  anbern  SEag  gingen  tt>ir  tt>eg,  t>on  ber  gamilie 
nod)  bid  ©almünfter  begleitet,  t>on  ba  nacf)  ©einkaufen, 
tt>o  icf)  nod)  einmal  nacf)  bem  SBarbaroffapalafi  ging, 
eine  SBetle  auf  ber  Sttauer  faß  unb  meinen  ©ebanfen 
nad)l)ing;  nad)l)er  jetdfynete  id)  nod)  eine  ©fijje  be$ 
©tdbtd&en** 

9tun  nahmen  n>ir  einen  SBagen  unb  fuhren  nacf) 
?angenfelbotb;  in  ber  ©alerie  n>arenfd)5ne  ©über,  unter 
anbeten  ba£  9$übni$  eine*  jungen  2Räbd)en$ *)  mit  eblem 
@eftd)t,  fd)6n  geformten,  fpredjenben  Äugen,  feinen  Äugen* 
brauen.  SÄan  fal)  n>emg  JjJaare,  jte  fyatte  eine  Art  toetfle 
SSftfee  auf  mit  fyinten  fyerunterfyängenbem  weisen  (Schleier, 
tt>a$  ganj  fl&ftertid)  auäfal),  toeifte  (Sfyemtfette,  eine  golbene 
©d)nur  um  ben  J£al$,  woran  eine  93lume,  au$  (Sbefc 
flehten  gefaßt,  I)ing;  bann  fd)tt>arje$  Äleib  mit  purpurn 
roten  Ärmeln,  ein  fleineö  langhaarige^  ?5tt>enl)ünbdjen 
auf  bem  linfen  Arm,  bejfen  Stütfen  ffe  mit  ber  Siebten 
fireidjefte*  Hai  ©anje  jtt>ifd)en  belaubten  23äumen,  im 
JjMntergrunb  eine  SBurg,  ein  glufi  unb  ferne  blaue  23erge, 
t>om  J^immel  fal)  man  tt>enig*  gerner  ein  23übd)en, 
Äinber  SÄujtf  madjenb,  fdjön,  aberetttm*  bunfel  gehalten  *)♦ 

SJBeiter  ein  fefyr  gute*,  geiftreidj  gemalte*  95x1b,  ba* 
©anje  ettt>a  jn>ei  btö  brei  gu$  grofh.  ein  ©panier  in 
fctyitjarjem  9J?antel,-  ben  #ut  in  ber  <@anb,  mit  Segen, 
©d)ul)en  unb  ©trumpfen  —  ftel)t  fedf  unb  frei  ba,  ti 
ifl  fräftig    gehalten  unb    fdjeint   t)on    einem  fpamfdjen 

l)  Da*  Sötlb  t)&ngt  fyeute  im  flauen  (Salon  be$  ©djloffe* 
ju  Söirftein. 

*)  <&i  ffobet  Prf)  l)eute  im  SKoten  ®alon  ber  grau  gürftin 
S&utter,  im  Oftflügel  be*  SBorberbaue*  be*  Söirjteiner  @d)loffe$, 
unb  rüt)tt  aon  einem  tyottänbifdfyen  ÜÄeifter  litt. 

8ufcw.  @rtmm,  ertmicttittgfiu  24 


370  Subtoig  @mtl  (Stimm,  (Erinnerungen. 

SWaler1)*  Sann  nod)  manche  fd)5ne  23ilber  tion  SRieber* 
länbern  unb  aui  anbern  ©d)ulen* 

2>aä  fd^önfle  n>ar  —  gett>t#  aud)  ein  fpanifd)e$ 
23tlb  —  eine  junge  9tonne,  fftnfjefyn  ober  fed)jel>n  3<il)re 
alt,  mit  langen,  fyängenben  fdjtoarjen  Jpaaren,  einen  Äranj 
t>on  toeißen  unb  roten  Stofen  auf  bem  Äopf,  ein  Ärujiftg 
in  ber  redjten,  eine  t)otte  blüfyenbe  9tofe  in  ber  linfen 
4?anb,  bunfleä  Äleib  mit  einem  ©urt  um  ben  ?etb*)* 
IMefe*  SBilb  i>dtte  id)  fyaben  mdgen:  biefe*  Waffe,  eble 
@eftd)t,  biefe  fd)tt>ärmerifd)en,  ettoaö  gefenften  %igen,  bie 
feinen  SJrauen,  großen  SSimpern,  bie  einen  ©chatten 
warfen,  baä  fdjarf  unb  bod)  fd)ön  geformte  9t&dd)en,  ber 
ernfie  unb  bodj  freunblicfye  SWunb!  3d)  l)ätte  ti  fyaben 
unb  oft  betrachten  mögen,  bie*  reijenbe,  t>teKetd)t  un* 
glücflidje  9R4bd>enJ  „SBie  ttmnberfd)6n",  backte  id),  „mu£ 
bie  gelice  in  ber  2rad)t  auäfefyen!"  3d)  fonnte  mid)  oon 
bem  23ilb  fd)tt>er  trennen*  „Sie  SRonne  gefdßt  3fynen  ja 
am  bejien/4  fagte  bie  93efd)tie#erin,  „ja,  bie  ift  fd^ott  fd)ön! 
2Cber  baä  93ilb  ift  bod)  gar  ju  traurig,  unb  fte  toerben 
tt)t  aud)  balb  bie  frönen,  fd)tt>arjen,  langen  £aare  ab* 
gefdjmtten  fyaben!"   3dj  fcerliefi  baä  23ilb  ungern»  — 

@$  fing  an  bämmerig  ju  toerben,  tt>ir  festen  unä 
tt)ieber  in  ben  SBagen  unb  famen  um  neun  Uf>r  in  ^anau 
an;  ben  anbern  Sag  reifte  id)  aud)  Don  ba  ab  unb  fam 
@nbe  SKai  tt>ieber  in  Saffet  an;  ba  tt>ar  aXiti  beim  alten 
geblieben,  unb  t)on  meiner  2fnfleKung  l)5rte  id)  nidjt&"  — 

*)  Äeute  im  ©rünen  ©alon  beä  Söirftetner  ©Stoffe*. 

")  £a*  ©Hb,  „bie  ^eilige  «Rofa  t>on  Sima",  fjängt  ebenfatt* 
im  Söfouen  ©alon  be$  genannten  ©d)foffe&  SMe  Sutoler  aller 
©über  finb  nod)  unbelannt,  fotten  aber  nunmehr  nad)  SWdglf  d)* 
feit  erforfdjt  toerben. 


VII.  Reffen.  SBeftfalen.  ©dtttngen.  J&amtoaer.  1820—1828.    371 

VII.  #effem  SEßejtfaletu  ©öttmgcn.  #amtot>er* 

1820—1828. 

@<r)on  im  3ar)re  1815  trat  bie  erfte  SReifje  t>on  Subtotg* 
SÄabferungen  erfcrjfenen,  in  ©roßfolfo,  15  tafeln  mit  25  Söilbern 
unter  bem  titelt  „Suite  de  dißferents  sujets  graves  ä  l'Eau 
forte  par  L.  E.  Grimm.  llire  Livraison  composee  de  25  pieces. 
Mannheim,  chez  D.  Artaria,  1815."  @te  umfaßte  bie  Ulm.  14, 
62,  70,  99—105,  109,  113—18,  121,  175,  176,  179,  187,  195, 
214,  218. 

3fl*  jtoeite  2fu$gabe  erfcrjtenen  im  3<rf)*e  1818  „SÄabterte 
Söl&tter  naefy  ber  Statur,  aon  «.  <S.  ©rimm,  (Saffel  1818. 
. . .  J&eft."  jDtc  Sücfe  *or  bem  Iefcten  3Bort  ift  auf  aerfd&febenen 
erhaltenen  Umfdjtögen  burdj  bie  beutfdjen  3fff*ni  1.  unb  3.  aub 
gefüllt1).  Die  vierte  ©eite  be$  Umfd&lag*  bringt  nod)  einen 
frana&fifcrjen  $ftel.  2fufjer  ben  Sölättern  t)on  ber  ttaltenifcr)en 
9teffe,  9fr.  123—30,  204—11,  t)at  fle  bie  9frn.  66  unb  57  ent* 
galten,  tote  ©tefg  3,  474  jeigt,  bie  aUerbtng*  (nad)  einer  9U)tij 
aßtlrjelm*)  erft  1820  in  Gaffel  rattert  Sorben  finb.  @$  flef>t 
*banacr)  faft  au$,  al*  feien  bie  1818  gefertigten  Umfrage  erft 
attmäpd)  mit  ben  blättern  gefüllt  toorben.  Da  ba$  an  ©oetfje 
gefc^iefte  J&eft  bie  3af)l  1818  in  1822  abgeänbert  jeigt,  fo  muf} 
man  (mit  @teig  4,  187)  bie  JJerttgftelhmg  gar  bt$  ju  biefem 
3ar)r  rjinauärürfen. 

3u  folcr)er  Auf»  unb  ülactyfuttung  fcfyetnen  aud)  1823  neue 
Umfdjläge  mit  biefer  Safyreäaarjl  gebrutft  roorben  ju  fein;  aber 
e*  tt>ar,  rote  ertr*är)nt,  ein  älterer  Umfd)lag  aon  1818,  in  bem 
noer)  am  8.  3uli  1823  SGBttyelm  bie  Blätter  an  ©oettye  gefanbt 
ffat,  unb  jtt>ar  mit  folgenben  ©orten1): 

„Oleomen  Otto.  (S&ellena  beiliegenbe  ©ammlung  t>on  rabierten 
blättern  mit  gettor)nter  ©üte  unb  9ladt>fld^t  auf.  (Sie  machen 
al*  3eicf)nungen  nad)  ber  Sftatur  feine  teeren  3nfprücr)e,  mein 
»ruber  tt>ünfd)t  aber  auf  biefe  äBeife  einaelne  ©tubien,  bie  für 
anbere  3xotfo  bod)  un&erloren  finb,  feftyurjalten  unb  fjofft,  baß 
bei  feinem  Söemüljen,  n>a$  tym  etgentümlfd)  unb  cr)arafterffrlfdj, 


*)  Steig  4,  184;  biefer  t)&lt  bie  3u*gabe  t>on  1818  für 
Subttig*  erjte*  SSerf. 

24* 


372  «utooig  @mti  ©rirnm,  Erinnerungen. 

überhaupt  auf  trgenbetne  Htt  au«ge$etdf)net  fd&ien,  nur  aufou* 
nehmen,  bcr  Stebrjaber  folget  arbeiten  eftoa«  Ergbfcltdje«  ober 
©tllfommene«  barin  ffnben  toerbe.  9R5ge  ba«  £efi  mit  ben 
italtenifcfyen  3eid)mmgen  3tnten  einige  Bugenblicfe  angenehmer 
Erinnerung  getoäfyren;  biefer  g&mfcr),  fotole  ba«  9Bof)ftooilen, 
toomlt  Eto.  (Sjaellena  fdjon  oor  Sauren  äbnlfdje  3etd>romgen 
meine«  »ruber«  bttxafytt  fyaben1),  muft  entfdutlbtgen,  toenn  er 
mit  einer  fo  Keinen  ©abe  fein  Bnbenfen  $u  erneuern  fucfyt" 

©oetfye  fdjrleb  nun  im  fibernäd)jten  J&efte  feiner  3eitfd)rlft 
„Äunft  unb  Altertum"  (4,  3)  foigenbe  freunblldjen  SBorte: 

„2Me  rabierten  Sölätter . . .  o.  S.  E.  ©rtmm . . ♦  r)aben  un« 
bei  toieberfjolter  Durcr)ficr)t  angenehm  unterhalten  unb  $ur  Xcfytung 
gegen  ba«  angeborne  Talent  be«  toacferen  Äünftler«  verpflichtet 
<5ie  enthalten  ©egenftänbe  mannigfaltiger  Hxt,  »Ubntffe  oon 
ÜÄoljren,  3ifl««wni,  ÜÄalern,  gufjrleuten,  Wirten,  fcfydnen  grauen 
unb  üRäbcfyen;  9>rofpefte  merftofirbiger  ©egenben,  Sölumen,  3iu 
feften,  $lere  unb  ©rucfyfrucfe  alter  $8ilbr)auerftmft,  toorjl  metften« 
Dinge,  toelcfye  4Jerr  ©rtmm  toäfyrenb  feine«  2Cufentr)alt«  in  Italien, 
aucr)  auf  ber  Steife  bar)fn  unb  aurficf,  $ur  Erinnerung  in  fein 
Safdjenbud)  $eicf)nete  unb  jefct  bem  9>ublifum  mitteilt  Die 
Stobfernabel  ift  fo  fein  unb  ftterlicr),  baß  man  oft  an  bie  arbeiten 
be«  3Bence«lau«  $  o  11 ar  $u  benfen  Veranlagung  ffnbet  2#antf)e« 
barf  gefftreidf),  felbft  au«brucf«ooIl  genannt  »erben,  aumal  unter 
ben  SötibnifFen.  Die  $rofpefte  finb  metften«  gut  gefefyen,  ba« 
tottt  fagen,  au*  toorjlgetoäfjlten  ®tanbpunften  geaetdjnet;  inbeffen 
fcfyeint  ber  Äfinftler  in  biefem  gacr)  weniger  gertfgfeit  $u  beflfcen 
al«  in  bem  ber  Söilbnljfe,  benn  oft  ift  bie  Q3et)anblung  ber  ein* 
aelnen  Seile  nf  d)t  bebeutenb,  ntdjt  abn>ecr)fe(nb  genug;  audj  toäre 
mer)r  Haltung  unb  funftgeredjte  Verteilung  oon  Sid)t  unb  ©Ratten 
au  toünfdjen," 

3acob  banft  in  2  üb  toi  g«  ütomen,  ber  ficr)  feine  belel)renben 
3Bmfe  aunufce  machen  toerbe*). 

Stttrgenb«  tourbe  ba«  J&eft  ber  SÄabterungen  oon  ber  ttalte* 
ntfcfyen  Steife  freubiger  aufgenommen  al«  oon  Söettine.  „3Bic 
lieb  icty  ben  Soui«  Dabei  Da«  »ar  mein  erfter  ©ebanfe,  töte 
id)  ba«  J^eft,  ba«  Eantfc  mitbrachte,  betrachtete,  ja  fdt>  fann 
3r)nen  ntcfyt  betreiben,  tote  mldj  alle«,  toa«  er  macf)t,  erfreut; 

*)  1815  in  SranffurHf.  o.  @.  209ft.). 

•)  @d)übbefopf  unb  SBalael,  a.  a.  £).  2,  229. 


VII.  J&effen.  äBeftfalett  (Sföttfngen,  J&annoaer.  1820—1828.    373 

id)  toottte  gar  fet>r  nrihtföen,  er  toäre  f)ter.  3rf)  !ann  e*  ntd)t 
laffen,  immer  bei  ben  fiünfilern  fjerumaufafyren,  aber  td)  fjabe 

mefyr  Ärger  alö  greube  babei £em  ©cfytnfel1)  gefallen 

£oui*'  Heine  Blätter  fo  ungemein  tt>of)l,  bafj  tcfy  bie  grbfjte  Suft 
l)ätte,  flc  tfjm  au  geben,  »enn  td)  anbere  bafür  befäme  V  — 

3m  JJerbft  1818  n>ar  Subtotg  pm  erftenmal  bti  ber  frei-» 
fyerrftcfyen gamilie  ttonJ&ajtfyaufentn SBeflf alen getoefen.  2fat 
6.  Oftober  fcfyretbt  er  aon  935fenborf  au*  an  SBiganb  (Stengel 
3,  339),  er  fei  mit  bem  $ferbe  gefrürjt,  unb  feine  greunbe  rjäiten 
gefagt,  e*  fei  fdjaubertyaft  getoefen  augufetyen;  aber  e*  fyat  tym 
nld)t  gefdjabet,  unb  er  r)at  bort  unb  in  ber  Umgegenb  nodj  oft 
—  1820,  1821,  1827  —  fdjbne  Sage  verlebt.  3ud)  fciele  ©tnbien 
(>at  er  bort  gemacht:  „©eine  ©fiaaenbficfyer  flnb  gefüttt",  fagt 
fein  SReffe  Jßerman,  „mü  Sanbfcfyaftltcfyem  au*  ber  (Segenb 
*on  9>aberborn— Söbfenborf,  unb  t>on  Porträt*,  unter  benen  bie 
ber  jöorf*  unb  JJauäleute  unb  bie  JJunbe  eine  bebeutenbe  SRoHe 
fpielett"  - 

2ubn>ig  tjatte  1820  u>of)(  t>or,  einmal  nad)  Söerltn  au  reifen, 
toofyin  tl)n  gerbtnanb  audj  einlub  unb  n>o  ©atttgnp  tyn  in  fein 
4}au$  unb  an  feinen  $ifd)  ateljen  »ottte,  bamit  er  burd)  $0* 
trätteren  fld)  bort  einen  Flamen  machen  tönne1),  aber  e$  bauerte 
nod)  23  3ai)re,  bt*  e*  ju  ber  Steife  fam. 

„Der  üRaler",  fagt  SBilfyelm  t>on  Subtotg  am  1.  3Mni 
1820  ((Stengel  1,  136),  „ijt  infofern  ber  ©lficflid)jte  t>on  und,  al* 
er  am  toenigften  borgen  i)at  ober  fld)  mad)t/'  ©od)  mag  biefer, 
ber  jefet  30  3afyre  alt  toar,  mefjr  al$  er  merfen  lief),  fld)  um  feine 
3ufunft  geforgt  fyaben;  »enigften*  trug  er  ftd)  mit  Entwürfen 
für  eine  größere  Äompofltlon,  befonber*  aud  bem  Seben  ber  fyL 
@Iifabeti),  ber  2fynitt  feine*  fyeffifdjen  gürftenljaufe*,  mit  bem  er, 
tote  urfprünglid)  alle  trüber,  fein  Ztbttt  »erfnüpft  glaubte  unb 
x>on  bem  allein  er  ein  3fmt  in  ber  JJefoiat  ertoarten  tonnte.  ©0 
enttoarf  er  eine  größere  2(naal)l  oon  3cirf)nungen  aud  biefem 
Segenbenfret*  in  ben  folgenben  Sauren,  um  bann  in  £>l  borf) 
fd)Iiegltd)  nur  eine  SWabonna  auöaufityren.  3Btll)elm  betreibt 
(»f. *.  26. 3»ai  1821,  bei  3.  Steifferfdjetb,  9iad)trag  j.  b.  grbSbr,, 


')  ©er  berühmte  2Crd)iteft  Ä.  gr.  ©djlnfel,  1781-1841, 
ttar  aud)  ein  getfti  unb  pt)antaftet)oUer  ?anbfd)af»maler  (93lüte 
Ührte^enlanbd  u.  a.).        ■>  21.  Oftober  1820,  (Steig  3,  476  f. 

*)  ©teig  3,  472.  480. 


374  Subtoig  Smil  ®rimm,  Erinnerungen, 

9tr.  3)  an  Serat?  *on  jDrofte*45ül$boff  gana  genau  biefed 
erfte  ©ilb,  ba$  «ubtotg  in  £>l  ausführe,  ja  er  rjat  e*  fcfyon  1818 
ertod^nt  (©tengel  1,  175).  Dag  er  au$  biefem  ©ebanfen*  unb 
©tcfffrei^/  ber  feinem  SBefen  fo  fef)r  entfpradj,  eigentlich  nie 
ttrieber  gana  loSgefommen  ift,  jeigen  bie  9trn.  1—13  feiner 
Stabferungen,  *on  benen  bie  9lr.  7  erjt  bem  3a^re  1850  angehört. 

3m  3abre  1821  befielen  Subtotg  bie  genanten  ©ruft* 
fd)meraen,  fo  baß  er  alle  SÄabierarbeti  tixt  %atyc  lang  unterließ 
bti  ber  bie  Dämpfe  be$  ®djeibett>affer$  baö  Seiben .  geweigert 
fyibm  toürben1). 

@in  frobe*  Ereignis  im  ©letcfymafj  feiner  Sage  n>ar  audj 
für  «ubnrfg  1820  2frntm$  ©efud)  bei  ben  ©rübern,  ber  am 
27.  9tot>ember  fam  unb  btt  1.  ©ejember  blieb,  ©ei  feiner  3fb* 
reife  toaren  bie  brei  ©ruber  unb  £.  @.  9tur)l  augegen,  unb  für 
bie  farlfierte  3*W)nung,  bie  fcubtoig  t>on  ber  Xbfctyiebäfaene  fertigte 
unb  i^m  nacijfdjicfte,  befam  er  *on  Arnim  ben  fdjon  em>dl)nten 
3Öifdr>cr  (@teig  3,  483)«).    «ubtoig  eradf)lt  toeiter: 

r,©o  fam  ba*  3al)t  1821:  ba  flarb*)  ber  alte  Äur* 
für fl;  id)  Ijatte  nun  Hoffnung,  bei  bem  neuen  Äurfürjten, 
unter  beffen  Oberbefehl  id)  ben  gclbjug  1814  mttgemad)t 
Ijatte,  mel>r  @lücf  ju  Ijabem  2lber  bie  2tuäjtd)tett  trübten 
fid)  ttrieber*    2(n  bem  borgen,  nad)bem  ber  Äurfürfl  ge* 

')  ©teig  3,  521. 

*)  @telg  (3, 477)  nmnbert  fiel),  baft  Sßilbelm  1820  glaube, 
SubtDig  fyabe  Arnim  aefyn  3al)re  ftatt  blof}  neun  nicfyt  gefetyen: 
er  bat  i^n  aber  atoolf  3al)re  lang  nicht  gefeben,  feit  (Snbe  1808  in 
ßelbelberg,  wie  bei  ©teig  felbft  fid)  aetgt  (©.  296,  too  *on 
aÖiibelm  2ubtt>xg$  fe<a$jdl)rige  Entfernung  *on  (Sajfel, 
1808—14,  ertüdbnt  totrb,  bie  e$  audj  unmdglid)  madjte,  baß 
Arnim  San.  1812  (baf.  177)  (ftatt  1811,  baf.  477)  «ubtoig  in 
(Saffel  urieberfah). 

»)  ©urd)  $tobagra  nur  brei  Sage  and  ©ett  gefejfelt,  tt>ar 
ber  78J&r)rige  Söil^elm  I.  nac^  57jdf)rtger  Stegierung  am 
27.  gebr.  1821  früt)  fünf  ltyr  am  @d)lage  geftorben.  3n  ber 
2ön>enburgfapeHe  batte  er  nur  für  fiel),  ntd)t  feine  ©attin,  ein 
©rab  b^jtellen  lajfen,  in  ba$  er  am  13.  üRän  gefenft  warb. 
SBilbelm,  ber  einen  großen  ÜJtorfdjaHSjiab  mit  filbernem  Änopf 
unb  langem  glor  trug,  u>ar  mit  3acob  auef)  aon  adfyt  btö  *ter 
Ut)t  babei  unb  eradfylt  anfdjaulld)  bason  unb  t>om  Sobe  be$ 
tfurfürften  bei  ©teig  3,  484r-86. 


V II.  Reffen.  SBejtfaien.  Gföttingen.  £arotooer.  1820—1828.    375 

ftorben  n>ar,  jog  bie  üRabame  Ortlepp,  nad)l)ertge  ©räftn 
3tetd)enbadj,  mit  ©atf  unb  ^)acf  in  fein  tyalaii  ein: 
id)  ttmfjte  nid)t,  n>a$  td)  baju  fagen  fottte,  unb  fyabe  mief) 
innerlich  barüber  gefd)ämt1)*  2>iefe  ©räftn  9teid)enbad) 
fam  nad)l)er  immer  mefyr  in  bie  J$5l)e,  unb  bie  meijten, 
bie  ettt>a$  erlangen  tooOten,  toenbeten  ficf>  mit  Untertänige 
feit  juerfi  an  fte,  unb  man  tonnte  *>on  ba  an  bie  nteber* 
träd)tigfte  ©d)metd)elet  unb  <&eud)elei  Don  Seuten  fefyen, 
&on  benen  man  früher  fo  ettt>a$  gar  nid)t" 

(geglaubt  tj&ttt) eö  fehlen  jn>ei  (Seiten!  Über  baö  bamalige 

treiben  in  Gaffel  fcf>e  man  gr.  SÄfiUer  2,  182  f. 

„1822  jogen  ttrir  in  eine  anbere  SBofynung,  beim 
©d)mieb  ®e$ner*)*  (S$  tt>ar  toenig  Staunt,  bie  3itnmer 
Kein  unb  nid)t  fcl>r  fyeE;  mein  fleineä  Arbeitszimmer  ging 
in  einen  ©arten  unb  tt>ar  freunblid);  in  ü)m  ttmrbe  aud) 
mittags  unb  abenbä  gegejfem 

2)er  9J?aler  23  ur^*),  ber  Seljrer  bei  ber  Äurfftrftin 

*)  ©er  Äurprln*  SÖityelm  (II.)  fyatte  in  Söeritn,  tt>o  er  jld) 
mit  feiner  ©emaf)lin  augufte,  ©d)tt>efter  grtebrtd)  3ötH)*fotf  III., 
unb  feinen  Äinbern  *on  1809  bf*  $ur  SBertretbung  ber  granjofen 
au*  Reffen  auffielt,  1812  mit  (Smilfe  Ortibpp,  ber  Softer 
eine*  ©olbfdunfebeS,  ein  intime*  2*erf)ältni$  begonnen  unb  fle 
mit  natf)  Gaffel  gebraut.  Der  ermähnte  2fu$aug  auä  bem  fteben 
Safyre  oon  tyr  betootynten  Äaufe  grtebrtd)$plafc  6  nad)  bem 
aegenüberliegenben  Calais  gefdjai)  t>or  ben  Äugen  ber  auf  bem 
grtebrtd)$plafe  oerfammelten  Gruppen  unb  einer  großen  ÜRenfd>en* 
menge.  —  Am  21.  2Rär$  fd)on  erfjob  er  fxe  $ur  ©raffet 
9teid)enbad)  —  am  felben  borgen  ftürjte  ber  groge  $urm  ber 
Stuine  9teid)enbad)  bei  SBalbfappel  in  krümmer. 

*)  ®.  2Cnt)ana  9. 
*  *)  griebriefc  Söurp,  13.  SBära  1763  au  £anau  geb.,  fam 
1782  nad)  SRom,  too  er  ber  45er$ogtn  Ämalte  unb  ©oetfye 
(ber  ifyt  aud)  mefyrfad)  enoäfynt)  nabe  trat.  SBon  1801  an  lebte  er 
in  SBerlin,  too  er  bie  beiben  ^ier  genannten  9>rfn$ef jtnnen  untere 
richtete  unb  aud&  malte,  fpäter  in  J£>anau,  <5ajfe(,  (too  er  ber 
9tod)folger  oon  Subtofg*  <5d&tt>ieger*ater  Södttner  tt>arb),  SBrfiffel 
unb  im  4Jaag,  unb  ftarb  in  2Cad)en  1823  toäbrenb  einer  Stabe* 
für.  Silber  t>on  tym  ffnb  im  (Saffeler  Äal.  $alai*.  £enfd)el$ 
©eaiebungen  $u  SBurg  f.  ©erlanb,  SB.  ßenfdjet,  39 ff.    3m 


376  Subtofg  @mil  ®ximm,  ©rinnerungen. 

unb  ber  Äbnigin  t>on  J&ottanb  *)  tt>ar,  l)ielt  fldE>  nun  aud) 
I)ier  auf  unb  n>ol)nte  am  ©arbebucorp&9>lafc,  nid)t  tt>eit 
t>on  unä*  «£enfd)el  unb  id)  toaren  oft  bie  2(benbe  bei 
ü)tn;  er  tt>ar  ein  geiftretdjer  9Rann,  ber  in  früheren  3af)ren 
fldE>  lange  in  9tom  aufgehalten  fyatte,  ba$  23efie  Don  &unß 
fannte  unb  meifi  ein  t>ortrefflic^c^  Urteil  audfprad);  babei 
tt>ar  er  äufjerfi  munter  unb  luftig»  ©eine  eigenen  arbeiten 
l>aben  mir  tt>entger  gefallen,  feine  Äompofttionen  gar  nid)t; 
baä  befie,  toai  er  gemalt  l)at,  n>ar  ba$  SMlbniä  unferer 
Äurfürftin  in  rotem  ©amtfleib  unb  ftnnteid^  aufammen* 
geftellt8), 

3u  ber  3eit  (1822)  l)atte  td)  eine  Äompofttion  ge* 
malt,  eine  ^eilige  gamilie,  Die  SRaria  ftfct  t>or  ber  3Är, 
roteä  Äleib,  hellblauen  Hantel  um,  ein  23ud)  in  ber 
<$anb,  mit  ber  anbern  «£anb  fcfylägt  fte  ein  Statt  um;  fte 
ftel)t  auf  baä  (Sfyrtftfinb,  baä  auf  ifyrem  blauen  9J?aniel 
ftfet  unb  mit  bem  fteinen  3ol)anneä  fprid)t;  mit  ben 
#änbd)en  faßt  eä  ein  ?ämmd)en  an;  ber  3of)anne$  fd)fy>ft 
Gaffer  auä  einem  23runnen,  auf  bem  eine  roeiße  Saube 
jifet;  im  SJorbergrunb  $ffanjen,  SBhimen,  neben  ber  SSaria 
«tlien*  35er  $1  Sofepl)  arbeitet  in  ber  SSerfftatt,  er  l>at 
baö  SÖinfetmafi  in  ben  J&änben  unb  einen  grünen  SÄantel 
um»  3n  ber  2anbfd)aft  23erge,  Don  tt>o  man  bie  brei  ^eiligen 
Äönige  l>erjiel)en  fiel)t;  Weitere  blaue  2uft,  mit  einzelnen 
SBblfcfyen*    ©a$  93ilb  gefiel  jlebermann;  greunbe  gaben 

Auftrag  ber  Äurfürfttn  unb  ifjrer  ®d)tt>efter  fertigte  £enfd)el  aud) 
1819  eine  Söüfte  »urg*  unb  für  fein  ©rab  in  Stoßen  1826  efn 
Äreua  mit  SBronaeftauren  an  (baf.  51). 

*)  SBilfjeimtne,  $od)ter  Ädnfg  ffriebrtd)  SSilbelm*  IL 
^on  Preußen,  1791  Dermalst  mit  bem  fpateren  Äbnig  SBilljelm  I. 
ber  ÜUeberlanbe  (1815-43). 

*)  SDicfed  S8üb  I>at  «üb» ig  fogar  felbft  treffltd)  rabiert, 
Str.  79.  @r  t)at  bie  Äurfürfltn  1822  aber  aud)  geaeidbnet  neben 
ityren  brei  Äinbern,  tt>ot>I  für  ein  gamilienbflb,  ba*  bann  aber 
ntd)t  ausgeführt  nmrbe.  2>ie  gürftin,  bie  felbft  eine  tüchtige 
SRaiertn  n>ar  (ein  großem  Sötlb  t>on  ihrer  JJanb  im  (Saffeler  9tafc 
f)au$,  glur  beä  erften  <5tocfeö),  t)at  für  Sutoofg*  arbeiten  ftet* 
große  «f  Inadine  geaeigt. 


VII.  Reffen.  SBeftfalen.  ®6ttfngen.  £anno*er.  1820—1828.    377 

mir  bcn  9tot,  ed  bem  Äurffirften  ju  jeigem  3d)  ließ 
alfo  einen  fd)bnen  Stammen  barum  machen,  machte  eine 
(Singabc,  worin  id)  abermalä  um  eine  2tnfteHung  bei  ber 
Jffabemie  anfielt,  unb  fufyr  mit  bem  SBilb  nad)  SBitfyelmä* 
f>6^e.  @in  Sfojutant  be*  Äurfürften,  ben  idf)  fannte, 
tt>ar  beljtlflid)  unb  beforgte,  baß  id)  gletd)  angemelbet 
ttmrbe,  2>er  Äurfürft  empfing  mid)  freunbticfyer,  aU  id) 
glaubte,  fragte,  tt>ie  lange  id)  fd)on  tt>ieber  in  ©affel  fei, 
bei  tt>eld)em  Stegimente  td)  geftanben  u.  bgL  9tad)l)er 
fprad)  er  über  Äunfi,  meifi  unbebeutenbe  ©ad)en,  Aber 
gintiä  u«  bgt*  Hai  SBilb  gefiel  ifym,  er  wußte  aber  nid)t 
warum,  unb  n>aö  er  barüber  äußerte,  bewieä,  baß  er  t)on 
ber  eigentlichen  wahren  Äunft  nid)tä  aerftanb  unb  gar 
feine  Segriffe  batton  tyatte»  @r  muß  guter  Saune  gewefen 
fein,  benn  er  unterhielt  ftcf>  lange  mit  mir«  @f)e  er  mid) 
entließ,  fagte  er:  ,,3d)  Wünfcfye  ba$  SBilb  einige  Sage  l)ier 
ju  behalten/1  3m  Sorjimmer  fagten  bie  Ferren:  „9Jun, 
®ie  fyaben  ja  lange  2(ubiena  gehabt!  9Bar  ber  #err 
gnäbig?"  —  „O  ia,  er  War  fefyr  freunbltd)*"  —  „J&ören 
@ie,  gxeunb,  nun  folgen  @ie  meinem  9tat  unb  aeigen 
©ie  ba«  SBilb  ber  ®r4fm  SRetcfyenbadf)!"  —  „Stein/ 
tterfefete  id),  „ba$  wtE  id)  nid)t  tun,  id)  t)abe  bem  Äur* 
fürften  felbft  meine  SBorftettung  gemacht,  unb  id)  glaube, 
baä  ift  bie  einjig  richtige  ©teEe"  —  unb  empfahl  mid)* 
28ie  l)eud)lerifd)  bie  #6fltnge  aber  unb  bie  fyofyen 
Ferren  überhaupt  ftnb,  fal)  id)  einmal  bei  einer  41)nlid)ett 
©elegenljeit  2)er  Äurfürft  ließ  mid)  fpäter  einmal  ju 
ftd)  nad)  2Öill)elm$l)öI)e  fommen  unb  fprad)  mit  mir  Wegen 
eineä  SBilbeä,  baä  id)  malen  feilte,  unb  lub  mid)  bann 
jur  Safel  unb  fprad)  ba  jweimal  außergewbfynlid)  lang 
mit  mir.  2fl$  er  weggegangen  war,  umbrängten  mid)  bie 
l)ol)ett  Ferren  mit  ben  größten  föreunblidjleiten  wodjen* 
lang;  glaubten  fie  nad)l)er,  td)  fei  in  Ungnabe,  toai  eben«» 
fott>enig  ber  gaE  war,  fo  ging  man  mir  fdjon  Don  weitem 
auä  bem  SBege;  e$  war  jum  £ottad)en!  2Cud)  atö  mein 
©cfcwager  üRintjier  war,  {amen  Seute  ju  mir,  bie  td)  gar 


378  Subtvtg  @mtl  ®rtmm,  Ghrinnerungen. 

nid)t  ntnntn  mag,  unb  baten  mid)  um  meine  gütigfte  SBer* 
ttenbung*  3d)  befam  bie  untertdnigften  ©riefe  unb  95itt^ 
fd)riften,  id)  fotte  mid)  bei  be$  J)od)gebtetenben  3Rüujter$ 
S&ettenj  veroenbem  3d)  fagte  aber  aßen  gerabefyerauä, 
td)  fönne  nid)t  baä  geringfte  für  fie  tun  unb  tt>otte  eä 
aud)  nid)t! 

Samald  nun  l)6rte  id)  nid)t$  meljr  von  bem  SMlb, 
nod)  weniger  von  ber  SorfteKung,  unb  eö  tt>ar  ein  ganjed 
3al)r  Ijerunu 

3d)  erfunbtgte  mid)  nad)  bem  95ilb  unb  erfuhr,  baß 
eö  bie  9teid)enbad)  in  ifyrer  ©alerie  Jjdngen  Jjabe*  3<fy 
kartete  ein  )U>eite^  3af)t  unb  erfuhr  nid)W  von  bem  95ilb; 
ba  fd)rieb  id)  an  ben  ginanjrat  Seines1),  ber  ja,  tute 
man  fagte, 

(alle*  bei  ii)t  galt  unb  ifyt  immer  nafye  war).  @r  war  e$  wenig* 
ftenä,  ber  in  ber  9lacfyt  vom  9.  aüm  10«  Sanuar  1831  fie  nad) 
9Biß)elmöf)df)e  geleitete,  wa$  bie  Hebung  ber  (Sajfefer  93ürger* 
fcfyaft  veranlagte.  311$  fie  von  biefer  fidj  am  11.  nad)  £anau 
jurüdaog,  war  Deine*  wteber  ü)r  ^Begleiter,  fcf>icb  aber  am 
30.  (September  beöfelben  3af)re$  au*  bem  ©taatäbienft  au*.  3m 
awetten  ber  befannten  Drohbriefe  an  ben  Äurfurften  vom  3al)re 
1823  war  fdjon  Deinem1  Chttlajfung  geforbert  worben. 

2faf  ben  an>ei  t)icr  fefylenben  leiten  mag  geftonben  fyaben, 

*)  3ol)ann  SRtdjael  Deine*  war  1790  in  Jjanau  geboren 
al*  ©ofyn  be*  preuf}.  Äommerafenrate*  3*  S*  ©•  baf.  Über  feinen 
©tubtengang  war  ntdjt*  au  erfahren;  baö  2ttbum  ber  Hanauer 
ßofyen  ©djule  enthalt  feinen  Flamen  ntd)t.  2fl*  reitenber  Ober* 
Jäger  machte  er  ben  gelbaug  1814  bti  ben  greiwfHtgen  Sägern 
mit.  9lad)  einigen  3af)ren  in  bie  «ßofterwaltung  berufen,  warb 
er  balb  ©et),  ginanarat  unb  2fcrmogen*verwaiter  be*  Äurfürften 
Söilhelm  IL,  bem  er  1831  ntd)t  nur  nad)  «ßanau,  wo  er  ein  @ut 
befaß,  fonbern  feibft  nod)  1847  auf  ben  befonberen  Söunfd)  be* 
^urfürpen,  bem  er  ein  treuer  unb  vertrauter  Söerater  blieb,  Iura 
vor  beffen  Stob  nod)  granffurt  folgte,  too  er  am  14.  Deaember  1857 
geftorben  tjt.  @rft  20  3at)re  nach  Empfang  be*  5fterrefd)ifd)en 
Xibrecfttäorben*  nafym  er  1846  ben  bamit  verbunbenen  Ttbtl 
an.  <&t  wirb  atö  ein  begabter,  wacferer  unb  gütiger  SWann  be* 
*etd)net.  Der  ®eneral  ber  Äav.  X  von  Deine*  in  J&anau  fft 
fein  (Snfel 


VII.  J&effen.  SBepfolen.  Obttingen.  J&anno*et.  1820—1828.    379 

■ — 

baß  Deinem  ba*  Stlb  autfieffanbte,  benn  e*  tft  1826  auf  ber 
berliner  2fa$fHttung  getoefen,  n>o  e$  Setfatt  fanb.  SBefonbet* 
(treibt  (bei  @tetg  3,  554)  Btntm  an  3BUf)eim:  „£et  alte 
©cfyaboto,  bet  fonfi  ein  ängjWtcfyet  Ättttfet  tft,  fptadj  mit 
lebenbtg  feine  SSenmnbetung  auö,  n>ie  fd)5n  aKeö  in  bem  3Mlbe 
aufammenftfmmte,  tt>of)i  empfunben,  ted)t  bebaut  fei"  uftt>. 

(5*  toftb  ba  weitet  bet  fpätet  teiltoeife  tabietten  Stetfhtbfen 
gebaut  fein,  bie  et  im  Safyte  1822  (»ie  fd&on  1818)  mit  SBetnet 
£enfd)elin  bet  bamatö  in  (Sajfel  ftd)  auffyaftenben  2faknfcfyen 
Menagerie  gemacht  fyat    <£t  fäijtt  bann  fort: 

„(3m  3af>te  1823)  mad)te  td)  eine  Steife  nad)  ©dttingen 
ju  ßofrat  SJenecfe,  ben  id)  aeidjnete,  ebenfo  n>ie  bann 
23lumenbad),  aweimal,  £tmlt),  Sangenbecf,  @id)* 
Ijotn,  SBatet  unb  ©ofyn,  #ugo,  9Hancf,  Sontabi, 
©oefdjen,  Xfyibaut  unb  £eetem  ©iefe  bteije^n  93tlb= 
niffe,  bie  fel)t  dfynlid)  tt>aten,  fyabe  id)  nad)  unb  nad)  in 
bet  3tt>ifc^enjeit  xabittt." 

Diefe  Silber  ftnb  in  atoei  heften  in  ben  Sauren  1823  unb 
1826  etfdjfenen.  2>te  engen  SBeatefyungen  3acob$  unb  3ßtl* 
fjeimö  getabe  $u  9>tofeffot  Söenecfe  in  ©ötttngen,  ben  aud) 
Subtttg  »on  beffen  Söefudjen  in  Sajfel  fannte,  ließen  ifyn  an 
biefe  Hauptaufgabe  feinet  Sötlbntähmft  herantreten,  Söenecfe 
führte  ttjn  bann  bei  feinen  berühmten  Äottegen  ein.  2)a*  ganae 
Unternehmen  ging  auf  £ubn>tg$  Stecfynung  unb  ©efafyt,  bet 
ben  Sabenptet*  beö  Söüberoetfe*  auf  aefyn  Saiet  feftfefcte,  abet 
aud)  bebeutenbe  Auslagen  fyatte. 

<£t  jetd)nete  bie  Silber  in  ©dttingen  unb  tarn  jum  9ta* 
bieten  nad)  (Saffei  aurücf;  mag  et  siel  ober  wenig  fltngenben 
8oi)n  fcon  feinet  Arbeit  gehabt  fyaben  —  eä  tt>at  wenigsten*  bet 
etfte  Beitrag,  ben  et  jutn  ßauäfyait  bet  ©efd)tt>iftet  geliefert  fyat. 

Übet  ben  fünjtfetifd&en  äßett  be*  SBetfe*  fpriebt  ftcf) 
£.  ©timm  (E.  3,  314)  in  foigenbet  SBetfe  au$:  „©timm 
fyat  biefe  Stbpft  meiftetfyaft  totebetgegeben.  $Rit  fo  feinem  SÖUtf 
^at  et  baö  <5fyataftedfttfd)e  fyetauägefunben  unb  totebetaugeben 
»etftonben,  baj}  fte  afö  S^pen  ifytet  2ftt  au  befrachten  ftnb.  3n 
aufftnftigen  3*iten,  tt>enn  fcon  Jenen  biütienben  3*iten  bet  ©eotgta 
Bugujta  bie  Siebe  fein  toitb,  tt>o  bet  ,jDeutfd)e  ^tofeffot*  in 
feinem  gldnaenbften  9tfmbu$  £)eutfcfyianb$  öffentliche^  Ztbm  faft 


380  feibnrfg  Grnil  @rimm,  (Erinnerungen. 

aSein  gu  repr&fentieren  fyatte,  wirb  man  bte  Ädpfe  @rimmd 
afö  fytßortfd&e*  Material  betrauten.  $8lumenba<*>$  Vortrat, 
3ti>eimal  auf  jtt>ei  *erfd)febenen  ^Blättern  bargeßettt,  iß  bie 
brittanteße  Setßung  barunter."  —  „£eute  fcfytdt  3faen",  fdpreibt 
3acob  an  SBenecfe,  7.  3uli  1824  (93fn>.  161),  „Sut*  Bbbrücfe 
3*)re*  Sötlbe*,  td>  toünfcfye,  bafj  e*  3faen  gefäEt.  2Ber  taeiß, 
ob  bie  ©pefulatton  ttjm  etwa*  einbringt?  3efct  foßen  bie  platten, 
Xbbrücfe  ufn>.  fd)on  an  fyunbert  Safer  2fo$lage!  SBir  fyaben  tym 
geraten,  einen  $ttel  ju  ben  fed)$  Silbern  bruefen  au  foffen  unb 
auf  einzelnen  blättern  einige  gebenönadjridjten  biefer  virorum 
illustrium.  @ö  iß  gefdjefyen,  unb  Dtetertd)  t)at  ba$  ganae 
in  Äommifßon  genommen,  gbrberiid)  unb  nfdjt  ungeaiemenb 
müßte  eö  fein,  n>enn  @fe  eine  furae  Bnaetge  in  bie  ®5tt.  2Cna. 
machen  unb  ba$  ©ute  baoon  fagen,  tt>a$  3fyr  ©etoijfen  erlaubt1). 
Äfynltcfyfett  unb  cfyaraftertßtföe  Xuffaffung  läßt  flefy  rühmen . . . 
J&ugo  ßefyt  ettoa*  malitid*  au$,  aud)  f^ötte  er  bie  J&anb  au* 
ber  £ofe  (äffen  fotten.  Der  alte  @td)f)orn  lächelt  aut>ici,  faf) 
aber  beim  (Stfcen  getoifj  nidjt  anber*  aud  unb  fyat  bod)  ettoa* 
(51>rlfd)€^.  SBet  3l)ncn  table  td)  ben  SWantetomrf,  bod)  bie 
J&auptfadje,  b.  fy.  baö  «fcaupt,  föeint  mir  rcd)t  gelungen.  Der 
iunge  (Stdjfyorn  fdjetntmtr  am  fd)led)teßen  gearbeitet,  bteBuf* 
gäbe  toar  aber  fcfytoer.  2*on  ben  33Iumenbad>en  ift  ber  eine 
(ntd)t  ber  mit  bem  Sotenfopfe)  ber  beße  V 

SStlfielm  fanbte  (21.  11.  1824)  bie  erßen  fed)S  SBl&tter 
toieber  an  ©oetfye  ein  mit  ben  ©orten  (@teig  4,  188): 

„<£n>.  @saedena  nehmen  mit  getoofynter  9lad)ßd)t  einige 
neuere  Blätter  meine*  Söruber*  auf,  toeldje  bie  Sötlbnijfe  ®5t* 
tinger  ^rofefforen  enthalten.  <£r  f)at  geglaubt,  bie  93efanntfd)aft 
unb  ®üte  biefer  gelehrten  Männer  auf  foldje  Xxt  benufcen  au 
bürfen,  unb  fldj  btmüty,  fle  fo  djarafterfßtfd),  atö  tym  mbglid) 
toar,  aufaufajfen.  2ftt  ber  gortfe^ung  be$  SBerfe*  iß  burd) 
3efd&nungen  gearbeitet." 

®oetf)e  fprtcbt  fld)  über  biefe  feefy*  Porträt*  in  „Äunß  u. 
2fltertum"  5,  2  au*  tote  folgt: 

„SBfe  aart  unb  aiet(fd)  Jjerr  ®rimm  bie  Stobternabel  au 


*)  @$  iß  aber  nf d)t  gefcfyefyen;  bod)  ßnb  bie  Silber  bei 
ßeßerfc»,  ®efä.  b.  Unb.  ®y  genannt. 

*)  diätere*  über  bie  abgebtlbeten  9>tofejforen  felbß  f.  im 
Sötlberoeraetdint*  9fr.  23—36. 


VII.  J&effen.  ffiefifalen.  ®5ttingen.  £anno*er.  1820—1828.    381 

bemänteln  »etftef)t/  bürfte  unfern  Sefern  »ieffetd)t  nod)  au$  £. 
u.  X  4.  25.,  3.  £.  erinnerlich  fein.  2)a$  gegenwärtig  anau* 
aelgenbe  SBerf  beftefyt  au$  fecfy*  blättern,  weldje  bie  ^rofefforen 
£ugo,  SBenede,  (5.  g.  @fd)l)orn,  3.  ®-  @tctyl)orn  unb 
SBlumenbad)  barftellen.  Der  (entere  tft  auf  #»ei  blättern 
ungef&fyr  in  berfelben  $ofttur,  aber  \>on  &erfd)lebenen  ©elten 
abgebllbet.  2)a$  SöllbntS,  weld&e*  biefen  berühmten  Sftann  in 
Profil  aetgt,  fcfyeint  un*  gana  aoraügltcfy  äfynlicfy,  aud)  tft  e$  beut 
Äünftler  in  Söetracfyt  ber  2(u$fül)ruttg  unter  allen  am  beften 
gelungen1)/' 

3«  ©ommer  1823  fdyrteb  9>rofeffor  ©uabebtffen  an 
SBilljelm,  fein  9tad)barÄeßler,  ber  afabemtfdje  3efd)enlel)rer 
in  ÜRarburg,  fei  geftorben,  unb  forberte  Subwig  auf,  ficfy  um 
beffen  ©teile  au  bewerben  (©tengel  2, 216);  äßtlljelm  antwortet 
am  25.  3uli  1823  barauf  „mit  banf barem  £eraen  für  feine  $eil* 
natyme"  wie  folgt  (baf.  1,  224): 

„3tn  fid)  tft  Subwig  fef>r  geneigt,  unb  aucfy  unfern  Ster* 
fydltniffen,  für  bie  wir  eine  Sterbefferung  nid)t  Ijoffen  bürfen, 
wdre  e*  angemeffen,  eine  ©teile  anaunel)men.  9Uir  beforgt  er, 
baö  bamit  fcerbunbene  ®el)ait  fei  fo  gering,  baß  er  fid)  feinen 
Unterhalt  meift  burcfy  Unterricht  erwerben  muffe.  Stürben  auf 
biefe  9öeife  bie  ©tunben  be*  Sage*  befefet  unb  jcrflürft,  fo 
würbe  er  fein  latent  gana  muffen  fcfylafen  legen,  unb  fo  gering 
e$  aud)  fein  mag,  fo  fdjetnt  e$  un$  borf)  ein  beffereä  ©cfyttffal 
au  aerblenen,  unb  er  felbft  würbe  bann  feine  Suft  mefyr  an  ftcf) 
unb  feinem  ©efd^dft  Ijaben.  2)aä  Ölmalen  namentlidj  forbert 
eine  Steige  fcon  ruhigen  ©tunben  unb  Sagen,  unb  man  fann 
babei  nid)t  abbrechen  unb  wieber  anfangen.  ©ollte  aber  unfere 
Sage  nod)  befdjränfter  »erben  unb  er  genötigt  fein,  (ene  Sebenä* 
weife  au  ergreifen,  fo  würbe  er  flüger  tun,  eine  reiche  ©tabt 
a.  23.  granffurt,  wo  er  fdjon  23efannte  l)at,  au  todl)len.  2(lfo 
nur  auf  ben  gaU,  ber  mir  aber  unwaljrfcfyetnlicfy  ift,  baß  baö 
®et>alt  ber  bortigen  ©teile  tin  einfache*  Seben  fieberte  (etwa 
gegen  breityunbert  Saler  au$madjte)  unb  bie  babei  au  erteilenben 
©tunben  nod)  3eit  au  fünftleriföen  arbeiten  übrig  ließen,  bitte 
id)  ©ie,  nähere  @rfunbigungen  etnauaiefyen  unb  mir  au  föreiben, 


*)  9Öir  geben  e*  f)ter  wieber.  —  2>aß  beibe  Bnaetgen  (f. 
®.  372)  »on  @oetl>e  felbft,  nid)t  aon  SReger  fyerrüfyren,  l)at 
©teig  (4,  187  u.  180)  faft  gewiß  gemalt. 


382  «ubtotg  @mtl  ©rtmm,  Erinnerungen. 

welchen  2Beg  mein  Grübet  einklagen  müßte/'  2tte  ©teile  warf 
Pd)crlicf)  nid)t  fo  t>iel  ab,  toie  SBtlfyelm  für  nbtig  finbet,  bentt 
e*  ift  toetter  »on  ti)r  ntcfyt  bie  SÄebe. 

9Zad)  ben  toteberljolten  SBefunbungen  freunbltdjer  Setlnaljme 
oon  feiten  ®oetf)e$  fyätte  Subtotg  gar  gerne  biefen  felbft  ge* 
aetdjnetj  ba  er  fl$  aber  fein  #er$  fafien  fonnte,  ü)n  felbft  barum 
anaugeljen,  toanbte  er  ftd)  am  6.  3uni  1825  an  SBetttne  um 
Ermittelung  in  folgenbem  Briefe  (©teig  4,  191):  „©cfyon  oft 
fyabe  tdj  baran  gebaut,  ob  e*  u>ol)I  ntdjt  mdgltd)  tofae,  ben 
£errn  oon  ©oetlje  nad)  ber  Statur  au  jeidjnen,  id)  toollte  mir 
SRülje  geben,  unb  ba*  fbnnte  ein  fd)5neö  9311b  geben,  ba$  fld) 
getoiß  jeber  gern  faufte.  @r  müßte  aber  in  feiner  #rbettöfhtbe 
fifcen  unb  bie  Umgebung  babei,  unb  ntd)t  toie  man  SBtlber  oon 
ibm  l)at,  in  feinem  ftraefrod  mit  ben  Sternen  unb  £)rben  ufto. 
3d)  toeiß  ftttar  nicf)tr  ob  e*  gefyt,  aber  i$  meine,  ba$  fönnten 
(sie  am  beften  betoirfen,  baß  er  flefy  mir  fyinfefcte  aum  3ei$nen. 
Söenn  ©ie  einmal  3*i*  tyaben,  fo  benfen  ©te  bod)  einmal  bar* 
über  nadj,  tote  baö  am  befteri  anzufangen  ifl.  @ö  muß  ein 
rechter  ©enuß  fein,  baö  fdjbne,  intereffante,  getftige  ©efldjt  treu 
nadj  ber  9tatur  au  jetdjnen,  fretltdj  nodj  bejfer  malen,  aber  »er 
fann  ba$  bem  ÜRann  jumuten!"  —  3n  ber  $at  l)at  SBettine 
fd)on  SRitte  Sunt  an®oetf)e  getrieben:  „©eftern  f treibt  mir 
au*  (Saffel  Subtoig  ©rtmm,  ber  fcf>r  »erbtenftooHe  Tupfer» 
ftedjer,  ber  fo  bebeutenb  unb  ortgineH  $5pfe  rabiert:  ob  e$tool)l 
mdgltd)  fröre,  X)id)  bafytn  au  betoegen,  baß  er  £)td)  in  Deiner  Um* 
gebung  im  #rbett$aimmer  aeidjnen  bürfe."  ©te  mbdjte  „ben  be> 
fcfyetbenen,  tieffüfylenben,  naioen  (ungen  ÜRann"  gleich  Ijinfenben, 
„er  toirb  ftd)  in  feiner  launigen  Unbefangenheit,  bie  t)5d)ft  reiaenb 
iß,  getoiß  feljr  glücfltd)  au$nef)inen,  unb  X)u  wirft  fettere,  un* 
belöfHgte  Momente  in  ber  ©tfeung  erleben.  2facfy  Deiner  lieben 
$od)ter  Öttilie  toirb  feine  93efanntfd)aft  Erweiterung  unb  greube 
madjen,  benn  er  ift  ber  Unfcfyulb  allen  SBifc  fcfyulbig,  ben  er 
bat"   (©djübbefopf  unb  Söalael,   ©oetye  unb  bie  SKomantif, 

2,  186  f.,  Ogl.  aud)  204,  214,  224,  231.) 

Selber  ift  Subtoig  biefer  38unfdj  unerfüllt  geblieben,  ob* 
tool)l  93 ett ine  ©oetye  brängte  unb  fd)on  al$  Äoftüm  „ein  ®e* 
toanb  oon  toeißer  SBoHe"  —  toie  Stfcfybetn  ifyn  in  3talien  bar* 
geftellt  Watte  —  oerlangte.  — 

3ene  Arbeit  in  ©bttingen  mfym  if)n  im  toefent(td)en  in  ben 
Sauren  1823/26  in  2(nfprud);  f!e  trug  ifpn  aud)  bie  greunbfdjaft 


VII.  J&effen.  SBeftfalen.  ®bttingen.  £anno*er.  1820—1828.    383 

einzelner  9>rofejforen  aufjerSöenecfe,  t»ie  SölumenbacfyS  unb 
© 5 f rf) en$,  ein,  8efcterer  (üb  ifyn  tn  einem  liebenätoürbtgen  Briefe 
ein,  bie  2Beil)nacfyt$$eft  1826  bei  tfjrn  au  »erleben.  «üb  »ig  blieb 
in  ber  Zat  btö  übet  9Zeujat)t  bort  unb  ging  bann  gtef  tf>  für  längere 
3eit  $u  ber  £a stljauf enfd&en  gamflte,  bie  er  fcfyon  1818,  20  u.  21 
befugt  fyatte.  @r  fcfyretbt  barüber  (in  tintm  Briefe  an  JJerbinanb) : 

„Anfang*  i  827  ging  td)  junftdjfi  ju  meinem  greunb 
9Jaul  Söiganb1)  nad)  $b&ttx,  bann  nad)  £annot>er*) 
unb  Seile;  in  legier  ©tabt  tyabt  id)  bie  Familie  *>♦  <ödrn* 
berg*)  fennen  gelernt,  2anb$leute,  er  tt>ar  1814  unfer 
Äommanbeur;  feine  grau  unb  Äinber  ifabt  id)  gejeid)net, 

*)  9>aui  Sötganb,  1786—1862,  au*  Gaffel,  ©ctyulfamerab 
*>on  3aco&  unb  befonber$  2Öill)elm,  toar  ein  tüchtiger,  flef^iger, 
toaeferer  «Wann  unb  treuer  gteunb  ber  gamilie,  babei  and) 
fctelfetttger  ©rtriftfteller.  @r  ftarb  ai*  ©tabtgeridjtäbireftor  a.  D. 
in  SBefilar;  f.  über  ihn  SBagener*  (Staate  unb  ©ef.*8erifon, 
fotote  £enr.  ÄeIler*gorban,  feine  (Snfelfn  —  3B.$  altefte 
Softer  toar  be$  belannten  9>rofejfor$  ©ifoefter  3«>rban  in  ÜRar* 
bürg  jtoette  ©attin  —  im  Äeffenlanb,  1908,  £.  6.  2fu$  feiner 
auf  1500  £)fta*feiten  eng  getriebenen  ©elbjtbtograpfjie  «Sajfeler 
£anbeöbibliotf)ef)  fyat  ber  Herausgeber  im  (Sajfeler  Tageblatt, 
15.  unb  16.  Üflai  1908  einen  Söericfet  über  „SWarburger  unb 
©bttinger  ©tubententreiben  \>or  100  $af)ren"  abgebrueft. 

*)  ©ort  fyat  Subtoig  bamalä  bie  brei  trefflichen  Blätter 
*on  Saffert  (9lr.  73),  Stumann  (9fr.  76)  unb  ©tiegltfe 
ÖRr.  77)jjeaeid)nei. 


f)5t>el.  ©ein  ©ofyn  Unico  ftarb 
©eine  Softer  ©elma,  1797—1869,  beiratete  1816  ben  preußt* 
fdjen  ©eneral  ©raf  <5arl  *.  b.  ©röben,  1788—1876.  ber  1813 
unter  tf)tn  gebient  battt.  @r  fyatte  1850,  al$  bur*  J&affenpflug 
ba*  Srauerfptel  in  Äurbeffen  begann,  bie*  £anb  befefet.  5Bon2)5rn* 
berg*  beiben  anberen  44d)tem  heiratete  3*tte  einen  Lebemann, 
#ugujte  einen  anbern  ©rafen  Gfrtur)  *.  b.  ©rbben.  (9Bte 
weit  er  1814  bie  Äeffen  führte,  f.  o.  ©.  155.)  ©efanbter  ttmrbe 
er  1842.  Die  trefflidje  SRabierung,  9tr.  71,  i)at  grau  *on  2)örn* 
bera  im  Äerbft  1828  in  (Saffel  abgeholt,  unb  im  3««  1829 
banfie  Dörnberg  felbjt  «ubtoig  „für  bie  Bbbrücfe  feine* 
©eficfyteä".  —  Subtotg*  Zählung  ift  aud)  faß  betoeifenb 
bafür,  baf}  er  nicfyt,  tote  bo$  ©effety  ©.  131  angibt,  Dbrnberg 
in  £)1  gemalt  Ijabe, 


384  Subttig  @mil  Orirnm,  (Erinnerungen. 

bie  tyat  er  mit  nad)  StufHanb  genommen;  er  ift  in  Cetera* 
bürg  al$  l)annfa>erifd)er  @efanbter;  tr>n  t)abe  td)  aud)  ge* 
jeicfynet,  fyabe  bie  3eid)nung  l)ier,  um  fte,  tt>enn  3eit  ba 
ift,  ju  rabieren;  er  ift  ein  fel)r  angenehmer  9Rann  unb 
l)at  ein  fd)6n  milttftrifcfyeS,  geiftreicfyeä  ©eftcfyt;  feine  Äinber 
finb  faft  alle  franf  unb  frftnflid)  unb  fein  einjiger  ©ol)n 
ijl  il)m  t>or  einigen  %at}xtn  geftorben;  eine  2od)ter  t>at 
er  in  95erlin  verheiratet,  td)  glaube  an  ben  (Strafen  @r 6 bem 
23on  ba  reifte  id)  ju  meinen  gfreunben  2fuguft  unb 
Söerner  t>on  ^ajt^aufen1)  nad)  936fenborf*)  unb  t>on 


l)  Die  Mamille  t>on  J&ajtfyaufen,  eine  ber„oier  9>aber* 
borner  Domfaulen",  befifet  ba$  r>ier  genannte  ©ut  feit  bem 
15.  3af)rf}unbert.  Buguft  gretfyerr  \>on  Äajtfyaufen,  1792— 
1866,  machte  ftcf>  befannt  burcfy  SBerfe  über  2tgrar*erfaffimg  \>on 
9>aberborn  unb  Äorttei,  Oft*  unb  2öeftyreuf}en  unb  ©tubien 
über  ruffffrte*  «eben*  SBerner  SRorifc  ÜR.  *.  £.,  1780—1842, 
fyatte  fcielfeitige  Äenntntffe  befonberä  in  ©pradjen,  aber  audj  in 
Stecfytfr,  fogar  «fcefltoiffenfcfyaft;  1837  nad)  gteutym*  in  granfett 
überaefiebelt,  tourbe  er  1839  oon  Ä5ntg  Subtoig  I.  in  ben 
©rafenftanb  erhoben.  Über  befbe  Vorüber  t>ergleid)e  man  bie 
Buffäfce  fron  Xtei.  SRetfferfc^eib  in  b.  3CD93,  ber  aud)  ben 
Sörieftoedjfel  ber  trüber  ®rfmm  mit  ber  gattaen  gamtlie 
£a£tl)aufen  alä  „greunbeäbriefe"  1878  herausgegeben  tyit, 
bie  einseinen  SÄitglteber  berfelben  aber  (eiber  nur  mit  ben 
Xnfangöbucfyftaben  beaeidjnet  unb  nicfytö  9tähere*  über  fte  angibt 
äBflfyelm  t)atte  1809  in  J&atte  bie  93efanntföaft  SBerner*  ge* 
madjt,  bie  bann  allmäf)ltd)  jur  greunbfd)aft  warb  unb  alle 
©lieber  beiber  gamilien,  aud)  £affenpf  lug  unb  feine  ©cfytoeftern, 
2fmalie  befonberä,  umfaßte.  Äuguft  toar  ben  trübem  an* 
genehmer  al*  SBerner,  toie  SBtlfyelm  1817  anXrnim  fct)reibt 
(@teig  3,  396). 

*)  908ill|elm  toar  1811  (greunbeäbrfefe  196  f.),  13  unb  17, 
Subtoig  Jett  aum  »iertenmal  feit  1818  bort  au  SBefucfy.  Da* 
Dorf  S85fenborf  bei  bem  ©täbtcfyen  93rafel,  Ärei*  £5r,ter,  ift 
eingepfarrt  im  nafjen  Söetteraen  0/©»"  in  Annette  oon  Drofte* 
einzigem  9>rofajrücf  „Die  3ubenbucfye",  ^o  bie  Dichterin  oft  bei 
ifyren  Stenoanbten  weilte ;  ooK  genannt  ift  ber  Ort  in  ber  ben* 
felben  «Stoff  befyanbelnben  „®efcfyicfyte  eine*  Algierer  ©flauen"  o. 
Annetten*  Cttyim  2fuguft  *.  J&ajtl)aufen  in  ber  3eitfdjrfft 
,£)it  SBünfdjefcute",  1818,  abgebr.  in  „Die  Drofte",  SfcrL  *. 
8angetotefd)e,  1909,  <5.  376).    Da*  bamafö  gleichnamige  frei* 


^acob  imiK  Ifilljelm  (Stimm,  |8<t3. 

llaiii  C.  «.  «rlmrn. 


i  Stimm,  geb.  tt>ilb,  (829- 

Haa,  C.  «.  Stimm. 


VII.  J&effen.  ©eftfalen.  ©dttingen.  £anno*er.  1820—1828.    385 

ba  auf  bte  nafygelegene  JjMnnenburg  jum  (Strafen  Äffe* 
bürg1),  ©d)tt>ager  t>on  J&agttyaufen,  n>o  idf>  überaß  *iel 
gejeid)net  Ijabe  unb  fd)5ne,  frbl)lid)e,  freie  3iage  »erlebte, 
tt>o  id)  reiten,  fahren  unb  auf  bie  3agb  flehen  tonnte, 
wann  id)  nur  tt>otttc.  9D?ef)rere  3Ronate  lang  fyielt  id)  mid) 
oft  in  biefen  ©egenben  auf,  befonbert  auf  ber  ßinnm* 
bürg*  Der  alte  ®raf  2fffe bürg  tt>ar  mir  ein  angenehmer 
Wann,  tt>enn  fd)on  eigenftnnig  unb  turioö  in  fielen 
(Sachen;  fo  tonnte  er  nid)t  leiben,  xvtnn  man  auf  bie 
JjMnnenburg  tarn  unb  in  einigen  Sagen  ttneber  roegttoKte; 
ebenfo  fatal  n>ar  e$  tym,  tt>enn  nid)t  alle  bei  Sifd)  er* 
fd)ienen,  xoai  mir  oft  pafft erte,  n>enn  td)  im  Söalb  n>ar 
unb  bie  ©ffenäjeit  oft  nid>t  ttmflte*  Die  Safel  beftanb 
au*  ttierjefyn  9>erfonen,  meift  mel)r,  ©onntagä  aber 
jtoanjtg;  man  blieb  fef)t  lange  ftfcen,  unb  eä  n>urbe  ge* 
fybrig  lang  unb  tuel  guter  SBein  getrunfen,  n>obei  ber 
®raf  unb  alle  fefyr  munter  n>aren;  bie  ©rdfm  tt>ar  nod) 
jung  unb  fcl>r  fd)5n  unb  angenehm«  Der  @d)lo$faplan, 
9>ater  #9actntl)u$,  n>ar  mein  greunb  unb  mir  fefyr  ju* 
getan«  SBtr  gingen  jufammen  auf  bie  3agb,  machten 
tt>eite  ©pajtergftnge  im  SBalb  unb  faflen  oft  bte  in  bie 
fpftte  9lad)t  beifammen  in  feinem  altertümlichen  Älofter* 


herrliche  ®ut  tyify  iefct  feit  etoa  50  Sauren  „SBbferbof"  unb 
btlbet  mit  bem  3  km.  entfernten  J&auä  Xbbenbura,  n>o  fefct 
ber  Söobnfife  ber  gamflte  x>.  J&.  tjt,  eine  ©utägemeinoe.  Diefe* 
lefetere  ift  ber  „fiabicbt$fy>r  in  SSeber*  befanntem  (Spo$ 
„jDreüeljnKnben,  Ber  auf  bem  $n>ei  @tunben  entfernten  JB.fc^en 
©ute  $t)ienf>aufen  jutoeilen  tootynte.  ©einen  „#elb  *om  J&abld>t& 
bofe",  „(glmer",  tyit  er  naef)  bem  alten  ^>.f(t)en  Familiennamen 
(Slmerbau*  aebtlbet,  unb  ©bferfyof  erfcfyetnt  bei  Ojvx  aW  „ber J&of 
\>on  Sobhmborpe"  =  Söoboä  Dorf.  —  Über  ben  fernen  äTer* 
febr  auf  bem  (Sbefyof,  n>o  nur  ber  Abel  ber  ©ejlnmmg  galt 
SteifferfAeib  in  greunbeäbrtefen  197  f. 

')  ©raf  Hermann  SBerner  *on  Söocbolfc^ffeburg, 
1770—1849,  auf  SÄtttergut  J&innenburg,  n>ar  in  jtoeiter  <£\)t  feit 
1810  mit  $ran$i$fa  greitnaon  ßajtbaufen,  1793-1879,  *er* 
m&blt,  bem  brennten  unter  ben  fünftefpi  tffnbern  be$  alten 
Gtycpaareö. 

Sttbw.  Qrtmm,  erinitermtgeit.  25 


386  «ubtofg  Chnü  ®rimm,  Erinnerungen. 

frübcfjen1)/  n>o  et  mit  fcotlaä  ober  crjdr>Ite  unb  icf>  ifynt 
aud)  auÄ  Stauen  unb  9tom  etilen  mußte»  @t  n>at  fel>r 
neugierig  unb  tat  rjimbert  fragen,  wie  e$  bei  ben  meifien 
&loftetgeifilid)en  bet  gall  ift;  et  mochte  n>ol)l  fo  einige 
bteijjig  3al)te  alt  fein,  tt>at  feljt  blaß,  Ijatte  einen  ^iflo^ 
rifcfyen  Äopf,  fein,  intetejfant,  fd)tt>atae  £aate,  bunfle,  fcfydne 
$ugen,  tt>at  immer  fteunblid)  unb  gegen  jebetmann  tt>ol)l* 
ttofienb;  fein  @cftrf>t  nmtbe  butd)  baö  bunfle  Äapujinet* 
getoanb  nod)  mel)t  gehoben;  id)  fyabe  üjn  oft  unb  in  t>et* 
fdjiebenen  Stellungen  gejeicfynet  unb  gemalt  unb  tyn 
mefytmafö  auf  SBilbetn  angebtad)t*)*  ®t  tt>at  fel)t  be* 
fdjeiben  unb  fyatte  bei  anbetn  beuten  ettt>a$  ©d)üd)tetneä, 
ja  gfatd)tfame$;  et  tt>at  gtofl  unb  machte  ungeheure 
©djtitte,  fo  bafü  fein  fd)tt>ete$,  fteife*,  gtobeä  ©ett>anb 
taufd)te»  3d)  ritt  einmal  auf  eine  ©laäljütte8),  bie  jtt>ei 
©runben  t>on  JjMnnenburg  in  einem  Söalb  lag;  t>ot  biefem 
SSalb  begegnete  et  mit;  et  fam  t>on  einem  95efud),  ben 
et  im  Äloftet  in  Sötafel  gemacht  fyatte,  unb  wollte  ttuebet 
auf  bie  Jjjinnenbutg;  id)  fragte,  ob  et  mitwollte,  et  tt>at 
e*  aufrieben,  unb  id)  lief  ü)tt  nod)  hinten  auf*  9>fetb 
aufft^em  <$$  ftng  an  ju  tegnen,  et  jog  bie  fpifee 
Äapuje  übet  ben  Äopf  unb  fyielt  fid)  an  mit  feft,  feine 
langen  93eine  fdjleifien  beinahe  auf  bem  Söoben,  e$  mag 
t>etjtt>eifelt  auägefefyen  fyaben,  unb  bie  2eute,  bie  nni  bt* 
gegneten,  blieben  flefyem  @$  tt>utbe  abet  nod)  fttget,  ate 
e$  anfing  ju  bonnern  unb  ju  bitten  unb  id)  ben  @d)immel 
in  ftatfem  ©alopp  gefyen  lief:  bie  SJeinfleibet  waten  il)m 
btö  an  bie  Änie  J)inaufgetutfd)t,  bie  mageten  langen 
Seine  flogen  in  bet  ?uft,  bie  ?eute  mögen  gebaut  fyaben: 
©em  ftfct  bet  Teufel  hinten  auf!  @o  famen  wit  jum  ®t* 
ftaunen  bet  2eute  auf  bet  ©laäfyittte  an  unb  waten  winbel* 
weid)  butdjnftfit;  bie  2eute  gaben  un$  anbete  bleibet, 

x)  X).  fy  ftöflerlid)  eütfa^en  ©t.       ■)  Ölt.  171—73? 

*)  (ärmbe,  $um  Rittergut  JjMnnenbutg  gefjdttg;  fle  ift  auef) 
in  bet  <&.  384  erti)ät)nten  ©tjäljfong  TL  \>on  4><*£tl)attfen* 
genannt 


VII.  Jgeffen.  9Befifa(en.  ©dttingen.  £anno*er.  «20—1828.    387 

unfere  ttmrben  auf  bcn  @laö6fen  getrodnet;  bann  befaljen 
ttrir  alle*,  unb  auf  bem  9täcftt>eg  tt>ar  bai  Söettet  fyerr* 
lid),  ber  SRonb  fam,  unb  im  9Balb  rod)  e*  frifrf)  unb 
prdd)tig;  $)ater  J&pacintfyuä  fafl  nrieber  hinter  mir, 
einfyalbneun  Ul)r  famen  nur  auf  ber  JjMnnenburg  nrfeber 
an;  ber  ©raf,  bem  id)  ben  SRitt  erj&l)lte,  tt>oUte  |td)  todljen 
fcor  £ad)en;  id)  fyabe  eine  gute  3eid)nung  t>on  bem  ©e* 
ttrittergalopp  gemacht,  unb  auf  ber  JjMnnenburg  ttrirb  jte 
norf)  ju  ftnben  fein« 

Äomifd)  n>ar  aud),  n>enn  td)  mit  ifym  auf  bie  3agb 
ging,  n>obei  er  eine  ©rille  auffegte  unb  eine  lange  fpanifd)e 
^lintc  auf  ber  @d)ulter  trug,  mit  ber  er  aber  nie  etröaä 
traf;  einmal  im  J&erbjt  bei  einem  Sreibjagen  flog  il)m 
eine  9tad)teule  auf  bie  Äapuje  unb  blieb  ftfeen,  »ermut* 
lid)  tt>eil  fte  ben  ganzen  Säger  für  einen  ©aumftamm 
gehalten  fyatte! 

2Öir  gingen  aud)  jufammen  nad)  93rafel;  man  faf) 
e$  t>on  ber  l)ol)en  Jjjtnnenburg  im  2al  liegen,  ein  flemeä, 
alte*  ©tdbtd)em  (St  führte  mid)  inä  Äapujinerflofter,  in 
bie  3eKen  ber  9)?önd)e;  einer  tt>ar  über  ad)tjig  3al)re  alt; 
er  faß  in  einem  alten  fernen  ©ejfel  unb  fonnte  nld)t 
mefyr  auffielen,  unb  ber  lange,  tt>cifc  SJart  reifte  ü>m 
beim  ©ifcen  btö  an  bie  Ante;  ba$  Heine  f5enftercf)cn,  ba^ 
tl)n  t>on  oben  beleuchtete,  bettirfte  ein  fyarmonifcfyeä,  fd)6ne$ 
93ilb  t>on  ifym! 

SSon  ber  J^innenburg  gel)t  ein  fcfyöner  Söeg  nad) 
SSbfenborf,  immer  burd)  biefen,  bunflen  93ud)entt>alb,  ben 
id)  in  ber  2Bod)e  mehrmals  geritten  bin« 

SDie  ?age  t>on  935fenborf  ift  nid)t  fo  fd)6n  tt>ie  bie 
t>on  ber  ^tnnenburg,  aber  id)  n>ar  bod)  gern  bort 

Die  ©d)tt>eftem  t>on  Jjiajtfyaufen  n>aren  angenehm 
unb  lieben&oürbig,  natürlid)  unb  gebilbet;  ber  93ruber 
SBerner  l)atte  fd)5ne  ©emdlbe  unb  ÄupferfHd)e,  über* 
fyaupt  Diel  2flte$  unb  Snterejfanteä  gefammelt. 

2)er  alte  gfreifyerr1)  war  ein  Wann  t>on  etlichen 

*)  8Berner  Bbolf  greif).  *.  £.,  J&err  auf  $f)ienf>aufen, 

25* 


388  Subtotg  (Sinti  ®rimm,  (Erinnerungen. 

acfytjtg  3al)ten,  babei  nod)  rüftig,  gerabeau*,  aud)  mit^ 
unter  grob;  er  t>atte  eine  rechte  9titterpl)9ftognomie,  ebler 
Äopf  mit  fd)6ner  9tafe*  3d)  l)abe  ifyn  gqeicfynet  ald  &ni& 
jtfldf,  in  voller  Lüftung;  bie  gamilie  tooHte  banad)  einen 
©tid)  machen  laffen,  fie  ifi  aber  abfyanben  gefommen  unb 
btö  jefet  nid)t  lieber  aufgefunben  toorben* 

Sie  alte  grau  von  «&agtl)aufen,  eine  geborene 
von  SBenbt,  toar  eine  freunblicfye  grau  unb  in  tyrer 
3ugenb  gettrifi  fefyr  fd)6n  getoefen;  fie  faß  meijt  in  intern 
©ejfel,  mit  Jjanbarbett  befd)Äfttgt,  ober  lai  in  einem 
©cbetbud),  ober  erjdf)lte*  @$  toar  aud)  tlm  9ttd)te  von 
iljr  im  <@au£,  Sinken  von  2Öenbt,  fct>r  angenefym, 
munter  unb  liebenätoürbig  unb  von  au$gejeid)netet  ©d)&n* 
fyeit;  biefe  unb  bie  iüngfte  Softer  2f  nna,  ebenfo  Hebende 
toürbig,  toaren  meijl  )u  £au$,  bie  Alteren  ©d)tt>eftern  oft 
abtt>efenb  bei  verheirateten  ©efrf>tt>tftertt l)  im  SRünfierlanb, 

Södfenborf,  Bfftburg,  17 .  ,—18 .  .,  batte  in  atoeiter  @b*  bie  greitn 
SWarte  Ttnm  v.  SBenbt  ni9>apenfyaufen  (17 .  .—18 . .)  geheiratet. 
—  $)a$  jtoeite  tyrer  j!ebaet)n  Äinber,  von  benen  fünfjefyn  am  geben 
blieben,  if>re  ältefte  Softer  Sberefe  «uife  (177&-1853),  war 
1793  bie  ©attin  be*  greiberrn  Siemens  Buguft  (II.)  von 
2)rofte'J5ülSf)off  (1760— 1826)  geworben  unb  1797  bie ÜRutter 
von  Deuifcblanb*  grbflter  2>id)terin,  Tlnntttt  von  Drofte*^ 
(t  1848).  Der  festeren  a^oei  3at)re  Ältere  ©djtoefter,  ÜRarta 
#nna,  heiratete  39  jäfyrtg  ben  greunb  ber  Alteren  Grübet  ©rtmm, 
ben  fdjon  64jät)rfgen  befannten  ©ermantften  3ofept>  greift. 
vonSafjberg  au  ÜReerSburg  am  SBobenfee  (t  1855).  —  ÜB« 
biefen  beiben  ©cbtoeftern  toar  bann  2fmalie  J&affenpflug, 
©djtoefter  be*  SWinifter*  unb  affer  ®efd)toifter  ®rimm  greunbtn, 
innig  befreunbet  unb  bat  aud)  1871  an  Annetten*  ©efte  in 
ÜReerSburg  ihre  lefete  9tuf)efiätte  gefunben.  Sarol  von  SBenbt, 
1802-1882  (3?),  beir.  1826  ben  greif).  v.  3)rofte^üfö!)off  unb 
toarb  SJhttter  von  16  ßtnbern. 

*)  3*on  ben  ©djtoeftern  toar  bie  a*oeite,  1780  geborene, 
Dorothea  2öilbeimine,  feit  1800  mit  9>()üipp  greU).  von 
3ßolff>SRetterntd),  preufj.  ganbrat  au  Sterben  a.  b.  Sßefer, 
verheiratet:  bie  brttte,  gerbtnanbtne,  1781  geb.,  toar  feit 
1805  bie  ©attin  beö  mainatfd)en  unb  fronabfffcfjen  Äammerberrn 
Engelbert  greif).  J&eerentann  von  3uvbttovcf,  ber  1810  fcbon 
ftarb.    ©ie  lebte  1814  in  ©ein,  too  «ubtoig  fie  befugte,  fpater 


V II.  ßeffen.  9BeftfaIen.  Obtttngen.  J&annooer.  1820—1828.    389 

ober  auf  ber  «£innenburg,  ober  in  SBefyrben  an  ber  2Öefer, 
tt>o  eine  ©d)tt>efter  an  ben  ganbrat  t>on  SWetternid)  t>er* 
betratet  toar.  ©ie  älieften  SSrüber1)  tum  2fuguft  lebten 
in  JjJilbeSfyeim  unb  SWünfter,  too  fte  Domherren  toaren, 
SRein  Aufenthalt  tt>ar  nun  abtoed)feinb  in  SJöfenborf 
unb  auf  ber  «öümenburg/  — 

<8S  fehlen  17  ©eiten,  bie  bis  in*  3abr  1830  reiften. 

3m  (September  1827  cnblfcf)  nad)  Gaffel  aurücfgefetyrt,  be* 
tarn  Subtotg  nod)  einen  tntereffanten  Söefudj,  nämltd)  oon  J&ef  n> 
rief)  Jgeine,  ber  tyn  fcf)on  1824  aufgefudjt  batte. 

©etyon  18251)  fd)reibt  er  an  gerbtnanb: 

„@tn  Dieter,  Jjeinrfcb  Jjetne,  bat  mtd)  oon  ®5tttngen 
auS,  too  er  3ura  fhtbiert,  befud)t;  er  bat  ein  gefdjefteS  ©efidjt 
unb  ift  audj  nidji  f)äg(icr)  unb  audj  (uft  ntdjt  unangenehm.  @r 
fcf>todfet  nur  gar  aut>tel  unb  über  atteS,  toaS  ibm  oorfommt.  (St 
bfnfte  an  einem  gufj,  tote  er  bei  mir  toar,  unb  fagte,  er  babe  bie 
größten  ©djmeraen;  e$  foH,  tote  er  fagte,  tyn  ber  ihitfdjer  um* 
geworfen  baben.    (SS  febetnt  mir  aber  nfebt  toabr  au  fein8).   <&t 

audj  aetitoetfe  in  Gaffel,  toobureb  fle  ber  ©rtmmfcben  gamilie 
befonber*  vertraut  toarb,  unb  fiarb  1851.  Stamentttd)  toar  ityre 
1809  geborene  Sodjter  #maite  Simotbea  innig  befreunbet  mit 
SBUbelm  unb  8ubtotg  ©rtmm;  legerer  bat  fte  mit  Xmalie 
Jjaffenpflug  geaeidmet  unbjie  im  3etcbnen  geförbert  45  ^Briefe 
oon  ü)m  an  fte  bejtfet  bie  Ä@®.  @te  ift  a(S  9tonne  in  ®r<b 
in  @tetermarf  gejtorben,  too  fle  1840  eingetreten  toar.  3*>ei 
©djtoejtern  £.,  Carolina  unb  gubotoina,  toaren  ©ttftSbamen, 
unb  btejfingjre,  2Cnna,  1801  geb.,  heiratete  3(ug uft  greif).  oon 
BrnStoaibt  in  Aannooer,  <Bo\)n  beS  ÜRtntfterS  unb  ©dtttnger 
ÄuraiorS  <5.gr.  ÄL  o.  3.  (f.  u.). 

*)  ^Dte  »ruber  toaren  *ar  l,  1779  geb.,  t  nad)  1854:  £)omberr 
in  J&ifoeShetm;  grtebrid),  1778-1845,  ebenfo  bafeibft  unb  in 
(Soroe?;  SRorifc,  1776—1840,  toar  preujjifcber  £anbrai,  oer* 
beiratet  mit  ©opbte  o.  SBiumentbai;  2)amian,  1783—1835, 
öfterreiebifeber  Oberftleurnant  (ber  1786  geb.grtebrid)  SBübelm 
toar  fäon  1809  in  ©pattien  geblieben). 

■>  £S  toar  freükf)  fd)on  im  Oftober  1824,  baf}  £eine, 
„immer  pt  guf}  unb  mit  meinem  fd)led)ten,  braunen,  abgefdjab* 
ren  Übexnxf ,  auf  feiner  äBanbenmg  burd)  ben  J&ar*  unb 
^fjOringen,  too  er  oud)  feinen  berübmten  93efucf)  bei  <&oetbe 
gemadjt  Ipi,  burd)  Gaffel  nacb  Qdttittaen  attrfeftam. 

*)  JD  abnungSoofler  (Engel  bur 


k 


390  Subtoig  Sinti  (Stimm,  Erinnerungen. 

fagte  mit,  er  fenne  T>iä)  von  Berlin  <m$.  3d)  fyabe  fo  einiget 
von  feinen  ©acfyen1)  gelefen,  e$  fcfyetnt  mit,  atö  Ijabe  et  mefyr 
Talent  al*  35 Um4);  ftf>  fann  aber  frei(id)  barüber  nfcfyt  urteilen/' 

Stunmefyr  aber,  in  9tr.  18  feiner  ^Briefe  an  Xmalie  von 
3u9bttt>9(!  vom  6.  9tovember  1827,  fcfyretbt  er:  „@ben  toar  ber 
Dichter  Jjetne  bei  mir,  fommt  au$  (Jnglanb  unb  £ottanb,  tyd 
bort  viel  gefefyen8),  tnterejfante  SBemerfungen  gemacht  unb  ift  ein 
geiftrei(r)er  Genfer);  r>eute  mittag  tritt  er  tnieber  ju  mir  tottraten." 

Söet  biefem  britten  93efud)e  1827  tyti  er  tyn  ge*eid)net. 
Unter  ba$  S23flb  r)at  £eine  bie  aud)  auf  ber  SRabierung  fafftmi* 
Herten  SBorte  getrieben: 

„Sterbrofjnen  ©inn  im  falten  J&eraen  fyegenb, 
©djau  icf)  t>crbrieglicr)  in  bie  falte  SBelt4)." 

Die  f)ier  tolebergegebene  SÄabierung  trägt  ba$  Datum  1827  ad 
viv.  9.  9tov.;  fle  ift  ba$  einzige  ^rofilbtlb  be*  Dieter*  unb 
Hegt  aud)  afö  eine  in  «einem  93eta>erf  verbejferte  $ufd)aeid)nung 
von  @rnft  grbljllcfy  vor  (pfyotogr.  v.  albert,  «DWlncfyen,  Verlag 
v,  Jgoflmann  &  Sampe)5).  J&eine  fyat  über  ben  SBefudj  bei  ben 
brei&rübern  ®rtmmnid)t$  berietet;  <&trobtmannö$iograpi)te 
2,  102,  127,  585  fprlcfyt  bavon.  J&eine  toar  vom  1.— 6.  9tov. 
bei  fcf)lecf)tem  SBetter  (f.  b.  ®ebid)t)  unb  baber  in  übler  Saune 
in  (Saffel,  unb  atoar  auf  ber  Durchreife  nad)  3J?ün$en,  too  er 
bie  „9>olttifd)en  Bnnalen"  für  Gotta  rebigieren  tooffte.  9lad) 
©trobtmann  betoog  Subtoig  ifjtt  au  jifeen,  toaSJjetne  getolfj 
um  fo  lieber  tat,  atö  biefer  it)m  burdj  bie  ©bttfnger  9>rofefforen* 
bilber  vorteilhaft  befannt  fein  mußte. 

(Sbenfo  große  greube  toie  bie  älteren  »ruber  f>atte  Subtoig 
in  biefen  legten  mit  ben  Sörübern  aufammen  verlebten  Sauren 


*)  @rfd)tenen  n>aren  feit  1817  einzelne  „©ebtAte",  biefe 
gefammelt  1822;  1824  war  er  fcfyon  vielgenannt,  1827  fcr)on  einer 
oer  gefeiertften  Dieter  ber  &iU  14  Sage  vor  bem  atoeiten  $Be* 
fudj  n>ar  ba*  „93uaj  ber  Sieber"  ausgegangen! 

•>  e.  o.  ©.  133. 

*)  3n  ^ottanb  tvobl  weniger,  too  er  nur  thtn  bunbretfte. 

4)  Anfang  be*  Oebictyt*  9fr,  42  im  foäteren  (1831)  „Bleuen 
grü^ing",  acfyt  ©onetheilen,  ®.  8B.,  JÖoffmann  &  (Sampe,  1885. 
2,  27;  nur  ftebt  ftatt  „©cfjau"  unb  „ürbort  ^«eif"  unb  „burdK 

6)  ÜRan  pufct,  toenn  ©trobtmann  an  @rttnmö  fd)arfer 
9>roftoeicfymmg  „bie  faft  fübifdr)e 9lafe"  tabelt;  getauft  toar  J&eine 
bamafö  Ja,  aber  ba*  anbert  bod)  bie  dlafen  nid)t! 


VIII.  fcütetfeft  in  «Rütnbetg.    182a  391 

burd)  bie  Sefud)e  gemeinfamer  greunbe  in  Gaffel,  too  1823 
»etttne,  1826  ©aotgng,  1828  beffen  ftlteftet  ©otyn  unb 
totebet  2Ctntm  bei  litten  toetlten;  et  fai)  toentgften*  bei  jenen 
aud)  tool)l  TL  SB.  oon  ®d)legel,  ber  im  gfrüftfafc  1827  ju 
3:tfd)  ba  toat,  unb  1828  tfdjerlid)  SRtebufyt;  oon  lefetetem  t>at 
et  toentgfien*  Xmalie  oon  3ugbtto9d  eta&tylt. 

2Cuf  ben  fefylenben  17  «Seiten  toat  getoifl  oon  mannen 
biefet  Dinge  bie  9tebe.  jDa*  getyenbe  tottb  toenigften*  für  ba* 
3ai)t  1828  teiltoeife  met)t  al*  etfefct  butd)  eine  im  95efife  ber 
«®®.  befinbUdje  2fofaei<J>nungSubtofg*  übet  feine  unb  feine* 
tteuefien  unb  (iebjten  gteunbe*  ferner  $enf$el  $etlnaf)me 
am  etflen  beutfdjen  Äünftletfeft  m  DWkrnberg,  too  ber  ©tunb* 
(lein  au  9taud)ö  3Ubted)t*I>ürer*Denfmal  gelegt  toetben  follte. 
(Sie  ift  oon  Jßettn  Obetft  oon  Ätedebufcfy  unb  feinet  (Gattin, 
geb.  J&enfcrjel,  ber  A@@.  gefd&enft  *  tootben  unb  folgt  im 
n&d)ften  £apitel 


VIII.  Dürerfefl  in  Nürnberg,    1828- 

2Cm  29.  3uni  1827  toat  in  2Bünd)en  au  <Sl)ten  oon  (5ot* 
neltu*  oon  feinem  ©d)ületftel*  ein  etfte*  ÄünfHetfeft  gefeiert 
tootben,  toeld)em  im  felben  3al)te  nod)  weitete  für  ©d)nott  unb 
4J einrief)  J&sJJ  gefolgt  toaten;  bet  Stuf  biefet  Setanftoltungen 
toat  toeit  übet  bie  ©teuren  bet  ba^tifdjen  Äunftftabt  gebtungen, 
unb  ad  bie  Äünftlet,  bie  in  einet  3eit,  too  e*  nod)  feinen  Äunffc 
oetein,  leine  £unftau*ftellungen  unb  *falon*  gab,  fern  oon 
ÜBüwtyen,  bet  J&eimjtätte  bet  neuen  beutfd)en  £unfi,  oeteinaelt 
unb  lebet  Anregung  entbefyrenb  unb  nut  oon  toenigen  (Stönnetn 
geffcrbett  (eben  mußten,  —  jie  alle  begrüßten  auf*  freubigfte 
bie  am  1.  ÜBäta  1828  ergangene  (Sfnlabung  be*  Nürnberger 
#lbted)t  ©ütet^SBetetn*  au  einem  allgemeinen  ÄünjWetfeft1), 
ba*  am  300 j ädrigen  $obe*tag  fcütet**),  om  Oftettag,  6.  2tytii 
1828,  in  beffen  ätotetjtabt  Sftütnbetg  abgehalten  unb  mit  bet 
Segung  be*  ©tunbftein*  au  einem  £)üter<Denfmal  oetbunben 

Ö@Tgdtftet,  Äunftgefdjldjte  5,  258ff. 

*)  Subtoig*  yZeffe  jpetman  tyat  (äuget  an  oielen  anbeten 
©teilen)  in  einem  fd)5nen  Vortrag  übet  Dürer  im  16.  J&eft 
oon  Sit^oto  unb  J&olfeenbotff*  gem.<toiff.  $.,  1866,  getyanbelt. 


392  Subwig  Cmil  (Stimm,  Erinnerungen. 

werben  füllte.  Die  neue  beutföe  £un{t  fottte  ba  ü)t  Xuferftefjungö' 
fefl feiern:  „unfer SBartburgfeft  foK  e*  »erben",  i)atte  Eorneltu* 
gefagt,  unb  bfefer  ©ebanfe  verfemte  alle  in  freubtge  Erregung 
jDie  Veranlagung  aber  au  einer  folgen  Ehrung  beö  größten 
beutfdjen  fiünfHer*  fyatte  fein  Geringerer  al*  Äöntg  fcubwtg 
felbft  gegeben,  ber  in  einer  3uf$rifi  an  bie  (Stobt  Nürnberg 
unb  ben  £ünjtlett>erein  $ß>ax  bie  *on  biefen  beab(Id)tigte  TLn* 
legung  eine*  Dürer»@tammbud)eä  belobte,  aber  für  ntd)t 
auörei$enb  erflörte.  Er  regte  au  efnem  Stodinal  an,  ba$ 
ber  größte  beurfdje  53ilbbauer,  SKaud),  in  üttfind)en  [Raffen 
foUe;  er  riet  jur  ©runbftetnlegung  gerabe  ben  6.  tfptil  be$ 
näd){ten  3al)re^,  Dürer*  $obe*tag,  an;  er  wie*  auf  ba*  Söel* 
fpiel  be*  «einen  SRoftocf  fyin,  ba*  S8lüd)er  ein  Denfmal  fyabe 
errieten  tonnen,  unb  oerfprad)  felber  für  Ülürnberg  einen  Beitrag. 

Um 27.  «Dtöra waren etwa  fed^ae^n  ®<f)üler  oon  (Sorneliu*, 
oon  SWüttd&en  au  guß  marfdjterenb,  in  Nürnberg  ongefommen, 
unb  oom  28.  ab  malte  in  ben  weiten  SR&umen  ber  3nbufrrle* 
gefellfdjaft,  fonft  beut  9ldffelfdr)en  Äaffeefyaufe,  bie  begeisterte 
®d)at,  etwa  oieratg  Wann,  oon  früt)  btö  fpät,  wo  jeber  gerabe 
mit  ^infei  unb  Palette  anfommen  fonnte,  ofyne  Entgelt,  nur 
bie  ®aftfreunbfd)aftangefet)ener  Nürnberger  gamilien  genteßenb  *). 
©ie  {teilten  aud)  richtig  bf*  sunt  Oftertag  {leben  frattlid>c  $ran& 
parentbflber  fertig,  unb  baneben  noer)  etwa  ato>ef  2>ufcenb  befo* 
rattoerSftebenbtlber,  unb  awar  erfterenad)  ben  bie  J&auptmomente 
au*  2>ürer*  «eben  barjtellenben  Entwürfen  oon  gellner, 
Äaulbad)*),  g5r{ter,  (Stille  unb  SBfnber,  9leureutl)er 
unb  £ermann. 

@ie  gefielen  allgemein,  weniger  freilief)  bem  SWetfter  felbft 
wegen  ir>re^  bürgeriifygemütltd&en  Efyarafter*,  we*fyalb  Eberle 
nod)  ein  allegortfdje*  Söilb  jufügte8),  ba*  nad)  Sorneltu* 
SBunfd)  ©ürer,  bm  größten  beutfd&en  Äünftler,  mit  bem  größten 
ttaltentfdfyen,  9taffael,  aufammenbradjte,  beibe  £anb  in  $cmb 
oor  bem  Sfyron  ber  £un{t  {telyenb. 

')  #uf  görfter*  oon  Eotneliu*  wfebetf)olte*  anerbieten 
an  Sampe,  baß  8  SRünctyner  SWaler  fommen  unb  gegen  Erfafe 
ber  2fo*lagen  malen  wollten,  t)atte  bie  ©tabt  allerbfng*  bfefe  8 
im  „©olbnen  SKabbtunnen"  au  2  fl  18  £r.  in  ^enfion  gegeben. 

•)  Dürer*  SSermäblung,  wiebergegeben  in  Oftini,  StauU 
bau),  ®.  7,  nad)  ber  geberjefd)nung  ber  ^Berliner  Stationär 
galerie.        •)  görjter,  Äunftgefd).  5,  67. 


VIII.  jDüterfefl  in  Slürnberg.    1828.  393 

Die  wie  ^enfler  in  einer  großen,  eine  Smporflrd)e  bar* 
ffcttenben  91tfd>e  angebrachten  ©emälbe  würben  am  Sorabenb 
be*  gefiel  aum  erftenmal  im  großen  9tatbau*faal  gezeigt,  fanben 
begeiferten  93eifall  unb  mußten  erfl  afer,  bartn  nod)  jet>n  Sage 
auSgefteHt  bleiben;  fte  «erblieben  im  Eigentum  ber  ©tabt,  ge* 
rieten  aber  in  Sergeffenbeti  unb  würben  erft  fpäter  \>om  dlaty 
folger  be$  t)ier  mebrfadj  genannten  SRetnbel,  bem  analer  unb 
Söübbauer  Xuguft  t>on  Erding,  @<bwtegerfobn£aulbacb*, 
wteber  aufgefunben  unb  ju  @bten  gebraut1);  beute  flnb  fie 
wteber  verzollen. 

2fucr)  ber  jugenblidje  Sötlbbauer  @rnft  9tietfd>el  war  nact) 
Nürnberg  gefommen,  »on  Staud)  atö  Vertreter  feiner  SBerfftati 
wegen  feiner  2(rmut  mit  bem  Stetfegelb  auägeftattet,  nacfybem  er 
bfefem  an  ber  @«aa*  jum  Oürerbentmal  geholfen,  unb  neben 
$rof<bel  atö  „bie  beften  ©d>üier  feinet  Btelier*"  ber  ©tobt  emp* 
foblen.  „<£*  waren unbef<bretblt<b  f<b5ne$age/'f<breibt9tf  etfd&el, 
„bie  fd)  in  Nürnberg  «erlebte,  im  innfgften  SBerfebr  mit  Ztjatttt*), 
im  Xnbltcf  ber  berrlicben  9tetd)*ftabt  unb  Ujrer  Äunjtwerfe.  3*or 
ädern  erbob  mid)  bie  bort  verfammelte  Äftnftlergenoffenfd)aft  be* 
geifterter  unb  nad)  bem  Jjbcbften  ber  Äunft  auffrrebenber  Talente, 
an  ibrer  ©pffee  ber  gewaltige  SWetfter  (Sorneltu*,  mit  tbm 
feine  ©d)ule,  in  ber  Üau(bacr),  Hermann  unb  ber  früb  t>e* 
ftorbene  (Sberle  hervorragten.  Stiele  junge  Talente,  bie  ficf> 
fpäter  einen  guten  0lamen  erworben  fyaben,  waren  babef;  viele 
aber  aud),  bie  fld)  in  SBort  unb  ©ebaren  tpcoottattti  unb 
Bufmerffamfeit  erregten,  flnb  aerfebotten,  verfommen."  #uf  bem 
Stüdweg  1)at  fHictfd>ci  ©oetbe  in  Weimar  befugt,  ber  bie 
(Stnlabung  naä)  Nürnberg  in  einem  übrigen^  febr  fteunbltdjen 
©d)retben  abgelehnt  t)atte8),  unb  ibm  über  ben  Verlauf  be* 
£förerfefte*  berichten  muffen4);  fein  betriebt  muß  ©oetbe  ge* 
fallen  fyabtn,  benn  fd)on  am  21.  2Cpril  bebauert  er  in  einem 
aweiten  betauten  ©treiben  an  bie  ©tabt,  bem  geft  baben  fern 
bhibm  au  müfitn. 


')  £.  SHülIer,  Äaulbacb,  ©.  158. 

•)  3ultu*  $b.,  b«t>orragenber  Äupferftecber,  1804  geb. 
au  ©reiben,  t  1870  au  SBfincben,  ber  befonber*  bie  Äarton* 
von  Äaulbad),  ©etynorr  unb  ©d)Wfnb  fladt). 

*)  2)a$felbe  bitten  ÜMebubr,  Sbotttalbfe*/  Over* 
bed,  SKaud)  getan.  4)  Oppermann,  SRtetfcbel,  81—83. 


394  8ubtt>lg  @mll  (Stimm,  Erinnerungen. 

SSon  ben  gefigenoffen  f>ot  nod)  befonber*  ®rnft  görfter 
in  feinet  Deutfd)en  £unftgefd)id)tel)  He  gafyrt  ber  ftunftfünger 
aum  gefte,  ttyten  (Smpfang  unb  it>re  Sßttgfeft  gefd)llbert,  toobet 
er  namentlich)  be*  berliner  SRaterö  unb  Dieter*  Robert 
Steinte*  ItebenStoürbtge*  SBefen  rütymt,  fotofe  ir>re  ftunfHetftungen 
getoürbfgt. 

($$  t»irb  im  folgenben,  wie  fd)on  früher,  bei  ber  Nennung 
\>on  ÄünfHern  burd)  Subtotg,  auf  bie  (Sfyarafterlfttfen  fyinge* 
triefen  toerben,  bie  (Smft  görfter  feinen  ifyn  aud)  nad)  tyrem 
ganzen  SBefen  fo  toofylbefannten  Äameraben  »ibmet.  Unb  aud) 
\>on  beffen  @attin,  ber  aud)  »on  Subtoig  genannten  (Smma 
gbrfter,  $o$ter  3ean  3>aulö,  liegt  eine  Äußerung  über  biefe 
Sage  \>or:  fte  fanb,  „ba*  ©dfydnfte  babei  fei  getoefen,  ba$  ba* 
geft  immer  mefyr  Anteil  unb  greube  bei  ben  bürgern  erregte, 
n>e(d)e  anfänglid)  unjufrteben  über  bie  »orauägefefeten  Soften 
waren.  Der  Xnbticf  ber  transparente  aber  *>ter  Xbenbe  hinter» 
einanber  erfreute  fie  fo,  baf  ffe  auf  jebe  SBeife  tfyren  Dan! 
aeigen  wollten*)."  ®ern  würben  wir  »on  Subtotg  ein  SBort 
vernehmen  über  nod)  mehrere  *>on  ben  bamaligen  ober  fpäteren 
®röfjen  ber  Äunfhoelt,  tote  Äaulbad),  »ietfdjel,  ®<J>norr, 
gbrfter,  SÄetnid,  (Sberte,  9Zeureutt)ers)  u.  a.;  aber  bie 
3af)l  ber  gefigenoffen  war  ju  grofc  unb  jeber  wirb  ficf>  aumetfi 
ju  feinen  befonberen  greunben  gehalten  fyaben. 

Styniidje  gefte  &ur  Ehrung  einzelner  ftünftter  wie  freiere 
Steranftaltungen  unter  3ugrunbe(egung  einer  beftimmten  3bee 
rennte  man  fortab  nur  in  SWündjen  erleben,  unter  benen  bafc 
jenige  aom  Safyre  1840,  in  bem  bie  (Sinweifyung  beö  bamalä, 
1828,  begrünbeten  Dürer* Denfmalö  erfolgte,  atö  ba*  bem  9türtu 
berger  gefte  dr>niicr>fte  au  nennen  ift,  ba  e*  einen  93efud)  beö 
Äaifer*  3Rar,  in  Stürnberg  unb  bie  (Sprung  Dürer*  burd)  tyn 
jur  2fnfd)auung  brachte4). 

3u  ben  regelmäßigen  feftlid)en  3ufammenfünften,  tote  man 
fte  bamal*  in  Nürnberg  in  2fu$fid)t  nafym,  ift  e*  inbeffen  bei 
ben  Äünftlern  —  im  ©egenfafe  )u  ben  Stacfammlungen  einzelner 
klaffen  \>on  ©elefjrten,  tote  3.  33.  ber  SRaturforfdjer  unb  Ärjte 


*)  5.  66—70.       *)  »rir,  görfter,  <5mma  gbrjter,  ©.  46. 
*)  Der  bie  fd)5ne  3^nung  aud)  au  bem  @rtmmfd)en 
2R&rd)en  Xföenputtel  gemad)t  f)at! 
4)  gbrfter  5,  258—66. 


VIII.  Dürerfeft  in  «Nürnberg.    1828.  395 

«on  1822,  bec  Biologen  \>on  1837  an,  in  ber  goige  ntd)t  ge* 
fommen. 

2Cber  alle  $eilnel)tner  nahmen  toentgftenS  eine  lang  nafy 
fyaltenbe,  freubfge  Erinnerung  unb  Erhebung  oon  ben  Ütürn* 
berger  gefitagen  in  il>rc  Heimat  mit,  toenn  fie  aud)  auf  @r* 
füttung  mancher  bamal*  gefaxten  Hoffnung  aergeblfd)  gekartet 
fyaben  ober  fie  erfl  fpät  unb  um>ollfommen  ftd)  K>ettotrfltd)en  fafyen. 

Der  folgenbe  SBerld)t  2ubn>tg*  tft  al$  ein  großer  Söricf 
an  eine  Dame  —  toafpftyeinftd)  au*  ber  £ft£tf)aufenfd)en 
gamitte  —  anaufefyen,  toa$  ben  fonft  x>itMd)t  auffallenben  $on 
einaeiner  ©teilen  erftären  mag«  dt  beruht  offenbar  auf  einem 
$agebud),  in  bem  aber  Süden  u>oi)l  au*  bem  ®ebäd)tnt$  au$* 
gefüllt  toorben  jinb,  tooburd>  jid)  einzelne  3trtümer  erflären, 

Steife  mit  30*  «fcenfdjel  jum  3Clbred)t*Dürer*gefi 
in  9türnberg*    30.  g»4rj  bi*  3.  g»ai  1828. 

„Sonntag  vormittag*  elf  ttyr  am  30.  gR4r|  1828 
fafjen  ttrir  im  @Utt>agen  unb  trollten  jum  gxanffurter  Sor 
j)inau$;  id)  tt>ar  orbentlid)  frol),  baß  fonfl  niemanb 
mel)r  mitfuhr*  Dag  in  3eöberg  neun  Ul)r  abenbä  t>alt^ 
gemacht  würbe,  n>ar  red)t  gut,  benn  e*  tt>ar  jiemlid)  frifd) 
auf  bem  offenen  Sßagen,  unb  icf>  n>ar  frol),  ttrie  icf>  ben 
gebeerten  SMfd)  fat),  toorauf  un$  ein  3Ral)l  aufgetifd)t 
ttmrbe;  nad)  einer  falben  ©tunbe  ging'*  bann  ttetter, 
unb  nad)tö  |n>5lf  Ut)r  famen  ttrir  bei  fettem,  Haren  ÜRonb* 
fd)ein  in  Harburg  axu  Sangfam  ful)t  ber  SÖagen  an 
ber  alten  @lifabetl)fird)e  vorbei,  an.  ber  bie  gottfdjen  9Ser* 
jierungen  fdjarf  unb  fd)ön  beleuchtet  ttarem  3n  ©ieflen 
gingen  ttrir  aud)  ettoaä  I)erum  unb  befafyen  bie  neuen, 
meift  *>on  2ef)mfleinen  fyergeflettten  ®ebäube*  Den  31. 
morgend  famen  ttrir  nad)  granffurt  unb  blieben  im  SRaffauer 
J£of*  Den  SDtfttag  tt>aren  ttrir  bei  ©eorg  25rentano 
ju  Sifd)*  Die  ©iuben  fafyen  aber  alle  anberä  aui,  aU 
id>  fie  bei  meinem  legten  »ufentyalt  (1819/20)  »er* 
laffen  l)atte:  bie  SBftnbe  n>aren  rein  unb  glatt  unb  alle 
Silber  tt>eg,  unb  id)  erfuhr  fpftter,  baß  be$  fet>r  reiben 


396  «ubtolg  (Surft  ®rtmm,  Erinnerungen. 

(Eigentümer«  einatge«  Vergnügen  jefct  in  (£legana  ber 
3immer  befiele,  bie  mögltd)fl  glAnjenb  au«gepufct  fein 
follten;  ba  ift  e«  bann  aud)  natürlich,  baf}  ftcf>  bie 
Äunft  entfernt;  fo  gel)t  e«  oft  ben  reidjen  Reuten,  jte 
ttnjfen  nid)t,  tt>a«  fic  wollen,  unb  fallen  au«  einer  Stor* 
l)eit  in  bie  anbere*  — 

@anj  anber«  ttmr  e«  bei  Senator  Sfyoma«,  ben 
n>ir  antrafen,  al«  er  gerabe  au«gel)en  tt>ottte;  er  ttotynt 
außerhalb  ber  ©tabt  unb  ifi  angenehm  unb  gefd)matft>oll 
eingerichtet«  2Ötr  blieben  ben  Xbenb  bei  ü)m,  befafyen 
bie  neueflen  Jjefte  ber  Söotfferee«1)  unb  mehrere  £unf& 
fachen;  nad)bem  tt>ir  aud)  nod)  bie  gamilie  Stein  be* 
furf)t  Ratten,  gingen  tt>ir  nad)  ©ad)fenl)aufen  unb  nahmen 
einen  2ol)nfutfd)er  nad)  2ffd)affenburg* 

@«  tt>ar  an  bem  SRorgen,  al«  tt>ir  granffurt  t>er* 
liegen,  red)t  fd)ön  fonnenljett,  bie  Seute  arbeiteten  auf 
ben  gelbem,  unb  bie  Xprifofen  unb  9>ffrfid)e  blühten; 
faum  tt>aren  tt>ir  einige  ©tunben  gefahren  /  fo  (am  ein 
ba^rifdjer  ©renaaoffibeamter*)*  Dtcfer  Äerl  »erlangte,  bafj 
ber  ganae  Äoffer  au«gepacft  werben  feilte;  tt>ir  machten 
ü)m  begreiflid),  baß  ein  Heine«  @ip«mobett  #enfd)el« 
im  ©runbe  be«  Äoffer«  fei,  u>eld)e«  ol)ne  $u  jerbrecfycn 
in  ber  @ile  nid)t  lieber  gepaeft  Serben  fßnne:  aber  eö 
mußte  tyerau«,  ttmrbe  in«  #<wt«  gebraut,  gebogen  unb  — 
aud)  richtig  jerbrocfyen!  Da  ftanben  nun  bie  ©pürfyunbe 
mit  tfyren  aufgebunfenen  95ier^  unb  ©d)nap«gejtd)tern! 

*)  Die  93rüber  S8offfer6e,  befonber«  ber  jüngere  9Rel* 
d)for,  gaben  vereint  mit  bem  ©tetnaetdjner  ©trijner  1822—34 

!u  9Bttnd)en  114  93tötter  tyrer  altbeutfdben  ©über  fyerau«,  bie 
ie  im  3.  1827  für  420000p  anÄftntg  «ubtüig  \>on  Magern 
»erlauft  hatten. 

*)  (srjt  5  3at)re  fpftter  fd&loffen  flcf>  ©agern  unb  SBürttem* 
berg,  bfe  erft  fett  3anuar  1828  ji*  $xm  „©übbeutfdjen  3o& 
aerein"  vereinigt  hatten,  an  ben  „yreuflffcfcen  3»>ttt>erein"  an, 
ber  baburrf)  sunt  ,/gag.  2)eutfd)en  3oH\>ereür  nwrb.  Da«  ®rof* 
fyeraogtum  Reifen,  burd)  ba«  fte  fuhren,  gehörte  bamal«  erft  feit 
wenigen  3Bo$en,  am  24.  gebr.  1828,  bem  preuflfföen  3oKbunb* 
verein  an. 


VIII.  ©ürerfeft  in  Otürnberg.    1828.  397 

©nblid)  um  STOittag  famen  tt>tr  an;  bie  ©tabt  liegt 
fel)t  malerifd)  unb  bietet  aud)  mehrere  fo!cf)c  2fn*  unb 
Äugten1),  38ir  bcfal)cn  bie  Silbergalerie  im  ®d)lof}, 
n>o  mehrere  gute  nieberlänbtfd)*  unb  altbeutfdje  ©emälbe 
waren;  mit  ba*  befie  ift  ba$  93itbntö  einet  grau  in 
mittleren  Sagten  in  nieberWnbifcfyer  $rad)t;  ber  Äopf  ift 
I>errltc^  in  ben  färben  unb  mottet  9Bat)rt)citr  eä  t)dngt 
am  genfier  red)W  unb  fann  inö  2id)t  gehoben  werben*)* 

Der  Dom  in  gottftf)*maurifcf)em  ©til  I>at  triel  SRerf* 
tt>ürbtge$,  bad  3nnete  aber  ift  geftymacfloö  mobern;  ein 
alter  gotiftfyer  Saufftein  ift  barin/  ben  ttnr  gejeidjnet 
fyaben* 

93etm  SBeggang  begegneten  tt>ir  einem  2eid)enjug,  ber 
©arg  n>ar  mit  fielen  SBlumenfränjen  bebeeft,  unb  ttrir  fyörien, 
baf}  ein  fed))el)nidl)rigeä,  fet)r  fd)5ne$  9Rdbd>en  l)tnau$ge* 

*)  „2ffd)affenburg", fd&relbt  Sacob  1814,  „liegt  in  einer  dfy* 
lidfyen  ©egenb  tote  £anau,  bit  ©tabt  ift  freunblid)  aber  nid)t 
retd).  SBfiraburg  bagegen  ift  toolylgenftfjrt,  mit  fyoben  ©tein* 
Käufern,  unb  eine  t>on  ben  ©t&bten,  tt>o  f  d)  aud)  lieber  toobnte 
aW  in  (Söffet" 

■)  CS*  ift  bad  betoegltdje  93tlb  3fmmcr  I,  dir.  83.  dlafy  einer 
Ütotla  *om  31.  Oft.  1760  ber  ©efdyrefbung  ber  ©emälbe  im 
©d)lof$  3U  ©ternberg  (»ober  e$  nad)  X  gefommen  ift)  ift  e$ 
ba$  „SBtlbnt*  eine*  1683  beim  (Sntfafe  oon  SBfen  im  ©rofj* 
toeftrselt  be$  eroberten  $ürfenlager$  gefangenen  unb  bem  £ur* 
fftrft  «Was  (Smanuel  auteil  geworbenen  SWdbcfyen*,  ba$,  atö 
Sofep^a  getauft,  bei  ben  (&ngllftf)en  gräulein  in  üttündjen  er* 
sogen  unb  an  einen  gegriffen  yanbolfo  in  Bologna  »erheiratet 
tmirbe."  2Me$  nadf)  einem  gütigen  ©riefe  be$  berühmten  Äunffc 
fd)rtftgetter$  unb  £treftorö  ber  ba^r.  ©taatägalerten  ftrana 
*on  dieber,  ber  aud)  folgenbe*  aufügt:  „£ie  $rad)t  ift  nicht 
gana  türftfd)  unb  fonnte  wegen  beä  l)ol)en  fiopffcfymude*  xooijl 
oon  bem  S8erid)terjtatter  nfeberlänbtfd)  genannt  »erben.  2)en 
SRaler  fennt  man  ntd)t,  e$  fann  aber  nteberl&nbtfdjen  Urfprung* 
fein,  ©rtmm  überfdjäftt  e$  ebenfo  tote  feine  Seitgenoffen. 
2>a$  tfnfeben  be*  Sötlbe*  ift  in  funftgelef)rten  Greifen  Jefct  fet)r 
gefunfen,  tote  natürlich  in  einer  ©alerte,  bie  fo  föftltdje  ©tage 
entölt  tote  Ütembranbt,  tfart *.  b.  SReer,  bie  9>ajflon  *on  ©eiber, 
@t>erbingen,  ©aL  Mttyttaal,  2flb.  (Sugp,  3.  ©teen,  SRomper, 
(Sorn.  be  £eem  ufm".  — 


398  Subtoig  (Bmtt  ®rfmm,  Erinnerungen» 

tragen  nmrbe;  \>or  bem  ©arg  nmrbe  bad  ftreu)  getragen, 
unmittelbar  bafyinter  tarn  ber  9>riefier,  bann  folgte  ein 
fd)5neö  junget  5Ääbd)en,  n>eifj  gefleibet,  ba£  trug  mit 
gebildetem  <@aupt  unb  mebergefcfylagenen  Äugen  einen 
9Mumenfranj,  langfam  gefyenb,  ©djritt  bor  ®d)ritt,  mit 
Xnftanb«  2)ann  famen  bie  übrigen,  rneifl  alte  SSeiber 
unb  SR&nner  mit  Stofenfr&njem  9ted)t£  fianb  ber  Dom, 
Knte  auf  ber  £ßf)e  fat>  man  einen  Seil  be*  ®d)loffe* 
unb  einer  Äircfye,  t>on  Ijofyen  93&umen  umtt>ad)fen,  im 
JjMntergrunb  eine  Ärümmung  beö  SBlaini  unb  bie  blauen 
Serge!  @ö  müßte  ein  fd)5neö  93ttb  gegeben  l)aben!  95e* 
fonberä  ber  fd)5ne,  ftitte  Xuöbruct  beä  einjelnen  9Rftbd)enä, 
ber  mir  nod)  immer  bor  Xugen  fiefyt1)* 

Sßtr  gingen  nod)  eine  ©eile  in  unb  außerhalb  ber 
©tabt  I)erum  unb  bann  inf  ©aftyauä,  n>o  ttrir  bie  2afel 
fcfyon  t)on  STOännern  aller  Ämter  befefct  fanben:  ber  eine 
Heß  ftcf)  ben  ©peffejettel  geben  /  ber  eine  tpoüte  ©ein, 
ber  anbere  93ter,  unb  bad  ©efpräd)  unb  bie  Unterhaltung 
tt>ar  nid)i  biel  beffer  aW  baä  (Sffem 

8MU)  morgend  am  2«  April  um  fed)$  UI)r  fuhren 
ttrtr  auä  ber  ©tabt,  bie  ©onne  ging  fd)dn  auf,  unb  eö 
bauerte  nid)t  lange,  fo  tt>aren  tt>ir  in  ben  93  er  gen,  auf 
ben  £dl)en  unb  in  ben  SBAlbern  beä  berühmten  unb 
berüchtigten2)  ©peffartd;  eine  reine,  fd)5ne  SJergluft  um* 
n>el)te  unä,  tt>ir  ttaren  auägefiiegen,  n>eil  e$  meift  fteüe 
$b\)m  hinaufging;  rfitftoärtd  lag  fd)on  2(fd)affenburg  im 
blauen  25uft,  unb  bie  roett  ausgebreitete  gerne  mit  ben 
Krümmungen  be*  SRainä  gaben  einen  reijenben  JjMnter* 
grunb*  Überhaupt  fo  bem  gMtyling  entgegen  ju  gefyen 
unb  bie  taufenb  9taturfdjönt)etien  entfielen  ju  fefyen, 
alle*  2dftige  abgefcfyütieli,  unb  an  ben  25ett>eggrunb  ber 

l)  Sin  berartlge*  Söilb  $u  malen  fyatte  er  fcfyon  1820  »or, 
®tetg  3,  474. 

•>  berühmt  atö  fünfte*  unb  grbf  te*  ©albgebirae  fteutffy 
lanb*,  berüchtigt  bureb  Rauheit,  äBttbfyett,  Xrmut,  früher  aud) 
toofyl  burd)  gtöubenoefen. 


VIII.  IDürerfef*  in  Nürnberg.    1828.  39g 

Steife  benfenb  —  bai  gab  ein  eigentümlich  angenehme* 

©cfül)U 

@ö  fehlte  nid)t  an  malerifcfyen  Partien,  bod)  ifi  alle* 
)u  fefyr  burd)  bie  93erge  befdjränft  @ttt>a£  ®d)6neö  aber 
barf  id)  bod)  nid)i  ttergejfen:  e$  ifl  ber  SÖeg  burd)  baä 
Jßejfental  am  ©pejfart1)*  93alb  barauf  fahren  tt>ir 
über  ♦  .  ♦*),  auf  ber  JJJftfye  lag  ba*  ?6tt>enjtetnfd)e 
©djlofj;  eine  93auer$frau  n>ar  mit  auf  bem  @d)tff,  ganj 
in  bunHe*  9tot  gefleibet,  nur  bie  (Strümpfe  Ratten  3tt>tdel 
t>on  anbern  färben  /  unb  bie  9Rfi$e  tt>ar  mit  ®olb  ge* 
ftitft;  fold)  eine  ©ruppe,  gut  beleuchtet  unb  in  einer 
fd)6nen  ©egenb,  mftd)te  id)  tt)ot)l  einmal  fefyen! 

2fte  tt)ir  übergefahren  ttwren,  ging**  einen  fyofyen 
95erg  lieber  hinauf;  bie  ?eute  arbeiteten  in  ben  SBein* 
bergen;  n>ir  gingen  )u  guß  hinauf,  burd)  einen  9tabel* 
l)oljn>alb,  unb  fanben  ba  einen  malerifdjen  alten  SRann, 
ber  feinen  SRofenfranj  betete.  ©fye  nod)  ber  SBagen  auf 
ber  ßbty  n>ar,  fftjjierten  tt>ir  tyn»  9lun  fuhren  tt>ir 
ettpa  eine  ©tunbe  heiter,  bann  gingen  tt>tr,  tt>äl)renb  bie 
9>ferbe  nod)  etn>aS  Sorot  befamen,  »orauö  unb  famen, 
atö  fd)on  bie  ©onne  ju  ftnfen  anfing,  in  ein  fd)ßne£  $al, 
ba  ftanb  ein  23auernjunge  mit  einem  langen,  bünnen, 
l)5ljernen  «£orn  unb  tjütete  bie  ©d)tt>eine,  2Bir  fprad)en 
mit  ifym  unb  fagten  iljm,  er  möchte  einmal  blafen!  2Baä 
werben  nun  bie  Sdcilianer  unb  bie  anbern  gelehrten 
SWuftffreunbe  baju  fagen,  baf}  w>tr  unä  t>on  einem  ®au* 
fyirtenjungen  ettt>a$  fyaben  »orblafen  laffen!  Unb  tt>aä  erfl, 
wenn  wir  fagen,  baß  un*  beä  3ungen  Olafen  beffer  ge* 
fallen  f)at  atö  mandje*  ©tücf  *>on  berühmten  SReifiern! 
&i  war  eittaö  ganj  eigentümliche^  in  ber  pofaunen* 
artigen  SRujö,  bat  man  gerne  fyfttte  fefll>alten  mögen, 

*)  f$  läuft  &on  9lorbtoeften  tyer  auf  ben  (Steteräberg  au. 

*)  Über  ben  SÄatn,  toohl  bei  Sengfurt,  ©tflrfft  «Karte 
fjeibenfelb,  Da*  @d)loft  n>ar  ferfefenflein,  eine  ehemalige  2fu* 
guftinet»ro»flei,  bamal*  im  SBeflfr  be*  prften  *on  $ta>enftetn* 
2Bertf)eim*greubenbetg, 


400  Subtttg  <$mü  Ortoun,  Erinnerungen. 

SRelobten,  bie  einem  bat  Snnerjte  anfprad)en!  Xbgefel)en 
batton,  baß  n>ir  tuetteicfyt  in  einer  eigenen,  feierlichen 
Stimmung  toaren,  baß  bie  (Segenb  unb  bie  untergefyenbe 
©onne  mitttrirften  —  toofyer  fam  eä  aber,  baß  ber  3funge 
folcf>e  SRelobien  fyatte!  Siiemanb  fyatte  ed  il)n  gelehrt,  er 
mußte  bod)  n>ol)l  felber  füllen,  tt>a$  ergreift  unb  xoai 
)um  J&erjen  fprid)t! 

2öir  befdf>enften  unb  verließen  bann  ben  freunblicfyen 
bfonben  Sungen  unb  gingen  weiter:  aU  n>tr  fo  einige 
fyunbert  ©dritte  tt>eiter  toaren,  fyßrten  tt>ir  tt>ieber  feine 
frönen  33ne,  bie  im  ganjen  SSalbgrunb  nriberfyattten,  unb 
blieben  flehen  —  e*  toax  fd)abe,  baß  ttrir  ben  Sungen 
nid)t  nad)  feinem  9tamen  gefragt  fyaben!  @r  toirb  genriß 
einmal  ein  großer  SRuftfer!  2Bar  bod)  geli£  9>erettt, 
nachmaliger  9>apfi  ©igtuö  V.,  aud)  fo  ein  3üngeld)cn, 
ba*  bie  ©d)tt>eüte  gehütet  fyat1)! 

Die  S6ne  toaren  »erfhtmmt  unb  bie  ©egenb  unä 
auä  ben  Xugen;  fo  gingen  nrir  ftittfd)tt>eigenb  tteiter  unb 
famen  in  eine  ©egenb,  bie  aud)  fc^6n,  aber  *>on  ganj 
anberem  (Styarafter  tt>ar  unb  ju  bem  ^o^fd)4Walerifd)en, 
bad  ttrir  ba  fallen,  paßte* 

©in  9Äann  fam  quer  über*  ftelb,  langfam,  mit  feinem 
befpannien  2(cferpflug,  auf  uni  ju,  eine  große,  fd)5ne 
©cftalt  mit  einem  toafyren  2tpoflelgejtd)t,  bie  Seimoanb 
mit  bem  ©aatfom  aber  bie  ©futtern,  fo  baß  eö  breite, 
fd)5ne  galten  gab,  ben  93lidf  nad)  oben:  fein  Sagewerf 
tt>ar  t>ollbrad)i;  fo  ging  er,  fd)ten  eä,  banfenb  für  bie 
SSottenbung  ber  Arbeit  unb  Segen  erbittenb  für  bie  ©aat! 
2>aä  toarme  2(benblid)t  lag  auf  bem  gelb  unb  ben  bunfel* 
blauen  93er  gen;  bat  9Mlb  war  ein  fad),  aber  ernfi  unb 
groß,  fo  baß  ttrir  und  gletd)  l)ätten  l)infefcen  mögen  unb 
anfangen  ju  jeidfynen  unb  ju  malen!  2Cber  ber  Sßagen  fam 

*)  Die  lefete  großartige  (£rf$etnung  auf  bem  päpftfid&en 
©tufyle;  er  toar  geboren  1521  al$  ©ofyn  eine*  (Gärtner*,  führte 
1585—00  eine  fraftootte  Regierung,  fd^uf  9>ra<fttbauten,  tote  bie 
ttattfanifdfye  Sötbliotyef,  unb  reorganifterte  bie  älrtf)em>ertoaltung. 


,  Hu&olf,  Uugufte  (Stimm,  «tum  uss. 

IIa*  t.  «.  Stimm. 


Klaue  (Stimm,  geb.  Bättiicr,  1832. 


VIII.  Dürerfcfl  in  Ötürnberg.    1828.  401 

angerollt,  ttrir  festen  unä  ein  unb  backten  über  tiefe  @r* 
fcfyeinungen  nad)  unb  trugen  ba*  ©d)ftnfte  batvon  ein  in 
bie  Xafel  ber  Erinnerung* 

SRun  ging  eö  rafd)  »oro&rtö,  bann  )tt>tfd)en  t)ol)en 
Sergen,  mit  ffieinftßcfen  bepflanjt,  bergab,  man  merfte 
fdfyon  bie  9lÄl>e  *on  äBürjburg;  balb  fagte  benn  aud)  ber 
£utfd)er:  „@df)auen*,  ba  ftgt  me*  fd>o,  Söirjburg!"  SÖir 
fliegen  trofc  brt  falten  SBinbeö,  ber  und  entgegenblieö, 
aud  bem  Söagen  unb  betrachteten  bie  fdfyßne  ©egenb  unb 
bad  $al,  tt)orin  ber  SDtoin  überall  ftd)tbar  ift,  red)t$  bie 
©tabt  mit  tyren  türmen,  bie  ganj  büfier,  beinahe  bunfel* 
grau  auöfai)!  (Sin  fd)5ner  9>un(t,  um  ein  %anbfd)aftöbilb 
batton  )u  nehmen. 

SÖir  fuhren  jefct  in  ber  ®bene  unb  toaren  balb  an 
bem  9Bad)tl)auö  ber  ©tabt;  eine  birfe  grau  fam  unb 
fragte,  metjer  n>ir  (Amen,  bamit  n>ar  alle*  abgemalt. 
2H*  tt>ir  über  bie  große  SJtotnbrüdfe  ful>ren>  fal)  id)  linfö 
ben  erfien  Saum  in  »oller  SSlüte  fielen!  28tr  fliegen  in 
einem  ©aftyof  ab,  ber  l)alb  auf  einem  SRarft,  l)alb  in 
einer  engen  ©äffe  jiefyt,  ben  SRamen  tt>eif}  icf)  nid)t  mefyr, 
e*  foKte  aber  ber  befle  fein« 

J&ier  in  9Bürjburg  nun,  tt>o  icf)  *or  jfl>6lf  3al)ren 
fcf)on  einmal  tt>ar,  freute  id)  mid)  auf  einige  alte  S3e(annte, 
jte  toaren  aber  nid)t  mefyr  bort.  2(m  anbern  borgen 
gingen  nur  in  einige  Äircfyen,  bie  meifl  im  Sefuften* 
gefd)madf  unb  innen  mit  reichen  3ieraten  unb  JJergol* 
bungen  überlaben  jinb.  Dann  Ratten  tt>ir  noef)  eine 
brüdfenbe  Arbeit  t>or  un$,  ndmlidf)  jtuei1)  ©alerten  ju 
fel)en!  ffienn  man  in  <5ilc  fo  eta>a$  burcf)fel)en  foO  unb 
in  fo  einer  ©alerie  lauter  Heine  nieberldnbifdje  9Mlber 
erblitft,  fo  toeifj  man  gar  nid)i,  wo  man  anfangen  foK! 
33on  italiemfd)en  tt>ar  gar  (eine  9tebe,  aud)  nicf)t  t>on  alt* 
beutfdjen  befferer  2(rt,  unb  tt>ir  tt>aren  balb  fo  ermübet  tton 

x)  ^ufier  ber  ©alerie  im  fgl,  et>ema(*  bifd)5flfd>en  ©d)lojJ, 
bie  jaf)lteid)e  ©tilleben  enthält,  gibt  e*  nod)  eine  atoeite  in  ber 
alten  Untoerflt&t,  bie  fog.  ÜRarttn«»8Bagn$r*©amnihmg* 

8»fcw.  @rimm,  ftrümtmngctt.  26 


402  Subwtg  @mtl  ®rtatm,  (Srrtnnerungen. 

bcn  Helen  9tod)al)mungen  t>on  Oflabe,  Senter*  unb 
Trauer1)  ufw,  unb  aon  ben  fielen  gemalten  gebertnel)*, 
3agb*  unb  gfrüdjtefHlrfen,  baß  mir'*  gana  blau  unb  flau 
geworben  ift*  Dann  famen  nod)  bie  fielen  Söilbnfffe  ber 
feiigen  gürftbifd)öfe  *>on  SÖüraburg  mit  ifyren  biefen  roten 
©eftdjtern,  t>on  benen  einer  au^ftel)t  wie  ber  anbete*  SSenn 
man  bergleidfyen  ®ad>en  t>iel  fefyen  muß,  fo  fällt  e*  einem 
auf  bie  Sterben,  tro$  ber  beflen  @efunbl>eitl 

©er  2anbfd)aft*maler  (Srnft  grie*  t>on  £eibelberg *) 
fam  nod)  an  unb  ein  babenfd)er  «£ofrai,  beffen  9Zamen  iä) 
nid)t  mefyr  weiß*  2Bir  fuhren  mit  einem  9Ründ)ener 
Äutfdjer,  ber  über  Nürnberg  fufyr,  ben  3.  3(pril  mittag* 
weiter;  ba*  äBetter  würbe  unfreunbltd),  bann  tau!)  unb 
gegen  2lbenb  gana  abfcfyeultdj,  fo  baß  ber  9>lan,  nod)  nad) 
Nürnberg  ju  fommen,  gana  aufgegeben  werben  mußte*  @r* 
war  fd)on  fpät,  al*  ber  Äutfdjer  *>or  eine  ©orffiteipe  ful)r, 
unb  e*  fcfyneite  in  ^Begleitung  eine*  refpeftablen  Sturme 
wtnb*  — ;  e*  war  un*  jn>ar  unangenehm,  baß  e*  nid)t 
bi*  Nürnberg  weiter  ging,  aber  im  ganjen  t>atte  ber  SRann 
red)t:  bie  ^ferbe  fonnien  julefct  nid)t  einmal  mel)r  orbenfc 
lid)  (Stritt  gefyem 

Die  eben  md)t  große  3Birt*fhtbe  tt>ar  befe|t,  unb  bie 
fceute  faßen  bei  einem  jiemlid)  guten  ©lafe  3Mer  —  in 
ber@tfe  bort  eine©ruppe  gufyrleute;  ba  einige  Änoten  *)  — 
bort  eine  ©efettfdjaft,  wobei  Frauenzimmer:  fte  fal)en  au* 

*)  Bbrian  Sörouwer,  1606—38,  (Schüler  *on  grana  £al*, 
niebertänbtfd)er  ©enremaler. 

*)  2)er  bamal*  erfl  27jäfyrige  (Srnftffrfe*  war  fd)on  ein 
anerfannter,  reifer  AüttfUer  unb  ber  berüfynitefte  9tebenbuf)ier 
eine*  Sefyrer*  SÄottmann.  groben  feine*  glämenben  Talente* 
n  ber  ^Berliner  Olatfonalgalerfe,  91.  fMnat  in  Slawinnen,  Äunffc 
fyaHe  in  Äarl*ruf)e.  ftünf  Safyre  fpftter  ftarb  er  fd&on  in  Äarl** 
rufye,  tnbem  er,  an  ©d)arfod)  franf,  in  ber  gfebertyfce  fl<fy  bie 
9>ul*aber  tatctyfdptftt.  Bud)  S.  g*rfter  (a.  et  O.  C  209) 
rechnet  ihn  unter  bie  größten  Äünftler  feine*  gadh*. 

•)  ftnoten  =  fhibentifäjer  3fa*brud  für  ÖU^tfhtbenten; 
früher  auü)  (knoten  getrieben  =  ©enoffen,  in  Oftbeutfölanb 
nod)  2fo*bnuf  für  J&anbhmg*btener. 


VIII.  fcürerfeft  fn  SRürnberg.    1828.  403 

ttrie  urnnbembe  ftomßbianten,  unb  fo  toar'd  aud)  richtig; 
ftc  fprad)en  t>om  3:l)eater,  unb  it>r  ganjed  SBcfen  machte 
ed  einem  nod)  gett>iffer* 

SBir  gingen  jtemlid)  erfroren  in  ber  ®tube  auf  unb 
ab,  bid  n>ir  enblid)  aud)  eitoad  ju  effen  befamen;  bann 
brachte  und  ber  <@audfned)t  in  unfere  @d)laffhibe*  SJon 
bem  ©ifcen  im  3Bagen  md)i  eigentltd)  mflbe,  legten  ttrir 
und  bod),  tteil  ed  garftig  falt  in  ber  (Stube  mar;  bod) 
ließen  n>ir  bad  2id)i  nod)  brennen  unb  fpradjen  fo  nod) 
lange;  enblid)  fingen  ttrtr  an  ju  pfeifen*  3n  ber  SWeben* 
fhibe,  n>o  t)ieHcid)t  ein  paar  red)t  mflbe  9>t)ilifter  liegen 
mochten,  Rotten  n>ir  SJrummen*  2lld  n>ir  aber  toeiterpftffen, 
t>drtc  id)  auf  einmal  einen  ®a$  aud  bem  93ette  tun  unb 
„Sbufenb  ©d)tt>erenot",  fing  ed  in  einem  alierterten  Zon 
an,  „man  fann  ja  fyier  laum  ein  2fuge  juiun,  n>ad  ift 
benn  bad  für  ein  *erflud)ted  pfeifen!"  ©er  3ton,  n>onn 
ber  SJtonn  fprad),  toar  fo  fomifd),  baß  u>ir  und  bed  Sagend 
nid)i  enthalten  fonnien,  bod)  aud  9Äenfd)engeffll)l  l)5rte 
icf)  auf  ju  pfeifen.  Da  legte  er  ftd)  befAnftigt  lieber  t)in, 
unb  ed  bauerte  nid)t  lange ,  fo  fing  ber  mflbe  ÜRann  an 
ju  fd)nard)en  unb  lieg  jtd)  aud)  burd)  unfer  ©predjen 
nid)t  flbren;  fotote  id)  aber  anfing  ju  pfeifen,  l)6rte  bad 
®d)nard)en  auf,  unb  man  l)6rte  am  Äradjen  ber  5$ett* 
flelle,  baß  er  toieber  unruhig  n>arb;  ba  nmrbe  bann  bad 
2id)t  audgemad)i,  unb  id)  glaube,  Wir  fdjliefen  aud)  gletd)  ein» 

3n  aller  gfrftfye  ging'd  weiter,  ofyne  baß  ttrir  ben  un* 
nifyig  fdjlafenben  J&errn  9tad)bar  unb  feine  fd)laflofe  tyty* 
flognomie  fyätten  fefyen  f&nnem  Hai  SBetter  tt>ar  barbarifdj, 
©türm  unb  ftarfed  ©dijneegeftöber,  bergan  in  tiefem  ©d)nee 
unb  ber  3Binb  und  entgegen,  eine  fdjtoerer  SBagen  unb 
bie  ?)ferbe  langfamen  Schritt  —  bad  tt>aren  bie  fdjdnen 
Xudßd)ten,  bie  ttrir  am  STOorgen  fyatten*  @d  tt>urbe  nod) 
me^rmald  ftillgefyalten,  »eil  ber  3Wftnd)ner  Äutfdjer  aKe 
2(ugenblicf e  Surft  Ijatte,  er  ging  meift  neben  feinem  SBagen, 
ben  9>ferben  mit  ber  9>eitfd)e  brofyenb,  in  feinem  ©d)af* 
pelj  (Sanferl),  fang,  tt>ar  luftig  unb  guter  Singe,  obtootyl 

26* 


404  ?ubtotg  (Smtl  ©rtmm,  Erinnerungen. 

gana  mit  ©d)nee  bebectt!  —  ©a*  galten  nafym  gai  fein 
@nbe;  fo  nad)  brei  Ut)t  mittag*  fing  eS  an,  eta>a$  l>etter 
ju  werben,  ber  Äutfdfyer  fam  an  ben  ©d)tag:  „3  Hab, 
mir  frign  l)einb  nod)  e  brat)*  Söetter,  ä>  reift  ftd)  auf, 
tpott'n«  Nürnberg  feljn,  fo  fd)auenö  rauS,  b'  ©une  fd)eint 
groab  aujt,  ij  fume  a  bal  eine  in  ©toab,  too  tooK'nö 
ban  eifern,  meine  <$errn?"  Die  ©onne  tag  toirflid)  auf 
ber  SJurg  unb  ben  £ird)en,  unb  um  oier  Ufyr  Wattn  ttrir 
bort  unb  blieben  im  „SSaprifdjen  #of  "  *)♦  3d)  freute  mid) 
red)t,  nad)  )e^n  langen  3al>ren8)  lieber  einmal  in  ber 
fd)dnen,  merftoürbigen  ©tabt  gu  fein*);  ber  @afH>of  tt>ar 
fo  befeit4),  baß  tt>ir  nur  jn>ei  ©rubren  befamen,  in  bem 
einen  neben  un$  logierte  (Srnft  grieö*  Den  n&mlid)en 
Äbenb  gingen toir nod)  inben2(lbred)t*jDürer*a3erein*), 
fdjrieben  unS  ein  unb  fanben  ben  ©aal  fdjon  ooHer  jtünfiler« 


unb 


%n  5«  2(pril  tourbe,  fotote  eö  $aa  toar,  aufgefianben 
auf  ber  Söurg  SMreftor  Steinber)  befud)t,  too  aud) 


*)  3n  ber  Äarlftrafje  an  ber  9>egntfe,  befielt  ntd&t  metyr; 
audf)  bie  unten  genannten  „©cfytoaner  -abier"  unb  „SRote*  9tofT 
finb  eingegangen,  to&brenb  ber  „(Soibene  ©djtoan"  nod)  oor* 
fanben  tft.       *)  Er  toar  1817  aulefrt  in  Nürnberg  getoefeu. 

•)  „Sttürnberg",  fd&retbt  3  a  c  o  b  1814  (3öbbfe.  349).  „toünföte 
fd)  in  J&ejfen  jteben,  um  brin  au  leben  unb  au  jteroen";  aud) 

Sabe  e*  gerabe  bie  redete  ©röfle  einer  beutfdjen  ©tabt;  eine 
bergroße,  tote  e$  Berlin  unb  SBten  fdjon  au  »erben  begonnen, 
„atetyt  eine  ÜRenge  Safter  nad)  jid>  unb  befommt  Anmaßungen 
tote  eine  fatferltdrfe  ©arbe." 

