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Case
Shilf
HARVARD UNIVERSITY.
LIBRARY
OF THE
PEABODY MUSEUM OF AMEEIOAN
AEOKEOLOGYAND ETHNOLOGY.
Ay MAi -^^t^^^c^ -
Received
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Ethnologisches Notizblatt.
Herausgegeben
von der
Direktion des Königlichen Museums für Völkerkunde
in Berlin.
Heft L
Mit 41 in den Text gedruckten Abbildungen und einer
farbigen Tafel.
BERLIN 1894.
Verlag von Emil Felber.
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^uS.^S"
,r.i O)
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Inhalt.
8«h*
Vorbemerkungen V
König Manama 1
Über eine chinesische Bildrolle 7
Nene Erwerbungen aus Hinter-Indien 11
yDie grossen Steinskulpturen des Museo Nacional de Mexico 19
Ober die Pfeifen der Bali 32
Ein Bronzeger&t aus China 85
Die Dolmen auf Tonga 36
Pnrrah-Maske 37
MiszeUen 39
Bücherschau 45
Betreffs der Ethnologischen Sammlung des Kamerun-Comit^s 66
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Königliches Museum far Völkerkunde.
Direktor: A. Bastian.
Ethnologische Abteilung.
Prof. Dr. A. Grünwedel
Prof. Dr. W. Grube
Dr. F. von Luschan
Dr. W. Seier
Direktorial -Assistenten .
Dr. P. W. K. Müller
Dr. Weule
Hifsarbeiter.
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Vorbemerkungen.
Im Anschluss an die »Veroffeutlichangen des Königlichen Museums
für Völkerkundec liegt es in Absicht, in zwanglosen Heften, je nachdem
das Bedürfnis hervortritt, Notizen über neue Erwerbungen herauszugeben
für vorläufig kurze Kenntnisnahme, vorbehaltlich späterer wissenschaft-
licher Durcharbeitung, wofür die Hefte der seit dem Jahre 1889 heraus-
gegebenen Museumsschrift bestimmt sind.
Eine Vermehrung periodisch erscheinender Publikationen für litte-
rarische Besprechung beeinträchtigt leichtlich die Bequemlichkeit des
sachlich interessierten Leserkreises, da Abhandlungen, deren er zum Nach-
schlagen bedarf, aus unübersichtlicher Zerstreuung zusammenzusuchen, mehr
kostbare Zeit oft kostet, als der Mühe wert war, (wie experientia docet).
Betreffs litterarischer Nachweise ist der Ethnologie eine ausnahmsweis
weite Umschau aufgezwungen über fast sämtliche geographische Zeit-
schriften, viele medizinische, die biologischen und anschliessenden unter
den Naturwissenschaften, die philologisch-linguistischen und archäologischen
für mancherlei Rücksichtnahmen, kunstkritische, technische, volkswirt-
schaftliche, die der vergleichenden Rechtsknnde u. s. w. um so mehr
wird in fachgenossentlich engerem Kreis eher Hinneigung zur Konzen-
trierung gefühlt werden, oder eine Fusion, wie sie neuerdings zwischen
leitenden Blättern sich vollzogen hat, zur Empfehlung kommen (für
die Benutzung). Gleichem Zwecke dienlich, ist von den beiden Or-
ganen, welche die zugehörige Fachwissenschaft vertreten, — in ihrem all-
gemeinen Charakter und dem hiesig lokalen Zweig (das Archiv für An-
thropologie und die Zeitschrift für Ethnologie), — von deren Gründungsbe-
ginn ab ein (durch das Korrespondenzblatt vermitteltes) Zusammenarbeiten
hergestellt und festgehalten worden für die deutschen Mitglieder und
deren Leserkreis, während durch das internationale Archiv (auf dem
neutralen Boden eines Koloniallandes) weitere Vereinigungen ange-
bahnt sind; obwohl daneben dann allerdings der ethnische Poly-
glottismus zur Aussprache kommt in den vielsprachigen Zeitschriften,
die durch die Bedürfnisse der Zeit aus jedem Kulturlande der beiden
Hemisphären hinzugezogen werden müssen, und auf dem neuen Boden der
Neuen Welt besonders einen rasch erstarkenden Litteraturzweig hervor-
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gerufen haben, der alljährlicli mit reichen Gaben wohlausgereifter
Früchte die Forscherthatigkeit ernährt (aus den auf heimischem Boden
gefüllten Speichern).
Bei derartig, aus der Sachlage, unvermeidlichen Zersplitterung der
periodischen Publikationen liegt kein Verlangen vor nach mehr, ausser, wenn
sich im Hinblick auf die internen Angelegenheiten der Museen untereinander
ein Sprechsaal errichten Hesse für Mitteilungen über Dublettenaustausch,
Eatalogisierungsweisen, Kundgebung von Novitäten etc., und es wird der
geeignete Zeitpunkt, einem solchen Unternehmen näher zu treten, in der
Hauptsache von der Fertigstellung der im Bau begrififenen Museen ab-
hängig zu bleiben haben. In der Zwischenzeit wäre eine provisorische
Aushilfe geboten durch Ausgabe loser Blätter, je nach dem lokalen Be-
dürfnisse der einzelnen Museen.
Der Pflicht prompter Mitteilung über neu einlaufende Erwerbungen,
deren Kenntnisnahme den auf gleichem Forschungsfelde beschäftigten
Mitarbeitern dienlich sein würde, kann selten nur nach Wunsch genügt
werden; denn selbst hier in Berlin, wo bei dem Bestände unserer an-
thropologisch-ethnographischen Gesellschaft die Vorlage in den Monats-
sitzungen ermöglicht bleibt, stösst der direkte Anschluss der Publikationen
aus redaktionellen Gründen manchmal auf Schwierigkeiten, die der Sach-
lage nach nicht wohl zu mindern sind.
Solch' unvermeidliche Hinzogerungen kommen besonders störend zur
Empfindung, so oft durch wertvolle Erwerbungen die Verpflichtung zu
baldiger Rücksichtnahme auferlegt ist, zumal wenn es gilt, hochsinniger
Gönnerschaft die Anerkennung zu zollen, die für Förderung wissenschaft-
licher Bestrebungen möglichst unverzüglich geschuldet wird. Im Unter-
schied von solchen Instituten, die sich in der Hauptsache durch ge-
schäftliche Ankäufe zu komplettieren pflegen, sind die ethnologischen
Museen, gleich anschliessend naturhistorischen, auf die wohlgeneigte Thätig-
keit der Sammler vornehmlich hingewiesen, da nur durch ihre, aus eigenem
Antrieb geleistete, Mithilfe die für den induktiven Aufbau der Menschen-
und Völkerkunde benötigten Materialien unter den, deren Brauchbarkeit
für wissenschaftliche Verwertung garantierenden, Kautelen sich beschaffen
lassen.
Bei dem in rapiden Progressionen gesteigerten Hinschwinden der
ethnischen Originalitäten kann nicht offc genug der Mahnruf wiederholt
werden an rasche Handanlegung, um wenigstens das in letzter Stunde
noch zu retten, was hier uud da aus der fortbrausenden Zerstörung übrig
sein mag, um dann das glücklich etwa Gesicherte fernerem Risiko zu
entheben und ohne Zeitverlust dort niederzulegen, wo (vor Verzettelung
und Verschleppung durch Aussenstehende, die den intrinseken Wert der
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Sammlung nicht kennen, geschützt) solche Wertstücke, ihres Wertes
würdig, unter kompetente Hut gestellt sind, — in denjenigen öffentlichen
Anstalten nämlich, welche zu dem Zwecke errichtet sind, um diese Doku-
mente der Menschheitsgeschichte in ihren Schatzhäusem dauernd zu
bewahren. Was seitens des Eigentümers für Reiseerinnerung gern bewahrt
zu werden pflegt, wird eine wesentliche Beeinträchtigung nicht zu fürchten
haben, da die derartige Wünsche befriedigenden Schaustücke den Museen
durchschnittlich bereits genugsam in Besitz sind. Stets aber ist es ratsam,
die heimgebrachten Privatsammlungen Sachkundigen zur Durchsicht zu
unterbreiten, weil gerade ein für Laienaugen unscheinbarstes Stück
Kleinodien kostbarster Art oftmals einschliessen mag für wissenschaft-
liche Ausbeutung.
So oft ein Beisender als Pfadfinder auf neuen Entdeckungsbahnen
in ein, ethnographischer Kunde bisher entzogenes, Terrain gelangt, muss
er voll und ganz von der Bedeutung der Aufgabe durchdrungen bleiben,
deren Lösung durch die Gunst des Geschickes in seine Hände gelegt
ist. Im Augenblicke des Kontaktes entscheidet dort das Schicksal,
welcherlei Kunde über den neu entschleierten Teil der Erde den Annalen
des Menschengeschlechtes für künftighin einverleibt bleiben wird, ob der
Völkergedauke in typisch echter Prägung oder einer Entstellung, die
niemals wieder in integrum restituiert werden kann. Denn der Beisende,
der als erster Weisser unter einem })isher al^eschlossenen Wildstamme
erscheint, hat in das, was er als organisch sprossendes Naturprodukt
psychischer Schöpfungen vor sich sieht, mit der für den Zweck seiner
Sammelthätigkeit beginnenden Berührung nun auch schon den Zersetzuugs-
keim hineingeworfen, sodass es fortab dahin ist auf immer, wenn an
dem Massstab ursprünglicher Originalität geprüft, auf ungetrübte Echtheit
hin. Es handelt sich vom Standpunkt arischer Kultur vornehmlich darum,
dass dieser einverwachsen angehörige Leitungsrichtungen in einen 6e-
daukengang hineingetragen werden, der dadurch in demjenigen typischen
Charakter geschädigt wird, unter welches Fortbewahrung, als reines Ver-
gleichungsobjekt, der komparativen Methode wertvollste Dienste hätten
geleistet werden können.
Mit einer in ürsprungsfragen verlaufenden Ursprünglichkeit hat solche
Betrachtungsweise nichts zu thun; ob und welcherlei Wandlungen der
von dem Entdeckungsreisenden (in bisher dem Gesichtskreis entrückter
Abgelegenheit) angetroffene Stamm bereits eingegangen haben mag, bleibt
vorläufig, insofern (unter allen Vorbehalten) noch indifferent bei der Moment-
aufnahme des Gesamtverhaltes zur Zeit einer ersten Begistrierung des psychi-
schen Barometerstandes, wie aktuell vorgefunden. Von der Zuverlässigkeit
solcher Notierungen wird es dann unabänderlich abhängig bleiben, ob und
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inwieweit weiterhin den Deutungen im Detail wird nachgegangen werden
können, bei richtiger Führung.
Unter solchen Gesichtspunkten haben ethnologische Studien yoroehm-
lich dem ersten Pionier auf wissenschaftlichen Fahrten die höchste Befrie-
digung zu gewähren«
Was der Entdeckungsreisende aus dem von ihm erschlossenen For-
schungsgebiete als Erstlinge seiner Ernte heimbringt, wird in der Republik
naturwissenschaftlicher Disziplinen überall ehrfurchtsvoll eni^egen genommen
und als Weihgeschenk niedergelegt werden in den Sammlungen der
Zoologie, der Botanik, der Mineralogie oder welch anderer. Erklärlicher-
weise wird jedoch der Nachfolger dessen, der die erste Lichtung geschlagen
hat, bequemere Wege, unter Erleichterung der Transportmittel, bereits
vorfinden und also, wie zu vermuten steht, Gelegenheit haben, zoologische,
phytologische, mineralogische, geologische Sammlungen auf umfang-
reicherer Grundlage und in sorgfältigerer Präparierung zu beschaffen als
sein Vorgänger, der mit grösseren Schwierigkeiten zu kämpfen hatte für
ersten Fussauftritt. unter den Sammlungen der Museen werden also die
späteren zur Unterlage wissenschaftlicher Bearbeitung vorzugsweise heran-
gezogen werden müssen, und obwohl die frühesten Originalstücke in
pietätvoller Erinnerung stets und gern bewahrt bleiben werden, haben
sie betreffs praktischer Benutzung doch zurückzutreten vor den jüngeren
Ankömmlingen, die mit jedem folgenden Schübe sich verbessern werden,
durch Ausbesserung soweit vorhandener Defekte.
Für ethnologische Sammlungen gilt das Gegenteil. So gering sie
dem Umfange nach auch scheinen sollten, werden die ersten stets die
wertvollsten, vielleicht die einzig wertvollen überhaupt im Sinne der
Originalität, zu verbleiben haben und für immer unschätzbar da stehen
ihrem Eigenwerte nach, weil alles später Hinzugekommene überragend,
obwohl wahrscheinlich zurückstehend bezüglich des Umfanges und der Viel-
seitigkeit der Beschaffung. Hierauf hat nun das weitere Augenmerk der
Sammelthätigkeit sich zu richten, (zumal wenn bei längerem Aufenthalt
auf Stationen eine systematisch geordnete Durchforschung eintreten kann),
daraufhin nämlich, dass die Einsendungen unter genauen Detailangaben
notiert und mit b\V den Erkundigungen versehen sind, die zu ihrer
Illustrierung dienen können, in alF ihre kleinsten Einzelheiten hinein,
um dem ethno-psychischen Bildungsprozesse bis in seine äussersten Ver-
stecke nachspüren zu können.
Um die verschiedentlichen Hinweisungen, die hier vornehmlich zur
Betrachtung kommen, im konkreten Falle zu verdeutlichen, wird bei der
gegenwärtig beabsichtigten Veröffentlichung geeignete Gelegenheit ge-
boten sein, durch Anknüpfung an konkrete Falle, besser als durch Frage-
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bogen, bei welchen, wenn nicht mit behutsamster Vorsicht ausgefertigt,
leicht die Gefahr »leitender Fragen« sich einschleicht (für praktisch noch
ungeschulte Reise-Erfahrung).
Mit ähnlichen Flugschriften oder Extrablättern ist bereits das
Leydener Museum vorangegangen, dem aus holländischem Kolonialbesitz
reichste Quellen fliessen und somit am häufigsten Veranlassung gegeben
ist, an zuströmendem Überfluss auch ferner Stehende partizipieren zu
lassen. In dankbarer Erinnerung solcher Gaben mag auch bei hier ge-
botener Gelegenheit die Hoffiiung aufgefrischt werden, dass dem wieder-
holt ausgedrückten Wunsche Gerechtigkeit widerfahre und den kostbaren
Schätzen, die auf jenem ethnischen Stapelplatze lagern, das monu-
mentale Gebäude errichtet werde, dessen sie würdig und bedürftig sind.
Kein anderes Arbeitsfeld in der Ethnologie verspricht so ergiebige Ernten
wie der indische Archipel, wo auf deutlich umschriebener Räumlichkeit die
insularen Differenzierungen zusammengedrängt sind, hinauserstreckt in die
Weiten ozeanischer Inselwelt, während sie anderseitig (infolge lang
andauernden Verkehrs) mit archäologischen Erinnerungen, die aus
ältesten Kulturzentren hineingeblitzt haben (aus Indien und China), in
ihren monumentalen Werken durchzogen stehen, und so die ethno-anthro-
pologische Forschung naturwissenschaftlicher Disziplinen mit den historisch-
philologischen zusammenführen auf gemeinsamem Arbeitsfeld, zu gegen-
seitiger Ergänzung ihrer Studien (unter wechselweiser Kontrolle).
Denkmale, die aus der Vorzeit ihre Zerstörung überdauert haben,
sollten, da solche jederzeit hereinbrechen kann, in methodischer Forschung
unverzüglich diejenige Niedernahme finden, deren Bedeutung, auf gegen-
wärtigem Standpunkt wissenschaftlicher Studien, denselben zum vollen Ein-
druck gelangt ist, und ebenso thut Eile not bei den Kryptogamen des Men-
schengeschlechts, bei den Wildstämmen, hier mehr noch fast bei unvermeid-
lichem Austilgen^) du];ch rapide Steigerung des internationalen Verkehrs.
So hängt an einem schwachen Fädchen manches von dem, was über
die künftige Ausgestaltung der Kulturgeschichte zu entscheiden hat, und
einer kritischen Phase unterliegt die heutige Ethnologie insofern gemde,
als sie der Theorie nach auf treu echte Originalitäten hingewiesen ist,
in Wirklichkeit aber fast überall nur Zersetzungsstadien eines schon ein-
getretenen Verlaufes ab- oder aufwärts antrifft. Auch diese können
willkommene Objekte des Studiums bieten, aber, für nutzbare Auswertung,
') ^When a species has once disappeared from the face of the earth, we have no
reason to believe that the same identical form ever reappears** (s. Darwin), und so ist
jeder Untergang einer ethnischen Originalität als Total vejrlust zu beklagen, wenn nicht
rechtzeitig fixiert, weU dann eine Lücke klaffen bleibt, in dokumentarisch zu begründender
Geschichte des Menschengeschlechts (zum Abschluss der „Gedankenstatistik*').
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dann erst, wenn sie an mustergfiltigen Standardtypen zu rektifizieren sind,
um sie in den Verbältniswerten des jedesmalig erreichten Niveaus abzu-
schätzen; sonst sind sie häufig kaum mehr als nutzloser Überschuss, »Neger-
plunder und Indianertand«, wie einer Beachtung nicht wert, oder doch
ihrer Kuriositäten wegen nur, in den früheren Raritätenkabinetten, aus
denen sich ein junger Phönix entpuppt hat, seitdem die Ethnologie zum
Bewusstsein ihrer Aufgaben erwacht ist Wie die Ammenmärchen der
Kinder dem Erwachsenen nicht schmecken, aber einen bedeutsamen
Rang unter den Gegenständen historisch -philologischer Gelehrsamkeit
beanspruchen dürfen, wenn sich Von dem Hintergrunde altersgrauer Edden
abhebend, so misst sich der Wert einer Sammlung in der Hauptsache
danach, ob und wie sie in der Fixierung eines bestimmt definierbaren
Entwicklungsgrades zu datieren bleibt, und dann ausserdem zugleich nach
der Autorität dessen, der sie überbracht hat. Sorgloses Sammeln kann
mancherlei Unheil anrichten, denn überall bereits droht die Gefahr der
Fälschung, indem nicht nur in Europa, sondern auch in Australien, Amerika,
Neuseeland, Indien, China die Zahl der für Anfertigung von Falsifikaten
bestimmten Fabriken stetig wächst und wachsen muss, da in gleichem
Progressionsindex, wie die Museen wachsen, die Originalitäten (mit welchen
sie gefüllt sein sollten) verschwinden, in entgegengesetzten Raten des Zu-
und Abnehmens demnach, sodass also aus Notwendigkeit gewissermassen
billiger Ersatz geschafft werden muss (bei voraussichtlich unerschwing-
licher Steigerung der Kennerpreise). Wieweit diesem Notstand viel-
leicht durch gegenseitigen Verkehr der Museen untereinander mag ab-
geholfen werden, bleibt der Überlegung anheimgestellt, in welcher Aus-
dehnung Nachbildungen in Anspruch zu nehmen seien neben denjenigen,
die bisher zweckmässigerweise für Gipsabgüsse üblich gewesen oder, um
das bei dem Ankauf lahm gelegte Kapital zu sparen, für Objekte aus Edel-
metallen (in bereits wohlbewährter Technik, naturgetreuer Reproduktion).
Eine eigentlichste Lebensfrage der Ethnologie liegt deutlich genug in der
gesicherten Begründung derjenigen Stützen, die ihr künftiges Lehrgebäude
tragen sollen, also in zuverlässig fest bestimmten Sammelstücken, be-
sonders auf solchen Arealen, die bei dem vollzogenen Untergange der
psycho -ethnischen Originalitäten von nachträglich späterer Verbesserung
ausgeschlossen bleiben« Der Stolz der ethnographischen Museen muss
nicht in der Quantität der Sammlungen, sondern ihrer Qualität gesucht
werden, in qualitativ echt bewährter Güte, zumal die quantitative Massen-
haftigkeit ohnedem von selbst schon aufgedrängt ist, aus der noch fast
unübersehbaren Vielfachheit bunt zersplitterter Arbeitsfelder.
In den unsicher und unbestimmt, häufig genug positiv falsch oder
verfälscht (einer Kontrolle entzogen), notierten Sammlungen, wie sie
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aus Rückwirkung früher mangelnder Detailkenntnis in den Museen durch
die älteren Kataloge derselben umherschwirren, von Händlern angekauft,
im Geschäftsbetrieb (ohne sachkundige Aufsicht) oder durch touristische
Reisende für Beschenkung aufgerafft hier und da (vielleicht aus dritter
oder vierter Hand, sodass der Faden der Tradition abgerissen oder doch
nicht bis zum Urquell verfolgbar ist), bedroht ernstliche Gefahr, der es
im allseitig gemeinsamen Interesse ratsam gilt durch Ummauerung mit
den angezeigten Kautelen beizeiten vorzubauen, da, wenn zweifelhaft
unsicheres Schwanken in einer noch in dem Entwickelungsstadium be-
findlichen Periode bereits einzureissen beginnt, die Eonsequenzen in
Weiterfolgung von vorn herein zu chronischer Krankheitsanlage entartet
sein würden (in Permanenz).
Die ethno- historischen Areale, wie zu kartographischer Illustration
dienlich, haben im jedesmalig zusammengehörigen Komplex die Territorien
geographischer Provinzen, im Umkreis der dieselben nach verschiedenen
Richtungen hin durchziehenden Geschichtswege, einzubegreifen unter
engeren und weiteren Begrenzungen des Horizonts, je nach der lokal-
typischen Bedingung geographisch - historischer Ursächlichkeiten. Der
Ansatzpunkt ist in dem vorhandengegebenen Angetroffenen zu nehmen,
unter Ausschluss zugleich jeglicher vorgefassten Theorie, und Absehen
vornehmlich also von »qualitates occultaec, wie sie in der Rassenfrage
noch verschleppt werden, oder für die hypothetischen Ursprungsherde in
deren Ur- und »Ungrundc stecken, da solcher in der Wurzellosigkeit seiner,
zum Ausgangsthor gewählten, Wurzel blossgestellt steht und sie durch
das Spinngewebe mythischer Dichtung nicht länger versteckt halten
kann, wenn der im Laufe der saecula saeculorum aufgehäufte Staub
weggefegt wird durch die Arbeit am hellen Tageslicht (und die dafür
verlangte Säuberung der Beobachtungsobjekte). Leicht föhrt der Finger
über die Landkarte dahin, um den Ausgangspunkt der Wanderungen
anzudeuten; aber um den Nagel auf den Kopf zu treffen, würde er
passlich genau in dasjenige Loch hineinzugleiten haben, aus dem der
erste Mensch, oder Itsikamakidis (gleich Jarbas oder Tuisco), herauf-
gestiegen sei (aus Höhlen der Navajos oder anderer Troglodyten), oder wenn
es sympathischer anmutet: auf denjenigen Fleck, wo er (oder sie, eine iroke-
sische Ata-ensik oder die auf Hawaii Gefallene) aus dem Himmel ge-
fallen, und zwar dem blauen, seitdem Trennung ausgesprochen ist, um
die Umarmung mit der Erde (einer Gäa oder Papa) endgültig zu lösen,
und da, wenn sie sich dreht in ihrem Rund, alle Wanderungsrichtungen
über den rundlich rollenden Globus schliesslich auf den Anfang wieder
zurückzuführen hätten, bei konsequentem Ausverfolgen, dürfte es kaum
der Mühe lohnen, air den Irrgängen hinterher nachzutraben, da sie
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schliesslich auf deu Standort des Ausgangs zarückzukommen hätten.
Nicht auf frei (im Schwang der Phantasie) gezeichneten Luftwegen sind
die Völker gewandert, sondern überall und stets längs der geographischen
Geschichte wege einzig und allein, wie sie unabänderlich dem Globus
eingegraben sind (oro- und hydrographisch).
Wenn in deduktiver Vergangenheit rationellerweise nach dem Zentrum
gesucht werden konnte, um fär systematisch weiterverfolgbare Sonder-
richtungen den aus generalisierenden Abstraktionen hergeleiteten Ursprung
einer arischen oder semitischen Rasse etwa [soweit unter kritischen Prü-
fungen die Wechselbeziehungen unter ihren (philologischen oder kranio-
logischen) Gleichungsformeln proportionsgemäss sich bewährt erwiesen
hätten] zu überschauen, würde dagegen, in naturwissenschaftlicher Sprech-
weise, (um auf keinen Widersinn zu stossen) untersagt bleiben müssen, von
einem Ursprungsort solcher Rasse zu reden, sowenig der landwirtschaft-
liche Zoologe nach dem der das Rennpferd (oder das Elektoral-Schaf) charak-
terisierenden Vollblutrasse suchen (oder fragen) würde, statt dies kom-
plizierte Züchtungsprodukt auf die Stammbäume seiner Komponenten
zurückzuführen (und diese für ihre Ineinanderwirkungen durchzuprüfen).
Was, unter Rückweisung auf Dishley, aus »smalU, »large white« und
»middle breed« heryorgegangen, kann der Kultur für ihre Mitbethätigung
die gebührenden Anteilscheine ausstellen, versenkt sich aber vor dem
darüber hinausschauenden Blick in die, im Wildstand eingebetteten,
Wurzelfasern (und deren Einverwebung in meteorologische und tellurisch-
klimatische Agentien). Erst mit historischen Ansätzen beginnt die Chrono-
logie ihre Zahlenreihen zeitlicher Datierung, welche in der Ewigkeit der
Natur entschwinden, wenn deren Schöpfungen dem Studium vorliegen (auf
ethno-anthropologischem Arbeitsfelde oder welch' anderem).
Indem vorläufig, um das vor dem Entdeckungsalter versagte Gleich-
gewicht herzustellen, der Induktion eine zeitweise Hegemonie zugestanden
werden muss, bleibt jede Ineinandermengung induktiver und deduktiver
Terminologie behutsam zu vermeiden, weil dadurch diametrale Gegensätze
beim Widerspiel kontradiktorischer Aufbebung miteinander (unter Simul-
taneität addierender und subtrahierender Rechnuugsoperationen) in einen
unentwirrbar durcheinanderplappernden Jargon geführt sein würden, der
erst, wenn der Zeitpunkt der Reife gekommen, zu verständlichem Aus-
druck sich klären könnte, und dann allerdings zu höchst ofienkundig
deutlichstem, weil in Prüfung durch doppelte Kontrolle apodiktisch be-
währt (im Zusammenarbeiten von Deduktion und Induktion).
Dass durchschnittlich die Mehrzahl der Kunstausdrücke ihre deduktive
Färbung fortzubewahren haben, zumal wenn das psychische Gebiet ge-
streift wird in den Naturwissenschaften, ist eine aus dem überkommenen
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Erziehungskarsus unabweisiich fliessende Folge, ümsomehr jedoch wird man
sich die Ambiguit'ät der Wori^ebilde und sprachlichen Hilfsmittel, deren
nicht entraten werden kann (und die Zweischneidigkeit des Schwertes,
womit man ficht, in Wortfechtereien allzu oft), dauernd vergegenwärtigt
zu halten haben, so oft induktive Gesichtspunkte als leitende gelten sollen
auf dem eingeschlagenen üntersuchungsgange, und hier allein zunächst
die soweit gültigen Richtungsweisen vorschreiben.
Der Volks- oder Völkergedanke, wie einfach durchsichtig markiert
innerhalb der geographischen Provinzen (nach allgemein durchgehenden
Grundzügen psychischer Primärorgane), kommt in den durch Wechselbe-
ziehungen eingeleiteten Völkerverwandtschaften für die im historischen
Wachstum gezeitigten Manifestationen zum nationalen Ausdruck, nachdem
das Kulturvolk im engeren Kreisbezirk der ihm zugehörigen Weltgeschichte
mit volkstümlich geprägten Charakterzügen sich umschrieben hat, und
eingeschrieben in die Universalgeschichte einer international -kosmo-
politisch anzubahnenden Zivilisation für die Aufgaben (des Menschenge-
schlechtes oder) der Menschheit in ihrer »Humanitas«, ein »communis
humanitatis corpus«, für jeden einzelnen zugleich denjenigen Gesellschafts-
kreis (um- und) begreifend, worin er sich selbst zu integrieren hat (zum
eigenem Verständnis).
Wie auf dem geographischen Areal der ethno- geographischen Pro-
vinzen die im Gesamtbegriff des Klimas zusammentreffenden Faktoren
ihre Effekte zeugen, bieten für die Völkerbeziehungen unter- und mit-
einander die im Gezimmer des Erdballs vorveranlagten Geschichtswege
zuverlässige Leitungsfaden für ein komparativ-genetisches Studium, das
bei den durch Ähnlichkeiten veranlassten Fragestellungen, nachdem das
in dem psychischen Wachstumsprozesse voraus bedinglich Gleichartige
eliminiert ist, prüfend sodann fortzuschreiten hat, um für rückbleibende
Analogien die gemeinsame Herkunft aufzusuchen; denjenigen Bahnen
folgend, welche mit wohlkonstatierten Thatsachen gangbar gepflastert
sind. Und wo solch bequemer Strassenbau noch nicht gelungen sein
sollte, mögen (und müssen oft) für Seitenwege experimentelle Lichtungen
geschlagen werden, nicht jedoch, wie ratsam bleibt, allzuweit in den Ur-
wald hinein aufs Geratewohl, sondern unter stetigem Festhalten der
Orientierungsrichtungen, damit (wenn es allzu wild und bunt werden
sollte in verführerischen Hypothesen) der Bückgang auf die offene Heer-
strasse offen und ermöglicht bleibt, um mit frischen Atemzügen am
hellen Tage diejenige Nüchternheit wiederzugewinnen, die bei streng
exakten Untersuchungen nicht entbehrt werden kann, (wenn brauchbar
verwendliche Resultate in Absicht stehen).
Wenn nach dem Forschungsgang der phyto -physiologischen aus-
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verfolgt, haben die psychischen Wachstumsvorgänge, die auf der Sphäre
der (die Individualitäten einbegreifenden) Gesellschaftswesenheit in deren
Denkreflexen entfaltet stehen, mit ihren Endwurzeln auf psycho-physische
Verflechtungen zurückzuführen, (für anthropologisch anknüpfende Frage-
stellungen, und für erdkundliche weiterhin, auf dem Mutterboden der
Erde — die gemeinsame Basis sämtlicher Forschungszweige in natur-
wissenschaftlicher Ausgestaltung).
Unter den Aufgaben der Gegenwart ergiebt sich als brennendste
Fragestellung die soziologische, die aus der Gesellschaftswesenheit des
Menschen auf die Individualität zurückführt und so jeden einzelnen auf
sich selbst in letzter Instanz.
Hier ist es, wo die in einem bestimmten Rahmen umschlossenen Arbeits-
grenzen der Ethnologie und Anthropologie binüberstreifen in die »Lehre vom
Menschen«, um an deren induktivem Aufbau zur Abrundung einer momentan
zerrissenen Weltanschauung mitzuhelfen, sofern nun dem naturwissen-
schaftlichen Zeitalter, durch Zutritt einer ethnisch-naturwissenschaftlichen
Psychologie, die mangelnde Ergänzung gewährt werden könnte: auf no-
etischer Sphäre, wo jeuer Logos redet, der bald in religiösen bald in
philosophischen Ausdrucksweisen sich gekündet hat, je nach den Phasen
des Geschichtslaufs.
Indem nun derartige Probleme — (wie alle, die für deduktive Herleitung
sich einst gestellt fanden) — seitens der Induktionsmethode in Angriff zu
nehmen waren, hatten auf dem dahin eingeschlagenen Wege Allgemein-
begriffe hervorzutreten, die der Sprache ihrer »termini technici« nicht ent-
raten können, der »vocabula quibus utuntur artifices quasi privatis ac suisc
(ciceronianisch), sodass sie in diesem Falle, wie in jedem andern, mit
mehrweniger befremdlichem Klange dasjenige Ohr zu treffen pflegen, das
sich mit dem, was sie sagen wollen, noch nicht befreundet hat und dafür
weder Veranlassung noch Neigung finden sollte, wenn durch die Eunst-
ausdrücke eigener Disziplin genugsam bereits beansprucht.
Für die in näherer Vertrautheit Beteiligten handelt es sich darum,
innerhalb solcher Allgemeinbegriffe, soweit sie sich in prinzipieller Verwen-
dung bewährt haben, genauere Erklärung in Einzelheiten zu schaffen
durch Austausch der Ansichtsverschiedenheiten in den Kontroversen, die
sich stellen.
Und hierbei empfiehlt es sich, die Grenzen der Arbeitsteilung durch
Umziehungslinien zu markieren, damit nicht bei undeutlichem Verwischen
der Teilstriche Forschungsweisen, die getrennt zu halten wären, inein-
ander verlaufen mit den daraus folgenden Missverständnissen.
Es gilt dies vornehmlich für dasjenige Studium, worein die Ethnologie
mit dem rasch gesteigerten Entwicklungsgange der jüngst verflossenen
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Dezennien, eingetreten ist and wo vielfach neue Perspektiven auf ver-
wandtschaftlich benachbarte Arbeitsfelder ausgeöffnet sind, ohne dass
sich die Tragweite derselben bereits ermessen Hesse, weil eben mit un-
ermessbarer Steigerungsfähigkeit geschwängert für die seit dem Ent-
deckungsalter eingeleitete Umgestaltung der Weltanschauung, wie von
den Bedürfnissen der Neuzeit verlangt»
Wenn hier, zum Anschlnss an die Naturwissenschaften, die Psycho-
logie den Ausgangspunkt zu bilden hätte^ in ethnologischer (oder ethnischer)
Fassung der Geselischaftsgedanken, unter Fortführung derselben auf
historisch- geographische Modifikationen in den Yölkergedanken (und deren
Konstituenten in gleichartig durchgehenden Elementargedanken), so ver-
bleibt alles dieses allerdings in unauflöslich innigster Beziehung zur
Ethnologie, (durch welche die thatsachlichen Unterlagen der Belegstücke
beschafft worden sind), darf jedoch mit den lockenden Verführungen
zu einem ßloQ ^ewpTjrocÖQ nicht von demjenigen ablenken, was der
Ethnologie oder Ethnographie zur Bewältigung ihrer Arbeitslast für
lange hinaus noch obliegt in nüchtern strenger Detailforschung,
9twprjTtx9jQ /jkv yap riXoq dkij^siay npatxva^ 9 Ipyov (bei damalig peri-
patetischer Fundamentierung des Wissensgebäudes), und erst, wenn das
Werk, (das Ipifov)^ gethan, kann Lohn einstens winken in dlißtia^ oder
doch eine Annäherung dahin sich merkbar machen, (soweit die Alyta
und Adyta sich zugänglich erweisen).
Dieser praktische Charakter der Ethnologie tritt am überzeugendsten
vor Augen innerhalb der für ihre Zwecke begründeten Museen, wo das
vergleichungsföhige Material aufgehäuft liegt, um durch die komparative
Methode in gegenseitigen Bestätigungen sicher Gefestigtes zum Einschlag
zu benutzen, für Fortwebung an jenem fdpoQpiya re xai xaX6v {ice7t(Hxdpivoy\
der über die Eiche (oder einen mit Yggdrasils Wurzeln im Weltenbau ein-
geschlagenen Schöpfungsbaum) gebreitet, besungen worden ist, die psychi-
schen Wachstumsprozesse hervortreibend, das All zu umgreifen (mit dem
Verständnis, soweit es reicht). Was hier melodisch einst gesummt hat
zum Klange orphischer Leier, leiert sich ab im Bänkelsängerton auf dem
Tagesmarkt im Geschäftsbetrieb des Lebens, wo das Gebot der Arbeit
herantritt, wie zugefallen im Erdenlos, — eine hart saure bei soziali-
stischen Schäden, aber eine fröhlich lustige für den Arbeitslustigen, der
in ihr seine Lust zu finden weiss (aus der Arbeit Lohn).
Je scharf bestimmter die monographischen Detailarbeiten sich ab-
grenzen, desto reichbelohnender wird die Forschung sein beim Nieder-
graben in die Tiefen der abstufenden Schichtungen. Die mustergültigen
Abhandlungen, die in solcher Hinsicht während der letzten Jahre hervor-
getreten und in steter Mehrung begriffen sind, legen genügendes Zeugnis
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XVI
ab, dass in Deutschland vor allem eine wohlgerüstete Streiterschaft fertig
steht, eine Phalanx gründlich geschulter und durcherprobter Forscher, um auf
dem Bereiche der Geisteswissenschaften der Induktionsmethode ihre Bechte
zu erkämpfen im ununterbrochen allmählichen Fortgang, wo mit jedem
weiteren Schritt neues Terrain hinzugewonnen ist für den Siegeszug der
neuen Weltanschauung, wie er sich auf dem Gebiete der Kunst, der ver-
gleichenden Rechtskunde, der Technik u. s. w. in glänzenden Erfolgen
bereits proklamiert hat und so von allen Seiten her der Ethnologie
wiederum zu gute kommt (zum besten ihrer eigenen Arbeiten, in besitz-
ständiger Fachdisziplin). Und vor allem markiert sich diese in dem
altüberlieferten Charakter der Ethnographie, als Hilfswissenschaft; zur
Geographie und Geschichte, in politischer Geographie (oder biologischer
neben Pflanzen- und Tiergeographie), um innerhalb chorographischer
Umrisse die rechtlichen, religiösen, technischen und sonst soziologischen
Bilder zu schildern, unter welchen das jedesmalige Volksleben verläuft,
im engeren oder schon entfernten Anschluss an die Naturheimat, die
»tellurische Lebensmitte des individuellsten Gedeihens, gewissermassen das
Paradiesesklimac (s. K. Ritter), je nach den geographischen Provinzen
(in der Umkreisungssphäre ihres geschichtlichen Horizontes).
Ähnlich wie die Anthropologie der naturgemässen Verflechtung mit
der medizinischen Fachwissenschaft ihre verhältnismässig frühere Pflege
verdankt, die wiederum eine sekundäre Stütze für die Ethnologie geliefert
hat, wird sich diese zur Ausverwertung auf diejenigen Leitungsbahnen
hingewiesen finden, auf welchen ihr aus bereits begründeten Fachwissen-
schaften der Linguistik die Einströmung ernährungsfähiger Lebenssäfte in
Erwartung stehen darf. Dadurch wird die indische Abteilung der ethno-
logischen Museen mit einem hervorragend beachtenswerten Charakter be-
kleidet; weil die, aus den (mit philologischer Kritik durchsichteten) Texten
entnommenen, Kulturergebnisse sich einerseits in den Abstufungen graduellen
Ausentwicklungsganges zurückprüfen lassen bis auf die den gleichen Boden
noch bewohnenden Wildstämme und andrerseits aus den, durch Ein-
wanderung angepflanzten, Abzweigungen fortverfolgt werden können bis
auf den Grundstamm fremder Zivilisationen, woraus entsprossen. So
schürzen sich hier aus einer Vielfachheit der Faktoren komplizierte Pro-
bleme, deren Rätsellösung, wenn glücklich gelungen, mit einer Flut neuer
Belehrungen mehrfach bereits überschüttet hat.
Auch für Chinas uralte Kultur gewährt die sinologische Fachwissen-
schaft eine festbegründete Unterlage, um daraufhin in den chinesischen
Sammlungen eines ethnologischen Museums die sozialistischen Bilder des
Mittelreiches in ihren verschiedenen Schattierungen vorzuführen (nicht nur
auf dem herrschenden Niveau der Gegenwart, sondern auch aus den Epochen
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XVII
historischer Vergangenheit) und einen Anhalt zugleich für die Verzwei-
gungen längs derjenigen Leitungsfäden, welche über die Grenzmauern
hinaus in die fernen Weiten Zentralasiens verlaufen, auf dortige Zivili-
sationen hin (oder deren Trümmerreste oftmals nur), bis in unterste
Schichtungen primären Wildzustands (unwirtlicher Öden).
Überall, wo es sich um schriftlose Wild- oder Naturstämme handelt,
fallt deren Behandlung, ihrem Gesamtumfange nach, in die Domäne der
Ethnologie, da bei ihnen die im Museum vereinigten Sammlungen die
Texte repräsentieren und also alles dasjenige, was sich überhaupt an
Hilfsmitteln bietet, um daraus das ethnische Geistesleben herauszulesen
unter EntziflFerung der symbolisch verkörperten Völkergedanken.
Eier gewährt Ozeanien den Vorzug insularer Differenzierungen, gruppen-
weise zerstreut über einen weitesten Flächenraum hin, während in Afrika
kulturhistorische Abscheidungen und Rückwirkungen statthaben, wie bei
den Küstenländern des Mittelmeerlandes, in den vom Nil bewässerten
Kulturarealen ebenfalls auch, oder bei denen, welche im Flussgebiete des
Nigers (und am Südrande der Wüste) Keimansätze für kulturellen Geschichts-
beginn aufweisen, hervortauchend aus dem mehr weniger gleichähnlich
gebreiteten Niveau der Unkultur (weitesten Unterbaus).
Unter einem eigenartig gedoppelten Charakter treten im ethnologischen
Museum die amerikanischen Abteilungen auf, gedoppelt in nördliche und
südliche Hemisphäre und auf jeder derselben gedoppelt wieder in Wild-
stämme und Kulturvölker, wobei hier nun auch die letzteren für die
Totalität ihrer Beziehungen in den Bereich der Ethnologie hineingehören,
da die Deutungen der in Hieroglyphen verschlossenen Bilderschriften (oder
sonstigen Schriftsubstitute) nur innerhalb des ethnologischen Studienkreises
ihre wissenschaftliche Behandlung soweit erfahrenp haben.
Für die Probleme, die in menschlicher Kulturgeschichte gestellt sind,
werden wichtigste Hilfsmittel geliefert sein, durch die in historisches
Werden vertieften Einblicke, welche aufzuöffnen beginnen, mit zunehmen-
der Einzelkenntnis derjenigen Kulturen, die durch die Entdeckungsschiffe
auf transatlantisch isolierter Welt angetroffen wurden, um — auf diesem
Boden einer neuen, unserer alten daheim — objektiv reingezüchtete Seiten-
und Gegenstücke zu liefern: in komparativer Methode also verwendbare
Parallelen, wie für den Fortgang auf induktivem Forschungsweg in Vor-
bedingung verlangt (zu gedeihlicher Förderung desselben).
Die Verquickung der in Menschen- und Völkerkunde neu entfalteten
Lehren mit einer Neuen Welt liegt offenkundig zu Tage, da sie erst seit
Entschleierung derselben ihren Geburtstag datieren und nun auf solchem
Boden neuerdings zuerst genügend ausgestattet worden sind, auf Grund eines
durch Staatsdotierung selbständig gemachten Wissensfaches in der res-
ILflV. g
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XVIII
pablica eradita, als »bnrean of etbnology«, dem gleichwertige Parallelen
die Alte Welt noch keine aufweist, abgesehen vom Anschluss anthropo-
logischer oder ähnlicher Institute an wissenschaftliche Vereine (privater
Initiative).
Darin liegt, im übrigen, der naturgemässe Gang der Dinge aus-
gesprochen, wie er nach Natur derselben nicht anders sein konnte, da
in amerikanischer Naturgeschichte der Mensch ebenfalls als Naturobjekt
figuriert, soweit innerhalb der Kulturstaaten im Wildzustande noch
überlebselnd, und deshalb auch vom Staatshaushalt diejenigen Bücksicht-
nahmen heischend, wie sie in den Ländern europäischer Kultur nur bei
den transmarin kolonialen Filialen in Betracht kommen könnten.
Die überall dem Menschen als Endziel der Forschung hingestellte
Kenntnisnahme von seiner eigenen Wesenheit setzt für ihre Inangriffnahme
eine über die Gesamtfläche des Globus gebreitete Basis voraus, da der
Mensch über fünf Kontinente dahin wohnt und deshalb das in ihm (sich
selbst) gestellte Problem nicht in dem bruchstückartigen Teilganzen gelöst
werden konnte, worin es bisher die einzelnen Kulturvölker, ein jedes für
sich, gesucht haben (innerhalb jedesmalig zugehörigem orbis terrarum).
Um nun zugleich nach dem Postulat der genetischen Methode, beim An-
setzen vom Einfachen für den aufklärenden Fortschritt zum Zusammen-
gesetzten, den primärst gegebenen Ausgangspunkt zu gewinnen, bieten
sich, in den Kryptogamen des Menschengeschlechtes, die Wildstämme, deren
Behandlung der Ethnologie oder Ethnographie erbeigentümlich übertn^en
worden ist, seitdem sie zuerst als Hilfswissenschaft der Geographie und
Geschichte anerkannt wurde, um die der üniversalhistorie bedürftige
Arbeitsteilung vorzubereiten. Unter den Aspekten ihrer heutigen Epi-
phanie steht sie auf dem Boden der geographischen Provinzen, um längs
der geographisch dem Globus eingegrabenen Geschichtswege die organischen
Wachstumsprozesse der Kultur auszuverfolgen, wie sie zu wechselnden
Entfaltungen gelangt ist, in sämtlichen Wandlungen des Menschen-
geschlechts auf dem Erdenrund (unter gleichartig durchgehenden
Grundzügen biologisch psychischer Gesetzlichkeiten).
Betreffs ihrer Aufstellung *) haben die ethnographischen Museen, vorder-
hand, die topographische festzuhalten für Unterbreitung faktisch gesicherter
Grundlagen, während kulturhistorische Gruppierungen innerhalb scharf
Unter den durch die Schrankanordnung gebotenen Ausnutzungen kommt (soweit die
Ranmverhältnisse erlauben) eine Trennung der Sammlungsobjekte nach dem Stoffmaterial zur
Empfehlung, auch in Anbetracht der Konservierungsmethoden, worüber experimentell bewährte
Erfahrungen willkommenen Anlass zu Erörterungen bieten werden, um die praktisch er-
langten Resultate in Vergleich zu stellen. In älteren Beständen der Museen hat manch'
kostbares Wertstück derartigen Verfall erlitten, um eine Ausrangierung zu benötigen,
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XIX
umgrenzter und streng durchsichteter Areale mitunter (auch jetzt bereits)
haben gewagt werden dürfen, und hier möchten besonders Erleichterungen
sich anbahnen lassen durch Austausch der Erfahrungen (und hervor-
genifenen Ansichten) mittelst litterarischer Erörterungen in dem Sprechsaal
einer gemeinsamen Museumsschrift, oder, ehe eine solche bereits zu
praktischer Ausführung gelangen kann, in den lokalen Publikationen der
einzelnen Museen (wie oben bemerkt).
Und so mag die vorliegende YeröfiFentlichung als Experiment dienen;
denn »Probieren geht über Studierenc.
A. B.
und indem jetzt cbemiscbe Künste zn verbessernden Aushüfen herbeigezogen werden,
bliebe zugleich in Betracht zu ziehen, wieweit momentan gfinstig erwiesene Praparie-
mngen eine Garantie bieten für die Zukunft. Neben den archäologischen Gegenständen
monumentalen Dauerbestandes erweisen sich die dem Tagesleben entnommenen (in der
Ethnologie) als mehrweniger ephemere Gebilde, — Eintagsfliegen, die gehascht sein
müssen, wie sie vorüberstreifen, gleich den psychischen Originalitäten der Wildstämme,
(und abzuheben mit zarter Hand, damit nicht im Akt des Sammeins selber schon das
feinere Geäder geschädigt sei). Für Kostümfiguren wird die anatomisch richtige Unterlage
des Gerüsts durch zunehmende Geübtheit anthropologisch geschulter Reisender in Her-
stellung Ton Abgussformen verbessert werden, und was durch die Verbesserung der
photographischen Verfahrungsweisen erreicht ist, verbleibt mit lebhaften Bildern in Er-
innerung derer, welchen die Rückschau bis auf erste Anfänge hinausreicht Wenn, wie
in Aufträgen für die Reisenden bereits in Betracht genommen war (obwohl ohne prak-
tisches Resultat bis soweit), ein Schrank mit Phonogrammen sich den ethnologischen
zwischenfügen Hesse, würde dies auch der Linguistik zu gute kommen. Die europäische
Abteilung der ethnologischen Museen führt auf das Kapitel der Volkstrachten, als
anachronistisch verknöcherter Moden, und die Aufschlüsse, die dadurch im Geschichts-
gewoge des Kulturlebens gewährt werden, über die Stimmungslaunen der ihren Gischt
an&pritzenden Tageswellen, worüber die Geschichtswogen gesetzmässig geregelt dahin-
rollen. Für geeignete niustrierungen haben die Etikettierungsweisen an den gesamten
Schrankinhalt sowohl, wie an die Einzelstücke sich anzuschliessen , unter zugefügten
Erklärungen, zur Vervollständigung der Angaben im «Führer*, (bis zur Herstellung eines
nCatalogne raisonnö*). Die geographische Orientierung wird durch Einlegen von topo-
graphisch lokalen Kärtchen erleichtert werden, und die Welt- oder Erdkarte muss stets
in der Aula ausgehängt sein (bei dortigen Demonstrationen). In der angeschlossenen
Bibliothek bedarf es neben den zur Hand gestellten Hand- und Lehrbüchern (und eines
Aufliegens der für die verschiedenen Fachabteilungen massgebenden Zeitschriften) aus-
reichender Vorsorge, um mit den im Fortgang neuer Entdeckungen hervortretenden Pu-
blikationen gleichen Schritt zu halten und (innerhalb der Sammlungen für deren Anord-
nungen) auf dem Laufenden zu bleiben, während (und solange) direkt persönliche
Auskunft von den Gewährsmännern noch erlangbar ist, damit die aus bisher unbekannten
Regionen hinzutretenden (oder verbleibenden) Fragestellungen rechtzeitig sogleich richtig
gestellt werden können, zumal wenn die Reise-Ergebnisse unter verschiedenen Ankäufen
vielleicht verteilt und zersplittert worden sind. Für all' diese und ähnlich anschliessende
Punkte dürfte es sich als angezeigt erweisen, dass, seitdem die Fundamentierungsarbeiten
eines neuen Wissensgebäudes begonnen haben, die dafür Berufenen in das Konklave ihrer
sobezüglichen Bau-Kommission zusammentreten, sei es in Jahresversammlungen oder beim
Zusammentreffen in dem Sprechsaal einer periodischen Publikation, die den inneren Ange-
legenheiten der Museen im besonderen gewidmet ist (und zwar je eher, desto besser).
2*
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's^\fll'^rA''Afl^fll'^li*trn^f^^ ^^^ ^♦^ ^♦^ ^V
J^f^^f^S^f^^f^l^f^^W^^jfp^fp^^^^rp^T^^T^^
König Manama.
Manama ist nach Orientalist I, 1884, S. 184 ff« der Name eines
sinhalesischen Königs, welcher in einer Episode des Eölan-kavipota
eine Rolle spielt. An der genannten Stelle wird der ganze Vorgang aus-
führlich erzählt; ganz kurz ist es etwa folgendes: König Maname und
seine erste Königin yerirren sich auf der Jagd. Sie geraten in das Gebiet
der Yäddä (Vädirata), der König derselben kommt hinzu und tötet den
Manama während die Königin sich in ihn yerliebt* Sie folgt ihm, aber
auf ihrem Wege nach der Höhle der Yäddä treffen sie auf einen Flnss,
welchen sie überschreiten müssen* Der Väddä-König beredet die Königin,
ihm Kleider und Schmuck zu geben, er werde sie hinüber tragen, dann
zurückkehren und sie selbst holen. Aber der Yäddä lässt die Königin
auf dem anderen Ufer sitzen und flieht mit dem Schmuck und den Kleidern
in den Wald. Während die untreue Königin im Grase sitzt, kommen
Qakra, Mätali und noch ein D^ya yom Himmel herab; Mätali in Gestalt
eines Habichts, ^akra in Gestalt eines Fuchses mit einem Stück Fleisch
im Maule und der dritte Deva in Gestalt eines Fisches. Der Fuchs
lässt das Fleisch fallen und springt ins Wasser, den Fisch zu holen.
Das Fleisch fasst der Habicht und fliegt fort damit; der Fisch entkommt
dem Fuchse leicht.
Yom Fuchse yerspottet, stirbt die Königin am »gebrochenen Herzenc*
Unter den zum Kölannatanayä gehörigen Masken, welche das
Königliche Museum für Völkerkunde besitzt, — die Erwerbung derselben
wurde angebahnt bei Gelegenheit der Reisen des Direktors — durften nun
die nebenbei abgebildeten Masken zur Darstellung der beschriebenen Scene
dienen. Die Nummern 2, 3, 5, 7, 10 bilden eine ältere, gut bezeichnete
Gruppe, welche durch gütige Vermittlung des Herrn Freudenberg erworben
wurde, die Nummern 1, 4, 6, 8, 9 eine jüngere, yon weniger guter Aus-
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— 2 —
stattung, welche Herr Dr. Riebeck dem Königlichen Museum überwies.
Ob die Nummern 5, 8 der Legende zuzuweisen sind, ist, wie mir scheint,
weniger sicher, als . es bei den anderen Nummern ist. Die Riebeckschen
Masken waren ursprünglich nicht benannt, die Bezeichnungen erhielten
sie nachträglich durch freundliche Beihilfe des Herrn Freudenberg
durch nach Ceylon gesandte und dort etikettierte grosse Aquarelle.
Fig. 1. Nachträglich in Ceylon als »the Queen c bestimmt, vgl. unter
Fig. 4 Ein Sinhalese der Karawane Hagenbeck benannte die Maske
»Vesi-munac.
Höhe des Originals: 28 cm.
Farben: Gelb: Gesicht, die untersten Gehänge der Ohren (mit
hochrotem, kreisförmigem Fleck), die Ränder der ausgehängten Ohrlappen
(mit dunkelblauer Perle), das herzförmige Ornament in der Krone (mit
hochroter Mittelspange). Hochrot: der Mund, Ränder und Lappen der
weissen Ohren, die Konturen der schwarzen Bügelverzierungen der Krone.
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— 3 —
Fig. 2. Ursprungliche Bezeichnung: >Maname rajjuruvoc = »King
Maname«.
Höhe der Maske : 62 cm.
Farben: Gelb; Gesicht und Ohren, die breiten, aufwärtsstehenden
Blatter der Erone, der darunter liegende mit rotem Blattmuster verzierte
Stirnreif, die freigelassenen Parallelstreifen in der Eronenkappe (die
schraffierten sind grün), die kugelförmigen Ornamente auf den Wülsten
unter der hochroten, knospenförmigen Eronenspitze; die Folie dieser
Wülste ist rot, die Punkte der Engeln grün. Hochrot: die breiten, auf-
steigenden Hohlkehlen der Eronenkappe, die Konturen des unteren
(weissen) Stirnbandes. Die darin erscheinenden Eugelornamente sind
dunkelblau.
/T^)
^Q
Fig. 3. Originalbezeichnung: »The Queen of Eing Manamec.
Höhe des Originals: 37 cm.
Farben: Gelb: Gesicht (mit roten Eonturen), Ohrringe (mit roter
spitzer Perle), der ganze untere Teil der Erone ist gelb mit roten Eon-
turen; ferner die Blattomamente in den Zacken der Erone. Grün: die
Zacken der Erone (mit zwei gelben Strichen). Hochrot: die kleinen
schwarzgeranderten Zacken unter den grünen.
Fig. 4. Nachti^lich in Ceylon bezeichnet: »Maname-raja saha
devi-ge kölamc = »Eing Maname and Queenc (Fig. 1).
Höhe des Originals: 29 cm.
Farben: Gelb: das Gesicht, die Mittel-Ornamente der Erone,
Hochrot: der Mund. Alles übrige: weiss.
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— 4 —
^ ep) Jen?P
Fig. 5. ürsprüDgliche Bezeichnung: »Säkkramuna, the Indrac, ^akra.
Höhe des Originals: 24 cm.
Farben: Gesicht hochrot mit dunkelblauen (fast schwarzen) und
gelben Strichen, welche neben den dunkelblauen herlaufen. Augen (Iris)
Haar, Brauen dunkelblau, Augenwinkel hochrot.
Fig. 6. Nachträglich in Ceylon bestimmt: »Amäptyayä (vgl. Fig. 9) des
Yäddä-Eönigsc.
Höhe des Originals: 27 cm.
Farben: Grün: Gesicht; Hochrot: Mund, die Konturen der auf die
drei Blätter der Krone gezeichneten Schlange, der schraffierte Rand der
Kronenblätter. Weiss: die Schlange, die Ränder der Krone.
Fig. 7. Ursprüngliche Bezeichnung »Narimuna Maske (»Gesichte) des
Fuchses €.
Länge des Originals: 23 cm.
Farben: rotbrauner Kopf; Gelb: zwei Querstriche auf der Zunge,
der schmale Rand des Rachens und drei (aufgemalte) Nasenborsten; rot:
Rachen, Zunge, Adern im Auge.
Fig. 8. ünbezeichnet, vermutlich identisch mit Fig. 9 und 10.
Höhe des Originals: 55 cm.
Farben: Grün: das Gesiebt. Weiss: die Ornamente des Stimreifs
(mit dunkelblauen und roten Linien), die Füllungen der Kronenblätter über
der kahnartigen Unterlage ebenfalls rot gegliedert mit dunkelblauen ösen-
formigen Zeichnungen ; weiss ferner die kahnförmigen Ornamente über dem
Mittelreif der Krone, die Füllungen über den Blättern sind dunkelblau.
Hellblau mit dunkelblauen und roten Strichen: der Reif in der Krone.
Gelb: die kahnförmigen Ornamente der unteren Kronenblätter, die auf-
steigenden, schotenförmigen Blätter, sämtlich mit hochroten Konturen;
die Spitze der Krone mit roter Folie der schwarz gestilten Ornamente.
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iL
Fig. 9. Nachträglich bezeichnet mit Fig. 6 als »The Veddah kiDg
and his ministerc: »Vädiraja saha amäptyayä«.
Höhe des Originals: 58 cm.
Farben: Orün: das Gesicht, die äussere Hälfte der beiden grossen
Blatter der Krone, die beiden pyramidal aufsteigenden Blätter z?rischen
den vorigen; die äussern Konturen der auf dem Stimreif gebildeten
Muster. Gelb: der Stirnreif, die grossen Seitenklappen, die Mittelteile
der grossen Blätter und die spiraligen Seitenbügel der Krone, ferner das
muschelförmige Ornament über dem Stirnreif. Hochrot: Mund und
Ohrrand, die gitterformigen Ornamente der Ohrklappen (dazwischen
schwarze Punkte), die Spitzen der gelben Kronenblätter, die Konturen der
grünen Blätter und der linearen Ornamente des Stirnreifs; die Adern
im Auge.
Fig. 10. Original bezeichnung: »The king of the archers Vädirajjuruvoc.
Hohe des Originals: 68 cm.
Farben: Grün: das Gesicht, die über dem Stimreif stehenden
Klappen, das grosse Mittelstück der Krone, welches mit Gitteromamenten
verziert ist; Gelb: die Grundfarbe der Krone, die Striche unter den
Augenhöhlen, unter der Nase und auf dem Kinn, die Ränder der Ohren,
die Ornamente auf der grünen Kuppel. Hochrot: Mund, Linien im
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— 6
f-
^•^
Weissen des Auges, OrDamente auf dem Stinireif, den Ohrenplatten, den
nicht schwarz aasgedeckten Teilen des Eronenkegels, femer der innere
breite Randstreif des RQckenschildes. Blangrün: die dunkel gezeichneten
Schuppen auf den Seitenklappen, die dunkel gezeichneten Kugelfelder auf
dem Stimreif, der Rand des ßückenschildes. Hellblau: die Iris der
Augen.
Die oben erwähnte Erzählung mit der Einschaltung (Fuchs und
Fleisch) ist eine in Ceylon lokalisierte Variante einer in der indischen
Litteratur vielfach ausgeführten Fassung der alten Fabel; vgl. die achte
Erzählung des Pantschatantra (in Benfeys deutscher Übersetzung I. S. 310
und n. § 191 S. 468). Hierher gehört auch die von A. Schiefner aus-
führlich behandelte nordbuddhistische Fassung (Sufröni) in Melanges
Asiatiques, St-P^tersbourg 1876, VII. 737.
Albert Grunwedel.
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über eine chinesische Bildrolle.
Unter den im Jahre 1889 von dem damaligen kaiserliehen Gesandten
in Peking, Herrn von Brandt, erworbenen chinesischen Bildern befindet
sich eine Rolle, welche durch das hohe Alter des Originals, durch das
kulturgeschichtliche Interesse des dargestellten Gegenstandes , sowie
durch die Feinheit und Schönheit der Ausführung besondere Beachtung
verdient. Das Bild ist auf Seide gemalt und diese auf weisses Papier
aufgezogen; einschliesslich der Montierung hat es eine Länge von
11,72 m und eine Breite von 40 cm; das Bild selbst (excl. Montierung)
ist 6,15 m lang und 29 Vs cm breit. Es tragt die Aufschrift: »Nach
dem Originale des Tse-tuan^) kopiert von Ch'ou Ying Shih-fuc. Dem
Bilde ist eine Nachschrift beigefügt, welche nicht nur durch die Person
des Verfassers, sondern auch durch die in derselben berichteten Schicksale
des Originales von Interesse ist.
Das Schriftstück lautet in deutscher Übersetzung folgendermassen.
»Der Flussverkehr am Ch*ing-mlng-Fe8te')€.
Das von dem Meister der Akademie der Sung-Dynastie Chang Tse-
tuan gemalte Bild: »Der Flussverkehr c stellt eine Sitte jener Zeit dar,
welche dem heutigen Brauche des Gräberbesuohes entspricht; daher die
lebendige Fülle. Das Bild, welches keinen vollen Fnss breit und
3 Klafter lang ist, ist bewundernswert; die Menscbenfiguren erreichen
kaum einen Zoll, die kleinsten darunter nur 1 bis 2 fen, und alle übrigen
Gegenstände sind in entsprechendem Verhältnis gehalten. Nach Mass-
gabe der grösseren oder geringeren Entfernung ist die Zeichnung bald
in Umrissen, bald in detaillierter Ausführung gehalten. Von den Vor-
orten und Feldern führt sie auf den Marktplatz der Stadt Die Berge
sind teils gewaltig und hoch, teils sanft geneigt und niedrig, teils ausge-
waschen und gehöhlt; von den Gewässern sind einige sanft und ruhig
') Ich bediene mich der fOr die Aussprache des Pekinger Dialektes gemeinhin adop-
tierten Schreibweise.
') »Ch'ing-ining shang-hö'. Shang-hö bedeutet hier sowohl den Verkehr auf
dem Flosse als auch an demselben.
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dahinfliessend, andere ausgedehnt und tief, manche in Windungen lang
sich hinziehend, manche rasch strömend und sich überstürzend; die
Bäume sind bald kahl und ohne Laub, bald in reichem Blütenschmuck,
bald so hoch und üppig, dass man ihr Ende nicht zu erblicken vermag.
Was die Menschen und Tiere anlangt, so sind da Beamte, Gelehrte,
Ackerbauer, Händler, Ärzte, Wahrsager, Bonzen, Tao-sse, Schreiber,
Ruderer, Bootsleute, welche ihre Fahrzeuge an Tauen ziehen, Frauen und
Mädchen und Sklaven; die einen gehen, andere sitzen, fragen, antworten,
geben oder nehmen etwas, rufen hin und wieder, reiten im Trab oder
im Galopp, tragen Lasten auf dem Kopf oder auf dem Rücken, ziehen
oder schleppen; einige rufen ihre Vordermänner an, andere tragen Äxte
und Sägen, fegen Unrat in Körben zusammen, tragen Becher und Krüge;
andere wiederum halten die entblösste Brust dem kühlenden Winde, ent-
gegen; diese sind ermüdet und haben sich zum Schlafe niedergelegt,
während jene erschöpft die Glieder recken; da wärmen sich einige an
Kohlenbecken, und andere lugen hinter Vorhängen hervor; diese schieben
auf dem Festlande den räderlosen Karren vor sich her, während jene
die schwerbeladene Barke stromaufwärts ziehen und mit äusserster An-
spannung ihrer Kräfte nur Zoll für Zoll vorwärts dringen. Auf der
hohen Böschung der rundgewölbten Brücke staut sich die gaffende Menge
zu beiden Seiten: Alles scheint zu drängen und zu lärmen, und aus
hundert Kehlen gemeinsames Geschrei zu schallen. Da giebt es Esel,
Maultiere, Pferde, Ochsen, Kamele: die einen liegen und schlafen, andere
ziehen Fuhrwerke; diese trinken, jene treten an die Futtersäcke heran
und kauen ihr Heu, den Kopf bis zur Hälfte in den Sack hineinsteckend.
Unter den Bauwerken finden sich die Gebäude der Behörden, Dorfhütten,
Tempel buddhistischer und taoistischer Klöster; da sind Thüren und Fenster
mit Schirmen und Vorhängen, Einfriedigungen von Zäunen und Mauern,
die,' wenn man zwischen ihnen hindurchblickt, reihenweise vortreten. Die
Verkaufsläden, in denen Wein, Ess waren, Spezereien, Heilmittel, ver-
mischte Waren und allerhand Sachen feilgeboten werden, tragen sämtlich
Aufschriften und Firmenschilder, und die Pinselstriche sind so fein, dass
man sie kaum unterscheiden kann, — selbst einem Kenner wäre es
kaum möglich, sie zu unterscheiden. Die Pinselführung ist leicht, die
Ausdrucksweise lebendig, und bei den mannichfaltigen Gestalten des Ver-
deckten und des Hervortretenden, bei der gleichmässigen Behandlung der
Vorder- und Rückseite (der Figuren) ist keine Beeinträchtigung durch
Spuren von Änderungen oder Korrekturen bemerkbar, — »es bleibt nicht
um eines Haares Breite ein Gefühl der Unzufriedenheit zurückc, mit Tu
Shao-ling ^) zu reden. Hätte er nicht Tag für Tag geschaffen und Nacht
') Der unter dem Namen Tu Fu berühmte lyrische Dichter aus der Zeit der T'ang-
Dynastie (714-774).
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für Nacht gegrübelt — er wäre nicht imstande gewesen, diesen Höhe-
punkt der Vollendung zu erreichen. Sollte man das nicht als eine
schwierige Lefstung bezeichnen dürfen?
Das Bild muss vor der Regiemngsperiode Hsüan-cheng (578) ent-
standen sein, im Zeitalter des Feng-tiug und Yü-ta^). Die am Anfange
der Rolle stehenden fünf (sie!) Zeichen: yü Ifng shöa chin^), sowie
das kleine Siegel mit dem Drachenpaar') sind in dem Hua-p'ü (einem Traktat
über Malerei) nicht enthalten. Während der Begierungsperiode Ta-ting
der Chin (Ein)-D7nastie (1161—1190) kam das Bild in die Schatzkammer
(chen-tsäng, Raritätensammlung) des Ghang-chu in Yen-schan. Das Shü-
hua-chi des Ho-shi sagt, derselbe gehöre samt dem Hsi-h^ü cheog-piäo-
t^n (Darstellung des Gefechtes auf dem See Hsl-hu) zu der Elasse der
genialen Werke (shen-p'ln). Unter der Yüan (d. h. Mongolen)-Dynastie
kam das Bild wieder in die Kaiserliche Bibliothek (pi-fü), aber während
der Regierungspenode Ghih-cheng (1341 — 1368) wurde es von einem
Beamten, der es aufzuziehen hatte, durch ein gefälschtes ersetzt und an
einen hochgestellten Beamten namens Ch^en Yen-lien aus Wu-ling ver-
kauft. Diesem war es sehr um dasselbe thun; als er jedoch erfuhr, dass
der Leiter (sc. der Bibliothek) wieder zurückgekehrt sei, geriet er in
Angst und wagte nicht, es zu behalten. Darauf erwarb Yang Ghun das
Bild für einen hohen Preis. Zugleich will ich berichten, dass sich aus
den Stempeln des Wu-shi und Ghou-shi (späterer Besitzer des Bildes)
keine Ortsangaben entnehmen lassen. Im Jahre h^n-mäo der Regierungs-
periode Ghia-ching (1535) habe ich gemeinsam mit meinem Freunde
Shih-fn das Original kopiert, um das berühmte Kleinod der Nachwelt zu
überliefern. Ist das nicht erfreulich? Hiermit habe ich das wichtigste
zusammengefasst.
Wen Gheng-ming aus Gh^ang-chou.»
Aus der obigen Darstellung geht zunächst hervor, dass die in Rede
stehende Kopie nicht, wie man nach der Aufschrift annehmen sollte, von
Ch'ou Ying Shih-fu allein, sondern unter Mitwirkung seines Freundes
und Berufsgenossen, des berühmten Kalligraphen Wen Gheng-ming
(1470 — 1559), des Verfassers der Nachschrift, angefertigt worden ist.
Über das Alter des Originales scheinen sichere Angaben zu fehlen,
da nur gesagt wird, es sei vor der Regierungsperiode Hsüan-cheng
') Über diese beiden^ Namen vermag ich keine Auskunft zu geben.
^ Hier liegt offenbar ein Schreibfehler vor, da das Gitat nur aus vier Worten be-
steht Übrigens ergeben die Worte auch keinen zusammenhängenden Smn.
') Sonst die angeführten Zeichen, als auch das Siegel fehlen auf der vorlegen-
den Kopie.
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- 10 —
entstanden, welche der nördlichen Ghon- Dynastie angehört und dem
Jahre 578 n. Chr. entspricht. Da jedoch esT-tuan gleich zu Beginn
des Textes als Mitglied des Süng-h^än-ltn bezeichnet wird (es ist hier
natürlich die kurzlebige Sang-Dynastie des Hauses Liu gemeint), so kann
man jener allgemeinen Angabe die nähere hinzufügen, dass das Bild vor
dem Jahre 479 entstanden sein müsse. Demnach wäre das Original bereits
über 1000 Jahre alt gewesen, als unsere beiden Maler dasselbe kopierten.
Es fragt sich nunmehr jedoch, ob die vorliegende Kopie echt, d. h. ob
sie die im Texte erwähnte, im Jahre 1535 angefertigte ist. Leider lässt
sit^h diese Frage keineswegs ohne weiteres bejahen; die im Texte zitierten
vier Worte verraten sich schon durch die Bezeichnung >fünf Worte«
als ein bedenklicher lapsus calami, der wohl eher auf einen flüchtigen
Kopisten als auf den Verfasser des Nachwortes zurückzuführen sein dürfte.
Auch ist das kurze Oedicht, welches auf das Nachwort folgt und aus
gereimten Versen von je sieben Worten resp. Silben besteht, nicht gerade
geeignet, unsem Glauben an die Echtheit der Kopie zu stärken, denn
gleich im zweiten Verse ist dem Schreiber das Missgeschick widerfahren,
den Reim an die vorletzte Stelle zu setzen, und wenn schliesslich die
verschiedenen der Bildrolle aufgedrückten Siegel eine auffallende Ähnlich-
keit in Stil und Farbe zeigen, so ist auch dieser umstand nicht ganz
unverdächtig, selbst wenn man zugeben will, dass hier vielleicht der
Zu&ll mitgespielt habe. Natürlich wird durch die hier geltend gemachten
Bedenken der Inhalt des Textes keineswegs entwertet; vielmehr liefert der-
selbe einen durchaus nicht uninteressanten Beitrag zu unserer leider noch
sehr lückenhaften Kenntnis der Geschichte der chinesischen Malerei. Dass
wir es übrigens in keinem Falle mit einer modernen Fälschung zu thun
haben, dafür bietet der Zustand des Bildes sowohl wie der Montiernng
die sicherste Gewähr.
In betreff des dargestellten Gegenstandes sei zum Schlüsse noch er-
wähnt, dass das Gh'ing-miug-Fest in China bis auf den heutigen Tag
als Frühlings- und zugleich Totenfest in voller und allgemeiner Geltung
ist. Eine lebendige und anschauliche Schilderung dieses in die erste
Hälfte des dritten Monates fallenden Festes giebt de Groot in den Annales
du Mus^e Guimet, t. XI, S. 230 flgde.
W. Grube.
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Neue Erwerbungen aus Hinter-Indien.
[Vorbemerkung. Die folgenden Zeilen sollen einen kurzen Überblick über
die von Herrn 0. Ehlers von seiner Reise durch Hinter-Indien mitgebrachten
und dem Königl. Museum für Völkerkunde freundlichst überlassenen Objekte
bieten. Eine eingehende Beschreibung der zum Teil sehr wertvollen Gegen-
stände kann hier nicht gegeben werden, zumal nur wenige authentische er-
läuternde Angaben (von Eingeborenen bezw. lange im Lande Ansässigen) zu
diesen Objekten vorhanden sind. — Die Abbildungen sind Herrn Prof. Dr. Grün-
wedel zu verdanken. Die auf den letzteren vorkommenden hinterindischen
Wörter enthalten einige Namen und Bezeichnungen, die im Eontext erwähnt
werden. Der Unterzeichnete hat diese Gelegenheit benutzt, sie hier in ein-
heimischer Schreibweise mitzuteilen, weil so die Abbildungen, trotz des etwas
bunten Aussehens, einen schwachen Reflex von dem wirklichen Gewirr von Kul-
turen, Sprachen und Schriftsystemen in Hinter-Indien auch dem Laien bieten
und damit die Schwierigkeit vor Augen führen, auf diesem Gebiete etwas fttr
die Ethnographie Erspriessliches zu leisten. —
Alles von dem Unterzeichneten Herrührende ist durch Qammem [] ge-
kennzeichnet.]
Lao.
[Läo ist der einheimische Name eines Teils des Tai-Thai- Volkes. Es
ist nicht der Name eines Landes, (letzteres heisst mu5ng läo = Land
der Lao), sondern eines Volkes. Man kann also nicht sagen: >Moi in
Lao8€, wie z. B. noch 1893 (Zeitschrift f. Ethnologie, p. 217) geschehen.]
Objekte:
>Shan Violine, Laos Staatenc. [sie! — Vergl. Abbild. I, No. 1.
Wie die Saiten ursprünglich befestigt gewesen sind, ist nicht mehr zu
ersehen.]
') [Aach im Text sind die vorkommenden Völker- und geographischen Namen —
entgegen der beliebten Nachlässigkeit auf diesem Gebiet — möglichst genau im An-
schlnss an die einheimische Schreibweise angegeben und besprochen worden.]
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— 12 —
»Phen Low€, Lao-Orgel, Siam [lies phen oder phan Läo. Der Wohl-
klang dieser Rohrorgeln, auf denen die Lao nicht müde werden, ganze
Nächte hindurch zu musizieren, ist schon von verschiedenen Reisenden
gerühmt worden und dieses Lob ist, wie man sich überfuhren kann,
durchaus zutreffend. Die Grösse dieser Rohrorgeln ist übrigens sehr
verschieden. Von den im hiesigen Museum vorhandenen sind einige
etwa armlang, andere übermannshoch. Abbild. I, No. 2.]
Pfeife [aus Bambus. Abbild. I, No. 7. Vergl. den Artikel Lawa].
Viehglocke, »Baw-Plateauc.
Körbe [mit Deckeln und Holzfüssen. Sie waren ohne Provenienzangabe,
stammen aber nach den an den Füssen befindlichen Aufschriften in Lao-
Schrift offenbar aus dem Lao-Gebiete].
Packsattel.
Abbild. 1.
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— 13 —
Schan.
:<yA.m
m
,■■'/:■, ■■■! .; •' /•
■■Bi
T— ,-^— ,
^m
^^K
^^i^..^
^~
j 4g§l jMMMiy «Mi *g»^*^ .
[Birmanischer Name eines Volkes, wel-
ches sich selbst Tai nennt. Von den Kat-
schin Snm genannt.]
Objekte:
Dolch [mit Silberbeschlag und Schnur.
Vergl. Abbild, ni, No. 2].
Hülse für einen Dolchgriff.
Fünf »dha'sc. [Einer derselben — Griff
aus Elfenbein, Scheide mit Silber verziert —
ist abgebildet auf Abbild. III, No. 6. Dhä
ist birmanisch und bedeutet: Messer, Schwert.
Diese eigentümlichen langen Messer kehren
auch bei den Schan und Siamesen wieder
und tragen dort auch ähnlich lautende
Namen. Alle diese Wörter: birmanisch:
dhä, siamesisch: däp, Schan: läp, sind
wohl verwandt, wenn nicht identisch, mit
chinesisch: tao, in annamitischer (also
älterer) Aussprache: dao oder djao.]
Fünf Kleiderstoffe [ohne genauere An-
gaben. Es sind zumeist Geschenke von
Schanfursten an Herrn Ehlers. Von der
reichen Stickereiverzierung giebt Abbild. H,
welches in starker Verkleinerung das Ende
eines Shawlähnlichen Tuches zeigt, eine
Probe].
Zwei Tragetaschen.
Zwei Ledersandalen.
Pfeife [mit Silberbeschlag. Vergl. Ab-
bild. I, No. 8].
Pincetten und Nadeln [an einem Ring
hängend].
»Spiel der Shans und Burmesen, pre-
sented by Moung Shway Hlay, Main-
loungyee«. [Mhäing-löng-gyi. — Das Spiel
ist weiter nicht erklärt.]
»Schau-Bibel aus Ean-tungc [Buddhis-
tischer Text, wohl aus Keng tung =
Tchieng tung stammend].
Schan-Handschrift.
M.f V.
Abbild. 2.
8
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— 14 —
„Schan in Maintha'^
[Maingdä (in englischer Orthographie: Maingtha) ist die birmanische
Aussprache von Schan: Müöng s'a.]
Zwei Dha's. [Vergl. Abbild. III, No. 3 u. 4. No. 3 in halboffener
Scheide. No. 4 gleicht dem Typus der Khamti-Schwerter.]
Tragedoppeltasche.
„Shan Tayoks".
[Dieser Name bedeutet: chinesische Schan, v. birman.: §an = Tai,
u. birman.: tayök = Chinese. Von den birmanischen Schan werden
sie Tai kM genannt (tai = Schan, khä = Chinese), weil sie unter chine-
sischer Oberhoheit standen und zum Teil noch stehen.]
Objekte:
»Wasserpfeife der Shan Tayoks, Ghieng Hung«. [Letzteres ist die
von den Schan: Eeng hüng, von den Siamesen: Tchieng rung, von den
Chinesen: Tschhe-li genannte Ortschaft. Cfr. T oung Pao 1892, p. 21. —
Die Pfeife ist ganz aus Bambus, und mit Rötan-Reifen umwickelt. An
einer Schnur hängen daran: eine grüne und eine blaue Glasperle und
18 chinesische Sapeken aus den Regierungsperioden Tao-kwang 1821 — 1850
und Hien-fung 1851—1861. — Vergl. Abbild. I, No. 6.]
»Wage ans Chieng Hung«. [Kleine Taschen wage nach Art der chine-
sischen Schnellwagen, in einem Holzfutteral.]
»Hut aus Chieng tung€. [Schan: Eeug tüng, siam.: TchiSng tung.]
»Umhängetasche aus Moung Oo«.
„Miau-tsu*^
[Miäo-tsi ist der chinesische Name für die Aboriginer im südlichen
China. Sprachlich gehören die mit diesem Namen bezeichneten Völker-
schaften ganz verschiedenen Stammen an. So gehören die Tschung Miao
sicher, die Thsing Miao und An-schun Miao vielleicht, zu den Tai.]
Objekte:
»Musikinstrument der Miau-tsu, Tapin-Plateau, Tonkin«. [Vergl.
Abbild. I, No. 3. Das Instrument ist ein Mittelding zwischen dem Scheng
der Chinesen und den Pfaan der Lao. In einem dem hiesigen Museum
gehörigen chinesischen illustrirten Manuskript über die Miao-tsi* sind zwei
dem Stamme der »schwarzen Miao« angehörige Wilde abgebildet, welche
dieses Instrument blasen. — Ähnliche Instrumente sind abgebildet bei
A. R. Hein, die bildenden Künste bei den Dayaks, 1890, p. 116.]
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— 15 —
y^Hnong im Gebirge von Tonkin/^
[Bekanntlich ist Müöng (genaaer: miöug) nichts anderes als das
Tai- Wort müöng = Stadt, Reich, und dadurch entstanden, dass die
Annamiten den steten Beginn von Tai-Ortsnamen: müong z (== Ort-
schaft x) für den Namen eines Volkes hielten und, da auch im An-
namitischen der Genetiv nachfolgt, übersetzten: die Müöng^s von z, die
M. von 7 usw. Lef^vre-Pontalis ist freilich im Recht, wenn er bemerkt,
»qn'on n'a pas plus le droit de prendre le mot Muong pour le nom d'ane
Population, que le Piree pour un homme«^), aber dieser Name^ hat
nun einmal im Annamitischen Bürgerrecht erhalten und bezeichnet in
dieser Sprache eben die Tai sprechenden Grenzstämme.]
Objekte:
»Hackmesser« [Abbild. III, No. 1. Scheide aus Bambus hergestellt
und halbofifen].
»Doppeldolch der Muong in Phong Tho, Tonkin.«
,,PanIong/^
[Wahrscheinlich sind die Paloung — von den Schau: Palöng ge-
nannt — gemeint.]
Objekte:
Bauchringe, angeblich für Frauen.
„Karen/^
[Von den Siamesen: Earfeng, von den Birmanen: Kayin, yon den
Schau: Yang genannt]
Objekte:
Tabakspfeifen.
Kleider.
„Karenni.^^
[Von den Birmanen: Kayin ni (= rote Karen), von den Schau:
Tang läng (= rote Karen) genannt. Sie nennen sich selbst: Ka-ya.]
Objekte:
Grosse Bronzetrommel. [Nach einer mündlichen Mitteilung des Herrn
Ehlers wurde diese Trommel umgekehrt als Wasserbehälter in einem Kloster
■) Tonng Pao, ArchiTes pour seryir i Triade de l'histoire, des langnes etc. de
rAsie Orientale, edd. Schlegel et Cordier, 1892, p. 89. — Vergl. ebenda, p. 18.
^ Das annamitische SchriftzeicbeD dafür befindet sich anter Abbild. III, No. 1.
8*
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— 16 -
benutzt. — Ähnliche Trommehi sind abgebildet bei A. B. Meyer, Alter-
tümer aus dem Ostindischen Archipel und angrenzenden Gebieten, 1884,
p. 15 — 21, Tafel 16—18, (von Saleier, Luang, Rotti, Letti, Jawa —
Hinterindien, Bangkok, den Karennees, China).
Vgl. femer: F. Hirth, Über hinterindische Bronzetrommeln, in: Toung
Pao I, p. 137 — 142. Neuerdings sind noch zwei dieser grossen Bronze-
trommeln von Baron van Hoevell auf der Insel Kür (»Koer«, Kei-Inseln)
Abbüd. 3.
aufgefunden*) und beschrieben. Da van Hoevell die europäische Litte-
ratur über diese Objekte nicht kannte, so erklärte er diese Pauken für
»offertafelen of altaren, gewijd aan zonnecultusc. Auch die schon von
RiedeP) richtig als »Eeteltrom van oost-Aziatischen oorsprong« benannte
Pauke von Leti (vergl. a. A. B. Meyer 1. c.) ist für van Hoevell — und
seit seinem Besuch dieser Insel vielleicht auch für die Eingeborenen —
ein Sonnenaltar. >Het kostte mij veel moeite de inlanders te bewegen
het voorwerp om te keeren'). Ik voorspelde hun, dat het er dan ge-
heel anders zou uitzien en zij »Oepoe lerac [upu = Grossvater, lera
= Sonne] zouden zien verschijnen. En werkelijk toen het altaar was
Vergl. Tijdschrift voor Indische taal-, land- en volkenkunde etc., Deel XXXIII,
1889, p. 163-155.
•) Sluik — en kroesharige rassen, 1886, plaat XXXV.
') Bekanntlich stand die Pauke bis dahin umgekehrt auf dem Boden und ist
auch so von Meyer und Riedel abgebildet worden.
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— 17 —
omgedraald, kwamen en het beeld van de zon met twaalf stralen in
't midden van 't bovenvlak en de vier kikvorschen en relief voor den dag.
De verbazing der Letineezen was groot, toen zij mijne voorspelling be-
waarheid zagen .... Het vinden van dit voorwerp in een land, waar
na nog de vereering van Oepoe-lera in volle kracht is, maakte mijn ver-
moeden tot zekerheid, dat ik hier werkelijk te doen hat met een altaar
of offertafel, gewijd aan zonnecoltus, en dat vroeger, toen de kunst-
vaardigheid op deze eilanden nog grooter was, dergelijke altaren gebezigd
werden voor het doel, waarvoor nn de groote platte steenen onder den
heiligen waringinboom zijn bestemd. Mogelijk werden zij ook wel door
Brahmanen op Java en Bali vervaardigd en herwaarts overgebracht c ^).]
Katschin.
[Birmanischer Name eines Volkes, welches sich selbst Tschinpa (=
Menschen) nennt. Die Grenzstamme von Assam nennen dieses Volk
Singfo, eine Verstümmelung aus Tschinpa^).]
Objekte:
Frauenjacke.
Frauenrock.
Frauenkopftuch aus Bhamo. [NB. Dieser Ortsname ist in dieser
fehlerhaften Form bei uns eingebürgert, die Birmanen schreiben und
sprechen Bamma, die Katschin: Man mä, die Schan: Man' mä'].
Taschen.
Schwert.
Lawa. [Schan: Lawa, Siamesisch: La:wä].
[Über den Volksstamm der Lawa vergl. Bastian, die Völker
des östlichen Asien, 1866, Index s. v. Lava. Neuerdings hat Conrady,
Geschichte der Siamesen, 1893, p. 17, die Läwä zu den Tai ge-
rechnet. Dem gegenüber ist es nicht überflüssig, an die folgenden Be-
merkungen Cushings, des bekannten Tai-Forschers, zu erinnern: »The
Lewas [d. h. Lewa, Läwä] who inhabit the mountains of the territory
mentioned [d. h. >the vicinity of Kaingtungc] are wild savages, only a
part of whom have been brought to pay any tribute to the Tsawbwa of
Kaingtung . * . Their language is entirely distinct from the Shan • . •
The Shan . . . of Kainghong and the adjacent districts called themselves
Tijdschrift etc. 1889, p. 211—212.
*) Vergl. SymingtoD, Kachln vocabulary 1892.
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— 18 —
Leu [sprich: Li, Lü]. The confoandiQg of Lewa and Leu doubtlees arose
from the fact that the vowel eü [d. h. i] does not exist in Borman and
a Barman interpreter would luse au [d. h. ö] as an äquivalent in speaking
of the Leu and call them Lau. Both the fiäct of the Tai Leu and the
Lewa liying to the north, and the similarity of Lau and Lewa in sound
probably helped to produce the mistake • • . • The Lewa have no more
connexion with the Shan than the Eakhyeng etcc. British Burma
Gazetteer 1880, I, p.l76— 177.]
Objekte:
Zwei Pfeifen [s. Abbild. I, No. 4 u. 6. Beide aus Bambus. Eine
Anzahl No. 6 u. 7 fast gleichender Pfeifen, von den Bönöng(>Beunong€)
stammend, sind im hiesigen Museum vorhanden. No* 4 ist wohl chine-
sischen Ursprungs, wenigstens finden sich in der Formosa- Sammlung
zwei ähnliche vor. Mundstück und Ende von No. 4 sind aus Silber
hergestellt].
Schlingen zum Taubenfang.
Schleuder.
Viehglocke.
[Auf die aus Birma, Siam und Tongking herrührenden Gegenstande
werde ich noch gelegentlich zurückkommen.]
F. W. K. Müller.
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Die grossen Steinskulpturen des Museo
Nacional de M6xico.
Unter den Staaten, die in besonders hervorragender Weise an der
historisch-amerikanischen Ausstellung des Jahres 1892 in Madrid sich
beteiligt hatten, moss die Republik Mexico in erster Linie genannt
werden* Nicht weniger als fünf grosse Säle hatte dieser Staat mit
Altertümern und Modellen gefüllt, die von den verschiedenen Kulturen,
die auf dem Boden des alten Mexico erwachsen sind, ein ziemlich an-
schauliches Bild gaben. Unter anderem hatte für diese Ausstellung die
Verwaltung des Museo Nacional de Mexico von den grossen Stein-
skulpturen, die teils auf dem Boden der alten Stadt Mexico selbst, teils
anderwärts im Lande gefunden sind, und die jetzt einen der grössten
Schätze des Museo Nacional de Mexico bilden, Abformungen in Original-
grösse aus Papiermache anfertigen lassen, die mit der natürlichen Farbe
des Steins bemalt alle Einzelheiten der Originale in vorzüglicher Weise
wiedergeben. Von diesen Abformungen ist es gelungen, einen Teil für das
Königliche Museum für Völkerkunde zu erwerben. Seit einen Jahre sind
diese in dem grossen Oberlichtsaal ausgestellt
Drei der grössten und schönsten Stücke der Sammlung des Museo
Nacional de Mexico entstammen, wie Antonio de Leon y Grama in dem
bekannten Buche »Deecripcion HistiSrica y Cronolögica de las Dos
Piedras etcc (2. Ausg. Mexico 1832) des Näheren beschreibt, den
Kanalisationsarbeiten, die in den Jahren 1790 und 1791 auf dem grossen
Platze von Mexico vorgenommen wurden. Es sind der sogenannte Kalender-
stein (calendario azteco), der sogenannte quauhxicalli des König
Tifoc und die Kolossalstatue der sogenannten Teoyaomiqui. Das
Modell des Kalendersteins gelangte leider in zerstörtem Zustande nach
Madrid. Die beiden andern sind wohl angekommen. Und sie befinden
sidi auch unter den Stücken, die für das Königliche Museum erworben
worden sind.
Über den sogenannten Kalenderstein, von dem in den Anales del
Museo Nacional de Mexico, Vol. 11. eine allerdings wohl nicht ganz zu-
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— 20 -
verlässige AbbilduDg gegeben ist, ist viel geschrieben und viel phantasiert
worden. Ealenderdaten sind anf ihm angegeben. Aber richtiger ist er
als Sonnenstein zu bezeichnen. Die Skulptur zeigt ein Sonnenbild,
ans einem verzierten Ring und zweimal vier Strahlen bestehend, zwischen
denen augenartige Gebilde eingeschaltet sind. Dieses ist umgeben von
zwei Feuerschlangen, zwischen deren Schwanzenden das Zeichen mat-
lactli omei acatl = 13 Rohr angegeben ist. Die Schlangen sollen
ohne Zweifel ein Jahr bedeuten. Und »13 Rohr« ist, wie wir aus der
»Historia de los Mexicanos por sus pinturas« wissen^), das Jahr, in
dem nach der Meinung der Mexi-
kaner die gegenwärtige Sonne
geboren ward. Dem inneren Ringe
des Sonnenbildes sind die zwanzig
Tageszeichen eingeschrieben. Und
der Ring umschliesst eine Figur, die
in einem Anagramm die vier prähis-
torischen Sonnen oder Weltalter und
die fünfte gegenwärtige Sonne oder
das historische Zeitalter zur Anschau-
ung bringt. (Fig. 1.)
Die Figur zeigt nämlich das
Datum naui olin »vier Bewegung«,
das als Zeichen der gegenwärtigen Sonne, als der für ihr Geschick be-
stimmende Tag galt. Und auf den Flügeln desselben sind die Zeichen
der vier prähistorischen Zeitalter eingeschrieben: — rechts oben naui
ocelotl »vier Tiger«, das Zeichen der Erd- oder Tigersonne; links oben
naui eecatl »vier Wind«, das Zeichen der Windsonne, links unten
naui quiyauh »vier Regen«, das Zeichen der Feuerregensonne, rechts
unten naui atl »vier Wasser«, das Zeichen
der Wassersonne*).
Im Centrum des Bildes ist das Gesicht des
Sonnengottes zu sehen — kenntlich insbeson-
dere durch die zwei Linien, die den äussern
Augenwinkel umziehen, und die genau in gleicher
Weise bei dem Sonnengott des Tonalamatl der
Aubin-Gonpilschen Sammlung und des Codex
Borgia zu sehen sind (vgl. Fig. 2). Die vier Sym-
Fig. 2. hole, die in die Zwickel neben die vier Flügel
Fig. 1.
') Anales del Museo Nacional de M^ico U. p. 90.
^) Statt der betreffenden Bilder sind in der beigegebenen Abbildung Fig. 1 nur die
Ziffern I— IV den Flügeln des olin eingeschrieb.en.
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- 21 —
des Olin- Zeichens eingeklemmt sind, sind nicht alle in ihrer Bedeu-
tung klar. Neben der Erd- oder Tigersonne (rechts oben) sehen wir
das Zeichen ce tecpatl »eins Feuerstein«. Das ist das auf »13 Rohr«
(das Geburtsjahr der Sonne) folgende erste Jahr der gegenwärtigen Sonne
oder des gegenwärtigen Weltalters, d. h. das erste historische Jahr.
Von ihm aus rechnen daher auch die Historien der Mexikaner* In
dies Jahr verlegen die Geschichtsbücher den Auszug aus der Urheimat
Aztlan. Neben der Windsonne (links oben) ist die Krone und die
Brustplatte des alten Himmelsgottes, des Feuergottes zu sehen.
Links unten, neben der Feuerregensonne das Zeichen ce quiyauh »eins
Regen«. Rechts unten, neben der Wassersonne ein Zeichen, das mir
allerdings nach den Photographien nicht ganz deutlich ist, das vielleicht
chicome 090m atli »sieben Affe« zu lesen ist.
Der zweite der grossen Steine, der sogenannte quauhxicalli des Königs
Tifoc, ist in klassischer Weise von Manuel Orozca y Berra in dem ersten
Bande der Anales del Museo Nacional de Mexico beschrieben worden.
Während frühere Beschreiber durchgängig geneigt gewesen waren, in
diesem Stein einen temalacatl zu erkennen, d. h. den Stein, auf welchem
am Tlacaxipeualiztli, dem Feste Xipes, das sogenannte SaCrrficio gladiatorio
stattfand, sieht Orozco y Berra in ihm ein quauhxicalli, d« b. den auf
seiner Oberseite napfartig ausgehöhlten Stein, der bei gewissen Opfern
an die Sonne eine Rolle spielte. Als ausschlaggebend für OrOzco y Berra
ist der umstand, dass der temalacatl, sdnem Namen »steinerner Spinn-
wirtel« entsprechend, übereinstimmend nur in der Mitte durchbohrt be-
schrieben wird, und dass durch dieses Loch in der Mitte das S0il(aztamecatl)
gefuhrt worden sein sollte, das den auf dem Steine kämpfenden Ge-
fangenen am Fusse fesselte. Ich gebe indes zu bedenken, ob nicht die
eigentümliche Rinne, die auf dem Steine Ti90cs, das Sonnenbild auf der
Oberfläche durchschneidend, genau an der Hinterseite desselben, d. h. der
Relieffigur des Königs gerade entgegengesetzt, angebracht ist, vielleicht
als Führung für ein Seil zu denken ist, für ein aziamecatl, das dem
auf dem temalacatl mit unbewehrten Waffen kämpfenden Opfer erlaubte,
nach vom (von wo vermutlich doch der Angreifende kam) bis an den
Rand des Steines vorzugehen. Die Beschreibung, die Torquemada von
dem temalacatl giebt, passt in mancher Beziehung recht gut auf unseren
Stein. Temalacatl und quauhxicalli waren Genossen. Beide sind
rund, flach walzenförmig, mit dem Bilde der Sonne oder auf sie bezüg-
lichen Darstellungen geschmückt, augenscheinlich als Bilder der Sonne
gedacht, als das Idol, das bei bestimmten Ceremonien die Opferpapiere
und die Papierkleider der Opfer, bei anderen Ceremonien das Blut und
die Herzen der Geopferten und wieder bei anderen die Opfer selbst in
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Empfang nahm. Um das Blut und die Herzen aufzunehmen, musste das
Bild napfartig gestaltet sein, aber um so stärker napfartig, je kleiner das
Werkstack selbst war.
Quauhzicalli und temalacatl und der Stein Ti90cs gehören
demnach in eine ganze Klasse von Altertümern, von denen eine nicht
a a
Fig. 3.
ganz geringe Zahl erhalten ist. Zwei grössere beschreibt Jesus Sanchez
in dem III. Bande der Anales del Museo Nacional de Mexico (pag. 127
und 296). Kleinere sind in verschiedenen Sammlungen zerstreut. Einen
kleinen Napf dieser Art besitzt auch das Kgl. Museum für Völkerkunde
aus der alten Uhdeschen Sammlung. Alle sind auf der Oberfläche oder
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— 23 -
in der Peripherie oder dem Boden der Vertiefung mit dem Bilde der
Sonne, auf dem GyliDdermantel mit Äugen und Steinmessem, d. h. mit
Augen und Strahlen, den Elementen des Sonnenbildes geschmückt. Und
viele tragen auf der Unterseite das Bild der Nacht, des das Steinmesser,
d. h. die Sonne, verschlingenden Ungeheuers.
Der Stein Ti9ocs ist hervorragend durch die Ornamentation des
t'"^
^'i/«^
Cylindermantels. Fünfzehn Gruppen sind auf demselben dargestellt. Jede
besteht aus einem Krieger, der einen Gefangenen am Schopf hält Hinter
dem letzteren steht die Hieroglyphe einer Stadt. Der Gefangene reicht
dem Sieger als Zeichen der Unterwerfung seine Waffe, das Wurfbrett,
dar. Das Wurfbrett ist von Orozco y Berra nicht erkannt worden. Er
hielt das Instrument für ein Opfermesser. Der Sieger ist in den Gruppen
in die Tracht Tezcatlipocas gekleidet, mit dem eigentümlichen, in
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- 24 —
Rauchwolken umgewandelten Fuss, der das Bild dieses Gottes in den
Handschriften kennzeichnet. Der Gefangene erscheint augenscheinlich in
der Tracht der Gottheit der betreffenden Stadt. Das ist namentlich
deutlich in der Gruppe, welche die Unterwerfung von Xochimilco dar-
stellt (Fig. 3) und in der ähnlichen (an zweiter Stelle ihr vorhergehenden)
Gruppe, welche die Unterwerfung von Colhuacan darstellt. Hier hält
der Sieger ein Weib am Schopf, das durch ihre Attribute, insbesondere
durch das mit dem Totenkopf geschmückte Webemesser (tzotzopaztli),
das sie in der linken Hand hält, als die Erdgöttin Giuacouatl, die
Göttin von Colhuacan und Xochimilco, gekennzeichnet ist. Diese Dar-
stellung der Eroberung und Unterwerfung einer Stadt ist typisch. Sie hat
ihre letzten Ausläufer in den Yalientes des Codex Mendoza, die eine
besondere aiiszeichnende Tracht erhalten, weil sie einen oder mehrere
Gefangene gemacht haben. Eine genaue Parallele zu den Skulp-
turen des Steines Ti90c's existiert in Felszeichnungen des Penon de
los banos, des Tepetzinco, der ehemals inmitten der Wasser des Sees
von Mexico aufragte. Auch hier ist der Sieger (vgl. Fig. 4) in die Tracht
Tezcatlipocas gekleidet. Auf dem Stein Tiyocs halten die Besiegten
die Wurfspeere in der linken Hand hinter sich und reichen mit der
Rechten das Wurfbrett dar. Auf dem Penon de la banos reicht der
Besiegte die Speere dar und hält mit der andern Haud das Wurfbrett
hinter sich.
Auf dem Stein Ti90C8 ist der eine der Sieger, der an der Vor-
derseite, genau gegenüber der Stelle, wo auf der Oberseite die Rinne
das Sonnenbild durchschneidet, in reicherer Tracht dargestellt. Er wird
durch die hinter seinem Kopfe angebrachte Hieroglyphe als Ti9oc oder
Ti90cic, der siebente der mexikanischen Könige (1483 — 1486), gekenn-
zeichnet. Der Gefangene, den er am Schopf hält, ist der König oder
der Gott der Matlatzinca d. h. der Leute von Toluca. Wir wissen aus
der Cronica mexicana des Tezozomoc, dass König Ti50C in der That ver-
hältnismässig glücklich mit dieser Nation kämpfte. Dies und die andern
Hieroglyphen sind in der oben genannten Arbeit Orozco y Berras in be-
friedigender Weise erörtert worden. Ich begnüge mich daher, hier
darauf zu verweisen. Einige der Hieroglyphen lese ich allerdings anders.
Ich lese von vorn nach rechts fortschreitend: Matlatzinco, Tochtlan
(s. Andres Tuxtla), Auilizapan (Orizaba), Auexoyocan, Colhuacan,
Tetenanco, Xochimilco, Chalco, Tama9olapan, Acolman, Tepet-
lapan, (undeutlich), Ton atiuhco, Poctlan (Mixteca baja), Cuetlacht-
lan (Cotastla).
Der dritte der grossen unter dem Pflaster der Hauptstadt Mexico
gefundenen Steine ist die Kolossalstatue, die allgemein unter dem Namen
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— 25 —
Teoyaomiqui geht. Der Name ist falsch und irreleitend. Die dar-
gestellte Person ist die Erdgöttin der Mexikaner, die an verschiedenen,
Orten nnter verschiedenen Namen verehrt wurde, — als Teteoinnan
oder Toci, Ciuaconatl, Couaxolotl, Qnilaztli, Goatlicne
Tonantzin, Tla^olteotl — und dementsprechend auch verschieden
dargestellt wurde, je nachdem eben die eine oder die andere Seite ihres
Wesens besonders beachtet wurde.
Die Erde war den Mexikanern, wie allen Volkern, die grosse Mutter,
die alles Lebendige aus ihrem Schosse gebiert, dem Himmel als Vater
gegenübergestellt. Aber sie war auch, und diese Seite ihres Wesens tritt
bei den Mexikanern besonders in Vordergrund, das Ungeheuer, das die
Sonne verschlingt, das Himmelswasser versickern lässt und allem Lebendigen
ein Grab bereitet, die Göttin des Tlillan, des Reiches des Dunkels. In
dieser Auffassung wurde sie mit Totenkopf dargestellt und mit Todes-
symbolen ausgestattet. So sehen wir sie in dem Steinbild von Tehuacan,
das ich in Fig. 7 wiedergegeben habe und auf das ich gleich zu sprechen
kommen werde. Und diese Form der Erdgöttin führt auch das Kolossal-
bild der sogenannten Teoyaomiqui vor Augen. Das Steinbild von
Tehuacan (Fig. 7) ist geradezu der Schlüssel für die Deutung der Teoyao-
miqui. Beide Figuren stimmen zunächst überein in der Haltung, die
bei der Figur von Tehuacan deutlich die eines zum Sprunge bereiten
Raubtiers ist. Beide haben Tigertatzen, Beide sind um die Hüften mit
einem aus Schlangen geflochtenen Gewand umgeben — eine deutliche
Illustration des einen Namens der Erdgöttin: Gouatlicue »aus Schlangen
besteht ihr Rock«. Aber der Kopf ist bei der Kolossalstatue von Mexico
abgeschnitten gedacht. Die Wundränder, die in den Bilderschriften
regelmässig mit besonderer gelber Farbe abgesetzt und mit lappigem
Rand gezeichnet werden, sind hier im Stein ebenfalls besonders abgesetzt
und mit einer gekerbten Ornamentation versehen. Aus der offenen
Wunde schiessen an unserer Statue, wie die Blutströme aus den beiden
Aorten, zwei Schlangen hervor, die seitlich hervorbrechend, ihre Köpfe
nach der Mitte biegen und in der Mitte sich mit den Schnauzenenden
berühren. So entsteht gewissermassen als ein neuer Kopf ein Schlangen-
Doppelgebilde, das vom und hinten denselben Anblick gewährt und ein-
heitlich erscheint, weil das Auge und die Zähne der beiden Schlangen
sich symmetrisch verteilen , und die Hälften der gespaltenen Zungen
ebenfalls zu einer Schlangen-Doppelzunge sich zusammenschliessen. Das
ganze Gebilde ist augenscheinlich eine Illustration eines andern Namens
der Erdgöttin : Couaxolotl »Schlangendoppelgebilde«, der in Torquemada
2. Kap. 58 augegeben wird, und aus welchem mit gefinger Umbildung
der Name Quaxolotl das »Kopfdoppelgebildec — auch ein Name der
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26 —
Erdgöttin — entstanden zu sein scheint. Was den umstand betriflft,
dass die Eolossalstatue Ton Mexico die ErdgSttin geköpft darstellt, so
erinnere ich daran, dass bei allen Festen, wo der Erdgöttin eine Frau
als ihr Abbild als Opfer dargebracht wurde, diese geköpft und darnach
geschunden wurde. In ähnlicher Weise wie der Kopf, sind an unserer
Statue auch die Hände abgeschlagen gedacht, und aus den Wundrändern
schiesst je eine Schlange hervor. Von dem Steinbild von Tehuacan (Fig. 7)
unterscheidet sich die Eolossalstatue von Mexico ferner durch den um-
stand, dass die Tigerfüsse mit Adlerfedem bedeckt erscheinen, — eine
Darstellung, die auch in den Bilderschriften nicht selten beobachtet
wird, und durch einige Trachtbesonderheiten. Die Kolossalstatue trägt
um die Handgelenke Ringe aus Fell, von denen zwei lange Riemen
herabhängen, um den Hals trägt sie eine aus Schlangen geflochtene
Schnur, auf der abgeschnittene Hände und ausgerissene Herzen aufgereiht
sind, mit einem grossen Totenkopf als Mittelstück. Endlich hat sie noch
hinten ein besonderes Trachtstück, eine Art Schurz aus geflochtenen
Riemen, an deren Enden Schneckengehäuse hängen, am oberen Ende, da
wo der Schurz am Gürtel befestigt ist, mit
einem Totenkopf geschmückt« Dieses Tracht-
stück ward citlalin icue »Stemenrockc
genannt und war ein besonderes Abzeichen
der Erdgöttin. So ist es z. B. in der
Figur der Erdgöttin zu sehen, mit welcher
im Codex Telleriano Remensis das Och-
paniztli, das Besenfest, das Fest der
Erdgöttin, bezeichnet wird (Fig. 5). So
ist es deutlich auch an der Ciuacouatl
in der Gruppe »Eroberung von Xochimilco«
auf dem Steine Ti90cs (Fig. 3) zu erkennen.
Würde nichts weiter an der sogenannten
Teoyaomiqui auf die Erdgöttin hin-
weisen, dies eine Trachtstück wäre aus-
Die Schneckengehäuse an diesem schurzartigen Riemen-
behang brachten beim Gang ein rasselndes Geräusch hervor. An anderer
Stelle habe ich darauf hingewiesen, dass dieser Schurz ein huaxtekischer
Trachtbestandteil ist. Die huaxtekischen Krieger trugen einen solchen,
um durch das Geräusch beim Gang dem Feinde Schrecken einzuflössen.
Und die Erdgöttin trägt ihn, weil sie im Küsteulande der Huaxteca hei-
misch gedacht wurde.
Ich gehe nfin zu den beiden aus weissem Trachyttuff gearbeiteten,
zum Teil mit kostbaren Steinen inkrustierten und bemalten Figuren über.
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— 27 —
die ans Tehaacan (an der Strasse nach Oaxaca) in das Museo Nacional
de Mexico gekommen sind. Vgl. Figg. 6 — 8. Sie sind schon von
Cbavero richtig als Feuer-, d. h. Himmelsgott, und als Erdgöttin gedeutet
worden. Eine andere Deutung hat Hamy in seinen Decades Americanae
versucht. Hamy ist der erste, der die Aufmerksamkeit auf die Hiero-
glyphen gelenkt hat, die auf dem Hinterkopf dieser Figuren angebracht
sind, und die augenscheinlich die dargestellte Person kennzeichnen sollen.
Hamy stützt seine Interpretation auf diese Hieroglyphen. Er hat aber
dieselben nicht richtig gelesen und geht deshalb in seiner Deutung fehl.
Die beiden Hieroglyphen (vgl. Figg. 9 und 11) geben je ein Tages-
datum, aber nicht die Tage >acht Tode und »vier Schlange«, wie Hamy
liest, sondern »acht Drehkraut« (chicuei malinalli) und »vier Kro-
kodil« (naui cipactli). Das ist ohne weiteres klar, wenn man die
betreffenden Zeichen mit den Bildern von malinalli und cipactli ver-
gleicht, die ich in den Figg. 10 und 12 nach dem Codex Telleriano
Remensis wiedergegeben habe.
Fig. 9.
Fig. 10.
Fig. 11.
Fig. 12.
Es war bei den Zapoteken und Mixteken, und so jedenfalls auch
bei ihren Nachbarn, den Leuten von Tehuacau, beobachtete Sitte, die
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- 28 -
Personen mit einem Datum zu bezeichnen, das bei den irdischen Per-
sonen wohl das Datum ihrer Geburt war. In gleicher Weise wur-
den nun aber auch die Götter mit einem Datum bezeichnet, und in
den Bilderschriften mythologischen Inhalts, die aus diesen Gegenden
stammen, finden wir daher regelmässig neben den göttlichen und son-
stigen Figuren ein Datum als ihre Namenshieroglyphe angegeben. Eine
der wichtigsten dieser Bilderschriften ist der Wiener Codex. Und hier
glaube ich auch die Figuren von Tehuacan nach ihren Hieroglyphen be-
stimmt erkennen zu können. Allerdings nicht mit dem Namen »acht
Drehkrautc, sondern mit dem Namen »neun Prehkraut« (chicouaui
mal in all i) kommt in dem Wiener Codex eine Göttin vor, mit Totenkopf
und Todessymboleu, die augenscheinlich ein Analagon des Steinbildes Fig. 6
ist. Ich habe in Fig. 13 eine der Stellen, wo diese Göttin in der Hand-
Fig. 13.
Fig. 15.
Fig. 14.
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— 29 —
Schrift vorkommt, wiedergegeben. Es ist ihr gegenüber daselbst ein Priester
gezeichnet, der mit schwarzer nächtlicher Farbe gemalt ist und die
Perräcke des Todesgottes trägt. Er bringt der Gottin eine Wachtel als
Opfer dar. Ghiconani malinalli ist dadurch als Gottin deutlich gekenn-
zeichnet.
Unter dem Namen Naui cipactli ist im Wiener Codex ein Gott
gezeichnet, der mit heller Farbe gemalt ist, und dessen Gesicht aus dem
aufgesperrten Rachen eines Krokodils (cipactli) her vorsieht. Er ist auf
Blatt 13 dieser Handschrift auf dem Sternenthron stehend dargestellt, und
ihm gegenüber bringt ein Priester eine Wachtel als Opfer dar. (Fig. 15.) Ohne
Zweifel ist es der alte Himmelsgott, der Tonacatecutli oder Ometecutli
der Mexikaner, im Wesen identisch mit dem Feuergott. Und diesen stellt
ohne Zweifel auch das Steinbild von Tehuacan (Fig. 6 u. 8) vor. Im engeren
Sinne dürfte der Gott als Gamaxtli oder Mixcoatl bezeichnet werden,
denn auf den Beinen und Armen ist eine rote Längsstreifung sichtbar,
genau der entsprechend, mit der in den Bilderschriften der Gott
Gamaxtli oder Mixcoatl dargestellt ist. Allerdings ist in den
Bilderschriften diese Streifnng ausnahmslos verbunden mit einer tief-
schwarzen halbmaskenartigen Bemalung um das Auge. Von dieser scheint
an dem Steinbild von Tehuacan keine Spur, oder keine Spur mehr vor-
handen zu sein. Ein besonderes Attribut ist noch zu erwähnen, welches
das Steinbild von Tehuacan an einer um den Hals gehenden Schnur auf
dem Rücken trägt* Das ist natürlich kein Ayate oder Netzmantel, wie
Hamy will, sondern ein bestimmtes Attribut. Es ist die Devise des
Feuergottes, der Xiuhcouatl, den der Feuergott als Abzeichen auf dem
Rücken trägt Das zeigt der Vergleich mit dem Xiuhtecutli des Saha-
gun-Manuskriptes, den ich in Fig. 14 wiedergegeben habe. An dem Stein-
bilde fehlt der Drachenkopf. Aber der Leib mit den winkligen Absätzen
und dem spitzen Schwanzende ist genau in gleicher Weise angegeben.
Von den andern Figuren erwähne ich noch das aus rötlichem Stein
gefertigte Bild Fig. 16, weil das bisher noch nicht bestimmt agnosziert
worden ist Die Figur ist auf einem augenscheinlich aus Holz geschnitz-
ten Stuhle sitzend dargestellt. Arme und Beine sind mit Bildern von
Blumen in verschiedenen Formen (vgl. Fig. 18) geschmückt. Vom Hals
zur Brust herab hängt ein mit Tierkrallen geschmückter Kragen. Ein
mit Tierkrallen besetzter Ring umgiebt die Knöchel. Über Scheitel und
Nacken fällt eine am Rande mit Federn besetzte Kapuze, auf der eigen-
tümliche Symbole (vgl. Fig. 19) angebracht sind. Bemerkenswert ist,
dass die Ausarbeitung deutlich eine das Gesicht bedeckende Maske er-
kennen lässt Diese Figur scheint Macuilxochitl »Fünf Blumec —
einen an der Grenze des Zapotekenlandes, wie es scheint, einheimischen
M-t V, 4
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— 30 —
Gott (Gott des Spiels, Gesangs und Tanzes) — oder einen seiner Ge-
nossen darstellen zu sollen. Beweisend ist dafür, neben der Blumen-
omamentik, vor allem das Symbol Fig. 19, das auf der Kapuze, und auch
auf dem Stuhl, auf dem er sitzt, angebracht ist, das eines der wesent-
lichsten Embleme Macuilxochitls und seiner Genossen ist (vgl. Fig. 17)
und das der aztekische Sahagun-Text als tonalli-Emblem bezeichnet.
Macuilxochitl und seine Genossen fähren den yollotopilli, den Stab
mit dem Herzen, über dessen Symbolik ich an anderer Stelle gesprochen
Fig. 16.
Fig. 17.
Ah.
Fig. 19.
Fig. 18.
habe. Ein paar solcher Stäbe scheint auch das Steinbild Fig. 16 in den
Händen gehalten zu haben. Sitzende Steinbilder dieser Art, mit einem
yollotopilli in der Hand, waren in Mexico auf der Plattform des grossen
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— 31 —
Tempels, zu beiden Seiten des Doppelsacrariums angebracht. Das ist aus
dem Bilde dieses Tempels in dem Atlas zu der Ausgabe der Geschichte
des P. Duran zu ersehen, und deutlicher in einem Grundriss desselben,
der in dem aztekischen Manuskript des Geschichtswerkes des P. Sahagun
in der Biblioteca del Palacio in Madrid gegeben ist. Die beiden Bilder
werden hier als Macuil cuetzpaliu und Macuil calli »Fünf Eidechse«
und >fünf Haus« bezeichnet. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass auch
das Bild Fig. 16 einem gleichen Zwecke diente.
Seier.
4*
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über die Pfeifen der Bali.
(Vorlaufige Mitteilung.)
Durch grössere und beinahe systematische
Aufsammlungen Dr. Zintgraffs und des Frh. von
Steinaecker ist das Museum in den Besitz einer
recht beträchtlichen Sammlung aus dem Bali-Lande
gelangt, jener Gegend im Hinterlande von Eamerun,
die eine Zeit lang als der künftige eigentliche und
natürliche Mittelpunkt uuserer westafrikanischen
Kolonie erschienen war, jetzt aber dem Vernehmen
nach wieder aufgegeben, bezw. ohne europäische
Aufsicht gelassen werden soll.
Unsere Bali-Sammlung wird daher — von ein-
zelnen Stücken, die jetzt da und dort in Deutschland
zerstreut sind, abgesehen — voraussichtlich lange
Zeit völlig vereinzelt bleiben und bei der nun einmal
eingeleiteten Zersetzung der ursprünglichen Verhält-
nisse des Bali-Landes für alle Zeiten ein wichtiges
Denkmal seiner primitiven Zustände vor dem Auf-
treten der ersten Europäer bilden, wie es in gleicher
ün verfälschtheit aus derselben Gegend wird nie-
mals wie der beschafft werden können.
Eine ausführliche Veröffentlichung dieser wert-
vollen Sammlung erscheint daher mehrfach er-
wünscht und wird wohl in nicht allzu langer Frist
ermöglicht werden, inzwischen werden einige der
Pfeifenköpfe nebenstehend abgebildet, welche für
das Bali-Land besonders bezeichnend sind.
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— 33 —
Die Veröflfentlichung erfolgt freilich meinerseits als eine gänzlich im-
provisierte und während meiner Abwesenheit vom Druckorte; ich be-
schränke mich daher auf einige Zeilen zur Erklärung der Tafeln.
Die Pfeifenköpfe der Bali, von denen aus einer hundert weit über-
steigenden Zahl eine Auswahl getroffen ist, bestehen meist aus einem sehr
weichen, brüchigen und schlecht gebranntem Thon von grauer oder grau-
brauner Farbe. Die Oberfläche ist meist schwarz oder ziegelrot gefärbt,
nur einzelne Stücke sind grau oder schmutzig graubraun, auch dunkle Be-
malung auf hellerem Grunde ist nicht selten; alle haben eine lackartig
glänzende Oberfläche die anscheinend nicht bloss mechanisch geglättet ist.
Die schwarzen Stücke sind häufig nach der Fertigstellung noch mit Fett
und feinem Rotholzpulver eingerieben, so dass alle Vertiefungen rot er-
scheinen.
