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Ethnographische Beiträge zur
Kenntnis des KaroHnen Archipels
Jan Stanislaw
Johann Dietrich Eduard Schmeltz
/
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HARVARD UNIVERSITY
LIBRARY
OFTHX
PEABODY MUSEUM OF AMERICAN
ARCHAEOLOGY AND ETHNOLOGY
DepOBlted by the MuBeum
of Comparatlye Zoology«
Reoeived OotObeX iS^lSaB
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ETHNOGRAPHISCHE BEITRAGE
ZUR
KENNTNIS DES KAROLINEN ARCHIPELS.
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ETHNOGKAPfflSCHE (BEITRÄGE
ZÜB
KENNTNIS DES KAROLINEN ARCHIPELS
VON
J. S. KUBARY.
VERÖFFENTLICHT IM AUFTRAGE DER DIREKTION
DES KGL. MUSEUMS FÜR VÖLKERKUNDE ZU BERLIN.
UNTBR MITWIRKUNG VON
J. D. E. SCHMELTZ,
Ck)nservator am ethnographischen Reichsmuseum in Leiden.
Istes Heft mit 15 Tafeln.
VERLAG VON P. W, M. TRAF, LEIDEN.
(CJommission: C. F. WINTER*sche Verlagshandlung in Leipzig).
1889.
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LIBRARY OF THE
MUSEUM OF COMPARATIVE 200L0QY
DEPOSITED IN THE
PEABODY MUSEUM
0CT18 1939
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EINLEITUNG,
Die Arbeiten Kubary's nehmen eine so eigenartig hervoiTagende Stel-
lung in der ethnologischen Literatur ein, um, nach den mehrfachen Er-
wähnungen darüber, eine neue kaum' zu' bedürfen, da sie genugsam dem
Kenner bekannt sind.
Mit ihnen ist genau demjenigen Bedürfnis Rechnung getragen, das
sich im gegenwärtigen Vorstadium unseres jungen Forschungszweiges,
betreffs zuverlässiger Materialbeschaffung, vornehmlich ftthlbar macht, indem
sie nämlich zusammenhängende Reihen sorgsam geführter Untersuchungen
bringen, die während eines länger dauernden Aufenthalts fortgeführt sind,
auf einem deutlich umschriebenen Beobachtungsfelde, und zwar einem
solchen, das von den unaufhaltsam gesteigerten Zersetzungen des inter-
nationalen Verkehrs verhältnismässig noch weniger berührt geblieben ist.
Als deshalb seine mehijährige Thätigkeit für das Museuin Godeffroy
durch die eingetretenen Verhältnisse eine Unterbrechung erfahren hatte,
musste sich unter den Vorbereitungs-Arbeiten für die Eröffnung des hiesigen
Museums fttr Völkerkunde der Wunsch geltend machen, eine Wiederan-
knüpfting zu versuchen, welche nach Ueberwindung vielfach entgegen-
stehender Schwierigkeiten ^) glücklich gelungen ist, mit der zu solchem
Zweck gewährten Unterstützung des Ethnologischen Hülfe-Comit6*s.
Dadurch sind nicht nur ausgiebige Sammlungen beschafft, welche ihre
Aufstellung seitdem erhalten haben, sondern gleichzeitig erfolgte auch
Einsendung der fertig liegenden Manuscripte, von denen einige bereits zur
Veröffentlichung gelangt sind, wie:
;,Die Religion der Pelauei*", cf. Allerlei aus Volks- und Menschenkunde I (Berlin 1880);
,^ie socialen Einrichtungen der Pelauer*', cf. Ethnographische Beiträge zur Kennt-
nisss der Karolinischen Inselgruppe und Nachbarschaft (Berlin 1886);
,^ie Todtenbestattung auf den Pelau-Inseln" cf. Original-Mittheilungen aus der
Ethnologischen Abtheilung der Königl. Museen zu Berlin (1885).
Den Rest derselben den Fachkreisen zugängig zu machen, ist durch
den opferwilligen Zutritt desjenigen Verlegers, dem die verdienstliche
*) [VergL: „Ethnogr. Beiträge zur Kenntnis der Karol. Inselgruppe," pg. 24.]
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Begründung des „Internationalen Archiv's für Ethnographie"
zu danken ist, ennöglicht worden, in der nachstehenden Publikation.
Als ein besonders günstiger Umstand ist dabei in Betracht zu ziehen,
dass der frühere Vorsteher des „Museum Godefifroy", der mit der Arbeits-
weise des Verfasser's, seit Beginn derselben, die eingehendste Vertrautheit
besitzt, für Uebernahme der Redaktion seine Mitwirkung zur Verfügung
gestellt hat.
Da sonach Alles in besten Händen liegt, bleibt meinerseits nur der
Ausdruck lebhaften Wunsches, dass diese anschauUchen Illustrationen
des „Völkergedankens" das ethnologische Auge überall baldigst mit der-
jenigen Ueberzeugungskraft treffen mögen, wie für gedeihliche Förderung
dringend verlangt, um der, unserer Gegenwart gestellten Zeitaufgabe gerecht
zu werden, in Abrundung einer einheitlichen Weltanschauung.
Berlin, 18 JuU 1889. A. BASTIAN.
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VORWORT.
Der vorstehenden Einleitung des Herrn Prof. A. Bastian glaube ich
einige Worte behufs Klarstellung meiner Theilnahme an gegenwärtiger
Publikation hinzufügen zu sollen. Einer Beleuchtung des hohen Werthes
der Arbeiten Kübary's fQr die Wissenschaft vom Menschen und besonders
für die Kenntnis jener wohl bald verschwindenden Inselbevölkerungen,
nachdem dieselbe vorstehend von viel berufenerer Feder geschehen, meine
ich mich hier enthalten zu dürfen. Seit dem Jahre 1868 , als K. seine ersten
Reisen ffilr das Museum Godeffroy begann, war mir Gelegenheit geboten
sein Streben, von den schon in der Zersetzung begriffenen ethnologischen
Verhältnissen der Bewohner des Karolinenarchipels soviel nur noch möglich
zu fixieren , ehe es völlig zu spät , verfolgen zu können und es schätzen zu
lernen.
Mit aussergewöhnlicher Beobachtungsgabe ausgerüstet, hat K. fast
während des ganzen langen, seitdem verflossenen Zeitraums, der nur durch
einen kurzen Besuch in Europa unterbrochen wurde , auf jener vom Welt-
verkehr abgeschnittenen Inselflur, einem einsamen Wanderer in des Lebens
Wüste gleich, im Interesse ethnologischer und naturhistorischer Forschung
gelebt und gearbeitet. Mit unermüdlicher Ausdauer hat er, trotz zahlreicher
Widerwärtigkeiten und unter Entbehrung aller und jeder Annehmlichkeiten
des Lebens, gleich einer Biene zusammengetragen die Bausteine aus denen
das Gebäude einer Ethnologie des Karolinenarchipels dereinst hauptsächlich
konstruiert werden kann und , wie früher dem Museum Godeffroy in Hamburg,
so in neuerer Zeit dem Kgl. Museum fQr Völkerkunde zu Berlin die viel-
leicht letzten Reste einer untergehenden Kultur verschafft.
Den durch K. im Interesse unserer Wissenschaft gebrachten Opfern
aber gegenüber glaubte ich mich der Pflicht nicht entziehen zu dürfen,
behufs Ermöglichung der Veröffentlichung seiner Arbeiten ein Scherflein , so
weit meine Kräfte reichen beizutragen und dem Wunsche unseres Alt-
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meisters Prof. A. Bastian, die Redaktion der Publikation zu übernehmen,
entsprechen zu sollen. Ich habe mich dabei nicht allein auf eine Revision
des Manuscriptes selbst beschränkt, sondern in Noten auch auf frühere
Arbeiten Kubary's verwiesen und eine Anzahl Hinweise auf ähnliche
Verhältnisse oder Vorkonminisse aus anderen Kulturen, zumal aus dem
malayischen Archipel hinzugefügt^).
Dürfte das letztere den Werth der Arbeit zwar nicht erhöhen, so sind
jene Hinweise doch vielleicht für den einen oder anderen der Leser von
Interesse und zeigt sich auch hier wieder welch reiches Material das ethno-
graphische Reichsmuseum aus dem malayischen Archipel schon heut, nach
dem es seit ungefähr zehn Jahren zu neuem Leben erwacht ist, birgt. Für
die Gestattung der Benutzung dieses Materials auch für vorliegende Arbeit
sage ich meinem Chef Herrn Director Dr. L. Serrurieb hiemit meinen ver-
bindlichsten Dank.
Was das erstere, die Revision des Manuskriptes betrifit, so bemerkeich
dass für Kübary, als geborenen Polen, der Gebrauch der deutschen Sprache
stets gewisse Härten des Stils bedingt. Nicht inmier war es mir möglich diese
abzuschleifen, da der Sinn dessen was K. ausdrücken wollte dadurch viel-
leicht einen anderen Charakter erhalten hätte; soviel ich aber nur konnte
habe ich mich bemüht solche Härten zu beseitigen und glaube damit nicht
allein den berechtigten Wünschen der Leser , sondern auch jenen des Herrn
Recensenten von K.'s „Sociale Einrichtungen der Pelauaner"
(Ztsch. für Ethnol. XVH, 1885, pg. 202) entsprochen zu haben. Sollte sich
dies bewahrheiten so würde der Genuss den mir die, auf die vorliegende
Publikation verwendete Arbeit verursachte, noch erhöht werden. Einer
wohlwollenden und gelinden Beurtheilung empfehle ich aber zum Schlüsse
nicht allein Kubary's Arbeit, sondern auch meinen Antheil an deren
Veröffentlichung.
Leiden, 7 October 1889. J. D. E. SCHMELTZ,
») Alles von mir der Arbeit hinzugefügte ist zwischen Klammem [ ] gestellt.
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UEBER DAS EINHEIMISCHE GELD
AUF DER INSEL YAP UND AUF DEN PELAU-INSELN
VON
J. S. KUBARY.
Mit Tafel I.
Alle Völker der Südsee betrieben einen mehr oder weniger ausgebrei-
teten einheimischen Handel und bildeten sich fttr ihren Verkehr gewisse
Normen. Auf den meisten Inseln trug dieser Verkehr den Charakter eines
Tauschhandels. Für gewisse empfangene Gegenstände wurden andere ange-
boten und der Gebrauch bestimmte mit der Zeit den gegenseitigen Werth
derselben. Die Bewohner der grossen Inselgruppen Polynesiens die heut
der Civilisation und dem — auslandischen — Handel erschlossen, haben
sich mit der Bedeutung und Anwendung unseres Geldes rasch befreundet,
aber auf den nördlich des Equators gelegenen Karolinen besteht der ein-
heimische Tauschhandel noch unerschQttert. Auf der Insel Ponape dienen
als Werthgegenstände und Mittel des Ausgleichs für den gesellschaftlichen
Verkehr die einheimischen Gürtel, Matten, Kokoszwlm und Fahrzeuge,
ganz so wie es früher auf Samoa, Tonga und den anderen Inseln Poly-
nesiens der Fall war. Auf den Central-Karolinen,- Ruk mit den sämmtlichen
Korallen-Inseln umfessend, bilden ausserdem das G^lbwurz-Pulver, die
^sscm-Stränge und die Kokosschalen-Schmuckstücke festbestimmte Werth-
artikel des interinsularen Verkehrs. Auf wenigen Inseln der Südsee hat
sich, so weit bekannt, der Begriffeines bestimmten Werthes an einen
ausschliesslichen Gegenstand geheftet, der dann als normales
Zahlungsmittel, unserem Gelde entsprechend, das allgemeine Leben regulieren
würde. Im Katalog des Museum Godeffroy wird des Muschelgeldes
von Neu-Brittannien , den Salomo-Inseln , den Neuen Hebriden , den Kingsmill-
Inseln und der Insel Tap erwähnt. Von diesen ist mir das Muschelgeld
von Kingsmill und von Neu-Britannien bekannt und ich muss bemerken,
dass es nicht gut möglich dieses als einheimisches Geld im strengen Sinne
des Wortes aufzufessen. Es ist noch überwiegend ein persönlicher Schmuck,
gleich den Armbändern von den Salomo-Inseln. Auf solche Weise könnten
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auch die „/nÄ;"-Schiiüre von den Marshall-Inseln , die gewebten Gürtel von
Kusaye und Ponape , die alten Muschelscheibchen (puäke) derselben Insel , die
central-karolinischen Assons und die pelauischen l^au's als „Geld", und zwar
die drei letzten als „Muschelgeld" aufgefasst werden. Von dem dort erwähnten
„Gelde" können nur die Stränge nicht abgeschliffener Nassa-Platten von
Neu-Britanien als ausschUessliches Geld gelten (876 des Katalogs), weil
nach den Mittheilungen der ersten Fremden, die sich 1872 in Matupi,
Neu-Britanien niederliessen, der Kapitäne einiger Kriegsschiffe und der
Eingeborenen mit denen ich zusammen kam, diese Stränge nicht zum
persönlichen Schmuck, sondern zu Bezahlungen in grösserem und kleinerem
Massstabe dienen. Krieg und Friede, Familien- Verhältnisse und Schmer-
zensgelder werden mit längeren oder kürzeren Strängen dieser Schnecken-
schalen, ausgeglichen. Obgleich mir, bei meinen isolierten Wanderungen auf
den Südsee-Inseln , die neueste Literatur über Neu-Britannien unbekannt
ist, so nehme ich doch an dass die Forschungen von Kleinschmidt und
FmscH über die Bedeutung dieses Geldes hinreichendes Licht verbreitet
haben ^).
So viel mir bekannt, tritt in der Südsee der Verkehr mittelst einhei-
mischen Geldes am entwickeltsten auf der liisel Yap und, bedeutender, auf
den nachbarlichen Pelau-Inseln zum Vorschein.
Auf der Insel Yap ') finden wir das erste Stadium eines geschäftlichen
Verkehrs, den Tauschhandel, noch in vollem Bestände. Diese Lisel ist für
die westlichen Central-Karolinen dasselbe, was die Ruk Liseln für die
übrigen Central-Karolinen sind, und die Yaper tauschen gerne mit den Ein-
wohnern von Uleay und Mogomok (Mackenzie Ins., einh. Name: „Uogöy") ihre
flaschenförmigen Gelbwurzpulver-Bündel gegen gewebte Lendengürtel, Zwirn ,
Segel und Kokosschalen-Schmuck. Für den einheimischen Verkehr haben
die Einwohner erstens das Uebergangsstadium des Tauschhandels zum Geld-
verkehr, wobei besonders geschätzte Schmuckgegenstände event. Geld ver-
treten können, und dann die völlig entwickelte Form des Geldes, welches
annähernd dem unsrigen entsprechen dürfte, wenn man die Bedingungen
der hiesigen gesellschaftlichen Einrichtung berücksichtigen will.
Die Bedürftiisse der hiesigen Völker sind nicht denen der unsrigen
vergleichbar. Für den Hauptzweck der, z. B. bei uns das Geld unentbehrlich
macht, also fllr den Unterhalt des Lebens, bedürfen die Insulaner keines
Geldes, denn Alle sind hier Selbstproduzenten. Die Industrie und die
Künste haben sich in der Thätigkeit des Volkes noch wenig differenziert
und sind noch im Besitze der G^sammtheit desselben, Luxus- Ausgaben im
*) [J. D. E. ScHMELTz & Dr. RuD. Kbause : Die ethtiogr. anthrop. Abth. des Museum
Godeffroy. Hamburg 1880 pg. 74 N». 1896 etc. - Dr. 0. Finsch: Ethnol. Erfahrungen und
Belegstücke aus der Südsee, Wien 1888 pg. 12 (94). — - Danks: On the sheU money from
New Britain, Joum. Anthr. Inst. G. Brit. & Ireld. 1888 (XVI) p. 303 ff.]
^ [Journal des Museum Godeffroy, Heft H pg. 50 & ff. — Schmeltz & Krause: Op.
cit. pg. 390 & ff.]
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höheren Sinne sind hier also unbekannt. Und doch spielt das Geld hier im
Leben des Einwohners die Hauptrolle. Der Mensch, als Thier aufgefesst
hat hier genug zum Lebensunterhalte, will er aber eine Frau haben, Familie
gründen, Mitglied eines Staates sein, so muss er Greld besitzen. Die Existenz
einer Gremeinde als politischer Staat, hängt von dem Gelde ab welches
die Häupter der Familien besitzen. Die Verhältnisse der exogenetischen
Ehe können nur durch einen anhaltenden Güter- oder Geld- Austausch unter-
halten werden. In Wirklichkeit hat der anscheinend so sorglose Sohn der
Natur viel mehr Sorgen, als ein fleissiger Arbeiter bei iins, der, wenn er
seinen Pflichten gegen den Staat genügt hat, sein eigener Herr ist und
nur für seine eigene Familie zu sorgen hat.
Das Arragonit-Geld ^) wurde bis jetzt als das einzige wurkliche Geld
der Taper betrachtet. In Wirklichkeit ist jedoch das yapsche Geldsystem
ziemlich verwickelt und mit den primären Zuständen eines ursprünglichen
Insularlebens zu verwandt, so dass das Geldsystem sich viel komplizierter
erweist als vorausgesetzt wurde.
Als das grösste Werthstück unter dem Geld der Taper gilt der ^Gau'\ in
dem ich nur die Muschelscheibchen der alten Chamorro's und die ursprüng-
liche Form des centralkaroünischen Asson sehen kann. Dieser Gau (pelauisch :
„Kau'') besteht aus Spondylus-Scheiben von cca. 3 mm. Dicke und von 1 cm.
Diam., die in der Mitte durchbohrt und auf Stränge gezogen, mittelst
Schleifens sehr roh abgerundet sind. Dieses Geld ist nicht hier entstanden
und stammt aus dem Osten oder dem Norden, da es aber höher geschätzt
wird als sämmtliche andere Geldsorten und als das älteste Geld betrachtet
wird, so ist es ethnologisch sehr wichtig indem es einen einstmaligen,
ursprünglichen Zusammenhang der Yaper mit den Mariannen und dem Osten
beweist. Ebenso beweisen die groben Spondylus-Scheiben aus den Gräbern
von Nantauaö auf Ponape die alte Verwandtschaft dieser Insel mit den
heutigen Zuständen der Central-Karolinen und mit den einstmaligen der
Mariannen.
Das yapsche G^at^Geld ist unveräusserbar und wird durch die Häupt-
linge der grossen Länder verwahrt; es erscheint nur in äusserster Kriegs-
gefahr und ist seine Wirkung dann auch entscheidend. Da seit Urzeiten
die Sitte herrschte ca. 1 Faden lange Stränge dieses Geldes auf jedem Ende
mit Wallfischzähnen zu schmücken, so haben diese letzteren gleichfalls auf
Tap hohen Werth, indessen nur als Zubehör zu dem (rat^Strang. Der Zahn
eines „Medhöp'' (Spermwalfisch) wird auf Tap immer gerne erstanden,
und die kleinen Zähne des „Mo8Ö8'\ den die Yaper fdr das Junge des
Medhöp's halten, der jedoch der „Blackfish'* zu sein scheint, wird gerne
zu Halsbändern verwandt.
Das nächst wichtige Geld der Yaper ist das „Pälan'\ das aus kreis-
[Journal des Mus. Godeffiroy Heft U pg. 93; Schmeltz & Krause: Op. cit. pg. 404.]
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förmigen, in der Mitte durchlöcherten Stücken eines Arragonit, welcher
auf den Kalkinseln im Süden der Pelau-Gruppe gefunden wird, besteht.
Ich hörte einst auf Yap, dass auf der nördlichsten Insel Map, derselbe
Arragonit vorkomme, konnte dies indess nicht feststellen ; schon seit undenk-
lichen Zeiten aber gingen die Yaper nach den Pelau's um dieses Geld mit
unsäglicher Mühe zu schlagen und dann auf ihren gebrechlichen Fahrzeugen
nach der eigenen Heimath zu führen. Ueber den Ursprung dieses Geldes
sagt die Tradition dass ein Einwohner von Rumun nach dem Lande Sepin
gelangte und von dort Arragonit-Stückchen brachte, die auf Yap, welches
nur den Gau besass, sehr begehrt wurden. Lange nachher, wurden
Rul- und Tomil-Leute nach Pililu auf Pelau verschlagen wo sie dasselbe
Mineral reichlich vorfanden. Soweit die Tradition, welche mir genügenden
Aufechluss zu geben scheint. Das „Sepin" scheint „Saypan" auf den Ladronen
zu sein , und aus eigener Erfiairung weiss ich dass Arragonit auf Guahan
vorkommt. Der Ursprung des „Pälan** ist also auf Guam zu suchen und
lässt sich daraus der Schluss ziehen dass die Verhältnisse der früheren
Chamorros nicht ohne Einfluss auf die der Yaper waren.
Der Werth des „Pälan*' wird bemessen nach der Weite des grössten
Durchmessers und zwar hängt er von der Zahl der Handspannen ab, auch
dann wenn das Stück nicht ganz rund ist.
Zur Zeit meines ersten Besuches auf Yap, 1870, waren die grossen
Stücke selten und vergegenwärtigten einen hohen Werth. Zu der Zeit
beutete ein einziges deutsches Geschäft die Karolinen aus, dessen Agenten
auf Yap wollten indess die Lage nicht zu Gunsten der ihnen anvertrauten
Interessen ausnutzen. Sie lachten über das „Pdian** Da erschien ein
nüchterner Geschäftsman , ohne Mittel einige Jahre später und, ohne grosse
Auslagen zu haben erwarb er ein Vermögen da, wo reich bemittelte Häuser
mit Verlust arbeiteten. Er war zwar sein eigener Agent indessen er
war auch praktisch. Es war der berüchtigte Kapt. Okeepe, berüchtigt mit
nicht mehr und nicht weniger Recht, als alle die anderen Kapitäne die in
den letzten zwanzig Jahren auf den Karolinen hausten ^). Er sah ein , dass
es billiger ist den Yap-Eingeborenen zu ihrem Steingeld zu verhelfen und
dafür gut bezahlt zu werden, als dieses Geschäft Andern zu überlassen
und selbst Produkte für Waaren einzukaufen. Demzufolge kaufte er in
China eine Lurcha, ein gewöhnliches chinesisches Küsten-Fahrzeug, liesfe
dasselbe mit einem Kiel versehen und flihr die Yaper damit nach Pelau.
Als ich später, Nov. 1882, wieder in Yap ankam, fand ich die zwei
deutschen , neben einander bestehenden Firmen ganz ohnmächtig und deren
Agenten in einer tödtlichen Fehde mit Okeepe. Die Eingeborenen schaarten
") [Auch hier gilt sicher „Nulla regula sine exceptionisl" Mindestens sind uns, der
wir der Entwickelung des deutschen Handels in der Südsee lange Zeit sehr nahe ge-
standen, deutsche Kapitäne bekannt auf die das vom VerÜEisser Gesagte durchaus nicht
anwendbar.]
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sich um ihn, die verlassenen, von dem Centrum des Geschäftes zu ent-
fernten Agenturen der anderen Firmen konnten dem Vortheil ihres Gegners
nicht entgegenwirken und er brachte Tausende von Geldstücken herüber,
dadurch die ganze Insel in seine Schuld bringend. Trotz eines solchen
Zuflusses ihres Steingeldes, wollten die Eingeborenen die Gelegenheit, mit dem
mich nach Yap bringenden Schooner y^Beatrice" nach den Pelau's zu gehen
nicht vorbeigehen lassen, und ich hatte das Vergnügen in dem kaum 60
Tonnen grossen Fahrzeuge mit 62 Yap-Passagieren eine gemeinschaftliche
Reise nach dem westlichen Geldlande zu machen. In Pelau ankommend,
fend ich über 400 yapsche Q^ldbrecher in Koryor, dem wichtigsten Platze
der südlichen Kalkinseln. Dass das Geschäft lukrativ sein musste darf
ich daraus schliessen, dass Okeefe die ihm im Norden der Gruppe von
den englischen Kriegsschiffen zuerkannte Entschädigung von 4600 Dollar
sichtlich vernachlässigte, um mit dem Staate Koryor nur nicht in Feind-
schaft zu gerathen.
Die Begierde der Yaper ist jetzt auf möglichst grosse Geldstücke gerichtet
und solche von 2 Faden Durchmesser gehören durchaus nicht zu den Selten-
heiten. FiTiN, der Sohn eines Häuptlings von Tomil auf Yap, arbeitete
lange an einem Geldstücke von drei Faden Durchmesser, das jedoch zu
seiner Verzweiflung zerbrach.
Heute erhält man fdr einen 3 Handspannen breiten Stein ein gut
gemästetes Schwein; vor zehn Jahren erhielt ein durch mich gebrachtes
kaum zweimal grösseres Stück, meinen eigenen Namen und wanderte
in Ehren von Land zu Land. Heute, gestürzt durch seine grossen Nach-
folger steckt es in Okau , auf bessere Zeiten wartend.
- Ein 6 Puss grosses Stück mit 'einigen kleineren, galt als Bezahlung
eines gewöhnlichen grossen Kanoes, oder eines pelauischen Kau-Gürtels ^) ,
der jetzt von den jungen Yapern gerne als Halsschmuk getragen wird.
Der Werth des PcUan ist also im Vergleich mit seinem Umfange imd
Gtewichte ein sehr geringer.
Die Erwerbung des Geldes geschieht auf die Weise, dass eine Anzahl
junger Leute mit Bewilligung des Häuptlings nach den Pelau's geht und
hier ein paar Hundert Steine, worunter einige grosse, bricht. In der
Heimath angelangt , wird das Geld durch die Gesammtkraft des Dorfes bezahlt ,
so und so viel Körbe Taro per Stein, wonach die Steine vertheilt werden.
Der Häuptling nimmt alle grossen Stücke und die kleinere Hälfte (4 : 6)
der kleinen. Auf solche Weise sind alle die grösseren Plätze Yap's mit Geld
versehen und erhalten dadurch die übrigen in Abhängigkeit von sich. Indessen
mit Geld versehen , beginnen die grossen Plätze um dieses zu spielen. Den
letzten Nachrichten zufolge, führen Okan und Gelewith einen Krieg und so
werden die grossen Stücke bald zur Geltung kommen.
») [ScHMBLTZ & Krause: Op. cit. pg. 415 N», 522 & 684.]
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Ausser diesen zwei Arten Geld, existiert noch eine dritte, aus Perl-
mutterschalen bestehend. Die Schalen werden auf der äusseren Seite abge-
schliffen und nahe dem Schlossrande wird ein kleines Loch gebohrt mittelst
welchem das „Yar" genannte Geld, auf Fäden gereiht werden kann. Die
yapschen Perlschalen sind sehr klein und dienen als Kleingeld, dagegen
werden die fremden Schalen sehr begehrt und solche, wenn sie über eine
Handspanne lang sind, zu grösseren Bezahlungen gebraucht, wie sie denn auch
nur den Häuptlingen gehören können. Der Werth dieses Geldes steht unter
dem PcUan^ welches mehr als Q^ld der Männer, wogegen die Perlschalen
als Geld der Frauen betrachtet werden. Bei Bezahlungen werden oft beide
Sorten gemischt, indem mit dem Muschelgelde die noch vorhandenen DiflFe-
renzen des Preises ausgeglichen werden. Ein Schwein wird z. B. mit einem
kleinen Steingeld-Stück und ausserdem noch mit 20 Muschelhälften bezahlt.
Im Allgemeinen sind die einheinaischen Bezahlungen sehr komplizierter
Natur und oft werden dem Gelde auch noch andere Werthgegenstände so
z. B. Gelb wurzpul ver, etc. hinzugefügt.
Zu den sehr geschätzten Q^enständen gehört des Jaiat^Armband^),
welches nur von den jungen Leuten getragen wird und im Werthe gleich
nach dem Gau rangiren dürfte. Das Armband bleibt aber wenn gross, im
Hause aufbewahrt und wird nie als Geld verwandt, ebenso wenig wie
der pelauische KliU. In letzterer Zeit kaufen die Yaper sehr eifrig die
pelauischen Kau*8 die sie ebenfells als Halsschmuck fOr die jungen Leute
verwenden.
Gänzlich verschieden von den yapschen Geldsorten ist das pelauische
„AtcdoiUh" genannte Geld, über welches schon Wilson unter dem Namen
Glasperlen berichtete. Dr. Semper erwähnte dessen in der Schilderung seiner
Erlebnisse auf den Pelau-Inseln ebenfalls und eine, etwas genauere Schil-
derung gab endlich ich 1874 in Heft IV des Journal des Museum Godeflöroy.
Bei meinem jetzigen Aufenthalte auf den Pelau-Inseln machte ich dieses
Geld zum Gegenstande besonderer Studien und nehme jetzt Veranlassung
meine früheren Berichte zu vervollständigen*).
Wie ich schon ün Journal des Museum Godeflfroy (Heft IV pag. 49—53 mit
Tafel) berichtet habe, lässt sich das pelauische Geld in drei Gruppen vertheilen.
Die erste Gruppe umfesst Geldstücke deren Material eine derbe,
undurchsichtige, verglaste, muschelbrüchige Beschaffenheit aufweist, an
Porsellanjaspis oder sonst durchbrannte Erden erinnernd. Diese Gruppe
zerfällt in zwei Klassen: die Barak* s^ gelbes Geld und die Bunau's^
rothes Geld.
») [Aus Conus millepunctatus verfertigt. Schmeltz & Krause Op. cit. pg. 396 N«. 468.
Journal des Museum Godeflfroy. Heft n pg. 16. Taf. IV fig. 1 & 2.]
*) [Vergleiche auch Dr. R. Andkee : Aggry Perlen , in Zeitschrift für Ethnologie XVn
(1885) pg. 110 ff. und Verhandl. beri. anthrop. Gesellschaft 1885 pg. 373 mit Zusätsen
von R. VracHow mid A. Bastian.— Dr. 0. Tischler: lieber Aggryperlen in „Sitzber.
phys. oekon. Qesellsch. Königsberg i/P. XXVII (1886) - Bastian in Verh. berl. anthrop.
ellsch. 1882 pg. 516].
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Die zweite Gruppe umßisst künstliche Perlen deren innerer durch-
bohrter Kern manchmal an die Bara/c-Masse erinnert und deren Oberfläche
mehr oder weniger tief mit verschiedenferbigen Mustern ausgelegt ist.
Diese Gruppe kann in drei Klassen getheilt werden: die Kalebukvb's^ die
Kluk'8 und die Adolöbok's.
Die dritte Gruppe wird mit dem Namen yjK(üd6yok'\ Gläser,
bezeichnet und umfasst verschiedenartige Stücke von glasiger und meisten-
theils dxu*chsichtiger Beschaffenheit. Sie zerfällt in: durchsichtige KaJr
doyok's^ mit Emaille ausgelegte Kaldoyok's und undurchsichtige
KaldöyoKa.
Ehe wir alle diese Geldarten näher betrachten, dürfte es zweckmässig
sein die allgemeinen, äusseren Formen des pelauischen Geldes kennen zu
lernen, wie auch die Werthskala desselben, da beide sich in sämmtUchen
Gruppen desselben wiederholen.
Es werden von dem Gelde folgende Formen unterschieden:
1. Bäkal^ prismenartiges, gerades oder etwas ausgebogenes Stück (Fig.
1, 2, 16, 17, 18, 19, 22). Die obere Seite heisst „ddoes'^ die zwei unteren
„kas^ökop**. Die oberen zwei Ränder heissen „neßfmes", der untere Eand
heisst nPtil*'. Die beiden Enden sind „lUbonder. Jedes Stück Geld hat ein
durch seine Länge gebohrtes Loch „bls^Md*' (die Bohrung), welches in
den ächten Stücken konisch ist. Ist ein BäkcU gerade durchbohrt, so dass
er nur an jedem Ende ein Loch hat, so heisst er j^Uldol§'\ laufen die
Bohrungen aber winklig zusammen, je eine von der Endseite und von dem
Ende der cfetoes-Seite, so heisst das Stück ^Tdebäkd'\ In früheren Zeiten
bohrten die Einwohner von Neukl, im Distrikte Aremolunuy noch ein Loch
in die Mitte der vorderen Seite, in welches die Feder eines Vogels als
Schmuck gesteckt wurde. Solche Stücke heissen „KolomcU MsoK' und
existieren deren 4—5 Stück im Besitze des Aremolunuy-Landes , da Neukl
in Kriegen mit demselben seinen Untergang fand und heute nur der Name
imd die erwähnten Geldstücke daran erinnern. Die einzelnen BäkaVs zeigen
manche Verschiedenheiten unter einander, die jedoch besser bei den ver-
schiedenen Geldsorten zu erörtern sein dürften.
2. ^itoway (Fig. 15). Bei dem prismatischen Bäkal ist die obere Seite
oval, auf beiden Enden abgeschnitten. Die oberen Ränder breit, flach, schräg
nach aussen gerichtet. Die beiden unteren Seiten konvex. Der untere Rand
bogig und gegen die Enden flach abgeschnitten. Die Enden sechsseitig oder
ein Trapez. Die Bohrung gerade. Kommt nur bei dem Bara/c-Gelde vor.
3. Kotäor (Fig. 14) ist ein Bäkal dessen obere Seite flach , die unteren
aber und der Unterrand walzenförmig sind. Bohrung winklig. Nur bei dem
-Bardft-Gelde.
4. Horäkl^ walzenförmig mit gerader Bohrung, (Fig. 18). Nur bei dem
jBaraÄ-Gelde.
5. Oräbek (Fig. 6 und 23) rhombische oder quadratische Doppelpyramide
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mit abgeschnittenen Endspitzen. Bohrung gerade. In Barak- und Kai'
döyok'Qeli,
6. XaSpät (Fig. 3) ein 14-flächiger Polyeder, mit gerader Bohrung.
In Barak' und Bunau-Oteld.
7. Kloränes (Fig. 26) eine gleichseitig dreieckige Doppelpyramide, mit
abgestutzten Polecken, konkaven Seiten und flach konkaven Kanten. Bohrung
gerade. In Barak- ^ Bunan- und ZaWo^oÄ-Gteld.
8. Ayptäkaa (Fig. 26) , ahnlich , aber mit deutlichen Querleisten auf der
Mitte der Seiten oder der Kanten.
9. Debdkalüdok (Fig. 5) kurzer Abschnitt eines Bäkals^ ungefähr so
lang als breit. Oft mit abgerundeten Ecken imd Kanten. Bohrung gerade.
In allen Geldsorten der ersten und der dritten Gruppe.
10. OMüngl (Fig. 4, 10, 20, 27), kugel- oder eirund, mit gerader
Bohrung. Kommt in Barak- ^ Bunavr und ZoWoyoÄ-Geld vor. Eigentlich
gehört hierzu auch die ganze zweite Klasse.
11. Liek (Fig. 11) ist ein Olbüü mit Längsrillen versehen. Nur bei
BunavrQcBlA. .
12. Matal kalabüt (Fig. 2.1) unregelmässig abgeschliffener, etwas zusammen-
gedrückter Olbüü. Nur ün Kaldoyok-(Md,
18. OlobäAd (Fig. 9) ein Doppelkegel mit leicht abgestutzten Spitzen.
Nur bei Bimau.
14. Palän (Fig. 7, 12) dünne runde Scheiben mit einem Loche in der
Mitte. Barak imd Bunau.
15. Pogivl csödal mdik (Fig. 24) birnförmig abgestutzt mit gerader
Bohrung. Nur einige ZoMoj/oÄ-Stücke im Lande Molegoyök.
Was den einheimischen Werth des Geldes betrifft, so haben die Ein-
geborenen ein ganz genaues System, eine Skala, deren Ausgangspunkt ein
Geldstück ohne Rücksicht auf seine Beschaffenheit ist, wenn damit nur ein
„Kaymö a kukäu** bezahlt werden kann. Kaymö bedeutet „eins** und
Kukdu ist „Taro*\ Das ,jKaym6" bedeutet aber „eine Zehn", also Zehn
Körbe Taro. Bei dem „Kaymö** müssen die Körbe aufgehäuft sein, wo sie
dann ungefähr 60 kleinere Wurzeln oder 30—40 grosse enthalten. Der „Mar
a kaymö** (gehet für Ein) ist die Einheit des pelauischen Geldsystems. In
aufsteigender Ordnung haben wir dann eine folgende Skala:
1. Mor a kaymö ^ Zahlung fdr (Werth von) zehn gefällten Körben Taro.
2. Honiäkl ist beinahe das doppelte von Mor a kaymö. Wenn in vollem
Werthe, so heisst das Stück Matal Adolöbok.
3. Adolöbok ist der Summe der beiden vorigen gleich.
4. Matal a Uuk ist wieder um einen Mor a kaymö höher.
5. Kluk ist der Summe des Matal a Uuk und des Adolöbok gleich.
6. Eket a kdkul ist ein Stück im Werthe von mehr als ein Klvk und
bis zwei Kluk's.
7. Kalebükub ist bis fünf Kluks werth.
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8. Eket a kaXbakabü ist mehr als einen KoMmkvb werth.
Es giebt noch Ausdrücke wie: Oltöboü a adolobok und Oltoboü a Muk
die den Werth der Adolobok und der Kluk's bedeuten ; indessen ist zu dem
Verständniss des Werthes der beigefilgten Skala eine nähere Bekanntschaft
mit dem pelauischen Geldgeschäfte unentbehrlich. Die Menge des ,jAtcdouth"
ist sehr beschränkt , dagegen die Nachfrage nach demselben für das Bestreiten
der verschiedenen Ausgaben sehr gross; es entwickelte sich daher ein förm-
liches Leih-Gteschäft mit Versatz und Zinsen welches besonders noch dadurch
begünstigt wurde, dass die Art der Bezahlung keine willkürliche, sondern
eine durch die Sitte festgestellte ist. Taro, Oel, Syrup und Tabak werden
mit den gewöhnlichen Mor a kaymo und Matal a adolobok bezahlt. Will
man aber ein Segel kaufen , so muss man einen Adolobok von der wichtigen
Sorte geben, soll man ^Ouhoräfi'* d. i. die durch Sitte gebotene Heiraths-
Abgabe entrichten, so muss man ein seinem Range entsprechendes Geldstück
geben und so in vielen Sachen. Deshalb wenn Jemand eine Bezahlung zu
leisten hat, was er kurzweg „blal8'\ gleichbedeutend mit „Strafgeld" nennt,
so muss er bei allen seinen Bekannten suchen und nachfragen und endlich
gegen Sicherheit borgen. Er giebt dann ein , dem gesuchten Stücke entspre-
chendes Pfkndstück, welches „Olsiris" heisst und zugleich im Voraus das
HoAidkl^Geld als Zinsen. Wenn er ungefähr nach einem halben „rak*\ dem
pelauischen Jahre , welches unseren drei Monaten entspricht , seinen Versatz
einlösen will, so muss er ein dem geliehenen ganz gleiches Stück Geld
abliefern. Dieses Leih-Geschäft stützt sich auf das folgende, unabänderliche
System :
Für Adolobok ist MatcU a adolobok Versatz und ein Haüiakl'StiXck von beinahe gleichem
Werth gilt für Zinsen.
„ Kluk ist Matal a kluk Versatz und ein Adolobok bildet die Zinsen.
;, Kälebükub ist £kä a kelkul Versatz und ein Kluk bildet die Zinsen.
Wenn man Matal a adolobok und Matal a Muk sucht, kann man diese
nur durch „oltoböis** bekommen, das ist durch Umtausch für eine andere
gleichwerthige Geldsorte, denn es giebt keinen bestimmten Olsiris-SaAz ftlr
dieselben. Die allgemeinsten Geldtransaktionen des gewöhnlichen Lebens
betreffen die Geldsorten bis zum Kluk, Das werthvollere Geld heisst „un-
beweglich" (diak mardü d. i. es geht nicht) und wird sorgfältig aufbewahrt
und verheimlicht. Die Transaktionen mit diesem werthvoUen Gelde geschehen
nur unter ungewöhnlichen Umständen , und befinden sich in den Händen der
reicheren Häuptlinge, wo sie, obwohl auch betreffs der Form durch die Sitte
festgestellt, in bedeutendem Grade von der Willkür des Verleihers oder
Wechslers abhängen. Hat Jemand kein Kleingeld und sieht verschiedenen
Ausgaben entgegen , ohne Aussicht in Bälde genügendes Geld einzunehmen ,
so sucht er ein grösseres Stück zu wechseln. Das Wechsel-Geschäft ist
gänzlich verschieden vom Leih-System und besonders bei den höheren Geld-
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Sorten sehr verwickelt. Es kommen hier ganz besondere und scheinbar
unvereinbare Umstände und Rücksichten in Betracht. Der Wechsler ver-
pflichtet den Wechselnden durch das Hergeben des Kleingeldes, dagegen
erwirbt er wieder ein grosses Stück welches immer verhältnissmässig mehr
als das Eeingeld werth ist und er soll es der Sitte gemäss auch theuer
bezahlen. Nun kommt es darauf an wer beide CJontrahenten sind. Sind es
Häuptlinge gleichen Eanges, und einander freundlich gesinnt, so ist das
Wechseln zugleich eine Sache des Ansehens, ist der eine Contrahent
untergeordneten Ranges so ist es nur eine Sache des guten Willens. Da nun
der Werth des Audouth ein sehr verschiedener, (bei den sehr zahlreichen
Formen einer Art, es giebt z. B. über 25 Arten KaMmkvb's^ über 26 Kluk's
und beinahe 20 verschiedene ÄdoloboWs)^ so ist das formelle Wechseln sehr
erleichtert, aber für den weniger mit dem Gelde Vertrauten ist die Gefehr
betrogen zu werden nicht ausgeschlossen.
Es giebt aber wenige Pelauaner die aus eigener Anschauung auch nur
den sechsten Theil der sämmtlichen Q^ldsorten kennen und deshalb richtet
sich die Nachfrage nur nach den bekanntesten , das heutige hauptsächlichste
Umgangs-Geld bildenden Sorten. Ein grosses Stück durch „rukumel*' (Zer-
stückeln) d. i. durch Einwechseln zu erwerben ist im Allgemeinen schwierig,
oft unmöglich und immer theuer, wenn kein Betrug obwaltet. Die Wech-
selskala ist eine von der Leihskala verschiedene. Will man einen Kluk^ z. B.
einen Merind arakadh^ den obersten in der Reihe der Kluk's leihen, so
zahlt man die Zinsen im Voraus und giebt ausserdem Sicherheit ein eben-
solches Stück zurückzugeben. Bei dem Auswechseln kommen andere Momente
in Betracht. Die Transaktion muss den Erwerber dadurch, dass er einen
schönen Kluk erwarb befriedigen und der Verkäufer muss fdr seinen schönen
Kluk bezahlt werden. Hier kommt nicht bloss der Werth des Kluk's als
eigenes Geldstück in Betracht, aber auch der Werth weil es ein Merind
arakadh ist. Wird ein solcher Kluk mit Kleingeld bezahlt, so erhält man
einen Matal a kluk und einen Adolobok kdsuk dafttr und ausserdem noch
einen Honiakl und einen Mor a kaymo. Tauscht man ihn fttr ein Stück
ein, so giebt man einen Oltoboü a kluk^ ein Stück fdr welches man beim
Wechseln, einen Kluk und ausserdem noch einiges Kleingeld erhält. Der
Zinsftiss, in beiden Transaktionen, ist ein enormer. In Dollars (|) ausge-
drückt würde sich die Transaktion folgendermassen darstellen:
Für einen Kluk = Merind arakadh^ Werth = | 12.50 1)
>) Das Bestimmen des Werthes des pelauischen Geldes stützt sich auf den Werth
von zehn hoch aufgefüllten Körben Taro in Geld oder Waaren. Wie bestimmt man nun
solchen Preis für die Pelau-Inseln ? Vor zehn Jahren kostete in Samoa ein kleiner
Korb von kaum der Hälfte der Grösse des pelauischen, „dfa tüpe** = einen halben Dollar,
demnach würde ein pelauisches „Mor a kaynuy* % 5.00 bis $ 10.00 werth sein. Indessen trug
eine , für die Pelau-Inseln nicht gerade glückliche Ursache dazu bei , dass der Werth des
pelauischen Geldes im Dollar- Werthe bestimmt wurde. Die englischen Kriegsschiffe
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Leihgeschäft: Wechselgeschäft:
Versatz (Olsiris) ein Matal a kluk Matal a kluk . . 1 10.00
Zinsen {Honiakl) ein Adolöb ok kelsük 1 7.50. Adolöbok kelsük . „ 7.50
fOr ca. drei Monate $7.50 Zinsen für 1 12.50 ELapital, Homdkl . . . . „ 5.00
oder 62.5%. Mar a kaymö. . „ 2.50
für 1 12.50 un Kluk 1 25.00 in Kleingeld,
oder nom. Gewinn von 200*/o.
Noch ernstlichere Gestalt erlangt die Transaktion bei dem Wechseln
grösserer Geldstücke. In meiner ethnographischen Schilderung der pelauischen
Industrie , erwähne ich dass der Werth des pelauischen Dugong- Armbandes ^)
hauptsächlich deshalb so hoch steigt, weil dabei zugleich die Bezahlung fQr das
Thier von welchem es stammt, mit Rücksicht aufalleTheilnehmer am Fange
und sonstige Umstände geleistet wird. Aehnliches hat bei den Geldstücken
die über dem Kluk stehen zu geschehen , und zwar je höher desto schlinuner.
Bei dem Wechseln eines Kcdebukub's kommt in Berücksichtigimg:
1. iSfoMwmtil arnül a kalebukvb: ^Versöhnung des GtefQhls des KaUMkub's:*
2. Bodeüdf für den Körper (das Aeussere) desselben.
3. Ogorükum, das Wechselgeld.
4. Oltoü a kaXebukub,
Je nach dem Range des KcUebükub ist der Preis dieser vier Posten ver-
schieden. Glücklicherweise, obwohl es 26 Arten Kaiebukub's giebt, sind nur
die obersten drei mit solcher Formalität zu behandeln. Ein KaMmkvb ersten
Ranges soll im Wechseln 5 KluKs werth sein, so dass sein nominaler
Werth I 60.00 beträgt. Ein KaMmkvb dritten Ranges soll nominal 3 KluKa
einbringen. In Wirklichkeit beträgt das Wechselgeld für einen Kcdebükub
1 Ranges:
für !•: einen ZZi^Ä; $12.50
;, 2«: je nach Aussehen, Ekäakdkul „ 25.00 (von | 10.00 bis | 25.00)
;, 3«: einen Kluk . . . | 12.50
MatcU a kluk . .
Adolöbok. . . .
Matal a adolöbok
Mor a kaymö .
4«: einen Kluk „ 12.50
n
10.00
7.50
5.00
„ 2.50 „ 37.50
Zusammen 8 Stück Geld im Werthe von | 87.50.
Bei dem Wechseln des Geldes der ersten Gruppe, die das gelbe und
rothe Geld enthält, findet sich bei den BäkaVs (dem Prismengeld) eine noch
„Ccvms'* und „Lilly** kamen 1882 und verlangten von Molegojok Sicherheit in pelauischem
Gelde für die Summe von $ 4600, den Schaden den die Eingeborenen demKapt. Okeepe
durch Plündern seines Eigenthums zufügten. Ein Korb Taro wurde bei der Gelegenheit
mit 1 Shilling = 1 Mark geschätzt und somit das Mor a kaymö gleich | 2.50,
>) [Atlas der Halicore Dugong,]
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höher gesteigerte Bezahlung. Hier wird bei den £ket a kalbakabePa^ also
bei noch zu wechselnden BäkaVs^ das eine Ende und das andere Ende,
dann das Aussehen, dann das DcUsahel (eben wie bei einem Ditgong) und
endlich das Wechselgeld bezahlt. Ich wechselte selbst ein Barak bei dem
König Araklay und erhielt dafür: 1 Kalebukub ersten Ranges, und 1
Kalebukub dritten Ranges; 1 Eket a kdkul filr die Art seines Aeusseren,
1 Kluk len Ranges fQr das Wechseln, 1 Adolobok len Ranges fdr das
Dasähd (Zelrschneiden) und ein Mor a kaymo fttr mich. Im (Ganzen I 132.50
für ein Stück von | 180 bis I 240 Werth. Da ich ein Fremder war imd
noch dazu ein Freund des Königs, so war dies in der Ordnung, ja! der
König war sogar liberal. Es ist leicht einzusehen dass der Verkehr mittelst
dieses Geldes ein sehr schwieriger ist und da alle Verhältnisse des Lebens
mittelst desselben reguliert werden und es sich nur in den Händen der
Grossen befindet, so kann man sich leicht ein Urtheil für eine spätere
Untersuchung der pelauischen Zustände bilden.
Nach diesen einleitenden Bemerkungen können wir zur Betrachtung
der einzelnen Geldsorten schreiten.
Die erste Gruppe umfasst die Baräk'a und die Bwhau's,
Die jBaraÄ-Stücke haben alle das gemein, dass sie aus gelber Masse
bestehen, die indessen von verschiedener Beschaffenheit ist, weshalb auch
die Eingeborenen die verschiedenen BardÄ- Arten mit verschiedenen Namen
belegen. Die* existierenden ächten^) Barak' s sind die folgenden:
1. Aechter Barak ^ schwefelgelbe, sehr harte Masse mit muscheligem,
mattem Bruch. Die abgeschliffenen Flächen zeigen Durchschnitte von Poren
die, durch Schmutz ausgefttUt, der Oberfläche ein fein geschecktes Ansehen
verleihen. Die Stücke sind matt-glänzend, zeigen oft Risse und Sprünge
und scheinen aus einer Japis-Art zu bestehen. Zu dieser Art gehören all
die grossen Geldstücke, die möglichst verheimlicht, den Staats-Schatz des
Landes bilden. Die Barähhäkal's kommen in folgenden zwei Formen vor:
Sind die Prismen im Verhältniss zur Länge sehr schmächtig, so heissen sie
„ Y6do8'\ sind sie küizer und dicker so gehen sie unter dem Namen ^Moriür's'".
Sammtliche grössere BäkaVs tragen einen speziellen Namen, unter welchem
sie bekannt sind, aus eigener Anschauung kennt man diese Stücke selten.
Der ächte „Barak** wird, als Geld niedereren Werthes, beinahe in allen
Formen bis zu dem „Mor a kaymo** gefunden, besonders sind die kleineren
Sorten in Arakolm beliebt.
2. Mres ist eine von dem ächten Barak verschiedene gelbe Masse, aus
der Geldstücke bis zum Werthe von einem MatcU-kluk vorhanden sind.
Trotz der Aehnlichkeit mit dem ächten Barak ^ steht deren Werth bedeutend
') Auf Tafel 2 des IVen Heftes des Journal des Museum Godeffroy findet sich die
Abbildung, N« 2, eines Morna, auf der hier beigefügten Tafel stellt N° 1 einen Yodo§ vor,
der mir einst von dem Lande Erray gegeben wurde und der später in den Besitz des
Königs Araklay von Molegoyok in Folge Einwechseins von Kleingeld überging.
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niedriger, was schon in den Grössenverhältnissen der gleichnamigen Geld-
stücke sich kundgiebt. Ein Matal a Jduk aus mres ist bedeutend grösser als
der aus dem ächten Barak.
3. Dokod tekrär^ 4. Ukol kaäakis und 5. Nolokadäkam sind die übrigen
jBardÄ-Sorten , von denen die zwei ersten bis Matal a Muk aufsteigen und
die letzte, nur in kleinen PoZaw-Formen , einen Mor a kaymö werth ist.
Die Bunau's {ftau = Feuer) oder das rothe Geld kommt auch in ver-
schiedenen Abarten vor. In den OrokömmeTs zeigt die verglaste Masse eine
Zusammenfügung eines rothen und eines gelben Japis. Die Streifung der
verschiedenfarbigen Theile ist unregelmässig, als wenn rothen und gelben
Oker enthaltende Erden zusammen geknetet und gebrannt wären. Die
gelben Stellen erinnern an ächte jBard/c-Masse, die Theile mit grünem Anfluge
enthält. Die Risse in der Masse sind schwarz ausgefällt, stellenweise purpur-
ferben oder saftgrün. Die ächten grossen Stücke zeigen eine abgeschiflfene ,
jedoch rauhe Oberfläche, was theils von sehr feinen Poren herrührt,
theils von Luftblasen und endlich von Abdrücken von, allem Anscheine
nach organischen Resten, die am besten Schnecken- Abdrücken vergleichbar.
Die Masse scheint weicher zu sein als die reine Baräk-Msisse und die Kanten
der Prismen sind nie so scharf wie bei der letzteren. Die grossen prisma-
tischen Stücke sind beinahe immer defekt und es scheint dass die Bruch-
stellen nicht nachträgUche Beschädigungen, sondern dass das Stück mit
Beobachtung möglichster Oekonomie rücksichtlich des Materials aus vorhan-
denen, beschädigten Rohstücken geschliffen wurde. Fig. 2 zeigt einen 25
mM. langen und 17 mM. dicken Bäkal dieser Sorte, der den besonderen
Namen ^BoderiyeK' trägt. Er wurde dem König Araklay von Molegoyok
durch den Eytxjro aus Aremolunuy in Veranlassung eines Friedens-
schlusses zwischen beiden Ländern gegeben und kam nachträglich 1883 in
meinen Besitz.
Eine andere rothe Masse heisst „/diÄ", sie ist etwas mehr braunroth
und weist eine gleichmässige Zusammenfügung auf. Aus derselben werden
nur niedrigere Sorten, bis Matal a Uuk gehend angetroffen. Fig. 11 ist ein
y^lMi' aus solcher Masse.
Aus der i^arrmefc-Masse, die aus gleichmässig durchmengten gelben und
rothen Massen zu bestehen scheint, werden auch grosse BäkaVs geftmden;
Fig. 9 und 12 stellen Mor a kaymö-Werthe aus derselben dar.
Aus der Pknalaywäyu genannten Bunau Abart werden höchstens Maldl
a Uvk'a gefunden.
Von übrigen Sorten: Klvlvl^ Bod a maräd kaleth und Dak a ricgü
kommen nur Mor a Äat/mo-Stücke vor.
Die zweite Gruppe umfasst künstliche Produkte , die ich für sehr alte
asiatische Perlen ansprechen möchte ^). Diese Gruppe begreift die Kal€bukUb%
*) Während eines gelegentlichen Aufenthalts in Japan, im Jahre 1882 hatte ich
meine Sammlung pelauisches Geld bei mir, imi in dieser zweiten Heimath der Por-
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^ 14 -
die KluVa und die Ädolobok's^ von denen die letzteren nur Durchschnitte
von ganzen Perlen sind.
zellan-Fabrikation etwaige Aufklärung zu finden. Die Nachfragen in der Alterthümer-
Abtheilung des National-Museums in Tokio gaben denn auch Veranlassung zu interessanten
Betrachtungen und der endgültige Bescheid lautete dass ähnliche Perlen in alten Zeiten
ausgegraben wurden, dass sie aber nicht japanischen Ursprungs seien, sondern dass
sie mit den ersten budhistischen Pilgern aus Asien herübergekommen wären. Einen
Beleg für solche Behauptung konnte ich leider in der Sammlung der Alterthümer nicht
finden. Die Betrachtung der japanischen Porzellan-Industrie, namentlich der Malerei
der erst rohgebrannten Porzellangefässe , liess mich die Ueberzeugung gewinnen dass
diese Perlen recht gut in Japan oder, viel wahrscheinlicher, in China entstehen konnten.
Mein sehr kurzer Aufenthalt in Japan, und kurz darauf in Hongkong war wenig geeignet,
meine Zweifel zu lösen und muss die Entscheidung vorläufig noch der Zukunft über-
lassen bleiben. Das Interesse an diesem öelde, welches auf die Vorgeschichte Pelaus
ein bedeutendes Licht werfen dürfte, ist noch dadurch erhöht, dass Herr Schmeltz in
seinem Cataloge (pag. 485) sagt, dass vollkommen ähnliche Perlen in den Hünengräbern
von Holstein, Preussen, etc. gefunden wurden.
[Für diese sowohl, als besonders für die erstbesprochene Gruppe des Pelau-Geldes
vergl. Sibbold: Nippon Archiv vol. IH, Archäologie und vor Allem A. J. C. Gebets: Les
produits de la Nature japonaise et chinoise, Partie inorganique et mineralogique I part.
(Yokohama 1878) pg. 288 ff. Dieser leider, 1884, viel zu früh verstorbene Forscher, ein
geborener Holländer, der^ seit Jahren in Japan lebend, in der Gelegenheit war aus Origi-
nalquellen zu schöpfen, giebt ausser einer Beschreibung der hieher gehörenden, Maga-tama,
Kuda-tama, etc. genannten Objekte, auf pg. 291/293 eine Aufzählung der Lokalitäten an
denen mit Sicherheit festgestellte Maga-tama- und Z^uda-toma-Funde stattgehabt. Aus
Siebold's Sammlung befinden sich im Ethnographischen Reichs-Museum zu Leiden einige
dieser ;,Juwele".
Was G. betreffs des Materials und der Herkunft derselben sagt bestätigt Kubary's
Anschauung und möge dasselbe, der scheinbar geringen Verbreitung seiner Arbeit halben,
die von keinem der letzten Autoren über „Aggry-Perlen" erwähnt wird, hier wörthch folgen:
„La matiöre dans laquelle on les a taiUöes varie aussi beaucoup: on trouve le plus
„souvent des maga-tama de plasme (calcödoine verte), de Serpentine , de jaspe , d'agate , de
;,comaline et de quartz fumö; mais on en rencontre quelquefois qui sont taillöes dans des
„morceaux d'obsidienne , de quaitz hyalin, d*am6thyste, de nöphrite (jade), de stöatite.
„Elles ont 6t^ trouv6es principalement dans Iqs terrains sis aux alentours des vieux
„temples, dans les anciens tombeaux et dans quelques montagnes. EUes sont souvent
„enfermöes dans des vases de terre cuite appelös Maga-tama-tsvS)o,
;,Dans ces demiers temps on en a frauduleusement fabriquä plusieurs pour satisfaire
„au dösir de quelques amateiuB europ^ens qui les ont achetäes et coUectionnöes comme
„röellement antiques.
„Les maga-tama enfiläes en cordon avec les kuda4am<i servaient d'omement aux
„anciens habitants du Japon. Quelques auteurs japonais ont cru qu'elles ötaient d'origine
„chinoise; mais il est beaucoup plus probable et presque certain möme qu'elles sont
„d'origine japonaise. Dans Tancienne histoire japonaise Nihon-shoku-ki , il est döjä feit
„mention de ces pierres pröcieuses. Ainsi il y est dit que Sosanowo-nomikoto fit don
„ä sa fille ain6e Ten-sho-dai-jin (Ama-terasu-ö-no-kami) des trois trösors divins {Mikiisa-
„no-takara-mono)^YoiT: V la pierre Yasaka-ni-no-magatama , 2*r6p6e Ktcsunagi-no4surugi
„et 3« le miroir Yata-no-kagami. Ce demier est restö, comme on le sait, jusqu*ä nos jom^
„le Symbole du culte de Shinto, ou religion nationale, üne autre chronique japonaise
„raconte qu*un pölerin ayant vu auprös des temples d'Isö un arbre tortu , demanda pour-
„quoi on le laissait en prösence des Dieux qui ne veulent que des choses droite8;.un
„enfent d'onze ans lui aurait röpondu en vers: „II y a, prös des dieux, des pierres prö-
„cieuses courböes; pourquoi n*aimeraient-ils pas les arbres courbäs?** Cet enfent fut
„plus tard le c616bre pretre shintoiste Nobeyoshi. On voit donc, dit Tauteur de V Un-kon-shi
„que les m>aga-tamu ^taient des omements de nos anciens Kamis. Dans les chroniques
„lögendaires on parle encore en plusieurs autres endroits des maga-tam>a comme d'objets
„de luxe , et il parait qu*on en faisait usage dans tout le pays , de Textreme-nord jus^u*au
„sud. Les mausolöes des anciens Kamis {kami-no-yashiro) ont servi de röceptacles a ces
„restes de Tancien art au Japon. Etant donnäe Fancienne coutume japonaise de placer
„dans les tombeaux des morts les objets aimös par eux, il n'y a rien d*6trange que Ton
„trouve maintenant encore des maga-tama dans les anciens cimetiöres.
„Ainsi ces pierres sont restäes comme les t^moins du degr6 de la civilisation japo-
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^ 15 -
Die KoMmkub's umfassen das am höchsten geschätzte Geld von Per-
lenform und bilden das politische Rüpak-Goi^, Es giebt über 25 Arten
verschiedener Kalebukvb's^ von denen nur die drei ersten einen wirklichen
Werth repräsentieren. Sie entsprechen ungefähr | 60, $50, und | 40
unseres Geldes, und stellen die vollkommensten Formen dieser Gruppe dar.
Die übrigen niedrigeren Sorten haben ihren ursprünglichen Werth eingebüsst
und werden nur zu formellen Zahlungen benutzt, z. B. als Opfer an die
Götter oder zu Zahlungen für Kriegstänze bei abgeschlagenen Köpfen. Das
Material der KoMmkvb's ist sehr verschieden, je nach den verschiedenen
Arten die ich hier, so weit mir aus eigener Ansicht bekannt, aufführe.
1. Autäok (Fig. 30) eine stark abgerundete Walzenperle, beinahe eben
so dick wie lang , ungefähre Dimensionen: 10 mM. Länge bei 10—11 mM. Dicke,
der hellere, schmutzig gelbhche, mit einer 3 mM. weiten, cylindrischen und
geraden Durchbohrung versehene Kern ist mit einer dunkelgrünen äusseren
Lage, in welcher weisse unregelmässige Ringe eingelegt sind, umgeben. Die
Ringe sind entweder klein , gebogen , neben einander unregelmässig geordnet
oder sie sind über die Länge der Perle ausgedehnt. Kaiebukvb's dieser Art
giebt es kaum 50 auf der ganzen Gruppe und sie sind ün Laufe der Zeiten
„naise dans une Periode dont Thistoire ne parle que d*une maniöre lögendaire. Mais
„malgrö- ces indications de Texistence d*une race fort ancienne au Japon , la question de
„rorigine de ces tribus de pöcheurs et de Aomades dont ces lies ont 6t6 peuplöes bien
„avant Jin-mu-tenno n'est pas encore rösolue. Oe que nous savons de certain, c*est que
„les Ainos de Yesso et les habitants des Kouriles portent encore des colliers {Shüogi^
„fsAis de pierres analogues et que les gens des iles Liu-kiu fönt encore usage de colliers
„religieux {Norokuma) dans lesquels se trouvent des maga-tama".
Von der mir zu Händen gekommenen hieher gehörenden Literatur erwähne ich ausser
den schon auf pg. 6 citierten Arbeiten von Andree und Tischler noch :
John Brent: On Glass Beads with a Chevron Pattem in -The Archaeologica" Vol.
XLV. London 1879.
S. S. Haldeman : On a polychrome Bead from Florida m Smithsonian Report for 1877.
Washington 187a
Merensky: Ueber die alten Schmuckkorallen der afrikanischen Völker. Verhandl.
berl. anthrop. Gesellschaft 1882 pg. 643 flf. — A. Langen: Gräberfunde und Ethnogra-
phisches von der Insel Savoe. Ibid p. 590 ff. — VmcHOw: Perlen von Savoe. Ibid. 1886
pg. 326 ff.
Den in den erwähnten Arbeiten angegebenen Herkunftorten derart alter Perlen kann
ich noch Koetei in Süd-Ost-Bomeo hinzufügen, von woher das ethnograph. Reichs-Museum
in Leiden eine Anzahl verschiedener Alten besitzt. Auch hier repräsentieren einzelne
Formen einen fabelhaften Werth; was betreffe der Verwendung bei Eidesleistungen bei
Mbrenskt gesagt ist, findet auch hier in den Mittheilungen des Einsenders, auf die an
anderer SteUe zurückzukonmien gedenke, eine Parallele.
Um wieder auf das Pelau-Geld zurück zukommen so erwähnt Andree dass ihm bei
seiner Anwesenheit im Museum Godeflfroy gesagt wurde, Kubary habe es wieder nach
der Südsee mitgenommen. Dies kann ich vollkommen bestätigen, der Grund war dass
K., im Besitz dieses Geldes bei seiner Kückkehr nach Pelau, überzeugt war grösseres
Ansehen zu gemessen. Von den s. Z. im Journal des Museum Godeflfroy Bd. I Heft IV
Taf. 2 abgebildeten und in Hambuiig nach der Natur gezeichneten Stücken, finden sich
auf der dieser Arbeit beigegebenen Tafel ^ die dort unter Fig. 8 und 11 dargestellten
nicht wiedergegeben. Erstere gehört zu jenen Formen für welche Tischler speciell
den Namen „Aggry-Perlen" angewendet wissen will , von den auf der hier vorliegenden
Tafel dargesteUten wohl kaum eine. Betreffe der Herkunft dieser fast über die ganze
Erde verbreiteten Perlen gelang es Tischler festzustellen dass selbe venetianischen
Ursprungs sind, wie dies Franks schon fi*üher voraugesetzt, während Andree für
diese, wie für alle übrigen Formen phönizischen Import annahm, dem indess schon von
ViRCHow widersprochen worden].
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^ lö -
und in Folge mancher Umstände in den ausschliesslichen Besitz sehr weniger
Häuptlinge, hauptsächlich der Könige von Molegoyok und von Koryor
gelangt von welchen auch ich seiner Zeit zwei dergleichen erhielt. Die
AvMoks sind nach pelauischem Begriff fünf Kluk'a^ also nach der letzten
Schätzung (die jedoch zu niedrig gegriffen ist^) unge&hr | 60.00 werth.
Betreffs der ausführlichen Schilderung der Bedeutung dieser Geldsorte für die
pelauischen Verhältnisse, verweise ich auf die Besprechung der hiesigen
politischen und socialen Verhältnisse*).
2. Gargoroy (Fig. 31) Perle von ganz derselben äusseren Form, die
äussere Fläche ist aber dunkelgrün marmoriert. Der Werth der, ebenfalls
nur begrenzt vorkommenden Stücke ist um einen Kluk geringer als der
der vorigen Art.
3. Kdwät (Tdwat)^ mehr cylindrisch, der Kern braun, die äussere Lage
indigoblau mit ähnlichen , weissen Ringen wie bei dem Autäok, Fig. 32 , ein
Stück dieser Art, befindet sich in meinem Besitz, ich erhielt es vom König
Eyturo von Aremolunuy für die Heilung einer Fistel im Gesichte.
Diese drei Arten sind die höchst geschätzten und es giebt wenige Ein-
geborene die dieselben aus eigener Anschauung, geschweige aus gar eigener
Handhabung kennen. Von den übrigen Arten erwähne ich:
4. Matal a karabrükl (Palinurus (Krebs)- Auge , wegen der Aehnlichkeit
der Perle mit den Krebs- Augen ; Fig. 33. Es ist eine cylindrische 11 mM. lange,
7 mM. dicke Perle, mit schräg abgestutzten, abgerundeten und etwas auf-
geschwollenen Enden (deshalb der Name); ein Ende ist winkelig ausgebrochen.
Die Grundmasse, homogen schwarz, glasig, matt muschelbrüchig, ist Por-
zellan-Masse und die Malerei scheint zur Genüge die Herkunft, wenigstens
dieser Art anzudeuten. Auf der schwarzen Masse befindet sich eine dop-
pelte, sich kreuzende Zickzack-Linie aus kobaltblauer Farbe gemalt, über
deren Mitte hin ein lilafarbener Streif gezogen wurde. Auf beiden Enden
befinden sich in gleichen Abständen, gleich einem Viertelkreise, vier etwas
erhabene gelbe Flecke. Deutlich ersichtlich ist dass die Perle zwei Mal
gebrannt wurde und dass das Pigment vor dem letzten Brande angebracht
wurde.
5. Gekemnd a karabrükl — Matanatnät Perle (Fig. 34) ähnlicher Form,
9 mM. lang und 5 mM, dick, mit gerade abgestutzten Enden. In die schwarze
Masse ist eine weisse tief eingelassen , nach Art von Emaille. Die weissen
Pigmentflecke sind rund, birnenförmig, zugespitzt länglich, oder sonst
») Die Schätzung des Werthes geschah unter Umständen welche Zweifel an der Unpar-
theilichkeit derselben erlauben. Das Land Molegoyok wurde zur Bezahlung von $ 4600
verurtheilt und sollte als Garantie Pelau-Geld geben. Als Haupt-Beirath und Bestimmer
des pelauischen Andoüth wurde aber ein seit 30 Jahren auf Koryor lebender Fremder
verwandt, der selbst ein Farbiger, in jeder Hinsicht von den Eingeborenen abhing. Nun
war aber Koryor ein Todfeind Molegoyok's und das von Molegoyok erst in Folge des
gänzlichen Niederbrennens der Dörfer des Landes herausgepresste Geld , wurde absichtlich
etwas zu niedrig geschätzt.
•) [J. Kubaby: Die socialen Einrichtungen dec Pelauer. Berlin 1885. 8*^.]
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von regelmassiger Gestalt , und durch Einschrumpfen beim Brennen von
der schwarzen Masse deutlich durch vertiefte Rillen abgetrennt. Die übrigen
Pigmentflecke sind aufgetragene, zwischen die andern eingesprenkelte weisse,
rothe und , sehr spärlich , kobaltblaue Augen- und Thränen-Flecke , die sämmt-
lich mit einer sehr feinen Bronzeumsäumung , gleich wie die grösseren,
eingelassenen umgegeben sind. Die charakteristische chinesische Anord-
nung der Malerei, wo die Zeichnung sich hauptsächhch auf einen Theil der
Oberfläche beschränkt und ein Theil frei bleibt (z. B. auf den Tellern nur
auf einer Seite ein vereinzeltes Insekt o. dergl.) scheint noch deutücher den
Ursprung dieser Perlen zu bestätigen.
6. Narsd a gekemnd a karäbrüM ^) ist eine sehr interessante und
deutlich die Einlege- Arbeit zeigende Perle. Sie ist nur 8 mM. lang und
5 mM. dick. In der schwarzen, von dunkelrothen Queradem durchzogenen
Masse, sind hauptsächlich auf einer Seite grössere kobaltblaue, gelbgrüne,
sehr kleine weisse und rothe, rundliche Flecke eingelassen (Fig. 35).
7. Ardahä a Bars a Arnäu (Frucht des Barsch von Arnäu) (Fig. 36)
ist eine runde schwarze Porzellan-Perle mit aufgemalten rothen Flecken
und Punkten und spärlichen weissen Flecken.
8. Marddol ikrä (Fig. 43) ist ebenfalls eine schwarze runde Perle in
deren Oberfläche sich eine querverlaufende, erhabene gelbe Arabeske zeigt.
Ein Theil der KcUebükicb's scheinen verschiedenlarbig gestreifte Achate
zu sein wie die N^ 9, Fig. 38, ^Melgdükm'\ N^ 10, Fig. 39, ^Gcdgnus''
und N^ 11, Fig. 40, ^^Nisse Sogosok*' genannt, zeigen.
Andere KoMmkitb's scheinen aus verschiedenen Mineralien zu bestehen;
so N*^. 12, Fig. 41, Mardaol genannt, aus einer weichen dunkelgrauen
Cementmasse, in der natürliche Adern eines Chalcedons verlaufen. N®. 13,
Fig. 37, ündd a Kadagodük scheint eine gewöhnliche Kalkspathperle zu
sein. Diese beiden Kaldmkvbs mögen in Pelau selbst entstanden sein.
NO. 14, Fig. 42, genannt ,jKamaydogoduy** (nicht ^^Komatak d duy''
wie irrthümlich in der ersten Sendung an das Museum für Völkerkunde
etikettirt) ähnelt einer Malachitmasse.
Die Namen der noch weiter vorhandenen KcUdmkicb's sind folgende:
15. Honör 21. KildM aiUaok 27. Misi^rodol
16. Momrbiduul 22. Obogat er mdsak 28. Kalopthuy
/h 't i^ CL ^^* ^ö^^^öi koX\ih, 23. Ai'pal a nügUrS 29. Kopokopold a nel
18. Motmalmalam 24. Masak sUk 30. Nel
19. McUatnatnat 25. Ogul a sers 31. Kdlemogtyh,
20. Kddoy. 26. Tüöl
Die Klasse der Kluk's umfasst Porzellan-Perlen von etwas geringerer
Grösse als die Kcddmkvb'a , aber von ähnlicher Beschaffenheit , nur dass die
Zeichnung entweder aus parallellen, schräg verlaufenden oder konzentrisch
*) N<*. 33, 34 en 35 gehen unter dem allgemeinen Namen von KarahrukL.
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angeordneten Adern, ,jUräel*\ besteht. Die Anzahl der benannten -S^Z?*fc's
ist , wie bei der vorigen Klasse eine zahlreiche ; sie sind aber nur in wenigen
Exemplaren vorhanden und kommen selten zum Vorschein. Die Namen
der Kluk*8 sind:
1. Bledket el kluk
2. Guduräel
3. Klikes arsagdl
4. BMI klikes
5. Klerdeu
6. Modölsomdkal
7. Badärd
8. Moldp
9. Äurongöur
10. Kliköy
11. Klaruikl
12. Aämongsöngoh
13. Ulogotömmel
14. Mardahü a kaldu riöu
15. Marduhel a kaldu er hob
16. Kilküt melimet.
Der Bledket d kluk^ auch Meringd arakäth genannt (Fig. 44) ist der
geschätzteste dieser Abtheilung und einem Werthe von $ 12.50 gleich.
Die Perle ist ca 6—8 mM. lang, eben so dick, und an den Enden flach.
Die weisse Masse ist mit grünen, konzentrisch angeordneten Adern durch-
setzt, die sich in der Zahl von drei isolierten Gruppen über die Oberfläche
der Perle vertheilen. Zwischen die grünen Adern, finden sich sehr feine
purpurne eingeschaltet.
Der Bebil klikes (Fig. 45) ist von gleicher Grösse wie der vorige, aber
mehr abgerundet. Die ziemlich gleiche Zeichnung besteht aus dunkelblauen
konzentrischen Streifen auf blassblauem, milchig-glasigem Grunde. Sein
Werth kommt kaum dem eines guten Ädolohok's^ ca. I 7.50, gleich.
Der Gudursel (Fig. 46) hat eine schräg gestreifte grüne, mit Purpur
gesäumte Zeichnung auf weissem Grunde. Der innere Theil ist bräunlich.
Die Klasse der Adolöbok's umfasst rundes scheibenförmiges Geld , welches
aus der Durchsägung einer Perle in drei Theile entstanden ist. Deshalb
werden in denselben die Mitten, Blingels^ und die werthvolleren Enden,
OWongdels^ unterschieden. Auf der Theilungsfläche ragt rundum die Öffnung
ein Theil der Masse hervor, ein Beweis dass die Perle erst rund herum
angesägt und die Scheibe dann abgebrochen wurde. Andere Arten sind sehr
dünn und auf der einen Seite ganz flach. Das Loch ist in denselben auch
klein und augenscheinlich konisch eingebohrt; da auch der Umfang nicht
sehr regelmässig rund, so lässt sich daraus schliessen dass diese Adolobok's
aus flachen, nur auf der Oberfläche mit Porzellanmalerei gezierten Stücken
ausgeschliffen wurden, so z. B. der Tdeber a ngerdot.
Die verschiedenen, selten vorkommenden Adolöbok's sind:
1. Keliuk
10. Teleher a ngerdot
19. Behil
2. MokodongtU a keUük
11. Blingiis a kalehut
20. Kotomiy a keth
3. Ädolöbok d kluk
12. Kalebut doriomel
21. KüsiMbüy
4. Momoneäang
13. Mongerwdsak.
22. Kilsogur
5. Karitd kohUd4bel
14. Kilsoprdk
23. Aybibukul
6. Tohoriyek
15. MakadSng a galdp
24. Tüuhokol ara ngan
7. ÄrdaMl a kaldu
16. MakadSng a pelü lugdp
25. Asagdl kalyvl
8. Tangä er medim
17. Komoduldk
26. B&nl kdbgul.
9, Ählieb
18. Moblikä
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Von diesen Adolöbok's ist der Kdsuk der wichtigste (Fig. 47), und hat
einen Werth von I 7.50. Er ist der Abschnitt einer schräg roth und gelb
geäderten Perle, deren Grund gelblich und grünen Anflug zeigt. Die Ade-
rung des Kdsuk' 8 heisst Briyl und der abgebildete . wird Tedey briyl ge-
nannt, weil er mit drei Adern geziert ist.
Fig. 48 stellt einen KoMrut vor, der nur den Werth eines Matal a
adölobqk^ also von ca. I 5 hat. Von gleichem Werthe ist der ZaZß&w^ (Fig. 50)
dessen Oberfläche eine viereckige, abgeflachte Erhöhung zeigt. Fig. 49 heisst
Tdeber a ngeraot^ Fig. 51 fanget er medim^ die wie Fig. 52 und Fig. 53
sämmtlich kaum dem Werth eines ^^itor a kaymö'* gleich kommen.
Die Gruppe der Kaldöyok's^ der Gläser, umfasst Geldstücke von ver-
schiedenster Gestalt und Namen; der grösste Theil derselben besteht aus
wirklichem, durchsichtigem Glase, der übrige umfasst auch porzellanartige
Stücke jedoch ohne Oberflächenzeichnung.
Wie schon oben aus der Betrachtung der Gestalt des Audouth im
Allgemeinen hervorgeht, hat das eigentliche Glasgeld vielfache, besonders
benannte Gestalten. Was die Beschaffenheit des Glases anlangt., so kommt
es in verschiedenen Schattierungen der blauen und grünen Farbe, die durch
besondere Namen nicht bezeichnet werden, vor; übrigens aber finden sich
bei sämmtlichen Gläsern Eigenschafben welche diese von den unseren leicht
unterscheiden. Das Glas des pelauischen Äicdouth ist auf der Bruchfläche
(manche Stücke sind beschädigt, oder absichtUch abgebrochen) fettglänzend
und stumpf und durch das Gefühl leicht von unserem härteren, scharf-
brüchigem Glase zu unterscheiden. 'Die Oberfläche der Geldstücke, obwohl
glatt geschliffen, ist nie vollständig poliert und zeigt eine gewisse Rauhheit,
um diese zu entdecken reibt der pelauische Geldkenner das Stück an der
Nase, da durch die Befeuchtung mit dem fettigen Seh weisse die Beschaffen-
heit der Oberfläche deutlicher erscheint, wie auch auf diese Weise die
verschiedenen Zeichnungen , besonders der abgenutzten Perlen deutlicher her-
vortreten. Diese Eauhheit der Oberfläche mag auf der inneren Beschaffenheit
der Masse, die oft ganz kleine Blasen einschliesst, beruhen, da dies beim
Schleifen eine rauhe Fläche erzeugen muss ; andererseits dürfte sie die Folge
des Entstehungsprocesses des Stückes sein. So scheinen die meisten kantigen
und eckigen Stücke ihre Form dem Abschleifen zu verdanken, wogegen die
runden OMüngVs entweder aus freier Hand auf einer Achse gedreht oder
in porösen Formen gegossen sein dürften. Die Löcher in den ersteren Stücken
sind nachträglich gebohrt, sie sind konisch, am weitesten nach aussen;
in den runden Perlen sind dieselben durchgehends gleichweit und auf der
Fläche von derselben Beschaffenheit wie die äussere Seite des Stückes.
In diesen Stücken ist die Rauhheit der Oberfläche gleichsam der Abdruck
der Oberfläche der Form in der sie gegossen und welcher durch das nach-
trägliche Abglätten nur unvollständig entfernt wurde.
Von diesem Glasgelde sind jene Arten am interessantesten, die auf
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ihrer Aussenseite Einlagen rother und gelber Masse zeigen, und folgende
sind von diesen besonders hervorzuheben:
Merimmer (Fig. 18) kommt in bis 2 Zoll langen Prismen von dunkel-
blauem Glase vor, avif deren Oberfläche nur auf den beiden äusseren Seiten,
länglich ausgezogene, nicht ganz schliessende eingelassene Ringe aus gelber,
rother und weisser Masse sich befinden. Diese Massen sind nicht aufge-
tragen, sondern es sind vorher eingegrabene Rillen damit gefüllt
imd sie sind durch nachheriges Brennen gehärtet. In Folge der ganzen Form ,
der Breite und der Gleichseitigkeit der vorderen Flächen könnte man ver-
sucht sein anzunehmen dass die Merimmer's Bruchstücke von Henkeln alter
Glasgeßlsse seien; mein Unbekanntsein mit den alten Glasarbeiten der
asiatischen Völker jedoch lässt mich " vorerst nur eine Vermuthung äussern.
Das unter Fig. 18 abgebildete Stück hat den Werth eines Matdi a Jduk
(I 10) und wird gerne als Halsschmuck getragen. Es befindet sich jetzt
im Besitz des königlichen Museums für Völkerkunde in Berlin.
Fig. 28 hat den Werth eines Mor a kaymö (I 2.50), und ist die abge-
brochene Hälfte eines Matal a adolobok. Entlang der Mitte der zwei Seiten
zieht sich eine Einlage aus rother Masse.
Fig. 29 heisst Baläy und ist auf den Pelau-Inseln wahrscheinlich nur
in einem einzigen Exemplare vorhanden, das zu erlangen mir glücklicherweise
möglich war. Dies Stück ist eine gewöhnliche Olbiüngl-Perle auf deren Ober-
fläche mit rother Masse ein einzelnes Zeichen, mit einem Punkte darüber,
gemalt ist. Das vereinzelte Vorkommen des Zeichens auf der Perle lässt
mich annehmen dass es ein Schriftzeichen sei, indessen gelang es mir
nicht dasselbe mit irgend einem Zeichen der asiatischen Alphabete zu
identifiziren. Es (t-) ähnelt dem arabischen Hamza Zeichen, mit einem Punkte
darüber oder dem umgekehrten Zahlzeichen für zwei, mit einem Punkte
dahinter, je nach dem man die Perle aniässt.
Mai d gadüy heissen einige wenige Glasstücke , auf deren Oberfläche
Zeichen mit gelber oder weisser Masse gemalt, die ich aber leider nie
Gelegenheit hatte anzutreffen.
Zu den interessantesten Stücken des Glasgeldes gehören die Eodok eis
genannten, die unsymmetrisch prismatisch, eine scharfe, untere Kante und
eine schmale, obere Fläche mit ungleich breiten Seitenflächen haben. Die
beiden Seiten sind mit einer, genaue Kenntnisse und hohe Kunst verrathenden
eingegrabenen Zeichnung bedeckt , die dritte Seite ist scheinbar ungeschickt
abgeschliffen, so dass es den Schein hat als sei das Stück aus dem ver-
zierten Rande eines grossen, runden Glasgefösses gebrochen. Dafür spräche
auch die Zeichnung die wirklich ein Theil einer Randverzierung zu sein
scheint. Entlang der scharfen Kante verläuft auf beiden Seiten ein Rand-
strich und ihm parallel nach innen ein einzelner Stengel dessen zugespitzte
Blätter nach beiden Seiten überliegen. Leider bekam ich das Stück nur auf
einem Ausflage zu Gesicht und konnte den Eigenthümer nicht bewegen
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mir dasselbe, wenn auch nur zum Abzeichnen zu überlassen. Alle meine
Bemühungen um ein ähnliches Stück blieben leider erfolglos, so dass ich
nur eine Skizze desselben nach dem Gedächtnis entwerfen kann.
Die Glas-Masse der, Klaweäs genannten Stücke ist mit
jjjM I^^fc ®i^ö^ gefärbten Masse gemischt und hierauf ist die Perle
^n ^^^ .gedreht, so dass sie undurchsichtig wird und ein gestreiftes
^ ^!~ Ansehen erlangt. Die gefärbte Masse ist entweder roth in
hellem Glase oder, wie Fig. 54 zeigt, milchigblau in dunkel-
"^ *• blau und grün.
^"*'*~' Das Glasgeld kommt am zahlreichsten vor, jedoch ist
o. Dnrchfchnftt. ' •' .
b. Eine der Seiten. dor Worth dor Stücko im Vergleich zu ihrer Grösse nur
ein geringer. Die Fig. 20, 24, 25, 26, 27 sind sämmtUch
Mor a kaymö's die somit je I 2.50 werth sind. Fig. 21 , heisst Matal kalebüt
und ist einem Honiäkl (Zinsgeld) oder einem Matal a adolobok^ ca. $ 5,
gleich. Gleichen Werth haben Fig. 22 und 23. Fig. 19 ist ein Matal a Muk
von $ 10 Werth. Die BäkaVs Fig. 16 und 17 werden mit individuellen Namen
belegt unter welchen sie bekannt sind , meistentheils von Frauen bei Fest-
lichkeiten am Halse getragen und stehen ausserhalb des Verkehrs; im
Werthe jedoch stehen sie hinter einem Barak oder Bungäu von derselben
Grösse weit zurück.
Die porzellanartigen Kaldoyok's kommen ausschliesslich in Stücken vom
Werthe eines Mor a kaymö oder eines Honiäkl vor und haben die Gestalt
von runden, längs der Mitte vertikal gekielter Perlen oder ahmen sonst die
der Stücke Fig. 22, 25 und 26 nach. Einige davon sind Prismen von
gleicher Länge und Breite deren Ecken und Kanten etwas abgerundet sind.
Zu den prägnantesten dieser Abtheilung gehört der Karamäl von dem
zwei Arten, der „ZbmatoÄ" und der ^MaräV vorkommen. Die Masse ist
mattes und milchiges Glas und folglich undurchsichtig.
Der Ngartertiü besteht aus dunkelgraublauer, undurchsichtiger Porzellan-
masse mit muschehgem Bruch.
Beim Ngariämmd ist die Masse porzellanartig von türkisblauer Farbe
und beim Kaltopt emeraldgrün mit sehr feiner gelber Scheckung.
Es giebt dann noch zahlreiche andere Stücke deren Namen z. B. : Ogerduy^
Komatak Suk^ Tamerir^ Sis er dubok u. s. w. sind.
Schon früher wurde angedeutet von welcher Wichtigkeit das Geld
für den Einwohner der Pelau-Inseln ist; indessen, ohne einen genaueren
Einblick in die soziale Einrichtung des Volkes ist es unmöglich sich eine
klare Vorstellung dieser Wichtigkeit zu machen. Es sei also vorläufig,
ehe wir die eingehendere Schilderung der sozialen Verhältnisse zu unserer
Aufgabe machen erwähnt, dass auf den Pelau-Inseln gleichwie in sämmt-
Uchen malayischen Staaten das Geld jede Strafe für jedes politische, soziale
und reUgiöse Vergehen ausgleichen kann. Da keine Staatsabgaben bestehen
bilden nur die Strafgelder die Einkünfte der Häuptlinge, sie sind deren
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„gerger** (Quelle). Im pplitischen Leben ist jede Gelegenheit des Verkehrs
zwischen zwei Stämmen auf einen Austausch gewissen Geldes, dessen
Werth und Zahl durch die Sitte fest bestinamt, begründet. Im sozialen Leben
ist Jedermann durch die Sitte gezwungen, im Verhältniss zu seiner Stel-
lung in der Gemeinde , genau geregelte Ausgaben zu unternehmen. Jedermann
ist fttr seine Vettern, seine Kinder und seinen Hausanhang verantwortlich
und muss für sie bezahlen. Eine jede Leistung für einen Fremden muss
bezahlt werden, ebenso wie eine jede Beleidigung desselben auf solche Weise
gebüsst werden muss. Das Familienleben kann gleichfalls nur auf Basis
des Geldes gegründet werden. Obwohl die exogenetische Ehe in der urma-
layischen Form des Ämbü anak^ wo die Nachkonmaenschaft zur Familie der
Frau gehört, und der Mann ihr folgt und ihrem Hause Dienstleistungen
zu verrichten hat zu Vollem besteht, muss derselbe dennoch während der
ganzen Zeit des Bestandes der Ehe ein regelmässig abzustattendes Horau-
Geld und im Falle des Todes auch noch verschiedenes Sterbegeld *) zahlen.
Und in Krankheiten endlich kann der Zorn der Götter nur durch vielfache
Zahlungen an Priester, Seher, Zauberer, Beschwörer u. d. g. beschwichtigt
werden. Ja der Todt^ darf nicht begraben werden wenn nicht erst das,
durch den Gebrauch bestimmte Geld bezahlt wird. Es ist nur wunderbar
dass bei der bestehenden begrenzten Menge des Geldes die Einwohner alle
die zahlreichen Zahlungen ausführen können und es ist deshalb erklärhch
dass die Nachfrage nach Geld, und der Eifer solches zu erlangen sehr gross
und unumgänghch nöthig ist. Um diesem Bedürftiisse des Gelderwerbes
zu entsprechen hat auch die Sitte eine Lösffng der Frage „Arbeit und
Kapital" auf den Pelau-Inseln versucht, und indem sie als die „Conditio
sine qua non" des gesellschaftlichen Bestandes das „Geld" hinstellte, hat
sie sich auch gleichzeitig bemüht dessen Umlauf in der Gesellschaft zu
regeln \ Hierzu gehört die Absicht der Vorbeugung einer schädlichen
Centralisation des Geldes bei den Häuptlingen, durch deren vollständige
Gleichstellung mit dem Volke betreffs ihrer StraflälUgkeit und femer die
genaueste Festsetzung der, in Folge der Sitte erforderlichen Leistungen
ihrerseits dem Volke und den übrigen Häuptlingen gegenüber, wodurch
ihnen grossartige Ausgaben aufgezwungen werden, die das Geld unter das
Volk bringen. Andererseits wird ein ausschliessliches Ansammeln des Geldes,
welches mit der Umgehung des sittlich gebotenen Geldausgebens nur durch
einen völligen Ausschluss aus dem Verbände des gesellschaftlichen Lebens
möglich würde, dadurch unmöglich gemacht, dass Niemand selbstständig
leben und nicht ausschliesslich sein eigener Produzent sein darf. Sachen
die er selbst verfertigt, darf er nicht gebrauchen, er muss sie verkaufen,
dagegen muss er die fllr eigenen Gebrauch kaufen und bezahlen. Hier
») [Eingehenderes in: Todtenbestattung der Pelauaner. Orig. Mitth. aus der
ethn. Abth. d. Kgl. Mus. zu Berlin. 1885 pg. 4 u. ff.]
*) Ausführlicher in: Die soziale Einrichting der Pelauaner. Berlin 1885.
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sind wieder, um dem Ausbeuten und Uebervortheilen zu steuern, die
Preise und Zahlungen stabil, d. i. im Voraus bestimmt, unveränderlich
und Jedermann bekannt. Dann kommt als Hauptgrundlage der oben ange-
deuteten sozialen Gesetze in Betracht, die möglichste Dezentralisation der
Gesellschaft mit einer mathematisch genauen und ausführlichen Anordnung.
Die ausfdhrlichere Betrachtung der sozialen Verhältnisse der Pelauaner,
die in einem anderen Aufsatze geschehen, weist in der primitiven Ein-
richtung derselben manche Anklänge an die Tendenzen der europäischen
soziaUstischen Regungen auf, deshalb aber dürften auch erstere nur von
um so grösserem Interesse sein , als beweisend dass das Streben nach einem
gesicherten, geordneten und gleichberechtigten Dasein dem menschlichen
Geschlechte schon in sehr frühen Stadien seiner Existenz eigen war.
Nach der vorstehenden, eingehenderen Schilderung des pelauischen Geldes
und dessen Bedeutung für die gegenwärtigen Einwohner, erübrigt es
mir über seine Bedeutung in der früheren Zeit unter den hiesigen Insu-
lanern zu sprechen. Meine diesbezüglichen Nachfragen auf Pelau und Yap
führten zu recht interessanten Resultaten.
Betreffs dessen, was die heutigen Pelauaner selbst über ihr Geld wissen ,
theilte ich in meiner Schilderung der Pelau-Inseln ün Hefte IV des Journals
des Museum Godeffroy die drei Haupttraditionen über das „Audouth'* mit,
und kann ich dieselben heute nur bestätigen. Da das Journal wegen seines
hohen Preises nicht fllr Jederman zugänglich sein dürfte und im Drucke
einiger Namen Fehler vorkamen, so wiederhole ich diese Traditionen laut
welchen das Geld in drei Plätzen auf den Pelau-Inseln entstanden sein soll :
In KeMäü^ auf den Zai/awZ-Inseln und auf der Insel Äniaur. Die Kekläü-
Sage scheint die ursprünglichste zu sein.
Der Vogel Kiüit {Gcdornis pacificus s. KittUtzii) kam von Namsar nach
KeJdäü und trank Wasser aus einem Astloche des Baumes Bar§. Er wurde
schwanger und gebar einen kleinen Fisch, der in der Wassergrube der
Baumrinde blieb bis ihn die Leute fanden. Man nahm ihn in einer Schale
mit nach Hause wo er indessen so rasch wuchs, dass man ihn in der Folge
in immer grössere Gefässe setzen musste, bis dass er die grosse Tridacna-
Schale ausfällte , von wo man ihn endlich als einen jungen Atomagay (ein grosse
Serranua Art) in die See Hess. Der DuU (ein grosser BcUistes) wurde sein
Gemahl und der grosse Serranics der ein ganzes Land auf seinem Rücken,
^]^rof\ von dem er auch seinen Namen bekam trug, begab sich an die
Insel Aniaur wo er ein Mädchen gebar. Das Kind Ardirgun genannt, ging
ans Land und spielte mit den Kindern der Insel , wo es von denen des
Atcgerpdau nach dem Wohnhause eingeladen wurde. Den Tag über spielte
das fremde Kind am Lande, ging aber des Abends an den Strand um mit
der Mutter in die See zu steigen. Da man es aber lieb gewonnen, so wollte
man es behalten und mit Zustimmung ihrer Mutter bUeb Ardirgun im
Hause des Aicgerpelau wo sie zu einer Frau heranwuchs. Indessen sie wuchs
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so rasch und wurde so gross wie einstmals ihre Mutter in KeUaü und
bald ekelte man sich vor ihr, so dass man ein separates Haus für sie
erbaute wo man ihr die Speisen zuwarf.
Diese Behandlung that der Frau wehe und sie klagte ihr Leid der
Mutter welche ihr Aniaur zu verlassen rieth. Ärdirgun verabschiedete sich
von ihren Pflegeltem, sprechend: „Ich bin schwanger; würdet ihr mich
bis zur gehörigen Zeit gepflegt haben, so würde der ganze Inhalt meines
Leibes Geld und dieses würde Euer Eigenthum geworden sein. Da es aber
anders wurde, so sollt ihr bloss das hier haben." Dabei streifte sie sich über
die dicken Finger und es fiel lauter Pelau-Öeld auf den Boden. Darnach
ging die Frau weg und verschwand mit ihrer Mutter in der See.
Auf diese Weise erhielt Aniaur sein Geld und Atcgerpdau's Haus
Matelgöu^ war einstens eins der reichsten in Pelau. Der erwähnte Fisch trug ,
wie oben gesagt auf seinem Rücken des Land ,,]^rof\ dessen Strand mit
lauter Pelau-Geld bedeckt wurde. In demselben lebte die Tochter und viele
Strandläufer welche ihre Kinder waren. Einer von diesen , ein Okak {Nummius)
unter dem Namen AdcUrök bekannt, besuchte Pelau und kam naöh Kekldü^
der Heimath seiner Grossmutter. Hier fing er an ^^AudoutK' durch den
Mund zu brechen. Die Frau des Hauses ^arudeu sah ihn, und als ihr,
vom Haiflschfang heimkehrender Sohn den AdcUrök ansprach, kündigte
dieser seinen Tod an und gebot seinen Magen zu untersuchen in welchem
dann Geld gefunden wurde. Im Ganzen erhielt KeUäü 70 Stücke, nur gelben
Geldes und das Haus Narudeu war das zweite, reiche Haus Pelau's. Das
Haus verarmte später und das Geld ging an das Haus Karman in dem-
selben Lande über.
Die dritte Tradition betrifft die Inseln Kayanl. Ardahor, König von
Kayanl ging mit seinem Sohne fischen und bei dem Kossol-RiflF angelangt
befestigte er sein Kanoe an einem Korallenblocke, der jedoch der Stachel
der Rückenflosse des DwArZ-Fisches , des Gemahl's des Atomagay-Yi&GYi^ war.
Während der Vater schlief, zog der Dukl das Fahrzeug nach dem Nrot-
Lande, wo der Sohn, das Berühren des Strandes durch das Fahrzeug hörend,
aufwachte. Er ging an den Strand, sanunelte einen Korb voll des bunt-
farbigen Strandgesteins und warf damit nach den zahlreichen Strandläufem ,
so dass nur eine geringe Menge im Korbe zurückblieb. Als der Vater
erwachte, befanden sie sich wieder auf der alten Stelle und der Vater
erhielt den Rest der Steine, die sich als ^Aitdouth** erwiesen.
Eine andere Sage will noch wissen dass Arakolon sein Geld auch aus
einem unbekannten Lande erhielt. Die Frau des Iratey nämlich wurde
wegen ihrer Zanksucht auf einem Riffe ausgesetzt , wo sie von einem Manerner
(Platurtis) gerettet und von ihm auf dem Nacken nach einem Lande gebracht
wurde, von wo sie dann mit Geld zurückkehrte.
Alle diese Traditionen deuten darauf hin, dass das j^AtidoiUh'* von
einem fremden, und zwar, da die Traditionen zusammenhängen aus einem
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und demselben Lande gekommen ist. Die Eingeborenen glauben noch heute
allen Ernstes an das iVVo^Land , welches auf dem Ozean ft-ei umher schwimmen
soll, weshalb es auch unmöglich ist, es absichtüch zu erreichen. Genauere
Nachfragen meinerseits ergaben Thatsachen die , wenn auch nicht? genügenden
Aufschluss über das Geld selbst, dennoch über den Ursprung des Geldes
für Pelau ziemlich sichere Auskunft geben.
Es ist allgemein bekannt dass in Yap manchmal Pelau-Geld in der
Erde gefunden wurde, und die yapsche Tradition behauptet dass, bevor das
Palan (Arragonit)-Geld von Saepin (Saypan auf den Ladronen) auf Yap
bekannt wurde, die Yaper das pelauische Geld kannten und gebrauchten.
Das erste PoZan-Geld war sehr hoch geschätzt und dem ^AudoutK' vor-
gezogen. Erst ein später stattgeftmdenes Antreiben yapscher Kanoes in
Pelau, wobei sie die reichen Arragonit-Lager im Süden der Pelau's kennen
lernten, bewog die heutigen Yaper ihr altes Geld aufeugeben und das
neue herüber zubringen , was noch bis zum heutigen Tag , nur auf eine
stärkere Weise als früher, wo die Stücke ganz klein waren, geschieht.
Demnach käme das pelauische Audouth aus Yap und erübrigt es nur zu
untersuchen in wiefern die Aussage der Yaper sich durch Thatsachen
beweisen lässt. Ueber das Vorkommen vereinzelter Stücke des pelauischen
Geldes auf Yap liegt kein Zweifel vor ; wie ich aus eigener Erfahrung weiss ,
brachte^ Yaper solche nach Pelau und wurden sie für pelauische Gegenstände
los. Die Yaper selbst finden diese Stücke, fertig gebohrt, zufällig im Boden
ihrer Plantagen , obwohl früher auch einige noch ungebohrte Stücke geftinden
'feein sollen. Indessen auch viel gewichtigere Umstände sprechen dafür , dass
dieses Geld von Yap kam. Die Tradition giebt KeJdäü in Anararth^ im
Norden der Insel Baobelthaob, als den Ursprungsort des jjAudouW an.
Indessen, es ist bekannt und allgemein auf den Pelau-Inseln anerkannt, dass
Kekläti durch vertriebene Yaper angelegt wurde. Nachdem das Palan-Geld
von Saepin in Yap bekannt wurde, vertrieben Kanoes mit Leuten von
Tomil und Rul in Yap nach der Insel Pililu und gründeten nach längerem
Umherziehen das Land Kekläö oder auf yapsch „ffecZaw,** wie auch ein
Land solchen Namens noch heute auf der Westseite von Yap existiert. Es
ist also nicht unmöghch dass die kekläüsche Tradition auf einer yapschen
Einwanderung und einem Mitbringen des Geldes von Yap beruht. Auch
die Tradition von Kayanl gestattet ein solche Annahme. Die altpelauischen
Sagen erwähnen Zeiten wo die Einwohner das Segeln noch nicht verstanden.
Die Kenntniss des Segeins und der Segelkanoes, die anfänglich ganz den
yapschen Tapjy's glichen, ging von Arakolon aus, und die berühmte Fahrt
der sieben AugeFs oder Kalith's (der Götter) die den Grund der heutigen
pelauischen Zustände legten, fand vom Norden nach dem Süden statt. Die
Kayanl Inseln wurden also früher mit den Yapern bekannt, als die süd-
Uchere eigenthche Pelau-Gruppe. In Allgemeinen scheinen Ankömmlinge
von Yap einen viel grösseren Einfluss auf die pelauischen Verhältnisse
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als bekannt ist ausgeübt zu haben. So wurde z. B. Ärdolölok auf Pililu
in alten Zeiten von denselben Einwanderern angelegt, die das pelauische
Palan entdeckten ; ferner erinnert der Name des jüngsten pelauischen Staates
Koryor^ an^Gorör in Yap, wie denn auch dieser Name von den hier ankom-
menden Yapern auf ganz ähnliche Weise ausgesprochen wird. Die Begründung
des heutigen Aiditschen (königlichen) Hauses von Koryör wird auch einem
Eingeborenen von Yap, der viel Geld mitbrachte und in die Familie hinein
heirathete zugeschrieben.
Im Ganzen genommen scheint für die Annahme dass das heutige
pelauische ^^AudoutK' von Yap herstammt, genügender Grund vorhanden,
wobei es zugleich ersichtlich wird, dass Einwohner von der Insel Yap zu
der Begründung der heutigen Verhältnisse auf Pelau in bedeutendem Masse
beigetragen haben mussten.
Ob aber der unverkennbare Einfluss der Yaper auf die Pelau-Inseln ,
oder vielmehr ob die Spuren eines sehr frühen Verkehrs mit den Pelau-
Inseln den heutigen Bewohnern von Yap zuzuschreiben sind, möchte ich
bezweifeln. Wäre es der Fall, so müsste Pelau etwas mehr Uebereinstim-
mung mit der modernen Einrichtung der Yaper aufweisen, wogegen wir
in der sozialen Einrichtung der beiden Völker einer grundsätzlichen Ver-
schiedenartigkeit begegnen. Auf Yap ist die Stellung der Frau eine unter-
geordnete und die Kinder erben ihren Stand von dem Vater, femer be-
steht auf Yap die Sklaverei ^). Würden die heutigen Yaper auf die heutige ,
von den Augel's abgeleitete soziale Einrichtung der Pelauaner einen gestal-
tenden Einfluss ausgeübt haben, so würden sich auch Spuren der Haupf-
Institutionen der heutigen Yaper finden. Dagegen findet man, dass der
yapsche Einfluss nur auf das Namengeben für Kekläü , dessen einer Landungs-
platz auch Ongohitd (Name der Matelotas-Inseln) heisst , dann auf die Anlage
von Ärdolölok auf Rlilu (der Name ist indessen pelauisch) und auf einige
Personennamen wie z. B. Maressebd^ der hier ein Menschenname, auf Yap,
in Gror^ der Name der Landesgottheit ist, sich beschränkt. EigentUch war
dieser Einfluss ein sehr begrenzter und lässt es sich darauf zurückführen ,
dass die heutigen Yaper als Besucher kamen, ihr Geld schlugen und dafür
nicht nur gelegenthch das Axidöuth mitbrachten, aber auch den Pelauanern
in mannigfacher Weise dienstpflichtig waren, wie denn überhaupt die Yaper
auf Pelau von vielen Ländern und noch vor zehn Jahren auch von Korryor
mit Geringschätzung angesehen wurden.
*) Man darf nicht die so genannten „kleinen Länder" Pelau*s mit den Sklaven Yap's
identifizieren. Diese kleinen Länder,'Cnd sich frei regierende Staaten, die aus politischen
Ursachen, geschichtlich nachweisbar, immer einem grossen Lande untergeordnet wurden.
Sie unterliegen zwar gewissen politischen Beschränkungen, aber diese gehen nicht so
weit wie auf Yap, wo der geschlechtliche Verkehr mit einer Melingay-Frau auf s strengste
verboten ist. Solche kleine Länder befinden sich auch auf Yap, und neben diesen
kommen noch die ganz für sich abgeschiedenen und unter eigenen Häuptlingen stehenden
Sklavendörfer vor.
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Das sämmtliche pelauische Geld konnte aber nicht durch die Yaper, welche
kamen um ihr Pälang zu schlagen, gebracht worden sein und es ist viel wahr-
scheinlicher dass das Volk , welches das Äudouth nach den Karolinen brachte ,
auf beiden Plätzen, Yap und Pelau lebte. Die heutigen Yaper sagen dass
sie vom Norden kamen und sie wollen Yap unbevölkert gefunden haben.
Sie sagen aber auch dass das Audouth von ihnen immer in der Erde ver-
schüttet gefunden wird , dieses Äudouth kam also nach Yap noch vor ihrer
Ankunft und stammt also von einem Volke, welches Yap vor ihnen
bevölkerte. Die Ueberreste dieser früheren Bevölkerung möchte ich in den
heutigen yjMdingäy's'^ den Sklaven der Insel Yap sehen, denn sie werden
von den heutigen Yapern ganz wie ein unterjochtes, seiner Abkunft nach
grundverschiedenes Volk behandelt.
Die Vorfahren der Yapschen Mdingäy's könnten die Augä^s gewesen
sein, die den heutigen Pelauanern ihre soziale Einrichtung und ihr Audouth
gebracht haben und dann ist die Anlegung KeMäü's durch Yaper erklärlich.
Es waren das aber die früheren, nicht die heutigen Yaper. Dieses scheint
auch darin eine Bestätigung zu finden, dass das Land Geclau in Yap ein
Sklavenplatz von Crror ist. In der Zeit aber, wo seine Einwohner auf die
See gehen durften, waren sie noch keine Sklaven. Als solche konnten sie
nicht nach Pelau gelangen und hier Ardolölok und Xekldü anlegen. Die
freien Yaper aber, wenn sie ein Land begründeten, würden ihm nie den
Namen eines Sklavenplatzes geben.
Nach der Tradition hatten ja die Pelau-Inseln schon vor der Ankunft
der Augd's eine Bevölkerung die höchst unbeholfen auf See , die Schiffahrt
erst von den Fremden erlernte. Diese Fremden können nur die heute fllr
KalitKs^ für Götter gehaltenen Augd's sein, die dem früheren Volke eine
Gesittung, soziale Einrichtung, und ihr Geld gaben; deshalb werden noch
heute ihnen besonders geweihte Fahrzeuge, als ihr Bild angesehen.
Bei der Annahme solcher Verhältnisse brauchte der frühere Verkehr
zwischen den beiden Völkern nicht sehr lange zu bestehen , derselbe konnte
im Laufe der Zeit aufhören und wurde schliesslich ganz aufgegeben, viel-
leicht in Folge der Eroberung von Yap durch die heutigen Einwohner.
Man könnte auch ganz gut voraussetzen , dass eben in Folge dieser Eroberung
ein Theil der Bevölkerung sich auf die See flüchtete und nach Pelau gelangte.
Indessen ohne Rücksichtnahme auf eine mögliche Herkunft des Audouth
aus Yap, muss man seine ursprüngliche Heimath an ganz anderem Orte suchen.
Die früheren Einwohner Yap's konnten es auch nicht gemacht haben , sondern
sie mussten es von irgendwo anders mitgebracht haben. Auf den nachbar-
Uchen Inseln der Karolinen konnte das Geld nirgends entstanden sein und
die erste Vennuthung wird sich der nächsten Heimath einer entwickelten
Porzellan- und Glasindustrie zuwenden und diese kann man nur in Asien
suchen. Die gesellschaftUche Einrichtung der Pelauaner betrachtend, sieht
man klar, dass sie ihre allseitig vollständige Entwickelung nur dem Vor-
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bandensein des Äicdouth zu verdanken, hat, ja man könnte sich diese
Entwickelung ohne das Ätcdouth gar nicht denken; wie es am besten die
gesellschaftlichen Verbältnisse der östlichen Völker der Karolinen beweisen,
die, obgleich den Pelauanern stanam verwandt nahestehend und den Aufbau
ihrer sozialen Einrichtung auf ganz dieselben Grundbegriffe stützend , aber
des Ävdouth entbehrend, sich ganz anders und unvortheilhafter ausgebildet
haben.
Die Prinzipien aber das pelauischen politischen, staatlichen und gesell-
schaftlichen Lebens tragen den urmalayischen Charakter, wie er in der
Verfassung des alten Menangkabau's auf Sumatra und mancher wilder
Malayenstämme des malayischen Archipels geschildert wird. Das ÄudmUh^
ein Ausfluss der malayischen Kultur, kam jiach dem Osten mit den Trägem
dieser Kultur und dass das Äicdouth von Malayen gebracht werden konnte,
darf man annehmen, wenn man in Betracht zieht dass die Orang henua
ihre Strafen an die Häuptlinge in groben chinesischen Tellern^) bezahlten,
dass auf Celebes einige Stämme uralte Gefässe, als heiliges Erbe von ihren
Vorfahren , sorgfältigst aufbewahren und endlich dass die meisten der Inseln
mit Chinesen im Verkehre standen, von welchen sie Porzellanwaaren sehr
früh kennen lernten und eintauschten.
Ein Vergleich des Äudouth mit den Erzeugnissen der alten, asiatischen
Porzellanindustrie wird jedenfalls den Ursprung desselben feststellen und
wird die alte Kultur der, den östlicheren Theil des malayischen Archipels
bewohnenden Völker, genauer in ihren Einzelheiten bekannt, so wird es
leicht sein auch die unmittelbare Herkunft des Äudouth und somit die
ungefähre Zeit der Ankunft der malayischen Einwanderer nach den Pelau's
zu bestimmen, was heute aus den Ergebnissen meiner lokalen ethnologischen
Forschungen nicht gut möglich ist. Jedenfalls wird es nicht zu gewagt
sein , ajizunehmen dass diese Zeit weit zurückliegt und dass zu ihrer Bemes-
sung einige Jahrhunderte wenig anschlagen dürften, weil die Einwanderer
von Ngarüangl^ von denen verschiedene der wichtigeren Häuptlinge ihre
Herkunft ableiten, und die die letzten fremden Ankömmlinge vor der Ankunft
der Weissen waren, wenigstens vor 300—400 Jahren ankamen; sie aber
fanden schon die heute herrschenden sozialen Verhältnisse vor.
>) Waitz: Anthropologie, 5 Th. pag. 178.
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DER HAUSBAU DER YAP-INSULANER.
EIN BEITRAG ZUR KENNTNIS DER YAPSCHEN INDUSTRIE
VON
J. S. KUBARY^).
Mit Tafel 2-7.
Aehnlich wie die Bay's auf den Pelau-Inseln , bilden die Falyü's und
die Febay's oder Pebay's auf Yap, das Haupterzeugniss der einheimischen
Baukunst, die gleich der in Pelau ebenfalls ihre Salap's^)^ den dortigen
TaMbay's^) entsprechend, besitzt, obwohl sie streng genommen sich nur mit
dem Kanoebau befessen. Auf« beiden Inselgruppen von ganz gleicher Bedeufeng
und Anwendung, sind die yapschen derartigen Gebäude zwar weniger
omamental; nichts desto weniger aber sind sie das Erzeugnis einer ent-
wickelten und selbstbewussten Kunst, in welcher der Insulaner, in hohem
Grade unter dem Mangel an gutem Baumaterial leidend, seinen Geschmack
vielmehr praktischen Rücksichten anpassen musste, um dem Werke
schliesslich nicht einen zu grossen Abbruch zu thun. Denn wenn das Febay^
mit dem pelauschen Bay verglichen , auch weniger bunt in Folge des Weg-
falls der Schnitzereien und der Malerei erscheint und den Eindruck der
Solidität, wie sich dieser dem Beschauer in dem durchweg aus behauenen
Balken aufgeführten pelauschen Gebäude sofort repräsentiert, nicht auf
den ersten BUck zu Wege bringt, ist dasselbe mit nicht geringerem Auf-
wände von Fleiss hergestellt imd ein genauer Vergleich wird dem yapschen
Sälap wegen des charakteristischen und gefälligen Aeussem seiner Bauwerke,
wie auch wegen der Gründlichkeit des Baues selbst, in mancher Hinsicht
den Vorrang zuerkennen müssen.
Die wichtigsten Eigenschafben wodurch die yapschen Falyü's oder
[Durch die nachfolgenden Mittheilungen wird das im Journal des Museum Godefifroy
Vol. I. Heft II, pg. 17, über den Gegenstand Gesagte in erschöpfender Weise ergänzt.]
^ Dieser Name ist dem rukschen C^nap und dem mortlockschen Süelap identisch.
') [Leute in deren Familie die Kenntnis der Baukunst vom Vater auf den Sohn fort-
erbte imd die in einem, durch das innerste Wesen derselben bedingten Verkehr mit
den Göttern stehen.]
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^ so -
Febay^s von den pelauschen Bay's unterschieden, lassen sich folgendermassen
zusanunenfassen.
Das Bay ist viereckig, während das Febay auf der Mitte beider Kurz-
seiten in eine Spitze ausläuft, so dass es im Ganzen sechs, zwei parallelle
lange und vier schräge kurze Seiten hat. Das Bay besitzt zwar „Stein"
(Fat) genannte Fundamente, die thatsächlich jedoch aus Holzbalken bestehen ;
beim Febay dagegen findet sich immer eine, ca. 80—90 cM. hohe, sechs-
seitige Unterlage Cöbok genannt, auch dann wenn der Bau von einem
grösseren steinernen Unterbaue, der alsdann Bäif heisst, sich erhebt
(vergl. Fig. 1 Taf. 11 & Fig. 1 Taf. III). In der yapschen Bauart herrschen
Rundhölzer vor, deren Verbindung mittelst Kokoszwim geschieht und im
Sttitzsystem kommen zahlreiche, in die Erde eingelassene Pfosten zur
Geltung von denen als besonders charakteristisch die mehrfach angewand-
ten, gewaltigen medianen Dachstützen hervorzuheben sind^).
Als Grundlage einer eigehenderen Betrachtung der Construction der
yapschen Febay' 8 diente mir das in Amün gelegene, Ekef genannte,
welches bei der in der yapschen Bauweise herrschenden Uebereinstimmung
sämmtliche charakteristische Merkmale besitzt und ausserdem noch seiner,
vom Ufer entfernten und nur vermittelst eines langen Steindammes {Gäcet^
auf Pelau Gädes) zugänglichen Lage halben, von besonderem Interesse ist.
Die Dimensionen eines gewöhnlichen Febay's betragen : 22,5 M. Länge bei
7 M. Breite und 8 M. Höhe, vom Steinfundamente bis zur Firste gemessen.
Da jedoch die, nahe dem Seestrande stehenden Gebäude, als Schutz gegen
Wind und Regen noch einen bedeckten und seitlich durch eine Wand
abgeschlossenen Raum längs ihres ganzen Umfanges haben, so vergrössert
sich die Länge und Breite des gesammten Gebäudes um je 2 M. Dieser Sees
genannte Raum fällt bei den im Innern des Dorfes stehenden Gebäuden,
die allein den Namen Febay tragen, fort. Auf manchen Plätzen sind die
im Dorfe befindlichen und für die älteren Männer bestimmten Gebäude,
die den pelauschen Baya rüpak entsprechen, etwas grösser; so z. B. das
^Tdendc Febay'' in TJnean^ welches 29,32 M. lang, 12,84 M. breit und
10 M. hoch ist. Die grössten Febay's der Insel befinden sich in Gror^ Tomil
und Bugol und ist das Lainegd Febay in letzterem Platze das grösste.
Die yapschen Febay's und Falyü's sind also bedeutend grösser als die
pelauschen und da sie sich meistentheils am Ufer, auf etwas vom Stande
hervortretenden Steinbauten erheben , tragen sie in hohem Grade zur Belebung
der, durch reiche Kokoswaldungen geschaffenen Uferlandschaft bei.
») Das omamentale Verbinden mit Kokoszwim, das Vorwiegen der Rundhölzer und
besonders die medianen Dachstützen nähern das Febay dem ponapschen ^cy. Namentlich
die letzteren werden auf den, zwischen Yap und Ponape liegenden Inseln nicht gebraucht.
Der Name für sämmtUche Dachpfosten ist auf Yap Yürak und auf Ponape ür, so dass
meine später, bei Besprechung der pelauschen Baukunst zu begründende Vennuthung,
dass zwischen Ponape und Yap einstmals eine Uebereinstimmung der Kulturbegiifife
bestand, hiedurch eine fernere Stütze erhält.
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Die Gebäude bestehen aus zwei, jeder für sich betrachtet, sehr gründlich
ausgefahrten Theilen, dem Dach und der Wand; deren Zusammenhang
indess von untergeordneter Bedeutung ist^).
Das Dachgerüst besteht aus einer medianen Reihe von fünf Pfosten
für die sämmtlich möglichst starke Baumstämme, gewöhnlich des Kd-
Baumes {Terminalia ccdappa) gewählt, werden. Alle haben eine Höhe von
7,5 M. und darüber, wobei sie ausserdem noch 1,50 M. in die Erde einge-
graben werden, so dass ihre ganze Länge 9 M. beträgt. Der mittlere,
„Naldp*' (A, Taf II Fig. 1) erreicht eine Dicke von 60 bis 90 cM. im unteren
Theile, die beiderseitigen nächsten, „Niihi (B), sind gleich den äussersten,
jyDugä'' (C), etwas schwächer, selbst bis 35 cM. an Dicke abnehmend. Sämmt-
liche Pfosten bleiben rund und \^erden nur von der Rinde befreit. Ueber
die Enden dieser Pfosten wird der Omat- (1) Baum, ein 25 cM. dicker Palm-
stamm gelegt, der jederseits ca. 0.5 M. über den äussersten Balken hinaus-
ragt. Dieser Balken ist die Hauptstütze der Dachfirste.
Auf den beiden Langseiten entsprechen den mittleren Pfosten je sechs
andere auf welchen in verschiedener Höhe zwei dicke Palmstämme ruhfen,
die den unteren Dachbalken entsprechen. Der unterste heisst Rälap (2) und
ist nur UM. lang. Die, seine beiden Enden stützenden Pfosten heissen Gile(D)
und werden ebenfalls aus möglichst dickem Material gefertigt. Die übrigen
vier Pfosten heissen Bilde (E) und unterscheiden sich von den vorigen
dadurch , dass sie den Rälap in einer Einkerbung tragen , ihre Enden dagegen
über ihn hinaus reichen und den oberen Dachbalken Mot (3) stützen. Dieser
Balken der mit dem unteren verglichen, etwas nach innen liegt und von
ihm durch Querbäume Llori (M) geschieden, ist aus einem Kokosstanun
verfertigt und ebenso lang als die ganze Langseite des Gebäudes, in dessen
seitlichen Ecken er durch besondere Pfosten, Yurak i moto^ gestützt wird.
Die Verbindung der sämmtlichen Balken geschieht mittelst Kokoszwirn
und das entstandene Gestell, hauptsächlich die Befestigung des mittleren
Theiles des Gebäudes bezweckend, dient zum Anbringen der Sparren You(K)^
die sänuntlich aus 11 — 12 cM. dicken ^reca-Stämmen (in den grösseren
Febays aus 25 — 30 cM. dicken Baumstämmen, bestehen. Diese Sparren
werden in der Zahl von dreizehn, in ziemlich gleichen Abständen nach
oben divergirend, und zwar an sämmtliche drei Längsbalken des Daches
befestigt. Wenn an die ganze Länge dieser Balken die Sparren verbunden
sind, wird in deren Kreuzung oben der ?7i-Balken (5) befestigt, der der
wirklichen Länge des Daches entspricht, während die unteren Enden an
einen nach aussen gelegenen ÄrecaStamm Mabil (9) befestigt werden. An
diese beiden Balken, die ihnen entsprechende Yurakien Ul- (H) und Yurake-
mabü- (I) Pfosten haben, erfolgt dann die Befestigung der übrigen Dach-
5) Dasselbe findet sich auch in den ponapschen Häusern. In beiden Fällen sind die
Wände separate Rohrgeflechte die zur Verstärkung des eigentlichen Hauses nicht beitragen.
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Sparren, und um dieselben im oberen Theile zu stärken wird an deren
innerer Seite der Jnt^^Balken (4) befestigt, der seinerseits nicht nur an
den beiden Enden, sondern ausserdem in, den medianen Pfosten entspre-
chenden Abständen durch Yurakienut- (G) Pfosten getragen wird. Quer über
die beiden Inuts liegen eine Anzahl Güimdau- (N) Hölzer die als horizontale
Stützen dienen sollen und welche ausnahmsweise wohl auch bemalt werden.
Da in Folge der trapezoidalen Form des Daches die oberen Hölzer
länger sind als die unteren, müssen die äusseren Pfosten hervortreten,
und dies fahrt zur Entstehung der winklig gebrochenen Kurzseiten der
T&pau's^ die zwei dreiseitige, oben spitz zulaufende Giebelwände vorstellen.
Auf das oben beschriebene Dachgestell kommt nun noch , wie auf Pelau
und Ruk, ein äusseres Gerüst das zum Befestigen der Dachbedeckung dient.
Dieses besteht erstens aus horizontal verlaufenden Nobay- (7) und diese
dann kreuzenden Jiwoc- (?) Latten , welch letztere von innen durch besondere
Hülfslatten, Enüp (8), noch verstärkt werden. Bei dem Mangel an entspre-
chendem Holze werden diese Theile aus dünnem, zu dickeren Bündeln
zusammengebundenem Bambusrohr verfertigt. Die Kreuzung der Jiw?oc-Stücke
wird dann noch durch ein drittes Firstenstück verstärkt, welches Nücik
heisst und zugleich zur Befestigung der Firstendecke dient. Dieses dritte
Stück findet sich auf den Karolinen nur noch bei den nukuorschen Häusern.
Die Dachbedeckung besteht gewöhnlich aus schräg durchflochtenen
Kokosblättern , Cigiy^ oder aus Pandanus-Blättern , Fw, welche dann eben
wie es auf Ruk und Pelau geschieht, gerade und nicht gekreuzt, wie auf
Ponape, gelegt werden.
Die Befestigung selbst geschieht Sparsamkeits halber nur in geringerem
Maasse mittelst Kokoszwirn , die meisten Blattschindeln werden mit Fasern
der Kokosblattstiele an das Gerüst gebunden.
Die Firstendecke, Aloyd (AA flg. 1 Taf. H), besteht aus zusammen-
geflochtenen Kokosblättern und wird mittelst quer durchgestochener Pflöcke
an dem Nvjcik festgehalten.
Nachdem ^dieser Theil des Gebäudes vollendet, schreitet man zur Ver-
fertigung der Wände für die vorerst ein möglichst solider unterer Eahmen,
To genannt (0 Taf. H), von der Form eines ausgezogenen Sechseckes als Basis
hergestellt wird. Die dazu verwandten Balken sind, 30—40 cM. dick und
werden auf den Kreuzungsecken in einander eingelassen. Auf diese Stellen
kommen dann auch die, schön rund gearbeiteten 30—40 cM. dicken Eck-
pfosten (S) zu stehen, die eine Höhe von 1.60 M. erreichen. Diese Pfosten
heissen Tabedün und tragen nach oben und aussen den Odwn-Balken, der
als Stütze für das Dach des Sees-Goxiges und fttr die Tepau-Kölzer dient.
In die obere Seite der To-Balken werden nun die Wandpfosten, Dik (T),
eingelassen und zwar so, dass vier, ca. 1.30 M. breite Thüröffhungen , durch
grössere Zwischenräume getrennt, entstehen. In den grösseren Febay's
giebt es solcher öflhungen sechs auf jeder langen , und je zwei auf den
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Kurzseiten. Diese Wandpfosten sind, ähnlich den pelauischen Kad^ vier-
kantig und breit gearbeitet, nach oben aber sind sie nicht in einen Balken
eingelassen und so mit dem übrigen Gerüst verbunden, sondern sie werden
durch einen, auf ihrer inneren Seite befestigten 12 cM. dicken Gilidak- (U)
Balken oder Baum aus ^rec^^-Stamm , durch zahlreiche besondere Pfosten,
Medid (V), gestützt, zusammengehalten.
Die, die grösseren Zwischenräume zwischen den Wandpfosten aus-
füllenden Wandtheile können zweierlei Art sein. Sie heissen Ergay wenn
sie aus zwei Lagen sich kreuzender 5—8 mM. dicker Rohre, die auf
gewissen Stellen regelmässig mit Zwirn durchflochten werden, bestehen.
In den Falyu's^ d.i. den dem Strande entlang stehenden Febay's^ die stets
noch eine zweite äussere Wand haben, bleibt es gewöhnlich bei dem ein-
fachen Ergay] bei den eigentlichen Febay's aber, den innerhalb des Dorfes
stehenden Häusern , welche der Runrun Wand entbehren , kommt noch eine
äussere , Lum genannte , hinzu die aus quer verlaufendem Rohre und der ,
dieses vertikal kreuzenden, zu einem Muster gestalteten Zwirnverbindung
besteht. Beide Wandarten sind in Fig. 1 und 2 auf Taf. VII dargestellt.
Die Konstruktion der beiden Giebelseiten , Tepäu , (Fig. 2 und 3 , Taf. III),
ist eine ziemlich complicierte , ohne dass es jedoch spezielle Benennungen
für sämmtUche einzelne Theile giebt. Als Hauptstützen dienen jederseits
8—4 vertikale Hölzer Len a tepäu ^ (d, flg. 2, Taf. HI) die von horizontalen
Kuien a tepäu aussen und innen (b) gekreuzt werden. An diese Stützen
wird dann aussen ein, aus dünnem Rohr geflochtenes Gerüst befestigt, an
das endlich das Cigiy aus vertikal verlaufenden, ineinander verflochtenen
Kokosblättern angeheftet wird (Fig. 3). Diese werden dann in gleichen
Abständen durch horizontal hegende Rohre dem Gerüst angepresst imd
längs der Winkelkante verläuft endlich noch ein weiteres Rohrstück, an
welches dort wo es die eben erwähnten kreuzt, eine Muschel, Ovula
Ovum, gehangen ist. Dass die Tepdw- Wand aus dem pelauischen ifeZe/c hervor-
gegangen, ist daraus zu schliessen dass sich bei demselben in der Form
des Honian ein behauener Balken, Gargar a tepau genannt, findet, der
die Ränder der Giebelwand bedecken soll.
Dem ponapschen Mällan entsprechend, befindet sich auf der inneren
Seite der !^epa^^Wand ein Bvy genannter pultähnlicher Vorsprung der aus
einander kreuzenden Rohrstäben besteht und dessen freier Rand durch
einen 12 cM. dicken Balken Metidiy (f) verstärkt wird. Dieser Balken ist
gleich dem Güimelau mit Bemalung und Schnitzwerk versehen.
Der Fussboden , Cubiip , des Febay's , besteht aus dem steinernen Unterbau
auf welchen hartgestossene Erde gebracht wird , die solchergestalt hergerich-
tete Fläche, wird durch daraufgelegte Kokosstämme Goc (X) in verschiedene
Abtheilungen geschieden von denen die drei längs des Gebäudes verlaufenden
besondere Namen tragen. An der rechten Seite, Metäl genannt, finden
sich drei bis fünf Feuerstellen Avat (Y) und ist selbe mit einem, Läol (Z)
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aus zerspaltenen Arecastämmen belegt. Hier schlafen die Männer, den
inneren Coc als Kopfkissen benutzend und ausserdem üben sie hier ihre
Tänze ein. Die linke Seite, Teyey^ ist den alten Leuten und Häuptlingen
vorbehalten und nur mit zusammengeflochtenen Kokosblättern , den Keniy
belegt. Der mittlere Raum heisst Eydy^ er dient zur Errichtung des
CTrocoZ-Gerüstes , auf dem die Speere des Yegüm , wie der pelauische Kaide-
hekd^) hier heisst, bewahrt werden. Dasselbe besteht aus, vor den Yuror
kienut-Vio^i&n stehenden, ca. 1.7 M. hohen Pfosten, zuweilen in der Form
einer menschlichen Figur, an die seitlich zwei Kokosstämme, und quer
darüber kleinere Balken befestigt sind. Die kunstreiche Ausschmückung
dieser Pfosten ist nicht gleichmässig durchgeführt, und indem einige regel-
mässig rund, sind andere oben mit einem menschlichen Gesichte versehen
und nur bei sehr wenigen findet sich ein, in roher Weise ausgeftlhrter
Oberkörper, auf welchem die Darstellung der Eäl (Pelau: Semolük)^ die
Tattuirung, das Meiste dazu beiträgt, die Bedeutung der Gestalt anzudeuten.
Charakteristisch für die yapsche Baukunst ist die Bogenlinie: das
Profil des Tepäu^ die sänomtlichen Yürak's und der obere Theil der Pfosten
des Uröccd's^ sind alle leicht nach auswärts gebogen.
Der Sees- Anbau (R Taf. H) besteht aus einem niedrigen Dache , das einen
schmalen, durch eine äussere Wand geschlossenen Gang bedeckt. Seine
Aufgabe ist die Wände des Febay's^ oder vielmehr des FcUyüs^ vor den
Einflüssen der Witterung zu schützen, die Herstellung desselben geschieht
mit weniger Sorgfalt als die der übrigen Gebäudetheile ; als Pfosten werden
dünnere Baumstämme und Stangen verwandt. Die 1.5 M. hohen Pfosten
sind derart gewählt, dass von denselben ein dünnerer Zweig sich abbiegt,
der dann als eine fertige Da^jhsparre fungiert. Die Namen dieser Pfosten
sind ebenfalls Tabedun und Dik^ nur mit dem Zusatz a Sees, Das ganze
aus dünnem, doppelt gelegtem Bambusrohr bestehende Dach, heisst PimdoA;
und die, aus zerschlagenem imd ausgebreitetem Bambusrohr, oder zer-
spaltenen Arecastäben bestehenden Wände Rünrun.
Betreffs des Verschlusses ihrer Häuser gehen die Yaper viel sorgfältiger
zu Werk als die Pelauaner, und ihre Thüren, Jfop, sind sämmthch auf
eine und dieselbe Weise verfertigt. Ueber drei viereckige Holzstücke werden
in Abständen von 25 cM. je zwei dünne Rohre quer befestigt und auf
diese dann eine einfache Lage Rohr, so dass eine sehr dichte, aber doch
leichte und die Luft durchlassende Thür entsteht, die sich, da die Kanten
der Thürpfosten eine entsprechende Nute haben, der Thüröffhung,
Lanen ne map^ genau einfügen lässt (Fig. 3 Taf. VH).
Bei den Febay's findet sich nie die äussere Wand und nur das Dach
des Sees ist beibehalten. Bei einer Form derselben, so z. B. beim TdenM
*) [Gemeinschaften junger Männer die nicht den Häuptlingsrang besitzen. Siehe:
Journal des Museum Godeffroy, Vol. I Heft IV p. 40, undKuBABY: Die socialen
Einrichtungen der Pelauer p. 83].
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Febay in TJneän endet der Rahmen , auf dem die Wände errichtet, nicht auf
beiden Enden in eine Spitze, sondern ist an dem einen gerade abgeschnitten,
wodurch eine vorne ofTene Vorhalle, auch Tepäu genannt entsteht, die,
mit glatten Sternen gepflastert den Bewohnern des Gebäudes eine geeignete
Versammlungsstelle im Freien , und doch unter Dach gewährt. Da bei dieser
Form die eigentliche Giebelwand fehlt, so wird von der gerade abgeschnit-
tenen Wand des Gebäudes aus eine Nornor genannte, sonst nur den Wohn-
häusern .eigene, innere Giebel wand aufgefOhrt.
Ausser den Schnitzereien an den Güimelau- und Metieliy-Balken^ deren
Mustier auf Taf. VI wiedergegeben und denen der ?7rom^Stücke, findet sich
noch bei den Tonüne nemap (Fig. 4 Taf. VII), den Thürhaltern, zuweilen auch
an den Sur's ornamentaler Schmuck. Die letzteren bestehen aus einem
winklig ausgeschnittenem Stücke, dessen Oberfläche schwarz gefärbt und
mit weissem Ornament in Schnitzwerk verziert ist. Sie hängen an Schnüren
vom Dachgerüst vor jeder Thüröflfnung herab und die, während des Tages
aufgeklappte Thür, wird mittelst des winkligen Einschnittes gehalten.
Von der yapschen Balken Verzierung haben sich , wie auf Ruk , nur noch
Spuren erhalten. Die heutigen Einwohner sagen ausdrücklich, dass die
pelauischen MeleVs auf Yap „7nocumä€'\ d. i. verboten sind. Dagegen ist
für die bestehenden Reste die vertikale, nicht schräge wie auf Pelau,
Ausschneidung und das Benutzen nur zweier Farben, der weissen und
der schwarzen charakteristisch. Die weisse Farbe, der Kenacäi der Ver-
zierungen, wird aus Kalk „wiiec*\ die schwarze, Lit^ aus verkohlter Kokos-
faser verfertigt.
Am stärksten kommt die Verzierung beim Binden mittelst Kokoszwirns ,
das Makh (auf Ruk Makan^ Tattuiren, Zeichnen) genannt wird , obwohl nicht
in grosser Mannigfalt der Muster zum Vorschein. Für die Lum's besteht
nur das eine unter Fig. 1 auf Taf. VII abgebildete ; das zierlichste Verbinden
der Pfosten mit den getragenen Balken besteht aus querem und schrägem
Durchflechten in Dreiecken und Vierecken in denen die Fäden sich regelmässig
kreuzen. Abwechslung wird in das Muster gebracht durch das Einschalten
schwarzer Fäden, das Verbinden nebeneinander befindlicher Vierecke, durch
gekreuzte Fäden, und durch das Anhängen weisser Natica- und Ovida-
Muscheln.
Besondere Baumeister für die Febay' s und Falyü's giebt es nicht, da
die Sälaps sich nur mit der hochgeschätzten Kunst des Kanoebau's befassen.
Die verschiedenen Theile eines Gebäudes werden nach Berathung und
erlangter Uebereinstimmung der Arbeiter ausgeführt, wobei der Häuptling
der formelle Führer ist. Da es das Dorf, d. h. die Gemeinde selbst, ist
welches seine Vereinshäuser baut, so besteht keine Nothwendigkeit der
Bezahlung die nur da eintritt, wo fremde Hülfe hinzugezogen wird.
Religiöse Gebräuche werden beim Bau gleich wie auf den nachbarlichen
Inseln beobachtet, indessen mit dem Unterschied, dass der Häuptling, es
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-se-
ist der die niederzuschlagenden Bäume bespricht. Dagegen ist es interessant
wahrzunehmen, dass das fertige Gebäude durch dauerhafte, an demselben
angebrachte Talismane, die gänzlich an die ostkarolinischen Tugumeim
erinnern, vor fremdem Zauber geschützt wird. Diese Zauberzeichen werden
nicht durch die Erbauer, sondern durch einen fachmännischen Zauberer
gegen Bezahlung hergestellt und unter den Enden des iZdtop-Balkens
(ähnlich wie auf Ruk und Mortlock) aufgehangen. Sie heissen Bonöt und
können aus den verschiedensten Gegenständen bestehen, aus Steinen,
Korallen , Blattschleifen , Kokosschalen u. d. g. ^) , je nach der Eingebung die
über den berufenen Zauberer gekommen.
Die Wohnhäuser, Tabenau genannt, unterscheiden sich ebenso von den
pelauischen, wie von den östlicheren, mdem sie im Allgemeinen die Form
des Febay'8 beibehalten und bei deren Errichtung möglichste Stärke
angestrebt wird. Wie aus Taf. IV und V ersichtlich, ist die Konstruktion
eines Tabenau folgender Art.
Die Wohnhäuser liegen immer auf einer steinernen Cöbok und haben
die übüche sechseckige Form. Die Grösse kann verschieden sein, die
Dimensionen eines kleineren Wohnhauses betragen:
Höhe des steinernen Fundamentes 0.90 Meter.
Länge desselben in der Mitte 18.00 ^
y, „ auf den Seiten 13.00 „
Breite „ 7.25 „
Länge des Hauses 11.00 „
Breite desselben 5.50 „
Wandhöhe desselben 1.50
n
Ganze Höhe „ 6.00 „
Die hier vermerkte Länge bezieht sich nur auf den eigentUchen , um-
wandeten Hauskörper, welcher dann noch auf beiden Enden einen offenen
und nur im Giebeltheil von einen Wand versehenen Tepdu und auf den
Seiten einen bedeckten Gang hat.
Beim Gerüst des eigentlichen Hauses , Naün finden sich längs der Mitte
nur fünf Pfosten (Fig. 1 & 2 Taf. IV) : in der Mitte der Naidp (A) und die
beiden DiLgä's (B), die zusammen den 0?nd^Balken (0) tragen. Die übrigen
beiden Balken (C) heissen Swr, sie sind schon m den Wandrahmen einge-
lassen und sind auf der Aussenseite sorgfältig bearbeitet, nach oben aus-
gebogen und reichen bis zu den Dachflrstenbalken ül (P). Mit ihrem unteren
Theile vertreten sie den jTaftedwn-Eckpfosten der Wand, ihr Dachtheil
dagegen stützt die innere Giebelwand Nornor (B fig. 1 Taf. V) die den
*) [Vergleiche auch: Kubary „die Religion der Pelauer** in A. Bastian: „Allerlei
aus Volks- und Menschenkunde Bd. I , sowie ferner : G. A. Wilken : „Het animisme btj de
Yolken van den Indischen Archipel. Eerste Stuk. Amsterdam 1884 pg. 133 ff."]
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- 37 -
Naün genannten Theil von der Vorhalle, Tepäu^ abschliesst. Die ferneren
medianen Pfosten sind (D) der Yürakien Ul und (E) Tabedün e tepäu^ die von
unverhältnismässiger Dicke sind und das Dach der Vorhalle stützen sollen.
An den Seiten finden sich die übUchen Güe- (F) und Büce- (G) Balken ,
die jedoch nur den ÄoZap-Baum (K) tragen , indem der Jfo^Balken fehlt.
Die übliche Einrichtung des Daches, die aus der Zeichnung leicht ersichtlich ,
stünmt mit der des Febays^ sie ist nur vereinfacht dmch das Fehlen der
Iniit' und G^twetot^Balken und der den Mittelraum des Gebäudes aus-
füllenden FwraÄzmtrf-Pfosten.
Die Wandkonstruktion mit dem To-Balken (W), den Wandeckpfosten
(I) und den Dift-Pfosten (V) , den Güidak- (N) und Odtiut- (X) Stücken , stimmt
vollständig mit der der Falyü's und der Febay's überein. Die Ausfllllung
der Wände ist stets eine doppelte , indem ausser der Ergäy- noch eine Lum-
Wand sich findet. Ausser Thüröfl&iungen auf den schrägen Kurzseiten,
finden sich noch zwei auf der einen Langseite und eine auf der anderen , da
die Eintheilung des Innenraumes des Hauses , seitens des Eigenthümers , meist
nicht die Benutzung sämmtlicher symmetrisch angeordneter Thüren nöthig
macht. Wird nämlich z. B. die Hälfte des Baumes wo sich die drei kleinen
Feuerheerde befinden zum Schlafen benutzt, so dient die linke zum Auf-
bewahren des Eigenthums des Bewohners und wird durch solid aufgeftthrte
Abtheilungen , zu abgeschlossenen Kammern verändert. Die den Enden dieser
Seite zunächst gelegenen Thüren bleiben also unbenutzt und sind entweder
gar nicht angelegt oder fest verschlossen. Um jedoch den Durchgang nach
der anderen Seite des Hauses, die, felis es am Wasser gelegen, die Hinter-
seite bildet, zu ermöglichen, sind die Kammern bei einer Thüröffhung durch-
brochen und wird auf dieser Stelle ein aus Balken zusammengesetzter Läol
(L fig. 2 Taf. IV) hergestellt, auf welchem dann die Insassen während des
Tages verweilen.
Die äussere Giebelwand der Wohnhäuser ist der der Febay's gänzlich
ähnlich. Die vertikalen ien-Stücke werden an dem Odün-Baiken der Vor-
halle (S) befestigt und dient der obere Theil des Yürakien Ul zum Halten
der Giebelwand, deren äussere Bekleidung jedoch nicht aus Kokosblät-
tem, sondern aus den getrockneten Stengeln eines Schhngfern besteht
(A, fig. 1 Taf. V).
Die innere Giebel wand, lüförnor^ ist aus zwei Lagen sich schräg
kreuzender dünner Rohre, die mit Zwirn regelmässig durchflochten und
von einem leichten, hinteren Rohrgerüst gehalten werden, hergestellt.
Der S^es-Gang (G fig. 1 Taf V) ist an der Seite offen und feilen
in ihm blos die sehr starken Dik ne Sees-Pfosten (D) auf, die das kleine
Seitendach tragen. Dieses, wie überhaupt die ganze Hausbedachung, ist aus
Kokosblättern verfertigt.
Der Fussboden der Vorhallen ist mittelst vulkanischer Steine gepflastert,
mit welchem Material auch die ganze Umgebung des Hauses regelmässig
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- 38 -
belegt wird, wogegen die Cobok*s selbst und die Unterlage des Fussbodens
des Hausinnern aus Korallensteinen bestehen.
Sehr charakteristisch für die yapschen Wohnhäuser, und an die viti-
anischen M'bure's^ stärker aber noch an gewisse asiatische Bauwerke erinnernd,
sind die Kanon genannten Verzierungen: vom Dache an Fäden herabhängende
Muscheln , Ovida ovum. Je eine solche hängt von der Giebelspitze bis gegen
das Niveau des Tepaw-Daches herunter und dann an fünf Stellen der Seiten
je zwei, von den Dachrändern bis etwas über das Co6oÄ;-Fundament ,
symmetrisch angeordnet, indem ein Gehänge in die Mitte und je eines an
den ersten und den zweiten Pfosten der beiden Seiten kommt (Z der Figuren
auf Taf. IV) i).