4)  @$  toaren  10000  ftrembe  in  ber  ©tabt. 
B)  @r  toar  1818  gegrünbet  unb  vereinigte  fidf)  1830  mit  bem 
aud)  hier  genannten,  1792  gegrünbeten  „herein  oon  Äftnftlern 
unb  «unftfceunben"  awn  „9türnberger  Ätanftoeretn",  ber  feit 
1837  ficb  aber  gerabe  toegen  feiner  Sürforge  für  ba*  £>ürerbenfc 
mal  toieber  „2flbrecf)t*;Dürer*2teretn"  nanntt,  tote  er  nod)  beißt, 
©eft  17.  Oftober  1826  fjatte  jener  Düreroerein  ba*  2)ürerbau$  tnne. 
•)  Bibert  »etnbel,  geb.  in  SKürnberg  1784,  toar  Äupfer* 
fted^er  unb  ©freftor  ber  3etd()enfd>ule  in  Nürnberg,  too  er  1853 
ftarb.  @r  toar  augletd)  fennrntäretdjer  2frd)iteft  unb  (teilte  a.  95. 
ben  fd&bnen  Brunnen  feiner  Stoterftabt  unb  bie  SDHcfyaelteftrd&e 
in  {Jürtt)  toieber  ber.  Subtofg  ffat  nad)  3etd&mmgen  oon  tt>m 
9tr.  82  unb  83  rabtert 


VIII.  »firetfeft  tn  Stürnberg.    1828.  405 

* 
Me  Ägl*  ©alerie  unb  2ffabemie  ifh  3Dann  gingen  ttrtt 
ned)  jum  ?anbfd)aft*maler  Äletn1)/  ber  in  ber  J&ty*, 
md)t  n>eit  t)on  ber  Äaiferburfl,  n>o^nt;  mittag*  toaren  n>it 
lieber  in  ber  ©tabt,  tt>o  und  aud)  fd)on  triele  Äünftler 
in  langen  paaren  unb  altbeutfcfyen  Sttkfen  unb  SRäfeen 
begegneten*);  abenb*  tt>ieber  in  ben  ©ürer^SBerein3)* — 
SBir  fafyen  fcfyon  t>on  tt>eitem  ba*  ganje  «£au*  erleuchtet 
unb  Irrten  fingen*  211*  tt>tr  in  ben  (Saal  famen,  trafen 
ttrtr  (Sorneliu*,  @berl)arb,  ben  93tlbl)auer,  «£etn* 
rief)  unb  Äarl  £ef},  ©ulpia,  25oifferee4),  ®d)lott* 
fyauer,  #ermannft),  gdrfler6),  J&etbloff7),  9ttng** 

*)  3*1).  2Cbam  Ate  in,  SRaler  unb  Stotterer,  ber  befonber* 
3:ter|tücfe  unb  ©enrebtlber  fd)uf,  war  1792  in  SJtürnberg  geboren, 
lebte  feit  1839  tn  3Rün$en  unb  ftatb  ba  1875. 

*)  Durd)  äBtfyelm  Äaulbad)  n>ar  ba*  fragen  ber  langen 
Jßaare  unb  ber  jog.  fiünjUerfteibung  aud)  in  SKündjen  unter  ben 
©djülern  &on  (Somelfu*  SDtobe  geworben.  Übrigen*  bitten 
bie  fOtoler  fidj  „  geeinigt,  bei  ben  gtfjtlfdjfeften  ot)ne  jDegen  au 
erflehten!  —  Über  Äaulbadj,  ben£ubt»fg  bamal*  überfein 
fyat,  fdjrelbt  aletdjaetttg  Stfetfd^el:  „(Seine  Srfcbeinung,  fein  in 
jugenblldjer  ©d)5ne  blüfyenbe*  feine*  unb  gefjtrefd&e*  ©efidjt, 
feine  $rad>t  tonnte  einem  ba*  2MR>  SRaffael*  fcergegemoärtlgen'' 
(Oppermann,  @.  SKtetfdjel  82). 

•)  (Seit  bem  28.  SDtöra  aerfammelten  fidj  bie  ÜJtoler  att* 
abenblid)  bafelbfr 

4)  abfällige  Söemerfungen  über  bie  efyrlfcfye  Segefjterung 
ber  jungen  Äünjtler  *on  feiten  25otffer6e*  an  jenem  2fbenb 
unb  fonft  werben  nf  d&t  ofyne  ©runb  gerügt  fcon  ©orniff,  a.  a.  £>. 15. 
(Sie  flehen  <S.  »oijferee  1,  313,  wo  er  jenen  Bbenb  fdjllbert. 

5)  Äarl  J&elnricb  Hermann,  1802  au  £>re*ben  geboren, 
45lftorienmaler,  war  <©d)üler  *>on  (Sornellu*.  Silber  &on  ti)m 
enthält  u.  a.  bie  2fola  in  Sonn,  bie  protejtcmttfcbe  Älrd&e  unb 
ber  9leue  Ä5nig*bau  in  SMndjen,  bie  Äiojterffrtye  au  Berlin, 
wo  er  1880  geworben  fjt.  211*  einen  fyerrltd&en  SDtonn  fdjflbert 
ibn  (Smma  gdrfter  (f.  u.)  in  einem  Briefe  M  Sorte  görjter, 
@.  §v  <S.  28,  unb  tyx  ©atte  @rnft  &,  2>eutfd£)e  Äunftgefd).  .5, 

C.  12,  65,  72  f. 

*)  (Srnft  gbrjter,  1800—85,  SDtoter  unb  Äunftfdjriftfteller, 
Söruber  be*  neunSatyre  älteren  ©ef(f>ic^tfc^reiber*  griebric^Sv 
war  onfang*  aud)  <Sd)üler  fcon  (Sorneltu*,  bem  er  ein  „@e* 
benfbud)"  wlbmete. 

*)  Äarl  »on  J&etbeloff,  au*  (Stuttgart,  1788—1865,  war 


406  fttbwig  Chntt  <&rimm,  Erinnerungen. 

eis  unb  t>tele  anbete  93efannte  anl  £)a$  toit  uni  freuten, 
nad)  fielen  Sagten  uns  ttrieber$ufel)en,  »etjiefyt  fid),  unb 
baß  tt>ir  und  atte  gegenfeitig  met  )u  etilen  Ratten,  eben* 
falls.    Qti  wat  fd>on  fpdt,  als  n>ir  auSeinanbetgingen» 

Xnbetn  SSKorgenS  jur  ©ebalbSfitd)e  jur  Ofletptebigt 
Die  Äitcfye  wat  mottet  9Renfd)en  unb  baS  ©ebalbSgtab 
unb  *d)ot  beinahe  t>on  lautet  Äünfiletn  umgeben*  Sie 
fd)öne  9>tebigt  wutbe  mit  gtofSet,  tiefet  ©tille  angel)6vt; 
bet  geijitid)e  ^err  jtatb  aber  brei  Sage  nadlet,  unb  nad) 
ad)t  Sagen  hörten  wit  in  bet  ndmlid)en  £itd)e  bie  £eid)en* 
tebe1)!  dlad)\)tx  befat)en  wit  nod)  manches  SRettmätbige 
in  bet  ©tabt  unb  affcn  au  STOittag  im  „Skptifcfyen  £of'* 
©ann  Setfammlung  im  2)fitet*5Betein  —  gtofJeS  Xbenb* 
effen  im  „©djtrataen  Äblet"  unb  2Rufif  —  ein  geftlieb 
wn  SSaßmann8):  „dla&j  fyunbert  Reißen  äBetfeltagen" 
tourbe  gefungen  unb  Sieben  gehalten«    Sainpe8)  verteilte 

feit  1818  ©tabtbaumelftet  in  SRürnberg,  beffen  alte  SBaubenfr 
mfifcr  er  audj  herausgab,  unb  t)alf  in  %auten  unb  äBleberber* 
Rettungen  bie  ®otif  wteber  erneuern,  @.  ftörfter  (a.  a,  £>.  5, 
269—71)  aählt  fcint  SBerfe  auf  unb  ftettt  feinen  Sbarafter  unb 
fein  SBefen  InS  ^elljle  Sicfyt  —  @r  war  ber  ©otyn  beS  SDtolerS 
unb  9>rofefforS  ».  %  $.,  greunbeS  unb  2Rttfä)ülerS  *on  ©  AtHer, 
ben  er  in  ber  bekannten  ©fiaae,  feinen  greunben  bie  SRäuber 
aorlefenb,  barftettt,  bei  SStydjatam,  ©filier,  46;  f.  SBtib  baf.  45 f. 

x)  t>et  Stefan  D.  2toL  £  SelUobter  prebfgte  am  6.  BprU, 
am  Ofterfonntag,  t>om  Übergang  beS  grommen  in  baS  ewige 
Seben;  am  9.  April  jtarb  er.  X)ie  Seicfyenrebe  f>telt  tl)m  bet 
aweite  Pfarrer,  $.  3.  SDMd)abeneS. 

*)  Jg>anS  gerbtnanb  SWajjmann,  Oermanijt,  geb.  1797  in 
Berlin,  t  1874,  war  bamalS  Seiter  ber  fgL  Surnanftolt  in 
SWündjen,  fpäter  ^tofeffor  ber  Literatur.  @r  geftaltete  *on  1843 
ab  in  Berlin  ben  preugifdjen  Turnunterricht  unb  ift  ber  £Hd)ter 
beS  Siebes :  ,,3d)  t)ab  mfd)  ergeben".  —  (Sin  @£emplar  beS  bler 
erwarten  Siebes  t>on  it)tn  finbe  itf>  in  ber  <5aff.  SanbeSbibL 

■)  griebrlrt  (Sampe,  1777—1846.  9teffe  beS  befannten 
^^ilantbropen,  (ödE)rift{teaerS  unb  BucManblerS  3oadjtm  £.  <5., 
f  1818,  ein  Öraunföwetaer,  batte  eoenfo  wie  feine  SBrüber 
Äugujt  unb  3ulf  uS  bei  feinem  £>i)eim  ben  33u6l)anbel  aelernh 
bann  in  £5niaSberg  fhtbiert,  1800  mit  feinem  Sruber  Suguft 
in  Hamburg  (beute  «ftoffmann  &  @ampe),  an  beffen  ©rette  jebod) 


VIII.  Dürerfeft  in  Sftürnberg.    1828.  407 

feine  Keinen  ©Stiften  aber  TL  Dürer,  alle*  toax  *>er* 
gnügt,  unb  bie  Äünfiler  fingen  an  unter  jid)  ju  tanjen, 
tt>ad  aber  feine  redete  2(rt  l>atte,  n>eü  ba£  93efte  fehlte, 
bie  Damen.  Die  Serfammtung  bauerte  btö  narf)  jn>5lf  Ul)r* 
2(m  7«  Xpril,  jtoeiten  Ofterfeiertag,  graute  faum  ber 
Sag,  fo  riefen  n>ir  unä  in  ben  53etten  ju:  „Auf,  no,  atto, 
atto!"  SJalb  {am  aud)  ber  Äelfoer  mit  ?id)t,  Kaffee  unb 
95rejeln  unb  fagte,  ttrie  fortab  jeben  Sag:  ,,©d)5ne  gute 
borgen,  fyaben  n>ir  l)eute  bie  @l)r?"  b,  f),  werben  ©ie 
im  <$aufe  fpeifen?  Um  einfyalb  fed)$  waren  wir  fd)on  auf 
bem  98eg  nad)  bem  <5t  Sofyanne&d&totteäacfer1)/  c$  War 
trübe  unb  falt  unb  fiel  aud)  ettt>ad  ©d)nee*  Siele  Äünfiler 
wanberten  l)inau$,  unb  eine  SRenge  trafen  wir  fd)on  an9)» 
Um  fed)ö  Ul)r  war  atteä  um  Dürer  $  ®rab  »erfammelt, 
unb  in  fd)önen  ©ruppen  ftanben  bie  fielen  Äünftler  aud 
ben  t>erfd)iebenfien  Seilen  Deutfd)lanbä  auf  einmal  ba  an 
biefem  ©rabe  vereint,  ein  großer  ©feufranj  lag  auf  biefem, 

fpäter  3ultu$  trat,  1802  aber  in  Stürnberg  felber  eine  93ud)< 
unb  Äunjtyanblung  unb  Druderei  gegrftnbet.  bie  rafd)  empöre 
blühte  unb  ber  ©tabt  @f)re  mad)te ;  auch  oradjte  er  eine  be* 
beutenbe  Oemälbefammlung  aufammen.  1825  gab  er  ben  erften 
2faftog  jur  Orünbung  be*  Deutfdben  &ud)hanblen>eretn$  in 
SeüMig  unb  würbe  bejfen  erfler  Storjtefyer.  —  Aur  Vorbereitung 
biefed  gejte*  fdjrieb  er  1827  „«Reliquien  »ontfibreetyt  Dürer" 
(aud)  ein  9Walerle£lfon  f)at  er  1834  herausgegeben)  unb  machte 
jld)  um  bteä  geft  in  erfter  Stnie  aerblent. 

l)  Subwfg  t)at  f)fer  geirrt:  bfegeter  ber  300  Äünftler  unb 
anberen  Verehrer  Dürer 3  an  feinem  ©rabe  fanb  am  erften 
Öftertag,  6.  Bpril,  ftatt  3uf  feinem  Söllb  ber  ©jene  (9tr.  178) 
ftel)t  auch  baö  richtige  Datum. 

■)  Der  300Jdl)rige  $obe*tag  Dürer*  war  ber  6.  2fpril  1828, 
bie  gefer  jeboeft  wegen  ber  Söeforgnfä  be*  Defanatö  *>or  einer 
©tönmg  be*  ©otte$blenfte$  auf  ben  7.  2Cprll  verlegt  werben. 
Dad  ©rab  beä  größten  beutfcfyen  Sftalerä,  bem  zbtn  erjt  3Battl)f  a$ 
@rünewalb  bzn  erften  9tang  ftreitia  au  mad)en  brofyt,  liegt  in 
ber  ad)ten  Steige  fübltd)  be$  burd>  ferne  Jg>6f)c  (8  m)  auffattenben 
SWünfcerfdjen  ©rabmaß,  ijt,  wie  fajt  alle  Araber  be*  alten 
Seit*  beö  im  Sttorbweften  ber  @tabt  liegenben  ßlrcfybof*  mit 
einer  horizontalen  SBronaetafel  beaeld)net  unb  trdgt  auf  biefer 
bie  SHr.  649, 


408  fctbtofg  Chnfl  ©rimm,  (Srfnnerungen, 

unb  eine  feierliche  ©tttte  n>at  eingetreten.  Da  fingen  bie 
m5d)tigen  2$ne  ber  9>ofaunen  an,  unb  il)re  erhabenen 
unb  ergreifenben  Sdne  fyaflten  ringsum  ttrtber  unb  t>er* 
fünbeten  bie  fyofye  geier  ber  ©tunbe  unb  be«  Sage«!  Der 
©türm  fegte  fld),  bie  SBolfen  teilten  fld),  unb  bie  ©onne 
ftanb  in  att  iljrer  9hrad)t  über  ber  93urg,  beleuchtete  ben 
fd)5nen  Ätrd)l)of  unb  bie  feierlid)  große  (Gruppe1)!  ©a 
fyaben  tt>ir  gett>ünfd)t,  baß  alle  unfere  entfernten  Sxeunbe 
ben  fd)6nen  2fugenbltcf  mitgenießen  fbnnten!  Da«  Sieb: 
„3m  ©Plummer  rul)t  nod)  ring«  bie  SÖelt,  in  ©tabt 
unb  2anb  unb  Sßatb  unb  gelb"  ufnn  tt>ar  t>om  SÄaler 
gftrfter*), 

5Bon  TL  Dürer«  ®rab  tt>urbe  ju  feinem  Sxeunbe 
^Mrffyeimer8)  getoanbert,  beffen  ®rab  nid)t  n>eit  bat>on 
entfernt  tt>ar*  ßampe  fyielt  eine  SRebe,  unb  ein  Sieb  ton 
tl)m  tt>urbe  mit  9>ofaunenbegleitung  gefungen4)* 

äöir  alle  gingen  ttneber  in  bie  ©tabt,  um  ein  Viertel 
jefyn  Ul)r  in  bie  ©ebaiböKrctye,  l)övten  bie  9>rebigt  unb 
tterfammelten  un«  bann  auf  bem  9tatl>au«  jum  3ug  nad) 
ber  ®runbfteintegung*    Dort  n>urben  aud)  bie  SRebaiBen 

*)  ©r  fyat  bie«  95«b  aud)  aejet^net  unb  rattert  (9tr.  178). 
3uf  bem  Sölatt  auti)  (ein  ©eibjtbttbnt«.  bie  t>on  HnW  mit  ber 
©ttrn  fcfeetnbar  bat  Äreu$  berüfyrenbe  ©eftalt. 

*)  (§t  f)at  feine  ©ebtd&te  ntd)t  *er5ffentltd&t.  Da«  bter  ge* 
nannte  Sieb  (brei  aebnaeflige  ©tropfen)  in  aber  gebrucft  bei  ben 
äfften  be«  Sfcürnberger  2lrd)to«;  beffen  SJerfaffer  ift  Jebod)  ntd)t 
genannt. 

•)  Da«  ©rab  be«  ^toei  3al)re  nad)  feinem  JJreunb  Dürer 
geworbenen  J&umanfjten  SBBilfbalb  ^Hrfbetmer  (fein  £au« 
J&auptmarft  19)  tft  in  ber  fedrtten  %ttil)t  red)t«  *on  ber  J&olj* 
fd)uf)erfdjen  Äapette  unb  tragt  bie  Öhr.  1414  (triel  nä!jer  an 
Dürer«  ©rab  Hegen  aber  bie  t>on  2Ben$el  Samtfcer  unb  t>on 
Seit  ©toß).  8r.  Sampe  gab  nod)  im  felben  Sabre  eine  ©djrtft 
„3um  Bnbenfen  SB.  9>.«"  b**au«.  Den  Äupferftid)  Dürer«, 
ber  feinen  greunb  barftefft,  1524,  f.  bei  &  9iüd)ter,  TL  Dürer, 
1910,  ©  11. 

4)  93olffer6e,  ber  freilief)  nidjt  babti  toar,  läßt  tyn  an 
Dürer«  ©raoe  fpredjen.  8on  brei  ©ebbten,  bie  auf  %  ge* 
brucft  waren,  ifl  ba«  lefcte  aud)  *on  (Sampe. 


VIII.  Dttrerfefi  in  Nürnberg.    1828.  409 

verteilt  (mit  bem  SMtbni*  £)ürer*  auf  ber  einen  Seite, 
auf  ber  anbern  ba*  äBappen  »on  SRftrnbtrg  mit  bem 
@d)ilb,  vorauf  bie  SBorte:  „3u  feinem  ©ebddjtni*"), 
bann  nod)  ber  9>tan  unb  bie  Sieben  be*  gefiel1)» 

9hm  ging  ber  3ufl  burd)  mehrere  JjJauptflrafJen,  bie 
SRationalgarbe  fianb,  folang  ber  3ug  bauerte,  im  ©ett>ei)r, 
unb  bie  9tegiment£muftfen  fptelten,  bie  ©trafen  toaren 
»oller  9Wenfd)en,  ebenfo  Qfenfhr,  Sklfone,  ja  5D4d)er,  unb 
ba£  fcf)6nfie,  fogar  Tarmed  Söetter!  2(1$  ber  3ug  beim 
Senfmal  angelangt  tt>ar,  fingen  einige  »ieqig  Trompeter 
an  ju  blafem  JMefe  SttxU  fianben  gerabe  hinter  un$  auf 
einer  ®tufenerl)dl)ung,  unb  e£  gab  eine  J&öKenmuftf,  aW 
fie  anfingen/  ju  fcfymettern!  (2öie  n>of)ltuenb  ift  bagegen 
bod)  ber  £on  ber  ^ofaunen!)  2)aS  bauerte  ungefähr 
eine  SJiertelfhmbe,  in  einem  $temjuge,  fo  bafi  man  t>or 
ber  türftfcfyen  SÖtojif  feinen  $on  fonjt  fydren  tonnte  unb 
bie  ÄerlS  tt>ie  Starren  au£fal)en  mit  iljren  3nflrumenten 
*>or  ben  roten  köpfen!  2(uf  einmal  aber  t)ftrte  alle«  auf/ 
unb  ber  ©eneralfommiffar8),  umgeben  *on  ®eneral 
la  Statte  u,  a»,  t)ielt  eine  Webe,  nad)  ifym  fprad)  ber 
<5rfie  SJürgermeifter  3$  in  ber4),  bann  begann  ber  2(ft  mit 
einer  3ntrabe  t>on  trompeten  unb  Raufen*  9tad)  einer 
weiteren  SRebe5)  t>om  23firgermeijter  ttmrben  bie  ©egen* 

*)"  JÖie  @fnlabung$fd)rffi  bradjte  neben  einer  Dar* 
ßeffung  ber  SBlüteaeit  9&rnberg$  (1480—1520),  t>om  Rtoeften 
Tüürgermetfter  ©djarrer  verfaßt,  ba*  9>rogramnt  ber  gefWfdy 
feiten,  Der  „9>lan;'  regelte  bie  2fufjtellung  ber  gefttellnefyner  auf 
beut  fteftolafc. 

v  £>ie  brei  Bataillone  fgL  Sanbtoefyr  in  9tömbergftanben 
nicfyt  (Spalter  auf  ber  ©trafte,  fonbern  nur  um  ben  geftplafc, 
aorfyer  SÄUd&marft,  bamaß  3ClbredE)t*jDürer*9)lafc  benannt 
Die  trompetet  ftetttc  baö  <5l)e*aui;leger$refliment. 

•)  2)e$  SXejatfretfe*,  Btnolb  *on  «Wieg  in  3fnfpa*,  <5r 
antwortete  aber  nur  auf  25  in  ber  $  crfte  SRebe,  (SS  fpra<#  aber 
aucfy  nod)  im  Slamen  be$  ÄfinfWerDeretn*  ber  SDtoler  unb  tfupfer* 
(lecker  Maxi  «Wäger. 

4)  Safob  ftrfebrtcf)  »inbex  toar  oon  1821—54  @rfler 
Sürgermefjter. 

6)  SBeibe  SReben  —  bie  inbeffen  bie  SBermauerung  ber  aß* 


410  8ubtt>lg  @mtl  ®rfmm,  Erinnerungen. 

ftänbe,  bie  irr  bcn  ©runbftein  famen,  gezeigt  unb  eingelegt, 
bann  atte*  bebeeft,  Wotan  alle  fgt  ©taatö*  unb  bie  ftäbti* 
fdjen  95et)6rben  unb  atte  Jtünjiler  teilnahmen,  unb  jtoar 
ttrieber  unter  Raufen  unb  trompeten« 

(Sin  fer)t  fd)ftneö  5Räbd)en  far)  idf>  auf  einem  23alfon 
fielen,  ba$  n>ar  fo  ein  beutfdje*  TL  2)ürer*@ejid)td)en, 
babei  einfad)  unb  fd)ön  angejogem  ©od)  ttrir  far)en 
nacr)t)et  ebenfo  fd)öne  unb  (ernten  fte  jpäter  auf  bem  23att 
aud)  fennem 

9tad)t)er  »erfammelten  ttnr  und  im  ,,©d)tt>an'J1)  ju 
einem  großen  SRittagejfen;  ttrir  Rotten  unfern  greunb,  ben 
SQtoler  J&ermann,  in  ber  5Kitte,  unb  unfer  alter  lieber 
SMlbfyauerdfberfyarb^unb  bie  anbern  $reunbe  froren  aud) 
in  ber  914 r)e;  ba$  Orcfyejter  tt>ar  gut  befefet  unb  fpielte 
ununterbrochen.  Sem  Sampe  fat)  id)'£  an  allen  ©efid)W* 
muöfeln  an,  baß  er  gern  ttrieber  eine  Siebe  galten  unb 
fld)  gern  fpredjen  fydren  möd)te;  aber  jum  ©lücf  fyinberte 
it)n  bie  laute  9Ru(if  bar  an8),  unb  e*  fam  glfitflid)ertt>eife 


baib  ent>ät)nten  ©egenftänbe  —  barunter  eine  gradierte  Äupfer* 
platte  für  76  ©uiben  —  in  bie  ÜRitte  nahmen  —  im  Beiblatt 
be*  „Äriegfc  unb  grlebenäfurier*"  aom  9.  2fpr«  1828. 

l)  Da*  offhfette  gejtmarjl  au  200  ©eberfen  am  7.  2tpdl 
tt>ar  aber  im  Jöa^rifajen  £of".  Übrigen*  liefen  toegen  ber 
SDtoffe  ber  ^eünetymer  öftere  mehrere  Seranjtaltungen.  in  ben 
großen  ©aftyäufern  nebeneinanber  f)er.  Da  Subtoig  feine 
Sieben  gehört  fyaben  tolfl,  toäfjrenb  Sötnber  botf)  im  „SSagrffdjen 
ßof"  einen  feftlfdjen  Stoafl  au$brad)te,  fo  fdnnte  er  am  7.  in  ein* 
yteben&eranjtaltung  geraten  (ein, 

*)  @r  i>atte  fiefy  Hoffnung  gemalt,  bie  Dörerjtatue  liefern 
ju  bürfen,  bie  aber  na*  bem  äöunfcfye  be$  Äönfg*  SKaucfy  übe* 
tragen  toorben  tt>ar.  (h  trotte  fd)on  ein  ©ip*mobefl  *>on  fed)$ 
guf}  JÖdfye  t)ergeftettt  unb  fdr)enfte  bie*  bann  ber  @tabt  Sftürn* 
berg,  bie  ba&on  fpäter  burdj  Söutg  [dorntet  eimmbetnljalb  gufj 
r)or>e  (Statuetten  gießen  lieft. 

■)  Sampe  machte  ffdj  IfifHg  mit  feinem  ewigen  Sieben. 
„3tf  ba*  zin  tyfafc  ber  un$  fo  mit  feinen  »eben  befalbt?"  fragte 
33oiffer6e  ben  berliner  SÖud)l)änbler  Weimer  am  5.  3prt( 
(f.  <s.  404).  »3$,"  aerfefcte  ber,  „fennen  Sie  benn  (Sarnpe 
nidt)t  metyr?" 


VIII.  £)ürerfe<t  in  «Rürnberg.    1828.  41 1 

ttxfyrenb  ber  ganjen  3eit  ju  feinet  Siebe1),  2)od)  tt>ar 
gegen  @nbe  ein  fo  Partei  ©Uferanftoßen  unb  ein  fbld^ed 
5burd)einanberlaufen  im  ©aale,  baß  man  ftd)  manchmal 
felbft  ttrieberfudjen  mußte«  2fn  @ebid)ten  fehlte  e$  aber 
nidjt,  unb  befonberäber  alte  Nürnberger  Siebter?  euerer2) 
toax  gan)  außer  ftd)  t>or  Qfreube,  unb  feine  gebrueften  @e* 
biegte  ftnb  n>eit  fd)led)tet,  afö  tt>a$  et  ba  fdjnett  in  93e* 
geiftetung  fyinfprad)*  Rubere,  gebübete  ©ebidjte  tt>aren 
3Ugefd)icft  korben,  aber  idj  fann  nid)t  fagen,  baß  idf>  t>on 
einem  mttftdt  tt>ar*),  manche  tt>aren  fogat  weniger  aK 
mittelmäßig*  9Wel)rere  betonten  aud)  ©Idfer  mit  X35ürerS 
SHlbmä,  bie  au*  Berlin  famen,  unb  e£  n>utbe  *on  neuem 
angeflogen. 

Tili  bet  Sag  anfing  ficf>  )u  neigen,  gingen  toir  n>eg, 
um  ben  Xbenb  im  gtoßen  9tatl)au$faal  beim  Oratorium 
tum  gftebrid)  @rf)neiber4)  jujubringen ;  tt>ir  Ratten  nur  e i n 
Sötttctt,  ba  ber  Söirt  feinä  mefyr  für  mid)  fyatte  befommen 
fönnen0).    3d)  ging  aber  bod)  mit  t)tn;  man  fonnte  t>or 

^fcorf}  f.  ®.  410,  X  i. 

*)  ©em  ,,»ol!*btd)ter"  3<>b.  3<A  «eberer  (er  brueft  fid) 
audj  auf  bemfelben  Slatt  £ett>erer)  brauet  man  nidjt  ettoa  atö 
einem  ^weiten  4Jan$  <3adj$  ober  Äonrab  ©rubel  nadfou* 

Sehen,  ba  er  felbft  auf  einem  feiner  bamaW  herausgegebenen 
ieftbidtter  ftd)  rübmt/  bie  fremben  ÄünfHer  t)ätten  it)m  biefe 
aum  breifad)en  greife  (alfo  neun  Äteujern)  abgefauft,  unb  er 
i)abe  mit  biefen  breimal  über  Sfcafel  fpeifen  muffen,  too  tym  attjett 
eine  SBouteiHe  SBetn  unb  gebarfene  wifd)e  aorgefefct  toorben  feien! 

■)  (Sin  J)übfd£>eS  (bei  «WüHer,  $aulbarf>,  ®.  160)  if*  Subtofg 
entgangen,  toenn  er  überhaupt  bei  ber  J&aupfcerfammlung  toar, 

4)  Der  J&offapeflmeijter  grtebridE)  ©cfyneiber  au*  3)effau 
(1786—1853)  füfyrtefeln nad) bem Srejt.be* Nürnberger ©tublen* 
lejjrerä  Dr.  $f).  SÄeger  eben  erft  fomponierte*  Oratorium 
„(Sbriftu*  5cr  sKeijler"  bamalä  juerft  auf.  (Sr  machte  bie  Steife 
auf  feine  Äoften,  erhielt  neben  mehreren  (Sprüngen  eine  aergolbete 
jUberne  jDürermebaitte  *>on  ber  ©tobt  unb  toar  ber  @brengaft 
*on  Subtoigö  2Btrt  Äuernbeimer.  (Sr  birigierte  90  (Sänger 
unb  76  SÄufffer,  &aö  t>on  ettoa  800  SWenfcben  befugte,  übrigen* 
am  9.  toieberbolte  Äonaert  ergab  300  ©ulben  für  ba*  jDürerbenfmal 

6)  <&*  waren  nur  40  gretbfttett*  für  bie  fremben  ÄünjHer 
verfügbar. 


412  8ubtt>fg  Smtt  ®rimnt,  Erinnerungen, 

©ebrdnge  faum  jur  großen  Steppe  fyinauf,  boA  unfet 
gteunb  Hermann  fyalf  mir:  al*  gleich  batauf  ber  fefitget* 
meijiet  Spätrer1)  fam,  wutbe  e*  bem  gefagt,  unb  et 
führte  mid)  mit  einet  fel)t  artigen  Spanier  in  ben  ©aal, 
too  alle*  bunfel  unb  bie  transparente  nut  allein  erleuchtet 
waten*  2)et  ©aal  tt>at  gejlopft  t>oH  unb  ttmrbe  nut  butd) 
ein  große*  runbe*  genflet  erteiltet,  freiließ  nut  fpÄrlid), 
tt>cil  e*  braußen  fd)on  nid)t  mefyr  fyeE  war*  9tad)  unb 
nad)  würbe  e*  aber  bod)  fetter,  unb  man  fonnte  ftfyon 
©ejid)ter  erfennen,  Söäfyrenb  be*  ganjen  Oratorium* 
wußte  feiner,  wo  bet  anbete  war,  man  fomtte  aud)  md)t 
t>on  bet  ©teile;  id)  ftanb  ganj  gut  unb  unterhielt  mid) 
wdfyrenb  bet  Raufen  mit  einet  fd)dnen  SRürnbergerin* 

Sa  fam  bet  SÖtoler  @d)lottl)auer  ju  mit  unb  wollte 
t>on  mit  wijfen,  wie  mit  bie  SRufif  gefallen  l)abe  unb  wa* 
id)  batübet  meine»  ©a*  tt>at  eine  etwa*  fyarte  ffrage, 
benn  fo  ganj  redjt  t)atte  id)  eigentlich  md)t  jugefydrt; 
babei  fam  e*  mit  aber  bod)  t>or,  baß  bie  SWujtf  ju  ein* 
tönig  fei  unb  oft  wieberfyole  unb  ermftbe»  SJton  t>erftel)e 
mid)  nut  ted)t:  id)  ftnbe  ganj  angemeffen,  baß  bie  SSRuflif 
bei  einem  fold)  etnften  ©egenjlanb  einfad)  fei,  benn  ba* 
©roße  unb  ©d)öne  ift  ja  überhaupt  einfad),  unb  mit  ge* 
fallen  bie  SRojart*  unb  Jjjapbn*  ufw*  Oratorien  fel)r 
gut;  Opernmuftf  ifl  bei  folgen  ja  unertr&glid),  Wiewohl 
bie  neuem  beinahe  fo  ftnb!  3war  ift  bie  t>on  ©cfyneibet 
nun  nidjt  fo,  id)  l)dtte  ü)m*)  abet  getaten,  @ad>en  t>on 
SRojart  obet  £anbn  auffuhren  ju  lajfen,  ba  fyfttte  man 
bod)  etwa*  ®ariit&f  etwa*  ©roße*  gehört,  aber  nun 
®d)neiber*  SBerf  fo  fhmbenlang  anjul)6ten  mit  feinen 
ewigen  SBieberfyolungen,  ba*  ift  etmübenb,  unb  id)  fann 
mid)  in  fold)e  ©d)5nl)eiten  nid)t  einbenfem  Da*  l)ab  id) 
benn  aud)  meinem  gxeunb  ©d)lottt)auer  gefagt,  unb  id) 

*)  3ol)anne*  (Starrer  war  *on  1823—29 3<n>eiter »ürget* 
mefjlet,  geb.  1785,  t  1844. 

■)  ©d)lottfyauet  tjatte  übrigen*  gat  ntä)t*  mit  bet  3faf» 
fftfyrung  au  tun. 


VIII.  Sürerfeft  in  Stürnberg.    1828.  413 

toeifS  md)t,  loa*  er  babei  gebaut  l)at,  er  t)at  toenigfienä 
nicf)t  nriberfprodjem 

3d)  für  meine  3>erfon  fyfttte  nid)t$  bagegen  gehabt, 
totnn  e*  nod)  länger  gebauert  I)ätte:  irf)  ftanb  gut,  unb 
bie  9tad)barfd)aft  n>ar  mir  flanj  red)i  Sie  fcf)5ne  SWürn* 
bergerin  I)at  mir  erjäl)lt,  tt>ie  bie  Damen  alle  Reißen,  bie 
im  Oratorium  nutfangen,  unb  icf)  meinerfeitö  l>abe  ifyr  bie 
Sranöparentbilber  erftört,  bie  aKe  auf  £♦  Sftrer  23ejug 
Ratten«  Sie  Sprache  ber  Nürnberger  l)öl)eren  ©tanbe* 
t)at  ettt>a*  fcl>r  38ol)Hlingenbeö  unb  Angenehme*,  unb 
aud)  it)r  3$enel)men  ifi  gefällig  unb  natürlich  Tili  alle* 
vorbei  n>ar,  n>urben  bie  Silber  in  ber  Näl)e  betrachtet 
unb  bie  Unierfd)riften  gelefen. 

Nad)t>er  ging'3  auf  ben  X*Sürer*9Mafc,  n>o  alle* 
illuminiert1)  tt>ar,  wie  benn  aud)  TL  Sürer*  JjJauS8) 
unb  ba*  große  transparent  ber  Nürnberger  ÄünfHer,  auf 
bem  Dürer  n>eit  Aber  fcebenSgröße  bargefiefft  tt>ar,  ftd) 
fel)r  gut  auänafynu  Sann  fafyen  tt>ir  au$  SürerS  £au$ 
ben  großen  $acfel$ug,  ber  unter  ©efang  nad)  bem  ®runb* 
fieür)  jog,  Sie  ^läfee  unb  Straßen  toaren  voller  9Ren* 
fd)en,  am  ®runbfiein  Würben  Sieben  gehalten,  unb  am 
<§d)luj5  ttmrbe  ein  grofe*  9totfeuertt>erf  abgebrannt 


*)  Ser  $tergärtner  Storturm  unb  bie  brei  für  SürerS 
Seben  wichtigen  J&äufer  waren  fejtltd)  beleuchtet;  Snfcfyrtften  ttiU 
n>etfe  t>on  Sampe.  Den  gacfelaug  brauten  bie  Äünftler  unb  bie 
pofytetfjnifcfyen  (Schüler;  ü)r  Sieb  ti>ar  tofeber  *>on  (Sampe,  ber 
aud)  noefy  eine  Siebe  bfelt.  SaS  transparent  (teilte  SKaud&S  — 
ber  im  Sauuar  in  Nürnberg  getoefen  tt>ar .  —  STOobett  bar  unb 
»ar  *>on  JÖelbeloff  ausgeführt 

*)  SürerS  J&auS  liegt  ItnfS  am  9lorbenbe  ber  THbxtfy* 
Sürer>@traße  9lr.  i;  e$  ift  burdj  ein  STOebaitton  bejetetynet  unb 
gehört  ber  3flbred£)t*Sürer*<3tiftung.  ©ein  ®eburt$f)au$  ift  aber 
2Binflerffrafie  Nr.  20. 

')  Sürer*  31/«  m  t)ct>e^  ©tanbbflb,  ju  bem  bamatö  ber 
©runbftetn  gelegt  nmrbe,  auf  bem  2flbted)t*Sürer*9>lafe,  tjt,  nati) 
Sürer*  eigener  (in  SBien  beftnblfcfyen)  3ei(t)nung  fcon  SR  aud) 
mobettfert  unb  *>on  S8 urgf dorntet  in  Nürnberg  gegoffen,  etfl 
1840  aoHenbet  tporben. 


414  2ubtt>fg  <£mtl  ©rtmm,  Erinnerungen. 

• 

Stadler  »erfammeften  n>ir  uni  im  Dürer  herein 
unb  gingen  mit  SorneHu*  in  ben  ©afH)of  jum  „9toten 
9tof}",  tt>o  tt>ir  ju  SifcJj  9»ng*ei«,  ©dfonorr,  95oiffe* 
ree$,  bie  beiben  #*Ä  unb  ®d)lottl)auer  fanben,  unb 
gingen  enbttd)  gegen  jn>6lf  Ut)t  jiemlid)  mübe  nad)  <$auö* 

2fm  britten  Seiertag,  8.  2fprü,  umrbe  in  aller  3xül)e 
aufgejtanben  unb  in  ber  ©tabt  umhergegangen,  überaß 
fal)  man  ettt>a$  9teueS  unb  9Werftt>ürbige$  unb  ©d)6ne& 
Da*  3eidfyenbudj  n>ar  jtt>ar  immer  bei  ber  #anb,  bod)  e* 
toaren  ber  ©egenftänbe  jm>fet,  unb  man  ttuffte  nid)t, 
tt>o  man  anfangen  foHte!  Um  jel)n  Uljr  ging**  auf*  9tat* 
fyauä,  n>o  ÄfinfHer&erfammhmg  unb  *3)eratfd)tagungen 
tt>aren;  bann  gingen  tt>ir  mit  ©berfyarb  in  ben  „©trauf}" 
jum  SJKttagejfen,  tt>o  mehrere  ÄfinfHer  ttmren,  tt>ie  9>affa* 
t>ant4)  unb  gellner6)  au*  granffuri  Dann  nmrbe  in 
einige  Atrien  gegangen  unb  gegen  Xbenb  auf  bie  SJurg, 
tt>o  tt>ir  t)on  »eitern  fd)on  bie  fd)tt>arjen  9tödfe  fafyen  unb 
fingen  I)6rtem  SBir  gingen  bort  in  ben  95urggarten,  tt>o 
eine  fdfyöne  2fa$ftd)t  linH  auf  ben  ©t^3o^anne^®ottrt* 
adfer,  redfytö  nad)  Bamberg  ju  tt>ar*    %üt  ÄünfHer  ttmren 

*)  3o*).  Da*fb  9>affaaant  au*  ffranffurt,  1787—1861, 
tt>ar  bamatö  nod)  ®efd)fd)t$mater,  feit  1830  aber  ttefentftdj  Äunfl* 
fdjriftftefler.  2ftö  SKabferer  gab  er  fein  Jjaupttoer!  „Le  jrcintre» 
graveur"  in  fccf>d  SSänben  fyerau*.  @r  tt>ar  toobl  atö  ÜRitglteb 
be$  $f)oma$fcf)en  Äreffe*  £ubn>ig  befannt  ©eine  $8iograpf)ie, 
aerfaflt  *on  X.  (SorniU,  1865,  enthält  audf)  SRittettungen  t>on 
bfefem  geft  (2,  11—17)  unb  fein  Söilbni*.  —  3ngejicf)tS  be* 
Nürnberger  gejteä  fyatte  er  titt  ©d&riftdjen  *>er6ffentttdjt:  „Die 
breffacfoe  SÄfmtung  ber  Äunft",  in  bem  er  einer  proteftantifäen 
Äunft  baä  SGÖort  rebete,  toorauf  ifym  fein  greunb,  ber  fatfyofo» 
fierenbe  ©efd()fd)tf(f>retber  95  5  hm  er  in  ftranffitrt,  ein  feinen 
SBibertofflen  bagegen  befunbenbe*  ©djriftjtütf:  „(sin  breffadher 
SKeffebeglefter  für  9>.  nadf)  Nürnberg"  mitgab  «Sornftt  2,  11  f.). 

*)  gerbinanbgellner,  1799—1859,  ftubierte  bantalS,  naty 
bem  er  fdjon  Xb&ofat  in  feiner  »aterpabt  granffurt  getoefen 
tt>ar,  1825—31  in  SÄünd&en  auf  ber  ÄunftaTabentie.  @r  war 
©efd)t$t**  unb  tfird&enmaler.  ©ein  Äfonftgenoffe  g&r  jter  gibt 
in  feiner  Jhmftgefd&td&te  5,  66  ein  SBilb  feiner  bamal*  gerabe 
bebeutfam  auftretenben  ^erffcnttcfyfeit 


VIII.  SDürerfefi  in  Sfcürnberg.    1828.  415 

verfammelt  unb  Ratten  jid)  an  bie  $ifd)e  im  freien  gefefet 
ober  gelagert  unb  ein  brave*  bapriftye*  95iet  vor  ffd)* 
©d)tottl)auer  unb  Sinbenfcfynnbt1),  bie  SÖtoler,  unb 
ber  23itbl)auer  granj  ßatxti  unb  fein  93ruber,  bet 
2frd)iteft,  vonSarmftabt*),  fangen  gana  vortrefflich  Siroler 
Sieber,  unb  unter  ®efprftd)en  unb  @rjd^Iungen  ging  e* 
fo  fort,  MS  e*  bunfel  ttmrbe*  2Hele  gingen  bann  in* 
Styeaier,  tt>o  ben  ÄünfHern  au  @t>ren  „TL  ©ürer"8)  ge* 
geben  nmrbe*  Da*  Sweater4)  n>ar  aber  jfemlid)  n>eit  ent* 
fernt  (auf  ©d)ütt  über  ber  9>egnife),  unb  fo  famen  n>ir 
eftva*  fpdt;  jule^t  2(benbeffen  im  „@d)tt>arjen  Xbler"* 

SÖKtftvod)  am  9.  Tlpxil  in  aller  gritye  befugten  un* 
bie  beiben  J^eft  unb  ©<f)lottl)auer;  um  je^n  Ufyr  Äunft* 
beratungen6);  ba  aber  bie  ÄünfHer  nodf)  nic^t  alle  »er«' 


*)  Der  junge  SBftyelm  Slnbenfdbmft,  au*  SDtoüu,  1806 
bi*  48,  toar  wie  fein  gleichnamiger  ©ofyn  (1829— 95)  ©eföld&t** 
maier.  <£r  ftubterte  bamai*  in  ÜÄündjen  unter  (Sorneltu*.  (Sr 
malte  bie  $8auernfd)lad£)t  von  1704  an  ber  Äfrd)e  in  ©enbltng; 
f.  audh  görjter,  a.  a.  O.  ©.  82  f. 

*)  grana  Äarre*,  1809  geb.,  ein  talentvoller  {unger  SKann, 
hat  fdjon  1837  in  SXom  jterben  muffen.  @r  bat  ber  ©tobt 
-foarmftabt  ben  liegenben  Sötven  für  ben  3fltjtäbter  2ött>en* 
brunnen  gegiftet.  SBon  feinen  fonftigen  SBerfen  jinb  nur  nodf) 
©rud&ftürfe  unb  fleine  SfRobelle  erhalten,  ©ein  fünf  3al)re 
Älterer  trüber  ©altbafar  toarb  Sefyrer  ber  2frd)tteftur  an  ber 
bamaligen  $b\)txm  ©etverbe*,  Jefet  Sfced&nffdben  Jßod&fdbule  au 
Darmftabt  unb  ijt  nad&  relrter  llterartfd&er  Sßttgfelt  1868  al* 
©aurat  in  Darmftabt  geftoroen.  9tad)  freunblfd&er  Mitteilung 
feine*  ©ofyne*,  J&errn  tfrd&lt.  @b.  £.  in  Darmftabt,  f)at  er  über 
bie  brei  ©rüber  ©rfmm  oft  geforod&en,  unb  lefeterer  l)at  in 
feiner  3ugenbaeit  SÄeltefbflber  von  3acob  unb  Söflfyelm  ge* 
feben,  bie  getvif}  von  grana  «ßarre*  berrüfyrten. 

*)  »on  21.  gr.  SB.  ©riefel  au  <prag,  1783—1825;  ba* 
©tücf  erfd&ien  fd&on  1820. 

4)  ijm  3nterim*tl)eater  (ber  grau  von  Sfcrentfnaglfa)  auf 
ber  3«fel  ©d&ütt  tourbcn  au*  a*vei  ©fnfonten  von  SDtoaart  unb 
©eetboven  gefpielt  unb  eine  Joulblgung  ber  9torf*  (Slürnberg*) 
für  Dürer  von  ber  3nl)abertn  vorgetragen.  ;Da*  neue  (1905 
audE)  tvieber  verlaffene)  Sweater  tvuroe  em  1833  eröffnet. 

6)  Die   Äunjtberatungen  breiten  ftd)   anfang*  um  ©e* 


416  ftttootg  @mtl  ©rttnm,  Erinnerungen. 

fammett  toaren,  fo  ging  id)  mit  (Srnjt  grieS  in  bic 
Äatf)oHfd)e  Äürcfye,  bie  aud)  innen  fefyr  fd^dn  ijt,  unb 
nur  betrachteten  ben  w©d)ftnen  Brunnen"  *),  bann  ben 
<5femü&9Jtortt*).  2)aS  fear  nun  ein  fragte*  ©paß,  bie* 
alle*  anaufefyen,  bie  fielen  Bauersleute  mit  iljren  ©ad)en 
)um  Serfauf!  3ebe  ^atte  eine  gaitje  @rl)5l)ung  *on 
Blumen,  id)  l)abe  nie  fo  »tele  Jj^ajüttlfen,  Xurifetn  unb 
5Biolen  gefefyen,  man  bcfam  für  einige  Äreujer  einige 
atterliebjte  ©trdufk,  unb  eS  tt>ar  nad)l)er  fein  Sag,  tt>o 
ttrir  unS  nid)t  frifd>e  polten,  unb  ba)u  nod)  bie  fielen 
frifcfyen,  fcfyönen  ®efid)ter  unb  manche  maleriföe  ©ruppe! 
ttrfe  benn  aud)  ber  ganje  9>(afe  fd)on  mit  ber  Sorenafird)e, 
bem  Brunnen,  ben  fd)önen  Käufern  unb  ber  Burg  im 
»§intergrunb*)  ein  fd)ftneS,  interejfanteS  Bilb  geben  müfte. 
SBBir  Ritten  beinahe  bie  ganjen  Äunftberatungen  fcergejfen 
unb  famen  audj  toirflicf)  fdfyon  ettt>aS  )u  fpdi 

Stadler  ging'S  mit  ©betfyarb  in  ben  „@trau$", 
bann  lieber  in  Äinfyen,  fo  bafl  ttrtr  erft  in  ber  ©ftmmerung 
nad)  #aufe  famen*  3iemlid)  mübe  legten  tt>ir  unS  auf« 
Bett;  falt  toar'ä  im  3immer,  ba  nur  in  grieS'  ©tobe 
ein  Ofen  toar  (ber  aber  md)t  ju  tyeijen  tt>ar,  tt)ril  ein 


grünbung  einer  neuen  reUgtöS*patrtottfcf>en  Äunft,  julefet  nur 
nod)  um  @rrtd)tung  eines  ÄfinjtleroerefnS  mit  SSerfammlungen, 
foteie  ©rfinbung  einer  3*ftfd£)rift  jur  gbrberung  ber  gemeinfamen 
3ntereffen.  2)a#  bei  ber  erften  orefftünbfaen  SJerfammlung  ber 
fd)on  brohenbe  ©treit  oermfeben  unb  toenigftenS  an  ben  betben 
lefcten  2fbfid)ten  feftgefyalten  toarb,  föefnt  befonberS  baS  SBer* 
btenft  3.  jD.  9> äff aaantS  getoefen  au  fein  (f.  (Sornftt,  2,  16).  — 
gfir  bie  SBert©irfttd)ung  ber  erftgenannten  SÖejtrebungen  fehlten 
bamalS  nod)  bie  Söebtngungen, 

*)  2>cr  1385—96  oon  J&efnrtrf>  S8et)atm  bem  polier  er* 
baute  20  Stteter  f)ot>c  <5d()&ne  Brunnen  toar  fura  fcorber  (1824) 
son  bem  Wer  mefyr  genannten  SRefnbel  tofeberfyeraefteHt  toorben, 
*)  @inen  befonberen  ©emüSmarft  gab'S  niefit, 
■)  98enn  bie  93urg  im  J&tntergrunb  lag,  fo  faefnt  Submig 
ben  JBauptmarft  an  ber  fatbolffd&en  grauen*  ober  SRarienfird&e 
ober  ber  ©ebaibSfird&e  unb  bem  ©d$nen  Sörunnen  anftatt  beS 
9>(afee$  an  ?orenafird)e  unb  Sugenbbrunnen  gemeint  au  baben. 


VIII.  Dürerfejt  in  «Rfirnberg.    1828.  417 

ganje*  Sld)t  teil*  auf  bem  Ofen,  teil*  auf  ber  9tbl)re 
jerfdjmolaen  n>ar,  tt>a*  beim  2fnf)et$en  einen  mdrbertfcfyen 
©efianf  gab!)»  Srte*  war  aber  fcfyon  an  fid)  befd)äfttgt 
unb  fyatte  feinen  Äopf  in  ber  3Kad)e  unb  rief  manchmal: 
„2(tto,  atto,  fertig!"  ©o  gegen  ad)t  Ul)r  gingen  tt>ir  bann, 
(ba*  SJtofeum  tt>ar  ntd)t  tt>eit  t>om  ®aftl)of)  auf  ben  be* 
rühmten,  gldnjenben  Sali1)»  9tod)  immer  fuhren  SBagen 
t>or,  unb  e*  fliegen  nod)  ganje  ©efellfd)aften  SanjlufUger 
au**  Dorf)  t)6rtc  man  frf)on  bie  SBaljermufif*  ©nblid) 
n>aren  n>ir  im  ©aal*  Da  tanjten  fd)on  bie  Äfinfller  in 
tyren  attbeutfd)en  SRbden,  unb  bie  langen  ßaare  flogen, 
ber  ganje  Ärel*  tt>ar  nod)  mit  Damen  befefet,  unb  bie 
Heben  SWütter  faften  aud)  ba  mit  it)tcn  gutmütigen  9tünv 
berger  ©ejtcfytern  unb  gaben  auf  bie  3$d)ter  ad)t  unb 
fyatten  it>re  gxeube  baran,  tote  fte  herumflogen«  3d)  be* 
trachtete  fo  einmal  bie  alten  efyrftärbigen  grauengeftd)ter, 
ob  id)  tt>ol>I  eine  fdnbe,  bie  gefd)tmnft  tt>äre,  bie  l)ätte 
id)  bann  ein  toenig  ju  Ärgern  gefugt,  benn  ba*  @d)mtnfen 
ift  mir  unerträglich!  2Ba*  foll  id)  aber  t>on  ben  jungen 
9töbd)en  fagen?  2(m  beflen  gar  nid)t*,  benn  fo  ttmnber* 
fd)ön,  wie  —  man  fann  fagen  triele  tt>aren,  fann  man 
fte  bod)  ntd)t  fo  gerabel)in  betreiben!  Der  %u*brucf 
®I)afefpeare*  „SERaienrofe"*)  tt>artt>ol)l  für  manche  paffenb! 
Dabei  frf)ön  gett>ad)fen  unb  mit  ed)t  beutfd)en  3ügen, 
bie  ttrieber  jum  @anjen  pafften8)* 

Die  SJtoftf  tt>ar  gut  befefct  unb  bie  SBalaer  fd)6n* 
Hai  fd&bnfte  tt>ar  ein  ÄotiOon,  idfo  l)abe  bie  9Wuftf  unb 
bie  frönen  ©efld)ter  nod)  immer  in  ber  Erinnerung  unb 


*)  9ladj  bem  SBeric^t  be*  SBaurat*  SBaumgartner  im 
SWünd&ener  $ag*blatt  am  6. Bpril  1829  toar  ber  Söauam  8.  BpriL 
Da*  „2»ufeum",  eine  nod)  beftefyenbe  ^rtoatgefettfdjaft,  l)atte 
unb  t)at  feinen  <5ifc  in  ber  Ädnigftrafle,  neben  ber  SBufeum** 
brfiefe.    *)  Saerte*  au  Ophelia,  ßamlet  4,  5.  SB.  157. 

•)  <£*  folgt  eine  längere  ©teile  au*  Brioft  (SRafenb.  SRo* 
lanb,  7.  ©efang,  bei  ©de*  I,  ©.  165),  be*  Sntjalt*,  baft  ben 
SBeitgereijUn  bo$  nid)t  geglaubt  toerbe. 

£ut>».  (Sri mm,  Erinnerungen.  27 


418  Subtoig  @mü  ®rtmm,  Erinnerungen, 

t>or  bett  Äugen:  e*  fd)ien,  aW  n>enn  bie  Samen  nur 
fd)  webten;  aud)  waren  biefe  fo  artig,  nur  bie  fremben 
©äfte  ju  fyolen.  Ob  e$  it)nen  ju  ^aufe  &on  ber  SRutter 
gefaßt  war,  ober  ob  fte  e$  t>on  felbft  getan,  ba$  I)aben 
wir  nid)t  erfahren«  SRein  greunb  Sinbpaintner  (SBruber 
beä  ÄapeHmeifter« *),  i>on  ber  @renabter*@arbe  in  SÄündjen, 
bamatö  bem  ©eneral  Sa  SRotte  aU  Xbjutant  beigegeben 
unb  einige  Nürnberger  fonnten  nni  mit  wem  wir  wollten 
befannt  machen,  unb  fo  war  t&  leicht,  ben  ganjen  Xbenb 
intereffant  jujubringen*  Sie  Same,  bie  n>ir  beim  ©runb* 
fieinlegen  auf  bem  SJalfon,  unb  aud)  bie,  bie  id)  im  £>ra* 
torium  gefefyen,  mit  benen  Rotten  n>ir  nun  ©etegenfyeit 
ju  fpredjen  unb  ju  tanjem  @rnji  ftxiti  fal)  id)  am 
Anfang  fleißig  tanjen,  bann  nid)t  mel)r*  3(uf  einmal  fam 
er  aber  ju  mir  unb  fagte:  „Äomm,  tt>ir  muffen  eine  ©efunb* 
fytik  trinfen!"  2fn  feinem  ganjen  SBefen  fal)  idj,  baß  er 
fd)on  fefyr  Diele  ©efunbfyetten  mußte  getrunfen  fyaben,  unb 
ti  war  mir  lieb,  wie  id)  ü>n  jum  SRieberjifeen  gebracht 
fyaite,  #einrid)  #*ß  unb  mehrere  blieben  bei  ifynu 
SorneliuS  wollte  jwar  nad)  £aufe  gefyen,  n>ir  festen 
unä  aber  nod)  eine  3*itlang  jufammen  unb  fpradjen, 
bann  begleiteten  wir  ü>n  fyinauä  unb  nahmen  2fbfd)ieb, 
2Bie  wir  jurücffamen,  faß  grie«  nod)  ba  unb  reifte  mir 
tin  @la$  (Sljampagner  unb  t>erftd)erte  mir,  id)  folle  ja 
nidjt  glauben,  er  t>abe  etwa*  im  Äopf*  Surd)  anbere 
greunbe  Würben  wir  wieber  Don  ifym  weg  in  ben  ©aal 
geholt,  unb  nad)l)er  fagte  unä  Hermann,  £eß  fei,  waä 
aud)  red)t  gut  gewefen,  mit  ü>m  nad)  «£aufe  gegangen. 
Ser  95all  war  faum  in  ber  SRitte,  nod)  niemanb 
Weg  unb  bie  Sogen  oben  nod)  befe&t  ©o  gegen  brei  Ufyr 
fingen  aber  bie  2Bad)*lid)ter  an,  merflid)  fflrjer  ju  werben, 
bie  alten  Ferren  unb  Samen  faßen  fdjon  jiemlid)  füll 
unb  matten  fleine  Äugen  unb  fprad)en  nur  feiten  unb 

2)  9>eter  3<>fept)  *.  &,  1791—1856,  au*  Soblenj,  feit 
1819  ßoffapelfoieffta  in  (Stuttgart;  ^onroonfft  ber  „gähnen* 
wad)t",  »on  Opern,  einer  «Dhtfif  ju  „gaufr,  jur  „©lorfe"  u.  a. 


VIII.  Dürerfefi  in  SRfirnberg.    1828.  419 

Maren  gettnfj  frol),  ali  ti  trier  UI)t  fd)lug  unb  bet  lefcte 
SBaljer  t>erflang.  9tod)  muß  id)  bemerfen,  baß  ba$ 
SÖaljjen  bort  t>tel  fcfybner  unb  anfldnbiger  tfl  alä  bei  und 
ju  ganb,  md)t  baä  SRafen  unb  Soben,  unb  bie  fogenannten 
J$op*tt>aI)er  fennt  man  bort  nidjt  @o  ifi  e$  aud)  natura 
lief),  baß  bie  23ett>egungen  t>iel  fd)öner  unb  grajtöfer  ftnb, 
unb  id)  bin  überjeugt,  bafj  3u Ho  Romano1)  ju  feinen  be* 
fannten  frönen  Sängerinnen  bei  und  in  Reffen  gettrifj  feine 
©tubien  nid)t  t>dtte  machen  fdnnen,  obtoofyl  bie  Figuren  unb 
Äöpfe  baju  aud)  bei  und  ju  ftnben  toären!  2Berben  (Sie  in 
(Saffel  aber  ntd)t  ungehalten  barüber,  id)  fage  nur,  n>ie  eS 
ifi,  unb  n>enn  3I)nen  bie  9BaI>rt)eit  md)t  ted^t  ifi,  fo 
lefen  Sie  lieber  in  ßlauren*  Heben  ©Triften,  bie  foHen 
ftd)  fo  prächtig  lefen  laffen*)!  J^at  er  nid)t  eben  toai 
gefagt?    2(d)  nein,  id)  backte  nur  laut!  — 

3mmer  nod)  ben  ttmnberfd)önen  ÄotiDon  im  Äopf, 
matten  nur  unö  nad)  #auä.  3tDe  3intmer  n>aren  nod)  t>oH 
Ferren  unb  Damen,  unb  bie  Ferren  famen  unb  ttmren  füß 
unb  Ratten  bie  2:üd)eld)en  unb  @d)al$  auf  ben  Xrmen  unb 
überreichten  fte  ober  Ratten  baä  ©lücf,  ben  ®d)al  an  einem 
3fyfel  ju  galten,  unb  bie  Dame  fd)tt>ang  ftd)  auf  einem 
3flf}d)en  fyerum  —  unb  um  tt>ar  er!  Unb  ber  überglücflicfye 
SWarr  flanb  ba  —  unb  bie  ©ante  fal)  bod)  l)tn,  tt>ol)in 
fte  tooOte!  @nblid)  brängten  ttrir  unö  burd)  unb  famen 
nad)  £auö;  ber  Äellner  fagte  gleid),   ber  eine  £err  ift 

*)  ®iulio  «Romano,  1492—1546,  eigentlich  9>ippi, 
Staffael*  talentoottfter  ©djüler,  ber  nad)  be*  SÄeifter*  3eid)^ 
nungen  siele*  im  ätottfan  malte,  aud)  t>iele  uon  beffen  un*ott* 
enbeten  Silbern  fertigfieKte,  toie  ben  unteren  Seil  ber  oben* 

fjenannten  SrraSfiguraafone  u.  a.  Subtotg  fannte  ihn  toohl  be* 
onber*  au*  SBrentano*  @ttd)en  SRarc  Xntonö.  Sflnjertnnen 
waren  ein  Sieblingägegenftanb  *on  (SKulto*  au$fd)tt>eifenber 
9>l>antafle. 

*)  Jjjefnrfd)  flauten  ODerfname  für  £.  (Stottt  (Samuel 
£eun,  1791—1854,)  toar,  nadjbem  er  bie  SRedhte  ftubierte,  in 
toedjfelnben  preufjifäen  Staatö&mtern  tätig,  ©eine  tüfternen 
9tomane  („Smmili"  ufto.Vtmtrben  jtt>at  trtel  gelefen,  aber  aud) 
ftart  verurteilt  unb  t)etl)6l)nt 

27* 


420  Subttig  @mll  Stimm,  (Erinnerungen. 

fd)on  lang  im  23ett!  2Bir  fonnten  bod)  md)t  umfyin,  nad) 
unferm  müben  grieä  ju  fefyen,  bet  lag  aber  ba  unb 
regte  ftd)  nic^t,  unb  baä  ?id)t  tt>ar  ganj  abgebrannt  unb 
baö  üföafferglaö  lag  entjn>et  auf  bem  23oben,  tt>o  ftdf> 
bann  aud)  nod)  mefyr  ©egenft&nbe  jufammenfanben!  28ir 
bedien  il)n  nod)  red)t  ju,  flopften  tl)m  bie  ©etfe  nod) 
red)t  bei,  unb  fo  „finb  toir  liegen  gegangen"  (9>aber* 
börnifd))*  9Rorgen$  um  fteben  Uljr,  afö  id)  ju  iljm  an* 
SSett  f am,  lag  er  nod)  gerabe  fo,  nrie  tt>ir  ü)n  t>erlaffen  Ratten ! 
Sonnerdtag/  10.  2fpril,  gingen  toir  nod)  ju  @or* 
neliuS,  blieben  nod)  eine  fyalbe  ©tunbe  bei  iljm  unb 
fagten  bann  il)m  unb  feiner  gamilie1)  Sfbbio,  unb  aud) 
bie  beiben  £ef},  93oiffer£e*),  9ting*ei$,  ©d)Iott* 
I)auer  unb  mehrere  anbere  reiften  ben  Sag  ttrieber  tt>eg* 
(Sorneliuä  lub  unä  nod)  befonberä  ein,  nad)  9Ründ)en 
ju  fommen;  gtna'ö  aud)  bieömal  md)t,  fo  fyaben  toir'ä 
bod)  t>erfprod)en  *;)♦ 

0  Die  erfte  ber  brei  grauen  t)on  Sorneliuä,  bie  alle 
Stalienerinnen  n>aren,  toar  Caroline  ®roffl  d*r  hätte  fie  1814 
in  9tom  geheiratet,  unb  ba  ift  fie  aud)  1834  geftorben.  2ton 
ttjren  atoei  £dd)iern,  JJelena  unb  SRaria,  ftarb  bie  erfte,  ba* 
mal*  14jäl)rige,  frf)on  1832,  bie  jtoeite,  al*  (SJr&fin  SRarcelli, 
1860.  —  2luf$erbem  unterließ  (Sorneliu*  einen  ®of)n  ® abriel, 
preufj.  Öberftleutnant  im  3afyre  1883. 

Diefe  erfte  grau  be$  großen  Jtünftler*,  „©ignora  (Saro* 
Una",  n>ie  fie  allgemein  genannt  umrbe,  lobt  9tiebuf)r  (an 
©asigng  16.  2.  1817)  al*  „anmutig  unb  treufyenig  unbjeiner 
eignen  ©attin  febr  lieb".  &efonberö  gefiel  aud)  tfyr  9Befen, 
ba*  fie  faft  $ur  @d)toefter  it>rcr  $5d)ter  machte  (@.  gdrfter, 
a.  a.  Ö.  24).  —  ®ie  toar  bie  Softer  eine*  rdmtföen  Äimffr 
fy&nbler*;  bie  beiben  anberen  grauen  t>on  (5.  ttaren  S&d)ter 
*on  gleifäern. 

*)  Soff  fer£e  toar  mit  ben  beiben  Jjef}  fogar  «in  einem  *er* 

fdjloffenen  SBagen"  t>on  SRfindjen  gekommen!  Sorneliu*  mit 

einer  gamilie  f)atte  fidj  ifynen  *>on  9>faffenl)ofen  ab,  9t  in  g*  ei*  mit 

Stau  unb  feiner  9tftf)te,  ber  Malerin  (Smflie  Sfnber,  um  bie 
d)  Giemen*  Brentano*   Dichten  unb  Denfen  in  feinen 
legten  Sauren  breite,  fcon  ©Hingen  ab  angefdjlojfen.   (Sie  toobn* 
ten  alle  jufammen  im „fRoten  ÜtofJ".  (®.  ©oiffer*e  1,  313—5.) 
*)  sDaf}  Sorneiiu*  neben  bem  unjidjtbaren  Raupte  ber 


VIII.  Xtörerfef*  in  SWfcrnberg.    1828.  421 

3u  $aui  fanben  xvix  unfern  ftrie*  nod)  ju  93ctt, 
et  tt>ar  ffloac  tt>ad),  e*  fd)ten  ifyrn  aber  nod)  mifcrabcl  au 
fein:  er  ließ  ftd)  laue*  SSaffer  unb  93aum6l  geben,  ba* 
tranf  er  unb  legte  ftd)  bann  ttneber  auf*  Ol}t.  @r  ttmfjte 
nid)t*  meljr  t>on  bem  Xbenb,  md)t  n>ie  er  nad)  #aufe, 
nid)t,  n>ie  er  in*  SJett  gefommen,  ttmnberie  fid>  aud)  über 
ba*  2fa*fel)en  feiner  ©tubel  Aber  auf  ba*  fd)5ne  @e* 
trän!  muß  e*  ifym  bod)  beffer  geworben  fein,  benn  mittag* 
fear  er  ttrteber  auf  ben  ©trumpfen! 

Mittag*  nad)  jn>et  Ul)r  ging  bie  große  Partie  t>or 
ftcf>,  bie  ber  ^oftftaBmeifter  gab«  &xoa  jtoanjig  tner* 
fpännige  offene  SBagen  mit  blafenben  ^ofHttionen,  auf 
jebem  tuer  bi*  fed)*  ÄünfHer,  fo  ging**  im  flärfflen  Srab 
burd)  bie  Straften:  soran  ritten  jtt>et  mit  Ijoljen  gähnen, 
e*  u>ar  ber  SRaler  ?inbenfd)mit  unb  ©eurer1)/  beibe 
gute  Steuer*  @o  ging5*  jum  ©pitaltor  fyinau*,  ber  9>ofl* 
ftattmeifler  fuljr  julefct  in  einem  Kabriolett,  um  ben  ganjen 
3ug  überfein  ju  fdnnen. 

Der  2Seg  ging  nach  einer  alten  93urgruine,  ben 
tarnen  l>abe  id)  sergeffen*),  bod)  ift  ber  Ort  au*  bem 
jDreifKgjäfyrigen  ßrfeg  j)er  berühmt,  ©uflafcÄboIfunb 
20 alle np ein  flanben  ftd)  l)ier  gegenüber,  unb  n>enn  Sie 
nad)Iefen  tollen,  fönnen  ©ie  ba*  SBeitere  erfahren!  Die 
ganje  ©efeOfd)aft  fKeg  au*,  unb  e*  ttmrbe  ju  ftuf}  l)inauf* 
gegangen;  aud)  jn>ei  Damen  n>aren  in  ber  @efeKfd)aft, 


geftoerfammlung,  Dürer,  ba*  fltfjtbare  JJaupt  unb  ber  Mittel* 
punft  berfelben  toar,  bem  forttoafyrenbe  JJulbtgunaen  attertoftrt* 
btttittt  nmrben,  ftyeint  Subtoig  nic^t  f)erau*gefüf)ltju  fyaben. 

*)  Subttig  ©eurer,  1806—48,  geb.  u.  t  m  ütfannfyeim, 
Äiftortenmaler,  machte  fid)  1839  berühmt  burd)  fein  93flb  „3Me 
Äreujfafyrer  *or  Serufalem". 

*)  @*  toar  bfe  „Ttltt  gefte"  auf  einer  2Cnf)dhe  an  ber 
SRebnifc,  jtoei  ©tunben  *>on  Stfirnberg,  too  am  4.  <©ept.  1632 
9Balienjtetn  Euflat)  2Cbolf*  fed)*  Angriffe  auf  fein  *er* 
fdhanate*  Sager  abfdjlug  unb  ben  Äonig  jum  SKüdaug  atoang. 
»leben  bem  eine  n>eite  gernfid)t  erfcMiefeenben  $urm  beftnbet 
firf)  fyeute  nod)  eine  groffc  ®artemofrtfd>aft. 


422  Subnrig  (ärmtl  ©rfmm,  (Srtnnerungen. 

bie  grau  be*  SRaler*  gftrfler1),  Softer  3ean  $auU, 
unb  bie  beS  SRalerd  ®d)norr*),  eine  SBienerim  Die 
erflere  ifl  jn>ar  nid)t  fo  fd)6n  n>ie  bie  SSienerin,  aber 
angenehm  unb  interefiant. 

*)  @mma  Stifter,  @.  gdrfter*  erfte  grau  (feit  1826) 
toar  ba*  dltefte  von  3.  9>aul$  brei  Äinbern,  geb.  1802  in 
SRetningen.  #uf  ffe  toar  vom  ©effte  be$  3toter$  ein  gut  Seil 
übergegangen;  ifyreö  3Bater$  ebenbürtige  3Tod)ter  nennt  fie  ®. 
£.  v.  ©Hubert;  fietoar  eine Jtiftoe,  liebevolle  Sftaturvon  leb* 
baftem,  fcfyarf  beobad)tenbem  ©eifte  unb  humorvollem  SBefen. 
3>l)re  fadnen  »riefe  f>at  il)r  ®ol)n  93rij  g.  1886  $u  einer 
Sebenäbefdjretbung  vertooben  (SBerltn,  J&erfc)  unb  aud)  baö  93üb 
ber  24  Jährigen  Söraut  von  ber  Jjanb  be*  Sorduttgam*  augefügt 
©te  ftarb  1853,  unb  gdrfter  fyat  nodj  an>ei  grauen  unb 
viele  Äinber  begraben«  Seit  1827  rannte  fte  aud)  bie  hier  ge* 
nannte  ©atiin  ©d>norr$  unb  ftfjrefbt  von  ft>r  (bei  Sörfj  g. 
<g.  43):  „®ie  ift  nid)t  eigentlich  fd)dn,  fyat  aber  bei  üjrer  Sugenb* 
frifebe  ettt>a*  fo  $ifanteö  unb  jjrembartlge*,  baß  fte  bei  tyrem 
©eift  root>l  gefallen  muß."  @in  SÖanb  at»ifd)en  ben  beiben  grauen 
toar  bie  große  äteretyrung,  bie  SRarte  ©djnorr  für  3ean 
9>aul  baut. 

")  Suliu*  ®d)norr  von  <5arol*felb,  1794—1872,  tvar 
bamatö  ein  3abr  lang  ^rofeffor  an  ber  SRümbener  Bfabemte. 
@.  gdrfter  (5,  91)  fd)tlbert  fadn  ben  (Sinbrutf,  ben  ba*  2luf* 
treten  beö  bamal*  fdjon  voUenbeten  fyohen  Äünftler*  auf  ade 
mad)te,  um  ben  fid)  baVb  eine  eigne  ©cbule  aufammenfcblofl. 
2Cm  befannteften  tjt  er  burd)  feine  Söübcrbibel  unb  burd)  feine 
herrltdjen  9lfbelungenbtlber  in  fünf  ©dien  ber  91.  SRefibena  in 
ÜÄündjen  geworben,  —  ©eine  ©attin  tvar  SHarie  J&eller, 
bie  ©tteftod)ter  feinet  greunbe*,  be*  SRalerS  gerbinanb  Ölivter 
in  SBien,  bie  tym  fd)on  al*  7Jdf)rtge$  Äinb  befannt  unb  1827 
feine  grau  geworben  tt>ar.  2(ud)  @rnft  Äletfdjel  ift  bie  fcfyone 
junge  grau  feine*  fdcbfifdjen  Sanbämanne*  @d)norr,  „beffen 
0lame  neben  bem  von  Sorneltu*  obenan  aldnate,"  aufgefallen 
(Öppermann  ©.  32).  —  3*on  i^ren  fetf)$  ©5l)nen  (neben  vier 
$5rf)tern)  baben  ftrf)  brei  befannt  gemalt:  ber  dltefle,  Äarl, 
1830—95,  xoax  ©eneralbfreftor  ber  bagrifdjen  ©taatäbahnen 
(beffen  ®.  £an£,  9>l)tlolog,  ift  SMreftor  b.  SWündjener  £of*  u. 
@t*$8lbl.).  £>er  atoeite,  «ubtvig,  1836— 05,  toar  @dnger;  tl>r 
®ol)n  grana  enblid^,  geb.  1842,  ift  @d>rtftftetter  unb  Ober«» 
bibtfotyefar  in  «Dre^ben;  bort  ftarb  aud)  bie  Butter  1882  im 
2flter  von  75  Sauren.  —  SBon  ben  ae()n  £inbern  be*  9>aareö 
flammen  nur  fünf  @n!eL 


VIII.  Dürerfeft  in  9iürnberg.    1828.  423 

9tad)bem  bie  %udftd)t  wn  ben  Stummem  ber  93urg 
betrachtet  tt>ar,  bie  jtt>ar  meifl  burd)  53äume  ju  fcl)r  be* 
etntrdd)tigt  tt>ar,  ging  man  in  bad  nafye,  aucf)  erl>öl>t 
liegenbe  ©aftyaud,  tt>o  im  ©arten  neben  Äaffee  aud)  „ein 
brat>ed  23ter"  genommen  ttmrbe*  SRtt  ber  2(udftd)t  tt>ar'd 
vorbei,  ün  feiner  Stegen,  aber  t>on  ber  Art,  bie  burd)* 
bringt,  fam  fyeran  unb  t>ielt  länger  an,  ald  und  lieb  ttar* 
©od)  nntrbe  ed  gegen  @nbe  beffct,  unb  auf  ber  SRü* 
fal)rt  ging5*  über  gürtl).  Die  jtt>ei  SRetter  mit  ben  gafynen 
unb  bie  blafenben  ^cfHOione  brachten  bie  ganje  @tabt 
in  Xufruljr,  atted  tt>ar  auf  ben  ©trafjen,  in  ben  genflern, 
unb  bie  Dielen  neugierigen  3ubenJ)  ftrecften  ü)re  <$älfe 
nod)  länger  nad)*  S3einal)e  im  ©alopp  ging9*  burd),  unb 
in  ber  Dämmerung  trafen  ttrir  nrieber  in  Nürnberg  ein* 
3fuf  bem  ganjen  SBeg  fangen  bie  ÄünfHer,  unb  Der  bem 
$ofil)aufe  ttmrbe  haltgemacht  unb  bem  9>of}ftallmeifter 
ein  Sfoat  gebraut,  unb  bann  gingen  ttrir  nad)  #aud, 
bie  feuchten  unb  a^emlicf)  befprifcten  Kleiber  abjulegen*), 

2(benbd  n>ar  nun  bad  grofje  ©afimal)I8),  tt>eld)ed  ber 
SJtogiffcat  ben  ftfinfttern  gab*    Sorljer  legten  ttrir  und 

x)  Da  bie  Suben  nid)t  in  Stürnberg  feibft  toobnen  burften, 
fo  bilbeten  fie  im  naf)en  gürtb  früher  oft  V*— Vs  ber  »eträlfe* 
rang,  Jefct  nur  nod)  Vw 

■)  „J&errltd)  n>ar  bie  ©»ajierfabrt  am  jtoetten  Sag  nad) 
unferer  Xnfunft  in  3lürnberg;',  fdjreibt  aud)  dmma  gorfter 
(a.  a.  O.  46).  „Der  9>oftftaKmeifter  veranlagte  fie,  inbem  er 
bie  fämtlfd)e  £ünftlerfd)aft  in  6fifeigen  Äorbtoagen  fahren  ließ. 
<5d  ging  nad)  ber  fogenannten  2ftten  gefte,  einer  &uine,  von 
ber  man  tint  fd)bne  2tudfid)t  auf  SRürnberg  unb  bie  toelte  Qtbtnt 
bat  Den  SRüdtoeg  nahmen  ttrir  über  gürtf),  bad  und  alle  burd) 
feine  ©röfje  unb  feine  fabnen  £äufer  überragte.  UnfereSRaler 
fangen  unb  jubelten  beim  Durchfahren;  alle  Seute  famen  aud 
tyren  Käufern  unb  fd)rien  mit,  feiner  ttmfjte  toarum.  <Sd  tt>ar 
prdd)tig!  (Sbenfo  l&rmenb  jogen  ttrir  lieber  in  Nürnberg  ein."  — 
Der  9>offltaKmeifier  toar  ©.  gr.  X  ©darb. 

•)  @d  tt>ar  im  »a^rffefeen  J&cf  feibft,  tt>o  «üb »ig  toobnte, 
unb  galt  befonberd  ben  2&üncbner  Mnjtlern  unb  ©d)netber; 
bod)  b^t  «üb »ig  aucf)  t)ter  fälfd)ltd)  ben  10.  flatt  ben  9.  2fpril 
angegeben. 


424  Subnrtg  (ärmtl  (Stimm,  Erinnerungen. 

nod)  auf*  93ett  unb  fprad)en  nod)  bi$  gegen  ad)t  Ul)r 
mit  ftxitt,  ber  ftcf>  nrieber  völlig  erholt  f)atte.  XuS 
unfern  genflern  faljen  n>ir  ben  ©aal  fd)on  erleuchtet,  unb 
afö  roir  Ijinüberfamen,  n>aren  beinahe  alle  ^Iäfce  fdjon 
befefet,  bod)  nmrbe  jufammengerücft,  unb  nur  faflen  nod) 
mit  93ilbf)auer  @berl>arb,  Hermann  unb  grieS  ju* 
fammem  SRaler  görfter  bebanfte  jid)  im  tarnen  aller 
ÄünjHer,  bann  fyieft  ber  erfie  93ürgermeifter  93inber  eine 
Siebe,  nad)l)er  nmrbe  ein  SRännercfyor  gefungen,  aud)  t>on 
§r*  ©d)neiber,  ber  mir  beffer  gefiel*  Unfer  greunb 
?inbpaintner  n>ar  mit  mehreren  Offtjieren  ba,  unb  tt>tr 
tranfen  bie  ©efunbfyeit  unferer  alten  9Ründ)ner  23efannten 
unb  berer,  bie  nod)  in  @ried)enlanb  ftnb1)/  unb  ti  toax 
atteä  luftig,  gegen  jtt>6If  Ul)r  toar'ä  au& 

greitag  ben  11»  April  gab'*  ttueber  ÄfinfHerberatung, 
23efud)e,  abenb*  SBerfammlung  im  3)ürerl>au$*  Um  jtt>6lf 
UJ)r  auf  ben  93lumenmarft,  abenbä  ini  ©ftrerfyau*  jum 
9)ofiftaHmeifler  jur  ^unfd^artte2)*  Sampe  fam  unb 
fagte  ganj  freimütig:  „9Reine  JjSerren,  ber  J&err  $oft* 
ftaßmeifter  ijl  mir  ju&orgefommen,  id)  l>atte  t>or,  bafl  ©ie 
alle  mir  ba$  Vergnügen  fd)enfen  feilten,  ein  ©lad  guten 
alten  ?aubenl)eimer  bei  mir  ju  trtnfen,"  3)er  ^ojtfiatt* 
meiner  aber  fiel  il)m  in  bie  SRebe  unb  fagte:  „SBiffen 
Sie  tt>a$,  ben  SSein  fönnen  tt>ir  ja  aud)  l)ier  trinfett!" 
©leid)  barauf  famen  nnrflid)  jtt>ei  große  Ärfige,  fd)ftn 
unb  mit  allerlei  3i*raten,  bie  t>on  TL  3)ürer  unb  tyixt* 
Reimer  fyerfiammen,  mit  2aubenl)eimer  angefüllt!    2fHe 

*)  ©d)on  t>or  1832,  too  Ädnfg  Subtofg*  ®ol)n  Otto  bie 
Ärone  @rted)enlanb$  annahm,  toaren  gerabe  auö  Sägern  Kämpfer 
für  bie  grtedjtfd)e  gretyett  bortfytn  gegangen,  fo  fcon  Subtoig* 
greunben  noefo  (1826)  ber  obenertoäljnte  4L  SS.  ».  J&etbed  u.  a. 

*)  £>.  ÜÄüUer,  Äaulbad)  157.  verlegt  unrid)tig?)artie  u.  9>unfd) 
auf  ben  28.  u.  29.  9Äär$.  —  „$)ux  anbem  2lbenb  gab  ber  9>ofi* 
meifter  ben  SOtolern  nod)  einen  9>unfd),  ber  großartig,  auf  eng* 
lifd)e  Hxt  toar.  d*r  nmrbe  nftmltdj  in  großen  Steffeln  gebraut; 
ein  SOtolertfoerg  nmrbe  babei  auf  einem  mittleren  9>rdfentfer* 
teHer  herumgetragen/'    (&nma  gorfter  a,  a.  £)♦) 


VIII.  2>ürerfetf  in  Slfimberg.    1828.  425 

©Idfer  ttmrben  gefüllt/  unb  ti  gingen  nod)  grofle  pumpen 
fyerum,  bie  jlebem  einzelnen  gereift  ttmrben1)*  ©a  ba$ 
Srinfen  nid)t  unfere  ©acfye  ifl,  fo  tat  e$  und  orbentlid) 
leib,  baf$  unfere  ©teilen  nicfyt  mit  befferen  Srinfern  be* 
fefct  tt>arem  Die  Sieben,  bie  ba  gehalten  ttmrben,  fyatten 
meidend  feinen  Sinn,  tt>aren  aber  in  ü)rer  Art  fornifd)* 
@ampe  gab  ti  ganj  auf,  nod)  einmal  ju  SSorte  ju 
fommen*  25er  SSein  unb  ber  9)unfd)  Ijatte  balb  feine 
SÖirfung  bei  ben  meifien  getan,  ©efunbfyeiten  ttmrben 
ol}ne  @ttbe  getrunfen*  ©aä  ©d)önfle  aber  tt>ar,  tt>ie  ftd) 
bet  eble  9>oftftaHmeifler  mit  einer  SRebe  bebanfen  toollte, 
bie  aber  nur  in  23rocfen  fyerauöfam«  ©ein  ganje*  roteS 
©eftd)t  ladete,  ünb  id)  glaube,  bie  9Ru$feIn  finb  ü)m  fo 
norf)  ein  ganje*  3al)r  flehen  geblieben!  9tad)bem  ber 
raucfyenbe  9)unfd)  getrunfen  tt>ar,  gingen  tt>ir  nad)  £auö* 
@rnft  grteÄ  toar  mittag*  fcfyon  nad)  (Erlangen  abgereifl, 
um  in  ber  ©egenb  ettt>a$  ju  jetd)nem  9lod)  mufj  id) 
nachtragen,  bafl  tt>ir  ben  Mittag  mit  mehreren  Äfinftlern 
aud)  (Sampeä  SMlberfammlung  unb  barin  mand)e$  3nter* 
effante  gefe^en  fyaben, 

©onnabenb  ben  12. April  reifte  Hermann,  ©d)norr*) 
unb  fjörfler  unb  mehrere  anbete  n>eg,  unb  man  merfte, 
baß  e$  aHmäfylid)  leerer  ttmrbe;  bie  fielen  gefHid)feiten 
nahmen  ein  @nbe,  unb  man  fonnte  einmal  für  ficf>  fein 
unb   bie  Äurtflfacfyen   mit  mel)r  SRulje  betrachten!    SBir 


*)  SBenigften*  einer  ber  beiben  Ärüge,  berjenfge  aud  9>irf * 
fyeimerä  ©efife,  *on  £irfd)&ogel  geformt,  tft  fpater  mit  einer 
auf  Pergament  gebrückten  (Wnnerongäfäjrift  auf  bie  93urg 
J&of)enfd)tt>angau  geftiftet  toorben.  G£.  SBfiKer,  ®.  157.)  Der 
anbete,  Dürer*  JpauSfrug,  toar  fdjon  to&fyrenb  ber  J&erfiellung 
ber  transparente  attmorgenlid)  *>on  ßampe  toeingefüflt  ben 
ÄünfHern  augefanbt  toorben.    «SorniK,  a.  a.  O.  2,  14.) 

*)  9Jro  oem  if)m  eng  befreunbeten  ®d)norrfd)en  (Sfyepaar, 
t>on  bem  toofyl  er  bti  <5omtK  a.  a.  €>.  ©.  17  ein  fcböneä  93itb 
entwirft,  reifte  aud)  9>affat>ant  au  engem  SBerfefyr  für  ein  f)alb 
3af)t  nacf)  2Ründ)en  unb  n>ar  bafelbfl  mit  mehreren  anbeten 
für  bie  $ettt>irflid)ung  ber  SBürnberger  MnflIetbefd)lu(Te  tätig. 


426  Subtoig  (ärmtt  ®rimm,  ©rtnnerungen* 

backten,  fo  nod)  ad)t  Sage  bort  ju  bleiben  unb  fpracfyen 
lein  SSort  t)on  SSeggefyenl  2Sir  fugten  ben  ©ipägtefter 
auf,  ber  bie  Xpoftel  am  ©ebalbägrab  abgeformt  Sie 
guten  Nürnberger  fafyen  und  an,  bafl  toir  fremb  toaren 
unb  ein  J&auö  futtern  Da  ging  bann  ba*  genfierl  auf, 
unb  e*  nmrbe  gefragt:  „2So  tt>ollen,$  benn  f)in?"  —  „3u 
bem  uftt>*"  —  „Qkfyxi,  ba  gange*  fir jengrob  un  ban  um* 
@cf  rum;  harten*  a  bijferl,  i  htm  gtei  unb  nuO'ö  Sfyne 
aeü>n," 

3)en  3Cbenb  n>aren  ttrir  im  SBerein  ber  SWürnberger 
ÄünfMer  eingelaben;  er  ifi  im  SRufeum  oben*  2Öir  trafen 
bort  SReinbel,  ©eiflier1),  J&eibloff,  £♦  *>♦  J&ailer2) 
unb  eine  ©efettfdjaft  t>on  ©elefyrten,  Äünfilern  unb  Äunjt* 
gelehrten.  3n  ben  Bimmern  fingen  ©emälbe  aui  alter 
unb  neuer  3eit,  man  jtel)t  ba  3eid)nungen  unb  Äupfer* 
jtid)e  aller  Art;  n>ir  ttmrben  freunbltd)  aufgenommen  unb 
jm>orfommenb  befyanbelt,  unb  bie  ?eute  ftnb  natürlich  unb 
angenehm,  tt>a*  man  immer  im  ©üben  ftnbet 

Sonntag,  ben  13.  2fyril,  gingen  tt>ir  nad)  neun 
Ul)r  in  bie  ©ebalb*fird)e  unb  fyörten  bie  ^rebigt;  nad) 
ber  Äircfye  toar  an  gar  fein  3eic^nen  ju  benfen,  ba  gab 
e*  fo  Dielerlei  ju  fefyen  unb  l)erumaugel)en,  befonber*  auf 
bem  9)lafc  nicfyt  n>eit  t>on  ber  Äettenbrücfe8)* 

2Öir  Ratten  jtt>ar  bem  ©eistet  t>erfprod)en,  mit 
ifym  nad)  bem  3)ufcenbteidj4)  ju  gefyen,  aber  ti  n>ar 

l)  Der  Nürnberger  Äupferftec&er  3ol).2Rart.gfrbr.  ©eitler, 
1778  geb.  in  Nürnberg,  rabferte  befonberä  nad)  Nieberldnbern 
unb  fteuerte  autis  SSoffferte  mehrere  Söldtter  au  feinem  9>rad)t* 
toerf  über  ben  Äölner  Dorn  bei;  er  ftarb  1833. 

*)  greil).  *.  Malier,  1771—1839,  toar  3nfpeftor  ber  ftgL 
Valerie  auf  ber  Söurg  unb  Sefyrer  an  ber  Äunftfdjule. 

*)  9ttajimtiian$plafc,  norbtodrt*  fcom  Äettenfteg,  aunddjft 
oberhalb  be$  £attertor$. 

4)  Der  atergnügung$ort„£)ufeenbtetd)"  Hegt  *or  bem  grauen* 
tor,  ettoa  brefoiertel  ©tunbe  füboftlid)  t)on  ber  ©tabt,  an  ber 
23af)n  nad)  Stegenäburg;  bafelbft  ein  groger  ©etfjer  mit  labern 
unb  Äafynfafyrt,  eben  ©cfoauplafc  ber  »ieKetd)t  ba*  Rlottemoefen 
ber  28elt  umgeftaltenben  $erfud)e  be*  9>fy)fffer*  Gfyrtftopb  8Btrtf)! 


VIII.  Dürerfefl  tn  9iürnberg.    1828.  427 

und  IdfHg,  an  irgenb  jemanb  gebunben  )u  fein;  n>tr 
wollten  frei  fein,  um  tun  au  fönnen,  woau  wir  2ufi  fydtten* 
9lad)bem  wir  im  „Skprifcfyen  Jj5of"  ju  9Riitag  gegeffen 
Ratten,  gingen  wir  gegen  ffloti  Ufyr  fyinauä.  Der  Ort  ift 
etwa  eine  fyalbe  ©tunbe  t>on  ber  ©tabt,  unb  ©onntagä 
unb  DonnerÄtagS,  n>ie  man  und  fagte,  bie  ganje  fd)öne 
SBelt  bort  au  treffen.  Unterweg*  trafen  n>ir  SSagen, 
fXeiter  unb  Suflgänger*  9ltd>t  weit  t>on  bem  Dufcenb* 
tcid>  fommt  man  in  einen  SWabetyolawalb,  ber  biö  I)in 
flirrt.  Dort  trafen  wir  ?inbpatntner,  Hauptmann 
<@ügel  unb  %rd)iteft  Stamm  an1)  unb  gingen  bann  in 
ben  ©aal  oben,  n>o  SRuftf  n>ar  unb  bie  fd)önen  Samen 
um  Stfdje  beim  Äaffee  faf$en  unb  ftcf>  eraäf)lten  unb  ba$ 
@an)e  auäfal)  n>ie  ein  ©arten,  worin  eben  bie  ©onne 
aufgegangen  tjl  unb  bie  SRofen  in  ifyrer  93Iüte  flehen2)! 

Denfen  ©ie  ftd)  nun  nod)  bie  SRuftf  I)inau!  gefi* 
gebannt  n>ar  man,  wol)in  man  fal).  2ßarum  ift  fein 
Nürnberger  SRaler  auf  bie  3bee  gekommen,  ein  23ilb  au 
malen?  ©o  fed)S  biä  ad)t  ©d)5nl)eiten  in  einer  ©ruppe  im 
freien,  in  einer  frönen  ?anbfd)aft,  aUeä  ausgeführt  wie 
e*  fein  fottte  —  baä  fyätte  weltberühmt  Werben  muffen, 
unb  wie  fcfyön  würbe  bai  ein  <$♦  J&olbein,  SRaffael, 
Siaian  ober  ?♦  ba  Sinei  gemacht  fyabenl  2Öa$  fyaben 
bie  Nürnberger  SRaler  für  l)errlid)e  SRobeHe,  wenn  fte  nur 
l)tjiorifd)e  23ilber  malen  —  wollten  I 

©egen  baä  @nbe  gingen  wir  herunter  au  bem  Dufcenb* 


l)  Der  bamatö  erft  etmmbawjmaig  Safyre  alte,  fpäter  be* 
fonber*  burd)  feine  Stauten  in  Dfterrefd)  befannte  Xrd)fteft 
ftubterte  bamal*  brei  Safyre  in  ÜRfindjen  unter  ©drtner  unb 
fefyrte  erft  1840  nadj  großen  Steifen  in  fein*  SBaterftabt  J&am* 
bürg  äurücf,  wo  er  bie  ©rünbung  ber  ftaatltdjen  ©alerte  »er* 
anlaste  unb  1880  ftarb. 

")  @$  folgt  eine  —  *>on  mir  nod)  nfd)t  gefunbene  —  ©teile 
t>on  adjtunbawanatg  Werfen  angeblich  au*  4rfoft,  ein  2ob  ber 
grauen  unb  SRäbdhen  entf)altenb:  „5Cn  Jugenbttcfter  SJHtf  unb 
®d)5nbelt  gleiten. . .  bt$:  „@o  fönnf  td)  beren  @d)dnbett  botf) 
nie  gana  befd>refben." 


428  Subwig  <8mtt  (Stimm,  Erinnerungen. 

teid),  befafyen  bie  ©egenb,  tt>o  aucf)  bie  Damen  faftaxtiP 
betten;  julefct  aber  würbe  e*  trüb  unb  winbtg,  unb  e* 
fcfyien,  aB  ob  ber  gröfiie  Seil  ber  @efettfd)aft  fd)on  auf 
bem  Heimweg  fei  (Sampe  !am  unb  lub  und  fel>r  I>öf^ 
lief)  ein,  mit  it)m  naef)  ber  ©tabt  ju  fahren»  ®*  war 
mir  eigentlich  ärgerlid),  toir  wären  gern  noef)  bageblieben 
unb  ju  $u$  nad)  #au*  gegangen,  e*  ließ  ftcf>  aber  nid)t 
gut  änberm  #etbeloff  unb  nod)  einer  fuhren  mit,  unb 
beim  (Srinfafyren  in  bie  ©tabt  fing  e*  aOmdfyltd)  an  ju 
regnen*  ©o  ful>r  benn  bie  ©efettfe^aft  mit  t>or  ben 
„Söa^rtfcfyen  #of"/  unb  Wir  betrachteten  bie  ©ipäftguren 
unb  nnobelle  t>on  SÖerner  Gfcenfcfyel)*  ®egen  fed)*  Vttjt 
ging  icf)  in*  2J)eater,  n>o  id)  ben  Xbenb  angenehm  ju* 
brachte *)♦ 

SRontag,  ben  14.  April,  ging5*  morgen*  in  aDer 
8xfil)e  auf  ben-  ©t**3ol)anni**©otte*atfer  l)inau*  jum 
3eid)nem  3)a*  SSetter  n>urbe  immer  fd)5ner  unb  wärmer, 
ber  3MU)ling  fam  mit  aßet  2Rad)t,  unb  ganje  95üfc^e  unb 
SJäume  waren  fd)on  grün»  Auf  ben  Ätrd)l)of  fam,  fo 
oft  wir  {eigneten,  ein  Heiner  3üngeld)en  unb  braute 
un*  Stühle  unb  Söafier  jum  3eid)nen  unb  ging  un*,  fo* 
lange  wir  ba  waren,  nicfyi  t>on  ber  ®t\U.  <5r  wollte, 
wie  er  fagte,  aud)  ein  SRaler  werben,  fprad)  t>on  Tttbx. 
Dürer  unb  erjäfylte  t>on  Sater  unb  SRutter,  baß  fte  arme 
2eute  wären;  wir  jwei  foDten  il)n  in  bie  ?el)re  nehmen, 
wenn  bann  einer  feerreifte,  fo  wolle  er  jum  anbern  gel)en 
unb  recfyt  fleißig  lernen!  ®o  war  auf  bem  £frd)l)of  ba* 
freunblicfye  3üngeld)en  immer  unfer  greunb  unb  ftanb 
bann  neben  un*  auf  einem  l)ol)en  ©rabflein,  barfuß  unb 
mit  fliegenben  paaren! 

@*  l)at  etwa*  eigen  geterlicfye*,  wenn  man  einen 
Äircfyfyof  betritt,  jumal  Wenn  er  fo  fd)6n  ift  wie  ber  t>on 
@t.  3o^nne*;  man  benfe  ftd)  bie  Dielen  l)ol)en  ©rab* 
fteine2),  einer  am  anbern,  3Ronumente  unb  jtreuje  unb 

x)  @*  würbe  „Stortfjegwutf)"  t)on  3f*gl**  aegeben. 

')  Die  mefften  ©rabfteine  finb  freilief)  geraoe  liegenbe, 


VIII.  ©üterfeft  in  9türnberg.    1828.  429 

bojttrifctyen  Stumen,  im  JjMntergrunbe  bie  alte  &atferburg, 
red^tö  bie  Sürme  bet  ©tabt,  linfö  bie  brei  fyofyen  Äreuje 
unb  am  Stoben  jtoei  giguren,  bann  bie  #oljfd)ul)er* 
&apeKe,  rücftoärtä  bie  iftrd)l)of$fird)e,  auf  ber  (Seite  Don 
fyofyen  alten  ginben  umfcfyloffen  unb  baju  ein  ferner 
©onuenauf*  ober  Untergang!  9tad)mittag$  befafyen  toix 
einen  Seil  ber  ©tabt  unb  gingen  gegen  Xbenb  auf  bie  93urg< 

Dienstag,  ben  15«  April,  jetd)neten  toix  morgen* 
auf  bem  £ird)l)of,  betrachteten  mittag*  einige  SBilber  in 
ben  £ird)en,  ttaren  auf  bem  SRarft,  in  ber  ?orenjfird)e 
unb  abenbö  mit  2tnbpaintner  unb  ©tamman  im 
SRufeum,  ti>o  alle  3*itungen  ju  fmben  ftnb,  unb  gingen 
bann  mübe  nad)  J&aufe* 

SWitttDod),  ben  16«  Xpril,  {eigneten  n>ir  auf  bem 
©t*3ol)annid*Äird)l)of  in  ber  #oljfd)ul)er*£apelle;  eine 
alte  grau  mit  einer  großen  9tafe  unb  beinahe  um>erfiänb* 
lieber  ©prad)e  fd)lof$  und  auf  unb  gab  unö  ben  ©d)lüjfel; 
fo  blieben  n>ir  einige  ©tunben  barin.  @$  n>ar  fül)l  unb 
feucht  barin,  eine  ettoaö  über  lebensgroße  ©rablegung  in 
©anbfiein,  icf>  glaube  t>on  bem  alten  Ärafft  auägefyauen, 
befanb  ftd>  ba,  t>on  ber  n>ir  einige*  f fixierten,  fed^ö  bi$ 
ad)t  Siguren  pnb  im  altbeutfcfyen  ©tu,  aber  mand)e,  be* 
fonberö  bie  1)1*  SRagbalena,  t>on  auägejeidjnet  fd)önem 
Xuöbrucf  unb  ebenfold^er  Stellung*  3n  ber  25efd)reibung 
ber  Nürnberger  SRerftofirbigfeiien  fönnen  ©ie  ba$  9WU)ere 
nad)lefen*  3d)  glaube,  bie  Stationen  t>om  2or  bi$  an 
ben  Äird)l)of  jtnb  aud)  t>on  Ärafft1)  unb  meift  fel)r  fd)dn. 
SRittagÄ  machten  ttrfr  einen  SJefud)  bei  ber  gamilie  t>on 
#oljfd)ul)er  unb  befamen  ba$  fdjöne  SMlb  t)on  £iero* 
n^muä  t>on  4«  ju  fefyen,  ba*  X  Dürer  tt>ol)l  in  feiner 
beften  3eit  mag  gemalt  fyaben1)*    2)a*  93tlb  fteeft  in 


toaö  anfangt  einen  fonberbaren  (Sinbrucf  mad)t,  unb  einen  folgen 
bat  «ubtofg  aud)  für  flci>  getoünföt  unb  erhalten,  ebenfo  tote 
fein  ©ruber  Äart 

*)  Die  $8urgfd>mtetftraf5e  fltyrt  t>om  Aaufe  9lr.  6  ab,  efye 
fie  ben  eigentlichen  «trd)l)of  erreicht,  an  {leben  3Begpfetlern  mit 


430  Subtoig  ©mil  @rimm,  (Erinnerungen. 

einem  ®d)ubfaften,  tt>a$  ü)tn  mit  ber  3eit  fcfyaben  mufj. 
2)a$  fagten  n>ir  aud)  bem  93eflfcer,  aber  bie  guten  ?eute 
meinten,  eö  fönnte  fo  bod)  nid)t  verborben  tt>erben,  n>enn 
ti  immer  triebet  gut  vertvaljrt  tverbe! 

2)a$  SMlbnte  ifi  bie  reine/  tt>al)re  9tatur,  befonberä 
bie  Xugen  finb  über  alle  93egriffe  vortrefflich,  unb  man 
vergifft,  baf}  e$  gematt  ifL  @benfo  fd)6n  ift  aud)  ber 
SRunb,  mit  ben  paaren  ftnb  tt>ir  ntd)t  fo  ganjber 
Meinung  anberer;  befonberö  mad)t  bie  Art  ftcf>  nid)tgut,  ba 
ber  9)?ann  fd)on  tt>eif$e  #aare  l)at,  unb  ift  um  fo  ftörenber» 
SBir  fdjrieben  unfere  SWamen  ju  ben  vielen,  bie  aud)  fd)on 
ba$  93ilb  betrachtet,  in  bai  23ud)  ein;  ein  grduletn 
von  J&oljfc^u^er1),  bie  mir  nod)  bejfer  gefiel  ate  il)r 
2fl)nl>err,  tvar  fo  gütig,  uni  alle*  }u  ersten,  tt>a$  93ejug 
auf  ba*  aStlbnt«  t>atte.  2Sir  Ratten  fte  fd)on  früher  auf 
bem  23aU  gefefyen,  unb  aU  tvir  Weggingen,  erhielten  tvir 
bie  ©rlaubni«,  ba*  SMlb  6fter  au  befefyen* 

9Son  ba  gingen  n>ir  au  einer  anbern  Nürnberger 
gamilie  unb  betrachteten  ba*  93ilbni*  von  SRuffel*), 

©anbftetnreliefä,  ben  „©tattonen"  unb  bem  „Salvartenberg" 
vorbei,  bie,  alle  von  Ar  äfft  fyerrityrenb,  jefet  im  ©ermaniföen 
ÜRufeum  fid>  beftoben  unb  burdb  9tad)btlbungen  am  urfprüna* 
lfcf>en  ©tanbort  erfefct  finb;  ffyr  @nbe  erteilen  fie  in  ber  ®rab* 
legung  ber  £olafdjuber*&apelle,  feinem  lefctenSBerf,  fünfjerjn 
lebensgroße  ©anbfteinfiguren  auftoetfenb.  —  Da*  alte  2lbel$* 

fjefdjled)t  ber  #olafd)uf)et  von#arrlad)  bejtefyt  nod)  in  einer 
einer  vier  Linien.  Da*  attbefamtte  t>crrlfd>e,  1526  gemalte 
Söflbniä  be*  Kaufmanns  unb  aeittoeife  Söürgermeifter*  «gtero* 
nt)mu$  von  JJ.  tft  feit  1884  an  ba*  Äaifer^ebrfcfeÜRufeum 
in  Berlin  abgegeben  toorben  (Öbergefd)of$  Stab.  67,  3lr.  557  D). 
£teronvmu*  tvar  (tote  9Äuf  fei)  etngreunbjDürerS;  er  lebte 
1469—1529. 

*)  3$  babe  nichts  über  fie  feffiteHen  fdnnen. 

*)  (5*  tvar  bamal*  im  fefct  Äraftfcften,  früher  2Ruffel* 
fdhen  £aufe,  Sherejienftrafje  7.  Da*  Dlotlb  be*  fRümberger 
9tatöberrn  3acob  Muffel  ift  tote  ba*  von  £olafd>ufjer  1526 
gemalt  unb  beffobet  fid)  feit  1884  ebenba  tvo  jene*,  unter 
Sir.  557  E.  —  SÖeibe  Silber  gibt  tfnadfufl,  X  SDürer,  @.  117 
unb  g.  9tüd>ter,  X  3).  75  unb  23. 


VIIL  SDürerfefi  in  Stürnberg,    1828.  431 

aud)  t)on  X.  Dürer  gemalt«  3n  bet  #au$flur  fal>  eö  fd)on 
ganj  malerifd),  dufjerfi  reinlid)  aud;  auf  ben  ©nbpfeiletn 
ber  Sreppe  lagen  jtt>ei  große  fyftljerne  ?6tt>en;  n>ir  ttmrben 
in  ben  britten  ©todf  geführt  unb  famen  in  ein  jiemlid) 
gtofleä  Simmer*  2)e<fe,  SÖdnbe  unb  ©oben  waren  mit 
ü&olj  aufgelegt,  unb  an  3ieraten  fehlte  e$  nid)t;  auf  ben 
2Hfdf)en  lagen  Stoppen  unb  große  93üd)er,  ftanben  große 
altmobtfcfye  jtlberne  ©efdße,  allerlei  anbete  alte  Äunfi* 
tt>erfe,  in  Jon,  unb  ®d)niktt>erfe  in  Jjolj,  M*  SBänbe 
t>oD  Silber,  furj  e$  tt>ar  fo  vielerlei  anjufcfyauen,  fo  tuet 
ju  erjäljlen,  baß  n>it  trieHeid)i  ein  paar  Sage  in  ber  ©tube 
fyätten  bleiben  fönnem  Aber  tt>ir  mußten  an  bie  Äftrje 
unfetet  3«t  benfen,  unb  fo  fingen  n>ir  benn  balb  anf  baä 
23ilbni$  ju  betrachten,  baö  aud)  n>ieber  l)errlid)e  Seile  l>at, 
aber  bod)  bem  #olafd)ul>erfd)en  nad)jfcl)t  3Cußerbem 
n>ar  nod)  bie  »oDftönbige  (Sammlung  Don  H.  Dürer^ 
«£oljfd)nitten  unb  ÄupferfHdjen  ba  unb  mehrere  #anb* 
fcf)riften  unb#anbjetd)nungen;  nur  leitete  befafyen  n>ir  unb 
nahmen  unö  t>or,  bie  anbern  SSerfe  baö  näcfyjfrmal  ju 
tfefeljen,  tooju  e$  aber  leiber  nid)t  meljr  fanu 

Donnerstag,  ben  17*  Tiptil,  l)abe  id)  auf  bem 
®t*3ol)amu$*@otte$atfer  gejeicfynet,  SBerner  ging  auf 
bie  93urg  ju  SReinbel,  um  ba  einige*  in  ber  ©alerie  ju 
ffijjierem  ©egen  jeljn  Ul>r  ging  id)  aud)  hinauf,  bann 
befugten  n>ir  ben  ?anbfd)aft$maler  Älein1)/  btfatyn 
feine  ©emilbe  unb  ©ff  jjenbficfyer  au$  9tom,  SSien,  Ungarn, 
93öl)men  unb  SJa^ern  unb  feine  fd)5ne  SBilbniäfammlung 
ber  jefct  lebenben  befannten  ÄflnfHer,  3Md)ter  unb  @e* 
lehrten*  Die  Arbeiten  t>on  Älein  ftnb  geiflreid)  unb  freu 
Dann  gingen  tt>ir  ttneber  in  ber  ©tabt  |erunu  SÄeinbel 
begegnete  unä  auf  bem  9)lafc  t>or  ber  #gibienfird)e  unb 
jeigte  und  nod)  mand)e$  9)?erftt>ürbige,  fo  aud)  nod)  eine 
alte  gotifdfye  ÄapeHe  im  3nnern  eine*  J[5ofe$,  bie  tt>oI)I 
tt>enig  SWürnberger  fennen,  gefd)tt>eige  benn  grembe  ju 
fel)en  befommem  SSKittag*  l)aben  n>ir  einige  93efud)e  gemalt 

*)  ©•  o.  ©.  405. 


432  Subttrig  (Smil  ©Timm,  Erinnerungen. 

ffrettag,  ben  18*  Xpril,  l>abe  tdj  auf  bem  ©i*3<>* 
l)anni**©otte*acfer  jum  tefetenmal  gejeidjnet  unb  SBerner 
auf  ber  23urg  nad)  einem  iniereffanten  93a*relief  au*  bem 
t>ierjel)nten  3&l)rf)Uttbert,  bejfen  SReifier  man  nid)t  fennt; 
gegen  elf  ttfyr  ging  td)  hinauf  unb  jeicfynete  aud)  ein  93a** 
relief*  @*  ftnb  metfi  biblifdf>e  ©egenfiänbe,  tnerjig  ©tücf 
mögen  e*  tt>ol)l  fein,  unb  auf  eine  große  SSafel  neben* 
emanbergefcfyraubt.  Stein  bei  tt>arred)t  gefällig  unb  gab 
un*,  tt>a*  tt>tr  ju  {fixieren  tt>ünfd)tem  9tad)  9Rittag  ging 
SBerner  lieber  auf  bie  23urg  unb  id)  in  bie  ©tabt;  ber 
2öeg  füt>rt  unmittelbar  am  ©tabtgraben  vorbei,  9tod) 
befugten  tt>ir  einen  Äaufmann  J&ertel1),  ber  eine  Heine 
SMlberfammlung  l>atte  unb  ein  grftfjere*  93ilb  t>on  AI  ein, 
aud)  eine,  ttne  er  fagte,  fomplette  Sammlung  tum  X  2)fir er* 
Äupfern  unb  <$oljfd)nitten;  aud)  anbere  Altertümer  ftnb 
bti  itjtn  ju  fefyen*  @egen  2Cbenb  gingen  tt>ir  t>or  ba* 
©pitaltor  unb  betrachteten  ein  l)eranjiel)enbe*  ©ettntter, 
bie  bunflen  SBolfen  famen  aber  fdfyneH  I)eran  unb  trieben 
und  Ijeim* 

©onnabenb,  ben  19.  2CpriI,  l)ab  id)  morgen*  auf 
ber  SJurg  gejeid)net,  bann  im  ,,©trauf$"  bei  Äeibel2)  ge* 
geffen  unb  bann  ttrieber  bie  ©alerie  auf  ber  SJurg8)  be* 
fefyem  Diefe  t>at  SJebeutung  burd)  bie  au*gejeid)neten 
93ilber  au*  ber  altbeutfcfyen  ©d)ule,  unb  tt>er  nod)  feinen 
9B*  2Sof)lgemutl)  gefeljen,  ber  fann  l)ier  fold)e  t>on 
großer  ©d)önl)eit  fefyen,  befonber*  einen  1)1*  2ufa*,  tt>ie 
er  bie  Butter  ©otte*  malt;   aud)  ein  paar  SRartyrten, 

x)  Die  toerfroKen  (Sammlungen  be*  al*  ©ammler  unb 
feiner  Äunftfenner  namhaften  Kaufmann*  3*  3*  Jjertel  (t  1851) 
ttmrben  ber  (Stabt  ^Nürnberg  »ermaßt,  bie  ifyre  Äunftfammlungen 
teil*  im  (SJermanifcben  SÄufeum,  teil*  im  SRatfyau*,  teil*  im 
jDürerljau*  aufgehellt  f)at.      ")  9tame  be*  SÖirt*. 

■)  2>te  ©alerie  auf  ber  SBurg  (l)eute  im  ®ermanlfd)en 
ÜRufeum)  ift  1811  t)on  ber  ba^ertfdjen  Regierung  au*  ben  SBe* 

Stäuben  tton  trter  anbern  unb  bem  Nürnberger  ©taat*beflfc  \u> 
ammengefteKt  toorben;  über  bie  jafylreidjen  löeränberungen  gibt 
ber  Katalog  2lu*funft. 


VIIL  ©ürerfeft  in  Nürnberg,    1828«  433 

beinahe  lebensgroß,  jegen  un*  t>er  allem  am  ©te  ftnb 
fo  ebel  unb  t>on  fo  l>errlid)em  2(u*brutf,  ba£  man  bie  oft 
ftarfen  SBerjeidjmmgen  barfiber  vergißt1),  @*  ift  ju  t>er* 
nnmbern,  baß  bie  Nürnberger  Äünftler  bie  (Sammlung 
nodj  nirf)t  herausgegeben  fyaben,  n>a*  ju  tt>ünfd)en  n>äre* 
33on  Dürer  ftnb  jn>ei  lebensgroße  Söilbnijfe  Don  beutfdjen 
Äaifern*)  ba,  bann  mehrere  2(poftel,  beinahe  2eben*grbße, 
unb  anbere8)  ©über  t>on  il)m;  bod)  tt>ürbe  id)  bie  9D?ün* 
ebener  Xpoftel  t>on  tt)tn  biefen  toett  t>orjtel)en4)*  Tino) 
fein  95ttbniÄ  ift  ba,  e*  ift  aber  eine  fd)Ied)te  Äojrfe  t>om 
90Wlnd)enerB)  unb  gar  md)t  anjufeljen,  toenn  man  ba* 
l)errlid)e  SRüncfyener  fennt  2)ann  ift  Den  2ufa*  ßranad)6) 
eine  gorftma  unb  tim  SBenu*  in  ?eben*gr6#e  ba,  e*  ift 
aber  immer  ba*  nämltdje  @eftd)t,  ba*  man  bü  Sranad) 
ju  fefyen  getoobnt  ift,  unb  man  erfenni  ifyn  aud)  an  feinem 
freibeartigen  Kolorit  bei  grauen  fogletdj*  Daß  gute  Seile 
aud)  baran  ftnb,  »erftel)t  ftd),  unb  außer bem  ftnb  aud) 
nod)    n)te   überall  eine  SRenge   gute  unb   mittelmäßige 

*)  @*  finb  breijefyn  ȟber  t)on  SBoblgemutf)  (t  1519) 
im  (5Jennanifrf)en  ÜÄufeum.  Sufa*  unb  ba*  SJtortyrium  ©ebaftian* 
auf  einer  iafel  9tr-  109  (abgeb,  Äatal  1893,  4.  3;fU;  anbere 
SBartyrien  107,  112—14. 

*)  Sieben  bem  aUbefannten  t>on  Aar!  bem  ©roßen  bie 
son  ®igi*munb  unb  SÄajimilian  (9lr.  207,  8,  9). 

»)  9tr.  204-206. 

4)  £)ie  in  ber  SRfindjener  3flten  9>inafotl)ef  (III,  247—48) 
beftnblidjen  8ftlber  ber  toter  Bpoftel  auf  jt»ei  8ftlbent  ftnb  — 
worin  fcubnrig  ganj  richtig  faf)  —  in  ber  %ak  bie  2)  ür  erftfjen 
Originale,  *on  benen  1626  ber  fkat,  al*  SRag  *>on  »agern 
fte  bringenb  begehrte,  Äopien  fertigen  ließ,  in  ber  J&offhung,  ber 
fötrfürft  toerbe  fie  au$  beftimmten  ©rünben  t)or&iel)ett ;  ber  aber 
fd)iate  biefe  jurücf  unb  behielt  bie  Originale  (9fcüd)ter  80,  ber 
fte  aud)  bafelbft  tttebergibt).  Die  Äopten  ber  Bpoftel  ftnb  @igetf 
tum  ber  (Stobt,  »erben  aber  im  ®ermantfd)en  SDhifeum  aufbet»at)tt 

s)  2>a*  berübmtefte,  efroa  au*  bem  3abre  1506;  ba*  STOfin* 
ebener  Gßte  9>ütafotbef  V,  «ab.  239)  fott  allerbing*  lieber  ba* 
Original,  ba*  Nürnberger  bie  9totf)bttbung  fein,  tt>ie  man  erjäblt 
(Slüdjter  60). 

*)  <5lf  ȟber,  3ft.  254-264,  aber  feine  gortuna;  Statu* 
aud)  erft  feit  1886. 

81t fcw.  Ortmm,  fttmitmittgett.  28 


434  ftitootg  Cmtt  Ortmm,  Erinnerungen« 

SRteberlftnber  ba.  Dann  fal)en  n>tr  bte  Xntifenfammtung 
unb  aud)  gute  Xbgüjfe  t>on  gried)ifd)en  Söerfen,  bte  in 
ber  SKfind)ener  ©It>ptotl>cf  fiesem  Dann  jeigte  und 
Steinbel  ba*  X  ©ürer^Stammbud)1),  bte  STOappcn 
ftnb  beinahe  fd)on  sott;  aber  e$  tt>4re  bod)  gut,  toenn 
eine  %tön>af)l  getroffen  toürbe;  benn  eä  f)at  ftdf>,  tt>ie  aud) 
2u  benfen  tt>ar,  neben  fel)r  ©utem  aud)  triel  SRittelm&fHgeö 
unb  ®d)led)te$  gefammeth  2>er  grembe,  ber  bie  ©arnm* 
(ung  fefyen  n>iQ  unb  n>enig  3eit  t>at,  l)at  feine  große  2aft, 
ftd)  ju  bem  ©uten  burd)jutt>ül)leiu  ©er  geiftretd)e  ©ireftor 
9tetnbel  l)at  alle  Sammlungen  in  ber  größten  Orbnung; 
fein  3frbeit$jimmer  ift  atterltebfi  unb  l>at  eine  t)errlic$e 
Xu*ftd)t  auf  bie  ©tabt  unb  in  bie  gerne.  2tbenb*  be* 
fudjten  tt)ir  ben  Nürnberger  £ünfilen>ereiiu 

©onntag,  ben  20.  3(pril,  l)abe  id)  morgend  t>on 
fteben  bi$  ad)t  ben  2:iroIer©traffer  unb  feine  ®dbtt>efler*) 
gejeidfynet,  ging  bann  jur  $gibienfird)e  jur  9>rebtgt,  bei* 
nal)e  ber  ganje  ©ufcenbteid)  n>ar  barin«  9tad)  ber  Äird)e 
befugte  id)  ben  SBürgermeifter  93tnber,  einen  angenehmen 
unb  unterrichteten  Wtann  in  ben  befien  Sauren;  bod) 
fönnen  n>ir  aud)  t>om  SJfirgermetfier  ©djarrer8)  aKed 
©ute  fagen»  Sann  befafyen  tt>ir  bie  Ätrcfye  bei  bem 
©pttafctor4)  toenigften*  *on  außen*  95ci  Stfd)  im  „$809* 
rifd)en  Ǥof -  fpielte  ein  junge*  SR4bd)en  auf  ber  Ǥarfe 
unb  fang  baju;  banad)  famen  brei  Siroler  mit  einem 
3nftrument,  beffen  SRamen  td)  ntd)t  mel>r  tt>eif$,  baä  aber 
einem  £la*ier  unb  J&atfebrett  glid);  eö  lag  t>or  bem 
SRanne,  unb  er  griff  bie  ©aiten  tote  bei  einer  $axft\ 

■)  3m  (September  1826  fjatte  SRetnbel  atte  beutfd)en 
Äünftler  ju  ^Beiträgen  für  ba*  ©ürer^tammbud)  auf* 
geforbert,  bie  aWbalb  aud)  in  großer  3af)I  eingingen. 

*)  G*$  toar  ntd)t$  über  beibe  au  erfahren. 

•)  @r  fyatffcfy  befonber*  um  ben  95au  ber  erften  beutfdhen 
©tfenbafyn  oon  Sftürnberg  nad)  gürtf)  oerbtent  gemacht,  bie  fleoen 
Safyre  fpäter  eröffnet  toarb. 

4)  3afob^ftrd)e  am  ©pfttlertor,  oon  J&etbeloff  für)  $uoor 
restauriert. 


VIII.  fcürerfeft  in  Stürnbetg.    1828.  435 

ber  anbete  begleitete  ü>n  mit  einer  fleinen  gißte  unb  jwei 
fangen  baju*  @$  n>ar  eine  l)errttd)e  SRujtf,  biefe  Siroler 
Sieber,  unb  man  n>ar  auf  einmal  nneber  in  ben  ©ebirgen, 
auf  ber  2flm  ober  ber  ©ennfyütte!  Um  brei  Ul)r  befugten 
tt>ir  fcinbpatntner,  betrachteten  feine  93über  unb  lanb* 
fd)aftlid)en  3*id)nungen  unb  SWaturfKjaen  —  er  ift  ein 
@d)filer  t>on  3*  Dorn  er1)  in  SRündfyem  Son  ba  gingen 
tt)ir  jum  lefctenmal  jum  ©ufcenbteid),  n>o  atteä  lieber  t>er* 
fammeft  tt>ar,  aber  bei  bem  fd)önen  SÖetter  im  freien;  ba 
tfattt  man  nod)  ben  SJorteil,  bafl  man  bie  frönen  Figuren 
beffer  fe^en  fonnte*  @$  tt>ar  ein  tt>unberfd)5ner  9tad)mittag, 
unb  aDeS  blieb  biä  faß  fteben  Ul>r,  natürlich  tt>ir  aud). 

3n  Nürnberg  ttrfeber  angelangt,  Ratten  toir  eine  @in* 
labung  in  bie  „Harmonie",  n>o  mehrere  ©ebicfyte  t>or# 
getragen  ttmrben;  bann  fam  eine  bramatifdfye  SorfteDung* 
2tber  ber  9tad)nuttag  tt>ar  ju  fd)5n  getoefen,  ate  baf}  man 
ba  nod)  Vergnügen  t)ättc  ftnben  lönnen,  unb  ba  ttrir  beibe 
fo  eitt>aÄ  ttrie  ?angett>eile  aerfpflrten,  fo  gingen  nnr  um 
jefyn  Ul>r  nad)  «§<*«$♦ 

SRontag,  ben  21.  2fpril,  ging  SÖerner  auf  bie 
Surg,  um  ba  einiget  ju  [fixieren,  unb  id)  in  ben  Pannen* 
tt>alb  beim  ©ufcenbteid)  unb  jetdfynete  ba  bie  ©egenb  mit 
bem  Jßmtergrunb  Nürnberg  aum  2fnbenfen.  9tad)  Sifd) 
nahmen  n>ir  teil  an  einer  fttjfyartie  nad)  bem  ßwnmel* 
{lein,  red)W  nal)e  bem  ©ufcenbteid),  SSÖir  trafen  bort 
(Generalleutnant  2a  Spotte  unbfctnbpatntner  unb  einige 
Samen,  worunter  baÄ  fd)5ne grdulein  t>on@uttenberg*)„ 
2(benb$  gingen  tirir  tn$  Sweater,  wo  X>on  Äarloä  gegeben 
ttmrbe,  ben  Urban8)  t>om  SRüncfyener  Jj5oftl>eater  fpielte; 
eä  bauerte  biä  emfyalb  elf,  unb  mübe  unb  hungrig  famen 
tt>ir  ju  JjSaufe  an. 

x)  <5S iptooblber«anbf(^afler3ob.3a!ob©.(1775— 1852), 
ber,  »ie  fein  SBater  3a!ob  3).  (1741—1813),  ©aleriebireftor  in 
SJHhtcben  toar,  too  beibe  in  ber  9>tnafotbef  vertreten  jlnb,  gemeint. 

*)  SBie  ®.  434,  X  2.    *)  OBttbetoi  Urban  an*  «DHlndjen, 

8eb.  1795;  ju  feinen  beften  Seifhmgen  gehörte  Don  Äarlo*;  er 
arb  fdjon  fünf  Safyre  fpaier,  1833,  auf  ber  £5be  feinet  ©djaffen*. 

28* 


436  «uburig  ümtt  ttrfatm,  Erinnerungen. 

Dienstag,  ben  22,  Xpril,  tt>ar  leiber  unfet  kfcter 
Sag;  alle*,  toai  nur  &on  frcmbcn  ÄünfHern  ba  tt>ar,  n>ar 
abgejogen,  nur  beiben  nod)  bic  legten*  SD?orgen$  früt> 
ttmrben  Steinbel  uttb  ©eifler  befud)t;  att  toir  auf  ber 
SJurg  ttaren,  toax  ba*  l)errlid)jte  Söetter,  unb  ein  Sttanbet» 
bäum  unmittelbar  neben  bem  Jurm  jtanb  in  ber  fd)bnftat, 
roten  SMüte!  SBir  festen  un*  auf  bie  53änfe,  &on  too 
man  bie  ©tabt  fo  tyerrlid)  überfein  fann,  unb  feierten 
und  nod)  eine  %u£fid)i  Da  l)ie#  e6  benn  immer:  ,,Xd), 
toie  fd)6n,  nur  nod)  einmal  äße*  betrautet!"  SBir  todren 
gerne  nod)  fhutbenlang  ftfcen  geblieben,  tt>enn  tpir  nid)t 
nod)  fo  oiel  t>orgel)abt  tyfttten!  Tili  ttnr  toeggetjen  tooHten, 
tarn  ein  SRann  unb  fagte:  „SReine  Ferren,  u>oDen  Sie 
nid)t  bie  3(uöftc^t  auf  bem  Surm1)  betrauten?"  @r  Ijatte 
aud)  ben  großen  ®d)lüjfel  in  ber  £anb,  unb  toir  fliegen 
ifym  nad)*  Oben  angefommen,  fanben  tt>ir  in  einem 
flehten  runben  3immerd)en  feine  gamilie,  t&  fal)  jiemlid) 
ärmlid)  ba  au&  ©urd)  oier  biä  fed)*  fleine  genfer  Ijai 
man  bie  2fu$ftd)t  nad)  allen  SSettgegenben,  ringsum  tt)ar 
alle*  frei,  unb  ttrir  tonnten  nod)  einmal  überfein,  t»o 
n>ir  alle  gett)efen!  98enn  ganj  I)eßc^  Söetter  fei,  fagte 
ber  üRann,  fbnne  man  (Erlangen  unb  ^Bamberg  feiern 
Sa  fal)en  n>ir  alfo  ben  SBeg,  auf  bem  tt>ir  bie  iommettbe 
9tad)t  jubringen  mustern  2>er  STOamt  erjäl)lte  und  and) 
nod)  allerlei,  aud)  toaä  gefd)ie!)t,  toenn  geuer  auäfommi 
3tt>ei  große  J^ftrner  fingen  in  bem  ©tftbdjen,  toomti  bie 
guten  Nürnberger  aufgetteeft  Kerben,  totwx  e*  brennt 
SÖir  fagten  ber  gamüte  ein:  „93et>üt  eud)  @ott!"  unb 
{Hegen  bie  bunfle  SBenbeftreppe  fytnab*  Sann  würben 
nod)  i$onigfud)en  unb  einiget  im  großen,  berühmten 
95ejtelmeierfd)en  Warenlager  getauft,  nod)  mand)eä  bt* 
trautet,  bei  Sampe  nod)  einige  fleine  Söerfc  unb  Äupfer* 
<Kd)e  getauft,  mittag*  gepaett  unb  J&eibeloff  nod)  be* 

*)  Der  runbe  Sefiner  Vorturnt  im  äußern  £of  ber  alten 
Sura,  bie  ben  Äfcnigen  oon  jpreutien  (<tf$  it)t  ©tammjtfe)  unb 
tum  ©a^ern  gwelnfdjaftlid)  gebort,  tft  ber  I)&d)fte$unftdiürnberg*» 


VIIL  ©ürerfeft  ttt  Stllrnberg,    1828.  437 

fitd)t  unb  feine  arbeiten  gefefyetu  ör  ifi  ein  tnterejfattter 
Statut,  ber  manche*  ©d)5ne  in  gotifd)er  %rd)tteftur 
erfunben  unb  ausgeführt  I>at.  @r  jeigte  un*  bie  3nnmer, 
tt>orfn  bie  2frd)iteften  unb  «ßanbtoerfer  unterrichtet  werben, 
unb  bie  SWobeDe.  @r  jeidfynet  unb  fomponiert  aud)  mit 
giguren  unb  tji  in  aDetn  geübt  (Sr  fcfyenfte  un£,  tt>ie 
aud)  Stetnbel  unb  ©etiler  taten,  einige  feiner  Arbeiten 
jum  Änbenfetu  ©egen  Xbenb  gingen  tt>(r  ttod)  einmal 
in  X  Dürers  ßauä,  um  bie  9tamen  affer  ÄfinfHer  auf« 
auftreiben1),  unb  um  adjt  Ityr  auf  bie  9>ofi*)* 

di  get)t  aber  bort  ntdjt  fo  fefyr  pftnttlid)  ju,  unb 
ttrfr  ionnten  nod)  in  ben  (Strafen  auf  unb  ab  toanbetti 
2Bir  gingen  in  ein  S&cfafytu*,  toorin  jtoei  $?&bdjen 
toaren;  bie  ttncfelten  un*  nod)  einige  ©tftcf  ßudjen  auf 
bie  Steife  ein«  Ttli  n>ir  jurürffamen,  u>ar  angefpannt,  unb 
ba(b  ging'*  nun  im  üRonbfd)em  burdj  bie  befannten 
Strafen,  an  ben  frönen  Ätrcfyen  vorüber  unb  burd)ö 
bunfle  SBaffgrabentor8)  I)inau&,  SRedjW  lag  nni  bie  SJurg 
im  9Ronbenfd)ein,  unb  totr  fyaben  nod)  oft  au*  bem 
SSagen  gefeljen,  bt*  aud)  biefe  &erfd)tt>unben  toarl 

Äbenb*  elf  Ul)r  iamm  roit  nad)  GMangetu  2Bir 
wollten  bort  bie  9>rofejforen  Schubert4)  unb  iRaumer*) 


*)  jDie  öfte  t>on  SubtotgS  J&anb  ift  nod)  oortyanben. 

«)  2Cuf  bem  jefctgen  Sofefäplafc  3. 

»)  CS*  toar  toofyl  ein  SBaflgrabentor,  f)ef§t  aber  $ter* 
gftrtnertor« 

4)  ©ottbilf  J&etnrfd)  (Säubert,  ber  befannte  9toturforfd)er 
unb  tteftimerltt&e,  gemütvolle  ©radier,  1780—1800,  toar  ntd)t 
oerretjt,  fonbern  fajon  im  3afyre  1827  nad)  ÜJffindjen  berufen 
toorben,  xootyn  1826  bie  SanbSfyuter  (aorfyer  Sngolpdbter  Uni* 
oerfitöt)  verlegt  toorben  toar,  unb  fprfdjt  barüber  in  feiner  ©elbffc 
biograp{)ie  3,  668  ff« 

6)  jDer  ©eolog,  ©eograof)  unb  9>äbagog  Äarl  0. Äaumer, 
1783—1865,  ©ruber  be*  ©efd)td)tfd)retber$  grbr.  0.  Räumer, 
i{l  ein  greunb  ber  älteren  ©ruber  getoefen,  ber  1813  einige  unb 
1814  einen  $ag  bei  ifynen  ju  &efu$  toar  (£.  0.  SRaumer*  £eben 
198, 340;  (Steig  3,  287,  309;  f.  <ux$  288  f.).  Xtö  ben  <2>d>totegei> 
fobn  SRetdjarbt*  in  ®tebtd)enj*etn  iyatte  tyn  SBifyelm  too# 


438  Subtotg  ©mtl  ÜHrümn,  Erinnerungen. 

befud)en,  fie  toaren  aber  serreift.  3m  ©aftyauö  bort  faß 
eine  ©efeOfc^aft  beim  93ier  in  einer  Sabatetootte.  SBir 
»aren  frol),  toit'i  toetter  ging! 

9Rorgen*  emfyalb  fed)$  Ufyr  famen  n>ir  in  bie  ffltitjt 
t)on  SJamberg,  man  fonnte  aber  faum  bie  n&d)fijiel)enben 
93äume  an  ber  fcanbftrafle  erlernten,  fo  flarl  tt>ar  ber 
SZebel  Dabei  u>ar'£  jiemlid)  talt  SÖir  gingen  in  ba* 
®aftt)au£  neben  ber  3efuitenfird)e  am  Sttarft1)  unb  legten 
unä,  tt)ie  toit  tvatm,  einteilen  aufö  93ett,  Ui  unfere 
©ad)en  Don  ber  9>ofi  famen« 

2fK  biefe  ba  toaren  unb  ber  Äaffee  mit  ben  J&ßmble 
genommen  tt>ar,  machten  nrir  und  jum  Ausgeben  fertig« 
SBir  {Hegen  auerfi  auf  ben  SJerg,  ben  Dom  311  fetyen»  @r 
tfi  t>on  außen  malerifdfyer  atö  fd)bn  t>on  innen«  3nnen 
fanben  ttrir  ein  neue*  Monument  im  gotifcfyen  Stil,  t>on 
t^eibeloff  in  Nürnberg  fompontert,  tomn  tcf>  ntd)t  irre, 
einem  tt>ettanb  ©rjbifdfyof  gefegt9)«  2tm  (§t>M  finb  einige 
fdjbne  Qftigelbiiber,  giguren  ntdjt  gana  fyatbe  ?eben$grd(5e, 
Äbpfe  t>tel  an  ßolbefn  erinnernb«  dinige  fd)ctnen  nicht 
t)on  ü)tn,  finb  audj  frf)lecf>ter.  @ine  unterirbifcfye  Äapette*) 
mit  »ielen  bronjenen  ©rabfteinen  machte  ftdr>  burd)  bie 
einfache  93e(eud)tung  unb  burd)  bie  malerifd)en  ©ruppen 
t)on  {anbleuten,  bie  trieffetd)t  bal)in  getoaDfabrtet  toaren, 
fd)bn  unb  malerifd)*  Die  Äird)e  nmrbe  gerabe  aufgebt 
unb  überaß  angeftridjen  unb  fcergolbet4)* 

1809  bort  fennen  gelernt.  @r  machte  btn  Ärteg  atö  Hauptmann 
mit.    «.  <2>.  137,  145. 

*)  „Söamberger  £of",  am  ©rünen  SRarft,  neben  ber  früheren 
Sefutteiv.  jefct  ©t,*©fipban^Ätrd)e. 

*)  5m  n5rblid)en  Ötebenfd)lff  red&t*  oon  ber  gffirfkntftrc 
{lebt  ba*  große  £>enfmal  be*  1808  t  ftürftbtfdjof*  gedjen  bad); 
nur  bie  3eid)nung  tft  oon  4Jetbeloff,  Pöbelt  unb  ®u§  oon 
35urgfd)tniet  in  Nürnberg. 

•)  jDie  Ärgpta  unter  bem  Oftdjor  entb&lt  ben  ©arfopbag 
Ä&ntg  ÄonrabS  III. 

4)  »on  1828—37  »urbe  ba*  jDom*3nnere  oon  Äbnig 
Subtotg  I.  fo  erneuert,  baß  burdj  ©efettfgung  frtttotbrtger  %a> 
taten  bit  alten  Sonnen  toieber  beroortraten. 


VIII.  Dürerfejt  in  dtünrterg.    182a  439 

<§>ou>ie  man  aud  ber  Äitcfye  fommt,  fiel)t  Knfd  bad 
©djlofl1).  Die  »udftd)t  *on  oben  in*  Sal  ifi  fel»r  fc^ötu 
SWadj  ber  ©egenb  unfered  lieben  Nürnberg  lag  ein  Sannen* 
toaVb,  unb  tt>tr  fonnten  bie  gerne  mit  bem  bloßen  Äuge 
nid)t  erreichen*  SJon  ba  gingen  tt>ir  auf  ben  9J?id)elberg* 
Die  Sticht  bort  tji  im  neueren  3efuitenfHl  unb  langweilig 
anaufetyen*),  aud)  l)öcf>fi  unmalerifdj;  bod)  ber  ©arten8) 
babei  ifi  atterliebfi,  ba*  ©rad  fianb  »oller  blüfyenber 
©djlüffelblumen  unb  Seilten.  2Btr  blieben  ba  eine  2Beile, 
um  ben  9Jtoin  mit  feinen  Krümmungen  au  verfolgen.  Qfttoa* 
oberhalb  fließt  bie  Stegnife  l)ineiiu  Sann  befafyen  n>ir 
und  etoad  bie  ©tabt  unb  fudjten  nadj  Sifdj  in  ber  $or< 
fiabt4)  jenfettd  bed  ÜRaind  nad)  einem  gfufyrmann,  ber 
und  unfere  @adjen  nad)  SReiningen  mitnehmen  foKte  — 
ttrir  felbfl  wollten  &on  ^Bamberg  aud  ju  guß  geben  — , 
fanben  aber  feinen,  Dann  gingen  nur  nad)  93ug  °)  (jefct 
3$erefieni)ain),  einem  @id)tt>alb,  feine  Sierteljhmbe  *>on 
ber  ©tabt,  unb  fefyr  fd)5m  ©an)  nal)e  babei  fließt  bie 
Stegnifc,  unb  jienfeitd  ftnb  I)ot)c  Serge,  mehrere  £empeld)en 
unb  <#äu$d)en  fielen  barin,  worin  man  ftd)  gegen  ben 
Sitegen  fd)üfcen  unb  etwad  au  trinfen  befommen  fann»  @d 
war  atemlid)  fd)Wül  geworben  unb  ein  ©ewitter  im  2fn$ug, 
bad  )tt>ar  eine  anbere  9tid)tung  nal>m,  und  aber  bod) 
Stegen  brad)te,  fo  baß  unfer  Sorfyaben,  gleich  auf  bie 

x)  Die  „alte  Steßbena"  ober  „alte  J&oftaltung",  worin  Otto 
*on3Bitteldbad)£bnig9>f)iUpj>  ermorbete,  begrenzt  ben  t>or 
bem  Dom  lieaenben  Äarolinewplafc  im  SSBeften,  bie  neue  (ur* 
jprünglicf)  bifd^oflid^e.  iefet  fönfattefc)  SÄeßbena,  t>on  ber  aud 
Stapoleon  1806  Preußen  ben  Ärteg  erttärte,  im  9torbojten. 

*)  Urfprüngttd)  ein  romanifdjer  93au  aud  bem  awblften 
Satyrljunbert,  ift  bie  SRtd)aeldfird)e  im  3opffHI  erneuert.  Die 
2fbtei  3»id)eldberg,  1803  f&fularißerted  93enebiftfnerflofter,  ijt  jefct 
SSürgerfottal  unb  enthält  and)  bad  ©täbtifcfye  SÄufeum, 

•)  Der  ehemalige  Äloftergarten,  iefct  mit  3Birtfd)aft,  bietet 
einen  trefflichen  Stunbbttcf. 

4)  Söunberburg,  in  ber  jefct  ber  93afytf)of  liegt. 

6)  2foi  <5nbe  bed  $herejien>  unb  «uifenfyaind  im  ©üben 
ber  ©tabt  Hegt  bad  Dbrftyen  93ug. 


440  8ub»ig  (Smtl  (Srfmm,  Erinnerungen. 

SBetfknburg1)  au  g*l)en,  fel)tfd)lug*  2öir  mußten  in  einem 
ber  Sempel  eine  3eitlang  fiiDbalten*  9tad)bem  ber  Stegen 
aufgebort,  gingen  ttrfr  in  bie  obere  ^farrfird^e'2),  gotiföen 
©tilö,  bie  aber  bie  fogenannte  2?erfd)dnerung$fommiffton 
fd)neett>eifl  I>at  auftreiben  lajfen!  Snnen  ifi  atterfjanb 
©efyenStoertea8),  befonber*  ein  alter  fd)bner  Sauffiein4), 
ben  tt>ir  aud)  gejetcfynet  I>aben*  JBon  ba  wollte  idt>  einen 
SERaler6)  befugen,  mit  bem  td)  in  3Ründ)cn  titele  3al>re 
jufammen  fhtbiert  unb  mit  bem  9>eter  ,£*#  unb  id)  in 
ben  gerien  eine  Zugreife  wn  SRünd)en  nad)  SJamberg  im 
3al)re  1813  gemacht,  bort  bei  feiner  SRutter  gewohnt  unb 
red)t  vergnügte  Sage  verlebt  fyatte» 

7LU  id)  an  ba*  J&auä  fam,  n>ar  alle*  ju;  gegenüber 
tt>ar  ba$  Äapujinerflojier  mit  ©arten,  n>orin  nnr  oft  ge* 
roefen  toaren,  aDe  9Rönd)e  gelaunt  unb  »tele  gejetcfynet, 
aud)  mand)e$  t>on  il)nen  aud  alten  3*iten  erjdljft  be* 
fommen  Ratten«  fctnfä  ftanb  bai  Sftonnenfloftar*  3cf> 
betrachtete  mir  ba*  alle*  nun  toieber  Don  neuem,  unb 
mand)eö  fam  mir  ttneber  frifdE)  mä  ©ebdd)tni&  Da  fal) 
neben  ber  SJtoler*tt>ol)ttung  ein  grauentopf  fyerauä  unb 
fragte,  ju  toern  tt)ir  toottten*  3CId  id)'£  erfldrt,  fagte  fte: 
„Die  jtnbjdjon  (ingfl  nid)t  met)r  l)ier,  bie  2Rutter  ift 
tot,  ber  Ältefte  ift  ©alericinfpeftor  in  Augsburg  unb 
ber  Süngfie  in  einer  ©tabt  in  Styeinbagertu"  2Bir  fragten 
nod)  mandjeä  über  bie  Älfijter,  nad)  ber  gamilie  t>on 
Stotenfyafyn6)  unb  SJrücfner7)*  2>a*  ©efid)t  ber  grau 


x)  @r  meint  tr»ol>l  bie  Ältenbura,  bie  Statine  einer  früher 
btfd)6flfcf)en  gefte  mit  fünfter  9tunbfld)t  über  ba*  granfenlanb. 

*)  Die  obere  ^fatrftrege  im  fünften  beutfd)en  ®pifcboaen> 
ftfl,  im  steinten  3af)rf)unbett  erbaut,  liegt  $toet  ÜÄinuten  füb< 
(id)  \>om  jDom. 

*)  SBefonber*  J&ol$fd)nifceret  an  ber  Orgel  t>on  Ißtlt  (Stoß. 

*>  SDWt  ad)t  guten  alten  £olareltef$,  bie  Saufe  (grifft  unb 
bie  jteben  ©aframenie  barfteHenb. 

B)  <£$  toaren  bie  95rüber  SRattenfyetmer,  f.  o.  ®.  121. 

°)  jDie  ffreiberrltdje  gamilie  oon  SRotenfyan. 