Es giebt ab und zu völlig einfache, unverzierte Stücke; viele tragen
mehr oder weniger reiche geometrische Verzierungen, die meisten aber
haben die ' Form eines menschlichen Kopfes oder einer menschlichen
Figur, häufig mit einem phantastischen Kopfputz, der an Korbgeflechte
erinnert oder aus Affenköpfen zu bestehen scheint. Auch Gruppen von
zwei und drei Figuren kommen vor, aber selten: ebenso ist ein wenig
häufig vorkommender Typus der Bali-Pfeifen jener, bei dem Kopf und
und Rohr aus demselben Stück geformt sind, wie bei gewissen hollän-
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- 34 —
dischen Pfeifchen; weitaus die meisten
haben einen hinten anter sehr spitzen
Winkel abgehenden, cylindrischen Hals,
der gewöhnlich ebenso lang ist, als der
Kopf selbst, nicht selten auch mit diesem
zu einem Körper zusammengewachsen
erscheint und zur Aufnahme eines
Rohres dient. Dieses ist aus Holz, ent-
weder einfach cylindrisch und mit Rot-
holz gefärbt, oder durch Kerbschnitt ver-
ziert, manchmal auch mit Stanniol über-
zogen, der »aus dem Norden« gebracht
und angeblich dort aus der Elrde ge-
wonnen wird, aber wohl sicher in letzter
Linie aus Europa stammt. Die Länge
des Rohres schwankt von 0,10 m bis
zu 1 m und darüber; manchmal ist es
oben einfach konisch verjüngt, meist
trägt es oben noch ein besonderes Mund-
stück, gewöhnlich ein eisernes Röhrchen,
zwischen 0.10 und 0.15 m lang, das
sehr roh aus gehämmertem einheimi-
schen Eisen zusammengebogen ist.
V. LuschaD.
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Ein Bronzegerät aus China.
Das hier abgebildete IVi m lange Bronzegerät wurde seiner Zeit
dem Museum mit der chinesischen Bezeichnung lama-chia-tszä, »Lamastütze«
übersandt. Da diese Bezeichnung keinen rechten Sinn giebt, lag es nahe,
di^elbe in la-pa-chia-tszS zu korrigieren, was »Trompetenstütze« bedeuten
würde, eine Annahme, deren Richtigkeit mir durch den inzwischen ver-
storbenen Prof. Pander bestätigt wurde, freilich mit der Bemerkung, dass
er nie ein ähnliches Stück gesehen habe. Posdn^jew erwähnt jedoch in
seinen Schilderungen aus dem buddhistischen Elosterleben in der Mongolei,
S. 388, dass die Bläser der langen, üker-bürije genannten Posaunen, die
letzteren auf Prozessionen auf besondere Stützen zu legen pflegen, die
von je zwei Mönchen getragen werden. Offenbar haben wir es hier mit
einer derartigen tragbaren Trompetenstütze zu thun.
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Die Dolmen auf Tonga.
Der Dolmen, dessen aas Tonga eingesandte Photographie in letztlicher
Sitzung der Gesellschaft für Anthropologie und Ethnologie zar Vorlage
kam (cf. Zeitschrift für Ethnologie, 1894 S. 163), findet sich neben den
Grabmonnmenten der Tuitonga, von denen ebenfalls photographische Auf-
nahmen zugegangen sind (die in späterer Beifügung folgen werden).
Die Errichtung des Haamoga-Maui wird dem Heros zugeschrieben (beim An-
landen aus Bolotu). Für das Priesterkönigtum cf. «Archiv für Anthropologie«
Bd. XV. (1884) »Grundzöge der allgemeinen Ethnologie«, S. 116 u. a. 0.
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— 37
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Purrah- Maske.
(Hierzu die farbige Tafel.)
Für das aus den zusammengekommenen Belagstückeu in seiner
ethnischen Bedeutung hervorgetretene Institut der Geheimbünde knüpft
sich eine älteste Reminiscenz in ethnologischer Litteratur an Erwähnung
des Purrah, und seine (der Freundlichkeit Herrn Konsul Vohsens zu dan-
kende) Vertretung, die in der Juni-Sitzung der Gesellschaft für Anthro-
pologie und Ethnologie zur Vorlage kam (cf. Verhdlg., Zeitschrift für
Ethnologie, 1893 S. 317), hat deshalb doppelt schätzbar zu gelten.
>Die fünf Völkerschaften der Fulhas-Susus oder Susos bilden eine
Terbündete Republik unter der als Purrah bezeichneten Einrichtung, in-
dem jede Völkerschaft einen Bezirkspurrah hat, unter dem obersten Purrah,
der sich beim Kriege auf neutralem Gebiet versammelt, um Einhalt zu
gebieten« (unter Äussendung von Geheim-Emissären zur Vollziehung der
gefällten Urteile); aus den Ältesten der Bezirkspurrah werden die Mit-
glieder des Ober-Purrah gewählt (s. Golberry). La societe seeröte (chez
le penples des bords du Rio-Nunez) a un chef, qui est magistrat et qup
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— 38 —
Ton nomme le Simo; il dicte les lois, elles sont mises a ex^ution par
868 ordres; cet homme se tient daos les bois et reste toüjours inconna
ä ceux, qui sont ^traogers ä ses myst^res; il a pour acolytes des jeunes
gens, qni ne sont qn^en parties inities dans ses secrets (s. Gaillie). Wie
Egangun, (mit Botschaft ans dem Totenland), anf den Strassen Tornba's
tanzt (als Popanz), schwirrt es mit der (auch in Australien und Amerika)
bekannten Stimme des BuU-roarer's (oder Rhombos) aus den Wäldern
hervor, wenn die Logen der Ogboni oder (bei Yebus) Ogbosho ihren
Oro-Tag proklamieren, unter der Grossmeisterschaft des Alafin, der, obwohl
ein Alaye oder «Owner of the worldc (s. Ellis) desspektierlichste Be-
handlung zu erdulden hat, vor der Krönung, unter Prüfungen, wie dem
Thron-Kandidaten des Zipa auferlegt (und vielfach sonst), The whole of
the old Calabar country is governed (under the Duke, as Eyamba) by
the Egbo laws (in the Egbo-Assembly), with the degrees of Abungo,
Aboko, Makaira, Bakimboko and (as the step, bought with the highest
price) Yampoi (cf. Rechtsverhältnisse, Berlin 1872, S. 402).
B'ür ausserdem Zugehöriges ist zu vergleichen:
Der Fetisch an der Küste Guineas, Berlin 1884, S. 8 u. ff.
Besuch in San Salvador, Bremen 1859, S. 294.
Allgemeine GrundzOge der Ethnologie, Berlin 1889, S. 29.
Controversen, II, Berlin 1894, S. 30, u. A. m.
Die Mitteilungen der im Jahre 1879 in San Salvador begründeten
Mission bestätigen aus Bentley^s Veröffentlichungen (»Dictionary and
Grammar of the Kongo languagec) über den Geheimbund Ndembo oder
Nkita fast wörtlich genau dasjenige, was auf kurzer Durchreise im Jahre
1857 in Quindilu erkundet war (c£ Besuch in San Salvador, S. 82), nach
dem Antreffen des Versteckes auf dem Wege zur Hauptstadt (cf, S, 50).
Von der Geheimsprache der Nkimba heisst es: >Until quite lately no
white man could get any collection of words, but now we are in
possession of more, them 200 words and some sentences« (1887), was
eine willkommene Ergänzung abgeben wird, zu dem aus der Geheim-
sprache der Quimbe bei Boma (im Jahre 1873) Aufgezeichneten (cf.
»Deutsche Expedition der Loango-Küstec IL S. 21). a. B.
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Miscellen.
Zufolge einer Mitteilung Herrn Dr. ühles, der im Auftrage des Museums
für Völkerkunde durch die schätzbare Unterstützung des Ethnologischen
Hilfs-Komitee's für seine archäologische Reise ausgerüstet worden ist, wird
derselbe einen Abklatsch von dem auf Tafel 35 des von ihm und Herrn
Dr. A. Stübel (auf Grund der durch dessen Forschungen beschaflften Vor-
lagen) herausgegebenen Werkes — (»Die Ruinenstätte von Tihuanaco im
Hochlande des alten Peru«, eine kulturgeschichtliche Studie auf Grund
selbständiger Aufnahmen, von A. Sti\bel und M, Uhle) — abgebildeten Stein-
kopfes (der sich gegenwärtig im Museum zu La Paz befindet) nach Berlin
übersenden, wofür ursprünglich (nach den von Herrn Künne im Jahre 1879
eingeleiteten Schritten) das Original bestimmt gewesen war, aber zwischen-
getretener Hindemisse wegen nicht hat rechtzeitig beschafiFt werden
können. Schon bei Anwesenheit Herrn Dr. Hettner^s, der im Jahre
1888/89 für das Museum dort thätig war, zeigte es sich zu spät, da
die Überführung nach Bolivien bereits stattgehabt hatte.
Der letzte Brief des Reisenden, Herrn Vaughan Stevens, den das
Museum (ebenfalls durch die vom Ethnologischen Hilfskomitee gewährten
Mittel) mit Erforschung der Halbinsel Malakka hat beauftragen können,
datiert soweit Juli 1894, und stand er damals im Begriff auf sein Arbeits-
feld zurückzukehren, so dass eine Fortsetzung seiner wertvollen Sammlungen
und Berichte entgegengesehen werden kann, im Anschluss an die bis-
herigen Verarbeitungen derselben, in den Veröffentlichungen des »Museums
für Völkerkunde« (Heft II, 3/4).
»Anliegend beehre ich mich, Ihnen Zeichnung einer Trommel,
wie ich sie bei Stammeshäuptlingen im Togogebiet gesehen habe, zu
übersenden.
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— 40 —
»Ich bemerke ausdracklich, dass diese Trommeln nur im Besitze von
Stammeshäuptlingen sich befinden, nicht der Dorfhäuptlinge und nur
mit den Schädeln im Kriege getöteter Feinde geziert sind. Meist sind in
Togo im westlichen Qebiete die Trommeln mit Schädeln erschlagener
Äschantis geschmückt.
»Da der Aschanti-Erieg (1869/74) die letzte grosse Sklavenjagd im
südlichen und westlichen Gebiete darstellt, sind daher meist nur aus
dieser Zeit Kriegs-Tropfaäen in Form von Schädeln vorhanden.
»Nach drei Jahren 1874 war Ruhe im Lande, die lediglich 1888 durch
den englischen Tafieve-Krieg gestört wurde. Aus diesem Kriege brachte
der Häuptling Kwadjo De von Peki Schädel-Trophäen heim. Ich sah
Trommeln von der Art der in der Zeichnung gegebenen bei den Stammes-
häuptlingen von Ho und Nkonya.c
(Aus einem Briefe des Herrn Hauptmanns Herold, April 14., 1894.)
»Besagte Trommel in Ho habe ich sehr oft gesehen; sie ist mit
9 Menschenschädeln behangen. Die Hoeer haben diese im Aschantekrieg
(1868 — 1874) erbeutet, daher Eigentum des Ho-Stammes.
»Nicht alle Stammeshäuptlinge besitzen eine derartige Kriegs-Trophäe;
auf meinen vielen Reisen (in Nkonya war ich nicht) habe ich nie eine
zweite gesehen. Die Hoeer haben im Aschantekrieg tapfer gekämpft und
sind sie dadurch in den Besitz eines noch anderen interessanten Musik-
Instrumentes gekommen. Dies ist nämlich eine Trompete mit 18 Menschen-
kiefem (9 untere, 9 obere) geschmückt.«
(Aus einem Briefe des Missionars Herrn Fies in Bremen, Juni 6., 1894.)
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— 41 —
Zu dem aus dem Dünensand bei Tanger ausgewehten Thonkopf, im
mexikanischen Typus (des Gottes Xipe), der bei letzter Sitzung der An-
thropologischen Gesellschaft (Juli 1894) zur Vorlage gelangte, ist seitdem,
bei Anwesenheit Herrn Dr. Seler^s auf dem Amerikanisten- Congress
eine interessante Illustration ^on den Pueblos (durch Güte des Herrn Prof.
Betzius in Stockholm) hinzugekommen. Anschliessende Abbildungen werden
folgen (mit weiteren Mitteilungen darüber).
Die graphische Darstellung des buddhistischen Weltsystems, die Herrn
De Zilva Wickramasinghe zu danken ist, findet sich, in Uebersetzung der
im Original englisch eingesandten Erklärung (Indonesien, Heft V), den Ver-
handlungen der Anthropologischen Gesellschaft beigefügt (April 1894).
In der aus Anuradhap^ra (Januar 17., 1893) datierten Anzeige der Ueber-
sendung heisst es: »The drawings were executed with much care and
labour under the constant supervision of an eminent Pali Scholar. He
derived all the Information contained in the Text and in the drawings by
wading through many commentaries on the Buddhist scriptures in their
original Pali«, so dass hier einer authentischen Unterlage vertraut werden
kann (für die genauere Durcharbeitung, welche anschliesslich in Hand zu
nehmen ist). Bei gegenwärtiger Anwesenheit Herrn de Zilva^s in Europa,
wird die Gelegenheit, auf diese für das Verständnis der buddhistischen
Kosmologie bedeutsame Forschungsfrage eingehender zurückzukommen,
voraussichtlich schon baldigst geboten sein (unter seiner Mitarbeit).
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— 42 —
Durch gütige Mitteilaug Herrn ür. Johann Janko's, Direktor des
Ethnologischen Museums in Buda-Pesth, geht aus dem ungarisch er-
schienenen Werke (»Von den Gefilden der nordischen Vogelberge«, Her-
ausgeber Otto Hermann) eine Übersetzung zu, das archaistische Über-
lebsel einer beim Walfischfang fortgebrauchten Armbrust betreffend, und
findet sich weiteres darüber in der norwegischen Zeitschrift »Katuren«,
1887 (S. 1) und 1889 (S. 161).
Das ethnologische Museum zu Buda-Pesth besitzt eine umfangreiche
Sammlung von Fischereigeräten, und darunter ist auch diese Armbrust
vertreten, worüber die übersandte Zuschrift das Folgende besagt:
»In die zu dem Distrikte Bergen gehörige Skopsväg-Bucht pflegt sich
je ein Zwerg-Wal in Intervallen von 2 — 3 Jahren zu verirren, und
geschieht dies, so spielt sich eine Scene ab, die wahrhaftig nur eine
Neubelebung des prähistorischen Walfanges ist.
»Fassen wir zuerst den Lokalaugenschein. Die Bucht trägt echt
norwegischen Landschaftscharakter, ihr Ende stösst an ein mächtiges
Urgebirge, deren Schichtungen sich schon längst ihrer Hüllen entledigt
und nun nackt zum Himmel starren. Am Übei^ange der Bergfüsse
entstand eine Lokalität aus lauter gesprengten Kieseln und Steinen be-
stehend, die eventuell von der zurückweichenden Gletscherperiode in
diesen Schlund zusammengepfropft wurden: dies ist die »heilige Stätte«,
an der nicht gerauft werden darf; dieselbe dient aber zugleich auch als
Landungsplatz der Zillen. Die Mündung der Bucht ist schmal und mit
Kähnen leicht verschliessbar, eben deshalb ist dieselbe auch zur Ver-
folgung des in die Falle geratenen Wales besonders geeignet.
»Zeigt sich in der Bucht ein Wal, so wird sie von den Fischern, die
selben zuerst wahrgenommen haben, verschlossen und dann erst benach-
richtigt man hiervon auch die Fischer der Umgebung. Kommt eine solche
Nachricht, so ergreift Mann für Mann Armbrust und Pfeile, steigt in
seine Zille und rudert nach Leibeskräften bei Nacht und Nebel an den
bezeichneten Ort, unterwegs auch die älteren aufnehmend, die an der
»Heiligen Stätte« zu thun haben werden.
»Der Kolben der Armbrust besteht aus zwei Hälften, auf der einen
befindet sich die Pfeibrinne und die Spannrune, in welche die Bogensehne
gelegt wird — von der anderen, der unteren Hälfte, die in einem
primitiven rechten Winkel bewegbar ist, greift ein Hahn zur Spannrnne
hinüber, dass er von dort die Sehne hinausdrücke — dieser Hahn ist
also analog mit dem Hahne am Feuergewehr. Am Kopfe des Kolbens
halten den Bogen Knebelschnüre fest, weiter unten streckt sich eine
Leiste in die Quere an beiden Seiten des Kolbens, auf welche sich das
Spannholz stützt, um die Bogensehne in die Spannrune hineinzuschieben.
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~ 43 —
Der Kolben der Armbrust besteht aus Eichenholz und hat eine L'änge
von 94 cm; die Bogenlänge beträgt 1,33 m und ist der Bogen aus auf
steinigem Boden gewachsenen berundeten Haselstocken verfertigt, nur ein
wenig reifenartig abgeschält, in der Mitte 9 cm dick (breit); die Darm-
saite des Bogens ist von der Dicke des kleinen Fingers und ist dieselbe
in der Mitte, also an der Spannstelle durch Umhüllungen verstärkt. Die
Spanngabel ist in der Mitte gebogen, die Zweighölzer sind ebendaselbst
dünner und wird die Sehne durch das sich so bildende Einn in die
Spannrune geschoben.
>Die Pfeilrinne ist 4 cm breit, halbrund gehöhlt und mit einer gewissen
Sorgfalt zubereitet, damit der Pfeil nicht stecken bleibe oder aus seiner
geraden Richtung abgelenkt werde. Der Pfeil gehört unter die gefiederten
Pfeile, die Fahne besteht aber nicht aus Federn, sondern aus Holz;
Körper und Fahne bestehen aus Fichtenholz, die Lange betragt 33 cm,
die grösste Dicke 3,5 cm, die Länge des Eisens = 13 cm, die lanzett-
förmige Spitze ist 3 cm lang. Das Verhältnis zwischen Holz und Eisen
ist derartig gewählt, dass im Falle eines Fehlschusses der ins Meer
fallende Pfeil nicht untergehe. Am Schafte, wie auch am Eisen befindet
sich ein Zeichen, ein Reifen, ein Kreuz, meistens die Anfangsbuchstaben
des Namens ihres Besitzers; manchmal ist das Zeichen am Schafte ein
anderes, als das am Eisen, z. B. wie das auf dem Bilde ersichtlich ist.
Mit dieser auf alle Fälle erwähnenswerten Waffe ausgestattet, versammeln
sich sodann in der Skopsvig-Bucht 50 — 100 Fischer, um den verirrten
Wal zu erlegen.
»An der heiligen Stelle sich versammelnd, nehmen die älteren die
Pfeilzeichen zu Oesicht, aufzeichnend, welcher Pfeil wem gehöre und
dann beginnt die Hatz* In den Körper des atemholenden Wales bohren
sich hundert und aber hundert Pfeile ein und die Schleuderkraft der
Armbrust ist so stark, dass die Pfeile bis zur Fahne eindringen. Doch
alle diese Schüsse dringen nicht zum Lebendigen, denn die Speckschicht
ist dick — und nur der sehr selten gelingende Augenschuss ist wirklich
zerstörend. Aber dieses 24 oft 36 Stunden hindurch andauernde Spicken
mit den schmutzigen und rostigen Pfeilen verursacht nach den Unter-
suchungen Hansen Amaner^s Blutvergiftung, die dann den Wal tötet.
»Und dann erhellt die ethische Bedeutung und der Sinn der Heiligen
Stelle als eine Frucht grosser Weisheit. Der ausgelittene Wal wird so-
dann auf die Heilige Stelle geschleppt, wo sich die Älteren der Reihe nach
au&tellen und die Pfeile so aufzählen, wie sie sich in den Körper des
Wals eingebohrt. Man bestimmt| wie viele Pfeile in die empfindlichsten
Körperteile eingedrungen sind, und welcher von diesen am tiefsten.
Letzterer bekommt den grössten Anteil. Ging der Pfeilschaft verloren.
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— 44 —
was schadete, das Eisen mit dem Zeichen ist ja dort und daraus der
glückliche Schütze augenblicklich ersichtlich. So bestimmen die Alteren
die ganze Qoalifikationsliste und folgt das Speckabstreifen und die Aus-
teilung nach Verdienst. Und da diese Prozedur äusserst heiklich ist und
den ganzen Egoismus der Fischer wachruft, ist die Stelle für heilig
erklärt, an der nicht gerauft werden darf. Auch verzeichnet die Chronik
keinen Fall, dass ob der Teilung Händel erstanden wären.«
Auf der diesjährigen Nordlandsfahrt Sr. Majestät des Kaisers hatte
Herr Prof. Güssfeldt die Freundlichkeit, in dem ethnologischen Museum
zu Bergen Nachsuchungen anzustellen, und da sich die Armbrust in ver-
schiedenen Exemplaren vorfand, ist eine derselben, durch Güte des Herrn
Direktor Brunherst, dem hiesigen Museum überlassen worden, und bereits
eingetroffen.
Sie erweist sich, als ein, unter analogen Bedingnissen gleichartig ge-
schaffenes, Seitenstück zu derjenigen Armbrust, welche für die Fan cha-
rakteristisch ist, und da mehrfache Doubletten im hiesigen Museum vor-
handen sind, wird eine derselben für den Austausch geeignet sein. Betreffs
dieser afrikanischen Armbrust cf. Verhandlungen der Anthropolog. Ges.
(Zeitschrift für Ethnologie), Bd. X (S. 96) auch Bd. VI (S. 264) u. A. a. 0. p.
Eine andere Parallele für elementar gleichmässig durchgehende Grund-
züge, bietet sich (aus dem obigen Bericht) in Erwähnung dessen, was bei
einer leicht zu Streitigkeiten führende Ceremonie, als Friedensruheplatz (ein
»Malae totoa« der Samoaner) proklamiert wird, dem >Heau< entsprechend,
wo (auf Hawaii) das kosmogonische Lied rezitiert wurde (cf. »Heilige Sage
der Polynesierc, 1880), als Pule (»religious servicec) Heau, »name of the
place, where fishermen set the baskets for catching fish; the place was
artificially builtc (s. Andrews), — dem auch dort hervorragenden BAUg
der Fischerkaste gemäss (an Küsten nämlich, die auf den Fischfang vor-
wiegend, für Beschaffung des Lebensunterhalts hingewiesen sind).
A. B.
->iQi<r
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Bücherschau.
Albert S. Gatschet. The Klamatb Indiana of Southwestern Oregon.
(Contributions to North American Ethnology. Vol. II. P. 1.2. Washington
1890.)
Ein schon seit längerer Zeit in Vorbereitung gewesenes Werk, das aber
nonmehr in vollendeter Gestalt der wissenschaftlichen Welt geboten wird, ein
Denkmal deutschen Geistes, deutschen Fleisses und deutscher Gründlichkeit.
Der Indianerstamm, der hier behandelt wird, nennt sich selbst Maklaks, ein
Wort, das aber, mit leichter Veränderung der Aussprache, einen Menschen über-
haupt, einen Indianer beliebigen Stammes, bedeutet. Sie bewohnen die hochge-
legenen, seenreichen Thäler im Quellgebiet des Klamath River und scheiden sich
in zwei grosse Gruppen, die Eukshikni oder „an dem See lebende Leute" und
die Möatokni (verkürzt zu Modoc), das sind „die im Süden lebenden Leute".
Sie haben ohne Zweifel lange Zeit isoliert in diesen Gegenden gelebt, haben
aber keine geschichtliche Erinnerungen. Denn bei* schwerer Strafe ist es bei
diesen Völkern verboten, den Namen eines Verstorbenen zu nennen. Mit den
Weissen sind sie auch erst um die Mitte dieses Jahrhunderts in nähere Berührung
gekommen. Ein paar Worte ihrer Sprache wurden schon im Jahre 1841 von
Horatio Haie aufgenommen. Weitere Wortsammlungen 1855 von Li Williamson,
1864 von W. M. Gkibb. All diese Sammlungen wa^en aber blosse Vokabulare
und enthalten zahlreiche Irrtümer. Durch das vorliegende Werk, das Resultat
langjähriger mühevoller Aufnahmen und Studien ist diese Sprache auf einmal
zu einer der bestbekanntesten nordamerikanischen Sprachen geworden. Der
Verfasser giebt in dem vorliegenden Werk zunächst (pag. I— CVI) einige allge-
meine Bemerkungen über W^ohnsitze, Verwandtschaft, geschichtliche und ethno-
graphische Verhältnisse. Dann folgen p. 1 — 197 Texte mit Interlinearüber-
setzung und erklärenden Noten. Der Inhalt ist sehr verschiedener Art: —
geschichtliche Erinnerungen, die, wie erwähnt, bei diesen Indianern nicht weit
zurttckgehn, und im Wesentlichen sich auf die Berichte der Kämpfe mit benach-
barten Indianerstämmen und mit den Weissen um die Mitte dieses Jahrhunderts
und den Modoc-Krieg in den siebziger Jahren beschränken. Dann folgen ein
paar Lebensschilderungen. Dann Berichte über Regiment, Gesetz, Sitten, Proze-
duren gegen Zauberer, Tänze, Beschwörungen, Kuren, Zeitrechnung, Spiele,
Bäder, Totenklage und Bestattung, endlich Götter- und Schöpfungsmythen und
eine ganze Anzahl Tierfabeln. Weiter folgen Dialoge, Namen und Beschreibung
von Orten, von Tieren, von essbaren Pflanzen, endlich Zauberformeln und Be-
schwörungen in grosser Zahl und verschiedene Gesänge. Wie man sieht, ein
reiches Material, das über den Charakter der Sprache sowohl, wie über Geist und
M.£V. 5
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— 46 —
Art des Volkes, in befriedigender Vollständigkeit Aufschloss zu geben im Stande
sein wird. Der Verfasser hat sich aber nicht darauf beschränkt, dies Material
zu sammeln und zu erläutern, sondern er hat es selbst in gründlichster Weise
durchgearbeitet und klargelegt, pp. 199 — 711 des ersten Bandes enthalten eine
Grammatik der Sprache, in der die phonologischen, morphologischen und syn-
taktischen Verhältnisse dieser Sprache in ihren zwei Dialekten eingehend be-
leuchtet werden. Die Sprache zeigt, nach dem Urteil des Verfassers, alle
Charaktere einer agglutinierenden Sprache. Nomen und Verbum sind unter-
schieden, obwohl die meisten Substantiva als Nomina verbalia betrachtet
werden köimen. Eine wirkliche Personalkonjugation existiert nicht. Die Affixe
sind zahlreich, die Suffixe tiberwiegend. Reduplikation ist wohl entwickelt und
bildet einen der hervorstechendsten Ztige dieser Sprache. In ihrem sjmtaktischen
Bau neigt diese Sprache zur Analyse, indem hauptsächlich Konjunktionen zum
Ausdruck der verschiedenen Verhältnisse zur Verwendung kommen. Mit der
Grammatik schliesst der I. Band des Werkes. Der ü. enthält auf p. 13 — 491
ein stattliches Klamath-Englisches Wörterbuch, mit Hinweisungen auf die Texte
des ersten Bandes. Auf p. 493—701 ein Englisch-Klamath Wörterbuch. So
bietet das Werk ein vollständiges Ganze, das alle Anforderungen erflillt, ein
„Standard work** im wahrsten Sinne des Wortes«
James Owen Dorsey. The Dhegiha Language. (Contributions to North
American Ethnology. Vol. VI. Washington 1890.)
Id. — Omaha andPonkaLetters. (Smithsonian Institution-Bureau of Ethno-
logy. Washington 1891.)
Dhegiha nennt Owen Dorsey die Sprache der beiden verwandten zur Dakota-
Familie gehörigen Stämme der Omaha und Ponka.
In den vorliegenden beiden Werken sind eine grosse Zahl von Texten —
Mythen, Erzählungen, Tierfabeln, historische Berichte, Sittenschildemngen und
238 Briefe — im Original, mit Interlineartibersetzung und erklärenden An-
merkungen gegeben. Eine Grammatik und ein doppelsprachiges Lexikon sollen
nachfolgen.
Stephen Return Riggs. A Dakota English Dictionary. (Edited by
James Owen Dorsey.) Contributions to North American Ethnology.
Vol. VII. Washington 1890.
Im Jahre 1852 wurde von dem zuerst genannten Autor ein Wörterbuch
der Dakotasprache veröffentlicht, das aber im Wesentlichen nur auf dem einen
sogenannten Santeedialekt des Dakota beruhte, der von den Mde-wakang-tong-
wang gesprochen wird. Dieses Wörterbuch ist im Laufe der Zeit vermehrt
worden durch Wortsammlungen, die der Verfasser selbst und seine zwei Söhne
unter den Mde-wakang-tongwang, die Missionare W. J. Cleveland und J* P.
William son unter den Tetong und Yanktonai Dakota veranstalteten. Dieses
erweitei'te und vervollständigte Lexikon ist hier veröffentlicht. Ein Englisch-
Dakota-Lexikon, Grammatik, Text und ethnographische Skizze der Dakota sollen
nachfolgen.
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- i1 -
James Mooney. Sacred Formulas of theCherokees VII. Annual Report
of the Bureau of Ethnology. Washington 1891, p. 305—397.
Sprachlich und ihrem Inhalt nach sehr wichtige Dokumente, die es dem
Verfasser gelang, während eines Aufenthalts in der Cherokee Reservation im
Sommer 1887 von verschiedenen indianischen Doktoren oder ihren Angehörigen
zu erwerben. Sie sind in dem eigentümlichen Alphabet geschrieben, das im
Jahre 1821 von dem T^roki-Indianer Sikwäya für die Laute seiner Sprache
erfunden ^ard. In der Hauptmasse sind es Zauber, bestimmt Krankheiten zu
bannen, daneben Liebeszauber, Jagdzauber und Zauberformeln für Kriegsglück.
Die ersteren kommen zur Verwendung als Begleitformeln für eine medizinelle
oder sonstige Kurbehandlung. Verfasser giebt eine Liste von 20 Pflanzen, die
bei den Kuren eine Rolle spielen. Nur der geringste Teil derselben hat aber
wirklich medizinische Qualitäten. Gelbe Wurzeln oder Pflanzen mit gelben
Blüten werden gegen Gelbsucht gegeben. Die fleischigen Stengel der Portulaca,
die in Form und Konsistenz an Würmer erinnern, werden gegen Würmer ge-
geben, und ähnliches mehr.
Franz Boas. Notes on the Chemakum Language. (Am. Anthropo-
logist, V. p. 37—44.)
Während George Gibbs von diesem am Puget Sound in der Nähe von Port
Townsend wohnenden Seliö-Stamme noch 90 Individuen zählte, soll es jetzt nur
drei Personen geben, die diese Sprache sprechen. Boas gelang es, im Sommer 1 890,
die eine derselben, „Louise", die als Waschfrau in der Nähe vom Port Gamble
wohnt, ausfindig zu machen. Von ihr stammt das Material, das Boas in der
vorliegenden Skizze verarbeitete. Bemerkenswert ist vor allem die Unterschei-
dung eines männlichen und weiblichen Geschlechts durch Possessivpräfixe, wie
sie ähnlich auch bei den andern Selis-Stümmen im Westen der Cascade Rouge
und an der Küste von British Kolumbien vorkommt. Der Tempuscharakter
tritt zwischen das Subjektpronomen und das inkorporierte Objektpronomen. Die
Nomina erscheinen zum grossen Teil in zwei Formen, einer unabhängigen und
einer in Zusammensetzungen eintretenden.
James Owen Dorsey. „Siouan Onomatopes". (The American Anthro-
pologist. V. Jan. 1892.)
Verfasser definiert ein Onomatopoietikon als „Wort oder Wurzel, den
Laut wiedergebend, welchen der bezeichnete Gegenstand selbst hervorbringt".
Die angeführten Beispiele zeigen in der That die. Lautmalerei fast alle in der
Wurzel. Die Beispiele sind der Hauptsache nach dem Dhegiha, der Sprache der
Omaha und Ponka entnommen.
J. N. B. Hewitt. Polysynthesis in the Languages of the American
Indians. Am. Antropologist. VI. p. 381 — 407.
Vf. wendet sich gegen die zuerst von Peter S. Duponceau aufgebi-achte An-
sicht, dass die amerikanischen Indianer einen besonderen, von dem der altwelt-
lichen Sprachen abweichenden Bau besässen, den er als polysynthetischen oder
syntaktischen bezeichnet, und der darin bestehen sollte, dass eine ganze Anzahl
verschiedener Ideen in einem einzigen Worte zusammengedrängt seien.
6*
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— 48 —
An Beispielen, die der Irokesensprache entnommen sind, weist er nach, dass
die gesamte Entwickelung, die diese Sprache aufweist, in erster Linie auf dem
wohlbekannten Prinzip der Juxtaposition und der mehr oder minder weitgehenden
Verschmelzung dör Elemente beruht.
MyronEelis. Aboriginal Geographie Names in the State of Washington.
— American Anthropologist. V. p. 27—35.
W. Matthews. Meaning of the Word „Arikara". (Am. Anthropol. V.
p. 35.)
Der einzige Name, mit dem vor 26 Jahren die Ankara sich selbst benannten,
war Panani. So wurden sie auch von den benachbarten Dakota und Assiniboin
genannt. Nur die Mandan nannten sie Arikara. Der indianische Händler
Gerard, der von Kindheit an unter den Arikara gelebt und damals der einzige
Weisse war, der ihr Idiom geläufig sprach, hielt das Wort Panani für gleich-
deutend dem Arikara- Wort sä'ni6, welches einfach „Mensch" bedeutet
J. W. Powell. Indian Linguistic families. VII. Annual Report Bureau
Ethnology. Washington 1891 p. 1—142.
68 Sprachfamilien werden aus dem Gebiet vom nördlichen Eismeer bis zum
Golf von Mexico und zum Rio Gi*ande, den Grenzen der Republik Mexico, be-
schrieben und auf der begleitenden Eai*te dargestellt.
J. D. Mc Guire. On the evolution of the art of working in Stone.
Am. Anthropologist. VL p. 307—319.
Vf. wendet sich gegen die Annahme, dass das Zeitalter der geschlagenen
Steinwerkzeuge (paläolithische Periode) der der geschliffenen (neolithische
Periode) vorangegangen sein soll. Ob ein Steinwerkzeug durch Hämmern
(battering), Schleifen (grinding) oder Zurechtschlagen (chipping) herzustellen sei,
hänge im wesentlichen von der Beschaffenheit des Materials ab. Der letztere
Prozess aber sei um soviel schwieriger, dass es schwer glaublich sei, dass der
Mann, der geschlagene Steinwerkzeuge herzustellen verstand, nicht auch solche
zurechtzuschleifen gewusst hätte.
Joseph D. M'Guijre. Materials, Apparatues and processes of the
Aboriginal Lapidary. Am, Anthropologist. V. p. 165 — 176.
Versuche, prähistonsche Steinwerkzeuge nach prähistorischen Arbeitsweisen
zu erzeugen.
W. H. Holmes, Studios in Aboriginal Decorative Art. I. Stamped
Ornament of South-Appalachian earthenware (Am. Anthro-
pologist. V, p. 67—72).
Weit verbreitet in Georgia, Nord- und Süd-Cai-olina, Alabama und
Tennessee werden Gefässe, meist von grossen Dimensionen und offener Kesselform
gefunden, die ziemlich dunkelfarben, aus stark mit Sand veimengtem Thon ge-
fertigt und ringsum auf der ganzen Fläche mit eingedruckten Ornamenten ver-
ziert sind. Holmes weist nach, dass diese Ornamente mit einem Stempel auf-
gebracht wurden, der vermutlich mit Handgiiff versehen war, denn ähnlicher
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— 49 —
löffeiförmiger Stempel bedienen sich noch heute die T6eroki. Von dem Muster
kommt natürhch nur der mittlere Teil voll zum Ausdruck. Holmes giebt nach
Abreibungen vier solcher Muster, unter denen namentlich eins, eine Hakenkreuz-
Form bemerkenswert ist. Nach Holmes hat diese Art der Verzierung nicht nur
ein^ dekorativen, sondern auch einen technischen Wert, da durch das Klopfen
mit dem Stempel Unebenheiten in der Thonwandung ausgeglichen werden
mussten.
II. The rocking stamp or roulette in pottery decoration (Am. Anthro-
pologist. V. p. 149-152).
GefUsse aus dem oberen Mississippi-Gebiet werden beschrieben, bei denen
eine eingedrückte Punktverzierung augenscheinlich durch Bewegung eines Zahn-
rads über die Fläche des Gefttsses hervorgebracht ist.
John Murdoch. Ethnological Results of the Point Barrow Expedi-
tion. IX. Annual Report of the Bureau of Ethnology. Washington 1892,
p. 1—441.
Verfasser, der als Naturforscher und Beobachter an der Internationalen
Polarexpedition nach Point Barrow in den Jahren 1881 — 1883 teilnahm, beschreibt
hier das reiche Material, das diese Expedition an Gegenständen und Beobachtungen
mit nach Hause brachte. Es ist eine höchst sorgfältige und gründliche Arbeit,
die ein nahezu vollständiges Bild der Lebensverhältnisse dieser den äussersten
Norden des festländischen Amerikas bewohnenden Stämme giebt und reiht sich
würdig der schönen Beschreibung an, die Dr. Boas in dem VI. Annual Report
von den Eskimos von Baffin-Land und Umgebung gegeben. Auch das sprach-
liche Material ist sorgfältig gesammelt worden, ist aber noch besonderer Bear-
beitung vorbehalten. Zu bedauern ist nur, dass der Verfasser nichts Genaueres
über die Feste und die Bedeutung der Masken erkunden konnte. Im ei-sten
Winter waren die Amerikaner noch zu wenig mit den Eskimos und ihrer Sprache
vertraut. Und im zweiten Winter fanden, verschiedener Todesfälle halber, keine
Tänze statt. Der Nameüglaamie oder Oo]glaaraie, der auch in verschiedene
Karten (z. B. die Kiepert- Wandkaiiie u. a.) übergegangen ist, ist nichts anderes
als die falsche Aussprache des Eskimodorfes Utkijavwing, in dessen Nähe die
Expedition ihr Lager hatte.
James Deans. Legend of the Fin-Back whale Crest of the Haidas. Queen
Charlotte*8 Island. B. C. Joum. Am. Folklore. V. p. 43—47.
Franz Boas. Sagen aus Britisch Kolumbien, Zeitschrift für Ethnologie
XXIV. (1892) p. (32)— (66), p. (314)-(344), p. (383)— (410), XXV.
(1893), p. (228) -(265), p. (430)-(477).
In Fortsetzung semer im Band XXIII p. (532) und (628) gegebenen Mit-
teilungen, teilt Dr. Boas hier weitere Sagen der QatlöH;^, der Tlahü's, TlaS'men,
Eeksen, Pöntlats, Nutka, Lekwiltoq, Nimkiä, Kug/sot'eno;^, Kwäkiutl, Tlatlasi-
qoala, NaqömgyiHsala, Awikyöno;^, Höiltsuq mit, ein umfassendes Material, das
über die religiösen und kosmogonischen Vorstellungen dieser Völker und ihre
Art, zu denken und zu dichten, den vollständigsten Aufschluas giebt.
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— 50 —
Charles E. Woodruff. Dances of the Hapa Indians. (Am. Anthro-
pologist. V. p. 53—61).
Vier Tänze werden genannt: 1. der Spechttanz, bei dem die Tänzer mit
Spechtfedem geschmückt sind. Er wird, scheint es, zum Zweck der Gesundheit
und des Wohlergehens aller getanzt, und eine Art religiöser Unterweisung
findet dabei statt. 2. Der weisse Hirschhauttanz, bei dem die Tänzer mit weissen
Hirschhäuten geschmückt sind. Es scheint eine Art Dankfest zu sein und wird
in Misswachsjahren nicht gefeiert. 3. Der Feuertanz, zum Zweck der Heilung
eines Kranken getanzt und 4. der Blumentanz, beim Eintritt der ei-sten Men-
struation eines Mädchens. Endlich 5. noch eine Art Bittgang, an einem grossen
Felsen oberhalb Hupa Valley gefeiert, um günstiges Wetter für die Saaten zu
erlangen.
Frederick Vernon Coville, The Panamint Indians of California. Am.
Anthropologist V. p. 351—361.
Sehr dankenswerte Mi'teilungen über, den Shoshoni-Stamm dieses Namens,
der in den Panamint -Mountains, an der Westseite des Death- Valley in Jnyo-
County in Kalifornien wohnt.
Dr. W. J. Hoffmann. The Mide'wiwin or „Grand Medicine Society"
of the Ojibwa. VII. Annual Report of the Bureau of Ethnology.
Washington 1891 p. 143—304.
Schon in dem grossen Werke von Schoolcraft ist eine ganze Menge mitge-
teilt über die Schamanen der Odjibwe, ihre geheimen Gesellschaften und die
Bilderschriften, die als mnemotechnisches Hilfsmittel dienen für die Gesänge, in
denen die geheime Wissenschaft dem Schüler übermittelt wird. In der vorliegen-
den Arbeit des ausgezeichneten deutsch-amerikanischen Ethnologen werden all diese
Verhältnisse sehr eingehend und sorgfältig beschrieben, eine ganze Anzahl Bilder-
schriften in Bild und Text, mit Überaetzung und erläuternden Anmerkungen
veröffentlicht, sowie auch ein paar der merkwürdigen auf Birkenrinde geritzten
Karten, gewissermassen Diplome, die die Grade veranschaulichen, die der Be-
sitzer in der geheimen Wissenschaft erlangt hat.
George Bird Grinnell. Early Blackfoot History. Am. Anthropologisi V.
p. 153-164.
Die Stammsage der Siksikäbo oder Blackfeet, nach der Erzählung eines
alten Indianers dieses Stammes „Ci-azy Dog", wonach diese Indianer aus S. W.
von jenseits der Berge in ihr Land gekommen sein wollen. Aus den spärlichen
historischen Nachrichten scheint dagegen hervorzugehen, dass die Blackfeet in
umgekehrter Richtung aus den bewaldeten flussabwärts und östlich gelegenen
Landschaften in ihre spätere Heimat gelangt sind.
George Bird Grinnell. Development of a Pawnee Myth. Joum. Am.
Folklore V. p. 127-134.
Die Erzählung von Tikewäküsh, dem Manne, der den Bison rief.
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— 51 —
George Bird Grinnell. A. Blackfoot Son and Moon Mjth. Journ. Am.
Folklore VI. 44—47.
Id. Pawnee Mjthology. Journ. Am. Folklore VI. p. 113—130.
John Maclean. Black foot Mythology. Joura. Am. Folklore VI. 165 — 172.
J« N. B. Hewitt. Legend of the Founding of the Iroquois League.
(Am. Anthropologist. VI. p. 131—148.)
Die berühmte Sage von der Gründung des Irokesenbundes, die der Dichter
Longfellow in seinem Hiawatha verarbeitet hat, ist hier in Übersetzung eines
Originaltextes gegeben, der von dem Onondaga Häuptling Skanawäti dem Vf. in
die Feder diktiert wurde. Bemerkenswert ist hierbei, dass in diesem Bericht
Haijonghw^thH* (d. i. Hiawatha) durchaus nicht die erste Rolle spielt, die
ihm in den gewöhnlichen Erzählungen zugeschrieben wird, und dass insbesondere
die Wnnderthaten, die Geschichte vom weissen Kanu, von der Reinigung der
Flüsse von hemmenden Hindernissen und von Ungeheueiii, nicht ihm angehören,
sondern dem Himmelsgott Tharonghyawä'kong. — Zum Schluss werden acht
Wampumgürtel-Berichte gegeben über das, was gethan worden war, um alle
Indianer (die Shawnee, Algonquin, Miami, Ottawa, Sacs, Wyandot, Cheroki) in
einem grossen Friedensbunde zu vereinigen.
J, Owen Dorsej. Two Biloxi Tales. Journ. Am. Folklore VI. p. 48—50.
Die Biloxi gehören zur Dakota-Familie und sind den Tutelo, Hidatsa und
Ewapa nahe verwandt. Die Erzählungen behandeln die Streiche, die das
Kaninchen einmal einem Weissen (Franzosen), das andere Mal einem grauen
Bttren spielte.
W. M. Beauchamp. Onondaga Tales.
Id. Notes on Onondaga Dances. Journ. Am. Folklore VI. p. 173 — 180,
p. 181—184.
Die Geschichte von der Grossmutter Onehatah, der Mutter Ookwae und dem
verlorenen Sohn.
Albert 8. Gatschet. Some mythic stories of the Yuchi Indians. Am.
Anthropologist. VI. p. 279—282.
Die Entstehung des Festlands ans etwas Schlamm, der von dem Boden des
Wassers heraufgeholt wird, wird erzählt, und die Tötung eines Zauberers, der
die aufgehende Sonne bedroht. Der Verfasser erhielt die Erzählungen von einem
Zögling der Missionsschule in Wialaka am Arkansas River.
Lncien Carr. The Mounds of the Mississippi Valley, historically con-
sidered. (Annual Report of the Board of Regents of the Smithsonian
Institution. Washington 1893.) p. 503—599.
Abdruck der in den Memoirs of the Kentucky Geological Survey voL IL 1883
veröffentlichten Abhandlung, in der zum ersten Mal der Nachweis zu führen
versnebt wurde, dass die unter dem Namen „Mounds** bekannten Erdwerke
nicht einer rätselhaften Moundbildemation, sondern den Verehren der in histo-
risober Zeit in diesen Gegenden lebenden Indianerstämme anzuschreiben ist
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- 52 —
Gerarg Fowke. Some interesting Mounds. (American Anthropologist. V.
p. 73—82).
Eine Anzahl von dem Schreiber pei*sönlich untersuchter Mounds in Penn-
sylvanien, Mississippi und Ohio und ihre Inhalte werden beschrieben.
Gerard Fowke. Aboriginal Remains of the Piedmont and Valley
Region of Virginia. Am. Anthropologist. VI. p. 415 — 422.
Erd- und Steinmounds werden beschrieben, die Lage der Skelette und der
Beigaben.
W. H. Holmes. Notes upon some geometric earth works with con-
tour map 8. Am. Anthropologist. V. p. 363— 373.
Eine erste auf genauen Vermessungen beruhende Darstellung einiger dieser
merkwürdigen Erd werke.
J. Walter Fewkes. A Few Summer Ceremonials at Zuni Pueblo.
(Journal American Ethnology and Archaeology I. Boston 1891.)
Der Verfasser, der gegenwärtige Leiter der Hemenway Southwestem Ar-
chaeological Expedition, beschreibt die Tänze, die er während eines Sommerauf-
enthalts in Zuni beobachtete. Dieselben beginnen ungefähr um die Zeit der
Sommersonnenwende, deren Eintritt von dem ersten Priester sorgfältig mittels
einer Art natürlichen Gnomons festgestellt wird, und dauern bis gegen Ende
August. Acht solcher Tänze werden gefeiert, in den verschiedenen Jahren in
ähnlicher, aber nicht in ganz gleicher Weise. In den ersten dieser Tänze spielen
die Kik4 die Hauptrolle, mythische Wesen, die im Westen, in den Tiefen des
Geistersees hausen. Diese ersten Tänze haben augenscheinlich den Zweck, das für
das Gedeihen der Feldfrucht nötige Wasser von den Göttern zu erflehen. Die
letzten Tänze werden von Frauen aufgeführt und stellen ein Dankfest oder Ernte-
fest dar. Der Verfasser hat die bei diesen Tänzen gesungenen Weisen phono-
graphisch aufgenommen. Die Melodien werden in einem Anhang zu dem ge-
nannten Aufsatz wiedergegeben und besprochen.
J. Walter Fewkes. A Few Summer Ceremonials at the Tusayan
Pueblo 8. Journal American Ethnol. Archael. IL Boston 1892. p, 1 — 159.
Das bei den Zuni begonnene Werk setzte Verfasser bei den Hopi oder
Moqui fort, und er hat eine ungeahnte Fülle des interessantesten Materials zu-
sammengebracht. Nahezu jeder Monat hat bei diesen Indianern sein besonderes
Fest. Ein höchst merkwürdiges und höchst ausgebildetes Oeremoniell kommt in
ihnen zur Verwendung. Die ganze Feier und die ihnen zu Grunde liegenden
religiösen Vorstellungen erinnern entschieden an dasjenige, was uns von den
alten Kulturvölkern Centralamerikas berichtet wird. Verfasser beschmbt hier
zunächst die verschiedenen Geheimbunde oder religiösen Gesellschaften und einige
vorbereitende Ceremonien (Anfertigung und Weihen der Gebetstöcke und der
Sumykoli-Schilder) und geht dann zur Beschreibung der Feste selber über. Was
bei den Zuni die K&k&, sind bei den Hopi die Kätsinä.
Verfasser beschreibt die Humis-katäina und Anakatsina in Walpi, die
Malo kat^inain oipaulovi, dieooyöhim Katäina in Mi^nginovi, die Niman
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— 53 —
Kat^ina oder den Abeohied der Kattica in Walpi und die Lenjdtikibi oder
die Flötenceremonie, die abwechselnd mit dem berühmten Schlangentanz ge-
feiert wird.
J. Walter Fewkes and J. G. Owens. The Lalftkönta. A Tasayan
Dance.
J. Walter Fewkes and A. M. Stephen. The Mamzraiiti. A Tusayan
Ceremonj. (Am. Anthropologist. V. p. 105-129, p. 217— -245.
Diese beiden Abhandlungen stellen eine Fortsetzung dessen dar, was in der
Yorberbesprochenen, im Journ. Am. Ethnol. Arcb. beschriebenen Abhandlung be-
richtet worden war. Es werden hier in höchst eingehender Weise zwei Weiber-
ceremonien beschrieben, die in Walpi im Herbst gefeiert werden, die ähnlich,
wie die zu gleicher Zeit in Zuni gefeierten eine Art Ernte- oder Dankfest dar-
stellen. Die zweite dieser beiden Ceremonien ist eingestandenermassen von einem
andern Pueblo, dem Pueblo Awätobi, das im Jahr 1700 von den Hopi zei-stöi-t
ward, übernommen worden.
J. Walter Fewkes. A Central American Ceremony which suggests
the Snake Dance of the Tusayan Villagers. Am. Anthropologist
VI. p. 285—306.
Das Kapitel des Geschichtswerks des P. Sahagun, in welchem das alle acht
Jahre gefeierte Fest Atamalqualiztli beschrieben wird, bei dem die Ma9ateca
Schlangen mit den Zähnen fassten und verschluckten, wird im Originaltext nach
dem Ms. der Biblioteca del Palacio in Madrid abgedruckt. Abschrift des Textes
und Übersetzung desselben, sowie eine Kopie des begleitenden Bildes und Er-
läuterungen zu demselben wurden vom Schreiber dieses Dr. Seier gegeben. Der
Verfasser erörtert die Parallelen, die sich hierzu in dem berühmten Schlangen-
tanze der Hopi oder Moqui ergeben und weist dann weiter auf die merkwürdige
Obereinstimmung hin, die der Bälülükong der Hopi, die „Federschlange^, mit
der Pederschlange der Mexikaner und den das Wasser in sich bergenden oder von
sich ausströmenden Scblangenfiguren der Maya Codices zeigen.
J. Walter Fewkes. The ceremonial circuit among the village Indians
of Northwestern Arizona. Journal of American Folklore V. p. 33—42.
Nachweis, dass die Hopi in ihren Ceremonien immer die Ordnung — Nord —
West — Süd — Ost befolgen.
J. Walter Fewkes and A. M. Stephen. The Nsäcnaiya. A Tusayan
Initiation Ceremony. Joui-n. Am. Folklore V. p. 189—221.
Eine Ceremonie, mit der im November die winterliche Festsaison eröffnet
wird. Die Einfühlung und Aufnahme der Novizen in den priesterlichen Genossen-
schaften oder Geheimbünde. Komplizierte Ceremonien, unter denen ein ceremo-
nielles Hauptwaschen und das EiTeiben neuen Feuers die hervorragendste Rolle
spielen.
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— 64 -
J. Walter Fewkes and A. M. Stephen. The Pälülükongti. A Tnsayan
Ceremonj. Joom. Am. Folklore V. p. 269—284.
Wird im Februar gefeiert und hat augenscheinlich den Zweck, Feuchtigkeit
und Schnee für die Saaten herbeizuzaubern. Sieben Bilder der gehörnten (Feder-)
Schlange, die die Mutter der Gewässer ist, werden dabei produziert, ein Kampf
mit der Schlange und lebendige Bewegungen derselben aufführt,
J. Walter Fewkes. On certain personages who appear in aTusajan
Ceremony. Am. Anthropologist. VII. p. 32—52.
Gewisse Figuren, die in. den Tänzen der Hopi auftreten, werden mit gewissen
mexikanischen Eriegermasken verglichen.
J. Walter Fewkes. „A FewTusajan Pictographs" (Am. Anthropologist.
V. p. 9—26).
Aus den zahlreichen Felsinschriften, die in der Nachbarschaft der Moqui
Mesa vorkommen, werden eine Anzahl Bilder beschrieben, die mythologische Per-
sonen darstellen, und ftlr die eine Erklärung aus den noch gegenwärtig geübten
religiösen Ceremonien möglich ist.
G. Nordenskiöld. The Cliff-dwellers of the Mesa Verde, South-
western Colorado. Their pottery and implements. Stockholm.
P. A. Nordstedt & Söner.
Ein Prachtband, mit zahlreichen Illustrationen, die meisten davon in photo-
graphischer Reproduktion. Die Mesa Verde ist ein ausgedehntes dicht mit Wald
bestandenes Plateau, nordöstlich der Navajo Reservation, im Quellgebiete des Rio
Mancos, eines nördlichen Nebenflusses des Rio San Juan, der der südliche Haupt-
quellfluss des Rio Colorado ist Er ist von zahlreichen Caüonen durchschnitten,
die eine Menge jener interessanten Felsendörfer (cliff-dwellings), runde Türme
und andere Reste alter Ansiedelungen bergen. Der Verfesser, Sohn des
berühmten schwedischen Gelehrten, hat diese Thäler durchwandert, Pläne und
Ansichten der Ruinen aufgenommen, Ausgrabungen vorgenommen und eine ganz
stattliche Sammlung an Schädeln, Thongefössen, Gegenständen aus Stein, Holz
Knochen, Gewebe u. a. m. zusammengebracht, die in dem vorli^enden Pracht-
werke vorzüglich abgebildet und eingehend beschrieben sind. In einem besonderen
Schlusskapitel bespricht Prof« H. Retzius die in der Sammlung enthaltenen
menschlichen Reste.
J. Walter Fewkes. A reconnoisance of Ruins in or near the ZuEi
Reservation. Joum. Am. Ethnolog. Archäol. I. p. 95—132.
Achtzehn Ruinen wurden vom Verfasser besucht und beschrieben. Die
Namen von elf anderen erhielt er, die er nicht besuchte. Sie sind augenscheinlich
sehr verschiedenen Alters. Die ältesten scheinen die runden Ruinen. Sie finden
sich ausnahmslos in den ebenen Teilen. Auf der Höhe des Mesas und auf den
Hügelspitzen wurden nur viereckig gestaltete Bauwerke bemerkt. Solche giebt
es auch in der Ebene, scheinen hier aber jünger zu sein als die runden«
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— 55 —
J. Walter Fewkes« An Archaeologicae Verification of a Tasajan
Legend. Am. Anthropologist. VI. p. 363—375.
Gegen Ende des Jahres 1700 ward das Dorf Awätobi wie aus kirch-
lichen Berichten hervorgeht, von den Hopi oder Moqui zerstört, und seine Ein-
wohner erschlagen. Die Hopi haben die Erinnerung daran bewahrt. Nach ihnen
waren die Bewohner massakriert worden, weil es Zauberer gewesen seien. Nur
einige wenige wurden geschont, und durch diese sind besondere Ceremonien, die
eigentlich in Awa'tobi heimisch waren, nach dem Hopidorfe Walpi gekommen.
Der Verfasser beschreibt die Ruinen des Dorfes und weist nach, dass die Einzel-
heiten derselben dem, was die Tradition berichtet, entsprechen.
J. Walter Fewkes. On the present Condition of a Ruin in Arizona
called Casa Grande. Joum. Am. Ethnolog. Archaeolog. IL p. 179—193.
Von dieser südlich des Rio Gila gelegenen Ruine wird ein Plan und An-
sichten gegeben, und die einzelnen Räume derselben beschrieben.
Victor Mindeleff. A Study of Pueblo Architecture Tusayan and
Cibola. Vni. Annual Report of the Bureau of Ethnology. Washington
1891 p. 1—228.
Resultate von Studien, die seit dem Jahr 1881 in Zuni (Provinz Cibola) und
den Dörfern der Hopi oder Moki (Provinz Tusayan) unternommen wurden. Ein-
gehende Beschreibungen der bewohnten Dörfer und zahlreicher Ruinen, begleitet
von Plttnen, photographischen Reproduktionen und Zeichnungen in grosser Zahl.
Neben der Aufnahme der vorhandenen Baulichkeiten wurden auch die Ti-aditionen
gesammelt, die auf die Wanderungen und früheren Wohnsitze dieser Indianer
Bezug haben, eine Sammlung, für welche der Vf. in den seit vielen Jahren auf
der Hopi-Reservation ansässigen Herrn M. A. Stephen eine ausgezeichnete Kraft
gewann. Aus den Aufoahmen und aus den Traditionen geht bestimmt hervor,
dass zum mindesten einige der Dorfruinen, und auch einige der Cliff-dwellings
von den Vorfahren der gegenwärtigen Pueblo-Indianer erbaut und bewohnt
worden sind, und zwar zum Teil noch in einer in die geschichtliche hineinragenden
Zeit. Während im allgemeinen eine grosse Übereinstimmung in der Architektur,
wie in der gesamten Kultur der sprachlich verschiedenen Bewohner der ge-
nannten beiden Provinzen besteht, zeigt sich ein Unterschied doch insofern, als
die Hopi, die Bewohner von Tusayan schon in früheren Zeiten auf die Höhe
getrieben worden sind, während die Zuni im wesentlichen Thalbewohner ge-
blieben sind. Bei den einen und den andern sind die besonderen bezeichnenden
Züge in der Architektur nicht so sehr durch die Beschaffenheit der Umgebung
und das vorhandene Material, als durch die Notwendigkeit der Verteidigung
entstanden.
Mrs. Tilly E. Stevenson. The Religious Life of the Zuni child.
(Pifth Ann. Rep. Bureau of Ethnology, Washington 1887 p. 533—555.)
Die Tradition der Zuni verknüpft die K&k&, die mythischen Wesen, die
im Westen, in der Region der Wasser hausen, mit den Geistern der verstorbenen
Stammesangehörigen, die in der Tiefe des Geistersees leben. Alle vier Jahre
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— 56 —
wird ein grosses Fest gefeiert, an dem die in dem vergangenen Zeitraum ge-
borenen Knaben den heiligen Athem dieser mythischen Wesen empfangen, in
den Band aufgenommen werden, der den Stamm mit seinen verstorbenen An-
gehörigen und den mythischen Wesen, die das Gedeihen der Feldfrucht ver-
bürgen, verknüpft.
J. G. Owens. Natal Ceremonies of the Hopi Indians. Journal Am
Ethnology Archaeology. IL Boston 1892 p. 163—175.
Verfasser, der Dr. Fewkes, den Leiter der Hemenway-Expedition, bei seinen
Studien in den Dörfern der Hopi oder Moqui assistierte, beschreibt hier die
Geburtsceremonien dieser Indianer, die im Wesentlichen in Reinigungsceremonien
für Mutter und Kind, Taufe und Namengebung, und Präsentation des Neu-
geborenen der Gottheit, der Sonne, bestehen.
Frank Hamilton Cushing. Manual Concepts. A Study of the In-
fluenceof Hand-usage on culture Growth. Am. Anthropologist. V.
p. 289—317.
Der Vf. will in der Entwickelung des Menschengeschlechts drei Perioden
unterscheiden, die biotische, die manuelle und die mentale. Als überkommenes
Material aus der zweiten dieser Entwickelungsperioden bespricht er die Ein-
wirkung der Hand auf die Ausbildung von Zahlbenennungen und Zahlzeichen,
auf Kerbstöcke und Knotenschnüre. In dem letzteren Abschnitt wird ein
ingeniöses System der Zahlbezeicbnung durch Knotenschnüre beschrieben, das bei
den Zuni in Gebrauch ist.
Frank Hamilton Cushing. A Zuni Folk-tale of the ünderworld. Journ.
Am. Folklore V. p. 49—56.
Wie die beiden Zwerge, die Zwillinge Ahaiyüta und Mätsailöraa, die Götter
des Kriegs- und Spielglticks und Stammgötter der Zuni, in die Unterwelt stiegen
und was sie da erlebten.
Ad. F. Bandelier. An Outline of the Documentary Hiatory of the
Zuni Tribe. Journ. Am. Ethnol. Archaeol. III. p. 1 — 116.
Die ei-ste Entdeckung durch die Spanier (Fray Marcos von Nizza 1538 und
1539) wird beschrieben, die Geschichte des Stammes unter der Herrschaft der
Spanier bis zu dem grossen Aufstande im Jahre 1680 wird nach spanischen
Dokumenten erzählt.
Adolf F. Bandelior. The „Montezuma" of the Pueblo Indians. Am.
Anthropologist. V. p. 319—326.
Der Name des letzten mexikanischen Königs Motecnhzoma, von Bernal Diaz
verstümmelt zu Montezuma, ist unter den Indianern des heutigen Mexiko
und auch von Neumexiko und Arizona Bezeichnung geworden für alles, was der
alten Zeit angehört. Die Puebloindianer nennen jede alte Ruine einen Monte-
zuma. Im Jahre 1846 wurde in Mexiko eine Erzählung zusammengeschrieben,
die noch in einer Anzahl handschriftlicher Exemplare in Neumexiko existiert, wo
Mythen, die dem Pose-yemo oder Pose-ueve, dem Kulturheros der Tehua
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— 67 —
angeboren, von Montezuma erzählt werden, und weiter berichtet wird, wie dieser
Mexiko eroberte, nnd endlich wie er seine Tochter Malinche an Cortes ver-
heiratete. Diese Schrift, deren Inhalt seither zu dem Märchenschatz der Pueblo-
Indianer gehört, wurde vermutlich aus politischen Gründen verfasst. Denn in
der Zeit handelte es sich um die Abtretung der neumexikanischen Gebiete an
die Vereinigten Staaten. Die Indianer des Pueblo Jemez bewahren noch heute
als grössten Schatz ein Buch auf, das bisher nur der Erzbischof von Santa Fö
zu sehen bekommen hat, und das dieser als ein Exemplar der von Lorenzana
herausgegebenen Briefe des Cortez erkannte.
Herman F. G. ten Kate, Somatological Observations on Indians of
the Southwest. Joum. Am. Ethnology. Archaeology III. p. 119—144.
Körper- und Schädelmasse von Pima und Papagos, Maricopa, Zuni und von
Skeletten aus den Buinen des Salado-Thals im südwestlichen Arizona.
Dr. Washington Matthews. The Human Bonos of the Hemenway
Gollection in the United States Armj Medical Museum at
Washington. National Academj of Sciences. Vol. VI. Seventh Memoir.
Die von der Hemenway -Expedition unter Cushings Leitung 1887
gesammelten, aus verlassenen Dörfern der südwestlichen Arizona stammenden
Schädel werden beschrieben und ihre Eigentümlichkeiten erörtert. In einem
besonderen Aufsatz wird versucht, die Eigentümlichkeiten des Zungenbeins bei
verschiedenen Stämmen und seinen Wert für klassifikatorische Zwecke festzustellen.
A. M. Stephen. The Navajo. Am. Anthropologist. VI. 345—362.
Die jetzigen Wohnsitze und die jetzige friedliche Lebensweise dieses Stammes
als Schafzüchter und Schafhirten, ihre Sitten, Gebräuche, Techniken, religiöse
und sonstige Vorstellungen.
Washington Matthews. A Study in butts and tipe. Am. Anthro-
pologist. V. 345—350.
Dr. Washington Matthews, dem wir die eingehende Beschreibung der
Ceremonie Dsilyidje ga^al „Berggesang^ verdanken, in der die Stammessage
der Navajo dargestellt wird (Fifth Annual Report of the Bureau of Ethnology.
Washington 1887), macht in der obigen Abhandlung auf den Unterschied auf-
merksam, den die Navajo-Schamanen mit grosser Sorgfalt bei allen Oeremonien
zwischen dem unteren und dem oberen Ende eines Gegenstandes machen, und
dass sie bei allen Oeremonien immer von unten nach oben, nie umgekehrt, fort-
schreiten. So sprengen sie Pollen auf eine Maske von unten nach oben
fortschr^tend, auf die Nase derselben aber von oben nach unten, denn dier
Nase hat oben ihre Wurzel und unten ihre Spitze.
James Stevenson. Ceremonial of Hasjelti Dailjis and Mythical Sand
Painting of the Navajo Indians. VIII. Annual Report of the Bureau
of Ethnology. Washington 1891. p. 233—285.
Eine sorgfältige Beschreibung der Ceremonie, die bekannter unter dem Namen
yebitchai ist. Farbige Abbildungen erläutern die Masken und das sonstige Zu-
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- 58 —
bebör. Farbige Beproduktionen werden aach tob den Sandbildem gegeben, die
bei dem Feste angefei-tigt werden. Zum Schlnss werden die Mythen erzählt, die
auf die bei dem Feste erscheinenden Götter Bezug haben.
John G. Bourke. The Medicine-men of the Apache. IX. Annual Report
of the Bureau of Ethnology. Washington 1892. p. 443--603.
Der bekannte Verfasser des Buches: „The Snake Dance of the Moqui Indians
of Arizona*' beschreibt hier die Medizinmänner der Apache, ihre Ausrüstung und
ihre Ceremonien, überall zum Vergleich die Kultur- und Naturvölker Amerikas
und der alten Welt heranziehend. Über die Berechtigung dieser Vergleiche wird
man freilich in der grossen Mehrzahl der Fälle streiten können. g^^^^
Journal of the Buddhist Text Society of India. Edited by Sarat
Candradäs C. I. E. Calcutta 1893. Vol. I und Vol. II. Heft 1.
Der erste Jahrgang dieser für die Kenntnis des nördlichen Buddhismus
wichtigen Zeitschrift liegt fertig vor, obwohl nur wenige der in den Notizen
(,, Appendix") angefangenen Materialien einen eigentlichen Abschluss erhalten
haben. Diese „Appendix** - Partien, welche massenhaft wertvolles und neues
Material aufspeichern, begleiten den eigentlichen rt'^eid*^, welcher in der Repro-
duktion von Tibetischen und Sanskrit-Original-Texten, welche fast durchweg von
englischen Übersetzungen begleitet sind, besteht. Auch Pälitexte haben Auf-
nahme gefanden: so Teile des Dhammapada mit Kommentar, durchweg in
N&garl gedruckt Von dem Visuddhamagga des Buddhaghosa ist der Anfang
mit Sanskritübersetzung mitgeteilt: ein Unternehmen, welches die Frage anregen
dürfte, wann wohl der ganze umfangreiche Text dieses wertvollen Werkes, das
jetzt in einer vorzüglichen sinhalesischen Ausgabe zugänglich ist, im „Journal**
erscheinen wird. Unter den Appendix-Partien sind besonders wertvoll die
Mitteilungen über die Bonreligion, welche übrigens die ungemeine Dürftigkeit
an selbständigen Ideen dieser Religion so recht klar machen. Eine Anzahl
etwas bengalisierter Bilder begleiten diese Notizen, der Gott dVa-ga-pa auf
Taf. n (es muss dVu-gu-pa heissen) ist deutlich eine Nachahmung des Typus
des Yam&ntaka der Lamaisten. Von besonderem Intei^esse sind femer die Mit-
teilungen über das Kloster bKra-shis-lhunpo und seine Lehranstalten etc.; die
biographischen Notizen über Atläa, KamalaMa, S'Antirakshita, mKhas-grub-rje,
Brom-ston etc., das Resumö über buddhistische und brahmanische Höllen, über
die Göttin Kali, und über die Näga's (im 1. Heft des zweiten Bandes).
Grünwedel.
Vari^täs sinologiques. No. 1. L'lle de Tsong-ming h Pembouchure du
Yang-tse-kiang. Par le P. Henri Havret, S. J. Chang-hai 1892. No. 2.
La province du Ngan-hoei (avec 2 cartes hors texte). Von demselben,
ibid. 1893.
Es sind 'dies zwei topographische Studien auf Grund einheimischer Quellen
Die grosse Belesenheit des Verfassers und die ausserordentlich sorgfältige Be-
nutzung des Quellenmaterials verleihen diesen beiden Monographien einen hohen
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— 69 —
wissenschafUiohen Wert Der Verfasse beabsichtigt, der topographischen Be*
Schreibung der Provinz Ngan*hoei eine historische folgen %n lassen, deren Er-
scheinen hoffentlich bald b^tlsst werden dar£
L^on de Bosny, le Taols^e. Atoc nne Introdoetion par Ad. Franck, Paris,
Leronx. 1892. 8*.
Das kleine Buch behandelt in acht Kapiteln den Ursprung des Taoismus,
das Leben des Lao-tse, den Text des Tao-teh*king und seine Geschichte, die
Kommentatoren, die Definition des Terminus täo, die Philosophie des Lao-tse,
die Moral und Politik des Tac-^teh-king, die unmittelbaren Nachfolger des Lao-tse
und endlich den Taoeseismus, unter welcher Bezeichnung der Verfasser die
volkstümliche Form versteht, welche der Taoismus als religiöser Glaube und
Kultus angenommen hat. Des Neuen bringt das Buch nicht viel, sein Haupt-
vorzug liegt vielmehr in der gewandten Darstellungsweise, welche demselben eine
weitere Verbreitung über die engen Grenzen des fachmännischen Kreises hinaus
sichern dürfte. Recht befremdend ist, dass der Verfasser Giles* Bemains of
Lao-tzu (Hongkong 1886) nicht mit einem Worte erwähnt. Wenn man über
Textkritik des Tao-teh-king redet, sollte eine so scharfsinnige Untersuchung
nicht mit Schweigen übergangen werden, auch wenn man mit den Schlussfolge-
rungen ihres Verfassers nicht übereinstimmt. Das interessante Gebiet des
^Taosseismus'' wird auf 13 Seiten abgethan. Welchen Zweck die Einleitung des
Herrn Franck hatte, vennag Referent nicht anzugeben. Grube.
EUis. The Yoruba Speaking Peoples of the Slave Coast of West-
Africa. London 1894
in Ergänzung zu den vorangegangenen Bänden
The Ewe Speaking Peoples (1890) und
The Tshi Speaking Peoples (1887),
sodass in diesem Gesamtwerk jetzt eine wertvolle Unterlage für anschliessende
Studien geboten ist, und zwar auf einem Arbeitsfelde gerade, das wichtigste Er-
gebnisse verspricht (für Kenntnis der Nigritier).
Gunow. Die Verwandtschafts-Organisation der Australier. Stuttgart
1894.
Dies Buch reiht sich denjenigen an, welche die zu ihrer Vollentfaltung her-
anreifende Entwickelungsperiode der Ethnologie illustrieren, seitdem die ethnische
Umschau (in soweit allgemeinen Umrissen) eine Abrundung anzunähern beginnt
(betreffs der Elementargedanken und ihrer Statistik).
Zum deutlichen Eindruck kommt es jedem, der bis auf die Anfluge der
Generation, woran er durch seine Mitarbeit beteiligt war, zurückzublicken ver-
mag, auf das jahrelang mühselig auferzwungene Materialbeschaffen, auf das Em-
porblinken neu überraschender Erscheinungsformen, nach deren Leitungsfäden
und Leitungspüftden (bald hier, bald da) umherirrend gesucht wurde, unter dem
Experimentieren mit (stets wiederholt benötigten) Vergleichsversuchen (hin- und her-
geschoben in monoton oftmals ermüdendem Geduldspiel), besonders auch in dem
Kapitel über die Ehe- Verhältnisse. Eine erste Etappe war mit Morgan's umfang-
reich methodisch angelegtem Werk erreicht, auf vorläufig gebreiteter Unterlage, so-
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— so-
dass die anschliessenden Theorien ') objektiTer Prüfung untei'zogen werden konnten,
um, wenn bewährt erwiesen, fortvei-folgt zu werden oder demgemässe Umgestaltung
in der Erklärungsweise zu erhalten, durch die in weiter hinzutretenden Belag-
stücken veränderte Beleuchtung. Manch' sdche Lichtstrahlen sind dem (durch
mehrfach erörterte Ursächlichkeiten) verzögerten, aber deshalb gerade desto durch-
schlagenderen Aufschluss Central -Australiens zu verdanken, und die von dort
durch eine von Beamten und Reisenden rüstig ausverfolgte Thätigkeit allmählich
eingeernteten Sammlungen erhalten ihre Cfystematißche Zusammenstellung in der
hier vorliegenden Durcharbeitung (auf sachkundige Litteraturkenntnis gestützt).
Bei induktivem Auf bau unserer „Lehre vom Menschen" gilt als erstes Pflicht-
gebot, die durch die komparative Methode bedingten Kautelen in Erinnerung zu
bewahren, vornehmlich also : dass die Erörterungen auf ihre durch die Relations-
begriffe gesteckten Grenzen eingeschränkt zu halten sind, und jede irrationelle
Transcendenz vermieden werde (solange die Psychologie ihrer naturwissenschaft-
lichen Durchbildung noch ermangelt).
So oft deshalb von Ursprünglichkeit geredet werden sollte (mit dem „Ur*
und seinen Zusammensetzungen gehurt wird), ist dieses Wort desjenigen meta-
physischen Charakters zu entkleiden, der in den deduktiven Epochen der Kultur-
geschichte voranzustehen pflegte (als vorzugsweise favorisiert für sentimentalen
Kitzel), statt das Ursprüngliche (als echt in Originalität) da entgegenzunehmen,
wo es sich im Einklang mit den Natnrbedingnissen antrifft.
Wann — (und wo) immer wir auf jene „Mista (oder Mysta) prima" gelangen,
die zur Scheidung von alchimistischem Wust (eines von Nacht der Unwissenheit
umlagerten Okkultismus) eingerammelt wurden (seit Boyle's Skepsis), auf „Ele-
mente" und „Prinzipien" also, ist Halt geboten vorderhand, um jetzt wieder auf-
wärts zu wandern, an der 6^ ävuf xal xdrta^ sei es in Ascendenz, sei es in De-
scendenz, jenachdem der konkrete Fall fQr die eine oder andere Entscheidung
aussagen mag, im Herabsinken oder AuMeigen (und im Emporsteigen wieder
aus dem Herabgesunkenen vielleicht).
Zur Übersichtlichkeit bedarf es eines Entwurfes schematischer Diagramme,
obwohl diesen nun zwar, in aktueller Verwirklichung, nur diejenige Reinheit zu-
*) WeDD in nmfangreicheD SammlaDgen faktische Belegstücke der Benutzang aus-
gebreitet liegen, braucht beim Herausfischen der nahrhaften Brocken die hinzugeschüttete
Saace (der Theorien) nicht mitgenossen zu werden, so oft in unhaltbare Hypothesen
auslaufend, in — bio- (zoo-)logisch sowohl, wie soziologisch widerlegter — Promiskuität,
in (den Inzest einschliessender) Bluts verwandtschaftgenossenschaft, in (linguistischen
Deutungen unterstellten) Gruppenehen, im euphemistisch (an Stelle einer Frauenknechtschaft
des Wildzostands) simuliertem Mutterrecht (mit seinen die Regel bestätigenden Ausnahmen),
bis auf die „Patria potestas" (politischer Vollkultur). Dann reiht sich (in Conferreatio)
die monogamische Ehe an, aber Monogynie durchzieht schon die Vorstadien (sofern nicht
Schutzbedürftigkeit das Herdentum zusammentreibt), und neben der Polygynie in ihrem
Doppelcharakter, den Luxus begünstigend oder (andrerseits) die Erwerbsfähigkeit (mit
hygienischen Vorschriften), findet sich dann die Polyandrie, unter solchen Isolierungen
gerade, wo das Warum präzis sich erklärt (im konkret gegebenen Fall). Cf. Grundz.
der allg. Ethn. (S. 43 u. a. a. 0.).
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— 61 —
gemutet werden darf, wie sie theoretisch verlangt sein würde (bei Hinzeicfannilg
der geometrischen ümschliessnngslinien).
Betre& der bewegenden Motive sind (in mechanischer Weltanschaunng)
Solche auch biologisch (und soziologisch weiter) festzuhalten, wie sie sich durch
sirenge Erprobungen lunorganisch bewährt haben (in ihren Kräftewirkungen).
Voran steht das Becht^) des Stärkeren, das sowenig eines Kommentares
bedarf, wie der Satz, dass Zwei mehr ist, als Eins, Drei mehr als Zwei u. s. w.
(in der Arithmetik des logischen Nachweis). Auch hier zwar ist es (erklärlich-
weis) sogleich der konkrete Fall, von dem das Folgende abhängt (im. Gang der
üntersfochnng). Je nach mathematischer Anwendung der abstrakten Zahl mag
die Eins doppelt oder zweihundertfach schwerer wiegen, als die Zwei, diese drei-
bnndert- oder dreitausendfacher, als die Drei (und wie es sich sonst ergiebt). Immer
jedoch bewahrt sich aem Recht das Siärkere^Beeht, je nachdem dabei die Quali-
tät oder Quantität zum Austrag zu kommen hat (ob eben so oder so). In der
primären Horde liegen die Gewicbtsverhältnisse offenkundig vor, ein (schon dem
Namen nach) stärkeres Oeechlecht und ein schwächeres, sowie Gliederung der
Altersklassen, mit dem Schwerpunkt in der vollgereiften (der „Soldatenkaste'',
nach indiimiscber Fassung), cf. Kontroversen II (S. 12 u. a. a. 0.).
Das Gleiche fliesst in einander, im Gleichaltrigem zusammenhockend; nach
Gesdilechtern getrennt, die Männer auf der einen, die Frauen auf der anderen
Seite (und jede Altersklasse in den Gleichaltrigen).
Freilich wird solch' schematische Zeichnung in der rauhen Welt der Wirk*
behkeit ihre Ecken allzusehr abstossen, um in theoretischer Säuberlichkeit die
^ Daef sogeiianten «jus fortidris** gilt zunächst körperlich materiell, mit der Wacht der
MaonesfatfSt niederMend, bis dann die Frau etwa herrscht, im Hans, -^ mid in solch
mhlg friedlichem Regimente nach dem Regime sexueller Konstitution, sich kongenialer
fühlen wird, als wo znm Schatz, anter den Stürmen des politischen Lebens, Regimenter
fo marschieren haben, oder auf den Tribunen Wortschlachten sich liefern, mit blutigen
Verwundungen oft, wenn ins Herz treffend (und das weiblich zarter besaitete rascher
lerreissend). Wenn das eine Geschlecht (seinem Berufe gemäss) mit der Executive betraut
irt, braoehen die Rechte des anderen um so weniger verkümmert zu werden, je mehr
sich bei verständigem Durchblick (wohl organisierter Konstitution) das Interesse der Ge-
samtheit darin gerade erkennt, dass jeder Bmchteil möglichst unbehindert auf seiner
eigentümlich zugehörigen RechtssphSre sich entfalten möge (zu fröhlich gesundheitlichem
Gedeihen). Immer aber gilt (und dominiert) das Recht des Stärkeren, im Grossen und
im Kleinen, im AlIgemeineD und im Einzelnen, im Ganzen und jeglichem Teil, ob brutal,
roh (in der Wilde), ob veredelt idealisiert (in den Ausverfeinerongen der Civilisation).
Als Stärkster muss sich (klardeutlich) der beste Rechenmeister erweisen, weil eben aafs
richtige Ziel hineintreffend, bei Richtigkeit des logischen Rechnens, und das Richtige
hat die Richtschnur zu bilden (in Klarheit und Wahrheit). Richtigkeit (in Aufrichtigkeit,
ehrlich gemeiot) entscheidet, wie objektiv in der Natur überall, so für die subjektive
Fassang, und der Falscher bricht desto nnfehlbarer seinen Hals, je mehr im Trauen
auf seine Schlaoheit in die anwachsenden Komplikationen hineingejagt, von den Göttern
mit Bethömng geschlagen, durch ärr) (Zeus älteste Tochter), — vom Himmel herab-
gsechleudert auf die Erde, unter die Irrsale, die dort bedrücken, bis die Megga ge-
funden sind, dem Erlösungszug zu folgen, (oder ethnisch sonst entsprechende Weges-
richtofigen).
ICH V. 6
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- 62 -
Augen zu treffen, da diese vielmehr, bei radikal feindlichem Gegensatz der ftlr
Vereinigung bestimmten Geschlechter, vonvomherein in ein leeres Nichts hin-
ausschauen müssten, worin, mangelnden Nachwuchses wegen, das Ganze zu ent-
schwinden hätte.
Obwohl jedoch im Gange der Dinge das schwächere Geschlecht vor dem
stärkeren schliesslich stets zu erliegen hat, lassen sich doch — aus der (durch
Erschlaffung der auf aktiven Lebenserwerb hingewiesenen, Männer in halbculturellem
Schwelgen) zeitweis hervortretenden Superioritöt der Frau, in (amazonisch) gynai-
kokratischen Zuständen (am Kongo z.B. oder im Amazonenland des Marafion, unter
klassischen Reminiscenzen etc.), bei dem durch Widematürlichkeiten verursachtem
Herabsinken, — Barometerstände entnehmen, woraus auf tiefen Stadien der Unkultur
noch eine Art Gleichgewicht der Geschlechter herauslesbar wäre (wie bei den Kumai
z. B. mit Vögelabstammung), unter striktestem Vorbehalt wiederum, hinsichtlich der
(für den konkreten Fall jedesmalig etwa gültigen) Erklärung, bei sociologischen
(oder biologischen) Parallelen, zum Ankristallisieren isomorpher Körper gleichnisweis
(aus chemisch verschiedenen Mutterlaugen). Wie bei den am Gabun sexuell g^en-
überstehenden Geheim bünden , wird überall dem Beisenden die Kenntnisnahme
mehr noch, als bei den männlichen, bei denen des andern Geschlechtes erschwert, und
so lässt sich, in dem gelegentlich dem Fi-auenconvent (in mikronesischen Clöbber-
göU u. dergl. m.) zustehendem Recht, die Fortgabe zur Verheiratung (deren
Verletzung bei australischen Fluchtversuchen durch die Yamsstöcke gerächt
werden mag) noch weniger genugsam durchblicken, als das, was sich anderer^
seits wieder, bei männlichem Aneignen der Frau, konstatiert zeigt (in über-
wiegenderem Durchschnitt).
Innerhalb des als Einheit umschliessenden Stammesleben ringt sich der Ein-
zelne zur Individualität empor, für volle Befriedigung der innewohnen^^en Be-
dürfnisse, auch auf religiöser Sphäre (aus den, auf untersten Stufengraden mehr-
weniger bereits regsamen, Voranlagen geistigen Hungergefühls).
Hier schafft der „Angang'', als Pagar (wirbelnder Steinchen, auf Sumatra)
den (zum Fetisch geschnitzten) Souman (Guinea^s) im (nagualistischen) Totem,
bei Verfolg desThieres, oder auch aus dem Pflanzenreich für den Kobong (und
seine Analogien vielfach). Der Nigiitier nimmt es gleichmütig schlaffer (wenn etwa
nicht die Rache stachelt, zu böswilligem Schaden), wogegen die Gefahren der
Jagdfahrten einen umständlichen Vorbereitungskurs angeraten haben (beim
indianischen Pubertätstraum), und bei (australischen) Jünglingsweihen lässt sich
das Ceremonial en bloc absolvieren (wie bei der Konfirmation in Quimbes u. dgl. m.),
während dann auf fortgeschrittenen Entwicklungsstufen solche Einigungen statt
haben mögen, wie sie in die Mysterien der „Medizinlogen'' sich zurückziehen (und
Konventikel aller Art).
Wie nun immer der Patron — (wenn kein „genius natalis", aus „ideae in*
natae"), ^^ yäp t»c ^v ^fjüat (b. Euripides), als animus (s. Cicero), ?A>c r^ dif^ptom»
dalßwv — erlangt sei, antreffen wird er sich stets, unter der einen oder anderen
Modifikation seiner Attribute fttr entsprechende Äquivalente; bis auf den Gottes-
begriff hinauf, längs dämonischer Zwischenstufen (nach ihren Mittelwerten).
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— 63 -
Wird nun, schematisch, die Stauimesfamilie im engsten Kompass gefasst, so
dominiert hier der Totem des Vaters vom Patriarchen her, unter den (mit der Ent-
fernung) vergrösserten Umrissen (zum Ahnenkult ausweitend) bis auf Unkulunkulu
(der Bantu). Mangelt dem Sohne das Strebergefdhl zu selbstständiger Unab-
hängigkeit (oder fehlt ein Anlass), so adoptiert er den Totem des Vaters oder
findet sich bereits in dessen Bereich bequemlich hineingewachsen, wie die Tochter
ohnedem (ohne um ihren Willen viel befragt zu sein). Da fortgesetzte Inzucht, weil
(in extremis) zum Aussterben fahrend, mit solchem Absterben der Betrachtung ent-
hoben ist, hat sich diese den connubialischen Erweiterungen zuzuwenden, fQr die
Ezogamie, und hier beginnen nun die Totem zu kreuzen, da die Frau bereits deu
ihrigen mitbringt, bei Vereinigung mit der männlichen Hälfte, und je nach den
Aussprüchen eines Vater- oder Mutterrechtes (unter dessen, oft widersprechendster,
Fiktion bei Knechtschaft der Frau) haben sodann die Regulationen ftir die Kinder
hervorzutreten, in allzu bunt durcheinanderlaufender Mannigfaltigkeit, als dass
irgend welche Oeneralisationen bereits gewagt werden dürften, ausser für den
jedesmalig konkreten Fall (innerhalb der Kreissphäre seiner Realisationen), wenn
die benötigten Vorlagen gegeben wären, um ihn unter all' den mitsprechenden
Bedingnissen zu erörtern, für die faktisch besondere Sachlage (die als Pensum
vorliegen sollte).
In itp6Xrj<pt^ (iyuota fumx^ xou xa^Xoo) mag der Sachverhalt als realer accep-
tiert werden, (soweit sich in fiktitiver Abstraktion eine Fühlung ^bewahren lässt).
Auch zwischen zwei Totem genügen die Kreuzheiraten noch nicht, weil die
Zeugungen wiederum innerhalb des höher geschlossenen Einheitsbegriffes ver-
bleiben würden. Es muss also für die Kinder (zu einer Zeit bereits, ehe die
Pubertät die Aneignung eines selbstständigen Totem*s überhaupt ermöglichen
würde) vorgesorgt werden, durch die Klassen, worin sie verteilt werden, nach
älteren oder jüngeren (oder als Knäbchen und Mädchen). Die Wurzeln der Kau-
salität (die „wurzellose Wurzel", um in der Sprache der Sankhya zu reden)
fallen vorläufig über den Gesichtskreis deutlicher Sehweite hinaus, (embrjologisch
noch verhüllt aus ihrem Mutterschosse) unter die Vorbedingungen sozialer Existenz,
wie durch die Specificität der historisch-geographischen Provinz, im praktisch
aufgestellten Exempel, gegeben; sie bilden also noch keine Rechnungsaufgabe
für die Induktion, welche stets erst von den realen Daten des vorhanden Ge-
gebenen auszugehen hat, wobei es sodann den Ergebnissen anheimgestellt bleibt,
wieweit Rück- (oder Vor-)schlüsse gestattet sein mögen (in Anticipation).
Bei Verwendung von Termini technici, wie Endogamie und Exogamie, darf
die Relativität dieser Begriffe nie übersehen werden, da sich ihr Ziffernwert
immer aus dem speziellen Sonderfalle erst fixieren lässt (für gültige Schätzung),
and die Rechnungsoperationen sich nun komplizieren, beim Fortschreiten zu
amphiktjonischen Verbänden (im sozial-histoiischen Wachstum u. dgl. m.). Je
nach Erweiterung des allgemein umschliessenden Einheitsbegriffes ändert sich
demgemäss die Fassung dessen, was für den in Betracht gezogenen Specialfall
endogamisch oder exogamisch abzuschätzen wäre (nach relativ gültigen Pro-
6»
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- 64 -
Das Heixatsyerbot ftlr den Totem (der Qens) ist selbstgegebepiiL nahegelegt
(bis auf die Erweiterungen zur Phratrie hinaus), und bei territorialen Fixierung^,
aus genealogischem Verbände, haben dann die entsprechend abändernden Modifi-
kationen hinzuzutreten (wie bei Kleisthenes* Beform).
Bei der lokal typischen Zersplitterung der australischen Stämme ist bei
ihnen demgemäss das Phänomen der Elassenheiraten zu charakteristischer Durch-
bildung gelangt, und muss somit ebenfalls nach den durchgängig mitwirr
kenden Faktoren (der wecbselsweisen Gescfalechterstellung im Nebeneinander u^ad
der Altersgliederungen im Nacheinander) in Betracht gezogen werden, zumal wenn
(bei weiterem GestafFel) gleichaltrige Generationsschichtungen Anrecht auf ein-
ander erbalten, oder (wie bei Dieyerie, in den Noa der Pirauru) schon eine
„selection raisonn^e^ für kulturelle Züchtung statt hat (gleich einer lace-
dämonisch geübten Auswahl).
Im YerhältniHS zu der politisch fester geschlossenen (vornehmlich betrefiEs der
Irokesen literarisch bekannten) Organisation der Indianer, wo sich der ganze Prozess
(der Hauptsache nach) im ümbegriff des Totemismus abzuwickeln vermag, fäüt
für australische Klassenheiraten das Eigentümliche des Charakterzugs in ärmliche
Zerstreuung auf unwirtlichen Boden (dem Gepräge dortig geographischer Pro-
vinz gemäss).
Der Verfasser hat den durch die Induktionsmethode angezeigten Weg ein-
geschlagen, im Durchwandern der tbatsächlichen Beweisstücke, um zunächst ein
auf gesicherten Stützen ruhendes Gerüst zu errichten, für die fernere Beweis-
führung. Mit eingehendem Vei-stfindnis des ethnischen Gedankenganges verbindet
sich die des historischen Entwicklungsganges ethnologischer Forschung, um den
Missgriffen seiner mit noch unvollkommenerem Material arbeitenden Vorgängern
die volle Entschuldigung angedeihen zu lassen, die in der Natur der Sache be-
gründet liegt, während es an scharfer Polemik nicht fehlt, wo Fehler hätten
vermieden werden können, bei gründlicherer Vertiefung des Studiums.
Die in Geschlechtei-trennung und Altersgliederung spielenden Faktoren sind
in den Hauptpunkten richtig erkannt, doch dürfte für deutlichere Klarlegung
ihres Ineinand ergreif ens , zunächst noch eine strengeres Auseinanderhalten an-
gezeigt ratsam sein, in objectiv getrenntem Ausverfolg, da sich die Berührungs-
punkte dann von selbst zu ergeben haben, im Gang der Untersuchung (nach
organisch eingesäeten Keimanlagen). Die Arbeit ist eine mustergültige in ihrer
Art und desto dankeswerter^ weil auf einem Forschungsfeld unternommen, das
durch die Fremdartigkeit seiner Anschauungsweisen den darauf geworfenen
Hinblick leicht verwirrt, wenn nicht (zur Orientierung über die leitenden
Gesichtspunkte) zuverlässiger Führung gefolgt werden kann, zum Anhalt an
den, einer Nachprüfung zugänglichen. Aussagen des tbatsächlichen Materials, wie
ausgiebig hier geboten, über die Organisationsform der Kamilaroi (Kap. 1), der
Kumai und Goumditschmara (Kap. 4), der Narrinyeri und Turra (Kap. 5), der
Kolor-Kumdit und Kumhopan not-Kumdit (Kap. 6), der Diejerie etc. (Kap. 7).
Das letzte Kapitel wendet sich den neueren Publikationen über das gleiche
Thema zu und ihrer Kritik (den gegenwärtigen Stand dieser Forschungsfrage
präzisierend). A. B.
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— 66 —
Für die Kenntnis Polynesiens sind, durch gütige Vermittlang des Bev.
Mr. 6 i 11 in Sydney» eine Reihe lehrreicher Separat- Abzüge eingegangen, wie folgt:
Key. OeorgePratt: The Genealogy of the Kings and Princes ofSamoa.
Transactions of the Anstralasian Association for the Advancemt of Science.
Melbourne Meeting 1890.
Rev. G. Pratt with Notes by John Fräser: Some Folk-Songs and Myths
from Samoa. Read before the Royal Society of N. S. Wales, July 1, 1891,
(Nov. 5, 90).
Rev. 0. Pratt with Notes by John Fräser: Some Folk-Songs and Myths
from Samoa. Refkd before the Royal Society of N. S. Wales, Septb. 2^
1891.
Bev. 6. Pratt with Notes by John Fräser: Some Folk-Songs and Myths
from Samoa. Read before the Royal Society of N. S. Wales, Octob. 7«
1891.
Rev. 0. Pratt with Notes by John Fräser: Some Folk-Songs and Myths
from Samoa. Read before the Royal Society of N. S. Wales, Decemb. 2,
1891.
Dr. John Fräser: The languages of the New-5ebrides. Read before
the Royal Society of N. S. Wales, July 5, 1893.
The story of Tu and Rei, a Manihikian Myth (Mangaid), by Rev.
W. W. Oill, LI. D. Transactions of the Australasian Association for the
Advancement of Science, Melbourne, 1890.
The languages of the New-Hebrides, by Sidney H. Ray, Londres, revised by
Dr. John Fräser, Sydney (read before the Royal Society of N. S. W.,
July 5, 1893).
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Aus der durch das Eameruu-Comit^ veranlassten Expedition der
Herren v. üechtritz und Passarge ist eine wertvolle ethnologische
Sammlung zurückgebracht, welche an das Königliche Museum für Völker-
kunde in Berlin überwiesen worden ist, von diesem aber nur in den-
jenigen Stücken aufgenommen wurde, welche zur Ergänzung früheren
Besitzes aus den Sammlungen des Reisenden Flegel sich angezeigt ergaben.
Es schien wünschenswert auch anderen der einheimischen Museen
die Möglichkeit zu lassen, aus einem für die Kolonialgeschichte bedeu-
tungsvollem Unternehmen Erinnerung zu bewahren, durch Einfügung der
Ergebnisse in den Sammelbestand.
Nachstehend folgt die Liste der zur Verfügung stehenden Gegenstande,
sämtlich im besten Zustand der Erhaltung und mit genauen Lokalan-
gaben versehen.
Da dies im nationalen Interesse eingeleitete Unternehmen unter Mit-
hülfe freiwilliger Beiträge ausgerastet worden ist und zur Deckung der
Unkosten also auch die Sammlungs- Resultate herangezogen werden müssen,
sind die Gegenstände als Zahlungswerte zu schätzen und werden sie, wenn
von dem Käufer seinerseits kein Augebot eingeht, nach dem Massstabe
des von dem hiesigen Museum für seinen Anteil gezahlten Durchschnitts-
preises valuieret werden (vorbehaltlich derjenigen Bestimmungen, welche
das Gomite darüber treffen sollte).
Speer, vergiftet. Däckawa.
Däckawa.
II
II
II
II
n
Bute. 12.-13.° 0. L. 7.-8.° N. Br.
Lacka. 8.— 9." N. Br. 15.° 0. L.
II
Baya.
Djikum, Mutschi.
Baya.
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— 67 —
Speer, Matschi, Djiknm.
it
Laozenspitze. ?
Köcher mit Pfeilen. Von den Bubandjidda. Typische Pollah. Von den
Darra gemacht.
Köcher mit Pfeilen. Von den Heiden gemacht.
Köcher mit Pfeilen. Fallah.
Köcher mit Pfeilen. Mntschi.
1^ 1» 11 11
11 11 ,1 FuUah.
Wnrfeisen. Lacka.
„ Tangere.
„ Devera. Yangere«
Spannmesser. Djikum.
Armring. Mntschi.
,, aus Eisen. Baya.
11 11 11 Lacka.
Verschlossspirale zu einer Felltasche. Heidenstämme. S. v. Gasa. Yangere.
Armring. Lacka.
2 Eisenzwingen.
Kriegspfeife. Yangere,
Flöte. Baya.
2 Kalebassenlöffei. Baya.
Spindel. Hanssa. Fnebe.
Köcher. Mntschi.
Schild. Deckawa.
Kriegsflöte. Tengelen.
,, Deckawa.
Annspirale. Baya.
Armring mit Tauschirarbeit. Djikum.
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— 68 —
Armringe. Mutschi.
Speerspitze. Lacka.
Fasseisen, Sklavenfessel. Fullah.
Handschellen. ,,
Hessingarmring. Benii8w Djiktdn.
Falbepfefle, yon den Beisenden darchschnitten; Tergiftet
Köcher daza. Fullah.
Fdr weitere Auskonft über Einzelheiten sind Anfragen zn addressie-
ren an die
Yerwaltang des Eönigl. Musenms für Völkerkunde
Berlin
(und werden demgemäss, im EinTersüindnis mit dem Comit^, beantwortet
werden).
> H ' "t a» ii ^ '
Dnok TOB JLBAAek, fi«rlfai MW^ to iulk tm Mn mt iL
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Fflr
„Betrachtungen über offene Fragen in der Ethnologie'^
werden (unter Beteiligung von Freunden der Völkerkunde) Streif blätter zur Ausgabe
kommen, je nach der Veranlassung dafür, und eine, nachstehend, erste Nummer ist diesem
Heft der .Ethnologischen Notizblätter** als Beilage zugefQgt (aus gleichem Verlag).
Randglossen zur musealen Ethnologie.
Es hat sich bei Einrichtang yon Museen die Frage gestellt, wieweit
auf AbtrennuDg einer, öffentlichen Zwecken dienenden, Schausammlung
Bedacht zu nehmen sei, oder auf Ausscheidung eines, zum täglichen
Gebrauche handlichen, Lehrapparates, neben dem für fachgerechte Be-
nutzung und Verarbeitung angesammelten Gesamt-Material (im Besitzstand).
In den Kunstmuseen werden die Schausammlungen yoranstehen (zum
Hauptaugenmerk in der Anordnungsweise), da sie, obwohl im richtig
korrektem Sinne des innewohnenden W^ertes nur von der (auf sich be-
schränkten) Oligarchie der Sachkenner voUgemäss abschätzbar, doch durch
ihre Anschau eben anregend und belebend wirken sollen auf die grosse
Menge des Publikums, um etwaig latent darin schlummernde Talente zu
wecken.
Die naturhistorischen Sammlungen sind im Hinblick auf wissenschaft-
liche Zwecke zusammengebracht, werden indes innerhalb eines übersicht-
lich abgeschlossenen Systems die Schaustellung eines Lehrapparates leicht-
lich gestatten, um dem Durchschnittsmass der Gebildeten im weiteren
Kreis für Belehrungen zugänglich zu sein.
Auch die prähistorischen Museen, welche, bei Ausschürfung eng um-
grenzter Areale, ihr Rohmaterial (fast gleichartiger Dubletten oftmals) in
grösseren Massen anhäufen mögen, als bei yorhandenei* Raumbeschränkung
für die Aufistellung gerade wünschenswert ist, werden manches magazinieren,
was erst dann hervorgeholt wird, wenn für Erschöpfung einer speziellen
Fragestellung monographische Durcharbeitung bis auf scharfgenaues Detail
in Angriff genommen wird.
Bei den ethnologischen Museen steht es anders, denn die reichsten
derselben, die den profanen Blick mit dem Eindruck der Überfülle be-
M. f. V. 1
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— 2 —
drücken (and erdrücken) mögen, sind bettelarm für das Eennerauge, das
in dem sporadischen Flick werk die abgerissenen Fetzen erkennt, aus
welchen (nachdem ein haltbarer Einschlag gewonnen sein wird) das
majestätisch überwältigende Totalbild, (das der Menschheit selber), wiederum
zusammenzuweben, noch lange (eine gar lange) Zeit noch in Anspruch
nehmen wird, sodass in weiteste Ferne also entlegt verbleibt, wofür
unsere Generation begonnen hat, die ersten Bausteine zusammenzutragen:
zum Aufbau j^ier Tempeikathedrale künftiger Äonen, woran die Nach-
kommenden weiterzuarbeiten haben werden. »Cito consummabltur tur-
risc, meinte man, als Hermas' Engel, apjimrt Trocfisutxtp^ seine Herden hütete.
Dass es länger dauern wird, wissen wir jetzt besser, seitdem (in der
Anthropologie) auf eigene Arbeit hingewiesen, und diese unter den Händen
wächst, mit fortschreitendem Eindringen in Einzelheiten, die für ihre
Bewältigung frisch herantretende Kräfte erwarten.
Unter solcher Sachlage leidet frühzeitiges Abscheiden einer Schau-
sammlung unter mancherlei Bedenken, um nicht der Einführung präjudi-
zierender Irrtümer Vorschub zu leisten; obwohl andererseits die Herstellung
eines Lehrapparates hier und da sich ganz wohl ausführbar erweisen mag.
Das älteste der Museen, das alexandrinische, zentrierte in seiner Biblio-
thek, als ein Thesaurus historischer Dokumente. Aus Zufügung des
Schmucks und allmählicher Überwucherung desselben, (bis schliesslich
völliger Verdrängung der Bücherschätze), erwuchs das medicäische Kunst-
museum in Florenz, dem (im Vatikan) das römische zur Seite trat, während
für niederländisches Gemeinwesen die Stadthäuser das Material ansammelten,
und dann wurden akademische Anstalten geschafifen, in denen »Wissenschaft
und Kunst*) praktisch neben einander getrieben wurden« (s. Stark), wie am
normalsten von den archäologischen Museen ausverfolgt, innerhalb des
orbis terrarum klassischer Geschichtsumschreibung. Und nach den hier
gebotenen Musterbildern würden nun die ethnologischen Museen, kraft
der von der Naturwissenschaft entlehnten Induktionsmethode, den Globus
zu umwölben haben, um die Geschichte des Menschengeschlechts, (der
Humanitas, in der Menschheit Bild), vorzuführen, wenn einstens die Zeit
dafür gekommen sein mag.
i) «Wahrhaftig steckt die Knost in der Natur, wer sie heraus kann reissen, bat sie*"
(gleich Albrecbt Dürer). Aus systematisch gepflegten Pflanzschuleu, um einen Künstlerstand
heranzuziehen, werden sich auch solch^ pathologische Verzerrungen aufziehen lassen,
wie sie in modernen Kunstausstellungen dem Laienauge Entsetzen einjagen, und obwohl
sie pikant prickelnder Sinneslust zu frönen, Genüge leisten mögen, bliebe daneben
doch die Frage, ob des Geldes wert, das sie beim Zusammenrechnen gekostet haben (im
Erziehungskurs). Wie der Dichter muss auch der Künstler geboren sein, und selbst
wenn ohne Hände (wie von RafPael gesagt ist), wird die Natur ihn über seinen Beruf
belehren, während es mit pädagogischer Kunst seinen Haken hat, wenn Mhzeitig ge-
krümmte Häkchen krumm und schief fortkümmem (und -wimmern).
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»VeDiet tempus, quo posteri nos tarn aperta nescisse mirentur«, kam
zam Eindruck, als »ex Oriente luxe erste Streiflichter warf auf westlich
nmschattetes Hesperien, wo der Ozean seine »vincula« durchbrechen sollte,
znm Auf5ffiien neuer Welten (>nec sit terris ultima Thulec). Jetzt steht
die Sonne im Zenith, und bald wird kommen die Zeit, wo bittre Klagen
hervorbrechen müssen, wenn zur Fundamentierung künftiger Studien die
gesicherten Unterlagen ermangeln. In grimmem Zorn wird man rasen
vor Wut und Schmerz, dass sorglos versäumt sei, die ethnischen Origi-
nalitäten zu retten, die vor sehenden Augen aus dem Dasein ausgetilgt
sind, dahingesunken in das Nichtsein (oder Nichtmehrsein); dass (trotz
alljährlich vermehrter Warnungszeichen) die Zuschauer gleichmütig hin-
geblickt auf die ringsum verheerende Feuersbrunst; dass die Ethnologie im
spielerischen Getändel kostbarste Zeit verspielt hat, statt durch das Brennende
der Frage aufgestachelt und auferweckt zu werden, zu der Bedeutsamkeit
der Rolle, die ihr zugefallen ist (in der Geschichte des Menschengeschlechts).
Diejenigen freilich, die aus eigenen Erfahrungen die kritischen
Momente der Übergangsperiode zu durchleben hatten, verstehen die
Schwierigkeiten, die bei dem plötzlich unvermittelteu Einbruch der
Katastrophe, einer den Wünschen genügenderen Vorsorge praktisch ent-
gegenstanden, und werden sich demnach zufrieden geben mit dem, was
dankenswerterweise geschehen, um auch den Fremden und Armen (im
Völkerverbande) eine Heimstätte zu bereiten (beim Durchwandern der Erde).
In der Enge des Wildstammes bewohnt der mit eigener Namens-
gebung ausgesprochene »Mensche (Hhaukoin, als »rechter Mensche) seine
(für ihn umschlossene) Welt, abgegrenzt von den Nicht-Menschen (Amanut)
insular benachbarter Areale, den Fremden (als Feinden), und auch das
Kulturvolk thront am Nabel der Erde, auf einem das Menschenhanpt (oder
sein ozeanisches Prototyp , die Kokosnuss) bergenden Kapitol, ob im Heilig-
tum eines Hierosolyma oder in der Sonnenstadt Cuzco, unter den Strahlen
des Sonnengottes, — der freilich seine Schützlinge, bei der Katastrophe
der Conquista, vor brutaler Entwürdigung nicht bewahrt haben würde, wenn
ihnen nicht die Rechte des Vernunftswesens (»gente de razon«) zurückgestellt
worden wären, aus derjenigen Machtvollkommenheit, welche über die terri-
torialen (und leibeignerischen) Besitzesrechte, kraft ihres (beim Teilnngs-
strich der Erde zwar nicht) unfehlbaren Plein-pouvoirs (eines jus fortioris)
antokratisch verfügt hatte (nach dem in Gaxamarca erlassenen Manifest).
Indem durch die anatomischen Merkmale die Einheitlichkeit des
Menschengeschlechts konstatiert ist, nach Urteilsfallung induktiv ge-
schulter Naturforschung, würden dadurch nun auch einige der, skrupulöser
Gewissenhaftigkeit (zeitweis mit Fug und Recht) aufgedrängten. Bedenken
(in Punkten der Terminologie) als im voraus erledigt gelten dürfen, um
l*
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— 4 —
unbehinderter schalten zn können, wie die Wortbezeichnongen sich bequem
erweisen, zumal das Ttpanov iptudoQ^ aus dessen Versteck ein vergiftender
Einbiss gefürchtet war, noch nicht mit der Spezies zu beginnen braucht,
sondern (etymologisch) erst mit nächst höherer Gattung, des Genus, in
Sachen der Abstammung (und dorthin ablenkender Ursprungsfragen).
Mit solch metaphysisch fraglichen Einmengungen hat jedoch die, bei
ihrer helllichten Tagesarbeit, am yorhanden Gegebenen ansetzende Natur-
forschung vorderhand überhaupt nichts zn thun — (jedenfalls auch das
mindeste nicht, solange noch nicht einmal die Psychologie auf ihre
naturwissenschaftliche Behandlungsweise hat geprüft werden können) — ,
und alles das, was aus den neblig umwölkten Spekulationen einer iq^wrjj
<pdoao<pia in den heutig yoUen Mittag noch hineinhängt, mit klar ent-
schiedenem Bruche, ein für allemal abzuthun, hat als unverletzliches
Axiom zn gelten, in der Biologie ebensowohl, wie in der Chemie, seitdem
ihr durch Boyle die Grenzen der Elemente gesteckt sind; bei Anbruch des
durch die entscheidungsyoUe Doppelrevolution eingeleiteten Morgen, mit
dem unsere Neuzeit am Horizont der Umschau heraufgezogen ist (im
»naturwissenschaftlichen Zeitalterc). Die »wahren Elemente der Körper
sind die chemisch unzerlegbaren Atomec (s. Richter), in elementaren
Substanzen (als »individua sui generis«). Die Fragestellungen uralter Ratsei
verbleiben ungeschwächt, in der Chemie (oder Biologie), wie überall, wohin
wir blicken, unter den Arcana des Alls (oder in »animi secretac hinein),
sie mögen ausverfolgt werden von demjenigen, der eine »Vita contem-
plativac sich gewählt hat, soweit ihm seine (spirituellen oder materiellen)
Mittel dies erlauben, wogegen der Naturforscher, dem zum Besten des
sozialen Gemeinganzen (in olxouofila) seine Laboratorien erbaut und einge-
richtet sind, in praktisch nutzbarer Arbeit zu schaffen hat, Traum diduoca
^ TrpaxTtxfi ^ nonjwc^ ^ ^ecDpyjw^ (riioQ 3k r^<r jüikv nonjxcx^Q imtrr^Q rb epYov),
Ob und wie sich in der Spannungsreihe der Elemente ihre Zahlen über-
sichtlicher einspannen möchten [je einfacher desto besser, zu erleichternder
Übersicht, also zum »profit au clairc], ob etwa ein Versuchsschritt in
Eraftzentren hinüber gewagt werden dürfte, ob sich (unter Zugeständnis
einer physikalisch verwandten Schwesterwissenschaft) die Aushilfen des
Äthers zuziehen Hessen, ob sich die Eigenschaften der Elemente, als
periodische Funktionen der Atomgewichte, ergäben (nach dem Gesetz der
Periodizität) — alles das und Anschliessendes sind berechtigt offene Fragen
in der Chemie, bleiben aber für den »Homo diurnusc auf solche Papiere
geschrieben, die er in seinen Mussestunden durchblättert. Denn wenn sich
seinem Tagewerk beständig wieder die Verlockungen zu Metallwandlungen
(als Seitenstücken zu den durch Evolution hervorgezauberten Metamor-
phosen) zwischenschieben und aufdrängen wollten, dann wäre der alche-
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— 5 —
mistiache Wust, den man glücklich los zu sein meinte, baldigst wieder
da, in schönster (Ordnung oder) Unordnung (wie sie aus dem Okkultismus
fast schon einzureissen droht).
Und Ähnliches gilt auf dem biologischen Arbeitsfeld, wo wir das
Menschengeschlecht zunächst in der ganzen Buntheit all' der Variationen
entgegenzunehmen hätten, unter welchen es, bei Umschau über den
Globus, aus demselben entgegentritt, oder vielmehr entgegentreten wird,
nachdem die Entschleierung (für allgemein gültige Landmarken) als ab-
geschlossen sollte gelten können (im rasch geförderten Fortgang der Ent-
deckungen). Dass solange ein Ganzes in seinem Gesamtumfang (wenigstens
den allgemein begrenzenden Umrissen nach) nicht bekannt ist, an seine
rationelle Einteilung nicht gedacht werden kann, weil in das Bereich
der Unmöglichkeiten (unter die »Sünden gegen den heiligen Geiste, strik-
testen Verbotes, im »Galculus ratiocinatorc) fallend, bedarf keiner Be-
merkung. Ob der Neger oder Indianer vom Reisenden kurzköpfig oder
langköpfig angetroffen wird, mag (für die Weiterfolgerungen) von bedeut-
samster Tragweite sich erweisen, betreffs der lokalen Studien an Ort und
Stelle, hat aber zu einem hypothetischen Ursprungsherd des Menschen,
(des »Homo sapiensc oder »Bimanusc), auch nicht die entfernteste Be-
ziehung, da die anatomische Einheitlichkeit des Menschengeschlechts auf
dem g^enwärtigen Niveau der Naturforschung aprioristisch an sich bereits
festgestellt (und festzuhalten) ist.
Wenn man sich (unter den, durch den Begriff des Organismus, bereits
präsumierten Korrelationen) das Charakterbild des Indianers oder Negers
entwirft, für seinen physischen Habitus (unter Einschluss also der kranio-
logischen Aussagen) — und zwar nach dem, aus dem Total anatomisch-
physiologischer Funktionen, gezogenem Fazit — , so ergiebt sich überall
und stets eine (nahezu deutlich schon) bedingende Wechselbeziehung zu den
klimato-geographischen Agentien des Habitus, je nach der, [seit etwaiger
(mitunter auch chronologisch schon, längs verfolgbarer Geschichtswege,
nachzugehenden) Einwanderung], erweislichen Dauer der Akklimatisation,
und demgemässe Anpassung an die »surroundingsc oder »environmentsc,
im »Milieu« der geographischen Provinz (für den Organismus, als »Elimato-
meter« zum Index, nach erfolgter Naturalisation).
Die Gesamtheit der in der Epiphanie hervorspielenden Attribute bleibt
überschattet von dem »Individuum« (nach Ausdruck des geographischen
Reformers), dem sie in Gliederungen angehören, aber jeder Kontinent
gliedert sich dann wieder in eine Vielfachheit spezifisch umschriebener
Areale nach (historisch-) geographischen Provinzen, (unter vertikaler oder
horizontaler Zonen Verteilung, wie im gegenseitigen Zusammenwirken beider
modifiziert), und in Afrika z. B. wäre die Sonderheit der Nigritier,
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— 6 —
unter scharf gezeichneten Strichen, zusammenzuhalten, weil durch den
Zonengürtel selber bereits abgetrennt, nach Norden und Süden (sowie
betrefifo der Yerkehrsbeziehangen am östlichen und westlichen Eüstenstreif),
und wenn hier sodann, neben den an sich anderssprachigen Stämmen,
linguistische Gleichartigkeit über solch geographische Grenzen (bei den
Bantu) hinausgreift, stellen sich damit historische Anfgaben, welche separat
zu behandeln sind, um nicht die unter den Arbeitsteilungen föcherweise ver-
schiedentlichen Forschungswege wirrig durcheinander zu mengen, zu beider-
seitiger Störung, wogegen, wenn sie objektiv nebeneinander herlaufen,
die naturgemassen Kreuzungen (zu gegenseitigen Ergäuzangen) von selbst
dort angezeigt stehen werden, wohin gehörig (aus naturgesetzlichen Vor-
ausbedingungen). Auf äquatorialen Hochgebirgen, wo sich die ganze Er-
streckungsweite in bequemlich zusammengeschobener Übersicht i*ascher
durchwandern lässt, fällt der für Hervortreiben von Geschichtsblüten
günstige Kulturboden wiederum in dortig gemässigte (Zonen-) Breiten
(nach der Elevation), und die durchschnittlich sonst, durch das längs der
Flussläufe (yon Quelle zur Mündung) ändernde Niveau, (für weiterzeugende
Wechselwirkungen) gebotenen Differenzen finden dann in den Abstufungen
der Bergterrassen ihre entsprechende Vertretung, mit gleichzeitig — enger,
als an Furten (anderswo) — an Passübergängen (unter Hinwendung auf
zentrale Binnenseen meist) historisch vorgezeichneten Wandernngswegen,
also in mehr orographischem, als hydrographischem Charakter, obwohl (wie
überall) im kreuzenden Zusammenspiel beider Richtungslinien, wie voraus-
bedinglich im Gerüst des Erdgezimmers derartig schon begründet.
Bei der noch völlig unübersehbaren Massenhaftigkeit der Detail-
fragen, welche in der Menschen- und Völkerkunde (für endgiltige Lösung)
zu entwirren wären, — zunächst allerdings nur in rohest ungefährem Zurech t-
schnitzen (obwohl schliesslich dann bis in letzte Dezimalstellen hinein,
um den Anforderungen der Induktionsmethode zu genügen) — , wird (unter
Abweisung frühreif schädigender Theorien) an rein monographischer Be-
handlungsweise vorläufig festzuhalten sein, um dort, wo das ümflimmern
einer Peripherielinie merkbar zu werden scheint, nun auf das dadurch
umgriffene Terrain die Aufmerksamkeit hinzurichten, um es nach allen
Richtungen hin zu sondieren und explorieren, bis in sämtliche Einzelheiten,
die hier, in einer oder andern Weise, sich zur Fragestellung bieten könnten.
In erster Linie hätte, bei dem für sämtliche Naturwissenschaften
(zur Verwendung ihrer komparativen Methode) gemeinsam gebreiteten
Mutterboden der Erde, der Anschluss an die geographischen Provinzen
(und der geographisch dem Globus eingegrabenen Geschichtsbahnen) zur
Empfehlung zu kommen, wie in Phytograpbie und Zoologie, auch in der
Anthropologie (und dann der Ethnologie weiterhin).
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— 7 —
Wenn (bei vorläufigem Absehen von »wilden Urrassen«) die Kenn-
zeichen der »natürlichen Rassen« (geographischer Begründang), mit ihrer
kulturellen Entwicklung, in der neu typischen Form der Kulturrassen zu
entschwinden beginnen, unter dem »Sieg der Individualitätenc über die
Rasse (nach »Leitung der Lebensfunktionen«), dann benötigt sich für die
»sehematische Darstellung«, (wie bisher dem »zoologischen System« ent-
sprechend), ein »anderes Fachwerk« (s. Nathusius) in der Terminologie,
dem Hinblick auf landwirtschaftliche Zwecke gemäss, und so arbeitet der
Historiker innerhalb eines andern Gesichtskreises, wenn er die anthropo-
logisch durchforschten Rassen in seine Fachwissenschaft übernimmt, obwohl
dieselbe (auf ihrer, zur Anbahnung einer Universalgeschichte eingeschlagenen,
Wegesrichtung), bei den durch ethnologische Umschau angezeichneten Zer-
legungen, einer »philosophia ethnographica« (s. Schlözer), nicht wird ent-
raten können, um die Bemeisterung der gigantisch bereits angehäuften
(und, mit Vertiefung ins Detail, beständig noch vermehrten) Stoffmassen
m ermöglichen (kraft der durch die Induktionsmethode gelieferten Hilfs-
mittel). »Divide et impera!« in Arbeitsteilungen auf dem Matterboden
der Erde, der vielbrüstigen, zur Pflege der Naturwissenschaften {xXTjCsre
fiazipa räiav). Und dann weht es an, mit Fragen aus htixeiva t^q odataq
(oder roo voo), wenn Ttepi fizxtihpmv Betrachtungen kommen (und über
Vervollständigung des den Globus umschlingenden Netzes der Stationen).