*) [Der Hinweis auf das gleiche Vorkommen bei den vitianischen M*bure*8, den
früheren heidnischen Tempeln, auf Thatsächlichem beruhend, könnte zu der Annahme
verleiten als ob sich im stillen Oeean nur diese eine, vereinzelte Parallele für die
Verwendung der Qimla ovum in angegebener Weise finde. Dem ist indess nicht so,
denn nicht allein auf manchen Inselgruppen des stillen Ocean's, sondern auch weit dar-
über hinaus, bis weit in den malayischen Archipel sich erstreckend, findet sich die Sitte
"diese Schneckenschalen zum Schmuck von Gebäuden und Kanoe's sowie für gewissen
Körperschmuck zu verwenden und zwar in einer Reihe von Fällen die fast ohne Aus-
nahme die Voraussetzung gestatten dass dieser Schmuck einen ceremoniellen Hinter-
grund habe. Schon früher ist unsererseits darauf hingewiesen (Q-lobus 41 Bd., 1882 pg. 24),
Eduard von Martbns giebt („lieber verschiedene Verwendung von Conchylien , Ztschrft.
für Ethnologie IV. 1872 p. 81) ebenfalls Beispiele dafür und neuerdings finden wir solche
bei P. Sjöbillot („Los coquilles de mer" Rev. d'Ethn. V p. 509) erwähnt. In Samoa diente
diese Schnecke als Schmuck des Ehrenplatzes im Kanoe, in Tonga wiu-den die Grab-
stätten hervorragender Personen damit belegt, in Viti bildete sie „das Zeichen des
Herrn", des Turanga oder Häuptlings, und wie früher dessen Kanoe und die Tempel
damit geschmückt wurden, so in neuerer Zeit die an die Stelle letzterer getretenen
christhchen Kirchen „das Haus des Herrn" (Kleinschmidt im Journal des Museum Gk>deflfroy
XIV pg. 268). In Pelau zierte man die Häuplingskanoes mit ihr, auf den Admiralitäts-
inseln dient sie, in hohem Werthe gehalten, zur Bedeckung der Eichel (Moseley in
Joum. of the Anthrop. Inst. Vol. VI), als Augen bei Schildpattmasken aus der Toires-
strasse verwandt, erwähnt ihrer von Martens und das Gleiche bemerkten wir an einer
Duck-Duck Maske von den Duke of York Inseln im Neu Britannia Archipel (Globus 1. c).
Gewisse , schon früher bekannt gewordene Schmuckstücke aus letzterer Localität und von
Nord West Neu Guinea (Kaiser Wilhelmsland) sind neuerdings durch Finsch mit dem
Namen „Kampfschmuck" belegt und theilt derselbe mit dass sie vom Krieger beim Kampf
mit den Zähnen festgehalten werden, („Ethnol. Erfahrungen und Belegstücke" pl. HI
fig. 23 pl. XVII und „Typen aus der Steinzeit Neu Guinea's pl. XXH. Originalmitth. aus
der ethnolog. Abth. des Kgl. Mus. zu Beriin. Heft 2 & 3 Taf. I & II) , was mit einer uns früher
von MiKLOuHo Maklat, der diesen Schmuck als Substitut von Kriegsmasken auflfasste,
gemachten mündlichen Mittheilung übereinstimmt. Auch bei diesen Schmuckstücken
findet sich unsere Schnecke oft vei-wandt; sie sind in mehr oder minder modificierter
Form längs der ganzen Nord-Küste nach Westen hin verbreitet, wie sich dies an einer
reichen Anzahl Stücke im ethnograph. Reichsrauseum zu Leiden verfolgen lässt, und
uns noch weiter westhch bewegend treffen wir auf die mittelst grösserer oder kleinerer
Stücke der Ovula geschmackvoll verzierten Schilde der Alfoeren von Halemahöra, deren
kleinste Form nur durch Vorfechter benutzt wird und in deren Mitte vier grössere Stücke
Schneckenschale eingelegt sind, um anzudeuten dass der Träger „ein Mann von ausser-
gewöhnlichem Muth und grosser Kriegsgewandtheit sei." (C. F. H. Campen: Eenige
mededeelingen over de Alfoeren van Halemahöra. Btjdr. Taal- Land- en Volkenkunde van
Nederl. Indiö IV Volgr. 8 deel 1884 pg. 182). Auch als Schmuck der Enden der aus
Arecafasern bestehenden Firste der Häuser der Alfoeren findet sich die Schnecke ver-
wandt, wie dies an einem 1883 in Amsterdam ausgestellten Hause ersichtlich war.
Von (Jeram und Solor besitzt das ethnogr. Reichsmuseum in Leiden Kostüme der Vor-
fechter; an die Rückentheile und an den Achselstücken beider sind viele Exemplare
imserer Schnecke befestigt; das zimi Kostüm von Ceram gehörende Schild ist mit Stücken
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- 39 ~
Der Benöt'TBlismBXi fehlt in keinem Wohnhause und wird an sämmt-
Uchen Ecken des Hauses, den beiden Spitzen der Vorhallen und an den
Enden der Rälap-Balken angehangen. In dem mir als Beispiel dienenden
Hause Pienin^ dem Eingeborenen Tutu in Emun gehörend, bestanden diese
Zauberzeichen aus kleinen vulkanischen mit Ockererde roth bestrichenen
Steinen. Sie waren rund um die Mitte etwas ausgehöhlt, um hier einen
Zwirnfaden zu befestigen, mittelst welchem, sie dann an das Dachgerüst,
möglichst nahe der Bedeckung befestigt wurden. Im Inneren des Hauses
hingen an den JSatop-Balken kleine runde mit Kräutern gefüllte Bündelchen.
Dem verschlossenen und durch religiösen Aberglauben gänzlich be-
herrschten Wesen des Tapers entsprechend, bildet ein Tabenau^WdhnhsMS^
eine nach yapscher Auffassung höchst geheimnisvolle Stätte , deren Benutzung
hauptsächlich dem Manne und zwar dem Vater, zu statten kommt. In
dem dunklen und kühlen Innern birgt er seine Habe, im tiefsten Geheimnis
vor dem Nachbar ; er selbst verweilt wenig darin. Die Bereitung der Nahrung
die den, den alt polynesischen gleichen Mocumäc-Gesetzen unterliegt, ist aus
dem Wohnhause verbannt und in ein für ein jedes Familienmitglied
separates, Taan genanntes Häuschen verlegt, das als Bennefi^ Feuer- also
Kochhaus, dient. Die im Innern des Hauses befindlichen Avafs dienen
höchstens dazu, eine Kokoshülle im Glimmen zu erhalten, um mittelst
deren Rauch die Muskito's zu vertreiben, ihr Feuer aber ist, weil den Feuer-
heerd berührend, also dem Zauber zugänglich, unrein und darf nicht einmal
zum Anzünden einer Cigarette benutzt werden. Die Ungleichheit der socialen
Stellung der Frau bringt es mit sich, dass sie sich hauptsächlich in ihrem
eigenen kleinen Wohnhause aufhält, die alltäglichen Lebensverrichtungen
werden also dem Haupthause möglichst fern gehalten und deshalb macht
die um das Haus herrschende Ruhe auf den Beobachter einen eigenthüm-
hchen, nicht unangenehmen Eindruck, der durch die streng beobachtete
Reinlichkeit des Platzes , die stets kontrollierte Vegetation der Umgebung und
das vorherrschend gedämpfte Licht der, im Schatten der Kokospalmen ge-
legenen Behausungen bedeutend erhöht wird.
Zu emem vollständigen yapschen Wohnsitz gehören ausser dem Wohn-
hause, noch verschiedene kleinere Baulichkeiten, als: Taan^ Fafiy Toorbä
und Sipd die zugleich die sämmtlichen, übrigen Gebäudeformen der Yaper
vorstellen.
• derselben ausgelegt und ebenso ein Holzschild von Alor. Schon Rumph erwähnt dass
das Tragen dieser Schnecke ein Regal der Vorfechter sei. — Von Martens erwähnt auch
eines mit dieser Schnecke besetzten Panzerhemdes von Bomeo aus dem Leidener Museum ,
was jedoch auf einem Irrthum beruht; bei den vorliegenden Panzerhemden von eben-
genanter Insel bestehen, soweit solche mit Muschelplatten besetzt, diese aus den Köpfen
von Cowt^s-Arten. Sicher giebt diese, sich über ein so weites Gebiet erstreckende Ver-
wendung ein und derselben Schnecke für so übereinstimmende Zwecke mancherlei zu
denken und wir sind geneigt den Worten Sebillot*s (1. c. pg. 513): „Les coquilles semblent
avoir, par leur couleur, fait partie, chez les sau vages, d'une sorte de langue emblö-
matique analogue au language des fleurs" aus voller üeberzeugung zuzustimmen].
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~ 40 -
Tmn (Fig. 2 Taf. V) ist ein 2.25 M. langes, 1.50 M. breites und
1.50 M. hohes viereckiges Häuschen mit flachem Dache, das ziemhch nach-
lässig aus Stangen und Rohr aufgeführt und an einer Seite oflfen ist , während
die drei übrigen und das Dach mit Kokosblättem gedeckt sind. Da diese
Häuser hauptsächlich als Küche dienen und somit einem strengen mocumac
(= polynesischem tapu^ nukuorschem tapu^ ponapschen indpm^ mort-
loksch-rukschem pudnü^ pelauischem mogül) unterliegen, befinden sie sich
ganz nahe dem Wohnhause und dürfen nicht durch Fremde betreten werden.
Es giebt deren bei jedem Wohnhause mindestens zwei , ein vielleicht etwas
grösseres für den Hausherrn und ein geringeres für die Mutter, durch welche
dann hier auch das Essen für die kleineren Kinder bereitet wird. Ebenso
einfach wie das Gerüst und die Ausführung, ist auch deren Inneres und
jeder Einrichtung baar. Den Boden bildet die Erde selbst, auf einer Stelle
ist ein kleiner Platz auf dem , auf drei Steinen , der runde Topf einheimischer
Arbeit ins Kochen gebracht wird; nebenher liegt ein Vorrath trockener
KokoshüUen und etwas Reisig für das Unterhalten des kleinen Feuers und
damit ist die Schilderung der Einrichtung des Inneren erschöpft. Aussen steht
zuweilen ein kleiner trockener Baum, auf dessen Zweige etwaige Esskörb-
chen, Kokosschalen u. d. g. gehangen werden, einigermassen an die tahitische
Sitte erinnernd.
Fan (Fig. 3 Taf. V) ist ein 2.5 M. langes, 2 M. breites und 1.75 M.
hohes Häuschen welches auf sechs, 70 cM. hohen Pfosten steht und dessen
Konstruktion etwas sorgiältiger als die der vorigen Form ist, sonst aber mit
dem allgemeinen Systeme des Hausbaues übereinstimmt wie dies auch
aus der Zeichnung ersichtlich. Diese Häuser dienen zum Schlafen, sowohl
für die Hausfrau wie auch für die Schwiegertöchter, wenn der Sohn noch
nicht sein eigenes Tabenau besitzt. Bei einer Form derselben (Fig. 5) wird
die Wand auf einer Seite nach dem Innern gerückt, wodurch eine Art
Veranda entsteht. Grössere Fan's dienen den Knaben des Dorfes als Febays.
Toorbä (Fig. 4 Taf. V) ist ca. 2 M. breit, 1.5 M. hoch und 2.5 M. lang und
kennzeichnet sich durch die Ungleichheit der Langseiten, indem die eine
sehr niedrig, die andere dagegen viel höher ist, wodurch das Dach auf der
einen Seite nur wenig, auf der anderen tief heruntersteigt. Eben wie die
Fan* 8 werden auch die Toörba's sorgfältiger ausgeführt, indem stärkere
Gerüsttheile gewählt und die Wände regelmässig mit Rohr abgeschlossen
werden. Die kleineren Häuser dieser Art dienen zum Schlafen, die grös-
seren als Lagerhäuser in denen Nüsse, altes Holz, Netze u. d. g. bewahrt
werden.
Ganz nach den Plan der Toorba's sind die Kanoehäuser, ^ipd^ gebaut
(Fig. 6), die eigentlich aus einem, der Form des Kanoes entsprechendem
Dache das durch einige Pfosten gehalten wird, bestehen. Sie stehen am
Seestrande, gewöhnlich oberhalb eines schmalen Steindamms auf welchen
das Kanoe zu liegen kommt. Kanoehäuser im Sinne der pelauischen
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DiaM's'^) sind auf Yap unbekannt, denn die Sipel's werden nur für ein-
zelne grössere Kanoes gebaut, wogegen die kleineren Fahrzeuge, wenn
unbenutzt, aufs Land gezogen und mit Kokosblättern zugedeckt werden.
Die Segel, Mäste und anderes Zubehör wird in den am Strande stehenden
FcUyiVs untergebracht.
Einen Vergleich zwischen der yapschen und der pelauischen Behausung
ziehend, müssen wir der ersteren den Vorrang zuerkennen. Während die
letztere aus einem einzigen Wohnhause besteht, in welchem zahlreiche
Frauen zusammenleben und durch unsaubere Wirthschaft, die reichere
Lebensweise und das Kochen im Hause veranlasst , die nächste , gleich vom
dichtesten Busch bedeckte Umgegend des Hauses verunreinigen, erinnert
die yapsche Behausung an einen japanischen Haushalt in dem auf Rein-
lichkeit und Ordnung der Umgebung der grösste Nachdruck gelegt wird.
Das Kochen geschieht gänzlich unbemerkt, Küchenabfälle werden sobald
entstanden, an gewissen Stellen z.B. den Wurzeln der Bäume, besonders
der Bananen, abgelegt. Die ganze Umgegend ist bepflastert, mit Stütz-
steinen, Wasserabzügen und Wegen versehen und dennoch wird auf der
gepflasterten, und jeden zweiten oder dritten Tag von den abgefallenen
Blättern gereinigten Fläche, eine nützliche und zugleich dem Hause zur
Zierde gereichende Vegetation unterhalten. Durch das Pflaster sind hoch-
stämmige Kokospalmen, Arecapalmen, einzelne Bananen, wohlreichende
Farne, Yamsranken und Betelpfefferbehänge eingeschlossen, die dem spitz-
dachigem Haupthause mit dem ausgebogenem Giebel, herunterhängenden
im Winde leise schaukelnden Ovula-Schalen und den vielsäuligen Seiten , an
deren Untertheilen die runden yapschen Geldstücke lehnen, ein höchst
eigenthümliches Aussehen verleihen. Bei der sehr dichten Bevölkerung der
Insel und der Dörfer, liegen die Behausungen nahe an einander und kann
man sagen dass der bewohnte Uferstrich gänzlich von unnützem Gesträuch
gereinigt worden ist. Die pelauische Behausung, oder vielmehr das einzige
Familienhaus Blay , dient dem Familienhaupte nur zum zeitweiUgen Aufent-
halte, von dem seine Kinder nach seinem Tode keinen Gebrauch machen
können. Der yapsche Haushalt ist des Vaters Eigenthum und geht nach
seinem Tode an die Wittwe und Kinder über. Der mächtige Unterschied der
Motive des Lebens tritt hier klar zu Tage und deshalb ist auch die Für-
sorge des Menschen für die Zukunft und deren Folge: ein geordneterer
Hausstand und Wohlstand, begreiflich. Ebenso grundverschieden wie die
Lebensbegriffe der beiden Völker im Prinzipe sind, zeigen auch deren
Wohnungen ausgeprägte Unterschiede.
Die Bauarten dieser beiden Völker selbst vergleichend, sieht man,
[Grosse schuppenartige und rundum offene Gebäude in denen heut sämmtliche Kanoe's
eines Dorfes oder einer Gemeinde, in früheren Zeiten aber auch die grossen Elriegs-
fahrzeuge, denen man heut nur noch in einzelnen , vernachlässigten Exemplaren begegnet ,
untergebracht wurden. Näheres hierüber wird bei der Behandlung der Baukunst der
Pelauaner mitgetheiltj.
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- 42 -
wie im Eingange hervorgehoben wurde, dass dieselben sich ursprünglich
ganz fremd sein mussten. Indessen beweisen die „To-Balken und die Dik-
Pfosten wie auch die Gestaltung der Tepaw- Wände , dass die yapsche Bau-
form ein Kompromiss zwischen einer fremden und der Bauart der pelauischen
Bay's ist, was ganz natürlich, wenn man mit Schreiber dieses annimmt
dass die einstmalige Bevölkerung der Insel Tap zu der pelauischen Rasse
gehörte , für welche Annahme sich der Belege immer mehr finden , deren ein-
gehendere Besprechung aber an anderer Stelle stattfinden soll. Ebenso aber wie
sich typische Unterschiede von der pelauischen Bauart, dem Westen feststellen
lassen, darf man mehrere Uebereinstimmungen mit dem Osten nicht übersehen.
Der Name Falyü fQr die am Strande stehenden grossen Vereinshäuser
stimmt mit dem mortlockschen Lefäl überein und scheinen beide von dem
samoanischen FcUe abzustammen. Eine einzelne Niederlassung auf Jf orfZoc/c, die
gleichbedeutend mit einem LefcU ist, heisst Pey und liegt dieser Name
vielleicht dem Fe- oder Pebay zu Grunde , welches leicht aus Peypey entstehen
konnte. Den früheren Umständen getreu, könnten die Erbauer ihre Strand-
häuser Falyü ^ dagegen das das Land bedeutende, die alten Männer umfas-
sende Haus im Dorfe Peypey und schliesslich Febäy genannt haben.
Die Seitenpfosten, den Rdlap^ an dessen Enden der Bonot Talisman
befestigt wird tragend, wie auch das Vorhandensein der seitlichen Sees-
Räume, erinnert an das ruksche Ut, Dass dem letzteren die Idee der
medianen Dachstützen nicht fremd ist, beweisen die beiden Urddd's die auf
der Mitte der Querbalken stehen; das Anbringen der ganzen Pfosten würde
dagegen das Hineinschaflfen der Fahrzeuge in das Gebäude unmöglich machen.
Mit dem ponapsehen Naj besteht Uebereinstimmung hinsichtlich der
YüraKs die hier TJr heissen, der losen Wandfelder, die in Ponape Tu
heissen, und der hinteren Wandpfosten des Falyüs, Medid^ den Pfosten
entsprechend , die auf Ponape Mdcan TU heissen. Der ponapsche Fussboden ,
der durch sich kreuzende, etwas hervorragende Balken in Felder vertheilt
wird, heisst Gac] die Kokosstämme des yapschen Fussbodens heissen eben-
falls Goc und derartige, vielfache Uebereinstimmungen können nicht als nur
zufällige aufgefasst werden.
All diese Uebereinstimmungen des yapschen Hausbaues mit dem Westen
und dem Osten erwägend muss man zugeben, dass die mit dem Osten
bestehenden von grösserem Gewichte sind und zu der Annahme fahren,
^ dass die ersten Erbauer der Febay's vom Osten kamen , was für einen Theil
der freien Taper, nämlich für die Einwohner von Gäftapar^ des zweit-
mächtigsten Staates in Yap , der ähnlich wie Mologoyok in Pelau , den einen
Bitan ayanet^ die eine antagonistische Hälfte Yaps anfuhrt, ausser Zweifel
stehen dürfte, indem z. B. die Hauptgottheit dieses Staates, wie auch der
Staaten Len^ Lebenmi^ TJnean^ Riken^ Emün^ Maki^ Mid auf Yap, und
der Gruppen Uogöy und Uledy im Osten, eine und dieselbe, der Eöndlup ist;
dessen Hauptsitz aber, sein Tafen^ auf diesen beiden Gruppen sich befindet.
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ERKLÄRUNG DER TAFELN.
TAFEL n.
Fig. 1. Mediandurchschnitt und innere Seite der Wand- und des Dachgerüstes des Falyü
Ekef in Amün auf Yap.
A. NaMp
B. ^ulü
C. Dugd
D. OUS
E. Bilcä
F. Yürak i moto
G. Yürakienut
H. Yürakien Ul
I. Yürakemabil
K. Yöu
L. Dik
M. Lhm
N. Gilimelau
0. To
P. Jiwoc
R. S^
S. Tabedun
T. Cd6o/c
U. Z^di/*
A. A. Pifiidok
B. B. i?röfdy
C. C. Map
S. S. Tabedun a
T.T. Tepdtt
a. Ton a S4es
b. ZwZen a tepdu
c. Cen a tepdu
1. Owdf
2. ÄdZop
3. Mot
4. Jnii<
5. Ul
6. i^iiffÄ
7. Nobay
8. iJwtfp
9. ifoWi
10. Giliddk.
Fig. 2. Plan und Einrichtung des Fussbodens desselben Falyü's.
AA. Die Tcy^-Seite
BB. Eydy
CC. Die Tabugubuk*8
DD. S^
A-S. Wie bei Fig. 1
V. Medid
X. Coc
Y. Avdt (Feuerplätze)
Z. Die Jlfe^aZ-Seite mit Ldol
a. Ton a sees
b. Di/c w€ sees
c. Tabedun a sees.
TAFEL m.
Fig. 1. Querdurchschnitt durch dasselbe Falyü,
AA. Aloyel T. Cöbok
Fig. 2. Ansicht des Giebelendes von Innen,
b. Külen a tepdu G. Yürakienut
d. Len a tepdu H. Yürakien Ul
f. Mäielfy I. Yürakemabil
g. JfoWZ 0. To
S. Tabedun
U. Ddi/".
T. 2>i/c
ü. Gilidak
V. ifedid
X. Coc
Z. J^ap.
Fig. 3. Ansicht des Giebelendes von Aussen mit biosgelegtem Dach- und Wandgerüst
des Sdes.
Fig. 4. Plan des Falyü ^kef,
Fig. 5. Profil desselben.
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- 44 -
TAFEL rV.
Fig. 1. Mediandurchschnitt und innere Ansicht der Wand upd des Dachgerüstes des
Wohnhauses Pienin in Emün.
A. ^cUdp
B. Dugd
C. Sur
D. Türakieh Ul
E. Tabedwh e tepdu
F. GiU
G. BiU4
H. Turakemdbil
I. Tabedun e tabendu
K. Edtop
L. Llon
M. JfoWZ
N. Gilidak
0. Owid<
P. CT?
R. l^ucß
Fig. 2. Plan und Fussbodeneintheilung desselben Hauses.
A. Avdt D. Coc
B. DiÄ WC S^ E. Kammern
C. Yurakemabü F. Schlafplatz
Fig. 3. Seitliche Ansicht desselben Hauses.
S. Odün
T. Mäidiy
U. Pifiidok
V. i>iÄ
W. To
X. Odwti^
Y. Ton a S^
Z. Kanon,
G. Tepau's
L. XooZ.
TAFEL V.
Fig. 1. Ansicht des Giebelendes desselben Hauses mit blossgelegter rechter Hälfte.
A. Tepau D. Dik ne Sees Z. Kanon,
B. Norhor • G. S4es
Fig. 2. Toaw-Haus.
a. Hintere Ansicht
b. Seitliche Ansicht
Fan-Haus.
a. Vordere Ansicht
Toorftd-Haus.
a. Vordere Ansicht
c. Querdurchschnitt
d. Längsdurchschnitt.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 6. Querdurchschnitt eines Sipel oder Kanoehauses.
b. Seitliche Ansicht.
b. Seithche Ansicht.
Ansicht der kurzen Seite eines JPan-Hauses, dessen eine Langseite einen offenen
Raum (Gang, Veranda) bildet.
TAFEL VI.
Fig. 1. Anordnung einer yapschen Strand- oder Uferbehausung, für die als Model die
Behausung Pienin in Amun, des Verfassers Wohnung während des Monats
September '84, diente.
1. Abhänge der Uferhügel mit Kokos- und sonstigen Bäumen bestanden.
2. Ufemiederung, hauptsächlich Kokospalmen.
3. Das Ufer umsäumende Mangrove.
4. Eine als Hafen dienende Stelle, zu welcher
5. ein von aussen konamender Kanal fuhrt.
6. Behausung Pi^in, dem Eingeb. Tutü gehörend.
7. Sumpfige , beinahe immer mit Wasser bedeckte Stelle mit Arum macrorhiaon, event
auch mit anderen Arten bestanden; bis zu gewiss. Grade unter Kultur stehend.
A. Ca. 50 cM. erhobene mit Steinen ausgelegte Plattform , auf deren einer Seite sich
das Wohnhaus (B) auf einer besonderen Steinunterlage (Taf. IV) befindet. Die Plattform
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ist mit Kokospalmen, Bananen, Betelpfeflfer , Yamsstauden (mehr als Zierpflanze ver-
wandt) bestanden.
B. Das Wohnhaus.
C. Aufrecht, oder etwas schräg stehende Steinplatten, als Stütze für die Sitzenden
dienend.
D. Das Kochhaus des Hausherrn.
E. „ „ der Hausfrau.
F. Das Schlafhaus der Hausfrau, jedesmal im Monate, nach der in dem „PoZ" des
Dorfes abgehaltenen Regel (Menstruation) während einiger Zeit benutzt.
G. Spuren eines früher hier stehenden FafCs in welchem die Hausfrau einstmals ihre
Niederkunft gehalten hat.
H. Steinweg („Odcet") am Fusse der Hügelabhänge von, und durch Amün nach
Meyü führend.
I. Spuren alten Steinpflasters.
J. Das Kanoehaus.
K. Rinnen für Wasserabfluss.
L. Mit Steinen belegter Vorplatz.
M. Einlass, mit Steinen eingedämmt, bei Hochwasser für Fahrzeuge zugänglich.
N. Mit einer Reihe einzelner Steine abgegrenzte Stelle , wo die KüchenabfäUe u. dergl.
hingebracht werden.
0. In der Steineindämmung befindlicher Behälter in welchem eine lebende Schild-
kröte gehalten wird.
P. Behausung.
Fig. 2a & 25. Der Zwimverband des Swr-Balkens mit Zawow-Schalen (Ovula ovum) verziert
und dem anhängenden „BenöV*-TsMBma,n,
A. Swr-Balken C. Durchschnitt durch den Sur
B. Odtiw-Balken a. Benöt (Talisman).
Zwimverbindung (Makh) der verschiedenen Balken im Innern des Hauses.
A. Mot C. Llon a. Benöt
B. Rdlap D. Yön
Verbindung des Len mit dem Odün tepdu,
Verbindung des Medid mit dem Giliddk.
Fig. 6 a— g. Die gebräuchhchsten Muster der yapschen, in den Häusern angewandten
Schnitzereien.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 5.
TAFEL VII.
Fig. 1. Eine ium-Wand.
A. Vordere Ansicht.
B. Längsdurchschnitt.
C. Die Ausflechtung in grösserem Massstabe
D. Durchschnitt durch C.
Fig. 2.
Eine iJr^ay- Wand.
A. Aussenseite.
B. Innenseite.
Fig. 3.
Konstruktion der Thüren.
A. Aussenseite.
B. Innenseite. C.
Querdurchsc
Fig. 4.
Thürhalter.
A. Seitenansicht.
B. Vorderansicht.
Fig. 5.
A. Mabil
E. Tön
h. Moleel
B. Giliddk
F. YürakemahÜ
i. Pinidök
C. Dik
f. 0§
k. ^obdy.
D. Medid
g. Mody
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UEBER DIE INDUSTRIE UND DEN HANDEL DER
RUK-INSULANER *).
Mit Tafel 8-10.
In meinen früheren, theilweise schon in dem Kataloge des Museum
Godeffroy benutzten, ethnographischen Berichten wurden schon einige
Beschäftigungen der Ruker berücksichtigt. Hier ist es meine Absicht nur
die, die eigentliche Industrie begründenden, wie auch die den Handel hervor-
rufenden Beschäftigungen einer näheren Betrachtung zu unterziehen^).
Ihrer Wichtigkeit für das Allgemeinbefinden des Volkes halben, bildet
die Baukunst, den Bau der Häuser und der Fahrzeuge umfassend, den
wichtigsten Theil der rukschen Industrie, der jedoch trotzdem nur in
geringem Grade die Aufmerksamkeit des Rukers zu fesseln vermochte, so
dass die Inselgruppe mit Bezug hierauf sich mit den nächsten hohen Inseln
der Karolinen, wie Ponape, Tap und besonders den Pelauinseln, durchaus
nicht messen kann. Dies ist um so befremdender, als die Einwohner lange
von der Ankunft der Weissen von Guam her Eisen kannten rnid die Inseln
in dem auf ihnen vorhandenen Baumwuchs wenn auch keinen Ueberfluss,
so doch jedenfalls einen genügenden Vorrath an Bauholz besitzen. Dieses
Missverhältniss scheint jedoch kein ursprüngliches zu sein, denn Manches
deutet darauf hin dass die Ruker einst geschickte Zimmerleute waren.
Vielmehr dürfte es eine Folge des fortdauernden kriegerischen Verhältnisses ,
in welchem die zahlreichen Stämme neben einander leben i) sein , und einen
Verfall einer einstmaligen höheren Kultur andeuten.
•) Vergl.: Die ethnographisch-anthropologische Abtheilung des Museum Godeflfroy in
Haml)urg , von J. D. E. Schmeltz u. Dr. R. Krause , I Abtheilung p. 351 u. ff. Hamburg 1881. —
[Ferner ist nachzulesen: Ein Beitrag zur Kenntnis der Ruk-Inseln , nach den Berichten
J. KuBARY*s bearbeitet von Dr. Run. Keaüse. Mitth. geogr. Gesellsch. Hamburg 1887/88
Heft I p. 53 ff.].
Die Beschäftigung der männlichen Ruk-Insulaner umfässt: Krieg, Landbau, Fisch-
fang im Grossen, Häuser- und Kanoebau, Verfertigung der Waffen, der Schmucksachen,
der hölzernen Gefässe, Bereitung der Gelbwurz, Seefahrt und Handel, von denen nur
die sechs letzteren uns hier beschäftigen sollen. Den Frauen ist ausschhesslich die Fischerei
im Kleinen (das alltägliche Absuchen des Riffes), und das Weben überlassen worden,
welches letztere hier auch berücksichtigt werden soll.
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- 47 -
Von den rukschen Häusern werden folgende Fonnen unterschieden:
Ut (nicht ret^ wie 1. c. irrthümlich angegeben i), imeta^ irrt en tid und fälan.
Der Unterschied wird eigentlich nur durch die Gebrauchsweise bedmgt und
dem entsprechender, mehr oder weniger gründlicher Ausfahrung, die Grund-
idee indess, welche in der Zusammensetzung aller zum Ausdruck kommt,
ist eine und dieselbe. Charakteristisch ist für diese, dass sie weit mehr
der auf Ponape herrschenden verwandt, als der auf den benachbarten
Mortlock-Inseln , von welcher sie vielmehr in nicht geringem Grunde abweicht ;
dennoch ist m ihr vielleicht die ursprüngliche, einfache Form eines karo-
Unischen Hauses verkörpert*).
Seiner Bedeutung nach entspricht der ruksche Ut dem ponapschen
Nac^ dem mortlockschen Fal^ dem yapschen Febay^ den pelauschen Bay und
Diard und den sufschen Mahitäsi^ mit mehr oder weniger genauer Ueber-
einstinunung. Er ist das Gemeindehaus des Eyfs oder des Pirim's^ die
Amtswohnung des Häuptlings, das Absteigequartier för die Fremden,
Schlafhaus für die ledigen Männer und zugleich Aufbewahrungsort für das
wichtigste Gut eines seefahrenden, jeden Augenblick auf Flucht bedacht
sein sollenden Volkes: der Fahrzeuge.
In letzterer Hinsicht, bewahrt der Ut seinen central-karolinischen
Charakter, indem sich dasselbe von Uleay bis Mortlock wiederholt. Auf
Ponape werden alle werthvoUen Fahrzeuge oben im Dachraume untergebracht
imd nur die gewöhnlich gebrauchten E^anoes im unteren Räume belassen.
Auf den östüchen und westlichen Inseln der Karolinen , also auf Kusaye ,
Yap und Pelau finden wir besondere Kanoeschuppen. In der südlichen
Nachbarschaft der Karolinen , finden sich schon auf dem nördlichsten Rande
Melanesiens, den /Sz^/*-(Anchorites) Inseln die Mahitäsi^ grosse, in der untiefen
See auf Pfählen stehende Gebäude, in denen der Häuptling mit seinem
ganzen Anhange verweilt und unter welchen, auch die Fahrzeuge aufbewahrt
werden.
Das ruksche Gemeindehaus, als dessen Muster mir dasjenige von
Sapulion in Söpore auf der Insel Fefan diente, ist 15 M. lang, UM. breit
und nur 4.5 M. hoch und ist dessen Konstruktion leicht aus den Zeichnun-
gen auf Taf. Vni zu ersehen. Gleich wie auf den Mortlockinseln , bildet auch
in dem Ut das innere Gerippe und das Dachgerüst den hauptsächlichsten
Theil der Arbeit. Die Mortlocker, auf ihren schmalen Inseln den Ein-
wirkungen des Wetters in stärkerem Maasse preisgegeben, setzten an
Stelle der seitlichen Umwandung ein sehr spitz auflaufendes Dach mit nach
unten verlängerten Seiten, so dass diese beinahe dien Boden berühren. Die
') [Die Angabe findet sich 1. c. pg. 361. Wir bemerken indess, dass wo wir bei
Bearbeitung jenes Werkes die Manuscripte Herni K.*8 benutzten, wir aufe Genaueste
der derzeit darin niedergelegten Schreibweise folgten].
*) Eingehendere Vergleiche der karolinischen Häuser finden siph in meiner Schil-
derung der pelauischen Baukunst, die auch zugleich die Fahrzeuge berücksichtigt.
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- 48 -
in Folge ihrer Lage am Fusse.der hügeligen Inseln besser beschützten Ufs
haben zwar deutliche Längsseiten, indem das Dach mehr denn 1 M. ober-
halb des Grundes endet, aber diese Seiten entbehren durchgängig der
dauernden Bewandung, so dass man den Ut als ein von allen Seiten offenes
Grebäude auffassen muss. Je nach augenblicklichem Bedürfhiss werden die
Wände aus lose ineinander geflochtenen Kokosblättern hergestellt, und
dieses oft auch nur auf der Windseite; obwohl zuweilen, wenn der Ut
obwaltender Verhältnisse halber Familien beherbergen muss , ' zeitweilige
Kammern aus Kokosblättern geschaffen werden. Dies war z. B. in Sapulion
der Fall, und erinnert durch die Weise der Benutzung der beiden Seiten
ungemein an die heute bestehende, dauerhafte Einrichtung der ponap-
schen Nac.
Das Hausgerüst besteht der Hauptsache nach aus vier Pfosten die, je 25 cM.
dick und 2.6 M. hoch , aus abgeschälten , sonst aber rund und oben gegabelt
belassenen Ubugau-Siämmen hergestellt, an den vier Ecken aufgepflanzt
werden. Diese Eckpfosten (1, des Plans Taf. VIH) Ur oder auch Ubugau genannt,
sind die Träger der Äbibi-Balken 12 (Fig. 2 Taf. Vni) und schliessen einen vier-
eckigen 10 M. bei 6 M. grossen Raum ein, der den mittleren und Haupt-
theil des Ut bildet. Die hierzu benutzten Stäname sind 20 cM. dick und
ebenfalls rund, an beiden Enden derselben werden nach der Vollendung
des Baues die Tugrimeun oder die Talismane der Zimmermeister aufgehangen.
Quer über die Enden der beiden Längsbalken kommen etwas innerhalb der
Eckpfosten, 20 cM. dicke, vierseitig bearbeitete i?2/^am-Balken 10 (Fig. 3 Taf. Vni)
auf deren Mitten die ?7rada-Stützen 8 (Fig. 3 Taf. VHI) die Träger der oberen
Dachbalken zu stehen kommen.
Zeigen schon die beiden Eytam-BsXkQu eine sorgfältigere Bearbeitung,
so ist dies besonders der Fall bei beiden Urada's^ die wie Taf. IK flg. 1
zeigt, schon Anspruch auf Ornamentik machen.
Der obere Dachbalken ist von viereckig flacher Gestalt und trägt die
oberen Enden der sich kreuzenden Dachsparren, Eyflda^ die sämmtlich
vierkantig gearbeitet sind und sich in Abständen von 35 cM. von einander
in der Zahl von ca. 46 Stück jederseits finden. Diese Sparren sind 8 cM.
breit, 5 cM. dick und 7 M. lang; da deren Länge die Dachbreite der einen
Haushälfbe um ca. 2.6 M. überragt, so werden die losen Enden durch einen
Längsbaum von geringerer Dicke verbunden und bildet dies den unteren
Rand des Daches, der wiederum durch die schwächeren äusseren Ävecec-
Pfosten 2 (Fig. 1 Taf. VHI) gestützt wird. Dadurch entstehen auf beiden Seiten
des mittleren Hauptraumes (H) je ein langer und schmaler Raum, der
eventuel in Kammern vertheilt wird (G) und der in dem ponapschen Nac
mit einer steinernen Erhöhung versehen, den eigentlichen, zum Aufenthalte
der Gäste bestimmten Platz bildet^), während der innere Raum für die
*) In meiner später folgenden Schilderung der Baukunst der Pelauaner wird neben
dem Plan eines rukschen Uty auch ein solcher des ponapschen Nac sich finden.
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Errichtung der Backöfen und das Jokoklopfen bestimmt ist. In den Ut^s
wohnen in diesen Kammern mit Frauen anlangende Fremde, wenn die
Wohnhäuser des Landes keinen genügenden Platz gewähren und in dem
mittleren Räume ist vorerst das Kriegsfahrzeug (F) und ein Segelkanoe (E)
untergebracht. Auf C ungefähr wird ein Feuer unterhalten und D bezeichnet
den Ort, wo der Häuptling seine Schlafstelle aufschlägt, wenn er im TJt
verweilt. Die übrigen Männer legen sich auf den Boden , wo und wie sich
ihnen eben ein Platz darbietet.
Die vierseitige Form der Dachsparren deutet auf eine früher bestehende
sorgföltigere Bauart und ist ein Ueberbleibsel einer solchen; unterstützt
wird diese, meine Meinung durch den Umstand dass ich unter den mehr
als 90 Sparren des TJfs von Sapulion 4 mit bemalten Schnitzereien ver-
sehene fand. Die Besitzer betrachten solche als werthvolle Kunststücke und
sind damit ebenso geizig, wie sie zu indolent sind, selbst neue zu verfertigen.
Sie werden aus den alten in die neuen Ut's versetzt und da die Ausübung
der Schnitzerei heute höchst selten vorkommen dürfte, ist es erklärlich,
warum im Ut von Sapulion nur eine so geringe Zahl der verzierten, vom
Kriege mit Japejöc erübrigten Sparren, zwischen die zahlreichen neuen
unverzierten eingeschaltet war. Siehe Taf. IX Fig. 2.
Es genügt diese Sparren mit den Schnitzereien der pelauischen Bay's
zu vergleichen, um die Zusammengehörigkeit beider zu erkennen. Die Art
der Ausfühiung ist dieselbe: die erhöhte Umrahmung und die Haupt-
konturen sind schwarz, der Grund ist braunroth und die Figuren theils
weiss, theils roth, zuweilen nur angemalt. Eben wie die pelauischen,
scheinen auch die rukschen Schnitzereien eine bestimmte Bedeutung zu haben ,
obwohl die Besitzer selbst mir darüber nichts Genaues mittheilen konnten.
Ausser der Darstellung des geschlechtlichen Verkehrs , eines Fischskelettes
das ein den Geistern gewidmetes Opfer vorstellt, und einiger besonders
geschätzer Fische, des Pako und des Nuve^ ist die auf dem einen Ende
befindliche Darstellung der Himmelskörper , die sich vielleicht auf die früher
blühende Sternkunde beziehen dürfte , höchst interessant ').
Der Umstand dass die Eingeborenen der übrigen Inseln des Karolinen-
Archipels die Schnitzerei zwecks der Verzierung ihrer Häuser nicht anwenden,
ist leicht dadurch erklärt, dass bei diesen in Folge der vorwiegenden Benutzung
der Rundhölzer das Bestreben einer Ausschmückung im Binden mittelst
Kokosgarn in bestimmten Mustern zum Ausdruck gebracht wurde;, die
Schnitzerei selbst ist aber dennoch , wie z. B. auf Ponape , bekannt und ,
>) [Siehe: Schmeltz und Krause: Op. cit. pg. 375 N». 3407—10. Die dort beschrie-
benen Dachbalken gingen mit dem, durch das Museum für Völkerkunde in Leipzig
gekauften Theil des Museum GodeflFroy, in Besitz desselben über und sind zwei der-
selben bei Ratzel: Völkerkunde II pg. 170 abgebildet, als Provenienz indess unbegreif-
licherweise '^Palau" aufgegeben. Siehe auch unsere Arbeit: Südsee-Reliquien,
Intern. Archiv für Ethnographie I pg. 142].
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wenn auch in untergeordnetem Grade bei den Fahrzeugen^) angewandt.
Die übrige Einrichtung des Dachstuhls stimmt genau mit der pelauischen
überem. Die sich über dem oberen Dachbalken kreuzenden Sparrenenden
werden in ihrer Gabelung an einem Rundstück befestigt, die Sparren selbst
tragen jederseits fünf Längslatten, Apegec (5 der Pläne Taf. 8) die ebenfells
vierkantig zugerichtet sind und an welche dann die äusseren Sparren , Tärin^
(6 der Pläne), je eine " zwischen zwei der Eyjida's^ befestigt werden. An
diese erst werden dann die aus den ^i?f-Blättern ' zusammengenähten Blatt-
schindeln geheftet. Diese letzteren zeigen die pelauische parallele, und nicht
die gekreuzte ponapsche Anordnung, obwohl das Material selbst auch auf
Ponape, wo die hier Oc genannte Palme zahlreich vorkomt, benutzt wird.
Taf. IX Fig. 3.
Die einzelnen Blattschindeln werden auf die sich überall ähnelnde Weise,
vom unteren Bande des Daches anfttngend, an die Tanw-Sparren dicht
übereinander, mit einem, für jede Sparre separaten Faden angebunden,
oder vielmehr mit einem über jedem Epi sich verschlingendem Stiche
angenäht, so dass die einzelnen derselben sich gegenseitig decken und eine
dicke, für Regen und Wind, besonders nach stattgefundener Lagerung
[d. h. sobald in Folge ihrer eigenen Schwere die einzelnen Schichten sich
dicht aneinander geschlossen] undurchdringliche Decke abgeben.
Zur Befestigung des Dachgerüstes im Innern dient die, schräg über
die Hälfte der Seiten verlaufende J^wfewf-Latte (7 der Pläne) die in Folge
der, den Eingeborenen eigenen Sparsamkeit betreflEs des Materials bei der
Ausführung der Bauten, sich auf den gegenüberliegenden Hälften beider
Seiten nur in einem Stücke findet.
Gleich wie es in Pelau emen TakeWay^ in Ponape einen Joupai giebt
so auch in Ruk einen Gennap oder Süelap (von Äpt^ Süe und Zop, gross)
zu dessen Hauptaufgabe die Aufführung eines Ut gehört. Wie auf den
anderen Plätzen, ist es hier nicht die blosse Geschicklichkeit in der
Aufführung, die ihm das Ansehen sichert, sondern die vermemtliche
Kunst die Einwohner vor dem Einflüsse der, in den benutzten Bäumen
wohnenden Gottheiten schützen zu können. Zu diesem Zwecke verfertigt
der Meister em Tugumeun^ welches an den Enden der -46i6i-Balken aufge-
hangen, die den Bewohnern feindlich gesinnten Geister fernhalten soll.
Dieser Talisman besteht aus einem kleinen , mit Kräutern gefüllten Beutel-
chen, welchem je nach der Eigenheit des Meisters, noch Verschiedenes
hinzugesellt wird. Das Taf. IX Fig. 4 abgebildete Tugum&wn von Sapulion,
bestand aus einem Jlfoaor-zweige dessen Rinde ringartig abgeschält und auf
dessen Spitze eine Ziz^n-Nuss (Barringtonia speciosa) gesteckt war. Das
Beutelchen hing an dem am Balken befestigten Ende und über das Ganze
Die seitliche Ansicht eines ponapschen Zanoes wird ebenfalls in der, in Note 1
auf Seite 48 genannten Arbeit zur Darstellung gelangen.
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- 51 -
waren noch einige Schlingen aus Kokosblättern gelegt. Auf den Mortlock-
inseln ist jetzt wohl der Ttcgumeun dem Einflüsse der Missionäre gewichen ,
1877 fand ich ihn noch an den Fals und wurden demselben auch Stämme
einer Madrepora-Koralle hinzugefügt i).
Im Anschluss an Vorstehendes muss hier der, in jedem Ut aufge-
hangenen , aus Holz geschnitzten Gegenstände Neren änü , die als Wohnungen
oder Altäre der Gottheiten gelten , und auf denen die diesen dargebrachten
Opfer aufgehangen werden, Erwähnung geschehen. Sie stellen entweder
einfache oder doppelte Fahrzeuge*), besonders verehrte Vögel, namentlich
den Tachypetes^ oder sonst einen Gegenstand welcher, als von der Gottheit
geliebt angesehen wird , vor. So besteht das Neren änü von Sapulion welches
den Hauptgottheiten der Menibtie^ Uonfanü und Udjälap geweiht ist, aus
der Darstellung eines sprossenden Brotfruchtzweiges von welchem zwei
Früchte herabhängen, als Symbol der Fruchtbarkeit. Siehe Taf. IX Fig. 5.
Das gewöhnliche ruksche Wohnhaus Im eta genannt ,^ wird mehr land-
einwärts, zuweilen auf dem Rücken der Hügel aufgeführt. Es hat im
Allgemeinen die Form des Ut^ nur dass es viel kleiner ist und die Wände
noch viel niedriger sind. Die letzteren sind mittelst der ^i?fBlätter ver-
schlossen und nur die eine Kurzseite ist entweder ganz offen, oder
auf der Mitte derselben befindet sich ein kleiner Anbau, wodurch zwei
seitliche Eingänge entstehen. Die Einrichtung des Innern ist höchst einfach ,
der Boden ist höchstens mit einzelnen Kokosblättern stellenweise bedeckt,
und in der Mitte ist die Feuerstelle die jedoch weniger für's Kochen, als
vielmehr für die Erzeugung des, gegen die Belästigung durch Muskitos
>) [Mit Rücksicht auf das was hier betreflfe der den Bäumen innewohnenden Geister
gesagt, vergleiche die interessanten Mittheilungen in G. A. Wilken : Het Animisme pg. 141 ff.]
2) Das, Benutzen von Nachahmungen der Fahrzeuge als Göttersitze ist für diese
Völker sehr bezeichnend und deutet wahrscheinlich auf die einstmalige Ankunft von
deren Ahnen auf diesen Inseln. So z. B. werden auf den Pelauinseln alle „Angd"
genannten Götter durch ein Segelfahrzeug vorgestellt und alle Traditionen lehren uns
diese Angds als fremde Ankömmhnge kennen. Ebenso wird es sich auf den Ruk-
inseln verhalten , wo die Fahrzeuge entweder an einer Schnur herabhängen oder in sonst
welcher Weise über den Balken untergebracht werden , was auf den Pelau's immer der
Fall ist. Höchst interessant ist es nun wahrzunehmen, dass die rukschen doppelten
Fahrzeuge nur als solche Göttersitze bekannt, sonst aber seit undenkhchen Zeiten
ausser Gebrauch gerathen sind , woraus man schliessen kann , dass die Urahnen der
solche Gtöttersitze verehrenden Stänmie auf Doppelkanoes nach Ruk kamen. Dies würde
auf (he polynesischen Verhältnisse passen und die so deutlichen Spuren eines recenten
Einflusses der südhchen Kultiu" erklären. An einer anderen Stelle habe ich die Gelegen-
heid benutzt , um auszusprechen , dass die so deutlichen Uebereinstimmungen in Spmche
und manchen Sitten der Central-Karohnier und der Ponapeaner mit Tahiti und Samoa,
vielleicht die Folgen früherer Abtreibungen der, zwischen dem alten Oahu und dem
Süden Polynesiens verkehrenden Seefahrer sind und ist es nur natürlich , dass die Nach-
kommen ausser in der Sprache, den Waffen und anderen Sitten ihre Abstammung
bekundend, die Fahrzeuge ihrer zu Göttern gewordenen Vorfahren als deren Sitze
betrachteten und dieselben als deren Vorstellungen behielten. [Siehe auch Schmeltz &
Kbausb: Dp. cit. pg. 356/357 (Nö.3405 & pl. XXXI fig.6). Die vorstehenden Mittheilungen
des Verfiassers liefern wieder einen neuen Beweis dafür, wie die vom Vater auf den
Sohn vererbte, ungeschriebene Geschichte der Naturvölker die Basis ihrer culturellen
Ideen vdrd.]
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~ 52 -
schützenden Rauches dient. In dem Hause des Häuptlings Emey va- in Müen
waren die Seiten in Kammern abgetheilt, das Haus des Häuptlings Söpe
auf Eten glich einem Ut^ in dessen vorderer Hälfte aus alten Kanoeplanken
eine, etwas über dem Boden erhobene Schlafstelle errichtet war. Im Allge-
meinen ist es ersichtlich dass ein besonderer Plan für ein, dem Familien-
leben gewidmetes Wohnhaus nicht besteht und dass der J7^schuppen,
möglichst vereinfacht, dafür benutzt wird. Wo die Unterscheidung zwischen
dem Wohnhause und dem Ut aufrecht erhalten, da ist das Innere ebenso
dunkel und unwohnlich wie dies bei den mortlockschen Häusern der Fall ist.
Der Plan des Ut selbst ist am meisten dem des ponapscheu Nac und
dann dem des pelauischen Bay verwandt, und nicht unwahrscheinlich ist
es, dass sie alle drei aus einer und derselben ursprünglichen Grundform,
vielleicht dem Ut selbst, hervorgegangen sind.
Die übrigen Gebäudeformen verdienen nur ihrer Verwendungsweise
wegen erwähnt zu werden, da sie sich höchstens in Folge der, bei ihrer
Konstruktion hervortretenden Nachlässigkeit von den erwähnten unter-
scheiden. Als Im en VjO^ ein Gebäude in dem sich die Frauen während der
Menstruationsperiode aufhalten , und das auf Yap sorgfältig eingerichtet ist \
auf Pelau und Ponape jedoch gänzlich fehlt, dient auf Ruk irgend ein etwas
abgelegenes Haus oder sonst ein einfaches Dach , auf nothdürftig , mittelst
Kokosblättern bedeckten Seiten. Der Fälan ist ein auf 4 Pfosten stehendes
Dach welches die Aufgabe hat den C/m, in dem die Brotftnicht gebacken
wird, vor Regen zu schützen. Er kommt meist zur Zeit der Brotfruchternte
zur Anwendung und da in ihm auch die Brotfrucht behufs des Eingrabens
in die Erde vorbereitet wird , so steht er gewöhnlich auf den mit Brot-
ftnchtbäumen bestandenen Stellen , während der meisten Zeit vernachlässigt
imd nur vor dem Gebrauche etwas nachgesehen.
Zum Kanoebau übergehend bemerke ich dass die Ruker, abgesehen von
den doppelten Eäitan's die nur von religiöser Bedeutung sind, und allein in
kleinem Massstabe verfertigt werden, *) zwei Arten von Fahrzeugen besitzen :
das zum Segeln bestimmte Mdyük und die Paddelkanoes , va fäten. Der Melyük
auf Mortlock Messük genannt, scheint das typisch centralkarolinische Segel-
fahrzeug zu sein und findet sich im ganzen Westen bis auf Yap, wo
es Paupau heisst. Die mortlocksche , Eäzol genannte Form, die allem
*) [Vergleiche für Yap weiter vom pg. 45. Bei Ploss: Das Weib in der „Natur- und
Völkerkunde" 2 Aufl. (1887) n Bd. pg. 44 wird nach Miklucho Maclay einer Wochen-
betthütte von Yap erwähnt die , wie aus Bd. I pg. 264 ersichtüch , identisch mit der
Hütte für die Menstruirenden ist, für welche als neue Lokalität hier Ruk hinzutritt.]
*) Das von mir an das Museum Godeffroy gesandte Eauan-Fshrzeug j welches im
Kataloge nicht ganz zutreffend als ein Götze, unter N«. 3405 beschrieben und auf Taf.
XXXI abgebildet sich findet, hat die Länge von 1,24 M. und eine Höhe von 20 cM.,
wobei zwischen den , aus einem Stücke gearbeiteten Kanoe's sich ein Zwischenraum von
15 cM. befindet. Der mittlere Theil ist kastenartig, für die hineinzulegenden Opfer,
beschaffen und quer über demselben liegt eine, die Flügel des Tachypetes vorsteUende
Latte, auf welcher roh ausgeführte Strandläufer stehen. Die sämmtlichen Buge sind mit
Halbmonden vereehen und das Ganze ist schwarz, roth und weiss bemalt.
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Anschein nach, den Bug des nukuorschen Fahrzeuges nachahmt, ist hier
als Ävben bekannt, wird indess hier nicht ausgeftüirt. Die Konstruktion
des rukschen Segelfahrzeuges stimmt vollkommen mit dem mortlockschen
überein, wessen schon früher bei der Betrachtung der Mortlockinseln Er-
wähnung geschah. Im Allgemeinen sind die rukschen Fahrzeuge etwas
grösser und stärker gebaut als die von den benachbarten Gruppen, was
aber seinen Grund nicht in der grösseren Seetüchtigkeit der Ruker welche
die Seefehrt beinahe gänzlich aufgaben, sondern in dem grösseren Holz-
reichthum der Inseln hat^).
Die Dimensionen eines seefähigen Fahrzeuges betragen:
Ganze Länge 8.05 M.
Breite des Körpers in der Mitte .... 0.60 „
Länge der Auslegerbrücke 3.40 „
Tiefe des Fahrzeuges in der Mitte . . . . 1.00 „
Länge des Auslegerbalkens 2.65 „
Höhe desselben . . . * . . . . 0.28 „
Breite desselben 0.84 „
Da die Konstruktion des Mdyük^ wie auch des Paddelkanoes, schon
genügend aus früheren Berichten bekannt sein dürfte und ich ausserdem
dieselben gelegentlich der Besprechung der pelauischen Fahrzeuge des Weiteren
vergleichend erwähnen werde , so verzichte ich hier auf eine eingehende
Schilderung und will nur emiger Umstände von allgemeinerer Bedeutung
far den interinsularen Kanoebau gedenken.
Die auf Ruk verfertigten Segelfahrzeuge werden schwarz bemalt, mit
Ausnahme eines schmalen, gegen die Enden sich ausbuchtenden Raumes
entlang des oberen Randes. Dies Muster wird durch die Bewohner der
niedrigen Inseln genau beibehalten, obwohl sie sich die rothe Erde von
Ruk holen müssen, und findet sich auch bei dem yapschen Paupau wieder.
Die rukschen va fäten^ auf Mortlock Liegak genannt, sind ganz schwarz
bemalt. Ihre aufrecht stehende Bugspitze ist ebenfalls mit Zwimumbindimg
verziert, sie besitzen aber ausserdem noch den Äten^ eine Bugverzierung
die bei den mortlockschen Fahrzeugen nicht mehr zu finden ist. Dieselbe
ist von der auf Taf. IX Fig. 6 abgebildeten Form und stellt zwei See-
schwalben vor. Die Eingeborenen achten auf das Vorhandensein dieses
Stückes am Buge sehr und wird solches vor dem jedesmaligen Herablassen
des Kanoes ins Wasser befestigt. Dasselbe kann mittelst des Zwirnverbandes
in die Höhe geklappt oder heruntergelassen werden und scheint dieses unter
Umständen seine besondere Bedeutung zu haben. So erscheinen z. B. mit fried-
lichen Absichten anlangende Fahrzeuge mit heruntergelassenen Bugstücken.
Eine andere Eigenschaft der rukschen Kriegskanoes, die auch bei den
^) Eine Abbildung, die seitliche Ansicht und den Querschnitt des Melyük in kleinem
Masstabe vorstellend, werde ich des Vergleichs halben gelegenthch der Behandlung der
pelauischen Baukunst geben.
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mortlockschen angetroffen, sonst aber auf den übrigen Inseln des Archipels
vermisst wird, besteht in den -Bdm-Stücken , Taf. IX Fig. 7, die in den
Tarn eingelassen werden und über der Auslegerbrücke aufrecht stehend,
zum Aufbewahren der Speere dienen. Die rukschen derartigen Stücke sind
meistentheils dicht mit Schnitzerei, schwarz und weiss bemalt, bedeckt.
Die mortlockschen entbehren der letzteren, dafür befinden sich auf dem
•Knopfe des Oberendes ausgeschnitzte Hähne die, wie überall im Westen,
als Symbol des Krieges und der Tapferkeit gelten. Im ethnographischen
Kataloge des Mus. G. sind einige dieser Eäm's pg. 373 unter N<>. 3397-3403
aufgeftlhrt imd ein Stück auf Taf. XXXI Fig. 2 abgebildet, wobei gelegentlich
bemerkt sein mag dass Fig. 3 derselben Tafel nicht eme mortlocksche , son-
dern eine ponapsche Tanzpaddel darstellt.
Eine hervorragende Stelle in der rukschen Holzindustrie nimmt die
Verfertigung von Holzgefässen ein, was um so befremdender erscheint, als
die Einwohner in ihrer ärmlichen Lebensweise ihre Nahrung nicht aus
Holzgeschirr geniessen, sondern sich auf echt polynesische Weise, eben wie
es der Fall auf Ponape, statt dessen mit einfachen Blättern begnügen. Dagegen
finden wir hier den interessanten Umstand, dass die Holzgefösse die zum
Bereiten des Gelbwurzpulvers wie auch bei festUchen Volksversammlungen
zum Ausstellen der gelieferten Nahrung benutzt werden, eine nachträglich
entstandene wichtige Bedeutung gewonnen haben indem sie, als Mittel des
Austausches , Qeldeswerth vertreten und besonders im gegenseitigen Verkehre
zwischen den Stämmen , bei Friedensverhandlungen und sonstigen Ausgleichen
verwandt werden.
Es werden folgende Formen unterschieden:
Das Namuetifi' oder Ürow-Qeßlss welches bis 1 M. lang verfertigt wird ,
zeichnet sich durch seinen kielartigen Boden aus, wesshalb es ohne Stütze
nicht aufrecht stehen kann. Wenn bei Festlichkeiten benutzt, steht es
auf Böcken, sonst aber umgekippt mit dem Kiel nach oben. Ausser dem
kielartigen Boden , fällt noch der breite , über die Seiten hervortretende und
leicht sechsseitig ausgeschweifte Obenrand auf. (Katal. Mus. God. pg. 375,
N«. 3389). Siehe Taf. X Fig. 1.
Das i^e'werew-Gefitös unterscheidet sich von dem vorigen durch den
abgefiachten , immer aber noch abgerundeten Boden , den schmalen Obenrand
und die Enden, die verbreitert, ähnlich wie bei den pelauischen Gelassen,
und unterhalb mit einem GriöToiauf versehen sind. Die innere Seite ist
gleichmässig abgerundet. Siehe Taf. X Fig. 2.
Das Namenbätin- oder Namenänei'Qtef^s unterscheidet sich von dem
vorigen durch grössere Schmalheit im Verhältniss zur Länge, und durch
weniger hervortretende , verbreiterte Enden , deren Griff knauf nur eine geringe
Grösse erreicht. (Im Kataloge des Mus. G. scheint dieser Name dem Fetieren
gegeben zu sein (N*^. 3390), dagegen ist dasselbe Gefäss irrthümlich mit
dem Namen Namenkennü belegt. Siehe Taf X Fig. 3.
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Das Nammmösor'Gtef&ss kennzeichnet sich durch die zugespitzten, an
der Aussenseite plattgekielten, über die Ebene des Oberrandes hervor-
stehenden Enden, die den Griff bilden. Nach unten ist der Kiel bei dem
Uebergange in den Boden abgeschnitten. Die Form des, gewöhnlich etwas
ausgeschnittenen Endes nähert sich den im Westen der Karolinen vor-
kommenden Formen. Siehe Taf. X Fig. 4.
Namenkennü ist dem vorigen verwandt, jedoch bedeutend schmäler
und flacher. Siehe Taf. X Fig. 5.
Es werden noch mehrere andere, durch geringe Abweichungen bedingte
Formen imter verschiedenen Namen als: Nammup^ Namenevan^ Namen-
nosan^ Namenaveyaa^ unterschieden, die Hauptbedeutung haben aber die
grossen hier abgebildeten Geßüsse, namentlich y^Nammtin'\ das neben ver-
schiedenen Schmuckgegenständen und gewebten Zeugen den Haupttheil
jeder grösseren Bezahlung ausmacht.
Die sämmtlichen grossen Gefässe werden aus dem iJoÄj^Holze (Calo-
phyllum inophyllum) verfertigt imd mit rother Thonerde bemalt, wozu
dann noch die Ueberdeckung mit dem Firniss aus der -4is-Nuss, (auf Pelau
Karitem)^ die auch auf Ponape denselben Namen trägt und ähnlich ange-
wandt wird, kommt. Die kleineren Gefösse werden aus Brotfrucht-, Mösor-
und anderen Holzarten verfertigt und zuweilen in natürlicher Farbe belassen,
oder sonst schwarz gefärbt^).
Als ferneres Erzeugnis der Holzindustrie kommen die Äzap genannten
Kisten vor, die im Ganzen mit den mortlockschen übereinstimmen und
eine unverkennbare Aehnlichkeit mit den nukuorschen aufweisen. Diese
Der nämliche Industriezweig findet sich auf den nachbarlichen Mortlockinseln
geringer entwickelt und kommen dort nur Schüsseln von geringerem Umfenge vor,
(N®. 3019 u. 3020 des ethngr. Kataloges des Mus. God.) was hauptsächlich dem zuzu-
schreiben ist, dass die Mortlocker keine Gelbwurz bereiten, sondern dieselbe von den
Rukinseln beziehen. Aus demselben Grunde ist auch die ponapsche Industrie sehr arm
an dieser Art Arbeit. Mir ist nur eine Form der ponapschen Gefösse , die im allgemeinen
Kajak heissen, bekannt, deren Abbildung auf Taf. X Fig. 6 gegeben. Sie wird bis 1 M.
lang angefertigt und dient zum Bereiten der XtZi-Speise. Sehr selten werden kleinere
derartige Gefösse zum gewöhnlichen Hausgebrauch verfertigt , dagegen öfter ganz kleine ,
in welchen Wasser und Schwämme für den Gebrauch seitens der Wöchnerinnen bewahrt
werden, oder in welchen man das, zum Einreiben der Haare bestimmte Oel mittelst
heisser Steine auskocht.
Bedeutend höher ist diese Industrie auf den Nukuoroinseln entwickelt, wo ver-
schiedenartige, im allgemeinen Kamäi genannte Gefösse verfertigt werden (Ethngr. Kat.
des Mus. God. pg. 349).
Am höchsten auf den Karolinen steht indessen diese Industrie auf den Pelauinseln ^
deren Bewohner einen hohen Grad eigener Kultur erreicht und erhalten haben und bei
denen die Gefösse zu gewöhnhchem Erfordernis des alltäglichen Lebens gev^orden; die
meine Schilderung der pelauischen Industrie begleitenden Abbildungen werden einen
genaueren Vergleich dieser Erzeugnisse der beiden Länder ermöglichen. Die Aehnlichkeit
mit den eiweiterten pelauischen Enden ist leicht zu erkennen , aber die sonstige mksche
Ausführung ist noch unvollkommen und den Böden wird keine sorgfältigere Ausführung
zugedacht, wogegen die meisten pelauischen Gefösse am unteren Rande ausgefalzt und
mit besonderen Unterlagen, Füssen u. dergl. versehien sind. Die Vollendung der pelauischen
Erzeugnisse dieser Art giebt sich auch in der Verzierung durch Auslegearbeit zu erkennen
die im Osten gänzlich zu fehlen scheint.
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Kisten dienen auf den Central-Karolinen zum Aufbewahren der Gtelbwurz
und sonstiger Werthsachen aus Schildpatt und Muschelschalen.
Das Schliessen geschieht mittelst eines Deckels der über einen Falz
greift und zum Zweck der Sicherung befindet sich an den beiden Enden
ein Zapfen, der halbirt, mittelst einer Schnur zusammen gebunden wird.
Siehe Taf. X Fig. 7.
Die viel kürzere nukuorsche Kiste wird hauptsächlich für das Auf-
bewahren der Angelschnüre und Fischhaken gebraucht und unterscheidet
sich von der -4iap-Kiste durch den höheren Deckel und durch das Anbringen
des Zapfens der sich nur am Deckeltheile, von seinem Oberrande entspringend
befindet. Siehe Taf. X Fig. 8. In Folge dessen geschieht das Zubinden der
Navesi mit einer, an einem dieser Zapfen befestigten Schnur über den
Boden hin, wobei die Oberfläche des Deckels frei ist. Bei der rukschen
Kiste dagegen läuft die Umbmdung von einem Zapfen nach dem anderen
über den DeckeP).
Bei der ärmlichen Haushaltung der Ruker und ihrer, im Allgemeinen
einfachen Lebensweise, liefert die Holzindustrie keine besonderen Hausstands-
gei'äthschaften. Zum Schaben der Kokosnuss wird die gezähneltrandige
-4rm-Muschel und zwar mit blosser Hand geführt, benutzt. Als Wasser-
behälter dient die Schale der reifen Kokosnüsse, die zuweilen schön abge-
schliffen, aber nicht mit Zwimstrickereien umgeben werden. Die Oefl&iung
ist gross (wogegen sie auf Ponape möglichst klein belassen wird) ohne
besonderen Deckel und auf den beiden Seiten sind kleine Löcher für das
Durchziehen * der Handschnur. Zum Oefihen oder vielmehr zum Abschälen
der Nüsse wird irgend ein Stab, auf beiden Enden zugespitzt, benutzt; er
wird in den Boden gepflanzt und die in den Händen gehaltene Nuss mit
einiger Kraft gegen das aufrechtstehende Ende gedrückt, so dass dasselbe in
die dicke Hülle dicht an dem Ansatzende der Nuss eindringt. Ein kleiner
seithcher Ruck entfernt dann ein schmales Bündel der Hülle und es ist
dann leicht, durch successive, dergleichen Stösse die Hülle nach und nach
zu entfernen, wa^ bei den Eingeborenen rascher als die Beschreibung des
Vorganges durch mich geschieht. Dieselbe Weise, wird auch auf Ponape ange-
wandt, wogegen auf den Pelau's und in Yap die Nuss mit den Füssen gehalten
und mittelst eines kurzen Holzstückes abgeschält wird.
Als Landbauwerkzeug dient eine gewöhnliche , etwas zugeschärfte Stange ,
die Ot heisst und keine besondere Vorbereitung verlangt. Die mortlocksche
Aufd aus Schildkrötenrippen fand ich hier nicht angewandt. Ein Sieb für
die Bereitung der Gelbwurz würde die Hausstandsgeräthschaften des Rukers
kompletiren. Ein solches wird bereitet, aber ich zweifle ob die im Kataloge
*) Eine genauere Durchforschung der westlich von Ruk gelegenen Inseln dürfte
manche interessante Gegenstände der dortigen Holzindustrie aufweisen. So z. B. werden
auf dem westlichen Satoan sehr handliche Kistchen zum Aufbewahren der Angelgeräth-
ßchaften von der Gestalt von Fischen, u. a. m. verfertigt.
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unter No. 635 u. 636 notierten Siebe wirklich aus Ruk stammen. Ich
selbst sandte keine aus Ruk , sah dagegen auf Nukuoro (die einzige Koralen-
gruppe auf der Gelbwurz bereitet wird) Tanatana genannte , die mit der
Beschreibung übereinstimmen dürften. Da nun derzeit die Schiffe manches
aus Nukuoro, mit anderen Sachen aus den westlicheren Inseln nach
Hamburg brachten, so kamen auch die nukuorschen Siebe nur mit der
Angabe Karolinen ani).
Die rukschen Waffen stimmen im Ganzen genommen mit den mort-
lockschen überein , und sind vollständig im Katalog des Mus. G. repräsentirt.
Es kommen vor:
Gir^ (auf Mortlock: Süek)^ runder bis 2 cM. dicker und 3 M. langer,
zuweilen sorgfältig abgeglätteter, auf beiden Enden spitz zulaufender Speer
aus Kokosholz.
Mejenpicoc {SiXif Mortlock: Mesenaptcos) ^ derselbe Speer, aber das eine
der Enden wird mit Rochenstacheln , Belone-Kiefern und zuweilen Menschen-
knochen bewaffnet. Diese Stücke werden erst mit dem Zwirn am Speere
befestigt und darauf mit einer dicken, eiförmigen Umlage aus Kalkkitt auf
dem Ansätze umgeben, woher der Name: „Kalkspitzen." Die Anordnung
der verwandten Knochen kann verschieden sein, eben wie die Zahl der
angebrachten Kalkknoten. Diese letzteren können in der Zahl von 1 bis 6
vorkommen und können je einen Stachel auf der einen Seite des Speeres
nur, oder zwei gegenständig, oder sonst wie abwechselnd tragen*).
Ämönu (Eth. Kat. d. Mus. G. N®. 3450, fälschlich: Bonu) genannter
Speer aus Kokosholz verfertigt und ziemlich allgemein als eine mächtige
Vertheidigungswaffe benutzt. Er scheint eine Nachahmung des Blattstengels
der Kokospalme zu sein, der eine naturwüchsige, gefährliche Waffe bildet,
die als eine solche noch in dem Bewusstsein der heutigen Pelauaner lebt ^.
Dieser Speer ist über 2 M. lang, auf einem Ende spitz, auf dem andern
*) Gelbwurzsiebe kommen in den Karolinen vor auf: Pelau, Yap, Nukuoro und
Ruk. Die östlichen, hohen Inseln benutzen die frische Wurzel ohne das Pulver zu
bereiten. Das pelauische Sieb kommt in meiner Industrie der Pelauaner zur Sprache.
Das yapsche und ruksche sind mir noch unbekannt.
^ Die Furcht vor der Verwundung mit dem Rochenstachel ist auf den Karolinen
allgemein verbreitet und daher kommt die Anwendung desselben für die geföhrHchsten
Speere auf allen Inseln. Auf den Pelauinseln bildet er die Bewaffung des Ews-Spoeres
(Siehe in der Industrie der Pelauaner die Waffen). Auf Ponape, wo die alten Waffen
beinahe ganz vergessen sind , besteht der Oc-Speer aus einem ca. 1.50 M. langem Schaft
aus Kokos- oder öfters aus Kaciu- (dem pelauischen Gerden-) Holz, an dessen Spitze ein
einfacher Rochenstachel {Likanten kap) befestigt wird. Nur im Kriege , wird er in Bündeln
mitgetragen als Wurfispeer gebraucht , wogegen er auf Mortlock. Ruk und im Westen als
Stichlanze , oder auf sehr kleine Entfernungen zum sicheren Wurfe verwendet wird.
*) Der auf Pelau Uldk genannte Stengel der abgefallenen Kokosblätter wurde in
alten Zeiten neben dem Kkndpel (einem einfach schräg abgeschnittenen Bambusrohre)
als der einfachste naturwüchsige Speer gebraucht. Der sich nach und nach zuspitzende
Stengel eignet sich zu einem Wurfgeschosse ausgezeichnet und die faserige, und anfänglich
weiche Beschaffenheit des Stengels erlaubt leicht an dem Spitzenende die schon durch den
natürhchen Ansatz der Blättehen angewiesenen Widerhaken einzuschneiden. In Folge des
Ablagems im Rauche des Hausheerdes wird die WaflFe sehi- hart und bleibt doch leicht.
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dick, aber flach, abgerundet und zugeschäift. Die eine Seite ist schwach
gekielt, die andere abgerundet. Ich habe diesen Speer aitf den Mortlock's
nicht angetroffen.
Mezäu genannte Wurfspeere (im Kat. des Mus. G. N®. 3012 u. a. durch
ein Missverständniss „ztiburiy** genannt). Dieselben sind zum Werfen {zuburiy)
auf grössere Entfernungen bestinmit und gehen nach dem Wurf verloren ,
weshalb sie aus möglichst leichtem und werthlosem Material verfertigt
werden. Der Schaft besteht aus leichtem Holz von 1.50—2 M. Länge, an
das dickere Ende desselben wird eine harte Spitze aus Kokosholz mit
Wiederhaken oder Einkerbungen verbunden, gewöhnlich nur nachlässig
mittelst Kokoszwims. Der Speer wird mit der Hand geworfen, indem
das untere Ende auf der Spitze des Zeigefingers ruht und mit den übrigen
Fingern, etwas höher, gestützt wird. Vor dem Werfen giebt der Träger
dem Schafte die, für seine Hand passende Länge, was durch einfaches
Abbrechen des überflüssigen Theils geschieht, wodurch sich die schwache
Beschaflenheit des Schaftes überhaupt erklärt^).
Die auf den Mortlockinseln so üblichen G^^rg^wr-Stöcke, smd unter dem-
selben Namen auch auf Ruk, wo sie indessen weniger als Waffe hervor-
treten bekannt. Ihre ursprüngliche Bedeutung dürfte, wohl die von Tanz-
stöcken bei den Parj/c-Tänzen gewesen sein und später, deren stabförmige
Form und feste Beschaflenheit (sie sind aus dem Holze des Orangenbaimies
der hier, wie auf den Pelauinseln Gurgur heisst verfertigt) deren Benutzung
als Stützstöcke ftlr alltäglichen Gebrauch eingegeben haben. So ersetzten sie
im Lauf der Zeit den Speer, der m früheren Zeiten der fortwährende Begleiter
der Eingeborenen war und konnten zu einer harmlosen , den mehr geregelten
Zuständen der Gesellschaft angepassten Waffe werden. Diese Stöcke werden ,
dem Alter der Benutzenden entsprechend, in verschiedener Länge und Dicke
hergestellt. Die Erwachsenen haben solche bis 1,60 M. lang und in der
Mitte 45 mM, dick. Der, in der Mitte runde Stab verjüngt sich gegen die
beiden Enden bis zur Dicke von ca. 25 mM. um sich dann plötzlich in das
gerade abgeschnittene Ende zu erweitern. Die Oberfläche ist oft sorgföltig
polirt und mit Gelbwurzpulver eingerieben. Siehe Taf. X Fig. 9.
Einen höchst interessanten Gegenstand der rukschen Holzindustrie
bildet der JPendy-Stab *) , von dem ich auf den Mortlockinseln nichts ver-
nommen habe, und der zu meiner Zeit (1877) dort nicht gebraucht wurde.
Derselbe besteht aus einem 8 — 12cM. dicken, runden, bis über 2 M. langen
Stabe aus hartem Holze, dessen oberes Ende in ein 8—20 cM. langes, vier-
*) Diese Wurfspeere die im Ganzen genommen durch Fremde leicht mit Pfeilen,
wegen der Küi'ze und der bedeutenden Wurfweite verwechselt werden können (Kat
M. G. pg. 422) , entsprechend den pelauischen CT^o/c-Speeren und werden nur im Nothfalle
mittelst der Hand, regelrecht aber mittelst des Xo^/w^Z-Wurfistockes geworfen.
Vermuthungen über eine mögliche, ursprüngliche Bedeutung dieses Stabes sprach
ich schon bei der Besprechung des pelauischen iCaWe5^/ceZ-Wesens aus. [Siehe „die socialen
Einrichtungen der Pelauei***, Berlin 1885 pg. 96.]
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seitiges und zuweilen abgeplattetes , auf den Kanten gekerbtes , nach oben
in einen runden oder vierseitig stumpf zugespitzten Knopf auslaufendes
Stück endet. An manchen finden sich an den vier Kanten des Endknopfes
Anhängsel aus aufgereihten Kokosringen oder ^ia-plättchen zwischen welche
ferbige Muschelscheibchen eingeschaltet werden. Diese Stöcke sollen bei dem
nächthchen Verkehre der jungen Männer mit den auswärts wohnhaften
Frauen als ein Erkennungszeichen dienen.
Zu den Waffen zurückkehrend, sind eigentlich mit den oben angeftlhrten
Speeren die heutigen Wurfwaffen der Ruker erschöpft. Schlagwaffen werden
gegenwärtig nicht mehr verfertigt, dafür aber ergiebt sich die interessante
Thatsache, dass Keulen früher gebraucht wurden imd dass die spärlichen,
noch aufbewahrten alten Stücke unverkennbar an das südlicher gelegene
Polynesien erinnern. Von Mortlock aus wurden mir die tJd/cÄe-, Ldgazämzor^
und iograpoew/a-Keulen bekannt (N^. 3006—3009 pg. 318 des Kataloges von
Herrn Schmeltz) imd auf den Rukinseln gelang es mir ebenfalls emige
alte Stücke aufeutreiben. Die mortlockschen Namen werden auch hier
benutzt obwohl das Lagapoenja in Ibopoenja verändert ist. Die von mir
eingesandten Stücke sind in dem Kataloge beschrieben worden. [Schmeltz &
Krause: Op cit. pg. 370, N^ 3446, 3447 & 3448].
Die übrigen mortlockschen Waffen, wie den Faustring (den ich auch
auf den Pelauinseln und zwar in zwei Formen fend, N®. 3010 und N*^3011,
pg. 319 des Kat. des Mus. G.) und den Suk^ fand ich auf Ruk dem Namen
nach bekannt, konnte aber die Gegenstände selbst nicht mehr auftreiben.
Die mortlockschen TopänurÜBäken heissen hier Livod (derselbe Name
wird auch den nukuorschen Götzen beigelegt, im Westen, auf Yap, heisst
LÜ08 ein nach dem Tode erscheinender Geist), sie werden aber nicht
gebraucht. [Schmeltz & Krause: Op cit. pg. 302, N^ 571 etc.]
Abgesehen von einigen kleineren Gegenständen aus Holz, die ich zu den
Schmuckgegenständen rechne, kommt als letztes Erzeugnis der Holzindustrie,
der ruksche Webstuhl in Betracht. Im Ganzen genommen gleicht er dem
nukuorschen und dem mortlockschen, die Namen jedoch der einzelnen
Stücke sind verschieden und ferner besteht bei dem rukschen eine geringe
Abweichung von dem mortlockschen, in der Zahl der ihn zusammen-
setzenden Stücke^).
Die drei nebeneinander liegenden Gruppen Ruk, Mortlock und Nukuor
auf denen ein Webstuhl derselben Konstruktion in Gebrauch , vergleichend
ergiebt sich Folgendes:
Allgemeiner Name auf Nukuoro Te rahau läna te maro (Hölzer zum
Flechten (Sam. IcUäga) des maro)^ im Norden Tgr (allgemeiner Name von
Ukay bis Kvssaye).
Die nukuorsche Einrichtung besteht aus 10 Stücken, die mortlocksche
») [Schmeltz & Krause: Op. cit., pg. 326, Mortlock; pg. 344, Nukuor; und pg. 378; Ruk.]
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aus 8, die ruksche aus 11; ausser dem Gürtel aus Kokoszwim, der auf
Nukuoro Saun , auf Mortlock Äuoit heisst. Der letztere ist am vollkommensten
in Nukuoro. Von sämmtlichen Stücken sind überall nur vier aus Holz sorg-
fältiger ausgefahrt und überbietet Nukuoro seine nördlichen Nachbaren in
der Vollendung derselben. Die übrigen Stücke werden meistentheils aus
Bambusrohr oder Bambussplittern verfertigt.
Der Weberahmen besteht aus zwei Brettern die auf Nukuoro i^opa,
im Norden paap heissen. Eines derselben hat an den Enden Zapfen, mit-
telst welcher es durch den Webegürtel, vor der arbeitenden Person befestigt
werden kann. Das zweite Brett auf Nukuoro mit dem Namen atu
unterschieden, wird gegen zwei aufrechtstehende Stöcke gestemmt und
bildet die zweite Seite des Rahmens, über welche die fertig präparierten
und mit ihren Enden verbundenen Längsfäden gespannt werden. Diese
Aufspannung muss sehr sorgfältig geschehen und um die horizontale Lage
der Fäden zu regulieren sind dieselben , jeder fQr sich , ein Mal um ein
glattes Bambusrohr gewunden. Dieses Rohr heisst auf Nukuoro Tapanülu ,
auf Mortlock UUiU^ auf Ruk Änan, Seine Lage ist nahe an der, von der
Weberin abgekehrten Seite des Rahmens, und ihm genähert befindet sich
dann ein Stück , a.u fNukaoro panülu ^ auf Mortlock üreteiaia genannt , das auf
Ruk fehlt und durch einen Bambussplitter vertreten ist und welches die Fäden
in zwei horizontale Lagen trennt. Das mortlocksche Stück ist ein ganzes
Rohr, wogegen das nukuorsche ebenßills ein abgespaltenes Stück desselben
ist. Zunächst kommt dann ein Rohr, auf den drei Gruppen resp. Töro^
l^un und Äuzüru genannt, welches durch eine Anzahl dicht an einander
befindlicher Oesen die Fäden der unteren Lage umfässt und sie dadurch
über die obere erheben kann , die erforderliche Kreuzung der Längsfäden fttr
das Durchschieben des Querfadens dadurch zu Stande bringend. Bei den
Webstühlen der nördlichen Inseln kommen dann einige Bambussplitter für
das Regulieren der schwarzen Fäden in gemusterten Stücken; (das mort-
locksche Amesmval oder Puäuü^ auf Ruk Atir)^ welche hinter dem UUiU
oder Anan zu liegen kommen. Beim Beginn der Arbeit werden auf Nukuoro
und Ruk die auf ersterem Platze Käpi (nicht Räpt) genannten Bambus-
splitter und zwei Sat^Faser- (Hibiscus)Bündel durch die aufgespannten
Fäden gelegt und befestigt und diese schreiten der Unterseite des Rahmens
entlang bis sie bei dem Fertigwerden an den Tapanülu anlangen. Im ruk-
schen Webstuhl thun denselben Dienst die, Gun und Nupusepus genannten
Pflanzenstengel "zwischen welchen dann das Stück durchschnitten wird.
Der Querfaden ist auf eine als Schiffchen fungierende Nadel gewickelt und
wird mittelst eines, auf sämmtlichen drei Gruppen ähnlichen Schwertes
nach dem Kreuzen der Längsßlden angeschlagen. Die Nadel, von ähnlicher
Form auf Ruk und Mortlock, heisst Asäp^ sie ist verschieden lang und
beinahe gleichmässig dick (30 mM. breit, 25 mM. dick) gegen die Enden
verschmälert, an der schmäleren Seite tief ausgeschnitten ebenso wie aus-
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gehöhlt auf der Breitseite , zur Auftiahme des Querfadens. Auf Nukuoro
heisst sie Sika und ist von ganz anderer Form , der mittlere Theil ist breit
und flach, die Enden sind leierförmig ausgebogen und treten dann, sich
beinahe berührend zusammen , dadurch das Abgleiten des Fadens verhindernd.
Das Schwert heisst auf Nukuoro Raum , auf Mortlock Äpin , auf Ruk Opop^
ist jedoch auf Nukuoro am vollkommensten ausgeführt 0.
In Hinsicht auf ihren Bedarf an Bambusrohr sind die Karoliner auf die
See angewiesen, da selbes auf Ruk, Ponape und Kussaye nicht vorkommt.
Dasselbe wird nur in spärlicher Menge angetrieben und dieses mag den
Namen Pudmc^ gleichbedeutend init dem Namen für Verbot, erklären. Die
dicken Rohre benutzen die Ruker als Formen für die grössten Gelbwm'z-
bündel, die dünnen, jedoch selten vorkommenden dienen zum Herstellen
einer Nasenflöte, anin^ dem einzigen rukschen Musikinstrument, filr welches
jedoch öfter die Luftwurzeln eines Mangrovebaumes benutzt werden. Nach
dem Entfernen der Haut und des weichen Markes entsteht eine Röhre
deren eines Ende mit einem runden Stücke, in dessen Mitte nachträglich
ein Loch gebohrt, zugestopft wird.
>) Das Weben wird nicht auf allen Inseln der Karolinen betrieben , so befassen sich
z.B. schon die nächsten Nachbarn der Ruker, die Einwohner von N6ma und Lösop
nicht mit diesem Zweig der Industrie, sondern beziehen ihr Zeug theils von Ruk theils
von den Mortlockinseln. Auf der Insel Ponape deren Einwohner neben den melanesischen
Schürzen als Körperbedeckung der Männer, auch das polynesische Bastschlagen für die
Frauen in fi*üheren Zeiten beibehielten, wurde auch der centralkarolinische Webstuhl
angenonmien; jedoch, keinem unumgänglichen Bedürfnisse entsprechend, wurde er hier
möghchst verkleinert und dient nur. zum Weben von Schmuck- oder Ziergürteln die über
dem, die Blosse schon genügend deckenden Schurze um den Leib getragen werden.
AehnHches wiederholt sich auf Kussaye. [Schmeltz & Krause: Op. cit. pg. 279: Kusaie
und pg. 294: Ponape.]
Schon früher vermuthete ich einen innigeren Zusammenhang zwischen dem central-
karolinischen gewebten Zeuge , Oä genannt , und dem pelauischen Namen der männlichen
Schamgürtel Uiäker; endhch gelang es mir Belege zu erlangen, die eine primitive
Webekimst in früheren Zeiten auf den Pelauinsehi dokumentieren , obwohl dieselbe heut
gänzhch aufeegeben ist. Ich fand in Arakolong, als altes Familiengut sorgfältig aufbe-
wahrt, zwei 2.5 cM. breite, 3.10 M. lange Bänder aus Bananenfaserbündeln die ädker
genannt waren und als Bänder für das Einbinden der Leichen in Matten bei den ange-
sehenen Leuten, wie auch als Halsschleife bei den Kriegern, deren Verlust Schande,
f leichbedeutend mit dem Verlust des Lebens bedeutete, benutzt werden. JedenfaUs
ommt der Name von maMuäy flechten, und es eröffnet sich eine Reihe von Aufschlüssen
deren Besprechung ich mir jedoch für einen anderen Ort versparen muss.
[Die Pelau Inseln wo es also, wie wir sehen, erst Kubary's eifrigem Bemühen gelungen
ist die einstige Existenz der^ dort heut längst erloschenen Webeindustrie nachzuweisen,
nennt Dr. Karl Emil Jung m seinem „Der Welttheil Australien IV Abth. als die einzige
Gruppe der Karolinen, wo ausser Ponape ein Webstuhl vorkommt. Er sagt pg. 252:
;,Die Stoffe zu den einheimischen Kleidungsstücken werden aus Bananenfaser und Hibiscus
gewebt. Dazu bedient man sich in Ponape eines Webstuhles, eine auffällige Erscheinung.
da man dergleichen in dem ganzen übrigen fünften Weltteil nur noch auf Palau findet.**
Trotzdem wir schon in unserm Kataloge des Museum Godeffroy die Verbreitung der
Webeindustrie im Karohnen Archipel; basirend auf Kübary's Mittheilungen genau fest-
gestellt haben , sehen wir wie auch hier dieser Verfasser eine ausserordentlich ungenaue
Angabe und zwar betreffs eines der wichtigsten ethnographischen Facta giebt. Dies
ist um so bedauerhcher bei Werken* die, wie die Bände der „Bibhothek des Wissens
der Gegenwart" für das grössere „gebildete" Publikum bestimmt sind und geeignet sein
dürften das Verständniss für unsere junge Wissenschaft immer mehr zu erwecken und
ihi* mehr und mehr Freunde auch unter „Gebildeten" zu erwerben.]
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Als Appendix der Holzindustrie mag der Ruder- und Steuerpaddeln
erwähnt werden. Beide sind den pelauischen ähnlich , die ersten mit ziemlich
langem Stiele, in Folge der Höhe der Fahrzeuge, und langem, schmalem
zugespitztem, am Ende in einen verlängerten rundlichen Fortsatz aus-
laufendem Blatte, welches in der Mitte schwach gekielt ist. Der Unter-
schied von der typischen pelauischen Paddel , die ich in derjenigen der Kabekd's
erblicke besteht darin, dass in der letzteren der Stiel gleich dem Blatte
öden kürzer ist, wogegen in der rukschen das Blatt immer kürzer als der
Stiel ist, und überdem auch absolut kürzer als das pelauische Blatt. Die
Steuerpaddeln *smd breit, am Ende quer abgeschnitten, mit etwas abge-
rundeten Ecken.
Im Ganzen genommen sind die Ruker keine ungeschickte, wohl aber
träge Zimmerleute, die ihre einstmalige grössere Leistungsfähigkeit schon
längst einschränkten und , theils in Folge der zersphtterten pohtisch-sozialen
Verhältnisse, theils der dem Menschen innewohnenden Neigung zum indolenten
Nichtsthun oder vielmehr Möglichstwenigthun , eine indolente und arme
Existenz gewohnheitsmässig führend, ihre Fähigkeiten nur noch auf
bestimmte Weise und in unumgänglich nöthigen Fällen geltend machen.
Dieser Zug ist übrigens mehr oder weniger allen Insulanern eigen und
wird durch die kommunistisch soziale Verfassung der Gesellschaft bedeutend
gefördert.
In der Pflanzenfaserindustrie ist auf Ruk vorzüglich die Webekunst
entwickelt, was nicht nur die Folge dessen ist dass beide Geschlechter der
Bevölkerung sich in gewebte Zeuge kleiden, sondern auch des Umstandes,
dass die umhegenden Nachbargruppen sehr gern die aus besserem Material
gewobenen rukschen Zeuge erwerben imd dafür wieder die Erzeugnisse
ihres Fleisses, die wieder auf Ruk höchst erwünscht sind, liefern. Rück-
sichtlich des zur Weberei verwendeten Materials findet sich auf den ganzen
KaroUnen eine grosse Uebereinstimmung, indem hier nur zwei Faserarten,
die der Mvsa und des jffi&iscws-Bastes in Betracht kommen, welche sich
schon makroskopisch leicht von einander unterscheiden lassen ^). Auf den
Makroskopisch erscheint die Hibiscus-Faser als ein flaches, vielmal breiteres als
dickes Band, von mindestens 1—2 mM. Breite, dagegen bildet die Musafaser einen mehr
oder weniger abgerundeten Faden von ca. 0,2—0,3 mM. Dicke. Bei 150-maliger Vergrös-
serung erscheint auch die verarbeitete und alte Hibiscus-Faser als ein Bündel glatter
Bastzellen, die zwischen sich anastomosiren imd längliche, auf beiden Enden zugespitzte
leere Räume einschliessen , welche durch Entfernung der schleimigen ParenchymzeUen
entstanden sind. • Die dünnste Bananenfaser erscheint als ein glatter, parallelgestreifter
Strang ohne leere Zwischenräume. Auf dieser Beschaffenheit beider besprochener Fasern
beruht deren Eigenschaft als Webemat^rial , die Musafaser ist viel steifer als die des
HibiscuSf sie ist aber glatt und hegt der Haut, ohne die unangenehme Empfindung der
Rauheit hervorzuiiifen , an und wird deshalb, wenn mögUch, vorgezogen. Die Hibiscus-
bastfaser ist eigentlich viel weicher als die Musafaser, wenn vollständig von dem Paren-
chymschleim befreit; indessen dieser haftet ihr im frischen Zustande immer etwas an,
und macht sie steif und hart, da nun die poröse Beschaffenheit des Bastes zur Beschaf-
fung eines kräftigeren Fadens von einiger Länge sich schlecht eignet, so müssen die
Baststreifchen ziemlich breit sein; da dieses aber durch Zerspalten oder Zerreissen der
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Inseln Kussaye und Ponape gebraucht man nur die Musa-Faser, der seit
einiger Zeit auf der letzteren auch rothes, ev. blaues Wollengam för
Zwecke des Musters beigemischt wird. Auf den meisten Inseln der Central-
Karolinen , wo keine gute Bananen vorkonamen , benutzt man nur den Bast
des Hibiscus, mit Ausnahme von Nukuor wo auch, und zwar vorwiegend
die Musafaser angewendet wird. Auf Ruk gelangen beide Fasern zur Ver-
wendung, und zwar entweder geschieden von einander, oder auch gemischt
in einem Stücke.
Der Anwendung nach, lassen sich in den Erzeugnissen dieser Industrie
im Archipel folgende Artikel unterscheiden:
1. Männliche Schamgürtel die von Eingeborenen wie das altpolynesische
Maro als alltägliche Bekleidung getragen werden. Sie heissen auf Nukuoro
Jfdro, auf Mortlock PcUpcU^ auf Ruk Aroar und werden auf diesen drei
Gruppen bedeutend breiter (ca. .65—70 cM.) gewoben als im Westen, weil
das Stück gewöhnlich zusammengelegt und 3— 4-fach getragen wird,
wogten z. B. auf Uleay dieselben höchstens nur doppelt , gewöhnlich aber
einfach zusammengefiiltet, die Geschlechtstheile umfassen.
Diese Gürtel werden überall, wo gewoben wird, mit Ausschluss von
Ponape und Kussaye verfertigt; auf Nukuoro bilden sie die einzige Form
des gewebten Zeuges. Ueberall werden sie gerne mit Gelbwurz eingerieben,
besonders im Norden.
2) Männliche Schmuckgürtel nur auf Ponape (rothgeßtrbte Faser) und
auf Kussaye (schwarz gefärbte Faser) verfertigt, wo sie das einzige Webe-
erzeugnis sind.
3) Zeuge ftlr weibliche Hüftgürtel, von Mortlock bis Uleay verfertigt,
stets gemustert, vorwiegend schwarz und weiss parallel, längs gestreift,
nur auf Ruk sind auch die schwarzen Streifen quer gemustert. Allgemeiner
Name auf Ruk Acek^ auf Mortlock Aroar. Nur auf Ruk werden einige
Streifen mit Gelbwurz ausgeföUt, sie heissen dann auf Mortlock: MonovnaL
4) Zeugstücke für die männUchen Mäntel, auf Mortlock Aos^ auf Ruk
Cerem genannt; im Westen auf Uleay anscheinend nicht angewandt. Je
zwei Stücke der Länge nach zusammengenäht , mit einem Kopfschlitz in
der Mitte, bilden einen Mantel der entweder bei Hibiscuszeugen in natür-
licher Farbe belassen, oder bei Musazeugen reichUch mit Gelbwurz einge-
rieben wird. Auf Ruk kommt er auch schwarz gefärbt vor, wo er dann
Manuton heisst und zuweilen reichlich mit Spondylus-Scheiben verziert wird.
[ScHMELTz & Krause Op. cit. pg. 359 N^ 3105].
5) Lose gewebt und grobfaserige Zeugstücke für die, Tourom oder Tounom
genannten ^) Schlafvorhänge unter welchen die bemittelten Einwohner
Faserbündel geschieht, so erzeugen die zenlssenen RandzeUen eine Unebenheit der
Oberfläche des Zeuges, was sich auf der Haut sehr rauh anfOhlt. Dabei ist die Hibiscus-
fytßer weniger dauerhaft, weU die blosgelegten Ränder sich sehr leicht ausschlitzen.
^) In Samoa werden aus dem Siqpo'Zeugo besondere Schlafvorhänge hergesteUt, die,
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^ 64 -
schlafen, um sich vor den Muskitos, die zuweilen zu einer schrecklichen
Plage werden, zu schützen.
Was die Muster der gemischtfarbigen Zeuge anbetrifft, so würde deren
genaue Durchsicht auf den , bis heute bekannten Plätzen die Grenzen dieser
Arbeit überschreiten , ich verweise deshalb auf die im Kataloge gegebenen
Quellen und Beschreibungen.
Das Flechten von Matten und Drehen von Schnüren ist auf Ruk sehr
schwach entwickelt; die Einwohner beziehen den Haupttheil ihres Bedarfes
an Segeln, Kokosschnüren und Pandanus-Matten von ihren Nachbarn aus
dem Südosten und dem Norden , obwohl dieselben vereinzelt auch auf dem
Platze selbst verfertigt werden. Dieser Zweig der Pflanzenfaserindustrie
umfasst folgende Erzeugnisse:
1) Matten. Dieselben sind ebenso einfitch und arm an Formen als
die mortlockschen , es werden aber deren zwei, eine etwas feinere Kiekey
genannte, und eine grobe Tanäü oder Taräü^ unterschieden. Die letzteren,
breitstreifig (ca. 10—12 mM.), zum Einwickeln der Leichen verwandt,
werden hauptsächlich von aussen bezogen. Die schmalstreifigen (ca. 6— 8 mM.)
werden neben den anderen besonders als Schlafmatten benutzt und oft in
Ruk verfertigt, wo die Verhältnisse betrefls des Materials günstige sind.
Das letztere besteht , wie überhaupt im ganzen Archipel und auch auf den
Marshall-inseln , ausschliesslich aus den Blättern des Pandanus-Baumes ^)
weil sie vor den Muskitos schützen sollen Tainamu heissen. Auf der Insel Ponape giebt
es nun zwar keine Muskitosnetze, aber die Spi-ache hat dafür einen Ausdruck und nennt
unsere Netze Cey anuice in welchem man das Tai ndmu nicht verkennen kann. Auf Ruk,
der einzigen Gruppe des Archipels wo überhaupt ein Muskito verhäng benutzt vnrd,
findet sich ausser dem Gegenstand, auch der saraoanische Name wieder, was neben dem
vielen Andern, ein neuer Beleg des direkten polynesischen Einflusses auf das Centrum
des Karolinen-Archipels ist.
») N®. 3516 des Mus. G. ist sicherlich keine ruksche Matte, schon der Schmalheit (2 mM.)
der Streifen wegen. Die lang gefransten Seitenränder sind überhaupt auf den Karohnen
und den Marshallinseln bei den Matten nicht üblich. Was das Material betrifft, so ist
es höchst unvmhrscheinhch dass es Hibiscusfaser sein könnte , da sich diese für's Flechten
schlecht eignet. Um übrigens zu entscheiden ob eine Matte aus Pandanus-Streifen ver-
fertigt ist oder nicht, genügt es das Material einer nur oberflächlichen Besichtigung zu
unterbreiten. Das Pandanus-Blatt wird nirgend auf den Inseln in Faser verarbeitet (wohl
aber die Bromelia-Blätter, die ein ausgezeichnetes und auf den Philippinen sehr geschickt
verarbeitetes Webegam hefem), sondern es wird seiner Stacheha entledigt, getrocknet,
mehr oder weniger gebleicht und in schmale Streifen gespalten. Diese Streifen behalten
also beinahe unverändert die Beschaffenheit des frischen Blattes, nur dass die von Saft
strotzenden Parenchymzellen trocken und leer werden. Ein jeder, auch der schmälste
verwandte Streifen vnrd eine glatte und eine parallel gerippte Seite haben, die in Folge
des ümlegens der Streifchen, beide neben einander auf einer Seite der Matte zu sehen
sind: die beiden Ränder sind glatt und ganz, weil durch den gerade verlaufenden Nerv
gescnlossen. Schneidet man von irgend welcher Seite etwas von der Epidermis ab. so
erscheint die charackteristische, parallele Nervatur des Blattes. Die etwa 0,5 mM. breiten
Zwischenräume sind ausgefüllt mit je einigen vertikalen Reihen horizontal abgetheilter
Parenchymzellen, die der entblössten Fläche ein Diploe-artiges Ansehen verleihen, was
man leicht an den etwas beschädigten Stellen der Matte wahrnehmen kann. An solchen
Stellen ist dann gewöhnlich das Parenchymgerüst ausgebröckelt und es verbleiben die
parallellen Nerven , die sich jedoch auch ablösen können , wo dann deren linearer Ansatz
^n der Innenseite der Epidermis nicht zu verkennen ist.
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deren Zubereitung und Benutzung ausftthrlich in dem entsprechenden
Theile der pelauischen Industrie besprochen werden soll.
2) Mattenzeug für Segel. Vollständig mit dem pelauischen in der
Form und der Art der Verarbeitung übereinstimmend, aus Pandanusblättern.
3) Segeltaue und Masttakelage. Taue von 10—20 mM. Durch-
messer aus Kokosgarn gedreht. Sammt den Segeln von Nema und Lösop,
Poloot und Tananü eingeführt.
4) Fertig gedrehter Kokoszwirn, Peud genannt, doppelt gedreht,
rund, ca. 3 mM. dick, wird in Folge des geringen Bestandes an Kokos-
palmen, hauptsäxjhlich eingeführt^).
5) Fischleinen werden aus Hibiscusfaser rund gedreht, aber nicht
geflochten *) und eventuel selbst bereitet , obwohl dann schlechter als die
eingeführten.
6) Dünne Zwirne, doppelt gedrehte, unter 1 mM. Dicke, sehr
starke, aus Hibiscus-faser , für das Verfertigen der Schmucksachen aus
Muschel- und Rinden-Scheibchen, wie auch Kokosringen. Sehr gut durch die
Frauen verfertigt.
7) Steinschleudern, Ozap genannt. Die auf Ruk verfertigten sind
platt geflochten, (N'*. 3383 des Mus. G.) aus Hibiscusfaser. Die gewöhnlich
auf Ruk benutzten sind aber die höchst eleganten Erzeugnisse der Industrie
von N6ma und Lösop (N^ 3382, 225, 549).
8) Handfischnetze, Epiro genannt, aus den Randfasem des gleich-
lautend benannten Seegrases. Höchst zierlich geknotete, feinmaschige
(5 — 7 mM.) Netze, durch die rukschen Frauen verfertigt und zum Fischen
durch dieselben gebraucht. Die etwas weitmaschigeren (15 mM.) Netze
werden aus Hibiscusßtser geknotet. Diese Netze werden, den ponapschen
Näck' imd den pelauischen Taraz^Netzen ähnlich, in einem Rahmen aus
dünnen Zweigen ausgespannt, und zwar auf eine mit den ersteren ganz
übereinstimmende Weise. Siehe Tafel X Fig. 10.
9) (Jrosse Netze aus Kokoszwirn, TJk genannt, (ebenso auf Ponape,
TJkut auf Pelau) hauptsächlich für Schildkrötenfang angewandt.
*) In der Form von ovalen 8— 10 <8i schweren Ballen, in deren Mitte zuweilen, Betrugs
halber, eine Kokosnuss gelegt wird. Es sind vorzüglich die Einwohner der Xorallen-
inseln, die sich durch eine Produktion grosser Quantitäten Zwirnes auszeichnen. In
dieser Hinsicht werden aber die Central-Karolinier von den Einwohnern Nukuoro*s über-
flügelt, die nebst den Pelauanern die besten Taudreher des Archipels sind. Der Zwirn
von Ponape zeichnet sich durch seine Dünnheit aus und wird auch theilweise schwai-z
gefärbt, um füi* die gemusterten Umbindungen der Haushölzer und der Kanoetheile
verwandt zu werden. Seine Dicke beträgt gewöhnlich 1—1,5 mM., wogegen die central-
karolinischen mit ca. 3 mM. Dicke grob und rauh erscheinen. Am rauhesten beschaffen
ist der grobe, 3—4 mM. dicke, pelauische Zwirn, in dessen Bereitung die eigentlichen
Hochlandpelauaner eine deutliche Trägheit, den Rukem gleich offenbaren.
^ Geflochtene Zwirne sind in Poljrnesien beliebt, auf den Karolinen sind sie nur
auf Nukuoro bekannt, wo sie als „Kdfa" (samoan. äfa) von dem gedrehten lihoUho
untei'schieden , aber sehr wenig benutzt werden. Ob die unter N**. 3493 vermerkte, ge-
flochtene und schwarz gefärbte Leine wirklich von Ruk stammt, kann ich nicht bestimmt
aussprechen, ich sandte sie nicht ein und bemerkte meinerseits keine solche auf der
Gruppe.
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10) Taschen und Beutel aus Kokoszwirn geflochten. Die hierher
gehörenden Artikel stimmen vollständig mit den mortlockschen und den
nukuorschen. Es wiederholen sich somit die mortlockschen Formen und
Namen, Näheres darüber ist aus meinen früheren Berichten zu ersehen^).
Erwähnt mag hier sein, dass die enghalsigen, unten halbmondförmigen
Taschen auf Nukuoro in verschiedenen Grössen bereitet und zum Aufbe-
wahren kleiner Gegenstände, Fischzähne, Fischhaken u. d. g. dienend, auf
Mortlock und Buk Pölou genannt werden und nach dem Westen hin, bis
auf die Pelauinseln bekannt sind. Hier sind sie jedoch ganz klein , heissen
Seu und wurden in früheren Zeiten an den Handkörben als Geldbeutel
befestigt.
11) Geflochtene Haarschnüre, aus Menschenhaaren, Mäker ge-
nannt, für das Binden der Haare der Frauen benutzt.
12) Männliche Haarbinden. Negasäka genannt, ganz den mort-
lockschen gleich, obwohl hier zuweilen aus Musafaser bereitet.
13) Hüte, aus Pandanus-Blättern in der allgemeinen runden, zuge-
spitzten Form, die bis nach Yap Anwendung finden.
Schmuck. Entgegen dem mehr gesetzten Wesen der Pelauaner zeigen
die Central-Karolinier eine stark hervortretende Sucht sich zu schmücken,
deshalb ist die Industrie der Schmuckgegenstände eine emsig betriebene
und deren Erzeugnisse sind ebenso zahlreich, wie an Form mannigfaltig.
Dieselben systematisch betrachtend , finden sich aus Holz verfertigt folgende
Gegenstände :
1. Kämme, im allgemeinen Hakan genannt, und einen sehr beliebten
Hauptschmuck der Männer bildend*), den pelauischen Kämmen nahe ver-
wandt, (Siehe diese in der Industrie der Pelauaner) aber weniger voll-
kommen ausgeführt und beinahe immer mit Zuthaten und Federn geschmückt.
Der gewöhnliche Mäkan ist aus einem Stück, ca. 30 cM. lang, in der
unteren Hälfte gezähnt, in der oberen einen verdickten vierseitigen, etwas
hervortretenden Griff bildend. An diesem Ende werden gerne Stöcke mit
weissen Dunen der Seeschwalben, Hahnen- imd Fregatvogelfedern , oder
Muschel- und ^m-Scheibchen angeheftet. (Bedeutend breiter kommt der Kamm
auch auf Yap und Pelau vor). Weniger getragen werden die aus einzelnen
Stückchen zusammengesetzten Kämme, die vom Westen zu stammen scheinen,
ebenso scheinen die Renoy- und Sopo^Kämme der Mortlocker eine lokale
Form zu sein (Vergl. den iJoaj/-Kamm bei den Pelau-Känunen). Dagegen
werden die Äbezen- und Üra-Känmae, die entweder einen Flügel aus Fregat-
vogelfedern oder einen nachgemachten solchen aus Holz, am Griffe tragen.
*) [Siehe U.A.: J.S.Kubaky. Die Bewohner der Mortlock-Inseln.Mitth.geogr.GFesellsch.
Hamburg 1878/79 pg. 224 ff.].
^ Wunderbarer Weise haben die Ponapeaner aus früheren Zeiten keine Kämme
aufzuweisen; die Sprache hat keinen Namen für solche und die heutigen Einwohner
behelfen sich ohne diese , und wenden statt ihrer die blossen Finger und ein Uebermaass
von Oelschmiere an. Nur vereinzelt konmaen die europäischen Känmae in Anwendung.
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hier wie der Vogel selbst, Assaf genannt, auch hier bei Par^/c-Tänzen und
die ersteren auch im Kriege angewandt.
2. Haarnadeln, auf Mortlock Tik^ auf Ruk Tu genannt^) grosse
Nadeln aus Orangen- oder auf Ruk zuweilen aus ^ja-Holz verfertigt, mit
runden Kjiöpfen oder in flache, oben abgerundete Platten endigend. Als
Haarstecher dienend , oft an einem besonderen Halsbande befestigt. Die auf
dem Obenende befestigten Platten sind zuweilen aus Muschel geschliffen.
3. Ohrpflöcke, nur bei den Tänzen getragene Holzcylinder mit
concavem Umfange und glatten Enden, gelb geßlrbt auf Ruk Cäpun a müt^
auf Mortlock Irapar genannt, sowie vierseitige längliche, mit Schnitzereien
verschieden verzierte, schwarz und weiss gefärbte, auf Ruk Gäpota^ auf
Mortlock Söboza genannt.
4. 5 — 15 cM. lange, schmale Holzstücke aus Citrus-Holz zu Quer-
Leisten (Schienen) in den Gürteln und den Armbändern gebraucht.
Als Material für die Schmuckgegenstände der Central-Karolinier dient
in erster Ldnie die Schale der Kokosnuss, die dafür in zweierlei Formen
vorbereitet wird. Entweder es werden kleine zerschlagene Stücke der
Schale, einzeln durchbohrt, auf Schnüre gezogen, rund geschliflfen und zu,
an den Kanten etwas abgenmdeten Perlen geformt, die allgemein Gek^ auf
Mortlock Sak heissen, oder es werden die Schalen gereifter, verkümmerter,-
Nüsse , die sehr schmal und ohne Kern sind und Lösü heissen in der Quere
durchschnitten , wodurch mehr oder weniger breite , bis 20 cM. Durchmesser
erreichende Ringe entstehen. Diese beiden Ai'ten Material werden zum
Zusammenstellen der verschiedensten Schmuckstücke verwandt. Diese sind :
1) Ohrgehänge. Sie können aus einer langen C^Ä-schnur, die mehrfach
zusammengelegt in die ausgezogene Ohrschleife gelegt wird, bestehen. So
werden sie besonders gerne von den Mortlockem getragen, die bei ihrem
Schmuck mehr auf den Umfang sehen und an das am Ohre baumelnde
Bündel möglichst verschiedene Zierstücke hängen. Hierzu werden benutzt
Leldesselan genannte Schildpattkettchen, ifg'myer-Schildpattstückchen, Röpun-
Ringe aus der Elfenbeinnuss , Nautilus-Kreise mit eingefeilten Rändern,
Blech- und Messing-Stückchen, unsere Hosenknöpfe, u.s.w.«) Der Geschmack
im Norden neigt sich langen Ohrgehängen zu, die besonders- auf Nöma
und Lösop gemacht werden. Die Ruker bereiten aus dem Gek dauerhafte
Ohrgehänge Niköm genannt, die aus zwei verschieden langen, zwei oder
drei kürzere Stränge enthaltenden Bündeln bestehen, die durch ein kurzes,
zum Einhängen in die Ohrschleife bestimmtes Querband verbunden sind.
Während nun diese Form als die ftlr Ruk typische betrachtet werden kann ,
Irrthümlich ist in dem Katal. d. M. G. unter N**. 2077 eine Haarnadel aus Nukuoro
aufgeführt, da solche hier gar nicht gebraucht wird; dagegen vermisse ich solche in
dem Rukverzeichnisse , obwohl ich mehrere derselben einsandte. [Dieselben sind that-
sachHch imter N«. 3104, 3120, 3121, 3123, Op. cit pg. 365, 366 aufgeführt.]
*) [J. D. E. ScHMBLTz: Kleidung und Schmuck der Eingeborenen des Stillen Oceans.
Altona 1881. pg. 23.]
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sind die aus losen Ce/c-schnüren zusammengesetzten der Willkür und dem
Geschmack des Individuums unterworfen und das Beschreiben der sich
ergebenden Abweichungen würde die Gränzen einer allgememen Schilderung
überschreitön. Zu erwähnen ist nur die Kettenform die auf Nöma und
Lösop zu Hause ist: Eine Anzahl neben einander hegender Ketten aus
Kokosringen, ca. 30 cM. lang, im mittleren Theile bandartig beschaffen und
verengt, den in die Ohrschleife konunenden Hängetheil bildend. Die beiden
Endtheile hängen herab und haben an dem Ende verschiedene Anhängsel
aus Ringen, u. d. g.
2) Halsbänder. Die einfachste Form bilden die Maremak^ eine em- oder
mehrfache Schnur gewöhnlicher Sah- oder Ce/c-Perlen. Durch das Einlegen
in die Ohrschleife wird das Halsband zum Ohrgehänge. Lange Schnüre der-
selben werden zuweilen, kreuzweise über Schulter und Leib geschlungen,
von Mädchen getragen. Manche der hier verwandten Nussperlen ist von
hellerer brauner Farbe und solche werden aus nicht ganz reifen Schalen
gemacht^). Ebenfalls einfache, aber auf Fasersträngen befestigte Halsbänder
werden aus den Kokosringen hergestellt und solche heissen Sah oder Gek-
pcUap. Die Ringe sind so sortiert dass in der Mitte, dem auf die Brust
herabhängenden Theile, die grössten, gegen die beiden Enden hm aber
immer kleinere befestigt werden. Die Befestigung geschieht mittelst Hibiscus-
zwimes an einem aus Kokosblattrippen und Hibiscusfaser gebildeten Strang ,
der über dem Nacken zugebunden wird. Zusammengesetztere Halsbänder
werden wieder aus CeÄ-Perlen bereitet, indem solche in mehreren Reihen
und verschiedener Anordnung mittelst Zwirnföden zusammengesetzt werden.
Die schmäleren derselben , meistens aus zwei Reihen alternierend befestigter,
kleinerer Perlen gebildet, sind etwas länger und haben am Ende Schleifen
oder Oesen in welche die Haarnadeln gesteckt werden. Solche Halsbänder
smd zugleich Haarnadelhalter und heissen auf Mortlock Ferek en t\k. Gehen
die Oßft-Reihen in einander über und bilden kragenförmige, breite Geflechte,
so heissen sie auf Mortlock Tete^ auf Ruk Tiditep. Natürhch entstehen in
diesen 4 Grundformen der Halsbänder oder Mar's im Allgemeinen viele
Abweichungen durch das Einschalten hellerer Nussperlen, Muschelscheib-
chen, u. d^ g.
Von diesen Halsbändern werden die Tiditep's und Sakpälaps oft allein
getragen, am öftesten jedoch werden sie durch Verbindung mit anderen
Schmuckstücken zu zusammengesetzten Brustschmucken oder auch zugleich
Rückenschmucken, denn solche Anhängsel kommen dann auf die beiden
sich gegenüberliegenden Mitten, so dass das eine auf die Brust und das
andere auf den Rücken zu hegen kommt. Zu solchen Anhängseln gehören :
Schildpattringe, die iofjZ-Nuss (beide fttr Erwachsene), Lonyer genannte
>) Das Polieren der Ringe geschieht mittelst eines Seeschwainmes in frischem Zu-
stande, was die dunkle Farbe der Schale noch verstärkt. Die kleinen C^/c-perlen werden
selten poliert.
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Schildpattkreise und lAginyer Schildpattstücke (f&r Kinder). In Folge dessen
kann in den Halsbändern eine bedeutende Zahl von Kombinationen ent-
stehen von denen viele in dem Kat. d. M. G. aufgeführt werden.
3. Armbänder. Auf den Mortlockinseln Röron^ auf Ruk Riripöun
genannt. Kleine CeÄ-perlen werden durch Aufreihen auf Hibiscuszwim zu
Bändern vereinigt, entweder gleichmässig parallel, oder zwischen zwei
Längsreihen kommen kürzere Querreihen. Zuweilen wird das Armband durch
das Einschalten dünner, vierseitiger Holzleisten von der Länge der Band-
breite steifer gemacht, indem eines in die Mitte und je eines an die Enden
des Bandes konunt. Die Cek's sind entweder gleichmässig, oder es werden
auch hellbraune solche, zuweilen auch rothe Muschelplättchen mit einge-
schaltet. Werden von den Männern, seltener von den Frauen, auf dem
Vorderarm über den beiden Handwurzeln getragen.
4. Gürtel, auf den Rukmseln von beiden Geschlechtern, auf Mortlock
nur von den Frauen getragen. Allgemeiner Name auf Ruk Peft, auf den
Mortlocks Kinsdk. Eine Anzahl von aufgereihten Sak- oder Cfe'Ä-perlen-
schnüren, 7 bis 20, werden zu einem breiten, in seiner Länge dem Umlange
des Leibes entsprechenden Gürtel dadurch zusammengefügt, dass die Schnüre
durch die Löcher einer Anzahl Querleisten aus Citrus-Holz geführt werden.
Die Zwischenräume zwischen den Querleisten sind entweder gleiche, oder
breitere (10—13 cM.) wechseln mit schmäleren (2—6 cM.) ab. Die aus den
Löchern der Endleisten hervortretenden Fäden werden zu dreieckigen , in
einfache Schnüre endigende Bindebänder verflochten. Das Zubinden des
Gürtels geschieht auf der Bauchseite. Zuweilen werden hellbraune Gek^
event. auch wohl einige rothe Muschelplatten mehr oder weniger symmetrisch
eingeschaltet. Wechseln die Geks mit einer gleichen Menge von weissen
Muschelplatten ab, wodurch ein schmaler, in Folge der Querleisten acht-
theiliger, verschieden weiss und schwarz gemusterter* Gürtel entsteht, so
heisst dieser Kin , und bildet den echten mortlockschen Frauengürtel dessen
Hauptverfertigungsstelle die Etäl-Gruppe ist ^).
Die Verfertigung der Schmuckgegenstände aus den Gek's ist vorwiegend
auf die Koralleninseln beschränkt; auf Ruk ist dieselbe bekannt, wird
aber selten geübt, weil die Einwohner dieser Gruppe sich ein eigenes
Material erwählten. Dieses besteht in feinen, runden, schwarzen Plättchen
die aus der Rinde des ^ia-Baumes verfertigt werden. An den aufgetrock-
neten Stellen dieses Baumes (einer Rhizophora sp.) löst sich die Rinde in
kleinen und dünnen Lagen ab, die zerstückelt, und mittelst eines Haifisch-
*) [Schmuckstücke dieser Form, aber von anderem Material, Muschelringen, eui-op.
Ferien, Schildpatt, etc., kommen auch ausserhalb des karolinischen Gebietes, z. B. im
Neu-Britannia- Archipel vor; femer sind solche auch als Kopf- oder Halsschmuck dienend
auch ausserhalb des Gebietes des Stillen Oceans in Gebrauch , so z. B. auf Nias . bei den
Batak's etc. Siehe: Dr. L. Serrürier: -Ethnolog. feiten en vei-wantschappen in Oceanie".
Tüdschrift V. h. Nederl. Aardrijksk. Genootsch. II Ser. Deel 2. (1885) Afd.: „Versl. en
aai^ksk. meded," pg. 93.]
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Zahnes gebohrt, dann aufgereiht, mit einer Koralle abgeschliffen und endlich
mit dem MZm-Schwamme poliert werden ; dies ist das ruksche Material für
sämmtliche Schmuckgegenstände, die sich dafür eignen, nämlich : Ohrgehänge,
Armbänder und Gürtel. Weil das Bereiten der Platten sehr zeitraubend
und mühselig, sowie ihres hübschen Aussehens halben, sind sie hoch
geschätzt und werden von sämmtlichen Nachbarn gerne erworben; dies
erklärt wieder deren Vorkommen auf verschiedenen Inseln des Archipels
und in verschiedenen Schmuckstücken. So vermitteln z. B. die Poloat-
Natives deren Verbreitung bis nach Uleay, von wo sie zuweilen nach Yap
gelangen um in vereinzelten Exemplaren durch die, nach Pelau zum Zweck
des PoZton-Schlagens gehenden Yaper, auf letztere Inseln gebracht zu
werden, wo die Eingeborenen sie jedoch nie als Schmuck gebrauchen.
Ueber N6ma und Lösop gelangen sie wieder nach Namoluk und Mortlock
und werden hier auf Etal mit weissen Muschelplatten verriiischt zu den
rukschen Kin*B verarbeitet, die oft nach Ruk zurückgebracht und hier wieder
verkauft werden ^). Ebenso bereiten die Nöma- und Lösop-Insulaner ihre
hübschen Ohrgehänge aus denselben Perlen.
Der ruksche Peft, welcher, für die beiden Geschlechter in verschiedener
Breite (für die Frauen schmäler) gebraucht wird , erreicht eine grössere Breite
als der mortlocksche ; zu seiner Herstellung werden eine enorme Anzahl
von Plättchen erfordert die gewöhnlich noch mit rothen Muschelplättchen
und neuerlich auch mit europ. Glasperlen, wo mögUch symmetrisch, ver-
mengt werden. Der Werth eines Pek wird an Ort und Stelle ziemlich hoch
angeschlagen und werden die Zahlungen zuweilen der Zahl der Gürtel
entsprechend normiert, worüber weiter unten.
Das am höchsten geschätzte Material für Schmuckgegenstände liefert
aber auf den Central-Karolinen die , auf Mortlock Feylam , auf Ruk Föurup
genannte Schale einer Spondylus-Muschel , aus welcher runde verschieden
dicke und breite Platten mit einem, in deren Mitte gebohrten Loche ge-
schUffen werden; ich bin geneigt diese identisch mit den in den Gräbern
der Ruinen von Nantauac gefundenen Spondylus-Schalen zu halten*). Die
nmden fertigen, mehr oder weniger sorgfältig geschliffenen^ Platten, heissen
*) In Folge dessen ergiebt es sich, dass wo im Katalog d. M. G. von Nussplättchen
gesprochen wird, ^ia-Plättchen zu verstehen sind und bezieht sich dieses auf die rukschen
N« 3110, 3111, 3100, 129, 2961, 3157, 3173-76, 3365, 1820, 3165, 3167-72, und solche
in welchen Ringe (ich verstehe darunter jedoch nur die durchgesägten Lotü-^üsse der
Sakpälaps) mit Plättchen vermischt vorkommen.
^ [Ueber die letzteren siehe Journal des Mus. God. Heft VI und Katalog des M. G.
pag. 286-290.]
*) Die yapschen Ohau's sind Ässotis von sehr alter Abstammung, die an Zeiten
erinnern wo allein der Werth des Materials in den Vordergrund trat. Die Plättchen sind
eigentlich dicke und über 1 cM. grosse Scheiben, nur eben roh behauen und heute
auch ihres Alters wegen besonders geschätzt. Die heutigen Ponapeaner schleifen keine
Muschelscheibchen mehr, sie benutzen die alten in den Ruinen ausgegrabenen, die sie
Pake nennen und zwischen welchen sich auch sehr dünne Muschelscheibchen finden.
Höchst interessant ist dies , denn es erinnert an den rukschen Pek und die ^ia-Plättchen
und gestattet Vennutiiungen zu hegen über weit entfernte Zeiten , in denen döe heutigen ,
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Asson und werden in den Central-Karolinen von Uleay bis Mortlock, mit
Ausschluss von Nukuoro und Kabeneylon (Pikiram, Greenwich) zur Her-
stellung der höchst geschätzten Schmuckstücke noch heute angewandt und
verfertigt 1). Der Sitz dieser Industrie in den Mortlock-Inseln ist die Etäl-
Gruppe, in Ruk die Insel Udot, von wo die Platten auf die benachbarten
Gruppen verkauft und zu verschiedenem Schmuck verarbeitet werden.
Bezeichnend fQr die centralkaroUnischen J.ssow-Scheibchen mag sein, dass
sie eine bedeutende Dicke (bis 4 mM.) erreichen, aber selten den Durch-
messer von 12 mM. überschreiten. Dagegen erreichen die alten ponapschen
Pake^ abgesehen von der ausserordentlich hübschen Weise ihres Schliffs,
eine Breite von ca. 20 mM. Die yapschen rothen Muschelschmuckstücke
deren nähere Beschaffenheit zu schildern ich mir fttr später vorbehalte, sind
entweder aus der Schale der Cassis rufa geschliffen, oder sie stammen von
den östUchen oder westlichen Nachbarn her *). Die ebenfalls Kau genannten
Muschelstücke der Pelauaner stammen von einer grossen Hippopus, vielleicht
auch einer besonderen Tridacna-Art ; sie sind nie absolut rund, sondern
etwas vierseitig abgeflacht und bilden selbst längüche Platten.
Die ^5son-Scheibchen werden benutzt zur Herstellung von:
1) Halsbändern, Mar Asson genannt, die aus auf eine Schnur ver-
schiedenartig aufgereihten ^saon-Plättchen bestehen. Dieselben können
dicht aneinander liegen , oder verschieden gruppiert und von einander durch
eingeschaltete Nuss-, ^ia- oder weisse Muschelringe getrennt sein; zwei
gleiche Schnüre von der Länge des Halsumfanges bilden ein vollständiges
Halsband.
2) Armbänder, indem sie die ^ja-Platten oder Nussperlen vertreten.
3) Als symmetrische Einschaltungen in den PeA's, Kin's und Kinsak's^
als Anhängsel an Kammgriffen, Felay-Stöcken und als Besatz an dem
Halsschlitz der ikfanw/on-Mäntel.
4. Kopfschmuck, Limäm genannt, von den Frauen als festlicher Schmuck
getragen. Diese Stirnbänder Werden westlich bis Uleay verhandelt und
erinnern an die ponapschen Marmar^ die ebenfalls auf der Stirn getragen
auf Ponape und Ruk verschiedenen Sitten, noch Sitten eines einzigen Volkes waren.
Die Besprechung der Vermuthungen die sich aus dem, sich anhäufenden Material über
die Karolinen ergeben und die endgültigen Schlüsse über dieselben behalte ich mir
für einen anderen Platz vor, bis wohin es mir auch vielleicht gelingen wird, die noch
bestehenden Lücken in der Kenntnis der Verhältnisse mancher Inseln, sei es durch
persönUche Beobachtung, sei es durch Einsicht der Beobachtungen Anderer, die mir
leider bis heute unbekannt bleiben mussten, anzufüllen.
*) Geschhffene Muschelstücke werden auch auf Pelau und Yap benutzt, indessen als
noch heute betriebene Industrie ist das Muschelschleifen , vorzüglich aber das Bearbeiten
der Spondylus Scheiben , die ich mit dem Namen Äss(yii belege , nur auf die Central-
Karohnen beschränkt, in deren Osten Etäl und Udot es für die angrenzenden Gruppen
liefern. Ob die westlichen Gruppen selbst ihre Mar*8 bereiten, oder ob sie auch ein
Centrum, vielleicht in Uleay, haben, ist mir unbekannt gebheben.
ö Die Pelauaner haben nicht nur die Anfertigung des Kau aber auch das Tragen
desselben aufgegeben und verkaufen jetzt die alten Vorräthe an die Yaper, die daraus
Halsbänder machen.
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werden. .Das centralkarolinische Stirnband behält auf allen Gruppen die-
selbe Gestalt, die eigentlich etwas plump ist, und Unterschiede werden
nur durch die Verschiedenheit der, auf der Vorderseite sich befindenden
Muster bedungen. Im Westen , z. B. auf Uleay , werden auch gerne Schild-
pattstücke darin verwandt was im Osten nicht stattfindet ^). Die pönapschen
*) Von allen Völkern der Karolinen sind mir nur die Ponapeaner (vielleicht auch die
Bewohner von Pinilap und Mukil, ich weiss nicht wie es damit auf Kussaye bestellt ist)
als gewohnheitsmässig Stirnbänder tragend, bekannt. Die Stirnbänder heissen, darin mit
den Halsbändern übereinstimmend Marmar oder Men kamau, das letztere bedeutet
jedoq^ eine Verzierung im Allgemeinen (von: m^das was, mau schön, ka Causalpartikel;
also das was verschönert). Die gewöhnhch gebrauchten Stirnbänder sind nur schön
duftende Blumenkränze in deren Winden, wie im Aufbewahren derselben in besonderen
Blattscheiden, die pönapschen Frauen grosse Fertigkeit besitzen. Desshalb heissen diese
auch elf eine Schnur oder Strang, und werden je nach der benutzten Blume noch näher
bezeichnet, wie z. B. El en cHr, El enpar, El en ior, El en mdan^ El en peren u. s. w.
Jeden Sonntag kommen die bekehrten Einwohner zur Kirche mit frischen Kopfkränzen
und ein gegenseitiger Austausch solcher Kränze oder das Anbieten des eigenen Ki-anzes
an einen Anderen wird als Ausdruck freundhcher Gesinnung aufgefasst. Die dem
Häupthng den Um bringenden Leute kommen bekränzt und liefern ihre mit Nahrung
beladenen Körbe ab, überdem aber nimmt der. Anfuhrer seinen eigenen Kranz, sammt
denen seiner Bejgleiter und giebt sie dem Häuptling, der sie als den Ausdruck einer
sichthchen Huldigung entgegennimmt. Auch der Titel des Häuptlings ist mdj-e, er ist
eben seine Zierde gleich seinem Stirnband. Die gewöhnlichen Leute tragen ihren Kranz
bis er weggegeben wird oder verwelkt, worauf die Frauen für frische soi-gen. Dauer-
haftere werden aus Bananenfaser in spangenartiger Form bereitet, wie z. B. N». 844 Op.
cit. pg. 29L Bei grossen Festlichkeiten kommen Kopfspangen von der Art der Nf. 845
zur Anwendung, deren Material der Vergangenheit entstammt. Ebenso beliebt sind die
Halsbänder die denselben Namen tragen, und deren Material heute die Glasperlen der
Weissen sind. Die Halsgehänge aus Muschelscheiben u. d. g. kommen höchst vereinzelt
vor und gelang es mir seiner Zeit dem Museum einige nebst Kopfepangen zu schicken.
Diese Vorhebe für Blumenkränze ist ein interessanter Zug im Volkscharakter und
erinnert an Polynesien und Samoa, wo die Ula ein alltäghcher Volksschmuck ist. Aul
Ruk wird diese Vorliebe für Blumenkränze vermisst. Es scheint dass der Schmuck und
der Name von Ponape herüberkamen, dass aber lokale Verhältnisse die Ausübung der
Sitte beschränkten und zum Ersatz durch künsthch verfertigten Schmuck zwangen.
Die wohlriechende Blüthe des Ceiry hier Cowr, ist nur spärlich vorhanden und selten
bemerkt man dass eine Art Krone aus derselben verfertigt wird, indem auf ein bieg-
sames Streifchen eines Blattstieles der Kokospalme die Blüthen neben einander auf-
recht aufgereiht werden. Gleichfalls sieht man zuweilen ü'^a-artig aufgereihte Blüthen
des auf Pelau GemrM genannten Baumes, die über die Brust herabhängend als Halsband ,
jedoch nur von jungen Männern und auch dann nur zufällig, getragen werden.
Die aus Muschelplatten, etc. bestehenden rukschen Stirnbänder werden nur von
Frauen getragen, indem die Männer in der Haarbinde, dem Negasaka^ schon einen
Kopfschmuck besitzen.
Den Nukuorem sind die Spondylus-Schmuckgegenstände auch nicht fremd, was bei
deren Geschicklichkeit im Bearbeiten der Perlmutterschale zu vielgestaltigen Fischhaken
und der Tridacna gigas, zu schön geschliffenen Aexten nicht auffällt, ebenfalls aber auf
eine einstmahge Verbindung mit den .karolinischen Nachbai'n hinweist. Die nukuorschen
Halsgehänge erinnern inzwischen mehr an Ponape denn an Ruk.
Die Yaper, selbst von karoUnischer Abstammung, und seit Urzeiten im Verkehr mit
den östlicheren Nachbarn, zeigen ebenfalls eine gewisse Voriiebe für Halsbänder, die
sich heute besonders in der Adoption der pelauischen Leibgürtel als Halsbänder kundgiebt.
Indessen trugen sie auch vordem gern auf eigene Weise zubereitete Halsbänder, indem
sie entweder zwischen einzelne oder doppelte Schnüre von karolinischen Nuss-, oder
europäischen Glasperlen, rothe Muschelplatten und besonders gern Fischzähne einschal-
teten, die letztere Sitte steht im Verband mit dem hohem Werthe der den Wallfisch-
zähnen beigelegt wird , und derart Halsbänder werden niemals als persönhcher Schmuck
getragen; sie dienen jedoch zur Vervollständigung des geschätztesten, einheimischen Geldes
des (Shau^Sj indem je ein Zahn an die Enden derselben befestigt wird. Charakteristisch
in diesen yapschen Halsbändern dürften die , die beiden Schnüre vorbindenden Quei*stücke
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Ns
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und nukuorschen sind mehr flach und spangenartig. Auf Yap und Pelau
fehlen sie gänzlich.
Das nächst wichtige Material fQr die Schmuckindustrie ist das Schild-
patt Pwe^, in dessen Bearbeitung die Ruker jedoch weit hinter den Pelau-
anern zurück stehen. Aus demselben werden bereitet:
1) Pv£c genannte Brustringe, die völlig an die einzelnen Ringe der
pelauischen Derwar- Armschmucke ^) erinnern und zu welchen sie vielleicht
nicht ganz ohne Beziehung , eben in demselben Verhältnisse , wie z. B. die
Z'ja-Plättchen zu den dünnen ponapschen Pa/re-Plättchen , stehen. Diese
Ringe sind kreisrunde Platten von ca. 12 cM. Durchmesser, in deren Mitte
auf kaltem Wege, mittelst eines Zirkelbohrers und Haifischzahnes, ein
rundes ca. 5— 8 cM. grosses Loch ausgeschnitten wird. Mehr oder weniger
sorgßlltig poliert, werden sie entweder an einem einfachen Fadenbande auf
der Brust oder, wenn doppelt, zugleich auf dem Rücken getragen, oder
endlich sie werden den oben schon besprochenen Halsbändern hinzugefdgt.
2) Armspangen, Lokum auf Mortlock, Nükum auf Ruk genannt:
3.-5 cM. breite Streifen Schildpatt werden durch Einritzung mit parallelen
Rillen versehen, dann in heissem Wasser erweicht, über einen runden
Gegenstand gebogen und selten poliert. Von Frauen getragene, den alten
pelauischen- Armspangen ähnüche Schmuckstücke.
sein, die die karolinischen Querleisten wiedergeben. Hieher gehören z.B. die N<^. 137 u.
140 des M. G. die im Joum. d. M. G. auf Taf. 4 des IV. H. irrthümhch als von Pelau
stammend aufgeführt sind. Indessen haben die Yaper das Material für diese vorzüglich
von den östlichen Nachbarn über üleay und die Mackenzie-Inselri eingehandelt. Ich
sah ähnUche Schnüre von blauen Glasperlen mit rothen Querstücken der pelauischen
Kau*s durchgesetzt. Dagegen benutzen die Yaper weder Gürtel noch Stimspangen.
Auf den Pelauinseln (Vergl. „Industrie der Werth- und Schmuckgegenstände" in meiner
später zu behandelnden Industrie d. Pelauaner) tragen die Eingeborenen überhaupt weder
Halsbänder noch Stimspangen. Das einzige Halsband der Frauen besteht aus dem
Olbiünl, einer einfachen Hibiscus-Schnur auf die ein Stück des pelaiiischen Geldes
gereiht ist. Ausnahmsweise wird diese Sitte bei ausserordentlichen Gelegenheiten, z. B.
Friedenschlüssen , von den höchsten Oberhäuptlingen nachgeahmt. Deshalb , und nachdem
ich, in den Besitz des ethnogr. Kataloges gelangend, von der Anmerkung auf pag. 310
Kenntnis genommen, muss ich, die Figuren 4a u. 6, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 13, 14, 15 u. 17
der Tafel 4 Heft IV des Journal des Mus. Godeffroy als nicht von Pelau stammend
erklären. Fig. 4 u. 6 sind Schmucke aus sonsorolschen und puloanaschen Fischhaken,
7 ist ein centralkarohnischer Gürtel, wahrscheinlich der mortlocksche Kinsak; 8 u. 10
sind yapsch-uleaysche Stücke , 9 eine karolinische Tfk-Nadel , 12 ein ebensolcher Sakpalap.
Ferner sind irrthümhch der pelauischen Industrie hinzugefügt: N». 1307, 1308, 115,
139, 1627, 1626 des Kataloges. Mit Bezug auf Kopfschmuck sei erwähnt dass es ver-
pönt, h^end etwas auf das Haar zu legen und nur bei dem Tode der Reichen werden
in das Haupthaar ein bis drei Peldehiä's gestochen die aus, auf Kokosnerven gereihten
Gerdeu Blüthen bestehen und während der Ausstellung der Leiche strahlenartig hervor-
stehen, um bei dem Einwickeln in die Matte über das Gesicht gelegt zu werden, was
ich bei der Schilderung der Todtenbestattung •). zu erwähnen vergass. Sonst werden
keine Blumen im Haupthaar der Lebenden angewandt, obwohl diese als Ohrschmuck
gebräuchlich sind. Früher bestand die Sitte die Blüthen des iBa/rfM-Baumes auf biegsame
Kokosblattstielfesern gereiht bei gesellschaftlichen Arbeiten am Halse zu tragen, was
jedoch heute nur selten wahrzunehmen ist.
•) [Original-Mitth. aus der eth. Mitth. der Kgl. Museen zu Beriin Bd I (1885) pg. 4 ff.]
Diese unförmlichen und schweren Armschmucke der pelauischen Fmuen erinnern
wieder an die weiten, geflochtenen mit Erythrina Bohnen belegten Aermel der Suf-
Frauen (Anachoreten Inseln).
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~ 74 -
3) Kleine Spangen als Anhängsel fttr Ohrgehänge , Lele lesdan (d, h. :
lokum en acUinan) genannt, die zuweilen zu Ketten vereinigt werden.
4) Lonyer genannte kleine Kreise, als Brustringe für Kinder dienend.
5) Liginyer genannte dreieckige Stücke Schildpatt als Anhängsel zu
den Ohrgehängen oder als Brustschmuck für Kinder gebraucht.
6) In früheren Zeiten wurden auch Fischhaken aus diesem Material
verfertigt.
Obwohl die Chelonia imbricata s. Caretti selbst in den Innern Gewässern
der Ruk-Gruppe erscheint und deren Fang in der Neraj-Zeit mittelst eigen-
thümlicher Netze betrieben wird , ist die Zahl der gefangenen Thiere doch nur
eine sehr beschränkte und das Schildpatt steht jeder Zeit hoch im Werth.
An sonstigem noch fttr Schmuckzwecke dienendem Material ist noch
Conus millepunctatus zu erwähnen, aus dessen Köpfen die Endscheiben
der Haarnadeln geschliffen werden. Ob Melampus-Schalen zu Stirnbändern
verwendet werden, kann ich nicht mit Sicherheit angeben.
Als Ergänzung eines Ueberblicks der rukschen Industrie ist noch der
aus Muschelschalen und Steinen verfertigten Gegenstände zu gedenken.
Aus der Tridacna gigas, To genannt, wurden in alten Zeiten die
cele^ käek und capacap genannten Aexte. verfertigt, die jedoch in Folge des
Verkehrs mit dem Westen schon früh ihre Wichtigkeit verloren haben.
Aus Korallensteinen werden Po genannte Klopfer, zum Zerklopfen
der gargebackenen Brodfrucht verfertigt. Dieselben sind meistentheils von
runder glockenförmiger Gestalt, mit concaven Seiten, erweitertem und
convexem Unterende und plattenartigem , auf der Oberseite mit einer oder
zwei runden Erhabenheiten versehenem Handgriff. Grösse bis 15 cM. bei
10 cM. unterer Breite^).
Aus basaltischem GeröUe werden Küpen genannte, spitz oval abge-
rundete Schleudersteine, bis ca. 8 cM. Länge bei 4—5 cM. Breite, geschliffen
die die wuchtigen Geschosse der Ozap Schleudern bilden, und in Netz-
beuteln aus Kokoszwirn bewahrt werden.
Nach diesem Ueberblick der rukschen Industrie , wird es leichter werden
die Verhältnisse des centralkarolinischen , interinsularen Handels der Einge-*
borenen zu verstehen und da zu den wichtigsten Gegenständen desselben
der Teyk^ das Gelbwurzpulver*) gehört, so müssen wir diesem gemeinsamen
1) [ScHMELTZ & Krause Op. cit. pg. 377 N». 3378, 3374.]
=) Das Gelbwurzpulver ist auch in Polynesien bekannt, wo es auf Samoa leha heisst;
auf den Karolinen wird es von Kussaye bis Pelau auf sämmtlichen Inseln hoch geschätzt
und gewohnheitsmässig angewandt, obwohl es hier wieder die Central-Karolinier sind
die im Einreiben des Körpers mit demselben das Aeusserste leisten.
Bei der Betrachtung dieser Sitte muss man nicht denken, dass das leitende Motiv
derselben aUein die Schmucksucht ist. Im Gegentheil ich möchte das Benutzen des
Teyk als Schmuck , aus der ausserordentlich wohlthätigen Wirkung desselben auf das
Wohlbefinden des nackten Insulaners ableiten. Ausser der stimulierenden Wirkung auf
den oder vermittelst des Geruchsinnes, durch seinen stark aromatischen Duft, ist das
Pulver ein linderndes Mittel gegen Jucken der Haut aus welchem Grunde dies auch
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Erzeugnisse des Landbaues und der Industrie, zuerst eine nähere Be-
trachtung widmen.
Der Landbau wird sehr nachlässig und nur vermittelst einer einfachen
Holzstange, Ot genannt, betrieben, nur der Tabak , Sii&a (von den Chamorros
kommender Name) und die Gelbwurzpflanze , Eon (auf Samoa dno) , erfreuen
sich , einer mehr hervortretenden Beachtung seitens der Ruker. Die letztere
wird auf besonders gewählten steinfreien Stellen , welche von Unkraut sorg-
aitig freigehalten werden , angepflanzt. Die einzelnen Pflanzen stehen ca.
1 Fuss von einander entfernt und liefern eine Ernte im Jahre, zur Zeit des
Nordostpassates. Bei jedesmaligem Anpflanzen der jungen Knollen wird ein
anderes Stück Boden benutzt.
Bei der Bereitung des, Teyk genannten, Pulvers werden die abgewa-
schenen und abgekratzten Knollen auf einer Koralle mit rauher Oberfläche
zerrieben , und in grossen Holzgefässen während einer Nacht im Wasser stehen
gelassen. Der dann erlangte Bodensatz wird in Formen gepackt, getrocknet,
mit loser Musafeser umgeben und ist in Hibiscusbast eingebunden fertig
fdr den Handel. Die jungen Knollen werden besonders bereitet und liefern
einen weniger geschätzten Artikel der Töu (auf Pelau : Tu) heisst und eine
Art genissbares Stärkemehl enthält.
Von der Gtestalt der angewandten Formen hängt der Name und der
Werth der Tej/Ä-Kuchen ab, es werden unterschieden: Pmuü ca. 2 ^
haltende, in Bambusrohr geformte walzenförmige Stücke von 8—10 cM. Dicke
und bis über 25 cM. Länge, von denen auch 1 « haltende vorkommen;
Per^ ebenfalls 2 ^ haltende spitzkuglige , in durchgetheilten und wieder
zusammengelegten Kokosschalen geformt und CeÄ, zuckerhutförmige Stücke
entstehen mag, und deshalb erweckt es in dem Insulaner ein Gefühl des Behagens, zu
vergleichen z.B. mit dem das wir, in einem vollständigem Anzüge, auf eine durch Fliegen,
Muskitos, Erdschmutz und Taroschlamm gepeinigte und sich unaufhörlich kratzende
Person blickend, empfinden würden. Dies muss man selbst persönhch erfahren, um es
würdigen zu können. Oft durch Muskitos zerbissen , würde ich mir die Hände und Füsse
wund gekratzt haben; ein einmaliges Einreiben mit dem Pulver und ein dann, nach
einigen Stunden folgendes Abwaschen wandten dagegen irgend welche Folgen ab.
In Folge dieser lindernden Eigenschaft wird es als Heilmittel bei den vei*schiedenen
Geschwüren und Lupus-Krankheiten vei-wandt und die Ponapeaner, die kein Pulver
bereiten sondem sich mit der zerkauten frischen Wurzel einreiben, thun dies gewohn-
heitsmässig in Zwischenräumen von ein paar Tagen, oder sie verfallen der Jucksucht
sobald sie das Einreiben aussetzen.
Es ist also nicht zu verwundem dass der Tdyk bei der Behandlung der Leichen
reichhch benutzt wird, er dämpft ja nicht nur den Todtengeruch , sondern er erzeugt
auch den Ausdruck der üblichen Pietät. Die Leiche, und dadurch der Geist, soll sich
nach dem Tode so wohl fühlen, wie im Leben, dass ist der Sinn der Todtenbehandlung.