*)  SBoW  ber  1822  t  SRe^tSamoalt  Sgnas  93rü<fner, 


VIII.  fcürerfeft  in  Sttrnberg.    1828.  441 

tvat  mir  befannt,  unb  aud)  fte  fagte:  „Maren  Sie  nid)t 
einmal  mit  nod)  einem  Jßerrn  fcon  9Ründ)en  ju  93efud) 
bei  bem  J&errn  ♦  ♦  . .?  <$«  ifi  aber  fd)on  lang  tyer  (e« 
tt>aren  fünfjetjn  3al)re),  ba  tarn  id)  öfter  hinüber  unb 
befam  Silber  unb  3tid)nungen  311  feigen!"  ®o  erjagte 
fte  nod)  allerlei  t>on  ber  töngfl  »ergangenen  3eit  3*fct 
erinnerte  id)  mid)  mieber  recfyt  gut  be«  16  jfflfyrigen  frönen 
Stöberen«!  —  3m  &lofier  Maren  nur  nod)  brei  2R6nd)e, 
unb  feiner  mefyr  tum  benen,  bie  n>ir  tannten1)*  Domherr 
t)on  (Stengel  mar  ein  3al>r  ju*or  geftorben  unb  feine 
£unfifad)en,  befonber«  feine  au«gejetd)nete  ßupferfKd)' 
fammlung,  jerjircut*)«,  2>a  fyaben  mir  alfo  meiter  nie* 
manb  ntefyr  befugen  tootten,  liefen  un«  über  ben  glufl 
fahren  unb  betrachteten  nod)  einen  Seil  ber  ©tabt 
$benb«  gingen  mir  in«  Sweater,  mo  eine  ©efeHfcf)aft 
^erumaie^enber  @d)auft>ieler  —  id)  glaube  gerabe  jum 
lefetemnal  —  fpielte*  Sie  gaben  ba«  Suflfpiel:  „Sin 
2ftann  l)üft  bem  anbern"  unb  eine  Pantomime  mit  geuer* 
merk  X)ie  Seute  fpielten  gut,  unb  bie  Pantomime  tt>ar 
*orirefflid),  ba«  Sweater  «ein,  aber  friert  übel8)*    2fl« 


ber  htnftgefd)td)iltcf)  tätig  unb  mit  ben  SRattenbetmer«  mof)l 
befannt  mar* 

*)  Da«  «apiutnerflofter  burfte  1803  trofc  (Säfularffation 
metier  beftehen,  meu  biefe  feinen  ®emtnn  gebraut  fyatte;  neue 
SBrüber  mürben  ntcfyt  aufgenommen,  unb  fo  ftarb  e«  gerabe  um 
jene  3eit  au«.  3efct  ftef)t  ba  in  ber  Äapuatnerffraf  e  eine  9tea(* 
faule.  —  jDie  3>erfbnlid)f*it  eine«  3>ater«  biefe«  «lofter« 
regte  <S.  $b.  *.  ßoffmann  (f.  X  3)  m  feinen  „©ttjieren  be« 
Teufel«"  an.  —  ©ie  „@ngltfd)en  gräuletn",  gegenüber  am 
£ofynarft,  maren  au«  bemfefben  @runbe  um  jene  Seit  auf  brei 
Surücfgefommen,  burften  aber  auf  Sermenbung  be«  (Snbifdjof« 
von  ftraunberg  gerabe  bamal«,  1828,  mteber  ein  ffiQtebung«* 
tnftttut  bearünben. 

*)  Über  itjti  mar  nid)t«  )u  erfahren. 

*)  jDa«  Sweater  mar  inbeffen  ein  ftefyenbe«,  fo  oft  aucf) 
feine  Direftoren  medjfelten;  itft  berübmtefter  mar  fixt.  3gn.  0. 
golbein;  tyr  berühmterer  Opernbtrfgent  <£.  $*).  X  $off* 
mann,  bejfen  SDon  3uan  aud)  in  biefem  ©eb&ube  fpielt.  3um 


442  ftibtoig  ©mtt  (Stimm,  ©rinnerungen« 

nur  nad)  Jßaufe  tamtn,  faflen  bie  Ferren  fd)on  ju  £ifd)e, 
befonberä  ein  alter  Reffet  fal)  befiftnbig  auf  alle  @d)üjfetn 
unb  feinen  Seiler  unb  faute  unauffyfirlidf)*  Da  alle  SDHtye, 
einen  gfufyrmann  für  unfere  Sachen  3U  ftnben,  Dergeblid) 
toaren,  nahmen  tt>ir  24«  3tyril  einen  &utfd)er  unb  fuhren 
morgend  jefyn  Ul)r  weiter*  9Zad)  einer  ©tunbe  n>urben 
tt>ir  auf  einer  gdfyrc  über  ben  ÜÄatn  gefegt  unb  gelten 
in  J&atöfiabt1),  einem  Dorf  jn>ei  ©tunben  Don  Bamberg, 
ttneber  {HO  unb  (fixierten  bie  malerifdje  Dorfltrd)e.  93on 
l)ier  liegt  Bamberg  fel)r  fdj5n  mit  bem  Dom  unb  ber 
2BeifJenburg*), 

$benbö  fed^d  Ul)r  famen  nrir  in  Coburg  an  unb 
blieben  bie  dlafyt  im  ^almbaum8).  1)ai  SÖetter  n>ar 
unfreunblid),  bod)  gingen  tt>ir  überall  fyerum;  bie  Anlagen 
um*  ©d)lofi  ftnb  angenehm,  bie  ©tabt  Don  ^Bergen  ein* 
gefd)lojfen,  baä  ®d)Iofl4)  nid)t  groß,  aber  beffer  ate 
manche,  bie  n>ir  gefefyen,  mit  gotiftfjen  SBergierungetu 
Da*  3nnere  fyabcn  tt>ir  nid)t  fel)en  föroien,  in  ber  Äircfye*) 
fanben  ttrir  nid)W  Don  Sntereffe* 

Den  25.  3prtt  ftnb  nur  früt>  tt>eiter  nad)  J&ilbburg* 
Raufen«  @S  liegt  in  einem  tiefen  Äejfel  unb  nid^t  fd)fin, 
Don  ber  ©tabt,  bem  ©djlofi,  ber  @egenb  wüßte  id)  nid)te, 
toai  id)  im  ®ebäd)tm*  behalten  möchte.  3m  2Birt& 
I)au*  fragte  und  bie  l)übfd)e  Softer,  ob  tt>ir  ju  SRittag 
ejfen  wollten;  alä  e$  bejaht  würbe,  beefte  fte  aud) 
gtetd)  ben  Sifdj,  ed  bauerte  aber  nod)  beinahe  awei 
©tunben!  Draußen  regnete  eä,  auf  bem  Sifd)  lag  bie  Dorf* 


Söefud)  beiber  ift  aud)  <S.  SR.  9.  SB e ber  bort  erfd)fenen«  — 
Damal*  war  feit  $erbft  1827  bi*  $uvx  1.  üRai  1828,  wo 
übrigen*  bie  (Saifon  fdjlofL  ein  Dfrettor  ©d)  äff  er  mit  Beifall 
tätig.    Der  »erfaffer  be*  «uftfpieB  war  nid)t  au  ermitteln. 

*)  ÄaHtfabt,       ■>  @.  ©.  440,  X  1. 

•)  2helmet)r  im  „©rfinen  SBaum". 

4)  Da*  f)enoglfd)e  9teftbenafd)loi$,  bie  (Sfyrenburg,  ijt  ge# 
meint.  Die  J&erjtettuna  ber  fdj5nen  „Elten  gejte"  begann  erft 
ae^n  3ai)re  fräter.       *)  üRorifcffrdje. 


VIII.  Ztörerfejl  in  Stftrnberg.    1828«  443 

jeftung1),  in  ber@cfe  ein  paar  ftomane  mit  redjt  fd)mufeigem 
unb  »ergriffenem  (Sinbanb.  9tad)  unb  nad)  fam  bte  ©fjgefelk 
fd)aft  jufammen,  meifl  Xngefiellte  in  3ägerrßcfenr  unb  eö 
ttmrbe  &on  3agb  unb  »on  ben  9>ferben  beö  Jj^erjogä  t>on 
SReiningen*)  gefprodfyen* 

Dann  ging'*  toeiter*  Die  ©egenb  fängt  an  fcfyöner 
unb  romantifd)er  ju  tt>erbem  Auf  einem  95erg  fam  und 
ein  SRetter  entgegen  —  ali  er  unä  nal)  fam,  toar'Ä  ein 
?anb*mamt,  mit  SWamen  ttngettntter8).  3(uf  bem  2Beg 
tt>ed)feltc  nun  immer  93erg  unb  Sal,  enblid)  ging'*  bergab, 
unb  tt>ir  fal)en  SReiningen  jttnfdjen  ben  l)ol)en  Sergen 
t>or  un*  liegen:  bie  $appelaDee  n>ar  *u  (Snbe,  n>ir  fuhren 
in  bie  (Stabt  unb  fliegen  im  ,,J&fcfd)  )/  &**  Ätrdfye  gegen* 
über,  ab,  abenbS  fed^ö  U!)r«  2fai  2(benb  gingen  ttnr  nod) 
I)erum;  bie  ©tabt  Hegt  ju  fefyr  t>on  fyofyen  Sergen  ein* 
gefcfyloffert,  nur  nad)  9torbtt>efi  öffnet  ftd)  baä  Zal 

26.  XpriL  Sor  bem  Sor,  au  bem  tt>it  fyeretn* 
gefommen,  fanben  nur  ein  9J?dbd)en  &on  t>5c^ftcn^  neun 
Sauren,  t>on  auägejeidjneter  ©rf>önt>citr  eö  fam  aber  nid)t 
baju,  eö  3U  jctdfynem  borgend  befugten  n>tr  ben  ©e* 
Reimen  9tat  »on  SJaumbad)6)/  befal)en  nad)l>er  bie 
©tabt,  besiegen  ben  J&errnberg  unb  gingen  in  mehrere 
©Arten,  tt>o  ttrir  bie  erjfcn  SRacfytigatten  fd)lagen  l)5rtem 
2fbcnb*  tt>aren  tt>ir  bei  SJaumbadjS  jum  See  unb  Äbenb* 


*>  £ilbburgbaufener  „ Dorftettung  nebft  Söeftoagen."  @lfter 
3atyrgang. 

*)  J&erjog  griebricf)t>,(3ad)fen^^tlbburgt)aufenf)atte  1826 
ba$  neugebtlbete  J&eraogtum  ®.*#itenburg  erhalten  unb  feinen 
bt^f)erigen  »ejifc  an  <5.*ÜÄefntngen  abgetreten. 

*)  SBeber  J&eff.  ©taatSfalenber  noef)  Gaffeler  Bbrefjbud) 
*on  1828  (ba*  erjte)  »etft  ben  tarnen  auf. 

4)  95eftel)t  noef),  am  SKarft. 

*)  Der  üRetntngenfd)e  ®eh.  9t.  Sari  &  gr,  X  t>.  03., 
1772—1844,  war  feit  1817  verheiratet  mit  Sutfe  *on  93aum* 
badj*9tenter**)aufen  (1784—1875).  3n  ber  SRäbe  befagen  fie 
baö  ©ut  StipperSbaufen;  @nfel  be*  $aareö  t>on  feinem  Flamen 
fottie  ben  9tomen  Sojattottrtff,  t>.  88olf,  *.  3ffenborf  (eben  nod). 


444  ftibwtg  (Kmil  Stimm,  &rtanenmgeit. 

ejfeiu  80t  bem  (Sffen  würbe  nod)  ein  ®ang  im  <5d)tofc 
garten  gemacht,  bie  Jßerjogin  war  am  genfier  mit  bem 
flcinen  9>rinjen,  tt>ir  mußten  mit  $cau  t>on  SBaumbad) 
tjinemfoaunen  unb  fafyen  nun  beibe  in  bet  SWtye1)* 

Tim  27*  Xpril,  ©onntag,  würbe  btt  neun  Ut)t  ge* 
getaner,  unb  bann  bi*  efnfyalb  elf  in  bie  ©tabtfircfye  jur 
flkebigt  gegangen,  bann  jum  <$erjog«  Sin  etwa  fcierjig* 
j&Ipiger  SRofyr  führte  und  in*  Sorjimmer,  wo  tt>it  ben 
9>rftfibenten  Ätafft*)  antrafen.  Der  4?erjog  ifl  ein 
großer,  fefyr  frönet  Storni,  freunblid)  unb   angenehm. 


*)  QÄarta,  $rüueffin  t>on  Reffen,  1804—88,  Softer 
SBtlbelm*  IL  unb  auguflend,  ^aüe  1825  ftcft  mit  J&ergog 
»ernbarb  <Srt<b  greunb,  (geb.  1800,  reg.  1Ö03— 66, 1 1882) 
verheiratet  jDer  yrim  war  bet  bamai*  jwetjdbrige  jefctge 
J&eraog  ®eorg  IL  —  2)ie  $eraogin  war,  wie  tyre  Butter 
unb  ttjre  ältere  ®cbwefier  Caroline.  au<b  nacr)  182&  unb  1837 
ben  alteren  trübem  febr  gewogen  ($acob  bei  3ppel,  1,  412, 
»0  er  audj  oon  bem  t)ier  erwähnten,  bornal*  oter$ebnjdbrfgen 
©rbprinaen  Oeorg  f d)teibt :  „<$r  bat  mir  gefallen,  er  fyat  einen 
angenebmen.  t>erftanbiaen  unb  reinen  XuftbruäV)  —  XucftjBHl' 
beim  fdjretbt  00m  (Srbprinsen,  er  t>abe  tt)n  foum  (in  Berlin) 
gefeben,  ober  otel  Oute*  t>on  tl)m  gebärt,  „er  fott  fcb&ne  @aben 
oeflfcen,  unb  SorneltuS,  ber  feine  3«<bnungen,  eigne  £om> 
pofttionen,  gefeben  bat,  fagte  mir  einmal,  wenn  ber  $rfn$  eine 
ftrenge  <5<bule  burcbmacbe,  würbe  er  ein  ÄünfHer  oon  ©ebeutung 
werben."  Qppel  1,  502.)  —  ©en  beiben  $rinaefjinnen  fcbrieb 
9Biibelm  t>tel  mebr  ©etft  unb  Ztbtn  alö  ibrem  trüber,  htm  Äur* 
primen,  au.  Äud)  feien  ffe  natürlUb  unb  liebenäwürbig  (©tefg 
3,  518).  Jßenfctyel  fyat  beibe  mobetttert,  gbbttbungen  batwn 
bei  ©erlanb,  43. 

^Jriebritb  «rafft,  1777-1857,  ein  «urbeffe,  war 
wegen  Söiberltanb*  gegen  ein  tym  utuuldfjlg  erfdjetnenbe*  »er* 
langen  SBübelm*  IL  von  feinem  Amt  im  ginan$mtntfterium 
entfernt  unb  al*  ßbergertcbtSbtreftot  na<b  Warburg  oerwiefen, 
aber  burd)  SBermittelung  ber  JBer$ogfn  ein  $abr  oor  Subwtg* 
Äefutf)  in  SR.  al*  ^rdfibent  in  bie  bortige  Regierung  aufgenommen 
werben»  dt  warb  1831  SRinffter  unb  geabelt;  wegen  bienft* 
lieber  SJNfJbetttgfeften  aoger  f!rf)  1840  nad)  (Jaffel  jmtücf,  würbe 
aber  1843  wieber  nadjj  9R.  berufen,  aerftefj  ben  jbienft  wieber 
1847.  —  SRan  wtfcelte  *on  ibm,  er  fei  ein  «rafft  obne  «raft 
gewefen  (f.  SBippermann,  152,  160,  181). 


VIII.  Dfirerfeft  in  3türnberg.    1828.  445 

(£r  fragte  t>iel  Aber  Nürnberg  uttb  2Ründ)en,  aefgte  wxi 
feine  ©em&lbe  unb  fagtc  un*  mehrmals,  bafj  tote  bod) 
ja  auf  bet  Söeiterreife  fciebenftein  unb  2fltenftein  fel>en 
unb  und  feine  @em&lbefammlung  auf  bem  Ttütn  ©d)lof5 
in  ber  ©tabi  aeigen  laffen  möchten1)-  2Jon  ba  befugten 
tt>ir  bie  gamilie  «rafft  unb  blieben  bort  bt*  einfyalb 
2toei  STOtttag*  fyaben  tt>ir  bte  einljalb  fünf  geaeid)net 
unb  ftnb  nod)  nad)  «lein<3erufalem,  einem  ?anbftfc  mit 
neuen  ©ebftuben  unb  Anlagen,  bie  bem  SRimftar  &on 
Äinifc*)  gel)6rt,  faum  eine  Siertelfhtnbe  &on  bet  ©tobt 
gegangem  3E)ie  2uöftd)t  in  ba*  fd)tne,  grüne  SBiefentat 
l>at  un*  am  bcjlen  gefallen*  3Der  £  er  30  g  l)at  bem 
Äönifc  bie«  ©tücf  Sanb  geföenft,  unb  ber  l»at  mit  vieler 
SD?üt>e  ben  fieinigen  Stoben  fo  n>eit  gebracht,  baß  alle« 
im  fünften  ©rfin  fianb*  J&ätte  ber  SÄütifter  nur  @e* 
fdjmacf  gehabt,  ober  fein  9tatgeber,  fo  t>ätte  er  ettt>a* 
SBeffered  barau*  machen  fönneiu 

SSon  ba  gingen  nrir  auf  einen  93att,  tt>oju  und  bie 
freunblidje  gamttie  «rafft  »iUette  getieft  Ijatte.  2Bir 
fanben  bort  bie  ganje  l)eraoglid)e  gamilte,  bie  ^anritten 
t)on  93aumbad),  «rafft  unb  aud)  $r&uletn  &on  Oper* 


*)  Die  ®emftlbe  im  alten  ®tf)io§  (bem  älteren,  5fHtd>cn 
Seil  be*  9teflbenaftf)loffe$)  finb  befonber*  Dtieberlänber  unb 
alte  3taiiener,  barunter  efngfefole  unb  ein  Garracct. 

•)  (5l)rip.  gerb,  greil).  0.  Ädntfe,  1756-1832,  au* 
bem  Äoburgfcfyen,  ftanb  aud)  bi*  1802  in  «oburgfd)em  SDienfte, 
worauf  er  t>om  ^erjoa  atö  ®ef)etmrat  na*  ÜÄemingen  gebogen 
unb  befonberö  mit  SanbeSfultur  unb  ©artenbau  beauftragt 
wirb.  9tad)  brei  Safyren  begann  er  einen  oben  gelfenbang  — 
ob  t>om  Jperaog  ü)m  geföenft,  toeift  man  ntcfyt  mefyr  —  an* 
aubauen,  mit  aöofynbaüS,  ©efytoeiaerfyaud,  SBafferleituna  au  aer* 
fefyen,  »ad  fielen  ÜRenfcfyen  95rot  aab.  1826  ©taatemtnfjhr, 
baute  er  jid)  aud)  nod)  ein  $alai$  ttn  unteren  $onn,  lieg  fld) 
aber  auf  feinem  „Serufalem"  unter  ben  «längen  be*  (Sfyoral* 
„Serufalem,  bu  fyxfygebaute  ©tobt"  begraben.  Den  9tomen 
ber  ©ejifcung  tt>ei§  man  aud)  nid)t  mefyr  au  erfldren.  @r  {larb 
finberlod. 


446  Subtttg  Ghntt  @rimm,  (grfnnerungen. 

Raufen1),  J&ofbame  bei  ber  ^erjogin^SötttDe1),  unb 
aud)  ben  unletbltcfyen  J&errn  »on  ©pbott)8);  ed  bauerte 
bid  aefyn  Ul>r. 

STOontag,  ben  28»  2(prit,  fyaben  tt)ir  frül)  ben  ?anb* 
fd)aftdmaler  SBagner4)  befugt  —  er  ifl  ber  ©o^n  bed 
befannten  ©dfyrtftjtetterd,  ber  unier  anberem  „Die  reifenben 
SÄaler"  u.  <u  getrieben  l)at  —  unb  befal)en  feine  Silber 
unb  3tid>nungen  aud  Stalten,  bie  und  fefyr  gefallen  fyaben* 
<&x  ifi  ein  angenehmer  junger  SRann  unb  l)at  2fl>nlid)fcit 
mit  feinem  Sater,  ben  id)  freilief)  nur  aud  bem  SMlbntd 
lernte*  @r  jeigte  mir  bann  bie  ©alerte  im  ©djlofj,  u>o 
er  aud)  tt>ol>nt  unb  fein  SRaljunmer  l)at  Um  elf  Ut)r 
nahmen  tt>ir  2fbfd)ieb  »ort  ber  <$er)Ogin,  bann  machte 
Sßerner  einen  SJefudj  bei  *>•  Äintfc,  unb  id)  befal)  mir 
ben  9>arf  unb  bie  neuen  ©ebiube  barin,  in  benen  jefct 
bie  ijerjoglicfye  gamüte  tt>ol)nt6)*  ©iefer  Seil  l)at  ftdj  fo 
ju  feinem  Vorteil  toer&nbert,  bafj  id)  tl>n  je£t,  nad)  trier* 
3el)n  3al)ren,  nid)t  mefyr  tofirbe  gefannt  l)abem  SB  er  n  er 
fam  balb  ttueber  unb  aud)  bie  Familie  Don  93aumbad), 
vorauf  n>ir  btd  nad)  ein  Ityr  umhergingen  unb  bann  bei 
ber  gamilie  Ar  äfft  bad  SRtttagejfen  einnahmen«    dlaty 


x)  Gardine  t>.  €>.,  1774—1866,  aud  Gaffel,  bie  @d)ti>efter 
bed  l)efTtfd)en  ßofmarfcftattd  <5.  98.  TL  t>.  £).,  t  1841«  ±)ie 
gamtiie  gebärt  jur  altt)efftfd)en  9tttterfd)aft. 

*)  ©te  4Jer30gtn>2Rutter  toar  Sutfe  9>rinaef(ln  $uJ&oben* 
lobe^Sangenburg.  @fe  bat  für  #eraog  SBernbarb  t>on 
1803—1821  bie  »ormunbfdjaft  geführt  unb  ftarb  1837. 

•)  @r  tft  in  SReintnäen  ntebt  naebautoetfen. 

4)  Über  ben  SBater  @rnfl  98.  f.  Tlnt).  9fc.  2.  ©er  bamald 
34jäbrige  @obn  (Sari  98.,  feit  1822  Hofmaler  unb  ©alerte 
tnfoeftor  im  ©fefntngen,  1 1867,  fyatte  ffä)  1817—21  in  jDredben 
unb  ftftbetifd)  aud)  in  J&efbeiberg,  unb  bann  fünf  Safyre  auf 
Reifen  in  ber  ©d)tx>eia,  %irol  unb  3taften  gebübet  @r  malte 
unb  rabierte  Sanbfdjaften  nad)  ben  bort  gefertigten  Stiften, 
©ein  98er!  ijl  aud)  in  Änbrefen  aenefebnet. 

*)  jDie  beiben  beraogitdjen  Malaie  in  ber  $ernt)arbftr.  waren 
1821/2  erbaut,  bad  Heinere  »om  J&eraog,  bad  größere  am  <£ng< 
lifd)en  ©arten  »on  feiner  Butter  betoobnt 


VIII.  SDürerfejt  in  «Nürnberg.    1828«  447 

bem  toir  bann  im  ©arten  btt  fec^ö  Ut)r  beim  Äaffee  ge* 
feffen,  mad)tc  id)  einen  23efud)  beim  Oberfonftflorialrat 
9Ro  f  eng  eil1) ,  einem  intereffanten  SRann,  ber  mir  beim 
Äbfcfyteb  fein  lefcte*  2Berf,  „fReifebilber",  jumXnbenfen  t>er* 
cfyrte*  Dann  l>aben  tturjum  lefctenmal  bei  95aumbad)$ 
3u  9tad)t  gegejfen,  unb  atö  tt>ir  2fbfd)ieb  genommen  tyatten, 
tpobei  ber  unleiblidje  ®d)tt>äfcer  &on  ©pbott)  urieber  fciel 
t>on  ftdf>  gefprod)en,  t>ictteid^t  audj  nodj  ein  ©eflamatorium 
gegeben  l)at,  gingen  n>ir  um  elf  Ityr  nad)  J&aufe* 

Dienstag,  ben  29«  Xpril,  ttmrbe  morgend  alle* 
gepadt  unb  einem  ftufyrmann  gegeben,  unb  bei  fd)dnem, 
warmem  Söcttcr  jogen  tt>ir  jum  nddjfien  Sor  fyinauS* 
3m  legten  ©arten  fal)en  nur  in  einer  ?aube  einen  2tfd) 
ftetyen,  ber  ftd)  bei  näherer  Betrachtung  afö  ein  alter 
gotifd)er  Saufßein*)  em>ieÄ,  mit  fonberbaren  Figuren 
unb  3ieratem  2Btr  festen  und  unb  ffijjierten  ä>n,  unb 
bann  ging  eö  burd)  baÄ  fd)öne,  grüne  Söiefental,  in  bejfen 
ÜJKite  bie  SSBerra  fliegt,  aoroärte  btö  jum  n*df)ficn  Dorf 
linfd8)  auf  ber  2fnl)öl)e,  t)on  tt>o  tt>ir  bie  Umgegenb  t>on 
9J?eimngen  nod)  einmal  fasern  Sie  ©tabt  tt>ar  fdfyon 
hinter  ben  Bergen,  nur  Älein*3erufalem  u>ar  nod)  ftcf>t^ 
bar;  an  ber  Ätrcfye  unb  am  $farrl)auö  vorbei  fd)ritten 
tt>ir  balb  triebet  auf  bem  ^u^pfab  im  grünen  SBiefental* 
2Öir  famen  nod»)  an  mehreren  malerifd)en  fünften  vorbei, 
tparen  aber  balb  tt>ieber  auf  ber  ?anbjiraf$e4),  tt>o  e$ 
leiber  brücfenb  fyeifj  tt>ar.  ®in  jiemlid)  alter  SJtonn,  aber 
nod»)  gut  ju  gufj,  ein  2eüm>eber,  ttne  cä  festen,  gefeilte 

*)  griebrid)  üRofenaefl,  1773—1839,  »ar  ffirjfeber  be* 

terjogd  löern^arb  aetoefen.  ©r  gab  <£rbauungöbüdjer  unb 
cjabtongen,  aud)  Briefe  über  ben  ebenero&b«ten  (5mft 
äBagner  beraub  SDaS  *ubtt>tg  gefebenfte  93ud)  t>icg  „«Reffe* 
gefäbrten",  grffi,  3  $be.  2(ucb  über  «tebenffcin  batte  er  1826 
ein  „fJtaturgemälbe"  »erfaßt. 

*)  (5$  toar  über  biefen  nid)tö  ju  erfahren. 
•)  SBaKborf,  auf  bem  ttnfen  SBerraufer,  too  fle  tintn  gug* 
pfab  benufcten. 

4)  9ted)t*  t>on  ber  SBerra,  t>on  aBafungen  ab. 


448  ftibtoig  Cmü  ©rfoim,  Srinnenutgetu 

ftd)  ju  und  unb  erlitt  und  mandjed  aber  bie  ©egenb, 
bid  ein  leerer  SBagen  hinter  und  fyetfam  unb  um  ein 
SMlliged  und  jtuel  ©tunben  »onpfctd  mitnahm»  2)ann 
ging'd  freilief)  triebet  gu  guf}*  Salb  famen  tt>ir  an  eine 
bon  einer  9Kauer  umgebene  AapeQe,  ba  ftanb  eine  33auerd* 
frau  unb  fal)  anfyaltenb  hinüber;  n>ir  gingen  unbemerft 
ju  tf)t  unb  fafyen,  tt>ie  fte  nad)  einer  ©ruppe  t>on  9R&bd)en 
fjinblüfte,  bie  auf  bem  ftirdjfyof  bei  ben  ©räbern  be* 
fd)4ftigt  traten*  2Bir  näherten  und  unb  fliegen  auf  bie 
SÄauer,  ba  fafyen  nrir  ein  ttmnberfd)&ned  SMlb:  tvx  SRäb* 
6)ta  bon  lüftend  ftebjetyn  Sauren,  umgeben  bon  mehreren 
Heineren,  begoß  bie  33lumen  auf  einem  ©rabe*  Otptt 
und  ju  merfett,  u>ie  ed  festen,  betrachtete  fte  mit  gefenftem 
£aupt  fUD  bad  @rab,  bie  ftyftnen,  feinen  <S)efid)td)üge 
machten  aQed  nod)  anjiefyenber*  Sie  <§>d)tagfd}atten  ber 
©tabfteine,  bie  Ätnber,  bie  baneben  an  ©räbern  SHumen 
pflanzten,  bie  bUtyenben  SJlumen  unb  Ätnber  mad)tm 
aDed  )u  einem  fd)5nen,  einfachen  unb  bod)  malerifdjen 
Silbe!  SBir  to&ren  gern  nod)  lange  auf  ber  SRauer  ge* 
blieben,  aber  fte  tt)urben  und  getoatyr»  Sie  Ätnber  blieben 
jtoar,  aber  bad  ftebjefynidljrige  ging  tiefer  in  ben  Äird)l)of, 
—  2Bit  gingen  tteiter,  unb  nadj  einer  Siertelfhmbe  fallen 
tt)ir  fd)on  ttneber  ein  93ilb,  bad  t>ielleid>t  allen  auf  ber 
Steife  erblicften  t>orjujiel>en  xvax.  UM  ttrir  an  bie  äBerra* 
brüdte  famen,  bie  ju  einem  Dorf1)  hinüberführt,  flanb 
ein  9Räbd)en,  tute  ed  festen,  fed)jel>n  3al)re  alt,  an  bem 
SJrfidfengelinber,  ein  Äinb  auf  bem  Xrm,  bad  fte  in  ifyren 
SDtantel  gefüllt  3fDe  »erl)ftltniffe  ber  ©eftalt  ttaren  fo 
fd)ön,  ifyre  Stellung  fo  grajt5d,  Äugen,  STOunb  unb  alle 
@eftd)tdjüge  bon  fo  unbefd)reibltd)  fcfyönem  Xudbrucf,  baß 
ed  ftd)  gar  nid)t  fagen  läfft  @benfo  fd)ön  h>ar  aud)  bad 
breibiertel  3af>r  alte  Äinb,  bad  ftd)  an  intern  ^alfe  l)ielt 
unb  ju  und  fal),  unb  tt>enn  fte  fprad),  nmrbe  fte  nod) 
fd)6ner*    2(ld  ttrir  fragten,  tt>em  bad  fd)ßne  Äinb  gel)5re, 


l)  SBofyl  t>on  »ardtfelb  nad)  Snunelborn, 


Carl,  f  rieört^,  louis,  Dorothea  Ejaffenpfftig  unö  Jrieöeiife  (Stimm, 


^V^-^^^/' 


fwx/vwS 


^etman  <Srimm,  is^s. 
IIa*  C.  «.  «ilmm. 


VIII.  jDürerfefl  in  Stüroberg.    1828,  449 

fagte  fte,  e*  fei  tyr  eigene*,  unb  fie  fei  verheiratet  J^ier 
tt>ar  nid)t*  mefyr  ju  fomponieren,  ba*  93ilb  tt>ar  fertig1), 
bie  ©onne  tvar  über  ben  bunfelblau*violetten  9H)önbergen 
am  Unterftnfen,  fo  baf}  bereu  ©lanj  unb  ©trafen  fte 
umgaben,  ein  tvafyrer  ©olbgrunb;  bann  bie  Krümmungen 
be*  Stoffe«  in  bem  fd)önen,  grünen  2Biefental  mit  einjelnen 
l>ol)en  ©ruppen  von  93äumen,  unter  benen  Wirten  tveibeten, 
unb  red)t*  ragten  bie  l>ol)en  getfen  vom  2tttenftein  in 
bie  #öl)e;  bie  ©onne  ging  prachtvoll  unter,  bie  SKücfen 
tattitm  in  ifyren  testen  (Strahlen!  2Bir  gingen  mit  bem 
frönen  SÄarienbitb  über  bie  93rücfe  unb  fagten  il)r  2ebe* 
tt>ol)l  unb  fte  un*  glüdlicfye  Steife  unb  ttue  nur  tvetter 
nad)  bem  2tebenftein  get)en  müßten.  2Bir  blieben  aber 
bod)  nod)  flehen,  um  fie  aum  lefctenmal  ju  fefyen,  ba 
fefcte  fte  fid)  neben  ben  glu$  auf  einen  gelfen  unb  gab 
ifyrem  Äinb  ju  trinfem  ©iefe*  neue  93ilb  tt)ar  toieber 
über  bie  SWafkn  fd)ön,  unb  nrir  tverben  biefe  @rfd)eimmg 
nie  vergeffen  —  e*  festen  un*  eine  gute  SBorbebeutung 
ju  fein,  fie  beinahe  beim  ©intritt  in*  SJaterlanb2)  ju 
fefyen  unb  von  tl>r  über  ben  98eg,  ben  tt>ir  tvanbern 
wollten,  befd)ieben  ju  tt>erben!  ©0  gingen  ttrir  benn,  ba* 
93ilb  aum  lefctenmal  betrad)tenb,  weiter.  3Jor  bem  Dorf 
famen  nur  in  einen  #ol)ltt>eg,  bann  auf  eine  2fnl)öl)e, 
ba  blieben  ttur  einige  2fogenbttcfe  flehen:  ba*  Dorf  mit 
ber  SBrütfe,  tt>o  fte  geftanben,  von  ©onnenglanj  umgeben, 
alle*  tvar  fKD  um  un*,  nur  nod)  bie  Serben  fangen  auf 
ben  gelbem,  bie  fernen  Styönberge  unb  bie  von  2Rei* 
itingen  Ratten  eine  tiefblaue,  ernfiere  garbe  angenommen, 
unb  hinter  ben  fd)tt>arjen  Häuptern  von  «fcofyenflein  unb 


*)  Die  von  tym  im  JÖerbft  b.  3.  in  Gaffel  au*  bem  ©* 
bäd)tni*  gefertigte  ©fl^e  biefe*  ©übe*  liegt  ber  £anbf$rfft  ber 
Sanbe*bibttotyef  bei 

*)  $n  jener  SBegftette  berührten  fie  bie  ©renje  ber  mxn 
furfyeffifdjen  Ärei*  ©djmalfalben  ge&örenben  fleinen  (Sjflave 
•Söartyfelb. 

8nbw.  ®rimm,  Erinnerungen.  29 


450  Subtoig  Ghntl  ©rimm,  (Srtnnerungen. 

2fltenflein  fam  ber  Ware  Sollmonb  langfam  fyerauf,  bie 
2anbfd)aft  befam  ein  anbete*  ?id)t!  — 

©o  toanberten  tt>ir  toeiter,  unb  nad)  jtt>ei  ©tunben 
famen  nrir  an  ben  gfufi  t>on  2iebenfiein  unb  (ehrten  in 
einem  3Birt*l)au*  an  ber  2fttee  ein,  tt>o  e*  freilief)  nid)t 
jum  befien  n>ar*  2fber  n>ir  vergaßen  ba*  atte*  leidet  über 
ben  l)errlid)en  Zagen,  an  benen  ttrir  fo  t>tel  ©d)öne*  ge* 
fet)en  Ratten,  unb  unfere  Unterhaltung  toaren  bie  jtt>ei 
SMlber,  ba*  im  Äird)l)of  unb  ba*  auf  ber  93rücfe*  — 
2Bir  legten  un*  balb,  um  t>or  (Sonnenaufgang  auf  bem 
2tebenjiein  ju  fein* 

Um  30.  2fpril  tarn  bann  aud)  unfer  gfiljrer  früt) 
genug,  toorauf  e*  bann  gleid)  bergauf  ging«  Oben  an* 
gelangt  auf  ber  Stuine,  fafyen  ttrir  nun  manche  fd)5ne 
2(u*jtd)t,  aber  bie  verfallene  93urg  unb  beren  näd)fie  Um* 
gebung  fd)ien  un*  bod)  tt>eber  intereffant  nod)  materifd)«. 
9Kan  muß  nur  einmal  ba  gettefen  fein,  n>enn  man  in 
ber  ©egenb  gett>efen  ifi*  2Sir  entließen  unfern  gfifyrer 
unb  matten  un*  fel>r  balb  auf  ben  näd)ften  28eg  über* 
gelb  nad)  bem  2fltenfiein;  e*  fing  fdjon  an  fel)r  tt>arm 
3u  tt>erben« 

3)ort  mußte  erfi  ber  SERawx  aufgefud)t  tt>erben,  ber 
bie  ©rotte  auffd)tießt,  unb  ba*  bauerte  eine  2Setle,  fo  baß 
id)  nod)  3^it  ^ftttc,  ben  J&ofyenfiein1)  ju  fKjjierem  dhtb* 
lid)  fam  eine  grau,  bie  auffdjloß  unb  tva  paar  2atglid)ter 
anjünbete  —  e*  tt>ären  feine  gadeln  ba,  fagte  fte  —  unb 
ttrir  gingen  nun  in  ben  @i*feller,  eine  fo  fdjarfe  2uft  fam 
un*  tt>enigften*  entgegen*  ©efyr  intereffant  ift  e*  nun 
immer,  biefe  t>on  ber  9latur  erfdjaffenen  @ett>5lbe  ju  be* 
trauten*  ©ie  gefyen  fefyr  weit  unb  tief  in  ben  93erg, 
nmrbe  un*  gefagt,  unb  e*  feien  nod)  nid)t  alle  auf* 
gefunben*  „@ott  tt>eiß,  ttrie  tt>eit  biefe  ßbtym  nod) 
gefyen"2),  fagte  bie  Salglid^ttrdgerin*    SRandjmal  l)örte 

l)  ©inen  SBerg  Jjofyenftein  aibt  e*  in  ber  ©egenb  ntdjt. 
@r  meint  t»ol)l  ben  atoteäfen  geljen  ^oblenftein. 

*)  Die  1799  entoeefte,  au  ben  intereffanteften  Ülatutgebilben 


VIII.  fcürerfeft  in  3tümberg.    1828.  451 

man  SBajfer  rauften;  ttrir  famen  aud)  ju  einem  SBaffer, 
toorauf  ein  Slawen  fianb,  unb  fuhren  nun  fyerunu  5Da* 
SBaffer  ifi  bitterfalt,  aber  friftaüftar.  2)ann  famen  nur 
ttrieber  fn  eine  anbete  $öl)le,  worin  eine  SotenfHfle  tt>ar, 
unb  bie  35rad)ennefler  nahmen  fein  @nbe,  babei  eine 
Ä&lie,  bie  einem  bi*  auf  bie  Slippen  brang*  3u  ber 
J&erjogin  ©eburt*tag  tt>irb  alle*  ba  brunten  erleudjtet,  unb 
bie  Stoßt  fpieli  barin*  ©iefe  $öf)len  mögen  für  einen 
SÄineralogen  unb  SBergmann  t>on  3ntereffe  fein,  aber 
malerifd)  fann  id)'*  nid)t  fmben,  ettt>a*  red)t  ©d)auer* 
ttd>c^  I)abe  id)  ba  nid)t,  nod)  weniger  ettt>a*  ©roßarttge* 
fmben  tonnen,  aber  —  tt>enn  ttrir  gefragt  tt>ürben,  fo 
tt>aren  ttrir  bodi)  barinnen!  2fl*  ttrir  ttrieber  au*  ber  «§öl)le 
traten  in  bie  toarme  ©onne,  unier  ben  blauen  «ßimmel, 
tt>o  bie  SBäume  unb  SBlumen  in  ber  2Müte  fianben  unb 
bie  SJftgel  fangen,  ba  ttmrbe  un*  ganj  anber*  jumute! 

©in  güfyrer  ging  nun  mit  un*,  unb  ttrir  erfttegen  bie 
Seifen1),  bie  ganj  anfefynlidje  93rocfen  jtnb  unb  bie  2fu** 
ftd)t  über  bie  ganje  ©egenb  bieten«  3$on  ba  gingen  ttrir 
nad)  bem  ©d)lo£  ober  2anbl>au*,  wo  im  ©ommer  bie 
fyeraogltdfye  gamilie  tt>ol)nt  3m  J&intergrunb  fieljt  ba* 
©aftfyau*  unb  ber  neue  SRarftaJL  @*  ifi  bort  red)t  fd)ön, 
ba*  ©anje  mit  fyofyem  SÖalb  umgeben«  SBir  liefen  un* 
eine  93ierfaltfcf)ate  geben;  ba  ttrir  nod)  fed)*  bi*  ad)t 
©tunben  su  gel)en  Ratten  unb  ber  «ßimmel  aud)  anfing 
jtd)  ju  unttoöffen,  fo  fliegen  tt)ir  ttrieber  ben  93erg  fyinab 
unb  fudjten  ben  gttßpfab  nad)  SBad)  *)♦  Untertoeg*  famen 
tt)ir  an  einen  ©ee,  ber  ben  ganjen  SBorbergrunb  au*«* 
mad)te*  2(n  beffen  @nbe  blieben  tt)ir  flehen  unb  be* 
trachteten  bie  fd)öne  unb  großartige  Sanbfdfyaft    ©ie  tt>ar 


Styüringen*  gefybrenbe  <S(üd*brunner  ober  2fltenfteiner  £öf)le 
get)t  200  m  toett  in  ben  Söerg. 

*)  SBlumenforb,  Sttorgentor,  JJofylenftein. 

*)  ©ie  gingen  burd)  ben  Stftoorgrunb,  an  beffen  toeftlidjetn 
@nbe  SJtöfyca  liegt,  am©ämiger  Seicl5  vorbei  toieber  in*  SBerra* 
tal,  in  bem  ©al^ungen  liegt. 

29* 


452  Subnrfg  @mll  ®rimm,  Erinnerungen. 

tuet  in  ber  ^Jouflinfc^cn  2frt,  linfö  ber  2ttten*,  $of)en*  unb 
2iebenfiein,  ber  ȣintergrunb  bie  blaue  SWeiningenfcfye  @e# 
btrgäfette,  bie  t>on  unferm  ©tanbpunfte  au*  großartige 
formen  btlbete,  red)t$  große  93dume  —  nun  ber  2Siber* 
fcfyein  in  bem  2Bafferfpiegel!  SBir  fagtennun  ber  ©egenb 
£ebett>ol)l  unb  famen  allmäl)lid),  aud)  einmal  burd)  eine 
enge  3Balbfd)lud)t,  SBad)  näfyer*  SBteber  famen  ttrir  in 
ein  neue*  2al,  toorin  ba$  ©täbttfyen  ©atjungen  liegt 
Siele  lange  ©alinenl)dufer  fielen  ba  im  gelbe,  bie  ein 
ttribertoärttg  langweilige^  2fuäfel)en  fyabem  9iod)  er)c  n>ir 
in  baä  ©täbtcfyen  famen,  fing  eS  an  ju  regnen,  unb  ba£ 
bauerte  tt>ol)l  eine  ©tunbe*  SBir  gingen  gleid)  fyinburd) 
unb  famen  balb  in£  2al  »on  Sad)1)*  28ie  tt>tr  aber 
bort  anfamen,  tt>ar'6  fd)on  fd)ön  bunfeL  2fm  @nbe  ber 
©tabt  blieben  tt>ir  in  einem  2Sirt$l)au$,  tt>o  e$  reinlich 
unb  gut  fear,  unb  anbern  SRorgenä,  1*  2Rai,  am  ©e* 
burtötag  ber  Äurfürftin,  gingen  tt)ir  bei  Sageöanbrud) 
toeiter*  (&$  boten  ficf>  unä  ba  manche  fyerrtidje  ©teDen, 
mit  2(u*fid)ten  auf  bie  9tl)5nberge,  unb  babei  l)errlid)e£ 
SBetter*  SBor  J&ünfelb  blieben  tt>ir  auf  einer  2fnf)6l)e  ftfcen, 
unb  td)  ffijjierte  ettt>a&  Sann  gingen  fcir  in  bie  ©tabt, 
füllten  junger  unb  Surft  unb  fuhren  bann  im  SEBagen 
beä  9Q3irt*  nad)  gulb,  n>o  n>ir  in  ber  Dämmerung  am 
famen  unb  bei  Hauptmann  ÄrSfcfyet2)  logierten*  2)en 
anbern  SRorgen  (2*  SKai)  befugte  idf)  ben  Oberforjhneifier 
unb  2öilr)clm  t>on  ©d)tt>erfcell,  beibe  toaren  aber  auf 
ber  2fuerl)al)njagb*  ©o  gingen  nur  mit  Äröfd)el  bie 
©tabt  ju  befel)en  unb  befugten  ben  SRafor  ©cfyirmer8), 
bei  bem  tt>ir  aud)  mit  Hauptmann  ©pangenberg8)  jum 

*)  @$  ift  immer  ba*  2Berratal  ©ie  gingen  im  9torbtt>eften 
ber  9U)5n  aud  bem  Utfier»  in*  Baunatal,  reo  J&ünfelb  liegt;  ber 
8Beg  nad)  gulba  für>rt  bann  bie  Jjauna  aufmärt*  über  bie 
äBafferfcbeibe  in*  gulbatat 

*)  3lob.Äeinr.  Ärdfd&el,  atöOberft  im  Ärieaäbepartement 
1659  in  ben  9hri)eftanb  getreten,  ftarb  1866  in  Gaffel  3m  3afyre 
1814  toar  er  Hauptmann  im  Regiment  Äurfürft  getoefen. 

•)  ©.  9>erfonem>eQetd)nl*. 


VIII.  ©ürerfeft  in  ittüroberg,    1828.  453 

2fbenbeffen  tt>aren*  ©ie  ©d)tt>erfcell$  toaren  aud)  ben 
anbern  borgen  nod)  nid)t  t>on  ber  3agb  jurücfc  Sann 
befafyen  ttrir  bie  Atrien  unb  fanben  feine  t>on  SBebeutung* 
©er  ©om  ifi  im  ©til  ber  9}eter*Krd)e  in  9tom  unb  eine 
9tad)bilbung  beSfelben,  aber  ein  ©anbforn  gegen  ben 
römifd)en  ÄolofL  Sie  93ilber  barin  ftnb  toeniger  atö  un* 
bebeutenb,  unb  fcon  alten  gotifd)en  ©egenfiänben  l)aben 
ttnr  in  ber  ©tabt  toenig  ober  mcf)tö  gefunben*  9tad)* 
mittagä  fufyr  unä  SÄajor  ©firmer  nad)  ber  gafanerie, 
bem  ehemaligen  ©ommeraufentfyalt  ber  gürfibifd)öfe*  @ä 
ifi  ju>ei  gute  ©tunben  t>on  ber  ©tabt  entfernt  unb  guter 
SBeg  bafyuu  ©a$  ©d)lofl,  neu  angepriesen ,  ifi  im  fo* 
genannten  r&mifc^^efuitifc^en  ©til  gehalten,  aber  mit  gar 
nid)t  üblen  Serfyältniffen  unb  jiemlid)  grofj  aufgebaut, 
babei  ©taDung  unb  mehrere  «gintergebäube»  Der  tyaxt 
ifi  jiemlid)  groß,  unb  im  Ziergarten  ift  unter  anberem 
aud)  ein  9tubel  ttnlber  ©d)tt>eine,  bie  aber  jafym  getoorben 
ftnb,  fo  baß  man  ifynen  nal)c  fommen  unb  fle  füttern  farau 
9tad)bem  tt>ir  baä  alle*  befefyen,  gingen  nur  in  ein  Sieben* 
gebäube,  unb  ein  9R&bd)en  mit  einem  frönen  fatl)olifd)en 
©eftd)t  brachte  un$  Äaffee,  vorauf  ttrir  lieber  in  bie 
©tabt  fuhren*  Qann  gingen  ttrir  auf  ben  grauenberg 
unb  jum  93onifajiu$*93runnen*  ©er  2Beg  führte  bi$  oben 
t)in  unter  lauter  blül)enben  Äirfd)bäumen  t)cr.  Oben  ift 
bie  2fu$ftd)t  ganj  fyerrlid),  ttrie  aud)  beim  Älofier*  ©er 
©om  unb  ba$  ©d)lo$  im  SBorbergrunb1);  bie  ©tabt  mit 
ber  23rücfe  über  bie  ftulba,  mit  ben  fd)6nen  SBiefen  aum 
SSRittetgrunb  unb  baä  Zal  unb  bie  ©ebirge  aum  hinter* 
grunb!  3m  SJorbergrunb  müßten  ein  paar  93auern* 
mäbd)en  in  ifyrer  2rad)t  eine  ©ruppe  fiellen,  bie  t>or 
einem  S3ilb  betet,  ober  nad)  ber  Äird)e  gel)en!  ©ie  l)aben 
bort  rote  SRöcfe,  rote  ©trumpfe  unb  eine  SRüfce  auf,  reid) 
mit  ©olb  geftitft    3$on  ba  befal)en  tt>ir  bie  neuen  2fn* 


*)  SBor  bem  <5fyo%  unb  bem  ©om  fteüte  1842  SBerner 
£enf<tyel  fein  berühmte*  @rabüb  beö  SBonifajiu*  auf! 


454  Subttrig  dhnil  ©rintm,  Erinnerungen. 

lagen,  unb  id)  ging  bann  ju  ©d)tt>erfcell$,  bie  id)  aud) 
antraf  mit  mehreren  erlegten  2(uerl)4l)nem  2Me  ©inlabung, 
bei  iljnen  ju  effen  unb  mit  ifynen  in  ber  ©egenb  untrer* 
jufafyren,  fonnten  ttrir  leiber,  ba  tt)ir  am  folgenben  Sag 
tt>egmu$ten,  nid)t  mel)r  annehmen* 

28ir  fanben  eilten  9tetourtt>agen  unb  fuhren  fo  gegen 
trier  Ul)r  nadfjmittagä  (3.  3Jtoi)  tt>eg*  Der  Äutfdfoer  tt>ollte 
nod)  nad)  J&irfdjfelb1),  e$  ttmrbe  aber  ju  bunfel,  unb  fo 
festen  tt)ir  in  ber  23auernfd)enfe  eineä  ©orfeä  etm  @ä 
tt>ar  fo  falt,  baß  ttrir  unä  bie  ©tube  fyeijen  ließen* 

9Rit  Xageäanbrud)  (4.  SKai)  unb  bei  fd)5nem  SBetter 
ging'ä  tt>eiter  burd)  <£irfd)felb  unb  Stotenburg*  3n  SKor* 
fdjen  machten  ttrir  SKittag  unb  befafyen  bie  Äird)e*  2)a* 
neben  ift  nod)  ein  alter  Äreujgang9),  unb  in  ber  SWitte 
beä  <£of*$  fiel)t  eine  fel)r  alte  ©oppelftd)te*  SJon  ba 
tt>eiter  nad)  STOelfungen,  tt>o  ttrir  burd)ful)ren,  unb  fo  gegen 
fünf  Ul)r  famen  tt>tr  auf  bie  J&öljen,  tt>o  ber  #abid)ta* 
ipalb  unb  ber  J&erfuleä  jtcfytbar  ttmrben,  unb  enblid)  fcor* 
2eipjiger  Sor  unb  in  bie  ©tabt 

©0  tt>ar  benn  ber  furje,  fd)5ne  Sxaum  vorbei,  an 
ben  ttrir  nod)  lange  gebenfen  unb  ben  ttrir  gettriß  nie  t>er* 
gejfen  tt>erbem  ©0  jtfct  benn  ein  jeber  ttrieber  ju  $a\x$ 
in  feiner  ©tubenedfe  auf  feinem  alten  9>lÄ£df)en  unb  *& 
jdl)lt  benen,  bie  ettt>aä  bafcon  ttriffen  tt>ollen,  *>on  bem 
fä)5nen  ©ürerfefi!  SGBunbern  ©ie  jtd)  ja  nid>tA  baß  id) 
bie  25efd)reibung  nid)t  toeitlduftger  gemalt  fyabe,  baju 
l)atte  id)  feine  3cit,  bie  *§auptfad)en  ftnb  aber  fyter  ju 
ftnben,  unb  baö  anbcre  fönnen  tt>ir  in  ©ebanfen  ergänzen, 
95efommi  Jemanb  bieö  ju  lefen,  bem  e$  nid)t  flteßenb  ge* 


*)  JöerSfelb. 

*)  j&ie  ©entarfung  ^fltmorfdjen  umfdfytteßt  bie  Ätrdje,  Äreu^ 

Siana,  SÄefeftoriunt  unb  anbere  jefet  al$  ^Domäne  $u  lanbttrirt* 
djaftltdjen  3tt>ecfen  verpachtete  ©ebäube  be$  ehemaligen  3tftfl> 
aienfer#Ulonnenflofter6  «fjetbau  G&aibe),  gefd)id)tlicf)  erläutert  unb 
betrieben  in  2)el)n*9totf)felfer  u.  2ofe,  Söaubenfmäler  beä  9te» 
gterungäbeairft  (Saffel,  1870,  ®.  96—98. 


VIII.  ftütetfefl  in  Nürnberg.    1828.  455 

fd)rieben  ober  nid)t  genug  jured)tgefeilt  unb  ausgemalt  iji, 
bann  tfi  e$  md)t  meine  @d)ulb:  id)  t)abe  e$  nur  für 
Sßerner  unb  mid)  gefd)rieben,  um  einmal  baä  SJergeffene 
nacfoulefem  2(ud)  tt>ürbe  id)*«  nid)t  beffer  gefonnt  fyaben, 
tt>enn  ifyi  aud)  gewollt  fyätte1)* 

3n  bemfelben  3ab*e  1828  bat  Subwfg  fid)  nod)  eine  3ett* 
lang  in  bem  jefeigen  nieberbeffifdjen  ÜJtolerborf  SBfUingSbaufen 
bei  3iegenf>ain  aufgehalten,  wo  er  übrigen*  fd)on  öfter  gewefen 
war1).  S$  wobnte  bort  bie  ben  brei  trübem  nabeffebenbe 
gamille  t>on  ©cbwerfeell1),  auf  beren  ©ute  fd)on  feit  1802 
bie  ©cbulfreunbe  *>on  3acob$  Älaffenfamerab  grtebricb 
r»on  ©djwerfcell  (1784—1858)  auf  ber  Steife  t>on  unb  nacb 
Harburg  gaftlid)  aufgenommen  würben  (28iganb  bei  (Stengel 
3,  327).  2Bai)rfd)etnlicf)  bat  tyn  ber  jüngere  trüber,  2Btlbelm 
t»on  <3<bwerfceU  (1800—1872),  ben  er  in  gulba  befugt  batte 
(®.  452ff.),  auf  baä  ©ut  eingelaben.  Dort  bat  er  bie  beiben 
3eicr)nungen  gemalt,  bie  feinen  Stobierungen  9fr.  161  unb  162 
vorlagen. 

3n  biefer  trefflieben  gamtlte,  beren  #aupt  bamatö  ©eorg 
*on  ©cbwerftell  (1756—1833)  war  unb  in  ber  aud)  Sofepb 
QRaria  t>on  SÄabowife  eine  J&etmat  fanb4),  lernte  Subwig 
ben  getjfcoollen  unb  liebenswerten  ÜJtoler  ©erwarb  öon 
«Reutern  (1794—1865)  fennen,  ber  1820  jid)  mit  Sbarlotte 
t>on  ©<bwerfeell  aermäblt  batte.  2Benn  SReutern  fpäter  mit  — 
freilieb  nur  wenigen,  aber  guten  —  Stoblerungen  ber&ortrat,  bie 
er  mit  ber  linfen  £anb  fertigte,  nad)bem  ffym  bei  Selbig  ber 
rechte  2fcm  t>on  einer  Äugel  weggerijfen  war,  fo  batte  er  bamalä 
Subwig  bie  ^infübrung  in  bie  £ed)nif  biefer  Äunjt  au  verbauten« 

Meutern  bittet  ibn  in  ben  beiben  erften  feiner  $ebn 
©riefe  —  *on  1826—1828  — ,  nad)  28üttng$baufen  au  kommen, 
wo  er  t>on  ibm  befonberä  über  ba*  3**cbnen  t)on  Äöpfen  unter* 


*)  4Mer  folgen  nun  noeb  bie  tarnen  ber  etwa  87  Äünftler, 
bie  flA  in»lürnbergind2f.*jDürer^tammbucb  eingefebrieben  baben. 

*)  ©eboof  2,  9fr*  24  $eigt  e*  t>on  1826. 

•)  Die  wteber  aufgefunbenen  ©riefe  ber  älteren  ©rüber 
an  ©<bwerfcell$  werben  bemnäcbfl  tum  Dr.  ©djoof  mitgeteilt 
werben.  Ston  SBilbelm  ffnbet  pd>  aud)  noeb  ein  fd)bner  SBer* 
im  ©tammbud)  ber  gamtlte. 

4)  $aul  Raffel,  Stabowlfe  1,  11;  befonber*  aueb  ®.  151  f. 


456  2ubwtg  <$mti  Orimm,  (Erinnerungen. 

triefen  werben  Witt.  3fl$  Sefyrmetfier  gerabe  hierin  empfiehlt  et 
ü)n  aud)  2Cmalien  t)on  3u^)bttt)^cf  1834,  inbetn  er  fdjretbt: 
„Unfer  ©rtmm  iß  ber  bcftc  Stotgeber,  td)  renne  ru>d)  niemanb, 
ber  bie  Äbpfe  fo  gefd)macft>ott  gefristet  tt>ie  er/' 

3n  ber  aß  Jjanbfdjrtft  gebrudten  SebenSbejdjrelbung 
©.  t>on  SÄeutern*  if!  aud)  an  awet  ©teilen  ber  gemeinfamen 
®tubien  Meuternd  unb  Subwtg*  in  3Bitting$r)<*ufen  unb 
Gaffel  gebaut.  Söetbe  waren  bie  erften,  bie  in  ber  Jefct  fo  be* 
fannten  QJtolerfolonie  SBiaing^^aufen  geweilt  fyaben.  8ubwlg* 
®d)wälmer  $rad)tenbiiber  fyängen  nod)  im  (Schwer feellfd)en 
2Mbliotr)ef$aimmer  bafelbfl.  @r  ftanb  befonberä  Sardine  t>on 
@d)Werfeell,  fpdteren  grau  *>on  3*erfd)uer,  nat)e,  wie  bie 
erhaltenen  Briefe  bewetfen1). 

33cm  3af)t  1829  enthielt  ber  auägefdjntttene  Seil  ber  Jjanb* 
fd)rift  fld)cr(icr)  aud)  mand)e$  über  ben  2Cufentt)alt  unb  bie  Sßtig* 
feit  Subwig*  in  unb  bei  Harburg,  in  ©oflfelben  unb  2tmbne* 
bürg.  3n  SRarburg  ftüfcte  er  ftdr>  wol)l  auf  ^rofeffor  @uabe* 
blffen,  ben  lieben  greunb  SBttyelmS  befonber*,  ber  53  Briefe 
an  ©uabebtffen  gefdjrieben  bat").  SB&btenb  btefer,  neben 
betn  mtlitärtfd)en  (5raiel)er  be$  Äurprtnaen,  t>on  Söelow,  beffen 
3it)illef)ter,  in  feiner  Heimat  Reifungen  lebte,  ^atte  aud)  8ubwtg 
feine  Äinber  geaetcfynet. 

2m  6.  2tuguft  1829  t)at  er  $x  ©ofifelben  ben  trefflichen, 
aud)  Uterartfd)  fer)r  interefflerten  Pfarrer,  fpäter  ffonfiftortalrat 
unb  ©btenboftor  ber  ^bWofop^ie  3«>b.  #•  ®b^  SBang  ge* 
aetdjnet,  ben  greunb  aon  Bettina,  (Siemens  unb  GbrtfHan 
SBrentano,  grtebrid)  (Sreuaer  unb  ©aatgn^,  ber  77}&l)rtg, 
al$  Pfarrer  in  J&aina,  1851  geworben  ift  2)iefe  3eict)nung  fft 
in  bem  1908  aß  J&anbfdjrtft  gebrudten  t)übfd)en  SBudje  feinet 
ChifcW,  be$  9>rofeffor$  ber  trantfdjen  Sprachen  a»  Sbwen  SB, 
SBang  £aup,  „9>arentalta,  ©runbaüge  au  einer  @efd)ld)te  ber 
fangen",  <5.  9,  Ittyograpbifd)  wiebergegeben.  SBie  naf)  aud) 
&ang  ben  älteren  ©rübern  flanb,  beaeugen  bereu  38  Briefe  an 
tr)n  (bei  ©tengel  1,  24—123).  Ston  feinen  ©oflfelber  3eid)* 
nungen  t)at  Subwtg  bann  bie  „Drei  SRäbct)en  aud  ®."  (Ülr.  163) 
rabfett  @nbllct)  fam  e$  in  biefem  3at)r  1829  —  wa*  aud)  auf 
bem  2fu$fd)nttt  geftanben  fyaben  wirb  —  jurfftften  bem  39i&t)rfgen 


*)  ®S  finb  bie  9lrn.  7,  9,  15,  20,  22,  24,  25,  39,  40  bei 
©d)oof  2.       *)  Stengel  1,  141—260. 


IX.  3b9«  itn  £abt$t*»alb  ufto.    1830-1863.       457 

ftibtttg  unb  Sparte  ©bttner,  ber  am  9.  2foguft  1803  ge* 
bereiten  $od)ter  von  grau  9>rofejfor  Sööttner,  ber  SBejifeerin  be$ 
von  ®rimm*  bewohnten  Jjaufeä,  sunt  Serföbniö,  toobet  freiließ 
bie  SBerfyetratung  btö  aur  Erlangung  einer  feften  Sebenäftettung 
für  Subivig  ^inau^gefd^oben  warb.  Die  SButter  ber  SBraut  toar 
atvar  fefyr  toof)ü)abenb,  aber  £ubttig  mochte  fld>  triebt  von  feiner 
grau  ernähren  iajfen.  ®o  fdjrttt  man  erfl  aur  SBermdljiung,  alö 
1832  ein  2fott  lief)  für  ben  3n>eiunbvieratgiäf)rtgen  enbiid)  ge> 
funben  f>atte. 

SRarie  Södttner  tt>ar  ein  l)übfd)eö,  babei  fer>r  gute*  unb 
liebe*  SR&bd)en,  tt>ie  3BUt)  elm  föreibt  *)  (Stengel  1, 113, 408),  unb 
von  3u8*«b  auf  mit  Sötte  unb  Dortd)en  —  feit  1825  n>ar 
Dortcfyen  2Büb  mit  2Bilf)elm  verheiratet  —  eng  befreunbet. 
Die  3ö*)te  ber  SBerlobung  unb  ber  (Sfye,  bie  nur  ein  3flb*a*f)itf 
lang  gebauert  bat,  fmb  für  beibe  eine  3ett  fyofyen  ©lücfö  getoefen. 


IX.  2ftyU  im  £abt#Wn>alk  2ta|ieUung.  Beirat 
#Win#eiu    2fo*ffong.    1830—1863. 

9tad>  ber  erwähnten  Sücfe  von  27  (Seiten  fäfat  bie  2fof* 
aetd)nung  fort: 

1830,  3m  Sanuar  1830«)  aoflen  meine  SSrüber 
mit  tfyren  gamüten  (f.  oJ)  nad)  ©öttingen,  unb  bie  grau 

l)  2facf)  im  Sörtcf  an  ÜReufebacf),  bem  er  bie  9teutgfett  mit* 
teilt  (ÜB.  123),  nennt  et  fie  ein  t>übfcf>e^  gute*,  etoa*  ftttte^ 
ÜBäbrten  von  26  Safyren.  „Un$  §at  er  nicf)i$  bavon  gejagt,  btö 
aUeä  in  SRtcfctigfeit  war."  — -  2Crnim  melbet  bie  SBerlobuna  an 
©örre*  (©örreäbr.  3,  363). 

*)  Die  trüber  reiften  aber  allein  am  27.  Deaember  1829, 
unb  ben  20.  3anuar  1830  fyolte  nur  SBilfyelm  grau  unb 
Äinb  na*  ©öttfngen  ab.  Über  bie  ganje  3eit  t)at  SBtlfyeim 
ausführlich  3lrntm  end^t  (©teig  3,  591—94).  3acob  aber 
ÜKeufebacf)  (H6f.).  Anfangt  1829  ftarb  ber  Oberbtbliotyefar 
Subtotg  2*5lfel  (ber  Herausgeber  bat  in  ber  21D23.  tyn  be* 
banbelt),  unb  ba  bie  Sörüber  ben  2frd)ivbireftor  (von)  SÄommel 
an  feine  ©teile  vorrüden  unb  tyr  eigne*  moraltfdje*  9ted)t  barauf 
mißartet  fafyen,  fo  nahmen  fie  bie  burd)  $rof.  SBenetfe  ibnen 


458  Subtoig  @mtl  ©rfmm,  @rtnnerungen. 

SRutter1)  gab  mir  bercn  ?ogte  ein,  um  e$  ju  begatten, 
tt>enn  tt>ir  heirateten*  3d)  ttmrbe  ttneber  burd)  eine  fiarfe 
(Srfättung  fefyr  franf  *),  unb  bie  liebe  SWarie  pflegte  mid) 
auf  ba«  forgfamfie,  fud)te  mid)  ju  jerftreuen  unb  la*  mir 
t>or,  tponeben  bann  aud)  abtt>ed)felnb  meine  @d)tt>efter  unb 
ü)r  ®flann,  ober  greunb  £enfcf)el,  ober  Äbolf  2Ötele8), 


vermittelte  Stellung  an  ber  ©btttnger  ©ibliotbef  an,  fo  tief  aud) 
bie  Trennung  von  Gaffel  fie  fdjmerjte.  @$  toar  feine  unberedjtigte 
2CuftoalIung  be$  ©tolaeä,  bie  bie  trüber  fünbigen  lief};  aud) 
anbere  empfanben  fo.  „3Me  3urücffefcung,  bie  Sbnen  totberfabren 
iß,"  fcbrieo  tbnen  ©aotgn^,  „babe  td)  gleich,  al$  id)  fie  in 
Leitungen  laä,  auf  baä  lebbaftefte  empfunben,  unb  td)  befd)toöre 
©te,  toenn  fid)  irgenb  ein  2Beg  ju  serbeffernber  Anbetung  3b*er 
Sterbdltniffe  barbieten  follte,  tyn  ntd)t  ju  serfcbmdben"  (©teig 
3,  586).  Jfof  einen  tum  bober  ©teile  auägebenben  SBerfud),  bie 
©ruber  bod)  nod)  a^wü^Pbalten,  bejiebt  ficb  Sacob*  ©rief  an 
garnier  im  2(nbang  (f.  aud)  Sacob  an  Sföeufebad),  116 f.). 
Sacob  tourbe  orbentL  9>rofef[br  unb  ©ibliotbef  ar,  SÖtlbelm 
Unterbibltotbefar,  aunddjft  augerorbentL,  bann  orbentL  ^rofeffor, 
beibe  aufammen  erhielten  1500  Saler  ©ebalt  unb  100  Safer  Steife* 
foften.  „Die  Saffeler  Sabre,"  fagt  aber  Sacob  einmal,  „toaren 
bie  glüdllcbften  unfere*  Sebenä,  in  folcber  Stube  ergrünte  unfer 
$erj  tote  auf  einer  2lue."  S$  bauerte  längere  3ett,  btö  fie  ftd) 
in  ©btttngen  elngetoöbnten.        l)  ©ottner. 

*)  Überbaupt  ift  mit  junebmenben  Sabren  feine  ©efunbbeit 
fd)tt>äd)er  ftatt  fefter  geworben.  ©letd)toof)l  ließ  ibm  fein  3frjt 
Dr.  garnier  nad)  ber  ©itte  ber  3eit  idbrlt*  atoeimal  jur  2lber! 
2Cm  4.  QBära  fcbreibt  SBilbelm  an  tfrntm  (<5tetg  3,  594),  Soul* 
leibe  nod)  siel  unb  bepnbe  ficb  ta  bebenflicber  Sage,  fönne  obne 
©d)meraen,  ©tfcbe  unb  Jjuften  fein  SBort  reben. 

•)  2Cbolf  SBtele,  geb.  au  Olbenburg  1793,  t  19.  (Sept. 
1845,  ift  feit  1822  im  furfürftlicben  $beaterord)efter  nacbautoetfen, 
»ar  erfter  ©eiger,  neben  SKorife  Hauptmann  unb  $nton  ©ott, 
unb  fpäter  flonaertmeifter.  S.  ©pobr,  feit  1822  ÄopeUmetfter, 
nennt  ibn  (©elbftbiogr.  2,  155  u.  o.)  unter  ben  auSgeaetcbnetften 
SÄttgltebern  berÄopelle.  8ubtt>tg  trat  er  nafye  burd)  feine  23er* 
mdblung  mit  3ob.  ©bttner,  ber  jüngeren  ©djioefter  son  ?ub* 
toigd  grau  (beren  altere  <5d)tt>efter  SBilbelmine  batte  ben 
ftammerrat  Stieb  1  geheiratet).  Sladg  beren  fd)on  nad)  einigen 
SBocben  erfolgtem  $obe  beiratete  er  «uifegrieberife,  $ocbter 
bed  tfaufmannö  @cbotten;  aud)  biefe  (5f)e  roax  finbertoö. 


IX  3*9K  im  $abtd)t*»alb  ufto.    1830-1863.       459 

ober  Hauptmann  ©cfyulj1)  t>on  bcr  3&gergarbe  unb 
3*  25ücf  ing,  meine  alten  Äriegäfameraben,  ju  mir  famen. 
©egen  @nbe  SRdrj,  at£  bie  wärmeren  Sage  famen,  würbe 
e$  tt)ieber  gut  mit  mir,  bie  ©onne  fd)ien  in  meine  ©tube, 
unb  id)  I)6rte  au*  bem  genfier  bie  2fmfefo  unb  bie  93ud)* 
jtnfen  unb  bie  Dielen  anbern  SBögel  mit  fjreube  ben  gMU)* 
Kng  aerfflnbtgen*  Unb  bie  liebe  ÜÄarie  war  fo  Reiter 
unb  fröl)Hrf>  unb  faf)  fo  blüfyenb  au$,  unb  wir  gingen 
{eben  Sag  in  ben  93erggarten*  2(ud)  bie  grau  t>on 
3ut)bttt)t)cf  mit  9)?ald)cn  unb  bie  Anna  $a£tf)aufen 
Waren  fyterfyergejogen*),  unb  tt)ir  fasert  un$  oft. 

3m  3uli  reifte  aber  nun  grau  ^Jrofeffor  S3öttner 
in*  ©d)langenbab,  unb  bie  SÄarie  mußte  fte  begleiten; 
unb  ba  ber  2(rjt  fyaben  wollte,  id)  foDe  t)&uftg  Sanbpartten 
machen,  fo  fit^r  id)  mit  meinem  gxeunb,  bem  Oberfiafl* 
metfier  t>on  SRaBburg*),  nad)  2Bill)elm$l)öl)e,  flieg  gegen 
2(benb  jum  »ßerfuleä,  tief  mir  mein  9*äcfd)en  nachbringen 
unb  logierte  nud)  beim  OftogonfafteHan  ©untrer  ein, 
ber  eine  Heine  SBirtfcfyaft  ba  fyatte*  3cf>  fyatte  ba  ein 
Heine*  ©tflbd)en,  tt)o  id)  bei  fd)led)tem  SBBetter  l)dtte  jeid)nen 
fönnen*  3rf)  war  aber  meifi  ben  ganjen  Sag  im  SBalb* 
@£  war  reijenb  ba  oben.  Sagelang  war  id)  im  2fl)ne* 
graben,  einer  engen  ©d)lud)t,  worin  baä  tt>ilbe  93ergwaffer 
Heine  unb  große  äöafferfätte  gebübet  t>attc.    2CUe*  ift  ba 

*)  45  einriß  $br.  ©cfi.,  aW  Oberftleutnant  be$  Säger* 
batatKonö  im  3at)re  1850  penfiomert,  ftarb  77  jährig  am  11. 2fpril 
1868  m  Gaffel    1814  ftanb  er  im  Regiment  Sanbgraf  <5arL 

*)  3m  Sfbreftbud)  fielen  fic  aber  nicbt;  if>r  trüber  SQerner 
*on  6.  lebte  aber  1840  in  (Saffel  (3ppei  1,  379). 

s)  2BtH).  Otto  0.  b.9Bal$burg,  1780—1857,  war,  »eil 
er  (faft  unwtflfürttd))  StörnbergS  2Cufftanb$oerfud)  angejeigt 
batte,  tton  3eröme  $um  (Sbrenftattmeifter  ernannt  unb  1812  mm 
©rafen  gemacht  worben  (SBippermann  49).  @r  war  fo  umadtft 
bem  aurudgefebrten  ^urfürjten  oerb&djtig,  würbe  fogar  1815  »er* 
fyaftet  unb  nad)  feiner  Befreiung  (burd)  feinen  Otyim  ©eneral 
oon  ©otyr)  wentgftenS  auf  ferne  ©üter  »erbannt  unb  unter 
$uffid)t  gepeilt,  aber  SBtlbelm  IL  batte  tyn  aum  Äammerfyernt 
unb  OberfiaKmeifier  ernannt. 


460  £ub»fg  @mtt  ©rimm,  ©rbmerungen. 

btd)t  }ugen>ad)fen,  3fM)dnge,  gelfenmaffen,  überfponnen  t>on 
®feu,  Brombeeren  unb  2eufel*att>irn  —  überall  2Batb* 
blumen,  bie  üppig  au*  ben  gel*rifcen  blühten,  manchmal 
fed)*  bi*  ad^i  ©tengel  au*  einem  get*fpalt  l)ermgett>ad)fen, 
unb  im  ©ebüfd)  aerfteeft  mand)  Ijübfc^ed  SBogelnejH  3fn 
mannen  ©teilen  n>ar  e*  t>or  all  bem  2Bad)*tum  ganj 
bnnfeL  2Benn  id)  ba  fhtnbenlang  jeid)nete:  tt>ie  tt>ar  e* 
ba  fo  mutterfKH  um  mid),  fein  SSIatt  regte  jtd),  nur  ba* 
fc^n>acf)c  ÜÄurmeln  ber  SBafferfälle  unb  ben  ©efang  ber 
936gel  fyörte  man,  bann  unb  tt>ann  {log  ein  Ääfer  an  mir 
vorüber  ober  eine  Rummel  mit  tyrer  S3afijiimme  umflog 
mir  ein  paarmal  ben  Äopf1)*  SRefyrmal*  famen  «£irfd)e 
unb  Stefye,  bie  it)ren  Surft  lösten,  unb  einmal  tonnte 
id)  aud)  einen  Qfad)*  beobachten:  tri)  faß  auf  einem  2Roo** 
fiein,  ringsum  n>ar  alle*  jugett>ad)fen,  ba  fal)  id),  bafj  fid) 
ba*  l)ol)e  9Balbgra*  bewegte  —  gxeunb  Steinefe  fam 
fyeran,  id)  l)örte  il)n  äd)jen,  aber  er  fonnte  mid)  nid)t  be* 
merfem  2Bie  er  an*  flare  SBaffer  fam,  fal)  er  fid)  pfiffig 
um,  bann  fhreefte  er  bie  3unge  lang  l)erau*,  defote  fe^r 
fd)neQ  unb  fing  tüchtig  an  ju  faufen;  bann  fal)  er  fid) 
wteber  um,  leefte  fid)  ben  SÄunb  ab,  btfj  fid)  am  SÄütfen, 
fragte  fid)  hinter  bem  Ofyr  —  bie  glöfye  mochten  ü>n 
peinigen  —  unb  ging  bann  fefyr  Iangfam  in*  SBaffer  unb 
fefcte  fid)  immer  tiefer,  M*  nur  ber  Äopf  l)erau*fal)!  SBie 
er  fo  eine  3*itlang  fid)  tt>a*  gugut  getan  fyatte  —  er  breite 
babei  ben  Äopf  nad)  allen  ©eiten,  ftne  e*  festen,  au* 
lauter  2Sol)tbel)agen  — ,  fprang  er  auf  einen  Stein, 
fd)üttelte  fid)  ein  paarmal  tüdjtig  unb  fing  an,  fid)  l)ier 
unb  ba  gu  leefem  2(uf  einmal  aber  tat  er  einen  grofjen 
©afc  an*  Ufer,  fam  aber  babei  bod)  mit  ben  $t>zi  J&inter* 
laufen  unb  ber  Stute  ettt>a*  in*  SBaffer,  unb  tt>ar  im  9hi 
t>erfd)tt>unben  —  er  mußte  mid)  bemerft  ober  SBinb  be* 
tommen  fyaben! 


*)  £>od)  ifl  bie  SRabferung  Rummel  unb  SDtoifäfer"  (Str. 
203)  fdjon  fcon  1817  unb  ba*  Sroffelncft  (9tr.  201)  t>on  1847. 


IX.  3b$a  im  J&abtcbt*ttalb  ufto.    1830-1863.       461 

Sefud)  mochte  feiten  bafyinauf  fommen,  n>enigfien* 
bie  jefyn  bt*  jn>5lf  Sage,  bie  id)  ba  oben  toar,  traf  id) 
niemanb  al*  allenfalls  einen  Säger  ober  bie  ßfifyneröer* 
tdufer  fcon  @I)len,  bie  ba  ausruhten  unb  it)t  95ter  ober 
einen  ©d)nap*  tranfem  3d)  fefcte  mid)  oft  abenb*  mit 
ber  pfeife  in  bie  ©tube,  tt>o  bie  2eute  toarern  ©er  alte 
©untrer,  ber  feinen  ©tummel  ben  ganjen Sag  im  SÄunbe 
fyatte,  führte  nun  ba*  SÖort!  @r  fal)  red)t  au*  tt)ie  ein 
alter  ©arbifi,  trug  nod)  feinen  3opf,  t)atte  einen  abge* 
fd)abten  bunfelbtouen  9tod  mit  altem  roten  fragen  an 
unb  log  nun  ben  beuten  ©efd)id)ten  t>or,  bie  mitunter 
gar  nid)t  übel  Barett. 

2)ie  Seute  taten  aHe*  ju  meiner  9iequemlid)feit,  e* 
fehlte  mir  alfo  ba  oben  in  ber  frifd)en  frönen  2uft  an 
gar  nid)t*,  unb  immer  tt>ar  ba*  fyeiterfie  Sßetter,  unb  oft 
3U  tt>arnu  SSriefe  t>on  ber  lieben  SWarie  fyatte  id)  fdjon 
mehrere  au*  ©d)langenbab  befommen,  fte  toar  toit  aud) 
bie  SWutter  gottlob!  tt)ol)L 

Tim  28.  3uli  18301)  n>ar  e*  fefyr  l>eifle*  SBetter  ge* 


l)  3ef)n  Sage  oorber  toar  SBtlbelm  II.  —  ungern  —  nacb 
SBien  gefahren,  um  bie  ©tanbe*erbobung  ber  ®rdfin  bei 
SSttetternia)  m  betreiben,  blieb  aber  nur  einen  Sag  —  gerabe 
jenen  28.  3uft  —  bort,  »eil  biefer  ttym  au*getotd)en  n>ar.  3n 
Äarl*bab,  too  er  bie  SReicbenbad)  toieber  traf,  SÄetterntd) 
aber  toieber  nid)t,  erlitt  er  am  12. 2luguft  einen  beftigen  ©d)lag* 
anfaH,  toie  man  fagte  (©pobr,  ©elbftbiogr.  2,  180),  infolge 
banbgretflicber  ©treittgfetten  mit  ber  ©räftn.  Äuffattenb  rafcb 
gebeffert,  febrte  er  bod)  am  12.  (September  nacb  Saffel  aurücf, 
loo  er  am  15.  bie  Sterfaffung  getodbrte  (f.  Subtotg*  Sitbograpbte 
9fc.  3).  2(1*  aud)  bie  ©rdfin  am  9.  Sanuar  1831  nacb  WU 
beltn*bbb*  jurücffebrte,  eratoang  ber  #olf*umoille  am  11.  ihre 
glucbt,  tt>a*  3«cob  „erbebenb"  fanb  (j$rb*br.  132);  am  10.  ÜBära 
folgte  tt)r  ber  Äurfürft,  um  (Sajfel  nie  toteberjufeben.  — 
2Btlbelm  fam  @nbe  (September  1830  aud)  nad)  Gaffel  unb 
erlebte  ba  aufgeregte  ©traflenauftrttte,  bie  er  am  20.  £)e*ember 
tfrntm  fd)tlbert  (©teta  3,  617).  @r  batte  aueb  eine  längere 
Unterrebung  mit  bem  Äurprinaen,  ben  er  einige  3«bre  lang, 
„frettieb  mit  geringem  Erfolge",  in  ©efd)td)te  unterriebtet  batte. 
Dabei  jeigte  biefer,  „fd)on  au*  Oppofltton  gegen  feinen  SBater", 


462  Subtoig  (Snttt  ©rimm,  Erinnerungen. 

ttefem  3d)  mad)te  mir  abenb*  eine  pfeife  an  unb  ging 
an  ben  J&erfuleä»  2>a  faß  ber  alte  ©untrer  mit  feinet 
pfeife  unb  fal)  in  bie  grofle  @bene*  @*  tt>ar  etnfyalb 
jet)n  Ut)r,  unb  ber  SBottmonb  ftanb  am  J&tmmeL  @*  n>ar 
be$  Äurfürften  ©eburWtag,  red)t*  unb  linf*  fKegen  bie 
SRafeten  bei  Gaffel  in  bie  J$5l)e,  geuemerf  fal)  man  unb 
illuminierte  @d)tffe  auf  ber  gulba  fahren.  2>er  ÄurfÜrft 
toax  mit  ber  9tetd)enbad)  in  3Bien,  n>o  jie  ftdf>  fyatte 
hotten  jur  gürfKn  machen  lajfem  SJefanntlid)  tt>urbe 
aber  nid)t*  barauö,  unb  balb  fam  bie  SRad)rid)t,  baft  er 
in  Sarläbab  fo  fet)r  franf  fei  2Me  9teid)enbad)  tarn 
nid)t  mefyr  nad)  (SajfeL 

@*  tt>ar  einem  bann  fpftter  eine  tt>al>re  2Bol)ltat, 
baf}  man  bie  9teid)enbad)  unb  il)re  brutale  Umgebung 
nid)t  met)r  ju  fefyen  befanu  ©ie  fyatte  nod)  ifyre  2Bol)* 
nung  leeren  laffen,  unb  in  großen  gxad)ttt>agen  nmrben 
il)r  bie  ©ad)en  nachgefahren  *)♦  20fe  ü)t*  Anhänger  unb 
©finftlinge  t>erfrod)en  ftcf>  unb  t>erfd)tt)anben  gar  nad) 
unb  nad)  —  ba*  tt>ar  bann  ba*  @nbe  t>om  2ieb!  — 

©er  alte  ©untrer  erjäfylte  mir  au*  feinen  gelb* 
jügen,  b*  t).  au*  ber  Äaferne  auf  bie  9>arabe,  t>on  ber 
9>arabe  auf  bie  ©d)lofht>ad)t,  t>on  ber  ©d)loffti)ad)t  auf 
bie  2Biß)elm$f)&f)er  2Bad)t,  t>on  feinem  3opf,  9>uber,  feinen 
©amafdjen  unb  Kommißbrot,  unb  ganj  ftolj  fagte  er: 
„©o  fd)6n,  nrie  unfere  ©arbe  n>ar,  gibt'*  fein  SRtlttär 
mel)r!"  ©abei  mar  er  fo  fieif,  bafl  er  faum  auffielen 
fonnie!  — 

fitf)  mit  ber  Haltung  be*  Soße*  nid)t  unjufrieben  (baf.  618), 
über  bie  3Bi Ifyelm  fid)  anerfennenb  gedußert  Dattel  —  3n  bem 
balb  barauf  toegen  ber  Stermäfylung  be*  Äurprinjen  mit  ber 
geriebenen  JJrau  Seemann,  fpdteren  gfirftfn  \>on  J$anau, 
eingetretenen  3**>ift  beäfelben  mit  feiner  Sfcuiter  flehen  bie 
Vorüber  roieber  ganj  auf  fetten  ber  festeren. 

*)  3n  ber  9tad)t  aom  10.  Äuguft  fyolte  if>r  Söruber  if>te 
»inber  unb  tyre  Äojtbarfeiten  Ijeimlid)  au*  (Saffel  ab.  3^t 
überhaupt  au*  bem  toenig  reiben  Äurfyejfen  „gerettete*"  SBer# 
mdgen  tourbe  aon  beuten,  bie  e*  »iffen  tonnten,  auf  16  üBüt 
Safer  gefdjdfct! 


IX.  3tyU  im  ßabid&tttoalb  ufto.    1830—1863.      463 

SRerftofirbig  toax  eä  ba  oben  fn  ber  ftttten,  »armen 
dlad)t  (Sine  folcf)  unglaubliche  9Renge  t>on  gflebermdufen, 
SRad)teulen,  Äduacfyen,  Käfern  unb  (Schmetterlingen  t)ab 
id)  in  meinem  ?eben  nirf)t  gefefyen!  &aö  Steufeföaeug  flog 
einem  beinahe  auf  ben  Äopf*  2Bir  blieben  big  tief  in 
bie  9tad)t  ftfeen,  in  ber  9tod)t,  n>o  fo  trieleö  vorging,  too 
fEe  in  9>ari$  öuf  Job  unb  2eben  miteinanber  fdmpften  *), 
tt>o  ber  &ßnig  weggejagt  ttmrbe,  n>o  burd)  bie  Äranffyeit 
be$  Äurfürjten  J&cffcn  eine  anbere  ©eftalt  befam,  tt>o 
e$  in  ber  ganaen  SBelt  anfing  ju  gdren  —  tt>a$  barauS 
nun  ©uteä  ober  93öfe$  entfielt,  tt)irb  bie  3ufanft  lehren! 
9tod)bem  id)  bei  immer  fd)önem  SBetter  eine  Steige  t>on 
Sagen  ba  oben  augebrad)t,  t>tcl  gqetcfynet  unb  mtd)  red)t 
tt>ol)l  befunben  fyatte,  befam  id)  einen  95rief  *>on  ber 
9Rarie,  tt>orin  fie  mid)  bat,  mit  ndd)fter  9>oft  au  fommen 
unb  fic  abautyolen»  <3o  bcfat)  id)  mir  bie  2(u$jid)ten  nod) 
einmal,  auf  ben  ©ftrnberg,  ben  93rocfen,  ben  SReiäner, 
beaat)Ite  meine  unglaublich  geringe  3*d)e,  nat)m  2Cbfrf>ieb 
t>on  ber  gamilic  ©fintier,  t>on  berief  rät  jemanb  ttrieber* 
gefefyen  fyabe,  unb  ging  nad)  Safiel  aurücf* 

©inen  großen  ©enuß  fyabe  id)  fcergeffen  au  fagen, 
ben  id)  anfangt  3uli  (1830)  I>atte:  e$  ttwr  ^aganini2), 


*)  Die  Unruhe  begann  am  27.,  ber  ©trafjenfampf  toar  am 
28.  unb  29.  3uli  Äarl  X.  »erlieg  3>ari*  am  31.  unb  banfte 
am  2.  Xuguft  ab. 

*)  2)ie  Äonaerte  im  Sweater  fanben  am  15.  unb  30.  STOai 
ftott.  @r  war  aber  eine  SBod&e  lang  in  (Saffel,  bit  $xm  1.  3«ni 
ghrogramme  in  ber  (Saffel.  Mg.  3*g.  beiber  Sage.  „£>er  3«* 
brang  toar  fo  groß,  baf}  ba$  Ordjefter  au  ©ifcpldften  für  bie 
3uf)5rer  umgetoanbelt  tourbe,  benn  jeber  toottte  ben  gefpenftigen 
©eigenfünjtier,  über  ben  bie  tottftat  SRärdjen  in  Umlauf  toaren. 
fefjen  unb  fein  ©piel  auf  ber  G*<5aite  auf  fid)  totrfen  lajTen/' 
(Söenefe,  @efd).  b.  £oftyeater$  a-  6.,  ®.  60.)  —  9iarf)  bem  erften 
Äonaert  fytt  $f)tlippine  @ngelf)arb,  geb.  (Satterer,  bie 
befamtte,  aud)  ben  SSrübern  befreunbete,  toenn  aud)  manchmal 
fpfcttifö  t)on  tynen  befprod&ene  Gaffeier  Dichterin,  ü)n  ange* 
bietet.  —  9lid)t  oijne  Snterejfe  ift  für  bie  beiben  ffonaerte  be$ 
JJejenmeijterd  ba$  Urteil  beä  2tttmeifter$  auf  bemfelben  3nfhru* 


464  fttbtoig  @mil  ®rimm,  Erinnerungen. 

ber  l)ter  auf  feiner  SBunbertrfoKne  fpielte.  2>ie  merf* 
tt>ürbig{le,  geifterfyaftefle  <£rfd)einung,  blajj  t>on  2(ngejtd)t/ 
fd)tt>arje,  t)erunterl)ängenbe,  lange  J^aare^  fcorgebücften 
Äopf,  fd)tt>arae,  tiefltegenbe,  blifeenbe  3lugen,  ber  ganje 
STOenfd)  fo  mager,  baß  ifyn  ber  Sßtnb  tt>egtt>el>en  fonnie, 
fo  erfcfyetnt  er  mit  feinem  Keinen  fyöljernen  3njtrument, 
in  bem  eine  Söelt  *>ott  l)tmmlifd)er  SRuftf  t>erfd>Ioffen 
liegt/  bid  er  ben  Sogen  ergreift!  3*fet  n>irb  nad)  unb 
nad)  aUe^  lebenbig,  unglaubliche  Stftne  t)5rt  man,  balb 
brauft  unb  ftürmt  atteä,  man  glaubt,  bie  «@5He  tue  ifyren 
©d)lunb  auf.  Sann  legt  ftd)  ber  ©türm,  bie  ftlbernen 
Söolfen  jtetyen  am  Fimmel,  unb  bie  (Sonne  gel)t  gotben 
am  ^orijont  auf/  Gelobten,  afö  n>emt  bie  (Sngel  am 
fingen  ju  fingen  —  id)  fann  fo  ettoaS  nid)t  befcfyretben! 
SDiefer  Oeift  l>at  einen  großen  ©tnbruef  auf  mid)  gemalt, 
id)  l)ab  fein  ©piel  nie  fcergejfem  ©pofyr  mag  reget 
rechter  fptelen  unb  mel)r  Riffen,  bie  gxanjofen  toofyl  nod) 
mefyr  gertigfeit  fyaben  —  aber  e$  ergreift  feiner  fo  bie 
(Seele!    ^aganini  faß  mir  aud),  unb  id)  fyabe  eine  fer)r 


mente,  be*  (SajTeler  £offapellmeitier$  (1822— 57)  2oui$  ©pohr, 
ber  3>aganiniö  Söefucfy  jtoar  1816  in  SBenebig  erhielt,  tyn  aber 
nid)t  l)atte  bewegen  fbnnen,  it)m  ettoaä  oonufoielen,  bagegen 
für  fein  ©piel  oon  tym  belobt  toorben  toar  Cseloftbiogr.  299  bW 
302).  3n  oierjäfyrtger  ©efangenfdjaft,  bie  er,  toie  man  allgemein 
in  Italien  en&blte,  toegen  ©rbroffelung  feiner  grau  oerbüßte, 
fei  er  ber  Äunftler  getoorben.  „3$  b&rte  ff)tt  mit  1)5 Aftern 
Sntereffe  an*  ©eine  linfe  J&anb,  fotote  bie  immer  reine  3nto* 
nation  fdjlenen  mir  betounberungStofirbig.  3n  feinen  Äompo* 
Prionen  unb  feinem  Vortrage  fanb  ieft  aber  eine  fonberbare 
SDttföung  oon  f)6cf)fl  ©enialem  unb  £inbif^©efc^ma(flofem, 
tooburefe  man  fiefy  abtoed&felnb  angezogen  unb  abgeflogen  füllte, 
toeäfyalb  ber  Sotaleinbrucf  nad)  öfterem  ßören  für  mi*  nidht 
befriebigenb  toar.  X)a  feine  2Cntoefenf)eit  gerabe  auf  baä  yftogft* 
feft  fleL  fo  nafym  tdf)  tyn  am  jtoeiten  9>flngfrtaa  (31.  SRai)  mit 
nad)  2Öitt)elm$b&l)e/  *oo  er  mittag*  mein  @a]t  toar  unb  fld) 
fet>r  beiter,  ja  felbftaudgelajfen  geigte."  —  2>er  ©eiger  2fl  SRolla 
(t  1841)  djaraftertfterte  beibe  fo,  baß  ^aganini  fpiele  toie  ein 
Teufel,  <3pol)r  toie  ein  (Srngel. 


die  mens  Brentano,  {837, 


/V'>{^»™j 


Settina  Don  Hrnitn,  geb.  Brentano,  wb. 

ttn*  C.  «.  «linim, 


IX.  3bt>a  im  £abtd)t*tt>alb  ufto.    1830-1863.       465 

fttynlutye  3eicf)nung  t>on  tl)m  gemacht,  auf  bie  er  nadlet 
felbft  fernen  9tamen  gefd)rieben  fyat1)* 

golgt  «ütfe  aon  ac^t  Seiten. 

5Bteffetd)t  t)at  Subtotg  f)ter  erjagt  t>on  ber  Bubtena  bet 
ßaffelet  ©ürger'Aborbnung  beim  Äurfftrften  am  15.  September 
1830,  oon  ber  er  bie  große  Stetnaetdjnung  gemacht  bot,  bie  ft<b 
beute  ttod)  in  manchen  (>efflfcf>en  gamilten  flnbet  (dir.  3).  Arn 
30.  September  1831  übernahm  Äurprtna  griebrief)  SBtlbelm 
aunddjft  atö  SBttregent  bie  Regierung  anftatt  feinet  SBatetö. 
Diefer  lebte  bt$  au  feinem  $obe  1847  —  nad)  bem  Ableben  ber 
Jhtrfürftin  Bugufte  (1841)  nodj  mit  ber  ©rdffo  9tetd)enbad) 
(unb  nad)  beren  $obe,  1843,  mit  Caroline  t>.  Sergen,  geb. 
t>.  Söerlepfd))  fcermdbft,  in  granffurt,  otyne  fid)  nod)  um  Reffen 
au  fftmmern. 

Unter  bem  SJtttregenten  gab  eä  in  bem  erftarrten  unb  ge* 
(dornten  Äurftaat  ettoa*  neue*  %tbm,  unb  aurf)  ber  JCfabemte 
ber  fünfte  fottte  auf  Antrag  ber  Stdnbe  ein  folcfjc^  eingeflößt 
»erben.  So  fam  au<b  Subtoig  enblid)  mit  &n>eiunb»terfttg 
Sauren  aum  3^el  einer  ftaatlidjen  Aufteilung. 

„1832,  ben  21.  2tpril,  befam  icfy  mein  3foftettungS* 
reffript  aW  2el>rer  unb  9>rofeffor  bei  ber  2ffabenrie  ber 
Sftlbenben  fünfte  in  ßaffel,  unb  jugleid)  n>urbe  aud) 
mein  Heber  greunb  SB  er  n er  £*nfd)el  aW  9>rofejfor 
ber  93ilbl)auerfunfl  angefteflt   Sie  SBefolbung  tt>ar  bret* 


*)  „ÜBufif  entbehre  idj  Wer  fdjmeralid),"  fdjretbt  ber  nad) 
©bttingen  übergefiebelte  SBtlbelm  an  gr.  t>.  SJerfdjuer. 
(Sdjoof  2,  9lr.  40,  23.  3ull  1830.)  9lur  $aganini  b<*b  icb 
bier  g«)brt.  Der  SRenfd)  mit  feinen  langen,  aottigen,  um  ba* 
blaffe  ©eftd)t  toilb  bdngenben  paaren,  mit  feinem  dngftltdjen 
unb  unbeimlld)en,  geijtretdjen,  anatebenben  unb  abftofjenben 
2fo$brud  flebt  auö  toie  ein  ßegenmeifter  unb  tft  eä  aud)  mit 
feinem  tollen  unb  bod)  toieber  unbefdjretblid)  rüfyrenben  unb 
ergreif enben  Spiel . . .  SDtetn  ©ruber  Soutä,  ber  ein  etaeneä 
Sntereffe  an  bem  SDfanne  genommen  unb  feine  ©efanntfdjaft 
gemalt  f)at,  bat  ihn  baau  gebracht,  ibm  au  fiften.  £)b  e*  nun 
toabr  fft,  er  hat  aber  gerufen:  „£>a$  tft  bo*  einmal  dbnttd)!" 
unb  bat  aur  fcefrdfttgung  felbft  barunter  gef trieben:  „SUcolo 
9>aganint."  —  Die  beiben  9cabierungen  Subtotgä  aon  %  f. 
9fc.  74  unb  75. 

8ubtv.  @rimwt  Erinnerungen,  30 


/ 


466  2ubn>ig  @mil  Gbximm,  Erinnerungen. 

fyunbert  3teid)$taler  —  im  3<rf)te  1846  befam  td)  fyunbert 
Zakx  3ulage  — ,  genrifi  fcl>r  toenig,  aber  id)  I>atte  aud) 
nur  ©onnabenbä  unb  9Rttttt>od)$  t>on  etnS  bii  t>ier  Ur>r 
Unterricht  ju  erteilen*  3m  anbern  unb  großem  Seit  ber 
2Öod)e  tonnte  td)  ungefifirt  für  mid)  malen* 

Unfere  «£od)sett  nmrbe  bat)er  auf  ©cnntag/  ben 
20.  SSRai  (1832),  feftgefefct  unb,  nad)bem  id)  bte'20ler* 
r>5cr)frc  ©rlaubnt*  baau  erhalten  I>aite/  ba  aud)  abgehalten. 
©ed)$  Ul>r  abenbä  fopulierte  un$  «£err  Pfarrer  95  e  d  er 
in  bem  mit  93lumen  auägefd)mficften  SJilberfaal1)  oben* 
2Btll)e(m  mit  meiner  ©d)tt>ägerin  n>ar  *>on  ©öttmgen 
gefommen  *)♦  ©onjt  toaren  nod)  babei  meine  liebe  ©d)tt>e]ter 
unb  il)r  SRann,  beffen  (Sltern  unb  ©d)tt>eftern,  meine 
greunbe  Sßerner  £enfd)el,  Hauptmann  ©djulj,  mein 
SBruber  Sari,  bie  grau  t>on  3u9bttt>9df,  2(bolf  SBtele 
unb  feine  SRutter8),  bie  Qfamilte  3tiel)l  unb  J^err  ©tabt* 
fämmerer  ©imon  SBille4),  95ruber  meiner  ©d)n>teger* 
mutier*  SReine  liebe  ©d)tt>efter  fyatte  ber  lieben  SSRarie 
ben  SRprtenrranj  gemacht  unb  aufgefegt  Sie  Sparte 
tt>ar  einfad)  in  SBetfJ,  2(tla$unterfleib  unb  ©pifcenfragen, 
bie  J^aare  einfad)   unb  feine  95Iumen  brau    2Me  liebe 

*)  @r  tft  nitfyt  meljr  aorfyanben. 

*)  ,,3*  toar  eben  ein  paar  Sage  in  <5affel,"  fdyreibt  2Bil* 
fyelm  an  «adymann,  „um  Soul*'  £ocr)3ett  am  20.  b.  ÜB. 
feiern  $u  Reifen,  2)ie  Junge  grau  ift  brat),  tterftänbtg,  t>om 
rechten  $un!t  au*  gefeiten  l)übfd),  r>at  etn>a$  2Bal)ri)afte$  unb 
3nntge$  in  ihrem  SBefen,  aber  UebenStoürbta  tft  fte  für  mid) 
boch  nf  d)t.  3Öenn  fte  ben  2out*  in  einigen  Äleintgfeiten  red)t 
3U  bel)anbeln  »erfleht,  ii)n  nfd)t  fragt,  »ad  er  aorfyat,  ti>ol)tn  er 
aefyen  toitt  unb  too  er  getoefen  fft  (id)  l)abe  biefelbe  ©dnoad)* 
fielt,  bie*  nicht  leiben  §u  tonnen),  fo  werben  fie  alücflid)  311* 
fammen  fein/'  Unb  3anuar  1834  fd)retbt  er:  „2Ba*  mir  an 
fcoui*  gefällt,  tft  feine  unauägefefcte  Jfrügfeit  unb  greunbltfy 
feit  gegen  bie  ÜK(arie),  unb  ba  jfe  tl)n  in  ber  $at  fyeralid) 
liebt,  fo  ift  bod)  ber  hefte  ©runb,  bie  Jöauptfadje^ba" (grbäbf.  138), 
9tad)  näherer  93efanntfd)aft  r)at  übrigen*  äBtll)elm  fid)  bod) 
nod)  »ärmer  über  STOarie  geäußert,  f.  u. 

•)  ©eine  STOutter,  Sparte  SBfele,  2Bitn>e  be*  £ofmufifuS, 
ftarb  1842,  *)  @r  ftarb  1847, 


IX.  3b9Ü  im  «afei$t*»alb  ufto,    1830-1863.      467 

Sötte  !>attc  ein  fd)6ne£,  marmorierte*,  graufetbneö  Äleib 
unb  ebcnfoldje  @d)ul)e  an;  *>on  ben  anbern  Samen  toeifj 
id)  e$  ntd)t  me^r«  2flle  Maren  vergnügt,  befonberö  bie 
liebe  Warte  unb  bie  ?otte.  ?ubtt>ig  «$affenpflug 
fyatte  STOuftf  beflellt,  ba  nmrbe  benn  ber  gadfeltana  ge* 
tanjt  unb  frdfylid)  betfammengeblieben  unb  getanjt,  beinahe 
btt  bie  (Sonne  gölten  im  Often  aufging.  28ir  Ratten 
un^  red)t  t)übfd>  eingerichtet,  gingen  tt>enig  auö  unb  be* 
famen  be61)alb  aud)  ftenig  SBefud)*  greunb  SB  er  n  er 
«£enfd)et  n>ar  unfer  gett>öf)nlid)er,  lieber  J&auäfreunb  unb 
fam  getttifl  jebe  28od)e  jftetmal  abenbä  ju  un&  — 

3d)  I)atte  ber  Heben  Warte  ben  33orfd)lag  gemalt, 
in  meine  alte  «ßeimat  gu  reifen,  unb  fie  fyatte  tfyn  freubig 
angenommen»  SRod)  *>or  9>fmgfien  reiften  um  ab,  über* 
nad)teten  in  gfulba,  nahmen  und  ba  einen  SBagen  unb 
fuhren  nad)  ©teinau«  @£  n>ar  ein  fct>r  fd)ftner,  Weiterer 
borgen,  bie  ?erd)en  begrüßten  un£  auf  bem  gelb,  unb 
id)  bin  mit  (Sntjflcfen  in  ben  ®d)lfld)terner  Orunb  fyin* 
untergefatyren,  tt>o  bie  Erinnerungen  meiner  Äinberjafyre 
fd)on  anfangen.  günfaefyn  3al)re  n>aren  eö  l)er,  baj}  id) 
md)t  in  bie  ®egenb  unb  nad)  ©teinau  gefommen  xvau 
33or  jtt>Mf  Sauren  freilief),  tt)ie  td)  auf  ben  Krümmern 
ber  alten  SBarte  bei  ©oben  auf  bem  9Roo$ftein  faß  — 
um  mtrf)  l)er  nrilber  S^mian  unb  taufenb  Blüten  — 
unb  bie  ©raämüde  mir  ettoaä  »orfang  unb  id)  ba  träumte 
unb  bie  prad)ft>otte,  bie  geljetmnB&oDe  SRofe  *>on  ber 
reijenben  ©rdfin  oon  2Bdd)ter$bad)  betrachtete,  —  ba 
fal)  id)  tt>ot)l  au$  ber  gerne  ba$  @d)lof}  unb  bie  Äird)e, 
aber  id)  fam  bamalä  ntd)t  nad)  ©teinau« 

9ton  fuhren  mir  aber  ein  unb  gelten  balb  *>or  bem 
„Od)fen",  tt>o  ber  £err  SBtrt,  2fnbrea$  J&ufnagel,  mid) 
fel)r  balb  erfannte  unb  unä  in  fein  befiel  3immer  führte» 
@r  n>ar  nod)  ber  einjige  in  ©teinau,  ber  mit  unä  in 
bie  ®d)ule  jum  9>rftjeptor  3tncfl)an  gegangen  n>ar!  2Btr 
wollten  brei  Sage  bleiben,  unb  id)  ging  inä  ©d>lo#,  um 
ben  gorftafiefior  Salbe  ju  befugen,  ber  tt>ar  aber  mit 

30* 


468  Subttig  Qmil  @rimm,  Erinnerungen. 

feiner  Stau  nad)  £anau  ju  feiner  Butter  gereift  Tili 
id)  bann  tn3  9>farrl)auö  fam,  n>o  ber  ©rojfoater  gett>or)nt 
t)at,  lub  mid)  ber  Pfarrer  Dr.  Simel1),  ein  ©teinauer 
Ätnb,  fo  bringenb  unb  freunblid)  ein,  ju  ifym  ju  jiefyen, 
baj}  id),  aW  bie  SRarie  juftimmte,  eä  annahm,  unb  auö 
ben  brei  Sagen  ttmrben  im  freunblid)jien  Serfe^r  mit 
ben  liebenäftürbigen  9>farreräleuten  —  fte  tt>ar  eine  ge* 
borne  ©tein  auö  gfranffurt,  eine  Serttanbte  t>om  Senator 
?eopolb  ©tetn2),  mit  bem  toix  alle  befannt  fmb  — 
fcierjefyn  fcoDe  Sage!  2>er  ,,«£err  9>farr"  im  braunen 
graef,  ©cfyuljen  unb  ©trumpfen,  ettoa  trierjig  3al)re  alt, 
mit  freunblid)em,  angenehmem  @ejid)t,  !>atte  oben  ein 
©tubierjtmmer  mit  einer  jiemltd)  großen  SJtbttotfyef8), 
tt>ar  fct>r  unterrichtet,  erjagte  gern  unb  n>ar  immer  tyetter« 
2fud)  feine  grau  n>ar  fcf>r  munter,  l)atte  fd)6ne,  (ebenbige, 
freunblid)e  äugen.  ,,3d)  ttottte,  nrir  l)dtten  fte  in  (Saffel 
ju  unferm  Umgang/'  fagte  bie  STOarie;  bie  beiben  Ratten 
jtt>ei  Ätnber  *>on  jtt>et  unb  einem  3äl)t  unb  lebten  fel)r 
glficflid)*  2öir  machten  ju  t>ier  öfter  Spaziergänge,  unb 
lein  Ort  meiner  £inbererinnerung  nmrbe  unbefugt  ge* 
lajfen*    55efonber$  mußte  td)   bie  liebe  9Rarie  in  ben 

')  ßarl  SBdinel,  1796  geb.,  al*  ©olnt  be*  9>räaeptor*  2*. 
in  J&anau,  toar  erft  Oberlehrer  am  granffurter  SBalfenbauä, 
1830,  nad)  feiner  2termäl)lung,  SÄeftor  ber  ©teinauer  ©cfyulen 
unb  Pfarrer  an  ber  Ätotbarinenftrdje,  1847  Pfarrer  in  (Sieben 
bei  granffurt,  too  er  1879  geftorben  tjt.  ©eine  grau  SJtorle 
toar  bie  Softer  be*  ©.  210  genannten  3*>l).  SWartin  ©tetn 
(Söruber*  t>on  £eopolb,  ber  übrigens  ntd)t  ©enator  t»ar),  unb 
2fnna  @ltf.  ©djarff.  3*)re  (bei  «ubtotg*  »efud)  einjdbrige) 
Softer  grieberlfe,  »en»ittt>ete  Pfarrer  ©Altert,  lebt  nod).  3br 
folgten  nod)  fed)$  hinter  nad);  ber  jünafte  ©ot>n  tft  ber  ®er). 
©anttätfrat  Dr.  £.  2*.  in  granffurt.  (fr  befifct  nod)  ad)tael)n 
Briefe  Eubtotg*  an  feinen  Später  unb  eine  Bnaarjl  —  Äartfaturen 
aon  ttjm.  2lud)  Sparte  53.  ift  in  @id)en  aeftorben  unb  begraben, 
1853,  ityrer  noef;  lebenben  Swadjfommen  ftnb  §n>eiunbt>leralg. 

")  ©.  o»  ©.  210. 

•)  @r  fdr>rtcb  über  SBnemotedmlf.  X)er  Herausgeber  be* 
fcemojtbenea,  SReftor  beä  granff.  ©gmn.,  g.  $r).  95.,  toar  fein 
älterer  Ssruber. 


IX.  3br>li  tm  J&abidfttdwalb  ufto.    1830-1863.      46g 

SBiengarien  füttern  2>a  festen  roir  und  auf  bet  lieben 
feiigen  SRutter  it)t  9>töfcd)en!  @d  war  nod)  aHed  fo,  ald 
tt>enn  leine  3eit  baawifcfyen  t>erfd)Wunben  wäre:  ba  ftanben 
nod)  bie  alten,  befannten  Objibdume,  ba  ging  ber  (Stord) 
mit  großen  Schritten  auf  ber  SRauetWtefe,  ba  befd)ten 
bie  Xbenbfonne  bie  ©tabt  wie  bamald,  in  ©ebanfen  fal) 
td)  und  triebet  ald  Äinber  ba  fyerumfpringen  unb  fpielen, 
unb  wie  war  bod)  aKed  anberd  geworben!  3d),  ber 
jüngfte  *>on  ben  ©fttynen,  faß  nun  ba  mit  meiner  lieben, 
i>übfd)en  grau  mit  ben  braunen  Äugen!  Unb  bie  fagte: 
,,2fd),  wenn  bod)  bie  liebe  Sötte  bei  und  wäre,  wie 
würbe  bie  jtd)  freuen,  fte  war  ja  feit  bem  äBegjug  nid)t 
Wieber  I)ter!"  3n  ber  Dämmerung  gingen  wir  wieber 
in*  9>farrl)aud,  wo  und  ber  See  erwartete*  ©♦  ©ott* 
fd)alf  war  ba,  wir  flecften  und  eine  pfeife  an,  9Rarie 
unb  bie  Stau  Pfarrer  fptelten  abwed^felnb  auf  bem 
Flügel,  unb  ber  erfte  Xbenb  würbe  fel)r  vergnügt  ju* 
gebracht  — 

3d)  befugte  mit  ber  SRarie  aud)  unfer  el)rltd)ed 
Älädcfyen  ÖBelt),  meinen  treuen  3ugenbfameraben,  in 
feinem  J&aud*  @r  war  aber  fcJ>r  alt  geworben ,  fein 
Äopf  fing  an  weiß  ju  werben,  aber  ed  ging  ifym  gut 
unb  er  befugte  und  bann  unb  wann  im  ^farrljaud,  wie 
aud)  bie  alte  Sied1)  unb  anbere  2eute,  bie  ben  ©ofyn 
*>om  Xmtmann  ©rimm  fel)en  unb  fpred)en  wollten! 
Sann  befugten  wir  ben  «fcunbdrfitf,  erregen  ben  2Bein* 
berg  —  furj,  td)  I)abe  ben  ganjen  Äinjiggrunb  gar  lieb, 
unb  td)  fenne  leinen  Ort,  wo  ed  mir  fo  mdrcfyenfyaft, 
fo  romantifd),  fo  befyaglid)  ttorfommt  wie  in  biefer  ©egenb! — 

@nblidf>  fuhren  wir  mit  einem  SBagen  t>on  X  #uf* 
nagel  wieber  unter  $erftd)erung  balbigen  SBieberfommend 
nad)  gulba  jurücf*  3n  <3d)lfid)tern  ließ  icf)  galten,  um 
ben  ©oI)n  unb  bie  Softer  Siedelten  &om  feiigen  9>rä$eptor 


')  Sodjtet  ber  2lmenb;  fic  würbe  t>on  ben  brei  trübem 
©rimm  bid  au  tljrem  5tob  unterftü^t. 


470  8ubn>fg  (Srnfl  (Stimm,  Erinnerungen. 

3fncfl)an  ju  feiern  ©rfterer  tft  bort  bei  ber  ©d&ule1) 
ald  @efanglel)rer  angejMi  @r  tt>ar  ein  Wann  in  feinen 
beften  3al>ren,  fd)5n  an  Aftrper  unb  @efid)tdaudbrucf  unb 
foff  ein  gefd)tcfter  SRuflfer  fem*  ©eine  ©d^weflcr  ift  an 
einen  ©lafermeifter  t*rl)etratek  3d)  fud)te  ffe  auf  unb 
führte  ftc  ju  meiner  grau,  unb  tt>ir  gingen  nun  jufammen 
in  bie  Äird&e  unb  in  bad  alte  „©ttcfeld  @cfyl&f}(fyen\ 
Sie  muffte  und  &on  tfyrem  Sater  ersten  —  unb  bad  tt>at 
aud)  nrieber  eine  fd)ftne  ©tunbe  alter  3ugenberinnerungen! 
®egen  2(benb  !amen  tt>ir  in  ftulba  an  unb  logierten 
im  „Äurfürjten",  3d)  fanb  bort  ben  ltebendtt>firbtgen 
jungen  fatt)olifd)en  @etftlid)en  nrieber,  ben  (d)  jtt>et  3at)te 
jut)or  auf  ber  Xmftneburg  fennen  gelernt  fyatte.  2(ber  ber 
bamald  nod)  fo  fd)5ne,  mtereffante  Wann  n>ar  jefet  frdnfc 
licfy*  @r  machte  aber  bod)  mehrere  ©pajtergdnge  mit  und 
unb  jetgte  und  auf  einem  nafyen,  auf  einer  «£6l)e  liegen* 
ben  2>orfe  eine  alte  im  b^jantimfcfyen  Stil  erbaute,  aber 
fd)on  Wngjt  nid)t  mefyr  benufcte  grofle,  fd)5ne  Äircfye*), 
unb  erfl&rte  und  alled  fo  rul)ig  unb  fo  freunbltd);  aber 
fein  intereffanted  ®efid)t  tt>ar  fefct  blaß,  aber  milb  unb 
nod)  fel)r  fd)5m  2(uf  ber  Xm&neburg  fyatte  er  eine 
<3d)tt>efter  bei  fld>,  bie  it)m  ben  J&audtyalt  führte  unb 
n>unbcrfd)6n  n>ar,  in  ber  SBlüte  tfyrer  3al>re,  !aum  fiebjefyn 
3al>re  alt,  ein  tt>al)red  9)tobonnengeftd)td)en*  3d)  fragte 
il)n  naety  ü>r,  „716),  bie  ift  tot",  fagte  er  fel)r  betrübt 
(Spdter  fprad)  id)  mit  bem  J&errn  93ifd)of  9>faffs)  über 


*)  2lm  ?el>rerfemtnar;  8Bttt)efat  3f  nef  fyan,  geb.  25. 3anuar 
1708  in  (Stefnau,  ift  1864  geftorben. 

*)  Diefe  ÄtrAe  ift  »of)l  bie  bed  $eterdbergd,  aber  über* 
(jaupt  nie  außer  (Sfebraud)  getoefen. 

•)  Über  Sodann  «eonfyarb  9>f  äff,  geb.  1775  au  J&ünfelb, 
SBtföof  1832,  f  3.  3anuar  1848,  f.  $.  X  ®^ultf)et^/  öaffel 
1848,  unb  ©onberabbrutf  feiner  2Mograj>l)ie  im  „Xatyoliföen 
4Jau$freunb",  SRegendburg  1848.  ffir  fear  »orfjer  ald  abomfapttufor 
auefe  &ireftor  bed  ©gmnaflumä  getoefen  unb  »erfianb  l)übfd)e 
latetnff(f)c  Serfe  ju  machen.  «ÖHt  ber  befPWen  Regierung  ftrot 
er  lange  um  bie  gemixten  <5l)en  unb  vereitelte  bie  (Skünbmtg 


IX,  3M  im  £abW>t*»aß>  uf».    1830-1863.       471 

tyiu  ©er  lobte  tl)n  fel>r,  fagte  aber:  „©er  ifi  letber  \>er* 
loren,  benfen  ©ie,  brei  blüfyenbe  ©d)tt>eftew  finb  tym 
fcfyon  geftorben1)!" 

3d)  weiß  md)t  mefyr,  burd)  tt>eld)en  3ufatt  ich  bie 
93efanntfd)aft  be$  Obermebiainalrat*  Dr.  ©cfyneiber*)  ge* 
mad)t  fyabe,  @r  führte  un$  t)iel  tyerum  unb  tt>ar  fefyr 
gef&Oig*  ©o  brachte  er  unä  in  baä  SRonnenflofter  unb 
beffen  Äirdfye,  in  ben  ©arten  ber  Tonnen  unb  beren 
3eften  unb  führte  un$  auf  ben  93erg  unb  in*  9R6nd)$* 
Hofter,  n>o  bie  2fu^ficf>t  in  ba*  gulber  ?a(  l)crrlid)  tft, 
linft  mit  ben  l)ol)en  9U)6nbergem 

Dann  matten  tt)ir  bem  #errn  95ifdf>of  einen  93e* 
fud),  ber  un£  fel>r  freunblid)  empfing,  feine  Xuäftctyten 
unb  ©em&lbe  geigte,  mit  unö  in  feinen  ©arten  ging  unb 
meiner  grau  einige  feltene  SJlumen,  befonberä  ttmnber* 
fd)5ne  SRooärofen  t>erel>rte*  ©iefer  freunblidfye  l)ol)e  geift* 
lid)e  Jjjerr  machte  un$  nad)  einigen  ©tunben  einen  ©egen* 
befud)  unb  lieft  unä  für  ben  anbern  Sag  ju  Stfd)  ein* 
laben*  Um  ein  Ul)r  ttmrbe  gefpetfL  ©er  J^ert  SSffc^of, 
fein  Kaplan  unb  nod)  jn>ei  geifHid)e  Ferren  machten  bie 
©cfeKfdfoaft  au&  @r  eradfylte  fcl>r  fd)ön  unb  fyeiter*  ®r  l>at 
einen  fctyftnen,  l)iftorifd)en  Äopf,  t>on  fel)r  fcer jWnbigem  Hut* 
bruef,  fft  grofj  »on  gtgur  unb  I)at  eine  ttftrbige  Haltung. 
3m  ©efprdd)  fagte  einer  ber  ©eijWdjen,  fld)  ju  mir 
tt>enbenb :  „#err  9>rofeffor,  ©ie  finb  nid)t  unferer  Religion?" 

einer  fatyolifdfyen  tbeoioaifcfeen  gafuitdt  in  Harburg  (f.  SBirbt, 
©ie  fatf)oliföe  tbeologifdje  gafultdt,  Harburg  1905,  befonber* 
129,  185 jp. 

*)  2)er  in  Xttenborf,  Äretö  ÄtrdMatn,  1794  geborene  J$ enlel 
ift  aber  bod)  erft  1856  alä  ©tabtpfarrer  unb  ©omfapitular  au 
gulba  geftorben. 

■)  3ofef  ©djnetber  ift  1777  au  gulba  geboren  unb 
24.  2CugujT  1854  geworben,  ©ein  <5of)n  unb  fein  (Snfei  finb  bie 
9to<f)foiger  in  feiner  dratlidben  Srdtigfeit  geworben.  3n  feiner 
©elbpbioaropbie  (1843)  era&blt  er,  er  habe  oon  1800—1842, 
»o  er  feine  $rari$  nieberlegte,  15905  tfranfe  bebanbelt,  oon 
benen  1503  geftorben  feien;  auefy  finb  ba  feine  mebiainifeben  unb 
gef<f)i<f)tlfd)en  ©Triften  aufgeadblt  (f.  aud&  3ufti). 


472  £ubu>fg  @mfl  ®rtmm,  Erinnerungen. 

„SJltin,"  antwortet*  id),  „tt>ir  beibe  ftnb  3>roteffanten»  ©er 
•IjSerr  95ifd>of  t>on  ftulba  fyat  t)eute  jtt>ei  &efeer  an  fetner 
Safel!"  ©er  «£err  95tfd^of  gab  und  ben  ©egen  unb 
fagte  freunbltd):  „2Btr  ftnb  ja  alle  @J)rifien!" 

<&&  ttmrbe  über  bie  t>erfd)tebenfien  ®egenftdnbe  ge* 
(proben,  ber  J&err  95ifcf>of  fprad)  in  allem  fo  Mar,  fo 
anfcfyaultd),  fo  t>erfldnbifl  unb  fo  toofytoollenb!  3d)  fann 
überhaupt  bie  greunbltdjfeit  aller  2fmt>efenben  ntd)t  genug 
rüfymem  2>ie  Äunfi  ttmrbe  aud)  oft  berührt,  barin  aber 
tt>aren  alle  bie  getftlicfyen  J&erren  md)t  su  Jftro*.  3dj 
mufte  t>on  9tom  unb  3tali*n  erjdfylen,  unb  e$  mürben 
triele  fragen  an  mtd)  getan.  93efonberä  intereffant  tt>ar 
tynen,  t>om  Stegenäburger  95tfd)of,  bem  berühmten  ©atler, 
ju  boren,  ben  id)  in  2anb$but  bei  ©atngn^ä  fennen 
gelernt  unb  mit  bem  id)  fpftter  nod)  triel  $ufammen* 
getommen  ttar*  2(ud)  mußte  tcE>  t>on  ber  Qfamilie  93ren* 
tano  erjdt)len,  bie  bem  Jjjerrn  95ifd)of  betannt  tt>ar* 

Der  Stfd)  n>ar  auägejetdjnet,  aud)  nid)t  überlaben. 
9tad)  Sifd)  entfernten  ftd)  bie  ©etftltdjen,  bie  SBebienten 
prdfentierten  unä  im  2Bol)n$immer  be$  J&errn  95ifd>of6 
ben  Äaffee*  25a  fagte  biefer:  „@ie  merben  bod)  morgen 
bei  unferer  fird)lid)en  8feierlid)feit  bableiben?"  3d)  fragte, 
ob  er  tneHetd)t  prebige*  @r  bejafyte,  I)olte  feine  aufgefegte 
9>rebtgt  unb  fagte:  ,,3d)  tt>lH  Sfynen  einige*  barauö  t>or* 
lefen",  tt>a$  er  bann  mit  feiner  tt>ol)lf(ingenben  (Stimme 
aud)  tat  @$  tt>ar  aOeö  fo  flar  rf>rt ftlicf) ,  bafl  man  gar 
nid)t$  ©unfle*,  9Könd)ifd)eä  barin  fanb*  ©ann  fagte  er: 
„(Bit  fönnen  ja  morgen,  tt>enn  ©te  tt>otten,  bie  ganje 
9>rebigt  anfydren,"  ©ann  führte  er  un$  in  einen  anbern 
©aal,  xoo  große  Ölgemdlbe  an  ben  SBdnben  fingen* 
„2Me  2eute  loben  biefe  Silber,  fte  follen  gut  fein,  tt>a$ 
galten  ©ie  bat>on?  @$  ftnb  italienifd)e  ?anbfd)aften,  nur 
etioa*  bunfel!"  „3«/  au«  ber  italientfd)en  ©djule  ftnb 
fte,  aber  aud  feiner  guten;  ba  ttmr  bie  Äunfi  fd)on  im 
Verfall",  anttoortete  id)  tfynu  35a  fd)tt>ieg  er  fWtt  unb 
führte  und  in  eine  aOerltebfft  Heine,  aber  fefyr  alte  bnjan* 


r 


IX.  3b9tt  im  £abi<!)tdtt>alb  ufto.    1830-1863.       473 

tinifd)c  Äopelle  unb  bann  ttieber  in  feinen  ©arten»  @r 
t>erfptad)  und  fürd  näd)fk  3a^t/  tt>enn  er  feine  Äircfyen* 
reife  nad)  Gaffel  mad)e,  feinen  SBefud)  unb  entlieg  und, 
bie  <$anb  und  reid>enb,  mit  ben  äBorten:  „(Sott  fei  mit 
3l»nen!" 

95ei  ber  Stücftefyr  ind  nafye  ©aftyaud  fagte  bie 
SWarie:  „jDaä  tt>ar  ein  fd)5ner,  intereffanter  SRittag;  ja, 
folcfye  fatt)olt|d)e  ©cifHid)c  laffe  idf)  mir  gefallen,  bie  ftnb 
gefdjeit,  unterrichtet  unb  tt>ol)fa>ollenb!" 

Arn  anbern  SRorgen1)/  fd)on  in  aller  grifye,  tt>ar  geben 
in  allen  ©tragen,  Sauerdleute  in  allerlei  Staaten  famen, 
bunt  gepufet,  mit  ifyren  ©ebetbüdjern  unb  SRofenfrdnjen 
ju  ben  Seren  fyeretn,  ed  fturben  auf  ben  ©tragen  2fttftre 
gebaut  unb  mit  Silbern  unb  93lumenfränjen  gefcfymfldfk 
3Rftnd)e,  SRonnen,  gei{Hid)e  Ferren  fal)  man  gel)en,  aber 
ed  fing  an  trüb  ju  frerben,  ©onnenfd)ein  unb  Stegen 
tt>ed)felten  ab,  fo  bafi  bie  ganje  $eierlid)feit  im  Dom  ge* 
galten  Serben  mugte,  bie  nur  bann  ba  aud)  t>on  Anfang 
btd  ju  <£nbe  anfallen*  SRir  n>ar  ed  nid)td  SReued,  ber 
ÜÄarie  aber  um  fo  intereffanter. 

Der  £err  SRebijinalrat  ©cfyneiber,  ber  in  Uniform 
mit  einer  2Bad)dferje  in  ber  £anb  im  Dom  fear,  brachte 
uni  an  einen  9>lafc,  xvo  nrir  afled  pr&d)ttg  fefyen  fonnten. 
Dann  gingen  nur  in  alle  £ird)en  unb  Kapellen,  bie  ge* 
fcfymütft  unb  t>oQer  3Renfd)en  n>aren. 

2fm  anbern  Sag  ttaren  n>ir  jum  SRittagdtifd)  beim 
Stegierungdrat  unb  9>olijetbireftor  ©cfyeffer*),  beffen  gfrau 
eine  jiemlid)  nal)e  Serttanbte  wn  mir  ift  3u  «ßaufe  be* 
fud)te  und  bann  gtäulein  @life  \>on  Söatfc*)  unb  lub 

')  Gd  toar  gronlefcfynam,  21.  3uni. 

*)  griebr.  Ä.  2fag.  ©Keffer,  1782  $u  Älnf)i)eim  geboren, 
toarb  1837  Stegierungdbireftor  in  Gaffel  unb  ift  1847  geftorben. 
©r  war  »erheiratet  mit  J&enr.  2foialie  Gfyrift  ©tedler,  geftorben 
1863  au  Gaffel,  einer  Söafe  ber  Sörüber.  Dad  9>aarJ>atte  $u>ei 
©bfyne,  J&etnrtd)  unb  Gbuarb,  unb  #oei  $öd)ter,  SDtarie  unb 
Äugufte;  ÖZacf)!ommen  feined  Sfcamend  leben  in  Gaffel 

*)  1797—1854,  Softer  bed  1808  geflorbenen  SWinifterd. 


474  8ubtotg  Smil  @rfmm,  Erinnerungen. 

un£  auf  ben  Xbenb  jum  See  in*  ©amenfKft  ein,  wo  nrir 
neben  anbern  bie  grdulein  \>on  ©tlfa1)  fanben* 

2>en  anbern  SWorgen  befat)en  tt>tr  ben  Dom  unb  baä 
930mfajiu6*@rabmal  unb  liegen  un£  in  ber  ©afrifiet  bie 
fefyr  alten,  intereffanten,  teilwetfe  tt>unberfd)dnen  ÜÄefl* 
gett>dnber,  aud)  bie  alten  ©olb*  unb  ©tlbergefd)irre  urib 
Figuren  geigen  unb  fuhren  am  nddfyfien  SKorgen  fet>r  ju* 
frieben  mit  ber  ganjen  jtt>ar  Meinen,  aber  fd)önen  9leife 
fiber  J$trfd)felb  unb  ^Rotenburg  tt)ieber  nadf)  Saffel,  tt>o 
nur  abenbä  nad)  neun  Utjx  glücflid)  anlangten.  — 

Der  ©ommer  ging  {HD  vorüber,  gegen  ben  J&erbft 
aber  ttmrbe  aDe$  in  2fngft  fcerfefct  burd)  bie  Spolera,  ©ie 
erften  gdtte  I)atte  man  t>erl)eimltd)t,  aber  enblid)  erfd)ten 
fte  bod),  unb  eine  2(n$al)l  9Renfd)en  ftnb  baran  geworben; 
aber  &or  SWeuja^r  tt>ar  fte  t>erfd)tt>unben*  SSReine  liebe 
30? arte  befam  aud)  einen  leidsten  Unfall,  unb  tcf>  muffte 
in  ber  9tad)t  ben  2frjt  rufen  lajfen,  aber  nad)  jtoei  Sagen 
tt>ar  fte  lieber  tt>ol>L 

3d)  arbeitete  ben  SÖtnter  über  an  jn>et  95ilbern  unb 
fd)icfte  fte  auf  @inlabung  an  ben  granffurter*)  Äunft* 
verein,  n>o  fte  fefyr  gefielen  unb  fftr  fed)jtg  8riebrid)$bor 
angefauft  nmrben3).  3nt  (Sommer  fyatte  id)  nod)  ein 
Sftlb  gemalt  t>on  ben  jtt>ei  Äinbern  meiner  ®d)tt>efter, 
Äarl  unb  grtebrid),  lebenägrof},  woran  Jj5affenpflug$ 
grofSe  greube  Ratten. 

©en  10.  Wt&ti  1833  feierten  nrir  ben  @eburt«tag 
meiner  liebften  ©d)tt>efter  Sötte*  3^r  SDtenn  tt>ar  fefct 
©efyetmer  9tot  unb  Sorftonb  be$  3Rinifterium$  beä  3nnern. 
Sie  fagte  mir  manchmal,  n>enn  td)  fo  in  ben  2fbenb* 
ftunben  au  il)r  fam  —  benn  tt>enn  id)  fte  nur  feben  Sag 


')  Caroline,  1794—1861,  Sbtiffin,  unb  tyre  ©d&weffer 
©opbie,  1807—1858,  £)ed)antin  be*  etwngelifdjen  grauenftift* 
SBauenftetn  in  gulba. 

*)  9iarf)  JRagler,  1837,  [befinben  ftd)  Ölbllber  «ubtoig* 
auger  in  granffurt  aud)  in  Backen  unb  in  ben  Äurfürftlicf)en 
9>rtoatfammlungen.        •)  Söofyl  Olbilb  9fc.  15  unb  16. 


IX.  3b*tt  im  £a6f$t*»a(b  uf».    1830-1863,       475 

einen  Xugenbltcf  bei  ifyren  Äinbern  fal),  tt>ar  td)  ben 
ganzen  3äg  jufrteben  — :  „Qfa  mad)t  mid)  fo  unglücHid), 
baß  td)  fo  tt>entg  ju  ßaui  bleiben  !ann!  3mmer  unb 
etoig  fommen  <£tnlabungen!  SBenn  id)  glaube  rut)ig  bei 
meinen  Äinbern  bleiben  ju  fönnen,  fo  muß  icf)  auf  einen 
95aß  ober  in  eine  große  @efeQfd)aft,  unb  tt>te  gerne  bliebe 
id)  bod)  ju  J&auö!  SBäre  bod)  ber  Subtotg  meinem 
State  gefolgt  unb  toäre  Oberappellationärat  geblieben,  e* 
toäre  t>iel  beffer  für  un$  getoefen!" 

J)en  14.  SRflrj,  bei  meiner  @eburt$tag£feier,  tt>ar  fte 
ba$  lefetemal  bei  un&  <5d  untren  nur  93em>anbte  unb 
bie  Stau  *on  3ut>bttt)t>cf  ba«  @nbe  2(prtl  belam  fte  unb 
Anfang  9Jtot  tdj  felbfi  bie  ©rippe,  idj  fel)r  fiarf  unb 
mußte  auef)  gletd)  ju  93ett  2(m  23.  gjtoi  gab  fte  einem 
9D?äbd)en  ba*  Seben1),  tt>ar  aber  feljr  franf,  toai  man  mir 
wl)eimltd)te*  2(m  10.  3um  raffte  id)  mid)  aber  auf  unb 
ging  mit  ber  ÜRarie  ju  U>r*  ®ie  tt>ar  fel)r  fd)tt>ad),  aber 
freunblid),  fte  reichte  mir  bie  J&anb  unb  t>ielt  meine  fefh 
2)a$  ©pred)en  ttmrbe  tl>r  fo  fauer,  baß  fte  auf  meine 
fragen  nur  mit  bem  Stopf  niefte  ober  fdjfittelte*  2(m 
14.  früf)  um  brei  Ut)t  nmrbe  id)  voteber  ju  il>r  geholt, 
fte  »erlange  nadj  mir*  3d)  tt>ar  tote  erftarrt,  td)  tt>eiß 
nid)t  mttjx,  ttrfe  icf)  mief)  anjog,  unb  tt)eiß  ntd)t  meljr, 
tt)ie  td)  in  tl)re  23ot)mmg  gefommen  bin! .  3dj  ftürjte  bie 
Jreppe  hinauf,  unb  tt>er  mir  begegnete,  Ijatte  t>ertt>einte 
Xugen,  alle  ftanben  um$  93eti  ©ie  lag  ba  aufregt, 
fyatte  bie  3(rme  frei,  tfyr  gelbe«  <&al*tud)  um,  fal>  im 
@eftd)t  aui,  afö  n>äre  fte  gefunb,  unb  fyatte  ttmnberfd)6ne 
flare  2(ugem  28ie  fte  meiner  anftd)ttg  tt>urbe,  reichte  fte 
mir  bie  Jjanb,  id)  kniete  neben  iljrem  93ett  nteber,  fte  legte 
ben  Ann  um  meinen  Äopf,  tt>ar  freunblid),  tonnte  aber 
fem  SBort  met)t  fpred)en,  it>re  3unge  mußte  gelähmt  fein. 
3n  ber  einen  J&anb  fyatte  fte  eine  SRofe,  bie  fte  immer 


*)  3*>ter  Softer  jDorotyea,  bie  unt>ermfil)lt  1898  in  SWüncfyen 
geworben  ijt. 


476  8ubtoig  @mfl  (Stimm,  Erinnerungen. 

l)erumbret)te,  mit  ber  anbern  l)ielt  fte  mtd)  feft*  ©egen 
SWittag  fing  meine  Uebfte  ©d)tt>efter  an  ju  fingen,  oft  gar 
leine  SRelobte,  bann  ttrieber  getftlidje  Sieb  er!  5Da*  tt>ar 
fo  rüfyrenb,  fo  »ermutig,  fo  unenblid)  traurig!  3f)*e 
tt>unberfd)ftne  J&anb  fyielt  immer  bie  Stofe!  9Jon  3eit  ju 
3eit  n>ar  ftc  rul)ig,  bann  fing  fte  n>teber  an  ju  fingen, 
ad),  bai  fcfyneibet  einem  burd)ö  Jjjerj!  @egen  2(benb  ging 
id)  ttrfeber  ju  it>r,  fte  lag  nod)  ebenfo,  fat>  mid)  freunblid) 
an.  3d)  betrachtete  fte  nod)  einmal  red)t,  fußte  ifyre 
£änbe,  ifyren  9Runb,  ifyre  ©tirn  unb  nat)tn  in  ©ebanfen 
für  biefe*  «eben  2fbfc^icb  oon  it>r,  id)  n>oOte  mir  ba*  93tlb 
tyreö  bebend  md)t  nehmen  laffen  *)♦  ©o  ftet)t  fte  in  meinem 
©ebftd)tniä  immer  nod),  tote  fte  war,  gut,  ebel  unb  freunb* 
lief),  jebermann  fyatte  fle  gern,  unb  id)  werbe  ba$  fo  fefi^ 
galten,  folange  id)  lebe,  ©te  ftatb  am  15«  3uni  morgend. 
3d)  mußte  mid)  gleid)  ju  SBette  legen,  id)  fonnte  nid)t 
fd)lafen,  nid)t  voetnen,  unb  füllte  mid)  entfefeltd)  elenb. 
3d)  fonnte  aud)  nid)t  bei  bem  93egräbni$  fein.  9Ran  t>at 
it>r  mit  tt>rer  fcieblingäblume,  ber  Stofe,  ben  fd)dnffcn,  bie 
)u  befommen  ttaren,  ben  ganjen  ©arg  au£gefd)müät.  ©ie 
ift  neben  unferer  teuren,  liebften  SRutter  unb  3tt>ifd)en  ifyre 
jtt>ei  verdorbenen  2#d)terd)en  begraben  n>orben.  (Sinige 
3eit  banad)  führte  mid)  mein  gfreunb  28.  <@enfd)el  ju 
ifyrem  ®rabe,  eä  ftanb  ein  Stofenftocf  barauf  in  voller 
SHüte.  3efct  fyaben  n>ir  il>r  aber  einen  Stein  fefeen  laffen, 
worauf  greunb  SB.  J&enfc^el  einen  @ngel  mit  bem  Äreug 
mobeßiert  l)at,  ben  tt)ir  nebfi  einer  platte  mit  ber  3n* 
fcfyrift2)  in  Sronje  fyaben  gießen  laffen.     2)iefe  liebfle 


*)  Söilfyelm  bat  über  Sötte*  $ob  getrieben  an  gr.  oon 
Brnätoalbt  (grb^bf.  137),  3acob  auSfüfrttd)«  an  SBang 
(©tengel,  1,  119),  X)at)lmann  Qfpptl  1,  60f.)  unb  befonbec* 
ergreff enb  an  2a et) mann  (SBeufebad)  385 f.). 

*)  „2*on  unferer  Trauer  fag'  id)  ntcfjtS,"  f treibt  3acob 
an  ©tganb  (©tenael  3,  295),  „feit  bem  Dir  n>of)lbetannten  $aa, 
an  bem  toir  bie  feltge  üRutter  begruben,  bin  id)  nid)t  fo  betrübt 
geioefen." 


IX.  3tytt  im  J&abtd>t*w>alb  ufto.    1830-1863.       477 

©d)tt>efler  ifi  mir  immer  in  ©ebanfen,  jebermann  l>attc 
fte  lieb!  — 

9lad)  biefem  großen  @d)merj  fcfyenfte  mir  ©ott  eine 
große  greube:  ben  23.  3ult  1833  nmrbe  unfer  I>er}tiebe^ 
$rtebertfd)en  geboren.  (Si  fat>  mtd)  Wd)elnb  mit  feinen 
blauen  Xugen  an,  unb  ttnr  fußten  e$  unjftl)ligemaL 

£err  Pfarrer  95ecfer  l)at  eÄ  getauft,  unb  e$  befam 
bie  Flamen  grieberife  Sötte  Xmalia  9Rarta,  lauter 
SRamen,  bie  meinem  £er)en  teuer  jinb» 

öier  SBodjen  früher  rourbe  audj  meiner  feiigen  ©d)tt>ejier 
aKerliebfte*  Äinbd)en  getauft,  nad)  intern  Söunfcf)  fottte  e£ 
5Dorotl)ea  Reißen,  nad)  unferer  feiigen  SJhitter  unb  nad) 
3BilI>elm6  grau.  3n  ber  ganjen  3eit  fyatte  idj  n>enig  ge* 
arbeitet,  im  2Cpril  ba*  Silbm*  ber  SRarie*  @*  ifl  fel>r 
tynlic^  unb  «)r  ©eift  tfl  barin1). 

Um  mtd)  ju  jet [treuen,  mad)te  id)  eine  Steife  ju 
meinem  greunb,  bem  ©rafen  2(ffeburg,  auf  bie  J&tnnen* 
bürg,  ttmrbe  mit  großer  greube  empfangen,  aber  nacf) 
adjt  Sagen  t>on  ber  SRarie  nacf)  J&aufe  gerufen,  tt>eil  bai 
Äinb  franf  xoax.  ©er  ©raf  ließ  midj  gleich  nad)  J&er* 
fieHe  bringen,  tt>o  icf)  nur  auf  eine  fyalbe  ©tunbe  jum 
franfen  SRaldjen  t>on  3ut>bttt)i>cf  ging,  naf)m  in  (Sarlä* 
ljafen  (Sgtrapoft  unb  n>ar  um  jteben  Uljr  abenb*  bafyeim  — 
ba$  Hebe  Äinb  n>ar  aber  gotttob!  lieber  tt>ol)l!  @$ 
m  gebiel)  ju  unferer  großen  greube»  greunb  J&enfdjel,  ber 
unfer  einiger  95efudj  tt)ar,  t>atte  e$  aud)  fefyr  lieb,  unb 
ba£  Äinb  it>n  aucf)  unb  ftrecfte  iljm,  n>enn  er  fam,  bie 
Jj?änbdjen  entgegen. 

1834.  3d)  füllte,  baß  mir  eine  Steife  gut  tun 
würbe,  befam  auf  adjt  SÖodjen  Urlaub,  Heß  mir  ben  ^)aß 
nacf)  SDWlndjen  geben  unb  fufyr  anfangt  3um  morgend 
fedjä  Ul)r  ab. 

3tt>ei  Sage  t>orl)er  tt)urbe  idj  nodj  jum  Äurprinjen 
nad)  3Bilt)elm^t)5l)c  befteQt,  fiifyr  mit  meinem  ©d)tt>ager 


*)  9tod)  »orfyanben,  im  Söefifc  ber  Softer. 


478  Subtoig  @mil  (Stimm,  (Erinnerungen. 

fyinauf  unb  würbe  jur  Safel  eingelabem  2(1$  bie  etwa* 
fpät  vorbei  war,  ging  td)  über  Äirdjbttmolb  lieber 
nad)  £au$  unb  bann  —  ti  War  fd)on  ad)t  Ul)r  aorfcei  — 
nod)  jur  Äurfürjiin  nad)  ®d)bnfelb* 

3er)  mußte  fyinauf  in  tfyren  ©artenfaal  fommen,  wo 
fte  mit  9>rinjeß  ßaroltne1)  auf  bem  ©ofa  faß,  ein  93ud& 
in  ber  £anb,  bie  ^rinjeß  mit  einer  «ßanbarbeit«  ©ie 
fragte  mid)  über  meine  Steife  unb  trug  mir  auf,  Wenn 
icr)  nad)  SWeiningen  fomme,  it)re  Softer,  bie  Jßerjogtn 
ju  befudjem  2fudj  foHe  td)  bie  fd)6ne  @egenb  jWifd)en 
Coburg  unb  ^Bamberg  betrachten,  worin  baä  @d)loß  SJanj 
liegt,  fte  fprad)  über  eine  fyalbe  ©tunbe  mit  mir  unb 
entließ  mid)  fefyr  freunblid)* 

3er)  fiir)r  nad)  ©ifenad),  fam  leiber  in  ber  9tact)t 
bei  fiarfem  ©ewitter  unb  Stegen  burd)  SWeiningen,  gegen 
Xbenb  nadj  Bamberg,  nad)t$  jwblf  Vti)t  nad)  Nürnberg, 
tt>o  id)  tt>ieber  bei  Äeibel  logierte*  Den  anbern  SRorgen 
fuct)te  icr)  &afpar  SfRattenrjeimer  auf,  beffen  3ftau  mir 
in  Bamberg  gefagt  r)atte,  er  fei  in  Nürnberg  unb  arbeite 
ba«  3d)  fanb  tfyn  balb,  unb  er  war  noef)  ber  2(lte, 
lujiig,  mit  feinen  Arbeiten  fefyr  jufrieben,  in  benen  td) 
aber  wenig  gortfd)ritte  merfte*  2)te  ©tube  ftonb  »oller 
angefangener  SBilber  »on  Nürnberger  ^Bürgern  unb 
^Bürgerinnen  unb  anbern  Ferren  unb  gräuletnä,  aber 
fein«  richtig  gejeicfynet,  nod)  weniger  gut  aufgefaßt,  aber . 
gewiß  bie  meijren  jur  3ufriebent)eit  ber  SBeftetter  feljr 
äfynlid),   burd)gel)enb$  }um  ©rrnüben  gefdjmacflo&     <£r 

*)  ©ie  jtarb  mwermarjlt  1854  unb  tft  neben  ber  Sttutter 
in  freier  @rbe  begraben,  hinter  beiben  bat  ber  lefcte  Äurfürft 
fein  ®rab  gefunben.  ©inen  Antrag  beä  1830  verjagten  J^eraog* 
@arl*.93raunfcr)weig,  1824,  lehnte  ße  ab,  ebenfo  einen  folgen 
be*  Äönig*  @rnjt#ugujt  *on  £anno»er  (2Birwer  ber  1841 
verdorbenen  @cr)wejter  ber  Äönigtn ?uife,  grtebertfe).  Caroline 
fott  ben  lahmen  ^rinjen  @rnß  *.  «peffen^  9>t>iUppdtal^ 
SBarctjfelb  geliebt,  aber  bie  <£fnwi!lfgung  fr)red  SJater*  m  einer 
Sterbtnbung  mit  tym  nicr)t  erbalten  baben.  „Tiui  ben  Sfcagen", 
127,  x>$l  aucr)  grbr.  SÄüUer  1,  117. 