Um an dem zum Aufbau des Systems vorausbenötigten Gerüst auf- und
niedereuklimmen, ist jeder (zum Abschluss tendierenden) Fachwissenschaft
ihr Dogma unerlässliches Erfordernis, um den Fussauftritt zu stützen bei
provisorischer Staffellegung, welche jedoch in thunlichst freier Schwebe zu
halten ist, zum temporären Gebrauch (kürzerer oder längerer Dauer).
Denn indem es sich um einen lebenskräftig forttreibenden Entwicklungs-
prozess handelt, mnss anachronistischer Verknöcherung vorgebeugt werden,
damit an den Knotenschürzungen periodisch kritischer Wendepunkte die
zeitgemässe Reform (in organischer Fortbildung) Platz greifen kann (die
Katastrophen gewaltsamer Revolution zu ersparen).
Was in linguistischer Dogmatik, als gemeinsamer Kapitalbesitz der
Indogermanen vor ihrer »Trennung« (auch unter Erweiterung der Generali-
sationen bis über Semiten, oder hamitische Zwischenfragen), zusammenzu-
ordnen sich zu empfehlen schien, wird vor dem mit der Lupe genetisch-
komparativer Methode bewaffneten Auge als gross- (und hoch-)mächtiger
Wachstumsprozess emporblühen, um, auf begünstigtem Areal terrestrischer
Geschichtsfelder gepflegt, dort mit Ansetzung des Reifestadinms in voller
Majestät entfaltet zu stehen (bei jedesmaliger Akme), wenn (bei Fort weben
am international-kosmopolitischen Verbände der Geschichtsvölker) die »Uni-
versalhistorie« in den Fokus des Gesichtskreises sich einstellt, als (univer-
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seile) Weltgeschichte (weil von der >Welt des Menschenc erzählend, in der
Yorstellungswelt, einer Manushaloka).
>La region, dans laqnelle une race prend naissance soit par Taction
Beule du milien, soit par suite du croisement ou sous ces deux influencea
reunies, est ce que Ton peut appeler le centre ou Taire de formation,
de caracterisation de cette race« (s. Quatrefages). Und dies ergäbe sich
dann als die historische Horizontsphäre der geographischen Provinz, im
Umschluss der ein- und auslaufenden Geschichtswege (wie erdkundlich
bekundet). Wie (gleich den Farben auf Schwingungszahlen) die Quali-
täten der Elemente auf Quantitäten zurückzuführen sind, so die >qualitas
occulta« in der Rasse auf das, was sie erhellen wird (im sichtlich Vor-
handenen darin), als Eidos in leiblicher Form und als Idee in anschaulicher
Verkörperung der Gesellschaftsgedanken (unter den ethnischen Bildern
der Völkergedanken).
Was auf einem einheitlich yerwandten Sprachgebiet philologischer
Durchprüfung unterzogen wird, vermag die Unterlagen zuverlässiger Text-
kritik auf einem fertig bereits gebreiteten Kultur-Niveau erst zu liefern,
für dessen Hervotrufung nun jedoch eine Reihe, soweit embryologisch noch,
verhüllter Entwicklungsstadien vorausbedinglich (vorher schon) durchlaufen
(und abgelaufen) sind. Von dem, was im derartig vorhanden Gegebenen
(als provisorisches Schlussresultat) angetroffen wird, ist ein Vernunft- (und
natur-) gemässer Ausgangspunkt (für sachliche Ein registrier ang) zu nehmen,
aber dann handelt es sich nicht mehr um hypothetische »Trennungc in
mystisch (oder mythisch) umwölkten »Urzeiten« , sondern von dann ab
liegt vielmehr der zeitliche Verlauf (nach räumlich angezeichneten
Richtungsbahnen), — wenn auch nicht überall in durchsichtiger Klarheit
schon, doch mehrweniger deutlich erkennbar — , vor den Blicken ausgebreitet,
unter chronologisch fixierbaren Daten (soweit es bereits vielleicht gehen mag).
Im Kreise autoritativer Majorität beginnt es, wohl einstimmig schon,
zum Aossprucfi zu kommen, dass paläolithische Funde mit Hinneigungen
zu einer Evolutionstheorie (und anschliessenden Hypothesen) besser nicht in
gegenseitig hinderliche Verantwortlichkeit zu bringen wären, und derartig
zeitweis beliebte Vermutungsfragen hätten rationellerweise überhaupt nicht
gestellt sein sollen (während der Debatten eines nutzlos langen Streits). Für
eine (innerhalb des ihr jedesmalig gezogenen Gesichtskreises ausver-
folgbare) Entwicklungstheorie beruht in innigster Eingliederung ihrer Ver-
kettungen die denselben einwohnende Lebenskräftigkeit oder Lebensfähig-
keit, und deshalb ist ein hilfloses Zusammenbrechen vorauszusehen, so oft
vor dem Wagesprnng über die durch kontrollierbar bestätigte Thatsachen
gesteckten Grenzen nicht zurückgeschreckt werden sollte.
Der Forschungsgang der Induktionsmethode darf keinen Fussbreit
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Yon dem auf gesicherten Stützen rahenden Boden abweichen, weil sonst in
jenen Bythos stürzend, der in Zeiten gnostischer Kühnheit manchen der vom
Winken hohen Lohns (um etwa den »Urmenschen c leibhaftig zu greifen)
bethorten Taucher verschlungen hat, der dagegen, seit agnostische Ent-
nüchterung eingetreten ist, an den Randumgrenzungen scharf genau zu
explorieren sein wird (psycho-physisch), um für die Staffeln einer Noetik
(oder ethnisch -naturwissenschaftlichen Psychologie) zuverlässige Ansatz*
punkte zu finden, und sodann an der idhq ävcD xai xäzo) auf- und
niederzusteigen, auf den Stufenleitern der Entwicklung (in der Geschichte
des Menschengeschlechts).
Neben den zoologischen Begriffen der Spezies (in Erweiterung der
Art zur Gattung) und Varietät (nach anatomischen Kennzeichen), kommt
bei denjenigen Tier-Erscheinungen, die in eine lebendige Umwandlung
gezogen sind (durch diffef-enziert gestaltete Auswirkung physiologischer
Funktionen), aus Beziehung zum Menschenreich, der Ausdruck »Rassec
zur Verwendung, auch ethno-anthropologisch (in der Völkerkunde).
Es entspricht das der, dem Menschen — nach der Ansprache des
»Schöpfersc (in Pico della Mirandola's Worten) — zukömmlich eingefügten,
Eigentümlichkeit als »eigner freier Bildnerc (der Übersetzung gemäss), in
der Mitte hingestellt zwischen »Tiere und »Engel« (»Du allein hast eine Ent-
wicklung, im Wachsen nach freiem Willen, du hast die Keime eines all-
artigen Lebens in Dir«).
Den Ausgang der Betrachtung hätten die (je nach den »Fundorten«)
mehrweniger bodenständigen Rassen zu bilden, als »natürliche« (s. Na-
thusius), in soweitig geographischer Begrenzung zunächst entgegentretend,
mit Ausverlauf, an äusserster Peripherie, in (»rassenlose«) Verwilderung,
unter den Zeichen der Verkümmerung »mehr Seniles, als Fötales«
(s. Virchow) zeigend, in »Kümmerformen«, (hypothetische Fingierung einer
wilden »Urrasse« leichtlich vortäuschend).
Wenn als Paradigma der australische Kontinent genommen wird, zeigt
sich geographbch einheitliches Gepräge zersplittert in lokale Schläge, die,
obwohl an begünstigten Lokalitäten (wie am Murray) zu höheren Stufen
ansteigend, doch auch darin dann wieder in stabiler Stagnation ver-
bleiben, während bei Zuwanderung mehr fremdartig fernerer Elemente,
unter Einführung und Pflege durch »la s^lection raisonn^e«, — (wie bei
Einführung arabischen Blutes etwa in das englische Vollblutpferd,
chinesischen oder tonkinesischen in Sus Scrofa macrotis barcheriensis etc.) —
weitere Entwicklung einsetzt, ähnlich (vergleichsweise) dem Auftreten
der tabuierten Adelsklassen unter den Kanaka, (der Byamha am Irawaddi,
bogenkämpfender Xatrya u. s. w.), und hier beginnt nun (für den
späteren Sieg der Individualität über die Basse) der Einfluss der »In-
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zacht« (aas Vererbung) unter individuellen Umgrenzungen kastenartiger
Klassen und genealogisch verzweigender Stamme (mit Ständegliederungen
u. dgK m.), für die Ansätze zu hoherstrebenden Vervollkommnungen, aber
auch mit drohendem Rückschlag bei »Überbildungenc, wenn nicht durch
rationelle Auswahl überwacht, bei der »Domesticationc (in den Haustier-
Rassen), an deren Stelle somit (Darwins) »natural selectionc (»the preser-
vation of favourable variations and the rejection of injurious variationsc)
zu treten hätte (in geschichtlichem Walten).
Am kompliziertesten würde hier das Problem in sog. arischer Rasse
gestellt sein, für deren Auseinanderlegnng (um in ein Verständnis des
Wachstumsprozesses einzudringen) jetzt rührig fortgearbeitet wird, auf
allen Forschungsfeldem der Anthropologie (kraniologisch, paläontologisch,
linguistisoh, prähistorisch; und kulturhistorisch überhaupt). Und also »rüstig
weitergearbeitetc (wie in bestberufener Stimme des Generalsekretanatee
ausgesprochen ist). Vor allem bedarf es der Vertiefung in minutiöses
Detail eines stets »wiederholten Vergleichensc (in der Mahnung dessen,
der im letzt verflossenen Vierteljahrhundert so manch' neues Forschungs-
thor geöfihet hat), um zuverlässige Daten anzusammeln, im thatsäch-
liehen Material zur Fundamentiernng des Unterbaues, auf welchem sicher
und fest geschlossene Systeme aufsteigen mögen, wenn theoretisch abge-
leitete Deduktionen zu gegenseitiger Eontrolle gelangen mit dem, was
induktiv bewiesen steht.
Durch detaillierende Forschungsarbeit, unter Verschärfung des Ein-
blicks in die umgebenden Fragestellungen, differenziert sich die Gedanken-
thätigkeit, sodass üppig vollgefüllter, im Hervorblühen», die mit geistiger
Nahrung gefüllten Kelche sich entfalten, ausgebreitet im Blumenkranz
schöpferisch neuer Mannigfaltigkeiten, innerhalb der, den unbehindert
freien Ausblick, umschwebenden Horizontfassung des Einheitsbegriffes.
Mit abstrakter Kontemplation verflacht sich die Fernschau in Ver-
ödungen leerer Spekulation (wenn es braut, und graulich graut, in grauer
Himsubstanz), mit mystischer wird die Einschau verengt (im pietistischen
Herzkrampf), sodass die (im Gewinsel schluchzender Stossseufzer) mit
»Heulen und Zähneklappemc dröhnenden, Obren (betäubt erschlaffend) die
aus bittrer Pein hervorgerungenen Seufzer derer überhören, denen ge-
holfen sein möchte (aus materieller Not). »En deux mots, on peut dire
ceci contre les devots: La vie est si courte, Tetemite si longue. Pour
quoi prendre sur la partie trop courte, en faveur de la partie trop longue?
Ne vaudroit-il mieux faire le contraire, si cela se pouvoitPc (s. d^Argenson).
Nach allen Bichtungen hin suchen die »Gottessucherc nach Substituten
für die einst bewährten Stützen der Kultur, die modrig zusammenzubröckelii
beginnen (trotz ethisch wohlgemeinter Flickversuche). Die Philosophie,
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im Bombast pomphafter Kaiistsprache, ist zum Einderspott geworden
in des Spötters Munde, die Religion, wenn in gnostische Vertakelungen
eingeknäuelt, mit kühner Entschlossenheit den gordischen Knoten durch-
hauend, sieht sich entnfichtert zum Agnosticismus, und so verbleibt unbe-
friedigend, was das »naturwissenschaftliche Zeitalterc bringt, solange
ihm seine beste Hälfte noch fehlt: solange nämlich, zur Vermählung
mit dem Materialismus, die Psychologie in ihr naturwissenschaftliches
Gewand noch nicht eingekleidet ist (aus dem ethnisch beschafften Material).
Nachdem dies geschehen sein sollte, wird, im Hinblick auf praktische
Resultate, zunächst ihre Mitarbeit an den Heilsbestrebungen sozialistischer
Schäden erwartet werden dürfen.
Der Stärkere bezwingt den Schwächeren, im »struggle for existencec
(seit des Gottes Fee vorweltlichem Walten, in samoanischer Kosmogonie)
nach dem in der Natur begründeten Stärkeren -Recht, das überall und
immer zur Geltung gelangt, brutal und roh in Zuständen roh materieller
Brutalität, idealistisch veredelt in der (mit Regung höherer Bedurfhisse)
in ihren Sehnungen (und Segnungen) verklärten (ge- und erklärten)
Idealität (geistigen Aufschwungs).
Auch der, durch die sozialistisch hervorschwirrenden Schlagworte
bethörte, Haufe liegt hilflos in den Sklavenfesseln derer, die, weil als
pfiffige Köpfe früher aufgestanden, jetzt an der Spitze stehen und das grosse
Wort fahren, — sei es in ünbewusstheit derer, die »nicht wissen, was
sie thunc (als »betrogene Betrüger«), sei es in der Schandbarkeit des
Trugs und Betrugs (pur sang).
Hier nun hätten den unteren Schichtungen der Gesellschaft die oberen
zu helfen. Aber da, wo es sich wandelt auf den sonnigen Höhen ästhe-
tischer Feinfühligkeit, blickt man nicht gern hinab in tief dunkelnden
Schlund da drunten (wo es unheimlich brodelt und gärt im wüsten Ge-
wühl), oder doch mittelst der Kulturbrille nur, aus deren optisch entworfenen
Bildern dann schönrednerische Lehren gedrechselt werden, deren (ethisch
vielleicht achtungwertest moralischen) Wert das ungeschult arme Ohr
nicht zu schätzen weiss, weil nichts davon verstehend, (oder sie missver-
stehend gar, als verletzende Beleidigungen).
Erst wenn dem Gebildeten, im Bildungsgange seines pädagogisch vor-
gesehenen Erziehnngskurses, die Gelegenheit geboten sein wird, sich mit
dem ethnischen Gedankengang (nach den, die psychischen Wachstums-
vorgänge markierenden, Eigentümlichkeiten desselben) eingehender vertraut
zu machen, erst dann wird dadurch die Möglichkeit gewährt sein, auf seine
ungebildeten Staatsbrüder bildungskräftig einzuwirken, und dann werden
sie, unter des Stärkeren Recht, durch die zu seiner Ausübung legitim Be-
rufenen, am Gängelbande zu leiten sein, bis herangezogen zu der EHhig-
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— 12 —
keit selbständigen Fortschrittes, im Takt and Eontakt mit den übrigen
Bannerträgem, je nach den Sonderinteressen des Gemeinwesens, im ein-
heitlichen Marsche (auf der Bahn der Zivilisation, voran).
Der Wildstamm rüttelt kaum an den Ketten, worin er von Jugend
auf hineingewachsen ist, nnter dem Banne seiner Schamanen und Wongtchä
(oder sonstigen »Medizinmänner« vieler), welche als »kluge Leute« (fiol-
kunnigrund wlzagdn) den heimischen Gedankengang am besten verstehend,
denselben auszunutzen wissen, nach bestem Wissen und (oft auch
schlechtestem) Wollen, im Geschäftssinne, für den Gewinn zeitlichen oder
ewigen Lohnes (je nach nervöser Veranlagung).
Da nun in den Unterschieb tungen der grossen Massen (innerhalb
jedes zivilisatorischen Staatsgebändes), auf einem mit dem Durchschnitt
der Wildstämme gleichartigem Niveau, identische Elementargedanken
wühlen, wird das, beim Studium dieser (nach den in vielfachen Variationen
gebotenen) Vergleichungen, erleichterte Verständnis, zu Gunsten der im
eigenen Hause erziehungsbedürftigen Menge verwandt werden können
(ehe die Sorgen um eine »Erziehung des Menschengeschlechts« zu kommen
brauchten).
»Ehrlich währt am längsten«, und sofern best-ehrliche Absichten
leiten, wird Bestes bald und leicht geschaffen sein, im Fortgang ethnischer
Klärung, — unter Voraussetzung freilich einer gediegen gründlichen
Kenntnis der thatsächlich vorliegenden Beweisstücke (im fachkundig
richtigen Verständnis); denn sonst rechnet es sich falsch, im logischen
Rechnen (und dann stünde es schlimmer noch, als bevor).
Wie in jeder Entwicklung, liegt in kultureller Glied auf Glied einge-
gliedert miteinander, in organischer Verkettung. Wenn die allmählich
herangereiften Stadien zum Aufbrechen im Blütezustand drängen, stehen (in
mächtig ergreifender Geschichtsbew^ung) neue Ausblicke eröffnet, durch-
glüht in den abdunkelnden Volksmassen mit jenem (leicht zu fanatischen
Exzessen fortreissenden) Enthusiasmus religiöser Färbung, deren Wider-
schein bei den auf erhabeneren Terrassen Einbehausten nachblinkt
in philosophischen Flugversuchen, die dann freilich, wenn in i^etaphy-
sische Leere hinausgejagt, bald zum Sturze bringen, solange nicht bereits
auf naturwissenschaftliche Stützen gestetigt (durch vorangegangene In-
duktionsarbeit).
Soweit (»in abstracto«) die »Okkupation« einer »res nullius« erlaubt
sein sollte (beim Hinausschieben der »Heiden« aus dem Gunstbereich
des Völkerechts), würde die Pflanzung einer Kolonie (nach dem Wortsinne
schon) Kolonisten voraussetzen, die in der römischen »Respublica« (militäri-
schen Sinnes) hinausgesandt wurden, um durch »propugnacula imperii« die
Grenzen zu festigen, wogegen, wenn die Gründer auf Abenteuerzügen oder in
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sektiererischer Begeisterung fortgetrieben sind — puritanistische »Pilgrimsc
nach New-England (nicht so sehr, weil verfolgt, sondern nm gegen Anders-
gläubige Verfolgungen zu üben), die Quäker nach Pensylvanien, im Heimat-
land bedruckte Katholiken nach Maryland, (zu Seiten des von der High-Glurch
besiedelten Virginien u. s. w.) — , die natürlichen Grenzen unbestimmt ver-
schoben sein werden, bei Ausnutzung der vorher, weil als »de non provechoc
(durch die auf Sättigung ihres Golddurstes allein bedachten Conqnistadores)
erachtet, unbenutzt gelassenen Gegenden nicht nur, sondern daneben
auch durch Anlegung von »tropical farmsc vielleicht, deren Bewahrung
man jedoch mit »last-posts« zu belasten hätte, sofern die Handelsbilanz sich
als eine ungünstige erweist, und nicht zugleich eine, nach kolonialer Ab-
schätzungsweise kostbare, »Perle» gefunden wäre, das Defizit dessen zu
decken, was des »Prestige« wegen die Besetzung erzwang (in Insulinde).
Mit dem internationalen Verkehr kommen hier jedoch noch andere
Gesichtspunkte zur Geltung, und dass die kolonial-politische Richtung,
obwohl über die Vorstadien klimakterischer (und klimatischer) Entwicklungs-
krankheit noch nicht hinausgelangt, doch in bedeutsamer Weise der
Zeitaufgabe einer ethnisch -naturwissenschaftlichen Psychologie zu gute
gekommen ist, kann jedenfalls behauptet werden (und in den musealen
Sammlungen durch den Augenschein bewiesen). Auch der schlechteste
Wind weht gut, dem einen oder dem andern, und stets so für die
»Saat in Gott gesäet, dem Tag der Garben zu reifen» (im kulturgeschicht-
lichen Entwicklungsgange des Menschengeschlechts).
Indem die ethnologischen Museen in der Mitte stehen zwischen natur-
wissenschaftlichen nnd artistischen (zwischen ipürn^ und t^/i^), wären sie
ebenfalls zunächst nach naturwissenschaftlicher Exhanstionsmethode zu
fSrdern (mutatis mutandis), betreffs des Menschen als Naturobjekt, neben
Steinen, Pflanzen, Tieren etc. Wenn Middendorf auf dem Gebiete seiner
Forschungsreise die Mäuse besser bekannt fand, als die Menschen, ist
dies erklärlich genug, aus dem naturhistorisch verfolgbaren Geschichts-
gang, hätte aber (wie schon zu Herders Zeit) überraschend zu treffen, bei
Rücksichtnahme auf den Satz: »The proper study of mankind is man«
(in Vielfachheit polyglottischer Versionen).
Um die Reste untergegangener Tiergeschlechter zu beschaffen, um
das im sibirischen Eise erfrorene Mammut wissenschaftlich festzunageln,
werden dankenswerte Kosten aufgewendet, unter der Leitung fachgemäss
geschulter Gelehrten, aber die, unter dem Sonnenbrand des internationalen
Verkehrs, rings um uns her, verwelkenden Geistesblüten auf ethnisch-
psychischer Sphäre (mit widerstandslos dahinsinkenden Eryptogamen des
Menschengeschlechts) einzusammeln, regt sich keine Hand, obwohl es sich
auch hier nm ein organisch heraufwachsendes Naturprodukt (endemischer
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— 14 —
Art) handelt, in den Regionen des »third kingdomc (b. Dinmmond) oder
einem »R^gne humainc (s. Quatrefages), für die »Hnmanitasc (in echter
Humanität).
Was die dortigen Lustgarten schmückt, in gefüllten Kulturblumen
(aus historischen Äugelungen), wird eifrig nachgesucht, aber obwohl
solch^ liebliche und liebenswerte (jebilde zur Verschönerung des Lebens
dienen mögen, wird zugleich doch auch, um sie vor pathologischen Stö-
rangen zu wahren (oder bei denselben zu heilen), das Studium der physio-
logischen Entwicklung verlangt sein, mit Rückgang auf primäre Anfänge
im Zellwachstum (seitdem sich die Botanik mit ihrem szientifischen
Charakter bekleidet hat).
Für »eine der naturwissenschaftlichen analoge Methode in Betrach-
tung der Kunstwerke« (1873), rückt jetzt der Zeitpunkt heran, bei In-
angriffnahme der »Anfange« (»der Kunst«), und indem die »eifrige Pflege
der Kunstbestrebungen zu den wichtigsten Kulturaufgaben des Staates«
(s. Springer) zu zahlen ist, werden die auf Menschen- und Völkerkunde
gerichteten Bestrebungen den für sie benötigten Aufwand um so voller
rechtfertigen, weil die zu störungsloser Leitung des internationalen Ver-
kehrs gelieferten Hilfsmittel zweckdienlich zur Verwendung gelangen
werden, um bei den für Zerstörungswerkzeuge notgedrangen auferzwun-
genen Kosten Ersparnisse herbeizuführen; zumal nachdem Vorkehrungen
getroffen sein werden, die im Laufe der Neu-Entdeckungen gemehHen
Sammlungen ethnischer Lehrstücke für die dadurch ausnutzbaren Lehr-
zwecke zu verwerten.
Das Festhalten an topographischer Aufstellungsweise empfiehlt sich
aus solcher Vielfachheit praktischer Gründe (in den ethnologischen oder
ethnographischen Museen), dass dadurch bereits, zu ihren Gunsten, die
altverschleppte Kontroverse entschieden sein würde, wenn sie ohnedem
sich nicht in gegenseitigem Zageständniss schlichtete, da der kulturhistori-
schen ihre Anerkennung zu bewahren bleibt, als anzustrebendes Endziel,
freilich ein in noch weiter Ferne liegendes (bei jetzig erstem Beginn).
Ausserdem bietet sich dadurch eine schlagendste Illustration für die
Wirkungsweise der geographischen Provinzen auf der psychischen Sphäre
der Gesellschaftsgedanken (in den historisch-geographischen Wandlangen
des Völkergedankens), und da, was der Augenschein lehrt, durch zwingende
Überzeugungskraft jeden zweifelnden Einwurf besiegt, entscheidet hier ein
erster Augenblick, beim Auf- und Anblick, wenn der mit gesunden
Augen Begabte den Blick auf diejenigen Schränke der Museen richtet, bei
deren Anordnung (soweit unter mechanischen Hindernissen ausführbar)
die Vergleichspunkte offenkundigst hervortreten. Es Hessen sich da-
für z. B., im hiesigen Museum, im Saal VII Schränke 124—129 auf der
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— 15 —
einen und Schranke 139 — 143 auf der anderen Seite zur Probe Yor-
scblagen.
Aach bei Einrichtung anthropologischer Museen dürfte Ähnliches zur
Berücksichtigung zu kommen haben, im Anschluss an die Rassen-
physiologie (cf. »Zur Lehre von den geographischen Provinzen c, S. 155 u. flg.)
Der Natur der Sache nach, bleibt die Anordnung in den Museen
zanächst ohnedem von dem vorhandenen Material abhängig, was allmäh-
lich (unter mehr weniger zufälligerweise gebotenen Gelegenheiten) anzukaufen
oder beschaffbar gewesen. Oftmals finden sich weiteste Territorien durch
ein paar vereinzelte Stücke nur repräsentiert, welche dann irgendwo
unterzubringen sind, in nicht allzu widerstrebender Nachbarschaft, während,
wenn Eröffnung geeigneter Schleusen möglich geworden, die Materialien-
sammlungen rasch zu strömen beginnen, aus dort fliessenden Quellen, und
dann oft, für sich allein, lange Schrankreihen füllen, um in den Zer-
teilungen alP ihrer Details demonstriert werden zu können.
Um mit vollgenügend nutzbaren Sammlungen ausgestattet zu sein,
dürfen die ethnologischen Museen nicht länger, wie bisher, auf zufallig
gegebene Gelegenheiten sporadischer Erwerbungen allein angewiesen sein.
Sie haben ihre eigenen Reisenden^) auszusenden, mit entsprechenden
') Unter den Reisenden stehen im ersten Range diejenigen, welche die Methode
naturhistorischer Sammlungen in die ethnologischen fibertragen und zur Verwendung
gebracht haben. Indem die ethnologischen Museen hinüberzuleiten haben aus den
ostnrwissenschaftlichen auf die kunsthistorischen (soweit für die Kunstwissenschaft eine
induktiv gefesftigte Basis sich breitet), haben sie von jenen ihren Ausgangspunkt zu
nehmen, so lange es sich in frühster Vorbedingung noch um tiiatsächlich gesicherte
Konstatienmg der Sammlungen zu handeln hat, nach topographischer Anordnung.
Wie Zoologie und Botanik, wird die Geologie für die Ethnologie in Erinnerung verbleiben,
dorek das, was Koryphäen dieser Fachdisziplinen zu ihren Gunsten geleistet haben ; und
in langer Reihe liessen sich verdienstvolle Namen aufzählen aus dem durch die Mediziner
gelieferten Kontingent (mit anschliessender Förderung anthropologischer Studien).
Unter den Entdeckungsreisen steht vereinzelt die Karls von den Steinen, welche
unsere psychologische Methode, gerade als sie zum Abschluss gekommen vrar, sogleich
einem «Ezperimentum crueis** hat unterwerfen können, unter geeignetst daffir gebotenen
Bedingungen, und mit gfinstigster Entscheidung für die neue Ära, welche dadurch
eröffnet worden ist: mit weitester Tragweite in Amerika besonders, bei dem Reflex
der lebend noch angetroffenen Wildstämme in den archäologischen Sammlungen
Mtergegangener Kulturen. Die Epoche der in Afrika geographisch entscheidungsvollen
Entdeckungen ist ffir die damals ihres Bürgerrechtes noch entbehrende Ethnologie
meist resnltatlos verlaufen. Von Livingstone, Barth, Burton, Speke, Grant, Baker
and sonst gefeierten Namen spricht selten ein Stück in den ethnologischen
Museal, und desto bedeutungsvoller treten deshalb diejenigen Sammlungen hervor, welche
berdts aus ersten Pionierzügen heimgebracht wurden, durch soldatisches PflichtgefÜh
dtfjeaigen Reisenden, welche aus dem Gffizierkorps in die Dienste der Afrikanischen
Gesellschaft übergetreten waren, nämlich durch Wissmann und seine Begleiter, Kundt,
Tappenbeck, Wolf n. A. m. Neben solch praktisch bewährten Ergebnissen de»
kategorischen Imperativs (mit dessen Geboten streng ernstlichst sich abzufinden in alF
den soziologisch herantretenden Anforderungen, eines jedens Gewissen anheimgestellt
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Instruktionen versehen, für methodische Durchforschung des zugewiesenen
Arbeitsfeldes, und sie bedürfen deshalb eines Reisefonds, der dem Etat um
so mehr zu gute kommen wird, weil dann billig und gut erworben werden
kann, an Stelle dessen, was, obwohl (wenn auch nicht gradezu schlechter
Qualität, dennoch) als ungenügend (wenigstens nicht voUgenügend) lücken-
haft meist sich erweisend, trotzdem manchmal für teuere Preise anzukaufen
ist (faute de mieux). Was durch methodische Aussendung planmässig
ausgerüsteter Expeditionen geleistet werden kann, liegt genugsam bereits
bewiesen yor, in den durch die Thätigkeit des ethnologischen Hilfs-Comites
dem hiesigen Museum für Völkerkunde gewährten Aushilfen, wodurch
geschickt erfundene Reisende mit den entsprechenden Instruktionen ver-
sehen werden konnten, um ihre Angabe befriedigend zu lösen. ^
In betreff solchen Reisefonds vornehmlich würden durch gemeinsames
Zusammengehen der Museen gewichtigste Resultate erzielt werden können.
Nach gegenwärtiger Sachlage der Ethnologie sind die ihr benötigten Samm-
lungen entweder überhaupt nicht mehr zu beschaffen (aus solchen Arealen,
bleibt), läuft nebenher mancher Abentenerzug, der dnreh Untemehmnngslost (oder Gewinn-
sucht) getrieben, in bisher unbekannte Gebiete fiberstrdfend, ans materiell ungenügenden
Mitteln in Notstände geriet und so zur Befreiung daraus auf krumme Wege vielleicht ver-
leitet wurde, die von dem Massstab korrekter Richtigkeit abgleitend, auf dubiöse Nach-
denklichkeiten weiterleiten wtirden, wenn der, weU in goldigerer Wiege geboren, vor den Fall-
Btricken ähnlicher Situationen bewahrte Magister morum seine Hände rein genug fühlt, den
Stein der Jamra zu werfen (gegen Iblis, den Versucher). Wieweit, was hier als soweit etwa
Einzigstes, aus genauer Kenntnis noch entfallendem Gebiet, Qberbracht wird, als Stthne
für das, was etwa gefehlt sein sollte, zu betrachten wäre, bliebe „in casum casus" jedes-
maligen Einzelfialles, wo Privatansichten einspielen, ein «casus conscientiae**, um Kolli-
sionen zu vermeiden, die von der Kasuistik enthusiastisch angelegter Amateure leichter auf
die leichte Schulter genommen werden (wie auch Grabstörung, heiligsten Weihesprüchen
zum Trotz, lobenswert gelten kann, berechtigterweise, um den Wissensdurst zu stillen,
wenn in tö iv Sdou «m^^c Kerzenlicht flUlt). Immerhin dient es dem allgemeinen Interesse,
den zur Mehrung wissenschaftlicher Kenntnisse vorgeschriebenen Anweisungen zu folgen
und, was als belehrungsreiche Reliquie gerettet ist, zweckdienlicher Ausnutzung zu bewahren,
in den dafür bestimmten Instituten, wo es „non ölet**, wie der auf das Wohl seines staat-
lichen Gemeinwesens bedachte Kaiser meinte. Unter solchen mitunter unliebsamst misslichen
Transactionen oder auch (und dann desto schmerzlicher noch) bei, ceteroqui, legitimer ge-
führten Verhandlungen, trifft es besonders empfindlich, wenn einem Museum, (wie dem
unsrigen verschieden tlichst passiert ist), die Früchte umständlich ausgearbeiteter Instruktionen
entzogen bleiben, indem die auf Grund derselben hergestellten Sammlungen anderswohin
zugewendet werden. Sofern sie dabei innerhalb des Bereiches der Museen verbleiben, mag
es allenfalls noch hingehen, wenn sich ohnedem doch nun einmal nichts daran ändern
lässt, zumal nachdem ein gegenseitig einheitliches Zusammenarbeiten eingeleitet sein
wird (was auch aus diesem Gesichtspunkte desto dringlicher zur Empfehlung kommt).
Und da hier die Thätigkeit der Reisenden in Bezug auf die Museen in Erwähnung
gebracht wird, sei dankbar aller deijenigen gedacht, die sich als Förderer und Wohl-
thäter der Ethnologie in deren Geschichte dauernd eingeschrieben haben (aus altbewährter
Gönnerschaft). Die in den Annalen des hiesigen Museums für Völkerkunde verzeichneten
Namen finden sich (bis zum Jahre 1892) im »FOhrer** Aufig. 5 aufgeführt (S. 58).
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iiber welche der Sturm der Verheerung bereits dahingefegt hat) oder sie
bieten sich in der Möglichkeit jeder beliebigen Zahl an Dubletten, wo
noch aus Lebendigem geschöpft werden kann (produktiv forttreibend). Für
aixfaäologifiche Funde allerdings gilt die selbstgegebene Einschränkung, sofern
es sich bei ihnen um Unica*) handeln könnte, oder um ein systematisch
>) FerroaneDt begrQirdete Staatsanstalten haben in zuwartender Stellang fern zu
stellen, wenn anter den Agitationen der auf Konjunkturen spekulierenden «Kunst-
makler'' der Marktpreis (am Randelsmarkt) in Hante und Baisse umhergetrieben wird
in seinen Preisschwankungen, unter «unberechenbaren Schwankungen**, bis zn einer Höhe,
welche ob ««schwindelnd oder schwindelhaft*" zn nennen, das Urteil des Kunsthistorikers
dahingestellt sein läast (1886). Der Kunstliebhaber, dem sein ^heidenmässig viel Geld"*
(das, wenn den Heiden in Missionen gespendet, bei Verbindung des Missionars mit den
Reisenden, aus den Reiseergebnissen den Sammlungen zu gute kommen mag) jeder
Laune zu frönen erlaubt, mag sich auch einen ^fancy pnce*" erlauben (besser in
diesem Glfickspiel nobler Passionen, als in manch' anderen), um das begehrte Wert-
objekt in zugemessener Lebensspanne noch zu gemessen. Die Museen dagegen sind
langlebige Institute, die den gQnstigen Moment des Ankaufs abwarten können, und so-
weit nicht der „point d'honnenr*' einer Museumsfrage in Mitberechnung kommt, brauchen sie
sich in die leidenschaftlichen Aufregungen rivalisierender Konkurrenz untereinander nicht
hineinziehen zu lassen, da ein, den Unsicherheiten des Privatbesitzes entzogenes, Kunst-
werk damit dann seinen gesicherten Aufbewahrungsort gefunden hat und also den Studien
zugänglich bleibt. Dass freilich Fälle eintreten können, wo es zu kaufen heisst „coüte
qui codte**, wird mit der Vorsorge fDr ethnologische Museen beauftragten Verwaltungen
dann als Zwangsgebote aufgedrängt sein, wenn es sich etwa um eine Sammlung handelt,
welche, weil ersteinzige eines neu entdeckten Volkslebens, als alleiniger Repräsentant
eehttreuer Originalität zu gelten hat, und also, um gegen eine, späterhin (vielleicht) unausfüll-
bar klaffende, Lticke vollgesichert vorgebeugt zu haben, dort einzusetzen ist (und festzuhalten
beim Angebot). Darüber kann schliesslich die Praxis allein nur endgültig entscheiden,
und sachlich begründete Vertrautheit mit air den hin^insprechenden Faktoren (um das Fazit
richtig in ziehen). Hier mögen Erleichterungen im Austauschverkehr geboten sein. Doch
bleibt der Begriff der Dublette freilich den Bedingnissen des jedesmal konkreten Falles
unterstellt und verlangt für seine Definierung behutsame Vorsicht, da sich, zumal bei
längeren Serien, die Finzelfragen, die im Laufe der Durcharbeitung herantreten mögen,
nicht im voraus übersehen lassen Wie in solcher Hinsicht, werden sich in der Aula
eines ,Sprechsaals" (nachdem in einer Museumspublikation das geeignete Organ gefunden
ist) Besprechungen einleiten lassen über die Verifizierung unsicher bestimmter Stücke.
£b berührt das einen „wunden Punkt** unseres Forschungszweiges* dem, solange mit den
Vorarbeiten seines Begründungsstadiums noch beschäftigt, das Selbstvertrauen der, in
sicher bewährter Abrundung geschlossenen, Fachwissenschaften (und das dadurch ge-
währte Recht, dogmatisch zu reden) nicht zn frühzeitig kommen darf. Ehe ein unter
nreifelhaften Angaben eingelaufener Gegenstand den Sammlungen zwischengeffigt wird,
kann die Neignng gefühlt werder, ihn überhaupt lieber nicht dem Besitzstand ein-
registriert zu führen. Empfiehlt er sich durch Vorzüglicbkeit technischer Ausführung oder
Eigenartigkeiten, die nach ihrer Erklärung begierig machen, mag dies als Fragezeichen
aufgestellt werden, für eine Beantwortung, die sich späterhin bieten könnte, durch
Smeade, die ihn erkennen, (oder aus Vergleiehung mit den in andern Museen vorhan-
denen Seitenstücken). Und derartige Fragestücke Hessen sich in einen Frageschrank ver-
einigen, der dann geneigter Berücksichtigung der Besucher zu empfehlen wäre, für solche
Auskunft, die gewährt werden könnte. Dies würde erleichtert sein, wenn Abbildungen
in Zirkulation gesetzt wären (innerhalb des Leserkreises der Museumsschrift). Der-
M. f. V. 2
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- 18 —
in sich zusammenhängendes Sammelbereich, das nicht zerrissen werden
darf, aber bei dem Gros der ethnologischen Sammlungen werden die
dem Durchschnittsmass des gewöhnlichen Lebens entnehmbaren Samm-
lungen, solange dieses überhaupt lebendig fortpulsiert in noch lebens-
kräftiger Stammeseigeutümlichkeit, daraus dann auch, je nach Bedarf, er-
langt werden können, sodass jedem der partizipierenden Museen eine
gleich vollständige Series zugewiesen werden kann, und da die Aus-
gabe für die Reisekosten nur eine jsinmalige ist, vermindert sie sich also
dementsprechend, je nach der grösseren Zahl der Teilnehmer daran. Es
würde für solchen Zweck, und anschliessende Besprechungen, eine Jahres-
zusammenkunft in Aussicht zu nehmen sein, um den jährlichen Feldzugs-
plan festzustellen, damit die ethnischen Bezirke auf dem Globus alle nach-
einander ihre geziemende Repräsentation in den Museen erhalten, um den
Menschen (der Menschheit) in seinem wahren Charakter vorzuführen, unter
Gesamtheit der Variationen seiner Erscheinungsweisen auf dem Erdball.
Wieweit sich dieses dann etwa bis auf geographische Museen fort-
führen liesse, um die anthropogeographische Provinz innerhalb der Umrisse
ihrer (geologischen, botanischen, zoologischen) Bedingnisse abzuzeichnen,
würde weiteren Überlegungen anheimgestellt bleiben und (wie immer) einer
Opportunitätsfrage zunächst über praktische Ausfübrungsmöglichkeit dessen,
»quod erat in votis«. Immerhin wird die Hoffnung auf ein günstiges
Votum bewahrt werden dürfen, wenn nach Vollendung der gegenwärtig
im Bau begriffenen Museen Deutschlands die Umfrage gestellt werden
sollte, ob und wie ein einheitliches Zusammenwirken am geeignetsten
werde vereinbart werden können.
Sofern koloniale Bedürfnisse in Betracht kommen, würde ein Verlauf
in Handelsmuseen statt haben« vor allem aber entsprechende Vorkehrung
einzuleiten sein, dass der im nationalen Interesse bedenklichen Anomalie
baldigst abgeholfen werde, durch welche schwere Schädigungen bereits sich
merkbar gemacht haben, wenn hochverautwortliche Stellungen, deren Be-
setzungen sonst überall (im zivilisatorischen Haushalt) streng rigorose
Prüfungen vorherzugehen haben, auf gänzlich unvorbereitete Kandidaten
übertragen und von diesen übernommen werden müssen, da, bei dem
urplötzlichen Einbruch neuer Anforderungen, die Übergangsstadien aus-
fielen, um im allmählichen Entwicklungsgang dasjenige ordnungsge-
mäss herbeizuführen, für dessen Rücksichtnahme früher ernstliche Ver-
anlassung gefehlt hatte. Der für entsprechende Instruktionen benötigte
Kursus, um zum zweckdienlichen Verkehr mit exotischen Völkerstämmen
in deren Gedankengang einzuführen, würde einen nächstliegenden Anschluss
artig Ähnliches wird mancherlei anschlüssig zur Empfehlung kommen, wie aus der
Praxis praktisch hervortretend.
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— 19 —
an die ethnologischen Sammlungen der Museen manchmal ratsam machen,
solange andere Aushilfen fehlen.
Fnr dieselben wird, bei der weit zerteilten Vielseitigkeit der ethno-
logischen besonders, im deutlichen Interesse derselben, eine Zentralisation
zur Empfehlung kommen, um von dieser aus, unter allgemein hergestellter
Übersicht, im ununterbrochenen Kontakt mit den übrigen Instituten zu
bleiben, wo je nach speziellen Schwerpunkten, in den bei ihnen faktisch
vorhandenen Sammlungen, das jedesmal Zugehörige am geeignetsten an-
krystallisiert, sodass die Studienreisen nach methodischem Plan angelegt
werden könnten, aus vorheriger Orientierung darüber, wo an Ort und Stelle
das dort Mustergültige anzutreffen und in Benutzung zu ziehen sei.
Auch dafür wird im litterarischen Verkehr der Museen untereinander
die geeignete Gelegenheit geboten sein, diejenigen Besprechungen in
Fluss zu setzen, durch welche das zum gemeinsamen Besten Richtige
sich selbstgegeben zu ergeben hätte, weil offenkundig, im Interesse der
Gesamtheit, auch das einer jeden darin einbegriflfenen Einzelheit betreifende,
sodass ein nutzbares Zusammenwirken ohne Schwierigkeiten herstellbar sein
dürfte, wenn das bisher erfreuliche Einvernehmen in solcher Hinsicht sich
bewahrt, — dauernd gestärkt und bestärkt im machtkräftigen Anwachsen
eines mit entwicklungsschwanger keimfähigem Sprossen anschwellenden
Forschnugszweiges, (der seine neuen Verheissungen zu entfalten beginnt).
Ein bei den im Handelswege zugehenden Sammlungen stereotyp
wiederkehrender Passus verlangt den Ankauf en bloc, da die Sammlungen,
wie die Redewendung geht, nicht zerrissen werden dürfen, obwohl
klärlich genug ein Zerreissen nur statthaben kann, wenn vorher ein
organisches Ganze da war, nicht wenn es sich nur in demjenigen Auge
spiegelt, womit der Reisende seine Sammlung betrachtet. Für die
Geschäftspraxis also (wenn man, zu ihrem Gunsten, die Bequemlichkeit
des Einzelverkaufs den durch Korrespondenzhäufungen benötigten Zeit-
beanspruchungen aufopfern will) empfiehlt sich eher ein Teil verkauf, da
die verschiedenen Museen verschiedene (und also verhältnismässig höchste)
Preise zahlen können (nach ihren Sonderbedürfuissen). So würde hier
gleichfalls dem Geschäftsverkehr der Museen eine im Kreise derselben
zirkulierende neue Publikation zu gute kommen (in der als zweckdienlich
erachtbaren Form).
Berlin, August 1894. A. B.
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Ethnologisches Notizblatt
Herausgegeben
Ton der
Direktion des EönigUchen Maseums för Völkerkunde
in Berlin.
Heft 2.
Mit 12 in den Text gedruckten Abbildungen, einer farbigen
und drei schwarzen Tafeln.
1895.
Druck und Verlag von A. Haack.
Berlin.
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Inhalt.
8«h«
Über zwei alte Canoe-Schnitzwerke aus Neu-Seeland (Tafel I) 1
Xotizen über Indisches 6
Der Weltberg Meru nach einem japanischen Bilde 12
Anzeige neu eingegangener siamesischer Bücher und Handschriften 16
Altertümer aus Guatemala (Tafel II) 20
Sammlung chinesischer Volksgötter aus Amoy 27
Von der jüngsten Durchquerung Afrikas 34
Anthropologisches Stiftungsfest 41
Das siamesische Prachtwerk Trai-Phüm 71
Zur Farben-Tafel 76
Aus Briefen Herrn Dr. Uhle's (Tafel HI) 80
Jahresberichte des Ethnologischen Bureaus in Washington 84
Journal of the Anthropological Institute 90
Deutsche Gesellschaft fOr Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte .... 91
Bflcherschau 93
Risley (the Gazetteer of Sikhim), Pleyte (Bataksche vertellingen), Haddon
(The decorative art of British New Guinea), Schmeltz (Schnecken und
Muscheln im Leben der Völker Indonesiens und Oceaniens), Brinton (On
the words Anahuac and Nahuatl), Brinton (Nagualism), Brinton (The Na-
tive Calendar of Central America and Mexico), Cyrus Thomas (The Maya
year), Cyrus Thomas (Are the Maya Hieroglyphs phonetic), Valentini (Ana-
lysis of the Pictoral Text inscribed on two Palenque Tablets), Parry (The
Sacred Maya Stone of Mexico and its Symbolism^ Parry (The Sacred Sym-
bols and Numbers of Aboriginal America in Ancient and Modern Times),
Brinton (A Primer of Mayan Hieroglyphs), Saville (A Comparative Study
of the Graven Glyphs of Copan and Quirigua). Rhode (Psyche, Seelenkult
und Unsterblichkeitsglaube der Griechen), Garbe (Die Samkhya-Philosophie),
Oldenberg (Die Religion des Veda), Jahrbuch der internationalen Vereini-
gung für vergleichende Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre (Bem-
höft und Meyer), Mitteilungen der Gesellschaft f(ir vergleichende Rechts-
und Staatswissenschaft (Beneke und Eekule von Stradonitz), Geographische
Zeitschrift (Hettner), Baessler (Südseebilder), Mason (The Origins of Inven-
tion), Schurz (Das Augenomament), Steinmetz (Ethnologische Forschungen
zur ersten Entwicklung der Strafe), Bulletin de la Soci6t6 Royale de Geo-
graphie d'Anvers (Wauvermans), Journal of the Polynesian Society (Welling-
ton, N. Z.).
Sammlungen, die von den Eigentümern (für Ankäufe) zur Ansicht gestellt sind,
(aus Peru, Japan, Ost- und Westafrika, Neu-Guinea etc.) 155
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Königliches Museum far Völkerkunde.
EHrektor: A. Bastian.
Ethnologische Abteilung.
Prot Dr. A. Grünwedel
Prof. Dt, W. Grube
Dr. F. von Lnschan
Dr. W. Seier
Dr. F. W. K. Müller
Dr. Weule
Direktorial-Assistenten.
Hilfsarbeiter.
Dr. Preuss, Volontär.
Für die Bibliothek: Herr Sinogowitz.
Für Mitteilungen der Prähistorischen Abteilung dienen die »Nach-
richten über deutsche Altertumskundec (als Beilage zur »Zeitschrift für
Ethnologie € ausgegeben).
Dr. Voss, Direktor.
Dr. Götze, Direktorial- Assistent.
Kandidat Brunner, Hilfsarbeiter.
Dr. Poppelreuter (für die Schliemann-Sammlung).
Konservator: Herr Krause.
Die Veröffentlichungen aus dem M. f. V. erscheinen bandweis
(ä 4 Hefte).
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über zwei alte Canoe- Schnitz werke
aus Neu-Seeland.
(Hierzu Tafel I.)
Der besonderen Zuvorkommenheit von Sir Walter Buller, dieses
nm die Naturgeschichte von Neu-Seeland so hoch verdienten Gelehrten
verdankt das Eonigl. Museum f. Völkerkunde neben vielen und wert-
vollen Zuwendungen an kleineren Schnitzwerken, Stein Werkzeugen und
anderen ethnographischen Kostbarkeiten, jetzt auch die Möglichkeit, zwei
ganz besonders grosse und hervorragende Proben alter Maori-Eunst aus-
stellen zu können.
Es sind das Bug und Stern eines Eriegsbootes, von dem Sir Walter
Buller das Nachstehende mitteilt:
»This canoe was built on the supposed model of the traditional
Anxma Canoe, in which the forefathers of the present Maori people came
to New Zealand, and in early days of the colony it had a great fame
among the tribes. It was used for the last time in 1857, when the
Araua people conveyed Sir George Gray as Govemor across the Roto-
mahana-Lake.€
Wir haben also hier die Reste eines jener berQhmten alten Maori-
Kriegsboote vor uns, welche schon das Staunen und die Bewunderung
von Cook erregt haben. Dieser hat im März 1770 ein solches gemessen,
das 68Vi' lang, 6' breit und 3Vi' tief war. »Der Boden war spitzig
mit geraden Seiten, folglich wie ein Keil gestaltet, und aus drei Stücken
der Länge nach zusammengesetzt, die bis auf ungeföhr 2 oder iVs Zoll
dick ausgehöhlt und durch starkes Flechtwerk an einander befestigt
wareD. Jede Seite bestand aus einem einzigen Brette, das 63' lang,
10 — 12'' breit und etwa 1" dick war: diese Seiten wände waren sehr
geschickt auf den Boden gefügt und an denselben befestigt. Eine be-
trächtliche Anzahl von Querhölzern lief vom oberen Rande einer Seite
bis zur anderen hin, war an beiden wohl befestigt und diente zur Ver-
stärkung des Bootes. Das verzierte Vorderteil ragte 5 — 6' über den
Korper des Kahnes hinaus und war ungefähr 4Va' hoch; am Hinteiieil
war gleichfalls ein Zierstück befestigt, wie der hintere Pfosten eines
M. 1 V. 1
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— 2 -
Schiffes auf dem Kiel; es war ungefäbr 14' hoch, 2' breit und andert-
halb Zoll dick. Beide Zierstücke waren in erhabener Arbeit geschnitzt • . .
Auch waren öfters die Seitenbretter am oberen Rande nach einem selt-
samen Geschmacke ausgeschnitzt und mit weissen Federbüschen geziert,
die auf einem schwarzen Grunde angebracht waren. c
Cook giebt eine grosse Abbildung *) eines solchen Bootes, die vielfach
reproduziert worden ist und eine ganz gute Vorstellung von dem allge-
meinen Charakter dieser Boote giebt, aber freilich für die Einzelheiten
der Schnitzwerke nicht aasreicht. Keines dieser Boote ist ganz auf uns
gekommen; nur wenige Museen besitzen wenigstens einige geschnitzte
Zierstücke von Bug und Stern derselben, und einige Sammlungen sind
auch so glücklich, kleine Nachbildungen solcher Boote zu besitzen, die
aus sehr früher Zeit stammend, gewöhnlich als »Modellec bezeichnet
werden, während es wohl richtiger wäre, sie mit dem Totenkult ^) in
Beziehung zu bringen. Aber dieser kleinen Boote kennen wir weniger,
als die Finger einer Hand, und auch was von den grossen Schnitzwerken
alter Maori- Boote in die Museen gelangt ist, gehört zu dem kostbarsten
Besitze derselben. Die beiden Stücke, die im folgenden beschrieben
werden sollen und auf Tafel I abgebildet sind, verdienen also ganz be-
sondere Wertschätzung.
Eine genauere Datierung der Stücke ist freilich nicht möglich, und es
ist nicht ausgeschlossen, dass sie erst in den Zeiten Cooks oder vielleicht
sogar noch etwas später entstanden sind, aber sie sind jedenfalls völlig
unberührt von jedem europäischen Einflüsse, und haben sogar eine Art von
archaiischen, man möchte beinahe sagen, hieratischen Charakter, der gut
zu der von Sir Walter Buller mitgeteilten Überlieferung stimmt, dass
der Kahn, zu dem sie gehörten, eine Nachbildung des mythischen Arawa-
Bootes gewesen sei').
«) Hawkesworth, III. Bd. Taf. 46.
*) «Nicht nur Götter und Geister, auch die Seelen der eben Gestorbenen werden
vom Kahn in das Jenseits getragen. Daher findet man auf Neu -Seeland in manchen
wahi tapu kleine Kähne mit Segeln und Rudern, damit der Geist sicher in die andere
Welt gelange (Angas, Savage life in Austr. and N. Zealand II. 71). Wenn auf Bulotu
der Gott Hikuleu nach den Männern von Tonga verlangt, so sendet der Baum Akaulea
einen Kahn: der Tod mäht den Erwählten, der unsichtbare Kahn führt in hinüber
(Lawry, Miss, visit I. 114)." Diese und ähnliche weitere Belege für die Beziehung
kleiner Kähne zum Totencult siehe S. 110 bei Schirren, Wanderungen der Neu-See-
länder, Riga 1856.
•) Für die in der polynesischen Mythologie weniger Bewanderten sei hier bemerkt,
dass in diesem Arawa-Boote die ersten Ansiedler nach Neu-Seeland gekommen sind.
„They then felled a tree in Rarotonga, which lies on the other side of Hawaiki, that
they might build theArawa from it., The tree was felled and thus the canoe was when
out from it and finished. The name of the men, who built this canoe were Rata, Wahie-
roa, Ngahue, Parata and some other skilfal men, who helped to hew out the Arawa
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— 3 —
Natürlich wird niemand im Ernste glauben, dass der Arawa wirklich
so ähnlich (und so durchaus neuseeländisch) ausgesehen haben könne, aber
es ist ebenso einleuchtend, dass die Erbauer des Bootes und besonders die
Künstler, die unsere beiden Stücke geschnitzt, sich an die ältesten ihnen be-
kannten Vorbilder und an alte Traditionen gehalten haben, so das ihr
Werk naturgemäss nicht nur im ganzen altertümlich gerieth, sondern auch
wirklich im einzelnen echte alte Züge aus jetzt vergessener Vorzeit ent-
halten kann.
Die Bugzier, welche auf der Tafel I rechts in zwei übereinander stehen-
den Figuren abgebildet ist, besteht aus drei Teilen, einem horizontalen,
einem aufrecht stehenden Querteile und einem weit nach vorne ausladen-
den Längsstück. Von diesen ruhte der erste, der horizontale, in der
Ausdehnung von genau 1 m auf dem spitz zulaufenden Bug des Bootes
auf, mit dem er durch Schnüre, für die noch die Löcher vorhanden sind,
fest verbunden war; er ist hinten 0,38 m breit, läuft nach vorne ganz
spitz zu und. endet da in einen rund vortretenden grossen reich täto-
wierten männlichen Kopf mit Haliotis-Augen. Besonders bemerkenswert
sind aber die beiden Schmalseiten dieses Teiles. Nach hinten zu tragen
sie zunächst jederseits je eine menschliche Fratze mit Haliotis-Augen,
dann aber, in demselben flachen Relief eine Reihe von Zeichen, auf deren
Deutung ich hier nicht eingehen kann, und deren genauere Beschreibung
ich mir für eine spätere Mitteilung vorbehalte, die aber, wie schon die
Abbildung zeigt, eine gewisse Ähnlichkeit mit den Hieroglyphen der
Osterinsel nicht verkennen lassen.
Eingefalzt in diesen horizontalen Teil, und auch untereinander durch
einen Falz verbunden, sind die beiden vertikalen, das Querteil und das
ausladende Längsstück. Das erstere besteht aus einem dicken massiven
Brette von etwa einem halben Meter Höhe, das nur an seinen beiden
freien Schmalseiten und in der Mitte seiner nach hinten gewandten Fläche
Bilderschmuck trägt; an dieser, weit und fast in Rundsculptur vortretend,
eine ganze, menschliche, wie die Tätowierung des Oesichtes zeigt, männ-
liche Figur mit übergrossem Kopfe und den typischen dreifingrigen Händen.
Beide freie Schmalseiten des Brettes sind stark ausladend und tragen in
Rundsculptur jederseits zwei übereinanderstehende fratzenhafte Figuren, von
denen die obere noch mit Sicherheit als menschenähnlich zu erkennen ist,
während die untere fast bis zur Unkenntlichkeit verzerrt ist. Auch an
den Händen der oberen Figuren sind die drei grossen Finger und der nur
rudimentär angedeutete Daumen bemerkenswert.
and to fioish it" heisst es Iq der uns von Sir George Grey überlieferten Maori-Legende
▼on Pontini and Whaiapu. Vrgl. über den Arawa auch A. Bastian, Inselgruppen in Oeeanien
Berlin 1883.
1*
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Weitaus den reichsten Schmack tragt der dritte Teil der Bogzier,
das nach vorne ausladende Langsstück; es ist ganz durchbrochen (& jour)
geschnitzt, enthalt eine auf den ersten Blick fietst verwirrende Menge von
einzelnen und doppelten sowie von (ungeföhr in der Art des Triqnetroms
und der Swastika angeordneten) drei- und vier&chen Spiralranken, sowie
eine Reihe von anderen Darstellungen, die teilweise auf Thier- oder auf
sehr verzerrte menschliche Figuren zurückzuführen sind, auf denen
wiederum die dreifingrigen Hände mehrfach auffallen. Das ganze endet
in einer grossen Fratze, deren Augen ursprünglich wohl auch aus Haliotis-
Scheiben gebildet waren, gegenwärtig aber, ebenso wie die anderen Augen
dieses Brettes mit weisser Ölfarbe bemalt sind.
Das zweite grosse Stück, siehe die beiden Abbildungen links auf der
Tafel, ist der Sternschmuck, taurapct^ des Bootes; er ist 3,27 m hoch,
aus einem einzigen Brette & jour geschnitzt und war, wie die vorhandenen
Löcher zeigen, mit Schnüren an dem Hinterteil des Bootes befestigt. Die
Rankenornamente des aufsteigenden Astes erinnern an die der Bugzier,
und sind wie diese zweifellos als fein empfundene Darstellungen yon Wellen
und Wellenschaum aufzufassen; der kurze horizontale Ast hat auf der Steuer-
bordseite dieselben an die Bilderschrift von Rapanui gemahnenden Darstel-
lungen, die wir auf dem horizontalen Teile der Bugverzierung gefunden
haben. In dem Winkel aber, zwischen dem aufsteigenden und dem horizon-
talen Ast sitzt, deu Ruderern zugewandt, abermals eine grosse menschliche
Figur, das ganze Gesicht und auch die Oberschenkel reich tätowiert, natür-
lich wieder mit der typischen Bildung der Hände, aber mit einem sonder-
baren Auf Satze auf dem Kopfe, den ich nicht deuten kann, aber am ehesten
nur als eine ungewöhnliche- Behandlung des Haupthaares auffassen möchte.
Beide Stücke, Bug- und Sternschmuck sind verhältnismässig sehr gut
erhalten und nur an wenigen Stellen etwas vermorscht; beide Stücke sind
gegenwärtig mit derselben braunroten Farbe überzogen, mit der die
heutigen Maori die alten Schnitzwerke ihrer Urväter zu überpinseln
pflegen. Die beiden grossen menschlichen Figuren und das menschliche
Gesicht sind rein weiss bemalt, die Tätowierung tief schwarz; wie
schon früher bemerkt, sind die anscheinend mehrfach in Verlust
geratenen Scheiben aus Haliotis für die Augen durch weisse Bemalung
ersetzt.
Soviel heute über diese beiden kostbaren Reliquien einer verschwundenen
Kultur; ich behalte mir vor, noch einmal ausführlicher auf sie zurück-
zukommen und neben Federzeichnungen einzelner Details auch Grundrisse
und Durchschnitte zu veröffentlichen ; ich möchte das im Zusammenhange
mit der genauen Publication eines ganz kleinen aber überaus prächtigen
und sorgfaltig gearbeiteten neuseeländischen Bootes thun, welches das
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Eönigl. Mnsenm schon 1846 von dem Herrn Tischlermeister Levien als
Geschenk erhalten hat^).
Hoffentlich gelangen dann auch bald die Canoe- Schnitzereien der
anderen Sammlungen zar Veröffentlichung, besonders auch die grossartigen
Schätze der Wiener Sammlung, die erst in den letzten Jahren wieder
durch den Erwerb der Reischeck'schen Prachtstücke eine wesentliche
Vermehrung des einschlägigen, meist Hochstetter zu dankenden Bestandes
erfahren hat Hoffentlich aber gelingt es auch noch in letzter Stunde,
einen der alten einheimischen Freunde von Sir George Grey zu einer
authentischen Deutung all dieser Bildwerke zu Teranlassen; denn dass je
ein pakeha auch bei aller Vertiefung in die Mythologie der Polynesier
selbständig zu einem völlig befriedigenden Verständnis ihrer Sculpturen
gelangen wird, ist kaum anzunehmen.
Zum Schlüsse sei noch darauf hingewiesen, dass die im obigen be-
schriebenen Bildwerke auch durch eine persönliche Beziehung wertvoll
sind, da sie von einem Boote stammen, das bei einer festlichen Gelegenheit
Sir George Grey getragen, diesen in jeder Beziehung ausgezeichnet
und hervorragend gewesenen General- Gouverneur von Neu-Seeland, Sir
George Grey, den »Mann, den die Eingebomen, als er vor Jahren in
schwieriger Zeit die Zügel der Nea-Seeland-Regierung fahrte, zum Range
ihrer höchsten Häuptlinge erhoben, den sie mit der tiefsten Verehrung
ihren Vater nannten und dessen Andenken sie in zahlreichen Liedern
und Sprächen bewahrten; den Mann, der ihre Sprache spricht, wie seine
Muttersprache, der ihre Anschauungen und Gefühle kennt und der den
Maoris bewiesen hat, dass er nicht bloss ein gutes Herz besitzt, sondern
auch einen starken Willen c^.
Dies war der Mann, an den jetzt unser Herrmann von Wissmann
erinnert, Sir George Grey, der sich in seiner Polynesian Mythology ein
80 unvergängliches Denkmal gesetzt hat. Möge sein Beispiel jetzt in
allen Deutschen Schutzgebieten Nachfolge erwecken.
Erklärung der Tafel I.
Links: Sternzier eines alten Maori-Bootes, Vi8 d. n« Gr.; daneben Detail desselben, Vr d. n.Gr.
Rechts: Zwei Ansichten der Bngzier desselben Bootes, etwa Vi 4 d. n. Gr.
<) Ein kleiner Holzschnitt desselben nach einer von mir zur Verfügung gestellten
Photographie befindet sich in der neuen Auflage von Ratzeis Völkerkunde, I. 163.
(Dass dort anf derselben Seite von «Doppelk&hnen* die Rede ist, in denen die ersten
Wanderungen nach Nen-Seeland erfolgten, beruht vielleicht auf einer Verwechslung; ich
kenne wenigstens keinen älteren Beleg fOr Doppelkähne in diesem Zusammenhange.)
*) Hochstetter, Neu-Seeland, 499.
V. Luschan.
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Notizen über Indisches.
I. Pasten aus Pagan, Oberbirma.
In der grossen Sammlung birmanischer Altertümer, welche Herr
Dr. Noetling dem Königlichen Mnseum znm Geschenk gemacht hat,
finden sich eine Reihe von interessanten alten Pasten mit Darstellnngen
Gautama Buddhas, von welcheu hier ein paar Skizzen folgen als Vor-
bericht zur Bearbeitung der ganzen Sammlang, welche in den »Veröfifeut-
lichungen des Königlichen Mnseumsc erscheinen soll. Es handelt sich
Fig. 1. Grösse des Originals 16 : 12 cm.
um zwei Typen von Buddhadarstellungen, welche unter Fig. 2 und Fig. 3
abgebildet sind und welche deutlich iubezug stehen zu einer von H. Rivet-
Carnac in Buddhagayä in Indien gefundenen unter Fig. 1. Die Mittel-
figur ist jedesmal Gautama in sehr reinen guten Formen vor einem
Tempel — dem Gayä-Tempel — in Fig. 2 freilich nur zu einem Aureol
abgekOrzt, um die Figur herum stehen in Fig. 1 und 2 kleine Stapas,
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während auf Fig. 3 rechts nnd links das Masterpaar (Moggaläna und
Säriputta, wie man sie wohl mit Sicherheit benennen kann), in betender
Stellang knieen. Hinter dem Tempel sieht man den Bodhibaum zu Gaya
darch ein paar Zweige angedeutet. Auf der Rückseite der Pasten vom
Typus Fig. 3 findet sich in Charakteren, welche eher Laotisch als Barma-
nisch sind, die Inschrift »namo Buddhäya« roh eingekratzt. Unter der
Fig. 2. Grösse des Originals 12 : 97« cm.
Lotusblame von Fig. 1 und 2 (auf der Vorderseite) waren Inschriften,
welche jetzt völlig zerstört sind. Vermutlich war es die bekannte
Formel: ye dharmä etc.
Von Interesse ist nun, dass die Pasten selbst die Form eines Feigen-
blattes haben und so den als Andenken oder Reliquien aufbewahrten
Original blättern nachgebildet sind.
Ltibezug auf das im »Handbach 4: buddhistische Künste Ausgeführte
ist darauf hinzuweisen, dass wir auch hier wieder die rituelle Weiter-
bildung der indischen Idee in Tibet vorfinden; nämlich in dem heiligen
Baum im Kloster Kum-bum zu Am-do, welcher das Bild des Tson-k'a-pa
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oder wenigstens (tibetische) Inschriften auf seinen Blättern zeigt. Vgl.
Hnc und Gäbet, Souvenirs d^un voyage dans la Tartarie, le Thibet et la
Chine, Paris 1850; 2, 113. Eine spielerische Weiterbildung derselben
} ^?,^g^36^'ffl<i
Fig. 3. Grösse des Origioals 9 : 7 cm.
Auf der
Rückseite.
Idee liegt vor in der chinesischen Malerei, welche Fig. 4 darstellt. Diese
ist einem grossen Bande entnommen, welcher auf gepressten Blättern in
sehr feiner Ausführung gemalte Darstellungen buddhistischer Religiösen
(Arhant's) enthält.
Über die Frage, wie diese Gayä-Pasten nach Birma gekommen sind,
hat A. Cunningham die Annahme geäussert, in Gayä hätte eine Manu-
faktur solcher Pasten existiert, welche die Pilger mit derartigen Andenken
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— 9 —
yersah. Die Pilger hätten sie dann nach ihrer Heimat mitgebracht und
dortigen Heiligtümern übergeben. Vgl. alle einschlägigen Notizen jetzt
bei R. G. Temple, Notes on Antiquities in Ramannadesa (ihe Talaing
conntry of Burma) Bombai 1894, Separatabdruck aus Ind. Antiquary,
S. 34 und die Abbildung auf Tafel XV Fig. 2.
Fig. 4.
2. Parnaka; Kapardin.
In der Väjasaneyi-Samhitä wird in der Liste der Opfermenschen
unter denen, die an die achte Säule zu binden sind, ein Parnaka er-
wähnt, welcher »den Tonenc (svanebhyah) geopfert werden soll; vgl.
Albrecht Weber, Über Menschenopfer bei den Indern in der vedischen
Zeit, Indische Streifen 1, 81. Weber übersetzt dort das Wort parnaka
mit »einen federgeschmückten Wilden«, eine Übersetzung, welche auch
in H. Zimmers Buch: Altindisches Leben übergegangen ist, S. 119, 426.
Pedergeschmückte Wilde giebt es im heutigen Indien nur in Asäm. Auf
die reich mit Federn ausgeputzten Naga^s die Stelle zu beziehen, ist
ganz unmöglich.
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— 10 —
Das Petersburger Wörterbuch giebt s. v. parnaka nach Mahtdhara
die Erklärung bhilla d. h. ein Bhil. Dass diese Angabe die richtige sein
dürfte, ergiebt sich aus folgender Thatsache. Unter den Miniaturen der
mohammadanischen Periode ist ein sehr beliebtes Motiv eine nächtliche
Gazellenjagd, ausgeführt durch nackte Wilde, welche Blätterschürzen
tragen. In den Darstellungen — drei solche Miniaturen sind im Museum
vorhanden — geht eine Frau voran mit einem Glöckchen und einer
Fackel, ein Mann mit Bambusbogen folgt ihr, seinen Pfeil auf die über-
raschten Thiere anlegend; ein zweiter Mann trägt ein getötetes Thier.
Für alle diese Bilder liegt die Angabe Bhil vor. Parnaka dürfte also
einen Mann mit Blätterschürze bedeuten. Dass die Blätterschürzen eine
sehr häufige und einstens wohl die allgemeine Bekleidung der »wilden
Stämme« in Indien gewesen sind, ist ja bekannt genug; es genügt an die
Pätüa's Tschhotä Nägpur's, und an die Koragaru Südindiens zu erinnern.
Ob die Art der Jagd — mit einem Glöckchen — mit der Angabe
svanebhyah in Zusammenhang gebracht werden darf, wage ich nicht zu
entscheiden. Die Erklärung Säyana's zu der Stelle (bei Weber 1. c. in
der Note 11) parnakani savisham parnam jalasyopari sthäpäyitvä matsja-
grähinam hat wenigstens die korrekte Erklärung von parna als Blatt.
Säyana's Note aber scheint mir im Übrigen zur Erklärung nichts we-
sentliches beizutragen. Dass man in Indien durch giftige Blätter, welche
ins Wasser geworfen werden, Fische tötet, ist eine bekannte Thatsache:
man benutzt dazu die Blätter von Randia dumetorum, Crotou tiglium etc.
Kapardin. Unter den Eigenschaften, welche im Rigveda dem Gotte
Rudra und dem Gotte Püshan — auch den Vasishtha's gegeben werden,
erscheint das Wort kapardin, welches Wort in der Regel übersetzt wird:
»dessen Haar in Form einer Muschel aufgewunden ist«. Vgl. Grassmann,
Rigveda-Wörterbuch und das Petersburger Wörterbuch s. v. s. v.
Nach dem letzteren wird kaparda durch »Cypraea moneta« genauer
bestimmt. Es handelt sich also um die Cowrie-Muschel, deren Name
kaurl aus dem Maräthi stammt und eine regelmässige Ableitung aus dem
Sanskritworte zulässt. Es ist nun sehr schwer sich vorzustellen, wie eine
Haartracht aussehen soll, die die Form einer so kleinen Muschel wieder-
geben könnte. Ganz gewöhnlich aber ist es im heutigen Indien, Haar-
flechten, Strähne von Schnüren, die auf dem Kopfe getragen werden, mit
Eanri^s zu besetzen; vergl. die entsprechenden Schmuckstücke einer Ban-
jära-Frau im Museum. Es liegt also der Gedanke nahe, kapardin zu er-
klären als »mit kauri's geschmückt« und kaparda als »kauri« und »Haar-
zopf, der mit kauri^s besetzt ist«. Dass zum tierischen Schmuck in Indien
neben Hömeraufsätzen etc. Schnüre mit Muschel- und Perlschmuck ge-
hören, zeigt jede Sammlung; so würde sich auch zwanglos erklären,
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— 11 —
warum im Rigveda der Stier ebenfalls kapardin »kauri- besetzte Strähne
tragend« heisst. »cätushkaparda« bedeutet dann: »vier kauri- besetzte
Strähne (Zöpfe) tragend«, »dakshinataskaparda« : »solche Zöpfe nach der
rechten Seite tragend.
3. Padmasambhava- Legenden in Lepcha- Sprache.
In General Mainwairings Grammar of the Bong (Lepcha) Language,
Calcutta 1876 wird inbezug auf die Religion des interessanten Bergvolkes
der Lepcha gesagt, die Tibeter, welche vor etwa dreihundert Jahren in
Sikim eindrangen, hätten die alten Bücher des Volkes gesammdt und
zerstört: they trauslated into Lepcha parts of their own mythological
works under the name of Tashi-sung: History of Tashi, thus giving the
pure and unsuUied name of Tashi which single and invisible God the
Lepchas had hitherto worshipped with all the simplicity and purity of
children to a foul and fabulous incarnation, whose pretended life they
published and this with the indoctrination of a host of other deities they
preached to the Lepchas as gospel. Die richtige Form des Namens giebt
Rev. Graham Saudberg, Grammar of the Sikim Bhutia 1. als »bKra-§is
suri«; er nennt es die Lepcha-Übersetzuug eines Bhutiya- Werkes. Nach
langen Bemühungen, um dies Werk zu erhalten, gelang es Herrn Dr.
Ehrenreich dafür zu interessieren. Ihm war es möglich, eine Original-
Handschrift für das Museum zu erhalten, mit deren Bearbeitung Bericht-
erstatter beschäftigt ist. Es ergiebt sich dies Buch als die freie Übersetzung
eines tibetischen Werkes, welches den Titel Pad-ma'i t'au-yig führt und in
Jäschkes Bibliothek vorhanden war. Es enthält die fabelhafte Lebens-
geschichte des Guru Padmasambhava aus Udyana, welcher um die Mitte
des 8. Jahrhunderts n. Chr. geboren, von König Kri-srong de'u tsan
nach Tibet gerufen wurde, um dort »die bösen Daemonen, welche das
Land beunruhiglen, zu bändigen« und das Kloster Sam-ye (Sam-yas) zu
gründen. Vgl. jetzt darüber L. A. Waddell, The Buddhism of Tibet or
Lamaism, Lond. 1895, S. 166, 380 ff. — Eine eigene Litteratur aber
haben die Lepchas vor dem Eindringen der Tibeter sicher nicht besessen.
Grünwedel.
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Der Weltberg Meru nach einem japanischen Bilde.
Als Seitenstück bezw. als Ergänzung zu dem von Georg i (alpbabetnm
tibetanum 1762) zuerst veröffentlichten tibetischen Weltbild (repro-
duziert von Waddell, the Baddhism of Tibet, 1895 p. 79), sowie zu
dem von L^on Fe er publizierten chinesischen Weltbild*) und zu den
auf Grund von Päli-Texten rekonstruierten Zeichnungen Väglfvaras*)
möge das beifolgende, einem japanischen Buche*) entnommene Bild
des Mera — japanisch: Shumi sen oder Someiro san (Shumi oder
Someiro = sanskrit: Sumeru, sen oder san = Berg) — dienen.
Die Abbildung zeigt den ans dem Wasser aufragenden Weltberg
an der Basis von sieben Felsgürteln umgeben, die durch Meere von ein-
ander getrennt sind. Die Namen der Felsgnrtel lauten in der Über-
setzung (von unten an gezählt):
1. Nimindara-Berg (Transcription ^) des indischen Namens: Nemim-
dhara) Höhe: 625 yujun (= sanskrit: yojana = indische Meilen).
2. der Elephantenrüssel-Berg (= Vinataka) Höhe: 1 250 yujun
3. der Pferdeohr-Berg (== Afvakarna) Höhe: 2 500 yujun
4. der überall zu sehende Berg*) (= Sudar9ana) Höhe: 5000
yujun
5. der Jambubaum-Berg (= Earavika) Höhe: 10000 yujun
') Les ^tages Celestes et la transmigration, traduit du livre chinois Lou-tao-tsi
in: Annales du Mus^ Guimet Y, p. 529.
') Diese büdlichen Darstellungen wurden auf Veraulassung des Herrn Geh.-
Rat Bastian während seiner letzten Anwesenheit in Colombo angefertigt Sie wurden
von dem Letztgenannten veröffentlicht in : Verhandlungen der Berliner anthropologischen
Gesellschaft, Sitzg. vom 21. April 1891
') Ei-tai dai-zassho ban-reki dai-sei, ein Werk kalendarisch-astrologischen Inhalts,
zuerst gedruckt 1842; Neudruck vom Jahre 1856 in der Bibliothek des Museums:
I D. 11408.
*) Das vierte Schriftzeichen des Namens ist im Original falsch geschrieben.
^) Statt des ersten Schriftzeichens fu (= überall) ist das ähnlich aussehende
Zeichen zen (= gut, sanskrit su-) einzusetzen. Der Name ist auf der älteren Dar-
stellung in der Encyklopädie Wakansansaizue (gedruckt 1718) richtig mit zen geschrieben.
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- 13 -
6. der die Achse haltende Berg (= Ishädhara) Höhe (wörtlich:
ragt aus dem Wasser) = 20 000 yujcin
7. der das Paar haltende Berg (= Yugamdhara) Höhe: 40000
yajnn.
Die zwischen den Felsgürteln und dem Sumeru befindlichen Meere
haben keine besonderen Namen, sondern sind gleichmässig als »wohl-
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— 14 —
riechendes Wasser« [Gandhasägara?] bezeichnet. Die Breite dieser Meere
ist von unten an gezählt bezw. 1250, 2 500, 5000, 10 000, 20000,
40 000, 80 000 Yojanas. Aus dem innersten Meere erhebt sich der eigent-
liche Berg Meru, der unten breit sich nach der Mitte zu verjüngt und
nach oben wieder verbreitert. Auf der Zeichnung sind auf dem unteren
Teil des Berges die Höhenangaben einiger »Seitenberge« (3000, 4000,
8O0O, 10 000 etc. Yojanas) vermerkt. Die in der mittleren flöhe des
Berges angebrachten kleinen Paläste bezeichnen den Aufenthaltsort der
Shi tennö (Caturmahäräjas), deren Namen und Synonyme wie folgt auf
dem Bilde angegeben sind.
1. Taraonten (der vielhörende* Gott) = der Götterkönig Bishamon
(== Vai^ravana)
2. Kwömoku ten (der weitäugige Gott) = der Götterkönig Biruha-
kusha (= Virüpäksha)
3. Zöchö ten (der wachsende Gott) = der Götterkönig Biroro-
kusha (= Virüdhaka)
4. Jikoku ten (der das Reich haltende Gott) = der Götterkönig Dai-
zuraita^ (oder Jizuraishi) (= Dhrtaräshtra).
Die über dem Aufenthaltsort der vier Weltkönige angebrachten
Inschriften besagen: »Der Someirosan ragt 8OO0O Yojanas aus dem
Wasser und taucht um ebensoviel in dasselbe ein. Ein anderer Name
[des Meru] ist: der wunderbare hohe Berge. — Auf dem Gipfel des Berges
befindet sich der Himmel Tori ten (Trayastriiufat-Himmel). Die auf
und an dem Gipfel befindlichen Inschriften lauten: »Die Lebensdauer
beträgt tausend Jahre. Hundert Jahre [sind in dieser Welt] eine Mond-
nacht. Jm Nordosten ist der runde Lebensbaum [der indische Pärijäta],
Im Osten ist der weisse Silbergipfel, im Süden der Vaidürya')-Gipfel,
im Westen der Sphatika*) [KrystallJ-Berg, im Norden der gelbe Gold-
gipfel. Im Südwesten ist die Halle der guten Lehre [Sudharmajc. Ausser-
dem ist an den Seiten des Töri-Himmels viermal der Name »Diamanthand«
(Vajrapäni) wiederholt»
Rechts und links vom Meru sind Sonne und Mond abgebildet mit
der Beischrift: »Umkreis: 5000 Yojanas«. Femer sind auf der linken
Seite des Berges eine quadratische und eine runde Figur, rechts eine
') Im Original Schreibfehler: mon (Thor) statt mon (hören).
') Die Namen der 4 Welthüter sind im Original fehlerhaft geschrieben, ich habe
mich deshalb nach der älteren Vorlage im Wakansansaizue gerichtet, obwohl auch
diese nicht fehlerfrei ist.
3) Statt des fehlerhaften sui ist zu lesen bi, wie auch im Wakansansaizue steht.
*) Statt zu ist das ähnlich aussehende Zeichen ha zu setzen. Die richtige
Form steht im Wakansansaizue.
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— 15 —
mondformige und eine längliche Figur dargestellt. Es sind dies die vier
Weltteile, die im Meer um den Berg Meru herum liegen, links oben
(Quadrat): üttarakuru, unten (Kreis): Aparagodäna, rechts oben (mond-
förmig): Pürvavideha, unten (die längliche Figur): Jambudvipa. Der
Inhalt der Beischrift rechts oben ist: »Shurai no shi shu [=die 4 Dvipas
des Meru] :
Tö shöshin shu [=: Osten: die Insel der Siegesgötter*) = Pürva-
videha dvipa], Lebensdauer: 500 Jahre,
Nan zembu shu [= Süden: die Jambuinsel = Jambudvipa], Le-
bensdauer: 100 Jahre,
Sai gyuga shu [-= Westen: Kuhgeschenk-Insel = Aparagodäna
dvipa], Lebensdauer: 250 Jahre,
Hoku guro shu [= Norden: Guro-Insel^) == Üttarakuru dvipa],
Lebensdauer: 1000 Jahre«.
Die Zeilen in kursiver Schrift rechts oben besagen, dass der Norden
des Someiro gelb, der Süden grün, der Osten weiss, der Westen scharlach-
rot sei.
Die Inschrift links oben lautet: »Dieser BergSumern ist der grösste
aller Berge. Alle Länder der Welt liegen auf seinem Umkreis. Sonne
und Mond umkreisen den Berg und scheiden Tag und Nacht. Auf dem
Gipfel des Berges sind vier Spitzen; auf jedem der vier Bergspitzen sind
acht Deva [oder Himmel: ten]. Indem man die 32 Deva mit dem Gotte
Indra zusammenzahlt, erhält man 33 Deva [= Trayastrim^at]. Die Ent-
fernung der Sonne und des Mondes von der Erde beträgt 40000Yojana,
Die Höhe des Traya8trim9at-Himmels beträgt 80000 Yojana. 1 Yojana
8oll = 40 Ri sein.c Diese Erklärung ist zum grösseren Teil dem Kommentar
zum Kongökyö entnommen, wie ein Vergleich mit der Eucyklopädie
Wakansansaizue lehrt, Heft 56, p. 19 b.
Die rechts am Rande in der Mitte stehende Notiz bezieht sich auf
die Sterne, ist aber durch Schreibfehler unverständlich geworden. Nach
der richtigeren Lesart im Wakansansaizue ist zu übersetzen: »Der kleinste
Stern ist 1 Kro^a [= V4 Yojana oder nach Eitel Vg Yojana] gross, der
grösste 16 Yojanac p^ ^^ ^^ ^^^^^^^
*) Die chinesische Bezeichnung ist demnach nicht die Übersetzung von videha, son-
dern von einem anderen Namen, welcher als Bestandteil vijaya (s= Sieg) enthielt.
') Guro ist das indische Wort Kuru.
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Anzeige neu eingegangener siamesischer Bücher
und Handschriften
im Königlichen IMiiteum fDr Völlceiicunde.
Phixai soDg'khram hin'dn boran .... rieb riiug d5i nai roi @k
Ji, J, Jerini = the art of war, military Organisation, weapons and poliiical
maxims of the ancient Hindus . . . . by G. E. Gerini. Bangkok 1894.
1 Bd. 12^ Siamesisch mit Abbildungen. Geschenk des Herrn Gerini«
Mettraiphutthaphajakon ( Maitreyabuddhavyakaranam , paricche-
da 21). Abschrift eines Abschnittes aus der Pathamasambodhi. 23 Seiten
Fol. — Durch gütige Vermittelung des Herrn Gerini erlangt.
Pathamasom'phöthivivahamongkhalakatbä (Pathamasambo-
dhiyivähamangalakathä dutiya pariccheda). Abschrift eines Abschnittes
aus der Pathamasambodhi. 14 Seiten Fol. — Durch gütige Vermittelung
des Herrn Gerini erlangt.
Traiphum, Die berühmte für König Phaja Täk (1767-1782)
verfasste bildliche Darstellung des buddhistischen Weltalls. Das nur in
diesem einen Exemplar vorhandene Werk verdiente eine eigene Mono-
graphie. Durch Vermittelung des Herrn Gerini in Bangkok erworben.
Sadeng'kit"channkit\ 1 Bd. kl. 8^ Geschenk des Herrn Gerini.
Das bekannte Werk des Phra:ja Tbipakon, aus dem Alabaster in:
»the wheel of the lawc eine Reihe höchst interessanter Auszüge mitgeteilt
hat. — Als Probe der Darstellung dieses Werkes möge die folgende
Stelle dienen, welche einer Unterredung des Phra : ja Thipakon mit einem
Missionar entnommen ist: »Ich fragte: Gott, der (nach eurer, der Christen
Meinung) Alles was überhaupt existiert hervorgebracht hat, hat auch die
Menschen hervorgebracht. Warum hat er dann die Götter der Siamesen
die der Brahmanen, der Mnhammedaner entstehen lassen? Er Hess zu,
dass es verschiedene Religionen giebt, so dass die Menschen nicht die
(christliche) Lehre vom Schöpfer verehren, sondern anderen Lehren
folgen und dann damit bestraft werden, dass sie in die Hölle konmien.
Warum handelt er so? Wenn er nur eine Religion hätte entstehen
lassen, würde das nicht gut gewesen sein? Dann würden die Menschen
alle zusammen in den Himmel gelangt seine, (p« 173 des siam. Textes.)
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— 17 —
Nang'sü'rü ong phra : räxaphongsävadan krung kao". Ge-
schichte der Könige der alten Hauptstadt Siams, von Ronig
Ü thong (1350 n. Chr.) bis König SSm'det^ Phra : Narai (1657-1682).
1 Bd. 8'. Gedruckt in Bangkok von Bradley. Der dazu gehörige erste
Teil des Phongsävadan fehlt. Geschenk des Prof. W. Joest. lubetreflF
des Inhalts vgl. Pallegoix, graramatica linguae thai 1850, p. 160 — 164,
und Phra : Alak, the kings of Siam bei Bastian, Geschichte der Indo-
chinesen 1866, p. 547—549.
Nang'sü' rü'öng phra : chaö räxathirät. Geschichte der
Könige von Pegu. 1 Bd. 8®. Gedruckt in Bangkok von Bradley.
Einige Stellen daraus sind mitgeteilt bei Bastian, Geschichte der Indo-
chinesen 1866. — Als Probe des siamesischen Chronikenstiles möge i\6
folgende Übersetzung des Anfangs dieses Werkes dienen:
[p. 4 des siamesischen Textes:]
Es gab einst einen Mahäthera, der die Arahatschafb erlangt hatte,
mit Namen Kha: vambodi (Gavampati). Er war ein Peguaner aus der
Stadt Sathöm'. Der Heilige besass die Eigenschaften eines Arahat,
nämlich die sechs Abhiiiiiä und die vier Sambhida. Als nun die Mutter
des Gross-Thera gestorben war, da sah der Heilige mit »Götteraugec
(der Fähigkeit, alle Wesen und Welten mit einem Blick zu überschauen),
dass seine Mutter noch nicht in der Welt der Götter, sondern unter den
Menschen herumirrend zu der Zeit im Lande der Peguaner (Rämannapradefa)
wiedergeboren war. Da empfand der Heilige den Wunsch, seiner Mutter nützen
zu können, sowie den Herrschern, Setthi's, Gahapati's, Brahmanen, sowie
auch allen männlichen und weiblichen Bewohnern des Königreichs. Darauf
versenkte er sich in die Meditation, welche die Abhiniiä als Grundlage (bat)
hat (also das vierte Jhäna, durch welches die Abhinna und die Zauberkraft
-— Iddhi — erlangt werden). Nachdem er aus der Meditation heraus-
getreten war, bewies er übernatürliche Macht, indem er in der Luft bis
zur Stadt Sathöm' wandelte. Der König Afoka sah die Macht und die
ausgezeichneten Arahat -Eigenschaften des Heiligen. Da fragte er den
Mahäthera: >Als der erhabene Weltenlehrer noch am Leben war, hat er
da irgend eine Buddha-Prophezeiung gethanPc Der Mahäthera sprach
darauf eine Segnung aus und erzählte den Thatsachen gemäss die folgende
Buddha-Prophezeiung (buddhavyäkaranam)^):
Zur Zeit, da der Erhabene noch am Leben war, kam er einst in
diese Waldgegend (aranyaprade9a)^), die Pä Mo:ta:mä:') (der Wald
Der folgeude Absatz befindet sich auch bei Bastian, Geschichte der Indochinesen,
p. 856.
') »Aranja-prathet-tani** bei Bastian 1. c.p. 266. Der mir vorliegende siamesische
Text hat räranjäpra: th^t thi ni. = die Waldgegend hier.
') HaAwell, grammatical notes and vocabnlary of the Pegnan langnage, Rangoon
1874, p. XV: «the Peguan narae for Martaban i»t Moo-t'maw, Stony point. Moo
M.f.v. 8 r^ T
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— 18 —
▼on Martaban) heisst. Dort gab es acbt Gross- Jakschas; diese sahen
Buddha, den Herrn, in seiner überaus lieblichen nnd schonen Gestalt
Ein Lichtglanz von sechs verschiedenfarbigen Strahlen drang ans seinem
Körper hervor^). Als die acht Gross -Jakschas das sahen, freuten
sie sich frommen Sinnes. Darauf sammelten sie acht Phlnong (Baumart)-
Blätter und machten daraus eine Unterlage. Ferner brachten sie einen
Felsblock von weisser Farbe und machten daraus einen Sitz. Dann luden
sie Buddha, den Herrn, ein, hinzugehen und sich auf dem weissen Fels-
sitz niederzulassen. Ferner suchten sie Pha^a (Baumart) -Früchte und
machten daraus ein Getränk^), welches sie Buddha, dem Herrn, über-
reichten. Endlich brachten sie ihm öl für die Lampe. Buddha, der
Herr, unterwies darauf die acht Gross-Jakschas im Gesetz, bis sie im
Zuflnchtnehmen (saranakhom) und in den fünf Pflichten (sfn = ^ila) fest-
geworden waren. Dann sprach er zu den acht Gross-Jakschas: »Das
religiöse Verdienst, das ihr euch erworben habt, indem ihr jetzt eure
Verehrung dem Tathagata darbrachtet, wird euch Früchte tragen, indem
ihr in zukünftiger Zeit Götter- und Menschenmacht erlangen werdet.
Nach langer Zeit werdet ihr acht wiedergeboren werden als gewaltige
Grosskönige mit unvergleichlich hervorragender Macht und dieses Wald-
land wird einen Grosskönig haben, der herkommen und eine Hauptstadt
bauen wird, die den Namen Mo:ta:mä: (Martaban) fuhren wird.c Nach-
dem Buddha, der Herr, die Gross-Jakschas in der Lehre unterwiesen
hatte, ging er von dannen um allen Wesen die Lehre zu Teil werden
zu lassen. Als der Erhabene das Alter von achtzig Varschä's erreicht
hatte, ging er in das Nirväna ein.*)
Was nun die acht Gross-Jakschas anbetrifft, so wurden sie nach
ihrem Tode wiedergeboren als Göttersöhne im Himmel.
Lange Zeit nachher lebte ein Grosskönig, mit Namen Fürst Alan g-
khachosü (Alangaöäsü*), der in der Stadt PhSkam (= Pagan) herrschte.
Der Fürst Alangkhachosü hob ein Heer aus, kam herabgezogen und eroberte
die Stadt Säthöm', nahm die Einwohner gefangen und führte sie weg.
belog nose or point, t'raaw being rock or stone". — ibid. p. 105 s. ▼. muh = the nose
the end of a cape; p. 72 s. v. tmä = a stone, a rock. — Der peguanische Name
lantet also: Muhtmä.
*) khang la:va = ?
') näm. arthäban = huit especes de liquides qne les talapoins peuvent boire hors
des repas, comme le th^, Teau de coco etc. Pallegoix, dict. s. v.
") Bis hierher die excerpierte Stelle bei Bastian 1. c. p. 257. — Der gedruckte
Text hat übrigens nibbäna, nicht parinibbäna wie bei Bastian 1. c. p. 257.
*) Dies ist der König von Pagan (birmanisch: PUKAM, siamesisch: VÜKAM
geschrieben): ^Alaungöesu" oder „A.'lank'a^osu" (bei Bastian, Geschichte der Indo-
chinesen p. 540, 537, 240), „A-lüng-tsi-thü" oder „Alaungsithu* (bei Phayre, history of
Burma, 281, 305, 89, 46, 49). Er regierte von 1085—1160 n. Chr.
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— 19 —
Daraaf zog er wieder hinauf und blieb in der Stadt Phukam. Einst giug
der Fürst in dem Wald spazieren, der Pat'thavan (Padavana) heisst.
Dabei gelangte er an die Stelle, die der Wald von Mo:ta:mä: heisst.
Er betrachtete den Ort und sah, dass er friedlich, gleichmässig und gut
war. Da schien er ihm geeignet zur Erbauung einer Hauptstadt. Der
Forst Alangkhachosü Hess darauf an jener Stelle eine Stadt bauen.
Nachdem der Bau beendet war, machte er den Alimamang, einen der
obersten Beamten (khä luong dorn), einen Fremden (oder: Muhamme-
daner: khek") zum Herrn von Mo:ta:mä:. Im Norden grenzte die Herr-
schaft von Mo:ta:mä: bis zum Reiche Tongpn, im Westen bis zu den
Dörfern (? tö bän), im Osten bis zum Reiche der Siamesen, im Süden
bis zum Reiche Satöng'. Darauf kehrte der Fürst Alangkhachosü
wieder nach Ph&kam zurück. — Im Jahre 630 Sak'karät starb Fürst
Alangkhachosü^). Sein Sohn, der Kronprinz Ghat"tayeti(Öattaveti),
übernahm die Herrschaft seines Vaters in Phukam unter dem Namen
Ananthaxai (Anandajaya). Ananthaxai gab nun dem Alimamang,
dem Herrn von Mo:ta:mä:, einen königlichen Auftrag. Letzterer wider-
setzte sich aber und kam nicht zu Hofe. Der Fürst Ananthaxai geriet
in Zorn und befahl dem Sihasuras^na, dem Saming' (eine pegtianische
Würde), als General ein grosses Heer zu versammeln und Mo:ta:raä: zu
erobern. Dies geschah und Alimamang floh nach der Stadt Hari-
phunxai^. Der Saming' Sfhasürasena Hess den At^taja, einen
Phra:ja, zur Bewachung von Mo:ta:mä: zurück. Im dritten Jahre, 632
Sak^karat, hatte der vertriebene AHmamang ein gewaltiges Heer von
Lao-leuten zusammengebracht. Er kehrte nun zurück, eroberte Mo:ta:ni ä:,
tötete den Phra:ja At'taja und erlangte so die Herrschaft wieder. Der
Ort, an dem At^taja phra:ja starb, heisst bei den Peguanern Ehao'
At^taja phra:ja (Berg des A.) bis auf den heutigen Tag.
Ende des ersten Kapitels.
*) ,Alaung»ithu" f 1160, nach Phayre I. c.
') Vielleicht zu vergleichen die Rebellion des nAIimmä** in Martaban, dieselbe fand
aber 1281 statt Phayre 1. c. p. 52.
F. W. K. Müller.
2»
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Altertümer aus Guatemala.
(ffierzu Tafel 11.)
In dem 1. Hefte des IV. Bandes der Veröflfentlichungen aus dem
Königlichen Museum für Völkerkunde sind eine Anzabl Altertümer, haupt-
sächlich aus dem Qu'ekchi-Gebiet der Gegend von Coban stammend, näher
beschrieben worden, die dem Königlichen Museum von Herrn Dr. Sapper
als Geschenk überwiesen worden waren.
In jüngster Zeit hat Herr DieseldorflF, der schon seit Jahren in
diesem Gebiet in höchst erfolgreicher Weise Ausgrabungen vorgenommen
hat und darüber zu wiederholten Malen in der Zeitschrift für Ethnologie
berichtet hat, durch Vermittlung des Herrn Dn Schellhas dem König-
lichen Museum eine Anzahl Thonsachen als Geschenk zugehen lassen,
die seinen neueren umfangreichen Ausgrabungen in Chajcar, drei Stunden
östlich von S. Pedro Carchä bei Coban entstammen, und die nicht nur
durch die hohe künstlerische Vollendung beachtenswerth sind, die sie
aufweisen, sondern vor allem dadurch, dass die nahe Beziehung, die, wie
ich schon in dem vorhergenannten Aufsatze auseinander gesetzt habe,
zwischen den Verfertigern der Altertümer des Qu'ekchi-Gebietes und den
Erbauern der Monumente von Copan bestanden haben muss, in diesen
Stücken noch in viel klarerer Weise zum Ausdruck kommt.
Auf der diesem Hefte beigegebenen Tafel II sind die von Herrn
DieseldorfF geschenkten Thonsachen in Lichtdruck wiedergegeben.
Fig. 7 ist in jeder Beziehung ähnlich
dem Abguss der Thonform der Dr. Sap-
per'schen Sammlung, die in Fig. 29
Seite 34 des 1. Heftes des IV. Bandes
der Veröffentlichungen aus dem König-
lichen Museum für Völkerkunde wieder-
gegeben ist. Der Figur dort aber fehlen
die flügelartigeu Federschmucke, die
hier dem Kopf angesetzt sind. Letztere
scheinen allerdings auch in dem vorlie-
genden Stück nicht unmittelbar im Zu-
sammenhang mit der Figur angetroffen
worden zu sein, und unterscheiden sich
Fig. 15.
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21 —
auch von der Mittelfigur durch die Farbe des Thons, der viel hel-
ler rot ist
loteressant sind dann vor allem die Köpfe Fig. 1, 3, 4, 6. Fig. 1
und 3 sind voll, 4 und 6 in
Relief gearbeitet. Diese Köpfe
zeichnen sich durch eine in
merkwürdige Auswüchse ver-
laufende Nase aus. Sie stellen
eine mythologische Person
dar, die auf den Monumenten
vonCopan und anderwärts un-
gemein häufig vorkommt. In
dem westlichen Hofe der Tem-
pelanlage von Copan ist ein
Steinrelief gefunden worden,
das diesen Gott in ganzer Ge-
stalt darstellt, umgeben von
sich kräuselnden Gebilden
(Wolken, Rauch oder Feuer),
2 die paarweise nach den vier
ti) Himmelsrichtungen von ihm
ausstrahlen (vergl. Fig. 15).
Auf derStelaDvon Copan, die
eines der künstlerisch vollen-
detsten Monumente dieser
Ruinenstätte und vielleicht
von ganz Centralamerika ist,
ist die Figur dieses Gottes
mehrfach, insbesonderein dem
Ranken werk der Westseite
der Stela vertreten, in gan-
zer Figur und aus dem geöff-
neten Rachen von Schlangen
hervorsehend, die von oben
herunter und von unten her-
auf durch das Figurenwerk
sich ziehen. Ferner in ausge-
zeichneten Hieroglyphen formen auf der Rückseite und der Vorderseite
derselben Stela. Entsprechende Hieroglyphenformen erkennt man auch
neben den Relieffiguren der Altarplatteu von Palenque. Die Identität all
dieser Bilder mit den Thonbruchstücken Fig. 1, 3, 4, 6 wird unschwer
erkannt werden.
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— 22 —
In den Handschriften kommt diese Figur nicht so häufig vor. Sie
fehlt indes nicht ganz. Der Gott mit der proliferierenden Nase (vergl.
Fig. 16), von dem ich seinerzeit glaublich zu machen gesucht habe, dass
er dem Ah bolon tzacab, der für die kan Jahre auf den Thron ge-
setzt wurde, entspricht, ist ohne Zweifel ident mit der auf den Skulpturen
von Cop^n dargestellten Gottheit. Ah bolon tz'acab heisst „Herr der
neun Generationen". Es ist eine interessante Thatsache, dass die oben er-
wähnten Hieroglyphenformen der Stela D von Copan und auch der kursiven
Fig 17.
Hieroglyphen dieser Gottheit, die in den Texten der Copan -Skulpturen
vorkommen, (die übrigens in einem wesentlichen Merkmal mit der Haupt-
hieroglyphe des Gottes mit der proliferierenden Nase der Handschriften
übereinstimmen), vielfach mit der ZiflFer neun verbunden sind.
Aach die Bruchstücke Figg. 8, 9 erinnern auffallend an gewisse
Details der Copan-Skulpturen. Auf der Stela N, die durch die Fülle
der von ihrem Fuss bis zur Spitze verteilten Tier- und Menschenfiguren
ausgezeichnet ist, sind gegenüber den quastenartigen Enden von Band-
schleifen, Tierfiguren dargestellt, die in den hauptsächlichen Details
mit unseren Figuren 8 und 9 vollkommen übereinstimmen (vergl. Fig. 17).
Diese Figuren sollen Fische darstellen. Das lehrt schon der Augenschein,
und das wird noch klarer erwiesen durch einen Vergleich mit Altar T,
wo den ganz ähnlichen quastenartig erweiterten Enden der Band-
schleifen, die dort um die Hand- und Fussgelenke des reptilartigen
Ungeheuers geknüpft sind, ganz unverkennbare Fischfiguren als Anhängsel
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~ 28 —
gegenüberstehen (vgl. die untere Hälfte yon Fig. 17)* Was diese Figuren
an dieser Stelle bedeuten, ob vielleicht kleine goldene Fischfiguren ge-
wissermassen als Schellen an den Enden der Bandschleifen getragen
wurden, oder ob — was wahrscheinlicher ist — eine mythologische Be-
ziehung vorliegt, lässt sich zur Zeit noch nicht mit Sicherheit sagen.
Weniger bestimmt kann ich, so weit meine Erfahrungen reichen,
das Bruchstück Fig. 2 an die Typen der Copan -Skulpturen anreihen*
Hier ist man zunächst versucht, mexikanische Reminiscenzen zu erkennen,
die drei Spitzen, die von der Peripherie des unvollständigen Kreises aus-
strahlen, erinnern frappant an die vier Strahlen des mexikanischen
Sonnenbildes. Das Gesicht auf der Fläche mit den runden von Kreisen
umzogenen Augen und dem über die Lippen herabhängenden eingerollten
Streifen könnte man ohne Weiteres für ein Tlalocbild nehmen* Eine
leuchtende Scheibe soll ohne Zweifel hier dargestellt sein. Ich möchte
indes eher an einen Vergleich mit den Schildformen der Maya-Hand-
Schriften denken (vgl. Fig. 18), wo wir, wie bei den mexikanischen
Hieroglyphen für Spiegel, Türkis und Smaragd, vier im Kranz gestellte
angenartige Gebilde dargestellt, also Strahlen nach den vier Himmels-
richtungen angegeben finden. Insbesondere möchte ich den dritten der
in Fig. 18 wiedergegebenen Schilde zum Vergleich heranziehen, wo ich
das auf der Fläche angegebene Zeichen i'k für »Feuere nehme. Den
ganzen Schild also gewissermassen als Hieroglyphe für K'a'k u pacal
»Feuerschild € deute — ein Wort das im Chilam Balam de Chumayel
und in einer handschriftlichen Reladon des Ortes Motul als Name eines
kriegerischen Häuptlings, im Gogolludo in der etwas entstellten oder um-
gedeuteten Form K^a^k u pacat »Feuerblick, Feuergesichtc als Name
eines Kriegs- und Schlachtengottes erwähnt wird*
«7
Fig. la
Sehr interessant sind dann endlich noch die Bruchstücke Figg. 12
bis 14. Gleich den auf Seite 36 des ersten Heftes des IV. Bandes der
»Veröffentlichungen ans dem K. Museum für Völkerkundec abgebildeten
Reliefbruchstücken der Sarg'schen Sammlung, bildeten auch diese Stücke
das Untergestell sitzender Figuren. » Resonanzböden c nennt Herr Diesel-
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— 24 —
dorff diese Uutergestelle, wohl weil sie hohl sind, uud vielleicht auch
weil gelegentlich Einschnitte in denselben vorkommen, wie in den Unter-
gestellen der Figurengruppen der Dr. Camargo-Streberschen Sammlung^).
Es sind ohne Zweifel Nachbildungen holzgeschnitzter viereckiger Sitzge-
stelle. Die stufenförmig ausgeschnittenen Füsse derselben, wie sie das
Fig. 19.
Bruchstück Fig. 14 zeigt, erinnern ganz an die geschnitzten Stühle auf
denen im Codex Borgia, Vaticanus B u. a. die Götterfiguren sitzend dar-
gestellt werden. Als teo-icpalli würden wir, mit einem mexikanischen
Wort, auch diese Bruchstücke bezeichnen können.
Was nun die Reliefs betrifft, so mache ich zunächst darauf auf-
merksam, dass auch die beiden hier dargestellten Figuren, gleich den
oben erwähnten Bruchstücken der Sarg'schen Sammlung bärtig sind. Die
') Vgl. Strebe!, Alt-Mexiko. Erster Teil. Tafel II, Fig. 20 u. 24.
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— 25 —
znr Erde sich neigende Person auf dem Bruchstück Fig. 14 hat einen
deutlich entwickelten Schnurr- und Kinnbart. Die sitzende Figur des
Bruchstückes Fig. 13 wenigstens einen deutlichen Kinnbart. Merkwürdig
ist der Gegenstand, den Fig. 14 im Arm halt: ein länglich viereckiger
Körper, an dessen beiden Enden ein phantastisch ausgestalteter zahne-
starrender Reptilrachen angegeben ist. Der ganze Gegenstand erinnert
in der Form auffallend an die grossen in Fig. 19 wiedergegebenen Stücke,
die die grossen weiblichen Idole der Stelen A. und B. von Copan als
Halsschmuck tragen. Nur ist in unserm Bruchstück die Fläche des
Gegenstandes einfach kannelliert, während auf dem Brustsckmuck der
Stelen bald ein Matten geflecht, bald die Symbole der sogenannten Him-
melsschilder angegeben sind.
Die auf den Füssen dieser Sitzgestelle verzeichneten Hieroglyphen
stimmen in ihrer Form durchaus mit den Hieroglyphen der Copan-Skulp-
turen überein und sind in der Mehrzahl mit bestimmten derselben direkt
zu identifizieren. So ist die grosse
oberste Hieroglyphe des rechten Fusses
in Fig. 14 ident mit der ersten, bezw.
zweiten der drei Hieroglyphengruppen
von Copan, die ich in Fig. 20 wieder-
gegeben habe. Sie scheint dort in be-
stimmter Beziehung zu einer der 20
bezw. 16 Priester- oder Königsfiguren
zu stehen, die in sehr übereinstimmen-
der Weise auf verschiedenen der Monu-
mente von Copan dargestellt sind. Ver-
wandt oder ident mit ihr ist die Haupthieroglyphe des Qaetzalvogels
der Handschriften (vgl. Codex Dresden 16c; Codex Tro 19*.c; 3*.c;
31. c).
Die zweite Hieroglyphe auf dem rechten Fusse ist die des Gottes
des Nordens, die dritte ist undeutlich.
Der linke Fuss hat dieselben Hieroglyphen wie der Fuss Fig. 12.
Zu oberst und links sehen wir das Zeichen im ix. Rechts davon eine
Hieroglyphe, die innerhalb des calculiforraen Umrisses die Ziffer 8 and
darüber die Ziffer 5 zeigt. Die beiden unteren Hieroglyphen sind nicht
ganz deutlich.
Diese neuen Fände des Herrn Dieseldorff sind also eine weitere
Bestätigung dessen, was schon die früheren Ausgrabangsergebnisse der
Herren Dieseldorff und Sapper mehr oder minder bestimmt erkennen
liessen, dass das heute von den Qu'eckchi eingenommene Gebiet unter
dem unmittelbaren Einfluss der Kultnrnation stand, deren hervorragendste
PACtOF^tef
11
ALTAR-R f.7.
Fig. 20.
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Schöpfungen wir in Gopan bewundern. Herrn Dieseldorff fiel das um
80 mehr auf, als ihm die Skulpturen von Quirigua einen Stil aufzu-
weisen scheinen, der von dem der Gopan-Skulpturen abweicht Mir ist
das Material von Qnrignä leider nicht genügend bekannt* Doch möchte
ich glauben, dass es sich hier nur um Variationen innerhalb desselben
Typus handeln kann, die in ihrer Ausschlagsweite die Variationsgrösse
nicht überschreiten, die auch für die Qu^ekchi-Funde gegenüber den
Gopan-Skulpturen thatsachlich bestehen.
Das Königliche Museum ist Herrn Dieseldorff zu besonderem Danke
verpflichtet, dass er diese hervorragenden und interessanten Stücke dem
Königlichen Museum überwies.
Dr. Ed. Seier.
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Sammlung chinesischer Volksgötter aus Amoy.^)
I. Die Gruppe des Keh sing-ong.
^- ?|J Si ^^^ sheng-wdng (Amoy- Dialekt: Keh sing-ong), Schutzgott
der Provinz Fuh-kien.
-^ , .ju. «- W dienende Knaben des Keh sinir-önc.
4. ^^ ^ Jf|| Sh^-wäng-mä, Gemahlin des Keh sing-ong.
5. ^ßf yi^ ^J Hodng t*äi'Wei, der Gouverneur Hoang, A(\jutant des Keh
sing • 6ng.
6. p|[ ^ ^ Ch'4ntsmng-kiun, der General Ch*^n, Adjutant des Keh sing-ong.
IL Die Gruppe des Stadtgottes.
^* iw fS^ ylK CK^'hodng-yd, der Vater der Mauern und Graben, Schutz-
gott der Stadt Amoy.
^- iE 5w 'KE ^>^^^-ä'-Mi, erster Amtsdiener des Stadtgottes.
9. w b£ 'ßE Fü-li'Shi^ zweiter Amtsdiener des Stadtgottes.
10. ^ ^J ^ WM'pdn'Jcuan, Civilrichter.
11. Ä ^J W Wtt-^rfn-ÄTttä», Kriegsrichter.
12. j^ -^ y^ Äi'tsi-ku^, »Zwergteufel«, welcher die sündigen Seelen vor
das Tribunal des Stadtgottes führt
13. ^ ^ Wu'cKAng, Spion des Stadtgottes.
^^' 1^ ^E ^^'^^^ / berittene Boten des Stadtgottes, welche zu beiden Seiten
1^- ^^ Mä'sKi \ ^«s Tempelthores stehen.
^) Sämtliche in dieser Saiuraluiig enthaltenen Götterfiguren sind auf Grund einer
Liste des Herrn Prof. de Groot durch gutige Vermittlung des Kais. Konsuls Heim Feiudel
in Amoy angefertigt worden. Es ist mir eine angenehme Pflicht, Heirn Konsul Feindel
fiir seine liebenswürdigen und unermüdlichen Bemühungen, den 'Wünschen des Museums
nach jeder Richtung hhi gerecht zu werden, an dieser Stelle öffentlich den verbindlichsten
Dank auszusprechen.
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— 28 —
Hierzu kommen 12 göttliche Würdenträger, welche zu beiden Seiten des
Tempelhofes aufgestellt sind und den Stadtgott bei der Ausübung seiner Funktionen
unterstützen:
16- ^ # ^ Ttm-shou-Ä.
17. -^ 4^ ^ Tä'tfün-Ä,
18. ^ ^ ^ Wn-chen^^,
20. ^^u\ Kuei-luh-si.
21. 1^ ^ ^ Shit-shou-st.
22. M M^ Fü-8hün-d.
23. 5^ $ft ^ Süh-päo^si,
24. gl H ^ Tü^tsih-st.
2^- ^ ^ Tän-Öh^m,
27. U^^ W^/-/eao-«.
Endlich 8 Liktoren und Henker, welche ebenfalls im Tempelhofe auf-
gestellt sind:
2^- "F -1^ ^ ^ Tsi-mn-p^äi-edu,
29. ^^:^^ Wei-chen-pdi-Uu. ^
30. ^ W '^ ® Tien-shou-pdt't'öu.
32. ^^^^ Süh-pdo-päi-edu.
33- H ^ # ® Tu-tsih-pdi-Cou,
34. ^ ^ ]@ Tän-öh-p'di-t'ou.
35- ħ^#P^ Wet'liäo-pdi'fim.
HI. Die Götter des himmlischen Heeres.
36. 3^ j£ -f^ Td't*tng-y^y der Anführer des himmlischen Heeres;
37. 4* I? /M^ Chünff'Jciün'/ü
^^ ^_^ / die beiden Adjutanten des Vorigen.
38. Pp 5 /M* ^f^'üng-kiHn-fu ^
39. ^^ 1^ |f^ Li Nd'cKd^ oberster Befehlshaber des himmlischen Heeres.
Die 36 Generale des himmlischen Heeres:
40. ^S^ Uu'8heng-cU,
41- ^ ^ ^ Teng-fim-kiün.
42. J^ ^ A ^äng-sh^-jM.
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— 29 —
43. gg H ^ Chäng-sheng-cU.
^- M S # Siäo-shdng-cU,
45. 'HJ ;f$ ;;AC ^ Tdo-häi td-tsiäng.
^^' 3i ^ ^ ffi Yuh-Uh'km'füng.
4". '^ 1^ *^ Wu'hihi-tL
48. 15 ^ :J5C -?- ^'«»-A^äo ^ai -tot.
49. j^ 7C ßl|l -^«o yüdn-shuäi.
50. ^ ^ :/c tI^ a/-Art^/ td-tsiäng.
51. ^ ^ ^ 5ffw t'ien-kiün,
52. ,^ # ,^ i>/a-Ar/«./d.
54- ^ # ^ i/i/-Aria./d.
55. ^ 7C ßl|l '^'^' y^n-shudi,
5^- iBy 1^ » 5 Mä-ming tsün-tcdng.
57. Sg T[2 ^E Lung-shi-wdng,
58. ^ f (Ij ^ Zy« Äi^-Arw.
59. J^ jf* gip K'äng yndn-skudi,
60. ^ :^ ^ Hodng-sieh'kuän,
61. Uff f(J[j ^ ^*«/» «T/»-A^.
^2 ^ filj M ^'* ^^-*^-
63. ^ ;;J5C ßffi W^ ^ai-^Af.
^- yl :^ ^ -ÄTtow^ sim-kuän.
65. ff ^ ^ TC ßrtl ^^^^^'^^^ ^ f/üdn-shudi.
^' #^:/C^ Tün-t^'td-tsidng.
ß'- i& .:fc 15^ ^^ rdt-peio.
68. ^ S ^ Lün-sUng-cKk.
69. /I ^ '^ Kiäng-lung-Icuän.
70. -^ TC &|l ^^^ yüdn-shuäi.
71. 5^ UJ :;^ ^ ^-«^^^ &i-totJn5r.
72. ^ 7t; ßljl ^^ö yudn-shudi,
73. ^ Tt ßljl «^^^ yüdn-shudi.
'^^' 4^ 7C ßljl -^i^ yHdn-shuäL
75. ^ ;^ ^ /fö sien-kü.
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— 30 —
IV^ Die Götter des Hollentempels.
76. y^Wtll$ Tüng-y&h-8h^,K6\\engott.
77. ;;^ ^ Td-i/S, .der grosse Vater., auch jüS^^^ P^di-f du- He {Kmoj-
DidX^t pdi'fdo'tiä), »der Vater mit der Tafel-, genannt, Adjutant des
Höllengottes (nach de Groot des Stadtgottes).
78. ^ ^ ^ Fdn-tsiäng-kiün, der General Fan, Gehulfe des Hüllengottes.
79. ;^ ^J 'j^ W^'pdn-knän, Civilrichter der Hölle.
80. Ht ^J 1^ Wu'pdn-kuän, Knegsrichter der Hölle.
81. 1^ ^ ^ ^^ö tsiäng-kiün, »General Pferd-, auch «^ |^ ^ Mä-fou-ye,
»Vater Pferdskopf« , genannt, Begleiter des Höllengottes.
Ö2. ^ ^ ^ Niü tsiäng-Jcwn, »General Rind«, auch ^ ^ ^ Niu-to&-yK
»Vater Rindskopf«, genannt, Begleiter des Höllengottes.
83. ^ ^ Jfl^ Fü'j4n Alä, Höllengöttin, herrscht über den Bhitpfuhl, in
welchen die Frauen, welche im Kindbette sterl)en, versenkt werden.
®^- ^^ Nih-slu, »weiblicher Bote- )
f -.-^ } Begleiterinnen der Vorigen.
^^' I5C ® Niu'Shl, »weiblicher Bote« ^
86. )^ ^[ ^ Süh'pdo-^y »der ilinke Vergelter«, der erste Beamte des
Höllengottes.
87. Jjj^ ^^ ^ Ti-tsdng-iDdfigj Gott der Unterwelt (buddhistisch).
Die Könige der 10 Höllenregionen:
88. ^ j^ £ Ts'in-kuäng-wdng.
^^' ^ I^ i CKu'kiäny-icdng.
^^- ^^^ Sung-H-wdng.
91. "^ ^ i Wü'kuäu'wdng,
92. ^^i Y^^ld-wdng,
93. "K ^|j( ^ Pien'cKeng-wdng,
94. ^ li| i Tdi-sMn-wdng.
95. ^^ ^^ ^^ Ping-tefig-wAng.
96. 1^ "rfj i Tu'Shi'wdng.