Der Krieger kann in der Schlacht fallen , warum sollte sein Geist ungesalbt dahinfahren
und sein Körper erbärmlich dahin gestreckt liegen? Warum soll man sich gerade bei
Festlichkeiten und Tänzen ungemüthlich fühlen, sich kratzen und vor den Muskitos
wehren müssen? Deshalb reiben sich die Insulaner so gerne mit dem Pulver ein, obgleich
dies sehr theuer und schwer zu beziehen ist, wodurch denn auch seine ungewöhnliche
Bedeutung so scharf hervortritt. [Bekanntlich findet sich die Sitte des Einreibens des
Oberkörpers mit gelbem Farbstoff" bei gewissen Ceremonien z. B. bei der Beschneidung,
etc. noch heutigen Tages an vielen Orten im malayischen Archipel. Siehe u, A. : P. J. Veth :
Java I pag. 387, 545 etc].
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verschiedener Grösse , deren 4 , 10 oder 20 auf eines der vorigen gehen. Sie sind
in dem, Gek genannten, einem Ende von Kokosschalen geformt das zu diesem
Zweck abgeschnitten wird und dienen, als das eigentliche ruksche Kleingeld ,
zum Ausgleiche der Differenzen und kleinen Zahlungen.
Als nach den Rukinseln eingeführte Artikel sind aufeuftihren:
1) Nun (Kokoszwirn, Tanäü (Matten), Limam (Kopfspangen), Fouruk
(lose ^S5cm-Scheibchen) , Kin (die schwarzweissen Etäl-Gürtel) , Ässon (fertige
J.5S(m-Halsbänder) von N^ma und Lösop, deren Einwohner die nicht zur
Pflanzenßtserindustrie gehörenden Gegenstände in Namoluk und dem Nam-
en-Ka (den Mortlockinseln im allgemeinen) , einhandeln und mit der in Ruk
erworbenen Gelbwurz , den rukschen Zeugen und selbst gefertigten Schmuck-
gegenständen bezahlen.
2) Nun^ Tanaü^ Ämara (Segel), Puec (Schildpatt und Gegenstände
daraus) kommen aus Fananü, Namum und den übrigen nördlichen Inseln,
die dafür den Teyk und die rukschen Zeuge, Schmuckstücke, wie auch
sonstige Gegenstände des Transithandels beziehen.
3) Pöloat (Ponouvat) liefert ausser Nun^ Tanaü^ Ämara ^ hauptsächlich:
cäpacap (die grossen Guam-Machetes-Messer) cüek oder kouk (Aexte) und
Öde (Handaexte) die es von Ceipen (Saypan) auf den Ladronen direkt oder
indirekt bezieht. Es nimmt dagegen die sämmtlichen rukschen Erzeugnisse
in Bezahlung, hauptsächlich aber TeT/A um dies westUch weiter zu verhandeln.
4) Cük (Pulusuk), Tamatam und Ponnap, eigentlich von Poloat überflügelt
und beeinfluöst, bringen rohe Hibiscus-Zeuge und Pandanus-Flechtwerk und
beziehen dagegen alle rukschen Erzeugnisse.
Bei der geographischen Anordnung der Inseln entsteht also ausser dem
centralen Handel in Ruk, auch auf verschiedenen Stellen des Archipels
ein lebhafter lokaler Waren- Austausch , wobei sich wieder Centren für
kleinere Gebiete bilden. So z. B. versieht Fananü die Murilla-Insel , Namiun die
Insel Pisaräz in den Namonuita-Inseln. Pöloat verkehrt mit den nördlichen
Nachbarn bis Unüim in der Namonuita-Gruppe , welches es eigentlich, gleich
erobertem Land, als sein Eigenthum beansprucht. Die Einwohner der letzteren
Insel sind bekanntlich nach Guam entführt worden. Nach Pöloat kommen
auch westüche Fahrzeuge behufs des Waren-Austausches und so wird es
verständlich warum die Schmuckgegenstände des Ostens so häufig sich im
Westen finden.
Zu den rukschen Artikeln des Handels kommt noch der Tabak hinzu
der von den Nachbarn vor Allem begehrt wird, indessen selten in grös-
seren Quantitäten kultiviert werden kann und deshalb kaum für den ein-
heimischen Bedarf ausreicht; er kann also nicht als regelmässiger G^en-
stand des Austausches gelten.
Die ungefähren Preise der eingeführten Gegenstände sind:
Ein Segel ist gleich 10 Stück teyk; oder 5 teyks^ 3 aceks und 2 aroar's^
woraus hervorgeht das ein Stück Zeug einem Teyk gleich ist.
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- ?? ^
Ein iimötm-Stiraband ist einem rukschen Pek gleich, der auch mit
zwei vollständigen (doppelten) J.S5(m-Halsbändern bezahlt wird.
Ein Machetes-Messer ist gleich 1 Pek und 5 Teyk's.
Aexte von 5—10 Teyk's oder zur Hälfte Teyk und zur Hälfte sonstige
Gegenstände.
Andere Gegenstände sind entsprechend gewerthet , wobei viel von momen-
tanen Verhältnissen abhängt, z. B. von guter Gelbwurzernte und der Nach-
irage. In früheren Zeiten blühte der Handel und zuweilen befanden sich auf
Faytuk (der Insel Toi) 40—50 westliche Fahrzeuge, die gegen das Ende der
Zeit der westlichen Winde ankamen und auf verschiedene Plätze der Insel
vertheilt, die östhchen Winde erwarteten. Heute sind die Verhältnisse
bedeutend zurückgegangen, ohne wirklich aufgehört zu haben. Die mort-
lockschen Kanoes konunen, seit dort die Handelsstation errichtet, selten und
überlassen die Vermittlung gänzlich den Seefahrern von Nema und Lösop.
Dabei muss in Betracht gezogen werden, dass dieser Handel und die See-
fahrten durchaus nicht von einzelnen Individuen, mit einer der unserigen
durchgängig gleichen Gewerbsmässigkeit, sondern unter den verwickelten
Umständen der Stamm Verwandtschaft, und von sonstigen Verhältnissen
lokaler Natur abhängig, betrieben werden. Der stattfindende Handelsverkehr
ist nur relativ betrachtet „ein freier" zu nennen und er entspricht durchaus
nicht dem wirklichen Bedürftiisse der hiesigen Völker. Die hemmenden
Ursachen sind nicht nur in den nautischen Schwierigkeiten, die ich schon
früher (Siehe: Die Bewohner von Mortlock) schilderte, zu suchen, sondern in
dem Egoismus der, in zahlreiche Stämme zersplitterten Händler selbst. Die
Rukinseln sind durch Repräsentanten beinahe der sämmtlichen , die Central-
Karolinen bewohnenden Völker besiedelt und die Gruppe hat keine einheit-
liche Regierung. Die einzelnen Stämme betrachten sich im Prinzip als
einander fremd, also feindlich; sie leben stets in gegenseitigem Neid, ent-
weder in ofiFenem Kriege oder in einem niemals sicheren Frieden; deshalb
ist also der Verkehr ebenfalls niemals sicher und die Vertheilung der Waren
ungleich. Die ankommenden Händler können nicht überall landen und handeln
wo sie wollen: ein Jeder von ihnen hat seine gewisse örtlichkeit, deren
Einwohner ihm entweder stamm- oder eheverwandt sind und diesen verkauft
er seine Sachen. Hat er mehrere solcher Plätze, so verweilt er auf jedem
einige Zeit und kehrt nach seiner Heimath zurück, sorgfilltig andere Plätze,
wo ihm vielleicht Verrath und Verderben begegnen könnten, vermeidend.
Jedoch auch an den, unter sich bekannten Stellen landet er nicht ohne
Weiteres, weil seit seiner letzten Anwesenheit die Verhältnisse sich ver-
ändert haben könnten; er wartet erst in einiger Entfernung vom Ufer bis
ein freundliches Zeichen ihn aus allen Zweifeln erlöst. Ist Alles gut, so
schwinamt einer der Einwohner nach dem Fahrzeuge, worauf nach einer
Verständigung das Landen stattfindet. Zeigt sich aber Niemand am Strande ,
so schöpft der Segler Verdacht und sucht sichere Plätze auf.
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^ 78 -"
Mit der Zeit bildeten sich gewisse geregelte Verhältnisse, so dass man
den Verkehr, zwischen den folgenden ÖrtUchkeiten als gesichert betrach-
ten kann:
Die Mortlocker gehen nach der Insel Töloas, deren östUcher, „Kutua"
genannter Theil ihre Ürheimath ist.
Die Namoluk Fahrzeuge gehen nach Uman und nach Uöla.
Die Bewohner der Insel Pis auf dem nördlichen Riflfe Ruk's, besuchen:
Uöla, Rudno auf F^ßtn, Päram, Udot und einige Stellen Faytuk's.
Die Lösoper gehen nach: Uman, Toloas und Eöt, wie auch nach Cöbu
auf Uöla.
Die Bewohner der Insel Nema gehen nach : Uman , Söpore auf Föfan ,
Eöt; die Fahrzeuge aus Namun gehen nach: Uöla, die Fahrzeuge aus
Fananü nach Uöla und Tsis, Rua und Murilla [Morileu] verkehren auch
mit Uöla, Poloat mit Umgebung verkehrt mit Faytuk und Rümrum.
Die Plätze der Ruk-Gruppe, die keine eigene Einfuhr haben, erstehen
die nöthigen Artikel von den Nachbarn , wodurch wieder der innere Handel
derselben sich geltend macht.
TAFELEKKLÄKUNG.
TAFEL Vm.
Fig. 1. Plan und innere Einrichtung eines rukschen Ut,
„ 2. LÄngsdurchschnitt desselben.
„ 3. Querdurchschnitt desselben.
TAFEL IX.
Fig. 1. Uräda Stütze.
„ 2. Geschnitzte Dachsparren aus dem Ut zu Sapulion, Ruk-Inseln.
„ 3. Zusammengenähte iJm-Blätter für Dachbedeckung.
„ 4. Talisman „Tugumeum'^,
„ 5. N&&n änu von Sapulion.
„ 6. ^ten-Stück von dem rukschen Kriegskanoe.
„ 7. Ein ruksches EdmStuck.
TAFEL X.
Fig. 1. Namuitin oder CfroM-Geföss.
a. Hälfte des Längsdurchschnittes.
h, „ „ Querdurchschnittes,
c. Ein Viertel des Oberrandes.
2. 2^^-6rcn-Gefäss.
3. iVam^wM^n-Q^fäss.
4. -ATawianmdsor-Gefäss.
• 5. Namerüiennü-QrQfäias.
6. Ponapsches Z^cyd/c-Q^föss.
7. Ruksch-mortlocksche .4iap-Kiste.
a. Hälfte des Längsdurchschnittes.
h, „ „ Querdurchschnittes,
c. ;, der Oberseite.
8. Nukuorsche iV«av<^8i-Ki8te.
9. Endtheil de,8 CrMr^fur-Stockes.
10. Ruksches EpirOy oder ponapsches iVdcÄ-Handfischnetz.
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NOTIZEN
UEBER EINEN AUSFLUG NACH DEN
WESTLICHEN KAROLINEN.
Mit Tafel XI -XV.
Eine sich mir im Beginn des Jahres 1885 unerwartet darbietende
Gelegenheit benutzend, unternahm ich einen kleinen Ausflug nach einigen
Inseln der westlichen Karolinen, deren, wenn auch nur flüchtiger Besuch,
mir des Verständnisses der Verhältnisse des ganzen Archipels wegen,
schon längst erwünscht war.
Der auf der Insel Yap ein höchst einträgliches Geschäft betreibende
Capt. D. D. Okeefe, bewilligte mir eine Passage auf seiner Brigg j,Swan'*
(früher „Schwan'* aus Hamburg) und die Reise sollte uns nach Sonsorol,
Puloänna, Merir und Mapia führen.
Wir verliessen Yap am 13 Januar, bei schönem Wetter und starkem,
nördlichem Winde und das schmucke Schiff gleitete durch die mächtigen
Wogen fröhlich seinem Ziele zu.
Trotz des heiteren Himmels und aller Aussichten auf eine glückliche
Reise , trat ein Zufell ein , der einen Schatten auf dieselbe zu werfen drohte.
Kaum zwei Meilen vom Lande entfernt fiel ein Mann über Bord, imd bei
der raschen Fahrt der, soviel Segel als nur möglich tragenden Brigg, wie
auch in Folge der hohen See, war die Hoffnung den Armen zu retten eine
äusserst geringe.
Wie freudig aber wurden wir überrascht! Kaum dass der durch-
dringende, kurze Schrei des Verunglückten unsere Ohren berührte, da war
schon unser Führer Capt. Hendeeson auf dem Hinterdeck, wie ein Blitz
schoss die eiligst abgerissene und mit aller Macht fortgeschleuderte Rettungs-
Boye dem Verunglückten nach, Kommandoworte donnerten, sodass im
Augenblick die eilende j,Swan** beidrehte und schneller vielleicht als ich es
hier schildern kann, wurde ein Boot von den Davits heruntergelassen,
wobei der Capitän die Haut der einen Hand opferte, da er der hohen See
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^ 8Ö ^
wegen sich selbst beim Herablassen betheiligte. Unser Steuermann Hugo
RosENHAYN, ein junger Hamburger, steuerte mit demselben der Richtung
zu wo der, mit dem Tode Ringende zuletzt gesehen wurde und trotz der
hohen See geschah Alles so rasch und ordentlich, dass wir bald, 'dem
Boote entgegeneilend, den glücklich Geretteten wieder an Bord hatten.
Zu den wenigen erhebenden Empfindungen während einer Seereise gehört
die glückUche Rettung eines über Bord Gefallenen und den Vorfall als
ein glückliches Vorzeichen für unsere Reise auffassend, setzten wir unsere
Raen wieder quer und eilten wohlgemuth dem Süden zu.
S. z. W. steuernd und durchschnittlich 9 Knoten machend , umgingen •
wir die Ostseite der Mateiotas- oder Onolu-Inseln , um dann W. S. W. und
S. W. immer mit strammer Brise segelnd und die Strömung benutzend,
um Mitternacht des 16. Januar, oder nach 57 Stunden, die, St. Andreas
oder Sönsorol genannten Inseln in Sicht zu bekommen.
Den Rest der Nacht ab- und anliegend fanden wir uns des Morgens
auf der Westseite der beiden Inseln, gegen die südliche zusteuernd, weil
sich hier , ungefähr in der Mitte ihrer Länge , die einzige menschliche Nieder-
lassung befindet.
Schon von Bord aus ist es leicht wahrnehmbar dass die Bezeichnung
beider Inseln als „Laguneninseln" (Meinicke: Inseln des Stillen Oceans,
II. pag. 364) nicht zutreffend, da dieselben separate StrandriflFe besitzen
und durch eine tiefe, ca. 2 engl. M. breite Passage getrennt sind. Capt.
Hendekson passierte 1883 mit dem ,,Wreker'* dieselbe ungehindert, wobei
er allerdings eine sehr starke (4—5 Knoten p. St.) östliche Strömung
beobachtete.
Meine darauf folgenden Erkundigungen am Lande bestärkten dies und
konnte ich ausserdem noch feststellen, dass der Name „Sönsorol" der Karten
(z. B. Imray 1881, N°. 4 West. Pac.) nicht richtig ist. Die Eingeborenen
nennen ihre Heimath „Sonsol" und zwar verstehen sie darunter nur die süd-
liche Insel, die allein bewohnt ist und bei Meinicke irrthümlich „Kodogube"
genannt wird. Die Nordinsel heisst Fanna (Fannä), ist unbewohnt und dient
als Nutzland und Nahrungsdepot, wird aber nur zu gewissen Jahreszeiten
und nur unter Beobachtung religiöser Gebräuche, ähnlich wie es auf Nukuoro
geschieht (Vergl. meine früheren Berichte über diese Inseln), besucht. Die
Ursache solcher Beschränkung ist leicht durch die höchst dürftigen wirth-
schaftlichen Verhältnisse des Platzes, wie ferner auch der sehr starken
Strömung in der, beide Inseln trennenden Strasse zu erklären.
Der Name Kadögube ist der eigentliche, einheimische Name der Insel
Tobi , wie ich es von einem Tobi-Eingeborenen , der sich auf Sonsol aufhielt
selbst erfuhr. Während also die Namen Fanna und Sonsol die einzig
richtigen für die beiden Inseln sind, ist dagegen die bei Meinicke ange-
gebene Lage 5''20' N. Br., 132''16'0 Lge. ganz richtig und wäre es Zeit die
Karte der Karolinen von den überflüssigen „P. D." (Lage unsicher) und den
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Riflfdoubletten zu säubern, da dieselben ganz unnützer Weise die Seefahrei*
hier irreführen i).
Kaum dass wir im Licht des anbrechenden Tages vom Lande aus
erkannt wurden, konnten auch wir die, uns entgegeneilenden Fahrzeuge der
Eingebornen bemerken und, da die Instruktionen des Capitäns auch einen
näheren Verkehr mit den Eingebornen vorschrieben, drehte er bei. Bald
wurden wir von den Fahrzeugen der braunen Söhne SonsoVs umringt und
nun war meine Zeit gekommen.
Das sich jetzt entwickelnde Schauspiel erinnerte an die Erzählungen
der alten Entdeckungsreisenden und lehrte es verstehen weshalb die Besatzung
manch Medlichen Schiffes , das vielleicht aus weiter Ferne sich auf der öst-
lichen Route nach China befindend und zufällig in einer, der unserigen ähn-
lichen Lage bei dem Anblick der nackten , tattuirten , auf ihren schwachen
Schalen gegen die Macht der Wogen unerschrocken ankämpfenden „Wilden",
an Menschenfresserthum und Schiffwegnahme dachte. Das energische Rudern ,
die gegenseitigen Auftnunterungszurufe , das Bestreben , einen Halt an dem
davoneilenden Schiffe zu gewinnen, um sich- von dem Reichthum der
„göttlichen" Fremden einen Brocken zu erbetteln, wurden leider zu oft
missverstanden und filr Beweise der Wildheit und Bosheit gehalten. Fast
stets suchte man das vermeintlich bedrohte Schiff schnell möglichst aus
ihrer Nähe zu entfernen und, noch bedauernswürdigerer Weise, empfing die
Besatzung zuweilen die harmlosen Abenteurer mit einer plötzlichen , scharfen
Salve, welche unter den nichtsahnenden und viel hoffenden Bettlern des
Ozeans Jammer und Schrecken verbreitete.
Wir befanden uns glücklicher Weise in einer angenehmeren Lage,
da Capt. Okeefe schon seit Jahren freundliche Beziehungen mit der Insel
unterhielt und sich ferner einige Eingebome der Insel als heimkehrende
Passagiere an Bord befanden.
Die mehr als zwanzig, je mit drei bis acht Eingebornen bemannten
Fahrzeuge, drängten sich an die Seiten der gewaltig schwankenden Brigg,
dadurch gegenseitige Beschädigungen hervorrufend. Das Krachen der brechen-
den Hölzer, die Warnungs- und Aufforderungsrufe, das wilde Lachen der, über
die Seiten heranstürmenden Kerle, deren jeder eine Menge von Sachen,
von denen stets ein Theil ins Wasser fiel, zum Verkaufe hinter sich mit-
schleppen wollte, die nutzlosen Kommando's und Fluche der Mannschaft;
das Alles verursachte einen ohrbetäubenden Lärm, der durchaus nicht nach-
liess, als die ca. 100 Mann sich über das Deck zerstreuten, hauptsächlich
>) Zweifelsohne ist die genaue Lage der hiesigen zahlreichen Inselgi-uppen den
Capitänen der liier seit so langer Zeit handelnden Schifife ganz genau bekannt. Auch
deren Erfahrungen hinsichtlich der Strömungen würden für die Wissenschaft, und im
Allgemeinen für die Schififahrt in den hiesigen Gewässern, von entschiedenem Werthe sein.
Desto bedauerhcher ist es dass ein so reiches Material in dieser Richtung, wie die Schiffs-
journale es befassen , nicht zur systematischen Verwerthung seitens kompetenter Arbeiter
gelangen kann.
6
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- 82 -
aber das Hinterdeck, wo ich mit dem Capitän und dem Steuermann der
Scene zuschaute, überfielen.
„Hey Cap! Cap I say! Very good Cap! Very good Ship! Hey Cap!
give me wirerope me smoke! Very good! Give me saltwater me drink!
I say! Very good! Ve-e-ry goo-ood!*' erschallte es plötzlich rund um uns
her, und Matten, Schnüre, schlechte Conchylien, hungerige Hühner u.a.m.
wurden uns vor das Gesicht gehalten. Die sorglosen Gesellen die einer
„Carr\ ^) oder den anderen privilegierten und unprivilegierten Sklavenjägem
der Südsee eine willkommene und leichte Beute sein würden, sprachen
beinahe alle mehr oder weniger gut Englisch, obwohl nicht immer sich
in ihrem Geplapper die wirkliche Bedeutung kundgab. Wer würde z. B.
denken dass „Drahtseil zum Rauchen'* und „Salzwasser zum Trinken",
sich auf Draht-Tabak (Gedrehten Tabak) und Schnaps bezogen. Von letzterem
bekamen sie nun zwar nichts, von ersterem aber zur Genüge und so gelang
es uns denn eine ziemliche Menge der verschiedenen Produkte der hiesigen
Industrie einzutauschen. Indessen war es nicht leicht in dem bestehenden
Wirrwarr nüchterne Beobachtungen zu machen und da der Capitän bis zum
nächsten Morgen sich an der Insel aufzuhalten gedachte, schlug ich einen
Besuch am Lande vor. Der Capitän ging in seiner Gig, ich zog ein Kanoe
vor, um so nicht- nur dessen Konstruktion, aber auch zugleich seine
Leistungsfähigkeit kennen zu lernen. Eine genaue Zeichnung desselben nebst
Bemerkungen findet sich auf Taf. XI, hier möge nur erwähnt sein, dass
die Sonsoler ausgezeichnete Ruderer sind und in Folge der misslichen
Beschaffenheit ihres Strandes, beim Rudern in der Brandung eine unge-
wöhnliche Fertigkeit entwickeln. Schiffe können bei der Insel nicht ankern,
gleich wie auch bei Ebbe kein Fahrzeug oder Boot an dem sandigen Ufer
derselben anlegen kann. Das Landen geschieht an einer, der Niederlassung
gegenüberliegenden Stelle am Rande des Gürtelriffes, wo die Brandung bei
nördhchen und östlichen Winden etwas schwächer ist. Hier näherten wir
uns dem entblössten Riffe , das Kanoe mit der Spitze gegen dasselbe gerichtet ,
von den hintereinander nachdrängenden Wogen getragen, bis die letzte
derselben , gewaltiger als die früheren das Kanoe erhebend , selbes auf dem
trocknen Felsen ablagerte. In demselben Augenblick waren alle Insassen
ausser mir im Wasser und schleppten das Kanoe höher, denn die nach-
stürmenden Wogen würden das Fahrzeug überschwenunt, an dem Felsen
zerschellt und vielleicht wieder auf die See hinaus geschleudert haben.
Die ganze weibliche Bevölkerung der Niederlassung war, auf uns wartend,
an der Landungstelle vereinigt und vou einem starken Mann auf den
Rücken genonmfien, trug mich derselbe unter dem Gelächter der Frauen
und Kinder durch die ca. 150 yards breite Riffstrecke.
Was in dem Kadogodük- (Dorf) lebte, war um uns versammelt und
>) Name eines Schiffes.
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zwischen den lärmenden, nicht gerade überaus reinlichen Insulanern bei-
nahe erstickend, wälzten wir uns langsam einem, unfern des Strandes
befindlichen grossem Gebäude entgegen, in welchem wir ausruhen und uns
verständlich machen konnten. Das Glück war mir insofern günstig, als
mich eine sehr alte, über den ganzen Körper tattuirte Dame plötzlich
ergriff, an meiner Hand ihre mit einem Schnupftuch noch nicht bekannt
gewordene Nase abrieb und mich einem graubärtigen Greise zuführte, in
welchem ich einen Sonsolaner Namens Watonney erkannte, der sich mehr
denn 30 Jahre auf den Pelau Inseln aufgehalten hatte. Als junger Mann
vertrieb er in einem Fahrzeuge, vor 14 Jahren sah ich ihn auf Pelau
imd vor einigen Jahren kehrte er als fremder Greis zu den Seinigen zurück,
um einzusehen dass er inzwischen leider vergessen worden. In seiner armen
Heimath herrscht der Hunger und nur die Reichen sind satt, er bedauerte
seine Rückkehr nach den entfremdeten Freunden und bat uns ihn nach
dem kokosreichen Burät mit zu nehmen, wo er, schon zu alt um noch
lange zu leben, sein Ende erwarten wollte. Die Alte hiess Makas und war
seme Frau. Dank diesem Zufalle konnte ich mich durch ihn leicht ver-
ständigen und manchen wünschenswerthen Aufschluss erhalten.
Die Eingebornen von Sonsol sehen in Burät ^ wie sie die St. David
Inseln nennen, ihr Eldorado, da sie dort einen Ueberfluss an Kokosnüssen
wissen. Diese Kenntnis ist ein theilweises Vermächtnis der Vergangenheit,
durch Bur {Bun = Puloanna) und Megiek (wie Merir BMf Sonsol genannt wird)
vermittelt; theils ist sie auch eine Folge der Erfiihrung neuerer Zeiten,
indem Capt. Okeefe, der die St. David Gruppe seit 1875 bearbeitet und
sie eigentlich von dem Könige Marravidi käuflich an sich gebracht hat,
oft Sonsol'Leute fftr dort engagierte, wo sie bei sehr leichter Arbeit sich,
ausser Lohn, reichlicher Nahrung erfreuten.
Ich war daher nicht sehr erstaunt als nach der Eröffnung der Ver-
handlungen seitens Watonney sich eine ganze Menge Leute beiderlei Ge-
schlechts um uns drängte und um Mitnahme nach den St. David Inseln
bat. Der Capitän war indessen nur zur Mitnahme von 30 Personen beiderlei
Gteschlechts ermächtigt, den Männern I 6 per Monat, den Weibern $ 5 Lohn ,
sowie freie Passage und freie Kost fttr die ganze Dauer der Uebereinkunft,
hier zwei Jahre betragend, dafftr zusichernd.
Die Bevölkerung von Sonsol beträgt ca. 360 Seelen, die in einer zusammen-
hängenden Niederlassung, deren einzelne Theile jedoch besondere Namen
tragen, unter mehreren Häuptlingen, ^Törmer'* genannt, den Tonvl's^
Sämon's^ Cdmon's der östlicheren Centralkarolinen entsprechend, lebt. Die
Insel Sonsol selbst ist mit reicher Vegetation bedeckt, Kokospalmen sind
indess nicht zahlreich vertreten und genügen daher nicht für die
Ernährung der Bevölkerung, um so mehr als die Sitte hen-scht, die
Nahrung von der Palme nicht in Form der Frucht, sondern der des Palm-
weines, hier „Ziowi" genannt zu entnehmen. Dieser Genuss, dreimal täglich
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^ Ö4 -
wiederholt, bildet den Haupttheil der Nahrung, welche im Uebrigen durch
Gtenuss von Fischen vervollständigt wird. Die Brodfrucht, „ilfay", (der Name
korrespondiert mit Ponape und den Central Karolinen , abweichend von dem
pelauischen Medün oder dem yapschen Dou) liefert die gewöhnlichen zwei
Ernten im Jahre, zu welcher Zeit dann ein verhältnissmässiger Ueberfluss,
meistens indess Noth herrscht; leider ist jedoch die Indolenz des Menschen
selbst die Ursache der allgemeinen Noth. Er thut hier eben gar nichts
um sich einen beständigen Vorrath an Nahrung zu sichern. Die Insel ist
ziemUch hoch, in Folge der reichen Fülle hochstämmiger Bäume besteht
eine bedeutende Entwicklung von Dammerde, die sogar für die Kultur der
Gelbwurz; hier „SoA-Zw" genannt, genügt und dennoch wfrd Taro nicht
angebaut. Tacca pinnatifida, die karolinische Arrowroot-Pflanze gedeiht hier
und wird auch, oder vielmehr wurde früher angebaut, indem eine Stelle
des Busches gelichtet und abgebrannt wurde ; heut jedoch (es war die Zeit
der Arrowrooternte) sah ich nur noch Spuren aus alter Zeit: mit Grras
bedeckte Lichtungen in denen die schwächlichen Pflanzen verkünamerten.
Ausser auf Palmwein, Fisch, Brodfrucht, wilden Arum, rechnet der Insu-
laner noch auf die Frucht der j^Gilifaf* (auf Yap Arafat) die ungefähr kurz
vor der grossen Brodfruchternte reift. Die gegohme Brodftncht ist auch hier
bekannt und heisst, wie auf dem weit entfernten Ponape: „Mar*\ was
übrigens nur eine der zahlreichen Uebereinstimmimgen in vielen Dingen
dieser beiden Inseln bildet.
Indem ich nun die reiselustigen Sonsoler mit dem Capt. Henderson
zurückliess, beeilte ich mich die Verhältnisse der Insel etwas näher kennen
zu lernen, da mein Aufenthalt hier nur auf Stunden bemessen war.
Das früher erwähnte grosse Gebäude nahe am Strande, hiess „Faiümar''
und bildete das Versammlungshaus, wo der Priester den ^Täutup" ver-
richtete und die Häuptlinge sich beriethen, wo aber nicht, wie in den
pelauischen Bay*s oder den yapschen Falyvs und Febays geschlafen wurde.
Das Gebäude ist ein langer und breiter Schuppen mit gewöhnlichem, zwei-
seitigem Dache aus Kokosnussblättern. Der Bauplan erinnert an die yapschen
Fälyus^ indem der obere Dach- oder Firstenbalken der hier ^Unar'* heisst,
durch eine Reihe von fünf medianen Dachpfosten , „Dikeagdr*\ gestützt wird.
Die Seiten jedoch entbehren der doppelten Pfostenreihen und haben nur
gewöhnliche „Di/c er a pegV\ Pfosten auf welchen die seithchen Dachbalken ,
„ Täfey'\ liegen. Die Dachsparren heissen : „ Uöir^*' die Dachlatten : „Kapänay'\
die der yapschen ähnliche Dachdecke ist aus einzelnen „yädor*' zusammen-
gesetzt.
Im Ganzen genommen erinnert dieser Bauplan an die ponapsche Bau-
ordnung, indem auch z. B. die gewöhnlichen Wohnhäuser, wie im Osten,
„Im'\ und die Wände ebenso wie auf Ponape „Tu*' heissen. Indessen ist eine
Vermischung mit Yap und Pelau nicht zu verkennen , indem der Fussboden
aus sehr starken, aber unregehnässig zusammengelegten Holzdielen besteht und
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das Haus Spuren bemalter Schnitzarbeiten aufweist. Dieselben bestehen
aus zwei hölzernen , mit Kalk bedeckten menschlichen Figuren halber natür-
licher Grösse in kletternden Stellungen, auf dem mittelsten Dachpfeiler.
Sie sollen wahrscheinlich europäische Matrosen, den Mast ersteigend oder
wahrscheinlicher das Erklimmen der Brodfruchtbäume vorstellen. Jedenfalls
stehen sie im Zusammenhang mit dem j^Täutup'% indem der Priester während
seiner Inspirationen auf dem Boden, mit gegen den Pfeiler gerichtetem
Gesichte sitzt. Die sämmtlichen fünf Pfeiler sind, dicke, nicht besonders bear-
beitete Baumstämme und auf denselben finden sich einzelne eingeschnitzte
Figuren, Fische imd menschliche Gestalten, jedoch ohne die durchdachte
'Naturwahrheit der. Pelauaner zu erreichen. Ausserhalb des Schuppens
befindet sich eine niedrige und schmale Umsäumung aus Korallensteinen
die jedenfalls die pelauisch-yapschen KaldiiMs und Onopiy's vorstellen sollen.
Der einzige Priester des Platzes, Namens „Taur*' war der Sohn des letzten
Königs, der in Folge langer Reisen mit Wallfischßlngern , mit der englischen
Sprache und amerikanischen Sitten recht vertraut war. Dies erklärt warum
sein Sohn , wie überhaupt jeder der Einwohner mehr oder weniger Englisch
sprechen wollte. Taür schloss sich mir augenblicklich an und da unser
Aufenthalt in dem Falümar die ganze Bevölkerung in dasselbe lockte, und
mir, dicht umkreist von Weibern, Kindern und Männern auf dem Boden
sitzend, selbst weder Licht noch Luft erübrigte, zog ich es vor ihm in seine
eigene Wohnung zu folgen, wo ich glaubte vor dem allgemeinen Zudrange
geschützter zu sein.
Hierin aber fand ich mich getäuscht, denn der kleine „Im", eine ge-
wöhnliche Hütte mit niedrigen Wänden, an einer Seite gänzüch offen und
den Häusern der Mortlocker nicht unähnlich, wurde sofort umringt und ich
musste hier ebenso schwitzen wie in dem Falümar .
Taub unternahm „Tautup'' mit mir. Er setzte sich auf eine ^Bonagu'\
eine Holzkiste einheimischer Arbeit nieder, faltete die Hände und begann
ohne jede andere Vorbereitung, mit geschlossenen Augen und zitterndem
Oberkörper eine Beschwörung. Er ereiferte sich immer mehr, fing an zu
pfusten , sich auf seinem Sitze herumzuwerfen , klägliche Töne auszustossen
und endete dann plötzlich mit leisem Pfeifen, worauf er mir dann ziemlich
ergriffen und schwitzend sagte, dass zwei Männer in ihn hineinstiegen .
und ihm sagten „alles sei gut" und „dass ich ihm gehöre und sein Freund
sei." Das Falten der Hände und die ganze „Vorstellung" oder „Aufführung"
erinnerten mich sehr stark an das hawaiische resp. amerikanische Missionär-
wesen, und es ist fttr mich zweifellos, dass sich hier schon der Einfluss
des „gebildeten" Königs Andrew, des Vaters des prinzlichen Priesters
kundgiebt, der in Folge seiner Erzählungen von den gesehenen christlichen
Gebräuchen, die alte karolinische Weise des j,Taütup" verdrängte.
Mein Wirth konnte mir in Folge seiner Armuth nur etwas Palmwein
anbieten, behauptend dass dies gegenwärtig die einzige Nahrung der
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Bevölkerung bilde. Er und seine Frau nahmen gern Theil an dem kleinen
Nahrungsvorrath, den ich mir vom Schiflfe mitgebracht, und da in dem
herrschenden Wirrwarr meine Arbeit nur schlecht gedieh, entschloss ich mich
die Nacht am Lande zu verbringen. Ich besuchte die Niederlassung die
aus zahlreichen, dicht aneinander gedrängten Hütten und zwei grossen
Häusern , in denen die Einwohner in Schmutz und Dunkelheit lebten, bestand.
Fahrzeuge fand ich eine bedeutende Anzahl am Strande, einige in einfiu^hen
Dachschuppen untergebracht.
Die Eingebomen gehören zu den Centralkaroliniem , sie sind durchgängig
schmächtig gebaut und schlecht genährt, von dunkelbrauner, Broca 43
entsprechender Farbe, die auf den inneren Stellen und der vom Haar*
beschützten Stirn zu 37 wird, was auch eine Folge des in der Sonne auf
See beständig getragenen Hutes sein kaum. Die dunklere Färbung der Haut
ist ziemlich allgemein und liess sich auch bei den Fi'auen und sogar den
Kindern keine bedeutende Zunahme des helleren Tones wahrnehmen. Die
Augen waren oft sehr schwach schief gestellt, die Iris dunkelbraun (Broca
1 zu dunkel , 2 zu hell) , die Conjunktiva meistens schmutzig und besonders
in den Winkeln, schmutzig braun infiltriert. Behaarimg des Gesichtes ßind
sich in verschiedenen Formen vor, neben vorwiegenden kleinen und steifen
Schnurrbärten , auch ein schwarzer, das Gesicht ganz umrahmender Bart
und der alte Watonney hatte schneeweisse Haare und einen, ca. 15 cM.
langen, vom Unterkinn auf die Brust herabwallenden Bart, dessen Haare
gerade und weit von einander abstehend erschienen.
Das Kopfhaar, welches sichtlich nicht oft mit Oel behandelt wird, ist
mittellang, weil gewöhnlich bei Todesfällen abgeschnitten ^), schwarz,
wellig, weich, glänzend und dünn; bei Kindern, die demselben keine bedeu-
tende Fürsorge widmen, sind dessen Enden viel heller, bis gelbbraun. Bei
diesen ist auch die Neigung zur Lockenbildung stärker hervortretend als
bei den Erwachsenen, die ihr Haar in einen Knoten auf der Seite des
Scheitels zusanamenwickeln und es gelegentlich einölen. Die von mir unter-
suchten Köpfe hatten alle trockenes Haar und war dies sonderbarer Weise
frei von Läusen , die sonst überall auf den Karolinen zu den gewöhnlichen
Gefährten des Menschen gezählt werden.
Die allgemeine Körperbehaarung ist schwach entwickelt. Bei einem
der stärksten Männer, mit welligem Haar, dessen Schnurrbart rasiert, und
dessen Kinnbart dünn, 7 cM. lang, schwarz mit einzelnen rothen Haaren
war, fand sich stärkerer Haarwuchs, blond und schwarz vermischt, nur
auf den Vorderarmen und den Unterschenkeln; auf der Innenseite des
>) [Bei G. A. "Wilken: Das Haaropfer (Amsterdam 1887), ist unter den pg. 60/61
aus der Südsee für diesen Brauch genannten Lokalitäten, von Inseln des Karolinen
Archipels nur Ponape erwähnt, wo jedoch nur die Mitgheder der Genossenschaft der
„DsiaTWorcm" demselben genügen. Siehe: Journ. des Museum Godeffroy, Heft VI
(1874) pg. 129].
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Oberschenkels war er schon geringer. Auf der Brust fanden sich einzelne
15 mM. lange Haare, 2 cM. unterhalb des Nabels fing die sehr starke
Behaarung der Reg. pub. an , im Uebrigen waren auf dem ganzen Körper
nur sehr schwache, hellblonde Flaumhaare zu bemerken.
Eine typische G-esichtsform zu fixieren ist hier ebenso unmöghch wie
auf den benachbarten Inseln der Central Karolinen. Kurze und runde Ge-
sichter mit runden Nasen und dicken Lippen , halten ziemhch gleiches Maass
mit länglichen Gesichtern, deren gerade, schön geformte Nasen und Mund
unwillkürlich an kaukasische Züge erinnern. Daneben kommen vereinzelt
flache und zugespitzte Adlernasen vor. Von den letzteren fand ich einige
bei Frauen und Mädchen und ein hieher gehöriger Mann hatte den stärk-
sten Bartwuchs auf der Insel.
Die Sonsoler sind also kein reiner Rassentypus, sondern Mischlinge wie
die übrigen Karolinier und dies beweist auch ihr Schädelbau. Da hier die
Sitte besteht, eben wie es auf Nukuoro der Fall ist, die Verstorbenen in
die See zu versenken, so. gelang es mir nicht einen Schädel zu erwerben
und musste ich mich mit dem Messen einiger Köpfe begnügen. Die Schädel-
länge von 13 erwachsenen Männern schwankte zwischen 193 mM. und 174 mM.
und betrug im Mittel werth 183 mM. Dieser geringen Länge des Schädels
gesellt sich eine sehr bedeutende Schmalheit desselben hinzu, indem sie
zwischen 133 mM. und 125 mM. schwankend, im Mittel 129 mM. ergab.
Der mittlere Längenbreitenindex flir diese 13 Individuen, würde also nur
70,4 betragen, und sie als entschieden dohchocephal kennzeichnen , -sie von
den mehr mesocephalen Einwohnern Pelau's und Yap's entfernend und den
ebenfalls extra-dohchocephalen Centralkaroliniern , oder sogar den Ponape-
anern nähernd. Des bessern Verständnisses wegen fuge ich hier die ein-
zelnen Maasse bei.
NAME.
Alt.
Mannet ....
Isamän ....
Sieravemar {Tobi)
Ydrrim. . . .
Uvdd
Motoin6r . . .
Nogotdki . . .
Magilifet . . .
Pinerap. . . .
Ayäo
Aragiei ....
Manupiirs . . .
Marüa/h. . . .
17
17
24
16
25
40
35
28
20
23
16
29
15
L.
191
193
188
183
183
186
187
179
177
181
178
179
174
B.
H.»)
L.B.Ind.
125
128
127
126
128
132
133
130
129
132
130
132
129
129
134
130
128
132
127
142
136
129
129
134
127
131
I
65.4
66.3
68.0
68.8
69.9
70.9
71.1
72.6
72.8
72.9
73.0
74.1
74.1
*) Maasse mit einem guten Stangenzirkel genommen, H. bedeutet Tragushöhe.
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Die Sofisdler können sich hinsichtlich ihres Körperbaues nicht mit den
östlicheren Karoliniem messen , die Mehrzahl der Eingebornen , besonders die
Frauen , war erbärmlich ernährt jedoch schien deren Gesundheitszustand eiii
guter zu sein. Die Salubrität der Insel , die ohne jegliche Sümpfe und immer
von Brisen bestrichen, ist unbezweifelt. Muskitos smd nicht vorhanden.
Elephantiasis polynesiorum kommt nicht vor, dagegen haben sich zwei
andere ernstliche Uebel eingebürgert. Die karolinische Pytiriasis wuchert
auch hier auf der Haut der meisten Einwohner und von Krankheiten der
Geschlechtsorgane sind nur wenige Individuen frei.
In welchem Grade letzteres Uebel hier haust mag der Umstand zeigen ,
dass unter 50 von mir untersuchten Individuen, 36 Männern und 14 Frauen,
nur zwei Männer und zwei Frauen gesund zu nennen waren, alle übrigen
litten mehr oder weniger an verschiedenen Formen eines und desselben
Uebels, gonorrhöischer Entzündungen. Die Eingebornen wollen behaupten,
dass sie noch vor zwei Jahren von dieser Krankheit nichts wussten; sie
soll erst durch ein Schiff eingeführt worden sein. Ob dem so ist, ist
schwer zu entscheiden , denn ich fand auf sänamtlichen Inseln die ich früher
besuchte, Fälle von Gonorrhöen, als Folgen der Ueberanstrengungen (wie
die Eingeborenen sich ausdrücken: des Brechens durch die Frau) für die
man jedoch überall wenig Sorge und immer Heilmittel hatte. In so schreck-
lichem Grade, bei gänzlicher Hülfslosigkeit des befallenen Volkes, was also
einigermassen auf eine Unbekanntschaft mit dem Uebel schliessen lässt,
wie auf Sonsol^ habe ich dies Uebel aber niemals und nirgend angetroffen.
Sämmtliche Männer die von der Krankheit befallen, hatten stark
eiternde Tripper, die in den meisten Fällen von einer Phymosis begleitet
wurden, die es nicht einmal gestattete an die Mündung der Urethra zu
gelangen. Es scheint sich hier weniger die Geschwulst der Glans penis
geltend zu machen, als vielmehr die der sorgßlltig bewahrten, sehr langen
Vorhaut, die auch bei relativ gesundem Penis nicht leicht von der Eichel
zurückgezogen werden konnte. Bei manchen war die Oeflfnung der Vorhaut so
schmal , dass es mir unmögUch war, ohne einige Anstrengung unter Beobach-
tung der nöthigen Vorsicht die Spitze einer Spritze zwischen die Eichel und
die Vorhaut einzuführen. Bei zwei Dritteln der Fälle gesellten sich als Folge
der indolentesten Unreinlichkeit Condylome am Anus und Scrotum hinzu,
die meistens in erhabene, eiternde Geschwüre übergingen. Bei einigen Frauen,
die sämmtlich, auch wenn gesund, an Leucorrhöe litten, reichten die Con-
dylome bis auf die Schamhügel. Die Schamlippen (die Nymphen) waren in
vier Fällen mit eiternden, tiefen Heerden (bei allen älteren waren dieselben
lang ausgezogen, die Sitte des künstlichen Verlängerns durch Saugen
andeutend, eine Sitte die, so viel mir bekannt, auf den sänuntlichen bis
heut von mir besuchten Inseln der Südsee existiert ')) behaftet und selbst
*) [Siehe: 0. Finsch: Ueber die Bewohner von Ponape, Ztschrift für Ethnol. 1880
und Dr. H. Ploss: Daß Weib in Natur und Völkerkunde, 2 Auflage (1887) 1 Bd pg. 310.]
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der Anblick des Zustandes der jüngsten verheiratheten Frauen war ein
Schauder erregender.
So betrübend auch dieser Zustand für den Menschenfreund sein muss,
ist es doch erfreulich wahrzunehmen, dass hier nicht von einer virulenten
syphilitischen Lues die Sprache sein kann ; die UnreinUchkeit der Befallenen
und die Palmweindiät (Toddy ist bei gonorrhöischen Affectionen sehr schädlich)
vereinigt mit der sorglosen Indolenz der, sich ihrem Schicksal ergebenden
Insulaner, werden das Ausrotten des Uebels verzögern; es steht indes zu
erwarten, dass die einfache Lebensweise und die Hungerkur zuletzt doch
die Heilung beiftthren werden, denn bei mehreren der Individuen fand ich
die Krankheit in ihren Endstadien, die in dem Verwachsen der Vorhaut,
bis auf ein ganz kleines Loch, und einem chronischen Tripper (gleet) mit
kaum bemerkbarem, gummiklarem Ausfluss bestanden. Hier verzögert nur
der Palmwein und die eventuelle Nichtenthal tung die gänzliche Heilung^).
Eine Thatsache wie die eben erwähnte , wo die ganze männliche Bevöl-
kerung von Phymosis befallen ist , dürfte ein Streiflicht auf die polynesische
Sitte des Beschneidens werfen , und darauf hindeuten dass solcher Gebrauch
rein lokaler Bedeutung sei.
Gleich wie die physische Beschaffenheit der Sonsoler diese zu den nächsten
Brüdern der Central-Karolinier stempelt , deutet auch deren ganzer äusserer
Habitus auf deren Verwandtschaft mit dem Osten.
Vor Allem springt die Tattuirung (Siehe Taf. XH) in die Augen, sie heisst
hier „Ferifer'* und wird bei beiden Geschlechtem in ausgedehntem Grade
geübt. Die benutzte Farbe ist der, mit Wasser vermischte Russ der Calo-
phyllum-Nuss die Tattuirgabeln heissen „Zian'f ' (ident. mit dem yapschen
„Kalis'', ponapsch „Kalic'\ der Schläger ist aus hartem Holz und heisst „ Tägu*\
Die Operation wird durch Frauen ausgeführt.
Die sonsolsche Tattuirung erinnert an verschiedene Muster auf den
benachbarten Inseln des Karolinen Archipels. Es genügt die Muster von
^) Leicht wäre es den armen Sonsolern zu helfen. Die höchst einfache Operation für
Phjrmosis, Reinhalten und leichte Cauterisation würden die Hauptbeschwerden beseitigen.
Unglücklicher Weise war ich nicht Herr meiner Zeit, und meine Sympathie für die
kindlich gutmüthigen Insulaner musste sich eben auf machtloses Beileid und Rathschläge ,
die wahrscheinlich nicht befolgt wurden, beschränken.
Die Pelauaner, die ebenfalls sehr penibel rücksichtlich der Erhaltung der Vorhaut
sind, können niemals ähnhchen üebeln unterliegen, denn obgleich sie sich sehr oft
einen Tripper zuziehen, haben sie gleichzeitig ein ausgezeichnetes Heilmittel, welches
jedem ferneren Uebel vorbeugt. Dieses besteht aus zerstampften und im Wasser aus-
gedrückten Pflanzen, und zwar:
1 Eugenia (Rbötol) Blatt, mit geschabter Rinde
2—3 Brodfruchtblattknospen (von ii^end welcher Art),
1 alte Areca catechu Wurzel (die Luftwurzel)
1 junge Curcuma ohlonga Staude sammt Knolle.
Ohne Rücksicht auf Diät ad libitum genossen, heilen in Folge dieser Medicin die
acutesten Gonon*höen in 3—6 Tagen und zwar lässt sich die Wirkung (Verminderung
der Schmerzen), nach zwei bis dreimaligem Trinken schon verspüren. Deshalb fassen
die Pelauaner ihre derartigen Leiden sehr leicht auf; der Leidende wird meistens noch
ausgelacht und die weiblichen Aerzte, die alle dergleichen Krankheiten behandeln , ernten
guten Lohn.
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Yap und Mogomog mit denen von Sonsol zu vergleichen und man bemerkt
sofort, dass die Zeichnung auf Rücken, Brust und Hüften den genannten
Mustern entlehnt ist.
Die Tattuirung der Männer ist mit derjenigen der Mackenzie-Inseln
beinahe identisch und dies genügt schon die Zusammengehörigkeit beider
Insel Völker zu beweisen. Die Ringe auf den Vorderarmen , welche zuweilen
noch von Längsbmden unterbrochen werden, erinnern, obwohl im Detail der
Ausführung abweichend, an das geschmackvolle Muster der auf Ponape
gebräuchlichen Tattuirung, was im Verband mit dem Vorkommen vieler
anderer Uebereinstimmungen mit Ponape, nicht ohne einiges Interesse ist.
An den Beinen scheint kein typisches Muster ausgeführt zu werden, sie
sind mit einander kreuzenden Strichen bedeckt, was jedenßtUs ein Ueber-
bleibsel einer einstigen gleiehmässigen Bedeckung der Beine. Die sich auf
dem Körperseiten wiederholenden Streifen selbst, erinnern an die in Mortlock
beliebte Manier des Tattuirens.
Die Tattuirung der Frauen ist nicht weniger reich , und so weit es den
Oberkörper betrifft und es mir zu vergleichen möglich ist, originell ; wenigstens
wäre die nächste Form, an welche sie sich anlehnen könnte, vielleicht auf
Pinelap im Osten und in noch weiterer Ferne zu suchen.
Sie erstreckt sich in einem Kranze um Hals und Nacken, deckt die
Schulter und die äussere Seite des Oberarmes , lässt den Leib bis auf einige
Striche auf dem Rücken in der reg. lumb. frei, umkreist die Hüften mit
Ausnahme der Vorderseite, wo der Unterleib frei ist und sich nur eine
schmale Querbinde über den Mons veneris hinzieht (die Haare ^) werden hier
bei Frauen entfernt) und bedeckt dann die beiden Beine bis zum Knöchel
mit einem gescheckten Streifenmuster, das ich mehr als eine Spielerei, denn
als ein typisches Muster auffasse, da es sich nicht in gleichem Maasse bei
vielen Frauen vorfand. Der breite Gürtel um die Hüftgegend erinnert
auffallend stark an das Muster von Ruk und Mortlock und stellt jedenfells
nur den oberen Theil der ganzen Beinbedeckung dar, was bei einem Ver-
gleiche mit der Tattuirung ponapscher Frauen leicht zu erkennen ist. In
früheren Zeiten gab es auch in Ponape ein eigenes Muster für den Oberarm ,
das jedoch in neuerer Zeit fortfiel. Gleich den Frauen von Ruk und Mortlock
finden sich auch in der Tattuirung jener von Pinelap und den Marshall
Inseln Querbinden auf den Schultern.
Die Tattuirung der Eingeborenen von Merir ist mit der auf Sonsol
gebräuchlichen identisch *).
Die Technik des Tattuirens ist wenig entwickelt, die Zeichnung nicht
*) [Bei Ploss: Op. cit. I pg. 165 ff. findet sich noch kein einziger Fall von Depilation
aus dem Gebiete Mikronesiens und Polynesiens erwähnt.]
-) [Siehe die monographische Behandlung der Tätowirung im KaroHnen Archipel von
J. S. KuBARY in Dr. W. Joest's Werk : „Tätowiren, Narbenzeichnen und Körperbemalen**.
BerHn 1887 und J. D. E. Schmeltz: „Kleidung und Schmuck der Eingebomen des
StiDen Oceans". Altona 1881 pg. 14 ff.]
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scharf ausgefOhrt, oft nur angedeutet und verwischt; die schwarze Aus-
füllung dünn.
Nicht minder charakteristisch ist der Anzug der Einwohner.
Die Knaben gehen sogar schon mit 4—5 Jahren nicht mehr nackend,
sondern tragen einen, aus einfachen Kokosblättern höchst sinnreich
verfertigten Schamgürtel der hier ^Ubuf heisst und mir sonst von den
Karolinen nicht bekannt ist (Siehe Taf. XIII Fig. 1). Die Erwachsenen
dagegen tragen gewobene Zeuge aus Hibiscus- oder Musa-Faser die in der
gewöhnhchen karoünischen Form zwischen den Oberschenkeln durchgezogen
und um die Hüfte gewunden getragen werden.
Diese Zeuge haben das Eigen thümliche , dass sie sich der deükaten
Ausführung, wie auch ihrer sehr schmalen und langen Form halben an die
Gürtel von Ponape und Kussaye anschliessen und nicht an die breiten Zeuge
der Central Karolinen und der Insel Yap. Sie sind eben nur fOr die Männer
bestimmt, indem die Frauen keine gewobenen Zeuge tragen.
Der allgemeine Name eines gewobenen Schamgürtels ist „Tagä8*\ ein
Name der den mir bekannten karolinischen Sprachen, in Beziehung auf
diesen Gegenstand (z.B. säker^ bagi^pälpcU^ äroar^ gäl^ odäp^ way u. s. w.)
ein fremder, den ich jedoch von dem yapschen ^^Tagäo'\ Schmuck und zwar
hier, Kriegsschmuck, ableite. Je nach dem Material, G^i/e«/ , Hibiscus (Vergl.
Ruk: Süifa; Mortl. : Gilifa. Güi = Haut, Fäu in Polynesien = Hybiscus,
der ganze Name ausser nach dem Osten hindeutend , polynesischen Ursprungs)
oder Mesie^ der Bananenfaser, heisst der Gürtel einfs^ch : Gilifey oder Mesie^
nur wenn an den Enden ein Muster aus gefärbter Hibiscusfaser eingewoben
ist, heisst er „Mur'\ Dies Muster ist ebenfalls dem Muster der uogoyschen
Zeuge nahe verwandt, und für festliche Gebräuche werden alle Arten der
Gürtel gerne mit Gelbwurzpulver, hier „floÄZw** genannt, eingerieben. Die
grössten sonsolschen Gürtel sind 17 cM. breit bei 1.96 M. Länge, wovon auf
jedem Ende 8 cM. für das Muster und 13 cM. fDr die Fransen abgehen.
Die für Knaben bestimmten Gürtel sind kaum 7 cM. breit.
Abgesehen von etwaigem Schmuck; vervollständigt den Anzug des
Mannes ein Hut „PegW genannt. Derselbe ist nicht so spitz und breit
wie der yapsche^) sondern nähert sich mehr der mortlockschen Form.
(Siebe Taf. "XTTT Fig. 2). Ein genauer Vergleich des „Pej^m" mit dem ,,Perper*'
zeigt auch im Detail der Arbeit Unterschiede und ist es der sonsolsche Hut
welcher plumper ausgeführt ist. Das Material bilden überall Pandanus-Blätter,
die hier „Fäas'* heissen. Eigenthünüich für die hiesigen Hüte und die Art
ihrer Benutzung, nämUch dass solche nur beim Fischen als Schutz gegen
Sonne oder Regen getragen , andeutend , ist , dass bei jedem Hut ausser der
üblichen, um das Kinn greifenden Schnur, sich noch eine solche am äusseren
J) [Siehe: Schmeltz & Kbaüse : Op. cit. pg. 394 N«. 472. & Joum. des Mus. Q'od. Heftlll
Taf. 5 fig. 2].
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Umfange findet, an welche zahlreiche selbstverfertigte Fischhaken aus Draht
geheftet sind. Im Innern findet sich , zwischen zweien der Blätter etwas
„ Taroma^-Bast zum Befestigen der Fischhaken eingeklemmt.
Zu bemerken ist jedoch dass, trotz dieser nationalen Tracht, die Mehrzahl
der Männer Hemden und Röcke, sowie selbst gemachte Hüte europäischer
Form trug, was hauptsächlich dem Verkehr mit vorbeikommenden Schiffen
und dem, mit den St. David Inseln, wohin die Einwohner sich gerne zur
Arbeit vermiethen , ^) zuzuschreiben ist.
Der Anzug der Frauen ist ethnologisch interessant. Brust und Rücken
sind von einer feinen geflochtenen Matte, mit einer Oefftiung fQr den Kopf,
bedeckt (Siehe Taf. XIII Fig. 8). Dieser Anzug ahmt die polynesische „ Tiputa*\
den ponapschen „Licinmar'\ den „ Cerem" der Ruk-Inseln nach. Nicht nur
dass sich auf dieser isolierten Insel der Anzug findet, auch der ponapsche
Name wiederholt sich hier. Die Matten heissen hier „Likou*\ und dieser
Name bedeutet auf Ponape Zeug. Derartige Anzüge werden heute auf
Ponape aus gewöhnlichen Schnupfbüchern hergestellt, indem in solche der
Kopfschutz geschnitten wird. Sie heissen dann „iicm mar'* von Idkou =
Zeug und mar = Halsband. Die rukschen Cerem-MSrntel sind aus selbst
gewobenen Zeugen hergestellt, die sonsolschen aus jPöas-Blättern geflochten ,
34 cM. breit und vorne 33 cM., hinten aber 36 cM. lang.
Der zweite Theil des weiblichen Anzuges besteht aus einer länglichen
viereckigen Matte „Tep" die ebenfalls aus Pandanus, und manchmal sehr
fein geflochten ist und welche die gewebten Äcek's und Aroar's der central-
karolinischen Weiber ersetzen soll. Diese Hüfbmatten die ziemlich steif
sind, werden auf eigenthümliche Weise getragen, weil deren Kürze und
Steifheit das Anschmiegen an den Unterleib nicht erlaubt. Die Spitzen der
Vorderenden werden hinter eine, über den Nabel gelegte Schnur gesteckt
und der mittlere Theil nach hinten fallen gelassen , wodurch der obere Theil
des Gesässes, der mit der schönen Tattuirung bedeckt, entblösst wird. Zur
Erleichterung des Niedersetzens oder der Beweglichkeit sind diese knappen
Matten keineswegs geschickt, denn die Frau muss immer, will sie sich keine
Blosse geben, die Hand bei der Matte haben (Siehe Taf. XHI Fig. 4).
Neben dem erwähnten Hut , tragen die Eingebornen auf dem Lande
noch eine Art, ebenfalls aus Pandanus geflochtener Mützen, ,,Kapitoau**
genannt (Siehe Taf XHI Fig. 5).
Von Schmuckgegenständen tragen die Sonsoler vorzüglich „Jfoan" und
yjEunisun'' genannte Schnüre, die als Hals-, Leib-, Arm- und Fuss-oder
Knöchelbänder dienen.
>) Ich möchte nicht dass meine Vorstellung der dürftigen Verhältnisse der Einge-
borenen Sonsols und der Bereitwilligkeit des Verlassens ihrer Heimath , den nach Arbeits-
kräften in der Südsee suchenden Leuten Veranlassung gebe ihre Schiffe nach hier zu
senden. Die Sonsoler taugen ebensowenig für Plantagen- Arbeiten als die durch den
Capt. — des Schiffes — heimtückisch weggeführten Mortlocker.
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j^MaarC' ist eine aus Pandanusstreifchen geflochtene Schnur, deren Achse
aus gewöhnlicher Kokosschnur gebildet wird. Diese Schnur (Siehe Taf. XIII
Fig. 6) wird entweder von beiden Geschlechtern als Halsband getragen,
oder es wird eine solche von den Mädchen auch um die Taille gebunden,
in beiden Fällen wird in der Mitte der ^Periyatän'' (auf Yap : „Pmyatan'*)
genannte Haken befestigt (Siehe Taf. XTTT Fig. 7).
Die jjJEunisun"'Schn}ir ist aus Menschenhaar geflochten und wird besonders
mehrfach um den Oberarm , die Handknöchel und die Fussknöchel gewunden
getragen. Zuweilen machen Knaben Halsbänder daraus, indem sie Nautilus-
Stücke oder Schildpatthaken daran befestigen.
Andere Arten Schnüre sog. „Schmuckschnüre", jedenfalls die yapschen
„Kamiats" nachahmend, werden aus den beiden beschriebenen zusammen-
gesetzt, indem eine Kokosschnur abwechselnd mit Pandanus-Streifen und
Haarflechten quer umbunden wird, oder eine Haarschnur in schräger Richtung
mit einem Pandanusblatte (Siehe Taf. XTH Fig. 8).
Ausser diesen Schmuckgegenständen findet sich noch das y,Masiripeü*\
das identisch mit dem yapschen „Ocogammur** und dem centralkarolinischen
^Ptiöd" ist. Diese Schildpattringe werden im Osten als Brustschmuck, hier
aber als Armbänder der Frauen getragen (Siehe Taf. XIH Fig. 9).
Die Eingebomen durchbohren ihre Ohrläppchen, jedoch ohne sie zu
Schlingen auszuziehen; als Ohrschmuck dienen Bündelchen von wohl-
riechenden Blumen und Blättern, die ^Siyas" genannt werden.
Als werthvoUster Gegenstand des Schmucks wird jedoch die Gelbwurz
betrachtet die hier, gleich wie auf Nukuoro kultiviert wird, was auf frühere
Beziehimgen zu Yap schüessen lassen könnte, obwohl der Name ^HoMu"
ein fremder zu sein scheint, falls er nicht von Onolu, längs welcher Insel
die Taper meistens mit den Gelbwurzknollen hiehergekommen sein können ,
oder dem östüchen Hogolu (Ruk) wo die Gelbwurzkultur ebenfalls extensiv
betrieben wird, abzuleiten wäre.
Den bis jetzt geftindenen Belegen für einen Zusammenhang der Sonsoler
mit den östUchem und nördlichem Völkem, schliessen sich noch zahlreiche
andere, die in deren Lebensweise, Kenntnissen und deren Industrie sich
kundgeben, an.
Ueber die erstere eingehendere Erkundigungen einzuziehen gelang mir
in den wenigen Stunden des Aufenthaltes nicht; indes finden sich die
typischen Kennzeichen des karolinischen sozialen Lebens auch hier wieder
zurück. Die Frauen bedingen das Erbrecht, ihre Herrschaft ist den Männern
gegenüber mannigfach begränzt; sie müssen monatliche Reinigungen vor-
nehmen und können mit Brüdern Polyandrie üben.
Die Bevölkerung zerfällt in j^Tömiier^s'* oder j^ToumoVs und ,jSau'\ Die
ersteren sind eigentlich die Familienhäupter, deren es ca. 11 'giebt. Der
Sohn des letzten Königs ist nicht sein Nachfolger, er ist der ^T(xghag'\
der Priester, der dem Tautup präsidiert. Sowohl deswegen, als auch seines
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verstorbenen Vaters halben, ist er Einern Toumol gleichgeehrt und wird
gleichfalls ^Päpa angeredet. Alle Berathungen finden in dem Falümar Statt,
wobei der Priester der eigentliche Führer ist, denn von seinen Offenbarungen
hängt jegliche Entscheidung ab.
Krieg ist unbekannt und eigene Waffen fehlen daher.
Von den Kenntnissen der Insulaner treten behufs vergleichender Studien die
astronomischen auf den Vordergrund , da sich durch dieselben am sichersten
eine einstmalige Zusammengehörigkeit der Karolinier beweisen lässt *). Obwohl
nun die Sonsoler seefähige Fahrzeuge besitzen, haben sie kein Bedürftiis,
noch eine Veranlassung Seereisen na^h den benachbarten Inseln zu unter-
nehmen. Am besten kennen sie „Bur" (Puloanna) „Megliek oder Megiek
oder Meriek" (schnarrendes, gutturales r) und „Burät" mit welchem Namen
die St. David Gruppe bezeichnet wird. Sie selbst besuchen niemals diese
ihnen benachbarten Inseln, erhalten aber zuweilen Besuche von dort, indem
zwischen Sonsol, Bur, Megiey und Kadogube (Tobi) nicht nur Stammver-
wandtschaft , sondern zwischen den ersten drei auch Familien verwandschaften
bestehen. Die Reisen zwischen diesen Inseln beschränken sich nur aui
Rückfahrten nach der resp. Heimath, eine Folge stattgeftindener Vertrei-
bungen, die zwar nicht ungewöhnlich sind, aber doch selten vorkommen.
Von der einstmaligen Kenntnis der Gestirne bewahrten die Sonsoler
sich die einer bedeutenden Anzahl und ist es leicht in den: 1) Mädirap
2) Uur 3) Makaligey 4) Meir 5) Girük 6) Oreah 7) Mayr&perafay 8) Lifä-
nafan 9) Lifänafan tdbuir 10) Er6wnd 11) Errier 12) Tümid 13) Tdebor
14) Matal 15) Uuf 16) Mrd 17) Mal e tomäl u. s. w. viele der mortlock-
ruckschen Namen wieder zu erkennen, so z. B.: Madirap = Meeylap;
Matigitik = Meeytik; Uur = TJun; Makaligey = Magerger; Ereumel =
Soropud; Errier = EUuel; Tümvl = Tümur; Mal = Man u. s. w.
Das Jahr wird in Monate, deren Namen von Sternen abgeleitet , getheilt,
auch in diesen Namen wiederholen sich die auf Mortlock gebrauchten,
wie z. B.: lis = Hz; Madirap = Meeylap; Täüta = Sota; Hü = Kü;
Rah = La; dann noch: Tälebor; Errier = EUicel; Yüranrigir; Yäror
ninnah; Matigitik u. a.
Man rechnet nach Nächten des Monates, die dafttr üblichen Namen
sind aber verschieden von denen die von Mortlock bis Uleay gebräuchlich.
Es wird einfach gezählt :
1. Nakatobon. 3. Natöru (oder Nakatoru) bon.
2. Nakagliö (= ruo) bon. 4. Nakarifäboh.
*) [Siehe: „Capt. A. Schuck: Die astronomischen, nautischen und geographischen
Kenntnisse der Bewohner der Karolinen- und Marshall-Inseln im westl. Grossen Ocean";
in „Aus allen Welttheiien 13 Jahrg. (1881) pg. 51 ff. und Nachtrag dazu, pg. 242, sowie
von demselben Verfasser: „Die Entwicklung unseres Bekanntwerdens mit den astron.
geogr. und naut. Kenntnissen der Karolinen-Insulaner nebst ErklÄrung der Medo's oder
öegelkarten der Marshallinsulaner, im westl. grossen Ocean" in „Tydschrift van het
Nederl. Aardrk. öenootscJhap" II Ser. deel I. Afd. meer uitgebr. Art. pg. 224.]
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5. Nakanimobon. 8. Nakariworu (waru) hon.
6. Ndkarihoro (ono) bon, 9. Nakatiobon.
7. Ndkarifiti bon,
bis es zu 10. Nakari teygetibon (egeti = zehn; tey, deu, to = seu, yeu der
Karolinen = ein) kommt. Dann beginnt man wieder deu bon (auch den boy) ,
gliobon^ terubon^ fdbon^ limäbon u. s. w. bis es Vollmond ist, wo dann
wieder von vorne angefangen wird ^).
Der Industrie der Sonsoler wurde theilweise schon bei der Beschreibung
der sonsolschen Tracht gedacht. In derselben spielt die, von den Frauen
betriebene Weberei die wichtigste Rolle. Dass die Erzeugnisse derselben,
die sehr schmalen Tagac , sich mehr dem entfernten Osten anlehnen , wurde
schon früher erwähnt, hier möge nur der sonsolsche Webestuhl eingehender
besprochen werden , zwecks seiner Vergleichung mit demjenigen von Nukuoro ,
Mortlock , Ruk und. Yap.
Die Webevorrichtung besteht, wie überall, erstens aus einem Webgurt *)
der hier „Tau*' heisst. Auf Nukuoro ist sein Name: j^Se tun''; auf Mortlock:
„Auoy" und auf Yap: „ÄbüV\ Ueberall wird dieser Gürtel um den Rücken
der webenden Person gelegt und dessen Oesen um die Handgriffe eines
Brettes , welches sich quer vor derselben befindet. Der Name des letzteren ist
überall derselbe : Püap (Ruk) ; Se päpa (Nukuoro) ; Päap (Mortlock) ; Pap
(Sonsol). Ein anderes Brett gleichen Namens wird gegen einige in die Erde
gesteckte Stöcke befestigt und über diese beiden Bretter laufen die, an
den Enden zusammengeknoteten Längsiäden „Mur'\ wodurch der ganze
Rahmen angespannt werden kann. Der Querfaden „Ifäk" ist dann auf der
„Kadäpi'\ der Webnadel (Nukuoro: „te Slka" ; Mortlock: „Äsäp") aufge-
wickelt und wird mit dem Schwerte „Aupoup" (Ruk: „Opop"; Mortlock:
„Apin" ; Nukuoro: „te Raune" ; Yap: „Aviev") angeschlagen. Die übrigen
Stücke des Webstuhles sind: „Tibäd" ; Kadoädu; Wuawaarurut] Nyhir;
Täpan. Im Ganzen enthält er zehn Stücke, gegen elf auf Nukuoro, acht
auf Mortlock und elf auf Ruk. Das elfte Stück des sonsolschen "Webstuhls
bildet eine knöcherne Nadel, „Siitop", mit welcher die Muster der Tagäc
geordnet werden. Die säinmtlichen Geräthschaften sind viel kleiner als die
der Webstühle der nördlichen Inseln und nähern sich denen von Ponape,
was schon durch die geringere Grösse der Zeuge bedingt wird.
Wie die Weberei den Frauen , so fällt die Fischerei und der Kanoebau
den Männern anheim. In der ersteren sind dieselben gut bewandert.
^ [Vergleiche: G. A. Wilkbn: Das Kechnen nach Nächten bei den Malayo-Polynesi-
sehen Völkern, in „Etudes archöologiques, etc. Leide 1885 pg. 187 ff.; in erweiterter
G^6stalt .findet sich dieselbe Arbeit unter dem Titel: „Het teilen btj nachten btj de volken
van het maleisch-polynesische ras" in Btjdr. tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van
Nederlandsch-Indiö. Ve Volgr. le deel (1886) pg. 378 & ff.]
*) Mit Ausnahme von Yap, wo er durch irgend einen dafür tauglichen Gegenstand
ersetzt wird, und von Ponape und Kussaye wo die diminutive Form desselben ein
Befestigen an der Person entbehrlich macht.
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besonders was die sehr entwickelte Angelfischerei betrifft. Sie drehen aus-
gezeichnete Fischleinen aus „Güifey'* mittelst einer sehr einfachen, aber
praktischen Vorrichtung, „Purgetagun'' genannt (Siehe Taf. XIII Fig. 10)^).
Die dicken Fischleinen „ Yau'' („^w" ist der Name der gewöhnhchen Kokos-
feserschnur auf Yap) gehören zu dem besten dieser Art der Karolinen
und ebenso werden aus freier Hand sehr feine Leinen aus demselben
Material gedreht, die „Yu ogorokof genannt, und fOr kleine Fische ange-
wandt werden.
Der ebenfalls sehr dünne ,j0rge8aik*\ der feinste Kokosfaserzwirn der
Karolinier, wird zuweilen als Fischleine, sonst aber fOr die Herstellung von
Netzen benutzt.
Von den Fischhaken früherer Zeit erhielt sich nur der ^^Paribwiri'\ der
dem polynesischen „Pä" entspricht und für den Fang des Bonito dient.
Der sonsolsche unterscheidet sich dadurch dass der Schaft, „PeintoÄ, aus
der Schale der Tridacna verfertigt ist , der Haken j^Boos** aber aus Schildpatt;
er ist sehr gross und stark ausgebogen und nähert sich dadurch der
yapschen Form (Siehe Taf. XHI Fig. 11).
Unter den übrigen einheimischen Fischhaken „Saww", (Siehe Taf. XIH
Fig. 12) finden sich keine ursprüngliche Formen, da die Insulaner, seit
langer Zeit mit den vorbeisegelnden Schiffen in Verkehr stehend , vorzogen
ihre Fischhaken aus Eisendraht zu machen. Die alten Fischhaken dienen
heute nur noch als Schmuck. Deshalb der Ruf am Bord: jjGive me mrerope T
Langnetze, zum Schleppen, werden nicht verwandt; die allgemeine
Form ist ein grosses Schöpfnetz mittelst dessen Nachts beim Schein eines
Feuers die fliegenden Fische gefangen werden. Schildkrötenfang wird auch
nicht mit Netzen betrieben, und nur die event. auf Fanna behufe der
Brut erscheinenden Thiere gefangen.
Die Sonsoler erweisen sich als sehr geschickte Seefahrer und ihre
Fahrzeuge, obwohl nicht sehr gross und nicht so sorgfältig als die pelaui-
schen ausgeführt, sind seefähig und genügen filr die Reisen nach Bur
und Megiek (Bur = Puloanna und Merir). Die Zeichnung auf Taf. XI,
mit den Namen aller Untertheile desselben, wird einen Vergleich mit den
übrigen Fahrzeugen der Karolinen ermöglichen, hier möge nur bemerkt
werden dass dasselbe an das, verschiedener Inseln des Archipels erinnert.
So das Karigetä-StUck^ ohne eine Brücke im Lee an Pelau; die Äuti^-
Stücke, die noch besonders zur Befestigung des Auslegers an die Ausleger-
brücke dienen, ermnem sehr an Ponape, um so mehr da hier auch die
») [Dasselbe Geräth ist vielenorts auf den Inseln des malayischen Archipels in Gebrauch.
Belege dafür finden sich im Ethnogr. Reichsmuseum zu Leiden , u. A. von Nias , Central
Sumatra, den Lampongschen Distrikten, den Battahländern , Süd-Celebes u. s. w. Von
Flores brachte es kurzhin Prof. Max Weber in Amsterdam mit. Siehe auch: A. L.
VAN Hasselt: „Ethnographische Atlas van Midden Sumatra" (Leiden 1881) pg. 55 & pl.
CXni fig. 5.]
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soliden „Tegefaynf' StUcke vorkommen^). Die übrige Form und die Ausfüh-
rung nähert sich der, der centralkarolinischen Fahrzeuge, nur dass die
Sonsoler, weil ihre Heünath reich an grossstämmigen Bäumen, im Stande
sind das Kielstück viel grösser zu machen. Die Namen „TTa" für das
eigentUche Fahrzeug, Tamär für den Ausleger, Fagäf für das Mastbrett
deuten ebenfalls auf die karoUnische Verwandtschaft hin.
Der sehr frühe schon begonnene Verkehr mit den Schiffen verschaffte
den Einwohnern bereits seit langer Zeit eiserne Werkzeuge, mit welchen
sie ihre Häuser und Kanoes bauen. Ausser diesen Gegenständen giebt es
wenig anderes anzufertigen. Zum Aufbewahren der kleineren Effekten
dienen einheimische Kisten y,Wuagu'\ für's Trinken werden „P^iZ" (Pelau:
Bivl) aus durchschnittenen Kokosschalen , zum Bereiten mancher Brodfrucht-
speisen und der Gelbwurz ,jTapiy" genannte Holzschüsseln verfertigt.
Die Pflanzenfaserindustrie nimmt beide Geschlechter in Anspruch und
machen die Männer ausser den früher erwähnten Fischleuien, sehr schöne
Taue, die ihnen zur Takelage der Fahrzeuge unentbehrlich sind.
Die Frauen flechten ausser den Matten auch Segel für die Fahrzeuge,
die jedoch viel kleiner als in Pelau oder Yap sind.
Die völlige Takelage eines Kanoes, siehe Taf. XI, besteht aus dem
Mäste ,jKaydur'\ an dem der Fuss, „Sapirikaydur'' (Sapi ni kaydur)^
und der Kopf j^Töror ni kaydur*\ mit einer Halbrolle, über welche das
Igjrgfre-TsM (das Fall-Tau) läuft, unterschieden wird. Das häufige Antreiben
von Bambusrohr „Wiiauvmäimu'' gestattet die Anfertigung des Mastes aus
demselben, so dass die Takelage ziemlich der der pelauischen Fahrzeuge
gleicht. Die so zweckdienliche einfache Knotenschleife des Segelfalls um
den Mast ist indes hier unbekannt und die Befestigung des Taues geschieht
an einem, im unteren Theile des Mastes angebrachten Querstücke. Die
übrigen Taue sind: ^Taygäs" (dem pelauischen „Blades*' entsprechend) zur
Befestigung des Mastes nach vorne und hinten dienend; „Iranaräpat'\ das
Pardunen-Tau oder der Windstag (pelauisch Daydosomel) welches den Mast
von der Wmdseite hält, und ,jMuen" die Segelschote.
Für die kurzen Strecken nach einem nahebei hegenden Schiff wird aber
diese Takelage selten gebraucht und das Segel hier meistens durch einen,
am Buge des Fahrzeuges stehenden Mann empor gehalten.
Das Segel „ Um'' ist kleiner als in Pelau oder auch Yap , und wird von
Frauen geflochten und von Männern zusammengenäht. Von den beiden,
das dreieckige Segel umschliessenden Bäimien, heisst der aufrechte ,jNini'\
der horizontale „Gäas**. Das Segel hat Längsnähte ^TeiteiV' und Quernähte
yfYäiV] der freie Saum heisst „Metar üeü'\ wogegen der spitze Winkel
„Säpir üeü" heisst. y,Kawagiwägir" wird die Befestigung des Segels an die
beiden Bäume genannt, was mittelst einer Kokosfaserschnur geschieht.
') VergL später den Kanoebau der Pelauaner.
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Die Sprache der Sonsoler ist ein Dialekt der centralkarolinischen Sprache
und zwar wird sie in gering abweichender Form auch auf Bur, Merir und
Tobi gesprochen, so dass man annehmen dürfte, diese drei Inseln erhielten
einst ihre karolinische Bevölkerung längs des Weges über Sonsol.
Das von mir notierte Material ist für einen eingehenden Vergleich der
Sprache mit den Dialekten der nordöstlichen und nördhchen Inseln nicht
ausreichend, jedoch genügend um die allgemeine Verwandschaft anzudeuten; die
nachfolgenden Worte derselben mögen einen ungefähren Begriff davon geben.
Eremet^ der Mensch; übereinstimmend mit den karolinischen Formen,
und zwar identisch mit dem uogoy-uleayschen: Eremä-, dann verwandt
mit : Aramac auf Ruk und auf Ponape Aramas auf Mortlock.
Mar^ der Mann, auf Uleay und Uogoy Mal^ im weiten Osten (Kings-
mill) Man. Suf-Inseln Muen; Yap: Meön; Ruk: Mtcen.
Fäifin^ Frau. Bepin, Yap; in: Jeripein^ Mäxichen, auf Ponape, u. s. w.
Liwueis^ Knabe von 4—5 Jahren.
Kapägi fäifin^ Mädchen von 4 — 5 Jahren.
Lüvmis mar., Knabe von 10 Jahren.
Liwueis fäifin^ Mädchen von 10 Jahren.
Tere peri mar^ reifer Mann.
Murifäißn j ^^^^ ^^^^
Munreyrap )
Märimap, Greis; innap = dop gross, im Rukschen Tinnap Greis, alt.
Ireyrap^ Greisin; Ine Mutter auf Ponape. Ina^ Ine in Zusammen-
setzung der ostkarolinischen Wörter für Frau.
Toma^ Vater; Pelau: TomcU] Yap: Titomangin; Uleay u. Uogoy : T(ymal\
Ruk : cäman ; Ponape : eama ; u. s. w.
Päpa^ Vater, als Anredeformel an Aeltere und HäuptUnge.
Neira^ Mutter; ira = ina.
Tömuer., Häuptling; Uleay: Tomöl; Karol.: Cäm^on^ Sämon.
Sau^ gewöhnlicher Eingeborener.
ÜÄ<, Regen; Uogoy: Eyüd, Ruk: Ut
Päge^ Donner.
Ain^ Wind; Yap: Neffen; Ponape: Kijenian.
Sar^ Wasser.
Yäf, Feuer; Yap: Nefi.
Im^ Haus auf den Karolinen- und Marshall-Inseln.
Faiü mxir., Haus der Männer; Rathhaus.
Fätigi., der Kopf.
Jfawa, die Stirn ; auf Ponape : der Kopf.
Räanuf^ Auge.
Fatir^ Augenbrauen.
Periretanuf.^ Augenlid.
Matalir^ Augenwimper.
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•^ 99 -
Udur^ Gresicht.
Tdpar^ Backe.
TcUinan^ Ohr; Uleay u. Uogoy: TaHnoi; Ruk: Galinan; Ponape: Galina.
Yäter^ Kinn; Ruk: Etun.
Paut}^ Nase; Uleay u. Uogoy: Buödol; Ruk: Pötun.
Au^ Mund: Ruk u. Ponape: Au (mit an und ew); Uleay und Uogoy ^oZ.
Tiriaur^ Lippen.
Usor^ Zähne.
Erärgiger^ Zunge.
Rjdar^ Bjnnbart.
Komor^ Schnurrbart.
Keber^ Backenbart.
Paür^ Arm; auf den Karolinen: Pa^ Pß, Pou^ mit n oder l.
Küber ^ Bein.
Sdpiripaür^ Oberarm; Uleay und Uogoy: GapÜepd^ Ruk: Gopun poun,
Meseripaür^ Unterarm.
Sapurukubur^ Oberschenkel, Uleay und Uogoy: GapäepicÜ.
Meserakubur ^ Unterschenkel.
KvMsur^ Hand (Faust); Uleay und Uogoy: Hümucul; Ruk: Kvbutu.
Atir^ Finger. Ruk: Avd.
' Atirrap^ Daumen. Ruk: Aiulalap,
Atisik^ Kleiner Finger. Sik = cik^ tik^ cek^ zek = klein, auf den
Karolinen im Osten und Norden.
Pesepeser Kübur^ Fuss. Uleay und Uogoy: fttr Bein Picd.
Pirip4ne paür ^ Ellenbogen.
Marin paür , Ellenbogenbeuge.
Simerbugur^ Knie. Uleay und Uogoy Bugüyal; Yap: Bog.
Nimarer kvbur^ Knieebeuge.
Piripine kubur^ Ferse.
Fär^ Hals. Ruk: Fdruen.
Tapir ^ Nacken.
dew, 1 ; ricöu^ 2 ; toröu^ 3 ; fau^ 4 ; limou^ 5 ; orou^ 6 ; fitöu^ 7 ; varüu^ 8 ;
tuäu^ 9; e geti^ 10; tigi ma deu^ 11; tigi ma ruou^ 12; u. s. w.
neiÄ, 20 ; teriik^ 30 ; fdik^ 40 ; limeik^ 50 ; oneik^ 60 ; fitieik^ 70 ; variik^ 80 ;
ttmk, 90; Ta buki, 100; Td naget, 1000.
Mit dieser magern Ernte an Notizen mich begnügend, entliess ich spät
Abends die mich umstehende Menge, während ich gleichzeitig durch den
Priester jedem Individuum ein kleines Stückchen Tabak geben liess und
mich dann zur Ruhe begab. Glücklicherweise gab es hier keine Muskitos, aber
desto mehr Ratten. Die Söhne des Priesters unterhielten auf dem Fardn
(auf Ruk : Falan , Feuerherd) während der ganzen Nacht ein Feuer und da
einige der Einwohner am nächsten Morgen mit dem Schiffe abreisen wollten, so
dauerte die Unterhaltung in den umliegenden Häusern beinahe bis Tagesgrauen.
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Noch ehe es völlig Tag wurde, lockte schon die Stimme des Priesters
mich aus der dunklen Hütte. Es sollte ein Tauttip für uns abgehalten
werden, damit wir gutes Wetter und eine schnelle Reise bekämen. Wir
gingen daher beide nach dem Falümar^ wo die Häuptlinge des Volkes schon
versammelt waren. Der Priester hiess mich auf einer Matte Platz nehmen
und indem er eine andere für sich , zwischen dem Halbkreise der Anwesenden
und dem Mittelpfeiler, ausbreitete, liess er sich auf die Kniee nieder, faltete
die Hände (!) und fing seine weinerlichen Beschwörungsformeln an. Vor
sich hatte er em Bündel Fanien liegen und über das Gesicht hing ihm ein
zusammengebundenes, grünes Bananenblatt. Eben wie gestern endete er
nach ein paar Minuten mit einem leisen Pfeifen und so vollfahrte der Reihe
nach jeder der anwesenden Häuptlinge seine Beschwörung zum Besten
seiner abreisenden Verwandten.
Gleich darauf verliessen wir alle das Haus und stiegen in die Kanoes,
um dem Schiffe entgegenzueilen. Nachdem ich noch einmal die Geschick-
lichkeit der Einwohner im Passieren der Brandung bewundert hatte,
befanden wir uns bald auf der hohen See und ruderten gegen die ca. 2 Meilen
abliegende ^ß\carC\ Das Besteigen des Schiffes war aber durchaus keine
so leichte Sache. Die aneinander drängenden Fahrzeuge drohten an der
Schiffsseite zu zerschellen und der Höllenlärm der besorgten Insulaner
machte meine Lage noch schwieriger. Endlich brach der Ausleger meines
Fahrzeuges und Alles ging über die Seite, mich indes bewahrte ein mir
rasch zugeworfenes Tau, an dem ich mich eilig emporschwang, vor einem
unwillkommenen Bade.
Mit grosser Mühe konnte der Capitän in die, das Deck bedeckende
Menge einige Ordnung bringen. Alle wollten mit, alle schrieen, alle lachten
alle verlangten irgend welche Sachen. Endlich gelang es dem Capitän und
dem Steuermann die fttr ein Engagement bestinunte Zahl auszusuchen und
der Rest musste wieder in die Kanoes.
Gegen 10 Uhr Vormittags brasste die „Swan" an und steuerte gegen
„Merir'', da, wie ich zu meiner Enttäuschung vernahm, der Capitän das
Besuchen von Puloanna (Bur) aufgab. Am Abend desselben Tages (den 17 Jan.)
sichteten wir Merir und drehten während der Nacht bei.
Der Zweck unseres hiesigen Besuches war, zu erkunden ob einige von
Yap weggetriebene Insulaner sich hier noch aufhielten. Sollte dies der
Fall sem, so gedachten wir sie mit zu nehmen und nach ihrer Heimath
zu bringen. Ich konnte also an eine Landung an der Insel nicht denken und
musste mich mit dem Beobachten der vom Lande aus auf uns zueilenden
Kanoes begnügen.
Die auf den Karten richtig situirte Insel (4n9'N.Br., 132^ 28' 0. Lge.)
ist mit einem auf beiden Enden , N. und S. , in längere Bänke auslaufenden
Gürtelriff umgeben und die Landung kann, gleich wie bei Sonsol, nur
durch die Brandung geschehen. Die Fahrzeuge, fast ganz den sonsolschen
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gleich, und nur mit etwas längeren Bugstücken, arbeiteten sich wacker
durch die etwas hoch gehende See und bald hatten wir wieder eine Anzahl
von nackten, heftig gestikulierenden, lachenden und schreienden Gestalten
an Bord. Die Tattuirung und der Anzug derselben war fast ganz identisch
mit den sonsolschen und dasselbe war der Fall betreffe der zum Verkaufe
angebotenen Produkte ihrer Industrie.
Der Unterschied in der Tattuirung beschränkte sich auf ganz gelinge
Details, auf den Vorderarmen dagegen war durchgehends deutlicher die
ponapsche Weise zu erkennen.
Im Schmucke fehlten bei den Halsbändern die sonsolschen Periyatau's^ und
wurden dieselben durch kleine Schildpattstücke, Taf. XTTT Fig. 14, in denen die
Form des Hakens nur durch einen kleinen Einschnitt angedeutet war, ersetzt.
Da der Capitän , nachdem festgestellt war dass sich die gesuchten Yaper
vor 5 Monaten in einem Fahrzeuge nach ihrer Heimath begeben, sogleich
den Cours far die St. David-Inseln verfolgte, so konnte ich von dem
vorhandenen Besuch an Bord keinen ferneren Nutzen ziehen und wir
schieden, die Kürze unseres Verkehres l)edauernd, von einander.
Am 21en Jan. Morgens erblickten wir die südlichste Inselgruppe der
Karolinen, die St. David-Inseln, Mapia der Malayen, Burät der Sonsoler,
Merirer und der Bur-Insulaner, von den wenigen , überlebenden Eingeborenen
jedoch Bunäj genannt.
Ich landete ohne Zeit zu verlieren , gleich wie auf Sonsol durch die
Brandung, an der südlichen Spitze der südlichen Insel, die die grösste der
Gruppe ist und Rkön (von Pik = Sandinsel) heisst. Hier befindet sich
eine Niederlassung von fremden Eingebomen, die beinahe alle zu der
Familie des hier lebenden Weissen gehören, der zugleich der Agent (}es
hier Geschäfte betreibenden Capt. Okeefb ist.
Pik^n ca. 2| engl. Meilen lang und durchgängig schmal, ist mit einem
reichen Walde von Kokospalmen bestanden, über welchem sich im Innern
die Casuarinen erheben, dadurch der Insel ein eigenthümliches Aussehen
verleihend. Die Vegetation, der durch Niemand Halt geboten wird, ist
sehr dicht und beeinträchtigt die Fruchtbarkeit der Palmen, sie ist auch
Ursache dass sich auf der ziemlich erhöhten Insel im Innern eine reiche
Lage von Schwarzerde entwickelte. Das Ufer ist auf allen Seiten von einem
breiten, nur bei Fluth befahrbaren Riflfe umgeben, das nur im Norden von
dem Gewässer der Lagune berührt wird; der Sandstrand ist überall mit
Mengen von Treibholz, dazwischen riesigen Stämmen von 2 M. Durch-
messer bedeckt, die Strömung der umgebenden See anzeigend. In Wirk-
lichkeit bildet das, die Insel Pikön tragende Riff einen südlichen Vorsprung
der ganzen Lagune, die sich mehr nördlich befindet, wasaufderlMRAY'schen
Schiffskarte (East. Pass. to Ch. & J. N^ 5, 1872) gar nicht, und die Gruppe
auch sonst unrichtig angegeben ist. Ich fage hier umstehend eine annähernd
genaue Skizze bei.
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Von der Insel Pikön zieht sich nach Norden und Osten ein breites
meist mit Sand bedecktes Riflf hin das bei Ebbe ganz trocken , über das man
aber bei Fluth mit Fahrzeugen, wie Booten und Kanoes, hinfahren kann,
wie auch dann das Passieren der Brandung
^^^_^.^ überall möglich ist. Eine Passage oder ein
^'"^'^'^^-'f:^'^^^^*^^ Durchgang findet sich nicht hier, sondern
\ U^ / \ ^^^ ^^^ ^®^ westlichen Seite der Gruppe.
ihischcBcsease^Qj^ j^ jui Nordou dor Lagune, N. N. 0. von
Pikön, liegt die mehr abgerundete Insel Bunäj
— (Burät der Bewohner der nördlichen Inseln)
die ebenfeUs reich mit Kokospalmen, Casua-
rinen, Brotfi-ucht, Pandanus und manchen
grossstämmigen Bäumen , vielen Farnen und
i i X i a n Äyjirf/«,. Gräsern bestanden ist. Neben dieser befinden
sich zwei kleinere Eilande, Wapik und
Fanerok, und im N. W. der Lagune die Insel Fanelda, sämmtlich unbewohnt.
Die Fauna ist, obgleich die Inseln an Humusbedeckung und Vegetation
reicher als manches der nördlicheren Atolle, sehr arm, sogar mit Bezug
auf die sonst überall häufigen Seevögel. Eigentliche Landvögel fehlen hier
gänzlich, ebenso wie auf Sonsol und die, in dem bewaldeten Innern her-
schende Stille macht auf den Wanderer einen trüben Eindruck. Von den
oceanischen Kosmopoliten vermisste ich die Anous- Arten (A. stolidus u.
tenuirostris) die überall auf den Karolinen zu den , am häufigsten wahrzu-
nehmenden Vögeln gehören. Ich bemerkte : Ardea sacra (der schwarze Vogel
heisst sonderbarer Weise: t^M&\ der weisse: j^Grey'' (Karey); Nycticorax
m&nillensis ,jNwmman"; Numenius sp. „Liek**; Strepsilas interpres „Kuluh'*;
Actitis incanus? „Liek eanul**; Tringaminuta ,jHioko'\ Stoma Bergii y^Kärgaf*
brütet zu gewissen Zeiten hier, ebenso wie Gygis alba „Kiegi'\ Anous
stolidus j^Koican** und Sterna tenuirostris „Ret*' nisten ebenfalls zuweilen
auf der Bunäj Insel, wo sich auch das ganze Jahr hindurch der y^Kajäf
Tachypetes aquilus, der Fregattvogel, in grossen Mengen aufhält. Von
Säugethieren ist nur die Eatte „Kmy'* bekannt, deren Name sehr an das
ponapsche „ZiYi" für Hund und „ZjqÄ'' fQr Ratte erinnert. Durch Capt.
Okeefe wurden in letzterer Zeit Schweine und Hühner eingefOhrt.
Als Spuren der, in alter Zeit zahlreichen Bevölkerung der Inseln finden
sich zahlreiche und mächtige Steingräber, heut leben nur noch drei
Individuen reiner Rasse der ursprünglichen Bevölkerung, sowie acht"
nicht reinen Blutes, sondern einer Mischung anderer Eingeborner mit der
ursprünglichen Bevölkerung entprossen. Die Geschichte der Entvölkerung
dieser Inseln ist eine äusserst trübe. Der einzige , heut noch seine früheren
Genossen überlebende Mann, der König Marravidi erzählte mir dass sich
die Katastrophe vor seinen Zeiten zutrug, also vor etwa 50—60 Jahren.
Ein kleiner Schooner genannt „Mackenzie*\ Capt brachte zu jener Zeit
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eine Anzahl von Gibe- 1) Insulanern hieher welche hier fOr ihn Beach lamare
fischen sollten. Diese Leute verlangten Weiber fllr sich und erhielten deren
fünf von Pikön, die jedoch, von Abscheu vor den schwarzen Fremdlingen
erföllt nach Bunäj entflohen. Hier fanden sie Schutz bei einigen Merir-
Leuten die sich zeitweilig dort befanden und, gelegentlich eines Streites
behufs deren Auslieferung, wurde der Häuptling der Gibe-Leute erschlagen.
Die letzteren kehrten darauf nach ihrer Heimath zurück, kamen aber nach
einiger Zeit wieder, um an der friedlichen, und keine Waffen benutzenden
Bevölkerung Rache zu üben. Sie erschienen in acht sehr grossen Frauen
und , ihre wahren Absichten verheimlichend , überwältigten sie die Einwohner
von Bunäj so listig, dass auch nicht ein Einziger entkam, der eine Warnung
nach Fikön hätte bringen können, wohin die Fahrzeuge dann ihren Cours
setzten und, das arglose Vertrauen der Insulaner benutzend, zerstreuten
sich die mit Bogen und Pfeilen bewaffneten Fremden zwischen die einzelnen
Hütten und überfielen plötzHch die Nichtsahnenden. Der grösste Theil der
Männer, sowie alle Weiber und Bjnder wurden als Sklaven fortgeführt
und nur wenigen, so z.B. Marravidi's Vater, gelang es,- sich über das Riff
nach Bunäj zu flüchten. Die Ueberßllle scheinen sich mehrere Male wieder-
holt zu haben , denn Marravidi erinnert sich als Ejiabe noch Ankömmlinge von
Gibe gesehen zu haben , mit denen auch zwei von den fi:-üher fortgeführten
Einwohnern erschienen, die aber, sich überzeugend dass die Bevölkerung
ausgerottet war, wieder mit jenen heimkehrten.
Lange Zeit hernach wurden durch Capt Malayen nach Bunäj
gebracht um Kokosoel zu pressen, welches Unternehmen jedoch bald scheiterte.
Ein Capt. E hinterliess in jenen Zeiten eine , mit einer einheimischen
Frau gezeugte Tochter die lieute ca. 35 Jahre alt, die zweite Frau des
Marravidi ist und welcher Ehe eine weitere gemischte Nachkommenschaft
entspross.
Abgesehen von den zahlreichen Walfischfängern , die in früheren Zeiten
sich in den Gewässern der St. David-Inseln aufhielten und mit denen die
Eingebomen verkehrten, liefen hier auch in den letzten Jahrzehnten
Handelsschiffe an, die für die wenigen überlebenden Besitzer der Inseln
von äusserster Wichtigkeit wurden. Seit dem Entstehen des Copra-Handels
landete hier die deutsche Firma A. Capelle & Co. aus Jaluit ihre
Agenten die jedoch, unfähig im Interesse derselben zu wirken, ihr grosse
Unkosten und Verluste verursachten, wobei auch der schöne Schooner
„Tutuila" Capt. Löser zu Grunde ging. Capt. D. D. Okeepe aus Yap,
der das Geschäft übernahm , arbeitete mit mehr Erfolg und erwarb schliesslich
die Inseln von Marravidi , auf denen er gegenwärtig eine grössere Anzahl
Eingebome von der Pleasant-Insel, Sonsol und Bur, die für ihn Kokos-
nüsse schneiden und trocknen, unterhält. Der Ertrag ist zwar noch ein
*) [„Öeöe" Meinicke Inseln des StiUen Oceans I pg. 82],
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geringer und erreicht kaum 300000 <§ per Jahr, weil die Inseln vernach-
lässigt und die Kokoswaldungen nicht systematisch bewirthschaftet werden.
Marravidi, der letzte Häuptling seines Volkes lebt nebst seinen wenigen
Angehörigen an der Nordspitze der Insel Pikän und die kurze Zeit welche
mir hier zu Gebote stand widmete ich gänzlch ihm und seiner Familie um
von einem, am Vorabend des Unterganges stehenden Südseevolke noch
einige letzte Spuren zu retten.
Marravidi ist ein mittelstark gebauter, 1680 mM. hoher Mann von ca. 45
Jahren, der ziemlich gut englisch spricht und sich bei (Jelegenheit des
Verkehrs mit Fremden europäischer Kleider bedient, sonst aber sehr gern
davon Abstand nimmt und sich mit dem jjDor'\ einen gewobenen Scham-
gürtel, von der Form des sonsolschen, begnügt. Seine Hautfarbe ist ein
dunkles Braun (zwischen 28 und 29 Broca), die lang getragenen und in
einen Knoten am Hinterhaupt geknüpften Haare sind schwarz, fem und
wellig, und werden mit Kamm und Kokosoel behandelt, weshalb keine
hellere Färbung an den Enden sichtbar. Der Schädel ist 181 mM. lang und
132 mM. breit (Lg. Br. Index 72,9) bei einer Tragushöhe von 142 mM.,
er ist somit dolichocephal. Das ziemlich verlängerte Gesicht zeigt eine flache,
gebogene Nase und sehr spärlichen Bartwuchs nur am Kinn und auf
der Oberlippe, sowie ziemlich dicke Lippen ; es erinnerte mich im Ganzen
genommen an den melanesischen Typus, wie er mir z. B. von den Suf-
Inseln (Anachoreten , Kanyesi) bekannt ist.
Fenewaytaü, eine der beiden letzten Frauen remer, einheimischer Ab-
stammung, die ihre Abkunft von Bunäj ableitet, ist heute ca. 60 Jahre alt.
Ihr Kopf war 171 mM. lang, 130 mM. breit und hatte die Tragushöhe von
139 mM., einen Lg. Brt. Index von 76.0 ergebend. Sie ist die erste Frau
von Marravidi, mit dem sie eine Tochter Borokonök und einen Sohn
EvALUK erzeugte.
Borokonök ist 21 Jahre alt, von blass graubrauner Hautfarbe, und mit
langem , schwarzem Haar das, in Folge langer Kultur unter civilisierten Ver-
hältnissen, (die Person ist seit ca. 10 Jahren an die verschiedenen hier
anlangenden Weissen vermählt gewesen) in unserer Weise gekämmt und
geflochten, eine mehr gerade Form aufweist. Ihr Kopf ist 171 mM. lang,
127 mM. breit und 126 mM. hoch (Tragus) einen Lg. Brt. Index von 74.2
gebend. Diese Frau lebt mit einem Weissen, dem sie vor Kurzem ein
sehr dunkles Kind gebar und, lägen nicht genügende Beweise fOr dessen
reine Abstammung von einem Yap-Vater vor, so könnte man glauben, dass
eine Beimischung weissen Blutes keine hellere Hautfarbe bei den oceanischen
Mischlingen verursache, was indessen gänzlich unrichtig sein würde, denn
nicht nur findet dies statt, sondern es wird auch von bedeutenden Ver-
änderungen der Gesichtszüge begleitet.'
EvALUK ist ein Knabe von nur 13 Jahren, trotz des vorgeschrittenen
Alters seiner Mutter ; dunkelbraun wie der Vater , mit schönem , welligem ,
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wegen der noch geringeren Länge etwas buschigem , schwarzem ins röthliche
spielendem Haupthaar. Dieser Knabe ist der letzte männhche Nachkomme
reinen Blutes und kann, bei dem Mangel an Frauen reiner Rasse, zur
Erhaltung derselben nicht mehr beitragen ; er wird in der Zukunft entweder
eine fremde Frau, z. B. von Sonsol, oder seine eigene Halbschwester
heirathen müssen.
Die zweite Frau des Marravidi ist die Tochter seiner ersten Frau,
und mit emem Weissen erzeugt. Marravidi heirathete beide, Mutter und
Tochter; die letztere jedoch nachdem sie einem hier einst angetriebenen
und noch lebenden Sw/'-Eingebomen schon zwei Töchter geboren hatte.
Mit Marravidi erzeugte sie einen Sohn und eine Tochter.
Irogolük genannt, ist sie ca. 36 Jahre alt, von schlankem Körperbau,
1650 hoch und mittelgut ernährt. Der Kopf ist 171 mM. lang, 136 breit und
127 mM. hoch, ist also beinahe brachycephal (Lg. Brt. Index 79.5). Die Farbe
der Haut ist sehr hell, beinahe 52, das Haupthaar schwarz und etwas
lockig, auf einheimische Weise in einen Knoten gewickelt getragen. Das
Gesicht zeigt vollkommen kaukasiche Züge und einen höchst intelügenten
Ausdruck, im Ganzen machte es auf mich einen hervorragenden Eindruck.
Man könnte die Frau fOr eine verkleidete Europäerin halten; eben wie
ihr Gemahl trug sie, wenn nöthig europäische Kleider, sonst benutzte sie
die sonsolsche Frauentracht, nur dass sie die Matte durch Zeug ersetzt.
Die älteste Tochter der vorigen, Tabogolük ist ein ca. 21 Jahre altes,
sehr hübsches Frauenzimmer, sie soll zwar das Kind des Anchorites-Einge-
bomen sem, ist jedoch so hell (im Gesicht ca. 25 Broca) dass ich sie
eher für das Kind eines der zahlreichen Walflschfitnger , die früher die
Inseln besuchten, halten möchte. Ihre Zweitältesten Tochter Maroneön,
19 Jahre alt, ist von mehr brauner Farbe (N<>. 40 bis 52) mit reichem,
lockigem Haar und an die Mutter erinnernden Gesichtszügen. Sie ist daher
sicherer als das Kind des Anchoriters zu beträchten und hat , an einen Mann
von der Pleasant-Insel verheirathet , zwei kleine Kinder die durch Farbe,
Kopf- und Gesichtsbildung anzeigen, dass sie dem insularischen Typus sich
zuneigende Rückkreuzungen bilden.
Die beiden Kinder der Irogolük mit König Marravidi, ein 6-jähriger
Knabe und ein 2j jähriges (noch saugendes) Mädchen, sind ebenfalls dunkler
braun als die Mutter, obwohl sich unverkennbare Spuren des schönen
Gesichtes der Mutter in dem der beiden Kinder ausprägen.
Noch vor etlichen Monaten lebte hier Marravidi's jüngerer Bruder
Olomük (der nach ihm den Häuptiingstitel erben würde) und sein ältester
Sohn. Beide trieben jedoch, sammt sieben andern Natives die sich hier
zeitweilig aufhielten, fort^); jetzt führt er daher ein vereinsamtes, sonder*
») Am 23 Juni 1884 passierte die St. David-Inseln eine Bark, deren Nationalität unbe-
kannt und begaben sich die folgenden Personen in einem einheimischen Kanoe zur See
um das Schiff anzusprechen:
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bares Dasein und lebt auf der Nordspitze der Pikön-Insel , in einem Einge-
bornenhause das die Form der hier, von den hier arbeitenden Yapem
aufgeführten Hütten nachahmt, da die Konstruktion der alten einheimischen
Häuser der Vergessenheit anheim gefallen ist. Neben dem Wohnhause,
welches einen erhöhten Fussboden besitzt, steht ein Kanoehaus das die
karolinischen grossen Häuser vorstellen soll und in welchem das letzte
grosse Kanoe der Bunäj-Form, von Olomük, der ein ausgezeichneter
Zimmermann gewesen , erbaut , untergebracht ist. Heut steht es auf hohen
Pfählen an emer Seite des grossen Raumes, wohl kaum noch des Gebrauchs
harrend, da Marravidi und seine Famihe zu schwach sind um es zu
benutzen. Dass die alten Sitten und Gebräuche der verschwundenen Be-
völkerung von dem letzten Könige möglichst aufrecht erhalten werden ist
natürlich und erfreulich, das letztere jedoch weniger sobald man erkennt dass
dies blos auf die absolute Ausnutzung seiner privilegierten Stellung, und zwar
seinen Frauen gegenüber, hinausläuft. Der Mann soll freilich allein fischen,
die Bäume ersteigen, und eventuell kämpfen, sonst aber keine Beschäftigungen
verrichten; der letzte König thut indes absolut nichts für sein Dasein.
Die Frau deckte sogar das Haus welches er bewohnt, der 13-jährige Sohn
erntet' den Palmwein und fängt Fische fdr die kleine Familie, der Vater
geniesst nur und verlebt die Tage in Müssiggang. Dies ist natürlich mehr
die Folge der unnatürlichen Lage in welcher der Mann sich befindet, obwohl
ich Grund habe nach allen Mittheilungen zu schliessen, dass der HäuptUng,
„Jänor genannt, (interessante Abänderung der karolinischen Formen Tomol^
Carrion u. s. w. somit m =^ n\ T^ G^ S z=z J) hier die ursprüngliche Macht
und Heiligkeit wie einst im Osten der KaroUnen besass, und streng von
dem gewöhnlichen Menschen „Yärmaf* geschieden wurde. Ebenso unter-
liegen auch noch heute die Frauen den Gesetzen hinsichtUch der monat-
lichen Keinigung und des allgemeinen Umgangs mit den Männern.
In Folge dieser vermeintlichen Heihgkeit ist Marravidi mit den meisten
Arthur Terry, 16 Jahre alt, Sohn des Henry Terry, Handelsagent auf St. David
(früher von der Pleasant-Insel) und einer Frau von der Pleasant-Insel.
Auen, 19 Jahre alt, Enkel des Henry Terry, Sohn seiner Tochter und eines Pleasant-
Insel Natives.
BogjSgib, 30 Jahre alt, Pleasant-Insel, Vater des vorigen.
Ayk^n, 40 Jahre alt, Pleasant-Insel.
FöNowAY, ein Yap-Eingeborener.
ARiKAMäN, ein Bur (Puloanna)-Eingebomer.
FisiRasAK, ein Sonsol-Eingeborener.
Das Fahrzeug erreichte das Schiff des Nachmittags, was deutlich vom Lande aus
gesehen wurde, kam aber sammt den neun Insassen seitdem nicht zurück und die am
Lande gebliebenen Verwandten leben in der peinlichsten Ungewissheit betreffe deren
Schicksal. Das Schiff ging wahrscheinlich nach China oder Japan. Das Wetter war zur
Zeit, wie auch während der folgenden Woche schön, das Kanoe führte ein Segel und war
überhaupt seetüchtig und da von Menschenraub hier wohl nicht die Rede sein kann,
dagegen die Küste von Neu-Guinea oder die Molukken mit der westlichen Strömung
leicht erreichbar sind, so ist vielleicht noch Hoffnung betreffs des Auffindens der Verlornen
vorhanden.
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Beschäftigungen des alltäglichen Lebens unbekannt und konnte mir in
vielen Fällen keine Auskunft geben , was dann indes seine Frau Irogoluk
gut machte. Diese achtete nicht nur auf ihre junge Tochter, sondern sie
hielt das ganze Haus m Ordnung und bereitete unsere Mahlzeiten. Sie
schälte die Nüsse ab, kochte Eier in Kokosschalen und röstete Fische über
den Kohlen. Die gewöhnUche Nahrung ist Kokosnuss und Palmwein, eben
wie auf Sonsol; von den Einwohnern der letzteren Insel lernte man auch
das Grähren der Brotfrucht, obwohl sie nicht in Löchern im Boden, sondern
in Körben aufbewahrt wird.
Die Beschäftigungen der Männer umfassten den Kanoebau, die Seefithrt,
Fischerei und bis zu gewissem Grade auch den Landbau, obwohl der letztere
schon seit langen Zeiten vernachlässigt worden ist. Die genaue Zeichnung
des, glücklicherweise noch vorhandenen Fahrzeuges, Taf. XTV, gestattet
dasselbe mit den übrigen karolinischen zu vergleichen und beweist zugleich
dass die emstigen Bunäjer tüchtige Zimmerleute waren.
Vor allem fällt an dem hiesigen Kanoe die sonderbare, nach -Innen
gebogene Form der Bugstücke, „ifdwÄ", auf, die sich nirgend auf den
Karolinen wiederholt. Der genaue Vergleich der einzelnen Theile mit
denen der- benachbarten Gruppe, wie auch deren Namen in den verschie-
denen Sprachen, deuten die ursprünglichen Kulturbegriflfe zur Genüge an
und gestatten es mancherlei Schlüsse betreffe der Vergangenheit der betref-
fenden Völker zu ziehen.
Dass die Bunäjer Seefahrer waren, oder wenigstens die dafdr nöthigen
Kenntnisse, von ihren östlichen Vorfahren ererbt, bewahrten, beweisen
noch die mir durch Marravidi genannten Namen verschiedener Sterne und
Sternbilder, woraus erhellt, dass die früheren Einwohner vom Osten kamen,
welche Annahme auch durch die Verhältnisse der Strömung und der Winde
unterstützt wird. So z. B. weiss Marravidi noch , dass für die Fahrt nach
Bur der Leitstern Igmik und nach Kadogube (Tobi) der Magerger diente.
Diese beiden Namen finden sich bei den östlichen Völkern wieder und
zwar der erstere als Ukenik (Fischschwanz) auf Mortlock, Buk und den
übrigen Central-Karolinen, der letztere als Magirgfr (die Plejaden) auf
Ponape. Ein Verkehr mit Sonsol, welche Insel in der hiesigen Sprache
Söntol heisst, wurde früher nicht unterhalten.
Die Namen der Monate, „Märam'\ des Jahres, „Lelän'\ welches in die
jjMjerak'* und ^l^üriraK' genannten Hälften zerfiel, werden ebenfalls von
den leicht zu identificierenden Sternbildern abgeleitet. Diese Namen sind:
1. Tyäta^ karol.: Sota (« Equeüd^ «, ß^ /, 5 Delphini und a, /, y, |
Cygni^ im Osten in Sota^ Pinensota und Sepfy eingetheilt).
2. Vihey&y,
8. ffi, karol.: Kü (Sternbild Aries).
4. TJun^ ebenso auf den Karolinen den Aldebaran andeutend.
5. Holhol ^ der Gurt des Orion ^ auf den übr. Kiirolinen nicht speziell
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unterschieden. Das ganze Sternbild heisst hier ^Yeliel'\ gegen y^EUueP' auf
den Central Karolinen und „Eliel" auf Ponape.
6. Mäntak^ auf den Karolinen Jlfan, vom Sterne Siriics,
7. Hüut.
8. JSruol.
9. Tärmo^ karoL: Aramoy =. Ärcturtts.
10. Tünur^ karol. : Tumur = Antares) Auf Ponape: Tümur.
11. Metik^ karol.: M&yzik; ponap. Maycik^ von 1^,1,^ und o. a. im
Herkules.
12. Mehelap^ karol.: Meeylap] ponap. Mq^älap von «, |5, /des Adlers.
Die meisten dieser Namen lassen sich also leicht wieder erkennen und
mir fällt hauptsächlich die Uebereinstimmung mit Ponape auf, denn die
JBwwd;-Sprache bietet auch ausserdem in ihrem Wortschatze so viel Ueberein-
stimmungen mit der ponapschen Sprache, dass eine direkte Abstammung
von den alten Ponapeanern durchaus nicht unwahrscheinlich erscheinen dürfte.
Für die Hinunelsgegenden besitzt die
Sprache ebenfalls echt karolinische Benen-
<^ l' nungen nur dass der Osten y^Rak'' genannt
'^ wird. In dem „i^o" für den Westen ist
Lto \—^. e:_-,/f^
J^
leicht der centralkarolinische „Lotou" zu
erkennen. „Yor'' und „Even'* sind die „ Yer"
. . und jjEffen'* der östlichen Völker.
&^ \<^ Wiewohl nun die, Bunäj umgebende
** V Söe mit ihrer gefährlichen Strömung die See-
§: 3h^ fahrt der Bevölkerung beschränken musste,
hat sie andererseits wieder im Verband mit
der Beschaffenheit des Ufers diese gezwun-
gen, geschickte Seeleute und Fischer zu werden.
In Hinsicht auf die Fischerei betreibt Marravidi nur das Angeln, es
zeigte sich mir aber, dass die früheren Bunäjer in diesem Zweige der
Fischerei sehr bewandert waren. Ich fand nämlich noch einige alte Fisch-
haken aus Schildpatt, Taf. XIII Fig. 15, die hier j^Gay** heissen und in
denen sich die charakteristische alte Form erhalten hat. Es genügt dieselbe
mit der von Sonsol und Yap, wie auch von Bur zu vergleichen, um zu
erkennen dass sie ein altes, gemeinschaftliches Gut der erwähnten Völker bildet.
Ebenfalls fand ich bei Marravidi noch einen Bonito-Haken , der hier
„JBa*' heisst. Dieser Haken, für den Fang des „Karanäp'* bestimmt, ist
also in der ganzen Südsee bekannt gewesen. Der hiesige Haken hat einen
regelmässig abgeschUflfenen Schaft aus Perlmutterschale, die hier T^Har**
{= Sar^ Gar = Messer im Osten der Central-Karolinen = Yar^ Perlmutterschale
auf Yap) oder „Haripagir heisst, der Haken „ifirto^^*', von ausgebogener Form,
ist aus Schildpatt, „Buöcf' {Puoc auf Ruk und Ponape), verfertigt.
Zum Drehen der Fischleinen besitzt Marravidi eine, der sonsolschen
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ganz ähnliche Vorrichtung. Der Name für die Fischleine ist „ Ywa!\ wogegen
„-4w" auf Tap nur gewöhnlichen Bindfaden aus Kokosfaser bedeutet.
Der einstmalige Landbau bestand in der Kultur der Bananen ^TJuV
(auf Ponape „CTc",) des Arrowroot y^Nögonog'' (aufPonape „Mökomok'')^ des
Arum macrorhizon, „Btdäk*' und einer Colocasia sp. „Föf ' (auf den Mortlock-I.
„öd"); dagegen wurde die Gelbwurz nicht angebaut. Nach Marravidi's Aus-
sagen war das, daraus verfertigte Pulver hier unter dem yapschen Namen
„Ben*\ oder dem von Kadogube „Teneon[* (auf Ponape: Ceneon Blatt der
JEon^ d. i. der Curcuma-Pflanze bedeutend) bekannt und hoch geschätzt.
Heut kömmern, sich natürUch die wenigen Natives gar nicht um irgend
welchen Landbau. Man kann jetzt Reis und Brod essen; die Brodfrucht
yiMay'* (ident. mit Ponape), von der man die grosssämige „Mäway'\ und
eine andere Art mit einer sehr langen Frucht „Väpgid*' nennt, ist auch
zweimal im Jahre vorhanden und übrigens genügen die, hier besonders
vorzüglichen Kokosnüsse fttr die wenigen Konsumenten.
Zur Beschäftigung der Frauen gehörte, abgesehen von der Bereitung
der Nahrung, in erster Linie das Weben und Mattenflechten.
Einen vollständigen bunäjschen Webestuhl gelang es mir nicht mehr
zu finden. Die alte FeneWaytaü ist die letzte die das Weben versteht und
auch sie hat dies schon längst aufgegeben. Ein einziges Stück desselben
welches ich erhielt, das Schwert, „Köbab'\ ist der yapschen Form identisch',
indem nur die eine Seite eine scharfe Kante zeigt.
Die sämmthchen Webegeräthschaften heissen ,,Manujan'\ und die Namen
der verschiedenen Stücke waren: ,^K6bab'' das Schwert, „Far" der Gürtel
„Bäp" die Bretter, und dann noch: ,^Kahäp'\ ^Dyepan'\ „Uluf und ^^un'\
Die nur von den Männern getragenen , gewobenen Gürtel heissen „Dor''
(„Tor'* oder „PeseöriZor*' heissen auf Mortlocksämmtliche Webegeräthschaften,
wogegen auf Ponape „Tor'' das Weben selbst bedeutet) und hatten eine,
den sonsolschen und merirschen ähnliche, verengte Form, nur dass das
feirbige Eandmuster auf Bunäj einßtcher. Es ist nur schmal und besteht
aus dem, mit „J^ow"- Wurzel braimgefärbten GiUvey-Baste. Der Längsfeden
des Zeuges heisst „Gielin"^ der Querfaden: „Ifikan". Das letzte Stück eines
bunäjschen Dor's gelang es mir von Marravidi zu bekommen, indem ich
ihm dafttr reichlich mit Gelbwurz eingeschmierte Gürtel aus Sonsol gab.
Zum Flechten der Matten werden Blätter des Pandanus benutzt, der
hier abweichender Weise ;, Wät" (= Uat , jedenfalls aber von „Fäs" [z. B.
schon auf Sonsol] umgebildet) heisst. Aus diesem, für ganz Mikronesien
universellem Flechtmaterial, wurden vor allem die weiblichen Hüftmatten
jjTep" genannt (ident. mit Sonsol und M^rir) verfertigt, die heute jedoch
durch Zeug ersetzt sind. Die sonsolschen „Likou's" waren hier nicht üblich.
Das Segel „li" ^) wurde ebenfalls von den Frauen gewoben. Die alten Segel
') Die Bun^j-Segel sind, den pelauischen gleich, sehr gross. Die beiden Seiten des
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^ llö -
die ich in dem „ VdP\ dem grossen Hause vorfand , zeigten schon den Rückgang
dieser Art Arbeiten, denn die Stücke waren roh geflochten und die Maschen
waren bis 1 cM. breit. Dagegen sind die, „Jlfcfe?" genannten Schlafinatten
sorgfältiger und geschmackvoll ausgeführt. Das Tragen von Handkörben,
was des Betelkauens wegen auf Pelau und Yap zur Nationalsitte wurde,
scheint sich auch hier in früheren Zeiten eingebürgert zu haben, denn
weder Marravidi noch seine GemahUn gingen jemals ins Freie ohne einen
zierlich geflochtenen „Kaligat*\ in welchem sie ihre Rauchutensilien und
sonstige Nebensachen mittrugen. Die Korbform ist hier jedoch in eine
Tasche verwandelt und die Arbeit ist, wie diejenige der Yep-Matten von
einem umgenähten Rand versehen.
Die Frauen, die ihr Haar lang trugen, verfertigten sich einen, „Mökor
genannten Kamm aus den Fiedemerven des Kokosblattes , die hier, ebenso
wie auf Ponape y^NöK* heissen. Das Verbinden derselben geschah mit „Elin6ff\
d. i. der gewöhnlichen Kokosnussfeser.
Die Kämme der Männer „FatagcUgal^" sind aus einem Stück Bambus
geschnitzt.
Die heutigen Häuser des Mabravidi zeigen im Baue keine spezifisch
bunäjsche Eigenschaft, da sie eine Nachahmung des fremden Baustils sind.
In alten Zeiten waren aber die Bunäjer nicht so hülflos und hatten einen
ziemlich entwickelten Hausbau. Man kann noch heute am Wasser, in
einiger Entfernung vom Strande, Steinhaufen erblicken die einstmals als
Unterlagen fttr Häuser dienten, in denen die Einwohner, angeblich behufe
des Schutzes gegen die Muskito's, schliefen. Diese Sitte erinnert an die
sufschen „Mahüasi*^ die Seehäuser und dürfte wohl entweder von diesen,
oder von den yapschen , im Wasser stehenden vom Lande isolierten y^Falyüa'*
herstammen. Der allgemeine Name für ein Haus ist „Ykw", was, bei der
Gleichwerthigkeit des ^w" mit dem ^m" der karolinischen Sprachen, „Yum"
oder „ um" bedeutet und auf eine Abstammung von der Nachbarschaft weist.
Indes galt dieser Name nur flir ein Haus ohne Fussboden. Ein Haus mit
solchem hiess y^KyebliV\ an das pelauische „J5Zii", Haus, erinnernd. Dagegen
hiess das grosse Haus des Platzes y^Val'\ sich wieder an das yapsche
„Fälyu" anlehnend.
Zu dem Interessantesten auf den Bunäj-Inseln gehören indes die ^Bäun's'*
oder die alten Gräber, Taf. XV, der früheren Bewohner, die ihre Verstor-
benen nicht, wie die Einwohner von Sonsol, in die See versenkten, sondern
sie am Lande begruben. Die Leichen wurden, im mittleren Theil eines Kanoes
untergebracht, tief im Boden der Inseln, parallel dem Ufer (niemals quer
gegen' dasselbe) begraben und auf diesen Stellen dann steinerne Grabmale
Dreieckes sind mit angeschwemmtem Bambusrohr eingefasst, von welchen das vordere
jX.6go'\ das untere „Lim**, heissen. Das Anwenden derselben ist aber unter heutigen
Umstönden ganz ausser Fi^age gestellt und die vorhandenen verfaulen ruhig neben dem
einzigen, noch erhaltenen Kanoe.
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^ 111 -
aufgeführt, welche dem Umfange und der Schwere der verwandten Steine
nach , zu den bedeutendsten Bauten dieser Art auf den Karolinen gezählt
werden müssen.
Das Grabmal besteht entweder aus einer einfitchen, einzelnen vier-
eckigen Estrade, von ca. 50 cM. Höhe und verschiedener Länge und Breite,
aus Korallsteinen aufgeführt, oder ein solches Grabmal kann noch längs
der Mitte durch mächtige Korallsteinplatten getheilt sein, wodurch ein
Doppelgrab sich kundgiebt, oder endlich, das mittlere Grabmal ist von einer
steinernen, niedrigen Umwallung umgeben deren eine Seite durch aufrecht
stehende Riesenplatten, zuweilen über 30 cM. dick und 2 M. hoch ausge-
zeichnet ist. Was Arbeit und Material betrifft, übertreffen diese Gräber die
yapschen, mit denen sie die Abgelegenheit des Begräbnisplatzes, die vier-
eckige Gestalt und m. a. gemeinschaftlich haben. Dagegen erinnern mich
diese bescheidenen Gräber aus Korallsteinen unwillkürlich an die stolzen
Basaltbauten, die ponapschen Gräber von Nan-Tauac^), denn auch auf
Bunäj vereinigen sich mehrere Gräber, z. B. drei zu einem grösseren Ganzen ,
das auch mit treppenartigen Seiten und Randmauem, hier zwar nur sehr
niedrig versehen ist und dem altponapschen Plane durchaus nicht fremd
zu sein scheint. Da die Sprache der Bunäjer zum grossen Theile von Ponape
aus abgeleitet werden kann so wäre es nicht unmögüch, dass die früheren
Ankömmlinge, bei ihrem Gräberbau keine mächtigen Basaltsäulen zur Ver-
fügung habend, diese durch möglichst grosse Korallenblöcke zu ersetzen
suchten. Derselbe Kulturstrom der von Ponape nach dem Westen strich
und sich auf Bunäj, isoliert, deutlicher erhielt, übte auch auf Tap seinen
Einfluss in vielfacher Richtung und ihm mögen vielleicht auch die yapschen
y^Yam'8'\ wie die Gräber dort heissen, ihren Ursprung verdanken*).
Diese interessanten Steingräber finden sich zahlreich in dem bewaldeten
Innern der Inseln Pikön und Burät und wahrscheinlich auch auf den übrigen ,
die ich keine Zeit hatte zu besuchen. Gleich wie auf Yap, liegen sie
in grosser Anzahl nebeneinander und dicht mit Moosen und Famen um-
hüllt, machen sie auf den Beschauer, im Halbdunkel un(^der Lautlosigkeit
des dichten Baumbestandes , einen mächtigen Eindruck. Mein Versuch , einen
Schädel auszugraben, misslang, denn mit den blossen Händen war während
der sehr kurzen Zeit gar nichts auszurichten.
Zum Schluss mag hier ein beschränkter Vergleich einiger Wörter der
Bunäj-Sprache folgen, die ich während des beschränkten Aufenthaltes notieren
konnte.
') [J. Kubary: Die Ruinen von Nanmatal. Journal des Museum Godeflfroy, Heft VI
pg. 123 flfj.
[Siehe u. A. über prähistorische Steinbauten im Stillen Ocean und die betreffs der
Wanderungen der Völker daran sich knüpfenden Hypothesen; Francis M. Allen in
„Congrös intern, des Americanistes". Compte rendu de la V Session. Copenhague 1883
pg. 246. Ferner A. db Qüatbbfagbs: fitude sur quelques monuments et constructions
pr6historiques ä propos d*un monument mögahthique de Tile de Tonga Tabou. Revue
d'Ethn. n (18fö) pg. 97 flf. Mit vielen Abbildungen].
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^ 112 -
Jafioly der Häuptling, lehnt sich an die
centralkarolinischen Formen: Cdtnon auf
Ruk , Sdmon auf Mortlock , Tömöl auf Uleay ,
Tdmuer auf Sonsol.
Ydrmat^ Mensch, auch der gewöhnliche
Mann oder die Frau , stimmt mit : Eremet auf
Sonsol, Cremet auf Uogoy u. Uleay, Äramas
auf Mortlock, Äramad auf Ruk undPonape,
Armej auf den MarshalMnseln.
Nüarij der Mann, auf Ruk: MüeUj Yap:
M^on [Pi-m^on^ Suf-Inseln(Kanyesi); ifw^n,
KingsmiU-Inseln: Mdnej Uleay u. Uogoy:
Mal, Sonsol: Mar,
F^fin, die Frau, auf: Suf: Fifirij Sonsol:
Fdyßn, Yap: Bepin, Samoa: Fafine,'*
Jeri nüan , ein Knabe , auf Ponape : Jeri ,
Kind, als: JMjo Häuptlingskind, J4rvp6in
ein Mädchen.
Jeri f^ßn, ein Mädchen, vergl. oben Ponape
Jeripün,
Tyetyä [Fetet), ein Bruder.
Montan, eine Schwester, auf Suf: Mönen
ein Verwandter.
Jdmjam, der Vater; auf Ponape: Cdma
und dann die karohnischen Formen : Tomdl
auf Pelau; Tomanin {in ri-^oma«-iw)aufYap;
TomaZ Uogoy u. Uleay; Oawwxn Ruk; Tdman
Suf; Tamana Kingsmill; Jemen Marshall;
TdTna Samoa; Töma Sonsol.
Hemh6in, die Mutter; Ina Ponape; Neira
Sonsol; Tina Samoa; Tindna Kingsmill;
Jinen Marshall; Inan Ruk; Tinin (in Ti-
tin-in) Yap; Uogoy u. Uleay Silal; Tinan Suf.
Ndha, das Kind, auf Ponape Nä. Mit
pronominalen Suffixen wird es : Ndhey-Ndi ,
mein Kind; Ndheum-Ndum, dein Kind;
Ndha-Nä, sein Kind; Nahec-Ndec, unser
Kind (excl. Form aiif Ponape, dagegen in-
clusive auf Bunäj, welches für die excl.
Form Ndhamim hat); Ndhemu-Näumail , euer
Kind , und Ndheir-Naarail ihr Kind , gehen
etwas mehi' aus einander, da das bunajsche
Pronominalsystem verkümmert, sich an die
Formen der Centralkarolinen und Pelau's
anlehnt, z.B, als Ndhamim- (Pel.) Nalegdm;
NahemU'(Pe\.) Nalegju ; Ndheir-{FeL) Nalegir,
Hdnien, der Strand; auf Suf Sedno Erde.
Pik, viel Sand, Sandbank; Ponape: Pik,
Sand; Ruk: Piy, Sand; Suf: Piye, Sand.
Tyän, Sand. Suf: Sedno Erdboden.
3f«dcar, Erdboden.
Rdd, Wald.
Tyä, Salzwasser; Ponape: Ja; Ruk: Ja;
Marshall: Löyjet.
Mtö oder Lemtö, die See; Ponape: Matdu;
Ruk: Mdtau.
Mät , das Riflf ; Ponape : Untiefe , Riflfbank ;
Uleay: vat in sdvatlok, Uogoy: mat in aa-
matlok, Ebbe.
Qady, ein Baum.
Togöö, Feuerholz.
Wiu)kdr, die Wurzel.
Ligin, die Rinde.
Oag^n, der Stamm.
Ran, ein Zweig; Ponape: ibid.
Pian, das Blatt; in Ponape pay in Payni,
Kokosblatt.
Ni, Kokospalme. Ponape und Suf: ibid;
Ruk : Nu ; Yap : Niu,
Pieni, Kokosblatt (lebendes); Ponape:
Payni,
TU, Kokosblatt (trockenes); Ponape: ibid.
Eydn, der Wind; Ponape: Yai^ in Küe-
nyan. Wind.
Lan, das Firmament; Ponape: ibid.
D4remi, die Wolke.
Köcou, der Regen; Ponape: ibid.
Tya, der Regenbogen; Ponape: dya.
Yät, die Sonne.
Vou, der Stern; centralkarolinisch : 2^« ;
Uogoy u. Uleay: Fiü,
Ran, der Tag; Ponape: ibid.
ZJön,. die Nacht; das b des karohnischen
Bon ist wohl durch w in u übergegangen.
MaliM, der Morgen.
Odyäon, der Mittag.
Fekdf, der Abend.
Yaf, das Feuer, Yap: Nefi.
Uät , der Rauch ; überall auf den Karohnen
At , auf Pelau Kot,
Yal, der Weg; Ponape: dl,
Vq, Stein; Uleay u. Uogoy i^do^; Centr.
Kar. sonst: Tau. Yap: Schleuderstein: Fa^,
Naün, die Lagune.
Tau , die Passage ; Ponape : Kap-tau ; sonst
Tau, ein Zugang zum Lande, Durchgang
in Mangroven. Auf Pelau : Tdok,
Wildo, ein Schiff.
Re yepart, ein Fremder; ohne das ponapsch-
ruksche Re eine Angehörigkeit bedeutend,
erinnert in seinem anderen Hälfte an das
pelauische „an-a-bart" für die Bezeichnung
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- 113 -
der Fremden angewandt, von „delrbar1f\
„entgegen", von der entgegengesetzten Seite
kommend.
ZaÄ, hier.
Kandn, dorten.
Kiyi7, wo?
G^?, wer?
Kielok, ein Speer.
Kacakac{u , Speeren , werfen ; Ponape. ibid.,
ebenMs trägt auf beiden Plätzen derselbe
Baum aus welchem die ersten Speere ge-
macht wurden den Namen: Kaciu (Yap:
Geciu; Pelau: Gerden).
Man, kämpfen, Krieg; Yap: Mal,
Küdyeyj leben.
Olddyey, lebendig.
M4her, schlafen; Ponape: Meir.
^noy, essen; Verkürzung von Mäna,
Mä, sterben.
Tomäj todt.
Mötok, lügen.
Piraff Dieb; Ponape : lipp-apy stehlen,
Dieb.
Gy^U , singen. Das ta.c des täni, taifi in g.
Gyan, weinen. Ponape: ddM.
Meß, lachen.
Unun, husten.
E<yhrm, hören. Verwandt: or^nes, köron,
faalöno, u. s.w.
Mimj urinieren. Samoa: mimt,
Bek, beketiy, Nothdurft verrichten; Po-
nape: ibid.
Beye h^etiy, Excrement.
Ddun, träumen.
Nan, ich; Ponape: nay.
Gay, du; Ponape: koe,
Llan, er.
KU, gic, wir (incl.)
Kamim, wir (excl.)
Kämu, ihr.
Ir, sie.
Niüfifioy, ich esse.
KüMuyy, du isst.
YuMoy, er isst.
Kic haunnoy, wir essen (incl.)
Keminennoy, wir essen (excl.)
Kamunnoy, ihr esst.
Ir naunnöy, sie essen.
NUin, ich trinke.
Kunn, du trinkst.
Y4in, er trinkt.
Kic haein, wir trinken (incl.)
Kamim kaniMn, wir trinken (excl.)
Kamü komein, ihr trinkt.
Ir nein, sie trinken. Gewöhnlich wird der
Plural : hdien , kamiin , komirin , ndin , ausge-
sprochen.
Gie ne ye piraf?, wer hat es gestohlen?
{ne dient also der Vergangenheit).
Künnoyl, esse, issl
1 = Roy,
20 = Biek.
2 = Bum.
30 = Helik.
3 = Mtt.
40 = Fek.
4 = Vau.
50 = Lim^.
5 = Linum.
60 = On^.
6 = Onou.
70 = Fihik.
7 = Fü.
80 = Vallik.
8 = Völlü.
90 = Ti^.
9 = Tüou.
100 = &mgi.
10 = Hek.
1000 = Hönra.
10000 - fian.
Das Zahlsystem lehnt sich somit, gleich
dem Conjugiren der Zeitwörter, dicht an
dasjenige der Centralkarolinier an. Der Wort-
schatz zeigt nur schwache Spuren des pelaui-
schen Einflusses, dagegen deutliche der
centralkarolinischen Sprachen und zwar
noch ganz besonders der Sprache von Ponape.
Obwohl es nicht zu erwarten ist, dass die Ergebnisse eines so flüch-
tigen Besuches einigen Anspruch auf Vollständigkeit und Gediegenheit erheben
könnten, bestätigen meine, wenn auch nur oberflächlichen Wahrnehmungen
dass, wie es schon die ersten Reisenden erkannten, die Bunäjer. die süd-
lichsten Vertreter der karolinischen Volkstämme sind. Bei der Zersplitterung
dieser Stämme auf zahlreiche , isoliert lebende , jedoch im Laufe der Zeit, und
zwar m den früheren Perioden auf einander rückwirkende Völker, ist es
nicht leicht sich über die Vorgeschichte irgend eines derselben zu orientieren.
Bei einem dergleichen Vorhaben kommen ethnische Momente zur Erwägung,
8
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- 114 -
die verschiedenen Zeiten angehörten , nur durch den Zufall vielleicht bedingt
waren und in den Traditionen niemals objektiv festgestellt wurden.
Der vermuthliche Dolichocephalismus (vorläufig nur Marravidi's Kopf
als Beleg), die ganze Industrie, Sprache und Lebensweise, zeigen die Bunäjer
als den Karoliniern im Allgemeinen verwandt. Auf die Frage woher denn die
ersten Menschen nach Bunäj kamen, erhielt ich von Marravidi die Aus-
kunft, dass dies aus Yap geschah, dass aber schon derzeit andere Menschen
da gewesen waren. Dies mag sich auf die alten Vertreibungen der , nach
Pelau für die Erwerbung des „J^e" segelnden Yaper beziehen, die eine der
nördlichen Inseln berühren konnten , während das durch die Götter erhobene
Piken von schon älteren Bunäjern bewohnt war. Marravidi unterscheidet
sich durch seine Sprache und Volkseigenthümlichkeit von den Eingebornen der
nördlichen Inseln Sonsol (hier Sonsot), Merir, Bur und Kadogube , die sich als
verwandt betrachten. Die Einwohner derselben verkehrten jedoch mit Bunäj in
früheren Zeiten und suchten , wenn angetrieben immer ihre Heimath wieder
zu erreichen ; was auch die Yaper immer thun würden , obwohl die Strömung
dieser Breiten wenig Aussichten auf das Erreichen des Ostens und Nordens
giebt, dagegen am sichersten eine weitere Vertreibung nach dem Westen
voraussetzen lässt. Die Uebereinstimmung mit den nördUchen, nächsten
Nachbarn , mag sich also auf solchen theils zufälligen , theils absichtlichen
Verkehr beziehen. Dagegen deutet bei den Bunäjern sehr Vieles auf den
weit entfernten Osten und bin ich geneigt anzunehmen, dass der Ursprung-
Uche Kern der Bevölkerung durch Wegtreiben von dorten, speziell von
Ponape aus entstand, wobei wieder Beimischungen geringeren Umfanges
vom Süden, aus Melanesien, auch nicht ausgeschlossen werden, indem
z. B. der Mann Mafia , ein Sufer hier auf eigenem Fahrzeuge antrieb.
Die Ansicht Hale's betreffs der chaotischen Vermischung auf den KaroUnen
ist durchaus stichhaltig und andererseits wieder glaube ich, dass neben der
Ansicht Chamisso's, „dass hier der Mensch gegen den Wind, vom Westen
nach Osten sich verbreitete'', auch meine Vermuthung „dass die heutigen
Völker der Karolinen, event. deren Kultur, mit dem Wind, von Osten nach
dem Westen vorschritten ," (denn ein Fahrzeug treibt mehr mit dem Winde
als mit der Strömung, wenn beide nicht gleiche Richtung verfolgen) nicht
unbegründet ist.
Yap, d. 10 Februar 1885.
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TAFEL-ERKLÄRUNG.
TAFEL XI.
Fig. 1-3. Weibliche Tattuirung von Sonsol.
„ 4—6. Männliche ;, n n
„ 7. Seite under dem Arme beim Manne.
ff 8. Die Ringe an dem Vorderarme.
TAFEL Xn.
Fig. 1. Knaben-Schamgüitel.
;, 2. Sonsolscher Hut.
;, 3. Likou.
ff 4. Sonsolsche Hüftmatte. Yap.
;, 5. Mütze. Kapiwan,
jf 6. Maan, Schnur.
f, 7. Periyatan Haken.
„ 8. Sonsolsche Schmuckschnüre.
;, 9. Masiripen,
jj 10. Purgetagun,
„ 11. Parihulri,
f, 12. Haüü.
ff 13. Tapiy.
f, 14. Halsschmuckstück von M6rir.
;, 15. Alter Gay Fischhaken von Bun^*.
TAFEL Xm.
Fig. 1. Kanoo von Sonsol (Ansicht Leeseite).
„ 2, ff ff f, { ff von oben).
ff 3. Paddel. 3a. Durchschnitte durch's Paddelblatt.
;, 4. Querdurchschnitt.
;, 5. Ausleger.
TAFEL XIV.
Fig. 1. Bunäj (St. David) Kanoe (Profil).
„ 2. „ „ ff (Lee Ansicht).
ff S. ff „ „ (Obere Ansicht).
;, 4. Querdurchschnitt.
ff 5. Ausleger-Seite.
TAFEL XV.
Fig. 1. Baun. Gewöhnliches Doppel-Grab.
a. Kopfseite. &. Längsseite, c. Durchschnitt.
„ 2. Umwalltes Grab.
a. Plan. - h, Längsdurchschnitt. - c. Querdurchschnitt.
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Kuhury. ßeitr z. Kenntn. d Karoi ArcJüpels.
Taf. L
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Kuharj Beitr. z. Kenntn . d. Karol. Archipels . Taf M.
J.S.Kdel P.W?^.T.ex-
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Kuhary. Bdtr. z. Keimtn . d. Karol. Archipels . Taf. 111.
1 % %^ t^ i 6 \ B 9 »Utr.
JSKiel PWMTe
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Kubary. Beitr. z. Kenntn . d. Karol. Archipeh. Taf. IV.
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KabaryBeitr. z.Kenntn d Karol s4rchij>els
TafV.
J.5
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Kubary. Brilr. z. KenntnJ. Karol. Archipels.
Ttf.VI.
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P.W.'?ylT.«
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Kubary. Hcitr z.KenntnM.KRrol Ardüpels
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Kuhary. Beitr. z. Kennt n . d. Karol Archipels .
Taf. VIU.
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Kaharv Beitr. z. Kenntn . d Karcä. Archipels
Taf. VC.
1.
4.
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Kabary.Beitr. z. Kermtn . d. Maral. Archipels .
Taf.X.
7.
;-;.,..■ ^v...^
C.S-Kdel
P.V^jVT.cxc.
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Juil)ary. Boilr. z. Kenn tn.d.Karol. Archipels .
TafXl.
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Kuhaty. Beitr. z. Kenntn. d KarvLÄrchtpels .
TafXII.
5.
SJ
J S K. dd .
F^.W.fv'.T.exc.
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Kubary. Beitr. 3LEBantn..d. Kärcl. Archipels .
Thf.xm.
Vi
J S K.del.
P.WJÜTexc.
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Kubary. Beiir. x. Ketmtn. d. Ksrol. Archipels.
TaifXIV.
J.S.Kae;
F^A'MTcx-:
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Kuhary.Beitr z. Kenntn.d.Karol. Archipels.
T^f XV.
K-
3xe.
!.:. K.de]
P.V/MTcxLc
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LIBRARY OF THE
MUSEUM OFCOMPARATfVE ZOOLOQY
DEPOSITED IN THE
PEABODY MUSEUM
0CT13I939
DIE INDUSTRIE DER PELAU-INSULANER i).
GERÄTHSCHAFTEN FÜR JAGD UND FISCHEREI; KRIEGS AUSRÜSTUNG.
Mit Tafel XVI-XXIH.
I. Jagd.
Sobald in der Periode des Westwindes die Kasobünk-^ Gowes-^ Galangl-
und Kaptuy-BSLume reich mit Frucht beladen sind, begeben sich die
Pelauaner mit Vorliebe ins Innere ihrer Inseln , um die jetzt sehr fetten .
Tauben zu jagen. Aehnlich den Samoanern, bedienen sie sich' fQr diese,
merenet genannte Jagd, gezähmter Tauben als Lockvögel; als Jagdgeräth
aber dient Bogen und Pfeil. Diese aus alter Zeit stammende Sitte wird
auch noch heute vielfach befolgt weil solche Jagd nicht nur ausser-
gewöhnliche Aufregung, sondern auch reichliche Beute verspricht, da die
herangelokten Tauben, durch kein Feuergewehr verscheucht, in reicher
Menge erlegt werden können."
Der Jäger richtet sich an einer passenden Stelle ein Versteck, aus
Zweigen und Blättern des von den Tauben besuchten Baumes ein und
umstellt dieses mit den gezähmten Locktauben, die, mit einer dünnen
Schnur an einem Beine befestigt, meist ruhig auf einem Zweige, laut
girrend und von Zeit zu Zeit aufschwebend, sitzen. Die wilden Vögel
kommen nun in die Nähe der stets sehr stattlichen Locktauben und
werden von dem im Verstecke hockenden Schützen, ohne Mühe und
Geräusch erlegt.
Der pelauische Taubenbogen zeigt eine typische, auf der ganzen Insel-
gruppe gleiche Gestalt. Als Produkt der Holzindustrie aufgefasst kann er für
die Fertigkeit der Eingebornen als Beweis dienen , da er aus den mühsam zu
bearbeitenden Luftwurzeln des Nraot (auf Ponape Mayl)^ einer Mangroven-
Art, geschnitzt ist. Trotz seiner zweckmässigen Bearbeitung aber ist er nie-
mals zu Kriegszwecken benutzt, und zwar in Folge seiner geringen Spann-
kraft, auf die auch schon die sehr unvollständige Sehne schliessen lässt.