IX.  3b$H  im  J&abtd)t*w>alb  ufto.    1830—1863.       47g 

legte  fogleid)  bie  Palette  jur  Seite,  unb  n>ir  gingen  auö, 
juerji  auf  bie  3>oji,  wo  et  mir  ben  Äabriolettylafc  au$* 
machte,  bann  in  bie  ©tabt.  Um  atoölf  Ufyr  ging'*  weiter, 
in  bet  9tod)t  burd)  3ngolftabt,  frühmorgens  war  td)  in 
Unterbotet,  unb  balb  fat)  id)  in  ber  gerne  bie  Haue 
©ebirgäfette  ber  tiroler  Xlpen,  enblicf)  bie  jwei  grauen* 
türme  unb  bann  ba£  wol)lbcfannte  liebe  9Ründ)enl), 
wobei  fyunbert  (Erinnerungen  an  meiner  ©eele  t>orüber* 
gingen.  9tur  langfam  famen  Wir  auf  fd)led)tem  Äieäweg 
ber  ©tabt  ndfyer. 

©roße,  frembe  ©ebäube  fat>  id);  ba  fagte  ber  ^oftf  ßion : 
„3>a*  ift  bie  Älipbef,  ba«  iji  bie  «JHnacbef,  ba«  bie 
neue  grofte  Äaferne*"  3n  ber  gerne  fal>  id)  ®d)lei$t)eim, 
Sfympfyenburg,  lixxU  bie  £öt)e  Dorn  greiftnger  ®d)lofl  unb 
Äird)e*  (Snblid)  fuhren  wir  in  bie  ganj  neue,  fefyr  breite, 
etwa*  langweilige  Subwigftraße  unb  am  ©d)lof}  vorbei 
in  bie  alte  befannte  9>ofi« 

3d)  lief}  meine  ®ad)en  in  ben  „95ären"  am  fronte* 
nabenplafe  bringen,  gegenüber  bem  Jßauä,  wo  id)  mit 
ben  SRujeW  bie  erften  3*l)te  »erlebte.  3faf  bem  3Beg 
bat)in  war  ber  erjie  SSefannte,  ber  mir  begegnete,  mein 
fjreunb,  ber  3ngenieur  leutnant,  jefct Hauptmann  Rauben* 
fdjmibt! 

SRadj  ftebjefyn  Sauren  War  td)  enblicf  tt)ieber  ba! 
Sie  SBftume  am  9>lafc  waren  gr&fler  geworben,  fonfi  alle« 
wie  fonft.  3Öo  nun  juerji  l)tngel)en?  backte  id).  3d) 
ging  in  bie  Xfabemie,  ba  traf  id)  greunb  ©d)lotti)auer, 
unb  balb  barauf  fam  aud)  SRepomuf  SÄujel  bal)im  SÖie 
freute  td)  mid),  biefen  alten  ©tubenfameraben  wieber  ju 
fefyen!    @r  ging  mit  mir  in  fein  Sogt*   in  ber  28etn* 


')  ©ilt)elm  (1828  an  ®orre*  [®örre*br.  3,  322]):  „«ub< 
wig,  ber  fteben  3al)re  bort  »erlebte,  ißt  immer  nod)  einige  Zru 
bänglicfyfeft,  unb  bie  bamalige  3eit  ift  ifym  nod)  fo  lebhaft  in 
©ebanfen,  bafj  er  manchmal  bei  guter  Saune  eimelne  bramatifdje 
©jenen  barauö  vorträgt ...  mir  gefällt,  nad)  Silbern  unb  <sh> 
Ölungen  au  urteilen,  Weber  ©tabt  nod)  ©egenb  nod)  Älima." 


480  £ubn>tg  @mü  ©rimm,  Erinnerungen. 

ftraße,  bem  ©olbenen  £al)n  gegenüber:  „SBetft  tt>a$?" 
fagte  er  freunbltd),  „tt>enn  btr'ä  red)t  ift,  fo  behalt,  fo* 
lang  bu  fyier  bleibft,  mein  3immer,  i  jiel)  fo  lang  in  ein 
Äämmerl  fyint'nauä;  mir  madfyt'ä  jefct  nig  au$,  ba  xd)  auf 
ber  ©alerte  ju  tun  fyab;  ba  ftnb  ttur  bodf)  morgenä, 
mittag*  unb  auf  b'  9tad)t  beifamm,  folang  e*  un*  freut!" 
3df)  n>ar  ba*  fefyr  n>ol)l  jufrieben  unb  lieft  meine  ©adfyen 
au*  bem  Stören  ^erbringen*  Die  Jj?au*fi:au  ließ  mir  ein 
reinliche*  95ett  in  bie  fyelle,  grofle,  fd)5n  eingerichtete 
©tube  bringen,  td)  befam  ©tuben*  unb  #au*fd)lüjfel, 
unb  fo  tt>ar  idj)  im  2(ugenblicf  eingerichtet  unb  alle*  in 
Orbnung»  2)er  gute  9tepomuf  machte  mir  in  bleibet* 
fdfyranf  unb  Äommobe  9>lafc  unb  fyalf  mir,  mid)  einrichten, 
tt>o  er  nur  fonnte*  @r  tt>ar  fel>r  in  greube,  bafl  n>ir 
jufammen  waren,  unb  nadj  unb  nad)  machte  er  alle  feine 
alten  ©päjje  n>ieber,  unb  ttrir  erjagten  un*  t>on  unferm 
früfyjien  3ufammenlebem  28ir  legten  un*  in*  genfter, 
unb  id)  fal)  ba  ttrieber  ba*  treiben  ber  9Ründ)ener*  33a 
riefen  bie  9Rtldf)tt>eiber  „SRili",  ba  fd)rien  95räufcted)te 
auf  folojfalen  hoffen'  „auf geflaut!"  ba  faflen  SBeiber 
mit  SRabi,  ©enerale,  3äfler,  Äa*atterijien,  SRönd^e,  ©tu* 
benten,  SRaler,  getftltd)e  Jj?erm,  &ornel)me  9Wünd)nerinnen, 
fd)6ne  »ebb«,  9lanni*,  Äatyi*,  Stella*  mit  golb  unb 
jtlbernen  9tingefl)äubd)en,  alle*  burcfyeinanber!  £>ann  30g 
bie  £aupttt>ad)e  mit  ber  tfirfifdfyen  SÄujif  auf,  furj  unb 
gut,  e*  toax  ttrteber  ba*  alte  $künä)tnl 

9tad)bem  td)  mid)  ein  tt>enig  au*gerul)t  unb  meine 
Änfunft  nadj  ßajfel  gemelbet  fyatie,  ging  idj  juerfl  ju 
9>eter  £e|L  Äl*  id)  1817  t>on  9Wfind)en  wegging,  n>ar 
tdj  mit  ü)m  gefpannt,  tt)oran  aber  er  allein  fdjulb  tt>ar1)* 
3d)  badete,  nadj  fo  langer  3eit  muf}  alle*  fcergejfen  fein, 
tt>ar  aber  bodj  begierig,  tt)ie  er  fldj  benehmen  werbe, 
biefer  fyafcftarrige,  grobe,  efyrlidje,  bra&e  9*eter  #efH 
®r  wofynte  t)inter  ber  ©alerie  am  9todju*garten  in  bem 


l)  @.  ben  ®runb  oben  ©.  316. 


IX«  Sbgtt  im  J&abtd>tSmalb  ufto.    1830-1863.       481 

©artenfyouö,  n>o  ber  ©aleriebireftor  t>on  aRannltd)1) 
toofynte*  £ell  Hmgelte  bie  ©artentfir,  td)  frug  nadj  it)m: 
#r3a,  flange^  nur  in  ©tuben,  ber  #*rr  t>on  #ef}  iji  j* 
Jj5au$r  3d)  trat  «in,  9>eter  erfannte  mid)  ben  Xugen* 
bltcf,  fam  mir  freunblid),  ja  fyerjlid)  entgegen,  unb  nur 
umarmten  un$  unb  wtt>aren  tirieber  bie  alten  greunbe,  @r 
fyatte  ftcf>  aud)  im  Äußern  wenig  fcerftnbert  Dann  fam 
feine  freunblid)e  grau  unb  bie  Äinber  fyerbei*  @r  fyatte 
fein  2frbeiWjimmer  in  ber  ©fyptotyef  (3>inafotI)ef ?),  unb 
er  fagte:  „5Da  laß  id)  niemanb  hinein,  aber  bu  fannfi 
fommen,  n>ann  bu  n>ittfl ",  unb  fagte  mir  baä  3*idjen, 
tooran  er  mid)  erfennen  tt>ofle» 

@r  matte  an  einem  großen  SMlbe:  „(Sinjug  beSÄftnigä 
Otto  in  2(ti»em" 

3d)  befugte  alle  meine  alten  greunbe*  «£  einriß 
«£eß  malte  nod)  an  ber  2(fferf)eiligenf  apette  *),  So  melius 
am  3öngften  ©eridjt  in  ber  ?ubtt>ig$firdf)e4),  bei  Äaul* 
bad)    fat>  tdj   ben    Karton    jur   Jj5unnenfd)ladjt*),    bei 

*)  Der  SÖtoler  3ol).  <Sl)r.  o.  Sttannlf  d),  1740—1822,  voar 
3entralbfrettor  ber  ba^erifdjen  $unftfammlungen,  @r  toar'ä, 
ber  1793  bie  3toetbrüder  Silber  nad)  9Jtonnt)efm  unb  1799  alle 
SEannfyeimer  unb  Düffelborfer  nad)  ÜRündyen  gebracht  fyatte. 

■)  #m  22.  9toobr.  1822  l>at  ber  alte  £eß  «ubtotg  gefdyri* 
ben,  baß  an  einem  Sag  feine  Softer  9tetta  mit  9>rof.  ®  ärtner 
unb  fein  <5obn  9>eter  mit  gannt)  ®atl  (tt>ol>I  ©djtoejter  oon 
Cetera  ©djüler  ©tlty,  ®.)  getraut  toorben  feien.  Die  jtoet 
©öfyne  be*  lederen  9)aare*  f.  o.  ®.  104,  X  2).  ©ie  finb  aud) 
tüchtige  SDtoler  geworben,  aber  oor  bem  Später  geworben. 

*)  Den  großen  greäfenfrei*  auf  ®olbgrunb  in  ber  oon  ber 
Stefibenj  umfaßten  prächtigen  Äfrcfye  malte  er  in  jefyn  Sauren  btö 
1837,  unterftüfct-son  feinen  ©d>filern@d)r  au  bolpf)  unbÄod). 
9>ed)t  nennt  biefe  Arbeit  bie  in  ftd)  oottenbetfte  ber  9ttfind)ener 
©djule  jener  3*it. 

4)  3n  ber  oon  ®  ärtner  1829—44  erbauten  Äfrctye  bat 
(Sorneliu*  bie  2Banb  hinter  bem  J£od)altar  mit  biefem  SMlbe, 
einem  ber  größten  aller  ejipierenben  (18  au  11  m),  ganj  allein 
oon  1836—40  bemalt  Die  übrigen  greifen  fyaben  ©d)filer  oon 
tfym  nati)  feinen  Äarton*  ausgeführt,  befonberä  ber  Submtg  1828 
befannt  geworbene  <§.  £  ermann. 

5)  3m  Treppenhaus  be*  91.  SttufeumS  in  Berlin. 

£tibn>.  @r(mm,  Grutncnittgett.  31 


482  Subtoig  Smil  Orfatin,  (Srtnnerungett 

©djnorr  Äarton*  für  bie  SReftbenj1)*  3d)  befugte  We 
ftreunbe  ©djtoantfyaler*)  unb  ©tiglma^er  in  ilpen 
SBerffiütten,  ben  liebenflfoütbigen  SBtlbfyauer  ©bewarb, 
©d)lottl)auer,  Äbam8),  9Wattenl)eimer*)*  Den  guten 
©ominif  Quaglio  traf  id)  an  ber  Staffelei  in  Jj?emb* 
Ärmeln  fleißig  malenb,  aud)  er  toar  um>eränbert  nod)  ber 
2(lte*  ©orner  tt>ar  fel>r  gealtert,  aber  nod)  tafHg,  fugenb* 
frtfdj,  fleißig  unb  guter  SMnge,  9>tlot9  in  feinem 
3Befen  aud)  um>eränberi  Qxiebrid)  ©ärtner  tt>ar  btrf 
unb  ftarf  geworben,  er  i)atte  nad)  bem  Job  ber  SWetta 
ifyre  ©djtt>efier,  ba$  liebenätoürbige  ?ambertind)en6), 
geheiratet*  3(ud)  3ofepl)  SÄujel  toat  ftd)  gteidy  ge* 
blieben,  b*  I)«  er  ttmßte  atteä  befitr  aW  anbre  fceute,  tt>ar 
nod)  eitel,  ging  fein  angezogen,  tat  »ornefym,  fprad) 
alberneö  3*ug  über  ?)olitif,  fanb  äffe  SMlber  ber  Äfinfiler  — 
feine  aufgenommen  —  fcfyledjt  unb  I>atte  ttodj  aß  bie 
lächerlichen  SBanieren  ber  früheren  3al>tc  beibehalten,  ofyne 
fctbft  geijHge  gortfdjriite  gemacht  ju  fyabem  ©eine  Silber, 
meijl  SBilbniffe,  ©amen  in  weißem  Tttlai  ober  ©amt, 
jeigte  er  mir  mit  vielem  ©elbfigefüfyl  unb  fefcte  fd)on 
fcorauä,  baß  fte  mir  gefallen  mußten*  70>tt  td)  fanb,  baß 
ber  ©ute  mefyr  jurüdf  alä  t>om>ärtä  gegangen  tt>ar*  ©ein 
Äolortt  tt>ar  jtt>ar  glftnjenber,  aber  in  feinen  früheren 
arbeiten  mel)r  ©eiji  unb  SWatur,  aud)  in  ber  Xnorbmsng 
ber  giguren  tt)ar  er  ungefd)tät  unb  l)6laern,  oft  gefd)mac& 

0  Die  berühmten  greifen  in  ben  brei  föttferfälen  be* 
geftfaalbaueä  unb  in  ben  fünf  ÜHbehmgenfälen  beä  tfbnigäbaueä. 

*)  Submig  t)at  beffen  berühmterem  ©ofynefcubm  ig  ehoa 
1840  feine  Stobierungen  *on  Sdmen  getieft,  bie,  tote  er  fn  feinem 
Kaufbrief  fcfyreibt,  „gerabe  it)m  $u  paß  anlangten,  atö  er  an 
bem  ßoloffalfömen  für  bie  Söaoaria  arbeitete". 

•)  aibred)t3bam,  1786—1862,  berühmter  ©c#ad)tenmaler, 
ber  mit  SRapoIeon  1809  unb  1812  gesogen  mar,  aud)  1848 
ßuftojja  unb  Sttooara  oeremtgte.  3n  üBfincijen  gebilbet  unb 
1815  bort  feßfyaft,  toirb  er  aud)  £ubtt)tg  bamatö  befaniü  ge* 
toorben  fein  ©eine  fdjbne  ©eibftbtograpfyie  mürbe  1886  *ou 
J&gaj.  £ollanb  mitgeteilt. 

4)  Den  älteren,  Sfyeobor.       6)  J&efr 


I 


IX.  Styff  fm  J&abid)t*tt>alb  ufm.    1830-1863.      483 

lo**  (Sr  tvax  t>erl>ci ratet,  I>atte  eüten  fd)6nen  Änaben 
&on  neun  unb  eine  angenehme  Softer  t>on  fünfjefyn 
3al)rem  ©eine  gfrau  tt>ar  nodj  fyübfd)  unb  jung,  ettt>a 
ein  ©eftdjt,  ttue  man  fle  an  ben  fogenannten  „fcfyönen 
SDWhtcfyener  Kellnerinnen"  ju  fel)en  gewohnt  ift,  Reine* 
Ä6pfd)en,  blüfyenbe  SBangen,  ein  SRunb  jum  Äüffen, 
34^ne  tt>ie  perlen,  braune,  fcolle  ?ocfen  unb  üppig  ge* 
tt>adjfen;  fle  fpradj  fo  t>iel,  fo  fcfynell,  fo  luftig  tt>ie  eine 
Äellnerin,  t>on  !>öl>crer  SMlbung,  *6n  ©eift  audj  feine 
©pur,  fte  tt>ar  eine  t>on  ben  ©djönfjeiten,  bie  man  ben 
anbern  Sag  total  fcergeffen  l>ai 

3tt>ar  ettt>a*  älter,  aber  bod)  nodj  aiemlidj  ttrie  fonfi 
fanb  tdj  bie  gamflie  ©örre*1),  bie  midj  jeben  Sag  ju 
fommen  auf*  freunblicfyfie  einlubem  33a  fanb  id)  oft 
@berl)arb,  9ting*ei*,  ©lernen*  SBrentano  unb  allerlei 
©elefyrte  unb  Äünftler* 

Giemen*  Srentano^tt>ol)ntenid)ttt>eit&om  ©enb* 

*)  Der  alte  Äämpe  lebte,  nacfybem  er  ßetbelberg  1808  im 
Oftober  serfoffen,  bi*  1819  in  feiner  SBaterjtabt  (Soblenj,  too  toir 
Subtoig  1814  unb  15  ifyn  befugen  fafyen,  bann  aber  al*  $er* 
banntet  in  ©traflburg  unb  ber  ©cfytoeia.  £)ort  toanbte  er  ftcf) 
fo  einfeitig  bem  SJtyfti$f*mu*  unb  ultramontanen  ©ejtrebungen 

St,  bafl  er,  1827  an  bie  neue  0>on  2anb*l)ut  borten  verlegte) 
ntoerfjtät  SDWhtcfyen  al*  9)rofeffor  ber  Siteraturgefd&f  d)te  berufen, 
feine  Söebeuttmg  für  bie  ©efamtfyeft  ber  SKation  völlig  serlor. 
<Sr  ftorb  to&fjrenb  ber  9Eünd)ener  Sötrren,  bie  jur  Sfyronent* 
fagung  Äbnig  Subtotg*  I.  führten,  am  29.  3anuar  1848.  — 
3u  feinem  Äreife  gefydrten  außer  bem  untengenannten  9>l)illip* 
nocfy  9)rof.  ©treber,  Äufto*  be*  SJHhtjf  abinett*,  ber  berühmte 
fatl).  Geolog  %  TL  3Köf)ler,  3gnaj  jD5llinger,  ben  aber 
©lernen*  nicfyt  liebte,  bie  Geologen  Älee  unb  J^aneberg, 
fpäter  Söifd&of  *on  ©peger,  unb  t>on  greunben  fcubtoig*  nod) 
efl,  9)occi,  Gorneliu*.  „2fffe  legitim  unb  fatl)oiifd)  aefinnte 
Winner  befugen  fein  #au*,  unb  lebte  er  nid&t  fyier,  fo  toäre 
SRüwfyen  für  Diele  ein  gewöhnlicher  Ort"  «Sternen*  an  feinen 
Söruber  granj  SBr.,  ©ef.  20.  9, 291).  ©onntag  Bbenb  toaren  bei 
tym  immer  jn>an$ig@ebeae  aufgelegt,  unb  e*  ging  bann  feftr  heiter  fyer. 
*)  <5  lernen*  fyatte  feit  3uni  1808,  too  er  £eibelberg  *er* 
lief,  an  mefyr  al*  einem  Dufcenb  Orten  länger  ober  fürjer 
gelebt,  „fyeimatlo*   an  Jebem  Orte,"  tote  er  felbft  fagt,  unb 

31* 


484  Subtotg  Ghnil  (Stimm,  (Sttnnetungen.  , 

Hnget  Zox  bei  ©djlottfyauet1)*  2(u$  feinet  ©tube  fyatte 
man  bie  2(u$jidjt  auf  bie  Äreujfirc^e  unb  beten  ©arten, 
eine  fülle,  fl6ftetlid)e  SSBolpntng»  XU  ity  nadj  ben  Dielen 
3al)ten,  tt>otin  idj  il)n  nid)t  gefefyen,  in  fein  ©tübd)en 
ttat,  fagte  et,  ein  SBud)  in  bet  J&anb  fyaltenb  unb  ben 
Äopf  nod)  mit  tt>enbenb:  „©tü|J  ©ott,  Subtüig,  fefc  bid) 
neben  midj  unb  mad)  bit  eine  pfeife  an!  3Sa$  mad)t 
bet  3<icob  unb  bet  28ill)elm,  tt>at  bie  SBettine  füta* 
lid)  bei  eudj?"  uftt>*  ©tatt  feinet  fonft  fo  fd)6nen,  langen, 
fcfytoataen,  glänjenben  Joden2)  ttug  et  feine  Jjaate  jefct 
fatj  gefaxten,  unb  tttoai  stau  getüotben  tt>at  et  aud)* 

nabm  enbttcb  in  SÄüncben  1833  feinen  legten  unb  längften 
#ufentf)alt.  Heimat  tourbe  e$  tbm  aber  aud)  nid)i  2Ble 
et  im  Öftober  1833,  nacbbem  et  nur  trgenbtoo  ettoaä  *on 
bem  guten,  frommen,  ffnberlofen  @bepaar  ©ajlottbauer  gebbrt 
batte,  eine^  Bbenbä  bei  biefem  etfd)tenen  toar  mit  bet  Söttte  um 
Äufnabme  unb,  nacbbem  er  batte  abgetotefen  toerben  muffen, 
bocb  am  näcbften  3fbenb  mit  feinem  ©epäcf  erfcbten  unb  mit 
falber  ©etoalt  bet  gutmütigen  J&auäfrau  ihr  befiel  3immet  ab* 
rang,  am  näcbften  afcorgen  il>rc  SDtöbel  entfernte  unb  feine  toben 
tannenen  $tf<fte  unb  Söücbetgeftette  aufteilte,  einen  gufl  au* 
einem  ©tubl  orad),  um  ttyn  {leb  bequemet  (?)  au  madjen,  lote  et 
cnblid)  bie  gute  grau,  bie,  burd)  einen  ©cbelmenpftff  gerufen, 
ibn  aufä  güttgfte  pflegte  unb  oerforgte,  unfäglfd)  plagte  unb 
bemübte,  ba*  eraäblt  gat  t>übfd)  feinet  »ruber*  (5t)riftian 
grau  in  bet  Einleitung  au  (Slemen*1  »tiefen  (®ef.  2B.  8, 79ffX 
@r  toäre  gern  ^tieftet  aetoorben,  toa*  abet  unmbgltcb  toar, 
Unb  tote  in  Berlin  ber  Siebe  au  Sutfe  ßenfel,  fo  bfefj  e*  in 
SÄüncben  für  ihn  ber  Siebe  au  <£mtlfe  Slnber  entfagen.  Oft 
toar  er  tief  aermirfebt  unb  oerging  faft  in  ordnen,  ^ilflcd  tote 
ein  $tnb,  aber  nld)t  frtebloä,  auflerjt  tätig  unb  aufopfernb  für 
alle  fatholtfcben  Unternehmungen.  Und)  bet  ^oefie  erfcfelofj  et 
fi(b  toteber  in  einet  Tixt  oon  9tad)blüte,  al$  gebotenet  2katd)en* 
bietet*  ©eine  »riefe  auö  ben  legten  3at)ren  fann  niemanb 
obne  Stübtung  unb  tiefet  SDHtgefübl  lefen,  unb  für  otele*  muU 
man  ihn  lieben  unb  fann  nur  bef lagen,  baß  fein  @enie  feine 
ootte  (snttofdlung  gefunben  bat!        *)  ©lodenjtt.  11. 

*)  @.  ©teinle  fpriebt  jeboeb  1837  toieber  oon  bzn  eifetu* 
farbigen  Soden  um  feine  bobe  ©tirn,  £Mel*Äreltten,  <5L  95t,  2, 
502,  unb  aueb  ©allanb,  <5L  »t.  461  (463)  oon  feinen  bunfel* 
grauen  Soden. 


IX.  3bt>a  fm  J&abid>tSwalb  ufto.    1830-1863,      485 

(Sr  War  fWrfer  fm  ©eftdjt  unb  am  Ä6rper  geworben  unb 
trug  einen  groben  wollenen  Mittel  3n  feiner  ©tube  lag 
atteÄ  red)t  burcfyeinanber,  unb  in  feiner  ©djlaffammer1) 
baneben  war'«  nod)  Argen  Die  weisen  Äalfwänbe  waren 
alle  mit  großen-  unb  Reinen  ölbilbern,  metft  auf  £otj 
gemalt,  jugefyängt,  meijl  alten  SBefannten,  bie  er  in  Jjjeibel* 
berg  unb  ?anbdi)ut  fdjon  ljatte* 

9W6bel  waren  gar  feine  ba,  nur  eine  Äommobe, 
worauf  bie  ©cfyublaben  genommen  waren  /  bie  auf  ber 
Chrbe  lagen,  unb  ein  paar  ©tttyle*  (Sr  felbji  faß  in  einem 
©ejfel,  alle*  grob  *on  Jannenljolj  gemacht;  fein  Arbeits 
tifd)  waren  ein  paar  abgehobelte  Dielen  mit  ein  paar  gfüjjem 
3Kfd),  ©tttyle,  ©d)ubtaben  jlanben  in  ber  Stube  fyerum, 
alle«  lag  voller  83fld)er,  Papierrollen,  Äupferfticfye,  ge* 
brueften  unb  ungebrueften  Rapier«;  ein  alter  Koffer  in 
ber  @de,  mit  fdjmufciger  3Bftfd)e,  bie  l)alb  l)erau$l)ing ; 
fein  brauner  2fu$gef)eüberrocf  unb  fein  #ut  lagen  ba,  wo 
er  fte  gerabe  ablegte,  unb  wenn  er  monatelang  nidjt  au$* 
ging,  blieben  fte  gewiß  fo  an  Ort  unb  ©teile  liegen* 
Siele  £>lbilber  fianben  nod)  an  ben  SBänben*  Sie  nädjfte 
Umgebung  beä  9>lafce$,  wo  er  faß,  war  mit  »erfreutem 
Sabal2)  ober  £abaf$afd)e  bebeeft,  unb  bodj  fyatte  er  nod) 
neben  ficf>  an  ber  SÖanb  ein  ®  aljfäjjd)en 8)  Rängen,  in 
ba$  er  bie  pfeifen  ausleerte  unb  reinigte*  3Me  ©tube 
fal)  au«,  ate  wenn  fte  tl)r  Sebtag  nidjt  aufgefegt  worben 

*)  Hut)  fte  ftanb  voller  SöüdjergejMe,  babei  fein  ärmlf efte* 
Söctt,  eine  fci)led)te  SDtotrafce  auf  etntaen  Brettern,  unb  barüber 
eine  abgenufcte  Söottbecfe,  ©tetnle  bei  Dfek^r.  502. 

*)  @r  rauchte  Ieibenfci>af tlidt) ,  aber  in  ber  gaftenjeit  t>er* 
fagte  er  fid)  aud)  biefen  (genug. 

8)  @r  fyatte  jwei  auf  bem  Sanbelmarft,  tton  bem  er  immer 
in  feinen  großen  Stafdjen  alten  Äram,  aud)  gute  ©acfyen,  f)tim> 
fdjleppte,  erftanben,  bod)  nafym  it>m  unterwegs  bie  f leine  SWarte 
©teingaß,  ©örreä'  (snfeltn,  eine  au«  feinem  3auberfad.  „3$ 
fifee  wie  immer  —  baä  ©alafag  jur  Sabafäafd&e  fyängt  neben  mir  — 
in  einer  ber  frömmsten  unb  fyetterjten  Strdhen  Üloäl),  mit  2foa$, 
©ptfcl,  ©eptemberli,  einem  SBogel,  jwei  Jpunben  unb  2ie$d)en, 
ber  2Bagb'r  (9,  344). 


486  Subttlg  <£mil  (Stimm,  Erinnerungen. 

ft&re,  aber  er  fajj  red)i  befyaglid)  ba,  unb  um  bie  Un* 
orbnung,  ben  £)re<f  unb  ©taub  bekümmerte  er  fict>  fet>r 
tt>entg.  3d)  tt>ar  balb  lieber  bei  ifym  eingetonnt  unb 
befugte  it>n  oft. 

9Raj  t>on  gfrepberg  fanb  td)  im  ©taat$prd)ö>  unb 
Äarl  *>on  ©umppenberg  mit  fetner  fet>r  angenehmen 
grau1)  ju  J&aufe  an.  @buarb  t>on  ©d)enf  tt>ar  in 
Stegenöburg,  id)  l)4tte  ü)n  aud)  gern  fefyen  mftgen.  ffreunb 
Sofepl)  ©tieler  traf  id)  jtt>ar  nodj,  er  reifte  aber  balb 
nad)  Coburg,  wo  er  ben  «£erjog  malte.  Ärajetfen 
tt)ot)nte  jttwr  am  (Snbe  beä  @nglifd)en  ©artend  auf  bem 
?anb,  id)  fyabe  tt)n  aber  aud)  bort  befugt  unb  mit  92epo* 
mu!  überhaupt  alle  alten  Orte  aufgefud)i  Öftmate  bin 
id)  aud)  allein  gegangen,  überall  ba,  tt>o  id)  (Erinnerungen 
auffrifdjen  wollte,  mit  benen  man  am  liebften  allein  tfh 
Über  bie  fd)5ne  Stella2)  l)ab  id)  bod)  trofc  aller  @r* 
funbigungen  nid)t$  I)ören  f innen;  ba  fyiefl  e$,  bie  n>&ren 
längft  toeggejogen,  ober  fte  lebten  weit  Don  fyier  auf  bem 
?anb,  aud)  fte  fei  inä  Älofter  gegangen.  3d)  glaube  baä 
beinahe  audj,  fonft  tt>äre  mir  baä  33erfd)tt>inben  unerflärlid), 
fte  Ijfttte  mir  fonft  irgenbeine  9tad)rtd)t  gegeben,  n>ir 
muffen  verraten  toorben  fein.  2)aä  Sfötfel  toirb  mir  tt>ol)l 
nie  gelftft  Werben! 

SRobert  langer  t)atte  fein  Ärbeittjimmer  im  Salate 
9Ra£.  @r  jeigte  mir  feine  arbeiten,  bie  aber  nod)  fo 
tt>aren  n>ie  bie  früheren.  Sie  2(u$fÜl)rung,  ba«  9Rad)* 
tt>erf  glänjte  anfiel.  3(ber  er  ift  ein  fel>r  unterrichteter 
unb  gefreiter  Äünfiler,  er  tt>ar  fet)r  artig  unb  jm>or* 
fommenb  gegen  mtd),  unb  ba$  gleiche  fann  id)  aud)  nur 
t>on  ben  übrigen  Äünftlern  fagen. 

©omfapitutar  ©pett)8)  befudjte  id)  aud)  öfter  unb 

*)  ehemalige*  grl.  Stteumatter,  bie  ?ubtoig  unb  gerbte 
nanb  gut  fannten.       2)  @.  o.  <©.  307. 

8)  <5.  9>erf.'2terj.  u.  9tob.  9ft.  69.  3n  einem  »rief  an 
gerbinanb  1815  fyat  S.  tfyn  „fdrmttrf)  unau$ftef)K<fc"  genannt. 
Sntfoffd&en  t>atte  ©petf)  1826  aber  im  „Amtsblatt"  (gebr.)  *ub* 


IX.  3W  im  J&abtt#*»olb  ufto.    1830-1863.       487 

befal)  immer  mit  greuben  feine  Heine,  aber  auäerlefene 
aSilberfammiung*  3(d)t  SBocfyen  brachte  id)  vergnügt  fo 
ju,  nal)m  ben  Stüctoeg  Aber  ^Rotenburg,  9Bürjburg  unb 
gulba  unb  traf  gottlob!  ju  J&aufe  äße«  tt)ol)l  an. 

©en  folgenben  SBinier  (1834/5)  arbeitete  id)  an 
meinem  95ilb:  bie  ^eilige  ©lifabett),  ba«  2(benbmaJ)l  emp* 
fangeitb*  @6  mürbe  jur  XuäfteQung  fertig  unb  geftel 
fel)r,  bie  Äurfürfiin  faufte  e«  für  ad)tjig  griebri^bor 
in  ©olb*  ©ie  l>at  e«  ber  3>rin)e$  Sardine  t>ermad)t, 
in  beren  3immer  e«  jefct  fydngt1)* 

3m  3afyre  1836  fd)enfte  un«  ber  liebe  ©ott  ein 
©öl)nd)en,  ba«  aber  leiber  nad)  tuer  SBodjen  toieber  fiarb* 
©ie  gute  SWarie  tt)ar  fefyr  betrübt,  unb  tt>ir  machten 
bafyer  eine  Steife  ju  ben  SBrübem  nad)  ©fittingem  9tad) 
längerer  Äranfyeit,  bie  un«  alle  fyeimfudjte,  foQte  idj  im 
3al»re  1837  —  ber  Brat  sollte  e*  —  tt)ieber  eine  Steife 
machen.  SBieber  lief  icf)  meinen  9>afJ  nad)  9Ründ)en 
auäjMem  Anfang  3uni  reifte  idj  bieämal  über  granf* 
fürt  bafyim  ©ort  blieb  idj  einige  Sage  bei  ©eorg 
^Brentano  in  9t6bell)eün,  tt>o  idj  grau  Don  ©afcign^ 
traf*  ©onntag*  fam  SBefudj  au«  granffurt  ju  Sifdj, 
unter  anbern  ber  ©raf  Stoffi  mit  feiner  grau,  ber  be* 
rühmten  Henriette  ©ontpg,  unb  beren  ©d)tt>efier* 

©ie  ©rdftn  ift  fet)r  fd)6n  unb  lieben«n>ürbig  unb 
t)at  gar  nidjt«  t>on  ben  Seilten  an  ftdj,  bie  einmal  auf 
bem  33>eater  tt>arem  ©ie  ift  nidjt  grofj,  aber  jierlidj, 
l)at  reijenb  fd)6ne,  blaue  Xugen,  fd)5ne  34fyne  unb  lieb* 
liefen  SRunb,  fte  ift  nodj  jung,  jiefyt  aber  audj  au«  tt>ie 
ein  SRdbdjen  t>on  fed»el)n  3afyren;  fie  ift  fet)r  luftig  unb 
munter,  babei  natürlich,  anfprud)«lo«  unb  t>on  feinen 
9Rameren*)* 

»ig«  arbeiten  beifällig  befinden:  „er  jtefye  ben  beften  jefei 
lebenben  Sünjtlern  in  biefem  garfje  offenbar  gleid)." 

l)  SDttr  unaufflnbbar, 

*)  ©ie  gefeierte  ©ängerfn  n>ar  bamal«  bretftfg  3al)re  alt, 
hatte  1827  ®raf  Stoffi  geheiratet,  ber  1835—38  ©arbfnifd&er 
®efanbter  am  9$unbe«tag  toar,  unb  brei  3<tl)re  fpdter  nadj  bei* 


488  8ubttig  Sinti  (Stimm,  ©tinnetungen« 

3n  gtanffutt  befugte  ty  Seit1),  ber  mir  feine  3tt* 
beiten  jetgte,  unb  mehrere  anbete  ÄfinjHet,  unb  befaf)  mit 
gtau  Don  ©a&ign^  bie  ©töbelfd)e  ©alerie.  3dj  wollte 
ju  gu$  weitet  teifen,  dbtt  mein  gteunb,  bet  Dr.  (3*  2X) 
9)affat>ant,  riet  mit  wegen  bet  J&i&e  ob*  @o  füfyr  icfy 
benn  nad)  ©atmfiabt  unb  befugte  ba  ben  ^)tofe|fot  gel* 
fing9),  bet  an  einet  SRabonna  nad)  O&etbedf  arbeitete, 
unb  ging  in  bie  Äupfetbtucfetei  feinet  SBtubetä,  bann 
ju  ben  Sanbfdjaftömaletn  Sucaä8)  unb  ©d)tlbad)*)* 

Xbenbö  ip&t  fut)t  id)  nad)  J&eibelbetg  unb  befugte 
ben  ©efyeimrat  Steujet6),  bet  fefyt  fteunbtid)  tt>at  unb 

fptellofen  @tfolgen  bie  93fif)ne  oetlajfen,  Sttiflllcbe  2*etm5gen*< 
umftänbe  jtoangen  fte  1849  triebet  aufoutteten,  unb  jie  jtatb 
1854  auf  einet  Shmjtteife  in  SWejilo.  —  3n  Gaffel  i)cd  fie  ge* 
btuat  unb  SKäta  1830  aud)  jtt>ef  Äonjette  gegeoen,  im  etilen 
tottfte  Subtoigä  gteunb  2fbolf  äölele  mit.  —  3l)tfc  toentget 
bebeutenbe  ©d)toeftet  9Mna  Dorn  3)eutfd)en  $$eatet  in  ?onbon, 
bie  bamalä  in  Gaffel  mit  ll)t  ein  Duett  fang,  toutbe  1833  al$ 
btitte  ©ängetin  an$  Raffelet  J&oftfyeatet  gejogen.  —  liefen 
Söefud)  bet  ©ontag  bei  Sötentano  ettoäljnt  aud)  gtbblld) 
,,9tocf)  15  3/'  ©.  51. 

*)  Det  betütjmte,  ftteng  telfgföfe  «Kalet  tyfyltpp  2*elt  toat 
bet  ©ol)n  beä  Söetlinet  SÖanftetä  SBett  unb  Dotottjeaä, 
stowtet  oon  SD?ofc^  SÄenbelSfobn.  <&tint  Sttuttet  Heg  fidf) 
fd)eiben  unb  beitatete  gtlebtld)  ©d)legeL  @t  toat  bamalä 
SMteftot  be*  ©täbelfd&en  Sntfttut*  unb  ftatb  84jd^tig  1877 
in  SKalnj. 

■)  $>et Äupfetfted^et  Safob  gelfing,  1802—83,  ©d&ület 
feinet  SBatet*  3ob.  ßontab  gelflng,  t  1819,  unb  «ongbtS 
in  SDtatlanb.  ©ein  Sötubet  3ol).  #.  gelfing  btuefte  bie  9ta* 
bietungen  ©timmä.  Steffen  ©ötyne  Otto  unb  gtlebtid)  oet* 
legten  bie  Äunftbtucf  etel  nad^  Söetlln  unb  ÜRündjen. 

")  Euguft  £uca$,  1803—63,  geboten  unb  geftotben  ju 
Datmftabt,  toat  ein  ©d)ület  oon  (5.  gofyt  unb  3.  %  Äocft. 

*)  3 ob.  ®.  ©d&tlbacb,  1798  in  SBatd&felb  geboten,  ftatb 
in  Datmftabt  1851  aU  J£of*  unb  Sfyeatetmalet. 

5)  gtiebttdfo  (Steuget,  bet  „SRomantffet  untet  ben  gM)ilo^ 
logen",  bfttte  ftd)  in  ben  3al)ten  1805—08  au*  ju  #tntm, 
Sötentano  unb  ©dtteä  gebalten,  ©eine  1834  etfd)ienene 
©ctyttft  „3ut  ©emmenfunbe"  betjanbelte  bie  ®emmen  oom  ©tab* 
mal  bet  f)L  ©Hfabetl)  in  üttatbutg  (et  felbft  fprici>t  batübet  „2lu* 


IX,  3*9B  ta  J&aMd>t*U>olb  ufto.    1830—1863.       489 

mir  fein  95ud)  „®emmenhmbe  *om  ©rabmal  ber  1)1  (&\U 
fabetl)"  fdjenfte,  bann  äße  nafyen  befannten  fünfte  am 
«ßeibetberger  @d)lofl  unb  julefct  nod)  ba$  bcm  SBirt 
93arte(me  gehörige  @artenl)au£,  tt>orin  id)  im  3af)rc 
1808  mit  2trntm  unb  Srentano  gett>ol)nt  fyatte* 

öon  93aben*93aben,  n>o  id)  ben  greunb  (Senator 
Jfyomaä  mit  feiner  fix  au  fanb,  ttottte  id)  eigentlich 
)u  $u$  burd)  ben  ©d)n>ar)tt>alb  gefyen,  fanb  aber  nie* 
manb,  ber  mir  ben  Äoffcr  mitnehmen,  unb  niemanb,  ber 
mir  ben  28eg  {eigen  fonnte»  ©o  fufyr  id)  über  ÄarW* 
rul)e  nad)  Stuttgart,  n>o  irf)  einen  alten  föreunb  auffud)te, 
ber  mit  mir  bie  SRündjener  Xtabemie  befugt  fyatte* 

3d)  fyatte  il)n  feif  1810  nid)t  ttriebergefefyen,  unb  aW 
id)  ju  ifym  in$  3intmer  trat,  fal)  er  mid)  im  Anfang  etawä 
»erttmnbert  an,  bann  fagte  er  in  greube:  „@rü$  bid)  ©ott, 
©rimm",  unb  tt)ir  blieben  bie  jtt>ei  Sage  immer  bei* 
famtnen*  @r  ift  ein  gefreiter,  berber,  aufrichtiger  @d)U>abe, 
fyatte  ben  gelbjug  1813  unb  1814  unter  bem  93cfeI>I 
feinet  Kronprinzen  mttgemad)t,  jtd)  fet>r  ausgezeichnet, 
Crben  befommen,  nat)m  nacfyfyer  feinen  #bfd)ieb  ate 
Hauptmann,  ift  jefct  Hofmaler  unb  lebt  in  gtönjenben 
Ser^dttnijfen.    ©ein  9lame  ift  3ofepI)  t>on  @d)ntjer* 

2Bir  befugten  ben  «Waler  ©ietdd)1),  befaljen  bie 
93ilberfammlungen  unb  gingen  jum  fefyr  aftenSannecfer3), 

bem  «ebenufm.",  174).  3n  jenem  3af)r  u>ar  bie  600*3al)rfeier 
ber  ©rünbung  ber  (SKfabetfcfftrcfye  unb  be$  ©rabmal*  gett>efen. 

*)  3**>ann  grfebrtd)  SDietrtd)  au«  SBiberacfc,  1789—1846, 
J&iftorienmaler,  n>ar  9)rofefibr  an  ber  Stuttgarter  Äunjtfdhule. 
arbeiten  *on  tt)m  bejinben  fid>  im  fgl  ©d&lofj,  in  SRojenftein, 
ber  Ätrtfye  in  ©ulad)  u.  a. 

*>  3o*).  «ßetnr.  *on  X)anne(!er,  1758—1841,  SDMtföüler 
unb  greunb  ©dritter*  auf  ber  Äarläföule,  bat  1797  bie  fyerr* 
(ict)e  Äoloffalbüjte  ©c^tHerd  für  Weimar  nad)  bem  SÖtobett  *on 
1794  gefertigt  unb  1814  bie  anreite,  bie  beute  im  @rbgefd)ofl  be$ 
(Stuttgarter  SRufeumä  ber  bilbenben  fünfte  ftel)t.  ©ctt  1829 
fränfelnb  unb  immer  mefyr  geifHg  »erfaffenb,  Ijat  er  ben  fcotfen* 
ftfymucf  ber  lefeteren  in  einer  2(nn>anblung  t>on  ®effte$ft5rung 
felbft   »erftümmelt.     ©fefye   bti  SSgcfygram,   ©$t0er,   biefe 


490  Sutarig  @mil  ®rfmm,  Erinnerungen. 

ber  aber  fafi  finbifd)  toax,  er  jetgte  wxi  alle  feine  3te 
betten ,  f leine  unb  große  ©fijjen  unb  SDfobeße*  GKnen 
foloffalen  Äopf  &on  ©filier  in  SÄarmor,  ttortreffttcfy 
ausgeführt,  l>abe  td)  lange  betrautet!  @r  felbfi  feigen 
großen  28ert  auf  ifyn  ju  legen  unb  erjagte  mit  fid)tbarer 
greube  alle  bie  95egebenl)eiten,  bie  er  mit  ©Ritter  erlebt, 
n>ie  er  ifyn  jum  bfteren  ©ifcen  betoegt  fyat  ufn>* 

„SMefe  SBüfte",  fagte  er,  „foH  in  meinem  Steter* 
lanbe1)  bleiben,  id)  tt>ei$,  ti  ift  bie  äfynlidjfie  unb  befte, 
bie  bie  9tad)tt>elt  t>on  tym  l)ai" 

(Sin  SBilb,  baä  id)  in  früheren  3afyren  in  3Ründ)en 
gefefyen,  fal)  td)  tt>ieber  in  ber  ©alerte:  „J&iob  t>on  feinen 
^reimten  umgeben",  ftreng,  fd)6n  unb  großartig,  t>on  bem 
n>ürttembergifdjen  SRaler  ♦  ♦  ♦*)♦ 

greunb  ©djnijer  geigte  un$  aßeä  ©efyenSnwie,  unb 
id)  fufyr  bann  abenbS  nadj  Ulm  ab*  2fm  anbern  SKorgen 
bort  angefommen,  befugte  idjgxeunbSRofer8),  ben  ©d)ii& 
birettor,  unb  ging  mit  ifym  in  ben  berühmten  alten  J)om. 
©iefeä  9>rad)tgeb4ube  mit  feinen  bunten  ©laöfenftern  mad)t 
einen  großen  ©inbrutf !  2)a$  @l)or  ber  ©om^errn  ift  von 
nmnberbarem  @cfyni&n>erf  in  @id)enl)ofj  unb  fefyr  ali. 
SRofer  erjftt)lte,  bie  ©eifllicfyfeit  in  ©traßburg  fyabe  große 
©ummen  für  biefeä  geboten,  aber  eä  tt>firbe  in  ber  ßfircfye 
bleiben,  unb  tt>enn  fte  aud)  proteftantifd)  feil    Ulm  ift 

»üfte  aU  Sftelbtlb,  unb  über  tyre  j&erfteHung  bafelbft  ©.  525. 
£>annecfer$  »ilbni*  bafelbft  ©.  323. 

x)  2).  I).  in  äBürttemberg. 

*)  Subtoig  fyit  ben  Tanten  n>eggelaffen:  e$  ift  ber 
JJtjtorienmaler  (Sberfyarb  SBädjter,  1762—1852,  geb.  in  ^Balingen, 
t  in  ©tuttgart.  ;Da$  »on  Subtotg  fyier  gerühmte  95ilb  ift  tötet* 
lief)  baö  #aupitt>erf  unter  feinen  btblifcfyen  £arftellungen.  3B. 
fefcte  mit  ©ottfrieb  <&ü)id  befonberä  bie  Söeftrebungen  *on 
(Sarftenä  für  äöieberbelebung  ber  beutfcfjen  ähmft  fort. 

8)  ©eorg  J&einr.  SKofer,  1790—1858,  fyatte  1808  in 
£eibelberg  ftubtert,  oon  (Sreu^er,  feinem  fcefyrer  unb  gfteunb, 
burd)  ben  Subtoig  ifyn  getoifl  fennen  lernte,  alä  fein  „erfter 
©renabier"  bejei^net.  <5r  toar  1826—52  2)ireftor  be$  (Sym* 
najtum*. 


IX.  3b»H  im  £abttf>t*tt>alb  Ufa.    1830-1863.       491 

nod)  red)t  altertümlid)  unb  l)at  t>ortrefflid)e  <&eb&ube, 
Qrunnen  ufn>* 

9ladj  eineinhalb  Sagen  ging'*  nad)  2fug$burg,  tt>o 
id)  nad)  fed)Ä  ttyr  anfam,  mit  ben  Dom  befal)  unb  bie 
alte  ©tabt  unb  abenbö  fpdt  abfuhr.  Um  tuet  Ufyr  fam 
id)  nad)  9Künd)en  unb  ging  ttieber  in  ben  „@olbnenJ$al)n'\ 

(Sofort  befugte  id)  ftieber  greunb  SRepomuf  SSKujel, 
ber  mir  ein  Sogiä  t>or  bem  SRagtor  lürfä  unter  ben  936gen 
auämad)te+  Die  2fu$ftd)t  ging  in  ben  <@of  unb  tt>ar  bie 
ndmlid)e,  bie  td)  fd>on  im  Safyre  1810  gehabt  fyatte  — 
baä  nämlidje  ettnge  ©eldute  ber  £ongregationöfird)e,  nod) 
ber  ^Brunnen  im  £of  unb  bie  9iagelfd)miebött>erfftdtte 
unb  t>on  morgend  btä  in  bie  9tadjt  ein  ununterbrochene* 
jammern! 

Äße  Äünftler  würben  n>ieber  befugt,  unb  ein  paar* 
mal  bie  2Bod)e  ging  id)  ju  ©drreä,  wo  idj  bann  fletö 
9tingöetö,  (Slemenö  SJrentano,  tyljiUipi1)  unb  anbere 
antraf  unb  e$  immer  fel>r  Reiter  juging,  SlemenS,  ju 
bem  id)  ging,  wenn  id)  3eit  fyatte,  fagte:  „Äomm  nur 
alle  Sage,  id)  null  bir  etwa*  beriefen",  wa*  bann  aud) 
gefcfyal)  unb  mir  ein  wahrer  @enu$  war*  3d)  machte 
oftmals  mit  il)m  ©pajiergdnge  unb  tneipte  mit  il>m  bann 
abenbö  bi*  elf  Ul)r  in  irgenbeinem  Tiergarten;  n>obei 
wir  raud)ten  unb  er  2öifee  mad)te  unb  über  bie  ganje 
SSelt  rdfonnierte.  @r  fragte  mirf)  nad)  feinen  SBerwanbten 
in  granffurt    „3dj  bin  lange  nidjt  bagewefen,"  fagte  er, 


*)  ®eorg  <JH)ülii>$,  englifc&er  2Cbfunft,  9ted)t$gelel)rter, 
1804—72,  in  £dntg$berg  geboren,  atö  *J)rofeffor  in  SBerlin 
faifyolifdf)  geworben,  war  1833—47  ^tofeffor  in  S)Whtd)en  unb 
mit  ®orre$,  Döllinger,  3öinbifd)mann  u,  a.  Söearfinber 
ber  ultramontanen  „#tftorffcf)*polittfd)en  Blatter".  (Sdrteä 
wofynie  in  ber  ©(fcdnfelbftraße  . . .  &ud)  manche  ^hroteftanten 
waren  bort  gern  gelegene  (Mfte.  Xnbern  war  e$  etwa*  unfyefm* 
lid)  ba  ((Somitt,  3.  S.  «J)affat>ant  2,  18).  3fucft  SKtngäetä  unb 
feine  gamilfe  t>ieit  mit  9>roteftanten  gute  ffreunbfcfyaft,  unb  feine 
$odhter  (SntUte  f)at  £erman  unb  ©ifela  ©rimnt*  ©riefe 
an  fte  herausgegeben* 


492  Subtoig  <£mtl  @riinm,  (Shtfunerungen. 

„unb  mag  aud)  nid)t  l)tn,  ba*  ganje  Seit  bort  efett  nrid) 
an,  biefed  fcornefyme,  l)od)müttge  ©elbfcolf  ift  mär  tt>iber* 
toftrtig1)!" 

Söenn  td)  ju  il)m  fam,  n>ar  er  gett>6l)nlid)  mit  ?efen 
befd)äftigt,  ober  er  forrigierte  bie  ©rucfbogen  t>on  feinem 
furj  barauf  (1838)  herausgegebenen*)  SD?ftrd)en  „®ocf«l, 
£infel  unb  ©atfeleia";  er  laä  mir  S8rud)fiücfe  barauä 
t>or  unb  l)at  mid)  nadlet  mit  ben  3*id)nungen,  bie  er 
baju  fyatte  machen  laffen  unb  bie  id)  il)m  forrigieren  fottte, 
entfefclid)  geplagt  2Ba$  batton  gebrutft  tt>ar,  fcf>tcfte  er 
mir  in  mein  Sogiö  unb  fdjrieb  baju,  idf>  foKe  alleä  burd)* 
lefen  unb  bann  bie  3eid)nungen  anbern  ober  anbere 
machen*  2Cber  td)  fyatte  toeber  2uft  nod)  3eit  baau,  tt>eil 
idj  nod)  fo  triel  ju  fefyen  fyatte*  Ouibo  ©6rre$,  ber 
gerabe  bei  mir  tt>ar,  fagte:  „2)a$  ift  ja  abfdjeulid),  baß 
ber  ©ie  je&t  fyier  plagt!"  J)en  anbern  Sag  madjte  id) 
tfymaber  bod)  att>ei3*id)nungen*)  unb  f orrigicrte  bie  anbern, 
er  Keß  aber,  ba  e$  ü>m  ju  lang  bauerte,  alle*  nrieber 
abholen« 

SD?it  2fbftdf>t  ging  td)  ein  paar  Sage  nid)t  ju  il>m, 
ba  fam  er  felbjl  inä  ©aftyauä,  n>o  i6)  mit  SRujrel  mittag« 
aß,  unb  fagte:  ,,3d)  fyab>  alle  Sage  auf  bid)  gekartet" 
@r  fefcte  fid),  lieft  jtdj  audj  ju  ejfen  geben,  unb  nad)  Sifd) 

*)  3«  anbern  3eiten  äußerte  er  jicf)  über  feine  gamilie,  bie 
ftetä  mufterfyaft  aufamntenfyielt,  aucfo  toieber  geregter  unb  fyat 
banfbar  alle  Ztebt  anerfannt,  bie  fte  —  befonberä  <Sl>rifltan 
unb  feine  ©attin  gerabe  in  feiner  legten  Sebenfyeit  mit  #uf* 
Opferung  —  tym  ettotefen  fyaben.  3m  3al)te  1841  fyat  er  fte  au* 
lefct  in  gfranf  fürt  befugt  Unangenehm  empfanb  er,  baß  er  ifynen 
afö  gefftrefd&er  3eitt>ertreiber  galt  „IMe  Seute,"  fdjreibt  er  1826, 
„freffen  münt  iniereffante  Statur  fo  heißhungrig,  baß  idj  mi$ 
\tf)t  übel  beftnbe." 

*)  Über  ben  Serbruß  unb  bie  Soften,  bie  er  mit  biefen 
Söflbern  tjabt,  flagt  er  oft  in  feinen  Briefen  (9,  350ff,).  3cf) 
n>itt  nfd)t  hoffen,  baß  biefe  Sölätter  SubtoigS  ju  ben  *>ter  ge> 
boren,  bie  (bafelbft  353)  „t>on  einem  anbern  redjtfcfyaffenen,  ge* 
fdfyttften  SOtonn  gemadjt  toorben,  aber  fo  roi)  aufgefallen  ftnb, 
baß  (Siemens  ben  ©tein  bwtjltt,  aber  ntcfyt  brausen  fonnie. 


IX.  3b»H  int  £abid)t*»alb  ufto.    1830-1863.       493 

ging  id)  mit  ä>m  nacf)  £auS,  tt>o  er  mir  beriefen  ttoHte* 
@r  fagie  mir  aud):  „Der  ©utbo1)  l>at  mir  ja  große 
33ortt>ürfe  gemacht,  baf[  id)  bidi>  fo  geplagt  Ijabe,"  @r 
IaÄ  mir  ttieber  ?ufKge$  unb  2raurige$  t>or,  n>urbe  oft 
fefyr  ernfi,  bann  lachte  er  lieber  auögelajfen.  @r  fyatte 
neben  ftd)  ein  ungefyeureä  SSKaterial,  t>on  il)m  fel)r  eng 
getrieben  nad)  ben  2fu*fagen  ber  SWonne  t>on  Dülmen, 
Anna  Äatfyarina  ©mmerid)9)*  ©in  93anb8)  n>ar  erfi 
gebrueft,  unb  biefeö  große  SKanuffript  fyätte  nod)  ©ott 
tt>ei#  n>te  t>iel  95änbe  gegeben.  @r  fagte  aber  in  großem 
Unmut:  „2öenn  td)  nur  femanb  f)ättc,  ber  mir  *$ilfe 
leijletel  3d)  bin  t>or  meinen  fonfHgen  Arbeiten  nid)t  im* 
ftanbe,  alle*  fertigjufMem"  3d)  fd)lug  ü)m  mehrere 
t>or,  ba  fagte  er:  ,,2Cd),  gel)  mir  bod)  toeg,  id)  fenne  nte^ 
manb,  ber  mir  Reifen  fftnnte,  ba$  ftnb  ja  lauter  ©fei"4)! 
ÄuÄ  biefem  9Ranufftrtpt  la$  er  mir  93rud)ftficfe  t>or,  unter 
anberem  bie  $Iud)t  nad)  Ägypten,  ganj  genau  bie  (Segenb, 
burd)  bie  fte  gekommen,  n>o  fte  über  9tad)t  geblieben,  n>aä 
9Raria  für  ein  Äleib  unb  SSKantel  anfyatte,  n>ie  bie  @ngel 
beim  ©)rififtnb  n>ad)ten,  tt>ie  Sofepl)  gefleibet  tt>ar,  bann 
ben  Stall,  bie  Ärippe,  tporin  ba*  Äinb  gelegen  —  atteä 
tt>ar  auf*  genauere  betrieben!  2fffeÄ  n>ar  fo  poetifcf), 
fo  büberreid),  unb  er  lad  fo  tyerrlid)  t>or,  baß  man  atteS 
fcergaf},  um  il)m  jujufyörenl  7LU  id)  toegging,  fcfyenfte  er 
mir  ben  erfien  gebrueften  93anb* 


*)  ®utbo  ®drre$  gab  1846  (Slemenä'S&ärctyen  in  atoei 
S&nben  berauö. 

*)  8ü«f  3al)re  lang,  1819—24,  fyatte  (Slemenä  in  Dülmen 
(SÖejtfalen)  am  Q5ette  ber  fttgmatfjterten  9lonne  #.  (Smnterid) 
(1774—1824)  gefeffen  unb  genau  alle  ifyre  Offenbarungen  auf* 
gefcfyrieben. 

8)  „Da*  bittere  Seiben  unfere*  Äerrn  3efu  <5l)rf jti "  dlati) 
ben  Betrachtungen  ber  aottfelfaen  2C.  Ä.  <B.,  ©utybadf),  1833  ($u* 
iefet  1902).  9iod)  tin  «eben  aftariä  unb  ein  Seben  (grifft  er* 
fd)ienen  barau*  nattj  feinem  $obe,  1852  unb  1858. 

4)  <£x  t)at  fid),  boef)  freilief)  ttergebltd),  nad)  folgen  J&elfern 
untgefefyen. 


494  fcubttrtg  @mi!  ®rhnm,  (Erinnerungen, 

Den  anbern  3kg  brachte  id)  Rapier  mit,  um  ü)n  ju 
jridfynen1)*  @r  fagte:  ,,3d)  l)ab'*  aßen  abgefcfylagen  ju 
flfcen,  bir  tt>ifl  icr)'*  aber  tun/1  3d)  nafym  ü>n  in  2>rei* 
tjfcrtelprofil,  ttrie  er  in  feinem  Mittel  an  feinem  Arbeit** 
ttfd)  jttufdjen  papieren  unb  großen,  alten  25üd)ern  fifct, 
red)t*  an  feiner  ©eite  ein  Ärujifir,*).  Sinf*  ba*  SBttb 
einer  fd)önen  SWonne,  bie  einen  Silienfiengel  unb  ein 
Ärujiftj  in  ber  J&anb  fyält,  ein  fdjöne*  £)lgemälbe,  ba* 
immer  bei  ü)m  im  3tauner  gegangen  —  im  «£intergrunb 
al*  Sapeten  ®i*ntn  au*  ©otfel  ufn>*,  in  lauter  2Crabe*ten 
unb  3i*ratem  ©ein  Sttlb  n>ar  fefyr  äfynlid)  geworben 
unb  gefiel  i^m  fel>r*  ,,3d)  fef>e  ba,"  fagte  er,  „n>ie  ein 
rechter  SJtyfHfer  au*,  aber  ba*  gefällt  mir  fefyr8)*" 

©er  (5 lernen*  war  ein  fefyr  fonberbarer  SRenfd), 
fefyr  launifct)*  93alb  fdjimpfte  er  über  bie  ganae  SÖelt, 
balb  tt>ar  er  nrieber  milb  unb  fcerfprad)  aKe*  3U  tun,  in 
ber  nädjften  ©tunbe  %atte  er  alle*  t>ergeffem  @r  tt>ar 
fel)r  genau  ober,  beffer  gefagt,  getjig*  SRir  fagte  er  ein* 
mal:  „2Me  2eute  fagen,  td)  fei  geijig,  ba*  tft  aber  nid)t 
tt>af)r,  id)  gebe  ja  alle*  tt>eg4)!" 

3dj  n>ar  mit  il>m  furj*  98enn  er  ettt>a*  wollte,  n>a* 
id)  nid)t  tun  fonnte  ober  wollte,  fo  fagte  icr)  e*  ü)m 
gerabe  fyerau*,  ba  antwortete  er  bann  drgerlicr):  „Qann 
lafli  e*  bleiben!"  2Cber  bftfe  ttmrbe  er  mir  nid)t,  er  blieb 
mir  immer  gut*  9Rit  il)m  eine  Steife  machen  ober  bei  it>m 
wofynen,  ba*  l)dtte  id)  nit  gemocht,  er  fonnte  einen  fürd)ter* 
litt)  quälen  I 

®r  tt)ar  ein  fel)r  geifrreitfyer  SJtonn,  fonnte  fel>r  an* 
genehm,  fyeiter  unb  tieben*würbig  fein,  aber  baju  war  er 

x)  £>afj  er  ihn  1809  fcr)on  einmal  aejeicfjnet  r)atte,  aeigt 
oben  «.  99.  ©effety  122  mtint,  er  tyabe  tt)n  in  Ol  gemalt  unb 
bie*  Söilb  rabtert,  wa*  nier)t  richtig  fft 

*)  @in  foldje*  an  feiner  SBanb  unb  ba*  groge  Ölbilb,  bie 
1)1  flatyarfna  *>on  <3fena  barfMenb,  ertodfynt  aud)  S5fefcÄr.  2. 502. 

■)  2>a*  »ilb  ift  ge*eicf)net  am  18. 3uli  1837,  9tob.  9fc.  56. 

*)  @o  war  e*  aud).  @r  war  duflerft  wofyftdtig,  fparfam 
nur  für  unb  an  fld). 


IX.  3*9tt  tot  £abtcf)t*tt>att>  ufto.    1830—1803.       495 

feiten  aufgelegt.  @ett>6l)nlid)  ttmrbe  er  fattrtfd),  machte 
fdfyarfe,  bittere  SBifce  unb  t>erfd)onte  ni entanb  *)♦  @S  n>urbe 
if>m  bann  meift  mit  ber  nämlidjen  SRünae  aurftcfgejal)^ 
baä  nat)tn  er  bann  aud)  rul)ig  l)üu 

3d)  fyabe  genug  ©efd)id)ten  mit  it>m  burd)gemad)k 
2fber  eä  tt>ar  bodj  ein  großer  9teia,  mit  ifym  jufammen  ju 
fein*  2euten,  bie  er  nicfyt  leiben  tonnte  unb  in  ©efeB* 
fdjaft  traf,  fagte  er  bie  bttterfien  (Sachen4).  93efonber$ 
©amen,  bie  ftd)  ehua  beigeben  ließen,  mit  ifym  über  2ite* 
ratur  ober  Äunfi  ju  fpred)en,  bie  Ratten  balb  genug  unb 
matten  fidf)  n>ieber  t>on  ifym  tt>eg8), 

@r  tt>ar  in  feiner  Sugenb  ttmnberfdfyön4),  aud)  jefct 
nod)  ein  fd)öner,  intereffanter  Äopf,  fcfy&ne  formen, 
bunfelbraune  Äugen,  italienifd)e  garbe,  etoaä  braungelb, 
fd)in  gett>ad)fem  @r  trug  meifl  einen  bunlelbraünen  Über* 
rocf,  fd)tt>arae  SBefte  unb  £afötudj,  @r  tonnte  fel)r  lange 
anhalten,  ofyne  etoaä  ju  ejfen  unb  ju  trinfen*  2Bar  er 
aber  beim  @jfen,  fo  nal)m  er  große  (Säbeln  soll6),  aß 
ungeheuer  fyaflig  unb  fdjneß,  jttrjte  zin  paar  ©läfer  98ein 
ober  95ier  hinunter  unb  machte  nur,  baß  er  fertig  ttmrbe,  um 
ftd)  nad)l>er  über  bie  nod)  effenbe  0 efettfdjaft  lufKg  ju  madjem 

@inmal6)  frfjrieb  er  mir  ein  paar  3eilen,  id)  möd)te 
bod),  tt>enn  id)  tonnte,  einmal  gleidfy  au  ü)m  fommen*  Tili 
id)  in$  3immer  trat,  rief  er:  „#dre  einmal  ju!"  unb  laä 
mir  bann  ©teilen  t>or  au*  bem  Sructbogen  t>on  33ettt* 
nenä7)  93ud)  „®oetl)e$  33rieftt>ed)fel  mit  einem  Ambe" 


*)  Über  feine  Qttt,  in  ©efeflfefeaft  fid)  $u  geben,  erjagen 
f>übfd>  ®allanb,  ©.431,  unb  $t)Wtp*  bti  IbitUSv.  2,  464f. 

*)  2Öie  er  bted  bereute  unb  fiel)  $u  beffern  fuc^te,  fiefye 
fcieMTr.  2,  424. 

8)  Sußinuä  Äerner  fagte  *>on  ifjta:  „Ott  ift  toie  ein 
Äaftu*,  fo  fd)6n  unb  fo  tfad)lfg". 

4)  £>te$  jefgt  bfe  Söüfte,  bie  JJriebrfd)  $fed  »on  ffym  ge* 
mad)t,  bewi  @teig  1,  223. 

5)  Äbnlicf)  fprfdjt  barüber  feine  ©d)tt>Ägerfn,  ®ef.  SB.  8,  81. 

6)  3ber  frton  1834. 

*)  Diefe  ©ruefbogen  fyaHt  ©ettina  ifynt  gefd)fcft,  toorauf 


496  Sub&tg  @mü  ®rhmn,  (Erinnerungen, 

(1835  erfd)ienen)*  „3ft  ba*  nid)t  abfcfyeulidj,  bafi  bie 
SSettine  ba*  brucfen  läflt?"  unb  nmrbe  fel)r  fyeftig*  9tad) 
einer  2öetle  fagte  er  aber:  „25ettine  tfl  mir  bod)  bie  lieble 
t>on  äffen/' 

3d>  !>abe  ü>n  im  3uli  1837  julefet  gefehlt,  3d) 
ttoffte  nad)  Senebig  reifen,  ba  fagte  6  lernen*:  „28  arte 
nod)  jefyn  Sage,  bann  reife  tri)  mit,  id)  mu#  bod)  nacr) 
SSKeran"  *)♦  ®o  l>at  er  midj  t>on  einem  jum  anbem  2üg 
Eingehalten,  bi*  nid)t*  mel>r  au*  meiner  Steife  tintrbe* 
3d)  madjte  il>m  nadjfyer  SBortofirfe  barftber,  er  fagte  aber 
nur:  „25a*  tut  nid)t*,  bie  machen  n>ir  ein  anbermal,  tt>ir 
ftnb  bod)  toenigften*  l)ier  beifammen*" 

@r  machte  aud)  3*id)nungen,  fyatte  ©etfi  unb  Talent 
baju,  befonber*  ju  Äarüaruren  *),  bie  er  ftfynlid),  treffenb, 
n>i^ig  jufammenfteffen  fonnte*  3d)  unb  ein  greunb  Ratten 
bie  2fbjid)t,  eine  2fnjal)l  öriginaljeid)nungen  t>on  intern 
effanten  Seuten  l>erau*jugebem  3dj  fd)rieb  beötyalb  ein 
fyalb  3^,  nad)bem  id)  lieber  in  Saffel  mar8),  an  il)n 
unb  bat  tl)n,  mir  eine  feiner  eigenen  3been,  ti>enn  aud) 
nur  flföd)tig,  auf  ©tein  ju  jeid)nen  ober  nur  eine  ©Rjje 
ju  fcfyicfen*  3d)  glaubte  um  fo  gen>ijfer,  ba$  er  e*  tun 
tt>erbe,  ba  id)  ü)m  fo  t>iele  3eid)mmgen  gemad)t  fyatte  unb 
il)m  in  biefer  2frt  immer  gefällig  gen>efen  bim    Aber  er 


er  jie'befdjtoor,  ben  Drucf  efnjujteffen,  jfe  fei  tf>rer  ganttlte  unb 
tfyren  Ätnbern  fcfyulbtg,  tfyren  9hif  in  fein  jtoetbeuttge*  %id)t  m 
petten.  Söettfne  lehnte  fein  anjinnen  glatt  ab  (f.  ;Dfel>£*. 
2,  537).  —  Söetttnen,  ber  er  anfangt  al*  ber  2Befen*t>er* 
toanbteften  »on  ben  ©efdjtofftern  am  fnnfgften  serbunben  n>ar, 
toar  tfynt  attmäfyttd)  ferner  gerfidt.  3fyn  x>erbrof5  bamal*  namens 
ltd>  tyr  3^)eifel  an  ber  @<J)tr)eit  feiner  SDHttetiungen  au*  bem 
Sttunbe  ber  @mmerttf>.  #ber  in  einem  feiner  legten  ©riefe, 
10.  ^Cprfl  1842,  nennt  er  fie  noefy  „bie  ebeljte,  gütigfte,  n>ar)rfte, 
xwttfommenjte  9tatur  affer  9iacr)fommen  feiner  (lltern,  bie  fyerj* 
unb  feelen&offfte,  toafyrfyaftefte,  bie  ffym  begegnet". 

*)  @r  reifte  bamal*  n>feberf)0it  (1835,  1837)  nadt)  Strol  au 
frigmatijierten  Sttäbdjen  (®ef.  2B.  9,  324f.). 

*)  TtitUStt.  2,  464.        »)  @*  toar  erft  1840. 


i- 


DL  3*9B  tot  J&flfttdjtitDOlb  ufto.    1830-1863.       497 

fyalf  ftrf)  nrieber  mit  ©pdf  en  unb  fdjrieb  mär  na$  mehreren 
üRonaten  fotgenbe*1): 

„gieber  Submigl 

(SS  muß  nneber  an  ber  3ett  fein,  ba  man  fingt: 
,©er  fttrffirfi  t>on  fturl)ejfen,  ber  l)at  n>a*  ©d^ed^*  ge* 
freffen,f),  benn  e*  fommen  mir  augleid)  *>on  bort8)  an>ei 
fontplette  UnmbgKd)fetten  »aufgeflogen'  entgegen*  <$agt* 
Raufen  n>ünfd)t  ein  Qonifaaiuä'@)ebetbud)  oon  mir.  Da* 
toftre  nun  eine  toafyre  QagateDe,  n>enn  id)  nur  fot>iel  t>er* 
ftönbe,  att  baju  gehört4),  jemaub  baju  ein ju laben,  ber 
aud)  gar  ni$tö  bafcon  ober  baju  t>erfiel)t,  unb  auety  gar 
feine  3ett  baju  Ijaben  fann,  weil  er  t>on  ?ubn>ig  ®rtmm 
aufgeforbert  iß,  tym  eta>a$  auf  einen  (Stein  ju  aeicfynen, 
aber  toeber  )eid)nen  nod) 6)  ©reine  au  Sorot  machen  f antu 
5Da$  n>Are  nun  nrieber  eine  SkgateOe  unb  ein  guteö  Sing, 
rottin  nur  ba£  brüte  babei  tt>dre,  n>a*  ju  allen  guten 
Dingen  gehört6)*  Senn  id)  )toeif(e  md)t,  baß  mir  mit 
burd)gel)enber  9tetourd)atfe  #err  53übf)auer  ©anbei7)  t>on 
Qücfeburg  ben  Auftrag  jufenbet,  baß  id)  il)m  bod)  franco 
gratis  cito  citissime  einige  3entner  meinet  berühmten 
fhirgierpflafiert  in  Ukrjefier  Salbe  jufenben  möchte,  um  eö 

*)  jDer  93rtef  tft  nad)  Subtotg*  3fbfd>rtft  gegeben. 

*)  $a$  ©ort  i|t  in  Reffen  unbefannt. 

■)  2Berner  0.  JB.  lebte  1840  aud)  tn  Gaffel 

4)  2).  I).  wenn  id)  aueb  felbft  nur  fo  toenig  oerjtänbe  tote 
«gagtyaufm,  ber  fo  unoerftanbfg  tfi,  mfdj  einaulaben. 

6)  D.  f).  fo  toenfg  aefcfynen  toie  ©teine  au  93rot  machen  fann. 

•)  „2fller  guten  jDinge  finb  brei"  erinnert  baran,  baß  bie 
©ermanen  attjafyrttdj  au  brei  Dingen  ober  ®eridjt*tagen  —  au 
befttmmten  3*it«i/  aud)  ofjne  „Oebot"  —  ju  erfdjefnen  boiten. 
©inn:  wenn  ieft  bai  ^urgierpffafter  b&te,  um  baä  midj  $8anbel 
anfpred)en  totrb,  unb  burdj  toeld)e$  mir  bie  verlangte  Arbeit 
beffer  oon  ber  J&anb  geben  toürbe. 

*)  »anbei  war  feit  1835  für  fein  J&ermannäbilb  tn&et* 
molb  tätig  unb  brauchte  ofenig  3af)re,  bf$  eö  tfanb,  toorauf 
er  aßbalb  jtarb!  purgier  pflafter  wegen  biefer  unenblidjen 
Hemmungen  unb  ©tochmgen?    Poeta  vates? 

£  ufern.  Grimm,  Erinnerungen.  32 


498  Sutooig  Chntl  ®rimm,  (Erinnerungen. 

bem  J&ermannöbenfmal  auf  ben  93aud)  ju  legen,  nad)  ber 

Orbonnanj1): 

©cfymter  mix  ein  9>ffofter  auf  meinen  ^ei^ 
ÜZfd>t  ju  fcfymal  unb  ntd)t  au  breit, 
9ltd)t  au  furj  unb  nid)t  au  lang, 
DafJ  icr)  erlang  natürlichen  ©tur)Igang. 

Da  idj  nun  btefe  britte  Unm6glid)feti  aud)  md)t  fann, 
fo  werben  fte  bodj  bret  unb  fo  baburd)  ein  gut  Ding; 
gut  Ding  aber  n>iH  SBetl  fyaben*),  unb  fo  fenbe  id)  e$ 
i)eim  nad)  Söeityeim  (ba£  ba^rifcfye  2fbbera,  talenburg, 
©d)tlba,  6od)em3),  SajfeQ,  unb  bte  bret  guten  Dinge 
Werben  binnen  fädjftfdjer  grijr4)  mit  3Betfl)eüner  SBagen6) 
fcerfenbet  in  ber  ^eiligen  beutfcfyen  @tunbe,  tt>enn  alle 
beutfdjen  ^oftilltonS  in  etn«£orn  blafen  biefelbeSMobte6): 
,©ie  foQen  ir)n  ntdjt  fyaben*  0  unb  ber  gatttfd)e  #al)n  baä 
nämttdje  auf  bem  fertig  geworbenen  ÄMner  Dom8)  frtyt 

*)  SReaept.       •)  D.  r).  icr)  »erbe  eudj  »arten  laffen? 

•)  Äocfyemer  =  aerfdjmifcter  Dieb  in  ber„(5od)emer  Safdjen" 
ober  (Sodjemerfpradje  =  ®aunerfpracr)e  ober  Stottoelfd).  ©te  ift 
alö  libervagatorum  uonguttyer  1523  herausgegeben.  Der  3uöbrua 
fommt  aber  nid)t  t>on  Sofern  a.  b.  Sftojel,  fonbern  *on  r)ebr, 
chacham  =  flug.  (Die  ®pifcbubenfi>rad)e  ©rolmannä,  1822, 
r)at  3acob  befprodjen  ÄL  @cr)r.  4,  164—690  Nienburg  gibt'S 
nicf)t,  im  ©egenfafe  m  2(bbera  unb  ©dfytlba,  fonbern  ijt  Die  an» 
aebltdje  ©tabt  ber  Sälen  =  Starren  im  Salenbud).  3n  Reffen 
ijt  ntd)t  (Sajfel  ber  Ort  ber  Überflugen,  fonbern  ®djn>anenborn; 
e*  tft  nur  genannt,  um  ©rimm  au  ärgern.  SSeilbetm  in  Ober» 
bagern,  ffloxfäm  ÜÄüncben  unb  9>et§enoerg,  tft  in  ber  $at  aueb 
ein  altbahtt>arifcr)e$  Bbbera,  bie  ©tobt  ber  „9Beilbeimer  @tücf  l . 

4)  D.  I).  fp&t  (ober  nie!):  „fäcftftföe  grijt",  ®a*fenfrift, 
<5ad)fen{af)r  =  mittelalterlicher  ÄuSbrutf  für  fed)$  98od)en  unb 
brei  Säge.  3m  fädjjifdjen  fHect)t  tourbe  einer  breimal  sorgelaben 
auf  Je  14  SRäcfyte,  tooau  nodj  bte  brei  SSorlabetage  famen. 

6)  3flfo  ütorrentoagen,  b.  1).  nie?  Qd)  müßte  ein  Starr 
fein,  toenn  idj  bie  Dinge  (Riefen  wollte?) 

•)  D.  r).  nie?    2fodjbiefe  ®tunbe  wirb  nie  fommen? 

*)  DaS  Styetnlfeb  91.  »ederä,  1840  gebietet,  al$  ber 
gallif dje  «ßar)n  naef)  bem  linfen  9ll)einufer  fräste. 

■>  Daß  griebrid)  28ilf)elm  IV.  jtatt  ber  son  feinem  8ater 
1830  jäljrlitf)  aerwtlligten  10000  attbalb  jäl>rltd)  50000  Safer 


IX.  3t>»H  im  £abtd)t*t»alb  ufto.    1830-1863.       499 

3ur  3ett  ber  2fafunft  tt)irb  gerate  tin  grofje*  SJtottonal* 
fefl  auf  bem  perfpeftfoifd)  reparierten  Äönig*jiul)l  bei 
SRenfe  näd)fi  ©oblenj  fein.  3Cuf  bie  9tad)rid)t,  baji  ber 
erfie  Athlet  ©upui*1)  in  SWündjen  auf  bem  #oftl)eater 
nad)  feiner  prafylenben  2Cufforberung  t>on  einem  befd)eibenen 
95räufned)t  ad  acta  gelegt  frorben  fei/  regte  ftcf>  einige 
(Stichelei  jnrifcfyen  gewaltigen  beuten.  Da  man  bei  ber 
3)urd)fal)rt  be*  SBetlfyeimer  SBagen*  be*  SBetfyeimer 
Äurier*  burdj  (Saffel  aber  gerabe  ben  33er*  be*  Siebet 
fang  ,SDa*  9>flafier  ift  gefcfymieref  unb  ber  ßtxMti  <n*f 
bem  SBetftenftein  mitfdjrie,  fyörte  ba*  ber  grofle  ^ermann 
unb  nal)m  e*  al*  eine  ©tid^elei  auf.  @*  entftanb  eine 
2fa*forberung,  man  jitierte  ftd)  (,tt>etl  in  bem  Stejept  t>on 
(Stuhlgang  bie  SÄebe  gen>efenO  auf  ben  Ä6nig*ftul)l  bei 
Stenfe,  ba*  SWationalfeft  ju  t>erl)errfid)en.  ©ort  fottte  alle* 
®rof}e  jufammenfommen  unb  alle*  Sourfdfyige.  ©djtt>an* 
tfyaler*  SÄiefenba&aria  t>on  ber  33)ereftentt>iefe  fam  auf 
einem  9Hefenbierbrauerfaf[  mit  Dampftoagen  angefahren. 


für  ben  SSetterbau  be*  2)ome*  au*fefcte,  für  ben  er  1842  ben 
©runbjtetn  legte,  mag  Giemen*  an  biefen  Stau  erinnert  fabelt 
unb  beutet  affo  audj  auf  tin  fpcitere*  £>atum  be*  ©riefe*.  — 
©ott  bie  ©teile  ttteber  WQtn:  nie?  £Me  granjofen  toerben  jtoar 
ben  Styefn  nid)t  bekommen,  aber  ber  Dom  in  (55ln  toirb  audf) 
nie  fertig  »erben? 

*)  2)er  franaojtfä)e  Tttifitt  3ean  Duput*,  ber  in  jener  national 
erregten  3eit  nadj  SJWindjen  fam  unb  feinem  ©efteger  500  Bulben 
oerfprad),  nmrbe  am  13.  3<muar  1841  nad)  ©efieaung  be*  ©räu# 
fnecfyt*  geudjt,  bem  er  ein  ©ein  gefiettt,  *om  SBraufnedjt  «Simon 
SDfetjtnger  jur  ungeheuren  „(Staubi"  ber  ba*  Ägl.  ,Qof<  unb 
8ftotfonaltf)eater  —  man  benft  an  SCubr^*  J&unb  in  SÖeimar  — 
überfüttenben  SRündjener  mit  brei  (Skiffen  auf  ben  ©oben  ge* 
legi  SBegen  angeblicher  Vernadjläfjtgung  ber  Äunftregeln  feiten* 
be*  Sieger*  weigerte  er  bie  3a*)fong,  erlegte  aber  in  timm  ge* 
ridjtltcfyen  Vergleich  unter  Vermittlung  be*  Vater*  oon  &  J5ottanb 
(bem  tdj  biefe  ÜÄtttetlung  oerbanfe)  300  ©uiben  unb  t>erfd)toanb. 
SBfetfinger  erhielt  baju  t>on  feinen  Mitbürgern  fo  siel  @elb,  bafj 
er  einen  &ramlaben  eröffnen  unb  heiraten  fonnte.  2Cud)  Ute* 
rarifd)  würbe  er  gefeiert  (ein  ©fngfpiel  biefe*  Snfyait*  ift  bi* 
1874  aufgeführt;  f.  «Dtotttfnger,  ©tlber<J)rontf,  2.  u.  4.  ©b.,  1876). 

32* 


500  Subwig  (SmU  ©rforan,  (Erinnerungen. 

aB  AeBnerin  tl>re  (Sporen  gu  »erbtenen.  Die  mt)fKfd)c 
3>riefterpartet  aber  fenbete  mit  einer  ^rojeffton  bie  fünfzig 
guß  fyofye1)  SRabonna,  meiere  ber  ^>rofeffor  <$berl)arb 
jefct  im  Äopf  t>or  l)at,  bortyin,  unb  ftc  wirb  auö  SBorm* 
einige  ©tücffdffer  Stebfrauenmüd)  mitbringen  unb  bort 
au*fd)entou  28enn  atte*  bort  betfammen  tft,  wirb  ber 
äöeityeüner  Sßagen  anfommen,  ba£  Sonifajiuöbud)  ab* 
gebetet/  bann  bat  9>flafier  gefdfymieret  werben,  ber  t>on 
mir  gejetd)nete  (Stein  aber,  ber  ba*  atte*  »orfteftt,  nid)t 
gefunben  werben*  Denn  biefer  ift  t>on  ber  SRatnjer 
iOO*Äal>nfIotte  in  lefeter  3eit  entwenbet  unb  mit  ben 
anbern  (Steinen  t>or  bem  J&afcn  tum  33iebrid)  t>erfenft 
Worten  *)•  ©er  barau*  entftanbene  9>ro$e§  ©tcfyelfktn 
(SDrufuämonumentinSRainj)8)  fontra  Oftein4)(@d)lof$  auf 
bem  SRieberwalb  Aber  9tübe*!)etm,  Staffau)  n>irb  aber  aud) 
auf  bem  ÄönigSfhri)!6)  gerietet  werben.  (5*  wirb  aber 
bort  große  Uneinigfeit  unb  prügelet  entfielen«  Hermann 
Witt  be$  beutfd)en  Stereo  wegen6)  ba*  9>flafter  t>on  ber 
93at>aria  aufgelegt  fyabem —  Aber  id)  fann  nid)t  weiter, 
ein  wichtiger,  erfd)ütternber  SBricf,  ben  id)  empfangen, 

r)  Diefe  3bee  würbe  wotyl  veranlaßt  burd)  ba*  aon  d*ber* 
l)arb  tt)in  gefebenfte  ÜBobetf  eine*  *on  biefem  für  ba$  Sfartor  ge* 
fertigten  ®t  ©eorg  (®ef.  SB.  9,  351). 

•)  3n  ber  dlafyt  aom  28.  gebruar  auf  ben  1.  SDffira  1841 
*erfud)te  bie  Dannftäbtf fdbe  Regierung  buref)  Sterfctyüitung  eine* 
9tf)einarme$  an  ber  befitföen  3nfel  9>eter$au  bie  ®d)tffabri 
aon  23febrfcf),  bem  SRbeinbafen  a&teäbaben*,  unb  bem  naffau* 
ifctyen  Ufer  ab*  unb  naef)  ÜBatn&  ju  leiten,  mufjte  aber  auf 
Söunbeäiagäbefdjluf}  bie  steine  Wieber  wegfd)affen» 

*)  Tttio  <&efFetfjDarmjtobt  gegen  Staffau! 

*)  Od  ffym  bie  SBrdmfer*  unb  bie  Soofenburg  über  Stube** 
beim  niebt  gletd)  einfielen?  @r  fefyrieb  eine&ull  t>or  bem  „ftefn". 

6)  @r  war  1794  jerjlört  worben,  man  backte  aber  bamal* 
an  feine  SSieberberfteuung,  bie  1843  aefdjab.  Ä5nig$fhtbl  be* 
beutet  eigentlich  wtrflicf)  bloß  ©eri$t*ftui)I  Qacob  @rimm,  ÄL 
®d)r.  5,  307),  ber  Styenfer  bat  aber  feine  befonbere  Söebeutung 
burd)  bie  SSerfammlungen  ber  Äforfttrften  $ur  ftbnigäwa!)!* 

•)  @r  aiebt  e$  ber  Siebfrouenmilcb  ber  ÜÄabonna  aor? 
wa$  bann  3anf  gibt? 


IX.  3b*>tt  im  $abid)t*waö>  ufto.    1830-1863.      501 

unterbricht  bte  ganje  Äomßbie*  —  3fbieu,  lieber  2ubwig, 
i$  l»ab  nid)t  3eit!  SUmen*  Brentano1)-" 

2öttt  er  eine  OefdHigfeit,  fo  weifi  er  münblid)  ober 
fd)riftKd)  ber  ©ad)e  bie  größte  @ile  anjuempfefylen,  madjt 
bte  freunblid)fien  ^Beübungen,  um  einem  bie  ©ad)e  an* 
#erj  ju  legen,  unb  t>erfprid>t  alle  möglichen  ©egengefäWg* 
feiten*  Äommt  man  aber  enblid)  mit  einer  Kernen,  bie 
ü)m  gar  feine  SÄfifye  t>erurfad)t,  bann  Wirb  er  littelig 
unb  fd)Weigt  batwn  (Hfl  ober  mad)i  ftdf>  nod)  ben  ©paji, 
einem  einen  Brief  wie  ben  obigen  ju  fdjreiben,  unb  um 
ein  Snbe  )u  machen  unb  fidf>  aBe*  t>om  J&alfe  ju  fd)affen, 
fd)Hef}t  er  fo  tragtfd),  grüner  fyatte  er  e*  audf)  immer  fo 
gemalt  3d)  mochte  ifym  bie*  nur  md)t  in*  ©eftcfyt 
fagen,  aber  al*  er  wieber9)  etwa*  t>on  mir  wollte,  fd)rieb 
id)  tl)m  aud)  in  ber  2(rt  einen  Brief,  brad)  gegen  Snbe 
ptöfclid)  ab  unb  fd)lofi,  al*  wenn  ber  Blifc  eingefd)Iagen 
ober  fonft  ein  groß  Unglücf  pafftert  wäre*  2Bte  td)  nun 
ju  il)m  fam,  fagte  er:  ,,3d)  !>ftb  Sfyren  Brief  betommen, 
warum  fcfyreiben  ®te  mir  benn  fold)e  Sachen?"  Dann 
fing  er  aber  entfefelid)  an  au  lacfyen,  au*  Ärger  nannte 
er  midj  ©ie,  nad)l)er  war  er  Wieber  beruhigt  unb  fagte 
wieber  bu  3U  mir*  3Bir  famen  oft  fyart  tytntereinanber, 
aber  er  blieb  mir  bodj  um>erftnbert  gut  @*  mar  etwa* 
Sräge*  in  ü)m,  er  t>atte  einen  beftimmten  ©d)ritt,  nidjt 
langfam  unb  nid)t  fd>nett/  unb  ju  einer  Sanbpartie  wäre 
er  ganj  unpaffenb  gewefem  SBerretfte  er,  fo  mußten  bie 
Befannten,  bie  gerabe  ba  waren,  feine  ©adjen  patfen, 
unb  er  ging  unter  bem  SBorwanb,  nod)  etwa*  fct>r  9Btd)tige* 


*)  @ine  äl)nUd)e  9>f)antafterei  erbaute  Giemen*  auch  jur 
(5t)arafterffterung  t>on  (Sorneltu*  b.  DiefcÄr.  2.  510ff.  2tt*  er 
biefen  bei  einem  2fa*ffog  graufam  tyänfelte,  aber  t>on  tym  be» 
brot)t  warb,  er  werbe  il)n  al*  ®ra*teufel  auf  ein*  feiner  Silber 
bringen,  »urb*  *r  ptöfcttd)  fei)r  «ein  Ottegel,  (Sorneliu*  26X 

*)  jDa*  taug  aber  t>or  jenem  Briefe  gewefen  fein,  nad) 
bem  er  tyn  niajt  wieberfal). 


502  Subtotg  Chntl  ®rtmm,  (Erinnerungen, 

allein  befreiten  ju  muffen,  einteilen  fpajieren*  3og  er 
t>on  irgenbtoo  ganj  tt>eg,  fo  reifte  er  pldfelid)  ab,  fcr)rieb 
nadj  ern>a  ad)t  Sagen,  n>id)tiger  Urfad)en  falber  tonne  er 
jefct  nid)t  tommen,  tt>ünfd)te  aber  alle  feine  Sucher,  Oemälbe 
xtnb  anbeten  ©acfyen  fo  balb  n>ie  möglid)  ju  fyaben.  @r 
fei  t>on  ber  greunbfcfyaft  beä  dtdl.  überzeugt,  baß  er  ifym 
ben  ©efallen  tue,  alle*  auf*  pünftlicf)fte  ju  beforgen,  unb 
fd)icfte  eine  große  Stfie  mit,  trrie  er  e$  gepadft  unb  nume* 
riert  fyaben  n>otte*  Senn  tiefe  2Cu&  unb  (Sinpacferei  n>ar 
üjta  fet)r  juttriber* 

@r  fdjrteb  mir  nod)  einigemal  narf)  ßaffel,  bann 
l)5rte  id),  bafl  er  unroofyl  fei,  unb  meinen  legten  25rief 
bat  er  gar  nid)t  mel)r  beantwortet  3d)  fd)rieb  an  gxeunb 
9iepomuf,  er  möge  ju  ifym  gefyen  unb  mir  bann  fdjretben, 
ttrie  e$  il)m  gefye*  2>a  befam  id)  feine  tr5ftlicr>e  2fnttt>ort 
@r  f d^rieb :  ,,3d)  tt>ar  bei  61  95rv  aber  fein  SJruber 
ßfyriftian  fagte,  id)  ßnne  il>n  nid)t  fefyen,  er  fei  fel)r 
untt>ol)l,  unb  n>enn  ti  etoaä  beffer  mit  il)m  gefye,  roolle 
er  tl)n  nac^  %fd)a{fenburg  bringen*"  —  ©ort  angefommen, 
ttmrbe  er  t>on  Sag  ju  Sag  fd)limmer  unb  ifi  narf)  etttw 
brei  3Sod)en  gefforbeiu  @r  i>at  mir  gar  leib  getan,  unb 
n>enn  id)  einmal  n>ieber  nad)  3Ründ)en  fomme,  n>erbe  irf) 
ü)n  fel)r  sermiffen1)!  — 

2)aÄ  Söetter  n>ar  übrigen^  in  9Rflnd)en  fo  unbe* 
ft&nbtg,  baß  an  Buäfiüge  ntd)t  ju  ben!en  tt>ar,  ©o  rourben 

*)  @r  fam  ntcfyt  mefyr  f)itL  —  Siemens  war  mlefct  fyeQ* 
letbenb,  ba*  ©djretben  ifi  tl)m  nad)  feinen  ©riefen  nnrfliä)  fauer 
aetoorben.  Subttrig.fonnte  ftol$  fein,  bafi  er  überhaupt  btä  julefct 
ÄnttDort  befam!  Übrigen*  ftanb  Siemens,  aß  (Scfylottfyauer 
gebruar  1840  feine  ortyopftbtfcfye  2fttftalt  grünbete  unb  tyn  int 
>auä  allein  lieg,  nod)  einmal  »erlatfen  ba.  £a  fcerforgte  eine 
tau  t>on  ©enbtner  ben  J&ilflofen  unb  nai)m  irjn  Anfang 
>ftober  in  it>r  Jjjauä  am  2tttf)etnterecf,  ftarb  aber  fdjon  ttäfytenb 
feinet  ©tnaugS  (®ef.  28.  9,  391  f.,  395).  Darauf  jog  im  felben 
Öttonat  ber  ©.  483  erwähnte  fpätere  95ffdt>of  uon  €>pe$er,  £ane» 
berg,  ju  ü)m  in  bie  #enpgfpftalgaffe  9lr.  11,  brei  treppen, 
unb  nod)  einmal  fmb  fle  (®ef.  SB.  9,  413)  nad)  grityltngäfrraße 
9lr.  11,  eb.  &,  umgejogen.    1842  tjolte  enbli^  fein  ©ruber 


DL  3b?B  im  «abf$t*ti>alb  ufto.    1830-1863.       503 

fttfo  tftglid)  nur  ©alerte*  unb  Äünftlerbefucfye  gemacht 
jtrajeifen  fd)  id)  leibet  nur  ttemge  Sage/  ba  et  mit 
feinet  gamüte  in  ein  25ab  reifte.  @mmal  fpeiften  n>it 
jufamnten  bei  unfetem  ©efanbten,  £ettn  Äod)er,  n>o 
aud)  bet  Staatsrat  unb  Jßofprebiget  bet  Äönigin  (Sato* 
line1)/  *>on  ©d)mibt*),  unb  ein  paar  anbete  ©efyetm* 
täte  unb  bet  SRaler  Ott3)  jugegen  tt>aten*  (Sotneliu* 
befugte  id)  öfter  in  bet  2ubtt>igäfitd)e,  n>o  et  nod)  am 
3&ngfien  ©etid)t  malte4)  unb  td)  aud)  ÜRalet  ^ermann6) 
traf«  SSrentano  führte  mid)  )u  einem  berliner  SSalet 
»on  ®d)tt>tnb*),  tt>elc^er  lebensgroße  Äartonä  t>on 
fpielenben  Ätnbern  für  bie  3intmet  bet  neuen  9teftbenj 
jeicfynete,  ein  fel)t  gefdjicftet,  Keben$tt>ütbiget  SRanm  3d) 
traf  il)n  fpätet  mefytmaW  bei  9>tofeffbt  öli&iet7)  im 


<5l)tijttan  tyn  nad)  2Tfd)affettbutg  in  fein  £aud,  n>o  fle  am 
8«  3uft  anfamen  unb  (5  lernen*  am  28.  3uli  nad)  fd)metalid)en 
Seiben  gejtotben  ift. 

*)  Äbnig  9Ka£  3ofepb  tt>at  in  etftet  @t)e  mit  2Cugufte 
öon  £effen*jDatmftabt,  altefier  ®d)tt>efter  ber  Äönigfn  «uife 
t>on  $reu$en,  aermäfylt  gen>efen.  (5r  heiratete  1797  tytin&% 
Caroline  t>on  ®aben,  u>eld)e  1842  jtatb. 

■>  Dr.  Subnrig  fftbt.  ©d)mibt,  geb.  24.  Sanuat  1764  au 
Ä5nig*bad)  i.  b.  9>fala,  1806  etftet  ptot  Pfarrer  in  SJWhtd&en, 
ftarb  5.  3uli  1857. 

•)  3of).  9iep.  Ott,  1804—70,  xoax  Sanbfd&aftemafer  ju 
SDWhtdjen,  too  et  geboten  unb  geftorben  ift.     . 

4)  0.  o.  @.  481,  3t  4.        h  ®.  o.  ©.  405,  3t  5. 

•)  Der  SSienet  Sttotife  t>on  ©d)tt>inb,  1804  geb.,  1871 
in  SDWhufyen  geftotben  al*  ^rofeffor  bet  3Cfabemie,  würbe  jtt)ar 
am  föntgttcfyen  J&of  bort  nicfyt  fefyr  geliebt  unb  nid)t  atel  be* 
ftfyäftigt  —  bamatö  malte  et  ben  Äfnbetftfeä  im  Habsburger 
©aal  beö  gejtfaalbauä  — ,  gettann  abet  al$  bet  fyumorsotte 
ÜÄaler  bet  Sftomantif  unb  SD?drd)enn>ett  (bfe  aud)  Subtoigö  eigene 
Iid^ed  Selb  geroefen)  bie  ganje  Steht  be$  beutföen  SBolfeä. 

0  <£t  »at  ®d)nottä  ©d)n>ieget$atet  (f.  o.  C  422),  bet 
ältefte  t>on  btei  Deffauer  SÖtolerbrfibern  (t>on  benen  ber  tfoeite, 
SSolbemar.  bamal*  aud)  inSWhtdjen  unter  ©djnott  an  ben 
reäfen  im  ÄdnigSbau  arbeitete).  <£r  ftarb  56Jäf)rfg  in  Wtoityn 
3a^re  1841  atö  ^rofeffor  ber  Äunftgefd)td)te. 


504  Subtvtg  Smtl  ®rfatm,  ©rfonerungen. 

von  @d)norrfd)en  J$au&  Oltvter,  ber  getiefte  ?anb* 
fcfyaftömaler,  ifi  leibet  furj  nad)i)er  geftorben. 

Jjetnrid)  J$ef$  fing  bie  Äartonä  )u  ber  neuen 
93omfajtu*Rrd)e  an1),  ?)eter  JjSefJ  matte  an  einem  großen 
©d)lad)tgemftlbe  au*  bem  3<rf)te  1813  ober  14*)# 

9tad)bem  id)  alle  neuen  5ftmftfad)en  gefefyen,  reifte 
td)  über  Rotenburg,  2öürjburg,  gfulba,  tt>o  id)  3acob 
SJfitfing  fprad),  ber  ba  9)oltjeirat  tt>ar,  unb  traf  alle 
gottlob!  gefunb  an*  — 

3m  Öftober  1837  befugte  unä  Sacob,  ber  eine 
Steife  in  bie  ©d)tt>eij  gemacht  unb  feinen  gxeunb  ?a#* 
berg3)  unn>eit  be$  93obenfee£  befugt  fyatte,  @r  blieb 
einige  Sage  bei  unä. 

3m  Slovember4)  ttmrbe  td)  nad)  (Sbttingen  einge* 
laben,  um  bie  *$eierlid)feiten  beim  fyunbertjäfyrigen  %ubv 
läum  ber  Univerptät  mitjumad)en,  3d)  reifte  mit  Subnoig 
J&affenpflug,  Oberappellattonärat  SBicfel5)  unb  SBerner 


l)  SJon  1837—46  malte  J&etnrtd)  J&efl  in  ber  vr&cbtigen 
SBajittfa  beö  hl  Söontfaa,  in  berÄbnigfcubtvtg  unb  feine  (pro* 
tejtantifcbe)  ©emabKn  $b*refe  (Sflid)te  ber  ÄönigtnSutfe  von 
Preußen)  begraben  flnb,  reiche  greifen  au*  bem  «eben  von  2fa> 
breitern  beö  (Sbrttfentum*  in  Deutfcblanb.  <S$  unterjtüfcten  tyn 
babei  wteber  feine  ®d)üler  ©d)raubolpI)  unb  Äod). 

*)  Tibet  ntd)t  ttooa  an  feinem  berühmten  2frct$  für  2(ube 
unb  Seimig. 

*)  Sofepb  von  «aflberg,  1770—1855,  Siterarbtftortfer,  in 
(Sppföhaufen  (^ijuraau),  vom  3af)re  1838  ab  aber  auf  SReerS* 
bürg  oei  Einbau,  SBejtyer  ber  £obenemfer*Saflbergfd)ett  9Wbe* 
lungenbanbfdjrift  (C,  jefet  in  £bnauefdjmgen).  m  batte  bie 
®d)V>efter  ber  Annette  von  £)rofU>J§ül£f)off  $ur  grau; 
bort  in  ÜÄeeräburg  tft  Annette  aud)  1848  geftorben. 

4)  3Da$  3ubüdum  war  aber  am  17.— 19.  (September. 

6)  3ob-  28.  Söideil,  1799  in  Harburg  geboren,  1824 
^rofeffor  ber  SRetbte  in  ÜÄarburg,  war  in  auffälliger  9Beife  1832 
an  ba$  Oberappettattonögericbt  nach  (Saffel  berufen  tvorben.  @r 
gebbrte  ju  ber  pletijttfcben  Partei  »tlmar*,  marb  1846  3u{tf^ 
mintfter  unb  ftarb  am  22.  gebruar  1848,  am  Sage  ber  9>arifer 
Evolution,  m  bat  aud)  eine  SÄeibe  jurifttfeber,  befonberä  ttrd)en> 
rechtlicher  ©djriften  berauägegeben.  3acob  fd)etot  etoaö  auf  ibn 


IX.  3&ptt  im  J&obid)t*»>alb  ufto.    1830-1863.      505 

£enfd)et  I)üu  Da*  2ogi$  meinet  93rüber  n>ar  fd>on 
jiemtid)  befefet,  bie  2tnna  Don  Xrnöroatb  mit  intern 
SÄann1),  ©eneral  Don  Ganife"),  SWebijinalaffeffor  ©üb8) 
toaren  fcfyon  bei  tynen,  fo  ging  e£  fnapp  I>er*  SBir  brei 
Ratten  unfere  Zitttm  )u  ebener  @rbe  in  einem  Keinen 
Äätnmercfyen.  Die  3eterlid)feiten  bauerten  mehrere  Zage» 
(&i  toaren  fel)r  triel  grembe4)  angefommen  unb  bie  ©tragen 
immer  mit  üRenfcfyen  gefüllt  Dabei  tt>ar  e$  regnerifd)e£, 
folte*  SBetter* 

3m  £aufe  meiner  93rüber  ging  e$  nrirfUd)  merfc 
toürbig  l)cr:  e*  famen  93efucf)e  über  25efud)e.  3m  Star* 
jimmer  jlanb  ein  großer ,  runber  Sifd),  vorauf  fatter 
Statten,  Äarbonaben,  ©öttinger  93urft  unb  @d)infen, 
©läfer  mit  rotem  unb  toeifl em  ©ein  ftanbem  Da  ging 
eö  l)er  ttrie  in  einem  Zaubenfd)lag*  Die  fceute  famen, 
(Hüten  ä)ren  «junger,  tranfen  unb  gingen  nrieber  fort«  I)a$ 

ae!)alten  au  Ijaben.  @r  aerföulbete  ben  fogenonnten  furbeffifdjen 
©pmbolffteit.  —  Seinen  unb  be*  Geologen  J&upf  elb  t>on  fDfcno» 
bürg  Eintritt  in  bie  Äommifjion,  welche  1832  eine  neue  «fcd&etf 
orbnuna  beraten  foHte,  nafym  9Btli)elm  @rimm  aum  2nlaft, 
um  in  oer  £anno*erföen  Rettung  (St  @Ar.  4,  618)  «Regierung 
unb  ftmbftanbe  im  Jjinblicf  auf  beiberfemge  bisherige  get)ler 
unb  unter  SKUiaung  ber  BbfiAt,  ba*  religiöWirctylWje  «eben  au 
fjeben,  anr  ÜRäfiguna  au  ermahnen. 

*)  Äuguft  JJtefyerr  *>on  2lrn$u>alb,  ®atte  2lnna$  *on 
J&art Raufen  (6otyn  be*  Ijannfoerfcfyen  SWintfter*  G.  gr.  X 
*.  X,  1768—1815,  ber  wie  fein  SBater  Äurator  t>on  Obttinaen 
war),  lebte  atö  Segationärat  a.  X).  feinen  mehr  germaniftifd)en 
unb  tljeologtfdjen  Stubien  unb  war  mit  ben  brei  Sörfibern  Stimm 
ebenfo  befreunbet  wie  feine  Oattin.  @r  war  tin  {tiller,  ernfter 
ÜRann  *>on  fänoacfyer  (Defunbijeit  unb  ftarb  1855. 

*)  Ä.  Sötty.  Gruft  greifen:  aon  Gantfc  unb  Dallttifc, 
1787  au  Gaffel  geboren,  erjt  in  beffifcfyen,  barni  in  preufjifd&en 
fcienften,  war  feit  1833  preufHföer  ©efanbter  bei  Äurbeffen  unb 
JJarotoaer,  1841  in  SBien  unb  1845  btö  18.  SÄära  1848  SÖHnifler 
be*  auswärtigen.  ©ett  1825  war  er  äBittoer  »on  Bugufte 
geb.  *>on  @d)merfelb  au$  Gaffel    Gr  ftarb  1850  in  Berlin. 

■>  3ob.  Stubolf  SBilb  auS  Gaffel,  1 1867:  er  »ar  ber  ältefte 
<Sol)n  t>on  9Btll)elm  ©rimmS  ©djtoaaer,  bem&potbefer  SRubolf 
2B.,  t  1849.       4)  782  totttox  t)atte  Bad  Komitee  beforgt. 


506  Subttig  <£mtl  (Stimm,  (Erinnerungen* 

?dd)erlid)fte  babei  tt>ar,  baß  gang  frembc  Ferren  unb 
Samen  ftcf>  beim  @ffen  unb  Srinfen  erholten  unb  nadlet 
lieber  weggingen!  Senn  bie  ©aftyäufer  ttaren  attc  be* 
fefct,  e$  lonnte  ba  niemanb  etoaö  befommen»  Sie  3intmer 
meiner  SBrüber  n>aren  Don  morgend  frül)  bii  fpdt  in  bie 
9tod)t  mit  93cfud)  angefüllt.  Sa  fat)  id)  unter  anbern 
aud)  juerft  ben  Älejanber  Don  ^umbolbt1). 

2fa$  unfern  genfiern  fonnte  man  bie  ©tubentenauf* 
jfifle  gut  fefyen,  bie  feljr  fd)ön  ttmren  mit  ben  Dielen 
ftafyncn*  SRerfroürbig  tvax  ber  große  93aH  am  19«  im 
Steityaufe»  SBir  alle  fuhren  l)in,  e$  tt>ar  aber  fo  Doller 
9J?enfd)en,  baß  faum  getanjt  werben  fonnte.  2ftte$  nmrbe 
ba  frei  Derabreid)t,  unb  bie  Ferren  ©tubenten  tyaben  un* 
glaublich  getarnten,  fo  baß  bei  ben  meinen  bie  Unftcfyer* 
fyeii  im  ©efyen  balb  merftid)  tt>ar,  Sie  Döllig  Setrunfenen 
nmrben  in  eine  befonberö  baju  eingerichtete  Äammer  ge* 
bracht!  Überall  flirrte  unb  flimperte  e$  Don  ©ererben 
entjtt>eigefd)lagcner  ßfyampagnergläfer,  unb  bie  ungeheuren 
Safein  würben  mit  falten  unb  tarnten  ©peifen  unauf; 
Wxlid)  befefet. 

SBon  ben  Samen  ttwren  mehrere  fet>r  fd)Sn,  unb  alle 
toaren  reid)  gefteibet»  @me  ber  fd)5nßen  toar  bie  9tid)te 
Dom  alten  SBtumenbad)*)  auä  J&annoDer»    SBir  blieben 

*)  «gumbolbt  fjaite  am  Sage  feiner  Bnfunft,  am  15.,  eine 
ßulbigung  erfahren,  unb  feine  fronen  Sanfeätoorte  finb  in  ber 
©djrift  „(Säfularfeier  ufto."  abgebruefi  @r  toofynte  in  ber 
Sieteridjfdjen  ©udjljanbfang. 

•>  Olbia  S81,  1819—90.  Sie  toar  aber  beffen  (gnfeltn, 
eine  Softer  be$  aueb  mit  ben  93rübern  befreunbeten  ©ei). 
Äanale träte,  fpdteren  ©ei).  9tegierung$rat$  ©eorg  93L  in  Jßaiv 
noDer  Qppel  1,  330),  eine*  ©ofyneS  be$  befannten  9>rofeffor*. 
(Ein  anberer  (Sofyn,  dbmunb,  toar  im  Ärieg  gefallen.  Sie  i)ter 
enoäbnte,  bamatö  etoa  18fäl)rige  ÖttDta  93L  beiratete  ben 
OberfHeutnant  SBpnefen  unb  nad)  beffen  Sob  ben  Oberamt*' 
ridjter  ©grober.  3l)re  einzige  Softer  Bbetyeib  geb.  SSfynefen 
ift  bie  ©attin  be*  Biologen  Otto  J^trfcf>felb  in  «erlin.  — 
OliDia,  gefeiert  »egen  ifyrer  Bnmut  unb  Sieben&ofirbigfeit,  ift 
noety  b^wte  nirf)t  Dergeffen.  —  Äurj  Dorfjer  Ijatte  ber  alte  J&err  feine 


IX.  Sbgfl  im  £abfd)tStt>alb  u(to.,  1830—1863.      507 

bte  gegen  jn>ei  Ufyr,  ber  Sali  fott  aber  bii  jum  borgen 
gebauett  fyaben. 

3)en  Ä5nig  von  Hannover1)  fal)  id)  mefyreremaL 
@r  toar  groß,  ging  in  militärifcfyer  Uniform,  fel)r  fieif, 
toeifje  #aare,  tt>ei#er  Schnurrbart,  t>at  nidytö  2fngenel)me$ 
in  feinen  ®eftd)W$ügcn,  unb  tt>er  ettt>a$  auä  feinem  2ebcn*) 
ttuffen  tt>itt,  mag  nur  bie  @nglinber  fragen» 

Äurje  3eit  nad)  bem  Subildum  gab  e$  aber  auf  ber 
berühmten  Univerjttät  ganj  anbere  Singe,  bie  ©efd)id)te 
mit  ben  „fteben  ©Sttinger  9)rofej[oren"  *)♦  3*>re  @r* 
Hftrung  ftanb  aud)  in  ber  ßajfeler  3eüung,  unb  id)  freute 
mid),  aud)  bie  tarnen  Sacobä  unb  äÖilfyelm*  babei 
ju  ftnben.  Äurje  3*it  barauf4)  tt>urben  jie  il)re$  Xmte* 
entfefet  unb  Sacob,  £)at)lmann  unb  ©ervinuä  fogtetd) 
beä  2anbeö  vemriefen 6).    SMefe  brei  ttmrben  von  vielen 

unverheiratete  $od)ter£bele  verloren,  bie  if)ix  forgltdjjt  gepflegt 
batte.  3BtIbelm  teilt  bie«  ber  tfurfürftin  mit  ((Stengel  1,  416). 
±)ie  anbere  £od)ter  SSI.d  toar  (5mma,  verlj.  von  3a$munb. 

x)  (Srnft  Buguft,  btäber  «fceraog  von  (Sumberlanb;  burety 
ben  $ob  3Btß)eim$  IV.,  20. 3unt  1837,  toar  ber  66jäf)rtge  eben 
erft  Äbttfg  von  Hannover  geworben,  baö  toegen  Übergang«  ber 
engltfdjen  tfrone  an  eine  grau,  SBtftorta,  von  Ghtglanb  getrennt 
»erben  mußte, 

*)  „(Sin  brutaler  ÜÄenfdj,  ber  bie  ÜÄenfdjen  verachtete  unb 
baju  einige  Urfadje  Ijatte,  toenn  er  von  fidj  auf  bie  anbern  fdjloti" 
(SB.  ©euerer,  3.  ©rfmm  236).— Subtotg  bat  er  1824 für  bie  erfte 
Steige  ber  9>rofefforenbflbntffe  stoölf  9>fftolen  gefdrteft. — 3 aco b  bat 
in  brei  Steffeln  in  ber  «eipa-  *ttfl.  3tg.  1838  («.  ®*r.  8, 424ff.) 
mit  fdjarfen  SBorten  ben  fyalbamtlicfyen  geftberid)t  (<3.  506,  X  1, 
1838  bei  SBanbenfyoecf)  befprod)en,  in  bem  bie  Univerftt&t  bie 
„©bttinger  <&itbm"  burd)  völlige*  ©ttttfdjtoetgen  verleugnete. 

*)  SJttt  3acob  unb  28tlt)eim  proteftterten  am  17.  9tov, 
gegen  ben  ©taatäftreidj  be$  verfdjulbeten  unb  bomänengtertgen 
tföntgä  vom  1.  fRovember  beren  gutegreunbe2)ai)imann  unb 
®ervtnu$,  fotote  2(Ibred)t,  (Stoalb  unb  2Beber. 

4)  2Cm  11.  jDexember. 

5)  2fm  14.  erhielten  bie  brei,  toetl  fie  mx  Söerbrettung  be$ 
9>rotefte*  beigetragen  Ratten,  baä  Ägl.  SReffrtpt  vom  12.  £>ej., 
ba$  fie  mit  tfbfityrung  nadj  trgenb  einem  fyannbverfdjen  Ort  be* 
brofyte,  toenn  fie  ©öttfngen  ntdjt  binnen  brei  Sagen  verließen. 


508  ftibtttg  <£mtl  ©rimm,  (Erinnerungen, 

rjimbert  ©tubenten  bi$  jur  t>cfftfc^cn  @renje  nad)  SBifcen* 
Raufen  begleitet,  bort  Dor  bem  Z*t  bie  $)ferbe  auöge* 
fpannt  unb  ber  28agen  Don  ben  ©tubenten  in  bie  Stabt 
gesogen  *)♦ 

3benbä  fam  ber  3acob  l)ier  an  unb  30g  ju  mir, 
toorüber  id)  mid)  red)t  freute»  2flle$  nafym  Anteil  an  il)m, 
unb  er  befam  unglaublich  Diel  93efud)e»  @r  fd)rieb  bann 
„3acob  ©rimm  über  feine  ©ntlaffung",  tt>eld)e  in  ber 
Sd)tt>eij  gebrueft  ttmrbe*)  unb  balb  in  Dieler  3Renfd)en 
J&dnben  n>ar.  — 

©er  Sßinter  n>ar  fct>r  fireng»  Die  Ädlte  fing  am 
4*  Januar3)  1838  an  unb  blieb  ununterbrochen  bte  jum 
28»  gebruar»  Die  genfter  tauten  Zag  unb  dladjt  in  ge* 
I)eiaten  3immern  nid>i  auf»  Die  «Alte  {Heg  biä  25°  R, 
fiel  bann  ttrieber  auf  12°,  blieb  aber  gett>6t>ntid)  auf 
16 — 18°  fielen»    Dabei  tt>ar  immer  blauer  «fcimmel! 

3m  3tpril  reifte  id)  nad)  ©Stüngen  unb  Don  ba  mit 
2Btil»elm  unb  feiner  gamilie,  Otfrieb  STOüller,  £ofrat 
Stitter,  Äonftjrorialrat  ?ücfe*)  unb  mehreren  anbern  mit 

©0  reiften  fie  benn  am  17.  mit  3n>angds>a$  nad)  Saffel,  wo  bte 
*pou>f  Dat)lmann  unb  @erDtnu*  oloß  #odlf  ©tunben  m 
Derweilen  erlaubte!  Die  Äunbgebung  ber  ©tubenten  unb  fed)d 
9)rofefforenr  barunter  befonber*  Otfrieb  ÜÄüllerä,  für  bte 
Vertriebenen  tonnte  erjt  auf  tyeffifÄem  ©oben  ftattflnben.  — 
„®5tttngen  foßte,"  faat  ©eorg  SBaifc,  „einer  ber  fd)dnften 
sterben,  bie  eö  ie  gehabt,  beraubt,  Sacob  ©rimm  au*  einem 
?anbe  getotefen  »erben,  ba*  fld)  etotg  au  rühmen  l)at,  ü>n  einige 
3ol)re  befejfen  au  tjoben." 

*)  Sine  geberaeidjnung  Subtotg*  baDon  tfl  erhalten. 

*)  3n  SBafel,  bei  ®d)»etgl)aufer,  1838,  weil  bie  ®d)rift  in 
Deutfd)lanb  ntd)t  gebrueft  »erben  Durfte.  $acob  fdjrieb  fte  in 
fünf  Zagen,  12.— 16.  3anuar  1838. 

8)  Söie  an  biefemZage,  3acob*  Oeburtftag,  3Btlt)elm* 
Kamille,  Don  ©dtttngen  fommenb,  tyn  überrafdjie,  f.  SEeufe* 
bad)  415. 

4)  2fadj  biefe  brei  tjerDorragenben  Oöttinger  ©eletyrten,  ber 
(Aon  genannte  J|Jau$genoffe  ber  Sörfiber,  ber  Wlolog  Otfrieb 
SRüller,  1797—1840,  ®d)tt)iegerfobn  be*  (Don  Subtotg  rabierten) 
£ugo,  ber  $i)üofopl)  J&einrid)  bitter,  1791—1869,  unb  ber 


IX.  3bptt  im  J&abid)tttoalb  ufto.    1830-1863.       509 

ll)ten  gamilicn  nad)  J&eiltgenftabt,  n>o  u>ir  3<*cob  fefyon 
angekommen  fanben.  SBir  blieben  ba  einen  Zag  unb 
eine  Stacht  unb  »aren  alle  fet>r  vergnügt1)«  Den  anbern 
borgen  fufyr  id)  mit  3acob  lieber  nad)  Gaffel» 

SBityclm  blieb  mit  feinet  Familie  bi*  £erbfi  in 
(Sftttingen,  bann  30g  et  mit  allem  l)ierf)er,  unb  alte  tootpiten 
bei  mit  im  <&auö*),  fte  Ratten  bie  unterfte  38ol)mtng  inne* 
#ier  bef  amen  fte  l)ftuftg  auäto&rtige $efud)e,  bie  SBettina*) 
fam  oft  t>on  SBerluu  —  3m  £od)fommer  1840  n>ar  id)  in 
<Pr>rmont,  um  bie  SRarte  unb  baä  Äinb  t>on  bort  ab* 
)ul)olen«  — 

3m  SBintet  1840/41  befamen  meine  93rüber  einen 
9taf  an  bie  Unteerfttftt  in  Stalin  mit  breitaufenb  Saler 


Geolog  fcüde,  1791—1855.  beffen  ©rfeftoecfyfel  mit  ben®  rübern 
©anber  1891  herausgegeben  i>at,  erwarteten  iljre  2fbfefcung,  ba 
fie  ibte  SDWfJbtlltgung  bee  »erfahren*  gegen  bie  „hieben"  ntd)t 
«erbargen;  fie  erfolgte  aber  ntd)t  Übrigen*  füllte  fict)  Sfiae 
burd)  jjacob*  ©djrtft  beriefet 

*)  „X)te  tjübfcfte  Rufammenfunft  in  J&etltgenftabt",  bei  ber 
nur  X)at)Imann  felbft  gefehlt  tjabe  —  feine  grau  unb  feine 
Softer  toaren  ba  — ,  ernannt  3acob  gegen  biefen,  28.  ipril 
1838  Qppel  1,  162). 

*)  „fcout*  unb  ÜRarte  jinb  auf  eine  xtdjt  aarte  SBetfe 
liebretd)  gegen  und,  unb  ÜRarte  l)at,  wenn  manfie  erft  näfyer 
fennen  lernt,  3nnigfeit  unb  ©eljalr,  f$retbt  SÖjlljelm  am 
26.  SRat  1838  au*  Gaffel,  too  er  fd>on  *or  ber  Uberffebbing 
einige  SBodyen  au  95efud)  »eilte  (grbäbf.  153). 

•>  2foi  3.  Oftober  1838  verließ  2öüf)elm  feine  Oöttinger 
2Bol)nung,  blieb  nod)  einige  2Bod)en  im  £aufe  £ugoö  unb 
fanb  am  20.  in  Gaffel,  ttoljtn  feine  Ramtlie  fefcon  gereift  toar, 
Bettina  bei  feiner  franfen  grau  pfcenb.  (Sßorrebe  ju  ben 
ÜRärd>en  1840.)  Sie  reifte  bann  naa>  granffurt  unb  fam  am 
24.  Sfcoabr.  jum  gtoeitenmal,  unb  im  Öftober  1839  jum  brttten* 
mal  ju  ©rtmm*.  ®te  betrieb  etfrigft  bie  Berufung  ber  Vorüber 
nad)  Berlin,  war  aber  3acob  au  uürmtfd):  ,,©te  bringt  mtd) 
aus  ben  Rügen,  fie  ift  tote  ein  überlaufenber  Sörunnen."  — 
Verebt  unb  fdfooung&ott  fdrtlbert  Bettina  it>re  Ginbrüde  t>on 
ben  trübem  bei  intern  Söefud)  1838  unb  39  in  Gaffel  im  „Situ* 
9>ampf)tltuS"  1,  282f.  u.  2,  233  unb  an  SBarnhagen  27,  Oft. 
1838  in  „©riefen  *on  ©tägemann  u.  X  an  SB.    339f, 


510  Subwtg  <$mit  (Stimm,  (Erinnerungen* 

©efyalt1)  unb  Steifefofien  Dbn  fünf^unbett  Salem,  9tod) 
t>or  ifyrer  Xbreife,  am  20*  gebruar,  ftarb  leiber  bie  gute 
ÄurfürfHn  an  bet  ©rippe.  Söul)  eint  unb  id)  be* 
gleiteten  ben  großen  Zrauequg  }um  Äird)l)of,  nacfybem 
mit  furj  jm>or  nod)  t>on  tt>r  jur  Xafel  gelaben  waren* 
25aä  ganje  2anb  n>ar  über  ben  Sob  ber  fcerefyrten  Äur* 
fürftin  in  großer  Iraner1). 

*)  ©te  fottten  juerft  jufammen  nur  jwettaufenb  $aler 
baben,  unb  3acob  fdjrteb  boju  an  Söetttna,  bie  mit  ^um< 
bolbt,  X.  t>.  ßajthaufen  (  f.  f.  ©rief  an  Subwtg,  grbäbr. 
245,  unb  baf.  246  bie  Meinung  SKetfferfdjetb*,  er  Ijabe  ben 
meifien  Anteil  an  ber  Berufung  ber  »rüber)  eifrig  für  bie  93e* 
rufung  gewtrft  baite:  „3*  fyabe  nie  um  ©elb  hanbeln  mdgen." 
211$  fle  Bann  bod)  brettaufenb  Safer  erhielten,  fdjrteb  er:  „Iba* 
burdj  tfjt  unfere  dufjere  Sage  enbltdj  einmal  gut  geworben."  — 
grtebrfdj  äBtlbelm  III.  wollte  feinen  ber  (Sieben  naef)  Preußen 
baben,  fd)on  au*  SRücffldjt  auf  feinen  ©djwager  <£rnfi  £ uguft.  — 
dagegen  batte  e*  griebrtcfy  SBtlfyelm  IV.  fd)on  al*  Äron* 
prinj  „unfdgltd)  verlangt"  (an  SBettina),  bie  Vorüber  nadj 
Berlin  ju  Rieben  (f.  feinen  fd)6nen  Sörtef  SägL  9tonbfd>au  13. 
12.  1905).  —  ®afj  ®at>fant)  unb  Sad)mann  ber  Berufung 
ber  Vorüber  nadj  Berlin  wtberftrebt  tjdtten  —  wo*  SBarnbagen 
verbreitet  bat  —  wirb  nacb  ÜÄortfc  «gaupt*  frdftfgem  @egen* 
bewei*  (©ebddjtniärebe  auf  3ac  ©rtmm,  opusc.  3,  196f.)  nie* 
manb  mehr  glauben.  — ■  Die  Vorüber  würben  übrigen*  al$ 
21fabemtfer  —  wa$  3acob  fdjon  war  —  nad)  Berlin  be* 
rufen,  burften  alö  foldje  aber  audj  an  ber  Untoerfitdt  lehren, 
wa*  Sacob  bii  1848,  2Btli)elm  bi*  1852  tat.  Ungleich  war  ihre 
Sefyrgabe:  „Sacob  war  ber  grdfjere  gorfcfyer,"  fagt  Srettfcfyre, 
9>olitif  1,  370,  „aber  ber  fd)led)tere  geqrer.  @r  war  eigentlich 
gar  fein  geijrer,  er  war  fo  unrubig,  baß  man  feinem  Vortrag 
nid)t  folgen  fonnte,  wdbrenb  SQ3ilf>elnt  ein  auägeaetdjneter 
Sefaer  gewefen  tft."  —  „gür  Soutä  unb  feine  grau  tut  mir 
unfer  Weggang  am  leibeften,  wir  Ratten  fte  betbe  ein  wenig 
aufgelüftet,  unogouiö  fam  manchmal  in  bie  alte  fcuftigf eit  unb 
machte  bie  fd)dnften  ©pdfje",  föreibt  2Btli)elm  (grbäbr.  155). 

*)  SBon  ibren  lefeten  Sagen  unb  üjrem  Söegrdbnt*  am 
23.  gebruar  wirb  in  „3fo*  ben  Sagen"  ®.  150—52  endfylt.  — 
SBtibelm  war  wenige  Sage  vorder  bei  ü)r  gewefen  unb  erjdi)lt 
Dabimann  t>on  tbrem  Sob  bei  3ppel  1/  444:  „Da  fte  t>er* 
orbnet  hatte,  wie  tint  einfache  Söürgerfrau  begraben  au 
werben,  fo  fonnte  id)  auf  ber  ©träfe  mitten  in  btn  3ug  treten 


IX,  3*>9ff  im  £abt<f)t*tt>alb  ufto.    1830—1863.       51 1 

Xm  14*  gjtörj  1841,  an  meinem  ©eburtätag,  reiften 
fle  alle  nad)  SJerltn  ab1),  tt>o  fie  in  ber  2ennejteafje  8 
eine  fd)5ne  Söofynung  belogen»  3m  ©ommer  fd)ricb 
3)ortd)en  au*  SJerlin,  fie  tt>ofie  mit  2Bill)elm  eine  Steife 
machen,  ob  n>ir  nid)t  müttoOten»  3d)  fonnte  n>egen  be$ 
SBübeä  „3Rol>rcntaufe"  nid)t  fort,  ba*  jur  XuäfleHung 
fertig  toerben  mußte.  Xber  bie  SRarie  traf  SBilfyelm 
unb  3)ortd)en  in  ©d)lüd)tern,  tt>o  biefe  jtt>ei2agc  »eilten* 
2flle  gingen  nad)  Steinalt  unb  befugten  mit  Pfarrer 
SSömel  unb  beffen  gfrau  bie  ganje  ®egenb,  unfere 
alten  ©drten,  bie  Ätrcfye  uftt>v  bann  unfere  SBeroanbten 
in  ©einkaufen  unb  £anau,  unb  gingen  auf  (Sinlabung 
ber  gfrau  Senator  21)omaö  nad)  gfranffurt,  bei  ber  fie 
einige  Sage  blieben»  ©ort  befam  2öüf)elm  eine  dlattjU 
muftf.  Sie  reiften  nun  über  SRainj  btö  nad)  @bln, 
trennten  ftd)  aber  auf  bem  9tüdtt>eg  in  3J?ainj,  Don  tt>o 
2Bitt)elm  unb£)ortd)en  nad)  ^eibelberg  gingen,  bie  SRaric 
aber  über  granffurt,  tt>o  fie  nod)  bei  grau  Styomaä 
ftd)  einen  Sag  auärutyte,  glüdflid)  ju  unä  fyetmfefyrte. 
Sie  liebe  SRarie  fyatte  große  greube  auf  ber  Steife  ge* 
l)abt,  benn  ifyrc  liebfte  ffreunbin,  baä  ©orteten,  n>ar 
ja  bei  tt>r!  3d)  ging  mit  il)r  auf  bie  XuöfteKung,  benn 
fie  toottte  mein  SBilb,  baä  bei  il)rer  Greife  unfertig  n>ar, 
bod)  fefycn,  unb  fie  freute  ftd)  aud)  ttnrflid)  barüber*  SÖie 
id)  Don  anbern  beuten  fyStte,  fyat  e$  Dielen  gefallen.  Sie 

unb  fle  au  tyrer  Stutjeftdtte  geleiten."  —  ©te  f)telt  treu  an  ben 
trübem  au*  nadji  beten  Austreibung  aud  £annoDer  ($rb$br. 
153;  einen  «rief  3acob$,  fünf  SÖtlfyelm*  an  fle,  Dter  ber 
Äurfürfttn  unb  einen  ber  Jfteraogin  Don  3Retningen  an 
2Btlf)elm  f.  bei  ©tengel  1,  403—19).  —  ©tettar  eine  treffliche, 
gütige  grau,  bie  Diel  gelitten  unb  getragen  fyat.  Daran  änbern 
audj  bie  Keinen  gefyler  gar  nid)t$,  bie  „2lu$  ben  Sagen"  118  ff. 
Ütjft  vorgeworfen  »erben. 

*)  3n  Söerltn  baben  t>it  Vorüber  nodh  einmal  ftd)  in  einer 
jßetmat  gefüllt,  ebenfo  tote  in  Gaffel,  ntegt  aber  in  ©ötttngeri. 
S&enn  3acob  auf  feinem  ©tabftetn  feinen  ®ebutt$ott  —  JÖanau 
—  ntdjt  genannt  Jfaben  u>©ate,  fo  wollte  er  too^l  barmt  nur 
fagen,  e$  fei  genug,  baft  er  auf  beutfd)em  Söoben  geboten  fei 


512  Subtoig  ffimil  ®rimm,  (Srinnerungetu 

Saffeler  3*itung  t>om  ii.  Oftober  1841  brachte  Aber  bai 

SBilb  folgenbe*1): 

„3Me  SWofyrentaufe"*)  be*  9>rof.  i.  ©rimm,  ein 
SBilb  t>on  fdjöner  ßompofttion  unb  XuöfÜl)rung,  befonberö 
t>oD  cbeln  unb  tiefgefühlten  Xuöbrucfö»  Der  belehrte 
Äthiopier  !niet  auf  ber  mit  timm  Seppid)  belegten  oberen 
©tufe  einer  ÄapeUe  t>or  bem  Saufbecfen»  @tn  elpftürbiger 
95ifrf)of  iß  eben  ^inaufgetreten  unb  t>errid)tet  bie  tyeilige 
Jjjanblung.  (Srnft,  SJKlbe  unb  ^eilige  Stüfyrung  brücfen 
ftcf>  jugleid)  in  ben  3ü0tn  &**  greifen  ©eelenljtrten  au& 
hinter  it)tn  ein  Äarbinal8)  mit  bem  Ärummfiabe,  jur 
(Seite  eine  junge  ^rinaeffm,  n>eld)e  ate  ^atin  bem  9teo* 
pl)t)ten  jur  ©ette  jiefyt4),  in  ifyrem  ©efolge  ein  ttmnber* 
fdjbne*  gfrauenbilb»  3m  Sorbergrunb  fniet  ein  anbetet 
geifilicfyer  gftrjl,  in  vollem  römifdjen  Output,  ein  ebleä 
@efid)t,  bejfen  3üge  an  bie  l)iftorifd)en  Flamen  erinnern/ 
bie  un$  bie  3at>rbüd)er  unb  bie  großen  SRaler  3ialienö 
in  ©ebanfen  ermatten.  Sieben  it>m  ein  atter  (?)  95tfcf>of, 
nod)  einige  $riefter/  alle  t>on  etnfiem  unb  bebeutfamem 
Xuöbrucf ;  jur  Steckten  jtoei  ©eifllidje  geringeren  ©rabeö, 


*)  2)a$  Urteil,  gewiß  ba$  eine*  2ftnt*genoffen  aon  ber 
»abemie  CSÄu^l?  SWüUer?),  folgt  I)ier/  toeil  ba*  Söilb  —  fein 
tyersorragenbfte*,  baö  bie  Raffelet  ©alerfe  enoerben  müßte  — 
baburd)  jugleidj  erläutert  totrb. 

•)  ©olefte  3Äo(|tetttaufett  toaren  im  18.  3afytl)unbert  in 
(Saffel  nid)t  feiten.  Die  Trommler  unb  pfeifet  ber  f)eff!fcf)en 
Seibregimenter  beftanben  auö  SDtobren.  3l)te  äefetyrung  — -  eine 
Söebtngung  für  iftre  Verheiratung  mit  (Saffeler  ©töbdjen  —  mar 
ein  ©port  ber  oberen  ©tfettfcfyafföfteife  (f.  JXui  ben  Sagen"  3 
unb  Scommel,  Äef.  ®efa.  10,  27,  37  u.  5.). 

*)  <£f)er  ein  Mntftrant,  ber  bem  331  föof  benßrummftab  fyält. 

4)  SRobett  baju  toar  bie  atoeite  $o$ter  beä  Oberforft» 
meijter*  oon  ÜRüncfyljaufen  (bie  ditere  batte  «fcaffenpflug 
in  ameiier  dtjt  geheiratet).  ©ie  fyeftatete  einen  ber  3tr>ei  ©tief* 
fbbne  be*  Äurfürjten,  bie  if)m  *on  berffürftin  oon  4Janau 
caA  tyrer  erjten  <5he  mit  bem  Leutnant  «ermann  augeffifytt 
unb  *on  tym  au  Coronen  oon  ©d)olle9  ernannt  morben 
toaren. 


IX.  3tytt  im  J&abid)tStt>alb  ufu>.    1830-1863.      513 

tt>cld)C  bem  ^ontiftfanten1)  jur  $anb  gefeit,  ©anj  fcorne 
ftd)  l)injubr&ngenbe$  SBolf,  befonberä  nod)  ein  fd)öne$ 
Söeib  mit  einem  Äinb  im  Ann,  ein  alter  STOann  mit  ge* 
falteten  ^önben  unb  ein  Armenier,  ber  ftcf>  an  bie  93alu* 
fhabe  lefynt  (?)♦  Bie  Äompojition  ift  rul)ig  unb  ebel, 
ber  Xuäbrucf  in  ben  Äopfen  jtnm>oll  unb  bebeutfam,  baä 
ganje  SMlb  ernfl  unb  fd)5n  gehalten/1 

gerner  würbe  gejagt  (18.  Oftober):  „Sie  2lu& 
fteHung  be$  Äunjtoereinä  tt>irb  forttt>4i>renb  flarf  befudjt 
SÄit  Vergnügen  wellen  bie  2$efd)auer  t>or  ber  „SRofyren* 
taufe"  t>on  ?♦  ©rimm.  Ber  eble  2(u$brucf  be$  ernften 
SSübeä  fpridjt  jebeö  ©efül)l  an,  unb  gern  ftef)t  man  über 
einige  2fu$ftettungen  ber  (Stilette  I)intt>eg,  it>clcf)e  $.  93. 
ben  Reiben,  ber  mit  ber  2fufnal)me  in  bie  ©emeinfdjaft 
ber  Äircfye  jugleid)  ber  3toilifation  jugefttfyrt  wirb,  gern 
mefyr  befleibet  gefefyen  fyatte*" 

3d)  al*  SRaler  bin  biefer  2(njtd)t  nid)t.  3d)  l)abe 
ben  9Rol)ren  faft  nacft,  nur  ein  gell  um  bie  J?üften, 
ganj  in  feiner  2frmut  unb  SWiebrigfeit  bargefteflt  2flle$ 
SRüfyrenbe,  alle  SBBirfung  würbe  verloren  gegangen  fein, 
wenn  id)  ben  ©flauen2)  bef  leibet  l)ätte! 

2fm  @nbc  ber  IKuäftellung  (31.  Oft)  ftanb  nod)  in 
berfelben  3*itung:  „35ie  9>erle  ber  XuöfMung  war  un* 
jtaeitig  eine  Reiben  taufe"  *>on  $rof*  ©r*  au*  (£♦, 
eine  ebele  Äompojttion  mit  bem  fd)5nften  2fu$brucf  in 
ben  Stellungen  unb  ^Bewegungen  ber  Figuren»  Sott 
Sfyarafter  unb  SBBürbe  finb  bie  männlichen,  fcott  ?iebreij 
unb  %tmut  bie  weiblichen  $5pfe,  2fu$fÜl)rung,  garbe 
unb  effeft  jtnb  meifierfyaft  unb  fel»r  tyftorifd)  ufw*8)* 

*)  jD.  b.  bem  feine*  &ifd)oföamte$(pontificatus)  SBaltenben. 

■)  Sufofern  er  n>of)l  im  Orient  gefauft  worben  war. 

•)  9tad)  «Mensel*  ©tnnwar  ba$  93ilb  freiließ  nid)t  Söei 
feinem  erflen  Söefucf)  in  Gaffel  I>atte  er  e$  bei  Subwtg  gefetyen, 
unb  t>on  biefem  nadj  feinem  Urteil  gefragt,  jtanb  er  lange 
fctyweigenb  basor  unb  fragte  bann  plöfcltd),  wer  ben  ©tubten* 
fopf  an  ber  2öanb  gemalt  babe.  3faf  ®rimm*  Antwort,  er 
babe  ibn  in  SRom  gemacht,  erwtberfe  SWenjel:  „£5ren  ©ie, 

8ubn>.  @rtmin,  ßrinncrungen.  33 


514  Subtotg  Cftntl  <9rtmm,  ©rinnerungen. 

&uf  eine  ©inlabung  t>om  2eipjiger  Äunjtoerein  lieg 
trf)  ba$  SMlb  borten  abgeben  unb  fd)rieb  baju;  ber  SBrief 
mufj  aber  verloren  gegangen  fein ;  fo  blieb  ba£  95ilb  un* 
verlauft."  — 

Xd)t  (Seiten  {inb  lieber  berauSgefdjnfiten,  bie  ba$  3abr 
1842  umfaßt  fyaben  unb  fnäbefonbere  bie  (Srjäblung  aon  Ätanf* 
bett  unb  $ob  „ber  lieben  Sttarte",  bie  nad)  nur  aebnjäbrtger 
<H>e  fd)on  am  15.  2foguft  1842  bat  fterben  muffen.  9io$  einen 
Seil  tyrer  §barafterfd)tlberung  fjat  er  flehen  (äffen  (ba*  übrige 
roobi  befcttfgt,  um  feine  ftttette  ©attfn  md)t  fein  l)ol)e$  Sob 
ber  erften  lefen  ju  laffen): 

♦  ♦  ♦  „fie  fprad)  franjöftfd),  aber  nid)t  gern,  fyatte 
aud)  Chtglifd)  gelernt,  aber  feine  ©elegenfyeit,  ficf>  barin 
)u  üben,  Hebte  aber  bie  ©pracfye  fel)r*  3n  ber  ©efd^id>te 
tt>ar  fie  fet)t  erfahren,  unb  id)  fonnte  bei  il)r  9tat  fyolen, 
ba  fie  ein  gute*  ®ebäd)tni$  für  tarnen  unb  3al)len  fyatte« 
©ie  I)atte  aud)  Salent  für  bie  Äunft,  unb  auf  jeber  Steife 
jeicfynete  fie  in  ü>r  ©fijjenbud),  mit  ©efüfyl  unb  Seftig* 
feit,  meiji  2(rd)iteftur*  unb  lanbfd)aftlid)e  ©egenfi&nbe, 
bie  mit  fieserem  Äuge  aufgefaßt  ftnb*  2Senn  id)  fte  bei 
meinen  SMlbern  um  9tat  fragte,  fo  fagte  fte  erft  lad)enb: 
,2tä),  lieber  greunb,  tt>a$  fann  id)  bir  benn  fagen?'  9tad> 
unb  nad)  rücfte  fte  bann  aber  mit  großer  ©d)onung  fyerauä, 
unb  il)r  Urteil  tt>ar  meift  richtig  unb  treffenb»  ©ie  tt>ar 
aufjerorbentlid)  befd)eiben,  feinfüt)(enb  unb  gebilbet  @$ 
tt>ar  md)t$  ©ingelernte« ,  nid)t$  Unnatürliche*  an  il)r* 
©ie  n>ar  n>ol)ltt>oHenb  gegen  alle  9Renfd)en,  mit  SöiDen 
f>at  fte  gettnfj  in  ifyrem  {eben  niemanb  gefrdnft  ober 
»erlefet"  — 


ba$  Ding  ifl  sortreffltcb,"  unb  empftebft  fld>,  obne  ein  SBort  über 
*>a*  93ttb  gefagt  )u  baben.  1845  lägt  er  ©rünm  fd)5n  grüßen 
unb  fd)reibt:  „©rtmm  fann  fidh  Jefet  räd)en  für  ba«,  u>aö  tcb 
t>or  *ter  3abren  bort  feinen  SMlbern  antat,  wenn  er  ju  biefem 
bler"  —  er  überfanbte  ba*  Söruftbtlb  t>on  ftriebertfe  Brnoib 
(in  ber  9totfonalgalerte)  —  „au$  ,nfe  fagt.  0>.  Sftfyubt  im 
3abrb.  b.  ÄgL  9>r.  ßunftf.  26,  276.) 