97. ^ 1^ ^ Chuhi-lun-icang,
Die Trabanten der 10 Höllenkönige:
98—99. ^ J^ 3E — ' ^ ^ W '^^'^n-f^^^-'^^rig yih'tiM tsimig-hiän, die
beiden Trabanten des Ts*in-kuäng-wang.
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- 31 -
00—101. ^ */X i H ^ ^ ^ CKu-Jcißmg-wäng Srl-HSnisiäng-kuän, die
beiden Trabanten des Ch*ü-kiäng-w^ng.
02—103. ^^ ^^ ^ ^ "j^ Süng-H-tcäng sän-tuln tsiäng-kuän, die
beiden Trabanten des Süng-ti-wang.
04—105. '^ ^ 5 P3 ^ ^ W ^^'^^»''^^^9 si'tien tsiäng-kmn, die
beiden Trabanten des Ngü - kuän - wäng.
06—107. ^ ^ 3E 3i ^ ^ W ^^•^''^^^ ngii'ti^ tsiäng-kuän, die
beiden Trabanten des Yen-16-wang.
08—109. "1^ ijjt 5 ;a> 1^ ^ 1^ Ben'cKSng-wdng liüh-tiäi tsiäng - kuän,
die beiden Trabanten des Pien-ch*eng-wang.
10—111. ^ li| i -t ^ ^ "^ Tdi-shän-ucäng tslh-tiäi tsiäng-kuän,
die beiden Trabanten des T*ai - shän - wäng.
12 — 113. ^^ i A ^ ^ 1^ Fing-teng-wdng pah-tUn tsiäng-kuän,
die beiden Trabanten des P*ing-teng-wäng.
14—115. 1^ "rfj i ;^ ^ tI^ "^ Tü'Shi'wäng ktü-iiäi tsiäng - kuän , die
beiden Trabanten des Chuen-lün-wÄng.
16 — 117. ^ ^ i -f- ^ ^ "^ Chidn-ltm-wäng shih-HM tsiäng-kuän,
die beiden Trabanten des Tü-shi-wäng.
18. |Wm fJH H6-län, der oberste Befehlshaber der niederen Hüllenmächte.
19—122. ^ ^ TsdO'li, 4 Gerichtsdiener.
23. ^ -y* -^ Kuä't^'shdu, 2 Henker.
•^5- ^ Ü M ^ Ym'Ch'äh'Stü-Hng ) Höllenthor be-
' wachen.
V. Gotter der Litteratur.
26. ^ |§ *ip* ^ W^'cKäng ti-ktün, Schutzgott der Litteratur.
27 — 128. ^ 1^ Ä "?* Wi^-cÄ*ön^ /*ö>i^- tot, dienende Knaben des Vorigen.
29. ^ ;^ "j Kvän fü'tsi, »»der Philosoph Kuan«, der Kriegsgott Kuän- ti
in seiner Eigenschaft als Schut^gott der Litteratur.
30. ^ ^^ ^«ö» PHng-yS, Sohn und Begleiter des Kuän fü-tsi.
31- M'M^ ^^^ Tsäng-y4, Gefahrte des Kuän fü-tsi.
32. § '[(Ij j(i§^ Ltu-sien-tsiiy »der Patriarch Lift«, Schutzgott der Litteratur,
gehört gleichzeitig zu den »acht Genien« (päh-sien).
33. ^^ f^fjji Liii'shSn, »der Weidengott«, Trabant des Lift-sien-tsii.
34. >^^ JJP^ Tdo'shen, »der Pfirsichgott«, Trabant des Liö-sien-tsü.
35. y^ ^ K'uei-smgy Schutzgott der Litteratur.
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— 32 —
136. ^^ Chü-i, • Rotrock«, Schutzgott der Litteratur, repräsentiert zugleich
den glücklichen Zufall im Hinblick auf dos Examen; daher das Zeichen
pp chüny^ -bestanden«, auf der Rolle, welche er in den Händen hält
137. ;B S^ )pA Tsieh-pdo'shen^ der Gott des Sieges (im Examen).
VI. Gottheiten der Gewässer.
138. >^; ^ i^ TH Yu-ti, .der grosse Kaiser YQ«.
139. ^ Ipf ^ ^ ^ CKu'pd'fjcAng Hidng Yu, Hidny Yu, der Usurpator
von Ch*ü (3. Jahrhundert v. Chr.), als Gott der Gewässer verehrt.
140. ^ J^ j^ Lu Fän-küny^ als Schutzgott der Boots- und Zimmerleute
bekannt.
141 — 142. ^ ^ -^ Lu füTig-tsi, dienende Knaben des V^origen.
143. 1^^^ Wu Tsi'Siü oder j^ ^ Wu Yin (lebt« im 6. Jahrhundert
V. Chr.), als Gott der Gewässer verehrt.
144 j^ J^ K'iüh YüAn^ der Dichter des Li-sao, lebte im 4. Jahrhundert
V. Chr., als Gott der Gewässer verehrt.
VH. Diverse.
145. ^,!| jJÜ. ^ Mä-tsu-p"d {kmoy'DidX^Vi Md-ts6-p6), Schutzgöttin der See-
fahrer und der Wöchnerinnen.
146. «^ J^ ||5; Tsien-ü-yhi, »Tausend-Meilen- Auge-, Trabant der Ma-tsü-p'ö.
147. lip j^ ^^ Shun-feng-erl, »das Ohr des günstigen Windes-, Trabant
der Mä-tsü-p*ö.
148. gj ^^ JJ^ i{f^ Chü'shPng'nidng'Tiiäng^ »die lebenbestimmende (Göttin-,
von der die Schicksale der neugeborenen Kinder abhängen.
149—150. ^ '^ Niu'Shi, »weibliche Boten«, 2 Trabantinnen der Chu-
sheng - niäng - niäng.
151 — 152. ^ Jfl^ "^ Säo-tsi^.-mu, 2 GehOlfinnen der Chu -sheng- niäng-
niäng, welche die Kinder von der Geburt an bis zum 16. Lebensjahre
leiten und schützen.
153. ^ ^ Tien-kuän, Gott des Himmels.
154. jßjg^ "g Ti-Jcuän, Gott der Erde.
155. t4^ g Shui-kuän, Gott des Wassers.
156. y^^ y^ -^ ^ Tüng-häi hhig-wäng, der Drachenkönig des östlichen
Meeres.
157. j^ y^ -^ ^^ ST'häi luny-tcäng^ der Drnchenkönig des westliclien
Meeres.
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— 88 —
158. ^ 1^ ^jä 2}i Nän-häi lüng-wäny^ der Drachenkonig des südlichen
Meeres.
1^^- /jfi ?$ Äi 5 PM-Aii» lung-wdngy der Drachenkonig des nördlichen
Meeres.
160. F|1 ^ Sfi J Chüng-häi Mng-wänp, der Drachenkönig des mittleren
Meeres.
^^^' Mi^ ^Wl ^^'P^ fieh-kwn, Gott des Windes.
162. ^ -pjj ^ ^ Yw-pw fim-hwn, Gott des Regens.
163. ^ ^ 5^ ^ LH-pu fieh-kiüny Gott des Donners.
164. ^^ 5^ ^ FÄ/i-^ fieh-kiün, Gott der Wolken.
165. ^ ^ JQ 'jp* HiuM-fim shäng-H, »der Gott des dunklen Himmels«,
auch 2Z ]K Jl ^m^ Hiu^'tcu shdng-H, »der dunkle Krieger«, genannt.
166. ^H ^W" j^ C%öo Kuäng-mdngy Trabant des TGng-hai lüng-wang.
^^^' J^ ^ ^ iTän^ tsiäng-kiün^ »der General K'äng«, Trabant des Tüng-
hai löng-w&ng. ^
168. ^ "fjll Jf^ Fdn-sim'tsuy ^»der Patriarch Fan«, deifizierter Litterat des
11. Jahrhunderts n. Chr., als Gott der Traume verehrt.
169 — 170. f^ "lllj ^ Fan- sieh 't*üng, dienende Knaben des Vorigen.
171. ^ ^ Hoä-fö, berühmter Arzt des 2. Jahrhunderts v. Chr., als Gott der
Medizin verehrt.
172 — 173. ^ ^ -^ Hod-füng-tsi, dienende Knaben des Vorigen.
174. B§ tJC y^ y\. Lin'Shui'fü'jM, Göttin des Wassers, aucli -^ y^ /^
Km fü'jSuy »Frau Kin«, genannt.
175. P^ -jjC y^ ^ Lin-shüi'/ü'jAiy Göttin des Wassers, auch ^ y^ ^
CKSn fü'jSn^ »Frau Ch*^n«, genannt.
176. R§ tJC 5^ ^ lAn-shui-fü-jäi^ Göttin des Wassers, auch ^p ;^ ^
lÄ fü-jSny »Frau Li«, genannt.
177. ^ -^ fl Chdo Tsi-lüng oder ^ ^ CMo Yiin, ein Kriegsheld aus
der Zeit der drei Reiche (3. Jahrhundert n. Chr.), wird in den Tempeln
des Kriegsgottes verehrt.
178. ^^ CÄan^ Shun oder gg ^ CMng Stün, ein Held aus der Zeit der
T*äng- Dynastie.
179. g^ ^^ AM y«2an, ein Held aus der Zeit der Tang - Dynastie.
180. U^ ;SI^ ^ I^ Tsi-gufiy Begleiter des Chäng Shün.
181- W M^ ^ Wän-ch'ün, Begleiter des Hiü Yüan.
W. Grube.
M. f. V. 3
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Von der jüngsten Durchqueriing Afrikas.
Dem Bahmeskranz der deutschen Afrikaforschung ist mit der erfolg-
reichen Durchqnerung des dunklen Weltteils von Ost nach West durch den
Grafen von Götzen ein frisches, uuverwelkliches Blatt hinzugefügt worden.
Trotz der überraschenden Schnelligkeit der Reise — die Expedition nahm
nur elf Monate in Anspruch — sind die Resultate in geographischer,
geologischer, botanischer und nicht minder in ethnologischer Beziehung
von hohem Wert und grosser Bedeutung. Besonders gilt dies für den
Teil der Reise zwischen dem Kagera und dem obern Congo, wo mit der
Erschliessung des sagenhaften Landes Ruanda wiederum ein weisser Fleck
auf der Karte von Afrika getilgt worden ist, nachdem Stanley jenes ge-
heimnisvolle Land in weitem Bogen umgangen hat und 0. Baumann nur
knapp in die Grenzproviuz gelangt ist. Mit der Entdeckung und teil-
weisen Befahrung des Kivn-Sees und der Besteigung des thätigen Virunga-
Yulkans der vielbesprochenen Mfumbirogruppe ist die Erforschung des
grossen centralafrikanischen Grabens bis auf einen räumlich geringen
Teil, nämlich die Yerbindang zwischen Eivu-See und Tanganyika ent-
gültig durchgeführt worden.
Die Schnelligkeit der Reise und das Vorwalten des geographischen
Interesses hat es mit sich gebracht, dass die Ethnographie nicht in dem
Masse berücksichtigt werden konnte wie Graf Götzen es wohl selbst ge-
wünscht hätte, umfangreiche, besonders aber systematisch angelegte
Sammlungen lassen sich nur durchführen bei der Müsse eines längern
Aufenthalts an ein und derselben Lokalität; ein unaufhaltsames, eiliges
Weitermarscbieren ergiebt meist nur die flüchtige Gelegenheit, dem
Reisenden ein vereinzeltes, dem Zusammenhang des ethnographischen
Gesamtbildes entrissenes Stück in die Hände zu spielen. So sind denn
auch die Sammlungen des Grafen Götzen unvollständig und lückenhaft
geblieben, nichts destoweniger aber stellen sie für Ruanda und das
westlich davon sich erstreckende Hügelland Butembo eine äusserst wert-
volle Bereicherung der Schätze des Museums für Völkerkunde dar, dem
Graf Götzen in anerkennenswerter Munificenz seine ganze Sammlung als
willkommenes Geschenk kürzlich zu überreichen die Liebenswürdigkeit
gehabt hat.
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— 35 —
Die Sammelthätigkeit des Reisenden setzt erst io der Landschaft
Meatu im östlichen Ussakuma ein. Das Museum besass aus den durch
0. Baumann zusammengebrachten Sammlungen des deutschen Antisklaverei-
Komitees bereits ein Paar jener alten Wataturu-Speere mit ornamentiertem
Blatt und verziertem Schaft, die in Baumanns letztem Werke »Durch
Massailand zur Nilquelle« p. 172 abgebildet sind. Diese Speere werden
immer seltener und sind in den Händen der völlig versprengten Wataturu
kaum noch zu finden. Um so dankenswerter ist die Bereicherung unseres
Bestandes durch Graf Götzen durch einige gute Exemplare.
Ebenfalls aus Meatu stammt eine eiserne Speerspitze, zu der ein
Analogon aus Ostafrika im Berliner Museum nicht vorhanden ist. Sie ist
mittelst eines Domes in den Schaft eingelassen, der in der in Ost- und
Südafrika so sehr verbreiteten Weise durch das übergezogene Fell eines
Tierschwanzes gegen das Aufsplittern geschützt ist, verbreitert sich dann
zunächst zu einem geränderten schmalen Blatt, darauf zu einem
sehr breiten, um dann plötzlich zu einer schlank zulaufenden Spitze
abzusetzen. Der soeben erst aus Ostafrika zurückgekehrte Reisende
0. Neumann besitzt in seiner Privatsammlung einige ganz ähnliche
Stücke aus derselben Gegend, über deren wahren Zweck der Besitzer
leider nicht unterrichtet ist. Es liegt nun die Vermutung nahe, dass
sie, ähnlich den »Mähic genannten Lanzenspitzen des obern Nils, hier
im Südosten des Victoria Nyansa als Wertmesser dienen oder in
früherer Zeit gedient haben. Berührungspunkte zwischen den Völkern
dieses Gebiets mit den Stämmen am Bahr el Gebel und Bahr el Ghasal
sind ja genugsam vorhanden ; es sei nur erinnert an die jembe genannten
Hackenblätter der grossen Karawanenstrasse und an den Melot (Loggo)
der Bongo, Djur und anderen Stämme des östlichen Sudans; ferner an
die Schlagstöcke und Parierstäbe der Dinka, die sich in nur wenig modi-
fizierter Form bei den Wanyaturu wiederfinden, und schliesslich an die
ganz gleiche Form der hölzernen, ausziehbaren, vergifteten Pfeilspitzen von
kolbenförmig verdickter Gestalt, die für die Wasandawi geradezu typisch
sind und auch bei den Bari am obern Nil so ungemein häufig auftreten. Ein
schärferes Augenmerk auf diesen Gegenstand zu richten, wird eine dank-
bare Aufgabe für künftige Reisende in diesen Gebieten sein.
unter den übrigen ziemlich zahlreichen Stücken aus Ussukuma sind
neu nur eine Kollektion von Ohrpflöcken und einige Halsketten. Die Ohr-
pflöcke bestehen meist aus Holz, einer aus Elfenbein. Sie haben durchweg
die Gestalt einer oben und unten konkav ausgehöhlten Scheibe von 1.5 — 3 cm
Durchmesser; die 1 — 1.5 cm hohe Peripherie ist zum Zweck des bessern
Haltes im Ohrläppchen ausgekehlt. Als besoudem Zierrat tragen alle auf
einer Seite eine sorgfältig aufgelegte Platte aus dünnem Staniol oder
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Kupferblech. Die Halsketten sind Bastschnüre mit dunkelblauen und
wasserfarbenen Glasperlen von scheibenförmiger Gestalt, dazwischen gereiht
sind die teueren hellblauen und weissen Perlen von der Grosse und
Gestalt eines Taubeneies. An einem andern Exemplar folgen Messing-
perlen, walzenförmige, schwarz-weiss gestreifte Glasperlen und geschliffene
Muschelstückchen von halbkreisförmiger Gestalt aufeinander. Die Trag-
schnur geht durch ein parallel der geraden Kante gebohrtes Loch, für
die benachbarten grossen Perlen sind aus dem verdickten Rande genau
passende Lager ausgeschliffen. Bei einem weitern Stück besteht der
ganze Schmuck aus dem auf einen Lederriemen gezogenen Boden einer
Muschel; schliesslich kehrt auch hier die in Afrika so häufige Halskette
mit kreisrund geschliffenen Stücken aus Strausseneischale wieder.
Erwähnenswert aus üssukuma ist eine Tanzrassel. In Unyamwesi
fand P. Reichard 1883 aus Kürbisschalen bestehende, Kapepe genannte
Rasseln von der Grösse und Gestalt eines massigen Strausseneis. Diese
Rasseln wurden in der Art verwandt, dass die Frauen sie beim Tanz
von einer Hand in die andere warfen, wobei der aus Hirsekörnern
bestehende Inhalt ein rasselndes Geräusch hevorbringt. Das vorliegende
Stück ähnelt jenen Kapepe sehr, ist aber grösser und mit ca. 40 cm
langem Holzstiel versehen, der am obern Ende der Frucht herrausragt
Die Schale selbst ist mit zahlreichen feinen Löchern durchbohrt; den
Inhalt scheinen, dem Klange nach zu urteilen, kleine Steine zu bilden.
Nicht neu für das Museum, aber sehr hübsch gearbeitet ist einer
jener in Unyamwesi nicht seltenen und auch in Üssukuma getragenen
Kriegerkopfputze aus Grashalmen und weissen Federn. Auf einer aus
Bast geflochtenen Miniaturkappe sind viele etwa 10 cm lange Grashalme
mit einem Ende derart verknotet, dass sie mit jeder Formveränderung
der Kappe auch ihre gegenseitige Stellung verändern. Im gewöhnlichen
Zustande fest aneinandergeschmiegt eine Art Walze bildend, gehen sie,
wenn das Käppchen durch eine Kinnschnur fest auf dem Kopf des Trägers
befestigt wird, nach allen Richtungen divergent auseinander und bilden
so eine Art Glorienschein, dessen phantastisches Aussehen zu erhöhen
kleine weisse, in jede obere HalmöShung gesteckte Federn sehr geeignet sind.
Aus der französischen Missionsstation Uschirombo im Gebiet der
Wasumbwa, wo Graf Götzen sich mehrere Wochen aufhielt und wo er
eine grössere Anzahl von Gebrauchsgegenständen der Wasumbwa zusammen-
brachte, verdienen nur eine Tabakspfeife, ein aus mit Strichmustern ver-
ziertem Kürbis bestehender Resonanzboden eines leider nicht mit ein-
gegangenen Musikinstruments und ein Paar Armringe erwähnt zu werden.
Diese Armringe bestehen aus steinhart getrockneter Elephantensehne, die
zu dem Umfange eines sehr schlanken Handgelenks zusammengebogen ist.
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Sie sind durchscheinend und dienen paarweise als Jagdtrophäen, indem
der Jäger für jeden erlegten Elephanteu sich zwei solcher Ringe um das
Handgelenk legt.
Hiermit verlassen wir bekanntes Gebiet und treten mit dem Reisenden
in die unerforschten Länder jenseits des Eagera ein. Graf Götzen schildert
das Land Ruanda als ein völlig baumloses, aber das prächtigste Weide-
land bietende Hochplateau von 2 — 3000 m Seehöhe, wo nur die Hänge
der tief eingerissenen Thalschluchten mit ungeheuren Bananenhainen bedeckt
sind. Fremdartig wie die Scenerie des Landes sind auch seine Bewohner«
Hoch oben über den Wolken, 3000 m über dem Meere, hauste der
Beherrscher des Landes, der Kigeri Luabugiri in neuerrichteter Residenz, die
er, ein echter Nomade, alle zwei Monat wechselt. Als unverfälschter Mhuma
ragte er riesengleich über die Menge seines Volkes hinaus, mit den etwas trun-
kenblickenden Augen und dem grünen Blätterkranz auf dem Haupte einem
vom Gelage heimkehrenden römischen Imperator nicht unähnlich, wie Graf
Götzen sich ausdrückt (Verh. d. Ges. f. Erdk. 1895 Heft 2 pg. 113).
Aus der nur kleinen, aber wegen ihrer Neuheit wertvollen Ruanda-
Sammlung sei hier nur das Wichtigste hervorgehoben,
1. Das Prunkstück der Sammlung ist eio Fellschurz, wie ihn die
vornehmen Wanyaruanda bei festlichen Gelegenheiten tragen. Der Schurz
besteht ans Ziegenfell, reicht annähernd ein und einhalbmal um die Hüften
und ist an einem Ende 40, am andern 25 cm breit. Am breiten Ende läuft
der Schurz nach unten in eine Reihe 60 — 70 cm langer, aus je 2 dünnen Zie-
genfellstreifen geflochtener Schnüre aus. umgelegt wird er so, dass diese
Schnüre vom herunterhängen. Er ist ein Geschenk des Kigeri an Graf Götzen.
Die Technik seiner Ausführung ist von ungewöhnlicher Feinheit
und Eleganz. Den räumlich grössten Teil der Schurzfläche nimmt ein
schwarz-weiss gesprenkeltes Ziegenfell ein, zwischen dessen einzelnen
Teilen lange Streifen rotbraunen Felles eingenäht sind, so zwar, dass die
letzteren nach beiden Enden zu spitz zulaufen. In die obere Hälfte des
Vorderteils sind viele, je kaum 0.5 cm breite Streifchen roten Fells in
das ebenso fein zerschnittene schwarz-weisse Fell hinein genäht. Der
Zwirn ist tierische Sehne, die Nath tadellos.
2. Kriegskopfschmuck der Unterführer. Kopfring, aus gebleichtem
und geschwärztem Bananenblatt sauber und regelmässig geflochten. Darauf
schräg nach aussen und oben ragend zwei aufeinanderruhende Lagen von
2 — 2.5 cm langen Rohrenden, deren obere Öffnung mit je einer schwarzen
Frucht verschlossen ist.
3. Leibgurt der Wanyaruandaträger. Gedrehte Bastschnur, 1.60m lang,
aufgereiht darauf je 1 — 2 cm lange Stückchen von Stachelschweinborsten.
4. Drei Unterleibsschnüre eines in dem Nachtgefecht am* Kivu-See
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(a. a. 0. pg. 114) gefallenen Mhuma. Um einen Kern von Gras oder
Palmblatt ein feines Geflecht von Palmblattstreifen.
5. Halskette aus kreisrund geschliffenen Schalstückchen einer Muschel.
Ähnliche Halsketten finden sich im ganzen Zwischenseeengebiet wieder
und sind besonders häufig bei den Stämmen am obern weissen Nil.
6. Mehrere Schmuckstücke für den Hals, auch in Urundi häufig.
An einem Lederriemen, der in einem Fell nach unten in eine wirre Masse
geflochtener Fransen ausläuft, ist die zierlich zugeschliffene Spitze eines
Elephantenzahns, oder der zabearbeitete Zahn eines Flusspferdes, oft auch
der Hauer eines Warzenschweins befestigt.
7. Drei hohle, mit schwarzer Masse gefüllte, schlanke Eisentrichter
von 7 — 10 cm Länge. Oben endigen diese in einer Öse, vermittelst
deren sie aufgereiht als Amulet um den Hals getragen werden.
8. Zwei Amulette eines in dem erwähnten Nachtgefecbt erschossenen
Mhuma. Das wirksame Prinzip des Amulets ist eine schwarze, feinkörnige,
fettig sich anfühlende Masse mit starkem Geruch, die in Eiform in Ficus-
bast gehüllt ist. Dieser Bast wird an den Enden des Ballens durch Raphia-
bast zu einer Schnur zusammengefasst und läuft als solche um den Hals
des Trägers. Im Museum existiert bis jetzt nichts ähnliches.
9. Langgestieltes Haumesser, 87 cm. lang. Der Griff ist ein Holz-
cylinder, der in hoher technischer Vollendung mit abwechselnden Spiralen
von vierkantigem Eisen- und Kupferdraht umwickelt ist. Der lange Stiel
ist sechskantig, im Querschnitt höher als breit zur Erhöhung der Wider-
standsfähigkeit beim Hieb. Am Schlagende geht der Stiel in eine stark-
rückige Messerklinge über, die zunächst nach vom gebogen ist, aber plötzlich
zurücktritt und in Sichelform endet. Nach übereinstimmenden Angaben
von 0. Baumann (a. a. 0« pg. 84) und Graf Götzen ist das Messer bei
den Wanyaruanda allgemein im Gebrauch ; Baumann hatte schon bei seinem
kurzen Aufenthalt an der Grenze Gelegenheit, sich davon zu überzeugen.
Die Form dieser Hiebwaffe wiederholt sich in Afrika mehrfach.
Aus Nkole (Ankori) besitzt das Museum ein ähnliches Stück als Geschenk
des Grafen Schweinitz und ein fast genau gleiches ist ein Geschenk des
Majors von Wissmaun, das von den Wakinga am Nordende des Nyassa
stammt. Im Grunde genommen ist auch das Hackmesser der Eonde am
Nyassa nichts anderes als diese Waffe, eine Vorrichtung zum Schneiden
und Aufreissen der Wunde zugleich.
Als letztes Stück aus Ruanda sei ein vom Sammler als Frauenkopf-
schmuck bezeichneter Messinggegenstand erwähnt, der jedoch in Form und
Technik soweit von allem Afrikanischen abweicht, dass vorläufig an seiner
Authenticität starke Zweifel obwalten müssen, wenn auch andrerseits
nicht geleugnet werden kann, dass, wie das Haumesser zeigt, das technische
Können der Wanyaruanda auf einer hohen Stufe steht.
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Mit dem Aufstieg aus dem grossen Graben nach Westen verlassen
wir Ostafrika und treten in das Stromgebiet des gewaltigen Congo ein.
Ethnographisch macht sich dieser Übergang dadurch bemerkbar, dass hier
in Butembo die Bogensehne aus Rotang zum ersten Male auf dem Weg
nach Westen auftritt. Butembo ist nach Graf Götzen ein infolge der
Manyema-Razzien dünnbevölkertes Land, dessen Bewohner sich scheu zu-
rückhielten. Es war somit schwer, über die anthropologische Stellung der
Watembo ein Urteil zu gewinnen. Aus der übereinstimmenden Kleinheit
des Wuchses der Walegga und Watembo scheint Graf Götzen geneigt,
beide zueinander zu rechnen, womit allerdings nur soviel gewonnen wäre,
dass man die Watembo den von Stuhlmann so benannten Waldbantu zu-
zuzahlen hätte. Der Verbreitungsbezirk der Wahuma scheint in Ruanda
endgültig seine westliche Grenze gefunden zu haben, wenigstens spricht
Graf Götzen in Butembo nicht mehr von jenen auffallenden, schlanken
Gestalten, die für das ganze Zwischenseengebiet so ungemein charakteristisch
sind. Ethnographisch liegen noch mehrfach Berührungspunkte mit
den östlichen Völkern vor, wie aus der Form einiger Schmucksachen
hervorgeht. Dagegen ist alles übrige westafrikanisch: die Bogensehne
aus Rotang, das Holzgefäss mit dem aus dem Vollen geschnitzten
Stiel, schliesslich ein Paar mehrspitziger WurfwafiFen. Diese sind von
Graf Götzen als Speere zum Rattenfang bezeichnet und bestehen aus
einer ursprünglich etwas über meterlangen Raphiablattrippe als Schaft,
dem in einem Fall 2 mit je einem Widerhaken besetzte Eisenspitzen, im
andern 3 mit je 2 ausgeschnittenen Widerhaken versehene Holzspitzen
eingesteckt sind. Besonders die letztgenannte WafTe erinnert stark an die
dreispitzigen Fischpfeile der südlichen Zuflüsse des Congo.
In dem grossen centralafrikanischen Urwald hat der Reisende, wie dies bei
der gänzlichen Entvölkerung dieses Gebiets infolge der Araber- und Ma-
nyemazfige zu erwarten war, nichts gefunden als ein paar gewebte, buntge-
musterte Stoffe aus Raphiablattstreifen, die in der Manjema-Ansiedlung des
Kaware- wäre mitten im Urwald auf einheimischen Webstühlen gefertigt worden
sind. Sie gleichen auffallenderweise den Stoffen aus Kamerun aufs Genaueste.
Mit dem Betreten der Ufer des Congo hatte die Expedition ihre
Forschungsmission erfüllt, reiste sie doch von da an unter Verhältnissen
weiter, die regelmässige Darapferverbindung bis zu den Stanleyfällen auf-
wärts aufzuweisen haben. Dennoch rühren vom Mittellauf des Congo
noch ein paar Stücke her, von denen besonders das eine von hohem Interesse
ist. Es ist dies eine Summe Geldes, dargestellt durch 10 offene Kupfer-
ringe, die an drei an ihrer Innenseite laufenden Holzstäbchen derart mit-
einander verschnürt sind, dass das Ganze ausserordentlich handlich und
jedenfalls zweckentsprechend ist. K. Weule.
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Anthropologisches Stiftungsfest.
Seit dem Erscheinen des ersten Heftes (vom »Ethnologischen Notiz-
bkttt) hat die 25jährige Stiftungsfeier der Gesellschaft für Anthropologie,
Ethnologie nnd Urgeschichte stattgehabt, worüber der anschliessende Bericht
in der Zeitschrift für Ethnologie veröffentlicht ist (Nov. 1894).
Die historische Verknüpfung der Anthropologischen Gesellschaften
Deutschlands mit den Internationalen Gesellschaften ist in der Festrede
bei der 25jährigen Stiftungsfeier von dem dieselbe als Vorsitzendem
leitenden Ehrenpräsidenten dargelegt, von demjenigen also, dessen that-
kräftigem Eingreifen dieser Erfolg, — wie alles, was weiter daraus für das
Vereinsleben gefolgt, — vornehmlich zu danken ist, in Geschichte der An-
thropologie und (Vorgeschichte der) Ethnologie, die am Stamm ihrer früher,
und (weil in fertig bestehender Fachdisciplin) vom Beginn ab (unter medizi-
nisch sachkundiger Hut) gesichert bereits begründeten Schwester sich empor-
gerankt hat; und ihres eigenen Besten wegen wohl tbun wird, diese
innige Einigung zu bewahren, auch wenn für den Umfang ihrer Spezial-
arbeiten die so bezügliche Ablösung ermöglicht scheinen sollte (nachdem
für eigene Selbstständigkeit deren Lehensfahigkeit sich erprobt haben wird).
Wie das rasche Gedeihen der anthropologischen Congresse aus dem
damaligen Zeitbedürfnisse hervorgerufen wurde, so schwebte gleichzeitig
Mancherlei sonst in der Luft, wodurch ethnologische Vorausahuungen
eingeatmet wurden, und bei den GoUoquien im Kreise der sog. »Kleinen
Geographiec war (nach Begründung einer geographischen Sektion auf
der Naturforscher -Versammlung zu Breslau) unter den Mitgliedern der
hiesigen »Gesellschaft für Erdkunde« (bei damaligem Vorsitz) die Abzwei-
gung einer ethnologischen Filialgesellschaft zur Besprechung gekommen,
als im Jahre 1868/69 die Herausgabe der »Zeitschrift für Ethnologie«
in Überlegung genommen wurde.
Als indes das auf der Naturforscher- Versammlung zu Innsbruck erlassene
Programm mit Ausschlag gebender Entscheidung die Zeitfrage formuliert
hatte, geschah der Anschluss der in geographischen Kreisen dafür
Interessierten um so selbstverständlich naturgemässer, da an der Spitze
des Aufrufs neben dem künftigen Vater der deutschen Gesellschaft für
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— 41 —
Anthropologie auch der Bibliothekar der Gesellschaft für Erdkunde genannt
stand (anter den bei der Entschlnssfassung AnwesendeD).
Nachdem eine Kommission niedergesetzt war zur Beratung der
Statuten (Yirchow, Steinthal, Eoner, Kiepert, Hartmann, Braun, Beyrich,
Bastian), Hand dann die Konstitutions-Sitzung statt (Nov. 17) zur Wahl
des Vorstandes^); der die des Ausschusses folgte im Dezember (cf. Zeit-
schrift für Ethnologie, Bd, I, 1889, S. 400).
Die Monatssitzung (Dez. 11) wurde durch einen Vortrag des Vor-
sitzenden eingeleitet und mit der Wiedergabe begannen dann die fortlaufen-
den Referate Bd. I, (S. 480).
Der rasche Aufschwung, den neben den anthropologischen Studien (mit
ihrem Anschluss an die prähistorischeu) auch die ethnologischen sogleich
gewannen, beweist ihre in die Zeitbedürfnisse eingeschlagene Wurzel,
wie sich bei einem Überblick der Neugeschichte ohnedem aus der Sach-
lage selber erklärt, unter den durch historische Entwickelung geschürzten
Konjunkturen.
Eine weltgeschichtlich kritische Epoche spitzt sich zu im Heute, am
»fin de siecle« ; am Ende unseres unter dem Abendschatten eines Ragnarökr
gleichsam umdämmerten Saeculum, da mit derartigem Auslauf der stets
durch die Gefahren eines Umsturzes bedrohte Übertritt aus einem Zeitalter,
das als Tcrgangenes zurücksinkt, in das neue, aus der Zukunft Schoss
emporsteigend, sich zu vollziehen hat.
Solches Schicksalsloos ist den »homines hujus aetatisc (in mitlebender
Generation) zugefallen, aus dem Abklingen ihres im tuskischen Sinne (als
Menschenalters) gefassten, »Saeculums«, das bei Erneuerung der »ludi saecu-
lare8€(8.Festus) auf »centam annorum spatium« (saeculum habetur) berechnet
wurde, das aber für die Gegenwart seit der dieNeuzeit herbeiführenden Doppel-
reyolntion des Entdeckungsalters datiert, also etwa 3 — 4 Jahrhunderte.
Damals als der komparativen Forschungsmethode ihr Arbeitsmaterial
zusammenströmte, konnte zum ersten Male, so lange auf dem Planeten Tellus
die Bühne der Menschenwelt aufgeschlagen steht, praktischer Ernst gemacht
werden (beim Überblick des Globus) mit der von der Induktion angezeigten
Methode, im Unterschied von (oder im Gegensatz zu) der deduktiven Ver-
*) Virchow, Bastian, Braun, Hartraann, Kunth, Voss, Deegen (cf. Z. f. E. 1869).
Der Vorsitz ist ein permanenter verblieben, indem nur um der statutarischen Forma-
litäten wegen, wodurch nach drei Jahren ein Wechsel vorgeschrieben ist, die Wahl meiner-
seits angenommen wurde (in den Jahren 1873, 1876, 1880), und als, unter den amtlichen
Gesch&ftsbeziehungen zu der Gesellschaft (betreffs ihres Einzugs in das Museum), ein
Aasscheiden ans dem Vorstand bedingt war, trat Bejrich ein (1884), dann Reiss (1887)
und (wie gegenwartig) Waldeier (1892), während dazwischen Virchow, der geborene
Vorsitzende unserer Gesellschaft, fungierte (1869-1872, 1878—1875, 1876—1879,
1680—1883, 1885-1887, 1889--1890, 1893-1895),
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— 42 -
fahrungsweise, unter deren Maximen sich die Geschichtstragödie des
Kulturvolkes abzuspielen pflegt (innerhalb zugehörigen Orbis terrarum oder
seines Heimskringia).
Als (in Epakme kulturellen Wachstums) die höchste (aber schon
bald bereits die Symptome vergreisender Parakme bekundende) Akme ihre
Blüten entfaltete (in der Klassicitat), kam mit Plato's dichotomischem
Urteil unabgeschwächt die Deduktion zum Ausspruch, mit den Beden
seines Xdyog (an Stelle eiuer dnSipavaiQ)^ um durch kühn spekulative Flag-
versuche hinüberzuflüchten in idealistische Höhen des Jenseits (in die
durcb der Dhyana Kunst erreichten Rupaloka, im Buddhagama).
Der Wunsch war Vater »to the thoughtt (oder der Tbat), aber der
materielle Niederzug leider stärker, im Leid des Lebens, und so um dem
(roh und barsch seine Anerkennung fordernden) Sachverhalt Rechnung
zu tragen, gelangte Aristoteles auf die, mit Stolz als die seinige gerühmte,
Erfindung des Syllogismus — {nepi de rou (foXXofi^eal^eu nayreXüx; odSku aus
Vorzeit der Sophoi oder Sophisten und Philosophen) — , und zwar 3cä r^
iitaYorf^Q, also kraft eines Vermittelungsversuches mit der Induktion, der
allerdings, weil damals zeitgemäss, sich lebenskräftig erwies, denn seine
Herrschaft (obwohl uach Cartesius' Vorgang von Locke angezweifelt) hat
in der Hauptsache (abgesehen von der Controverse über die »Qnantification
of the predicatec, unter dem Prioritätenstreit zwischen Bentham und Ha-
milton) fortgedauert bis zum heutigen Tag, da unter den von dorther ent-
nommenen Diktaten, aus den Schuljahren der Jugend, zum Weben und
Wirken in der sozial umgebenden Atmosphäre, wir alle noch erzogen
sind, die gemeinsam miteinander durchlebt haben, wie diese seitdem durch
den Zeitgenius (das »saeculi ingenium«) induktiv durchhaucht worden ist
und so für ihre psychischen Bedürfnisse materieller gesättigt psychische
Speisung verlangt, (als durch meta- physisches Luftgebäck).
Und daher nun also die Konflikte einer als zerrissen empfundenen
Weltanschauung (»doppelter Buchführung«). Keine Halbheit kann nützen,
im Schwanken zwischen Fisch und Fleisch, am wenigsten bei Durchein-
anderrechnen zweier Methoden, die, diametral entgegengesetzt, sich wechsels-
weis aufheben in allen Denkoperationen, die eine addierend, die andere
subtrahierend (progressiv und regressiv), obwohl sie anderseits gmde des-
halb wieder trefflichst sich geeignet zeigen, um miteinander prüfende Kontrolle
zu üben, wenn, getrennt marschierend, es vereint zu schlagen gilt, unter
Abschluss des (in den Xenien noch als zu früh erachteten) »Bündnisse
zwischen Idealisten und Realisten, im Humanismus, (wie bei der »Erziehung
des Menschengeschlechtsc) zu pflegen. Und deshalb: klar deutliche
Scheidung fortab (für »die Restauratio magna«, die bevorsteht), damit An-
schluss der ethno-noetischen Psychologie an die Reihe der übrigen Natur-
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— 43 -
wissenschafteu Garantie gewährleistet ist gegen jene Verluste, die durch
materialistische Versumpfung temporär gefürchtet waren, von den übersinnlich
Verfeinerten (oder, bei Masshalten in der Reinzüchtung, rationellerweis Ver-
edelten).
Perfekt geworden auf pythagoräischer Rechentafel, durch Übung an
den Elementar-Unterlagen, wie durch die Wildstamme geboten, wird [in
die geistige Sphäre (oder Atmosphäre) der Kulturvölker übertretend] das
logische Rechnen jetzt bald zur Erfindung einer »höheren Analysisc (für
Bemeisterung der Variationen und Fluxionen, im Infinitesimalcalcal) ge-
langt sein, um auch den schwärmerisch ausschweifendsten Sehnungen gerecht
zu werden, und sie nach hygienisch erprobten Grundsätzen aufzufüttern,
(gesundheitlich normal).
In der vorläufig verbleibenden Zwischenzeit eines, seine kritische Ent-
scheidung annähernden, Übergangszustandes wird es nun freilich ohne
Konflikte und Kontroversen schwerlich abgehen können. Davon gellen die
Ohren, von den Schlagworten anarchistischer Gedankeuvertakelung, die
je wilder hin- und herfahrend, im heiss erbitterten Streit der Parteien,
desto wirriger zu jenem Knäuel sich hineinverstricken, das dem an Lösung
des gordisch geschürzten Knotens verzweifelnden Pessimisten zum Hänge-
strick dienen kann (für seine »Verneinung des Lebens«).
Im Vertrauen indess auf unseres Kosmos harmonische Gesetze darf an
dem Hoffnungsanker festgehalten werden, dass es schliesslich so schlimm nicht
(und vielmehr besser) werden wird, in der Fülle der Zeit, die, nach dem
beschleunigten Tempo der Elektrizität und Dampfkraft rasch heran-
reifend (im internationalen Verkehr), allüberall in fröhlichen Knospen aus-
schlägt auf ethno-anthropologischem Arbeitsfeld, so dass bald die Ernte
fertig stehen wird, in voller Pracht (mit Annäherung des Reifezustandes
für den Krystallisationspunkt).
Auch anbetreffs solch ethno-anthropologischer Forschung erheischt
momentan eine trennende Streitfrage ihre Erledigang über die richtige
Behandlungsweise, welche wir dem »genus humanum« anzugedeihen lassen
haben werden, um, seit seiner Umschau durch Raum und Zeit, das in der Ferne
Erschaute durch Überführung in deutliche Anschauungsbilder bekannt
zu machen (und im Besitzstand des Wissens zu inventarisieren), um also an-
schliessend sodann aus der Menschheit Bild auf den Menschen zu kommen
(wie er selber sich versteht).
Es handelt sich dabei zugleich um das, was über »Einteilungsweisen c in
polemischer Fehde umstritten wird, von schlagfertigen Kämpen in feind-
lich gegenüberstehenden Lagern, ohne dass jedoch vorher die nächst-
liegende Vorfrage eines »Gui bono« in Betracht gezogen zu sein scheint
(anbetrachts einer Einteilung überhaupt).
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Sobald, durch Ausspruch fachmännischer Autorität, die (wie physische,
auch psychische) Gleichartigkeit des Menschengeschlechts einheitlich fest-
gestellt ist, als durchgängig gültig anerkanntes Dogma, kann von einer
Einteilung nicht wohl mehr die Rede sein. Die Eins, qua Eins, wenn
als logischer Ansatzpunkt konstituiert, lässt sich nicht wieder ein-teilen
(weil sonst in Negation sich selbst annullierend), obwohl in Bruch-
stücken zerteilbar, wie tautologisch schon besagt, durch den Lehrsatz der
Identität, so oft; das Ganze seinen Teilen gleichgesetzt wird. Der An-
thropologie, als zu naturgeschichtlicher Mitarbeit berufen, waren ihre Ein-
teilungspläne nahe gelegt durch Hinblick auf Pflanzen- und Thierreich,
wo indes die Analogie auf die Species oder Art führen würde, und wenn
die Botanik auf schwankende Varietäten, und die Zoologie z. B. in ihrer
Klassifikation aus den Felidae auf Felis leo gelangt ist, hört weitere Ein-
teilung damit auf, im Zurücktreten vor lokalen Schlägen (im landwirt-
schafilichen Sinne), zur Konstatierung thatsächlichen Sachverhalts (für
die Umzeichnung geographischer Provinzen).
Wie immer die Species sich mit ihrem Genus oder den Variationen, je
nach der Fassung, abfinden mag, bleibt der unter den hinzugetretenen
Transmutationen wandelnden Betrachtungsweise vorläufig noch überlassen.
Immerhin darf jedoch der Kampf zwischen Polygenie und Monogenie
für die letztere als entschieden gelten, seit jenem blutigen Bürgerkrieg,
in welchem, eines blutsverwandtschaftlichen Prinzipes wegen, viel Blut
geflossen ist.
Der Wildling, seinem endemischen Boden (mythologisch) entsprossen,
ist sich selbst der Mensch (wie meist iin Stammesnamen schon ausgedrückt),
und was als Alienigena eines befremdlich fremden Feindes unter Wald-
teufeln und Nichtmenschen (oder Amanut), in mehrweniger menschenähn-
licher Gestalt, in der Nachbarschaft haust und dort umherspukt, er-
hält keine Gleichberechtigung, sowenig wie (in gleich schroffer Versagung)
das Barbarentum im hellenischen Selbstgefühl, und den aus (Zipangu^s)
Indiern missverstandenen Indianern musste das Patent einer »gente de
razonc durch infallibles Decret erst ausgestellt werden, obwohl sie auch
dann noch der Ehrenrechte entkleidet blieben — vom Inquisitionsgericht
gerichtet zu werden — ohne Aussicht also auf aktiv persönliche Mitwirkung
am Pomp eines Auto-da-fe, um seiner Illumination (im Holocaust) Ver-
brennungsstoff zu liefern (in »gloriam domini«).
Zu erster Einteilung boten sich die den Augen auftreffenden Färbun-
gen, im Augenschein des weissen Menschen, bei Hinblick auf den schwarzen,
seinen hamitisch verstosseneu Bruder, dem allmählich allerlei Gevatter
(in Vetterschaft) sich anhängten, rot, braun, gelb (und nach den Detaillie-
rungen der Parbenskala weiter). Im Grunde war hiermit dem Einteilen
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— 45 —
Dicht viel geholfen, ausser zum objektiven Referieren des Thatbestan-
des (da der kausale Einblick in die Wirkungsweise des Milieu noch
entfiel).
Was mit Haaren (lockend verlockend) sieb lockt und kräuselt (unter
ülotricben) oder scblicht verbleibt (bei Lissotricben), wäre durch histolo-
gische Mitwirkung zu schlichten, und wenn die rhinale Protuberanz (im
„Index nasalis*') zum principium divisionis gewählt werden sollte, hätte
(unter Lang- und Eurznasigen) die Ästhetik sich zugleich mit den in
ihrer Blütezeit gefeierten Stumpfnasigen abzufinden (für naseweise Fragen).
Auf substantiell unterbreitetes Arbeitsmaterial dagegen basiert die
kraniologische Einteilung, die providentiell gewissermaassen bei der unter
den Skelettstücken gebotenen Auswahl die cerebrale Bedachung bevorzugt,
in den [seit den Decaden (1790) Ende vorigen Jahrhunderts] gemehrten
Musterwerken, und deren aus vollberufener Meisterhand dem Aufbau einge-
fügten E^cksteinen (in steter Mehrung noch begriffen).
und daneben begann nun die Linguistik zu reden, mit einer aus
philologischer Quelle geschöpften Gelehrsamkeit, unter stetiger Erweiterung
durch polyglottisch verschiedene Zungen, denen dann die Theorien leicht
auf der Lippe lagen (zum Anschmiegen der Hypothesen an veilLndernden.
Thatbestand).
Durch diese beiden Einteilungsweisen, die kraniologische und lin-
guistische sind (zumal in gegenseitiger Ergänzung miteinander) vornehm-
lich zuverlässige Resultate beschafft bei dem, was zur Vorfrage steht in
Anthropologie und Ethnologie, den aus gemeinsamer Wurzel hervorge-
sprossten Stammesstützen, worauf ein neuer Forschungszweig in der »Lehre
vom Menschenc sich zu entfalten bat.
Allerdings kommt dafür jedoch zunächst in Überlegung, wie und wo die
Verwendung in Arbeitsteilung miteinander Platz zu greifen bat. Mit wert-
vollsten Eeimanlagen für Bereicherung des Wissensschatzes geschwängert,
wo auf topographischem Terrain dafür geschürft wird, müssten Theorien,
wenn zu Spekulationen über Entstehung des Menschengeschlechtes ver-
flüchtigt (in den von Bacon schon abgewiesenen Finalfragen) eher sich
hinderlich erweisen, sofern in vorschnellen Satzungen, aus temporären
Elinteilungsmethoden, trennende Schranken zwischen schiebend, die bei
fortgemehrter Kenntnis des Sachverhalts dann erst wieder wegzuräumen
wären, um objektiv freie Umschau nicht zu beeinträchtigen.
Wenn auf amerikanischer Insel (Hayti und San Domingo benannt,
im beimischen oder ausländischen Tonfall) eine afrikanische Bevölkerung
den Jargon europäischer Sprachen redet, oder der Anglo-Sachse die
seine auf Britanniens keltischem Boden, mit gallisch-französisch-normannisch-
romanischer Zuthat, bleibt die Entscheidung, wohin zuerst zu lauschen, eine
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(für allgemeine Übersicht) derartig intricate, um die Verschiebung auf
monographische Spezialstudien Yorziehbar zu empfehlen.
Als in die von Blumenbach entworfenen Allgemeinumrisse der Kranio-
logie unter Mehrung des Materials, zu schärferer Detaillierung desselben,
die Komplikationen nach Retzius^ System hineingetragen wurden, kam
allzu offenkundig das Disparateste durcheinander, als dass unter sobezüg-
licher Inkongruenz an eine Verwendung zum Einteilungsprinzip gedacht
werden konnte, da ohne irgend praktischen Nutzen, um die Ansichten
über die Verteilung des Menschengeschlechts zu klären, vielmehr Ver-
wirrung angestiftet worden wäre (durch Verschiebung der richtigen
Perspektiven).
Ähnlicherweise könnte man, wie hier die körperliche Einhehausung,
was von bewohnlicher bekannt geworden, in Hausmodellen zusammen-
stellen, etwa vierekigen, rechteckigen, rundlichen u. dei^l. m., wie in
mehrweniger entsprechenden Formeu aus allen Kontinenten bekannt, und
wenn für die Geschichte der Architektonik vergleichungsfähiges Arbeits-
material allenfalls daraus zu entnehmen wäre, bleibt es dembezQglich zur
Verfügung gestellt. Für ethnographische Völkerverwandtschafl dagegen ge-
winnen die Studien über den Hausbau ihre (ergebnisreichst erwiesene)
Bedeutung erst dann, wenn sie in den Grenzscheidungen zwischen
schwäbischen, fränkischen und baierischen Hausbau etc. auf dortige Be-
rührungspunkte kommen, und auf die topischen Bodenverhältnisse, die
dafür unter (klimatisch) geographischen Bedingnissen (mit Rückblick auf
die, gleichzeitig, geschichtlich eingeleiteten Verschiebungen) zur Aus-
wirkung gelangt sind, so dass hier wiederum die Gesichtspunkte der
geographischen Provinzen (innerhalb der in historischer Umgebung
schwankenden Peripherielinien des Horizontes) als ausschlaggebende reden, um
(mit zunehmender Erhellung) die den Fragestellungen bedürftigen Antworten
zu gewinnen (und also den Wissensschatz durch positive Bereicherungen
zu mehren). Und so sind die Meisterwerke kraniologischer Fachdisziplin
aus Benutzung des auf deutlich umschriebenem Areal vorliegenden Materiales
ans Licht getreten (um all die Lichtblicke zu verbreiten, die ihnen zu
danken sind). *
Bei Begründung auf der Unterlage der geographischen Provinzen
ist der ethnologische Studienplan auf einen unerschütterlich gefestigten
Boden gestellt, da in Entgegennahme des vorhanden Gegebenen natur-
wissenschaftliche Erscheinungen aufgedrängt sind, wie sie sich bieten, und
anders überhaupt nicht sein können (der Sachlage nach).
Obwohl aus dem Weben der Gehimfaden manch verführerische (und
bei verständiger Masseinhaltung oft temporär ganz annehmliche) Theorie
der Hypothesen sich hervorspinnen lässt, bleibt dies doch stets ein
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schwach gebrechliches Menschenwerk nur, woran beständig geflickt und aus-
gebessert werden mnstf', um mit dem Fortschritt der Kenntnisse (bei deren
steter Vermehrung, unter Erweiterung der Umschau oder Vertiefung des
Einblicks) Schritt zu halten (und die neu zutretenden Thatsachen zwi-
schenzufügen, wo sie, vermutungsweise, provisorisch hineinzupassen hätten).
In demjenigen dagegen, was die geographischen Provinzen lehren,
reden die immanenten Naturgesetze selber, und die dadurch gewährten
Resultate sind somit als gesichertes Erb- und Vererbungsgut (zur dokumen-
tarischen Geschichte des Menschengeschlechts) zu betrachten, sobald für
die Ablesung des Index [an der Phämonenologie (und Phänologie) des
Organimus] in wandelnden Metamorphosen ein richtig berichtigter Kanon
gefunden ist.
Vorderhand (wo zur Durchforschung dieses Arbeitsfeldes die Ein-
trittsschwelle kaum erst erreicht ist) steht nur gar Weniges zuverlässig
schon fest, wie unbedenklichst eingestanden werden kann, ohne Vertuschung
irgendwie, in vollster Bereitwilligkeit, gerade weil (und indem) beständig
die Möglichkeit der Rektifikationen offenbleibt, bei kontrollierender Über-
wachung, die in letztgültigen Endergebnissen nicht täuschen kann, bei
Rückführung eben auf naturgesetzliche Grundlagen, bei denen es sich für
Schlussprüfung nicht um ein Meinen und Scheinen (in Doxilogien) handelt,
sondern um einfaches Ja oder Nein, im jedesmalig konkreten Falle der
Beweisführung (auf Äpodeixis hin). Und nachdem dann sämtliche Separat-
Vota abgegeben sind, zieht sich das Fazit von selbst (für die, in ihrer
Beherrschung, Anerkennung erzwingende Gesetzlichkeit).
Zunächst, als unerlässlich evidente Vorbedingung (wie oftmals
erwähnt) benotigen sich ausreichend erschöpfende Parallel-Reihen, die geo-
meteorologischen (wie von einem über den Globus ausgespannten Stationen-
Netz zu liefern) und die korrespondierend organischen ans den Berichter-
stattungen phytologischer, zoologischer und anthropologischer Experimental-
Beobachtungen, damit auf der Basis solcher Gleichuugsformeln das logische
Rechnen sich befähigt fühlen darf, seine Operationen zu beginnen, im
Vertrauen auf die Richtigkeit rationeller Proportionen (um demgemäss
die Korrektheit der Resultanten verbürgen zu können).
Der Weg ist weit zum femgesteckten Ziel. Doch was kommt es
darauf an, bei einer Kulturarbeit der Menschheit, zur Errichtung ihres
universell umwölbenden Doms, woran die kommenden Generationen fort-
znbauen haben.
Nicht mehr (wie bei Hermas^ Abruudung des Beobachtungsfeldes)
finden wir ängstlich uns pressiert durch chiliastisch kurze Frist, (in »an-
gustiae temporis«), denn vor uns (bei Unendlichkeit des Alls) öffnen sich die
Ewigkeiten uns, bei transcendentem Übertritt in die Naturgesetzlichkeiten
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eine« (nicht mehr Wider-, sondern) Über-Natürlichen, von dem es tönt,
aus des Kosmos harmonischen Gesetzen, und auch wenn wir (vorsichtig)
vorläufig noch auf demjenigen Boden verbleiben, der in materialistischer
Unzerstörbarkeit des Stoffes gebreitet liegt (unter Erhaltung der Kraft),
ist uns in der sachkundig garantierten Entropie eiu ganz hübsches
Stückchen Zeit zur Verfügung gestellt, innerhalb welcher sich wohl
mancherlei Erkleckliches wird zu Stande bringen lassen.
Für die empirische Psychologie (psychologischer Handbücher) gilt
als einzig unmittelbare Quelle die Selbstbeobachtung, da schon die Beob-
achtung Anderer einer Deutung aus dem bedürfte, was der Beobachter
an sich selber wahrgenommen, und Hirnquälereien darüber führen dann
leicht zu »Kopfverwirrungc (des kritischen Reformers), oder zur Mystik
in pietischen Gonventikeln sowohl, wie in theosophischen »Cerclesc, wenn
nicht (ausserdem noch) zum Geschwärm (und Gewürm) des schmutzstarren-
den Asketen, in dessen erschwärmter Welt viel Ungeziefer krabbelt (aus
embryononalem Denkverknäuel).
Immerhin mag die Selbstbeobachtung der Psychologie (bei richtiger
Schulung im logischen Rechnen) als ihre »Hauptquellec zugestanden werden,
aber nicht um aus ihr berauschenden Trank zu schlürfen, sondern nm
sie für fruchtbringende Berieselung der Arbeitsfelder nutzbar zu machen,
auf denen (neben der Individualpsychologie) die objektiv (ethnisch und
ethisch) angepflanzten Anschauungsbilder zu pflegen sind (auf Sphäre einer
Gesellschaftsschichtung).
Bei genau detaillierten Verhältniswerten zwischen Reizen und An-
lagen (s. Beneke) wird Kaut's schroffe Abweisung der »rationalen Psycho-
logie« eine Milderung erhalten können, aus dem »mechanischen« Wachstum
(in Herbarts Schule), wenn organisch entfaltet (mit kosmischer Gesetz-
lichkeit).
»Die Psychologie bildet, als Physik der Seele, einen Gegensatz mit der
Logik und Ethik« s. Harms), und als die Psychologie zur Metaphysik
geworden, rüttelte der Skeptizismus auf (aus dogmatischem Traum), aber
aus HegeVs Evolutionslehre (im absoluten Werden) könnte die »Phänomeno-
logie des Geistes« forigelten, wenn materialistisch gesättigt (aus den
Thatsachen ethnischer Materialbeschaffungen).
Ein jedes Kulturvolk erzählt (in zugehöriger Weltgeschichte) die, unter
schwankendem Orbis terrarum erweiterte, Volksgeschichte periodenweiser
Epochen: die der Chinesen nach dem Wechsel der Dynastien, die unsrige
nach Altertum, Mittelalter, neue und neueste Zeit, aber die Geschichte
der Menschheit kennt nur Eine Teilung, die zwischen Sein und Nichtsein
(sozusagen), oder die Periode ihres Verborgenseins (in Krypsis) und die
des HervortretenS; in die Möglichkeit der Existenz«
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Dieser Trennungsstrich fallt für westliche Chronologie in das Ent-
deckougsalter, in die Epoche jener die Welt (-Auffassung) umgestaltenden
Doppelrevolution, einer astronomischen und geographischen, während welcher
der Globus umsegelt wurde, und so die erste Vorbedingung (betreffs einer
Kenntnis des Menschengeschlechts) erfüllt war, nämlich die unterliegende
Basis zu gewinnen, für eine Gesamtüberschau des vorhanden gegebenen
Daseienden.
Hiermit wurde, durch die aus allen Kardinalpunkten imgleichschalleuden
Echo wiederhallenden Ähnlichkeiten (in Analogie), der Grund zu den Natur-
wissenschaften gelegt, kraft der aus Vergleichungen (komparativ-genetisch)
aufbauenden Methode der Induktion, zum Unterschied von der Deduktion,
mit welcher die Geschichte jedes Kulturvolkes beginnt, weil eben dann erst,
wenn die, in träumerisch dahingeflossener Nacht der Kindheit fertig
gestellten, Ideale genügende Stärke erlangt haben, um durch ihren Reiz
zu erwecken und zur Zerlegung des intuitiv Geschauten anzuregen.
Andererseits setzt die induktive Methode an von den im elementar Ein-
fachsten deutlich klargestellten Anschauungen aus, und schreitet nun voran,
(mit der, in Minima gesetzten, Eins des Anfangs), um nach atomistischer
Theorie (der Chemie) aus (mineralogisch vorliegendem) Stoff (und darin
wirkenden Kräften, der Physik) zu Zellen (als Elementar-atom oder Molekül
organischer Ausentwicklung) zu gelangen, wie in der Biologie für Botanik
und Zoologie — oder (und ebenso) in der, beide sodann gemeinsam durch-
dringenden, Physiologie, — zu naturwissenschaftlicher Ausgestaltung gebracht.
So war induktiv vorgesorgt, für Steine, Pflanzen und Tiere, sowie für
den Menschen im (physisch -physiologisch) somatischen Anschluss (des
anthropologischen Individuums als psycho -physischen), während seine
geistige Hälfte der, aus metaphysischen Regionen deducierenden, Philo-
sophie überlassen blieb, sowie was sprachlich redete (auf gesellschaftlicher
Schichtung des Zoon politikon) der (philologisch) historischen Disziplin
(soweit in eine Kulturgeschichte hinübergreifend).
Nach vorandeutlichender Namenstaufe (durch Gasmann und Hunt)
kam die (im philosophischen Systeme nebensächlich beiseit gestellte) An-
thropologie zu selbständig erster Begründung mit den, auf angesammeltem
Arbeitsmaterial kraniologischer Unterlagen, basierenden Messungen, also im
somatischen Zusammenhang mit (vergleichender) Anatomie, unter Er-
weiterung des (einheimisch umgriffenen) Menschen über seine Variationen in
den Rassen (wie sie bei Durchfahrung der verschiedenen Zonen des Erdballes
allmählich zur Kenntnis gelangt waren).
Gleichzeitig (und aus gleicher Veranlassung) machte sich die Bezeichnung
Ethnographie (oder Ethnologie) hörbar, um der als »universale« umbenannten
Welt-Geschichte eine geographische Ergänzung zu gewähren, für das, was
M. f. V. 4
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über die (von dem Perihelium bisherigen Orbis terrarnm umschlossene)
Sehweite hinweg, undeutlich noch schwankte, oder (im Darüberhinaus) mit
solcher Undeutlichkeit sporadisch die Weiten des Erdballs zu durch-
schwanken begann; in Menschenähnlichkeit mehrweniger oder (besten
Falls doch) in untergeordneten Abstufungen des Barbarentums.
Von diesem, synchronistisch ungefähr geborenen, Zwillingspaar schlug
die Anthropologie rasch und kräftig eine feste Wurzel ein, in der medi-
zinischen Fachdisziplin (unter deren sachkundiger Pflege), während die
Ethnographie heimatlos umherirrte, aber nun deshalb auch grade (weil
nicht fachwissenschaftlich monopolisiert) bei dem allgemeingebildeten
Publikum (in Liebhaberei der Amateure) hier und da Aufnahme finden konnte
(zumal unter Rousseau's paradiesischer Bewandung), so dass die Begrün-
dung ethnologischer Gelehrten- (oder Dilettanten-) gesellschaften der der
anthropologischen voranging, in Frankreich sowohl, wie in England (1843).
Die Ethnographie übte ihre besondere Anziehung auf den Laien deshalb
schon ans, weil sie in den (damals freilich unter dem Raritätenkram
der Kuriositäten verbleibenden) Mitteilungen über Sitten und Gebrauche
bei fremdartigen Völkern allerlei und bunterlei, (im Phantasiegespiel
mancherlei), zu denken gab (über das, was später in der Ethnologie seinen
exakter formulierten Ausdruck finden sollte).
Im Übrigen war der Tag für die Ethnologie noch nicht gekommen,
schon wegen Mangels an ausgiebig genügendem Material, wie den übrigen
Naturwissenschaften sonst, in den Sammlungen ihrer Museen geboten, vorlag.
Und ohnedies traten ihre {halbdilettantischen) Vereinsgesellschaften in den
Schatten zurück, als die der Anthropologie (durch den Zutritt prähisto-
rischer Entdeckungen verstärkt) mit hellleuchtendem Glänze emporstiegen
(zunächst in der »Societe d'anthropologiet, unter Broca's Leitung).
Was hier in weittragenden Resultaten erlangt war, proklamierte die
Triumphe der Induktion (im ununterbrochenen Erobernngszug von einer
naturwissenschaftlichen Disziplin zur andern), ihren siegreich bestandenen
Kampf um die Physiologie (Mitte des laufenden Jahrhunderts) und den
glorreich sogleich gelungenen Vorstoss auf das psychologische Gebiet
(durch Annektierung der Psycho-Physik). Die bisher vorwiegend somatische
Anthropologie erhielt dadurch ihre spirituelle Erweiterung des Horizontes
(für das Individuum), und indem die prähistoristorischen Funde (unter
Niederstieg in geologische Vorschichtungen) gemeldet wurden, hatten die
(in Ossificationen oder Petrefakten) mitgefundenen Knochen an das kona-
petente Urteil der Anthropologen zu appellieren, und die Entscheidungen
derselben beanspruchten ein allgemein weiteres Interesse vornehmlich,
soweit die »historische Anthropologie« (s. R. Wagner) betreffend, für die
(mit, und in dem Altertum, aus solchen Reliquien) nachweisbaren Völker*
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^ 51 -
Verwandtschaften. So gewann die Anthropologie in stetiger Mehrung ihrer
Junger an Popularität auf den Versammlungen, die sieh um die »Congrös
d'anthropologie et d'archeologie prehistorique« gruppierten.
Dies war die Sachlage im soweitigen Status-quo, der eine »doppelte
Buchführungc verlangte, innerhalb einer Weltanschauung, die um so
vitaler als zerrissene (oder doch gespaltene) zur Empfindung kam, nach-
dem von einer mit klarem Blick in das Walten der Naturkräfte hinein-
blickenden Autorität das Wort vom »naturwissenschaftlichen Zeitalter«
ausgesprochen worden war.
Ein zündend treffendes Schlagwort, mit sympathisch weitem Wieder-
hall durch die Welt der Gebildeten (der Kernmasse im Stamm der
Ciyilisation, nach dem Durchscbnittsmass).
Der grossartige Bau der Naturwissenschaften stand fertig, unzerstörbar
ineinander gefügt durch die gesamte materielle Natur hindurch, bis an die
Grenzmarken des Immateriellen, und auch darinhinein lagen die Fühl-
faden bereits ausgestreckt, mit psychophysischen Experimentalversuchen
nmhertastend.
Manches stimmte melodisch zusammen; anderes freilich nicht. Indes
dnrch die Erfolge eines drei Jahrhunderte hindurch unwiderstehlich fort-
geführten Feldzuges entschuldbar berauscht, fanden enthusiastisch an-
gelegte Heisssporne »ich angestachelt, weiter vorzudringen, in das psychische
Terrain hinein, um vielleicht die ganze Psychologie mit einem kühnen
Handstreich hinzuzunehnien, und so das »naturwissenschaftliche Zeitalter«
zum naturgemässen Abschluss zu bringen, nachdem unter den auf mate-
rieller Hälfte der Natur vollzogenen Eroberungen jetzt auch die imma-
terielle hinzu annektiert sein sollte.
Hier nun stiess der Materialismus auf entschieden eingelegten Protest.
Die im mehrtausendjährigen Weisheitssinnen weislich ergraute Philosophie
trat in geschlossener Phalanx entgegen, mit der ganzen Wucht ihrer
logischen Argumente, unter deren Keulenhieben diejenigen des Materialis-
mus, der sich in diesem Falle hatte verführen lassen, die seinigen gleich-
falls, aus windigen (oder winzigen) Gedankenfäden zu weben, in Wind
and Spreu zerstäuben mussten.
Die bedauerlicherweise erlittene Niederlage bleibt nicht zu ändern,
erweist sich indes als selbstverschuldete, weil die Naturforschung gegen
ihr heiligstes (Grundprinzip (das eigentliche Geheimnis ihres Erfolges)
damals Verstössen hatte; gegen den Lehrsatz nämlich: niemals, im schritt-
weis bedächtigen Vorgehen, den festen Boden der Thatsachen, wie von der
Physis selber im physisch materiellen Hypokeimenon gebreitet, unter den
Pfiflsen zu verlieren, niemals also einen transccndeutierenden Schritt
darüber hinaus zu wagen (in meta-physisch blaue Luft hinein), sondern
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wenn (sofern und sobald), mit Verlängerong der Vorschau, klar umrahmte
Anschaoungsbilder, an denen (als festem Anhalt) sich messen und zählen
lässt, der deutlichen Sehweite (unter verschwimmender Auflösung ihrer Um-
risse) zu entschwinden beginnen, dann nun eben vorläufig Halt zu machen,
bis etwa die genügenden Verbesserungen an den Präzisions-Instrumenten
erfunden sein würden, um fernere Eiperimentalversuche zu rechtfertigen
(oder vor Allem zunächst das Abeitsmaterial selber genügend angesammelt
sei). Sobald die Naturforschung, mit nüchterner Besinnung, aus solcher
Apostasie zu ihrem angestammten Grundsatz zurückgekehrt ist, wird der
Sieg, wie stets, (früher und immer), an ihre Fahnen gefesselt bleiben.
Der Kern der Kontroverse, in dem zwischen naturwissenschaftlichen
und historisch - philosophischen Disziplinen (zwischen realen und idea-
listischen) umstrittenen Objekt, lag oflFen zu Tage, in der (zweifelnd umher-
geworfenen) Frage um die »Psychologie als Naturwissenschaft«.
Darum nun eben hätte es sich zu handeln, ob, nachdem die gesamte
Natur, welche ihre charakteristische Definition als materialistische zu-
erteilt erhalten hatte, ob, (nachdem sie naturwissenschaftlich exploriert
und in Besitz genommen war), jetzt auch die (in dem ihr zugewiesenen
Gebiete des Immateriellen darüber schwebende) Psychologie nach gleich
naturwissenschaftlicher Methode würde in Behandlung genommen werden
können; und da in solchem Sinne nicht die, in Mehrzahl philosophischer
Systeme ihrer logischen Rubrik angegliederte, Psychologie gemeint war
[auch nicht die sensualistisch beschränkte, die mit den Vervollkommnungen
der Nervenphysiologie (seit Bell) psych o-physisch eben abgethan war],
sondern vielmehr die in den Identitätsphilosophien (des Real-Idealismus
oder Ideal- Realismus) das metaphysische Gesamtgebiet vertretende Psycho-
logie, und somit die ganze Philosophie (mit Haut und Haar): Alles
demnach, was philosophischer Hut noch reserviert und überwiesen ge-
blieben war (da zur vollen Abrundung des »naturwissenschaftlichen Zeit-
alters« seine Aspirationen bis zu den äussersten Grenzen der durch Wissens-
thätigkeit erschöpfbaren Möglichkeiten fortzuschweifen hatten) — , so würde
also, mit naturwissenschaftlicher Proklamiernng der Psychologie, der ent-
scheidende Schlag gefallen sein, und der Weltanschauung eines solch »natur-
wissenschaftlichen Zeitalters«, in monistischer Einheit (oder Einfachheit),
ihr Abschluss sich hergestellt haben. Freilich würde damit dann auch
in unabweislicher Konsequenz eine durchgreifende Änderung der mit-
redenden Nomenklatur zugelassen werden müssen. Indem nämlich die
Naturwissenschaft — im Wissen von der [auf kosmischem Standpunkt
auch das vom Widernatürlichen (in Leibniz^ Definition) abgeschiedene
Übernatürliche hinzunehmenden] Natur — neben der soweit mate-
rialistischen Klassifikation (wie für Arbeitsteilungen erforderlich), auch eine
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immaterielle Rabrik zugefügt erhalten hätte, so würde der dembezüglich
einbegriffenen die philosophische NamensbezeichnuDg wiederum zu vin-
dicieren gewesen sein, um als spezifisch typische Fachwissenschaft die Reihe
derjenigen, welche sich [in den Konklaven der Chemie, Physik, Minera-
logie und Geologie (mit Palaeontologie), sowie biologischen (in den Unter-
abteilungen der Botanik und Zoologie) mit deren (auch anthropologisch
bis an die Grenzmarken der Psycho-Physik) giltigen Physiologie um-
schlossen] durch die Gesamtdehnung des Materialismus hindurch erstreckten,
als letztes Endglied abzuschliessen, auf dem, bis auf das Abstrakte hinaus
(unter AusYcrlauf der, in relativen Proportionen balancierten, Gleichungs-
formeln) entschwindenden, Areal des rein Psychischen xar l^opj\f (oder
Noetischen, wenn man so will).
Das, wie gesagt, war (oder ist) die Zeit- und Streitfrage, und sie
kommt ohue viel Umschweife (klipp und klar) auf die kurze Frage-
stellung hinaus, ob die für die Naturwissenschaften charakteristische (und
in ihren Erfolgen bewährte) Methode der Induktion, auch in der
Philosophie (mittelst ihres psychologischen Handwerkszeuges) als mass-
gebende Grund-Maxime, zur Verwendung gebracht werden könnte.
Dass die (im synthetischen Aufbau) addierende Induktion stets, (ihrer
eigenen Eontrolle wegen), der in (Substraktionen) zerlegend analysierenden
Deduktion nicht entraten kann (auf dem bdbq ävo) xal xärco, progressiv
und regressiv) bedarf keiner Bemerkung (bei logischer Schulung). Der
in Spezifikation markierend charakteristische, (bei oberflächlicher Anschau
einen Gegensatz oftmals simulierende) Unterschied fällt in den Ausgangs-
punkt, ob von den Minima (im einfachst durchsichtig Elementaren) ge-
nommen, oder vom bereits Komplizierten (in Maxima), und sofern also
auch in der Psychologie die Induktion zur methodischen Anwendung ge-
bracht werden könnte; dann würde sie als den Naturwissenschaften ein*
gegliedert, gleich bewandet mit den übrigen und ihnen (als naturwissen-
schaftliche Fachdisziplin) augehörig zu betrachten sein, obwohl ihren
Forschungsfeldem nach, zur Bearbeitung derselben, einer Sonder-Disziplin
übergeben, die sich (nach wie vor) als philosophische bezeichnen Hesse,
(oder etwa nur als psychologische, qua solcher, je nach Entscheidung der
darin Besserwissenden).
Dass von der Philosophie die hier zur Überlegung gelangende Frage
nch selber bereits gestellt war, ist aus den Geschichts- (und Hand-)
Bfichem derselben jedermänniglich bekaunt, aus Herbarts Schule (die den
Anlass gab zu dem, was in den verdienstlichen Bestrebungen der Völker-
psychologie erreicht werden sollte), aus Fries und Apelts Anthropologie (im
Kostüm des Philosophenmantels) sodann, und aus den in Namensgleichheit
bereits übereinstimmenden Publikationen Beneke^s und Waitz's (die »Psycho-
logie als Naturwissenschaft«).
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Warum diese wohlgemeinten (und mit Scharfsinn durchgeführten) Ver-
suche scheitern mussten, liegt auf der Hand, aus der ungenügenden Menge
thatsächlich verfügbaren Materials [ohne welches die (aus Vergleichungen
aufbauende) Induktion selbstverständlich lahm gelegt ist]; denn die ans
Kinder- und Tierseele, und pathologischen Erscheinungen im Irrsinn (oder
in sonst nervösen Störungen) gebotenen Variationen des normal Psychischen
reichten nicht aus, eine rein nivellierte Basis zu breiten, und die Haupt-
masse der (in subjektivistische Versenkung fallenden) Beobachtungen (auf
philosophischem Bereich) hatte (trotz all der wertvollen Goldkomer, die
darin versteckt liegen) für das, worauf es in diesem Falle ankam, als
unausnutzbar zu gelten (in subjektivischer Immanenz); und war zunächst
also noch bei Seite zu lassen, so lange die Notwendigkeit der (für induktive
Behandlungsweise geeigneten) Objekte in klar deutlich umschriebenen
Anschauungsbildern vorbedinglich dringlicher voranstand (in erster Linie).
Hier wird nun der Wendepunkt markiert durch das ethnographisch
(für die Ethnologie) beschaffte Material aus dem Bereiche des Gesellschafts-
gedankens [der (bei zoopolitischer Fassung des Anthropos) dem Einzel-
gedanken (bis auf spätere Reintegrierung desselben) voranzugehn hat], in
den Differenzierungen der Völkergedanken aus dem Index geographischer
Provinzen (unter ihrer Modifikation durch historische Konstellationen), um
den Forschungsbeginn an die Attribute (oder Accidenzen) einzuhaken, zum
Hinstreben auf die Ousia, oder was sich sonst verbirgt im »Ding an sich«
(seit kritischer Reform der Philosophie, in der Erkenntnistheorie).
Ohnedies war der in Ländern der Kultur gepflegten Oivilisation seit
Umschiffung des Globus (im Entdeckungsalter) die erste Möglichkeit über-
haupt erst geboten, für die Gesamtanschau (oder Weltanschauung) eines
Volkes, (sein idealistisch-konstruiertes Weltsystem, wie es leibt und lebt),
reine Beobachtungsobjekte (parallel analoger Gegen- und Seitenstücke) zu
erlangen, in derjenigen ungetrübten Reinheit nämlich, welche von der
komparativ-arbeitenden Methode als wertvollstes Hilfsmittel zu schätzen
ist, um in (experimentellen) Versuchen der Annäherungen und An-
passungen, (Hineinpassung in ihr Geduldspiel, um das Problem zu erproben),
das Operieren mit den Vergleichungen zu erleichtern (in den Gleichungs-
formeln des logischen Rechnens).
Was innerhalb des eigenen Kulturkreises in selbständig gezeichneter
Weltauffassung zur Betrachtung gelangt, ist nirgends von dem Ver-
dachte frei, mit inoculierten oder copulierten Zügen zersetzt zu sein, die
im historischen Durcheinanderwogen hängen geblieben oder herumgetrieben
sein mögen, um der Physiognomie einen veränderten Ausdruck zu leihen.
Aufwärts, von den (mit vorzeitlich grauem Nebelgewölk umschleierten)
Kulturansätzen in Mesopotamien oder am Nil anhebend, sind des Altertum«
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italiBch-griechische Geschichtswellen fortgespült bis über das germauisch-
slayische Europa hin, bald in voller Durchtränkung des autochthonen Bodens,
bald ihn nur netzend hier und da, aber überall in den Nachwirkungen
spürbar verblieben (bis auf den modernsten Tag).
Gegenwärtig erst, wo im internationalen Verkehr die Schranken des
zugehörigen Orbis terrarum durchbrochen sind, treten aus dem Jenseits
ihres Horizontes die (im Detail deutlich ausgemalten) Geschichtsbilder
derjenigen Nationen entgegen, welche die Gyclen ihres Kulturlebens, ab-
achlossen von dem unsrigen, durchlaufen haben. Auch hier stehen mit-
unter altzurückdatiereude Ein- und Ausströmungen in Vermutung. Sofern
denselben indes, während einer seitdem in längerer Dauer wieder eingetre-
tenen Abtrennung, Zeitgenüge gewährt war, um in das (ethnisch) nationale
Gepräge umgearbeitet zu werden, hat der Gesamtwert desselben nicht nur
nngeachniälert zu gelten, sondern selbst mit erhöhtem Interesse insofern,
weil sich Veranlassung bietet, der Herkunft der (in ihren Folgewirkungen
spürbar vermuteten) Propfreiser nachzugehen. Und ähnlich auf tieferem Ni-
veau. Acht getreue Originalität (trotz früherer Zutaten etwa, wofür
die Nachweisbarkeit ausfallt) trifft sich bei dem Wildstamme da, wo er
sich voll und rein in die beschränkte Localität seiner geographischen
Provinz (unter Erschöpfung sämtlicher Agentien derselben) hineinverwachsen
(und eingewoben) findet, während bei dem ersten Moment des Kontaktes (mit
einer, gleich der arischen, überwältigend mächtigen Geistesmacht) zugleich der
Keim der Zerstörung hineingeworfen ist, und dessen tief zerrüttenden Folgen
wird (während der kurzen Spanne, diedannnochvomUntergangscheidet)kaum
je Zeit genug geschenkt sein, um neues Gleichgewicht herzustellen, ausser
soweit dies unter Veredlung (bei resistenzfähigem Kern in begünstigten
Naturanlagen) statthaben sollte (bei Hineinziehung eben in civilisa-
torische Erziehung). Aber auch mit solchem, für den Kulturzweck an-
strebsamem Resultat würde dann derjenige Dienst verloren gegangen
sein, welchen der hier typische Völkergedanke dem, das menschliche Ge-
dankenleben aufklärenden, Studium hätte leisten können, wenn rechtzeitig
fixiert in originaler Charakteristik. Und in solcher Hinsicht mögen die
Wildstämme sich folgerichtig ausnutzbar erweisen, in naturwissenschaft-
licher Psychologie, wie für die Phytophysiologie die Kryptogamen, — die des-
hidb zwar nicht zur Zier in Sohmuckgärten werden gross gezogen werden,
aber dem verständigen Kunstgärtner manch' praktische Winke liefern, um
seine hortologischen Zöglinge vor pathologischen Störungen zu wahren (oder
solche auszuheilen, wo vorhanden).
Was als Lückenbüsser der Texte von schriftlosen Stämmen in musealen
Sammlungen vergleichungsfähig zusammenströmt, spricht aus dem, den
Geraten noch anklebenden (oder darinnen steckenden). Psychischen (des
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SchÖpfongsstoffes), in den technischen Künsten (der Technologie). Was
in rechtlichen Institutionen (sowie in Sitte und Brauch, nach traditionellen
Überlieferungen), aus Voranlagen sozialer Existenz, bei den Wildstämmen
sich bekundet (aus den Berichten der Reisenden), lehrt die Soziologie als
Lehre von der Geselligkeit (oder die Ethnologie bei dem Gesellschaftsb^riff,
als Volk), und die mythologisch unterhaltenden Phantasiebilder streben in
religiösen Sehnungen hinaus (bei den Fragen über das Woher und Wohin).
Ein gleichartig psychischer Wachstumsprozess tritt (aus elementar ge-
regelter Gesetzlichkeit) unter den Phasen verschiedener Erscheinungsweisen
zu Tage, wie etwa der pflanzliche in Rindenbildung (zum Schutz, bei
den, durch die Werkzeuge verlängerten, Gliedmassen), aus den Blättern
in stattlicher Belaubung (zu staatlicher Behütung, wie recht und gerecht)
und im Schmuck der Blumenkronen, wenn die Gedanken sich entfalten,
zu den Idealen, die aus ihrem Reflex herniederstrahlen, um religionsphilo-
sophischen Trost zu spenden, dem armen Herzen, das bang und angstlich
bebt (unter den Schauern des Unbekannten ringsum).
»Zweck sein selbst ist jedes Tier«, und so liegt im Zweckbegriff
das Bedingende, bei Anregung des (einem organischen Wachstum inner-
lichen) Entwickelungstriebes, in der seiner Bestimmung zugewandten Ziel-
richtung, um mit der sich selber lebenden Denkthätigkeit das Selbstver-
ständnis anzustreben, aus den in fasslichen Anschauungsbildern (ethnischen
Sammlungsmaterials) manifestierten Gesetzlichkeiten sozial (oder zoopolitisch)
reflektierter Denkgebilde (aus menschheitlichem Gesellschaftsgedankenkreis),
und um so, bei solcher Incarnation denkschöpferischer Ursächlichkeiten, auf
ihre, aus den (individuell dem Gesellschaftskreis integrierenden) Denkthätig-
keiten mitwirkende, Betheiligung des Einzelnen und dann auf diesen selber
zu gelangen, (für selbständigen Abscbluss der Eigentlich keit im Selbst).
Das Plasma cellularer Vorbildungen (oder Vorveranlagungen) wogt
in den aus psych o-physischen Wurzeln der Individuen quellenden Sprach-
regungen, um zusammenzuströmen in den, die begrenzende Peripherielinie
jeglich spezifisch markierten Gesellschaftskreises (ethnischer Färbung) um-
fliessenden, Okeauos (»in des Wissens unendlichem Meere, nach orientalischer
Hyperbel).
Als Primär-Element (ein abxb xalf kaord gleichsam) tritt aus der-
artigen Mutterlaugen das Kausalitätsbedürfnis (mit der, ihre Beantwortung
heischenden, Fragestellung) hervor, in einem durch gleichwertige (weil gleich-
artige) Anschlüsse rasch gemehrten Elementargedanken, der früh bereits
das Gepräge des ethnisch charakteristischen Typus trägt, der ihn bei
aktueller Verwirklichung aufgedrückt verbleiben soll (an den zum Studium
gebotenen Objekten).
Die aus dunkelm Mutterschoss der Erde in die meteorologisch frei
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erhellte Atmosphäre hinaustretende Eigenart des Pflanzlichen basiert
bereits auf einem (mehr weniger) starr' verholzten Stamm, so dass die aus
den klimatologisohen Umgebungsverhältuissen auftreffeuden Agentien (der
geographischen Provinzen) nicht mehr ortsändeimd umgestaltend (mit der,
hypothetisierten Schöpfungscentren zugeschriebenen, Ursachskraft) zu wirken
vermögen, sondern nur in Effektuierung (oder Auswirkung) derjenigen (phäno-
logischen) Transmutationen, welche (je nach der Permanenz) in den Varie-
täten — als ausgewirkte Folgen der aus Reizwirkungen einfallenden (oder
auftreffeuden) Effekte — eine in sich bereits gefestigte Stammesart (transi-
torisch) zu umspielen pflegen (bei Überschau des vorhanden Gegebenen,
im Daseienden des Pflanzenreichs).
Anders im ethno-anthropologischen (Reich oder) Bereich [eines »Regne
humainc (bei Quartefages) oder (bei Drummond), „third Kingdom^^], wo
die (in sozial praeconditionellen Vorveranlagungen keimende) Existenz (des
Zoon politikon) sich effektiv am Tageslichte erst aktualisiert (aus dem
dwdfitt ov der Potentialitaten), aber getragen allerdings von (seit ihrem
In-Entstehung-Treten) bereits materialisierten Stammesträgern in den
psycho-pbysischen Individuen, welche deshalb die dem somatischen Habitus
(für dessen Schwankungen) gesteckte Variationsweite nicht zu über-
schreiten vermögen (ausser soweit die aus sexueller Spaltung ermöglichten
Akkommodationen zwischengreifen möchten, in Akklimatisation oder dem-
entsprechender Naturalisation).
Die auf ethnischer Gesellschaftsschichtung schwellenden Wogen dagegen
vermögen in den (aus ihrem geographisch-historischen Milieu) charakteristisch
gefärbten Eigenarten (nationaler Stempelung) sich zu einen und verquicken
(je nach wahlverwandtschaftlichen Affinitäten) mit den aus geschicht-
licher Bewegung zum Kontakt herbeigeführten, so dass bei zunehmender
Steigerung des internationalen Verkehrs ein einheitlicher Abschluss als bevor-
stehend erachtet werden darf, damit aus der Menschheit die Menschlichkeit
rede; die Humanitas, wie ihm geziemend: dem genus humanum (dem
Menschen demgemäs, im Bilde der Menschheit).
Wenn so die „Lehre vom Menschen", oder (Blumenbach's) »Naturge-
schichte des Menschen« (im naturwissenschaftlichen Anschluss) in (Menschen-
oder) Volks- und Völkerkunde auf klassisch gekürzte Terminologie zurück-
zuführen sich empfehlenswert erweisen sollte, würde nicht die (in den
Resultaten ihrer Vermittlungsrolle absolvierte) Ethnologie zur Namens-
bezeichnung, sondern eher die (wie den Ausgangspunkt bet^rinnenden Anfangs,
80 die auslaufende Zielrichtung kennzeichnende) Anthropologie zu wählen
sein, während im Entwicklungsstadium des gegenwärtigen Status-quo
(bei jener „Lehre vom Menschen^^) der Anthropos das pyscho-physische In-
dividuum zu repräsentieren hätte (in der, auch prähistorisch auaverfolgten,
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Anthropologie), während das Zoon politikon im Gewände der Ethnologie, mit
dem gesellschaftlichen Charakter des Volkes (oder Ethnos) sich bekleidet,
um bei den primitiven Niveauschichtan'gen desselben (unter den Wild-
stämmen) zunächst vornehmlich ins Auge gefasst zu werden; und so, auf
dem der Induktion (vom Einfachen zum zusammengesetzt Schwierigeren)
angezeigten Wege, die Kräfte (im methodischen Übungskurs) zu stahlen: für
Bewältigung der höheren Probleme, wenn mit dem Fortgang entziffernder
Lesungen mehr und mehr die das Menschenleben beherrschenden Denk-
gesetze sich enthüllen (aus komparativ kontrollierten Differenzierungen des
Völkergedankens).
Von solchem Gesichtspunkte aus würde demnach die „Lehre vom Men-
schen^^ im Anthropos das pjscho-physische Individium zu umgreifen haben,
sowie das Zoon politikoD, oder Ethnos (auf gesellschaftlicher Schichtung).
Da für des Menschen erbeigentümliche Wesenheit die gesellschaftliche
(als Gesellschafts-) Wesenheit vorausbedinglich steht, bildet sie eine erst-
primäre Einheit (im Gesellschaftskreis), worin die Einzel-Individuen als
Bruchteile, oder Teilganzen des Total, im Gesamtganzen figurieren, einer
TtpdfVfj oöaia (in mjvouma oder aucnaatg).
Dieses zoopolitische Individuum (der im Gesellschaftskreis incamierte
Mensch) erscheint zunächst in der Dreiheit der Familie (Vater, Mutter
und Eind) mit kollateralen Auszweigungen in der Verwandtschaft, sowie
Erweiterung des gentilicischen Geschlechts (oder der Gens) zum Clan
(unter Adoption zugehörigen Gesindes), bis zum Abschluss im Stamm,
der dann (unter amphictyonischen Bündnissen, wie durch Wandlung des
»hostis in hospes«, vom Gastrecht, eingeleitet) zum Volk heranwächst, unter
national weiterer Entfaltung (mit sprachlich gemeinsamem Umschluss).
In solchem (auf dem Niveau des Stammes) einheitlich (auch für
rechtliche Verpflichtungen) agierenden Ganzen (worin sich neben den sexuellen
Unterschieden die der klimacterischen Jahre markieren, als Altersklassen) be-
ginnt, mit dem (durch individuell bevorzugte Veranlagungen erworbenen)
Überschreiten des kommunalen Eigentums durch Privatbesitz, fortab
die Individualität zu reden, unter Beanspruchung von Sonderrechten, die
(timokratisch) durch Ehrungen (wie aus Freigebigkeit erkauft) geschmeichelt,
rasch zu substantieller Macht prätendieren, in dem, leibliche und geistige
Bedürfnisse (weltliche und geistliche, auf historischer Bahn) vertretenden,
Priesterfürstentum zunächst.
Je mehr nun unter Ständegliederungen die Individuen, zugehöriger
Rechtsphären, in Verschiebungen mit einander gelangen, desto mehr be-
darf es (zum Abgleich im Ganzen) der Moralvorschriften, die aus dem
Logos (sprachlicherGesellschaftsschichtung) — der (pupj Xo^iffroc^ (inlogischen
Darlegungen) — reden, gleichzeitig aber auch im {^tJ^6Q(ier Seelenteilungen),
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— b9 —
als ^jßoQ; und da ^9oq x(f dv^pcimp dtufxmvy beginnt nun (mit Stimme eines
daufiovtov) das Hineinreden des Dämonischen, zum Göttlichen verklärt
{jbdxecua rot) j/o5), wenn der in sein Jenseits projizierte Logos (aus mütter-
licher Sophia geboren) Ton dorther wieder herantritt (lfa>dev), mit seinen
Offenbanmgen (eines na^p dv(ouufJto<:) und ethischen Geboten (aus dem
Echo religiöser Atmosphäre).
Beim Festhalten der in der Natur der Sache wurzelnden Grnndtypen
wird viel leeres Gerede gespart sein, wie beim Moralisieren darüber, wenn
der (sich als den Menschen qua solchen bezeichnende) Stamm den, weil für
das Selbsterhaltungsprinzip (der eigenen Genossen) suicidisch anathe-
matisierten, Mord dem zauberisch bösen Un- oder Nichtmenschen ^) draussen
gegenüber als geheiligte Pflicht auferlegt oder (in hochentwickelten Eultur-
stadien) zum Tod auf dem Feld der Ehren begeisternd, in nationalen
Kämpfen, die Begeisterung durchdringt (auch vielleicht ein »point d'hon-
neurc sich zuspitzt, bis zum Abbrechen der Überspitzung).
In den träumerisch unbewusst (prähistorisch insofern) hingedämmerten
(und dahingeschwundenen) Zeitläuften liegen die Wurzeln dessen versenkt,
was — in primitiv einfachster Kunstsphäre (soweit unerlässlich zur Ver-
längerung der Gliedmassen durch Werkzeuge) und den (als Yoranlagen
sozialer Existenz praconditionellen) Institutionen — am geschichtlichen Licht
zu Tage getreten ist, und wo [in dessen (mit organischer Fortentwicklung
gemehrter) Helle] Anknüpfung sich zeigt an eines Erfinders Namen,
diente derselbe als Sprachrohr für den Logos, der aus den mit kulturellen
Entfaltungen die Atmosphäre durchschwebenden Schwängerungen redet,
von dem, was sie zu künden haben (wenn hervorbrechend im Reife-
stadium des Wachstums).
»The unfolding of the genius of the age has been the evolution of
invention from the beginning« (s. Mason), und an der Spitze jeder kultur-
geschichtlichen Epoche erscheint die Gestalt desjenigen, unter dessen Namen
vornehmlich erinnert wird, was in der »indoles temporis« ausgesprochen
liegt oder (nach D. F. Strauss' Bestätigung sprichwörtlicher Ausdrucksweise):
was »aus der Luft gegriffene ist (aus den darin schwebenden Ideen).
Für das anthropologische Individuum mag die Sprache erlernt
(oder angelernt) gelten, für das Zoon politikon dagegen bildet sie eine
ebenso nnabweisliche Vorbedingung realer Existenz, wie für den physischen
Organismus seine Arme und Beine, und wenn sich dieselben durch Übung
") Ein Frag ist, von wenen wunderliche Menschen kumen, die zu latein Monstruosi
heissen, ob sy von Adam seien kamen (s. Megenberger), oder Präadamiten (für prä-
historische Verwertung). Das Animal (den Menschen einbegreifend) wird dem Brutum
gegenflbergestellt (b. Sperling). Die Thiere sind von Gott ^zu praeceptores und
Lehrmeister hingestellef* (in Frey^s) Biblischem Tierbuch {ßT^fHjßißklov)^ wie den In-
dianern (aus dem Schatzgeist dos Totem).
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— 60 —
vervollkommnen mögen bis zu Jongleurkunststücken, fehlt solche Befähigung
nun gerade auch der Sprache am wenigsten, bei den Metaphern ihrer
»Idola fori«, wenn im Wirrsal des Un- (oder Miss-) Verstandes die
Schlagworte sich kreuzen (des Parteigezanks, in der »licentia temporisc).
Die leitend bedingende Zielrichtung (als zb oü ipexa) stellt die Frage
des »Cui bono« für zweckentsprechende Beantwortung.
Was im Zeitalter der Aufklärung teleologisch erklärt sein sollte,
war subjektivisch auf den Menschen (als »Maass der Dinge«) bezogen,
und wenn die, als conditio sine qua non (der Existenz überhaupt) voraus-
zusetzende, Übereinstimmung des Organismus mit den Umgebungsverhält-
nissen ein ursächliches Prinzip (bei der Akklimatisation) eingefügt er-
hielt (s. Lamark), wurde dadurch die Entwicklung (als Aus- oder Fortent-
wicklung vom vorangestellten Ausgangspunkt) über die von den Relationen
umzeichneten Grenzen in das Gebiet des (vor ausstehender Durchbildung
des logischen Rechnens) undenkbaren heraasgeftihrt, von wo es nur in
dichterischen Metamorphosen (Goethe^s) zurückschimmern konnte (statt
Ovid's mythologischen).
Mit der (in J. Müller's Schule) fortschreitenden Detailkenntnis der
Physiologie (in funktionellen Einzelheiten) kam dann, auf Grund des von
Darwin angesammelten Beobachtungsmaterials, die Anerkennung der Trans-
mutationen (unter klimatischen Bedingungen) zur Geltung und hier, wenn
dem Abgleiten auf schiefer Ebene der Descendenz [unter ihren (in
Rockenphilosophien gedrechselten) Himgespinnsten] vorgebeugt wird, öflFnet
sich der Weg in die Lehre von den »Geographischen Provinzen«*), [unter
der Horizontweite der (nach tellurischem Gezimmer) zugehörigen Geschichts-
bahnen], und auf solch kultarell gedüngtem Boden hätten dementsprechend
geadelte Züchtuugsprodukte ihre in des Kosmos Unendlichkeit verlän-
gerten Gedankenreihen überzuführen auf die von dort harmonisch zu-
rückklingenden Gesetzlichkeiten, (für ein psychologisches Verständnis der-
selben, weil mit hineinverwoben in eine das All des Daseienden umgreifende
Fassungsweise, naturwissenschaftlicher Forschung)*
*) Gleichzeitig mit dem Ilervorsprosscn der Botanischen Provinzen aus A. von Hum-
boldts intuitiver Vorschau, hatte Karl llitter's „Erdkunde im Verhältnis zur Natur und
zur Geschichte des Menschen oder allgemein vergleichende Geographie als sichere
Grundlage des physikalischen und historischen Wissens" die Unterlage gebreitet,
worauf in höchster Entwicklungsstufe ausgesagt wurde, dass ohne Anschauung des
Bodens und Himmels von Hellas weder Religion oder Leben noch die Geschichte der
Hellenen verstanden werden könne (b. O. Müller), wie in Curtius* glänzendem Ge-
mälde geschildert, und hier hat der induktive Forschungsgang von den Anfängen aus-
zugehen, in den Geographischen Provinzen (der Wildstämme), mit zugehörigen Annexen
der Geschichtsbahnen (zum Sprossen der Kultur). Dass die Menschen, wie der Samen,
zum Boden gehören, lehrte Cyrus seinen Persem, den Patriotismus anfachend (auf
dem Mutterboden des Vaterlands).
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Hier sind manch^ nutzlos störende Missverständnisse dadurch herbei-
geführt, weil [unter bester Absicht (und Befähigung) naturgesetzlich gültige
Methoden auszufolgen] durch subjektiv ausgebrütete Zuthaten widerstrei-
tende Verquickung mit schwankenden Theorien statt hatte, wodurch in Ent-
stellung der naturgemassen Physiognomie abstossende Züge zwischen ge-
mengt wurden, die Streit provozierten, wo es nichts eigentlich zu streiten
gab (bei einfacher Einhaltung der natürlich gebreiteten Unterlage).
Der aus Allgemeinheiten auf vereinzelnde Sonderungen schliessen-
den Deduktion ist die Grenze ihrer Maxima bereits gezogen, wogegen
betreffs der bei den Minima ansetzenden Induktion [eines materalistisch-
naturwissenschaftlichen Zeitalters, am Aufdämmen seiner (in den Natur-
wissenschaften) materialistisch gefestigten Zeitfassung] sich noch nicht
sagen lässt, wohin sie mit ihrem Aufbau kommen mag, unter vorsichtig
geübter Eontrolle (an dem deduktiv bereits gewährten Leitungsfaden,
aus ideal gepflegten Kulturergebnissen der durchlaufenen Saecula).
Behaglich lebte es sich für die, (gleich Kaljanaphuttajana) mit »ideae
innataec angeboren. Geborenen (in platonischer Zeit) und sensationell
traf deshalb der sensualistische Satz vom „Nihil est in intellectu, quod non
prius fuerit in sensu**, so dass die armen Sinne von Sinnen gekommen
sein wurden, ohne den prästabilistisch harmonisierenden Zusatz: „nisi in-
tellectus ipse«, und wenn diesen nun ausverfolgeud, als »nisus formativusc
im Wachstumstrieb, werden wir auch für den psychischen einstens auf
geregelte Gesetzlichkeiten zu gelangen vermögen (unter denen eines har-
monischen Kosmos).
So lange das populäre Denkrechnen beständig gegen die Elementar-
satze der Logik verstösst, kann es mit dem Fortschritt nicht gross vorwärts
kommen, beim Drehen in schwindligem Circulus vitiosus, weil zurück-
fallend in uraltes Gestreit um Huhn (oder Ei) und Henne (der Teile
und ihres Ganzen, im »totnm divisumc), ^ apa rä xa96lo*j fiäXkov hcimyjzd ^
rä xara fiipoQy dnodeocrä äpa fiäXXov rd xa&SXoüf und so hatte es die Deduktion
(des Stndierstübcbens) bequemer, als die Induktion, auf mühsame Sammel-
arbeit hingewiesen (oft gar »sauer in Hitz und in Kalt«). »Die Pflanze
bildet die Zellenc, ist in modemer Botanik zur Diskussion gestellt; über
Schopfungsgedanken vielleicht, denn betrefis eiuer Entstehung hat die In-
duktion nun eben von den Zellen auszugehen, soweit es sich um ihre
Methode handelt. Und soweit (oder wieweit) es um Schöpfung oder Ent-
stehung sich zu handeln hätte, bleibt denen überlassen, die davon bereits
Etwas zu verstehen meinen, ehe das logische Rechnen seine »höhere Ana-
lysisc (auch entfernt nur) angenähert hat (in ethnischer Psychologie). Vor-
läufig sitzen wir (die »ejusdem temporis homines« und »coheredesc, ol xa9*
ijfiäQ) noch in der Klippschule (als kaum zehnjährige Buchstabierschützen).
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Um so dringender wird es erforderlich sein, diejenige Lacke ausznffillen,
welche Ton Tage zu Tage sich fühlbarer macht, im staatlichen ünterrichts-
wesen, das zwar, seit den realistischen Zugestandnissen und Angliederungen
naturwissenschaftlicher Museen an die Universität, nicht mehr vom »klassischen
Dogma« allein beherrscht wird, aber für die schon in den »Ideen zu einer
Philosophie der Geschichte der Menschheit« verwundert aufgeworfene
Frage, weshalb neben den für Steine, Pflanzen und Tiere errichteten
Lehrstühlen derjenige fehle, der vom Menschen zu sprechen hätte, eine
Antwort noch nicht beliebt hat.
Um junge Staatsbürger heranzuziehen, die, in allen Sätteln gerecht,
auf ihrem Schlachtross sich umsichtig ausgerüstet finden, um im »Kampf
des Lebens« streitfertig sich zu tummeln, dürfen nicht länger mehr (oder am
wenigsten grade) die Lehrföcher fehlen, welche in diejenigen Kenntnisse
einzuführen haben, wie sie von den Ansprüchen des internationalen Welt-
verkehrs verlangt werden, um im eigenen nationalen Interesse dominierend
zwischenzugreifen, mit der durch das Wissen verliehenen Macht (»knowledge
is power«).
Da im kommerziellen Wettbewerb (um zahlungsfähige Kunden) der
Kundigere den Bang abläuft, wird sich die Staatskasse, die vornehmlich
aus dem Handelsstande gespeist ist, je intelligenter dieser, um so besser
füllen, und das für sobezügliche Unterrichtsanstalten angelegte Kapital
also bestens verzinst haben.
Dass, während der Ausübung jedes verantwortlichen Berufs ein strenges
Rigorosum der Prüfung voranzugehen hat, dies für Installierung der Ko-
lonialbeamten ausföllt, war (bei unvermittelt jähem Einbruch der
kolonialen Zeitströmnng) in den ersten Jahren entschuldbar genug, wäh-
rend die zum Wiederwettmachen der durch Missgrifife und Missverständ-
nisse angerichteten Schäden benötigten Kosten sich im starken Anwachsen
des Budgets bereits allzu drückend fühlbar machen, um nicht im allseitigen
Interesse Massnahmen anzuraten, solche Last zu erleichtem.
Wie sehr im diplomatischen Verkehr, der, wenn durch das Umgarnen
mit einem Intriguen-Netz »bedroht, zum vorteilhaftesten Herauswinden
aus demselben, auf Erfolge um so besser hoffen darf, je korrekter der
Blick geschärft ist zum Eindringen in das Detail gesellschaftlicher Ver-
schlingungen, einer vorbereitenden Kenntnisnahme von denselben nicht ent-
raten werden darf, (ehe man ein, weil schlüpfrig, gefährliches Terrain be-
treten will), hätte sich vornehmlich bei air denjenigen fühlbar zu machen,
die, weil durch das bis dahin übliche Lehrwesen im Stich gelassen,
nachträgliche Informationen sich zu beschaffen, auf Schwierigkeiten stossen
müssen; und mit der in Ostasien urplötzlich auftauchenden Grossmacht würde
es z. B« um so bedenklicher sein, den Fehdehandschuh ungerüstet anfzu-*
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— 63 —
heben, weil die dortigen Unterrichtsanstalten schon Jahrzehnte lang (seit
1876) darauf bedacht sind, sich mit all denjenigen Kenntnissen auszurüsten,
welche den westlichen Grossmächten zu Gebote stehen (und auf den Lections-
katalogen der Universitäten und Schulen allseitig volle Berücksichtigung
erhalten).
Und wie dort im Osten für Fragen praktisch weittragendster Be-
deutung, tritt für theoretisch-wissenschaftliche eine Konkurrenz im Westen
auf, bei unseren transatlantischen Vettern, die dem europäisch Äehrweniger
bereits fast gleich nivellierten ünterrichtssystem in Universitäten und
Akademien, jetzt im »Bureau of Ethnology« (seit 1879) ein oberes Stock-
werk noch hinzugefugt haben, dem bis jetzt kein diesseitiges Paroli
geboten werden kann. Die dortigen Gelehrten sind zielbewusst an der
Arbeit, in voller Thätigkeit. »They have in this a clear duty set before
them, and they are doing it in a splendid stylec, bemerkt (auf der Ver-
sammlung d. B. A. f. the A. of Sc. in Oxford) der Präsident der Anthropo-
logischen Sektion (1894), unter dem Ausdruck des Bedauerns, dass sich
nicht das Gleiche von seiner meeruragürteten Heimat sagen liesse. Und
noch weniger wohl von den meisten Ländern des Kontinents, wo jeder mit
sich selbst darüber abrechnen mag, was am vorteilhaftesten sich in Rech-
nung stellt, um aus dem Wettkampf der Nationen als Sieger hervorzu-
gehen. Da sich für solche Zwecke auch der Schulmeister als mitredend
erwiesen hat, sollte sein Anteil am wenigsten verkümmert werden, gegen
den von dem »Donner der Kanonen« beanspruchten; der freilich den letzten
Ausschlag zu geben hat, wenn es zur »Ultima ratio« kommt, aber sofern es
zu solcher, aus dem Rat verständiger Schulung, nicht zu kommen braucht,
dann um so lieber entbehrt bleiben wird, in einem die friedliche Ver-
brüderung der Erdenbürger inaugurierendem Zeitalter (der Humanitas).
Im psychischen Wachstum walten elementar gleichartige Denkgesetze,
die für ihre Folgewirkungen freilich in die Verschiedenheiten des ethnisch
jedesmal charakteristischen Gedankenganges auseinandergehen (den Differen-
zierungen der Völkergedanken gemäss), aber, bei Reduktion auf primäre Zell-
prozesse, diesen (wie in vegetativischen Wachstumsprozessen) einen gesichert
anknüpfbareu Leitungsfaden zu entnehmen vermögen, um sich unter den
Irrgängen der, an der Oberfläche täuschenden, Maskierungen zu orientieren.
Des Wildstamms Denken im engsten Bereich, zeigt sich in desto
strenger geschlossene Bande seiner Logik eingeschlossen, obwohl nun,
was dadurch zu Stande gebracht wird, als elendiglich schwaches Produkt
erwiesen steht, im Verhältnis zu der artistisch durchgestalteten Maschinerie,
die einer kulturell geschulten Denkthätigkeit zu Gebote steht (um dialektisch
damit zu arbeiten).
Wie leicht also wäre hier die Beherrschung, kraft des (auch ideal
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gültigen) »Stärkeren Rechtesc (im jus fortioris); und die armen Wilden, die
den Gaukelpossen ihrer Schamanen und Fetizero's schon hülflos preisge-
geben sind, ins Sklavenjoch besserer Belehrung (für eigenes Beste in »Er-
ziehung des Menschengeschlechts«) einzuspannen, müsste doch wahrlich
ein Einderspiel sein für die mit dem luxuriösen Aufwand der Hochschulen
grossgezogenen »Welt weisler« unserer Civilisation.
Und so wird es sein, sobald einer Lehre von Steinen, Pflanzen und
Tieren sich die vom Menschen angereiht haben wird, im gleich natur-
wissenschaftlichen Sinne (humanistischer Studien). Die für solche Behand-
lung (der Steine, Pflanzen und Tiere) berufenen Gelehrten stehen auf einer
Warte universeller Umschau über den Globus, und der Geologe sowohl,
wie der Botaniker und Zoologe, findet sich gleich familiär vertraut auf
jedem der fünf Kontinente (soweit die, seit Erschliessung derselben ge-
lieferten, Materialien für das Detail bereits ausreichen).
Wie nun mit denjenigen Berufsklassen, denen von unserm Kulturstaat
die Pflege des Menschen übertragen ist in philosophischen oder philologisch-
historischen Disziplinen? (den humanistischen bezeichnenderweise, für das
»genus humanum«).
Ihnen ist die Welt noch mit Brettern vernagelt, innerhalb der
Schranken des klassischen Orbis terrarum, und wo derselbe seine trans-
atlantische Erweiterung erhalten hat, trägt die moderne Übertünchung
um so mehr dazu bei, die endogenisch vertieften Schichtungen aus den
Augen zu halten.
Die den Höhen sonnbestrahlter Reflexionen und Spekulationen zu-
gewandten Blicke der Philosophen schweifen weit erhaben hinweg über
das Nachtgedankel, worunter das Getriebe der am Boden kriechenden
Wildstämrae lagert, und der Philologe, je grandgelehrter, vertieft sich
desto tiefer in die Minutiositäten seines Specialfachs, zum Besten desselben
(wie recht und billig für das Detail der Teilarbeit). Seitdem auf den
Verzweigungen des arischen Sprach Stammes fortgeführt nach Indien, hat
der Sanscritist wertvollste Schätze dort gehoben, aus dem, was die Texte
lehren, soweit litterarisch fixiert, aber das bunte Marktgewühl des sozial
lebendig pulsierenden Lebens, wie aus Vielfachheit der Stammes- und
Stäudegliederungen durcheinander drängend, pflegt in böhmischen Wäl-
dern und Dörfern zu verbleiben, soweit nicht neuerdings zu deutlicheren
Anschauungen gelangt (durch museale Aufstellungen).
Den Historikern ist seit dem Anlauf zu einer »Universalgeschichte«
(in den Sammelwerken des vorigen Jahrhundert's) das Bedürfnis ihrer
Kulturgeschichte gekommen, die indes grösstenteils nur zwittrige Miss-
geschöpfe gezeugt hat, ohne genügende Lebensfähigkeit, um z. B. einen
Organismus, gleich dem aus China^s uralter Kultur erwachsenen, bis in das
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feinere Geäder seiner physiologischen Funktionen za durchspäheni in den
wechselnden Phasen seiner Kunst-, Litteratur- und Rechtsgeschichte, (und
der politischen ausserdem), so dass alle die aus vergleichenden Parallelen
entnehmbaren Aufklärungen unausgenutzt verbleiben [und der Verwertung
entzogen, wo ihre Kenntnis, wie wissensch^iftlich, auch praktisch, (im diplo-
matischen Verkehr etc.) zu Gute kommen könnte].
Statt den neuen Wein in alte Schläuche zu füllen, bedarf es einer
Neuanlage für das »Novum Organouc der Zukunft, uud zwar in einem
dem Umfang seiner Bedeutung würdig entsprechenden Stil, da es hier zum
ersten Male (in Wahrheit und eigentlichem Wortsinn) dem Menschen um
sich selbst sich handelt, um sämtliche Variationen des Menschengeschlechts
anf der Erdoberfläche, nicht mehr nur das kulturelle Teilganze ^) allein, in
derjenigen Weltgeschichte, die ihm seine Welt umgriff (unter demgemässer
Erweiterung der Volksgeschichte).
In heutiger Welt schwärmt und summt es mit dem Badgetriebe
des internationalen Verkehrs, und jeder thut wohl, mit dieser komplizierten
Maschinerie sich eingehend vertraut zu machen, um nicht etwa von ihr
zermalmt zu werden, wenn (zur Mitarbeit gedrängt) sich durch Fehlgriffe
versehend.
Und so im Concerte der Gross- und Kleinmächte würde der in Gleich-
giltigkeit des Nichtwissens unbekümmert Verbleibende diejenigen Melodien
nachzupfeifen haben, die besser hineinstimmen in den Gesamtrhythmus, wes-
halb es sich klärlicherweise dem Staatshaushalt vorteilhaft erweisen dürfte,
die (nach pädogogisch durchgangiger Bescheidenheit) in massigsten Grenzen
verbleibenden Mittel für ethnologische Schulbildung zu gewähren — vor-
teilhafter und billiger, als die (bei Ermangelung derselben) bedrohenden
Missgriffe durch teures Reugeld nachträglich wieder gut machen zu
müssen, (so lange die bösen Folgen abzuwenden überhaupt noch im Be-
reich der Möglichkeit verbleiben sollte).
') Nach dem Principium dividendi werden (im Totum divisam) die Membra divi-
sionis (oder Membra divideDtia) eingeteilt, und dann gehen die Subdi Visionen weiter,
synthetisch (von Gattungs- zu Artbegriffen fortschreitend) oder analytisch (bei Zerlegung
der gegebenen Arten in ihre Merkmale), für die Topik (oder totoxo), in Versefizierung
von Aphthonius' Chrie (b. Daries) fttr die Rhetorik (ciceronianisch), bis zur „Grossen
Kunst" (in LuUus' Maschinerien), die Liebhabern überlassen bleibt, da es ihrer mecha-
nischen Umständlichkeit nicht bedarf, um die contradictio in a^jecto (in einer den
Taubsten ^ad absurdum" führenden Paradoxie) zu erweisen, wenn Einheitliches (in Arten-
heit des Menschen) wiederum eingeteilt werden soll (statt die Forschung auf rational
proportioneile Zerlegungen hinzurichten). Die „logicxd division" hat (neben „physical
division" oder partition) auch die „metaphysical division" (s. Jevons) einzubegreifen,
nachdem objektiv konkrete Anschauungsbildcr gewonnen sind (in den ethnischen Mani-
festationen der zu Völkergedanken differenzierten Primalitäten, aus psychischer Ele-
mentaranlage).
M. f. V. 6
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Ohnedem braucht die scheinbare Unermesslichkeit der Aufgabe, welche
eine Durchwanderung des gesamten Globus in all' seinen Windungen
und Verschlingungen zur Pflicht hinstellt, keineswegs abzuschrecken,
denn seitdem es glücklich gelungen ist, die Spannungsreihe der Elementar-
gedanken festzustellen, rechnet der Ethnologe mit Logarithmen, so dass
sich die Denkprobleme gleich spielend lösen, ob auf das Niveau des
Wildzustandes gestellt, ob aus den Kulturschöpfungen höchster Geschichts-
blnte (einheimischer oder fremder). Das braucht nicht in das Gedächtnis
derer zurückgerufen zu werden, die wir als Leidensgenossen die schwere
Zeit eines zwanzigjährigen Frondienstes mit einander durchlebt haben,
unter Zusammenschleppen des Rohmaterials aus allen Ecken und Enden,
in lästig bedrückender Handlangerarbeit, (die indes nicht gespart werden
durfte, wenn etwas Ehrliches werden sollte; aus dem Werk, das bevor-
stand). Desto froh leichter kann jetzt aufgeatmet werden, wo die Fun-
damente gelegt sind, auf unerschütterlich gesichertem Boden der Natur-
gesetzlichkeiten, die zu ihrer organischen Ausgestaltung um so rascher ge-
langen werden, je weniger durch frühreife Eingriffe gestört.
Und hier mag ein Wörtchen hinzugefügt werden, für die jung
herantretende Generation, die, auf den Schultern der Vorang^|rangenen
stehend, weiter blickt und klüger zu sein verdient, wenn vernunfl^emäss
wirtschaftend mit dem Erbgut, das ihr überlassen bleiben wird (zu
bester Verwertung).
Die Reihen derer, die im Anbeginn zusammenangetroffen wurden,
lichten*) sich von Jahr zu Jahr. Elaum ist noch der Eine oder Andere
abrig, aus frühestem Kreis, um zurückzublicken auf jene Tage, wo
die Ethnologie in ihrer Wiege gebettet lag, als ihrer Vorgeschichte
Dämmerungsstunde den heraufziehenden Morgen kündete. Seitdem, mit
Anbruch desselben, ihre geschichtliche Epoche einsetzte, haben sich
rasch die Reihen der Mitarbeiter gefüllt, denen (bei emstgesinnter
Hingabe an den, durch den Ruf der Zeit geheischten, Dienst) diejenigen
Erfolge zu danken sind, wodurch jetzt der Boden gebreitet und vorbe-
reitet liegt, für unbehinderten Fortbau an dem Lehrgebäude unserer »Lehre
von Menschen«.
Und erfreulichst tritt jetzt (zur Ergänzung und Ablösung) ein neuer
Nachwuchs heran, eine bereits vorgeschulte Streiterschar, so dass es bald
gelungen sein wird, die zeitgemäss begründeten Rechte der Ethnologie zu
*) Als Mancher, wie der „mit den Ältesten dem Herrn gedient*, begraben war
(am Berge Gaas), „und auch Alle, die zu der Zeit gelebt hatten, zu ihren Vfttem
versammelt waren, kam nach ihnen ein anderes Geschlecht auf, das den Herrn nicht
kannte, noch die Werke, die er gethan hatte*' (und es diente Baalam); bis dann, mit Fülle
der Zeit, wiederum Propheten berufen werden mussten (von der Wahrheit zu zeugen).
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allgemeiner Anerkennung zu bringen. Jetzt, im vollen Schuss der Ent-
Wickelung, bedarf es keiner Stimulantien mehr, eher vielleicht einer Ab-
Schwächung des enthusiastisch fortreissenden Eifers, um kühlem Ver-
standesgebrauch seine trockene Nüchternheit zu bewahren.
Der »geheime Bautrieb c (vor dem der materialistische Geschichts-
schreiber warnt) prickelt auch hier. Gearbeitet sei schon genug, man
könne nun wohl an das Erklären gehen. Was der Himmel nicht wolle!
denn dann: »Ga man hen, se sitt all weder in^n pissputtc (unsere \ieV
Frau Ethnologia).
Aus wüst chaotischem Massenmaterial hat sich, binnen wenigen
Dezennien, genugsam geklärt, um Erklärungen zu gewähren, in über-
raschendster Hülle und Fülle, aber diejenigen Erklärungen eben, die auf
naturwissenschaftlichem Arbeitsfeld ungesucht sich aufdrängen und auf-
zwängen aus Belehrungen der Natur; und sie (durch die, ihr selber abge-
lauschten, (Geheimnisse) sodann in des Menschen Hand gegeben hat, ihm
ihrerseits zu dienen (in jeder fachgerecht durchgestalteten Disziplin), um
fortab beherrscht zu bleiben, durch seines Geistes Macht (soweit sie reicht).