^) [Vergleiche hiefur: J. Kubaey, Die Pelau Inseln in der Südsee, Joum. des Museum
Godeflfroy Heft IV p. 1 & flf. und Schmeltz & Krause, op. cit. p. 405 & ff.].
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- 118 -
Immerhin ist das Vorkommen dieser melanesischen Waffe auf den Pelau's
von sehr grossem Interesse und steht es für die Karolinen vereinzelt da^).
Die Befestigung der, dem Schaft genau eingepassten Spitze geschieht
mittelst Umhindens mit, über dem Feuer getrockneten Fasern, die aus
dem zerspaltenen Stengel des Nidek^ eines sehr langstengeligen Schling-
farrns mit gegenständigen , tief handformig getheilten Wedeln. Diese Befes-
tigung wird dann noch mit dem Fett der Ändaüv-^nss (Kantern) bedeckt.
Taf. XVI, Fig. 1 zeigt den Bogen (Augär) und Fig. 2 den Pfeil (Bälak).
Der Bogen ist platt, 1.84—1.90 M. lang, 2 — 3 cM. in der Mitte breit
und 2 cM. dick, sich unbedeutend gegen die Enden verjüngend. Die Spann-
weite betragt 1.73 M., die Bogentiefe 16 cM. Die Eingebornen unterscheiden ,
ein unteres und ein oberes Ende; das erstere Fig. la ist breit und dient zur
dauernden Befestigung der Sehne , das letztere spitz und für die jedesmalige
Befestigung des anderen Endes der Sehne, die sonst nicht aufgespannt wird,
dienend , Fig. 16. Auf der inneren Seite des Bogens befindet sich in 35 mM.
Entfernung von jedem Ende, je eine erhabene Kerbe, Fig. Ic, in welcher die
Sehne, sobald der Bogen nicht gespannt, ruht.
Die Sehne (Utürok) ist entweder aus der ZiaramoZ-Faser (Hibiscus)
gedreht, oder sie wird aus vier Strängen des Ltdk-Bastes (die Rinde der
Luftwurzeln der Ficus pseudobanian. An auf Yap, Ayd7i auf Ponape
genannt) rund geflochten. An der unverhältnismässig dicken Sehne wird
ein längerer unterer , der eigentliche Bogen theil (utürok) und ein kürzerer
oberer (hoUel)^ unterschieden ; letzterer in einer Schlinge , den Endknoten des
ersteren ergreifend , und so selbst an dem angül (dem oberen Ende) befestigt.
Die Pfeile (bälak) Taf. XVI Fig. 2 sind untereinander von gleicher Beschaf-
fenheit, werden aber in zwei verschiedenen (2b &c) Grössen angefertigt. Zum
Schuss auf grössere Entfernung werden die 2.13 M. langen, für die Nähe die
1.7M.langen angewandt. In beiden Fällen besteht der Pfeil aus einem, aus dem
jungen i^^^Bambus•Rohr verfertigten Schafte und aus einer, aus verschie-
denem Holze geschnittenen Spitze, die mit Widerhacken versehen ist Die
Länge des Schaftes ist 1.93 M. und bei kürzeren 89 cM., die Dicke 11 — 8 mM.
Die Schäfte werden glatt gerieben, am unteren Ende seicht eingekerbt (Fig. 2a)
und auf den abgefeilten Knotenflächen mit weissem Kalk ringförmig bemalt,
was jedoch bei gebrauchten Pfeilen nicht mehr zu sehen ist. Die Spitzen sind
12 — 20 cM. lang und bestehen aus einem unteren, glatten und abgerundeten
Theile, der durch einen Zapfen in den Schaft eingelassen und aus dem bald
kürzeren, bald längeren oberen Theile, der, je nach der Beschaffenheit der
Widerhaken, verschieden gestaltet ist. In dem System der pelauischen Form
der Spitze, lassen sich dreierlei Typen- unterscheiden : 1) die obere Hälfte
der Spitze ist dreiseitig zugespitzt und die Widerhaken sind längs der
1) [Siehe betreffs des Vorkommens von Bogen und Pfeil auf den Inseln des Stillen
Oceans die Tabelle in Sohmeltz & Krause op. cit. und H. Joüan in „Internationales
Archiv für Ethnographie" Vol. II pg. 109].
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drei Kanten alternierend vertheilt oder auf gleicher Höhe befindlich , odei
2) die Spitze ist vierseitig, mit dichtstehenden Kerben längs jeder Kante, oder
endlich 3) die Widerhaken sind, sich gegenüberstehend, gekreuzt.
Das zu den Spitzen verwandte Holz, ist entweder das der Areca-Palme
oder sonst des nraot oder JiTodop/^^/c-Baumes.
Wird das Yorkomraen des Bogens auf den Pelau Inseln hiedurch fest-
gestellt, so darf dennoch dessen Verwendung nicht aus den Augen,
verloren werden. Er bildet keine Waffe, die der Einwohner gewohnheits-
niässig nait sich führt oder von der er einem Feind gegenüber Gebrauch
macht. Hiefür bedient er sich seiner einfachen Speere oder des Anlöyok^
mit dem er kurze Speere sehr weit werfen kann. Wenn Tetens^) von
einem „Hagel von Pfeilen** spricht, so bezieht sich dies jedenfalls auf die
^Kologodok'' genannten, mit dem Anlöyok^) geworfenen Speere. Dass der
Gebrauch des Bogens ein sehr beschränkter', wird auch dadurch bewiesen
dass ich, über zwei Jahre in Koryor lebend, keinen zu Gesicht bekam,
da die dortigen Einwohner es vorziehen die Tauben auf den Abhängen der
Kohears mittelst des Feuergewehrs zu erlegen. Die Sitte des Mereriet
besteht noch heut, aber auch in sehr beschränktem Grade, auf der nördlichen
Insel und nur wenige Familien sind im Besitz eines Bogens.
Eine zweite den Pelauanern eigenthümliche Art der Jagd ist das
Ansigero oder die Jagd mittelst des Sigero-^^tzQ^. Dies ist ein dreieckiges
aus der Hibiscus-Faser verfertigtes Netz mit ca. 6 cM. weiten Maschen
*) [„Eine Episode aus dem Seemansieben" Hansa, Hamburg 1878 pg. 1270, siehe
auch ScHMELTZ & Krause op. cit. pg. 422. — Was dann das Vorkommen von Bogen
und Pfeil auf Pelau selbst betrifb so liegen noch zwei Angaben vor. Semper: Die Pelau
Inseln im Stillen Ocean pg. 366, sagt: „Neben Speeren spielen Bogen und Pfeile eine
grosse Rolle." Dies steht mit dem durch Kubary bestätigten seltenen Vorkommen in
Widerspruch, bemerkt mag übrigens sein, dass auch Sempfr Bogen und Pfeil als eine
den Papua's eigene Waffe autfasst. Ferner findet sich bei Mac Cluer (B|jdr. taal land-
en volkenkunde van Nederl. Ind. 4 Ser. I,.pg. 264 (1877)) das Folgende: „2 Maart quam
den Pelew'schen Prins mede aan wal, zijnde een sterk gespierd jongoUng, bruyn van
couleur en langharig. Hy deed verscheyden exercitien met zyn pylen die h\j
tot een vorbazende hoogte en lengte kon werpen." Hier dürfte jedenfalls die Zurück-
führung auf die, mittelst eines Wurfstocks grschleudeiton kurzen Speere ohne Weiteres
statthaft sein und zwar schon aus sprachhchen Gründen. „Pjjl" heisst allerdings „P feil'*,
aber die Sprache unterscheidet zwischen „boogpyl, schietp\jl" was den vom Bogen
geschossenen Pfeil bedeutet; und „werppyl" d. i Wuifpfeil, Wurfspeer— Wurfspiess."
Da hier ?, werpen" steht, so wird der Verfasser sicher die letztgenannte Waffe im Auge
gehabt haben. — Des Vorkommens von Bogen und Pfeil und des Wurfstoks auf den
Pelau Inseln haben vnv nach Kubary schon erwähnt in Intern. Arch. f. Ethn. I (1888)
p. 6; betreffs der geographischen Verbreitung des Wurfholzes und verwandter Geräthe
handelten wir ibid. pg. 136/137].
*) [Während Kubary hier von einem „Kologödok'* genannten Speer spricht , erwähnt
er hier einige Seiten spät-er, gelegentlich der Besprechung des Fischfangs eines „Holo-
fUtek** genannten, als den „heutigen gewöhnhchen Kriegsspeer." In der dann weiter
hinten folgenden Behandlung der Kriegswaffen finden wir dass Kubary eines Speeres
„Holhödoh" erwähnt, den er einige Zeilen später ,JIoIohodoh'' nennt, während er den
mit dem Wurf holz gescheuderten Speer selbst dort ^,Aulöyok'% ersteres aber y.Katkövr
nennt. Es liegen hier offenbar betreffs der Namen Feliler und Widersprüche vor, die wir
indes nicht im Stande sind aufzuklären].
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(Taf. XVI, Fig. 3). Es wird zwischen zwei dünnen Bambusrohren ausge-
spannt und an ein drittes, langes und etwas dickeres, den Stiel, befestigt.
Die Grössen Verhältnisse des Netzes sind: Breite an der Basis 1.50 M., LÄnge
der Arme 2.30 M.; Länge des Stiels 2.77 M.
Mit diesem Netze wird in erster Linie nm' der Pt er opus^) gefangen und
geniessen die Einwohner von Eymül in Eymeliyk den Ruf, darin besonders
geschickt zu sein , wie sie denn auch heut noch alljährlich derart Jagden im
Innern gemeinschaftlich veranstalten. Auch in. den übrigen Staaten ist das
Ansigero allgemein bekannt, wird jedoch nur vereinzelt geübt. Der Jäger
fängt, in der Krone des Baumes sitzend, die heranfliegenden Thiere.
Ich selbst benutzte dieses Netz mit gutem Erfolge zum Einfangen der
Emballonura*), des Caprimulgus phalaena^ und der Noctua
podargina*), die sämmtlich bei der Abenddämmerung ziemlich niedrig
die Wohnungen umfliegen.
Auch das Stellen von Fallschhngen ist den Pelauanern bekannt und
hie und da geübt, obwohl sie sich niemals desselben behufs des regelmäs-
sigen Erwerbs der Nahrung bedienen.
Die, bediM genannte, Schlmge wird entweder auf flachem Grunde, wie
z.B. für Hühner (Taf XVI, Fig. 4) gelegt, oder, wie z. B. für den Fang der
Tauben, auf Bäumen (Taf XVI, Fig. 5). Die Schlinge, Bedifd a maik^
besteht aus folgenden Theilen:
Der Omsuvi .(Taf. XVI, Fig. 4a u. 5a) wird durch einen gebogenen
Stengel gebildet, und hat die Aufgabe durch seine Spannkraft die Schlinge
festzuziehen.
Oumdt (siehe b , Fig. 4 u. 5 Taf XVI) ist eine dünne Schnur aus Kokosfaser
oder aus Hibiscusbast gedreht, die an das Ende des vorigen befestigt wird und
deren Ende die Schlinge bildet. Zwischen dem Spanntheile (a, Fig. 7) und
der eigentlichen Schlinge (ö, Fig. 7) ist ein kleiner Halter von Holz
(c, Fig. 7) angebracht, der zum Stellen der Schlinge dient. Der Omsüul
(a, Fig. 4 u. 6) wird nämlich durch den Oumdt (&, Fig. 4 u. 5) niedergebo-
gen bis der kleine Halter, Karäbiey^ unter den Bogen, der ebenso
benannt wird (c, Fig. 6) greift. Sobald nun hier die eine Hälfte an den
Bogen lehnt, wird die untere Hälfte durch ein Querstäbchen, Oiüöik ge-
nannt (d, Fig. 6) festgestellt, und somit die die Schlinge zuziehende Krafli
erzeugt. Der Oulöik ist von einem leichten, Ätdäol (e, Fig. 6 u. 4) genannten,
aus einzelnen Reisern verfertigten Boden , auf welchem nun die Schlinge
») [P. Keraudreni, Q. & G. — Für die faunistischen Angaben siehe die Kataloge
IV & V des Museum Godeffroy].
») [Emballonura fuliginosa Tomes].
*) [Proc. Zool. Soc. 1872 pg. 91 und Dr. 0. Finsch: Die Vögel der Pelau Gruppe.
Joum. Mus. God. Heft VIU pg. 13 ff.].
<) [P. Z. S. 1872 pg. 90. und J. M. G. Heft VHI. pg. 8 ff.].
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ausgebreitet wird , versehen. Der leiseste Druck auf den Boden drüekt den
Halter herunter und , vom Widerstände befreit, schneit er mit der Schlinge,
die sich um die Füsse des Huhns zusammenzieht empor. Um nun das
Huhn zum Betreten des verrätherischen Bodens zu bewegen wird in
der Verlängerung der Längenachse der ganzen Vorrichtung, die &rs, ein
kleiner Zaun aus Reisern errichtet, so dass allein ein Durchgang über den
Boden hin möglich ist. Als Lockspeise wird an beiden Seiten etwas
geschabte Kokosnuss hingestreut.
Die Tauben-Schlinge, bedikl a bolökol^ wird, nach demselben Prinzip,
an irgend einem Zweige nahe einer Frucht angebracht. Der AvMol ist hier
jedoch nur durch ein Stäbchen vertreten, auf dessen Ende ein Querstück,
der Oulöik^ befestigt wird. Die Taube welche sich auf dieses Stäbchen niedersetzt,
löst dadurch, den Halter und bewirkt so das Zuziehen der Schlinge (Fig. 8).
Eine , tutobagey genannte Schlinge besteht aus einem kdbelüdus (a, Fig. 9)
einem bogenförmigen, mit beiden Enden im Boden steckenden Zweige,
an dem eine oder mehrere Schlingen, ebeVs^ befestigt sind. Das Huhn
oder der Porphyrio\ fQr den Fang welcher beiden Vögel diese Falle
gewöhnlich gestellt wird , werden durch beiderseits der Schlinge eingesteck-
tes Gesträuch gezwungen unter dem Bogen durch zu gehen, wobei der
Kopf des Vogels in eine der Schlingen gelangt, welche sich, je mehr sich
das Opfer sträubt, desto fester zusammenzieht.
Aehnlicher Art ist die folgende Schlinge für wilde Hühner. Durch das
Keimloch einer halben Kokosnussschale , wird eine Schnur gezogen, deren
eines* Ende an irgend einem Gegenstande befestigt wird, während das
andere zu einer Schlinge geformt, quer über der Nusshälfte sich erhebt.
Die in die Schale gestreute Lockspeise verleitet den Vogel den Kopf in die
Schlinge zu stecken und sobald er denselben emporhebt, zieht sich diese
zusammen und jede fernere Bewegung des sich wehrenden Vogels beschleu-
nigt nur den Erstickungstod desselben. (Fig. 10).
Zum Einfangen zahmer Haushühner bedient man sich manchmal
einfach eines eisernen Topfes, unter den etwas Nahrung gestreut wird und
dessen einer Band durch ein untergestelltes Stückchen Holz, an das eine
Schnur befestigt wird, emporgehoben ist. Sobald ein Huhn sich unter dem
Topf befindet zieht der, in der Nähe wartende Eigner der Falle die Holz-
stütze weg. Auf ähnliche Weise . wird aus einem alten Netze eine Art
Fangkäfig verfertigt, dessen Eingang nach Eintritt des Huhnes, rasch
versperrt wird*).
1) [Porphyrio pelewensis H. & F. - J. M. a. Heft VIII pg. 39].
«) Die in Schmeltz & Krause: Die ethnogr. anthrop. Abth. d. Museum Godefifroy
pag. 422 unter N«. 746 notierte Vogelfalle, konnte ich für die Pelau-Inseln trotz sehr ein-
gehenden Erkundigungen nicht konstatieien. Der einzige pelauische tutobägey-KS&g ist
keine Falle, der Eingang ist offen und muss nach dem Eintrit rasch versperrt werden.
Jedenfalls stammt die 1. c. ei*wähnte Vogelfalle nicht von den Pelaus , sondern von den
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Mit der Hand zugezogene Schlingen waren früher auch gebräuchlich
und wurden dieselben an den, mit Wasser gefüllten Astlöchern, wo die
Tauben zur Tränke kamen, gelegt. In trockener Jahreszeit goss man
eventuell Wasser in derart Löcher um die Vögel anzulocken.
Es ist natürlich dass seit der Zufuhr von Feuerwaffen die Bedeutung
des Schlingenstellens , fast gänzlich erlosch und wird solches heut nur
noch durch Knaben des Vergnügens wegen betrieben.
Der Vogelfang mittelst Leimruthen, onuiyut^ ist auf den Pelau-Inseln
ebenfalls bekannt, obwohl meist nur von Knaben angewandt. Der Saft des
Brotfruchtbaums , welcher die Eigenschaft hat sich an der Luft zu verdicken ,
bildet einen vorzüglichen Klebestoff und wird deshalb als Vogelleim benutzt.
Der Vollständigkeit wegen müssen hier noch zwei Jagdgeräthe die
von den Pelauanern benutzt, obwohl von Manila-Leuten eingeführt, erwähnt
werden: das Blaserohr und die Eattenschlinge.
Das Blaserohr, tdütputk^ ist ein 3 bis 4 M. langes Bambusrohr mit
ca 10 mM. weiter Oeffnung, welches gewöhnlich aus zwei Stücken, die durch
ein dickeres Rohr zusammengefügt und aneinander gekittet werden , besteht
und mittelst dessen die jungen Leute kleine Pfeile gegen niedriger sitzende
Vögel mit nie fehlender Präzision blasen. Die Pfeile sind entweder einfach
spitz, oder mit den üblichen Widerhaken versehen. Des eine Ende ist
mit Kokosfaser umwickelt (heute wird dazu gern Baumwolle oder gewöhn-
liches Zeug genommen), um die Luft im Rohr hinter dem Pfeil abzuschliessen ^).
Taf XVI Fig. 11 zeigt ein solches Blaserohr im Durchschnitt und Fig.
12 einen Pfeil in etwas grösserem Massstabe.
Die Rattenschlinge, bedikl a peab (Fig. 13) besteht aus einem ca 45 mM.
dickem Rohre von beliebiger Länge in dessen eines Ende ein steifer Zweig
eingelassen wird. An das Ende dieses Zweiges wird eine dünne, starke
Schnur befestigt, deren unteres Ende mit dem vorderen des dicken Rohres
derart verbunden wird, dass sie erst durch ein Loch in der oberen
Wandung des Rohres geht, und dann in einem daneben befindlichen durch
einen Knebel festgehalten wird, so dass bei dem Aufschnellen des Zweiges
die Ratte durch die erwähnte Schlinge gegen die obere Wandung gepresst
wird. Das Stellen geschieht mittelst eines Holzhakens, der mit einer, sehr
Central-Karolinen , da auch noch viele andere Gegenstände, die mir sicher von dort
bekannt und die in früheren Zeiten mit der allgemeinen Bezeichnung „Karolinen"
nach Hamburg kamen, inthümlicher Weise unter den Gegenständen von Pelau aufge-
führt sind.
*) [Das hier erwähnte Blaserohr nebst Pfeilen findet eine, fast genau damit überein-
stimmende Parallele in dem noch heut in den Preanger Regentschaften Java's für das
Vogelschiessen gebrauchten, wie uns Exemplare im ethnographischen Reichsmuseum zu
Leiden lehren].
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seichten Einkerbung in den Rand einer etwas grösseren Öflöinung der
oberen Wandung des Rohres greift, und auf dessen Spitze die Lockspeise
gesteckt wird^).
2. Fischerei.
In Folge der so sehr günstigen Beschaffenheit der pelauischen Küsten
und des dadurch bedingten Reichthums an Seethieren , wie auch des
Ueberflusses an Bambusrohr, Schlingpflanzen mit, für Fasern verwerthbaren
Stengeln und an ausgezeichnet gutem Bauholz für Fahrzeuge, sind die
Pelauaner im Allgemeinen tüchtige Fischer geworden und nehmen in dieser
Hinsicht den ersten Rang in Mikronesien ein.
Die Fischerei auf den Mariannen verdient kaum der Erwähnung, auf
Yap ist dieselbe in Folge der Armuth an Fischen ebenfalls sehr beschränkt;
auf den Central-Karolinen nach meinen Beobachtungen nur auf Nukuoro
hochentwickelt, dagegen auf Ruk und Mortlock schon im Verfall begriffen,
besonders auf Ruk, wo die Ausübung derselben hauptsächlich den Frauen
überlassen wurde. Auf Ponape wo beide Geschlechter an der Fischerei
theilnehmen finden wir vorwiegend die Netzfischerei entwickelt; weiter
nach Osten, auf der Marschall-Gruppe nur das Angeln des Thynnus auf
hoher See. Nur auf den Pelau-Inseln , und zwar in höherem Grade als
auf Nukuoro, findet sich eine beinahe gewerbsmässig entwickelte Fischerei,
die nicht nur die Befiiedigung des eigenen Bedarfes, sondern auch einen
geregelten Verkauf der Beute zur Aufgabe hat und mit deren Betrieb sich
ausschliesslich die Männer befassen. Die Frauen sind vom eigentlichen
Fischfang ausgeschlossen und befassen sich, hauptsächUch in der Zeit des
Süd- West-Monsuns, wo die Ebbe am Tage stark hervortritt, nur mit dem
Aufsuchen verschiedener anderer Seethiere, was in Folge des Ueberflusses
an schmackhaften Fischen, mehr eine Sache der Sitte und des Geschmackes,
als eine Folge des Nahrungsmangels ist.
Der Fischfang in kleinerem Masstabe, der in dem Erlegen der während
der Fahrt angetroffenen Fische mittelst des Speers besteht und y^omürok a
nigeP' oder kurzweg ^mdüikes a nigeV heisst, ist zweifelsohne jedem Einge-
bomen geläufig. Als Fanggeräth dient ein , als einzackiger, ,,piskan'' oder, als
vielzackiger, „taof genannter Speer; im Werfen desselben besitzen schon
die Knaben grosse Fertigkeit.
Vor Einführung des Eisens war der Fischspeer ganz dem heutigen
gewöhnlichen Kriegsspeer, „holohetek" genannt, ähnlich. In einem langen
i) [Rattenfallen gleicher oder fast ähnlicher Form finden sich auch auf vielen Inseln
des malayischen Archipels; so liegen uns, mit den von Kübary erwähnten übereinstim-
mende Exemplare von den Bataks auf Sumatra und von Bima auf Sumbawa vor. Von
Nias erwähnt Modigliani, Un viaggio a Nias p. 602 eine sehr ähnliche Form und bildet
selbe ab].
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Bambusschaft war eine, mit kurzen Wiederhaken versehene, aus dem
Buuk'Rolze (Area Catechu) verfertigte Spitze befestigt. In neueren Zeiten
ziehen die Insulaner Eisen vor und verstehen sehr gute Speerspitzen zu
verfertigen. Oft verwenden sie dazu die Bajonette unsei'er Gewehre oder
schmieden aus, von den Schiffen erworbenen Bolzen viereckige oder runde
Stangen die sie dann meistentheils auf kaltem Wege, durch Ausfeilen mit
den.nöthigen Wiederhaken versehen. Die Spitze eines gewöhnlichen j^piskan'*
ist ca 50 cM. lang und gegen 8 mM. dick, und solcher dient zum
gewöhnlichen Gebrauche fdr Fische aller Grössen. Jedes Fahrzeug, das ftlr
irgend welchen Zweck zur See geht, hat wenigstens einen solchen Speer
mit. sich (Taf XVI Fig. 14) und es ist selten, dass der Obmann der
Insassen ohne zufällig angetroffene Beute ans Land zurückkehrt.
Der „Taof* besteht aus einem Speer mit einer gewöhnlichen Buuk-
Spitze, rund um welche dann noch mehrere andere, mit Widerhaken
versehene, befestigt werden (Fig. 15). Dieser Speer wird gewöhnlich für
die Fistularia- und Belone- Arten gebraucht und heisst: täot a sogös. Für
die kleinen Sardinen- und C ar an x- Arten, die in der Zeit des Süd-West-
Monsun massenhaft an der Küste vorkommen, wird der „täot a makabutV
gebraucht der dem vorigen ganz gleich ist und nur zahlreichere, kleinere und
glatte Spitzen besitzt^).
Der nächst wichtigste Zweig der Fischerei ist das Angeln, manrid
anikiel^ worin die Pelauaner äusserst bewandert sind. Die alterthOm-
liche Weise des Angelns zeichnet sich durch Einfachheit und dabei doch
durch grosse Zweckmässigkeit aus, und wird noch heute geübt. Die dabei
angewandte Angel heisst y^thothoV und besteht aus einem Schwimmer
„golüthok^'* aus angetriebenem Holzmark verfertigt, an welchem zwei Fisch-
leinen aus siUt (Kokosfaser) oder karamal (H i b i s c u s) befestigt sind. Der thothob-
Haken aus einem geraden an beiden Enden scharf zugespitzten Stückchen
J^Vao^Holz geschnitzt, ist mit seiner Mitte an der Leine befestigt und liegt
mit ihr parallel wenn der Köder angesteckt ist. Solchergestalt bietet sich
dem Fisch kein Hindernis den Haken zu verschlucken, der, tief in den
Rachen und Schlund eindringend, sich dort bei den -Fluchtversuchen des
Fisches, quer in die Wände einhakt, in Folge dess die Erlangung der Beute
hier viel sicherer ist, als beim Gebrauch des krummen Hakens. Der Betrieb
der Angelfischerei hat für den Fischer fast keine Unbequemlichkeit zur
Folge, indem die ganze Angel frei aufs Wasser geworfen und durch den
Fischer dann, vom Lande aus, der herumtreibende Schwimmer beobachtet
wird. Sobald dieser durch regelmässige Bewegung das Anbeissen .eines
>) piese Form scheint eine weite Verbreitung über die benachbarten Gebiete der
Inseln des stillen Oceans zu haben. So kennen wir z. B. Exemplare aus Nordwest- Neu
Guinea und dem Neu Britannia- Archipel; aus den Salomo-Archipel erwähnt Guppy
(The Solomon Islands p. 153) dieser Form. Von den Societäts Inseln erwähnt Ellis
(Polynesien Researches I p. 143) einer ähnlichen].
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Fisches verräth, sucht er letzteren zu erreichen, was leicht gelingt da der
Fisch durch den verhältnismässig grossen Schwimmer leicht ermüdet
wird. Taf. XVI Fig. 16 zeigt (ftese primitive Angel, Fig. 17 den Haken
allein. Eine ähnliche Art Angel, namentlich für junge Gerres-Fische ver-
wandt, ist der „bigd.'' Der. Haken ist hier aus der bedornten Rippe des
Pandanus-Blattes , und der kleine Schwimmer aus dem Marke des Hibiscu s-
Baumes verfertigt i).
Bigöl heisst eine gewöhnliche Angelschnur mit kleinem , eisernem Fisch-
haken und ohne Schwimmer , die an einer in den seichten Grund gestossenen
Angelruthe befestigt und vom Ufer aus beobachtet wird. Das Zittern der
biegsamen Angelruthe kündigt das Anbeissen des Fisches an.
Die vorerwähnten Arten des Angelns sind jedoch für die Erwachsenen
von untergeordneter Bedeutung, diese betreiben das Manreel^ das Angeln mit
sehr langen Handleinen in tiefem Wasser. Hier wird das erfolgreiche
Angeln eine Kunst und hängt gänzlich vom dem Verständnis des Anglers
für diese ab; deshalb ist auch nicht Jederman ein guter Angler. Ausser der
genauesten Kenntnis des Fischgrundes, der Lebensweise der zu angelnden
Fische und dem Vertrautsein mit der Handhabung der Leine, muss der Angler
noch zahlreiche abergläubische Gebräuche erfüllen und manche Beschwö-
rungsformel an die Seegötter beherrschen, ehe er sich mit Recht einem
„Koreomd" d.i. einen „Meister-Fischer" nennen darf.
Die moderne pelauische Fischangel besteht aus einer bis 100 Faden
langen, 3—4 mM. dicken Hibiscus-Leine an deren unterm Ende ein, oder
mehrere eiserne Fischhaken befestigt sind '). Diese letzteren sind durch
separate Leinen mit der Hauptleine, die nahe ihrem Ende einen Senker
„orümk^" trägt, den die Eingebornen sehr geschickt aus Blei in Bambus-
formen zu giessen verstehen, verbunden (Taf XVII Fig. 1)^).
In alten Zeiten benutzten die Pelauaner aus Schildpatt verfertigte
Fischhaken, die auch noch heute für gewisse Arten der Fischerei ihre volle
Bedeutung behalten haben , obwohl für. das gewöhnliche Angeln auf den
Makesengl-Gründen , d. i. in den Passagen und unfern der Riffe nach Aussen ,
ausschliesslich die europäischen, eisernen Haken mit dem Senker benutzt
werden.
Die alterthümlichen , stets noch hoch geschätzten, und in Ehrfurcht
und Aberglauben vererbten Fischhaken aus Schildpatt werden nur noch
zum Angeln auf offener See , zu dem sogenannten Honodol gebraucht, dessen
Zweck das Fangen der Coryphaena und hauptsächlich des Haifisches ist,
und dessen Leitung auch für den erfahrensten Koreömd als der wichtigste
') [Eine fast genau damit übereinstimmende Form liegt im ethnogi*aphischen
Reichsmusenm aus Ost- Neu Guinea vor].
^ [Hiefür finden sich vielfache Parallelen von den Inseln des m'alayischen Archipels. — ]
*) [Prof. Weber ei*wähnt Gussformen aus Bambus von Flores. Siehe : Ethnographische
Notizen über Flores und Celebes (Int. Arch. f. Ethn. Bd. III Supplement) p. 16].
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Zweig der gesammten Fischerei gelten muss. Bei dem Honoäol wird vorerst
ein fliegender Fisch, der Go/c, gefangen und dann mittelst dieses entweder
die Coryphaena geangelt oder der IMfisch in die Schlinge gelockt.
Für den Gok-Fsng dient die Jfrer-Leine und der DefeVHaken. Die
Leine, ca. 15 Faden lang, ist aus mit gedreht, ca. 3 mM. dick und wird
am Ende des, mit guter Brise segelnden Kanoes befestigt. Der Ddeu ist
ein , dem thothob ähnlicher Schildpatthaken , nur dass er in der Mitte etwas
winklig gebogen und an dem einen Ende spitz, dem andern etwas dicker
bis breit scharfkantig ist (Taf. XVII Fig. 2). Für den Fang des Kersüuk
(Coryphaena) dient der inova kersünk-Raken (Taf. XVII Fig. 3) auf den
ein Stück des Gok gesteckt wird. Die zu diesem Haken gehörende Leine
ist aus Hibiscus und heisst j^mrenef; sie ist von der Länge der Ifrer-Leine,
wird aber frei in der Hand gehalten.
Für den Fang des Haifisches wird die, bis 5 mM. starke, aus Mt
gedrehte Onwr-Leine verwandt, deren separat aus Hibuscusfaser gedrehtes
Ende einen Schwimmer trägt. Das Ende dieses Ansatztheiles der Oriur ist
geflochten, und dient für die Befestigung des Gok's als Köder für den Hai-
fisch. Die Oriur wird mit der freien Hand geleitet und läuft durch eine,
aus einem dicken Sz^^Taue improvisierte Schlinge , in welcher sich dann der
Haifisch , dessen Aufmerksamkeit gänzlich durch die Lockspeise in Anspruch
genommen , fängt und unter der Brustflosse festgehalten , durch Schläge auf
den Kopf betäubt und getödtet, nach dem Lande geschleppt wird.
Ahval Taf. XVII (Fig. 4) ist der früher für's Angeln auf tieferen Stellen
gewöhnlich verwandte Haken, der sich von dem vorigen durch den Mangel
des äusseren Widerhakens und die geringere Grösse unterscheidet^).
Als Köder ,jWäwor* wird fdr das Angeln am liebsten der Bicgisän^
eme Octopus-Art verwandt und sonst für die Fische der Hochsee das Fleisch
der kleineren Strandfische. Ausserdem sind als besondere Köder-Arten
bemerkenswerth : Pagurus-Krebse (Gum) fQr die ^Äo^Äoö-Leine , der G^ulath-
') Die in dem vorerwähnten Werke von Schmeltz unter N®. 212 notierten und im
Journal des Museum Godeffroy Heft IV Tafel 4 unter 4a und 4& abgebildeten Fischhaken
stammen gleich wie der unter N<*. 6 abgebildete Halsschmuck nicht von den Pelau-Inseln.
Fischhaken ähnlicher oder ganz gleicher Form sind mir von den St. Davufe-Inseln
bekannt wohin sie indessen von den Einwohnern von Biin (Polo Anna) und Sonsorol
gebracht wurden. So erhielt ich am 10. April '83 einen solchen Fischhaken von Capt.
Henderson, der Sonsorol-Leute an Bord hatte, und vernahm zugleich dass diese Haken
dort das Geld vertreten [Siehe vom Taf. XII, Fig. 7]. Die Hermit-Insulaner sollen gern
Halsbänder aus ähnlichen Stücken tragen, und da Capt. Tetens, von dessen Reisen
diese Gegenstände stammen, diese Inseln besuchte, so scheint eine arge Verwechslung
statt gefunden zu haben, die leider beinahe bei allen TsTENs'schen Ortsangaben sich
bemerkbar macht. In Folge solcher, nachti-äglich gemachter, dem Scheine nach genauer
Angaben ist nicht nur die so schöne Taf. 4 Heft IVJourn. d. Museum Godeffroy für die
Ethnographie der Pelaus ganz wertlos geworden, sondern in die Schilderung der Industrie
der verschiedenen Inseln des Karolinen Archipels ist eine heillose Konfusion gebracht,
deren Abstellung mir bei der gegenwärtig vorgenommenen, systematisch ethnographischen
Untersuchung der Karolinen eine sehr unliebsame, aber unumgänghche nothwendige
Pflicht werden muss.
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Wurm (eine N er eis) für die Bigd- Angel ^ zerstampfte Carpilius^) für einige
Hochseefische die nahe dem Riffe leben.
Das Angeln der Fische richtet sich nach der Zeit und wird haupt-
sächtlich während der EaÄ-Periode betrieben, da dann die Windstillen und
westlichen -4wa6ar/A- Winde das Fischen ausserhalb des Riffs gestatten.
Dagegen wird das Honoaol während des regelmässigen Nord-Ost-Passates
unternommen, wo das reichlich vorkommende Treibholz (Kotäor) die ver-
schiedenen Haifischarten, die Coryphaena, den Tunk afioaol^ denMage&p-
Caranx ankündigen. Während dieser stürmischeren Periode ist das Angeln
nur auf das innere Gewässer, mit dem Thothöb und dem Bigöl^ die mehr
von Knaben gehandhabt werden ,. beschränkt.
Bei dem Angeln mit der langen, „dyoth'* genannten Leine (deshalb meZ«/o^Ä=
diese Art des Angelns) wird das Fahrzeug durch einen , an einem der Buge
sitzenden Mann mittelst einer Paddel je nach den Weisungen der eigentlichen
Fischer geleitet. Die gefangene Beute besteht gewöhnlich aus Grund- und
Tiefseefischen in beschränkter Artenzahl. Zu diesen gehören die grossen
Ser ran US-Arten: Pasalohik (Ser. louti), Ätomagäy (mehrere Serranus-
Arten und Plectropoma) und die Malanmuth^ Kaböub^ Arakrük^ Tunk-
ipthcU und Gudul genannten Fische.
Bei dem „ornidhoJd'' genannten Angeln mit der kürzeren ftidÄoW-Leine ohne
Senker, wird das Fahrzeug in ca. 10 Faden Wasser verankert; die hier
gefangenen Arten sind etwas zahlreicher , obwohl immer nur in beschränkter
Weise die Formen der inneren Lagune repräsentierend. Hier kommen die
Mesoprion, Holocentrum, kleinere Serranus- Arten, u.a. vor.
Der Betrieb der Fischerei ist mit vielen, mit religiösen Anschauungen
in Verband stehenden Gebräuchen verbunden und das wirkliche Ansehen
des Koremnel hängt nicht nur davon ab, weil er die nöthige Fachkenntnis
besitzt, sondern weil er die verschiedenen Beschwörungsformen versteht
und so zu sagen, ein „Priester der Fischer-Religion" ist*)*).
Die gelegentlich des, auf der ganzen Gruppe frei geübten Angelns
beobachteten Gebräuche sind allgemein bekannt und beschränken sich
hauptsächlich auf ein, auch auf all den andern Inseln der Süd-See beste-
hendes Verbot des Umganges mit Weibern, da dies unausbleiblich einen
schlechten Erfolg des Zuges herbeiführen soll. Die Fischleinen werden am
vorgehenden Tage sorgfältigst nachgesehen und geschickt aufgehangen. Beim
Aufbruche zum Fang reissen die Theilnehmer dieselben gewaltsam ab und
gehen gebückt und mit erhobener Angel in der Hand, die äusserste
Schweigsamkeit beobachtend. Das Besprechen des zu erwartenden Erfolges
>) [C. maculatus Rumph und C. convexus Forsk.].
•) [Siehe vorn pg. 123].
i) [Siehe: Kubaby; Die Religion der Pelauer in Bastian: Allerlei aus Volks- und
Menschenkunde pg. 12].
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ist ebenfalls verpönt. Das Wichtigste vor der Abreise ist aber die Beschwörung
des Fahrzeugs, die ebenfalls an dem, derselben vorangehenden Tage durch
den Hamptführer vollführt werden muss'). Derselbe nimmt Taro mit sich
und begiebt sich an den Strand wo das Fahrzeug noch auf den Unter-
hölzern (Gay)^ mit dem Buge nach der See zu, aufgestellt ist. Hier opfert
er an dem , dem Innern zugekehrten Buge etwas Taro dem Gotte Obagdth und
.an dem entgegengesetzten dem Gotte Metimräsak^ beide anflehend fOr
gute Beute zu sorgen und die Fischleine vor Haifischen und vor Ver-
wicklungen an Felsen zu schützen. Bei der Abreise, am folgenden Tage,
opfert er wieder etwas zerbröckeltes Taro dem Gotte Ayekathel todkl. Somit ist
jeder Erfolg gesichert und wenn dieser dennoch ein ganz schlechter geworden,
dann haben es die begleitenden Männer aufdieseoder jene Weise verschuldet.
Alle diese religiösen Gebräuche treten besonders bei dem Honoäol hervor,
welches ein das ganze Land angehendes Ereignis ist und weithin besprochen
wird, weil es nicht nur den Ruf der Theilnehmer erhöht, aber auch grossen
Nutzen bringt. Die gefangenen Fische werden nämlich von den Häuptlingen
angekauft und, der ganzen Bevölkerung zum festlichen Schmause, öffentlich
zertheilt *). Das Honoaol wird nur auf der Windseite der Pelau-Inseln betrieben,
und zwar vorwiegend nur im Norden der Gruppe. "Dem entsprechend ist die
Zahl der, des Honoaol kundigen Koreömd nur auf drei beschränkt, je
einen zu KoyqiU in Eyrray^ Narupesan in Molegoyok und Kekläu in
Änararth. Von diesen ist der alte Iranathkibükul von Narupesan ^ ein
Sohn des vorletzten Koenigs von Molegoyok^ der höchst angesehene und
wird ihm nicht nur die genaueste Fachkenntnis zugeschrieben, aber auch
manche übernatürliche Kraft über die See im Allgemeinen. So steht es
z.B. in seiner Macht die wilden Wogen der Sturmfluthen zu beruhigen,
wofür er eine besondere , eigene Paddel führt ; ferner hat er u. A. die Gabe
der Hellseherei auf der See und versteht aus der Richtung vorbeitreibender
Gegenstände und der Wolken künftige Schicksale zu prophezeien. Deshalb
sind auch Alle stets auf seine Rückkehr von dem Honoaol sehr gespannt und
das Oberhaupt des Landes selbst verschmäht es nicht ihn am Strande
zu erwarten und um Nachrichten zu fragen. Mit diesem sonderbaren
Seezauberer, der übrigens ein höchst gutmüthiger und bescheidener Alter
ist, brachte mich der Zufall in sehr intime Beziehungen und ihm verdanke
ich hauptsächlich die eingolienderen Mittheilungen über die pelauische Fischerei,
Für das Honoaol wird ein möglichst grosses und gutsegelndes Fahrzeug
ausgesucht, dessen Instandsetzung viele, der Abfahrt vorgehende Tage in
Anspruch nimmt. Der Eigenthümer des Fahrzeuges hat einen Antheil an
der Beute, da jedoch in Molegoyok die entsprechenden Fahrzeuge dem Koenige
') [Siehe: Kübary; Die Religion der Pelauer pg. 50, 51: Seegottheiten und ihnen
dargebrachte Opfer].
«) [Siehe: Kitbary; Todtenbestattung auf den Pelau Inseln pg. 8 und Die Religion
der Pelauer pg. 40]
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- 129 ~
Araklay gehören , so hat der berühmteste Fischer Pelau's eigentUch nur ein
mühevolles Ehrenamt zu erfüllen, da der Hauptn utzniesser der Koenig ist.
Nachdem nun das Fahrzeug fertig und der Tag zur Abfahrt bestimmt ist,
unternimmt der Koreömel das ^meanelgay'\ das Beschwören der Querhölzer
auf welchen das Fahrzeug liegt. Das dem Lande zugekehrte Ende desselben
steht unter dem Schutze des Köupathelöu^ das andere unter dem des
Amerekrik und der Ausleger unter dem des Golubas, Jedem von diesen
Xalith*s wird ein ^^tiakV\ ein besonders zusammengelegtes Kokosblatt, welches
das einheimische Andönth-GQX^ vorteilen soll, geopfert, indem dasselben eben
die gay'^ und den dosömel (Ausleger) gelegt wird, wobei von jedem der
Götter durch ein Gebet eine besondere Gunstbezeugung erbeten wird^).
XöupatMöu tiagith rlkith — tiagith audöuth. Klugük kith a nior a
key. Kan omankar er niy ^ tagän a mey-ko mo kodir^ ko ra d fney andöuth
me piskak^ mo unü-ma koyelak'\ sagt der Koreömel zu dem Köupathdöu^
d. h.: „hier ist unser Fahrzeug - hier ist Geld. Morgen
gehen wir zur See. Bewache es, wer kommt — tödte ihn,
so dass wenn er mir Geld giebt, er gut wird und warte
auf mich." Der Amerekrik wird ersucht um; ^^Kliigük korged/uy nigiel
mey a amlay^ a Utk a mey ni dohör a molöik'\ — „morgen halte fest
die Fische, so dass wenn wir zurück kommen, ein Tanz sich
erhebt*)." Der Golubas soll den „melbäV\ den bösen Zauber abwenden.
Nach der Beendigung dieser Beschwörungen, wird sich Niemand dem
Fahrzeuge nahen, der Koreömel aber begiebt sich nach Hause und bringt
seine mrer- , mrenet- und Omr-Leinen in Stand. Spät Abends unternimmt er
des lUsdk adhalepthep^ d. h. er nimmt das geschabte Fleisch junger Kokosnüsse
auf eine Schüssel und setzt dieselbe auf den reaM^ eine Art Boden längs
einer der Wände der Hütte, auf welchem des werthvollere Eigen thum
aufbewahrt wird und der auch als Opferplatz für die Hausgötter gilt 3). Das
Opfer wird hier den ^blafhek'\ den verstorbenen Vorfahren und dem beson-
deren Familien- oder Hausgott gewidmet und soll den Fang des Gok^ von
dem des Erlangen des Haifisches abhängt, sichern.
•) [Siehe auch Todtenbestattung auf den Pelau Inseln p. 8. 9. Der Gebrauch des
Opfems von, in eigenthümh'cher Weise zu Schlingen etc. gefalteten Blattstreifen scheint
weit verbreitet zu sein. So liegen uns solche von den Dayaks von Koetei und den
Buginesen von Celebes aus dem Malayischen Archipel und von den Gilbert-Inseln aus
dem Stillen Ocean im ethnographischen Reichsmuseum vor. Siehe auch : Dr. B. F. Matthes :
Ovar de Bissoes of heidensche Priesters en Priesteressen der Boeginezen. Amsterdam 1872
pg. 36 ff. & pl. IV; sowie R. Parkinson: Beiträge zur Ethnologie der Gilbert Insulaner
(Intern. Archiv f. Ethnographie Vol. II, p. 44) und J. G. F. Riedel, De sluik en kroes-
hangen Rassen pl. XXVI Fig. 9 (Aaru Archipel). Eine Parallele dazu, als üeberbleibsel
aus heidnischer Vorzeit, bildet ein aus Weidenrinde geknüftes, und „Trudenfuss" genanntes
Kreuz welches Bauern bei Landshut in Bayern zur Osterzeit auf die Aecker stecken ,
um die Ernte vor bösem Einfluss zu sichern. Siehe: Am Ür-Quell II pg. 24].
*) [Betreffs der Beschwörungsformeln sei bemerkt, dass, da viele Stellen in selben
uns unklar geblieben, wir dieselben mit ganz geringen Ausnahmen, genau so wieder-
gegeben wie solche im Manuskript durch Kubary geschrieben].
») [Siehe Religion der Pelauer pg. 11].
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Am Tage des Aufbruches begiebt sich der Koreömd am frühesten Morgen
an den Strand um das omsübut a^oaW, das „Benachrichtigen der See"
zu vollbringeü. Er nimmt das ^^peldliebütK' genannte (Taf. XVII Fig. 5), von
dem jßakr (Fig. 6). verschiedene Blatt-Opfer^) und zwei Nüsse mit sich , und
geht nach dem j,kaldükl'\ einer viereckigen, steinernen Estrade, die
an keinem Landungsplatze Pelaus fehlt und, vor dem Eingange zum Dorfe
gelegen , bestimmt ist die versammelten Häuptlinge des Platzes aufzunehmen.
Hier ist auch der Aufenthaltsort der KalitKs, In einer Ecke dieses steinernen
Vierecks steht ein ,jPthauk'\ ein aufgerichteter, einzelner Stein; in der
Mitte desselben ein riesiger Calophyllum-Baum, dessen mächtige Krone
den ganzen Platz weit über das Viereck hinaus beschattet. Bei dem Pthauk
legt der Koreömd einen pddhebuth nieder und ruft den Haupt-Gott des Platzes
an, also z.B. in Narupesan den Ai(;gd d Kcdith, — „Äicgd tiagüh MolMem^
nak mo two kalakan a mesvbutara toäU^ diäk a kikeriy maknit mey a
nakV — „Augel hier ist dein Eigenthum, ich gehe heute die
See zu bereiten, komme nicht des geringste Böse über
mich." — Dann auf die Höhe der Mitte des Kaldukl gelangend wendet
er sich an die Götter des Landungplatzes: „Arigekath, entfernt das
Böse von mir, meinem Hause und dem Lande Molegoyok."
Hiemach eine Nuss nach der nördlichen Hälfte des Strandes tragend, legt er
dieselbe dort auf die Erde und ruft die Götter des Strandes, die unter dem
Namen Arhau begriffen werden, an. Dasselbe wiederholt er auf der südlichen
Hälfte, womit am Lande die Beschwörungen ihr Ende erreicht haben.
Inzwischen haben die Leute das Fahrzeug schon ins Wasser gebracht
und warten geduldig auf den heimkehrenden Meister. Zur Fahrt ist Alles
bereit, Nahrung wird nicht mitgenommen, nur wenige ausgesucht gute,
Kalsäko genannte Taro müssen für die, manchmal zwei Tage lange Fahrt
ausreichen. Geraucht darf auf der See werden, aber kein Betel gekaut.
Dies darf nur der Meister und auch er erst, nachdem er seinen ^^tdo'' den
unentbehrlichen Handkorb „besprochen" hat, was auf der See geschieht*).
jjAeykäth TutdoV sagt er, „Du und Thedhebregim^ und Kasüwel und
Komäk holdor und Mdel Anoäol^ hier ist der Korb der Obüdhep^ es
trägt ihn dieses Fahrzeug. Ich kaue, — mein Mund röthet
sich, — schaut mich nicht an. Ich werde in dieser See fischen,
ihr haltet den Gok. Pilipiö glätte aus! Pilipiö glätte aus!"
{pbergiy = glatt machen).
Sobald sich das Fahrzeug von dem Strande so weit entfernt, dass die
Hügelketten des Innern über den Umrisen des Strandgebüsches sichtbar
sind, erhebt sich der Koreomd auf dem mittleren, erhöhten Theile des
') [Siehe ibid. pg. 42 & 51].
*) [Die rothe Farbe der zur Gattung Holocentrum gehörenden Fischaiton ist der Soge
zufolge durch, einem Gott aus dem Munde geflossenen zerkauten Betel entstanden.
Siehe: Die Religion der Pelauer pg. 63].
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Kanoes und einen tiaM in den beiden Händen schräg gegen die See hal-
tend, ruft er mit gegen das Land gekehrtem Gesichte: ,jKadey Äudibo
(Mutter Äudibo^ eine weibliche Gottheit) ich rufe Dich an.
Benachrichtige Kobil Mesowes dass ich heute fische; meine
Speise sei die See, das Geld und alles Gute''. Sobald das Fahrzeug
den Eand des blauen, tieferen Wassers erreicht, zerbricht der Koreömel
eine reife, vorher geröstete Nuss (aulogöuk) in zwei Hälften und wirft die
eine derselben in die See, als ein Opfer für die Ariyekath's des Landes.
„Ich ersuche Euch Äriyekath el keth füllet die See um Natpaeth^
hier kommt die Schale des Iranathkibuheidy Die Oeffnung der Riffpassage
bewacht die Göttin Adaläthmigäy ^ quer über derselben, mit je einem Fusse
auf einer der beiden Seiten stehend. „Kadey Kadll Ädaläthmigdy (Mutter,
Mütterchen) ich bitte Dich, nimm den Fuss nach der unteren
Seite und lass diese Schale hinausgehen." Bei dem Austritt aus
der Passage, auf die offene See wird die andere Hälfte der Nuss ins Wasser
geworfen , unter Anrufung des Koreömel pogiyl und des Klübuth tinäl. Hier
wird dann, unter besonderer Beschwörung der Mast aufgerichtet und das
Segel gesetzt. ^^ Äriyekath el keth und Götter (Arakediit) der Strandsee,
Götter des offenen Meeres, Götter der Riffe und Götter des
Seebodens, hier erhebe ich unseren Mast — wir erheben den
Mast des Hauses Udus (das königl. Familienhaus) und des
Landes Molegoyok,'' Nun geht's in die weite See hinaus und der Beschwö-
rungen und Gebete giebt's kein Ende. Es gilt vorerst den Gok zu fangen '
und bei dem Auswerfen der ifrer-Leine heisst es : Lcdadän , Dw u n d
Äsaolän hier ist euer Geld (Opfer), nehmt den Gok von ausser-
halb Püüu^ von ausserhalb Koryor^ von Eyray und Enkasar nach
der Mündung der Jj'a^po^^Ä-Passage, so dass ich ihn mit meinem
Fahrzeuge treffe, dass wenn ich den Mrer auswerfe, er daran
beisst, dass er sich auf der Haut der See erhebt, dass ich ihn
nehme, dass ich tief beladen heimkehre. Und kommt es so,
so theilt Ihr ein Hundert und ich Fünfzig."
Wird der Gok glücklich gefangen, so wird er an den Schwimmertheil
der Oriwr-Leine gebunden und das Fahrzeug kreuzt, weit in die See hinaus-
streichend, nach dem Hotdor^ dem Treibholz ausspähend herum. Hier
werden Laladan und Asaolan ersucht die Götter der verschiedenen Haiarten
auf dem Grunde des Meeres , als da sind : Ayekäth a Madarart , Ayekäth a
ByUk^ Kobfl teyoül und Ayekäth susitgü^ aufzuwecken und an die Oberfläche
zu bringen.
Verzögert sich der Erfolg, so werden die Götter des Treibholzes,
Ayekdth hotäor^ Kormk hotdor^ Honal ebegebek angerufen; ebenso wenn
am Horizont ein Segel eines Nachbarplatzes erscheint; in beiden Fällen
aber zu verschiedenem Zweck. „Sputet Euch" heisst esin ersteremFalle,
^wir sind arm, die Sonne steht niedrig, wir haben keine
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Nahrung und der Haifisch kommt noch nicht heraus." Anderen-
falls aber: ^0 senkt das Treibholz, senkt den Haifisch, wir
sind noch weit entfernt."
In Folge der erstaunlichen Leistungsfähigkeit der pelauischen Fahrzeuge
imd der Geschicklichkeit der Insulaner mit denselben zu manöverieren , ist es
selten dass ein SbwodoZ-Ausflug ganz erfolglos bleibt. Ist dem dennoch
so, dann zürnt der Koreomd seinen Begleitern und den Frauen, als der
wahrscheinlichen Ursache alles Unheils. Hält aber das zurückkehrende Kanoe
das Segel dicht am Winde, so dass der Ausleger während der rasend
geschwinden Fahrt beinahe fortwährend in der Luft schwebt, dann jauchzt
Alles am Ufer und es heisst: 0! da kommt der alte Koreomd mit
voller Ladung!" und Jederman freut sich dann in Voraussicht des
leckeren Schmauses.
Sind keine Haifische zu erlangen und erscheint dagegen der Kersüuk
(Coryphaena), so wird er eben so gern geangelt, da der Preis desselben
dem des Gaden's (Haifisches) gleichkommt.
Die mitgebrachte Beute wird am Ufer gelandet, oder in einen kleinen
Süsswasserstrom gebracht und von der Bevölkerung bewundert , wobei sich
dann stets leicht ein Käufer findet, da der Erwerb eines grossen Fisches,
und seine Vertheilung unter die übrigen Rüpak*s (Familienhäupter, Häupt-
linge) dem Käufer einen guten Ruf bei der Bevölkerung verleiht.
Der einheimische Preis eines grossen Haifisches ist ein, Ädolöbok
genanntes Stück ^) des einheimischen Geldes, die kleineren gelten einen
Matal a Ädolöbok ^)^ was auch betreffs der Coryphaena der Fall.
Zu der Besprechung der Netzfischerei übergehend, lässt schon die
Mannigfaltigkeit der Netze auf eine hohe Entwicklung derselben schliessen.
In erster Linie begegnen wir hier den, auch auf Ruk und Ponape bekannten
Handnetzen , die hier „Dharän'' heissen. Taf. XVII Fig. 7 stellt ein solches
Handnetz dar , welches über 2 M. lang , 25 cM. hoch und an einem Gerüst aus
dünnem Bambusrohr befestigt ist. Das letztere besteht aus folgenden Theilen :
Den unteren Rand bildet ein mehr dann 2 M. langes Rohr (6), ^DokhoT'
genannt, an dessen einem Ende eine Astgabel (a a) derart mit ihren
Enden befestigt wird, dass ein viereckiger, beinahe 45 cM. breiter und
hoher Handgriff „Se/cwdt^," dadurch entsteht. Ein gerades dünnes Rohr,
(c c) j^NortkökV genannt, verbindet in schräger Lage den oberen Theil des
Handgriffes mit dem übrigen Ende des DokköVs. An das andere Ende
des, die Basis bildenden Rohrs wird ein gebogener Zweig (d), Koridur
genannt, befestigt, und zwischen dem oberen Ende desselben und dem
Randtheile des Handgriffes der „ ?7^oÄo7^oÄ"-Faden , (f f f)^ ausgespannt. In
dem, solchergestalt entstandenen Rahmen wird nun das Netz lose ausge-
») [Siehe vom pg. 8].
») [Siehe vorn pg. 9].
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^ i3ä -
spannt und mittelst Schleifen {g g) „Keydhädhab ,'* lose an den Handgriff
und den NootkoJd^ und mittelst fester Verbindungen (h h h) an den Hand-
griff und den „Dokhör befestigt. Der jjKoriäur*\ wie auch die beiden
Eandfäden sind durch die Randmaschen des Netzes gezogen. Das pelauische
DÄaraw-Netz ist aus der sehr lose gedrehten ÄaramoZ-Faser (Hibiscus)
geflochten. Beim Fischen mit demselben, was in Gesellschaft mehrerer
geschieht, wird in jede Hand eines genommen; sämmtliche Fischer bilden
mit weit ausgebreiteten Armen einen Kreis den sie, sich einander leise
nähernd, verengern; die der Freiheit zustrebenden Fische verwickeln
sich dann in dem kleinen Netz. Die Sicherung der Beute geschieht, indem
der Fischer das Netz dreht, solchergestalt den Fisch vollständig umschliesst
und ihn dann mit einem Faustschlag auf dem erhobenen Knie betäubt. Er
wird dann entweder auf einen , durch die Kiemenspalte gezogenen , Faden
gereiht oder in einem besonderen Netz bewahrt.
Das ruksche „Spiro'*- und das ponapsche „iVaeÄ* '-Handnetz sind ein-
ander ganz ähnlich. Der Rahmen besteht hier, (Taf. XVH Fig. 8)^) aus
einem biegsamen Zweige (a a) der den oberen Rand bildet und der auf
Ruk: „ibo'\ auf Ponape: „heulap'' heisst. An das dickere Ende dieses
Stückes wird ein anderes Stück (6 6) eines dünnen Stammes, mit daraus
entspringendem Zweige befestigt. Dieses Stück heisst auf Ruk : „acww", auf
Ponape: „ÄewcjÄ." Die Enden der beiden Stücke werden durch einen festen
Faden (R. : „wmn^' P.: „opäpwü"; c c) verbunden und in dem entstandenen
Rahmen wird das Netz (Pel.: tahel a dhardu; R. : „mejan epiro;** Pon.:
yjfidek) ausgespannt. Der obere Faden heisst auf Ruk: ,/aw kukeryn^'' auf
Pon.: y^opalonJ' Der Unterschied zwischen Ruk und Ponape besteht nur
in der Art des Ausspannens, indem bei dem ponapschen Netze der obere
Rand sehr lose und mit Schwimmern, „kapeypey^*' aus leichtem Hibiscus-
Holz, versehen ist. Das ruksche Netz') ist aus den Fasern einer Seegrasart-,
auf Ruk: y^epiro^'' auf Pon.: „oUöt^*' auf Pel. : „tor" genannt, gearbeitet.
Auf den Pelau-Inseln ist das Material Hibiscus , ebenso auf Ponape , wo
jedoch in Metalanim und Whana auch der „oUör verwandt wird.
Eine etwas abweichende Form hat das Dhardu a makdbüth (Taf. XVU
Fig. 9) bei dem der ifootkoM fehlt, der Rahmen aus starkem, bis 2 cM. dickem
Holz besteht, und dessen Netz aus Sult (Kokosschnur) verfertigt und sehr
feinmaschig ist. In diesem Handnetze werden die Sardinen gefangen.
Der Rahmen des TÄog'dw-Handnetzes (Taf XVH Fig. 10) ist ebenfalls aus
dünnen Zweigen des Käbdudtis-BaMmes verfertigt, der Handgriff (aa) befindet
sich in der Mitte des oberen Randes, welcher halbkreisförmig ist und „avloiK*
*) [Eine mit der hier besprochenen übereinstimmende Form ist abgebildet auf p. 155
bei „H. B. Guppy: The Solomon Islands" und wird die Art des Fischens dort, in mit
Vorstehendem übereinstimmender Weise beschrieben],
*) [SoHMBLTz & Krause, Op. cit. pg. 374. N®. 3386. — Vergleiche auch J. Kübary:
Ein Beitrag zur Kenntniss der Ruk-Inseln; bearbeitet von Dr. Rudolf Krause. (Mitth.
der geogr. Oesellsch. zu Hamburg 1887/88 pg. 63].
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heisst. Der den Handgriff bildende Sogudvl (cc) ist im oberem Theile durch
den, hier horizontalen NootkoU (& b) gekreuzt. Der y^DokköU' bildet den
unteren Band (d d). Die Maschen des Hibiscus-Netzes sind sehr klein , kaum
5 mM. breit; es ist bestinunt für den Fang von ganz kleinen Fischen die
sich in die Ben*s^ die steinernen Fischzäune ^) verirren.
Ein ähnliches, sehr dichtes Netz, bei dem jedoch der Rahmen dem
ponapschen Handnetze ähnlich, heisst ,^l^tkarakl** und wird am südlichen
Ufer der Insel Baobelthaob gebraucht.
Das Ayguncs-Netz (Taf. XVE Fig. 11) besteht aus emem 7 cM. dickem
Griff an dessen Ende eine weite, flache Gabel aus leichtem Hibiscus-Holz
befestigt ist. Unfern der ZusammenfQgung beider Theile erhebt sich ein
S-fOrmiges Stück von Ptakas-Rolz ^ zwischen dessen oberem Ende und
den Enden der Gabel zwei dünne Bambusrohre befestigt sind. In dem so
entstandenen Rahmen wird ein zweiseitiges, nach hinten schwach bauchiges
Netz aus Hibiscus-Faser ausgespannt. Der Zwirn ist ca. 1 mM. dick und
die Maschen 3 cM. weit. Dieses Netz wird durch einen Mann bei Ebbe
auf ebenem Grunde eine Strecke weit vorwärts bewegt und dann mittelst
des krummen Griffstückes in die Höhe gehoben.
Der jjKwal a nodoV* ist ein fl^aches, aus dem Baste des iwZÄ-Baumes
verfertigtes Netz welches auf einem kreisrunden, 1 cM, dickem Reifen ans
Kabdüdus-Rolz ausgespannt ist. Der Faden ist 2,5 mM. dick und die
Maschen 4 cM. weit. An den Reif, der j,ic8äor'* heisst, werden drei etwas
dickere „n*gtd*' genannte Fäden befestigt, die oben zusammengeknotet, den
Ansatz für die Hebeleine bilden. Von diesem Ansatz bis zur Mitte des
Netzes verläuft ein Faden, „blü a v)äwoV\ an dem der Köder, gewöhnlich
ein Fisch befestigt ist. An einer Verlängerung dieses Fadens, unter dem
Netze, wird ein Stein befestigt der als Senker wirkt. Dieses Netz wird auf
der hohen See benutzt und zwar nur für den Fang des Tunk anoäol (eines
Balistes) der das Treibholz begleitet.
Der ^Kwal a kamän" (Taf. XVIH Fig. 1) ist ganz ähnlich, das Netz
ist aber aus Hibiscusfeser, der Zwirn kaum 1.6 mM. dick und die Maschen
5—6 cM. weit. Ausser den drei Anheftungsfäden am Reifen, laufen noch
zwei andere, die sich mit dem Köderfaden kreuzen, nach oben. Das Netz
wild für den Fang von Krebsen (Lupa) benutzt und auf den Grund des
seichten Wassers der Mangrove- Wälder, der Reifen mit zwei Steinen beschwert,
versenkt. Die Hebeleine ist am Ende eines schräg in den Ufergrund gesteckten
Rohrs befestigt. Sobald der Krebs den , aus geschabter Kokosnuss bestehenden
Köder berührt , beginnt das Rohr zu wanken und wird das Netz mittelst der
Schnur schnell emporgezogen*).
1) [Steinerne Fischzäune werden aus der Südsee u. A.- auch erwähnt durch Ellis
(Polyn. Res. pg. 138) von den GeseUschafts-Inseln und durch R. H. Codrington (The
Melanesians pg. 158) von den Neu-Hebriden].
[Aehnllche ringförmige Netze sind uns für den Erebsfang von Madura (Gatal. der
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Zum Herausheben des Gok aus dem Fangnetz auf hoher See, dient ein
kleines Schöpfhetz, gewöhnlich Manidap (Taf. XVIII Fig. 2) genannt. Es
ist aus Hibiscus-Faser verfertigt, der Zwirn kaum gedreht, die Maschen sind
8 cM. weit.
Für die Entleerung der grossen Fischreusen dient ein „Oyan"-Netz
(Taf. XVin Fig. 3 & 3a). Die Taheyol-BBUsen sind nämlich so gross dass
sie nicht jedes Mal ins Kanoe hinaufgezogen werden können. An der oberen
Seite befindet sich daher eine kleine Thür, der Zugang für einen Taucher,
der hineinsteigt und einen der Fische föngt. Das Netz ist aus ZbseM-Faser,
der Zwirn ca. 2 mM. dick, die Maschen über 2 cM. weit. Der Reifen ist
eiförmig gebogen und das Netz lose darum gespannt, beim Fangen des
Fisches wird es an dem spitzen Ende mit den Fingern festgehalten. Beim
Auftauchen wird es aber losgelassen und gleitet am Reife zusammen, so
dass der Fisch in dem zugeschnürten Netze eingeschlossen bleibt (Taf.
XVni Fig. 3a).
Uns den Langnetzen zuwendend, treffen wir die einfechste Form der-
selben in dem, „Rul** genannten Netz an. Dies ist ein sehr langer Strang
zusammengedrehter Kokos- und Damayley-BlSAter^ mit welchem flache Stellen ,
von manchmal sehr bedeutendem Umfang umsäumt werden. Manche Fisch-
arten , so hauptsächlich der Gwn , scheuen vor der Umzäunung und sammeln
sich in der Mitte an, wo sie mit Speeren getödtet oder, falls m den Löchern
der Korallenblöcke versteckt, mit Dup vergiftet werden. Diese Art des
Fischens heisst „monosokos a gum," Indessen wird der RUl am häufigsten
gleichzeitig mit anderen Netzen gebraucht, er dient dann nur zum Eintreiben
der Fische.
Wie von Handnetzen, werden auch von Langnetzen mehrere Formen
unterschieden.
Die wichtigste derselben ist das Sap-Netz, welches auch auf der Insel
Tap bekannt ist und aus dem Zar-Seegras verfertigt wird. Es ist länglich-
viereckig, über 60 M. lang und 2 M. tief. Der Zwirn ist ziemUch fest
gedreht und 1,6 mM. dick, die Maschen sind 2 — 3 cM. weit. Am oberen
Rande, durch welchen eine 8 mM. dicke Leine gezogen ist, sind zahl-
reiche kleine Schwimmer (Golüdok) aus Hibiscus-Holz, von cylindrischer Form,
die 4 cM. lang und 3 cM. dick sind, in einem Abstände von 65 cM. von
einander befestigt; am unteren Rande aber, in Abständen von ca. 60 cM.
von einander, kleine Senker {Orümk) aus Korallenstein. Das Fischen mit
diesem Netze heisst ^äamsdmak** und geschieht in der Weise, dass das
Netz während des Rücktritts der Fluth am Rande einer Fläche, längs der
tieferen Lagune ausgestreckt wird, die Fische werden dann zugleich aus
Afd. Nederl. Kolonien van de Intern. Kol. Tentoonstelling te Amsterdam 1888. 11 Groep
pg. 123 „Pantor gedang") und von Celebes (Dr. B. F. Matthes: Ethn. Atlas der Makas-
saren (PI. Xllla Fig. 6 „rdkkahg-rdkkang*') bekannt; indes sind selbe mit dem Mittel-
punkt um ein Bambusrohr, statt an Schnüre, befestigt.
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dem flacheren Wasser gegen das Netz gescheucht. Zur Noth können schon
drei Mann das Äop-Netz hantieren. Diese Art des Fischens ist Jedermann,
der ein solches Netz erwerben kann, erlaubt. Der Preis eines solchen
beträgt einen if7wfc^) ($ 12.50) und nur die Einwohner von Gol in Anararth
sind es die sich mit dem Verfertigen derselben befassen.
Das „Bi/oW-Netz ist aus dem Koseket-Bsst verfertigt , und hat die Form
des *§ap-Netzes, aber während eben so tief, ist es noch nicht halb so lang.
Der Zwirn ist 1,5 mM. dick, die Maschen sind kaum 2 cM. weit. Der ganze
Fusstheil des Netzes, in einer Breite von ca. 30 cM., besteht aus SuU
(Car)-Zwirn. Für das Fischen mittelst dieses Netzes (OicbüöJd) wird eine
passende Stelle, an der vereinzelte grosse Korallenblöcke den kleineren
Fischen guten Schutz bieten, gewählt, und mit dem Netz umstellt. Die
Fischer tauchen nun unter und streuen um den Block zerstampftes Fischgift*),
worauf die betäuben Fische sich sämmtlich in das Netz verwickeln, ohne
das ein bedeutender Theil derselben entkommen würde.
Das „BerdAdW^'-Netz (Taf. XVIII Fig. 4) hat 1,5 mM. weite Maschen,
ist 1,5 M. lang, nicht ganz 40 cM. hoch und aus Koseket-Bast verfertigt.
Auf den beiden Langseiten ist es mit kleinen Schwimmern und Senkeni,
auf den Endseiten dagegen mit Holzgriffen versehen. In einem derselben
befindet sich ein kleines Loch , in welchem ein kurzer Stock befestigt wird ,
der dem Fischer als Handhabe dient. Er hält das eine Ende des Netzes
mittelst einer kurzen, an dem Handgriff befestigten Schmir, in der linken
Hand und breitet es rund um einen Stein, mittelst des, zwischen dem
Daumen und Zeigefinger derselben Hand gehaltenen Stockes aus; mit der
rechten Hand wird dann der Stein aufgehoben und die fliehenden Fische
mit dem Netze gefangen 8).
Diesen Netzen sind zunächst die Dherek-^etzo verwandt, sie sind eben-
falls länglich viereckig, entbehren aber der Senker und der Schwimmer;
dagegen besitzen sie auf beiden Seiten Handgriffe aus Bambusrohr. Sie
werden aus Hibiscus-Faser gemacht und je nach Maassgabe der Weite der
Maschen mit verschiedenen Namen bezeichnet. Die weitesten Maschen, von
*) [Siehe vorn pg. 8].
2) [Der Gebrauch Fische in Folge Ausstreuens von Gift zu betäuben, um auf solche
Weise leichter eine grössere oder kleinere Anzahl zu erlangen, findet sich mehrfach für
die Inseln des Stillen Oceans erwähnt; so bei Ellis, Polynes. Res. I pg. 140, für die
Gesellschfirfts-Inseln, das Gift Uefem die Früchte der „hutu"j Betonica splendid a";
nach Dr. Graffe*s Mittheilungen dienen in den Viti-Inseln dafür die Früchte der Bar-
ringtonia speciosa, während Kleinschmidt (Joum. des Museum Godeflroy XTV pg. 276)
mittheilt dass dort die Stengel der n'DMva-Pflanze" „Derris uliginosa" dafür benutzt
werden. — Guppy berichtet, Op. cit pg. 158, dass die Eingeborenen der Salomo-Inseln
ebenfalls die zerkwetschten Früchte der Barringtonia für den in Rede stehenden Zweck
benutzen, während ganze Fruchte derselben Art auch als Treiber für Schleppnetze Ver-
wendung finden (Op. cit. pg. 156). — Kübary giebt den Namen des verwandten Gifti
(Siehe oben pg. 135) mit „Dup*' an].
») [Eines Netzes ähnlicher Construction erwähnt Kleinschmidt, 1. c. pg. 274, von den
Viti-Inseln; auch die Methode der Anwendung stimmt mit der hier beschriebenen ziem-
lich gut überein].
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über 3 cM. Weite, zeigt das „^6e<"-Netz welches ausschliesslich für den Fang der
Meeräschen (Mugil- Arten) bestimmt ist. Das richtige DMrefc-Netz hat bedeu-
tend kleinere Maschen und das „Zate6osoV-Netz für die Chaetodon- Arten
die kleinsten. Sämmtlich Netze , dieser Form sind nicht ganz 1 M. tief und
das längste „B6ef'-Netz ist nur gegen 10 M. lang. Beim Gebrauch nimmt
ein Fischer je ein Ende des Netzes in jede Hand, so dass drei Mann zwei
Netze ausbreiten. In der andern, freien Hand halten die beiden Flügel-
männer das Ende eines Rurs (Siehe oben) dessen anderes Ende von zwei
anderen Fischen gehandhabt wird. Die vom Rul umzingelten Fische drängen
sich gegen das „DAereA:"-Netz, das schräg gehalten und sobald sich einige
Fische verfangen haben , emporgezogen wird , worauf die Beute in die stets
zur Hand gehaltenen TaMr-Netze (Siehe weiter unten, Taf. XVHI Fig. 9)
gelangt.
Das „üToseZ^'-Netz (Taf. XVHI Fig. 5) hat die Form eines vorn breiten ,
nach hinten verengten, und dann schwanzflossenartig ausgebreiteten, Sackes,
dessen kleinere Form aus ZbseM-Bast, mit Schwanztheil aus Lidk oder
Stdt^ während eine grössere aus SuU-Zmru verfertigt wird. Das Netz wird
am Grunde mit dem unteren Rande des Netzmundes befestigt, der obere
schwimmt in Folge der Schwimmer frei. Die Fische werden dem Netze
mittelst des Bül zugetrieben.
Das TitöM'^etz (Taf. XVHI Fig. 6) aus starker Hibiscus-Faser hat
kaum 1 cM. grosse Maschen. Es ist flach, taschenförmig, mit dreieckigen
Endseiten und weitem, viereckig länglichem Munde. Die Seiten sind mit
kurzen Handgriffen aus Bambusrohr versehen. Dieses Netz, welches haupt-
sächUch für die kleinen Lethrinus- Arten bestimmt ist, wird im flachen
Wasser auf dem Grunde, mit den Griffen aufrecht gestellt und dann die
Fläche mit dem Rul gegen dasselbe hin abgeschleppt^).
Das ergiebigste Netz für den Mugil-Fang ist das Methilap genannte.
Im Allgemeinen ist es dem Sap ähnlich, das Material ist aber Stdt und
die Dimensionen sind durchweg grössere. Ein Exemplar besserer Sorte ist
über 80 M. lang und 2,5 M. tief; der Netzfaden ist 2-3 mM. dick, und
die Maschen 3,6 cM. weit. Mit diesem Netze wird an sandigen, flachen
Stellen wo die Galat's während der Fluth in grossen Mengen erscheinen,
ein grosser Kreis umstellt und hernach immer mehr verengt. Sobald die
Fische merken dass sie vom Netz umschlossen sind, suchen sie über dasselbe
hin zu springen und würde in Folge dessen ein grosser Theil der Beute
verloren gehen, dem wird aber dadurch vorgebeugt dass die ausserhalb des
Netzes stehenden Fischer mit besondern Fangnetzen, j^HoniöV genannt, die
herausspringenden Fische einfangen. Das Honiöl-Üetz (Taf. XVHI Fig. 7)
[Wie für viele andere der oben und im weiteren Verfolg hier erwähnten Netze, so
findet sich auch für das Titökl genannte eine Parallele von den Inseln des malayischen
Archipels, und zwar z. B. von Madura, aus der Abtheilung Bangkallan nach uns vorlie-
gender Zeichnung. Der Name desselben ist dort „Tamhak"],
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^ 138 -
ist ein aus Hibiscusfoser verfertigtes ziemlich seichtes Sacknetz, das an
einem runden Reif mit Handgriff ausgespannt ist. Ist die Beute sehr
zahlreich, so ist deren Sicherung eine ziemlich umständliche Aufgabe und
wird dafür noch ein anderes, aus KoSeket-Bast verfertigtes Hülfenetz, das
,jKelep'\ benutzt, (Taf. XVIII Fig. 8) das 4-6 M. lang, nach hinten zuge-
spitzt, vom aber rund und um einem Reifen geschoben ist, der an den
oberen Rand des MetjJap-l^ etzos befestigt wird. Das letztere wird nun etwas
gesenkt und die Fische drängen sich heraus und in das eben erwähnte Netz ,
dessen spitzes Ende offen ist und mittelst eines Fadens auf- und zugezogen
werden kann. Dieses Ende wird nun in den Raum des Fahrzeuges geleitet
und entleeren sich die Fische so aus dem Kelep in dasselbe.
Das gewöhnliche „TaMr^-Netz, (Taf. XVIII Fig. 9) in welchem die
Fischer die gefangene Beute verwahren, ist aus Sidt verfertigt und dem
Kelep ähnlich; allein der Reifen ist nicht rund sondern spitz-oval, und femer
läuft das spitze Ende in eine schwanzflossenähnliche Erweiterung aus.
Das theuerste Netz ist das ^^Eyluäif\ auch ^Manidap'' genannt, mit
welchem die MakabuVs^ eine Art Sardinen gefangen werden. Es ist vier-
seitig, jederseits ca. 8 M. lang, mit kaum 1,5 cM. weiten Maschen. Da der
Faden aus der Zar-Faser gedreht wird , so erfordert die Herstellung solchen
Netzes eine lange Zeit und viel Arbeit. Der Preis desselben ist gewöhnlich
ein Kalebukvb^ ungefähr 50—60 I entsprechend i), und ist daher die Anschaf-
fung solchen Netzes nur den höchsten Häuptlingen möglich. Der Besitz
desselben ist dann aber auch eine Quelle immerwährender Einkünfte, da der
Häuptling die Beute in Körbe vertheilt und sie den verschiedenen Familien
zusendet, deren Häupter dafür zahlen müssen. Das Fischen mit ^emEyluäy-
Netze geschieht in folgender Weise: Eine Stelle an der die Mäkdbvi's sich
gewöhnlich sammeln, wird mit einer Anzahl Böcke, aus je drei dünnen
PßLhlen bestehend, umstellt deren jeder einen Fischer trägt, der eine kurze,
am Rand des Netzes befestigte Leine hält. Zwischen den Böcken ist das
Netz auf dem Grunde ausgebreitet und einige Leute suchen aus der Umgebung
die dichtgedrängten Sardinen-Schwärme dem Netze entgegen zu scheuchen,
was bei einiger Vorsicht fast immer gelingt, so dass ein einziger Zug eine
grosse Ausbeute ergiebt, die dann vertheilt wird. Gewöhnlich ist diese
Fangweise nur den Häuptlingen des Vergnügens, sowie des Nutzens
halben, welche sie bietet, vorbehalten.
Die meisten der bis jetzt erwähnten Netze konnten von einzelnen
Personen verfertigt und benutzt werden und die Ausübung der Fischerei
mittelst derselben war mehr privater Natur. Bei grossen FestUchkeiten
jedoch, wo besondere Arten grosser Fische gesucht werden, werden die
„Dirgörok'* -l^etze benutzt, an deren Verfertigung die ganze Gemeinde mit-
wirkt. Ein solches Netz wird aus 3 mM. dickem Stüt-Fdiden verfertigt und
*) [Vergleiche vom pag. 16].
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besteht aus zwei Hälften (Tedobok) von denen jede über 40 M. lang und
2,5 M. tief ist. Jede Hälfte besteht wieder aus mehreren Theilen (Bitan\
deren Anzahl von der, der theilnehmenden Häuptlinge der Gemeinde abhängt.
Die einzelnen Bitan's werden durch Fäden verbunden und jede Hälfte auf
einem besonderen Fahrzeuge untergebracht. Die Fische, denen diese Fang-
weise gilt, sind der Kamedükl und Mämmd^ zwei bis 1,5 M. grosse Lippfische
(Sfcart^- Arten) , sowie die verschiedenen Rochenarten (Ew/'s), welche gesell-
schaftlich während der Fluth auf den üferflächen erscheinen. Sobald die
Fischer dieselben bemerken, werden die beiden Hälften zusammengebunden
und die Fische umstellt, worauf das Tödten derselben mittelst Speeren
erfolgt.
Für den Fang der Schildkröten dienen „üfaramaa" genannte Netze
welche 30—40 M. lang und 4— 5 M. tief sind und Maschen von 25—30 cM.
Weite haben. Der Faden ist aus /Swtt-Faser, 3 mM. dick und sehr fest
gedreht. Mit diesem Netz werden die , auf flachen Stellen ihrer Nahrung
nachgehenden Schildkröten vom tiefen Wasser abgeschnitten und gefangen i).
Das grösste Netz ist das „Bit^täkl" genannte, das aus fingerdicken
Tauen besteht und fQr den Fang des „Misogiu" (Dugong) benutzt wird.
Dieses Netz ist über 60 M. lang, 5 M. tief und von grossen Schwimmern
und Senkern versehen. Es bildet stets das gemeinschaftliche Eigenthum
eines Vereines und wird nur von diesem benutzt; das gefengene Thier
muss dann öffentlich verkauft werden und der Ertrag wird unter die
Mitglieder, je nach deren Rang vertheilt').
>) [KLEiNSCHMmT erzählt, I.e. pj?. 276, dass im Viti- Archipel Netze von 300-500 Fuss
Länge bei 12—18 Fuss Breite, aus Kokosfaserschnur geknüpft, für den Schildkrötenfang
in Anwendung kamen. Der Genuss des Fleisches dieser Thiere war nur den Freien
gestattet, den Sklaven aber verboten; aus diesem Grunde standen früher, und standen
auch zu seiner Zeit noch, die Schildkrötenfischer im Dienste des Häuptlings und wurde
sich kein Kaisi (Sklave) erkühnt haben eine zuföUig ertappte Schildkröte bei Seite zu
schaffen und heimlich zu verzehren. — Dies bildet eine interessante Pai-allele zu dem
was KuBABY weiter unten betreffs des Schildkrotenfanges sagt].
*) [Durch das hier und früher (Journal des Museum Godeffroy Heft IV pg. 27)
durch KuBARY mitgetheilte , wird entgegen Dr. Semperas Angabe (Palau-Inseln pg. 114)
und der darauf basirten Mittheilung Dr. L. Sebbubieb's (Ethnographische Feiten
en Verwandschappen in Oceanie, Leyden 1885 pg. 3) das Vorkommen der
Seekuh in den Gewässern der Pelau-Gnippe festgestellt. — Der erste Halswirbel dieses
Thieres wird als Schmuck durch Reiche getragen , bildet jedoch keinen Orden wie Kubaby
dies weiter unten, bei Besprechung der Schmucksachen-Industrie klarstellt. Dass sich
auch aus der Verwandtschaft dieses Schmuckes mit ähnhchem, westlicher wohnender
Völker z. B. den Bewohnern der Timorlaut-Inseln, von wo u. A. ein Armband aus gleichem
Material im ethnographischen Reichsmuseum vorliegt, auf frühere Besiedelungen der
Pelau-Inseln mit Immigranten malayischen Stammes , welche eine melanesische Urbevöl-
kerung unterdrückten, von Westen her schhessen lasse, darin stimmen wir Sebbubieb
um 80 lieber bei, als erstens schon Sempeb's Mittheilungen ähnliches enthalten, und
zweitens uns Kbause's Untersuchungen gezeigt haben wie der Längenbreitenindex des
Schädels in der CJarohnen-Gruppe von Osten nach Westen hin zunimmt und immermehr
der Einfluss einer breitschädeligen Bevölkerung hervortritt (Schmeltz & Kbause , Op. cit.
pg. 558). — Im Uebrigen finden wir des Dugong-Fanges nur noch einmal aus dem Gebiet
des Stillen Oceans, dem Bugatu-Ende der Insel Ysa^l, SalomoGruppe (Codbington,
op. cit. pg. 318) , sowie von den Inseln der Torres-Strasse durch Haddon (Joum. Antrop.
Instit. 1890, pg. 350 & PI. VIII Fig. 1) ei-wähnt. - Erwähnung verdient hier ebenüBdls
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^ uo ~
Wie auf allen Inseln der Karolinen, wird die Netz-Fischerei auch auf
den Pelau-Inseln hauptsächlich während der Zeit des West-Monsums
betrieben; dagegen sind während der mehr stürmischen Nordost-Passatzeit
die Eingebornen grösstentheils auf die Reusenfischerei angewiesen, deren
Betrachtung dieselbe Mannigfaltigkeit wie die Netzflscherei darbietet.
Ausser der Privatfischerei deren Ertrag für die Bedürftiisse des Haus-
standes verwandt wird, finden noch öffentliche Fischzüge statt die von
allgemeinerer, hauptsächUch aber politischer Bedeutung sind. Hieher ge-
hören die Fischzüge der verschiedenen Vereine (Kaldeb6heCs)\ für welche
die Mitglieder derselben sich verabreden zur gewissen Zeit zu ^mardmm'\
d.i. mit dem Jfaramos-Netze die grossen Rochen und Schildkröten zu
fangen. Sie vertheilen sich auf verschiedene Fahrzeuge und gehen einzeln
ihrer Beute nach. Die gefangenen Thiere werden an die Häuptlinge des
eigenen oder des benachbarten Staates verkauft und die Zahlung wird
nach beendigter Fischerei eingefordert und unter die Theilnehmer, je nach
der Zahl ihrer Beute, vertheilt'). Auf Baobelthäob ist das märamas den
Privaten frei gegeben , in Koryor bildet es indes ein Privilegium zweier
Vereine, denen man fttr die Erlaubnis fischen zu dürfen, ein Geldstück
entrichten muss. Ebenfalls besteht in diesem Staate der „Sites", ein Ge-
brauch in Folge dessen zwei andere Vereine das Recht haben eine Zeit
lang Schildkröten zu fangen und dieselben dann nach eigenem Gutdünken
vor das Haus irgend eines Einwohners zu legen, der dieselben dann nolens
volens nach einiger Zeit bezahlen muss.
Zu den wichtigsten öffentlichen Fischzügen gehört der „Hongef^) der
am grossartigsten ausgeführt wird , wenn der neuerwählte König ihn seinem
eigenen Lande giebt. Ein fremder Staat wird dann eingeladen den „Hongel^'
auszuführen, was oft mehrere Wochen dauert und eines der grössten Volks-
feste bildet, weshalb es auch zweckmässiger sein dürfte dies, wie ähnliche
verwandte Begebenheiten an einem andern Orte zu schildern.
Bei der Reusen fischerei*), „Omüb*\ von „5trf)"-Reuse, genannt.
noch, dass auf Bonarete, im östlichen Theil des malayischen Archipels, die Seekuh als
übernatürliches Wesen, gleich dem Meerweib der Europäer betrachtet wird und eigene
Kampfspiele, den Fang darstellend, aufgeführt werden (A. Jacobben & H. Kühn, Reise
in Niederl. Indien. Globus LV (1889) pg. 183)].
[Siehe betreffs der Bedeutung dieser Vereine im socialen Leben Pelau's die Mit-
theilungen von KuBARY in: Journal des Museum Godeffroy Heft IV pg. 40 & 41
und in: „Die socialen Einrichtungen der Pelauer" pg. 63 flf., 83— 97 & pg. 114.
Auf pg. 97 wird durch K. darauf hingewiesen wie die Einrichtung dieser „Männer-
Gesellschaften" den malayischen „Suku^s" verwandt ist, jedoch nichts mit dem TJrüao's
von Ruk oder den polynesischen Äreois zu thun hat." Vergl. femer: „Verbrechen &
Strafverfahren auf den Pelau-Inseln (Org. Mitth. aus der ethn. Abth. etc.) pg. 86 flf.].
«) [Siehe: „Die Religion der Pelauer*' pg. 40. „Die socialen Einrich-
tungen etc. pg. 77.]
MSiehe: Die Religion etc. pg. 4 Note & Die socialen Einrichtungen etc.p.77].
*) [Sehr auffallend ist der Formenreichthum der uns hier in den, für diesen Zweig
der Fischerei benutzten Geräthen , den Reusen entgegentritt und wie wir einem solchen
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versenken die Eingeborenen Reusen verschiedener Form an günstigen
Stellen, untersuchen selbe alle" paar Tage und erhalten solchergestalt emen
beständigen Zufluss von animalischer Nahrung.
Als Material für die Bitb's wird , je nach deren Art, gespaltenes Bambus-
rohr oder die Luftwurzel einer Rhizophoren-Art verwandt, als Bindemittel
die Stengel der, allgemein unter dem Namen „Besebes** zusammengefassten
Schlingpflanzen, von welchen speziell l^ittek^ Risel a Giyul^ Kokhdol^ Avlüy^
Karängl^ Ärmökol und Mdiik zur Verwendung kommen.
An einer Reuse, „J9w&", unterscheidet man erstens die Reuse selbst,
und femer den Eingang zu dem käfigartigen Theil derselben, der ^Oumäth"
heisst und von dessen Beschaffenheit die Tauglichkeit der ganzen Reuse
abhängt; nach diesen beiden, dem käfigartigen Theil und dem Eingang,
belegen die Pelauaner verschiedene Formen mit speziellen Namen.
Die meisten Reusen bilden viereckige, oben quergewölbte oder gerade
Käfige mit länglich-viereckigem Boden, entweder in die Wölbuag über-
gehenden oder aufrechten viereckigen Seitenflächen und mehr oder weniger
halbkreisförmigen , oder geraden und ebenfalls viereckigen Enden. Bei letzterer
Form kommt dann noch die viereckige, dem Boden gegenüber liegende
Decke hinzu.
• Die Vorderseite in deren Mitte sich der Eingang zur Reuse befindet,
ist entweder gerade abfallend, was y^ddeböngd'' heisst, oder die Seite besitzt
hervorgewölbte Ansätze, ^ungdü'' (Zahn), nach deren speziellerer Beschaf-
fenheit die Reuse den Namen: Kapsädhai^ Kleöl^ HolMthek^ Blalang^ Tdhjih
ungdel^ Tdeber^ Semäd oder Bvi> d dhek erhält^).
Eine, ^PatK' genannte Reuse ist von runder , vorn abgestutzter Gestalt,
und die „Gav^r*' ist gänzlich kreisrund.
im Stillen Ocean unseres Wissens zum zweiten Mal nicht wieder begegnen, sondern
immer nur wenigen, vereinzelt stehenden Formen. So sind uns durch Weisser einige
solche aus Samoa bekannt geworden, von den Mortlock-Inseln , deren Reusen Kübaby
betreffs ihrer Tauglichkeit noch höiier stellt als die der Pelau-Inseln , erwähnt er
trotzdem nur einer Form („Die Bewohner der Mortlock-Inseln". Mitth. öeogr.
öesellsch. Hamburg 1878/79. pg. 269) , Güppy und Codrington erwähnen der Reusen
überhaupt nicht, aus dem Neu-Brittannia Archipel ist nur eine grosse, tonnenförmige
Reuse bekannt geworden (Schmeltz & Krause op. cit. pg. 6 N**. 2449. — Intern. Archiv,
für Ethnographie I, 1888, pg. 63) und von Nord und Nordwest-Neu-Guinea kennen wir
ebenfalls nur wenige, meist kegelförmige oder trichterförmige Reusen. Wenden wir
dagegen unseren Blick weiter westwärts, nach dem malayischen Archipel, so findet jener
Reichthum sein treues Spiegelbild und alle durch Kübary hier beschriebenen Reusen
treten uns in identischen oder verwandten Formen entgegen. Wir sind vei*sucht diese
Erscheinung nicht allein auf Rechnung der im Eingang dieses Abschnittes durch Kubary
hervorgehobenen, der Fischerei besonders günstigen Umstände in dieser Inselgruppe zu
steUen , sondern darin ebenfalls eine Spur des Einflusses jener einst von Westen gekom-
menen Immigranten zu sehen, deren Strom ja die Pelau-Inseln mit viel grösserer Wucht,
als die entfernteren Gruppen getroffen haben wird. — Der Name der hiesigen Reusen
„Bub** ist ebenfalls dem mancher Reusenformen von den Inseln des malayischen Archipels
„Boebo^*, sprich „Bübu** verwandt. (Cat. Kol. Afd. Intern. Tentoonst. Amstiordam
1883. n Groep pg. 123, 125-127)].
«) [Reusen mit hervorgewölbten Ansätzen an einem Ende liegen im ethnographischen
Reichsmuseum aus dem malayischen Archipel nur von den Key-Inseln vor.]
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Zu den „Bub ddeböngd^s" gehören: KseJd (Kosekt)^ Dahai^ Taheyöl^
Bdsebea^ Bub d kamüth^ Änthangäol^ KalebüM^ R\thek^ DhcUdy^ Bub er
kamäng.
Der Eingang zu der Reuse wird , je nach seiner Einrichtung, verschieden
benannt; man unterscheidet: Xaiodlek^ Uldärs^ Paräper^ Tduoräoth^ Oumath
d oguith^ Math Engkaäär und Äsiul ngärak^ nach denen oft auch die Reuse
selbst benannt wird.
Der KoSekHKäekl) Bub ist einen Meter lang und beinahe (95 cM.) eben
so breit, an demselben werden der viereckige Boden „ngläo8'\ die gewölbte
obere Wandung „Klubuu*\ das Vorderende „mathdi a bub*\ in welchem die
Zugangsvorrichtung „Oumäth'* sich befindet und schlieslich das Hinterende
„pthjl a bub'* unterschieden. Die beiden letzteren sind beinahe halbkreis-
förmig, der Wölbung des „Klubüu** entsprechend und in der Mitte 50 cM. hoch.
Der Boden (Taf. XVm Fig. 10 a, 6 und c), besteht zuvörderst aus
drei etwas dickeren, als Unterlage für den eigentlichen Boden dienenden
Stöcken (a) die Eymul heissen.
Quer über diese werden sodann, nach aussen zwei ebenfalls etwas
dickere Bambusrohre, Orongödhol (c), gelegt, die, an die drei ersteren befes-
tigt, mit ihnen den Rahmen des Bodens bilden. Derselbe wird nun mit ca.
2 cM. breiten Bambussplittern (e), in 3 cM. Abstand von einander, die
mit Njttek ^ Stengeln (rf) durchflochten werden , ausgefüllt und das Ganze an
beiden Enden oben durch quergelegte Bambusrohre (Oronö'ddÄoQ«)(/) gesichert.
Längs der Mitte des Bodens ist kein Bambussplitter, sondern ein rundes
Stück eingefügt (6) welches „KedhüP' heisst.
Die obere Wölbung wird in derselben Weise wie der Boden geflochten,
nur dass hier statt der dickeren runden -E7j/?wtiZ-Stücke , vier flache 3 cM.
breite Auloik^ aus gespaltenem Bambusrohr verwandt sind, deren Länge
der gewünschten Wölbung entspricht. Quer über diese, in gleichen Abständen
befestigten Äuiöik (g) kommen nun in Abständen von 2 cM., je 1 cM.
breite i^^^Stücke zu liegen die mit Farrenstengeln durchflochten werden,
während an beiden kurzen, den späteren unteren, Rändern ein rundes
Stück (Ä), gleichsam einen zweiten oberen Orongödhol bildend, sich findet.
Der mittlere Querstab besteht aus dickerem Bambus (nicht iitt), wird mit
der Innenseite nach Aussen gelegt und heisst ebenfalls Kedhul^) (Gottheit
des Bub's), Auch die ersten zwei oder drei Querstäbe an beiden Enden
werden solcherweise umgekehrt eingeflochten. Das lange, viereckige Geflecht
wird nun mit einem Rande an den Orongödhol des Bodens gelegt und die
») [Im Manuscript steht hier NgUtek während weiter oben Nütek sich findet].
*) [Hier und weiter unten noch einmal steht im Original Orongödol, vrÄhrend sonst
überall Orongödhol steht].
») [Im Original steht hier „KhedaT*, während K. einige Zeilen vorher Kedhül schreibt
Wir glauben darin nur Schreibfehler erblicken zu sollen und haben daher für diesen,
wir für die beiden vorerwähnten Fälle einer einheitlichen Schreibweise folgen zu sollen
geglaubt].
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Enden der ÄtUöik durch denselben gesteckt, worauf der andere Rand gegen
den entsprechenden zweiten Eand des Bodens gebogen wird, bis die
gewünschte Wölbung erzielt ist und dort nun ebenfalls die Avloik neben
dem Orangödhol eingesteckt werden. Die Wölbung erhält längs der beiden
langen Ränder eine Verstärkung aus einem, dem ÄiUöik gleichen Stücke
(i) welches Mptek heisst. Die Verbindung des Bodens und der Wölbung
geschieht mittelst Verflechtung der beiderseitigen OrongödhoVs aneinander.
Auf einer Seite befindet sich in der Mitte eine viereckige, durch separaten
Deckel verschliessbare öfltoung, zum Herausnehmen der Fische dienend.
(Siehe fttr die Details der Zusammensetzung Taf. XIX Fig. la).
Die Hintei-seite besteht aus drei Stützen (ä), eine in der Mitte, und
zwei seitliche etwas näher den Enden, welche an die äusseren Äulöik und
den Eymül befestigt werden; der dadurch erzielte Rahmen wird mit Quer-
stücken aus gespaltenem iÄ<-Rohr ausgefüllt und vertikal durchflochten.
In der Mitte der Vorderseite (Taf. XIX Fig. 1) befindet sich der Eingang
zur Reuse, j,Oumäth" genannt; die Konstruktion dieser Seite ist daher etwas
verschieden von der der Hinterseite. Stützen, ^dolhof (ft), sind nur an den
Seiten angebracht in der Mitte dagegen befinden sich zwei Hölzer (Z) y^hongo-
mogimeP' , die vom Boden schief gegen die Decke aufsteigen und sich dort
kreuzen; diese bilden die seitliche Begrenzung des Einganges. Der untere
Rand wird durch ein dünnes Stückchen, „hologeängl a owndtK' (o), gebildet
und der obere (n) durch ein dickeres Bambusrohr , hongodä a mathal a bvb'\
welches die Breite des Biib*s durchquert.
Der ganze, die Öffnung umgebende Raum wird nun mit gespaltenem,
quer gelegtem Lüt-Bjohr durchflochten. Der „Oumäth'* selbst ist der wich-
tigste Theil am ganzen Btcb^ da seine Form derart construirt sein muss
dass die Fische wohl in die Reuse, aber nicht heraus kommen können. Die
Herstellung desselben verlangt also viele Auftnerksamkeit und auch einige
Kunst, nämlich Zauberei (oitgoläy)^ da die Fische sonst nicht hindurch
gehen. Das Einsetzen des ^OumätN' geschieht noch vor dem Verschluss der
Wände ; ftir seine Anfertigung werden junge Sprösslinge des Zaniem-Baumes
verwandt , das Wurzelende einer Anzahl gleich dicker und langer Stämmchen
wird angespitzt und selbe darauf in gleichen Abständen, ca. 5 cM., an die
vier Seiten des Einganges mittelst Durchflechtens befestigt.
Die Stämmchen reichen bis dicht an die hintere Wand der Reuse (Siehe
Taf. XIX Fig. 16) und sind im vordem Drittel so durchflochten dass sie
zusammen einen länglich rundlichen, gegen das Ende verengten Zugang
bilden. Die Durchflechtung heisst ^honguklä a oumäth" (r) und von ihr
erstrecken sich nach den Wandungen der Reuse , je nach der Grösse derselben
mehr oder weniger zahlreiche Gehänge (p) um den ^OumätK' im Innern
des Bvb in seiner Lage zu erhalten. Bei dem hier behandelten giebt es
solcher, „kcUüter a oumätK' (p) genannter, vier, nämlich eines oben, eines
unten und zwei seitlich. Der hier besprochene Oumäth heisst „KaUoälek'\
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Um der Reuse, die stets etwas biegsam ist, grössere Festigkeit zu geben
wird an jeder Ecke ein, ,jhongomekl'' genanntes, Stück (m) angebracht und
an die angrenzenden Theile fest verflochten.
Die Kosekl'Eeuse dient zum Fange kleinerer Exemplare der Genera
Serranus, Acanthurus, Upeneus, Julis und verwandter Gattungen,
VTird an flacheren Stellen am Rande der Passagen, in ca. 1 — 2 Faden Tiefe
versenkt und sorgfältig mit kleineren Korallenstacken bedeckt. Behufe der
Entleerung der Reuse taucht ein Mann unter und hebt dieselbe, befreit von
den Steinen zum Fahrzeuge empor, wo dann die Entleerung durch die
kleine, verschliessbare Öffnung in der Mitte der einen Seite, stattfindet.
Darauf wird die Reuse wieder von Neuem ausgesetzt.
Der charakteristischte Theil der Reuse ist stets der ^OumätK' und
fahren deshalb viele, äusserlich einander ähnliche Reusen verschiedene Namen ,
der, innen verschiedenen, Einrichtung des Einganges entsprechend.
Der UldarS-Bub (Taf. XIX Fig. 2, Seitenansicht) ist betreffs seiner
äusseren Construktion ganz dem Kosekl gleich, der Oumäth ist aber aus
schmalen Bambussplittern in Form eines Vierecks mit abgerundeten Ecken
geflochten (Taf. XIX Fig. 2a, Vorderansicht). Die obere Decke wölbt sich
dem Boden entgegen, so dass dadurch das Ende verschlossen wird, und
der innere Eingang sich gegenüber der Mitte des Bodens befindet (Taf. XIX
Fig. 26, Ansicht von unten).
In dem, Paräper genannten Oumäth (Taf. XIX Fig. 3) ist die obere
Wölbung nicht hinten mit dem Boden verbunden, sondern nach vorne
gebogen und dort mit einem Verbände befestigt. Dieser Oumäth ist auch
bedeutend kürzer als der j,uidärs*\ stimmt übrigens betreffs der übrigen
Einzelnheiten der Construktion der Seiten und des Bodens, ganz mit dem«
selben überein.
Dasselbe ist der Fall mit der Krebsreuse, Bvb er Kamdng (Taf. XX Fig. 1).
bei welcher jedoch der Oumäth auf dem Boden liegt.
Bei sämmtlichen Reusen mit gewölbter Oberseite liegen die gespal
tenen Bambusrohre der Länge nach, bei dem Tdeber Bub ist jedoch
das umgekehrte der Fall, indem hier das Geflecht der Länge nach ver-
läuft. Der Oumäth kommt bei dieser Reuse in mehreren Formen vor
indessen wird gewöhnlich der mathäl gis angewandt. Dieser Oumäth ist
dem kaUoälek ähnlich , er besteht aber aus dünnen Bambuszweigen und seine
Verbindung mit der Vorderseite des Bub's ist verschieden , wie dies aus der
Zeichnung (Taf. XX. Fig. 2) leicht ersichtUch. Derselbe Oumäth ohne die
eingesetzte Verbindung (gis^ Fig. 2b) heisst mathal oguith^ stammt also
wohl von Oguith^ den Mackenzie Ins. Fig. 2a.
Der Dahai-Bub^ ist ein in grösserem Masstabe ausgeführter KseM. Er
erreicht manchmal die doppelte Grösse des vorigen und, für die grösseren
Fische bestimmt, wird er nicht aus zerspaltetem Bambusrohr, sondern
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^ 145 -
aus den Luftwurzeln des Räoth^) gemacht, sowie für's Binden die viel
stärkere Karangl-LisLue verwandt wird.
Von derselben Form , aber die Grenze der Grösse dieser Reusen erreichend
ist der Taheyol Bub^ von manchmal über 3 M. Länge. Er ist schon viel
zu schwer um zum Fahrzeug empor gehoben werden zu können, deshalb
befindet sich in der Mitte der oberen Wölbung eine viereckige Thür die
gross genug, um einen Mann hindurchzulassen, der untertauchend ins
Innere tritt und die grössten Fische mittelst eines Bajonets, früher mittelst
eines spitzen Stückes Holz , aufspiesst und auf solche Weise einzeln nach
der Oberfläche schafft. Der Oumäth des Taheyol ist, der jeweiligen Grösse
der Reuse entsprechend, sehr stark gebaut. Die Karithem-Zweige sind 2 cM.
dick und die Weite des Einganges ermöglicht den grössten Fischen , Athomagay^
Mämmd^ Kamedhükl^ den Hayflschen, ja sogar grossen Schildkröten den
Zutritt zum Innern. Das MLaterial bildet gespaltenes, dickes Bambusrohr und
das Bindemittel die Stengel der sehr starken /foÄMoZ-Schlingpflanze.
Mit dem Namen Bdsebes wird irgend eine beliebige Reuse belegt, wenn
sie an einem langen Tau aus den Stengeln der TagadhiUik-SchlingpüdLnze^
befestigt und an einem Korallenblock verankert, frei im tiefen Wasser
einer Passage herumtreibt. Dhaläy dagegen heisst eine mit Steinen beschwerte
Reuse welche auf den Grund ausserhalb des Riffes, in 10 bis 15 Faden
Tiefe versenkt wird. An das Ende des Taues wird als Schwimmer, eine
trockene Nuss befestigt, um die Stelle anzuzeigen, wo dies geschehen.
Zu den grössten Reusen gehört noch der „ßwft el kamuth*\ der speciell
für den Fang des Kamuth (einer grösseren Pomacentrus-Art) bestimmt
ist. Diese Reuse ist länglich viereckig, oben flach, bis 3 M. lang, 2,5 M.
breit und 2 M. hoch. Der Boden besteht aus pangarnguyvs (eme Art
Schilfrohr), wovon eine dichte Lage, über vier EymvVs aus rundem,
dickem Bambusrohre befestigt wird. Die Seiten werden ähnlich wie in den
Häusern mittelst Kokosschnur befestigt und die Wände bestehen aus vier
aufrecht stehenden Dolhor's auf welche dann aussen eine Lage der Länge
nach verlaufender iZoo^Ä-Zweige kommt, so dass die ganze Reuse besondere
Festigkeit erlangt, was nöthig weil oft, beim Heraufziehen der gefällten Reuse,
ein starker Druck auf die Seiten derselben geübt wird. Die obere Wand
besteht aus Ka6eZwd^^s-Zweigen , die mit Kokhdol quer durchflochten sind.
Der Eingang ist wie beim Taheyol sehr gross, so dass sich manchmal
darin auch Schildkröten fangen und die den Oumäth bildenden Karithem-
Zweige müssen von der Haut befreit sein, da die Fische sonst die Reuse
meiden; ebenfalls müssen die Reisige der inneren Mündung weit von ein-
ander abstehen , so dass den Fischen für den Austritt eigentlich kern Hindernis
im Wege steht. Diese Reuse wird, ähnlich wie der Dhaläy^ ausserhalb des
Riffes in 10 Faden Wasser versenkt, was mittelst vier grosser, an jeder der
1) [Rdoth ist wahrscheinlich dasselbe als Nraotj siehe vom pg. 117].
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^ 146 -
Ecken im Innern befestigter Steine geschieht. Um die Fische anzulocken
und zum Theil auch um die Struktur der Reuse zu bedecken, wird das
Innere mit Bündeln des Komökum (eine Art Seetang), den diese Fische
gerne fressen, bedeckt.
Die Fischer entfernen sich nicht während langer Zeit nachdem der
Bub d kamuth versenkt, sondern kommen bald zurück und heben die Reuse
auf, was mittelst eines Holzhakens, „Bethkön" (Taf. XX Fig. 3) genannt,
stattfindet. Derselbe besteht aus einem ca. 1 M. langen Stocke, dessen
eines Ende einen Haken bildet und der etwas oberhalb desselben mit
einem länglichen, einige Pfund schweren Stein belastet ist. Das Hebetau
wird nun an das obere Ende des Stockes befestigt und derselbe gegen die
Wölbung der Reuse niedergelassen wo er sich leicht verhakt sobald man
der beschwerten Spitze eine Schwingung giebt. Die Reuse wird nun empor-
gehoben und nach flacherem Wasser geschleppt, wo sie entleert wird. Oft
jedoch ist dieselbe so gefttUt, dass man gutwillig einen Theil der Beute
entfliehen lassen muss, um die Reuse ohne Beschädigung in Sicherheit zu
bringen. Beim Emporheben muss jedoch darauf Acht gegeben werden , dass
die Vorderseite mit dem Eingang nach Oben gerichtet ist, weil die Zweige
des Oumdth die OflEhung nicht verschliessen wie bei den übrigen Reusen.
Würde die OflEhung nach unten gerichtet werden, so könnten sänuntliche
Fische entfliehen, ist sie aber nach oben gerichtet so geschieht dies nicht
und wird deshalb an das Vorderende der Reuse eine weisse Schale der
Basdkal' Schnecke (Ovula ovum') befestigt, damit die Fischer in Folge
der im Wasser weiss schimmernden Schale sich orientieren können.
Bei den übrigen Reusen dieser Klasse (den DdebongoVa) ist die Ober-
seite nicht gewölbt sondern flach. Als Typus dieser kann der Rh{tek (Taf. XX
Fig. 4, Durchschnitt) gelten. Die Konstruktion der obigen Reusen ist auch
hier möglichst genau beibehalten, nur dass die Ävloiks verschwunden sind
und in Folge dessen an den vier Ecken und in der Mitte der Seiten Asvtäng's
aus Holz oder Bambusrohr auftreten, die den Eck- und Seitenpfosten der
Häuser entsprechen. Diese Art Bub's heissen im Allgemeinen j^antangäoV
in Folge der Anwendung der y^antäng'8'\
Von ihnen verdienen noch der Oumdth EngkaMr (Taf. XX Fig. 5,
Durchschnitt) und der Asiul ngärak erwähnt zu werden. Beim ersten wird
der Eingang zum Oumdth^ welcher Form er auch sei, durch eine dachförmige
Vorrichtung verdeckt, so dass die Fische nur von unten zum Eingang
gelangen können. Der Name stammt von dem Platze Engkaäär^ wo dieser
Oumdth zuerst angewandt wurde.
Beim ASiiU ngdrak (Taf. XX Fig. 6) ist der Eingang zmn Oumdth
verengt, und hat derselbe die Gestalt einer oben spitz zulaufenden, unten
etwas erweiterten Schleife.
') [Siehe vorn pag. 38 Note].
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^ 147 -
Unter den verschieden benannten Reusen, deren vordere Seite nicht
frei, sondern durch gewölbte Ausbuchtungen des Innern bedeckt ist, finden
sich wie bei den vorigen solche mit oberer gerader und andere mit gewölbter
Decke.
Zu den einfachsten der ersteren Sorte gehört der Holhethek (Taf. XX Fig. 7)
mit welchem die Kinder beiderlei Geschlechts , sowie die Frauen die kleinen
Korallenfische fengen. Diese Reuse, kaum 25 cM. hoch und 50 cM. im
Grevierte messend, stellt einen quadratischen Käfig, aus kreuzweise durch-
flochtenen, schmalen Bambussplittern (dem Lilt) vor. Am Vorderende
befinden sich an beiden Seiten halbrunde Wölbungen die nur in der Mitte
der Seit6 eine schmale freie Stelle für den Durchgang der Fische übrig
lassen. Ein Oumäth^ der den Zweck hat den eingedrungenen Fischen den
Ausgang abzuschneiden, fehlt hier, weil diese Reuse nur für's Einsammeln
der, auf einer gewissen Stelle umstellten und eingetriebenen Fische
dienen soll.
In der Tdhysh ungdä- (Taf XX Fig. 8) Reuse wird die viereckige, oben
flache Anordnung der Reuse beibehalten, aber die Vorderseite ist nur an
der einen Kante gewölbt und der Eingang ist mit einem beUebigen Oumäth
versehen.
Die ZosadÄoZ-Reuse (Taf XX Fig. 9, Querdurchschnitt) bildet einen
Uebergang von den flachen zu den gewölbten Reusen, indem hier die
separaten , die Eckpfosten vertretenden Stücke fehlen , dagegen lange Zweige
des Derikket'BBMines winklig zusammengebogen werden , so dass das Durch-
schnittsprofil einem Trapez, mit oberer, schwachgewölbter Seite gleicht. Am
Vorderende dieser Reuse (Taf. XX Fig. 10, Quer- und Fig. 11, Längs-
durchschnitt) sind beiderseits, zwei sehr flache Wölbungen angebracht,
deren vertikale Höhe kaum die Hälfte der Reusenhöhe übersteigt, so dass
der darüber befindliche flache Theil des Vorderendes, der „engedM*' heisst,
eine bedeutende Höhe erreicht.
Bei der BlcUang-BBWse (Taf. XX Fig. 12, Horizontalansicht, Fig. 13,
Profllansicht) sind dagegen die beiden Wölbungen des Vorderendes sehr ver-
längert, so dass zwischen denselben ein langer und schmaler, unten mit
einem Boden versehener, oben aber offener Gang zum Eingange führt.
Die Seiten und die Decke sind bei dieser Reuse durch eine Wölbung
vereinigt. Die Länge des eigentlichen R^usenkörpers erreicht manchmal
2 M., die der Zähne, der hervorgewölbten Theile des Vorderendes, bis über
1 M. Die Höhe der Reuse beträgt mehr denn 76 cM. von welchen am Vorderende
60 cM. auf die Zähne entfallen, so dass der ^engedM'' sehr niedrig wird.
Die Kleol-Eeuse (Taf. XXI, Fig. 1, Vorderansicht; Fig. 2, Vorderende
des Bodens) ist die häufigst verfertigte dieser Klasse, weil sie, der Grösse
des gewöhnlichen Ksekl entsprechend , leicht zu handhaben ist. Die Konstruk-
tion dieser Reuse lässt sich leicht aus der Abbildung ersehen.
Der Oumäth dieser Reuse heisst Tduoräoth (Taf. XXI Fig. 3 , Durchschnitt)
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und ist flaschenfönnig. Dieselbe wird hergestelllt indem man ein iiZi-rohrglied
über dem Knoten mehrfach spaltet und die auseinander gespreitsten Stücke
mit Liane durchflechtet.
Der Semäel'Bub ist ein etwas grösserer Kleol^ der des Oumäth entbehrt^
weil er nur bei den KabyngeCs (Fischzäune) verwandt wird. Der spitzige
und etwas verlängerte Ausgang der Umzäunung wird von den beiden
Zähnen der Vorderseite umfasst und die Fische gelangen so in die Reuse,
ohne irgendwo entschlüpfen zu können.
Von den bisherigen verschieden ist die PaiÄ-Reuse, (Taf. XXI Fig. 4),
die anstatt viereckig und abgerundet zu sein, nur mit dem vorderen Ende
eine ebene Fläche bildet. Die einzelnen BäotKs bestehen aus langen IM-
splittern die die Seilen in einem Stück reifförmig umgeben und dann vertikal
mit dem jfiiarawö'Z-Stengel durchflochten werden.
Die Gaw-Reuse ist aus gespaltenem üft-rohr gleichmässig geflochten,
von geringer Grösse, flach abgerundet und von einer centralen OeflFnung
auf der oberen Seite und dem Boden versehen. Nur durch Knaben fttr den
Fang der kleinen Korallenfische verwandt, wird diese Reuse zwischen
Korallenblöcken aufgestellt und nach kurzer Zeit wieder aufgenommen,
wobei die beiden Oeffnungen mit den Händen zugehalten werden.
Im Allgemeinen wird der Fang mittelst des Gawir und des Holhethek^
wie auch mit dem , nur in flachem Wasser gestellten , Bub er kamäng durch
Kinder betrieben. Die am gewöhnlichsten angewandten Reusen sind die
mittlerer Grösse, vom Typus des Ksekl^ die beinahe das ganze Jahr hin-
durch gebraucht werden. Die besonders grossen werden nur ausnahmsweise
oder zu gewissen Zeiten ausgesetzt.
Die Reusenfischerei ist Allen freigegeben und ein Jeder kann seine
Reusen, gewöhnlich in dem der Familie gehörenden Gewässer aussetzen.
Das Eigenthumsrecht wird ziemlich streng geachtet, jedoch nur innerhalb
das eigenen Staatsverbandes. Die Reusen der schwächeren, nachbarhchen
Dörfer zu berauben gilt für ganz naturgemäss, obwohl dasselbe Vergehen
Angehörigen gegenüber verübt, einen furchtbaren Lärm verursachen würde.
Nach dem allgemeinen Glauben hängt die Ergiebigkeit der Reusen nicht
nur von der Wahl des Platzes, sondern auch von dem Verständnis des
Verfertigers ab. Versteht er den Oumäth gut einzurichten, wozu natürlich
eine ererbte, geheimsinnige, mit irgend einem ,jKedhiU'* im Verhältniss
stehende Fähigkeit nöthig ist, so sind die Reusen glücklich. Indessen oft
sind sie es nicht und ein orthodoxer Reusenfischer ruft dann seine Götter
an, um das herrschende Unglück zu wenden.
Als die Gunst der speziellen Gottheiten ^) Koräk Yekäth^ Büik Tekdth^
Yekäth d kcUmöl und Kobü käbelbäl sichernd gelten die Blüthen und jungen
Zweige des äugal-BaMmes ; solche werden auf die frisch auszusetzende Reuse
') [Siehe: Religion der Pelauer pg. 50/51].
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^ 149 -
befestigt und mit versenkt. Wollen trotzdem die Fische die Reusen nicht
betreten, so wird den Göttern ein spezielles Opfer dargebracht.
Zu solchem Zwecke bereitet der Fischer zu Hause ein Apelsiyek (Taf.
XXI Fig. 5), eine Speise aus Taro, die auf einem Holzgefäss aufgehäuft
wird, in welche dann ein kleiner Strauss aus besonders zusammengelegten
Kassük'Bl^ttern gesteckt wird ^). Diese Opferspeise wird auf den mittleren
Theil des Fahrzeuges gestellt und der Fischer wirft, vom Lande abstossend,
etwas Taro ins Wasser für die Götter Obakäsh^ Melimräsak und Dörom
Kriik. An den Theil des Riffes, wo die Eeusen ausgesetzt, kommend, ruft
er die höchsten Beschützer der Fischerei den Koreömel und den Ayekäth el
Key an , ihnen den Apdsiyek widmend. Er wirft dann die Speise ins Wasser
und befestigt den kleinen Strauss an den Ausleger seines Fahrzeuges, wo
er bis zum Verwelken verbleibt. Der berühmte Koreömel von Molegoyök
hatte zu solchen Opfern ein besonderes Gefäss, das seit langen Zeiten ein
Erbstück seiner Familie bildete.
Wenn der Opfernde ein anderes Fahrzeug auf der Opferstelle antrifft,
so ladet er den Inhaber desselben zum Essen ein und giebt auch ihm von
der Opferspeise ^).
Das Fischen mittelst Umzäunungen oder Fischwehren ist fast
auf allen Karolinen-Inseln bekannt, obwohl demselben im Osten des Archipels
wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird. Auf Ruk wo die Beschaffenheit
des Strandriffes, seiner geringe Breite wegen, derselben wenig günstig ist,
tragen die Eingebornen einen Haufen Korallensteine zusammen und umstellen
denselben mit ihren Handnetzen. Der Haufen wird dann nach einiger Zeit
auseinander geworfen und die in den Zwischenräumen sich findenden
Fische mit den Netzen gefangen. Dies dürfte die einfachste der hieher
gehörenden Arten des Fischfanges sein
Wo das Biff aber breiter ist und kein Mangel an losen Korallen herrscht,
da bauen die Einwohner wirkUche und geräumige Umzäunungen, in welchen
sich die Fische während der Ebbe fangen und dergleichen Bauten wurden
von manchen Beobachtern für künstliche Häfen , u. d. g. angesehen. Auf
Ponape z.B. werden solche Umzäunungen, „Mai'* genannt, nur zeitweilig
erbaut. Dieselben sind nur schwach, aus kleinen Steinen errichtet und
haben den Zweck nur für ein Mal die Fische abzusperren, wonach sie
wieder vernachlässigt, und von der Fluth auseinander geworfen werden.
Im Westen, besonders aber in dem fischarmen Tap sind diese Anlagen
sehr massiv ausgeführt und kommen so zahlreich vor, dass für einen
Fremden die Bootfahrt am Strande selbst bei Hochwasser unmöglich
gemacht wird.
Ebenso, obwohl weniger zahlreich wenden auch die Pelauaner Fisch-
1) [Siehe Religion der Pelauer pg. 51].
») [Siehe auch über Blattopfer resp. Blattorakel auf den Gilbert-Inseln; Mitth aus
Deutschen Schutzgebieten, I. Bd. pg. 194].
11
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^ 15Ö ^
zäune an und zwar bauen sie, gleich dem Tapern, zweierlei Arten derselben,
aus Korallensteinen oder aus Holz und Bambusrohr.
Die Fischzäune aus Steinen heissen jjBeng'' (Taf. XXI Fig. 36) und
haben die Gestalt zweier länglicher , mit den Enden geradwinklig zusammen-
stossender Vierecke. Solche Umzäunung ist ca. 1 M. hoch, etwas weniger
dick und aus sorgfältig zusammengefügten Steinen erbaut, so dass sie von
sehr dauerhafter Beschaffenheit. Am Innern Winkel findet sich in einer
der Wände ein schmaler Zugang , der vor dem Fischzuge versperrt wird ').
Die ,yBeng*8'' werden am äusseren Rande der Strandfläche, also dicht
an der Grenze des tieferen Wassers der Lagune angelegt und oft verirren
sich in dieselben selbst grosse Fische, Haie und Schildkröten. Der Eingang
wird häufig mit einer Reuse versperrt, wodurch der Fang der kleineren
Fische noch besonders erleichtert wird.
Die zweite Art der Umzäunungen heisst „Kabingd'*; diese haben den
Zweck, eine grössere Strecke des flachen Wassers umspannend, die Fische
nach einem mit einer Reuse versperrten Ausgange zu leiten. Als Material
für die Wandungen dienen fttr die Pfosten dünne Stämmchen, die in
grösseren Abständen von einander in dem Boden befestigt werden. Die
Wandung selbst besteht aus dicht aneinander gereihten Stäben gespaltenen
Bambusrohrs , die mit dem Stengel einer Schlingpflanze durchflochten werden.
Die Stäbchen stehen kaum ^U Zoll auseinander so dass das Entrinnen, auch
der kleineren Fische, verhindert wird. Die Gestalt der Kabingd's ist auf
den Pelau-Inseln abgerundet, gegen den mit der Reuse verstellten Ausgang
zugespitzt und mit breiter Basis, in deren Mitte der schmale, von zwei
divergirenden , weit in die See hinaustretenden Flügeln , umgrenzte Eingang
sich befindet. Die Weite der Umzäunung ist verschieden, gewöhnUch
10—20 Faden, die Höhe der eines Mannes gleich.
Gewöhnlich werden die Kabingd's auf flachen Stellen in der Mitte
grösserer, freier Strecken, etwas vom Strande entfernt aufgestellt, (Taf.
XXI Fig. 7) dort wo der Boden sandig und steinfrei ist. Auf solchen,
gewöhnlich mit Seegras bewachsenen Stellen kommen die Fische zur Fluthzeit,
hatten sich aber auf dem, von jedem Verstecke entblössten Boden, nicht
auf und da sie auch für die einheimische Netzfischerei wegen der Weichheit
des Bodens schwerer zugänglich sind, vertritt der Käbingd hier das Netz
und sichert die Fische die in denselben gelangt; denn der Zaun ragt auch
bei Hochwasser über der Oberfläche der See hervor.
Wo das mit Mangroven bestandene, flache Ufer stellenweise zahlreich
von Fischen besucht wird, wie z. B. in tiefer eingeschnittenen Buchten,
und wo zu gewissen Zeiten Fische des Laichens halben erscheinen, wird
eine ganze Strecke des Ufers mit einem Zaun umgürtet (Taf. XXI Fig. 8),
um dadurch den, bei Ebbe nach dem tiefen Wasser eilenden Fischen den
>) [Siehe vom pag. 134].
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^ 161 ■-
Weg abzuschneiden und sie der gewöhnlichen, eben besprochenen Umzäu-
nung zuzuleiten.
Die steinnern Beng's und KabingeVs werden besonders während der
BaÄ-Zeit (Zeit der Westwinde) benutzt und bilden ein sehr streng
geachtetes Privateigenthum.
Wie bei sämmtlichen Zweigen der Fischerei wird auch hier den Göttern
geopfert um guten Erfolg zu sichern und zwar den KalitKs der Mangroven
eine Kokosnuss^).
Der Fischfang mittelst Gift. Das Fischvergiften j^melup" (von
j,dup'\ Fischgifb) ist auf den Pelau Inseln ebenfalls bekannt und wird manchmal
in grossem Maasstabe, wobei Hunderte, mit Gift gefüllte Körbe angewandt
werden , betrieben. Dies findet statt wenn ein plötzlicher Bedarf an Fischen
entsteht, z.B. bei fremden Besuchen, wo dann die ganze Bevölkerung am
Zuge theilnimmt. Als Gift werden zerstampfte Nüsse und Blätter der
Barringtonia speciosa, pelauisch j^dup*' ') oder die Wurzeln der
ThagatMkal'Schlingißf[a,nze^) verwandt. Für diese Art des Fanges werden
am liebsten einzelne Vertiefungen von begrenztem Umfange gewählt, in
welche dann die Eingebornen niedertauchen und die mit Gift gefüllten
Körbe in die Höhlen der Korallenblöcke vertheilen. Das nachherige Auflesen
der betäubten Fische ist durchaus keine leichte Sache, denn nur wenige
Arten (z.B. der Mv^ü^ u.a.) treiben auf die Oberfläche hinauf, die meisten
(besonders die grossen fiferrawws Arten) bleiben in der Tiefe und müssen
durch Taucher heraufgeholt werden.
Das Fischbetäuben wird nur selten in kleinem Maasstabe, durch einzelne
Personen ausgeführt, da fast stets auf andere Weise eine geringere Anzahl
von Fischen zu erbeuten ist.
3. Sonatige Fangmethoden und die Rifflese.
Ausser den Fischen giebt es noch eine grosse Anzahl sonstiger
Seethiere, denen die Eingebornen nachstellen; der Fang oder die Suche
nach diesen geschieht indes selten durch erwachsene Männer. Eine Aus-
>) [Siehe Religion der Pelauer pg. 51].
«) [Siehe vom pag. 136 Note 2.]
») Die rÄo^a^/wiÄal-Pflanze findet sich auf sämmtlichen hohen Inseln der Karolinen
und ist es interessant zu bemerken dass dieselbe auf Ponape „peinup" heisst. Der Name
ist zusammengesetzt aus „peina" Riff und „up" Pischgift, was gänzlich mit dem pelau-
ischen „dhup" übereinstimmt. Die Ponapeaner unterscheiden den wilden „peinup", der in
den Wäldern wächst, und dessen Wurzeln dünn und von schwächerer Wirkung sind, und
den „up en yap", den Land-wp, den sie selbst pflanzen, und dessen Wurzeln in
weichem Boden wachsend, leicht herauszuziehen sind; die nai'kotische Wirkung dieser
kann sogar dem Menschen fühlbar werden. Die Identität der Namen (die Wurzel
„ Up") in beiden Sprachen , ist einer der so zahlreichen Belege einer früheren Zusammen-
gehörigkeit beider Völker. Die lokal veränderte Verwendung dieser Wurzel für die beiden
Sprachen ist charakteristisch, der Ponapeaner sagt für die Thätigkeit des Fischbetäubens
„tipaup", er benutzt also die primitive Form des Zeitwortbildens (durch Reduplikation);
aer Pelauaner dagegen braucht dafür den abgeleiteten Ausdruck „wMup",
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^ I6ä -
nähme bildet der Fang des Ngargoroth (Octopus sp.), der theils als
Nahrung, theils als Fischköder benutzt wird, und der des KarabruM
(Palinurus sp.) ') eines Krebses, beide durch die Fischer selbst betrieben.
Der Octopus wird bei Ebbe in seiner Höhle aufgesucht und mittelst
eines spitzen Stockes, an welchem er sich festsaugt herausgelockt. Bei
kleineren Thieren wagt der geschikte Fänger dies auch direkt mit der Hand
zu thun, indes gehört dazu etwas Muth, da der Polyp sich sehr rasch
an dem Arm festsaugt, ja selbst oft beisst, seine Abnahme ist daher
mit Schmerzen verbunden. Die freischwimmenden ^Mdngör und ,jLüvi"
(zwei Sepia-Arten) werden nur zufällig, falls sich unbeweglich auf dem
Grunde sonnend, angetroffen und mit dem Fischspeer emporgeholt.
Die Pal i nur US-Krebse leben in Höhlen zwischen den Korallenblöcken
des äusseren Riflfrandes und das Aufsuchen derselben geschieht gewöhnlich
nach einem statt gefundenen Gewitter, da die Thiere dann an die Mün-
dungen ihrer Höhlen kommen. Sie werden entweder mit dem Speer erlangt
oder, falls versteckt, mit der Hand gefangen, wozu ein gewisser gewandter
Griff gehört, da die Stacheln der rauhen Körperschaale schmerzliche Ver-
wundungen beizubringen im Stande sind.
Der Fang der grossen Squilla-Krebse, KolousäU^^ die paarweise
in tiefen , röhrenartigen Höhlen des Strandes leben , wird durch die jüngeren
Leute mittelst eines besonderen Geräthes (Taf. XXI Fig. 9) betrieben. Dieses,
y^PotK' genannt, besteht aus einer flachen, biegsamen, gegen 1 M. langen
Gerte aus Kokosblattrippen , an deren Ende das sägenförmige EndgUed des
Raubfusses einer Squilla, mit den Zähnen nach oben verbunden wird. Etwas
oberhalb desselben wird ein kleiner Fisch befestigt und durch das Handende
der Gerte wird ein Querholz gesteckt. Das Ende mit Haken und Köder
wird nun in eine der, durch die Squilla bewohnten Höhlen gelegt und bald
bemerkt man dass der Krebs die Beute tiefer in dieselben herabzuziehen
trachtet. Das obere Querstück ermöglicht die Beobachtung des Vorganges
und die Zähne des Raubfusses am untern Ende dienen zum Anhaken des
Krebses, der nun vorsichtig herausgezogen wird, wobei er sich jedoch
gewaltig sträubt und manchmal, bei mangelnder Vorsicht des Fängers,
diesen mit seinen RaubfÜssen gefährlich verwundet.
Gemüthlicher vollzieht sich der Fang der fforfl'tir-Krebse, einer
Art Astacus^ die beinahe alle Bäche und Wasserlöcher belebt und welche,
ein Leckerbissen für die Kinder, von denselben mittelst SchUngen gefangen
und roh verzehrt werden. Als Köder wirft man etwas geschabte Nuss ins
Wasser; die Schlingen, Epeth genannt, werden aus einzelnen Kokosfasem
und Blattrippen verfertigt, und zwar wird eine bewegliche oder laufende
1) [P. penicillatus Gray].
') [Squilla maculata Lam].
') [Wahrscheinlich ist dies Palaemon omatus OL]
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(Taf. XXI Fig. 10a) benutzt, falls man den Krebs bei dem Hinterkörper,
eine kleine und feste (Taf. XXI Fig. 106) falls man ihn bei dem stielfbr-
migen Auge erfassen will.
Die Riff lese umfasst das Einsammeln der sämmtlichen übrigen, auf
dem Strand lebenden Seethiere und wird oft von Frauen und Kindern geübt,
indes weniger als ein wirklicher Nahrungserwerb betrachtet, sondern mehr
als eine dem Vergnügen dienende, und selten vorkommende Abwechslung,
da, der, durch die Männer geübte Fischereibetrieb beinahe immer zur Befrie-
digung des häuslichen Bedarfs an Fleischkost genügt.
Die Eingebomen haben für die verschiedenen und zahlreichen Thiere,die
den Gegenstand der jeweiligen speciellen Suche bilden , verschiedene Namen
und leiten von denselben die Benennungen der jedesmaligen Thätigkeit ab.
Zu den wichtigeren Arten dieser Suche gehören, mongyül^ olngimmes^
dondhül imd mdit a kirn , die unter Umständen einen nicht unbeträchtlichen
Zuschuss zur animalischen Nahrung ergeben.
Das mongyül hat das Aufsuchen des Gat/wZ-Wurmes (Sipunaüus sp.) ^)
zum Zweck. Derselbe, manchmal bis 10 Zoll lang, lebt im Sande des
flachen Wassers eingebohrt, wird von den Frauen mittelst eines, j^OWf*
genannten, Stockes herausgehoben und dann mittelst eines kleineren Holz-
stückes „golibek'\ seiner Eingeweide entleert, da nur die elastische, umge-
stülpte Hülle genossen wird.
Bei dem „olngimmes*' wird die Bläol-Holothurie aufgesucht ; der freiwillig
entleerte Körperinhalt derselben, der ^^Ngyrnnm" heisst, wird gesammelt
und roh oder gekocht genossen. Die Suche geschieht des Morgens früh, damit
der Darm sich nicht erst mit Sand füllt.
Bei dem ^dondhtä** ist die iVaÄwZ-Biwalve (eine der Anodonta verwandte
Muschel) Gegenstand der Suche. Diese sehr schmackhafte Muschel die sich
an sämmtlichen hohen Inseln der Karolinen findet (Buk: j^p6po'\ Ponape:
^KopvV') lebt nur in mannestiefem Schlamm der Mangrovensümpfe und wird
zur Fluthzeit, wo der Schlamm noch weich ist, von den Frauen mit den
Füssen aufgesucht.
Das j^melit a kinC\ das Einsammeln der Tridacna- und Hippopus-
Muscheln wird vorwiegend von den Männern unternommen. Dieselben
schieben ihr Fahrzeug über den mit Korallen bedeckten Grund hin und
spähen nach den einzeln zerstreuten , während der Ruhe geöffneten Muscheln,
in welche sie dann rasch und vorsichtig die Schiebestange oder einen Fisch-
speer stecken. Die Muschel schliesst sich und klemmt sich so fest um die
fremden Gegenstände, dass sie mit Leichtigkeit in das Fahrzeug gehoben
werden kann. Beim Mangel an Fischen bilden diese Zi'm-Muscheln den
wichtigsten Bestandtheil der animalischen Nahrung der Einwohner.
Das Molüyuk dcüsängl gilt dem Aufsuchen der DaZsangrZ-Schnecke , einer
>) [S. robustus Keferst Gat. Mus. God. IV. pg. 66.]
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Nerita *) , des Nachts bei Fackellicht ; am Tage hält sie sich versteckt und
klettert nur Nachts die Seiten der langen pelauischen Steindämme empor.
Mit dem allgemeinen Namen ^etoetek** belegen die Einwohner das
Schnecken- und Muschelsammeln ; die Thiere werden hier gleich auf der
Fundstelle durch Zerschlagen von der Schaale befreit. Die Anzahl der hierhin
gehörenden Thiere ist sehr bedeutend, erwähnt mögen werden: Tobüsok
(Tritonium), Omüb (Cassis), Sangeraöyok (Strombus), Kaybüsok (Strombus)
welche alle vier eine sehr bedeutende Grösse erreichen; dann: Sumum
(Ti'ochus), Sungaruk (Turbo), Bungaruhely Print (Nerita- Arten) , Nffiiräe
(Natica), Dakmus (Haliotis), Buyuk (Cypraea tigris), Mürok (Neritina), Sau
(Nassa), eine Bulla- Art, Ottöttol (Conus) und viele andere wie: Rahül^
Kaaagol^ Bdapagäy^ Horruer^ Blunguttül^ TJiaek ara pathäok^ Tov^ Hugum^
Gerdhäob^ Kasogür^ Bötol^ Kadfidborö^ u. s. w. *).
Von Seewalzen'), deren die Einwohner manche Alten für den Handel
bereiten, werden die: Palungdl^ Kasöbol^ Ayrimt^ Mölok^ Marmäraky Saga-
säkal^ Tmathin^ Horüsok^ Aytöl^ Tetuirek^ Thamathdml^ Pipakmathäl^
Argdl^ Ebotol^ Babi^ Kokhayo^ Karamrüm^ Sengü und Bläol genannten
Arten auch als Nahrungsmittel , jedoch nur von den Frauen eingesammelt.
Von den Seeigeln ist der Aybühd und der Goalek und von den Seesternen
der Kayseyos in die Riffsuche mit inbegriffen.
4. Kriegswaffen.
Ein hundertjähriger Verkehr mit den Fremden hat die Pelauaner nicht
allein mit den Feuerwaffen bekannt gemacht, sondern auch deren Bedarf
an solchen ziemlich befriedigt. Dies ist jedoch nur in Bezug auf Koryor ,
welches das Glück hat den ausländischen Handel zu monopolisieren, zutref
fend. Die von dem Handelscentrum entfernteren Staaten müssen sich
noch immer mit geringerer Waare, älteren Datums, begnügen und werden
die alten Waffen deshalb noch ziemlich in Ehren gehalten. Dazu mag auch
der Umstand beitragen, dass die Pelauaner, wenn auch kriegerisch veran-
lagt, durchaus nicht tapfer in unserem Sinne sind, und mit den Feuer-
waffen keine Schlachten ausfechten, sondern dieselben ihrer alten Kriegführung
anpassten. Das Gewehr soll hier nur einfach den Speer, dessen Anwendung
nur den Zweck verfolgte einen einzelnen Feind zu erlegen, vertreten um
>) [N. quadricolor Gm.]
«) [Ich gebe hier eine Liste der hauptsachlichsten, mir aus Kubary's und Teten's
Sammlungen in grösserer Menge bekannt gewordenen Seoschneckenaiten: Tritonium
Tritonis, Cassidea rufa, Pteroceras (sec. Kubary Strombus) lambis und P. radix bryoniae
Gh., Trochus (Polydonta) maculata L., Nerita quadricolor Gral., N. histrio L., Ruma
(Natica) melanostoma Liam., Mamma (Natica) virginea L. und M. mamilla L., Teinotus
(Haliotis) asinina L., Neritella (Neritina) Cumingiana Recl., Nassa monile Kien., Bulla
ampulla L , Conus geographus L. und C. litteratus L ]
') [Für die Namen von Seewalzen und Seeigeln vei-gleiche: Museum Godeffroy, CJatalog
IV, Hamburg 1869, und V, Hamburg 1874].
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seinen Kopf zu erlangen. Die Vorliebe für den Speer wird auch dadurch
bewiesen , dass , als gleichzeitig mit dem Feuergewehr auch die , mit breitem ,
eisernem Blatt versehene malayische Lanze eingeführt wurde, diese gern
genommen und noch heute eine, vor andern beliebte Waffe bildet. Wegen
der AehnUchkeit mit der Kanoepaddle, heisst diese Lanze „Dosös'* und
bildet die unentbehrliche Handwaffe der Häuptlinge auf Reisen und entfern-
teren Gängen. Die Spitze dieser Lanze (Taf. XXI Fig. 11) ist bis 30 cM.
lang und lanzettförmig zugespitzt, in der Mitte bis 5 cM. breit, und in einen
Bambusrohrschaft eingelassen. Sie ist noch heute sehr gesucht, die Spitze
wird mit einem guten Adolobok ^) bezahlt und ihre wirkliche Bedeutung
wird am besten daraus ersichtlich, sobald man in Betracht zieht, dass sie
die priviligierte Waffe bei Meuchelmord, Thaten der Rache, u. s. w. ist. Sind
die Nachfolger eines Häuptlings ungeduldig auf das Erlangen der obersten
Würde, so wird derselbe mit Zustimmung der Angehörigen umgebracht
und zwar beinahe immer mit dieser Lanze, nach seinem Tode erhält er
dann den Beinamen „math a bosos**^).
Ausser diesem eingeföhrten KJriegsspeer, kommen noch zehn Arten
einheimische Speere in Betracht deren Anwendung jedoch jetzt schon mehr
der Vergangenheit angehört. Der noch am gewöhnlichsten anzutreffende, ist
der „J3b;ÄodoÄ;"-Speer, bei welchem die aus Areca-Palmholz geschnittene,
ca, 60—70 cM. lange Spitze rund, und mit stumpfen Widerhacken versehen
ist. (Taf XXII Fig. 4)3). Ebenfalls noch häufig verwandt wird der sehr
gefilrchtete „J2ws"-Speer, dessen Spitze aus einem Rochenstachel besteht
der ziemlich lose in einem hölzernen, ein menschliches Bein nachahmenden
Schaft, befestigt ist. (Taf XXII Fig. 5)*). Ein ebenfalls sehr gefQrchteter ,
jetzt aber seltener Speer war der ^Blog6yoV\ dessen sehr lange Spitze aus
-Boof-Holz verfertigt und mit furchtbaren Widerhaken versehen war. Die
Verfertigung dieses Speeres durch irgend einen ,jKaldebekel** (Regiment oder
Verein von Männern) , war ein warnendes und nie unbeachtet zu lassendes
Zeichen für die bedrohten Nachbarn. Der „DelidüyuS*' (Taf XXH Fig. 1)
ist ein ähnlicher, nur etwas kleinerer Speer mit dreizeilig angeordneten
Widerhaken der Spitze; der „Bogrorof^-Speer (Taf XXII Fig. 2) ist eine
kleinere Form das „flbZAodoA;" ^) , die eben wie die folgenden: ^,Tel6nof'
I) [Siehe vom, pg. 18 ff.].
i) [Siehe: ^Die Verbrechen und das Strafverfahren auf den Pelau Inseln" pg. 87.]
') [Die Originalzeichnungen der Speere Fig. 1—6, sowie der Keule Fig. 9, hatte Herr
SiNOGOWiTZ die Güte, nach den im Kgl. Museum für Völkerkunde vorliegenden Exem-
plaren anzufertigen. Der Schaft aller Speere besteht aus gelblichem Holz , die Spitze , mit
Ausnahme von Fig. 5, aus rothbraunem Holz, ebenfalls ist der Schacht am oberen und
unteren Ende , sowie noch an einer oder zwei Stellen seiner Länge mit rothbraungefäibter
Faser umwickelt; der Knauf worin der Rochenstachel des Speers Fig. 5 befestigt, ist
schwarz gefärbt. Die Länge der Fig. 1 beträgt 278 cM., Fig. 2: 276 cM., Fig. 3: 305 cM.,
Fig. 4: 305 cM.; Fig. 5: 305 cM., Fig. 6: 353 cM., die der Keule Fig. 9: 94 cM.].
♦) [Siehe betreffs dieses Speers und des Krieges im Allgemeinen: „Die socialen Ein-
richtungen et€., pg. 128 ff.].
») [Siehe die Note 2 vom, pg. 119].
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(Taf. XXII Fig. 3), und „Rodok thebeM* (Taf. XXU Fig. 1), am häufigsten
in den Pfeilspitzen sich zurückfindet. „Oubirek'* oder ^Kalden** ist ein,
aus einem Stücke Palmholz geschnitzter Speer dessen Spitze mit Wider-
haken wie beim BogörotSj^eer versehen ist. Zu den einfachsten Speeren
ist der ^KMäbr zu zählen, der heute weniger benutzt wird und der als
eine Art entehrender Wafife gilt. Derselbe besteht aus einem einfachen,
schräg abgeschnittenem Bambusrohr und war vor sehr langen Zeiten die
gewöhnliche Wafife im Kriege, sank aber im Laufe der Jahre derart im
Ansehen, dass das Tödten eines Mannes im Kriege mit diesem Speere als
besondere Beleidiging galt. Frauen und Zauberer werden mit ihm getödtet •).
Zu Zeiten wo Feuergewehre noch unbekannt, diente an deren Statt
der „-4n%oA;"-Speer, der mit dem j^Katk6fiV\ einem Wurfstock, dem angrei-
fenden Feinde sehr weit entgegengeworfen wurde.
Schwertkeulen waren den Pelauanern in alten Zeiten nicht fremd, und
es gelang mir ein Exemplar einer solchen , als altes Erbstück in einer Familie
aufbewahrt, nach mancher Mühe zu erlangen. Diese Wafife heist y^Protol^'
und hat die Form eines breiten etwas ausgebuchteten Schwertes, sie ist aus
Kokosholz verfertigt und mit Muschelstücken ausgelegt. (Taf XXII Fig. 9).