IX.  3bpa  im  J&abid)t*u>alb  ufto.    1830-1863.       515 

SRorgenä,  ein  paar  ©tunben  nad)  intern  Stobe,  bin 
id)  mit  bem  Äinbe  ju  tt>r  gegangen,  ftc  lag  ba  fo  rul)ig, 
fo  freunblid),  tt>eber  entftettt,  nod)  entfärbt,  tt>a$  man 
nad)  ber  langen  unb  fd)merj*>oOen  Äranfl)eit  bod)  t)ätte 
benfen  foHen!  2öir  banften  ®ott,  baß  er  il)r  ein  fo  [anfiel, 
feligeä  @nbe  ol)ne  ©d)merjen  gcfd)enft  fyatte.  9iad)  einer 
©tunbe  gingen  ttrir  nod)  einmal  ju  tl>r,  legten  SBlumen 
um  ftc  fyerum  unb  fußten  fte  unb  tl>rc  fd)önen,  reißen 
#4nbe* 

3Ritttt>od),  ben  17.  Xuguft,  nmrbe  fte  beerbigt,  fte 
tyatte  bie  fd)önfien  SBtumen  in  unb  auf  ben  ©arg  mit* 
befommem  3d)  tt>ar  fo  unn>ol)l,  baß  id)  nid)t  bei  ber 
Seerbtgung  fein  fonnte»  9?ad)  tttva  trierjefyn  Sagen  ging 
id)  mit  bem  Äütbe  ju  ifyrem  ©rabe,  id)  nmfjte  bie  ©egenb, 
tt>o  fte  ruf)te,  aber  nid)t  tl)r  ®rab*  Sa  begegnete  un$ 
eine  grau,  bie  auf  bem  ©otteäacfer  SMumen  begoß,  unb 
jeigte  unä  ben  frifcfyen  ©rabfyügel,  eä  lagen  nod)  SMumcn 
barauf  unb  ein  SJtyrtenfranj *) 


@$  n>ar  mir  t>orerft  alle  Arbeit  verleibet  @$  fam 
aud)  ein  trauriger  SBBinter,  wo  unä  nur  greunb  98er n er 
<@enfd}el,  3afob  SJficfing,  mein  Stoiber  Sari,  aud) 
9ftut)l  abtt>ed)felnb  befud)ten,  3d)  ging  gar  nid)t  aud, 
fo  fefyr  e$  aud)  ber  3Crjt  tt>ünfd)te* 

3d)  entoarf  nun  ©fijsen  }um  ©rabbenfmal  ber  lieben 
feiigen  SSRarie  unb  ber  lieben  2otte,  unb  greunb  «Oenfd)eI 
fing  aud)  glcid)  an  au  mobeflieren.  ©od)  gingen  bie 
arbeiten  fo  langfam  fcoroärtä*),  bafj  bie  beiben  Cent 

x)  /,3fr  armer  Araber  in  Gaffel!"  fcfyretbt  8üde  an  3BU< 
tyelm.  „3$  babe  fcon  ber  SEK  arte  nur  bie  (Erinnerung  an  tyre 
teine,  jarte  (£rfd)etnung.  ®old)e  Blumen  bauern  f)ier  (auf  (Erben) 
nid)t  lang." 

*)  ßenfdjel  tft  ein  »ortreffttrfjer  SKenfrf),"  fd&retbt  1816 
©tlbelm  ((Stengel  1,  148),  „treu,  toafyr,  bef<fyeiben,  geiffcetcfy 
unb  gefd)icft,  tote  ein  2)eutfdjer,  aber  aud)  barin  ein  2)eutfd)er, 
bafj  er  fefyr  bebäcfytfg,  b,  ff.  oft  fefyr  langfam  tjt." 

33» 


516  Sutooig  <$mfl  ©rimm,  Erinnerungen. 

mSler  erji  im  3uli  1844  auf  bem  ©otteäacfcr  ftanbem 
25eibe  ftnb  einfad),  aber  ferjr  fd)5n,  bie  beiben  9>oftamente 
finb  ganj  gleid)  unb  t>on  fd)önem  Stein.  2fuf  ber  feiigen 
SRarie  ©rab  ifi  ein  @ngel,  ber  eben  einen  SJtyrtenfrana 
auf  baä  ©rab  gelegt  l)ai  unb  bie  $anb  nod)  fegnenb 
barüber  r>ält;  in  ber  (infen  <@anb  rjftlt  er  eine  QWebenS* 
palme»  ©er  Äranj  liegt  auf  einer  SSronjeplatte  mit  ber 
3nfd)rifi  unb  umfd)liefit  ir)ren  Stamen  SRarie*  2fud)  ber 
(Sngel  ifi  t>on  SJronje,  mit  feilten,  fd)5nen,  einfachen 
galten*  2luf  meiner  lieben  ©d)tt>efier  9>ofiament  ifl  aud) 
ein  @ngel  in  nftmlid)er  ©röjje,  feine  Stellung  ifi  merjr 
aufrecht,  er  r)Mt  ba$  Äreuj  beä  (SrföferS  *>or  ftd),  unb 
ein  Äranj  t>on  SRofen,  ttyrer  ?iebling$blume,  umfd)liej$t 
irjren  Stamen  2otte*  35er  Stofenftocf,  toeldjer  t>or  elf 
3al)ren  auf  il)r  ©rab  gepflanjt  ttmrbe,  rjat  ftd)  fo  auä* 
gebreitet,  baß  er  jefet  nod)  baä  SRonument  umgibt,  unb 
er  umbuftet  aKjdtyrlid)  il>r  unb  ber  (iebftcn  SRutter  ©rab, 

tt>eld)eä  baneben  ifl* 

©nblicf)  ging  ber  lange  SBinter  ju  @nbe*  SBBilrjelm 
lub  mid)  unb  baä  Äinb  für  ben  ©ommer  1843  nadj 
^Berlin  ein,  n>ot)in  ju  fommen  fd)on  tingfi  mein  SBunfdj 
tt>ar*  3er)  mad)te  nod)  bie  SMlbnijfe  ber  gamilie  be$ 
©rafen  SScrner  ^ajt^aufen  fertig,  unb  am  14.  3uni 
ging  id)  mit  bem  (jerjnjärjrigen)  Äinb  auf  bie  9)ofl>  *>** 
l)in  ber  liebe  greunb  2Berner  nod)  fam,  unb  um  neun 
Urjr  fuhren  tt>ir  ab*  3n  2Bi&eni)aufen  ttmrbe  ju  SRittag 
gegeben,  unb  über  Jßeitigenftabt  famen  n>ir  9Ritternad)t 
nad)  9torbl)aufcn  unb  in  ber  SRorgenbämmerung  nad)  @t& 
leben,  n>o  id)  mit  bem  Äinb  ?utl)er$  ^ani  befat). 
3ü>ifd)en  ben  jtt>ei  ©een1)  rjtnburd),  bem  faljigen  unb 
bem  fußen,  n>o  bie  ^efKUione  baö  @cf)o  tt>ad)bliefen, 
famen  tt>tr  auf  fiarf  überfcr)tt>emmier  2anbjteafje  um  jerjn 
Ur)r  nad)  J&atte,  unb  um  jtt>ölf  Ul)r  fafien  tt)ir  bann  ttrirfc 
lief)  auf  ber  ®ifenbai)n  nad)  93etlin  ju*    @S  ging  fcr>r 


*)  X)er  ehemalige  ©afotge  See  (fübojtl.)  tft  troefen  gelegt 


IX.  3tytt  foi  J&abicf)t*u>alb  uf».    1830-1863.       517 

fdjneU,  aber  bod)  nid)t  fo  fcfyneff,  n>ie  id)  mir'S  gebaut 
l)atte.  Ott  nmrbe  einige  Sttale  angehalten,  in  ÄStfyen,  in 
©efiau  uftt>.,  aber  nur  l)5d)ften$  eine  SBiertelfhmbe,  @l)e 
tt>ir'$  unä  »crfafyen,  fing  e$  an  ju  pfeifen,  immer  lang* 
famer  ging  e£  bann,  biä  enblid)  aOeö  fiille  flanb:  alfo 
baä  erftemal  in  meinem  Seben  in  SJerlin!  2aufenbe  t>on 
ÜRenfcfyen  jtanben  um  bie  SBagen  —  meinen  lieben  Stoiber 
3Bill)elm  fat)  id)  juerfi,  mit  feinem  @ot)n  ^erman, 
unb  bie  unb  ein  preufHfcfyer  Pionier  —  Äarl  Raffen* 
pflüg,  ber  dltefte  ©ofyn  meiner  lieben  feiigen  <5d)tt>cfter 
2otte  —  famen  mir  mit  offenen  Armen  entgegen!  ©ein 
Sater  fam  aud)  nod),  tt>ir  fuhren  mit  2Sill)elm  in  feine 
fd)5ne  SBotymmg  in  ber  2ennejteafje,  tt>o  id)  3acob  unb 
£)ortd)en  unb  it>rc  anbern  Äinber  fanb!  Um  2fbenb 
tarn  nod)  SBettine  unb  bie  ©ifela,  il>rc  jüngfte  2od)ter> 
unb  ttnr  tt>aren  red)t  vergnügt1)*" 

X)ie  folgenbe  @rjdl)lung,  t>on  Subtotg  felbjt  fdjon  gefügt, 
3tef)t  ber  Herausgeber  weiter  jufammen. 

gubttig  brauchte  nad)  bem  SRate  beö  Dr.  9>etfdj  eine  Srtnfr 
für  gegen  fein  9tf)euma,  tnbem  er  »terunbatoanatg  Sage  lang 
früt)  oon  fünf  btö  acf)t  Ufyr  nad)  ®emrf}  irgenb  eine*  SBaffer* 
im  Tiergarten  berumfpajierte.  2ln  jebem  Sage,  *om  16.  Sunt 
btö  pm  4.  2fogufi,  bot  ftd)  ein  33ilb  ftet*  toedrfelnber  ©efettig* 
feit  9tur  um  au  jetgen,  in  toeldjem  ÜÄaß  ber  alteren  Vorüber 
3eit  unb  Äraft  burd)  biefe  t>eqe^rt  tourben  unb  mit  toem  alle 
unb  tote  oft  fie  mit  biefen  aerfetyrien,  möge  fotgenbeö,  toenn 

*)  „X)te  reinere  Suft  unb  ben  unenta>eü)ten  grieben  ber 
JJetmat,  bie  trauliche  ©emetnfamfett  ffyrer  Dörfer  unb  Stdbte, 
bie  $oefte  ber  SBdlber  unb  ber  Söerge  fanb  id)  toieber  in  biefem 
nüchternen  Berlin,  fo  oft  tdj  in  ein  £auä  fam,  bat  beute  nodj 
in  ber  Sinfjtraße  jjtebt,  toie  bamatö,  beute  nodj  biefelbe  Plummer  7 
fübrt,  aber  inatt>tfd)en  mit  einer  3nfd)rtft  gefcftmfitft  Sorben  ift: 
m  ben  Sörfibern  ©rimm,"  feforeibt  fpdter  Siutu*  iÄobenberg, 
ferinn.  au$  ber  3ugenbaeit,  204f.  (f.  befonber*  212—16).  2fod) 
im  erften  Öftoberbeft  b.  «it.  (Sdjoä,  1910  (13.  3abrg.),  f)at  er, 
adjtaigidbrig,  nodj  banfbar  frot>  beö  erften  3ufammenfein^  mit 
©rimmä  gebadjt  unb  feiner  fortab  bauernben  jjreunbfdjaft  mit 
JJerman. 


518  Subttig  ffimtl  ©rtmm,  (Erinnerungen. 

audj  unter  SBeraid^t  auf  ndfyere  Angaben  über  biefe  aal)lreld)en 
9>erfdnitd)fetten,  ernannt  »erben.  Daß  bie  ndfyeren  grcunbe 
ber  ©rtmmftfyen  gamilte,  Söetttne  vorab  tdglftf)1),  oft  mit 
ibren  lieben&oürbtgen  unb  natürlichen  SÄdjtern  3Ra£tmiliane 
(fpdtere®rdffnßriola),  £rmgart  (fpdtere  ©rdftn  glemmtng) 
unb  ©tfela  (fpdtere  ©atttn  ßerman  ©rtmmä),  Raffen* 
Pflug**),  grau  von  %uybttDyd,  @avtgnv$,  bie  Bmoefenfyett 
be$  aud)  tfynen  nafyefiefyenben  gubtttg  jum  2(n(aß  dfterer  ®e* 
fud)e  nahmen,  tjl  er!  Idrltd).  9tad)bem  biefer  aber  erft  eine  SRetye 
von  Söefannten  teil*  allein  aufgefud)t  baite,  tote  tfarl  ^ermann, 
Söega**),  ber  gerabe  baö  SBilb  <5d)ellingö  malte/  bann  von 
Söetttne  au  SÄagnuS,  vonSBtlbelmauben  3urtften<3tat)l, 
ßomeper,  9>ud)ta  unb  3.  <£.  J^ifeig,  bem  ®efd>id)tfcf}retber 
9>erfc,  (beffen  grau  mit  ©orteten  befonber*  befreunbet  toar) 
unb  au  Äarl  Sactymann,  bem  vertrauten  greunb  ber  dlteren 
Sörüber,  geführt  toorben  toar,  vergrößerte  fid)  burd)  biefe  alle 
bie  3<rt)l  ber  S8efud)er  im  ©rtmmfcben  £aufe! 

3u  biefen  gehörten  in  Jenen  Stagen  nod)  ber  Surfft  Ä.  £). 
von  9ttd)tf)ofen,  ber  Söremer  ^Bürgermeister  Smtbt,  Keffer, 
beibe  mit  il)ren  grauen,  ber  9>f)ilcfopI)  grtebrid)  2B.  ®d)elltng, 
ber  ©efd)td)tfdjretber  Seopolb  iÄanfe,  ber  2lrd)dolog  ©erwarb, 
ber  aber  feine  (Saffeler  grau,  (Smtlte  SRteß  von  ©djeuern* 
fd)lof$,  $od)ter  be*  33unbe$tagögefanbten  g.  £.  v.  9t.,  erjt  im 
näd)tfen  3al)r  beimfüf)rte. 

r)  Dabei  vollenbete  fte  gerate  in  biefem  ÜRonat  ibre  be> 
fannte  (Schrift  „Die*  93ud)  gehört  bem  Äöntg",  mit  ber  $BiU 
beim  burdjau*  ntd)t  etnverfianben  toar  (an  Dal)lmann  bei 
3ppel  1,  486). 

*)  9tad>  feiner  (Sntlaffung  in  Gaffel,  1837,  i)atte  er  1838 
£of)enaoHern'<25tgmaringen  regtert,  toar  1830  3toilgout>erneur 
von  Sujemburg,  unb  bamatö,  feit  1841,  ÜÄftglteb  beä  Obertri* 
bunalä  in  Berlin.  2*on  1846  -  50  toar  er  9>räfibent  be$  Ob. 
2Cpp.'©ertdjt$  in  ©retfätoalb  unb  begann  bann  feine  atvette, 
fünfjährige  verhängnisvolle  SOHntjtertäitgfeit  in  ÄurrMen. 

•)  Ston  Äari  93ega$,  1794—1854,  bem  2*ater  ber  beiben 
SWaler  Oöcar  unb  Bbalbert  unb  ber  beiben  93tlbl)auer  Steine 
\)olb  unb  «arl  93.,  tft  aud)  ba*  fdjone  Söilb  3acob  ©rtmm*, 
ba*  2.  ©tcftltng  geftodjen  t)at  Die  ©effteägröfjen  93criin$, 
bie  93eaa$  für  ben  Äönig  malte,  baben  ihn  nebfi  feiner  „9ttol)ren> 
toäfdje'rbefonber$  populär  gemadjt.  m  toar  ber  93egrünber 
unb  tjervorragenbfte  Vertreter  ber  berliner  ©tolerfdmle. 


IX,  3tytt  im  J&abity*walb  ufw.    1830-1863.       519 

SÄitSetttne  befugte  er  bteOemälbe*,  mit  28iil)elm  bie 
Stupf erftfd)fammlungen,  fal)  im  Äunftoeretn  feinet  greunbeä 
(Stielet  33ilb  Subwig  STiecf ö,  wofynte  mit  SBtlfyelm 
einer  ©ifcung  ber  Xfabemte  bei,  wo  er  bie  wiffenfdjaftlfd)en 
©röfjen  SJerltn*  fal),  unb  einer  ard)äologifdjen  SBorlefung  in  ber 
3Rot)renftra£e,  wo  er  beim  nadjfolgenben  Xbenbeffen  ben  Direftor 
ber  ©em&lbegalerie  SBaagen,  ben  f)efftfd)en  SDtoler  unb  HifyU 
teften  3Bttt)eim  3al)n  (1800—71)  unb  @rnjt  Surttu*  fennen 
lernte.  @r  würbe  mit  ben  trübem  unb  Dorttfjen  ju  glänaen* 
ben9ttal)len  »on  ©a&tgn^,  bamalä  3uftfamtntfter,  mit  Jacob 
*om  ÜÄtntjter  ^td)t)orn  jur  ^odfoeit  feine*  @ol)ne$  mit 
©Delling*  $od)ter,  mit  SBtlfyelm  jum  (Sefyetmen  SRat  im 
Äultuäminifterium  Srfiggemann,  ju  «gomeper  unb  9>rofejfor 
3ulfu$  6tat)i  eingelaben.  Dabei  burfte  er  wegen  feiner  $ur 
*om  24. 3uni  ab  nur  einem  Seile  ber  ©tnlabungen  nodj  folgen! 
Sei  einer  folgen  zeigte  tfym  (Sorneltu*1)  feinen  ®lauben$fd)Ub, 
feinen  ÜÄaäfenaug  au$  Saffo  unb  fein  ßlbtlb  „(Sfyriftu*  in  ber 
SBorl)5lle".  Sei  £ifeiö  fai)  er  ben  SBater  be*  SDtoler*  Senbe* 
mann  unb  ben  t>ielfeitigen  grana  Äugler,  ber  audj  rabierte, 
bei  @at>ignp  ben  ©eneral  SÄüljle  t>on  Sfltenftern,  ben 
93re$lauer  gürjtbifdjof  ©eblntftfp,  ber  a^ematg  3ai)re  fpäter 
e&angeüfd)  würbe,  unb  bei  «gome^er  ben  ©encralbireftor  ber 
Sttufeen,  »on ßif er*9).  —  3n  ber  ^Berliner  Äfinftlerfdjaft  glaubte 
8.  ein  au  fef)r  gesteigerte*  ©elbftgefüfyl  au  erfennen,  „fie  fpredjen 
alle  wie  gebruefte  SKejenftonen  unb  wfffen  alle*  am  beften". 

©inen  Sefud)  fyat  er  au  erwähnen  fcergeffen  —  ober  grollte 
er  bem  §8efud)ten?  —  ben  bei  Sttenael,  bti  bem  ü)n  Brnolb 
ongefünbigt  au  l)aben  fdjetnt.  ÜÄenael  fdjretbt  an  biefen  ($fd)ubi 
271,  f.  o. <B.  514)  am  22.  3ult  1843:  „®rimm  fjat  mi$,  feit  er 

x)  (Sorneltu*  &iä)mte  bie  Entwürfe  au  bem  @tlberfd)tlb, 
ben  TL  ft.  3tfd)er  banadj  mobellierte,  bem  9>atengefdjenf  be* 
Äfcntg*  für  ben  englifdjen  tfronprfnaen  (Sbuarb  (VII.)  Öfbguft 
in  ber  SRatfonalgalerte).  Die  Entwürfe  aum  Staffo  jum  %md 
lebenber  Silber,  »on  ©.  Weimer  erworben,  gefielen  weniger. 
SBegen  ber  „J&Menfal)rt  QhrifH"  würbe  er  aber  in  gerabeju  fyäfr 
lieber  SBetfe  »on  ber  treffe  angegriffen.  d*r  lebte  überhaupt 
ntdjt  gern  in  Söerlin  unb  »erretfte  oft  unb  lange. 

*)  1803—72.  J&erman  ©rimm,  Fragmente  375  —  382, 
wibmet  feiner  1891  geworbenen  neunaigjäl)rfaen$ffiftwe,geb.@t&ae> 
mann,  einen  9tad)ruf.  Die  Softer  be*  yaare*  tft  bie  ©cfyrift* 
ftetterin  ÜÄarte  »on  Olfer*. 


520  £ubtt>tg  Chnü  ©rfmm,  @rinnerungen„ 

fyter  tft,  einmal  befugt,  mir  aber,  au  3*>nen  gefagt,  beffer  ge* 
fallen,  al$  in  £effen*<5aJTei." 

üfcag  ein  Seif  be*  gefelligen  $erfef)tö  jener  wenigen  SBodjen 
aud)  auf  9ted>mmg  aon  Subtoigä  Söefud)  fommen,  man  fragt 
bod),  tDie  retteten  fid)  bfe  Vorüber  nur  bie  3eit  für  if)re  ©tubien 
unb  ©djrfften,  namentlid)  für  bie  unenbltdje  Arbeit  am  „Deutfdjen 
3Borterbud>"? 

3u  feiner  »eiteren  Äur  fuljr  er,  nad)bem  3acob  tag*  jut>or 
nad)  Statten  abgereift  toar  Qppel  1,  487  f.,  u>o  er  aud)  über 
Subtoig*  Söefud)  fprfd)t),  am  4.  2fuguft  über  Sefpaig  unb 
£)reöben,  too  er  ftd)  an  bem  fbftltdjen  58ilbctftf>afe  erfreute,  unb  mit 
bem  9>ofhoagen  über  baö  ©d)fad)tfelb  aon  (Sufm  unb  Stoßen* 
borf  nad)  SEepftfc.  Da*  fffnb  blieb  in  Berlin  in  jDortdjen* 
Obi)ut  unb  befugte  aud)  bie  ©djuie  bort« 

@r  tootynte  in  ©djbnau  im  „Seoparben".  Die  SBofynung, 
bie  ganae  ©egenb,  bie  Anlagen,  bie  SD^uflf,  bei  ber  er  am  erften 
Sage  fdjon  grau  »on  (Sorneltuä  fanb,  bie  Söäber,  baä  grülj* 
ftücf,  ber  $tfd)  im  „@ngiifd)en  £of',  bie  ©efellfdjaft  —  alle* 
gefiel  ti)m  über  bie  Sttafjen.  SRefyrere  Sage  tonnte  er  mit  greunb 
©tiefer,  ber  in  9>ot$bam  ba$  Äbnig$paar  gemalt  fyatte,  ju^ 
fammen  fein,  ©ein  SDtoierauge  ergofete  ftd)  an  ben  fremben 
Sfölfertypen  beä  OftenS.  Wtit  ©tiefer  befugte  er  einen  23aH 
im  ©d)lof$  be*  gürften  Glatt),  too  fie  unter  ben  Damen, 
bie  be*  Sage*  fünf"  btö  fed)$maf  bie  Toiletten  toedjfelten, 
neben  ber  gürftin  (geb.  gürfltn  2ötnbifd)gr&fc)  befonber*  gtoei 
fdjbne  ©räfinnen  gßalbftein  betounberten,  bie  fie  für  fflaty 
fommen  SBallenftetn*  bitten.  @r  amüfierte  jid)  über  ba$ 
bfterretdjifdje  Regina  im  Äaffeefyauä,  trän!  fein  Söicr  mit  einigen 
intereffanten  Äurg&ften,  einem  jungen  Itolänbtfdjen  ©rafen 
ßegferling,  einem  ©rafen  ©djulenburg,  Dr.  ©bfdjen  au$ 
Sefpaig,  ©tiefer  u.  a.  abenbä  in  einem  ©ägd)cn  ber  ©tobt, 
aeidjnete  aud)  ttxotö,  bie  ©lotoafenbuben  mit  SDtoufef allen 
(9fr.  167  unb  168),  n>a$  ieiber  ber  2frat  fofort  verbot,  fffeierte 
in  Sarben  aber  bod)  nod)  atoei  fd)5ne  Sbdjter  einer  tiroler  £anb' 
fd>uf)i)&nblerfami(ie,  begann  einen  n>unberfd)5nen  alten  SDtönd) 
au  aetdjnen,  ber  aber  au  früf>  abreifte,  ben  Söeidjtoater  ber  aer* 
uuhoeten  Äaiferin,  unb  lernte  nod)  einen  getieften  £anb> 
fd)after,  (5rol,  fennen1),  ©ruber  aon  ©.  #.  Grola,  toefd)  lefeterer 


*)  SöteHeid)t  burd)  grau  (Sorneltuö,  bereu  SfRann  bem 


IX.  3bpn  im  £abtd)t*watb  ufto.    1830—1863.       521 

nur  um  bcr  SBomeljmtyeit  Witten  —  „fann  man  fo  albern  fein?"  — 
feinem  SKamen  ein  a  angehängt  fyabt,  unb  fufyr  enblid)  auf  bem* 
felben  SBege  mit  ber  9>oft  unb  t>on  2)re$ben  mit  ber  33af)n  am 
28.  2fuguft  nad)  Berlin  unb  nad)  nodjmate  ad)t  Sagen  mit 
feinem  $inbe,  ba$  *wr  greube  bei  feiner  2inhinft  geweint  unb 
nid)t  mebr  Ijatte  ejfen  wollen,  am  10.  (September  über  £afle 
fyeimwärtä: 

„Dort  festen  wir  und  in  bie  ^>cft,  unb  id)  l>attc  baä 
@ifenbal)nfal)ren  fo  fatt,  baß  id)  frol)  war,  lieber  im  (Sil* 
wagen  $u  jtfcenl 

3d)  arbeitete  in  ber  folgenben  fiitten  3*tt  an  einer 
großen  Äompofttton,  bie  mir  Sag  unb  9tad)t  im  Äopf 
herumging-  3d)  wollte  ben  ©ieg  über  ben  2ob  bar* 
jietten.  SReineä  SöijfenS  l>abe  id)  btefen  ©egenftanb  nie 
bärge  jMt  gefefyen  unb  will  nur  fagen,  wie  id)  mir  baö 
S5üb  backte. 

DaS  SMlb  fängt  mit  2fbam  unb  Ch>a  an,  bie  *>om 
verbotenen  95aum  gegejfen  fyaben  —  bie  erfte  ©finbe. 
2ttä  golge  ber  ©ünbe  bie  SBertreibung  au$  bem  9)arabie& 
Sie  fcfylafenben  Äinber  —  ber  ©d)laf  ben  falben  2ob 
bejetdjnenb*  Dann  bie  9>arjen  mit  bem  £ebenäfaben  unb 
oben  ber  2obeäengel  mit  ber  ©ruppe  ber  Trauer  —  bieä 
atteS  baä  Jpcibcntum  bejeidjnenb*  Dann  ber  Äampf  beä 
©terbenben:  bie  Erinnerung,  bie  Sräume  flehen  t>or  fetner 
gedngfteten  ©ecle,  bie  bftfen  ©eifler  peinigen  ifyn  unb 
fudjen  il)n  in  ben  2fbgrunb  ju  ftürjen  —  ein  @ngel  t>&It 
ü)tn  baä  ©d)Wei$tudj  (grifft  t>or*  Der  Äampf  beä  ©uten 
gegen  baä  955fe  tybt  an,  baä  ßfyriflentum  ftegt,  3ofyanneä 
l>äft  baä  Äreua,  SRofe*  bie  ©efefceätafel  »or,  babei  bie 
Kämpfer  9>auluä,  ^etruä,  3ol)anne$  ber  Ch>angelift  unb 
4?ieron9tnuä.  @twa$  i)5l)er  bie  SR&tyrer,  ber  fyeüige 
©ebaftian  unb  bie  I)ciiige  Äatfyarina*    Die  fyeiügc  Gäcilia 


<5rola,  feinem  ©d)üler,  fogar  ©taffage  in  einem  Söilb  fertigte. 
Diefer  war  wie  fein  trüber,  ben  ülagler  aU  (Sroli  fdjon  1836 
in  iepiifc  nacfyweift,  au$  Dreäben  unb  iß  1879  in  3ifcnburg  gc* 
(torben.    @r  ijt  ber  SBater  bon  £ugo  ßrola  in  Düffeiborf. 


522  Subtoig  Chntt  ®rimm,  (Erinnerungen. 

flimmt  mit  @ngeln  unb  ^eiligen  grauen  ben  Srtump^ 
gefang  an.  3n  ber  ©lorie,  t>on  einem  @ngel  getragen 
unb  tum  @ngeln  begleitet,  ba$  Sfyrijtftnb,  welche*  fpricfyt: 
„3dj  bin  ba$  ?eben",  auf  ber  einen  (Seite  bie  9Borte: 
„2(De$  muß  tt>ieber  ju  ©taub  tt>erben",  auf  ber  anbem: 
„Sob,  tt>o  ift  bein  Stapel,  £öUe,  tt>o  ift  bein  Steg?" 
I)ann  bie  9)ofaunen  &**  28eltgerid)W,  bie  Auferlegung 
ber  (Seligen,  bie  jum  #immel  eingeführt  werben,  unb  bie 
J^öHc  jur  2fabeutung,  baß  alle*  SJdfe  jugrunbe  gel)en  muß. 

35a  l)abe  idj  in  ein  paar  SBorten  bie  3bee  angegeben. 
Sie  3eid)nung  enthält  56  giguren  *).  ®i  tt>äre  eine  fdjöne 
Sebenäaufgabe,  tt>enn  idj  ba$  SMlb  ausführen  f5nnte  — 
in  greäfo  —  überlebensgroß  —  grau  in  grau,  »eil 
bunte  garben  bem  @rnft  be$  ©egenftanbeä  fdjaben  tofirben. 
3dj  badete  mir  ba$  SJilb  in  einem  gotifdfyen  ober  b*)jan* 
tinifdjen  Äreujgang  auf  einem  ©otteäadfer  —  aber  bei 
ben  jefcigen  3eiten,  ift  ba  #uöfidjt  baju?!  — 

@ine  anbere  Äompofition,  bie  idj  in  Ol  auäjuf&fyren 
gebenfe,  ift  bie  «Oimmelfafyrt  ber  ^eiligen  Säcilie,  unb  ber 
Job  ber  ^eiligen  ßftcilie,  t>on  (Sngeln  umgeben9).  2fadj 
ju  mehreren  anbem  Silbern  fyabe  idj  ©fijjen  entworfen 
unb  in  ben  nädjflen  SBintertagen  audj  fivti  platten 
rabiert,  bie  Seplifcer  @lot>afenbuben  unb  eine  3igeunergruppe 
(in  ber  SBeibelSburg  bei  fyeff.  SWaumburg)8).  —  3m  J&erbfi 
fam  3acob  au$  9tom  f)icr  burd)  unb  blieb  einige  Sage 
bei  un$4),  unb  im  nftdjften  3öl)r,  1844,  nmrben  mir 
tt>enigjten$  bie  frönen  95riefe  jugefdjidft,  bie  er  Don  feiner 
Steife  nad)  Äopenfyagen,  ©tocffyolm  unb  Upfala  fd)rieb. 
3n  ©tocfyolm  xoax  er  burd)  ben  preußifdjen  ©efanbten 
©rafen  ©alen  ber  Äönigäfamilie  *>orgeflettt  tporben  unb 
fyatte  ben  SWorbfternorben  erhalten.  — 

*)  ©ntoürfe  tn  ber  «anbeäbfbl.  unb  (gerahmt)  l  b.  3Hab. 
b.  b.  fünfte  an  Gaffel. 

")  1850  f)at  er  bie*  lefctere  ȟb  toentgften*  rabiert  (9h.  7). 

«)  9fc.  167. 

*>  3acob  eradf)lt  jDafylmann  baaon  Qppel  l,  491). 


IX.  3tyH  im  £abtcl)idtt>alb  uft».    1830—1863.       523 

Der  folgenbe  SBinter  n>ar  fcl)r  lang  unb  flreng,  unb 
bie  gulba  tuar  fafl  bid  @nbe  9J?drj  jugefrorem  3wn 
2fnbenfen  baran  ift  auf  it>r  ein  gaß  gejimmert  Sorben. 
@d  ttmrbe  mit  3ubel  in  ber  ®tabt  herumgefahren  unb 
bann  bem  Äurprinjen  jum  ®efd)enf  gemalt,  ber  ed  in 
ben  «Ooffefler  bringen  Heß/  — 

3nitt)tfd)en  fyatte  er  fid)  —  auf  einem  audgefd)nittenen 
©latt  fear  mofyl  SUtyered  eraäfylt  —  mteber  verlobt,  unb  $mar 
mit  grieberife  (Srnft,  Softer  bed  ©.  78  enoätynten  ®uper* 
intenbenten. 

„Unfere  #odjjeit  tt)ar  ben  14»  April  1845 ,  ber  J&err 
Pfarrer  95ecfer  l)at  und  getraut  @d  n>aren  tt>ol)l  fünfzig 
(Singelabene  beifammen!  33on  ben  Steinigen  tt>ar  nur 
mein  liebet  Ätnb  unb  mein  ©ruber  Sari  babei,  n>ie 
gerne  l)4tte  id)  ftc  alle  babei  gehabt  unb  aud)  ben  treuen 
greunb  ßenfaet1)! 

Unfer  ?cben  ging  ttneber  ftifl  fort«  ©onntagd  abenbd 
Ratten  tt>ir  ein  Ärdnjcfyen  unter  ben  3$ertt>anbten,  aud) 
ttmrben  alle  Geburtstage  gefeiert«  (Einmal  fam  Dortdjen 
mit  bem  #ugufid)en,  unb  im  3al)re  1846  tarn  2Btl^ 

0  grtebertfe  t)at  jmar,  tote  ©orteten,  feine  ©dnoäaerfn, 
bei  tt)rem  erften  95efud)  in  (Saffel  fofort  bemerfte,  bad  Regiment 
im  JSaufe  geführt,  aber,  tote  ftc  fylnaufügt,  er  befanb  flcf>  toohl 
babei  ©ie  tjat  ifyn  treulf  d)  gepflegt  unb  aud)  geaen  tfyre  ®ticf» 
tcd)ter  alle  mütterlichen  9>fKd)ten  treu  erfüllt.  £ie  ©teile  aud 
2>ortd)end  Sörtef  (an  SBerner  J&enfcfyel  in  9tom)  aud  Berlin, 
19.  9ta>ember  1847  (Ä$©.),  lautet:  „2Bte  oft  benfe  id)  an  bie 
alten  &it*v,  u>o  n>ir  ben  2lbcnb  jufammen  bei  Sul  toaren  unb 
ed  und  fo  gut  gefiel  unb  mir  fo  lange  blieben.  baf5  fie  und  ftaffee 
anboten  —  ba  fd)ifd>en  mir  gana  ftill  bie  ireppe  hinunter  — . 
3efet  ift  bie  gute  SWarte  nun  fd)on  »ieber  erfefct,  aber,  mie  man 
bad  fo  oft  ftnbet,  bie  grleberlfe  aleld)t  tl)r  in  feinem  ©tüd. 
Sul  ift  aber  glücfttcft,  id)  empfanb  el  fetyr,  mte  id)  sorfged  3at)r 
in  Saffel  mar  unb  bei  tfjnen  toofynte.  ©le  fyat  ben  £ul  total 
unter,  aber  mit  guter  SManler.  @r  tjat  fet>r  t>tcl  oon  feinen 
Eigenheiten  aufgegeben,  bad  ift  tym  red)t  gut  OTit  ber  alten 
STOutter  085ttner)  unb  bem  Äfnb  benimmt  er  flcf>  »ortreffffd), 
ed  get)t  alled  in  Stieb  unb  (Sintgfelt.  SB i  11) e Im  mar  vorigen 
SKonat  in  (Saffel  unb  faf)  bie  grau  juerft,  fie  hat  tt)m  fcf>r  ge* 
fallen.    8ui  fanb  er  alt  gemoroen,  aber  tjetter. 


524  £ubn>ig  (Smil  ©rimnt,  Erinnerungen. 

l)elm  t>on  ber  @ermamftem>erfammlung  in  Sxanffurt1) 
auf  trierjefyn  Sage  ju  min 

3m  3toK  ging  id)  auf  adjt  Sage  nad)  SJfifenborf 
jur  gamilie  J^a£t^aufen,  tt>ol)in  aud)  3acob,  Dort* 
djen,  2fugujldjen  mit  ber  2(nne  2frn*tt>alb  au*  95ab 
ivppipxirtQt  famen.  2fud)  ben  alten  ©rafen  Äffeburg 
auf  ber  Jßinnenburg  befud)te  idj  unb  traf  ba  audj  meinen 
alten  greunb  9>ater  ^^acintf)  nod)  tt>ot)l  unb  rüftig  in 
feiner  alten  SSofymmg  an.  3d)  machte  aud)  mit  bem 
Sari  t>on  #ajtl)aufen  bem  ©rafen  ©ietrid)  t>on  Äffe«» 
bürg  einen  25efud)  auf  bem  ©teinfd)en  «£of,  tt>o  id) 
bie  ©d)tt>efter  *on  fcindjen  t>on  Sßenbt,  jefct  t>on  ©rofte* 
4?ül*l)off,  fennen  lernte.  Sie  junge  grau  SMetridj* 
ifl  jtt>ar  nidjt  fdjdn,  aber  fefyr  lieben*tt>ürbig  unb  »er* 
ftänbig.  Auf  bem  Stüdtoeg  blieb  idj  nod)  einige  Sage 
in  «ßerjMe  beim  alten  gxeunb  SBcrner  &on  3u9btn>9cf 
unb  fufyr  bann  nad)  Jjjaufe  (tt)o  injtoifdjen  ein  (Srbbeben 
gen>efen  tt>ar?). 

@nbe  gfebruar  1847  n>ar  e*  fo  fdjön  tt>arm,  baß  ttrir 
auf  bie  ÄnaKfyütte  fuhren  unb  im  freien  Äaffee  tranfetu 
3u  9>ftngflen  erfranfte  mein  liebe*  Äinb  unb  lag  brei 
28od)en  über  am  „n>eif$en  griefel",  tt>ie  ber  Dr.  ©tilling 
fagte,  barnieber.  3dj  ging  ben  ganzen  Sag  nidjt  t>on 
feinem  SJette,  unb  nad)t*  tt>adjte  bie  grieberife  ab* 
tt>edjfetnb  mit  bem  SRariedjen  4?or  jlmanm  ©nblidj  tt>ar 
bie  Äranfyeit  gebrochen.  2fdj,  ttrie  l)abe  idj  ©ott  gebanft! 
@*  toax  mir  lieber  al*  alle  Steidjtümer  ber  ganjen  @rbe! 

3u  ßfyrifttag  ttmrbe  in  meiner  ©tube  ein  Sfyrift* 
bdumdjen  angejieeft,  unb  bie  gute  ©rofhnutter  (955ttner) 
l)alf  nod)  bie  Sidjter  anjiecfou  @*  n>ar  aufler  bem  95ruber 
Sari  niemanb  ba,  unb  nur  ttmren  redjt  vergnügt,  nur  bie 
©rotJmutter  tt>ar  nidjt  ganj  tt>ol)l;  aber  jte  freute  jtdj  nodj 
Über  ben  »armen  Söinterrocf,  ben  jte  unb  bie  grieberife 

*)  @r  bat  ba  über  Sacob*  unb  fein  lefete*  Unternehmen, 
ba*  große  „jDeutfdje  SBörterbud)",  berietet,  ba*,  feit  1852  im 
2>rucf,  „au  feiner  SÖoUenbung  nod)  manche  Jafyre  bebürfen  toftb". 


IX.  3b$H  tot  £abid)tdwalb  ufw.    1830—1863.      525 

mir  gefcfyenft  Ratten.  3l)r  <£ujten  ttmrbe  mit  jebem  2ag 
fiärfer,  am  ©ifoefterabenb  legte  jte  jtdj  mit  lieber  nieber, 
unb  am  3.  3amiar  1848  abenbä  ftel  jte  in  einen  fanfiten 
©d)laf,  au$  bem  jte  nidjt  mefyr  ertt>ad)te!  ©ie  l>atte/  ttrie 
bie  liebe  SRarie,  einen  fdjbnen  fanften  2ob,  ifyre  ßänbe 
lagen  nodj  fo  nrie  am  Xbenb!  ©ie  n>ar  eine  xvol)k 
ttwKenbe,  liebe  grau*  ©djon  feit  1805  tt>ar  jie  3Biin>e. 
3fyre  brei  SScfyter1)  verlor  jte  audj  unb  l)at  in  ifyrem 
Seben  —  jte  ttmrbe  jtebenunbjtebjig  3al)re  unb  fecfyä  Wlo* 
nate  alt  —  Diel  Äummer  erlebt 

9hm  iji  jte  mit  ber  guten  üRarie  vereint,  il)rer 
liebften  Softer,  beibe  fingen  mit  ber  grbßten  Siebe  am 
einanber*  2(udj  an  meinem  unb  ber  lieben  SKarie  Äinb 
fyattc  jte  bie  größte  gteube*  28ir  tt)erben  jte  nie  *>ergejfen 
unb  ifyr  2Cnbenfen  in  großen  Gtyren  galten/'  — 

jDamit  fliegen  «ubwtg©rimm$  3fufaeidf)nungen. 


9tod)  bürfte  ein  Sölicf  auf  SubwigS  amtliche*  «eben 
unb  äßirfen  au  werfen  fein.  SBfe  erwähnt,  f)at  er  erjt  fpät, 
nad)  mannen  ÜRfßerfolgen,  ein  2fmt  erlangt«  Söalb  nad)  feiner 
SRfidftefjr  au$  SDffincfyen,  1817  fcfyon,  trat  er  mit  einer  ^Bewerbung 
auf.  2)ann,  am  16.  gebruar  1818,  wirb  bem  „©rfmm  *on  ber 
3tfabemte  eröffnet,  ba%  feinem  ©efuctye  um  eine  Sei>rfieHe  nfd)t 
au  fügen  tfefye",  inbem  feine  ©teile  wrtant  fei.  @r  wartete  ge< 
bulbig  lange  3al)re.  2Cber  im  grülrfafyr  1831  muß  er  jtd)  wieber 
um  eine  ©teile  an  ber  Xfabemie  beworben  fyaben;  benn  unter 
bem  3.  Spril  ift  ber  $räjtbent  ber  2ffabemie  *on  3lpell*), 
„ba  ifjm  bie  Talente  be$  J&errn  ©rtmm  nidjt  genau  befannt,  audfj 
fd)on  atoei  kompetenten  ba  feien,  bafür,  bem  ©efudfj  nid)t  au 
willfahren",  unb  felbft  Rummel  ftimmt  ben  anbern  ©rfinben 
2lpell$  a«/  obwohl  „©rimm  tym  al$  talentvoller  ÄünfHer  be* 
fannt  fei".     2fm  21.  2Cpr«  1832  bringt  fo   ber   afabemifdje 

*)  ©.  oben  ©.  458,  X  3. 

*)  2)er  Äammerrat  2)at>ib  von  2lpeü,  1754—1833,  war  tin 
nidjt  unbefannter  Äomponift  t>on  Opern,  Steffen  ufw.,  unb  im 
Hauptamt  3ntenbant  beä  Styeaterä.  @r  war  ber  ©dfjwiegerfofyn 
3.  £♦  Slfdjbein*. 


526  Subtotg  (Srntt  Orimm,  (Erinnerungen. 

(Senat  ober  SBorftonb  ftatt  feiner  grtebrtdj  SMüller  unb 
Bubel  in  SBorfdjlag.  5Cber  am  fclben  Sage  befteHt  grfebrtd) 
SBilbelm,  Äurprtna  unb  SBitregent,  Subtotg  jum  Setter  mit 
300  $aler  ®ebalt  t>om  1«  ÜBat  1832  ab.  <£rft  am  28.  $?at  1835 
toirb  er  ttereibigt  unb  erbdlt  feine  SMenfrinfiruftion,  bie  tyn 
beauftragt  mit  bem  Unterricht  im  „3etd)nen  nad)  ber  SRatur  unb 
Komponieren  t>on  t)tflorifcr>cn  unb  lanbfd)aftltd)en  ©egenftdnben". 
3m  2öinter  batte  er  fidj  auger  ber  »on  ibm  felbft  ertodbnten  3eit 
toocfyemoelfe  mit  feinen  Kollegen  Rummel,  SRubl/  stöbert, 
3ufd),  £enfd>el,  Füller  unb  Xubel  in  ben  aon  fünf  bid 
ftcben  Ubr  abaubaltenben  Unterricht  im  SBobeHaetdjnen  au  teilen, 
2fudj  fonft  legte  fein  2fmt,  in  bem  il)m  nur  einmal  eine 
©ebaltderbbbung  um  100  SEaler  ftenoitttgt  toorben  tft,  ibm  feine 
fd)ti>eren  9>flfd)ten  auf.  ©tfcungen  ber  SDfttglieber  fanben  nur 
t>ierteljäbrltd)  ftatt,  unb  bei  aunebmenben  Sauren  ift  er  nad)  ben 
äfften  tbnen  oft  fern  geblieben.  Zto  bie  Beratungen  ber  neuen 
(Statuten  fiebcn  3<tf)te  bauerten  —  erft  1839  finb  fie  genehmigt 
unb  gebrucft  toorben  — ,  fo  fdjefnen  fie  feinen  fd)toer  belaftet  au 
baben.  Über  manche  Dinge  tonnten  fid)  bie  ÜRitglteber  ju  J|Jaufe 
fdjrtftltd)  &uf}ern.  ©eine  Urteile  finb  ba,  gegen  anbete  gebalten, 
metft  fura,  aber  befrtmmt,  offen,  felbftdnbtg,  eigenartig,  mand)* 
mal  red)t  etnleucfytenb  unb  fcfylagenb  begrünbet  Bei  ber  Be> 
ratung  über  bie  Ernennung  audto&rtfger  Künfiter  au  otbent* 
Ud)en  SRitgliebern  verlangt  er  1843  nur  fura  M*  Bürgfd)aft 
bafür,  baf}  bit  SBorgefcfylagenen  aud)  audgeaelcfynete  Kitaftler 
feien,  unb  bei  einer  dbnlldjen  ©elegenbett  fprtdjt  er  fogar  ben 
SBerbadjt  auf  parteiliche  Begfinfttgungen  einaelner  9>retdbett>erber 
aud.  @r  verlangt,  baß  ber  SMreftor  btt  ber  geringen  Xudbebnung 
feiner  fonfttgen  Obliegenheiten  gerabe  tote  bie  $>rofefforen  unter* 
richten  folle.  @r  tolberrdt,  bie  9>retdaufgaben  au  einfeitig  aud 
ber  ÜJtytbologte  $x  entnehmen,  anfrort  aud  ber  beutfdjen  @e* 
fd)td)te,  aud  ber  Bibel,  ber  £egenbe.  dt  erfldrt  fid)  gegen  ba^ 
siele  Kopieren,  bad  bie  @igentümlid)feit  unb  ©elbft&nbigfett 
beeinträchtige.  @r  xoiü  bei  ben  2fodfMungen  ber  <2>d)filer* 
arbeiten  eigene  Kompofitionen,  arbeiten  nad)  ber  Statur,  ftatt 
ber  Kopien  feben,  Die  Xfabemie  fott  in  28ed>feta>trfung  mit  ber 
$ofyted)ntfd)en  ©djule  treten,  ja  felbft  bad  J&anbtoerf  au  x>cx* 
ebebi  unb  au  beben  fudjen.  @r  toiE  ben  ©d)ülern  bie  greffyeit 
eignen  Raffend  toabren,  bk  2B5glld)feit,  ibre  Snbfotbualf  tdt  au 
enhoicfeln  unb  au  reifen.    SDton  foS  bem  Talent  nachgeben,  ed 


IX.  3tytt  im  J&abfd)tdtt>aib  ufto.    1830-1863.      527 

fbrbern,  aor  bcnt  gel)lerf)aften  e$  betoafyren,  e$  aber  ntcfyt  ein* 
engen  burd)  äußere  fd)ablonenl)afte  Äunfftegeln.  ,,©el)t  bie  großen 
2Retfter,  feiner  bem  anbern  äfynlid),  unb  bodj  alle  groß!"  Äeine 
gebanfenlofe  gerttgfett,  feine  au  peinliche,  genaue  3(u$füt)ruttg  bei 
mangelnber  Stiefel  Gr  allein  t>on  allen  ÜRitgltebern  tofinfcfyt 
feine  «Dtebattten  an  bie  ©djüler  alö  greife  verteilt  au  fefyen: 
„Die  Gttelfeft  auf  feine  arbeiten  ifl  beim  Äanftler  läd)crl(d)r  bem 
@d)üler  fcf)äblf$!"  3fud>  gehört  ber  3>refS  „nicf)t  bem  fleißigen, 
fonbern  bem,  ber'$  am  bejfen  madjt,  mag  er  fleißig  fein  ober  md)t!" 

Die  3af)(  ber  bebeutenberen  Ättnjtler,  bie  bie  Gaffeler  2Tfcu 
bemie  befugt  fyaben,  iß  überhaupt  nur  gering.  3n  ber  Äom» 
pojitton  jinb  t>on  biefen  feine  ©cfyfiler  getoefen  grtebridj  ©unf el, 
1819  in  Gaffel  geboren,  t  1876  in  SKom,  ber  S8tlbl)auer  ®ufta*> 
ftaupert,  1819  in  Gaffel  geboren  unb  1897  bafelbjt  geworben, 
ber  4Jtftorfenmaler  8out$  DeScoubre*,  ber  1820  in  Gaffel  ge* 
boren  unb  1878  in  ÄarWrufye  geflorben  ifl.  ©ein  obengenannter 
(5d)üler  Soutö  Sincf  au$  gulba,  nad)  einigen  nod)  fcorban* 
benen  geberaeidfynungen  ein  t>ielt>erfpred)enbeö  Talent,  ber  1848 
mit  jätyrltd)  250  Malern  *>on  ber  Gaffeler  2ttabemie  au  toeiterem 
©tubium  naef)  SRündjen  getieft  toarb,  ifl  leiber  fcfyon  am 
21.  gebruar  1849  in  üttündjen  geworben.  — 

©letd&mäßfg,  faft  einfbrmig  aerftrte&en  feine  legten  «eben** 
jafyre.  2fad)  er  befaß  bie  mweränberte  ®Iefcf>f>eit  in  feinem 
SBefen,  tote  bie  Vorüber  fie  aeigen  unb  tote  Sacob  fie  fo  lebhaft 
*>on  ffd^  gegen  3Cmim  (@tetg  3,  527)  aerftcfyert.  Gr  toar  mit 
aorfd&rettenbem  2flter  häufiger  letbenb,  toaä  aud)  feine  2foit$tätig* 
feit  beeinträchtigte.  Dtefe  mag  Upt  tote  feine  3(mt$genoffen  bei 
ber  geringen  3al)l  tofrflief)  begabter  ©cfyüler  n(d)t  befonber*  er> 
freut  Ijaben.  SBurben  bod)  bie  3eic^en#  unb  SDtobeHterffaffen 
jum  großen  Seil  »on  £el)rltngen  be$  Äunjtgetoerbeä,  febed  £anb< 
toerfä1)  gebilbet!  Die  nottoenbige  9tücffid)t  auf  feine  Söruft  unb 
bie  bafyerrüfyrenbe  2tem>5t)nung  feiner  felbft  ließen  ttyn  oft  lange 


*)  @o  mußte  JJenfcfyet  befonber*  Äonbitorlebrlinge  mit* 
unterrichten,  unb  längere  3*tt  foS  ffd)  benn  aud)  in  biefem  @e* 
»erbe  —  befonberä  in  ben  ©efd)äften  t>on  Sbffel,  audj  2Öuü>  — 
eine  feitbem  ntd)t  mefjr  erjtreote  unb  erreichte  gertigfeit  im  Dar* 
(teilen  pabtbefannter  9>erfonen  in  Dragee  geaeigt  gaben.  SDton 
benft  babei  aud)  an  bie  lange  ffdrtbaren  Porträte  Gaffeler  ©tabt* 
aäter  auf  bem  Sattenaaun  am  SÖetnberg. 


528  Subtofg  (Sinti  ©rimm,  ©rumetungetu 

fi$  im  JJoufe  galten,  unb  nur  fut&e  ©paaterg&nge  in  bet  Sl&Ije 
feiner  SBofynung  unterbrachen  bie  9tuf>e  tiefet  2)afetn$. 

<£r  war  im  Filter  immer  weniger  augängitdj«  ©ein  eitriger 
guter  greunb  war  ber  tf)m  in  feiner  föinjlricfytung  unb  2Befen& 
art  natjeftebenbe,  atyt  3af)re  ältere  ferner  J&enftfyel,  ber 
jahrelang  attabenblfd)  —  er  war  unaermäfylt  —  bei  tf)m  in  feiner 
gamitte,  wie  früher  bei  bem  Sunggefetten,  verweilte  unb,  alä  er 
ftulefct  ftet)  bauernb  in  9tom  auffielt,  wo  er  am  15.  2fugujt  1850 
aud)  ftarb,  gar  fcfymerjlfd)  aon  if)tn  vermißt  worben  tft  2)a$ 
aeigen  feine  ber  (Saffeler  ©rimmgefettfd&aft  gefydrenben  Briefe  an 
4}enfdjel. 

„3$  fenne  leinen  Äünjtler  in  ber  weiten  SBelt,"  fdjretbt 
Äubwig  an  bie  vertraute  2fatalfe  3u9btW9tf  (9fr.  29),  „ber 
mir  lieber  wäre  afö  £enfd)el,  unb  wenn  man  tfyn  recfyt  genau 
fennt,  fo  fjat  man  ifyx  nod)  lieber  unb  fann  fefjr,  fefyr  x>tcl  t>on 
tfym  lernen.  3d)  meine,  tdj  müßte  il)n  alle  Sage  wentgftenä  ein* 
mal  feljenl" 

(Sonft  beftfyr&nfte  ftdj  fein  SBerfefyr  auf  bie  n&d)fien  $Ber> 
wanbtetu  9Ber  ü)n  aber  auffud)te,  fanb  tf)n  ftetö  befd)äftfgt, 
unb  war  er  ba  ntd)t  immer  aHau  freunblidj,  fo  fonnte  et  bod) 
aud)  red)t  fyeralid)  fein.  — 

2fuf  bie  8eben$befd)refbung,  bie  Subwtg*  Dleffe  £er> 
man  @rimm  in  @rfd)  unb  ©ruber*  (Sna^flopäbte  t>on  feinem 
Ofyeim  gegeben  fyat,  ifi  l)ter  fdjon  öfter  Söeaug  genommen«  9tad) 
feinen  eignen  SBorten  burfte  barin  bem  perfönlidjen  ©efüfyl  fein 
(Sinfluß  gemattet  werben  unb  mußte  er  wie  ein  gernftefyenber 
über  tyn  urteilen«  @r  f>at  aber  fp&ter,  in  ber  brüten  golge 
feiner  „(Sjfagä",  1882,  nod)  einen  9tod)trag  baau  gegeben,  in  bem 
er  fyübfd)  er^dt)lt  über  bie  legten,  ftiEen  3af)re  beä  Ofyetmö  unb 
bejfen  J&au*,  au*  bem  biefer  nur  nod)  fel>r  feiten  fyerauätrat 

„2)ie  3eiten  fmb  mir  nod)  tt>cf)I  bewußt,"  f>ei@t  e*  ba1), 
„wo  ber  ,Onfel  £ui'  aon  mir  für  ben  größten  aller  lebenben 
üfcaler  gehalten  würbe.  211$  Ätnb  (fo!)  fyaiie  er  mein  SHlber* 
budj  für  mid)  aufammengeflebt,  meijt  au*  feinen  3*idjiwngen 
beftefjenb,  in  bie  er  ein  auf  bit  Anblicken  ©ebanfen  pfyantaftifd) 
wirfenbe*,  märdjenljafte*  Clement  au  bringen  wußte.  3u  ben 
«fftnbe*  unb  J&auSm&rdjen  fyatte  er  Ja  bie  dlteften  3Huftrationen 
geliefert.  3mmer  wieber  waren  bie  SDHtglteber  ber  ganaen  gamilie 

*)  «.  3ia 


IX.  3b*ff  im  J&abtd&tStoaib  ufto.    1830—1863.      529 

»on  tym  geaetd)net  ober  gemalt  toorben.  SBelncä  £>nfel$  fünft» 
Ierifd>c  SEätfgfett  erfd)ien  mit  oon  Anfang  an  überhaupt  al$  bte 
natürliche  unb  genuf}reld)fte  93efd)äftfgung. 

9tad)  ben  ©öttlnger  (Srelgnfffen  toaren  totr  toteber  nact) 
Saffel  gesogen  unb  toofynten  für  einige  3at)re  nun  im  £aufe  beä 
Onfelö.  Damals  befanb  c$  fid),  für  unfre  finblfd)e  Chronologie: 
feit  unt>orbenfIicr)en  &itzn,  im  Söefifc  ber  „©rogmutter",  ber 
alten  9>rofeffortn  Söbttner,  be$  £>nfelä  ©cr)toiegermutter. 

3n>ei  treppen  I)ocr)  tootynte  ber  Onfel  £ul  (Sein  Atelier, 
eine  einfache  ©tube,  enthielt  für  meine  Xugen  bamalä  bie  n>icr> 
ttgften  Dinge  biefer  SBelt.  2fm  einen  genfer,  t*or  bem  ein 
Blumentopf  flanb  mit  einem  GSrtdf)enbäumd)en  barin,  bat  mein 
Onfel  felbft  auä  einer  GSrid)el  jog,  bie  tl)m  fein  3ftcr)terd)en  ein* 
mal  mit  nacr)  J&aufe  gebraut,  toar  bie  Staffelei  aufgeteilt,  auf 
einem  nfebrigen,  lebnenlofen  (Stuhle  flaut  ber  Äaften  mit  ben 
Sarben  banebcn,  unb  ber  SÄalftocf  toar  baran  gelernt.  Überall 
£ifd)e  mit  Wappen  unb  23üd)ero  barauf.  Die  2Bänbe  bebecft 
mit  £>lffiföen  unb  3eid)"ungen.  <§m  paar  alte  eiferne  bitter* 
fyanbfcfyube  unb  ein  4Jelm  0  oben  aufbem©d)ranfe.  3mfd)tnalen 
^or^immer  bagegen  flanben,  befonberö  gebeimni3t>oK,  bie  in  $on 
mobettierten  gigürcfyen,  an  benen  ber  Onfel  für  einige  feiner 
Äompofttionen  Stcfyt  unb  ©Ratten  ftubiert  fyatte.  (Sie  rührten 
oon  Söerner  £enfd)ei  ber,  bm  Sftlbbauer,  ber  fd)lief}lidj  in 
9tom  blieb,  ba$  er  für  furje  3eit  nur  befugen  toollte  unb  bann 
ntcfyt  toieber  t>erlaffen  r)at.  J&enfd)el  axbtitttt  in  ber  gleichen 
romantffdf)  finnigen  SÄicfytung  tote  Subtotg  ©rtmm,  toar  alä 
Äünfller  aber  bebeutenber.  —  J&od)  oben  im  £aufe,  mit  brei 
genftern  nebeneinanber  auä  bem  Dacfye  fid)  ertyebenb,  lag  ba* 
2ftterbeiiigfte  be$  Jfaufed,  ein  metfr  oerfdjlojfen  gehaltener,  ge* 
toolbter  (Saal,  beffen  Stücftoanb  in  ibrem  oberen,  runb  abge* 
fcfymttenen  Seife  oom  alten  ^rofeffor  Sööttner  einft  mit  einem 
flgurenreitben  allegorifcfyen  SBanbgem&lbe,  „bie  SDtolerei"  bar* 
flettenb,  etgenbänblg  aufgefüllt  toorben  toar*).  3talientfd)e  unb 
9>artfer  Erinnerungen  toabrfd)etnltdj  bitten  Sööttner  oermodjt, 
in  feinem  J&aufe  biefen  pr&(t)tigen  SRaum  betauricfyten.  235ttner 
tamponierte  unb  folorierte  in  ber  litt  93attontä,  angenebm, 
elegant  unb  ol)ne  (Statten,  mit  listen,  pafMmägtg  mattzn 


l)  Die  in  ©nttourf  Dir.  236. 
*  *)  <S$  ift  natb  ÜÄüntben  oerfauft  toorben. 

8»bw.  ®rimm,  Griimertutgeit.  B4 


530  fcubwtg  <5mt(  ©tttnm,  (Srtmterungett. 

garben.  Da  btng  attd^  Söbttnerä  felbfrgemalteä  ^ortrdt,  lebend 
groß,  tote  er  vor  bet  (Staffelet  ftfct,  unb  neben  ifym,  ate  jugenb* 
lief)  fd)lanfe  grau,  bie  ©roffrnutter,  mit  tyrent  Äfnbe,  einem 
naeften,  atiaäglänaenben,  retaenben  flehten  @efdf)5pfe  im  ©djoge1). 
SBon  ben  übrigen  Porträt*  ba  oben  im  ©aale  nenne  fd)  nod) 
bie  9taturffiaaen,)  3«  SHlbniffen  SRarle  3(ntotnetten$,  «üb* 
wtg*  XVI.  unb  beö  trafen  von  2frtoi$.  SBerwetfJ,  wa*au* 
ben  banarf)  aufgeführten  ©em&lben  geworben  tjt! 

SÄeln  £>nfel  t)attc  in  feiner  Malerei  ntd)t$  von  biefer 
leisten  Spanier  be$  vorigen  3abrf)unbert$,  er  verfuhr  nad)  ben 
Siegeln  feiner  %tit,  ber  neuen  2Ründ)ener  ©djule.  Söei  itym  faf) 
i$  nun  auerft,  wie  Äunftwerfe  jur  (£ntftel)ung  fommen.  3öic 
auö  Chttwürfen  ©ft&en  unb  barauö  ©em&lbe  werben,  (5r  et> 
jdblte  mir  auerp  t>on Italien.  Da  fab  tefy  @ttd)e3ttarf  Sfnton* 
auf  vergilbtem  Rapier  unb  aerfcfcte  ed)te  J&anbaetd)nungen  alter 
SReifter.  3d)  verftanb  nicf)tö  bavon,  aber  e*'  burd)brang  mfd) 
ba$  ©efüfyl  vom  ungemeinen  ffierte  biefer  Reliquien  unb  von 
ber  3ötd)tigfett  alle*  beffeu,  wa$  Äunft  unb  Äünftlertum  be* 
trifft.  Da$  Atelier  meinet  £>nfel*  unb  wa$  barin  getan  unb 
gefprocfyen  würbe,  vereinigten  fid)  in  meiner  3(nfd)auung  juetnem 
unveränberUd)en  ©anaen,  baö  in  ber  grofjen  Crbnung  ber  Dinge 
feinen  feften,  vornehmen  9>lafc  einnahm. 

3n  ber  $at  wed)feite  audj  tytx  nie  etwa*  ben  9>lafe.  2Ctte$ 
bewatyrte  ben  alten  ©fona.  9tur  mein  £>nfei  felbft  tourbe  öltet, 
■gier  fyattt  iä>  tyn  auf  feinem  niebrigen  ©tuf)Ie  über  ben  S:tfd) 
gebeugt  fifcen  fetyen,  aß  ifjm  nod)  bunfle*  ^aat  vornüber  fiel 
J&iet  faf)  fd)  tfjn  in  ben  lefcten  Sauren  feine*  Seben*  mit  grau* 
weißem  £aar  unb  aitternben  J&dnben,  aß  er  nld)t$  mefyr  arbeiten 
tonnte*  3uf  berfelben  (Stelle  aber  ftanben  alle  Dinge,  unb  äffe 
unverdnbert.  Derfelbe  Heine  (£td)baum,  ber  nfd)t  au  warfen 
festen  unb  nur  fnorriger  tourbe,  attterte  brausen  am  genfer  im 
SBtnbe  f)in  unb  ber,  biefelben  blauen  Söerge  lagen  atö  BuSfid&i 
weit  auägeftrecft  über  bem  $aie,  burd)  ba*  bie  jjulba  {lieft, 
berfelbe  leiste  ftirntägerud)  berrfcfyte  im  3immer.  9Benn  i^  von 
3eit  au  3*tt  in  Gaffel  einfprad),  faft  aud)  id)  bann  ba  immer 
wieber  auf  bem  gleiten  SMafce  unb  mußte  au*  ber  SBeft  er< 


*)  3m  SBejlfc  von  J&errn  @rnft  v.  (Sfd&wege. 
*)  SBbttner*.    %\x$  «bnigin  «uife  von  Preußen  f)at  er 
gemalt. 


IX.  3b?a  im  £abt$t*»alb  ufto.    1830—1803.       531 

Stylen,  bie  für  meinen  £>nfel,  bcr  feit  Sauren  ntd)t$  mebr  er* 
lebt  fyatte,  fn  immer  mgtfjiftfyere  gerne  gerüdt  »orben  toar. 

Sebenbigeö  Snterejfe  nafym  er  nur  an  bcm,  toa*  bie  eigne 
gamllte  betraf.  @r  jeicfynete  für  feine  (Snfelfinber,  tote  etnft  für 
und.  3u  3ocob  unb  ffitlbelm,  bie  feine  brüberlttfyen  <$rftiei)er 
geioefen  waren,  fa!)  er  tote  in  ben  3ugenbjeiten  nod>  empor. 
ÜRtt  SKefpeft  unb  greube  nafym  er  bie  gefdjenften  frifd^en  (Ssem* 
plare  tfjrer  neuen  Söüdjer  an.  3Me  jDeutfcfyen  (Sagen  traten 
it)tn  felbft  getotbmet  getoefen.  3Ba$  ben  trübem  au  (Sfjren  ge* 
f Aab,  erfüttte  tljn  mit  @tolj,  n>dl)renb  er  an  jid>  felbjt  in  biefer 
Stiftung  nie  gebaut  Ijdtte/'  — 

9htr  nod)  brei  Steifen  unterbrachen  in  ben  floei  legten 
Safjrjefynten  bie  ©letcfyfbrmtgtelt  feinet  2)afein$,  jtoel  naefy  23er* 
lin,  eine  nadj  9türnberg.  3fuf  einer  ber  erfteren  befugte  er  oor* 
fjtt  nod)  mit  feiner  $od)ter  auf  jtoet  9Bo^en  bie  gamilte  3frn$* 
toalbt  in  £<wnooer  unb  fufyr  oon  ba  nad>  ^Berlin1).  (Einmal 
geleitete  tyn  unb  feine  Säcfyter  oon  ba  au*  Sötifyelm  nad) 
gretemoalbe,  too  ©aolgn^  mit  feiner  gamtlle  im  föntglf  tfyen 
©cfylojfe  i>atte  SBofymmg  nehmen  bürfen.  3*fcfct  reifte  3Btl* 
beim*  @ot)n  SKubolf,  a(*  Begleiter  mit  $um  Söabnfyof  ge* 
fahren  unb  fyalb  im  <5d>er&  $ur  SWttfafjrt  eingelaben,  mit  pftfe* 
liebem  (3hitf(f)luf$  totrfltd)  naef)  jDreflben  mit,  too  bie  brei  ein 
paar  vergnügte  Sage  erlebten.  £)te  urfprünglicfy  beabsichtigte 
gafyrt  nad>  $rag  unterblieb,  toeil  Subtolg  feiner  ©efunbfyeit 
ntd)t  red)t  traute. 

2Cuf  ber  legten  Steife  naef)  betn  geliebten  Nürnberg  be* 
gleitete  ibn  aufter  feiner  jtoeften  grau  unb  feiner  Softer 
aud)  bie  Jüngjte  $od)ter  ber  Seligen  Sötte'',  Dorothea  Raffen*» 
pflüg,  bie  1898  in  SRfoutyen  geftorben  ift.  3n  granffurt 
fat)  Subtolg  ba  jum  tefetenmal  ©eorg  ^Brentano  unb  in 
2Cfd)affenburg  ebenfo  (Sfyriftlan  SBrentano,  ber  mit  feiner 
®attin  fle  auf*  freunbllcfyfte  aufnahm.  Da  beibe  trüber  1851 
geftorben  flnb,  fo  f&llt  biefe  Steife  oor  btefe*  3*1)*/  nähere*  über 
fle  fefoufteEen,  iffc  aber  nfo&t  mbgltd). 

Sr  erlebte  bie  greube,  feine  $od)ter  grieberife  1853 
aW  bie  SBraut*)  unb  im  folgenben  Safyre  al$  bie  grau  tyre* 
Stetterä,  be*  6fterreid)ifd)en  Hauptmann*  SKubolf  von  (5fd)< 


l)  @ttoa  1852.       •)  grbeäbr.  173. 

34* 


532  Subtotg  Gmtl  ©rtmm,  Grtnnerungen* 

»ege  au  fernen,  ber  auf  bm  brfngenben  SBunfct)  feine*  @d)tt>ieger* 
t»ater*  bamal*  ben  Dlenft  aufgab  unb  in  Gaffel  wohnen  blieb« 

Z)ie  brei  Äinber  btefe*  ?)aareö  nmrben  ntbtn  biefetn  ba$ 
befonbete  ®lüd  feine*  tflter*.  Gr  l)ai  feine  Softer  mit  einem 
ber  beiben  unb  mit  beiben  Gnfelfbfynen  noct)  auf  mehreren  SRa* 
bterungen  bargefleHt  unb  fürSufc,  —  ben  gut  beutfcfyen  SRamen 
fyatte  3acob  ®rimm  für  ben  (Großneffen  gen>ünfd)t  —  ben 
älteren,  ba*  t>übfcr)e,  faft  pf)otograpr)ifd)e  $reue  aeigenbe  3Bein* 
broffelnefl  (9ft.  201)  geaeictynet1)  unb  rabiert. 

3Cuf  feine  bei  feinem  Sobe  erft  einjährige  Gnf elln  SB  a  r  i  a,  jefcige 
Stau  £)berft  Äürjne  in  3üterbogf,  l)ai  fidr>  aucr)  bie  ®rtmmfcr)e 
Äunftbegabung  vererbt,  ja  in  erweitertem  SWaße;  benn  neben 
trefflichen  groben,  bie  fie  t>on  ifyrer  gertigleft  im  faltyntn  unb 
ÜJtolen  gegeben  r)at,  \)at  fie  aud)  eine  größere  3af)t  ttofylgelungener 
9>orträibüften  mobeliiert,  unb  t>on  tfyrem  anmutigen  Talent  aud) 
für  ba*  ®enre  aeugt  befonber*  ein  2311b  ber  lieblichen  9>rlnaeffin 
im  erften  2R&rd)en  ber  ©roßofyelme  *om  „ftrofd)fönig  unb 
eifernen  J&elnrtdj",  tote  fie  jum  vor  it>r  fifcenben  grofcfye  fidj 
fyerabbeugt  unb  mit  ir)m  fr>ricr)i 

2fod)  beren  ©or)n,  Subtolg*  Urenfel,  t*erfprtd)t  toieber  ein 
rüstiger  SWaler  unb  befonber*  SKablerer  au  werben» 

Grft  fünf  3at)te  nacr)  fttbttigö  Stöbe  erhielt  fein  Dteffe, 
ber  „lieben  Sötte"  ältefter  <3or)n,  Äarl  4}affenr>flug,  ble^ro* 
feffur  für  Söllbrjaueret  an  ber  Gaffeler  2Rabemle,  Wtto  tym  r>at 
Subtoig  fomit  nid)t  t>iel  fünftlertfdje  93erül)rung  gefunben,  be> 
fonberä,  ba  Äarl  feine  2fo*bllbung  nict)t  ettoa  in  Gaffel,  fonbern 
in  Berlin  unter  2öl<r)mann  unb  in2Rüncr)en  unter  ©djaller, 
fon>ie  in  Stom  erhalten  r)at.  2fud)  lagen  feine  arbeiten  merjr 
auf  bem  ®ebtet  ber  griecr)ifct)en  ©age.  Unter  ben  9>orträtbüfren, 
bie  er  gefertigt,  ift  bie  t*on  Annette  t>on  Drofle  (abgeb.  in 
Htm?  2fu*g.  I  3R  b,  £effe  &  Söecfer)  au  nennen,  unb  befonbet* 
finb  bie  au>ei  vortrefflichen  lüften  feiner  Cremte  3acob  unb 
SBilfyelm  ©rimm  ein  fcr>5ner  <5d)mucf  be$  großen  Gaffeler 
33f bitoirjeffaale*,  ber  langjährigen  (Stätte  ir>rer  gelehrten  Stätigteii 

gerben  ©djmera  brachte  Subtotg  ber  im  3al)re  1859  er* 
folgte  $ob  3Bf(l)e(mä  in  Berlin*). 


*)  3m  »efifc  ber  Ä®@. 

*)  Sacobd  Gintrag  barüber  in  bie  ftamiUenbibel  f.  JH. 
@d)r.  8,  464. 


IX«  3b9B  im  £abtd)ttn>alb  uftt>.    1830—1863.       533 

(St  überlebte  tl)n  no$  um  *ter  3af)re:  eine  am  30.  SDWtra 
beginnende  gungenentftünbung  fefcte  trofc  fyfngebenber  Pflege  bet 
Peinigen,  betten  Dr.  ©ttlltng  alö  3fr$t  aur  ©ette  ftanb,  am 
4.  2(pril  1863  fcfyon,  am  Sage  vor  £>j*ern,  feinem  Seben  in  faß 
DoKenbetem  73.  3at)tc  ein  3*el. 

9ttd)t  neben  ber  erften  ®attin,  fonbern  neben  bereu 
SButter  unb  bem  trüber  (Sari  ttmrbe  er  am  7.  2fpril  begraben, 
Pfarrer  SBagner  fylclt  it)tn  bie  @rabrebe.  „9hm  bin  tdj  nur  nod) 
gana  allein  ba/'  fagie  ber  ältefle,  Sacob,  auf  bie  Äunbe  von 
be$  jungten  Stoiber*  $obe.  <So  mußte  er,  fo  gana  gegen  feinen 
SBunfd),  aud)  bem  legten  feiner  ®efd)tt>lfter  „baö  Äreua  (im 
£au$büd)eD  machen"!  (AI  ©ct)t.  8,  462.)  3Cm  20.  (September 
beäfelben  %af)T&  nodj  folgte  er  tym  nad)1).  — 

@o  befd)loß  aud)  ber  iüngfle  ber  brei  Überlebenben  trüber 
erft  bann  feinen  Sebenäiauf,  al*  er  —  tote  äBflfyelm  trofc 
fd)tt>ad)er  ®efunbf)eit  unb  aat)lreid)en  etnaelnen  (Srfranfungen  — 
ba*  gewöhnliche  SDtofJ  be$  SBenfd)enleben$  überfdjrttten  fyatte, 
ba*  feiner  *on  ifynen  für  ftd)  unb  aud)  für  bie  anbern  erwartete 
Qacob,  «l  ©dir.  1,  21  unb  ®5rre*br.  2,  108,  (Steig  3,  177). 
@ö  ift  ifjm  afö  ÜÄenfcfyen  nid)t$  2fof}ergett>bf)nltd)e$,  toeber  x>on 
®lütf  nod)  aon  Selb,  in  biefer  langen  &it  tolberfafyren,  aber 
aud)  nld)t6  SBenfcfyitdje*  tt)m  aerfagt  ober  erfpart  geblieben. 
@r  ift  alö  ßünftler  ntd)t  au  ben  £öf)cn  be$  ©Raffen*  gelangt, 
er  ift  fein  gbrberer  feiner  Äunft  getoorben,  aber  tyr  ftttter,  an* 
fpruc^dlofer  unb  beglücfter  2fo$über  unb  Serefyrer  getoefen.  3ft 
er  aud)  neben  fielen  ®r5f$eren  feiner  %e\t  aon  manchen  nfd)t 
bemerft  toorben,  fo  fyat  bodj  ein  befttmmter,  toenn  aud)  ntd)t 
groger  Jtrctä  *on  trefflichen  unb  nld)t  eben  aerftänbntälofen 
9Äenfd)en  an  feinem  Seben&oerf  fid)  erfreut  unb  ifyn  felbfl  ai$ 
reinen,  treuen  SDtenfdjen  bodjgefyalten.    ©0  burfte  er  feht  Seben, 


*)  «DM  2fugufle  ®rimm,  $od)ter  3Btil)elm$,  toirb  ber 
9t  ante  ®rimm  toieber  erlbfcfyen,  ba  beffen  beibe  ©bfyne  finber* 
loa  geftorben  finb.  ©te  gamilte  lebt  aber  nod)  fort  in  ben 
Ghtfeln  unb  Urenfeln  aon  Sötte  ®rtmm*£affenpflug  unb  in 
ber  $od)ter  Subtotgä,  grfeberlfe,  t>em>ittoeten  grau  &on  @fd)* 
toege  ju  Gaffel,  fotoie  beren  brei  ßlnbern,  Sufc  unb  @rnf* 
t>on  (£fd)toege,  unb  «Warte,  verheiratete  Äüfyne.  $on  biefen 
fyaben  bie  beiben  erfteren  tofeber  je  einen  @obn,  bie  lefeteren 
neben  einer  jungen  $od)ter  btn  <&.  532  genannten  ©ofyn 
9tobolf~ 


534  feibtoig  (Smtt  ®tlmm,  (Erinnerungen. 

bo*  nod)  *etfd)dnt  ttxar  *om  Stieben  feine*  «$aufe*  imb  ge* 
tragen  *on  ber  Webe  feinet  »eiteren  tüte  feinet  engeren  gamitte, 
für  ein  glücf  lictye*  galten,  unb  ba*  t)at  er  aud)  ftetd  getan,  unb 
bie  banftaten  (Empftobungen  feine*  #erjen£  batübet  jlnb  aud) 
benen,  bie  tfym  nabe  ftanben,  nid)t  verborgen  geblieben.  SBet 
tyn  tamtte  unb  lieb  batte,  freute  fld)  mit  il)m  unb  für  ttai,  baß 
fein  geben,  aud)  foroeft  e*  nfd)t  allein  bon  feinen  <&ntfd)lte$tmgen 
abging,  auf  einet  93af)n  geführt  toutbe,  bie  fo  gana  feinem  SBefen 
unb  feinet  Statur,  feinen  eigenften  S8ünfd)en  unb  Steigungen 
entft>tod)en  bat  — 

(Sin  gute*  3u trauen,  ba*  ber  Herausgeber  gerne  teilen 
unb  au  beffen  (Erfüllung  er  mit  biefen  blättern  gerne  beitragen 
mbd)te,  verrat  ber  l)ier  oft  genannte,  um  bie  Äennini*  ber 
alteren  trüber  unb  tbte*  ganjen  litetattfd)en  Ätetfe*  bödmet* 
biente  SÄetnbolb  ©tetg,  n>enn  er  in  feinem  23ud)e  „©oetfye 
unb  bie  Grübet  ©timm"  <B.  192  ^on  «ubtotg  3(bfd)ieb  nimmt 
mit  ben  SBotten:  „3e  sollet  einmal  bie  3*it/  toeldjet  Subtoig 
®ttmm*  Seben  angefydrt,  in  ba*  gefd)id)tltd>e  Söenmfjtfein  ber 
Nation  jurüdfet)rtr  befto  b&bet  fteigt  fidjetlfd)  ber  SBert  feinet 
Sötrffamfeii  3n  feinen  3^ici)nungen  unb  rabierten  blättern 
fpiegeln  fid)  nld)t  weniger  rein  bie  ®ebanfen  jener  (gpod>e  ab, 
al*  in  ben  3Berfen  ber  Literatur,  ©eine  $orttat*  befragten 
treulich  bie  3^ge  ber  er,  bie  auf  bat  getfttge  Seben  unfere* 
SBoile*  fo  nac^bttltig  a«  toirfen  berufen  toaren/' 


5ln()ang. 


„SBenn  wir  bie  Starte  großer  £>id»ter  lefen  unb 
wieber  lefen,  fo  ftaben  wir  bamtt  nod)  Hiebt  genug;  wir 
m6d>trn  audj  aUe  Umflanbe  tl)re*  geben*  unb  bunoerter« 
lei  wüTen,  wa*  unf  oon  ben  übrigen  SRenfcben  gar 
mdjt  anaftfjt." 

Sacob  Qrimm, 
®6ttinger  Od.  An*. 1835,  $tn<f  92,  $.  915. 

Dct  ^htyeptor  3oI)ann  ©eora  3incfi)an  tft  nad)  bem  Ätrcfyen* 
bud)  *on  ©Alüd&tern  am  2.  SRara  1739  auf  bem  Äiofferfjof 
fcrafenberg  (Shaffenberg)  bei  <5lm  geboten,  wo  ber  größte  «ßof 
nod)  fyeute  im  Söefifce  berjUncfyan  ijt  Daß  er  *on  bort  ftamme, 
erjagt  man  fld)  nod)  in  ©tetnau,  wo  baä  Änbenfen  an  it)n  no$ 
nid)t  erlogen  ifl,  fo  baß  ber  Herausgeber  gerabe  in  <3d)lüd)tern 
U)tn  nadfauforfd>en  beginnen  tonnte* 

3incff>an  f)at  febenfatt*  jun&d)ft  ba*  ©gmnafium  im  naljen 
®d)lüd)tern,  baö  btö  1829  beftanb  *),  befugt  unb  bann  *ur  £odfc 
fcfyute  gefyen  wollen,  aber  nad)  ber  in  ber  ©egenb  nod)  um* 
laufenben  <£raäf)htng  ift  er  auf  bem  SBege  nad)  Harburg,  fei 
eö,  baß  er  ba  einen  greunb  befugen  woute,  rote  mir  mitgeteilt 
wirb,  fei  e$,  baß  er  bort  feine  ©tubien  beginnen  ober  bie  in 
4Janau~fd)on  begonnenen  fortfefeen  wollte,  unter  bie  3Berber  ge*> 
raten  unb  in  ben  bunten  SRoa  geftetft  Würben*).  Unb  biefe 
®olbaten$eit  t>at  auf  fein  gan&eö  fp&tere*  SÖefen  nid)t  un&or* 
tetfyaft  abgefärbt:  feine  ßrbnungäliebe  unb  $ünftltd)fett,  fein 
praftifdjer  Sinn,  feine  ©parfamfeit,  feine  ©trenge  unb  ©tramm* 
I>eit  toerben  ficf>  oon  bort  herfd)retben! 

Daß  er  ben  gamen  ©iebenj&^rigen  Ärfeg  mitgemacht  f)&tte, 
wie  berietet  wirb,  tjt  unrichtig.  Denn  am  23.  gfcat  1761  fyat 
er  fid)  ate  Johannes  Georgius  Zinckhan  Solitariensis  (au$ 
Schlüchtern)  unter  bem  SRettorat  be$  J&.  *.  Xlp^en  in  ba$  Tttbnm 
ber  J&ofyen  ©Aule  ju  £anau  eingetragen.  Oleomen  wir  an,  er 
fyabe  fed)ö  ^albjat)te  ba  jugebrad)t,  al$  ©tubent  ber  Geologie 
natürlich,  fo  wirb  er  etwa  oon  1764  ab  fld)  um  ein  2Cmt  bemufyt 
fyaben.    &t)n  3ai)re  lang  fyat  er  nad)  einem  folgen  fud)en 

*)  $t  waren  jule$t  freilld»  blof  nod)  ein  „«Rettor",  1  „(Sotlaborator*  unb 
ein  „flrdceirtor  unb  Gantor"  tätig  CStefe,  $6&.  ©djulw.  in  $r#.  3,  436). 

*)  fcbenfo  foU  ein  »ntber  von  ifym  mit  nad)  ttmerita  gefebirft  worben  unb 
bort  ge»  ober  verblieben  fein. 


536  ftibtttg  (Srntl  ©Timm,  (Erinnerungen, 

muffen.  3nan>ifd)en  lebte  er  bei  ber  »ertüftoeten  fOhttter  unb 
bem  Stoiber,  ber  ben  J&of  geerbt  tytttt,  in  Drafenberg,  f>alf  too^I 
Lehrern  au*  unb  erteilte  Unterrtcfct  in  begüterten  gamilien.  2)a$ 
erjablt  er  feibft  in  ber  erften  Söetoerbung  um  eine  ©teinauer 
©d)ulftette  im  3afyre  17ö4<  bie  mit  anbern  il)n  betreffenben 
2Cften  be$  Hanauer  Äonflfiortum*  fld)  im  ÜBarburger  2frd)to  ge* 
funben  fyat 

Um  biefe  3eft  »ar  ndmltd)  ber  ©teinauer  ©djulmeifter 
©auertoein  „in  eine  berartige  Setbe$fdjtt>aAb*ft  verfallen",  bafj 
ttorfldjtfge  unb  fluge  2(mt$ben>erber  bie  %tit  für  aefommen  gelten, 
»o  man  ffd)  fd)on  „bie  (Sjfpeftanj"  auf  btefelbe  erbitten  muffe. 
SDWt  brei  anbern  ^Bewerbern  erfcfyefnt  ba  aud)  „3tncff)an  jutn 
Srafenberg"  mit  folgenber,  in  ber  3nrebe  nid)t  gerabe  fnapp  fl* 
baltener  Angabe  an  baö  Äonfiftortum: 

„£ocbn>of)Igebobme  9leirf)^gte^l)errn,  ÄocbSSobl*,  28of)l> 
(Sbelgebobrene,  £od)@ble,  ©eftreng,  JJocfenmrbjg  unb  £od)ge* 
iabrte  pp.  jum  JSodjfürjttid)  45effen*Jpanauffd)en  dn>angeL*9tefor# 
mirten  (Sonfiftorto  Jpodj*  unb  SBobtoerorbnete  Ferren  ^hrdpbent 
(Sanfeler,  $tce*Äanfcler,  ©efyefmbe*  unb  (Sonfiftortalrätbe  tote  and) 
8ffeffore$, 

©mlgl  (gemeiniglich?  =  inägefamt?)  J^oc^gebietenb  J&od)* 
geneigteft  unb  £od)geebrtefie  Ferren! 

<S2B@.  Jßod)  gre^berrl  (tjcetta.,  £o$©obl>,  SSobUSbefc 
gebobtene,  ©ejtr.(enge)  ßodn&ürben  unb  J&od)#od)gelel)rten  pp. 
ift  sn>eifetöobne  annod)  ©nabig.  Jjjodjgenetgtejt  befannt,  bafj  td) 
mid)  geraume  3abre  btnburdj  auf  informationell  geleget  unb 
meine  beöfalffge  testimonia  untertfyänigjt  etngefenbet,  f)te  bcg 
aud)  be$  Sterfcbtebenen  SBafantene  <3d)ulbebtenungen  um  (5on> 
ferirung  berfelben  btitltd)e  2Cnfud)ung  getban.  ($ö  bat  mir  aber 
nodj  ntcftt  geglüät,  ju  einem  ©tücflefn  Sorot  ju  gelangen,  unb 
idj  bin  oeg  benen  nocf)  wenigen  uneintr&gttdfyen  Informationen 
meiner  Stertütttibten  SÄutter  unb  meinem  «ruber  mebt  jur  Saft, 
atö  baf}  benenfeiben  be$  tyrer  £au$f)aitung  einigen  Stuften 
fcbaffen  tonnte.    Stobero  babe 

dho.  ^o*fret)bertlicf)en  ©scettenj,  £od)3Bol)K  £od)@beI* 
gebobtene,  ©eftr.  jjjocfytoürben  unb  J&od>gefobrien  pp.  f>ier  burd) 
abermals  in  aller  untertbdntgfeit  flebentltcty  bitten  fotten,  $oä)* 
biefe  tootten  ©ndbfgjt  ©erubenbe,  mir  auf  eine  bemndd)jt  SBacant 
»erben  fottenbe  ©dnilbebienung,  unter  toelcbe  allem  menfd)lid>en 
Stermutben  nadj  bie  ©tetnauer  bet)  be*  ©auertoefn*  befd)rfebenen 
febt  mffjltdjen  umftänben  ju  rennen  toäre,  ein  £o$geföttigeö 
@rfpectan$becret  £od)geneigteft  ertbeilen  Iaffen.  3<b  toare  auf 
erf orbern  affenfaW  im  jtanbe,  be$  ber  nid)t  aüjutoeiten  Qrnt* 
fernung  ben  erforberlfcfyen  n5tl)iaen  ©ontdglfc^en  Dienft,  in  fo 
lange  beffen  ^ranfbeit  bauern  folte,  t>on  $au(|  au^  gratis  ju 


anfing:  1.  3tndf)an.  537 

3erfef>etu    Stoßet  getrftfie  mtA  einer  ©nbtgft:  aBtttfafynmg  unb 
erwerbe  i)te*or  in  $ieffd)ulbt<mem  refpect. 

<£*>.  $od)fre9t>erL  @£ceSa.  /  <&o$<9Boty',  £od)<Sbelgebof)r. 
©efireng.  £od)tt>ürb.  unb  J&odfjgelofyrt.  pp. 

untertfy&nigfter  Aneckt 

3ol)ann  @eorge  3^c!l)an 
jum  Srafenberg. 

9la*  einem  &onftft.'$rotofott  t>om  13.  3ulii  fott  nun  „auf 
ben  (Suppßfanten  aoraügltcty  reflectiret  werben",  unb  einer  früheren 
SSetfung  be*  Äonfiftortum*  jufolge  berietet  fnattrifAen  ber 
Pfarrer  grtebrtd)  @rtmm,  ©roffoater  ber  »rüber,  am  8.  3uli 
1774:  2)a$  ®d>ufo>efen  in  ©tetnau  fei  auf  bem  t)5d)flcn  ©rab 
be*  Sterberbenö.  „3Reine  S8erld)te  unb  beren  erfolg  märten  mein 
©etoiffen  fre$;  nur  aKeö  einige  füae  tcty  be$,  ob  e*  mdgltd)  fe$, 
baf}  nacty  ben  Anlagen"  —  in  bieten  berietet  ber  8ef)rer  8ofce* 
niu*,  baß  rm  äBinter  128  fötaben  in  ber  ©Aule  getoefen  feien 
(bei  ftärfftem  Söefud)  freilief)  faum  90),  unb  ber  franfe  <&autx> 
tt>efn  gibt  bie  3^f>I  „ber  SRäberger  an  feiner  fyabenben  ©Aul" 
gar  auf  138  an!  — „ein  SRann  folcfte  2fnaal)l  t>on  Älnbern  *on 
Sem  a  b  c  btö  ju  bem  <5ated)t$mo,  innerhalb  2—3  SRonatl)  be$ 
Satyr*,  tägltcfy  in  4  ftunben,  fo  toeit  bringen  !5nne,  baf}  ein 
(Sfyrtfrentum  barauf  au  bauen  ftänbe." 

3m  ßftober  bebanft  fid)  3factyan  barauf  „für  bie  erteilte 
(Sgfpectana"  unb  bützt  um  „2lbjunction  cum  spe  successionis  mit 
bem  ndttgften  Unterhalt",  toa*  in  2fu^ficr)t  gepellt  toirb  mit  bem 
Auftrag  an@rimm,  ben  35jäl)rigen  „©rubtofu*  3fadK)<H*" mm 
1.  9lot>ember  1774  jum  <$gamen  nad)  J&anau  m  fd)ttfen.  £ort 
wirb  tfym  bann  t>om  (Sjaminator  ©erfhmg  befdjeiniat,  „baf$  er 
nid)t  nur  bie  Xnfangögrünbe,  fonbern  aud)  toai  aur  ?Red)entunfi 
fo  ftofylan  ol)ne  atö  mit  Brüchen  gehöret,  tool)l  »erfte^et,  mithin 
aur  Erlernung  ber  3ugenb  ©efd)ttfltd)felten  genug  befifcet."  Unb 
am  3.  Sfawember  bezeugt  ber  ßrganifta  an  ber  großen  £lrd>e, 
Söretbenftetn,  „baf}  ber  3*ncff)an  ben  Choral  gut  inne  f)at  unb 
atemlid)  prälublert,  im  fingen  aber  ntdjt  allein,  toa*  ben  Choral 
angebet,  fonbern  aud)  im  mguraltoefen  fo  fertig  ift,  baf}  er  eine 
arie  unb  felbft  ein  nfd)t  attaufd)tt>ere$  recitativ  ofyne  ttiei  anftanb 
richtig  abauflngen  t>ermdge. 

<Bo  tt)irb3indban  benn  glüdlid)  aum„2fbiunft  bzim2.<&&)\i\)U 
unb  ©lötfneräbienfr  in  ©teinau  ernannt,  unb  e$  fott  iljm  atoar 
eine  „fd)tdlfd)e  SBofynftube",  aber  „ofyne  ©entefjung  ber  ab* 
l>engenben  SSefolbung"  t>erfd)affet  »erben!  jDejto  a<*t)lretd)er  finb 
aber  feine  $fitd)ten.  ©rtmm  fott  ft>n  „introbudren  unb  fonften 
bef)5rtg  amoetfen",  tooau  am  2.  üto&ember  folgenbe  3«ffruftfon 
t>on  JJanau  eingefenbet  toirb: 


538  Subfttg  (Sinti  (Stimm,  (Srinnerungen. 

1.  (St  foS  in  adelt  feinen  Verriebtungen  ®ott  *ot  3fogen  baben 
unb  fieb  jebe  3eit  eine*  ehrbaren  d>riftlid)en  geben*  unb 
©anbei*  befleißigen,  aueb  fein  <&eu>erbe,  n>eid)e$  mit  feinem 
Xmt  ntd)t  befteben  fann,  betreiben, 

2.  Der  J&ocbfütftL  Durchlaucht1)  unb  beut  Consistorio  respti*) 
untertänig,  treu,  f)olb,  geborfam  unb  getoärtig  fegn,  bet 
Durchlaucht  ütacbtetl  serbüten,  Vorteil  unb  Q3efre^  f5tbetn  pp. 
beägl.  gegen  ben  jetttgen  reformirten  Pfarrer  unb  baä  ^reöbg* 
terium  ju  ©tetnau  fief)  geborfamltcb  oeieigen. 

3.  fott  nüchtern  fein  unb  in  allen  feinen  Verrichtungen  fic^  be* 
Reiben,  fleffjig,  willig,  unserbrojfen  unb  forgfä  Itig  erzeigen 

unb  fein  „TLmt  mit  Söeftanb,  @tnjt  unb  (Siffer  &ettW)ten". 

4.  JjA  peffjfg  unb  fo  oft  et  gefotbert  tottb,  bei  bem  fetoetitgen 
yfarrer  einflnben  unb  aernebmen,  ob?  unb  teaöf  berfelbe 
in  2fattäfacben  ju  bestellen  f)abe. 

5.  Die  3ufammenfünfte  beä  presbyterii  einem  jeglichen  ©lieb 
beöfelben  jeitig  unb  fo  tote  eö  ihm  som  Pfarrer  befohlen 
toftb,  anfagen,  ftd)  toäbrenb  9>reöDgterial?<§efftonen  bep  bet 
£anb  galten  unb  aerfcbtoiegen  fein,  tt>a$  il)m  etoa  im 
presbyterio  Vorfattenbeö  ober  fonft  in  unb  t>on  &ird)eif 
fachen  befannt  tofrb. 

6.  Aufträge  be*  9>fartet$  unb  be*  presbyterii  fo  totllicj  afö 
treulich  serrfebten  unb  batübet  bie  erfotbetlidje  9tacbttd)t 

flleid)  jurücfbringen. 
otr»ot)l  in  atö  außerhalb  bet  $ttd)e  ein  toaebfame*  Buge 
baben,  unb  fo  et  eftoaä  fielet  obet  fobret,  ba$  toibet  3"d)t, 
©btbatfett  unb  ßtbnung  ftteitet,  foube*  bem  Pfarrer  unb 
presbyterio  anzeigen. 

8.  d*t  bat  t)ot  bem  ©otteäbienft  ben  ®efang  bei  bem  9>fattet 
abjubolen  unb  foieben  in  bet  Ättcbe  allenthalben  betätiget 
Orten  tein  unb  iefetlicb  anaufcr)tetben,  ben  2fltar,  e$  feg  be$ 
bet  ^eiligen  Saufe,  obet  bet)  bem  fyL  2fbenbmat)L  mit  bem 
widrigen  $u  setfeben;  ba$  Opfet  $u  fammeln,  foicbeä  ge* 
tteulicb  au  bebanbeln  unb  fonft  nod)  ju  Styuenbe*  obtu 
toeigetlicb  serrUbten. 

9.  muß  mit  bem  Pfarrer,  fo  oft  er  beuu  etfotbett  totrb,  #t 
benen  Traufen  geben  unb  bie  ®eratfdjaften  ju  sprtoat* 
Kommunionen  obet  J&auätaufen  mit  ficry  nehmen,  toe^balb 
et  obne  be*  9>fattet*  SSomiffen  ntd)t  aettetfen  batf* 


*)  5)te  ©raffdjaf!  £anatt*9Rnn*r  nberg  war  bnr*  bat  CrlftfAen  *er  arAf* 
tieften  «familte  1736  an  SMfteltn  (VIII.),  bamaliaen.etattfKitter,  1751— «0  San* 
arafen  oon  £effen*<5affel  gefallen.  1754  warb  fie  betm  übertritt  bei  fcrb  rime» 
öriebrid»  (II.,  1760—85)  jum  Aa'fyotiitfaii*  beffen  Gtotttn  $ur  Verwaltung  fftr 
tyren  <5o!)n  SBilfyelm  (IX.  bjw.  I.)  nberaeben,  ber  1764  alt  ©omttrAn  Jpanau  ober* 
naftnt  unb  beim  Xobe  feinet  Vater*  mtt  Reifen  vereinigte.  ■)  zespectebfli. 


tfnfyong:  1.  3tn<K>an.  53g 

10.  muß  auf  bte  ©tobt*  unb  bte  $otenl)of$fird)e  ein  tttadjfame* 
2(uge  fyaben,  btefelben  fauber  unb  rein  fyalten,  mithin  bie 
©ptnngetoebe,  fotx>cit  man  mit  einem  langen  Söefen  refdjen 
fann,  ntd)t  nur  barinnen  abfefyren,  fonbern  aud)  bie  Äanjein 
beneofi  benen  ©tüfjlen  son  bem  barauf  beflnblfdjen  ©taube 
öftere  reinigen,  fofort  bie  Stören  an  beiben  Äfrcfyen  auf*  unb 
wieber  auffielen,  inglefcfyen  bie  baran  ftcf>  dußerenben  33au* 
fd)dben  anzeigen;  ben  ftixty  unb  Sfcotenfyof  fo  t>iel  tote  rnftg* 
lid)  rein  galten  unb  toot)l  serfdjlteßen,  aud)  bafür  forgen, 
baß  (euerer  nid)t  aufgerufen  toerbe,  bamit  bie  barauf  be* 
finbltd)en  Södume  unbefd)dbtgt  bleiben  mdgen. 

11.  £aö  getoöfynltdje  Ätrd)en*  unb  anbereä  ©eldut  jur  regten 
3eit  enttoeber  felbft  au  »errichten  ober  baäfelbe  bureft  anbere 
baju  bequeme  £eute,  toeld)e  bamit  beljutfam  umgeben,  auf 
feine  Soften  beforgen  ju  laffen,  unb  barauf  3d)t  ju  Ijaben, 
baß  bei  Seiten  niemanbem  ju  (Gefallen  Idnger,  alä  gettdtynlid) 
ifr  geldutet  toerbe,  beäglefcfyen  fo  tote  hierauf,  alfo  aud)  auf 
bie  uf)t  feine  (Sorgfalt  au  tickten,  festere  richtig  ju  fiellen 
unb  bafür  au  forgen,  baß  an  felbfger  ntd)t$  burd)  9tad)* 
Idfftgfeit  ober  Unoorfld)ttgfelt  serborben  unb  feine  unnötigen 
reparationen  oeranlaffei  n>erben  mdgen. 

12.  muß  er  bie  kaufen*  fotoofyl  alä  bie  £od)aett$gdjte  auf  <&> 
forbern  bitten  unb  babei  toaä  J&erfommenä  ift  beforgen. 

13.  er  fott,  toletoofylen  nur  auf  ben  goß  ber  9lot,  gehalten  fein, 
in  ber  $lrd)e  au  fingen,  toenn  er  oon  bem  (Santore  barum 
erfudjet  ober  toenn  e$  oon  bem  Pfarrer  in  nur  befagtem 
gaUe  verlangt  tolrb. 

14.  iDie  Consistorial  Decreta  unb  circular  ©djretben  ofyngefdumt 
beforgen  unb  enbltd)en 

15.  alle*  baäjenige  tf)wx  unb  oerrtdjten,  toa$  ein  getreuer  ©löcfner 
unb  Wiener  in  alle  SBege  au  tt)un  fd)ulbtg  unb  pflfd)ttg  ift. 

3nmaßen  er  fold)eö  in  treuen  gelobet,  einen  leiblichen  OHb 
au  ®ott  bem  2(llmdd)ttgen  gefd)toot)ren  unb  barüber  einen  SReoerä 
unter  £anb  unb  Siegel  oon  ftd)  auägeftettet  f)at,  atte^  treulichen 
fonber  ©efdljrbe: 

Z)ai)ingegen  unb  oon  foldjen  feinet  Qtenfieö  toegen  l)at 
er  jäf)tlftf)  au  genießen: 

ix  ben  Ältngelbeutel  fyerumautragen  .    .    .    1  fL  —  2ttb. 
ix  Söautn  Obl  ju  W)r  unb  ben  ©locfen    .  —  „   15    „ 
ix  %i$t  unb  Söefen  2,  für  «reiben  5,  für 
Äird)engerdt  au  toafcfyen  5,  für  bie  llfyr  au 
fteUen  oon  ber  ©tabt  2  fL  13  3flb.  .    .    =    2  „  25    „ 
g)  oon  jebem  ^Bürger  <5tnen  Xlbuö  toegen  beä 

ffleldute*,  ofyngefdfyr  fiefy  belaufenb  auf  .    .  7/8 „   —    „ 


540  ftibtolg  <£mil  (Stimm,  (Srtttnerungen. 

h)  oon  Jebem  Söürger  ju  (Stetnau  unb  dauern 
gu  ©etbenrotl)  1  ®id)ltng  Äorn  fatnt  beut 

©trol). 
i)  ben  Sotenfyof  in  allem  (b.  I).  beffen  S8e* 
nufcung),  jebod)  bergeftalt,  bag  er  fein  S3iet> 
brauf  toe^ben  nod)  benfelben  nfrgenb*  pflügen 
ober  graben  (äffe. 

Dergleichen  SBermbge  rescripti  clementissimi 
vom  16.  SRaii  1755: 
k)  2  Älaffteren  &udjenf)oIfee£,  fobann 

1)  oon  einer  tftnbtaufe 2  2flb. 

m)  oon  einer  «ßodjjefi 7    „     4 

n)  oon  einer  SBegr&bnt* 5    „ 

o)  ton  febem  9tad)baf)r  $u  ©eibenrotf)  1 2atb  brob, 
toelcfyeSöefolbung  nad)  bem$ob  be*  bermaltgen@löcf* 
ner*  ©auertoetn  ttyren  Anfang  nehmen  foil. 

9tad)bem  ber  ©tubiofu*  3^cf ban  bf  efe*  gerüttelte  ÜJtog  oon 
9>flid>ten  burd)  Unterfcfcrift  unb  (Siegel  auf  feinen  9tacfen  ge* 
nommen,  auty  leiblich  oefdjtooren  tfat,  alle*  m  erfüllen  —  bem 
©auertoetn  aoer  nod)  ein  lange*  $eben  ju  toünfd)en  aetotg  *er* 
geffen  l)at  — ,  ber  ^räfenaer  gftnef  aud)  ndd^ft  bem  $>farrbau* 
„be^  be*  verdorbenen  (Safper  ÜÄütter*  SBittib  in  ber  oberen 
(Stage  monatb*toeffe,  weilen  man  nld)t  toiffen  fann  toie  lang  e* 
bauert,  eine  SBofytumg  für  monatblicb  1  ff.  5  2flbu*  ju  jlnfen 
(mieten)  ofyn  SBerfebler *),  —  aud>  ber  SBtttoe  bie  ©tube  ju  »eigen 
oerfprodjen  bat,  berietet  ber  Pfarrer ©rlmm  enblfd)  nodj  nad) 

tanau,  „bag  &*9  bem  allem  nod)  ba*  3Blnterboifc'/feble;  „ber 
auertoetn  fann  nldjt*  entbehren,  unb  ber  3incf^an  toirb  fld> 
ädern  SBermutben  nad)  befd)toeren,  ba  er  i)ier  alle*  grabt*  tbun 
mug,  foid)e*  ex  proprüs  anjufaufen;  er  f>alte  alfo  obnjfeifefcltdj 
baoor,  bag  bemfelben  2  Älaffter,  toomit  er  au*fommen  fann,  an* 
gefauffet  »erben",  toorauf  benn  in  ©naben  am  14.  Dezember 
1  Klafter  betollllgt  toirb  unb  bie  ©ad)e  nun  getolg  baß)  in  ©ang 
gefommen  fein  toirb. 

©roge  3«frtebeni)eit  mit  feinem  2ofe  toirb  man  oon  bem 
ehemaligen  ©tublofu*  ntd)t  ertoarten  bürfen.  Tim  17.  (September 
1775  gebt  benn  aud)  oon  «ßanau  an  ben  Pfarrer  ©rimm  eine 
8lttfd)rlft  oon  tt)m  jurüdf,  be*  3nt)<ilt*: 

„Da*  (Sonfifforium  tootte  in  £od)gefättlge  Überlegung  sieben, 
toie  3d)  jtoaren  mfd)  oerfianben,  infolange  ber  ©Aulmeiffer 
©auertoetn  nod)  am  Seben  fet)n  toerbe,  bie  Dienfte  gratt*  au  oer* 
feben,  unter  Hoffnung,  bag  burd)  neben  3nformationen  nld)t 
nur  ba*  9ldtf)lge  oerbienen  toerbe,  fonbern  idf)  lebte  audj  bei  3(n* 
nabme  ber  mübfeligen  35ebienung  ber  Hoffnung,  e*  toerbe  ftc^ 

l)  =  ntd>t  »erfc^tt  f>at. 


Xnfymg:  1.  Stadtyon.  541 

balbtgft  eine  anbete  Sude  flnben,  in  weiter  mit  ber  3*K  ein 
®tMltin  Sorot  ju  erwerben  im  ftanbe  fege.  3rf>  muß  aber  bod) 
untertfyänigft  anführen,  baß  ber  ©cbulmeifter  ©auerwetn  bifftet 
ntd)t  abgeneigt  gewefen,  mir  ben  freien  $lfd)  m  verabreichen, 
ber>  bem  allem  aber  tft  bod)  nod)  Reibung,  J&olfc,  2ld)t  unb 
waS  jur  2eibeSnotl)burft  gereichen  mag,  anaufdjaffen  übrta. 

DeSbalb  ergebet  an  pp.  pp.  mein  fernem>eit  untertäniges 
(Suchen  unb  bitten,  £od)bfefelben  motten  gnäblgft  gerutyenbe 
Serfügung,  baß  in  Xnfefyung  meiner  btgber  SBerfebenen  treu* 
flelftgen  aMenfte  nur  ju  meiner  £5d)ftndtl)tgen  neben  ^cr>l)ülfe 
ein  gewtffeS  pm  ©ouiagement  ausgeworfen  werben  möge.  Site* 
mablen  werbe  ermangeln  biefe  ^ofye  Onabe  mit  allem  »erbinb* 
liefen  Danf  ju  »ergelten,  fonbern  td)  werbe  aud)  meinen  biß* 
fyertgen  Dfenftelfer  mit  allen  Gräften  $u  »ergrdßern  fud)en  unb 
will  t)iet>or  unter  fubmf  jfeftem  SRefpeft  erfterben. 

£od)  pp.  pp.  untertäniger  Äned)t 

3.  ®.  3-  PP  " 
Pfarrer  <$rtmm,  $um  93erfd)t  aufgeforbert,  bezeugt  bem 
SMttjteller  barauf,  baß  er  „meine*  SötffenS  ftd)  ganfe  wotyl  auff* 
gefüfyret  unb  mit  vielem  gleiße  fein  Ttmt  »erwaltet  i)at  Da  er 
aber  gratis  ben  Dtenft  übernommen,  fo  lang  ber  ©cbulmeljter 
©auerwefn  leben  mdge,  fo  f)at  3l)n  gegen  fein  unb  auer  SRen* 
fd)en  urteil  ber  lefctere  bureft  fein  gar  fd)Wad)eS  unb  ju  aller 
Verrichtung  unbrauchbares  längeres  fränflicfyteS  ?eben  in  feiner 
£ofmmg  l)inban  gefefeet,  unb  würbe  3tncf ban  beg  feinen  unser* 
mbgenben  Elterlichen  ÜÄtttebt  ben  ©lenjt  fd)on  längftenS  auff* 
geben  müßen,  wo  3d)  nid)t  burd)  SBorftettungen  unb  3^reben 
ben  ©djulbtener  ©auerweln  babin  »ermogt  f)Httt,  baß  er  biefem 
äincffyan,  ber  3bnte  bie  gan&e  söefolbung  oerbienen  mü%tt,  ben 
[regen  £ifdj  mit  3bme  geben  mbgte.  m  bat  biefeS  bod)  mit 
bem  SBorbefyalt  eingegangen,  ba%  er  eS  ein  3^tt(ang  probiren 
unb  nad)  feinem  2öiUen  wieber  abänbern  fönnte. 

jDa  ber  3tnrfl)<m  fid>  nichts  juaufefcen  bat,  fo  t)at  er  bis* 
Ijero  alleS  mögliche  »erfaufft  unb  bermalen  ftd)  eine  ©c^ulben* 
laft  auf  geloben,  bie  ihn  fein  $eben  lang  brücfen  wirb.  Der 
<5d)ublbtener  ©auerwein  lieget  ftwafyren  gegenwärtig  wieber 
ganfc  elenb  au  Söett,  ganfc  oerjebret  unb  entfrafftet,  aud)  ift  fein 
rechter  Titm  t>erfd)Wunben  unb  beffen  J&anb  auffgebrodjen  unb 
obuig  laf)m,  woburd)  ber  arme  Wtann  unb  feine  J&auSbaltung 
notb  leibet  unb  feine  grau  unb  Äinber  betelnftenS  bie  armutt) 
f)art  brücfen  wirb. 

<5oü  nun  bie  balb  angebenbe  3Blnterfd)ubl  ntdjt  gänfclld) 
$u  grunbe  geben  unb  nebft  bem  @efang  ber  Ätrdjenbienft  ge* 
borig  beforget  unb  aifo  ber  j&in& ban  beibehalten  bleiben,  fo  fetye 
reinen  anbern  3Beg  benn  (alS)  eS  muß  biefem  ein  f)tnlanglid)eS 


542  Subwtg  Chntt  ©rimm,  Chfanerungen. 

ausgeworfen  »erben,  woburdj  er  ftd)  t>on  ben  burd)  Stotft  au* 
Gezogenen  15—20  ff.  ©djulben  retten  unb  bie  &ußerfte  anbere  Scotty» 
burft  nebffen  unentbebrlld&en  Äleibung«ffücfen  aufraffen  fönne. 

ßfeffge  9>ffeg  ffeuert  ja  an  fo  »iclc  anbere  ÖSebürfftlge,  fo 
würbe  aud)  tiefet  oermutbltd)  gutl)  unb  wol)l  angewenbet  »erben, 
ba  e«  aur  @l)r  unb  erfenbnüß  ©otte«,  ju  beut  gelft*  unb  leib* 
liefen  2Bol)i  berer  Äird&engliebern  unb  au  unfere«  feeiigmadjen* 
ben  glauben*  2Öatf)«tum  gereichet  würbe!    pp." 

jfca«  Äonffffortum  batte  banadj  ein  @lnfef)en  unb  warf  ifym 
t>om  1.  Oftober  1775  monatlich  einen  ©ulben  au«,  „baneben 
fott  tfjnt  ber  ©djulmetffer  ©auerwein  bie  Äoff  weiter  geben". 

SMefer  arme  SOtonn  bat1«  benn  nun  audj  ntd)t  lange  mefyr 
getrieben.  dhtbe  Oftober  muß  er  gefforben  fein,  ©elbff  in  feinem 
(llenb  ,Mt  er  fidf)  ber  Arbeit  nitf)t  gana  enfaogen  unb  feine  grau 
unb  feine  (Stieftochter  baben  ben  ganaen  ©locfenbienff  beforgt", 
woburdfy  3iwcfl)and  (Stnfünfte  nodb  metyr  befdjränft  würben,  ©eit 
©auerwein«  $obe  reitet  if)m  beffen  3öitwe  bie  Äojt  wenfgffen« 
unentgeltlich  —  fo  baß  ber  anfangt  freie  $tfd)  bei  il)m  bod) 
nad)l)er  vergütet  worben  au  fein  fd)elnt  — ,  unb  obwohl  er  ben 
aanaen  X)ienff  tun  muß,  erfyäit  bie  2Ötiwe  bod)  bi«  ©nbe  be« 
3al)re«  bie  ©infünfte  t>on  ber  ©teile  weiter,  ©te  flagt  fogar 
fd)on  in  £anau,  ber  3f*tcfl)an  wolle  i\)t  alle«  nehmen,  worauf 
aber  Pfarrer  ©rimm  biefen  rechtfertigt,  ber  ifym  t>erfid)ert  babe, 
baß  er  ntd)t  ba«  geringffe  forbre  bi«  9teujabr,  „um  fo  mef)r  ba 
fein  2*orfal)r  alle«  auffgel)oben  unb  nichts  mehr  würbe  au 
bohlen  fegn".  ©d)on  ttortyer  aber  barf  er  „förberfamff  ba« 
©cf)ubtt)au«  beaiefyen,  ba  bie  ffarfe  2fnaal)l  Ätnbern,  fo  beg  150 
©eelen  fe^enb,  unb  ba  ffe  troupweiß  anfommen  *or  ber  ©d)ul)I* 
aeit,  allerleg  unfug  unb  lermen  anfangen",  ba  fein  ©djulmetffer 
ba  fei.  ©rimm  fyat  bie«  aud)  be«l)alb  befürwortet,  „wegen  ber 
utyr  au  ffetten  unb  ba«  näd)tlidje  morgen«  4  Utip  unb  abenb« 
8  ul)r  leutfyen,  ba  bie  Ufyren  ber  entfemung  ber  ©IdcfnerS* 
Wohnung  (wegen)  nfd)t  wol)l  gehöret,  aud)  beg  hartem  äBtntfyer* 
Wetter  in  bunfler  9tad$t  bem  Spanne  nid)t  auaumutljen  ffetye,  baß 
@r  morgen«,  au«  bem  warmen  Söett  unb  fdjwetß,  ben  entfernten 
5Beg  über  bie  ©traaßen  geben  unb  entweber  au  ftrüf>e  ober  au 
fpäti)  in  ber  3*it  fommen  muß." 

Die  arme  Söftttb  bittet  atoar  am  31.  Oftober  1775  in  einer 
Eingabe  um  eine  $enffon,  „ba  ffe  allen  äußerfi  nötigen  geben«* 
mittein  auf  einmal  beraubet,  baß  tfyr,  ©ott  wolle  erbarmen!  feine 
anbere  Hoffnung  übrig  geblieben,  ai«  baß  Styränen  it>r  t&glidje« 
Sorot  fegn  werben";  aud^  wirb  tfyr  fecty«j&l)riger  ©ofyn  ja  fyoffeni* 
lief)  in«  SÖaifentyau«  in  £anau  aufgenommen  worben  fein, 
worum  ber  fferbenbe  Später  ba«  Äotmfforium  $u  erfud)en  ben 
Pfarrer  ©rimm  nod)  gebeten  f)ai    Aber  eine  fyenffon  t)<tt  fle 


Xnfyang:  1.  3fncff)<m.  543 

nid)t  tnet)t  nötig  gehabt.  Denn  am  2.  3anuar  1776  berietet 
©Timm  nad)  $anau:„£)te  ©dbulbienerwlttwe  ©auerwein  ift  am 
29.  ©eaember  blofl  mit  tyrer  »ettftdile  unb  2  (Stühlen  in  eine* 
biefigen  Söürger*  SBofynftube  geaogen  unb  l)at  ifyren  übrigen 
Aauäratf)  im  ©djulfyau*  gelaffen,  aud)  vor  3^te  per  ©ofyn 
OPerfon)  unb  Änaben  be*  Sag*  über  im  ©djuttjau*  geblieben 
unb  barinnen  ifyre  ©petfe  augeridjtet.  9tod)  geftern  ift  jie  mit 
Jjjinterlaffung  ifyre*  Äfnbe*  im  ©d)ull)au*  bt*  abenb*  9  ufyr 
verblieben,  unb  ba  biefen  morgen  von  2(mt  3^e  ÜÄeublen* 
fdfjulben  falber  verfaufft  werben  follen,  war  ©fe  nirgenb*  au 
ffoben,  ba  nun  ba*  2fmt  ©ie  fudjen  lajfen,  n>urbe  jie  erfduft  im 
biefigen  Äinaigffug  gefimben,  ba  fie  it>re  pantoffien  auf  ber 
$rüae  flehen  Iaffen,  unb  mit  3tyren  fdjwaraen  Kleibern  tobt  in 
bie  belogene  ©tube  getragen," 

feo  tarn  ber  „©tubiofu*"  3fncfl)an  mit  37  3abren  enblid) 
in  SBobnung  unb  jfcienft  unb  ©efolbung!    Pfarrer  ©rlmm  be* 

Ot  tfym,  „baft  er  fein  2fmt  ffeigig  unb  treu  beforget  unb  ftd) 
efonbere  SWüi)e  gibt  bie  Sttdbger  im  fdhreiben  unb  fingen  m 
ieber  SDtonn*  Stergnüaen  wotyl  au  unterrtd)ten".  Unb  al*  ein 
freunblicber  Äottege,  3of).  9>eter  3fucft)an,  ber  feinen  Flamen 
aber  verfäwiegen  au  feben  wünfd)t,  „»eil  er  nod)  ein  SRdbgen 
in  ber  <©d)uie  l)at,  ba*  nid)t  barunter  leiben  fott",  ifym  ein  ©ein 
ftettt  unb  tfjn  in  ^anau  verflagt,  „bafj  bie  Ätnber  in  biefiger 
ÜRdbger  ©#uf)l  bie  93üd)er  nid)t  aufmalen  bürften",  bat  ©rimrn 
bie  9ftagregel  3fncft)an£  al*  gana  verftdnbig  erldutert  unb  ver* 
teibigt.  ©rtmm*  SRadbfolger,  Pfarrer  3ona*,  beantragt  um  biefe 
3cit  nodk  baf}  bie  ©ebüfyren  bei  ©pielen  unb  ©ingen,  bei  Saufen 
unb  äodfoetten  ber  au*wdrttaen  ©emetnbemttglteber  in  ©teinau 
ber  ©telnauer,  unb  nid)t  ber  frembe  ©djulmeifter  erhalten  fotte  — 
„benn  nidjt*  ift  betfjenber  al*  ju  arbeiten  unb  einem  anbern  bie 
feeaafylung  au  geben!"  —  unb  f)at  boffcntlid^  etwa*  bamit  er* 
retdfyt.  Äiaaen  wegen  Jßauen*  waren  wobl  auerfi  au*  ber  %tit, 
in  ber  er  bie  Stoben  unterrichtete,  feit  1781  aifo,  au  erwarten ; 
aber  nad)  1788,  wo  er  biefe  ©teile  enbgültig  erfydlt,  ift  feine 
Xfte  meljr  über  ifyn  vorfyanben.  £a*  ßtrcbenoud)  jeigt  fyinfidji* 
ltd>  feine*  Privatleben*  aud)  nur,  bafj  er  1791  feine  erffe,  fedt)* 
3<ü)re  dltere  grau,  geb.  $ault,  1796  feine  a*ette,  21  3abre 
füngere,  geb.  uRüKer,  verliert,  unb  bei  Subwig  fefyen  wir  it)n  in 
britter  @lje  ftefyen,  mit  ber  grau,  geb.  Äldber,  bie  ibm  a^tölf 
Sage  fpdter,  am  21.  ÜBdra  1814,  in  ben  Sob  gefolgt  ift. 

(St  t)ot  1)atk  rinoen  unb  fdmpfen  unb  viel  tragen  muffen, 
wie  Saufenbe  feine*  Amte*  in  jener  3*it,  unb  man  muß  bod) 
Stefpeft  vor  tf)m  f)aben,  wie  er  fld>  folgen  aud)  von  feinen 
©d^ulbuben  erawang  unb  aud)  bei  feinen  SRftbürgern  verfd^afft 
baben  muß,  beren  9lad)fommen  fonft  nid)t*  me^r  von  ibm  wüßten. 


544  Subtoig  <£mü  @rtmm,  (Erinnerungen. 


2.  $erbmant>  ©rimm- 

@$  gibt  toof)l  fefn  atoette*  Söeifptei  einer  fo  »armen,  opfer* 
freublgen  @ef d^n>ifletHebe ,  tote  fie  Sacob  unb  SÖtifyelm 
©rf  mm  it)r  ganae*  Seben  fyinburd)  betoäbrt  fyaben. 

„@*  Wien  un*  beiben  aiteften,"  fagt  aBilfjelm,  „aW 
fyätten  toir  bie  9>flld)t,  bie  Sterbinbung  ber  ganzen  gamilie  ju 
erbalten"  (Sabbr.  211).  „3Bir  ftfeen  jiemUcJ)  auäetnanber,"  f treibt 
3acob  an  SBtganb  1816  ((Stengel  3,  194),  „in  (Sajfei  aber 
immer  ber  08ienen*)@toc!" 

3acob  unb  2Bilf)elm  felbft  ^aben  fafl  sierunbftebatg  3atyct 
lang  pfammen  gelebt.  (Sie  Ratten  t>on  3ugenb  auf  immer  eine 
(Stube  betooljnt  unb  in  einem  Söett  gefd)lafen,  unb  1805,  alä 
3acob  in  $artö,  SBtlbelm  in  Harburg  toar,  fyaben  betbe, 
t>on  ftdrffter,  burcfy  2$ U beim  befonber*  rüftrenb  auägefprodjenet 
<Sel)nfud)t  erfüllt,  ficf)  gelobt,  nie  im  Seben  fid)  au  trennen,  alleä 
gemeinfam  ju  arbeiten1)  unb  au  beftfeen.  (Sie  fyaben  ba$  treu* 
lief)  gehalten.  2fad)  im  $obe  trugen  fie  nebeneinanber,  unb  aW 
3acob  1859  ben  jüngeren  trüber  begraben  batte,  ba  f)at  er, 
be$  eignen  balbigen  $obe*  ficf>  getröftenb,  in  ©ebanten  unb  $r&u* 
men  toenlgjten*  mit  tl)m  weiter  gelebt,  bi*  er  nad)  fcier  %af)Ttn 

tym  folgte8). 

Stur  feiten  bat  einer  x>on  iljnen  in  ifyrer  erften  gebend 
bälfte  Steifen  gemalt  unb  ben  anbern  ba$  £au$  büten  lajfen: 
3acob  1805  unb  1814,  afö  er  na*  9>art$,  na*  SBfen,  unb  1815, 
al$  er  abermals  na*  ?)art$  reifen  mußte;  2öill)elm  1809,  too 
er  um  feiner  ©efunbbett  toiKen  in  Jjjalle  toelite  unb  bann  ebenfo 
tote  1816  3rnim  befugte.  Diefe  Trennungen  toaren  iljnen 
fdnneraltd),  trugen  aber  eine  erfreuliche  $Jrud)t:  it>re  burebauö 
feine  toeitbetoegenben  Dinge  entfyaltenben  unb  bod)  fo  fronen 
Sugenbbrlefe8). 

(Srft  fpät,  aß  alle  ©efcfytotfter  aerforgt  toaren,  1825,  ent* 


l)  3m  eigentlichen  Ginn  baben  fie  M  freilieft  nie  getan:  „3n  meinen  »r- 
beiten,"  febreibt  3acob  an  SReufebacb  (66),  „babe  td»  wenig  £ilfe  »on  tbm,  weil 
id»  btyiger  bin  unb  <f>nt  oorauolaufe,  aber  er  ftebt  mir  wie  ein  btimlicber  ftÄrfen* 
ber  £interarunb  bei,  ben  id)  niebt  entbehren  min."  —  (9.  aueb  b.  beutfebe  SBArter* 
bud»  II.  1860,  Sorrebe. 

*)  93gl.  3acob*9febe  aufSÖiUjelm,  im  Vnfang.  —Sind)  äerman  ®rimm 
lebte  fo  mit  Sater  unb  Qbeim  fort.  —  »efonber*  rnbrenb  itf,  wie  ®  übe  Im 
ben  tum  erftenmal  in  @6ttingen  in  ba«  (in  ber  eignen  SBobuung  befinblicbe)  Wubi« 
torium  gebenben  Sacob  beobachtet:  „3cb  ftaffte  bie  Xnr  unb  fab  fein  fkiUti  unb 
liebreiebrt  @efld)t,  ba*  tebet  3abr  müber  wirb,  unb  mit  er  langfam  bie  Xreope 
bfnunterging  —  ba*  Silb  bebalte  (d)  folange  (d>  lebe  oor  «fuaen."  (SKeufebadj  196.) 

•)  $>er  SerfafFer  ber  Stnmerfungen  in  ben  »6eff.  «rinnemngen ",  QafFel 
1882,  (äacob  J^offmeifter?)  ®.  32,  unterfcbAftt  fie  boeb  febr. 


anfing:  2.  gerbtnonb  ©rimtn.  545 

fcfjloß  fld)  SBitfjelm,  fchon  39  3al)te  all,  ju  heiraten'),  ©fe 
3ugenbfreunbln  2otte$  unb  ber  ©ruber.  bierreffildjeI>orotrjea 
SSSflb,  rourbe  feine  ©atrln").  Sacob  blieb  bei  ihnen,  att  tonne 
e*  niqjt  anberg  fefn,  unb  ~£ort*en"  fprfrtt  fdjerjbaft  von 
fljren  „jwel  SRännern",  unb  hat  iebem  von  betoen  bW  ju  feinem 
lefclen  Ätenuug  treu  pi  Seite  geftanben.  auch  Subrcia.  lebte 
von  1825  bi*  1829  in  ihrem  J&au«l>alte! 

50a«  fchene,  iDarjirjaft  vorbllblldje  58eif)ältni6  ber  jwtt 
filteren  ©ruber  bat  nfe  eine,  wenn  aud)  nur  lelfe  Trübung  er« 
fahren.  Seiner  rjat  bem  anbem  je  Stimmer  unb  Sorge  gemacht, 
außer  wenn  er  ftanf  war').  8Bte  nur  ein  eiternpaar  ee  Wr* 
maa,  tvanbten  ß*  ihre  gaiue,  aufopfembe  Siebe  benoler  jüngeren 
©efrf)it>iftern  ju,  wobei  mentourbtgerwetfe  2Bf  Ihelm  ber  ftrengere, 
Sacob  ber  »elftere  unb  mtlbere  tfi  5Dabef  tdfit  blefer  bae 
Verhältnis  von  ©efchmiftern  überhaupt  unb  fnäbefonbere  baä 
bei  feinigen  jueinanber  öfter  finnenb  fich  burdj  ben  Kopf  gehen, 
3n  bei  Sebe  auf  äöühelm  ftcit  er  fich  baruber  geäußert:  nach 
feinen  ©emerfungen  über  bte  ©Übung  ber  Sippe  unb  bei 
©tammeS  (burd)  ©ruberäffnber,  nfd)t  burd)  abf&mmlinge)  fowfe 
Aber  abnlidifeit  ber  ©htte'vemwmbten  unb  Vertrautheit  aerobe 
von  ©efcbwlftern  fährt  er  fort:  „95on  acht  unferer  eitern  ©oh,nen 
TOar  i*  ber  «Mite,  Sßilhelm  ber  britte.  beibe  nur  ein  3ahr  im 
Älter  unterfdjieben,  glefdh  gefleibet  unb  ftetö  jufammenrüctenb. 
Ruin  vierten  ©ruber  bin  war  ein  größerer  Kbuanb,  unb  wenn 
ftt)  feiner  gebenfe,  trübt  fld)  bie  ©eele,  baß  er  fern  ganjeö  geben 
blnburd)  aHebifteI)enb  met)r  auf  lieh  felbft  angewfefen  War.  'Jfu* 
ber  fünfte  unb  feAfte  gelten  nahe  jueinanber,  ber  ffebenle  unb 
achte  tvaren  wie  ber  erftc  ©ruber  noch  att  fletne  ffinber  beut 
£obe  »erf allen,  fo  baß  ich  nun  obenanftanb." 

3bie  Siebe  ju  ihnen  fprfdjt  fld)  oft  aufe  fdjönfte  au$. 
„3Sfe  reich  toar  bein  ©rief",  fdjretbt  3aeob  am  9.  3Rärj  1814 
au«  grantreid):  „SRadirithten  von  ffarl,  gerbtnanb,  fcoul«l 
vor  allem  grüße  intr  jeben  von  fhnen  redjt  taufenbmal,  fo  weil 
bu  nod)  ju  Ihnen  reichen  fannft,  benn  ld)  relcfje  fefct  ju  niemanbem. 
aüe  mttetnanber  finb  bou)  herjbcav,  unb  rote  lieb  rjab  ich  fie, 

177  |«ft-  Eteitfiiec  ffidMafcitltr".  U.  aBUDtlmi 
fn  tä  «SgnMtkftai  Bit*"  ™  IStttreii  anaevaft. 
sirat  fdi tritt  3aco&  11.  etfttt.  1BS3  an  eitttt 
rtmmtnlibrii  vnt  ■aintinra  unt  nstgi  Wcttrgcmthß 
ttn,  »tt  tief  Bribtt  Weftnfn  unt  fffen  jufimiinrn, 
laute  infoinmfn,   Bai  uni  Iridittr  turAjufdjIagfn." 

n  Ben  (1831)  fiSroettr' 
Vit,'   eriflljU  e6t)(ff 

fn  ftin™  aSoitrai  riat 

f*  flefagt  cntfANlblft  ntttt:   ,3Nrin  tBtnCtt  III 

Sntit.  (Stimm,  Srinnmingnl.  35 


.    .Unb  rit: 


546  ?ubrctg  ©mtl  (Stimm,  Erinnerungen. 

eS  gebt  borf)  nlcfitä  batübet,  ate  ju  feben,  ba|  alle,  bfe  einem 

iugeS)&ren,  tn  ben  Jjauptfrücfen  ungeachtet  aßet  anbem  Süeiv 
fcfjlebenfjeiten  immer  jwfammentreffen,  bergletdjen  liegt  bodj  tn 
einem  unb  ift  wai  butd)  unfre  (SrjfeEnmg  wn  JJaue  her  mit' 
gegeben  toorben,  ebne  baß  ee  un$  fana»  gefaßt  roorben  aare." 

Unb  als  3acr-b  im  September  1841  balb  ju  ftetben  meinte, 
ba  fcbrteb  er  am  18.  b.  ÜB.  abenbä  neun  Utjr  an  2Bflhelm 
unb  Bortdjen  nod>  einen  rüfjienben  »tief1),  an  beffen  ©djluf 
ti  (jetgt: 

„gaffet  eurf)  über  micf>,  bfe  Serroanbtenttebe  fft  ncA  bae 
JJeiligjte  auf  her  5ÖeIt,  unb  gebenfet  mein,  nie  id)  meinet  lieben 
SKutter  gebenfe."  — 

©djen  nad)  bei  üßutter  Sob,  27.  5»ai  1808,  unb8ubrofg$ 
Sfuöfdjeiben  vsax  bei  fiauäbalt  im  ganjen  fo  weiter  beftefjen 
geblieben.  3acob  mar  atz  SJcrfianb;  fn  feinet  Statut  lag  etmaä 
£errfa>enbe«,  was  ihm  babei  ju  ftatten  (am.  Seit  bti  Sätet* 
£ob  fdjon  b>tte  et  fteft  aK  ba«  JÖaupt  bet  gamilie  betrachtet, 
bad  nut  bie  üButter  übet  fid)  etfannte.  3ud)  hatte  et  auein 
etnfünfte1). 

3tud)  aöflljelm  fjat  fid)  ftetö  ihm  untergeorbnet,  obwohl 
bie«  nidit  fmmer  leicht  war*).  ZHefet  n>ar  bet  prafttfdj  getoanbte, 
TOlrtfdjaftlicfje,  tteuforgenbe,  eigetülfdje  JJauShalter.  „3e|jt,  na* 
geben  3afjren,  ober  ncd)  länget,  ff&en  »fr  »lebet  einmal  bei* 
fammen,  bfe  anbten  finb  aSe  jiemlicf)  in  bet  äöelr  t)erumgefommen, 
id)  t^abe  noä)  babyeim  mit  bet  ©chweftcf  am  metften  aufgehalten, 


2fnf)ang:  2.  gerbtnanb  ©riirnn.  547 

bafür  madje  tdj  aucft  jefct  bic  ^onneurä,  unb  toenn  tdj  $.  $8. 
bei  $ifd)  vorlege  unb,  toenn  bie  erjten  balb  fertig  jinb,  erfl  au 
effen  anfange,  fomme  id)  mir  u>oi)i  n>ie  ein  aiemltd)  bejahrter 
J&auäsater  fcor1).  Die  Jüngeren  @efd)tt>lfter  motten  tynen 
mancherlei  9tot;  8ub|n>ig  tooljl  nod)  am  toentgften,  nur  bafl  fle 
if)n  ofyne  2lmt  unb  gefiederten  (Srtoerb  immer  älter  werben  fahen, 
biä  er  mit  Atoetunbsleralg  3&l)ren  enblid)  fcerforgt  n>ar.  2lber 
bie  fünf$el)njäl)rtge  8otte  nadj  ber  9)ftttter  $obe  weiter  ju  er* 
jlefyen.  war  für  beibe  eine  fcfywere  Aufgabe,  wenn  auef)  feit  Chtbe 
1813  bie  lieber  aurücfgefeijrte  £ante  3inimer  fte  babei  unter* 
ftüfete.  Die  Sötte  „wollte  (ld)  ni$t  fo  ted)t  jum  £au*I)alt 
fäicfen  V'  unb  M*  Dlenftbotenfrage  ertöte  bie  ©cfywiertgfelten. 
Die  Jüngeren  Grübet  nahmen  nicfyt  bie  gebüfyrenben  9tü<f  flehten 
unb  ^ad)  wenn  bie  ÜRutter  boefy  nodf)  lebte  l"  flagt  3«cob  gegen 
Söil^elm  im  ©eptember  1809.  „(Seit  tyrem  $ob  ift  unfer 
£auöf)alt  unangenehm  geworben,  weil  {leb  fein*  an  ba*  anbre 
binbet  unb  feine  £)rbnung  mefyr,  weber  beim  @jfen  nod)  fonft 
ift/'  2fod)  Arnim,  ber  im  Dezember  1808  mehrere  SBo^en  bei 
ben  ©ejftwlftern  wofynte,  f.  0.  ©.  91,  treibt  an  Sörentano 
am  8.  Dezember  (©tetg  1,  268):  „S8ei  (Srlmm  woljne  id)  fei>r 
angenehm,  bu  fcnnft  fle,  e$  finb  bie  brafcften  Seute  auf  ber 
SBelt,  unb  t>on  bem  f)elmltcfyen  ©rimm8),  ben  bu  tmSiteften 
sermuteft,  ift  feine  ©pur.  3m  ©egenteil,  er  ift  ju  fanft,  fonft 
brächte  er  ben  jüngften  Vorüber  (b.  t).  aber  gerbinanb)  ju  einem 
J&anbwerfer  unb  bie  ©eftwefter  in  eine  ftrenge  9>enfion.  ©ie 
nimmt  ftet)  ber  SBtrtfcfoaft  gar  wenig  an,  waä  bod)  au  il)rem 
SSerm&gen  wenig  pafjt.  2fod>  Sacob  flnbet  in  tfyrem  SBefen 
fetbft  noch  1814  ntd)t  äße*  in  ßrbnung4).  „Die  Sötte  ift  mir 
au  «ßaufe  ,  fdfjretbt  ber  bamalö  alle*  polftifd)  Denfenbe  au$  granf* 
retd),  „Wie  eine  fiefy  fträubenbe  9>rot>tna;  aber  fyler  fdnnte  id) 
unmbgiid)  etwa*  gegen  fle  fyaben,  in  ber  gerne  t>at  man  fid) 
t)iel  reiner  lieb."    Qgbbr.  421.) 

Tita  fdjltmmften  aber  ftanb  e*  mit  ben  ©rübern  Äarl  unb 
gerbinanb.  ©te  waren  ntdjt  ol)ne  ©aben,  aber  Idfjig,  träge, 
unftet  unb  abfprtngenb.  3l)nen  gärten  bie  alteren  Vorüber  tyre 
Siebe  beffer  fo  befunbet,  baf}  fle  mit  allem  dlacftbrucf  beibe  jur 
Ergreifung  eine*  befttmmtenjrcaftifdjen  Söeruf*,  fei  eS  aud)  eine* 
J&anbwerfe*  fylnbrängten.  Ttbtt  baau  waren  fle  au  gütig,  au 
weld),  unb  au  aerjetljenb,  unb  awar  gerabe  Wer  auffattenber* 
weife  3ttcob,  fonft  ber  fc^roffere,  meljr  aß  ber  fonft  fo  milbe 
unb  liebreiche  2Btlt)elm.  „%x  bie  Grübet  gerbinanb  unb 
(5arl  benfe  id)  mit  Seibwefen/'  fd>rcibt  ®ilt)elm  an  3acob 

')3ötlt)elm  an  (Suabebfffett,  1818  (©tcttacl  1,  179).      ■)  3gM>r.  161. 
*)  Sacob  war  iurücfyaltenD,  ja  offen  abUl)ncnb,  wo  er  flct»  md)t  aani 
«eben  modtfe.  *)  Sgbbr.  161.  170. 

35* 


548  Jubwtg  <£mil  ®ttmm,  Ötinnetungen. 

au*  £aOe  1809.  „<£*  ift  mit  fo  flat,  al*  irgenb  etwa*,  baf} 
©trenge,  ja  gewlffetmafjen  ©ewalt  bei  getbtnanb  ^)fltd)t  tft. 
SBenn  et  etwa*  I)&tte  im  streben,  ba*  2fd)tung  Betbtente,  fo 
müfjte  ifyn  bie  gtetbeft  baau  bleiben,  fo  abet  gebt  et  getabe  in* 
SBetberbeit  Ob  ein  foiefte*  itbm,  noeb  jei)n  Üjabte  fortgeführt, 
U)n  nldjt  ju  einem  ^(bbftnnfgen1)  madjen  muf},  fann  leibet  feine 
grage  fein"  (Sgbbt.  87).  (sinige  Söocben  batauf  bat  3&cob 
„ü)n  jefei  wieber  gat  au  lieb,  weil  et  mit  fo  »etlaffen  föeint 
(butd)  Sötte*  Steife  nacb  SRatbutg),  benn  btat>  ift  et  burebau*" 
(baf.  116).  Sttcob  tft  fo  weieb  unb  a^öb^ft  unb  febonenb  gegen 
ibn,  baf}  et  fl)m  bie  bübfd&en  Gilbet,  bie  bet  ffeffHge  8out* 
gefdjicft,  faft  nicht  aeigen  will,  um  ibn  ntd)t  au  befd)ämen!  £>o> 
bei  btobte  bem  Ünfhxoierten  bie  Äonfftiptton,  unb  wie  fottten 
bie  Grübet  bei  ben  Sofien  bet  Shxx  be*  franfen  SBiibelm  bie 
1000  Sätet  aufbringen,  bie  ein  ©tfafemann")  foftete!  Um  24.  ©ep* 
tembet  1810  ((Steig  3, 72)  fpriebt  fich  3acob  übet  biefe  brücfen* 
ben  ©erhältniffe  gegen  2(rnim  in  feinet  felbftlofen  SBelfe  au*: 
„<£*  wirb  mit  burd)  ben  ®ebanfen  wteber  Ietd)t,  baf  id)  ©eib 
tterbienen  muß  für  mfeh  unb  meine  ©efcbwtfter,  unb  id)  mag 
nfd)t  freier  fein,  obne  fte,  nid)t  um  alle*  in  bet  SBeit"  — 

1809  begleitet  bie  (Sorge  um  bie  atoei  Grübet  ben  franfen 
SBilbelm  auf  feinet  SRetfe  nad)  JJatte  unb  in  bie  ÜBarf,  unb 
auf  3acob*  Anregung  fcfyrefbt  SÖilbelm  an  gerbtnanb  im 
Ottober  au*  ^Berlin  unb  fenbet,  uad)bem  et  allerlei  SSorfcbtöge 
mit  Xtnim  unb  Giemen*  beraten  fytt,  ben  $tat,  baß  et  bei 
Jimmet  in  J&etbetbetg,  bem  Verleger  bet  SRomanttfet,  bfe  S8ud)* 
yanblung  erlernen  fotte.  3Cber  e*  macht  gar  feinen  (Sinbtucf  auf 
erbtnanb.  @r  antwortet  nid)t*  unb  tut  audj  ntd)t*,  unb  bet 
febmeralfd)  enttäufdjte  Sßilbelm  febteibt:  „©eftern  batte  icb  einen 
wunbetlfdjen  $taum  t>on  tt)m,  wie  et  mit  mit  auf  bet  Sötücfe 
ftonb  unb  mit  btei  b^rte  $atet  al*  feine  legten  jeigte  unb  ba> 
nad)  einen  nacb  bem  anbetn  ftöblid)  in*  fSßaffer  watf.  —  3« 
bet  gerne  benft  man  {icb  taufenb  SBanteten,  ibn  anaugtetfen, 
unb  wenn  icb  bort  fein  werbe,  werbe  icb  fo  gut  feben  wie  bu, 
baf}  nfoht*  au  macben  tft  V 

3töet  au  @nbe  be*  folgenben  3al)re*,  1810,  gab  e*  bod) 
enblfd),  trofc  aller  Wtbt  unb  ©ebulb,  fdjarfe  Auftritte:  am 
22.  Sanuar  1811  fdjretbt  Sacob  an  2frnim4):  „(Seit  Gbtifttag 
baben  Wit  in  foldjet  Xngfi  unb  Äummet  gelebt,  bie  id)  auf  fein 


')  fcr  ifl  fpdter  geifteffawad»  geworben. 