Was sich dagegen die »Bitter vom Geiste aus [Geist (oder Gischt) sprudeln-
den] Himgespinnsten zusammenweben wollten, würde nichts anders erklären,
als dass sie bereits bei ihrem Altweibersommer angelaugt sind, während
der Jugend gerade zum Eindruck zu kommen hat, dass kaum eines
frühesten Frühlings erster Lenz erst angebrochen ist für diejenige Wissen-
schaft, an deren Tempel fortan weiter zu bauen sein wird (in der Geschichte
der Menschheit).
Die ihre Bestimmung aussprechende Zielrichtang des Menschen, zum
Zweck und für Aufgabe seines Daseins, ist in Kenntnis seiner selbst ge-
stellt, durch das Gebot des jya>&i aeauzövy (oder gleichlautender Sprüche
vieler) und indem die Grundursache des Schmerzes in der Unwissenheit
(Avixa) wurzelt, weist das »Vierwortc auf Anstreben des Wissens hin, zur
Erlösung (unter Aufhellung umlagernden Dunkels).
Die Selbsterkenntnis führt auf die Selbstbeobachtung, deren nach
Innen gerichteter Blick indes, je tiefer versenkt, desto dunkler sich um-
schleiert, weil in die dem Physischen (eigener Leiblichkeit) eingebetteten
Wurzeln des Psychischen auslaufend*
Und so gilt es also die Anschau des Draussen (im deutlich erhellten
Reflex des innerlichen Gedunkeis), um aus dem Zusammenhang des Ganzen
auch denjenigen Teil zu verstehen, der mit des Menschen Wesenheit zwischen-
hineingefüg^ steht.
Hier setzt nun der naturwissenschaftliche Forschungsgang ein, die
Dinge, wie sie vorhanden, durch Verständnis zu bemeistern, in Arbeits-
teflnng nach einander, und die, demgemäss auf das Endziel hin aufge-
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— 68 -
Sffiiete, Strasse baut sich aus Vergleichungen auf, die empirischer Er*
fahrung entnommen sind, in den Beobachtungen kontrollierend geprüfter
Experimente.
So arbeitet der Chemiker in den Versuchen, mit denen er experimentiert,
unter erprobender Anderang derselben (bis es stimmt, im Resultat), so
der Biologe im Variiren des Standpunkts, von dem aus die vor den
Augen ablaufenden Vorgänge in Betracht zu ziehen sind (um sie nach allen
Richtungen hin umschaut zu haben).
Und so, auf gleichem Wege, wäre nun also, nach Durchwanderung
der den Steinen, Pflanzen, Tieren zugehörigen Reiche, das des Menschen
in Behandlung zu nehmen für seine physische Hälfte nach den bereits
festgelegten Grandsätzen der Physiologie, und für seine psychische daneben,
im Operieren mit den Anschauungsbildem, die aus eigenem Innern an dem
Horizont der Gesellschaftswesenheit (in ethnischen Kreisungen) projiziert,
von dort sich reflektieren werden, um zu lehren, was der Logos redet.
Dies also wären die Offenbarungen, denen die Sehnungen zugewandt
sind. »Alles, was wir von dem Gott, der es allein ist, mit Gewissheit
erkennen können, beruht auf seiner Selbstoffenbarung durch den heiligen
Geiste (formuliert V. v. Strauss die theologische Fassung). »Gottes' Wesen
ist sein Lebenc (s. Eckart), in frommer Freundeswahl (abrahamitisch).
Nachdem im Fortgang des, auf Stützen der in ethnischer Psychologie
thatsä^hlich angesammelten Daten voranschreitenden, Forschungswegs das
Gfsamtgebiet der Denkmöglichkeiten erschöpft ist, — in den Wandlungen
der Elementargedanken unter den Differenzierungen der Völkergedanken,
worin der Gesellschaftsgedanke sich ausspricht, als gemeinsamer Mensch-
heitsgedanke — , muss damit dann dem Besitzstand des Wissens' ange-
eignet sein, was dem Menschen auf tellurischer Laufbahn zu wissen be-
schieden sein kann, um zu eigner Erkenntnis hindurchzudringen, im Selbst
eines Jeden (soweit es sich ihm yersteht) ; aus innerlich hörbarer Stimme,
im Einklang mit des Kosmos harmonischen Gesetzlichkeiten.
Das Denken lebt sich in der Kausalität (dem Kausalnexus Ton Ur-
sache und Wirkung), demjenigen Wachstumstrieb (eines nisus formativus)
entsprechend, der (vegetativisch) aus vis vitalis (der Spiritus vitales) auf
chemische Umänderungen zurückgeführt ist (in Diallaxis und Mixis); und
im Suchen nach der »Causa sufficiensc als »principe de la raison determinante
ou süffisante« (bei Leibniz), wird eine Beantwortung angestrebt für die
Fragen, die sich stellen, mit einfallendem Reiz, wodurch demgemäss
entsprechende Reaktion provoziert wird, im lebenden Organismus sowohl,
wie aus wahlverwandtschaftlichen Affinitäten durchweg (unter beherrschenden
Gesetzlichkeiten).
Aprioristisch angeboren (b. Kant), kommt die Kausalität (b. Hume)
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— 69 —
aas gewobnheitsmässigen Erfahrungen zum Verständnis, da als »Grundgesetz
des Denkensc (s. Kirchner) der Satz gilt: »Kein Ding ohne Ursachec,
soweit aus Belationsbegriffen eruierbar (durch logisches Rechnen).
und nachdem alle die Bechnungsaufgaben, die im Gange der
Forschung heranzutreten haben, erledigt sein werden (unter gewissenhaft
prüfender Kontrolle jeder einzelnen), verbliebe dann in Erwartung: Was
weiter? (wenn das logische Rechnen bis auf ünendlichkeitsrechnungen
gelangt, im Infinitesimalcalcul).
Für die in der Gegenwart mit ihren Pensum Beauftragten genügt
die. Überzeugung, sich auf dem richtigen Wege zu befinden, der unter
Wegweisung der Zeit zum Ziele führen muss — , schon deshalb, weil es einen
anderen überhaupt nicht mehr giebt, unter all^ denen, die nach jedmöglicher
Richtung hin versucht worden sind, solange auf dem Erdplaneten die über-
schaubare Geschichte des Menschengeschlechts ihre Bolle abgespielt hat
Und so spricht auch hier ein »kategorischer Imperativ« der Pflicht, dem
gerecht zu werden, was mit Fug und Becht verlangt wird, im Interesse
der Humanitas (nach jedem Sinne, der diesem Worte innewohnt).
Die stolze Überhebung über das humanistische Normal-Niveau (in
den Humaniora) hat sich als verfrüht erwiesen, doch fügt sich vielleicht
naturgemass dem Komparativ sein Superlativ einstens hinzu, wenn statt
des »Gott« in der Geschichte, der »Mensch« darin gesucht werden sollte,
von ihm selber eben, um aus der Menschheit Bild sich selbst zu finden
(mittönend im Einklang des All-Einen).
Nie, so lange die Erde sich gedreht hat, ist eine Epoche gleich er-
eignisvoller Katastrophen, in kürzeste Fristspanne zusammengedrängt,
innerhalb der Menschheitsgeschichte durchlebt worden, als wie von heutiger
Generation.
Wie verschieden für die, welche um Mitte des Jahrhunderts zu
klimakterischen Jahren der Mannheit anstiegen, — wie verschieden die
Welt, die ihre Wiege beschien, von der derjenigen, die jetzt, nach Über-
schreitung der, im Namen der Sexagenarii schon ausgedrückten, Scheidungs-
linie, von dem Schauplatz abtreten (nach einander).
Der seit dem Entdeckungsalter eingeleitete Fortgang der Naturwissen-
schaft hatte nach Durchforschung der chemischen auch die physikalischen
Kräfte, — des Dampfes, durch Bemeisterung der aus solarer Quelle
strömenden Wärme und der aus tellurisch magnetischen Tiefen zu Aus-
sagen gezwungenen Elektrizität — , menschlicher Kunst zu Diensten gestellt.
Unter zeitlichen Ersparnissen rücken die räumlichen Entfernungen zu-
sammen, die Bedürfnisse physischer Existenz werden durch allüberall auf-
springende Erfindungen verschönert und erleichtert, und der primär tech-
nische Ausgang der Feuererzeugung, — der (obwohl Gabe uralt mythischer
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— 70 —
Kalturheroen) in primitivsten Anfängen stecken geblieben war (die Jahr-
tausende der Vergangenheit hindurch) — wird Schlag auf Schlag verbessert,
von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, um hell und heller aufzuleuchten im blenden-
den licht, wie die Metropolen der Gegenwart bestrahlend, und Wohl-
behäbigkeit fordernd, in jedem Haus (bis in die Hütte des Ärmsten).
Unter solch veränderten Konstellationen erwacht (mit dem Wechsel
der Saecula) auf der Weltenbühne das fernerhin zum historischen Ab-
spielen der ihm zugewiesenen Rolle berufene Geschlecht (im Geschichts-
drama der Menschheit).
Wie anders also der geistige Reflex des Gesellschaftsgedankens, dem
sein Primat zuzuerkennen ist, seitdem die naturwissenschaftlich synchro-
nistischen Triumphe auf biologischem Gebiet, psycho-physisch (in der
Physiologie der »Physis«) gefestigte Stützpfeiler eingerammt haben, um
die im idealen Schwünge der Psychologie emporstrebenden Regionen zu
tragen, wo aus elementar gleichartigen Unterlagen die Völkergedanken
sprossen, in den Differenzierungen buntester Variationen über den Globus
hin (durch Raum und Zeit).
Hier also gilt es jetzt die Lösung des in dem Menschen selbst ge-
schlungenen Rätsels, um das, was des Kosmos' harmonische Gesetzlich-
keiten durch waltet, mit seinem Verständnis zu durchdringen, soweit es
reichen wird, in deutlich aufgeöffneten Zielrichtungen (um der, aus ihnen
gesteckten, Bestimmung genug zu thun).
Und hier also geh^ es gedeihlich voran, mit frisch froher Arbeit auf
allen Forschungsfeldern der Anthropologie und Ethnologie (für unsere
»Lehre vom Menschenc), um baldigst zu vernehmen, was sie ferner noch
zu lehren haben wird — über das Genus Homo, oder des »emporschauen-
den« Anthropos, Humanität (im vollsten Sinne dieser, die vorliegenden
Aufgaben kennzeichenden, Wortbedeutung).
A. B.
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Das siamesische PrachtwerK Trai-Phüm,
(Die „Drei -Welt".)
Bei meinem Aufenthalt zu Bangkok im Jahre 1862 wurde mir im
Verfolg der, mit dem gelehrten König Mongkut (der damals auf dem Thron
Siam's sass) geführten, Gespräche der Zugang zu der Bibliothek des könig-
lichen Palastes eröffnet, und neben Geschichtswerken, die zu Auszügen fttr
Übersetzungen benatzt wurden (cf. Y* d. östl. As. L S. 289 u. flg.), &nd ich
dort ein illustriertes Kunstwerk, auf das buddhistische Weltsystem bezüglich,
aus dem gleichfalls einige Absätze kopiert sind (cfi Y. d. östl. As* lU, S. 353).
Mein Wunsch einer genanen Kenntnisnahme konnte damals nicht
realisiert werden, doch hat sich derselbe in späterer Erinnenmg oftmals
erneuert und zu mancherlei Korrespondenzen geführt, mit denjenigen
Adressen in Bangkok, die anderer Zwecke wegen für das Museum sich
thätig erwiesen hatten.
Lange blieben die Nachfragen ohne Erfolg, da das Buch in der Palast-
Bibliothek nicht länger auffindbar erschien, und erst im vorigen Jahre
ermöglichte ein glücklicher Zufall eine Spur wieder zu erlangen, dank der
gütigen Bemühungen des durch deinen langen Aufenthalt in Siam, und ein-
gehender Studien der einheimischen Yerhaltnisse mit denselben bestver-
trauten Herrn Gerini, Direktors der Kadetten-Anstalt (Military College,
Bankok).
Die Resultate ergeben sich aus den beifolgenden Mitteilungen letzter
Briefe darüber (aus dem Englischen übersetzt).
Bangkok, 8. März 1894.
Geehrter Herr!
Es macht mir grosses Yergnügen, Ihren sehr freundlichen Brief
vom letzten Januar zu beantworten, in welchem Sie mich um Nachricht
in betreff des Trai-Phüm und anderer Stoffe befragten.
Bald nach Empfang desselben lieh ich das berühmte Trai-Phüm-Buch,
welches einst dem König Phyä Täk gehörte, und schickte an Dr. Haase
eine Mitteilung, dass er herkommen und es ansehen möchte und alsdann
seine Meinung an Sie berichten. Ich hoffe, dass sie seinen Brief vor
diesem erhalten haben. Ich würde, als ein genauer Kenner des Gegen-
standes, den Ankauf dieses einzigen Werkes für Ihr Museum sehr em-
pfehlen, da ich sicher bin, dass, wenn nicht die gegenwärtig günstige
Gelegenheit ergriffen wird, es vorteilhaft zu erwerben, irgend einer sonst
das Buch kaufen wird.
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— 72 —
Dr. Haase^) wird, wie ich hoflTe, Ihnen Mitteilung gemacht haben
von dem Um£Bing des Buches, von der Schönheit und Frische der Illustra-
tionen und der durchweg sehr guten Erhaltung (das Alter betreffend) einer
jeden Seite. Ich werde einige wichtige Einzelheiten noch hinzuf&gen.
In erster Linie habe ich Sie davon zu unterrichten, dass dieses Werk
keineswegs den Text des Trai-Phüm enthält; es umfasst dagegen die lUa-
strationen der einzelnen Teile jener Abhandlung, mit einigen erklärenden
Worten auf jeder Seite, die in modernen siamesischen Charakteren ge-
schrieben sind* Zu Anfang des Buches und gelegentlich weiter hin finden
sich einige Seiten Text in Siamesisch und einige Teile in Päli, die aus
dem Text des Trai-Phüm ausgezogen sind. Die auf der ersten Seite
eingeschriebene Vorrede sagt wie folgt (die Übersetzung ist meine eigene
und ich garantiere für ihre Richtigkeit): »In dem 2317"*^ Jahr der
buddhistischen Zeitrechnung, heute, Dienstag, 12*«^ Mond-Tag des 11*^
Monats der Chular-Zeitrechnung des Jahres 1138, Jahr des Affen, kam
der König (Phyä Täk Sin) heraus, um in der Thronhalle, inmitten des
Königlichen Palastes, in der Hauptstadt Tonburi Qri Mahä Samud (Bangkok)
gelegen, einer zahlreichen Versammlung von Edelleuten und Beamten
Audienz zu geben. Nachdem er dort den Text des Trai-Phüm geprüft hatte,
entsprang der Wunsch, dass alle seine Unterthanen die drei Aufenthalte
(bhümi) und die fünf Lebensbedingungen (gati) aller Wesen, ob himmlisch,
menschlich, ob den unteren Regionen angehörig, (in asuras, pretas) etc. kennen
lernen sollten, und so befahl er dem ersten Minister Chan Phrayä ^rl-Dhakma-
dhiräy, ein zusammenlegbares Buch erster Güte zu besorgen und es
zeichnungskundigen Männern zu übergeben, um mit allen notwendigen
Figuren in der Residenz der Shanga-räja bemalt zu werden, welche mit der
Inschrift des Textes und der Erklärungen, in Übereinstimmung mit den ge-
heiligten Päli (Schriften), versehen sein werden, so dass es als ein Modell
für die Zukunft dienen kann«. Gezeichnet (in Unterschrift):
(Luang Phetjavakan
Nai Nan
Nai Buntsa
Nai Riong
Nai bunga \
Nai jet I aU Schreiber (alak-shanas),
Nai Son i haben d. Text geschrieben
Nai tbong kam j
(zu des Königs persönlichem Gebrauch). —
*) Dieser für königliche Dienste im Palast zu Bangkok beschäftigte Natur-
forscher ist seitdem aus dem Leben geschieden (nach hier eingegangener Trauer-
nachricht).
haben gemalt die
Illustrationen
wir
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- 73 —
Dieses ist, textmässig, die Inschrift der ersten Seite, welche Ihnen
sofort zeigen muss, dass wir uns hier einem Musterwerk von der wirk-
lich ersten Klasse gegenüber befinden. Ich kann hinzufügen, dass dieses
das einzige Werk seiner Art ist, welches in Siam, ja sogar in der Welt,
zu finden ist; sogar die Bibliothek des Königs besitzt nicht eine so schön
illustrierte Kopie desselben Werkes; und es steht in Voraus fest, dass, wenn
man dort von dieser Kopie wüsste, sie sofort verlangt werden würde. Die
gegenwärtige Besitzerin ist eine Palastdame, von der Familie des Königs
Phyä Täk abstammend; und da sie das Buch als eine Familien -Erinnerung
besitzt, so würde sie um keinen Preis dazu beistimmen, sich von ihm zu
trennen. Aber ich überredete einen ihrer Verwandten, mit welchem ich
in bester Freundschaft lebe, sie zu veranlassen, das Buch an mich zu
verkaufen, da dasselbe, nach meinen Darlegungen, an ein europäi-
sches Museum gesendet werden sollte, um dort als ein ewiges Muster
siamesischer Darstellnngs-Kunst vergangener Jahre aufbewahrt zu werden«
Da ich ein grosses Interesse daran habe, dieses seltene Buch nicht in
den Händen sorgloser Eingeborenen zu lassen (denn es ist zu fürchten, dass
es eines Tages verloren gehen oder zu Schaden kommen wird), so habe ich
midi entschlossen, für Sicherung desselben in einem europäischen Museum,
die Erwerbung sobald als möglich zu veranlassen, weil ich sehr besorgt
bin, dass entweder die Eigentümerin anderen Sinnes werden mag, oder
das Buch in fremde Hände übergehen kann.
Ich würde viele Seiten gebrauchen, um Ihnen nur eine trockne Liste
des Inhaltes der 128 illustrierten Seiten (in einer Grösse von 0,51 X 0,27 m)
des Buches zu geben. Mag es genügen zu sagen, dass ausser Scenen der
drei Welten und der verschiedenen Wesen, welche sie bewohnen, femer
noch dargestellt sind zahlreiche Scenen aus dem Leben Buddhas und auch
ans seinem früheren Leben als eines Boddhisatta, welche aus den Jätakas
und spezieller noch aus den letzten zehn Jätakas entnommen sind, welche
von den Siamesen in der höchsten Verehrung gehalten und die grossen
genannt werden. Diese Geschichten haben Sie sicherlich auf den Mauern
der siamesischen Tempel illustriert gesehen, aber gewiss sind sie in keinem
derselben, nicht einmal in dem neu erbauten königlichen Tempel so ge-
wandt, ja sogar so künstlerisch schön gemalt als in diesem Buch. Und ich
kann hinzufügen, dass der Stil der Malerei in diesem Buch von dem heut-
satage üblichen verschieden ist; und die dazu gebrauchten Farben sind
alle von achtem siamesischen oder chinesischen Ursprünge, so wie sie von
altersher gebraucht wurden. Heutzutage gebrauchen siamesische Künstler
Malerei-Materialien europäischer Manuf^tur. Es würde einen sehr ge-
schickten modernen Künstler verlangen, um eine Kopie des Werkes zu
machen; und alsdann würde es weit hinter dem Original zurückstehen.
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— 74 —
und die Kosten worden den dafür geforderten Preis übertre£fen. Die
meisten der Figuren sind vergoldet und die Vergoldung ist überall voll-
kommen unberührt«
Das Buch kann seiner ganzen Länge nach (ungefähr 10 Meter) ent*
faltet werden, und da es auf beiden Seiten bemalt ist, würde es, wenn
es in einem Glasschrank aufgestellt wäre, einen der grossten Anziehungs-
punkte eines ethnologischen Museums bilden. An und für sich ist es
vollständig genügend, eine vollkommenere Vorstellung von buddhistischer
Weltlehre und Schriftlehre zu geben, und keine bessere lässt sich denken,
als man aus einem Durchlesen der Seiten des Trai Phüm-Textes selbst ent-
nehmen kann.
Ich muss hier zu Ihrer Information hinzufügen, dass kein Original*
Text des Trai Phüm in Päli existiert. Das Werk, Trai Phüm') genannt,
ist in der Siamesischen Sprache geschrieben und war auf Befehl desselben
Königs Phyä Täk zu ungefähr derselben Zeit mit dem illustrierten oben
beschriebenen Buche, aus Päli- Werken zusammengesetzt, von Kommen-
tatoren der buddhistischen Schriften kompiliert. Solche Werke werden
von modernen siamesischen Buddhisten als nicht kirchensatzlich be-
trachtet. Unter ihnen kann ich die folgenden erwähnen:
1. Lokadhipaka.
2. Loka santhäna pannatti.
3. Okasaloka, etc.,
welche noch in dem ursprünglichen Päli in Siam existieren und, obgleich
mit einiger Schwierigkeit, verschafft werden können.
Das hier von dem verehrten Korrespondenten über Siam Bemerkte
stimmt mit dem betreffs Birma Gültigen überein, wo ich verschiedene Bücher
dieser (dem Litteraturkreis der Purana etwa entsprechenden) Veröffent-
lichungen erwerben konnte, und gewinnt sich aus ihnen erst ein Einblick in
die Schaffensthätigkeit des volkstümlichen Denklebens, während das Interesse
an den orthodox -gelehrten Texten lebhafter von denjenigen gefühlt ist,
die sich dieselben monopolisiert haben (zunächst für philologische Zwecke).
Dass dieses Werk, wie der verdienstvolle Wiederauffinder desselben
schon bemerkt, als ein XJnicum zu betrachten ist, als eine Art „Codex
argenteus" (obwohl mehr golden als silbern und somit etwa „aureus^*) des
Buddhismus (der ältesten und weitverbreitetsten Religion auf der Erde),
bedarf für den Kenner ostasiatischer Verhältnisse keiner Auseinander^
Setzung. Was sich Ähnliches in China oder Japan antreffen möchte,
wäre immer nur die Darstellung einer Schule (und von parteiischer
*) Der korrekte siamesische Titel ist: Trai Phüm Vioijjhai.
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Polemik rasch dann zerfetzt), während derartig tibetische Analogien auf
den Elosterbesitz beschränkt bleiben würden (und in dessen Umbereich
nur gültig).
Der dem Hinajana heilige Centralsitz seines Glaubens auf Lanka (wo-
hin die Palladien des Buddhismus von Buddha Gaya geflüchtet waren),
liegt allzusehr in einem Mittelpunkt des internationalen Verkehrs, als
dass Zersetzungen hätten fem gehalten werden können, zumal seit der
dortige Boden theosophisch überwuchert ist (unter dem Zwischenfall
dichterischer Phantastereien aus dem »Light of Asiat). Diese innerhalb
eines Jahrzehnts vollzogene Umwandlung hat sich mir deutlich genug
ergeben aus Vergleich der Gespräche vom Jahre 1890 mit denen des
Jahres 1880, und weitabstehend diese schon you denen, die im Jahre
1861/62 in den Klöstern Birma^s und Siam's geführt werden konnten.
In diesen beiden Ländern lag die offizielle Vertretung in der Hand des
Staatsoberhauptes selbst, indem sowohl König Mendu-min (wie von früher
verwalteter Provinz benannt) in Birma, wie (in Siam) König Mongkhut
an der Spitze der buddhistischen Hierarchie stand, als gelehrtester
Repräsentant derselben. Das Gleiche galt zur Zeit Pbaya-Tak^s, des
Wiederherstellers der nationalen Unabhängigkeit der Thai, und was damals
in einheimisch-technischer Vollendung hergestellt werden konnte, würde
jetzt aus dem Bereich irgend welcher Möglichkeit liegen, infolge der
seitdem bereits zur Durchwirkung gelangten Einflüsse aus unserm arischen
Kulturkreis (unter raschen Steigerungen fremdländischen Handelsverkehrs,
von Jahr zu Jahr).
Schon dass ein ähnlicher Plan nochmals gefafst werden sollte, gehört
zu den Unmöglichkeiten, da Birma ohnedem, mit Verlust seiner nationalen
Selbständigkeit (unter englischer Herrschaft) zu streichen wäre, und in
Siam, das allein übrig bliebe, sich heutzutage selbstverständlich kein
Kunstprodukt schaffen liesse, das einem hundert Jahre älteren die
Priorität bestreiten könnte.
und so lässt sich ohne Widerspruch als faktisch konstatieren, dass
vom Buddhismus unter seinem populären Durchschnittscharakter (also
dem für kulturhistorisches Volksleben bedeutsamsten) die einzig beste Kopie
(oder der eigentlich einzige Originaltext gewissermassen) fortan im hiesigen
Museum aufbewahrt bleiben wird (zam Besten der Fachstudien).
A. B.
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Zur Farben- Tafel.
Im »Ethnologischen Bilderhucht (Berlin 1887) findet sich (auf
Tafel V) eine bildliche Darstellung*) des Nirvana, als Sunya, in der Leere
(und Lehre) des Mahayana, während hier aus dem Hiuayana ein Seiten-
stück geboten wird, in der einem himmlischen Jerusalem (der Apokalypse)
entsprechenden Myang (Stadt) Niphan (den Illustrationen des Trai-Phum
entnommen), cf. Vlkr. ds. östlch. As. (III, S. 353).
Die Vielfachheit weit differierender Definitionsweisen des Nurwana
folgt, erklärlich genug, wie mehrfach bereits bemerkt, aus den in Gefühls-
stromungen schwankenden Umrissen, worunter Eschata, die über jede
Begrifflichkeit transcendierend hinausliogen, versinnbildlicht werden sollen,
und ein in den Ländern der Civilisation umhergesandter Fragebogen be-
treffs der von den verschiedenen Gesellschaftsklassen (und bei den Ein*
zelnen wieder in diesen) über das Himmelreich*) und seine vielen Wohnungen
herrschenden Vorstellungen, würde voraussichtlich eine bunteste Musterkarte
liefern, mit uranographischem Anschluss vielleicht an eine »pluralite des
mondes« (im Stile buddhistischer Chiliokosmen). Wie der Inder, je nach den
Favoriten in der Trimurti, den Hofstaat in Kailasa oder Vaikuntha, hat
der Islam den Thronsitz seines Allah mit stereotypen Zierstücken ausge-
schmückt, dogmatisch verbindlich für den Glauben, während bei (oder
auf) dem Buddhagama, als religiös-philosophischem System, die Dialektik
das grosse Wort führt, und zwar zunächst mit den der Psychologie ent-
nommenen Argumenten, weil den seelischen Interessen, die hier in Betracht
kommen, nächstliegend (auch in den »seelenlosenc des Abhidharma).
Nieh-pan Jüen-teing (reine) Ruhe (Tsing) abgerundet (jüen) in Nirvana's
Einheit (in Friedensruhe) oder Nehan Enjoh (japanisch).
') Die in den Himmel Aufgenommenen schauen unverhüllt den dreieinigen Gott,
meritorum tarnen diversitate, alium alio perfectius (nach dem Concü von Florenz), mit
Fürstentümern und Herrschaften (aus der Epistel an die Bpheser) in den Himmeln
allen („omnes coeli"), über dem dritten (paulinischen Paradieses), wo der messianische
Hohepriester an der öxiyvoy (der Stiftshütte) fungiert, unter (apokalyptischer) Gottes-
herrllchkoit im ewigen Jerusalem (mit Psalmengesängen einer „divina comoedia").
Aus dem (b. Matth.) geöffneten Himmel fallen (b. Marc.) die Sterne (am Weitende).
Die genauere Ausmal un«x wird vom Pfarrer Oberlin systematisiert, in seiner „Ürano-
graphie** (J. W., HI, S. 30).
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Und indem es sich hier nun nm einen logisch geschlossenen (dem-
nach also kontrolierbaren) Gedankengang handelt, kann insofern von
demjenigen gesprochen werden, was der Orthodoxie als richtig normal zu
gelten hätte.
Die sobezüglich vorgeschriebene Zielrichtung hat unter dem Wechsel-
spiel der Ayatana und Aromana, beim Aufsteigen zu den Meditationsterrassen
der Dbyana, auf Grund der (Manas und Dhamma verknüpfenden) Korrespon-
denz, in »Asangkhata-Ayatanac auszulaufen, beim Hinübertritt aus den, zu
den Phala leitenden, Megga in Akasaloka's Nitya, wenn für des Neibhan
oder Nirvana's Erlosungswort das Ohr geöfihet steht (im Vollgenuss der
langersehnten Friedensruhe)*
Unter Avidya's dunkel umnachtender Vergessenheit lag die Wurzel
verborgen, für all das Unheil, das unter der Wiedergeburten Qualen im
Leid des Lebens zu tragen gewesen war, und jetzt strahlt es in der Panja
Lichteshelle, seit bei dem Umbegriff Asangkhara's auf festgelegten Stützen
(Ayatana) Sangkhara's Nichtigkeit entschwindet (als der Maya täuschender
Trug), da die Durchschau gewonnen ist mit Verständnis deä Dharma (bei
Einheitlichkeit des physischen und moralischen Gesetzes).
Diese seit ausfuhrlicher Formulierung — (1871), cf. Z. f. E. (S. 240) —
in den nachfolgenden Abhandlungen über den Buddhismus ausverfolgte
Definition des Nirvana, als »Asangkhata-Ayatanac bedarf keiner noch-
maligen Wiederholung (zumal da mir bei letztem Aufenthalt in Indien
nochmals bestätigt).
Aus der bildlich durchgeführten Darstellung ergiebt sich für die
uranographischen Provinzen ihre schematische Anordnung, um den Meru,
im Mittelpunkt des Weltsystems gruppiert. Die Ealpe des Windes reicht
bis zum dritten Dhyana, in die Region der Subhas oder Beinen hinauf,
die des Wassers bis zum zweiten Dhyana [die Lichtgötter (mit den
Abhasvaras) einbegreifend], während der des Feuers, wie die Freudenhimmel
(der Deva), auch die Meditationsschichtungen der Brahmas verfallen (im
ersten Dhyana).
Beim Anbruch gegenwärtiger Periode, — welcher die (typhonische) Zer-
störung durch Sturm in (Cyklonen oder) Hurrikanen (antillisch, ihren mexika-
nischen Tonatiuh korrespondierend) voraufgegangen — , hätte die Buhne also
mit dem vierten Dhyana allein noch übrig (in Adrishta) zu eröffnen,
und dort auf unterster Terrasse weilen die Vrihatphala, als Verdienstvollste,
deren thätigem Eingreifen (kraft solch* überschüssigen »Thesaurus
meritorumc) die Wiederherstellung zu danken ist, denn über ihnen machen
sich schon die Vorwehen eines in thatloser Friedlichkeit abgeglichenen
Ruhezustandes (für den Ausgang in Nirvana) merkbar, mit den in Schlummer
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— 78 —
versenkten Asandjnisattwas, den Atapas (oder Schmerzlosen), den in
Schönheit Schauenden (Sudri^as) oder den darin (mit abschh'essender Voll-
endung der Form oder »Rnpac) aasgestaltet (als Sudar^anas) Erscheinen-
den (bei Idealisierang des »Eidosc), and dann, von Heimstätten der Höchsten
oder Akanishtas, zweigen die Megga (Pfade) ab (för ihre Früchte oder
Phala).
Die Vorschöpfang aas dem unsichtbaren (oder, in Adrishta, Unge-
sehenen) setzt also ein (am Erstbeginn) mit Wiederherstellung der wegen
(durchsichtiger) Reinheit eben&lls noch nicht gesehenen Rupaloka (der
Subhas), und unter der hier von den Yrihatphalas ausgehenden Initia-
tive macht sich ein Nachzittem merkbar bis auf das Niveau der Atapas
hinauf, wodurch deijenige abgleitet, der erst in der Brahmaloka zam
Stehen gelangt, um Tapas zu üben (für demiurgische Schöpfang). Der-
selbe ist (im all^uraschen Schuss) dem dazwischen gebildeten Lichtbereich
hindurchgefallen, und aus diesem, (also aus höherer Rangstufe), stammt
nun die (durch irdische Gelüste) in Manushaloka (auf Djambudvipa) fest^
gehaltene Menschlichkeit ab (aus den Abhasvaras nämlich), wie (bei den
Maori) die Heimat der Menschenseelen in Autoia — nächst zu Aukumea
(unterhalb des Geistigen der >Wairua«, aus Rehu's Sitz) — über die der
Nga-tauira (oder »Götterdiener«) steht, (für Ausströmung der Lebensqaelle
in »Hauora«) auf dem Niveau der Engel (gleich Sanjang, der Dajak).
Die durch Eingehen des Buddha (in Nitya's Okasaloka) in (eines Auto-
kineton) Bewegung gesetzten Schwingungen Akasa^s, welche die ganze
Weite der Rupaloka mit dem Streben nach oben durchdringen (bis zur
Höhe der Megga umziehend, in Ajatakasa), haben unter (stoischen) Ele-
mentarwandlungen, aus (feuriger) Luft in Wasser umgesetzt, dort (nach
unten hin) sich im Erdstoff [mit Djambudvipa an des (daselbst kosmischen)
Okeanos* äussersten Rand] niedergeschlagen, und so, wenn an tiefster Grenze
kontemplativer Gedankenwelten, der Schöpfungsprozess beginnt, für den
xuxXo(: -ftviaeoK (des Entstehens und Vergehens) anhakend (in Genesis),
erscheint an Spitze derselben (in Vaiwaswatti) der Todesgott oder Mara
(als »Herr dieser Weite), dessen (in Maya spukende) Gaukeleien von den
Nimmaravati fortgesetzt werden, bis Unbefriedigtheit mit denselben (im leeren
Spiel) den ernsten Entschluss zur Incarnation erweckt (zum Künden des
Heilswortes, durch den Phaya-alaun), und da fortab die Wege des Guten und
Bösen (in Eusala oder Akusala geschieden) abtrennen, vollzieht sich das
Gericht in Yama's Wolkensitz, mit unterweltlicher Spiegelung (im Tar-
taros), wie aus Wechselbeziehung zwischen Nangaburra und Mangarara,
bei Larrikia, während [die, schlimm aus Naraka (zur Empörung) anf-
gährenden, Gelüste zügelnde] Ordnung durch Indra (in Tavatimsa) er-
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— 79 —
halten wird, den Vajra schwingend, >über des Frevlers Haupte (in Tus-
kien), gleich den Heno (indianisch) oder Njaro (anf Bomeo), Shango (in
Toruba), Perkunas, Thor, den Donnervogel (der Eweer sowohl, wie Atha-
pasker) u. A. m. (in vielfacher Wiederholung gleicher Elementargedanken,
unter ethnisch differenzierten Variationen).
Der ganze Erlösnngsplan (als Rechtfertigungsgrund des Daseins)
centriert um Manushaloka auf Djambudvipa, worunter (bis zur Erweite-
rung in Awitchi) die Naraka gelagert sind, während die (bis zum Unab-
sehbaren aufsteigenden) Meditationshimmel im (geistigen) Auge getragen
werden, um dann als Maya zu verschwinden, wenn durch Asangkhata-
Ayatana die eigentliche Realität erlangt ist (in der Wesenheit eigenem
Selbst).
A. B.
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Aus Briefen Herrn Dr. Uhle's.
(Hierzu Tafel HL)
Im Interesse der amerikanischen Sammlungen des Königlichen Mnsenms
für Völkerkunde zu Berlin wurde mit Herrn Dr, Uhle eine archäologische
Reise in Südamerika besprochen, wofür seitens des Ethnologischen
Comite's Geldmittel zur Verfügung gestellt worden sind.
Mit dem Ausgangspunkt von Buenos-Ayres und archäologischen
Forschungen in den nordlichen Provinzen überschritt der Reisende die
Cordilleren, um seine Studien in Bolivien fortzusetzen, mit Hinblick be-
sonders auf die Monumente von Tiahuanaco, worüber von ihm das Pracht-
werk: Die Ruinenstätte von Tiahuanaco bearbeitet worden ist, in Verbin-
dung mit Herrn Dr. Stübel, und auf Grund des von dem Letzteren bei
seinem dortigen Aufenthalt beschafiPten Materials (wodurch zunächst die
gesicherte Unterlage für ein wissenschaftUches Studium dieser, für alt-
amerikanische Kulturgeschichte hochbedeutsameu Lokalität gebreitet
worden ist).
Eine Reibe wertvoller Sammlungen aus den verschiedenen Lokalitäten,
die von dem Reisenden berührt worden sind, ist bereits eingelaufen, und
gegenwärtig werden die Arbeiten (im Auftrage eines amerikanischen
Museums) am Titicaca*See fortgesetzt.
Einer der Ende vorigen Jahres in Berlin eingelaufenen Sendung von
Altertümern war die interessante Beigabe der hier mitgeteilten Quipas
zugefügt, worüber in der Korrespondenz gesagt wird:
»Erklärung der Quipus eines Schafhirten (von Challa, Titicaca-Insel).
!• Los corder OS 7 las ovejas, que estan en cuidado del pastor.
Weisser Haaptfaden bedeutend
die Hembras
200
brauner Hanptfaden: die Haobos,
190 Sttlok
190
blauer
Neben-
faden lo
que el
pastor ba
gastado
mismo:
'^ ovejas
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81
2. Weisser Hauptfaden: machos.
rO»» 01
weiss
\ weisser \
10(^/ Faden |
10 O
Weisser «
i 'T
13 junge
Corderos
1 m
1 m
ir» junge Corderos,
Nebenfaden
19 junge
erhalten
in einem
1 i)
1 m
blaner
Neben-
erhalten in
einem dritten Monat.
Corderos
L anderem
1 m
faden
erhalten in
l Monat
einem Monat
f
3. Weisser Hauptfaden: hembras.
^«
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Weisser Nebenfaden,
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11 junge ovejas
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erhalten
^
in einem
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L m
• Neben-
im zweiten
erhalten im dritten
Monat
i f)
faden
Monat
Monat
Qaipus 2 und 3 repräsentieren die Zahl der crias, machos y hembras,
welche der Hirt in drei verschiedenen Monaten von einem Hirten, welcher
eine andere tropa hütete, und welcher zu gleicher Zeit die madres der
betreffenden crias an die Queseria weiter lieferte, erhalten hat. In der
Qaeseria muss man die Quipus der erhaltenen madres auch haben. Der
andere Hirt wird die gleichen Quipus haben über die crias, welche er an
den ersten Hirten abgegeben hat und die Quipus über die an die Queseria
abg^ebenen madres, so dass sich die verschiedenen Quipu-Reihen zugleich
g^enseitig kontrolieren.
Ich habe somit das Vergnügen, 3 Quipus, wie sie bei den hiesigen
Hirten landesüblich sind, zu übersenden. Es gelang mir nicht beim
ersten Ansturm solche zu erhalten. Bei einem befreundeten Finca-
besitzer in der Nähe von Santiago de Huata weilend, konnte ich die
erhofften Quipus und die zugehörige Belehrung infolge des Misstrauens
des sich mehr mit Schafen als mit Ausländem verstehenden Hirten nicht
erhalten. Erst in Challa, der Finca von Miguel Garces gelang mir dies,
unter Mithilfe des dortigen alten Administrators, Namens Machicado.
Ich übersende Ihnen beigehend die 3 Quipus (Quait'u »Fadent) nebst der
zugehörigen Erklärung, vermutend, dass ich einen vielleicht kleinen, aber
doch jedenfalls einen gewissen Fortschritt in der Erklärung der alten
Quipus damit mache. Was aus den beigehenden Quipus hervorgeht, ist
zunächst dies, dass die Stellen sich ziemlich genau ergeben, an welchen
ein Knoten 100 oder 10 oder Einer bedeutet, femer, dass eventuell durch
verschiedene Farben verschiedene Gegenstände bezeichnet werden, dass
M. f. V. e
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— 82 —
ferner, wenn Fäden zur Hand waren, soweit es möglich war, Einer-
schnüre mehrfach mit andern Farben als die 10 er und 100er Reihen
ausgedrückt wurden, dass femer das ganze Quipus-System , wie es jetzt
existiert, im Grunde nur ein mnemotechnisches Hilfsmittel, lüid abgesehen
von der Zahl und der Verteilung der 2^hlen der Gegenstände, also ab-
gesehen vom arithmetischen Teile, im Grunde eigentlich nicht lesbar
waren. Vielleicht überschätze ich den Wert meiner erworbenen Beob-
achtungen. Aber es scheint mir, dass dieselben vielleicht in Bezug
auf den arithmetischen Teil der Lesbarkeit der alten Quipus eventuell
einen kleinen Fortschritt bedeuten.
Ferner übersende ich Ihnen eine Doctrina christiana in der Art
>Schrift€, von welcher schon Tschudi in seiner wertvollen Reiseschilderung
so verdienstliche Angaben gemacht hat. Was ich Ihnen übersende ist
eine Art bunter Fibel, die Rückseiten der einseitig bedruckten Blätter
dienten dem Indier als das billiger erreichte Material für seine Art
»Niederschriften«. Die Zeichen sind rot, der Angabe nach mit Sulfurin,
welches in Copacabana, auf der Plaza eventuell, gekauft werden kann,
hingemalt. Ich erhielt diese neue Art »Doctrina christiana« in Sampaya
von einem der dortigen hervorragenderen Indier, welcher in der Kapelle
beim Kultus als Art Musikant, in der Doctrina-Belehrung und in der
Abnahme der Konfessionen den anderen Indiem als Doctrinero dient und
gewissermassen von der Klerisei von Copacabana in dieser Bethätiguug
bestätigt ist. Er heisst Serapio Chuquimisa. Wie er mir sagt, hat er
auf das Begehren anderer Indier für dieselben im Orte mehrfach der-
artige gemalte Doctrinas herzustellen. Sie werden schnell wahrnehmen,
dass auch diese Art Schrift ein ähnliches kümmerliches mnemotechnisches
Hilfsmittel ist, wie in anderer Weise die Quipus sind und waren. Von
einem wirklichen schriftlichen Ausdruck der Worte, oder einem guten
der auszudrückenden Gedanken ist keine Rede. Wenn einer die Kapitel
der Doctrina nicht schon halb im Kopfe hat, wird er, glaube ich, niemals
diese Art Schrift so zu sagen »lesen« können. Sie werden die einzelnen
Abschnitte leicht ausschneiden und vielleicht durch Zusammenkleben anf
einer Tafel für die Ausstellung im Museum zu vereinigen vermögen. Dass
es sich um dieselbe »Schrift-« Art handelt, wie die, über welche Tschudi
Notizen gegeben hat, versteht sich von selbst. Felle mit solcher Schrift
bemalt scheinen nicht mehr recht aufzutreiben, wie es zu Tschudi's
Reisezeit der Fall gewesen zu sein scheint. Die Erinnerung, dass man
früher mit solcher Schrift Felle bemalt, existiert wenigstens noch bei der
Klerisei von Copacabana. Von Copacabana an giebt es wenigstens bis
Sampaya undChalla aufTiticaca immer noch einzelne Indier, welche von
dieser Art Schrift wissen oder sie verstehen.
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— 83 —
In den nächsten Monaten kann ich Ihnen vielleicht noch eine Probe
einer anderen figürlichen Art von Gedanken-Expression schicken, welche
dem Charakter phonetischer Schrift schon weit näher kommt, wenn sie
auch vielleicht dem Charakter platter Niederlegung von Gedanken auf
gleichförmigem Material, wie der gewöhnlichen Schrift auf Papier, oder
durch Knotenreiheu ^uf Schnüren etwas ferner tritt. Ich werde Ihnen
seinerzeit das Betreffende genau explizieren. Wenn Sie die hier Ihnen
übersendeten Quipus und die Probe der neuer entstandenen Figuren-
>Schrift< (analog etwa den Rebusfiguren im unteren Teil des Frieses des
grossen Monoliththores in Tiahuanaco) mit kurzen Bemerkungen gelegent-
lich der anthropologischen Gesellschaft vorzuzeigen die Güte haben wollten,
so, glaube ich, würde vor der Hand vollkonmien zweckentsprechend auf
die erwähnten interessanten Gegenstände mehrseitig das Augenmerk
gelenkt sein (cf. Z. f. K, Vrhdlg. Jan. 1895).
In mancher Beziehung benötigt das Lesen der Bildschriftart die
Kenntnis des Aimara, wie ich mir zugleich anzufügen erlaube. So ist
das Wort für »erstensc z. B. »nairac, welches zugleich das Wort für
Auge ist. In dem Fall drückt das Bild des Auges zugleich »erstens« aus
(kommt mehrfach vor). Hier ist also schon etwas wirklich Bildschrift-
artiges vertreten.
Ferner werde ich in ein paar Wochen andere Quipus - Beispiele,
mindestens eines schicken können. Die Frau Subpräfektin (Subpräfekt
Dr. Cuenca der Provinz Oraasuyus unterstützt mich gütigst wirksamst
durch Empfehlung) hat mir Quipus über die Kartoflfelemtenabrechuung
der Indier versprochen, und diese Quipus sollen vielleicht noch hübscher
sein!« —
Die bisher eingegangenen Quipus finden sich in der amerikanischen
Abteilung des Museums für Völkerkunde aufgestellt (wo auch die Fibel
bewahrt wird), und würde die in Aussicht gestellte Vermehrung höchst
schätzbar sein, da die Erforschung der hier gestellten Frage niemals noch
in der Hand eines gleich gründlich geschulten Forschers gelegen hat, wie
jetzt in der Herrn Dr. Uhle's, der mehrere Jahre hindurch in der ame-
rikanischen Sammlung des hiesigen Museums thätig, und durch lange
Zusammenarbeit schon seit früher mit Herrn Dr. Stübel verbunden ge-
wf?8en ist, in dessen Namen das soweit fachgerechte Wissen von den
dortigen Ruinenstätten ausgedrückt liegt (weil aus den durch die Re-
sultate seiner Reise beschafi^ten Materialien aufgebaut).
A. B.
6*
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Die Jabreibericbte des Cthiolo|iicbei Bireaii ii Waibii|tOi — wahre
Monnmenta oder ,,fandamma" Ethnologiae prima — bestätigen mit jedem neu
hinzutretenden, dass das durch Begründung dieses wissenschaftlichen Instituts
markierte Reifestadium der Völkerkunde zum vollen Austrag ihrer Ernte
gereift steht
Die Phasen ethnologischer Entwickelungsgeschichte kennzeichnen sich durch
wenige Teilstriche, denn aus kurzer Spanne mitlebender Generation vermögen
wir noch hinüberzublicken in eine Vorzeit hinaus, wo Nichts noch war.
Als in Annäherung der Geburtsstunde die ersten Wehen sich regten, war
die ethnologische Litteratur ein leei-es Blatt, abgesehen von dem, was etwa unter
Meiner's und Klemm*s Namen verzeichnet stand, oder aus Bertuch's geschäftlichein
Betrieb; zumal da, was in Indien geschehen war — durch Logans „Journal of the
Indian Archipel", den „Asiatic Researches'* oder Verhandlungen der batavia^schen
Gesellschaft — über Singapore, Kalkutta oder Batavia kaum hinauskam und
europäische Vereinsschriften auf die sporadischen Blätter der „Sociöte d'Ethno-
logie** in Hauptsache beschränkt blieben (neben dem, was etwa französischen und
englischen Ethnographien, auch ethnologisch, zu entnehmen war).
Waitz' Anthropologie der Naturvölker erschien in demselben Jahre (1859/60),
als die Drucklegung für den „Mensch in der Geschichte" brennen hatte, und
wenige Jahre später bereits (1871) erhielt das unbehülflich anwachsende Roh-
material eine erst provisorische Sichtung durch Tylor's bahnbrechende Arbeiten»
während gleichzeitig die Entpuppung ethnologischer Museen begann^ aus dem
Raupencocon der Raritätenkabinette.
Die nächste Etappenstation fUllt in das Begründungsjahr des „Bureau of
Ethnology" (im Jahre 1879/80), und da während seiner Thätigkeit der funda-
mentierende Untergrund festgelegt ist, wird das methodische Studium der
ethnischen Differenzierungen (in den Völkergedanken) seinen methodischen Fort-
gang nehmen können, auf dem Mutterboden der geographischen Provinzen (unter
den Schwankungsweiten des historisch zugehörigen Horizontes).
Und solche Anpflanzungen werden auf dem Brachfeld einer neuen Welt,
wo die Überlebsei ethnischer Stammeseigentümlichkeiten lebendig noch vor Augen
stehen — (und diese zugleich aus archäologischen Funden die Wunder einer unter-
gegangenen Kulturepoche vor sich sehen) — ihre systematische Pflege am geeignet*
sten in demjenigen Kreis erhalten, der in den Namen seiner Fachgelehrten eine für
die Arbeiten im Feldlager der Expeditionen sowohl, wie in der Stille der Studier-
stube gleich wohl geschulte Elite verzeichnet (unter den Mitarbeitern des Ethno-
logischen Amtsbereichs). In ihrer „neuen Welt" wird unsere neue Wissenschaft desto
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— 8B -
anbehindert üppiger zur Entfaltung emportreiben, denn in diesem Falle vor
Allem gilt des Dichters Wort:
„Amerika, dn hast es besser
Du hast keine verfallenen Schlösser",
die uns daheim gar manch' wertvolle Kulturschätze zwar bergen, aber für
neumodisch moderne Hinzu-Erwerbungen sich langsamer nur öffnen, als die Küi*ze
der Frist gestatten will.
Noch ist es Tag, da rühre sich der Mann
Bald ist es Nacht, wo Niemand wirken kann.
Längst schon hat die elfte Stunde geschlagen; und was bei dem unter (und
über) den ethnischen Originalitäten dahinrasenden Grossfeuer nicht eben gerade
jetzt, im Augenblick des „Nun" gerettet wird (in den Sammlungen), ist dahin
dann auf immer, so lange femer dem Menschengeschlecht sein Dasein auf der
Erde beschieden sein mag: weil, — wenn später man heulen wird, vor Schmerz
und aus Wut (über das, was durch Gleichgültigkeit verloren gegangen) — keine
Schätze der Welt zum Wiedergutmachen helfen können: nachdem es „zu spät"
geworden.
Der jüngste neue Band („Eleventh Report") bringt wiederum neues Material
in reicher Fülle, — nagelneues zum Teil, und dennoch sämtlich (so zu sagen) altbe-
kanntes, da jeder Charakterzug sich stillschweigend einordnet in die Rubriken der
elementaren Spannungsreihe (psychischen Denkstoffs), wie sie sich durch thatsäch-
lich angedrängte Aussagen hergestellt hat (seit letztem Decennium). Bei solch* aus
ununterbrochener Mehrung durch objektive Kontrolle akkumulierend verstärkter
Bestätigung der Überzeugung, dass ein erst statistischer Absehluss in Umschau
Ober die ethnischen Denkmöglichkeiten erreicht ist, bleibt jedes zum Kommentar
hinzugefügte Wort (in überflüssiger Abschwächung) besser erspart.
Der mit dem Detail vertraute Sachkenner trifft auf den ersten Blick den
springenden Punkt, und der im Studium Heranwachsende wird für die bevor-
stehenden Aufgaben, wenn er durch emsiges Bemühen die Übung des Zwischen-
den- Zeilen -Lesens erworben hat, sich für die weiter bevorstehenden Aufgaben
gründlicher geschult erweisen, als wenn auf den Nürnberger Trichter wartend,
der ihm fremde Himweisheit einzuträufeln hätte. Denn da es sich um natur-
gesetzlich festgestellte Elementargedanken handelt, werden sie eben auch ihm
wieder sich manifestieren müssen, ob früher oder später, und dann die Probe
der Richtigkeit nochmals wiederum desto besser (und gesicherster) bezeugen, als
wenn die Überredungskünste missionaristischer Bekehrungssucht zwischenhinein
gespielt hätten. Seitdem im Laufe des letzten Jahi*zehntes Alles so trefflich in
Gang gekommen ist, wird einem vollendeten Ausreifen der Früchte mit desto
vollerer Zuversicht entgegengesehen werden dürfen, je weniger die normal orga-
nische Entwicklung durch subjektives Zwischengreifen abgelenkt oder überhastet
ist. Am gemeinsamen Werk der Menschheitsgeschichte werden die kommenden
Generationen fortzuarbeiten haben und wer einen brauchbaren Baustein hinzu-
getragen, hat damit seine Schuldigkeit gethan, wenn aufliegender Pflicht ge-
nügt ist, (nach Mass der zugemessenen Kraft).
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— se-
in Anbetreff der kritischen Sachlage der Ethnologie, auf dem Übergangs-
terrain zweier Geschichtsepochen (mit dem einen Fusse hüben, dem andern drüben)
schliesst dem ersten Artikel (The Sia, by M. C, Stevenson) der Direktor des
Bureau of Ethnology (Major Powell) zutreffende Bemerkungen an:
„Even since the observations were completed, the introduction of agricultural
art and the invasion of civilized influences have raaterially modified the aboriginal
condition of the Sia, and this record must accordingly become a Standard of reference
conceming these people for all future time'*, unter den monumentalen Denk-
mälern, wie verlangt durch die Zeichen der Zeit (als Grenzpfahle ; die Scheidung
markierend zwischen dahin schwindender Vergangenheit und neu anbrechender
Zukunft).
„Both students and laymen will undoubtedly be surprised at the elaborateness
of religious and ceremonial detail araong a people almost unknown *) and of whom
only a remnant exists, their life rivalising in mystical features that of ancient
nations as recorded in sacred and secular litemture", heisst es weiter im „Report
of the director" (Powell).
Man realisiere also, was dies besagen will. Dasjenige, was wir bisher, so
lange die Erde sich dreht, nur einmal vor Augen gehabt haben (ein jedes Kultur-
oder Wildvolk innerhalb seines Heimskringla), die ethnische Weltanschauung näm-
lich (das psychische Gemälde des zoo|K)litischen Organismus also) — dieses An-
schauungsobjekt wird gegenwärtig (bei geographischer Überschau des Globus)
der Induktion dargeboten, für ihre komparative Behandlungs weise, zwar (zeitlich)
einmal nur (in kürzester Frist für Auschau und fixierende Aufnahme), aber (räum-
lich) in unzählbaren Vervielfachungsfällen; denn auf dem amerikanischen Kontinent
allein werden sich, mit Eintreten ins Detail (sofern ohne Versäumnis rechtzeitig
noch geschehend, ehe dafür zu spät) hundert- oder (wenn man will) tausendfache
Beobachtungsobjekte in abgeschlossenen Zirkeln bieten, wie die der Sia hier (denen
schon im Kreisumbegriff der Pueblo eine Vielheit anderer zur Seite steht). Und
wenn, was hier dem Studium sich bietet, primitiv einfach erscheint, im Vergleich zu
den grandioseren Schauspielen, wie von den Geschichtsvölkeni vorgeführt, so
liegt dann gerade der dringendste Ansporn zu methodisch genauer Durch-
forschung, um aus dem Einfachen das Zusammengesetzte zu verstehen: um aus
') „While cultured nations are constantly cngaged in perpetuating the memory of
their thought« and aclüevements by moans of somo alphabotic or svllabic System of
writing, the uncivilised hunting or tishing tribcs possess none, or only tho most imperfect
means of recording their aft'airs. All of them possess mythic tales, traditional history,
and songs for various incidenis of Ufo; not a fow are evon originators of didactic
folklore, of proverbs, and of versilied rythmic poetry. Many of these mental produc-
tions are remarcable for artistic beauty, othors for a niost interosting variety of detail;
but aU of them will, if collected with accuracy and sound jugdmont, throw a profusion
of hght upon the physical and mental characteristics of the nativos and on their past
and present condition"* (s. Gatschet), und auf die cthno-psychischon Wachstumsgesetze,
die aus elementar gleichartigen ünt^^rlagen den Meuschheitsgodanken durchwaltcn, — wie
durch die vergleichungsfähigen Differenzen des (unter goographisch-liistorischon Bt»-
diugnissen variierenden) Völkergedankens ans Licht gestellt, seitdem dieses emporge-
leuchtet ist (für den induktiven Forschungsgang in der »Lehre vom Menschen").
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— 87 —
den Wildstäimuen nun eben, als Kryptogaraen des Menschengeschlechts, für
Kenntnis der allgemein durchwallenden Denkgesetze, dieselben Aufklärungen zu
gewinnen, wie sie der Botanik zu Gute gekommen sind, seit ihrem (vom biologischen
Nieder blick in die Zellprozesse datierenden) Eintritt unter die, genetisch (ge-
und) erklarten, Naturwissenschaften (denen auch die Psychologie sich anzureihen
haben wird, im ethnischen Gewände).
Die zweite Abteilung des zweiten Bandes (Lucian M. Turners „Ethnology
of the Ungava district, Hudson Bay territory") liefert (neben anderen schätzbaren
Materialien) mancherlei ErgUnzungen zu dem, was aus Egede und Crantz über
das Geistesleben der Eskimo bekannt war, besonders zu dem, was (nach deren
Belichten) der Inner terirsok verbietet (der auch den Athapasken einen Niess-
brauch nui- dessen erlaubt, was zum Lebensunterhalt erforderlich zu gelten hat).
Indem das Denken die im Persönlichkeit^gefühl gelebte Fassung des Selbst
in die Dinge (des Nicht-Ich) hinausverlegt, beleben sich ihm die Naturgegen-
sUinde (nach menschlicher Analogie), und so steckt überall der Haltia (der Finnen)
oder Shin (chinesich), in Gana (der Dajak), Kelah (der Karen), Kla (in Guinea),
Nant-e-na oder Okki (indianisch) etc. Wenn nun aus den unter Oberhenlichkeit
Tung-ak's(Tonigarsuks) stehenden Eleraentargeistern (der Innuit) der „special guar-
dian", (each person is attended by), sich als „malignant in character" erweist (s. L. M.
Turner) oder (bei den Naskopie) „all spirits are by nature bad" (der „patron spirit",
als Einsitzer in „every object"), so erweist sich solche Schlussziehung (auf den ^»«^«^vo^
der Götter) ebenso nahegelegt (aus dem Leid des Lebens), wie das Streben, die
schlimmen Folgen abzuwenden, dadurch: dass der Natur ihre Geheimnisse ab-
gelauscht werden, um sie zu beherrschen, kraft des Wissens Macht (im magisch
vomaturwissenschaftlichen Sinne); und der Eskimo sucht dies nun zu erreichen
(„to leam the secrets of Tung-ak"), durch ekstatische Steigening seiner psychischen
ThUtigkeiten mittelst „fasting and abstinence", in Eansamkeit, um „supematural
jjowers" zu erlangen (Tung-ak is supposed to stand near and reveal these things,
while the person is undergoing the test). Wird es solchem „Zauberlehrling"
dann Angst über die Geister, die er gerufen, so ergiebt er sich lieber dem Bösen
selber, ehe von ihm der Hals gebrochen wird (und so kommt dann auch hier der
Teufelsspakt zum Abschluss). Flectere si nequeo superos, Acheronta movebo (im
klassischen Hexentum).
Es ist also wieder die alte, aber ewigneue Geschichte, die (beim „Schachspiel
zwischen weisser und schwarzer Magie") in Ijoango sich dahin verschiebt, dass
der Endoxe wieder vom Ganga ablauscht, obwohl derselbe selbst auch schon
keineswegs abgeneigt zu sein braucht, seinen theui'gischen Künsten goetische zu
substituieren (bei Doppelschneidigkeit des Pharmakon, in Milongo ebenfalls), und
andei-erseitb der Ganga selbst als Abtrünniger gilt, vom Standpunkt des Endoxe
(cf. D. E. a. d. L. K. II, S. 161). „Wundern heisst übernatürliche Kräfte heilsam,
zaubern sie schädlich oder unbefugt verwenden" (s. J. Grimm), und so hatten
die constantinischen Decretö ihre liebe Not mit der Legitimität (um saubere
Teilungsstriche zu ziehen).
Auch die dritte Abteilung („.\ study of Siouan cultb" by Doreey) bringt
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- 88 -
dem ethnologischen Gourmand ein Menü hochpreislicher Delikatessen (für intel-
lektuelles Schwelgen). Die alle Naturgegenstände durchdringenden Gana (des
Dajak) spitzen sich in der Seele des Menschen (dem Persönlichkeitsgefühl des-
selben zu genügen) zur Hambaruan zu, die beim Abscheiden ihre, in der
(dem mythologischen System eingebauten) Liau-Lewu, zudurchlaufenden Ge-
schicke durch das Tiwah-Fest vorbereitet erhält.
Den Seelenteilungen (der Dacotah) fehlt (gleich den homerischen) einheitlicher
Abschluss unter einem (stoischen) Hegemonikon, dem Tso (der Karen) oder (bei
Verbrüderung mit genialischem Schutzgeist) dem Ming-Khuan (oder Chom-Kuan)
der Thai entsprechend, aber auch hier, wie (s. Matthews) füi' Idalii (der Hidatsa)
gilt der Satz, dass: „Even the commonest sticks and clays have a spiritual essence
attached to them, which must needs be reverenced" (no object, however tiivial, but
has its spirit) und so kann der auf das Seelische geworfene Schatten in seinen Nach-
schattierungen nicht ausbleiben. Dass „the spiiit of the body (unter den vier
Seelen) „dies with it" (s. Lynd), folgt sachverhältlich bei Aufhören der temporär
— aus der [von üthlanga's Lebensquelle (bei Bantu), mit Bewegung eines (peri-
patetischen) npiörov xiyoov] hervorsprudelnd, allgemein (durchweg) vivificierenden
Durchströmung — abgetrennten Sonderheit: bei Aufhören eben dessen, was für
solche Zwecke (im pulsierenden Leben) bewegt wird (vom rückläufigen Kreisab-
schluss, im xoxXo^ r^^ Ytviatmq). Die zweite Seele „remains vdth or near the body",
nach Art der bis zur vollendeten Vei-wesung fortspukenden Gespenster (gleich
der Slsa in Guinea), aus der während irdischen Daseins unvermeidbar eintretenden
Kontamination (durch das Ankleben der Upadhi, trotz reinlichstem und emstlichstem
Hinstreben der „Kevala" zur Isolierung, nach Lehren der Sankhya). Diejenige
Seele, „which accounts for the deeds of the body", würde mit dem Hantu
Khubur (der Blandass) übereinkommen (aus Nachhall der Dekrete eines Karman),
und wenn die vierte „always lingei-s with the small bündle of the hair of the
deceased", so ist ihr dort (unter verwandtschaftlich pietätsvoller Hut) der [von
den Papua in Kreidefiguren, wenn nicht imSchädel (eines Korwar) schon, hergestellte]
Ausruhesitz eines Ka (in pharaonischen Sarkophagen) vorbereitet, was in chine-
sischen Hauskapellen zu einem „Ahnenkult" weiterführen mag, beim Beschreiben der
Tafeln (mit dem Preis- oder Ehrennamen). Die (metempsychosische oder meta-
somatische) Kontroverse Über „a fifth soul" (which enters the body of some animal
or child after death) findet ihre komparativ aufklärenden Parallelen in der ßla
(der Odschi), und würde (wie in den mancherlei Excentrizitäten der Couvade) in
die (patiistische) Polemik über den „tradux" sich hineingezogen finden, mit
air dem, was weiter sich anschliesst (für historische Tragweite unter Kultur-
völkei-n).
Bei Durchsichtigkeit der auf dem Niveau des Wildzustandes offengelegten
Elementaranlagen überschauen sich diese Verhältnisse spielerisch leicht, unter
ihren allgemein (generalisierend) gültigen Umrissen.
Ehe indes nun würde gewagt werden dürfen, in Details einzutreten (zu Diskus-
sionen darüber), wäre vorher (mit sti-engst genauer Gründlichkeit) minutiöse Er-
schöpfung jeder dieser Einzelheiten, in Spezialitäten (und Spezialisationen) ei'-
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— 89 —
foi-derlicb, durch monographisch fach- und sachgerechte Behandlung derselben
(unter voller Beherrschung der thatsächlich soweit zur Verfügung stehenden
Daten), denn nachdem die „Maxima" markiert sind, im logischen Rechnen, können
die nächsten Gleichungsformeln desselben (für proportionell korrekte Verwendung)
erst wieder an „Minima^^ (die bis auf letzte Dezimalstelle richtig gestellt sind)
ansetzen (zum vorsichtig graduellen Emporbau), und Alles dazwischen ist vom
tjTbel, auf dem Terrain eines „Meinens und Scheinens", das in zielloses Hin- und
Herreden verläuft, zumal wenn blasseste Ahnung schon (oder noch) fehlt von
der Massenhaftigkeit des (binnen ktlrzest bemessener Frist in Rohstoffen auf-,
über-, in- und durcheinander gehäuften) Materials, dessen Bewältigung (durch
kritisch sichtende Ausfeilung) in erst vorbedinglicher Aufgabe gestellt ist; so-
fern nämlich die Ethnologie dahin aspiriert, als gleichberechtigte Fachwissenschaft
zugelassen zu werden, im Haushalt der Gelehrtenrepublik, auf Grund syste-
matisch dui-chgeführter Ordnung musealer Sammlungen (deren überzeugende
Beweiskraft zwingend aufgedrängt ist). Denn ftlr das im Kuriositätenkram der
Raiitätenkabinette stecken verbliebene Missgeschöpf konnte (weder, noch durfte),
eine Anerkennung irgendwie nicht beansprucht werden (ausser soweit vielleicht
der sensationell blasierte Modegeschmack jüngster Tage davon gekitzelt wurde).
Der (rationelle) Schluss (aus Ratiocinatio) ist als apodiktischer zu erweisen, oder
sonst überhaupt noch nicht zu ziehen, im naturwissenschaftlichen Sinne, und
also auch nicht auf dem Bereich ethnologischer Forschung, sofern das dort dem
Anbau eröffnete Arbeitsfeld dafür eben bestimmt erachtet werden soll, der
brennendsten Zeit- (und Tages-) frage zu genügen: in Abrundung unseres „natui-
wissenschaftlichen Zeitalters** durch Fortführung der Induktion bis auf idea-
listisch transcendentierendes Gebiet (und dortige Kontrolle mit der Deduktion).
Für die Aussagen des hier redenden Logos gilt nun freilich zwar zunächst
wohl noch der Spruch des „Skoteinos" (unter den Philosophen): roö Xoyou wüS',
iSvro^ dti, d^uveroi äv^ptomt yx^n^oumi, aber unter dem hier (auch heute noch) um-
lagernden Dunkel beginnt es aufzuhellen mit fröhlichen Hoffnungen, wenn Jahr auf
Jahr die mit ausgeschürften Wissensschätzen schwerwiegenden Bände des „Bureau
of Ethnologj" ihre stattliche Reihe verlängern (in der Bibliothek ethnologischer
Museen).
Beim Rückblick auf das, was binnen wenigen Decennien erfolgreich beschafft
ist, darf voll darauf vertmut werden, dass es mit dem (aus naturwissenschaftlich
eingeschlagenen Wurzeln sprossenden) Aufwachsen der, im Zeitalter der Elek-
trizität und des Dampfes gebomen, Ethnologie rascher vor sich gehen wird, als
bei den übrigen Fachwissenschaften, (historisch-philologischer oder philosophischer
Disziplinen), die Jahrhunderte (oft Jahrtausende) bedurft haben, um das aktuelle
Stadium vollendeter Dui*chbildung zu erlangen.
Seitdem die Spannungsreihe ethnologischer Elementargedanken festgelegt ist,
bleibt die „Gedankenstatistik" nur noch eine Frage der Zeit, und dann mit
anivei*8aler Umschau, unter Erschöpfung der Denkmöglichkeiten (in solcher
Exbaustions-Methode), ist der Tag gewonnen, da die kosmischen Gesetze, die
hier walten, sich selbst zu proklamieren haben, im „Lobgesang der Sphären**
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— 90 —
wenn man i>o will; oder jedesfalls doch im harmonischen Einklang mit dem,
was im eigenen Innern tönt (für einen Jeden, der es so verstehen will).
A. B.
Im lieft Nr. Dl (May 1895) bringt das „Journal of the Aiitliropolo|ical
Institute", unter einer Reihe bedeutsam wichtiger Arbeiten, die Basil H. Thom-
son*s über die „Ancestor Gods (Kalou-Vu) of the Fijians", eine Abhandlung,
voll der wunderbarsten Übermschungen, Hesse sich sagen, wenn dieselben nicht,
seit dem mit Feststellung der Elementargedanken gewonnenem Einblick, — auf
einfachst klare Unterlagen reduziert wären: derartig selbstverständlich, dass sie
sich stillschweigend fast zu erledigen hätten.
Der auf dem Totenweg Nakauvadra*s Gipfel zuwandernde Abgeschiedene
unteigeht eine bunte Reihe von Abenteuern, genau (ihren psychischen Elementar-
anlagen nach) denjenigen entsprechend, die bei den Dajak erwarten (unter den durch
die Differenzierungen oceanischen und indonesischen Völkergedankens . bedingten
Variationen). Wenn (in Borneo) den Anstieg am Goethal (s. Bock) beginnend,
beim Annähern reinerer Äther-Regionen das Gefühl kommt, der Erde nicht länger
anzugehören (wie der vom letzten Stein rück blick enden Seele in Tahiti), so wird
(auf Viti-leva), beim Anlangen am Trostwasser (Wai-ni-dula) die letzte Bürde
fortgeworfeii, als ob dann der Buddha seine Siegeshymne anstimme über letzt
gebrochene Fesseln (bei jetzt frei eröffnetem Einzug zum Nirwana).
Der aas Virgil (neben Abrahams Schoss der Semiten) übernommene „Limbus
infantum", der als Tingha-Howi (der Hlandass) abseits liegt vom Wolkensitz
(kelongson-awan) des Herrn („Tuan"), wird in Fiji längs des Seelenpfades
passiert, gerade vor dem Einzug zur letzten Ruhestätte, und hier vnrd die recht-
fertigende Erklärung dadurch zugefügt, dass die [gleich Fledermäusen an den
Zweigen des Baumes (zu Naililili) hängenden] KinderseelcÄ ihre Mütter erwarten
(zur Führung). Dass das unerfahrene Kind den Weg allein zum Seelendorf
(unterweltlicher Prairien) nicht finden kann, weiss auch die indianische Mutter,
und schickt deshalb einen Hund zum Begleiter mit, sofern nicht etwa gleich-
zeitig ein älterer Verwandter abgestorben wäre, der sich mit dem Geschäft
beauftragen Hesse.
Betreffs des Fährmanns (Ceba) und des Lethe-Stroms weist schon der Ver-
fasser hin auf die „coincidences with Greek mythology" (S. 354), wie sie unter
den ethnischen Markierungen der Elementargedanken überall sich anzutreffen
haben, auch l)ei den Wildstämmen, und gerade bei primärer Einfachheit oft am
durchsichtigsten (auf gegenwärtigem Standpunkt unserer Kenntnisse davon), trotz
Kürze der Zeit, seit welcher ein methodisches Studium erst begonnen hat.
Wie genau die ^Despoina", welche die neunmalig von „alter Schuld" (b.
Pindar) gereinigte Seele wieder heraufsendet (für die „Wege des Zeus" nach des
„Kronidon Burg" auf „Insulae fortunatae") in der (mit Miru der Maori korrespon-
dierenden) Genowie Lanyut sich spiegelt, ist mehrfach bereits besprochen.
Der gerein it:t Heraufgesendete erfreut sich zunächst der (chiliastischen) Selig-
keiten auf denPulo-Buali oder Frucht-Inseln, bis abgeholt durch einen „Freund" zum
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— 91 —
Wohnen bei den „Holten" (Tuan). Bei den Idaan muss, statt der Hand eines
Freundes, die eines Sklaven hinweghelfen, beim kritischen Sprung über scheidende
Kluft, welche sonst (bei Parsi sowohl, wie bei Melanesiern etc.) auf einer Brücke
passiert wird (zum „Biilckengericht"), und daniJ folgt all dasjenige weiter,
was — in (schliesslich monotonen) Wiederholungen, die ethnologischen Sammelwerke
der letzten Jahre füllend — jetzt (den Zeitverlust zu mindern) einer nochmaligen
Erwähnung erspart werden darf, seit die Gesetzlichkeiten festgestellt sind, die,
wie überall das All, auch das psychische Wachstum organisch durchwalten (aus
ethnischen Gesellschaftsgedanken). A. B.
Im Korre£<i)ondenzblatt der „OeMtscben Gesellschaft für Anthropologie,
EthiOlogie und Urgeschichte" findet sich eine Mitteilung Herrn Dr. von
Lui^chan's, auf dem in Innsbruck abgehaltenen Kongress, über Tiroler Gürtel in
einer sonst nur von anieiikanischen Indianern bekannten Technik*) (in ihrer
Stickerei mit Federstreifen oder kleinen Hystrix-Stacheln).
Sofeni diese Technik in Tirol erst nach 1830 aufzutreten schien, so lag
es nahe, sie in Zusammenhang mit den tirolischen Bergleuten zu bringen, welche
um die:?e Zeit sehr zahlreich aus Amerika in die alte Heimat zurückkehrten.
So wSre damit ein durchschlagendes Beispiel geliefert, wie das naturgeiuäss
dem Erdgezimmer ein«rebaute Gerüst der die geographischen Provinzen umkrei-
senden Gesehicht.sbahnen, durch den gewaltsam plötzlichen Eiugritf, in Steigerung
des internationalen Verkehi-s, zwischen und durcheinander geworfen sei, zur Be-
stätigung demnach des in der Gegenwart kritischen Augenblicks, der bald auf
dieser, bald auf jener Lokalität die Möglichkeit methodischer Forschung jäh ab-
schliesben wird, und dieselbe ethnisch zuverlässiger Kenntnis für immer deshalb
verloren gehen lassen muss, wenn rechtzeitig nicht die Belegstücke eines beweis-
kräftigen Materials eingesammelt sind (ob im kleinen oder im grossen, da solcher
Satz für beides gilt).
In der Zwischenzeit aber scheinen betreffs dieser Verfertigungs weise, als einer
in Tirol bekannten, Beweisproben aus einer ül)er die mit obigem Datum (um 1830
ungefähr) markierte Grenze hinausliegenden Zeit bekannt geworden zu sein,
und die Abbildung eines kürzlich vom Museum erworbenen Exemplars folgt
anbei (freilich aus dem Jahre 1836).
Es mag auch l>ei dies^er Gelegenheit darauf hingewiesen werden, dass es sich
weder in diesen Fällen, noch in sonst ähnlichen irgendwie, um die mitunter darin
gesuchte Kontroverse zwischen „Völkerverwandbchaft und Völkergedanke" handeln
kann, — zwei auf durchaus verschiedenen Arbeitsfeldern thätige Forschungs-
zweige, die sich gegenseitig zwar vielfach ergilnzen. niemals aber einander
') In einer seitdem mit Herrn Stolpe (in Stockholm) eingeleiteten Korrespondenz
hat sich herausgestellt, dass Stickeroion mit Streifen von Pfauenfedern auch in Nepal
vorkommen (für Gtlrtel und sonstiges Ledergerät). Im hiesigen Museum finden sieh
zwei ledergestickto Stücke aus Chamba (eines derselben auf die Reisen der Gebrüder
Schlaginweit hinweisend).
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— 92 -
stören können. Durch Einftihrcmg fremder Zathaien werden die immanent inne
wohnenden Wachstumsgesetze, wie auf heimischem Boden angepflanzt, in keiner
Weise alteriert, und wenn sich infolge einer (in Spielweite normaler Gesundheit)
bewältigungsfUhigen Assimilation die Akkomodations-Möglichkeit erwiesen hat,
wird dadurch das Problem zwar ein komplizierteres, aber, gerade weil schwereres,
nun eben ein desto anziehenderes zugleich.
Das Kontroversiale, das vermutet worden ist, ßillt, wie mehrfach bereits er-
wähnt, einzig und allein, in die Wahl über die Fragestellung, ob nämlich, im
Anschluss an eine aus dem bisherigen Geschichtsgang nah gelegte Gewohnheit, bei
einer Frage über angetroffene Ähnlichkeit (inbetreffs etwaiger Herkunft) dieselbe
zuei-st gestellt werden soll, oder ob vielmehr nicht vorher, natur- und vemunftgemSss,
dasjenige zunächst eliminiert werde, was sich als dem Bereich der ethnischen Ele-
mentargedanken zugehörig erweisen sollte (und also, wenn vorher damit still-
schweigend beseitigt, manch* bedauerliche Zeitverschwendung ersparen würde,
in nutzlosen Diskussionen). A. B.
,/\/ W\/\/\/\A/V V^r^ ^./ VX/ VA. A/WV'
^§^^SäiSg^^=^?^^^^SggS"§^^^^5§gs^
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Bücherschau.
H. H. Bisley, tbe Gazetteer of Sikhim. Calcatta 1894.
Dieses grundlegende Werk setzt sich zusammen aus den folgenden Einzeln-
arbeiten: H. H. Risley, Introduction (behandelt die Geschichte des Landes bis
zum Kriege mit Tibet im Jahre 1888, femer das ganze Material über die
Geographie und Ethnographie des Landes mit ausführlicher Nomenklatur);
J. C. White the book of law; marriage-customs; P. N. Böse, Notes on Geology
and mineral-resources; J. C. White, Agriculture (darunter eine Beschreibung
des „marwa" Bieres); J. Gammie, Vegetation (besonders beachtenswert der
Abschnitt über Kulturpflanzen der Leptscha's etc.); ders. Vegetation of tem-
perate and alpine Sikhim; ders. butterflies; Lionel de Nicöville, butterflies;
J. Gammie, reptiles; birds; L. A. Waddell, List of Sikhim birds and notes
thereon (dieser wichtige Abschnitt enthält die einheimischen Benennungen der
Avifauna in Leptscha und Tibetisch); J. Gammie, mammals; L. A. Waddell,
Lamaism in Sikhim S. 241— 39L Dieser letzte sehr reichhaltige Abschnitt, der
zum Teil in desselben Verfassers Buch The Buddhism of Tibet, Lond. 1895, über-
gegangen ist, ist illustriert mit einundzwanzig Tafeln. Zwei davon sind Stamm-
bäume lamaistischer Sekten (der lamaistischen Sekten überhaupt und der Unter-
gruppen der Kargyupa-Sekte) ; von den anderen Tafeln seien erwähnt die: Ab-
bildung des Verbreiters des Lamaismus in Sikhim Lha-tsün Chem-bo, des Be-
gründers des Lamaismus, des oben erwähnten Padmasambhava und des Gebirgs-
gottes Kang-cbhen-dsö-nga, femer die Darstellung des Srid-pahi hkor-lo vgl.
hierüber L. A. Waddell, Buddha*s secret from a sixth Century pictorial com-
mentary and Tibetan tradition in Journal of the As. Soc. of Bengal 1894 S. 367 fi*.
Der letzte sehr wertvolle Abschnitt behandelt mit sehr reichem neuen Material
die folgenden Stoffe: historische Skizze der lamaischen Kirche in Sikhim, Be-
schreibung der Klöster, des Tempels und was er enthält (Bilder, Opfergerät,
Bilder, Rosenkränze, Maskengarderobe, Bibliothek etc.) das Mönchtum, den Kultus
der TärÄ; magische Riten (Mandala), Wahrsagerei, Amulette, Gel>etflaggen,
Exorcismen etc. Albert Grttnwedel.
Bataksche vertellingen, verzameld door C. M. Pleyte Wzn. — Utrecht.
— H. Honig 1894.
Das dem vor kurzem verstorbenen, bekannten, verdienstvollen Batakforscher
Dr. H. Neubronner van der Tuuk gewidmete Werk hat zum Zweck „eene over-
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— 94 -
zieht te geven van de litteratur van een der belangrijkste volken van onze Oost
en tevens eene bijdrage te leveren tot de kennis van bet „folk-lore" van den In-
dischen Archipel". Demgemäss hat der Verfasser alle ihm zugänglichen Er-
zählungen hier in Buchform vereinigt. Wenn auch von den 29 Erzählungen
22 bereits bekannt *) und nur 7 neu sind, so ist der Leser Hm. Pleyte zu ausser-
ordentlichem Danke veii)flichtet, dass er die versprengten Fragmente aus R^ise-
beschreibungen, Zeitschriftenartikeln und sprachlichen Werken gesammelt und
mit eigenen Beiträgen versehen, ihm in bequemer Form dargeboten hat —
In der Einleitung wäre das auf Kultureinflüsse aus Vorder-Indien Bezügliche
besser ausserhalb der Erwähnung geblieben, denn die (dadurch bedingten) Folgen
würden für eine richtige Behandlung der (hier komplizierten) Verhältnisse eine
schulgerechte Kenntnis derselben voraussetzen, und ohne eine solche bleibt besser
ihr Anstreifen vermieden, um nicht für die dadurch hervorgerufenen Ent-
stellungen der Sachlage eine nachträgliche Rektifikation erforderlich zu machen.
F. W. K. Müller.
Alfred C. Haddon, M. A., professor of zoology, Royal College of Science, Dublin:
The decorative art of British New Guinea, a study in Papuan
ethnography. With 12 plates. Dublin 1894. (Royal Irish Academy „Cun-
ningham memoirs" No. X.)
Höchst bemerkenswert in diesem reich ausgestatteten Werk sind die „general
conclusions" des Verfassers — p. 249 flgd. — , aus denen wir die folgenden Sätze
ausheben. „Ich habe mich bemüht Theorien fin der Erläuterung von Orna-
menten] auf ein Minimum zu reduzieren. Nichts ist leichter als über die Ent-
stehung oder Bedeutung eines besonderen Musters oder einer Zeichnung Ver-
mutungen anzustellen". . . . „Es ist äusserst gewagt, Muster in der einen Lo-
kalitJlt durch solche, die aus einer anderen Gegend stammen, erklären zu wollen"
[wie thatsüchlich in Bezug auf Mah\ka-Negritos und Luzon-Negritos geschehen].
Wiederholentlich hebt der Verf. hervor, dass noch vielmehr Thatsachen ge-
^^ammelt werden müssen, ehe an ein Generalisieren zu denken ist. — Vgl. hierzu
Zeitschrift für Ethnologie Bd. 26 (1894) p. 142-143.
F. W. K. Müller.
J. D. E. Schmeltz. Schnecken und Muscheln im Leben der Völker
Indonesiens und Oceaniens. Leiden, Brill, 1894. 8^ 43 S. und
eine Tabelle.
Eine sehr erwünschte Zusammenstellung auf einem Gebiete, dessen Wichtigkeit
zuerst durch v. Martens betont worden ist. Der ui'sprünglich in Oxfoid ge-
haltene Vortrag ist durch eine systematische Aufzählung von 160 Schnecken
*) Sie sind übersetzt von Van der Tuuk (Batak-Chrestoraathie IV. Teil), Nie-
mann (i. d. Bijdragen tot do taal- land- en volkeukunde van Ncderlandsch-Indiö 1866),
Do Haan, KOdding, Henny, Westenberg, Pilgrara, Bronner. — Die Er-
zäblnn^en: Hann pedjel, Manggarang gnrung bogn, Adji pannrat, Tagor di laut, Gnndjo
mabuk, Ranggir, de twist der dooven sind meines Wissens neu.
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— 95 —
und Muscbeln erweitert, die alle in der Sttdsee und ihren westlichen Aus-
buchtungen von Menschen benutzt und verwendet werden. Auch die veföchiedenen
Arten der Verwendung sind kurz angegeben. Die Arbeit beruht hauptsUehlich
auf der Leidener Sammlung und auf den Angaben der Litteratur; die vielen
Fragezeichen besonders bei den zoologischen Bestimmungen bilden eine eindring-
liche Mahnung an Reisende und Sammlungsvoi*stände, welche sich duixjh Be-
antwortung der noch offenen Fragen gi'osse Verdienste erwerben würden.
Während die „systematische Aufzählung" nach zoologischen Gesichtspunkten
geordnet ist, finden wir in der dem Hefte beigegebenen Tabelle das gesamte
Material so vei-teilt, dass die einzelnen Lokalitäten neben-, die einzelnen
Geräte übereinander gestellt sind. Es ist dadurch dem Leser sehr leicht ge-
macht, sich jederzeit sofort über die Verbreitung bestimmter Stücke orientieren
zu können, soweit sie bisher überhaupt bekannt ist. v. Luschan.
Brinton. On the words „Anahuac" and „Nahuatl".
Der Verfasser wendet sich gegen die von dem Referenten ausgesprochene
Ansicht, dass es nur Folge eines Missverständnisses sei, dass das Woi-t Anauac
für ganz Neuspanien und insbesondere für das Hoclithal von Mexiko gebraucht
werde, indem er eine Stelle aus Chimalpahin anzieht, wo eine Liga verschiedener
Fürsten aus dem centralen Teil des Landes als Anahuaque tlahtoque be-
zeichnet werde. Sei er.
Brinton. Nagualism, A Study in Native American Folklore and
History. Philadelphia 1894.
Auf Grund des reichen littei-arischen und linguistischen Materials, das Prof.
Brinton zu Gebote steht, giebt derselbe hier eine eingehende Schilderung des
Wesens und der verschiedenen Erscheinungsformen des unter dem Namen Na-
gnalismus bekannten Glaubens und der auf denselben begründeten Ceremonien.
Er kommt zu dem Schluss, dass der Nagualismus nicht nur der Glaube an einen
persönlichen Schutzgeist, nicht nur ein mehr oder minder unschuldiges Über-
bleibsel alter heidnischer Ceremonien sei, sondern dass in diese Bezeichnung
eingeschlossen sei die Existenz eines mächtigen Geheimbundes, der Mitglieder
verschiedener Sprachen und der verschiedensten gesellschaftlichen Stellung ura-
fasste, und dessen Hauptzweck der offene und versteckte Kampf gegen das
Christentum und seine Träger gewesen sei. Sei er.
Brinton. The Native Calendar of Central America and Mexico.
(American Philosophical Society Oct. 6. 1893.)
Schon in der Einleitung zu den im Jahre 1882 von ihm herausgegebenen
„Maya Chronicles" hatte Brinton eine zusammenfassende Darstellung des central-
amerikanischen Kalenders in Aussicht gestellt. In der vorliegenden Schrift
erörtert der Verf. zunächst die Verbreitung dieses Kalendei-s und die mathe-
matische Basis desselben. Die Zahl 13 ist er geneigt aus mythischen Beziehungen
zu den sechs Himmelsrichtungen abzuleiten. Die Ei^ndung dieses Kalenders
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möchte er einem der alten in Chiapas und Tabasco ansässigen Zweige der Maya-
Familie zuschreiben. Der Hauptwert der Schrift beruht in der linguistischen
Analyse der verschiedenen Bezeichnungen, welche den einzelnen Tagen und den
Abschnitten von zwanzig Tagen in den verschiedenen centralamerikanischen
Sprachen beigelegt worden. Für die verschiedenen Maya-Dialekte besitzt gerade
Prof. Brinton in unpublizierten Vokabularien der Bibliothek der American
Philosophical Society und in dem handschriftlichen Nachlass Dr. Behrendt*s, den
Brinton seinerzeit erwarb, ein reiches Material. Zum Schluss untersucht Brinton
die symbolische Bedeutung der Tageszeichen und glaubt in diesen 20 Zeichen
eine Beziehung zu den verschiedenen Phasen des menschlichen Lebens erkennen
zu müssen. Sei er.
Cyrus Thomas. The Maya year. (Smithsonian Institution. Bureau of
etbnology 1894.>
Dieser Aufsatz wird eingeleitet von dem neu in das Bureau of Ethnology
eingetretenen Herrn Mac Qee. Die Arbeit beschäftigt sich in dem ersten Teil
mit den Blättern 46 — 50 der Dresdner Handschrift und sucht aus den auf diesen
Blättern angegebenen Tagesdaten den Nachweis zu erbringen, dass auch in den
Maya-Handschriften das Jahr zu 365 Tagen gerechnet wurde. Es will dem
Referenten scheinen, als ob dieser groFse Apparat für diesen Nachweis nicht
nötig war. Dieser Nachweis ist durch die ganzen Zahlenreihen, die Föi-stemann
uns kennen uud lesen lehrte, schon erbracht. Und was speziell die Blätter 46
bis 50 der Dresdner Handschrift angeht, so hat Referent selbst in seiner Arbeit
über die mexikanische Chronologie (Zeitschrift für Ethnologie XXHI (1891)
p. 96) schon angegeben, dass auf ihnen „von dem Tage 1. ahau, dem 13. des
Monats Mac beginnend, 13 X 2920 Tage oder 13 X 8, d. h. 2 X 52 oder
140 Jahre durch in regelmässigen Distanzen von einander abstehende Daten
verzeichnet sind, ohne Sprung irgend welcher Art zwischen dem einen und dem
andern der beiden 52jährigen Cyclen." Wenn daher Herr Mac Gee in der
Einleitung bemerkt „Hitheiio it has not been known that the year of the Codices
included 365 days", so ist eine solche Behauptung nur dadurch möglich, dass
die Arbeiten der Deutschen auf diesem Gebiete in Amerika nicht genügend
gekannt und nicht genügend berücksichtigt werden.
Ein weiterer Abschnitt des vorliegenden Buches beschäftigt sich mit den
Anfangstagen der Jahre in der Dresdner Handschrift. Während Prof. Brinton
in der oben besprochenen Schrift über den centralamerikanischen Kalender, sich
auf Förstemann und auf briefliche Mitteilungen Cyrus Thomas's berufend,
leugnet, dass für die Anfänge der Jahre bei den Maya irgend welche andere
Tage als die bekannten kau muluc ix cauac in Betracht kommen, mit denen
zur Zeit des Bischof Landa in Yucatan die Tage begonnen wurden, söhligst
sich Cyrus Thomas in der vorliegenden Schrift der von dem Referenten (Zeitschr.
f. Ethnol. XXin p. 103 ff.) aufgestellten und vertretenen Ansicht an, dass in
der Dresdner Handschrift die Jahre nicht mit den obengenannten, sondern mit
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den Tagen been e*tznab a'kbal lamat, die den mexikanischen acatl
tecpatl calli tocbtli entsprachen, begannen.
Ein letzter Abschnitt in der. vorliegenden Schrift beschäftigt sich mit dem
Ursprung des centralamerikanischen Kalenders. Cyms Thomas versucht, ihn
von dem alten auf Hawaii üblichen abzuleiten. Dem Referenten erscheint dieser
Versuch nicht besonders glücklich, denn die alten Bewohner von Hawaii hatten eine
Art wirklicher Monate von 30 Tagen. Bei den Centralaraerikanem ist die Zahl
20, kombiniert mit der Zahl 13 die Basis aller kalendarischen Systeme. So
bleibt als anscheinende Übereinstimmung nur übrig, dass 12 X 30, wie 18 X 20,
die Zahl 360 ergeben, dass also im Jahre sowohl bei den Bewohnern von Hawaii
wie den Centralamerikaneni, ftlnf überschüssige Tage gerechnet werden.
Seier.
Cyrua Thomas. Are the Maya Hieroglyphs phonetic? (Am. Anthro-
pologist VI. p. 241—270.)
Nachdem der Verf. schon vor zwei Jahren in der Science ein im wesent-
lichen auf Landa basierendes, aber erweitertes Alphabet veröffentlicht, welches
gestatten sollte, die Maya-Hieroglyphen phonetisch zu interpretieren, d. b. zu
lesen, erörtert er hier an einer Anzahl Beispiele die Anwendl)arkeit seines
Alphabets, bezw. sucht nachzuweisen, dass die Maya-Hieroglyphen in der von
ihm angegebenen Weise phonetisch konstituiert sind. Sei er.
Philipp J. J. Valentini. Analysis of the Pictoral Text inscribed on
two Palenque Tablets. (Proceedings of the American Antiquarian
Society, at the Annual Meeting. October 24. 1894.)
Der Verfasser ist der Ansicht, dass bei den Vei-suchen zur Entzifferung der
Maya-Handschriften und Maya-Hieroglyphen bisher die arithmetische Seite der
betreffenden Texte in erster Linie berücksichtigt worden ist. Nicht minder
wichtig sei es, festzustellen, was die Hieroglyphen ihrem Inhalt nach bedeuten.
Denn, wie der Verfiasser der erste war, der die Anwendbarkeit des Landaschen
Alphabets zur Entzifferung der Maya-Hieroglyphen bestritt, so ist er noch heute
der Überzeugung, dass die Maya-Texte nicht phonetisch konstituierte Charaktere,
nach Art der Hgyptischen Hieroglyphen, sondern einfache Bilder von Qegen-
stSnden enthalten, dass sie eine Bilderschrift, keine Hieroglyphenschrift sind.
Für die Deutung des Inhalts dieser Bilder seien aber die geschriebenen Cha-
raktere der Handschriften ungeeignet, die „Tachygraphe", kursiv gewordene
Bilder darstellen. Man müsse vielmehr in erster Linie die skulpierten Zeichen
der Stelen, der Altarplatten und der Tempelwände in Betracht ziehen. Der
Verfasser versucht nun diese Deutung an den Zeichen der Altarplatte des Kreuz-
tempels No. 1 von Palenque, indem er von den Tageszeichen, als den ihrer
Bedeutung nach feststehenden Zeichen ausgeht und, auf eine Stelle in den Be-
laciones des Bischofs Landa fussend, die weitere Annahme macht, dass die dar-
gestellten Gegenstände alle ritueller Natur seien. Seier.
M. f . V. 7
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— 98 —
Francis Parry. The Sacred Maya Stone of Mexico and its Symbolism.
London 1893.
Francis Parry. The Sacred Symbols and Numbers of Aboriginal
America in Ancient and Modern Times. (Bulletin of the American
Geographica! Society No. 2. 1894.)
Der Verfasser ist der Ansicht, dass die verschiedenen sesshaften Stämme
Amerikas, obwohl sprachlich und ethnisch sich unterscheidend, was Form und
Bedeutung ihrer religiösen Embleme angeht, einander verwandt sind. Eine der
frühesten Manifestationen des religiösen Fühlens der centralamerikanischen
Stämme findet er in der Konzeption einer „ersten Ursache", eines „Regierers"
und findet diese Idee ausgedrückt in dem Zeichen ah au, das so viel auch in
hieroglyphischen Inschriften der Tempel und in den Bilderschriften vorkommt.
Ein Teil dieses Symbols seien die drei Punkte, die im Dreieck gestellt, oder
auch in Linie, auf den Hieroglyphenwänden, den Altären und den Stelen zu er-
kennen seien, und die er als Symbol des Überflusses, der Fülle deutet. In
dieser Bedeutung kämen sie auf Töpfen in Guatemala, Florida, Peru, auf Mahl-
steinen im nördlichen Kalifornien u. s. w. vor. Ein verwandtes Symbol sei das
sogenannte Vogelklauenzeichen und das Hufeisenzeichen. Das letztere erkennt
er nicht nur in den Strichelungen in der mexikanischen Hieroglyphe „Acker-
land", sondern auch in den bekannten rätselhaften schön skulpierten Steinen,
die man ehemals als Opferjoche deutete, und die ihm die Sacred Maya Stones
sind. Die auf den Kreuztafeln von Palencjue dargestellte Handlung — Dar-
bringung einer kleinen Menschenfigur und Darbringung einer Maispflanze —
deutet er als Gebet um Nachkommenschaft und um reiche Ernten, und findet
dieselben Kultushandlungen und dieselbe Idee in gewissen Ceremonien der Hopi
oder Moki, die Fewkes beschrieb. So kommt er zu dem Schluss, dass, wie die
Maya-Sprache in den Namen der hauptsächlichsten Orte von Peru bis Arizona
sich finde, wie die Spuren ihrer Bauwerke nicht nur in Centmlamerika, Etondem
darüber hinaus in Quereturo, Chihuahua und bis zum Mississippi zu verfolgen
seien, so sei auch der Maya-Einfluss in den Hauptelementen des heidnischen
Glaubens überall unter den amerikanischen Völkern zu erkennen. Sei er.
Brinton. A Primer of Mayan Hieroglyphs. (Publications of the üni-
versity of Pennsylvania. Series in Philology, Literature and Arehaeol<^y
Vol. in. No. 2.) PhUadelphia. 1894.
In dieser Schrift; giebt Prof. Brinton eine Übersicht über das, was bisher
bezüglich der Entziflerung der Maya-Handschriften geleistet worden ist. Er
stellt sich dabei ganz auf den Standpunkt, der von den deutschen Forschem auf
diesem Gebiete eingenommen worden ist, dass weder das Landasche Alphabet,
noch die in neuer Zeit von Cyrus Thomas, Le Plongeon und Hillwme P. Cresson
aufgestellten Alphabete wahre Schlüssel für die Entziflerung der Handschriften
seien.
In verschiedenen Abschnitten behandelt er das Zahlensystem, die Chronologie,
die Kulte und die graphischen Zeichen. Im Anschluss an Förstemann und
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— 99 —
noch über ihn hinausgehend, will er den gesamten Inhalt der Maya-Handschriften,
und wie es scheint auch des grössten Teils der mexikanischen für rein astro-
nomisch halten. In betreff der Einzelheiten giebt er eine ganze Menge Er-
klärungen, für die man allerdings vielfach die nähere Begründung vermisst.
Wenig glücklich scheint dem Referenten die ümtaufiing sein, die Prof. Brinton
mit den Götterfiguren der Handschriften vorgenommen hat. Wenn er p. 51 einen
Gott Lakin Chan citiert, der nach Cogolludo „sehr unförmliche Zähne" habe, so
ist dazu zu bemerken, dass im Cogolludo der betreffende Gott in Wirklichkeit
Lahun Chaam „zehn Zähne" heissi Alle Folgerungen, die Brinton an den
von ihm angenommenen Namen knüpft, fallen deshalb, p. 35 erklärt Brinton
das von den Maya für die Milchstrasse gebrauchte Wort tamacaz. Es ist mexi-
kanisch tlamacaz, tlamacazqui oder tlj^macazcatl und ident mit dem Tama-
gastad, den die Mexikaner von Nicaragua, mit Cipattonal (Erdgöttin) als die
Namen ihrer Hauptgottheit angeben, p. 39 in der Anmerkung erwähnt er die
von P. Lizana angegebenen Worte für die grosse und kleine Einwanderung
nohenial und cenial. Brinton erklärt sie als „right band Coming" und „left
band Coming". In Wirklichkeit sind die obigen Worte nur Schreibfehler für
noh-emal und oe-emal (tz'e emal) „das grosse und kleine Herabsteigen"
des Chilam Bdam von Chumayel, das Brinton selbst p. 178 seiner Maya Chronicles
abgedruckt hat. Seier.
Marshall H. Saville. A Comparative Study of the Graven Glyphs
of Copan and Quirigua. (Joum. Am. Folk-Lore. July. — Sept. 1894.)
Der Verf., der für das Peabody-Museura die Ausgrabungen in Labnä und
Copan geleitet hat, sucht hier die Entziffeiiing der Maya-Handschriften da-
durch zu fördern, dass er für eine Anzahl Zeichen, die namentlich auf den
Reliefs von Copan und Palenque sehr häufig sind, die sachliche Bedeutung zu
bestimmen sucht. Das Katun-Zeichen, das an der Spitze der Stelen von Copan
und der Altarplatten von Palenque überall zu sehen ist, zerlegt er in ein unteres
Element, das er durch Vergleich mit der Hieroglyphe des Monatsnamens pax
als Zeichen für pax, die Holzpauke, annimmt. In den obem seitKchen Zeichen
sieht er die Hälfte einer durchschnittenen Cacaofrucht. Dass das letztere Zeichen
auf einigen Stelen ersetzt ist durch eine Fischfigur, glaubt er durch Ideen-
assoziation, vielleicht aach durch sprachliche Assoziation, von Fisch und Blüten
erklären zu müssen. Für die thatsächliche Assoziation dieser beiden Natur-
gegen stände führt er von den Copan-Stelen einige Beispiele an. Der Monat
Pax entspricht unserm Mai, und war die Zeit, wo die Saat gemacht wurde,
und wo mit den ersten Regengüssen die Vegetation zu erneuter Kraft erwachte.
Seier.
Rohde. Psyche, Seelenkult und ünsterblichkeitsglanbe der Griechen.
Freiburg i. B. 1894, 2 Abteilungen.
Ein ausnehmend zeitgemKsses Werk, das mit gründlicher Schulung des Fach-
gelehrten eine verständnisvolle Behandlung des Gegenstandes verbindet, unter
7*
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Rücksichtnahme auf mancherlei Parallelen, wie sie, für die in der Elassicität
gültigen Vorstellnngsweisen, aus dem durch ethnologische Materialansammlungen
eröffneten Umblicke sich entnehmen lassen.
In der ersten Hälfte (1890 veröffentlicht) war nachgewiesen, (S. 254), dass
sich der „griechische Pöbel" („und vielleicht nicht allein der Pöbel") mit den
einfach primitiven Vorstellungen des „Naturvolks" voll ebenbürtig messen durfte,
bis auf die Verrohungen (australischer) iMffxMepa.ra und familiär plebejischen
Zusammenlebens mit den (ihrer aristokratischen Vorrechte noch entbehrenden) ^/Muec»
durch die vom Tische gefallenen Brocken gespeiset (wie sie die Prutheni „armen
Seel'gen" aufzulesen erlaubten). Durch rückhaltsfi-ei offenen Blick ist eine
Fülle reicher und neuer Belehrungen eröffnet worden, die f)ir jeden Sonderfall
dutzendweis (oder hundert- und tausendfach) sich vermehren Hessen, — zahllos
wenn man will, weil es sich eben um durchweg (überall und immer) gleichartige
Elementargedanken handelt, unter den ethnisch differenzierenden Variationen des
Völkergedankens. Die Belegstücke sind Jedem, der sie zu prüfen wünscht, un-
behindert zng^glich in der Litteratur, bei Durchsicht der Publikationen seit
etwa Mitte des Jahrhunderts (und auch in früheren bereits zerstreut). Nach-
dem mit Feststellung der (wie physischen, auch psychischen) Gleichartigkeit des
Menschengeschlechts, die elementar identischen Unterlagen innerhalb des
Rahmen*s allgemein gültiger Umrisse (unter den ethnischen Differenzierungen) ein-
begriffen worden sind, wird sich die Forschung jetzt monographischen Detailbe-
handlungen zuzuwenden haben, um die, trotz scheinbarer Schwankungen, ge-
setzlich fixierten Variationen in ihrem typisch charakteristischen Gepräge aus
geographischen und historischen Bedingnissen, (wie sie in der Besonderheit
jedes analogen Einzelfalles unter gegenseitigen Duixhkreuzungen zusammenge-
troffen sind) methodisch sichtend zu zerlegen, damit für den lebendig im VolksgeLst
waltenden Wachstumstrieb die leitenden Gesetzlichkeiten geklärt werden (zur
Lösung der Aufgabe, die hier gestellt ist). Der Verfasser spricht als anerkannte
Autorität im Kreise hellenistischer Fachdisziplin und sobald, wie hier die Psyche,
das analog Betreffende (auf den verschiedenen anderen Arbeitsfeldern) mit gleich
sachkundiger Gründlickeit in Angriff genommen sein sollte, wii-d (unter be-
schleunigter Annäherung des Reifezustandes) ein blendendes Lichtmeer hervor-
strahlen, um den Menschheitsgedanken allwärtshin zu beleuchten (über die
Weite und Breite des Globus).
Die zweite Abteilung (dem Unsterblichkeitsglaubcn gewidmet) betritt (mit
dem, „was die Seele xat^' koLov^v, frei geworden vom Leibe, in iu^htMnaqjM und
ftavTetm von ihrer Gottnatur selbst er^hi*t") das Gebiet des Gesellschaftsgedankens
unter fortgeschrittenen (und also kompliziei-teren) Vorgängen eines gesteigerten
Wachstumsprozesses, und indem sich hier nun gleichfalls allüberall, in jeglicher
Phase der psychischen Manifestationen, die schlagendsten Parallelstücke auf-
drängen, werden auf diesem (nach schulgerecht bewährter Methode durchgeackerten)
Arbeitsfeld manch' mustergiltige Anhaltspunkte gewährleistet; um für die (unter
der überwältigenden Massenhaftigkeit des zusammenströmenden Stoffes) einer ge-
nügenden Sichtung oftmals noch entbehrenden Aufspeicheningen der Ethnologie
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ordnende Theilongsstriche zu ziehen, und das Sammlungsmaterial in zuge-
höiTge Rubriken einzustellen, für systematische Übersicht. Auch betreffs der
polyglottisch leicht verwirrenden Terminologie dürfte es in der Hauptsache
empfehlenswert sein, an diejenigen Normen anzulehnen, wie sie durch die, im
lang-alten Erziehungskursus der Altertumskunde umsichtig durchgefeilte, Philo-
logie zur Verfügung gestellt sind (zur Orientierung in linguistischen Studien).
Allerdings wäre nun hier sogleich auf denjenigen „Terminus technicus** auf-
merksam zu machen, der zum Titel des Buches gedient hat: auf die „Psyche**
selber, die zwar nach populär adoptierter Nomenclatur für das Psychische, qua
solches, Gevatter gestanden hat, die indes einer scharf umschriebenen Klassifikation
angehört in spezifischer Sinnesbedeutung und darauf eingeschränkt erhalten
werden muss, um sich, ohne Verschiebung der richtig entsprechenden Verhältnis-
werte, mit den sonst ethnischen Seitenstücken zu decken. Die ihr erbeigen-
tümlich zukommende Stellung tritt prägnanter ins Auge bei denjenigen Wild-
stämmen, wo die Seelen -Teilungen (des Seelischen) noch strenger auseinander-
gehalten sind, während dieselben bei beginnenden Kulturentwicklungen rasch in-
einander zu verschwimmen beginnen, und so schon bei der frühesten Überlieferung,
die in dem Homeriden Dichtungscyklus aus hellenischer Vorzeit für uns erhalten
sind, nicht mehr reine Paradigmen zu liefern vermögen, weil in manchen Charakter-
zügen bereits mehrweniger verwischt.
So wenig, wie die am Grabe spukende oder dasselbe (gleich (pux&v üxtott^
ipa>TdiT!mTa) umflatternde (von den Beduinen darauf sitzend erblickte) Sisa (der
Nigritier) ins Totenland (Ko-to-men), würde die im Lufthauch aus- und ein-
atmende Psyche dort eingehen können (unter dumpfig düstere Schatten), für
keine ihre geschlechtlich (auch in Guinea) bekannten Hälften (weder als „anima"
noch „animus**), und wenn (wie dem Purnsha zu geschehen pflegt, in der Sankhya),
durch Kontakt mit dem mofia als «r^/ia contaminiert, der (von keinem „sin-eater**
weggegessene) Schuldrest der Kla, (der im Hantu-kubur sich selbst zu verzehren
hat), nach Naraka (wenns schlimm steht) oder nach den Inseln des Volta
relegiert wird (in seiner scheidenhülsigen Linga-sarira) auch sonst wohin, beim
Hexentreiben (der Ekpo unter Efik) — , so bietet sich hier [an Stelle eines Tartarus
oder (mikronischen) Eisenkerker's] besser, als durch stygische Flüsse, isolierte
Lokalität, um die, vornehmlich aus den in Biaiothanathoi (oder ämpoC) schwei-
fenden Gespenstern, gefürchteten Plagegeister kalt zu stellen (in besonders dafür
vorgesehener Abteilung indianischer Seelendörfer), und gern wii'd man dann
auch wohl, um an der gewählten Lokalität dauernder festzuhalten, die Freuden-
hallen einer Walhalla auszuschmücken sich beeifem (in der Sonne bei den Az-
teken), oder was in Annehmlichkeiten annehmbar wüuschenswerth sein dürfte zu
ent<en, um den Aufenthalt auf ninsulae fortunatae"* zu verschönern (wie auf
tropischen Fruchtinseln der Pulo-bua etc.). Dabei wird dennoch jedoch auf Ab-
zahlen der Schuld (bis auf Heller und Pfennig oft) gerechnet, nach rigurösem Re-
gime dee Karman in trefflich kleinmahlenden Mühlen (ötph {k&y dXiooat ftülot äXiown
Was in traumhaften Schattenbildern der üxm' nach dem Ko-to-men (dem
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Totenland der Eweer) abscheidet, ist die in Erinnerung lebendig verbleibende
Persönlichkeit des Verstorbenen, im Eidolon desselben oder sein „Autos" selber
vielleicht (wenn nicht etwa unter Olympier aufgenommen), bei deren (oder dessen)
im Memorieren gemeinsam durchlebter Tage fortspielenden Masken (einer Larva, als
persona), unter welcher sich (für temporäre Inkarnation) dieOusia hypostasiert hatte,
wie dies mit Homoousia (im Panentheismus oder) ftlr eine (die Seligkeit des Einzelnen
freilich beeinträchtigende) Allseligkeit ihren oi-thodozen Ausdruck erhalten hatte (in
der Gemeinde oder Sangha, zur Einfügung unter Tri-Batua). Hier knüpft nun der
Alter-ego an, bei Abscheidung Aklama's vonKla, auch aus dem Innern (Obesi's) redend
(mit des Daimonion Stimme), wenn ^i9oc yap dif^pwiap datfjum (b. Alex. Aphr.)y und
mit den unsichtbar (gleich den Dämonen aus Hesiod^s (joldalter) umschweben-
den Ahnenseelen (im Lande der Batak), sind dann mancherlei Weiterveifolgungen
(im Gedankenspinnen) zu Gebote gestellt, für die Erscheinungsweisen des Schutz*
geistes (im Fylgjer und Forynja, Töndi oder Donde, Haltia, Emekhet u. s. w.),
von Indianern im Medizinsack getragen (wie im Pubertätstraum gesehen).
Bei häuslicher Erziehung im Bhuta«2iimmer (der Tulu) kann je nach den
Anlagen ein dienstlich verwendbarer Kobold herangezüchtet werden, aus einem rjpmq
obcoopd^ anspruchslos bescheiden (pai-ca petuntManes); oder, wenn der Lar ^Euni-
liaris seinen imponierenden Eindruck fortbewahrt (als Chao oder „Herr" der
Thai), mögen weitere Rangserhöhungen erteilt werden (mit Apotheosierungen im
kaiserlichen Stil oder in Titelverleihungen, nach mandarinischen Abstufungen gra-
duiert). Unter ekstatischen Zuständen andererseits gerät die Psyche leicht in allerlei
Tausch verkehr mit dem To^tufia {m^BUß äuw), nach obenhinaus, bis zur Vei*flttchti-
gung im Äther, wenn sich nicht mit dem (ff<ii(9tv zutretenden) Nous abfindend, für
verständige Unterredungen (wie dem „Logos" geziemend), und hier schliessen sich
dann, als jedes Mysterium seinen Tanz besass (zu Lucian*s Zeit), in Begeisterungs-
und Besessenheitstänze, — neben den, (bei den Festen der Ewakiutl) in dramatischen
Aufführungen nigritischer Wongtschä und ceylonischer Takkoduro (oder verwandter
Kollegen gar vieler), vorgeführten Actionen — , allerlei Maskierungen (unter den
Prosopa) an, wie sie den, mit dem „lux ex Oriente" nach Westen wandernden,
Göttern vertraut waren, und auch in arkadischen Tempeln gleich&Us bekannt
(aus Pausaniai* Fremdenführer).
In den hier psychiatrisch zugleich wichtigen Beobachtungen, bei Anschluss an
nervöse Veranlagungen — (unter Lappen und Eskimo sowohl, wie den durch Lata,
Yaundo etc. kennzeichnerisch affizierten Bewohnern tropischer Landschaft) — , stehen
wertvoll weitere Aufschlüsse in baldiger Erwartung, seitdem es (besonders auf
transatlantischem Boden) erfolgreich gelungen ist, zum Aufschluss bisher eifer-
süchtig gehüteter Geheimceremonien allerlei Schlüssel und Nachschlüssel (oder
kunstgerecht gefertigte Dietriche) aufzuspüren, die sich auch für manche der
allerheiligsten Kämmerlein in den Mysterien ganz wohl passend erwiesen haben (und
so auch ihnen zugute kommen mögen). Da also die Völkerkunde — zumal wenn
beim kühn geplanten (aber auf jetzigem Status-quo durchaus bereits gerechtfertigten)
Wagnis, in den Bereich hypnotischer Studien überzuschreiten, der zum gesicherten
Fussauftritt (imNagualismus gebreitete) Boden nicht unter den Füssen verlorengeht.
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sondern unverrückter Anschluss bewahrt wird (in medizinisch nüchternen Köpfen) —
diese und ähnliche Äquivalente als Gegenweiie anbieten kann, für die durch
klassische Schulung gewährten Belehrungen, wird ein gemeinsames Zusammen-
arbeiten zu gegenseitigem Vorteil ausschlagen und möge deshalb das Beispiel
des hier zur Anzeige vorliegenden Buches bald Nachfolger erhalten, um sie au
gleicher Stelle zur Kenntnis bringen zu können.
„Merkwürdig: gerade ein Satz, der aller dialektischen Begründung erst
Boden schafft, musste selbst wieder durch den dialektischen begründet werden,
den er erst ermöglicht hatte* bemerkt Deuschle über Plato's Präexistenzlehre,
und wenn sich nun der gleiche „Satz'' in ethnischen Elementargedanken wieder-
holt (für Sumangot, Kla und andere Geschwister in seelischen Regionen), er-
scheint dies (doppelt) „merkwürdig" — oder auch nicht, da das einfachst Klare
übersehen ward, weil eben derart durchsichtig in solch' einfacher Klarheit (oder
klarer Einfachheit), dass man geradeweg hindurchsah, ohne irgend etwas zu
sehen; und deshalb auf die Schöpfungskraft des dialektischen Prozesses zu recur-
rieren hatte (zum Wiederaufbau).
Die Seele (Saina) kehrt zur Präexistenz zurück (in Levona), der Atem
(Alna) haucht sich aus in Luft (Rivotra), und während Matatoa gespenstisch am
Grabe spukt, verbleibt (auf Madagascar) der geistige Reflex der Persönlichkeit
in Fanahy (zur Erneuerung im Schutzgeist).
An die trotz körperlichen Abscheidens in Erinnerung verbliebenen Ver-
wandten wendet man sich, in Notständen, um Hülfe, — wenn solche zu gewähren,
als kräftig erachtbar (nach den im Leben abgelegten Leistungen), — und den Bantu
ziehen (wie den Szeklem) im Wolkengetümmel der Ahnen Scharen herbei, wenn
es zu streiten gilt auf Schlachtfeldern, die sich umwölken zum Fortkämpfen
hunnischer und gothischer Heldenseelen in der Luft, statt auf dem Boden troischer
Ebene, wo (in Streitwagen) Götter zusammentrafen, (auch als Rosselenker, gleich
Krishna), wie Odhin und Freyr (b. Saxo) sich gegenüberstehen (bei dem, was
Dänen und Schweden auszufechten hatten). Die Lokrer Hessen in vorderster
Schlachtreihe ein Glied offen, für Ajax den Jüngern, um als (timorischer) Vor-
kämpfer, aus Lucrez' „timor", martialischen Pavor und Pallor einzujagen, aber
einem seine Geistessprache mit attischem Salze würzenden Gaumen schmeckte
es nicht mehr, ein Schiff nach Salamis zu senden, zur Abholung der Aeaciden,
80 dass diese Altehrwürdigen den Affront erdulden mussten, weil unbrauchbar,
zurückgeschickt zu werden (von groben Böotiem später).
Gleich Heraklit's vervollkommneten Seelen, wenn zu Schutzgeistern erwachend
(für Lebende und Tote), trifft sich die Töndi (der Karo) „um den Körper herum"
und schützend umgeben (in Nebel gehüllt) die Ahnen (der Batak), wie die
IHUnonen goldenen Zeitalters (bei Hesiod). Unter den Lonch (Schutzgeisteru) wird
das früher das Land der Ostjaken bewohnende Tschuden-Volk mitbegriffen
(anderswo in Erdlöcher verkrochen, der Unterirdischen).
So nah (hinter dem Tempel der Chthonia) lag „das Reich der Seelen, dass
die Toten der Heimionenser den üblichen Fährgroschen für Charon" (den
Fergen der Unterwelt) ersparen konnten (8. 199), und so kommt mit dem „Kult
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der chthonischen Götter", der der Heroen oder Seelen (wenn ndpra idT^pr^ ipuxatv xal
^tfjLovwvy auf dem 6^ ävto xal xdrw ßta) zusammen, wie in Tibet (s. Waddell) der
in die Rubrik der Sab-dag („Earth-masters*') gehörige Hausgeist oder Nang-lha
(„Insifle-God"), genügsamer Art (gleich dem mit einer „Schale Grütze" der Dienstr
magd befriedigten „Napfhans" in der Schweiz), aber eifersüchtig auf seine Rechte
bedacht, wie diese Art der Kobolde zu sein pflegt (in „ Volkmar's Kammer") ; immerhin
vielseitig jedoch in seinen Hülfsleistungen, den Schwärm indischer „Boys", (bis zur
Spezialität des Lampenanzünders) ersparend, und dann wechselnd nach den
Monaten der Jahreszeit oder nach Tag (und Stunde), wenn z. B. „nicht leidend,
dass Donnerstags abend am Hof gehauen oder gesponnen wird" (in Schweden).
Der Nang-lha (Tibet's) steht bald (im 5. Monat) unter der Dachrinne (als Yangas-
pa), bald (im 3. Monat) im Thorweg, bald im Stall, in der Küche u.s. w.(s. Waddell),
während dem Römer, neben der Cardea, die andern Götter der Indigitamenta benötigt
waren, der Chinese wieder seinen Küchengott bevorzugt, der Tömtekerl im Stall
Dienste thut (als Stercutius u. dgl. m.) In der Schlucht am Areopag (als Sitz
der Unterirdischen), waren lepiycu (im x^pia x^v6<:) zum Heraufkommen verfügbar
(durch Psychopompeia), wie nach Wegnahme des lapis manalis herausschwännend
(vom „Mundus" der Römer).