Zu den ältesten Waffen der Einwohner gehört auch der ^^KareaV' ein
aus Farnstengeln zusammengewickelter Ring auf dessen einer Seite Haiflsch-
zähne (Taf XXII Fig. 8) oder Schwanzstacheln des Naseus (Taf XXII Fig. 7)
befestigt sind. Zwei alte Exemplare gelang es mir noch aufzutreiben^.
Es erübrigt hier noch der, ganz der Karolinischen ähnlichen Steinschleuder
zu erwähnen, die einst von den Einwohnern der Kayangl-GY\rp^% benutzt,
von den eigentlichen Pelauanern aber nicht angenommen wurde. Der
einheimische Name für dieselbe ist „Kliwok,''
DER LANDBAÜ DER PELAUANERN).
Wie überhaupt auf den Inseln der Südsee ist auch der pelauische
Landbau sehr primitiever Natur, er ist indes in Folge der örtlichen Verhält-
nisse wenigstens nach einer Richtung hin, näralich der des Taro- Anbaues
sehr hoch entwickelt. Verschieden von den östlicheren, hohen Inseln der
Karolinen entbehren die Pelau Inseln gänzlich der Yamswurzel, und
die Brotfrucht kommt in so geringer Menge vor, dass die Einwohner der
ganzen Gruppe sie zwar kennen und während sehr kurzer Zeit in begrenzter
Menge gemessen; auf die Wurzel der Collocasia esculenta aber als
einziges beständiges Nahrungsmittel fast ausschliesslich angewiesen sind.
») [Siehe Schmeltz & Krause, op. cit. pg. 420 N®. 386].
^ [Siehe: Die Verbrechen etc. p. 77].
') [Die Originalzeichnung beider Ringe nach den im Kgl. Museum für Völkerkunde
befindlichen Exemplaren verdanken wir Herrn Dr. A. Gkünwedel. Unsere Abbildung
Fig. 7 ist in '/g der natürlichen Grösse und Fig. 8 in '/^ derselben gegeben].
*) [Vergleiche: Journal des Museum öodefifroy. Bd. I. (Heft 4) pg. 233].
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Die Taropflanzungen , misielek genannt, sind deshalb auch die Hauptbe-
dingung för den Bestand eines Staates; und wie gering und herunterge-
kommen ein solcher auch sein mag, wie vernachlässigt auch seine öffentlichen
Bauten und Wege sein mögen, immer werden wir im Verhältnis zu dem
Umfange des bewohnten Dorfes eine sehr beträchtliche Strecke des niedrig
liegenden Bodens mit sorgfältig vor Urzeiten angelegten und heute noch
möglichst sauber gehaltenen Taropflanzungen bedeckt finden.
Nach den Regeln der typisch pelauischen Landein theilung trachtet man
ein Dorf, welches stets einen separirten Staat bildet, so anzulegen, dass die
Wohnhäuser auf dem Rücken oder den Abhängen der, etwas vom Strande
landeinwärts gelegenen Bodenerhöhungen gebaut werden. In solchen Fällen
befindet sich beinahe immer zwischen dem Dorfe und dem Strande eine
mehr oder weniger breite Strecke flacher Niederung, die, beinahe gleich
hoch mit dem Niveau des Meeres, von demselben durch einen schmalen
Streifen angeschwemmten und etwas erhöhten, von der Strandvegetation
dicht bedeckten Landes geschieden ist und sich vorzüglich für Taro-
patschen (Taropflanzungen) eignet. Gewöhnlich sind es die, von zwei
Landvorsprüngen begrenzten Einbuchtungen, wo es zur Bildung solcher
Niederungen aus, von den Hügeln des Innern heruntergeschwemmter Erde
kam, und hatten die Eigenthümer solcher verhältnismässig geringe Mühe,
ihre Anpflanzungen zu begründen. Die sumpfige Niederung wurde durch einen
Deich , auf dem ein, das Dorf mit dem Strande verbindender Stein weg angelegt,
durchschnitten und beide Theile dann weiter durch schmale Querdeiche in
kleinere Abtheilungen geschieden. Die Querdeiche entstanden aus dem,
durch die Austiefüng der einzelnen Abtheilungen gewonnenen Boden und
werden auch jetzt noch sorgfältig unterhalten, indem bei dem Bearbeiten
des Bodens, der von schlammiger Beschaffenheit sein muss, stets alle härteren
Theile auf deren Oberfläche geworfen werden.
Die für den gedeihlichen Zustand der Pflanzung unentbehriiche Feuch-
tigkeit ist zwar durch die niedrige Lage, die höhere Umgebung und das
feuchte Klima gesichert, indessen genügt dies nicht um die ganze Ober-
fläche beständig unter Wasser zu halten und, besonders während der
trockenen Jahreszeit, die Pflanzung vor dem Austrocknen zu schützen. Für
diesen Zweck werden die, gewöhnlich an derart Stellen mündenden Bäche
längs der Deiche zu den verschiedenen Abtheilungen geleitet und, je nach
Bedarf vertheilt, durch zeitweilige niedrige Abgränzungen angestaut, oder
durch besondere Durchbrüche wieder hindurchgelassen.
Die grösseren Abtheilungen der Pflanzung sind durch Deiche grösserer Dimen-
sionen , z. B. von 6 Fuss Bi*eite bei 4 Fuss Höhe über der vertieften Oberfläche
der Patsche, abgegrenzt. Die übrigen sind bedeutend schwächer. Sehr oft führen
solche Deiche zu kleinen, mit Bäumen bestandenen Stücken Landes die, Inseln
gleich , in der sumfigen Niederung zerstreut liegen und welche beinahe immer,
ebenso wie die nächste Umgebung der Patschen mit Bananen beflanzt werden.
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Was nun die Kultur der Pflanzung betrifft, so ist diese eine fortdau-
ernde und sind die verschiedenen Theile fortwährend je mit Pflanzen ver-
schiedenen Alters besetzt. So stehen das ganze Jahr hindurch reife Wurzeln
zur Verfügung und diese beständige Zucht mag die Ursache sein der
beträchtlichen Zahl von Varietäten die sich gebildet und die je nach der
Beschaifenheit der Blüthenscheide und der Farbe der Wurzel durch die
Eingebornen verschieden benannt werden. Die für die Reife nöthige Zeit
beträgt sechs Monate und der Umstand , dass seit undenklichen Zeiten schon
eine und dieselbe Pflanzung fortwährend ertragsfähig sein musste, hat besonders
sorgfitltige Methoden der Kultur zur Folge gehabt. Wird eine Zahl reifer
Pflanzen geerntet, so wird der obere Theil der Wurzel sammt den Stengeln
abgeschnitten um als PflänzUng zu dienen. Die abgeerntete Abtheilung
der Pflanzung wird nur so lange brach gelegt, als Zeit erforderlich selbe
für die erneute Bepflanzung vorzubereiten. Zu diesem Zweck wird der,
einem Menschen bis zu den Hüften reichende Sumpf mit den Händen umge-
wühlt und zerschlemmt, und der Grund desselben mit einer Lage frisch
abgeschnittenen Laubes belegt, auf das dann erst der durchgearbeitete und
von jeder Beimischung befreite weiche Boden kommt. Für diesen Zweck
wird besonders gern die niedrige Strandvegetation, hauptsächlich die Ipomea
maritima und eine ähnhch laubreiche, aber lippenblüthige SchUngpflanze
benutzt und allein diesem schreiben die Einwohner das Gedeihen ihrer
Pflanzungen zu. Jedenfalls dürfte die dichte Blätterlage auf dem Grunde
der Patsche das Eindringen des Wassers in die Tiefe verhindern, wie
denn andererseits auch die, mit der Zeit sich zersetzenden Blätter und
Stengel wohl als Dünger wirken. Indessen lässt man dieselben nicht gänzlich
in der Patsche verfaulen , sondern erneuert alle sechs Monate die Lage und
entfernt die Ueberreste der alten, da immer noch Theile von Stengeln und
Blattrippen übrig bleiben , die sich während dem nicht vollständig zersetzen
konnten.
Das Bepflanzen selbst ist sehr einfach; mittelst eines Stückes Holz,
hongrodJd genannt ^) , wird in den breiigen Boden ein Loch gedrückt und der
Pflänzling, von dem die grösseren Blätter abgeschnitten wurden, bei dem
aber der mittlere Keim noch lebensfähig sein muss, in dasselbe gesteckt.
Die nachherige Sorge besteht nur in Beobachtung des Wassei-standes und,
bei sorgsamen Eigen thümern, im Ausjäten des Grases und etwaigen Unkrauts,
welches bei vernachlässigten Patschen sehr rasch emporwuchert.
Der Tarobau ist im Vergleich mit dem Anbau der anderen Nahrungs-
pflanzen ergiebiger und sicherer, da die Pflanze bei Überfluss von Wasser
leicht gedeiht und wenig unter atmosphärischen Einflüssen oder Ki'ankheiten
*) [Für derartige Grabstöcke finden sich Parallelen auf manchen Inseln des malay-
ischen Archipels, während dieselben von den Inseln des Stillen Oceans nur vereinzelt
erwähnt werden].
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zu leiden hat. Zeiten, während welcher auch die Strandniederungen gänzlich
austrocknen, sind zwar vorgekommen und dann soll Hungersnoth, „ftdisoÄ,
geherrscht haben, indes doch nur sehr selten und allein in früheren Zeiten
als die Gruppe noch dichter bevölckert war. Von Krankheiten der Pflanze
ist die, Obey genannte bekannt; sie wird durch ein sehr kleines, Nguk
genanntes Insekt verursacht. Selbes entwickelt sich dermaassen zahlreich,
dass es stellenweise die ganzen Stengel der Pflanze und die Umgebung
derselben dicht bedeckt und das Verwelken der Pflanzen verursacht. Die
Wurzel wird dann wässerig, schmeckt fade und wird nur ungern gegessen.
Dieser wichtigste Zweig des pelauischen Landbaus , und wird der für den
Fortbestand des Volkes von maassgebender Bedeutung, liegt gänzlichin den
Händen der Frauen. Dies mag denn auch zu dem Uebergewicht des weib-
lichen Einflusses in den socialen Zuständen des Volkes nicht unbedeutend
beigetragen haben. Die Frauen schenken dem Volke nicht allein das Leben ,
nein sie thun auch das, was das Hauptsächlichste um es am Leben zu
erhalten und deshalb heissen sie „adhaläl a pdü*' die „Mütter des Landes"
und sind politisch und social den Männern überlegen. Nur ihre Nachkom-
menschaft darf sich der Staatsangehörigkeit erfreuen, (die Kinder der Männer
sind formell rechtslose Fremdlinge) und die aeltesten Frauen der Familien
werden schon zu Lebzeiten den Kaliths gleich geachtet^) und behandelt,
wie sie denn auch von Ausschlag gebendem Einfluss bei der Leitung der
Staatsgeschäfte sind. Kein Häuptling wird es unternehmen eine Entscheidung
zu föllen , ohne sich erst mit den „adhaldl a blay*\ den „Müttern der Familie"
zu berathen. Von diesem Standpunkt betrachtet, kann unmöglich die lieber-
tragung des Tarobaues an die Frauen , als eine Folge von deren untergeord-
neter Stellung in der Gesellschaft aufgefasst werden , was durch die Frauen
selbst auch nicht geschieht. Die reichste Frau des Ortes blickt mit Stolz
auf ihre Taropatschen und obwohl sie genügenden weiblichen Anhang hat,
der ihr es ermöglichen würde nur die Arbeit zu leiten und nicht selbst-
thätig einzugreifen, zieht sie es doch vor den feinen Schurz abzulegen und
mit einem kleinen, kaum die Blosse deckenden Schurz bekleidet und einer
kleinen Matte als Schutz gegen Sonnenbrand auf dem Rücken, sowie einem
Augenschirme aus Bananenblättern versehen, begiebt sie sich in den tiefen
Schlamm. Hier, in der brennenden Sonne vom Seh weiss triefend und vom
Schmutz bis an die Hüfte und über den Ellenbogen strotzend, arbeitet sie
um den jüngeren Frauen ein gutes Beispiel zu geben. Dann aber müssen,
wie bei jeder anderen Beschäftigung auch die KcUith's^ die Götter, angerufen
werden und wer könnte zur Ausführung einer so wichtigen Angelegenheit
geschickter sein, als die Mutter des Hauses. Es ist also einerseits wahr,
dass die ungemein schwere Arbeit in der Taropatsche die hiesige Frau
social nicht erniedrigt, sondern sie im Gegentheil mit dem Selbstbewusst-
[Vergleiche: Religion der Pelauer pag. 25—28, etc.].
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sein ihres Gewichtes für die Gesellschaft erfüllt; andererseits kann aber
nicht übersehen werden, dass dies Folgen von zweierlei, drückender Art
nach sich zieht. Erstens leiden die Frauen , die eine gesunde Nachkom-
menschaft, die künftige Bevölkerung des Staates gebären und erziehen
sollen, physisch; denn die Arbeit ist stetig fortdauend und hart, und
abgesehen von dem bösen Einfluss auf die Gesundheit schwächerer Frauen
im Allgemeinen, findet man die Hände sämmtlicher Frauen von Stande
rauh und hart, und für feinere Arbeiten, z.B. das Flechten feinerer Matten
u. dergl. ungeschickt. Die andere ist mehr moralischer Natur, indem nämlich
die Leistungsfähigkeit der Frau, als der Producentin des Hauptbestandtheils
der Nahrung, den wichtigsten Moment beim Abschluss einer Ehe bildet.
Wie oben erwähnt wird bei dem Tarobau die Hülfe der Götter ange-
rufen. Jeden Morgen, ehe die Frauen sich in ihre Abtheilungen begeben,
ruft eine derselben : Kadhe Kadhil Ardhü Kleüäep ma adhcUäk dhil Thoy
ngu a kasimmd e ki go otpothk er a misidek! (Mutter Frau Klellaep
und Mutter, meine Frau Thoy nehmt fort die Thür, damit
wir in die Pflanzung eintreten).
Vor dem Auspflanzen des Taro wird ebenfalls eine feierliche Beschwö-
rung vorgenommen. Die betreffende Frau , einen Taropflänzling in die Hand
nehmend, und ihn schräg gegen den Boden haltend, ruft: „Kadhe Kadhü
Ar dhil Athmalaythöy ko d dithem keyUy ma äk toromolduäy^ mo ko mo
apagäy^ e mo opthänk^ e mo opthänk^ e mo optkänk d hongor'' (Mutter
Frau Athmalaythöy, hier dein Pflänzling, mag er wie ein
Apagay (ein weitbauchiges Gefäss) werden, mag er wie ein Pthangk
werden (aufschwellen wie ein P^Äawöf/c-Stein), mag er aufschwellen
wie ein Hongör (wie eine Pandanus-Art, die eine reich verzweigte
Krone besitzt).
In Ngarupesang in Molegoyok wird manchmal noch die alte Sitte, die
Tarokrankheit aus dem Lande zu tanzen, geübt, was sonst nirgend mehr
geschieht. Wenn das fwlogik (von gik) a rakthel a rnfsielek vorgenommen
werden soll, so versammeln sich die Frauen des Ortes um die Priesterin
der weiblichen Gottheit des Platzes im Hauptrathhause und begeben sich
in einem tanzenden Zuge nach dem Strande, dabei Lieder singend, wie
z. B. das folgende :
Ma d threthr ma d mey
(Und die Krankheit wenn sie kommt)
E dUin!
(Wirf sie weg!)
Mal obds ma el mey
(Und obelä wenn, er kommt)
E dilin!
(Wirf ihn wegl)
Ma el nguk ma el mey
(Und der nguk wenn er kommt)
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- I6l ^
E düin!
(Wirf ihn weg!)
E dilin el mor Angydur
(Wirf ihn weg bis nach Angyaur)
Ma rüsok er ngiy!
(Das ihn zerstampfe!)*)
Die Besprechung der verschiedenerlei Weise der Verwendung des Taro
als Nahrung einem anderen Abschnitte vorbehaltend *) , möge hier erwähnt
werden, dass die Pelauaner enorme Quantitäten desselben verbrauchen und
zwar nicht nur weil es die ausschliessliche Nahrung des Volkes ist, sondern
auch weil die socialen Zustände sehr oft gesellschaftliche Festlichkeiten zur
Folge haben, bei denen der Gebrauch einer grossen Menge Taro die Haupt-
sache ist. Bei Geburten, Begräbnissen s), Trauerfesten, sind einzelne Haus-
haltungen gezwungen Hunderte von Köiben Taro zu liefern , eine Aufgabe die
die Arbeitskräfte der heutigen Familien übersteigt; deshalb besteht der
Gebrauch die Wurzeln handelsgemäss zu verkaufen und bilden zehn gut
geftlllte Körbe Taro die Wertheinheit für das einheimische Geld*). Zehn
solcher Körbe, jeder ungefähr mit 50-60 Wurzeln gefüllt, kosten eine alte
Glasperle deren Name j^mor a kaymö'\ d.i. ^gehet für eins", nämlich
für „eine Zehn"! den niedrigsten Handelswerth eines Gegenstandes ausdrückt.
Der europäische Werth des Taro wurde zu 25 pence per Korb gerechnet,
und dadurch eine Basis zur Werthbestimmung des pelauischen Geldes
gewonnen.
Ausser der Kukäü Pflanze, der typischen Collocasia esculenta
in ihren zahlreichen kultivierten Varietäten, von denen folgende erwähnt
sein mögen: l.Ngabrü^ 2.Kokheal^ S, Mogolumid^ i.KeymMhükur^ b,Alabü^
6. Kohomiü^ 7. Kalidhon^ 8. Dhüngor koyäol^ 9. Dhüngor ohräol^ 10. Poriar^
11. Orüsok^ 12. KomdhäU^ 13. Kohü adhalep^ 14. Ayläoth^ 15. Geyüyiis^
16. ÄmadhMarä, 17. Tingdingl^ 18. Kayek^ und viele andere, giebt es noch
wilde Varietäten: Peodhok und Kasngerä die zur Nahrung untauglich sind
und oft in den alten, längst verlassenen Taropatschen hervorspiessen *).
Die unter dem allgemeinen Namen Prak^) zusammengefassten gross-
Threthr, eine ansteckende Krankheit; obMs eine Tarokrankheit; nguk das oben
erwähnte, eine Krankheit verursachende Insekt. Der kurze Refrain wird durch den
Chor gesungen als Antwort auf das, von der Vorsängeiin vorgetragene Lied. Das Ende
schliesst mit dem boshaften Wunsch all die Taro-Uebel mögten nach Augyaur gehen,
das sich aus denselhen eine gestampfte Speise bereiten möge.
*) [Siehe weiter hinten: Die Nahrung der Pelauaner und deren Bereitung.]
^ [Siehe betreffs einer eigenthümlichen Sitte, einige dieser Pflanzen aufe Grab zu
pfonzen: „Todtenbestattung etc." pag. 8-9].
*) [Siehe vom pag. 8].
•) [CoDBiNTON erzählt, Op. cit. pag. 304, dass ihm die Namen von mehr denn achtzig
Variet&ten von Yams und sechzig von der Brotfrucht, allein von der kleinen Insel Mota
in der Banksgiiippe bekannt sind , die ein Eingebomer sofort unterscheidet und benennt].
*) Dad polynesische Pula, für die grossen Arum- Arten, findet sich nicht nur in dem
pelauischen PraJc ip{u)r{t)ak zurück, sondern auch in dem Wort- „Pura** auf NuknorOj
den M(yrtlock-lnse\n und den Ruk-lnseln.
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^ 162 -
knolligen Arten des Typus Arum macrorhizon sind hier bekannt und
werden auch gelegentlich angepflanzt Man unterscheidet die Varietäten
Yübuk mang^)y Riammd und Trir die geniessbar sind, sowie noch zwei
ungeniessbare, Pjaek und Psakai.
Die Brotfrucht welche auf den Inseln gut gedeihen würde , felis man
ihr etwas Auftnerksamkeit widmen möchte, ist sehr spärlich vertheilt. Auf
den Kayangle-Inseln und der Insel Pililu kommt hauptsächlich die gross-
saamige, medhün eliou genannte Art vor; auf dem vulkanischen Hauptlande
der Gruppe finden sich vereinzelt die besseren Arten : Meriaür , mit runder
glatter Frucht und Khabäkhob mit länglicher, rauhhäutigor Frucht. Der
letzteren verwandt sind: Khorüth^ Kothululöuk^ Thniathm und Kastduk.
Bei dem Uberfluss an Taro und der unüberwindlichen Gleichgültigkeit der
Bewohner, ihren Nachkommen gegenüber, ist von einem allgemeinen, syste-
matischen Anpflanzen der Brotfruchtbäume auf den Inseln keine Rede.
Von dem, schon auf der nachbarlichen Insel Yap stark betriebenen
Yamsbau, findet sich auf Pelau keine Spur; obwohl zwei wilde Dios-
corea-Arten vorkommen. Die eine derselben, Dathäkal^ mit stark bedorntem
Stengel und langer, kriechender Knollen wurzel , die auf Ponape Kap m
eyr heisst und gelegen tUch gegessen wird, bleibt auf Pelau ganz unbe-
achtet. Die zweite, Bollöy^^ findet nur gelegentlich einer Hungersnoth Ver-
wendung. Süsse Kartoffeln, Kamoley genannt, werden nur ganz vereinzelt
angebaut, obwohl sie, von Yap eingeführt, stellenweise sich wild finden.
Ebenfalls erfreut sich die Banane, die im Allgemeinen y,athü" heisst,
nur sehr geringer Beachtung seitens der Einwohner. Die einheimischen
Arten waren nur wenig zahlreich und die wichtigste derselben war die
Karässak' Art ^) mit aufrecht stehenden Trauben. Die, Kothäor (Treibholz)
genannte Art wurde einstmals bei Angyaur treibend gefunden, auch die
KokhdkO' und -fiTej/ammeZ- Varietäten sollen von Angyaur stanunen. Die
übrigen: Pidru = Pedro, (aus Manilla) Medhuk ongerä^ Tdhidh ungdä^
Llim^ Terterimmel ^ Armet (von den Hermite-Inseln) wurden durch fremde
Schiffe eingeführt. Während nun z. B. mehr denn 18 verschiedene, in
Ponape kultivierte Varietäten, einen wichtigen Beitrag zur Nahrung der
Einwohner dieser Insel bilden, verstanden es die im Landbau durchgängig
nachlässigen Pelauaner nicht, die Wichtigkeit der Banane als Nahrungs-
mittel zu begreifen. Ihr Anbau ist deshalb nur ein sehr begrenzter und ihi'e
Bedeutung für den Haushalt nur gering.
Zuckerrohr, „DAep"*), dessen eine Art „Dä^ er pddu** heisst, muss
schon vor der Ankunft der Fremden vorhanden gewesen sein, indessen
») Der Name Prak oder seine Abänderung ist auf Ponape unbekannt, er ist veiti-eten
durch „Mang** , indessen heisst eine der pelauischen PraÄ-Arten Yubuk mang,
*) Dieselbe Pflanze heisst auf Ponape: Paldy und wird auf ganz ähnliche Weise
bereitet und verwandt.
•) Auf Ponape: Karde,
*) Ein Name rur Zuckerrohr auf Ponape ist noch: in en cep.
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- I6ä -
wurde das bessere , dicke j^Deph angabarth'* erst später eingeführt. Der Anbau
desselben ist, gleich wie der der Bananen, ein sehr unbedeutender und man
trifft nur zerstreute Versuche von Anpflanzungen sehr geringen Massstabes,
wovon das Verdienst, mindestens zur Hälfte, den Frauen zuzuschreiben ist.
Unter derselben Gleichgültigkeit haben die verschiedenen , eingeführten
Fruchtbäume und Gemüsepflanzen zu leiden : Zwei Arten A n o n a {Sauersap
und Ngerangabärth) ^ die Guavas und zwei Citrus- Arten {Dhebekel^ C.
lünetta und Golugau^ die süsse Orange); die Inseln besassen ursprünglich
zwei Arten, Gurgür^) und Malkayangeth ^ deren allgemeiner Name Marädhei
ist. Die Carica papaya, Böbay genannt; die Ananas, Höngor angabarth;
die Wassermelone Semankang; Kalebasä^ Kürbis- Arten; zwei Arten
Ca p sie um (eine war einheimisch) sammt Mais, MM, und Bras^ Reis,
haben die Fremden eingeführt; jedoch hat sich nur der Anbau des Bobay
allgemeiner verbreitet. Reis baute zuweilen, ein in Koygul seit langer
Zeit lebender Chinese und ein in Koryor lebender Manilla-Eingeborner.
Der Mais der sehr gut gedeiht, falls man die Saat vor den Ratten schützen
kann, wird nur vereinzelt angepflanzt und die Wassermelonen und Kürbis
schienen zur Zeit gänzlich verschwunden zu sein.
Nur drei Pflanzen, die dem Einwohner aber auch unentbehrlich sind,
der Taback, die Gelb würz und der Betelpfeffer, werden mit einigem
Schein von Ernst angebaut. Der Taback, den die Pelauaner leidenschaftlich
gern in Form von, in Bananenblätter gerollten Cigaretten rauchen und, mit
Beteln uss vermischt, auch kauen, wird von einzelnen Individuen in kleinen
Patschen auf dem Keth^ den mit Gras bedeckten Hügeln des Innern ange-
pflanzt. Natürlich geht eine j,mesübuth a Keth'\ eine Beschwörung des Landes
dem vorauf. Der Pflanzer ersucht die Arakathäl a güthtüm, wie er die
Götter des Bodens nennt , und die da sind : Audibo , Aramasagän , Gayük ey
däthk^ Kamäng guldth^ Kedhep d gvMth und Kobü geyul sich von dem,
für den Anbau gewählten Orte zu entfernen und nach einem andern Platz
zu gehen und den zu essen , da er hier Taback pflanzen will und er doch
so arm ist. Darnach wird der Pflanzenwuchs einer kleinen Stelle abge-
brannt und auf derselben, nachdem die überflüssige Asche und die Kohle
entfernt worden, der Saame ausgestreut. Sind die Pflänzlinge ungeföhr 2
Zoll hoch , so werden sie reihenweise , mit ca. 2 Fuss Abstand von einander
verpflanzt. Jeden Morgen und des Abends müssen die Pflanzen von Raupen
durch Absuchen gesäubert werden und das mag eine der Ursachen sein,
dass die Pflanzung gewöhnlich nur sehr klein, da die Hauptmasse der
Arbeit dem Familienhaupt selbst zufällt. Auch die kommunistische Tendenz
der socialen Verhältnisse, die das ^olngith*\ das Leihen, eigentlich rich-
tiger das Betteln unter Nachbarn, zur Sitte macht, sowie der mora-
*) Der Name für Orangen in Allgemeinen ist auf Ruk und den Mortlock-Inseln
Gorgur.
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^ l64 -
lische Zwang einen Theil des Ertrages zu verkaufen , sind fernere Ursachen
dass dei- Pflanzer niemals genügend mit Taback versehen sein kann. Eine
relative Befriedigung des Bedürfnisses findet beim Anfang der neuen Ernte
statt, indessen werden die Vorräthe bald unter den nichtproducierenden
Theil der Bevölkerung vertheilt und jedes Mal heiTScht vor der Ernte des
neuen Taback „b6sok*\ nämlich „Noth''.
Der auf den Pelau-Inseln kultivierte Taback wurde von den Philippinen
eingeführt und liefert ein vorzügliches Blatt dass sich durch feines Aroma und
Kraft auszeichnet; trotzdem ziehen die Eingebornen den gepressten Taback
der fremden Händler vor, theils weil er geeigneter für's Kauen ist, dann
aber auch, weil sie solchergestalt der Mühe des Pflanzens überhoben sind.
Die Insulaner verwenden auf die Bereitung des reifen Blattes ziemliche
Sorgfalt und sind in dieser Hinsicht viel praktischer als die Einwohner
der Ladronen, die eine Unmenge guten Tabacks durch Anfertigung sehr
schlechter Cigarren verderben. Die Pelauaner lassen die Blätter im Hause
welken und schneiden dieselben dann entweder ganz fein (melngos) oder
pressen sie in Bündel {olsdrak). Der Schnitttaback wird entweder ganz
grün geschnitten, in der Sonne getrocknet und in Bambusrohre verpackt,
wo er dann den Kcüsengl^ den gewöhnlichen verkäuflichen Taback liefert,
oder sie lassen die, in Taroblätter gewickelten Blätter erst in einem Korbe
schwitzen, und schneiden und verpacken sie später in Rohre.
Diese Art heisst y^BlangV\ ist von dunkler Farbe, sehr stark und wird,
gleich dem Presstaback am liebsten für den Hausgebrauch bewahrt.
Der Preis des pelauischen Tabacks ist ein sehr hoher, denn gewöhnlich
wird ein kaum 2 %* haltendes Rohr lose gepackten Tabacks mit dem, an
Werth 10 Körben Taro gleichstehenden ^^nwr a kaymö** bezahlt. Ein j^boekd"
ist eine, aus Pandanus-Stamm ausgehöhlte Dose die ungefähr zwei „Bambu"
fässt und solche wird mit dem doppelten Preise bezahlt. Im Grossen dient
als Maass ein „ Tutu'' ein Mattensack vom Inhalte zweier jjboekel'% und einen
Adholöbok^ gleich unseren $ 7.50, kostend. Bei j^Bösok'' ist aber der Preis
ein willkürlicher und zahlte ich für einen 4-pfQndigen Bündel gepressten
Tabacks einen MathM a kluk *), gleich $ 10, wobei noch erschwerend wirkte,
dass ich ein Fremder war.
Aehnlich wie bei allen östlichen Karolinern, erfreut sich das Gelbwurz-
pulver auch bei den Pelauanern vielfacher Verwendung und grosser Bedeu-
tung; dass trotzdem die Zucht der Kosöl-Püdinze nur eine begrenzte, mag
daran liegen , dass die Einwohner eben nur den eigenen Bedarf zu decken
suchen und keine Gelegenheit zum Verkaufe das „Reng'* an die nachbar-
lichen Völker haben. Das Anpflanzen der Kosöl-Ffltinze wird von Frauen,
und mit ähnlicher religiöser Vorsicht wie bei dem Taback betrieben •). Der
») [Siehe vorn pag. 8; N». 1, 3 & 4].
*) [Vergl.: Religion der Pelauer pag. 47].
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^ 165 -^
Anbau der Pflanze beginnt in der Zeit des westlichen Monsum und beim
Eintritt des Passates findet die Ernte statt. Dafi bepflanzte Feld ist selten
über 3 M. im Geviert gross und der Ertrag an Pulver, 3—5 kleinere Kokos-
schaalen, entspricht eben nur dem Hausbedarf. Die Frauen zen-eiben die
Wurzeln auf einer Rochenhaut und das in Sieben ^) ausgewaschene Pulver
wird in Nussschalen getrocknet und aufbewahrt. Der Werth einer solchen
Schale ist ca. $ 2.00, da dafür ein kleines Geldstück, unter dem Werth
eines Mor a kaymö^ (ein mor a thrüyok)^)^ gleich zehn schwach gefüllten
Körben Taro, bezahlt wird^).
Der Betelpfeffer, von den Pelauanem leidenschaftlich gekaut, wächst
auf der Insel Yap wild, gedeiht dagegen auf Pelau nur unter Aufsicht
des Menschen und auch dann nur schwierig. Deshalb ist der „Kabuy" hoch
geschätzt und wird um die Häuser angepflanzt. Da jedoch jeder Hausei-
genthümer eben nur an sich selbst denkt und sich mit möglichst wenigen
Pflanzen, die an den Bäumen um das Haus emporklimmen, begnügt, so
sind die Blätter zum Kauen nur in spärlicher Menge vorhanden und das
Stehlen derselben wurde zur Landessitte*). In Folge dessen müssen die
einzelnen Bäume mit dichten Umzäunungen und Rohrverhauen umgeben
werden, um eine geräuschlose Annäherung während der Nacht unmöglich
zu machen. Viele Insulaner, besonders die untergeordneteren Ranges, geben
das Pflanzen des Betels auf und kauen als Substitut andere Blätter, wirk-
lichen Betel auf dem Wege des üblichen Betteins oder des Stehlens erlangend.
Es besteht auch die Sitte Betel zu kaufen, wozu die ganz geringen,
meistens falschen Geldsorten angewandt werden.
Die Arecanuss, zum Betelkauen gehörend, kommt zwar zahlreich vor,
indessen begnügen sich die Leute mit den von den Vätern ererbten Bäumen
und pflanzen keine neuen , so dass auch hier die charakteristische Gleich-
gültigkeit des hiesigen Menschen für die Zukunft seiner Nachkommen zum
Ausdruck kommt.
Dass die Eingebornen zur Vermehrung der übrigen wildwachsenden,
einheimischen Fruchtbäume nicht das Geringste beitragen, braucht wohl
kaum bemerkt zu werden ; sie sind eben Kinder der Gegenwart oder vielmehr
>) [Siehe : Schmbltz Sc Kbausb, op. cit. pag. 379 N«. 635 und diese Arbeit vorn pag. 56).
«) [Siehe vom pg» 8].
^ [Siehe betreffs der Art der Verpackung etc. der Qelbwurz: Schmeltz und Krause
op cit. pg. 319 (Mortlock) und pg. 429 (Pejau). Betreff*8 der Anv^endung etc. derselben
vom pg. 74 Note 2 sowie: Sociale Eimichtungen pg. 108-109 (Einsalben der Ruk-Tftnzer
durch die Frauen); Reügion, pg. 9 und Todtenbestattung auf den Pelau-Inseln pg. 4.
(Einreiben der Leiche), idem, Note 1 (Zustopfen der Hamrölu*e der Leiche auf üleai und
pg. 5. (Ein Stück Gelbwui-z, als Kinnstütze „Th^l a KomelUr, der Leiche). Wir wiesen
schon vom darauf hin, wie sich die Sitte des Einreibens des Körpers mit gelbem Farbstoff"
bei gewissen Oeremonien: Beschneidung, Heirath etc, oder als Zeichen hohen Ranges,
vielfältig bei den Bewohnem der Inseln des malayischen Archipels findet; Kubary sagt
in der erwähnten Note dass die Gelbwurz auch auf Samoa bekannt sei, indes sind
uns bis jetzt keine Nachrichten über deren Anwendung ausserhalb des Karolinen Archipels
zu Gesicht gekommen].
*) [Siehe: Verbrechen und Strafverfahren etc. pg. 85].
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des Augenblickes. Für wen sollen sie pflanzen? Ihre Kinder werden nicht
die Erben und die Neffen, die das Erbe einst antreten werden, können
dann ja selbst fttr sich sorgen.
DIE NAHRUNG DER PELAUANER UND DEREN BEREITUNG.
Es ist weniger das ^Was** der Mensch issty als vielmehr das y,Wie*\
das geeignet ist die Kultur desselben kundzugeben , und in dieser Hinsicht
scheint der Pelauaner seine oceanischen Nachbarn weit überflügelt zu haben.
Aus der Schilderung der Fischerei und des Landbaues geht hervor, dass
dem hiesiegen Insulaner ein reichlicher Zufluss an animalischer und vege-
tabiler Nahrung gesichert ist. Schon vor der Ankunft der Weissen hat er
alltäglich aus hölzernen Gefilssen gegessen und die irdenen Tapfe, aus seiner
melanesischen Vorzeit , heute gewöhnlich durch eiserne ersetzt , beibehalten ,
so dass er seine Speisen durchgehends kocht und den typischen polyne-
sischen Backofen aus Steinen fast gänzlich aufgegeben hat.
Diese Umstände konnten auf die Art des Speisens der Eingebomen
nicht ohne Einfluss bleiben, besonders da auch die häusliche Einrichtung
hoch entwickelt wurde und die socialen Gebräuche, oft festliche Versamm-
lungen mit gemeinschaftlichem Essen verbunden, zur Folge habend, einer-
seits eine allgemeine Gleichmässigkeit der Nahrungsmittel und dennoch in
der Bereitung derselben Vielseitigkeit verursachen mussten. Deshalb finden
wir in der pelauischen Sprache ausser dem allgemeinen Ausdruck ^manga''
für „Essen**, noch „smungür'' för das Morgenessen und j^omosoiT* fQr
das Abendessen, und der allgemeine Ausdruck „GoZ'', Nahrung, umfesst
eine grosse Anzahl speciell benannter Speisen, deren Ueberblick uns hier
beschäftigen soll.
Im animalischen Theil der Nahrung, dessen Bereitung wir zuerst
betrachten wollen, spielen natürlich die Fische die wichtigste Rolle und
werden dieselben auf mannigfache Weise zugerichtet. Die kleineren Fische
(bis zur Grösse der Upeneus- und kleineren Lethrinus- Arten) werden
ohne vorhergehende Reinigung von Schuppen und Mageninhalt, mit Kokos-
nussblättchen umflochten um dem Zerkochen vorzubeugen, und dann dicht
aufeinander in Töpfe gepackt und in einem Gemenge von , zur einen Hälfte
Süss- und zur anderen Salz-Wasser gekocht. So zubereitet heissen sie
^ulokhem" und werden gewöhnlich als „hod6im'\ ^Fleischspeise"
für Gäste und die fremden KlegodäoVs in den Vereinshäusern *) in
Bereitschaft gehalten. Die Brühe wird hoch geschätzt und jedem, einzeln
auf einer Schüssel servierten , Fische beigegeben. Der Topf wird , so lange
der Inhalt nicht verzehrt ist , vor jeder Mahlzeit aufgewärmt ; in Folge dieses
') [Staatsbesuche, siehe weiter hinten].
») [Vergl. „sociale Zustände" pg. 44].
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^ 16? -
wiederholten Aufkochens halten sich die Fische einige Tage und erlangen
einen Beigeschmack der sie wahrhaft schmackhaft macht. Wenn die Fische
zur Neige gehen bildet die Fischbrühe die Beispeise zum Taro und wenn
frische Fische gebracht werden, legt man sie gern in Ueberreste alter
Brühe, den Topf dann mit frischem Wasser anfüllend. Nach einiger Zeit
wird die Brühe derart salzig und mit Fischsaft koncentrirt, dass man aus
ihr eine Art syrupdicker Bouillon, gleichsam Fischextrakt bereitet, die höchst
pikant schmeckt und in dicht verschlossenen Kokosschalen auf bewahrt wird,
um zeitweilig, bei Fischmangel, verdünnt als Zuspeise zu dienen. Diese
eingekochte Brühe heisst j^Wasäk", — Grosse Fische werden sorgfältig
gereinigt, zerschnitten, jedes Stück mit Bindfaden umbunden, damit es
nicht zerfallen kann und in obiger Weise gekocht. Solche Fische heissen
„beldMkl'\
Werden manchmal grosse Quantitäten Fisch zugleich angebracht,
die dann nicht auf die gewöhnliche Weise vor Verderb gesichert werden
können, und überdem gewöhnlich auch schon riechen {brdom)^ so werden
sie zu einem Teig, „KcUaklok'' genannt, zusammengekocht, indem man
die sämmtlichen Fische in einem grossen Topfe zerkocht, und dann die
Gräten mittelst Durchsiebens entfemt. Dieser Brei wird dann weiter
eingedickt, bis möglichst viel Wasser in Dampf verwandelt ist und darauf
die teigige Masse in „mongöngk'\ die Blüthenscheide der Areca-
Palme, eingewickelt und geräuchert. Auf diese Weise erhalten die Pelau-
aner aus ungeniessbaren Fischen ein wohlschmeckendes und haltbares
Nahrungsmittel.
Gekochte Fische heissen im Allgemeinen ^Klengoyos"; wird ein gekochter
Fisch nachträglich in ^monggönk" gewickelt und geräuchert, so heisst er
„KolzoomeT*. Manche Fische werden sofort roh geräuchert, sie heissen
dann „Galäth'\
Einige Fischarten wie ein Mugil, einige Teuthis und andere werden
zuweilen gern roh genossen, obgleich dies nur selten geschieht; dagegen
haben die Frauen die bedauernswürdige Sitte sich in kleinen, schon in
Verderb übergegangenen Pomacentrus-Arten möglichst satt zu essen,
was deren Athem während einiger Zeit nach dem Genuss sehr übel riechend
und, in Folge der Sitte des möglichst ungezwungenen Aufstossens, deren
Anwesenheit in all zu grosser Nähe höchst unerwünscht macht.
Als seit der Einführung der Schweine und der Ziegen die Ein-
wohner auch mit dem Genuss des Fleisches derselben bekannt wurden,
wandten sie auf diese die Klengöyos-'Kethode an; betreffs des Schweine-
fleisches wenigstens kann ich aus eigener Erfahrung behaupten, dass keines
der mir bekannten Inselvölker dasselbe reinlicher und schmackhafter bereitet
und geniesst. Nur bei besonderer Gelegenheit wird eines dieser Thiere
geschlachtet und, wenn in Stücke zertheilt, so lange gekocht bis das
Fleisch beinahe von den Knochen fällt. Bleibt hernach noch eine ziemliche
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Menge Fleisch übrig, so wird es zu einem „Ä'o/w;ome/** bereitet und geräuchert,
indem mageres und fettes Fleisch zu gleichen Hälften zusammen in kleine
längliche Päckchen gewickelt und fleissig im Rauche umgekehrt wird.
Da das Huhn ein, dem Kriegsgotte Horgim^) geheiligtes, Symbol der
Tapferkeit ist und der Genuss von Hühnerfleisch besonders Allen, die im
Kriege einen Kopf erbeuteten verboten ist, so assen die alten Pelauaner
keine Hühner. In Folge der Berührung mit Fremden ist die junge Gene-
ration, und besonders auch die Frauen, von dieser Sitte abgewichen und
werden Hühner gegessen; jedoch bildet gewöhnlich ein Besuch und am
häufigsten der eines Fremden die Veranlassung zur Bereitung eines Huhn's.
Die Art des Zubereitens wurde von den Manillesen erlernt, wie dies auch
schon der hier fremde Name „Sapän" andeutet. Das in Stücke zerschnittene
Thler, wie übrigens auch die peläuische Wildente«) oder in kleine Stücke
zerschnittenes Schweinefleisch , werden in einem Gemenge von Wasser wie
oben erwähnt, gekocht; die Brühe wird mit Gelbwurzpulver, Capsicum-
pfeffier und Kokosnussmilch gewürzt und als Zuthat eine Carica papaya und
etwas junge Taroblätter als Gemüse hineingeschnitten. Diese Speise ist
wohl geeignet auch dem Gaumen eines Nichtinsulaners zu munden.
Vor dem Einführen des „Sopdn" waren die Taube (Carpophaga)
und der Pt er opus 3) die einzigen Landthiere die systematisch fdr Nähr-
zwecke erlegt wurden. Die Tauben wurden mit dem Bogen, die fliegenden
Füchse (Pt er opus) mit dem Netze*), zur Zeit wo sie am fettesten, erlegt.
Beide Thiere wurden in Töpfen gekocht und zwar ohne Entfernung des
Bauchinhaltes und, wie bei dem Pteropus ohne die behaarte Haut oder
die Flügel zu entfernen.
Gelegenthch wurden früher auch wohl der Pathäok (Anous), Throyok
(Graculus), Laib (Caloenas), Wek (Porphyrie), Kokayo (Puffinus)
und Thüthuk (Phaöton)^) gekocht verzehrt; indessen wurde algemeiner nur
der letztere erlegt, da man ihn durch Erklettern der Bäume im Neste über-
raschen konnte. Den Apagay (Megapodius) *) schonte man eifrig, des hohen
Werthes seiner gi'ossen Eier halben , welche noch heute als grosse Delikatesse
gelten. Leider ist man nicht sehr genau, hinsichtlich das Bebrütens derselben,
und ein schon befedertes Küchlein wird stets als Ei gerechnet und verzehrt.
Die Schildkröte, die ziemlich zahlreich vorkommt, ist ein den Göttern
geheiligtes Thier und wird nur in Krankheitsfällen als Opfer verzehrt. Der
Genuss ist also ein bedingter und seltener.
1) [Siehe „Sociale Zustände" pg. 121 Note und „Religion" pg. 48 ff.]
J) [Anas pelewensis H. & F. , Journ. Mus. God. , Heft VIII pg. 40.]
") [Carpophaga oceanica Less., Pteropus Keraudreni Q.a. G.]
*) [Siehe vorn pg. 119 ff.]
*) [Anouö stoliduB L. & A. tenuirostris T., Graculus melanoleucus Vieill., Caloenas
nicobarica L. var pelewensis F., Porphyrie pelewensis H. & F., Puffinus dichrous H. & F.,
Phaeton candidus Br. Siehe Journ. Mus. Godeffroy Heft VUI.]
«) [Megapodius senex H. Siehe Journ. Mus. Godeffroy Heft VKI PL V, Fig. 2 & 3J.
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Von den Seethieren werden die meisten in frischem Zustande roh
gegessen ; manche indessen , so namentlich die Krebse Kamäng und Snges erst
verzehrt nachdem sie in Fäulnis übergegangen. Sonst werden sie gleich dem
Karäbrukl (Palinurus) auf Kohlen gar gekocht. Den Kalarisäkl (Squilla)
essen nur die, deren Zähne schon geschwärzt sind, sonst würde deren
Färbung misslingen und der schwarz- weissen Streifung des Krebses gleichen.
Das Thier der Tridacna-Muschel wird gekocht oder roh gegessen ,
in letzterm Falle wird es oft mit Blättern des Tethimmel über Nacht in Wasser
gelegt (Kamböl)^ um das Salz zu entfernen. Als Zuthat wird meist der Saft
einer Citrone benutzt.
Die Anadonta-artige Muschel ,,NdhuiU*' ^) wird sehr schmackhaft zubereitet.
Die gekochten Muscheln werden geöffnet und die in der Schale sich befin-
denden Thiere dicht neben einander in einen Topf gelegt, mit Kokosmilch
reichlich übergössen und dann über Feuer geschmort, bis die Milch gar
wird. Diese Zubereitungsweise heisst ^^KäliottoV und liefert eine der schmack-
haftesten und kräftigsten Speisen , die jedoch nur stellenweise auf der Insel
Baobelthäob, wo die Muschel vorkommt, allgemeiner genossen wird.
Auf den übrigen Plätzen, wo die Muschel nur selten und in geringen Mengen
geftmden wird, gilt die Speise als hohe Delikatesse.
Aehnlich werden die Eierstöcke der Tridacna-Muschel und des
Octopus, der vorher weich geschlagen wird, als Kaliottol bereitet. Der
letztere wird ausserdem noch roh , gekocht oder als ,jduläor , auf Kohlen
geröstet, genossen.
Der Ngimmes^ die Eingeweide der 5/ao/-Seewalze, wird entweder
roh gegessen, oder mit Tig^Mmm^-Blättern gekocht. Es wird auch ein einge-
dickter „KalaMok'* , der später geräuchert und lange Zeit aufbewahrt werden
kann, daraus bereitet.
Die sämmtlichen Mollusken der Riffsuche werden im Allgemeinen gekocht,
nur die Seeigel und der einzige, genossene Seestern werden roh gegessen.
Die Seeigel werden von den Stacheln befreit, indem sie in einem Sacknetze mit
Kokosschalen hin und her geschüttelt werden und der Seestern in Süsswasser
geweicht; dann wird der sehr geringe, weiche Inhalt beider ausgesogen.
Aus dieser Schilderung ist leicht ersichtlich, dass den Pelauanern eine
vielseitige, und im Allgemeinen sehr gut bereitete, animalische Nahrung zu
Gebote steht; es wäre aber übereilt anzunehmen dass dieselben solche
immer und regelmässig geniessen. Wie freigebig einerseits die Natur mit
ihren Gaben auch ist , bilden doch die Witterungsverhältnisse manche Schwie-
rigkeiten fttr deren Benutzung und überdem begrenzt der Mensch selbst seine
Fähigkeit des Ausnutzens der Gelegenheit, theils in Folge seiner Trägheit,
theils in Folge der inneren Verhältnisse seiner socialen Einrichtung.
<) [Welche Muschel hier gemeint ist, konnte ich nicht feststellen; eine Anodanta
findet sich auf den Pelau-Inseln nicht.]
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- 170 -
Das Wetter hindert manchmal während längerer Zeit einen Fischzug,
die Gestaltung der Küste und die Umstände der Ebbe begrenzen die
Erfolge desselben. In Folge der bedeutenden Abnahme der Bevölkerung sind
die männlichen Angehörigen durch das streng disciplinarisch geregelte Vereins-
(Kaldebekel) Wesen ausserordentlich in Anspruch genonmien und wenn „öryor"
oder „makasäng" i) für den Staat oder den Verein ruft, so können nur Knaben
und Frauen dem Fischen obliegen. Deshalb, wenn auch die Pelauaner an
gutes Essen gewöhnt sind und im Durchschnitt gut leben, sind doch Tage
nicht selten wo als Zuspeise zum Taro nur die geschabte Kokosnuss dient.
Besonders im Anfange des Nordost-Passates ist der Mangel an Fischen fahlbar
und hier dienen dann als Aushülfe die conservieiten KcdaklokSipeisen.
Indessen haben die Pelauaner verschiedene pflanzliche Speisen die als
Zuspeise den ^hod6vm'\ die Fleischspeise, vertreten sollen und dies auch
sehr gut vermögen.
Die Knolle der Taro-Pflanze bildet den Hauptbestandtheil der
vegetabilischen Nahrung und wird durchgängig in grossen, ca. 60 Stück,
manchmal aber das Doppelte haltenden, eisernen Töpfen gekocht. Sie wer-
den im Topf sorgfältig aneinander gelegt, mit Wasser begossen, dann
mit grossen Blättern dicht zugedeckt und so über sanftem Feuer gekocht,
bis mittelst eines zugespitzten Stückes Holz, das in die Knolle gestossen
wird , deren Garsein erprobt wird. Solche Knollen werden in Körbe verpackt
und heissen „Zb?waraÄ" = gekocht, zum Unterschiede von den rohen, die
„JOop" genannt werden.
Die gekochte Knolle kann auf verschiedene Weise aufgetischt werden,
und auch zur Bereitung mancher Speisen dienen. Bei einem eiligen Speisen
besorgen die untergeordneteren Hausgenossen das Abschälen und Zer-
theilen selbst. Es wird ihnen der Korb zugeschoben und sie reinigen sich
die Knolle mittelst der Zähne oder der Finger. Die älteren Angehörigen
aber und die Fremden erhalten die Knolle abgeschält, klein geschnitten
und sauber, auf einer Holzschüssel geordnet. Von der Art der Zerthei-
lung und der vorhergehenden Behandlung erhält das Taro verschiedene
Namen. In gleich dünne Scheiben zerschnitten heisst es ,jBlahidel'\ Wird
die Knolle erst mit einen Klopfer in der Hand zerschlagen und dann
zerschnitten , so erhalt man den , fdr zahnlose Greise bestimmten ,jBley6p'\
Mit der Perlmutterschale«) abgeschabt und in Form trockener Klösse
gereicht, heisst es „Kle6**; mit einem Steinstampfer zerquetscht und zu
Klössen geformt, bildet es den ^TJ16K\ aus welchem sobald frisch ausge-
kochtes Oel beigemischt wird , der sehr beliebte ^^ApdsyyeV ^) entsteht. Der
letztere ist so zu sagen die ofßciöse Speise der Insulaner, da ohne sie kein
>) [„öffentliche Pflichten. Siehe ;,Sociale Zustände , pg. 83.]
^ [Siehe Schmeltz & Krause, op cit. pg. 426 N. 3511.]
^ [Sociale Zustände, pg. 76.]
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„KlegoddoV* (Staatsbesuch), kein „Koluläuf* (diplomatische Verhandlung)
und keine Festlichkeit denkbar wäre.
Die nächst wichtige Speise ist der „Dolür\ für welchen die Knolle auf
Feuer gebacken und nachdem die verkohlte Oberfläche rein geschabt,
zerstampft und mit etwas Kokos-Syrup gemengt wird. Aus dieser Masse
werden klebrige Klösse geformt, die auf den Teller geordnet, reichlich mit
Kokosmilch begossen werden. Die so gewonnene Speise ist süss, nicht nur
wohlschmeckend , sondern auch, der fetten Milch wegen, sättigend und gehört
eigentlich zu den Nachspeisen. Sie wird auch, dem entsprechend, erst
gegen das Ende der Festlichkeiten serviert oder sonst nur bei gewissen,
durch die Sitte festgestellten Gelegenheiten bereitet , wie z. B. Begräbnissen ,
Geburten u. dergl. mehr^).
Wird die Knolle zerschlagen und mit Kokos-Syrup zu einem Brei
eingekocht, so bildet sie die, bei Begräbnissen ausgetheilte , ^^Äulogero'\
genannte Speise. Wird dieselbe Speise etwas abgekühlt und wenn erstarrt,
mit etwas frischem Oel begossen, so entsteht der ebenfalls bei Begräb-
nissen bereitete „Tolumär** ^).
Wenn die Knolle zerrieben, mit Kokos-Syrup eingekocht und dann,
in Monggöngk (Scheiden der Areca-Blüthen) in längliche Päckchen gebunden ,
getrocknet wird , so erhält man den ^KalhäM' der Monate lang aufbewahrt
werden kann und einen Handelsartikel bildet.
Die Blätter der Tai'O-Pflanze werden gleichfalls für Speisen benutzt.
Die jüngeren werden gekocht und, mit Syrup begossen, als Gemüsse gegessen,
was „GaMbäh'* heisst. Oder die jungen Keimlinge werden gekocht und mit
Kokosmilch gemengt, so die „Thmak" genannte, und als Surrogat für
Fleisch dienende Speise liefernd.
Die, wie erwähnt nur spärlich vorkommende Brotfrucht kann nur auf
Pililu und den Kayängl-Inseln eine grössere Bedeutung im Haushalt
der Insulaner erreichen und spielt auf der eigentlichen Gruppe nur eine
untergeordnete Rolle. Die Früchte werden meist gekocht. Von der am
Feuer gebackenen und zerstossenen Frucht wird ein weicher Teig erlangt,
der in Stücke geschnitten und mit Kokosmilch begossen, ebenfalls ^DoW
heisst. Die Samen, ^Kabky'\ werden, wenn in Menge vorhanden, getrocknet
und aufbewahrt, sie sind dann nach längerer Zeit noch, sobald gekocht,
geniessbar. Ebenfalls wird gegohrne Brotfrucht während längerer Zeit bewahrt.
Die abgeschälte Frucht wird während eines Tages in die See gelegt und dann in,
mit Blättern ausgelegten Löchern im Boden verwahrt und zugedeckt. Andere
versenken den Teig in den Schlamm der Taropatsche was denselben jedoch
schwarz ßürbt. Bei der Bereitung einer Speise wird der Teig gewaschen,
ausgepresst, mit Kokos-Syrup versetzt und, in Monggöngk gewickelt, in
*) [Siehe u. A. Todtenbestattung pag. 9.]
*) [Sociale Zustände pg. 77.]
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-- 172 -
Wasser gekocht. Die Speise aus Thüip^ wie die gegohrene Brotfrucht heisst,
ist zwar auf der Gruppe bekannt, wird aber vorwiegend nur in den eben
erwähnten, an Taro armen Gegenden bereitet.
Eine sehr wichtige Rolle im Haushalte der Pelauaner spielt die Kokos-
palme aus deren Blüthensait der Syrup, Ayläoth^ und aus deren Nuss
das Oel, Göluk^ bereitet wird.
Der Syrup entsteht indem der, während eines Tages gesammelte Palm-
wein in einem grossen Topfe ohne Unterbrechung gekocht wird, bis er
die gewöhnliche Dicke erreicht. Die Flüssigkeit wird sorgföltig abgeschäumt
und dann fttr den Gebrauch in grossen irdenen Gefässen , Dyäur und Apagay
genannt, aufbewahrt. Die Bedeutung des Ayläoth ist fQr die Einwohner
eine sehr grosse, denn er wird nicht nur als Substitut fdr Fleischspeise
mit Taro und geschabter Nuss genossen, sondern dient auch zur Bereitung
vieler Speisen und femer zur Bereitung des „BZiitoÄ", eines Getränkes
welches, in Folge seiner Verwendung in der Gesellschaft^), ganz dem
polynesischen ^^Ava'' und dem ponapschen ^okö" entspricht. Aus diesen
Gründen wird viel Syrup produciert und bildet er einen der wichtigsten
Handelsartikel der Inseln, indem die an Kokospalmen reicheren Gregenden
den Rest der Gruppe mit demselben versorgen. Der Preis eines, ca. 10
Gallonen haltenden, Gefösses beträgt einen MathcU a Adhölobok^ etwa
unseren |5 gleich*).
Die Nuss der Kokospalme wird in reifem Zustande geschabt und in
grossen Töpfen mit Wasser vermischt gekocht, bis das Oel sich absondert.
Dies ist anfänglich sehr gut geniessbar, nach wenigen Tagen wird es
indes ranzig und deshalb dient das, auf diese Weise gewonnene nur
zur Beleuchtung der Häuser, ebenfalls einen wichtigen Artikel des einhei-
mischen Handels bildend, der denselben Preis wie der Syrup hat. Das
zum Bereiten der Apdsyyek-^^ystö benöthigte Oel wird in geringerer Menge
bei jedesmaligem Bedürftiis ausgekocht und möglichst rasch verbraucht.
Die Rückstände der Oelbereitung liefern ebenfalls einige, als Substitut
fdr Fleisch geltende Speisen. Der NgopM ist der, auf dem Oel sich ansam-
melnde, süsslich schmeckende Schaum, der von den Hausgenossen gern
sofort heiss gegessen wird. Der sich im Wasser absetzende ausgekochte
Rückstand der Nüsse wird mit Syrup vermischt, unter Umrührung einge-
dampft und bildet den KcUsureon , eine weiche , sehr fette und süsse Masse
die, in Monggöngk eingewickelt, oberhalb des Heerdes verwahrt wird. Dieselben
Rückstände werden auch ohne Syrup in gut zugebundenen Schüsseln verwahrt,
wo sie dann sauer werden und Kamlöl heissen.
Aus Kokosnuss und Syrup bereitet man den Aylät^ indem die geschabte
Nuss, mit Syrup vermischt, eingedickt wird. Dieses Condiment ist Anfangs
1) [Siehe u. A. „Todtenbestattung pag, 6 & 18.]
») [Siehe vom pg. 8 & 9.]
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sehr hart und hält sich, gut in Bananen-Blätter eingewickelt und fest
umbunden, lange Zeit. Es wird gern auf Reisen mitgenommen, bei den
Mur'8^) verwandt, und bildet einen Handelsartikel.
Aus den Kernen der Terminalia Catappa wird ein ähnliches
C!ondiment bereitet das Mfyek oder Ortökol^) genannt wird und das deshalb
wichtig ist, weil es von jedem neuen Häuptling seinen Kollegen in Form
eines sehr grossen Bündels geliefert werden muss.
Aus der unreifen Frucht der An ona muricataCSawrsop) die, zerstampft
und von den Samen befreit, mit etwas Syrup eingekocht wird, wird eine
fernere „OZenörrf"-Speise, bei den Begräbnissen während der Trauerzeit aufge-
tischt, bereitet. Aehnlich wird verfahren mit der Frucht des Biämmd und
der Ananas.
Die Frucht der Böbäy (Carica) wird dünn geschnitten, in Syrup zu
einer Confitur eingekocht die ebenfalls bei den Begräbnissen eine Rolle spielt.
Die Blätter eines überall wachsenden Convolvulus werden gekocht
und mit Syrup begossen, eine säuerlich süsse Speise, Totok genannt und
unserm Ampfer nicht unähnlich , liefernd. Dieselbe wird nicht nur als Olengd
aufgetischt, aber es werden mit ihr Säuglinge, deren Mütter die Milch
verloren, aufgefüttert.
Die Bereitung des Arrowroot aus TaccaknoUen ist den Einwohnern
bekannt, das gewonnene Mehl wird mit Wasser und Syrup gekocht und
abgekühlt genossen. In Folge der Sorglosigkeit der Einwohner findet sich
die wildwachsende Pflanze nur spärlich und deshalb zählt die eben erwähnte
Speise zu den seltneren, die eben wie die grossen Rochen, die Haifische,
der Ortokol u. s. w. , von einzelnen Häuptlingen erstanden und dann öffentlich
vertheilt werden.
Eine andere Art Arrowroot wird aus den Früchten der Arinyäng-
Palme (auf Guam Federico genannt) gewonnen. Diese Palme kommt sehr
spärUch und nur auf den südlichen Kalkstein-Inseln vor, weshalb diese Art
des „Sobösob" selten ist. Das Mehl soll, falls nicht sehr sorgfältig bereitet,
giftig sein.
Die Bereitung der Nahrung ist beiden Geschlechtern bekannt und
wird durch beide getheilt. Das Kochen des Taro und das Bereiten der Süss-
speisen liegt speciell den Frauen ob, das Kochen der Fleischspeisen den
Männern. Das Versehen der Küche mit Wasser und Feuerholz wird von
jüngeren Angehörigen des Hauses besorgt, ohne dass Frauen dazu aus-
schUesslich angehalten würden.
Bei einem Rückblick auf die mannigfaltige und verschiedene Art der
Nahrungsbereitung, eben wie bei einer Betrachtung der Hauseinrichting der
Pelauaner ist es leicht ersichtlich dass dieses kleine und abgesonderte Volk
t) [Opferfeste. Siehe „Religion" pg. 44 und „Sociale Zustände", pg. 57 & 98.]
«) [Siehe „Sociale Zustande", pg. 76.]
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im Vergleich zu den nachbarlichen Völkern der Karolinen einen bedeutend
höheren Grad der Kultur erreicht hat. Dies darf nicht dem Einfluss der
Berührung mit den Fremden zugeschrieben werden, denn die Grundbedin-
gungen für ein hoch entwickeltes häusliches Leben , waren den Einwohnern
schon vor der Ankunft der Fremden eigen. Zwar hatten sie die Gelegenheit
gehabt von den Fremden Vieles anzunehmen , wie es ja auch auf andern
Inseln der Südsee geschah, indessen mir ist kein Volk der Südsee bekannt,
welches in der Zeit eines hundertjährigen Verkehrs mit Fremden von diesen
so wenig angenommen hat als die Pelauaner. Das Wenige was sie nahmen ,
also hauptsächlich die eisernen Töpfe und irdenen Äpagäifs aus Manilla,
bildet nur eine Verbesserung der von Alters her ererbten Gegenstände.
Die Feuerwaffen und eisernes Werkzeug wurden zwar mit Eifer ergriffen,
sie blieben aber gänzlich ohne irgend einen verbessernden Einfluss auf die
Kultur des Volkes. Die ersteren verbannten die einstige, persönliche Tapferkeit
und mit den letzteren erreicht die heut bestehende Baukunst kaum den
früher behaupteten Standpunkt. In Hinsicht auf ihre religiösen und socialen
Ansichten blieben die Insulaner gänzlich unberührt und z B. das Bedecken
des Kopfes mit einem Hut oder das Anziehen europäischer Bekleidung ist
noch mit voller Strenge verpönt Mit Recht kann man also behaupten
das die Pelauaner ihren fi-üheren, eigenthümlichen Kulturzustand bewahrt
haben , indessen gehören eingehendere Betrachtungen über diesen Gegenstand
an einen anderen Ort.
INDUSTRIE DER SCHMÜCK- UND WDRTHÖEGENSTlNDE.
Grundverschieden erweisen sich die Pelauaner von den östhcheren Ein-
wohnern des Karolinen- Archipels rücksichtlich des Tragens von Leibesschmuck;
sämmtliche hiehergehörende Gegenstände dienen nicht der leeren, allge-
meinen Sucht nach Schmuck, sondern sind vielmehr Belege eines schon
gereiften und gebildeten, nur in Folge gewisser Wohlhabenheit zu befrie-
digenden Geschmacks. Das willkürliche Tragen von Schmuck, je nach
Belieben des Einzelnen ist nicht allein nicht üblich, sondern geradezu
verpönt. Den Hals eines Mannes darf keine Halskette schmücken und den
der Frau nur ein, auf eine dünne Schnur gereihtes Stück des emheimischen
Geldes. Der kostbare weibliche Klüt und der noch kostbai'ere der Männer,
sind so hoch geschätzt, dass deren Platz keinem geringeren Armbande
vergönnt wird und was Fussringe anbelangt, ist die Sitte solche zu tragen
gänzlich unbekannt. Nur bei kleinen Kindern beiderlei Geschlechts findet
man einen, aus mehreren Stücken bestehenden Halsschmuck, indessen ist
solcher entweder wirkliches, einheimisches Geld, oder es smd importierte
Glasperlen die dem Gelde sehr ähnlich sein müssen. Deshalb sieht man
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gewöhnlich beide Geschlechter ohne jedweden Halsschmuck, Frauen tragen
das Geldhalsband nur bei besonderen Festlichkeiten und Männer höchst selten
eine Kokosnussoese am Halse, wobei dieselbe noch als ein Talisman
und nicht als Schmuck dienen soll. Ebenso werden bei EwÄ-Tänzen
Hände und Füsse mit Kokosblattschleifen versehen ^) , jedoch wiederum nur
um diese Körpertheile zu stärken«) und nicht zum Schmuck.
Das einzige, durch Männer in Pelau angelegte Armband ist der „Klüf\
der aus dem Atlaswirbel des Dugong verfertigt wird und über dessen
Bedeutung noch heute in Europa eine falsche Auffassung herrscht. Der
Klüt (Taf. XXn Fig. 10-13) ist kein Würdezeichen, das nur die Bupak's
tragen dürfen, kein Orden der vom Staatsoberhaupte an Würdige ertheilt
wird. Er ist einfach ein sehr theures Armband, das nur der trägt, dessen
Mittel den Ankauf oder Erwerb desselben erlauben. Viele Rupak's haben
keinen Klift^ weil sie nicht im Stande ihn zu kaufen, wogegen ihn wieder
viele junge Leute, die reiche Väter oder Onkel haben, besitzen. Er kann
also nicht durch hervorragende Thaten erworben oder in Folge unwürdigen
Betragens verloren werden, und die desfölligen Berichte beruhen nur auf
mangelndem Verständnis der pelauischen Verhältnisse. Der grosse Werth
des Dugong- Wirbels ist in seiner Seltenheit begründet und der, daraus
entstehenden Schwierigkeit seines Besitzes. Das Thier selbst ist ein ,jKlapkäC\
d.i. ein Regal des Oberhauptes der Regierung; wahrscheinlich
weil es nur mit vereinten Kräften der Unterthanen gefangen werden kann,
jedoch bedeutet auch dies weiter nichts, als dass demselben der Vorrang
beim Erwerb desselben durch Ankauf gesichert ist. Ein Käldebekd fängt
den Mißogiu und bringt ihn lebend ans Land worauf der Oberhäuptling das
Recht hat ihn zu kaufen. Verzichtet er auf dasselbe, so wird das Thier
an irgend einen befreundeten Nachbarstaat verkauft. Das Geld wird dann
unter die Mitglieder des Kaldebekds vertheilt. Der Ankauf eines ganzen
Dugong ist nur wenigen Häuptlingen vergönnt, da der Preis ein überaus
hoher ist, weshalb solcher, ein Beweis von grossem Reichthum, unter-
schieden wird von dem alleinigen Ankauf des Wirbels ohne das Thier , was
') [Vengleiche „Sociale Zustande", pg. 105]
*) Im ethnogi*aph Ischen Theil von Schmeltz & Krause, op. cit., sind unter No.
1807, 1308, 115, 189, 137, 140, 219, 1627, 1626, 146 Stirn-, Hals-, Brust- und Armschmucke
aufgeführt die den Pelau-Inseln gänzlich fremd sind. Die theilweise im Journal des
Museum Godeffroy Heft IV auf Taf. 4 abgebildeten Gegenstände sind sämmtlich mit
Ausnahme von Fig. 11 Industrieerzeugnisse von den östlicheren Karolinen, namentlich
aus Mortlockf Buk bis üledy, Fig. 11 ist der gewöhnliche pelauische, Kaliyu§ genannte
Frauengürtel, Fig. 9 eine Karolinische Haarnadel, Fig. 7 ein Karolinischer Leibgüi-tel für
Frauen , den auf manchen Inseln , z. B. auf Ruk aber ausschliesslich die Männer ti^en.
Fig. 12 ein Halsband mit einem Brustringe vom Osten der Central-Karolinen und Fig. 8,
10 und 13 solche vom Westen der Centi-alKarolinen. Meine Sammlungen von Ruk und
den Mortlocks, die leider nach der Veröffentlichung des I. Bandes des Journals Europa
erreichten, werden die Richtigkeit meiner Ansichten beweisen').
") [Siehe: J. S. Kübaby: Die Bewohner der Mortlock-Inseln (Mitth. Geogr. Gesellschaft
Hamburg, 1878/79) pg. 224-299" und Schmeltz & Krause, op. cit. pag. 310. Note.]
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betreffs der meisten getragenen Kilts der Fall. Jedoch ist auch hier der
Preis nur für reichere Leute erschwinglich.
Das Recht den Dugong fangen, verkaufen und kaufen zu dürfen ist
auf der Gruppe folgendermassen geregelt.
Auf der Insel Anyäur und der Kayängl-Grwp^Q dürfen die Eingebornen
keine KlüVs tragen, weil sie als kleine Staaten angesehen werden, sie
dürfen folglich auch weder Dugong's erlegen noch verkaufen, was übrigens
auch eine Folge des Umstandes dass dort die Thiere nicht vorkommen zu
sein scheint. Die Insel Püilu wird zwar als ein gi'osser Staat betrachtet
und die Einwohner dürfen den Klüt tragen , die Thiere fehlen aber in deren
Gewässern ebenfalls und man hat dort nur das Recht das fertige Armband,
,jgolg6r\ zu erwerben. Koryör fängt und verkauft das ganze Thier und
erwirbt auch ein solches falls von einem befreundeten Staate angeboten,
welche Privilegien gleichfalls die Hauptländer Molegoyok^ Äymyüns und
Röyospelü in Aremolunüy^ ifargeäy in Eymdiik^ Narbukut^ Galdp und
KeUäu in Anararth haben. In den kleineren Staaten unter Koryör's Ober-
herrschaft, auf der Insel Koryör und ^areköbaaan dürfen keine Armbänder
getragen werden. In Eyrnduk dürfen nur Eymül und Komliängl den XliU
kaufen , nicht aber das ganze Thier. In Eymdiik darf nur der Staat Aymyüns
fischen , Röyospelü darf das ganze Thier kaufen aber nicht fischen , in den
anderen untergeordneten Ländern ist das Tragen des Armbandes verboten.
In Molegoyok ähnlich wie in Koryör dürfen nur die Einwohner des Haupt-
landes den Klüt tragen. In den Molegoyok unterordneten Staaten des Artinal-
Bundes darf das Hauptland von Enkasar einen todt gefundenen Dugong,
verkaufen, sonst aber nur fertige Armbänder erwerben. In Eyrray ist der
Klüt dem Gotte des Landes, dem Madahey Pdau geweiht*) und nur der
Korön^) desselben, der zugleich das Oberhaupt des Landes ist, und dessen
Familie, das sogenannte Haus IrigiUah darf ihn tragen, aber nicht kaufen,
sondern es muss ein JaneV' sein , ein dem Gotte geopfertes Armband. Ein
von den Einwohnern Eyrray*s zufällig gefundener Dugong würde dem Gk)tt
gehören, ein absichtlicher Fang ist verboten. In Rathman und der, Nara-
mogon genannten Hälfte von J^iwal ist der Klüt dem Gotte Iramardä
gewidmet und kann nur, gleich einem Opfer, durch die Angehörigen des
Korona getragen werden Dasselbe gilt auch von dem anderen, Naramogöluk
heissenden Theile von ifiwal^ wo das Armband dem Gotte Irunhör geweiht
ist; nur dass hier der Korön es, gleich wie den ganzen Dugong auch kaufen
darf. In den acht Länden Arakölöns haben die Einwohner das Armband,
das sie früher trugen, dem Gotte des Landes geopfert und zwar in Folge
grossen Unglücks in einem Kriege, durch welchen sie ihre frühere Macht
und Unabhängigkeit beinahe vollständig eingebüsst haben.
>) [Siehe „Religion" pag. 23].
>) [Siehe „Religion" pag. 31 ff.]
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^ 17^ -
Zum besseren Verständnis der Bedeutung des Klüt*8 muss ferner dei*
für den Dugong bezahlte Preis ins Auge gefasst werden. Die Bezahlung
ist keine willkührliche , sondern ist durch, seit lange bestehenden Brauch
geregelt. Nehmen wir nun an dass ein Kaldebekd oder Verein junger Leute
einen Dugong auf regelrechte Weise mit einem Netze umstellt und gefangen
habe und dass das Oberhaupt diesen kaufen will. Das noch lebende Thier
wird auf den Strand gelegt und alle Mitglieder des Vereins begeben sich
zum Hause des Käufers. Der Vorsteher des Vereins sitzt mit den ersten
Mitgliedern desselben ausserhalb desselben auf dem golbet und nun beginnt
die Besichtiging und Besprechung des angebotenen Geldes. Ein Mann bläst
während dem die Kriegstrompete, durch deren Schall das Athmen des zu
verkaufenden Thieres versinnbildlichend. Die Verhandlung beginnt mit Zahlung
des Preises für das Tödten des Thieres, was olonemtel arnüul a misogiu
heisst und einen Gargoröy-Kalebükicb *) kostet. Hierauf wird das Blasen
der Trompete unterbrochen und der ganze Staat weiss dass das Athmen
des Thieres geendet und die Ankaufsverhandlung begonnen hat. Nun kommt
die Entrichtung des Preises für das Aufschneiden des Thieres und das Ablösen
der Fleischtheile , um den Wirbel zu Gesicht zu bringen und ihn beurtheilen
zu können. Dieser Preis heisst ^oloMbd'' (das Aufschneiden) und wird für
den j,bitan\ die eine Seite, und „Wtow" die andere Seite, gesondert entrichtet,
und zwar für jede Seite einen Eket a Kdkül *). Ehe das Aufschneiden beginnt
wird das Thier falls noch lebend, getödtet. Gewöhnlich kann es 24 Stunden
ausserhalb des Wassers leben, indessen muss es während des letzten Theils
des langsamen Absterbens, kaum merkliche Lebenszeichen geben, denn die
Art es zu tödten scheint mir eher nur dem Schein genügen zu sollen.
Es wird nämlich ein „mcUämak" oder ^Komäkal'\ nämlich eine für's Kauen
hergerichtete Portion Betel bezaubert, und dann dem Thiere der Athem
des Kauenden ins Gesicht geblasen. Ist das Thier noch sehr stark, so wird
ihm das Herz von der Seite her durchstochen. Das Aufschneiden wird dann
durch einen Kundigen auf beiden Seiten das Halses, vom Auge abwärts
ausgeführt. Nach der Besichtigung des Atlas- Wirbels wird nun zur Bestim-
mung des eigentlichen Kaufpreises geschritten. Dieser beträgt, wenn der
Wirbel von entsprechender Grösse befunden wurde, für den Kaldebekd dem
das Thier gehört, einen Äntdok-Kalebukicb 3) und für das Zertheilen, „dusahel*\
einen Bäkal^)^ ein grosses, prismatisches Stück rothen oder gelben Geldes. —
Nim folgen die beim Kauf zu leistenden Nebenbezahlungen, nämlich ein
Kluk^) und 1 Adolobok Kelmk^) als Kaügdd (entsprechend unserem Trink-
geld), yjd Kamdä'' für die, zu den zwei ersten Familien des Staates gehö-
Siehe vom pag. 14 und Taf. 1. Fig. 31.
Siehe vom pg. 8. N. 6.
Siehe Taf. I Fig. 30.]
*) Siehe vom pg. 7 und Taf. I Fig. 2.]
Siehe vom pg. 18.]
Siehe vom pg. 19 und Taf. I Fig. 47.]
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^ 178 -
renden Mitglieder des Vereins. Zwei Matal a Kluk Stücke fttr das d dekdel (das
Führen des Kanoes mittelst der „dekeV genannten Bambusstöcke) an dieselben
Mitglieder. Zwei Matal a Kluk als Matal a niMil, für die erste Familie des
Staates und endlich neun Stücke kleineren Geldes , vom Olobdnel *) abwärts ,
als Trinkgeld fttr die übrigen Mitglieder des Vereins.
Der hieraus resultierende Betrag ist ein enormer und nur durch die
reichsten Oberhäupter zu erschwingen und zwar dann erst recht, wenn die
Verkäufer einem fremden Staate angehören. Gehört nämlich der verkaufende
Verein demselben Staate wie der Käufer an , so ist in Folge der vielspaltigen
Einrichtung der Vereine, der grösste Theil des Ankaufgeldes dem Käufer
selbst gesichert oder die« bleibt wenigstens in seiner Familie. Wurde der
Dugong z. B. .durch den ersten Verein des Staates gefangen, so ist der
^Ptolül a pdü** (Oberhaupt des Landes) zugleich der ^^Ptolvl a Kalde-
beker (Oberhaupt des Vereins). Das zweite Mitglied desselben ist das
Oberhaupt der zweiten Familie, der nächste Häuptling in der Regierung.
Mit Ausnahme der 9 geringsten Geldstücke die unter die untergeordneteren
Mitglieder des Hauptvereins vertheilt werden, kommt der ganze Kaufpreis
zwischen dem Käufer und seinem Nebenmann im Vereine zur Vertheilung.
Dieser erhält dann die für ihn im Voraus bestimmten Posten, den kamdel
und dekdel^ und der Haupttheil der Kaufsumme gehört also dem Käufer
selbst. Er übergab das Geld öffentlich , es wurde ausgerufen und somit der
Form genügt. Nicht immer aber ist es der Hauptverein der den Dugong
fängt, es kann auch einer der übrigen sein und dann kommt der Kaufpreis
von seinem direkten Besitzer in die Hände eines seiner hoJideTs^ seiner
Vettern , der eben wiederum der Hauptmann des Vereins ist, da alle Vereine
auf ein Muster basiert und die Mitglieder nach dem Range der Familien
geordnet sind. Das Geld bleibt dann also immer noch in der Familie. Gehört
der Verein aber einem fremden Staate an, dann ist das Geld fttr den
kaufenden Staat verloren Deshalb ist der Ankauf eines fremden Thieres
nicht nur eine Kundmachung des besessenen Reichthums, aber auch ein
Zeichen freundschaftlicher Gefühle, das für die Zukunft gewisse Ansprüche
auf ähnliche Gegenleistung begründet. Der An- und Verkauf des Dugong
ist somit einer der Umstände, die den Verkehr zwischen den verschiedenen
Staaten bedingen.
Nach dieser vorläufigen und hauptsächlichsten Bedeutung des KlilVs^
kommt nun die für den Träger desselben selbst in Betracht. Der Käuför
eines Dugong's also z. B. der Ai/bathid. Araklay^ EytUro^ Math u. s. w.,
ist schon im Besitz seines persönlichen Armbandes. Er hat es von seinem
Vorgänger im Amte ererbt und dafür sein eigenes, früher getragenes ver-
tauscht, er braucht also kein Armband, kauft es aber hauptsächlich seiner
Familie wegen. In dieser hat er zweierlei Verwandter zu gedenken. Seiner
>) [Siehe vorn pg. 8 und Taf. I Fig. 9.]
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leiblichen Söhne, der Kinder seiner Frauen, und seiner Vettern, der Kinder
seiner weiblichen Verwandtschaft von seiner Mutter Seite. Die letzteren
bilden die Familie deren Haupt er ist, sie erhalten ihn in seiner Würde und
beerben ihn der Reihe nach ; ihnen gegenüber hat er also viele Rücksichten
zu beobachten. Für seine eignen Blinder spricht wieder sein Herz. Seine
Stellung, die erste im Lande, erheischt dass seine Angehörigen das Armband
besitzen und daher sucht er ein solches im Laufe der Zeit fQr jeden seiner
Vettern zu erwerben. Er kann das fertige Armband zwar schon billiger
kaufen und thut dies wohl auch in seltenen Fällen; aber er würde nicht
als reicher Rupak gelten falls er nicht während seines Lebens einige lebende
Dugong's erworben hätte. Viel hängt von dem Zuwachs der männlichen
Nachkommenschaft in der Familie und von dem Vorkommen der Dugong's
ab. Jedenfalls aber wird jeder neu antretende Oberhäuptling die erste Gele-
genheit zum Ankauf eines solchen nicht unbenutzt vorübergehen lassen.
Er kauft also ein Thier und formt selbst den Wirbel zu einem möglichst
schönen Armbande; indessen hütet er sich sehr, dasselbe persönlich irgend
einem Vetter zu bestimmen, denn dies würde alle übrigen gegen ihn aufreizen.
Seine Frau hat unter ihren Verwandten deren mehrere, die einen if/iZ^ haben
möchten, sei es für den Sohn oder für einen Vetter. Der Käufer geht nun
allen Schwierigkeiten dadurch aus dem Wege, dass er das fertige Armband
in seinem Hause aufhängt und es den darnach trachtenden Vetter wegnehmen
lässt. Sind es deren mehrere, so machen diese es unter sich ab, wer das
Armband nehmen soll ; auf solche Weise ist allen Seiten geholfen und den Klilt
bekommt die rechte Person. Das Bewusstsein , dass er genügende Ansprüche
auf solches Armband hat, giebt dem Vetter den Muth seinen Anspruch
thatsächlich zu erhärten und aus dem Hause des Häuptlinges, während dessen
Abwesenheit, dasselbe fortzunehmen. So sonderbar dies scheinen mag, diese
Sitte besteht in Wirklichkeit und scheint ihrem Zweck völlig zu genügen.
Der Käufer des Dugong zürnt anscheinend dem betreffenden Verwandten
lässt aber den Klilt demselben, der, froh des Schmuckes, weiss dass derselbe
stets doch dem ursprünglichen Besitzer gehört und dass er ihn später
wieder einmal abgeben muss. Auf solche Weise hat der Oberhäuptling
mehrere solcher, ihm gehörende Armbänder, die aber von den Vettern
getragen werden. Dem Sohne des Häuptlings ist es nicht erlanbt das Armband
zu stehlen , ihm giebt es der Vater und es bleibt sein Eigenthum , während
die Klüfs der Vettern während deren ganzer Lebzeit zur Disposition des
Gebers stehen und nach dessen Tode* dem Willen des neuen Titelerben
anheimfallen. Die Anzahl der verkauften Dugong's steigt nur langsam, da der
Preis, wie gesagt, ein nur Wenigen ei-schwinglicher ist und der Fang des Thieres
nicht oft vorkommt; deshalb kaufen viele Häuptlinge die Armbänder für
ihre Vettern von einem der reichen Oberhäuptlinge, der, falls der ange-
botene Preis ein genügender, einen der Vettern beordert das getragene
Armband abzuliefern, was nie ohne Zögern, langes Hin- und Herbitten
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-- 180 -
und Zahlung eines gewissen Extra-Schmerzensgeldes an den seitherigen Träger
geschieht ^).
Der Preis fdr ein, auf solche Weise erstandenes Armband beträgt:
1 Kaiebuküb^ 1 Bäkai für Dasahel und 1 Eketa Kdkül als Kaufpreis;
1 Adolöbok Kdsük für des DelebeM das Thieres und 1 Kluk für tergä a
kaymäl^ das eben erwähnte Schmerzensgeld. So ist dies gleichfalls ein, nur
den reicheren Familienhäuptern möglicher Kauf Eine grosse Zahl der Arm-
bänder, die nicht Erbstücke der grossen Häuptlinge sind, sinken im Laufe
der Zeit bedeutend im Preise, sind jedoch immer noch sehr theuer*) und
eme Anzahl von Wirbeln, die von den südlichen Philippinen durch die
Vermittlung der Yap-Eingebornen , die sie von einem Träder erworben,
nach Koryör eingeführt wurden, haben zwar eine grössere Häufigkeit des
Schmucks auf dieser Insel zur Folge gehabt, aber auch seine Bedeutung
verringert. Im Norden ist die Herkunft des Armbandes maassgebend und der
heutige Araklay von Molegoyok ist stolz darauf dass er während seiner,
jetzt erst siebenzehnjährigen Herrschaft, schon zehn Klüts bezahlte.
Über die Entstehung der Sitte den Klilt zu tragen wissen die Einge-
bomen keine bestimmte Aufklärung zu geben. Die Sitte scheint sehr alt,
indessen erst entstanden zu sein , nachdem die heutige staatliche Verfassung
begründet wurde. Einer Tradition zufolge lebte in ^arielep auf Koryor eine
alte Frau , deren Tochter schwanger war. Während eines Tages die Mutter
nach den Tarofeldein ging, ass die eingeschlossene Tochter die Frucht des
Inocarpus edulis, hier Keam genannt. Dies erzürnte die heimkehrende
Mutter, welche die Frucht als der Tochter schädlich erkannte und sie deswegen
') Hierdurch werden die inthümlichen Belichte Wilson's und Dr. Sempeb's (Siehe:
„Die Pelau-Inseln", pag. 114) widerlegt. Nach dem oben Gesagten ist es verständlich auf
welche Weise Arakalülk sein Armband verlor und, obwohl nur ungeme, von dem
Schmuck sich trennte, dessen Verlust für ihn dennoch keine Erniedrigung bedeutete.
War er ja ohnehin der Erbe des KliWs den Math auf seinem Arme trug. Aus der Anmer-
kung pag. 114 scheint heiTorzngehen dass Dr. Semper gar nicht erfuhr, dass die Pelau-
aner den Dugong selbst fangen und nimmt er daher an dass der Staat den Wirbel von
den Seefahrern für Trepang ankauft. [Siehe vom pag. 137, Note 2.]
^ Den Werth eines Mor o Äaymd-öeldstückes, gleichstehend dem von 10 hoch gefüllten
Körben Taro bei dem sehr niedrigen Satz von 25 Cents pr. Korb, mit | 2.50 anneh-
mend beträgt der Preis:
eines ganzen Dugong's: «'"«« ^Äa^d""^""*^*^
Olonemtü o m^ogfu 1 Kälehükub % 50.00 targal a kaymal. . . . | 12.50
Kalbekahü .... 1 Kalebükuh „ 60.00 Kalbekabel _ 60.00
Dasahil 1 Bdkal „ 120.00 Dasahä 60.00
Olohibd a hitafi . . 1 £kat o kelkul „ 25.00 iket a kelkuL - 25.00
Ohh^ a bitan . . 1 Jßket a kdkül „ 25.00 Ddebehü „ 7.50
Kamakal .... 1 Kluk „ 12.50
do 1 AdoW)okkel9iUc „ 7.50
Bekem 2 Matal a kluk „ 20.00
Matal a nikül . . 2 do „ 20.00
9 Stücke KMnOeld „ 35.00
Gesammtpreis. . . | 375.00 | 155.00
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^ 181 ^
schalt. Die erboste Tochter lief der See zu und wollte auf das Rufen der
Mutter nicht achten , welche dann, in ihrer Verzweiflung, sie mit ihrem Fluche
belegte : „Gehe , gehe" sagte sie , „Deinen Leib werden die Reichen theilen ,
mit Deiner Haut werde ich mich umgürten und die Bupak's werden Dich
oumisogiu" Die schwangere Tochter wurde nun zu einem Misogiu
Oum\8ogiu bedeutet heut einen Misogiu kaufen und zerlegen, soll aber in
früheren Zeiten eine ganz andere Bedeutung gehabt haben. Wie heute
noch , bestand nämlich in damaligen Zeiten schon die Sitte dass jeder Rupak^
der nach dem Tode seines Vorgängers dessen Titel erlangte, einen grossen
Kuchen aus kandierten Nüssen der Terminalia katappa an die übrigen
Rupdk'8 lieferte und erst dann konnte er in dem Bay seinen Platz zwischen
den andern Häuptüngen einnehmen. Die Form des Kuchens ist eine
liegende, dreiseitige Pyramide die so ziemlich der Gestalt des Du gong
oder Misogiu entspricht. Die Tradition ist augenscheinlich ungenügend um
Vorstehendes zu erklären ; eher ist anzunehmen dass der Kuchen nach dem
Thiere, welches seit Urzeiten an den Inseln lebte, benannt und geformt
wurde. Anderenfalls aber besassen dann die RupaKs die Sitte der Anfer-
tigung des Kuchens, ehe sie den Dugong kannten, was wiederum die
Annahme gestattet, die heutigen Pelauaner seien Einwanderer aus Gegenden,
wo wohl die Terminalia wuchs , der Dugong aber unbekannt oder werthlos
war. Die Tradition scheint mir aber viel späteren Ursprunges , weil sie eben
viel zu plausibel und weil eine ganz ähnliche als Seitenstück existiert.
Die Eingebornen nennen das gefangene Thier „diZ" d.h. „Frau" und
unterscheiden zwei Formen, die eine, du a ifaridep^ wird als die verfluchte
Tochter aus ifaridep angesehen, weil in dem Rachen des Thieres sich eine
Anschwellung von der Form der Frucht des Inocarpus befindet. Bei
der anderen Form besteht an den Seiten des Gesichtes ein länglicher
Auswuchs, den die Einwohner mit dem „dayth'\ der Taroblüthe, ver-
gleichen; sie heisst „diZ a amodorom*' und die zweite Tradition berichtet
betreffs dieser dass zu Amodorom in Eymeliik einst eme Frau eine
Tochter hatte, welche ihre Ohren mit dem „day<Ä"-Stengel schmückte,
was den Schwangeren verboten. Die, wegen des darauffolgenden Scheltens
ihrer Mutter in Zorn entbrannte Tochter lief in die See und die Mutter
verfluchte sie
Beide G^chichten scheinen mir Reflexionen der späteren Erzähler über
die schon bestehende Sitte, nicht aber diese erklärende Ueberlieferungen zu
sein. Wie nun aber der Halswirbel zum Armband wurde , erzählt eine dritte
Tradition. Ein Knabe in Nargeäy in Eymeliik, der ein „kathorökl (eine
Art Aschenbrödel in der Familie) war, fand den Wirbel gelegentlich des
Suchens von Feuerholz zufällig in den Küchenabfällen und wollte ihn als
Unterlage zum Lasttragen auf dem Kopfe benutzen; ihn dafür indes zu
hart findend steckte er ihn ohne Weiteres auf den Arm, was allen
Uebrigen derart gefiel, dass sie zur Nachahmung der Zierde schritten. Diese
13
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^ 182 -^
überaus einfache Erzählung dürfte wohl das Richtige treffen, wie ich
auch geneigt bin anzunehmen, dass die Sitte, den Wirbel als typisches
Armband zu tragen, hier entstanden und nicht von den Einwanderern
mitgebracht wurde. Auf keiner Insel der Südsee besteht die Sitte und von
den benachbarten Inseln Melanesiens und Malaisiens ist sie bis jetzt noch
nicht erwähnt worden ^).
In früheren Zeiten wurde nicht nur der Atlas, sondern auch die vier
ersten Halswirbel wurden als Armband benutzt und noch heute bestehen
besondere Namen: holhol ^ nordimmd^ onobänd und holhül derselben. Der
letzte , zugleich der grösste , bildete den werthvollsten und war den Häupt-
lingen vorbehalten , die anderen waren von verschiedenem , minderem Werth
und wurden durch die Anverwandten der Häuptlinge getragen. Im Lauf der
Zeit kamen jedoch die unbequemen, grossen Armbänder ausser Gebiuuch
und nur das aus dem kleinsten , dem Atlaswirbel , wurde beibehalten. Auch
von diesem werden die Querfortsätze abgeschnitten und die Schnittfläche,
früher mit Ockerkitt, heute mit Siegellack verklebt um das Eindringen etwaiger
Nässe in das poröse Innere zu verhindern. Die alten Häuptlinge folgen
dieser Neuerung nicht und nur die neueren Urspiiings wenden selbe an,
wozu auch der Geschmack an der schönen rothen Bedeckung, die symme-
trisch über beide Seiten vertheilt wird, das Seine thut.
Obwohl nun die seitherigen Anschauungen betreffs der Bedeutung des
Klüt^ denen zufolge er als ein Orden, der mit wohlklingender Rede vom
Koenige seinen Unterthanen verheben wird, galt'), sich als haltlos erweisen,
ist es dennoch nicht unwarscheinlich dass in früherer Zeit, wo die Zahl
der vorhandenen Wirbel eine geringere (wofür auch die Benutzung mehrerer
Wirbel des Thieres spricht) diese Zier eine viel wichtigere Rolle als heute
spielte. Gleich wie in Europa, dürfte der Einfluss der Rupak's in früheren,
mehr orthodoxen Zeiten ein gewichtigerer gewesen sein , und die sichtbaren
Zeichen für deren Stellung waren wahrscheinlich viel hervortretendere als
heute. Vielleicht ist der, den Du gong imitierende Terminal ia-Kuchen
eine, durch den nivellierenden Einfluss der Zeit herbeigeführte Ablösung für
») [Entgegen Kubaby*s Meinung ist ein vereinzeltes Vorkommen des Ti-agens eines
Armschmuckes aus dem Atlas van Halicore Dugong aus dem G-ebietes des malayi-
schen Archipels, van Timorlaut, kekannt geworden, worauf schon durch Dr. Sebrurirb
(Ethn. Feiten en Verwantschappen , pg. 2) hingewiesen. Andererseits finden sich aber
auf einigen nahegelegenen Inselgruppen hölzerne Armschmucke, deren Form an eine
Nachahmung des ersterwähnten erinnert. Siehe U.A.: Riedel: De sluik- en kroesharige
rassen, pl. XXXV fig. 9.]
») Die Berichte Wilson 's , der ohne Kenntnis der Sprache , und separiert vom Verkehr
mit den verschiedenen Staaten der Gruppe , in furchtsamer Abhängigkeit von dem einzigen
Staate Koryor, auf dem kleinen Eilande Atdon lebte, beruhen an vielen SteUen auf
irrthümlicher und zu subjectiver Beobachtung, andereraeits auch auf willkürlichen und
lügenhaften Berichten der Eingebornen von Koryor.
In Oberländer „Ozeanien 11" findet sich pag. 357 eine dichterisch-fabelhafte Abbil-
dung der Dekoration mit dem Orden; die dazu gehörige Beschreibung ist durchaus nicht
nüchterner. Die jetzige eingehende Schilderung ist zwar für den gewöhnlichen Leser
weniger anziehend, sie entspricht aber der WirkHchkeit.
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- I8ä -
das einstmals einzuliefernde ganze Thier, den Misogiu^ der zu einem „ktapkat*
wurde, indem die einzelnen Häuptlinge zu Gunsten des Oberhäuptlings
davon Abstand thaten. Die Lieferung nun symbolisch durch die des
Kuchens erföllend , werden dennoch ihre früheren , vor der Konsolidation der
heutigen Staatsform bestehenden Rechte als Häupter separater Stämme noch
dadurch angedeutet, dass der Oberhäuptling den Dugong noch besonders
kaufen muss. Eingehendere Betrachtungen über diesen Gegenstand würden
hier indes zu weit führen und gehören besser an einen anderen Ort.
Welchen Ursprunges nun auch der pelauische Klilt sei und welche
Rolle er in früheren Zeiten gespielt haben mag, heut ist er zum gewöhn-
lichen Schmuckgegenstand geworden, dessen Tragen, soweit nicht durch
religiöse oder politische Rüchsichten verboten, nur ein Ausdruck des Ver-
mögens den üblichen Preis bezahlen zu können, geworden ist. Das, Schmerzen
verursachende Anlegen und Abstreifen desselben mag seine Bedeutung
vielleicht noch erhöhen. Der Wunsch sich diesen Besitz zu sichern und
ein leichtes Abstreifen zu verhüten, veranlasst die Pelauaner die Wirbel-
öflBaung mögUchst wenig zu erweitem, in Folge des die Hand nur mit
bedeutender Mühe hindurchgezwängt werden kann. Dies geschieht unter
Beihülfe der Freunde und auf ziemlich grausame Weise. Zuerst wird die
Hand mit schleimigen, das Gleiten begünstigenden Stoffen eingeschmiert,
wozu am liebsten der Schleim des Octopus, der Saft des Hibiscus-
Baumes und der einheimische Syrup verwandt werden; Kokos-Oel wird,
weil zu dünn weniger dafür benutzt. Durch das Ausziehen der Finger,
mittelst an denselben befestigter Streifen Hibiscus-Bast sucht man den
Umfang der Hand möghchst zu vermindern, indes geschieht das Ziehen
nicht durch die Helfer, sondern die Streifen werden an einem erhöhten,
festen Gegenstande befestigt und der Arm vom Rückem aus angespannt,
indem die Freunde den ganzen Oberkörper nach sich ziehen, während zwei
oder drei derselben den Xlüt über die Handmitte zu schieben suchen, was
mittelst zweier Stücke Holz, die an die beiden Querenden des Armbandes
angestemmt und mit der anderen Hand angetrieben werden, geschieht. Bei
dem Abnehmen des Klüfs werden die Finger-Stränge unterwärts befestigt,
sonst aber Alles auf gleiche Weise ausgeftlhrt.
Oft wird bei dem Olmep und Oltöbot (Anlegen und Abnehmen) des
Klüt'8 die Hand beschädigt, denn in schwierigen Fällen wird nicht nur
der zu sehr angeschwollene üaumenballen mit einem Schnitt geöffnet,
sondern zuweilen reissen selbst einzelne Fingerglieder ab. Der Widerwille
ein Armband abzustreifen ist also nach vorherigem, schmerzerfülltem Anlegen
desselben vei-ständlich , ebenso wie der Umstand, dass es nur eine gut
begründete Ursache sein darf, die eine solche Operation veranlassen kann.
Solcher Ursachen giebt es nur zwei: das Antreten des Haupttitels der
Familie, wobei das Armband des Verstorbenen angelegt werden soll und
das Bieten eines hohen Preises, der den Haupteigenthümer veranlasst einen
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seiner Vettern oder Söhne zur Abgabe des Klüt*8 zu zwingen , wofür dieser
aber ein ansehnliches Schmerzensgeld erhält.
Ein zulälliger Verlust des Armbandes, sei es auch ein unabsichtlicher,
ist strafbar, indem der wirkliche Eigen thümer es an die Häuptlinge noch
einmal bezahlen muss. Wenn, in Folge des gewaltsamen Anlegens, die
Hand gefährlich erkrankt, so muss erst bei den Häuptlingen die Em wil-
ligung eingeholt werden den Klilt mit einem Steine zerschlagen zu dürfen ,
was jedoch erst nach stattgefundener Bezahlung geschieht.
Bei Abnahme des Armbandes eines Todten wird es leicht über die abge-
magerte Hand hin abgestreift, dem getödteten Feinde aber wird die Hand
abgehackt und das eroberte Armband gewöhnlich einem Gotte geopfert.
Irgend einer religiösen Bedeutung entbehrt der Klilt gänzlich und der
Verkauf desselben durch das Oberhaupt der Familie, ist lediglich von dessen
Willen abhängig.
Die Abbildung (Taf. XXH Fig. 10, 11, 12 & 13) stellt einen alten
Klüt in verschiedenen Ansichten dar, welchen Verfasser vom König von
Molegoyok 1883 erhielt. Das Thier wurde in Rathman gefangen und
verkauft, der Klüt dann nach Molegoyok an den Araklay Okrangl verkauft,
welcher ihn in der Familie des Häuptlings Sagarüleo, einem Zweige der
königlichen, beliess. Dies Armband ist über 50 Jahre alt, auf der Ober-
fläche ziemlich abgenutzt, entbehrt es auch der jetzt beUebten Siegellack-
flecke und ist 10 cM. breit, 7 cM. lang und, der ausgebogenen Wirbelform
folgend, von 12 bis 22 mM. hoch. Die Oeftnung die hier ziemlich gross,
ist querrundlich, 64 mM. breit und 55 mM. lang.
Aehnlich wie die Männer haben auch die pelauischen Frauen ein
bestinamtes, dem der Männer jedoch an Bedeutung nicht gleiches Armband,
das, seiner Beschaffenheit wegen, einzig in der Südsee dasteht. Dieses
Armband ,jDerrwar*' '^) genannt, (Taf. XXII Fig. 14) besteht aus einzelnen,
kreisrunden, in der Mitte ausgehöhlten Schildpattplatten, die in möglichst
grosser Anzahl fest zusammengefügt werden und so einen sehr dickwan-
digen CyUnder darstellen, der, der Gestalt des Vorderarms entsprechend,
gegen das untere Ende etwas verjüngt ist. Die einzelnen Platten werden
mittelst eines Zirkelbohrers aus den Odhandp- und AfotoÄaw-Platten *) des
Schildkrötenrückens geschnitten und beträgt der Durchmesser derselben am
oberen Ende 115 mM. und am unteren 105 mM.; der der Öffnung oben
70 mM. und unten 60 mM. , so dass die Hand immerhin mit einiger Schwie-
rigkeit hindurchgezwängt werden muss. Die Länge dieses Cylinders schwankt,
je nach der Anzahl der verwandten Platten, und beträgt dieselbe bei 64
derselben, von möglichst dickem Schildpatt 170 cM., während sein Gewicht
dann 2 ^ ist. Das Zusammenfügen der einzelnen Ringe geschieht auf
>) [Siehe Schmeltz & Krause, op cit. pg. 415, N. 890 & 1298.J
») Siehe weiter unten die Schildpatt-Industrie.
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einem, der Weite der Röhre entsprechendem Bambusrohr, auf welches die-
selben, in heissem Wasser erweicht, aufgereiht und zusammengepresst werden,
um einen möglichst festen Anschlüsse zu erreichen : darauf wird die Ober-
fläche mit Rochenhaut möglichst glatt gefeilt und unter Beobachtung vieler
Vorsicht poliert. Vorher erfolgt jedoch die dauernde ZusammenfQgung mittelst
dreier, 2 — 3 mM. dicker Kokosfaserschnüre, die durch diesen genau entspre-
chende Löcher, die ganze Länge der Wandung hin gezogen und von Aussen
verknotet werden. Beim Polieren kommen verschiedene Mittel zur Anwen-
dung. Vorerst wird die Oberfläche mit einer Gesteinsart von femkörniger
Fügung, die nur auf dem östlichen Ufer von Ngiwal gefunden wird, sehr
sanft abgerieben. Darauf wird sie mit der sehr feinkörnigen Haut des Lun-
Fisches , dann mit der ilfo7oÄ:-Holothurie und dem iZwrow^Ä-Schwamme gerieben,
bis zuletzt die kieselhaltigen Blätter des itZ^Bambusrohrs die höchste Politur
hervorrufen.
Dies Armband ist sehr theuer, denn nicht nur die Mühe der Verfer-
tigung, sondern auch der ursprünglich sehr hohe Werth des Schildpatts
kommt in Betracht. Ein „Bitan" (ein einzelner Ring) erfordert eine ganze
Platte eines mitt^lgrossen Thiers und nur bei den grössten, mindestens
einen Kluk (I 12.50) kostenden Thieren , kann man je zwei Ringe aus den
vier verwendbaren Rückenplatten erhalten. Ein aus 64 Ringen bestehender
Derrwar erfordert also acht grosse Schildkröten und deshalb ist sein Preis
eine sehr hoher, der auch bei den kleineren nicht unter einen Kluk sinkt.
Die heutige Bedeutung dieses Armbandes ist eine ziemlich geringe und
es ist selten , dass Frauen selbes noch öffentlich anlegen. In früheren Zeiten
wurde es von den weiblichen Mitgliedern reicher Familien bei besonderen
Gelegenheiten, als Festen, Besuchen und Tänzen oberhalb der linken Hand
getragen.
Das abgebildete Exemplar, eines der grössten, gehörte der Wittwe
des ermordeten Königs von Eymeliik, der Ardilameragonö die nachträglich
den Araklay von Molegoyok heirathete und wurde von diesem für den
Verfasse rum einen ^ket a kdkül erworben.
Von Interesse dürfte der Umstand sein, dass die Central-Karolinier, beson-
ders aber die östlichen derselben , einen Brustschmuck tragen , der ganz dem
einzelnen Bitan eines Derrwar ähnlich ist. Diese Ringe , auf Mortlock und
Ruk „pttoz"'^) genannt, mögen wohl zu dem Entstehen des pelauischen
Armbandes Veranlassung gegeben haben und liegt es nahe , die auf dem
schildpattarmen Tap herrschende Sitte, zahlreiche lose Armringe aus Trochus
oder Kokosschale an dem Vorderarme zu tragen, als eine Uebergangsform
zwischen den beiden Gebräuchen zu betrachten.
Der zunächst in Betracht kommende Schmuckgegenstand der Pelauaner
ist der, „Kfiaü" genannte, Frauengürtel, der wegen seines schönen Mate-
*) fSoHMELTZ & Kbause, op cit. pag 313, N. 2950 & 2949.]
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rials, wie auch der mühsamen und zeitraubenden Verfertigung halben wohl
zu den gediegensten Schmuckgegenständen Oceaniens zu zählen ist. Das
Material för denselben liefert nicht eine Spondylus-Art, wie in dem Katalog
des Museum Godeflfroy angegeben wird, sondern die „Bliniey" genannte
Muschel, die in tieferem Wasser, nur an der Küste von Arakolon zu finden,
und deren Schlosstheil in vorgerücktem Alter lebhaft roth gefärbt ist^).
Der Fang dieser Muschel ist heute aufgegeben worden, weil die Industrie
der Verfertigung dieser Gürtel , einst nur in dem Dorfe Kolökl in Arakolon
betrieben , eingegangen und das Fleisch derselben , angeblich wegen der zahl-
reichen Kalkkörner, ungeniessbar ist. Um sicher zu sein, unternahm ich
einen Ausflug nach dem Norden und gelang es mir zwei Exemplare derselben
zu erlangen. Sie waren, noch jung, ca. 29 cM. lang und vom Schlosse
nur der äussere Theil gefärbt; ich fend sie in 3 Faden Wasser. Die alten
Muscheln werden bis gegen 50 cM. lang und kommen in grösseren Tiefen
vor. Die mir sonst von keiner Insel der Karolinen bekannte Muschel gehört
zu den Tridacnae und nähert sich besonders dem Genus Hippopus.
Der Gürtel (Taf. XXII Fig. 15) besteht aus kleinen runden, 8 mM.
grossen und 2 mM. dicken, möglichst glatt geschliffenen und in der Mitte
durchbohrten Scheibchen, die auf, gewöhnlich zwei, gleich lange Stränge
Kokosfaser gereiht sind; die beiden Enden sind zusammengeknüpft, so einen
Doppelgurt von gewöhnlich 99 cM. bis 1 M. Länge darstellend. Gegen die
Enden hin werden die runden Scheibchen nach und nach viereckig und gehen
schliesslich allmählich in länglich-viereckige Stücke, von welchen die
äussersten 45 mM. lang und 8—10 mM. breit und 5 mM. dick sind, über.
In der Mitte des Guits sind die Scheibchen am kleinsten, gegen 5 mM.
Durchm. und werden hier durch einige weisse Otötol- (Conus millepunc-
tatus) und schwarze Kcdius- (Kokos) Scheibchen abgewechselt. An den
Enden befinden sich kurze, ca. 10 mM. lange Ansätze aus eben solchen
Scheibchen. Ein gewöhnlicher Doppelgurt zählt ca. 850 einzelner Stücke,
die mit der Hand geschliffen und einzeln mit Feuerstein , einer einheimischen
Art' Chalcedon, gebohrt werden müssen; es ist somit erklärlich warum
manchmal zur Vollendung eines einzigen Gurtes Jahre gebraucht wurden.
Gewöhnlich lieferte eine Muschel nur zwei grosse Stücke und das ganze
Werk erforderte bis 100 Paare Schalen. Kein Wunder also dass die Khaü's
sehr theuer und nur für die Frauen der reichen Häuser erschwinglich
waren •).
Heute ist diese, nur in Kol^kl einstmals betriebene Industrie nicht
nur ausgestorben, aber auch die Sitte den Khaü zu tragen ist vernach-
lässigt, so dass es sehr schwierig ist ein Exemplar aufzutreiben. Dazu
mag auch der Umstand beitragen dass die schmucksüchtigeren Einwohner
>) [Wahrscheinlich eine Hippopus-Art.]
*) [Siehe Schmsltz & Kbause, op cit., pg. 415 N. 522 & 684.]
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von Yap, die nach Pelau kommen um ihr Arragonit-Geld zu hauen, die
Khaü's sehr eifrig aufkaufen, um sie als höchst schätzbare Halsbänder
zu tragen. Für einen Gürtel, den ich erwarb, musste ich eine Rifle und
einen grossen eisernen Topf, zusammen im Werthe von $ 25 geben,
wogegen ich 1870 einen ähnUchen viel billiger erstehen konnte. An heute
noch vorhandenen Gürteln dürften auf der ganzen Gruppe keine zehn
bestehen und in Bälde wird der Khaü ein Beleg mehr sein für die ver-
schwundene, alterthümliche Kultur der Inseln.
Bemerkenswerth ist, dass hier, wie bei den meisten andern Inselvölkem,
die Berührung mit der CiviUsation keinen Fortschritt im Kulturzustande
hervorbringt , sondern im Gegentheil , in Folge einer plötzlichen Befriedigung
des zeitweiligen Bedarfs durch eingeführte Gegenstände, die ehemalige Streb-
samkeit erlähmt oder gänzlich tödtet. So haben z. B. die Kolökl-Leute
ihre Industrie gänzlich aufgegeben, obwohl der Handel ihnen gute Schleif-
steine und eiserne Geräthschaften in Menge liefern kannte, mit welchen sie
ihre, einstmals sehr mühselige Arbeit heute ganz leicht erledigen könnten.
Indessen ziehen die Kolekler, die früher die ganze Gruppe mit Gürteln,
Stampfern und Gegenständen aus Muschelschalen versorgten , vor in Armuth
zu leben , statt eine unsichere Konkurrenz gegen die wohlfeilen Tändelsachen
des Handels einzugehen. — Betreffs der Bearbeitung der 5Kwiet/-Schale mag
bemerkt werden, dass der Arbeiter von dem Schloss das Band mittelst
eines Messers , unter Anwendung glühender Kohle ablöste und den geförbten
Theil der Schale abschlug, um das Stück auf dem gewöhnUchen, basalti-
schen Gesteine so lange zu schleifen, bis die gewünschte Gestalt erreicht
wurde. Das Polieren war ihm unbekannt und um solches zu bezwecken
wurden die geschliffenen Stücke während langer Zeit in strudelnde Stellen
der Bäche gelegt, und hier in Folge fortgesetzter Berührung glattgerieben.
Dem Khaü verwandt, obwohl von bedeutend bescheidenerem Werthe
ist der ÄoZf w^-Gürtel (Taf. XJKH Fig. 16) den junge Fi-auen gewöhnlich zum
Festhalten ihrer Schurze tragen. Derselbe erinnert an die Kokosschalen-
Arbeiten der Central-Karoünier, obwohl er dieselben wieder durch soUdere
AusfQhrung überragt. Der KaliztS besteht ebenfalls aus zwei Strängen runder
Scheibchen von reifer Kokosschale, die gleichmässig, ca. 2—3 mM. dick
sind bei ca. 7 mM. Durchmesser. Die älteren Gtotel zeigen Verzierungen
aus eingeschalteten weissen Oto'toZ-Scheiben (Conus) die meist in der Mitte
und in gleichen Abständen an beiden Enden, aus einigen gewöhnlich noch
schwarz durchsetzten Scheibchen bestehen. Diese Form heisst ^ Matal' \
indessen werden in letzterer Zeit diese weisen Scheiben weggelassen und
nur unvermischte Kokosscheiben verwandt; die Gürtel solcher Art heissen
„Migo*\ d.i. blinde Gürtel. Die Länge eines Kalius beträgt 60-70 cM. und
sie bestehen aus ca. 230—240, auf eine Kokosfeserschnur gereihten Scheibchen;
die ganze Verfertigung ähnelt der des Frauenarmbandes. Der gewöhnliche
Preis für einen Kalius-QiXTtel ist ein Mor a kaymö- (I 2.50) Stück des einhei-
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mischen Ätcdouth-Gelöes und wird die Verfertigung derselben hauptsächlich
in dem Distrikte Arakolon betrieben 0«
Die älteren Frauen tragen gewöhnlich einen Gurt aus der Haut des
Dugong oder des Rindes, (Taf. XX Fig. 17) der, ebenfells in der Mitte
gespalten, die Form des Kaiitts nachahmen soll. Obwohl nicht so ge&llig
und zierlich als der Kalim^ ist ein Gürtel der letzteren Art wegen der
Seltenheit der Thiere, von welchen er stammt, nicht weniger geschätzt,
wenn nicht gar demselben vorgezogen. Der MisogiurGürtel heisst „Thogül"
und derjenige aus Rinderhaut y^Karäbön'* ; beide gleichen sich vollständig
betreffe der äusseren Gestalt, nur dass letzerer auf der äusseren Seite
behaart ist. Es ist ein einfacher Gurt von 2 cM. Breite, 1 cM. Dicke und
verschiedener Länge, der längs seiner Mitte von einem Spalt versehen ist,
welcher bis nahe den Enden reicht. Hier werden Löcher eingeschnitten oder
gebohrt um einen Koirladen zum Zusammenbinden durchzustecken.
DIE SCHILDPATT-INDUSTRIE DER PEIAÜANER.
Der Haupttheil der pelauischen Werthgegenstände umfasst Erzeugnisse
aus Schildpatt, deren Verfertigung eine wahre Industrie hervorrief, wie
sie ähnlich auf keiner Insel-Gruppe Oceaniens zu finden.
Den Eingebornen von Pelau sind zwei Arten See-Schildkröten bekannt,
Chelonia mydas, „JfoW6" genannt, der nur geringe Beachtung gezollt
wird; und Ch. imbricata, „Maränth*' oder ^2^äsaJc\ deren Schildpatt
jjgolüyyb'\ zum Verfertigen zahlreicher Gegenstände dient und am Platze
bedeutenden Werth hat. Dazu mag auch der Umstand beitragen, dass, trotz
des zahlreichen Vorkommens, das Thier nicht der Nahrung wegen gefangen
wird und das Schildpatt deshalb verhältnismässig selten ist. Die Schild-
kröte ist ein der Gottheit geweihtes Thier*), das nur in Krankheiten,
besonders der Frauen, auf Geheiss eines „Wahrsagers" genossen wird.
Kommt ein solcher Fall vor, dann sieht man sich nach einem Thiere um
und kauft ein solches aus der Gegend , wo deren Fang am günstigsten zu
bewerkstelligen ist, so z. B. an der Arakolon-KQste oder im Süden der
Gruppe. Der Preis eines Thiers variirt von einem Ädolöbok (I 10) bis
Kluk (I 12.50), indessen werden besonders grosse oder besonders gutes
Schildpatt zeigende Thiere viel theurer bezahlt. Kein Wunder also dass die
Einwohner Schildpatt nur unwillig , und nur solches von geringerer Beschaf-
fenheit, an die Träder verkaufen wollen, denn zwischen dem offerierten
Preis von | 2 fftr das Pfund und dem einheimischen Werth waltet ein
>) [Siehe Schmeltz &; Krause, op cit. pg. 416 N». 141 & 623.]
«) [Siehe Religion der Pelauer, pg. 43, 45 & 51.]
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zu grosses Missverhältnis ob. Um den Werth des Schildpatts und die Weise
seiner Verarbeitung zu erklären , ist auf Taf. XXTTT Fig. 1 der Rücken einer
Schildkröte dargestellt, mit Bezeichnung der verschiedenen Platten. Die
Nackenrandplatte N®. 1 heisst Onoroml und dient beim Verkaufe des Thieres
als Probestück. Sie wird mittelst glühender Kohle abgelöst und von ihrer
Dichtheit wird auf die Qualität des übrigen Schildpatts geschlossen,
wodurch sich der Preis für das ganze Thier regelt. N®. 4 und 6 sind die
grössten Platten des Rückens und heissen resp. Odhänap und Malakäu; sie
werden benutzt fOr das Verfertigen der grösseren Gegenstände, so des oben
beschriebenen DSrrwar's, und der grossen Tolük's und langen Kämme. N^
6 heisst „Dhuy*' und N». 2-5 heissen ,,Dogholel a ulgeT'; sie werden für
kleinere Gegenstände, als kleine Tolük's, verschiedene Löffel, Fischhaken
und Ohrgehänge gebraucht N^. 10 und die beiden Randstücke nahe dem
Schwanz, N^ 11, heissen Sßk; von welchen N^ 10, sowie N**. 9, „McUakan
a Sink'\ für ähnUche Zwecke wie N«. 2—5 gebraucht werden. Die imtere
Seite von N^ 11 liefert das so hoch geschätzte gelbe Schildpatt, aus
welchem die Kalkpropfen, „Tanet*\ und die „Subiif\ die Frauen-Ohrgehänge,
bereitet werden. N«. 12 , „Kadis'\ sind die übrigen Randstücke deren dickere
Theile zu Ringen dienen; selten ist, dass das, dem Synk nächstgelegene
Stück gelbes Schildpatt liefert.
Das Schildpatt wird durch Erhitzen mit einem Feuerbrande vom Rücken-
schilde abgelöst und in ein Bündel zusammengebunden aufbewahrt. Manchmal
werden in die Ecken der Stücke kleine Löcher gebohrt und die Platten
auf eine Schnur gereiht.
Abgesehen von dem schon oben beschriebenen Frauen- Armbande werden
noch folgende Gegenstände aus Schildpatt verfertigt.
Tanetj Propfen zum Schliessen der Bambusrohre in welchen der, beim
Betelkauen gebrauchte Kalk aufbewahrt wird. Dieser Pfropf (Taf. XXTTT
Fig. 2) besteht aus einem hölzernen , unten rund und oben dreieckig geschnit-
tenem Zapfen , der seiner Länge nach durchbohrt ist und auf den runde
Scheiben von gelbem Schildpatt geschoben und möglichst dicht zusammen-
gepresst sind. Sie haben in der Mitte einen dreieckigen Einschnitt (Taf.
XXTTT Fig. 4) der genau auf den dreieckigen Theil des Zapfens passt,
wodurch das Verschieben der einzelnen Scheiben verhindeit wird. Der runde
Theil des Zapfens (Taf. XXHI Fig. 3) schliesst genau in das Rohr, der obere
Theil aus Schildpatt bildet nur eine sehr beliebte und theuer bezahlte Ver-
zierung. Die Gestalt des Schildpatttheiles ist die eines, mit der Basis nach
oben gekehrten Kegels mit concaver Seitenfläche, dessen nach unten gekehrte,
abgeschnittene Spitze auf einer breiten , kreisrunden Platte ruht. Die Grösse
dieser Tanet's ist verschieden und richtet sich nach der Grösse des vorhan-
denen gelben Schildpatts. Ein ganz grosser Pfropfen ist im Ganzen ca. 53
mM. hoch und besteht aus ca. 14 dicken Scheiben, von welchen 11 aus
gelbem und die ersten drei des Halses aus schwarzem Schildpatt geschnitten
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sind. Die Dicke der Platte ist verschieden , und zwar bei einer und derselben
Platte verschieden, da die Seltenheit des Materials die möglichste Ausnut-
zung gebietet und deshalb die Platten meist ohne genaue Abschleiftmg der
Seiten verwandt werden. Eine Dicke von 5 mM. bedeutet schon eine der
besten Platten und aus solchen lassen sich leicht die breitesten oberen und
die Basal-Scheiben schneiden, deren Durchmesser bis 55 mM. betragen kann-
Die Dicke des Halses ist dann ca. 30 mM. Indessen werden die einzelnen
Dimensionen nicht genau innegehalten , sondern bleibt dies der Willkür des
Verfertigers überlassen. In früheren Zeiten bereitete man gern ganz kleine
Pfropfen für die Söhne der reicheren Leute , die jedoch mehr als kostspieliges
Spielzeug galten. Heute sieht man die Häuptlinge selten einen Tanet gebrau-
chen, und ist dies beinahe gänzlich den jungen Leuten überlassen; besonders
kommen sie bei einer j,Klauses" zur Geltung, wenn z. B. ein ganzelr Verein
junger Leute verabredet bei einer gewissen Festlichkeit, z. B. den Ruk-
Tänzen^) mit einem Tanet zu erscheinen. Dann wird die Nachfrage eine
sehr rege und sehr hohe Preise werden bezahlt. Der normale Preis ist für
einen grossen Tanet ein Kluk^ fClr einen kleineren ein Adolobok.
Die Verfertigung der Tanets ist ausschliesslich auf die Pelau-Inseln
beschränkt *).
Ebenfalls nur auf diesen hier vertreten, ist die Verfertigung von
Geschirren und Löffeln aus schwarzem Schildpatt. Die Schildpattplatten
werden in heissem Wasser erweicht, dann in hölzernen Formen, „Kosorökl'\
von verschieder Gestalt gepresst und bis zum Abkühlen eingekeilt. Den
Hauptgegenstand dieses Zweiges der Schildpatt-Industrie bilden die „ToZmä"
(Taf. XXm Fig. 5), länglich ovale bis 25 cM. lange, 13 cM. breite und
ca. 2 cM tiefe Teller, die theils zum Auftischen besonderer Speisen, haupt-
sächlich aber nur für ausserordentliche Zwecke, zo z. B. Präsentieren des
Geldes , eines Opfers an die Gottheiten u. s. w. verwandt werden. Hieher
gehören noch die verschiedenen Schöpf- und Esslöffel, von denen fünf Formen
bekannt sind. ,jBdrak'' (Taf XXIII Fig. 7) ist ein, gewöhnlich aus sehr
dickem Schildpatt verfertigter Löffel, der sich durch die besondere Länge
der Schüssel und das abgestutzte vordere Ende auszeichnet. Die Schüssel
») [Siehe Sociale Einrichtungen pg. 104 & ff.]
») Im Katalog des Museum Godeflroy wird bei Uleai auf pag. 338 unter N«. 3507 ein
Stock als muthmassliches Hoheitszeichen erwähnt. Leider kam hier ein arges Versehen
vor, denn dieser Stock ist von Pelau und zwar ein dünnes Bambusrohr für Kalk und der
Knopf am oberen Ende ein Tanet , ein durchbohrter Pfropfen. Die Bekleidung des Eohres
mit Schiidpattringen geschah durch einen Eingebomen in meiner Wohnung auf Malakal
und war ein sonst auf Pelau nicht übliches Erzeugnis seiner eigenen EÄndung. Das
Versehen erklärt sich leicht dadurch , dass dieses Stück , sammt vielen andern dem Museum
von mir nachträglich, 1876 während meines Aufenthaltes in Europa abgetreten vTurde
und dass meine plötzliche Abreise eine genauere Bezeichnung der einzelnen Gegenstände
meiner Privatsammlung nicht gestattete. [Der Verfasser irrt hier mit seiner Voraussetzung,
das fragliche Objekt war wirklich ein Stock und wurde durch Kleinschmidt eingeliefert
Mir ist nicht erinnerlich dass Kubary jenes, hier erwähnte Rohr dem Museum Godeffi"oy
seiner Zeit abgegeben.]
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ist 11 cM. lang, bis 60 mM. breit, ca. 15 mM. tief und geht in einen
30—40 mM. breiten, an den Seiten leicht ausgeschweiften Griff überi). Der
„Trir'' (Taf. XXIEL Fig. 8) ähnelt vollständig unserem europäischem Löffel,
unterscheidet sich jedoch durch den breiteren Griff. Bei dem „Iwedor -Löffel
(Taf. XXTTT Fig. 9) ist die Schüssel an beiden Enden mehr abgerundet, der
Griff sehr breit und an den Seiten kaum ausgeschweift. Der „Pkul er wd"-
Löffel (Taf XXni Fig. 10) ist sehr flach und entbehrt eines eigentlichen
Griffes. Endlich noch der „jBfwr '-Löffel (Taf XXTTT Fig. 6), ein Schöpflöffel
dessen Schüssel kreisrund und der, abgesehen von dem flachen Griffe,
welcher übrigens manchmal fehlt, sich gänzlich der Form unserer Abrahm-
oder Suppenschöpflöffel nähert.
Die sämmtlichen fünf Löffelformen und die Toluk bilden das Eigenthum
der Frauen und obwohl gelegentlich beim Essen benutzt, vertreten sie haupt-
sächlich Geldeswerth bei den, durch die Sitte geforderten Bezahlungen
bei Sterbefällen, Geburten u. d. g. Diese Gegenstände werden im Allge-
meinen sehr geschätzt und ein grosser Toluk ^ wenn möglichst fehlerfrei, kann
bis einen guten Adolobok (| 10) werth sein. Die reicheren Frauen, wenn
einmal im Besitze eines besonders schönen Stückes, trennen sich ungerne
von solchem und gebrauchen es beständig, wodurch dies mit der Zeit eine
schöne Politur erlangt. Dergleichen Gegenstände bilden immer hochgeschätzte
Erbstücke. Um den Gebrauch der Löffel bequemer zu machen , werden durch
die Griffe kleine Schnüre mit aufgereihten grossen Glasperlen von grüner
oder blauer Farbe gezogen , wie dies z. B. Fig. 10 zeigt.
Aus Schildpatt werden ferner verschiedene kleine Stücke und Geräth-
Schäften verfertigt die das Zubehör eines ordentlich ausgerüsteten rjTetr'\
des Handkorben eines solideren Mannes bilden. Hieher gehören: y^Oliut a
buuk*\ der Arecanussspalter (Taf XXEI Fig. 11), ein länglich dreieckiges,
scharf oder abgerundet zugespitztes Stück, von ca. 60—70 mM. Länge und
ca. 30 mM. Breite an der kurzen Basis, mit welchem die Nüsse vor dem
Kauen gespalten werden; ^^HonisnC' (Taf. XXIII Fig. 12) ein ca. 130 mM.
langes, ca. 23 mM. breites an der Spitze abgerundetes Stück zum Heraus-
nehmen der zerstampften Betelnuss aus dem Mörser dienend; ,jKoligvbäk*%
(Taf. XXTTT Fig. 13), ein ähnliches Stück an der Spitze aber breiter und
quer abgestutzt, den eigentlichen Löffel der Männer bildend; y,TaharäkP\
ein einem Angelhaken ähnlicher Haken, der jedoch zu ganz anderem Zwecke,
nämlich als Talisman , um Glück und viel Geld an den Besitzer zu fesseln ,
am Handkorb befestigt wird (Taf. XXIH Fig. 15) und endlich ^Ra8m'\ eine
Nadel (Taf. XXIII Fig. 14) die zum Durchnähen der Dachblätter, Segel, und zu
sonstigem Handgebrauche dienen soll. Die genauen Dimensionen der letzten
fünf Gegenstände sind keine festen und dem Beheben des Verfertigers
überlassen.
>) [Siehe Schmeltz & Krause, op cit. pag. 427 N. 536 & 729.]
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Die in alten Zeiten verfertigten Kämme (Taf. XXin Fig. 16) werden
heut nur selten getragen ; so z. B. bei den Ruk-Tänzen wo sie auch der
Gegenstand einer ,^Klatises'* sind. Der breite Grifftheil ist mit Schnitzereien
versehen, die im unteren Theile den mythischen Tariik^ im oberen zwei
menschliche Figuren befassen. Die Schnitzerei ist roh und unvollendet,
wie ebenfalls die ganze Ausführung des Kammes, dessen Zinken sehr breit
und nicht besonders genau gearbeitet sind. Wie bei allen Schildpattgegen-
ständen, wird das Abglätten der Oberfläche desselben der Zeit und dem
Gebrauch überlassen. Ausser dieser verzierten Form, giebt's noch eine
andere einfachere aus Schildpatt, bei welcher der Griff nicht abgesetzt ist,
sondern einfach in den Zinkentheil übergeht und der durch seine ganze
Form an die Kämme (aus Holz) der Samoaner erinnert.
Einen alltäglich getragenen und geschätzten Schmuck bilden die Ohrge-
hänge der Frauen die sämmtlich aus den gelben SjwÄ-Stücken verfertigt
werden und in ihrer Form eine typisch pelauische Eigenart bewahren. Die
Ohrgehänge, im Allgemeinen „ÄttaMn" heissend, zerfallen in „Sübui" und
yjQero'* genannte; die letzteren (Taf. XXIII Fig. 21) werden aus den dünnen
Platten des Bauchschildes verfertigt, und hauptsächlich von Männern getragen.
Die Platten sind ca. 1 mM. dick, durchsichtig und das Ohrgehänge besteht
aus einem Stück in der Form eines, mit der Spitze nach oben gerichteten
Fünfeckes. Die kürzeste untere Seite, die den unteren Rand des Gehänges
bildet , ist gegen die Mitte mehr oder weniger tief eingesenkt und die beiden
seitlichen Ränder sind bogig ausgeschweift. Die beiden oberen, seitUchen
Ecken haben kleine Fortsätze, von welchen die oberen Ränder gegen die
abgestutzte Spitze hin ausgeschweift verlaufen. An der Spitze befindet sich
ein rundes Loch für den Ohrlappen und das Einfahren desselben geschieht
mittelst eines Schlitzes in der biegsamen Schildpattplatte. Die Dimension
und die exakte Form des Gehänges ist dem Verfertiger überlassen, erstere
beträgt 40 — 75 mM. Höhe, bei 60 mM. Breite des unteren Randes, und
70 mM. des Oberrandes. In der Form wird die Verjüngung nach unten
streng beibehalten, ebenso wie die Ausbuchtung der Seiten, durch welche
der Unterschied von dem ähnlichen Gehänge der Yaper begründet wird.
Bei diesem ist die Platte mehr breit und niedrig und hat gerade Ränder.
Bei manchen Gero geschieht das Anhängen ans Ohr mittelst eines beson-
deren , länglich viereckigen Kettengliedes , wie es z. B. in Taf XXTTT Fig. 20
ersichtlich.
Die Frauen tragen Ohrgehänge aus dickem Schildpatt, deren Form dem
Gero ähnelt, die jedoch gewöhnlich kleiner sind und an der Spitze ein
eckiges (Taf. XXIII Fig. 18) oder rundes (Taf XXIII Fig. 19) in einem Scharnier
bewegliches Ansschlussstück besitzen , mittelst dessen sie leicht abgenonmien
werden können. Diese, ^SübuC genannten, Ohrgehänge werden auch, in
veränderter Form von den Männern getragen. Der weibliche j,SübiU'* ist
ca. 50 mM. breit und ebenso hoch , der männliche , von gleicher Form , kaum
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halb so gross oder er ist nur schmal und bedeutend verlängert. Diese Ohrge-
hänge werden durchgehends nur von jungen Leuten beiderlei Geschlechts
getragen, das typische männliche Ohrgehänge ist aber der y,Ätalän kirn*'
(Taf. XXin Fig. 22) der aus einem schmalen , gebogenem Stück Schildpatt
besteht , an dessen Enden früher vier runde Perlen aus Tridacna-Schale, heute
jedoch gewöhnlich weisse Glasperlen, aus Manilla einst eingeführt, befestigt
werden.
In alten Zeiten trugen junge Frauen breite, ganz den rukschen und
mortlockschen „Lokujn'* ähnliche, auch auf der Aussenseite gerillte Arm-
spangen*), die aus einem einzelnen Streifen Schildpatt bestanden. Diese,
„Deliniölok'\ genannten Armspangen sind schon ausser Gebrauch gekommen
und fand ich dieselben vor zehn Jahren schon nicht mehr. Heut werden
sie nicht mehr verfertigt*).
Als letztes Erzeugnis der Schildpatt-Industrie smd die „ZapA:ap"-Ringe
zu erwähnen, ganz einfach runde, oder sonst nach der Phantasie des
Verfertigers ausgekerbte Reifen, unseren Trauringen ähnlich, die von jungen
Leuten beiderlei Geschlechts aus den Schildpattabfällen der grösseren
Arbeiten verfertigt werden. — Der Fischhaken ist schon bei der Fischerei
Erwähnung geschehen.
Was die Technik der Schildpattbearbeitung im Allgemeinen betriflft
so muss zugegeben werden, dass die Pelauaner das Material nicht beherr-
schen und dass die Gegenstände einer höheren Vollendung ermangeln, wovon
die Unzulänglichkeit der benutzten Werkzeuge die Schuld trägt. Längs-
schnitte werden mittelst der gewöhnlichen „Zat/ftaAZ**- Axt ausgeführt, indem
das Schildpatt zuerst durch glühende Kohle erweicht und dann an der
gewünschten Strecke angeschnitten wird, wonach die Lostrennung durch
Abbrechen erfolgt. Gerade Flächen wie die Seiten der Ohrgehänge, Zmken
des Kammes u. dg., werden durch Schnitzen erzeugt und ebenso die glän-
zende Oberfläche des ^Tanet'* nur durch die Schärfe der Axtschneide. Runde
Schnitte, wie die innere Öffnung in den Derrw?ar-Ringen , in mühseliger
Weise, durch Bohren vieler Löcher dicht bei einander und darauffolgendes
Aussägen mittelst einer, aus Bambushaut gedrehten Schnur, ausgeführt. Über
die Schleif und Poliermittel ist schon oben berichtet.
Die zum Aufbewahren des Kalkes dienenden Bambusrohre, „flaz^"
heissend, dienen bei den älteren Leuten nur ihrer rein praktischen Bedeu-
tung; sie bestehen aus ganz einfachen Ir^Z^Bambusrohren , die gewöhnlich
60—70 cM. lang und 25—30 mM. dick sind. Es werden dazu entweder
langgliedrige Rohre genommen, deren ganze Fläche dann glatt ist, oder
zwei kürzere Glieder, so dass der Knoten in die Mitte konmat. In dieGelenk-
') [Siehe Schmeltz & Krause, op. cit. pg. 415 N. 721.]
*) Die Angabe im Katalog des Mus. God. von Fuss- oder Beinspangen von den Pelau's
ist irrthümlich , da die Sitte solche zu tragen nie bestand. [Diese Angabe war auf eine
lüttheilung des Kapitän Tetens basiert und dürfte K. daher Recht haben.]
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l^and des einen Endes wird dann ein Loch gestochen aus welchem der
Kalk gestreut wird, die Scheidewand des anderen Endes wird entfernt und
die Oefifnung, die zum FüUen des Rohres dient, wird mit weichem Holz
verstopft. Das ist der gewöhnliche „Hatts"' wie ihn die meisten Männer
tragen (Taf. XXIII Fig. 28, 24 & 25). Das Kalkrohr der Weiber wü-d aus
dem gewöhnlichen Bambusrohr , das sehr kurze Gelenke hat, aber eine bedeu-
tende Dicke erreicht, gemacht; weil es nicht schicklich, dass bei den Frauen
dieses die Korblänge überrage. Ein solches Rohr (Taf. XXIII Fig. 26) ist
ca. 50 mM. dick und 20—25 cM. lang. Bei manchen alten Männern findet
sich an dem Rohr ein , nach Aussen sich verjüngender Pfropf aus weichem
Hibiscus-Holz (Taf. XXIII Fig. 24), der beim Füllen des Rohres heraus-
genomen wird und manchmal kommt noch eine Perlmutterscheibe dazu als
beständiger Verschluss des anderen Endes. Um das dünne Rohr vor dem
Zersplittern zu bewahren, besonders wenn das Ende nicht durch die ver-
dickte Knoten-Wandung geschützt ist, wird dasselbe mit einer dünnen
Schnur aus Goir (Kokosfaser) oder Hibiscus umwunden, was jedoch unor-
dentlich aussieht und lieber durch eine zierliche Verflechtung aus dem
Nittek-Stengel ersetzt wird. — Bei den jungen Leuten indessen wird das
Kalkrohr zum Gegenstande vieler Mühe und dient mehr der Sucht zu
prahlen, als dem praktischen Zwecke, für den es bstimmt ist. So sieht
man zumal Rohre von bedeutender Länge, ca. 1 — 2 M. lang, die entweder
einfach nur mit Bambusblättern poliert, oder im Schlamm der Taropatschen
geschwärzt oder endlich mit eingebrannten oder schrafllert^n Zeichnungen
verziert werden. Die vollkommenste Verzierung bildet dann natürlich der
Schildpattpfropfen. Zur vollsten Geltung kommen solche Rohre bei den
Ruk-Tänzen, wo dann eine ^Klausea" eintrit, die eine gewisse Anzahl junger
Leute in vollem , und bei allen übereinstimmendem Staate erscheinen lässt
(Taf. XXin Fig. 27-29).
Die pelauischen Kämme, ^^KosonW genannt, bilden ebenfalls, neben
ihrer rein praktischen Bedeutung, einen nicht geringen Bestandtheil des
Schmuckes. Dieselben vergegenwärtigen einen unentbehrhchen Theil der
männlichen Tracht, indem sie am Hintertheile des reichen Haupthaars
aufrecht oder etwas schräge eingesteckt werden. Die Häuptlinge tragen ihre
Kämme in ihren Handkörben, deshalb ist es achtungswidrig sie mit einem
Kamm im Haar anzusprechen, solcher wird daher vorher abgenonmien
und in der Hand gehalten. Die Frauen tragen und benutzen keine Kämme,
sie . bedienen sich einfach der Hände um ihr Haar in Ordnung zu bringen.
Ausser den zwei früher erwähnten Schildpattkämmen giebt es noch sechs
verschiedene, aus Holz verfertigte Kammformen.
Der „Didhiuxek" genannte Kamm ist die ursprünglichste, aus einem
Stück geschnittene Form , die heute gleich den Schildpattkämmen nur selten
angetroffen wird. Zwei andere heissen Roai und KarecU.
Der „Tdeör-Kamm (Taf. XX ITT Fig. 30) ist aus 10 Zinken zusanmien-
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^ 196 -
gösetzt, von denen die zwei äussersten dicker und abgerundet, die inneren
nach Oben flach sind, und die sämmtlich in den sich verjüngenden, gerade
abgestutzten Griff übergehen. Der Grifftheil ist verdickt und von den Zinken
deutlich abgesetzt. Die ganze Länge beträgt 24 cM., wovon 85 mM. auf
den Griff kommen. Zusammenfügung des Griffes durch drei, in gleichen
Abständen gelegene, quer durch die Breite des Griffes gehende Holznieten.
„Kosonth er a giUh'\ der Lausekamm (Taf. XXIV Fig. 1), ist ca. 20 cM.
lang und aus 16 Zinken, von welchen die inneren abgeflacht, die zwei
äusseren stärker und dreieckig sind, zusammengesetzt. Der, hier beinahe
die Hälfte der Länge einnehmende. Griff ist von gleicher Dicke wie der
Zinkentheil, aber verengt sich nicht nach der Spitze, sondern erweitert
sich etwas, so dass die Seiten des Kammes bogig ausgeschweift erscheinen
und derselbe am engsten in der Mitte des Griffes ist. Die Zusammenfügung
geschieht nicht mittelst Nieten, sondern durch sehr feine Durch- und Ver-
flechtimg der einzelnen Zinken , mittelst einzelner Coirfasern an der Stelle ,
wo der Griff anfängt. Der Obenrand, der schräg abgeschnitten und nach
einer Seite hin abfällt, ist durch einen ähnlichen, oder einen gewöhnlichen
Bindfadenverband gesichert.
Der ^KcUsekes*' -Kdimm (Taf. XXIV Fig. 2) wird gewöhnUch aus Oran-
genholz gemacht. Zwischen zwei äussere, sehr starke, nach oben in den
Griffstiel sich verlängernde Zinken sind vier schmächtigere eingekeilt und
der Kamm an dieser Stelle durch eine Querniete verbunden. Die Zinken
sind nach unten abgerundet und stehen weit aus einander, dicht am Ansätze
werden sie noch von einem Coirfaserbande festgehalten. Der Gfriff ist durch
auf den Stiel geschobene schwarze Schildpatt-, weisse Otötol- und rothe
Bliniey-Scheihchen verziert und glatt abgeschliffen, so dass er in die Rundung
des Kammansatzes übergeht. Auf der Spitze des Griffe sind gewöhnlich
zwei Glasperlen, eine kleine über einer grösseren, befestigt. Länge des
Kammes bis und über 25 cM., wovon 10 cM. auf den Griff kommen i). Dieser
Kamm der noch vor zehn Jahren beinahe bei Jedermann zu finden war,
ist jetzt sehr selten und wird meistentheils nur bei Gelegenheit einer
j^KUmses'' benutzt und nur für solchen Zweck verfertigt. Seine Stelle
vertreten die mehr beliebten, weil einfacheren und von Jedermann herstell-
baren Tdeoh oder Kosonth er a guth-KSname.
Als ergänzender Abschluss dieses Abschnittes ist noch dfer Perlmutter-
schalen der Weiber zu erwähnen, die, obwohl nicht zu den Schmuckgegen-
ständen gehörend, dennoch in gewissem Sinne eine Werthbedeutung haben.
Dieselben dienen zwar alltäglichem Gebrauche als Messer u. dg., werden
aber zusammen mit den Schildpattgegenständen als „audouth a ardhü*\
1) [Siehe Scsmeltz & Krause, op cit. pg. 413 N. 196.]
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^ 196 -
d. i. Fraueügeld bezeichnet. Hieher gehören : „]^atpult*\ y,]^ärek*\ j,Rüdhid*\
„MamdhekeV\ „Jfanjw^Ä" und ,jKadaram'\
Der „l^atpulf\ (Taf. XXIV Fig. 3) ist eine grössere Perlmutterschale
deren Schlosstheil und äussere Fläche , wie auch der Rand abgeschliffen sind.
Sie bildet das „ffe/crfr", das Klagegeld bei Begräbnissen, welches sammt
Schildpattlöffeln den besuchenden und klagenden Fremden bezahlt wird^).
Der jjNarek*' ist eine ähnliche „Ä'a55{wÄ:"-(Perlmutter) Schale (Taf. XXIV
Fig. 4) nur dass der obere Theil abgefeilt ist. Der Rand wird bei dieser
Schale scharf gewetzt, weil sie als Taromesser dient. Sie ist ein steter
Begleiter der Frauen und wird in ihrem Handkorbe oder der Brusttasche
sammt anderen kleinen Gegenständen mitgeführt. GewöhnUch wird in einer
der Ecken ein Loch fdr das Durchziehen einer Schnur gebohrt.
Für den „Manadheker (Taf XXIV Fig. 5), mit dem die Frauen die
Dornen von den Pandanus-Blättern entfernen, wird eine kleinere Schale in
zwei Hälften getheilt, der Schlosstheil entfernt und die Schale sowie der
Rand abgeschliffen.
Für den „Maniut'\ den Blattspalter (Taf XXIV Fig. 6), wird ein kleines,
gewöhnUch aus dem Randtheile einer grösseren Schale ausgebrochenes, Stück-
chen möglichst dünner Schale verwandt.
Der „Rudid*''LöSe\ (Taf XXIV Fig. 7) wird aus dem Grunde der Avicula-
Schale geschnitten, er bildete früher den Löffel der Häuptlinge und war
ein Bestandtheil des Handkorbes. Heute dient er nur zum Hausgebrauch
und för die Frauen, die mit ihm Suppen essen und ihn gern wegen des
schönen Aussehens in ihrem Handkorbe tragen.
Aus der Nautilus-Schale wird der üCodaram-Löffel (Taf XXIV Fig. 8)
geschnitten , der im Hausstande beim Einkochen der Suppen u. d. g. gebraucht
wird. Er wurde früher auch im Handkorbe getragen, wird in demselben
jetzt aber selten, und nur bei sehr alten Leuten angetroffen, theils durch
den Schildpattlöffel, ^Holigicbdk'\ oder durch den importierten Metallöffel
des Handels verdrängt.