•)  Sgbbr.  183.  —  flaiil  SBiganb  errfftlt,  ba#  er  wn  ber  Serpftidititna, 
eine«  aoetten  Stellvertreter  (nad»  ber  ffirajaflung  bei  erfkn)  iu  fteKen,  burdi  bte 
»on  feotem  Qxfcnxtge*  ÜRffttll)ubfr  bewirlte  Oeflecbttiia  bei  Ariegfmfitifter*  (mit 
ad)t|t0  Xalern)  befreit  worben  fei!   (®elbflbioar.  1,  637.) 

•)  Sgbbr.  183,  185,  187,  188,  191.    ®gt0  3,  45.        «)  &ci9  3,  07. 


2fat)ang:  2.  gerbinanb  ®rlmm.  549 

Rapier  fd&retben  unb  tDct)l  nie  etilen  fann.  3c#  ffl  alled 
toiebet  imftanb.  ffid  betraf  ben  gerbinanb,  ben  id)  dar  au 
lieb  tyibt,  »eil  et  gar  au  gut  unb  brcro  ift,  beffer  old  wir  alle, 
aber  frag  inict)  einmal  nie  barüber,  toeil  id)  ed  für  ©ünbe  l)alte, 
feben  groflen  ©dornen  im  J&erjen  aufzubrechen,  nad)bem  er  fld$ 
bura)  mancherlei  $roft  ber  Reit  gefegt  l)at/; 

jDodj  fam  bie  äuf}erlid)e  Stofye  nur  burd)  Bulben  unb 
@d)tt>eigen  unb  ®en>df)renlaffen  fettend  ber  älteren  trüber. 

©nbllct)  entfölofl  (1*  gerbinanb  benn  im  3uli  1812,  in 
bie  grembe  ju  geljen,  „aur  3^ftreuung  feinet  ©emftt^",  tote 
3acob  an  2Bfganb  (abreibt  @r  reifte  au  Subtotg  nact) 
üfcüncfyen.    2Cber  aud)  ba  ift  er  träge  unb  braucht  roelt  met)r  *on 

taufe,  ald  er  brausen  —  ttofyl  in  Söudjljanblungen  imb  burd) 
bfajretben  —  fcerblent.  Srofcbem  fdjicfen  bie  belbeu  trüber 
in  (Saffel,  bie  felbft  tfyre  borgen  baben,  um  ben  J&audfyalt  im 
(Dang  au  erhalten,  ©elb  über  ©elb,  obwohl  fie  manchmal  ntcfyt 
totffen,  n>or)er  ffe  ed  nehmen  fotten.  2fm  26.  ©eptember  1812 
förelbt  namlt(*>  Söilrjelm  an  »mim  ((Steig  3,  214); 

»Der  Mangel  an  aller  Arbeit  iß  aud)  fdjulb  gemefen  an 
bed  gerbinanb  feinem  Unglück  gd)  fange  enblitt)  an  au 
fyoffen,  baf}  ed  noefe  beffer  mit  il)m  »erben  fönne,  feit  er  *or 
einigen  2Bod)en  mit  freiwilligem  @ntfd)iuf}  t>on  r)ier  nad)  ü£ünd)en 
au  Soufd  gegangen,  ©o  fd)toer  ed  und  in  anberer  J$infid)t  ift, 
fo  lieb  ift  ed  und  bodh  ald  bad  einjige  Mittel  feiner  Rettung. 
<5r  toar  fo  auger  ber  Söelt  unb  allen  33err)dltniffen,  unb  babei 
in  *5Ktger  ©eringfd)äfeung  berfelben,  bafj  er  fiefo  in  nidjtd  ald  in 
ein  paar  Smpfinbunaen  herumtrieb,  bie  im  Anfang  unb  ©runb 
eitoad  SBahred  gehabt,  in  bie  er  fidj  aber,  toell  er  an  nld)td 
ruhen,  fld)  ftüfcen  unb  galten  fonnte,  fo  r)inetnbrangte  unb  quälte, 
baß  er  faft  in  lauter  Unw>at)rl)eit  unb  Unnatur  war,  unb  babei 
bad  immer  für  bad  2Bar)rjte  unb  @belfte  unb  allein  ©ültige  auf 
ber  Söelt  Welt.  <5r  ift  nld)t  ol)ne  ©eift  unb  »erjtatib,  ©ort 
weif},  ob  biefe  notft  an  tr)ren  rechten  9>lafc  gelangen.    3mt>eüen 

Sat  er,  bei  feiner  unfenntnid  t>on  allem,  gerabeju  bad  ©eltfamfte 
efyauptet.    3Bad  mtcfy  tröftet,  ftnb  a«m  ^ctt  feine  »riefe,  er 
fann  bod)  nod)  sieied,  toad  er  iefet  auerß  gefeben,  bcttmnoern 
unb  für  aortrefflfd)  galten;  unb  allerlei  flelne  Söefdjtocrben,  in 
reelle  er  geraten,  ftob  il)tn  aud)  recr)t  gut/' 
Unb  3acob  fügt  ju: 

„Und  ift  l)f  er  ein  (stein  9om  £enen,  roir  fjaben,  toie  lang 
nict)t,  mit  frörjlid&er  SRiene  am  $tfd)  efien  gefonnt.  Dad  einaige, 
n>ad  er  t)ier  mit  Siebe  pflegte,  einen  5aubenfd)lag,  ben  er  in  ein 
Ä&mmerdjen  gebaut  r)atte,  tjaben  toir  wenige  Stage  na(%t)er  um 
ein  ©pottgelb,  bad  <5tüä  ber  fd)bnften  Rauben  um  einen  2(lbud 
ober  ©rofd)en,  »erlaufen  muffen,  weil  bie  Sauben  toirflicr)  nidt)t 


550  Subwig  (Smfl  ©rfmm,  Erinnerungen. 

mtt)t  treffen  «tollten1).  ©r  tft  felft  langfam  gereift  unb  fjat 
jebermami  befiitftt;  fn  9Seintngen  ®mft  Sflagnerä*)  ©rab  unb 
gamflie  —  »on  wm  war  er  »on  febet  eingenommen  — ,  boneben 
aber  audj  ben  ©ottlob  Sramer*),  Serfafler  bet  »Uten  fd>Ied)ten 
Stomane,  @ra*mue'  ®ä)leid)er  ufw.,  welcbeö  mld)  fefjt  wunberte, 
ba  er  fonft  immer  fo  blüb  nur1).  3n  Slflmberg  tft  e*  ftjm  bö« 
ergonflen,  er  würbe  über  bte  ©renje  jurücfgewfefen,  weil  fein 
fonft  gang  orbnung&näßiger  ^aß  ntctit  oon  ber  (tiefigen  bar>rrfa)en 
gegarten  unterjef*net  geroefen.  ätodt  burfte  er  toeniaften* 
bleiben  unb  ben  "paß  berfcftitfen.  JJier  war  nun  gerab«  weber 
caorifdter  ©efanbter  nocfj  SegatlonSfefretar,  unb  ber  franjjftfd)e 
©efanbte  war  enbüd)  fo  gut  unb  »ifierte  itjn.  Darum  t)Ok  er 
in  SRürnberg  14  Sage  liegen  muffen,  frant  unb  ebne  baß  fein 
SBeffegelb  borauf  beregnet  war.  (Snblicf)  ift  er  bed)  glüdlid)  in 
Soutö'  Äämmerdten  angelangt." 

Sfubwig  fetbft  t>at  »on  einer  längeren  atufjeicrjnung  Aber 
gerblnanb  ben  größten  Seil  wieber  »erniebtet,  gewiß  »eil  er 
lebbafte  Anfingen  enttjfett.  Dorf)  ()at  fiel)  ein  Sleft  ber  ©teile 
gerettet,  ber  gcrabe  Don  blefer  %tü  banbelt  unb  alfo  lautet: 

,,1812  fam  gerblnanb  nad)£Küncfjen*),  unb  wir  wohnten 
gut  jufammen*).  Er  ging  ba  E)äupg  auf  bfe  SSifcHotrjcf  unb  war 
»fet  mit  ©oten7),  ber  bei  ber  »Tbttotfjef  angefteOt  war,  unb 
bat  fiel)  nodj  aüerlei  Seute  angefdjafft,  mit  benen  er  umging, 
3u  JJaufe  fftrieb  unb  lai  er  »tri;  was"  er  gearbeitet  rjat,  wen} 


Xnfyang:  2.  gcrbinanb  ©rimm.  551 

td)  nid)t,  er  fpradb  nie  mit  mit  barüber.  @r  ging  getn  in 
Äonaerte,  Styeater.  Über  bfe  ©d&aufpfeler,  ©änger  unb  ©änge* 
rinnen  äußerte  er  flcfc  immer  unaufrteben;  über  2Crdf)tteftur, 
Silber  unb  über  faß  aaeö  machte  er  tabelnbe  Söemerfungen,  unb 

Set»öl)nitd()  fefjr  bitter.  ÜJNt  Seuten,  bie  aeljnmal  meto  gelernt 
arten  M  tt,  bteputierte  er  tyeftig  unb  Melt  fle  am  Gfnbe  bodf) 
ade  für  SfeL  Oft  fcfylenberte  er  jtunbenlang  auö  einer  ©trage 
in  bie  anbere  unb  bemerfte  bann  alle*.  @rofleö  SBeranügen 
mad&te  ihm,  toetut  er  bie  Seute  in  ben  2tprtt  fdjtcfen  ober  [onftfoo 
im  ©paff  anführen  fonnre.  <£$  iß  {ammerföabe,  bafl  er  nie 
mit  Grnft  eine  Söefcfy&ftfgung  getrieben  fjat  @r  fjaite  auäge* 
aeicfptete*  Talent  für  üRufif ,  aSaieref,  unb  ein  feltene*  Ütacf)* 
afymungätalent.  @r  rennte  mit  feinem  ®efidf)t  unb  Körper  machen, 
toaü  er  toottte.  2fber  er  toar  eigenfinnig ,  t>erfd()loffen  unb  oft 
unumgänglfd}. 

&r  fd&rteb  und  oft  jahrelang  nid&t,  unb  totr  ttmflten  audf) 
feiten,  n>o  er  toar. 

©ett  1837,  too  er  flcf>  btö  au  feinem  fötbe  meift  in  SSBoifen* 
büttei  aufgehalten  l)aite,  fyat  er  mir  nfcf)t  mehr  getrieben."  — 

1814  fä)fen  e$,  al*  tootte  gerbinanb  ffdf)  auaj  aufraffen, 
um  toie  Sari  unb  Subttig  ff$  am  förnupfe  gegen  jjranfretd) 
au  beteiligen.  ,,3d)  bin  red&t  frol)  barüber".  fcfyrefbt  2Btlf>elm 
an  Srnfm  am  28.  Sanuar  1814  (bei  ©tetg  3,  292).  „@$  ift 
und  ein  ©tetn  t>om  ßftawv  fd)  *)<*&*  wtdj  bieder  immer  t>or  ben 
anbern  gefd&ämt."  Aber  aöod&e  auf  äBoctye  »erging,  unb  gerbte 
nanb*  patriotffd&e  SuftoaHung  legte  fidb.  2Cm  7.  Oftober  1814 
mufl  SBttyelm  an  Srnim  fcfyretben  (©tetg  3,  312): 

/,3d)  glaube,  fcfc  tpbt  bir  fd&on  gefd&rieben,  bafl  mein 
Stoiber  gerbinanb,  burdf)  3"f&ftt/  Ärantyeft,  aucf)  n>ot)I  burcf) 
eigne  ©d&ulb,  b.  t).  Sangfamfett,  in  SRünd&en  in  feiner  bisherigen 
Sage  geblieben  ift  £)ie  SRationalgarbe,  toobei  er  toar,  ift  auf* 
gelojt,  eine  Offiaierfteffe  gibt  man  ihm  in  ber  Stnie  gana  billig 
nidjt,  »eil  anbere  ben  Ssoraug  aerbienen,  unb  nun  ift  er  bort 
gana  0*)ne  Unterhalt.  SnfaU  unb  ©djulb  pnb  immer  beifammen. 
3cf)  habe  an  ü)m  ben  ärger  unb  ba*  SRttletb,  ba*  td)  in  ber 
Söibcl  mit  ben  törichten  Jungfrauen  fjabe,  er  t>erfcf)läft  bie 
redjte  3eit  —  unb  flagt  nad&fjer.  3d()  babe  tfjm  bt$f)er 
©elo  gegeben,  fcr)  fann  aud)  fein*  metyr  geborgt  befommen,  unb 
er  muß  ff$  noitoenbig  felbft  fein  Sorot  serbienen.  Eigentliche 
gelehrte  Äenntniffe  ober  toa*  au  einem  orbentlid&en  2(mt  nötig 
ift,  l)at  er  nidjt,  alfo  fjabe  tdf)  nid)t$  anbere*  getouflt,  al$  bafl 
er  in  irgenbetne  SÖudManblung  gef)t  unb  ba  bie  ^orreftur, 
Aorrefponbena  ufto.  beforgi  Stau  u>&re  il)m  bel)ilfücf),  bafl  er 
immer  alle  Siteraturjeitungen  gelefen  unb  überhaupt  eine  getoijfe 
Silbung  fyat,  n>ie  fle  bort  n>oi)l  fann  gebraucht  werben/' 


552  fctbwtg  ©mtl  ®ttmm,  Erinnerungen, 

3m  folgenben  bittet  SBtlfyelm  2Ctntm  um  Befürwortung 
feiner  eigenen  Söitte  bei  Steintet,  ben  Stoiber  in  feiner  Bud)> 
banblung  au  befdjäftigen. 

#m  20«  jDesember  1814  lann  2Bili)elm  an  3acob  melben, 
ba%  Steintet  wttfifd)  jjerbtnanb  bejftäftlgen  will  Daburd) 
würben  bann  bejfen  eigne  »erfetyrten  $lane,  £ofmeffier  au  werben 
C/töoju  er  niüjtä  t>erftebt",  fagt  Sötßjefot)  ober  auf*  Sweater 
C/Olfo  inä  ©emeine")  au  geben,  befeitigt. 

3n  bfefem  3af)re  f)at  Sötibeim  tt)m  überhaupt  an  600  fL 
gefetyieft,  unb  im  Januar  1815  fd)ttft  er  ifym  auf  fein  Verlangen 
wteber  70  fl.  unb  fdjreibt  t!)m  gewiß  babei  audj,  er  fofte  atöbalb 
abreifen,  aber  „gouid  meint,  gerbtnanfl  wolle  ben  Äarnesai 
noeb  in  3ttünd)en  genießen",  (3gbbr.  423),  unb  richtig  —  erfttm 
grüt)jal)r  1815  trat  er,  nad)bem  er  auf  ber  Steife  3ean  $aul 
in  Batreuth  befugt  fyatte,  ai$  Äorreftor  (wenn  er  audf)  latetniföe 
unb  gtlecbtfdje  $e£te  ntdbt  torrigteren  tonnte)  unb  Äorrefponbent 
bei  Weimer  in  beffen  Sceaifdjulbutbbanblung  ein,  mit  aunäcfcft 
20  Safer  SÄonatägebalt,  unb  tfl  wirf  lief)  19  Sabre  lang  in  biefer 
©tettung,  bie  tt)n  enbif  dj  gerabe  ernährte,  geblieben.  *)ie  Zantt 
3immer  fdjtcfie  tfym  Setnenaeug  aon  Saffei  unb  20  Safer,  mit 
benen  er  M  bann  in  Berlin  etnriebtete1). 

3unatbft  um  ber  Vorüber  willen  fyaben  flcf>  Sa db mann, 
Stetmer*  unb  äBinjingerobe*,  ebenfo  ©aiotgng*,  ärnimö 
unb  SReufebad)*  freunblid)  um  if)n  gefümmert,  legerer  be* 
fonberä  bei  einer  Äranfbeit  gerbtnanbä  im  3<rf)fe  lß28,  tpo 
er  „gern  mefjr  al$  eine  Öladht  bei  il)m  gewagt  bätte,  wenn  nidjt 
feine  Saubbeit  tyn  baju  unfähig  madjte"  *)♦ 

SDaß  übrigen*  gerbinanb  fidj  aud)  in  Berlin  um  mef)t 
al*  feinen  eintönigen  Beruf  gefümmert  bat,  aeigen  wie  feine 
eigenen,  fo  aud)  2frntm*  Briefe  an  bie  Brüber.  <§r  t)at  gatu 
bestaunte  eigene  2(nfidjten:  @r  tft  gegen  bie  „2tebe$etflärungenÄ 
in  ben  SBorreben  ber  Brüber,  gegen  ÜBittethmgen  berfelben  au$ 
ber  gamflte.  @r  meint,  bie  «riefe  würben  bamalö  fd)on  ge* 
fd>rteben,  um  gebrueft  au  werben»  @r  fd)retbt  ben  Brübern  t>on 
polittfd^en  Dingen,  fo  ba$  biefe  tbm  bason  abraten,  weil  auf 
ber  ?)oft  Briefe  geöffnet  würben  unb  fo  tynen  SBerbrteßlttbfeiten 
erwadrfen  fönnten8). 

mx  feine  fleißige  Unterftüfcung  bei  ber  Bbfaffung  ihrer 
„Deutfdjen  (Sagen"  fyabtn  bie  älteren  Brüber  tt)m  in  ber  $or* 
rebe  jum  erfien  Banbe  dffentlidj  gebanft.  SBenn  er  aud)  mand)> 
mal  ein  %a\)T  lang  nid)t  beim  fdjreibt,  felbft  feine  »eränberte 
SBofjmmg  nidjt  anaeigt,  ber  gute  äBtHjeim  läßt  mwerbrofien 


J)  Sflbbr.  398,  416,  443.  •)  SReufebad»  81  f.,  342. 

s)  SRaifebftc»)  93,  109 f.,  127;  ©tefe  3,  535;  Stengel  1,  86. 


Xnl)ang:  2.  gerbinanb  Orimm.  553 

(Selb  unb  SBet f)nad)t$pafete  burd)  bfe  Berliner  ftreunbe  an  ihn 

ijelanaen1).  3«t  Sunt  1818  fam  er  t>ott  Berlin  ju  ben  ®e* 
dfa>iftern  nad)  Gaffel,  bie  bamal*,  toie  „bie  fötenen  aum  ©tocl", 
nodj  einmal  alle  fec^d  ffdb  jufammengefunben  Ratten  imb  bei 
alten  (Erinnerungen  unb  @>paßen  fcl>r  vergnügt  toaren*). 

„gerbinanb  u>ar  fe$*  SBoAen  f)ier,"  fd>rcfbt  2Bttyelm 
(9.  Oftober  1818)  cot  Xrnim,  „unb  t$  Ijabe  mfd)  gefreut,  tl)n 
fo  tt>ot)(  unb  Reiter  *u  fetyen.  @r  tjt  t>tel  gefunber  unb  audj 
©rperltd)  Jtfirfer,  f>at  aud)  mand)e*  *on  feinem  SBefen  abgelegt, 
unb  *onwatur  ijt  er  torfrflid)  gut  unb  lfebet>oKV  „@r  tjtnf  d)t 
groß,"  fd)ilbert  er  if)n  f Aon  am  18. Xugufi  beäfelben  3at)rc^  in 
einem  «riefe  an  ©uabeblffen  (bei  Stengel  1,  178),  „unb  t)at 
ein  feine*  unb  föarfgefdjntttene*  <$effd)t,  bem  man  feine  blonbe 
9latur  nod)  anfief)t,tpat)renbtt>tr  übrigen  au  ben  bunflengebören4)''. 

3m  flJtöra  1834*)  erfd)ten  er  toieber  bei  ben  »rübern  in 
Qtötttngen  unb  nmrbe  in  einer  olöbalb  au$bred>enben  Ätanfhett 
in  tyrem  Jöaufc  «erpflegt.  „93a*  er  tut,  benft  unb  für  9>lane 
fyat,"  fdjretbt  $acoo  einige  9Bod)en  foäter,  „toetfj  iti)  nfefit,  er 
ael)t  »fei  fpajfercn  unb  beobachtet  bie  9totfehld)en  unb  r&afy 
jtelaen.  GHgentltd)  fd)cfnt  er  bloß  am  Sweater  (Sefatten  ju  l)aben 
unb  am  Umgang  mit  Äinbern.  fcabet  ffoben  n>it  ifyn  im  l)5djften 
©rab  um>eranbert,  fo  eiaenfinntg  unb  feltfam,  tote  in  feinen 
3ugenb{al)ren."  Stnßerbjt  ift^offmann  t>ongaller*leben 
bei  ben  trübem,  11.— 15.  Oftober  1834,  unb  toetm  er  barüber 
fdjrctbt:  „Xtte  wenigen  Sage,  bie  id)  mit  unb  bei  Sacob, 
äßllljelm  unb  gerbinanb  ®rfmm  «erlebte,  fd)icncn  mir  frohere 
Erinnerungen  al*  bie  brlttehalb  3at)t  meiner  l)f  eflgen  ©tubenten* 
Seit.  <£ö  toarb  mir  unenblidj  ftötoer,  mtdj  t>on  fo  trieler  Siebe 
unb  Teilnahme,  t>on  fo  sielen  ©dj&fcen  be*  £eraen$  unb  ©elfte* 
au  trennen"*),  fo  fd&eint  bat>on  bod)  au$  eftoa*  fürgerbtnanb 
abftufatten.  SBenn  e*  übrfaenä  naeft  bem,  toaä  SÄeufebad)  au 
SBtifyelm  barüber  totfcelt,  (feinen  rennte,  al$  habe  gerbtnanb 

5d)  in  Berlin  aud)  eftoa*  mit  9tyilofopl)le  befaßt7),  fo  beruht 
a*  nur  auf  einem  ©d)era  28tll)elm$. 

Die  trüber  unb  ti>re  Familie  litten  unter  biefem  langen 
Söefud),  unb  3acob  fd&refbt  an  Da^imann  (7.  3luni  1836): 
„@inen  anbeten  Grübet,  ber  mir  fd)toere*  Selb  mad)t,  fyabe  id) 
täglich  *or  Bugen." 

(Subita,  1838.  alö  ber  abgefegte  SBifyelm  »or  ber  Über* 
fieblung  nad)  Gaffel  ftanb,  n>o  er  fid)  t»of)I  nidbt  zeigen  mochte, 
bat  gerbinanb  2(bfd)f  eb  genommen,  „gerbinanb  ijt  feit  einigen 
2Bod)en  loeg/'  fd^reibt  £>or td)en  am  19.  2(ugu{t  an  il)ten 

&)  SKeofcbadj  138.  •)  Stengel  i,  131.  «)  ©teifg  3,  423. 

*)  Stn  95üt>  oott  tftm  mar  n<cf»t  aufjufinben.  *)  SKcufcbad»  202. 

•)  «gRein  ftbeiT,  4>cffcfd»c  «ulaabf  3,  150.         *)  SKwfebad»  203,  301. 


554  Subwfg  Srail  ©rimm,  Erinnerungen. 

Steffen  ©fgmunb  »on  ©djmerfelb,  „ei  »ill  fehl  ©IM  teefter 

in  ber  SBelt  fucrien.  9Ba$  et  etgentlftfj  beginnen  will  unb  no, 
wfffen  wir  nod)  nfeftt." 

(5t  »etbradjte  ben  9teft  fefne*  Sebene  in  SBoIfettMUttl  «» 
et  1841  unter  bem  3tame»  grfebrfcij1)  ®rfmm,  Scrjriftftelter, 
im  3ß>refjbudj  fleht  unb,  ba  fein  ® eift  fn  ben  Ußten  3at)ten  ge* 
litten  hatte,  gegen  regelmäßige  3af)Iimgen,  bfe  3BUt>eIm  »on 
(Saffel  au$  borrrjrn  bat  fenben  laffen,  Den  einer  gamflfe  biä  tu 
feinem  lobe  am  5./6.  Januar  1844  fn  Wiege  gebalten  warb. 

Et  wohnte  1841  naet)  bem  SBoIfenbüttelet  »brefjbuch,  »or 
bem  Jt)etaogter  20,  foater  aber  8of)enfrraf}e  680,  alfo  fn  bet 
©tabt,  mag  aber,  ba  et  auf  bem  alten,  nid)i  mehr  benutzten 
griebfjof  bet  jtjegcgtorgemeinbe  (ber  @t  Irfnttatföritdje)  he* 
graben  werben  fft,  weiter  bfefer  angehört,  hatten.  Da«  flau* 
^erjogtor  20  fft  beute  alter  SÖeg  21,  an  ber  (Sät  ber  Stote- 
amtögaffe;  unb  bfeö  JJauö  erwähnt  gerbtnanb  felbft  fn  feinen 
S3utg<  unb  Söetgmätchen  2,  229ff.  afö  baö  ßauä  „mit  bem  tiefen« 
ftod  tm  Oftgfebel".   ©ein  ©rab  ift  heute  nf ef)t  mefit  nadjjuroeifen. 

iDaf)  eö  fljm  fm  Sehen  nicht  bat  gifteten  wollen,  fdjrefbt 
SJacob  fpfifer  boeb  einmal  auübrücfllcf)  feiner  eigenen  Schutt  m. 

9cadj  efnem  SSrfefe  SÖUbelmö  an  3.  Äfnalb  in  Saffel 
vom  8.  Sanitär  1844  ift  3aeob  auf  bfe  Äunbe,  bafj  gerbf- 
nanb,  ber  fünf  SBodjen  »orber  an  fcingenentjunbung  fthwer 
erfratift,  aber  toiebet  auf  bet  »effetung  war,  einen  SRficrfafl  t» 
litten  habe,  rafefj  nach  S3raunfchwefg  gereift  @r  fanb  ff)n  noch 
leiblich,  unb  ber  Stanfe  felbft  glaubte,  bafj  er  roteber  genefen 
werbe:  aber  fn  bet  Stacht  Dom  5,  auf  ben  6.  Sanuat  ftarb  er 
an  (Sntfräftung  ntbfg  unb  fdjmerjloö.  3fm  8.  abenbä  traf 
3acul>  wfebet  fn  Berlin  ein.  @r  bat  bann  fn  efnem  (fn  bet 
gamüfe  ©d).  erhaltenen)  Sßriefe  bem  SEMblfothefar  ©ä)Bnemann 
in  äSoIfcnbüttel  für  bie  4*>ilfe  gebanß,  bfe  er  fljm  hei  bem  S5e* 
gräbniä  bei  SBruberS  gelefftet  fjabe. 

Sern  Sehen  unb  Sob  gerbfnanb  ©rfmmö  bat  fein 
93taunfeh»eiger  SSlatt  wettet  atotfj  genommen1). 


2Cnf)cmfl:  2.  gerbfnanb  ®rfmm.  555 


£)aß  gerate  8ubtt>ta  unb  gerbtnaub,  bie  fftngßen,  ffd) 
,.,_ber$  naljeftanben,  aetgen  einige  erhaltene  förlefe,  Die  biefe 
beiben  getoedrfelt  fjabctt    Xudj  freuten  fle  am  toärmjten  bem 


etgentltd)en  Jjefmaiftäbtd&en  ©tetnau  angefangen  $u  fjaben.  Unb 
ein  ©efud)  eine*  bet  Grübet  brachte  bort  bie  ganae  Söeoölferung 
in  Aufregung  unb  auf  bie  SBetne,  einer  folgen  Siebe  genof  bort 
alle*,  toa*  ©rtmm  btef}1), 

(Sinen  Söetoet*  für  biefe  Oejhmuna  ber  ©teinauer  liefert 
ber  fölgenbe,  immer  nod)  gefügte,  auö  fp&teren  Bufaetdjmmgen 
and)  nod)  manchmal  ergänzte  «rief  8ubu>ig$  an  fterbtnanb 
t>om  29.  2tyril  1816  über  feinen  fünfwöchigen  SBejud)  bafelbjt 
im  J&erbj*  1815: 

„SSon  Safe!  fufyr  td)  nad)  granffurt,  logierte  bei  Stein, 
ber  früher  in  Gaffel  fear,  einem  recf>t  präd&tfgen  SRenfdjen,  bejfen 
grau  aud)  gut  unb  angenehm  tfl,  unb  oon  ba  in  ftebjefyn  (Stunbeu 
mit  ber  yojt  nad)  ©tetnau,  n>o  tofr  abenbä  um  {leben  Ut)t  ein* 
führen.  &  toar  ©onnabenb,  nodj  gan$  l)ell,  bie  Seute  faflen 
*or  ben  $:üren  unb  belafen  ©alat  SBet  ber  „Ärone"  tourbe 
gehalten,  e*  tarn  tote  fonft  alle*  Ijerau*.  3d)  lieg  aber  abfielt» 
lid)  meine  @ad)en  in*  „Söefße  «Roß"  ju  Gefärbte  tragen.  Der 
Gefärbt  fagte  mir,  al$  wir  allein  waren:  „ßdren  (sie  einmal 
mir  bäurf)t,  td)  müßte  ©te  lernten,  ©te  fyaben  fo  ein  ©rtmmifcn 
©efid)t/'  3d)  mußte  lachen  unb  fagte  e$  ihm.  aber  er  fotte  es 
niemanb  fonft  mitteilen."  Dann  ging  er  m  (Sßffteim)  Dentyarb, 
ber  tt)n  aufe  freunblfdMte  grüßte,  unb  bejfen  ©cfytoefter  „bie 
©optyte,  bem  Jperrn  fetter  um  ben  J&al*  fiel"»  @r  mußte  bei 
tf)nen  bleiben,  unb  fein  ©epätf  würbe  geholt 

,,9tad)  einer  ©tunbe  wußte  e*  bie  ganje  ©taty,  baß  ld)  ba 

S\,  unb  ba  ben  beuten  gefagt  würbe,  baß  td)  mübe  fei  oon  ber 
etfe,  fo  getraute  fidj  bloß  ber  £anneö  Füller  (ber  alte 
Äutfajer)  unb  bie  ©anne  nod)  herein.  Die  ©ute,  bie  Sparte, 
tonnte  leiber  nfd)t  mefyr  lommen,  fle  toar  tot! 

3fl$  td)  morgen, £  aufftanb,  würbe  mir  gefagt,  baß  geftern 
3ibtnt),  aiä  wir  am  CHfen  waren,  bie  2eute  im  £auöel)rn  am 
Keinen  genfer  in  ber  Stubentür  mtdj  tjfitten  fet)en  wollen  unb 


All  julernwblfeflfle*  SRarcbenbucfi,  jnfammen  fnr  6  ante  ©rofeben  (=  75  Vf.),  in 
elegantem  Cinbanb  *n  10  0.  ©rofeben"  angeboten  fbtb!  ttndi  auf  beffen  Xttei  ifi 
et  att  „8fr-  Gkimm"  beftrfebnet 

*)  93on  feinem  ©efudj  in  Gtrfnan  1823  erjaW  Sacob  (SRenfebadj  361) 
unter  anberem:  *3cb  woBte  crfl  nnbetannt  nmberfireifen,  aber  ber  2ßtrtt  ein 
Gcbulfomerab,  ber  mtd»  tn  ben  nenniebn  Saftren  ntebt  wteber  w  Oeflcbt  befommen 
hatte,  nannte  mieb  auf  ben  erden  SBlicf  mtt  9?atnen,  ba  toar  bei  Snfogmtol  ein 
enbe.  ^  ©nem  jtr fiten  ®d»nIaenoffen,  ber  SBarbter  geworben  <fl,  ({ab  t*  mtd)  jum 
(Haderen  bfn,  ber  mfd)  alfo  ftdrfer  tn*  @efld)t  fafte  nnb  bod)  ntdjt  ertannte,  bi* 
id)  tf)n  bejaMt  batte  nnb  naebber  fclbfl  frng."  —  Sener  war  mobl  ber  Ocbfenwirt 
»nbreal  J?ufnagelt  f.  0.  <£.  43. 


556  fttbtotg  (Smü  ®rtmm,  (Srhrnerungen* 

ber  «ßaudetyrn1)  gatt*  *ott  getoefen  fei,  fo  t>iel  galten  bie  £eute 
auf  imfcre  Altern  unb  und  alle!  2)a  ed  ©onntag  toar,  l)abe  tö) 
utidf)  gepufet  unb  meine  neue  Uniform  angesogen  unb  bann  bie 
£eute  xux  Xubieti)  oorgelaffen!  ®djon  t>on  toeltem  f)5rte  tdj  bie 
alte  Sied,  ad)  J&err  3efe^  J&err  3cfc^cf)c,  unb  ffe  l>at  gemeint 
oor  greube,  Unb  bad  bat  gar  fein  @nb  genommen,  unb  fo  flnb 
Seute  gefommen,  btd  bie  fd)önen  Äird>englo(fen  geläutet  l)aJben 
unb  toir  in  bie  Ätrd)e  gingen« 

3d)  tyatte  befonberd  otele  SBejudje  *on  Bürgersleuten,  bie 
fld)  nad)  meiner  JJamtlte  erfunblgten  unb  ade  fagten:  ,,2(d), 
Ratten  toir  bod)  3f)re  lieben  @ltern  nod)  t)fer  in  ©tetnau!  Äommt 
benn  t»ol)l  feiner  3f)ter  Ferren  Vorüber  einmal  ald  Amtmann 
l)iert)cr?"  unb  manche  fagten:  ,,©le  untren  bamald  ber  totlbefte 
unter  ben  iungen  Ferren/' 

<5d  toar  mir  red)t  fdjauerltdb,  tote  toir  gufammen  bur*  bie 
Ätrd&e  gingen  in  «Denfjarbd  <Stut>I,  unb  bie  Seilte  ba  fafjen 
mit  ifyren  ©tetnauer  Wappen  auf,  oben  auf  bm  hänfen  bie 
Bürger  unb  toeiter  hinten  bie  Bauern  oon  Söellfngd  unb  ©elben* 
rot  ufto.,  mit  ttjren  langen  paaren  unb  SKodmarin  ober  anberen 
Blumen  im  ÜÄunb!  9Bul)eIm  Bretbenftetn,  ber  ^rä^eptor  ift 
f>at  bie  Orgel  gefpleli,  unb  ald  bie  fiirÄe  aud  toar,  t>at  er  fld) 
alle  SWufye  gegeben,  mir  einen  fd)önen  audgang  au  fplelen,  unb 
ber  toar  audj  red)t  gut! 

9lad)r)er  l)abe  id)  bie  ganae  Ätrd)e  betrachtet,  unb  alle  ®rab> 
Peine  unb  aud)  bie  Orgel,  too  überall  unfere  Ölamen  nodjeüv 
gefd>nitten  ftef)en*),  aucrj  bem  jeftt  toten  „Sautbanned"  fein  ©tuf)l 
nod&  ftetyt.  2fud)  nod)  allerlei  Albfe$en*)  beflnben  fidt)  oben, 
oom  $r.  Rindl)an  nod)  l)er! 

Der  SÖirt  (5  darbt  f>atte  unfern  Bf  engarten  getauft,  er 
fd)idte  mir  ben  anbern  Sag  gleid)  ben  <5d)lüffel,  bamit  id)  il)n, 
folange  id)  ba  bliebe,  gebraute.  SBte  oft  toar  id)  in  bem  lieben 
©arten,  l)&tten  toir  ©efctytotfter  bod&  alle  ba  einmal  aufammen 
fein  fönnen!  3d)  faß  toieber  auf  ber  ©anf  oor  ber  großen  J&ütte, 
too  bie  liebe,  gute  SÄutter  fo  oft  ftf  11  lefenb  faß,  oft  in  ©ebanfen 
oertieft,  toad  aud  und  Älnbern  toohl  einmal  toerben  toürbe,  unb 
und  getotfj  immer  in  ben  ©d)ufc  ®oited  empfohlen  l)at!  Dann 
tourbe  fle  aud)  toieber  Reiter,  tote  fle  und  alle  gefunb  unb  t>er< 
gnügt  um  fld)  herum  fpringen  Job.  SBle  lebhaft  fat)  t$  fle  bann 
oor  mir!  3n  ©ebanfen  fat)  id)  fle  toieber  mit  und  im  ©arten 


*)  3acol»  ®rimm  beftanbelt  bie*  ©ort  fftr  £au*aana  in  ©.  2B.  ©.  1, 198. 

■)  .3d)  fanb  »orn  auf  bem  SBrett  (im  arifUidjen  ®tanb),"  abreibt  ®tl- 
»elm  an  ttrnim  26.  ©ihr.  1826  ((Stria  3,  659),  „imetmal  ben  »amen  meine* 
Sater*  P.  W.  Q.,  ben  er  aU  Jtinb  oor  langer  aU  firtjia  Sahren  ba  etnaetraet 
hatte,  mabrfdieinlicb  »Ahrenb  ber  8angenn>eüe,  bie  ihm  bie  Vrefctgt  machte." 
•)  ©.  o.  ®.  40t  bte  erwftrmten,  auf  benen  3-  faf . 


Anfang:  2.  gerbinanb  ©rtmnt.  557 

fongfam  herumgeben,  vor  bfltyenben,  Jungen  Söäumdjen  ftittfteben 
unb  mit  ÖWtyrung  fagen:  „©etyt,  tt)r  Kinber,  tote  prächtig  bittet 
ba*  93äumd)en,  ba$  fyat  audf)  euer  Heber  feliger  SBater'aeptlanat!" 
3d)  bin  immer  mit  greube  unb  SBefjmut  au*  bem  ©arten  ge» 
aangen.  9Bar  tdf)  fhmbenweft  auf  ben  Söergen,  fo  fud)ten  meine 
Äugen  immer  erft  ben  lieben  Söiengarten,  ba$  Keine  ©tücfdjen 
Sanb,  ba$  und  fo  glücfitdf)  gemalt  t>at!  „Die  Erinnerung  ijt 
ba$  einaiae  9>arabte$,  au$  bem  wir  nfd)t  vertrieben  werben 
Annen",  fagt  %tan  9>auU 

Sötfljefot  Denfyarb  tjt  nod)  ber  nämfld)e,  ein  prächtiger 
Äerl,  ber  mit  taufenb  greuben  fid)  aller  ©peftafei  unb  ©treibe 
erinnert  !)at!  9Btr  fjaben  nie  anberä  gefprodjen,  atö  wie  ber 
9>räaeptor,  „gefjft  loa,  wart  td)  wtK  br  fjelfe,  au$  bamit  Jefct, 
lann  er  fei  Sßörter  uro"! 

Dad  ÄläSdje  ftcf>t  auch  nodf)  fo  au$,  bie  Eitern  finb  toi 
(SS  bat  fid)  bem  Sattler  £  erb  gegenüber  ein  £au$  gebaut  unb 
geheiratet,  ein  gana  f)übfd)e$  üRäbcfoen,  unb  t)at  atx>et  Äfnber. 
@$  i>at  mir  einmal  gana  freunbiid)  aefagt:  „3Benn  ©ie  mir 
nod)  gut  finb,  fo  nennen  ©ie  mtcf)  bur  Da  f)ab  td)  aber  gefagt, 
wir  wollten  und  alle  atoet  bu  nennen.  3dj  bin  einen  ganjen 
$ag  mit  tf)m  auf  bem  9Betnberg  unb  an  unfern  alten  Orten 
berumgeftrefft,  bin  audf)  oft  au  if)m  tn$  £au$  gefommen  unb 
hab  manchmal  SD?flcf>  unb  n>aö  gerabe  ba  war,  unb  gefottene 
Kartoffeln  mitaegejTen,  bie  er  mir  immer  gefdjäit  unb  vorgelegt 
at!  unb  au  feiner  grau  fagte  er:  „@elt,  ba$  fein  £eut,  net 
olb  fftme  ju  dnem  fn$  £au$,  un  fein  bod&  bie  erfte  in  ©tetne!"  — 
d)  tyab  oft  t)efmlid)  lachen  muffen! 

3n  unferm  #au$  wofjnt  nodft  ber  ©(dmeiber)  3iof^ff. 
Unten  ifi'3  verbaut;  wenn  man  fjfnetnfommt,  ift  iinf*  eine  <5tabt. 
Unfere  SBofynfhtbe  ifl  Jefet  fdjmufcig  unb  riecht  nad)  (Sdjnefber. 
©onft  ifi'3  in  ber  Küd)e  unb  überall  nod)  fo«  3m  £of  ifl  ber 
©ewürabirnbaum  umgehauen  unb  ber  alte  Stau  neu  aufgebaut. 
3m  ©arten  ftebt  nod)  ber  alte  8tägeld)en<8iteber')baum,  ber 
weiße  SRofenftoa  unb  alle  Söäume,  ber  alte  J&ügei,  wo  tdj  meinen 
SRetfenfajten  flehen  I)atte,  ift  aud)  nodf)  fo. 

Der  alte  J&utmadjer  Klein,  ber  oft  mx  3»utter  !am,  fjat 
mir  en&f)it,  wie  er  ber  befte  greunb  vom  SÖater  gewefen  fei  von 
Sfttgenb  auf,  immer  mit  tym  mfammengeioefen  fei  unb  ber 
«Batet  aUti  auf  tyn  gebauten  babe.  2fo$  lauter  £5flfd)feft  bat 
er  mtd&  „J&err  Äapitän"  genannt;  unb  vornehm  Deutfd)  fpredjen 
wollen  l 

Der  alte  ^auli1)  war  aud)  red)t  erfreut  unb  artig  unb  fjat 
gefagt:  „SSetfl  ©ott,  wenn  id)  ein  J5err  ©rimm  feh,  fo  freu  tdf) 
mteft,  wenn  mer  nur  ein  fyier  aß  Jinttmann  Ratten  r 

*)  ®.  ©.  43. 


558  Subwig  ffimll  ©rimm,  Erinnerungen. 

SBtr   Ijoben,   ©ottfdjalf,  SStefbenftefn1),   aBtlbelm 

(Denharb)  unb  id),  ©Aule  gehalten ;  bem  28  i  I  f)  e  I  m  (©rimm)  feine 
SangenS  ©rammatff  fjabe  ttjj  auf  bem  Soeben  gefunben  (worin 
nodj  sonGarl  gejefchnete  Silber  waren)— unb  baift  ber^rfijeptor 
I&ftlid)  nartgemaifjt  worben!  Selb  tat  ti  mfr  aber,  bafi  fd)  ben 
alten  g3r.  ijincfrjan  ntdjt  mehr  gefeften  fjabe.  Der  dltefte,  bet 
gBilbelm,  ift  In  »lebet  ©cfjulmetfter,  ber  ^efnti«  wirb 
©cbrelner,  baä  ?teäcf)en  ift  beim  SSauueiwaltei  9Sau3  (foK 
ftf|ön  fein).  So  habe  fch  nfemanb  von  allen  m  fefien  befommen 
ali  bai  affeijüngfie,  bae  ein  armeä,  guteä  ©efiifjt  hat . 

©ad  bitffte  ©fjepaar,  baö  id)  fin  Seben  gefeben,  ift  bet 
SBfrt  unb  fetne  grau  ans  bei  Äiont.  (SSaift.)  <&t  trug  eine 
weiße  3acfe,  ftfjWarje  ober  bunfelgraue  manerjeftern«  .gofe  unb 
hellblaue  ©trumpfe.  Der  Saud)  aber  war  bte  JJauptfadVe.  3n 
ber  Entfernung  fatj  er  auö,  alö  wenn  eine  grsge,  weiße  <od]k& 
fcfjeibe  ratt  jwei  (Seinen  baftänbel  @ie  war  nod)  etwa*  bitter. 
tsai  ©eben  Würbe  tt>r  fchwer,  |ie  watfdjette  langfam,  unb  wenn 
man  ben  Äopf  nicht  gefetjen  hätte,  fo  fall  ff«  aus  wie  bai  tai> 
fammengepacrte  SBettjeug  oon  einem  ganjen  JJauäbalt!  Dabei 
waren  beibe  frifcb  unb  gefunb,  bfe  jwei  freunblid)en,  nicht  t)äg< 
lieben  ©efidjter  anjufeben,  war  merfwurbfg,  bei  flattern  Saaten 
verfchwanben  belber  Äugen  fn  gieifchfiffen.r  <&i  tut  mit  leib,  fte 
titctjt  geaeidjnet  gu  Itaben.  — 

fcer  Eottor  9Öagner^  reitet  noa>  auf  einem  fleinen  Wert) 
nadj  Schlüchtern  unb  bat  immer  ein  ©peftafel  mit  feiner  Oh» 
nomie,  feinem  ©arten  unb  SSaumfdjuIen.  äöilhclm  unb  ict>  ftnb 
abenbö  in  fetne  ©arten  gegangen  unb  haben  ihm  üocfjer  in  bie 
.(Jeden  gemacht  unb  ade*  t>errraä)t*),  um  bloß  am  anbern  SRor« 
gen,  wenn  wir  ju  ihm  jum  grubftücfen  tarnen,  ju  boren,  waö 
et  fage.  Sa  gab'S  nun  manchmal  ein  uHorbfpertatel,  Wenn  et 
fagte,  man  »nne  reine  S^tit  ganj  erbalten.    Die  Seutt  trieben 


■)  D  »nb  JtirdiniaUtfh 

f anrab  toi  a  ftioc  Stellt  trat 

fem  fficün  luitrn  Dturf  Jrfttvi 

SHilltr.  aB«i»er,-  ftji 

gubwlg  t  in  ntt«:  orfditiitn, 

ttnfttl  &t  AI  Milldi,  in  *« 

jattjttt  @ej  iott  Stgur.    Sa  n 

oft  Bcrhuti  tt  mi  bat  nmx» 

arb«l(«ilt  <en  eilt«  crirtftlni 

mnffn,  «Ol  i.   Sil  rinrm  tat 

(od)  in  t«  tcuirn  SlRcn  mit 

80b,  8lrtt  —  -r._..~ — „ „„_  .....  ___  _  ..-.„..a!  flunbtawnt  mu 

ffiirinau  aOcnt  ouf  bem  gilbt  gbu,  lomrii  ifln  Unit*  vom  Uiffcfclb,  nitbtcit 
"l(  £Jht(,  ffootcit  nadj  tot  iBttttm,  aber  immrr  ecr(«r  natb  tt«  [Irin tu 

.     .....  ^ .,._..  —  "irtm  SfoctB  4ttr>  «Untmanii  Orimm  ju  «• 


Sen,  1111C  flutn  : 

a  an.*        »)  n 


Anhang:   2.  getbinanb  ©rimm.  559 

bad  üieh  hfnefn,  ed  Wirt  nicht  meljr  jum  audhalten.  33a  haben 
wir  ihm  fmmer  recfjt  gegeben  unb  mit  geholfen  fdjeltenl  Der 
jjianned  gegenüber  fiftt  an  ber  ®ri>cibc  unb  macht  3rö^fe,  fiefjt 
mager  au*  unb  hat  mit  vieloon  ber  (Karle1)  etjahlen  muffen. 
<St  fagt,  »ot  ihrem  (Ettbe  hätte  fie  noch  immer  »on  und  ge> 
(proben  unb  fo  gern  bfe  Sötte  unb  und  sefehen!  8ebte  fie  noch, 
fo  hatten  mir  fie  nadj  Gaffel  fommen  laffen,  wo  fie  ed  genug 
bei  uns*  gut  gehabt  hätte.  Sari  hat  fie  »ortged3ah,r  noef)  an» 
getroffen,  unb  aiJilfjtlm  t)at  ftjt  noch  fecfjäimbjvoaitjig  ©ulben 
geben  laffen,  »ad  bei  Stelnauern  febon  viel  fft;  aber  wir  alle 
tonnen  ib,r  bad  nieftt  bejahten,  was  fie  für  und  ade  getan! 

3ßie  Ich  wieber  ine)  amtfjaud  ram  unb  mich  an  afled  er- 
innerte, war  aüed  ftiH,  bfe  treppe  aanj  buntel.  So  grofl  flnb 
bic  Sinbenbäume  geworben!  3)ad  äBappen  über  ber  4fir,  wu< 
nach  Wir  nicht  mit  ©ebneebaßen  werfen  feilten;  bie  SSobnfrubc, 
bie  ©artenfhibe,  »0  ber  Obecforfter  «Müller  manchmal  bei  und 
jum  ©ffen  mar;  bad  Ofenlocb,  in  bem  ich  luwetlen  efngefperrt 
warb,  äJed  hab  ich  betrachtet.    SSofjl  fein  glecr,  wo  wir  und 


träbbel  unb  gefochted  Obfl  effen  unb  Kaffee  trfnfen  muffen, 
©a  ifi  gleich  bad  3fmmer  oouer  fceute  geWefen,  bie  alle  mit 
mir  haben  fptechen  rooilen  unb  mlä)  baten,  fet)  mochte  boä)  Amt. 
mann  hier  »erben,  baß  nur  tofeber  ein  ©rimm  hier  wäre! 
Ben  alteften  JJerm  ©rimmd  tonnten  fie  ed  nfcht  jumuten, 
beim  bfe  hätten  weit  somehmere  Stellen  beim  ffurfürften  ufw. 
2kim  ©ottfehalf,  beffen  eitern1)  tot  ftitb.  War  ich  oft, 
er  ift  wie  ber  Jflte,  pfeift  fmmer  unb  ift  luftig.  <£d  Würbe  ba 
oft  auch  SSuflt  gemacht,  befonberd  bad  „Safelfonfeft"  mußte  einer 
fpfelen  unb  alle  artbern  Sachen  vom  *pr.  tymttian,  auch  bie 
Äirrbenmuflf:  ,J$alt,  ed  ifi  telner  beim  annern,  noch  emal  »ort 
»cm!"  fflerm  ©ottfdjalf  bfibfcb  fptechen  will,  fprlcht  er  noch 
'  t  unb  hat  in  feinet  Schrift  bie  meiftett 


ein  paar  latetnifefie  SBörter  v 


1815  an  3ac«t, 

üRncir  m  btei 
I  Btit  rirten  Wjf  n6 
■  eetau.  St  fnat 
«■"  Sil  rtarb  DI* 
SBiflberti  110  di  jii» 
«Bit,  eritflc,  mrftt 


f(fftB  In  Kmertta, 
Bltlfdirtibre  lt. 
3fr  Soflu  Steig 


560  fttbttia  ©mtl  ®rimm,  (Srinnerungen, 

SBud)ftaben  t>om  9rftaeptot  nod)!  9Bllr)elm  unb  idj  toottten  if>n 
einmal  befudjen  —  er  Yoofynt  im  ©d)lofl  —  ed  toar  aber  nie* 
manb  au  Jgaud.  Da  t)aben  totr  in  feiner  ©tube  aerfradjt  unb 
®acr)en  in  ben  J&frfd&graben  getoorfen.  Soor  bem  ©cr)lo|tor  ijl 
bad  dhrcfyeffifcfte  SBappen  toteber  bcfefHgt  unb  bad  *om  gürften 
^rimad1)  t>erfrad)t  toorben.  SSefm  iefcten  franabfifdjen  9tüc& 
äug  (1813)  fft  (Btefnau  i)art  mitgenommen  toorben.  2fber  bie 
dauern  t>on  ben  Ddrfern  unb  bie  tont  t>on  ©teinau  finb  ben 
granaofen  audj  tüchtig  auf  bem  SRücfen  getoefen  unb  fyaben  fle 
in  ber  ©tobt  aufammengefdjofFen!  2fuf  bem  ßunbdrücf  toar 
ntcf)t  mefyr  bad  frdrjltcfye  Seben!  Die  gamtlte  SRofe  toar  längft 
ttegge$ogen,  td)  glaube  toieber  nadj  £oflanb.  Der  neue  $äd)ter 
toar,  n>enn  fcf)  ntdr)t  irre,  aud  ©tetnau  unb  ^ie§  ©erladj:  fd)icn 
ein  mürrifdjer  SRann  au  fein,  Blumengarten  unb  alled  rmgdum 
aertoflbert  3n  ®d)lüd)tern  fliegen  totr  bei  bem  9><>fhnetfter 
Ädljler  ab,  in  bernämltdjen  ©tube,  too  8tapoleon  logierte  auf 
ber  glud)t  nad)  ber  Sefpaffiw  ©d&ladji  Der  £D?ann  fonnte  sie! 
aud  ber  3eit  eraäfylen. 

2Bfr  ritten  aud)  au  (Stiefelt  tnd  ®d&lüd)terner  <5d)ldfjd&en, 
too  aber  nur  nod)  bed  Jüngern  Stau  lebte,  aud)  bad  Sufttnajen 
ift  geftorben.  Die  <5d&tt>tegertod)ter,  eine  grau  im  beften  2flter, 
empfing  und  freunbltd),  aeigte  und  alled  unb  ging  im  (Darren 
mit  und  fjerum.  Der  früher  mit  äBafier  angefüllte  Wallgraben 
toar  augeworfen,  unb  nun  ftanb  bad  Jpaud  gana  langweilig  ba, 
alled  SRomanttfdje  toar  toeg! 

(5d  tourbe  Kaffee  für  mt^  ganaeftt,  unb  tofc  fafjen  in  ber 
nämlldjen  ©tube,  toortn  totr  mit  ber  ÜÄutter  immer  toaren.  Die 
ffiinten  an  ber  2Banb,  ber  Dtftelflnf  im  JWfla  am  Seniler/  tote 
freute  l<$  mich  ba  tofeber  au  fifcen,  too  n>fr  fonft  afle  fo  gerne 
toaren  unb  eine  ©olbfdjnur  ober  einen  (Schnurrbart  *on  $ela 
gefd)enft  befamen!  ^a^  iß  alled  vorbei!  —  ©rab  bad  3<rf)t 
t>orr)er  auf  ben  Sag  toar  (Sari  aud)  mit  3Btlr)elm  (Denfyarb) 
nadj  ©djlüdjtern  geritten.  2fof  bem  4Jeümoeg  begegneten  und 
ber  3od)f l4)  unb  oad  „9>reuf}dje!"  Dad  lefctere  iß  jefct  atoeiunb* 
ftebatg  3aJ)re,  läuft  aber  uochbie  SBodje  3al)r  ein  3at>r  aud  atoei* 
mal  nad)  ©tetnau,  pod)t  bei  äBtltjelm  an  bie  $ür  unb  fagt  toelter 
nldjtd  aid:  „9tte  je  beftelle  nad)  ©djlldjtern?  Äee  J&aafebälfdje, 
nir  t>o  Söoor?"  toenn  aud)  gar  niemanb  im  Rimmer  ift.  Dad 
^^reufic^e"  tfl  ein  »a^red  5Bebürfnid  für  ©tetnau,  »eil  ed 


l)  2)er  fätyere  Äoabititor  wn  SKaätj  «arl  SQeobor  oon£)albera,  SNkrfl* 
pHmo*  trt  ttftrfntanbet,  befa#  aW  0rof9crtog  oott  ijrantfnrt,  1810—13,  granf- 
fnrt,  ^banan  unb  ffnlba. 

*)  «in  Sutc  tet  bem  3«cob  @rtmm  Uli  erftett  J^brdffcJjcn  Unterrid»t 
crljaltai  Ifattc- 


Sfntymg:  2.  getbinanb  ©rfmm.  501 

3fhonen  u.  bgL  ©adten  bat)tnfd)Ieppt,  alte  i'eute  l)aben  e$  gern, 
unb  f*  tjabe  e3  geaetdjnet  unb  fetjr  ähnlid)'). 

15er  aSälltT  (fiutfdjer)  ift  noa)  auf  ben  ©einen  unb 
fprlrtt  gern  »om  9>tatteput)en  *),  hat$t  fidj  ein  »enffl  tm  Ohr  unb 
jftiebt  bfe  Sappe  hinauf.  ©r  trfiflt  ©onnragö  no*  brt  SlateeS 
cfotee,  ©tau  mit  @efb  unb  Silber,  unb  ift  autf)  Darin  iu  mir 
gefommen.  @r  ift  j'cfjon  in  ben  acfjtjfger  3aE}ten  unb  eben  in 
6er  „tfrone"*). 

An  $t  3fncft)anä  ©reue  ift  fefet  ein  anbetet.  Oben  tn 
bet  ©djulftub«  Jmb  norf)  bfe  93änte  unb  fein  9>ult  unb  fein 
€<f)iefctftefn.  aber  bic  alte  Orbnung  ift  nfdjt  mehr  ba,  man 
merft  gleich,  baß  ber  alte  $tajepa>t  nfa)i  mef)t  ba  häuft!  ©et 
berüh,mte  jHrfdjenbaum  ftefft  nocf),  aucfj  fein  Sünglottenbaum 
(dtefneclauben)  im  SRathauSgärtchen !  25a$  £cb  liegt  notf)  am 
alten  $Iafel 

iDie  SJuben  au$  bem  Sfetftof*)  flnb  aerftreut,  iä)  bab 
feinen  gefeb,en.  ©er  ^&ä)ttt  im  Slet)f)of  beißt  ©oebel;  et 
unb  ffe  rannten  bie  SSurter  gut,   ei  finb  artige  Saite,  unb  ich 


"  *>  «ttrBoi,   «(n'rtirt  lufimtn,    wtil  fititibtnbf  S>i«i(K>ol(ii   jultet  micft  ti( 
£trWlatit  {«  putjrn  Satt«. 

*)  gnftonnnl  SRfilitr  hat  und]  lim  9B(fljUfl  btt  iWutltr  @nmm  II*  1810 
no*  mit  Warg.  8ll<f  Mihniald  unb  in  all  Äiitfnitr  in  tn  „Jlroiir-  1822  oc. 
ftoibcn.  —  3m  SttDIabr  iBIS  bat  er  burdi  Scmjarb  eint  «cnfbn  nun  tut 
°*-"tr»  «foibtrt,  »dl  tc  all  unb  nidii  mebt  binltfabia  rri  tSabbr.  4U).  «int 
njtrbtn  Md>  »0)1  nidil  tcnUUiI  Mim,  tonnten  ci  au*  niAi, 


folÄt  twrMn  oiifc  »obl  n(At  bmlniat  wt*n,  feitntcn 
*)  »tmonf  aabt  ber  rrfotniirtcB  Jtlrdif         - 

Bot)».  Stimm,  Srtinntru»»™. 


562  Subtoig  (Smil  ©rtmm,  Erinnerungen. 

fear  oft  bort.  Der  Site  ift  ein  groger  SDtonn,  elnfilblg,  oon  ber 
(Sonne  »erbrannt,  fte  eine  biete,  große,  gefunbe,  1)53$  luftige 
unb  freunblfdhe  grau. 

Der  „2Öa*  t)aft  benn  für  Äügeldjen1)",  toar  ein  »ebtenter 
in  ©telnau  unb  hat  mir  bie  gefattelten  Werbe  oor  bie  Züt  ge* 
bract)t.  2)er3««gfötfter  ^atfc  ift  noct)  toofyl  auf  unb  fauftbrao. 
«Der  lutf)ertfd)e  ^rdjeptor  ©elt)a*  fauft  auet)  noct),  unb  feine 
grau  iß  noct)  bie  alte  J&eje,  ber  tolr  einmal  ben  jSladj*  am 
Sfengarten  fo  ruiniert  Ratten.  Die  „(Stymologte^  unb  bie 
„©mirar,"  finb  unter  ben  ©olbaten.  —  Die  ©änfet)frttn  tttibt 
nod)  tote  fonft  au*,  ber  ©dhäfer  pfeift,  unb  ber  ^Tut)r)irt  unb  ber 
©ct)toetnet)trt  blafen  alle  borgen  nod)! 

Da*  SÄänaje9)  ift  in  ßanau  Äau*let)rer  unb  foll  orbent* 
lief)  gelehrt  fein  unb  9>t)tlofopt)!  3m  lieben  SÖf  engarten  bie  Stnbe 
ftebt  noct),  tote  froh  tt>ar  ict),  toenn  ict)  toleber  barin  toar!  Die 
J&ütte  Ift  noct)  fyübfct),  aber  ber  ftetnerne  $tfct)  jerbroc^en,  an 
ben  SSäumen  flehen  nod)  unfere  Ölamen,  unb  auf  ber  Stube  ift 
toteber  ba*  Bfcelvneft!  Überall  t)abe  ict)  ©lumen  gebrochen  unb 
fte  nact)  (Saffel  getieft  Der  (Stein,  ben  toir  oor  bit  ©arten* 
tfire  legten/  lag  auc&  nod)  bal  Der  93  er  n  fte  in  0/2Reifter  93., 
toa*  ift  ba*  oor  £ola?  —  <5tct)enJ")  ift  tot  unb  fein  ©ot)n  ©olbat. 
Überall  toar  ict):  auf  bem  Äirct)t)of  t)aben  bie  gtanjofen  bie 
Älrdje  jerftdrt.  2fber  bem  ©rofjoarer  fein  ©rein  ift  noct)  un* 
befcMbfgt,  unb  e*  blühten  Blumen  um*  ©rab.  Daneben  liegt 
ber  &ater  unb  ^ermann  unb  (Sbuarb.  2fucr)  gana  ftid  über 
ber  SRauer  lag  bem  ^räjeptor  fein  ©ftrtdjen  mit  ben  runb  au* 
gefdjntttenen  Öbftbäumen! 

3ct)  befugte  auet)  biegamilie  (Schlemmer,  ©le  toar  eine 
gana  fd)5ne,  gefct)eite  grau  unb  eine  ber  $5ct)ter  fet)r  fd)5n, 
aber  fein  beutfie*,  met)r  ein  franadfifdje*  ©eftct)t.  Der  alte 
©tabrfdjretber  QÄdller,  ber  Amtmann  SSüff4)  unb  mehrere 
noct)  gaben  mir  ©efellfdjaften.  dhtblfdj  aber  mußte  ict)  bod)  oon 
ber  t)errltct)en  ©egenb  #bfct)teb  nehmen.  Den  4ag  meiner  2fb* 
reife  bin  iä>  noct)  morgen*  in  aller  grüt)e  in  ben  lieben  SBtetf 
garten  gegangen  unb  fefcte  mlct)  auf  ber  lieben  üRurter  tt>r 
?)läfcct)en.  Da  toar  alle*  toie  in  ben  Ätnberjat)ren,  ba*  ijofje 
@ra*  mit  feinen  taufenb  Sölumen,  an  bem  bie]  Tautropfen 
bltnften,  Sogeigefang  attein  unterbract)  bie  feterltd&e  ©rille.  — 
9ia<t)t*  etnt)alb  ato5lf  bin  id)  toeggefafyren,  unb  toie  ict)  buret) 
ben  ©teintoeg  fut)r,  fat>  ict)  noct)  bie  Sie*  mit  ber  Saterne  au* 
bem  Äau*  fommen,  um  mir  noct)  Xbieu  au  jagen! 

3n  ber  erfreu  Dämmerung  ram  id)  in  ©einkaufen  an  unb 

x)  €1  »fcb  wofjl  ber  Gpifiname  einet  Sitten  fem,  ber  tnft  Angefallen  «ad» 
ber  »erfyananitooaen  flapffrfdjfongc  aefdjofFen  hatte.        *)  SRenae,  f.  ©.  43. 
•)  «Wer.  *)  Bater  be*  Dr.  jur.  ».,  ®.  211. 


3nf>ang:  2.  gerbfnanb  (Stimm.  563 

faf)  bie  fdjöne  ftfrctye  unb  ben  SBarbaroffa^alaft  in  unfenntlicfeen 
SRaffen  baliegen,  unb  abenb*  um  {leben  Ufjr  fam  td)  wieoer 
in  granffurt  bei  <&ttin  an.  SBie  id>  in*  3immer  trat,  faß  aud) 
SSilfjelm,  bcr  unter  ber  3*tt  au*  (Saffel  gefommen  war,  am 
$ifd),  worüber  td)  midj  fefjr  freute.  2Cud()  war  ©afctgng  mit 
grau  unb  Äinbern  ba,  unb  i$  !)abe  au*  ben  ©oetfye  gefeiten 
unb  gefprodjen1).  2Bill)elm  reifte  mit  ©afctgn^  nach  Reibet-« 
berg  unb  fam  nad)  trter  Etagen  wieber  mit  tym  jurücf*). 

3mwifd)en  bin  id)  naef)  ßanau  unb  fyabe  im  „Äefflfd&en 
J&of"  logiert,  unb  abenbö  benSöobe,  ben  2fboif,  ober  „dtonbolf" 
befud&t  @r  ijt  2ttwofat,  faft  jwifd&en  2Cftetu  @r  war  aucf)  mit 
im  gelb  al£  freiwilliger  Säger,  bei  Gar  13  (Säfabron,  unb  ift 
fefct  beim  Sanbfturm  Stittmeiper8).  gajt  t)drte  id)  aergeffen,  bafl 
ber  SÖtöjelm  Denfyarb  aucf)  Offöter  beim  2anbfturm  ifi  Ttn 
Di  enalb*  4Jau$,  wo  ber  ©roffcater  wohnte,  auf  bem  Äfrtfolafc, 
wo  wir  mit  bem  ©eorg  9>f  lüger  unb  grtfc  fpielten  unb  in  ber 
£ird)e  ©Reiben  einwarfen  —  überall  war  ia)! 

Unfer  £au$  f)ab  tcf>  aucf)  gefeiert,  auf  bem  9>arabeylafc4), 
wo  bie  Söäume  ftefjen  um  bie  ganje  ©tabt.  @$  ig  afemlicfc  tot 
bort,  unb  bie  abgebrannten  unb  aufammengeftfyoffenen  Käufer 
liegen  nod)  im  ©cfyutt. 

Dann  bin  id)  mit  bem  SJtorftfdjtff  natfy  granffurt  fjtnunte* 
gefahren,  wo  idf)  SBilljelm  wieber  traf." 

Darauf  antwortete  gerbinanb,  bem  ber  Sörief  an  bie 
(Seele  griff5),  atterbtng*  erft  am  5.  Oftober  1816: 

„Steber  2ut!  <3o  biß  bu  wieber  au*  3talien  tyerau*,  id) 
hatte  bir  julefct  fdjon  einen  Sörief  getrieben,  afö  mir  ©at>f  gn» 
fagte,  bu  feteft  fort;  alfo  fd&retbe  i^  bir  nun  fefct.  —  Du  fannft 
nl8)t  glauben,  wie  lieb  mir  bein  großer  Sörtef  war  mit  ben  fjerr* 
liefen  9tad)rid)ten  au*  ©tetnau!  3*  lag  auf  bem  (Sofa,  im 
begriff  ein  preufjifdje*  9DHttag$f$!äf(f)en  in  halten,  aW  ein 
9Rabd)en  fam  unb  mir  ben  blauen  Quartbrief  i)in  reichte.  @$ 
war  aQed  wofyl  unb  btö  in*  flcinfte  ijtnau*  fyereraäfjlt,  wie  id)'$ 
fjoffte,  unb  wie  bat  mtd)  erfreut  bie  fdjöne  $reue  ber  alten  J&effen, 
nur  baß  td)  ntd)t  babei  war,  ba*  war  mir  ba*  Söetrfibenofte. 
Sor  allem  ift  eS  fcr>6n  gewefen,  baf  fld)  4Janne$  Füller  in 
ber  alten  Uniform,  unb  bie  ©anne  (Sufanne)  fo  ^craltcr)  bezeigt 
ffabm,  aud)  bie  2ie$  mit  bem  Äatfjrtnd&e*):  enblfd)  aber  tut 
mir  fo  leib  ber  $ob  ber  treuflen  SÄarte,  bie  <§>ott  ofyne  Äinbeä» 

x)  ®.  o.  ®.  208  ff.       •)  @.  o.  @.  213. 
•)  Cr  Ol  aber  mdrt  alt  Offner  mifeemefen-       *)  @.  o.  ®.  29. 
•)  Cin  bnbfdpr  »rief  SacoH  an  9frb<nanb,  bcr  biefem  aued  SngrnN 
erinntrunaen  werfen  fottt  ßeftt  Äl.  ®d>r.  1,  23  ff. 

')  ®rtbe  W  fttbwta  acieid»net.    M  fetai  aar  fdi6ne  Ä6pfe/'t  faate  er. 

36* 


564  Subwig  ffimil  ®rtmm,  ©rfniierunflen. 

fieuben  ju  fidj  nahm.  T>lt  gute  ®«t*  tonnten  Wh  freilich  nicht 
belohnen  für  Ihre  Stoffe  Stcchtfcfjaffenfjeü,  fit  War  bie  meiftt  3eit 
ihtrt  Cebenä  fn  unfern  Bie-nften.  ©eine  ©rStlbetung  »on 
Sla«chen  ifi  trefflief)  unb  cfiarafterifrifd),  Aartoffeln  auf  bent 
3:ifd)  unb  ju  feiner  wrau  fagenb:  ,5cie  ferne  ju  ein  erei,  Cfte) 
fe«n)  nU  ftot*'!  Dlefe  2öorte  fagen  fo  »feil  Aber  Heb  »fite 
mfi  bodj  gewefen,  wenn  bu  mfr  auch  feine  grau  genannt  hätteft, 
ob  eö  etwa  eine  93tabant  ifi,  ober  eine  wn  jenen  9Xäbd)cn, 
womit  wir  oft  jufrawten  fpielten,  ju  welifcen  breien  auch  bie 
fpafj  ige  93ärbel  gehbrte,  bie  mit,  fo  früh,  geftoiben,  recht  leib  tut. 

äSilbelm  Dentjatb  wat  bet  befte  unb  fühienbfte  gteunb, 
unb  fht  mögt  euch  mancher  Suftfjene  erinnert  haben!  <8i  ifi 
wahr,  bu  bifj  jur  roftlicbften  3eft  burd)  bie  Heben  ©egenben 
gewanbert.  äffe  Selber  ftanben  noch  {nun,  bie  fä)one  Heuernte 
wat  ba,  ihre  2Süf)tgerfia)e,  gegenüber  bie  28iefen,  feber  Saum 
unb  S3ufcf)  fo  wohjbeTannt,  unb  in  ber  Suft  bie  jifebenben 
9Rauerfchwalben !  3)or  ben  genftern  (Denhatbö  ißaue)  lag  oft 
btttben  im  wannen  9Rorgenfonnenfchefn  ber  SBefnberg,  unb  in 
ber  SKitte  unfer  lieber  KÖiengarten,  unb  bie  biete  .ßutte  war  noch 
ba,  »o  einft  bie  gute  3Äutter  fo  oft  faß  unb  ff  ch  freute  über  bie 
ftudjrooffen  SSäume  obet  ben  fajönen  ftladjö  unb  taufenb  anbete 
2>inge,  für  bie  roir  bamaW  feinen  @inn  hatten  —  ein  foldjer 
fSHtf  in  bie  »ergangene  3»'  nuifj  bit  mei)t  ftraibe  gemacht 
ftaben,  als  nur  aussprechen  ifi!  —  Sit  wirft  nun  wieber  am 
^lämatten')  Wohnen,  bottfft'ö  heilet,  felbft  un2ötntet,  Sonn' 
tag«  ftretfen  ba  bie  3:aufenbe  Don  gröblichen  jum  Äaffee  b'naue! 

,£ier  hat  eben  bie  Scunftauöfteffung  it)ren  Anfang  ge> 
nommen.  3*  fiSnnie  bir  bfe  »feien  (Stjeugniffe  auö  bem  ofefen 
Äatalog  hemennen,  ti  fei  bir  feboef)  mit  efnigen  genug.  3<fj 
erwähne  ein  paar  gute  arbeiten  Ooerbtdö  auä  gtom.  SKlt« 
unter  tft  auch  ein  nfthi  oetfehlte«  ©cfilatbtfHur'  ba,  enblfcfi  recht 
gutegruchtftubien;  fonft  aber  mag  mid)  berJJaufe  nicht  fonbet« 
Heb  erbauen.  9Son  SBura*)  bie  ffurprfnjefi  unb  bie  jwei  $rin> 
jeffinnen1),  lebten  fcheinen  nicht  geraten,  ujw.  Schabe,  bafl  bu 
baö  berrltcrje  Sfitatbilb  »on  Danjig*)  nicht  gefeben  baft,  über. 


,  mil  flltttr  BHucll  ulfaninMn- 

wc  ftii  isoi  in  Btriin  istii,  wo  tr  an*  mrtrniali  &it 
■Im*  II.,  blt  ttitext  Aurflrftm  ilngnflr.  wallt  nnf 
inen  SBilt  eon  Slujufk  bat  gitrcta  91t.  7B  rabfett. 

iittt"  enn  ßmi  snemiiitg  in  tec  ÜRatimfitdit  in  £antif 
tttt.  *.  SS-  ffi.  39,  nRb  Miinbtt«  bn  Seil,  SR., 
II  äaftri  Don  »rtgat  ju  flinm  italitnifditn  SBtfltBtt 
U  im  rtanol  iDtjatlöottt  unb  tm  btffei  «eebcrti  na* 
r,  tarn  um  1907  nadi  qMtU,  mu|tc  abtr  BIS  efctn- 


#nr)ang:  2.  gerbtnanb  ®tintm.  565 

fjaupt  mehrere  treffliche  ®emälbe  bet  GHufttnfantfdfyen  (Valerie1). 
SÄan  Saat,  bte  Sammlung  ber®ebrüber  feoiffereje  in  J&etbel* 
berg  fyabe  bet  Äbntg  *on  ^reugen  ebenfalls  getauft.  —  J&aft 
bu  SRofyben*)  fn  9tom  gefprod&en?  £>urd>  SWüller*  $ob  (ber 
fogenannte  SeufefräRütter)*)  verliert  bte  Äunft  in  £>eutf<ftlanb 
beoeutenb.  Du  tofrfl  mir  bod)  einiget  au*  befnet  fHeife  er* 
jäfylen?  —  3m  3uni  toar  tc^  einige  3eit  auf  2trnim$  ©ut 
(20  ©tunben  *on  r)ter)  gerefft.  £)ort  fanb  fcf)  ben  2Btlr)elm 
unb  freute  mtd),  bafl  er  fo  tt>or)l,  fo  fetter  unb  froh  toar4). 
SWefne  fünften  ©rüge  fage  ber  gamflfe  £e$,  befonoer*  ber 
outen  gftau  yrofeffortn,  ber  Klette*),  9>eier  unb  ben  übrigen, 
jfcer  alte  lange  SBinter6)  (Äapettmefjter)  ift  r)ier,  idh  fann  bit 
eine  Worfle  &on  feinem  Äopf  beilegen,  toenn  bu  toiHjt. 

Seb  n>of)U    X)ein  treuer  g.  ©rtmm." 

<5f  n  tfoetter  ©rief  gerbtnanbä,  ben  er  fed)$3at)re  [pdter 
fdjrteb  —  anbere  werben  neben  feinen  Xuftetdjmmgen,  »on  benen 
jß.®rimm  (Einleitung  m  ben  SJtörd&en,  <3.  11)  fprtd&t,  jlcf)  im 
berliner  ®rtmm*@cfyranf  beftoben  (©teig  3,  471,  Änm.)  —  mag 
hier  nod)  folgen.  ©etbe  tndgen  aeigen,  baß  er  fein  geftbfynlidfyer 
ÜÄenfd)  unb  nicht  ot)ne  Sntereffen  unb  Äenntntffe  n>ar,  manche 
«Stellen  aucr)  l>ter,  baft  er,  befonber*  nacr)  ber  ®emüt*fette, 
bodj  aucr)  ein  ed)ter  @rimm  getoefen  ift« 

„Sfebfter  Soutä!  X)u  fottteft  meinen  ®eburt$tag$grujj  au 
rechter  Reit  befommen,  bocr)  nfmmft  bu  tyn  aucf)  fpater  gern. 
2Bte  get)t  e*  bir?  9Benn  icf)  etoa*  au*  bem  bebtet  ber  ^unft 
jar),  benfe  icf)  immer  an  btcfo,  alö  ob  jfcfy  alle*  auf  bfd)  bejdge. 
Öleultd)  roarb  mir  toa*  Äübföe*  geaeigt,  eine  groge  (Sammlung 
englf  fdjer  ®ebäube,  £it*en,  alte  ®rab*  unb  Denfmdler,  Steine 
u.  a.,  alle*  tt>of)l  mefyr  für  «rüttelten  beregnet,  aber  fo  t>crrlicf) 
in  3efc*)nung  unb  ©tief),  tote  man'*  nur  fet)en  fann.    Bonbon, 


')  ©te  berftbmte  Bilberfammlung  bei  SRarcbefe  OKuflintant  tarn  1805 
au*  »om  na*  «Paril,  wo  fle  1815,  nocb  170  OemAlbe  darf,  für  bat  berliner 
SRnfenm  erroorben  warb.  $<e  &oiffertefcbe  (Sammlung  aber  ging  9renj)en 
verloren,  weil  (5  (bin  feit  bamal*  (£erbft  1816)  mit  © o  wer*e  abaefcbloffener 
Äanfbertraa  elf  Sabre  lang  oom  Jt6nig  ntdjt  befMtiat  warb.  (So  tarn  fle  Aber 
(Stuttgart  1827  nacb  Sägern.  8ubwig  I.  taufte  fie  bamal*,  Hellte  fle  erft  tu 
®cblet0brtm  auf  unb  lief)  1836  ihre  mertootlften  ®d)4$c  in  bte  SRfincbener  Vina* 
bttfit  bringen.       *)  <5.  o.  ©.  239. 

•)  ^ter  irrt  9erbtnanb.  ©er  «XenfeUmAKer*  mar  ber  ®.  246  genannte 
SRaler  unb  Siebter,  1 1825.  %m  3.  ÜRai  1816  mar  aber  in  9trna  aetftettrant 
ein  anberer  Sfßaler  9riebricb  SDtfiller  geftorben,  (Sobn  M  berftbmten  Jtupfer* 
flecber«  3.o  D.  @ottbarb  ÜRflUer  in  Stuttgart 

4)  Über  ben  Sefncb  ffiüfjelm«  auf  Hrnim«  mirfifAem  9ut  993ie»er«* 
borf  i  SBeermalbe,  f.  ®teta  a.  a.  O.  8,  344 f.,  bie  «riefe  SBilbelmt  an  9er* 
binanb,  bnreb  bte  er  btefen  in  «mim«  Wamtn  bortbin  einlnb,  bafelbft  345 
«nb  46.  $erbinanb  fttbr  oon  Berlin  mit  bem  28aaen,  ber  <5ao<gnt)  von 
^©ieverdborf  nach  Berlin  iururfaebraebt  tpttt,  am  5.  Snni  babin  ab. 

•)  ®.  o.  ©.  104.      •)  ©.  o.  @.  109. 


566  Subwtfl  @mfl  ©rtmin,  (trtnnerungen, 

gblitburg  ujw.  muffen  In  bicfcr  JJtnjicht  siel  Sehenswerte*  ent- 
halten. 9Bie  ab«  bie  ©nglänbet  tm  gobfcbnftt  immer  weitet 
frhtcften,  ift  ganj  augercrbentlfcb ;  bie  Silber  unb  aSfgnetten  jh 
ben  jehnerlef  ©hafefpeare*  ftnb  ungemein  fch&n.  SBie  elenb  ba- 
gegen,  wa*  unter  und  gemacht  wirb,  namentlich  von  bem 
@ubiV),  unb  i*  glaube,  ©oethe,  bei  f ebt .alte*  lobt,  hat  bem 
auch  Uta*  gefagt*).  3*  weiß  nid»t,  wati  ich  oon  bem  (Soethe 
beuten  |oI(T 

mai  haft  Cu  »on  München  gebort,  bei  ffameüai  war 
bort  fehr  lebhaft,  unb  ber  äöfnter  aud)  fehr  leite.  Sfflte  fanft 
geht  et  auf,  bet  Frühling,  ba  gingen  wir  ehebem  in  ben  ©arten 
unb  bie  gelber,  »or  allem  fn  ben  treuen  9Setnbetg  bef  ©tefnau 
a.  b.  @ir.  3m  ©etft  feh  fefj  ihn,  unb  mte  au*  fernen  bunfien 
Johlen')  unb  Schluchten  ba*  mu  ®t*  unb  Schnee  »egfchmfüt, 
alle*  auflebt  unb  grün  wirb.  3ch  lenne  noch,  bie  erfte  glänjenbe 
SSuttetblume,  bfe  leb  unter  bem  Eaub  entbtefte,  ba*  in  unferm 
83tengarten,  um  bie  große  JJÜrte,  niebergefaSen  toat,  unb  machte 
Ihr  £uft,  unb  brach  ffe  nfdjt  gleich  ab*).  Auf  unfern  ®ehutte> 
tag  bedimen  wir  ©lücflfcben  ein  Rädchen,  ein  ©chauftikf 
(9Runje),  noch  fttM  ^efferuÄteujet,  unb  von  bei  guten  ÜRarie 
(unfeter  alten  .Wocfnri)  ein  ©tuet  Ohertorrtiejel1). 

9Ba*  war  eä  gegen  bfe  erlaubten  Sänge  fn*  (freie,  bie 
hohen  Sudjenroälber  mit  ihrem  'Bogeigefang,  Sleuntottr  unb  ihre 
Sleftet,  bfe  Suft,  bem  Urfprung  eine*  raufchenben  95etg»affer* 
naa)jugel)en,  unb  bfe  sielen  tcbenägefäfjrttchtn  9Mä&e,  wohin  rotr 
un*  gtiitflidj  nagten  1  —  Xbetifl  oit  noa)  erinnerlich,  nie  tott 
im  tiefen  3:al  fffo)ten  unb  ftebften,  ÄIa*d)en  in  bet  ©teinebach 
ftanb,  totr  auf  bem  dtafen,  unb  plbfclicr)  ber  gefnb  natjte  (ber 


Q3trt orten  rettete,  tat  ei 
<?xittibt  KtdU."    AI.  Sdlt.  i.  **■ 

')  «SreeeO,  ei«  Jttl  «turnerf.    »a(  SJott  w 
(Ar  «djiilfiitttt. 


2Cnrjang:  3.  Sari  ®rtmm.  567 

gffdjer)  —  wir  bann  bie  bufd&tge  2(nr)ör)e  fytnauffrürmten,  in  bet 
sfcafdbe  bie  goreUen  fyaltenb,  bann  auf  mein  Äommanbo  (weld) 
ein  geibrjerrntalent  entwickelte  tct)  ba  ntcrjt!)  hinter  bem  SSetg* 
bont  Äeljrt  machten,  wteber  herabfliegen  mit  @Awung  nun 
gegenüberltegenben  ©era,  fort  im  fdftltdjften  «udrtg  übet 
bie  Äcfer  burd)  bie  alte  J&oH  rennen  unb  enbltdj  auf  ber  ©trage 
nact)  @d)lüd)tern  triebet  rjeraudrommen1)!  936fe  ©treibe  t)aben 
wir  und  bodj  faum  $ufd)ulben  fommen  laffen,  felbft  bie  ®arten* 

Speftafeld  waren  nur  reiner.  fdjbner  Ätnberunfug.  SBtr  waren 
>ie  fünften  Ätnber  in  ber  ©tobt,  mit  ben  langen  Jßaaren,  taten 
niemanb  wad,  unb  bie  Wappen  würben  \>or  und  abgezogen  &on 
ben  Bürgersleuten,  Hut  biefe  unbefcrjretbltcfc  fügen  Erinnerungen 
jfnb  und  geblieben,  bie  tet)  um  ntcrjtd  fjfngäbel  £>er  fcr)5ne  bref* 
teilige  9Betnberg  mit  feinen  Umgebungen,  bie  2Cudffd)t  auf  irjn 
unb  \>on  ihm,  td)  fann  ir)n  ntd)t  \>ergeffen,  fein  ;l)errltd)fter  (Staube 
Sorratn  üoerbietet  bad!  <5d  tft  mir  oft,  ald  riefe  ed  *on  bort, 
ald  fottt  ict)  einmal  wteberfommen!  2öte  gern,  wär'd  auet)  nur 
für  ein  mübed  9>läfccr)en  ber  9tut)e*)l  SBad  r)at  und  in  ber  SBelt 
fo  worjlbefyagt,  ald  Jene  taufenb  fbjtltd&en  SRbtlfnge,  wie  ffe 
unter  ben  fleinen  @teind)en  und  entgegenlacrjtenl 

SBie  ict)  rjbre,  tjt  ÜKaler  G).8)  fefct  in  Gaffel,  er  tft  ein 
uter  Genfer)  unb  ntd)t  ungefd)tcft,  aber  langweilig,  batet  in 
[rag  unb  Antwort  fefyr  läctjerltd),  unb  fam  mir  immer  \>or,  wie 
ad  grauenaimmer,  weldbed  auf  bie  graae,  wo  ffe  t>er  fei,  \>er* 
ferjämt  fagte:  ,ÜWt  9tefpert  au  fagen,  aud  Bern  Wintern  9>ommern\ 
©rüg9  boct)  recr)t  rjenlfcr)  gubwtg  Jpaffenpflug  unb  alle  änbern 
unb  lebe  gefunb!    ©ein  treuer 

gerbfnanb.    Berlin,  am  15«  ÜRära  1822. 


3.  €ar(  ©rimtm 

Über  ben  ©ruber  Sari  finb  bie  9tacr)rt(r)ten  noer)  fpärltcrjet ; 
aber  fo  *>iel  Slot  unb  borgen  wie  gerbin aitb  fcr)eint  er  ben 
SBtübern  ntdjt  gemalt  au  rjaoen.  Xuenefymenb  gut  war  aud)  er, 

*)  „®te  wir  einmal",  antwortet  8nbmia,  „beim  fctfcben  oom  bflrren 
SRelcbior  ermifebt  würben,  me{#  id»  and»  noaj  febr  genau.  £at  AIAtcben 
mürbe  barcbgeprflgelt  unb  tbm  bie  ©trumpfe  genommen,  mieb  erwifebte  ber  bftrre 
Äerl  im  Äornfelb,  aU  er  mieb  aber  bleuen  wollte,  ri#  id»  ibm  au«,  unb  er  tonnte 
mieb  trofi  feiner  grofen  &ftfe  niebt  wteber  erwifeben." 

•)  $er  «ruber  Sacob  f>iclt  1830  in  <36tttngen  feine  «ntrittirebe  Aber  ba« 
$eimweb!  „3kb  meinte  betmlicb  and>  Reffen  mit,"  febreibt  er  an  ßaebmann, 
„ffibrte  e«  aber  bauptfdcblicb  auf  ©entfebtonb  nnb  bie  bentfdje  ®>racbe  au*.11 

•)  Safob  ©Atta?  Soft.  Onnbelacb?  8.  ©rnnbaum?  it.  @linier?  ber  le$te 
mar  ein  Setannter  ber  vrftber. 


568  2ubtt>tg  (Smil  (Stimm,  (Srltmerungen. 

aber  ntdjt  befonber*  begäbt,  fo  baft 3acob  fdjon  1805 Qflbbr,  36) 
SBtfyelm  feine  fd&toere  ©orge  um  ityn  befennt,  ber  bamaw  föon, 
tt)enn  aud)  ofjne  eigne  Neigung,  mm  Kaufmann  befümmt  ober 
entfdjloffen  toax  ober  gar  föon  langer  in  einer  faufm&nnifdfyen 
2et)re  in  £anau  getoefen  au  fein  föeint.  SBenigften*  fd>rcibt 
SBilhelm  (<3#oof  1,  41)  an  feinen  greunb  SÄtnalb1)  au* 
Gaffel:  „ÜRetn  SBruber,  ber  fonft  in  £anau  tft,  ff*  fefct  mit  guter 
Stonbltton  in  J&amburg." 

£>er  greunbfc^aft  ber  Älteren  ©rüber  mit  2ulu  (2ubot>lca) 
Brentano  au*  granffurt,  ber  @d)tt>efter  \>on  (Slemenö  unb 
SBeiiina,  t>atte  er  e*  fidjerlld)  au  wrbanfen,  baß  beren  Glatte, 
<5arl  3orbt*  (t  1839),  ber  J&ofbanfter  3£röme$,  ber  mit  biefem 
narf)  (Sajfel  gebogen  toar,  tfyn  in  fein  93anfgefd)äft  einteilte  •),  3*n 
3uni  1809  erhält  er  ael)n  Äarolln  Rulage  (Sgbbr.  109);  »ad  e* 
aber  für  ein  Vorfall  n>ar,  ber  im  »Uwember  fcfion  feinen  2fa& 
tritt  au*  bem  ©efc^dft  veranlagte  unb  bei  bem  $acob  tfym,  ber 
freilief)  manchmal  viel  au  arbeiten  fjabe  unb  e*  ntd)t  gern  tue, 
bie  meifte  @d)ulb  jufcfyiebt,  totrb  nid)t  berietet.  @tn  fd)tt>anfcnber, 
ratlofer  ÜJtenfd)  fd)etni  er  ohnehin  getoefen  au  fein. 

„2Cn  <5arl,"  treibt  ©tUyelm  au*  £alle  im  Xprtl  1809 
(Sgbbr.  87),  „toirb  fiefy  ber  innerliche  SJtongel  an  Sroft  immer 
.  •  .  offenbaren;  »eil  er  an  nld&t*  feftyält,  greift  er  faft  blinb 
na#  allem,  too  er  (Stufte  fyoffen  fann/'  „Eber"  —  fo  beift'* 
Ja  bei  iebem  $abel  ber  älteren  ©rüber  immer  fofort  hinter* 
brein  —  „bu  fyaft  red)t  babei,  er  tft  fo  red)tfd)affen  unb  efyrltd), 
baß  idj  tyn  aud)  tjerjlicf)  liebe." 

©nbe  November  1809  fd>reibt  SBtlljelm,  Sacob  mbge 
boct)  fudjen,  il)m  in  Gaffel  eine  Aufteilung  in  irgenb  einem  fauf< 
männtfd&en  ®efd)äft  m  serfd&affen.  „@in  (felbftänblger)  «auf* 
mann  toirb  er  boct)  niemals  »erben,  »eil  ifyn  ntd)t*  tntereffiert 
©ruf}  tfyt  boef)  ^erjlicr)  von  mir.  9Ran  fyat  von  iebem  Söfenföen 


x)  $>ie  »ruber  3a cot»  unb  28olf  «Ktttalb  ^abeti  ben  Alteren  »rabern, 
auch  in  ber  ©öttinaer  unb  Berliner  3eit  noä),  ©elbaefcbdfte  beforgt,  mtb  ohne 
ieben  eignen  Sorten.  @ie  wohnten  tn  bem  Jpaufe,  ba*  tbr  Sater,  2Öolf  »., 
geft.  1811,  1766  an  9er  (Stelle  bei  oon  ttftobenfcben  (f.  o.  ©.  230)  £anfe*  er» 
rtdrtet  Ijatte,  beute  fcntenaaffe  20,  unb  hatten  ba  etnen  ©tofflaben.  £>er  iftngere 
»ruber  SBolf  rooate  9ffa(er  werben  unb  ftabterte  febon  in  2Bien,  befreunbet 
mit  Do  erbe  rf,  ber  aud»  eine  f<böne  Äretbeietctutun«  bamaltoon  ihm  gemacht  bat. 
%üt  ©ruber  @rimm  flnb  ^reunbe  ber  Grober  W.  aeioefen,  Sacob  unb 
© U beim  mebr  oon  3acob.  £ubnng  mehr  oon  ffiolf.  S)eflen  ®ohn  3ofepb«  eben* 
faa«  ein  trefflfcber  ÜRann,  tfl  tn  hohem  «Iter  im  ©eiember  1910  geftorben.  Cr 
befaf  etwa  65  »riefe  3aeob*  unb  befonber«  Wilhelm«.  —  3»et  »Über,  bie 
2ÖoIf  «.  oon  feinen  @rof eitern  geieiebnet  bat,  bat  8n bioig  ihm  rabtert,  flehe 
9rr.  84  nnb  85. 

*)  Sine  SrieffleKe  bei  ®teig  3,  28  oerfennenb,  bat  ©eboof  (J^effenlanb 
1905,  131)  (Sari  aU  Kaufmann  in  KUenborf  (a.  b.  Snmbba)  beieicbnet.  6r  oer* 
ftebt  aneb  ebenba  (toie  1,  31)  tint  begeiflerte  tfotktfttng  3Bilbclmi  ober  ®a* 
oig«9  fo,  aU  fei  3acob  ber  Oelobte. 


Xnfymg:  3.  <5arl  ®rimm.  569 

einen  Sotaleinbrwt  unb  n>teu>of>I  id)  mit  ntcfyt*  betrugt  bfn,  fo 
ftefye  td)  in  Qebanten  immer  oor  tl>m,  al*  tjabe  td)  fi)tt  womit 
beletbtgt  unb  müßte  ihm  abbitte  tun«  SBan  fann  aetotjj  nid&t* 
Unrechterem  auf  ber  8ßeit  tun,  al*  %itbt,  toann  fte  ftd>  aucb 
äuftert,  ntd)t  red)t  freubtg  unb  fyenlidj  aufnehmen,  unb  too  td) 
aud)  nur  ein  (Geringe*  baaegen  aefünbiai,  tft'*  mir  immer  ein 
©ortourf  unb  quälenber  (Sfebanfe*  Qöbbr.  192). 

Durd)  ba*  ftete  Durd)bred)en  tfjrer  ©üte  unb  Siebe,  in  ber 
ffe  ff  d)  immer  nod)  einanber  beftärfen,  mögen  bie  älteren  Grübet 
au*  mit  (Sari  nur  langfam  genug  oortoftrt*  gefommen  fein. 
1810  au  9BetfynacK)ten  ift  er  nod)  in  Gaffel  an  Aufführungen  im 
gamtllenfretfe  beteiligt  Xbtz  im  Sanuar  1811  reift  er  enblicfy  — 
toa*  3acob  leib  tut  —  mit  neuen  planen  na*  Jjamburg  ab, 
too  er  toofyl  eine  SRelfeftellung,  tote  er  {ie  aud)  fpftter  beflelbete, 
aefunben  fyaben  maa.  3n  Süoeä  fdjeint  er  toenfgften*  befannt. 
&r  toirb  aud)  bort  im  Sorben  (Sngltfd),  ba*  er  fpäter  gelehrt 
bat,  unb  ffranftdfif$,  ba*  er  nad)  äöttyelm*  3eugni^  geläufig 
fotad),  gelernt  tjaoen.  2Cber  im  «September  1813  nmrbe  er  (nad) 
SÖttyelm  bei  Stengel  2,  4  unb  3,  103)  au*  Jßambura  oon  3)a* 
«out  au*getoiefen,  verlor  alle*,  toa*  er  befaß,  unb  fam  über 
©tabe  unb  Bremen  am  13.  gebruar  1814  in  Gaffel  an.  Dort 
trat  er,  „jf$  tym  barbietenbe  Vorteile  ntd&t  ad)tenb,"  al*  frei* 
tottttger  Säger  ju  9>ferb  ein.  3(1*  Offöier,  tote  2oui*,  tourbe 
er  aber  nicfyt  angenommen,  toa*  man,  tote  SBtlfyelm  meint 
Ogbbr.  226),  aucf)  nid)t  oerlanaen  tonnte.  £>tefer  braute  aud&, 
toenn  aud)  nur  mit  SBühe,  für  bie  Reifen  ber  ©ruber  au*  J&anu« 
bürg  unb  SDHhtd&en  nad)  Gaffel  bie  Soften  auf,  unb  jtoar  bei 
einem  ®ef)alt  oon  ljunbert  Malern  unb  unter  (Sntleifyung  oon 
[ecb*r)unbert  Malern;  fein  (Stefud)  um  3ulage  fal)  er  jebod)  al** 
balb  abgefdjlagen. 

<5arl  unb  fcubtotg  rüctten  mit  ber  fcffiföen  £>iotfton  in 
granfreid)  ein.  $om  7.  2fortl  ab  toar  (Sari  mit  einem  Offner, 
ber  Depefaen  an  ©lüdjer  braute,  in  $ari*,  toofytn  aud)  Sacob 
am  10.  tarn,  ol)ne  baß  ffe  ftd)  fofort  gefefyen  hätten.  2*om 
26.  Bprii  ab  aber  trafen  fle  fld^  täglich  (Sflbbr.  309.  314).  Dann 
toarb  er  oon  Sorbt*,  ben  er  aud)  in  $ari*  fanb,  in  ftinan^ 
fachen  nad)  Trüffel,  25toen  unb  2Cad)eiv35urtfd)eib  gefeiert,  fam 
toieber  nad&  9>art*  jurücf  unbjog  n>of)I  am  4.  3uli  mit  feiner 
Gruppe  toieber  in  Saffel  ein.  (St  ift  bort  in  feiner  Uniform  oon 
Subtoig  gewidmet  unb  rabiert,  unb  toir  geben  ba*  &llb  t>tcr 
toieber1).  »©eine  ®eftd)t*$üge  toaren  regelmäßig,  aber  ernft  unb 
faft  leblo*,  f)tf$t  e*  in  ben  £eff,  Erinnerungen,  @.  33;  „feine 
großen,  blauen  Bugen  matt  unb  trübfinnig;  er  lächelte  feiten  unb 
ladete  nie." 

*>  mt.  44. 


570  Subwtg  @mil  ®rtmm,  (Erinnerungen. 

9to$  einem  längeren  SBefucfe  in  ®tefnau  im  2faguft  reiße 
er  am  3*  9tot>ember  wteber  nadj  Ötorben,  „al*  rufflfcfter  ©olon* 
tär,  woburd)  er  einen  guten  9Bagen  befommi  unb  feinen  S8e* 
bienten  (!)  mitnehmen  fann,"  wie  SÖllbelm  föreibt  (Sflbbr.  374). 
Qn  fdjetni  bann  Subwtg  in  6artöi)afen  abgeholt  ju  baben,  unb 
befudjie  mit  tym,  wie  oben  (<5.  203)  erjagt,  9>aul  SStganb 
in  J&ojter.  3n  Hamburg  fanb  er  wteber  einen  SReifepoßen  mit 
einem  ©etyalt  t>on  jweltaufenb  granf*  unb  ging  wotyl  al*  SBetn* 
reifenber  etwa  im  gebruar  1815  naef)  SBorbeaur,  ab,  wa*  3aco  b, 
al*  er'*  im  ÜJtörj  erfuhr,  gar  nfd&t  red&t  war:  „Selber  ®otte* 
fommt  er  wofyl  in  bie  9topoleontfcr)en  SBtrror  —  9ta»oieon 
war  eben  au*  <5lba  ausgebrochen  —  „®ott  l>clfe  au*  biefem 
fclenb",  fcr)rteb  er.  2fot  24.  bt*  26.  gebruar  fcrjreibt  aber  Sari 
au*  9>ari$,  wo  er  Wieberum  3orbi*  gefunben,  unb  ift  am 
10.  Xprtl  glücfltcr)  in  SBorbeaur,  angelangt. 

1816  ift  er  bort  aueft  nadfauweifen  ((Stengel  3,  186).  £>o<ft 
bereifte  er  1817  für  feine  girma  au#  £>eutf#lanb.  „&on  <5arl/' 
fcrjreibt  Subwtg  an  gerbinanb  ju  9>f!ngften  1817,  „habe  ic^> 
einen  ©rief  au*  granffurt  a.  9Ä.  befommen  \>or  acr)t  äöocfcen. 
(Er  war  in  Jftanau,  wo  er  SBobe  unb  mehrere  (Steinerner  @d)ul# 
fameraben  befugt  r)at,  wobei  wteber  ber  alte  9>r.  3in(!^an 
hergenommen  worben  ift."  Eber  im  3uni  1818  !am  er,  „be* 
äufentyaitö  in  Söorbeauj  Idngft  mübe  geworben/7  wie  5Ööilf>clm 
entfdjulbigenb  fdr>reibt  (©tengel  1 ,  177  f.),  „wieber  nacr)  (Saffel, 
wo  bamafe  alle  ®efcr)wljter  aufammen  waren,  unb  jwar  über 

famburg,  wo  itym  ©lue!  unb  Unglüc!1)  auglefc^  begegnete.  (Sine 
abrtf  in  Hamburg,  beren  SBefffcer  ihm  fo  wobl  wollte,  baß  er 
if)tn  gleich  einen  Anteil  unb  nad)  feinem  5fcobe  fte  ttym  ganj 
überlaffen  wollte,  mußte  aerobe  ba,  gleid)  nad)  ober  für)  »or 
feiner  Jlnfunft,  abbrennen*)!  „Überhaupt  fann  er  ntd)t  \>tel  \>on 
®lücf  fagen,  fcr)reibt  SBtlbelm  an  Brntm,  „unb  er  bauert 
mld),  wenn  ich  benfe,  baß  er  bod)  mancher  Vorteile  jur  SBtlbung, 
bie  wir  genoffen,  f)at  entbehren  muffen,  unb  baß  er  eigentlich 
feine  rechte  Steigung  au  feinem  @tanb  bat,  fonbern  flagt,  baß 
er  nicht  t)<*be  ÜÄufif  erlernen  fönnen,  bie  ttym  über  alle*  gebe/' 
„3*  freue  m\d),"  fdr)reibt  er  anberäwo  (©tengei  1,  190),  „bajj 
er  neb  einen  im  gamen  fo  Weiteren  @tnn  unb  ein  Vertrauen 
auf  (Sottet  £ilfe  erbalten  l)at."    2Sabrfd)elnltd)  f)at  er  bann 

*)  „2Bir  »rober  aue  f6nnen  ntebt  001t  @lärf  otel  fagett",  fArctbt  Sacob 
1822  an  2Ötgaitb  (®tcngcl  3,  228).  JDfyte  «nlagen  war  (einer  oon  «n*.  'Bit 
b4n0en  anetnanber,  ba*  erleichtert  unb  etfdjwert.- 

•)  SRad)  £eff.  ^rinnerunffen,  <5.  33  bAtte  „ber  Srcunb,  mit  bem  er  affoii» 
tert  aetoefen,  unrebltcb  gegen  tftn  0ebanbelt  ttnb  tl>n  um  feui  fanje*  93erm6aen 
0efcbabigt."  ®etne  «mnaen  ^tfparntffe  eerlor  er  aUerbtng«  ((Stengel  1,  1Ö0), 
aber  er  tfi  gewtf  ntebt  betrogen  werben,  fontf  mikrben  wir'«  oon  ben  Vrfibern 
b6ren. 


Xnfymg:  3.  <5atl  (Stimm*  571 

triebet  für  ein  3Beingefd)äft  in  dtyeimö  getefft,  abet  im  Sunt 
1819  fifct  et,  nad&bem  et,  „*om  ®d)fcffal  tttbulfett",  bie*  Stet* 
fyältnf*  abgebrochen,  für  met)r  al*  eineinhalb  3at)te  in  Gaffel 
(©tengel  1,  188  unb  136).  J&tet  bemühte  etficty,  nad&bem  fd)on 
1819  eine  letfe  anfrage  28tlbelm$  bei  4tnim  nad)  einet 
SRentmetftetftelle  bei  tiefem  m  ntd&tf  geführt  fyatte,  felber  \>et< 
gebltcft  um  einen  Äaffietetpoften  beim  ÄutpttnaetL  getotfj  uniet* 
ftfifct  burcf)  3öiH>elmr  bet  um  biefe  3eit  bem  (Srbpttnaen  <8e* 
fafd)t$ttntetttd&t  gab  (©tetg  3.  480;  Stengel  1,  201).  2Sfl* 
beim  fyat  autft  butd)  ©uabebtffen  nad)  einet  ©teile  in  SBtemen 
für  ihn  geforfd)t:  ,,3d)  glaube,  et  iß  in  feinem  gacfye  brauchbar 
unb  tn  einet  J&anblung,  bie  mit  gtanfrefdb,  n>o  et  lange  ftat, 
in  SBetbinbung  fleht,  n>of)l  \>otaügltd).  2(ud)  etn>a*  Omgltfty 
»etftet)i  et,  et  ift  fleißig  unb  »on  treuem  #etaen/'  2(1$  alle* 
\>etgeblfd)  n>at,  ging  (Satl im  3tpttl  1821  abetmal*  nad)  Hamburg, 
(5*  n>at  aucft  3cit;  benn  „<5atl  tut  fyiet  ben  ganzen  Sag 
nichts,"  fdjtetbt  «ubtolg  an  getbinanb  am  30.  Bptfl  1821, 
,/Oing  au$  einet  @tube  tn  bie  anbete,  furnierte  ffd)  immer  mit 
©alben  unb  Xtanei  bie  Xugen,  ©titn  unb  9lafe,  n>at  übet  ben 
(Staub,  ben  et  überall  fat),  ätgetltd),  fab  babei  fd&mtettg  au$, 
ging  nitgenb*  mer)t  t)in,  unb  ba*  ging  fo  einen  Sfcag  tote  ben 
anbetn.  3d)  tyoffe,  baf}  e$  iljm  jefct,  n>o  et  nacb  J&ambutgge* 
teift  tft  bei  3etftteuung  unb  Arbeit  beffet  xoixbr  —  Unb  2811* 
l)elm  fd)retbt  an  Xtnim:  „Sari  ift  nun  nad)  Hamburg  am 
erften  gefttag  abgegangen,  um  glefd)fam  triebet  \>on  \>otn  an* 
jufanaen . . .  Obgletd)  ttrft  babut*  *on  einet  großen  Saft  be* 
freit  ffnb,  benn  einen  fo  uttbefdjäfttgten,  pebantifc&en,  t^podjon* 
brtfd)en  SSÄenfd&en  immet  unruhig  um  ftd)  l)erum  au  fyaben  unb 
in  jebem  ®ebanfen  aeftbtt  au  werben,  ift  ein  paar  3at)re  lang 
fdfooet  au  ertragen,  fo  tat  et  mit  bod)  unbefcbreiblid)  leib,  unb 
fd)  t)abe  fo  n>etnen  muffen,  rote  lange  nfd)t.  @t  roar  eine  3eir> 
lang  bod)  bet  feiigen  STOuttet  liebfte*  Ätnb,  toeil  et  met)t  alö 
bie  anbetn  in  it>rc  gamtlte  alter),  unb  al*  et  im  $oftoagen  ernft 
unb  traurig  faß,  t)atte  et  einen  eigenen  3ug  t>on  bet  SÄuttet  im 
@efid)t,  bie  getabe  fo  ben  üBunb  jufammenfd)log,  baß  td)  e* 
faum  aushalten  tonnte"  (@teig  3,  490  f.). 

3n  Hamburg  ift  et  1822—24  nadfoutoetfen.  1822  fd)teibt 
2Bllt)elm,  et  tyabe  *tel  (Sotge  um  it)n,  Soutfe  9Uld)atbt 
tjabe  jld)  feinet  Itebretd)  angenommen,  n>a*  et  igt  nid)t  genug 
toetbanfen  fönne  ((Steig  3,  521).  3bet  tm  gtüfrfabt  1826  ift  et 
\>on  ba,  „u>o  et  toegen  bet  J&anbeläfriff*  ntd)t  l)at  befreien 
fonnen/'  für  immet  nad)  (Saffel  gefommen  unb  au>at  jundÄft  in 
beö  feit  einem  3at)t  \>etheltateten  9Bilbelm  J^aud!  „@t  beult 
r)fer  Untetttcbt  im  Stanabflfd^en  unb  ^ngiifc^en  au  geben,  roie 
et  fd)on  in  J&ambutg  getan  bat"  (Stengel  1,  241). 


572  Subroig  <5mtt  ©Timm,  Erinnerungen. 

3n  ber  Gaffeler  allgemeinen  3*itung  x>t>m  11.  Bprtl  *& 
bietet  et  ffd)  au  folgern  Sprachunterricht  unb  l)at  *on  ba  ab 
(Saffel  nicf)t  mefyr  für  längere  Reit  toeriaffen.  @r  f^ötte  fefyr  »tele 
©cbüler  gefunben,  unb  tiefe  fallen  tfym  lebendlang  für  feinen 
trefflichen  Unterricht  banfbar  geblieben  fein,  fyeigt  e*  in  ben 
„£eff*  (Erinnerungen",  <3.  33.  @r  fei  rufytg  unb  ftreng  aß 
Sekret  getoefen,  tjabt  auf  bie  fletnften  geiler  bei  ber  3(u$fprad)e 
geartet  unb  mit  SD?tlbe  auredjtgetofefen. 

3»et  3af)re  fpäter  gab  er  bei  SBobne*  in  Gaffel  (j.  greg* 
fd)mtbt»®tertngf$e  SBud&holg.)  ein  fletne*  feud)  „über  bie  Doppelte 
ttaltentfdje  SBuctyntyrung/'  123  <S®.,  betau«,  in  beffen  ©orrebe 
er  noch  anbre  Itierartfdje  3bfid)ten,  tote  bie  J&erau$gabe  einer 
franabftföen  ®rammottf  unb  einer  „(Sammlung  \>on  ©prtfy 
tobrtern,  ®alltaf$men,  ©üarrerten  ber  franabfifdjeu  (Spraye/' 
au*  feine  Hoffnung  auf  eine  bod)  nod)  &x  macbenbe  llterarlföe 
Steife  naef)  fotglanb  serrät.  (St  fd>eint  fidj  felbft  ernährt  au 
baben,  unb  fein  Verbätet*  $u  ben  ®efd)Urigern  blieb  ßetö  ein 
gute«.  3*n  Xprü  1831  melbet  toentgftenä  SBtlbelm.  beraube 
1829  mtt3acobnad)®5tttngenübergejiebeittt>ar,  an3.9Unalb 
in  Gaffel:  „(Sari  toar  einige  Sage  bei  un$,  unb  totr  bftben  und 
betalim  über  biefen  SBefud)  gefreut" 

(St  lebte  für  ji#  in  ber  Unteren  Äbnigftroge,  bann  in  ber 
3Mon»fien*  (beute  2»ttteW®affe,  enbli$  in  ber  ^ar|tätterßraj5e, 
<5de  ber  Äettengaffe  bti  einer  gubrmannSfamtlte.  3"  Stottag 
aft  er  —  toobnte  aber  ntdjt  ba,  ttte  e*  „4}eff.  (Man/',  ®.  33 
beiflt  —  im  ^effifd^en  £of",  einer  einfa&en  aBtrttoaft  (Scfe 
ber  J&obetor*  unb  ber  ÜJ^lgaffe,  unb  ging  täglf  d)  au  befümmten 
9tod)mtttag$jhmben  auf  bem  griebricbdpla|  fpaaieren.  (Sr  t>atte 
äufterft  wenig  SBebürfniffe,  na#  ben  „£eff.  (Erinnerungen",  ®.  33, 
hätte  er  nur  einen  eitrigen  3naug,  (Sommer  unb  SBtnter  ben* 
felben,  gehabt,  einen  bellblauen  Oberrocf  *on  (Samelot  unb  graue 
SBeinfletber,  ftetä,  aud)  beim  fünften  SBetter,  einen  roten  Stegen* 
febirm  unb  im  SBtnter  einen  furjen,  grauen  $ud)mantel  mit 
langem  fragen  getragen.  (Ein  ^inberfreunb  toar  er  a^ar,  aber 
bie  fönber  liefen  tfym  auf  ber  (Straße  nad)  ober  trieben  tfym  au*. 

Jacob  fprid&t  toor  ber  berliner  2Cfabemie  b.  98.  toontfym 
mit  ben  ©orten,  er  fei  betrübt  um  ibn,  al*  fei  ifjm  nld&t  genug 
Siebe  \>on  tfynen,  ben  älteren  Sörübern,  tolberfabren.  Unb  bod) 
haben  fte  fo  lange  Sabte  fytnburd)  (Sari  tote  gerbtnanb  »iel 
(Sute*  getan«  3ber  beibe  toaren  au  abfonberltdje  SRenfäen,  al* 
bag  bie  Vorüber  9Btlhelm  unb  Subtotg  ober  bie  ©d&toefter 
Sötte  in  einem  £aufe  auf  bie  Dauer  mit  ibnen  bitten  leben 
fönnen. 

2fot  25.  SRat  1852  tft  er  in  Gaffel  geworben  unb  auf  bem 
bamal*  neuen  Stotenbofe  begraben.    9öte  äacob  neben  9Btl* 


3nfymg:  4.  a)  Sötte  unb  £affenpflug.  573 

beim,  fo  fyat  fcubtotg  nacfy  elf  Sagten  neben  ff>m  bie  lefete 
ftutjeftatt  gefünben.  <sx  war  auch  »tiefet  ntd)t  *5tttg  mittellos 
geftefen,  n>entgften$  fd>retbt  Sötlbelm  an  3acob  SRtnalb: 
,,£>urd)  3t)re  Jjanb,  liebet  unb  l)od)gefd)äfcter  greunb,  ffnb  mit 
bie  SBertpaplere  au*  bem  9tad)laf5  meinet  \>erftorbenen  «rubere 
jugegangen,  unb  ttf)  habe  fle  ntd)t  ofyne  Bewegung  in  (Smpfang 
genommen.  <$r  l>at  ein  etnfame*  Seben  geführt,  toa*  mir  immer 
leib  getan  fyat,  wenig  ober  gar  feine  ©efd)äftigung  gehabt  unb 
hätte  fftr)  etwa*  behaglicher  unb  bequemer  einrichten  foflen1). 
fcod)  td)  glaube,  er  fyat  ba*  faum  empfunben."  —  Ob  er  ba< 
mit  rec&t  bat?  — 


4.  a)  Jotte  tmt>  £affimpflug- 

2ton  ber  „lieben  Sötte",  be*  &aier*  unb  ber  SBrüber  €ieb^ 
ling  unb  „Sterjug",  *on  ber  na*  trterjlg  Sauren  nod)  il>re  alte 
3mme  in  tiefem  @>d)tnerj  über  lljren  $ob  auf  ba*  ltebet>oHjte 
et3ä()lte,  naef)  ber  ff  cfy  bei  ben  trübem,  fo  oft  einer  nad)  ©telnau 
tarn,  alle  ©tetnauer  ©efannten  juerft  erfunbtgten,  unb  \>on  ber 
®d)tt>terigktt,  bie  nad)  ber  Butter  Stöbe  ben  SBrübern  für  bie 
weitere  (Sfcgiebung  ber  ®d)tt>efter  erttmcfyä,  fyaben  totr  toteber* 
tyolt  fdjon  gefprodjen.  «Sie  fanb  aud)  in  Gaffel  treue  unb  an* 
t)änglfd>e  jfreunbe  in  tljren  fpdteren  ®d)tt>ägerinnen,  ber  ba* 
maltgen  STad&barln  2)ortd)en  9Btlb  unb  9Rarla  SBbttner, 
fott)ie  bei  allen  etnfyetmifdjen  tote  auswärtigen  greunben  ber 
SBrüber.  3fyr  ©IIb  \>on  Subtoig*  J&anb,  9fr.  46,  jeigt  regefc» 
mäfjlge.  etoa*  ftrenge  3üge  in  fömalem  ©cficf)tr  bie  fd)5nen 
J&aare  in  funftooHem  aufbau  betupfe.  Subtolg,  ber  fie,  1814 
fy£imgefef)rt,  mit  SWaleraugen  betrachtet,  JRnbet  fle  ntd)t  nur  grofj 
imorben,  fonbern  rüljmt  aud)  if)ren  SÖucfy*,  tyre  #aare  unb 
;dt)ne,  it)re  £änbe  unb  Pfle*).  aber  if>rc  ©efunbfyelt  t)at  ben 
Srübern  in  ben  erften  %abtm  bfter  ©orgen  bereitet1),  einmal 
aud),  1818,  eine  £ur  in  ©Übungen  nbtig  gemacht.  ©onft  ift 
fie  —  wenn  fie  au*  einmal  in  SSÄarburg  war,  1809 4),  unb  ein* 
mal  in  granffurt,  1817 6)  —  ntd)t  in  ber  Söelt  fjerumgefommen. 
©djtoerltdj  iß  \>tel  an  it>re  2fa$bllbung  getoenbei  Sorben. 
8ür  bie  9Räbd)en  taten  bamal*  nfd)i  nur  bie  ©taaten  —  bie 
tun  nod)  t)eute  ntd)t*  —  fonbern  aud)  bie  ©täbie  nlcfyt*.  Söenn 


*)  ©afjettt  gemtf ,  er  fyftte  fein  ®elfc  lieber  aitfoe&ren  fotten. 

»)  <£>.  ®.  139.       •)  Ctefe  3,  423.    Stengel  1,  176  f.       ')  Sgtrtr.  108. 

•)  Stengel  1,  163. 


574  Subwtg  (Srmtl  ®rtmm,  (Erinnerungen. 

3acob  1809  an  3Btll)elm  fdjretbt1),  bie  SBttyelmine  £>en* 
Harbin  fei  ba,  übet  alle  SSÄafJen  langweilig,  „bfe  Sötte  fommt 
mit  in  tfyrer  Umgebung  red)t  angenehm  vor",  fo  ift  bie*  für 
lefctere  ntcfyt  eben  Jd)metd>eW)aft,  aber  fpäter  fd&tlbert  er  f!e  al* 
überau*  red)tfd)affen  unb  Hcbct>ott  unb  babei  auch  red)t  ver* 

Stönbtg,  al*  ein  <$emüt,  ba*  ffd>  nur  näheren  Gerannten  auf* 
d)lof},  aber  feft  an  ben  ®efd)Wiftern  fytng. 

®te  führte  ben  trübem  forglfd)  ben  $auöf)aft,  unb  erfl 
mit  neununbawanatg  Sauren,  am  2.  $uli  1822,  f)at  fte  ftd)  mit 
Subwtg  £affenpffogverl)etratet. 

„2Öte  fle  im  SBrautfletb  unb  SÖjtortenfrana/'  treibt  38il* 
fyelm*),  „gan$  blafj  vor  innerlicher  ^Bewegung  in  ba$  3iwmer 
trat,  gltcfy  fte  fo  fef)t  meiner  fettgen  Sftutter,  bie  idj  nur  blaß  unb 
fränftid)  gefannt  habt,  baß  mirf)  fd&on  biefer  anbltcf  ju  ordnen 
braAte.  @#enft  if>r  ®ott  ®efunbl)ett,  wie  wir  hoffen  bürfen, 
ba  ne  an  feinem  orgamfdjen  gebier  leibet,  fo  fann  fie  red)t 
glürflid)  werben.  3tyr  SJtonn  ift  ein  burd)au$  rebltdjer  9Renfd), 
bra  e*  mit  bem  beften  feiner  (Seele  d*rnft  ift.  2fad)  meine 
@d&wefter  ift  gut/' 

3fyre  erfte  gamilienwofjnung  Ratten  Sötte  unb  Waffen* 
pflüg  am  ©tetnweg,  aber  auf  ber  ©üboftfette,  über  ben  Äolonna* 
ben,  mit  bem  Söltcf  nad)  ber  Tim  fyin.  1828  wofynten  fte  Untere 
Äöntgffrafle  U55l/8,  b.  t>.  fyeute  9tr.  50,  ©d&erbfcfyeä  £au*. 
3ulefct  wofynten  fte  im  93 raunfe^en  J&auä  in  ber  9t.  2öttyefat$> 
b&ljer  2fllee  9tr.  24,  l)eute  ©djaumburgfdjeä  Jjauä,  in  bem  fie 
aud)  geftorben  ift 

§Ätt  it)r  unb  ifyrer  gamilie  blieben  bie  trüber,  folange  fte 
lebte,  mit  tfyren  Äinbern  aud)  fpäter  nod),  fo  enge  verbunben, 
baf}  Sacob  fagen  fonnte,  beibe  gamflfen  lebten  faft  nur  für* 
einanber.  Unb  wer  bliebe  ungerührt,  wenn  3acob  von  ber  3*it, 
al*  e*  für  bie  Vorüber  galt,  in  ©öttingen  ein  neue*  Seben  au 
beginnen,  fdjretbt,  „bie  gute  ©djwefter  Sötte  fjabe,  afö  fie  mertte, 
baß  etwa*  im  Söerfe  fei,  ofyne  etwa*  au  fagen,  alte  £alötüd)er 
unb  aufbewahrte  Sappen  von  wofylbef  annten  Kleibern  ber  feiigen, 
über  alle*  geliebten  Sftutter  fyetmltd)  abmahnenb  il)m  vorgelegt*8)! 

Die  «ruber  verfolgten  ben  rafeben  aufftteg  be*  ©djwagerä, 
„beä  ®ünftltng$  be*  iftegenten",  ber  e$  balb  $um  SRtntfter 
brachte,  nid)t  mit  befonberer  greube,  wie  SBilfyelmä  Sörtef  an 
Sa  d)tnann  (27.  SÄat  1832,  ÜReufebacfc  369)  jetgt.  „Steine 
@d)Wefter,  bie  bergleid)en  fd)ä^t  unb  beurteilt  wie  wir,  muß  an 


x)  3«M>r.  91.       •)  ©twiÄtl  1,  212. 

*)  sDteufefcadj  118  itttb  131.  9?ad)  etnem  ^albrn  3al)r  antwortet  ber  9ret» 
Jjfrr,  er  Wttne  „heute  nort  beim  8efett  oo«  Slacobi  95rtcf  aud)  ohne  bte  alten 
Jt(eiberl4wd>en  ufw.  oon  ftcb  fagen,  wie  ber  &rftbpreb<ger  glad)«  (in  3.  Va«W 
9legeliabren)  t»n  fl*:  SKetne  Ferren,  tcb  glaube,  td>  wtbxt." 


Anhang:  4.  a)  Sötte  uttb  £aflenpflug.  575 

.gof  flet)cn,  flrf)  mit  aSefutfjen  unb  Äletbern  plagen,  unb  wirb 
burcb,  bie  ,<5jjeDenV  nidjt  gluctlictjer  Werben",*). 

Sötte  Rat  übrfqenä  mit  Jiafienpflug  eine  trenn  au* 
firne,  nur  elfjährige,  aber  qludlfdje  @f)e  geführt,  ©eine  fäjroffe, 
wcbtfjaberifaje,  berrfcbfücfctige  Art,  wie  er  ffe  im  amtlichen  unb 
polttlfcfjen  Sehen  jeigte,    tjat    er   bei   grau    unb    ©»(Wägern 


tten  er  unb  feine  Satttu  ft*  glücflicher  gefühlt, 
ter  fffnbem  auf  Subwigö  Mabterung,  für,  46, 
E)  jwcf  SRAbäjen,  2tgnc$  unb  S5erta,  gehabt,  aber 
,  »on  benen  baö  erfte  nad)  Subwfgä  »emerfung 
m  gewefen  rft*>. 

e  testen  SebenStage  ber  liebften  Sötte  l)aben  wir 

1  oben  erjäftlen  tjören  <®.  474  ff.). 

pflüg  fiat  fich.  1837  wleber  mit  einem  graulein 

ufen')  »erheiratet,  unb  auS  biefer  (Sfje  viele  Jtinber 

felben  3ahte  aber  warb  er  entlaffen*).    ©r  trat 

Spüje  ber  Stegferung  In  J5ot)enjoüernf©igmarfngen, 

warb  1839  3fctlgou»enteiir  »on  Sitremburg,  1841  Obertribunal» 

rat  in  »erlin')  unb  1846  9>räfibent  beö  OberappelJatlon$gerid)tö 

in  ©relfSwalb. 

'Bon  1850—55  »ieber  SSinifter  in  Gaffel,  bat  er  »iel  Selb 
aber  J&effen  gebracht,  unb  In  biefer  Bett  Ijaben  ibn  bie  ©ruber 
aufgegeben,  aber  lange  baben  fte  boen  an  ihn  geglaubt  unb  an 
ihm  feftger,alten.  ®fe  fjaben  in  SSerltn  mit  irjrn  »erfebrt,  fdjon 
um  ber  Äinber  Sotten*  Willen.  Dag  ffe  ihn  1843  am  T>ent> 
mal  für  ifire  liebfte  Sötte  nicht  beteiligten  —  „^affenpflug 
weijj  nttrjtä  ba»on",  fccjrefbt  3atob  an  Sacbmann,  6.  3anuar 
1844  —  rft  ni*t  mit  gr.  9RulIer,  2.  Ottober,  att  ein  Beleben 
ihre*  99rucbee  anjufeben,  eher  ihrer  Stflctffcbt  auf  fefne  nie  glatt* 
jenbe  Vermögenslage  jujufdjrelben. 

Seine  aßttwe  bat  ftä)  in  Marburg  mit  ©peifung  »on 
Itnnflui  f.  btfonbrri  im  Mnljang  7. 


in  £(ffen  1338  mit  Warnten  3Bortcn 
rt  -^ntnisilt  ifcfiicfiijl  »jrb,  ouifi  ta 
ijcnDtn  WltM,  bü  nc*  fein  Salt  nn> 

(rlijt  SAmcfrK  nod>,  <1  triff  brn 
@«t  hol  (it  am  [irtflcn  gcftnU  unb 

abimann  mit  (bei  Suutl  1,  512)  in 
mir  hin  immer  mit  rui  Sogrl  MI, 
irtl  £tt)rn:   Streb  unb  Wefflj  martn 


576  Subwig  @mil  ©ttmm,  (Stinnetungen. 

©tubenten  fümmetlid)  butdjbttngen  muffen,  wa*  ber  warteten 
grau  aetabesu  ^Demütigungen  braute,  ©eine  etfte1)  SRtntfiet* 
tätigfeit,  füt  bie  feibft  Otto  93ät)t  nad)btücflf$  einbetteten  ift, 
fyai  tfyn  bie  2W)tung  bet  idtübet  nid)t  gefoftet.  aöäfytenb  bet 
jweiten  bageaen  fyat  Sacob  ir)n  verurteilt,  bffentlld),  famt  feinem 
Äutfütften,  Ö)n  abet  aud)  nut  aß  einen  „ftnnlofen"  beseitiget 
Subwig*  fanfte  Statut  f)at  npd)  am  längften  an  u)m  feffc» 
gehalten.  <&t  fyat  ft>n  (1816)  in  DI  gemalt,  unb  jwat  in  alt» 
beutfdjet  $tad)t,  mit  „teutfcfyem  @d)wett  umgürtet,  M  ©enlot 
t>on  ©tubentem>etbinbungen"  (SBippetmann  42)«  £aö  t>iet  ge< 
gebene  2fbbilb  batton  \>etbanfe  tcfe  bet  ®üte  bet  SBefifcettn, 
>affenpffog*  ©Awtegettodjtet,  grau  Obetlanbeägettcfttätat 
>affenpffag,  geb.  &olmet,  in  SBteälau.  —  anbete  «über  *on 
>affenpflug  flehten  ntd)i  flotpfommen. 

X)ie  befte  Beurteilung  be*  hochbegabten  ÜJtonne*,  bem  man 
füt  einen  guten  Seil  feinet  triefoetutteUten  Sätlgfelt  ben  guten 
(Slauben  unb  bie  Überzeugung  wirb  jubilligen  muffen,  bie  et 
aud)  in  einem  mit  get)6renben  Briefe  füt  ff  d)  in  2(nfprucf)  nimmt, 
gibt  J&.  @gbel  in  bet  £lft.  3eitfd)ttft,  1893,  6.  48-67. 

X)en  glücfiofen  SWann  Jelbft  „fafy  man  in  feinen  legten 
Sebenäfatyren,  eine  gefallene  ©tbfje,  wie  eine  Xrt  SSogelfdjeudje, 
eine  blaffe  Magere  (Seftalt  mit  groger  9tafe,  in  ben  Alleen  um 
Harburg  einfam,  mitunter  wanfenb,  atö  fei  et  betrunfen"),  um» 
fyetgefyen"  (O.  J&attwlg,  2Cu*  bem  «eben  eine*  beutfd&en  Sttblto* 
tyefat*/  «.  123). 


b)  ©orteten  ®rimm* 

3u  ben  Itebenäwetteffen  ©liebem  bet  gamllle  gefykte  9BU* 
fyelmägtau,  geb.  jDorotljea  3Bilb;  fle  wat  1793  geboten  al$ 
fünfte  *on  ben  fedbd  $Äd)tetn  be*  aud  Bern  ftammenben  2fpo* 
tiefet*  «Rubolf  Sßilb,  1747—1814,  unb  bet  £>ototbea  Äait)fc< 
tina  geb.  £ubet,  einet  (Snfelfn  be*  betül)mten  Biologen 
3. 3Ä.  <3eönet  in  ® drängen.  &on  ben  @d)weftern  beiratete 
bie  ältefte,  Slfette,  ben  Obetfbtftet,  fpätet  Obetfotfrmeifiet 
Äatl  tton  (Sfdjwege  in  SSolfäanget,  unb  bet  ®ot)n  be*  9>aate* 
bat  bie  £od)tet  Subwtg  ®tlmm*  geheiratet.  @ine  anbete, 
<9tet$en,  flug  unb  fd)ön,  warb  bie  ©atttn  be*  fpäteten  Obe*» 

*)  ©elbft  wa$  fcic  weite  äRiniftertAtiateit  anlangt,  fo  liegt  oon  einem  beroor* 
raaenben  beffifefeen  Surttfen,  bem  tlppeUationlgeriAttwit  £.  5W  artin,  eine  bet 
lanbUtttftgett  9taffafFuna  burdjan«  entoegenftebenbe  ©ebrift  oor:  „$te  Äurbefflfcbe« 
Serorbmingen  »om  4M  7.  unb  28.  (September  1850."   ÜKarbura  1851. 
•)  fcr  Jjatte  ein  RncEenmartileiben. 


3fnf)ong:  4.  b)  Dornen  ©dtrnn,  577 

finanabtrettor*  $l>.  SB.  gerb.  *on  ©d&merfelb,  jtarb  aber 
faon  1819. 

Dortcfym  trat  fdjon  alä  9tadbbar*flnb  burd)  bte  gleichaltrige 
Sötte  ben  fämtlidjen  ®efd>n>lftern  ©rtmm  nafye  unb  würbe 

Stfi  tote  eine  <5d)tt>efier  *on  ifynen  allen  angejefyen  unb  geliebt, 
ttd)  t>at  fie  in  ihrem  finnigen  SBefen  bie  (Sammelarbeit  ber 
trüber  auf  bem  (Gebiete  bee  $olf$märd)en$  erfolgreich  untere 
ftüfet  unb  allein  für  ben  erften  SBanb  mebr  alt  ein  Dufcenb 
SRardpn  betgefieuert.  Darüber  fprid>t  tt>r  ©ohn  J&erman 
»eitr.  235  ff. 

©te  toar  eine  treue  ©eele,  gütig  unb  aufopfernb,  l>at,  nad)< 
bem  fie  Sttutter  (t  1813)  unb  Stoier  (t  1814)  bi*  a«  ^eren  $obe 
gepflegt,  bei  ber  Buflbfung  ber  gomilie  —  ber  einige  trüber 
tfeubolf  (t  1849)  erhielt  bie  1886  in  bie £obenaotternftra§e  31  oer* 
legte  flefrige  Söolfftye)  2(potf)efe  —  bie  of  er  Äinber  il)rer  ©d>toefter 
©retten  oon  ©d&merfelb  ebenfo  treu  oerfotgt  unb  erlogen. 
Dann  erft  —  fie  toar  fd)on  jtoeiunbbreiftig  3a$re  alt  —  ent* 
bedien  fie  unb  SBtibelm  ©rtmm,  toie  bie  @oeti)efd)en  „®e* 
fcf)tt)ifter',  il)r  £er$  unb  oerlobten  fiel)  au  @nbe  1824.  2tm 
15.  wtai  1825  toar  im  „©dbmerfelbfdjen  Gartenbau*"  naef) 
ber  fttrdje  bie  Trauung.  „3*  f)abe  meine  grau  fd>on  alö  Äinb 
gefannt,"  f^reibt  SBii^elm  Quftt  181),  „unb  meine  Sttutter 
bat  fie  aß  tyr  eigene*  geliebt,  ofyne  baß  fie  backte,  fie  fönne  e* 
Jemals  toerben." 

3acob  blieb,  rote  enoäfynt,  immer  ein  ®lfeb  tljre*  45aufe$, 
Subtoig  ebenfo  toenigften*  bi*  1829.  Die  anbent  »rüber 
toaren  e$  mtnbeften*  jahrelang,  unb  bafj  bie*  überhaupt  ging 
unb  baf}  e$  fo  gut  ging,  ift  für  bie  $refflicbfett  ber  grau  ein 
ferner  SBetoetS.    „(Sie  ift  beralicty,  natürlich,  oerft&nbtg  unb 

Seiter,  r)at  greube  an  ber  SÖelt  unb  ift  bod)  jeben  2Cugenbitcf 
erett,  fie  für  ettoa*  £of)ere$  unb  ©effere*  ^inaugeben,  toonaefy 
toir  (treben  unb  toa*  bie  Söelt  nid)t  gem&btt  . . . .  3d>  glaube 
nicfyt,  bafj  ic^  fonft  iemanb  auf  ber  SBelt  fyätte  heiraten  ober 
toenigften*  bamit  glücfltcty  fein  fbnnen,"  fo  äußert  ftc^  SBtibelm 
über  pe  ((Stengel  1,  238);  unb  dffentlid)  befennt  er  (bei  3uftf 
181):  „3$  l)abe  niemals  aufgelybrt,  ®ott  für  ba*  ©lue!  unb 
ba*  ©egenäretdje  ber  @f)e  banfbar  an  fein." 

2fa  borgen,  Kummer  unb  bebrofylidjer  Äranffjett  fyat  eö 
in  ir>rer  fonft  fo  glücflid&en  @f)e  auef)  nid)t  gefehlt;  tf)t  erfte* 
Äinb  3acob  fyaben  fie  1826  begraben;  al*  @rfafc  würbe  tynen 
am  6.  Sanuar  1828  au  (Saffel  if>r  ©otyn  J&erman  grtebrtd),  ber 
befannte  «iterar*  unb  Äunftbtftortfer,  ber  afö  Untoerffiätfprofeffor 
in  Söerün  am  16.  3uni  1QQ1  geftorben  ift,  1830  in  ©bttingen 
if)t  <Bof>\\  «Äubolf  (aK  9tegterung*rat  t  1889  in  Berlin)  unb 
1833  ebenba  ibre  nod)  lebenbe  3:od)ter  2(ugufte  geboren. 

Subw.  Ortmtn,  Snnnentttgnt.  37 


578  8ub»tg  <&mü  Ortmm,  Erinnerungen. 

Dortdben  fyat  SBtlfyelm  wie  Sacob  bl*  ju  beten  $obe 
t.  Um  bret  erlebten  aud)  nod)  bie  greube,  bafj  U)t  @ot)n 
unb  SReffe  #erman  am  24.  Oftober  1859  bie  t>on  Sugenb  auf 
iijm  vertraute  geift*  unb  poejieoolle  $od)ter  arnimä  unb 
SBettlna*,  ®lfela,  heiratete.  <5te  folgte  bann,  nadjbem  tfyre 
legten  3al)re  t>iclfacf)  burd)  Selb  unb  Ärantyett  getrübt  toorben 
waren,  ttyren  Sieben  am  22.  Xuguji  1867  in*  3enfeit$  na*. 

Über  ii>re  legten  Sage  berichtet  Jjerman  feinem  fetter 
©igmunb  oon  ©djmerfelb,  ber  att  ba*  jünäße  oon  ben 
Ätnbern  tfyrer  ©djwefter  ihr  befonberä  nalje  geblieben  war  (tote 
eine  2(naaf)l  freunbltdjer  Briefe  oon  tyr  an  biefen  befunben), 
tote  folgt: 

,,@lfenad),  23.  2fagujt  1867,  »tlla  3rn*walb. 

@eftern  mittag  um  ein  Uf)t  ift  nad)  flebent&giger  Sunaen* 
entaünbung  unfere  liebe,  gute  SBama  fanft  elngefd&lafen,  nad)oem 
fle  unb  tofr  in  langen  fölaflofen  SRad&ten  unb  Sagen  faß  bii 
Jum  legten  Sag  einen  Umfd)tag  jum  Söefferen  erwartet.  3$r 
fenbe  war  ein  tr5ftltd)e$.  ®le  erfannte  und  faft  oor  ben  lefcten 
Btemaügen  nod),  lächelte  unb  niefte  und  an  unb  liegt  nun  ba  in 
ihrem  weifen  9töcfd)en,  um  gleich  in  ben  ©arg  aelegt'ju  werben, 
borgen  wirb  fle  begraben,  fyler,  ba  if>r  alle  xeicfyentranöporte 

Set*  unerträglich  waren.    Der  9>lafe  ift  ein  fyerrltcfter,  am  Staube 
e*  2SalbeS,  mit  weiter  3u*pd)t 

3t)re  firanfbelt  fam  gana  plbfelidft  nad)  oorl)erg&ngigem 
auänabmäwetfe  t>5Wgem  2Sol)lbef!ttben.  (öle  fdjrteb  bem  Stuoolf , 
fo  glüdlid)  tjabe  fte  ff  d)  feit  lange  nid)t  gefüllt.  Die  Äranfljelt 
trat  jebod)  fo  t)eftig  auf,  baß  und  ber  Ärjt  gleid)  ben  adelten 
Sag  in  bie  ©d)Weta  telegraphierte  unb  wir  fo  nod)  tmftanbe 
waren,  oterSage  oor  bem  (Snbe  efnjutreffeit  SRubolf  fam  jur 
felben  3eit  au*  Ojtenbe.  2Ba*  wir  tun  werben,  weif  nod)  feineö 
oon  und,  wir  finb  alle  an  betäubt  oon  bem  ©d)lage,  ben  wir 
bod)  jahrelang  (eben  Sag  oorauäfefyen  mußten." 


5.  CaflFeter  ©c^ulwr^ältniffe^ 

3acob  l)at  oon  3»id)aelt*  1708  an  btö  Opern  1802,  alfo 
in  breiunbeinlhalb  3al)ren  baä  fyjeum  t>on  Unterquarta  btö 
Unterprima,  2Bllt)elm  oon  ebenba  an  bid  Oftern  1803  »on 
Ouinta  btö  anm  adelten  J&albjafyr  ber  Oberfefunba  burdjgemadjt 
Die  befonberen  &erf)ältnlffe  am  bamal*  ftäbttfd)en  fyitmn  be* 
bürfen  babei  einer  Erläuterung» 

Die  auffaSenbfte  Einrichtung  Jener  Reit  war  bie,  baß  bie 
t>ier  3a()rgdnge  Ober*  unb  Unterquarta,  Ober*  unb  Untertertia 


Anfang:  5.  (Saftetet  (Scfjufoerbältntffe,  57g 

eine  etmige  Äfoffe  bflbeten  unb  cbenfo  bie  beiben  ©ehmben  mit 
ben  beiben  Crimen  au  einer  folgen  vereinigt  ftaren*  grünf* 
t&gtae  ernfte  ®d)luftprüfungen  ju  Oftern  unb  tat  £erbft  matten 
»erfefcungen  in  fjbfyxt  unb  Überfprinaung  einzelner  klaffen  and) 
mitten  im  3at)t  mbgltcfy.  g&fyige  ©cf)ület  urie  Sacob  unb 
9BiU>eim  tonnten  fo  in  bretunbeinfyafb  unb  »ter  Safaen,  belbe 
bie  Obertertia  überfprtngenb,  ba*  Smeum  faß  aan$  burdjloufen* 
Dabei  adelte  bie  UnterriäjtSflaffe  $.  Äv  fn  bfe  Jacob  im  J&erbft 
1798  eintrat,  elf  alefdtfam  cbaraftertfierte  Ober«  unb  att>ef  Unter« 
tertianer,  {leben  Ober«  unb  fünf  Unterquartaner,  mit  fünf  au$ 
biefen  *ier  Älaffen  attmäfylid)  abgegangenen  jufammen  30  (Schüler. 
3m  Safjre  1805;  alä  Subtotg  unb  gerbtnanb  fle  befugten, 
adf)lte  fle  56  ®d)üfer.  Untergebracht  waren  fle  im  Streunt  Obere 
Äöntgftrafle  47,  im  dhrbgefd)of}  red)t$,  in  ben  beutigen  ©djutibt* 
fdjen  unb  Äübnföen  Sdben,  bie  bamalä  einen  Staum  bilbeten, 
in  bem  nod)  ber  Herausgeber  im  #erbft  1874  mit  ebenfalte 
56  ®ertanern  fein  Sebramt  angetreten  i)ai 

£>Te  Abteilung,  bie  3 ac ob  Opern  1802  verlieft  s&fylte  einen 
Ober«  0>.  b.  ÜÄaläburg)  unb  fünf  Unterprimaner  (barunter 
Sacob),  fed)*  Oberfehtnbaner  (barunter  9>.  Söiganb)  unb  ad)t 
Unterfefunbaner  (barunter  SB  übe  Im).  3«  ibnen  tarnen  aber 
aud)  nod)  ©emfnarifien,  atö  £ofpitanien  im  £ateinifd)en,  auä 
bem  im  beutigen  griebrid)öggmna{ium  (in  ber  ffiolfäfäludjt  20) 
beftoblfdjen  ^olfäfcbullebrer^eminar1),  £He  Abteilung  nxir  ber 
anbeten  gegenüber  (im  heutigen  J&enntgfd&en  Älef  betlaben) 
untergebracht.  Dagegen  waren  bie  brei  unterften  Äfoffen,  V, 
VI,  VII,  einjäbrtg,  unb  manchmal  adelte  ein  3abrgang  über 
60  ed)üler. 

S8ei  biefer  ®emeinfamfeit  be*  Unterrtd)tö  unb  beim  geilen 
einer  Reifeprüfung  tonnten  aud)  bie  befähigteren  ©d)ület  toie 
3acob  unb  SSilhelm  auä  ber  oberften  Abteilung  \>or  dh> 
lebigung  aller  klaffen  abgeben.  SBäbrenb  ber  treffudje  SReftor 
9ttd)ter,  beffen  $ob  (imÜRat  1802)  aud)3acob  —  ber  fp&ter 
bie  ©d)ule  nid)t  in  allem  lobt  —  fct>r  betrauert  f)at,  felbft  ben 


l)  «Panl  ©ieganb,  ber  nad>  ben  «Wen  crft  1802  im  Jperbft  nad»  Unter« 
prima  oerfeet  tft,  bebauotct  foaar  in  fetner  ©elbftbiogra»bie,  nad»  $rlebfgung  auer 
klaffen  von  Odern  1802  bt*  bafyin  1803  aud)  nod»  „©elenaner"  gewefen  in  fein. 
Cr  bat  aber  ba*  Qdntlgetb  —  in  ben  unteren  «Klaffen  »ier,  in  ben  oberen  jefjn 
Xaler  jdbriicb  —  regelmäßig  weitergejafllt  nnb  bocb  rooftl  bem  ganzen  Unterricht, 
nidtt  blof  «autaetoamten  Gtunben",  betaewofjnt.  Sine  aanje  „©eletta"  jfl  nicht 
nadt&nwetfen.  $em  «ebflrfnrt,  bem  fle  hätte  bienrn  t6nnen,  abzuhelfen,  war  bii 
tum  Sabre  1794,  wo  e*  fldj,  f*on  lange  oerfaltenb,  »6flig  aufl6fte,  bai  nur  burd) 
hen>orragenbe£ebrer  (9orfier,9cunbe,<56mmering),  nicht  aber  burd)  feine 
Gdiftler  berühmt  geworbene  CaUegtam  Caxolinum  in  (Safiel  berufen  gemefen,  aber 
immer  mebr  umgangen  worben  (t-  XI).  Hartwig,  1906,  Gaffel,  £>ufat>el).  94 
fwtte  ben  abgegangenen  ®d)filern  nod)  in  D6f>erer  «Keife  nnb  etnent  %*i\  tfjrer 
afabemifcben  «Übung  oerbelfen  foUen. 