An dem zum (annamitischen) Amenthes (im Sonnen-Niedergang, auf Mangaia)
führenden Pelslöcherpaar, (für Vornehme und Geringe abgetrennt) wird die Ein-
ladung gesprochen (am Allerseelentage, für die Rangordnungen gedoppelt), und
der Bapiri kann lebendigen Leibes schon hineinkriechen in die Ursprungshöhle
der Vorfahren (wohin die Abnenseelen zurückkehren).
Unter den Seelenteilungen der Stoiker, (in siebenfacher Zahl denen der Batak
entsprechend), herrscht (im Herzen, oder) auf dem Haupte das Hegemonikon
(direkt aus des Schöpfers Hand heiTorgegangen in platonischem i^^fuvw),
am Scheite] thronend, gleich siamesischen Ohomkhuan, („indulgere genio'' anratend),
weshalb königliche Ehrung handgiei fliehe Berührung verbietet, und (bei den Karen)
hat Tso, vom Kopfsitz aus, Ordnung zu erhalten zwischen den im Körper funk-
tionierenden Khuan, die „Verderben schwörend" (bei der Geburt) eingefahren sind
(s. Mason) und deshalb, sobald jener Tso (Macht und Stärke) an Kraft abschwächend,
die Zügel lose lassen sollte, sogleich mit hämischer Schadenfreude über den
menschlichen Organismus herfallen würden, um ihn zu zerstören, aus krankhafter
Störung physiologischer Functionen (bei Zerrüttung ihrer normalen Gesundheit).
Und 80, wenn der ans dem Kreis seiner Göttergenossen verstossene Dämon,
mit unseligem Leben (Co»^ äßuf^) vor sich — gleich dem mit Ablauf seiner Frist
absterbenden Deva in Tuschita (unter i^eoi ^/i^amvt^) oder der aus dem Lande
der Sangiang zum Pilzsprossen destinierte Seelengeist (da seine Zeit um war) — ,
hinabstürzt in das irdische Jammerthal (ä-nj^ Xetfmv), fällt er (s. Rohde) „herein
aus einer anderen Welt, der Welt der Geister und Götter, zu seinem Unheil, als
in ein fremdes; die Elemente werfen ihn einander zu und hassen ihn Alle" (b. Empe-
dokles). Das Allfeuer glüht in Heraklit's Seele, in steter Umwandlung begriffen
(des Lebens und Sterbens).
Die Kontroverse über den in die Brust (woher die Stimme komme) ver^
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legten Sitz war durch Chrysipp in die Stoa gekommen, da ibr Obej^tes im
Haupte weilen musste, als Hegemonikon, wenn dieser individuelle Funke des
AU-Einen (seines unsterblichen Vorranges wegen) als direktes Händewerk des
Demiurg bezeichnet wurde, in Plato's Redeweise, und so erklärt sich die Unklarheit
derselben aus des Meister's Vei-takelung in die Ideale (wie schon von Aristoteles
gerügt). Der Widerstreit zwischen Kopf und Herz dauert fort bei dem Gefühls-
menschen bis auf den heutigen Tag und ihr Zusammenhang wird durch den
Verbindungsstrich angezeigt, in den Meda-Symbolen (indianischer Gesänge). Statt,
auf den Scheitel niederblickend, unter ihrem (Schädel-) Dach (als Genius) zu
hausen, wird die Gottheit von der Mystik („deutscher Theologen**) in das Herz-
kämmerlein der Gottesfreunde einquartiert, um von dort mit des Daimonion's
Stimme zu reden (in sokratischer Zeit) oder der Gbesi (in Guinea). „Der
Wille muss, um vollkommen zu werden, dem Sittlichen, dem Gewissen, das
nicht irrt, sich fügen** (s. Goethe), bei guter Eingebung (des Agathodämon).
Was in der (Menschen-) Seele (wenn keine Ausstrahlung aus einer Welt-
seele) sich darstellt, „das ist die Eine Kraft, die überall, in allen Erscheinungen
der Welt, Leben wirkt und' selbst das Leben ist ; dem Urgrund der Dinge selbst
seelische Eigenschaften leihend, konnte die Physiologie der flylozoisten zwischen
ihm und der Seele gegensätzliche Unterscheidung nicht festhalten** (s. Rohde),
im „Wicht** (oder „Wiht**) der Wesenheit (genialisch), auf dem Steine sitzend
sichtbar oder (b. Thaies) drinnend steckend (aus magnetischer Seele), sowie in
den Pflanzen (unter l/£^e//a, im Gegensatz zu Ajiva, jainistisch) wirkend, in der
Lebensseele des livatman, zum Ausgang der ipoxri ^ptTtrui^ (für weitere Entelechien).
Auch den Seelen der Geräte ist ihre Fortdauer gewährleistet, wenn hin-
ttberflntend ins Jenseits (auf Fiji's Zauberbrunnen, Kauvendra), und die [mit
„Nanna** (in bester Gesellschaft der „Erdgeister** und „Gestimgeister** aus
XIX. Jahrh.) verwandte] Seele der Reishalme, ist mit Gehör begabt, um die
Anrufungen zu hören (in Spi-ache der Karen).
Yalo-na, als Seelenschatten (wie im Wasser gesehen) wird (auf Piji) von
Talo-yalo-na (Schatten der Sonne oder des Kerzenlichts) unterschieden, und so
der feststehende Schatten des Gesteins (bei Efik) von dem beweglichen (wie
auch den Hidatsa geläufig).
Der syrische Heiligenstein wurde in der Hand geschwungen (zum Beleben),
während Ceraunius (als „Jovis lapis**) seine Kraft mitbringt (von oben herab) und
aus dem Seelischen des Yorknastein konnten (in heisses Wasser gewoifen, beim
Kesself&ng) Kinderaugen geschmiedet werden (von Völundr), für Kronen viel-
leicht und ihre Huerfana (s. Grimm), als „pupillus** des Knäbchens, im Augen-
bilde gesehen, das beim Verschwinden den Tod anzeigt (nach indianischer Pix>-
gnoee). Der „Mann** (oder Mensch) im Auge, (s. Bernau) wandert fort (unter
ICacuai), wenn der Leib zerfällt (beim Tode).
Am Halse getragen leistet der Lifstein (in der Kormakssaga) die Hilfs-
dienste kabirischer Schwimmgürtel (wie von Zanekka's Leucothea zur Errettung
gewährt), und zum Oskasstein wird gern ein ,4apis sapientum** gewünscht (zum
Ooldmachen).
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„Der Mensch ist nach homerischer Auffassung zweimal da, in seiner wahr-
nehmbaren Erscheinung und in seinem unsichtbaren Abbild, welches frei wird
im Tode; dies, und nichts anderes ist die Psyche" (s. Bohde), „in dem leben-
digen voll beseelten Menschen, wie ein fremder Gast, ein schwächerer Doppel-
gänger, sein (alter Ergo) anderes Ich, als seine Psyche" („aus dem Doppelleben
im Traum, in der Ohnmacht und Ekstase*'), schlafend im Wachzustand (b. Pindar),
aber prophetisch kündend im Traumschlaf, während im Tiefechlaf mit Brahman
geeinigt (in der Vedanta).
Verschieden von Talo-ni-mate (auf Tiji), yerlässt die Talo-bala, den KOrper
des Lebenden bereits, um nun durch den „Visus eruditus" der (Geister-) Seher
(bei Kwakiutl) im Doppelgänger gesehen zu werden, gleich Uhane-ola in Un-
terscheidung von tJhane-make (auf Hawaii).
Die Leip-ya fliegt aus im Traum, als („Psyche** oder) „Schmetterling*' (der
Birmanen), während, wie aus des Landsknechts Munde das Wiesel (s. Nork), aus
thüringischem die Maus (der Magd) hervorkriecht (s. Prätorius), und (statt
Eidechse der Eolarier) aus longobardisch königlichem (s. PauL Diac.) die Schlange,
die sich durch Zischen (bei Berührung mit dem Stabe) als Ahn bekundet
(für die Bantu). Die Schlangen (oder, Kindern zugeneigte, Unken) wurden, als
„Milchmütter" (der Letten) von den Littauem im Hause gehegt (und mit
Opfern gefüttert). „Nullus locus sine genio, qui per anguem plerumque ostenditur"
(s. Servius), fortgeringelt zum Drachen oder „Wurm" (vaurms) zur Berührung
)im Sagenring) mit dem Naga, aus kasbmirischen Seen aufsteigend, im Nebel-
dunst (vom chinesischen Wappensymbol durchflogen), und so sprosst es fort im
Wachstum (oder Wucherung) der ethnischen Elementargedanken, aus Rohheit der
Wiidstämme fortgezüchtet (zur Veredlung in kulturhistorischer Entfieiitung, unter
günstigem Geschick).
Das aUüvo^ ^diolw, das „Abbild des Lebens", — das schläft, während die
Glieder des Menschen thätig sind (wogegen dem Schlafenden in TraumbUdem
das Zukünftige zeigend) ~, „stammt allein von den Göttern" (b. Pindar), und
der Name bezeichnet „den im lebendigen Menschen hausenden Doppelgänger"
(s. Rohde), auch im Wachzustand des Lebens draussen gesehen (auf Hawaii),
im (schottisch) zweiten Gesicht, oder durch den „Visus intellectivus" eines
(Geister-) Sehers erblickt (unheilvoller Verkündigung meist).
Zur Sühne „alter Schuld" unterliegt die Seele dann einem Gericht, entweder
zu Qualen verurteilt oder in der Unterwelt auf blumigen (Asphodelos-) Wiesen
verwiesen, unter der Nachtsonne, (mit umgekehrten Zeitläufen). Nach dreimaliger
Heraufsendung (durch Persephone) wird im neunten Jahre die (gereinigte) Seele
entlassen, um unter (Rhadamanthus') Heroen auf „seligen Inseln" (dem Pulo-
buah bei Drang Semang) des Okeanos zu weilen, auf Zeus Wegen zur Burg des
Kronos ziehend (und Verehrung erhaltend), iredav Aw^ Sddu laipa Kp6)Hm wpüt^ (auf
den Marga). Die im Skolion gestellte Frage, ob auch Harmodios sich dort be-
finde, hätte (im Altai) der beim Klang seiner Zaubertrommel die Himmel, aof
der Gans (wie der Prophet auf Borak), durchfliegende Schamane beantworten
künntn, wenn mit einer Kardßam^ elq ädofj (der Nekyien) die (an Mogallan von
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seinem Meister beauftragte) Bereismig der Himmel sich verband, und wie die
von Hermodr (auf Odhin's Ross) hinabgerittenen Wege (zu „atra atria Ditis")
abwärts nieder, kennen auch aufwärts führende die Angekok (zum Besuche der
Angekok poglik).
Zu den unheilbar verbrecherischen (zu ewigen Strafen in Tartaros verurteilten)
und den mit heilbaren Vergehen behafteten Geisterseelen, sowie den 6mtü<: ßeßmxdre^
dbcajuH xai Sütoi (6org.)> „kommen noch die ätopot hinzu, denen sich weder Lohn noch
Strafe zuerteilen liess" (s. Rohde).
In dieser die ßtaw^^dvaroi einschliessenden Klasse der ämpot^ die (als Ttpht ßdtpmf
IrJ^rjödi^ ßou Gestorbene) im wilden Heere schweifen (unter Hekate's Führung), begrei-
fen sich diejenigen Seelen, welche den Wildstämmen am meisten zu schaffen machen,
anbetreflfs der besten Methode, solche, ob ihrer Geföhrlichkeit gefürchteten, Gespenster
sich vom Leibe zu halten. Bald werden sie, durch „Laneae effigies" (auf Fiji)
verlockt, im plötzlichen Überfall (beim Hexentreiben) veijagt, von Dorf zu Dorf
(am Kalabar) und wieder zurück (eingeschlossen auch in die Gesamtmenge der
binnen Jahresfrist Verstorbenen), bald sind sie der Hut eines Chaysi übergeben
(zum Verschluss in seinen „Eisenkerker'O» ^^^^ fortgebannt nach insular um-
schlossenem Geftegnisse, auf indonesischen Seelen-Inseln (auch von, afrikanischen,
Strömen umflossen) oder in Einöden hinaus, zum Sandzählen, um sie möglichst
lange fem zu halten (in Oldenburg). Bald aus Ecken und Winkeln der Wohnung,
oder sonstigen Verkriechlöchem (der ^oi fJLuxtot) werden die Lemuren aufgescheucht
[um nicht durch Poltern (der Klopfgeister) zu belästigen] durch das (von japani-
schem Hausvater gleichfalls im nächtlichen Umgang geübte) Bohnen werfen
(römischer Sitte) berückt (und ausgerückt), und bald dagegen wieder, indem
unter den Gewaltsam-Getöteten auch die auf der Wahlstatt (des Ruhms und
der Ehre) Ge&llenen sich finden, werden diese durch Valkjren, oder (in Coorg)
liebliche Apsaras, fortgeführt zu festlichen Gelagen, — auch zu Indra's Tavatimsa
vielleicht oder zu transatlantischem Sonnenpalast (für ein Zusammentreffen mit
den im Kindbett Verstorbenen); und die Kriegerhelden (Mangaia's) gehen zum
Lichtland (aere ki te ao), oder zu wolkigen Höhen der „Tritopatores" (Tucopia's),
donnernd und blitzend (in meteorologischen Prozessen). In den „spirit rappings"
(aus des Jossakeed*s Gegaukel, entlehnt) macht sich wieder der Kobolt, als
„Kbpfer'' (s. Grimm) hörbar, polternd gleich dem Bullermann (oder Meister
Hämmerlein). Wie in Frankreich (XVI. Jahrh.) mit Ziegeln (der „Schmutz-
barthel'' mit Nüssen), warfen die foUeti (s. Gervas.) mit Steinen (beim Spuk zu
Resao, jüngster Tage).
Die heilige Pflicht der Bestattung, wie von Odysseus geübt, in Aufpflanzung
des Ruders, am Gi-abe seines Schiffsgenossen (nach tasmanischem Brauch), recht-
fertigte den über die bei den Arginusen siegreichen Feldhemi gefüllten Richter-
spruch aus polizeilichen Massnahmen, damit nicht das Gemeinwesen durch Legionen
der Rachedürstigen überfallen, in Epidemien decimiert werde und die Dor^-
nossen machen den Verwandten des Verstorbenen (s. Codrington) seine Bestat-
tung zur Pflicht, „ne respublica detrimentum capiat" (in Melanesien). Bis zur
Katharsis war der miasmatisch Ausdünstende, weil durch Verfolgung dei' (Arai
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und) Eriimyen (oder des Kunaima in Guayana) in Angstschweiss versetzt, durch
Verbannung fem gebalten (und so bleiben isolirt die bei den Eskimo Ausge-
stossenen).
Da die Rückerinnerung an Mancherlei, was anders hätte sein sollen, mit
der an die Dahingeschiedenen sich verknüpft, verbleibt diesen, den Nitu und
polyglottiscben Ck)ngarrones im Possenspiel des Lebens und Nichtlebens (oder der
von Trausiem bejammerten Tragödie des Lebensleids), stets anklebend scheu
gruseliges Furchtgefühl vor Schreckgesichtem, (und ihren Fratzen), obwohl es sich
mit den gütigen derselben (als Nitu in Indonesien) ebenso verti-aulich zusammen-
lebt, wie mit Oromatua (auf Tahiti).
Beim „Übergang der Seelen in gutmütige Hausgeister oder Kobolde" (s. Grimm)
laufen in der, die Substantia medullaris und Substantia corticalis (cinerea oder
graue) verkittenden Neuroglia oder in dem (nach des Pessimisten eleganter
Sprache, seinen philosophischen Kollegen zugedachten) „Himbrei" des gemeinen
Alannes (dem im Dunkel „alle Katzen grau sind") die (bei „Quälgeistern" ge-
spenstischen) Vorstellungen von Geisterpack (und Spuk) der „Hiuri" („geheuer"
oder ungeheuerlich) graulich (und gräulich) durcheinander, in Seelengeistem,
Helden- (oder Heroen-) Geistern (heroischer Art), heiligen und unheiligen Geisterlein,
Ganze-, Halbe- oder Vieiielgötter bis zu „dii minuti" herab — „of little acount"
(s. Matthews), wenn in Halmen und GrUsem steckend (unter der Hidatsa) — , wie
ähnlich die „Begriffe Kobold, Zwerg, Däumling, Puppe und Götze" vielfach in
einander übei gehen (aus „Buchsbaumholz" geschnitzt, oder aus sibirischem Blech)
in Manleika (äyaXfia) und (slavonisch) Malik (Kleinfinger der Böhmen). Als Pöpel
(verpuppt) und Tatermann von panniculus (s. Graft) oder Hätterat (ags.) und
Katermann (und Heinze) spielt der Schalk {noßaXoi) dazwischen hinein (mit
Koboldstreichen). Beim „Ölgötzen" kam es auf das ölen oder (salbungsvolles)
Salben hinaus (für die Taufe, zu Justinus* Mart. Zeit), mit iXaunf mdawv, das,
wenn auch (b. Dionys Areop.) äytou (als fitumxov), vielleicht ranzig zu duften be-
ginnt (für eine, an ätherischer destillierte Parfüms verwöhnte, Naseweisheit). Wird
statt die Seele zu riechen, ihr Gesicht vorgezogen zum „Sehen", liegt (ceylonische)
Weihe des Idols durch Augen-Einsetzen nahe, im Hinblick auf einen „Visus
emditus". Dabei fehlt es dann ebensowenig an XUusionen (der „Visio" als opapa),
wie bei den „Halluzinationen des Magens- und Geschmacks- (oder Geruchs-)nerven''y
wozu die „Nausea" (des „Ekeldufts") hineingerechnet wird (in der Pathologie
des Nervus vagus und glossopharyngeus). Bei (gnostischer) Unaussprechlichkeit
des mr^p diHoyußMK(s. Plotin) — oder unsicherer Vokalisierung, um „unter den vielen
Namen", womit der Eine benannt wird (im Bigveda) die „nomina" der „numina*^ zu
ordnen — schafften die „klugen (oder schlauen) Leute" (oder Köpfe) Bat (nachKritias*
Ansicht) als fiölkunnigr (oder visindamadhr), und von einem vielgereisten Euhemeros
mochte dann gelesen werden, was aufgeschrieben stand im Tempel des (Triphy-
lischen) Zeus, dessen Grab den Itlgnerischen Cretem überlassen blieb, unter dm
Fallacia in „ignoratio elenchi" (worüber Philetas sich zu Tode studierte). Elegit
(Diceneus) „nobilissimos pmdentiores vires, quos theologiam iustruens nnmina
quaedam et sacella venerari suasit'* (s. Jemandes), unter den Gk>then mit (der
Heruler) to^^c ^m>v SfjuiiK (s. Procop).
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— 109 —
Hier kam es nun in erster Linie darauf an, die Etikette (des ritaeilen
Ceremonials im Kult) genau kennen zu lernen, denn da jedes stotternde Versehen
in Hersagung der Mantra den (brahminischen) Hals brechen kann, befasst sich
mit solch doppelschneidigem Pharmakon (in der Seelenheilkunst) besser nur, wer
zu gründlich schulgerechter Erlernung derselben die benötigte Müsse sich hat
gönnen können (im ßio^ ^sw/n^rvioi)^ oder einen (persischen) Magier sich miethen
(zu Herodot's Zeit) und der Nigritier legt den nach idiosynkrasischen Ein-
gebungen eines „Angangs" (oder Pagar auf Sumatra) geschnitzten Suman
vorher dem sachkundigen Wnlomo zur Begutachtung vor, ehe er ihn in Ge-
hrauch zu nehmen wagt, um ihn in der Hauskapelle aufzustellen, oder (als
Leibarzt) am Seile baumeln zu lassen; auch an den Eleiderfetzen, wo solche an-
hSngen (von „Negerplundem"). Ans Vertrautheit mit der „Kyngi" (oder Kunnugi),
wie von Bögnvaldr erlernt (in den Sagas), führen dann die (afrikanischen) Königlein
oder „Kings" ihr Regiment, im Qeheimbund mit den Fetizeros, nach ple-
bejisch abgeschwächtem Stil zu pharaonischer Zeit (bei Aufnahme des Gekrönten
unter die Priesterkaste).
„Wenn eine richtige Tierseele nicht in einen Menschenleib fahren kann,
weil ihr die, den Kern menschlicher Seelenthätigkeit ausmachende Kraft der
Dialektik oder \nh^at<; fehlt, wie kann dann eine richtige Menschenseele in einem
Tierleib wohnen, in dem sie, wie an jedem Tiere offenbar ist, die vojjök; nicht
üben kann** ? (b. Plato), und solche Fragestellung des Archäologen (S. 894) ent-
spräche also Sankara Acharya's Kontroverse mit jainistischen Häretikern (über die
^ufifiLerpia zwischen Seele und Leib), während bei den „seelenlos" Orthodoxen (die
freilich ebenfalls unter das brahmanische Anathema der „Nastika" fallen) die Sach-
lage (sachgemässer Einkörperung) unentstellt vorliegt (auf dem Buddhagaraa).
Die „Wahl wird bestimmt durch die im frühem Leben erworbene besondere Be-
schaffenheit der Seele und ihre Neigungen** (Phaed.), und zwar unverrückt immer
(durch Eisenschluss des Karman), wogegen (Tim.), «bei der ersten ivmafidTwatq
der Seele keine Wahl statt hat**, als ob herabgesandt auf Mawu's Geheiss, aus
Praeexistenz in Nodsie (der Eweer).
Der w^en meineidiger Schuld aus dem Ki'eise der Götter verbannte Dämon
stürzt in das irdische Jammerthal («Sfri;? Xstfmv) zum Leid des Lebens (ü^unj äßvK,)
und ihm gilt (b. Empedokles) das muftwv voßtfwv (xTe6'e«v tä i/M/'o^ov), in Gautaraa's
Gebot (der Ahinsa).
Gleich Kevala (der Samkhya) ist Plato's Seele fwvottd^^ (if «Uiyt^f^miTT^ tpoint)
in Indifferenz des Zuschauers (Sakshin), ohne Antrieb zur awfidTUHrv: für das
kerfiartxmfy wenn nicht mit dem minderwertigen Seelenpaar verkoppelt {&(tpi(k
und iTu^ufjJa), Die „Seele in ihrem reinen und ursprünglichen Wesen gilt als
ein€Eu;h und unteilbar; erst bei ihrer Emschliessung in den Leib wachsen der
ewigen, auf Ewiges gerichteten denkenden Seele Triebe und Begierden an,
die aus dem Leibe stammen, dem Leibe eigen sind, und während des irdischen
Lebens der Seele anhaften** (s. Rohde). „Die an sich seiende Seele wird
zur empirischen (jiva) durch die Verbindung mit den üpädhis, d. h. mit dem
Innerorgan, den Sinnen und dem Körper, durch die hierauf beruhende Verbin-
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— 110 —
duag mit der Fähigkeit des Empfindens und Handelns, und durch die ebenfalls
auf die Beziehungen zum Innerorgan beruhende Verbindung mit dem Atem"
(s. Garbe). Indem sich die Kla (der Odschi) kontaminiei-t (aus Berührung mit
dem KOrperleib), ergiebt sich die sinnliche Fortzeugungskrafb fQr Wiedergeburt
der Bla, die also mit erblicher Sündenlast beschmutzt eintritt, wenn mit der für
das Kind gebräuchlichen Geburtsformel begrüsst („du bist gekommen").
Wie die platonische Seele durch die Begehrlichkeit (int^ofita mit ^u/juk) her-
niedergezogen ist, zum Einschluss in das o&fia als trfjßOf so werden die den Luft-
raum durchschwebenden Abhassara (des Glanzhiromels) angezogen durch die Lust
von der Süsskj-uste auf der frisch entstandenen Erde (oder Djambu-dwipa) zu
essen, und indem sie dadurch ihre ätherischen Leiber durch materielle Nahrung
beschweren, fallen ihnen die Fittige ab, so dass sie, an Bückkohr nach ihrer
Heimat behindert, drunten zu bleiben haben (nach dem Gleichnis des vom Cyniker
gerupften Hahns).
„Erst infolge der heftigen und widerspruchsvollen Bewegung durch die
sinnliche Wahrnehmung des Werdenden wird die Seele &^u^, orav e^c ^fta
Mi^^ #nyTÄ/" (s. Rohde), „sie wird mit der Zeit wieder Mfx^pwv und kann weise
werden" (b. Plato) unter denselben Bedingnissen also, wie sie (im Abhidharma)
für den aus Chuti-Chitr gewandelten Pathisonti-chitr walten, indem Vinjana
(bei Anhaften durch Upadana, auf zugehöriger Stufe der Nidana) in Avixa*s Un-
wiBsenheit umhüllt liegt, bis wieder geklärt (zur Durchschau in Bodhi hin).
Und wenn beim Tode (r^c 4'^x^^ ^^^ tö« iftafsa.To^ änaXXayij) durchschnittlich oudofi&z
xa^apw^ bWAi^ü dftxvoduTat, äXA* dci rou ow/iaTo^ duaTtXia i^taatu (Phaed.), „mit Aus-
nahme der wenigen, weiterer Reinigung im Hades, nicht bedürftigen, vollen-
deten fih^ftwpm*' (oder tA ^dotm^i^ IxavS»^ xa^rjpdfievoe), SO rangieren solche, durch
Genuss der Früchte ihrer Erkenntnis, zu Weisen herangereifte, mit den Arliat,
welche nicht nur vor dem Niedersinken in Naraka geschützt, sondern auch über
Devaloka, und sogar Rupaloka schon hinaus, in die geradewegs zum Nirvana
führenden Pfade eingetreten sind (im Vollgenuss der Früchte oder „Phala").
Für die dunkel umnachtende Finsternis, woraus der äyou<; emporzukrabbeln
bat, besitzen die nigritischen Philosophen ihre physiologische Erklärung. Indem
nHmlich die gleich dem aus dem Himmel geschleuderten (oder fallenden) Ludfer
(glorreichen Angedenkens im Morgenstern) Kopf voran herabstürzende Seele beim
materiellen Aufschlagen an dem fUr die „Kopflage" bestimmten Behälter duselig
betäubt wird und alP das in der Idealwelt Geschaute rasch aus dem Gedächtnis
verliert, so hat der (an Stelle der Hebamme) fungierende Astrolog schleunigst
sich zu beeilen, um das Horoskop zu stellen, zum Abfragen der Kra über das, was
noch nicht völlig vergessen sein sollte, (wieder erinnerlich noch in dv^yctvi^mcX tuid
so das verständlich noch Erhaschbare zu notieren, zur Aufbewahrung und Ver-
wertung für die Bestimmungen des künftigen Geschicks, aus Sjrmpathischer Ver-
knüpfung mit den Konstellationen (in Gestirnen der Stol öpawC), Und solch*
hochheilige Belehrung (directer Import aus dem „Kosmos noStos'O wird später dann,
vom schnöden Krämersinn der Fetizero, dazu ausgenutzt, um je nach ihren, znr
Beantwoi-tung gestellter Fragen dienlich ausgestatteten, Kenntnisschätzen ge-
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— 111 -
steigerte Honoraransprüche zu stellen, meist in Schnaps zahlbar (im Schwarzland
durstiger Kehlen).
Der innei*e Sinn (als sensus communis, vis aestimativa, imaginativa, cogi-
tativa und memoria geteilt) entspricht als xooo^ cvMi^mq (peripatetisch) dem
sechsten Sinn des Abhidharma, im Manas des Menschen (oder Manu) und seiner
(papuanischen) Begabung mit Mana (in ^eea fia^la gesteigert), wenn im h^oata<^<;
ergriffen vom Gott, dem Ebenbild (oder vice versa) im Herrn (oder „Chaos")*
Für die „wahren Philosophen" — (in Weisse's aristokratischem Esoterismus
persönlicher Fortdauer; um sie nur den aus göttlichem Geiste „Wiedergeborenen"
zu reservieren, im Vorzug der Dwiya) — genügt nicht mehr der Aufenthalt auf den
ftwuipiov v^aoi, sie gehen i^ ßdxdpwv tcmzc ioSatfioviaq, und werden aus der Zeitlich-
keit ganz erlöst um in das „Jetzt" der Ewigkeit (s. Rohde) einzutreten, also
in Nitya (Okasaloka*s).
Bei den Inkarnationen (in Wiedergeburt) finden sich die Kalaputthayana
bevorzugt, weil (trotz skeptischen Anzweiflen's) „angeborene Ideen" bereits mit-
bringend, aus ihrem aeonenlangen Studienkurs in den Meditationshimmeln (der
Rupaloka), cf. Rlgph. Pr. (S. 161).
Dem Gebahren der „üespoina" in hellenischen Unterwelten (zu Pindar*s
Zeit) entspricht das Qenowie Lanyoot's unter den Blandass, mit dem Unterschiede
nur, dass das Heraufsenden einmal an die Sieben angeknüpft ist, das andere
Mal an die Neun (beides heilige Zahlen, im Übrigen). Die trotz alles Schruppens
schwarz verbleibende Seele wird zu des Tantalus' Qualen verdammt (im Hantu
D^^p), wogegen, wenn die Reinigung gelungen (die „alte Schuld" gesühnt) ist,
der als Hantu Entlassene, wenn verständig, nach den Frucht-Inseln (Pulo-Buah)
ziehen dürfte, von lauen Winden umfächelt (wie auf makarischen Inseln). Und
wenn nun der „Herr" (Tuhan) aus Kolongson-awan's Himmelshöhe einen Freund
hinsendet, zur Begleitung, so hilft dessen Hand über die Wegesschwierigkeiten
hinw^, und die (auf den „Megga" oder Pfaden des Buddhagama) voranschreitende
Seele geht ein zur ewigen Ruhe (im Keibhan).
Eigenartig bei diesem Wildstamme, — der, obwohl von üblichen Klassi-
fikationen in der Ethnographie zu den niedrigst tiefstehenden Repräsentanten
des Menschengeschlechts gerechnet, gleiche Elementargedanken wiederholt, wie
sie in klassisch höchster Entfaltung (zu Pindar's Zeit) dem damalig kulturellen
Wachstum eingewoben lagen ~, tntt der Hantu Kubur hervor, der (wie Stevenson
bemerkt) mit der Seele (Semangot) nichts Weiteres zu thun hat, sondern die
bösen Neigungen repräsentiert, die sich nun selbst verzehi*en müssen. Hat näm-
lieh dieser Hantu keinen gleich böswillig Gestimmten gefunden (um in ihn ein-
znfiahren und seine schlimmen Absichten auszuführen), so „sitzt er Nachts am
Grabesfeuer und isst und trinkt den Inhalt des Anchap, und schläft den Tag
Aber, sieben Tage hindurch; darnach stirbt er völlig aus und verschwindet für
immer'', gleichsam also der Reue entsprechend, von der es in dogmatischen Defini-
tionen heisst: „Weder Zerstreuung, noch Askese, noch Vemunftgi-ünde helfen
dag^^en, nur die Zeit (und emsige Arbeit)", bei Hinwendung zum Besseren (in
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- 112 -
Die aktuell vollbrachte Missethat dagegen (die „alte Schuld'') mu8S in Nar-
raker (Naraka) gesühnt werden, durch Lanyoot's siebenmal wiederholte Beinigungs-
versuche, und wer sich dann unverbesserlich zeigt, ver&llt damit ewiger Pein
(als Hantu degup). Die Gereinigten (oder Teletai) dagegen ziehen auf „Wegen
des Zeus" nach makarischen Frucht-Inseln (Pulo-Buah) und werden von dort
durch den für hülfreiche Vermittelung gesandten „Freund" zur „Burg des
Kronos" abgeholt (in Kelongson-Awan). Daneben findet sich, aber auf einem
(bei Virgil) getrennt abgezweigten Wege, der „Limbus infentum" (oder Tinga-
Howi, im Idiom der Semang), welcher dagegen auf dem (s. Thomson) nach Nauka-
vendra's Höhen führendem Totenpfad (der Vitier) an derselben Strasse liegt, etwas
seitsab, indem die abgeschiedene Seele, kurz vor Ankunft am Ziel, die Bäume
passiert, an deren Zweigen die Kinderseelen (Fledermäusen gleich) hängen (ihre
Mütter erwartend, zum Abholen). Dass die Säuglinge Schwierigkeiten haben würden,
für sich allein den Weg ins Seelendorf zu finden, weiss auch die indianische Mutter
und höi*t es deshalb gern, wenn ihr gleichzeitig das Absterben eines älteren Ver-
wandten gemeldet werden sollte, der die Führung übernehmen kann (an Stelle des
sonst für solchen Zweck nachgesandten Hundes; als Psychopompos, gleich Anubis).
Bei unerschöpflicher Endlosigkeit solch ethnischer Parallelen muss hier ab-
gebrochen werden, zumal das Angeführte vollauf genügt auch in diesem Sonder-
fall wieder, die allgemein konstatierte Gleichwertigkeit der elementaren Unter-
lagen aufzuweisen (unter den Differenzierungen der Völkei^edanken). Ausserdem
werden (in Betreff des letzt erwähnten Spezialfalls) die weiter noch im Einlaufen
begriffenen Sammlungen unseres Reisenden, unter Prof. Giünweders sachkundiger
Behandlung, voraussichtlich noch fernere Ergänzungen hinzuliefeni, worauf dann
später wird zuiilckgekommen werden können (im nächsten Heft des Notizblattes).
A. B.
Garbe. Die Samkhya-Philosophie. Leipzig 1894.
Eine höchst willkommene und dankenswerte Arbeit, bei längerem Aufent-
halt in Indien und dauerndem Verkehr mit den einheimischen Gelehrten auf
schulgerechter Quellen-Kenntnis begründet (im Anschluss an vorangegangene
Übersetzungen der Samkhya-Texte).
Ob die Philosophie, die „Wissenschaft der Principien" (b. Überweg), als
xT^<: imaT^firi<; (bei Plato), die Tugend oder die Glückseligkeit (tiäv eödaifwwi ßhv)
anzustreben habe, findet sich in den die Stoiker und Epikuräer bewegenden Streit-
fragen diskutiert, wogegen in Indien's Philosophie-Systemen stets die „Apavarga"
zur Zielerrichtung gesteckt ist, die „Erlösung" der Seele (in „Abwälzung" bedrücken-
der Last), und deshalb steht nur sie im Mittelpunkt der Betrachtung, als fQr den
Menschen gewichtigstes Beobachtungsobjekt; in diesen Religions-Philosophien (wo
die Schwester der Theologia nicht auf Dienstleistungen, einer „ancilla" nur, ver-
wiesen worden ist).
Da die Seele eingewoben liegt in die Welt, führt die Untersuchung auch auf
diese, und böi den zur Erklärung des Daseins (wenn nicht als vorhanden gegeben
angenommen) gebotenen Wegen der Wahl, über „Entstehung oder Schöpfung,**
hat die Samkhya sich fftr die erstere entschieden und demgemäss ihi-en Seelenbegriff
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verschiedentlich also, als wie derselbe sich in der Yedanta gestaltet (bei Ausgang
Ton 6rahma*s Kontemplation), zu fixieren gehabt, in Beziehung zu Prakriti
(gleich der „Phjsis" in ihrem Werdeprozess).
Allgemein genommen entspricht Atman den ethnischen Elementargedanken,
wie in Ghana, Eelah, Kla, Shin, Vui, u. s. w. erscheinend, während bei der Stellung
Puruscha's (zu liva oder livatman), im Verhältnis zu Kevala, eine ähnliche Wand-
longsülrbung erkennbar bleibt, wie in der auf die Spezialität des Menschen
(in seinem, ihm selbst voranstehenden Sonder-Interesse) hinzielenden Zuspitzung der
Hambaruan (zur Wandlung in Liau unter den öana).
Die für Puruscha beanspruchte Vornehmheit eines rein indifferenten „Zu-
schauers" (Sakshin) lässt sich leider freilich nicht bewahren (bei menschlichen
Schwächen), und indem nun die Befleckung statt hat, bedarf es unabweislich auch der
Reinigung wieder, unter all jenen, vorwiegend nicht angenehmen Prozeduren, wie
sie in den religiösen Erlösungsplänen durchgängig in einer oder anderer Weise als
heilsam sich angezeigt haben, ehe die schliessliche Befreiung zu erlangen ist, bei
Einzug in Nirwana's ewige Ruhestätte (auf dem Buddhagama), wenn mit Asangk-
hata-Ayatana das Dharma durchschaut worden (unter den Gesetzlichkeiten eines
harmonischen Kosmos).
Indem Atman allgemein belebend (in liva) durchdringt, waltet in allem, was
{PMiee existiert, als d/o;|o^ xiui^atttK; xod (nd<reaß^ (bei Aristoteles) die c^ec i( abrij^ xotoofiivii
xa-rä ojcepfMiTaou^ X6yvu<: (der Stoa) oder die oöaia eben, (im Werdeprozess) wo-
durch, beim Hervortreten aus Prakriti's „wurzelloser" Wurzel, mit Wachstums-
vor^ngen entfaltet wird, viras sich in Energien (der Kräfte) bethätigt, wenn aus
dem Hypokeimenon (eines &uudfA£t Su „Unterliegenden") das Eidos (in Formge-
staltung des Stoffes) hervorgerufen ist, um von [vegetativisch oder physisch (wie
Asu, vedisch) eingehülster] Psyche threptike an, das entelechische Fortstreichen
zu beginnen, bis zum Reich der Ideen (wenn der uofjt; -npo^ptxdq mit dem voöc
iuM/^ertK zusammentrifft, als ytoc^rtxo^ mit dem TRzi^i^rcxo?); 4'^x^'^ "^P ^^ (stoisch)
und indem [den der tp^pd und <f^^«c unterworfenen Elementen (Erde, Wasser und
Luft) gegenüberstehend] das (peripatetisch) mit dem Zug der Leichtigkeit
(äiÜMx: xoü^v) Begabte gravitierender Schwerkraft entgegenwirkt (in der Wärme),
um im -Rup Tsxiftxw (s. Heraklit) die Rolle des Demiurgos zu spielen, so verläuft
solche Schöpfung — nach der Stoiker Lehre: Ävew/wi ivi^epfwv stvat r^y 9"jxv^ (s.
Diog. Laert.) — in des Feuers Inbrunst oder „Tapas", kraft welcher aus Brahma^s
Kontemplation die Welt gestaltet wird, in (eines Ormuzd's) „Kosmos noßtos"
zunächst, um aus dortiger Sophia Geburt den (gnostischen) Logos hinauszusenden,
für den „dialektischen Prozess" eines Identitätsprinzips (im System des „absoluten
Idealismus"), mittelst schöpferischen Wortes der in Vaech gezeugten Tochter,
obwohl jedoch, trotz besten Wissen*s und Willen's (in Honovers „Reinheit"),
solche Wortschöpfungen (der Welt) leichtlich dann verfliegen würden (in
„flatus vocis").
Die Schwierigkeiten, das [in all solchen (oder ähnlichen) Komplikationen in
das stofflich Materielle hinein vertakelte] Seelische fein säuberlich (für die als
Zielrichtung angesti*ebte Lösung: der Erlösung nämlich) wieder hei*au8zuwirren,
M.1 V. 8
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— 114 —
werden in der Sankhya bequemster Weise dadurch erledigt (oder umgangen),
dass die Seele von vornherein frei gehalten werden soll von jeder Mitbeteiligung
an der demiurgischen Schöpferarbeit (ob einer mechanisch-technischen in Archi-
tektonik oder organischen aus innerer Entwicklung), um in kühler Indifferenz
darauf hinzublicken, in Zuschau (des „Sakshin"), als ob völlig unbeteiligt (w^m
dies so ginge; bei den drohenden Kontaminationen).
Die Wildstämme pflegen es mitunter in fast gleich-leichtem Sinne (oder Leicht-
sinne) zu nehmen, bei ihren Gana oder Eelah (mit altehrwürdiger Beminiscenz an Zi,
geschäftsbetriebsame Shin u. s. w.)» die allen Naturdingen (auch den anthropomor^
phischen mit seiner Seele) genialisch (unter der, ungewichtigen, Wesenheit eines
„Wicht") dreinsteckend, so oft es passt, auch wieder herausgenommen werden
könnten (pur und blank). Doch kommen bereits dem Nigritier (im Bewusstsein
sündiger Schwächen) seine Bedenken, und obwohl die Ela (beim körperlichen
Absterben) nach ihrer Seelen-Heimat (wie in Nodsie oder sonst vorgerichtet,
seit der Präexistenz) zurückgesandt wird, verbleibt doch (neben der ohnedem be-
reits, zum Tradux, incamierten Bla) ein gespenstisch nachspukender Best, der
(in Sisa) erst abgethan werden muss (wie der Hantu khubur der Blandass),
ehe an das, im Totenland (oder Ko-to-men) weilende, Bidolon sein Erinnerungsbild
ungetrübt verbleiben kann, und so wenn unter den uranographisch ausgebauten
Behausungen auch olympische dibfiara (homerischer Dichtkunst) vorgesehen sein
sollten, erweiset es sich angezeigt, den „Autos" lieber dorthin zu versetzen (in seiner
Persönlichkeit), obwohl zugleich auch abgeschattet gesehen, unter den Skiai
schweifend (im düstem Hades).
Die Sankbja hätte sich hier mit ihrem Furusha abzufinden, und da die
Isoliertheit einzig der Eevala nur (rein reinlichster Heiligkeit, in Suddhatman) vorbe-
halten bleiben kann, liegt im Namen der Jivatman bereits ausgesprochen, dass
(Jontact stattgefunden hat und so die Befleckung mit mancherlei „macula peccatil*
(wenn auch keine „originis") nicht ausgeblieben sein dürfte.
Dies macht sich in (eines Karman) Mühlen, die zwar langsam (s. Logau)
„mahlen, aber trefflich klein", — dXioum ^k Umä (b. Sezt. Emp.) — besonders
deshalb empfindsam, weil daegenige Organ, wodurch der auf dem Kopfe des (in
Betrachtung zuschauenden) Purusha inhärierende Denkprozess vermittelt wird,
der sechstsinnige Manas nämlich, (unter den Bubriken der Dravya, an Spitze der
Kategorien oder Padarthas in der Yaisheshika), atomistische (und also unzerst5r-
bare) Konsistenz vindiziei*t erhalten hat, so dass geduldsamst aUe die i^alen zu
erdulden sind, wie sie mit raffinierter Brutalität (die fsist der einer „Divina
Comoedia" abkonterfeieten ebenbürtig nahekommt) in den Naraka -Bildern ge-
schildert zu sein pflegen, so dass »ogni speranza" ausgeschlossen bleibt, um
sich ihnen vielleicht durch nihilistische Verflüchtigung zu entziehen, etwa in
der Atom-Zerstreuung (s. Lucrez), womit die Epikuräer sich trösteten, bei ihrer
tnipyjm^ aMi^aew^ (6 ^dvaro^ oödh 7tpd^fifiä^\ leichter VTOhl gesagt^ als gethan)*
Aus solcher Sachlage fliessen die Zweifelsftttgen, über das Schicksal der
Seele in der Sankhya, worauf weder Barth^lemj de Saint-Hilaire noch Johaentgen
eine Antwort fanden, während der Verfasser des vorliegenden Werkes zu der
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— 115 —
Folgenmg gelangt, „dass nach der Sankbya-Lehre die Seele in der Erlösung
zwar individuell fortdauert, aber im Zustand absoluter Bewusstlosigkeit" (s.
8. 325), mit der Lösung des Gebundenseins (duhka-yoya) und sohin Aufhebung
des Schmerzes oder Duhka (wofür das „Vierwort dient", im Buddhagama).
Das Abhidhaima geht bei diesen komplizierten Prozeduren des Erlösungs-
prozesses auf minutiöse Einzelheiten ein, bei seiner psychologischen Auseinander-
legung, da ihm die kurzen Allgemeinheiten, wie sie sich in den brahmanischen
Shat-darsana eingestreut finden, nicht genügen wollen, zumal im gegebenen
Sonderfalle z. B. schon im Ausbau des kosmobgischen Systems eine geeignete
Lokalität ermangeln würde, um den (für ewig) Bewusstlosen, in seinen Panny-
chismos zu betten, wenn nicht etwa unter den Rupaloka die der Assandjnisattwas
sich als dafür zusagende auswählen Hesse. Der rationelle Ausgangspunkt liegt
in der (präformieiien oder praestabilierten) Wechselbeziehung zwischen Aromana und
Ayatana, (wofür die Sankhya ihre Lehre von den Tanmatra hätte verwerten
können). Indem „Manas" (in seiner spezifischen Sinnes-Energie) mit Dharma
korrespondiert, hat sich solcher „mens" (unter zunehmender Erhellung der Avidya) im
fortschreitenden Wissen (bis zur Durchschau in Bodhi) aus einwohnenden Gesetzlich-
keiten zu klären, ehe beim Betreten der Megga die letzte Fruchtblüte (der
Phala) in Asangkhata-Ayatana erlangt ist, um aus Akasaloka's Nitya durch des
Buddha' moralische Kräfte die physische Welt zu erhalten (und nach der Zer-
störung, im Umschwung der Kaipen, neu wieder aufzufrischen). Aus solch' zu-
sammenklingenden Harmonien blüht Alles dann im h*öhlichen Gedeihen empor,
wenn der Thron des Mittelreichs mit Tugenden geschmückt steht, und freund-
lichen Angesichts (bei gesundheitlicher Verdauung, unter guter Fütterung) die
(gleich „porci mystici") wohlbeleibten Talapoine behäbiglich drein schauen, in
optimistisch bester Welt (trotz all' der pessimistischen Anschwärzungen, die der
Buddhismus von den Unzufriedenen unter uns hat erfahren müssen). A. B.
Oldenberg. Die Beligion des Veda. Berlin 1894.
Die der Zeitrichtung eingesäeten, auf ethnologische Fassungsweise hindrängen-
den, IJrfoi tTKepfjjartxoi beginnen, wie auf dem Boden anderer Fachdisziplinen, auch
hier auf einem altehrwürdigsten zu keimen, (unter dessen Pflege durch sach-
kundig anerkannte Autorität), mit dem Hinweis auf „fetischhafte Verkörperungen
der Götter" (in indischer Lehre vom Brahman). „Aus der Gestalt des vedischen
Opferpriesters blicken Züge hervor, die dem Medizinmann, dem Begenzauberer der
Wilden angehören, aus dem vedischen Opferfeuer das Bild des vorgeschichtlichen
Zauberfeuers, aus den Aufhahmeceremonien des Brahmanenschülers die Um-
güiiung und zauberhafte Wiedergeburt des Jünglings bei der Pubertätsweihe
der Wüden« (S. 597).
Der nach der Vorbemerkung erforderte Anschluss der „Religion" an die
„Mythologie des Veda's" bietet Gelegenheit zu mehrfach lehrreichen Diskussionen,
— so betreffs der einzelnen Götter (in zweiter Abteilung), wofür dann wieder
die entsprechend komparativen Perspektiven einzustellen wären.
Ein Gott, der (wie Indi*a im Rigveda) ftlr zehn Milchkühe verkauft — oder
8*
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— 116 —
vielmehr nur yerliehen wird (zum Töten der Feinde, weil nach Erledigung solchen
Dienstauftrags zurückgenommen) — erscheint zwar etwas teuer für die Preis-
lagen der Fetische') in Guinea, indes weniger wohl im schätzereidien Indien,
wo (s. S. 95) der „grosse Soma-Trinker" [durch den auch der unschuldig rein
„an den Wassern im Schoss der Schwestern" (der „sieben Jungfrauen") geborene
Agni („sonst kein Somatrinker") zum Zech-Kumpan verführt wird] so hoch
geschätzt stand, dass die im „Sängerkrieg" (des Rigveda) für den Vorrang Vanma's
(der „Himmel und Erde gefügt") Streitenden unterlagen, denn „der Schwerpunkt
des Kultus und der religiösen Poesie fällt auf die Seite Indra's" (s. S. 95).
Zum Erklettern der Sonne wird eine, auch von der Ehefrau des (brahmanischen)
Opferers bequemlichst ersteigbare, Leiter angelegt (ähnlich der, den Mönch aus
St. Bngitta's Klosterzelle, zur Dreinigkeit führenden, cf. A. a. M. u. V. K. II taf. 3),
während Maui (der Maori) seine Erfindungskunst anstrengen muss, um hinterlistige
Schliche zu legen (gleich dem indianischen Schiingenfänger der Sonne).
Wenn „die Betrachtung weitverbreiteter Ordnungen der Naturvölker" (betreffis
der Mokisso etc.) resoluter vorgehen wollte, im Ausverfolg der Analogien in ethni-
schen Elementargedanken, würde gar bald in einfachster Klarheit Vieles zu Tage
liegen, was bei überschwänglicher Verherrlichung des Veda^s, mit dem dadurch
aufgewirbelten Staub, die Augen der Textkundigen derartig gefüllt hat, dass
ihnen jetzt manch überflüssige Mühe bereitet wird, das (für ein naturgemäss
gesundes Auge) Nächstliegende zu sehen. Der Verfasser hat indes die Scheu
überwunden, von dem „Fetischcharakter" (S. 92) der Symbole im „vedischen
Cult" zu sprechen, und unter den „Tierfetischen" (S. 76) auch von einem „Kuh-
fetisch" (S. 207), trotz Heiligkeit der „melkenden Kuh" für den Brahmanen, der
sich die von ihr aus den Xenien gewährten Gaben wohlschmecken lässt, zum Auf-
füttern im Staatswohl, wie es in buddhistischen Staaten den Rivalen zu Oute
kommt, (feisten Bonzen, und ihren Sodales, als „Schmausbrüdem'' in ethnischen
Syssitien).
Wo sich dieselben durch die Begierlichkeit nach geheimen zauberkräftigen
Wissensgelüsten aus dem durch ihre „Psychologie ohne Seele" bestens vor-
gesorgten Gleichgemut haben bringen lassen, werden sie schwer genug gestraft,
wenn jetzt auf ihre (in einer, sich selbst vergessenden, Vinyana) abscheidende
Seele in nebularer „Rauchwolke" gelauert wird, durch den bösen Feind, der in
Oregon durch Geschrei verscheucht werden muss, wenn beim Leichenb^fängnis
das Herz vom Scheiterhaufen springt, in Reminiszenz an die „weissen Knochen* %
denen Psyche, und dann der Thymos, enteilen, in homerischen Versen (unter ethnisch
entsprechender Version). Und wenn gar väyubhüta („luftfÖrmig"), Vasishtha's und
Nimi's Cetas oder Cetana (im Ramayana) umherschweifen, wird es einem in die
ümwandluugen des Chuti-Chitr in Patisonthi-Cbitr versenkten Studenten (des
Abhidharma) ängstlich schwül zu Mute werden müssen.
Der Verfasser, dem die deutsche Litteratur sein Musterwerk über den Bud-
dhismus verdankt, bespricht diese Verhältnisse im Übrigen mit richtigem Ein-
*) Über diesen t. t. sind die Kontroversen zunächst auf die „Fetischlehre" (Wont-
somo) zu verweisen (cf. Z. M. u. P. der N., u. a. a. O).
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— 117 —
blick, der sich solcherweis auch bei Hinrichtung zu dem „auf den Totenkult
bezüglichen, Bitualtext des Veda" bekundet (S. 529). Gleichähnliches gilt ftli- den
zum (nigritischen) Ko-to-men Hingegangenen, der (trotz methodischer Verfügung
über seine Seelenteilungen) mit nächtlichen Besuchen nicht verschont, und sich
unter südlichen Nachbaren, beim Gezänk über Rinderheerden, in seinen Argumen-
tationen meist so schlagfertig zu erweisen pflegt, um den besten Teil davon hin-
wegzutragen (oder nachgesandt zu erhalten). Und auch hier wiederholen sich
aus allen Teilen der Erde die Seitenstücke (m. m.) in solch bunter Massenhaftig-
keit unter den Differenzierungen der Yölkergedanken, dass, um nicht dui'ch end-
lose Wiederholungen zu ermüden, der Hinweis auf den unterliegenden Elementar-
gedanken sich bequemer empfiehlt, mit Anspruch auf Anerkennung; wobei jedem,
der sie zu gewähren abgeneigt sein sollte, die Belegstücke zugänglich zur Ver-
fügung gestellt sind, zu Nachprüfungen, die je mehr, desto willkommener sein
werden, weil sie stets eine neue Bestätigung hinzuzufügen hätten. Primitivste
Rechenfertigkeit genügt, um hier eine apodiktische Entscheidung abgeben zu
müssen, die Sachkenntnis des Thatbestandes vorausgesetzt. Wer andrerseits
sich den Bemühungen einer solchen Kenntnisnahme nicht unterziehen will, spart
dann auch besser wohl die in Diskussionen nutzlos nur vertrödelte Zeit (wenn es
auf hohlleere Wortfechtereien hinauskommt).
Sobald dagegen, wie im vorliegenden Werke, eine Fühlung angebahnt wird,
bat die Ethnologie wirksamste Förderung zu erhoffen, durch Anlehnung an einen
mit linguistischer Gelehrsamkeit durchsichteten und fundamental begründeten
Kultorbau, der in Indien einen noch lebenden Kontakt fortbewahrt, mit den
der Völkerkunde zur Pflege überwiesenen Stammeswurzeln (wie dies am anschau-
lichsten in der indischen Abteilung ethnologischer Museen zur Entfaltung gelangt).
ununterbrochen forterstreckt durch die Unterschichtungen der Civilisation
klingen gleichaiüge Elementargedanken (aus uraltem, und in steten Erneue-
rungen frisch verjtlngtem, Primärzustand):
„The primitive Aryan in all that regards bis mental fibre and texture is
not extinct; he is amongst us to this day; the great intellectual and moral forces,
which have revolutionised the educated world, have scarcely affected the peasant"
(s. Frazer), „compared with the evidence, afforded by living tradition, the testi-
mony of ancient books on the subject of early religion is worth very little" (1890),
und so sind es nicht die in künstlichen Schriftsatzungen inkrustierten Veda,
welche in das Leben der Volksseele einführen können, sondern eher sagenhafte
Nachklänge in „Haus- und Kindermärchen" (der Folk-lore), oder vielmehr, nicht
sowohl diese, weil nur zusammenhangslos abgerissenen, Überlebsei aus dem Ur-
sprungsquell (einheitlich vollen Wildzustands), als vielmehr das Studium dieses
eben (in den Elementargedanken, unter ihren ethnischen Differenzierungen).
Wie im Beobachtungskreis einheimischer Heimskringla manch* läppisch ver-
achtete Volksfabeleien {rt^^viüv ß't&dpta einer „nutricularumfabula") ihre verständnis-
volle Bedeutung erhalten auf dem Hintergrund eines alten Mythus (durch germa-
nistische Gelehrsamkeit neu belebt), so, was in allgemeinmenschlich elementaren
Unterlagen darüber hinaus durch den Globus hin sich erstreckt, zeigt mit Fleisch
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- 118 —
and Blut (scharf deutlicher Anschauungsbilder) sich bekleidet aus der ethnischen
Scenerie der Völkergedanken; auf der GeschichtsbQhne des Menschengeschlechts
(in bunten Variationen einheitlichen Sinnes, unter fest geschlossenen (jesetzlich-
keiten).
Jahrbuch der internationalen Vereinigung für vergleichende Bechts-
wissenschaft und Volkswirtschaftslehre, herausgegeben von
Prof. Dr. Bernhöft und Amtsrichter Meyer. Berlin 1895.
Folgend dem Zuge der Zeit (ihrem Rufe entsprechend), haben sich zur
Durchsprechung rechtsvergleichender Fragen Vereinigungen gebildet, hier in
Berlin, angeregt (direkt und indirekt) durch die an hiesiger Universität gehaltenen
Vorlesungen dessen, der auf diesem Gebiete als massgebende Autorität voransteht
und für gleiche Zwecke bereits der (1878 begründeten) „Zeitschrift für ver-
gleichende Rechtswissenschaft" seine Thätigkeit (seit 1882) gewidmet hatte, ge-
meinsam mit demjenigen, der auch auf der jetzt erschienenen Zeitschrift als
Herausgeber verzeichnet steht.
In dem einleitenden Artikel („Unser Zweck") werden die drei Richtung^
(desselben Grundgedankens) einer Bespi'echung untei*zogen:
Der Charakterder Universalität ist am Meisten in der „ethnologischen" aufgezeigt
(„die europäische Völkergruppe thtt von diesem Standpunkt aus zurück"), die
„historische Richtung" (im Grunde nichts anderes als eine Erweiterung der Rechtsge-
schichte) bildet daneben ein „kiitisches Hilfsmittel ersten Ranges", für dievei^leichen-
den Rechtswissenschaften, und die Weltstellung der Europäer neuester Zeit ist der
Grund, weshalb sie für die dritte Richtung der vergleichenden Rechtswissenschaft,
„dogmatisch durchaus im Vordergrunde stehen" (S. 17).
Es soll besonders deijenige Zweig der Rechtsvergleichung gepflegt werden,
der „den in unserer europSisch-amerikanischen Weltkultur waltenden Rechts-
gedanken an das Licht zu fordern bestrebt ist" (nach Kohler's Ausspruch), heisst
es im „Rückblick" (S. 315).
Den Abhandlungen ist ein Abschnitt über „Gesetzgebung" sowie über
„Litteratur" und „Rechtsprechung" beigefügt, und den Schluss bilden „Vereins-
nachriohten" (mit den „Satzungen" des Vereins beigefügt).
Mitteilungen der Gesellschaft für vergleichende Rechts- und Staats-
wissenschaft, herausgegeben von Dr. Beneke und Dr. Kekale
von Stradonitz (Berlin 1895.)
In den „Geleitsworten" findet sich die Vorgeschichte dieser Vereinigungen
berührt. Es folgen dann Protokolle, Statuten, Mitteilungen aus der Gesellschaft,
Besprechungen u. s. w. (sowie der Entwuif eines kolonialen Fragebogens „über
die rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse").
Geographische Zeitschrift, herausgegeben von Dr. A. Hettner. I. Jahrg.,
1. Heft. Leipzig 1895.
Eine Zeitschrift, die durch eine Arbeit Richthofens inauguriert ist, wird
einen fUr lebensfähige Entwicklung aufgeöfineten Weg vor sich sehen, zomal
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— 119 —
wenn die Abhandlung eine gerade jetzt bewegende Weltfrage betrifft (der „Friede
Ton Schimonoseki in seinen geographischen Beziehungen"), worüber von keiner
höheren Autorit&t zeitgemässe Ansicht entgegengenommen werden könnte.
Neben der Einleitung des Herausgebers und einem Artikel Brückners (über
den Einfluss der Klimaschwankungen auf die Ernteerträge und Getreidepreise in
Europa) finden sich „Geographische Neuigkeiten" und „Bücherbesprechungen",
sowie eine Mitteilung über den letzten Geographentag in Bremen.
Bsessler. Südseebilder (Berlin 1895).
Im Wechsel insularer Scenerien wird eine Reihe kaleidoskopisch unterhaltender
Schattenbilder vorgeführt, aus der Laterna magica der Erinnerung, hineinschauend
bald hier, bald da, aber stets an einem interessanten Fleck, ausserhalb der auf
der „Grand Tour" gewöhnlichen Schilderungen. Nicht darin gerade, weil fern
abgelegen oder schwer zugänglich — (denn bei gegenwärtiger Erleichterung des
Verkehrs sind zeitliche und räumliche Schranken fast negiert) — liegt die Selten-
heity sondern in dem Glückstreffer des Reisenden, der überall meist hineintrifft,
wo es etwas besonderes zu sehen giebt, im richtigen Zeitaugeublick, um die
besuchte Lokalität in irgend welch aussergewöhnlichem Festgewande zu sehen.
Der Reisende ist offenbar ein Glückskind, von Frau Fortuna begünstigt, und
verdient es zu sein, ob seiner Verdienste um die Ethnologie (wie in den, die
Museen bereichernden, Sammlungen bethätigt).
Dank schulden wir ihm vor allem für das Porträt des letzten der Yarra,
der sich noch des Landens des ersten Weissen erinnert, auf urwäldlichem Boden,
wo im kurzen Verlauf mitlebender Generation eines der reichsten Emporien des
Globus seine stolzen Paläste errichtet hat. Dank für die Photographien der mo-
namentalen Erinnerungssteine des mit dem letzten Tuitonga of Tonga zu Grabe ge-
tragenen Priesterkönigtums, Dank für die Mitteilungen über die Ordensabstufungen
auf Meli (worüber geine noch mehr gehört wäre), auch für was in unretoucbierten
Natorzeichnungen über Kolonialwirtschaftstum berichtet wird, und die Folgen
daraus, wie es betreffs Neu-Guineas z. B. an der Quelle nachgelesen werden
kann (S. 55 u. flg.).
Der Verfasser spricht einfach und treu, wie es in den Mund kommt, vom
Herzen her, und wird deshalb auf herzliche Aufnahme rechnen können in dem
Leserkreis, für den sein Buch bestimmt ist, und dem bald ein weiteres geschenkt
sein möge (über die Restpartien der Reise).
Mason. The Origins of Invention (London 1895).
Niemand besser war berufen, dieses Werk zu schreiben, als der „Curator
of the Departement of Ethnology" in the U. S. M. (S. J.) mit dem reich dort auf-
gehäuften Material zur Verfügung, und nichts führt lebendiger ein in die Ver-
webungen des Menschen mit den Bedingnissen der ihn umgebenden Natur, als die
technischen Erfindungen, wodurch seiner, im Weinen des Neugeborenen bereits be-
jammerten, Nacktheit (b. Plinius) abgeholfen wird, um im Streit gegen die (in
birmanischer und peruanischer Mythe) einst ihn beherrschenden Tiere die dafür
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unerlässlicben Werkzeuge und Oerätschaffcen zu schaffen, zui* Ernährung aus Jagd
und Fischfang (oder dem Ackerbau), sowie zur Bekleidung gegen die Unbilden
der Witterung und zu häuslichem Schutz, um, kurz gesagt, mit seinem Milieu
(aus den Ursachwirkungen der geographischen Provinz) in denjenigen Abgleich
sich zu setzen, wodurch die Lebensfähigkeit überhaupt erst ermöglicht wird
(ftlr ihren gesunden Verlauf).
Je nach den wahlverwandtschaftlichen Affinitäten beginnt, bei Auftreffen
anregender Reize (längs der das Areal der Oeogi-aphischen Provinz durchziehenden
Geschichtsbahnen), der Ansatz zur Kultur-Entwicklung in einer gemässigten Zone,
ob in horizontaler Gürtellagerung gebreitet, oder ob im vertikalen Ansteig (in äqua-
torialen Schneegebirgen) nivelliert. Wo in begünstigten Lokalitäten (der Tropen
hie und da) die Natur den Tisch deckt, die Gefässe (als Calabassen) vom Baum,
(hervorgewachsen darauf), in Früchten abpflücken lässt und Nanna's Pflanzenseele
selbst mit Tischlerei beauftragt (wie für Fiji's Wurzelkeule), erschlafft, die geistige
Reaktion apathisch; die arktisch harte Natur absorbiert die gesunte Thätigkeit mit
stets beanspruchter Instandhaltung der im Kampf ums Leben erforderlichen Schutz-
mittel, deren Unzulänglichkeit bedingungslos sogleich den Tod bedeuten würde,
während bei Masshalten auf goldener Mittelstrasse die zum Schaffen aufgeweckte
Thätigkeit, nachdem den strengsten Anforderungen der Natur genügt ist, Müsse
erübrigt zum freien Weiterschaffen, die industriellen Kunstfertigkeiten zur Kunst
verschönernd, um für Einzug der Kultur das Eingangs- (oder Ausgangs-) Thor
zu schmücken. „The devices of pristine man are the forms out of which all sub-
sequent expedients arise'' (s. Mason), all art lines and geometry were bom in sava-
gery (für die „Anfänge der Kunst"), it is alwajs a change from the natural
to the artiflcial (b. Pajne), durch die Stadien „Savageiy, Barbarism and Cultur"
(b. Powell), von den Wildstämmen zu Kulturvölkem, in historischer Züchtung
(längs der Geschichtsbahnen, im Areal geographischer Provinzen).
Wenn dem physischen Habitus nach Thiere und Pflanzen, in den Erscheinungs-
weisen ihrer Variationen, Abhängigkeit zeigen von dem Milieu der Umgebungs-
verhältnisse, so findet sich der Mensch zugleich psychisch hineinverwoben, in-
folge der, aus Vorbedingungen der Existenz, benötigten Verlängerung seiner Glied-
massen, durch die in Herstellung von Werkzeugen und Geräten geübte Kunst,
(als Ausgangspunkt der Betrachtung bereits mit primärer Kunstsphäre umzogen).
Solche Geräte, wo in musealen Sammlungen vereinigt, gewähren also die
Hauptmasse derjenigen Texte, aus welchen das Geistesleben schriftloser Wild-
stämme herauszulesen sein wird.
Das für Begründung einer „Technogeographie" von dem Verfasser des obigen
Werkes als bewohnbar zur Unterlage genommene Areal der „Oikoumene"
(Payne's) wird in den Scenerien geographischer Provinzen ausgestattet, wodurch
makrokosmische Umscbrankungen gezeichnet stehen, innerhalb welcher die Reaktion
biologisch-mikrokosmischen Organismus' unter ihrem jedesmal charakteristischen
Typus, zum ethno-psychischen Reflex gelangt, in den Differenzierungen primitiver
Völkergedanken, wie über die Erdoberfläche dahinschillemd („technogeographiach*'
demnach insoweit).
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— 121 —
Es dürfte hier also ein Terminus technicos geboten sein, für gemeinsame
ethnologische Nomenklatur, worüber, bei gegenwärtigem status-quo der Forschung,
g^enseitige Vereinbarung zur Empfehlung kommt, um Verständigungen mit
einander zu kürzen und Wortgefechte zu meiden, bei denen allzuoft um des
Kaisers Bart gestritten wird, während den kontroversialen Logomachien gleiche
Sinnesdeutung zu Grunde liegt.
In Wechselbeziehung zu seinen Umgebungsverhältnissen hat der Mensch
einen „modus vivendi" herzustellen, denn bei Ermangelung eines solchen würde
der Lebensnerv mangeln, die Möglichkeit für normale Forterhaltung des Lebens,
das, obwohl vielleicht fortgefristet (längere oder kürzere Dauer hindurch),
schliesslich doch ausgestrichen bleiben müsste aus dem Buche des Daseins«
Die Vorbedingungen liegen also im Ausgleich mit den auf den Organismus
einwirkenden Reizen, im Schutz gegen die Einwirkungen, den Zonengürteln ent-
sprechend (mittelst Kleidung und Behausung), sowie in Beschaffung der zum Unter-
halt erforderlichen Ernährung, aus Floi-a und Fauna der geographischen Provinz,
durch Erfindung der dafür geschickten Werkzeuge, je nach dem zur Verfertigung
gebotenen Material verschiedentlich adaptiert (unter den zur Bethätigung
gelangenden Agentien).
Wenn der aus Elementargedanken (oder aus den Primalitäten frühester Vor-
keimungen) zu den Differenzierungen der Völkergedanken entfaltete Gesellschafts-
gedanke (der Menschheit) unter den Gleichnisbildern eines psychischen Wachs-
tums (aus dem Werden seiner „Physis") gefasst wii'd, würden biologisch all-
gemeine bekannte Anhaltspunkte geboten sein, um das komparativ gleichartig
Erkannte auch in sprachlicher Gleichartigkeit auszudrücken.
Welche Bedeutung ein, den Nagel auf den Kopf treffender, Kunst-
ausdruck gewinnen kann, liegt in Tylors „Survivals" bewiesen (und dessen Rück-
wirkung auf die Folk-lore).
Hier konnte, im Deutschen, „Überlebsel" substituiert werden, aber oftmals
bieten solche Termini technici Schwierigkeiten bei der Übersetzung, weil darin
leicht eine, in Färbung ausschlaggebend markierende, Nuancierung verloren
geht, wie z. B. bei „Milieu", das weder durch „surroundings" und „environments",
noch durch das Umständliche der „ümgebungsverhältnisse" in gleich bezeichnender
Kürze wieder gegeben wird (und in „Monde ambiant" einen erst später zulässigen
Pomp erhält).
Die ethnischen Seelenteilungen der Wildstämme, die bald im sog. Ahnenkult,
bald in Theorien über Schutzgeister, Inspirationen, Exorcisationen u. dgl. m. über-
greifen, werden mancherlei Anlehnungen erhalten können, aus dem, was in der
philosophischen Psychologie der Kulturvölker aus primären Vorstadien hie und da
überlebselt (soweit ein leitender Verbindungsfaden noch aufspürbar), und
ebenso werden sich aus klassisch festgestellten Normen in der Bezeichnungs-
weise die priesterlichen Titulaturen ratsam bestens ordnen lassen, um, was der
Experte für Auffassung des Seelischen in primordialen Vorstadien afrikanischen,
amerikanischen, ozeanischen Völkerlebens nach der einheimisch gültigen Aus-
drucksweise richtig erfasst hat, nun auf dem Niveau gleicher (Woi-t- oder) Wert-
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grosse in internationalen Verkehr zu setzen, wenn e. g. was von Schamanen,
Medizinmännern, Jossakid, Medwamin, Wongtscbä, Wolomo, Gbalo, Wih und Bokio,
Zauberärzten, Teufelsbeschwörem, Sehern, Propheten, Hexen und HexenmeiBtem,
in Theurgie und Go^tie u. dgl. m. berichtet wird, aufklärende Erhellung empfängt
durch das über Hiereus und Mantis, Saoei-dos, Flamen, Pontifices, Auguren, aacri-
ficulus, vates u. 8. .w. in schriftlich fixierter Form Bekannte, soweit hier und
da ein nachblickender Dämmerschein auf frühere Entwickelungsstadien noch
zurückblicken lässt (in der verfügbaren Litteratur).
Das Können ist der erste Schritt zum Kennen, von Kunst (kyngi und
kunnugi) der „Fiölkunnigr'*, und zugehörige Anhängsel führen weiter auf Be-
rührungspunkte geistlicher und weltlicher Macht (im geschichtlichen Ausverlauf).
yi^verat dk rix^Tj orcof ix noXXutu -ny^ ifiTtetpiat: ivvoT^fmrmv fua xaMioo yamjTot mpi xiäv
dfiUHtüv u7mXrj(/'t<: (s. Aristotl.), im Verfolg empirischer Schöpferkraft (nach kom-
parativer Methode). In Bolle eines biblischen Tubulcain (oder Triptolemos der
Klassicität) wird im polynesischen Kostüm ein Maui insceniert oder Mana-
bozho bei den Indianei-n, während das Kulturvolk der Inca von dem Sonnen-
söhnen belehrt wird, das babylonische durch meerentstiegenen Cannes oder dem
ägyptischen und chinesischen, an Schwelle der Geschichtspforte, ein erster Gesetz-
geber voransteht, (zur Einführung auf die Weltenbühne).
Das gleiche Thema, wie in hier vorliegender Buchform, war bereits in
einem Artikel des „American Anthropologist" (April 1894) besprochen worden,
und ein daran anschliessender (Am. Anthropologist, Juli 1894) bezieht sich auf
„Migration and the Food Question*^.
Die ethnischen Wanderungen werden geleitet durch die Zielrichtungen in
„quest of foed** (aus Lebensfragen der Existenz in Selbsterhaltung), auf dem
im Umkreis der jedesmal geographischen Provinz den (dem Erdgezimmer ein-
gegrabenen) Geschichtsbahnen untergebreiteten Areal, und ihnen also entlang, nach
orographischen oder hydrographischen Wegweisem, wie zu kontinentalen Land-
marken aufgesteckt, oder mit ooeanischen Strömungen die Wasserflächen durch-
ziehend [unter Mitgespiel (ob stürmisch oder lau, meist) launiger Winde].
Naturgemäss werden die Wanderungen durch die Jahreszeiten bedingt, nach
Erscheinen der Tiere für Jagd oder Fisch&ng (s. Boas), und dann stellt sich ein
rotierender Cyclus her, wie bei wanderndem Ackerbaubetrieb (der Karen), um
nach 8 oder 7 Jahren zu dem erschöpften Boden, als neu gedüngtem, zurück-
zukehren.
Werden mit Fortgang der Minderung der [in letzten Überbleibseln etwa
durch Zähmung in die Haustiere (nomadisierender Stämme) übergeführten] Jagdtiere,
die Entfernungen zum AuflBUchen weiter, besonders auf der Seefahrt für Fisch-
£EUig (zum Auffinden ergiebiger Brutbank für Tripangs z* B.), so verbleibt dennoch
der Zusammenhang mit der Heimat, solange die im Handel leitenden Absichten
den heimischen Markt zum Verkauf empfehlen.
Aus dadurch gemehrtem Reichtum der glücklichen Jäger werden weniger
durch ein gutes Loos begünstigte zu Raub verführt, und wenn dann die Piraten-
flotten der Lanum ausschwärmen, bilden die, bisher die Schweifnngsweite mar^
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— 123 —
kierenden, Grenzen des eignen Gebietes keine Schranken länger, da so oft zum
Schatze der seinigen dem Nachbarn die Macht fehlt, dessen Untei*werfung nur
verdoppelte Anziehungspunkte bildet.
So vergrössem sich Staaten (gleich China) durch Erobertwerden (oder unter-
worfensein), indem sie für ihre Kriegszüge frisch kräftiges Blut den Barbaren
entnehmen, deren Dynastien den Thron besteigen, während trotzdem die höhere
Bildung der Eingebomen, aus Wissensmacht, („knowledge la power"), die domi-
nierende bleibt (um so dem Lande die bisherige Hegemonie zu bewahren).
Auch als des römischen Kaiserreichs Schutz wehren vor weniger (im Luxus)
erschlafftenEinwanderem fielen (und die politischen Staaten zei*splittert auseinander-
gingen), verbreitete sich eine aus klassischer Kultur abgeschwächte Nach-
dämmerung auf um so weitere Entfernungen hinaus [trotz der vom religiösen Gegner
(im Islam) erlittenen Verluste], indem die Obergewalt in katholischer Kirche
nach Europa*s Norden übergriff, und fernere Teile Asiens (auch neben dem
häretischen Abfall der Nestorianer Persien's oder der Thomisten Indien's von
päpstlicher Suprematie).
In geschichtlicher Bewegung durchschneidet die aus der Kunst der Kultur
stolz aufgezimmerte Fregatte hochgehende Meeres wogen, ihrem Hafen zueilend,
mit selbstbewusster Zielrichtung (gesteuert), während der schwache Nachen des
Wildstamms hilflos umhergetrieben wird, ein Spiel der Wellen; und wenn im
Sturmesgebrause arktischer Heimat jeder Hoffnung dagegen anzukämpfen ent-
sagt werden muss, bleibt nur der Ausweg übrig, durch Nachgiebigkeit zu siegen,
im umhergetummelten Kajak, der stets wieder auf seine Füsse zu stehen kommt
(gleich einem Stehauf).
So trennen sich die Wege in Kultur und Unkultur, aber die Grundprinzipien
der Schiffahi-t, wie in Naturgesetzen festgelegt, verbleiben dieselben, ob das Fahr-
zeug unter Segeln oder Dampfeskraft gesteuert wird, die Geschicke eines Ge-
schichtsvolks tragend, oder ob vom leichten Rudei-schlag nur bewegt (in ephe-
merer Existenz des Wildstamms). Und so liegen elementar gleichartige Denk-
gesetze zu Grunde im Wildstand schon, obwohl die Differenzierungen der Völker-
gedanken, bis zur Ausgestaltung in reifende Kulturblüten, emporwachsen mögen
(bei günstiger Lagerung im politischen Verkehr).
Es wäre hier nun mancherlei anzuschliessen, bei besonderer Rücksichtnahme
auf andere Veröffentlichungen des oben genannten Autors und seiner transatlantischen
Kollegen; doch haben solche Exkursionen, unter ihren nach alle Bichtungen hin
angezeigten Verlängerungen, auf gleichemForschungsfelde, früher oder später wieder
zusammenzutreffen, und werden sich deshalb stets auch weiterhin mit denjenigen
begegnen, welche durch die amerikanischen Mitarbeiter, aus ihren reich aus-
gestatteten Schatzhäusem, in dankenswert verdienstvoller Weise gespendet werden
(voa, litterarischen Wechselverkehr, zwischen den SonderfUchem gemeinsamer
Studien). A. 6.
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_ 124 —
Schurz. Das Angenornament. Leipzig 1895.
Ein für die künstlerischen Verschlingungen der Ornamentik trefflich veran-
lagtes Auge bekundet sich hier in Beobachtung des Augenomaments, so dass
eine Reihe schätzbarer Einblicke eröfihet werden, mit Vertiefung in die „An-
fänge" der Kunst (ftlr den Ausverfolg ihrer induktiven Geschichte). In Pla-
nierung der Wege, die dabei durcheinander kreuzen, mehrt sich, mit Zahl der
Mitarbeiter, die der wertvollen Bausteine, welche von verschiedenen Richtungen
her zusammengetragen, auf dem Bauplatz sich anzuhäufen begonnen haben,
während der letztverflossenen Jahre, so dass jetzt bald daran wird gedacht
werden können, der auf den Wogen schwankender GefÜhlswallungen durch
die Kulturgeschichte bisher umhergetragenen Ästhetik fortab ein dauerndes
Heim zu begründen, auf naturwissenschaftlichen Stützen, und ausgestattet mit
den aus farbenreich gesättigten Völkergemälden reflektierten Anschauungsbildem.
Dass die in ethnischem Gewände bekleidete Psychologie auf geographischer
Unterlage anzupflanzen sei, wird von dem Verfasser mit richtigem Verständnis be-
tont. Wie in der Geologie an sich bereits gebreitet und in den biologischen Fach-
disziplinen ftlr natui-wissenschaftliche Pflege hergestellt, führt der Anschluss an die
phyto- oder zoogeographischen Provinzen zu den anthropo- oder ethnographischen,
und indem auf solch gemeinsam umfassendem Bereich die, verschiedenartigen
Zielrichtungen zugewandten, Foi-schungsbahnen neben einander hergehen, werden
da, wo sie mitunter zur Berührung gelangen, Vorkehrungen getroffen sein
müssen, die jedesmal leitenden Gesichtspunkte getrennt im Auge zu behalten,
damit nicht incongruente Fragestellungen durcheinanderkommen.
Den zoophysiologischen und phytophysiologischen Fachstudien in (physiolo-
gischer) Biologie schliessen, für das Leben der Seele (im ßüx; ^t(opTj-nx6<^f die
psychologischen sich an, technologisch (in den Sammlungen redend) aus cheiro-
technischer Sprache, in der Hände Werk, und so mögen auch hier in somatisch
greifbaren Objekten, durch mikroskopische Vei-schärfungen, die Zellen (oder Bio-
blasten) zu verfolgen sein, wenn nach ihren Verstecken flüchtend (in Sarcoden
und Plasmen oder Proto-Plasmen), um so (kraft eines „visus intellectivus") die
Elementargedanken auszuspähen, auf primäre Regungen hin, am psycho-physi-
bchen Grenzterrain, wo die Xtjyot aitsp/iartxoi eingesäet hegen (zur zoopoUtischen
Entfaltung).
Und wenn nun, tief und tiefer hineinversenkt in erste Werdeprozesse
einer Physis (oder aus „wurzelloser** Wurzel emporwachsender Prakriti), das den
linearen Vergrösser ungen seines Instrumentes sich zu adjustieren strebende Auge
plötzlich abgelenkt wird durch den Weckruf: „Rrr ein anderes Bild! und dieses
den Blick hinzurichten zwingt, auf teleskopisch weiteste Femen in räumlichen
Dimensionen (zwei Hemisphären hindurch), um längs der Berührungsflächen
(zooiwlitisch- sozial Über die Erde verteilter Stammesträger) markierende Schei-
dungsstriche zu ziehen — dann heisst es Vorsicht ! beim Funktionieren des optischen
Akkomodations- Apparates, damit alles glatt verlaufe, ohne gesundheitUche Stö-
rung (in verzerrender Entstellung der vemunftgemäss vorgeschriebenen Pro-
poiüonen).
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-- 125 —
Wohin [wenn aus den (zu ^Anftngen" niederschöpfenden) Studien der ersten
Abteilung, binübertretend in die zweite], wohin schauen wir hinaus? bei Ver-
bildlichung des aus der Überschrift abgelesenen Programms, das mit kühn ge-
8ch¥ningenen Umrissen die Eüstenrandländer zeichnend, am grossen „Mare tran-
quillitatis^, dieses zu ungestümen Wogen von Völkerwanderungen und Durch-
fnrchungsfahrten auftürmt, unter streitenden Konflikten beim Hinblick auf
kreuzende Querungen (hin und her).
Da seit den ersten Versuchen, die induktive Methode auf dem Gebiete der
Gesellschaftsgedanken in die Psychologie einzuführen, kaum wenige Dezennien
erst verflossen sind, hat sich bei den (in ihrem Ausgangspunkt veränderten) Be-
trachtungen vielfach noch die Nachwirkung früher geläufiger Anschauungsweisen
merkbar zu machen, wie z. B. in Anbetreff der unter die Rubriken von Ethno-
logie und Ethnographie einzustellenden Aufgaben, zur Vereinigung der »geogra-
phischen Methode*' mit der psychologisch-ästhetischen (im vorliegenden ^Para-
digma); und da bei dem Beispiel eines konkreten Falles stets die beste Gelegen-
heit geboten ist, um im Austausch der Ansichten (über bestehende Meinungs-
verschiedenheiten) eine Verständigung anzubahnen, wird es sich der Mühe lohnen,
einige Worte im Nachstehenden zuzufügen, um den auf verschiedenem Standpunkt
entworfenen Ausführungen, die des gegenüberstehenden neben zu zeichnen, so
dass sich aus den Vergleichungen mit einander Abgleichungen voraussetzen
lassen werden, um zusammenzuführen, was in Kontroversen zu trennen scheint
(wenn polemisch aufeinander treffend).
Also (wie oben gesagt war): der bis dahin mit scharfsichtiger Ausspähung
omamentalen Details gefesselte Blick, wohin schaut er hinaus? (auf Seite 40)
In ozeanische Weite, die unter völkerkundlicher Überwölbung (bei Zusammenbegriff
von Polynesien, Mikronesien und Melanesien) als fünfte Kontinental-Abteilung die
übrigen an Grössendehnung übertrifft, auf einer Seite, und auf der andern:
auf den mit seinen gigantischen Gliedern die Doppelheit beider Halbkugeln durch-
schlängelnden Kontinent (einen transozeanischen sowohl, wie transatlantischen).
In philologisch geselliger Sozietät diskutiert es sich gern mit grundgelehrten
Herren beim Spaziergange auf der Promenade (an der Pleisse, oder an Spree
oder Weser), und so mag unter allerlei Fragen (en passant) auch manch un-
schuldige vorüberpassieren, wie e. g., Asien auf Europa, oder vice versa, ein-
gewirkt hai Aber der archäologisch klassische Fachmann wird, auf lockig und
lockend umzackter Halbinsel, lieber die Differenzierungen zwischen jonischer,
dorischer, korinthischer Säulenstellung oder glyptotechnisch kunstgerechte Restau-
rierung eines an Gewand oder Geglieder beschädigten Torso diskutieren (für
orthopädische oder rhinoplastische Kunsthülfen), da hier in fasslichen Anschauungs-
bildem ein Problem sich zuspitzt — bis in Spitzfindigkeiten hinein vielleicht; die
jedoch einem pädagogischen Pedantismus nicht übel gedeutet werden dürfen,
denn bei jeder Aufgabe heisst es, ganz dabei zu sein, mit Leib und Seele (voller
Ernst), und obwohl sich ftir allgemein erst aufzusteckende Landmarken weiteste
Umrisse entwerfen lassen über den Globus hinweg in der Völkerkunde, gilt es
doch bei monographischem Detail andererseits, dieses nun kritisch aus- und durch-
xnsichten, bis auf letzt äusserste Dezimalstellen hinaus«
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Hauszuhalten mit kostbarer Zeit und keine Minute im nutzlos leerem Oe-
dankenschweifen zu vertrödeln, hat sich die Ethnologie vornehmlich hinter die
Ohren zu schreiben, wenn bei Hinblick auf die Massenhaftigkeit ihres Arbeite-
stoffes, an die Jahrtausende erinnert, während welcher der Boden von zwei
kleinen Halbinseln systematisch durchackert worden ist, obwohl dennoch doch, gele-
gentlich noch, ein fast bis zur Neige bereits ausgesaugtes Arbeitsmaterial auf Zunder-
stoff trifft, aus dem urplötzlich mitunter der Feuerstrahl einer brennenden Kontro-
verse hervorschiesst, die manches wieder von dem zu zerstören droht, was ans
mycenischen und anderen Thesauren gesichert aufgestaut erachtet gewesen«
Voraussichtlich wird die Ethnologie von dem rascheren Tempo profitieren können,
mit welchem es in der Epoche ihrer seit wenigen Decennien erst datierenden Arbeite*
zeit vorwärts vorangeht, im' Zeitalter nämlich der Elektrizität und der Dampfkraft,
(zumal die vereinfachende Hälfe der Elementargedanken glücklich hinzugewonnen ist).
Aber solch schmeichlerische Hoffiiung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch
die Ethnologie, wenn nach Anerkennung ihrer hohen Aufgaben und Zwecke aspirie-
rend, bei gegenwärtig obliegender Fundamentieining auf streng genaue Erprobung
des Details hinauszukommen hat, so dass, um von Polynesien oder gar Ooeanien gar
nicht zu reden, schon die Herveygruppe z. B. viel zu gross wftre, um Rongo*s
Schritte (und Überschritt von Insel zu Insel) genau zu kontrollieren unter seinen
Metamorphosen auf Aitutaki und Mangaia (von wo weitere Begleitung, bis zu
sprachlichen Doppelgängern in Lono, dann schon in die Entdeckungszeit auslaufen
würde), oder um (durch insulare Verbreitung der Maori hin) den Versionen
Tangaloa's zu folgen, wenn südlich in Bangi's Onkel verkehrt, während auf seinem,
in tahitischen Luftweiten schwebenden, Seitenstück wieder allerlei Getier umher-
kriecht (auf dem, im Missionsmuseum rechtzeitig geretteten, Holzbild).
und wie nun mit den Malayen? ein zungenfertig leicht gehandhabtes
Mundstück, um, je nach der Stimmung gestimmt, eine anmutende Melodie darauf
zu pfeifen. Ehe nicht alle die Lokaltypen indonesischer Inselwelt, in Turanga
auf Celebes, Batak mit den Teilungen in Mandhili, Toba, Karo u. s. w. [auf dem
zugleich von Redjang, Passuma, Lampong (bis Kubu und Lubu der Wald- und
Sumpfverstecke) bewohnten Inselkontinents], dann Dajak oder Idaah und Orang
Ot (mit Orang Utan sonst) auf Bomeo, Alfuren unter täuschend frisierten
Masken („sluik en kroezhariger Rassen**) auf insularen Zerkrümelungen, — ehe
nicht air derartige Oharaktertypen ÜEtöslich gezeichnet sind, ist jedes Wort zu
früh über die Annalen der Sejara malayu, unter deren [auf Malaijalam- und
Iskandersagen (in Padang) zurückfahrenden Beminiscenzen] Sea-Dajak hinaus-
schiffen, zum Verlauf in die (an Celebes' Bugis angeschlossenen) Piratenflotten der
Lanum unter Orang Bejadjoe, To-Wadjoe, Badjoe und sonstige „Merimenni'
(Tauridjene) oder Meermenschen, neben friedlichen Trepangfischen unter (Rajet
oder) Orang-Laut, „zwischen**, „neben**, „duroh**einander, in bunterem Qemenge
als je bei Lelegem gemischt war.
Wenn bis dahin kommend, pfl^ der auf Vorsicht bedachte Archäologe lieber
Halt zu machen; oder vorher schon bei beherrschenden Karern, zumal seit ein ge^
spenstisches Seitenstück auf antilliscben Cykladen und Sporaden die (gleichfalls
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tempelgekrßnten) Gestade ynkatanischer Peninsular umschifft. Der an feinsäuber-
liche Textkritik gewohnte Historiker be&sst sich nicht gern mit solch trübem
Meeresgewoge, wo allzuviel noch „non liquet", und iMsst lieber, um seine Finger
nicht zu verbrennen, die Hände davon. Und wer, das Auge vor Verderbnis zu
httten, auf rationelle Pflege des „visus eruditus^ bedacht bleibt, pflegt auch
geratener zu finden von der Vogelschau vorläufig abzusehen, bei den „pelasgischen"
oder „pelagiachen*' Störchen, wie sie an tyrrhenischen Küsten umherfliegen, vom
Gebnrtsbrunnen her, woraus mancher Säugling sich forttragen lässt, um auf-
gepäppelt und liebevoll grossgezogen zu werden in kühn gewagten Hypothesen,
sofern sie selber sich den Hals nicht brechen, (oder mit Wegschmelzung seiner
Wachsflügel ein Ikarus abstürzt).
Die Ethnographie in populären Handbüchern der Völkerkunde wird, bei
gegenwärtigem status-quo des Wissensstandes, nicht vermeiden können, auf
Generalisationen zurückzugreifen in Malaien, Polynesier, Turanier, Arier etc.;
aber um für schulgerechte Prüfung den Fachgenossen Probestücke vorzulegen, hat
der Ethnologe sich gleich ängstlicher Peinlichkeit zu befleissigen, wie aus den
Musterbildern naturwissenschaftlicher und philologisch-historischer Methode vorge-
schrieben steht. Sonst wird an dem die „Erziehung der Menschheit^ registrierenden
(und r^fulierenden) Chronometer manches Sandkorn noch abrinnen, ehe im Ratssitz
der im Lehrgebäude nebeneinander rangierenden Disziplinen, die unter der, durch
Mensch- und Völkerkunde verliehenen, Titulatur Eingeführte einen gleich nivellierten
Sitz eingeräumt zu erhalten beanspruchen könnte, für ihre Wissenschaft in spe,
um deren „Indianertand und Negerplunder" der [in humanistische (und humanio-
ristische) Studien eingefleischte] Qelehrtentypus sich nicht viel kümmern zu brauchen
meinte, als in den Raritötenkabinetten wirr durcheinander lag, was jetzt in
musealen Laboratorien geklärt und reinlich gesäubert auseinanderzubreiten sein
wird. Dorthin, ins Laboratorium, gehört die Hypothese, nicht dagegen auf
offenen Markt, wo frühreifes Feilschen darum, im Verstössen gegen sanitärische Be-
stimmungen, Schmerzen bereitet statt Genuss (im unzeitigen Abbiss herber Frucht-
knoepen schon), und zwar wie cephalologische, auch etwa enteralgische, wenn die „Ge-
danken: Worte im Bauch*' (nach ungenierter Sprache der Wildstämme), während im
engeren Konklave mancherlei, was hypothetisch im Ohre summt, aufgebauscht werden
mag, um Gehör zu erhalten, „to oompare notes*' (im Gedankentausch). Dabei
gilt es indes, wie vom Geschichtsschreiber des Materialismus vorgewamt ist, den
„geheimen Bautrieb*' zu dämpfen, denn wer ihm aus inuerm Scböpfungsdrange
die Zügel schiessen lässt, wird in durchlöcherten Eimern der Danaiden [oder gatten-
feindlich (mit Zonen umgürtelter) Amazonen] schöpfend, sich bald in Erschöpfung
ermüdet haben müssen, (der ununterbrochen stets, im Fortgang der Forschung,
benötigten Verschiebungen wegen). Wo Ähnlichkeiten aufstossen, sind sie in des
Forschers Tasche, oder seinem Taschenbuche (und Memorandum), zu memorieren,
um dann vielleicht später, wenn weiter verarbeitungs&higes Material hinzu-
gekommen ist, litterarisch vorgeführt zu werden, wie es bekanntermassen bei
jenen Vorarbeiten vorkam, welche, nachdem viele Jahre hindurch (1666—1682 p. d.)
bei Seite gelegt gewesen, dann aus ihrer „interior sdentia oder ihren interiores
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litterae^ {äxptßiarara) die Welt mit eigner Umgestaltung überraschten (bei
Verrückang aus graTitatorischem Schwerpunkt); oder wenn die Notizen und
lose umherfliegenden Blätter allzu unhandlich anschwellen, mag für (bequemere
Benutzung provisorischer Sammelergebnisse) ein Imprimatur erteilt werden zur
Ausnutzung durch Experten, soweit von Nutzen erscheinend, (um das im Auf-
bau des Sonderfalles benötigte Material durch Beiträge zu mehren).
Der arischen Rasse, welcher linguistisch glänzende Errungenschaften zu danken
sind, wird man nur ehrerbietigst sich nahen. Aber wenn sie einstens dem
ethnischen Messer verfallen sollte, wird freilich von diesem Züchtungsprodukte
reinst edelsten Vollblutes nicht viel übrig bleiben, neben den auf dem Mutter-
boden historisch-geogi-aphiscber Provinzen einschlagenden „Schlägen", oder wie
sonst benamst in des Landwirts praktischer Spi*ache, unter lilumlicher Ein-
wurzelung in den Umgebungsverhältnissen der „monde ambiant" und zeitlich
verwoben in die politischen Konjunkturen des Geschichtsganges.
Immerhin wird also gegen allzu freisinnige (oder zügellose) Freizügigkeit
im Voraus schon ein Sicherheitsriegel voi-zuscbieben sein, wenn leichthin der
Finger über die Landkarte dahinstreift, und die Völker auf Luftwegen dahin-
mai-schieren von einem „Cob-castle^ zum andern, unter stolz aus Felskastellen
(gleich denen Ohicomostoc*s etwa) bervorgetragenen Bannern, von einem ur- oder
ungeheuerlichen ürsitze^) her, wo Navajoes oder Bapiri aus ihren Höhlen
hervorkriechen und sonstige Troglodyten mehr. Der lebensfähig gesunde Volks-
geist aktueller Existenz hat das besser gewusst und ist bei seinen Wande-
rungen innerhalb der die geogmphischen Provinzen bestimmt umzeichnenden
Horizontweiten, auf den dem Erdgezimmer geographisch eingeschriebenen 6e-
schichtfebahnen geblieben, nach orographischen und hydrographischen W^*
weisem für Hellas* Landschaften sowohl seit dorischen Wanderungen, bis
auf Alarich^s Heereszüge und slavische Nachzügler; für Italien ebenfalls auf
den nach Gallien und Bhätien fUhrenden Strassen und Streitwegen (ob oder nicht
für Streitwagen auch fahrbar), für Indien desgleichen, um heiligen Strömen zu
folgen längs der durch die Passgänge vorgezeichneten Heeresstrassen von östlicher
Richtung her sowohl, (nachdem das Mittelreich gegen die Einf^e der unstät
nomadisierenden Hiongnu ummauert war), wie von westlicher, als das mazedonische
Siegesheer die (aus seleucidischen Zeiten versteinert) in indo-baktrischen Museums-
schätzen wieder aufgefundenen, Lichtblicke hineintrug, und dann, bei zentral-
gewaltsamem Durchbruch, mongolische Weltenstürmer (auf eines Babers aben-
teurender Heldenschaft vielleicht) ihre Thronsitze bestiegen, mit den topogra-
phisch vorbereiteten Etappenstationen in Afganistan, seit Möhamed Ghazni's und
seiner Vorgänger, bis zu den auf Paniput's Wahlstatt und in Kabul*s Residenzhötel
ausgekämpften Rivalitäten.
Soweit, unter Regelung durch Meeresströmungen (für die japanischen nach
*) Hinter Indiens nordwestlicher Gebirgskette (auf der „Geschichtsmappe" der
Symbolik), „da ist der Menschheit Wiege, von dorther kommen die Götter, Genien
und Menschen herab, von dorther auch der ürmythus** (1824). Eya, wären wir da?
(fügt der „Antisymboliker" bei).
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Gape Flattery und der schmeichlerisch yerführerischen Nachbarschaft verschlagenen
Dschonken), maritime Anlandung auch für Amerika*s Südhälfte in Lambajeke,
Ika, Arika u. s. w. in Betracht kommen möchte, oder die (b. Baiboa) auf
Tupanqni's Geheiss nach Inseln (von woWaihu's grossohrige Monumentalbilder
herüberschauen) ausgesandten ExplorationsschifFe ihre Einregistrierung erhalten
dürften — soweit (und wieweit?) oder ob? oder ehe vielleicht überhaupt solcherlei
Rücksichtnahmen zulässig sein könnten: würde schon für die Series der „docu-
mentos ineditos^, seit ihrer Edition, sorgsame Textrevision in erster Linie vor-
angegangen sein müssen, besonders auch für die zu den Cara durch Quitumbe
(b. Oliva) abgelenkten Sagen, unter Rücksichtnahme auf Contici-Viracocha's Ein-
schifiungsplatz»in Puerto viejo (wo die Schwierigkeiten der Schiffahrt nach Süden
beginnen) oder bei Montesinos' Dynastieengestapel, bis zur Berührung der
Nasenringe mit (brasilischen) Ohrpflockträgem (in Orejones) u. dgl. m.
Und sobezüglich V6i*dient volle Beistimmung des Autors Ansicht, dass ein
„winziger Ausgangspunkt" gleich dem Augen-Ornament (unter der Bellacoolla
Vermehrung zu eines Argus Yieläugigkeit oder Indra's weniger anständiger üm-
modelung in Toni) nicht genügt, um Anhalt zu gewähren , für gesicherten Aus-
gangspunkt (bei langweit bevorstehenden Wanderungsfahrten, in Kreuz und
Quer).
Denn sonst, in der That, wohin soUten wir kommen, wenn aus dem hundert-
tausendfach ausserdem noch Wählbarem, unter ornamentierendem Gestrichel, etwa
(aus alter Liebschaft) der Mäander bevorzugt wäre, um sich über die Erde dahin-
zuschlängeln; oder die geheimnisvolle Kunst des Kreuzschiagens (wie von AUatius
definiert) mit uralter Sphinx starr ernstem Gesicht, aus dem Lebensschlüssel an-
blickt (aus zwei leichtlich rasch dahingestrichenen Strichelchen schlichtweg).
In ein Blasrohr, das sich aus Bomeo's oder Sumatra's Wäldern in denen Guiana's
wiederholt, lässt sich gar manches mehr hinein- oder aus ihm herausblasen, als
aus den geographischen Bedingnissen der Hjlaea offen auf offener Hand liegt, und
wenn auf den offenen Pampas des Nachbargebietes die Bola oder der Lhasso gleich
frei geschwungen fliegt, wie die Wurfschlinge einst der Sagartier auf modischen
Ebenen, wird doch vor freikühnem Hjrpothesenschwung, zu dem sich der aus
Tlahuanco's monumentalem Eindruck begeistei-te Wetterprophet die Freiheit
genommen, eine bescheidener angelegte Fassungskraft erschreckt zurückscheuen,
such auf einem Boden, wo die von Inka geschwungene Schleuder (der Balearen)
dann zurück auf die Steinchen führt, die (als Kinder CatequUs in Guamachuco)
von den aus den Humusscbichtungen (an Quellenländem in den Andes) zur
Sierra Emporsteigenden — auf der Pampa del Sacramento (b. Skinner) oder im
Land der Yui-acares (s. d'Orbigny) — göttliche Verehrung empfingen und solche
Ehrfurcht verdienen, wenn in den (unter elementar gleichartigen Grundlagen)
hervorscheinenden Differenziemngen des Völkergedankens neue Lichtblicke er-
öffnend.
Bei den einem Ahnenkult gewidmeten Kapiteln (S. 48 u. flg.) wüi-de als
unabweisbare conditio- sine- qua -non die Vorfrage zu stellen sein, ob solcher
Wortbezeichnung bereits eine fasslich genügend umschriebene Begrifflichkeit
M. f. V. 9
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iimewolmt oder doch: ob aus dem, was wir unter den überstüreenden Hftafangen
der unvermittelt piötzlich in der Ethnologie zusammengeströmten Material mafisea
darüber wissen, eine derartige Bestimmtheit herstellbar wäre, um sie unter Substi-
tnierung eines festen Zifferwertes, bei Operationen des logischen Rechnens ver-
wendbar zu erachten, — ob also jetzt bereits Practica erteilt werden dürfte (unter
dem Patent zuverlässig gesicherter Wertgrösse, im Zeichenstempel).
Die für Deifizierung den fijM^*oi (zu Plutarchs Zeit) angereihten Ahnen, in
Aristokratie der Heroen — oder deren dem ijpat^ dxoopdq innewohnende Anlagen
für Erziehung zu Kobold-Diensten (im Butazimmer der Tulu); oft in Schub- (oder
6eheim-)f^ch6r des Penatenschrank's eingeschoben, neben dem die ßeinzucht des
Geschlechtsadels überwachenden Laren (unter Dii Manes), und ihren Imagines
(mit den Masken der Larven) — , spielen dämonisch schwankende (bis zu Lemuren
fortspukende) Bollen vor ihrer Fixierung unter dem Zeremonial eines Kults, wie
in chinesischem Tsung miao lokalisiert, und was an sobezüglichen Bildern in den
Sammlungen angetroffen wird, dient vielfeush zum Buhesitz des, eines solchen be-
dürftigen, läfyo^ ^f^ZV^ (abgeschiedener Seelen), nach Analogie des Ka in ägyptischen
Grabkammem oder melanesischen Kreidefiguren u. dgl. m. Ein neuerdings von
den Dayak gütigst überwiesenes Geschenk vermehrt die für das Museum durch
Jacobsen's Beise erworbene Series aus dem Kreise der Tiki-tiki-Tangata (s. Gill),
in genauer Kopie der Abbildung von den Haidah (b. Niblack). Ohnedem treten
die hier zunächst liegenden Vorstellungen durchg^gigst allgemein in bildlichen
Verkörperungen entgegen (auch in Afrika bei Bari und anderen), so dass sie selten
nur Anlass bieten, die Charakteristik eines konkreten Sonderfalles typisch
zu fixieren, und am wenigsten, wenn schon in andero Verknüpfung abgezograi,
wie totemistische auf den Wappenpfählen und sonst. Hier kann bei gegen-
wärtiger Sachlage ethnologischer Studien Nutzbringendes nur durch eingehmdste
Vertrautheit geschaffen werden, wie sie in den alljährlich vermehrten Publika-
tionen des „Bureau of ethnology" (ver- und) vornehmlich redet über die Stammeszer-
teilungen östlich und westlich vom Felsgebirge, unter den (aus aktivem Feld-
dienst) von Spezialisten (gleich Matthews, Gatchet, Dorsey, Fletcher, Stevenson,
Gnnnell, Fewkes, Boas, Swan u. A. m.) gelieferten Schilderungen, bei denen
ihre, den jedesmaligen Sonderfall verbürgende, Autorität für sich selber q>rii'ht,
um vertrauensvolle Entgegennahme zu rechtfertigen. Wenn mit objektiv-unbe-
einfiusst-vorurteilslosem Hineinleben in den einheimischen Ideenkreis verständige
Deutung sich verbindet, werden der dokumentarischen Geschichte der Menschheit
mustergültig zuverlässige Berichte eingefügt sein, wie (aus Südamerika) bei den
Berichten über die Bakairi, in derart sympathischer Aussprache, dass dem in
der Kultur an dort geschliffene Brille Gewohnten der Argwohn einer Bakairi-
brille sich aufdrängte. Die ob ihrer geistigen Kurzsichtigkeit unbeeorgt^i Wild-
stämme tragen indess weder Brillen noch Nasenkneifer, eher vielleicht Nasen-
ringe; sie sehen mit den zwei gesunden Augen, wie im kurz- oder langschäde-
ligen Kopfe steckend (wie weit nun eben reichend, in Sehweite kindlicher Schau),
und der Kulturmensch wird deshalb nicht nur die ihm in der Erziehung ange-
wachsene Brille abzulegen haben, sondern ausserdem seine Scharf- (oder Weit-)
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sichtigkeii abtönen mttssen bis anf ein natnrgemtfssee Dorchsc^nittsniveaa hinab,
tun die Momentaufoahme nnter richtige Proportionen zu stellen, damit bei der
Beprodnktion in der Entwicklung des Photogramms ein treu echtes Natnrbild
garantiert werden kann. Dann klingt lebendig zurück manch reines Echo aus
religiOeem Geftihl, wogegen, was darüber in den Lukubrationen abgesparter
Feierstunden niedergegriffelt wird, dem Herzensbedürfnis (wenn soliloquischer
Unterhaltung bedürftig) zu gute kommen mag, kaum jedoch zum Besten der
Ethnologie, die es ernst und streng mit sich selber zu nehmen gesonnen ist.
In Verstecken (senegambischer) Gebüsche oder (antillischer) Maguej-Haine
werden die Früchte der [statt eines tartanschen (oder, für Ladronen, eisernen)
Kerkers, wohnlicher eingerichteten] Frucht-Inseln (oder Pulo-bua) genossen, in
insularer (von manchem Lethe-Fluss umströmter) Abgeschlossenheit auch bei dem,
was unter Ekpö (der den Efik Benachbarten) fortgescheucht wird, und wenn,
wie die Nähe der Oromatua (Polynesien's) die der wohlwollenden unter Nitu
wohlthuend empfunden wird (in alfurischer Entlegenheit), mag im Anitu (der
Tagalen) sich das Leben schon dorthin verlängern, von woher (den Thai) in
Bangstellung eines Chao, der nHerr* zurückkehrt, während wo nach des
Philosophen Bat ik xotpoiHK i*ntü als xupto<; — • mancherlei (oft gar kurioser) Namen,
schon im irdischen Walten (mit des Kolanos molukkischem Titel) — , einem
auf Beliquien, (gleich den in huronischer Grabhöhle beigesetzten), bedachten Volks-
sinn im kretischen Grab begraben lag, was seinen, in des Dichters Versen, sti^ahlen-
glfinzenden Hofstaat ausgeschmückt erhielt, wo der Kronide im Kreis der Olympier
thronte, deren Vorgeschichte im Tempel des triphylischen aufgeschrieben stand
(für Euhemerus' voreilige Lesung).
In dem Kapitel (oder Buch), das hier sich schreiben liesse, würden vor allem und
immer zugleich die im Überblick des Menschheitsgedankens (durch Baum und Zeit)
vorüberflutenden Phasen — unter den, auf dem Stufengrad des künstlerischen
Entwickelungsstadiums (nach dem durch historisch-geographische Agentien auf-
geprägten Stempel), gebotenen Kautelen [wenn probehaltig erfunden (ad obrussam)
und anschaulich fEissbar] — aus den gegenseitig (proportioneilen Gleichungsformeln
gemäss) kontrollierten Vergleichungen für dementsprechend gültigen Ziffemwert
za fixieren sein, ehe sich ein derartig gesichertes Facit ^ziehen liesse, um, was
als „Ahnenkult** die Köpfe durchschwirrt (oder in der litteratur umherspukt),
im ethnologischen Besitzstand an zugehöriger Stelle inventarisiert zu wissen, und
somit Berechtigung zu erteilen, diesen (dann erst mit dem Sinn seiner Bedeu-
tung ausgefüllten) Wortlaut (leeren Klanges, nnter „inanes voces'O als entsprechen-
den Faktor zu verwenden, in wissenschaftlicher Berechnungsweise; wie einer Fach-
^ssiplin (für ihr esoterisches Gewissen) vemunftgemäss und ziemlich zu erachten,
sofern die Denkgesetze die ihnen schuldige Anerkennung erhalten sollen (im
logisohoi Bechnen).
Die Ahnenfrage verzweigt sich wieder mit dem, was über den (seelisch
abgetrennten oder von Auswärts her zutretenden) Schutzgeist zu sagen wäre
(eben&ns eines Kapitels oder Buches, wenn nicht Bücher, bedürftag) und beide
Erscbeinungen spielen auf dem religiösen Hintergrund jedesmaliger WeltiM^-
9*
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schaanng (bis in modernen Heroenkult hinein), so dass vorher das Gesamtbild
(in einrahmendem ümriss) zu klären wäre, ehe sich die Einzelnfiguren durch
typische Ginindstriche zeichnen lassen (nach dem ihnen in der Rollenverteilung
zugefallenen Loos).
Die für Ahnen, Schutzgeister, Seelen, Geister oder Gespenster (und Dämo-
nisches sonst) konventionell adoptierten Termini technici, aus den im klassischen
Orbis terrarum den Bedingnissen mehrweniger entsprechenden Äquivalenten über-
nommen, bedürfen einer „Bestauratio magna*', seit Erweiterung der Umschau
über den Globus (durch das Entdeckungsalter), wie das damals in den „Kränter-
büchem^ zusammengeschleppte Material die alten Rubriken überwucherte und
die anschwellenden Herbarien sich in Theophrast's botanisches System nicht
länger hineinzwängen liessen.
Indem Caesalpin (obwohl dem „empirischen Material" zugewandt) „sich ganz
und gar der aristotelischen Denkformen bediente, konnte nicht fehlen, dass auch
Vieles in die Thatsachen hineingedeutet wurde, was auf induktivem W^e
später wieder beseitigt werden musste" (s. Sachs), und in ähnlicher Geschichte-
periode der Botanik steht gegenwärtig die Ethnologie (bei Parallelisierung des
Entwickelungsganges), oder (mit ihren topographischen Aufstellungen) in dem
der Zool(^e, als alphabetische Au&ählung (s. Oarus) vorgezogen wurde (von
Gesner*s Vorsicht).
Während dreier Decennien ist aus den, durch den Schlag des Zeitgeistes auf
allen Seiten, eröffneten Schleusen eine Unsumme massenhaften Rohmaterials herein-
gestürzt, und liegt ungeordnet teilweis noch auf dem Arbeitsfeld au^estapelt, seine
Durcharbeit erwartend, nach spezialistischer Verteilung. Dass es sich dabei um
elementar gleichartige Grundgesetze (in psychischen Primalitäten) handelt, ist
glücklich sichergestellt, aber weiter sind wir noch nicht (vorderhand), und erst
nach der Ordnung und Sichtung, die jetzt zu folgen hat, werden diejenigen
Gesetze dann sich feststellen lassen, welche für die künftige Bezeichnungsweise
als massgebend zu gelten hätten (in Definierung ethnischer „Termini technici*').
Erst dann, mit monographischer Vertiefung im Eonzentrieren der Auf-
merksamkeit auf jedesmalige Einzelheit (unter zahlloser Vielheit der Fälle die
zur Auswahl stehen) wird (für den aus innerlicher Gesetzlichkeit in Erwartung
stehenden Zusammenschluss) ein dauernd nutzbarer Baustein eingefügt sein,
zum Auf- und Ausbau der im „naturwissenschaftlichen Zeitalter" korrespon-
dierenden Auffassungsweisen (in der induktiven „Lehre vom Menschen"). „Getrennt
zu marschieren, um vereint zu schlagen", hätte also hier auch als Wahlspruch zu
dienen (auf der zum Voranschreiten aufgeöffheten Siegesbahn). Zeit steht ausser-
dem im Überfluss zur Verfügung, seit die im Chiliasmus etwas eng be-
schränkte Frist (um Papias' Riesentrauben zur Reife zu bringen) durch natur-
wissenschaftliche Erwärmung für die Entropie erweitert worden und sich ein ganz
ansehnliches Sümmlein an Jahren zusammenrechnen lässt, während weleher dem
Menschengeschlecht noch Gelegenheit gegeben sein wird, das Studium seiner
selber auszuverfolgen, um einstens dann auch vielleicht Malayen mit Indianern
zusammenzuführen (in allgemeiner Verbrüderung durch den internationalen
Verkehr).
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Im übrigen verdienen die mancherlei aufTälligen Züge, welche sich von
Nordamerikas Westküste durch Polynesien nach Noi'dasien erstrecken, in den
Zügen der seit Ellis, Lang, bei Moerenboat, d'ürville, Lesson etc. durcheinander
führenden Richtungen, voll die Beachtung, die dafür beansprucht wird, obwohl
meistens wohl verwertbar erst, wenn das tertium comparationis gefunden ist. Ob
dazu vielleicht das Totenscbiff (S. 68) mitwirken mag? das lautlos stumm
einherfthrt gleich dem filmenden Holländer, (so dass es bis jetsct nicht recht
Rede stehen will).
Manches Bcbiff der Sage ist aus seinem Hafen ausgelaufen durch semitischen
Handelsgeist im Bunde mit punisch-pbönizischen Tyrem und auf praktischen
Erfolg dabei zugeschnitzt; denn schon die Götter thun nichts umsonst, nach
dem vom Wulomo geführten Preiskourant über die im Opferstock verwertbaren
Gaben, oder weim es bei Schifahrten um Schwimmgürtel sich handelt, fiel der
Einkauf in kabirische Mysterien unter diejenigen Baarzablungen, mit deren Er-
schöpfung Apulejus* Geldbeutel seufzend zusammenschi-umpffce, und auch der
windige Windsgott, der zu homerischen Zeiten seine Schlauchsäcke verschenkte,
fordert Bezahlung dafür, (wenigstens im Lande finnischer Kunden).
Wie das nun gewesen sein mag, mit dem Verpacken und Aufistauen des
Mythenzerfasels oder des Märchengebröckeis in Eistchen und Kästchen (in „köst-
lichen Kasten aus Zedern gemacht **, für prophetische Vision), um sie längs der
Küsten des Mittelmeeres, oder eirenischen und baltischen, im Absatz zu verschleissen,
das muss den Agenturen und Rhedereien überlassen bleiben, oder (wenn nicht
einem Superkargo gleich dem alten Sänger Ölen, „älter als Pampbos oder Or-
pheus*') den in Symbolik geübten Künstlern, welche folks-loristisches Gerede
hübsch gehackt (oder zerstückelt in Hacksilberfunden) zu Detailverkauf in fest-
gegossene Schriftform zu fiEissen verstanden, um später für den Fabelschatz einer
zur Hitopadesa verkürzten Panchatantra, oder manch anderer Encyklopädie aus
weiter iSerstreuung, im Bereich indo-europäicher Sprachfamilie (und darüber hinaus)
wieder zusammengesammelt zu werden.
Wir Ethnologen sind misslicher gestellt auf dem Niveau schriftloser Un-
kultur, wo uns von den Abiponen und ihren Standesgenossen (ethnischer Rang-
ordnung) erzählt wird, wie oft ein im Witzkitzel aufspringendes Woi*t bereits
genügt (zumal wenn ein ungewöhnlich fremdartiges Vorstellungsbild dazwischen-
fiült), um traditionelle Fäden fortzuspinnen mit Verknüpfung aus dem Ein-
drucke eines „Pagar** oder sonstigen „Anganges", um wiederum einen „Suman"
etwa zu schnitzen und andere Fetische vielerlei.
Und so wird es auch für die Schiflsleute auf dem Totenschiffe seine liebe
Not gehabt haben — bei langem ümberla vieren unter all den Inseln und Inselchen,
die im Wege lagen (unter Havarien auch wohl in Ansehung der Klippen, die überall
drohen für den „common sense*',der bindurchzusteuem hatte) — , umdieMustei*proben
kleinstlich subtilen Ideenzerkrümels intakt und seetüchtig zu halten, zumal wenn
in Extrabeilage vielleicht noch gar (wie Samentierchen in dem Leibe „unseres Vaters
Adam'') ein komplizierter Entwicklungprozess eingeschachtelt lag, um unbeschädigt
am richtigen Orte abzusetzen, was sich (zum Abspielen beim Tanz) in kurz- oder
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langschwänzige (wenn nicht langschnäblige) Babenrasseln metamorphosieren sollte,
ans des (in orakelnden Angurien redenden) Nashornvogel*8 luftigem Kahn, fOr
den zn solchem Zweck besser wohl Templon-Telon's Eisenboot (ein fenergesichertes
selbst in Eirham-Apo]*s feurigen Wasserfall) substituiert worden wfire [in
den Nänien der Balian (und ihren Nekjien) beim Geremonial des Tiwah-Festes].
unter all derartigen, im schweren Geträume eines Alpdrückens beklemmen-
den, Sorgen wirkt es erleichternd, dass unter den Strahlen einer südlichen Sonne
der Rabe sich auch in eine „komische Figur*^ (S. 88) zu wandeln versteht, in
eine Art „Beineke de Vos^, für (japanische) Kitsuna-tsuki (Fuchsbesessenheit)
oder Kit8une*mochi (Fuchsbesit^ung) vieUeicht, sodass das Oanze vielleicht nur ein
Scherz sein möchte für den „Antisymboliker^*, als über symbolische Ereaz- und
Quer- (oder „Creuzers") Fahi-ten spottend.
Dabei wäre zugleich die Kontroverse gestellt, ob für den, in zehn- oder (bei
Sextus Empiricus) achtfach doch, wandelbaren „Tropen**, tropisch gewandelten
Unterschied der Zonen (S. 95) ein Bettungsanker auszuwerfen sein möchte, um ans
den Tri-Tetra- oder Polylemmata der Skepsis (mit „Krokodilen** oder geographisch
vikarierenden Alligatoren, unter den Antistrephonen) den Anhalt wiederzugewinnen
an die unerschütterlich festen Naturgesetze, welche sich in den Manifestationen
geographischer Provinzen zu proklamieren haben, wie für physischen Habitus
auch bei dessen psychischen Entelechien (auf der Oesellschaftschichtung) und deren
Einverwebung in die Maschen der, mit geographischen Leitungsf^en den historischen
Horizont dui'chziehenden, Geschichtsbahnen (auf dem Mutterboden der Erde).