Die ^Sobüyus'* 'SchsAe (Mytilus) wird ohne besondere Zubereitung als
Schöpflöffel beim Oelkochen gebraucht, sie wird auch schön abgeschliffen
und zum Bereiten kleinerer ^l^arek'' von der Form der Fig. 4 , Taf XXIV
verwandt.
Die hier erwähnten Gegenstände erschöpfen den hier behandelten Zweig
der allgemeinen , pelauischen Industrie vollständig und es erübrigt nur noch
die aus Perlniutterschalen u. dg., verfertigten Zierstücke zum Auslegen von
Oberflächen in verschiedenen Mustern zu besprechen. Indessen wird dieser
Gegenstand besser bei der Behandlung der Arbeiten, für welche er in
Betracht kommt, zu behandeln sein.
>) [Siehe „Todtenbestattung", pg. 7.]
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^ 197 -
INDUSTRIE DER HAÜSSTANDS-GERITHSCHAFTEN.
Entsprechend der hohen Entwicklung der socialen Zustände auf den
Pelau-Inseln , in Folge der das ganze Leben der Einwohner schon sehr
früh das Gespräge einer festen Anordnung tragen musste, finden wir auch
deren Hausstand so gut eingerichtet, wie fast auch keiner andern Insel-
gruppe der Südsee.
Beim Betreten eines wohl eingerichteten pelauischen Hauses, und dies
ist bei jedem Familienhaus der Fall , ist vor Allem auffallend dass der Feuer-
heerd ,jKap'\ sich innerhalb des Hauses befindet. Meist giebt es deren sogar
zwei, je einer, nahe den beiden Enden des Hauses, an der Hinterwand
gelegen. Wenigstens auf einem derselben befindet sich fast zu jeder Zeit,
wenn nicht in vollem Brand, so doch ein unter Asche glimmendes Feuer
und gewöhnlich auf der Seite welche die Hausfrau inne hat, wo sie selbst
des Nachts schläft und am Tage sich aufhält, auf dem Fussboden dicht
neben dem hölzernen Rahmen des Heerdes sitzend. Dieser Rahmen , mindes-
tens 3 bei 6 Fuss gross, wird aus stärkeren Balken schon bei dem Bau
des Hauses, abgesondert von dem Fussboden, angelegt, mit Steinen und
Erde ausgefüllt und mit drei grösseren ca. 1 Fuss hohen Steinen in der
Mitte vereehen , auf welchen dann die zum Kochen verwandten Töpfe eine
Stütze finden. Auf diesen Heerden wird die alltägliche Nahrung gekocht
und Alles, was damit im Zusammenhange steht, bereitet. Beinahe immer
findet man einen Topf auf dem Heerde in welchem entweder der ,,IIodoim"
(Fleischspeise) bereit gehalten wird, oder der Syrup aus Palmwein und Oel
von Kokosnüssen ausgekocht wird. Fehlen die Töpfe auf dem Heerde so
sind sie , falls nicht in die Nachbarschaft ausgeliehen , irgendwo in der Nähe
an der Wand lehnend zu finden. Ueber dem Heerde schwebt ein, von
dem Querbalken herabhängender ,jHorängr\ von Rauch schwarz gefärbt,
auf dem Nahrungsmittel geräuchert werden und an dessen Ecken gewöhnlich
Flaschen, Kokosschalen und dazwischen eine Thonlampe mit einem, mit
Oel gefüllten „Kwai'' (Kokosnussgefäss) gehängt werden. Unfern davon,
entweder zwischen den beiden Heerden oder an einer der Ecken hängt ein
„Kabän*\ eine spindenartige Vorrichtung, in welcher das Taro vor den
Angriffen der Ratten und in alten Zeiten, wo die Kisten noch nicht einge-
führt waren, auch Werth- und andere Sachen Schutz fanden. Den Raum
längs der Wand zwischen den Heerden nehmen „Dyaur's'' und „Apagay's''
ein, grosse runde irdene Gefässe, in denen „Golük*' (Oel) und y^ÄyldoW
(Syrup) aufbewahrt werden. Längs des oberen Randes sämmtlicher Wände
verläuft ein „TaharäM'\ ein, aus regelmässig nebeneinander verbundenen
Haken gebildetes Gehänge, an dem die sämmtlichen Utensilien des Haus-
haltes aufgehangen werden. Vor Allem fällt eine Reihe hölzerner Essge-
schin-e der verschiedensten Form ins Auge, dann Tröge, Flaschen, Aexte,
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Schöpflöffel , alte Stücke Eisen und dergl. , alles friedlich nebeneinander.
An der linken Wand, an der gewöhnlich die ^Kiwaf\ die das Eigenthum
der Familie bergenden Kisten stehen, hängen an den Gerüsten mehr gemischte
Gegenstände. Neben ein paar kleinen Bündeln , aus denen Pflanzenfasern
hervorragen, hängt eine Oelflasche, ein mit Perlenschnur verzierter Schild-
pattlöffel, ein zufällig erbeuteter Spiegel, ein Paar mit ^Ren' beschmierte
Schurze u. s. w., den von der Hausfrau bewohnten Theil verrathend. Quer
über die Haken, wird der Bogen und die Pfeile gelegt, falls die Familien-
angehörigen noch das ,^Mrenef' (Taubenjagd) üben , oder sonst vertritt seine
Stelle ein, besonders von dem Hausherrn oder seinem Sohne geschätztes
Gewehr oder der , mit breiter stählerner Spitze versehene .BosoVSpeer. Entlang
der ganzen Vorderwand zieht sich oberhalb der Eingangsöffnungen , auf den
Querbalken gestützt, der „Reäkr^ eine pultartige Vorrichtung hin, auf welchem
eine Anzahl fertig zusammengewickelter Schlafmatten, je eine ,^Kadogör
(zur Unterlage) und eine „Bar'' (zur Bedeckung), manchmal nebst einem
Kissen, nebeneinander liegen. Hier sind auch die sämmtlichen y,KariiU'8*\
die Frauenanzüge, Vorräthe an Pflanzenfasern, Matten und Körben, und
was sonst noch werthwoU, aufgespeichert. Ebenfalls halten sich hier die
jjBlädhek'' auf, die Hausgötter und die Geister der Vorfahren, wo ihnen
denn auch zu gelegenen Zeiten geopfert wird.
Wir begegnen also bei den Einwohnern von Pelau einem reichhaltigen
und wohlüberlegt angeordnetem Haushalt, dessen Nutzniesser, wie eine
kurze Betrachtung es lehren kann, schon lange vor der Ankunft der Fremden
mit der Anfertigung von Töpfen und dem ausschliesslichen Kochen ihrer
Nahrung in denselben, mit dem alltäghchen Genuss derselben aus sorgföltig
verfertigten Holzgeschirren, dem Benutzen einer Oellampe während der
Nacht, etc. etc. bekannt waren. Solchen Zustand finden wir nirgends auf
den übrigen Inseln Mikronesiens zurück, und, so weit es mir aus eigener
Erfahrung bekannt, auch auf Samoa und Tonga nicht. Schon auf dem
nachbahrlichen , und in gewisser Hinsicht verwandten Yap, wo die Ein-
wohner zwar den Gebrauch der Töpfe kennen, wird die Nahrung von Blättern
genossen und diese Sitte geht durch die übrigen Karolinen mit der Abwei-
chung, dass die Central-Karolinier nicht einmal einen ordentlichen Stein-
backofen, den oceanischen, auch besonders den Polynesiern eigenen y^um*'
zu bereiten verstehen. Bis M ort lock wird die Nahrung meisten theils über
Kohlen oder im Feuer geröstet, mit Ausnahme einer Brotfl-uchtspeise, die
auf Mortlock in einer Cassis gekocht wird. Auf Ponape und Strong's-
Inseln (Kussaie) findet sich ein echt polynesischer „um". Die Haushalt-
Geräthschaften sind überall sehr beschränkt und das Essen wird von Blättern
genossen. In der Nacht bedient man sich hauptsächlich des Heerdfeuers
oder der Blattfackeln. Zwar finden sich auf den meisten der Karolinen-Inseln
Momente die für einen ethnologischen Vergleich von grosser Wichtigkeit
sein werden und die auf einen einstmaligen Zusammenhang der Vorfahren ,
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oder auf eine ursprüngliche Verbreitung eines -und .desselben Einflusses auf
Alle deuten, die unsere Aufmerksamkeit aber an einer anderen Stelle in
Anspruch nehmen werden. Hier, ohne auf die Ursache des heutigen Kultur-
zustandes der betrefienden Völker einzugehen, sei nur vermerkt, dass das
westlichste derselben, die Pelauaner, die zweifellos überwiegend Papua's
sind, die höchste Kultur in ihrem Gesammtleben aufweisen.
Zur Betrachtung der einzelnen Industriezweige, die den pelauischen Haus-
stand begründen, übergehend, beginnen wir mit der Töpferei. Dieselbe
wird an verschiedenen Stellen der Insel Baobelthäob seit undenklichen
Zeiten betrieben und zwar nur von Frauen. Besonders ausgezeichnet sind
ihrer Stärke wegen die Töpfe von Gol, Gallap und Neö in Anararth,
und die Lampen von Atpan. In den Landern Koygul in Eyrray und
Naranasän und Narakosön in Ankasar verfertigt man auch Töpfe,
die sich aber keines solchen Rufes erfreuen. Der verwandte Thon ist von
verschiedener Farbe , blau oder grau bis weiss ; der von Anararth ist schwarz
und findet sich in angeschwemmten Niederungen des Ufertheiles , gewöhnlich
in der Wandung abfliessender Bäche u. d. g. Der Thon wird tüchtig mit den
Händen durchknetet (meremet) und mit zerstossenen Scherben alter Töpfe,
dem jjhöguth^* vermischt, wonach das Formen der Geschirre beginnt. Die
Drehscheibe ist unbekannt. Die Arbeiterin sitzt auf dem Fussboden und
formt das Geschirr auf einem Brette, indem sie lange Rollen aufeinander
klebt und die Oberfläche dann mit einem y^ProtoK' abstreicht und mit einem
steinernen ^heöV zurecht presst oder klopft. Die fertigen Töpfe werden
längere Zeit getrocknet und dann nach dem Wald getragen, da es verboten
im Dorfe Töpfe zu brennen. Das „Melür oder Brennen der Töpfe ist sehr
einfach ; eine Anzahl derselben werden auf einen Holzhaufen gelegt und so
lange gebrannt bis das Feuerungsmaterial ganz verzehrt ist. Sie werden
dann mittelst Abklopfens probiert und, falls gut befunden, nach Hause
getragen. Das Glasieren ist ebenfalls unbekannt und wird dadurch ersetzt,
dass in den neuen Geschirren zuerst eine Mischung von geschabter Kokosnuss
mit Wasser gekocht wird, wobei das Oel in die Poren dringt und den
Topf dichtet ; sonst aber lässt er Wasser durch ^).
In früheren Zeiten, als der Handel die Inseln noch nicht mit eisernen
Töpfen überschüttete, blühte die Töpferei auf den Pelau-Inseln und es
wurden kreisrunde „6roZisaZ"-Töpfe verfertigt, die bis zu zwei Körben Taro
auftiehmen konnten. Indessen haben die Dauerhaftigkeit und Billigkeit der
eisernen Töpfe , und besonders die von Manilla eingeführten Zuckersiedetöpfe ,
*) [Die hier beschriebene Weise der Töpferei bietet so viele Anklänge, und selbst
üebereinstimmungen mit der der Papua's von Neu-Guinea, dass wir geneigt sind auch
dju-in eine nene Stütze für die Annahme einer Verwandtschaft der Pelauaner mit letzteren
zu sehen. Vergleiche über die Töpferei der Papua's u. A. Finsch: Töpferei in Neu-Guinea,
(Verh. berl. anthrop. Gesellsch. 1882 pg. 574 & ff.); Finsch: Ethnol. Atlas pg. 7 & Taf. IV
(Das Verfahren auf Teste-Insel ist dem oben beschriebenen vollkommen identisch) und
DE ChERcq: Büdragen tot de kennis der Besidentie Teinate, pg. 76.]
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in denen die Einwohner sowohl Oel , als Syrup und Trepang bereiten können ,
der einheimischen Kunst bedeutenden Abbruch gethan. Nichts destoweniger
bestehen noch die kleineren Formen und manche Leute behaupten mit
Recht, dass die in irdenen Töpfen gekochten Speisen viel schmackhafter
sind. Folgende Formen von Töpfen wurden verfertigt:
„Trötor'' (Taf. XXIV Fig. 9), ein länglich abgerundetes, schüsseiför-
miges Geföss von ca. 40-50 cM. Länge und 25-30 cM. Breite mit 10—15
mM. dicker Wandung und flach abgerundetem Boden.
^^Nilimesän'' ist ein kleiner j^Tr6tor'\ dessen Länge gegen 25 cM. , die
Höhe 10 cM. und die Breite 16-20 cM. beträgt.
^Hemarik" (Taf. XXIV Fig. 10), ein drittes, ebenfalls schüsselförmige^
Gefäss, das auch auf der Insel Yap verfertigt wird. Es ähnelt einer Schüssel
mit abgerundetem Boden und nach Innen eingerolltem Rand.
Die zur Bewahrung von Oel und Syrup dienenden irdenen G^ßsse,
welche hauptsächlich aus Manilla kamen (Taf XXIV Fig. 11) haben die
alten j^Apagay'' beinahe gänzlich verdrängt. Die noch vorhandenen alten
Gefässe (Taf. XXIV Fig. 12) zeigen eine unten breite, nach oben sich ver-
jüngende Gestalt. Sie sind ziemlich plump gearbeitet und die grösseren,
über 1 M. hohen, heissen jjKaramalüuk'\ die kleineren „Kasapagäy''.
Zum Schluss gehören hieher die „Kolbidd's'' oder Lampen, welche
gewöhnlich die Form eines runden, mehr oder weniger tiefen Napfes haben,
an dessen einer Seite die, etwas nach oben gebogene Röhre sich befindet.
Die Atpan-Leute verfertigen besonders gelungene Lampen, die manchmal
sogar Thiergestalten nachahmen sollen. Taf XXIV Fig. 13 stellt eine Thon-
lampe dar, bei welcher die einfache Vorrichtung für das Aufhängen und
zur Regulierung des Lichtes von Interesse ist; dieselbe besteht aus drei
Schnüren die durch drei, in gleichen Abständen in den Oberrand gebohrte
Löcher gezogen und verknotet werden. Die zwei vorderen werden durch
zwei gleichlange, dünne Bambusrohre gezogen und zusammen gebunden,
die dritte Schnur durch ein kürzeres Rohr und dann durch den , durch das
Zusammenbinden der vorderen gebildeten Knoten geleitet, der nur eben so
weit zugezogen ist, dass die hintere Schnur in demselben hin und her gleiten
kann, sobald daran gezogen wird. Dadurch kann das hintere Ende der
Lampe gehoben oder gesenkt und somit auch der Zufluss des Oels nach der
Röhre reguliert werden.
Eine längliche Thonlampe stellt Taf XXIV Fig. U & 15 dar, die Ver-
breiterung des Randes ist durch drei separate, flache Ansätze fdr die Schnur-
löcher ersetzt.
Betreffs der Thonlampe sei hier noch erwähnt , dass sie einen der wich-
tigsten Gegenstände des Haushaltes bildet und sich grosser Beachtung seitens
des Hausherrn zu erfreuen hat. Bei den vielfältigen Staatsbesuchen, falls
die Ankunft eben beim Einbruch der Nacht geschehen , wird in dem empfan-
genden Vereinshause vor Allem an die Lampe gedacht und ist es oft der
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Oberhäuptling in Person , der dieselbe in Ordnung bringt und anzündet. Das
gewöhnliche Brennmaterial ist Kokosoel, als Docht dient heut entweder
Baumwolle oder ein zusammengedrehtes Stück Zeug.
Einen der wichtigsten Theile des pelauischen Hausstandes bilden die
hölzernen Essgeschirre, deren jedes Haus eine bedeutende Zahl in verschie-
denen Formen besitzen muss. Kommt ein Besuch ins Haus, so wird vor
Allem jjBlülok'\ mit Syrup gesüsstes Wasser, oder gar ,jKar'\ dasselbe Getränk
aber heiss und mit wohlriechenden Blättern gewürzt, in einem kleineren
oder grösseren, der Zahl der Besucher entsprechenden y^OllümeP' gereicht.
Dann, falls die Gäste essen sollen, wird vor jeder Person ein ,^Hondl"
mit einem Fisch, und mehrere OrsakeCs mit verschieden zubereiteten Taro-
speisen aufgetischt. In Fällen von „Klegoddor\ von vielköpfigem Staats-
besuch , der durch das gesammte Land bewirthet wird , hat ein jedes Haus
eine gewisse Zahl Schüsseln ins Vereinshaus zu liefern, so dass ohne eine
grössere Anzahl von Holzgeßlssen ein Hausstand gar nicht bestehen könnte.
Das Verfertigen solcher Holzgefässe bildet einen besonderen Zweig der
allgemeinen Holzindustrie und wird von einem „TakaWay" betrieben, einem
in Holzarbeiten besonders geübten Arbeiter. Der Preis für eine grössere
Anzahl derselben ist manchmal ein sehr bedeutender. Die fdr die Geßlsse
verwandten Holzarten sind zahlreich, so Medüu (Brotfruchtbaum), Ptakas
(Calophyllum) Äugäl^ Gelel a käram^ Kamer\dek^ Karamäl^ Riu u.a.
Die einzelnen Holzstücke werden mit der gewöhnlichen „Zaj/6a/rf"-Axt so
weit bearbeitet, bis die äussere Form fertig ist, wonach sie ins Wasser
kommen um weich zu werden. Das Aushöhlen der Gefässe geschieht dann
mit der ,,KaMmimü*'' Axt ^ bei welcher ein Hohlmeissel in einen, um seine
Axe drehbaren Sockel eingelassen ist. Wenn so weit fertig, wird die Ober-
fläche erst mit einer gröberen, und dann mit einer feineren Rochenhaut
abgefeilt und da« Gef&ss ist nun zum Lackieren fertig. Vorher jedoch wird
die, an verschiedenen Stellen übliche Verzierung mittelst Auslegens mit
Muschelschalen, die „wrocto/c" heisst, angebracht. Dies geschieht indem die
verschiedenen Verzierungen aus Perlmutter-, Otötol-^ Kim- oder sonstiger
Muschelschale gefeilt und in eine , an der bestimmten Stelle hergestellte Ver-
tiefung mittelst des, „Dalhüduk'' genannten Kitt's eingelassen werden.
Dieser Kitt besteht aus zerstossenem rothen Ocker, mit heissem yjLdok'\
dem Fette der Xaritem- (Andiwa-Nuss?) Frucht vermischt und wird nach
einiger Zeit steinhart , worauf die Abfeilung der hervorstehenden Theile und
endlich die Bemalung statt findet. Möglichst fein geschlemmte Ockererde
wird mit Wasser angerührt und auf die ganze Oberfläche des Gelasses
aufgetragen , was mittelst eines Wisches aus Pflanzenfeser oder eines Lappens
geschieht , wobei die Farbe tüchtig eingerieben wird. Nachdem die Oberfläche
trocken, wird dieselbe mit einer Lage des iaoÄ-Firnisses bedeckt, was
gewöhnlich mit der nackten Handfläche geschieht. Nachdem diese erste
Lage trocken , wird die Oberfläche mit verwitterten iÄ^Blättem abgeschliffen
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und mit einer zweiten Lage Ocker {Horiek) und Läok bedeckt, wonach
sobald trocken, das Abreiben mit j^Disek** (Kokosmilch) und „Kossol** (Curcuma-
Wurzel) folgt, womit die ganze Behandlung ihr Ende erreicht.
Die Figuren 16-19 Taf. XXIV, 1-6 & 8^) Taf. XXV, 1-12 ^) Taf.
XXVI, 1-14 Taf. XXVII & 1-9 Taf. XXVUI stellen die gebräuchlichsten
Formen der pelauischen Holzgefilsse dar, die wie leicht ersichtlich, mannigfaltig
und ziemlich zahlreich sind. Ein Gesammtname für dieselben fehlt und sogar die
einzelnen Formen werden nicht immer deutlich von einander unterschieden
Die gewöhnlichste pelauische Schüssel, auf welcher Taro, in den verschie-
densten Weisen hergerichtet, aufgetischt wird, heisst Jkäöiy'*. Diese Form
(Taf. XXIV Fig. 16 a-f & IIa, b, d & Taf. XXV Fig. 8a) ist 18 bis 30
cM. lang und 3 bis 10 cM. tief Die Schüssel ist länglich rund, indem an
beiden Seiten eine eckige und platte, 2 bis 10 cM. breite Handhabe an
der kreisförmigen Rundung des Gefösses gebildet ist, gewöhnlich mit einge-
legten Verzierungen aus Muschelschalen. Nach unt^n verjüngt sich die
Schüssel und der Boden, bedeutend kleiner als der obere Durchmesser,
ist gewöhnlich ausgefalzt, entweder nur von Aussen (Taf. XXIV Fig. 18&)
oder auch von Innen , so dass dann der Boden (ptil) auf einem erhabenen
Falze (elwetMel) ruht. Dieser Falz ist entweder völlig rund , spitzellyptisch
oder herzförmig. Die Handhabe besteht aus der oberen flachen Platte, die
„7natdl*\ des Auge des Gefässes, heisst, und aus einem, an der Seite und
unter der Platte befindUchem, vertikal zu deren Mitte stehendem Knaufe,
der schmal und gerade oder dreieckig und gekielt ist und „feneif", die
Nase des Gefässes heisst, weil die Einwohner die Handhabe mit dem sie
kreuzenden Knaufe, einem menschlichen Gesichte vergleichen. Die Wände
der Schüssel treffen an beiden Enden der ^thabiy's" in einem Kiel zusammen ,
was dem Gefäss eine kahnartige Form giebt. Das Innere desselben ist, der
äusseren Form entsprechend, nach unten verschmälert und rund ausge-
höhlt. Bei dem „Matdgadhen'' fehlen die Handhaben und Knaufe, wie auch
die Kiele an den Enden und das Gefäss ist kreisrund , entweder mit schrägen
(Taf. XXIV Fig. 19, lyd & e) oder geraden und am unteren Rande abge-
rundeten Seiten (Taf. XXV Fig. la— d.) Bei dem, j^BuMlünV genannten
Gefäss findet sich nur an einer Stelle eine Handhabe (Taf. XXIV Fig.
18a— e) und der Kiel ist hier flach geschnitten; ebenso ist der Boden
flach und nur am Rande eckig abgefalzt. Fig. 2 & 3 Taf. XXV, stellen
zwei der „iÄa6jj/"-Form angepasste Gefösse dar. Das erstere soll eine Nach-
ahmung eines fremden Gefässes, angeblich eines von den Hermöth-Inseln«)
stammenden sein und wird sehr selten angetroffen. Das Gefäss ist bedeutend
grösser als die gewöhnlichen Jhabiy's'\ die Wandungen sind sehr dünn, die
Handhaben schmal und von allen Seiten her bogig ausgeschweift ; die allge-
») [a. obere Ansicht, h. untere Ansicht, c. Seitenansicht, c?. Durchschnitt, e. Muschel-
verzierung, f. Endstück oder Handhabe.
2) [Hennit-Inseln; siehe Schmeltz & Krause, op cit. pg. 79 ff.]
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meine Form ist sechsseitig und der Boden ist mit vier runden, flachen
Füssen versehen. Das zweite, Fig. 3, ist ein sehr hübsches Gefäss aus dem
Haushalte des Königs Araklay, welches mir nur in zwei Exemplaren
vorkam. Von Innen ähnelt es vollständig unseren Salatschüsseln, von Aussen
hat es die typisch pelauische „thabiy*'-Fovm.
Der Name ^^thabiy'' wird angewandt wenn Sprache ist von einem, nur
einzeln ausgeführtem Gefässe mit gekielten Seiten , wie z. B. Taf. XXIV
Fig. 16; wenn aber die Geßlsse in Sätzen, von gewöhnlich 10 Stück vor-
kommen, dann heisst das einzelne Stück jfilagaläW. Runde Gefässe, die
im Allgemeinen ^Matdgadhen'' heissen, werden, wenn einzeln verfertigt
„omohidel" genannt. Es giebt deren mehrere Formen wie Fig. 4, 5 & 6
Taf. XXV zeigen. Die beiden letzten sind sehr flache Schüsseln , von denen
die erste einen abgerundeten Boden hat. Die Fig. 4 zeichnet sich durch
schön geschweifte Seiten und gefalzten Bodenrand aus. Fig. 6 ist ein sehr
altes Gefäss, das lange in dem Hause des Priesters in Enkasar als ein
sehr geschätztes Erbstück bewahrt wurde. Es soll von der untergegangenen
Insel Naruänl stammen und ist aus dem Gargoroy-Holz verfertigt, das
in solcher Dicke heute nirgend mehr auf Pelau zu finden ist ^).
Zum Anrichten von Fleischspeisen werden ganz flache Gefösse ver-
wandt, die von sehr verschiedener Form sein können und die unter dem
allgemeinen Namen „Hondr zusammengefasst werden. Fig. 7 Taf. XXV und
Fig. 1 — 11 Taf. XXVI *) stellen zwölf verschiedene Formen derartiger Gefässe
dar. Fig. 7 Taf. XXV ist 67 cM lang und 30 breit und dient zum Auftragen
ganzer Fische. Die Dicke dieser Honal ist nie eine geringe, dagegen bieten
die Handgriffe , die Beschaffenheit des oberen Randes und die äussere Gestalt
viele Verschiedenheiten dar. Bei Fig. 7 Taf XXV ist der obere Rand ganz
flach und geht in die abgerundete untere Seite über; bei Fig. 1 —i Taf XXVI
ist der flache obere Rand an der Seite rund ausgefalzt und die bogig ausge-
schweifte , convexe Wand , die unter der Handhabe auch gekielt, ist von dem
ganz glatten Boden durch keinen Falz getrennt. Fig. 5 und 6, Taf. XXVI
sind etwas tiefer und unterscheidet sich die letztere Form von der vorigen
durch den viereckigen schmalen Untersatz der dem Bodenringe der thäbiys
entspricht {Kldel a ptjl). Die auffallend geformte Fig. 7 Taf XXVI heisst
,jTunk'\ wegen der Aehnlichkeit mit dem gleichnamigen Fische (einem
BcUistes) und die Fig. 8 Taf XXVI ,,d€leu et dhüy'\ Fig. 9 Taf. XXVI 3),
ist tief ausgehöhlt und eignet sich nebst der folgenden Form, Fig. 10 Taf. XXVI
für mehr flüssige Speisen , wie z. B. Fische nebst Brühe in welcher sie
gekocht wurden. Fig. 11, Taf. XXVI heisst ,jOuwdk'' und zeichnet sich
durch den Untersatz aus, der aus vier Füssen und einem dieselben unten
») [Siehe hierüber Sociale Einrichtungen pg. 119 (Note). Der dort aufgegebene Name
„Gargoroy" beruht nach Obigem wohl auf einem lapsus calami Kübary's.]
*) [a. Obere Ansicht, h. Querschnitt, c. Längsschnitt, d. Seitenansicht, e. untere Ansicht.
') [Verzierung der Handhabe mit Muschelschale: Siehe Taf. XXVII Fig. 1.]
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verbindenden ellyptischen Ring besteht. Diese Form dient noch dem gewöhn-
lichen Gebrauche, sie bildet aber den Übergang zu den tischartigen „Tolu]^\
die aus einer oberen runden oder vierseitigen Platte und einem unteren
Gestelle bestehen. Fig. 12, Taf. XXVI stellt die kleinste Form dieser Art,
Horomökl genannt, die mir bei besonderen Gelegenheiten öffentlich gebraucht
werden, dar, das abgebildete Stück diente seit undenklichen Zeiten als ein
jjOrsakelä a tiäkV\ als Opfertisch der Familie Iranatkibül, in welchem die
successiven Koreomd (Fischereikundigen) den Götten der See das KossükO^iex
darbrachten 1). Sonst wird auf ahnlichem Tischteller das Curcuma-Pulver
und die Apelsiyeh^^is^'^) bei Uebernahme der Koenigswürde angerichtet.
Die nächst grössere Form heisst ^^KalidvntN' und dient zum Auftragen des
Taro's bei gewöhnlichen Festen im Bay (Vereinshause). Fig. 13, Taf XXVI
stellt einen, durch Auslegearbeit besonders verzierten Tisch dar, der zum
Anrichten des ,,Aul€lf\ einer aus Kokosnuss und Syrup bereiteten Speise,
diente und den ich von den Häuptlingen von Narbau in Arakolon
erwarb 3). Ganz ähnliche, aber bis 75 cM. breite und 60 cM. hohe, Tische
werden bei den „Mur"^) zum Aufstellen des Taro's im Freien gebraucht.
Dieselben sind viel einfacher verziert und wird denselben bei Festlichkeiten
eine Art Balustrade aus Bambusrohrsplittern hinzugefügt, welche erlaubt
die obere Platte mit aufrecht stehenden Tarowurzeln zu füllen, während
sonst bei den kleineren Tischen dieselben liegend, in Pyramiden angehäuft
werden. Die letzte Form solcher Tische, ebenfalls auf der Platte zum
Aufstelben der Wurzeln mit kleinen Umzäunungen versehen, ist viereckig,
lang und schmal, mit 6 bis 8 unten zusajpmengefdgten Beinen, alles aus
einem Stück Holz verfertigt. Die grössten derselben (Taf XXVIII, Fig. 1)
heissen j^Olokotökor sind 1.83 M. lang, 55 cM. breit, 43 cM. hoch und
dienen für grosse Volksfeste. Die kleineren, bis 1 M. langen, heissen
^jHonolunr' und werden gewöhnlich bei den Frauentänzen zum Taroauf
tischen gebraucht.
Die letzte Abtheilung der Holzgefässe bilden die ^jOlokasakl'' oder „Orsaelk'*
zum Aufbewahren von Flüssigkeiten dienend. Von diesen kann man wieder
zwei Grimdformen, eine runde und eine längliche unterscheiden. Fig. 3,
Taf XXVII stellt ein 12 cM. hohes und 16 cM. breites kreisrundes, nach
unten sich verjüngendes, von einem Bodenfalz versehenes Trinkgeföss dar,
das zur Aufnahme des gewöhnlichen kalten ,^Blülok'' für eine einzelne
Person dient. Aehnliche Gefässe grösseren Massstabes sind z. B. 35 cM. hoch
und 30 cM. breit und werden für grössere Gesellschaften gebraucht. Soll
heisser j^Blülok'\ der „/iCar" heisst, gereicht werden, so hat das Gefäss einen
Deckel; da jedoch der ,jKar*' nur an einzelne Häuptlinge, neben dem kalten
') [Vergleiche auch vorn pg. 149.]
*) [Siehe vorn pg. 170. Der Rand ist mit dreieckigen Stücken Muschelschale ausgelegt.
*) [Siehe Details der Auslegearbeit: Taf. XX Vn Fig. 1 & 2.]
*) [Festessen, siehe U.A.: „Sociale Einrichtungen", pg. 98.]
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Blülok für die ganze Gesellschaft, gegeben wird, so sind solche Gefässe
immer von kleinerem Umfange. Fig". 5 & 6, Taf XXVII sind zwei Formen
solcher „OllümaVs". Bei der ersten, deren ganze Oberfläche mit Conusschale
ausgelegt ist , ist das obere Ende abgerundet und der Deckelgriff besteht
aus einem runden Zapfen ; bei der zweiten ist die Wandung geschmackvoll
geschweift und der breite Deckel hat einen leistenförmigen Quergriff. Fig. 4,
Taf. XXVII zeigt ein anderes, cylinderförmiges Gefäss, das wegen der
Dünnheit seiner Wandung und Regelmässigkeit der ganzen Form , ein guter
Beleg für die Vortrefflichkeit der alten Holzarbeiten ist, was übrigens noch
mehr durch die runden Gefässe, Fig. 7 & 8, Taf. XXVII gezeigt wird. Die
grösste Form dieser Getränktroge wird in dem ,,Aylengr erreicht Taf. XXVII
Fig. 14 & Taf XXVin Fig. la, (Durchschnitt), der einen auf vier Füssen
stehenden, nach unten etwas verjüngten, 1 M. hohen, oben 44 cM. breiten
Cylinder, mit 4 cM. dicker Wandung bildet, in welchem bei Festlichkeiten
und grossen Versammlungen das Getränk für die Bevölkerung im Freien
aufgestellt wird. — Meisten theils werden jedoch die kahn form igen Troge,
nicht nur zum Bedienen der eintreffenden Staatsbesuche, sondern auch für
die sämmtlichen Beschäftigungen im Hause gebraucht. Fig. 9^), Taf. XXVII
stellt einen solchen von 65 cM. Länge und 40 cM. Breite bei 25 cM. Tiefe
vor, der zu den grössten gehört und „ßwA:" genannt wird. Er dient zur
Bereitung des ,,Ren*\ (Curcuma-Pulvers) und des „SobösoV* (Arrowroot von
der Fredericia oder der Tacca). In etwas kleineren, wie Fig. 12 Taf.
XXVn wird gewöhnlich des Wasser aus der Quelle geschöpft, auf dem
Kopfe getragen, und dann im Hause aufbewahrt. Die kleineren Troge
heissen y^OlokosaMs und herrscht in deren Formen grosse Uebereinstimmung.
Fig. 11, Taf. XXVII zeigt eine Abänderung, indem der Bodenfalz „ouwdk*'-
artig durchlöchert ist und bei Fig. 13 ist die Linie der Wandung gebrochen,
indem zwischen dem grösseren unteren, konvexen Theile und dem oberen
Rande noch eine breite konkave Ausbuchtung liegt. Fig. 10, Taf. XXVII
heisst jjOnerel at abär'' (Entenschnabel) weil eine der Handhaben in einen
Ausguss, der dem Schnabel dieses Vogels gleichen soll, umgestaltet ist.
Als Schöpfgefäss beim Trinken der, in den früher beschriebenen Trogen
für Getränke aufgetragenen Flüssigkeiten, dienen die „Biul8'\ Kokosnuss-
schalen , die aus reifen Nüssen verfertigt , halbiert und von Innen und Aussen
mehr oder weniger glatt abgeschliffen werden. Dieselben sind immer von
einer, durch ein kleines, nahe dem Rande gebohrtes Loch gezogenen Schnuroese
versehen, an welcher sie, wenn nicht gebraucht aufgehangen werden. Fig.
2 & 2a , Taf. XXVIII zeigen solche Trinkschalen. Zur Aufbewahrung kleiner
Quantitäten Gel oder Syrup dienen die ,,KwaV\ Fig. 3 Taf XXVHI, die
sorgßütig poliert und mit einem dicken Deckel aus der Tridacna-Schale
1) [a. Seitenansicht, h, Durchschnitt, c. Ansicht von Oben, c. Querdurchschnitt,
/". Kurzseitenansicht.
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versehen werden. Dieser Deckel ist geschmakvoU geformt und von zwei
Löchern versehen, durch welche die Aufhängeschnur gezogen wird. Zum
Aufbewahren des frischen Palmweins bedient man sich gewöhnlicher Kokos-
schalen die an vier Bindfäden hängen. Fig. 3 Taf XXVIII ist ein mit
Muscheldeckel versehener Kwai und Fig. 4 Taf XXVIII ein gewöhnlicher.
Manchmal wird der Muscheldeckel durch eine Schildpattplatte oder sogar
durch ein Segment einer anderen Kokosschale vertreten.
Beim Auskochen des Syrup wird ein ,jGereth'\ ein Schöpf- und Abschaum-
löflfel, Fig. 5 Taf XXVIII, gebraucht, der ebenfalls aus der Hälfte einer
Kokosschale an einem längeren, mit einer Schnuroese versehenen Hand-
griff besteht. Dieser findet sich, wenn auch sehr selten, doch manchmal
hübsch mit Schnitzwerk verziert. Bei einem von mir, nur schwierig erlangten
Schöpflöffel, der vor längerer Zeit verfertigt wurde, war der Handgriff aus
Orangen-Holz das durch langen Gebrauch ganz dunkel geßlrbt; er war 27
cM. lang und 1,8 cM. dick und bestand aus einer weiblichen, nicht unge-
schickt geschnitzten Figur von deren Kopf gegen das Ende eine doppelte
Spirale verlief (Fig. 6 Taf XXVHI.)
Hier, bei den Geftissen, möge noch der „i^orw^o/i;" Erwähnung geschehen,
der verschieden geformten hölzernen Mörser welche zum Zerstampfen von
Nahrung und Betelnuss dienen. Fig. 7 Taf. XXVIII stellt einen sehr alten,
heut schon ausser Gebrauch gesetzten Mörser dar, in welchem früher die
zahllosen Häuptlinge bei der Zertheilung des Ortökols^ diese harte Speise
stampften ; sonst wurde auch Betelnuss darin zerkleinert, um einen grösseren
Vorrath fertig zu haben, wenn in dem Vereinshause, wo bei den Bera-
thungen das Stampfen nicht zulässig war, gewünscht. Fig. 8 Taf. XXVHI
stellt die heute gewöhnlich gebrauchte Form dar, welche oft auch durch
einen fusslosen , kurzen Napf (Fig. 9 Taf. XXVIII) vertreten wird.
Bei manchen dieser, sich sämmüich, ausser der technischen Vollendung,
durch regelmässigste Symmetrie auszeichnenden GeßLssen wird die, „Nrödhok'*
genannte Verzierung angebracht. Bei den Jhabiy's'' wird sie gewöhnlich
auf der oberen Seite der Handhabe und auf dem oberen Rande des Gefässes,
bei den Getränktrogen auf der Oberfläche derselben eingelassen. Die Verzie-
rungen bestehen aus bestimmten Figuren, die aus Conus millepunc-
tatus, der Perlmutterschale, den Deckeln der Turbo-Arten und,
in letzterer Zeit, auch aus Scherben unseres Steinguts geschliffen werden.
Alle diese Stücke haben besondere Namen. Fig. 16e, Taf XXIV heisst
jjtanatan'' und entsteht wenn die Mitten der Seiten eines viereckigen Stückes
winklig ausgefeilt werden. Fig. 18e Taf XXIV ist eine besser gelungene
Form desselben, die auch gewöhnlich j^nrödhok" genannt wird. Die Hand-
habe bei Fig. 19^ Taf XXIV ist mit spitzen gleichschenkligen Dreiecken
eingelegt, die ^Kddäram'' heissen. Die Schüssel Fig. 3 Taf XXV zeigt
ausserdem noch längliche , auf einer Seite konvexe , auf der anderen gezähnte
Platten die ^ßusiwaK' heissen. Fig. 9 Taf XXVI hat zwei solche zu einem
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Stück vereinigt. Zwei zusammengesetzte Dreiecke (Fig. la&b Taf. XXVII)
wie an den Seiten der ToluMüsse bei Fig. 13 Taf. XXVI, heissen j^boda-
sagär*\ welcher Name auch für die ähnliche Verzierung des QeßLsses Fig. 8
Taf. XXVII angewandt wird, obwohl hier die Dreiecke ausgebuchtet sind.
Ausserdem giebt es noch verschiedene Figuren, die Thiergestalten nachahmen,
wie der Manidap brutkonl (eine Spinnen-Art) auf der Vorderseite der Tolük-
Füsse auf Fig. 13 Taf. XXVI. Die auf der Seite des grossen ^AohotoW-
Tisches sichtbare Verzierung, Fig. 1 Taf. XXVIII, heisst „besebesdanror.
Dann kommen noch manche nicht besonders benannte, erst in letzterer
Zeit in Mode gekommene Stücke, die auf der Taf. XXVn, Fig. 2a— g
wiedergegeben sind.
In alten Zeiten hatte beinahe jedes Haus eine Speisekammer, in welcher
das Taro vor den Angriffen der überaus zahlreichen Ratten gesichert wurde.
Diese Speisekammer „iTofcdwZ" oder „ßw6" genannt, wird heute nur noch
selten angetroffen ; Fig. 10 Taf. XXVIII stellt eine solche von der Seite
gesehen vor. Es ist ein 2 M. langer, 1.10 M. breiter und 56 cM. hoher
Kasten dessen 8—9 cM. breite und 5 cM. dicke Rahmen sehr ordentlich
zusammengefügt sind. Die Ausfüllung der Wände bildet ein dichtes Rohr-
werk, welches entweder aus neben einander gelegten glatten ii/Mlohren,
die an fQnf aufrecht stehende Rohre nach der Innenseite befestigt werden ,
oder aus kreuzweise zusammengelegten und durchnähten Bambussplittern,
ähnlich wie bei den Hauswänden, besteht. Im Innern befindet sich, in Mitte
der Höhe, ein Boden der den Raum in eine obere und eine untere Hälfte
theilt. Da dergleichen Gelasse entweder hängen oder auf dünnen Querbalken
des Hauses liegen , so haben die Ratten keinen Zugang zu der Öffnung und
besitzt dieselbe keinen besondern Verschluss. Der Boden und die obere
Seite bestehen aus Querrohren die auf fünf dünnen , in den Rahmen einge-
lassenen Holzstangen ruhen und an denselben mittelst eines Bindfadens
befestigt sind. Die Kurzseiten sind den Langseiten gleich, nur dass sie
keine Öffnungen haben.
Am oberen Rande der Wände befindet sich die y^TaharäkV\ an deren
Haken der grösste Theil des beweglichen Eigen thums, vor allem aber die
verschiedenen Geschirre und Geßisse gehängt werden. Solche Hängevor-
richtung (Fig. 11 Taf. XXVni) besteht aus zwei parallel verlaufenden, flach
viereckig geschnitzten Stangen von 2 cM. Höhe und 1 cM. Dicke und , den
Wänden entsprechender Länge, gegen welche in gleichen Abständen von
ca. 15 cM. die einzelnen Haken mit dem Schafttheile befestigt werden.
Ein nicht minder stetig widerkehrender Bestandtheil der Einrichtung
eines Hauses ist der ^KoränT^ ein viereckiger Rahmen aus Bambusrohr
von verschiedener Grösse, dessen innerer Raum mit einem grossmaschigen
Netze gefüllt ist. Der ganze Rahmen schwebt über dem Feuerheerde und
dient zum Bewahren von Speisen , die in dem Rauch sich länger halten. Ein
solcher Rahmen ist mittelst vier Tauen oder hölzernen Stangen an den Ecken,
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dauerhaft an die Querbalken befestigt und kann nicht aus seiner Lage gerückt
werden. Zum Räuchern frischer Speisen wird gewöhnlich ein temporärer
,,Koränl*\ aus Bambussplittern zusammengebunden, benutzt, der beweglich
über dem Feuer, in veränderlicher Entfernung von demselben hängt. In
letzterer Zeit wird das Netz des Eäucheri'ahmens oft aus Draht gemacht. In
den Vereinshäusern werden diese Rahmen durch solid gebaute Vorrichtungen
vertreten , auf denen Coprah oder Trepang getrocknet werden.
Die übrigen Geräthschaft^n der Einwohner sind sehr einfach und begrenzt
an Zahl, den bescheidenen Bedürfnissen derselben entsprechend. Die Kochuten-
silien werden ergänzt wenn eines „Korndhök^' genannten Löffels Erwähnung
geschieht. Derselbe wird aus dem y^Kasog6su'\ der trocknen Blüthenscheide
der Kokospalme, ganz einfach durch Durchschneiden derselben in der Quere
und Anschärfung und Abrundung des Randes bereitet; mit diesem Löffel
wird die eingekochte Masse der Konfekte aus Syrup und verschiedenen Nuss-
kernen bestehend, umgerührt, und ist derselbe immer oberhalb des Feuer-
heerdes an dem „Horänr irgendwo eingesteckt. (Taf. XXVIII, Fig. 12).
Zum Stampfen des Taro dienen kleine Stampfer die entweder aus Holz,
Basalt oder Tridacnaschale verfertigt sind. Die beiden letzteren stammen
noch aus alten Zeiten, werden von den Eigenthümern hochgeschätzt und
ungerne fortgegeben. Die Stampfer aus Tridacnaschale, Taf. XXVIII Fig. 13a,
sind rund, nach oben verjüngt und haben an der Spitze ein emgebohrtes
Loch, durch welches die Aufhängeöse gezogen wird. Die Steinklopfer, Taf.
XXVIII Fig. 136, sind seltener als die vorigen und mehr oval, der obere
Theil ist halsartig eingeschnürt und endet dann wieder in etwas erweiterter
Gestalt. Beide Arten werden heute nicht mehr verfertigt. Die hölzernen
Klopfer, aus dem schweren Dort- und EftotoZ-Holz, ahmen die Formen der
vorigen nach.
Nach der Bereitung der Nahrung, die beiden Greschlechtern obliegt,
kommt noch die des Curcuma-Pulvers in Betracht, für welche das, ^OrogödöC'
genannte Sieb gebraucht wird. Dasselbe besteht aus einem viereckigen, ziemlich
tiefen, nach unten sich verschmälerndem Rahmen aus runden HolzstOcken,
in dessen Grund ein netzartiges Geflecht ausgespannt ist (Taf. XXVIII Fig. 14).
Dies Sieb wird mit einer Matte begelegt, oder mit dem ^Tahiir'\ der
Faserhülle der Kokosblätter , und die zerriebene Wurzel wird darüber ausge-
waschen. Derselbe Rahmen wird auch bei der Bereitung des Arrowroot-Mehles
verwandt.
Damit sind die einheimischen Geräthschaften eines pelauischen Haus-
standes erschöpft. Der Handel mit den Europäern hat die Eingebomen
mit unseren Messern , Aexten , Spaten , eisernen Stangen u. d. g. bekannt
gemacht und findet man solche jetzt in jedem Hause.
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- 209 ^
DIE PFLANZENFASER. UND FLECHT-INBUÖTRlE.
Wie alle Inselvölker Oceaniens benutzen auch die Pelauaner in ihrer
Industrie eine bedeutende Anzahl von Pflanzenfasern und, obschon die von
ihnen hergestellten Erzeugnisse nicht sehr zahlreich sind, offenbaren diese
dennoch eine solche Gründlichkeit und Vollkommenheit der Bearbeitung,
dass sie weit höher denn solche von den meisten Inseln der Südsee stehen.
Die Pflanzen deren Fasern oder Blätter auf den Pelau-Inseln im Allge-
meinen zur Anwendung kommen, heissen:
1. Lap. U. Toekd.
2. Kcdsäü. 15. LiVjS,
3. Karamdl. 16. Osok.
4. Kokhäp. 17. Badhahäl.
6. Kalithon, 18. Kosukdhugudüy.
6. Kedüu. 19. Garthökot.
7. Lulk, 20. KaränL
8. Kosekel. 21. Nittek.
9. Kar, 22. Aulüy.
10. Suk. 28. Giyid.
11. Grdhykes. 24. Kokhäol
12. Hönor. 26. Golibok ara Kikoy,
13. Ätü.
Diese befriedigen den Bedarf an Bast zu Fasern , Blättern zum Flechten
und Stengeln zum Binden in ausreichender Weise.
Der, auf den Central-Karolinen auftretende Webstuhl ist hier unbekannt
und von der polynesischen Täpabereitung fand sich in alten Zeiten nur
eine Spur, indem der ,jU8dker'\ der männliche Lendengürtel, aus dem
geschlagenen Brotfi'uchtbaumbast verfertigt wurde i); wie aus demselben auf
dieselbe Weise auch grössere, ganze Stücke zur Bedeckung, da diese weicher
als die gewöhnlichen Sw/c-Matten für ältere Frauen und Kranke, hergestellt
wurden, was noch heut zuweilen auf der Insel Pililu stattfinden soll.
Die hier zu betrachtende, ganz in den Händen der Frauen ruhende
Industrie umfösst das Flechten der Matten ^manäus a bar'\ der Körbe
j,manäii8 a swa'' und dajs Verfertigen der Frauen- Anzüge y^meruul a kariuth'\
Die Mattenflechterei theilt sich in das Verfertigen von Schlaf- und
Begräbnismatten und diese werden wieder in zwei Klassen vertheilt, die
feineren, „Bar'* genannten, dienen als Decke beim Schlafen und zumunmit-
*) In alten Zeiten benutzten nur die Häuptlinge den „ükiker^\ die Männer aus dem
Volke gingen nackt; daher der noch heute bestehende Name für dieselben „ArrnMu'\
die Nackten, Männer aus der Volksklasse, bedeutend.
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telbaren Umwickeln der Leiche, die gröberen y^KadhogoV als Unterlagt
beim Schlafen oder zur äusseren Umhüllung der Leiche^). Ferner gehören
hiehei- noch verschiedene Arten Taschen und einige sonstige Erzeugnisse,
die sämmtlich der R^ihe nach besprochen werden sollen.
Die y^Baf' werden sämmtlich aus gespaltenen Pandanus-Blättern gefloch-
ten, die, falls in verwelktem und getroknetem, reifen Zustande einge-
sammelt und verarbeitet ,,kwän'\ sonst wenn grün gepflückt und in der
Sonne getrocknet „.Sw/c" heissen. Die Struktur bleibt in beiden Fällen
dieselbe, die Streifen sind deutlich gerippt, die Farbe ist jedoch bei den
„^w?an"-Streifen dunkelbraun und dieselben sind viel härt-er, rauher und
steifer als die Suk^ welche durch die hellere Farbe und grössere Biegsamkeit
sich auszeichnen. Ausser dem echten Pandanus kommen noch zur Benut-
zung die Blätter eines anderen, derselben Familie angehörenden Baumes,
des Hönor^ die jedoch vor dem Gebrauch gekocht und getroknet werden,
um genügende Biegsamkeit zu erlangen. Die flimor-Matten werden allein
zu Schlafdecken gebraucht.
Das Ernten der Su/c-Blätter , j^omtls a Suk'\ geschieht gewöhnlich in
der trockneren iZbwos-Zeit, der Zeit der Nordost- Winde von December bis
Mai. Die gesammelten, bis 1 Faden langen Blätter werden dann von den
scharfen Stacheln befreit, was „honadhekef heisst, und darauf in die
Sonne gelegt und trocken gebleicht; Nässe würde zu dieser Zeit schwarze
Flecken verursachen. Nach 8 bis 10 Tagen werden die Blätter mit Hülfe
einer kleinen Perlmutterschale in schmale, 2 bis 5 mM. breite Streifen zertheilt,
von diesen die spitzen und schwachen Enden entfernt und das so gewon-
nene Material zum Flechten verwendet.
In der pelauischen Flechtindustrie werden folgende Muster unter-
schieden :
1. Tdiu (Taf. XXVIII Fig. 15), die einzelnen Glieder zweimal so lang
als breit, das ganze Muster gleichförmig. Stehen die Glieder aufrecht, so
heisst das Muster ^vlukadürus'^ verlaufen sie aber horizontal, so heisst es
„ulokodager". (Taf. XXVIII Fig. 16). Aus dem gewöhnlichen TeliurUnster
werden hauptsächlich Schlaftnatten verfertigt, das „tdokodager'* wird nur
für die verschiedenen Körbe verwandt.
2. Kaliusakl ist das einfachste Muster, dessen einzelne Glieder ebenso
lang als breit sind, indem die Streifen wechselsweise über einander geflochten
werden (Taf. XXVIII Fig. 17). In solch regelmässiger Form bildet es den
Grund zu verschiedenen Matten und Taschen , auf dem dann die speziellen
Muster, von welchen das Geflecht seinen Namen trägt, eingeflochten werden.
Ganze Matten aus diesem Muster , ziemlich lose geflochten , heissen „ JArrf a
bar'' und dienen zum äusseren Umwickeln der Leichen ; auch einfache Taschen
werden so geflochten.
>) [Siehe „Todtenbestattung", pg. 8.]
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^ 211 ^
3. Gaus mesohil (Taf. XXVIII Fig. 18). Die horizontalen Lagen zweiglie-
driger Streifen sind durch einzelne Lagen eingliedriger geschieden. Nach
diesem Muster werden ganze Matten , wie auch einzelne Taschen oder deren
Hälften verfertigt.
4. Kohil adhalep (Taf. XXVIII Fig. 19); die schräg verlaufenden Längs-
streifen sind in gleichen Abständen durch ein, diese kreuzendes Glied
getrennt, so dass diese Streifen drei Glieder lang sind. Hauptsächlich für
Taschen angewandt.
5. Sakooginn (Taf. XXVIII Fig. 20). Zwei dreigliedrige Streifen neben-
einander gelegt, so dass je ein Enddrittel sich berührt. Gewöhnlich Quer-
muster in Matten der Tdiu-Art.
6. Geköm (Taf. XXVIII Fig. 21). Vertikale Zickzackstreifen in gewöhn-
lichem jjKalittsaM'' -Grunde. Die Zickzackstreifen bestehen aus je abwechselnd
doppelten und einfachen dreigliedrigen Streifen. Bei Matten und auch Taschen
vorkommend.
7. Kalopthüy (Taf. XXVIH Fig. 22); ähnlich dem Vorigen, die Zickzack-
glieder sind aber anliegend und bestehen aus zwei parallelen, zwei Glieder
breiten und an den Enden von ähnlichen Querstreifen begrenzten Muster-
theilen. Hauptsächlich Taschen, Rückendecken der Frauen in den Taro-
patschen und Tabackstaschen der Männer.
8. Koludükl (Taf. XXVIII Fig. 23), ähnlich dem vorigen, das Muster
besteht aber aus drei dreigliedrigen Streifen. Schlaf- und Sterbe-Matten.
9. BUsak (Taf. XXVIH Fig. 24). Horizontale Zickzacklinie aus dreiglie-
drigen Streifen. Muster für Matten und Taschen, Ränder für Matten auf
Kaliusakl oder Tßijw-Grund.
10. Gargoroy ein dreigliedriges TÄ-Muster das in vertikalen, abge-
sonderten Kolonnen auf gewöhnlichem Za/j?^aÄZ-Grunde sich findet.
Sämmtliche mit Streifen schwarzer Hibiscus-Faser verzierte Matten oder
Taschen , heissen „ TJllalek'* und werden nur von den angeseheneren Familien
benutzt. Ebenso heissen alle Matten, deren Rand mit gezahnter Verzierung
versehen ist, j^Tolutan'* und dienen zum Einwickeln der Leichen. Ganz
kleine, viereckige ^Tolutan" sind Opfer-Matten, die gewissen Gottheiten
gewidmet, bei Krankheiten in den Bäumen oder sonst wo aufgehangen
werden. Schwangere Frauen tragen auf dem Nabel eine solche Matte mit
kleinen Perlmutterschalen belegt. Die kleinen Tabackstaschen der Männer
heissen ,^Kaydip" und sind immer viel kleiner, als die der Frauen, welche
von ähnlicher Form aber viel länger sind. Die letzteren werden zwischen
dem Vorderschurz und dem Unterleib getragen und sollen nicht nur zum
Aufbewahren von Taback und sonstiger Sachen dienen, sondern auch der
Durchreibung der Haut vorbeugen, weil die kleinen Mädchen nur einfache
Geflechte in Taschenform tragen. Die langen Quertaschen, wie z.B. Fig. 14,
Taf. IV im Jour. Mus. God. Heft IV sind Grastachen von der Insel Yap;
sämmtliche pelauische Taschen sind höher als breit.
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l)ie gröberen Matten, nur zur Unterlage dienend, heissen tCadogol^
von denen die feinsten zu ^ „IJcrd a bar*' benutzt werden. Telrindul hat
Streifen von über 1 cM. Breite und in der jrmw70-Mattesindsie4 — 5cM. breit.
Der wichtigste Zweig der Faserindustrie ist das Verfertigen der Karjuth^
der Frauenschurze. Dieselben bilden den ganzen Anzug der Frauen und
werden in mannigfaltiger Form hergestellt, sich durch Zweckmässigkeit, wie
auch Gediegenheit der Arbeit auszeichnend und in dieser Hinsicht die
ähnlichen Fabrikate anderer Inseln Oceaniens soweit bekannt, durch Ver-
schiedenheit der Formen weit überragend.
Bekanntlich benutzen die Polynesier für den Anzug der Frauen geklopften
Bast, als Lavalava den Unterleib bis zu den Knieen in einem Stücke
umgebend ^). In Mikronesien findet sich diese Sitte auf den Central- und den
Ost-Cai'olinen auch, indem auf den ersteren gewobene einheimische Zeuge
noch heut, auf den letzteren geklopfte Baste ehemals dazu dienten. Das
Bereiten zusammengeflochtener Schurze aus Pflanzenblättern, als typischer
Anzug, tritt besonders in Mikronesien hervor und scheint dann auch in
Melanesien verbreit zu sein wenigstens auf den nördlicheren an Mikronesien
grenzenden Inseln '). Vorerst finden wir beide Geschlechter mit Schurzen
bekleidet auf den Kingsmill-Inseln; diese Schurze sind einfach und dünn
und werden um die Hüften ohne besondere Gürtel geschnürt. Dieselbe Fonn
finden wir wieder bei den Männern auf Ponape, und bei den Frauen auf
Nukuoro und auf der Insel Yap. — Die andere Form des Schurzes ist
die zusammengesetzte , bei welcher die beiden Hälften getrennt von einander
filr die Bedeckung der beiden Seiten des Körpers benutzt werden und bei
deren Gebrauch noch ein besonderer Gurt zur Anwendung gelangt. Dieser
Art Schurze sind sehr dick, da sie aus mehreren, sorgfältig zusammenge-
nähten Lagen bestehen und sonderbarer Weise finden wir dieselben weit
von einander geschieden , an den beiden Enden der nordmikronesischen Kette ,
auf der Marsh al-Gruppe und auf den Peläu-Inseln; dort als ausschliess-
lichen Anzug der Männer, hier als nur den Frauen eigenthümliches Klei-
dungsstück. In Melanesien findet sich zunächst auf den Anchorites-Inseln
ein Doppelschurz ^) für die Frauen, der auch auf den Herme th-Inseln sich
wiederholt, all der anderen Inseln Melanesiens bis nach Viti hin gar nicht
zu gedenken.
Die Anfertigung der Kariuths auf den Pelau-Inseln liegt natürlich in den
Händen der Frauen, die bei dem Ueberfluss an Material verschiedenartiger
Planzenfasern , dieselbe zu grosser Vollkommenheit bringen konnten, wozu
übrigens auch die hervorragende Stellung , die die Frauen in der Gesellschaft
einnehmen, das Meiste beigetragen haben mag. Die Bereitung der Schurze
*) Das scheint indessen eine spätere Periode des Anzugs zu sein.
*) [Vitilnseln , Salomo-Inseln , Neu-Brittannia-Archipel, Neu-Guinea.]
^ N*». 3303 und 954, 734 und 971 des Museum Godeffroy. Da Kanyesi und Agomes
in fortdauerndem Verkehr stehen, so ist die grosse Aehnlichkeit der Schurze erklärlich.
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- 213 -
oder des Materials dazu , hat nicht nur den Zweck den eigenen Bedarf zu befrie-
digen , sondern ist zum Gegenstande einer Industrie und des Handels geworden.
Die pelauischen Frauenschurze werden entweder aus dem Bast oder aus
Blättern verschiedener Pflanzen verfertigt. Den ersteren liefern Karamäl
(Hibiscus), iap, Kalsäu^ Kukhäp und Kalithon (Ficus prolixa), die
letzteren U.A.: Suk und Awän (beides Pandanus- Arten), Grdihes {mi^
Bi nsen- Art), flbrodd/cZ (eine Dracaena), Honör und Honöranäbarth
(Bromelia-Arten), Towekel (Nipa-Palme) und Äöros (Arum escu-
lentum)!).
Der Bast der sämmtlichen oben erwähnten Pflanzen wird auf eine und
dieselbe Art bereitet. Die abgeschälte Rinde wird in Wasser, gewöhnlich
Seewasser, macerirt und dann mit Perlmutterschalen geschabt {meläbak)
um die Epidermis und die schleimigen Theile {napthel) zu entfernen und
endlich tüchtig ausgewaschen und in der Sonne getrocknet. Die Blätter
werden auf verschiedenerlei Weise behandelt. Die SwA-Blätter werden, gleich
wie die fürs Mattenflechten, einfach in der Sonne getrocknet; die Awän-
Blätter werden , wenn verwelkt imd trocken abgefallen , eingesammelt und
können ohne Weiteres verwandt werden. Die Ananas-Blätter werden erst
gekocht und die Faser dann mit einer Muschelschale rein geschabt, die
Dracaena-Blätter dagegen erst gekocht, dann in Salzwasser kurze Zeit
geweicht und, wenn gereinigt, getrocknet. Die jungen Blätter der Nipa-Palme,
des (?rd{Äes-Binsengrases und die Tarostengel, werden ohne Weiteres in
der Sonne getrocknet.
Die so gewonnenen Rohstoffe werden entweder einfach so verarbeitet
oder, was öfter geschieht, sie werden erst gefärbt. So wird der Lap-^
Kukhäp' und ZaZsdt^-Faser ein leicht gelber Ton gegeben durch Einweichen
in , mit geschabter Curcuma- Wurzel (nicht Pulver) gefärbtem Wasser. Solche
Faser kommt am meisten zur Verarbeitung und bildet schon einen Han-
delsartikel, indem der Süden der Pelau Inseln dieselbe von dem Norden
bezieht, um daraus Schurze zu verfertigen. Ausser dem Gelbfärben „<o
omüruK\ ist noch das Roth- und Schwarzfärben Sitte. Das erstere geschieht
auf zweierlei Weise; bei dem „to mdgöttok" wird die Faser mit, in Kokos-
nussmilch angerührtem Gelbwurz-Pulver , dem rm, eingerieben, dagegen
wird bei dem Jo omüW rothe Ockererde mit Kokosoel angewandt. Am
umständlichsten ist die Schwarzfärberei y^to mälek*' genannt. Bei derselben
wird die Pflanzenfaser oder der ganze Schurztheil sammt den Blättern von
Gowes^ Gurur und Hortökol (Terminalia Catappa) mit Schlammerde
aus den Taropatschen während eines Tages in Wasser gekocht, und wird
dann das Material während der Nacht in die Taropatsche selbst gelegt. Die
Faser wird so echt schwarz gefärbt und nach dem Auswaschen in Wasser
an der Sonne getrocknet.
*) [Das Einsammeln der Blätter heisst „Mangdu8'\ Siehe Religion der Pelauer, pg. 4.]
15
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- 214 -
Um von den zahlreichen Formen der pelauischen Schurze die verschie-
denen Eigenthümlichkeiten beurtheilen zu können, ist es erfonderlich die
Zusammensetzung eines solchen Zan?i^Ä-Paares genauer zu betrachten.
Ein derartiger Doppelschurz besteht aus zwei Hälfben, von denen die
eine nach Vorne, die andere nach Hinten kommt, den Schenkel theilweise
nackt lassend und die resp. Matal- und Ptil a kariuth heissen. Beide Hälften,
bei denen eine innere, ,^Kalser\ und eine äussere Seite, yja(bebüV\ unter-
schieden werden , sind von gleicher Länge und Breite und bestehen aus ganz
gleichen Theilen, dem eigentlichen Schurze jjKariuth*\ und den seitlichen
Bündeln, „olowddeV genannt, zu denen bei dem Ptfl noch der olbonil kommt ^
mittelst welchem der Hinterschurz an dem Gürtel befestigt wird.
Der mittlere Theil, oder eigentliche Schurz besteht aus mehreren,
einfachen Schurzen die telbeneth genannt und dadurch hergestelt werden,
dass einzelne Faserbündel der Reihe nach , an eine Schnur neben und um ein-
ander verknüpft werden , so dass schon dadurch eine doppelte Lage der Faser-
bündel entsteht. Diese einfachen Bündelchen heissen Kasfidel und von ihrer
Anzahl hängt die Grösse und der Werth des Schurzes ab. Je zwei solcher
Bündel werden für eines gezählt und die grössten Schurze haben bis
achtzehn solcher Paare ; die kleinen für Kinder indes nur zehn. Die einzelnen
tdbeneth-Schurze werden auf einander gelegt und am oberen Rande durchnäht,
„to mduu8'\ wodurch der Schurz je nach der Zahl der zusammengenähten
Stücke eine mehr oder minder breite Oberfläche darstellt, die üTo^we/e? heisst.
Die Köpfe der einzelnen Bündelchen ragen etwas hervor und legen sich in
regelmässige Reihen , „rw/c/eZ", auf deren Zierlichkeit bei guten Kariuth grosse
Sorgfalt verwandt wird, fürs Nähen derselben dient eine besondere Nadel
aus Fisch- oder Thier-Knochen. In die Mitte der Oberfläche des Kashdel
werden einige Bündelchen schwarzer Faser gefügt, was den „mato matäl-'
bildet. Bei den besseren Schurzen gehen gewöhnlich 13 telbeneth auf den
Hinter- und 14 auf den Vorderschurz, bei den untergeordneteren Formen
sinkt die Zahl bedeutend.
An beiden Seiten des eigentlichen Schurzes kommt nun der Olowddel^
der aus dünnen, auf eine dicke Schnur aufgereihten Bündelchen besteht
und der den Zweck hat die Seiten der zusammengenähten telbeneth von
Aussen zu decken. Die oberen , durch eine Naht an die Kasnelä-FlSiche befes-
tigten und dieselbe regelmässig abgrenzenden Ränder heissen j^Kleioäes" und
nehmen mit der /Coreo7-Naht, die durch das Zusammennähen der telbeneth
entsteht, die Aufmerksamkeit des Arbeiters besonders m Anspruch.
Die hauptsächlichsten Formen der Frauenschurze ^) sind:
1. Ririämd^ alle Theile aus gelbgefärbter iop-Faser verfertigt; ein
sehr theurer, manchmal einen Ädolobok kostender Frauenschurz.
2. Ririamel pdsükul^ ein gewöhnlicher Ririämd der auf den äusseren
«) [Siehe betreffs des Ursprungs derselben: Sociale Einrichtungen pg. 118, Note.]
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- 215 ~
Seiten mit Curcuma-Puiver eingerieben und mit angehefteten Phaeton-
Federn verziert wir^l. Ein nur bei besondern Tanzfestlictikeiten, und nur von
einigen Familien (z. B. der Familie Amith in Molegoyok) als ein ^Klapkdi"
(Regal) getragener Schurz.
3. Ulälek. Dieser Schurz besteht aus schwarz gefärbter Hibiscus-Faser ,
die sämmtlichen Anhänge und eine Lage der inneren Seite aber aus gelb-
gefärbter iap-Faser. Regal der kön glichen Familien ^).
4. Ulälek. Schurz aus dem Marke des Bananen-Stammes, die Anhänge
aus, mit Curcuma gefärbter, Hibiscus-Faser bestehend.
5. Telebüdid. Schurz aus Sz/Zc-Blättern , in den oberen drei Fünfteln
unzertheilte , nach Unten feingespaltene; Olowädel aus iap, Olbon^ aus
Hibiscus. Mit Curcuma-Puiver gefärbt.
6. HorodäU-Ougoltigay. Blätter der Dracaena, in der Taro-Patsche
geschwärzt. Anhänge: Hibiscus mit Curcuma gelb gefärbt.
7. DoUökot. Awän'BMter in der Taro-Patsche gefärbt. Anhänge: Hibiscus
mit Curcuma gefärbt.
8. Grrdikes. CrrdikesStengel in der Sonne getrocknet. Anhänge Lap
und Hibiscus.
9. Kaltioth, Sw/c-Blätter. Sämmtliche Anhänge : Lap mit Curcuma gefärbt.
10. Ultöbot. SwA:- Blätter. Anhänge: Hibiscus.
11. Klollü. Junge Kokosblätter. Aeussere Lagen zusammengeflochten,
die inneren gespalten. Anhänge: Hibiscus.
12. Tolgöthok. ^t(?dw-Blätter. Anhänge: Lap mit Curcuma gefärbt.
13. Bunan. Der wichtigste Frauenschurz. Als grösster Schmuck betrachtet
und mit ins Grab gegeben. Hibiscus-Faser mit rothem Ocker, Curcuma und
und Kokosmilch eingerieben*).
14. Honör. Aus den Blättern der Ananas-Pflanze, selten getragen.
15. Oubosös. Ein Frauenschurz aus irgend welchem Material, bei welchem
die einzelnen Blätter nur theilweise gespalten werden.
16. Avlokläok, 17. Ath^ 18. Towekd^ 19. Auorok und
20. Honowatel sind die übrigen bekannten, obwohl weniger wichtigen
Frauenschurze.
Seit dem Einführen der Anilin-Farben, färben die Eingebornen ihre
Tanzschurze gerne purpur, welche Neuerung indessen bei der Seltenheit
des Artikels nur vereinzelt in Anwendung kommt.
1) [Siehe ;,Sociale Einrichtungen", pg. 72.]
>) [Siehe ^yTodtenbestattung**, pg. 4. Note.]
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TAFELERKLARUNG.
y
TAFEL XVI.
Fig. 1, Bogen für die Taubeiyagd.
;, \a unteres, 15 oberes Ende, \c Kerbe an der Innenseite pg. 118.
„ 2. Pfeilspitze , Fig. 2h & c zur Veranschaulichung des Grössenverhältnisses der beiden
Formen, Fig. 2a Kerbe am unteren Ende pg. 118.
„ 3. Netz für den Fang von Flederthieren und Vögeln pg. 120.
;, 4. Hühneifalle. i
;, 5. Taubenfalle. / Siehe die Erklärung der beigesetzten Buchstaben p. 120.
„ 6. Detail der Falle Fig. 4. )
;, 7. Die Fangschlinge der Falle Fig. 4.
. 8. , , „ „ „ b.
„ 9. Falle für Hühner und Sultanshühner (Porphyrie) .... pag. 121
„10. ;, „ Hühner von Kokosnusschalen »121
„ 11. Blaserohr, Fig. 12 Pfeil für dasselbe »122
„ 13. Rattenfalle " . . . . „122
„ 14. Fischspeer mit einer Spitze „ 124
„15. „ „ neun hölzernen Spitzen „124
„ 16. Treibangel mit Schwimmer; Fig. 17 Haken derselben ... „124
^ TAFEL XVII.
Fig. 1. Angelschnur mit zwei eisernen Angeln „125
„ 2. Angel für fliegende Fische, aus Schildpatt „126
„ S. „ „ Coryphaena, „ „ „126
„ 4, „ für das Fischen in tieferem Wasser „ 126
„ 5. Opfer für den Hauptgott des Ortes vor Beginn des, „HonodoV ge-
nannten Angelns auf hoher See, dargebracht „130
„ 6. Opfer, den Göttern der verschiedenen Theile des Kanoe's bei der-
selben Gelegenheit dai-gebracht 129 & 131
„ 7. Handnetz: Dharäu „132
„8. „ Epiro von Ruk „133
„9. „ Dharäu a makabüth „133
„ 10. „ Thogön „133
„ 11. „ Aygurus „134
„ 12. Netz für den Fang eines Balistes: Ktval a 'hoddl „134
TAFEL XVni.
Fig. 1. Netz für Krebsfang: Kwai a hamdn „134
„ 2, Schöpfnetz: Manidap „135
„3. „ Oydn; Fig. 3a dasselbe geschlossen „135
„ L SteWnetz: Berdhdkl „136
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- 217 -
Fig. 5. Sacknetz: Kosel pag. 137
„6. „ TüdM «137
;, 7. Schöpfhetz; HoiMol »137
„ 8. Sacknetz: K^lep, durch welches die Fische aus dem Fangnetz ins
Kanoe entleert werden „138
„ 9. Sacknetz : Tahür, für die Aufbewahrung gefangener Fische . . „ 138
;, loa— c. Details des Bodens der Kosekl-Eeuse: a. LÄngsdurchschnitt,
b. Querdurchschnitt ; c. ein Theil des Bodens »142
TAFEL XIX.
Fig. 1. Kosekl-Ueuse von vorne gesehen, la. Detail der Zusammensetzung,
16. LÄngsdurchschnitt »143
„ 2. Seitenansicht des Eingangs der ÜTrfars-Reuse , 2a dereelbe von vom,
2b von unten »144
;, 3. Längsdurchschnitt des Eingangs der Pardpcr-Reuse .... „144
TAFEL XX.
Fig. 1. Längsdurchschnitt des Eingangs der Bt4b er Kamdng genannten
Krebsreuse »144
„ 2. Eingang der TeZcder-Reuse , a. von der Seite, b, von vorn gesehen. „ 144
„ 3. Bethkön, Haken für das Emporheben der Reusen vom Meeresgrunde. „ 146
„ 4. Querdurchschnitt der ÄÄifeÄ-Reuse „ 146
„ 5. Längsdurchschnitt des „Engkaäar" genannten Reusen-Eingangs . „ 146
„ 6. Eingang zur Asiul ngrdra/c-Reuse von vorn „ 146
„ 7. Holhethek'Reuse von oben gesehen „ 147
„ 8. Tdhysh wwgrefeZ-Reuse von oben gesehen „ 147
„ 9. KoMdhal'RQXiSQ , Querdurchschnitt, Fig. 10. Vorderende derselben von
oben; Fig. 11. Längsdurchschnitt derselben »147
„ 12. Bldlang-B^yysB von oben, Fig. 13 dieselbe, Profilansicht . . . „ 147
TAFEL XXI.
Fig. 1. Zfeo^Reuse, von vom gesehen, Fig. 2. Vorderes Ende des Bodens
derselben von oben, Fig. 3. Eingang derselben , Längsdurchschnitt. „ 147
„ 2. Po^Ä-Reuse von oben gesehen »148
„ 5. Apelsiyek-O^ieiY bei der Reusenfischerei üblich »149
„ 6. Steinemer Fischzaun »150
„ 7 & 8. Pläne von, aus Bambusrohr emchteten Fischzäunen. . . „ 150
„ 9. Fanggeräth für Heuschrecken-Krebse (Squilla) „152
^ 10a & b, Fangschlingen für Bachkrebse »1^
„ 11. Kriegsspeer mit eisemem Blatt: „Bosös" „ 156
TAFEL XXII.
Fig. 1—6. Kriegsspeere verschiedener Art 165 & 156
„ 7-8. Wafife für den Faustkampf »156
„ 9. Keule »156
„ 10—13. Klilt , Aimschmuck der Männer, Fig. 10 von vom , 11 von hinten ,
12 von oben, 13 von der Seite gesehen 175—184
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- 218 -
Fig. U. Derrwar, Amischmuck der Frauen pag. 184
„ 15. Khaü, Frauengürtel , 185
„ 16. Kaliui, „ »187
„ 17. Frauengürtel aus Rinder- oder Dugonghaut „ 188
v/,
TAFEL XXin.
Fig. 1. Rückenschild einer Schildkröte für die Erklärung der einheim. Namen
der einzelnen Schuppen „
„ 2. Tanet, Propf für ein Kalkrohr, Fig. 3 & 4 Details desselben . . „
„ 5. Toluk, Schildpattschüssel mit lÄngs- und Querdurchschnitt . . „
„ 6. Biul, Schildpattlöffel r, ^ n n • • n
n 7. Barakj „ n n n » • • n
„ 8. Trir, „ „ LÄngsdurchschnitt .... „
„ 9. Iweäol, „ „ „ . . . . „
„ 10. Phulerwel,„ „ „ . . . . „
„ 11. Oliut a buuky Arecanussspalter „
„ 12. Hafiismy Spatel für gestampfte Arecanuss „
„ 13. Koligtibakj Spatel „
„ 14. Nadel für Segel etc „
„ 15. Tahurdkl, Talisman „
„ 16. Schildpattkamm „
„ 17. Sühut, Frauenohrschmuck mit Scharnier, geschlossen; Fig. 18 & 19
zwei geöffnete Scharniere verschiedener Form (Fig. 17 mit bei-
stehendem Längsdurchschnitt) „
„ 20 & 21. G^Oy Ohi-schmuck der Männer, zwei verschiedene Formen . „
„ 23—25. Haus, Kalkrohre der Männer „
„ 26. Kalkrohr der Weiber „
„ 27-29. Verzierte Kalkrohre der Männer „
„ 30. Teleöly Zierkamm aus Holzstäbchen „
•^ TAFEL XXIV.
Fig. 1. Kosenth er a guth, Lausekamm „
„ 2. KalsikeSy Zierkamm der Männer für Feste „
„ 3. Natpült, Perlmutterschale als Klagegeld bei Begräbnissen. . . „
„ 4. Narekj Taromesser aus Perlmutterschale „
„ 5. Mai^adheketj Schaber aus Perlmutterschale zur Entfernung der Dornen
von Pandanusblättern „
„ 6. Manfuty Blattspalter aus Perlmutterschale „
„ 7. Ruduly Löffel aus Aviculaschale „
„ 8. Kadararrij Löffel aus Nantilusschale „
„ 9. Trötor, irdene Schüssel, mit Querdurchschnitt „
„ 10. Hemarikj irdene Schüssel „
„ 11. Irdener Krug von Man i IIa eingeführt „
„ 12. Apagay , irdener Krug einheimischen Fabrikats „
„ 13—15. Thonlampen verschiedener Form und Konstruktion . . . „
„ 16-19. Holzschüsseln verschiedener Form. a. Ansicht von oben, b.von
unten, c. von der Seite, d. Durchschnitt, c. Veraerung mit ein-
gelegten Muschelstücken, f. Endstück oder Handhabe . . . 200 & ff.
189
189
190
191
190
191
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191
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191
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196
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196
196
199
199
200
200
200
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-- 219 -
NB. Bei Fig. ISd ist rechts ein Bodenfalz in Folge eines zu spät bemerkten
Versehens des Zeichners angegeben; dei*selbe findet sich in Wirklichkeit bei
der betreffende Form nicht , sondern statt dessen an der Wand unmittelbar über
dem Boden, wie links angegeben, eine winklige Einbuchtung.
^/
"^ TAFEL XXV.
Fig. 1—6. Holzschüsseln verschiedener Form
„ 8. Seitenansicht von Fig. 17, Taf. XXIV.
„ 7. Flache Anrichteschüssel, „Tmm/c"
Bedeutung der Buchstaben bei Fig. 1-6 & 8 dieselbe wie bei Taf. XXIV,
für Fig. 7 wie bei Taf. XXVI. In Fig. 6a is die Andeutung der Oese vergessen.
pag. 201 ff.
„ 203
TAFEL XXVI.
Fig. 1 — 10. Flache Anricht^schüsseln verschiedener Form
11. Anrichteschüssel auf Füssen „Ouwak"
12. Fischartige Anrichteschüssel „Horomökr
13. „ „ „KalidwUh"
a. Von oben gesehen, 6. Querdurchschnitt, c. Längsdurchschnitt,
d. von der Seite gesehen , e. von unten gesehen
„ 203ff.
203
TAFEL XXVn.
Fig. 1 & 2. Verschiedene Formen der, für die Einlogearbeit verwandten
Muschelstücke
„ 3-8. Gefässe für Getränke
„ 9-13. Kahnförmige Gefässe für verschiedene Zwecke bei der Speise-
bereitung etc. benutzt
„ U. AyWiglj das grösste der für Getränke dienenden Gefösse.
a. Von der Seite gesehen, h. Durchschnitt, c. von oben gesehen,
e. Querschnitt, /*. von der kürzeren Seite gesehen ....
206
204
205
„ 205
TAFEL XXVIII.
Fig. 1. Olokotökolj Anrichtetisch.
la Durchschnitt des Gefässes Fig. 14. Taf. XXVII
2 & 2a. Trinkschalen
3 & 4. Geßlsse für kleinere Quantitäten Gel, etc. .
5 & 6. Schöpflöffel
7-9. Mörser für Speise und Betel ....
10. Speisekammer
11. Taharäklj Hängevorrichtung
12. Rührlöffel
13a & b, Stampfer
14. Sieb
15—24. Flechtmuster
204
205
205
206
206
207
207
208
208
208
210 ff.
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Kubaiy.Bertr. z. Kenntn.d. Karol. Archipels .
T^XVI.
n
16
9.
10.
— s — rdbL
^ \
12.
14.
J.S.K.del.
P.WMTexc.
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Kubary. Beitr. z.Kenntn. d. Karol. ArchipeJs.
Taf. XVII.
r.5.K.äe^
FWJ^Tex:.
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Kubary, Bdtr. zKenntn-dKarol Archipels.
XVIll.
Si d d d d d £
JSKdel
P'A'.M.T.exc
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Kubary, Beitr z. Kerniüi d. Karol. Archipels .
TafXlX.
2 a
a a o ft p n f> jt » ^ n a
J.S.X.del.
F.W.MT.exc.
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Kubary, Beitr. z. Kennln. d. Karol Archipels .
TaEXX.
4.
13.
L
J 5.R.dÄl
nn
-^^
n.
12.
P.W.MT.exc.
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Kubaiy, Beitr. z.Kemitn.d.Karol. Archipels,
TafXXI.
J.5.K.del.
P.WMTexc
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Kal>ary.Beitr. zKermtnÄKarolArcftipeJs.
Taf.XÄIf.
Fi^tö ä{ 9. SukO^owitz,? h. C I'r. Gr-'irtwcdel.cet.Kabe.rij.del.
P.WMT.cxc.
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Kuhary,ßeitr.'£. KcnntnäKarol. Archipels
TafXXlIL
FW?a/^c.
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Kabary,ßeitr.z.Kenntiid.KaToI. Archipels.
Taf.XXlV.
J.SXdeL
Plff.MIexc.
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Kabary;BeitrzKenntn.d.l{aroL Archipels.
Tüf.XXV.
JS.K-del.
?.V/MTexc.
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Kabary,Beitr.z.KenTitn.d.KBToL Archipels.
Taf. XXVI .
asK.dd.
P.WMIe
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Kubsay,Beitr. z.Kdnntn.dKarol. Archipels.
Taf.XXVIL
J.3.K.del.
F.W14T.CXC.
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Kubaij; ßejtr. z. Kenntn. d. Karol. Ai chipels.
TafXXVl/r
10.
2ä.
11.
J.SJLdel
P.WMIexc.
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LIBRARY OF THE
MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOQY
DEPOSITED IW THE
FEABODY MUSEUM
OCT 1 3 1939
DIE PELAUSCHE BAUKUNST.
DER HAUSBAU.
Als Erzeugnisse der pelauschen Hausbaukunst kommen in Betracht:
1. das Eigenthum der Gemeinde bildende Vereinshäuser, Bay genannt;
2. aus öffentlichen oder privaten Mitteln ausgeführte und unterhaltene,
den Gottheiten gewidmete Bauten, die unter der allgemeinen Benennung
Bin a kcUith als deren Eigenthum gelten;
3. die gewöhnlichen Wohnhäuser Blay genannt, entweder einem Stamme
oder einer Privatperson gehörend;
4. verschiedene temporär aufgeführte Baulichkeiten, von gelegentlicher
Bedeutung, '"und
5. die, gewöhnlich auch ein Gemeindegut bildenden, Kanuschuppen,
DiarU genannt.
1. Die Vereins- oder Rathhäüser. {Bay)*)
(Hierzu Tafel XXIX-XXXIH & XXXIX-XLIV).
Um den Bau und die Abweichungen der verschiedenen Formen der-
selben leichter übersehen zu können, wähle ich zum Ausgangspunkt die
ein&chste, Kddok genannte, deren Zusammensetzung Taf. XXTX Fig. 6
verdeutlicht.
Als Hauptheile eines jeden pelauschen Gebäudes gelten:
•) [Vergl. Dr. 0. Finsch: Ethnologische Erfahrungen und Belegstücke. III. Abth.
Mikronesien pg. 210 (466). Die dort gegebene Bemerkung betreffs der, zu Kubary's
Beschreibung eines Bay im Journal des Museum Godeffroy, Heft IV pg. 58 citirten
Abbildung ist berechtigt; Kubary's mit seinen Notizen eingesandte Zeichnung eines Bay
wurde nicht reproducirt und irrthümlich dann auf die Abbildung eines gewöhnlichen
Hauses verwiesen.]
16
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- 222 -
1. die Unterlagen, Pat; 2. der Rumpf oder der Hauskörper und 3.
das Dach, Odänap.
Die Unterlagen haben ihren Namen von Pat = Stein, und bestehen
aus natürlichen Steinen, auf welche dann die ähnlich benannten hölzernen
Balken gelegt werden, um dem Gebäude die erwünschte Erhebung über
dem Boden zu sichern. Es entsteht dadurch ein leerer, mehr oder weniger
hoher Raum unter dem Hause , Kamrunl ^ welcher gewöhnlich der Auf-
nahme der, durch den absichtlich undichten Fussboden fallenden, Ueber-
bleibsel dienend, unter Umständen eine nicht unwichtige Rolle im pelau-
schen Leben spielt*).
Die für die Unterlage benutzten Steine sind gewöhnliches, loses Basalt-
geröUe geringerer Grösse, von höchstens 0.75 M. Durchmesser, dessen
Verwendung keine aussergewöhnliche Kraftanstrengung bedingt; in Hinsicht
auf Dimensionen und Gestalt findet ein künstliches Eingreifen weiter nicht
statt. In den Fällen wo die Grösse nicht genügt, werden zwei Steine
») Auf der Insel Ya;p ruht das Haus auf einer soliden, steinernen Unterlage, welche,
zuweilen vorkommende terassenförmige Unterbaue nicht mit gerechnet, ca. 1 M. Höhe
erreicht.
Auf Ponape liegt das Wohnhaus, wie auch der Naj (Taf. XL VIII Fig. 7. & XLIX Fig. 1,
6 & 7, Taf. L Fig. 1 & 2), ebenfalls auf einer steinernen Basis, KajukajuJc, deren Um-
fang genau der Grösse des Hauses entspricht, so dass die Wände und die Seiten der-
selben in vertikaler Flucht liegen. Die Höhe dieses, meist aus ganz kleinen Steinen
zusammengelegten Unterbaues, ist selten unter 1 M., oft aber, der Beschaffenheit der
Stelle entsprechend, kann sie 3—4 M. erreichen, und erinnern daher manche der Imeney
an kleine, thurmartige Kastelle.
Auf Kibsaye fand ich das Haus des Königs in Lele wohl innerhalb Steinbauten
stehend, indessen rühren diese aus alten Zeiten her; dagegen war das Haus selbst auf
ebener Erde emchtet und besass keinen besondem Fussboden, ausser hartgestampfter
Erde, so dass ich annehme dass die Kusayer ihre Wohnungen auf ebener Erde errichten.
Ganz dasselbe findet auch auf sämmtlichen Inseln der Gentral-Karolinen (Mortlock
bis Uleayj incl. Nukuoro) statt, wo ein Fussboden unbekannt und Unterbaue aussteinen
nicht üblich sind. Eine einzige Ausnahme macht die kleine OwoZwZ-Gruppe , auf deren
Hauptinsel, der einzigen bewohnten, wohl zufolge des Einflusses Yapscher Kultur, Unter-
baue aus Korallensteinen bei einigen Häusern sich finden.
Auf den übrigen Inseln der Karolinen und des Marshall Archipel baut man durch-
gängig auf ebener Erde, wobei aber zu bemerken ist, dass in den Häusern auf letzteren
sich ein besonderer Schlafboden findet. Der untere, offene Raum bildet aber doch
keinen Kamrunl in pelauschem Sinne; in ihm verweilen die Insassen am Tage, VTas auf
den Pelau-Inseln niemals der Fall. Eher könnten dem Boden der Häuser auf den Marshalls
die, Reakl genannten, der schiefen Fläche eines Pultes ähnlichen Gallerien des Innern
der Häuser Pelau's entsprechen. Auf diesen wird das leichtere Eigenthum der Besitzer
untergebracht, indessen dienen sie niemals zum Aufenthalt der Menschen.
*) Zu solchen aussergewöhnlichen Verwendungen dieses Raumes gehören:
a, das absichtliche Belauschen der Insassen während der Nacht; eventuell das Er-
morden der, auf dem Fussboden schlafenden Personen durch die Spucklöcher und die
Spalten der, selten ganz dicht an einander schliessenden Dielen;
h, das Benutzen desselben als Begräbnisstätte für Missgeburten, abgetriebene und
nach der Geburt absichtlich umgebrachte Kinder, und
c. das Vergraben im Erdboden der, Golay genannten, Zaubermittel, zum Zweck
die Insassen des Hauses an Gesundheit und Leben zu schädigen.
Obwohl auf Ponape nun die Kamrunl nicht vorkommen und der gewohnheitsmässige
Kindermord, wenigstens in neueren Zeiten, nicht geübt wird, verdient erwähnt zu
werden, dass zuweilen die Eltern sehr früh gestorbene, und ihnen besondere theure
iKlnder, ebenfalls unter dem eigenen Wohnhause, in dem Kajükajük zu begraben pflegen.
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aufeinandergelegt und durch dazwischen gelegte Keilsteine gestützt ; wo aber die
Unebenheit des Bodens es verlangt, dienen kleinere Steine zur Ausfüllung,
wie z. B. in Fig. 5, Taf. XXIX, und auf diesen erhebt sich dann der
eigentliche Stützstein ^).
Die Fat derittek (von derütek^ die Seiten des Bay) werden, der Länge
und der Breite des zu erbauenden Hauses gemäss, so vertheilt, dass auf
je zwei einander gegenüberliegenden die Enden eines Fat el gargar-Bsilkens
ruhen. Deren Anzahl ist deshalb doppelt so gross als die der letzteren,
und solcher Balken giebt es in dem Keldok-Bay sechs (A in Figur 5 & 5a,
6 & 6a, Taf. XXIX) die in Abständen von 2.1 Meter im mittlem
Durchschnitt, sich, einander parallel, und quer der Längsaxe des Gebäudes,
erstrecken.
Die Balken werden aus möglichst schwerem und hartem Holze gehauen ,
besonders gern wird dazu das Ptäkas-Holz (Calophyllum inophylhirn) gewählt.
Bei temporären Bauten und bescheideneren Verhältnissen nimmt man dazu
die, immer noch den werthvollsten Bauhölzern zugezählten Gurür und
Makekdt (in den Mangrovedickichten wachsende Bäume), Hotökol {Terminalia
catappa)^ oder Rbötol (eine Eugenia-Ait). Die Gestalt der Balken ist ein
hohes Viereck, die Dimensionen sind schwankend; bei dem Keldok-Bay
nait 4,5 Meter Länge , 20-25 cM. Breite und ca. 30 cM. Höhe beginnend *) ;
») Im Vergleich mit dem sorgfältigen Holzbau sind die steinernen Unterlagen als
klein und nachlässig erdacht anzusehen. Dies liegt daran, dass, so befremdend dies
auch klingen mag, auf der steinreichen vulkanischen Insel eigentlich ein Mangel an
losem St^ingerölle herrscht. In Wirklichkeit aber besteht die Formation des vulkanischen
Theils der Gruppe entweder aus soliden und zusammenhängenden Basaltmassen oder
aus Oonglomeraten die, sich zei*setzend, kein loses Gerolle liefern. Die im Innern zu
Tage tretenden Tuffe und Conglomerate schälen und bröckeln sich ab, oder gehen wenn
vom Boden bedeckt, in weiche Massen über. Die auf der Strandseite der Wirkung der
See biossgestellten Gesteinsschichten, die heut in den Conglomeraten nur eine sehr geringe
Einwirking auf die Cementmassen derselben zeigen, lieferten wohl in der Vorzeit freies
Gerolle, indessen dies wurde schon durch die Erbauer der pelauschen Pelu*s zu deren
Steindämmen und Wegen verbraucht, aber auch damals schon muss dessen Menge
ungenügend befunden sein, denn beinahe überall findet man nicht nur die ganze
Umgegend sorgfältig durchsucht und von losen vulkanischen Gerollen befreit, sondern in
den steinernen Bauten und Landanlagen werden auch bedeutende Mengen von Korallen-
steinen gefunden, was niemals der Fall wäre, wenn ein Ueberfluss an vulkanischem
Gerolle jemals stattgefunden hätte. Auf der östlichen Küste der Insel Baobelthaohj wo
dieselbe beinahe überall von felsiger Beschaffenheit, ist das Strandwasser gänzlich loser
Blöcke bar und in der felsigsten Gegend, an der N. 0. Spitze der Insel, bei Molegoyok
z. B., wurde zur Anlage der Landwege loses Gestein von Niwal, aus einer Entfernung
von 3—4 engl. Meilen, herbeigeschafiFt.
Aus diesem Grunde ist auch das lose Gestein im Allgemeinen von grossem Werth,
und die Steine der öffentlichen Wege sind ein Gemeindegut, dessen Wegschleppen eine
schwere Geldstrafe nach sich ziehen würde. Ebenso werden die Steine einer Privat-
behausung als unantastbares Gut der Familie angesehen, so lange noch ein einziges
Mitglied derselben am Leben ist. Hat solches auch keine Mittel um ein Haus auf der Stelle
zu unterhalten, seine Steine darf Niemand, auch die Gemeinde nicht, ohne seine Bewil-
ligung, resp. Zahlung einer entsprechenden Geldentschädigung verwenden.
^ Obwohl die oberste Leitung des Baues einem Takalbay übergeben wird, ist doch
die Ausführung der Arbeit selbst verschiedenen, von einander unabhängigen Kräften
anvertraut, denen, mit Rücksicht auf die Einzelheiten der Ausführung, eine gewisse
Freiheit zugestanden ist; deshalb herrscht in den verschiedenen, einander entsprechenden
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sie sind, mit Ausnahme der oberen Seite, ziemlich roh bearbeitet, während
die letztere an beiden Enden geglättet und sorgßlltig behauen ist, um in
eine Vertiefung der, zunächst auf ihnen ruhenden Balken möglichst dicht zu
schliessen.
Die Bearbeitung dieser formidabelsten Baustücke geschieht folgender-
weise. Da das Sägen den Eingeborenen trotz des langen Verkehrs mit
den Schiffen , noch nicht in grösserem Massstabe eigen wurde und diese
Stücke in Folge ihrer Grösse überdem den beträchtlichsten Theil der gewöhnlich
vorkommenden Stämme absorbiren, so wird einem jeden Pat auf der Stelle
selbst, wo er gehauen, die gewünschte Gestalt und Grösse gegeben. Trotzdem
bilden die fertigen Balken schwere Lasten, vonO.25 — 1.5 Kubik-Meter Inhalt,
die einzeln, und auf den Schultern der Leute, nach der Baustelle geschafft
werden müssen. Behufs Ausfahrung dieses Vorhabens wird quer über die
Mitte des Balkens ein starker Stamm des ungemein schwerbrüchigen
KoraneS'(Barringtonia-)Ro\zes befestigt. Quer über diesen, Karäbiey genannten,
Haupthebel, kommen dann an den Enden und nach Innen noch weitere
Querstücke , Onolünl , aus starkem Bambusrohr oder ^reca-Stämmen bestehend,
so dass mindestens ax^ht Stützpunkte einen bequemen Ansatz der Tragkraft
ermöglichen und das Heben und Weiterschaffen des Stückes dann in Folge des
gemeinschaftlichen Vorgehens, und der Anregung des wilden Hohurus*)^
der jeden Schritt taktmässig regulirt, eine leichte Sache ist. Genügen acht
Mann nicht die Last zu heben, so werden zwei und im äussersten Falle
sogar drei Karäbiey' s befestigt und das quer getragene Stück auf einer,
seiner Länge entsprechenden, durch voraufgehende Leute vorbereiteten
Strasse fortbewegt.
Auf dem Bauplatz angelangt, werden die Pa^Balken an einer, ihnen
annähernd zukommenden Stelle auf den Boden gelegt und dann eine
steinerne Unterlage für die beiden Enden des ersten derselben errichtet,
worauf die Lagerung des Balkens auf diesen folgt, wodurch er dann als
Muster für die Errichtung und Lagerung der übrigen dient. Als Richtschnur,
Aunamk^ für die gerade Richtung und das Abmessen der Ebene dient der
lange Stengel der, Käbeäs genannten Schlingpflanze. Die endgültige Lagerung
wird erst nach wiederholentlichem Lüften der schweren Balken und ent-
sprechendem Anpassen der steinernen Unterlage erreicht und das Behauen
der oberen Seiten derselben zu einer ebenen Fläche geschieht nachdem die
Maasse der gewünschten Grösse dieser Fläche vorgezeichnet sind. Hierfdr
dient nasse Kohlenschwärze, in welche ein breiter, aus dem Kasokosu
(Blüthenscheide der Kokospalme) geschnitzter Stift getaucht wird.
Theilen des Baues, niemals eine genaue Uebereinstimmung der Dimensionen. Diese
Ungenauigkeiten werden aber schliesslich, auf Grund der von dem Takalbay vertretenen
Grundidee, und durch das wiederholte Auseinandernehmen, Anpassen, Nachhelfen und
Zurechtschnitzen ausgeglichen.
•) [Vergleiche „Sociale Einrichtungen pg. 110. (Hier steht „Hongürus'")].
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Die Baumstämme werden, wie gesagt, auf der Stelle wo sie gefällt, im
Rohen behauen, wozu für das Vormerken der Flächen die Richtschnur
aus der Schlingflanze Kabeäs verwandt wird, aus welchem Grunde auch
später das Omergel Kabeäs besonders bezahlt wird. Auf dem Bauplatze
werden dann die Flächen vollendet, wozu als Äunamk (Richtschnur im
Allgemeinen) gewöhnlicher Kokoszwirn benutzt wird. Beim Kanubau wird
eine Richtschnur aus Karamal (Hibiscus popvlneus) - Faser verwandt.
Der Kardbay oder Bael^ das Richscheit, ist eine lange und schmale,
aus hartem Holze verfertigte Latte mit völlig geraden Kanten (Taf. XXIX
Fig. 4), die der Baumeister sorgfältig verwahrt. An dem einen Ende ist
dieselbe etwas breiter und mit kleinen Einkerbungen verziert. Ihre Länge
beträgt 2-3 M., die Breite 3 cM.
Die Richtschnur dient nicht, wie bei uns, zugleich zum Vorzeichnen
durch das Anschwärzen und Anschnellen, sondern es werden mit dem
breiten Ende des Stiftes (Fig. 3 Taf. XXIX) entlang der Schnur in grösseren
Abständen Punkte gemacht, die hernach durch das Richtscheit verbunden
werden. Der zugeschnittene Stift, welcher vermöge seiner schwammig faserigen
Beschaffenheit leicht die Schwärze aufsaugt, eignet sich vorzüglich für das
Vorzeichnen, indem er auf der, stets vorher vorbereiteten Fläche einen
klaren, ca. 3 mM. dicken Strich giebt, der sehr dauerhaft ist und der
Einwirkung von Wetter und Wasser widersteht. Diese Eigenschaft der
Schwärze ist die Folge der Verwendung des Saftes der Hülle junger
Kokosnüsse, mit welchem der gewöhnliche Topfruss gemengt wird.
Sind die Pai-Balken fertig, so schreitet man zum Aufstellen der
i^oi-Balken (B der Figuren 6 & 5a, 6 & 6a auf Taf. XXIX) die sich auf
beiden Längsseiten {derittek) am Unterrande des Hauskörpers hinziehen
und die Unterlage für die Wände, Kpokp^ bilden. Da diese Balken, die
bei einer Höhe von 27— 30cM. und einer Breite von 12-18 cM., auf beiden
Enden noch gegen 30 cM. über die Pat hervorragen müssen, im Ganzen
also eine Länge von mindestens 14.5 Meter haben sollen, so wird bei dem
Herstellen derselben zu dem Onuisok gegriffen, indem zwei Stücke mit
ihren Enden zusammengefügt werden. Einige solcher OmsoM sind in
Fig. 8 ABC&D Taf. XXX vorgestellt und ist es ersichtlich, dass dieselben
ihrer Aufgabe vollständig entsprechen. Eine Rück- oder Vorwärtsbewegung
wird durch die Verzinkung der Fuge, eine seithche durch die zungenförmige
Verlängerung des Oberbalkens die in eine entsprechende Vertiefung des
Unterbalkens eingreift, verhindert (Fig. la, 6, Taf XXX). In einem Bay
geringerer Länge kommt nur eine solche Fuge vor, und befindet sie sich
über dem einen der beiden mittleren Pa^Balken. Die Aufstellung der l^ot
geschieht in der Weise, dass erst die eine Seite derselben angepasst und
die Pai-Balken cca. 1 — 2 cM. tief, in eine glatte Fuge der untern Seite
eingelassen werden, worauf dann erst die Anpassung der anderen Seite
erfolgt; sind die beiden J/bf betreffs des Einlassens der Pat fertig gestellt,
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so werden die Balken heruntergenommen , die obere Seite derselben gemerkt
und in Hinsicht auf übereinstimmende Höhe weiter bearbeitet. Ist dies
geschehen, so werden die ähnlichen Balken der beiden kurzen Enden des
Bay in die der i^of-Balken eingelassen. Diese, im pelauschen Sinne Front-
balken, heissen Kwokn (C Fig. 5, 5a & 6, 6a Taf. XXIX) und daher auch
die vier Eckfugen orebdd a kwokn, obwohl sie in der Art ihrer Zu-
sammenfügung den OmsoM a not gleichen und entsprechen.
Ist nun der untere Rahmen der Wände so weit fertig, so tritt in der
Ausführung des Baus eine Pause ein und will ich jetzt, der pelauschen
Sitte ebenfalls folgend, den Leser, sei er auch ein Ethnograph von Fach,
nicht durch eine zu trockne Beschreibung der technischen Einzelheiten
ermüden, sondern vorerst auch die den Bau begleitenden Umstände, die
dessen Art und Weise am besten kennzeichnen, schildern.
Eine Gemeinde kann ein Bay auf verschiedenerlei Weise erlangen.
Sie kann sich ein solches aus einem mit Krieg überzogenen Dorfe, dessen
Einwohner geflohen sind, holen oder, falls nothleidend, sich ein solches
von einem befreundeten Dorfe erbitten, wie zum Beispiel das, durch die
Engländer im Jahre 1882 niedergebrannte Molegoyok, das Bay er a lüt von
Naramakhan in Niwal entnahm. Ferner können unternehmende und patri-
otisch gesinnte Frauen sich als Ärmenols *) in ein fremdes Dorf begeben
und dort im Bay den Kriegern Mädchendienste leisten , unter der Bedingung
dass ihre Bezahlung in einem, in ihrer Heimath zu erbauendem Bay bestehe.
Und im letzten und äussersten Fälle baut sich ein, seines Bay beraubter
KaldeheM f) , ein neues mit eigenen Kräften. Aber es entspricht der Würde
der Gemeinde am meisten, wenn dieselbe das Bay bestellt und die, öffentlich
stattfindende, Bezahlung einer fremden Gemeinde zukommen lässt *). Dadurch
giebt sie einen Beleg ihres Wohlstandes, spornt die den Bau ausführenden
Fremden zum Streben nach einer sie auszeichnenden Leistung an , und
befördert ferner einen freundlichen Verkehr mit einer fi-emden Gemeinde,
gleichzeitig dadurch einen lebhafteren Umlauf des einheimischen Geldes
bewirkend.
Entschliessen sich also die Rupak der Gemeinde ein neues Bay zu
*) [Siehe „Sociale Einrichtungen" pg. 52 ff.].
t) piehe „Sociale Einrichtungen" pg. 63 ff.].
1) Die Sitte, es zu verpöhnen dass Jemand ausschliesslich sein eigener Produzent sei ,
ist auf den Pelau-Inseln besonders hervortretend. Wer ein Kanu baut muss es ver-
kaufen , für seinen eigenen Gebrauch kauft er am liebsten eins vneder. Wer sein eigenes
Wohnhaus mit eigenen Kräften erbauen, sein Kanusegel selbst zuschneiden wollte,
ohne die Gemeinde zu Hülfe zu rufen, der würde ein Gegenstand des allgemeinen
Unwillens werden. Das geringste Streben nach einer, sich von der Menge absondernden
Individualisimng würde eine Strafe nach sich ziehen, denn es ist hier schwer zu ent-
scheiden, wo die Sitte endet und das Gesetz beginnt. Am leichtesten werden diese
Verhältnisse z. B. durch den Umstand illustrirt, dass die Errichtung der Umzäumung
einer Behausung im Dorfe, dem Geiste des Gemeindelebens zuwider ist und der reichste
Oberhäuptling würde die Anlage einer solchen nicht wagen, weil sich die sämmtlichen
Rupak der Gemeinde gegen ihn wenden würden.
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errichten, so begeben sich einige derselben nach einem der benachbarten
Dörfer und firagen die Regierung desselben, ob sie den Oromül^ wie der
Neubau eines Bay heisst, übernehmen will. Besitzen die gefragten Häuptlinge
keine rechte Neigung dazu, dann fragen sie einen der männlichen Verbände
oder Kaldebekd ob dieser die Arbeit ausfahren wolle. Ist dies der Fall,
dann ist damit die nöthige Einleitung beendigt und die Auftraggeber kehren
heimwärts; während die Bauunternehmer sich nach einem tüchtigen Takal-
bay^ d.h. Baumeister, umsehen. Sie verstehen zwar selbst die Construction
eines Bay genau genug und sind mit dessen Ausführung vollständig ver-
traut. Indessen dies ist nicht hinreichend, sie verstehen eben nur die
Ausführung der Arbeit, aber die Kenntnis des wirklichen Tokoy^ der tikinel
a omdäsak^ des wirklichen Wesens der Baukunst, geht ihnen ab. Diese
besitzt eben nur der Takalbay^ der sie von seinem Vater oder von seinem
Obokui^ der ein anerkannter TakcUbay war, ererbte; jenes innerste Wesen
der Kunst beruht aber auf der Kenntnis des Verkehrs mit den Gott-
heiten des Waldes und der Hölzer, in Folge dessen das AuflFQhren
des Baues vor der schädlichen Einwirkung derselben geschützt and glück-
lich beendet werden kann 0.
Haben sie dann den gewünschten Mann gefunden , so erhält er zuvörderst
ein Stück des einheimischen Geldes im Werthe eines Mor a kaymo*)
(gleich zehn gutgefüllten Körben des einheimischen Taro^ oder I 2.50 nach
unserem Gelde)*) als Spedd^ wofür er das Oltöbotä amdäsak^ die Eröffnung
des Baus vornimmt. Er begiebt sich mit dem Kaldebekd in den Wald,
sucht hier einen Baum aus und führt das Mesvbut a koreomd aus. Um
dieses vollgültig zu thun, ruft er während der vorhergehenden Nacht den
Mesikt (die Pleyaden) an, der einst auf der Erde lebte und sich ein Fahr-
zeug baute, sich aber dann sammt seinen Angehörigen entfernte und heute
des Mondes Begleiter am Himmel ist. Er hat im Innern, in der, ^arämmas
genannten Gegend, in vier, je zwei und zwei zusammengestellten Steinen, auf
denen sein Fahrzeug stand, seinen Sitz. Der TakaXbay bereitet seine Axt
äusserst sorgfältig vor, er wetzt sie möglichst scharf, reibt sie mit Oel ein und
») Wie ich es in meinen übrigen Schilderungen pelauischer Zustände, etc. nachwies,
besteht diese Unterscheidung der sachlichen und der formellen Kenntnis, beinahe bei
jeder alltäglichen Thätigkeit eines Pelauaners. Viele Frauen verstehen die Taropatsche
gut zu bearbeiten, aber wenige verstehen sie beim Anpflanzen richtig zu besprechen
(beschwören). Der Fischer bespricht die See, der Jäger das Innere des Landes, der Bau-
meister den Wald , und jedes Geschäft hat seinen Kedul (Gottheit) und sein Tokoy (Art
und Weise). Jene aber, welche das Besprechen ohne die nöthige Kenntnis unternehmen,
erfreuen sich nicht nur keines Erfolges, sondern sie verfallen überdem dem Zorn der
Götter. Dies mag die, dem Fremden oft unbegreifliche. Zögerung und Weitläufigkeit
erklären, welche sich bei den Arbeiten der Eingebomen zeigen und die falsch ver-
standen, dann gewöhnUch der Indolenz oder dem bösen Willen derselben zugeschrieben
werden.
•) [Vergl. vom pg. 8.]
») Ausführlicheres über den Werth etc. der hier erwähnten Geldstücke, siehe vom
pg. 8 & flf.
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hängt sie dann im Hause auf und während dieser Nacht muss die ganze
Familie das Haus verlassen. Bei dem, den folgenden Morgen stattfinden-
dem Besprechen des Waldes entfernt sich der Baumeister von der ihm
folgenden Menge und wählt einen Baum, gegen welchen er den eröff-
nenden Hieb ausführt, wobei er zugleich die übrigen vier Gottheiten seines
Gewerbes anruft. Diese sind Kdbüdep^ Gayük yeddtk^ Yekdth er a Kabürus
und Koräkd; er bittet sie von der Absicht des Neubaus Kenntnis zu
nehmen, ersucht sie die zu verwendenden Bäume zu verlassen*), sowie
die Arbeiter nicht mit Krankheiten zu plagen und endlich von denselben
Trägheit, Zwist, Neid und bösen Zauber fern zu halten. Als Opfer legt er
eine G^lbwurz neben den Stamm , setzt sich dann zur Seite hin , beobachtet
wie die Leute den Baum weiter fällen und aus den, diese Arbeit begleitenden
Umständen schliesst er auf die Zukunft, das Gelingen und die Eathsamkeit
des Baues. Er ist im Stande wahrzunehmen, ob seine Besprechung erfolg-
reich gewesen, oder ob die Gottheiten noch in den Bäumen blieben, was
er aus dem Vorhandensein kleiner Häufchen von Staub (wohl von Wurm-
löchern herrührend) erkennt. Fallen die Bäume mit Gteächz, so sagt er:
„die Bäume fühlen heute Schmerz, sie weinen," und die Arbeit wird auf
eüien günstigeren Moment verschoben. Scheint aber alles günstig, so fällen
die Leute das Holz, wobei der Meister nur den Beobachter und Rathgeber
spielt und die ersten Balken werden sodann, wie oben geschildert, nach dem
Bauplatz gebracht. Hierauf geschieht die Aufstellung der Pat^ zu welcher
jedoch der Baumeister durch ein weiteres Geldstück, für das sogenannte
„Omergel a kabeäs^" die Klärung und Bereitung des Bauplatzes und das
Anlegen der Richtschnur, bewogen werden muss.
Sind die Pat errichtet, also der wichtigste Theil des Baues, das Fun-
dament, fertig, so tritt eine Pause ein; denn die Inangriffnahme des Haus-
körpers verlangt wieder die Anspornung des Meisters, durch neue, besondere
Bezahlungen. Hier kommt zuerst der Not-Balken in Betracht, der die
Länge des Gebäudes bedingt und einen Adolobok für Omtü kostet."
Ist sodann der die Basis der Wand bildende Rahmen vollendet (in welchem
Zustande wir ihn oben verliessen), so kommt die Wand an die Reihe, bei
welcher die Eckpfeiler, Saus genannt (D der Figuren 5 & 5a, 6 & 6a
Taf. XXIX), der wichtigste, eine besondere Vergütung erheischende Theil
sind. Es ist leicht verständlich dass von der Beschaffenheit dieser vier
Wandstützen die Ausführung der ganzen Wand abhängt; sie müssen also
sämmtlich durch den Meister selbst gemacht werden und werden einzeln,
beim Einfügen in den Rahmen der Wand, mit je einem HoniaM bis zu
einem Adolobok bezahlt.
Die Saws-Pfeiler werden aus einem Stück Holz, vorläufig in solider
vierkantiger, nach oben sich verjüngender und, mit Rücksicht auf die
*) [Vergleiche vorn pg. 51 und G. A. Wilken: Het animisme pg. 141 ff.]
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Mittelebene des Hauses, etwas schräger Form zugehauen; dann aber an
der nach Innen gekehrten Ecke ausgehöhlt. Der Pfeiler ähnelt in Folge
dessen zwei, rechtwinkelig mit ihren Kanten aneinander gefügten Brettern
und ist im Verhältnis zu seinem äusseren Aussehen von nur geringer Schwere.
Die Breite der beiden Seiten beträgt im Kddok unten 20—25 cM., oben
17—20 cM., die durchschnittliche Höhe 80-85 cM. für den eigentlichen
Körper. In den übrigen, mehr den alten Geschmack zeigenden, Bay sind
die Saus viel kürzer und breiter (z. B. Fig. 1 Taf. XLIII).
Das Einlassen der Saics in den TJrühü a saus^ wie die Ecken des
vorerwähnten Rahmen heissen , geschieht in ziemlich oberflächlicher Weise ;
sie werden nämlich mit zwei kleinen Zapfen, je einen für den Unterrand
jeder Seite, in entsprechende Löcher des Not- und des ivt(?o/m-Balkens
gesenkt, wie es die Fig. 26 und c Taf. XXX veranschaulicht. Der Pfeiler
ist somit gestellt und die horizontale Veränderung seines Platzes ver-
hindert, aber befestigt ist er nicht, und die einzige Kraft die ihn flxirt ist
der Druck von oben, sowie die breitere Basis.
Sind die vier Savs errichtet, so schreitet man zur Vertheilung der
Wandpfosten, Kath^ durch die gesammten Arbeiter. Diese Pfosten sind
(E der Figuren 5 & 5a, 6 & 6a der Taf. XXIX) von der Länge der Saus,
unge&hr 20 cM. breit und 8 cM. dick, und bei richtiger Form sollen sie
sich ebenfalls nach oben etwas verjüngen; sie werden in ziemlich gleichen
Abständen, je zwei zwischen zwei Pa^Balken, in Vertiefungen des ilot-
Balkens befestigt und zwar so, dass deren Aussenseite mit der Oberfläche
der -?J^o<-Seite in einer Flucht liegt (Fig. Ig, lA Taf. XXX).
Sind nun sämmtliche Pfosten errichtet, so werden deren obere, noch
rohe Enden mittelst des aunamk, der Richtschnur, gemarkt und von den
nöthigen Endzapfen versehen, um den oberen Rahmen tragen zu können.
Dieser besteht aus zwei seitlichen, an Länge den Not gleichen, 20 cM.
breiten und 10 cM. dicken, Honranl genannten, Balken (F der Figuren
5, 5a & 6, 6a der Taf. XXIX) auf deren unterer Seite in entsprechenden
Entfernungen sich die Vertiefungen für die Zapfen der Pfosten befinden.
Diese Balken werden mindestens aus zwei, gewöhnhch aber aus drei
Stücken zusammengefügt ; kommen die Fugen über einem Pfosten zu liegen ,
so durchsetzt dessen Zapfen dann die beiden zusammengefügten Balken
(Fig. la & 16 Taf. XXX), sonst sind die Zapfen nur seicht, etwa 2 cM.
tief, eingelassen. Bevor jedoch der Baumeister die Zapfen der Kath markirt,
fordert die Sitte dass er für jede Seite des Gebäudes ein Mor a kaymö-
Geldstück erhält. Geschieht dies nicht, oder ist er mit den ihm angebotenen
Stücken nicht zufrieden, so muss die Arbeit ruhen bis er befriedigt wird,
denn ohne ihn zu arbeiten wäre unmöglich. Auf den beiden Kurzseiten
entsprechen den Honranl die Golik (G, Fig. 5, 5a & 6, 6a Taf. XXIX),
welche an den Ecken des Hauses die Enden der vorigen Balken umfassen
und hier ebenfalls von den Zapfen der Saics durchsetzt werden.
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Isfc der Obern Rahmen fertig so wird er wieder herabgenommen und nun
wird zum endgültigen Einsetzen der Wand-Pfosten geschritten. Dies ge-
schieht indem zwischen je zwei derselben ein -?}7aos-Balken eingepasst und
am unteren Ende derselbe in seithche Nuthen eingelassen wird (H, Fig. 5,
5a & 6, 6a Taf. XXIX). Bei diesem Vorgange werden die mittleren Räume
der Kurzseiten und jeder vierte Raum der Langseit^n, vom Ende hergezählt,
offen gelassen um die TwawZ, die Thür- oder Zugangs und Lufböflfnungen
zu bilden ; dem entsprechend , werden auch die denselben zugekehrten Seiten
der Kath mit einer Vorrichtung für das Einschieben der, dem Nlaos
entsprechenden und Horidigü genannten, Thürschwelle versehen. Diese
besteht darin, dass der untere Theil des Kath sich etwas erweitert
und in dem dadurch gewonnenen Holz eine winkelige Nuthe erzeugt wird
(le, Taf. XXX), in welche dann die Schwelle (J, Fig. 5, 5a & 6, 6a Taf.
XXJX), deren ganzer Seitenrand eiüen kantigen Nuthzapfen bildet, ein-
geschoben wird.
In einem Kddok-Bay^ bei welchem die Wände aus dem Kddok genannten
Bambusgeflechte bestehen, bleibt deren Anfertigung einem späteren Zeit-
abschnitt vorbehalten. Bei den übrigen dichtwandigen Bay müssen jedoch
die Wandbretter vor dem Aufsetzen des Honrards eingefügt werden, was
dadurch geschieht, dass sie mit ihren etwas verschmälerten Enden ca.
1 cM. tief in die Längsnuthen der /ifa^Ä-Seiten fassen; durch Honrard
und Golik werden dann die Wandfelder unverrückbar an ihrem Platze
gehalten.
Die Bretter der Wände, auf den Langseiten Kas&pökop^ auf den Kurz-
seiten Tik genannt, sind bis 5 cM. dick und so breit als möglich gewählt,
um das Wandfeld ohne Fugen auszufüllen.
Gleichzeitig mit dem Aufsetzen der HonrafU' und der (zoMÄ-Balken, werden
die Galabat (I, Fig.6 Taf.XXX) von den Arbeitern verfertigt und mit den unteren
Enden in die Pat^ ca. 15 cM. tief, eingelassen. Dies sind ca. 1.60 Meter
lange, vierseitig behauene Pfosten, die, soweit die Höhe der Wand reicht,
eine bedeutendere Dicke haben (ca. 11 cM. bei 9 cM.), darüber hinweg aber
vermindert diese sich auf 9 cM. bei 7 cM., um ein schräges pultförmiges, in der
Mitte von einer viereckigen Öffnung versehenes Stück, Ärgoy genannt (K),
zu tragen, und ferner mit ihren Spitzen den Ddoläkl-Bdlken zu stützen.
Die Aufgabe des Galabat ist erstens die seitliche Verschiebung der Wände,
in Gemeinschaft mit dem Ddoldkl-BBlken zu verhindern, indem ersterer
einer Verschiebung derselben nach Innen vorbeugt; femer aber verhindern
die, durch den Galabat flxii*ten Ärgoy' s eine solche nach Aussen, weil
das äussere Ende derselben auf der unteren Seite eine Einkerbung hat,
die über den HonrarU greift und ihn festhält, während die Oberseite der-
selben Stützpunkte für die ganze Dachrüstung bildet.
Uns der letzteren zuwendend, nehmen wir als Ausgangspunkt den
Ärgoy. Die Mitte desselben durchsetzt der, Omogotä a goMbat genannte
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Theil des G^aZoftai-Pfostens , dessen nach innen gekehrter Theil 25—30 cM.
breit ist, und in das Innere des Hausraumes pultähnlich hinein ragt, um
hier während des Tages die zusammengerollten Schlafmatten zu bergen.
Nach aussen von dem Pfosten findet sich ein Kloben, der mit einem ähn-
lichen des Aussenrandes einen ca. 5—8 cM. tiefen Einschnitt begränzt, in
welchem der untere Dachbalken Horonödol (M) ruht. Auf einer der übrigen
Seiten des GaMbat^ noch etwas mehr nach aussen, so dass er über dem
Hohrafd zu stehen kommt, befindet sich eine Vertiefung welche das untere
Ende des jR^A^n-Balkens trägt (N); dieser, sich schräg nach oben erhebend
und mit dem der anderen Seite sich kreuzend, bildet die Gabelstützen in
welchen der Wuadd^ der Giebelbalken des Daches (0) lagert.
Der Rekan ist ein über 5 Meter langer, 8 cM. dicker und 12 bis 16 cM.
breiter, vierkantig bearbeiteter Balken; am unteren Ende verengt und
winkelig ausgeschnitten , zum Zweck der besseren Anfügung an den Bdöläld'
Balken, über den er von oben hinweggreift und an welchen er ausserdem
durch Binden befestigt wird, was jedoch in den richtigen Bay nicht vor-
konamt. Die oberen Enden sind auf der Kreuzungsstelle mit ihren Seiten
in einander gefügt. Er erhebt sich unter einem Winkel von 66'' und bewirkt
die für Pelau so charakteristische spitze Form der Dächer^). Die beiden
i?eÄaw-Balken werden mit einander durch horizontale Querbalken, den Omguuk
und den OberbcU (E & F, Fig. 2 Taf. XXXI), verbunden.
Der Horonodol-Balken ist rund, wie der ihn liefernde Baum, er wird
aus dem Tebikd- oder Gwrwr-Holze (zwei RhizophoraAit^n) gehauen; bis
zur Länge von 15 Meter besteht er noch aus einem Stücke, in den
längeren Bay aber ist er aus mehreren Stücken zusammengefügt. Von der
Art und Weise der Lagerung dieses Balkens hängt die Bestimmung der ein-
zelnen Haustheile ab, indem die Kurzseite nach welcher das dickere Ende
desselben gerichtet ist, das Madal a bay^ das Gesicht oder die Fronte des
Bay bildet. Die entgegengesetzte Seite heisst But d bay und die beiden
langen Manerem d tmnl *).
») Die spitze Form des Daches ist auf den Pelau-Inseln die ausschliessliche und wird
für alle Arten der Gebäude angewandt.
Die Dächer der yapschen Fehay sind zwar ebenfalls spitz, hoch und in der Mitte
eingesenkt, wie auf Pelau, aber die Dächer mancher Art Wohnhäuser sind niedrig.
Dasselbe wiederholt sich auf den niedrigen Inseln der Karolinen und auf Ruh, wo
spitze Dächer gar nicht vorkommen. Die beinahe den Boden berührenden Dächer der
Mortlock-Inseln sind nicht als hoch anzusehen, wenn man die Breite des Gebäudes, und
den Umstand, dass sie zugleich den Hauskörper einschliessen und auch die Wände ver-
treten, in Betracht zieht. Der Giebelwinkel des rukschen „ÜT beträgt über 120°,
wogegen der der pe lauschen Bay*s unter bb" bleibt. Auf Ponape sind die Dächer
der „Naj" ebenfalls sehr hoch, aber weniger spitz, weil breiter als auf den Pelaus.
Dagegen sind die Dächer der Wohnhäuser bedeutend flacher und beträgt der gewöhnliche
Giebelwinkel 90*» (Vergl. Taf. XLVIII, XLIX & L).
«) Diese besondere Benennung der einzelnen Seiten, welche sich auch auf die, an
ihnen befindlichen Thüren bezieht, steht in Verband mit einer streng regulirten Benutz-
ung dei-selben. Der Mathal a hay genannte Theil ist der vornehmere, und die beiden
seitlichen Thüren desselben sind für die Mitglieder N«. I und II des Kaldehekds, welcher
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~ 232 -
Der Wuadelr oder Giebelbalken ist eines der wichtigsten Theile des
Baues und von dessen zu geringer oder zu grosser Länge, hängt Leben
und Gesundheit der künftigen Bewohner ab; deshalb empfängt auch der
Baumeister, der seit der Einfügung der Kath keine spezielle Vergütung
bezog, für das Marken des Wuadd einen Mathal a Muk.
Die übrige Dachrüstung besteht schliesslich noch aus den folgenden
Theilen:
a) SeM (P, Fig. 5, 5a & 6, 6a Taf. XXIX), Querlatten von 8 cM.
dicken Rundhölzern, die an den Enden eingeschnitten, auf dem Horonodol
und den Wvadd ruhen und mit Zwimverband befestigt werden.
b) Rad (R, Fig. 5, 5a & 6, 6a Taf. XXIX) ist ein Rundholz welches
in den Kreuzungsgabeln der vorigen Stücke liegt und an deren Enden
befestigt wird. Es dient hauptsächlich zum Befestigen der Dachfirstendecke,
wie auch der Enden der äusseren Querlatten des Daches.
c) Dum (Q) sind 3—5 cM. dicke Rundhölzer die von aussen, gewöhnlich
in der Zahl von drei, jederseits an die ^kes befestigt werden und zum
Tragen der äusseren Querlatten bestimmt sind. Diese Hölzer sind gewöhnhch
aus drei Stücken zusammengebunden, sie verdünnen sich gegen die Enden
des Gebäudes und divergiren von einander, der hier etwas grösseren Dax5h-
breite entsprechend.
d) Buik oronödol (S) ist ein 6 cM. dickes Rundholz welches, sich auf
dem DdoläU stützend und von innen an die ^kes befestigt, als eine gerade
Dachverstärkung wirkt.
e) Tmaläot (T), vier 3-5 cM. starke Rundhölzer, die, an der Innen-
seite schräg von der Mitte des Daches gegen die Enden sich erstreckend,
zur ferneren Verstärkung desselben dienen. Sie werden an die Horonodol
und ^kes befestigt.
Hiemit ist die Dachrüstung ^) abgehandelt und kommt nun die Dach-
Besitzer des Eay, bestimmt, während die übrigen zwei seitlichen Thüren im formellen
Besitze der N«. III und N®. IV sind. In einem Häuptlings- J5ay haben bei diesen Thüren die
vier höchsten Bupak der Gemeinde ihren Sitz und die BtUelbay-Thür dient für den
Eintritt der übrigen Mitglieder, die keine festen Stellen haben, sondern sich zwischen
die vier Hauptstellen vertheilen und als Vermittler bei den Versammlungen wirken.
Durch die Front-Thür tritt Niemand ein , auch darf Niemand nächst dieser Platz nehmen.
Dagegen werden, wenn im Bay ein Klegadddb, d. i. ein Besuch aus der Fremde sich
aufhat, sämmtliche Speisen durch letztere nach Innen gereicht.
') Die Construction des Hauskörpers mit jener auf den östlicheren Inseln der Karo-
linen vergleichend, finden wir, dass er überall viel einfacher ist und auf vielen Inseln,
wie den sämmtlichen Central-Karolinen , fehlt, indem er hier hauptsächlich den Zweck
erfüllt, das Dach zu stützen, ohne die Errichtung solider Wände zu begünstigen.
Indessen wird ein näherer Vergleich dieses Theiles sich besser vornehmen lassen , sobald
wir die übrigen Hausformen der pelauschen Baukunst kennen gelernt haben; vorläufig
also nur die Dachrüstung ins Auge fassend, finden wir das Folgende:
Auf Yap wird das Dach durch weniger zahlreiche, aber durchgehends 12—14 cM.
dicke Sparren, You genannt, gehalten. Aus Mangel an kleinem Rundholz, ist die sämmt-
liche übrige Dachrüstung aus dünnem, zu Bündeln zusammengebundenem Bambusrohr
hergestellt, was die Zahl der Stücke viel zahlreicher macht und dann auch in deren
Anordnung gewisse Abweichungen von der pelauschen Weise veranlasst. Die Dachfirste
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bedeckung in Betracht. Das Material derselben bilden hier vorzüglich Blätter
des Pandanus. Die Blätter eines diesem verwandten Baumes, grösser und
breiter als diese, und Buuk genannt, werden nur für kleinere Häuser und
zur Bedeckung der Dachfirsten benutzt. Die Blätter der Mpa-Palme, hier
Toekd genannt, sind zwar hochgeschätzt, finden sich aber nicht im Ueber-
flusse und werden daher selten in grossem Massstabe verwandt.
Behufs Anfertigung der Dachbedeckung werden die einzelnen Blätter
etwas geglättet, ungefähr im unteren Drittel von deren Länge, das eine
neben das andere um ein dünnes Bambusrohr geknickt und mittelst einer
Knochennadel mit Hibiscus-FaseYßiäen durchnäht (Fig. 8 Taf. XLVIII). Die
Länge eines solchen ca. 1 cM. dicken Rohres beträgt 1.2 M. und bietet
Raum für ca. 15—18 Blätter, die sich mit ihren Rändern bei genauer
besteht aus drei horizontalen, über einander liegenden Stücken. Im üebrigen kann die
Construction genauer aus meiner Schilderung des yapschen Hausbaues ei*sehen werden.
Auf den J^MÄ-Inseln stimmt die Dachconstruction genau mit der pelauschen; den
pelauschen Namen: äeke^^ DuMy Osogidel^ Tmaldot entsprechen aber nur die rukschen:
Ewida^ Apeged^ Tarin ^ Itubut, Die drei Hauptbalken die in Pelau als Horonodol und
Wuddel unterschieden werden, heissen in Buk sämmtlich Abibij von denen der Giebel-
balken nicht rund, sondern flach viei-seitig ist. Als Material zur Dachbedeckung dienen
die Blätter einer auch auf Ponape vorkommenden, und für diesen Zwecke benutzten
Palme; sie werden eben wie auf Pelau längsseitig an die Rohre genäht, was aber
auf Ponape nicht geschieht. Hier werden die 0;-Blätter schräg umgebogen, so dass die
beiden Lagen sich kreuzen , was die Dicktigkeit der Dachdecke bedeutend erhöht. Dagegen
ist die Dachrüstung selbst viel einfacher und leichter. Die ReUj an die die Dachdecke
genäht wird, liegen direkt auf den Längsbalken des Daches, die hier cuka panapan
heissen; somit fehlen also die pelauschen und rukschen Sekes, Dutcä und Tmaldot Zu
den Beu werden junge Stämmchen der Rhizophora-Arten: com und äk verwandt, die
allerdings stärker und steifer sind als die pelauschen Oüogidd aus dünnem Bambusrohr.
Deshalb erhalten sie auch in Wohnhäusern nur eine einzige Querstütze an der Mitte
der Dachbreite, etwa dem pelauschen Suik horonodol entsprechend. Trotz der verein-
fachten Dachrüstung dürfte doch der ponapschen Dachbedeckung, der erste Platz auf
den Karohnen gebühren, was nicht nur durch die Q;-Blätter selbst, sondern auch durch
die grössere Fürsorge bei der Herstellung derselben bedungen -wird. Die einzelnen Oj
liegen dicht aneinander und werden sorgfällig mit feinem Zwirn durchnäht, so dass ein
Tenak, der auch breiter als der pelausche Telnosok ist, bis 300 derselben zählt, während
auf Pelau kaum die Hälfte gezählt wird. Der ponapsche „Parapar" ersetzt den pelauschen
^Augup" und übertrifft letzteren bedeutend an Güte. Die gi'ossen Kosarakj Bambusrohre
welche die pelauschen Dächer verunzieren, sind durch dünne Alek-Rohre ersetzt, die in
der geflochtenen Decke versteckt, ganz denselben Dienst leisten.
In der Dachrüstung der nukuorschen Häuser begegnen wir einer grossen An-
näherung an diejenige der R u k-Inseln. Das Dach wird in beiden durch vertikaJe Stützen,
in der Medianebene des Hauses gehalten, die wieder auf den Querbalken der Haus-
rüstung stehen. Dieses Stück heisst auf Nukuoro : Pou (samoanisch = Pfosten) , auf Ruk :
Urada (TJr gemeinschaftlicher Name für Pfosten auf: Ponape, Mortlock und Ruk, auch
in dem nukuorschen Tunduru auftretend) , auf Pelau : oMolökl , hier aber kommt er nur
in der, Bükelek genannten, heute nicht mehr aufgeführten Form der Bay vor. üeber-
einstunmend damit steht diese Stütze in Nukuoro auf dem Tokai^ in Ruk auf dem
Eycom genannten Balken, dem der pelausche Deloldkl entsprechen dürfte. Auf ihrer
Spitze ti-ägt sie den Giebelbalken Tahuhu, über welchem sich die den äek^ und eyjida
entsprechenden TeoA^-Querlatten kreuzen. Die übrigen Hölzer: TaotahuhUj Kaukau y
Küi hole und Taosana entsprechen den pelauschen Bael, Duuä, Osogidel und Honlay
gürus. Dagegen befindet sich in der nukuorschen Dachrüstung noch ein dritter Giebel-
balken, Tao paiUf der in der oberen Kreuzung der äusseren Querlatten liegt und ganz
folgerecht die Dachfirste abschliesst, sich aber auf den anderen Insehi nicht findet.
Zum Vergleiche füge ich die Taf. XLVHI— L bei, aus welchen die Haus-Ck)nstruction
auf Ponape, Nukuoro und Ruk ersehen werden kann.
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Arbeit decken; das mit Blättern bedeckte Rohr heisst HohlM und 150 und
mehr solcher, bis zur Dachfirste übereinander gelegt, bilden die l^ösok des
Daches, deren Anzahl so berechnet ist, dass sie gerade der Länge des Bay
resp. des Daches entspricht, ohne bei der Zusammenfügung ein zeitraubendes
Zuschneiden zu erfordern. Diese Zahl ist immer eine ungleiche, indem sich
in der Mitte des Daches ein einzelner, Kcüith genannter I^'osok befindet,
von dem aus die weitere Deckung des Daches, nach den Enden zu, begon-
nen wird.
Um nun die einzelnen Holükl zu einer dichten Bedeckung zusammen
nähen zu können, werden quer über die Duüs-Latten noch äussere Quer-
latten befestigt, quer über welche dann die Holükl mit einem laufenden
Knotenstich von unten nach oben befestigt werden (Fig. 4 Taf. XLVIII).
Diese Hülfslatten, Osohidd genannt (ü, Taf. XXIX Fig. 6a) bestehen aus
einzelnen 2 cM. dicken, öfter aber aus je zwei 1 cM. dicken zusammen-
gelegten Bambusrohren, die oben an sämmtliche Duüs und den Rael^ nach
unten aber an eine besondere, aussen liegende Längslatte, die Hofday
gurus heisst (V, Fig. 5, 5a & 6, 6a Taf. XXIX), befestigt wird. Diese
wieder wird durch kräftige Zwirnverbände mit den Enden der sämmtlichen
Sekes verbunden, womit die Dachrüstung nach unten abgeschlossen und
dem Herniederrutschen der Bedeckung vorgebeugt wird.
Zum Dichten der Dachfirste dient die Äicgüp (H, Fig. 4 Taf. XXX)
genannte Vorrichtung. Diese besteht darin dass einige Lagen loser Buuk-
Blätter quer über die Spalte zwischen den beiden Dachseiten gelegt, und
beiderseits durch ein 5 cM. dickes Bambusrohr, Kosärak (W, Fig. 4 Taf.
XXX), niedergehalten werden. Die Befestigung geschieht mittelst zahl-
reicher unter dem Rad durchgesteckter, Kolul (E, Fig. 4 Taf. XXX) ge-
nannter, Stäbe, um welche dann ein Verband aus dem Stengel verschiedener
Schlingpflanzen, in Gestalt einer Schlangenlinie quer über die Firste herge-
stellt wird.
Nachdem das Bay so weit fertig, verbleibt noch die Ausführung der
beiden Giebelfelder Nüliabat (Y, Fig. 6a Taf. XXIX), der Wände, Poub (X,
Fig. 6a Taf. XXIX) und des Fussbodens, Aidäol (Z).
Die Giebelwand eines Kddok-Bay (Fig. 3 & 6 Taf. XXIX & Fig. 5
Taf. XXX) besteht aus einer , den Giebelraum ausfüllenden Rüstung Sekesekä
a nüliabat^ an welche dann eine äussere Bekleidung befestigt wird. Die
Rüstung ist aus 4—5 horizontalen, 4-5 cM. dicken Rundhölzern (1, Fig. 6a
Taf. XXIX & Fig. 5 Taf. XXX), Delbärt a nüliabat, verfertigt, die mit
ihren Enden hinter eine der Se/ces-Latten greifen, und ferner aus sieben
ähnlichen, erstere quer kreuzende Sekes (3.3, Fig. 6 Taf. XXIX & 5 Taf. XXX),
von denen der mittlere Adäläl a nüliabat heisst ; die Befestigung des Ganzen
geschieht mittelst Kokoszwirn. Die nun folgende Decke wird ähnUch wie
bei der Dachbedeckung ausgeführt , nur dass hier die Tdnosok nicht zusammen-
gelegt werden, sondern aus einem, der ganzen Breite der Wand entspre-
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chendem Stück bestehen. Dieselben werden an die Sekes^ dicht zusammen-
gedrängt , befestigt , damit die Blätter bürstenartig abstehen , worauf die
Aussenseite glatt beschnitten wird, in Folge des eine, ca. 8 cM. dicke,
jedoch ziemlich leichte Wand (4 Fig. 5 Taf. XXX), Kaldöol^ erzeugend.
Nach aussen wird diese Wand von dem Giebelrahmen umschlossen,
der aus zwei, den Dachseiten sich anlehnenden, nach oben winklig zusam-
mentreffenden Brettern besteht und Honiau heisst (6 , Fig. 5a Taf. XXIX) ;
sie werden oben durch eine Nuthenfuge zusammengehalten und umschliessen
den Giebelbalken , nach unten aber stützen sie sich auf den Honranl-Balken ,
wofür sich auf ihrer inneren Seite ein Einschnitt findet, und mit, den Enden
der Horonidol-Bsilken entsprechenden , Löchern umfassen sie diese. Längs des
Aussenrandes der Honiau-BvetteT sind kleine Löcher angebracht durch
welche die Enden der Dwws-Latten reichen und an den einzigen hier befind-
lichen Osogidd mit Zwirn verbunden sind, dadurch zur Befestigung des
Honiau'8 beitragend. Der untere Theil des Giebelrahmens besteht aus einem
Ober 20 cM. hohen, nach vorne hohlkehlartigen, nach hinten geraden
Balken , der mit seinen ausgeschweiften Enden , den Dachbalken unten , von
der inneren Seite her umfasst. Sein Name Tegetek (7, Fig. 5a Taf. XXIX)
bedeutet dass er zum Schutz gegen Witterungseinflüsse dienen soU^).
Die Wand, Kpokp^ des Kddok-Bay wird auf folgende Weise zusam-
mengesetzt. Zwischen je zwei Wandpfosten werden 4 horizontale HonosogäkPs
(a, Fig. SA Taf. XXX) aus uireca-Holz, je 2 cM. hoch und 1 cM. dick,
befestigt, indem sie jederseits 1 cM. tief in den Pfosten eingelassen werden.
An diese werden nach auswärts 1 cM. breite, vertikale Bambussplitter
Dolhor a kpokp (8, Fig. SA Taf. XXX) in Abständen von je 2 cM. befestigt.
Weiter nach aussen kommt eine Lage zerschlagenen Bambusrohres, das
KcUSd a kpokp (c), das Innere der Wand bildend. Die äussere Seite besteht
aus einer Lage horizontaler, 1 cM. breiter Kddok Splitter (d), die an eine
gleiche äusserste vertikaler, etwas von einander abstehender Oso^rjdeZ-Stücke (e),
sorgföltig mit einem Kokosfaden gebunden werdeu, so dass die Knotennaht
längs der Mitte der Aussenseite verläuft, und der ganzen Wand dadurch
ein besonderes, Kddok genanntes Aussehen verleiht, welches dem ganzen
Bay den Namen giebt. Festgehalten wird der äussere Theil durch Fäden,
welche sich, die Wand durchsetzend, an der Innenseite theilen und hier
>) Das Vorkommen dieses Balkens und sein Name ist ein nicht unwichtiger Beleg
für die ursprüngliche Einheit des Bauplans der Häuser auf den Karolinen. Aus den Taf.
XLVIII— L ist ersichtlich dass der ponapsche und ruksche Hausplan darin überein-
stimmen, dass die beiden Kurzseiten eine besondere Dachbedeckung zeigen, die ziemlich
tief in das Innere des Hauses unter das Giebeldach tritt. Dieser auf Ponape: Nantijok,
auf Ruk eben wie das Dach, Mais genannte Theil ist sehr breit, er schützt das Innere
vor dem Regen, ohne Luft und Licht von demselben abzuschliessen , ebenso wie der
Tegetek es dem Namen und seiner Form nach thut, obwohl die Ausführung in Holz ihn
seiner wirklichen Bedeutung beraubt, denn der NUlidbat schützt das Innere schon
genügend und der schmale Balken soll nur die Lücke zwischen dem vorigen und dem
9au8körper ausfüllen resp. bedecken.
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theils an die früheren , theils an besondere, HonöbiU genannte Stücke (/*, Fig.
3A Taf. XXX) befestigt werden ^).
Der Fussboden Avläol besteht aus möglichst soliden, balkenartigen
Brettern die, ohne Rücksicht auf die Breite, nebeneinander gelegt und
deren Oberseite naöglichst glatt behauen ist. Die Länge derselben ist so
bemessen, dass sie gerade bis zur Mitte der Pa<-Balken reichen und diese
mit ihren Enden umschliessen , wodurch jede, zwischen je zwei Pat befind-
liche Abtheilung des ßat/, Delmärap genannt, ihren eigenen Fussboden
erhält. Die äussersten, den Not zunächst liegenden Dielen, welche die
Galabat einschUessen , nennt man Töivt^ während die mittlere Diele ein
fortlaufender vierkantiger Balken, öowä, ist. Die übrigen Dielen heissen
einfach Kasepökop^ Bretter*).
Der Reinlichkeit des Innern des Hauses wegen und mit Rücksicht auf
die Bequemlichkeit der Insassen wird der Fussboden von zahlreichen drei-
eckigen Löchern, Ohomogymd^ versehen, durch welche die Bewohner den bei
dem Betelkauen unvermeidlich sich bildenden vielen Speichel leicht nach
aussen spucken können. Des Nachts dienen überdem diese Löcher zum
Uriniren und dieses Privilegium nehmen sich die älteren Leute auch am
Tage heraus. Die Oefl&iungen sind regelmässig vertheilt, so z. B. je vier
einer Eingangsöffnnng gegenüber. Der Gorik ist dagegen auf den Seiten
ausgeschnitten, so dass zwischen ihm und der nächsten Diele längliche
Spalten entstehen, durch welche der Kehricht und sonstige, flüssige Abfälle
entfernt werden (a, ft, Fig. 3 & 4 Taf. XXXII).
In der Mitte des Fussbodens, den ganzen Raum zwischen den beiden
mittleren Pat einnehmend, befindet sich der Feuerheerd, Kap (d, Fig. 4
Taf. XXXII) in einer entsprechenden, beim Legen des Bodens dafür ange-
brachten OeflEhung. In sehr, langen Bay finden sich deren zwei, beide von
der Mitte gegen des Ende gerückt. In letzterem Falle wird der Kap solide
aus Steinen erbaut und die Oberfläche mit Erde bedeckt, sonst aber besteht
er aus einer Lage Stein§, die mit Erde bedeckt sind und auf einer, aus
vier Pfosten und darüber gelegten Querhölzern erbauten, Rüstung ruhen.
Der Kap bildet ein unentbehrliches Zubehör des Bay und wenn der
letztere besetzt ist, wu:d auf ihm fast fortdauernd Feuer unterhalten.
Grosse Klötze glimmen hier an ihren Enden den ganzen Tag, um Abends
1) Auf den östlicheren Inseln finden sich nur auf Yap und Ponape geflochtene
Wände, auf sämmtlichen übrigen sind entweder die Häuser auf den Seiten offen oder
die Wände aus Kokos- und PandanusBlättem verfertigt. Der ponapsche TU ähnelt dem
pelauschen Kpokp sehr, indem er auch aus kreuzweise angeordnetem, von einem Holz-
rahmen umfasstem und mit Kokoszwirn durchflochtenem ite/c-Rohre besteht.