37* 


580  Sttbtoig  Gmtt  ©rfiran,  Erinnerungen. 

Abgang  aon  Oberprimanern  afö  »erfrifyt  mit  tabetabeu  Sc 
merfungen  begleitet,  frab  r)äugg  Unterprimaner,  manchmal  Ober* 
fefunbaner  Ctote  Söübelm  ©rimm)  jut  J&odtfdntle  abgegangen, 
einmal  ift  fogat  ein  Unterfeftmbaner  bagu  fortgelaufen *).  3a co  b  ^ 
3Cbgang  totrb  t>om  Steftor  offen  gebilligt,  berjenige  3Bilr)tlni* 
aber  Ieife  getabelt,  tote  bte  unten  *er$etcr)neten  3*tt8ntet*rmecfe 
zeigen« 

Die  nacrjfolgenben  (Stnträge  in  bte  3«iflntffe  —  eine  2Cn* 
jaJjl  berfelben  ftnbet  fid)  aud)  in  ber  ß®@.  ber  &robeSblblfotr)ef, 
Stör.  36  —  ber  »ter  ©rüber  «Sari  ©rimm  r)at  ba*  gmeum  ntd)t 
befugt)  bürften  nt<r)t  jegttdjen  Sntereffe*  entbehren.  <fe  ty>i$t  ba: 

1.  3acob. 
3m  grürjiarjr  1799.  U  IV.:  „3etgt  »oraügllcr)e  gÄrjfgfeiten,  über* 

großen  gleiß   unb   ein  gefitteteS  ^Betragen."    (Eintritt 

ÜMdjaelt*  1798.) 
J&erbjt  1799.    O  IV:  „SOMt  Vergnügen  fbnnen  irjn  bte  Sefjrer 

al$  einen  ber  fäfyigfien,  fletfjigfien  unb  gefittetjreu  ©d)üler 

empfehlen."    (<5äfar.) 
grütöafa  1800.    U  III  Ooofun  er  ,,nad)  ÜKtdjaelt*  1799  *e* 

fe^t  ttorben  tft") :  „$reffitcr)e  Talente  mit  ununterbrocr)enem 

gleite  unb  fer)r  anfl&nbiger  2fuffübrung  jeüf)nen  ffyn  *ot 

ölelen  anbem  fefyr  vorteilhaft  cax$" 

(SBirb  „auä  Obertertia",  bie  er  überspringt,  fofbrt 

nad)  Unterfefunba  verfemt.) 
J&erbf*  1800.    U  II :  ^©dr>ritt  mit  vorhin  fd)on  betotefenem,  au** 

netymenbem  gleiß  in  Äenntntffen  fotüofyl  al$  eblem  S8e* 

tragen  femer  fort." 
grürrfarjr  1801.    U  II:  „ÜKad)te  bei  untabell)after  Aufführung 

mit  getoofnrtem  gleiß  rürjmlidje  gortfdnltte."    (9tf<fcter.) 
£erbjt  1801.    O  II  (»orjin  er  *u  Oftern  aerfefct  ift):  „3eicrjtiete 

ftcf>  buret)  Serjrbegierbe  (foO,  gleiß  unb  ßenntniffe,  fotoie 

burd)  fein  fittltd)  gute*  $8ettag«n  rürjmlicr)  aud." 
grü^al)r  1802.    U  I  (toorjln  er  tooW  im  £erbft  1801  verfemt 

tft):  „(Srfefcte  burd)  feinen  auSnerpnenben  gleiß  ttöttig  bie 

Äürae  ber  auf  bem  fe^ceo  augebradjten  3^t« 

,,©er)et  nad)  ÜBarburg  ab,  um  3ura  au  fhibleren." 

Unb  im  3(bgang$aeugnt$,  abgebrueft  in  ber  3tf(t)r.  f.  b. 
^MloL  1875,  6,  103,  rül)mt  il)m  Stifter  nad):  „£)a$  «ob  rjerr* 
li^er  ©eifleSgaben  unb  eine*  unauffjaltfamen  gletßeä  »erbient 
ber  ebk  Süngltng  3&cob  ©rimm. 

SRad)  £♦  ©rimm  (Seitrage  231)  fprtd)t  ber  SReftor  «Richter 

x)  3tfer  Saljrc  lang  Nett  au*  fem  tätiger  ©dräler  etilen  Setrieb  aut,  ber 
»fer  Abteilungen  ftugleid)  berftcf  (tätigen  nutzte!  3nrif<*)en  tiefen  mar  Abteilungen 
fam  es  aud)  teietter  g»  ben  ermahnten  troianiftten  £elbenf  Ampfen,  an  beren  $ft#en 
unb  ©taubtvolfen  auef)  Sacob  eine  unb&nbige  9reube  Jjatte! 


anfpstg:  5.  (Saftetet  ©djutoerfyfrtottffe.  581 

am  bluffe  bedfelben  nod)  in  fyeqft&en  SBorten  au«,  fein  ®e6et 
fei,  3acob  möge  cinft  burd)  ben  erfolg  inne  »erben,  »elcfye 
€roartungen  er  *on  tt)m  gehegt  babe. 

3acob  fyat  am  <5nbe  ber  Ofterprüfung  am  5.  Äprtf  in  einer 
latefntfdjen  (son  Stifter  freilich  auf*  ft&rrfle  burd&torrf  gierten) 
2bWieb*rebex),  tofc  aud>  «Waläburg  eine  gehalten  t)at,  ge* 

Socken:  „De  ingeniorum  certaminibus  in  sacris  Graccorum 
lisque  sollemnibus",  unb  Attar  „oratione  suo  marte  maxi« 
mam  partcm  composita  et  elaborata"  ((Styimtafialprogr.  1802). 
3acob  ift  audj  gern  in  bie  @d>uie  gegangen.  „3Jtein 
@inn  ift  ficfy  fefyr  gleich  geblieben/'  (treibt  er  an  £ajtt>aufen$ 
nod)  1824*),  ,,icf)  fönnte  nod)  fyeute  unb  morgen  bie  Söüdjer 
unter  ben  $rm  nehmen  unb  in  bie  ©djule  laufen." 

Unb  an  äB ig  an b  (treibt  er  1825»):  „3dj  benfe  no$  oft 
an  unfere  @d)ulja*)re,  »tr  bauten  mit  feinem  ®ebanfcn  an  ba$, 
ttaö  »fr  nun  treiben,  aber  eö  »ar  und  bod)  fcfyon  bamatö  x>ox 
ben  SDHifdjülern  eine  fyeimltdje  9tüf>riafeti  au  eigen,  bie  über  baö 
hinauäffrebte,  »ad  »ir  für  ba*  getoöbnlidje  «eben  lernen  fottten." 
*ud)  ba*  fyjeum  bacfote  mit  <5to(*  an  bie  trüber4). 

2.  28 iu>e Im.    £u  ben  Prüfungen: 
grültfaljr  1799.    V  (»ofyin  er  J&erbfi  1798  aufgenommen  ifl): 

„(Sin  talentvoller,  fleißiger  unb  »ofylgejitteter  Änabe." 
£erbft  1799.    U  IV  (ttobin  er  „nadb  Opern"  aerfefctlft):  „»er« 

bient  mit  feinem  «ruber  gleid)eö  2ob.  nur,  bafj  er  biefem 

an  Äenntnijfen  nodjnidjt  gleid)  ift'' 
grüt)jat)r  1800.    U  IV:  „2Rad)t  burd)  feinen  angeftrengten  gfetfi 

unb  2fofmerffamfett,  fotüic  burd)  fein  gute*  Setragen  ben 

8ei)rern  siele*  Vergnügen." 
£erbft  1800.    O  IV  (»oijtn  er  „nac^  Oftern"  aerfefet  ift):  „gährt 

fort,  mit  glücfllcfyem  Erfolge  feijr  fleißig  au  fein  vmb  ffd) 

red)t  gut  au  betragen." 
JJrüfrfaljr  1801.     U  III  (»ol)in   er  J&erbft  1800  »erfefet  ift): 

„@lücf  ltdje  Talente,  ununterbrochener  gleifj  unb  feljr  gute 

Aufführung  lajfen  in  jeber  9tüc!jid)t  fefyr  viel  ®ute$  »on 

il)m  ertoarten." 
£erbft  1801.    U  II  (,/»urbe  toürblg  erachtet,  Oftern  1801  au* 

U  III  nacfy  U  II  serfefet  au  »erben"):  „3**8**  gleich 

feinem  älteren  »ruber  aortrefflidje  Ülaturgaben,  mit  bem 

ritymlidjften  gleig  fcerbunben. ' 
ftrüfrfaljr  1802.    U  II  (»trb  aber  „im  ftrüMabrSesamen"  na$ 

O  II  oerfeftt):  „C*r»arb  ftc^  burdj  gortgang  in  Äennt* 

niffen  bei  fleißiger  2fo»enbung  feiner  Ärdfte  unb  burd) 

gejittete*  ^Betragen  *oraüglid>en  SBelfatt." 

*)  Ä@<5.  SRr.  36,       •)  SrMbr.  91.       •)  ©taigcl  3,  246.       *)  Stof.  316. 


582  8uto»fg  Smtl  @rtmm,  (Erinnerungen, 

J&erbfl  1802.    O  II:  „3n  jeber  dtOcfjtcbt  einet  bet  befhn  ®$ü!er 

be*  *m«um*;  ifl  Jefrt  franf." 

grüf)jahr  1803.    „3bn>efenb  n>ar  au*  Oberfefunba  SBllbelm 

(Sari  @rtmm.    fionnte  wegen  anbaltenber  Äranfbett  ba* 

Streunt  fit  btefem  falben  3ahre  nid)t  befudben,  toifl 

aber  nun  bod),  tt>fc  id)  b&«/  jefet  Die  Unfoerfität  begeben/' 

3natDtfcbcn  ifl  88  il  beim  nad)  einer  (mir  al*  richtig  bc 

flätigten)  Söemerftmg  be*  „J&effenlanb*"  1887,  am  13.  April 

1800  in  ©roflalmerobe  fonfirmtert  »orben,  unb  jt©ar  wm  Pfarrer 

Martin  f>büipp  Poppen,  einem  „Stetter"  ber  gamllle  Qgbbr. 

250,  294;  t  1814). 

3.  gerbinanb1). 

grübiabr  1804.    (9tad)  9ieuiabr  1804  in)  U  IV:  „<5r  flebt  an 

$&bi$feiten  feinem  jüngeren  trüber  nad),  ifl  übrigen* 

alemlfd)  flefftfg  unb  gefittet." 
£erbfl  1804.    ,&at  febr  wenig  Talente  unb  ifl  babei  aud)  nidjt 

fonberlid)  fleißig.  Xtotyer  maebt  er  äuflerft  langfame  gort* 
cbrltte." 
grülrfabr  1805.    U  IV:  „Wafy  febr  langfame  Jfortfd&rttte,  ifl 

aber  übrigen*  ntd)t  ungeflttet." 
JJerbfl  1805.    O  IV  (wobfn  er  Oflern  »erfefet  ifl):  „3eigt  fcf)r 

wenig  Talent  unb  maebt  nur  langfame  JJortfcbrttte.   @ein 

betragen  ifl  übrigen*  anflänbig  unb  gut." 
Oflern  1806.    „2fbgegangen  au*  Oberquarta  gegen  2Betf)nad)ten 

(1805),  um  fld)  t>om  ©djretben  ju  ndb^en"8). 

4.  Subwfg. 

grübjabr  1804.    („9ta$  9leujabr  1804"  in)  U  IV:  „@r  aeigt 

Sute  gdbigfeiten  unb  ifl  nod)  weit  aurücf,  fuebt  aber  burd) 
[letfi  ba*  SJerfäumte  nadföubolen.    Übrigen*  ifl  er  nietyt 
ungeflttet." 
J&erbfi  1804.    U  IV:  „£at  in  feinen  Äenntntjfen  wegen  Unadjt* 

famfeit  nfcftt  fonberlicb  abgenommen." 
grüfrfabr  1805.    U  IV:  „28ürbe  bei  feinen  guten  g&bf  gleiten 
mebr  lelften.  wenn  er  nld)t  fo  febr  jum  SKutwillen  ge* 
neigt  wäre/' 
J&erbft  1805.    O  IV  (wobfn  er  Oflern  aerfefct  ifl):  „3war  nfd)t 

^Sferbinanfc  unb  8ubmtg  werten  fortlaufend  jwrf  3a$re  fflnger  an* 
gegeben. 

*)  3fod>  $6fytf  ftubterter  unb  »erne&merer,  beffergefteater  fttmilten  ergriffen 
bamali  6fter  bai  ©diretberbanbmerf»  bar*  ba*  man  frnbe  tn  bew&lte  mittlere 
©eamtenfteUungen  tfnefofam.  Vaul  ffitganb,  ber  begabte  @o$n  bei  Vrofeffbrl 
unb  Sofardjwari,  mar  and)  baju  befh'mmt  gemefen,  unb  ei  l)at  »Wer  Sitten  unb 
Xrdnen  oon  t&m  beburft,  big  ftm  ber  $efnd)  ber  Dberflaffen  bei  Btyeumi  in 
fnnftigem  Gtubtum  oon  Altern  unb  @rofMtern  erlaubt  mürbe.  —  £>a$  beute  all  ei 
ftubieren  foU,  eerfAulbet  ntrtt  nur  »tel  ®d)ulelenb,  fonbern  aud»  otcl  getb  ober 
bfe  Qdnile  i>inaui. 


attyang:  5.  (Saftetet  ®d>ul*erWttniffe.  583 

ot)ne  Talent,  aber  nic^t  fleißig  genug  unb  jum  SRutoltten 
genetat." 
grülrfahr  1806:  „Der  jüngere  trüber  übertraf  ben  älteren  an 
gdljtgfelten.  Söeibe  geirrten  aber  nid)t  unter  bie  gleiflf  gften 
unb  matten  feine  fouberltcfyen  gortfd)rttte. 

„@tnb  beibe  au$  Oberquarta  gegen  SBeilntadjten  (1805) 
abgegangen,  um  ftd)  *©m  ©djretben  ju  ndfyren."  — 

9ta*  ben  Bften  ber  Bfabemte  b,  1>.  fl.  tft  „(Smiliu* 
®rtmm"  fdjon  am  20.  Xprtl  1804  in  btefe  aufgenommen  toorben. 
Seugniffe  fyat  er  erfl  1805  erhalten,  unb  jtoar  beseitigtet  tfyn 
©ottlieb  Äobolb  anfangt  mit  „jlcty  bemüfyenb",  bann  mit„fet)r 
fteifjig"  im  £anbae«&nen.  gür  bie  3eit  t>om  22.  9to*ember  1805 
btö  28.  <Dtai  1806  toirb  it)m  im  greifyanbaeidjnen  gleffj,  unb  t>on 
ba  bt*  1.  3uK  1807  „siel  Talent  unb  gletfl"  *on  Äoboib  be* 

ieugt.    3ro  g<"fye  ber  »aufunfl  (!)  jeigte  er  fid)  ,,t>oraüglld) 
teigig"  unb  „aum  «ob",  unb  in  ber  <J>erfpeftto«affe,  1806—8, 
„il  a  montrt  beaueoup  d' application".  — 

Die  gaffung  ber  Urteile  im  fyitum  Idflt  biefe  übrigen* 
burcf)tt)eg  anerfennenber  unb  rül)mlid)er  erfetjefnen,  al$  man 
f)eute  fle  auäntfpredjen  meift  SBeranlaflfung  f>at,  toof)l  toetl  man 
bamalö  nur  begabtere  Ätnber  ber  „tyofien  <3d>ule"  aufltytte,  aud) 
in  ber  fpradjlicfyen  Darfteilung  ti>of)(  ftdrfere  garben  auftrug. 
Oft  benft  man  bei  Durdjlefung  ber  Xften,  bie  ©djüler  Ijdtten 
lauter  ^Berühmtheiten  »erben  muffen,  gut  bie  stoet  lungeren 
trüber  aerfcfyltmmert  ba$  ja  w>ol)l  nod)  ba$  Urteil  über  tf)re 
Setzungen,  aber  jle  waren  nld)t  an  allem  allein  fdfutlb.  — 

9>lä$e,  nad)  ber  $üd>tigfett  auerteilt.  finb  ttentgffcnS  ntdjt 
nadtoutoeifen  (nad)  ben  latetntfdjen  arbeiten  würbe  manchmal 
„aertlert",  b.  t).  bie  9>ldfce  beftfmmt);  fo  tonnte  fid)  manchmal. 
*>on  mehreren  Jeber  für  ben  beften  ©d&üler  galten.  — 

2flle  »rüber  Ijaoen  ftetS  ba$  ©djulgelb  —  toeld)em3<*cob 
ebenfo  tute  ben  „flottegiengelbern"  baSSBort  rebet1)  —  beaahlt. 
Firmen  ©dijülern  würbe  eö  erlaffen;  au  biefen  würben  bie 
©rlmm*  nid)t  geregnet,  weil  bie  £ante  3fmmcr,  bie  im 
to>efentlld>en  für  fljre  SöcbürfntfTc  auffam,  nlcfyt  al$  mittellos  galt. 
—  3**  ber  2lfabemie  wmrbe  fein  ©dfntigelb  erhoben.  — 

3acob  fjat  im  ganaen  3  Saler  16  Tilbui*),  9Btlf)elm 
1  $aler  23  Xlbu*  unb  felbft  gerbinanb  unb  gubtttg  je 
16X(bu3  an9>rdmien  erbalten,  SBtltyelm  aud)nod)  „<S|amenS> 
toeefe"  beren  *.  $8.  elf  93dcfer  laut  erhaltener  SRedfntung  für 
etoa  8  $a!er  einmal  geliefert  f)aben.  (Die  attet  jüngeren  aber 
erhielten  stelleidjt  aud)  manchmal  nur  —  ©treufanb1)!)   Dfefe 


»)  Äl.  «*r.  1,  227. 

•)  32  Kita*  CH?dfpfotm«)  ju  oter  £eHer  waren  ein  Xalcr. 


584  fcubtolg  <&mtt  <&ttmm,  Erinnerungen. 

Prämien  würben  nacfc  ber  gerbfrprftfttng,  toentg  a*riW>e*  ben 
klaffen,  innerhalb  berfelben  ncd)  weniger  ober  gar  nid)t  abgefruft, 
flaffemoeife  *on  I— IV  an  alle  ober  fafl  alle  <$<f>üler  gegeben 
unb  ftetten  fo  eigentlich  mir  einen  9tatf)la§  an  @d)ulgelb  bar.  — 

Die  oben  (JB.  8)  erwähnte  stelle,  au*  3aeob*  Siebe  in  ber 
jjranffurter  9tatlonaloerfamntlung  lautet  toelter: 

*3d)  farte  enbltd)  bie  ©cfyule  burd)gemad)t  unb  toar  t>lel* 
leld)t  ber  befte  in  ber  ganzen  klaffe«    Da  faß  mit  mir  auf  ber* 

Selben  SBanf  ein  Xbliger,  <§oi>n  be*  reiben  ©belmann*  im 
tonbe.  2*1$  e*  fldr)  nun  Rubelte  um  ein  ©tipenbtum  unb  allen 
bie  $erf)ältniffe  genau  befannt  waren,  befam  idt>  ba$  ©tipenblum 
nlcfyt,  fonbern  Jener  reiche  (Sbelmann,  ber  mein  Sreunb  toar  unb 
bte  a«  feinem  Stob  geblieben  tft " 

3u  biefem  Vorwurf  fei  bemerft:  Sacob  toar  aHerbing* 
flAerltd)  ber  befte  Äopf  unb  aud)  ber  befiauögebttbete  unb  be* 
lejenjte,  reiffte  @d)üler.  2Cber  oon  bem  r>tcr  gemeinten  9Ält* 
fd)üler,  bem  fpäteren  Diplomaten,  Dieter  uinb  Überfeiner  gr.  ®. 
O.  oo n  ber  ÜKaläburg,  1786—1824,  beffen  SBrteftoedjfel  mit 
ben  trübem  @d)oof  1904  herausgegeben  l>at,  ber  alä  einziger 
Oberprimaner  Oftern  1802  abging,  fyeiftt  e*  in  ben  äfften:  „<$r 
behauptete  in  gleiß  unb  Äenntniffen  fotoie  in  feinem  betragen 
mit  9ied)t  btn  erften  9>lafc,"  unb  im  Programm  »erben  beibe 
genannt:  „iuvenes  pari  fere  ingenii  doctrinae  ac  virtutis  laude 

ornandi".  —  Dag  bie  ©rüber  fo  toenig  Unterpüfeung  fanben, 
toar  3acob  ftetä  bitter,  f.  Suftt  ©.  151.  SBer  aber  ba*  frag* 
Ifcfye  ©tipenblum  an  SWaläburg  »erliefen  t)at,  tft  bei  Sacob 
nld)t  recfjt  beutlict) :  baä  Jtyaeum  gr.  t>atte  nad)  SBeber*  ©efd)lcfyte 
berfelben  ©.  348  feine  berartigen  au  »ergeben;  2fften  jinb  aud) 
nid)t  oorfyanben.  Xuf  Harburg  beutet  fobann  bie  @teKe  in 
Sacob*  ©elbftbiograpfyle  bei  @rtoäf)nung  ber  ©tubentenaelt 
(Jbti  3upi  151):  „Die  fetteften  ©tipenbien  tourben  baneben  an 
meinen  ©djulfameraben  *onber2Ral*burg  aufgeteilt."  Selber 
finb  in  SWarburg  9tad)toeifungen  über  SBenefialen  erjt  auö  ben 
atoanaiger  3cii)ren  »ori>anben.  Ob  SÄalSburg  aber  überhaupt, 
unb  ob  er  jie  oon  bort  ober  oielletd)t  oon  ber  f>efflfd^en  bitter* 
fdjaft  erhalten  fyaben  mag:  er  toar  btö  brei  Seigre  *>or  feinem 
$obe  gämltd)  ofyne  eigne*  Vermögen!  10a  befam  er  1821  burd) 
ben  $ob  feinet  OljeimS,  be*  SBlrfl.  ©el>.  9Jat*  Äarl  o,  b. «»., 
einen  Steil  beä  SBeftfce*  oon  (Sfd&eberg.  Durd)  beffen  3ufd)üjfe 
tourbe  tym  bei  ben  befd)ränften  Serfy&ltntjfett,  in  benen  fein  $ater 
lebte,  ba$  ©tubium  überhaupt  allein  möglief).  @r  ift  felbjt  in  ben 
brei  legten  3al)ren  feine*  furaen  Ztbttti,  toenn  aud)  in  einer  au& 
fämmlidjen,  bod)  ntcr>t  in  einer  glänaenben  Sage  getoefen! 

x)  2Bcto,  @.  318  f. 


Xnfymg:  6.  aMfyefot  ®rimm.    1802—1803.         585 


6*  ^Bi^elm  ©rtmnu    1802—1803. 

<£*  ift  bl$f)et  ftaglUf)  gemefen,  tt>o  unb  tote  SBilbelm  ba* 
3at)t  t>on  Oftetn  1802  bis  baf)tn  1803,  *>o  et  mit  Sacob  nacf) 
SÄatbutg  ging,  *etbtad)t  bat.  @t  felbft  etaäl)lt  batübet1):  „31* 
bie  3eit  fjetamficfte,  too  n>tt  bte  Untoetfität  begeben  foKten,  toat 
tri)  einem  fo  fyefttaen  Unfall  *on  #ftbtna  auägefefct,  tag  nut 
bttrd)  fefyt  ftatfe  SÄtttel  bie  gana  nabe  @efaf)t  (be$  $obe$)  ab^ 
getoenbet  toetben  tonnte,  3<J>  butfte  narf)  biefet  föranffjeit  ein 
Jjalbe*8)  3abt  lana  ba*  3fawet  ntd^t  betlaffen  ufn>." 

2fbet  al$  et  olefe  (Sttnnetungen  btucfen  Heg,  1830,  toax 
tym  mandje*  entfallen.  @o  lägt  et  3.  35.  bafelbft  feinen  ®toß* 
t>atet  3immet  (f.  o.  @.  29)  fünf  3at)te  an  fpdt  fietben,  »iC  etft 
1799  flatt  98  nacf)  (Saffel  aetommen,  1804  ftatt  03  nacf)  ÜKat* 
butg  gegangen  fein,  1807  ftatt  1806  feine  ytüfung  pro  advo* 
catura  in  SJtotbutg  abgelegt  baben8).  Der  #fW)maanfall  ttat 
aud)  fet)t  tt>al)tf(f)elnlid)  etft  im  ^crbfl;  im  kommet  ift  et  ndm* 
lief)  tut)ig  weitet  auf  bem  fyjeum  geroefen,  unb  an>at  feit  Oftetn 
1802  al*  Obetfefunbanet  (Älaffenb.  bet  I.  u.  II.  gol.  50). 
28enn  ©cfyoof  (1,  15)  ifyn  Oftetn  1802  abgeben  läßt,  fo  übet* 
ftet)t  et  bie  (Stellen  auö  SBilbelmä  Briefen  an  ÜKalSbutg, 
bei  tt)m  felbet  auf  ©.  6,  9,  10,  12,  bie  2Bilbelm  no*  al* 
©cbület  jeigen.  (5t  ift  fogat  im  ©intet  1802-03  nod)  alä 
<Sd)ület  in  bet  Älaffenlifte  gefübtt  tootben. 

2tußetbem  fdjteibt  9ötlt)elm  an  ©iganb  1809:  ,,3d) 
toat  ben  28intet  franf,  bu  famft  jjeben  $ag  um  elf  Übt  au 
mit  ufto.",  tooju  SBiganb  felbft  in  feinet  Sebenäbefdjteibung 
etadt)It,  et  „babe  9Ötlt)elm  Seftüte  gebtacfyt  unb  übet  ©cfyut 
atbeit  unb  @d)ulgefd)tcfyten  bettetet,  bet  butd)  eigne  Übung 
mit  tfjnen  fottjutommen  *>etfurf)t,  aud)  febt  fleißig  an  einem 
fel)t  fdj&nen  Söube4)  punftfett  babe." 

(Snbltd)  fd)telbt  ©tltjelm  an  9Ral$butg,  auf  beffen  Äefud) 
in  Gaffel  in  ben  SDMdjaeliSfetten  1802  fid)  bejfeljenb  (©d)oof 
1,  13):  „3*  »at  (bamafä)  ftanf. 

Ob  SBilljelm  im  legten  SietteQabt  1802  nod)  ©djulgelb 
bejafylt  l)at,  ift  ntd)tmel)t  *u  feben,  ba  bie  £ebelifte  getabe  t>on 
1802  *etloten  ift:    3m  etffen  2Jtettel{abt  1803  \)at  et  nld)t  ge* 


*)  Suftt  170. 

*)  S)rei  Sa&re  »orfler,  1827,  «tbt  er  ein  aanic*  SW)r  an.  8rtttr.  124. 

*)  ®o  ftat  er  1809,  ein  3aftr  nad)  t'fcrrai  Xofce,  „ber  lieben  SKuttcr  Xofcef' 
tag"  am  12.  flatt  am  27.  Wlai  gefeiert,  otcrjetjn  Sage  na*  £otte*  ^odjjrit  er» 
idl>U  er  (©tengcl  1,  212),  Wcfclbe  Dat>e  am  2. 3»ni  flatt  Snlt  Oattgcfwittcn  ufw. 

*)  @.  aud»  3«(K  170. 


586  ftttootg  (Smtt  Qfoimm,  Erinnerungen. 

jafylt.  —  Die  }n>lfdjen3öcobunb  SBtlfyelm  gen>ed)felten  ©riefe 

Serabe  au$  btefem  3afyr  ftnb  letber  verloren,  unb  aud)  bie  er* 
aftenen  ©riefe  3acob^  an  Sßtganb  aud  biefer  3eit  Reifen 
ntd)t  toeiter.  3u  28etf)nacl&ten  1802  befugte  3ocob  ben  franfen 
iffei 


©ruber  in  Gaffel  unb  fd)toärmt  nod)  na*  SBodjen  (©tengel  3, 25), 
„&on  ben  fügen  ^eiligen  ©tunben,  too  #eru>anbtetv  unb  ©rubere 
Heb'1)  und  umfd)ltngt". 

Um  ben  8.  Thptil  1803  Fenint  !am  Jacob  bann  toieber  nad> 
Gaffel,  unb  nad)  Oftern  reißen  beibe  ©rüber  mit  SBiganb  unb 
ÜÄaläburg  mit  einem  2of)nfutfd)er  in  an>ei  Sagen  —  dlatyU 
quartier  in  3e£betg  —  nad)  Harburg. 

ßittnaä)  ift  enblid)  aud)  J&erman  ©rtmm*  Angabe 
(©ettr.  231)  au  berichtigen ,  3acob  unb  äBltyelm  hätten  ba* 
^aeum  in  Gaffel  „burd)gemad)t". 


7.  SZBtl&elm  ©rimmtf  «rief  an  Dr.  «u&wig  SSöff2) 
unb  3facob$  $8rtef  an  Dr.  garnier* 

a)  SBttyelm  an  93üff* 

©erltn,  btn  19.  Deaember  1850» 

4Jod)geef)rter  ^err  SJetterl 

(Bie  fdjtlbern  mir  mit  äBärme  ben  friebltdjen  (Sinbrucf,  ben 
(Sie  einmal  t>on  ber  Tlttybty  be$  ÜBeifjner*8)  empfunben  fyaben, 
unb  töünfcften  jid)  in  bie  3abre  unf dmlbtger  unb  freubiger  Äinb* 
lld)feit  jurücf.  3$  bin  btefen  ©efül)len  nld)t  fremb  geworben 
unb  habe  fle  in  biefem  ^erbft  in  ©djlefien  erfrtfd)t,  toofyn  mid) 
ber  #rat  a»  meiner  @rl)olung  t>on  einer  fd)tt>eren  Äranfyeit4) 
auf  längere  3ctt  fcfytcfte.  3$  brachte  einige  9Boct)en  aud)  in 
(SrbmannSborf  au,  n>o  ein  fönlglidje*  ©d)fof}5)  liegt  unb  n>o 
man  ben  3ug  beä  SÄtefengebfrgeS  in  feiner  ganaen  tyxatyt  t>or 
fid)  liegen  jlebt.  3$  lebte  ba  mit  grau  unb  Sfcodjter  in  tiefer 
@infam!eit.  9Bie  erquicf  enb  n>ar  bie  reine  ©erglu/i,  »ie  fd)bn 
unb  arogartig  ber  täglldje  2frtblicf!  ©erabe  unferm  ©alfon 
gegenüber  bie  l)6cf)fte  <&plfce,  bie  ©djneefoppe,  in  mäßiger  gnt* 

*)  2Bar  (Sari  etwa  and»  in  Gaffel?  @.  aucf>  o.  ©.  78. 

*)  Oberawett.»@.*9c.,  f.  ©.  211. 

•)  £6d>fter  ftcfflfcfcer  ©er«,  iwifdjen  gulba  unb  2Berra,  749  m. 

*)  Beil  unb  %xt  tiefer  Crfrantung  t(*  an*  ben  gebrueften  ffuaaben  ntefet  in 
rrfeften. 

*)  &<ebltttafanfentfta(i  fcrtebrto)  »tlftrim«  IV.,  »orDrr  Eigentum  eneifenan*, 
bann  ber  94rfHn  oon  £teant$. 


XntKtng:  7.  a)  SBttljelm  an  ȟff.  587 

fernung,  unb  auf  bet  SRitte1)  be*  SBerge*  bie  alte  Stortoegtfdje 
Äircfye"),  bie  ber  Zottig  fyat  t>ictt)er  bringen  unb  aufhellen  (äffen 
unb  bie  ba*  erfte  ÜRorgenrot  fd)ön  beleuchtete,  unten  reiche 
©tdbte  unb  Dörfer,  unb  unmittelbar  vor  un*  bie  J&dufer  ber 
vor  floanafg  3af)ren  au*getoanberten  $f roter8)  au*  &iUtttal, 
aanj  toie  in  tfyrer  J&etmat  f)tet  aufgebaut,  fle  felbft  nod)  in 
Straft  unb  @ttte  ungeftört,  bann  prachtvolle  Södume,  ein  retjenber 
<See  unb  {eben  $ag  ein  neuer  ©pajiergang!  3A  fanb  ba  Stufye 
unb  Stimmung,  eine  2fbbanblung  über  ba*  SBefen  ber  SDtördjen 
unb  feine  Verbreitung  über  bie  SBelt  $u  föreiben,  bie  vor  eine 
neue  2fu*gabe  fommt4).  Setber  fann  td)  aud)  ein  ©egenftüä 
t)ierau  in  Dem  in  ber  gerne  frteblfd)  raudjenben,  in  ber  Stdfye 
Idrmenben  unb  janlenoen  Dorf  liefern.  2fof  einem  ©pajtergang 
überfiel  mtet)  bie  Stockt,  unb  ba  erblfcfte  tcf>  ptöfcltd)  in  ber 
gerne  vor  ber  bunflen  äöanb  be*  ©ebtrge*  ein  »alaftarttge* 
©ebdube,  in  toelcfyem  bie  breifaetyen  Steigen  ber  genfer  gldnjenb 
erleuchtet  toaren,  al*  foUte  ein  große*  geft  gefeiert  werben. 
Einige  $age  nad)l)er  tarn  fdr>  bafyin  unb  fanb  —  eine  große 
Sinnenfabrff5),  burd)  beren  genfter  id)  bie  bleichen,  ftarren  unb 
jammervollen  9Äafd)tnenarbeTter  erbiiefte,  bie  mit  einbredjenber 
9lact)t  nod)  nid)t  rajten  bürfen! 

©infame,  fttebCfcf>e  unb  jugleid)  geiftig  belebte  3uftdnbe 
ber  Sfölfer  fommen  tvie  ber  grüfyltng  nur  in  furaen  3ettrdumen, 
unb  niemanb  fann  fle  hervorrufen,  ata  »enigften  bie  ©etoalt. 
Dann  erfefteint  von  felbft  jene*  unbebingte  Vertrauen  unb  jene 
liebevolle  Eingebung,  bie  nur,  n>er  bie  menfd)ltd)e  (Seele  ntd)t 
Unat,  blinoen  ©efyorfam  nennen  totrb.  3d)  glaube  audj,  baß 
mitten  unter  ben  Venvirrungen  ber  3**t  einzelne  fld)  ©tan  unb 
©emüt  bafür  betoaf)ren  fönnen  unb  bie*  ba  nie  gan&  fehlen 
ttfrb,  tvo  ftttte  (Sfyrfurdjt  vor  ©Ott  ein  natürliche*  8eben*bebürfni* 
iß.  @*  f)tlft  niebt,  flrf>  auf  bie  gute  alte  3eit  |u  berufen :  toenn 
©te  gretbanf*  Söerf  °)  au*  bem  Anfang  unb  ^ug*  von  $rtm* 
berg  Kenner7)  au*  bem  (Snbe  be*  breijefynten  3«l)Thunbert* 
lefen  wollen,  fo  werben  @te  in  biefen  merftoürbfgen  Supern 

x)  ©roefenbera,  rooju  SBana  gebärt,  liegt  574  m,  bie  (Sdmeetowe  1600  m  hoch. 

*>  ©ie  £olefird»e  oom  SBanger  ©ee  bei  $rontbeim  lief  $rbr.  ®ilb.  1841 
bortbut  oerfeßett. 

*)  1837  wanberten  448  m  if>rcr  Xiroler  äefaiat  aebrnefte  proteftanttfefte 
Stftrtaler  oon  bort  aui  unb  grnnbeten  bat  2>orf  äiaertal  bei  fcrbmann«borf. 

*)  Gie  (lebt  oor  ber  fedjfteti  ftaflaae,  1850,  ©.  21—72  ber  »ortete,  ta- 
ttert: „Crbmannttorf  in  ®d»!efieit,  30.  September  1850." 

*)  «!<  «ft.*®ef.  noct)  oorbanben,  «cf)6rtc  fle  bamaU  b.  95erl.  fal.  ®eel)bla. 

•)  8re<banft  .tBefcbetbenbett"  (=  Sebeniweilbett)  Dat  SBtlftehtt  1834  beraub 
gegeben,  aud»  (AI.  <5ct>r.  IV.  1—124)  fcct)ö  2lttffd$c  Aber  ibn  öcfdjrtebctt. 

^  ^«00  o.-Xrtmberg,  ein  armer  ®cbulmetfler  in  Bamberg,  aab  1300  bti 
1313  tlnt  Aftnlicbe  Xuaenblebre,  ben  »9tennerM  berank  (gebrnrft  1833  in  SBamberg), 
ber  «ber  attc  Ocbiete  bef  gebend  «rennt*  nnb  (djweift. 


588  ftttootg  (Snttt  0ftmm,  Erinnerungen. 

Alogen  über  bie  3*tt  flnben,  bie  ber  unfrigen  auf  ein  J&aar 
deinen,  fogar  beftige  9Borte  über  9ted)t$*erbrel)ung  uttb 
SXabuliftereL 

8Öa*  (Sie  3urtjteret  nennen  unb  n>a*  Sonett  foötel  8er# 
bruß  mad)t,  gefällt  mir  *iettetd)t  an  ftd)  fo  n>enlg  al*  S^nen, 
ftefyt  aber  nid)t  allein,  fonbern  fet>tt  in  allen  gormen  lieber, 
bie  ben  menfd)lld)en  ©eift  ausprägen.  3d)  muß  bie  (Sprache 
meiner  3*it  teben,  fogar  in  meinen  feüdjern  fdijretben,  unb  tyiit 
nfdjt  bie  2Rad)t,  it>re  entftettten  ober  fcerberbten  gönnen  $u 
änbern.  3d)  füge  mief)  unfern  bitten,  aud)  ba,  too  fie  in* 
alberne  fortgebtlbet  ober  tanb  unb  unnatürlich  getoorben  finb. 
3d)  fann  l)icr  nid)t  auf  bie  Urfacfyen  blefe*  2Jerfatt$  eingeben, 
ber  einer  gegriffen  SRaturnottoenbtgfett  gefönt  ift  3d>  bin  aber 
gerecht  genug,  anjuerfennen,  baß  auö  biefem  Verfaß  Eigentum* 
lid)e$,  fogar  %obenötoerte$  entfprtngen  fann,  tote  3.  ©♦  bei  ber 
(Spraifye  ein  befonberer  ©ebraud)  berfelben.  3d)  balte  bin 
Serfud)  für  tbrtdjt,  n>eim  er  auef)  tooljlgemeint  n>äre,  einen  garten, 
frummgen>ad)fnen  (Stamm  grab  biegen  ju  rooKen,  ober,  toenn 
3l)nen  ein  anbetet  ©leufyni*  beffer  gefällt:  man  gefyt  aud)  mit 
einem  fernen  S8eln.  3n>ar  ift,  um  einen  2fa*brucf  t>on  3*>nen 
ju  borgen,  ba$  hölzerne  S8etn  „fefyr  profatfd)",  aber  fein  $ttd)t 
liegt  in  bem  SBeoürfnt*.  3d>  erlaffe  einem  jeben  ben  SSetoeiS, 
baß  ein  lebenblgeä  t>on  gleifd)  unb  ©ein  %>iel  beffer  fei,  aber 
id)  acfjte  ben  ÜJtann,  ber  auf  jenem  gu  fd)reften  toeiß,  unb  e$ 
fommt  nebenbei  ber  Vorteil  tjerau*,  ba$  man  fieb  feinen  2)om 
in*  gieifd)  tritt!  Der  grünbltdjen,  tiefen  SÖöiffenfcbaft  (bie  ober* 
fläcf)ltd)e  vergrößert  ba$  Übel  unb  f)at  e*  aum  teil  befbrbert) 

Selingt  e$  aieEetcfyt  (toenn  bie  äußeren  93eblngungen  günfttg 
nb),  ba$  Übel  $u  feilen  ober  minber  fdjäbltdj  *u  machen. 
Unfere  Ultrapartei,  mit  ben  Stabtfalen  barin  mffterftanben,  ge* 
fällt  flcf>  aur  3cf*  barin,  einen  leben,  ber  mit  ber  8Bljfenfd)aft 
Äcf>  gelehrt  beschäftigt  —  er  m&tft  benn  tin  Znffinqtx  »on  iljnen 
fein  —  auö  Gräften  ju  t>ert)6l)nen.  <£ttt>a*  bat)in  Rielenbe^, 
fagte  td)  ju  (Sastgng,  alö  fcf>  bei  feinem  großen  unb  fd)5nen 
jjeft  if)n  im  SRamen  ber  3(f abernte  ber  SBijfenfdjaften  anrebete9). 
äBijfen  @ie  ein  anbete*  atö  biefe*  langfame  Mittel?  3Rit 
einer  3Cnfi*t  aber,  bie  in  Sroftlojigfett  auslauft,  ift  toeber  ©Ott 
nodj  btn  SEftenfdjen  gebient 

m  fd)etnt  mir,  baß  aud)  (Sie  ber  $uft,  in  ber  (Sie  leben 
unb  in  ber  (Sie  fyerangetoadtfen  jinb,  ßd)  ni*t  gam  entjtefyen. 
@inen  gldnaenben  «etoeid  ffabe  ic^  a-  ®.  i»  3tö*er  Änjldßt  t)on 
bet  jtraft  ber  &ontrafignatur*)  bei  ben  SBerorbnungen,  toatprenb 

_  *)  »et  feinem  fftnfitftttfyrtgeii  S)oft»rmWWmii ,  21.  10.  1850;  t*  habe  9B.« 
Borte  nfot  fteben  f6mttn. 

•)  95*ff  fdieint  gcmcwit  #»  (mdeii,  bte  Oegensetctwititfl  einel  QRintfiet^  Mf 


Xnf>ang:  7.  a)  3ßiO)eltn  Ott  9Wlff.  589 

(Sie  afö  ein  bie  SBafytyeii  liebenber  ÜÄann  ben  ^rfaffung** 
brud)  barin  erfennen.  SBenn  3.  33.  eine  Serorbnung  mit  Kontra* 
jignatur  erfcfytene,  weiche  ben  ©efel)l  enthielte,  bie  nddftten 
fünfoig  ober,  trenn  (Sie  wollen,  neununbneunjig  JJabre  (fo  lange 
Dauert  in  Sonbon  ba*  ©tgentumäred&t  an  ben  Käufern)  ben 
®tacä  §u  verwalten ,«  atö  wdre  bie  Sterfajfuna  fuäpenbiert,  fo 
mßiftt  biefer  35efcr)(  »orerft,  b.  t).  auf  fo  lange  3eÜ  otyte  äMber« 
rebe  ausgeführt  werben.  jDamtt  fd)lägt  man  jebem  natürlichen 
®efüM  für  ©f>rltcf>fett  auf  bie  (Stirue! 

(Sie  wollen  £  af  f  enpf  lug  nid)t  natf)  einjelnen^aien,  fonbern 
im  ganjen  unb  großen  beurteilt  wtffen:  bc&  tft  billig*  (Bie  fagen: 
er  will  eine  ftarfe  Stegierung.  ®ut,  wemi  bte$  auf  recfytlidfcm 
9Bege  ausgeführt  wirb,  mit  bem  SRecfyt,  baö  jefci  befdjworen  tft 
abgefeljen  ba&on,  ob  e$  jemanb  gefällt  obet  nicfyt.  ^icüeicr>t 
fefct  er  Sfynen  ifyeoreitfd)  tecbt  fd)5n  auäeinanber,  wa*  er  will, 
aber  wa$  er  unter  biefem  (Scfytlbe  tut,  erleben  (Sie  t>leBeid)t  nod), 
unb  bann  werben  (Sie  erft  lernen,  wa$  er  unter  einer  ftarfen 
SÄeaierung  oerftefyt.  9^icr>t  bloß  baß,  wa*  mau  it)m  iugtbt, 
fonbern  nod)  etwaä  mel)r,  fcorerft  ein  wllfommeneS  @rftarren 
im  ©ehorfam.    Statin  wirb  er  milb  unb  gütig  fein  wollen. 

aber  biefe  3eit  tommt  ntd>t  2)enn  wie  unfere  Söelt  ftel)t, 
fann  biefer  blinbe  ©efyorfam  nur  burdj  ©ewalt  bcfd)Äfft  »erben. 
2fat  tiebfien  werben  tfyn  bie  Stabffaten  leiften,  benn  fte  wtffen, 
wa$  bieä  SJerfaljren  il)nen  bringt1).  (Soviel  Unbefangenheit  ^at 
J&affenpflug  ntd)t  —  obgleich  er  ben  ©oben  fennt,  ber  ifyn  f)dlt  — 
etn$ufef)en,  baß,  wenn  er  erft  jenen  ^unft9)  erobert  fyai,  man 
il)n  fanft  ober  unfanft  ber  $üre  i)inauäfrf)lebt8). 

S8erflef)e  tefy  (Sie  red)t,  fo  ftellen  (Sie  eä  fo  bar,  al$  fei 
J&ajfenpfiug  erft  burd)  feine  ©egner  auf  blefen  SBeg  gebrdngt 
worben:  ba*  ift  unrichtig.  G*r  ift  in  feinem  ^rtoatleben  tin 
recfytfdjaffener  unb  wofylmetnenber  SOfann,  aber  burd)  unb  burd) 
eine  ab*>ofatifd)e  Sflatur.  (Seit  einem  9ftenfd)enalter  fenne  ld) 
feine  Siebf)aberet  an  ber  (Gewalt,  feine  tiefiiegenbe  £errfd)fud)t 
unb  feine  2eibenfd)aft,  getoaltfam  einzugreifen  unb  burefau* 
brechen.  2)aä  ift  ba$  SÖajfer,  in  bem  auein  er  fdjwtmmt.  (Sin 
ed)ter  ©enluä,  ber  bie  3üget  mit  ftarfer  ^anb  l)dlt,  weiß,  wa$ 
er  an  ber  menfd)lld)en  (Seele  eijren  muß  unb  »0  er  nid)t  ge* 
bUttn  bar  f.  (Sine  eble  ^ffanje  wdd)ft  ntd)t  in  (Sturm  unb 
SBinb,  fonbern  wirb  \>on  itym  auägetroanet  unb  aufge$er)rtJ  (Sr 


einer  oerfaffuBgdwtbrtgc«  iattte^^errltciTen  QSerorbnung  (f.  it.  ®.  590)  fei  swar 
ein  33erfaffuit0dbnid),  vetpüHhtt  aber  gum  @f(^orfam. 

A)  Erbitterung  ber  Waffen?    $ofa«nfl?       *)  S^Amltd}  bltnben  GMtorfetn. 

•)  ®o  tfr^  and»  aefomtnen:  ber  äurfftrfl  bat  tDn  nie  getieft,  fonb  aber 
fein  fnr  feinen  Oarren  Stgenmiaen  fo  aeetgnete^  SBerfyeua  wie  tljn,  unb  bat  ityt 
jtuetmal,  na<bbem  er  tf>n  t>er braucht,  talt  unb  obne  X)an(  entfalten. 


590  ShtbWfg  ftnll  ©rfmm,  Erinnerungen. 

hat  Sraft  unb  (Bnergte,  aber  wenig  @igcntflmnrf»fcft  be*  <äeifte$ 
unb  geringen  pollriföen  akrftanb')  neben  groger  ©elbftü&er« 
frhäfcung.  SÖaä  hat  fein  Auftreten  bort  bewirft?  Samt  man 
leugnen,  bog  et  Reffen  tn$  Serberben  geführt  hat?  es  liegen 
»on  feinet  abooratifiien  ©efümung  Söenwffe  genug  au«  feinet 
früheren  Sßerwaltung  Dor:  ich,  toin  nur  an  feine  Söeßanblung  ber 
Stcthenburger  Sache*)  erinnern,  ©ein  Setragen  ber  Union  unb 
9>reußen  gegenüber1)  nennen  @ie  unftatthaft  3*  müßte  einen 
ftfirferen  5tuSbruct  gehrauchen,  wenn  ich  eö  bejetdjnen  wollte, 
©em  König,  bet  ü>n  an  fein  Äranfcnlager  tief*),  beffen  3öoh> 
wellen  unb  große  ©üte  er  genoffen  l)at,  fehrt  er  ben  Stucfen. 
2ßne  ein  natürlicher  OTenfch  babei  fühlt,  auch  wenn  er  nicht  efn 
Vreuße  ift,  brauche  ich  nicht  auäuifprechen.  JJaffenofiug  wirb 
ftch  beffen,  ich  jweifle  nidjt,  mit  sBebauern,  baß  ti  fo  lommen 
muftte,  rühmen  unb  feinen  Rügen  furiftifcfteit  ©erftanb  hernor* 
jujjggi  «rfffen. 

■)  Sr  mar  (mar  nie  ■ 
.__._)  »til«tn,  NUlt  all« 
flfatn  Ute  heran  fbeft&iuor. 

•)  Beats  bem  Xebe  bi „_...... r... -_.„,  - 

18*4,  nattt  «DflrnoflUfl  (mit  So*)  friert  bie  8aflen  bec  ftadbrtherrlld>en  ©erittt*. 

»arfrii  auf  bru  «(aal.  Dal  ajrrnteaen  afrrr,  bat  bft  «t int-  "-  -- ■ 

Verlangte*,  fltr  bin  •£    *    '  " "'    ' 

bahiii  iin  £of  b.-joi 
.Wotenburarr  Quart"  i 
CtMMMFr. 

')  Jpatrmeflaa  Mite  am  23.  Jebe. 
an  26.  aud)  brat  ihm  migtrauifcli  ui 
eifrige*  grithalten  .an  Vreagen  unb  ber 
brr  Sinfdjluä  an  Dltrrretdi,  mit  btm  ei 
Mimen  hoffte,  «r  «alf  beStalb  in  tttfa 
OHailonfrtrnitn,bir  Union rtcrfailun»  i 
13.  Sunt  mit  Ofltrrrfdi  unb  Saucen  A 
im  teilen  am  2a  3uli  an*  ber  Union 
«uurttfen  brt  am  1.  ®eet.  wlrbterjei 
her brijiifUTircB ,  bog  rr  bit  anacblime  : 
Strlranna  eine*  $a  u  <  ball*  rnt  Mir«  aefo 
bit  wa  ihm  aeaenoejetdinetr  aSerorbnu 
burdi  eint  jmeitt  Dom  7.  Seit,  bit  ©teil 

ffiMnbe,  ber  SBtWrben  unb  bei  SRilM „ 

Mirale,  baorrifrite  unb  6ilrrrrid)ifdjt  errtuiton*truti»cn  berbtifioltr  nnb  nodi  brat 
BieltfiDtiigeR  nnb  brr  Dlmifer  biplentaiifdiw  Seiebeelogr  Vrravenl,  bat  (itn  bem 

-'—■■*  '-"«  wiberftetn  »Dien,  ben  «affinen)  »ibetftanb  bei  btf(if*e« 

"l     »rief  =B? ■    -  '-' 


tat,  Ht  örrmjjjin  flurr,  uni  vir  aianEC  ine  pen  <&iaa 
t  S?)f  rinarjMtn.  Stadt  Hjähtiatm  6trri(  »neben  bie  bi 
:ieaenen  üäijefitb  48000  laier  beteagenbeiO  ftinttnfle  be 
"  In  ein™  Srralfini  biefem  beladen,  flnlTrn  abre  fortab  in  bi 


b  ber  Dlmntee  bir-lcmattfdim  3iirtectoae  ^.ruSeni,  bat  fit»  bem 
«™  »BI4HB.  nllt  wibrrftBtn  molitn,  ben  «affinen)  SSiberflanb  bt*  tttffiftbei 
Seilt«  brad).  Sn  btm  Taae.  reo  biefrr  93tlef  aBilBelm*  in  Caffel  anietommen 
fein  maa,  eneften  birr  BOOO  ©trafba^ern  ein,  nnb  am  9.  Sanuar  1351  mar  bie 
«jrdibaftrnbe  in  Seffra  htegeftellt.  —  Wa<ti  mxteren  fanf  3anren  3«mntfniffe* 
imifAcn  Sdrfltn  nnb  Soll  eiijielt  OaffennTua  ben  Mbfajitb,  abnt  no*  feint  Viani 
Btllia  buectiaefebt  in  nabrn. 

'}  Man  behanblefe,  auf  brr  ©urtbreffe  na«  taffel  pabc  ealTennfHa  mit  btm 
bai  Seit  gnlenben  Jtinia  Srbr.  3Bill>flm  IV.  eine  Sefnecttung  aelwbt.  Tlarau«, 
bae  eaffennilua  ben  prtugifaen  Cienl)  otrlitf ,  fit  fein  Sormurf  acaen  ihn  her- 
lUltilen;  ei  tutrb  atio  hier  nnc  OiiTraDflugt  <9eantrf(bafl  geaen  bie  DDR  <J)rcngen 
nrarlnbcle  Unten  arauint  fdn.  ©rtnen  .iHriiiifttirn  Strftant"  iciglc  (r  Cn  birfrr 
(cfslarndgeti  Ducrtcribreei. 


»»Ijaiig;    T.  a)  aöithslm  an  «uff.  591 

SStahrfchetnlfd)  wuflte  er  fetir  wohl,  bog  in  feinen  Serorb- 
nungen  ein  SÖc-rfaiTungäbruch  lag,  Wirb  fidj  aber  eht  SJerblenft 
barauö  machen,  biefen  Äeil  eingetrieben  ju  haben.  Der  (gib, 
ben  et  geletftet  hotte,  unb  jwar  auf  bie  SBerfaffung,  fo  wie  fte 
Ift,  nicht  Wie  er  fle  gern  haben  mochte,  fiel  Ihm  ofeHefeht  gar 
nicht  eht,  cbei  et  hielt  fid)  alö"  guter  3urtft  ber  neueften  Art 
burefj  bie  Äontrafignatur  >)  hinlänglich  gebeert  ober  hatte  eine 
uberrafcfjenbe  Snterpretarlon  xax  $anb,  tn  welcher  Äunft  et 
SReifter  ift.  3*  wunbere  mich  nur<  Mi  f<uW  Anhänger,  unter 
welchen  boct)  rellglöfe  3Renfcf>en  finb,  bie  wiffen,  »aä  ein  @ib 
ift  unb  mit  welchen  äöorten  er  geletftet  wirb,  nicht  ben  min* 
beften  »nftofl  batan  nehmen,  ja  gar  nicht  baran  ju  benfen 
fc&etncn!  Hai  ift  baä  SBefen  ber  Partei,  bie  fühlt  unb  fleht 
nid)t  ben  Saiten  im  eigene»  Äuge  unb  hält  in  ihren  Angelegen» 
betten  für  erlaubt,  waS  fie  hei  anbern  mit  bem  ©djiet  bee*  ©nt» 
fetjenö  betrachtet! 

9Saä  mich  am  metften  entrüftet  von  allem,  waä  er  getan 
hat,  bat  ift  bie  gWnigung  ber  ©ewiffen,  bie  et  über  bte  OTeif 
[eben  »erhängt.  33a*  ift  ein  greoel  unb  eine  ©raufamfeft,  bte 
t*  nicht  auf  ber  ©eele  haben  mochte !  3«ber,  ben  er,  auf  Welchem 
Söeg  ti  gefchteht,  jwlngt,  gege»  feine  uberjeugung  ju  hanbeln, 
ber  muß  erft  baö  beffere  3*11  feinet  felbft  hingehen! 

Swefn  ©ruber*)  hat  bie  Äuffotberung  etlaffen,  ben  3Rdnnern 
SBdfhutbgt  letften,  bie  gegenüber  ben  Drohungen  unb  ber  Xuts* 

Sicht  auf  uRtftbanb  fangen  unb  eine  äußerlich  fummereolle  Sage 
hre»  Gbarafier  bewahrt  haben  unb  auf  bie  ßeutfcrjlanb  ftolj 
fein  tonn.  2Tucb  ich  habe  mit  greube  meinen  Beitrag  gegeben. 
Konnten  biefe  SSänner,  wie  bte  äußeren  unb  gelftlgen  äuftänbe 
unfeter  3eit  finb,  ihr  ©ewlffen  fonft  rein  bewahre»?  9Ran  foK 
an  einer  folcben  Jfc)anbfang  nicht  mäfeln.  3*  renne  fehr  wenige 
von  biefen  $)erfbnKcfjretten,  aber  bte  ich  renne,  halte  ich  für  recht» 
fchaffene  SKanner.  Ohne  3*oeifeI  werbe»  (ich  fene  unfauberen 
©efeUen,  öon  welchen  Sie  reben,  anbrängen*)  unb  baS  lautefte 


592  8ub»tg  (Smtl  (grimm,  ©rinnerungeru 

@efcr)ret  *erfür)ren,  weil  fle  barm  SBaffer  für  tl>re  ffltüfyfe  )u 
{toben  glauben.  @ott  man  flcr)  burct)  bte  ftutcrjt  *or  ihnen  ab* 
halten  (äffen?  ÜRan  muß  ben  2Äut  Ijaben,  nt<r)t  blof}  bie 
®d)tn&fpmgen  bet  @egner,  au<t)  bad  8©b  Söfberwärttger  m  e* 
tragen,  3ft  man  berechtigt,  Sftarobeurd  atd  irjren  glügefinann 
twranjttftetten,  tote  in  ben  ^Blättern  ^efd)ier>t,  bie  man  im  <5mft 
bie  9>*jff*  nennt?  ®in  alted  @j>rtd)Wort  gefyt  nocf)  weiter,  ed 
fagt:  SBenn  man  ©Ott  eine  ^irct)e  baut,  fo  fyängt  ber  Teufel 
feine  Äapette  bran. 

J&erjltcr)e  ©rufte  an  @te  beibe  unb  3t)te  (Schwägerinnen. 
(Sie  t)aben  einen  fetteren  Skrluft  ju  ertragen  gehabt  SDtöge 
©ort  @te  alle  befdjüfcen  unb  bie  ©efötcte  jßeutfcr)ianbd  lenfen, 
bie  bunfel  *or  und  liegen! 

33er  3Wge 

»erlin,  ben  19.  fce*.  1850.  ^^  mmiSL 

b)  3acob  an  garnier1)» 

Siebter  garnier! 

Med  noctymald  erwogen,  bleibt  ed  bei  ber  Unmöglichfett,  jcfet 
aurädsutreten.  93or  fcter  $Bocf)en  hätten  wir  unferer  Steigung, 
unferm  glichen  Verlangen,  im  &aterlanb  gu  leben  unb  |u 

Serben,  folgen  Dürfen,  nun  aber  ift  bie  @acr)e  foweit  t>orgefcr)ritten, 
afj  wir,  ofyne  ®fanbal  ju  erregen,  nld)t  anberd  ijanbein  tönnen. 
SBtr  r)aben  au  J&annoaer  unfere  förmliche  SMenftentlaffung  an« 
gezeigt,  barauf  ift  unfere  förmliche  Ernennung  erfolgt  unb  ber 
UntoerjU&t  angezeigt  unb  befannt  gemacht  worben,  wie  bie  TLx» 
läge  bewetfi  2Blr  betrauten  und  feitbem  ald  Untertanen  bed 
Äbntgd,  unb  ed  fcr)eini  und,  nact)  unferm  @efür)l,  unef)rlicr),  und, 
et>e  wir  ben  2>ienp  angetreten  au  t)aben,  auf  eine  neue  S&ofatton 
etnauiaffen,  felbft  wenn  fie  twm  ehemaligen  Sanbedfyerrn aud* 
ginge9),  ©agen  (Sie  alfo  benen,  bie  flcr)  für  unfer  hierbleiben 
ju  fpät  serwenbet  fyaben,  befttmmt  ab,  jugleicr)  unfern  auf* 
richtigen  £)anf. 

ÜÄft  freier  greunbfdjaft  bet  3*)rtge 

6.  Dej.  morgend  (1829).  3&c.  ©rimm. 

föolgenbe  reüpoHe  ©teile,  offenbar  aud  einem  ©riefe  3(rnfmd 
über  \kim  unb  ©ettinend  x>icr  ©üben,  \wn  mir  unbef amtier 
#anb  abgetrieben,  ftabe  icr>  unter  Subwtgd  alten  papieren: 

l)  ebuarb  tf.  <5t.  ©tmen,  Softtt  be*  ÄrieaäraW  £.,  1790—1857,  ftarti» 
Gaffel  al«  Jlnrf.  @ef).  0.»3Reb-'9t. ,  befugte  mit  ben-  Srätern  @r.  fco*  £weum 
tx>n  1798  ab  (tri*  1805). 

»)  ©.  o.  ®.  458;  and»  9Btlf>elm  an  SWettfrtad),  0».  124,  u.  (Stengel  3,  272. 


Xntyang:  8.  ©onett  *on  SBtlfyelm  ©rtmm.  593 

• 

,,3d)  trage  fle  in  meinem  großen  SÖtontel  felbft  über  bie 
langen  toeiten  ©tragen,  bie  »ter  Anaben  tun  ihr  alle*  &u  @e> 
fallen,  fle  legen  fl*  alle  auf  bie  @rbe,  bamit  fle  ne  beffet  jaufen 
fann,  Du  toürbeft  Di*  an  ber  lebenbigen  ©ruppe  erg&fcen, 
wenn  jle  fid)  alle  in  ben  Äften  eine*  motten  SötrnbaumS  wiegen, 
auf  ben  bie  ©onne  fd)eint,  unb  toenn  flcf>  bie  jüngeren  an  bie 
SBelne  ber  älteren  bangen,  um  farunteraufpringen,  ober  toenn  fle 
au*  freier  ßanb  mit  ber  Brmbruft  unter  fyofyen  Sannen  nad) 
bem  SJogel  fliegen,  ber  auf  einer  fyofyen  (Stange  ftel)t,  ober 
toenn  fle  alle  *ier  bat  gutmütige  9>ferb  in  bie  ©d)toemme  reiten 
ober  $let)en,  ober  wenn  ©leamunb  fld)  in  bie  Futterraufe  be$ 
9>ferbe*  l>ocft  unb  tym  ba*  gutter  felbft  in^  9Baul  fadtr 


8*  (Sonett  »on  ^Bilbelm  ©rimm* 

3n  Söiganbä  ungebrudter  Sebenäbefdjrelbung  bat  fld)  *>on 
88itt)elm  ©rfmm  folgenbeä  ©onett  auä  bem  3al)re  1806  er«» 
falten1): 

„Du  beutfctjer  Stobm,  in  Unrufym  nicftt  serflnfe, 
©o  febr  unä  br&ngen  fyartscrtoorrne  3«iten. 
Der  ©djmad)  @rfenntnf$  mögen  zubereiten 
©o  alter  ©lorie  ticfbebeufge  9Binfe! 

3n  Äräftigfelt  erneure  btd)  unb  trinfe 
Der  ©cfylacfyten  33lut,  blcfy  felber  au  erjlreiten! 
©ott  toirb  bie  treue  ßelbenfdjar  geleiten, 
Da#  feinet  Stoteä  (Sonn*  t>oran  ff>r  bltnfe! 

9lod)  leben  beutfctje  Mannet,  bie  entgHtyen 

Der  beilegen  ©adje;  o  toie  feiig  Reffen, 

Dem  Äurfürjt  3Btll)elm$  Siebe  bkibt  »ortoaltcnbl 

Dann  mag  bie  jjriebenäblume  neu  erblühen; 
98enn  föriegeö  ©d)mad)  im  Kriege  ift  fcergeffen, 
©o  fteigt  ber  beutfcfye  Sfculjm  nimmer  aeraltenb!" 


*)  <5.  ®.  88,  %.  1.  -  untere  ©ebtdfte  SBtlftclm*  f.  brt  ©taigel  1,  161; 
3frM*r.  ®.  6-12  it.  a. 


Sufcw.  @rtmm,  Grinnmittgett.  38 


594  Subtttg  Chntl  ®rlmm,  Erinnerungen. 

9*  ^o^nungen  unb  ©rabtfdtten  ber  $aint(te 

©rimm* 

a)  SBofynungem 

Über  bfc  betben  erften  SBofynungcn  ber  Grübet  nadj 
beä  Stoterä  $ob,  f.  ©. 34  unb  53.  «Racfybem  fte  ftd)  eine  28eile 
mit  Söaugebanfen  getragen  Ratten1),  beaogen  fte  1814,  nlrfjtaum 
toentgjten  tvegen  ber  bäuftgen  geueräbrünjte,  bie  aud)  nad)  bem 
großen  @<blo|branb  vom  24.  0lovember  1811  —  bti  bem  3tocob 
bie  Söücfyerfaafee  fo  toaefer  rettete")  —  bie  innere  ©tabt  bäuflg 
l)etmfud)ten,  unb  aud)  n>ei(  ber  Hauseigentümer  2Btlle  nod)  am 
fyofyen  SDWetpretfe  von  bunbertjtoanaig  Malern  feftytelt,  bie 

3.  äöofynunglm  tfoetten  (Stocf  be$  Jßaufe*  SBityelmäfybfyer 

$lafc,  Sir.  1,  ba*  fyeute  ©ifc  be*  «gl.  9>rov.  ©djulfoHeg* 
tft,  für  bie  fte  ber  SÄegierung  nur  vferjlg  $aler  SDttete  $u 
&af)len  Ratten.  SBic  2Btll)elm  bie  Söobnung  3acob,  ba* 
mal*  in  Söten*),  fdjilbcrt,  fo  tft  fie  nod}  ijeute.  (5r  unb 
Sötte  l)aben  am  28./29.  Bprtl  1814  juerft  barin  gefcfelafen. 
Die  freie  2fo$ftd)t  über  (auter  ©arten  nad)  ben  Soergen 
()in  bat  bie  Grübet  bauernb  gehoben  unb  erfreut. 

2Tber  im  ©ejember  1821  ließ  ber  neue  Äurfürft  ifynen 
fünbtgen,  unb  am  8. 3«war  1822  bemerft  3acob  in  feinem 
Äalenber:  „(Sine 

4.  „28o fynung  tn  ber  günffenfterftrafie  bei  bem  @d)tnleb  ©efner 

für  fünfunbneunaig  £aler  j&brlid)  gemietet  von  Oftern  an." 
„2fat  26—29.  2tyrti,"  fyetßt  e$  bafelbft  weiter,  „ausgesogen, 
ben  29.  Mittag  julefet  im  alten  Jjauä  gegeben  unb  abenbä 
juerft  im  neuen  gefdjlafen."  —  £)fefc  3Öol)nung  erblidt 
©tengel  in  bem  J&tnterfyauS  von  9fo.  7.  Qtin  $lan  von 
(Saffel  von  1819  jetgt  ba  aud)  ün  Äfiu$d)en,  ber  näd)fte 
von  1822  aber  nid)t  met)r;  beäfyalb  Dürfte  bie  SÖobnung 
in  bem  langen  fdjmalen  (injtoifcfyen  Idngft  gefallenen) 
J&aufe  gett)efen  fein,  ba$  ben  nod)  unauägebauten,  melft 
nod)  von  ©arten  erfüllten  SBiocf  nad)  SRorbtveften 
(grbäbr.  89)  abfhtmpfte  (tote  er  fyeute  nod)  ba  abgeftumpft 
ift)  unb  ber  Äaferne  gegenüber  lag  (toa*  SÖffyelm  aud) 
ertoäfynt  ©tengel  1,  210).  gerner  lag  red)t$  b aneben 
(nad)  bem  9>lan)  9fr.  129  (jefct  burrt  baä  9ttelfterfd)e 
jjauä,  ©arbebuforpäplafc  6,  erfefct);  baä  bler  gemeinte 


x)  ©tengel  3,  63.        •)  (Stengel  3,  96.        »)  Sgbbr.  315. 


8n*)ang:  9.  a)  3Bof)nungen.  595 

toar  129  l/i  (nur  benachbarte  tourben  mit  fyalben  9lum* 
mern  bejetcfynet):  unb  in  9fr.  129  V*  f>at  ®efner  (nadj  bcm 
nädjften  2Cbrefjbud))  toentgftenä  1828  getvofynt. 

2)le  ©arten  erfreuten,  aber  bie  @nge  bebrütfte1)  unb 
bie  ©cfymtebe  beläjtlgte  fle.  ©o  fdjreibt  bann  3acob 
am  28.  SBärj  1824»):  „3n  »ier  3Sod)en  atefyen  tolr  au* 
unferm  engen  Sterfcfylag  in  bie  SöeHevue,  in  eine  ber  an* 
muttgften  SBofynungen  fyier.  <5tatt  ber  ©cfymiebefyämmer 
»erben  toir  9tad)ttgaHen  fyören." 

©o  jogen  bie  Sörüber,  befonberä  „ba  aud)  2oui$ 
fein  SÄaljlmmer  bei  2Crnolbä  genommen  würbe"*)  an* 
fang*  2J?ai  1824  in  bie  23ette»ue,  aber  nod)  nid)t  in  bie 
befamtte  (fyeute  „©cfyöne  2Cu*jf  d)t  7"),  fonbern  erfl 
in  bie 

5.  äBofynunglm  (natfo  Slorben)  atoettfolgenben  fog.  Äod)fd>en 

(tyeute  Ufr.  9,  äÖebeme^erfdjen)  £au*.  ©effen  erinnert 
fld)  nlcfyt  nur  «ubtoigä  Softer  von  £örenfagen,  fon* 
bern  e*  toirb  aud)  betätigt  burd)  eine  ©teile  in  28U* 
fyelm*  SBrtef4)  vom  7.  3uni  1835:  „©(cfymtnfe*)  $iel)en 
jefct  in  bie  28ol)nung,  bie  früher  ©(eine*)  inne  fjattt, 
einige  J&äufer  tvelter  herunter,  too  totr  einmal  bie 
an>eite  <£tage  bewohnten."  (fcubtoig  unb  feine 
©djttriegermutter  Ratten  enblld)  bem  ©taatömtnlfter  gi.  H. 
von  ©djminfe  bie  SBofynung  in  ll)rem,£aufe  gefünbtgt, 
tvaä  ein  ©tabtgefpräd)  war.)  ©obann  burd)  3acob$ 
93rief  an  «ffiiganb  vom  26.  S&ai  18245):  „2Btr  toofynen 
iefet  Söettevue  im  vierten  ßauä"  (nämlidj  von  ber  @de 
am  griebridjäplafc  au$).  3n  biefe  2Boi)nung  fyat  fid) 
2)ortd)en  an  2Blll)elm  1825  verheiratet,  nadjbem  fte 
fid)  2Betf)nad)ten  1824  verlobt  Ratten,  „dttty*  tyabe  td) 
mein  Arbeitszimmer,"  fdjreibt  er  fünf  Sage  nad)  feiner 
J&ocfoett  an  SÖiaanb,  20.  SJtot  1825  (©tengei  3,  244), 
„linfö  ber  3a co b  unb  nad)  beut  £of  $u,  tveil  er  feine 
©onne  brauchen  fann,  I>at  ber  Soutä  fein  ÜÄal$immer." 
2)er  2Cu$$ug  von  ba  in  bie  (bamaiige  9tr.  6  ber 
95ettevue) 

6.  aBo^nung,  ©d)öne  2Cu$jtd)t  9fr.  7,  @cfe  ber  ©eorgenjfcafie, 

fdjeint  im  grfil)jal)r  1826  erfolgt  ju  fein,  unb  hierauf 
bod),  auf  einen  förmlichen  2Cu$$ua6),  bie  Söemerfung  von 
Sfyoma  *  (in  einem  «rief  vom  2.  Äuguft  1826  an  3acob  *) 


*)  ©eeufeba*  319.  »)  %tkibv.  91.  »)  @d)öof  2,  9lt.  9. 

*)  fcrMbr.  144.  B)  (Stengel  3,  238. 

•)  Sttdit  auf  einen  blofen  ®ed)fel  »on  Sacobd  ©tubierftube,   rote 
(Stengel  oermutet  (2,  214).  7)  $>af. 

38* 


596  ?ub»tg  @mt[  Qtrfmm,  Erinnerungen. 

fleh  ju  begießen:  „^öffentlich  ift  3hr  ÄuSjug  »orübet  ufw.; 
td)  wünfcbe  3bnen  ©lud,  baß  es"  überftanben  fft1)." 

2Cua)  bic*  £auä,  beffen  SnnereS  JJane'  3fltmü[ler 
(,§effenlb.  17.  9.  1901)  hübf*  fdhflbert,  begießt  fidj  bie 
58rieffleQe  3trnim*  (bei  «Steig  3,  578):  „@me  fcfiönere 
Sanbfdiafr,  aH  ben  ©rtmm$  täglich  cor  Äugen  Hegt,  fanu 
man  faum  benfen.  @le  wohnen  bfth:  neben  ben  für» 
fürfttichen  Käufern,  biei  Steppen  hoch  an  bet  ©traße, 
ttelchc  bie  2tue  übetbrücft1)."  @ie  wohnten  aber  jwet 
Steppen  hoctj;  btei  Steppen  hoch  finb  lautet  ©acjiaimmer. 
gRancbetotrö  bebeutet  „jwel  Steppen  hoch"  im  btitten 
®totf,  webet  bet  Strtum  rügten  mag. 

£>te  ffir  ©braefühl  fränfenbe  SSebanblung,  bte  fie 
1829  «on  ber  SÄegierung  erfuhren  (f.  o.  (5.457  f.),  Heß  fie 
am  btitten  SSefh/nachtatag  1829  naä)  ©öttingen  jiehen, 
reo  fie  würbigere  Bafeinöbebfngungen  gefunben  hatten. 
Sie  hatten  ba  ihre  unbequeme  oorlaufige 

7.  SÖobnung  in  ber„2ÜIee"  in  einem  neugebauten  Jjaufe,  bai 

nicht  mehr  befannt  ift,  nadjbem  fie  erft  noch  »ierjchn  Sagt 
bei  ihrem  greunb  Söenede  gewohnt  bitten1),  nahmen 
aber  fcbon  im  9Ra(  1830  ihre 

8.  SBobnung  in  berfelben  2ttlee  Stfr.  6*). 

Uli  gegen  ©nbe  1837  bie  „©ottinger  ©leben"  ani* 

S errieben  würben,  (am  im  Sejember  Jjacob  trieber  in 
ai  lefctberoohnte  $au6  nach  Gaffel  ju  Subwig,  ber  in* 
jWtfchen  mit  grau  unb  Äinb  unb  (Schwiegermutter,  bie 
jwei  3i"tmcr  bei  ihm  hatte  unb  feinem  ,*5auebalt  am 
gehörte,  ben  jweften  Stocf  bewohnte,  übrigen^  erft  1848 
burch  Stau  Sottnetä  Sob  JJauShett  Würbe.  3acob 
genoß  fo  etwa  brei»iertet3ahr?ubwtgä  ©aftfteunbfcbaft. 
3m  £erbft  1838  tarnen  bann  auch  SÜilhelm  unb 
gamflie  (17.— 20.  Ortober)6)  aumäh,Ifcb  in  Saffel  an, 
nad)bem   noch  für  jwel,  äßodben*)  bet  engbefreunbete 

')  Sil  i*,    bat  bie  Sfl*f  cntütjitCf,    gab   ti  feit  1819  —  in  ttm 

(Stimmt  er.  &  —  erfl  1S2W  luitbft. 

*)  „B  AI  Saftren,*  fdirctfe«  9BilftfLm  (an  ORenfrtadi,  Won.  1829, 

SS.  122).  „b  in  bttQStllt»ne  »ohne,  itanb  i*  mit ben SBrraen,  3jiti« 


@rimm  in  Sinnigen,  ©.  2»,  gibt  lid 
..._...    ft  an  bnn  $oufe  unriditig  »U  bie  ätit,  i 

jhnt  Mlhn,  bie  »nre  1829-37.  *)  5«el  1,  SU. 

Wi*i  ober  für  fall  ein  3»»c,  mit  Sfepd  1,  Vi  fagt,  reäftroib  et 


»ruber  ci  iCMM  Htttn,  bie  3Mire  1829—37. 

•)  mm  abir  '"-  -"  -     "' -  " 

tai  ÜÜAtiBC  bturft. 


Bnrjong:  9.  b)  ©rabftätten.  597 

Surtft  4Juao  fte  in  fein  4Jauä  aufgenommen  r)atte,  unb  nun 
beaogen  btc  beiben  dlteflen  ©rüber  lieber  atö  ©lieber 
einer  gamilie  alä 

9.  SBofynung  baä  (Srbgefdjofj  beä  Sööttnerftrjen  J&aufe*. 

3acobhatte  für  {icr>  bie  betben  j&immtt  red)t$  *om  4Jau& 

Sana,  38tlr)elm  nafym  bie  gegenüber  nad)  ber  ©eorgeiv 
tage  liegenbe  3immerreif)e. 

1841  nacr)  Berlin  berufen,  fyaben  fle  jundd)fi  tr)re 
(t»on  ©ettine  tfynen  gemietete) 

10.  SBorjnung  in  ber  8enn6ftra#e  8,  am  Tiergarten,  btö  1846 

inne  gehabt,  belogen  bann  aber  eine 

11.  9öor)nung  in  ber  SDorotyeenftrafte  471),  unb  nacr)  einem 

3af>r,  Opern  1847,  fr)re  fefete, 

12.  SBorjnung  in  ber  fcinfjrraße,  im  ^aufe  9tr.  7,  baä  \>on 

ber  ©tabt  Berlin  burcr)  eine  3nfd)rtft  (JJeffenlanb  9, 
82)  be$etcr)net  werben  tfi  3n  Gaffel  bat  man  eine 
foitr)e  nur  in  ber  erften  3Sol)nung,  in  ber  üftarftgaffe,  an* 
gebraut 

b)  ©rabfidttem 

1.  Da*  ©rab  ber  *Dtotter  ©rimm  finbet  ficr)  jefyn  ®cr)rttt  son 
ber  nörbttdjen  SRanbmauer  be$  alten,  bie  neue  lutr)ertftr)e 
Ätrdje  umgebenben  $otenr)of$  auf  ber  ^erraffe.  @$  ifl 
3um  rjunberriärjrtgen  Sobeätage  am  27.  SRat  1908  t>er^ 
geftettt  unb  mit  einem  ($tfengeldnber  umfriebigt  Korben, 
nacr)bem  e$  tt)ie  bie  übrigen  ©räber  fc*)on  feit  Safyren 
eingeebnet  geroefen  toar.  Sgl  be*  «^erau^geberd  ju  biefem 
$age  erfAtenene  Heine  ®cr)rift:  „Dorothea  ©rimm",  toorin 
aud)  bie  3nf(t)rift  beä  ©rabftetnä  ficr)  finbet  unb  fein  be* 
fAeibener  ©djmucf  eridutert  fft.  4)er  ©enfftetn  toar  am 
wujj  umfaßt  *om  recfotedigen  2iu$f<r)ntrt  einer  birfen  ©anb* 
ftetnptatte;  bod)  r)aben  jtoei  au$  bem  ©rabe  brtngenbe 
(Sfdjenftdmmdjen  biefe  in  brei  Steile  jerfprengt.  uceben 
ir)r  (unb  Sötte)  jinb  brei  Cfrtfelftnber  fcon  tr)r  begraben, 
jtt>ei  3£cr)tercr)en  tum  Sötte  unb  28tlr)eim$  altefteö 
©öfyndjen,  Jacob,  2)a$  ©tab  ber  Sante  Henriette 
3immer,  t  15.  2fyrtl  1815,  befanb  ficr)  in  berfelben 
Jfceirje  mit  bem  ber  ÜÄutter  ©rimm,  ift  aber,  ba  2BiI* 
beim*  $lan,  ein  eiferneä  Äreu$  für  fle  gießen  ju  laffen 
(3gbbf.  446,  51),  nicr)t  ausgeführt  tt>utbe,  nid)t  mebr  auf* 
juftnben  unb  jefct  eingeebnet. 


')  SMforc*  fcarftftcr  fet  3wcl  1»  608,  511,  517  f.t  520. 


598  2ubtt>tg  Emil  ©rimm,  Erinnerungen. 

2.  £tnfö  neben  bent  ber  Stattet  ©rimm,  einen  (Schritt  rücf* 

to&rtö,  ift  Sötte*  ©rab.  Ein  mehrfach  geglleberter  <5anb* 
ftelnunterbau  trägt  eine  Söronjepiatte  mit  ber  ©rabfd&rift 
unb  einen  fnienben  Engel,  ber  ein  £reu£  vor  fid)  hält, 
von  bet  J&anb  So.  J^cnfd^el^.  Erftere  lautet:  „Unterer 
f)ter  in  ©ort  rufyenben  liebften  ®d)ttefier  Sötte  Ämalte, 
geb.  10.  2Rära  1793,  verheiratet  2. 3uii  1822  mit  «übt» ig 
Äaffenpflug,  geft.  15.  3uni  1833,  fyaben  tt>ir  blefen 
Stein  im  Safa*  1843  feften  laffen.    ©rüber  ©rlmnr1). 

3.  Sfnföbaneben  liegen  Sottet  ©djtmegereltern,  be$  SDWntfter* 

Eltern,  3ol)anne$  ßaffcnpflug  (1755—1834)  unb 
SHarla  SRagbalena  4Jaffenpflua  geb.  Drefen  (1767 
bl*  1840)  unter  fetterer  ©anbjteinplatte,  bie  tyre  fünf 
Äfnber  ÜJtoria,  ©ufanne,  Soljanna,  Subtolg,  3maite 
ihnen  geftiftet  ijaben.  Sottet  ©atte  S.  ^affenpflug  ift  in 
üfcarburg  begraben. 

4.  37  ©d)rlit  vom  (tt>efHid)en)  portal  ber  neuen  luifyertfdjen 

Aircfye  ftebt  baä  faß  gleite  £)enfmal  auf  bem  ©rabe  von 
«ubtoigä  erfter  ©attin  SHarie  Eltf  abetb  geb.  SÖMtner, 
a^b.  9.  Äug.  1803,  1 15.  2Cuguft  1842.  —  8uf  bem  neuen 
äotenf)ofe  liegen  im  vierten  Quartier,  unmittelbar  am 
jtoeiten  norbfublidjen  3Bege,  nörblld)  vom  vierten  toeft* 
dftltd&en  Söege,  50  ©d&ritt  fübltcf)  von  «ubtotg  ®»of)r* 
©rab  in  einem  mit  Etfengttter  umfriebigten  Erboegrdb* 
nid,  übrigen*  mit  ber  ©rabfcfyrift  nad)  Often, 

5.  Subnrig  ©rimm*  @cf)tt>tegermutier  grbfe.  SBöttner,  geb. 

Sötlle,  geb.  1.  3uni  1770,  t  4.  3anuar  1848. 

6.  Ru  ifyrer  Stufen  am  ©itter  Eart  grtebrid)  ©rimm, 

7.  3u  i^rer  SRecfyten  Subtoig  Emil  ©rimm,  beiber  ©rab* 

fcr)rtftcn  auf  »eigen,  au  ^dupten  fdjrdgllegenben  SJtormor* 
platten  faum  nocf)  fufitbar.  2)er  übrige  $etl  ber  ©rdber 
ift  nad)  Subtotg*  SBunfd)  mit  ©anbfteinplatten  belegt. 

8.  3u  beffen  SRecfyten  liegt  fein  @d)tt>legerfof)n  SRubolf  von 

Efd)tt>ege,  1821—75. 

9.  Subtofg*  jtoeite  ©attin,  grieberife  geb.  Ernft,  1806—94, 

liegt  begraben  im  Ernft*#rnolbfd)engamiilengrabe,  ivx 
SBütfel,  ben  ber  von  ber  tfapeKe  nad)  Söeften  füfyrenbe 
«fcaupttoeg  mit  feinem  tfoeften  ndrbltc^en  ©eitemoeg  btlbet, 
red)t$,  ettva  aet)n  ©d)rttt  von  beiben  ÜBegen  entfernt. 

10.  3acob  unb 

11.  3&ilt)elm,  neben  lefcterem  aud)  feine  ©ot)ne 

12.  SRub  olf  unb 


*)  ®eitena»ffd>t  f.  bet  D.  Gtarlanb,  3B.  £enf*el,  ®.  61  u.  66. 


8nf)ang:  10.  »etjct^ntö  son  «üb».  (Smil  ©rimm*  3Berf.    599 

13.  JJetman  liegen  auf  bem  neuen  9Rattf)äifirtf)i)of  in  Berlin 

begraben. 

14.  3Bilf)elm$  ©attin,  ©orteten,  rufyt  auf  bem  griebfyof  sor  htm 

9>rebigertor  neben  bem  9tofefd)en  Jßb^en  in  (Sifenad). 
2Cud)  iffi  ©rab  aiert  ber  fntenbe  @ngel  mit  bem  Äreuj 
son  28.  £enfdjei,  nur  in  totifym  SJtormor  auf  eben» 
folgern  ©oefei. 

15.  Über  gerbinanb*  ©rab  f.  ®.  554. 


Überfielt 

A.  SRabierungen. 

I.  SReligiöfe  jDarfteHungen:  9fr.  1—13. 
II.  2>tytboiogifcl)e:  9fr.  14—16. 

III.  2Cuf  ©age  unb  ÜRärcfyen  beaüglidie:  9fr.  17—21. 

IV.  SUbniffe:  9fr.  22—91. 

1.  3«<tgenoffen:  9fr.  22—86. 

a)  ©öttmger  9>rofefforen:  9fr.  22—36. 

b)  gamilie  ©rimm:  9fr.  37—49,  239. 

c)  gamilie  Srentano:  9fr.  50—57  (60—63). 
d)gamliie  *.  ©afctgng:  9fr.  58—63. 

e)  Änbere  greunbe  unb  Sefannte:  9fr.  64—69. 

f)  2Cnbere,  nad)  eigner  3*id)nung:  9fr.  70—77. 

§)  Rubere,  nad)  fremben  Silbern:  9fr.  78—86. 
[u*  alter  3ett,  meift  nad)  Ölbilbern:  9fr.  87—91. 
V.  (St)ara!ter!5pfe,  unbefannte  Sttbniffe:  9fr.  92—132. 

1.  2Cu*  JÖeffen:  9fr.  92—96. 

2.  8u$  Sagern:  fflt.  97—122. 

a)  9tad)  eignen  Reidynungen:  9fr.  97—116. 

b)  9tad)  anbern  Betonungen:  9fr.  117—122. 

3.  2ton  ber  Steife  nad)  Italien  1816:  9fr.  123—30. 

4.  Stoffen*  unb  nationale  Sgpen:  9fr.  131—37. 
VI.  ©enrebarpettungen:  9fr.  138—79. 

a)  BttegorifAe:  9fr.  138—40. 

b)  2fu$  ben  gamilien  ©rimm,  J&affenpflug,  *.  @f^»ege: 

9fr.  141—51. 

c)  2fu*  ßeffen:  9fr.  152—70. 
d)2Cu$  SÖeftfaien:  9fr.  171—73. 
e)  2Cu*  Sagern:  9fr.  174—79. 

VII.  2)arfMungen  au*  bem  Sterreid):  9fr.  180—203. 


600  «ubttng  Smtt  ®rimm,  (Srfnnerungett 

VIII.  «anbtaaften:  9fc.  204-30. 

a)  fru*  Stalten:  3lr.  204—13. 

b)  3fo*  ©eutfölanb,  bef.  au*  J&effen:  3lr.  214—30. 
IX.  ©nttoürfe:  9fr.  231-38. 

Anfang:  9fr.  239—44. 

B.  Ölgemäibe. 

C.  Aquarelle. 

D.  Jjanbaeidjnungen. 

E.  Sit^ograp^ietu 

F.  Kopien. 

Sorbemerfung* 

2*on  ben  228  9tobterungen  bti  2fnbrefen*2Seffety/  ®.  124 
btö  194,  ftnb  auägefdjieben  bfe  9frn.  106,  (bfe  bamft  fogat  gleiche) 
161  (al$  fd&tafenbe*  SR&btfyen"  unb  „fd)fofenbe  grau"  beaett&net) 
unb  188  Qtoet  Äafcen")  aß  Sterfuctye  feinet  Söcfjterdjen*;  ebenfo 
228  O/Än^be  mit  ber  großen  ßaföfraufe'O  aß  &&$  a^tter  3u* 
ftanb  t>on  9fr.  115  („3acob  ©rtmm  aß  Äfnb").  3«  ten  *e* 
bletbenben  224  Hummern  füge  icf)  20  bei  SBeffefy  nid)t  enoäfynte 
au,  fo  baß  ftd)  ai*  (Summe  ber  SMätter  244  ergibt. 

2Cb!üraungen:  I.  im  folgenben  $eraetd)ni$. 

1.  95.  =  Söeaeidjnung.  i.  95.  =  im  SBefife.  @.  =  (Stnfaffimg** 
linien.  4>gv  9&g.,  35g.  =  Sorben,  Stftttefc,  ^intergrunb.  t.  b. 
9&.  =  in  ber  üfcitte.  9t.  =  9tame  (2.  <S.  ©rtmm);  t>.  (=  Dotter) 
91.  =  «ubttug  ©mit  ©rtmm.  9>r.  =  9>rofil  ®.  =  ®eite  tiefet 
95ud>e*.  ©d)r.  =  ©djrift,  Unterfd&rift.  $.  =  Sitel  (,,  "  &et 
btefem  =  t>om  Äünftter  gegebener  SfctteD.  U.  =  Unterranb. 
28g.  =  3Bibmung.    3.  =  Äünftleraetct)en  (LG  u.  a.). 

2.  t.  =  in,  im.  L,  r.  =  Iinft,  redjtä.  m.  =  mit.  o.  =  ofyne. 
ob.  =  oben.    u.  =  unten. 

3.  @rjte  beutföe  3iffern  =  25tlbgr5f5e,  jtoei  2ferf)äitntffe  = 
gMattctv  unb  SBilbgrbfie  (1.  Äöfye,  2. SBrette)  in  mm.  9t5mtfd)e 
Atffern  =  3uftänbe.  Sefcte  beutfd^c  3iffer  =  9fr.  bei  28effefy. 
Sudjftelien  am  @nbe  =  Söemerfungen  über  ba$  betr.  95ilb 
flnb  au  finben  bei: 

4.  95®.  =  berliner,  g.  =  0fartnofd)e  «SafieD,  Ä®@.  =  (Saffeler 
©rimm#,  SB©.  =  a&üntyener  ©rapfytfcbe,  URS»,  =  Sttüncfyener 
^aittinger*,  9>.  =  ©raf  9>ücflerf(f)e,  ©t.  =  ©tottföe  ®amm* 
tung.    SB.  ==  SÖeffefy. 


Bnfymg:  10.  Setfteidpti*  *on  8ub».  <£mtl  ®rimm*  SBert    601 

IL  ©eföqte  ,,©eaei(J)mmgen"  auf  bcn  blättern. 
35.  1  =  «ubtoig  (Smit  (ober  L.  E.  ober  L.)  ®rimm  f(ec). 

//     1*^       //  //  //  //  #/     aa  viv. 

//  2  =  „      (  „  )  ®rimm  pix  (fo)  (et)  f(ec)a.  f. 

//  3  =  „         „  „  (ober  3.)  inv.  f. 

„  4  =  „        „         „  (ober  3«)  inv»  W)  £  a«  £ 

//  «* ===  //        //         //  *•  *♦  *• 

„  6  =  „         „  „  (ober  3»)  inv» 

„  7  =  (?.)  ®r.  ober  3.  unb  f(ec). 

„  8  =  3.  unb  inv.  (et)  fec. 

"   9  =  &  (ober  '•  ®-  obet  *•>  ad  viv* 
„  10  =  ?.  <S.  ®rimm  sc.  (ober  sculp). 

„  11  =  ad  nat.  del.  (Re)c). 

Um  ber  dtaumerfparniö  ttitten  tft  bie  ©efdjreibung  ber 
©tötter  triebet  gejfritfyen;  für  224  Stummem  ift  biefelbe  bei 
SBeffety  gegeben. 

2>te  (jefct  n>ot>l  ai*  faft  sottftänbig  anaufefjenbe)  Angabe 
ber3ufl&nbe  ber  rabferten  Blatter  toäre  mir  obne  bie  gütige 
Unterftfifcung  beä  4Jerrn  ®rafen  sott  9>fi<Her*2impurg  au 
ßberauborf  in  »agern  nid)t  möglitf)  getoorben. 

A.  Stabierungem 

I.  SRetigiöfe  DarfteUungen. 

1.  SWaria  mit  bem  fdjlafenben  Äinb  am  ÜReere.  — 

160 :  114  (145 :  88.  —  o.  95.  —  1. 

2.  Mater  dolorosa,  mit  brei  grauen.  —  270 :  210  (230:192). 

—  I.  SBange  unb  Äleib  ber  grau  r.  u.  »eifl;  o.  3.   @t. 

II.  beibe  gebeeft,  ßalötud)  ber  2teronifa  toetä.    3.    <5t. 

III.  JöaWtud)  teil»,  fd&rafjiert.  SR®.  IV.  ®b.  an  grau 
t>on  Xrnättaibt.  —  2. 

3.  ÜRaria  mit  bem  fdjiafenbenÄinb  in  einer  SanbfAaft 

fifcenb,  mit  brei  ^eiligen.  —  236:179.  —  U.  a.  »oben 
rabiert  95.  2  1824.  —  ob.  abgerunbet.  —  9tocf)  bem  bu 
gem&ibe  9lr.  3.  —  3.  —  (Steig  3,  474. 

4.  ÜRaria  mit  bem  Äinbe,  in  einem  ©tratyenfrana,  ^eilige 

Gäcilie,  atoei  @ngel,  atoei  Krauen,  a»ei  ^eilige.  —  244:233. 

—  a.  »oben  95.  3.  —  ob.  abgerunbet.  —  4. 

5.  Der  tote  3efu3  in  ber  ®rabe$f)5f)le  unb  bie  brei 

ÜRarien.  —  225:204.  —  u.  r.  a.  »oben  ».  4  1820.  — 
I.  ©tfm>äd)ere  Umriffe  unb  ©cfyattenlfnien.  II.  Ataxia 
unb  Äopf  unb  «eib  be*  4Jeiianb$  ftärfer  flattiert.  —  5 


602  Subttig  <£mtt  ©rtmm,  @rinnerungetu 

6.  Gngel  mit  bem  ©d&toeifjtud).  —  180:127.  —  ob.  1.95. 7. 

—  o.  G.  —  6. 

7.  $ob  bet  fyeil.Gäctlie;fünf  muffjierenbeGngel.—  210:170 

(193 :  160).  —  L  ob.  95.  4,  1850.  —  7. 

8.  „Älingäotyr*  SJerfünbigung  t>on   ber  ©eburt  ber 

beil.  Gltfabetb"  —  128:185.  —  o.  @.  —  u.  in  ge* 
riffcner  ©Ar.  b.  $.,  barübet  b.  3.  —  8. 

9.  „2>ie  ftetL  iltfabetb  »etl&ßt  bie  SSartburg,  1227", 

mit  brei  Ätnbern  unb  einer  Wienerin,  unter  bem  ©eleit 
eine*  Gngel*.  —  178:157.  —  r.  *.  Änaben  95.  6,  1834; 
barunter  i.  gertff.  ®d)r.  b.  3:.  —  9.  —  (©.  «fcanbaeld&n. 
9lr.  16.) 

10.  „2)te  f|eil.  Glifabeif)  empfängt  fterbenb  ba*  J>cfL 

2Cbenbmaf>l".  —  172:228.  —  i.  U.  b.  $.;  barunter: 
gebr.  &.  4J.  gelflng;  L  u.  95.  2.  —  I.  SSor  b.  (Stfyr.  SB. 
11.  9tft  biefer.  —  10.  —  f.  B  6. 

11.  GineSJhttter  mit  atoeiÄinbern  entftelgt  bem@rabe. 

—  305 :  245.  —  Gcfen  ob.  abgerunbet;  u.  L  auf  einem 
©tein  95.  3,  1847;  a.  U.  in  grofjettilat.  93ucfyjt. :  ego  sum 
vita.    Joh.  XIV.  6.  —  11.  —  f.  B  Ohr.  13. 

12.  2)er<5d)ufcengel,  über  einem  ftfyfofenben  Sttäbdjen  flebenb. 

—  HO :  88.  —  a.  U.  95.  1,  Gaffel  1819.  —  12. 

13.  Drei  Gngelföpfe,  nebeneinanber,  nacfy  I.  getoenbet.  — 

79 :  69.  —  o.  @.  u.  93.  —  13. 

II.  ÜH^tboIogtfcfye  ©arjtellungen. 

14.  3upiter  auf  bem  2tbfer.  —  129:134.  —  9tad)  SRobert 

langer.  —  o.  95.  —  14. 

15.  2)ie  ^)arjen,  bat>or  ein  Änabe,  einen  $obe$pfeil  baltenb. 

—  232 :  180.  —  r.  u.  95.  8.  —  1.  r.  unb  i.  untere  (Säe 
toetfl.  et  II.  btefelben  gebecft.  —  15.  —  J5b$d)g.  i.  b. 
fl©@.  -  157«». 

16.  2)rei  St^mpben,  in  »albiger  95ergfonbfcfyaft  tanaenb.  — 

118 :  163.  —  r.  o.  i  ©pfegeiför.  95.  7.  —  I.  fdfaäd&er, 
II.  ftärfer  flattiert.  —  16. 

III.  2fof  (Sage  unb  ÜBärdjen  beaügltctye  jDarfteEungen. 

17.  „Ätnber*  unb  J&auäm&rcben  g.  b.  b.  95rüber  ©rimm". 

(Sine  bejahrte  grau  (m.  b.  3ügen  *.  9tr.  18)  erjäbit  fed^6 
Äinbern  ÜÄärdjen;  l.  unb  r.  ein  Gngel;  ob.  2frabcäfen  m. 
ÜÄärd&engeftalten;  i.  b.  ü».  $:epptd)  m.  b.  $.  —  236 :  200. 

—  u.  a.  SRanb  95.  8.  —  131. 

18.  „Sttärcbenfrau  au$  9tteberatt>ern  in  Äurbeffen",  grau 

SBtebmann,  geb.  ^ierfon,  auä  Ülieberjtoebren  bei  Gaffel, 
t  1815.  —  123 :  160.  —  2tuf  b.  Stfcf)  b.  £.;  I.  b.  3.  u.: 
gej.  ben  30.  2Cug.  1814  in  Gaffel.  —  1.  2Cuf  b.  SWteber 


Entlang :  10.  »ersehnt*  *on  Sub».  @mll  ©rtmin*  aöerf.    603 

einfache  ©trtdftlaaen.  SB.;  t»ct  ber  9fr.  IL  ÜÄtt  9fr.  (35). 
III.  auf  bem  ÜKteber  «reujlagen.    9fr.  getilgt.  —  90. 

19.  SMefelbe,  serfleinert.  —  125:100.  —  r.  u.  95.  1,  Gaffel 

1819.  —  91. 

20.  „jDen  guten  unb  böfen  Ätnbern  $ur  ©rinnerung". 

32  SRärd&engruppen,  bie  a.  U.  erflärt  fmb;  bafelbft  mitten 
b.  $.;  u.  r.  an  einer  9>jJanje  Sfcafel  m.  3»  qängenb.  — - 
121 :  292.  —  r.  u.:  1830  inv.  et  dcl.  Gaffel.  —  20. 

21.  „Die  aw5If  ©ruber.    Sttärcfyen  *>.  ©ebr.  ©rtmm". 

@in  junget  SRäbtfyen,  eine  95lume  pflücfenb;  barüber  eine 
menfajltdje  ©eftalt  m.  gtfd)fd)tt>anj;  fpümenbe*  SRäbdjen; 
bitter.  —  115:132.  —  l  b.  3H.  u.  i.  ®pfegelftf>r.  b.  $. 
u.  b.  3.  —  o.  @.  —  21. 

IV.  95tlbntffe. 
1.  3eitgencffen.    a)  ©ötttnger  «profefforen.    C  379  ff. 

22.  ,,@.(eorg)jft.(tebrtcf))95ene<fe",  1762— 1844, ©ermanijt.  4Jalb* 

figur,  im  ÜÄantel.  —  224  (188):  160.  —  a.  U.  b.  91.;  r. 
95.  1  a,  Gaffel  1823.  —  I.  *or  b.  <B%t.  II.  m.  berf.  —  29. 

23.  ,,3.(ohann)  g.(riebrid))  95lumenbad)",  1752—1840,  9tatur* 

forteer.   Änfeftücf,  fifeenb.  —  267  (243) :  225.  —  95.  1  a.  — 

0.  G.  —  I.  aor  b.  ©d)r.  £aar  über  b.  ©tirn  nur  angebeutet. 
©t.    II.  m.  b.  ©d)r.,  £aar  nadjgearbtt.  —  30.  —  f.  F  3. 

24.  *2)erfelbe.    9>r.  nadf)  l,  m.  ©amtfappe.  —  235  (203) :  173. 

—  93.  1  a,  Gaffel  1823.  —  o.  G.  —  I.  \>or  b.  ©d&r.,  L 
4Janb  fenfrecfyt  nid)t  auäfcfyrafftert.  II.  m.  b.  ©djr.,  £anb 
bebecfter.  —  31.  —  ©.  381. 

25.  2)erfelbe,  »erfleinert  auf  211:176.  —  ÜRft  91.  b.  ©arge* 

pellten,  ntd)t  beä  Äünjtler*  (toofyl  son  biefem  aemwrfene 
platte).  —  32. 

26.  „3.(01).)  38.(ttt).)  £.(etnr.)  Gonrabt",  1780—1861,  SKebiainer. 

Änieftücf.  —  240  (214) :  178.  —  o.  G.  —  95.  1  a,  1826.  — 

1.  *or  b.  ®cf)r.,  r.  ©cfyulter  tt>eifl.  95ud)tttel  fef>lt  nod). 
©t.  II.  m.  b.  ©cf)r.,  ©djulter  gebecft,  95ud)tltel  tft  ba.  —  37. 

27.  „G.(arl  gr.(tebrt$)  Gi#l)orn",  1781—1854,  «Red)t*lef>rer. 

£albffg.,  ftet)enb.  —  240  (218) :  180.  —  95. 1  a,  1823.  —  G. 
nur  u.  —  I.  *or  b.  ©cfyr.,  r.  9totffeiie  tt>eifi.  ©t.  II.  m. 
b.  <&ti)T.,  r.  SRotffeite  gebecft.  —  40. 

28.  ,,3.(ot>ann)  ©.(ottfrteb)  Gtcbborn",  1752-1827,  Orientalin, 

SSater  be*  Vorigen,  J&albflgur.  —  236  (193) :  160.  —  95. 1  a, 
1823.  —  I.  öorwb.  ©d)r.,  3Crmel  einfach  [errafftet*.  <5>t. 
II.  m.  b.  ©djr.,  2fonel  u.  a.  9tocf  teile  m.  ßteualage.  —  41. 

29.  Derfelbe,  im  ©ptegelbtib,  sertoorfene  platte.  —  211:174. 

-  38.  -  42. 


604  Subtoig  ffimfl  ©rimm,  ffirfcmerongen. 

30.  ,,3.(ob«uO  g.Ofcbrtd))  S.(ub»ig)  ©bf^en",  1778-1837, 

9fc(l)t*aefef)tter.  ÄniefHW,  fl&enb.  -  237  (220) :  176.  —  o. 
@.  —  3. 1  a,  1826.  —  I.  aor  b.  ®d>r.  <5t  II.  m.  tyr.  —  45. 

31.  ,,X(rnolb)  ^.(ermann)  *.(ubtt>ig)  J&eeren",  1760— 1842,  @e* 

f#id)tf(l)retber.  Äüftbttb.  -  240  (220) :  177.  -  95.  1  a, 
1826.  —  c.  &  —  I.  *©r  b.  ®tf)r.,  95ucf)rüctett  toeif}.  9»®. 
II.  m.  b.  ®d)r.,  berfelbe  befdjrieben.  —  53. 

32.  „Ä.(arD @.(ufta»  J&imty",  1772—1837  (i.  b.  «eine ertrunfen), 

augenarjt  ÄniefHW.  —  242  (214) :  178.  —  95. 1  a,  1826. 
—  I.  aor  b.  ®tf>r.,  ©ud&rüden  tt>eig,  3:ifd>platte  einfad) 
Staffiert.   II.  betbe*  »otfenbet,  o.  @d)r.  III.  m. biefer. — 57. 

33.  ,,©.(ufta>)  J&ugo",  1764—1844,  9tetf)tagefebrter,  ßalbfigur.  — 

237  (202) :  172.  —  o.  @.  —  95.  1  a,  Gaffel  1823.  —  I.  *or 
b.  @*r.,  in  jtr>ei  Drucfen,  ber  eine  sottenbeter.  II.  m. 
b.  ®cbr.  —  58. 

34.  „Ä.(onrab)  3.(of).)  3J*.(artin)  Sangenbed",   1776—1851, 

«Dfebijtner.  gafl  Änieftfof.  —  266  (252) :  226.  —  o.  @.  — 
95.  1  a,  1826.  —  I.  aor  b.  ®<f>r.    «t    II.  m.  ihr.  —  61. 

35.  „©.(ottlieb)  3(afcb)  «JMancf",  1751—1833,  S^eoiog.    gafl 

ÄntefHW.  —  268(240) :  227.  —  @.  nur  a.  U.  —  95.  1  a, 
1826.  —  I.  *or  b.  ©d&r.    et    II.  m.  btefer.  —  70. 

36.  ,,95.(ernt)arb)  fr(rtebrid))  $bibaut",  1775—1832,  SRatye* 

mattfer  (95ruber  b.  J&eibelb.  3«tifien).  Äniepücf.  —  240 
(215) :  178.  —  @.  nur  a.  U.  —  95.  1  a,  1826.  —  I.  *or  b. 
®$r.   28.    IL  m.  biefer.  —  82. 

b)  JJamiiie  ©rimm  (f.  audj  unter  ©eure). 

37.  „griebrid>©rimm",  1672-1748,  Urgroffrater  ber  95rüber. 

gaft  Äntetfücf,  jifeenb,  in  Bmtatradjt  mit  berück.  — 
243  (222) :  198.  —  l  U.  m.  9tabelfd>r.:  „ffriebrid)  ©rimm"; 
t.:  „geb.  ju  £anau  16.  Oct.  1672,  geft.  bafelbft  aß  in* 
spector  ber  ref.  Äfrtfye  4. 2Cprtt  1748.  gemafylt  in  feinem 
69.  3at)r"  (nacf>  e.  Olbilb);  l  u.  95. 1.  —  50.  —  J5.  ©rimm, 
95eitr.  221;  abgeb.  in  3immermann,  „£anau",  1.  ftortr.'Sf!. 

38.  *jDorott)ea  ©rimm,  geb.  3fo*mer,  bie  SÄutter  ber  ©e* 

f(f)n>ifler,  1755—1808.  —  98 :  73.  —  o.  @.  —  I.  u.  95. 1, 
1808.  —  I.  t>or  b.  ®d>r.    II.  wie  betrieben.  —  126. 

39.  ©fefelbe  (fefjr  n>abrfd>einltcf)),  mit  $tt>et  ©d&ieifen  auf  ber 

£aube.  —  103 :  75.  —  u.  i.  b.  3».  95.  1,  1808.  —  i.  95. 
b.  Ä®@.  157 »  —  127.  —  3eid)nung  i.  95.  ».  Sri 
X  ©rimm,  95eriin. 

40.  „3acob  ©rimm",  al*  21/1W*)riae$  Äinb.  95ruftbilb,  um> 
rafymt  —  91 :  77.  —  c.  9c.  unb  3.  —  I.  *or  b.  ®d&r.  = 
T.  115.  II.  m.  b.  $.  i.  U.  =  So.  228!  -  91.  b.  Urlaubfdjen 

)lbilb  *.  3ug.  1787.  £.  ©rimm,  95eitr.  223;  ©tengel  1, 17. 


8nf)<mg:  10,  »eraeid)ni$  *on  «üb».  @mfl  ©rimm*  SBerf.    605 

41.  jOerfeibe.    93ruftbttb,  nati)  l,  t.  9Jtontel,  m.  toetäer  £al& 

btnbe.  —  104:78.  —  i.  U.  t.  3ierfd)r.:  3.  *.  S.  ©rimm. 
r.  93.  1,  Gaffel  1815.  —  o.  @.  —  1.  aor  b.  (Scfyr.    SB. 

II.  mit  biefer.  —  48.  —  (Steig  3,  365. 

42.  „©tlfyelm  ©rimm".    Änteftüdf,  fifcenb,  im  afabemiftfyen 

Salar.  —  280  (263):  222.  —  f.  U.  9t.  b.  2>argetf.  i  gafc 
fimtle;  t.  1837  ad  viv.  —  c.  93.  u.  @.  —  51. 

43.  *3acob  unb  Söflfyelm  ©rimm.    93ruftbüb,  nacf)  L  ge> 

toenbet.  —  212 :  172.  —  ©runb  toagerecfyt  flottiert,  ba* 
©an$e  in  ©tabtoerf  eingefaßt;  l  batunter  93.  9,  t.  1843. 

—  I.  *or  bem  ©runb  unb  (Stabtoerf,  tfoei  9*tobebrucfe, 
einer  energifd)er.  <St    II.  mit  beibem  »er  b.  (Sdjr.    (St. 

III.  I  U.  m.  großen  lat,  93ud)ft.:  „Die  Brüder  Grimm". 

—  52.  —  2fod)  oor  tyren  jD.  (Sagen,  ^effe  6c  93ecferfd)e 
Aufgabe. 

44.  *@ari  (grtebr.)  ©rimm,  ber  britte  «ruber,  1787—1852,  f. 

2(nt).  3.  —  93rujtbtlb  in  Uniform  oon  1814.  —  130 :  107. 

—  I.  U.  leer;  c.  93.  30.  IL  m.  b.  <Sd)r.  i.  b.  9&.:  (5.  gr. 
©rimm.    i.  u.  a.  93ilb:  Gaffel  1815;  r.  u.  93.  1.    Ä©<S. 

—  46.  —  3eid)n.  *.  10.  Oft.  1814  i  93.  t>.  grl.  X  ©rimm. 

45.  *Subtt>tg  (Smil  ©rimm,  1790—1863.  —  165:125.  —  o. 

@.  —  I.  bartfoä ;  i.  U.  0.  91.  u.:  se  ipse  fecit  Monachium. 
1813.  2W@.  II.  m.  fitintm  Änebelbart,  fonft  ebenfo,  nur 
r.  1815.  (St.  III.  Änebelbart  reicht  u.  b.  ftfim;  i.  U. 
93.  9.  (St.  IV.  Änebelbart  toteber  oerfürjt;  jum  91.  31t* 
gefügt:  pinx.  fec.  aq.  fort.    r.  SRüncfcen  1815.  —  47. 

46.  *Sotte  ©rimm1),   1793—1833.     93ruflbtib.    2>a*  reiche 

£aar  funftoott  in  fleben  9tingen  auf  bem  JjMnterfopf  auf* 
gebaut.  —  118:81.  —  0.  @.  u.  £g.  —  I.  r.  93.  7,  1820. 
II.  baju  I.  ob.:  Cassel  ad  vivum.  i.  U.  Sötte  i.  beutfcfyer 
3ierfcJ)r.  —  62,  too  fie  aber  für  «otte  Äepner  ausgegeben  ifl. 

47.  *2otte  £affenpfiug$  (geb.  ©rimm)  \>icr  Äinber  unb 

&  ©rimm*  $5d)tera)en.  2*on  I.  n.  r.:  1.  (Sari  £., 
1824—90,  93«bbauer;  2.  grtfc  £./  1827—92,  £)«©9t.  i. 
93re*iau;  3.  Souiä  JÖ.,  1813  geb.,  t  als  prfj.  Äapit.  j.  (See 
11.  >Dej.  1878  ju  SKalta;  4.  £orott)ea  £.,  geb.  1833,  t 
San.  1898  ju  SRündjen,  un»ermäl)it;  5.  grteberife  ©rimm, 
1833  geb.,  oerm.  m.  t  £auptm.  t>.  @ftf)tt>ege.  — 128 :  183. 

—  0.  d*.  —  u.  r.:  Gr.  ad  v.  —  116. 

48.  *2BtH)e!m  unb  ©orteten  ©rimm*  brei  Äinber.  2*on 

L:  1.  ßerman,  1828—1901;  2.  SKuboff,  1830—89,  9teg.4R.; 
3.  Bugufte,  geb.  1832.  —  114 :  135.  —  0.  @.  —  ob.  r.  93. 9. 

—  117,  too  eä  unrichtig  al$  2fo*fd)nttt  auä  bem  vorigen 


l)  <&.  attcf)  SRr.  239. 


606  «ubtoig  (Srntt  ©rfmm,  Erinnerungen. 

951.  beaeidfaet  ttrirb.  —  3^nun9en  au  9lr.  47  u.  48 1  95* 
t)on  grau  ».  (Sfdjtoege. 

49.  *4Jerman  ©rimm  (f.  9fc.48),  ftuttftfd&riftftettct.  —  86 :  75. 

—  I.  fcor  studiosus  iuris,  fonft  tote  IL  t.  U.:  J&erman 
©rfmm  (facs.)  studiosus  iuris,  ob.  I.  93.  2,  (Saffel,  ben 
13.  3utt  1848.  —  49. 

c)  gamilfe  Brentano1).! 

50.  *„95ettina"  93rentano,  »erm.  m.  8cr)im  &.  Arnim,  1785  bte 

1859,  ©djrfftftettertn.  95ruftbtlb  n.  L  —  175 :  134.  —  o. 
<S.  —  I.  \>or  b.  ©d)r.,  *or  SÖolfen  u.  95aumfcr)lag  i.  ®t. 
III.  mit  biefem  allem,  „95etttne"  in  facs.;  u.  b.  3«  un& 
«anbaut  ad  viv.  —  23. 

51.  jDiefelbe,  ebenfo,  nact)  r.  bttcfenb.  —  175: 133.  —  o.  (8.  — 

I.  *>or  b.  ©(r)r.  28.  II.  i.  U.  „Terrine"  tt>ie  ob. ;  93.  tote 
Str.  50,  1809.  —  24. 

52.  *2Mefeibe,  fafr  ganae  gigur,  fn  efncm  ©effei,  i.  J&g.  tt>r 

©oetbebenfmai.  —  ob.  abgerunbet.  —  278 :  223  (184 :  155). 

—  I.  i  U.  b.  $:.  in  facs.;  r.  ob.  a.  b.  $ort)ang  b.  3m  L  u.: 
29.  9tobr.  1838.  ad  viv.;  »or  »ieien  Arbeiten.  9>.  IL  <*u$* 
flattiert,  3.  r.  auf  b.  Sifcr)  (ob.  ausgetilgt).    ®t  —  25. 

53.  Diefelbe,  ^atbfigur,  I.  getnanbt.  —  234:190.  —  ©onft 

ttrte  9lr.  50,  nur  m.  beiben  Ädnben  ein  95uct)  &ot jtdj  an 
b.  I.  ©ruft  baltenb,  m.  b.  «uffcfyr.:  *on  2frnfm  Sßinter* 
garten.  —  26.  —  f.  ®.  96  f.  —  Äönnecfe,  95ilberatt.  ©.  210. 

54.  grana  Brentano,  1765—1844.  95rufrb.  i.  SWantei,  eirunb. 

—  147 :  127.  —  i  U.  Franciscum  Brentano  sen.  francof. 
fratrem  dilect.  —  Amore  propinquis  Georgius.  —  9lad) 
©tieler.  —  o.  95.  —  I.  aor  b.  @d)r.    2B.    II.  m.  biefer. 

—  35.  —  ©.  327  ff. 

55.  „<5r)(rffMan)  95renta'no//,  1784—1851.  95rufrb.  nacr)  {.  — 

83:63.  —  o.  @.  —  i.  U.  b.  $.,  1817  in  9labelf*r.;  ob. 
r.  ad  vivum  granffurt  a/SR.,  im  Octobr.  1817;  u.  r.  95. 9, 
granffurt.  —  I.  9>robebr.,  ber  fcfeattierte  ©runb  bleibt 
unter  bem  Ahm;  fieine,  fraufe  ^aare  um  ben  ganaen 
5topf.  3B.  II.  toie  befdjrieben.  (III.  am  £interfopf  über* 
arbeitet?    95®.?)  —  34.  —  @.  324f. 

56.  *„<5iemen*  95rentano",  1778—1842.  —  Äniefl.,  L  £au$< 

rocf,  I.  gefer)rt,  fifeenb.  —  295 :  233  (264 :  207).  —  i.  £g. 
©eftaiten  a.  b.  ©ocfetmärdfyen  u.  a.;  i  U.  b.  $.  in.  facs.; 
I.  u.:  ad  viv.  b.  181  3ulr>  1837.  üftünd&en.  —  I.  t>or  b. 
91  b.  StargefteHten.  II.  m.  biefem.  —  36.  —  ®.  494.  — 
Äopf  b.  Äönnecfe  262. 

*)  Äuntfluntc  JBrenttttto  f.  9tr.  60—03. 


Bnfyang:  10.  ®eraeid)ni$  *on  *ubtt>.  @mü  ®rtmm$  2Berf.    607 

57.  ÄaroL  Glaubine  95rentano,  1804—76.    Änfeftücf,  n.  I. 

—  95 :  82.  —  o.  @.  —  I.  r.  ob.  S8Iatttt>erf;  t.  ob.  95.  9, 
fcc.  1817.  ®t.  II.  ebenfo  mit  9tr.  13  r.  ob.  III.  r. 
95lattranfe,  9lr.  getilgt.  —  147  „Sefenbe*  SDtöbd&en".  — 
@.  225. 

d)  gamflte  t»cn  ®a»fgng. 

58.  grtcbrtd)  Staxl  von  ©asignt),  SRedjtägelefyrter  u.  preug. 

3ujttattttntfter,  1779—1861.  Änteftücf  n.  I,  fifcenb.  — 
218 :  180.  -  ÜB®.  28.  —  78. 

59.  *£>erfelbe.    95rujtb.  n.  I.  —  142:105.  -  Untere  £älfte 

eftunb.  i  U.  f.  grofien  beutfefoen  &ktbwäfit.:  g.  (5.  aon 
©attigng.    u.  b.  Stunbung  b.  91.  u. :  granffurt  a/9R.  ben 

10.  Oct.  1815.  —  I.  \>or  b.  ®djr.  u.  t>or  ber  SKunbung; 
*om  ©d&ettel  j.  ®runbltnie  67  mm.    28.  ®t.    II.  mit 

-     befbem;  som  (Sdjettel  bf$  j.  u.  SRunbung  87  mm.  28.  ®t 

—  77.  —  (3etd>nung  i  95erl.  95tbl.) 

60.  ®unba  (Äuntgunbe)  fc.  ©asfgng,  be$  vorigen  ®atttn, 

1780—1863.  Änieftücf,  n.  r.  gefegt,  in  einer  «anbföaft 
flfcenb.  —  230:155(192:148).  —  ob.  abgerunbet.  — 
I.  *or  b.  91.  (gaff.)  b.  2)argefteHten;  i.  u.:  in  2anb$but 
1808.    95.  9.    II.  tn.  91. 74. 

61.  *£>tefelbe/  ialbfig.  —  119:150  (119:132).  —  I.  ob.  ein 

3räfeld)en  mit:  ®.  t>.  ©.;  auf  b.  $ifcf)  95.  9,  «anbaut 
11  3anuar  1809.  —  (8.  nur  r.  u.  I.  —  I.  $ifcf)platte  t>orn 
toeff.    ®t.    II.  blefe  gebeeft.  —  75. 

62.  Diefelbe  (?).    SBorftubie  jum  vorigen  (?);  bloß  Äopf  unb 

©djulter,  in  äfynltdjem  $elatt>erf.  —  75 :  103.  —  o.  @.  — 
o.  alle  ®tf>rtft.  —  gel)lt  bei  28.  (2BtH).  ®rimm:  „Dame 
in  2Btntertracf)t,  «anbaut  1809".) 

63.  SMefelbe1).    Äntejtücf  n.  r.  —  235:183.  —  76. 

e)  Rubere  greunbe  unb  95efannte. 

64.  *3ofept>  ®örre$,  1776—1848.    95ruftb.  n.  I.  —  199:158 

(105:105).  —  r.  u,:  ®rimnt  del.  et  fecit  aqua  forti.  — 
Goblenft  ben  12*«  <5ept.  1815.  i.  U.  i.  gr.  beutf A.  3ter* 
budjft.:  3.  ®örre$:  barunter:  J&erauägeber  beä  9tf)etnt* 
fcfyen  üBercurä,  geo.  b.  25.  3<wt.  1776  (geftocfyene  ©d)r.). 

44   (gt  215. 

65.  Sari  @rnft  (5^riflopf>  £efl,  1755—1828,  Äupferftectyer, 

«ubtoig*  £auptlel)rer.  —  J&üftb.  n.  I.  — 188 :  156  (142: 156). 

—  I.  Sopf,  platte  u.  r.  b.  95«b  nur  in  Umriffen.    ©t. 

11.  alle*  gebeeft.  III.  auäbrucfä&otter  nacfygearb.  @t.  —  56. 

x)  9tad)  £.  @rimm,  $.  3,  907,  Qat  8.  tyren  Stopf  fodter  nod)  einmal  rattert. 


608  ?ubu>ig  <5mtt  ®rfmm,  (Srimterungen. 

66.  griebrtd)  «WüHer,  Stotter  u.  Didier,  1749—1825.  95rufc 

bilb  n.  r.  —  127  (113) :  112.  —  o.  @.  —  i  U.  i.  geriffener 
<5ä)t.:  9Raf)ler.  grtebrtd)  SJNHIer.  geb.  1749  fn  tfreuftnad); 
r.:  dcl:  ad  vivum  Romac  b.  281«  Sung  1816-  L  95.  7. 

—  I.  ©tunb  am  Äopf  toetfi;  o.  ST  2W®.  II.  ®runb  am 
Äopf  gebecft.  ÜB®.  III.  m.  9tr.  18.  IV.  9fc.  getilgt,  r. 
u.  I.  9tanb  hettgefcfcllffen.  —  66. 

67.  „(Samuel  »bfer,  «Waler,  1768-1843.    Sörujlbtlb  n.  r.  — 

104(82):70.  —  l.  t>.  Stopf  b.  3.  —  o.  &  —  I.  m.  aerfff. 
©d&r.  91,  gej.  au  ©aierno  ad  viv.  1816.  (St.  II.  b.  4. 
geflogen  u.  Dir.  16  r.  ob.    III.  9fc.  getilgt.  —  71. 

68.  ®ottftieb  ®#arff,    «eopolb   ©tein    unb   ©erwarb 

Sfyoma*  0>on  i.  n.  r.).  Sörujlb.,  nebenetnanber,  n.  I  — 
118 :  154.  —  u.  b.  brei  aeftod&enen  Bin  (falfcfi:  „<Sd)arpf"): 
ÜJtetnen  trübem  3acoo  unb  SBtifyefat  }um  &nbenfen  &on: 
*.  91.;  t.  batüber:  geaetcfynet  ju  granffurt  a/SÄ.  b.  8^  »Co 
tober  1815.  —  79. 

69.  Söaitbafar  ©»et!),  Domherr  juSKünc^en,  1774,  tnad^  1847. 

Söruftb.  in  (strunb,  n.  I,  im  SBantel  —  146: 124.  —  u. 
b.  9ambung:  91  ad  vivum  del:  et  fec.  Monacfaii  1817. 

—  I.  \>or  b.  ®d>r.  URS».  (2mal).  II.  m.  biefer.  <5t.  —  80. 

f)  Rubere,  nacft  eigner  3^tdf|nung  rabiert. 

70.  „<peier 2Bolf gang feocf",  1760—  ?.  Änteftücf.  — 223:185. 

—  Unterfcfyr.:  b.  $.,  *on  bem  fyL  3ofapf)  (Sarmeiit  Söa^e* 
rtfd)er  9>ro*tna,  *om  3r  1790  üfcifflonar  in  Oftinbten  u. 
t>om  3*  1800  apoflottföer  SBicar  in  Söabglon.  geb.  m  ber 
Oberpfafo  im  ©otfe  £alter$rteb  1760.  —  La.  9tanb: 
nad)  ber  9iatur  geaetdjnet  unb  ge&fet  t>on  —  r.  t>.  91  in 
ÜRünd)en  1811.  —  I.  sor  b.  ©tf>r.  SB.  II.  m.  biefer.  —  33. 

71.  SÖtlfyeim  Äafpar  gerbinanb  greif).  t>on  ©ornberg, 

1768—1850.  Änteffacf,  5Borberanfid)i,  ftetyenb.- 312:248. 

—  i  U.  b.  91.  beä  ©argejtellten;  I.  81  ad  vivum  pinx. 
et  fec.  aq.  forti  Celle  1827.  —  I.  ttor  b.  ©d)r.  II.  mit 
biefer.  —  38.  —  ©.  383f. 

72.  *£efnrtd)  J&etne,  1797—1856.  —  209:170  (183:170).— 

u.  r.  auf  b.  $ifd)  25.  4;  ob.  r.:  1827  ad  viv.  949tot>.; 
Unterer,  f.  ©.  390.  —  o.  @.  —  54.  —  ®.  389  f.  (Steig, 
@upt)orton  18,  118-21. 

73.  \>on  Saffert,   1769-1841,  feit  1819  ®öttinger  Äurator, 

®.  2eg.*9l,  £anno*er.  4JaIbfig.,  $r.  n.  1  —  228:182.— 
<S.  nur  u.  —  o.  lebe  25.  —  60. 

74.  „9licolo  9>aganini",  ®eiger,  1782—1840.    95rufU>.,  »on 

ttorn.  —  228 :  166  (160 :  137).  —  o.  <&.  —  i  U.  b.  Z. 
(S^ff.),  fonft  feine  $8.  —  I.  reit  befdjrieben.  II.  baau  nod) 
1.  u.:  9tod)  bem  «eben  ben  8.  3uty  1830.  —  9tfcJ)t  b.  2S* 


Xnfpng:  10.  »eraetcrjni*  aon  8nb».  (Stritt  @rtmm*  äßerf.    609 

75.  jDerfelbe,  blofi  Äopf  unb  @d)ultem  (ntd)t  bem  vorigen 

93t  entnommen),  —  150 :  117.  —  31.  n>te  Str.  74.  L  u. 
r.  93.  9,  Gaffel  1830.  —  I.  »er  b.  3.  u.  <Datum.  SB.  II.  m. 
beibem.    ®t. 

76.  „(Srnft  Bug.  SKumann,  geb.  4.  7,  1743,  t  17.  6.  1827" 

(m  Äanno&er),  fett  1816  Gfyef  b.  ,ßannto>.  3uftfj'2)epii*. 
Äruftb.  fn  ©runb.  —  245 :  179.  £  a.  9tunb:  flt  del  ad 
vivum;  r.  o.  9tunb:  J&anno&er  ben  22.  SJtot  1827.  —  u. 
i  b.  9ft.  Feising  impr.  jDarmft.  —  I.  *or  aller  <5d)r.  2B. 
II.  mit  bfefer.  —  72. 

77.  Dr.  3oh.  ©ttegltfc,  1767  geb.  i.  Brolfen,  t  1840  att  «eü* 

arjt  in  «fcanno&er,  Ofyetm  ».  J&etnrid)  ®t.  —  93ruftb.  fn 
(Sfrunb.  —  245 :  178  (183 :  156).  —  o.  lebe  93.  —  81. 

g)  anbete,  nadj  ben  Silbern  anberer  gefertigt  (fyterau 
gef)5rt  audf)  9lr.  54). 

78.  Dominif  2frtarta,  fömftyänbter  in  ÜRannfyeim,  faft  gan$e 

gigur.  —  246:202  (196:152).  •—  i.  U.:  Dominique 
Artaria  n6  ä  Blevio  sur  le  Lac  de  Come  le  23  Mai  1765, 
D6c6d£  ä  Mannheim  le  2  Janvier  1823.  Dtdit  ä  ses 
nombreux  amis  Par  son  Fröre  Jean  Marie  Artaria.  — 
1.  u.  peint  par  P.  Krafft  ä  Vienne  en  1815.  r.  gravt 
par.    91.  —  I.  *.  b.  Unterfd&r.    30.    II.  m.  berf.  —  27. 

79.  „tfugufta,  Äurfürfttnson  Reffen",  1780—1841.  Ante* 

ftuef,  nacr)  *orn.  —  405:305.  —  i.  U.  b.  $.;  I.  u.  Bury 
pinx.;  r.  93.  5.  —  I.  ob.  Hälfte  be$  ®runbe$  ttetfi,  Äopf 
unöottenbet;  c.  Unterfd&r.  %  II.  soHenbet,  m.  ®cr)r.  —  28. 

80.  Xnton  Dominif  ©raf  *.  45egnenberg*JÜuj,  ba»r. 

Äammerfyerr  unb  ©et),  SRat,  geb.  1749,  t  18...    93ruftb. 
••  in  (Strunb.  —  155 :  128.  —  I.  *or  b.  3«  ««&  2)atum. 
3ÄÜR.    II.  mit  beibem  unb  nachgearbeitet.    9&®.    g.  — 
9lad)  3.  9Rur.el  —  28.  55  (nennt  tt)n  Äenneb.). 

81.  SRar  \>on  3mt)off,  9taturforfcf>er.    93ruflb.  in  @lrunb.  — 

202 :  129  (103 :  91).  —  i  U.  Maximus  von  Imhoff  (gr. 
lat  93ud)jl).  geb.  1758,  geft.  1817.  I.  u.:  Edlingerpinx.; 
r.  9t.  fec.  a.  ?.  —  I.  &or  aller  ©djr.  28.  II.  m.  biefer. 
©t.  —  59. 

82.  %  28.  SÄerfel,  1756—1820,  «aufm.  i.  9türnberg.   93ruftb. 

i.  (Sirunb.  —  250:203  (180 ♦,  143).  —  i.  IL:  9>aul  SBolf* 
aang  ÜRerfel,  2fffeffor  am  Äfcnigl.  45anbel*2Cppellatton$* 
Berichte,  Storfteber  be$  £anbelöpla|*eö  unb  2fbgeorbneter 
ber  ©tobt  9türnberg  $ur  fegten  Kammer  ber  ©tänbe* 
SBerfammlung.  —  l.  u.  a.  Söilb:  A.  Reindel  del.;  r.  93. 10. 
—  I.  *or  b.  ®djr.  28.  II.  mit  biefer.  <5t.  —  65.  — 
f.  über  tt)n  gr.  Sftott),  9iürnberg  1821. 

8«bw.  @rinnn,  Erinnerungen.  39 


610  Subttlg  (Stau  Stimm,  Gtümenmgett 

83.  <5.  £.  *.  Öettel,  95tuftb.  i  fcitunb.  —  255 :  204  (180 :  143). 

—  iU.:  (Satt  getnttd)  *>on  Certel  »on  ®üntl)et$bübl, 
«fcetaogl.  ©acbfen^Jßtlbbutgbaufenfcbet  Äammetjunfet.  — 
L  u.  a.  Söilb:  A.  Reindel  del.  t.  95.  10.  —  I.  »ot  b. 
©d)t.    ®t.    II.  mit  betfelben.    83.  —  68. 

84.  Sofepb  SÄinalb,  1744r-1811,  äaufm.  in  Gaffel.    95tuftb. 

n.  lv  tajietteä  ®efi<bt,  weifte  gaate,  ©tunb  flattiert.  — 
105:62.  —  o.  @.  —  u.  I.:  8Bolf  Sttnalb  del.    t.  95.  10. 

—  ©t.  —  Bliebt  bei  SB. 

85.  95tenbel  Sofepb  SRinalb,  geb.  #atte,  1747—1818,  grau 

be*  Zotigen.  95tuftb.  n.  t.  —  105 :  62.  —  i  gaube, 
hellem  Äletb  unb  93tufttucb;  ©troib  um  ben  Äopf  »etfr 
fonft  flattiert.  —  o.  @.  —  95.  toie  bei  9fr.  84.  ©t.  — 
9ttd)t  bei  83. 

86.  „Amicis"G,f&t  feine  gteunbe'O;  bet  2)atgeftettte  unbefannt 

95tuftb.  i.  (Sftunb.  —  148 :  127.  —  t  U.  b.  $.  (gt.  tat. 
95ttd)ft.);  o.  weitete  95.  —  22.  —  88o  ba*  95latt  »ot* 
banben  ift,  toar  ntd)t  &u  ermitteln. 

2.  95Ubniffe  au*  älterer  3ett,  meift  nad)  felbübettu 

87.  95inbo  3nto»ttt,  nad)  SÄaffael*  95niftb.  i  bet  SWfinefyenet 

X  <j>inaf.,  ©aal  VIII,  9fr.  1952.  —  252:175  (219:160). 

—  i  U.  i  gtoß.  lat.  95u(bfl:  Raphael  Sancio  de  Urbino. 

—  I  u.  a.  «5ilb  3.  u.:  tabiett  nad)  bem  Original  in  b. 
ÄgL  ©alerte  in  ü&üncben.  1812.  —  I.  »ot  b.  ©At.  ©t. 
II.  m.  betfelben.  —  73.  —  (Stft  fpdter  tabiett  füt  J&ei> 
man  ©rimm. 

88.  «ateibuSatbin^off&nbifc^etSRalet,  1622— 1678.  95tuftb. 

—  176 :  134  (85 :  110).  —  o.  <£.  —  I.  m.  gertff.  ©d)t. 
jDu  3atbin;  r.  u.  a.  9ttlb:  fec.  «BWhttben  1816.  ©t.  II.  m. 
lat.  ©At.:  Carl  dujardin;  t.  ob.  3fr.  28.  III.  9fr.  ge* 
tilgt.    9>.  —  39.    88o  b.  Original  tft,  tft  ntd)t  anzugeben. 

89.  „gtanceäco  gtancta,  9>ittote",  1450—1517.    95tuftb. 

—  85 : 83.  —  o.  @.  —  l  U.  b.  $.;  Li  flattiertem ©tunb: 
gefr.  $u  93ologne  1816  in  bet  ©qHetta  Jjercolane;  batuntet 
b.  3.  —  I.  »ie  befd)tieben;  Bfcfputen  übet  bet  SDWifce, 
t>ot  bet  9fr.  83.  II.  m.  9fr.  14  t.  ob.  III.  biefe  getilgt. 
9>.  —  43.  —  Da*  Otig.  ift  in  Bologna  nid)t  merjt  aufeit* 
flnben.    9tabiett  1820, 

90.  „ÜKatttn  Sutbet".    J&albfigut.    t.  u.  (Sranad)*  3.  — 

235 :  173.  —  i  U.  b.  $.,  geb.  *u  (hieben  1483,  geft.  1546. 
I.:  L.  Kranach  pinx.;  t.  95.  10.  —  I.  *.  b.  Äünftlet4R. 
2»©.  II.  mit  biefem.  9»©.  —  63.  —  1811  gefettigt  unb 
1812  aon  3rnfm  emorben,  tt>te  9fr.  91,  f.  f.  „<J)tebtgten 
be*  g&otbefmS".    ©teig  3,  369*    95eibe  finb  nid)t  nad) 


Xnfymg:  10.  Seraetcfptt*  t>on  «ubn>.  @mü  @rtmnid  SBerf.    611 

<Sranacf>*  @em&lben  felbft,  fbnbern  nad>  a»et  Pergament» 
bUbern  be*felben  (für  eine  Söibel  b.  9Bünd)ener  ßofbtbl.) 
gefertigt,  (Steig  3,  400. 

91.  „9WKPP  2»eland)tl)on".    J&albftgur.  —  235:173.  —  t. 

über  b.  ©d)ulter  ßranaety*  3.,  barüber  1560.  —  i  U.:  b. 
$.,  geb.  au  «retten  1497,  gejt.  1560.    L  u.  95.  10.  — 

I.  »or  b.  Ufdf)r.  SR®.  II.  in.  biefer.  —  64.  —  ©.  aor.  3fr. 

V.  <5f)arafterföpfe. 

1.  3u*  Reffen. 

92.  £anne*  £etb  au*  ©teinau.    äopfb.  —  88:77.  —  o.  (5. 

—  u.  ©teinau  gc.  ad  nat.  1815.  —  I.  ».  b.  9fr.  26  r.  o.  88. 

II.  m.  biefer.    III.  biefe  tauin  nod)  fld>tbar,  —  92. 

93.  „ßoiafyanne*"  au*  3I)rfng*f)aufen  bei  Gaffel;  breite*  ®e* 

fld^t  eine*  toof>I  nicfjt  2*olIjinntgen.  —  108 :  95.  —  o.  @. 

—  Li  ©pteaelfar.  93.  9.  —  101. 

94.  „3«nflfer  üfeeir.    £aibgg.  einer  alten  grau  in  Gaffel.  — 

153:108.  —  l.  a.  b.  2Banb  eine  $afel  in.  b.  $.;  bar* 
unter:  ad  viv.  1820.  —  o.  <£.  —  88. 

95.  *„Da*  9>reufHe  *on  ©Alüdjtern",  ein  alter  £anbel** 

fube.  —  142 :  105.  —  i.  U.  b.  $.,  nfe  je  beftette  nad) 
©d>Itd)tern?  fe  ßaafebäifge?  nir  t>.  feaar?;  r.  u.  b.  95ttb: 
au  ©teinau  ben  9.  2(ug.  1815  fec.  —  I.  *or  ber  9fr.  30 
r.  ob.  3Ö(?).  IL  mit  berfelben.  III.  biefe  getilgt,  »reite 
104  mm.  —  83.  —  f.  ©.  560f. 

96.  SDerfelbe.  —  109:87.  —  o.  <£.  —  L  t>.  b.  J&utfptfce  95. 11, 

1815.  —  I.  *>or  b.  9fr.  32  r.  ob.    3B(?).    IL  in.  biefer. 

III.  biefe  toieber  getilgt.  —  84. 

2.  Xu*  Magern,    a)  nad)  eigenen  3cfd)"ungen. 

97.  3toei  lad)enbe  SÄänner.    äopfbtlber  (9>r.)  t>.  SWünctyener 

SRobeHen  (ber  l  in  Äapuae  ber  „9>aftetenfepperl"  (aud) 
auf  9fr.  172).  —  88:144.  —  9fcben  bem  L:  ad  vivum 
1811;  i.  b.  ütt.  ad  vivum  1818.  —  o.  @.  —  I.  Oor  b. 
9fr.  34  r.  ob.  IL  m.  biefer.  III.  9fr.  jfdjtbar  getilgt.  — 
104.  —  3Bof)l  1811  gea-,  1818  robiert. 

98.  ©ilbbiitfenber  SRann.    J&albfigur.  —  152:115.  —  £ut 

auf  b.  2Crm,  beibe  J&änbe  am  9todf.  —  o.  (£.  —  r.  u.  i. 
©piegelfAr.:  SN.  b.  4*eti  3^9  1809.  —  94. 

99.  Der  fein.  Äinn  ftüfcenbe  SRann.    95ruftbilb,  n.  r.,  mit 

fcfytoaraem,  ftruppigem  J$aar  unb  fdjtoaraem  ©djnurrbart. 

—  132: 109.  —  o.  <£.  u.  o.  93.  —  100. 

100.  95ärttger3Äannol)neÄopfbebecfung.  95ruftb.,9>r.n.r. 

— 134:109.  —  Seilte  l)embart.  Söeflbg.  —  o.  @.  u.  95.— 111. 

39* 


612  Subtoifl  Cmti  ®tbnmf  (Brinnetungett 

101.  SB&tttget  SRann  im  9>el*übet»utf.    »tuftb.  n.  I  — 

135 :  109.  —  o.  <£.  u.  o.  SB.  —  I.  I.  ©pultet  unb  ®runb 
baneben  nur  angebeutet  SR®.  II.  betbe*  auägef.  —  112. 

102.  bärtiger  gRann  mit  gefalteten  Ädnben.    Stuftbilb, 

9>t.  n.  r.  —  170 :  133.  —  i  9to<f,  £anbe  *etfd)fongen.  — 
o.  <£.  u.  o.  ».  —  128. 

103.  jDerfetbe  (»of)l  baäfelbe  SRobeff  au$  ®tüntoalb),  t^&emb, 

£änbe  gefaltet.  —  152:115.  —  o.  (5.  u.  o.  35.  —  9tfd>t 
bei  98. 

104.  S&ttiger  SRann  mit  f$t»anet  SRüfce.    Stuftb.  n.  t. 

—  131 :  110.  —  o.  (5.  u.  o.  ©.  —  110.  —  i.  «Wunden 
1812  ge$etcf)net 

105.  £ittenfnabe  au*  ®tüntoalb,  im  £ut.    Stuftb.  n.  t., 

m.  langem  #aat,  in  £emb  unb  «^ofentt&getn.  — 103:78. 

—  o.  d.  u.  o.  SB.  —  113. 

106.  änabenfopf,  in  btettftämptgem  .gut,  8/4  9>t.  n.  I.  — 

153:115.  —  um  b.  £al*  ein  lofegebunbeneä  $ud),  übet 
b.  Stuft  ein  SBanb  b.  £ofentt&getö;  t.  ob.:  31t  SBetg  am 
©tatenbetgetfee  b.  6.t  ©ep.  1809  ge*.  —  9Hrtt  b.  2B. 

107.  Änabenfopf,  mit  toittem,  locftgem  #aat.  8/i  yt.  n.  t.  — 

109:85.-1.  ob.:  *  ®  u.:  $u93etg  uftt.  Goie9ta.  106). 

—  glicht  bei  SB. 