Von diminutiven Inselchen abgesehen, die durch die piratische Besatzung
anlandender Kanoes (etwa auf den Chatham) ausgemordet oder wie auch vielleidit
im antilliischen Archipel durch kannibalische Caraiben ausgefressen sein moditen,
wird durchschnittlich vorwiegend durch Einwanderer keine Yerdrftngung der ein-
heimischen Bevölkerung [wenn nicht in assyrisch-babylonischen Eroberungen etwa,
oder bei Ausdehnung des Inca-Beichs (in Mitamayos), planmSssig fortgeführt] statt-
haben, sondern jene Wechselbeziehung in (mehrweniger wahlverwandtschaftlicb)
mengenden Durchkreuzungen, wofür in verschiedenen Oradstufungen die Epoche
der Völkerwanderung Auswahl an Illustrationen bietet (mit entsprechenden Pa-
i*allelen in Indien und Nachbarschaft).
Die Übertragungsweite mythisch-märchenhafter Vorstellungsbilder ist illimi-
tiert. Schon ein einzelner Ankömmling mag genügen, die Kugel ins Bollen za
setzen, und wenn dann bei dem festlichen Oelage, wo die Erzählung auf sym-
pathisch entsprechende Stimmung eintmf, die Embryonalanlage eines homerischen
Talents g^enwärtig war (ein verkappter „Phaya alaun** vielleicht), wird das Echo
seiner Leier überall bald in der Nachbarschaft (oder bei Bückkehr der Oäste in
deren Heimat) wiederklingen, wie weithin durch den australischen Kontinent Lied^
gesungen wurden, die von Beisenden dort als gleichartige angetroffen sind, oft
mit Bückweisungen noch auf die Herkunft. Durch das Metrum (wie Babriu's
Choliamben) mag eine gewisse Stetigkeit der Umrisse gewahrt werden, obwohl
Versionen nicht ausbleiben konnten unter mitbedingendem Einfluss lokaler üm-
gebungsverhältmsse (oder einheimisch fortgesponnener Tradition).
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Bei schriftlicher Fixierung, wie in heiligen Büchern, verbindet sich mit der
EinfÜbrung der dann dogmatisch gefestigten Mythen durchschnittlich der einer
neu gepredigten Religion, welche indess gleichfalls sich dem geographisch-historisch
veränderten Milieu (der Surroundlng's) derart anzupassen hat, dass sich in
einen kriegerisch gerüsteten Heliand der sanfte Herr des ölbergs verwandeln
mag, oder seine milde Lehre in blutige Riten, wie von den Pai-Mere der
Maori geübt (beim Tanz um den aufgesteckten Beutekopf, im Unabhängigkeitskrieg).
Aus mythologischer Ähnlichkeit würde hier selten ein Fingerzeig auf
Völkerverwandtschaft zu entnehmen sein, denn der (Asien nach allen Richtungen
hin durchstreifende) Islam hat sich unter der autochthon einheimischen Be-
völkerung CentralaMka's über die Züge der Fulbe hinaus, wie in deren Stamm-
sitzen und senegambischer Nachbarschaft, in Bomu, Wadai, Haussa (bis auf die
Ausläufer primär verbliebener Unterschichtungen in Yoruba u. s. w.) verbreitet,
und die Einwirkungen buddhistischer Missionen auf die fremden Nationen, zu
denen coenobistische Mönche gekommen, durchklingen den, im Anschluss an
Äsopus (oder Lokman^s) Fabelschatz, weiter zerstreuten der Panchatantra oder
dessen Auszug im Hitopadesa (in die „Tausend-und-Ein-Nächte" hinein).
Wie rasch ein populäres Schlagwort, und seine in Ausmalungen wechselnde
Deutung bis zum Verschwinden in dialektische ünverständlichkeit oder poly-
glottischen Wirrsal, jeden Augenblick ändern mag (unter Unübersehbarkeit
durcheinander zwischenspielender Ursächlichkeiten), dafür liegen aus tagtäglich auf-
weisbaren Beispielen allzuviel Beweisstücke vor, als dass Eulen nach Athen getragen
werden dürften (um solchen Weisheitskram noch zu mehren).
Wie weit bei planartiger Ähnlichkeit der Mythen Entlehnungen zu
präsumieren sind, bleibt ohne direkter gegebenen Anhalt stets zweifelhaft
schwankend, da „ritual may be the parent of myth, but can never be its child'^
(s. Frazer), und was ein antipodischem Eulturkreis angehöriger Philologe über
das im unsrigen (auch nach Ptolemaos Ablösung durch Kopemikus) solar gültige
Weltsystem folgern wollte, aus den im heutigen Texte noch vorgefundenen Aus-
drücken: Sonnenauf- und Untergang (mit anschliessenden Wortbezeichnungen),
wäre seinem Wohlwollen überlassen zu bleiben, (wenn sonstiger Einblick in das
Detail ausfällt).
Im „wandernden" Erzählungsstoff der Märchen lösen sich auf einem für sie
fremden Boden die epischen Gestaltungen von den geschichtlichen Unterlagen
ihrer national ausgeschmückten Pei*sönlichkeit ab, um ins Feenhafte und Himmlische
hinauszuweisen oder in die Kinderwelt einzukehren (als Hausmärchen) und in der
Diaspora zu überlebseln (zur Kenntnisnahme durch die Folkloristik).
Um hier jedoch fach- und sachgerecht zu sichten (in Volks- und Völker-
kunde), zu scheiden und zu unterscheiden, würde allerdings die Errichtung von
Lehrgebäuden abzuwarten sein, damit die (aus ihren induktiven Gesichtspunkten) auf
einen dem bisherigen entgegengesetzten Ausgang hingewiesenen Studien metho-
dische Einschulung erhalten; und in der Zwischenzeit, wo, wie die Kandidaten der
übrigen Fachdisziplinen, auch die der ethnologischen, noch unter den herkömmlich
deduzierten (und, in damaliger Zeitgemässheit, für kulturveredelnde Reinzüchtung
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wohlerprobten) Maximen auferzogen werden, haben wir uns, für die komparativ-
genetischen Nachhülfen, bei der Lehre vom Menschen so gut zu helfen, wie es im
Augenblick nun eben gehen will (um über die leitenden Gesichtspunkte allseitig
einigende Vereinbarung zu treffen, statt darüber zu hadern; in nutzlosen Logo-
machien).
und jedenfalls ist es erfreulich, in dem Autor einen bestveranlagten Mit-
arbeiter hinzugewonnen zu haben, der bei weiterem Verfolg seiner Foi*8chungs-
ergebnisse, aus denen bereits wertvolle Bereicherungen verzeichnet stehen in den
Annalen der Völkerkunde, olme Schwierigkeiten bald sich hineingefunden haben
wird in diejenig' neue Auffassungs- und Anschauungsweise, wie in gegenwärtig^
naturwissenschaftlichem Zeitalter gefordert: wenn die komparative Behandlungs-
weise der ethnischen Psychologie zur That werden soll, um auch dasjenige Ohr
dem die Frage noch missföUig klingt (durch Mithülfe von Okulardemonstrationen)
zu überzeugen (und dann ist auch dem naturwissenschaftlich naturgemässen Stand-
punkt weitere Polemik erspart, da das „onus probandi^ den Schultern der Gegenpartei
zufällt). Ohnedem, wie bereits bemerkt, mangelt jeder Anlass zu Kontroversen
in Fällen, wo es sich um verschiedenaiüge Forschungsweisen handelt, die, auf
getrennten Arbeitsfeldern tbätig, sich vielfach zwar ergänzen können miteinander,
aber niemals gegenseitig stören oder durchkreuzen. Der Unterschied liegt einzig
und allein in der Fragestellung (der Frage): in der Frage nämlich über erst zu
stellende Nachfrage, — ob so zu stellen, wie in früher deduktivem Zeitalter (ein
verständiges Mittelmass, wie stets vorausgesetzt) ganz berechtigt ei^scheinen durfte,
auf Entlehnungen nämlich und woher? oder: zunächst (naturgemäss) mit Rückgang
auf den naturgemäss einheimischen und (imanent innewohnenden) Wachstumsprozeas
selber. Verbleibt unter den Eliminationen der elementar aufgezwungenen Grundlagen
ein dubiöser Rest, so ist für seine Herkunft nachzusuchen auf den [das (in geogra-
phischen Provinzen gefestigte) Zentrum umkreisenden] Geschichtsbahnen, inneriialb
weiter oder enger Peripherielinien des geographisch-historischen Horizonts, und
was etwa in echt erprobten Pfropfreisern gefunden sein sollte, wird dankbarst
um so lieber entgegengenommen werden, weil das Problem komplizierter, (an Ergeb-
nissen also reicher), gestaltend und deshalb desto interessant anziehender in
Arbeitslust, um aus solchem Äugeln (in Inoculationen) die Augen klärlicher noch
zu klären. Da bei kosmopolitisch, als fundamental durchgängig gleichartig an-
erkanntem Charakter der Menscbennatur: „rimpossible n^est pas un mot" in der
durch tagtägliche Steigerung des internationalen Verkehrs geschaffenen Sprache,
(worin der Patriotismus je kräftiger gefestigt desto durchschlagender mitzn-
schaffen befähigt sein wird): Unmöglichkeiten also ausfallen, bei All-Möglichem
einer „possibilitas absoluta" (b. Nie. Cus.), so darf deshalb gerade nun eben keinerlei
Möglichkeit zulässig gestattet sein im konkreten Sonderfalle, sondern dieser nur
dann, wenn aus den Possibilitäten (oder Potentialitäten) eines duvdfjst öu realiter
bereits aktualisiert in seinen Energien (einer lebensfähigen Existenz), um jedwede
Feuerprobe fortab zu bestehen (unter der Kontrolle des logischen Rechnens).
Einer naturwissenschaftlich - philosophischen Klasse nach akademischer
Scheidung und der für dieselbe gültigen Methode würde die erste Abteilung volle
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Ehre machen, während in historisch-philologisch-philosophiseher die aus kritischer
Sichtang in der Klassicität klargestellten Mustei'bilder als Paradigmen zu dienen
haben werden, für korrekte ßehandlungsweise der aus allen Ecken und Enden
des Erdballs wachgerufenen Vertreter (einstigen Barbarentums).
In Anbetreflf der fttr provisorische Übernahme vorläufig ihr gleichfalls noch zu-
gewiesenen Kulturvölker, ist die Ethnologie wegen der (bei der ümfänglichkeit
räumlicher Ausdehnung) doppelt empfindlichen Mangelhaftigkeit der Textrevisionen
am misslichsten bestellt, während bei den Wildstämmen der an sich schon, für ver-
einfachenden Durchblick, angezeigte Ausgang vom Einziehen (zum Zusammen-
gesetzten) thatsächlich und sachgerecht sich empfiehlt, fttr solche Hülfen, wie sie
in wissenschaftlicher Botanik die Begründung der Induktion durch methodischen
Bückgang auf die Kryptogamen ermöglicht haben. Unsere, höchsten Kultur-
entwicklungen zugewandte, Altertumskunde (westlicher Civilisation) hat die
Vollendung ihrer dominierend hervorragenden Meisterschaft aus geographisch
engster Massbeschränkung erlangt, bei allseitig nächster Konzentrierung auf das
hellenische Halbinselein vornehmlich, (viribus unitis), durch fakultativ multiplizierte
Lehranstalten (Jahrhunderte hindurch, seit der Renaissance) gepflegt, und aus Ver-
fügung zugleich über die aus jahrtausendjähriger Vergangenheit schriftlich fixierten
Überlieferungen, zuverlässig gesichert (in kritischen Durcharbeitungen). So haben
sich dort auf schmalengstem Terrain für die Begriffe dorischer oder jonischer Bässen,
auch äolischer und achäischer hier und da, mit anschliessenden Parzellierungen aus
gegenseitigen Verhältniswerten kontrolierbar verbleibende Zifferwerte mit der-
artiger Zuverlässigkeit substituieren lassen, um sie mitunter ungescbeut in
annähernden Generalisationen verwenden zu können, z. B. für technisch-artistische
Betrachtungsweisen auf statuarisch statuiertem Boden, und so mag oftmals
bei Bückfolgerung auf hellenische Vorgeschichte manch* annehmbare Vermutung
bereits gewagt sein, was auf dorischen oder jonischen Wanderungen für Herkunft
und Richtungsweise Hinweisungen zu gestatten scheint (mit historischer Folge-
wirkung weiter).
Wie dagegen stünde es bei gegenwärtigem status quo der Kenntnisse in
der Ethnologie? wenn Lust verspürend die in früheren deduktiven Stadien ge-
legentlich nahe gelegte Bezeichnung indonesisch -malaiischer Bässen und polj-
nesischer (unter Verzweigung auf Mikronesien und Melanesien) in ihren Be-
ziehungen zu der (aus indischem Missverständnis) sogenannten indianischen in
Gleichungsformeln zu bringen, ohne dabei die gerecht berechtigten Anforderungen
der Induktion zu verletzen (in leichtmütigem Unbedacht). Ein fast die Hälfte des
ganzen Globus übertreffendes Areal — mit kontinentalen (aus Fünf&chheit der-
selben, und Halbinseln genüg auf jeder) sowohl, wie insular zahllosen Zei-trennungen
— leidet zugleich unter ungenügendem (und chronologisch kürzestem) Litteratur-
material, wie (für Indonesien z. B.) schon bei den (in der Hauptsache) ältesten
Aufzeichnungen (gleich de Harros', Couto's, Valentyn's etc.) sichtende Text-
kritik, (ehe darauf gestützte Verwendung erlaubt sein wtlrde), gar viel noch zu
tbun hätte, und die seit Ende des vorigen Jahrhunderts manchmal ausgiebigeren
Daten (in den Fundgruben der Publikationen der baatavischen Genootschap und
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des „Journal of the Indian Archipel^, der Zweiggesellschaft der R. A. S. u. s. w.)
haben neaerdings erst gesicherte Stützpfosten eingeschlagen erhalten aus Mathes*,
RiedeFs, Junghuhn*s, Haverlandt's, Le Clerq*s und anderer mehr Spezialarbeiten
(bei langdauernd persönlicher Vertrautheit mit einheimischer Eigenart), sowie
(in Polynesien) durch Qill, White, Howitt etc., und jedesmal nur in Ansehung
lokaler Zerteilungen (wie das für die, durch die Gelehrtenthfttigkeit der America*
nisten auf ihrem heimischen Boden gewonnenen, Resultate gleichfalls gilt).
In solchem und ähnlichem Anbetracht dieser ungeheuerlich der Arbeit auf-
getürmten Gebirgsmassen (oder Massengebirge), auf denen jedes einzelne Forschungs-
feld ebenso genau (bis auf letztkleinstes Steinchen) durchzuackern w^e^ wie es
auf dem hellenischen versucht ist, würde die Ethnologie hoffnungslos ihre Flinte
ins Korn zu weifen haben, wenn nicht kraft der durch die Elementargedanken,
— weil primär, gleich der Zelle (auch den prangendsten Phanerogamen) in gleich-
artigen Unterlagen inhärirend — gebotenen Hül&mittel die Aussicht erö&et
worden wäre, mit Logarithmen zu rechnen, wie seit deren Erfindung z. B. erst
der Astronomie das Wagnis zugestanden hat, sich kühn hineinzubegeben in das
Gewühl unabsehbarer Zahlenmassen, die auf ihrem Arbeitsfelde zu bewältigen
sind ; und so, wenn die Ethnologie in gleicher Weihe dem naturwissenschafüichen
Konklave auf der einen Seite und den historisch-philologischen Spezialfächern auf
der andern angeschlossen zu werden pi*ätendieren wollte, wird sie auf ihrem heutigen
Standpunkt wohl daran thun, sich mit möglichst scharfer Genauigkeit auf monogra-
phisch festumschriebene Stoffbehandlung bei Wahl der Themata einzuschränken,
für die, fach- und sachgerechten Studien gewidmeten, Arbeitsstudien. Wem
es daneben dann drängt (in schöpferischem Drang), brauchen harmlosen Gedanken-
spielereien ihre freizügigen Exkursionen auf Luftflügen nicht allzusehr yerkümmert zu
sein, sofern in Erholungsstunden Müsse dafür bleibt, da manchmal aus solchen Vogel-
perspektiven ein Eindruck trifft, der sich in späteren Spezialbehandlungen auf
seine Verwertbarkeit erproben lassen möchte, und ausnutzen demgemäss (£eü1s
acht befunden). Im Übrigen bringen die problematischen Urteile (wenn nicht in ayste-
matische Diskussionen ausverfolgt) selten viel Nutzbares zu Tage und die asser-
torischen des Glaubens haben denjenigen überlassen zu bleiben, die davon nicht lassen
können, und unbeschadet dabei belassen bleiben mögen, weil unschädlich für eine
naturwissenschaftlich begründete Methode, die aus innerlich innewohnenden Gesetseii
zu organischer Entfaltung gelangt ist, den Zeitanforderungen entsprechend, wodurch
ins Dasein gemfen (Mhrend mitlebender Generaüon). Und hilfreiche Mitarbeit
kommt um so dauernder zur Schätzung, wenn auf Sachkunde gegründet, wie
dem Verfasser des vorliegenden Buches zur Verftlgung stehend.
Indem diese lange Auseinandersetzung an das in der Überschrift genannte
Werk sich anschliesst, so ist damit eine Anerkennung seiner Zuständigkeit ausge-
sprochen, wenn von dem Standpunkt der bisherig traditionellen Methode ethno-
graphischer Behandlungsweise in Betracht genommen. Da nach diessdtiger
Ansicht nun ein radikaler Bruch erforderlich sein wird, um die auf heutigem
Entwickelungsstadium der Ethnologie formulierte Lebensfrage in der für künf-
tiges Fortgedeihen geheischten Auffassungsweise zu beantworten, so wurde, für
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spezialisierende Nebeneinandersiellnngen der beiderseitig gegenüberstehenden
Gesichtspunkte, die jüngste VeröffentHcbnng eines Mitarbeiters gewählt, der im
soweit näherem Kreise derjenigen, die auf den Titel eines Ethnologen wohl-
b^p-ündete Ansprüche erheben dürften, zu den best Vorbereiteten zählt, unter dem
mit einer neuen Generation hervortretenden Nachwuchs. Das Saeculum derer,
die an der Einpflanzung eines unter ihren Händen zwar aufgewachsenen, aber (aus
bei-eits vorliegenden Unterlagen her) nach neu hervortretenden Zeitbedürfnissen ab-
geäsielten Forschungszweiges mithalfen, neigt seinem Ende zu, denn bis auf wenig
überlebende Namen sind die Reihen sparsamst schon gelichtet.
Was aus fernster Erinnerung hervorzukeimen begann, lag damals nicht in
Überschau bereits, sondern, unter dem Qefühl darauf hinstrebender Vorahnungen,
im schwachen Dämmerlichte nur den Blicken vor.
Im Gange des organischen Wachstumsprozesses hat die Zielrichtung deut-
licher sich zu klären begonnen und der Weiterverfolg wird fortab den fernerhin
Nachkommenden zu überlassen sein. Die Generation der Pioniere, die zuerst
mit einem Femblick begünstigt wurden auf das „gelobte Land^ der Verheissung,
tritt vom Schauplatz ab, da, wer als „superstes" vereinzelt überlebt, durch seine
Jahreszahl schon unter „superaumei-arii" eingerechnet zu stehen hätte. Auch die
Reihe derer, mit denen zusammen die schweren Zeiten der Begründung durch-
kämpft wurden, beginnt sich zu lichten, soweit nicht ergänzt durch jungen
Nachwuchs, der mit frischen Kräften einzugreifen haben wird (und best ge-
stählten aus vorbereitender Schulung)»
Deshalb scheint die Mühe nicht gescheut werden zu dürfen, so offc im mehi-
weniger zufällig gegebenem Falle ein würdiges Beobachtungsobjekt geboten ist,
solche Gelegenheit auszunutzen, für Parallelisierung kontroversialer Fragepunkte,
damit im wechselweisen Gedankenaustausch gemeinsam förderliche Vereinbarung
geschafft werde, unter fortgeführtem Faden der Tradition, der, wenn im dritten
Menschenalter bereits abgerissen, im nächsten um so schwieriger seine Wieder-
anknüpfung erhalten würde (und so der Voi-teile beraubt, das Sein aus seinem
Gewordensein zu vei-stehen).
Und so ist auch diese Veranlassung gern ergriffen worden, um die momentan
umkräuselnden Tageswellen einer Zeit* und Streitfrage zwischen Fachgenossen, mit
einem geschätzten „operis sodus*' zu besprechen, der bei der, aus dem Wendepunkt
ersten Reifezustands gegenwärtig hervorquellenden, Strömung unter diejenigen
berufen zu gelten hat, welche am Steuer zu stehen haben werden (für
Lenkung und Leitung).
In den aus Amerika's Nordwestküste durch sorgsame und schulgerechte
Beobachter mitgeteilten Volkserzählungen finden sich so vielerlei Züge, die (trotz
lokaler Umgestaltung) an arischen Hausmärchenschatz anklingen, dass über den
Zusammenhang leicht und oft Anregung gegeben ist, Vermutungen fortzuspinnen,
denen man (wenn sachkundig ineinandergewoben) mit Interesse folgen wird (in
Erholungsstunden der Müsse). Dass ein den strengen Anforderungen wissen-
schaftlicher Verwertung genügendes Resultat daraus gewonnen werden könnte
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(so lange nicht ein konkreter Spezialfall zum gesicherten Einhaken sich bietet),
bleibt von vornherein ausgeschlossen, undenkbar eben vorläufig noch (bei massigster
Übung im logischen Rechnen).
Jahrtausende lang hat sich die gesamte Gelehrsamkeit höchster Kultur-
en twicklung auf dem Erdball auf zwei minimal kleine Fleckchen Qn dimi-
nutiven Halbinseln) konzentriert, und dennoch, wenn, (trotz aller Aufklärungen,
die gewonnen sind) für die Volksstämme der Ligurer, Sicaner, Illjrier und sonstig
thracischer aller [von weiteren üttarakuru, aus so manchem (über die Grenzen hin-
ausliegenden) ütgardh gar nicht zu reden], dokumentarisch verifizierte Bescheini-
gung ihrer Stammbäume (betreffs gesetzlicher Verwandtschaftsverhältnisse) verlangt
ist, lässt der Vorsichtige meist die Hände lieber davon, in fachgelehrter Archäologie
(da „res habet dubitationem'O- Wie also darf uns Ethnologen in den Sinn kommen,
auf solch ähnlichen Forschungswegen heute bereits irgend etwas Erspriessliches
schaffen zu können, sobald wir über den Umschluss geographischer Provinzen (unter
der Weite ihres topisch durch wanderbaien Areal's) hinauskommen — , hineinge-
ratend in die ungeheuren Weiten des gesamten Erdballs (minus etwa des klas-
sischen Orbis terrarum), und in ein gänzlich noch unübersehbares Völkergetümmel
(einer, innerhalb des Focus deutlicher Sehweite ein&ssbaren, Durchschau der
Einzelheiten überall fast entfallend).
Das wird kein Verständiger der Völkerkunde zum Vorwurf machen, denn
für die wenigen Decennien, seit welchen ein methodisches Studium erst begonnen
hat, ist wahrlich genug bereits beschafft, in solch kurzer Frist, und wenn
unser Forschungszweig späterhin ebenfalls auf jahrhundei*t- oder jahrtausendjährige
Pflege zurückblicken kann, wird es schon andei-s aussehen. Im übi-igen aber
handelt es sich nicht um Wünsche (und ungeduldig kindisches Hingreifen nach
dem fratzenschneidenden Mond), sondern um das vernünftigerweise Erreichbare,
innerhalb des Masses der soweit zur Verfügung stehenden Mittel. Das wenigstens
hätte als der dem Fachmann angewiesene Standpunkt zu gelten, wenn er seinem
Fach Ehre machen will, und wer darüber hinausschweifend dem Flug seiner
Phantasien zu folgen vorzieht, läuft sein Risiko, dass sie, sofern nicht ihres
ünterhaltnngsstoffes wegen mit dem Passierpass begnadigt, sistiert sein werden
(um unter den Plunder der Pfuschereien beiseite geworfen zu sein).
Ehe die Last mühevoll weitaussehender Arbeiten (bestenfalls, wenn nicht
hoffnungsloser von Vorneherein) übernommen wird, stellt sich rationeller Weise
die Frage nach dem „Gui bono?".
In Ansehung der im ethnischen Wachstum der Völkergedanken entfalteten
Probleme, beantwortet sie sich in Befriedigung eigener Aussagen, weil eben, der
Bestimmung gemäss, auf des Menschen Selbsterkenntnis hinstrebend (in letzter
Zielrichtung), und gleichzeitig praktische Abhülfe vital gefühlter Zeitbedür&isse
versprechend bei Klärung des Denkverknäuls im sozial -anarchistischen Wirrsal,
neben gar manch* nutzbringendem Wink für nationalen Gewinn, aus internationalem
Verkehr (wie ansteigend von Tag zu Tag). „Alle sozialen Probleme führen auf
Elementarfragen der Psychologie zurück" (b. Rümelin). So oft unter angezeigten
Kautelen (und dement sprechender Prüfung) Foi^schungsresultate aus völkerwiit-
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schaftlichen Beziehungen hier und da erlangbar aufgewiesen werden, dann: tant
mieux (k la bonbeur). Sie werden dankbarste Aufimhme finden, um in die Studien
hineingearbeitet zu werden, da diese wirksam fördernd, wenn neues Material
hinzubringend, d. h. sofern gediegen echt. Unechten Kram (stark zweifelhaft
anrüchig, im bedenklichen Haut-gout), oder mit dem ZersetzungsstofT stören-
der Fälschungen bedrohten, halte man sich lieber vom Halse, zumal fremd-
ländische Zuthaten (die, wenn gesetzlich einfügbar, ihrer variierenden Vei-schöne-
mngen wogen gebührend zu schätzen wären) für den geregelten Verlauf der orga-
nischen Entwicklungsprozesse keinerlei Unterschied machen, da diese stets die
gleichen bleiben (mit oder ohne).
Erst nachdem eine scharfe Umzeichnung der für kulturelle Entwicklung ansetzen-
den Elementargedanken durchgeführt ist, kann zweckdienlich diskutiert werden,
was infolge veredelnd inokulierter Pfropfreiser hinzugebracht worden sein möchte,
weil bis dahin die Eliminierung des einheimisch immanenten ungesichtet schwankend
bleibt (für apodiktische Beweisführung). Und weshalb daher im vagen Umher-
raten Zeit vertrödeln, wenn jede Minute kostbar bleibt, für die Bewältigung des
massenhaften Arbeitsmaterials (das im Detail zu durchsiebten ist).
Im Unterschied zu verhältnismässiger Einförmigkeit östlich vom Felsge-
birge, wurden bei dem ersten Übersteigen desselben (1805) die Entdecker bereits
von den bunten Wechseln in einer neuen Welt am pacifischen Abhänge getroffen
und unter den auf „Kulturübertragungen zwischen den Kontinenten Asiens und
Amerikas^ hinweisenden Ähnlichkeiten (wie von Boas besonders wiederum her-
vorgehoben), läset sich die „Entwicklung einer primitiven Weltauffsissung unter
dem Einfluss vielseitig fremder Ideen verfolgen^, zu dem ausserdem noch Alles
das hinzugekommen sein mag, was unter indonesisch-poljnesischer Färbung sich
variiert Das Problem würde dadurch, weil kompliziert vielseitig, zu einem
desto willkommneren gestaltet werden, zumal auch für die Richtungen, wohin den
Gesichts- und (}eschichtszügen (in ozeanischer Physiognomie) nachzugehen wäre,
Andeutungen genugsam bereits vorliegen.
Je anziehender also hier, nach allen Bichtungen hin, Hypothesen verlocken,
desto strenger wird sich die Forschungsweise trockenster Nüchternheit zu be-
fleissigen haben, und auf detailliert monographische Behandlung konkreter Fälle
Beschränkung einhalten müssen, sobald und so oft thatsächliche Unterlagen ge-
boten sind, um einen Versuohsbau wagen zu dürfen. Und dann, wenn deut-
liche Resultate sich gewinnen lassen, wird doppelt deutlich ans Licht treten,
wie sehr das ethno-psychische Wachstum von festen Naturgesetzen beherrscht
wird, um, wie das aus einheimischen Wurzeln Hervorsprossende, auch was aus
der Fremde in Pfropfreisern zugeführt ist, zu eigenartig charakterisiertem Typus
aoBsuprägen (unter einem für methodische Induktionsarbeit verwertbarem Stempel).
Indem bei Fortsetzung einer bisher nur realistisch (oder materialistisch)
erprobten Forsohungsweise (der sog. naturwissenschaftlichen) auf ein idealistisches
Gebiet, bei Übertritt in Immaterielles, demgemässe Verwendung zu erfolgen
hat, muss desto schärfer im Bewusstsein gehalten werden, dass es sich nicht
mehr um Stoff-Übertragungen (um incrustierte Ideen, als effektlose, weil tote),
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sondern am Lebensreize handelt, um lebendige Eraftwirkongen in Schlag und
Rückschlag (aas organischer Reaktion), am für das, was gesetzlich resoltirt, ein
gültiges Fazit zu ziehen (im logischen Redmen).
Niemand wird die Blätter im Walde zählen, wohl aber eine systematische
Botanik die Yariations-MOglichkeit der Blattformen, die mitunter auf fremde
Übertragung zurückfUhrbar sich zeigt, aus Pfropfen, Kreuzen oder Züchtungen
sonst, andererseits dagegen auch wieder bei gleicher Art (oder Geschlecht) ver-
schiedenartig zusammen (und nebeneinander) vorkommen mag. Da nun die
Sphäre des einen Beobachtongskreises eine überschaubar limitierte, die des
andern eine illimitiert unabsehbar weitschweifendste ist, wird, wer dem Genius
seines gesunden Menschenverstands die gebührende Rücksicht und Nachsicht
(indulge genio!) zu beweisen Bedacht nimmt (in rationeller Rechenkunst), die
Aui^be des leichten Exempels zuerst absolviere, weil damit dann zugleich das
Schwierigere der Hauptsache nach erledigt ist. und obwohl also ein geist^
sprühendes Genie geneigt sein möchte seine Gedankenblitze leuchten zu lassen,
um betreffe ethnischer Kontroversen über Yölkerbeziehungen aufstossende Ähn-
lichkeiten in mythisch märchenhafter Vorzeit zu beschauen, dürften beecheident-
licher begabte Verstandeeknechte doch vorziehbar erachten, zunächst und zuerst
den Völkeigedanken bei seiner Veiuntwortlichkeit zu packen, zur Aussage über
dasjenige, was von selbsther bereits vorhanden sein muss (oder doch kann).
Einer praktischen Verwertung der im Wildzustand angetroffenen Ähnlich-
keiten steht bereits die Unmöglichkeit gegenüber, zu entscheiden, ob das ele-
mentar überall Gleichartige (und deshalb überall Mögliche) in dem zufiülig ge-
botenem Sonderfall vielleicht herübeigenommen sein sollte, aus besonderen Ver-
anlassungen (soweit solche sich feststellen lassen). Dass bei eigenartig markierten
Spezialitäten auf höheren Kulturstufen, oft ein entschiedenes Voigehen gestattet
ist, um eine Entscheidung abzugeben, wird durch den dann meist auch aus den
Hülfen der Schrift gewährten Anhalt nahegelegt (und erleichtert).
Der Beweis mathematischer Sätze, weil jeden Zweifel ausschliessend, in
„mathematischer Gewissheit", pflegt als ein&ch kürzester durohw^ sich zu
empfehlen (auf statistischen Unterlagen), und warum sollte es anders sein, gerade
bei denen nur, welchen das logische Rechnen besonders warm ans Hers gel^
ist? (den um Menschen- und Völkerkunde Beflissenen).
Aller Kenntmsse Unterlage ist ^ne mathematische, indem auf der Aprioritftt
des Raumes die Möglichkeit der geometrischen Urteile beruht, auf der dw Zeit
die der arithmetischen (s. Kant), und wie nun das Schemen der Lebenskraft
schematisiert ist nach den elementaren Grundzügen einer „mechanischen" Welt-
auf&ssang, im cellulären Wa<^i8tumsprozess, ist auch für den psychischen eine
„Mechanik" der Vorstellungen zum Ausdruck gekommen (s. Herbart), neben
der Statik (ihrer Intensitätsverhältnisse): ein „abenteuerlicher Gedanke" (auf dem
in der „Geschichte des Materialismus" eingenommenen Standpunkt). Die aas
Uthlanga strömende Lebensquelle durchdringt das All, in „Ajiva" temporär lattfit,
mit ,Jiva" dagegen im „statu nascenti" dynamisch stets treffend und getroffen
(zur Realisation in den folgenden Effekten).
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Die (JesetunOssigkeit alles psychischen Geschehens begründet sich in mathe-
matischer Psychologie (materialistisch), und indem die Vorstellungen nicht in
der Seele (dem ein&chen Wesen) li^en, sondern „Wechselbeziehungen sind
zwischen den einzelnen Realen, von den physikalischen Ejräften zwischen den
Atomen*' (s. A. Lange), so würden solche, den Monaden (Leibniz^s) entsprechende
„Reale" (als Elementargedanken ge&sst, im zoopolitischen Sinne) zum Austrag
kommen, in dem, was sie durch ihre Reize wirken (wie die Atome durch Kräfte),
und da die den Organismus treffende Reizwirkung sich aus dessen Reaktion
beantwortet, m^üre dem realisierten Effekt der Ansatzpunkt geboten, für die Zer-
legung (in seine Ursächlichkeiten wiederum).
So lange für die durchschnittlich überall gleichartig wiederkehrenden Elementar-
gedanken, wie in den Gesetzlichkeiten psychischen Wachstums begründet, eine kurz
zusammenfassende Übersicht noch nicht hergestellt ist, unterliegt die Erörterung
der (längs nachweisbarer Verbindungsbahnen) möglichen Entlehnungen, wenn
für erschöpfende Behandlung eines konkret vorliegenden Falles die Materialien
noch mangeln, ihren Bedenken insofern, weil überflüssigerweise Komplikationen
durch Fragestellungen eingemengt werden könnten, deren ausreichende Beant-
wortung bestenfalles nur sekundäres Interesse zu beanspruchen hätte, weil der
eigentliche Kern des (im letzten Grunde auf des Menschen eigenes Studium hin-
gerichteten) Problems direkt nicht treffend, indem die zur Entfidtung ethnisch
charakteristischer Weltanschauung heranreifenden Entwickelungsprozesse ihrem
normalen Verlaufe nach die gleichen bleiben, auch wenn Fremdstoffe nachweis-
barlich den heimischen Wurzelsprossen hinzu assimiliert sein sollten.
Eine durch Pfropfreiser veredelte Pflanze bietet ein, obwohl (und gerade
weil) komplizierteres, desto anziehenderes Studium-Objekt, und mag zu weiteren
Aufklärungen über die Herkunft des Setzlings (mit anschliessenden Betrachtungen)
weiter führen, aber die pflanzlichen Zellvorgänge als solche bleiben dieselben, ob
zu höheren Stadien gesteigert, oder auf elementar einfachen abgelaufen, und sind,
weil bei den letzteren durchsichtiger, dort (während der mit erster Begründung
noch beschäftigten Arbeiten) vorzuziehen, um desto besser systematisch graduelle
Stählung zu gewinnen, für korrekte Lösung der schwieriger verwickelten Auf-
gaben, welche im Fortgang der Forschung heranzutreten haben werden, unter
nnausbleiblicher Mehrung derselben, bis das, ein Ziehen des Fazit gestattende,
Kidziel erreicht sein kann.
Bei genügend (dem logischen Rechnen) zur Verfügung gestelltem Material
muss stets eine Ursächlichkeit getroffen werden, um innerliehes Geäder organisch
zu entfedten, denn: „Es giebt keinen Zufall'*, wie der Dichter singt — und wie
es singt im Sphärensang (aus des Kosmos* harmonischen Gesetzen).
Steinmetz: Ethnologische Forschungen zur ersten Entwicklung der
Strafe. Bd. I und 11, 1894 (Leiden und Leipzig).
Ein durch gewissenhaft ernstliches Streben angeregtes Buch, das Werk eines
den leitenden Faden des Gedankenganges (im jedesmaligen Falle) streng methodisch
festhaltenden Forschers, der sich von parteiischen Beeinflussungen möglichst
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frei zu halten weiss, um „sine ira et studio*' zu schreiben (wie bei wissenschaft-
licher Arbeit geziemend).
In der Einleitung erhält die Ethnologie, nachdem die Berührungen mit
Ethnographie und Psychologie dm*chsprochen sind, ihre Charakterisierung nach den
^^Grundprinzipien, von welchen die ganze jetzige ethnologische Forschung ausgeht**
(§ 4). „Die ganze Menschheit wii*d als eine einzige Art aufgefasst, nur in den
verschiedenen Gegenden nicht gleich weit entwickelt und unter verschiedenen
Umständen lebend** („die Übereinstimmung zweier Völker in einer Sitte wird
nach diesem Prinzip nur aus zwingenden besonderen Grflnden aus einer Ent-
lehnung von einander oder aus derselben Quelle erklärt, sondern im Allgemeinen
aus der übereinstimmenden Entwicklungsstufe oder aus der Gleichheit der Be-
dingungen, in welchen beide Völker verkehren**).
Dann stellt sich das Problem (im Ersten Teil) : Versuch einer psychologischen
Erklärung der Bache und der Bachsucht
Aber, was nun folgt (bis Seite 128) ist nicht nach der ethnologischen
Methode behandelt, sondern (mit einigen ethnologischen Seitenblicken hier und
da) nach derjenigen gerade, an deren Stelle die Ethnologie die ihrige zu setzen
beabsichtigt.
Dies Versehen lag bereits in der Einleitung verschuldet, wo (zur Definition)
die Ethnologie, als „vergleichende** Wissenschaft richtig von der Ethnographie,
als „beschreibende** abgegränzt, dann aber auch nach ihrem Verhältnis zur
Psychologie in Betracht gezogen wurde, — derjenigen Psychologie nämlich, an
deren Statt die Ethnologie ihre eigene in erste Behandlung nehmen zu müssen
glaubt, nicht zwar um dies sorgsam heraufgezogene Schosskind alter Kultur-
pflege heimtückisch (oder erbarmungslos grausam) zu morden, sondern viel-
mehr desto herrlicher auszustatten, nach Erledigung unerlässlich benötigter Vor-
arbeiten, die eben vorauszugehen haben (als conditio-sine-qua-non).
Die Ethnologie ist selber Psychologie oder (wenn zu terminologischer Unter-
scheidung eine andere Benamnng vorgezogen wei*den sollte) das, was sich als No^tik
bezeichnen Hesse (als ethnisch-naturwissenschaftliche Psychologie, nach induktiver
Behandlungsweise ; oder wie sonst). Sie imaginiert sich nämlich als die „Psychologie
des Zoon politikon**, und meint, dass, wie dieser gesellschaftliche Charakter des An-
thropos dem psycho-physischen Individuum, so der Gesellschaftsgedanke voranzn-
stehen habe, damit sich, aus dem »totum divisionis** des Gesellschaftskreises das
Teilganze des Einzelnen integriere (für seine Selbsterkenntnis).
Zunächst gilt es also' scharf und bestimmt nach rein objektiver Methode der
Induktion zu arbeiten, unter Femhalten aller subjektiv gemütsvoll (und gemütlich)
sentimentalen Zwischenmengungen, bis der Zeitpunkt gekommen sein wird, um
in Kontrolle mit der Deduktion das endgültige Fazit zu ziehen, und wenn dann
dem soweit gewaltsamen Strom der Gefühle ein Freipass wird gegeben werden
dürfen, zum unbehindert vollen Hervorbrechen, dann wird es hoffentlich aas
neu eröflneter Erkenntnisquelle in reinklarem Bache dahinströmen, um die bisher
auf wildem Zweifelsmeere umhergetriebene Lebensbark dem ersehnten Endziele
zuzuführen, (in des Menschen Bestimmung).
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Ehe nicht eine vorläufige Umschau über sämtliche Variationen des Menschen-
geschlechts gewonnen ist, wäre es eine „contradictio in adjecto" nach dem Mensch-
heitsgedanken zu suchen bei den fragmentarisch herausgerissenen Bruchstücken,
die den Kulturvölkern bisher allein zur Verfügung standen, und erst wenn aus
der Menschheit Bild der Mensch hervorgetreten, wird er der ihm gesteUten
Au%abe gerecht werden können (um sich selber zu erkennen).
Ein praktischer Nutzen ist zugleich dadurch gewährt, dass auf Orund
des ethnologisch (oder ethnographisch) beschafften Materials die Betrachtung in
erster Linie den primär einüachsten Zuständen sich zuzuwenden vermag, den
Elementargedanken und deren Differenzierungen im Völkergedanken (unter den
Bedingnissen geographisch-historischer Provinzen).
Wir erhalten dadurch feste Zifferwertjie, um schliesslich mit Logarithmen
redmen zu können, .und das chaotisch wüst wogende Gedankenmeer (unter all*
den Launen eines Meinens und Scheinens, in Doxa), durch apodiktisch natura
gesetzliche Beweisführung zu beherrschen; und statisch einzuregistrieren in eine
Gedankenstatistik (bei Erschöpfung der Denkmöglichkeiten).
Für Vergleichung der auf beiden Seiten des Teilungsstrichs sich gegenüber-
stehenden Methoden ist im vorliegenden Buche, das, obwohl im übrigen nach
ethnologischer Fassungsweise (und oft einer vorzüglich besten) geschrieben, in
diesem, die Psychologie streifenden, Punkte abweicht, ein faktisches Belegstück
geboten, wie es nicht schlagender hätte gewünscht werden können.
In acht Kapiteln des ersten (und 4 mehr des zweiten) Abschnitts wird das\
Problem (die „Grausamkeit^) nach sechs Hypothesen besprochen, unter aU dem
bisher dafür üblichen Wortschwall (trotz knappst verständiger Auswahl in den
Citaten).
Damit sässen wir Ethnologen ja wieder in dem' alten Sumpf, aus dem wir
uns herauszukrabbeln dachten, um erst dann vielleicht wieder dahin zurückzu-
kehren, nachdem es gelungen sein sollte, den vielgesuchten Weisheitsstein zu
erlangen, zu dessen Zauberkräften dann miteingeschlossen die Macht gehören
möchte, das muddlige Wasser der Gefühlsstimmungen in einen frisch ei*frischenden
Erkenntnistrank zu verwandeln.
Bis es soweit kommt, wird allerdings nun wohl noch mancher Tropfen abzu-
rinnen haben, aus den der Zeiten Welten-Meer speisenden Quellbächen (um Zeit
zu lassen zum Heran- und Auswachsen der kaum geborenen Ethnologie), aber
jedenfalls werden wir besser thun, uns vorläufig um all den alten (Quarck und)
Sauerteig nicht allzuviel zu künunem, denn wohin (o, Ihr Götter!) sollte es
kommen, wenn bei der ungeheuerlichst an sich bereits gegebenen Massenhaftig-
keit ihres Materials die Ethnologie bei jeder Gefühlswallung (zumal einer grau-
samst grausamen gar) nun nochmals wieder Alles das zu durchwaten haben würde,
was bei Nationen, Völkern, Stamm und Stämmchen (des Einst und Jetzt) auf
der Erde, so viele derer sind — („wer kennt die Stämme, nennt die Namen") — ,
darüber geträtecht worden? (in eines Ersten-Besten Gefühlsstimmungs-Launen).
Erst nachdem die Kunst gefunden ist, einen Hauptschlüssel zu schmieden, der
alle Geheiroföcher gleichmässig aufschliesst, würden wir uns erlauben dürfen
M.tY. 10
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dasjenige, was uns im eigenen Hans am nächsten liegt, am liebevollsten za
dorcbstöbem.
Zonttcbst indes darf an derartig behäbiges Einnisten auch entfernt noch
nicht gedacht werden, da es zunächst die Axt zn schwingen gilt, um die Eo-
lossalblöcke, die innerhalb weniger Dezennien ans allen Ecken und End^i der
Erde zusammengeschleppt sind, einigermassen zurecht zu hauen und in handliche
Form zu bringen (fttr später genaueres Ausfeilen).
Einer an konstitutioneller Entwicklungskrankheit krankenden Zeit, — deren
Fieberparoxysmen die Skala ihrer Temperaturkuryen (thermometrisch) in Höhe
der Auflagen sensationellem Geschmack mundender EfiFasionen Halb- (wenn nicht
Ganz-) Verrückter indizieren — , verbieten wollen, über Grausamkeit zu schreiben,
würde solche gerade bekunden, bei Entziehung der den Schwerkranken am
wenigsten versagbaren Palliativ- Mittel, und ausserdem den aufdringlichen
Warner raffiniertesten Grausamkeiten preisgeben, weil er bald in Stücke zerrissen
und gekreuzigt sein würde, von dem beleidigten Ohor der Federfuchser (mit
ihren Grififeln vielleicht durchstochen, nach klassischem Muster). Der verständige
Arzt argxunentiert nicht mit dem Irren über seine fixe Idee, wenn dieselbe da-
durch desto mehr befestigt sein würde.
Wenn ihm dagegen solche Frage fakultativ gestellt wird, dann hätte es
zunächst beim „non liquet^ zu bleiben, wie soweit die in ernüchterten Intervallen
chemisch und physikalisch ihrer Vis viva entkleidete Lebenskraft, in modern
aufgefrischtem Gewände, dem Physiker vorgeführt werden kann, zur Fixierung des
genauen Stellenwerthes bei Einregistrierung unter die Klassifikationen des Systems.
Die Akten sind eben noch nicht geschlossen und brauchen weder, noch
können sie es, bei Kürze der Zeit soweit, wo es mehr noch gilt für das, was über
die in Tagesmoden changierenden GeftLhlsnuancierungen seitens der Ethnologie, kraft
naturwissenschaftlicher Behandlungsweise der Psychologie, jetzt sich bereits zu
Protokoll geben Hesse, ein provisorisch memorierendes Notizbuch zu führen, zumal
im jedesmaligen Sonderfall erst zu verifizieren wäre, wie weit es sich um das
visionär (oder hallucinistisch) beobachtete Phantasiebild handelt oder das aus
eigener Verschrobenheit hineingedachte, das um so grotesker sich verrenkt, je
mehr Schrauben los (oder lose) sind, in den Hirnwindungen (des Schreibslers).
All solch fadenscheinig hirnverbranntes Zeug wird rasch abgethan sein, wenn
die Zeit dafür gekommen ist, und sollte vorläufig deshalb besser bei Seite gelassen
werden, in der Ethnologie (wo es wichtiger bessere Dinge zunächst noch zu thnn
giebt), oder dem [cerebi-al verwässerte Cervelat- (oder Hirn-) Wurst (und ihren
Wust) goutierenden] Phrenitiker überlassen bleiben, und zunächst möchte (ohne-
dem) vorher erst noch die grundgelehrte Frau Philologia, den Senf etymologischer
Nach Weisungen hinzuzuthun, ersucht werden, je nachdem es sich im konkreten
Falle über die richtige Aufschrift handelt (crudelitas, feritas, diritas, atrodtas)
oder sonstige inhumane „Immanitäten^, um auch aus negativen Beweisftlhrungen
das Humane doppelt zu kräftigen (in Humanität). „Stolzer Schönen Grausam-
keiten Sind noch immer ungemein", trillerte sich im Stil der Anakreontiker,
aber unsere hart-saure Zeit ist auf einen schärferen Drill einexerziert (um den Kopf
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über Wasser zu halten). „Neminem laede*' in „Bechtsphüosophie^, die bei
Verein der Ethnologie mit der Psychologie (nebenbei bemerkt) überflüssig ge-
macht wird, nach Ansicht des Verfeissers (S. XLV).
Wer nach gethaner Arbeit sich den Lohn der Massestanden gönnen darf,
mag dann yergnüglich lesen, was Koryphäen in philosophischer Dialektik als
ihre Ansichten geäussert haben über Grauen und Graus, [worin (b. Adelung)
„Grausamkeit** wurzelt], in oft geistreich ansiehenden Wendungen, aber zur Zeit
sollte mit solchem Konfekt der jugendliche Magen der Ethnologie noch nicht
verdorben werden, da derselbe vielmehr au&upäppeln ist, in seinen Säuglingsjahren,
mit dem Mutter- (und „Nahrungs-) Mehl" materialisch gesättigter Speisung, die,
wenn wohl bekommend, desto besser dann in „evolutionischer Hypothese" zum
Ansetzen ethischen Schwunges befähigen dürfte, für idealistische Ausflüge (mens
Sana in corpore sano).
Für die Praxis wäre ohnedem nichts verloren, wenn eine zeitweis zuwartende
Stellung bewahrt wird, denn dass ethnisch schönrednerisches Phrasengedrechsel
nie noch einen Hund vom Ofen gelockt hat, (wenn anarchistische Kläffer dahin
drängen, die Besitzenden aus ihren wärmeren Sitzen zu vertreiben), kommt
bald genug zum Gefühl in Dynamit und in Brandstiftungen (und unliebsam
aufgedi^gter Familiarität mit den Tagesgesprächen darüber). Bei solchem Not-
(oder Gross-) Feuer helfen heroische Heilmittel nur (quod ferrum non sanat,
sanat ignis), kraft unwiderstehlicher Einschneidigkeit der Naturgesetze, wenn das
Gros der gross^i Massen — auf dem Niveau der Wildstämme, die (hilflos geknechtet
durch die Gauklerkünste selbstbetrogener Betrüger) in der Sklaverei an der Nase
umhergeführt werden (im Gedankenlesen), — ebenfalls durch das intellektuelle
„Recht des Starkem" (kraft psychologischer Durcharbeitung der Ethnologie) be-
herrscht sein werden, und diesmal zu ihrem Besten, für pädagogisch verständige
„Erziehung des Menschengeschlechts".
Der zweite Teil betrifft die „Todesfurcht und den Ahnenkult* und fügt
demjenigen, was die Ethnologie als ihr Pensum zu betrachten hat, mancherlei schätz-
bare Materialien in ergänzender Aushülfe hinzu, ebenso der dritte Teil („Ur-
rache", „Blutrache", „Komposition"), während Bd. II den Bachekampf in Blut-
fehden, die Stellung der Frau, die Strafe („staatliche und göttliche") und An-
schliessendes behandelt (in zehn Abschnitten).
Im Gestaun (^oei/xaCciv) staunt es auf, am peripateüschen Anfemg des Philo-
sophierens, im Wakan (der Dacotah), dem Geheimnisvollen („Mysterious") hervor-
lugend aus den Geheimnissen ringsumher, die aus dem unbekannten schrecken. Vor
Allem also das Geheimnis des Todes, das, wenn noch in Blasiertheit des Pessi-
misten — nicht nur als Trost (Seneca's), sondern (aus sokratischen Beminiscenzen)
als ürsachsveranlassung des Philosophierens überhaupt genommen (in egoistischer
Selbstbekümmerung um die eigene Seele) — seinen Yoll-Eindmck bewahrt zeigt,
gewaltigst also den Wildmensch erschüttern musste, im Furchtgefühl zaghafter
Ängstlichkeit, beim GefQhl eigener Schwäche, weil von böswillig nachstellenden
Zauberern verfolgt und gehetzt, in den Gespenstern, die überall spuken (aus
Deisidaimonie).
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Hierbei wird nun das aus den Traum-Erinnerangen abschddbar erachtete Seeli-
sche, in die Natur verlegt, aber zugleich mehrweniget nivelliert mit der anschlüssig
(ans dem Reflex eigner Persönlichkeit) in allen Natm^egenständen erscheinen-
den Seele (als Wichtlein und Yui, oder in Gana mit Zuspitzung zu Hambaman),
wobei nun das gerade, was (als Psyche) die animalische Seele kennzeichnet, voll
auszufällen hat, (wie in den durch die Seelen-Teilungen zugewiesenen Rubriken
durchweg fttr sich gestellt erwiesen).
Von den Toten, die — obwohl (aus schlimmen Rückerinnemngen eines sünd-
haften Gewissens) meist als rachsüchtig gescheut, doch — als Gütige (euphe-
mistisch) geschmeichelt werden, unter den Manen .oder Oromatua (sowie die Zu-
gehörigen der Nitu), erhalten die aus nächster Verwandtschaft letzt abgeschie-
denen (wenn hülfskräftig erachtet) die den Ahnen schuldigen Ehren, beim Über-
gang zum Kult, dessen Einführung und FeststeUung jedoch immer vorherige
Einrichtung des mythologischen Weltgebäudes voraussetzt (in uronographischen
Provinzen), um die Götter entsprechend zu lokalisieren (für die Funktionen des
ihnen zugewendeten Priesterstands).
Wegen Mangels dieser äusseren Erscheinungsweise ist oftmals der Wilde, der
mit jedem Atemzug in der Religion lebt und webt (mit jeder Finger- und Fuss-,
oder sonstigen Bewegung und Regung), derselben ermangelnd beschrieben worden,
und deshalb [wie etwa für Scheidung zwischen Wildstämmen und Naturvölkern
die Schrift (nebst ihren Substituten) sich empfiehlt, zur Vermeidung von Wort-
fechtereien schon] könnte die Grenzlinie des Kultus (in Kultur) da gesetzt werden,
wo die rituellen Ceremonalien durch Textschrift (oder metrisches Memorieren)
stereotyp ossificiert und petreficiert, ihr lebendiges Verständnis überlebselt haben,
ausser in den äusseren Formalhandlungen, die deshalb also um so heiliger zu
bewahren sind (in traditioneller Überlieferung), auf Grund eines (wie zu Sicyon)
abgeschlossenen Bundesvertrags (oder duidoxri).
Dabei wirken aus sozialen Vorveranlagungen für Sitten und Gebräuche
(moralisch) erforderliche (und selbstgegebene) Vorschriften nach, die freilich, wenn
aus der Civilisation (unter dem zunehmenden Streben zur Individualisierung) in Be-
tracht gezogen, nicht vom dortigen Standpunkt, sondern auf dem des sich selbst
als Menschen kennzeichnenden Stammes beurteilt werden müssen.
Innerhalb solcher Einheit ist zwischen den dieselbe konstituierenden Individuen
der Mord an sich als suicidisch ausgeschlossen, und wird (in etwaigem AusnahmeM)
sogleich mit Bann der Austilgung getroffen, während gegen den, aus ün- oder Nicbt-
menschen (und Fremden) auf den Besitz des Stammes (dem sein „home" sein „Castle*')
übertretenden, Eindringling die Pflicht der Ermordung als bindend einem Jedem
obliegt, der, wenn in ihrer Erfüllung lässig, sich dem Gesamt der Gesellschaft
gegenüber dadurch als schuldig ihren Strafen ausgesetzt hätte; die andererseits
dann wiedei* diejenigen trifft, die nach (später vollzogener) Umwandlung des
„hostis" in „hospes", trotz der dadurch dem Gastrecht verliehenen Rechtskräftigkeity
diese verletzen sollten (was Alles also durchaus selbstverständlich sein würde,
wenn nicht in Gedankenvertakelungen eingeknäult, aus schwankendem Wort-
gerede, im Überschwall). Die Behandlung des Verfassers, soweit diese Phasen
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berührend, zeugt von Verständnis für die ethnologisch verlangte Betrachtungs-
weise (auf naturgemäss gebreiteter Basis).
Am Schluss des zweiten Teils wird, aus quellenmässig belegten Beweis-
stücken, der ünivei-salität des Toten- (oder Ahnen-) Kultes nochmalige Bestätigung
nachgewiesen, die freilich längst an den Schuhen abgelaufen sein sollte, indes
bei dem hier darauf verwendeten Fleiss gern rekapituliert wird (denn doppelt
geschürzt hält desto besser, wie das Sprichwort weiss).
„Die Totenfurcht hat, (zumal bei dem Fragezeichen auf S. 142), „offenbar eine
moralische, aber eine streng konservative, keine reformierende oder ideale Tendenz^,
wird als Resultat der Untersuchung am Schluss des dritten Teils hinzugefügt,
unter vorbehaltener Reserve für den Ahnenkult (S. 251). Aus der Todesfurcht
spricht im Namen schon der „timor, qui primos fecit deos" (b. Lucrez), überall
geht er um mit seinen Schrecken, der „Perchgrimne" (b. Morolt) als mx^
1^'yaTOc, auch für den Lebensmüden, der ihn herbeigewünscht (in der Fabel), und
wenn ihn (nach klassischem „soi-disant) die Trauaier bejubelten, waren sie vom
Taumel benachbarter Athanasien angesteckt, im Fanatismus des Märtjrertums
(gleich den auf Seeligkeitsgenüsse erpichten Assassinen, und sonstigen Fanatici,
am gewählten Fanum).
Wie — infolge der, politisch -sozialer Exekutivgewalt aus der Machtsphäre
einer (durch interne Konföderation die Anerkennung ihrer Orthodoxie anstrebenden)
Hierarchie hinzutretenden, Verstärkung — die ethischen Lehrmaximen, gelangen die
Vorstellungen über die Totenwelt zur Verwebung mit den Kulthandlungen, und
indem sich so, zur Einfügung in den theologischen Ausbau eines kosmographischen
Systems, die Lokalisierungen der Abgeschiedenen verschiedentlich gestalten,
ändern auch die für ihre Sicherungen auferlegten (oder davon geheischten) Verpflich-
tungen, um nach ihren (unter religiösen Färbungen staatlich verallgemeinerten
Kult's) angewiesenen Stellungsnahmen eine richtige Beurteilung für die Durchschau
jedes konkreten Sonderfalles anzunähern. Und so können fortab nur noch
scharf detaillierende Behandlungen (solch* konkreter SonderMle) für den fer-
neren Fortbau der Forschung förderlich sein, seitdem im Rahmen eines, die
Generalisationen einbegriflflich HDegrenzenden, Umrisses die dafür gültigen Land-
marken zu provisorisch fixierter Feststellung gelangt sind.
Lu dritten Teil (den „primitiven Formen der Rache") wird (Abhdlg. 6)
die Blutrache in näheren Betracht gezogen, und erhält besonders ihre bedeutungs-
volle Übergangsphase in der Komposition (S. 406 u. flg.) eine umfassend scharf-
sinnige Behandlung, indem die verschiedenen Aspecte derselben nach einander
einer Durchsprechung unterworfen werden.
Lides gilt auch hier, dass, nachdem auf elementar vollzogener Fundamentierung
das Gerüst der allgemeinen Generalisationen ausreichend, wie sich empirisch
zu ergeben scheint [aus den, unter Ermangelung neuen Zutritts, stets erneuten,
(oder vermehrten) Bestätigungen], hergestellt worden ist, jetzt der eigentliche
Ausbau selber zu beginnen haben würde, an all' den verschiedenen Kompar-
timenten des Gebäudes (ein jedes für sich), so dass es also fortab, in der Haupt-
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sacbe, nur auf monographische Detailbehandlungen ankommen kann, in jedes-
malig konkretem Sonderfall.
Denn indem auch die Blutrache — von ihren (durch Despotie der Mode) ana-
chronistisch fortgeschleppten Verknöcherungen (gleich denen der Gottesgerichte z.B.
im Zweikampf) bis zu einem, bei völliger Sinnlosigkeit (aus Abstreifung jeder
rationellen Sinnesdeutung, dieser zum Trotz) dem Zeitgeist widerspruchsvoll ins Ge-
sicht schlagenden, Ehrenpunkt — eng verknüpft liegt (sich unauflöslich hinein-
gezogen findet) in die ethnische Weltanschauung, welche das in den Focus
(quotiescumque) eingestellte Anschauungsbild (des Gesellschafts- oder Volkskreises)
behenscht, so kann auch hier nur aus monographisch umschriebener Gesamt-
betrachtung (des einzelnen Sonderfalles) ein richtiger Abriss desselben entworfen
werden (ohne zerrhafte Verschiebung der Perspektiven, in ihrem gegenseitigen
Balancement mit einander).
Nicht nur werden an sich schon — wie auch sonst überall (weil, nachdem
einmal zugelassen, dann auch ihre Hegemonie behauptend) — die (theologisch)
religiösen Satzungen im Vordergi-und stehen, sondern [bei einem, weil zunächst in
Familienbanden geschürzt, die sozialen Institutionen innerlichst ein- (und hinein-)
verknüpfenden Brauch] zugleich dasjenige noch, was aus (juristischen) Rechts-
gesetzen das politisch interne Lel)en beherrscht. In demjenigen Entwickelungs-
stadium, wo noch die Soldatenkaste (vollkrliftiger Männer, aus dem Mittelpunkt
ihres Klub oder „central lodge", im Dorf lager) die Regierungsmandate durch He-
rolde ausschreien lässt, wird eine (durch das Trotzen auf körperliche Überlegenheit
begünstigte) Sitte mit ganz anderem (völlig vei*schiedenem) Lichte bescheinen (und
erleuchten oder erläutern), als bei Umsetzung des Stärkeni-Rechts auf seine ideale
Scala, wo später (kirgische) „WeissbUrte" und (gräflich) Graue, der Weisen und
Greise, in einem (altersweisen) Senatus der Geronten oder Gnekbade (bei Kru) zu
Beratungen zusammentreten, und wohlweislich pflegen, was dem Gesamtganzen
(mit Abgleichung individuellen Parteihaders) bestens zu Gute kommen möchte. Und
dazu treten dann alle die aus privaten Wunsch Stellungen zünftiger Ständegliede-
rnngen (in statutarisch aufgeöfl&ieten Gilden der heimlich abgekarteten Orden) laut
werdenden Ansprüche aus vielfach beeinflussten Neigungen, von welchen u. A. die
auf Vermögensverhältnisse im Besitzstand, auf Heiraten, Rangstufen u. s. w. be-
züglichen dankenswerte Durchsprechung (in vorliegenden Werken) erhalten haben.
Dass die vormals besonders beliebten Rassencharaktere, die (unter provisorisch zu-
lässigen Zusammenfassungen) für Mitbetracht mitunter zur Empfehlung kommen
können (zu konzentrierterer Kürze der Ausdrucksweise), auf die „Einwirkungen
verschiedener Umstände und Umgebungen auf den einheitlichen Menschentypus"
zurückzuführen sind, ist (S. XXXIX) richtig erkannt (und bleibt so bezüglich
das Studium der landwirtschaftlichen Züchtungsversuche dem Ethnologen nahe-
gelegt).
Dass ausserdem das um Rache schreiende Blut alle diejenigen Beschuldi-
gungen hervorstösst, wie sie aus den vor heimtückischen Zaubereien bebenden
Schreckempfindungen eingegeben sind, bedarf, bei der Allgemeinheit dieser aus
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dem Niveau des Wildzustandes durch die Unterschichtung der Civilisation fort-
erstreckten Symptome, kaum der Bemerkung (für den ethnologisch Orientierten).
Immerhin wird (wie bereits erwähnt) das Augenmerk weiterhin vornehmlich auf
[die jedesmaligen Sonderfalle (in ganzer Weite all zugehöriger Beziehungen) erschöpfend
behandelnde] Monographien zu richten sein, denn eigentlich Neues (wie sich aus
den Erfahrungen des letzten Decenniums soweit erweisen lässt) kommt nicht mehr
hinzu für die allgemeinen Gesichtspunkte, nachdem die Spannungsreihe der Elemente
niedergelegt ist, und wenn etwa die Chemie ein Elementchen mehr gelegentlich
hinzu entdeckt, föllt das stillschweigend doch in den Turnus hinein, ohne viel
zu alterieren, oder ohne doch (jedesmal sogleich) mit Gesamtrevolution ein System
zu bedrohen , das sich in Naturgesetzlichkeiten begründet findet (auf induktiv
vorsichtigem Wege bedächtiglich gesichert fundamentiert). Und so also hätte es
auch auf ethnologischer Forschungsbahn zu gelten, wenn in ihrer Methode an
die der übrigen Naturwissenschaften angeschlossen.
Als zeitgemässer — weil aus den Zeitbedingungen (im augenblicklichen Ent-
wicklnngsstadium der Ethnologie) hervorgerufener — Versuch liesse sich in
solcher Hinsicht etwa Fi-azer's „The Golden Bough" anführen, in welchem Werk
um örtlich engste Lokalität die, durch klassische und germanistische Fachgelehr-
samkeit revidierten, Aussagen der Texte mit den folkloristischen Dberlebseln
zusammengruppiert sind, und zwar auf dem Durchschnittsniveau des allgemein
durchgehend Menschlichen, über die Weite des Globus hin (wie durch die ethno-
logisch angehäuften Beweisstücke bezeugt). Manches könnte anders, oder in
Ergänzung gewünscht sein, aber immerhin ist hier eine brauchbare Schablone
geboten, nach welcher ungeföhr für die nächste Zeit fortgearbeitet werden könnte,
um erspriessliche Weiterforschungen zu zeitigen am ethnischen Wissensbaum,
wenn der dasselbe pflegende Gärtner mit gleich günstigen Anlagen für das Ver-
ständnis der Zeit- und Volks- (oder Völker-) Stämme ausgestattet ist, wie der
oben genannte Autor, und der an ihn gerichtete Wunsch, um femer littera-
rische Beschenkung, wird auch dem Verfasser des hier zur Anzeige vorliegenden
Buches ausgesprochen, um ihn für ständige Mitarbeit zu gewinnen (im Fortbau
der Ethnologie).
Das Gefühl bei der Etappenstation eines kritischen Entwicklungsknotens an-
gelangt zu sein, wo eine Schwenkung abzweigend sich vorandeutet, kommt
mebr&ch bereits zum Eindruck, obwohl in unerlaubter Fassung des Ausdrucks,
wenn man meint, dass genug gesammelt sei, und dass es jetzt frisch fröhlich wieder
ans Erklären gehen könne (im behaglichen Studierstübchen des Ofenhockers).
Zu sammeln, in Nachlesen massenhafter Fülle (um Magazine zu füllen, so-
weit man Baum dafür hat), ist noch genug und übergenug — (und unverzüglichst
rasch hätte dies zu geschehen, ehe durch die eingesäeten Zerstörungskeime die
Originalitäten vernichtet sind) — auf unsrer weiten Erde, (deren psycho-ethno-
logische Durchwanderung kaum wenige Jahrzehnte erst datiert); der Mitarbeiter
bedarf es noch genug: derer, die frisch und fröhlich schaffen in Hitze und in
Kälte, im Feld und im Wald, um aufzustöbern und einzuheimsen, was dort
noch versteckt liegt (für bereichernde Ausstattung der Museen).
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Und was die Erklärungen betrifft, so werden wir geratener thon, bei der
bisher wohlerprobten Methode zu verbleiben, nämlich (bei sparsamst reduzierter
Zuthat der aus arm -menschlichem „Himbrei'' zusammengekleisterten Spinngewebe)
lieber diejenigen Klärungen zu erwai-ten, die aus Lehrungen der Allmutter Natur
selber sich proklamieren, im kristallinischen Anspringen der Gedankenreihen,
wenn die wahlverwandtschaftlichen Afßinitäten sich zusammengefunden in vor-
schöpfei-isch gährender Mutterlauge (aus Vermutungen und vorandeutlichen Er-
ahnungsgefühlen, hier und da).
Ein mikroskopisch verschärfter Einblick der Botanik hat in den (experi-
mentell empirisch) als Zellen definirbaren Elementaranlagen den Ausgang von
Wachstumsvorgängen erkannt, die unter den Bedingnissen äusserer (oder inner-
licher) Ursächlichkeiten zur Überschau der aktuell hervorgetretenen Variationen
entfaltet stehen, und indem sich aus den Einzelnheiten der Qestaltungsprozesse
kausale Wechselwirkungen nachweisen lassen, werden dadurch, mit Aufklärungen
über den ursprünglichen Verlauf, Winke zugleich geliefert betreffs nutzdien-
lichsten Eingreifens, soweit derartige Foi-schungsweise genugsam bereits sich
fortgeschritten erweist (um konti*ollierende Proben zu bestehen).
Dementsprechend ähnlicherweis liegen, von elementaren Anfängen ab, psy-
chische Wachstumsprozesse ausgebreitet, in den aus ethnischer Überschau des
Globus entgegentretenden Anschauungsbildem der Völkergedanken, in der Fülle
ihrer Variationen*)» und nach den dafür gültigen Differenzierungen mess- und
wägbar (unter den, im logischen Rechnen, vorgeschriebenen Gesetzlichkeiten).
Die allgemein durchgehenden Prinzipien haben sich thatsächlich festgelegt (be-
grifflich greifbar), aber die objektiv registrierende Kenntnisnahme der aktualisierten
(oder realisiei*ten) Resultate hat in ihren Ansammlungen fortzugehen, soweit
Stoff dafür geboten ist (um unter Mehrung der Vergleichungspunkte die, nach
komparativer Methode ausführbaren, Operationen der Induktion zu erleichtern),
obwohl freilich nur durch minutiös genauest zerlegenden Niederblick in das
Detail (begrenzlich umschriebener Sonderfälle), diejenigen (erklärenden) Klärungwi
') „Bei noch sehr unvollständig gesanmieltem Material stehen wir noch vor der
Aufgabe, die der Naturwissenschaft im vorigen Jahrhundert oblag, der Aufgabe der
Klassifizierung, und der rationeUen und vollständigen Sammlung der zu jeder Abtei-
lung gehörigen Erscheinungsformen, sodann die Verknüpfung derselben mit anderen
Typen zu generellen Klassen** (s. Mannhardt), in der „mit der Volksüberlieferung arbei-
tenden Mythologie** (1877). Hier, im Anschluss an (germanistisch) wohlbegründete
Fachwissenschaft hätte, im Verfolg des Geschichtsverlaufs, auch die Chronologie ihre
Berücksichtigung zu finden, und die Erschöpfung eines umschriebenen Areals ist ein-
geleitet durch Versendung der Fragebogen über „Ackergebräuche", aus deren Ergeb-
nissen bereits monographische Abhandlungen ermöglicht wurden (über den „Roggen-
wolf", die Komdämone etc.). Was hier jedoch nun in Weite dialektisch leichtester
Schwankungen der Volkskunde sich zur Überschau bietet, muss ftlr dauernde Ver-
wertung später zum (konzentrierten) Extrakt kondensiert werden, während, was auf
sporadisch weitester Zerstreuung in den ethnischen Elemcntargedanken (der Völker-
kunde) soweit zusammengebracht ist, vorläufig einzeln getrennte Vollziffem repräsen-
tiert (die künftighin dann ebenfalls genauerer DetaiUierung mögen zngänghch ge*
macht werden)*
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— 153 —
hervorgelockt werden können, welche das im Dunkel der Pinalfragen verhtQlte Ge-
heimnis des Werdens (im Daseienden) einstens aufzuklären versprechen, wenn
das, die Wundergärten des als Kosmos geschmückten Alls durchwandernde.
Denken (durch einen naturwissenschaftlich gesicherten Leitungsfaden gegen Irre-
gehen geschützt) auf des eigenen Daseinsquelle Wui-zeln gelangen sollte (im
Innerlichen seiner Selbst).
um den in Australien unter der Form des Borboby (s. Lumholtz) auf-
tretenden Zweikampf (zur Schlichtung von Stammesstreitigkeiten) zu erklären,
bemerkt der Verfasser (Bd. II, S. 17): „Nur die psychologischen Gründe der
Erscheinungen angeben, ist bloss die halbe Erklärung der Aufgabe, erst die
Aufdeckung der sozialen Bedingungen dieser Motive, die erhaltene Einsicht also,
dass nur in dem bestimmten Entwicklungsstadium, in der bestimmten weiteren
sozialen Umgebung die Erscheinung sich vorthun könnte, ei-st diese Aufdeckung
bildet die vollständige Lösung der gestellten Aufgabe", (mit der Gegenprobe,
als „Probierstein").
In Formulierung solchähnlicher Prinzipien sind der Foi*ßchung die Richtungs-
weisen angezeigt, um aus den allgemeinen gleichartig durchgehenden Grund- (oder
Vor-) Anlagen, auf die jedesmalig spezifischen Besonderheiten der verwirklichten
Ausgestaltungen zu kommen, wenn sie, auf ethno-psychischen ünterschichtungen
elementarer Keimungen sprossend, in den Differenzierungen der Völkergedanken
entfaltet stehen, aus den Bedürfnissen der in der Sphären weit^ zugehörig histoiisch-
geographischer Provinz waltenden Agentien hervortretend (unter den Realisationen
derselben). Was von dem Veifasser in Erklärungen zugefügt wird, beschränkt
sich in bedachtsamer Masseinhaltung auf Ansätze zu (experimentellen) Erprobungs-
versuchen, die (bei ihren Stützen auf Vorlagen thatsächlicher Materialansammlungen)
schon deshalb zulässig sind, weil, jederzeit einer Nachprüfung zugänglich ver-
bleibend, sie Gelegenheit zu weiterem Meinungsaustausch gewähren, um unter
Vergleichung der verschiedenen Ansichtsäusserungen, aus gegenseitigen Rektifi-
kationen, das gemeinsam Zutreffende zu gewinnen. Wie alle Rechnungen müssen
die logischen (des Denkens), wenn richtig gehandhabt, richtig auch stimmen,
um das Fazit zu ziehen, das als richtiges zu gelten hätte.
Eingehende Studien sind der „Strafe" gewidmet, und wird dabei die Not-
wendigkeit betont, „tiefere psychologisch eingehendere Eiforschungen des Seelen-
lebens wilder Völker" anzustellen (S. 173). „Leider sind diese Untersuchungen
nur noch so kurze Zeit möglich und wird bald die Gelegenheit dazu unwieder-
bringlich vorbei sein" („und dennoch wird an die psychologische Durchfoi'schung
dieser Völker durch hierzu ausgebildete und beanlagte Forscher nie gedacht").
Das sind jene Worte, die nie genugsam wiederholt werden können, weil
vollste Beherzigung verdienend und erheischend. Und wenn neuerdings ver-
einzelte Ausnahmsf^le bewiesen haben, mit welch' kostbaren Schätzen aus der
Umschränkung eines methodisch durchforschten Gebiets die Ethnologie (auch jetzt,
in elfter Stunde, noch) beschenkt werden konnte, bedrückt um so schwerer der
Kummer um das Viele, was wir vor unsem Augen haben zu Grunde gehen
sehen müssen, weil die Mittel rechtzeitiger Rettung fehlten.
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— 154 —
Gleichgültig noch blickt jetzt man hin auf solche Verluste, die, wenn ihrer
ganzen Schwere nach in künftigen Tagen realisiert, den Vorwurf zurückfallen
lassen werden auf diejenigen, die dabei standen, ohne Hand anzulegen, obwohl
bescheidenste Mittel schon genügt haben würden, das Unheil abzuwenden.
Das diese einem Jeden aufliegende Pflicht, hier nochmals zu besonderer
Aussprache kam, wird um so dankenswert lieber Anerkennung finden, weil diese
ausserdem noch gebührt für die der ethnischen Litteratur gewährte Bereiche*
rung mit einem Werk, das die unter übersichtliche Gruppierungen verteilten Aus-
sagen vorliegender (und aus der Zerstreuung zusammengebrachter) Materialansamm-
lungen in vei*ständige Durchsprechungen nimmt, soweit sich dieselben auf einem,
dem Fusse gesichert unterbreiteten, Boden zu bewegen vermögen. Wenn derselbe
unsicher zu werden beginnt, ist (ehe die Strasse sich fortbauen lässt) ein Hin-
überschreiten zu vermeiden, um die auf induktiver Forschungsbahn gültigen
Vorschriften einzuhalten für gedeihliche Förderung der Studien (auf gegenwär^
tigern Status-quo derselben). Indem deutlicher erkennbar die Scheidungsstriche
markiert stehen, werden dadurch die Verteilungen auf denjenigen Arealen um-
schrieben sein, welche sich zunächst für monographischen Ausbau zu empfehlen
haben, unter minutiöser Detaillieining, bis auf letzte Erschöpfung aller ursäch-
lich mitsprechenden Bedingungen, für die daraus hervorgetretenen Folge Wirkungen
(soweit sich mit dem verfügbaren Material in den innerlichen Kern bereits hinein -
diingen lässt). A. B.
Das Bulletin de la Society Royale de Geographie d'Anvers bringt
T. XX (als Foi*tsetzung aus T. XIX) eine ebenso weitangelegte, wie eingehend
erschöpfende Arbeit (Essai de Thistoire de Töcole cartographique anverroise au
XV. si^cle, par M. le lieutenant-göneral Wauvermans, pr^ident de la Soc.),
welche auch für die Geschichte der Kolonien volle Beachtung verdient (um sie
aus ihren Anfängen zu verstehen). A. B.
Ausnehmend wertvolle Bereicherungen für die ethnologische Litteratur ver-
spricht das seit 1892 erscheinende „Journal of the Polynesian Society"
(Wellington, N. Z.), das bis zum Junyheft 1893 soweit vorliegt und wenn auf
laufendes Datum ergänzt, Gelegenheit bieten wird, darauf zurückzukommen (im
nächsten Hefte). In No. 4 (Vol. II) findet sich (von Percy Smith übersetzt)
ko the hoenga mai o te Arawa, i-aua ko Tainui i Hawaiki, in Bezug auf die
in erster Abhandlung dieses Heftes zur Anzeige gebrachte Tafel (I). A. B.
♦ ♦ ♦
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Nachfolgend aufgeführte Sammlungen, die bei Verhandlungen darüber, für vorläufige
Aufbewahrung im hiesigen Museum verblieben sind, stehen dort zur Besichtigung ffir
etwaigen Ankauf.
Die Korrespondenz kann direkt mit den Eigentümern geführt werden (unter der
angegebenen Adresse), oder sofern eine Vermittelung erwünscht erscheint, wird dieselbe
von der diesseitigen Verwaltung gerne gewährt werden (auf Anfragen, die von anderen
Museen zugehen sollten).
1. Eine wertvolle Sammlung peruanischer Altertümer: Gegen 140 Thongefässe, viele
mit schöner Bemalung, eine Anzahl Kupfer- und Holzgegenstände, Mumienmasken aus
Kupfer, silberne Schalen, kleinere Gebrauchsgegenstände und Gewebereste, fast alles in
Chimbote von Herrn J. M. Boliver persönlich gesammelt. Durch Vermittelung des National-
museums in Caracas angekauft und gegenwärtig im Besitz des Herrn 0. Plock (Berlin,
Unter den Linden 35). Auf Wunsch kann Spezifizierung zur Verfügung gestellt werden.
2. Eine japanische Sammlung, im Ganzen gegen 3000 Stücke; darunter 200—300
Kozoka's, ca. 780 Kodzuka-Griffe, ca. 1300 Menuki's, ca. 200 Schwertgriflfbeschläge,
20 EOgai's sowie eine grössere Anzahl Lanzen, Schwerter, Bogen, Pfeile, 3 Rüstungen,
einige Netsuke's, 158 Bücher sowie ein Dutzend Bildrollen ; zusammengestellt bei längerem
Aufenthalt in Kobe, gegenwärtig im Besitze des Herrn Rudert in Berlin S., Kottbuser-
damm 36.
3. Gegenstände gesammelt von Herrn
afrika (im Auftrage d^r A. S. C).
1. Köcher mit Pfeilen. Ussnkuma.
2. Bogen. Ussukuma.
3. Stab. Uganda.
4./5. Zwei Elephanten-Speere. Ugogo..
6. Schnur mit Scheiben von Straussen-
Eiern. Ugogo.
7. Körbchen. Wahuma.
8. Spiralarmband. Ugogo.
Eigentümer: Lieutenant Meyer, per
Priegnitz.
Lieutenant Meyer auf Expeditionen in Ost-
9. Kopfschmuck mit Messingzungen.
10. Dolchmesser. Ussiba.
11./12. Zwei Speere. Wataturu.
13. Speer. Ussukuma.
14. Speer. Wahuma.
15. Schild. Ukerewe.
16. Schild. Uganda.
17. Schild. Kawirondo.
Adr. Frau Rektor Meyer, Wittstock, Ost-
Sammlung von den Mpongwe,
(Bayreutherstr. 17 a, Berlin).
1. Streitaxt (mit Ringen).
2. Desgl. (ohne Ringe).
3. Desgl.
4. Schwert mit breiter Holzscheide.
5. Schwert mit spitzer Holzscheide.
6. Breites Schwert ohne Scheide.
7. Schwert mit spitzer Scheide.
8. Schwert mit breiter Holzscheide.
9. DesgL
übersandt durch dort Ansässige an Herrn Oeler
10. Schwert mit Scheide (mit Eidechsen-
haut überzogen).
11. Schwert mit Scheide (desgl.).
12. Desgl.
13. Desgl. (mit Schlangenhaut überzogen.)
14. Desgl. mit 10 Amnletten am Gurt.
15. Schwert mit breiter Holzscheide.
16. Schwert ohne Schneide.
17. Schwert mit spitzer Holzscheide.
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- 156
18. Dolch mit Holzscheide. 40.
19. Dolch mit Scheide (Eidechsenhaut). 41.
20. Häuptlingshelm, mit Knöpfen und ^3.
Schnüren besetzt. 55.
21. Kopfbedeckung aus Affenfell. 58.
22. Korbgeflecht. 65,
23. Werkzeug aus der Säge des Sägefisches 72
24. Hut vom Rau-Neger. 73.
25 a— e. Geld (stärkere Bündel). 74.
26a-b. Desgl. (schwache Bündel). 75.
27. Lanze, Stiel defekt. 76.
28. Desgl. 77.
29 Armbrust ohne Sehne. 78.
30. vacat. 79.
31. Kleine Fackel. 80.
32. Armbrust mit Sehne. 81.
83. Gummitragnetz. 82.
34. Blasebalg. 83
35. Harfe. 84:
86. Holzglocke. 85.
37. Glocke von Eisen. 88.
38. Desgl. 89.
39. Holzfaserstoff.
Harfe (defekt).
> Löffel und Kellen aus Kürbis.
^- 1 Pfeifen (Thon) z. T. defekt.
- \ Ein Satz Körbe.
Hoher Korb.
Desgl.
Köcher.
Fischreuse.
Tornister.
> Tragbänder,
Flaschenkürbis.
Fliegenwedel.
Harfe (defekt).
> Geschnitzte Holzlöffel.
> Lanzenspitzen.
Elephanteu-Backzahn.
Gegenstände gesammelt durch Herrn
Kolonialdienst. Gegenwärtiges Eigentum
1. Speer der Wagogo.
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3./4. 2 Ledermäntel der Wagogo.
5/6. 2 Lederschurze „ „
7. Schild „ „
8. Schnupftabaksdose „ „
9. Speer der Wassukuma.
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18. Speer der Wahuraba.
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23. „ ♦» >»
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von Bülow (auf Expeditionen in Ostafrika) im
des Fräulein von Bülow, Berlin-Lichterfelde.
28. Speer der Wahumba.
29.
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30.
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31.
Keule der Massai.
32.
Bauchring
aus Messing mit Spiralen.
(Massai.)
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39.
Bauchring
aus Kupfer. Massai
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40.
Halsring der Massai.
41.
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42.
Gesichtsrahmen mit Federn.
Massai.
43.
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FeUmütze
der Massai.
47.
Bambusbüchse „ „
48.
Speer, Zuluform. Wabebe (?).
49.
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Manyema.
61.
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— 157 —
62.
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55.
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57.
58.
59.
60.
61.
68.
68.
64.
65.
66.
Speer der Manyema.
Axt, ciseliert und mit Kupfer eingelegt.
Manyema.
Desgl.
Schild aus Uganda.
Röcher mit Pfeilen der Wanyamwesi.
4 einzelne Pfeile
Bogen ohne Sehne
1 grosse Pincette „ „
Schwert-Messer der N. 0. Bantn.
67.
68.
69.
70.
71.
72.
78.
74.
75.
76.
77.
78.
79.
Schwert-Messer der N. 0. Bantu.
Messer, Klinge europäisch, Scheide
geschnitzt. Wayao.
Trichterförmiger Gegen- \ Ohne
stand aus Weissblech. > nähere
Wedel aus Giraffenschwanz. J Angaben.
Speer der Wagogo.
Sfldsee.
Sammlung des Natnralienhändlers Herrn Ribbe
(Qbersandt durch seinen in Melanesien reisenden Sohn Herrn Ribbe).
No.
Gegenstand.
Inland.
Name.
Ursprungsland.
1-19
24—28
29-31
82
88/34
86—47
48/49
60
51-86
87-90
93
94
95/96
97
99/100
101
103, 104,
106, 107,
109
110
'•}
19 Stimschmucke aus Perlmutter für
Männer
5 Halsschmncke fOr Männer
8 desgl. desgl
1 Stimschmuck aus Muschel und Perl-
mutter
2 Stimschmucke aus Muschel und Perl-
mutter
18 Armbänder ans Fasern für Männer .
2 Armbänder aus Muschelgeld . . . .
1 Kopfschmuck aus Schweinsborsten für
Männer
86 Armringe aus Perlmutter
4 Armringe, werden dicht am Handgelenk
getragen
1 Leibgurt aus Muschelgeld für Frauen .
1 Halsschmuck für Männer
2 Nasenschmucke für Männer . . . .
1 Halsschmuck für Männer
2 Armringe
1 Leibgurt für Männer oder Frauen . .
5 Holzkeulen zum Kampf
1 Fischlanze
Galangan
Kap-Kap
Feie
Galangan
Kalaki
Tambara
Caput
Lele
Nisena Bore
Sukukus
Tongongos
BUumbanga
Gnnumby
?
Agong
Palaran
Kusor
Herzog York-Insel.
Neu Irland, Nusa.
Neu Irland, Kores.
Herzog York-Insel.
Neu Irland.
Herzog York-InseL
{Herzog York-Insel,
Mioko.
do.
Herzog York-Insel.
Neu Irland.
Neu Irland, Laura.
{Herzog York-Insel,
Mioko.
do.
do.
Admiralltäts-Inseln.
Neu Irland.
do.
do.
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— 158 -
No.
Gegenstand.
Inland.
Name.
Urspnmgsland.
111-113
114-123
124
125
126/127
128/129
130
131
132/133
134
186
138
139/140
141
148, 149,
152, 153,
157, 158,
161
165,
168-170,
172
177
184
186
187-192,
194-196,
198
^}
205/206
211
214/215
216
217-220
221-223
225/226
227/228
229/230
232
234-236
237
238-240
246
248
249
250
252
253/254
3 Wnrflanzen
10 .,
1
1
2
1 Stechlanze
2
1
1 grosses Holzbeil zum Tanz
!• >» n >» »>
« » >» ■ ♦» »>
•*• »t n 1» »»
7 Oeräte beim Tanz, yon dem Mann in
der Hand getragen
1 Tanzmaske zum Tanz „Tanna** . . •
1 „ „ „ „Kulapteine«* .
1 Tanzgerät, wird in der Hand getragen
10 Tanzgeräte, werden im Munde ge-
tragen
2 Stöcke Rotang, beim Tanz um den
Leib getragen
2 Götzen (Mann und Frau) aus Kreide .
1 Götze aus Holz geschnitzt ......
2 Steinbeile
1 Steinbeil zum Canoebauen
4 Steinbeile zum Canoebauen . . . .
3 Ruder
2 Canoemodelle . . .
2 Bebälter fOr Betelnuss
2 Steinschleudern
1 Bambusstock zum Aufbrechen der
Kokosnüsse für Männer
3 Flöten aus Bambus
1 Kalkdose
3 Lendenschurze für Frauen .....
1 Trinkgefäas für Kawa
1 Korb
1 Kalkgefäss mit Brandmalerei ....
1 geflochtenes Beutelchen
1 Halsschmuck für Frauen
2 Lendenschurze für Frauen, werden über
den grösseren getragen
Sinrikur
Balo
Balalette
Aponok
Marita
?
?
?
Sua
Iniila
Kom
Manden
Kok
Pampan
Keau
Bunum
Kniapteine
Sokombre
Lam
Neu Irland.
do.
do.
do.
Neu Britannien.
do.
Samoa.
Neu Britannien.
Neu Irland.
Buka.
Neu Irland.
do.
Mioko.
Kombian.
Mioko.
do.
Nnsa.
Lamut mut
Nusa.
do.
Naparik
Utuan.
Marokana
Neu Irland.
Rnlei
Gadui.
Giam
Rimbo.
Giam
do.
Mass
do.
Osso
do.
Wai
do.
Lokopid
Mioko.
Alu
do.
Au
do.
Juko
do.
Kambak
do.
KUaun
do.
Ipu
Samoa.
Ato
do.
?
Malagita.
?
Neu Guinea.
?
Wallis-Inseln.
do.
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— 169 —
No.
Gegenstand.
Inland.
Name.
Ursprungsland.
265
261
362
263
264
265
267
270
271-278
274
276-287
290
291
292
294-299
300
801
302
308
A. 1/2
A. 8
A. 4-10
A. 11
A. 12-14
A. 15
1 Lendenschurz
4 Lendenschurze aus Baumbast. . . .
1 Rinderschlafmatte
1 Lendentuch
1 Holzger&t
1 Steinschleuder
1 Kopfschmuck
1 Stimschmuck
1 Oefäss zum Aufbewahren loser Diwara
1 Halsschmuck f&r Frauen
3 Kopfschmucke
1 Stimschmuck
12 Katzenaugen
Diverse Steine fEür einen Bohrer . . .
Falsche Diwara, werden zum Aus-
schmücken der Waffen benutzt . .
Geld, 74 m = 2 M. Wert
Geld = Vi— V« m = 10 Faden Diwara,
wofür man eine Frau oder zwei
Schweine kauft
Opossum-Zähne, 100 = 1 Faden Diwara
Wert eines Stückes = 60 Pfennige . .
2 weisse | ^^^ ^.^^ Stückes = 60 Pf.
4 schwarze j
Wert eines Fadens = 2 M
Muscheln, woraus Pele und Gangara be-
reitet wird
Dieselben fertig zum Durchbohren . .
Dieselben durchbohrt
2 Steinbeile
1 Schamschurz für Frauen
7 buntgeflochtene Armringe
1 Thonpfeife
8 verzierte Kämme
1 grosse Holzspirale, als Armschutz für
einen Bogenschützen
?
Siapo
?
?
?
Alu
Caput
do.
?
?
Caput
?
?
?
MenUk
Tecogut
Arangit
?
Pele
Gangara
Diwara
?
?
?
Wallis-Inseln.
Samoa.
Ellicegruppe.
Neue Hebriden.
Herzog York-Insel.
do.
do.
do.
do.
Schouten-Inseln.
Herzog York-Insel.
Neu Britannien.
Herzog York-Insel.
do.
do.
Neu Irland.
do.
do.
do.
do.
Neu Britannien.
Herzog York-Insel.
?
?
Bougainville.
do.
Alu.
Buka.
Alu.
Alu.
4 ♦
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ß^'
n
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TAFEL I.
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Ethnologisches Notizblatt. IK
TAFEL II.
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Ethnologisches Notizblatt.
Herausgegeben
TOD der
Direktion des königlichen Maseums fär Völkerkande
in Berlin.
Heft 3.
(Jahrg. L)
Mit 43 in den Text gedruckten Abbildungen und drei Tafeln.
1896.
Druck und Verlag von A. Haack.
Berlin.
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Digitized by
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Königliches Museum far Völkerkunde.
Ethnologische Abteilung.
Direktor: A. BastiaD.
Prof. Dr. A. Grunwedel
Prof. Dr. W. Grube
Dr. F. von Luschan
Dr. W. Seier p. t. com-
missarisch yerti'eten durch
Prof.Dr. von den Steinen
Dr. P. W. K. Muller
Dr. WeuJe
Direktorial-Assistenten.
Hilfsarbeiter.
Dr. Preuss, Volontär.
Dr. Jannssen, Volontär.
Für die Bibliothek: Herr Sinogowitz.
Für Mitteilungen der Prähistorischen Abteilung dienen die »Nach-
richten über deutsche Altertumskunde« (als Beilage zur »Zeitschrift für
Ethnologie« ausgegeben).
Dr. Voss, Direktor.
Dr. Götze, Direktorial- Assistent.
Kandidat Brunn er, Hilfsarbeiter.
Dr. Poppelreuter (für die Schliemann-Sammluug).
Konseryator: Herr Krause.
Die Veröffentlichungen aus dem M. f. V. erscheinen bandweis
(ä 4 Hefte), seit 1889 (Band IV im Druck), als Fortsetzung der »Original-
Mittheilungen« (1885 n. f.).
Der Führer (1895) steht den Besuchern käuflich zur Verfügung (am
Eingang des Museums).
Desideratenlisten werden auf Nachfrage gratis verteilt (für For^
schungsreisende).
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RECEIVED,
APR25;/4PfG.
PEABODY IViUSEUM.
Inhalt.
8tlt0
Notizen ans den Reisen des Hrolf Vaugban Stevens in Maläka 1
Notizen ttber eine Terracotta aus Magdischu 12
Bericht Ober den Besuch des Königlichen Schlosses zu Schwedt zur Besichtigung
alter Gemälde mit ethnographischen Darstellungen 15
Über den Ausdruck Kä^asütra 28
Die drei Welten nach einem humoristischen Bilde von Utagawa Sadashige (Taf. I) 26
Zum Fetischwesen der Ewe (Taf. 11 und III) 29
Indianische Kartenzeichnungen und KerbstOcke 38
Zur Ornamentik der Maori 40
Abbildung grösserer Holz-Idole 41
Ostafrikanische Erwerbungen im Jahre 1895 (von den Beamten der Abteilung zu-
sammengestellt) 42
Bttcherschau 49
Eubary (Ethnographische Beiträge zur Kenntnis des Karolinen-Archipels).
Zintgrafif (Nord-Kamerun). Haddon (The Decorative Art of British New-
Qninea). Les Memoires historiques de Se-ma Ts'ien (Edouard Chavannes).
Gomperz (Griechisches Denken). Chaignet (Histoire de la Psychologie des
Grecs). Müller (Theosophy or psychological Religion). Müller (Anthropo-
logische Religion). American Anthropologist (VIII, No. 4). Brinton (The
Aims of Anthropology). Proceedings of the American Philosophical So-
ciety (XXXrV, 147). Psychological Review ft, 4). Boas (Fifth Report on
the Indians of British Columbia). Giddings (The Theory of Sociology).
American Journal of Psychologie (Tilcherer). International Journal of Ethics
(White). Hodge (The first discovered City of Cibola). Dali (Alaska as
it was and is). FuUerton (The psychological standpoint). American Folk-
lore (Vni, 29). Seebohm (The tribai System in Wales). Archaeological and
Ethnological Papers of the Peabady Museum (Putnam). Folk-lore (VI, 3).
Wake (Memoirs of the International Congress of Anthropology). Spencer
(The inadeqnacy of natural selection). Spencer (Weissmann Once More). Ro-
manos (Kritische Darstell, d. Weismann'schen Theorie). Mind, N. S. VII, 1894.
Annais of the American Academy (IV, 4). Journal of the Anthropol. Society
(III, 6). Monist (VI). Internationales Archiv für Ethnologie (Schmeltz).
Dorsey (The Study of Anthropology in American Colleges). Krause (Ab-
riss und Geschichte der Griechischen Philosophie). Krause (Zur Religions-
philosophie und Spekulativen Theologie). Hermes, Bd. 30. Rheinisches
Museum für Philologie (Jahrgang 1895). Tarde (Les Lois de Tlmitation).
Haacke (Die Schöpfung des Menschen und seine Ideale). Goltber (Hand-
buch der Germanischen Mythologie). Puini (Idee cosmologiche della Cina
antica). Foumereau (Le Siam ancien). Fischer (Die Hunnen im schwei-
zerischen Eifichthal). Abr^gö du Bulletin de la Soci^t^ Hongroise de Geo-
graphie. Ploss-Bartels (Das Weib). Beneke (Fragebogen über d. rechtlichen
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IV
8«i»
und wirtschaftlichen Verhältnisse der Natur- und Halbkulturvölker). Biolo-
gisches Centralblatt (XV, 8). Zeitschrift für Kirchengeschichte (XV, 2).
Jacobsen (Reise in die Inselwelt der Banda-Molukken^. Gribble (History of
the Deccan). Ratzel (Völkerkunde). Windisch (Mara u. Buddha). Aymo-
nier (Voyage dans le Laos). Revue de THistoire des Religions (Röville).
Bijdragen tot de Taal-Lands en Volkenkunde van N. J. Peters (Das Deutsch-
Ostafrikanische Schutzgebiet). Neumann (Die Reden Gotumo -Buddhas).
Clerq de (Bijdrage tot de Geschiedenia van het Eiland Banka). Wiiloso-
phische Studien (XI). Ferri (Sozialismus u. Moderne Wissenschaft). Meyer, H.
(Die Insel Tenerife). Centralblatt für Anthropologie, Ethnologie und Urge-
schichte (Buschan). Mitteilungen der deutschen Gesellschaft für Natur- u.
Völkerkunde Ostasiens (Dr. Florenz). Comptes Rendus des S6ances de la
Soci6t6 de Geographie (Cordier). Preussische Jahrbücher (Novbr. 1895).
Hontheim (Der logische Algorithmus). Mitteilungen d. Geograph. Gesellsch.
(für Thüringen) in Jena (Kurze u. Regel). Schmidt, E. (Reise nach Südindien).
Frankfurter (Ein Siamesischer Eulenspiegel). Oslwald , (Überwindung des
wissenschaftlichen Organismus). Ambrosetti (Los Indios Caingua del Alto
Parana). Diestel (Buddhismus und Christentum). Lipsius (Lehrbuch der
evangelisch -protestantischen Dogmatik). Timehri (Juni 1895). Deutsche
Morgenländische Gesellschaft (1845—1895). Grierson (On the phonology of
the Modem Indo-aryan Vernaculars). Schröder (Vorlesungen über die Al-
gebra der Logik). Faye (Sur l'origine du Monde). L' Anthropologie VI, 6
(Tautain). Boggiani (Vocabulario dell' Idioma Guana). Zeitschrift f. afri-
kanische und ozeanische Sprachen II, I (Chatelain). Ethnologische Mittei-
lungen aus Ungarn (Herrmann). Brandstetter (Malayo-polynesische Forschun-
gen). Müller, M. (Chips of a German Workshop). Higginson (Die Frauen-
frage). Thomson (The Kalou-Vu). Post f.
Webevorrichtungen (cf. Globus) 128
Die in diesem Hefte nicht gezeichneten Artikel vertritt der Herausgeber,
als Verfasser (A. Bastian).
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Notizen aus den Reisen des Hrolf Vaughan Stevens
in Maläka*).
Von dem unermüdlichen Erforscher der »Wilden Stammet der Halb-
insel Maläka sind innerhalb der letzten Monate umfangreiche Sammlangen
aus dem Gebiete der Orang Djäkun eingegangen, als Beschreibung dazu
liegt so massenhaftes Material an Manuskripten vor, dass die Sichtung
und Bearbeitung derselben noch geraume Zeit wird in Anspruch nehmen.
Um die Bedeutung dieser Beobachtungen zu zeigen, mögen im folgenden
einige Proben gegeben werden.
I. Der Tigerzauber der Belendas.
Zur Bannung des Tigers dient ein von den Zauberern hergestelltes
Gebilde aus Blättern etc., welches sich aus folgenden Teilen zusammen-
setzt (vgl. die Abbildung unter Fig. 1 und 2):
Hohe des
ganzen
Gehänges
i 86 cm.
C
Fig. 1.
Fig. 2.
>) Vgl. Veröftentl. U 3/4; III, 3/4; Zeitschrift f. Ethnologie 25, 1893; 71-100;
«6, 1894; 141—188. De indische Gids, Novemher 1894.
M. f V. 1
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~ 2 -
A. dem Körper des Tigers. Er wird dargestellt durch einen Büschel
zusammengerollter Blätter der »S'lowk« *)- Pflanze; welche unten in Form
von Fransen in Streifen geschnitten sind, welche Fransen so lange die
Blätter frisch sind, gerade herabhängen. Dieser sogenannte Tiger wird
nun, um die Kraft des Tieres symbolisch niederzuhalten, durch eine An-
zahl von Blasrohrpfeilen durchstochen. Obwohl nun Blasrohrpfeile dar-
gestellt werden sollen, werden doch nie die fertigen wirklichen Pfeile
benutzt, sondern die zu Pfeilen zugeschnittenen dünnen Streifen von
Bertam-Palmrinde. Die Zahl dieser Pfeile ist nicht fest vorgeschrieben,
^h^^^M
D
Fig. 3.
es kann eine beliebige Anzahl gebraucht werden, soviel die Grösse des
Quastens, der den Tiger darstellt, zulässt, doch sind sie immer in zwei
Reihen eingesteckt.
B. Wenn djese Pfeile durchgeschoben sind, werden sie an beiden
Enden mit einem darangesteckten Quastenbüschel von »Slowkc-Blättem C
behängt, welcher wie eine verkleinerte Wiederholung der Mittelfigur A
aussieht.
Der »Tigert A wird an eine lange Rotanschleife befestigt, damit das
Ganze aufgehängt werden kann. An diesen Rötan wird nun bei D auf
die rechte Seite das »S'laak«^) angehängt. »S'laak« ist ein doppeltes Blatt
mit Mustern bemalt, welches wie ein Plakat an dem ganzen Gehänge aus-
sieht, 20 cm hoch, 7Vi cm breit. Diese Muster sind unter D abgebildet Sie
bestehen aus einer Anzahl schematischen Figuren , welche mit Drachenblnt
aufgemalt sind; am Rande der breiten (auf der Zeichnung durch Schraffie-
rung angedeuteten) roten Striche laufen abwechselnd schwarze und weisse
*) Nach freundlicher Mitteilung des H. Hennings eine Musacee (Heliconia), wall^
Bcheinlich der Typus einer neuen Gattung, die mit Lowia verwandt ist.
*) bedeutet oifenbar blos „Blatt"; vgl. Veröffentl. Tu, 3/4 S. 178.
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i«i]
mm
Ei
El.
— 3 —
t^unkte hin. Über das ganze Verfahren vergleiche man Zeitschrift für
Ethnologie 1894 S. 152* Aaf der anderen Seite des Rotans hängt dabei
das »Kahal« Ei. Seitenansicht, E2. An&icht von
unten; 15 cm lang, 7 cm hoch. Es ist ein aus Blat-
tern zusammengestecktes Gefass (Fig. 5) ffir Wasser.
In dem »EahaU liegt gewöhnlich ein »Ghen-
nöw€ oder Sprengwedel, welcher in derselben
Weise hergestellt ist, wie die aus S'lowkblättem
gefertigten Quasten G, G. Ober dem »Kahalc ^'S- 6-
hängt das »Tokkhort oder das Wassergefäss aus einem Bambusgliede F,
30 cm lang, aus welchem das Wasser in den »Eahal« gegossen
werden mnss. Denn die Figuren, welche auf dem »Tokkhor« aufgemalt
sind, enthalten die Zauberkraft in erster Linie und die
Muster des »EahaU dienen nur dazu, sie iu dem umge-
gossenen Wasser zu bewahren. Die Malereien auf »Kahalt
und »Tokkhor« sind in derselben Weise hergestellt, wie bei
dem »S'laak«; nur haben die roten Linien des »Tokkhorc
am Bande blos schwarze Punkte, während die weissen in-
mitten der roten Bahn laufen. Wenn das ganze Gebilde
nun fertig und aufgehängt ist, so wird eine Blume (oder
mehrere) der »Latoom« -Pflanze^) daran befestigt, wo es eben
geht, gewöhnlich bei der Knüpfstelle des »S'laak« an den Fig. 6.
Rotan (bei x der Figur). Eine Blume dieser Pflanze muss mindestens
daran sein, doch ist der Platz dafür nicht bestimmt. Früher hing der
ganze Apparat überall in jedem Hause der Orang Belendas; aber der
Sprengapparat wurde nur benutzt, 1. wenn ein Orang Belendas auf seinem
Wege durch den Wald von einem Tiger angegrifiFen, verwundet worden
und dann entkommen war. Dann holte man den Zauberer und dieser be-
sprengte den Verwundeten mit Wasser, welches aus dem »Tokkhort in
den »Eahal« gegossen worden war. Man glaubte, dass dies dem Ver-
wundeten zur Genesung verhelfe.
2. Femer wurde der Sprengapparat gebraucht, wenn die Spuren
eines Tigers sich in der Nähe des Hauses hatten sehen lassen. Dann
besprengte der Zauberer den Eingang des Hauses in derselben Weise und
beschützte es dadurch, dass er das ganze Gehänge unter die Thüre hängte.
Dann wirkte der Zauber auf dem »S'laak« die Tiger abzuschrecken.
3. Wenn ein Mann erkrankte an Dysenterie, Eoiik, überhaupt »Leib-
Bchneident, so glaubte man, dass diese Erankheit durch den Einfluss des
Tiger-hantu zu erklären sei und der Eranke wurde besprengt, wie es oben
beschrieben ist. Man glaubte dann, dass der Hantu in dem Geräte selbst
*) Nach freundlicher Mitteilung des Herrn Hennings Eiitnxia cristata.
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_ 4 —
stecke und man trieb ihn daraus ans in die >Latoom«-Blume bei x, wo
er dann dnrch die Fransen der Büschel C als eingeschlossen galt.
Bezüglich der Verbreitung des Tigerzaubers unter den Orang hütan
giebt Herr H. V. Stevens noch die folgende Notiz: »Ich habe bei ver-
schiedenen Gelegenheiten und an 'verschiedenen Orten gleichmässig unter
den Sinnoi, Bersisi und Kenäboi von dem Tigerzauber gehört, nie aber
unter den Orang Benüa oder Orang Djäkun. Es scheint auch als ob die
Laien, das heisst diejenigen, welche gewöhnlich die Dienste des Zauberers
sich anmaassen ^), es nie versucht hätten, den Zauber nachzumachen. Da
nun die echten alten Zauberer nie das Gebiet ausserhalb des malaiischen
Einflusses verlassen, so ist die Verbreitung des Tigerzaubers eine sehr
eingeschränkte, obwohl sie in alten Zeiten sicher ganz allgemein war.
Es ist nicht etwa der Umstand schuld, dass in der Nähe der halbcivili-
sierten Orang hütan keine Tiger mehr vorkämen, im Gegenteil für einen
Tiger, welcÜ^en man etwa im Dschangel trifft, giebt es hier wohl zehn.
Der Grund liegt wohl darin , dass der Tiger im Dschangel vollauf zu
fressen hat und infolge dessen weniger reizbar ist als in der Nähe der
Kultur; es scheint als ob die zahlreichen Verluste von Menschenleben bei
den civilisierten Orang hütan Misstrauen gegenüber dem Zauber erweckt
hätten, wenn er nicht von jemand hergestellt wird, der im Vollbesitz der
alten Macht der Zauberer ist.
2. Tiger-totem und Mfisang-totem.
Es ist schon früher erwähnt worden, dass die Belendasnation in fünf
alte Clane zerfiel, welche hiessen »Blatt«, »Schlange«, »Fisch«, »Dom«
und »Tiger«. Ebendort war auck'des Clanes »Müsang« gedacht worden,
welcher infolge von Missheirat als Untergruppe des Tigerclanes festge-
stellt wurde; vgl. Zeitschrift für Ethnologie 26, 1894, S. 160 f.
Ich gebe im folgenden die Muster dieser Clane mit Stevens' Notizen.
Fig. 7. Dies Muster ist von ungewöhnlichem Interesse. In alten
Zeiten bemalten sich die Sinnoi im Gesichte mit weissen, roten und
schwarzen Farben — mit diesen Farben sicher, wenn nicht mit mehr,
worüber St. nichts bekannt wurde. Die Muster waren sehr verschieden.
Die Vermutung, es könnte eine Nachahmung der Tatnierung der Temia
(Tümlor) sein, bestätigt sich nicht. In der Zeit, wo die Sinnoi die grosse
Wanderung mit Bertjanggei Besih mitmachten, war die Bemalung des
Körpers ganz allgemein, ja jeder Mann hatte dafür sein eignes Totem
als Korpermuster und für sein Blasrohr. Jetzt ist freilich verhältnis-
mässig wenig mehr davon in Gebrauch, ja die Sinnoi haben als stets
>) Vgl. (larnber Zeitschrift für Ethnologie 1894, 167.
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- 5 —
wandernder Stamm immer mehr davon eingebüsst, 80 dass die Muster
schliesslich blos ein gelegentlicher Frauenschmuck wurden und da blos
mehr einige Linien auf der Haut des Gesichtes, der Brust und Arme an
Festtagen — nur in einer Niederlassung ist noch das Alte erhalten.
Fig. 7. Totemmuster des
Klanes Müsang,
Sinnoi.
Fig. 8. Totemmuster des
Klanes Tiger,
Sinnoi.
Das Muster unter Fig. 7 ist eine Vorlage für die Gesichtsbemalung
der männlichen Mitglieder einer Familie der Sinnoi. Lange ausser Ge-
brauch gekommen als Bemaluug für den Körper ist es jetzt noch das
Abzeichen auf ihren Blasrohren.
Die Zeichnung stellt einen Tiger vor. Wenn die Figur auf den
Körper gemalt wurde, waren die Punkte stets weiss (weisser Thon), di^
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ä
A A'
— 6 —
schwarzen Figuren war^n mit Kohle und die roten bisweilen mit einer
roten Erde, häufiger aber mit dem Saft von Dracbenblut oder einem
anderen roten Pflanzensaft hergestellt. Die Anlage geschah mit dem
Finger, wahrend die schwarzen Figuren später mit einem Feuerstock
aufgemalt wurden oder mit dem »Chin-ka-arc genannten Stöckchen.
Rot und gelb waren für die Sinnoi offenbar identisch, obwohl sie die
Farben genau unterscheiden können. Jedenfalls ersetzte die rote Farbe
das gelbe Fell des Tigers, die schwarze seine Flecken und die weisse
Farbe die Behaarung.
Unten auf dem Muster sind fünf durch Abschaben der Haut des
Bambus hergestellte zehenförmige Figuren: sie stellen die Klauen des
Tigers yor und werden mit schwarzgeränderter roter Farbe auf die Zehen
gemalt bis zum Fussknöchel, mit weissen Strichen dazwischen, diese aber
nur auf dem Fuss und nicht zwischen den Zehen. Um die Waden herum
nach oben werden so viele Figuren ausgeführt, als der Be-
;|\^; malende Lust hat. Der Raum zwischen A und A' war rot
und beliebig breit. Die vertikalen Seiten-Linien und die ge-
brochenen Diagonalen wurden mit einem Kohlenstock aufge-
zeichnet, wenn die rote Farbe getrocknet war und dann die
weissen Punkte entweder mit dem Finger oder mit einem Stöckchen mit
weisser Erde aufgesetzt. Die Querlinien, welche die Muster auf der Vor-
lage trennen, wurden nicht aufgemalt auf den Körper, waren aber auf
den gravierten Mustern der Blasrohre mitangebracht.
Die Muster gingen den ganzen Fuss hinauf, liessen die Körpermitte
leer, begannen aber wieder über dem Nabel in ähnlicher Anordnung der
Farbe. Auf jeder Wange vom Ohr bis zum Kinn wurden die aussen
abgebildeten Kreuze aufgemalt, so dass das mittlere der Patrone quer
auf der Nase stand und die anderen rechts und links auf der Wange
stehenden berührte. Am Rande des Haarbodens und die Stirn herab,
am Ohr vorbei, die Kinnlade entlang, bis zum Kinn liefen weisse Punkte*).
Fig. 8. Dies ist ebenso ein Totemmuster wie Fig. 7: es stellt das
Müsang vor. Dies Stück stammt von einem anderen Sinnoi-Glan als
Fig. 7. Es war den Leuten schon nicht mehr bekannt, wie es auf den
Körper gemalt wurde: das Muster war nur noch als Verzierung (Totem-
bild) auf dem Blasrohr geläufig. Unten sieht man die vier Klauen des
Tieres und daneben einen scheibenförmigen Ausschnitt, der bidim Abhacken
des Bambus aus Versehen gemacht, nicht zur Figur gehört.
Bezüglich der Vierzahl der Klauen wird folgendes erzahlt: »Vor
langer Zeit wurden in diesem Clane Zwillinge geboren. Aufgewachsen
•) My informanis had never actually painted themselves and had no materials
fpjr the purpose but they appeared quite familiär with the traditional manner of coloring.
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— 7 —
liebten sie dasselbe Mädchen. Da keiner nachgeben wollte, aber beide
gewillt waren sich zu vergleichen, so teilten sie sich in den Besitz: ein
ganz anerhörter Vorgang, Diese Doppelehe hatte zwei Söhne, heryor-
gebracht: der ältere wollte das Totem seines Vaters nehmen, aber da
entstand die Schwierigkeit, welcher der Beiden sein Vater war. Der
Stamm versammelte sich and beriet lange darüber. Das Totem des einen
war ein fünfklaaiges Müsang, das des andern ein Palmblatt. Der Schluss
der Beratung war, dass dem Bittsteller das Müsang als Totem zage-
sprochen wurde, aber statt des Vorderfasses mit fünf Klauen der Hinter-
fuss mit vier.c
Die Qaerstriche auf dem Muster sind ohne Bedeubmg für die Be-
making des Körpers, aber sie bezeichnen die Gliederung der Flecken auf
dem Balge des Tieres: was deutlich hervortritt, wenn em totes ent-
sprechend daneben gelegt wird.
3. Die Verfassung der alten Beldndas.
Als Muster der Verfassung gilt die alte, welche die Drang Belendas
in Paloh Grantong Pendjäring hatten, obgleich nach ELangtüa's Tod sie
nicht mehr strikt aufrecht erhalten wurde (vgl. Veröffentl. II, 1892
S. 87 ff.)* Es gab vier Vorstäude: nämlich den Bätin, den Häuptling über
alle, den Djennang oder Stellvertreter des Bätin, den Djürukerah, das
Haupt der Dorfältesten und die Penglima's, die Dorfältesten. Keiner
dieser Häupter des Volkes erhielt eine regelrechte Besoldung, nur dem
Bätin wurde uneni^eltlich Arbeit geleistet Die anderen hatten das Recht,
Leute des Stammes zu bestimmten Arbeiten zu bezeichnen und diesem
Befehl musste gehorsamt werden, aber die Arbeit wurde in Lebensmitteln
bezahlt. Von erbeutetem Wildpret gab der Mann einen Anteil an seinen
Häuptling: doch war dies nicht zwingend. Obwohl die Macht des Bätin
eine ziemlich bedeutende war, so bestand ihm gegenüber nur das einzige
Ceremoniel, dass man sich nicht direkt an ihn wenden konnte. Alles
musste dem Bätin durch den bezüglichen Penglima vorgetragen werden
und ebenso war es dem Djennang und Djürukerah gegenüber, welche
also lediglich minderbevollmächtigte Bätin^s wären. Während die Orang
Maläju sich ihren Radja's gegenüber sehr servil benehmen, gingen die
Orang Belendas, wenn sie vor dem Bätin erscheinen mussten, von links
her auf denselben zu, setzten sich links von ihm in der gewöhnlichen
Weise nieder, grüssten und beantworteten Fragen u. s. w. in gewöhnlicher
Weise. War die Audienz vorüber, so erhob sich der Unterthan und ging
weg, indem er dem Häuptling den Rücken wandte und nicht etwa zurück-
kroch wie der Orang Maläyu. Es gab in der Regel nnr einen Bätin und
seine Wahl war ursprünglich in der Hand des Volkes, Starb der Bätin,
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— 8 —
so versah zunächst sein ältester Sohn das Amt, bis des Bätin's Enkel
durch allgemeinen Entscheid als alt genag erklärt wurde, das Amt des
Ghrossvaters zu übernehmen. Dann trat der Regent zurück. Der Grund
dafür ist darin zu suchen, dass der Hantu Kübor eines Bätin*s nur eine
Unterkunft finden konnte bei dem nächsten Bätin, da nun aber der Sohn
des Bätin's die Regentschaft übernahm, hatte der Hantu Kübor keine
Macht über ihn. Er konnte, da erst der Enkel wieder Bätin wurde, sich
nicht direkt vererben, sondern musste seinen neuen Aufenthalt in einem
Nicht-Bätin suchen oder er starb aus, genau wie der Hantu Eübor eines
Weibes nicht sich auf einen Mann setzen kann und umgekehrt (vgl.
hiezu Yeröffentl. II, 3/4, 1892 S. Ul). Ist das älteste Kind des Sohnes
des verstorbenen Bätin ein Mädchen, so wird sie, sobald sie das reife
Alter erlangt hat, auf ein Jahr Bätin. Während dieses Jahres muss sie
heiraten und ihr Gatte wird dann Regent, bis das Kind der Beiden das
Alter erlangt hat, um Bätin werden zu können. Hat der sterbende Bätin
keinen Sohn, sondern nur eine Tochter, so wird diese Tochter, sobald sie
alt genug ist, auf ein Jahr zum Bätin gemacht, während welcher Zeit sie
heiraten muss: ihr Gatte ist dann Regent, bis er ein erwachsenes Kind
hat. War bei dem Tode eines Bätin eine schon verheiratete Tochter vor-
handen, so war der Gatte derselben Regent, bis sein Kind das reife Alter
erreichte. Starb der Bätin aber ohne Nachkommen, so wählte man seinen
Nachfolger, welcher, wenn es möglich war, aus den Nachkommen der
Brüder oder Schwestern des Verstorbenen gewählt wurde.