») Einen dem pelauschen gleichenden Fussboden finden wir nirgend weiter auf den
Karolinen. Auf Yap besteht derselbe in den Häusern aus losem Korallengerölle , in
dem Bay aus dem nackten Boden, auf den übrigen Inseln bildet ihn der nackte,
höchstens mit rohem Kokos- oder Pandanus-Geflechte bedeckte Boden. Auf der Insel
Ponape dagegen ist der untere Hausrahmen mit kleinen Steinen oder Korallengerölle
ausgefüllt und darüber ein, Öde genannter, ganz dem TU ähnlicher Fussboden gelegt
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zu einem lodernden Feuer angefacht zu werden, dessen Rauch die Muski-
tos theilweise verscheucht , und dessen Flam me für die Alten, die hier gerne
sitzen und, ihren Betel zerstampfend, bis tief in die Nacht hinein plaudern ,
unentbehrlich geworden ist. Befindet sich ein Klegodäol im Bay^ dem zu
Ehren em Schwein oder eine Ziege geschlachtet ist, so wird hier in einem
grossen Topfe, unter Mitwirkung sämmtlicher Mitglieder des Bay durch
Rath und That, das Fleisch zugerichtet, sonst aber von gewöhnlichem Kochen
ganz abgesehen.
Mit der Ausführung des Kap erreicht düB Thätigkeit des Takälbay ihr
Ende und es dient an seinen Heimgang gedacht zu werden. Eine besonders
ausbedungeue Bezahlung erhält er für seine Leistung nicht, diese empfängt
er während der ganzen Zeit hindurch , indem die früher erwähnten Theile des
Baues ihm einzeln, mit durch das Herkommen bestimmten Preisen, bezahlt
werden. Nach dem Aufrichten des Wuadel^ für welches er den Matal a Kluk
oder einen Kdauk bekam, sind es noch die beiden Honian die ihm jeder
einen Ädolobok einbringen, und damit endigen seine formellen Einnahmen.
Indessen er muss während der Bauperiode stets zur Hand sein, um hier
und dort Rath zu schaffen, und mit einem Strich einem verlegenen Arbeiter
aus der Klemme zu helfen. Auch befällt wohl diesen oder jenen Arbeiter
zufällig Bauchgrimmen, Ohrensausen oder Kopfweh und dies ist natürUch
die Folge eines Versehens beim Bau; der Meister wird dann zum Priester
und Arzt und so heimst er, ehe der Bau zu Ende geführt wird, noch manchen
Mor a kaymo für seinen Korb ein. In Wirklichkeit, der Takälbay ist ein
gemachter Mann und er lebt noch in einem Zeitalter, wo ihm die Häuptlinge
den Stift von der Erde aufheben. Eine feste Erwerbsquelle, Gerger ^ hat er
stete, auch wenn er keinen Bau leitet, denn die Bewohner der früher
ausgeflihrten bleiben lebenslang seine Clienten und trachten sich ihn immer
zum Freunde zu halten.
Nähert sich also der Abschluss des Baues, so verbleibt für den Takälbay
noch die wichtigste Sache — die Besprechung des neuen Gebäudes, denn
sonst würden Tod und Verderben darin hausen. Er beginnt diese Handlung
indem er eine alte Kokosnuss zerschlägt und aus dem Bruche Schlüsse mit
Bezug auf die Zukunft des Bay zieht. Dann beschwört er die sämmtlichen
Kedvl der Hölzer das Haus zu verlassen und die Theilnehmer am Bau,
wie auch die künftigen Bewohner, nicht zu belästigen. Ist dieses geschehen,
so geben ihm die Bauunt.ernehmer ein Stück Geld zum Abschiede und
entlassen ihn mit wohlwollenden Worten und dem Versprechen gelegent-
lich des nächsten Oromül an ihn zu denken ')•
«) Das Besprechen des Neubaues ist auch auf den Central-Karolinen Sitte und zwar
wird hier (auf Mortlock, Nöma, Lösop, Nämoluk und Ruk) ein Zeichen desselben,
Tugumeun auf Ruk genannt, an die sämmtlichen vier Ecken des Gebäudes gehängt.
Diese Talismane bestehen aus einem Beutelchen das verschiedene Ki'äuter enthält und,
zusammen mit einigen Korallen-Stücken, an das Ende des Dachbalkens gebunden wird.
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Wurde das Bay nicht in der Heimath durch den KaMebekd^ welchei
es benutzen sollte errichtet, sondern in der Fremde auf Bestellung hergestellt,
so wird der Bau wieder in Stücke zerlegt und den Bestellern von der Voll-
endung des Werkes Nachricht gesandt. Zu diesem Zwecke wird ein Fischzug
unternommen und die Fische, in den Monkonk gewickelt, zu Gcüad geräuchert,
werden sammt Äpdsiyek^) und gekochtem Taro^ wie auch jungen Nüssen,
an die Besteller bei der Benachrichtigung abgeliefert. Die Ueberfiihrung des
zerlegten Gebäudes geschieht dann nach einigen Tagen zu Wasser, indem
die einzelnen Stücke geschleppt werden.
Das Bezahlen des Bay findet dann öffentlich statt, nachdem die Erbauer
dasselbe endgültig aufgestellt haben, und bildet für die ganze Gemeinde
eine wichtige Begebenheit. Die Besteller sind in dem Neubau versammelt
und halten Rath , die Erbauer sitzen draussen auf dem Steinpflaster *).
Eben so wie in dem Kaldebekel der Erbauer die Arbeit unter die ver-
schiedenen Mitglieder vertheilt war, ist auch die Bezahlung fest geordnet
und unter die MitgUeder des bestellenden Kaldebekel vertheilt, so dass sich
hier der Zahlende und der Arbeiter direkt gegenüber stehen, indem jeder
seinen Antheil am Bay an den, ihn vollführenden Mann bezahlt. Um die
Transaktion der zahlreichen Partheien zu erleichtern (denn die Bezahlung
muss an demselben Tage vor Dunkelwerden erledigt sein) ist dieselbe nur
auf die Hauptstücke des Baus erstreckt und sind für diese derart feste
Preise bestimmt, dass damit der ganze Bau bezahlt wird.
Zu jenen Stücken gehören: die vier Oumat (die erste lÜfosok-Reihe der
Dachseiten), die beiden Not und der Wuädd^ die sämmtlich mit je einem
Kluk bezahlt werden und ferner die sämmtlichen Nlosok {el nosok =- Mosok)
des Daches, mit Ausnahme des zweiten jederseits, welcher dem Oumat
zugezählt wird, mit je einem Ädolobok. Aus der Construktion ist
ersichtUch, dass das Gebäude vertikal in möglichst gleiche Theile vertheilt
ist und ein Nlosok entspricht dem durch je zwei Wandpfosten begrenzten
Räume, d.h. dem Antheil an der Arbeit oder der Bezahlung eines gewöhn-
lichen Mitgliedes^).
So fand ich das Tugumeum an dem LefqX von Pia in Bonon auf der Insel Tq auf der
M)r^tocÄ-Gruppe. In dem TJt von Sapulion auf Tefan, Ew/c-Inseln, hing das Beutelchen
an einem Mosor-Zweige , von dem die Rinde ringförmig in verschiedenen Abständen
abgeschält wurde und auf dessen Spitze eine i^w^Nuss (Barringtonia speciosa) gesteckt
war. Die Cennap (Ruk) oder Sildap (Mortlock) , wie die Baumeister hier heissen (bedeutet
„Axt" und „Gross") haben jeder ihre eigene Art und Weise des Ticgumeum, nur darin
übereinstimmend dass dieselben an dem unteren Rande des Dachbalkenendes befestigt
werden.
1) lieber die gelegentlich erwähnten Speisen siebe die eingehenderen Mittheilungen
in dem fmher behandelten Abschnitte: Die Nahrung und deren Bereitung, pg. 166 ff.
^ Selten trifft es sich, dass der Verein die genügende Mitgliederzahl besitzt um
alle die zu vergebenden Theile des Baues übernehmen zu können; dafür bietet aber
die Owin-Sitte Aushülfe, d. h. nämlich befreundete Vereine auswärtiger Gemeinden zur
Hülfe zu rufen. Gewöhnlich aber hat jedes Mitglied einige SukalUy d. h. Freunde die
bei solchen Gelegenheiten gern Hülfe verleihen, wie denn auch seine J^cUek ihm zur
Seite stehen.
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Der Form nach ist also die Bezahlung schon festgestellt und handelt
es sich nur um die Beschafifenheit der einzelnen Geldstücke. Die Kluk
und Ädolobok können, wie es anderen Ortes gezeigt wurde, von sehr
verschiedenem Werthe sein und die dargebotenen Geldstücke werden durch
die betreffenden Empfänger sehr genau und umständlich untersucht und
oft abgelehnt. Ist die Bezahlung aber einmal erledigt, dann kehren die
Erbauer nach ihrer Heimath zurück, und hier findet eine gründliche
Berathung und die Vertheilung des erworbenen Geldes statt. Dem sozialen
Prinzipe der numerischen Anordnung gemäss, geniessen, gleich wie die
obersten Mitglieder des Vereins den hauptsächlichsten Antheil an all den
Lasten des Unternehmens tragen, z. B. den Takalbay für all die oben
erwähnten Baustücke bezahlen und die Nahrung während des Arbeitens
liefern, auch diese wieder bei der Vertheilung des Ertrages den Vorzug
die gi'össeren Geldstücke für sich behalten zu dürfen. Die Kluk also verblei-
ben ihnen, die Ädolobok werden unter die Menge vertheilt. Vorher aber
wird die ganze Bezahlung dem Baumeister vorgelegt, der sich daraus den
ihm beliebigen, jedoch durch Anstand und Sitte vorgeschriebenen Ardand
aneignet. Er wählt sich einen Kluk und zwei oder drei der geringeren
Geldstücke; dann folgt die Vertheilung wie oben geschildert i).
Die so geschehene Bezahlung bedeutet füj* den betroffenen Verein
einen beträchtlichen Ausfall an Vermögen und ist es erklärlich dass die
zunächst sich bietenden Gelegenheiten benutzt werden, um denselben zu
decken. Rücksichten auf mögUchste Beschränkung der Bezahlung bestehen
auch und bei den auswärts bestellten Bay bleibt der Fussboden immer fort ,
denn auch die reichen und grossen Gemeinden könnten sich die Unkosten
Ebenso ist es mit der Bezahlung bestellt. Bei der heute herrschenden Entvölke-
rung der Inseln ist die Zahl der Zahlenden selten jener der zu Bezahlenden gewachsen
und in manchen Gemeinden müssen dieselben, ausser den ihnen formell zukommenden
Theilen, noch einige andere übernehmen, so z. B. die ersten 5 Mitgheder noch je einen
oder einige Mosok des Daches.
») Das Geschäft des den Bau unternehmenden Vereins st^Ut sich also folgender-
massen dar:
Der Verein liefert Holz, Nahrung und Arbeit, und zahlt ausserdem an den Meister
für: OUdbodel a melasak, Omergel a Kabeas^ für die zwei Not, die vier Saus, die zwei
"Wandseit^n, den Wuadel und die beiden Honian, ca. S Mor a kaymOj 8 Honiakl und
1 Ädolobok j zusammen im Werthe von ca. $ 50—60.
Er erhält dagegen für ein gewöhnliches Bay: o Kluk und 14 Ädolobok, im Werthe
von $ 138. Wird davon 1 Klukj 1 Ädolobok und 1 Mor a kayino als Antheil des Takal-
bay mit $ 22.50 abgerechnet, so verbleibt $ 115.50 zur Vertheilung.
Es ist klar dass der Baumeister einen verhältnismässig enormen Gewinn erzielt,
was wohl die Hauptui'sache bildet, dass seine Kunst mit undurchdringlichem Geheimniss und
mit Heiligenschein umgeben wird. Indessen bildet die, von dem Vereine erworbene Summe
eine beträchtliche Einnahme für die Gemeinde und ist dies ein mächtiger Hebel des
gegenseitigen Verkehi-s der Gemeindon. Desshalb ist es erklärlich warum es für würdiger
betrachtet wird, wenn die Gemeinde ein Bay bauen lässt, anstatt dies selbst zu thun.
Wie dem einzelnen Individuum, welches nur produzieren oder nur selbst geniessen , aber
nicht auch Anderen etwas gewähren möchte, ein Makel anklebt, so würde auch das
Ansehen der Gemeinde, die ähnlich handelt, in der öffentlichen Meinung Einbusse
erleiden.
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eines solchen nicht erlauben. Sammtliche Holztheile des Hauses werden
aussen nun roth und gelb bemalt, nämlich : die Wandpfosten , niäos-BaXken ,
Enden der Pat^ der Honian^ ÄdaM a nüliabat und der Tegelek roth, dagegen
die -^o^Balken, gelb; worauf dasselbe , als fertig, von den Eignem in Be-
nutzung genommen werden kann.
Das neue Bay bildet, ehe es in förmlichen Besitz genommen wird,
die Veranlassung zu verschiedenen Festlichkeiten die zumal helfen sollen,
die, durch die Erbauung verursachten Kosten zu decken. Zu solchen gehört
zuerst das j^menimter a bay*\ das Beschneiden der Dachränder, für welches
Fest früher auch Köpfe von Feinden nöthig waren. Heute begnügt man
sich mit dem wesentlichsten Theile der Ceremonie, nämlich damit, dass
die Frauen des Bitan taok^ der das neue Bay bekam, aufgefordert werden
an die Mitglieder des Bay eine Beisteuer an Geld zu entrichten, was
natürlich einer Steuer auf die Ehemänner derselben gleichkommt. Das Geld
wird durch die Frauen öffentlich übergeben, indem sie ausserhalb des Bay
auf dem KalduM^ die Männer aber im Innern sitzen, wobei ein Schmaus
mit Kar und Apdsiyek Allen zu Gute kommt.
War das Bay für die Häuptlinge errichtet und zwar in einem Klou
pelu*)j so kann das zu dem Unternehmen eines Miilbekels mit Buk führen,
worüber ausführlich schon anderen Ortes berichtet wurde.
Die meist charakteristische Phase der Einweihung des JBaj/, welche
einige Zeit nach seiner Errichtung stattfindet ist das Gaot ; unter Zusendung
von Speisen werden die Frauen der sämmtlichen Gemeinden, die zu der
hier in Rede stehenden im Verhältnis des Kaummol stehen (deren Frauen
als Armmol in die Bay treten dürfen) eingeladen, um die üblichen Fest-
lichkeiten zu unternehmen. Diese bestehen darin, dass die Gemeinde für
reichliche Mengen von Nahrung sorgt und die Gäste ununterbrochen, 4-5
Nächte lang tanzen und in dem neuen Baue schlafen , worauf dieser als in
jeder Hinsicht geweiht angesehen wird.
Nachdem wir bisher die Errichtung eines möglichst einfachen Bay, mit
den sich dabei abspielenden Gebräuchen, genau kennen gelernt haben,
können wir zu der Betrachtung der übrigen Formen desselben schreiten.
Das Kddök'Bay ist die einfachste der dauerhaften Formen dieser
Art Gebäude ; es wird aber eine noch einfechere , Äronodol genannte aufgeführt,
die jedoch nur eine zeitweilige, durch Umstände bedingte Bedeutung hat.
Bei dieser Form bestehen die Unterlagen aus gewöhnlichen Kokosstämmen
und die Wände aus Blättern, das Dach ist niedrig und die charakteristisch
pelausche Weise des Bauens ist nur in der allgemeinen Anlage angedeutet.
Derartige Bauten werden gewöhnlich nach einem Kriege schnell errichtet,
um der zurückkehrenden Bevölkerung sofort Unterkunft zu gewähren.
•) [Klou = gross, pelu = Land. Siehe Joum. des Mus. God. Heft IV pg. 37. — Sociale
Einrichtungen pg. 63.]
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- 241 -
In dieser Form fand ich 1882 die sämmtlichen Bay und Häuser in Mole-
goyok ersetzt.
Als die gewöhnliche Form eines pelauschen Bay gilt das Tethib-Bay^
welches ausser durch grössere Dimensionen, sich auch durch vollständige
Ausführung in Holz, einige DiflFerenzen in den einzelnen Theilen des Baues
und die Anwesenheit von Bemalung und Schnitzereien, sowohl aussen als
innen, von dem Kddok Bay unterscheidet, und dessen Construction aus
den Taf. XXX und XXXI, das Häuptlings-ßaj/ ilar a Koldesey in Naru-
pesan vorstellend, hervorgeht.
Was die Dimensionen betrifft, so ruht dies Bay auf acht, anstatt auf
sechs Pa^Balken, so dass die ganze Länge eines der kleinsten Gebäude
dieser Art 21 Meter, die Breite 4.5 Meter und die Höhe, vom Boden ab 7 Meter
beträgt, wobei von letzterer 5 Meter auf das Dach, 1.2 Meter auf den
Rumpf, 0,5 Meter auf die Fundamentbalken und der geringe Rest auf die
Steine der Unterlage kommen.
Die Construction der Fundamente und des unteren Hausrahmens stimmt
genau mit dem Keldok überein, der erete Unterschied findet sich aber in
der Construction der Wände. Das Geflecht des Kddok ist hier durch solide
Bretter vertreten und um dieselben von oben abzuschliessen , kommt
zwischen die einzelnen Kath^ eine 10 cM. dicke und 20 cM. breite Aus-
fQttenmg (Taf. XXX Fig. 7a & Taf. XXXI Fig. 2 & XXXII Fig. 2 A)
die mit den gabelförmigen Enden den verlängerten Zapfen der Wandpfosten
(Taf XXX Fig. 7 B) umschliesst; es bildet von aussen und innen ein
zusammenhängendes Gesims, welches nur bei den ThüröflFnungen unter-
brochen ist und OrsogoJd heisst. Die Zapfen der Wandpfosten verlängern
sich dann noch um ca. 30 cM. und tragen auf ihren Enden den Honrant-
Balken, der sammt den beiden Golik-Balken den oberen Wandrahmen bildet.
Zwischen diesem also und der vom OrsogoM begrenzten Wand, findet
sich ein ofiFener Raum, Äyi logolu^ der die Fenster vertritt, oft aber,
besonders an den Kurzseiten, mit Brettern absichtlich verschlossen wird
(Taf. XXX Fig. 7 C und Taf. XXXI Fig. 2 C). Der Golik-BaXken , der in
dem tethib'Bay die solide hölzerne Giebelwand trägt , ist stark und nach innen
pultähnlich erweitert; seine Breite beträgt bis 0.5 Meter (Taf. XXX Fig. 7 D).
Die Dachrüstung zeigt folgende Abweichungen: üeber dem Delolakl-
Balken befindet sich in 1.4 M. Abstand ein zweiter aber flach liegender
Querbalken , der Omguuk (Taf. XXX Fig. 7 E) heisst und darüber noch ein
dritter der Oberbäl (Taf XXX Fig. 7F). Diese Balken sind in die Seiten
der Rekan eingelassen und dienen als Stützen für die Rüstungen bei Repara-
turen des Daches. Die äusseren und inneren Querlatten stimmen mit denen
im Kddök'Bay überein, aber die Längslatten und die Verstärkungen sind
zahlreicher. Auf der Innenseite der äekes-Laiten befinden sich über dem
Buiki Oronodol (Tafel XXX Fig. 7 G & Taf XXX Fig. 2 G) noch zwei bis
drei Längslatten (H) die Omerik heissen. Die TmoMo^ Verstärkungen sind
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zahlreich und ausser der gekreuzten in der Mitte des Daches, kommen
gegen die Enden desselben je eine auf jede Pa^ Abtheilung. Der Dwus-LaAtGii
giebt es 4 jederseits; im Uebrigen zeigt das Dach keine Abweichungen.
Der wichtigste Unterschied des Tethib-Bay^ und der sämmtlichen andern,
von dem Keldok besteht darin dass die Mtliabat-Wand , durch eine solide ,
Mdek genannte, Wand ersetzt wird (K Taf. XXXI Fig. 2), die den eigen-
thümlichsten Theil eines pelauschen Bay bildet. Dieselbe besteht mindes-
tens aus fünf einzelnen, dicken Brettern, die ein nach oben gerichtetes,
3,5 M. hohes Dreieck bilden, dessen ZusammenfQgung, durch Verband,
Stützen und Querhölzer auf der Innenseite bewirkt wird, wie aus Taf.
XXXI Fig. 2 & XXXII Fig. 1 ersichtlich.
Das unterste Brett der Mdek (K, der erwähnten Figur 7 Taf. XXX)
heisst Torröy-Pdu; sein unterer Theil ist nach vorne hohlkehlartig ausge-
schweift und bildet ein schmales, über den Golik etwas hervorragendes Gesims,
Gaden (L), welches den Tegetek des Kddok-Bay vertreten soll. Der Name
kommt daher, dass früher ein Haifisch auf ihm gemalt wurde. Das nächst
höhere Brett, ebenfalls stets aus einem Stücke verfertigt, heisst Düngdy
{Ardü^ Frau; hng^ die weibl. Scham) von der hölzernen Frauenfigur (N)
die vor demselben angebracht wird. An dem untern Rande dieses Brettes
befinden sich in 0.5 M. Entfernung von der Mitte, zwei viereckige Oeffhungen,
durch welche die zwei ßrw/cwZ-Balken (M) reichen. Dieselben liegen im
Innern des Bay auf dem DdoläJd und halten die Düngdy-Figar in ihrer
Stellung. Das dann folgende Brett heisst Pagey^ das nach oben sich an-
schliessende Misogüuk und das oberste, die Spitze der Giebel wand bildende,
Kalebosöy, Die sämmtlichen Namen sind von den auf den Brettern in alten
Zeiten angebrachten Zeichnungen oder Bildern, algüJd^ abgeleitet i) , welche
den Haifisch (Gaden) ^ Misogüuk {Acanthurus Gahm)^ einen in den Taro-
patschen vorkommenden Aal (Pagey)^ und eine Chaetodon-Avt (Kalebosöy)
vorstellten. Ebenso stammt der Name des Golik-Balkens von der Abbildung
des Golik ^ Pteropics Keraudrenii^ welcher in möglichst grossem Massstabe,
mit ausgebreiteten Flughäuten, die untere Seite des Balkens bedeckt. Mit
der Zeit aber verwischte sich der Zusammenhang zwischen den Namen
Unrichtigerweise nimmt Dr. Sempbr an, dass der Pelausprache ein Ausdruck für
„Bild" fehlt (Die Palau-In8eln,'pag. 261, Anmerkung). Ebenso wie von dem lükus, der
in weissem Schaum zerstiebenden Brandung, der Begriff von luku§iy, schreiben und
mdukus, geschrieben, also auch gemalt, gezeichnet, entstand, so formten sich die Pe-
lauaner von dem „alogut", Schatten, den Begriff algükl, Bild , und das Wort wii'd für die
bemalten Schnitzereien der Bay, Bilder der Personen, Briefe und Gedächtnisknoten ge-
braucht. Ausserdem bedeutet Ogosyül eine Abbildung im Allgemeinen. Tiah ogosiul er
niy heisst, „hier ist sein Bild."
Der Name MeUk wird nicht auf ein einzelnes Feld der Giebelwand bezogen (pag. 335),
sondern bedeutet dieselbe in ihrem ganzen Umfange. Der Name steht in Zusammenhang
mit der Gottheit MeWc die durch die leuchtenden Himmelskörper vorgestellt wird. Die
pag. 334 erwähnten „W und „dauV\ die als Giebelfelder angedeutet werden, müssen
wohl auf einem Missverständniss beruhen. Sie sind hier nicht bekannt; vielleicht soll
daüb — dank — heissen, dann bedeutet es im Allgemeinen eine Schnitzerei von maldtikj
in Holz schneiden.
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und den wirklich angebrachten Zeichnungen, besonders seit der Ankunft
der Schiffe , und sehr oft wird der obere Theil des Mdek mit der Vorstellung
eines Schiffes ausgefüllt, wie z. B in Taf. XXXI Fig. 1 und Taf. XLV & XLVL
Man kann deshalb nicht sagen dass die Schnitzereien des Mdek eines
Bay nur aus gewissen, streng bestimmten Vorstellungen bestehen müssen,
und noch weniger dass dieselben immer eine lokal-historische Bedeutung
für das betreffende Dorf haben. Die Golik- und Gadew-Balken werden in der
ganzen Gruppe übereinstimmend mit einem Haifisch und einem Pteropus
verziert, obwohl an letztem oft der Haifisch fehlt, und dieselbe Ueberein-
stimmung lässt sich noch auf das Torroy-Pdu anwenden , in dessen Mitte
ein Dmes-Baum (Rhizophora macrorhiza) unter Hinzufugung eines oder einiger
Kanoes mit Menschen, zuweilen auch eines Haifisches und, auf beiden Seiten
davon, mit Köpfen und Füssen versehene Sonnen und Monde vorgestellt
sind; als Versinnbildlichung einer alten allgemeinen Sage, von dem Besuche
einiger NargeuM-Leute bei der Sonne. Indessen fehlen auch diese zuweilen
wie das neue Bay von Enkasar^ Taf. XLV & XL VI, beweist. Die Aus-
führung ist überall verschieden und dem Geschmacke des Verfertigers
anheimgegeben; daher werden zwischen die Figuren der Tradition, noch
zwanglos menschliche Figuren und Hähne eingeschaltet. Das zweite Brett
ist unzertrennlich mit der Holzfigur verbunden und wird meistentheils mit
rohen und sinnlichen Vorstellungen des geschlechtlichen Verkehrs ausgefüllt.
Der Name der Figur selbst j^Dflngäy'* ist von DiZ, Frau und hng^ die weibliche
Scham, abzuleiten und derart mit der ganzen Bedeutung des Md^ ver-
knüpft, dass er demselben oft den Namen giebt. Die Pagey- und Misogüuk-
Felder werden entweder mit einer Schilderung aus dem, Honet genannten
Fischzuge, bei welchem es dem Misogüuk-Fisch besonders gilt, bedeckt, oder
sie werden durch Vorstellung irgend einer beliebigen Tradition ausgefüllt.
So z. B. finden sich in dem doppelten Mdek des Meteu el bay (Taf. XXXIH
Fig. 1) über den Acanthurus-Fischen , beiderseits Häuser mit einem, Fische
tragenden, Baume, was an das versunkene Land Niptal erinnern soll. Am
Bay dMderd in Erray findet sich die Geschichte des, durch eine Spinne ver-
sinnbildlichten Manidap^ amßay d Gurtmau in Ratmauäieienige des Adolutk
u. s. w. An vielen der Bay aber sind keine dergleichen Sagen zur Vor-
stellung gebracht, weil die Ausführung derselben nicht bestimmt ist, son-
dern von Umständen , so z. B. der Anwesenheit einer, eine Sage mittheilenden
Person und ferner von freier Wahl abhängt. Ist vielleicht gerade keine
Sage bekannt, so füllt man den Platz mit Vorstellungen aus dem täglichen
Leben und in diesem spielen die Fische , die Frauen und die Geschlechtstheile
die Hauptrolle, oder diese werden einfach durch eine gleichmässig über
die ganze Oberfläche verbreitete Verzierung ersetzt (Taf. XLVI). — In
dem obersten, spitzen Theile kommt niemals der Kalebosöy^ von dem
der Name abgeleitet vor, oft aber wird hier ein Bldek (von Blöbäol^ ein
abgeschnittener menschlicher Kopf) gezeichnet, oder stellenweise ein grosser
GoaUk (ein Seestern), was besonders in Arekolon vorkommt.
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Der wichtigste Theil des Melek ist die Düngdy^ und während die drei-
eckige Wand durch gewöhnliche Arbeiter ausgefOhrt wird, kann die Holz-
flgur nur durch einen dazu befähigten Meister verfertigt werden. Die
Bedeutung dieser Figur steht in engem Zusammenhange mit dem Leben im
Bay und der sozialen Einrichtung des Lebens der Pelauaner. Obwohl das
Bay den Frauen des Landes verboten ist und nur die fremden Frauen als
Ärmenols es betreten können, die dieses Recht mit einer zeitweiligen sozialen
Erniedrigung erkaufen , so wird doch die Dilngäy-Figm allgemein am Halse
mit einem grossen ßakcU (ein Stück Geld prismatischer Form) und einem
Derrwar-ATmhB,nde [Siehe pg. 184], also mit Attributen des Reichthums und
Ansehens versehen , vorgestellt. Die Stellung derselben ist äusserst sinnlich ;
mit weit ausgespreizten , auf dem Brukul lehnenden Beinen , und die möglichst
sichtbar angedeutete Scham reich mit Tattuirung bedeckt. Zur Erklärung
möge dienen, dass die im Bay weilenden fremden Mädchen von reichen
und angesehenen Müttern stammen und also selbst auch in ihrer Heimath
solche Frauen sind oder sein werden; so symbolisirt die Figur den Begriff
des, durch die geschlechtliche Bedeutung der Frau entstehenden Reichthums,
was bei näherer Bekanntschaft mit der sozialen Einrichtung leicht begreif-
lich wird.
Als traditionelle Ursache der nackten weiblichen Figur wurde mir
folgende Erzählung mitgetheilt: Atmatüyuk ging fischen und liess seine
Schwestern Kobil i paka und Düibali daheim. Während seiner Abwesenheit
überzog Krieg das Land und sein Haus wurde verbrannt, die Schwestern
retteten ihr nacktes Leben und flohen; aber nicht wissend wo sie Hülfe
suchen sollten, traten sie in ein Bay^ wo die Männer die Nackten mit
Kokosblättem bedeckten. Als der Bruder zurückkehrte liess er sie, sich selbst
nach einer Heirath umsehend, in dem Bay^ und besuchte sie von Zeit zu
Zeit. Diese Sage erklärt also die Begründung des Ärfnenol-thums im Elriege,
und noch heute ist es nicht selten, dass eine Frau aus einer fremden
Gemeinde flüchtet und in einem Bay Aufenthalt und Schutz findet.
Die eben erwähnten Personen, besonders der Atmatüyuk^ bilden die
speziellen Gottheiten des, die Dilngäy-Figur machenden Meisters und nur
wenn diese ihm geneigt, kann er ungestraft sein Werk vollenden. Einmal
wird er des Nachts von der ihm erscheinenden Gottheit ausgefragt , woher er
seine Kunst erlernt und wenn zur Uebung derselben unbeftigt befunden, muss
er sterben. Gleichfalls soll ein Häuptling sterben, falls ein Unwissender
die Figur ausführt. Nach der Vollendung wird sie mit einem Kokosnuss-
blatt bedeckt und in diesem Zustande blieb sie in alten Zeiten bis ein
Blobdol (Menschenkopf), erlangt war, worauf dann der ganze Mdek mit der
Figur selbst emporgehoben und in die richtige Stellung im Giebel gebracht
wurde, was noch heute eine der wichtigsten Begebenheiten der Bauperiode ist.
Diese Handlung, olonäsak er a mdek^ findet unter Betheiligung einer grossen
Menge statt, die möglichst laut^ Geschrei erhebt und Schüsse abfeuert,
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um denKethid iesMelek^ der Krankheiten verursachen würde, fortzutreiben.
Hierauf erst wird das KcUebosöy'Stück in den Mdek gefügt und der Figur
der Kopf (wenn besonders verfertigt) aufgesetzt, was vorher absichtlich
nicht geschah, um dem Kefhvl den Ausgang zu gestatten.
Der Name des untersten Abschnitts des Mdek^ Torroy pdu^ ist von
dem gleichnamigen Frauenschurze aus oberflächlich bereiteten Blättern , zum
Arbeiten in den Patschen bestimmt, abgeleitet und bedeutet die Bedeckung,
den Schurz des JSaj/, weil das Stück sonst dem Tegetek der Häuser entspricht.
Ausserhalb des Mdek findet sich der Giebelrahmen, der hier jedoch
doppelt ist, weil ausser dem Honian (P, Taf. XXX & XXXI), noch ein
innerer, dem Mdek dicht anliegender, Honolüyvb genannter, Rahmen sich
findet (0). Derselbe ist dem vorigen an Gestalt gänzlich gleich und dient
um das Eindringen der Witterung am Umfange des Mdek zu verhüten. Befes-
tigt ist er dadurch, dass die inneren Längslatten des Daches (H), durch Ein-
schnitte seines Aussenrandes laufen , 'wie auch ein solcher im unteren Ende
jederseits, für den Horonödol sich befindet. Das Schnitzwerk dieses Stückes
stellt gewöhnlich den Malkä a Ueytahon^ den Hahn des Ueytahon^ mit
langem, sich über das ganze Stück hin schlängelndem Halse (XLH, Fig. 4) dar.
Er soll das Thier einer alten personificirten Gottheit aus Kolekl in Ärekolön
sein, wo auch ein steinernes Bild von ihm besteht. Auf dem äusseren
ifonian-Rahmen wird meistens eine Schlingpflanze aus dem fabelhaften
GoldYsinde Nrot^. Bis Besebesel a Nrot^ Taf. XL VI, personificirt dargestellt.
Die Figur zeigt einen ganz kleinen, am unteren Ende des Stückes befind-
lichen Körper, an dem ein zickzackfOrmiger Hals, von dessen Ecken lauter
Kaiebukub herabhängen, sich nach oben erstreckt und der dort, am Winkel
des Stückes, mit Kopf und Händen endigt. Die Spitzen der beiden Rahmen
sind dicht über dem inneren Winkel quer abgeschnitten und der Raum
mit einem, Bldek genannten, Kopfe ausgefällt, der zuweilen auch auf der
JfeZ^-Spitze wiederholt wird. Sehr charakteristisch ist die Anordnung des-
selben, der im innigen Zusammenhange mit der Sitte des Kopfabschneidens
zu stehen scheint und zugleich die natürliche Sinnlichkeit der Lebens-
begriffe zum Ausdruck bringt. Der Kopf ist unten abgeschnitten und von
einem sich nach unten erweiterndem Barte, nach oben aber vom Haupt-
haar umrahmt ; seitlich hängen von den Ohren die allbegehrten Kaiebukub' 8
herab und die Gesichtszüge sind durch eine Düngäy-2ixt\g postirte Person
ausgedrückt, deren nach oben gebogene Arme die Augen, den Leib, die Nase
u. s. w. bilden. In dem Meten d bay (Taf. XXXIII Fig. 1) läuft längs
der Mitte des Mdek eine, AdalMa Mdek (Mutter des Mdek) genannte, Planke
herab, die mit, unter einander gestelten, Bldek bedeckt ist.
Die Bezahlung für ein Tähib-Bay ist die gewöhnliche, je einen Kluk
fClr die Holzstücke und je einen Adolöbok für einen Nosok betragend , der
Grund dafür liegt darin dass der Fussboden und die Melek von den Bestellern
selbst ausgeführt werden. Dagegen wird die allgemeine Verzierung der
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äusseren und inneren Theile, wie auch deren Bemalung, mit Ausnahme der
Ddolakl-Balken ^ von den Bauunternehmern ausgeführt.
Die hier vorkommenden Schnitzereien sind im erster Linie von oma-
mentaler Bedeutung, sie sind aber nicht immer ohne bestimmten, mit den
religiösen oder sozialen Begriffen verbundenem Sinn *). So sind die auf den
schwarz bemalten Saics und Kaths eingeschnittenen Hähne (Taf. XLIII Fig.
1 & 2) symbolische Vorstellungen der Tapferkeit und der Widmung an die
Gottheit des Krieges, Horgim^ deren Symbol der Hahn ist. Die äusseren
Seiten der OrsogöJd' und der ifonranZ-Balken werden mit Friesen von
Strandläufern (Taf. XXXIX Fig. 10-12), den anerkannten Kindern der
geldgebärenden Tochter des Atomagay verziert. Der Tradition nach liefen
sie am Strand des Landes ifrot^ von wo sie nach Pelau kamen und, wie
der AdcUrok in KeJdan^ Geld erbrachen. Es werden solcher Friese zwei
unterschieden, einer mit Bildern des OMk (Taf. XXXIX Fig. 11) dem
Numenius , und ein zweiter mit solchen des Tararük (Taf. XXXIX Fig. 10)
einer anderen Schnepfenart. Der auf den Seiten des ßay, längs der Nlaos
verlaufende, schwarz umrandete Fries, Ptekel a bay^ zeigt aneinander
gereihte KalebukubStUcke ^ das für das werth vollste gehaltene Häuptlings-
geld , oder stemenförmige Gorwr-Blüthen (Taf. XXXIX Fig. 7) oder Ketten.
Die rein omamentalen Schnitzwerke sind mannigßdtig, sowohl was
Form als Namen betrifft; die hauptsächlichsten derselben sind aus den
Abbildungen der Taf XXXIX -XLE ersichtlich. Die Technik der Schnitzerei
betreffend, sei das Folgende erwähnt. Die gewünschte Figur wird mit
Schwärze vorgezeichnet, der Umriss mit einem Meissel eingehauen und
hierauf das Holz nach aussen durch einen schrägen Schnitt entfernt,
wodurch eine vertiefte, hernach mit Kalk ausgefiillte Contur entsteht.
Das Ganze der Schnitzerei beruht hauptsächUch auf der Ausführung dieser
Conturen, und die dargestellten Gestalten sind keine Reliefs im wahren
Sinne des Wortes, sondern in der Oberfläche erzeugte Vertiefungen, die
durch Anwendung der Malerei hervorgehoben werden. Stellt nun die Figur
z.B. eine Frau vor, so wird der Umriss einen spitzen Winkel für das
Hinterhaupt und zwei solcher für das Gesicht zeigen. Bei den Armen wird
die Proportion der einzelnen Theile manchmal sehr gut wiedergegeben und
die Ellenbogenbeuge gut angedeutet; die Hand aber schliesslich nur durch
•) [Vei-gleiche „Die Religion der Pelauer" in „Bastian": „Allerlei aus Volks-
und Menschenkunde", pg. 30. — Die hier gegebene Schilderung und Deutung des Gebäude-
schmucks mit Schnitzereien düifte mit Rücksicht auf die neuen Foi*schungen über die
Ornamentik der Naturvölker (Hein, Stolpe, Read, Grosse) einen besonderen Werth
beanspruchen. In der Südsee begegnen wir einer gleichen Mannigfaltigkeit des Schnitz-
werkes, und gleichem Gebäudeschrauck nur noch auf Neu-Irland (Siehe besonders
Dr. 0. Finsch: Ethnologische Erfahrungen und Belegstücke pg. 130 (48) ff.) und auf den
Salomon-Inseln (Vergleiche Jul. L. Brenchley: The cruise of H. M. S. Curagoa, Titelbild
(Balken aus einem Gemeindehause auf üji) und Tafel bei pg. 262 (Inneres eines Ge-
meindehauses)].
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mit zwei Zacken vorgestellt, obwohl man an der einen den abgewandten
Daumen, und an der andern die übrigen Finger nicht verkennen kann.
Der Brustkasten und der Unterleib sind dann ziemlich steif und meist zu
dünn ausgeführt, und hierauf folgen die Umrisse des Frauenschurzes ohne
den Oberschenkel zu berücksichtigen. Das Vorhandensein dieses Kleidung-
stückes, aus welchem dann die, in zwei klotzige Fussstummel endenden,
Unterbeine hervorragen, ist oft dadurch illusorisch gemacht, indem der
Künstler inmitten des Schurzes ein umgekehrtes Dreieck, den Geschlechts-
theil vorstellend, anbringt. Die Vollendung geschieht, indem das Innere
des Umrisses mit gelber Thonfarbe, stets zur Wiedergabe der mensch-
lichen Hautfarbe benutzt, ausgefüllt wird; hierauf werden mit Schwarz,
ohne besondere Genauigkeit, das Haar, die Augen, die Tattuirung, der
Schurz, mit Ausnahme des Geschlechtstheils , und die Füsse angedeutet und
eine weisse Kontur hebt die Gestalt von dem, ebenfalls gelben Grunde ab.
Betreffs der Behandlung der Farben sind diese naturwüchsigen Künstler
nicht eben ängstlich, und um den nöthigen Kontrast hervorzurufen, schaffen
sie einen entsprechenden Hintergrund durch willkürhches Anwenden irgend
einer Farbe, so dass in einem Bilde selbst der Grund desselben in manchen
Theilen verschieden gefärbt ist, was jedoch auf den pelauschen Beschauer
nicht störend wirkt. An diese Art Gestalten gewöhnte sich sein Auge von
Kindheit an , er hörte dass dies Bild diese oder jene Sache vorstelle , die
Geschichte selbst kennt er nicht, dies ist auch nicht seine, sondern Sache
der Alten, — das Bild ist hübsch und das ist ihm genug.
Als Farben zum Bemalen der Schnitzereien dienen für Weiss mit
Seewasser und Calophyllum-BlUterii gemengter Kalk, Haies; für Schwarz,
Zios, mit Gel vermischter, von den Töpfen abgeschabter Russ ; für Roth rothe
Ockererde, Horiyek^ die auf der Insel Baöbelthaöb ^ ca. 3 Meilen westlich
von Enkasar auf der, Bmukusuk genannten Stelle, aus einer Höhle geholt
wird, und endlich für Gelb, Kadün^ gelber Thon, der auf vielen Stellen
des Innern zu Tage tritt. Als Lösemittel für die beiden letzten dient
Wasser und zum Auftragen der Farben för jede ein besonderer Pinsel aus
Kokosfaser.
Die nicht mit Schnitzwerk bedeckten Theile des Bay werden in
bestimmter Weise gleichmässig bemalt, die sämmtlichen Wandpfosten
schwarz, die Wandfelder gelb und die unteren Hausbalken roth oder gelb.
Rechnet man nun zu den bemalten und verzierten Seiten das mächtige
Dach, das, das Gebäude umgebende, Steinpflaster, aus dem einzelne Steine
als Ptank hervorragen, mit den hieherführenden gepflasterten Wegen, alles
auf einer mehr oder minder hohen, steinernen Plattform gelegen und von
dem reichen Grün der tropischen Vegetation umrahmt, so wird allerdings
ein ordentlich unterhaltenes Bay einen stattlichen Eindruck auf den Beschauer
machen, obwohl bei näherer Betrachtung die grellen Farben und die rohe
Ausführung von dem primitiven Geschmack der Erbauer zeugen.
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Von dem Tethib-Bay können die übrigen pelauschen Bay-Formen leicht
hergeleitet werden. Denkt man sich z. B. zwei solcher nebeneinander gestellt
und nach dena Entfernen der einander zugekehrten Wände mit einem Dach
bedeckt, so erhält man ein Meteu (ein weites) el bay. Ein solches mit zwei
Oefiftiungen und zwei Düngdy's befand sich nur in Molegoyok^ und nachdem
ein Sturm es 1875 umgeworfen, (es war sehr alt), wurde nicht dieses
von neuem erbaut, sondern durch zwei gewöhnliche Tethib ersetzt, die
wieder durch die Engländer 1882 in die Luft gesprengt wurden. Glücklicher-
weise besass ich von dem alten Meteu el bay eine genaue, 1873 entworfene
Skizze, die ich auf Taf. XXXni reproducire, weil diese Form des Bay
aus der pelauschen Baukunst verschwunden ist
Denkt man sich ferner ein Tethib-Bay auf ein zweites gestellt, so dass
ein einstöckiges Gebäude mit zwei Fussböden und zwei übereinander befind-
lichen Oeflfhungen in der Fronte entsteht, so hat man ein Antan-Bay^ eine
selten aufgeführte und meistens nur der Gottheit geweihte Form, weshalb
sie sich nur in drei Plätzen in Pelau, in Eyrray^ ^aragolüuk in Mwal
und NaJbvul in Arekolon findet. Taf. XXXII Fig. 5—7 stellt das Äntan aus
Niwal vor, das sich seinem Ende schon schnell nähert und von dem es
nicht wahrscheinlich ist, dass es wieder aufgebaut werden soll. Die Ver-
schiedenheit der Construktion beruht hauptsächlich in der Veränderung der
Fundamente des unteren Theils , der aus fiachen und breiten Balken besteht,
um in dieselben die sehr dicken Pfeiler für das Tragen des oberen Stockes
zu befestigen; Näheres kann aus den beigegebenen Durchschnitten ersehen
werden.
Abweichender Weise bildet die Düngäy des Antan in Niwal eine
stehende Figur ^) und der verlängerte Orsogökl des Oberhauses ist in den
») Der stehenden Dilngdy-¥\g\ir wird an manchen Plätzen der Vorzug gegeben , was
eine Neuerung jüngeren Datums sein düi-fte. Auch männliche Düngdy kommen, obwohl
selten, vor. Eine solche sah ich 1883 in Enkaäar, sie stellte einen mit ausgespreizten
Beinen stehenden, mit Jacke und rundem Hut bekleideten Matrosen (I) dar, ein Beweis
dass die Enkasar-Leute zwar durch ihren Umgang mit den Weissen nicht unbeeinflusst
blieben; der hiesigen Ethnographie droht aber dadurch Gefahr. Als im August 1883 das
englische Kriegsschiff hier anlangte, ging der Steward ans Land um zu fouragiren und
brachte den vor dem Feuer der „Comus" geretteten DiZw^dy-Matrosen triumphirend an
Bord. Die Schiffsbesatzung sammelte sehr eifrig und man hatte sehr schöne Ethnographica
vom Osten an Bord, darunter Götzen aus Nukuoro, und nun kam noch — ein herr-
licher „Götze" von Pelau dazu I Ich musste zwar durch die richtige Erklärung der Figur
den Sammler enttäuschen , aber wundern würde es mich übrigens nicht, derselben doch
als einem pelauschen „Götzen" in irgend einem ethnogiaphischen Kataloge wieder zu
begegnen.
Beiläufig sei bemerkt, dass heut auf der ganzen Gruppe nur noch 6 hölzerne, aus
der Vergangenheit henühende Götzen sich befinden. Diese sind Ankoy und Mathahey
pdau mit ihren Weibern , in Eyrray in Höhlen verwahrt, und nur bei den Ruk ') zum
Vorschein gebracht; die Magoloy genannte Landesgottheit in Narau^, welche sitzend
in einem Schrein untergebracht ist und Äygöl in ^dburoky der eine Schutzgottheit des
lokalen Fahrwassers (einer Wasserstrasse in den Mangroven) ist und aus einem lebenden
Baumstamm, an dem man zwei Köpfe schnitzte, hergestellt wurde.
•) [Siehe Sociale Eimichtungen , pg. 104 ff.]
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^ 24Ö -
DcUorök genannten Theil, Taf. XLI Fig. 1, erweitert und in der Form
eines Okak (Numenim) geschnitzt, der ein, um eine Axe beweglich
hängendes, hölzernes Bildniss einer Frau trägt. Diese Nalek (Kind) genannten
Figuren beiderlei Geschlechts kamen früher öfter vor, und sollen nur Klekoul
(Spielzeug) sein und nicht aus a rkodol (den alten Zeiten) herrühren.
In der, Bay d dort genannten Form der hier behandelten Gebäude,
sind die Wände gänzlich mit Brettern ausgefällt, und fallen also der
Oraogokl und die Ayi toöroZw-Oeflfnungen fort (auch fehlen die Ärgoy und
die DeZoZaÄ:Z-Balken werden zu Eymal). Im Uebrigen stimmt diese Form
mit dem Tethib überein ; Taf. XXXI Fig. 3 stellt das Nar a Kcdaptän Bay
aus Naamasoän bei J^aragoluuk in Mwal vor.
Die letzte zu erwähnende Form der pelauschen Bay bildet die Bükelek
genannte, die das typisch pelausche Häuptlings-5at/ alter Zeiten vorstellt
und früher in jedem Lande aufgeführt wurde, heute jedoch der grossen
Kostspieligkeit wegen , (der Oumat und die übrigen Stücke wurden mit je
einem Katebuktib (bis | 60) bezahlt), aufgegeben ist und sich, nur in einem
Exemplare, noch auf der Insel Koryor befindet, siehe Taf. XXXIII Fig. 3.
Die Verschiedenheit des Baues beruht darin, dass der Kamrünl von einer
Wandung umgeben ist, die Pa<-Balken sind doppelt, die Zahl der Galabat-
Stützen und somit auch der Delolakl-BBlken grösser. Längs der letzteren
liegen zahlreiche Brükui-Balken auf welchen an beiden Seiten und in der
Mitte vertikale Stützen, AsnoloU genannt, für die oberen Omörwwft-Balken
stehen. Diese tragen wieder einige ßrw/ct^-Balken , auf welchen weiter
Stützen für den 06er6aZ Balken sich befinden. Im Ganzen also ist das Bay
mit grossem Aufwände von Holz aufgeführt , was seine Kostspieligkeit erklärt
Mit Rücksicht auf die Verzierung wird noch ein Bay^ TJrod-ekd^ unter-
schieden , welches sich dadurch auszeichnet , dass an seiner Aussenseite die
Verzierungen aus geschliffenen und in das Holz eingelassenen Muschelschalen,
^Urödok** genannt, bestehen. Sonst unterscheidet es sich durch nichts von
irgend einer Bay-form.
Nachdem wir nunmehr die sämmtlichen Formen der pelauschen Bay
kennen gelernt haben *) können wir zur Betrachtung der, speziell den Gott-
*) Auf den östlich von Pelau liegenden Inseln finden wir die Bay in pelauischer
Bedeutung nur noch auf Yap wo sie „Febay" heissen. Ich wäre geneigt diesen Namen
für eine Verkürzung von tafen, ein Haus, und Bay zu halten, wobei das letzte Wort
wie auch der Gegenstand selbst aus älteren Zeit stammen dürften, als die heutigen
Bewohner von Yap, welche die Schöpfer der neuen 'Benennung, die sichtlich eine
Vereinigung eines mitgebrachten Namens mit einem vorgefundenen Gegenstande darsteUt.
Das yapsche Febay dient ebenso wie das pelausche für die Zusammenkunft der männ-
lichen Bewohnerschaft während der Nacht, ebenfalls ist darin das Ärmenol-yfesen kein
fi-emder Brauch. Indessen ist das Gebäude hier weniger gemüthlich und bequem, bewahrt
aber dagegen vielleicht treuer die primitive Idee desselben. Das Febay ist vorzüglich ein
Waffen und Kriegerhaus und die letzteren schlafen in ihm auf dem glatten, nackten
Boden , während lange Stämme als gemeinschaftliche Kopfstützen dienen. Das Armenol-
wesen zeigt ebenfalls einen geringeren Grad der Entwicklung und es scheint dass die
Begriffe der sozialen Unterordnung der Frauen ein prinzipielles Hinderniss desselben
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-- 250 -
heiten geweihten oder mit deren Kultus im Zusanmienhang stehenden
Gebäude schreiten.
bilden. Diese Unterordnung übersteigt auf Yap das in den Karolinen sonst übliche im Allge-
meinen und erinnert an das, was in Polynesien Brauch. Die Frau darf den Mann nicht
berühren, nicht mit ihm essen, von seinem Feuer sich keine Cigai*ette anzünden und
auf derartiger Grundlage konnte schwerlich das pelausche polyandrische CJoncubinat zu
Stande kommen. Deshalb wäre ich geneigt beides, das Bay und die Ärmenol, als den
sozialen Begriffen der heutigen Eingebornen von Yap ursprünglich fremde Erscheinungen
aufzufassen und deren Vorhandensein Verhältnissen früherer Zeiten der Insel zuzu-
schreiben.
Was die Konstruktion und das Material betrifft, so weichen die Febay von den Bay
vollständig ab. Im holzarmen Yap muss man sich auf wenige, aber starke Holzstützen
aus Rundholz und ferner auf Blätter beschränken , solide und regelmässige Balkenarbeit
konnte hier weder entstehen , noch sich sonst geltend machen. Indessen findet sich eine
eingehendere Besprechung der yapschen Baukunst, schon weiter vorn pg. 29 & flf.
Weiter im Osten finden sich nirgends Bay, dagegen aber Gebäude die ui*sprünglich
vielleicht einigen Zusammenhang mit denselben gehabt. Auf den niedrigen Inseln der
Central-Karolinen besitzt jede selbständige Niederlassung ein grösseres Gebäude das am
Sti-ande gelegen, die Fahrzeuge enthält, den ledigen Männern und Fremden als Aufent-
haltsort dient, und in welchem die sämmtlichen Angelegenheiten der Niederlassung
öffentUch besprochen und beschlossen werden. Dasselbe findet auf Ruk statt. Auf allen
diesen Inseln ist das Familienleben, d. h. die Frauen, von dem in den erwähnten
Gebäuden sich abspielenden öff'entlichen Leben und dem Fremdenverkehr abgeschlossen
und auf eigene mehr im Innern gelegene Wohnhäuser beschränkt. Jene Gebäude ent-
sprechen also prinzipiel den Bay des Westens. Es fehlt nur das Armehol-wesen, welches
sich jedoch auch im Keime angedeutet findet, wie aus dem Umstände hervoi-geht dass
fremden Frauen der Zutritt zu diesen Gebäuden nicht verwehrt, sondern dass solches
vielmehr gern gesehen wird. Der Name dieser Gebäude ist auf Morllock „Fol", sicher
von dem polynesischen Fale abgeleitet , auf Ruk dagegen „ Ut". [Siehe vom pg*! 47 & ff.].
Die Construction dieser Gebäude ist äusserst einfach, die Hausrüstung besteht aus
in den Giimd gerammten Stämmen und bezweckt hauptsächlich das Stützen des Daches;
ein eigentlicher Hausrumpf mit eigentlicher Wand besteht nicht; gewöhnlich sind sie
offen und nur temporär mit Blättern abgeschlossen , wie z. B. die Häuser in Samoa und
Tonga. Es ist indessen fraglich ob die Baukunst auf Ruk immer auf einem so ein-
fachen Stadium stand, denn die zufällig erhaltenen Dachlatten des Ut von Sapidion
(Taf. IX Fig. 2) , der im Kriege verbrannt wurde und deren ähnliche ich nirgend anders
fand, erinnern an die heutige pelausche Schnitzkunst an den Bay, Sind diese Spuren
einer künstlerischen Ausschmückung der Balken auf den beiden Gruppen Pelau und Ruk
(früher auch Yap gemein), vielleicht ein üeberbleibsel melanesischer Kunst? Die
Polynesier zeigen zu solcher Art Arbeiten wenigstens keine grosse Begabung. Indessen
dergleichen Betrachtungen müssen besser anderen Ortes behandelt werden.
Auf Ponape giebt es ebenfalls grössere Gebäude „Naj" genannt, die auch vieUeicht
den Bay entsprechen, obwohl sie hier der veränderten Localverhältnisse wegen, eine
anscheinend andere Bedeutung annahmen. Die Macht der Jopeyti hat sich hier mehr
in späterer polynesischer Weise gestaltet und das Naj wird als das Eigenthum des
Häuptlings betrachtet, wo er seine Besuche empfängt und alle öffentlichen Handlungen
vornimmt. Das trennt das Gebäude aber nicht von dem Bay^ sobald wir die ver-
änderten Stammverhältnisse berücksichtigen. Mit den centralkarolinischen Fql haben
die Naj das gemein, dass sie auch zum Aufbewahren der Fahrzeuge dienen, aber
nicht auf dem Erdboden, sondern auf den Querbalken der Dachrüstung. Auf Pelau werden
die den Gottheiten gewidmeten Fahrzeuge auch auf denselben untergebracht, welcher
Umstand nicht ohne Gewicht ist, besonders wenn wir uns die Angel vom Osten her
gekommen denken.
Die Construction des Naj vergleichend, finden wir es nicht mit dem Bay unver-
einbar und die Dachrüstung mit den zahlreichen Lon und Lolötj mit den seitlich ange-
bi-achten aufrechten Stützen für dieselben, zwingen uns an die Dachrüstung des pelauschen
Bükelek-Bay zu denken. Das letztere könnte aus dem Naj entstanden sein, indem die
ponapschen Uralaps (grosse Ur), die entlang der Mitte des Gebäudes in der Erde stehend
die Giebelb^ken tragen, entfernt und durch die vollkomneren Rekan-Bsdken ersetzt
wurden, wodurch der ganze Innenraum des Gebäudes frei wurde. Die polynesischen,
mit reicher Zwirnumbindung verzierten Rundhölzer Ponape's wui'den im Westen mit
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Die Blil a Kalith oder Kalith-Hauser. Taf. XXXIII- XXXIX*).
Tempel im wahren Sinne des Wortes, also Gebäude in denen sich das
Volk versammeln und seiner Verehrung für die Gottheit Ausdruck geben
könnte, giebt es auf den Pelau-Inseln nicht. Wie in der Schilderung der
Religion der Pelauaner erwähnt wurde, ist die Wohnung des Priesters
zugleich der Tempel seines Gottes, indem die Bittenden einzeln, je nach
Bedarf hier erscheinen, ihr Opfer dem Priester übergeben und sogleich
durch eine Offenbarung der Gottheit ihren speziellen Bescheid erhalten.
Gehört die Gottheit zu den Angd^ und besitzt sie somit ihr eigenes Fahr-
zeug, so wird solches in dem Häuptlingsbay auf den Querbalken unter-
gebracht, da angenommen wird dass an der wichtigsten Stelle des betref-
fenden Ortes auch der formelle Aufenthalt einer Gottheit sein müsse.
Gelegentlich wird derselben ein gewöhnliches Bay^ besonders ein im Kriege
erbeutetes als Antheil geopfert, welches dann mit heimgebracht und wieder
aufgeführt, unbenutzt und leer dasteht. Dagegen giebt es der Gottheit
speziell gewidmeter, und absichtlich aufgeführter Bauten eine grössere Zahl
und unter diesen nehmen die Schreine eine hervorragende , weil überall sicht-
bare Rolle ein. Sie heissen im allgemeinen Tet a kalith^ weil sie als der
Handkorb des Gottes angesehen, und in dieselben die Ul giouk^ Opfer,
gelegt werden.
Die einfachste Form dieser dürfte der Kathigü oder Taharagü sein, ein
kleines etwa 15 cM. langes, 10 cM. breites und 15—20 cM. hohes Häuschen
viereckigen, bemalten Balken vertauscht, und auch die übrige Construktlon der Seiten und
der Wände des Gebäudes stimmt im Ganzen genommen damit überein. Die ponapschen
Moleheys entsprechen dem pelauschen Galdbat, die äusseren Pfeiler des Naj sind sehr
zweckmässig durch den Ärgoy ersetzt, der mit seinem äusseren Ende den unteren Rand
des Daches stützt, ohne dass man das Bay übermässig zu erweitern braucht. Der ponap-
sche pon mafian cik kommt also im Bay nicht vor und wird nur durch die pultähnlichen
Vorsprünge des Argoy angedeutet, dagegen tritt die ponapsche Wand dicht an den
GcUäbat heran, was eben die geringere Breite des Bay im Verhältniss zu seiner Länge
erklärt. Das Letztere wurde den lokalen Bedürfnissen, die ganz verschieden von den
ponapschen, entsprechend erbaut, aber es dürfte scheinen, dass ein Naj als ursprüng-
liches Muster diente. Indessen könnte auch das Umgekehrte der Fall sein und vielleicht
ist die leichtere, erweiterte Bauart Ponape's von der massiven Pelau*s abgeleitet. Derglei-
chen eingehende Betrachtungen und Vergleiche verlangen aber ein allgemeineres Eingehen
auf die übrigen Verhältnisse der beiden Länder und können nicht hier behandelt werden.
Dagegen mag einer pelauschen Tradition hier erwähnt werden die des Schöpfers der
pelauschen Baukunst erwähnt. Nach derselben bauten die Pelauaner einstmals Häuser
deren Dächer beinahe an den Boden reichten (dieses würde ungefähr auf die heutige Form
auf den Mortlocks deuten), da erschien der Makaiduü (bedeutet auch kugelig, rund) der
ein Mensch des Geükul (die Seestrasse zwischen Änyaur und Püilu) war und er lehrte
die Einwohner ihre Häuser erheben, wie auch die, von den Pelauanern so hoch ent-
wickelte Kunst der Verfertigung der hölzernen Gefässe. Er sass in einem Bambusrohre
und meisselte darin die vei*schiedenen Formen von Bauten und so ging er vom Süden
aus um ganz Pelau herum. Um diese Sage zu deuten, muss man annehmen, dass die
heutige Baukunst nach Pelau von ausserhalb kam und eine frühere einfachere ersetzte.
•) [Vergleiche die „Rehgion der Pelauer*' in Bastian : Allerlei aus Volks- und Menschen-
kunde, und die drei dazu gehörenden Tafeln nach Photographien Kübary's].
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aus solidem Holze gehauen , schwarz und roth bemalt (Taf. XXXIII Fig. 4)
an der, der Gottheit geweihten Stelle aufgehängt.
Eine dauerndere Bedeutung haben die Ghumreu (Taf. XXXIII Fig. 5)
die von jenen, welche dem Fischfang obliegen, der sie schützenden See-
gottheit gewidmet sind. Diese bestehen aus einem ca. 20 cM. dicken und
mehr denn einen Meter langen Pfahl, der vierseitig behauen, mit dem
unteren Ende in den Boden gepflanzt und am oberen Ende zu einem
Kathigü geschnitten ist. Die Haustheile sind schwarz bemalt, der P&hl
selbst roth ; und auf zwei Seiten nait je einer gemalten Fischfigur verziert.
Die nächst vollkommene Form bildet der Geos (auch i*^eos)-Schi''ein
(Taf. XXXIV Fig. \a & Ib) der schon aus einzelnen Theilen zusanmien-
gesetzt, mit Schnitzereien verziert und bemalt ist. Quer über zwei Fat-
Balken erhebt sich eine einzelne dicke Planke , auf der der längUch-viereckige
Boden des Schreines liegt Die Wände sind ebenfalls sehr dick und erwei-
tem sich etwas nach oben. Das Ganze ist mit einem spitzen Dache, das
oben länger als unten, bedeckt und die Giebelseiten sind mit einem kleinen
Eonyän versehen. Der ganze Schrein ist gelb angestrichen, und hierauf
sind mit Schwarz die nicht vorhandenen Wandpfosten angedeutet. Der
Ptekel (der Gürtel) besteht aus eingeschnittenen Verzierungen, Susiuk genannt,
die auf Taf. XI Fig. 3 vergrössert wiedergegeben sind ; die beiden Seiten
der aufrechten Stützplanke sind mit der Vorstellung der Sonne und zweier
Hähne verziert, die Geos heisst und woher der Schrein den Namen trägt.
Derselbe wird von Kranken der Gottheit auf der , als ihr Hauptsitz geltenden
Stelle aufgeführt und kostet, durch einen Andern auf Bestellung errichtet,
einen MathcU a Ädolöbok (5 I).
Die auf vier Füssen errichteten Schreine heissen technisch Ouwdk und
stellt Taf. XXXin Fig. 2 die, äümuk genannte. Form derselben dar, die
gleich wie das Gebäude Taf. XXXIV Fig. 2 & 3, einen richtigen Tet vor-
stellend, der Gottheit des Dorfes gewidmet, und von einem Bitan täok (der
einen Hälfte der Bewohner desselben) aufgeführt wird. Ist diese die Haupt-
gottheit des Platzes so steht der Schrein auf dem Bay d pdü , dem Haupt-
platz des Dorfes, neben dem hier befindlichen Bay^ wie z.B. der abgebildete
Tet des Angd le Kalith in Narupeäan. Ist sie dagegen eine Nebengottheit
wie z. B. der KodcU Mdek {Kodai der Meteore oder Zerstörung der Meteore)
in Molegoyok^ dem der abgebildete Sümuk geweiht war, so wird er im Dorfe
auf der ihm geweihten Stelle erbaut.
Hier reihen sich die Ävlond genannten Häuschen an, die bei jedem
wohlhabenderen Hause sich befinden oder befinden sollten. Sie sind zwar
nicht direkt der Gottheit geweiht, da sie aber zur Vornahme besonderer,
mehr oder weniger mit dem Kultus zusammenhängender Handlungen, die
in ärmeren Häusern inmitten der Famihe, durch Abschliessung im Wohn-
hause geschehen, dienen, lässt sich ihre religiöse Bedeutung nicht ver-
kennen. In solche Häuschen werden die, ihre Niederkunft erwartenden
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Frauen i) und die der Uebernahme der Häuptlingswürde wegen anlangenden
Nachfolger abgesondert ^) ; wie sie überdem auch für werthvolle Gegenstände
den sichersten Aufbewahrungsort bilden, da das Betreten dieser Häuschen
durch Fremde, zufolge der Sitte, undenkbar ist.
Von solchen Aulona werden zwei Formen unterschieden : die eigentliche
Äulona^ auch Honadagadel genannt, deren Unterlage aus zwei gewöhnlichen
Pa^Balken besteht (Taf. XXXV Fig. 1 & 2), und die KcUspo (Taf. XXXVI
Fig. 1 & 2), dessen Unterraum durch Bretter bükelek-arüg abgeschlossen
wird. Die, aus den Abbildungen ersichtliche, Construction und Verzierung
schliesst sich eng an die der Bay an, nur mit der Ausnahme, dass der
Fussboden durch aneinandergelegte Bambusrohre und der Melek durch einen
besonders construirten Mtlidbat ersetzt werden.
Ausser den Schreinen wird für jede bedeutende Gottheit, die einen
erwählten Priester hat, noch ein, Tergül genanntes Haus aufgeführt, dessen
Bedeutung für den pelauischen ZioZi^Ä-Kultus höchst charakteristisch ist. Ein
erblicher Priesterstand besteht nicht und die Gottheit wählt sich selbst
ihre Diener, d. h. ein jeder Mensch der glaubt vom Gotte beseelt zu sein,
darf als Kandidat für dies Amt auftreten. Das Terfl^wZ-Haus welches auf
der, der Gottheit seit Urzeiten geweihten Stätte aufgeführt ist und als
deren gewöhnhche Wohnung betrachtet wird, dient zur Aufluahme derartiger,
durch dieselbe inspirirter Personen. Solche (oft auch von Irrsinn befallene)
finden hier ein Unterkommen und der Priester selbst muss sie mit Speisen
versehen, bis es sich entscheidet, ob ihre Beseelung eine dauernde ist,
oder ob es sich nur um eine zeitweiUge Offenbarung der Gottheit handelt.
Ist das erstere der Fall, erweist sich die Person durch Wahrsagen u. d. g.
J)od6koV\ so verringert das Ansehen des fungirenden Priesters und er giebt
sein Amt endlich , sammt den dazu gehörenden Titeln und Aemtem in der
Gemeinde auf und tritt in das Privatleben zurück, wogegen der Neuberufene
aus dem Tergül in das Wohnhaus seines Vorgängers zieht.
Diese Tergtü-ESimer (Taf. XXXVII & XXXVIII Fig. 1) vereinigen in
ihrer Construction die Bauweise der Bay mit jener der gewöhnUchen
Wohnhäuser. Die Unterlagen und die Wände sind aus solidem Holz, bemalt
und mit Schnitzereien verziert. In den Giebeln finden sich zwar die
bemalten Giebelrahmen, aber nicht der Mdek^ und im Innern ist die
Einrichtung ganz derjenigen der gewöhnlichen Wohnhäuser gleich. Der
Fussboden besteht aus Bambusrohr, auf einer Stelle befindet sich eine
Feuerstelle, die Wände sind glatt, ohne die den 5at/ eigene ^rgroiz-Einrichtung
und an einem Ende befindet sich ein, durch eine aufgehangene Decke oder
Matte hergestellter Abschluss , hinter dem die Gottheit , resp. die von ihr
beeinflussten Personen zu den Profanen reden können.
*) [Vercl. vom pg. 52 und Wilkbn: Animisme pg. 191. Wegen der Entbindung selbst
siehe Sociale Einrichtungen pg. 56 ff.].
^ [Siehe Sociale Einrichtungen pg. 76 ff.].
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Zuweilen unterscheiden sich die Wohnhäuser der Priester im Allgemeinen
gar nicht von gewöhnlichen Wohnhäusern. Ais einziges Abzeichen, im Innern
derselben, dürfte dann nur die, in einer Ecke aufgehängte Decke gelten,
hinter welche sich, wie oben gesagt, der Priester bei den Offenbarungen
zurückzieht. Manche derselben aber sind verschieden und oft wird solches
Haus aus einem Bay hergestellt, so z.B. die Wohnung des Iraydamay in
Nabiul und des Kwodol in Ardololok; andere verdanken wieder ihre Entste-
hung einer plötzlichen Eingebung der Gottheit und können ganz besondere
und ungewöhnliche Formen annehmen. So z. B. verlangte der Gott Aiigel
von l^arupesan^ dessen Priester schon ein dauerhaftes hölzernes Haus auf
der geweihten Stelle Koyäöl hatte , noch ein besonderes Haus auf einem ,
sich über das Dorf erhebendem Hügel, und da dasselbe dem Zweck der
Fernhaltung der fremden Kriegsschiffe geweiht war, so Hess der Priester
ihm die Form eines Schiffes geben.
Die ursprünglichste Form der Priesterhäuser war aber die, Sop genannte,
welche sich heut nur noch an zwei Stellen der Gruppe, in Assixis auf Püilu
und in Eyrray findet. Dieselbe ist viereckig und gleichseitig oder, durch
das Abschneiden der Ecken, achtseitig mit einem breiteren Unterbaue und
einer schmäleren, oberen Etage, die jedoch im Innern durch keinen Boden
von dem Unterraum geschieden ist. Die Hausrüstung besteht aus soliden
Pfeilern, die im Innern des Raumes stehen und denselben in einen mittleren
viereckigen Theil und vier seitliche Flügel scheiden. Der Mittelraum besitzt
einen Fussboden aus Bambusrohr, die seitlichen Flügel aber aus Planken,
wie auch die Wände aus demselben Material solide ausgeführt sind. Taf.
XXXVIII Fig. 2 zeigt den allgemeinen Plan eines solchen Sop-Hauses.
In Eyrray wurde vor einiger Zeit ein grosses Sop-Haus zu Ehren der
dortigen Gottheit erbaut, das als eine besondere Eingebung derselben gelten ,
und sämmtliche KcUith-Jl^user Pelaus an Grösse und Ausführung über-
ragen sollte.
Der Plan eines gewöhnlichen Sop ist ein unregelmässiges Viereck,
höchstens mit abgeschnittenen Ecken , an welchen sich die Eingänge befinden.
Das Gebäude in Eyrray. 13 Meter im Geviert gross, besteht aus einem
ziemlich unregelmässigen Vieleck, dessen Wände (Taf. XXXVIII Fig. SD)
zickzackförmig beschaffen sind. Wie die Vertheilung der unteren Pfeiler
andeutet waren die Erbauer sich betreffs ihres Planes nicht ganz klar und
konnten sie in diesem Werke die Gesetze der Symmetrie, die sonst in den
Bauten herrschen, nicht streng beobachten. Als die Eingebung eines Kalith^
musste der Bau ein aussergewöhnlicher werden, und entstand derselbe all-
mählich , während dem den ursprünglichen Plan wohl nach mancher Richtung
hin überschreitend. Nach den örtlichen Anschauungen ist es jedoch ein bedeu-
tendes Werk, und in Folge seiner Grösse, des Alles bedeckenden Daches
und der Verzierung, macht es auch auf den Fremden einen einigermaassen
imposanten Eindruck. Die vier Hauptseiten sind von Veranden umgeben ,
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in deren, nach Art der Baj/- Wände solide ausgeführter Balustrade, sich ver-
längerte Pfosten, theils menschliche Figuren von beinahe natürhcher Grösse
vorstellend, theils ornamentaler Natur, finden, die zugleich die Aufgabe
haben als Stützen für den Oberbau zu dienen. Die sehr sohden, mit
Schnitzwerk und Bemalung verzierten Grundpfeiler stützen ein dreifaches
oberes Gebälke, auf welchem die sehr schlanken Pfeiler der ersten Etage
ruhen. Die^e, in der Zahl von 16, kreuzweise angeordnet, tragen das Gebälk
des Oberbaues, welcher zwei sich kreuzende Bay vorstellt. Die erste Etage
ist nicht gedeckt, es führt aber eine Leiter nach dem Oberbau, der, durch
die mittlere Oeffnung zugängig, in vier separate Kammern oder ßazz-hälften
vertheilt ist, in denen sich vielleicht die Gottheit aufhält, denn sonst dienen
sie keinem sichtbaren Zweck. Der unterste, sehr hohe und luftige Raum
ist der bewohnte und hier ist der Fussboden aus Bambusrohr nach der
gewöhnlichen Weise der Wohnhäuser hergerichtet. Die Grundbalken bilden
zugleich den Rahmen für denselben, so dass dieser dadurch in vertiefte
Felder (G) vertheilt ist. Dagegen erhält der den Wänden zunächst liegende
Theil eine Bedeckung aus Brettern, die auf der Höhe des Grundbalkens
liegen, so dass eine etwas erhöhte, unregelmässige Estrade entsteht, auf
welcher die Gäste, so gut es eben geht, empfangen werden. Die wenigen
Gegenstände des pelauischen Hausstandes werden in den Winkeln der abge-
legeneren Seiten oder um die Pfeiler auf den Grundbalken untergebracht
und ein Viereck wird zur Einrichtung einer geschlossenen Kammer benutzt,
in welche die Familie des Priesters sich während der Nacht zurückzieht.
Die technische Ausführung stimmt im Allgemeinen mit der in den Bay
befolgten, jedoch sind die Malereien der Wand und der Pfosten von den
sonst in Pelau üblichen abweichende. Im Ganzen genommen ist, falls man
von den Unregelmässigkeiten und der Un Vollkommenheit der, in natürlicher
Nacktheit ausgeführten klotzigen, menschlichen Gestalten absieht, dieser
ungewöhnliche Bau interessant und ein Beleg für die Erfindungsgabe und
den Geschmack der Pelauaner, der in diesem vereinzelt auftretendem Falle
desto bemerkenswerther ist, als dies Volk sonst starr an dem Alten
haftet und jede Neuerung scheut. Dass in Eyrray ein solcher Bau ent-
stehen konnte ist nur der Energie des Priesters zuzuschreiben, der auch
sonst sich sehr bemüht , das Ansehen des Mathahey pdau zu fördern. Es
mag noch erwähnt werden dass der Bau eine eigene Erfindung des Priesters
NirigiJdan ist und nicht durch fremden Einfluss veranlasst wurde.
Die Wohnhäuser, Taf. XLIV Fig. 7, XLVH Fig. 1-3 & XLVHI Fig. 1.
Die pelauischen Wohnhäuser, ^Blay'\ sind von weniger massiver Bauart
als die JJay, nichts desto weniger gehören sie zu den bestausgeführten Ozeaniens.
Allen hiehergehörenden Gebäuden liegt ein und derselbe Plan zu Grunde
und etwaige Verschiedenheiten finden sich nur in den Dimensionen. Indessen,
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prinzipiel wird mit dem Namen Blay nur ein , nach allen Regeln der Kunst
aufgeführtes und von dem Obohü des Stammes bewohntes Haus belegt.
Die von jüngeren Mitgliedern etwa aufgeführten Häuser, auf Plätzen
geringerer Bedeutung stehend und eigentlich Dependenzen des Haupthauses
bildend, werden gewöhnlich nur „D'm" genannt, obwohl damit nicht ange-
deutet wird, dass ausschliesslich nur in diesen das Kochen besorgt wird.
Auch in den Blay der höchsten Häupthnge sind zwei Feuerheerde vorhanden
und die Bereitung der Nahrung geschieht in denselben der Sitte gemäss ').
Das pelauibche Wohnhaus ist viereckig, lang, schmal, etwas über den
Boden erhoben, mit niedrigem an drei Seiten geschlossenem Rumpfe und
einem hohen, in der Mitte eingesenktem Dache. Die Erhöhung des Fuss-
bodens über die Erde geschieht nicht durch blosse Lagerung desselben auf
Steinen, sondern durch Verwendung der Tanal^ die aus ca. 30 cM. dicken
Stämmen bestehen und tief und fest in den Boden versenkt werden (Taf.
XLVn Fig. 3^) , so dass das Haus also auf Pfählen ruht. Die Zahl dieser
Hauspfosten wechselt von 6 bis 14; dieselben sind in ziemlich gleichen
Abständen auf die beiden Längsseiten des Hauses vertheilt. Indem nun
der untere Theil derselben rund bleibt und als die Hauptstütze des Hauses
benutzt wird , ist der obere vierkantig behauen und dient zum Tragen
der die Fat des Bay vertretenden OZo&oJfc-Balken , B , auf deren Enden dann
der untere Hausrahmen ruht, der aus zwei längeren, seitlichen Ougüttum-
Balken, C, (den Not des Bay entsprechend) und zwei kurzen an den Enden
des Hauses, Kwöku genannt, D, (die Kwöku des Bay) besteht. Auf den
oberen Enden der ^<aw-Pfosten liegen dann die Et/mziZ- Balken, -B, (die Ddoläld
des Bay) welche so als Träger des ganzen Daches dienen. Häuser solcher
Construction heissen Kalsagit; solche dagegen wo die Alan nicht in die
Erde versenkt, sondern in die hölzernen Paf-Balken eingelassen sind, Telitdy
(wie z. B. in dem Bay d dort).
Auf derfi eben beschriebenen unteren Hausrahmen ruhen die Wände
des Hauses, gleich wie in den Bay, Die Wandpfosten heissen hier aber
Ombogübul^ ihre Zahl ist nur eine beschränkte, indem zvnschen je zwei
Atan^ zwei derselben auf ganz ähnliche Weise wie bei den J?ay, in den *
') Das Kochen ist also nicht aus dem Familienraume des pelauischen Hauses ver-
bannt, obwohl der Name „Um" für die untergeordneteren Hausformen, denselben eine
vorzugsweise fürs Kochen berechnete Bedeutung geben könnte, was jedoch factisch
nicht der Fall ist. le umu bedeutet auf Samoa „Kochschuppen", in welchem das
umuy das Backen mittelst erhitzter Steine, geschieht. Dasselbe Wort drückt in allen
polynesischen Sprachen denselben Begrifif aus, das Kochen ohne Topf. Auf den Karolinen
ist das Kochen in Töpfen nur auf Pelau und Yap bekannt; das polynesische Umu finden
wir aber auf der ersten Gruppe in dem Klum zurück, obwohl diese Koch weise nur auf
den unbewohnten -^oÄeaZ-Inseln gelegentlich geübt wird. Auf Ruk und auf Ponape, wird
das Wohnhaus als 7m, von dem Kochhause, wm, unterschieden. Dagegen finden wir
um für Wohnhäuser in den Sprachen nahe der Pelaugruppe oft, so z. B. in der der
Chamorro, Quma, in der der Suf-Inseln , fumal, und in manchen der melanesischen
Sprachen (vergl. v. d. Gablentz). Zweifellos steht diesen Formen das malayische rumah
nicht fremd gegenüber.
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Ougüttum-BBXken eingelassen werden. An einer Langseite, die zur Fronte,
Anaion ^ bestimmt ist, bleiben zwischen je zwei Wandpfosten die Zwischen-
räume frei, wodurch die Eingangsöffnungen, tuanl^ auch mathal genannt
entstehen; die übrigen Zwischenräume werden auf allen Seiten gedichtet
und entstehen so die hintere Längswand, Ärbay; und die zwei kurzen
Wände, Kliu,
Die Häuser werden nach der Zahl der Thüren unterschieden; deren
können sich zwei bis sechs finden, deren Benutzung jedoch durch die Sitte
vorgeschrieben ist. Sechsfensterige Häuser können nur durch Oberhäuptlinge
errichtet werden, dies geschieht aber sehr selten und heut besteht kein
einziges mehr auf der ganzen Gruppe. Das einzige von AraJdäy in Molegoyök mit
grossen Kosten neu aufgeführte, sechsfensterige Wohnhaus, wurde durch
die Engländer 1882 verbrannt. Die reichsten, obersten Familien der Gemeinden
haben 4- und 5-fensterige Häuser; die gewöhnlichen, von den Häusern der
Häupter abhängigen Wohnhäuser, haben aber nur drei Fenster; würde aber
ein Eingeborner, der nicht als vom Hause aus als Meteet^ reich, bekannt
ist, sich ein 4-fensteriges Haus bauen lassen, so hätte er den Häuptlingen
für das überzählige Fenster ein Geldstück zu zahlen oder sonst das Ge-
bäude um ein Fenster einzukürzen.
Von der Anzahl der Fenster hängt die Länge des Hauses ab ; folgende
Dimensionen sind die üblichen:
Zahl deb Fenster.
Länge.
Breite.
Höhe der Wand.
5
4
3
2
11.50 M.
9 „
6 .
3.50 M.
3 „
2.5 „
2.5 „
1.18 M.
1.20 „
1.25 „
1.10 „
Nach Art der Ausführung der Wand wird diese, und folglich auch das
Haus verschieden benannt. Ausnahmsweise werden die grossen Wohnhäuser
mit einer Kdböup-W^dud aus soliden Brettern versehen, was sich auch auf
die Privatwohnungen der Priester ausdehnt. Gewöhnlich aber ist die Wand aus
gespaltenem Bambusrohr zusammengebunden, und dann heisst sie Kddök;
sie wird aber Kaldöol genannt, falls sie ausserdem noch eine äussere
Bekleidung von kurz abgeschnittenen SaÄ-Blättern erhält, wie es auf
beiderlei Weise bei dem ZeZdo/c-Bay geschieht, in welchem die Nitlidbat
(Taf. XXIX Fig. 6 a FF & XXX Fig. 5) eine OTof/otoW- Arbeit, die Wände
dagegen gewöhnliche Kddök sind. In den temporären und nothdürftig auf-
gefdhrt^n Um besteht die Wand aus zusammengedrückten ßwwÄ-Blättern ,
woher sie vlsärak d kpokpel heisst. In den Tahdbdu genannten, bei Todes-
filllen aufgefahrten , temporären Schuppen, in welchen zuweilen die Häupt-
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linge sich aufhalten, so u. A. auch bei den Mur^ fehlen die Wände ganz
oder sie bestehen nur aus Kokosblättern welche die Rückseite des Schuppens
schützen. Dasselbe findet sich bei dem, Ddidüy genannten, Schuppen, welcher
bei dem Bau eines Bay , neben dem Oromül aufgestellt wird und bei den
OlüalMap, in welchen ausschliesslich Taro gekocht wird; dagegen zeigen
die bei den Ruk mehr permanent aufgeführten Auldekd oder Honrool
besser geschlossene ulsärak-W^nde.
Da der Ausführung der Wände bei dem Rddök-Bay eingehend gedacht
ist, kann dieselbe hier übergangen werden.
Die Wandpfosten des Wohnhauses sind ebenfalls flach vierkantig;
erreichen aber nur eine Breite von 10—12 cM. bei einer Dicke von 4— 6cM.,
wogegen deren Länge die der Kath des Bay übersteigt, indem dieselbe nicht
unter 1.10 M. beträgt. Die Eckpfosten heissen, eben wie bei dem Bay^
Saus^ sie sind aber nur 14 cM. breit, sehr wenig ausgebogen und an der
nach innen gekehrten Seite nicht ausgehöhlt. Die Thürschwellen , Is des
Bay, fallen hier fort, dagegen heisst der bezügliche Theil des Balkens
„Uberr, Dem JZbnraoZ-Balken des Bay entspricht in dem Wohnhause
der Didel a Mram-Balken (M = Brücke, Steg; ifaram = Thier , speziel die
Ratte, also Ratten weg) und auf den beiden Kliu-Seiten fehlt der Golik.
Er ist nach innen durch den ersten Eymül-Balkeu , nach aussen dui'ch
den Tahäek'BBlken vertreten. Das Dachgerüst ist identisch mit dem des
Bay und trägt in sämmtUchen Theilen die gleichen Namen, die Rekän-
Balken aber fallen fort. Der Horonodol-Bdilken des Daches lagert auf den
Enden der Eymul, deren Unterseite die Hauspfosten und die Dtcfo7-Balken
umfasat (Fig. 4 Taf XLVII); das Dach ist also nicht an dem Hauskörper
befestigt und daher, bei stärkerem Winde, eine Befestigung mit besonderen
Tauen nothwendig. Dies geschieht indem man über den TTt^odeZ-Balken
des Daches ein Tau schUngt und selbes , stramm angezogen , an die Fat oder
Oto'hoÄ; Balken befestigt, was an den Langseiten des Hauses mehrmals
wiederholt wird. Genügt das nicht, so werden ausserdem noch Taue von
dem W%Ladel entlang der Innenseite des Daches über die Horonodol geschlungen
und dann an die Stämme der nahe stehenden Bäume gebunden. Im üebrigen
bietet die Construction des Daches keine Veranlassung zu weiterer Bespre-
chung, da sie vollständig mit derjenigen der Bay übereinstimmt.
Betreffs der Giebelwände sei bemerkt, dass ausser der gewöhnlichen,
aussen sorgfältig mit beschnittenen Pandan blättern bekleideten Form, noch
eine, schon bei den Äulona erwähnte (Fig. 1 Taf. XXXV), einen weniger
dichten Abschluss erzeugend, vorkommt. Bei den Ärnodol wird diese Wand,
ähnlich dem Dache, mit lang herabhängenden Blättern bedeckt; zuweilen
sieht man sie mit einem schrägen Geflecht aus breit geschlagenem Bambus-
rohr geschlossen (bei manchen Tergiyt); manchmal aber ist der Giebelraum
(bei den kleineren Schreinen) ganz offen , dagegen fehlt der äussere Giebel-
rahmen, jHbwzaw, nur bei den Um geringster Art.
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- 259 -
Der Fussboden der Wohnhäuser besteht aus 6 — 8 cM. dickem Bambus-
rohr das, in entsprechendem Maasse geschnitten, der Länge nach zwischen
je zwei Olöbok-Bedken , mit dem Ende in eine Ausrandung dieser Balken
eingelassen wird. Dadurch wird ein ziemlich glatter und luftiger, aber für
einen beschuhten Fuss höchst unsicherer Fussboden erzeugt, indem das
Rohr nur lose nebeneinander gelegt ist und sich fortwährend bei jedem
Schritt bewegt und dreht. Nur längs der Ougüttum-Bsiken erstreckt sich
eine einzelne ToVoi-Planke.
An dem Hauptende des Hauses (wohin der dickere Theil des Horonodol
gerichtet), ist ein Theil desselben (zwischen den zwei ersten Olöbok) welcher
Telnödok (im Bay Tdnerap^ Ddnerap) heisst, von einem Fussboden aus
soliden Planken versehen. Dieser ist für den Kalden (Ä , Fig. 7, Taf XLIV)
genannten Raum bestimmt, der von dem übrigen, durch eine Holzwand
geschieden ist und in welchen das werthvoUere Eigenthum des Besitzers
verwahrt wird. Ein solcher findet sich nur in den 5 — 6-fensterigen
Häusern und heut auch hier selten, weil das Einführen der Kisten durch
die Weissen denselben entbehrlich macht; dagegen trifft man ihn zuweilen
noch in den Wohnungen der Priester, wo er dann den Aufenthaltsort der
Gottheit bildet.
In jedem grösseren Haus finden sich zwei Feuerheerde. Dieselben ähneln
gänzlich denen des Bay^ nur sind sie nicht in der Mitte des Hauses, sondern
nahe der Arbay-Ws^nd (der hinteren) angelegt. Der eine dieser Heerde ist
in dem zweiten Telnödok ^ nächst dem Kalden^ vor dem sich gewöhnlich die
Besitzer des Hauses aufhalten, angelegt und dient für die Bereitung von
Speisen über gelindem Feuer. In dem letzten Telnödok findet sich dann
ein zweiter grösserer Heerd auf welchem Taro in grösseren eisernen Töpfen
gekocht wird. Beide Heerde sind vom Boden aus solide aus Steinen errichtet
und oben mit einem Rahmen aus dicken Dielen umgeben, der sie vom
Fussboden abgrenzt. Die oberste Schicht besteht aus Erde und Asche und
in der Mitte derselben befinden sich drei grössere, als Topfstützen dienende
Steine, welche AynaM heissen. Dreifenstrige Häuser haben nur eine
Feuerstelle.
Die Oefinungen der ^na^ow-Seite sind ebenso hoch als die Wand und
dienen zugleich als Fenster und Thüren. Sie heissen Tvdfd und werden
mittelst der Kasimel geschlossen. Von diesen giebt es verschiedene Formen.
Die einfachste ist die Ulittek genannte, welche aus einem Kokosblatt besteht,
dessen Fiedem schräg und kreuzweise durcheinander geflochten sind. Es
entsteht dadurch ein, den dritten Theil der Höhe der Öffnung deckendes
Geflecht welches, breiter als jene, auf einer Schnur am Dide/ a Mram-Balken
aufgehängt wird, und solchergestalt eine bewegliche Bedeckung des unteren
Theils des Einganges bildet, die beim Eintrit ins Haus zur Seite geschoben
wird. Eine vollkommenere Form ist der Kalebosöy^ zwei gleich grosse
Rahmen aus Bambusrohr, die mit durchnähten ßi^wÄ-Blättern ausgeftlllt
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sind. Jeder dieser entspricht der Hälfte der Eingangsöflfnung und beide
werden mittelst einer Schnur, die an der Mitte des Obenrandes befestigt ist,
an dem Horonodol aufgehängt , so dass man sie gegen einander vertikal ver-
schieben und, je nach Belieben, die Oeffnung ganz oder theilweise abschliessen
kann. Zuweilen wird der Rahmen in einer die Oeflfhung übertreffenden Grösse
verfertigt und auf einem, oben längs des Did^i Balkens angebrachten Bambus-
rohre seitlich verschoben ; als Ringe dienen dann kurze Stücke eines Rohres
von genügender Weite die an den oberen Rand dieser, Otergerikd genannten
Thür befestigt werden. Sämmtliche ausserhalb der Wand sich bewegende
Thüren werden während der Nacht von innen, an einem quer vor den
Eingang gestellten Knüppel, mit einer Schnur befestigt. Die von innen
angebrachten Thüren sind der letzterwähnten Form ganz ähnliche Schirme,
die entweder einfach vor die Oeffnung gestellt und mit einem Rohre von
hinten bewegt werden , oder sie werden mit einer Schnur von oben befestigt
und dann am Tage an den improvisirten Angeln nach oben geklappt. Es
giebt ausserdem noch Thüren aus Brettern die von innen angebracht werden,
welche jedoch eine, den Fremden nachgeahmte Neuerung bilden und durch
Plumpheit der Ausführung auffallen 0- Die Construktion aller Theile eines
fünffenstrigen Hauses ist aus Taf. XLIV Fig. 7, XLVH Fig. 1-5 & XLVin
Fig. 1 — 4 ersichtlich.
Wie oben , bei der Besprechung der Wände erwähnt , unterscheiden die
Pelauaner mit eigenen Namen einige andere Bauten, die vorwiegend eine
nur zeitweiUge Bedeutung haben. Zu den am vollkommensten ausgeführten
derselben gehört der Honröol oder Avldekd, Derselbe ist eine viereckige
bis 8 M. lange, 4 M. breite Hütte mit einer Giebelhöhe bis zu 4 M., die
*) Die Beschaffenheit der Kamriel macht ein wirkliches Abschliessen des Hauses
unmöglich und dieses beeinflusste" in hohem Grade die Verhältnisse des häuslichen
Lebens. Die Hauptbedeutung der Thüren ist nur der Abschluss des Innern gegen den
Einfluss der schlechten Witterung. Als Schutz vor dem Eindringen Fremder können
diese nur in sehr geringem Grade betrachtet werden. Das Voi*schieben während der
Nacht von innen geschieht nur in Kriegszeiten, um die Schlafenden vor der ersten
Ueberraschung des üeberfalles zu schützen, oder sonst nur an der Wetterseite, wo
der Wind eine lose Thür umwerfen könnt«. Es herrscht aber hierin grosse Soi-glosig-
keit, und gewöhnlich steht nächtlichem Einschleichen nichts im Wege; daher das
ofte Vorkommen desselben, meist mit unsittlichen, nicht selten aber mit mörderischen
Absichten. Als Schutz vor Diebstahl kommen die Thüren wenig in Betracht denn die
ganze Struktur des Hauses ermöglicht einem Diebe das Eindringen. Er braucht nur von
dem KamruM aus einige Bambusrohre zu erheben, um freien Eintritt zu gewinnen.
Indessen macht sich die Sorge vor letzteren Besuchen kaum bemerkbar und ist auch
durch die Sitten nicht begründet. Das Stehlen von solideren Gegenständen, deren
Besitz leicht nachweissbar ist, findet nicht statt, und das werthvolle bewegliche Gut,
besonders das Geld, vnrd entweder in der mit einem Schloss versehenen Kiste, oder
irgendwo in der Erde vergraben, geborgen. Die grösseren Häuser werden aber selten
gänzlich verlassen und bildet das Oma'hkar a hlay, die Bewachung des Hauses, eine
der wenigst beliebten Pflichten junger Mädchen, die in der Zeit der Abwesenheit der
Eigenthümer sich in dem leeren Hause langweilen müssen. Ist aber Niemand zum
BevTachen da, so werden die Thüren vor die Öffnungen geschoben, was ein Zeichen
der Abwesenheit der Insassen ist und das Haus wird sich selbst überlassen. Oft geschieht
dies wochenlang, ohne dass von dem Inventar etwas entwendet würde, dagegen werden
solche Häuser gern zu geheimen Zusammenkünften fremder Liebespaaie benutzt.
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- 261 -
wenn auch flüchtig , doch noch mit Anwendung eines über die Erde erhöhten
Fussbodens aufgeführt wird ; auf beiden Seiten je einen Eingang und ausser-
dem auf der, dem Tanzplatze zugekehrten Seite eine etwas erhöhte Estrade
besitzt, von welcher die Insassen dem Ewft-Tanze ^) zuschauen können.
Diese Hütten dienen während der Zeit der Absonderung der Tänzer als
Aufenthalt der Familie nahe 'dem Festplatze ; nach den Festlichkeiten werden
sie aber verlassen und die einzelnen Theile, namentlich oft das Dach und
die Pfosten, zum Errichten der l^eol^ der Wachthäuser in den Pflanzungen
im Innern, verbraucht.
Die Tahdbäu genannten, bei Begräbnissen und Tänzen gebrauchten
Schuppen, bezwecken einen temporären Schutz und Aufenthalt für zahl-
reichere Versammlungen, die in dem Wohnhause nicht untergebracht werden
können. Sie sind, je nach den Verhältnissen, mehr oder minder lang und
schmal und bestehen aus einem, etwas über die Erde erhobenem Fussboden
aus Bambusrohr, der auf einigen Querstämmen liegt; das Ganze ist von
einem nothdürftigen Dache versehen." Die Stützen, Pfosten, etc. sind aus
nicht weiter bearbeiteten Rundstücken, Zweigen, Rohr, etc. nachlässig
hergestellt, in die Erde versenkt und flüchtig mit Schlingpflanzenstengeln
verbunden. Aehnlich, aber von geringerer Länge ist der DeZidwj/-Schuppen
der neben dem neugebauten Bay errichtet wird und als Aufenthalt für die
am Bau betheiligten Häuptlinge und, bei schlechtem Wetter, für die die
kleineren Theile ausführenden Arbeiter dient. Hierhin wird auch die Nahrung
gebracht und unter die Anwesenden vertheilt.
Der Aücü'Map ist eine Stelle auf welcher das Taro (solange roh Map
genannt) gekocht wird. Denselben Namen trägt der zweite Feuerheerd in
einem Hause. Bei besondern Gelegenheiten, wie den Mur^ bei denen grosse
Quantitäten Taro rasch gekocht werden müssen , wird dafür dann eine mehr
oder minder solide Dachbedeckung errichtet, zu der sich, in windiger Zeit,
noch Wände gesellen.
Von ähnlich flüchtiger Bauart sind die Tanzschuppen , ihrer Form wegen
Dianl genannt und dem wirklichen Dianl^ oder Fahrzeugschuppen ähnlich.
Dieselben werden bei dem Mur kalsimel-Feste ^) errichtet und dienen zum
Aufenthalte für die Tänzerinnen während des Abschlusses von der Öffentlich-
keit. Diese Schuppen sind zuweilen bis 30 M. lang und bestehen der Haupt-
sache nach aus einem Dache das zwei, auf gewisser Entfernung von der
Erde, auf jeder Seite des Schuppens sich hinziehende Fussboden, Auläol
überdeckt. Auf diesen tanzen und verweilen die Frauen; der seitliche
Abschluss des Schuppens geschieht durch herabhängende, lose in einander
verflochtene Kokosblätter.
Die Tanzböden selbst, welche bei manchen Festlichkeiten eine grosse
[Siehe Sociale Einrichtungen pg. 104.]
*) [Siehe Bastian: ADerlei aus Volks- und Menschenkunde I pg. 44.]
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- 262 ~
Rolle spielen und eine bedeutende Länge erreichen, sind, abgesehen von
der öffentlichen Ausstellung der Tanzonden, dazu bestimmt, um für dieselben
einen festen und glatten Tanzgrund zu bieten und werden deshalb möglichst
solide ausgeführt. Ein solcher Koyläol besteht aus starken, in die Erde
getriebenen Holzpfosten oder aus Kokosstämmen , die sich, je zwei ein-
ander gegenüber, in verschiedener Anzahl in Abständen von je 2 M. auf
einer Strecke von 20-40 M. hinziehen. Auf diese ca. 1.50 M. hohen Pfosten
kommen dann starke 2 — 3 M. lange Querhölzer, Omklool zu liegen, worauf
dann endlich der eigentliche Boden ruht. Dieser besteht in seiner ganzen
Breite aus den Stämmen der Arecapalme, welche in der Längenrichtung
nebeneinander gelegt werden. Nur längs der Mitte des ganzen Bodens
zieht sich eine ca. 6 cM. dicke und ca. 50 cM. breite, Omrükul genannte
Planke hin, auf welcher die Tänzer in einer langen Reihe neben einander
stehen und ihre Bewegungen ausführen. Die Tanzböden der Frauen sind
ganz ähnlich, nur kürzer und etwas höher. Nach dem Abschluss des Festes
wird die ganze Einrichtung nutzlos und daher dann weggeworfen.
Das Aufführen seines eigenen Hauses ist nur bei jüngeren Leuten
') Eine der wichtigem Phasen bei diesen Tänzen bildet der Schall der, auf den
Omrükul stampfenden Füsse, deshalb das Anbringen der mittleren Planke. Wunderbar
ist es dabei, dass den Pelauanern die Kenntniss der Trommel als Musikinstrument
gänzhch felilt.
Im Osten der KaroHnen, namentlich auf Ponape finden wir die Ayp genannte
Trommel; sie ist aus einem Stammstück ausgehöhlt, sanduhrförmig und mit Rochenhuat
überzogen, dient als Begleitung zu Gesängen und wird mit der Hand gespielt, was heute
nur noch eine Kunst der alten Häuptlinge, die den einstmahgen Jo/co-Gelagen (Kava-
trinken) noch huldigen, sein dürfte'). Der Schall als Begleitung zum Tanze wird
ebenfalls durch das Stampfen der Füsse erz(Migt und zwar wird für den Zweck auch ein
Brett auf den Boden gelegt. Eigentliche Koylaol, um darauf zu tanzen giebt es auf
Ponape nicht, aber bei den üTa^ir-Tänzen , wo die Theilnehmer eine Tanzpaddel **) oder
einen Tanzstock in den Händen führen, wird an einer Seite des Tanzbrettes ein einem
Koyläol ähnliches, pajäpaj genanntes, einem langen Tische ähnliches Gerüst aufgeführt ,
auf welchem die Tänzer die in den Händen geführten Tanzgeräthe anschlagen können.
Bei den pelauischen Ruktänzen, führen die Tanzenden auch Tanzgeräthe, (namentlich
den , den Caranx vorstellenden Horuidel) ohne jedoch , ausser dem in grossem Massstabe
ausgeführtem Aijlnol, noch eine besondere Vorrichtung zum Anschlagen zu gebrauchen.
Dasselbe geschieht wo nöthig an dem Ayldol selbst und Alles zusammengenommen,
lässt sich also der Zusammenhang des Buk mit dem Kapir nicht verkennen.
•) [Auch FiNSCH (Ethn. Erfahrungen und Belegstücke pg. 243 [499] erwähnt einer
Trommel von Ponape; nach ihm stimmt selbe gänzlich mit der von den Marshal-Inseln
überein und ist nur etwas grösser. Wir können trotz seiner und Kübaby's Angabe den
Verdacht einer Vei*schleppung von Trommeln von den Marshall nach Ponape nicht
unterdrücken; die geringere oder bedeutendere Grösse eines ethnographischen Gegen-
standes kann, da vom Material abhängig, kein Criterium für die Bestimmung der Provenienz
desselben abgeben, üeberdem zeigen gemde ethnographische Gegenstände in der Südsee,
seien sie einander auch noch so nahe verwandt, dennoch stets, sind es auch geringe,
beim ersten Blick nicht in die Augen fallende, Unterschiede, sobald sie von verschiedenen
Inselgruppen stammen; ja oft ist dies sogar der Fall bei Erzeugnissen aus verschiedenen
Districten einer und derselben Insel. Die Erwähnung der Trommel von Ponape durch
die Gelehrten der Novora-Expedition , worauf F. geneigt ist sich zu stützen, kann für
uns keine vollgültige Bürgschaft sein, da wir wissen welch grosse Irrthümer sich auch
in den Provenienzangaben der zoologischen Sammlungen jener Expedition finden (Cat.
Mus GoDEFFROY N^ V pg. 18), worauf wir an anderer Stelle zurückzukommen gedenken.]
*•) [Siehe Finsch: Ethn. Erfahrungen und Belegstücke pg. 243 & 244 und Taf. V
[22] Fig. 12].
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gebräuchlich, dagegen wird ein grösseres Wohnhaus (4 — 5 fenstrig) gewöhn-
lich bei Dritten bestellt, besonders wenn es ein Blil a thnif^ das Stammhaus,
sein soll. Der Uebernehmer führt das Haus mit Hülfe seiner Freunde in
seiner Heimath aus; eben wie bei dem Bay können dieselben Mitglieder
eines Kaldebekd sein und suchen sich dann einen Baumeister. Dies ist
beinahe immer der Fall bei den 6-fenstrigen Häusern für die Oberhäuptlinge,
deren Ausführung sich nur wenig von der des Bay unterscheidet.
Ist das Haus fertig so wird ein Galeds^ ein Ankündigungsgeschenk,
dem Besteller überbracht und die Zeit der Lieferung des Hauses ange-
kündigt , um dem ersteren Zeit zu gönnen sich auf die Bezahlung vorzu-
bereiten. Das Aufstellen des Gerippes des Hauses und die Ausführung des
Daches und der Wände nimmt verhältnismässig sehr wenig Zeit in Anspruch,
der Fussboden wird beinahe immer durch den Besteller selbst hergestellt
und, falls Sparsamkeitsrücksichten zu beachten sind, auch die Wände.
Die Bezahlung geschieht dann, je nach dem Range des Bestellers, mehr
oder weniger öffentlich.
Die Häuptlinge N®. I und N*. H der grossen Gemeinden bezahlen ihre
Wohnhäuser öffentlich, in Anwesenheit der anderen Rupak der Gemeinde,
die die zur Bezahlung bestimmten Geldstücke sich ansehen können. Die
Bezahlung geschieht, wie bei einem Bay^ und es gelten dieselben Preise. Bei
den vierfensterigen Häusern wird noch folgendes Schema beobachtet:
Für die 4 Fenster 2 Kluk.
Für das Dasahel (die Arbeit) 1 Mathäl a Kluk,
Für das Honiut (das Besprechen , Beschwören) . 1 Mathäl a Adolöbok.
Für die Wände 1 Adolöbok,
Für den Onmüdvl 1 Mor a truyok.
Die Kosten eines neuen, gewöhnlichen Verhältnissen entsprechenden
Hauses wären somit im Norden gegen 50—60 Dollar in einheimischem
Gelde. In Korryor kostet ein drei-, vier- oder fünffenstriges Haus resp.
3, 4, 5 Kluk^ was mit den üblichen Nebenzahlungen viel theurer als im
Norden der Gruppe. Die sehr bedeutenden Zahlungen werden selten durch
den Obokul^) des Stammes geleistet; dies thut jener nur dann, wenn er
ein Haus für seine Frau oder seine Kinder bestellt. Das dem ganzen Stamme
gehörende Wohnhaus wird mittelst des Omeldükul^) bezahlt, bei welchem
sämmtliche Frauen des Stammes ihr Geld zusammenlegen.
Wie aus der Rechnung hervorgeht, ist bei der Uebergabe des Hauses
das Honjut^ das Besprechen (Beschwören) desselben durch den Baumeister
vollführt, und kann das Haus sogleich bemalt werden, was als Zeichen
der stattgefundenen Bezahlung gilt. Das Beziehen desselben geschieht jedoch
») [Siehe Sociale Einrichtungen pg. 35 ff.]. *) [Siehe Sociale Einrichtungen pg. 47.]
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später, unter Beobachtung gewisser Bräuche, die bei reichen und ange-
sehenen Eigenthümern sich grossartiger als bei armem gestalten. Die
öffentliche Einweihung heisst ßüntoblay und besteht in einem Festessen fdr
die Rupak der Gemeinde; der weniger sichtbare Theil aber der Gebräuche
bezweckt die Einweihung des Feuerheerdes des Hauses, und wird olsärak
aynukl genannt. Auf die drei oben erwähnten Heerdsteine (aynukt) wird
ein alter , zerbrochener Topf einheimischen Erzeugnisses gesetzt und während
zweier Nächte darauf belassen , in Folge dessen die Steine gut eingesetzt
(Olsärak^ niedergedrückt) werden sollen. Hierauf wird das Geschirr
zerschlagen und weggeworfen und nun erst wirklich Taro in einem neuen Topfe
aufgesetzt, worauf das neue Haus, unter obligatem Einladen der Nachbarn
zum ßüntoblay-Schm3,use^ bezogen wird. Als wirklich eingeweiht gilt
das Haus indessen erst nachdem das Omerseräsak er a blay^ das Blutig-
machen desselben (von räsak-Blut) stattgeflinden , zu welchem Zwecke der
Eigenthümer einen grossen Fisch kauft, der dann vor das neue Haus
gebracht und dort zerschnitten und vertheilt wird.
Die übrigen von den jüngeren Stammesmitgliedern bewohnten, kurzhin
Um genannten Häuser werden von dem Inhaber selbst ausgeführt, und
zwar, so weit es geht, ohne Hülfe Dritter; wo die Leistung aber die
eigne Kraft übersteigt, wird die unentgelliche Hülfe des Vereins {Kaide-
hekd) dessen Mitglied der Erbauer ist, in Anspruch genommen. Er begiebt
sich dann vorerst in den Wald und fällt das nöthige Holz an verschiedenen
Stellen, wonach er dem Hauptmanne die Mittheilung macht und dann
heisst es: „morgen helfen wir unserem Sukalit (Freunde) das Holz holen".
Dies geschieht schnell und nun wird der Erbauer wieder sich selbst über-
lassen. Er bearbeitet nun die einzelnen Stücke in aller Gemächlichkeit,
wobei ihm eventuel Kinder und Verwandte helfen. Ist das Gerippe fertig,
so sammelt er Buuk-B\^tteT oder Suk und bereitet ein kleines Festessen,
das wenigstens aus Apelsiyek besteht (Taroklösse mit Kokos-Oel), für den Verein
der nun wieder zusammen erscheint und das Dach, unter grossem Geschrei,
Essen und Blülok (Wasser mit Syrup)-Trinken näht und befestigt^). So
erhält ein Mann sein Haus ohne ein einziges Stück Geld zu bezahlen. Das
Taro liefert ihm theilweise seine Frnu, sowie auch das Haupthaus beider
Linien des Ehepaares, indem je nach der Stärke des erwarteten Vereins,
eine grössere oder geringere Anzahl von Schüsseln , unter die verschiedenen
Häuser vertheilt,. zubereitet wird.
Da der Erbauer nicht immer ein Takalbay ist, und die Kunst des flbnit^,
des Beschwörens der Kethul der Bäume dann nicht besitzt, so unternimmt
er nur das Omüum des Hauses. Dieses besteht darin , dass von sämmtlichen
Bäumen die zum Baue verwandt, auch Blätter gesammelt und zerstossen
werden und das Haus mit dem Safte derselben an verschiedenen Stellen
») [Siehe vom pg. 170 & 172].
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eingerieben wird, und zwar namentlich an den Zapfen und Nuthen der
Wandpfosten und den Thürsch wellen , was die Bewohner vor dem bösen
Einflüsse der Wald- und Baum-Götter schützen soll. Nach dem Olsarak
aynuM folgt dann der Einzug in die Wohnung.
Holzschnitzereien, der so hervorragende Schmuck des Bay^ kommen an
den Wohnhäusern nicht vor. Die sämmtlichen Balken des Innern werden
gewöhnhch roth, deren Aussenseite gelb angestrichen; eine Ausnahme
findet nur mit dem Honian^ dem Giebelrahmen sta,tt, der ebenfalls roth
angestrichen wird.
Die Dianl oder Kanoe-Sohuppen. (Taf. XLVIII Fig. 5 ~ 9 & XLIX Fig. 1 - 2).
In Folge der wichtigen Rolle die die Kabekd (Kriegsfahrzeuge) in den
Angelegenheiten der Gemeinde spielen, haben auch die, für deren Schutz
bestinomten Schuppen, Dianl (DicU^ ein Schiff, grosses Fahrzeug) an Wichtig-
keit gewonnen. Daher bilden sie, nach den Bay^ den Gegenstand auf welchen
die Aufinerksamkeit der Häuptlinge, wie auch des Volkes in erster Linie
sich concentrirt. Die Bedeutung derselben trat besonders hervor in früherer
Zeit, wo Kriege an der Tagesordnung waren und das Angreifen des Feindes
hauptsächlich nur von der Seeseite her geschehen konnte. Mit der Einführung
der Feuerwaffen erlosch die Lust zu den grossen Beriet, wozu auch die
gewaltige Verminderung der Bevölkerung beitrug und dadurch wurde auch
die Zahl der benutzten Kj'iegsfahrzeuge beschränkt. Deshalb dient heut der
Diafd zum Unterbringen der sämmtlichen Kanoes des Dorfes und nur in
den grösseren Gemeinden finden wir dazwischen noch ein einzelnes, ver-
nachlässigtes Kriegsfahrzeug. Im Allgemeinen ist es noch gebräuchlich,
dass ein, im Kriege verbranntes Diafd, im Frieden nur unter Betheiligung der
Zerstörer, in gültiger Form wieder hergestellt werden kann; da es anderen-
falls ferneren Ueberfällen und einer eventuellen Zerstörung ausgesetzt ist.
Nach alter Sitte sollte jedes Land, seinen Klubut (Landungsplätzen)
entsprechend, zwei ordentliche Dianl haben, dies ist indessen nur noch in
Korryor der Fall; die meisten andern Gemeinden besitzen nur eines und
nicht selten ist die Zahl der Einwohner so beschränkt, dass sie es nicht
der Mühe werth halten ein Kanoehaus zu erbauen.
Die Form eines solchen, ist die eines viereckigen, langen Schuppens, der
mindestens der Länge eines Kabekel entspricht. Das kleinste dieser misst
aber 18 M. Im Verhältnis zu der beträchtlichen Länge, ist die Breite
(nur 4 M.) gering, dagegen ist das Dach hoch und von der typisch pelaui-
schen Form, spitz und die Firste in der Mitte eingesenkt. Sämmtliche
Seiten des Gebäudes sind offen, so dass dasselbe nur aus einem Dache
und dessen Stützen besteht. Das Dach unterscheidet sich durchaus nicht
von demjenigen der anderen Gebäude; dagegen zeigen die Stützen eine
ungewöhnlich derbe Beschaffenheit , die darauf hindeutet dass bei der Auf-
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fQhrung auf möglichst lange Nutzniessung gerechnet wird. Die vier Pfosten
jeder Seite, wofür möglichst Ptäkas (Calophyllum inophyllum)-Holz gewählt
\Wird, erreichen eine Dicke von 75 cM., dagegen nur eine Höhe von kaum
1.40 M. , was sie jedem hiesigen Sturmwinde widerstehen lässt. Die über
diese Pfosten gelegten Längsbalken sind übei-flüssig, sie tragen nichts zum
weiteren Befestigen der Pfosten bei, sie bestehen deshalb aus kaum 15 cM.
dicken Rundhölzern und sind lose in einen Einschnitt der Pfostenenden
eingelassen. Die Querbalken sind doppelt so stark, 20 cM. dick und 35 cM. breit,
und viereckig behauen; sie verstärken aber die Pfosten ihrerseits nicht,
werden lose über die Enden derselben gelegt und tragen auf ihren eigenen
Enden die unteren Dachbalken. Der obere Dachbalken, der Wuadd wird
auf besonders solide Weise durch die, auch in der Dachrüstung der Bay
vorhandenen, Rekan-BaXken gestützt; indessen hier sind es starke, runde
Stämme von 30 cM. Dicke und bis 8 M. Länge, die in die Erde neben
jeden der acht Pfosten versenkt werden.
Der sehr geräumige Dachraum besitzt keine dauerhafte Querrüstung
(wie z. B. in den Naj von Ponape) sondern die Mäste und Segel werden
auf die Eymul gelegt, wo auch alte und für Begräbnisse bestimmte Fahr-
zeuge untergebracht werden.
Die Kürze der Pfosten und das tief herabsteigende Dach schützen das
Innere des Schuppens vor dem Wetter; ist jedoch die Eingangsseite besonders
dem Einflüsse der Witterung, in Folge der Lage, ausgesetzt, so wird eine
lose Bedeckung aus Kokosblättern ohne grosse Sorgfalt angebracht, die
den Nitliabat ersetzen soll.
Die den alten Dianl gewidmete Soi'ge ist in letzterer Zeit geschwunden
und nur an den Schuppen von Korryor sieht man einige Verzierungen.
So sind beide Eingangspfosten in Gestalt eines Menschen gehauen, ähnlich
wie ich es in Okän auf Yap fand, und beide Querbalken sind mit bemaltem
Schnitzwerk bedeckt. Im Ut von Sapulion auf Fefan (Ruk) fand ich unter
den Dachlatten einige aus älterer Zeit stammende, die ebenfalls in gleicher
Weise geschmückt waren; ein Beweis dass derart Verzierung sich früher
auch im Osten der Karolinen fand.
Das Aufführen eines neuen Dianl findet selten statt, denn die starken
Pfosten überdauern ein Menschenleben; kommt es aber einmal dazu, so
geschieht solches in den grösseren Gemeinden auf dem Wege der Bestellung.
Der Preis für die Oumat und den Wuadel beträgt einen Kluk^ für die ein-
zelnen Dach-Abtheilungen je 1 Adolobok. Oefter findet dagegen das Neu-
decken des Daches statt, was gewöhnlich den kleineren Gemeinden gegen
massige Bezahlung überlassen wird. Die ärmeren Gemeinden bauen ihre
Kanoeschuppen selbst.
Besondere Feierlichkeiten sind mit dem Neubau eines Dianl nicht ver-
bunden, ausser dass die Häuptlinge bedacht sein müssen ein neues Kriegs-
fahrzeug zu bestellen, für das olsarak (das Pressen) des neuen Schuppens.
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Hiermit die Betrachtung der Produkte der pelauischen Hausbaukunst
beendigend, füge ich auf Taf. XLVHI— L die* Abbildungen eines Ut (nicht
Bet^ wie irrthümlich bei Schmeltz im Katalog des Museum Godeffroy ange-
geben) von den Ruklnseln, einen Naj der Insel Ponape und ein Wohn,
haus von derselben Insel bei , die einen näheren Vergleich mit der pelauischen
Bauart ermöglichen sollen. Obwohl durch den Vergleich der Benennungen
der einzelnen Bautheile auf den verschiedenen Plätzen der Zusammenhang
der Bauarten nicht bekräftigt wird , ist es leicht einzusehen das der ponapsche
Naj und der Ruksche Ut sich sehr nahe stehen, und nach eingehenderer
Besprechung der verschiedenen ßay-Formen , bin ich geneigt in dem Bilkelek^
der ältesten pelauischen Bauform, eine dem Naj nahe stehende Form anzu-
nehmen. Dafür scheint zu sprechen nicht nur die Querrüstung mit verti-
kalen Stützen des Dachraumes (leider kann ich die Abbildung derselben
nicht geben, weil der einzige Bükelek auf der Gruppe, der von Megetiy
auf Korryor, ein schon altes Gebäude, dieselbe zur Zeit nicht besass)
sondern auch die ganz zwecklose, sehr solide und kostspieliege Bedielung
des Kamrunl^ die nur eine historische Bedeutung haben kann und viel-
leicht an die steinernen Kajukajuk des ponapschen Gebäudes erinnern soll.
Eine fernere Bekräftigung dieser Annahme findet sich, sobald man andere
Umstände in Betracht zieht, deren Besprechen hier jedoch zu viel Raum
einnehmen dürfte. So beweist z. B. schon der Umstand, dass die Insulaner die
hölzernen Hausfundamente „Stein" nennen, dass in der ursprünglichen
Form des Bauplanes, Steine benutzt wurden. Indessen ist auf den Pelau-Inseln
schönes Bauholz häufiger als Stein, auf Ponape hingegen ist loses Basalt-
Gerölle im Ueberfluss vorhanden. Ruk dagegen hat weder reiche Waldungen
noch viel Gerolle und ein und derselbe Plan konnte auf den drei Stellen
auf verändeite Weise zur Ausführung kommen. Bei dem Bestehen der
steineiTien Fundamente auf Pelau, und der Uebereinstimmung in der Aus-
führung der Wände auf diesen Inseln und auf Ponape, möchte man sagen
dass die ursprüngliche Bauform nach Pelau von Ponape kam, wofür auch
manche andere Erscheinungen im Leben der beiden Völker sprechen.
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IL
DER KANOEBAU.
Hierzu Taf. L Fig. 3-10 & Taf. LI-LV.
Die Pelauaner haben gleich den Ponapesen und den Eingeboraen von
Kusaye schon längst der Seefahrt auf weitere Entfernungen entsagt. Sie
erinnern sich nicht einmal jemals „Seefahrer'* gewesen zu sein und die
Stern- und Lootsenkunde ist unter ihnen verschollen, obwohl kein Zweifel
darüber bestehen kann dass, einst in früheren Zeiten, die sonst in den
Karolinen üblichen Namen der Sterne nach Pelau eingeführt wurden. So
heisst z. B. in Pelau der erste Monat jeder der beiden sechsmonatlichen
Jahresperioden Tmur^ worin der karolinische Name Tumur (der Stern
Antares) unverkennbar hervortritt; der pelauische Monat KcUüh oder MakAü
an Md führt noch einen dritten Namen iaft, worin ich geneigt bin den
karolinischen La (« Andromedae und /?, 17, /* Pegasi) zu sehen; sogar
der pelauische Mesikt scheint von dem karolinischen Meriker^ dem Namen
der Pleyaden (polynesisch Mata aliki) abgeleitet zu sein.
Die längsten Fahrten welche die Pelauaner unternehmen erstrecken
sich bis nach Kayanl^ also über eine Entfernung von nur 20 Seemeilen vom
pelauischen Hauptlande , wobei die vorhandenen RiflFe und das hohe Land
irgend eine Kenntnis des Himmels entbehrlich machen. Indes sind die
Einwohner für ihren Verkehr unter einander hauptsächlich auf das
Wasser angewiesen und betreiben daher eine sehr lebhafte und beständige
Küstenfahrt, die der lokalen Verhältnisse wegen durchaus nicht immer
gefahrlos ist. In dieser, derart beschränkten, Seefahrt erwarben sich die-
selben aber eine hohe Geschicklichkeit und brachten in Folge ihrer hoch-
entwickelten Fertigkeit in der Handhabung der Axt, ihre Fahrzeuge auf eine
derartige Stufe der Vollkommenheit , dass sie , was Form , Ausftthrung und
die verlangte Leistung betrifft, unter den Fahrzeugen der Karolinen eine
der ersten Stellen einnehmen. Rücksichtlich ihrer allgemeinen Form sei
bemerkt dass sie sich dem gefälligen Modell der nuknorschen va nahem,
obwohl dieser Ausspruch gewissermaassen Sache des persönlichen Gteschmackes
ist. Was die Ausführung betrifft so kommt den pelauischen Fahrzeugen
keins der karolinischen und marshallschen gleich. Betreffs der Fähigkeit
am Winde zu segeln, könnten ihnen vielleicht nur die marshallschen Fahr-
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zeuge zur Seite gestellt werden , wie ebenfalls mit Rücksicht auf Geschwin-
digkeit der Fahrt. Dagegen stehen sie in der Tragfähigkeit auf gleicher
Höhe mit den Fahrzeugen Ponape's, Kusaye's und Nukuoro's und können
sich nicht mit den geringsten Segelfahrzeugen der Central-Karolinier , Tap-
und Marshall-Insulaner messen. Indessen sind letztere eigentlich nur
Transportfahrzeuge die, langsam und sicher, bedeutende Lasten über die
hohe See tragen sollen, dagegen an den heimathlichen Ufern sich höchst
unbequem erweisen, wie ich es in Yap und den Karolinen zur Genüge
kennen lernte.
Der Tradition nach sollen die Pelauaner auf See ursprünglich höchst
unbehende gewesen sein, sogar den Gebrauch der Paddel sollen sie von
einer Frau erlernt haben. Im weitern Verfolg erwähnt die Sage die Ankunft
des Koreömel der die Benutzung des Segels einfährte. Die alten Fahrzeuge
gleichen aber den karolinischen , denn obwohl dieselben heute ihrer Schwer-
fälligkeit wegen verspottet und „Tabiy'% Schüsseln, genannt werden, ist
in der pelauischen Sprache ein Name der früheren Fahrzeuge noch bewahrt.
Das yapsche Pat(paw-Fahrzeug , in den Karolinen Messük oder Mdiuk genannt ,
welches des Vergleichs halben auf Taf. LV Fig. 1 abgebildet ist, heisst
hier Kaberrüuk^ der zweischnäblige Bug, der Kinpue der östlichen Inseln,
hier Niasak^ das kleine Schutzhaus auf der Leeseite des Fahrzeuges
wird Giteptep genannt, obwohl beide Theile bei den pelauischen Fahr-
zeugen heut gar nicht mehr vorkommen. Dass sie aber früher hier heimisch
waren, dafür spricht nicht nur die Sage, sondern dies ist auch durch ein
Vorkommnis ziemlich neuen Datums bekräftigt. Das in Enkasar 1884 neu
aufgeführte Bay Nara Koldiais (Taf. XLV & XLVI) zeigt an den Enden
der Brükul'BBXken in beiden Melek je einen aufrecht stehenden Kinpue oder
Nydsak und obwohl die Einwohner mir gegenüber behaupteten , dass es nur
ein Kloköul^ eine „Spielerei" sei, hat das Anbringen dieses längst ausser
Benutzung gekommenen Theiles, über den man heut allgemein spottet,
eine ganz andere Bedeutung. Bekanntlich^ stammen die heutigen Enkasarer^
aus dem Lande Ddbotp in Arekolon und hier hat der Koreomd zuerst das
Segel eingeführt. Auf ihre Abkunft stolz, gaben die Einwohner also ihrer
früheren Abstammung und Kultur Ausdruck, obwohl sie in ihrer Eitelkeit,
der nachträglich errungenen Entwickelung halben, sich nicht gern an die
alten Zeiten erinnern lassen wollen. So fühlen sich z. B. die auf der Gruppe
zerstreuten Eingebomen von Kayanl beleidigt, wenn man sie nach ihrer
Heimath nennt und zwar weil sie in letzter Zeit durch Körryor besiegt
wurden.
Uns den heutigen Fahrzeugen der Pelauaner zuwendend, finden wir
dass von denselben zwei Formen, je nach dem Zweck, wofür sie dienen
sollen, bestehen. Die eine nur zum Segeln bestimmt, heisst Käep^ die andere
zum Segeln und Rudern dienende Kolräol. Abgesehen von Abweichungen
in den Details derselben, ist der Hauptunterschied darin begründet dass
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die erste Form tiefer und am Boden scharf kielig , die zweite flacher und
der Boden mehr abgerundet ist. Die erste wird zu längeren Fahrten und
in tiefen Gewässern benutzt, die zweite dient alltäglichem Gebrauch
vorwiegend in dem flacheren Wasser des Strandes und des nahen Riffes.
Durch das Ausführen des Kolräol in grossem Massstabe, wobei besonders
die Länge gewinnt, entsteht die dritte, Käbekd genannte Form, die vor-
züglich für die schnelle Beförderung von Kriegsmannschaften bestimmt ist ').
Die Kä^ oder Segelkanoes. (Taf UI & LEI).
Wie die meisten Fahrzeuge des Stillen Ozeans bestehen die pelauischen
Fahrzeuge aus dem eigentlichen Kanoekörper, Amlay^ dem Ausleger oder
Schwimmer, Dosömd und den, die beiden Theile verbindenden Ausleger-
brücken, Klegidd genannt.
Der eigentliche Kanoekörper wird aus einem Stamme hergestellt und
zwar meist aus dem, Aicgäl genannten Baum. Der Ptäkas (Calophyllum
inophyllum) und der Kasemölok (ein verwandter, aber im Innern der
Inseln wachsender Baum) werden wohl auch dafür verwandt, liefern aber,
obwohl sehr dauerhafte, zugleich sehr schwere Fahrzeuge und zwar nur
solche mittlerer Grösse. Der Brotfruchtbaum, Medün ist auch als Material
für den hier berührten Zweck geschätzt, wird aber nur selten, seines
beschränkten Vorkommens halben , verwandt. Der Gdä a Käram genannte
Baum (der ponapsche Tow, dort nur für bessere Fahrzeuge benutzt) kommt
auf Pelau nur für Kanoes geringerer Qualität in Betracht.
Die allgemeine Gestalt des Kanoekörpers gleicht jener der Fahrzeuge
der östlicheren Inseln des Archipels, indem derselbe im Verhältnis zur
Länge, nur schmal ist. Die Tiefe, bei den Käep ziemlich beträchtlich, bleibt
dennoch weit hinter der der karolinischen Segelfahrzeuge zurück. Die Ein-
gebornen unterscheiden an dem Amlay^ dem Kanoekörper, den Kiel, PijZ,
die beiden Längsseiten, Kalebodolel^ die obere Seite, Ddoes und- die beiden
Bugenden, Ddebönol oder Gutjiin. Der Kiel wird durch den unteren Band
des Amlay^ wo die beiden Seiten zusammentreffen, gebildet. Er ist, selbst
bei den grössten Fahrzeugen, kaum 2 cM. breit und dies nur am mittleren
Theile der Länge." Nach beiden Enden hin wird er scharf, bis kurz vor
dem Ddd)6nd^ wo er in die Breite desselben übergeht um den Kolsend
(Taf. LH Fig. 3, e &) zu bilden. Das Längsprofil des Kielrandes ist bogen-
förmig, am tiefsten in der Mitte und dann flach, gegen die Enden auf-
steigend. Die beiden Seiten die, unten zusammentreffend, den Pt^ bilden,
») In einigen Gruppen Polynesiens finden sich doppelte Fahrzeuge und in Melanesien
kommen , ebenso wie z. B. auf Saraoa, Fahrzeuge von der Form unserer Boote vor. Yap
besitzt besondere Kriegsfahrzeuge der, Kab^kel genannten Form; weiter östlich finden
vdr das TJa fcUel Ruk und den Mortlock-Inseln, wahrscheinlich also den Central-Kai-olinen
im Allgemeinen , eigen. Ponape und Kusaye haben nur eine einzige Kanoeforra und die
MarshaU-Insulaner ausser den Segelkanoes keine anderen Fahizeuge.
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sind konvex aber, nicht bauchig, und gleichmässig gewölbt, wodurch das
Querprofll des Anüay einem symmetrischen Keile mit konvexen Seiten
gleicht^). Die Länge des Kalebodolel^ oder der Seite des medianen Querdurch-
schnittes, bildet das gewöhnhche Maass für das Fahrzeug und wird mit der
Handspanne gemessen. Dieses, Dasabel genannte Maass, beträgt bei den
grössten Käep ca. 5 Handspannen , Yütok (ä 20 cM.) , bei den kleinsten 3.5
Yütok^ welchem eine Raumtiefe von resp. 75 und 50 cM. gegenübersteht.
Die Länge des Ämlay beträgt in dem längsten mir bekannten Käep^
dem Fahrzeug des Araklay in Molegoyok, Eylmya kamertdl genannt,
10.5 M., die geringste Länge 7.25 M. Die meisten Käep zeigen aber eine
mittlere Länge von 10.32 M. bei 61 cM. Tiefe, und solches sind die am
öftesten verfertigten und kosten den bestimmten Preis von 1 Kluk. Die
grossen Kä^ kommen nur vereinzelt vor, sind im Besitz reicher Häupt-
linge und werden mit einem Kalebukub bezahlt, ebenso werden die kleinen,
mit einem guten Adolobok bis MathcU a Kluk bezahlten , nur selten gebaut
Die obere Seite des medianen Querdurchschnittes , entspricht dem Ddoes
des Fahrzeuges und bildet, stets in der Mitte, dessen grösste Bi'eite. Ganz
abweichend von den sämmtlichen Fahrzeugen Ozeaniens nimmt diese Breite
gegen die beiden Enden nach und nach etwas zu, wodurch die charakteristi-
sche Form des pelauischen Fahrzeuges entsteht. Der Unterschied der beiden
Breiten beträgt ungefähr 5 cM., und die innerhalb der beiden breiten
Enden gebildeten Konturen der beiden Eä,nder, entsprechen schwach kon-
kaven Linien (Fig. 2 Taf. XXII).
Diese Ausdehnung der Breite der Obenseite, anscheinend eine lokale
Bildung, hat den Zweck das Gehen auf dem sehr schmalen Fahrzeuge
zu erleichtern und besonders um auf den beiden Enden, wo die Segler
während schneller Fahrt das wuchtige Segel zu hantiren haben , denselben
einen sichern Halt zu geben. Indes übt dies auf die Gtestalt des Kanoeendes
keinen Einfluss, denn beide Seiten, in ihrer ganzen Oberfläche nur schwach
konvex, nähern sich von dem Punkte der grössten vorderen Breite einander
und enden in einer geraden, nur 2 cM. breiten Kante, die vom Kiel her
nach oben unter ca. 70^ — 75** aufsteigt. Auf beiden Seiten der Ddebonol-
Kante ist dieser Theil bugartig gewölbt und zwar in so vortrefflicher Form
dass das so niedrige Ende des Fahrzeuges dadurch in bemerkenswerther
Weise gegen das Eindringen des Wassers gesichert ist.
Auf der Obenseite des Fahrzeuges findet sich auf beiden Seiten, seiner
ganzen Länge nach ein 7 — lOcM. breiter, flacher, nach innen gekehrter Saum,
») Wie aus Taf. LIII & LIV ersichtlich, haben die Segelfahi*zeuge von Yap, sowie
die der Central-Karoliner (LIV, Fig. 6) und der MarshalMnsulaner (LIV Fig. 7) unsym-
metrische Seiten, indem die Leeseite mehr konvex, die Windseite dagegen mehr gerade
gearbeitet ist. In dieser Hinsicht nähert sich das pelauische Profil dem des nukuorschen
Fahrzeuges (LIII Fig. 20), welches symmetrisch und unten scharf, aber seitlich mehr
ausgebaucht ist. Das gleiche Profil ist auf Ponape ganz rund, an polynesische (spez. an
samoanisch ^aopao genannte) Fahrzeuge erinnernd.
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RüM (LH, Fig. 40) , der aus demselben Stücke gehauen , den Raum, Aylöbok (t)
begrenzt und ihn theilweise bedeckt, so dass jener innen viel weiter als
oben ist, wo er, kaum 15—21 cM. (in den grössten) breit, den Insassen zwingt
beim Sitzen die Beine aneinander zu stellen^). Dieser RüM^ einem Seiten-
deck entsprechend, dient zum Gehen während der Fahrt und endet bei
dem Punkt der grössten vorderen Breite, so dass hier der innere Raum
des Fahrzeuges ganz weit und offen ist. In ganz kleinen Ruderfahrzeugen,
bleibt dieser , Klagdsak genannte , Theil des Raumes immer oflfen , wie z. B.
in Fig.. 4 , Taf. LII ; bei den Segelkanoes wird er mit einem , Ubit genannten
Stücke (Taf. LIII Fig. 9a), fest überdeckt.
Dasselbe besteht aus einem horizontalen, eine Fortsetzung des Rukl
bildenden Theile und dem in der Mitte vertikal stehenden Ubü^ der sammt
der geraden Vorderkante, dem Botk (c, Taf. LIII Fig. 9), den beiden Tokot
(d), und den beiden Geet^ die charakteristischen Kennzeichen der Käep
bildet. Die Befestigung ist dauernd und besteht aus zwei Nähten, Geä^
jederseits, die von aussen durch einen dicken Wulst aus dem einheimischen
Kitt (Ocker mit iaoÄ-Fett) geschützt werden «).
Zur ferneren Einrichtung der Oberseite gehören die Bäkat, Querstücke
von der in Fig. 2, Taf. LII und Fig. 14 & 15, Taf. LI abgebildeten Form,
deren drei jederseits, durch Naht und Verkittung mit den RuM ver-
bunden sind. Theils dienen sie als Sitze, ihre Enden indessen auch noch
anderem Zwecke. Quer über die dei* Leeseite zugekehrten Enden wird
eine von dem Vorderende bis nahe zur Mitte reichende, achteckig behauene
Stange, Korea! ^ befestigt, die obwohl nur 3 — 4 cM. von dem Deck entfernt,
Schutz gegen das Ausgleiten des Fusses auf der, beim Segeln schrägen und
nassen Oberfläche bietet. Das gegen die Windseite gekehrte Ende ist
bedeutend länger und an der Spitze mit einem vorragenden Zapfen
versehen, so dass in der entstandenen Einsenkung die Dekd^ zum Weiter-
schieben des Fahrzeuges benutzte Stangen aus Bambusrohr, wie auch
Fischspeere, niedergelegt werden können. Um das Rutschen derselben in das
Fahrzeug zu verhindern, besitzen die Bakat eine längliche Hervorragung,
Tvl a bäkat^ an der Kanoeseite als Halter dienend. Der vorderste BäkcU
in den Käep zeichnet sich dadurch aus, dass sein Ende mit dem Bilde
des Tanatik (HcUcyon chloris) verziert ist, was im Zusammenhang mit der
Sage von dem Einfahren des Segels in Pelau steht 3).
») Bei dem nukuorschen Kanoe findet sich ein ganz ähnlicher, Odi genannter Rand,
der in das Vorderende verläuft (Taf. LIII Fig. 20 & LV Fig. 3). In den centralkarolinischen
Segelfahrzeugen ist der schaife Rand mit einem schmalen Brett, Zinc, bedeckt, das den
Saum vertreten soll. Beim ponapschen Kanoe findet sich gar kein Randsaum, und
ist deshalb das Gehen auf dem Rande gegen den Bug hin sehr unbequem und nur für
den baarfüssigen Insulaner leicht.
*) In der pelauischen Befestigung der Kanoetheile, werden untei'schieden : OSet, eine
aus, durch Löcher gefühi-ten Zwirn entstandene Naht und sakt, ein umbinden oder
Zusammenbinden zweier oder mehrerer Theile ohne Hülfe von Löchern.
') Die Sage berichtet dass, als der Kor^omel sich in seinem Fahrzeuge den Pelau-
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Der mittlere Theil des Ämlay heisst Bluu und dient zum Tragen der
Auslegerbrücke. Die Anfügung der letzteren geschieht mittelst einer ver-
mittelnden Rüstung, die fest an den Kanoekörper gebunden wird. Dieselbe
besteht aus zwei, Komakaräsak (a der Fig. 16 — 18 Taf. LI & Fig. 1 & 2
Taf. LH) genannten Stücken, die auf der Unterseite zapfenartig in die
Raumöflfnung eingepasst, in gleicher Entfernung von der Mitte und in
querer Richtung liegen , ohne besonders befestigt zu werden. Auf der Ober-
seite dieser Stücke (Taf LI Fig. 17) befinden sich drei breite Einschnitte
oder Nuthen, von denen die zwei nach der Windseite liegenden gerade
über die JSw/rf-säume zu Hegen kommen. Die äusserste Nuthe kommt ausser-
halb des Kanoes zu liegen und dient zur Aufnahme und Befestigung des
/i^orea^Endes. In die zwei vorigen Nuthen kommen zwei , Kornäol genannte
Stücke (6 der Fig. 16 Taf. LI & 1 & 2 Taf. LII), parallel der Längsachse
des Kanoekörpers zu liegen und zwar so,- dass sie die vorigen Stücke
beiderseits um 10-18 cM. überragen. Sie sind seitlich durchbohrt und
werden mittelst Verbänden an den Oberrand des Kanoes befestigt (Taf. LII
Fig. 1). In grossen Fahrzeugen finden sich acht Löcher, ültnätd^ zwischen
den beiden Komakardsak-Stücken und ausserdem noch zwei ausserhalb
derselben. Durch diese werden die Verbände, 6ru^ geführt und zwar wird
der zweite vom Ende jederseits als Mat el öru besonders benannt, weil seine
Herstellung besonders schwierig ist. Die Ursache ist der Umstand, dass
dieser Verband ausser dem, durch die übrigen erfüllten Zwecke, noch die
Aufgabe hat den Honelt {c Fig. 1 & 2 Taf. LII) festzuhalten. Der letztere
ist eine hölzerne, brettartige Scheidewand, die dem Umfange des Kanoe-
raumes genau angepasst, an jeder Seite des Bluu sich findet und dadurch
der dünnen Wandung des Fahrzeuges zur Stütze dient.
Auf Grund des Anbringens der beiden Scheidewände und der Bdkat
werden am Kanoeraum verschiedene Theile unterschieden. Der mittlere,
durch die Horielt eingeschlossene, heisst Holisä^ er wird mit dem Danäp-
Brette geschlossen und dient zum Aufbewahren von Gegenständen die man
der allgemeinen Aufmerksamkeit entziehen will. Die beiderseits zunächst
liegenden Theile bis zu dem ersten Bdkat ^ heissen Olmdtd^ weil von hier
aus das Fahrzeug lenz geschöpft {melim amldy) wird. Die folgenden Theile
nennt man im Allgemeinen Äylöbok und den vor dem ersten Bakat befind-
lichen, gewöhnlich zugedeckten Klagdsak,
Die Länge der /fornoo^-Stücke entspricht der Länge des Bluu und
beträgt bei den üblichen drei Grössen, je 1.25 M., 1.02 und 90 cM. Die
Entfernung zwischen den beiden Komakurdsak^ zusammen mit deren Weite,
bildet die Breite der Auslegerbrücke und sie beträgt in den verschiedenen
Fahrzeugen: 1.15 M., 89 cM. und 0.80 cM.
inseln näherte, ein auf der Mastspitze sitzender Halcyon^ ibra die Nähe des Landes
ankündigte. Der Tanatik der Bdkat soll also, diesen Vogel versinnbildlichend, das Glück
des Fahrzeuges während der Fahrt sichern.
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Die Dimensionen und die Abstände der Bäkat^ wie auch sonstiger
Theile, sind leicht aus den Tafeln zu ersehen.
Die Auslegerbrücke besteht aus zwei starken , Sodes genannten Hölzern
(c, Fig. 16 Taf. LI & a, Fig. 4 Taf. LH) an welche dann verschiedene
Querstücke dauernd verbunden werden, in Folge wovon nicht nur die
ganze Brücke befestigt, sondern auch der Raum für die das Fahrzeug
führenden Leute geschaffen wird. Zunächst dem Fahrzeuge werden in
Abstilnden von 18—24 cM. vier runde, bis 4 cM. dicke, Tekau kdsokos
genannte Hölzer (a, Fig. 6 Taf. LHI) an die Unterseite der Soäes mittelst
Zwirn befestigt, um eine Unterlage für den Kelsökos^ einen aus Bambus-
rohr geflochtenen Boden zu bilden (A , Fig. 4 , Taf. LH). Die zwei innersten
dieser Stücke sind etwas länger, und tragen an ihren Enden ein Querstück
Korobäkd (&, Fig. 4 Taf. LH & Fig. 6 Taf. LEI), ein Gehänge bildend, auf
welchem die Enden der Schiebstangen und Speere, gegen das Herabgleiten
gesichert, ruhen. In einigem Abstände von dem Kdsökos, weiter nach aussen
befindet sich ein bis 45 cM. breites Brett, welches mittelst Zapfen auf der
Unterseite zwischen die beiden Soäes geklemmt wird und dieselben dadurch
in ihrer Lage erhält und vor dem Gegeneinanderrutschen sichert, während
die obere Seite Platz für die, das Segel führende Person bietet. Das Gleiten
in der Richtung des Kelsökos verhindert eine flache Hervorragung auf der oberen
Seite des Soäes. Dieses Brett (B, Fig. 4 Taf. LH & 6 Taf. LHI) heisst
Ologodäkd und seine Enden bilden je zwei, über die Brücke hervorragende
Spitzen, Mathal a hör dal (e, Fig. 4 Taf. LH), von denen als Schmuck je
eine BasäkcU (OvwZa)-Schale herabhängt, wie dies auch an den Enden der
Bdkat (Fig. 12 Taf. LIII), mit Ausnahme des Tanatik^ der Fall ist. Noch
mehr nach aussen folgen dem vorigen Theile zwei, nach oben ausgebogene,
Kametäl genannte Querstücke (c u. d, Fig. 4 Taf LH & 6 Taf. LIH), die
an die obere Seite der Soäes dauernd festgebunden werden. Diese sehr
geschmackvoll ausgeführten Stücke haben auf der Mitte der unteren Seite
eine Hervorragung, Tvl a kametäl^ in welcher ein rundes Loch befindlich,
nebst zwei Einschnitten seitlich des TiU. Das Loch des inneren Stückes
dient zum Befestigen des GeoTTaues (c, Fig. 6 Taf. LIH), das des äusseren
für die des Daydosömd-TsMes (d, Fig. 6 Taf. LIII), während durch die seit-
lichen Einschnitte das ißemai-Tau, die Schote, geschlungen wird.
Die Verbindung mit dem Ausleger-Balken vermitteln an beiden Seiten
des Endtheils der Soäes ^ zwei Ulay genannte (e, Fig. 6 Taf. LHI) nach
oben gabelige Stücke, die an den Soäes befestigt und seitlich durch das
Anbringen der sich kreuzenden Torär (/*, Fig. 6 & 7 Taf. LIH) noch
besonders gestützt werden, womit die Zusammensetzung des Klegidd
beendet ist. Er bildet einen zusammenhängenden, besonderen Theil des
Fahrzeuges, welcher bei dem Aufbewahren desselben in dem Diarü von
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dem Ämlay gelöst wirdi). Wenn man durch die Länge des Uläy^ die
Höhe der Ausleger-Brücke ausdrücken will, so beträgt dieselbe für die drei
Grössen :
Länge. Breite. Höbe.
Li grossen Fahrzeugen: 2.28 M. 1;15 M. 0.78 M.
„ mittleren „ 2.20 „ 1.6 „ 0.61 „
„ kleinen „ 1-25 „ 0.80 „ 0.50 „
in der Länge die Breite des Fahrzeuges mitrechnend.