108.  gtauenfopf,  8/4  9>t.,  übet  b.  t.  ©efyultet  fyetauäblidfeub, 

m.  futaem,  »ittem,  i.  b.  9R.  gefdjeiteltem  #aat:  t.  £äifte 
bet  platte  leet.  —  75 :  104.  —  ...  ben  28.  geb.  1809. 
«M®.  (obet  am?).  —  mm  bei  20. 

109.  Moducrin  au*  ©gern  a.  Segetnfee,  mit  tbten  jtoet  fleinen 

9Jtöbd)en  *ot  jlcb*  Stuftbilbet,  jle  felbft  in  gtoget,  bunflet 
£aube,  Rettern  £al$tud),  bunllem  Sföebet.  —  142: 181.  — 

0.  @.  —  t.  ob.  91.  ad  nat.  del.  1813  fc.  —  I.  ®tunb  l. 
bunfel,  fc  fel)lt.  «W®.  II.  betfelbe  l)eagefd)itffen,  mit  fc. 
6t  -  9ti*t  bei  2S. 

110.  kleine*  SKabd^en.    Sötuftb.,  nacft,  9>t.  n.  t.  —  76:78. 

—  0.  (5.  —  g.  —  118. 

111.  üttäbcfyen  mitSlumen.    Stuftb.  —  109:90.  —  0.  @.  — 

1.  nut  t.  neben  intern  l.  2ftm:  ®munb  ben  18  ©ept  fec. 
1816.  ©t  II.  bam  L  ob.  ».  91,  t.  ob.  ad  nat  fc  1816, 
t.  batübet  9lt.  27.  9K®.  III.  9fr.  getilgt.  — 119.  —  ©.  223  < 

112.  3unge*  9Räbd)en,  in  ftäbtifctyet  Äletbung.   Sötuftb.  n.  L, 

mit  unbebetftem  £al$,  funftlo*  autücfgefämmiem  &aat.  — 
101 :  76.  —  t.  ob.  in  ®ptegelfd)t.:  28.  üttag  1809.  (SR®.? 
gm?)  -  9ti#t  bti  2B. 

113.  3unge*  SRdbdjen  mit  9>etlenfd)nut,  au$  SDWtadjen. 

9hit  Äopf  u.  .galä,  n.  t.,  mit  langem  £aat.  —  75 :  71.  — 
0.  @.  u.  $8.  —  122. 


Xnfytng:  10.  Scrjetd&nta  t>on  «übt»,  (gmti  ©rtntm*  SBerf.    613 

114.  SungeS  SR&bd)en  mit  feilem  £al*tud),  gefefyeiteitem, 

langem  bunflem  «ßaar.  —  72 :  61.  —  o.  (5.  u.  95.  —  123. 

115.  JjMttenffnb  auä  ©rümoalb,  mit  bunfler  Äaube.   93ruftb., 

faft  9>r.  n.  L,  totrre*,  bunfle*  ^aar.  —  82 :  64.  —  o.  <£. 
u.  93.  —  124. 

116.  3tt>cf  Ätnberfbpfe.  —  66 :  106.  —  o.  <&.  u.  95.  —  I.  nur 

m.  b.  $opf  r.,  ©teile  l.  leer.    II.  ttrfe  befdjrteben.  —  125. 

b)  nad)  2torbtlbern  (in  95at>ern  gefertigt). 

117.  9tacfter  änabe.    95ruftb.  n.  r.  —  111:80.  —  o.  @.  — 

u.  L:  2(.  Gorreggto  pinx.  —  r.  9t.  f.  —  114.  —  9tad) 
©tuble  *>.  Gorr.  i.  b.  3f.  9>tnaf. 

118.  95ärtfger  SÄann  mit  geberbarett.    95ruftb.  n.  L  — 

113:80.  —  o.  <§.  —  ob.:  .golbetn  pinx.  1515.  —  108. 

119.  95artlofer  ÜBann  mit  runber  Äappe.    95üfte  n.  L  — 

112:78.  —  o.  (5.  —  u.  L:  £.  J&olbetn  dcl.;  r.  91.  £ec. 

—  109.  —  Vorlage:  JJb^g.  b.  SR®. 

120.  95ärtiger  ÜRann  mit  95arett.    <J)r.  n.  I.  —  102:76.  — 

Die  «tnfe  greift  in  benüRantel;  r.  ob.:  #olbefn  pix.  — 
ülid>t  bei  20.  -  Ä®©. 

121.  ÜRann  mit  £elm.    «fcalbfig.  n.  I.  —  215:160.  —  o.  35. 

—  1. 93rufttud)  m.  ©trfdjlagen  gebedft.  2R®.  II.  auf  beut* 
felben  au$gefd)ltffene  Siebter.  —  103.  —  9tad)  ®rimm$ 
t)bfd>r.  95emfg.:  nad)  einem  95tlb  t>.  SÄob.  Sanger. 

122.  Äopf  eine*  ettoa  35  j.  SRanne*,  tool)l  nad)  t>.  Itycf.  — 

100 :  82.  —  ©djnurrbart  unb  9Järtd>en  auf  b.  Unterlippe; 
t)om  SRücfen  gefefyen,  aber  Äopf  über  b.  r.  ©djulier  ge* 
toanbt;  bxzittt  gefügter  Äraaen  unb  Äettenbanbelter  auf 
b.  r.  ©djulter.  —  l  i.  ©runS  auf  Ijeffem  glecf  b.  9t.  — 
o.  (5.  -  9ti*t  bei  SB.  —  «®@.  135 7. 

3.  SBon  ber  Steife  nad)  Statten,  1816. 

123.  Drei  Orientalen.  —  143:144.  —  l  u.  r.  ein  Sieger,  i. 

b.  SR.  ein  Äaufajier,  ieber  mit  9tamen$*  ober  4Jefinat& 
anaabe.  —  r.  u.:  ge&.  ad  vivum  im  jiafen  t>on  Stoorno 
auf  bem  ®riegifAen  @d)tff  $oHoca  SRarjucca,  baö  au* 
2Ueranbrfen  fam,  ben  21?»  SCuguft  1816;  l.  baneben  3«  — 
o.  &  —  I.  t>or  b.  Str.  r.  ob.  3B.(?)  II.  m.  b.  9fr.  6 
r.  ob.    III.  9fr.  getilgt.  —  98. 

124.  SRännltdjer  Äopf.    95ruftbtlb  eine*  Stömer*  m.  langem 

J&aar  unb  Vollbart.  —  140 :  103.  —  L  u.  p.  &  del  ad 
vivum  Roma.  1816.  —  o.  @.  —  I.  ®runb  toeif},  o.  9fr. 
SB.  SR®.  II.  m.  9fr.  2  r.  ob.  SÄ®.  III.  ©runb  bunfel, 
platte  auf  130: 103  aerfleinert  u.  überarbeitet;  9fr.  r.  ob. 


614  Subwfg  Gmti  @rimm,  Erinnerungen. 

noch  j!d>tbar.    IV.  auf  ber  Sorte  l.  au*gefd>liffene  Sinter. 

125.  „Gariutfetyt"  (GarluccO,  Äutfdjer  au*  StapeL    Söruftbilb 

n.  r.  —  74:64.  —  l  ob.  3.,  r.  ad  viv.  ben  &™  3uty 
1816  ju  Steopel;  r.  u.  b.  $.  —  o.  G.  —  I.  t.  oETm.  b. 
9lr.  7,    II.  Str.  getilgt  (SB.  f>dlt  biefen  3ufanb  f.  feinen 

I.  ,,»or  bet  9tr/0.  —  85. 

126.  „Garmino  9flfcolctti'%  93üffeß)irt  bei  9>efto.  —  126:88. 

— -  o.  G.  —  L  ob.:  flej.  ad  vivum  ben  13.  3uty  1816 
9>dfhtm  u.  3«;  i.  U.  b.  $.  Gicerone.  —  I.  m.  9lr.  8 1.  ob. 

II.  bfefe  getötet  Ooie  b.  9tr.  125).  —  67. 

127.  „Bnnunciata",  Albanerin.  —  123:83.  —  o.  G.  —  r.  ob. 

b.  $.;  L  u.:  Gamuaai  ben  17*«i  gung  1816  del.  ad  vivum. 

—  I.  *or  b.  9tr.;  L  ob.  feinfätffcer.  9>.  II.  m.b.  9tr.  11 
t.  ob.,  Ätffcer  »erfcfytounben.    III.  9lr.  getilgt.  —  86. 

128.  „jDfe  fcäcferin  bon  ©aeta."    Söntftbtib,  9>r.  n.  L  — 

62:67.  —  i  U.  b.  $.,  t.  93.  9,  b.  20*5  Sulp  1816  u. 
ÜÄolo  bt  ©aeta.  —  o.  G.  —  I.  *>or  b.  9Jr.  5  r.  ob.  äö. 
®t.  II.  m.  biefer.  III.  biefe  toieber  getilat,  1.  m.  jid)tb. 
glecf  i  b.  ©erraffen  u.  2.  (mit  beren  aBegfatt)  t,  b.  ganzen 
Gcte.  -  87.  -  ©.  257. 
129. Die  betben  betenben  Albanerinnen,  fnienb;n.  r.  — 
100 :  61.  —  o.  G.  —  ob.  i  b.  SÄ.  ®.  ad  viv.  SÄom.  —  155. 

130.  Sunge,  in  b.  ÜBantel  gefüllte  grau  (toobl  3talienerin). 

—  75 :  47.  —  I.  *>or  b.  3*  *•  ob.    II.  m.  biefem.  —  153. 

4.  Waffen'  unb  nationale  3$pen. 

131.  3ube  au*  2Öarfd)au.    Söruftb.  n.  r.—  112:77.  —  o.  G. 

—  ob.  i.  b.  3B.  ad  vivum  Gaffel  1818;  r.  au*  2Barfd)au. 

—  I.  ®runb  toeif}.  SB.  II.  ®runb  gebeeft,  o.  9lr.  3B. 
@t.  III.  m.  9lr.  23  r.  ob.  IV.  biefe  (no<f)  ffd)tbar)  ge* 
Ibfcfjt.  -  89. 

132.  jDrei  „3igeunerftnber",  nebeneinanber.  —  94:139.  — 

u,  Li  <&piegelfd)r.  b.  $.;  i.  b.  SÄ.  ebenfo:  gea.  au  Gaffel 
nad)  ber  Statur  1815.  —  I.  *>or  b.  9tr.  ÜRg.  toeifl.    St. 

II.  legerer  aebeeft,  »or  b.  9tr.  ©t.  III.  m.  b.  9tr.  36 
r.  ob.    IV.  biefe  getilgt  aber  nod)  fid)tbar.  —  99. 

133.  Äalmüd  (Äofaf?),  Söruftb.  n.  r.  — .  59:32.  —  u.1. 93.  9, 

1814.  I.  *>or  b.  ©trid)lagen  r.  u.  9>.  II.  m.  berfelben. 
©t.  -  102. 

134.  9tegerfopf.  —  72:56.  —  o.  G.  —  r.  u.:  1815  gej.  au 

Gaffel  nad)  ber  9tatur.  —  I.  *>or  b.  9tr.  2  r.  ob.  u.  *>or 
b.  3.    <BL    II.  t>or  b.  3*  aber  m.  b.  geriff.  9tr.  2  r.  ob. 

III.  m.  3.  u.  9tr.  29.  IV.  lefcte  toieber  gelbfd&t.  —  95.  — 
(Äopf  nid)t  »eraeid)net,  fonbern  abnorm.) 


2Cnf)ang:  10.  Setaetdpri*  »on  8ubn>.  @mü  ©rtmm*  2Öerf.    615 

135.  Äopf  einer  SRulatttn.  —  56:48. .—  L  93.  7,  barunter: 

ÜKulatten.  —  o.  <£.  —  I.  ©runb  bell,  ofyne  9fr.  2S. 
IL  tn.  9lo.  1  r.  ob.  ©t.  III.  in.  9to.  31.  (IV.  ©runb 
gebeeft  u.  dir.  r.  o.?  [Med  au  vermuten  »egen])  V.  ©runb 
gebeeft  unb  9fr.  r.  ob.  *)erau$gefd)Hffen  au*  etrunbem 
fettem  gtetf  in  ben  ©djtaffen.  —  96. 

136.  9teaer,  3bpf  unb  <5d)ufter.  —  77 :  57.  —  i.  U.:  au*  93ra* 

filien  dcl.  ad  vivum  (Saffel  u.  3.  —  o.  @.  —  I.  *>or  b. 
9fr.  SB.  «t  II.  m.  9fr.  33  r.  ob.  III.  9fr.  getilgt.  —  97. 

137.  jDret  9legerbuben.  — 156 :  190.  —  r.  93.  9.  —  o.  &  — 134. 

VI.  ©enrebarfteUungen. 

a)  2HJegorffd)e. 

138.  DretSÄdbdjen,  in  bergiger  «anbf Aap  fifeenb.  — 133:151. 

—  Daä  ©tunbengta*  beutet  na*  Subttrigä  93em.  an,  baß 
ftc  über  bie  $erganglid)feit  ber  2>tnge  nadjflnnen.  -Lu. 
93.  5,  1824.  —  17.  —  C3ei*n.  m.  anberm  Jgg.  in  9R@.) 

139.  IDiefelben,  aerfletnert  unb  aeränbert.  —  117:133.  —  r. 

a.  93erae  fe.  7.  —  o.  @.  —  18. 

140.  <preußffd)e  Sreue,   Siebe  unb  SBtlbe.     ©jene  au* 

1813.  —  385 :  288  (308 :  243).  —  (Sine  Junge  grau,  2ter* 
nmnbete  fpetfenb.  —  i.  U.  ber  fctifenorben,  ju  beiben 
©etten  nad)  b.  $.  nocf>:  3f)co  ÄdnigL  J&or>cit  ber  tyxiru 
aeffln  SBüfyefai  *on  9>reu$en  geb.  ^rinjefftn  »on  ^Jeffen* 
J&omburg  untertf)äntgft  angeeignet  »on  &  <£.  ©rfmm,  Äur* 
rieft.  £)berlieutenant;  I.  u.  b.  ©ttdjronb:  gemault  *>on 
93ur9  in  93erlin;  r«:  aea.  unb  rabiert  tton:  9t.  in  (Saffei 
1814;  l  u.:  2>a$  ©emaibe  befinbet  fld)  in  ber  (Sammlung 
3.Ä.&.  ber  grau  ßurprtnceffin  aon  Reffen.  —  I.  aor  aller 
©d)r.    @t.    II.  m.  biefer.    Ä©@.  —  19. 

b)  &uö  ben  gamtften  ©rtmm,  J&affenpffog,  t>.  <£fd)ttege. 

141.  SWarte  ©rtmm,  geb.  935ttner.  —  130:123.    —  n.  L 

flfcenb,  abgen>enbeten  @ejld)tö,  tfyr  reiche*  J&aar  fled)tenb; 
l  t  4&  W  $bd)terd)en,  »on  ber  ÜÄagb  getragen.  —  o. 

(£.  U.  25.   u.  L  ad  viv.  144. 

142.  Diefelbe*' it)*rem  Äinb  a«  trtnfen  retetyenb.  —  51 :60.  — 

L  o.  Idecke  Batha  Malaca  (b.  f).  grfberife,  bitte,  Malaga!). 

143.  grtebertfe  ©rimm,  im  5.  Sebenäj.  —  164:118.  —  Lu. 

ad  viv.  Saffel  1837  ben  18.  Dec.  —  o.  @.  —  121. 

144.  Diefelbe,  ettoa  6iäbrfa,  a^etata!  bargeftettt,  t>on  hinten 

unb  *>on  *>orn,  mit  aufgelbftem  langem  J&aar.  — 165 :  155. 

—  Li  ®rb.  93.  9.  —  156. 


616  Subtotg  (gmtt  ®rimm,  (Erinnerungen. 

145»  jDiefelbe,  etwa  löfdhrfg,  toieber  atoeimal  bargeftefft,  fo 
baß  befbe  gfguren  jtd)  am  $ifd)  gegenüberflfcen.  — 
142:190.  —  o.  @.  —  t>.  auf  ber  $tfd)pfotte:  FG.  LG. 
(»erfd)tongen)  1850  ad  viv.  Gaffel;  r.:  Älobe*  (=  Stftolaua) 
2fbenb.  —  I.  unfertiger  Äfcbrudf.  ©t.  IL  atteä  über* 
arbeitet.  —  143. 

146.  grfeberüe  ®rimm  (L)  u.  Dorothea  J&affenpflug; 

beibe  etwa  18  jäljrig.  —  193 :  228.  —  (Srftere  tl)r  £aar 
ffed)tettb,  &.  mit  aufgelbftem  £aar;  ob.  abgerunbet;  i.  b. 
fo  entftefyenben  <£dfen  &  SRebenfiguren.  —  u.  I.  4J|  2)ec. 
1851  ad  viv.  —  I.  tote  betrieben.  IL  ofyne  bie  dtanb* 
einfalle.    2  <J)robebructe.  —  145. 

147.  grieberife  *>.  @fd)toege,  geb.  ®rtmm,  u.  i\)t  atoetter 

©ol)n  @rnfi  —  115:82.  —  L  auf  b.  @tul)llel)ne  95.  9. 

—  o.  <£.  —  I.  o.  a.  9tanb  fehlen  bie  ttagered)ten  ©triebe. 
©t.    IL  btefe  fcortymben.  —  146. 

148.  Diefelbe,  mit  ttjren  beiben  ©bljnen  Sufc  unb  <5rnft  — 

194:172.  —  1.  ob.:  «üb».  ®rfmm  1861;  i  U.:  ÜÄefnem 
lieben  Söruber  Sacob  ®rimm  jum  4. 3anuar  1862  (beffeu 
77.  ®eburt$tag);  r.  u.:  *on  Subtoig  ®rimm.  I.  unfertige 
®efid)ter.  IL  SicfytfteHen  be*  93aume*  ob.  unfd&attiert 
III.  »or  b.  ©d>r.  i.  U.    $.    IV.  mit  berfelben.  —  148. 

149.  Smalie  £affenpflug  u.  Sötte  ®rimm.  —  84:127.  — 

2fatalte  (©d)toefter  b.  SWfntfter*)  I.,  *on  hinten  gefeben, 
Sötte,  n.  r.  gefebrt,  bie  Saute  fptelenb.  —  r.  ob.:  JDa* 
Sieb  ».Söettine  Arnim";  r.  u.  1819  (Saffel  ben  lOiSKära; 
r.  bret  Ä5»fe,  bfe  platte  aerfrafet.  —  o.  <£.  —  154. 

150.  Sötte  £affenpflug  mit  tljren  beiben  älteften  äin* 

bem.  —  50:59.  —  ob.  r.  1826,  3.  u.  ad  viv.  —  o.  @. 

151.  Dtefelben,  am  3Betf)nad)t$baum.  — 126:96.  —  o.@.— 149. 

c)  jDarfieflungen  au$  Reffen. 

152.  „Subem&nndjen".    9hmb,  auf  einer  SDWinae  t>on  26  mm 

©urdnneffer;  alte*  Gaffeler  grausen.  — o.  <£.  — I.:  1808. 

—  160. 

153.  „Ätnberfpiel  inÄ.  Reffen".    5  ÜÄ&bd)en.  -  196:214 

(145 :  185).  —  l  u.  rab.  fe.  9,  1815;  i  U.  in  geriff.  ©Ar. 
b.  $.  —  I.  tote  betrieben.  9R®.  IL  I.  gea-  in  Gaffel 
1815  ».:  91.  —  158.  —    ©teig  3,  360  u.  365. 

154.  2>a*felbe,  »ergrdflert,  8  Äinber.  —  207:268.  —  ©d)r. 

toie  9lr.  153,  geflogen.  —  I.  SRanbetnfätte,  7  äbpfe,  o. 
®d)r.    ÜB®.    IL  m.  ©d)r.,  oljne  jene.    SB.  —  159. 

155.  ÜÄutter  mit  a»et  Äinbern.  —  76:54.  —  o.  @.  —  I. 

u.  3.  u.  1820.  —  151. 


Bnfymg:  10«  gtetgetcfpii*  »on  Sub».  @mtl  @rlmm*  98er!.    617 

156.  „jDie  alte  Sore  »on  Ungebanfen"  (b.  SJrlfclar).  — 

161 :  121.  —  (Sine  alte  ätgeunertn,  einer  j.  grau  toet** 
fagenb.  —  ob.  i  b.  2K.  b.  $.;  r.  fe.  9,  1822.  —  141. 

157.  Diefelbe.  aeränbert,  hinter  ber  95efragenben  nod)  $toet 

»etbl.  ©eftalten.  —  113 :  81.  —  l  ob.  1826  b.  $.  —  o. 
d.  —  I.  t>or  ben  ttagerecfyten  ©trieben  r.  oberhalb  b.  ®e* 
ftalten.    II.  mit  bfefen.  —  142. 

158.  9>fingftmoraen.    @fn  greife«  95auernpaar  laufet  einem 

au*  einem  änba$t*bu<t>  sorlefenben  SDtäbdjen.  — 178 :  288 
(175 :  281).  «in.  ber  Alten  ftet)t:  93  3al>r  alt,  r.  neben 
il)m:  96  3al)r  alt;  an  einem  95loct  (auf  b.  $tfd)):  95.  9, 
1825;  i  U.  b.  $.,  rabiert.  —  I.  £g.  unfdjatttert.    @t. 

II.  freie  ©teile  nod)  um  ben  äopf  be*  Xlten.     ©t. 

III.  ®rb.  *ufd)attiert,  ©Wattierung  ber  Ädpfe  »erft&rft. 
©t.  —  137. 

159.  ®ret*  bti  einem  SBtegenftnb,  —  96:130.  —  o.  @.  — 

L  auf  b.  @rb.  95.  9,  „ai*  Sueljrn  (?)  au  <5l)rifttag  87  3at)r 
alt".  —  105.  - 

160.  Äinber  bei  ber  J&finbtn  unb  itjren  8  Sungen.  — 

178 :  188.  —  r.  u.  a.  b.  ÜÄauer  95.  7,  1825.  —  157. 

161.  3toei  9Räbd)en  au*  ä3illlng*t>aufen,  in  ©dnoälmer 

$rad)t.  —  220:162  (198:151).  —  i.  U.:  2fa*  2Bltttng** 
Raufen  bzi  3tefl«tf)afa  in  ßurfyeffen.  —  l,  95.  la  a.  f. 
1828.  —  166. 

162.  grau  au*  3BiIling*l)aufen  mit  Äfnb,  in  berfelben 

$rad)t.  —  218:166  (180:145).  —  ©d>r.  toie  9lr.  161. 

—  167. 

163.  Drei  9Räbd)en  au*  ©oflfelben,  in  heimatlicher  $rad)t. 

—  222 :  198  (201 :  186).  —  i.  U.:  3u*  ©ogfelben  bei  g&ar* 
bürg  in  Äur  Reffen;  l.  u.  95.  la,  f.  1829.  —  I.  unfertig. 
®t    II.  »ottenbet.  —  168. 

164.  gRdbdjen  mit  Sttatfäfer.  -  73:129.  -  o.  @.  —  l.  ob. 

95.  9,  Gaffel  im  ÜÄai  1836.  —  120. 

165.  Drei  fetifd>enbe  Suben.  —  152 : 232.  —  l.  ob.  ein £al>n 

in  ßampffMung;  barunter  (©piegelfcfyr.):  Alektryo  (= 
ßal)n)  inv.  et  fec.  1838.  —  o.  <£.  —  138. 
166*  „3ffl*uiterleben".  ScfylTtity  3tfl^nerfamilie,  barunter 
bie  Alte  *on  9tr.  151,  52.  —  259:320.  —  i  U.  b.  3:.;  r. 
auf  einem  ©tetn  95.  7,  1840.  —  I.  3  9>robeabbrudfe  aon 
tt>ad)fenber  ©t&rfe  ber. ©Wattierung,   ©t  — II.  t>ottenbet. 

167.  3igeuner  t>or  ber  SWauer  (ber  3Befbel*burg).  —  250:203. 

—  I.  u.  95.  7.  —  @.  nur  u.  —  I.  matter  gebalten,  ©t. 
II.  energifd)ere  £id)tunterfd)iebe  burd)  9tad)fd)attterung. 
©t.  —  133. 


618  8ubttlg  (Statu  Stimm,  Erinnerungen. 

168.  Drei  ©loaafenbuben  ODral)tbinber).  —  250:202.  — 

u.  r.  95.  7.  —  <&.  nur  u.  —  I*  4a*  matt  @t.  IL  93aum 
u.  gelfen  (tat!  nad)fd)atttert.    ©t.  —  135. 

169.  Der  junge  Drafytbinber.  —  191:142.  —  l  u.  93.  9, 

in  Söörjgien1).  —  I.  I  93acr>  u.  Steile  b.  ^anbfcf>aft  u>eig; 
ftarfer  Bfegrunb.    9>.    IL  Bfcgrunb  befeitigt.  —  136. 

170.  £ie  beiben  Söuben  au$  SBolfäanger  (b.  (SaffeD  tmb 

ber  9tegerbube.  —  113:164.  —  l.  u.  $8.  7,  1849.  — 
o.  (5.  —  I.  I.  u.  @cfe  o.  ©erraffen.    IL  m.  benf.  — 107. 

d)  Darftettungen  au*  SBejrfaleti. 

171.  Äinberer,amen.    @tn  ®etfUid)er,  sier  «taber  abhdrenb, 

ein  auf>5renber  SWbnd).  —  156 :  205.  —  r.  a.  Sffcr)  b.  3. 
1820.  —  o.  @.  —  140.  (Der  grbflte  Änabe  tyat  bfe  3üge 
t>on  9tr.  93.) 

172.  Die  beiben  Äapuainer  mit  ber  @ule.  —  166:156.  — 

r.  i.  b.  9R.  an  ber  2Öanb  $8.  7,  1820.  —  o.  @.  —  139. 

173.  ©er  2»öncr)  beimJSÖaumftumpf.  —  120:161.  —  u.  r. 

95.  7.  —  o.  @.  —  169. 

e)  3uö  35agern* 

174.  3«n«er  J&irt  au*  ®munb.  —  113:168.  —  a.  b.  (Srbe 

L  u.  3»  unb  ®munb  am  Segernfee  ad  viv.  1812.  —  o. 
<£.  —  163. 

175.  (2)  „SBafttfAt  dauern  *om  ®d)Uerfee."  —  145:102. 

—  ob.  L  tfl.  unb  fec;  r.  b.  $.  —  o.  <£.  —  164. 

176.  (2)  „95airifcr)e  ^Bäuerinnen  *>om©d)lierfee"(©etten* 

frücf  a-  9lt.  175).  —  138 : 95.  —  I.  o.  b.  $.:  r.  81.  fec. 
1813.  —  o.  <£.  —  I.  t>or  aller  @cr)r.  SR®.    IL  m.  biefer. 

—  165. 

177.  „ÄünfUerunterfyaltung  inüÄünd)en".    «uftigeä,  teil* 

toetfe  farlfierenbeä  951.  —  SDMtten  in  einem  ©aale  ber 
Bfabemie  flef>t  g.  TL  Äod)S  95ttb  „Sfloat>*  Danfopfer". 
Unter  ben  95efcf)auern  einige  Porträte:  ber  jtt>e(te  r.  *>. 
93flb  if*  ®rimm;  ber  Offiater  r.  u.  b.  £arnifd)  ift  J&eibegger. 
Die  Heine  ®eftalt  im  39ltaberf)ut,  $on  hinten  gefer)en, 
ber  SJtoler  aBeinberger;  ber  bWe  SDtonn  mit  SRüfee,  l, 
9)r.  n.  r.,  ber  SRaler  Dorner:  ber  ÜÄann  mit  ttorjteben* 
bem 4Jaarf<r)op£  I.  hinten,  im gradf, n. IJförettenb, SÄtng** 
ei*;  ber  SDtobell  jlfcenbe  in  ber  großen  SÄÜfee  ijl  ber  I.  *>on 
9lr.  97.  —  184 :  388  (151 :  328).  —  i.  U.  b.  £.  1812  ad 
viv.  a.  f.  —  I.  SBerge  unb  gtguren  be*  Äo<r)fcf>en  SMlbe* 
toeifj;  über  bem  J^arnifd)  r.  toagered)te  ®trid)fagen.  9X®. 

x)  $ier  untergebracht,  weil  wentaftent  in  Gaffel  rattert. 


3nt)ang:  10.  $eraei$nt*  *>on  Sub».  <gmtt@rfmm*  SBer!.    619 

IL  95erge  u.  gtg.  baf.  fd)raffiert;  über  b.  J&arnifd)  Äreua* 
lagen.  9R®.  $.  III.  3.  r.  ob.  —  ODa*  »üb  be$lel)t  jid) 
auf  baö  9>rei*au$fd)retben  ber  2J*üncf>etter  2ttabemie  &om 
12.  Oftober  1812  für  ba*  3<^r  1813,  bei  ber  «od)$  »IIb 
[ntd)t  mebr  in  ber  SR.  9>inafoti)ef,  aber  (Äopie?)  i  Unter* 
ftocl  beä  Setpjiger  SÄufeumS,  9fr.  119]  ben  ganzen  9>ret* 
für  Sanbf#aft*malerei  erhielt;  «.  ^ätte  alfo  1813  [^reiben 
tollen.)  —  129. 

178.  „geter  an  Bibredjt  SDürer*  ©rab,  am  6.  Bprtl 

1828".  —  305:386  (252:345).  —  t.  U.  b.  $.;  1.81  del. 
et  fec.  ag.  fort.:  r.  u.:  $.  geljhtg  impr.  —  $on  ben 
8teftgenoffen  fft  ber  duflerfte  l  ferner  4Jenfd)el,  ber  neben 
tym  @tel)enbe,  mit  ber  ©ttrnlodfe  fd)etnbar  ben  ßreuaeö' 

?amm  berütyrenbe  tft  ®rtmm.  —  I.  toageredjte  ®d)raf» 
erung  beö  «ßtmmelä  jtotfdjen  ben  SBolfen  fehlt  großen* 
teil*.  9>.  IL  mit  btefer  (Schraffierung,  0.  <Sd)r.  ©t. 
III.  m.  ©d)r.  —  130.  —  ©.  407  f. 

179.  «fctrtenpaar.    9tad)  SKob.  Sanger.  —  116:150.  —  0.  @. 

u.  95.  —  162. 

VII.  Darftellungen  au*  bem  Sierreid). 

a)  ©nippen. 

180.  «btoenjagb.    2  «Retter  unb  6  gufaänger  gegen  3  «btoen. 

—  228 :  297  (192 :  264).  —  I.  ob.  &  4.  —  170. 

181.  Äampf  mit  bem  SStoen  (®ruppe  au*  b.  vorigen 95latt). 

—  233 :  155.  —  l.  a.  SÄanb  95.  7,  —  0.  (5.  —  171. 

b)  (Stnjelne  Stere. 

182.  fcdtoenfopf,  faft  ?)r.  n.  r.,  mit  offenem  Stachen.  —  92:67. 

—  r.  ob.  95.  7.  —  172. 

183.  Sbtoenfopf,  9>r.  n.  r.  —  92: 109.  —  I.  ob.  95.  9.  —  173. 

184.  Sdtoenfopf,  SBorberanjid)t.  —  116:83.  —  r.  ob.:  ®rfmm 

Gaffel  1822.  —  0.  (5.  —  I.  »or  b.  3fr.;  r.  u.  einfädle 
fdjräge  (Striae.  9K®.  IL  m.  9fr.  17  r.  ob.;  fonft  ebenjb. 
III.  r.  u.  leiste  Äreujlagen, jjanje  platte  überarbeitet,  be* 
fonberä  S&älme  gegltebert;  9fr.  getilgt.  9>.  IV.  r.  weiter 
binauf  unb  parier  fcfyraffiert;  9fr.  getilgt.    ®t.  —  174. 

185.  3»ei  25n>en!5pfe,  ber  obere,  9>t.  n.  r.,  aufgeführt,  ber 

untere  leidet  btngetoorfen,  n.  r.,  m.  offenem  Stauen.  — 
130:104.  —  0.  @.  —  l.  ob.  95.  9  f.  —  175. 

186.  Drei  Sbttenföpfe,  äffe  m.  offenem  9tod)en,  ob.  Sdtoin. 

—  65:85.  —  o.  <£.  —  r.  u.  ad  viv.  —  176. 

187.  Stegenber  Sdtoe,  in  feiftger  Sanbfdjaft,  *or  tym  liegen 

Änodjen.  — 108 :  147  (99:137).  —  r.  u  91.  —  I.  aor  b. 
©cf)r.  r.  u.    3K®.    IL  m.  btefer.    <St.  —  177. 


620  8ubtotg  (Sinti  ©rimm,  Erinnerungen. 

188.  Sbtoenpaar,  beibe  n.  I,  f<r)lafenb.  —  56:109.  —  o.  <S. 

—  I  ob.  b.  3.  —  I.  0.  93.  SB.  IL  toie  betrieben. 
@t.  —  179. 

189.  Sbtoenpaar,  nur  ber  Sötoe  ausgeführt.  —  144:201.  — 

r.  u.  b.  &mbfer)aft:  nad)  ber  Statur  Gaffel  1822.  —  0.  <£. 

—  I.  oor  b.  9fr.    ©t    IL  m.  b.  9fr.  19  r.  ob.  —  180. 

190.  Sbtoenfamflte,  nur  ber  (fd)lafenbe)  Sbtoe  ausgeführt, 

Sbtotn  unb  bret  Sunde  bl.  umriffen.  —  113 :  200.  —  0. 
<§.  —  l  ob.  tote  9fr.  189;  ob.  i  b  9R.  0.  91.  —  I.  oor 
b.  9fr.  22  r.  ob.  3R®.  IL  m.  btefer.  ©t.  III.  fötotn 
föatttert,  9fr.  getilat.    @t.  —  181. 

191.  Sbtotn  mit  bret  3u«9en,  jle  tn  ber  9R.,  fifcenb.  — 

118 :  165.  —  I.  u.  95.  9.  —  0.  @.  —  182. 

192.  ®ruppe  oon  fünf  «btoen.  —  109:151.  —  0.  @.  —  l 

ob.  95.  9.  —  183. 

193.  Siger.  —  155:190.  —  0.  <£.  —  I.  t.  b.  ü».  95.  9.  —  178 

(atö  Sbtoe  beaet<r)net!). 

194.  Siger.  —  85:175.  —  0.  @.  —  t  t.  ©rb.  95.  9.  —  184. 

195.  Äamel.  —  102:102.  —  0.  @.  —  l  ob.  91.  f.  —  I.  toor 

b.  @d)r.    SÄ®.    IL  m.  btefer.  —  185  (ge$.  t.  SDWtactyen). 

196.  JJunbe!opf.  Äüt)nerbunb.  —  112:155.  —  i  U.:  Den 

Äafcen  auin  tfnbenfen;  r.  t.  ®rb.  95.  9.  —  0.  <£.  —  186. 

197.  Äafcenfopf.  —  155:120.  —  t.  IL:  SDen  Käufen  $ur 

freunblidjen  Cfrtnnerung:  I.  95.  9.  —  0.  @.  —  I.  9>robe* 
abbruefe.    ©t.    IL  nad)fcf)atttert,  bef.  I.    ©t.  —  187. 

198.  ©d)leiereuie  im  95aum.  —  128:95.  —  ob.  über  b.  3ffr 

95.  9.  —  0.  @.  —  189. 

199.  ©dfrtetereule    tm    gotifdjen    genfer.    —    175:126 

(144:133).  —  l  u.  t)etteS  3-;  *.  u.  *>•  95«b:  Gaffel  fec. 

—  0.  (£.  —  I.  tote  befctjrfeben,  genfter  fd)eint  burd)  etne 
SBanb  gefd)loffen.  IL  m.  b.  9fr.  25  r.  über  bem  95tlb, 
genfter  ebenfo.  @t.  III.  9fr.  getilgt,  95uf<r)toerf  r.  ob. 
bearbeitet ;  ba*  genfer  fcr)eint  einen  ©urd)blidf  auf  95aum* 
äffe  au  aeftatten.    ©t.  —  19a 

200.  3toet  SKaufe.  —  48:133.  —  l.  u.  3.  —  0.  (5.  —  I.  0. 

Gaffel  1815,  95.  11  unb  0.  3.  I  u.   9B®.    IL  m  betben, 

0.  9fr.  9>.  III.  m.  9fr.  24  unter  b.  ©er)r.  r.  ob.  ©t. 
IV.  beibe  lefcteren  getilgt,    ©t.  —  191. 

201.  SBetnbroffelneft,  mit  fünf  Sungen.  —  249:247.  — 

1.  u.  i.  95üb:  3Befn£)roffel  (gertff.  ©d)r.)  in  lat.  jDrucffd&r.: 
für  ben  fleinen  Sufe.  11.  SRat  l^n  9>ftogfttag  1856.  — 
r.  t.  ©rb.  95.  9,  <5affel.  —  I.  unoottenbet.  ®t.  IL  oofo 
enbet.  —  192.  —  C3etd)mmg  Ä®@.  157 8.) 

202.  £irfd)fäfer,  in  natürlicher  ©röfle.  —  99:148.  —  I.  u. 

95.  9,  1847.  —  193. 


2Cnf)ang:  10«  $er}et$nt*  »on  «ubto.  @mfl  ®rlmm*  SBerf.    621 

203.  £ummel  unb  SRatt&fer.  —  46:107.  —  l.  ob. 3«;  r.  u. 

b.  Sölatt  in  (^iegeljfar. :  3m  ÜRag  1817.  fc.  SWündjen.  — 
I.  *or  3-  w.  3h.  SR®.  IL  m.  3.  I.  ob.,  0.  9tr.;  t.  a. 
9tanb  (Straffen.  ©t.  III.  m.  3.  u.  9tr.  21  r.  ob.  @t. 
IV.  9fr.  getilgt,  m.  3.    ©t.    V.  3.  u.  9tr.  getilgt.    ®t. 

—  194. 

VIII.  Sanbfdjaften. 
a)  3Cu*  Statten, 

204.  „2Wla  9tapf)ael*"  (f.  ®.  254).  —  174:234.  —  @.  ratr 

u.  —  t.  u.:  fccit  Romae  1816  8ubtoig  @mil.  —  I.  *or 
b.  ©d)r.  SB.  II.  i  U.  m.  geriff.  ®d)r.:  SBttta  «Koppel 
(in  gr.  tat.  Sucfrftaben),  »or  b.  9fr.  3  r.  ob.;  ungeoecfte 
©teue  a.  J&immel  r.  ob.  III.  ®d)r.  ebenfo,  b.  leere  ©teile 
gebecft.  ©t.  IV.  m.  geftod).  @cf>r.  b.  $.,  m.  9fr.  3,  übet" 
arbeitet.    ©t.    V.  Str.  getilgt,    ®t.  —  195. 

205.  㨊rtnertoohnung    in    ber  SBilla  Sorgbefe    bei 

SKom."  —  129:121  (117:109).  —  i  U.  b.  $.,  u.  r.  b. 
3.  —  I.  *or  9fr.  12  r.  über  b.  »üb,  @rtr.  rabiert.  9K®. 
IL  m.  geflogener  @d)r.  u.  9fr.  St.  III.  dir.  getilgt. 
®t.  —  196. 

206.  „Der  Äof  be*  Äapualnerflofter*  in  $t*oli."  — 

184:163  (172:161).  —  <£.  nur  u.  —  i.  U.  i.  geriff.  ©Ar. 
b.  $.  del.  1816.  —  I.  *>or  9fr.  10  r.  ob.  $.  IL  m.  Str. 
®t.    III.  9fr.  fie&tbar  getilgt.  —  196.  —  249. 

207.  „93el  Serracitta",  Seifen  am  belegten  SWeer.  —  159:234 

(153:227).  —  l.  u.:  «ubtola  fcmll  ®m.  1816  del.  — 
I.  rabierte  ®d)r.,  0.  9fr.  9R®.  IL  m.  geftod).  ©d)r.  u. 
9fr.  4  r.  ob.    III.  9fr.  getilgt.  —  198.  —  ©.  256. 

208.  „Eremiten  £au*    auf   bem   2*efu»."    —    152:191 

(140 :  189).  —  r.  u.:  Den  8t  3uty  del.  1816  Subtotg  <£mlL 

—  t  b.  2».  b.  $.  —  L  ».  b.  $.,  r.  ob.  b.  SBolfe  nrfd) 
grob  btfyanbtlt,  l.  @dfe  ob.  unfefyraffiert.  ©t.  IL  $:.  in 
geriff.  ©d>r.,  0.  9fr.  SÄ®.  III.  m.  geftod).  $.  u.  9fr.  9 
r.  über  b.  93tlb.    IV.  9fr.  getilgt.  —  199.  —  ©.  268. 

209.  „®rabmal  ber  ÜÄamia",  f.   ©.   280f.   —   150:190 

(139:175).  —  i.  U.  in  geriff.  ®d)r.  (ar.  lat.)  b.  $.,  r.  u.: 
del  Pompeii  1816,  r.  u.  i.  93ilb  b.  3.  —  200. 

210.  „®rotta  bi  ^oftlippo",  f.  ©.266.  —  112:94.  —  i.  U. 

b.  $.,  I.  ob.  a.  4Jimmei  b.  3*  —  !•  m.  8*rfff-  ®d)r.,  0. 
9fr.    SB.    IL  m.  geftod).  ©är.  u.  9fr.  20  r.  ob.  —  201. 

211.  Staltenifdje  Sanbfdjaft.    3unge  grau  mit  <£fel  unb 

Treiber.  —  148 :  188.  —  L  ob.  SB.  7,  1816.  —  I.  *or  9fr. 
15  r.  ob.    ©t.    IL  m.  biefer.  —  202.  —  ©.  249. 


622  8ubtttg  <$mtl  ©rtmm,  förinnerungeit; 

212.  «anbfdjaft  ttaUenifd)en<Sf)arafter*.  —  118:163.  — 

0.  93.  —  210. 

213.  TintiM  Basrelief.  —  102:143.  —  ob.  in  geftod).  tot. 

@d)&:  J&errn  ®eorge  ©rentano*Sarod)e  mm  freunblid&en 
Bnbenfen  an  t>.  91.;  a.  SRanb  l.  u.:  del.  Pompeii  1815 
(anftatt  1816).  —  I.  sor  b.  9ta.  1  r.  ob.  II.  m.  b.  Dir. 
III.  Str.  getilgt.  —  217.    (Sitelbl.  b.  BuSg.  itaL  93lätter.) 

b)  Deutfd)e  (befonber*  fyefjifdje)  2anbfd)aften  unb 
Denfmäler. 

214.  93tlbfäule  ber  JjeiL  «Margarete.  —  167:80  (159:50). 

—  r.  u.:  im  Dom  au  SRegenäburg  91.  fedt  anno  1813. 

—  216. 

215.  (Säule.  —  152:66.  —  (L  u.  nod>  ein  gana  leidet  hinge* 

toorfener  Treppenaufgang,  baneben  in  ©piegelfcfyr.:  tn  ber 
£ird)e  ju  ©tetnau;  auf  b.  93oben  b.  ©rabplatten  b.  2*or* 
fahren  ©rimm.)  —  r.  i.  b.  SÄ.:  im  a&ünffcr  »on  Ulm 
del.  —  226. 

216.  3toei  ©äulen.  Drei  9lebengguren,  leicht  fytngetoorfen.  — 

183 :  127.  —  o.  @.  —  i.  b.  SR.  u.  r.  b.  3.  u.:  im  SWünffcr 
»on  Ulm  del.  —  227. 

217.  „©rabmal  som93ifd)of  9totl)o  tn^aterborn.  1400." 

—  108 :  99.  —  t  U.  b.  $.,  i.  u.  91.  fec.  —  218. 

218.  „2üte    Kapelle    au    ©munb    am    $egern*<3ee    in 

93aiern".  —   184:235.  -  i.  U.  b.  $.,  r.  91.  fec.  - 

1.  sor  b.  ©d)r.    ÜÄ®.    II.  m.  biefer.  —  212. 

219.  @id)e  am  Söege.  —  63:80.  —  l.  «.  Stottofäule,  i.  #g. 

eine  Äirdbe.  —  o.  (5.  —  L  ob.  93.  7,  1820.  —  206. 

220.  Sanbfd)aft  mit  ber  SKarterfäule,  fed>$  guftoanberer 

u.  ein  ©felreiter.  — 123 :  177.  —  l  ob.  93.  9, 1820.  —  214. 

221.  SBafferfall  im  2C^negraben  bei  Gaffel  —  60:110. 

—  o.  @.  —  l.  ob.  93.  7.  —  207. 

222.  93&ume  am  93a#e,  jtt>ei  SRäbdjen,  je  ein  Ätab  tragenb, 

®an$  m.  Sungen.  —  63 :  78.  —  l.  ob.  93.  7.  —  205. 

223.  Drei  93äume  auf  bem£ügel.  —  108:109.  —  o.@.  — 

l.  ob.  93.  9,  1820.  —  208. 

224.  gelfige  93aumlanbfcfyaft    mit    ber    93etenben.  — 

191 :  177.  —  l.  ob.  1822  u.  b.  3.  —  213. 

225.  £ol)le  <£id)e.  —  96:62.  —  o.  (5.  —  r.  ob.  93.  7,  1824. 

—  203. 

226.  ®artentüre,  überragt  bon  a»ei  Räumen.  —  108:75.  — 

r.  ob.  93.  7.  204. 

227.  „Blteßapelle  bti  2Öifeenl>aufen  in  Äurbeffen".— 

228:282  (213:269).  —  i  U.  b.  £.;  L:  2ubtt>.  ©rimm 
del.  &  fec.  1825.  —  I.  flattierter  £figei   l.  ber  <5ld)e 


Anfang:  10.  Seqei^nt*  »on  «übt».  @mi(  @rimm*  3Bert    623 

einfache  ®trfd)lage.   SK@.    IL  berfclbe  in  Äreuslage.   ®t. 
(aucfe  unfertige  erfte  Äfebrucfe  finb  »orfyanben).  —  211. 
228.  Xm  @aum  be*  3Baibe*.    3m  £g.  £irt  mit  (Schafen: 
auä  bem  SBalb  [freitet  ein  SJtöbdjen  mit  einem  £orb  auf 
bem  Raupte,  t>or  tyx  fpringt  ein  gunb  fyer.  —  143 :  191. 

—  o.  (£.  —  r.  ob.  95. 4.  —  I.  I.  ob.  (Schattierung  fd)toäd)er. 
@t.    IL  biefe  serftärft,  aucfy  am  mittleren  9Jaum.  —  215. 

220.  „SBalb  bei  ber  ÄnalH)ütte"  (bei  GaffeD.  —  143:203. 

—  a.  b.  SBege  n.  r.  be$  tfünfWer*  3;od)ter  u.  ©d)tt>teger* 
fofyn;  am  jtteiten  95aum  *.  r.  er  felbft.  —  o.  @.  —  I.  u. 
b.  $.  u.:  ad  viv.  ©ept.  1853.  —  I.  fcf>n>äd)er  u.  matter 
<@t.),  IL  fräfttg  auSfcfcattiert    ©t.  —  209. 

230.  „2*om  Äraaentyof  nacf>  £au$."  —  97:150.  —  a.  b. 

fdjatttaen  SBalbtoeg  »om  Äragenfyof  (unterhalb  Gaffel, 
a.  b.  Kutba)  ®r.  felbft  mit  f.  $od)ter  unb  beren  »räutt* 
gam  an  bfterretd).  Uniform);  I.  fonntge*  ©elänbe,  toortn 
eine  «utfd&e  unb  atoet  ÜÄ&nner  jictytbar  jinb.  — -  i.  U.  b. 
$.;  I:  ben  5.  Buguft  1853;  r.:  g.  ®.  unb  9t.  ».  @.  aum 
Bnbenfen.  —  I.  fd)tt>ä(f>er,  matter  (@t.),  IL  fräfttger  föaU 
tiert.    ©t.    III.  ftarf  auswattiert.    <St.  —  9tid)t  b.  3B. 

IX.  Seid^t  Eingeworfene  (Snttofirfe  (®rtffonnement$). 

231.  Drei  Ädpfe,  eine  Junge,  eine  alte  grau,  ein  langbärtfger 

SDtonn  im  Durban.  —  75 :  101.  —  o.  <§.  u.  95.  —  219. 

232.  Entwurf  mit  bem  £unb;  baau  bretÄöpfe,  eine  jifcenbe 

t  grau,  «oei  95iümcf)en  *>.  b.  ßanb  f.  Ätnbe*!  gr.  ®. 
«Sptegelfär.)  19.  2Rai.  F.  L  G.  —  44 :  88.  —  220  (aber 
al$  <£.  m.  b.  ftrofd)  &eJ  ')• 

233.  3»ei  Ätnberföpfe,   beibe   f.  tl  9Jtöbd)en  barftettenb, 

baneben:  Wlai  19;  9>uppe,  Ätnb  bzi  ÜÄHd)  u.  Äud)en, 
95lumenjhraufJ.  —  55:48.  —  221. 

234.  SKutter  mit  Äinb;  m.  aufgelöftem  £aar,  *in  $töbd)en 

orbnet  bem  $int>z  baö  $aar;  poei  Rauben,  Ätnbertoorte 
unb  *gefrifcel.  —  49 :  57.  —  222. 

235.  3*Det  fd)lafenbe  Äinber;  r.  e.  Äarifatur.  barunter: 

2öiH)efoi  ®rtmm  @affei  29.  üttai.  —  tote  Str.  234.  — 
29:115.-223. 

236.  dhtttt).  mit  bem  £elm  u.  @ifen*)anbfcf)uf)(J|3.  ®rfmm, 

<&.  3,  319).  2Mer  Äöpfe  (barunter  3acob  ®rimm).  — 
41 :  154.  -  224  (bod)  erflärt  SB.  b.  $elm  f.  e.  9>anjer!). 

237.  ©AreibenbeS  Meine*  3ttäbd)en;  eine  SRetye  gSalb* 

bäume.  —  44 :  88.  —  225. 

238.  Jjterongmu*  unb  Sufaö;  $toet  grauen,  atoei  Chtgel 

^Daneben  b.  3-  —  39 :  148.  —  9tfd)t  bei  2B. 


624  «ubttfg  ttmtt  (Stimm,  (fcrinnerungett 

239.  «otte  ©rtmm,  eitta  15jät)rtg,  1808  gea-  —  100:75.  — 

r.  bltcfenb,  in.  *©ttem,  runbem  ®efid)t.  —  o.  @.  —  9Wcf)t 
bet2S. 

240.  Äampf  jttifd)en  atoei  Sötten  u.  a»ei  Ubiern  gegen 

a»ef  jDtad)ett.  —  103:242.  —  L  u.  b.  3-  —  grob, 
tapetenarttg.  —  9lid)t  b.  SB.  —  *®<S. 

3n  SBerfen  anbetet: 

241.  Anficht  *on  £b£ter,  in  $.  SBtganb*  ©efd).  ».  £öjter, 

1819.  —  <S.  203. 

242.  Sttelfupfer  au  2öfU)dm  ©rimm*  Bltb&n.  J&elben* 

Hebern,  1811,  na*  Dürer.  —  ((Stengel  3,  79;  (Steig  3, 
103,  127.) 

243.  «Rabterte  9M.  aum  SBunberfyorn,  3.  $eü  (f.  ob.  6.  88). 

—  188 :  108.  -  «Steig  1,  22,  232,  249;  ©rifebaety*  2fo*g. 
b.  £effe,  <S.  XV.) 

244.  2Ci)a$t>er,  nad)  «ßolbetn  rab.  f.  Arnim*  „J&atte  unbSertu 

falem",  1811.    Sgbbr.  190.  -  platte  i.  2Crntm*  »efifc. 
(Steig,  (Supporten  18,  115—18. 

B,  JÖlbtlber- 

1.  *£.  Subto.  2>an.  4Jaffenpflug,  um  1817,  i.  SB.  *>.  beffen 

<Sd)totegertocfjter,  grau  ©S®&  #.,  aeb.SBoImer,  i.  »redlau. 

2.  (Stgenbilbnt*,  äbnlid)  ber  Stab,  dlx.  43,  i.  93.  ».  grau 

t>.  <£fd)tt>ege,  Gaffel.    £•  ©rimm,  @.  3,  312. 

3.  üÄaria  mit  bem  Äinbe  =  9tob.  Str.  3  (ebenbafelbft). 

(Stengel  3,  244;   (Scfyoof  2,  9lr.  20;   (Steig  3,  554,  556, 
561:  <Spetf)  in  <Sdf)orn*  Äftbl.,  gebr.  1826. 

4.  Die  9»oI)rentaufe,  baf.,  f.  @.  511ff.  £.  ©rtmm,  @.  3, 315. 

5.  Sob  b.  f>etl.  ©lifabetb,  f.  <S-  487.  —  £.  ©rimm,  baf. 

6.  Äeilige  gamilie.    1822.    (S.  376-79.    (Steig  3,  561. 

7.  afcabonna.    2B.    (S.  123  (120).    £.  ©r.,  baf.  314;  (Steig 

3,  561  („eine  frühere  Äompojttton  n>ar  beffer,"  SBiH).  ©r.). 

8.  Seronica  m.  b.  <Sd)tt>eij5tud),  äfynitd)  9fob.  9tr.  6.    i.  95. 

*on  gr.  ».  <&fdjn>ege. 
9  u.  10.  ßefftfefte*  Söauernmäbdjen.  9B.  <S.  123.  £.  @r., 
@.  3,  315  (?).    Statt)  granffurt  a.  9B.  »erfauft  1833? 

11.  Sunge  Bäuerin,  *©n  itjrem  Stebfyaber  aum  Ätrcfygang  er* 

»artet.    SB.  123. 

12.  Söäuerin,  in  S8etrad)tung  an  einem  ©rabe.    2B.  123. 

Gin  ölbflb  oon  (Sternen*  «Brentano  _(2B.  123)  n.  von  ©6rnberg  (baf.)  bat  8. 
ntd)t  aefertiat.  ttttf  anbere  flortrAW  in  öl  beutet  $.  ©rimnt,  «.  3,  314  (15); 
Stengel  1,  190;  o.  @.  516  (3B.  t>.  $art(janfen).  Ob  bte  beil.  Äat&arwe  (6.220) 
fertig  geworben  ifl,  <fl  iweffelbaft. 


tfnfang:  10.  $eraei$ni*  aon  Subtt).  dmil  ©rimm*  2Berf.    625 

13.  X)fe  auferftefyenbe  ÜRutter,  tote  9tob.  11.  i  55.  t>.  grau 

*.  <§fd)U>ege. 

14.  *9Keline  *>.  ©uaita,  geb.  55rentarto,  f.  ®.  323. 

15.  28tlf>elm  ©rimm,  1815.    £.  ©rimm,  baf.  315. 

16.  <5arl  u.  griebrfd)  J&affenpflug,  f.  ©.  474. 

17.  SRarte,  geb.  555ttner,  f.  ©atttn,  i.  55.  &.  gr.  *>.  @fd)tt>ege, 

f.  ©.  477. 

18.  gamtltenbtlb:  er  felbft,  f.  a»eite  grau  u.  f.  etoa  12jäl)r. 

$od)ter,  etwa  1845;  i  55.  *>.  gr.  &.  (Sfcfyoege. 

C.  Aquarelle. 

1.  J&eil.  SRarta.  3»ei  (Sngel aor üjr,  j»ei Äefltge.  —  262 :  220, 

—  ob.  abgerunbet.  (=  b.  Oflnlb  B  3  u.  ber  SRabterung 
0fc.  3.)  —  Ä@®.  1571. 

2.  SRarfe  mit  brei  grauen,  aeränbert  gegen  Stab.  dir.  2.  — 

330:273.  —  SDaf.  157 «. 

3.  J&i.  @ltfabetb  empfängt  fterbenb  b.  1)1.  Bbenbmabl. 

—  325 :  480.  —  =Älb.  B  5  u.  «Hab.  9fr.  10.  —  SDaf.  157». 

4.  »alenttne  »iäcontt  *.  «Watlanb  (t  1408).  —  292:260. 

—  Änteftficf :  sor  einem  $tfd)  jifcenb,  fummersott  b.  J&aupt 
auf  b.  9t  ftüfeenb.  —  r.  ob.  b.  &  u.  1836.  —  L  u.: 
Valentine  t>.  fötoilanb".  —  t.  95.  D.  £erau$geber$. 

5.  Sacob  55ficftng,  i.  55.  *on  grau  55ütfing  in  Hamburg, 

©d)U>tegertod)ter  beö  IDargeftettten. 

D.  £anbjeid)nunflem 

1.  Sacob  ©rimm,  Äo»f.    ß©@. 

2.  jDerf.,  unaollenbet.  A.  ©rimm,  ®.  3,  317  (1818  begonnen). 

3.  Derf.,  9to*.  1814.  Äfcung  banad)  b.  ©tetg  3,  Titelblatt. 

4.  Söill).  ©rimm,  31.  1.  1814.    Gß.  @r.,  baf.  309.) 

5.  X>erf.,  1822.    ©teig  3,  534.    «5aff.  Sb*btbl.) 

6.  *jDortd)en  ©rimm,  24.  gebr.  1829.    Gaffel  (baf.)1). 

7.  *3f  malte  55urd)arbt,  *erl).  Äefjler,  f.  ©.  210. 

8.  *SRarte  ©rimm,  geb.  55öttner,  f.  ©atttn,  i.  25.  x>.  grau 

*.  @fd)U>ege. 

9.  3.  J&.  (5b-  55ang,  f.  ®.  456. 

10.  Sacob  55ücfing,  toie  C  5. 

11.  Äurfür1ttn2Cugutfe.  ®teig3,520f.(f.b.^eraogint).©otba). 

12.  „?ucta  *>.  fcammermor".    &trd)i)of,  brei  J&ejen,  Leiter, 

eine  grau  aor  fid)  auf  b.  9>ferbe.    Ä©@.  157 1B. 

13.  J&l.  @lifabeth,  ben  Dürftigen  9tal)rung  fpenbenb. 

£.  ©rimm,  &.  3,  313. 

*)  Wittere  3etd>nunaen,  ffiüf).  tarfteltenb,  beutet  an  $.  ©rttnm,  fc.  3,  316; 
eine  «anbfdwft  (Stet«  3,  520;  anbere  Stengel  1,  175  u.  2,  266  uff.  • 

8ut>».  @rimm,  Erinnerungen.  40 


626  8ub»ig  Gmtt  (Stimm,  (Erinnerungen. 

14.  aMef.,il)renerften©ol)na.Äird)etragenb.  Ä®@.157M. 

15.  SDiefelbe,  bie  SBartburg  serlaffenb,  anber*  ate  Stab. 

9fr.  9.    Ä©<5.  157 tl. 

16.  £eiiigfpred)ung  b.  ©lifabetfy    Ä@<5.  157". 

17.  ,,©ieg  über  ben  Stob",  Seüffiaae,  gebr.  1844.    Ä©@.  24. 

f.  @.  521  f. 

18.  13  männliche  Sfyarafterfdpfe,  auf  a»et  gerahmten  flattern. 

—  216:350.  —  Ä®@.  1574*  «•  \ 

E.  ©teinbrucfe. 

1.  933.  S.  ©rimm.  —  481 :  373.  —  l  u.  9t.  gea.  I  Saffel  im 

man  1815.  —  SB.  229. 

2.  Dr.  <5f)r.  gr.  9B.  ®rnft  —  303:239.  —  r.  u.  b.  3.  u.  del. 

ad  viv.  (Saffel.    1824. 

3.  (Smpfang  ber^5ürgeraborbnung(19©tabir.)bur(^98iu>e(mII. 

15.  ©ept.  1830.  —  552 :  913.  —  ©.  465. 

F.  Äopiem    1.  nad)  f.  9tobierungen. 

a)  SRabierungen. 

1.  9tr.  101.  *.  gelij  Bleuler,  1842.  ÜH9R. 

2.  „    111.  a.  &  9Be»er.    SÄ©. 

3.  „     23.  Söiumenbad).    x>.  S5bei,  ©bttingen. 

2.  nad)  f.  3^cf)nungen. 
7  Ädpfe  f.  b.  !L  3fu*g.  b.  ÜJtördjen,  gejt.  *.  «öbeL 

b)  ©teinaeidjnungen.    1.  nad)  9tob.  u.  Ö(b. 

1.  nad)  9tob.  9fr.  11  (auferjlefyenbe  SButter),  a.  3.  S.  Äod).  — 

498 :  390. 

2.  nad)  Älbilb  9fr.  11  (Bäuerin  *>or  b.  Äird)gang),  *>.  ©.  Äod). 

—  252 :  182.  —  I.  a.  b.  ©djr.    II.  m.  biefer. 

3.  r.  größere  J&&ifte  b.  vorigen.  —  227 :  122.  —  gebr.  a.  £onig, 

©öttingen. 

2.  nad)  J&anbaeidjnungen. 

1.  „Sacob  u.  SBiibelm  auf  b.  ©artenbanf."  —  307 :  398.  —  auf 

©t.  gea-  t>.  4?anfftöngl,  SDHhtdjen. 

2.  SDaSfelbe,  lichter.  —  305 :  349.  —  ob.  abgerunbei;  gebr.  b. 

SBogel,  grfft.  „1829  ad  viv." 
3—6.  9Betf)nad)t$ifeb,  ©t.  ©Kfabetf)*  23eftattung,  ©t.  Söonifaa 
taufenb,  ©dntfcengel  i.  $occi,  ©5rre$  u.  3f.,  geftfaienber, 
Jjeft  5.  u.  8.    9fr.  4  u.  6  anberä  aß  9tob.  Scr.  10  u.  12. 

3.  nad)  ©teinaeidjnung. 

Dr.  (5f)r.  g.  SB.  @rnjt,  adjtecfiger  2fo*fd)nitt  au«  @.  2.  t>.  9tfepen> 
Raufen.  —  163 :  135. 


2Cnf)cmg:  10.  SeQefo&ntt  *on  8ub».  (Smtt  Orfotm*  SBetf.    627 


9iad)tt>eifunfl  ber  Hummern  be$  SBeffetyfcfyen 
SBerjcid^nfffcÄ  im  \>orflc!>cttbctt^ 

Sir.  1—16  in  befben  glefd). 


as. 

<St 

SB. 

6t 

SB. 

et 

SB. 

<st 

sb. 

<st 

SB. 

(St 

17 

138 

53 

31 

89 

131 

125 

116 

161 

mi^m 

197 

206 

18 

139 

54 

72 

90 

18 

126 

38 

162 

179 

198 

207 

19 

140 

55 

80 

91 

19 

127 

39 

163 

174 

199 

208 

20 

20 

56 

65 

92 

92 

128 

102 

164 

175 

200 

209 

21 

21 

57 

32 

93 

124 

129 

177 

165 

176 

201 

210 

22 

86 

58 

33 

94 

98 

130 

178 

166 

161 

202 

211 

23 

50 

59 

81 

95 

134 

131 

17 

167 

162 

203 

225 

24 

51 

60 

73 

96 

135 

132 

166 

168 

163 

204 

226 

25 

52 

61 

34 

97 

136 

133 

167 

169 

173 

205 

222 

26 

53 

62 

46 

98 

123 

134 

173 

170 

180 

206 

219 

27 

78 

63 

90 

99 

132 

135 

168 

171 

181 

207 

221 

28 

79 

64 

91 

100 

99 

136 

169 

172 

182 

208 

223 

29 

22 

65 

82 

101 

93 

137 

158 

173 

183 

209 

229 

30 

23 

66 

66 

102 

133 

138 

165 

174 

184 

210 

212 

31 

24 

67 

126 

103 

121 

139 

172 

175 

185 

211 

227 

32 

25 

68 

83 

104 

97 

140 

171 

176 

186 

212 

218 

33 

70 

69 

75 

105 

159 

141 

156 

177 

187 

213 

224 

34 

55 

70 

35 

106 

— 

142 

157 

178 

193 

214 

220 

35 

54 

71 

67 

107 

170 

143 

145 

179 

188 

215 

228 

36 

56 

72 

76 

108 

118 

144 

141 

180 

189 

216 

214 

37 

26 

73 

87 

109 

119 

145 

146 

181 

190 

217 

213 

38 

71 

74 

60 

110 

104 

146 

147 

182 

191 

218 

217 

39 

88 

75 

61 

111 

100 

147 

57 

183 

192 

219 

231 

40 

27 

76 

63 

112 

101 

148 

148 

184 

194 

220 

237 

41 

28 

77 

59 

113 

105 

149 

151 

185 

195 

221 

233 

42 

29 

78 

58 

114 

117 

150 

142 

186 

196 

222 

234 

43 

89 

79 

68 

115 

40 

151 

155 

187 

197 

223 

235 

44 

64 

80 

69 

116 

47 

152 

150 

188 

— 

224 

236 

45 

30 

81 

77 

117 

48 

153 

130 

189 

198 

225 

237 

46 

44 

82 

36 

118 

HO 

154 

149 

190 

199 

226 

215 

47 

45 

83 

95 

119 

111 

155 

129 

191 

200 

227 

216 

48 

41 

84 

96 

120 

164 

156 

144 

192 

201 

228 

40 

49 

49 

85 

125 

121 

143 

157 

160 

193 

202 

50 

37 

86 

127 

122 

113 

158 

153 

194 

203 

51 

42 

87 

128 

123 

114 

159 

154 

195 

204 

52 

43 

88 

94 

124 

115 

160 

152 

196 

205 

40J 


3m  Sejt  abgcfütjtc  Q5üc^ertitet. 

«5)95. :  «Ogemetne  ©eutfdje  fctograpbie. 

«uf  bat  Sögen:  «uf  benXagen  eine!  erlofdjette»  ftcgentenftaufei,  $anno»er  1878 

«orntll:  3.  3).  flaffawmt,  Bfranffurt  1865. 

Siel- Bretten:  Giemen*  Brentano,  1877,  2  »t>e. 

$rb*br. :  Qfremtbetbriefe  eon  2Bilb.  «üb  3acob  @rimm,  95fw.  mit  «.  u.  8.  oon 
^art&aufcn  u.  «.,  fr.  »on  «.  9teifftrfd>eib,  1878. 

3fr6blidK  SRodj  15  3al>re  au*  ton  Beben  eine*  Xoten,  1854. 

Oerlanb:  SBerner  fynfäcU  Setpitg  1898. 

£.  @rimm,  »eitr.:  Jperman  @rimm*  Beitrage  jur  beutfeiten  itulturgefd). ;  (er 
«uffa$  ©.  214—247  tfl  bie  blo$  an  fünf  ©teilen  oerdnberte  2*orrebe  jtt 
4>erman*  «uägabe  ber  OrtinmfÄen  ODMrAen  (»erlin  ,  £er$)  unb  Ocljt 
aud)  in  ber  Stfd».  ttunbfdrau,  82.  IBb.,  1895,  85—100. 

—  C  3:  15  effeti,  3.  9ol0C  1882,  6.  287—321,  Sie  (3)  »raber  @rtmm. 

—  Cr  feto:  «uff.  aber  £ubmtg  @rimm  in  fcrfeb  unb  ©ruber*  Gnc^clop.,  91.  Xeil 

—  $ragm.:  Fragmente,  Berlin  u.  Stuttgart  1900,  2  »be.  mit  fortlaufenber  ©eiten* 

jiblung. 
Sppel:  »rief».  |».  Sacob  u.  2Btl&elm  @rimm,  Sablmamt  u.  ©ernten*,  1886, 

2»be. 
Sgbbr.:  Sngenbbriefe,  »rief*.  *w.  Sacob  u.  SBtlb.  Orimm  an*  ber  3ugenb;eit, 

&.  o.  £.  ©rimrn  u.  putrid)*,  1881. 
3ufH,  f.  ©trieber. 

Ä@©. :  Caffeler  <3rtmm(«@cfeflfcfiaft)*©ammltttt0. 
SNeufebacb:  »riefte,  b.  greif).  <E.  £.  @r.  0.  SR.  mit  3.  tt.  2B.  ©rimm,  fc  p. 

SBenbeler,  1880. 
Gr.  SRa Her:  «aflel  feit  70  Sabren,  2  ®be.,  «affel  1876  n.  79. 
©Aoof  1:  »rief»,  ber  »ruber  ©rtmrn  mit  fcrntf  0.  b.  flttal*burg,  1904. 

—  2:  »fe.  2Btlr>.  ©rtmrn*  an  0.  @d>mer$eM,  1911. 

©teig,  9cM  1:  «cbim  0.  «mim  n.  01.  Brentano,  Stuttgart  1894. 

—  3:  «d)im  0.  «mim  n.  Sacob  n.  2Bill).  ©rimm,  ©tuttgart  1904. 

—  4:  ©oetfte  unb  bie  »rober  @rtmm,  1892. 

(Stengel,  $.,  1  n.  2:  £eff.  »eiieftungen  b.  »r.  ©rimm,  Harburg  1886,  2»be. 

—  3:  »fe.  b.  »r.  ©rtmm  an  Vaul  S&iganb,  flttarburg  1910. 

©trieb er:  ©runblage  ju  einer  Jpeffffdjen  ©elebrtengeföicbte,  fortgefe$t  pon  3uftt 

(1831)  unb  ©erlanb. 
ffiat$:  3um  ©ebdebtm*  Sacob  ©rimm«,  1863. 

«Jßeber:  ©efcq.  b.  ftAbt  ©eleftrtenfdwle  (8&ceum  ffriberkianum)  ju  «afiei,  1846. 
2Beffcl$:  5.  »b.  oon  «nbrefen,  Sie  beutfeben  STOaler  u.  ftabierer  bei  19.  Sa&r» 

bunbertf,  Seipaig  1874. 
SBtppermann:  itnrbcfie»  feit  ben  gfreibtitetriegen,  1850. 


Üitäifier. 


Bniifa)«,  Senat,  Wolter,  BO. 


1.,  IM.  «81. 

Ktta,  3-  3»l. .  ffarrn  j.  Sofld,  1 184S, 

(07. 

«88.77.588. 

m. 

HwtSocm,  898. 

daw,  ITt. 

Sctal.  St..  BRalrt,  t!8. 

Belew  tt.,  »eiKtiil.  187.  87.  458. 

Benteinimn,  Said  bei  SHnlttt,  81B. 

Saude,  «ruf.,  •ttttnien,  879—81.  «7. 

598.  808. 

»nttl,  Sllntfttr,  107. 

.  RS.  BS.  MI. 
»8.  M.  »18. 

Stiflni,  VaioUnt  d.,  ort.  ft.  8nto>H, 

17  f.  W.  88.  46.  818.  11.  88.  80.  74. 

»etnu'rb,  gtlft.,  885. 

78.    81.    «Vf.    88t.   *«.    44.  47f. 

»trnbntb    ffirlfl)  greiinb,   $<r(oa,    nun 

60— 68.  BAf.  Tor.  IS.  98. 

Dtrinliigen,  444.  48  f. 

—  Btttiitt  V.,  Ott.  thentan*,  9. 11.  80. 

BdSrannii.  83.  Wort»  9.,  888— 8«. 

31.  94—99.  100. 1.  7—9. 11  f.  1*.  10. 

Btrnbatbl,  16 .  o..  111. 
Betnftdn.  SuiolfiK,  104. 

SIE.  811— 18.  88.  Ttf.  St.  91.  US. 

M.  96f.  8091.  17— IB.  CS.  «OS. 

—  nettem,  681. 

-  fite  ftinbn,  »SS.  818.  78.  99f. 

Btffn,  «.■Kit,  »(Clin,  518. 
«£&  3.  B„  Stuf-,  50*f. 

dtnilb,  S.  $.,  SReler  u.  gam,,  88.  51*. 

596. 

Btnbtr,  SHalM,  891. 

tottrat. 

—    Bütacnndft«,    üilnibtia ,    409  f. 
14.  84. 

tMufenfiotf,  3.  W.,  888. 

).   Sod)e(f, 

»Iura.  CubW.,  183.  887.  90. 

.477. 

BIfltbtr,  891, 

1  <f.  Swu, 

leiumtnidtf,  (Swjeffiir,  «ötttngtn,  71. 

1— BB,baf.) 

879—81.  SS.  608  F.  808. 

80<f,  6.  N.,  HRfifuit«.  808. 
Bebe,  «bolf,  «8.  71.  117.  5S8.  70. 

II,  18*.  87. 

—  0.  C|t.,  SJta|iir,  158.  98. 

88.  78.  87. 

Siöratti.  gibt.,  414. 

SotffnGe,   emirij,    18.  lOS  f.  18.  B98. 

—  BStUln,  396.  444. 

Od  DI,  Bitbiauet,  101. 

—  n.  (Bolbtd,  »tüi,  «lemtua  ffirajil, 

7  f. 

1 1S49,  116. 

4BT. 

Bett;  SRnfttte,  110. 

Biiimtmit.  «ättOian.   atfontr,  388.  63, 

eilt,  Hnteit,  «dg«.  468. 

Bitte«.  tBU(rtnt,  Kai«,  86-  SB.  »BS. 

ÜB. 

175.  519  f. 

—  f.  «ktttlt,  467-69.  66.  598— »5.  88. 

.  181. 

96f.  98.  Sit. 
—  Starte,  f.  »rlmm. 

7. 

632 


gubttig  Chnfl  ®rtaun,  Erinnerungen« 


»outott,  3-,  8ftt,  184. 
»obneburg,  G.  C$r.  b.,  ftabett,  77. 
»ranb.  3.  &.,  Stt.,  160-52.  70.  81  f. 
©ratflfa,  3.  S.,  geb.  $öne,  55  f. 
»retbenftetn,  Drgantft,  587. 

—  IB.,  Gtetnau,  556.  58. 
Brentano,  «.  $$.,  CMfttttegerfofr  oon 

ftratt*,  827. 

—  Cfrtftian  u.  &am.,  11.  818. 84 f.  81. 
456.  84.  98.  95.  508  f.  606. 

—  Giemen»,  18.  61. 78.  86.  88—84.  97. 
99.  100.  9.  11  f.  94.  88.  915.  17  f. 
24  f.  46.  98.  828.  81.  420.  56.  88—86. 
91.  502.  47  f.  68.  606.  24. 

—  ©o^te,  f.  l.  grau,  gefd)tebene 
SRereau,  89. 

—  ttugufte,  f.  2.  ftratt,  89.  99. 

—  8frott|,  180.  208.  24,  822. 25. 27—29. 
82.  606. 

—  Antonie,  f.  ^tatt,  208.  809.  27  f. 
80—82.  84. 

—  Georg,  12.  ISO.  208.  24—26.  228— 
309.  16.  18.  20  ff.  87.  95  f.  419.  87. 
581. 

—  SRarte,  f.  grau,  225.  28. 

—  ftarol.  G.  Claubine,  f.  X.,  225.  818. 
86.  607. 

—  @o^te,  f.  %.,  225.  820. 

—  Sttbtirtg,  f.  6.  ttttb  beffen  Gattftt 
SRarte,  geb.  Guatta,  225. 

—  Sulu,  ber$.  Sorbi«,  89.  95. 137.  822. 
568. 

—  Sftettne,  f.  Guaita. 

—  töeter  Knton,  Sater,  225.  822.  27. 
85.  472. 

—  $auta,  f.  1.  grau,  827. 

—  2Kajtmtltane,  geb.  Sa  8tod3e,  f.  2. 
Stau,  225.  885. 

—  6ortte,  ttttffle  %.  2.  «5e,  828. 

©rial,  Union  ©änger,  822. 

Broutoer,  ttbrian,  402. 

Brütfiter,  3gnaj,  440. 

Brüggemann,  G.  81.,  Berlin,  519. 

Bütftng,  3aKob,  Ulf.  45—47.  49.  SS- 
Sa.  61.  64.  67—72.  79  f.  82  f.  88—91. 
98.  802.  459.  504.  14- 

BÜff,  Dr.  hur.,  Sttbtt.,  Gaffel,  211.  562. 

86—92. 
Bnrd)arbi.  Samllte,  188.  210  f. 
Burgförntet,  Gr*giefter,  418.  488. 
Cur)),  St.,  analer,  202.  6.  875  f.  664. 

(Bilb   b.   Zimmermann,   „äanau" 

2.  $ortr.  Safet.) 

—  Sutoelter,  887. 

Buttlar,  C.  fcr.  G.  fcreufd),  b.,  «bjut. 

b.  ftur^rtnaen,  f  1842  al*  Obftl.  a.  D., 

208. 
Butler,  b.,  548. 
Caefar,  Steltor,  81—88. 
<Eam»e,  892. 406—8. 10. 18. 24  f.  28—86. 


Camucdni,  Blnc,  242. 

Cantfc  u.  Daütotb,  General,  872.  605. 

uno  Qfrau,  geb.  b.  Ggmerfelb. 
Ganngtefrer,  ©.  ».,  Stt.  168. 
Ganoba,  288.  41. 
Carracct,  238  f.  445. 
Carlo,  ftrembenfü^rer,  265. 
Garlucct,  ftutfd)er,  277. 
Carftenl,  8t.  3.,  246.  499. 
Gabenagil,  SRaler,  808. 
Gbrtfttan  Tu.  b.  Dänemari,  819. 
Cicero,  258. 
darb,  ftürft,  520. 
Glaube  Sorratn,  234.  854. 
Glauren  (Ä.  G.  ©.  Qtnn),  419. 
Cod)etu)attfen,  C$r.  8fr.  0.,  140. 58.  86. 
Gonrabt,  $?of.,  817.  879.  603. 
Gomeltttl,  104.  18.  28  f.  240  f.  47.  328. 

29.  91—93.  405.  14f .  20.  22.  44.  81. 

88.  501.  19—21. 
Gorreggio,  865. 
Gonfin  be  SRartnblHe,  646. 
Gramer,  G.  G.,  ©ö^rtftft.,  555. 
Granad),  488.  566. 
Greujer,  grbr.,  #$tlol.,  91.  215.  18. 

886.  456.  88.  90. 
Grola  (Crot),  SRaler,  620  f. 
Gurtht»,  Grnfit,  519. 
$a$traann,  5.  476.  507—10.  68. 
Salberg,  ff.  5Ü&.  b.r  325  f.  660. 
Daltotgl,  b.,  77. 
Stornierter,  3.  $.  b.,  489  f. 
Daub,  Dfceolog,  133. 
Dabib,  3.  8.,  Waler,  194.  286.  808. 
Dabout,  569. 

Degen,  pxtvft.  ftonfnl,  289. 
De£n*9totl)feffer,  b.,  58. 
Deine«,  30$.  m.  b.,  878  f. 
Den$arb,*Bt0}.u.ftani.,  80.87.  42.  61  f. 

64  f.  213.  840.  51.  55— 60  f.  68  f. 
De«  Coubret,  SoutS,  SKalet,  627. 
Deuter,  Sub».,  SKaler,  421. 
Dtenalb,  Sftaurer,  $anau,  55.  568. 
Dietrtä,  BnebSaubler,  Göttlngen,  380. 

—  3-  Sr.,  SRaler,  489. 

Docen,  B.  3-,  Germaniß,  183.  550. 
DöHtnger,  3gnaj,  488.  91. 
Domenid)ino,  288. 
DBrnbera,  18.  b.,  General,  188.  55. 

207.  888  f.  608.  24. 
Dornet,  3. 3.,  SWaler,  101.485.82.  618. 
Drofce^üTlbolf,  Annette  b.,  222.  884. 

88.  504.  82. 

—  3ennb,  874. 

$U)>r6,  839.  67  f. 

Dürer,  «Ibr.,  216.  84.  829.  91—425. 28. 

Durutte,  franjßf.  General,  148.  54.  61. 

63  f.  70.  96. 
Gberflarb,  ffonrab,  Bttb|.,  182. 405. 10. 

14.  16.  24.  82  f.  500. 


Stegtfier. 


633 


(Eberftotb,  fjran*,  f.  8t.,  182. 
«beule,  Kater,  398—94. 
ddath,  IJHrt,  Cttettura,  655  f. 

—  «Joftftattmetftet.,  Jftürnbetg,  428. 
«Mtnget,  3.  ©.  ».,  125—28 
(Ebuatb  VII.  b.  «ngfonb,  519. 
CiAfottt,  3.  «.,  879—81.  608. 

—  &  8fTv  879—81.  808. 

—  3.  tt.  &.,  TOitttftet,  519. 
Ctxborfet,  Äanontfu«,  108. 
«rnbbe,  Kita.  ö.  b.,  flRalet,  95. 
(Emmertä),  08.  Oet.»tttU9.,  64. 

—  tt.  ft.,  Rontte,  498.  96. 
ßngetyatb,  5) ,  ©aumetftet  ttttb  grau, 

tttttmnc.  ©offl,  802. 

—  $$tlü>ptne,  geb.  (Satterer,  468. 
«rttfi,  O^r.  gfr.  SB.,  X$eol.,  78.  628. 

—  ftrtebettte,  f.  (Stimm. 

Graft  ttuguft,  ftöttig  b.  $antwwt,  478. 

607  f.  10. 
«tnffc,  $tj.  to.  $eff.««#ttiW*tal,  478. 
<Sfa)toege,  8t.  to.,  fctotm.,  680—88  (ttttb 

«Item  676)  98. 

—  gfttebttfe,  f.  ©rtmm. 

Cugeit,  öenog  b.  öeittftenberg,  118. 
«Hier,  prtftort,  fcöbfer,  66. 
(Etoalb,  Dr.  med.,  Söolföagett,  85. 

—  «Jwf.,  ©Btttttgett,  507. 
ittenfcta,  fieptet,  ftaffel,  88. 

)enöa<£  fcttrftbifdbof,  488. 
Itmafcet,  ©tuftateur,  102. 
tttce,  285,  89. 

,eBner,  gerb.,  8Ralet,  892.  414. 
Mftag,  3.,  ftubferfieä)et  tt.  öam.,  488. 
jetoinanb  III.,  ®&b>g.  b.  Xolfana,  285. 

—  I.  (IV.),  ftg.  b.  tteabet,  267.  78.  86. 
fttraljaber,  8ftl.  b.,  386. 

—  ©eorg  b.,  886. 
~fo$t,  ft.,  488. 


forftet,  3.  ©,  tt.,  816.  679. 
frörjler,  «rnfr, 
84  f. 


892  f.  402.  5.  8. 14.  22. 


—  (Emma,  f.  1.  ftrau,  894.  405.  22—24. 

—  pjftbt.  405. 
fouattet,  3ean,  809. 
prancta,  g*.,  233  f.  829. 
frattl,  SR.  ©.,  123. 

m*  I.,  ftatfer  b.  Oftettetd),  229. 
^tänjl,  gerb.,  Geiger,  221. 


,tetmb,  30$.  JRic,  trottet  tt.  g.  66. 
frefcberg,  SR. 
486. 


8Jt.  b.,  107.  16. 17.  26. 


ftrtebtta),  ftönig  b.  ©utttemberg,  882. 

—  §#.  |.  «.^tlbbßfi.  448. 

—  ©fUjelm  I.,  fturf.  b.  Reffen,  187. 
41.  87.  461  f.  612.  26.  89—91. 

in.,  ftg.  b.  Preußen,  187.  298. 

876.  498.  510. 
IV.,  ftg.  b.  $teti|ett,  498.  510. 

19.  686f.  90. 


gtte»,  ©tnft,  8Raler,  402.  4.  16—18. 
20  f.  24  f. 

—  •3-  8^  $wf-#  $M&8«,  W. 

—  (ftrabb*),  Äföt-,  82.    . 
8t6$lt($,  ßtt.,  172.  204. 

—  »aftbler,  Stift.,  322.  26.  88. 
~  co^tetdj,  Arnim!  ©ebtetttet,  98. 

Ju$8,  124. 

^ugget,  ßub.,  ©f.  b.,  219. 

Büttner,  Dr.,  ©tie$,  186  f.  90 f.  99. 817. 

lobttel,  8etb.?,  ftatt?.  260.  68  f. 
•ait,  «Btfy.,  SRalet,  481. 
Galen,  ©taf  b.,  622. 
©ambenriebet,  aMtnä)en,  219. 
©Ärtner,  &rbt$.  b.,  101.  4  f.  21.  85. 

285.  427.  81  f.  (tt.  f.  2  Tratten), 
©etbet,  öater  ©manuell,  247. 
©eitfet,  3.  SR.  §t.,  426.  86  f. 
©etyaft,  ße$tet,  «tetnatt,  562. 
©eneßi,  Conab.,  247. 
©eorg  II.,  $$g.  b.  ©.«SRetningen,  444. 
®er$atb,  ©b.  u.  Sftau,  518. 
©etntng,  3.  3.  b.,  829. 
(Bettung,  537. 

©etbirat»,  ©.  0.,  16.  228.  507  f. 
©e»net,  3.  SR.,  Wlol.,  676. 
©ftifterti  294. 
©teilet,  ftonr.,  208.  11. 

—  ttmatte,  berg.  b.  ©aumbaä),  161.  208. 

—  Äetir.  &et$.  ©ä)effer,  478. 
©tefce,  «B.  ©.,  ttttbtteut,  171  f. 
©Ufa,  ttatot.  u.  ©ob^te  b.,  474. 
©totto,  297.  806. 

©talto  9tomatu>,  254.  419. 
©Itnjer,  ft.,  ©tatet,  567. 
©oeftel,  ©tetnau,  661. 
<0o$t,  ©enetol  b.,  469. 
©ottiQja,  231. 

QBtteft,  3»feb^,  12.  15.  145  f.  90—92. 
218—18.  22.  467.  88.  88.  91.  607. 

—  ftatt).,  geb.  b.  Safaulx,  91.  98. 
218—15. 

—  ©utbo,  beibet  ©ob^n,  214.  22.  (ttttb 
Ufrau)  492f. 

—  ©opb;tef  i9re  %.,  215. 

—  SRarte,  ebenfo,  215. 
«oefäen,  3.  &.  2.,  879.  88.  604. 

—  Dr.,  fictpftig,  520. 

©oetlje,  3.  m.  b.^12.  89.  92.  96 f. 
98  f.  107—9.  16.  80.  84.  208—18. 
18.  25.  46  82.  802.  9.  20—28.  28  f. 
86  f.  71  f.  75.  80-82.  89.  98.  495. 
568.  65. 

—  Stau  »tat,  58.  821. 

QottftiaCf,  ®.  <ß|..  «ttftt  (tt.  Cttern), 

24.  40.  469.    568  f.  60. 
©raff,  tt.,  9R«ler,  126. 
©tegot  XVI.,  $abft,  227. 
©riefe!,  tt.  2fr.  2J8.,  416. 
©rtttyarier,  115. 


634 


Subtofg  Smi!  @rtmin,  Erinnerungen« 


•tteun,  «Ugmfte,  85.  MS  f.  88.  77. 806. 

—  Ca rl  Brot.,  8.  ©ruber,  10  81—88. 

87.  40.  48  f.  66.  68.  78.  88.  187  f. 
48.  60.  808.  8.  6.  861.  489.  66.  616. 
88  f.  88.  46.  47.  61.  69  f.  68.  67—78. 
80.  98.  606. 

—  Ctrtfttane  Cttf.,  geb.  $ettmann,  68. 

70.  910. 

—  Cictfrtne  «walte,  tetf.  ftowelmann. 


—  3>*tot$ea,  8*8*  8*»»«*»  Stattet  b. 
©*.,  4.  16.  89—81.  88—87.  68  f.  66. 
61—68.  66.  69—71.  76  f.  89—86.  87  f. 

90. 189.  469.  76.  666  f.  64.  71. 97. 604. 

—  Dort^en,  gel.  ©üb,  tttttclml  fjfran» 

467.  66.  611.  17—90.  98f.  646 f.  68. 
78.  76—78.  96—97.  99. 

—  Sferbtnanb,  4.  ©ruber,  10.  16.  90. 
88.  66.  68.  78.  76.  78.  101.  9.  19. 
88.  86—88.  48.  907.  16.  89.  41.  816. 
78.  88.  89.  644—67.  71.  78.  79.  89. 
88.  99. 

—  grtebrtoj,  ttrgrofrbater,  70.  889. 

604. 

Qrofrater,  68. 70.  687—48;  feine 

8  »rüber,  70. 

—  griebertfe,  geb.  «rnffc,  8.6  8.  grau, 
588  f.  81.  98.  696. 

»er$.  ».  Sfötvege,  8.6  Xodjter, 

78.  86.  477.  616—81.  88.  95.  81—89. 
606.  16  f. 

—  $ennan,  6.  7.  10.  14.  16-19.  81. 

81  f.  64.  810.  19.  90.  94  f.  808.  88. 
98.  69.  78.  79  f.  491  (U.  Qtfefa  ».  9Jt» 

nttn,  f.  &ratt).  017-19.  98—81.  44. 

66.  77.  78.  86.  99.  606  f. 

—  Qacob,  1—94.  98  f.  81.  88—86.  87  f. 
49  f.  49.  64  f.  57.  61—66.  67  f.  71  f. 
74.  76.  78  f.  82—84.  86.  88—91. 
98—95.  100.  11.  16.  88.  86—88.  62. 
901—8.  6—9.  12  f.  17  f.  27  f.  86.  89. 
46.  91.  809.  18.  21.  81.  87.  59.  68. 
78.  74.  79.  80.  84.  97.  404.  16.  44. 
65.  67  f.  61.  76.  88.  98.  504—11. 
17—20.  22.  24—27.  81.  88.  40—60. 
52—66.  59  f.  68.  66.  68  f.  70.  79—76. 
77—86.  91  f.  94—99.  604  f. 

—  Sötte,  oer$.  $affeityfbtg,  ©d&toefter 
ber  ©r.,  4.  15.  18.  80.  82.  86—87. 
61.  66  f.  69.  68.  69.  74  f.  83—85.  90. 
111.  88  f.  201  f.  86.  58.  89.  807.  467  f. 
66  f.  69.  74-77.  516.  88.  47  f.  69. 
79—76.  77.  94.  97  f.  605.  16.  94. 

—  Starte,  geb.  ©bttner,  8.6  l.  &rau, 
85.  467—69.  61.  63.  66—74.  77.  87. 
609. 11. 14—16. 28. 25. 88. 98  616 ;  tyre 
Ckfittefient  it.  GgtoOger,  458.  66.  78. 

—  Wim,  fBtlbebti,  b.  83ater,  15. 
29—85.  43.  66.  61.  71.  210.  666  f. 
61.  62  (2  f.  ittngften  66tyie,  71). 


•rlmut,  Stvbalf,  «Btlbelm6  €>.,  681. 
77  f.  98.  606. 

—  BMIbelm,  1—24.  89.  81  ff.  84—89. 
48.  68.  64—66.  61—66.  67  f.  71—78. 
76  f.  78  f.  84.  86.  89—91.  96.  97.  99. 
100.  11.  18.  86.  88f.  48.  62.  201.  8. 
6—16.  17  f.  20.  28.  86.  89.  46.  70. 
808.  19.  81.  98.  81.  87.  89.  71.  78  f. 
79.  81.  84.  416.  44.  65—68.  61.  66  f. 
76.  79.  88.  605—11.  16.  17—90.  94. 
81—88.  44—69.  68.  65.  68  f.  79—88. 
86—98.  605.  24.  26. 

Qfroeben,  ©raf  ö.,  General,  888. 
©rubel,  ftonrab,  411. 
•rünetoelb,  Statt*.,  407. 
•uatta,  ».,  gdft,  208.  9.  96. 891.  93. 
26.  87. 

—  Steltne,  geb.  Brentano,  90.  908. 
26.  820.  21—24.  625. 

Quote,  9.  83.,  gofefgnefber  n.  €<$rtft= 

ficuer,  816.  566. 
•uetctno,  234. 
©utbo  Stent,  283. 
QhttnWenberg,  Ä.  0.,  107.  115.  17. 

486. 

•unberobe,  ftaroltne  o.,  225.  886. 
©unlel,  gfrbr.,  SRaler,  627. 
«untrer,  ftafteuan,  459  f.  68. 
Quftab  Wolf,  421. 
Quttenbera,  gfrl.  9.  (?),  485. 
Kffeltn,  Äaf.  0.,  ftarbtnal,  252  f. 

:,  Örei$.  ».,  426. 
►anau,  ©ertrub,  ftttrfttn  v.,  462.  612. 
>aneberg,  ©tfflof  b.  Gpt)tt,  488.  502. 
trnter,  $eff.-S)armft.  «efanbter  (unb 
gfamllte  $.)  220f. 

—  (Ib.,  Dr.  med.,  ftffet,  458.  692. 
$arral,  3.  «.  b.,  Qptm.,  142  f.  47.  65. 

76.  87. 
$arre6,  8franj,  ©Ub$.,  415. 

—  ©alt$af.,  416. 

$au<(e,  8.,  ©aron  0.,  344  ff. 
$affen)>ftug,  $.  J).,  12.  82.  881.  88 f. 

458.  66  f.  74.  504.  12.  17 f.  67.  78—76. 

89—91.  94.  98  (U.  tttertt)  624. 

—  8otte,  f.  ©rttnut. 

—  ftarl,  f.  1.  ©.,  84.  474.  517.  82.  605. 

—  3hrtebrl($,  f.  2.  ©.,  474  (n.  grau,  576). 

605 

—  ßoittl,  f.  8.  «.,  605. 

—  «malte.  $.  $.6  ©o>.,  384.  88 f. 
466  (tt.  Qefcfitt.,  698). 

—  J)orotbea,  $.  J>.8  %.,  475.  77.  631. 
605. 

$aubenf<9mteb,  $$tm.,  Staler,  184. 819. 

28.  479. 
Sauber,  ftof.,  Staler,  128—81. 
ßau^t,  SRort*,  $6tlol.,  510. 
^au^tmann,  Stortf,  u.  grau  (©ufette 

Rummel,  Statertn),  288.  458. 


taii**ufen,  Um»  ».,  »n$.  ».  »ml. 
»»IM.  10.  Sil.  1881.  96.  UR.  606 
(tit  OtalM).  »4.  II. 

—  Ätratt  »olf,  1.  Kita.  I.  7t.  BS. 
97 f.;  u.  Wfcit  Rinu  mtt  gcmtltt, 
S87-S8;  t|n  sefnc: 

—  ftortf  «Kotau,  tM  (I.  e.  »nlbc. 

—  Kail,  SM.  634. 

—  Oitnn,  IS.  SU.  Ul.  M.  ST. 

—  »uaiifl,  lt.  SM.  SSI.  M.  SS.  MO. 
tnlnou,  ma.  9.  ».,  HO.  «8. 

—  Ritt.  fBiii.  *.,  1*0. 

—  gut.  gar,  ho. 

ftereen,  «tot.,  «StHnarn,  S7S.  «OL 
fcdb,  tynuitl  n.  matt»,  H.  im.  70. 

SU.  69.  «S.  61.  «11. 
CdBrf  D.  «dbcgiec,  Beter,  119.  IS*. 

«IS. 
Crtbelofl,  *■  »..  Köln,  4061.  IS.  IS. 

18.  H.  Hl,  »8. 
Mnt,  «einrldj,  Usf.  SOS. 

E£h  g.  3.  ct.,  mo. 

«idlmann,  3.  «.,  SS. 
fintltl,  latj.  Bfntwr,  i'/o[. 
$rnl«cl.  Berate,   IS.  181.  SOS).  SB7. 

IGf.  79.  »1-   458.  «fr    87.  ISf.  SO*  f. 

16.  1«.  SS.  30— M.  Wf.  BIS. 
Atnftl,  Satte,  4M. 
feinen»,  Seil,  Bieter,  S9S.  SB.  «06. 

10.  IS.  Ml.  81.  618. 
«eitel,  3.  g.,  ttlttitbtrg,  US. 
Ort.  Call.  II-  *l-  S*.  K.  SS— 101.  4. 

IS.  II.  118.  H.  406. 14  f.  10.  81.  SS. 


S4.  41. 

-81.  608. 

#ct,  it. 


»et- 70. 
d,  i7B. 


636 


Subtoig  (£mft  ©lüwii,  (Scüiuetungen. 


Söftter,  9.  ¥-,  Sü.f  144,  it.  3om. 

—  Voftmetftjer,  6d)(fio>tcrn,  560. 
ftbnifr.  «ftr.  9.  greift,  b.,  446. 
SWrniertb,  afrbr.  b.,  2tt.f  168. 
ftonsab  m.,  ftdtttg,  488. 
ftoWen,  ftfarrer,  84.  682. 
ftbrbel,  3.  $.,  4^Hm<»  188. 
ftrafft,  «baut,  tJilbft.,  43» f. 

—  tjrfifttent  tu  SReterttficv,  444—48. 
ftugler,  gfrani,  619. 

ftrajptfem,  « arl,  «eneral  u.  Kater,  101. 

84.  219.  817.  486.  603. 
Jrrelfatg,  ttag.,  SRoler,  898. 
ftrifyftel,  9.  $.,  C*tm.,  462. 
ftfiftne,  Oberft,  itttb  grau,  geb.  b.  «f<ft» 

toege,  682. 
fcadjmatut,  Äarl,  Wlol.,  6.  476.  610. 

18.  62. 
Saffert,  b.,  jenrator  b.  «drängen,  f 

21.  4.  41  JA  Slfdb,  888.  608. 
Sambob.  «eneral,  889. 
Sa  SRotte,  «eneral,  409.  18.  86. 
Sangenbetf,  SJrof.,  «orangen,  879. 604. 
Sanger,  Soft.  $.  b.,  12.  118.  18.  28. 

26.  219. 

—  Stöbert  b.,  113.  486. 
Sojotte,  3ean,  «arttftafen,  208  f. 
Safanlg,  «matte  b.,  214. 
Saubere,  3of.  b.,  604. 

Sanier,  b.,  68. 
fieberet,  3.  3.,  411. 
Seemann,  Stt.  b.,  612. 
£eonftarb,  Ä.  G.  b.,  SRtoeratog,  48.  837. 
fieonarbo  ba  Bind,  2.  85.  807  f.  427. 
Seopolb  n.,  «roftft.  b.  £offana,  844. 
2ie8,  656.  69.  62  f.  (n.  %.  ftatftarine). 
ßterf,  ßubwtg,  SRaler,  6.  181  f.  627. 
Stnbenfteim,  b..  f.  b.  $abnait,  140. 
ßtabenfcftmlt,  ©ttft.  it.  fiater,  416. 
ßtnber,  «mitte,  420.  84. 
Äinbbaintner,  $.   3.  &.,  u.  »raber, 

418.  24.  27.  29.  86. 
8fy«,  3afob,  188. 
ßongftt,  «tttfepbe,  808.  488. 
Sucal,  Kug.,  SRaler,  488. 
Sude,  $rof.,  «öttingen,  608  f. 
Subtoig  XVI.,  580. 
Snbwtg  I.  b.  ©abent,  187.  246. 884.  92. 

96.  424.  88.  83.  604.  65. 
Sttttti,  807  f. 
ßttife,  ftöttight,  298.  608  f.  80. 

—  äerjogta  b.  SJtetningen,  446. 
ßtttfter  616.  66.  610. 
JÄacbottatb,  «eneral,  818. 
aRagnuft,  «b.,  Kaier,  618. 
»tafeburg,  b.  b.,  «ruft  §.  (9.  Otto,  17. 

681.  84.  86. 

—  ftarl  IJfttl.,  77. 

—  SBttft.  Otto,  469. 

Wamtftcft,  3.  Cftr.  b.,  SWaler,  481. 


StattSi,  Db.*«ert<fttianfcHilt,  $anan,  64. 

Ranteaaa,  Carlo,  216. 

Ktarta  Snrotttette,  630. 

Starte,  9trn§et  b.  Reffen««.,  $er|ogta 

b.  SRetntaaen,  444.  78.  611. 
Wtarfanton  828  f.  630. 
Starrte,  $.,  SteftSgel.,  «affd,  676. 
Stahmann,  $.  5-,  406. 
Stattenftetmer,  Xfteobor  it.  ttafbar,  106. 

121  f.  85.  88.  218.  440  f.  78.  82. 
Statiftial,  ftonrettor,  82  f. 
*to£  3ofet>ft,  Äöitig  b.  »agern,  99. 118. 

20.  80. 
Star.  I.,  ftnrf.  b.  ©abern.  438. 
Staier,  St.,  Jrobferft.,  409. 
Stetftnger,  Simon,  *3ranrne(&t,  499. 


Stefcfttor,  Steinalt,  667. 
Stenge,  3oftanneft,  43.  662. 
StengS,  8taf.,  242.  64. 
Stenftel,  «b.,  86.  518  f.  19  f. 
Stereau,  gttlba,  91.  98. 

—  Softe,  tftre  Stutter,  f.  ©rentano. 
Stetteattift,  «L  ©.,  gürfl  0.,  826.  82  f. 

461. 
fltenfeba<ft,  greift,  b.,  6.  10.  12.  22. 

467.  652  f.  74. 
Weber,  3.  St.,  Staler,  246.  881  «. 

—  9>fttL,  »türttberg,  411. 
Stegger,  ftfora,  Sängerin,  221. 
Stiller,  gerb,  b.,  ftrjgtefeer,  133. 
SRirtler,  3.  f.,  57. 

SUdftleT,  fatft.  Xfteolog,  483. 
SRdUer,  $ftil,  42.  662. 
WotitgeCa«,  «raf,  129. 
SRorgften,  Stoff.,  286.  808. 
Stört*  246. 

Stofengeil,  gfrbr.,  447. 
Otofer,  ©.  $.,  490. 

SRoiler,  ftarl,  u.  $rau,  geb.  Sogt,  327. 
Stob,  «raf  b.,  Satniften,  108. 
aRuffel,  3acob,  SWlmberg,  430  f. 
SRüIbtter,  «orl.  Stator,  142. 62.  76.  86. 
SWüHer,  «onr.  ©emft.,  Oberförfter,  82  f. 
658  f. 

—  Sfrtebrkft,    ,SRaler  9t.M,  246.  48. 
608. 

SRaler,  «affel,  612.  26.  65.  76. 

aui  Stuttgart,  666. 

—  «eneral  b. ,   144.  48.  68—66.  68  f. 
68—66.  67.  69  f.  77. 

—  3oftanne8  b.,  326.  646. 

—  §.,  fttttf(fter,  80—82.  83.  57.  555. 
661.  68. 

—  St.  Otfrieb,  93ftilot.,  18.  608  f. 

—  ßtt.,  164.  72 f. 
— «©tnger.  14. 

—  «BUftelm,  292.  94. 


Steiftet 


637 


SRundftaufen ,  b.,  Dberforjrm.,  ».  2 

fcö#ter,  612.  75. 
SXftnföer,  G.  $$.,  Btetro*.,  210. 
abtrat,  ÄÖnig  ».  ReaJ>el,  278.  89. 
SWttrel,  Sofef,  104 f.  18f.  482 f. 

—  Re*.,  101.  4f.  18—20.  25 f.  82.  88. 
229.  479  f.  91  f.  502. 

—  ©Ojrtift,  104.  18—20. 

—  3ft*.  3<>f.,  beren  Batet,  108. 18—20. 

(Sfetttter,  118—20.) 
Magier  14. 
Rojoleott  194.  98.  214.  22.  40.  44.  889. 

42.  560.  70. 
Reureut$er,  G.  R.,  SRater,  892—94. 
9tteoletti,  «armtuo,  285.  614. 
Rlebubr,  23.  G.,  891.  98.  420. 
Stugent,  bffcerr.  General,  278.  88 f. 
©etfer,  &rbt.,  6. 


Otter«,  Sanajb.,  ftfi$tfr.,  u.  fjfant.,  519 
Ottbier,  f-   -     -  -      —   .-.... 

508.4. 


3anai  o 


SRafer,  422.  (u.  ©ruber) 


Dettinßen»©aDerfleta,  §ttrft  b.,  107. 
Oftabe  402. 

Ofterbaufen,  Carotine  o„  446. 
Ott,  3-  9t.,  SRaler,  503. 
Otto,  Äönig  v.  Grled&entanb,  219.  424. 
Ooerbetf,  grbr.,  241. 47. 819. 98.  564.68. 
tjagantnt,  R.,  468—65.  608 f. 
^anbolfo,  3ofeb$a,  897. 
$aoto  Seronefe  281. 
«Matoant,  3-  S>.,  414.  16.  25.  88. 
«taut  V.,  $a)>ft,  254. 
Sauft,  3acob,  Pfarrer,  42 f.  65.  (fein 
Sater,  48.  557). 

—  «inilte,  f.  Zoster,  48. 

—  $«go»  f.  Gnfet,  48. 
$täit,  grbr.,  14.  182. 
qtert,  G.  $.,  518. 
$erugtno,  $.,  288.  87.  54. 
Petrarca  287. 
$etfd&*GoE,  G.  $.,  886. 
*)etfö,  Dr.  med.,  ©erlin, 
$feffet,  G.  ft.,  842. 
«Jfeuffer,  SRutuften,  184. 
8)ftfter,  @<$mal!alben,  138. 
Wort,  &».,  SJtater,  241. 
«Jljtatbl,  George,  488.  91. 
WUPP  b.  6<b»aben,  439. 
8)iautai,  Staubine,  225. 
«Jttotb,  Bferb.,  106.  20.  86.  482. 
$ineHt,  öattol.,  255. 
*trtf$etiner.  «Bitib.,  408.  24 f. 
$tul  VH.,  $a»ft,  244. 

IMantf,  $rof.,  Gbtihtgeu,  379.  604. 
$(aten,  ttuguft  b.,  81.  112.  84.  221. 

818. 
$tiniu8,  0$etnt  u.  Reffe,  280. 
9)occi,  ffö.,  Graf  ».,  221.  23.  488. 
$oWetmann,  $.  G.,  889. 

—  fjrbr.  «$r.,  889—65.  (u.  gfamttie)  841. 


«Jouffto  854. 

9)reftet,  «&r.  83.  G.,  u.  §am.,  228—818. 

329  f. 
$reuföe,  ba*.  560.  61.  611. 
Vrince,  le,  858. 
WuQta,  G.  3fv  «3rof.,  518. 
fcuaglio,  S)omtnt!,  101.  5.  17.  21.  85. 

801.482. 

—  ttngeto,  120. 

RabotDi},  o.,  Generat,  140.  209.  466. 
Statfaef,   216.  88  f.  87.  41  f.  68  f.  365. 
■'  9<j#  419.  27. 

Stagtotottfti,  b.,  General,  820. 

RantuB,  fran*.  »rebiger,  Gaffel,  819. 

»lange,  Sftaler,  «äffet,  86. 

Kante,  Seopolb,  518. 

Rau$,  <E$r.,  289.  97  f.  891—93.  410. 

18. 
Räumer,  ft.  b.,  186.  47.  487  f. 
Weber,  ffo.  o.,  897. 
Retd&arbt,  3.  f*.,.  ftojeumeifter,  Gaffet, 

90.  487;  f.  %.  fioutfe  571. 
Steiget,  3acob,  128. 
Retd&enbad),  Gräfin  b.,  875.  77  f.  461. 

65. 
Retfferfd&eib,  «tlejbt.,  1 1909,  884.  610. 
»eil,  3.  «$.,  aRebiftlne«,  $aue,  97. 
Reimer,  G.  «.,  93ud)$äubter,  Berlin, 

410,  652. 
Reinbel,  Albert,  Nürnberg,  898.  404. 

16.  26.  81  f.  84.  86  f. 
Steinhart,  3.  «.,  8Jtaler,  242.  55. 
Retef*,  Stöbert,  14.  894. 
Renouarb,  äaubtm.,  141. 
Reuter,  «$rtfrlau,  888. 

—  8fri8,  22. 

Reutern,  3.  G.  b.,  SRaler,  455  f. 
JRtbera  (Spagnoletto),  276. 
Stifter,  Gbmn.c$ir. ,  «äffet,  88.  580  f. 
Itltytyofen,  ff.  0.,  $rof.,  618. 
Rlebefel,  ttug.  äfretj.  b.,  175.  78-81. 

87  f. 
Rieben$aufen  (2  ©ruber),  78.  247. 
fltfetfdbel,  Cmft,  898  f.  405.  22. 
Sltnalb,  3.,  Caffel,  654.  68.  72  f.  610. 
Ringlet«,  3.  9t.  0.,  98. 107. 15. 17.  88. 

414.  20.  88.  91.  618. 

—  Gntitie,  491. 

Ritter,  $eint. ,  «rof . ,  Göttingen,  508. 
Robert,  $rof.,  Sftarburg,  6. 

—  Soüaborator,  Gaffel,  81—83. 

—  €.  ^.  gf.,  SJtater,  Caffel,  86.  95.  526. 
Robenbera,  3utiul,  15.  517. 
Robben,  3.  SR.  b.,  Spater,  289.  565,  68. 

—  SRartanne,  f.  @$n>.,  ber^.  Rummel, 

289. 
Röbn,  «.  $r.  b.,  Stt.,  158.  88. 
Rolta,  Site;.,  Geiger,  464. 
Rontmel,  d^topff  0.,  8.  457. 
Röfötaub,  fftebiiiner,  107. 


giibmig  <Smü  ©rtmm,  ffrinntnmgen. 


Ro|t.  tJcmllle,  SB.  69—61.  HO. 


Hofe,  Bitmll 
»ttl,  «am 


.  n,  »ittt.  ».,  4« 
ttMbolttt,  Canltnr.  «. 


JmW),  etib«. 


(ijarn  6tr  trtben  gol- 


IM.   M.  «I. 

107. 

un*  Binbn, 


(Sannt,  EM.  BS. 
«ajorta,  Vf.  ».,  IIIfitt4cn,  HS. 
«anenMin.  Sfljulmttfi«,  636—48. 
eoMomj.  Blut.  1.  0.,  11.  TS.  S8f.  SO. 

SB.  MF'  97.  100. 1.  6—8. 11.  14— IB. 

MS.  Itf.  1«.  SB.  378.  91.  410.  BS. 

U.  Tl.  MO.  181.  >1-  81.  81.  SB.  SB. 

—  f.'  «oft'«.  Ml. 

—  «Junta  V.,  fl(t>.   Brentano,    II.  90. 
HS.  IOS.  8.  2061.  BSS.  18?.  EIS.  BS.  «07. 

Sümbora,   S.    «.,  BflbB,    («atn   »er 
Mktn  golgmboi),  STB. 

—  KUStlH,  Kel«.  •"•  »7. 

—  Mubotf,  fjflbb..  Ml. 

€dj  äffet,  I&eattrbtttttor,  Barnim,  (90. 
««Hin.  «-,  Stift-.  000.  *S7.  «08. 
KSavcrt,  3-,  «linibern,   400.   11.  B4. 

esjeffn.  3.  etnft.  iSdofi,  148— so. 

—  g.  B. '»..  Bieg.  Streit«.  Sdfltl,  4T8. 

e&aiiu,  st.  w.  «.,  iis.  iao.  bis  f. 

6t*,«H.  *b.  b.,  TOnfftei.  10T.  16.  17.48S. 

—  8.  ».,  SM».  (1778—1814),  168. 
SSer«,  tJtn.,  10.  91. 

Sajid,  •.,  SRalet,  490. 

edjLIgtn,'  3(5.  «.,  «Diäter,  183.  110. 

sniir«.  Stbt.,  io.  406.  4sof. 

6(SlnW,  St.  St.,  8T8.  B66. 
6#lnner.  Ku«.,  «oi.-CIt.   geb.   1780 

in  (raffet,  flSTO  baf.,  461  f. 
tWurt,  H.  19.  ».,  BS.  BBl. 

©tSttmnKt,  Wartet.  Steinalt,  VOf.  681. 

—  Sultane  arjarl.  gtbt.,  geb.  OJrlmni, 
10.  BS.  87  f. 

SaJUtt,  Sanfitrin,  »71. 


CftlatttOBR,  38).,  Mal«,  106. 18 f. 
401.  19t-  14f.  >0.  TO.  81.  84.  601. 
Sdjmetfelo.   Slomtmb  ».,  664.  (Clintt 


878  f.)  671. 

ejwiu.1  - 


.gt.,Vloiittt.BHüii4tn,M8. 

, :,  Birw.,toriiWltr[t,*llt.I8f. 

3oftf,  fHilSa.  471.  B. 
Sajnfiet,  3*f.  ».,  Köln,  106. 11.  481  f. 
«cinon  ».  Caisllfdb  (n.  JJom.),  SIS. 
Ol.  Itf.  414.  M.  16.  83.  608 f. 

~"  '      ~  -'    toott  {65d)iote« 

tmftr.  OMtrt« 


—  SabnHa,  4n.  »Bf. 

fSdjivcnca.  ».,  Rast.,  74.  468—88.  (6. 

Sdjiotnb,  Kort}  V.,  SSI.  608. 
Sebtnüjfij,  MAeWtl,  bis. 
Seo«,  flonfclbot.  67. 
«etbti,  «tibr..  ffinlft.  114. 
Serntgtim.  »tin.,  «f.  «.,  188.  161. 
Seit,  8.,  mal«,  168. 
«rabtnet,  Stau  ».,  60». 
«serWin,  Ijaultne  a.  Sorit.  R.  BHtetn, 


Solral.BlBbtIb.ttm,  «f.  Bari,  811. 19. 
Somnttrfng,  6.  X8.  n.,  IIB.  8B8.  678. 
Kontos,  etnrinw,  4871. 

—  SWna,  488. 

©panaenbera..  •.  g.  0.,  t  alt  SJtaeral. 

major  tn  Söffet  1B60,  461. 
Stett,,  S>omb«l,  488  f.  608. 
g»o6r.  Emi«,  110.  9S9.  468.  SB).  698. 
Stobt,  Sultut.  «Jr»f.,  81Sf. 
Slam  mann,  (Jointurg,  417.  18. 
Slang,  St.,  ffiipferft.,  BOB. 
Stefa,  BMrt(8lb,  6M. 
Stein,  fr.  9ccl6.  >.,  110.  (1. 

—  S3en»oIb,  ML,  n.  8am.,   909.  10. 
388.  88.  468,  666.  68.  608. 

Steittflajs,  3.  ».,  Srrjt..  B16.  486. 
Stein (e,  «b.,  JRaler,  4S4. 
etetnmllllei,  «.  Br.,  Stt.,  B07. 
Stcnafl,  V,,  Slombttt,  4tl. 
StHel,   ftnmHte   |.  SeSiltifttetn,  67|. 


eiittn  v.  eUttnbaa,  fftbt.  IB.,  Clftt. 

».  8-,  in.  Wf.  98. 
Biitvntttd,  •cocg  ».,  ejtm.,  147.  19. 

61.  68.   68.  67.  1«.  60-99. 
«jtlnlmoüft ,    3.    B.,  Ottttctn,    IN, 

48). 
•HOt,  ffiTionn,  Stalte,  SRI. 
etfIHng,  Di.  uad.,  ÄS4.  BS. 
ethfcntal,  B.  «St..  «gtl.-Ilijt,  lTBf. 

etinr.  go*.  »ttm«,  it—u. 

6l>|,  «Hl,  4M. 
Straffet,  Sfwl  (?),  4M. 
etmuS  n.  Tomen,  Bittot  «.,  Ul. 
Stell«,  JJtünjrunHgM,  4SI. 
•Jttipi«,  CtefitMfitflt«,  HS.  SM. 
«HÄtmann,  ttt.,  WO. 
Ctnrnff-Dnntono,  fjta»  «.,  ssa(. 
SualibltTra,  ©rof.,  Blariui'B,  8.  Ml. 

4M.  »VI. 
CinrrtMIt,  *>.  t>.,  Statu,  »4. 
SoM,  6-  ».,  576. 
eiftf,  Bit..  Diflnditn,  It9. 
Xmttt»,  401. 

Sfiatttr,  3  «.,  JhttfetBdScr,  Mo.  SM. 
tjclla.  IM.  66.  60.  607.  67.  4U. 
SHiertfr,  fiSnlgttt  ».  Bafetn,  60t. 

numt,  «»(.,  »60011111, 17».  sot. 

1*913»!,   Stnotur,   griff.,  *08j-   1*1. 
MS.  M.  S7.  36.  411.  8«.  611.  96.  C06. 

—  »oftttt,  |.  Stau,  «09. 

X^nnalbfm,  fl.  >40.  SB3. 

XtiK,  Btto.,  »97(.  4M. 

—  BmMrtg,  6.  m  f.  to,  aas.  46.  »a.  619. 

—  «of&fe.  Berg.  Beta6,atK  111. 
XtWctn,  3.  c.  b.  3.,  8i,  §6.  tut. 

—  3-  9-  &.  M6.  66«. 

artsfatt.  417. 

Stetlfo$te,  fl.  0.,  S10. 

IreBrtnnglfä,  gitm  ».,  415. 

E«f4«I.  8ittJ.,  8BS. 

t»biiit>,  8. 

lliui«,  3,  8.,  «ubFirfl-,  MS. 

Uns  im  in«  O),  4a. 

Urion  IV.,  «ncfi,  164, 

Utlon,  EHt»..  Scbnulb.,  496. 

ltdoub,  V.  ff.,  fflol«,  66.  B4. 

tjQimSoflcii  ».  (Sn((,  609  f. 

tJttHsbtn,  Sßfon«,  TOtailna,  406. 

Stil,  WUlw.  141.  47.  488. 

Bill,  SH  Eolnul,  66  |.  71  f.  489. 667. 84. 88. 

»CTflfl,  987. 

Wem«,  Sonst,  196.  614.  46, 

Bcftiertttaitn.  IB.,  1S9. 

öieljmonii,  grau,  64. 

»Untat,  ausruft,  604, 

Wood  D.  Bogelnttn,  116.  941. 

Sogt,  JHIlol,  gttfl.,  s?6f. 

Stlld,  Bubrclg,  467. 

Bolprea)!,  «bt.,  RtnlM,  77. 

tt&mcC,  »all,  ufertet,  466f.  611. 


BaaiM,  ( 
äfiiStn.  t 


..  .-  Jl«n*urg. 

OageftaM,  Öftlm.,  161.  86—81. 
Mtagftn,  Steinen«  Bllrg«,  14. 

—  tjfmrrn,  Ceti  rt.  616. 

—  Cntfl,  «Äifflll.,  *48(.,  660, 

—  tfoil,  beff.  6.,  Mal«,  448. 

—  Sotitoti  Berat. ,  Dr.  med.,  ! 
666  (u.  Batet,  81). 

—  lala,  Wal«,  106.  16. 
BBatl,  «WM,  8.  18.  608. 

—  ÖTltTc  B-,  471. 


0-16. 
14.817. 


I.  676.  I 


.—8S.  86.  77  f. 


694. 

—  I.,  An.  o.  SoBanb,  178. 

—  II.,  tmiflifiet  (tarier,  81. 
SHMInelmlne,  9Bntnrn  o.  Solltmb,  178. 
»Utile,  Ronrnb,  »Mm.,  141.  47F.  66. 
«Bitten,  «rot.,  äteft&tdjtfär. ,  141.  81. 
Bullt.  Simon,  Ilafiel.  84. 1S8. 486.  694. 
SBilTemer  n.  grau,  Stift.,  US.  10. 14. 


.,  ItJ. 


SBtnMIrbmaitit,  «#Iof.,  : 


640 


Suburig  (5mil  (Stimm,  (Srftmerungen. 


tBtnf,  3$omal  63&t.,  Kai«,  108  (unb 

Brau  101). 
©intet,  9eter  ».,  Stomp.,  48.  108—11. 

Ml  f.  666. 
—  Statfael,  106. 
fBinstnatrobe,  ».,  668. 
CBirty,  Q$rtfto»fi„  Rftraberg,  486. 
ISittellbaä),  Otto  ».,  489. 
tBtttmaoit,  »ifa)©f,  189. 
IBifclebat,  8f.  ß.  »..  646. 
©olff,  3©6J.,  taflet,  168.  84.  889.  60. 

68f. 
IBo$lgeiiwt9,  DMd).,  488  f. 
tBrefee,  ftityr.  General,  181.  889. 
Dfenbutg,  Ctyalottc,  fjtttftin  ».,  806. 

44—66;  tt.  Samttte,  809. 48.  44.  69  f. 
— *©fiä)terfbaa),   Kuanfke,  OJrftflK  »., 


Raffn,  IBity.,  SRaler,  619. 

Keife,  3ungfer,  81.  189. 

gtmmer,  äo$.  $etmann,  89.  81.  64  f. 

—  «nna  «Tffabet*,  f.  &ra»,  89. 80  f.  64  f. 


8totmer,  Sofcraitette,  8eibev  %.,  64. 

—  Henriette,  66.  68.  67 f.  76.  77.  81. 
88.  100.  87  f.  202.  7.  647.  68.  88. 
97. 

—  3-  OK,  DudftänMe«,  Seibetterg,  91. 
648. 

3immeimann,  (Element,  SRater,  193. 
Sind,  «.  «.,  Oberft,  148.  61—68.  68. 

68.  64—67.  69.  71.  76  f.  80— 88. 86  f. 

91.  800. 
Bhutan,  3-  •-,  "f-  **?•  84-48.65. 

68.  467.  686—48.  66—69.  61.  69.  70. 

—  fjamilie,  46.  47.  469  f.  643.  68. 

—  &  $.,  648. 

—  «j>o$e!et  t.  €d}litd}tertt  (n.  Softe), 
68. 

iofltt  667. 

iftf,  ft.  &*.,  Äriea8tat.  800. 
nfa),  SRaler,  Gaffel,  626. 
ittibttofcd,  $am.  fceereman  b.,  201. 4. 

888—91.  466.   69.   66.   76.  77.  §18; 
töeroet,  1808—1886,  6.  84,  88. 


9iacr)rrag.  641 


iJlac^ttag. 


®.  3:  3ctle  1  u.  2  berichtige  tct)  bar)in,  bafj  ?.  ©rtmm  t>fcl*- 
fad)  auf  ©runb  früherer,  aläbalb  nad)  feinen  ©rlebnfffen  ge* 
mattet,  aber  au  *erfcr)febenen  j&tittxi  etwa*  erweitertet  2Cufaefcr> 
nungen  ben  r)ter  abgebrucften  Ghttourf  feiner  @ra&r)lung  1844 
begonnen  unb  1848  abgefcr)loffen  bat. 

©.  60:  ©er  ai$  „©ouserneur"  beaef  ebnete  3toter  3tol  SBiU 
beim*  war  Dr.  <5f)ttfHan  Stofe,  geb.  1718  ju  9teurupptn,  t  1786 
au  Jjanau.  <5r  r)atte  aber  alä  „Äommanbeur"  r*on  3«>ffanapatam 
bei  (Segion  in  i)oHänbtfcr)en  ©fenften  geftanoen.  <5r  war  ein 
fetter  2*al.  9U,  be*  ©rof5r>ater$  r>on  ßefnrfcr)  unb  ©uftao  9*., 
unb  I>at  mit  biefer  befannten  berliner  Gelehrtenfamilie  bie  SBe* 
atetyungen  aud)  gepflegt,  bie  feine  9tad)fommen  aufgaben.  (Sbtifrian 
foH  aucr)  ber  SDtynbeer  r*an  SRoofe  fein,  bem  SKettelbecf  nacr)  f. 
fcr)5nen  ©elbftbtogr.  2.  94—107  narje  trat. 

C  89  fefce  X *)  fort:  ©afS  ftd)  inbeffen  ©oetr)e  unb  ßetnrtcr) 
SReger  auf  bie  SBermitteiung  beä  neuen  (Saffeler  Äapellmeifter* 
SRefcrjarbt,  bem  3acob  unb  9Biir)eIm  balb  übergetreten  waren, 
für  Subwlg  interefjlerten  unb  ttyn  in  bie  »on  tfjnen  eingerichtete 
3etcr)enfcr)uie  in  aÖefmar  aufnehmen  »outen,  jeigen  jn>et  (wotyl 
auf  ben  1.  gebruar  1808  anaufefcenbe)  x>on  9*.  (Steig  im  Sttt. 
@cr)o  1912  (@p.  1570)  mitgeteilte  «riefe  beiber. 

®.  144,  3.  9 r>.  u.  fefce  fort:  würbe  3oCtoerwalter  in  (Saffel, 
Sanbeäreaeptor  in  Stofental,  t  1850  al*  Äriegärat  in  (Saffel 
©rofjaater  b.  ©eb.  3-*9tot*  Äbbter  baf. 

©.  145,  3.  2  *>.  u.  I.  nacr)  „aor;":  er  war  wor)I  ein  aum 
©tab  !ommanbierter  preufi.  ßftfaier.  Denn  Änoblaucr)  ifl  1814 
ntcr)t  mit  auögerücft. 

6. 153 x),  3. 2  ».  0.  hinter  1816  l:  wo  er  ©egefommijfat 
in  2fltmorfcr)en  warb;  t  1818.  —  3«  6  *•  0.  nacr)  (Sanngtefier  l: 

Sttbw.  Grimm,  Crinnerungen.  41 


642  9tod)trag. 

t  1850  in  Gaffel  unb  btnterltefl  2  $5d)ter.  —  &  11  l).  getoefen 
fefre  fort:  SBertcf^tt gung  über  t>.  ©cfyenf  *on  f.  Gnfel  3(rd)tobtr.  Dr. 
®.  ©d)enf  a-  ©d)to>etn*berg  f.  £eff.  SBIätter  *.  20.  12.  1911. 

©.  155,  3.  5  t>.  u.  nad)  gefehlt  l:  n>al)rfd)etnltd)er  ift 
lefctere*:  3X  trug  ben  fdjnurbefefcten  SRod  fetneä  braunfd)n>et* 
gtfdjen,  bamal*  in  englffd)en  ©tenpen  Peljenben  SKegünent*. 

©.  172,  3.  4  *.  u.  lie*  ttetter:  ©5l)ne  feine*  aß  Äauf* 
mann  in  Gaffel  t  ©ol)ne$  pnb  bie  ©ruber  ®.,  Gaffel,  J£ol)en* 
aoHernprafle  19  u.  31. 

@.  176,  lefcte  3cile,  lie*  »etter:  Gr  l)atte  1793—1811,  t»o 
er  t>erabfd)tebet  ttarb,  in  ben  Stteberlanben  unb  (Spanien  ge* 
tömpft,  n>arb  nad)  ben  genügen  *>on  1814  u.  15  Generalmajor 
(1818)  unb  1 1820  in  Darmflabt.  Verheiratet  to>ar  er  mit  9*.  £egar. 

©.  204,  3. 4  *>.  u.  n.  befreunbete  L:  bie  er  rabieren  lehrte. 
Gin  2Clbum  mit  tyren  blättern  bePfrt  £.  giortno  in  Gaffel 
Subtötg  bat  fte  meijrfad)  fyübfd)  geaetdjnet. 

©.  207,  3.  3  *.  u.  L  to>. :  t  1864  aU  penf.  SRajor  in  ßanau. 

©.  213,  2C.  *)  mag  fortgefefct  toerben:  über  SJtyetnromantif 
f.  SBalael,  3»  ®eipe*gefd).  b.  18.  vu  19.  3al)rl).,  ©.  256ff. 

@.  238, 3. 13,  He*  ttetter:  bod)  fal)  nod)  1857  3fbolf  ©tolael 
in  ber  ©afrfpet  beö  Dornet  fcon  ©iena  bie  bortigen  3  ©rajien, 
n>o  (te  beute  nod)  fielen. 

@.  254,  Patt  ü.  •)  lte$:  „Sieben  ben  greifen  Stoffaeß, 
9>erugtno$,  ®.  SRomano*  u.  a.  im  35attfan  vermutet  man  feine 
*>on  SR.  Sttengä;  bod)  pnben  pd)  feiere  in  ber  Camera  dei  Papiri 
unb  in  ber  Villa  2flbant  im  Sterben  SÄomä." 

©.  342,  3.  9:  er  fott  Pe  ber  ftjf.  Bfab.  für  «>r  SKctionnatre 
augefd)i(ft  f)abetu 

©.  344,  3.  7  \>.  u.  tp  bal)in  ju  berichtigen,  baß  gürp 
$arl  t>or  f.  betrat  übergetreten  n>ar  unb  bafj  betbe  &attm  fld^ 
burd)  jDulbfamfeit  auäjetcfyneten. 

©.  434,  Patt  X  *):  ©traffer  n>ar  bamalä  fyauperenber  Jjanb* 
fd)ui)i)änbler,  ber  feine  3Bare  fpäter  auä  ber  ®rebefd)en  gabri!  in 
Gaffel  bejog,  unb  l)at  fpäter  in  Äontgäberg  —  nod)  1866  —  gelebt; 
er  ijat  erp  mit  feiner  ©d)tt>eper,  bann  mit  feiner  $od)ter  ol)ne 
Gntgelt,  tote  i)ter,  bffentlfd)  gefungen. 

©.  441,  3.  10,  p.  5C.  ■>  L:  Der  SBtrfl.  ®.  SK.  ®enerab 
fommtffar  f.  Oberfranfen  ©tepijan  Gl)r.  gr.  91.  S.  *.  ©t.,  geb.  1750 
in  SDtonnfjetm,  1 3. 10. 1822  in  Bamberg.  Gr  to>ar  in  attetter  Gl)e 
mit  einer  ©d)tt>eper  be*  aon  2ubn>ig  geaetdjneten  (9tr.  77)  ©tiegltfc, 


9lacf)trag.  643 

Öfyefm*  »on  J&efnrtdf)  ©t.,  »erheiratet.  —  3«  &  3:  Jgoffmomt 
voax  bod)  ttfcfyt  Öpernbirigeitt  (ble*  toar  ber  SMolittift  jDfttmater), 
fonbern  gefd)äftlid)er  jDlreftiott$gei)ilfe  unb  $f)eatetard)tteft. 

@.  442,  3.  6  ».  u.  L  fr  b.  ©afre*:  2Me  »erfaffcrin  be*  ©tücf* 
toar  Sofyamta  ».  2BeffSetttl)urn,  1773—1845;  e*  erfdjfen  im 
©eimar.  bramat.  Safdjenb.  1823.  ODtefe  3  9lad)träge  rüfyrett 
»Ott  Jg.  £ftn$  ».  ÜJNHJer  in  Söerlin  fyer). 

©.  498,  TL  3  berichtigt  mir  2lb.  ©tbljel  freuttblid)ft  baf)in, 
bafj  tttd)t  bic  projeffuale,  fottbern  bic  materielle  fäcfyflfcfye  grfft 
»Ott  1  3v  6  SBocfyett,  3  iagett  gemeint  fei 

@.  500,  X  4:  e*  ijeifit  ttfrflid)  Öjtein.  Sic*,  bamal*  tote 
ber  ganje  dliebenoalb  ben  gleichnamige«  ©rafen,  fyeute  jitr  Jgälfte 
einem  mit  (Siemens  nid)t  »ertoanbtett  ©.  Brentano  gel)brettb,  liegt 
fretlid)  über  ©eifettfyeim  (frbL  «Wütig,  b.  Jg.  Robert  $orttoto>  in 
»fcattettbeim). 

@.  624,  unter  244  fafae  fort: 

245.  „D.  SKarljetnefe",  WL  (Sottr.,  Geolog,  1780—1846.— 

SBjtb.  tt.  I.  —  166:138.  —  L  u.  gej.  ».  Ärüger.  r.  u. 
SRabtert  »Ott  ©rimm.    I  »or,  II  naefy  b.  ©d)r.  —  ©t  g. 

246.  £  im  1$,  ©piegelbtlb  ».  9fr.  32.  — 168 :  134.  —  i.  U.  Ä.  Jgtmty 

iit  ber  @d)r.  b.  übrige«  ®btt.  g>rof.^S8Ubcr.  —  l  u.  be$ 
©ebr.  fRocca  iit  ©bttingett.  —  g. 

247.  (?)  SDhttter  mit2&fnbern.  —  171  — 135.  —  o.  95.  —  ©t. 

248.  93ifcf)off,  ein  <5ajfeier  Original  (tote  94  u.  152).  £eff.  SBlätter, 

2.  8.  1885. 

249.  9tegerfopf,  »ertoorfette  platte,    ©t. 

Einen  3uftanb  meijr  fyabett  9fr.  18.  20.  22. 24.  26.  28.  30. 
55.  138.  141.  156.  215.    3to>et  3uftättbe  met)r  f)at  9fr.  158. 

©.  624,  j.  95. 11  füge  ju:  ©efyr  anerfettttetibe  SBefprecfyuttg 
b.  1834  auf  b.  (Saffeler  2(u$ftelluttg  gebrachten  Söilbe*  im  ÜRufeum, 
Sölätter  f.  bilb.  ßft.  1. 9. 1834  »ott  (5.  £.;  »eniger  günftig  ijt  baf. 
25ilb  6  beurteilt. 

©.  625,  fytnter  18  fafyre  fort:  19.  £lg.  SKarta,  toonad) 
fftab.  9tr.  1  (gemalt  für  Sacob  Söücfing).  —  20. 2Cmaiie  ».  3ugbt* 
xoyd ;  nad)  Sbger.  9t  ©lefmä  fn  Harburg  fd)rfftl  Erinnerungen 
l)ing  e*  1859  im  ©d)lofi  au  JgerfteUe. 

©.  626,  unter  9fr.  18:  44  3etd>nungett  ftttbett  jid)  in  jtoei 
©ftaaenbücfyern  im  SBejtfc  ».  grau  ».  2Crn$n>aibt  in  Söücfeburg  unb 
Jgerrn  ».  2Crtt$n>alb  iit  $artettboftel;  »eitere  bejffct  grau  ».  b. 
jDeäett  geb.  ».  2frn^n?alb  in  235l)me  bei  ^ubemü^len. 

41* 


644  9tad)trag. 

®.  626,  u.  E  fat)te  fort:  4.  grau  ».  J&ar,tf)aufen  geb.  SBenbt. 
—  88 :  85.  —  nad)  3*td)irong  etneä  anbeten,  r.  u.  *>on  ©rfmm* 
J£anb:  Söbfenborf,  ben  24.  9lot>.  1821  ad  vivum. 


@rfi  für  bie  atoefte  Auflage  rechtzeitig  tofrb  mit  bie  folgenbe 
3fufaetd)nung  be$  gefftootten  Dr.  &.  2fltmüKer  jugeftettt,  bte  er 
nad)  einem  Söefudje  bei  ©rfmm  am  27.  3ult  1859  gemalt  f>at: 

Subtoig  ©rimm. 

Diefer  SJtonn  geijbrt  $u  jenen  feltfamen  üttenfdjeh,  bü 
benen  man  fofort,  tote  man  ifynen  nur  begegnet,  fpürt,  bafj  fie 
bebeutenb  finb,  unb  ber  liebe  ©ott  mag  bod)  aSein  tofffen,  too 
e$  in  tijnen  fteeft.  ©eine  3«genb  gehörte  ber  romanttfdjen  <5pod)e 
an  unb  fteefte  fo  red)t  biä  an  bie  Ofyren  in  berfelben.  Bettina 
nennt  ttjti  oft  im  2.  Söanbe  it>rer  Briefe  an  ©oetfye.  @r  lebte 
in  J£eibelberg,  Sttündjen  u.  a.  a.  ß.  mit  2Cd)fm  *>on  3(rntm, 
(SlemenS  ^Brentano  ufto.  jufammen;  t>on  bem  ttmnberlfdjen  geben, 
baä  fie  ba  geführt,  f)at  er  mir  atel  erjäfylt,  unb  toenn  td)  in 
feinen  @ft$$enbüd)ern  bldtterte,  too  bie  SRitterfräulein,  bie 
ÜRärdjengefialten  au*  jener  3eit,  geaetdjnet  fielen,  fo  toefyte  mf  d) 
ein  £aud>  an  tote  auä  beö  Knaben  2Bunberi)orn,  ein  fyalb 
traumhafte*,  fyalb  totrfUdjeä  SBefen,  unb  bie  Sinbenblüten  beut* 
fdjer  <5agenbtd)tung  bufteten  ganj  toafyrnefymbar.  Subtotg  ©rimm 
ift  feiner  ber  fdjledjtefien  SJtoler  au*  bem  Anfang  bfefe*  3<rf)i> 
l)unbert$;  fyeute  freilief)  ift  er  fdjon  serfdjoKen,  fein  üttenfd)  toeffj 
aufjerfyalb  Gaffel*  eitoaä  fcon  tfym,  ja  felbfi  bie  metfien  (Sajfelaner 
fjaben  feine  2tf)nung,  bafS  er  unter  tynen  lebt  ober  trfelmebr  fid) 
begraben  fyat;  benn  er  ttiü  feiten  mit  feinen  f lugen  2Cugen  unter 
bte  3Renfd)en,  fonbern  jifct  immer  im  Atelier,  *>on  bem  man,  bzu 
läufig  gefagt,  eine  Xu*jtd)t  auf  ba*  gulbatal  fjat,  toie  felbft  in 
unb.  bei  (Saffel  nur  nod)  einmal.  3Ba$  S.  ©rimm  manchmal 
fprid)t,  bürfte  fo  leicht  fein  anberer  fagen,  ot)ne  abgefd)macft  au 
erfd)etnen:  bei  tf)m  ift  atted  fo  broütg,  fo  ed)t  fomifd),  fo  märdjen* 
fyaft  nato,  bafS  man  toofyl  merft,  er  fei  ber  Vorüber  t>on  ben 
SKärd)enbrübern.  @o  oft  tofr  —  X  unb  feine  junge  grau  geb. 
Brnolb,  ©djtoefier  9Bilf).  Brnolb*  —  bei  il)m  fpeiften  unb  «atti^ 
mit  <£iern  aufgetragen  toarb,  mußte  feine  (2.)  grau  fyerfjalten  ob 
tyrer  #üi)ner&ud)t.  SDaä  gebeutet)  lege  fo  toenfg  (Ster  unb  freffe 


9tod)trag.  645 

fo  t>tel  gutter,  bafi  jebe*  <£t  10  Xaltx  ju  flc^n  lomme  unb  ein 
folget  ©alat  übet  100  $aler!  £)a$  muß  man  aber  nun  fcon 
fl)tn  fyören,  um  e$  unglaublich  au  beladen«  ©eftern  crjdf)lte  et 
in  bem  3Befnberß$garten  beä  Dr.  2Öet)t  fcon  alten  9toftfal)rten« 
£)aö  toar  fo  ed)t  fomifd),  ganj  fd>licf>t  eraäfylt,  aber  beä  9tad)* 
fdjreiben*  toert,  fo  brafttfd),  fatirffd),  gemütlich  unb  poettfcfy. 
@inmal  tyätten  fie  ben  ^ofHKion  gefragt,  too  man  bie  Iängfte 
SRaftaeit  untertoegeö  l)abe.  ,,©ef)en  ©te  bie  näcfyften  3  ©tunben 
au  SJufle",  antwortete  ber  ©djtoager,  „bafyfn  fommen  n>fr  in 
5  ©tunben,  bann  lönnen  ®ie  2  ©tunben  fdjlafenl"  — 


646 


9tad)trag. 


§a£3S  1 2.  fratu  Vrtcr  »tta.,  gefallen  7.  9.  1813  b.  Saterboa 

SllE  I  *•  &***ri*,  «.  «r.,  *  n.  t  1796 

f  10.  11  h.  12.  Caroline,  Hnna  u.  Gnfanna,  1 1791,  92,  93 

6.  ©ofie  <X>etmelb)  v 
5.  Antonie  (t>.  £ertttna)  " 

2!  ©eorg 
1.  (Sari  - 


ocrm.  0.  ©uatta 


8.  Snbooica  (gute),  1787—1859,  oerm.  1.  Sorbt*,  2.  be*  »orte« 


1* 

7   < 
s 

c 
-8 

O 


7.  CKfabetb  (Bettina),  1785-1859. 
oerm.  m.  fc.  91.  0.  ttrnim^ 


7.  (Stfela,  oerm.  tn.  £erman 

©rtmrn 
6.  tfrmaarb,  ocrm.  Oräfut  0011 

5lemmtna 
5.  SRartmtltane  (ocrm.  @r4ftn 

oon  Driola) 
4.  Afttynemunb 
3.  $rtebiminb 
2.  ©teamunb 
1.  ftrcfmunb 

6.  (5 1)  r  i  H  i  a  n ,  1784-1851,  I  5-"Ä J*  X6d,ter 

ocrm.  m.  «milie  ©cnaer,  1 1881    \f#      J 


5.  SKarta,  1782-85. 

4.  Ännigunbe,  1780—1863,  (i' 

ocrm.  m.  9*  $•  0.  ©aofan»,  <  «' 

1779—1861  [f 


$raw 


4.  Seo 
.Karl  fcrbr. 
5rang,  lebtg 
»etttna  (@d>foa*) 


3.  «lernen«,  1778—1842  (1.  $r.  ®opl)tc  ORereatt  aeb.  ©ebubart, 
t  1806,  2.  ffr.  «Wagb.  «tag.  »ufmann,  1 1832) 

2.  ÜRarie  ©ofte  X&.,  1776-1800  (t  ju  D*manflcbt). 


1.  @eorg,  1775-1851,, 


oerm.  m.  SRarte  ®d>r6ber,  <  2.  (Softe  (0.  @cbroet$er) 


t  1815 

/6.  Vaula,  1770—1805  (o.  ©afimer) 
5.  $omtntcu«,  1769-1825,  lebtg 
4.  Veter,  1768-88,  lebig 


4.  Bubwtg,  t  1895 
3.  5rans,  f  1830,  lebta 


1.  Claubtne  (oerm.  1.  fcirit* 
baber,  2.  $reitminb  0.  ttrnim 


«Ü  |  <3.  SWarta  3of.,  1767-70 


2.  ffram,  1765-1844, 

oerm.  m.  tfntonta  0.  Strtenflocf 

1.  ttnton,  1763-1833,  lebt« 


(Otaif) 
Brentano) 
»Ittter* 

borff) 


9lad)trag. 


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9.  @cora  €bM  1794—95 


1794—1862 


Stinbtt) 
U.  Carl.  1824-90      ftfiSSk, 

<5Ätnber) 


7.  gfrfcbrfa,  1791—92 


{3.  3Rarfa,t>erm*.ftftf)ne 
(@ol)»  u.  Zoster) 
2.  fcrnft  (©ofot) 
1.  gutwtfl  (©ol)u) 


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5.  fferbinanb  WU  1788—1845 


4.  Gart  8rbr.,  1787-1852 


3.  SBilftetm  Ä.,  1786-1859I1'  *^^  ffifel9^«  i-, 
17HÖ-1WJ7  ^    Ä„gt|ffct  1832 


2.  3acob  8.  Ä.f  1785—1863 


1.  $rbr.  $.  @.,  1783-84. 


Drurf  von  Jpcffe  &  Secfer  tn  Srtpftig.