Die Befestigung des Klegidd am Kanoe geschieht durch möglichst
festes Anbinden der Sodes-Euden an die Komardsak-Stücke ^ durch ein
besonders sorgfältig gedrehtes, ca. 6 mM. dickes und Bohükl genanntes
Tau (d, Fig. 16 Taf. LI). Diese Verbindung ist eine bedeutende Verbesserung
der auf den übrigen Liseln üblichen Weise , wo die den Soäes entsprechen-
den Stücke unmittelbar an die dünnen Wände des Fahrzeuges befestigt
werden.
') Die Zusammensetzung dieses Theiles ist bei den übrigen karolinischen Fahr-
zeugen beinahe überall vei-schieden. Am einfachsten ist sie bei dem Fahrzeuge von
Nukuoro (Fig. 19 & 20 Taf. LIII & 3 Taf. LV), wo sie noch wenig von der sehr ein-
fachen , eben nur das Fixiren des Auslegers bezweckenden Einrichtung der polynesischen
kleinen Fahrzeuge abweicht. Von den vier Querhölzern die in einem pa(^aoKa.noe an
die Oberseite des Fahrzeuges und an die von dem Ausleger hervortretenden vertikalen
Hölzer befestigt sind, verbleiben hier die zwei mittleren (a, Fig. 3 Taf. LV), die Kiato
heissen und den pelauischen Sodes entsprechen. Die beiden äusseren (&, Fig. 3) heissen
Kiato manu, sie sind aber bedeutend kürzer und entsprechen also einem pelauischen
Bdkat, Als Verstärkung für die Brücke dient ein, Kesama genanntes Stück (c, Fig. 3)
das quer über die vorigen befestigt wird. Weiter nach aussen kommt die Hdta hdta dmay
eine dem Kelsökos entsprechende, pultartige Einrichtung für die Lagerung von Gegenständen,
womit dann die Auslegerbrücke vollständig ist. Trotzdem sie eine bedeutende Länge
erreicht, (mindestens 2 M), bietet sie keinen Raum für Personen, wovon die Ursache
nicht nur in der unvollkommenen Querrüstung, sondern hauptsächlich in der Leichtigkeit
des Auslegers liegt.
In dem centralkarolinischen Segelkanoe (Fig. I Taf. LV & Fig. 6 Taf. LIV) heisst
die Auslegerbrücke Elau und besteht aus den zwei Hauptstiicken Kio (a. Fig. 6 Taf. LIV),
auf Ruk auch Sie genannt, die sehr stark und über 4 M. lang, absichtlich ausgebogen
und sich nach dem Ausleger neigend gewählt werden. Auf diesen Hauptbalken kommen
in ziemlich gleichen Abständen die Querstücke, Iranäau zu liegen, aufweichen dann
wieder in querer Richtung der Boden, Sdran elau (&, Fig. 6 Taf. LIV) befestigt wird.
Die Brücke bildet hier in ihrem ganzen Umfange eine überdeckte Fläche , die den Raum
für Menschen und Güter bedeutend vei-grössert, was bei diesen, entfernte Reisen unter-
nehmenden Fahi*zeugen von grosser Bedeutung ist. Von ähnlicher Beschaffenheit, obwohl
verschieden in Details, ist die Auslegerbrücke des marshallschen Segelfahrzeuges in
welchem sie die bedeutende Länge von 6 M. erreicht. [Siehe Dr. 0. Finsch: Ethnolog.
Elf. u. Belegst, pg. 159 & fif., & CJanoes und Canoebau auf den Mai'shalMnseln , Verh.
berl. anthrop. Gesellsch 1887 pg. 22 fT.],
Im ponapschen War heissen die zwei Hauptstücke der Brücke Kiai (also gleich-
lautend mit dem karolinischen Kio und dem nukuorschen Kiato) ^ sie erhalten noch ein
drittes Stück in der Mitte, haben aber nur eine sehr geringe Länge, denn der Ausleger
ist von dem Fahrzeuge kaum 1.25 M. entfernt. Der ausserhalb des Kanoes befindliche
Theil wird mit Rohrgeflecht angefüllt und heisst Pdrap, Platz für Personen und Gegen-
stände bietend.
Sofern es die hier berührten Auslegerbrücken betrifft, zeichnet sich somit der
pelauische Klegidel durch gefälliges Aussehen, gediegene Vollendung und reichlichste
Zusammensetzung der verschiedenen Theile, vor all denen der übrigen Fahrzeuge der
Karolinen aus.
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Die Verbindung mit dem Ausleger geschieht beim Käep durch die Ulay^
die schon oben geschildert wurden. Dieselben sind lose mit ihren Unteren
den ca. 2 cM. tief in entsprechende Löcher, ultuätd^ (a, Fig. 11 Taf. L)-
des Auslegers versenkt und das Zusammenhalten wird dann durch das
Totow-Tau, 5 mM. dick und ebenfalls äussert sorgßlltig verfertigt, besorgt.
Dieses Tau wird mehrfach um die Enden der Kamatdl geschlungen und
dann durch das Holotoard-hoch des Auslegers (6, Fig. 11 Taf L) gezogen, ein
dickes Band bildend , welches dann der Strammheit wegen mit dem Endtheil
quer an den TJlay festgeschnürt wird (g, Fig. 8 Taf LIII)^).
Der Ausleger selbst, Dosomd, (A, Fig. 4 Taf LH, 6 & 8 Taf LIII) ist
ein länglicher, schmaler, an beiden Enden geschärfter Balken, welcher
breiter als dick und dessen untere Seite konvex, mit nach den Enden
zurückweichender Fläche ist. Der Querdurchschnitt bildet ein längliches
Viereck mit etwas bogigen Seiten und schwach abgerundeten Ecken. Die
Dimensionen dieses Stückes betragen:
Länge. Breite. Höhe.
Grosse Fahrzeuge: 4.24 M. 0.35 M. 0.32 M.
Mittlere „ 3.90 „ 0.32 „ 0.31 ^
Kleine „ 2.87 „ 0.25 „ 0.22 „
Auf der Mittellinie der Oberseite befinden sich, in gleichen Abständen
von der Mitte, zwei Löcher jederseits, die oben schon erwähnten vltuMd
') Dem pelauischen Totau, entspricht das mortlocksche Soso für die karolinischen
Segelfahrzeuge, und das SdasdaaufNukuoro (beide Namen wohl identisch). Das mai-shallsche
Kanoe besitzt auch dieses Tau, obwohl mir der Name fremd geblieben. Dagegen fehlt
dasselbe bei dem ponapschen Fahrzeug , weil bei demselben der Ausleger und die Brücke
mit dem Kanoekörper dauernd verbunden werden, was bei den sämmtlichen übrigen
Fahrzeugen des Archipels nicht geschieht. Bei diesen wird von den heimgekehrten
Fahrzeugen der Ausleger gelöst und dieselben mit, auf besonderen Stützen
ruhenden Brücken, auf Querhölzern etwas über dem Boden erhoben, auf dem Lande
bewahrt. Auf den Pelau-Inseln geschieht dieses jedesmal sobald das Fahrzeug zu Wasser
geht. Soll dasselbe dann längere Zeit im Schuppen bewahrt werden, so wird auch der
BoM/cZ- Verband gelöst und der ganze Klegidel, der Raumei-spamis wegen, aus dem Wege
geschafft. Die ponapschen Fahrzeuge werden stets sammt dem Ausleger ans Land
gezogen, und in den Dachräumen der Naj aufbewahrt, was die Behandlung derselben
sehr erschwert.
Dem pelauschen Ulay entsprechen die centralkarolinischen , Edm genannten Stücke,
die in dem Paupau oder Messük auch aus einem einzelnen gabelförmigen Stücke
bestehen [d, Fig. 20 Taf. LIII). Auf Nukuoro und Ponape entsprechen demselben die
Atöto und die Rak genannten Stücke, die wie bei polynesischen Kanoes, bei vieren
sich kreuzend, in den Ausleger eingetrieben und mit den oberen Enden an die Enden
der Kiata und ßai-Stücke befestigt werden (a, Fig. 20 Taf. LIII & Fig. 5 Taf. LIV).
Zwischen diese Theile des nukuorschen Fahrzeuges, kommt dann noch der schon
ei-wähnte ^^d^o- Verband (&, Fig. 20 Taf. LIII) der in zwei Bündel vertheilt wird.
Das marshallsche Fahrzeug hat eine grosse Anzahl gerader Stücke die den Ausleger
mit der oberen Rüstung verbinden , es befinden sich aber ausserdem noch auf den Seiten
gebogene Stücke, die bis zum Ausleger reichen und dessen Weichen nach Aussen verhindern
sollen, dem inneren Arm der ülay*8 und Edm*s entsprechend. Eine verwandte Bedeutung
haben die ponapschen Apid (c, Fig. 3 Taf. LIV), die später noch eingehender besprochen
werden sollen.
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- 277 -
und Holotoänly die zum Befestigen des Auslegers an die üCZeg^fcfeZ-Brücke
dienen ').
Die Verbindung der Auslegerbrücke mit dem eigentlichen Fahrzeuge
ist vervollständigt durch ein, Tudäp genanntes Tau, welches quer um die
beiden Soäes geschlungen und an der Wand des Kanoekörpers bei dem
mittleren Bäkat befestigt wird. Eine direkte Befestigung kommt aber durch
dieses Taues nicht zu Stande, es soll hauptsächlich die Auslegerbrücke
halten für den Fall dass die eigentliche Befestigung durch den £oäw/cZ- Verband
während der Fahrt nachgeben sollte. Bei dem Segeln kommt es mehr zur
Geltung, indem es der Abweichung der Auslegerbrücke nach hinten
vorbeugt *).
Beim Zusammenfügen der Auslegerbrücke mit dem Kanoekörper, wird
der mittlere, Bluu genannte Theil durch einige weitere Stücke vervoll-
ständigt. Auf die Seiten der umgebundenen Sodes-Enden , kommt jederseits
ein Koh^ a vlugikt genanntes Stück , das mit seiner unteren Seite über die
üCorwdo^Stücke greift und ausserdem in einer Längsnuthe den Oberrand
des Hondt umschliesst (d, Fig. 2 Taf. LII, a, Fig. 6 Taf. LIII u. a Fig. 9
Taf. L; d Fig. 2 Taf. LII und Fig. 1-5 Taf. LEI). Auf der Innenseite
dieses Stückes befindet sich ein weiter Ausschnitt für den ßoMftZ- Verband
und an einem Ende der Oberseite eine flache Grube (A, Fig. 1 Taf. LIII),
') Der polynesische Name des Auslegers ist dma^ was mit dem Artikel, z.B. in der
samoanischen Sprache zu ole äma , oder se äma wird. In den Karolinen , auf Nukuoro
treffen wir den Namen te dma, auf den sämmtlichen Centralkarolinen und Ponape
dagegen tarn, dem das pelauische som in Dosömel, der Ausleger, nicht fremd sein dürfte.
Tarn bedeutet in der rukschen Sprache noch „lang," z. B. a^aMm = lang, von Menschen;
miUüdmy für Holz u. d. g.
Den pelauischen Dosömel mit den Auslegern der Kanoes auf den übrigen Inseln des
Ostens vergleichend , finden wir ihn hier am schwersten und im Verhältnis zu seiner lÄnge
sehr dick, welcher Umstand dem Fahrzeuge jedoch eine bedeutende Steifheit sichert. Schon
in ruhiger Fahrt kann der Ausleger bedeutende Lasten tragen und macht das Fahrzeug
steifer als dies der Fall ist bei den Formen der benachbarten Inseln. Bei diesen sind die
Ausleger durchgehends leichter und schmächtiger, so dass die Beschwerung der Aus-
legerbrücke von der Stärke des Windes abhängig ist. Besonders schön geformt ist der
Ausleger des Kanoes von Nukuoro und ihm schliessen sich die centralkarolinischen
Ausleger an. Diejenigen von Ponape und von den Marshallinseln sind nur sehr lange
Rundhölzer von geringer Dicke und gleichen dem einfachen dma der Paopao Polynesiens.
*) Es erscheint befremdend, dass dieser Theil sich in den, besonders für weite See-
fahrten bestimmten , und somit von sehr langen Auslegerbrücken versehenen Fahrzeugen
der Centralkarolinier und der MarshalMnsulaner nicht findet. Nur in der cagopin ge-
nannten Form der yapschen Segelkanoes, bei welchen die Auslegerbrücke sehr erweitert ist,
und die Gestalt einer dreieckigen, gegen den Ausleger sich verengenden Plattform hat,
ist diese letztere an beiden Seiten durch Querhölzer unterstützt, die der Lage wegen
dem Tuddp entsprechen könnten. Dieses Tau könnte also bei Fahi*zeugen von Pelau,
als Ueberrest einer älteren Fonn gelten. Interessant ist ferner, dass in dem ponapschen
Kanoe, welches seiner Leichtigkeit und Rankheit wegen zu Seereisen durchaus untaug-
lich ist, sich eine sehr solide hölzerne Vonichtung befindet (Fig. 3 Taf. LIV) welche
den pelauischen Tudä'p genau wiederspiegelt.
In den Konstruktionen von mehr denn zwanzig mir bekannten Formen ozeanischer
Fahrzeuge, findet sich keine Annäherung an die ponapsche, Tokowar genannte und
dem Tuddp entsprechende Vorrichtung und fehlt dieselbe besonders in den angrenzenden
Theilen Melanesiens (wie z. B. auf Suf, Luf , Neu Hannover und Umgegend) und auch
auf den Kingsmillinseln. Sie scheint somit lokal karolinischer Bedeutung zu sein und
sich nur auf Pelau, Yap und Ponape zu beschränken.
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— 278 ~
in welcher die entsprechend geformte Unterseite des Ulugikt-BTettesi (ff^
Fig. 19 Taf. LI) ruht, dadurch eine schützende Umgrenzung an der Wasser-
seite bildend i).
Der nun entstandene Rahmen des Bluu^ wird mit einem Brette bedeckt,
Damp (/f, Fig. 4 Taf. LII), das einen ebenen und bequemen Platz fttr
Personen bildet. Um das Fixiren des Mastes zu ermöglichen , wird em
dickes Stück, OmogrcU^ (9^ 9^ Fig. 4 Taf. LII) neben das Dandp gelegt,
in dessen Mitte sich eine Einsenkung, GcUis für das untere Ende des Mastes
befindet *).
Abgesehen von der technischen Ausführung des Fahrzeuges selbst, die
in der Bewahrung der typischen Form, und der scharfen Konturen, trotz
des sorgfältigsten Abschleifens mittelst Rochenhaut, gipfelt, haben die
Eingebornen eine bestimmte Vorliebe ihr Fahrzeug zu verzieren. Dasselbe
wird im Inneren mit gelbem Oker bemalt, die Aussenseite erhält einen
doppelten Anstrich aus rothem Oker, der jedesmal mit dem Laok-Firnis
überzogen wird. Aeusserst beliebt ist dann das Bemalen des Itetebon^Randes,
der beiden Nähte des Ubit^ des Tanatik^ der Endflächen der Bdkat^ der
Tekan kelsökoa u. s. w. mit weisser Farbe, wofür in alter Zeit gewöhnlicher
Kalk, mit Kokosoel gemengt, benutzt wurde, heut aber, falls möglich, Oel-
farbe , von den Schiffen der Weissen erlangt % Als weitere Verzierung wei-den
>) Den pelauischen Bluu mit dem der übrigen Fahrzeuge der Karolinier vergleichend ,
finden wir dass der nukuorsche der einfachste ist. Er besteht aus den zwei, Uataha
genannten Rundhölzern, die einfach über die Kiat befestigt werden. Es gelangt nicht
einmal ein Brett zur Verwendung. Dagegen ist dieser Theil bei denen der Central-Karo-
linen sehr verweitert, und von über der Mitte des Fahrzeuges, nach der Leeseite gerückt,
eine besondere Brücke, Epep, bildend, deren fmherer Bestand bei denen der Pelauaner,
noch durch den etwas hervortretenden Ulugikt angedeutet wird. Die einheimische
Terminologie scheint ebenfalls dafür zu sprechen Die Pelauaner nennen die beiden
Stücke denen der Ulugikt sich anschliesst, Kohil a Ultigikt, die Beine des Ulugikt y
und die übrigen Karolinier die entsprechenden Theile p^en 6pep , d. h. die Beine des Epep.
Das ponapsche Fahrzeug entbehrt dieses Theiles gänzlich, dagegen ist er bei dem der
Marshallinseln besonders erweitert und hat über der Auslegerbrücke, noch auf der
Windseite des Kanoe-Körpers ein Sitzbrett.
») Sämmtliche Fahrzeuge der Karolinen besitzen eine dem Galis entsprechende Ver-
tiefung für den Mast, die bei denen der Centralkarolinen Löbu heisst. Sie fehlt den
nukuorschen Fahraeugen, die überhaupt nicht zum Segeln bestimmt sind, und ebenfalls
auf Ponape, wo der Mast auf ganz eigen thümliche Weise aufgerichtet wird.
■) In Dr. Sempebs „Palau-Inseln" ist auf S. 55 die Weise des Lackirens in Pelau
irrthümlich beschrieben. Die rothe Okererde, nur an einer Stelle der Gruppe, Pusuku^uk
genannt (ca. 34 Meilen N.W. von Enkasar) vorkommend, wird mit Wasser und nicht
mit Oel gemischt. Die aufgetragene erdige Schicht wird gleich nach dem Trocknen mit
dem Läok, und zwar mittelst der nackten Hand (sonst lässt er sich nicht glatt streichen)
bedeckt. Nach dem Trocknen der entstandenen dünnen Kittschicht, wird dieselbe noch
einmal mit der Erde bedeckt, um die durchsichtigeren Stellen völlig zu decken. Nach
einem nochmaligen Ueberziehen mit dem Fette der ausgekochten -STart^em-Nuss , wird
die Oberfläche endgültig mit Kokosmilch und Gelbwurz abgerieben und der Ueberzug
ist fertig. Das Abschleifen mit glatten Steinen ist nicht üblich und würde den Ueberzug
sofort vernichten, dieser kann überhaupt nicht in das Holz eindringen, sondern haftet
ihm nur an, weshalb er auch bei öfter Berührung, besonders bei den Kanoes, leicht
schadhaft wird. Für seine Herstellung ist durchaus eine rohe Fläche nöthig, weshalb
dieselbe nicht mit der Schneide des Werkzeuges bearbeitet, sondern mit der scharfen
Rochenhaut geschlififen wird. Auf ganz glatten Holzflächen haftet dieser Ueberzug nicht
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an die Spitzen des Koreal Ovt^ta-Schalen gekittet, den Sogösok des
Fahrzeuges bildend, und ferner hängt je eine, an einer kurzen Schnur
befestigt, von den Enden der Bäkat^ den Spitzen des Ologedakd-Brettes und
der Mitte des I^dop-Taues beiderseits herab. Die Verzierung wird vervoll-
ständigt durch das Einlegen mit Urodok^ abgeschliffenen Schneckenschalen,
die in Folge ihrer weissen Farbe sich von dem rothen Grunde sehr hübsch
abheben. Wie sämmtliche Vorrichtungen des Fahrzeuges, ist auch diese,
Urodok genannte nicht eine willkürliche, sondern beschränkt sie sich auf
gewisse, an verschiedenen Stellen angebrachte Muster. So erhält der Tökot
des Käep an beiden Seiten drei kleine Kreuze, Blutan genannt, oder die
Susiuk genannten Figuren. Ebenfalls sind auf der Leeseite in, den Bäkat
entsprechenden Entfernungen einzelne Muster von eingelegter Muschel-
schaale verschiedener Form. Die gebräuchlichsten sind: einzelne Turbo-
Deckel, Sunurük genannt {Karmeröyok); einfache viereckige Längsstücke,
über welchen sich dann entweder ein kürzeres Querstück, ein Deckel, oder
zwei winklig auslaufende Stücke befinden u. a. (BlahäM u. a.). Das Kohji a
tUtigikt-StlXck wird ebenfeUs mit einer Reihe Dreiecke (Fig. 2 Taf. LII) oder
gerader Stücke versehen und die Aussenseite des Ulugikt selbst erhält ent-
weder die Besebesd a J^rot im Zickzack , * oder die Karmeröyok genannte
Verzierung, zuweilen aber wird dieselbe ganz fortgelassen.
Die meist charakteristischen Kennzeichen des pelauischen Segel-Kanoes
sind also: der ebene, schräge Bugrand mit dem IT&jY-Ende, der hölzernen
Tanatik'Figm und dem an den beiden Seiten des Buges befindlichen, nach
vom konvexen Botk^ zu welchen sich dann die scharfe, symmetrisch
gewölbte, Keilform des Körpers gesellt.
Das Segelgeräth des Käep besteht aus einem Mast, den dazu gehörenden
Tauen, dem Segel und seinen Tauen.
Der Mast Horäkl besteht aus einem 5 — 10 cM. dicken Bambusrohre')
an dessen beide Enden hölzerne Stücke verbunden werden. Die Länge des
Mastes richtet sich nach dem Fahrzeuge und soll der Rohrtheil des Mastes
der Entfernung zwischen den beiden mittleren Bäkat gleich sein. Der obere
hölzerne Theil heisst Aukäram (Fig. 6 & 6 Taf. LII & Fig. 16 & 17 Taf. LIII),
ist mit einem langen Zapfen in das, am Rande mittelst Umwindung ver-
stärkte Rohr eingelassen und hat einen äusseren , abgesetzten Theil in dem
sich eine Spalte mit einer Rollscheibe, Katerebis^ befindet *), über welche das
In dieser Hinsicht sind die Pelauaner vor sämmtlichen Nachbarn, mit Ausnahme
der alten Chamorros, die auch Bambusrohr besassen, besonders begünstigt. Auf den
Inseln der Central-Karolinen ist gerades und leichtes, dabei starkes Holz, das für Mäste
geeignet, sehr schwierig zu bekommen, und deshalb sind dieselben ziemlich plump.
») Die bewegliche Rollscheibe ist eine von den Fremden angenommene Neuerung.
Die ursprüngliche Art und Weise bestand in dem Ausmeissein des unteren Randes des
Spaltes, in beiderseits convexer Weise, so dass eine runde feste Fläche entstand über
welche das Tau gezogen wurde. So ist es noch heute auf den Central-Karolinen wo
auch zuweilen ein gabelförmiger Mastkopf angewandt wird. Die Pelauaner erreichten
dadurch, dass sie die Rolle mit glatten Bambusrohrsplittem belegten, eine glattere Ober-
fläche.
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zum Heben des Segels bestimmte Tau hingleitet. Unterhalb dieser Spalte
ist der Mastkopf von vorne nach hinten durchbohrt, durch welches Loch,
OlSohdel a blddes^ die Btodes-Taue, die den Mast nach vom und hinten
an das Fahrzeug befestigen, laufen. Ueber der Spalte befindet sich eine quere,
ähnliche Durchbohrung, Blü a Daydosömd^ durch welche das Daydosömel
Tau gezogen und durch einen Knoten dauernd befestigt wird, als Stütze
des Mastes, von der Windseite fungirend und dessen unteres Ende an den
äusseren Komatal^ über dem Ausleger, verbunden wird. Die Gestalt des
Äukaram kann verschieden sein, immer aber ist er sauber ausgeführt und
entweder ganz roth oder roth und weiss bemalt. Ausser den (Taf. LH
und Uli) abgebildeten Formen, giebt es noch eine gerade spindelförmige
und eine , die in eine schreinartige Spitze endet "). Das untere Holzstück ,
Ogvl a hordkl^ besteht aus einem kegelförmigen Zapfen mit scharfer Spitze,
die beim Aufrichten, in den Gali3 gestellt wird. Die Länge dieser beiden
Stücke beträgt gewöhnlich 20—25 cM., ohne den Zapfen, so dass ein Mast
die Länge von M. 5.30, und 7.5 bei den gewöhnlichsten Kanoe-Formen
erreicht.
Das pelauische Segel, Yars^ is eins der schönsten und grössten der
Kanoes des Archipels. Wie alle übrigen ist es von dreieckiger Form und
aus Pandanus-Blättern geflochten, aber in Folge der höher entwickelten
Verhältnisse der Inseln, in jeder Hinsicht besser ausgeführt. Das Segel
wird durch zwei, aus bis 6 cM. dickem Bambusrohr bestehende Bäume
umfasst, die den vorderen und unteren Rand desselben bilden. Der erste
heisst Benin ^ der zweite Galäk und beide sind von gleicher Länge, der
Entfernung von der Spitze des Kanoes bis zu dem hinteren mittleren Bäkai
entsprechend. Der hintere Rand Ddekesän bleibt frei und seine Länge entspricht
einem der Bäume, in grossen Fahrzeugen um eine ganze Armspanne ver-
längert, in kleineren um eine verringert. Die so entstehenden Dimensionen
des Segels sind im Verhältnis zu dem schmalen und niedrigen Fahrzeuge
sehr grosse und die Schnelligkeit derselben im Segeln wird dadurch erklärlich.
Um diese beiden Bäume in der nöthigen Lage zu erhalten, werden in
deren Enden die, Gerikl genannten (a, b Fig. 7 Taf LII) Holzstücke einge-
passt. Von diesen heisst das stehende Sakdl^ Mann, und das gabelförmige,
liegende (Fig. 18. Taf LIII u. Fig. 76 Taf LII) Ardü, Weib.
Bei dem Verfertigen des Segels werden von einer Rolle des dafür
dienenden Stoffes einzelne Stücke schräg abgeschnitten und, mit dem Rande
sich deckend, dem Deniü entlang, nebeneinander gelegt. Diese, Blubötüc
Die Ponapeaner benutzen als Mast einen dünnen KalauStakmm (Hibiscus populneus)
den sie nur eben von der Rinde befreien. Eine besondere Vorrichtung zum Aufhissen
des Segels ist nicht nöthig, da das Segel schon entfaltet und mittelst des einzigen
^Äd^p-Taues, welches zugleich als Windstütze dient, an die Spitze des Mastes befestigt,
gleichzeitig mit demselben erhoben wird.
*) Die sammtlichen karolinischen Mastköpfe sind schief und werden von der Seite
an die Spitze des Mastes gebunden, was ihr schwerfälliges Aussehen noch vermehrt.
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genannten, Stücke erreichen die Breite von 20—30 cM. und gelten für je
besser, je schmäler sie sind. Sie werden dann, heute mit einer krummen
kupfernen oder eisernen Nadel, früher aber mit einer solchen aus Räot-
Holz, zusammengenäht, wodurch die vertikalen Saumnähte, Wet^ entstehen.
Dann wird das Segel an die beiden Bäume genäht, wofür dieselben erst
mit einer Zwirnumbindung, Kalabledes^ versehen werden, an welche dann
die Anhefbung des Segels geschehen kann. Dann erfolgt das Durchnähen
in der Quere, wodurch die Tditap-^) Nähte entstehen die das Segel dauer-
>) Die ganze nautische Terminologie der Karolinier ist durchaus verschieden,
aus dem folgenden Vergleiche ersichtlich:
wie
Pelau.
RUK.
MOBTLOCK.
PONAPE.
Eordkl
Auü.
Auü.
Keu.
der Mast.
Aukdram.
Ton.
Toi
der Mastkopf.
Ogül a hör.
2ap en äuü.
der Mastfuss.
Tars.
ÄTnära. \ S&rek.
64rek.
das Segel.
Befdih
^vMman.
Rajakaman.
der obere Segelbaum.
GaUk.
Zuzüböt.
rajakapln.
der untere Segelbaum.
Gerikl sakäL
1
das hölzerne Ende des Oberbaumes.
Gerikl ardil.
1
das ^ „ des ünterbaumes.
Wet. '
td tidnuan.
?
die vertikale Segelnaht.
Telüap.
te lap.
die Quernaht des Segels.
Ä"' 1
dein.
dein.
Name eines Segel-Kanoes.
Amlay.
ua.
var.
Allg. Name eines Fahrzeuges.
Es scheint sich aber aus demselben zu ergeben dass in früheren Zeiten dennoch
eine Einheit der Hauptbegriffe in Sachen der Fahrzeuge herrschte. So ist z.B., obwohl
die samratlichen pelauischen Namen abweichen, noch der Tüilap beibehalten. Dieser ist
aber jedenfalls mit Telap verwandt, und bedeutet die grosse elap, (Naht: U, von teyt^ =
nähen auf den Karolinen und Ponape , wo auch die Nadel T^ak heisst). Der Ausdruck
mardsnif nähen, ist in Pelau von rasw = Nadel abgeleitet, somit ist Telüap (Teellap) hier
fremd und stammt wohl mit dem Segel selbst vom Osten, wo diese Worte in der leben-
den Sprache noch eine Bedeutung haben.
In der Benennung der Segelbäume herrscht ebenfalls eine Uebereinstimmung der
Begriffe. Im Osten wo sie aus einem einzelnen Stücke bestehen , werden sie in Folge
der Zusammenfügung von deren Enden, von welchen das eine ausgehöhlte das
andere umschliesst, mit Mann und Weib verglichen. Daher die Erscheinung der Worte
man für das männliche und hot (von röhot für Karolinen) und pin (von jeripin Mädchen
auf Ponape) für das weibliche Geschlecht in den Namen dei*selben. Auf den Pelau-Inseln
fand sich Bambusrohr, welches dem Holze vorzuziehen war, deshalb bestehen die Bäume
aus zwei Theilen und während die Schäfte die Namen Deniil und 6raZd/c erhielten , heissen
die Enden gleichartig Gerikl und werden wie im Osten als sakdl — man = Mann, und
ardü — bot — pin = Weib unterschieden.
Der Name für ein segelndes Fahrzeug im Sinne unseres „Segel" beim Erscheinen
eines Schiffes gebraucht, ist im Osten deen, von öei d.i. sich auf dem Wasser vorwärts
bewegen, weshalb auch das Segel, als das Fahrzeug nach vorwärts treibend, derek heisst.
Auf Ruk heisst das Segel amara und es ist fraglich ob dieser Name nicht mit dem
pelauischen Namen amlay in Verbindung steht. Den Begriff des dein geben die Pelauaner
durch apagal, eigentlich „ein Segel" dadurch ausdi-ückend oder durch äesakt, in welchem
se das Zahlwort „ein" ausdrückt. Sakt dagegen bedeutet eine durchgenähte und ver-
kittete Naht (auf Mortlock und Ruk leparsdn)^ somit bezeichneten die Pelauaner früher
die Segelböte als zusammengenähte Fahrzeuge; die letzteren waren also fremde Gegen-
stände und kamen sammt dem Segel vom Osten, wo die zusammengenähten Fahrzeuge
noch heute in Gebrauch sind. Aus der Weise der Herstellung derselben aus einzelnen
Baumstämmen, die dem Zusammennähen aus einzelnen Brettern vorgezogen wird,
dürfte man annehmen dass Pelau schon vor der Kenntnis des Segels eigene Fahrzeuge
besass, was auch durch die runde Form der zum Paddeln bestimmten Kanoes, die vorzüglich
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hafter und steifer machen sollen. Endlich wird der hintere Rand mit einem
Mantan umsäumt, wofür heute am liebsten starkes blaues Zeug benutzt
wird , früher jedoch die Tahiir genannte Blatthülle der Kokosblätter diente.
Zur Segeltakelage gehört das Neret-Tku welches, durch den Spalt des
Mastkopfes gezogen, an einer im oberen Viertel des Dewt7-Baumes befind-
lichen Zwirn-Oese, Mohotol^ befestigt und, nach dem Aufziehen des Segels
drei Mal um den Mast geschlungen, mittelst eines sehr leicht zu lösenden
Knotens an dessen unterem Theile befestigt wird. An dieselbe Oese wird
auch das ffeoZ-Tau verbunden, es dient zum Herunterziehen des Segels
nach beendeter Fahrt und zum Festhalten des Segels am Mäste, wenn ein
zu starker Wind dessen Verkürzung erfordert. Befestigt wird das andere
Ende des Geol an dem inneren KometaL Die Grossschote wird hinter der
BluU'l&xige an dem unteren Baume, an eine hier befindliche lange Oese,
/feoAjto Uemät^ gebunden und dann, von unten her, um die beiden Kometal
geschlungen, in der Hand des Kanoeführers gehalten.
Um beun Einziehen des Segels die beiden Bäume zusammenzuhalten,
befindet sich an dem oberen ein runder Haken aus Holz, TaharaM^ oder
aus einem Eberzahn , an welchen der untere gehakt wird. Um dann endlich
das aufgewickelte Segel zusammenzuhalten, sind drei paarige Schnüre,
OgM^ an dem oberen Baum befestigt, mit welchen das Segel umbun-
den wird.
Rücksichtüch der Leistungsfilhigkeit eines pelauischen Kä&p sind drei
Punkte zu beachten : die Tragfähigkeit , die Steifheit auf dem Wasser und
die Schnelligkeit in der Fahrt. Was den ersten Punkt betrifft, so werden
die Käep von den Fahrzeugen der östlicher gelegenen Inseln übertroflFen,
indessen relativ ist deren Tragfähigkeit im Vergleich mit der vorhandenen
Fläche und dem Raum im Allgemeinen eine enorme. Das grösste Segel-Kanoe
bietet auf der Oberseite des eigentlichen Fahrzeuges, bei 10.5 M. Lange
einem nicht mit der See vertrauten Volke eigen sein müsste, bestätigt wird. Die Traditi-
onen selbst erzählen ja von Zeiten, wo die Pelauaner sich auf dem Wasser sehr unbe-
hülflich zeigten. Indessen scheint auf Ponape ganz derselbe Zustand geherrscht haben.
Die Namen stimmen zwar mit den rukschen, aber die Fahrzeuge selbst durchaus nicht.
Dieselben sind augenscheinlich nur für die allernächste Strandgegend bestimmt, ganz
rund und flach und das sehr verkleinerte Segel wird ganz sorglos und ungenügend
vei^wandt. Die Segelbäume haben zwar die, einen Geschlechtsunterschied ausdrüc-
kenden Namen, aber die Enden dei*selben nicht die entsprechende Beschaffenheit,
denn beide sind gerade abgeschnitten. Somit scheint es dass auch hier das Segel und
die zusammengenähten Fahrzeuge einstmals fremd waren und deren Kenntnis von
Aussen , entweder von Ruk oder den Marshallinseln kam , denn neben der Ueberein-
stimmung in den Benennungen mit der ersteren Gruppe, besteht auch eine solche in
nicht geringerem Grade mit der letzteren.
Wie im Vorgehenden schon bemerkt wurde , -findet sich auch eine ziemliche üeber-
einstimmung in der Benennung mancher Kanoetheile aus Ruk und Ponape mit Nukuoro ,
dessen Gründer vor ca. 600-1000 Jähren von Nukufetau, in der Mitte Polynesiens
kamen. Es scheint also eine unmittelbare üebereinstimmung der nautischen Begriffe
der Eingebornen der südlichen und nördlichen Inseln zu bestehen, die vielleicht durch
eine ursprüngliche Einheit derselben verursacht ist und welche, durch genaue und
erschöpfende Vergleiche, näher zu untersuchen, eine äusserst interessante Aufgabe sein
würde.
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und 0.5 M. Breite, nur 5 D M. Fläche, welche als den Wogen zugän.
gig , und ausserdem wegen des Gehens auf derselben beim Handhaben des
Segels (dem Hinübertragen von Spitze zur Spitze beim Kreuzen) in
Anspruch genommen, sich zur Aufnahme von Ladung wenig eignet. Die
Oberfläche der Ausleger-Brücke bietet nur eine Fläche von 2.5 D M., die
durch den Bluu auf 3 DM. steigt , und auf diesem begrenzten Raum müssen
sich die Segelnden einrichten. Ein solches Kd^^ kann dann bei windigem
Wetter sieben Mann nebst derem, durchgehend geringem Reisezubehör, aus
dem Handkorb, Speeren, event. Flinten und zuweilen einem Adolnics^ einer
aus Areca-Scheiden zusammengenähten Tasche , die im Regen den Handkorb
schützen soll und event. über den Rücken und Kopf gestülpt wird, bestehend,
aufnehmen. Der Proviant ist gering und wird bei schlechtem Wetter in
dem OliscU-RdiMm unter dem Sitz geborgen, zu welchem Zweck sich eine
kleine, pultartige Vorrichtung in demselben befindet, um denselben ober-
halb des eingedrungenen Wassers zu halten. Bei dieser Beladung sinkt das
Fahrzeug, in Folge seiner keilförmigen Gestalt so tief in das Wasser,
dass dies an der Mitte desselben nur einen Tdegemgönk ^) unterhalb des Bordes
bleibt. Natürlich wird während der Fahrt viel Wasser gemacht, das Aus-
schöpfen desselben geschieht in den beiden Olmätd-B^mnen beinahe fort-
während. Bei ruhigem Wasser und schwachem Winde nimmt ein solches
Fahrzeug die doppelte Zahl Passagiere auf, indessen geschieht dies nur
höchst selten und nur wenn ein Kaldebekd^ Männer ohne Häuptlinge, eine
Reise macht und wo auch all die Unannehmlichkeiten und Gefahren der
Fahrt , als ein Theil des Spasses mit in den Kauf genommen werden.
Aus diesem Grunde, der geringeren Tragfähigkeit, wird die Zahl der
Besatzung möglichst beschränkt und die mittleren Käep^ die vorwiegend
die Fahrten nach entlegeneren Orten machen, haben gewöhnlich nur 3—4
Mann. Ein solches kann dann z. B. von den Za^/awi-Inseln , zwei gefüllte
Steingefösse Syrup oder Oel, ca. 300 ^ schwer und einen Ayldt von 100
Stücken ä 2 'S, zusammen also eine Last von 500 « verschilfen. Diese
Ladung wird auf beiden Seiten des Bluu gegen die Enden des Kanoes
geborgen und mit Tauen an den Koreal und die Bäkat befestigt. Nimmt
man noch das Gewicht der Besatzung und der Takelage, sammt den auf
einer Reise vom Norden mitgeführten Nüssen und Bananen etc. auf 1000 ^
zusammen an, so ergiebt sich die Tragßlhigkeit des schmalen Fahrzeuges
als eine nicht so geringe, besonders wenn man die Sicherheit und die
1) Beim Messen geringerer Zwischenräume bedienen sich die Pelauaner der Hand-
spannen und Fingerbreiten. Die ersten Telintok genannt, können viererlei sein, je nach
dem Finger der mit dem Daumen zusammen zum Messen benutzt wird. Der Yütok mit
dem Zeigefinger heisst Yütok uUtem^ die folgenden der Reihe nach: Yutok cyr a Augü,
YiUok peö, nalekd a kaymat.
Die Breite des einen Fingers heisst gü , und die Breiten der nach einander folgenden
mit Ausnahme des Daumens, zusammengelegt erhält man: d^lgit (bedeutet di (nur),
td für ta'Af (ein), fieregit, nedeygit und tekgemg&hk, welch letzteres dann die Fingerbreite
der Hand andeutet.
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Schnelligkeit der Beförderung berücksichtigt. Indessen sehen die Eingebonien
bei den Käep ganz von der Tragfähigkeit ab, hauptsächlich nur auf Sicher-
heit und Eile reflektirend.
Die Steifheit des Fahrzeuges bedingt die Sicherheit von dessen Insassen
und beeinflusst die Möglichkeit des Segelführens und in beiden Hinsichten
leistet das Käep das Aeusserste. Der, eine beträchtliche Holzmasse vorstel-
lende Ausleger, hat ein bedeutendes Flottvermögen und macht das Gheoku^
das Umschlagen auf die Windseite, äusserst unwahrscheinlich , wodurch die
Gefehr bei dem Medanap^ dem Backfallen des Segels von vorne und dem
Mäin^ dem Backfallen von hinten, bedeutend vermindert wird. In solchen
Fällen, kommt die ganze von der Leeseite durch nichts fixii-te Segeltakelage
herunter und bedeckt das Fahrzeug und die Brücke, und je grösseren
Widerstand der Ausleger gegen das Sinken bietet, desto grösser ist die
Möglichkeit die Takelage in Ordnung zu bringen. Die bedeutende Länge
der Brücke sichert wieder, mit dem schweren Ausleger, ein bedeutendes
Gegengewicht gegen den Druck des Segels nach der Leeseite und gestattet es
diesen Druck ganz gemächlich mittelst des Klemat-Tsiues zu reguliren,
wodurch das TmoU^ das Umschlagen nach der Leeseite verhindert wird.
In dieser Hinsicht leisten die Pelauaner ausserordentliches und die grösste
Vollkorn men hei t des Segelführens beruht darin, das Fahrzeug möglichst
lange mit dem in der Luft schwebenden Ausleger segeln zu lassen, ohne
es umzuwerfen, und wird dies von vielen gern geübt.
Zieht man in Betracht dass das schmale und scharfe Fahrzeug nur
einen sehr geringen Widerstand beim Durchschneiden des Wassers findet
und erwägt man dabei die Oberfläche des sehr grossen Segels, bei einem
grossen Käep von 10.5 M. Länge z.B. 37 D M. betragend, so ist es leicht
den ausgeübten Druck desselben zu beurtheilen und demzufolge ist die den
Fahrzeugen eigene Schnelligkeit im Segeln erklärlich. Indessen ist dieselbe
nur relativ und im Ganzen für alle karoUnische Kanoes bedeutend über-
schätzt worden. Der Umstand dass das Segel den ganzen Druck auf die
vordere Spitze des Fahrzeuges ausübt, hat zur Folge dass diese sich
bedeutend senkt und dasselbe der Gefahr des Versegelns ausgesetzt wird,
abgesehen von der sehr begünstigten Uebernahme von Wasser. Diese
beiden Uebelstände bewogen den Schiftbauer, dem Fahrzeuge eine ge-
krümmte, an beiden Enden erhobene Gestalt zu geben. Trotzdem kann
die ganze Wirkung des Segels nur bei dem Winde ausgenutzt werden,
und dieses nur bei massigem Winde und ruhiger See, sonst versegelt sich
das Fahrzeug. Deshalb ist auch die Segeltakalage sehr entwickelt und
erlaubt mittelst des Kaydosömel-Tdiues die Menge des durch das Segel auf-
gefangenen Windes zu reguliren. Bei sehr starkem Winde wird der Mast
durch dieses Tau der Auslegerseite genähert, bei stillem Wetter der Leeseite.
Gleichzeitig wird bei stürmischem Wetter das J^erei-Tau etwas gelöst, wodurch
das Segel nach unten sinkt, und um es vor der Berührung des Wassers
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^ 085 ^
zu schützen, wird in dem Ralamekl eine Bambusstange gesteckt, sowie das
Segel ausserdem durch das ffeo7-Tau dicht gegen den Mast gehalten. Dadurch
wird der Winddruck immer mehr nach unten, gegen die Mitte des Fahr-
zeuges geleitet und verringert, bis die wachsende Kraft desselben endlich
das gänzliche Niederlassen des Segels gebietet, so dass das Fahrzeug dann
mit aufrechtstehender Takelage treibt, jeden Augenblick bereit das Segel bei
ruhigerem Wetter wieder aufzuhissen. Die äusserste Leistungsfähigkeit des
Käep im Segeln am Winde dürfte unter günstigen Bedingungen, nicht 10
Meilen pro Stunde überschreiten, die Fahrzeuge mittlerer Grösse legen die
Strecke von Molegoyok nach Pililu, ca. 50 engl. Meilen, in ca. 8 Stunden
zurück, ein grosser Käep aber in 6—7. Bei direktem Segeln vor dem
Winde, ist die Schnelligkeit geringer, denn die Form des Segels und seine
Aufstellung erlauben nicht dasselbe quer auszubreiten und seine ganze
Fläche auszunutzen. Gewöhnlich muss das Fahrzeug dann von dem richtigen
Kurse etwas abhalten und vor dem Winde kreuzen wenn es der Gefahr
des Ome^jw, des Umschlagens des Segels entgehen will.
Die grösste Leistungsfähigkeit erreicht das Segelfahrzeug bei dem rich-
tigen „am Winde kreuzen", und hier zeigt sich das Käep in seiner ganzen
Stärke ^). Das Resultat ist hier nicht nur die Folge der bedeutenden Schnel-
ligkeit in der Fahrt, aber auch der Fähigkeit sehr dicht am Winde zu liegen.
Bei meiner Fahrt nach den ZayawZ-Inseln kreuzte das Fahrzeug, eines von
mittlerer Grösse, die Strecke von ManalaJd nach KayafU^ ca. 22 engl. Meilen
in 5 Stunden. Der Wind war immer N.O., wir lagen zuweilen N.z.O. an,
also nur 3 Striche von dem Winde, was als gewöhnliche Leistung der
Käep's gelten kann.
Diese Fähigkeit dicht am Winde zu segeln ist die Folge der drei-
Die Schnelligkeit der rukschen und mortlockschen Fabrzuge belief sich auf ca. 5
Meilen pro Stunde und die yapschen, früher nach Pelau kommenden Kanoes wurden zum
Gegenstande des Spottes und ddbiy, Schüsseln, genannt. Diese sämmtlichen Fahrzeuge
kreuzen sehr schlecht und können zum Ausführen der Fahrten nur unter Berück-
sichtigung der Jahreszeiten verwandt werden, worüber früher bei der Schilderung der
karolinischen Seefahrt schon berichtet wurde. Keins von diesen Fahrzeugen würde zu
kreuzen wagen ohne Land in Sicht zu behalten (z. B. von Poloat nach Ruk in dem
N. 0. Passat, oder bei westlichen Winden umgekehrt) und dieser Umstand darf bei
der Beurtheilung dieser Schiffahrt nicht vergessen werden. Die marshallschen Fahrzeuge
sind bedeutend bessere Segler, jedoch bei einem Versuche (1875) konnten sie nicht mit
meinem Segelbote mitkommen. Das nukuorsche Fahrzeug wird nur zum Rudern gebraucht,
der Körper jedoch, dem polynesischen Fanota ähnlich, ist seetüchtig und gelang es mir
aus einem solchen mit pelauischer Takelage ein Segelfahrzeug hei*zustellen , dem keines
der ponapschen Kanoes die Stange halten konnte. Bei der nukuorschen Einrichtung ist
an ein Segelführen kaum zu denken. Die ponapschen Kanoes, hauptsächlicli nur für
die Uferfahrt mittelst des Ruders und der Schiebstangen bestimmt, haben einen ganz
runden Boden. Sie hegen also sehr seicht im Wasser und bewegen sich in demselben
leicht, segeln vor dem Winde also sehr rasch, treiben aber bei leichtem, seithchen
Winde gewaltig, was wohl früher die Ursache gewesen ist, die Seefahrt nach den Natik-
Inseln aufzugeben. Die letzte solche, von dem Häupthnge Noj Metalanim ausgeführt,
vor etwa 40 Jahren, endete mit seiner Vertreibung nach den Ruk-Inseln, was vielleicht
als eine Andeutung früher bestandener Verhältnisse und zur Aufklärung der bestehenden
üebereinstimmungen auf den beiden Gruppen dienen kann.
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eckigen Gestalt des Segels, bei welcher der Druck sich hauptsächlich an
dem hintern, breiten Theile äussert und das Ende des Fahrzeuges in den
Wind treibt. Die Insulaner benutzten diese Eigenschaft und wandten , durch
die Erfahrung belehrt, solche Dimensionen des Segels an, dass dieses ohne
das Fahrzeug in Gefahr zu bringen, es gerade möglichst dicht an den Wind
bringt, wo dann der Segler dasselbe durch ein entsprechendes Handhaben
des Segels, ohne Gebrauch eines Steuers regiert. Bei einem solchen to
masäkar (Kreuzen) , besonders wenn das Fahrzeug etwas Olsdrak (gepresst)
sein soll , versammeln sich die sämmtlichen Insassen auf der Auslegerbrücke
und die tolle Fahrt kann dann losgehen. Es ist dann eine wahre Lust auf
dem Fahrzeuge zu sein, obwohl die schnelle Fahrt, das spritzende Wasser
und das gewaltige Schaukeln des Auslegers einem Fremden anfänglich
einiges Grausen einflössen.
Nicht weniger bewunderungswürdig als die vortreffliche Einrichtung
des pelauischen Kä^ in allen seinen Theilen, ist auch die Geschicklichkeit
seiner Erbauer in dessen Handhabung und machte ich die etwas befremdende
Wahrnehmung, dass die Pelauaner, obwohl keine Seefehrer im eigentlichen
Sinne, in der Handhabung des Fahrzeuges auf dem Wasser im Allgemeinen,
und besonders in der Segelkunst, die schwerfälligen Yaper und Karoliner
weit übertreffen. Dies ist jedoch nicht nur die Folge der vortheilhaflen
Einrichtung und Verbesserung des Fahrzeuges , aber auch der fortwährenden
Uebung, während die östlichen Völker nur selten auf Reisen gehen und
in ihrer Heimath so wenig möglich ein Fahrzeug benutzen.
Die Koträol oder Ruderpahrzeüge. (Taf. L— LV).
Die vorwiegend zum Rudern bestimmten Koträol nähern sich im Allge-
meinen den Kä^^ die unterscheidenden Merkmale, bestehen hauptsächlich
in der Form des Kanoekörpers und der Ausführung der beiden Enden.
Vergleicht man das Querprofil des Koträol mit dem eines Käep^ so
zeigen sich die Seiten viel runder (8, UV) in Folge dessen das Fahrzeug
sich mehr über das Wasser erhebt und dadurch grössere Tragfähigkeit
erlangt. Im Uebrigen stimmen die Seiten gänzlich mit denen des Kä^
überein, weichen jedoch gegen oben nach innen ab, wodurch die Ober-
seite schmäler als der Querdurchmesser des Mittelraums ist. Das Fahrzeug
wird also relativ zur Breite seichter, jedoch nicht positiv, denn ein gi'osses
Koträol kann tiefer als ein grosses Käep sein, obwohl es weniger Wass^
verdrängt.
Die nach vorn etwas erweiterte Form der Oberseite wird auch hier
bei dem jRwÄ^saum beachtet, aber das Ende selbst ist ausgeschweift zuge-
spitzt (&, 2, LIV). Dem entsprechend ist der Bugrand nicht gerade wie
bei dem Koep, sondern länglich rund ausgeschweift (a, 1, UV) und die
beiden Bugseiten entbehren irgend welcher Verzierung. Der Kiel ist wie
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bei dem Kä^^ nur die beiden Enden werden etwas erweitert und erhalten
zwei niedrige Vorsprünge Tökot (6, c, LIV), von denen der hintere als Obakät
tökot (nach der Gottheit Obakath) bezeichnet wird. Die Seiten dieser Vor-
sprünge werden mit je drei kleinen Kreuzen aus Perlmutterschale verziert.
In ganz kleinen Fahrzeugen bleibt das Ende offen, bei grösseren aber,
die auch zum Segeln bestimmt, erhält der Klagäsak-BsMm einen Deckel,
Danap giUßn (-4,4, LV), der dem Ubit entspricht, aber nicht dauernd an
die Wandung des Kanoes befestigt, sondern nur mit der Unterseite einge-
passt und hinten an den ersten Bäkat gebunden wird. In diesem Deckel
befindet sich das Ogula katin ^ das Loch in welches das Segel eingesetzt wird
und vor diesem eine Hervorragung beliebiger Form, die dem Ausgleiten
des Segels nach vorne vorbeugen soll.
Wie bei dem Zü^, kommen drei Bäkats auf jede Seite, von denen
nur der erste keinen Tanatik führt; dann befindet sich an der äussersten
Spitze ein kleines Querstück, Honäyu genannt, auf welchem die KorecU-
Stange befestigt ist, das aber durch den Deckel verborgen wird. Die
sämmtliche übrige Einrichtung des Bluu und der Auslegerbrücke, sowie
die üblichen BasäkcU und l/rodoA:- Verzierungen stimmen genau mit denen
des Kä^ überein.
Die üblichen Dimensionen der gewöhnlich vorkommenden Koträol sind :
Lng.
Brt.
Höhe.
Lng.
Brt.
Höhe.
Lng.
Brt.
Höhe.
des Fahrzeuges.
der Auslegerbrücke.
des Auslegers.
Gross
10.4 M.
0.32/0.42 M.
0.79 M.
2.05 M.
1.12 M.
0.77 M.
4.18 M.
0.35 M.
0.32 M.
Mittel
9.5,
0.26/0.30 „
0.50,
1.90,
0.75,
0.50,
3.35,
0.24 ,
0.22,
Klein
4.8,
0.25/0.26 „
0.30,
1.28,
0.57 ,
0.34 ,
2.80,
0.12 ,
0.10,
Die Takelage dieser Fahrzeuge ist dieselbe wie die der Kä&p^ nur ist
das Segel im Allgemeinen kleiner, sie segeln nicht so dicht am Winde als
die Käep^ erreichen jedoch beinahe dieselbe Schnelligkeit vor und bei dem
Winde, und da sie ausserdem leichter und flacher sind und auch mehr
tragen können, findet man sie mehr allgemein in Gebrauch als die ersteren.
Die Kabekd oder Kriegspahrzeüge. (Taf. L— LEI).
Diese sind ausschliesslich fOr's Rudern eingerichtet und ihre Gestalt
stellt einen sehr verlängerten Koträol dar. Namentlich ist es der Bug der
vollständig identisch (a, 3 u. 4, L; u. 13 LI) und nicht einmal überdeckt
ist. Der mittlere Theil des Fahrzeuges zeigt einen noch mehr abgerundeten
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Boden als es bei den Koträol der Fall ist; sonst bietet die Ausftthrung die
gewöhnlichen Eigenschaften des pelauischen Models.
Die Länge eines grossen Käbekd beträgt 15 M. , ein solches hat jeder-
seits des Bluu 9 Bäkat^ deren jeder, mit Ausnahme des vordersten, als Sitz
ftir eine Person dient. Dieser Länge entspricht eine Tiefe von 0.9 M., bei
einer grössten Breite von 0.75 M., wobei jedoch die der Obenkante auf
0.4 M. herabsinkt. Die kleinere Form der Kabehd besitzt nur 7 BdkcU^
was deren Länge auf ca. 13 M. herabmindern würde. Trotz der beträcht-
lichen Länge wird solches Fahrzeug doch aus nur einem Stamme hergestellt
und bieten die pelauischen Wälder dafür genügendes Material 0-
Die Auslegerbrücke (5, 6 & 7, L) entspricht im Allgemeinen der der
vorigen Fahrzeuge, die vorkommenden Unterschiede bestehen in dem
Anbringen einiger, bei den vorigen Kanoes nicht benutzten Theile. Die
ganze Länge der Brücke beträgt 2.65 M. , wovon 0.5 M. auf den Bluu und
1.15 M. auf den Rohrboden kommen (d, A^ 5, L). Zunächst folgt dann
nach Aussen das Ologodäkd-Brett das hier jedoch viel schmäler und länger
ist als bei den Kä^ und den Koträol (c, 5, L & Fig. 1 — 3 LI). In einem
weiteren Abstände von ca. 45 cM. findet sich ein ähnliches, Debarddk
genanntes Stück (e, 5, L & Fig. 4, LI) und zwischen diesem und dem
vorigen wird das Twrfap-Tau hindurchgeschlungen (fl^, 5, L) um an einem
der Bakat befestigt zu werden. In dem Zwischenraum dieser beiden Stücke
werden die Speere aufbewahrt^) um im Kampfe leicht zur Hand zu sein,
1) Im Osten des Archipels fand ich die ud fätel, die betreffs der Foiin und An-
wendung den KaMhel entsprechen, auf den Mortlocks, wo sie von Ruk aus bekannt
wurden. Ich weiss nicht ob sie im Westen der Central-Karolinen benutzt weixien, aul
Yap fehlen sie jedoch gänzlich, obwohl die Einwohner sehr kriegerisch gesinnt sind und
der ganze Verkehr sich auf das Stmndgewässer beschränkt. Die rukschen Kriegsfahrzeuge
eiTeichen eine Länge von 17 M. bei einer Breite von nur 50 cM. und einer Tiefe von
85 cM., sie werden aus einzelnen Stücken zusammengesezt, gleichmässig schvTarz bemalt
und haben eine nach unten zugespitzte Form. Eigenthümlich sind die beiden aus-
geschweiften Enden die in recht aufsteigende, gerade Verlängerungen auslaufen, welche
mit feinem Kokoszwim geschmackvoll umwunden werden und an deren Spitze das in
hoher Achtung gehaltene, Aten genannte, Abzeichen beweglich angebracht v^ird. Dieses
besteht in einem dünnen aus einem Brette geschnitztem, oben und unten bi'eitem, an
den Seiten konkavem Ornamente, dessen oberer Theil zwei, sich mit den Schnäbeln
berührende Seeschwalben vorstellt. Der Körper derselben ruht auf dünnen, nach unten
konvergirenden Stücken, die mit einer die Schnäbel stützenden, weiss gemsdten und
roth gesäumten Säule zusammenfliessen , wodurch die mittlere und schmälste Partie des
ganzen Stückes gebildet wird. Nach unten ei'weitert sich dieses Stück, wobei die Kontur
am unteren Drittel etwas nach Aussen tritt. Der untere Rand hat in der Mitte einen
Einschnitt mit einem Loche darüber, mittelst welchem das Stück an das Ende des Söp<m
befestigt wird. Die hinteren Theile der beiden Vögel und die Unisäumung des unteren
Theiles sind schwarz, ebenso erstreckt sich längs der Mitte ein der Breite des Aus-
schnittes gleiches rothes, schwarz umsäumtes, bis zu der Vereinigung der oberen Theile
reichendes Feld, wogegen die übrigen Theile mit Kalk weiss bemalt sind. Die Ausleger-
brücke dieser Fahrzeuge ist sehr kurz, was in Verband mit dem sehr leichten Ausleger
dieselben sehr unsicher macht.
>) Bei den rukschen Kriegskanoes dienen für diesen Zweck besondere , Eam genannte
viereckige, über einen Meter lange Stücke, die auf dem Ausleger, je vier bei jedem
Ä^yo-Ende eingesteckt werden und zugleich für das Befestigen des Auslegers dienen.
Per obere grössere Theil ist auf Ruk mit dichtem, schwarz und weiss ausgelegem Schnitz-
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denn auf den meisten Kriegsfahrzeugen, geschieht das Speerwerfen nur
von der Mitte des Fahrzeuges durch wenige Individuen , wogegen der grösste
Theil der Mannschaft ausschliesslich die Bewegung des Fahrzeuges bewacht,
die durch einen auf dem Rohrgeflechte sitzenden Rupak geleitet wird. Der
Hauptmann des KcUdebekd^ welcher der hauptsächlichste Kämpfer ist, hat
seinen Platz auf dem hölzernen Bluu, Gewöhnlich erhält auch der vorderste
Mann ein Bündel Speere um sie je nach Gelegenheit zu verwenden ^). Am
äussersten Ende der Brücke befindet sich ein besonderes, Kametal genanntes
Querstück (/*, 5, L & 5, LI), an welchem die erbeuteten Feindesköpfe
aufgehangen werden und hinter diesem wird, in einem Einschnitt der
Sooes-Enden beim ins Wasser lassen, der BediJd^ das Abzeichen eines Kriegs-
fithrzeuges befestigt (6, 7 & 8, LI & 10, LI). Dies besteht in einem, einem
Fahrzeug ähnlich geschnitztem, bis 6 M. langem, ca. 5 cM. breitem und
7 — 8 cM. hohem Stücke, in dessen oberer Seite aufrecht stehende Schnecken-
schalen (Omda) befestigt sind, und an dem man die Bedeutung des Fahr-
zeuges schon aus der Ferne erkennen kann.
Die Brücke ist am Ausleger mittelst zweier gerader, oben gabeliger
Stücke (10 & 20, LI) befestigt, die ebenfalls Ulay heissen und welche dann
seitlich durch krumme, ^ortkoM genannte Verstärkungen (/c, Z, 4; 20—21,
XX) mit dem Sodes (&, 5 & 6, L) verbunden werden. Nach aussen werden
die Ulay auf die gewöhnliche Weise durch die gekreuzten Tordr befestigt.
Der Ausleger der Käbekd ist viel schlanker als der der Segelfahrzeuge
obwohl die Form dieselbe ist. Die Dimensionen sind: 7 M. Länge, 30 cM.
Breite und 20 cM. Höhe.
Um Raum fQr eine grössere Zahl Leute zu schaffen, werden auf
der Windseite unterhalb der Bakal zwei lange Bambusrohre befestigt, die
Onomtül heissen und auf welchen dann noch weitere Ruderer Platz nehmen
können, wodurch die Zahl der regelmässigen Besatzung eines Kriegs-
kanoes der ersten Grösse auf 32 Mann erhöht wird. Aus ähnlichem Grunde
sind unterhalb der Mitte des Rohrbodens der Auslegerbrücke zwei dicke
Bambusrohre angebracht, die Olonodl heissen und zwei der wichtigsten
muster bedeckt, die Enden laufen in Knöpfe aus oder haben über diesen geschnitzte
Hähne. Zwischen diesen aufrecht, und nach oben divergent, stehenden Stücken bildet
sich ein ziemlich tiefer Raum, welcher mit Speeren mehr oder weniger ausgefüllt wird.
Besondere Vorkämpfer, die durch ihr Benehmen die Leute zum Kampfe aneifern
sollen, giebt es auf den Pelau-Inseln nicht; dagegen sind die Posten der beiden am Bug
postirten Leute im Kahikel von besonderer Wichtigkeit imd werden durch erprobte
Männer besetzt, welche Ehre durch bestimmte Familien jeder Gemeinde beansprucht
wird. Die Pflicht dieser Leute ist für die Bewegung des Fahrzeuges zu soi-gen, indem
der eine steuert und der andere vom auf Ausguck steht. Sie haben in ihren Körben
Leinen vorräthig, um ins Wasser gefallene Gefährten zu retten, und am Kampfplatz
angelangt, bewachen sie das Fahrzeug und achten darauf dass die sämmtliche Mann-
schaft wieder eingeschifft wird. Zu diesem Zweck haben sie die Befugnis über das
Abstossen des Fahrzeuges zu entscheiden , worin sie von dem Häuptlinge , der den Ober-
befehl im Allgemeinen führt, wie auch dem Hauptmann der den Kaldebekel pei-sönlich
anführt-, ganz unabhängig sind. Für jede in Folge grosser Eile zurückgelassene Person
werden sie zu Hause zu ernstlicher Verantwortung gezogen.
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Sitze des Fahrzeuges bilden (A, 8, L), die durch die tapfersten Krieger,
je einer auf jeder Seite , eingenonamen werden. Diesen liegt es ob im offenen
Kampfe, ausser dem Speerwerfen, noch speziell das Abschneiden der Köpfe
der gefeUenen Feinde zu besorgen i).
Als Verzierungen werden am Vordertheile, wie an den Enden sämmt-
licher Bdkat^ Gehänge aus den kleinen -irfl^iy^-Schneckenschalen angebracht.
Die an den letzteren, auch bei dem Ologodäkd und dem Debardak vor-
kommend, heissen Oroar^ die mehr zusammengesetzten der beiden Enden
Kasogüsum. Bei der allmählich schwindenden Bevölkerung und dem Unter-
bleiben grösserer Kriegsexpeditionen ist auch das Interesse an den Kriegs-
fahrzeugen erschlafft und wo dieselben aus früherer Zeit noch vorhanden,
sind sie vollständig vernachlässigt und die Muschelverzierungen meisten-
theils zerstreut und unvollständig.
Die dem Kriegskanoe eigenthümliche Verzierung mit eingelegter Muschel-
arbeit ist in ausgedehntem Massstabe angewandt. Dieselbe, auf Taf. LI
Fig. 13 genau wiedergegeben, besteht aus 1 cM. breiten Stücken, welche
an beiden Enden sich kreuzende Linien und Vierecke, und deren Mitte
je ein !rwr&o-Deckel bildet. Auf der Leeseite zieht sich ferner, in einiger
Entfernijng von dem Oberrande, ein gerader Strich hin, über welchem sich
bei jedem Bäkat ein aufrecht stehendes Stück mit darüber befindlichem
Deckel, oder auf der Blnu-Strecke mit einem Querstücke, sich befindet.
Einzelne viereckige oder runde Stücke sind ausserdem auf der Fläche
der Seite regelmässig, obwohl spärlich verstreut, angeordnet. Die äussere
Seite des Ulugikt ist ebenfalls in der, bei den üblichen Fahrzeugen ge-
wohnten Weise geschmückt, was auch auf den Kohji vlugikt zutrifft.
Die sonstige Zusammensetzung des Bluu und der übrigen Theile stinmit
im Einzelnen vollkommen überein mit den andern Fahrzeugen und kann
dies aus den Abbildungen und deren Erklärungen ersehen werden.
Die Bewegung des Kabekels geschieht im flachen Wasser mittelst der
gewöhnlichen Dekd^ sonst mittelst einer Paddel, eines Handruders dessen
Form bei dem Kabekd den echt pelauischen Typus ausdrückt. Der Name
desselben, Bosö^ auch fdr die Lanzen mit langen und schmalen eisernen
Köpfen angewandt, deutet deren Gestalt an. Dieselben sind 1.5 M. lang
wovon 9.5 cM. auf das Blatt kommen. Der 80 cM. lange Stiel ist 35 mM.
dick, im oberen Theile abgerundet, gegen das Blatt hin etwas abgeflacht.
Das Blatt selbst ist lanzetfOrmig , mit sehr lang ausgezogener , dicker Spitze
und allmählichem, aber stumpferem Uebergang in den Stiel. Die grösste
Diese Stelle wird ebenfalls stets von einer gewissen, bestimmten Familie einer
Gemeinde besetzt, wie überhaupt die ganze Platzvertheilung und die Punktionen der
Personen durch den Brauch fest angeordnet sind. So behaupten z. B. die Mitglieder der
Familie I und 11 den Bluu, III und IV die beiden Enden, V die Olonodl, und die
übrigen vertheilen sich dann auf die Sitze, wobei die politische Gruppirung der Familien
in der Gemeinde genau nachgeahmt wird.
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Breite des Blattes, zwischen den beiden oberen Vierteln der Länge gelegen,
beträgt 11,8 cM. Das Blatt ist am dicksten längs seiner Mitte, wo es
stumpf gekielt ist; auf beiden Seiten, gegen den scharfen Rand, verflacht
sich dann die halbirte Oberfläche allmähüch. Die Dicke der gekielten Mitte
sinkt von dem Stiele bis auf 1 cM. unfern der Spitze, nimmt dann aber an
derselben etwas zu (13 mM.), wodurch das Blatt eine hübsche, geschweifte
Form und die Spitze selbst eine zweckmässige Verstärkung erhält. Das
Blatt wird roth angestrichen, in neueren Zeiten wird gern eine Malerei
in Weiss längs des Randes angebracht.
Zum Steuern wird keine besondere Paddel gebraucht, dies findet nur
bei den Segelfahrzeugen statt.
Es erübrigt mir noch Einiges über die pelauischen Fahrzeuge im Allge-
meinen zu erwähnen.
Der Bau der Fahrzeuge ist scheinbar freigegeben, thatsächlich jedoch
hängt er von mancherlei Umständen ab. Vorerst baut Niemand ein Fahrzeug
absichtlich fttr sich selbst, er kann es nur in dem Falle behalten wenn es,
als nicht besonders gerathen keinen Käufer fand. Sonst würde es ein
Verstoss gegen die öfFentliche Meinung sein, die sich dann dahin äussert:
Küadkl^ katü audöuth? d.i.: „Wie, er will kein Geld?"; dieses erklärt nicht
nur die Sitte, aber beleuchtet nebenher die Grundidee der einheimischen
sozialen Wirthschaft, über welche schon anderen Ortes gesprochen wurde.
Findet Jemand im Walde zufällig einen schönen Baum, der in ihm
den Entschluss zum Bau eines Fahrzeuges wachruft, so kennzeichnet er
ihn als sein Eigenthum und dann hängt es nur davon ab, ob er beföhigt
ist denselben niederzuhauen oder nicht. Versteht er den Wald und die
Götter des Baumes zu besprechen, also ist er ein TakcUbay^ so kann er
sich gleich an die Arbeit machen, sonst muss er sich erst einen solchen
suchen und ihn für das Fällen des Stammes mit einem Mor a kaymö
bezahlen. Ist er ferner dann mit der technischen Ausführung vertraut,
so behaut er den Stamm auf der Stelle wo er gefällt, um die ungefähre
Gestalt des Fahrzeuges hervorzubringen und die Schwere des Stückes mög-
lichst zu verringern, wonach er darauf bedacht sein muss, dasselbe an
eine geeignete Stelle am Ufer zu schaffen. Hierzu verlangt er die Hülfe
seiner Vereinsgenossen, die solche eben wie bei dem Hausbaue nicht
weigern können, aber dafür das Recht haben eine Bewirthung zu bean-
spruchen, das J5aÄ»^Essen, zu welchen der Bauherr, je nach der bevor-
stehenden Mühe, gi-össere oder geringere Vorbereitungen macht. In den
bescheidensten Verhältnissen ist mindestens ein Apagei'^yiM^ für das Getränk
nöthig, wozu noch Taro und wenigstens Fische kommen; bei schwereren
Leistungen, wie bei dem Henmterbringen eines grossen Fahrzeuges, werden
4—5 Apagei, Tarospeisen, ja selbst Schweine als Fleischspeise erwartet.
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was die mit diesen Verhältnissen verbundenen Kosten sehr erhöht und sich
in dem hohen Preise, wie überhaupt in dem Begriff des obligatorischen
Verkaufes, nachträglich kundgiebt.
Ist der so vorbereitete Stamm an die Stelle gebracht, so wird der
Erbauer sich selbst überlassen und er kann daran gehen einen Riss zu
machen , falls er dies versteht ; sonst muss er wieder den TakcUbay brauchen.
Der vorhergehende Antheil des TakcUbay bestand in der Vornahme von ,
mit religiösen Anschauungen in Verbindung stehenden Gebräuchen. Eben wie
bei dem Häuserbau wurden die Waldgötter beschwört und der Schutz des
Makaidtoit erfleht, der auch der Beschützer des Kanoebaues ist. Ihm zu
Ehren wird während der Zeit des Baues kein Roche gegessen und die
Uebertretung dieses Verbotes wird mit Blindheit bestraft. Der nun folgende
Theil der Arbeit ist die Ausführung des genauen Umrisses, wozu die
Richtschnur Aunamk^ das Richtscheit Rad oder Karabäy^ der Schreibstift
Kasokosu und die Schwärze Komakosönol gebraucht werden, über welche
Geräthe schon früher gesprochen wurde. Hat dies der TäkaXbay auch zu
thun , so kostet es den Erbauer ein weiteres Mor a kaymö fttr das Omergd
a kdbeäs. Nun erst kann die eigentliche Ausführung beginnen, und hat
man sich nach dem mustei'haft sauber und bestimmt ausgeführten Umriss
zu richten. Der Arbeiter nimmt sich genügende Zeit, er kommt je nach
Belieben nach dem durch eine Blattbedachung vor der Sonne geschütztem
Arbeitsplatze, schützt sehr sorgfältig das verwandte Werkzeug, birgt das
Werk selbst unter besonderer Blattbedeckung um es vor Regen und dem
bösen Auge der Neider zu beschützen, und hat verschiedene kleine Rück-
sichten zu beachten, die eben die Kunst des Takalbay bedingen und dessen
Anwesenheit bei einem Bau unentbehrlich machen. So z. B. darf das Richt-
scheit den Kopf nicht berühren, weil man sonst grau wird; dann wird die,
gewöhnlich auf der Schulter getragene, eigene Handaxt besprochen und
gepflegt und man darf mit ihr keine Nahrung während der Bauzeit schneiden
oder sie gegen Jemanden zücken , da sie jetzt besonders schädlich ist und
den Tod herbeiführen wird. Das Betrachten des fortschreitenden Werkes
durch Fremde ist äusserst verpönt, und wenn sich der Arbeiter zuiällig
mit der Axt beschädigt, so fragt er vor Allem, wer die Bedeckung der
Arbeit aufhob und selbe besah. Erfährt er den Namen, so nimmt er die
Schwärze, ahmt eine menschliche Figur nach und haut sie dann mit seiner
Axt in die Quere, was den Eindringling strafen soll.
Als Werkzeug dienen folgende Stücke, die heut sämmtlich aus Stahl,
früher aber aus Tridacna und Terebra und ausserdem aus ^ndesi^-Basalt
geschliffen wurden.
1. Kaybdkl^ die gewöhnliche Schulteraxt der Eingebornen (Taf. XXIX
Fig. 1). Sie bildet ein stets mitgeführtes Werkzeug, dessen Benutzung
als Waffe mit schwerer Strafe belegt ist. Als persönliches Zubehör des
Insulaners betrachtet, erfreut sie sich sanomt dem Handkorb, Kalkrohr
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und dem Armbande besonderer Fürsorge, und zeigt deshalb die Anfertigung
des Handgriffes die äusserste Vollkommenheit, so dass diesem in Eleganz
der Gestalt und Gediegenheit der Vollendung keine andere Form Mikronesiens
gleichkommt. Die Schneide besteht aus einem gewöhnlichen Stemmeisen,
dessen GriflFtheil abgefeilt, und dessen Schärfe nach Aussen gerichtet wird,
was die pelauische Benutzungsart der Schulteraxt von der, der anderen
Völker der Karolinen unterscheidet^), wenigstens für die Zeit seit der
Einföhrung des Eisens. Die moderne Form ist aus der Abbildung zu ersehen ,
die alte ist dem Gedächtnis entschwunden und die Einwohner Pelau's
verstehen sie nicht mehr genau anzugeben. Als Material wird Orangenholz,
besonders aber gerne Ptdkas a Ket (eine im Innern wachsende GcUophyllum
sp.) gebraucht. "^
Die Kinder erhalten Aexte mit den kleinsten Klingen welche der Handel
liefert; 4 cM. breite werden meist von den Erwachsenen getragen und zu
jedem Gebrauch, auch als Messer verwandt; in der Zimmerei speziell aber
dienen sie zum Bearbeiten der Oberflächen beim Haus- und dem Kanoebau.
Die aeltern Leute oder anerkannte TakcUbay tragen bis 7 cM. breite Klingen ,
die die grösste bekannte Form darstellen.
2. Holoboky ein 3—6 cM. breiter Hohlmeissel, der in einem ähnlichen,
aber weniger sorgfältig vollendetem Handgriff wie das Beil, aber unbeweg-
*) Diese praktischere Benutzungsweise mochten die Pelauaner zeitig genug entdeckt
haben, denn bei dem Bestehen der Bay und der soliden Häuser, wie sie kaum
anderswo in der Südsee vorkommen, war das Bearbeiten des Holzes schon sehr frühe
in grossem Massstabe betrieben und das Schärfen der Muscheläxte ein fortwährendes
Erfordernis. Das Schärfen der nach innen gekehrten Schneide konnte aber nur mit dem
Losbinden der ganzen Beilkh'nge geschehen, was grossen Zeitverlust verursachen würde.
Dass die östlicheren Völker sich mit der nach innen gekehrten Schneide begnügen,
erklärt sich aus der sehr beschränkten Benutzung der Axt im Allgemeinen und dann
dadurch, dass in deren Zimmermanns-Arbeiten niemals sehr umfangreiche und doch
genau ebene Flächen angestrebt werden, wie es bei den Pelauanern der Fall ist.
Aus diesem Grunde muss ich unverhohlen zögern , die in dem Katalog des Museum
Godeflfroy unter N^. 1313, 1038, 111, 3437, angeführten Exemplare als von pelauischer
Herkunft anzuerkennen. Die Schilderung von 1313 kennzeichnet das Exemplar als ein
nukuoraches , N®. 3437 ist trotz des ausgedrückten Zweifels dennoch aus Mortlock und
die beobachtete üebereinstimmung mit den pelauischen Aexten konnte deshalb wahr-
genommen werden, weil eben diese letztere nur „vermeintlich" pelauisch sein können.
Bei meiner Ankunft in Pelau 1871 erhielt ich Beilklingen in spärlicher Anzahl, die ich
unter N®. 529, 591, 589, 588, sicher erkenne. Die sämmtlichen mit Stielen veraehenen
sind mindestens verdächtig, da auf den Pelau nach der Einführung des Eisens seit
1783, von alten Axtstielen im Jahr 1871 schwerlich die Rede sein konnte. Dagegen fand
ich solche noch auf Yap, obwohl schon ziemlich vernachlässigt, und ist es nicht unmög-
lich dass früher einmal die nach Pelau, um Pallan zu holen, kommenden Yaper ihre
Muschelaexte , die sie viel später noch als die Pelauaner gebrauchten, mitbrachten.
Diese Aexte konnten dann wohl durch die hier fahrenden Kapitäne an das Museum
gelangt sein, ohne die Mittheilung der näheren umstände. Indessen wahracheinlicher
ist es dass diese gestielten Aexte aus Mortlock stammen, wofür nicht nur das spricht,
dass N^. 3437 ursprünglich mit der Angabe dieses Platzes eingeliefert wurde, aber auch
der Umstand dass der Katalog nur zwei mortlocksche Beilklingen aufführt, ich aber
sicher bin mehrere gestielte Aexte von Mortlock eingesandt zu haben. [Dies ist ganz
richtig, mehrere der durch K. eingesandten, mit vorhandenen identische Exemplare
wurden als Doubletten fortgegeben.] Die üebereinstimmung im gi'ossen Ganzen ist also
erklärlich.
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lieh , befestigt wird und zur Entfernung der äusseren Holzmassen , wie auch
zum Aushöhlen von Stämmen im Allgemeinen benutzt wird *).
3. Kasimimd (Taf. XXIX Fig. 2) ein Hohlbeitel an drehbarer Axe
mittelst einer halbcylindrischen Hülse, worin er durch Zwirn verband
befestigt; ähnlich, aber doch verschieden, wie es bei der Tohi tdi vli von
Nukuoro der Fall ist. Der Stiel ist ganz gerade und genügend lang um im
tiefsten Innenraume der Fahrzeuge zu hantieren, wobei die Drehbarkeit der Axe
es erlaubt, ungeachtet der schmalen Decköflfnung, die Seiten zu bearbeiten »).
4. HoloUseky eine lange eiserne Stange, deren Spitze platt geschlagen
und geschärft wurde. Ist eine solche nicht zu erlangen, so wird ein 5 cM.
dicker, runder und gerader Stiel aus hartem Holz gewählt und an seiner
Spitze ein Stemmeisen oder ein Hohlmeissel befestigt; das Werkzeug wird,
weil wuchtig, mit beiden Händen geführt als Schneideinstrument zum Aus-
fahren der ersten Höhlung, die nur schmal sein darf, benutzt. Wenn dieses
geschehen, kann die vorerwährte Axt für die seitliche Aushöhlung zur
Anwendung kommen. Dieser Stiel, gleich wie die Handgiiflfe der beiden
vorhergehenden Aexte, werden ziemlich roh ausgeftlhrt und nicht abge-
schliffen, was bei der KaybäJd möglichst sauber geschieht.
5. Honfut ist ein ganz gewöhnlicher kleiner Hohlmeissel der an einem
rohen und möglichst kurzem Handgriff befestigt wird und zum Abglätten
der Oberfläche des Innenraums der Kanoes verwandt wird. Dasselbe Werk-
zeug dient zum Aushöhlen der Schüsseln ; m alten Zeiten wurde hierzu die
Terebra verwandt. Je nach der Anwendung, kann das Werkzeug verschiedene
Namen haben und wird es als Geuyöl^ Crvbiä und Honiut unterschieden.
Von sonstigen europäischen Zimmermannswerkzeugen haben die Pelau-
aner die folgenden in Gebrauch genommen.
. Karoäkl^ die Queraxt, die gern zur Bearbeitung grosser Flächen z. B.
der Fussböden, wenn solche gelegt werden, angewandt wird.
>) Mit Rücksicht auf die betreffs N®. 3000 des Katalogs des Museum Godefifroy
gemachte Bemerkimg sei erwähnt dass das mortlocksche „Si" eine aus Terebra gemachte
Axt bedeutet, die auf den Mortlock auch gebraucht wurde. Die kleineren TfidacnO'
Aexte werden mit demselben Namen belegt, wie sie ja bei der konvexen BeschaflFenheit
der einen Seit^ und der geringen Breite zum Aushöhlen in geringerem Massstabe sich
gut eignen. Es liegt naiie anzunehmen dass die Tere^ra-Schnecke auf den sämmtlichen
Karolinen als Hohlmeissel benutzt ist, und ausser Nukuoro, wo sie Töhi (samoan. Töi^
hakoröna heisst, und Rukj wo sie zum Aushöhlen der Gefässe benutzt wird, fand ich
sie neulich zuföllig im Norden der Pelau-Inseln. Das einzige Exemplar lag in anderem
Korallen- und Muschel-Gerölle der Ufemiederung von I^arupeiai^j an einer früher be-
wohnten Stelle eingebettet und war theilweise grün angelaufen, sonst aber ausgezeichnet
erhalten. Der Name Si, ist mit dem ponapschen döa, kleine Axt, und pelauischen
KotUek, kleine Axt, verwandt. Auf Uleay und Uogoy bedeutet tilek, einen Speer, eben
so Gesteht auf Buk und Mortlock der Name dir^ und silek für die glatten spitzen Sperre,
womit auch der Begriff öireji, durchbohren, in Verbindung steht.
*) Das Vorkommen dieser Werkzeuge auf Pelau und Nukuoro hat seinen Grund
in der engen Decköffnung der Fahrzeuge der beiden Plätze. Die Eingebomen der anlie-
genden Inseln scheinen sie bei ihren aus Brettern zusammengesetzten Fahrzeugen
nicht zu gebrauchen, indem sie die zu bearbeitende Fläche vor die Axt zu bringen
vermögen.
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Waaäy^ die gewöhnliche Grossaxt des Handels, zum Fällen und Durch-
hauen der Bäume benutzt.
Zb?jM, die vorige etwas kleiner (Boys-axes des Handels).
Tdebir^ ein kleines Beil, das auch besonders gern zum Abhauen der
Köpfe benutzt wird.
Kötüut^ ein Meissel, den man sich jedoch am liebsten aus grösseren
Nägeln selbst verfertigt, während die Meissel des Handels fttr die Schulter-
aexte verwendet werden.
Eonyuk^ kleinere Handbohrer und GcUgölok^ die Säge, kommen nur
selten zur Anwendung.
Mit diesen Werkzeugen bearbeitet der Baumeistor den Körper seines
Fahrzeugs so weit, dass es nur noch das Abfeilens mit der Rochenhaut
bedarf, und während der Zeit sind auch die einzelnen anderen Stücke gele-
gentlich fertig geworden. Das Abfeilen selbst muss wieder unter Theilnahme
der ganzen Gemeinde geschehen und der Verfertiger ein kleines Fest bereiten.
Das Umgehen dieser Sitte ist undenkbar und würde von Allen sehr hart
empfunden werden. Es heisst dann: „Was meint der Mensch hier, lebt er
auf einer leeren Insel, wo keine Menschen sind, oder ist er so arm, dass
er nicht das Essen leisten kann?" Und dem Verdachte des letzteren würde
sich Niemand, der baut um zu verkaufen, aussetzen wollen. Also geht
die Frau in die Patsche und bringt Taro und kocht und klopft die ganze
Nacht, und wenn die grosse Versammlung kommt, dann wird gegessen,
getrunken, geplaudert und endlich über das Fahrzeug, mit allen Händen
hergefallen und die für eine einzelne Person mühselige Arbeit, wird von
Allen in wenigen Stunden beendet.
Ist der Takalbay nicht träge, so besorgt er selbst den Urödok^ die
Muscheleinlagen; wo nicht bestellt er sie gegen eine massige Bezahlung
und das Fahrzeug ist nun fertig bis aufs Bemalen. Die losen Theile werden
nun mit dem Fahrzeuge vorläufig verbunden , das Bemalen auf die oben
geschilderte Weise ausgeführt und nach dem Trocknen geschieht die Befesti-
gung dann dauerhaft mittelst Zwirn und Kitt.
Die übrigen Theile, wie Ausleger, Tuddp- und Totow-Taue, der Brücken-
boden und das J5/ww-Brett werden äusserst nachlässig behandelt, denn der
Käufer kann sich dieselben später selbst besser herstellen.
Bei der Theilnahme eines Takalbay muss dieser noch mit einem Stücke
Geld abgefunden werden, oder sonst muss ihm eine Theilnahme in dem
Ertrag des Verkaufe angeboten sein, in welchem Fall er dann wartet.
Vorher aber muss das Fahrzeug besprochen werden, was darin besteht,
dass eine Kokosnuss erhitzt und zerschlagen wird, und die beiden Hälften
mit je einer Gelbwurz^) auf den Oberrand der Honelt gelegt und die
>) Wie den Göttern der See das Tiakl^ den Götter des Landes das Peldebuth geweiht
wird, so wird die Wurzel der frischen Kossöl- (Curcuma öblonga) Pflanze als spezielles
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Kethvl des Holzes zum Verlassen des Fahrzeuges aufgefordert werden.
Durch die hier gegebene Schilderung wird es leicht verständlich dass
nicht jeder, dem es beliebt, ein Fahrzeug bauen kann, und es ist ebenso
leicht zu begreifen warum der An- und Verkauf eins Fahrzeuges keine
Sache von geringem Gewichte und mit peinlicher Sorgfalt im Voraus geordnet
und bestimmt ist. Dank der allgemeinen Theilnahme der Gemeinde an der
Arbeit, sind die Eigenschaften des noch nicht fertigen Fahrzeuges weit
und breit bekannt und gewöhnlich findet sich schon ein Käufer vor der
Beendigung desselben. Bei der Bezahlung kommt dann in Betracht JTaroZ,
den Preis darstellend, hierzu kommen Dasahel^ für die Arbeit, Ultekial
und Oltobothel^ das letzte für das ins Wasser lassen des Fahrzeugs. Bei
einem Fahrzeuge mittlerer Grösse ist der Kardl ein Kluk^ bei sehr grossen
ein Kalebukub.
Hat ein unternehmender Mann einen Kobekd auf Spekulation gebaut,
dann hat ein Kaldebekd^ wenn dieser ein Fahrzeug braucht und das betref-
fende ihm besonders gefällt, schon sein Augenmerk auf dieses gerichtet
und nimmt er dasselbe einfach in Besitz, um Probe zu rudern. Der Ver-
käufer begiebt sich nun zu den Häuptlingen und erzählt die Sache, sagt
dass er sich fürchte das Fahrzeug von dem Kaidebekd zurück zu verlangen.
In solchem Falle beruhigt ihn indes einer der Häuptlinge, gewöhnlich der-
jenige, der dem betreffenden Vereine selbst als Mitglied angehört^) und
kauft das Fahrzeug zum Geschenk ftlr den Verein und die Gemeinde.
Wenn sonst Jemand ein Fahrzeug braucht und findet es nicht nach
seinem Wunsch fertig vor, bestellt er sich ein solches bei einem bekannten
Kanoebauer , wo er dann die Arbeit nach eigenem Belieben leitet und auch
Geld der Götter der Bäume betrachtet. Der TdkaUhay legt vor dem Anschlagen eines
Baumes, eine Wurzel neben den noch stehenden Stamm und beginnt dann zu f^en,
aus den fallenden Spähnen seine Schlüsse ziehend; eventuel das Fällen verschiebend,
wenn die Deutung ungünstig lautet. Hat der Baum einen von Schlingpflanzen reichlich
umrankten Stamm, der eine Zuflucht für Schlangen und sonstiges Ze<Äao^Gewürm bietet,
so wird zu der Gelbwurz noch eine Kokosnuss gefügt.
Eiweist sich ein in Bearbeitung befindlicher Stamm als Kethäoly so wird das Fahr-
zeug, wenn auch schon beinahe fertig, liegen gelassen. Ein prachtvolles Kdep rottet
auf einem Wege in Enkasar, weil der Mann der auf das Holz ein Eigenthumsrecht zu
haben glaubte, mit dessen Niederfallen unzufrieden war und sich im Geheimen einen
Spahn von demselben bringen liess. Er war aber ein anerkannter Takdlhay von grosser
Erfahrung und besass viele geheime Kenntnisse und die sämmtlichen Kethuls seiner
Kunst fuhren in das Holz, so dass die erschrockenen Arbeiter das halbfertige, schöne
Fahrzeug verliessen. Natürlich wurde es ihnen, „unabsichthch", bekannt gemacht dass
der Zauberer den Spahn erhielt.
Die Rüpak die, als Häupter der Familien, Leiter der Gemeinde sind, gehören
ausserdem auch noch, als Individuen der Gemeinde, irgend einem Vereine an, in welchem
sie unbehindert der öffentlichen Stellung, allen, dem einzelnen Individuum obhegenden
Pflichten formeU nachkommen müssen. Welcher Verein es dann aber sein soll, hängt
von dem Alter des Häuptlings und den umständen seines Antiittes ab. Ist er ver-
hältnismässig sehr jung, so kann er einem der jüngeren Kaldebekel beitreten und nimmt
hier die seinem Hause gebührende Rangstelle ein. Gehört er aber zu der Zahl der
oberen 4 Häuptlinge, so ist er sitthch verpflichtet einen sich etwa darbietenden Käbekel
zu kaufen, fi^ls er dies früher nicht schon einmal gethan. Dem Kaldebikel ist dies
bekannt und er richtet sich dem entsprechend ein.
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^ 09? -
zugleich die Nebenstücke und sonstiges Zubehör, in gediegener Form erhält.
• Das Segel wird besonders gekauft und bildet den Gegenstand eines
eigenen Zweiges der pelauischen Industrie, der besonders lebhaft in Püüu
und in Ärekolon betrieben wird. Das Material, schmale Matten in Rollen,
wird mit einem Ädolobok bis einen Kluk bezahlt, und das Ausschneiden
und Zusammennähen desselben, Omdukus a yars genannt, wird durch den
Käufer unter Theilnahme der ganzen Gemeinde bewerkstelligt, was wieder
ein kleines Festessen zur Folge hat.
In jedem Dorfe befindet sich ein mehr oder weniger begrenzter Platz
der genügend eben ist, um darauf das Ausbreiten eines Segels vornehmen
zu können. Hier wird mit Pflöcken und Zwirn ein, dem zu machenden
Segel in Grösse entsprechendes Dreieck abgesteckt und dieses mit zerschnit-
tenen Stücken der Matte gefüllt. Die sämmtlichen Männer berathen sich
dabei und je zwei nehmen eine Naht in Angriff, indem sie von der Mitte
gegen die Enden nähen , so dass je nach der Grösse des Segels , zwei bis drei
Paare gleichzeitig bequem neben einander, oft wechselnd, nähen können;
auf diese Weise wird das, eine sehr bedeutende Arbeit erfordernde, Segel
unter Geplauder und Schmausen in einem einzigen Tage fertig.
Das zu dem Fahrzeuge gehörende Tauwerk muss ebenfalls separat
beschafft werden und kostet einem Honiakl bis einen Ädolobok. Es ist das
Product einer Piivatindustrie , die gewöhnlich von älteren Männern betrieben
wird. Sie klopfen die Kokosfaser aus, machen erst dünneren Zwirn und
drehen dann aus diesem dickere Taue , worüber eingehenderes anderen Ortes.
Die dünneren , aber sehr wichtigen Totan und BohüM-Stricke verfertigt sich
der Eigenthümer selbst und kauft nur die dickeren Taue falls er sie nicht
selbst zu machen versteht, was übrigens sehr oft der Fall ist.
Wir sehen also dass die schmucken, pelauischen Fahrzeuge dem
Insulaner durchaus nicht so biUig zu stehen kommen und es ist begreiflich
dass sie dieselben sehr sorgfältig behandeln, mit eigenen Namen benennen
und beinahe als einen Theil der Familie schätzen. Manche der Fahrzeuge,
durch ihre Leistung oder Form besonders hervorragend , sind auf der ganzen
Gruppe wenigstens dem Namen nach bekannt und die Gelegenheit solche
zu sehen, oder mit solchen sich zu messen, wird gerne gesucht; so zeigt es
sich dass der Sport auch schon den früheren Tagen der Menschheit nicht
fremd ist^).
Erwähnt dürfte hier noch werden, dass auf den Pelau-Inseln , eben
wie auf den übrigen Inseln der Südsee , das Spielen mit kleinen Fahrzeugen
sehr behebt und das Verfertigen derselben stark betrieben wird.
Diese ozeanische Liebhaberei hat indessen zur Folge, dass solche Fahr-
zeuge als Modelle nach unseren Museen wandern und in Europa über die
') Z. B. sind die regelmässigen Wettruderfahrten der alten Ponapeaner während der
^bunZop-Festlichkeiten ein weiterer Beleg dafür.
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wahren Dimensionen und die spezielle Konstruktion der Fahrzeuge irrige
Begriffe verbreiten.
Die Schilderung der Seefahrt der Bewohner der Pelau-Inseln würde nicht
vollständig zu nennen sein, falls der einfachsten Form der Fahrzeuge, des
Flosses, nicht Erwähnung geschehen würde. Dasselbe erweist sich flir den
Gebrauch einzelner Personen, besonders bei Ebbe, oder in flachen Ufer-
gegenden sehr nützlich und wird gern von den Insulanern benutzt, dem
Aermsten eventuell die theuren Fahrzeuge ersetzend.
Die pelauischen Flosse werden aus Bambusrohr verfertigt und man
imterscheidet zwei Formen derselben.
Die kleinere Form, „Prer** genannt, ist nicht ganz 1 M. breit und 6—8
M. lang. Sie besteht aus 9—10 dicken Bambusrohren, die neben einander
gelegt und dann durch quer durchgestochene Stöcke und darum gewundene
Stengel von Schlingpflanzen in horizontaler Lage fest zusammengehalten
werden. Die einßichste Form ist damit vollendet , und die Flosse der Kinder
bestehen eventuell selbst nur aus circa 4—5 Rohren. Solche Flosse werden
von einzelnen Personen bei der RiflFsuche während der Ebbezeit verwandt.
Eine vollkommenere Form ist die wo über dem mittleren Theil eine
etwas erhöhnte Rüstung, „Zlrfsd/cos", aufgefahrt wird, auf welcher der
Führer und die eventuell mitgeftlhrten Gegenstände einen, vor Nässe ge-
sicherten Platz finden können.
Eine grössere Form des Flosses heisst „Holhütor; dieses ist breiter
und auch aus möglichst dicken Bambusrohren zusammengesetzt; es besitzt
selten oder niemals einen ^Kds6ko8'\ und dient zum befördern des ^RuC'
bei den Fischzügen.
Abgeschlossen auf den Pelau-Inseln, im Juni 1884.
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TAFEL-ERKLÄRUNG.
Taf. XXIX. Fig. 1. Die moderne Pulu-Axt.
„ 2. Hohlmeissel.
„ 3. Schreibstift.
„ 4. Richtscheit.
Das Bay ÄyliiU in J^arupeäan^ als Muster eines KeHdök-BsLj:
Fig. 5. Ansicht einer Längsseite.
„ 6a. Ansicht einer Kui*zseite.
A,Pat. B.i^o^. CKwökn, B.Sauä, E.Kath, Y.HmrdM, Q.Golik. B.l!nao§.
J. I§. K. Fat derittek, b. Hariian, 7. Tegäek.
Fig. 6. Medianer Längsdurchschnitt und die innere Seite der Wand und
der Dachrüstung.
Fig. 6a. Querdurchschnitt und die innere Seite der Wand und der Qiebelwand.
F. Hmrä'id. G. Oolik, L Oaldbat. K. Ärgöy. L. Eymül. M. Eoronödol.
N. HoiMan. 0. Wuadel P. Sikes. Q. Duui, R. Edel S. Buik oroi^ödol
T. TmaldoL ü. O^gidel V. JToiWay gwnt«. Y. I^Ulidbat, Z. ^wWoZ.
1. DeZ&dr^ a nt^^id&o^. 2. u^da^2 a Mlidbat. 3. SeA^es^^ a MlidbcU.
„ XXX. Fig. 1. Einfügung eines Wandpfostens {Kath) in den unteren und den oberen
Hausrahmen.
5,a. fl(w%ra«Z-Fuge von oben. 5,&. Längsdurchschnitt durch dieselbe und
den Wandpfosten. 5,c. Querdurchschnitt dm'ch das vorige. b,g. Längs-
durchschnitt durch den unteren Theil des Wandrahmens. 5^. Quer-
durchschnitt durch denselben. 5,c. Plan der Einfügung des Wandpfostens
und der Schwelle. 5/. Querdurchschnitt durch einen Wandpfosten.
Fig. 2. Construktion der Bayecken.
6,6. Ansicht der oberen Eckenfuge von oben. 6,a. Durchschnitt durch die-
selbe und den Eckpfosten. 6,&. Unteres Ende des letzteren im Durch-
schnitt. 6,c. Die untere Ecke des Hausrahmens mit 0, der Stelle für
den Eckpfosten, dessen Zapfen, ^<üekü^ x, in die beiden Zapfenlöcher,
BUl a naUkä a adus, y, passen, z. Die Nuthe in dem Pfosten füi* die
i^TZtios-Planken.
Fig. 8 Ä-C, Construktion der ZcWdÄ-Wand.
A. Die innere Seite der Wand. B. Der obere Theil der äusseren Wandseite.
C. Der untere Theil derselben. D. Der Wanddurchschnitt.
a. Hoiu>k>gdkl, b. Dolhör a kpokp. c. Kaläel a Jqxypk, d. Keldök. e. Oiogidel.
f. Hombikl er emüL g. Honöbpd er ikr,
Fig. 4. Construktion der Dachrüstung.
A. Der Obertheil. B\ Der Untertheil. C, Der innere Hauspfosten, GaMbcU.
I. Ogül a galdhat. J. Omegetä a galdbat, K. Argoy. L. Eyrrnü, L,a. Obere
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^ äöö -
Ansicht desselben. R.Äugüp. U.IIoronödol. N.ÄcÄaw. 0. Wuadd. P.S^feßs.
R. Räel, S. Buik uaroiiödol, T. Tmaldot. U. Dmws. V. Rofddy gürus.
F. Oäogidel G. SuÄ. W. Koüärak. E. ä)%Z. Y. TtiZ a galdhat. 0. P^ü
a galdhat.
Taf. XXX. Fig. 5. Durchschnitt durch die Giebelwand.
1, Delbdrt a nüliäbat 2. AdaUil a nüliäbat. 3. KaldöoL 4. Blätterbedeckung.
Fig. 6. Das Häuptlings-Bay ^ar a Koldesey in J^arupeäa^, als Muster eines
TeeÄfp-Bay.
Ansicht von der LÄngsseite.
Fig. 7. Dasselbe Gebftude. Medianer Längsdurchschnitt und innere Seite
der Wand und der Dachrüstung.
A. Orsogökl, B. Omegäil a Kath, C. Äyi logölü. D. Qolik, E. Omguuk,
F. Oherbäl, G. 5wiÄ oronodoL H. OmMk. I. EeA:dn. J. Wuadd, K. 3fc^.
L. Gaden. M. Brükül. N. Dilngdy, 0. Hcyholüyub, P. fionian. Q. SeTccs.
R. Dm«5. S. HoronödoL T. HohranL ü. Edci. V. Oäogidel, W. HowZdy
grwrws. Y. O.g'tW a galdhat, X. Ärgoy. Z. Omegetü a galdbat. Ai. Kwokn,
Ai.Not, Bi. Ja. Ci. Satt«. Dl. Zo^Ä. Ei. i^^Zoos. Fi. Zoäßpdfr^. Gi. ^mIooL
Hl. Po^. Ii. i)c«>dr^ a Äi^Ziaöoi. Ki. Tmaldot. Li. JLdoW? a ntOwifta^.
Zi. Deloläkl Zi. ZoZtyZ,
Fig. 8. Balkenfugen, desselben Gebäudes.
u4. Eine glatte Fuge des iVb^Balkens, Ulumogöelj mit einem Kedidekl{m)
Spalt-enkeil.
Ä Eine Zapfenfuge desselben Balkens.
C u. D, Eckfugen des unteren Hausrahmens.
„ XXXL Fig. 1. Dasselbe Gebäude wie Fig. 6 Taf. XXX. Ansicht von der Kurzseite.
Fig.2. Querdurchschnitt des Tct/ijö-Bays, mit theil weiser Ansicht der Kurzseite.
A. Orsogökl. B. Käth, Bi. Omegetel a KcUh. Bj. Sauä. B3. Omegetü a saus.
C. Ayi logolü, D. aolik. E. HmraM, Ei. Omguuk, F. öcwfÄt. F,. Oberhäl.
G. Ä:M?dÄ;n. G|. Pwi/c oronödol. H. i^o«. Hi. Om&nk. I. ^wZooZ. J. Pä.
K. Törroy peZw-Theil des Melek Ki. DiZwg'dy-Theil des Melek. Kj. Paghäy-
Theil des ife^Ä. K3. MsoörwMÄ-Theil des MeUk. K4. Z^ofe^osdy-Theil des
IfeZ^. L. Deloläkl. Li. Brukul. M. OgruZ a gaXähat. N. Ärgoy. 0. Omegetä
a gaMhat. P. ^op. R. ^w^rup. Ri. Diö. S. i^dos. T. J5. U. Hohian.
V. flb«oWyt«6. a. SekesH a MeUk. b. ^daidZ a MeUk. c. Düus. d. H&hlay
gürus, e. Delbdrt a MeUk. f. Ko§drak. g. Koliyl. h. WuocteZ. i. Bdci.
k. Pa^ derjttek, 1. Kamrünl. s. /S^Ä;c5. t. Rekän.
Fig. 3. Construction eines Pdy eZ rföri.
-4, Von der Langseite. Ä Von der Kurzseite. C. Durchschnitt.
A. Pa«-Balken. B. Not. Bi. Kwökn, C. Nldos. Ci.Cj.Cj. Kaspökopü a Jqxhip.
'D.Saus, E.Kath. F.Tegitek. Q.Honian. B..HonrdM. l.Oolik. K.Eymul.
L. Is. M. Rekan. N. Tan. 0. HoronödoL P. Nüliäbat. R. uddaWZ a nitlidbat.
„ XXXn. Fig. 1. Querdurchschnitt durch den MeUk.
K. MeUk, a. Sekesel a MeUk, b. Adalat a MeUk. e. Ddbärt a MeUk, s. Süke^.
Fig. 2. Das Oröog^dÄ^Gesims von oben.
A. Orhogokh a. Omegetil a Kath. b. Omegetü a sau^.
Fig. 3. Ein Theil des Fussbodens.
a. Otuymogimel. b. Kasepökop auläol.
Fig. 4. Der Kap, Feuerheerd mit dem angrenzenden Theile des Auläol,
des Fussbodens.
ddd. Kap. e. Rtökol kap, b. 01^omogimel. A. öonÄ. B. Auläol.
Fig. 5. Das Antan von Aaragolüuk in i^iu?dZ. Ansicht einer Kui'zseite,
Fig. 6. Dasselbe Gebäude. Durchschnitt.
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Taf. XXXII. Fig. 7. Ansicht eines Theiles der Langseite desselben Gebäudes.
a. Delorök. b. Mlek.
„ XXXni. Fig. 1. Das ehemalige Mäeu d hay in Molegoyök^ eingestürzt 1875.
Das doppelte Melik (die Giebelwand) zeigt oben das Land Niptdl auf
dessen BÄumen Fische wuchsen. Darunter die M^ogüuk- (Acanthurus)
Fische, die diesem Theile den Namen geben. Das zunächst nach
unten gelegene Brett heisst, von der hölzernen Figur die vor dem-
selben sich befindet, Düngäy. Die unterste Torröy-Pelü-FlBuke stellt
Sonnen , mit einem Den^-Baume dazwischen , als Anspielung auf die
Sage von J^argeuM dar. Der innere Giebelrahmen zeigt die geldtra-
gende Schlingpflanze aus dem Geld-Lande Nrot {an Bot)^ Besebesü a
Nrot genannt, und von dessen Winkel steigt die, AdcUäl a meUk
genannte Planke mit BleleVs (Darstellungen abgeschlagener Köpfe)
bedeckt, herab. In der Spitze findet sich ein grösser BleUk, Der äussere
Rahmen zeigt doppelte Besebes^L
Fig. 2. Ein Sumi^ÄSchrein. Der Schrein des Kodöl meUk auf Narüleo
in Molegoyok.
Fig. 3. Der Unterbau des BükMek'BQ,y von Megetyj in Korryor, von
Vorn und von der Seite.
A. Blohökl, (Sonstige Theile und Namen identisch mit denen der obigen
Bay).
Fig. 4. Ein roÄaro^MIäuschen, ein Weihopfer das einen grossen Schrein
ersetzen soll.
Fig. 5. Ein den Seegottheiten gewidmeter G4«mreM-Pfehl, aus dem
Wohnsitz Nar Arnos in I^arupesan,
„ XXXIV. Fig. la & 1&. Oeos 0eo§)'Schiem , so genannt von der, auf dem gleich-
namigen Fusse befindlichen, die Sonne vorstellenden Zeichnung,
a. Oeo§, b. Oromelil.
Fig. 2 & 3. ^e^Schrein des Gottes Angd le kat^hin^ Narupeäan. Weil
auf vier Pfosten stehend, wird er technisch Ouwdk genannt. Er ruht
auf zwei Koyokorä (A) genannten Stämmen, auf welche die zwei
Lager (B) gelegt sind, die die Füsse, Kohil (C) tragen, in welche die
zwei BodülBsLiken (D) eingelassen sind. Die Bohökl-WSkUde (G) des
Unterbaues zeigen auf der einen Seite ein Geöä mit zwei, Geld im
Magen habenden Hähnen. Der Oberbau ist mit schwarz gemalten
Sau8 und Nläos und mit einem P^^ÄcZ (Nabelgürtel) aus dem Zaic6t*Ät«5-
Gelde verziert. In das horizontale Stück E ist das Kddardm-Uuster
eingeschnitten, ebenso wie in den Giebelrahmen, in dessen Gipfel
sich ein Bloldy befindet. (Bhlöy findet ^sich immer nur in den Homan-
Spitzen, dagegen Blekk'a irgendwo. Die ersten stellen Gesichter oder
Köpfe vor, deren Augen und Gesichtsumris mit Zickzacklinien umge-
ben; die Blelek aber abgeschnittene Köpfe mit Ohrringen, Bart und
ohne Zickzack).
Fig. 4. Balkenverbindungen beim Schrein Fig. 1.
^ „ XXXV. Fig. 1 u. 2. Ein, Eomdogädel gQuannteSy AtUo^-B^ua, Der Teg&^k-Bs^en
ist mit BkWc verziert; der Giebelrahmen mit einem Besebesil a itfrot
und einem Bhlöy, Die Giebelwand besteht aus Bambusrohr. Fig. 2
zeigt auf einer Seite die innere Construction, die sich nur dadurch
von der der Bay unterscheidet, dass der Boden (A) aus Bambus ver-
fertigt.
' „ XXXVI. Fig. 1 u. 2. Ein Kdli^'AuUyha, Der linke Giebeh-ahmen mit Bdsepdsak-
Muster, der rechte mit dem die Tridacna gigas wiedergebendem
21
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/Öu^uÄ^Muster bedeckt. Oben ein Blolöy, Auf den Wandpfosten mit
i^a5 (Oasitanna)-Bäumen verziert und zwischen den beiden Ptekä
(vd. pg. 252) ist ein Rauten-Muster eingeschaltet
Taf. XXXVII. Fig. 1 u. 2. Tergiü-B.2MS von vorn und von der Seite.
Fig. 3. Längsdurchschnitt und seitliche Ansicht von innen
;, XXXVIII. Fig. 1 oben. E. Tegäek. Ei. Dessen Durchschnitt, a. Zapfenloch für
Adalat a nüliäbat. b. Zapfenloch für Delbait a lüUUäbai, H. HoroMdol.
J, Honian im Durchschnitt. K. HofUäy gürus. Siehe Fig. 1—8 Taf.
XXXVH).
Fig. 1 unten. Querdurchschnitt des Tcr^iZ-Hauses.
A. Pat. B. ifot. C. Äuläol aus Bambusrohr. D. Wand. E. Tegäek.
F. Adaldl a itUliäbat G. Eymtä, Gi. HoronMoL I. Tandh
Fig. 1 links. Eine untere Ecke der Giebelwand.
Fig. 2. Die Ä)p genannte Wohnung des Priesters der Gottheit Medehiy
peldu in Eyrray. Ansicht einer der vier gleichen Seiten. Massstab
10 mm. = 1 Mt.
Fig. 3. Plan des Unterhauses. Ä, Geländer, einen äusseren Gangraum.
C, umschliessend. 5. Eingänge zum Hause. D. die Hauswände. F.
Zunächst der Wand gelegener, etwas erhabener und mit Brettern
belegter Platz , auf welchem Gäste empfangen werden , u. d. g. G.
Mit Bambusrohr ausgelegte, zwischen den Fundamentbalken etwas
vertiefte Fussbodenfelder. H, Feuerheerde. K, Ein abgeschlossener
Raum für die Familie des Priesters. Massstab 5 mm. = 1 M.
Fig. 4. Der untere Pfeiler im Massstabe 20 mm. = 1 M.
Fig. 5. Der obere Pfeiler im demselben Massstabe.
Fig. 6. Construktion des Wandrahmens. Vorspringender Winkel. Fig. 6a
einfallender Winkel. In demselben Massstabe.
" ;, XXXIX. Fig. 1. Vertikaler Durchschnitt zu Fig. 2, Taf. XXXVHI. Ä. Auf Steinen
liegender Grundbalken. E. Pfeiler des Unterhauses. J. Pfeiler des
Oberhauses. D. Wand. C. Das äussere Geländer. B. Auf demselben
stehende hölzerne Figuren als Stützen der Oberbalken dienend. F.
Das Oberhaus. Massstab 5 mm. = 1 M.
Fig. 2. Das Geländer Fig. 1. a. Im Querdurchschnitt, b, einer der kurzen
Pfosten, c. einer der Stützpfosten. In demselben Massstabe.
Fig. 3. Eine Wandhälfbe zu Fig. ] von der Eingangsseite. In demselben
Massstabe.
Die Bay-Verzierungen und Schnitzereien.
Fig. 4. Ein einfacher Fries aus Kalebükub gebildet.
Fig. 5. Ein solcher mit -ffcZddram- CJmsäumung.
Fig. 6. Ein solcher aus Kliuk (den Rand der Tndocna-Muschel nach-
ahmend) und einem KeldäramSaMm.
Fig. 7. Ein doppelter Wandfries aus den Blüthen des Gorur-Baumes.
Fig. 8. Ein Kalsöbüuk-Fnes,
Fig. 9. Ein Kelddram-Tües; beide letztere als Ptekä (Nabelgürtel, Um-
säumung der Wand auf der Höhe des i^os-Balkens) für die Ober-
häuser der ÄtUan und die OodeÄ-Balken verwandt.
Fig. 10. Ein Okdk {Numenim), Gesimsfries.
Fig. 11. Eine andere Form desselben.
Fig. 12. Ein Tarariik {Actitis)^ Gesimsfries.
Fig. 13. Ein Besebes^l a I^rotj Gesimsfries.
Fig. 14. Keldäram, Gesimsfries.
Fig. 15. Keldäram-Kalebukiib, Fries für den Öodcn-Balken.
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- 303 -
Fig. 16. Sie^wÄ-Muster für die untere Seite des DetoZd/c^Balkens.
Fig. 17. Ddsemiek-Uustev für die untere Seite des Delolakl-BaXkens.
Taf. XL. Fig. 1-12. Die seitlichen Verzierungen der Argoy. Fig. 1. Tohodosuk-Unster ,
die Dornen der Pandanus-Blätter nachahmend. Fig. 2. u. 7. Keldäram-MMster,
Fig. 8, 9 und 10. [Durch Kubary nicht bestimmt. Sch.]
Fig. 4. BiUdn-UusteT. Fig. 5. Taharäkl-Uuster (ein Wandgehänge vorstellend).
Fig. 6 u. 12. Stmuk'UusteT. Fig. 11. Belsepasak-Uuster,
Fig. 13-21. Die Unterseiten der Argoy. Fig. 13—15 den Manidap (Spinne)
vorstellend. Fig. 16 u. 18. Tanatan (Seesterne). Fig. 17. Die weibliche
Schaam. Fig. 20. Dilngay, Fig. 19 u. 21. Phantasie-Muster.
Flg. 22—26. Vordere und seitliche Ansichten der Omegetd a galdhat.
Fig. 27—29. Verechiedene Formen der B (Thürechwellen).
" „ XLI. Fig. 1. Der Deloröky eine Verlängerung des Or^ogrd/cZ-öesimses, den mythi-
schen Vogel Adalrok, mit den von ihm in Keklau ausgebrochenen Geld-
stücken vorstellend.
Fig. 2—6. Vordere und seitliche Ansichten der OgtU a gäläbatSy mit Blel4k
verziert.
Fig. 7. Thürschv7elle.
Fig. 8. Theil eines öo^i/c-Balkens, den Pteropiis Keraudrenii vorstellend.
Fig. 9 u. 10. Strandläufer-Friese zu den Orsogökl-Ötesimsen.
Fig. 11 u. 12. Formen des Besebes^l-Fheses zu den Orsogökl-Otesimsen.
Fig. 13. Bombätd-Fnes (der Kette nachgeahmt), doppelt genommen bildet
er den Ptekel mancher Bay.
„ XUI. Fig. 1. Untere (a) und seitliche (b) Ansicht des O^/iö'MM/c-Balkens , auf der
ersteren eine Vorstellung des Ayüs (Grocodilus sp.). Die am rechten Ende
befindliche Figur stellt einen Affen [? ! Affen kommen auf Pelau nicht vor.
ScH.] vor, dessen Anbringen hier sich auf eine Erzählung bezieht, nach
welcher der Affe ein ihn am Arme festhaltendes Krokodil überlistete und
zum Oeffnen des Rachens bewegte, wodurch der Affe gerettet wurde.
Fig. 2. Untere (a) und seitliche {b) Ansicht emes OmgüukBolkens, den
Fisch Sogös {Betone sp.) vorstellend.
Fig. 3. OwigrüttÄ- Verzierung, den Fisch Küsakay&p vorstellend.
Fig. 4. Ein innerer Giebelrahmen, den Hahn des UeytahM vorstellend.
Fig. 5. Schnitzerei eines Deloldkl-Balkens ^ das Osf^ek er a naä (die Wettfahrt
der sieben Angel um den iV'as-Zweig zu holen) vorstellend. Aus dem
Koldesey-Ba,y in I^arupeäa'it.
„ XLin. Fig. 1. Ein Sau§ (Eckpfosten) aus demselben Bay.
Fig. 2. Ein Hahn von einem anderen Eckpfosten.
Fig. 8. Schnitzerei von einem DeloldkhBB.\ken, den Coitus vorstellend. Aus
demselben Bay.
Fig. 4—8 & XLIV Fig. 4 u. 5. Ogül a gaZäbat aus den neuerrichteten Bay
AaruHaii el bay und J^aramakhau el bay in Molegoyök.
" „ XLIV. Fig. 1. Der mittlere Theil eines Deloldkl-BsAkens aus dem Bay I^ar a
Koldesey in Enkaiar, Das Begräbnis und den Streit der Verwandten um
den Leichnam vorstellend.
Fig. 2. Idem. Das Abholen einer Armenol durch ihren Vater vorstellend.
Fig. 3. Untere Seite eines DetoWÄ^-Balkens. Die Arekapalme von Nasisek,
auf welcher zwei Männer nach dem Himmel steigen wollten. Der eine
föllt herunter, dem anderen geUngt sein Unternehmen. Ein oft ange-
wandter Vorwurf für die unteren Seiten der Deloldkl.
Fig. 4 & 5. Siehe Erklämng der Taf. XLHI.
Fig. 6. Eine TaniÄ-Schwelle aus dem Narulidfi d bay.
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Fig. 7. Einrichtung des Fussbodens eines Wahnhauses.
A, Solide Holzdielen. B. Bambusrohr. C. Feuerstellen.
Taf. XLV. Die Giebelfronte des Bay iiar a Koldesey in EfikaMr, die Tradition von
dem Lande Nröt vorstellend.
„ XLVI. Giebelfronte des i*^aru2ea9iBay in Molegopok, verschiedene Traditionen vor-
stellend.
In der Mitte des unteren Theiles ist die Vorstellung der Taropflanze von
Naragohea^ in Eymeliikj die aus dem Nabel einer gestorbenen Frau so
hoch aufwuchs, dass sie beim Niederlegen bis nach Uogoü reichte.
Unter dem gebeugten Stengel ist der Matan el pat, der zweiästige Baum,
auf welchem der Troyok-Yogel {Oraculm mdanoleucm) , dem Angel keklau
gehörig, sass und fremde Ankömmlinge bekämpfte.
Rechterseits darüber ist die Lalakwör versinnlicht, eine mythische Persön-
lichkeit weiblichen Geschlechtes die in früheren Zeiten fremde Schiffe
siegreich bekämpft haben soll.
Ueber den drei Reihen von Spinnen, die hier nur deshalb angebracht sind
weil das Giebelfeld der anderen Seite die Tradition über den Maüidap
(Spinne) von J^aryap (einstmaliges Land auf Pililu) enthält, befindet sich
die Vorstellung eines Frauenfestes auf Anaur und noch höher darüber
die Zerstörung von NarudM,
Die Verzierung des äusseren Giebelrahmen ist aus Abbildungen des Okäk
zusammengesetzt und in der Spitze sieht man die Vorstellung des Moltörot
el a adaläl , der mit seiner Mutter unzufrieden , sich auf dem Steindamme
niedersetzte und hier von den Okdks je eine Feder erhielt um fort fliegen
zu können.
„ XLVn. Ein pelauisches Wohnhaus mit 4 Thüröffnungen.
Fig. 1. Frontseite.
Fig. 2. Hinterseite.
Fig. 3. Medianer Längsdurchschnitt und die Dachrüstung von Innen.
Fig. 4. Vergr. Masstaab Querdurchschnitt durch die Hausrüstung.
A. Tanal. B. Olöhok, G.'^Ougüttum, D. Eymül.
E. IHdeT> a kdram. F. Auläol. G. HoroAodol. H. Törot.
Fig. 5. Wie Fig. 4; Längsdurchschnitt.
' „ XLVIII. Fig. 1. Kurzseite. Fig. la eine andere Form der Wand.
Fig. 2. Eine hängende Schiebthür.
Fig. 3. Das Zusammennähen eines J^löaok,
Fig. 4. Construction der Dachbedeckung.
Fig. 5. Pelauisches Kanoehaus; Längsdurchschnitt.
Fig. 6. Ouerdurchschnitt. desselben.
Fig. 7. Ponapsches Wohnhaus von der Langseite.
Fig. 8. Medianer Längsdurchschnitt und die Dachrüstung.
A. Pg/, Feuerheerd. B. Kajukajuk.
Fig. 9. Querdurchschnitt und das Vordach.
„ XLIX. Fig. 1. Ponapsches Wohnhaus von der Kurzseite.
Fig. 2. Einrichtung des Fussbodens.
Fig. 3. Ruksches tf^Hau8. Medianer Längsdurchschnitt und die Dach-
rüstung.
Fig. 4. Querdurchschnitt und das seitliche Vordach.
Fig. 5. Plan des rukschen ü'^Hauses.
Fig. 6. Plan des ponapschen ^^Hauses.
Fig. 7. Seitenansicht desselben.
* „ L. Fig. 1. Vorderansicht desselben.
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Taf. L. Fig. 2. Längsdurchschnitt desselben.
, Construction des pelauschen Kriegsfahrzeuges {Kab&cel)»
Fig. 3. Längsdurchschnitt.
Fig. 4. Obere Ansicht.
Fig. 5. Obere Ansicht der Brücke und des Auslegers.
Fig. 6. Querdurchschnitt und vordere oder hintere Ansicht der Brücke.
Fig. 7. Seitliche Ansicht der Auslegerbrücke.
Fig. 8. Querdurchschnitt des Körpers, die Befestigung des „Soäes" zeigend.
Fig. 9. Querdurchschnitt des Körpers, die Zusammensetzung dos Bluu zeigend.
Fig. 10. Ausleger, Längsdurchschnitt.
Fig. 11. Obere Ansicht desselben.
"^ „ LI. Fig. 1. Ologodakelj seitliche Ansicht.
Fig. 2. Derselbe im Querdurchschnitt.
Fig. 3. Derselbe von oben.
Fig. 4. Debardäk.
Fig. 5. Kametäl
Fig. 6. Bedikl von der Seite.
Fig. 7. „ von oben.
Fig. 8. „ im Durchschnitt.
Fig. 9. Ende des Sodcs-Balkens.
Fig. 10. Befestigung des Auslegers an das vorige.
a. Bedikl; b. Uldy; c. Kamääl.
Fig. 11. Oberes Ende des Nortkökl.
Fig. 12. unteres „ „ „
Fig. 13. Seitliche Ansicht des Käbekel-Kndes mit der Muschelverzierung.
Fig. 14. BdkcUf Oberseite.
Fig. 15. Bäkatj seitliche Ansicht.
Fig. 16. a. Kamakardsak ; b. Korndol; c. Sodes; d. BohükL
Fig. 17. Kamakardsak von oben.
Fig. 18. „ von unten.
Fig. 19. Ulugikt'Brett von unten.
Fig. 20. a. DTdy, b. Sodes,
„ HL Fig. 1. Der mittlere Theil des Kdb^els. a. b. vne in Fig. 2; c. öru.
Fig. 2. a. Komakaräsak ; b. Karhaol; c. Honät; d. Kohil a idugM;
f. Ulugjkt; g. Mat el öru; h. Kor&al: i. Kanoekörper.
Fig. 3. Ein kleines pelauisches Käep^ von der Seite gesehen, mit Takelage
und Segel. Die eine Hälfte blos gelegt.
A,Bluu; B.Segel; C. Kanoekörper; D.GiUilin; E.HoräkliUast); F.Blades;
G. Neret-Tan; H. Klemat (Grossschote); a. Holüä; b. Olmdtel; c. Klagäsak;
d. Deniil; e. Galdk; f. Gerikl sakdl; g. Oerikl ardil; h. Delekasdn;
i. Marttdn; k. Bluböuk; 1. Wet; m. Telilap; p. Ptil.
Fig. 4. Ein Käep von oben.
A. Kelsökos; B. Ohgoddkel; a. Sodes; b. Korobdkel; c, d. Kametdl; e. Mathdl a
horddl; f. Dandp; g. Omogräl mit dem Galis; h. Dosömel; i. Klagdsak;
k. Galis; 1. UM; m. Tanatik, n. Koredl; o. EttÄ^; ^.Bdkat; q.Tuddp;
T, Olosadfd; s. Ulv^kt; t. Aylöhok; u. OlmateL
Fig. 5. Mastkopf von der Seite.
Fig. 6. „ von vorne.
Fig. 7. a. GcrfW sakal; b. Gert/tZ areiiZ.
, LUX. Fig. 1. ÄbÄiZ a ulugikt, obere Seite; h. Einlassung für den ülugjkt.
Fig. 2. „ „ , innere Seite.
Fig. 3. „ , , untere Seite; a. Rille für den Honät
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Taf. Lm. Fig. 4. Kohil a ulugikt. Windseitenende.
Fig. 5. „ „ Leeseitenende.
Fig. 6. Querdurchschnitt durch ein Käep und Endansicht der Verbindungs-
brücke.
Fig. 7. Seitliche Ansicht des Auslegers und der Brücke, a. Kametäl; e. Ulay;
f. Tordr; g. Totäu.
Fig. 8. Vordere Ansicht eines Käep-Endes.
Fig. 9. Dasselbe in grösserem Maasstabe und von der Seite, a. Ubjt; b. Oiet;
c. Botk; d. Tokot. e. KoUehel; f. Tanatik.
Fig. 10. Der Tanatik-BakcU des Kä^, von der Seite.
Fig. 11. „ „ von oben.
Fig. 12. Gewöhnlicher Bakat mit der Baääkal {Ovula) Schale.
Fig. 13. Mastkopf (Äukaram) mit den Tauen, a. Blödes, b. ^iret; c. Day-
doiömel,
Fig. 14. Steuerpaddel.
Fig. 16. Ruderpaddel.
Fig. 16. Andere Form des Mastkopfes von vorne.
Fig. 17. „ „ von der Seite.
Fig. 18. Gerikl ardil
Fig. 19. Nukuorsches Fahrzeug. Profil.
Fig. 20. Durchschnitt. A. Te wäkha {te löto te wdkha); B. Hdta hata dma;
C. Te dma; D. Kidta; a. Atöto; b. Söa söa; c. Uaid'ha; d. Odi; e.Kesdma;
f. Paslki dma; g. Paslki natd; h. Tua sitoi.
„ UV. Fig. 1. Kleines Kotrdol-KsLiioe im Durchschnitt.
Fig. 2. „ „ von oben.
Fig. 3. Ponapsches Kanoe von oben. a. Kiai; b. Pdrap; c. Apid; d. jRö*;
e. Tarn; l Tökowär; g. Lo; h. K4rek; i. Oupac, k. Buküam; 1. CTiieiim;
m. Kaädet (pel. Äw/s^.
Fig. 4. Dasselbe v. d. Seite. A. Tenap; h. Kirek.
Fig. 5. Durchschnitt. A. T4nap; B. Pdrap; C. Tarn; D. -Manw^ör; d^Bak;
b. 4p^^/ ^- Buküam,
Fig. 6. Durchschnitt durch ein centralcarol. Fahrzeug. Taf. LV Fig. 1.
Fig. 7. „ „ ein marshallsches Fahrzeug. Taf. LV Fig. 2.
Fig. 8. „ „ ein Kotrdoh
„ LV. Fig. 1. Centralkarolinisches Fahrzeug, von der Windseite gesehen,
Fig. 2. Marshallsches Fahrzeug von der Windseite.
Fig. 3. Obere Ansicht der Fig. 19 Taf. LIU. A. Löto moni, Löto näkha;
B. Ti löto una; C. Te dma; D. Te pUo.
Fig. 4. Endspitze des Kotrdolj in grösserem Maasstabe.
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SCHLUSSWORT.
Bei der Beendigung der Vorbereitung des Manuscripts Kubary's für
den Druck halten wir uns verpflichtet zu erklaren dass an der langen
Verzögerung des Erscheinens wir allein, und nicht der Verleger
die Schuld tragen. Seit wir 1888 diese Arbeit übernommen, traten uner-
wartet Verhältnisse an uns heran, unter denen es uns zeitweilig völlig
unmöglich gewesen, die Ruhe für wissenschaftliche Arbeit zu gewinnen. Die
uns näher stehen kennen die Ursache und werden die Verzögerung ent-
schuldigen ! Den uns ferner stehenden Kreisen gegenüber erklären wir dass
die Vertiefung in das Studium der Wissenschaft vom Menschen, gerade
unter jenen Umständen, uns Vieles um uns her vergessen Hess und uns
den Menschen, als solchen, mehr und mehr lieben gelehrt! Mögen die Leser
von Kubary's Arbeit an sich dasselbe erfahren!
Die Beigabe des versprochenen Index, wodurch der reiche Schatz den
Kubary's Arbeiten auch auf linguistischem Gebiete enthalten , erst klar zu
Tage treten würde, ist in Folge von Umständen, die aus dem Wege zu
räumen ausser unserer Macht liegt, hier unmöglich geworden. — Vielleicht
bietet sich uns (Gelegenheit diesem Mangel an anderer Stelle abzuhelfen.
Leiden, 6 Mai 1895. J. D. E. SCHMELTZ.
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KabBiy,BeJtr z.Kenntn d/Carol. Archipels TatXXlX
J.5Äa«l. P.WMT.«
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Kubaiy, Beitr. z.Keniitii.d.Karol. Archipels.
Taf.XXX.
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Kabary, Beitr, z.Kamtii . d. Karol.Ai'ckipels . Taf. XXXL
J.S.Kdel. P.WMT.6XC.
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Kuharj,ßeitr. i. Keimtn. d.KaroLArcMpels.
TafXXM.
J.S.K.del
P.W.M-T.exc.
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Kuhaiy, Beitr. z. Kenntn . ä. Kärol Archipels . Taf. XXXIU.
•J.S.K.acl. P.W.M.T.exc.
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Kuhary, Beitp. z. Ksnntn.d. Karol. Archipels .
Taf.XXXlV.
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4.
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Kubarv. Beitr. z. Kermtn. d. Ksral,Archipels. Ist. XUTF,
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KubäTy,Beitr. z. Ksnntn. d.KBrol. Archipels.
Taf. XXXVI.
I SKdel.
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lüibaxy, Beitr. z. Keimtad. KarcL Archipels.
Taf. XXXVII.
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Kubaiy, Beitr. z. Ketmtn. d XarolArcbipels . Taf. XLII.
JS-K-del. P.WMT.exc.
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Kuhaiy, Beitr. z. Kenntn.d.Karol. Archipels. Taf. XLHL
J.S.K.d«l. P.WMIeacc.
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Jöibaiy.ßätn zKermtn. d. Karcl. Archipels. Tb f. XLIV
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Kubaiy, Beitr. z. Kenntn. d. Karol Archipels. Tat] Xiyi.
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Kabary, Beitr. i. Keimtn.d.Karol. Archipels.
Taf. XLVIIL
8.
J.S.K.ael.
PW.M.T.©xo.
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Kidapy, Beitr. z. Kemtn. d. Karol. Archipels. Taf. XUX.
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Kubary, Beitr. z. Keimtn.d. Kard. Archgpels
Taf. Z.
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J.S.Kdel.
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Kubary, Beitr. z. Kenntn. d. Karol Archipels.
Taf. LI.
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J[l^huT>\j Ji^t'H* 9 Ik^nnfit /i VothiJ Ay^hin^Jc
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J.5.K.dcl.
P.WM.T.exc.
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Kubary, Beitr. z. Keimtn.d.Karol. Archipels.
Taf.lUl.
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Kübaiy, Beitr. z. Keitntn. d.Karol. Archipels.
Taf. LJy.
Schaal uan Fig. 1 tot 6.
SM
:.S.K.del
PViSlT.p.
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Kubary, Beitr, z. Keimtn. d. KavoL Archipels.
Taf.LV
4..
O i 10 10 30i»
5 M.
z M.
J.S K.del
V^IV.'V. p.x
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APR23:r?0
, ^„^ ETHNOGRAPfflSCHE BEITRÄGE
ZUR .
KENNTNIS DES KAROLINEN ARCHIPELS
LIBRARY OF THE
MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOUXiY
DEPOSITED IN THE VON
PEABODY MUSEUM
0CT1SI939J. g. KUBARY.
VERÖFFENTLICHT IM AUFTRAGE DER DIREKTION
DES KGL. MUSEUMS FÜR VÖLKERKUNDE ZU BERLIN.
UNTBB MITWIRKUNG VON
J. D. E. SCHMELTZ,
Gonservator. am ethnographischen Reichsmuseum in Leiden.
Istes Heft mit 15 Tafeln.
VERLAG VON P. W. M. TRAF, LEIDEN.
(Commission: C. F. WINTER*sche Verlagshandlung in Leipzig).
1889.
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SUBSCRIPTIONSBEDrNGUNGEN.
Die zweite Lieferung vorliegenden Werkes erscheint gegen Ende März,
die dritte Ende Juni 1890.
Das gesammte Werk wird ungeföhr 20 Bogen mit 55 Tafeln um&ssen ,
zum Gesamtpreise von M. 27.50.
Einzelne Lieferungen werden nicht abgegeben.
Nach Erscheinen der Schlusslieferung tritt ein erhöhter Preis ein.
In meinem Verlage erscheint:
INTERNATIONALES
AROHIV FÜR ETHNOGRA^PHIE
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. Krist. Bahnson in Copenhagen, Dr. P.Boas in New- York, Prof. Guroo Coba in Turin,
Dr. G. J.DozY in Noordwtjk bei Leiden, Dr. E.T.Hamy in Paris, Prof. Dr.E Petri
in St.-Petersburg, J.D.E. Schmbltz in Leiden, Dr.L. Sbreüeibb in Leiden,
Dr. Hjalmar Stolpe in Stockholm, Prof. tJ. B. Tylor in Oxford.
redaotion:
J. D. E. SCHMELTZ,
Conservator am Ethnographischen Reichsmuseum in Leiden.
Der Subscriptionspreis pro Jahrgang von sechs Heften von je 3 B<^en
Text und 3 Tafeln beträgt:
f 12.- z= frcs 25.- = Mark 21.- = £ LO-O = Doli. 5.-.
Leiden.
P. W. M. TRAF.
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ETHNOGRAl
/2; 373
^HISCriE BEItRÄGE
ZUR
KENNTNIS DES KAROLINEN ARCHIPELS
LIBRARY OF THE
MUSEUM OF COMPARATIVC ZOOLX>QY
DEPOSITED IN THE VON
PEABODY MUSEUM
0CTl3t939j. s. KUBAR^LrQ£
JÜL 11 1892
VERÖFFENTLICHT IM AUFTRAGE DER DIREKTION
DES KGL- MUSEUMS FÜR VÖLKERKUNDE ZU BERLIN.
UNTER MITWIRKUNG VON
J. D. E. SCHMELTZ,
Conservator am ethnographischen Reichsmuseum in Leiden.
Utes Heft mit 13 Tafeln.
DIE INDUSTRIE DER PELAU-INSULANER.
ister Theil.
VERLAG VON P. W. M. TRAF, LEIDEN.
(Commission: C. F. WINTER*sche Verlagshandlung in I^ipzi^O-
- 1892.
NB. Siehe die Innenseiten und die BaokseiU de« ITmtolilage) OQ LC
I JSr H A L T.
DIE INDUSTRIE DER PELAU-INSULANER.
Geräthschaften für Jagd und Fischerei; Kriegsausrüstung .... pag. 118
1. Jagd ^ ;, 118
2. Fischerei (Angel-, Netz- und Reuzenfischerei) . . . -. . „ 123
3. Sonstige Fangraethoden und die Rifflese „151
4. Kriegswafifen . . . ^ „ 154
Der Landbau der Pelauaner „ 156
Die Nahning der Pelauaner und ihre Bereitung „ 166
Industrie der Schmuck- und Werthgegenstände . . . "" . . . „174
Die Schildpatt-Industrie der Pelauaner „ 188
Industrie der Hausstandsgeräthschaften „ 197
Pflanzenfaser- und Flechtindustrie „ 209
Tafelerklärung «216
Mit Heft III wird ein alphab. Inhaltsregister des ganzen Werkes, sowie eine
Liste aller Druckfehler erscheinen.
AUSZÜGE AUS BEURTHEILUNGEN DES ERSTEN HEFTES.
Alle vier Abhandlungen sind wichtig durch die Fülle ethnographischer Thatsachen,
erläutert mit vorzüglichen Abbildungen.
Prof. A. KiROHHOFP (Petebm. Mitth. 1890 Heft 4.)
Der grosse Wert von J. S. Kübary's Forschungen über Mikronesien ist längst bekannt.
Auch diesmal gehören seine Ethnogr. Beitr. zur Kenntn. des Karol. Archipels zum Besten
was über Ozeanien veröffentlicht.
Prof. G. Gerland (Ber. über die ethn. Forschung 1889 und 1890.)
Unter den lebenden Forschern ist wohl Kiemand so sehr vorbereitet, eine authen-
tische Darstellung der mikronesischen Verhältnisse zu hefem, als der Verf., der schon
seit 1868 als Agent von Godepfroy zu sammeln begann und nachher längere Zeit, als
ein fast ansässiger Bewohner, die Eigenthümlichkeiten der Bevölkerung, auch in ihren
intimsten Beziehungen , kennen zu lernen in der Lage war Gegenwärtig ist die Publi-
kation der noch vorhandenen Manuskripte durch Hrn. Bastian dem opferwilligen Verleger
der internationalen Archivs für Ethnographie, Hm. Traf in Leiden, übertragen und die
Redaktion in die Hand des langjährigen Gustos des ehemaligen Museums Godeffroy, des
gegenwärtigen Conservators des Leidener Reichsmuseums, Hm. Schmbltz , gelegt worden.
Beide haben in dem vorliegenden Heft ihre Aufgabe glänzend gelöst: die Ausstattung
ist eine mustergültige und die Redaktion hat alle Unebenheiten des Manuskripts auf
das Beste geglättet. Run. VraoHow (Ztschrift für Ethnol. 1890.)
Since 1868, when Herr Kubary first entered upon a course of inquiry among the
Polynesians, which he had undertaken for the Godbffroy Museum in Hamburg, to whicb
Institution he was then oföcialy attached, he has made the Archipelago of the Oarolines
the Chief seat and object of his observations. Nature (London) 13 March 1890.
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Der verdiente , seit langen Jahreja auf mikronesischen Inseln einsame Naturforscher,
schenkt uns hier von Neuem eine seiner köstlichen Publikationen, in welcher er der
überlebenden europäischen Forschung die , dem Untergang verfallenen Zustände jener
Inselwelt in der letzten Stunde, wo es dazu noch ^it ist, vor Augen führt. Hätten
doch viele G-egenden des Erdballs solche Beschreiber, solche entsagungsvolle, begeisterte
und voi-züglich leistungsfähige Diener ihrer Erforschung.
Verhandl. der Gesellschaft für Erdk. (Berlin) 1890 pg. 47.
Bü het einfügen dezer bespreking kunnen wy niet nalaten, als onze meening te
kennen te^ geven, dat een werk als van Kübary, gebaseerd op „Zusammenhängende
Reihen sorgsam geführter Untersuchungen , die während eines länger dauernden
Aufenthalts fortgefülirt änd, auf einem deutlich umschriebenen Beobachtungsfelde", de
wetenschap oneindig meer bat^n dan de vele boeken over „Currente Völkerkunde",
waarmede de laatste jaren de ethnologische litteratuur hebben begiftigd. Wanneer wy
eerst meer met zorg verzamelde bouwstoifen voor onze, nog zoo jeugdige wetenschap'
bezitten , zal het nog vroeg genoeg zgn om daarover dikke handboeken te schrijven.
Dr. Herm. TEN Kate. (Ned. Spectator 1890. N. 15)
Kübary nous donne dans ce präsent fascicule les renseignements les plus complets
et les plus intäressants sur des sujets fort variös. U etudie tour ä tour Temploi de
certains signes representatifs de valeurs chez les insulaires de Y^p, de l'ile Pelew, et
leur ai'chitecture , Tindustrie et les arts chez les habitants de l'ile de Ruk, Tätat gönöral
de la civilisation chez les Pilieris, etc. Enfin, le cahier se termine par le recit d'une
exploration scientifique dans la rögion sud-ouest des Carolines et spöcialement ä nie de
Bunaj. De nombreuses remarques sur Tetat ancien de l'archipel , l'histoire primitive des
populations qui Toccupent et leurs migrations rehaussent la valeui* de ces Mämoires et
achövent d*en faire une publication de premier ordre sous le rapport ethnographique
Tous les ethnographes attendront avec impatience la suite des travaux de Kübary.
CoMTB DE Charencey (Polybiblion, Part litt. 1890 Sept. pg. 249.)
The book bids fair to be a thorough and exhaustive study of the Isländers dealt
with, and being based upon first-hand Observation, and illustrated with a profusion of
plates, will in all probability take its place as an acknowledged authority; and so should
be useful to the philologist, the folk-lorist, the ethnologist, and the Student of primitive
arts and Industries, as well äs to the geographer.
Scottish öeographical Magazine, June 1891.
Alle diese Mittheilungen gehen so tief auf die Sache ein, dass sie überhaupt nur
bei längjährigem Aufenthalte an Ort und Stelle möghch waren , indem die Eingeborenen
gegen die Fremden in Bezug auf ihre inneren Angelegenheiten überall verschlossen
genug zu sein pflegen. Der Vf. ist übrigens anthropologisch und ärztlich sehr gut unter-
richtet, wie er offenbar ein offenes Auge und ein gesundes ürtheil für Alles hat, was
er beobachtet. Er rechtfertigt mithin vollauf das ehrenvolle Zeugniss, welches ihm Adolf
Bastian in einer Einleitung und Schmeltz in einem Vorworte ausstellen. Es steht
folglich zu hoffen, dass vorstehende ehrende Anerkennung auch den beiden übrigen
Heften zugesprochen werden muss. Nur Eines vermissen wir ungern, nämlich eine
allgemeine Charakteristik der Karolinen, welche das Ganze hätte einleiten sollen. Wenn
sich diese noch möglich machen sollte, wäre sie selbst gewissermassen als Epilog noch
an ihrer Stelle. Karl Müller. (Natur, Halle 1890.)
Die von unserm ethnologischen Altmeister Bastian verfasste Einleitung, sowie das
Vorwort des früheren Direktors des Museums Godepfroy in Hamburg bekunden genugsam
die Bedeutung und den Wert der vorliegenden Publikation.
(Deutsche Geograph. Blätter Bd. XXH.)
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SUBSCRIPTIONSBEDINGUNGEN.
Die Dritte Lieferung vorliegenden Werkes, den Haus- und Kanoebaii
der Pelauer umfassend, erscheint voraussichtlich gegen Ende 1892.
Das gesammte Werk wird ungefähr 20 Bogen mit 55 Tafeln umfassen ,
zum Gesammtpreise von M. 27.50.
Einzelne Lieferungen werden nicht abgegeben.
Nach Erscheinen der Schlusslieferung tritt ein erhöhter Preis ein.
In meinem Verlage erscheint:
INTERNATIONALES
ARCHIV FÜR ETHNOGRAPHIE
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. Krist. Bahnson in Copenhagcn , Dr. F. Boas in Worceeter U.S.A., Dr. G. J. £)ozy im Haag^
Prof. E. H. GiGLioLi in Florenz , Dr. E. T. Hamy in Paris , Prof. Dr. H. Kern in Leiden ,
Prof. Dr. E. Petri in St-Petei-sburg, Prof. Di*. G. Schlegel in Leiden,
J, D. E. ScHMELTz in Leiden, Dr. Hjalhar Stolpe in Stockholm,
Prof. E. B. TYLOR in Oxford.
REDACTION:
J. D. E. SCHMELTZ,
Consei-vator am Ethnographischen Reichsmuseum in Leiden.
Bd. 1-4 (1888-1890) sind ToUendet
Der Sübscriptionspreis pro Jahrgang von sechs Heften von je 3 Bogen
Text und 3 Tafeln beträgt:
f 12.- — - frcs 25.- = Mark 21.- = £ 1-0-0 = Doli. 5,-.
Leiden. P. W. M. TRAP.
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ErrHNOGKAPHlSCHE BEITRÄGE
ZUR
KENNTNIS DES KAROLINEN ARCHIPELS
UBRARVOFTHE
MUSEUM OFCOMPARATIVE ZOOLOGY
DEPOSITED IN THE
PEABOOY MUSEUM ^^^
0CT13I939
J. S. KUBARY.
VERÖFFENTLICHT IM AUFTRAGE DER DIREKTION
DES KGL. MUSEUMS FÜR VÖLKERKUNDE ZU BERLIN.
UNTER MITWIKKÜNU VON
J. D. E. SCHMELTZ,
CX>iiöorvatür um ethiiographischon Reichsiniiseuiu in Leiden.
Illtes Heft (Schussheft) mit 27 Tafeln.
^'-VERLAG VON P. W. M. TRAF, LEIDEN.
(Commission : C. F. WINTER'sche Verlagshandlung in Leipzig).
1895.
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3 2044 043 488 568
This book is not to be
taken from the Library
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