Es war früher erzählt worden, dass Bertjan ggei, bevor er nach Klang
fuhr, den Hang Tüa zum Oberhaupt von Pengkalan Tampüi machte, je-
doch nicht zum Bätin, wie oben (VeröfiFentl. II, 3/4 S. 88) erzählt ist
und dass nach dem Verschwinden des Bertjanggei Bätin Älam, Gewalt-
haber zu Müar und Bertjanggei^s Enkel der gesetzmässige Bätin der Örang
Belendas war, dass er aber aus Gründen, welche die Tradition nicht mit-
teilt, nicht die allgemeine Anerkennung fand. Deshalb vereinigte er seine
Anhänger mit den Orang Belendas zu Klang und zog mit seinem ganzen
Volke gegen Osten, wo er die Ansiedlungen begründete, welche später
als die Orang Oersisi bekannt wurden. Damit begann die Teilung für
immer und nach Bertjanggei's Verschwinden haben die Orang Belendas
thatsächlich nie mehr einem einzigen Bätin gehorcht, sondern jede An-
siedelung des zerstreuten Volkes hatte ihren eignen Bätin.
Keine Tradition giebt an, dass etwa der Bertjanggei selbst Bätio
wurde dadurch, dass ihn der Tod des Abang der Vertretung enthob, aber
man wird wohl annehmen können, dass er allgemeiner Anerkeniiung seine
Stellung verdankte.
Der Bätin wählte sich fünf Peoglima's als seine Beamten: eioer
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- 9 —
davon wohnte direkt neben ihm, die anderen hatten ihre Häuser nach
den yier Hinunekgegenden, doch nicht ausser Sehweite des Bätin. Der
Djennang und Djürukerah waren meist Blutsverwandte des Bätin.
Dass die oben (Veröflfentl. II, 3/4 S. 90) erzählte Sitte, dass die
Schwi^ersöhne auf Grund und Boden ihres Schwiegervaters sich ansässig
machten, damit zusammenhing, dass die Penglima's in der Nähe des Bapi
Besar (Lieblingsausdmck der Orang Kenäboi für Bätin) sich ansiedelten,
ist sehr wahrscheinlich.
Jeder PengUma hatte seinen besouderu Namen oder Titel, welchen
ihnen der Bätin unter Übergabe irgend einer eisernen Waffe gab. Eift
allgemeiner Name für die Penglima's war P. Besar oder P. Tenar ^). Die
Dorf-Penglima's wurden von den Dorfbewohnern selbst gewählt und vom
Bätin nur bestätigt. Die Titel würden St. in verschiedener Reihenfolge
gegeben, er konnte über die genaue Reihenfolge nicht klar werden. Die
gewohnlich gegebene Reihenfolge war: Penglima Pütih, der P. des Bätin's
selbst, der P. iGarrong«^) im Norden, der P. »Bibasc im Süden, der P.
»Hitamc im Osten und der P. »Tayam« im Westen.
Wenn irgendwo aus einer Gruppe von Orang Belendas eine Ansie-
delung hervorging, so wählte man diese fünf Penglima's, d. h. einen
Penglima mit vier Beisitzern, welche man dann aus Höflichkeit Pänglima
Ketjik, »kleine Penglima's« nannte. Diese vier, welche die nach den
Himmelsgegenden bezeichneten Quartiere des Dorfes vertraten, unter Vor-
sitz des eigentlichen Penglima begaben sich nach der Anlage des Dorfes
zu dem Bätin, um dessen Genehmigung zu erhalten. Bei ihrer Rückkehr
fand dann eine grosse Schmauserei statt und der Penglima des neuen
Ortes ward dabei formell anerkannt durch seine vier Beisitzer. Von jedem
Manne in der neuen Ansiedelung erhielt der Penglima bei dieser Ge-
legenheit ein Geschenk. Ein Anrecht (durch Vererbung) auf den Titel
Penglima gab es nicht; der Penglima wurde stets aus dem Volk gewählt
durch dessen Willen. Zuerst wählte der Penglima seinen Wohnort, dann
siedelten sich die Penglima Ketjik den oben angeführten Himmelsgegenden
entsprechend an. Wenn nun die Entfernung von dem Wohnorte des
Bätin für die Bevölkerung der aussenliegenden Ansiedelungen eine zu
weite war, um in Fällen, welche die Penglima's nicht zu entscheiden ver-
mochten, an den Bätin zu appellieren, so verlangte das Volk die Wahl
eines Djürukerah an einem Centralpunkt und diese Behörde entschied als
Oberhaupt der Pr^nglimas in Dingen, welche sie nicht schlichten konnten.
Im Original: Penglima Tannah not Tannab, which means „ground" viz. Batin
appointed Penglimas.
«) Vgl. Borie, Notice sur les Mantra in Tijdsthr. T. LV. 10, 487, [Mal. Garang,
Bdbas, Hitam.]
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— 10 -
Wurden die Ansiedelangen nun noch zahlreicher und wuchsen die Be-
richte an den Bätin noah mehr an, so bezeichnete der Bätin selbst einen
oder mehrere Djepnang als seine Vertreter, so dass dann nur die ver-
wickeltsten Fragen an ihn selbst berichtet wurden.
P4di war in alten Zeiten allein als Geld kurrent, der Bafcin konnte
schliesslich nicht mehr essen als andere Leute und Aufhäufen von Vor-
räten in grossem Maasse war nicht Sitte. Der Batin trag ein Lenden-
kleid aus Baumrinde (Tjäwat) wie seine Untertbanen; hohe Steuerlast den
Unterthanen aufzulegen war nicht nötig.
Eine Pflicht des PengUma hat sich bis in die heutige Zeit erbalten.
Sein Haus muss allen Reisenden offen sein und zur Bestreitung des Auf-
wands, weldien er dadurch hatte, fanden Sammlungen unter den Be-
wohnen des bezüglichen Dorfes statt, welche von Zeit zu Zeit abge-
liefert wurden.
Der Charakter der 6rang Belendas macht ein solches Regierungs-
system möglich und sie lebten, so lange fremde Einflüsse sich nicht
geltend gemacht hatten, entschieden zufrieden und glücklich unter ihrem
patriarchalischen Regimente. Den Befehlen eines Bätin gebührte bedin-
gungsloser Gehorsam. Er hatte die Gewalt über Leben und Tod, doch
nur in gewissen Fällen von Mord. Im Übrigen war als Strafe für ge-
stohlenes Eigentum der siebenfache Wert in Pädi auszuzahlen : eine Strafe,
welche selten genug gewesen sein muss, wenn der Volksoharakter der
damaligen Ürang Belendas so war, wie er heute ist
Bei Vollziehung der Todesurteile kamen zwei Punkte zur Geltung
für die Form, wie sie zu vollstrecken war, nämlich 1. die Waffe, mit
welcher der Mord ausgeführt worden war, 2. etwaige Form der Heraas-
forderung. Was den ersten Punkt betrifft, so scheint der Gebrauch des
Blasrohrs ganz besonders verpönt gewesen zu sein. Wenn ein Belendas-
Mann ohne besondere Herausforderung einen anderen getötet hatte, so
frug ihn der Bätin, welche Todesart er wählen wolle, entweder, dass er
durch einen Pärang-Hieb auf den Kopf oder durch einen Stich durch die
Kehle getötet wurde. Das waren die Strafen, wenn nicht das Blasrohr
als Mordinstrument gedient hatte. War dies der Fall, so wurde der
Mörder in einen Korb gesteckt, welcher ans domigen Zweigen hergestellt
war upd siebenmal einen Bergabhang auf und ab gerollt. Wer aber
unter grosser Herausforderung mit dem Blasrohr jemand getötet hatte,
80 ward er gestraft, weniger wegen des Totschlags als wegen des Ge-
brauches des Blasrohrs. Er wurde, um den Fall als einen möglichst zn
verabscheuenden zu brandmarken, gezwungen, ein Stück Fleisch des er-
mordeten Mannes zu essen. Wies er es zurück, so hieb ihn der Penglima
Pütih, welcher stets die Exekutivbehörde war^ mit Pärang-Hieben auf den
Kopf nieder.
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— n —
Konnte ein Penglima eine streitige Angelegenheit zwischen zwei An-
Srigen seines Dorfes nicht schlichten, so wandte er sich an den Peng-
lima des nächsten Djürukerah. Der Penglima wandte sich dann an
seinen Djumkerah, dessen Bescheid er wieder zurückgab. War die
Sache so weit gediehen, so schrieb die Etiqaette für jegliche Mitteilung
und jegliche Antwort diesen Weg vor. Wenn aber der Djürukerah eben-
falls nicht imstande war, die Angelegenheit zu erledigen , so sandte er
den Penglima an den Djennang und alles ging nun durch alle drei Per-
sonen den selbigen Weg des Gegenseitigberichtens. War die Angelegen-
heit auch dann noch nicht entschieden, so sandte der Djennang den
Penglima an den B&tin. Der Entscheid des Bätin war, möchte er irgend-
wie ausfallen, bindend und die Sache damit zu Ende« Der Kläger musste
dann zunächst die Entscheidung und ihren Yerkünder, den Bätin und
dann seinen Gegner siebenmal feierlich begrüssen. Geschah die Entschei-
dung aber durch den Djürukerah oder Djennang, so war der ihnen ge-
bührende Gruss und der an den Gegner nur einmal zu bringen. Diese
Ceremonie hiess i Damit und nach ihr durfte die bezügliche Angelegenheit
nicht mehr berührt werden.
Grünwedol.
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Notizen über eine Terracotta aus Magdischu.
Das königliche Museum für Völkerkunde erhielt vor einiger Zeit eine
in Magdischu (Magadoxo), Ost-Afrika, ausgegrabene Terracotte *) von un-
zweifelhaft indischem Ty-
pus (vgl. Fig. 1), über
welche ich im Folgen-
den einige Bemerkungen
machen möchte.
Was zunächst auf Indien
hinweist, ist der Schmuck.
GrosseOhrscheiben für den
Ohrlappen würden allein
nicht auffallen, aber durch
die Kombination mit der
vor dem Ohre herabhan-
genden Kette ist deutlich
auf Indien hingewiesen.
Diese vor dem Ohre herab-
hängende Guirlande, welche
in der Regel am Haafrand
über der Stirn auf dem
dort anliegenden kranzför-
migen Schmuck befestigt
und dann mit dem im
Ohrlappen befestigten Ohr-
knopf oder seinen Neben-
teilen (Anhängern etc.)
verbunden wird, ist ein
ganz wesentlicher Teil
des südiüdischen Fest-
schmuckes. Sehr häufig
wird heute noch die Blu-
mengnirlande selbst, der
Hoch IOV2 cm, breit 6 cm.
:C^^&\SSKi£a0
Fig. 2, a.
b.
Originalgrösse.
*) Gescheiik des Herrn C. Wegener in Sansibar.
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— 13 -
er nachgebildet ist und zwar die Blumen auf Faden gereiht in dieser
Art getragen.
Es föllt an der Terracotte auf, dass der Verfertiger des Bildes über
die Befestigungsart des Schmuckstückes sich ebensowenig klar war, wie
über die eigentliche Form desselben: er
hat nur den äusseren Eindruck roh wieder-
gegeben. Ähnlich steht es mit den Hals-
ketten, welche wie ein halbmondförmiger
Schild unter das Kinn geschoben sind.
Unter dem Anhängsel der untersten noch
nm Besten zur Darstellung gebrachten
Kelte findet sich eine eigentümliche Ab-
stufung, welche eine gewisse Ähnlichkeit
hat mit ähnlichen Absätzen auf südindischen
Skulpturen. Es wird damit nämlich, wie
dies auf Fig. 3a und Figg. 8 und 10 in
meinem Handbuch der buddh. Kunst derb
ausgeführt ist, der Band des Busenjäck-
chens markiert, häufig ohne die auf den
eben citierten Abbildungen über die Brüste
weglaufenden breiten Randbänder des Jäck-
chens. Diese hohen Ränder bleiben in der
Regel weg auf kleinen Figuren aus Thon
etc., welche dann entsprechend bemalt werden. Merkwürdig ist der Kopf-
schmuck: der indische Typus ist da: er schwankt aber in auflFallender
Weise zwischen dem unteren Teile der
gewohnlichen Krone Fig. 3 a und dem
oberen Teil von Fig. 4 (einer kleinen
Krishna-Figur aus Bronze). Zu erwähnen
sind dann noch die Armbänder für den
Vorderarm und der doppelte Gürtel (vgl.
hiezu Fig. 3 a).
Gehen wir auf die Behandlung des
Körpers über, so fällt vor allem auf,
dass die Darstellung der Augen eine
plumpe Nachahmung der stark styli-
sierten südindischen Form genannt wer-
den kann. Die Augenränder und die
Augenbrauen sind breite hochliegende Streifen: das Innere des Auges ist
zwischen diesen Streifen durch Einschnitt geschieden, aber selbst fast
ebenso hoch als die Randstreifen. Solche Augen sind in hartem Holz
Fig. 3, a.
Original 14 cm.
Fig. 4.
Originalgrösse.
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-^ 14 —
(Sandel etc.) Törlialtnism&ssig leicht zu schneiden: aber in weichem Thon
sehr schwer herzustellen. Ich komme daher anf die Yermntung, dass
unsere Thonfignr ans einer Patrone gepresst ist: genau wie unsere Bronzen
Fig. 2 und 4 dieselben Formen ihrer Gussform verdanken. Als Patrone
aber sind die beschriebenen Augen leicht herzustellen.
Sehr merkwürdig ist nun die Bdiandlung der Brust. Haben wir in
der Darstellung des Schmuckes und der Augen mechanische Nachahmung
südindischen Stiles sehen können, so ist hier eine entschiedene Verande-
rnng der indischen Eunstform zu konstatieren. Die runde indische Brust
ist nahezu zur afrikanischen Hängebrust geworden ; Tgl. die Seitenansicht
unter Fig. Ib, 2 b, 3 b.
Die unter Fig. 2 a und b skizzierte Bronze ist ein sehr zierlich ans-
geführtes Stück des alten Bestandes des Museums« Es stellt die Gottin
Kamalä, eiue Form der Göttin des Glftcks nnd des Reichtums S'ri
Tamil : Tirumagal vor. Die Abbildung ist etwa ebenso gross als das
Original.
Fig. 3 a, b stellt ein leider sehr beschädigtes Fignrcheu einer Göttb,
vermutlich ebenfalls einer S'ri dar. Das Stück (Sandelholz) stammt aus
einer Füllung einer Thüre einer alten Holzverkleidung aus dem Tempel
der Mtnäkshi zu Madurd.
Der Typus der S'rl ist, wie bekannt, sehr alt; er gehört schon der
As'okazeit an; vgl. Handbuch der Buddhistischen Kunst S. 40ff. und Abb. 9.
Die spätere buddhistische Kunst verwendete den Typus besonders
zur Darstellung der Göttin Tärä und zwar die im liditasana sitzende (ein
Bein hoch gezogen, eines herabhängend, den Oberleib leicht nach links
gewendet) für die sogenannte grüne' Tara (T. sGrol-ljan). Dieser Form
steht unsere Fig. 3 sehr nahe. Die Form, welche beide Beine unter-
geschlagen und den Oberleib aufrecht hält, dient zur Darstellung der
weissen Tara (T. sGroUdkar).
Über die Bedeutung der afrikanischen Figur lässt sich nichts Be-
stimmtes sagen: der Gedanke ist aber nicht unberechtigt, dass die Er-
innerung an die Glücksgöttin, die ja auch Lokalgöttin fast im Sinne der
antiken Tyche ist, dabei ursprünglich mitgespielt hat, wenn auch unser
Stück vielleicht nur als eine aus dem S'ritypus abgeleitete Kinderpuppe
aufzufassen ist. Die Spuren von Bemalung an der Terracotte zeigen Mangel
jeglichen Formensinnes und sind ohne besondere Bedeutung.
GrOnwedel.
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Bericht
4ber den Besuch des EönigUohen Schlosses zu Schwedt zur
Besichtigung alter Oemftlde mit ethnographischen
Darstellungen^).
Im Königlichen Schlosse zu Schwedt fand der Unterzeichnete die
folgenden Gemälde vor, welche Darstellungen fremder Völker enthalten:
zwei dem Thoreingang gegenüber, zwei im Vestibül, zwei an der
Treppe nach dem ersten Stock und sechs in den verschiedenen Räumen
des ersten Stockes. Im Berichte sind sie in dieser Reihenfolge (unter
1 — 12) aufgeführt; die Notizen über das hervorragende Stück No. 7 folgen
unten besonders. No. 11 und 12 sind bloss Fruchtstücke mit je einem
europäischen Einde und einem Negerknaben (Brustbild), sie kommen also
für die folgenden Ausführungen überhaupt nicht in Betracht und sind
hier nur erwähnt worden, da in der vorhergegangenen Korrespondenz von
zwölf Gemälden die Rede war.
Die Nummern 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. sind in Form und Aus-
führung gleichartig und bilden offenbar eine Gruppe für sich. Es sind
Afrikaner, Ostasiaten (Japaner, Chinesen, Malaien), Südindier etc. ^) zu
grossen Tableaux vereinigt, von denen einige interessante Details bieten
(No. 4 und besonders No. 6), andere sind für ethnographische Zwecke
ganz wertlos (No. 1. 9. 10 etc.). Die Figuren sind etwa lebensgross,
das Format der Bilder etwa 2,50 m Breite zu 1,80 m Höhe, welche Maass-
angabe indes nur auf einer Schätzung beruht«
Alle Bilder stammen aus dem letzten Drittel des siebzehnten Jahr-
hunderts.
>) Als Mannskript gedruckt. Die mit [ ] bezeichneten Anmerkungen sind später
beigefügt. G.
*) [Ob diese Bezeichnungen nicht schon verwirrt sind oder mir ungenau gegeben
wurden, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Der Besuch des Schlosses fand im
Winter statt und war ein längeres Verweilen so gut wie unmöglich. Doch habe ich
alles Thatsäcbliche auf den Bildern festzustellen gesucht.]
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- 16 -
No. 1. Bezeichnet: »Chinesen«. Chinesen mit allerlei phantastischen
Waffen, in durchaus phantastischem Kostüm.
No. 2. Bezeichnet: »Chinesen«. Ein chinesischer Handler mit
Porzellanen, welch letztere nicht ohne Interesse sind.
No. 3. Bezeichnet: »Chinesen«. Thatsachlich ein bewaffneter Japaner
und eine Japanin, davor eine Gruppe von Männern und Frauen in alt-
chinesischer Tracht (also Annamiten?), ein Mann (Mandarin) mit dem
Pinsel schreibend, neben ihm Sapeken, ein Suan-pan etc.; hinter ihm
Frauen Thee trinkend, ein Mann mit Essstäbchen essend; in der Mitte
ein Mädchen mit Kranz auf dem Kopfe (!) und langen Fingernägeln.
No. 4. Bezeichnet: »Afrikaner bei allerlei Beschäftigung«. Nur in
der Mitte des Bildes sind ein paar Neger dargestellt; ob damit Afrikaner
gemeint sind, ist bei der Umgebung derselben fraglich.
Neben ihnen in der rechten Ecke des Bildes steht ein nur mit
Lendentuch bekleideter Mann, offenbar ein Alfur (Serangese?). Die
linke Hälfte des Bildes zeigt zweifellose Malaien :
Die vorderste Gestalt ist der unter Fig. 1 skiz-
zierte Alfur (Butong?). Der Mann ist mitjeich
gemusterter, weiter Hose und ebenso Jacke be-
flP^f fW^ / / kleidet, trägt ein ausgeprägtes Alf urensch wert
f/lH!/ %^i<^// und einen Schild, wie er heute noch in der
Gegend getragen wird. Statt der mit Porzellan-
oder Muschelscherben eingepassten Ornamente
der heutigen Schilde sind phantastische Tiere (mit
europäischen Anklängen) aufgetragen, welche im
Stil an gewisse dayakische Ornamente (vgl. das
Häuptlingsgrab von Longwai bei Bock, Reise in
Ost u. d. Borneo, Taf. 8, 9) erinnern. Dahinter
stehen noch mehr fast nackte Männer von ähn-
lichem Charakter, einer mit einem runden Schild,
in der Ecke eine gut gemalte Malaiin (Sunda-
nesin) in Jacke und Sarong und mit einem ma-
laischen Beteleinsatz. Im Vordergrunde liegen
Fische, darunter Kugelfisch und Katzenhai.
No. 5.
Chinesen mit Ananas, Jack-Früchten u. s. w. Links im Bilde er-
scheint wieder der oben unter No. 3 schon erwähnte bewaffnete Japaner;
ausserdem eine Sinhalesin (oder Pegnanerin?) und ein »Wilder« mit
lang herabhängenden Ohrlappen und mit einem Bogen in der rechten
Hand. Dies Bild enthält so gut wie nichts, was von ethnographischem
Interesse ist.
iM-g. l.
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- 17 —
No. 6. Angeblich: »Afrikaner bei allerlei Beschäftigung«. Die8
Bild enthält sehr viel thatsächliches Material, offenbar sind indische
Originalzeichnungen (die sinhalesische Tänzerin, der Schreiber), Original-
objekte und Erzählungen d. h. Beschreibung von fremden Sitten und
Trachten kombiniert.
Die Mittelfiguren Hindu in reichgeschmückter Tracht (weisser langer
Rock mit goldnen Blumen in gutem Stil), in Turban und Katar im
G&rtel, die Figur sitzt und raucht eine Pfeife. Der Typus des Gesichtes
ist wertlos. Neben ihm steht eine mit tadellos korrektem Schmuck und
Kostüm gemalte Sinhalesin, welche eine Trommel unter dem linken
Arme trägt. Der Schmuck: Ohrpflöcke, Nasenring, Armbänder haben
dem Maler entweder im Original vorgelegen oder die Figur ist nach
einer guten indischen Miniatur (Kostümbild) komponiert.
Neben dem Hindu, welcher die Mittelfigur bildet, steht ein grosser
Tisch, welcher ein »kleines Museum« von indischen ^lunzsorten in tadel-
loser Nachbildnng offenbar nach Originalstücken auf seiner Platte zeigt:
Gold- und Silbermünzen mit arabischem Gepi^e, ganze Berge von siame-
sischen Silber-Tikals und chinesischen Sapeken (z. T. an Schnüren) liegen
neben sinhalesischen Hakenmünzen ■ j t und chinesischem Por-
zellangeld (mit aufgemaltem Hahn). Hinter dem Tische steht ein Nord-
indier, offenbar Kopie einer einheimischen Miniatur, doch insofern modi-
fizierti als er auf der Stirne statt des Sektenzeichens ein Glimmertilaka,
wie es die Frauen tragen, trägt und nach südindischer Weise mit einem
eisernen Griffel auf ein Palmblatt schreibt. Griffel
und Palmblatt sind ganz korrekt, doch nicht die
Haltung der Hand. Auch schreibt die Figur nicht
etwa, wie man erwarten sollte, Zahlen nieder,
sondern schreibt einige Zeilen in Tamil -Schrift.
Hinter dem Schreiber ein nackter Wilder mit weit-
herabhängenden Ohrlappen (Däyak) und einem ma-
laiischen Speer mit Spitze in Form einer Krisklinge.
In der linken Ecke sieht man einen Malaien (?) sich
einer Mon-Frau (?) nähern, welche in der Skizze
Fig* 2 wiedergegeben ist. Sie hält ein Tablet mit
einem vollkommenen, ganz korrekt dargestellten
Service zum Bet^lkauen. Nüsse in der Schale,
Kalkdose^ Nussbrecher, Spucknapf und einige fertige
Betelbissen in Blattrollen, dabei ein Packet birmanischer Cigarren.
raucht sie selbst. Im Hintergrund sieht man ganz klein einen Hahnen-
kampf dargestellt und noch weiter hinten einige Tiere, darunter ein nicht
M. f. V. 2
Eine
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— 18 —
«ehr korrekter Elefant. Im Mittelgrande des Bildes sieht man zwei
Neger, einer hält ein Paar Stransseneier.
No. 7. Über dies Bild vergleiche den Anbang.
No. 8. Bezeichnet: Insulaner des grossen Oceans. Dies Bild ist
reich an den sonderbarsten Willkürlichkeiten. Den grössten Teil des
Bildes nehmen Neger ein (Papna^s ?),
einer davon trägt einen Gelbv^an-
genkakadu, im Mittelgrande stehen
Neger nm einen Seehund (?), den
sie erlegt haben. Die Zeichnung
dieses Tieres erinnert an die Holz-
^-5^ schnitte in Gessner grossem Tier-
bach, Zürich, deutsche Ausgabe
Fig. 3.
Fig. 4.
1576, welches Werk — oder wohl
daraus abgeleitetes Material — der
Maler benutzt haben mag.
In der Ecke sitzt neben einem
Baume der unter Fig. 3 skizzierte
nach Beschreibung komponierte
Fischer (Malaie?); unter seinen
Füssen sieht man ein kurioses In-
strument, kombiniert aus einem
missverstandenen Fischspeer und
einer Keule aus der Südsee. Hinter dem Baume steht der unter Fig. 4
skizzierte Mann, bekleidet mit dunklem Oberkleid und einer seltsamen
Kopfbedeckung, welche wie eine Kapuze aus Seehundsfell aussieht. '
No. 9. iChinesen«.
Dies Bild enthält nichts von Interesse.
Um die völlige Charakterlosigkeit der darge-
stellten Chinesentypen zu zeigen, habe ich die
Mittelfigür des kleinen tanzenden Chinesen
skizziert (vgl. Fig. 5). um diese Figur herum
sitzen musizierende Chinesinnen, im Mittel-
grunde sogar eine Negerin in phantastischer
chinesischer Tracht. In der rechten Ecke
des Bildes ein Mann, welcher die Flöte bläst,
der in Gesichtstypus und Kostüm an Porträts
deutscher Männer aus dem ersten Drittel des
^* sechzehnten Jahrhunderts erinnert.
Nö. 10. >Malabaren«;
Auch dieses Bild enthält durchaus nichts, was auf Vorlagen schliessen*
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- lö -
lfi88t: es ist lediglich in Earopa rekonstruierte Darstellung nach Be-
schreibungen.
!On^P^
Fig. 6.
Fig. 7').
In dieser Beziehung steht es in gleicher Linie mit den Kupferstichen
der holländischen und deutschen Ausgaben der Reisen des Huyghen van
HD <SO «;i •ic?;^
nnos
^^/<0
Fig. 8»). Fi- 9»).
Orig.-Grös8e, Durchra. 4Vi cm. Orig.-Grösse, Durchm. 5Vi cm.
Linschoten. Linschoten, jetzt zugänglich in der Ausgabe der Hakluyt
Society in London, beschrieb zuerst ausführlich die Südrakaste von Malabar,
') [Skizze, eine Frau aus dem Stamme (Kaste) der Nayar darstellend, mit grossen
silbernen Ohrpflöcken (takka) nach einer Photographie.]
') [Ohrscheibe aus Zinn, in der Jagor-Sammlung zweimal vorhanden, mit der An-
gabe „Yetaka, Ohrscheiben aus Zinn, Xairfrauen''. Der richtige Name ist mal. takka,
tam. takkei; ye r— vermutlich Präfix der ersten Person?].
') [Ohrschoibe aus Holz, schwarz angestrichen mit gelben konzentrischen Kreisen,
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- ^ -
die sogenannten Nair's (Mal. Näjar). Solche Leute boU unser Bild dar-
stellen: Der Gesichtstypus der Figuren ist wertlos; geht aber auf Be-
schreibungen zurück (vgl. die citierte Quelle).
Ein besonderes Merkmal dieser Südindier sind die Überm&asig aus-
gehängten Ohrlappen. Die in Malabar hierzu verwendeten Ohrecheiben
(takka) und Pflöcke (töda) können
natürlich nicht in der Art einge-
schoben werden, wie der Maler
unseres Bildes sich rorstellte, vgL
Skizze Fig. 6, wenn sie auch in
der Grösse etwa der Darstellung
entsprechen. Die Art, wie sie
wirklich eingeschoben werden, zei-
gen die Skizzen Fig. 7 und Fig. 10.
/ ^ ^^^^k\ ^^ Material ist nicht, wie auf
\3 ^ ^-* ^^ ^— ' iS^ns^K I unserem Bilde Perlmutter, sondern
vergoldetes Silberblech mit Harzfül-
lung, Holz und Büffelhom, Fig. 7, 10.
Auch die reihenweis angelegten Armbänder beruhen auf einer Beschreibung,
in Wirklichkeit differieren sie unter sich (Anfangs- und Schlussring,
Fig. 10>). Orig.-Höhe 6*/, cm.
Fig. 11 und 12«).
Orig.-Angabe: „totha (tora)" Ohrknopf, Cherumarfrauen, Tierfrauen"; richtiger Name
mal. t^da, tarn. tödu. Tscheruman bedeutet nach Gundert, Malayalam Dict. s. v.: achild;
aslave, Pulayan; Tiyan pl. Tiyar von Skt. Dvlpa , Inselbewohner** ist der Name einer
Pahnzap ferkaste. Gundert s. v. ttyan (oder tivan) : an islander, the caste of the palm-
cultivators, toddy^drawers, sugar-makers etc. The Uavim („Sinhalesen**) are in fact
the same caste and both are said to have come with tiie South-tree (tennu Cocuspalme)
from Ceylon.]
') [Ohrpflock aus BUffelhom; das grOsste Stück der Jagor-Sanmüung; Orig.-Angabe
„Kumpataka** Ohrpflock der Nairfrauen**. Ich vermute unter dem verdorbenen Namen
die Mal Form von Tam. kudampei?].
[Die daneben abgebildete Frau ist nach Mateer, Native Life in Travancore 8. 112].
') [Halsbänder aus Turbinella rapa, Orig.-Angabe „palamoni**, am Hals getragen,
„üaddarfrauen**. Tamil: palamani (oder sangumani, p&lamanikkövei) die „üaddar" sind
die aus Orissa eingewanderte Maurer- und Tank-diggerkaste, welche in Tami) Ottar, in
Telugu Waddewandlu heissen. Der Name geht auf Skt. Odra zurück.]
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— 21 —
Ifittelserie etc.) in der Form nnd liegen dicht aneinander: auch ist das
Material meist Messing. Beides, Ohrpflöcke und Armbänder sind über-
haupt Patz der Frauen, nicht wie auf dem Bilde, der Männer. Die
Schur des Hauptes ist ffir gewi^^se Kasten korrekt; nur fehlt die Scheitel-
looke. Ob die eigentümlichen Eisenperlen der Brnstketten die missyer-
standenen Repräsentanten von Perlen aus Bruchstücken von Turbinella
rapa (liangumani, 6anguppä^i) sind (Fig. 11, 12), lässt sich nicht bestimmt
sagen. Das Bild hängt etwas im Dunklen.
Vor dem sitzenden Manne befinden sich zwei Frauen in ähnlichem
Schmuck und reicher Bekleidung, welche aber durchaus unkorrekt ist
Im Vordergrunde sieht man eine Gruppe Perlhühner, einen Pelikan (?)
und hinter dem Manne einen Casuar.
Anhang.
In einem besonderen Zimmer der ersten Etage des Schlosses findet
sich das oben unter No. 7 aufgeführte Bild, welches sowohl im Format
wie in der Ausführung, welche durchweg solide Grundlage erkennen lässt,
Ton den oben aufgeführten neun Gemälden abweicht.
Die dargestellten Figuren sind deutlich Eingeborne Brasiliens: Feder-
schmuck, Waffen (Wurfbrett) sowie die sie umgebenden Naturprodukte
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- 22 -
weisen deutlich darauf hin. In der Mitte des Bildes steht eine näckie
Frau, blos mit einem Blätterbüschel vor der Eörpermitte, welche einen
Korb auf dem Kopfe trägt. Hinter ihr erscheint ein von rückwärts ge-'
sehener Indianer, vgl. die Skizze Fig. 13. Rechts davon (im Bilde) steht
der Fig. 14 skizzierte Mann mit Federkrone, Lippenpflöcken, Ohrbüscheln,
Speeren, Wurfbrett und Keule, unkorrekt ist die Federbekleidung miü
die Körpermitte; quer über die Brust hat der Indianer eine Schnur
gehängt, an welcher der Kopf einer Pfeife, ein Messer, eine Scheere, ein
Kamm befestigt sind (eingetauschte europäische Artikel). Ganz im Vorder-
gründe des Bildes sitzt ein nackter Indianer nach rechts gelehnt, an den siish
ein Hund anschmiegt. In der Mitte des Vordergrundes liefen Früchte und
Tiere (Äffchen), dahinter abgehauene Hände und Beine: offenbar zur Be^
Zeichnung, dass die dargestellten Indianer Menschenfresser sind. Darüber
in der Mitte fliegt ein schwarz und gelber Vogel etwa von der Grösse
einer Taube. Den Hintergrund füllen sehr gut gemalte Palmen.
Das Bild ist insofern von ungewöhnlichem Interesse, dass es zu der
Gruppe von Darstellungen von brasilianischen Stämmen gehört, welche
auf die Sammlung zurückgehen, welche Fürst Johann von Nassau-Siegen
(1686 — 1644) in Brasilien anfertigen Hess und welche Ehrenreich in seiner
Schrift »Über einige ältere Bildnisse südamerikanischer Indianer, Globus
66, 6, 1894c ausführlich besprochen hat. Ob die Vermutung gerecht-
fertigt ist, dass die neun oben erwähnten Bilder identisch sind, mit den
neun Gemälden, welche in Driesens Biographie des Fürsten erwähnt
werden (bei Ehrenreich S. 81) und ob ferner das Schwedter Bild No. 7
zu den »sieben grossen Stück Schildereyen c (ebenda) gehört, welche
Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg aus der von Nassau'schen
Sammlung erstand, ist zwar wahrscheinlich, aber keineswegs ausgemacht,
da in einem Punkte — die Lendenbekleidung des Mannes mit dem
Wurfbrett — die Kopenhagener Bilder, welche den Mann nackt zeigen, den
Vorrang vor dem Schwedter haben. Neu aber ist, soweit ich zu beur-
teilen vermag — und auf den Kopenhagener Bildern nicht vorkommend —
der im Mittelgrund abgebildete, von rückwärts gesehene Indianer mit der
Federperrücke, der absichtlich so gestellt ist, um diesen interessanten
Kopfschmuck besser zu zeigen.
Viel zur Lösung der Frage, ob die Kopenhagerier Bilder die Kopien
der von dem grossen Kurfürsten erworbenen sind oder ob das Verhältnis
umgekehrt ist, würde beitragen, wenn der Name des Malers des Schwedter
Bildes sich würde feststellen lassen.
Grünwedel.
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über den Ausdruck Kalasütra.
In den »Notes and Queriesc des »Journal of the Pali Text Society t
1884, p. 76 — 78 hat Morris verschiedene Erklärungsversuche des Wortes
Kalasütra (Pali: Ealasutta) zusammengestellt: Fausböll übersetzt es
mit »knote und »a black (tarred?) ropec. Hopkins mit »threäd of
Deathc. Senart hält es für »some Instrument of punishment or of tor-
ture«. Nach Beals Catena p. 61 wird die Kälasütra-HoUe so gemeint:
»because the wretches confined therein are lashed with burning iron
wiresc. Dem gegenüber hebt Morris hervor, dass in den von ihm citier-
ten Stellen aus den Jätakas, dem Milindapanha,. dem Mabavastu, dem
Pancagatidipana »Kalasütra« eher »the carpenters rule or measuring
line« sein dürfte.
Das folgende japanische Citat, welches sieh eng an die von Morris
mitgeteilte Stelle aus dem Pancagatidipana anschliesst, ist deutlicher als
alles bisher Mitgeteilte. Es ist dem buddhistischen Werke Ojoyoshü*)
Ö :4. 1^ ^ ^^^* ^ entnommen.
Übersetzung:
Kokujö jigoku no koto. Über die Hölle Kokujö.
Mitsu ni Kokujö jigoku to iu wa Drittens^. Die Hölle Kokujö
tökwatsu jigoku no shita ni ari. Ta- [= schwarzer Faden = Sanskrit:
teyoko no hirosa mae ni onaji. 6o- Käla-sütra] befindet sich unterhalb
kusotsu zainin wo toraete nettetsu der Hölle Tökwatsu [= Sanjiva].
no chi ni uchifusete nettetsu no In der Länge und Breite ist ihre
nawa wo motte tateyoko ni su- Ausdehnung der der vorigen [Hölle]
miuchi shite nettetsu no ono wo gleich. Die Höllenschergen packen
kompiliert (erabu) von Genshin (chines. Yttän-sin), einem Qrama^a (Shamon)
des Ryögon-In (chines. L6ng-yen-Yüän) der Tendai-(Thien-thai)-Sekte.
•) So in der mir vorliegenden älteren Ausgabe des Ojöyöshü (von Herrn Professor
Grosse in Freiburg freundlichst geliehen), in einer neueren Ausgabe (auf der Kgl
Bibliothek, Berlin) ist eine andere Zählang befolgt.
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— 24 —
motte samiuchi no nawa ni Bhita<
gaite kirisaki.
die Sünder und schleudern sie auf
den Boden von glühendem Eisen
hin. Dann ziehen sie mit glühen-
dem Eisenfaden in der Länge und
Breite geschwärzte Richtlinien^)
und spalten mit Beilen von glühen*
dem Eisen längs der geschwärzten
Richtschnur die Sünder ausein-
ander.
Dazu stimmt die Abbildung in der älteren Ausgabe des Ojöyöshü:
Ein Teufel ist damit beschäftigt oben auf dem Kopfe eines Verdammten
das Ende der »geschwärzten Schnure (japanisch suminawa) eines
gleich näher zu beschreibenden Zimmermanns-Gerätes zu befestigen.
Fig. 1,
Fig. 2.
Fig. 8.
Die vor- und nebenstehen-
den Abbildungen') zeigen: ein
Zimmermanns - Gerät (Fig. 1),
wie es in der grossen japa-
nisch-chinesischen Encyklopädie
Wakansansaizae Heft 24 p. 4
abgebildet ist. Die Einrichtung
dieses Apparates ist leicht ver-
ständlich: um die durch eine
Kurbel drehbare Rolle ist ein
Faden gewickelt, der durch die
beiden Wände des vor der Rolle
befindlichen Farbebehälters (sn-
mitsubo) hindurchgeführt ist und
so gehörig geschwärzt heraus-
^) s um in Chi, „sumi wo utsu = to make a mark by snapping a line that has been
iDked**. Hepburn.
*) Herrn W. von den Steinen zu danken.
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— 25 —
gezogen werden und dann nach Art nnaerer »Schnnirollec oder »Rötel-
schnnrc gebraucht werden kann.
Fig. 2 ist nach einem japanischen ModelP) im Museum gezeichnet
nnd zeigt das Instrument von oben gesehen.
Fig. 3 ist ein dem gleichen Zweck dienendes siamesisches Gerät ^
aus der Mnseumssammlang.
^) Drei grosse, lackierte nnd vergoldete Suminawa („Zimmermannsparadegeräte^)
befinden eich in der ostasiatischen Abteilung des Mnseums.
^ Nach mflndlicher Mitteilung von Herrn Dr. Frankfurter allgemein in Siam
üblich.
F. W, K. Müller.
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Die drei Welten nach einem humoristischen Bilde
von Utagawa Sadashige.
(Siehe Tafel I.)
Das zugehörige Bild ist die Wiedergabe eines Farbendrucks aus einem,
dem Museum gehörigen, japanischen Sammelband, handschriftlich betitelt:
»Füryü Azumayakusha hyöban nishikiec. Letzterer enthält Theaterscenen'),
Illustrationen zu Erzählungen*) und Märchen'), einzelne Blätter aus grösse-
ren Serien*) u. a. m. — Die Überschrift des Bildes lautet: Kyökun sangai
zue = belehrende Abbildung der drei Welten (Himmel, Erde, Hölle).
Das Bild ist an den Rändern stark beschnitten, um es in das Format des
Albums bringen zu können. Dadurch ist manches verloren gegangen, so
z. B. gleich rechts oben der Anfang der Beischrift, wie links oben ein
Stück d«6 Gefasses, aus dem die Hasen schöpfen. Die etwas verstümmelte
Beischrift lautete wohl: tendo nite ningen no yoehi ashi wo chömen ni
shirushitamau = Die Sonne zeichnet die guten und bösen Thaten der
Menschen in einem Buche auf. Die Abbildung zeigt die Sonneugöttin
mit ihren Begleiterinnen. Eine der letzteren sucht augenscheinlich eine
Stelle in dem vor ihr liegenden ungeheuren Sünden-Register. Links da-
neben erblicken wir einen durch ein Femrohr nach unten schauenden
Dämon, sovne zwei Dämonen, die damit beschäftigt sind, mit einem
gewaltigen Feuerstahl und einem an einem Tau aufgehängten Feuerstein
Blitze hervorzurufen. Der Holzgriff des Feuerstahls trägt die Aufschrift:
inazuma = Wetterleuchten, Blitz. Neben ihnen sind vier Hasen und
drei Vögel beschäftigt, aus einem grossen Gefäss eine Flüssigkeit zu
*) Z. B. zur Chüshingura. Vgl. J. v. Langegg, Midzuhogusa I: Vasallentreue,
Mitford, Geschichten aus Alt-Japan.
*) Z. B. zum Soga monogatari, der Erzählung von der Blutrache der beiden Brüder
Snkenari und Tok imune. Vgl. Anderson, catalogne of the Japanese and Chinese
paintings in the British Museum p. 384, Brauns Japanische Märchen p. 353.
•) Z.B. das Jiraiya-Märchen. Vgl. Brauns 1. c. p. 9—13. J. v. Langegg, japa-
nische Theegeschichten 1884 p. 129—138. Femer das Shutendöji -Märchen, vgL J.
V. Langegg 1. c, p. 79. Brauns 1. c, p. 219.
*) Z. B. aus einer Serie der Tökaidö go jü san no tsugi, der 53 berühmten Stationen
des Tökaidö.
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— 2T —
sehöpfen; tue durch ein Sieb gcfigöasen ¥rird und nack unten zu wie dichter
Regen fiällt» Vidleicht ist da$' Ganze eine hntnoristiBohe Däiitellnng der
Entstehung deis Kanro*^). Baiden, dier" Donnergott, • umgeben ton einem
Ereia'YOil DoiOierbfommeln- sieht' dem- Windgott F fiten zny der mit Hülfe
eines Fächers seinen Windsack füllt Der neben ihm liegende grosse
floher trägt die Aufschrift go fü ^=3 5 Winde. Der mutiere Teil des
BildeSf 'di^ Menschönwelt darstellend, zeigt uns eine Anzahl festlich
geputzter, zum Teil maskierter Leute, die unter blühenden Kirschbäumen
laatwandehid» unter lebhaftem G^berdenspiel 'ihrer vergnügten' Qemüts«
stinmung Luft manchen. Ironisoh gemeint ist- wohl die Beisehrift des
Malers: hitobito yudan «ubekaraln =^ niemand darf sorglos sein!
In der Mitte des imteren Bildes erblickt man den HSUenrichter Emma,
an' aeiniehi BicbtiBrtisch^ schlafend. Der ein^ der Beamten des Meifü,
=^ »dunklen TribuAslst reckt gähnend die Arme, der andere ist sanft
cinge&chlnmmert Die Tafel, shakü'), die er vor sich hält, tragt als Auf-
schrift den Namen> des Malers Sadashige^ Hat der Maler die Fläche der
Tafel nur sinnreich' benutzt um > seinen Namen anzubringen oder hat er
humoristisch zu verstehen geben wollen, dass er sich die Unterwelt so
fidel wünsche, wenn er einst dort' zu erscheinen hat?
Rechts im Hintergrund steht unbenutzt der Hi no kuruma, der feurige
Wagen, in dem die Seelen der Bösen zur Hölle geholt werden.
Auf erinem Pfahle davor ist eine Bekanntmachung angebracht, die
den folgenden Wortlaut hat:
Kama
sonji sörö
ni tsuki tobun
no uchi aiyasumi
möshi sorö
Goza
= Da der Höllenkessel beschädigt ist, so zeige ich hiermit ergebenst au,
dass ich mich in der Zwischenzeit etwas ausruhen werde.
(Der Teufel) Stierkopf').
') Kanro = a sweet dew said to fall from thc sky. Hepbum. Vgl. Wakansan-
saizue Heft 3, p. 18 b.
') Längliches Täfelchen, um Befehle des Herrschers bei Audienzen zu notieren,
jetzt nur noch als Ceremonialobjekt in den Händen gehalten. Hepbum.
*) Zwei häufig abgebildete Teufel: Gozu = Stierkopf und Mezu = Pferdekopf.
Aus dem Buddhismus auch in das taoistische Pandämonium übernommen. Siehe Ethnol.
Xotizblatt, Heft 2, pag. 30, No. 81, 82.
Andere buddhistische Typen sind ebendaselbst No. 13, 52, 54, 56, 87, 92, 97,
118, 156 u. a. mehr.
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Zwei grüne und ein roter Teufel sind damit beschäftigt, den Udierten
Kessel wieder zu flicken. Eine Teufelin mit einem jungen grünen Teufel
auf dem Rucken kommt rieh nach diesem unerhörten Geschehnis zu er-
kundigen. Über dem Kessel befinden sich noch die folgenden Worte:
jigoku wa onore ga kokoro ni shözu = die Hölle entsteht im eigenen
Innern, diesmal auf den Höllenkessel bezogen. Links vom BichtertiBcb
Emma*s sehen wir die sogenuinte »anklagende und die entschuldigende
Stimmet, beide in gemütlicher Unterhaltung (als 2 Köf^e auf einem
Lotosstander dargestellt). Auf dem Boden ist ein Teufel damit besdilf-
tigt den Jöhari no Kagaiüi (den Höllenspiegel, in welchem die Tbaten der
Menschen sich spiegeln) zu polieren. Die »Alte Yom Sanzugawaic (die
den Toten die Kleider abnimmt), flickt ihr Tigerfell, auf dem sie gewöhn-
lich sitzt Neben ihr ein blauer Teufel, der sein Pfeifchen schmaucht,
▼or ihr ein grüner, mit Eisenkeule bewaffneter Teufel, der ihr offenbsr
etwas sehr Lustiges erzählt, wie die Mienen der Drei zeigen. Das Plaktt
rechts hinter der Alten trägt die Aufschrift: Sanzugawa (Dreiwegestrom),
daqenige links vor dem mit Stacheln besetzten Berg lautet:
jigoku togauin no
hoka noborubekarazu
= Die Verdammten ausgenommen darf hier niemand hinaufsteigen!
F. W. K. Müllef.
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Zum Fetischwesen der Ewe.
(Siehe Tafel U und HI.)
Dem jüngst verstorbenen Afrikaforscher tu Banmann ') verdankt das
Museum unter vielen anderen wertvollen Stücken auch eine Kollektion
von Gegenständen, die geeignet sind, über den Fetischdienst und den
Aberglauben der Ewe-Bevölkerung des südlichen Togogebietes manchwlei
wertvolle Aufschlüsse zu geben. Baumann hat es jederzeit während seines
mehr ab sweijährigen Aufenthaltes auf Misahöh^ verstanden, den Inter*
essen der Wissenschaft in vollstem Maasse gerecht zu werden. In ruhigen
Zeiten ein Meister aArikanisdier Diplomatie, der ohne je Anstoss zu
erregen es verstand, selbst die grössten Stammes- Heiligtümer nach
Europa zu schaffen, wusste er auch in Zeiten kriegerischer Verwick-
lungen jede sich darbietende Gelegenheit zu bequtzen, die Sammlungen
der Königlichen Museen zu bereichem. So erbeutete er während des
Aufstandes der Towe-Leute im März 1895 eine grössere Anzahl von Thon-
und anderen Fetischen, die er als wertvolle Belege westafrikanischen
Götzendienstes dem Museum für Völkerkunde übersandte.
<) Ernst Baomaim war am 9. Februar 1871 zu Grottkau in Schlesien geboren.
Sein Vater war später Krankenhaus -Inspektor in Brieg. Von Haus aus, Botaniker,
ging Baomann, nachdem er in erster Linie auf der Seewarte in Hamburg, dann auf
dem Orientalischen Seminar in Berlin sich für den Forscherberuf vorbereitet haite«
Anfang 1898 im Auftrag des Auswärtigen Amts nach Deutsch-Togo« Wählend
zweier Jahre war er dort Stationsassistent resp. stellvertretender Stationsleiter toü
MisahOhe, das er auf längere Zeit im Herbst 1894 nur einmal verliess, am die deutsche
Togo-Expedition nach Salaga zu begleiten. Dahingegen war Banmann unstreitig der
beste Kenner der n&hem Umgebung von MisahOhe; dafor zeugen zahlreiche und um*
fangreiche botanische, zoologische und ethnographische Sammlungen, die, mit unge^
heurem Fleiss und grosser Sachkenntnis zusammengesteUt und mit den ausreichendsten
Angaben versehen, Flora, Fauna und Ethnographie des Qebiets um den mittlem Teü
des Togogebirges annfthemd erschöpfen. Einen sehr wertvollen Teil seiner ethno«
graphischen Sammlung verdankt Baumann dem Feldzug gegen die aufständischen
Towe-Leute im Hftrz d. J., den er energisch durchführte und in dem es ihm gelang,
eine ziemlich umfangreiche Kollektion von Thonfetischen zu erbeuten. Im Sommer
d. J. kehrte B. gesund nach Europa zurOck, erkrankte ^ber in Madrid heftig am
Schwarzwasserfieber, dem er, nachdem er sich noch bis Coln geschleppt hatte, im
dortigen Augusta-Hospital am 8. September erlag. Sein frtlher Tod ist ein schwerer
Verlust sowohl fdr die Wissenschaft, in deren Dienst er sich in aufopferndster Weise
gestellt hatte, wie auch für £e kulturelle Entwicklung unserer Togo-Kobnie.
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— 30 -
Baumann war aaf Grund seines langem Aafentbaltes im Lande und
seiner Kenntnis der Landessprache mit den Sitten und Gebräuchen des
Volkes aufs Innigste vertraut und somit in der Lage, den von ihm ein-
gesandten Sammlungs-Gegenstanden Angaben beizufügen, denen man ohne
jedes Misstrauen begegnen kann. Aus diesem Grunde und aus der Über-
zeugung heraus;.' Väliss j«de Änderung der ursprünglichen Fassung den
Wert der Angaben nur sehnigen wurdej_$owie aus Pietät gegen die
Manen des Jüngstverblichenen sind im Folgenden die Originalangaben
Baumanns, wo immer es angängig erschien, unverkürzt wiedergegeben.
f. Thonfetisohe aus der Landschaft Towe.
»Die Landschaft Towe liegt zwei Stunden südlich der Station Jfissr
hfihe in der. weiten Ebene zwischen Agngebirge im Osten, Kpatawebergm
im.Westto, dein Agomegebirge^im Norden und den kleinen Höhenzügen
bei Atigbe und Assann im. Südosten. Das ganze Gebiet läset sich als
ein grosser, weiter Thalkessel auffassen, in dem. eine grosse Zahl kleinerer
jl j.
tind' grösserer Wässerläufe wie der Ahä und Häso ihren Weg riehmeb,
3ie 'alle nach Südwesten zum Todji abfliessen. Die reiche ^Bewässerung
bedingt eine grosso Fruchtbarkeit, die in dem Vorkommen zahlreicher,
ausgedehnter Wälder von ürwaldcharakter ihren vollkommensten Aus-
dlTick findet. Der Buschwald beherbergt zahlreiche ölpalmen, die sict
oft zu prächtigen Hainen zusammenschliessen.
Die Fruchtbarkeit des Bodens, der in erster Reihe Yams (Dioscorea)
in einer Reihe von Spielarten und vorzüglicher Güte hervorbringt, hat
an^h eine starke Bevölkerung zur Folge. Auf einem Flächenraum wenig
grosser als drei Geviertkilometer befinden sich fünf grosse Dörfer:
± jL ' ± J.
Ahunjo, Avelemme, Ati, Djigbe und Abesia.
Die Geschichte aller die Ewesprache redenden Stämme, soweit sie
noch in der Überlieferung lebt und sich durch vorsichtiges, möglichst
umfangreiches Befragen (nach sorgfältiger, wohlerwogener Ausmerzung des
Unwahrscheinlichen) hat feststellen lassen, deutet auf grosse Wanderungen
yon Osten her, in einem Fall zurückverf olgbar bis zu Ende des 17. Jahr-
hunderts. Die Sage verlegt die Urheimat nach Maupe,' auch Notje, wahr-
scheinlich ist sie aber in der Gegend des heutigen Makh^ zu suchen, im
Norden von Dahomey, da wo auf »unermesslich hohen Bergen eue und
eutrt) (Sonne und Mond) wohnen c.
Die Toweer scheinen schon weit früher ausgewandert zu sein, denn
die Eingebomen der Landschaft Agome fanden sie bei ihrer Zpwancl^ng
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- 31 ~
bereits vor und zwar wohnten sie damals bis zum Südabhang des Agome-
gebirges zwischen Jo und Podje; sie werden auch stets als urangesessen
Migesehen. Der Volksglaube erzählt, dass sich einst ein FÖ genannter
Baum geöffnet habe, dem ein Mann und ein Weib entstiegen seien, aus
deren Kindern und Kindeskindem der heutige Towestamm hervorgegangen
sei. Doch findet die Annahme; dass die Tow^leute letzte Reste eines
autochthonen Stammes sein könnten, selbst in der geringen Verschieden-
heit ihres Dialektes, der ihnen mit den Stämmen am Aga gemeinsam ist,
keine Stütze , denn er kann sich sehr wohl durch die jahrzehntelange
Abgeschlossenheit herausgebildet haben. Eine eigene Sprache, wie sie
einer grossen Zahl von Stämmen unseres Togogebietes eigentümlich ist^
(Avatime, Logba, Tafi, Buem, Okaü), fehlt ihnen.
Die Toweer galten von altersher als arge Räuber und Wegelagerer,
die wiederholt die angrenzenden Bewohner überfielen und davonführteu ;
besonders hatte Agome zu leiden, dessen damalige Hauptstadt Kuklupue
(noch heute sieht man die Ruinen in der Nähe von Podji) sie zerstörten
und die Bewohner zwangen, sich auf die Berge zurückzuziehen. Nach
der Neuerstarkung des Agomestammes machte dieser aber von seinen
Felsennestern aus Ausfalle gegen Towe und drängte es bis in die Gegend
des heutigen Palime zurück, später noch eine Stunde südlicher, dahin,
wo sie noch heute sich befinden. Rauhe, rohe Sitten, ünbotmässigkeit
und Lust und Gefallen an Händeln haben sie schon des öftern seit der
Besitzergreifung Togos durch Deutschland in Streitigkeiten, mit der Re-
gierung gebracht und die heutige teilweise Vernichtung des Stammes
herbeigeführt. Die ganze Landschaft, besonders aber Abesia betrieb eine
lebhafte Topfindustrie, nicht minder lockte auch der reichlich vorhandene
Lehm zu figürlichen Darstellungen, die in der Herstellung von Götzen,
ihren Ausdruck fanden.
Jedes Dorf besitzt einen Hauptfetisch, der sehr verschieden, meist
aber mit in Reihen angeordneten Kauris besetzt, dargestellt wird. Mau
erbaut ihm eine Hütte, häufiger vor, seltener im Dorfe. Alle Haus7
Fetische stehen unter diesem Dorffetische legba, sind gewissermaasseh nui*
seine Organe, und nur der darf sich einen Hausfetisch machen lassen,
JL
der regelmässig dem legba opfert. Der Dorffetisch beschützt das Dorf
in seiner Gesamtheit, die Haasfetische (je nach Anzahl und verschiedener
Darstellung in getrennten Funktionen) Haus und Familie ihres Besitzersc.
Der legba ist in der Baumann^schen Sammlung leider nicht vertreten.
Nach Herold (Mitt. a. d. deutsch. Schutzgeb. 1892 pg. 146) scheint er
das böse Prinzip darzustellen, da die ihm gebrachten Opfer nur den Zweck
haben, das Böse fernzuhalten.
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— 32 —
Die im Nachfolgenden aufgeführten Haasfetische zerfallen in mehrere
Klassen^ sind aber für jede Klasse meist in mehreren Exemplaren vertreten:
1. Ata. »Er erkennt die Feinde seines Besitzers und tötet siec.
Nach Herold (a. a. 0.) weiss Afa alles was im Lande vorgeht, und vor-
gehen wird, warum z. B. jemand krank geworden oder einen schlechten
Traum gehabt hat« Afa ist in der Sammlung in vier Exemplaren ver-
treten. Bei allen sitzt die rohe Thonfignr des Fetisches in einem halb-
kugeligen bis flachen Thongefäss, an dessen Boden sich seine Basis
anschmiegt. Auf dieser breiten, massigen Basis erhebt sich ein meist
schlank zulaufender Kegel, aus dessen oberem Teil das Gesicht des Fe-
tisches gefcArmt wurde, solange die Masse noch plastisch war. Das Gericht
ist entweder bis zu ziemlicher Feinheit durchgeführt (III 6033. 6036,
Fig. 1 und 5 Tafel lU), oder nur durch einige Vertiefungen angedeutet,
die Augen, Nase und Mund darstellen sollen. Bei den beiden ausgepräg-
teren Physiognomien sind die Augen durch Kauris dargestellt. Den Scheitel
krönt in drei Fällen ein Bfischel von kleinen Hühnerfedern; beim vierten
(Fig. 5) sind Spuren eines solchen Büschels nicht zu finden. Vor den
Federbuscheln sind bei III G 6033 und 6035 (Fig. 1) Eisenstücke in
den Lehm eingelassen, bei ersterem ein hufeisenförmig gebogenes vier-
kantiges Stück Eisendraht, bei dem andern ein kleines Stück Flacheisen.
Den Hals, wenn man die kaum merkliche Einschnürung des Körpers so
nennen darf, zieren schmutzige Bänder aus Baumwolle oder Bast.
2. Es-se. »Ist nur ein unthätiger Gesellschafter des aC, daneben
auch zuweilen als Vermittler zwischen afa und legba gedacht. Er ver-
langt keine Opfer, aber des öftern einen erneuten Anstrich. c Zwei Exem-
plare vorhanden, III C 6040. 41 ; in der Form den vorigen ziemlich ähn<^
lieh. Der Gesichtsausdruck beider erinnert stark an III C 6036 (Fig. 5).
Beide sind mit weisser Thonerde getüncht und tragen eine in den
Wirbel eingesteckte kleine Schwanzfeder eines Papageis (nach Banmann
wahrscheinlich von Agapornis puUaria). Einer der Fetische steht auf
einem blangemusterten europäischen PorzellanteUer, bei dem andern fehlt
der Untersatz*
3* Wos-sa. »untersteht dem afa und heilt Krankheiten, doch ver«
mag er nichts ohne dessen Befehl; deshalb muss der Besitzer beiden
opfern. Ist das geschehen, so bringt er den wossa ausserhalb des Dorfes in den
Busch und damit gleichzeitig die Krankheit aus dem Hause heraus.€ In der
Sammlung durch zwei sehr von einander abweichende Formen vertreten:
a, m 6042. Fig. 6 Taf. IIL Lehmmasse von 9 cm Höhe; ohne
Untersatz* Der walzenförmige Körper ist rund herum mit reiheiiweis
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— 33 —
angeordneten kleinen Eanris besetzt, die bis zar Mitte ihres Volumens
in den bellgrau-brannen Lehm eingedrückt sind. Den kaam angedeuteten
Hals nmgiebt eine dünne Schnur mit einigen sehr kleinen weissen Perlen.
Das Gesicht ist wohl ausgebildet, die Augen sind durch zwei Kauris
ersetzt, im Wirbel steckt eine kleine Papageienfeder wie bei den
vorigen.
b. III C 6043. Fig. 2 Taf. III. 24 cm hoch, auf einem tiefen Thon-
topf sitzend. In Form und Ausdruck sehr verschieden von Fig. VI. Die
untere Hälfte des Kopfes ist umhüllt von einem dicken Lehmm^ntel, der
sich vorn breit öffnet, um für den schnauzenartig weitvorspringenden
Mund Platz zu geben. Die Augen, wiederum zwei Eauris, sind ganz
ungleichmassig angebracht, im Übrigen Kopf und Mantel völlig mit Eanris
besetzt, die, reihenweis angeordnet, oben im Wirbel in vier radialen
Strahlen zusanmienlaufen. Eine Feder ist hier nicht vorhanden.
4a. III G 6044. Fig« 4 Taf. III. Bele. »Tötet alle diejenigen, -die
von seinem Besitzer Lügen ausstreuen.« Eegelstumpf mit massiger Basis,
die in einem massig tiefen Thongefass ruht. Ein Gesicht ist nicht aus-
gebildet, wohl aber laufen von einem Eranz von Eauris, der die obere
Endfläche umrahmt, vier andere Eaurireihen divergent nach unten.
4b. III C 6046. 46. Fig. 2 Taf. lU. Zwei Fetische gleichen Na-
mens und gleichen Zweckes wie der vorige, aber ganz anderer Form.
Es sind dies ovale Lehmplatten von 20 bis 25 cm Durchmesser und
ca. 9 cm Dicke. In einem Falle ist von der Scheibe ein Segment abge-
schnitten (Fig. 3), im andern ist sie mit einem rechtwinklig abgesteiften
Rand versehen. In der Mitte der Platte sind drei nach oben etwas kon-
vergierende Holzstäbe durchgestossen, die im letzten Viertel ihrer Höhe
gemeinsam einen Stein tragen. »Fällt dieser Stein einstens herunter, so
ist das das Zeichen, dass der unbekannte Verleumder oder Schänder das
Namens im gleichen Augenblicke gestorben ist.€ Diese schlackenartigen
Steine sind von verschiedener Grösse, häufig mit Baumwollfäden über^
spönnen und mit Hühnerblut getränkt. Hühnerfedern sind übrigens auch*
der Lehmscheibe an verschiedenen Stellen eingepflanzt.
II. Hömerfetisohe vom Agugebirge.
Aus einer altern, im Februar 1894 eingegangenen Sammlung Bau-
manns verdienen ein paar Fetische hervorgehoben zu werden, die aus
Nyabö am Agugebirge, ca. 20 km ESE von MisahShe stammen. Der
Chef jenes Ortes heisst Blaku. »Die Bewohner siud Eweneger, unter-
M. IT. Q ^
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~ a4 -
scheiden sich aber in Gemeinschaft mit den übrigen das Agngebirge be-
wohnenden Eingebornen von den friedlichen, indolenten Bewohnern der
Ebene westlich von ihnen durch mehr kriegerische^ aber anch aufgewecktere
Sinnesart. Räubereien und gegenseitiges Wegfangen von Bewohnern sin^
alltäglich^ andrerseits findet man hier mehr als anderswo europäische
Eultnrgegenstande« Man sieht zinnerne Löffel und Eimer und ausser^
ordentlich häufig europäische Kleidungsstücke, darunter auch Schuhe,
Westen, englische schreiend rote Uniformjacken, Livreen etc.; der Chef
besitzt sogar einen in irgend einer Faktorei abgelegten Divan. Die Ur-
sache dieser Erscheinung ist der starke Verkehr englischer und deutscher
schwarzer Händler, die sich das ganze Jahr hindurch zum Ankauf von
Gummi hier einfinden and viele der eben genannten Artikel als Tausch-
objekte mit sich führenc.
Dieser Einfluss europäischer Kultur erstreckt sich nicht nur auf
Gegenstände des täglichen Gebrauchs, sondern auch auf die des Kultus.
Ein paar ebenfalls aus Nyabo stammende grosse Trommeln, die dem Mu-
seum durch Baumann Übersandt wurden, fuhren die Bezeichnung tam-
pani, in der ohne weiteres die englische Form tympan des alten iym-
panum wiederzuerkennen ist. Ein zu derselben Sammlung gehöriger
weiblicher Fetisch, die Friedensgöttin ebenyön, ist eine Holzfigur mit
über das Haupt emporgestreckten Händen, als wollte sie den Segen des
Himmels auf die Bewohner des irdischen Janmierthals herabflehen. Nach
Baumann hat es mit dieser Friedensgöttin folgende Bewandtnis:
>God save the b'ngt, sagt der Goldküstenneger, »mavn ledjic der
Bewohner des Agu zu seinem Häuptling, wenn dieser die Göttin ebenyon
neben sich oder auf dem niemals fehlenden, roten, ungeheuren Schirm
zu stehen hat. Dabei erhebt das Volk die Hände, gerade wie es der
Fetisch auch thut.€ Dieser Fetisch ist also ebensowenig einheimischen Ur-
sprunges wie der von Henrici (D. deutsche Togogeb. u. m. Afrikareise.
Leipzig 1888. pg. 60) und Herold (a. a. 0. p. 154) erwähnte Gebranch,
dem Toten drei Hände voll Erde in das Grab nachzuwerfen. Dagegen
glaubt Baumann unbedenklich als autochthon anerkennen zu dürfen:
1. Böne, Fetisch gegen feindliche Kugeln. III C 5899^ \ Fig. 7.
Zwei massig grosse BüffelhÖrner sind an ihrem offnen Ende mit Baum-
wollzeug verschlossen, das auch den untern Teil des Homs als Mantel
umgiebt. Auf diesem Zeug sind mittelst einer schwarzen Masse zahl-
reiche Kauris in Reihen befestigt, die teilweise verschwinden unter der
Masse der ihnen mittelst Hühnerblut aufgeklebten Francolinusfedem.
2. Akbu, kleiner Höruerfetisch gegen feindliche Messerstiche (III C
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— 35 -
5900^ ^ Fig. 8). Ebenfalte zwei Hörner eines Tieres, das Baumann
nicht anzugeben vermag, das aber die Eingeborenen ate Buschziege be-
zeichnen. Der Fetisch gleicht in seiner Technik dem rorigen sehr, nur
die Federn fehlen.
Fig. 7.
Fig. 8.
Schädeltrommeln aas dem Otschi-Gebiet.
Im Anschluss an die im I. Heft des Notizblattes p. 39 f. gebrachten
Nachrichten über Trommeln mit Menschenschadeln im Togogebiet sei hier
Folgendes mitgeteilt:
Das Museum ist im Lauf des Sommers in den Besitz von drei
Schädeltrommeln gelangt und zwar ausschliesslich durch die Fürsorge des
trefflichen Baumann. Die grösste der Trommeln stammt aus dem im
Otschi-Gebiet liegenden Nkonya, entspricht aber nicht den von Herold
in seinem Brief (Notizblatt I) an jenem Ort gesehenen. Die Erwerbung
hat, wie Baumann in einem Privatbriefe mitteilt, ungemein grosse Schwie-
rigkeiten verursacht. Da selbstverständlich keiner der umwohnenden
Stämme von dem Verkauf des Heiligtums das Geringste erfahren durfte,
so wurde, nachdem das Kaufgeschäft mit dem Stammeshäuptling und den
S*
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— 36 —
Fetischpriestern abgeschlossen worden war, die Trommel in dankler Nacht
ans dem Hanptlingshause geholt, wohl verpackt and dann schleunigst
nach der Station Misahöhe befördert
Obwohl die Trommel in ihrem Äusseren von der in der Herold*8chen
Skizze (Notizblatt I p. 40) wiedergegebenen einigermassen abweicht, so
ist hier dennoch auf eine bildliche Wiedergabe verzichtet worden, da
dieser unterschied nur unwesentlicher Natur ist Die Baumann^sche
Trommel (III C 6128) ist beträchtlich schlanker als die skizzierte, 1,22 m
hoch, bei nur 0,45 m Durchmesser; oben und unten ist der Gylinder
verjüngt. Die Trommel trägt, im Gegensatz zu der Herold'schen und
der vom Missionar Fies (a. a. 0. p. 40) beschriebenen, mit 9 Schadein
geschmückten Trommel von Ho, nur eine solche Trophäe. Bezüglich des
Gebrauchs ergänzt Baumann die Angaben Herold's in den Mitt aus d.
deutschen Schutzgebieten p. 148 in folgender Weise:
»Alljährlich im Oktober findet in Wurupong, der nördlichsten Stadt
der Landschaft Nkonya, das Fest des Hauptfetisches Sia statt, zu welchem
die Fetischtronmiehi aus Betinasse, ihrem ständigen Aufbewahrungsort, iu
feierlicher Prozession überführt werden. Zwei derselben (die auf kerne
Weise erhältlich waren) besitzen grobe Schnitzereien, die dritte (die un
Museum ausgestellte) ist ohne figürliche Darstellungen und gleicht somit
vollständig den Trommeln von Ho und Avatime. Beim Trommeln geraten
die Scludel in Bewegung, sie »nickenc. Ist unter den Teilnehmern am
Fest ein Mann, der demselben Stamm angehört wie der Schädel, und der
Schädel nickt ihm zu, so wird er vom Fetisch Sia getötet, nachdem er
in Irrsinn verfallen ist; doch ereignet sich dies sehr selten, weil die
Schädel meist erschlagenen Aschanti-Eriegem angehören.t
Die beiden anderen Trommeln III C 6067 und 6068 stammen tos
Kpandu« Beide verdankt Baumann der persönlichen Freundschaft des
Königs Dagadu. Sie sind wesentlich kleiner als die Trommel aus Nkonya,
56 cm hoch bei ca« 30 cm Durchmesser, stinmien aber sonst in ihrer
äusseren Form genau mit jener Überein. Eine von ihnen ist auf Taf. II
in Vs der wirklichen Grösse wiedergegeben. Die beiden Schädel stammen
von erschlagenen Aschanti-Eriegem her, ebenfalls die links und rechts
von ihnen befestigte Tibia und Fibula. Die andere Trommel gleicht der
abgebildeten fast völlig, nur das statt der Fibula eine zweite Tibia neben
den Schädeln befestigt und der Rumpf der Trommel mit grauem, rot-
gestreiftem Baum wollzeug umhüllt ist. Beide Trommeln dienten als
Eriegstrommeln.
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-^ 37 -^
An dieser Stelle möge im Zusammenhang mit dem Vorhergehenden
erwähnt werden, dass Dr. Zintgraff in den Oefechten gegen die Banyang
im nördlichen Kamerun-Gebiet in den ersten Tagen des Januar 1889
grosse Trommeln erbeutete, die in ihrem Äusseren, einer mir von Dr. Zint-
graff gütigst übermittelten Skizze zufolge, der Herold'schen Trommel you
Nkonya auffallend ähneln. Auch diese Trommeln waren rundherum mit
Menschenschädeln behangen, die beim Trommeln mit der Kinnlade klap-
perten (Nord-Kamerun p. 152). Leider war Zintgraff in jener kritischen
Zeit nicht in der Lage, eins der interessanten Stücke für das Museum zu
retten, sondern gezwungen, sie zu yerbrennen.
K. Weule.
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Indianische Kartenzeichnungen und Kerbstöcke.
In der Sammlang, die der Zoologe Herr Dr« Bobls bei den Lengna
am rechten Paraguayufer (ungefähr 23^ s. Br.) angelegt hat, befindet sich
(V. G. 1830) eine Kalebasse mit einer eingebrannten, aus Schlangenlinien
und Knäueln bestehenden Zeichnung. Der Scheitel der Frucht ist mit
3 konzentrischen Kreisen umgeben, ygl. a der Abbildungen. Von hier
aus läuft an zwei sich gegenüberliegenden Stellen je eine Doppellinie zu
dem Oberteil der Kalebasse hinauf und endet unterhalb des mit spitzge-
zacktem Rand ausgeschnittenen Deckels. Die zweilinige Bahn wickelt
sich auf der einen Seite zu 5, auf der andern zu 4 Knäueln auf, Ygh b
bis k der Abbildung; die Knäuel sitzen sämtlich endständig den Ab-
zweigungen der Hauptbahn auf, ausgenommen bei b, wo sie selbst sieb
aufrollt und dann erst fortsetzt, Herr Dr. Bohls hat von einem Indianer
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— 39 —
die Erläuterung eropfangen, dass die Figur a den Toldo bedeute, in dem
de 8icb zur Zeit aufhielten, und dass die Knäuel andere Toldos darstellten,
zu denen man nach der einen oder nach der entgegengesetzten Richtung
in der vorgezeichneten Reihenfolge und Verteilung hingelange. Es liegt
also eine Kartenzeichnung yor, wie sie gewöhnlich in roherer Art und
Weise zur Auskunft in den Sand gemalt wird. Weitere Einzelheiten
werden nicht berichtet.
Das Museum besitzt noch ein zweites ähnliches Beispiel (VC 461)
in einer andern Lengua-Sammlung. Hier ist die Kartenzeichnung auf einem
kleinen Rasselkürbis, vgl. die Abbildung, ein-
geritzt. Sie verläuft als eine mehrfach rechts
oder links Wegstücke abzweigende und zum
Teil quer gestrichelte Bahn von dem Frucht-
scheitel abwärts in der Richtung des Flaschen-
halses, den der Indianer oder (nach Dr. Bohls)
das Indianerkind umfasst hält, wenn die Rassel
geschwungen wird. Die Mitte der Zeichnung
stellt eine ovale Verbreiterung dar und müsste,
nach der Erklärung fnr die Bohlssche Kalebasse
zu urteilen, einem Toldo entsprechen; gemäss
der centralen Lage und beim Fehlen anderer
Toldos dürfte sie selbst den Toldo des Künstlers bedeuten.
Beide Frucbtschalen weisen noch sonstige Zeichnungen auf, die keinen
Anlass zur Erörterung bieten. Dagegen ist es vielleicht in diesem Zu-
sammenhang von Interesse, die beiden nebenstehend abge-
bildeten Kerbstöckchen der Sammlung Bohls zu erwähnen.
Der Lengua schneidet, an dem einen Ende des Stöckchens
beginnend, für jeden Tag seiner Reise eine Kerbe ein und
fangt beim Rückmarsch von dem andern, noch freien Ende
des Stöckchens zu kerben an. So ist er unterwegs in der
Lage zu berechnen, wie viele Ts^e er noch von seinem
ersten Ausgangsort entfernt ist. Bei der Rückkunft wird
das Kerbstöckchen in der Mitte durchgebrochen.
von den Steinen.
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Zixr Ornamentik der Maori.
Im »Ethnolog. Notizblattc Heft 11 habe ich kurz über alte Ganoe-
Schnitzwerke aus Neu-Seeland berichtet und eine ausführlichere Publi-
kation derselben in Aussicht gestellt. Inzwischen hat H. Schurtz in
einer sehr interessanten und lesenswerten Abhandlung über die Eunst-
stile der Naturvölker (Zeitschrift für Bauwesen 1895) die Bugzier dieses
Bootes abge))ildet und Darstellungen yon drei Vögeln auf derselben nach-
gewiesen. Da meine ausführlichere Veröffentlichung vermutlich erst im
nächsten Jahre erfolgen wird, möchte ich einstweilen darauf hinweisen,
dass ausser den drei von H. Schurtz erkannten Tieren noch zwei weitere
dargestellt sind und zwar nahe dem unteren Rande des grossen Langs-
stückes, da wo dieses dem langen, mit kleinen Vögeln in der Art der
make tnake verziertem Horizontalstück aufruht. Diese beiden Tiere scheinen
auf dem Rücken zu liegen, während die drei von H. Schurtz erkannten
aufrecht stehen ; sie unterscheiden sich auch dadurch von diesen, dass sie
nicht runde, sondern etwas längliche Augensterne haben. Sie sind nicht
ganz leicht zu erkennen und auch die Maori selbst, denen der gegen-
wärtige braunrote Anstrich des Stückes zu ^»dankenc ist, scheinen sie
übersehen zu haben; wenigstens sind auch die Augensterne braunrot über-
malt und nicht weiss, wie sonst stets, wo sie ak solche erkannt wurden.
Man kann übrigens beide Tiere ganz gut auf der Zeichnung Abb. 59
bei H« Schurtz erkennen, noch viel besser freilich auf dem direkt nach
dem Original hergestellten Lichtdruck meiner Tafel in Heft H des Notiz-
blattes auf der Abbildung rechts unten.
V. Luschan.
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' ' 1
Eine wertvolle Sammlnng, die (von nnbekannten
Teilen Neu-Gninea's her) dem hiesigen Mosenm aus
dem Nachläse eines ungarischen Reisenden zuge-
gangen war, wurde, früherer Ansprüche wegen,
dem Ethnologischen Museum in Budapest über-
laseen, unter gegenseitiger Vereinbarang über spätere
Rücksendung von Donbletten (im Tauschverkehr).
Aus damals vorläufig aufgenommenen Photo-
graphien grösserer Holz-Idole folgt eine derselben
anbei 9 und wird darauf später, bei den (auch
im Museum zu Budapest) bevorstehenden, Veröffent-
lichungen zurückzukommen Gelegenheit sein (für
anschliessende Einzelnheiten).
.iC
1^,
V\
^c^
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OstaMkanische Erwerbungen im Jahre 1895.
Die Umge Reihe von Erwerbongen des Rönigl. Mnseoms aas Ostafrika beginnt mit
einem Geschenke von Herrn Lieutenant R. Böhmer. Unter den 29 dnrchwegs sehr
schönen und ^rtvollen Stücken dieser Sendung ist ein StCick^ III. E. 8808, ganz besonders
bemerkenswert: Eine grosse, ganz mit allerhand Amuletten behängte Hanf Pfeife aus
Ugogo mit einem Flaschenkftrbis Ton 0,70 m Länge; an derselben sind an dünnen Leder-
streifen oder an gedrehten Schnüren zunächst eine Menge von Tierknochen befestigt und
zwar, nach einer Herrn Matsch ie zu yerdankeoden Bestimmung, ein Schulterblatt und ein
Bein yon Gephalopbus monticula, Thunb., der Zwerg-Antilope, sowie ein Lendenwirbel,
der wahrscheinlich demselben Tiere angehört; femer ein Unterkiefer der Borstenratte,
Aulacodus swinderenianus, Tessin und zwei Unterkiefer des Maki, Galago crassicau«
datus Ptrs, dann der Zwischenkiefer einer Procavia und ein Schädel der Panthersehild-
kröte, Testudo pardalis L. sowie der Unterkiefer eines Fisches, Bagrus; femer sind ein
Stück Beinhaat und ein Schwanzschild derselben'Schildkrötenart angehängt; zwei grosse
Stücke vom Halsende von Flaschenkürbissen, drei zugespitzte Holzstäbchen und ein
Stück Messingdraht gehören. wohl zum engeren Inventar des Rauchers, als Behälter für
Hanf und als „Pfeifenräumer*", ebenso vielleicht ein ganz kleines eisemes Messerchen
mit quergestellter Schneide sowie eine runde Scheibe aus einem Flaschenkürbis, die als
Ersatzstück für die Platte gelten kann, die bei ähnlichen Wasserpfeifen stets zor Ver-
stärkung der Wand da angebracht ist, wo der Pfeifenstiel in den Kürbis eingepflanzt
wird; die anderen Dinge hingegen, die noch weiters an der Pfeife angebracht sind,
können, wie die Knochen, wohl nur wieder als Schmuck oder als Amulet betrachtet j
werden; und vor allem zwei grössere bearbeitete Stücke Stahl, wohl von europäiseheo ^
Flintenschlössem, ein Stück zusammengerolltes Eisenblech, eine eiserne Spirale, an-
scheinend von einem alten Speerschuh, eine grosse Öse aus Eisendraht, ein Ring aus
Messing, ein anderer aus Eisen^ ein Stück Baumrinde, ein Stück von einem Rhizom und
schliesslich eine Schnur mit sehr ungleichmässigen, anscheinend recht alten weissen '
Glasperlen.
Die übrigen Stücke des Böhmer'schen Geschenkes seien hier nur kurz aufgezählt, |
sie werden demnächst an anderer Stelle') ihre wissenschaftliche Verwertung finden:
III. E. 8804. Tabakspfeife. Ugogo. III. E. 3812. m6a«o, Hacke (Axt) mit qoerge-
- - 3805/6. Zwei Büchsen für Schnupf- stellter eiserner Klinge.
tabak ans Rhinoceroshom. Ugogo.
Ugogo. - - 381$. nhengoj Beil. Ugogo.
- - 3807. Eiserne Pincette. Ugogo. - - 3814. nhemo, do.
- - 3808. Brenneisen zum Bohren von - - 3815. Wurfkeule aus Holz. Ugogo.
Löchern. Ugogo. - • 8816. Lederköcher mit 11 Pfeilen.
- - 3809. Trommel. „ Ugogo.
- 3810. Zither mit 6 Saiten. Ugogo. - - 3817. Schwert mit Scheide. Ugogo.
- - 3811. Messer, sichelförmig. „ - - 8818. 3 Pfeilspitzen (i. Arbeit). .
'j Kthno^aphie von Ostafrika. Von F. v. Luschan. Berlin, Dietrich Reimer 1896.
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~ 43 -
III. E. 3819. Ziegenhaat zum Tragen von III. E. 3826. Halskette aus Eisendrabt.
Kindern. Ugogo. Ugogo.
• - 8820. Lederriemen mit 10 eisernen - - 3827. Armspirale aus Kupferdraht.
Schellen. Ugogo. Ugogo.
- 8821. EisemeKuhglocke. Ugogo. (?) - - 8828. Holzlöffel. Ugogo. (?)
* 3822. Bruchstück einer eisernen Hals- - - 3829. Spielzeug, 3 ßuckelochsen aus
kette. Ugogo. Thon, Wahehe-Arbeii
- 3823. Ohrschmuck mit Eisen- und - - 3830. Musikinstrument (6 Saiten).
Kupferdraht. Ugogo. Wahehe. •
- 3824. Pincette zum Haarausziehen. - - 3831. Doppelglocke aus Holz (Zau-
Ugogo. bertrommel), als Klöppel die-
- 3825. Leibgurt fiir Männer, m. kleinen neu auf jeder Seite je ffinf
Eisenketten und europäischen dünne Holzstäbchen. Usagara.
Glasperlen. Ugogo.
Von sehr grosser Bedeutung für unsere Sammlung war der Ankauf yon 63 Stücken
aus dem Nachlasse des Freih. ▼. Büiow; unter diesen befinden sich u. a. ausgezeichnet
schöne Speere von den Wassuknma, Wagogo und Massai, eine sehr schöne kleine Axt
aus Usaramo und eine andere kleine Zieraxt von den Makna, mit dem geschnitzten
Kopf einer Frau mit grosser Lippenscheibe (pdele). Die wichtigsten Stucke auch dieser
Erwerbung werden in dem eben erwähnten Buche zur Abbildung gelangen.
Gleichfalls durch Ankauf ist das Museum auch in den Besitz eines Teiles der
Sammlung des Lieutenant d. Res. Herrn L. Meyer gelangt, die dieser auf seiner
Antisklayerei-Expedition in den Uferländem des Victoria Njansa zusammengebracht hat.
Unter den durchweg ausgesucht schönen uud wertvollen Stücken nehmen den ersten
Rang ein (diejenigen aus Ugaya, dem Kavirondo der Küstenleute. Besonders prachtvoll
ist der Helm eines Kriegers. Auf der gewöhnlichen, kegelförmigen, in diesem Falle
unten dicht mit Kauris, oben mit den leuchtend roten Früchten von Abrus precatorius
besetzten Kappe liegt eine ovale Lederscheibe, deren Rand dicht mit den prachtvollsten
Straussenfedern besetzt ist, dergestalt, dass sich über dem Haupt des Trägers eine Art
Heiligenschein ausbreitet.
Weniger phantastisch, aber immer noch wild genug sieht ein Kriegcrhelm aus, der,
aus einer dichten Löwenmähne gefertigt, einer stark nach hinten verlängerten Grenadier-
mütze gleicht Ob die als Kokarde dienende, vom an der Mütze befestigte Kann
autochthon oder aber eine Nachahmung deutscher Schutztruppenuniform ist, mag vor-
läufig dahingestellt bleiben.
Von ungewohnt grossen Diniensionen ist ein Saiteninstrument, das in kleinerem
Masastabe, aber in viel eleganterer Arbeit in Ussoga, der - östlichsten Provinz von
Uganda, gefertigt wird. Gewaltig ist auch der Kriegsspeer eines Kavirondomannes, den
Lieutenant Meyer in einem seiner zahlreichen Gefechte gegen diesen räuberischen Stamm
erbeutete. Der Speer misst nicht weniger als 2,84 m, eine Länge, die in Afrika von
keiner andern Speerart erreicht wird.
Ein an dem Speerschaft befestigter FelLring mit lang flatterndem Haarbüschel giebt
Kunde davon, dass dem Speer schon ein Menschenleben zum Opfer gefallen ist
Als letztes Stück aus Ugaya sei einer jener riesigen Schilde erwähnt, deren das
Museum schon seit einigen Jahren mehrere besass, ohne jedoch ein derart wohlerhaltenes
und schönes Exemplar aufweisen zu können. Diese aus starker Büffelhaut bestehenden
Schilde sind von ovalem Schnitt, auf der Aussenseite geritzt und ähnlich wie bei den
Massai bemalt und schliesslich in der kurzen Axe nach hinten gebogen. Getragen werden
sie an einem starken, gabelförmigen Stock, der mit seinen beiden Zacken in die Leder-
riemen der Mittelnaht fasst. Die Schilde sind so gross, dass sie für zwei und mehr
Männer Deckung bieten.
Ans dem in den letzten expeditionsreichen Jahren viel begangenen Ussukuma
stammen ein paar Lederschilde mit quer gerichteter Aufwölbung, die an ihren Enden
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Holzbretter and an den Längsriemen Eisen- oder Messingschellen zur Hervorbringnng
des Gefechtslftrms tragen. Auch eins der Messer mit Knochenschale, die wir in der
Sammlimg des Grafen Ton Götzen wiederfinden, treffen wir hier an.
Ganz neu für das Mnsenm ist aus Cssnknma ein Annschmnck ans Elfenbein. Ein
halber Gylindermantel von Elfenbein, der oval geschnitten ist, hat in der Mitte ein Loch
Ton Oberarmsstftrke. Vermittelst dieses so auf den linken Oberarm geschoben, dass die
konkave Seite nach unten sieht, ist er eins der originellsten Schmuckstucke, die wir aus
Ostafnka kennen.
In der Litteratur ist diese Art Armband nirgends erwähnt, was um so aufMlender
ist, als unser Gewährsmann dasselbe ungemein häufig vorgefunden hat.
Willkommene Ergänzungen unserer schon ziemlich umfongreichen Sammlungen aus
den Nyansaländern sind
ein alter Wataturuspeer,
ein paar kleine Wurfspeere aus Uduha in Ost-Ussukuma,
eine prachtvolle Waganda-Flöte aus Mtamahalm, mit Leder und Perlen überzogen,
einer der langen hölzernen Wassibaspeere mit Eisenschuh und
ein Ambatsch-Schild von der Insel Ukerewe.
Als letztes Stfick bleibt ein Unicam unserer Sammlungen zu erwähnen, nämlich eine
grosse Trommel von der Insel Uvuma, jenem Eiland vor dem Ansfluss des Nils aus dem
Victoriasee, dessen streitbare Bewohner den Waganda so oft und so erfolgreich Wider-
stand geleistet haben.
Als ein Geschenk des früheren kaiserlichen Dragomans in Dar-es-saläm, Herrn
Dr. Neuhaus, ging uns eine sehr wertvolle Serie von sieben grossen Modellen von
Mrima-Fahraeugen zu, unter denen bisher mehrere selbst dem Namen nach hier
unbekannt waren. Ganz besonderes Interesse erweckt das Galawat ein kleines Fischer-
fahrzeug, Einbaum, aber mit zwei langen Auslegern und einem grossen Segel, ein
Typus, dessen Heimat wohl in Madagascar zu suchen ist, während andere Boote der
Mrima arabischen und indischen Ursprung haben.
Herr Reg.-Baumeister Klingholz schenkte eine sehr erwünschte Serie ausgezeich^
neter Gipsabgüsse von Putz-Ornamenten von einem Grabe bei Dar-es-saläm und eine
Reihe von sehr lehrreichen Photographien.
Von ganz besonderer Bedeutung sind die folgenden Stücke, eine Schenkang des
Herrn Lieutenant Graf Goetzen:
111. E. 8919. Speer.
Meatu. III. E. 3938. Lindo-Schachtel m. Dediel.
3924.
- - 3990. „
- - 8921. Speerspitze. „
- - 3982. 11 vergilt. Pfeile.
2 Stücke Tabak.
BaumwoUengewebe. „
Leibgurt Ost-Ussukuma.
Kriegskopfschmuck. Wassu-
kuma Waaduli.
Kopfputz. Ost-Ussukuma.
7 Ohrpflöcke. „
4 Armringe. ,,
eis. Unterarmring. „
2 Halsbänder. „
- - 8982. 2 Halsketten.
- - 8938. 1
- - 8984. Messer m. Seh. „
- - 3935. Gefl. Korb. „
- - 3986. Schnupftabaksdose. „
- - 3937. Tanzklapper,
- - 3927.
- • 3928,
8981.
Msalala.
- 8939. Holzgefäss. „
- 3940. Köcher m. 12 Kriegspfeilen.
Uschirombo.
- 3941. 6 Vogelpfeile. „
- 3942. Tabakspfeife. „
- 3943. 2 Ringe aus Elefuitensebne.
Uschirombo,
- 3944 Resonanzboden. „
- 3945. 2 gefl. Körbe.
• 3946. Speer. Wangoni.
- 3947. „ „
- 8948. Schildstock. „
- 3949. Kriegerkopfputz. „
- 3950. Gefl. Kappe. Unyoro.
- 8951. Halskette. „
- 3952. Schurz aus Ziegenfell. Roandi.
- 3958. Kriegskopfechmock. „
< 3954. Unterleibsschmuck. „
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— 45 ^
III. K 8955. UnterleibsscbnQre. Ruanda.
- - 8956. Halsschnur. „
- - 8957. Halsschmuck. ,,
- - 8958. 2 Stock Halsschmuck. „
- - 8959. 8 „ „ „
- - 8960. 2 Amulette. „
- - 8961. 15 Fussringe. „
- - 8962. 2 Armringe (Eisen). „
- - 8963. 9 „ (Kpfr.Messg.)„
. - 3964. 2 „ (Eisen).
- - 8965. Frauenkopfschmuck. „
- - 3966. Holzkamm. „
- - 8967. Pfeifenkopf (Thon).
- - 8968. 2 Speerspitzen. „
- - 3969. Haumesser. „
- - 3970. 6 Pfeile.
HI. E. 8971. Kinderbogen. Butembo.
- - 8972. 2 Holzspeere z. Rattenfang (?).
Butembo.
- - 8978. Schnupftabaksbachse. ,,
. - 3974. 2 Löffel (Knochen).
- - 8975. 2Ra8iermess.m.Futteral. ,,
- - 8976. Amulet. „
- - 3977. Halskette.
- - 3978. ArmschmucL Busira Käse-
keseke.
- - 8979. 8 Angelschnüre m. Angeln.
Butembo.
- - 3980. Holzgefäss m. Stiel.
- - 3981. 2 gewebte Zeugstoffe. Kaware-
ware.
So verdankt also das Königliche Museum der jüngsten erfolgreichen Durchqueruog
Afrikas eine Sammlung, die besonders für die bis dahm noch völlig unerforschteft
Regionen zwischen Kagera und Lualaba wichtig ist Auf die hauptsächlichsten Stücke
der Sammlung ist im Notizblatt 2 pg. 84 ff. ausführlich hingewiesen worden. Nach Land-
und Völkerschaften geordnet, verteilen sich die übrigen, dort nicht erwähnten Stücke
folgendermassen:
Meatu: 11 vergiftete Pfeile, teils mit vergiftetem Mittelstfick, teils mit nilotischer,
kolbenförmig verdickter Holzspitze.
2 Stück Tabak von der Form eines grossen Handkäses.
UsBukuroa: (lemustertes an den Schmalseiten gefranztes Baumwollgewebe aus
Nindo.
Leibgurt aus einem Lederriemen, völlig überdeckt von spiralig gewickeltem
Messingdraht Einer der in Unyamwesi und den benachbarten Landschaften
so häufig wiederkehrenden Kopfringe aus Zebramähne.
4 Armringe aus Rhinozeroshom gefertigt; einer aus Edsendraht
Ein Messer mit Scheide. Die Klinge auffallenderweise mit Knochengriff.
Gefl. Korb.
Schnupftabaksdose ans einer kugelförmigen, mit Staniol belegten Fruchtschale.
Auch in Unyamwesi häufig.
Aus Msalala: Eine der bekannten, als Reisekoffer dienenden Lindoschachteln und
ein 8 beiniges Holzgefäss.
Von den Wasumbwa in Uschirombo: Köcher aus Holz mit Strichomamentik. Darin
Kriegspfeile von der Art, wie sie über den ganzen Süden des Njansagebietes verbreitet
sind, und Vogelpfeile mit den über ganz Ost- und Südafrika verbreiteten, rhomboedrisch
endenden, konisch verdickten Holzspitzen.
2 Körbe nach Art der Wahumaarbeit
Von den Wangoni (Sulustamm): 2 Speere, ein Schildstock mit Leopardenfellschmuck
und Bastring und einer jener riesigen Wulste aus Geierfedem, die in neuerer Zeit, infolge
der häufigen Expeditioiien gegen die anderen Sulustämme des Schutzgebiets (Wahehe,
Mafiti) so häufig nach Europa kommen.
Als letzte Belege ostafrikanischer Kultur seien erwähnt:
Eine kunstvoll geflochtene, mit Fransen überdeckte baumwollene Kappe aus Unyoro.
Ebendaher ein Halsband aus schwarzen Perlen mit schön punktierten Elfenbeincjlindern
dazwischen.
Ans der Ruanda-Sammlung sind noch zu erwähnen:
Ein Sats Fussringe von der Art der von den Wassiba verfertigten Nyerere, eine An-
zahl Armringe aus verschiedenen Metallen, ein hölzerner Kamm mit 4 sehr weit aus-
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- 46 -
einanderstehenden Zinken, ein Pfeifenkopf aus Thon, 2 Speerspitzen von Wafaumatjpas
und 6 Pfeile mit eingesteckten Eisenspitzen.
Aus dem westlich von Ruanda gelegenen Bntembo sind noch zu erwähnen:
Eine SchnupftabaksbQchse aus Bambus, mit Strichornamenten.
2 Löffel aus Knochen.
2 Rasiermesser, mit Futteral aus 2 Holzplatten.
1 Halskette aus schwarzen Früchten.
1 Armring aus zierlichem Grasgeflecht und
Einige AngelschnQre mit derben Eisenhaken ohne Widerhaken.
Der altbewährten Gönnerschaft des kaiserlichen Gouverneurs von Deutsch-Ostafrika,
Herrn Major Dr. von Wissmann, dem das Kgl. Museum schon eine so grosse Reihe
ausgezeichneter und wahrhaft grundlegender Sammlungen verdankt, haben wir auch in
diesem Jahre für zwei Stücke zu danken. Er hat uns einen Halsschmuck mit Rinder-
zahnen von den Konde und einen sehr merkwürdigen eisernen Schemel der Wawemba
zugewendet. Ausserdem aber darf hier nicht unerwähnt bleiben, wie grosse Hoffnungen
auch die Ethnographie auf die Wirksamkeit v. Wissmanns in seiner neuen leitenden
Stellung zu setzen berechtigt ist und wie wir von dem Interesse und dem Yerständm's
des neuen Gouverneurs eine bisher ungeahnte Fülle neu zuströmenden wissenschaftlichen
Materiales erwarten dürfen.
Herr Lieutenant Werther schenkte einen Fellschurz von der Insel Ukerewe und
der seither verstorbene Bezirksamtsschreiber in Saadani, Herr Kleine, fünf besonders
schöne Speere, darunter einen der hier noch so seltenen Stossspeere der Wahehe.
Gleichfalls von den Wahehe stammt ein ausgezeichnet schöner, mit Kopf und Hds
von Balearica gibbericeps, Rchw. verzierter Kopfschmuck, der mit acht anderen
Stücken ans Ostafrika aus Düsseldorf angeboten und angekauft wurde.
Durch Ankauf wurde auch eine von der Wasswahili-Küste stammende arabische
Kaffeekanne und ein „Linienblatt" erworben, das aus einem dünnem Holzbrett und auf-
gespannten Bindfaden besteht. Beim Gebraqche wird das zu beschreibende Blatt auf das
Brettchen gelegt und mit dem Handteller so lange gestrichen bis die Bindfaden überall
deutlich sichtbar geworden sind.
Eine Reihe ganz aaserwählt schöner und wertvoller Stücke hat Herr Professor Dr.
Volkens als Geschenk übergeben. So das Gehäuse einer sehr grossen Achatina-
Schnecke, das bei den Dschagga als Giftbecher bei Gottesurteilen dient'), zwei alter-
tümliche Elfenbein-Armringe, zwei Holzgefässe und ein hölzernes Ruf hom der Dschagga,
mit dem die Dorfhäuptlinge ihre Leute zum Kriege und zur Arbeit zusammenblasen
lassen; die übrigen Stücke dieser Zuwendung sind die folgenden:
III. E. 4129. Schamschürze kleiner Mäd- III. E. 4135. Zwei Sohmuckringe fGr das
chen. Dschagga. Handgelenk, m.bnnten Perlen.
- - 4130. Drei eiserne Halsringe für Dscha^a.
Frauen. Dschagga. - - 4136. Stirnband für Frauen, mit
- - 4131. Hüftschnur einer Frau, mit bunten Perlen. Ugueno.
hellblauen Perlen. Dschagga. - - 4137. Halsring aus Messing, für
- - 4132. Lederrock für Frauen, mit Frauen. Ugueno.
^ Perlen. Dschagga.
- - 4183/4, Fünf Ringe für das Hand-
gelenk und den Oberarm.
Dschagga.
Der Schwerpunkt unserer ostafrikanischen Erwerbungen fallt auch in diesem Jahre,
wie schon früher, auf die durch die Bemühungen Dr. Stuhlmanns beschafften Sammlaogen.
Dieser unermüdliche Forscher war diesmal auch von Herrn Lieutenant v. Grawert, Bezirks-
Richter Frh. V. Rechenberg, Herrn v. Rode, Oberarzt Dr. Schwesinger, Lieutenant Stentzler
«) Vrgl. Verh. d. GiBsellsch f. Erdkunde, Beriin 1895, p. 172.
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— 47 —
und Rerrn Zollamtsasaistenten Trapp anterstfitzt worden. Zanächst vardanken wir
Herrn Stuhlmann zwei Schädel von Wanyamwesi, sowie drei Masken und drei kleine
Holzfignren der liakonde; ferner eine Reihe von überaus merkwürdigen chinesischen
Porzellan-Gefässen von Yumbengräbem der Mrima, die dem 13.-16. Jahrhunderte
angehören nnd einen interessanten Beleg für die Handelsbeziehungen jener Zeit bilden.
Die gegenwärtigen Beziehungen zu Indien sind durch ein kleines bunt bemaltes Thon-
gefSss nnd eine mit bunter Seide abgesteppte Kopfbedeckung yertreten, wie sie aus
Bombay nach der Mrima exportiert werden; aus älteren Sammlungen wandte uns Herr
Stohlmann diesmal eine schöne, geschnitzte Holzflasche der Somili zu, sowie einen
grossen 10,4 cm langen Ohrpflock der Massai am Rudolf-See aus Elfenbein mit eingeritzten
Verzierungen, der von der Expedition des Grafen Teleki stammt.
Die grosse Sammlung, an deren Zustandekommen auch die oben erwähnten
sechs Herren beteiligt waren, nmfasst die folgenden Nummern:
m.
. £. 4086. Thonpfeife. Wadigo.
III. E 4060. 2 Halsbänder. Usaramo.
-
- 4027. Wasserpfeife. Uluguru.
- • 4051. 3 Haarnadeln.
-
- 4028.
. - 4052. Haarpfeil.
-
- 4089. Schöpflöffel.
. - 4068. kl. Holzfigur, weiblich. ,
-
- 4030. Weiberschurz.
- - 4054. Wasserpfeife.
-
- 4031. Thontopf.
- - 4055. 2 Abklatsche von arab. Grab-
.
- 4032. Graphit z. Schwärzen. „
inschriften. Dar-es-Saläm.
-
- 4033. Messer mit Scheide. West-
- - 4056. 1 Hobpuppe p Mikindani.
Uluguru.
- - 4057. 2 Holzmasken ^ u, q
-
- 4034. Wasserpfeife.
Makonde.
.
- 4036. Halsschmuck für Frauen.
- - 4058. 2 Nasenpflöcke für $ «
Ukami.
- - 4059. Lippenscheibe (Holz). ^
.
- 4036. Saiteninstrument. Wakaguru.
- - 4060. 2 Holzschmuckstücke. ,
-
- 4037. Armspirale aus Messingdraht
- 4061. Trommel ohne Fell.
Wakaguru.
- - 4062. Thontopf.
.
. 406a Desgl.
- - 4063. Thonschale.
-
- 4039. 2 Holzschellen.
- - 4064. Feldwerkzeug.
-
- 4040. Kopfschmuck.
. . 4065. Stuhl.
•
- 4041. Wedel aus Tierschwanz. „
- - 4066. „ Mahenge.
-
' 4042. Schamschurz.
- - 4067. Speer. Wajao.
-
- 4043. Holzkeule.
- - 4068. ,
.
- 4044. Lederköcher mit 9 PfeUen und
- - 4069. Köcher m. 13. vergift. Pfeilen.
1 Feuerzeug. Wakaguru.
Wayao.
-
- 4045. Schwert m. Scheide.
- - 4070. Bogen.
-
- 4046. Pfeifenkopf aus Thon. .
- - 4149-51. Drei Nackenstfltzen.
•
- 4047. Rasselinstrumeni Osaramo.
Wabena.
-
- 404a 2 Tanzschmuckstficke. «
- - 4152. Messer mit Homschale.
-
- 4049. Spielzeug, Nachbildung eines
Gewehres. Usaramo.
Wangindo.
Ganz besonderen Dank schulden wir Herrn Dr. Stuhlmann auch für eine Reihe von
Gipsmasken, die er mit grosser Sorgfalt und Mühe hergestellt hat. Die bisher eingesandten
Negative sind die folgenden: Vier von Wayao, drei Wassukuma, zwei Wanyamwesi,
2wei Waganda, zwei Waangasidya, drei Schilluk, zwei Wakussu, drei Wangoni, ein
Mbissa, ein Mfipa, ein Msaramo, ein Mkami, ein Diggani, ein Nuba. Ausserdem sind
ganze Vorderkörper von je einem Myao und einem Msaramo vorhanden, der Abguss
einer Hand eines Comoro-Mannes und vollständige Zahnabgüsse von einem Mbissa, einem
11 kami, einem Nuba, einem Schilluk, einem Bongo, einem Msagara, einem Mnyamwesi
ond Ton drei Waganda.
Eine kleine sehr merkwürdige Thonfignr, in Magdischu gefunden, bat uns Herr
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Caesar Wegen er geschenkt, sie ist zweifellos einem älteren indischen Voilrilde nach-
gebildet, vielleicht von einem afrikanischen Künstler, and auf afrik^ischem Boden.
Frau Konsul Vohsen schenkte einen älteren chinesischen Schalendeckel aas Lama,
der eine interessante Ergänzung der ans von Dr. Stahlmann geschenkten chinesischen
Gefässe aus Ost-Afrika bildet.
Herr Konsul Vohsen vermehrte unsere Sammlungen von der Mrima durch Zuwendung
eines Reali meusi (fedhdha ja schämi), eines Maria-Theresiathalers.
Durch Ankauf auf einem Wohlthätigkeits-Bazar erwarben wir eine verzierte Axt
und eine kleine Keule, beide anscheinend von Makua oder Makonde stammend, sowie
eine Kokosnussraspel (mbusi), die dadurch merkwürdig ist, dass sie ungleich allen anderen
Raspeln dieser Art die Form eines Koranpultes hat und so ein interessantes Streifliebt
auf die Laxheit der religiösen Anschauungen der Wasswahili wirft
Ein ganz besonders erwünschtes grösseres Geschenk ist Herrn Lieutenant Glan-
ning zu verdanken, der uns noch eine mit anerkennenswerter Sachkenntnis ausgewählte
Sammlung meist von den Wangindo überwiesen hat. Die einzelnen Stücke sind für uns
fast durchwegs ganz neu, und um so wertvoller, weil sie mit genauen und ausführlichen
Angaben, sowie meist aoeh mit den einheimischen Namen versehen sind; sie sollen an
anderer Stelle ausführlich veröffentlicht werden, hier sei einstweilen nur eine kurze Auf-
zählung derselben beigefügt:
111. E. 4093. Bogen mit Sehne aus emem III. E. 410S. Oberlippenpflock für Frauen
gedrehten Lederstreifen. Wan- Wangindo.
gindo. - • 4109. 2Kaat8chukkugehi. Wangindo.
- - 4094. Köcher mit 8 gekerbten a. ge- - - 4110. Musikinstrument ,
fiederten Pfeilen. Wangindo. - - 4111. Schild (Schabrnmaleate). Ma-
- - 4095. Ta8che(,Racksack*)au8einem fiti.
Ziegenbalg. Wangbdo. - - 4113. Schild. Mafiti.
• - 4006. Netzzom Wildfang. Wangindo. - - 4118. SMtazt
- - 4097/8. Zwei verschiedene Arten von - - 4114. Wurfspeer. ,
Rattenfallen. Wangindo. - - 4115. Stossspeer. ,
- - 4099. Kopfstütze. „ - - 4116. Musikinstrument MafitL
- - 4100. Sieb. , - - 4117. Tanzschellen. Mahenge-Mafiti.
- - 4101. Thongeßlss. „ - - 4118. Halskette ans £i8en-u.Mes8ing-
- - 4109. 9 Kämme. , perlen. Mahenge-Mafiti.
- - 4103. Sohnupftabaksbüchse. Wan- - • 4119. Armbänder mit Drahtspiralen.
gindo. Mahenge-Mafiti.
- - 4104. Schnupftabaksbüchse. Wan- - - 4120. Halskette mit grossen Oonus-
gindo. deckein. Mahenge-Maflti.
- - 4105. Pincette. Wangindo. - - 4121. Armband nut Silber-und roten
- - 4106. Halsband. , Glasperlen. WasswahllL
- - 4107. Fingerring. „ - - 4122. Mörser mit Stampf keule. Wa-
sswahili.
Die letzte Erwerbung des Jahres 1895 schliesslich bildet die Sammlang des Herrn
Mletzko, welche die Nummern lU. E. 4158--4182 umfasst, und mehrÜEU^e Lücken
unserer Bestände in recht erfreulicher Weise aasfQllt Das beste Stück derselben ist
eine geschnitzte Figur, angeblich „Wegweiser nach Orten wo Zeuge zu kaufen sind*;
von der Gesamthöhe von 1,79 m entfallen nur 0,84 auf die Figur selbst, der Rest znf
eine Stange, die teilweise eingegraben gewesen zu sein scheint Der oberste Teil der
Stange Ist reich gegliedert und endet m eine Art Kelch, aus dem die Figur herausxo-
wachsen scheint; die Angabe «Wanjamwesi* ist nicht weiter belegt und wohl nur mit
Vorsicht aufzunehmen; das kelchartige Kapitell läset indische Einflüsse vermuten; die
Figur selbst ist rein afrikanisch.
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Bücherschau.
J. S. Eubary. Ethnographische Beiträge zar Kenntnis des Karolinen-
Archipels, veröffentlicht im Auftrage der Direktion des Museums fllr
Völkerkunde in Berlin unter Mitwirkung von J. D. E. Schmeltz. III. Heft
(Schlussheft) mit 27 Tafeln. Leiden 1895.
In dem HI. Heft schliesst der Verf. seine 1889 zur Veröffentlichung gelangte
Arbeit über den Karolinen- Archipel und speziell den die Industiie der Pelauer
behandelnden Teil mit der Pelauischen Baukunst ab. Auch hier findet man
vollauf Gelegenheit, die bekannte Sachkenntnis und Genauigkeit des Verf. in
seinen stets an Ort und Stelle gemachten Beobachtungen zu bewundem, und
darf sicher sein, dass er sein Thema, was die Sammlung des Materials betrifft,
völlig erschöpft hat. Die verschiedenen Alien der grossen und festen, auf
steinerner Unterlage ruhenden Bays oder Gemeindehäuser, die religiösen Zwecken
dienenden Bauten, wie die Schreine zur Aufnahme der Opfer, die Wohnung des
Priesters, welche zugleich als Behausung der Gottheit angesehen wird und die
Häuschen für die abgeschlossen ihre Niederkunft erwartenden Frauen und
andere im Grunde genommen religiöse Vorgänge, ferner die Wohnhäuser, die
Bauten zur Aufnahme der Familie während der Absonderung der Tänzer des
Buktanzes, die Tanz- und Kanoeschuppen u. dergl. m. lernen wir in ihrer Kon-
struktion bis in's Einzelne kennen. Wir erfahren, aus welchem Material und
mit welchen Werkzeugen der Bau ausgeführt ist und hören fllr alles den ein-
heimischen Namen. Ebenso verhält es sich mit der Darstellung der geschickt
gebauten schmalen und schnellen Fahrzeuge, die stets mit Auslegern versehen
sind, und unter denen der Verf. Segelfahrzeuge, zum Segeln und Eudem ge-
brauchte Kanoes und Kriegsfahrzeuge unterscheidet und ausführlich behandelt
Daneben werden auch Flösse benutzt. Nich^ geringei'e Aufmerksamkeit wird
auf den Schmuck der Häuser an Ornamenten und Figuren gerichtet und die
Erklärung der letzteren oft mit Erfolg versucht. Zum Teil farbige Abbildungen
in mustergültiger Ausstattung, unter denen sich auch mehrere Tafeln mit
Oinamenten befinden, sorgen für das volle Verständnis alles im Text Gesagten.
Besonders in den zahlreichen Anmerkungen sind öftei*s Vergleiche mit den
einschlägigen Verhältnissen der andern Inseln des Karolinen- Archipels angestellt
and teilweise durch Abbildungen anschaulich gemacht. Ich möchte hier nur
kurz anführen, dass Verf. für die Bilkelek genannte Bayform die Herkunft aus
Ponape nachzuweisen versucht und dann die gesamten Bauformen der Pelauer
M. f. V. 4
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— 50 -
auf Ponap'ßchen Ursprung zurückführen will, wofür unter anderem die Aus-
führung der Wftnde, die steinernen Fundamente auf dem an losem Steingeroll
armen Pelau und der Umstand sprechen soll, dass die Insulaner auch hölzerne
Fundamente „Stein" nennen. Desgleichen weist der Kanoebau manche Einzel-
heiten für die nahe Verwandtschaft mit den östlicher gelegenen Karolinen-
inseln auf.
Sehr interessant ist der Einfluss der sozialen Verhältnisse, wie sie in den
„sozialen Einrichtungen der Pelauer" früher vom Verf. geschildert sind, auf die
Ausführung der Bauten. Schon die Sitte, dass niemand für seinen eigenen
Bedarf bauen darf, und dass davon auch der Stamm in bezug auf den Bau der
Bays nicht ausgenommen ist, erschwert den Besitz tuid bringt manche Eigen-
tümlichkeit hervor. Noch hinderlicher aber ist es, dass nicht jeder beliebig
bauen kann, sondern immerfort der Hilfe des Takalbay benötigt ist, welcher
das innerste Wesen der Baukunst erfsisst hat, weil er mit den Gottheiten des
Waldes und der Hölzer zu verkehren vermag und die Aufführung des Baues
vor der schädlichen Einwirkung derselben schützt. Für jedes Eingreifen des
Takelbay erhält er seinen Lohn. Nur die von den jüngeren Stammesmitgliedem
bewohnten Häuser dürfen von diesen selbst hergestellt und eigenhändig durch
eine besondere Ceremonie vor dem bösen Einfluss der Waldgötter geschützt
werden. Noch manches Merkwürdige erfahren wir so im engsten Anschluss an
das Thema, ohne dass in früheren Werken des Verf. Gesagtes wiederholt worden
ist. Herr J. D. E. Schmeltz hat sich das Verdienst erworben, an Stellen, wo
man gern etwas Näheres über kurz berührte Verhältnisse hören möchte, auf die
betreffenden Arbeiten des Verf. zu verweisen.
Es wäre nur zu wünschen, dass ein so verdienstvoller und kenntnisreicher
Forscher wie Kubary, der ,die Ethnographie wieder durch ein iaai einzig da-
stehendes Werk bereichert hat, auch künftighin seine Hilfe dieser Wissenschaft
nicht entziehen möchte. K. Th. Preuss.
E. Zintgraff, Nord-Kamerun. Schilderung seiner im Aufki*age des Auswär-
tigen Amtes zur Erschliessung des nördl. Hinterlandes von Kamerun
während der Jahre 1886 — 92 unternonunenen Reisen. 456 SS. 16 Dlustr.
1 Karte. Berlin, Gebr. Paetel. 1895.
Kaum eine Stelle in der Umrahmung des afrikanischen Kontinentes hat dem
Eindringen des Forschers von der* Küste aus so viele Hindemisse und Schwie-
rigkeiten in den Weg gelegt wie jene Ecke im Meerbusen von Guinea, die die
Küste unserer heutigen Kamerunkolonie bildet. Offene Wasserwege, wie der
benachbarte Niger mit dem Benuä einen darbietet, oder Karawanenstrassen wie
sie von Lagos im Westen, von Loanda oder Benguella im Süden, oder von den
grossen Plätzen des Nordens und Ostells in das Innere führen, fehlen in diesem
Gebiet vollständig. Dagegen drängt sich in diesem Winkel eine Menge von
Einzelstämmen zusammen, die seit langer Zeit den Zwischenhandel der Fakto-
reien mit den Völkerschaften des Hinterlandes als ihr angestammtes Monopol
betrachten und die mit all dem passiven Widerstand, dessen nur der Neger
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~ 51 -
PAhig ist, darüber wachen, da8S kein nach ihrer Ansicht unberufener diesen feet-
geschlossenen Bing durchbreche. Ausserdem finden sich an der Bucht von Biafra
alle jene Hindernisse auf engstem Baum zusammen, denen sonst nur weite
Länderstreoken durchmessende Expeditionen begegnen: ungesundes Klima, schlechte
Wege und feindselige Eingebome — eine Summe von Faktoren, die genugsam
erklären, dass bis vor kurzem, und z. T auch noch jetzt, das unbekannte Innere
fast unmittelbar an dej* Küste begann.
Diesen eisernen Bing wenigstens nach einer Bichtung hin durchbrochen zu
haben, ist das nicht hoch genug anzuschlagende Verdienst Zintgraffs. Geschult
auf einer Beihe von kleineren Vorexpeditionen in die weitere Umgebung des
Kamerunberges, vollführte er im Sommer 1889 jenen ersten Zug nach dem Benu6,
dessen glänzende Durchführung unter den schwieligsten Verhältnissen wohl noch
in jedermanns Gedächtnis lebt. Das vorliegende Beisewerk soll lediglich eine
Darstellung der persönlichen Erlebnisse und Arbeiten des Verfassers im Hinter-
lande von Kamerun sein (seine kolonialwirtschaftlichen Erfahrungen und An-
sichten sollen in einem zweiten Bande folgen); dennoch, oder vielleicht vielmehr
gerade deshalb erscheint die Pei*s5nlichkeit des Verfassers in einem Licht, das
in jedem Kolonialfreunde das aufrichtigste Bedauern wachrufen muss über den
so jähen Abschluss seiner afrikanischen Thätigkeit Eine unbeugsame Willens-
kraft und Energie, die vor keinem Hindernis zurückschreckt, gepaart mit der
Vorsicht, Geduld und Umsicht, die in Afrika die Vorbedingungen eines jeden
Erfolges bilden, sind die hervorstechendsten Züge im Charakter des Beisenden und
Kolonisators Zintgraff. Man mag über den unerquicklichen Streit zwischen ihm
und dem Auswärtigen Amt urteilen wie man will, es ist und bleibt immer eine
bedauerlicher Thatsache, dass dem Kolonialdienst eine Kraft, die in relativ so
kurzer Zeit das nördliche Hinterland unserer zukunftsreichsten Kolonie erschlossen
hatte, überhaupt entzogen wurde, und dieses Bedauern würde in*8 Ungemessene
sich steigern müssen, falls es sich bewahrheiten sollte, dass eine solch energische
Arbeitskraft auf immer brach zu liegen gezwungen sein sollte.
K. Weule.
Alfred C. Haddon. The Decorative Art of British New-Guinea.
Dublin 1894. 4«. 279 SS., mit 205 Abbildungen auf XII teilweise bunten
Tafeln und 92 Abbildungen im Text.
Professor Haddon ist Zoologe; was er siebt, umfasst er mit dem Auge des
Naturforschers; was er schreibt, ist Naturwissenschaft und so ist auch das nun
vorliegende grosse Werk über Kunst und Kunsthandwerk in Britisch Neu-Gninea
in naturwissenschaftlichem Geiste geschrieben — nicht vom Standpunkte des
Ästhetikers. Es wird für alle Zeit grundlegend bleiben für unsere Auflassung
dieses Gebietes, ti'otz der Lückenhaftigkeit unserer gegenwärtigen Kenntnisse
und obwohl viele Fragen in dem Buche noch unerledigt geblieben oder neu auf-
geworfen worden sind.
Das Material ist hauptsächlich durch sorgfältiges und ich kann — soweit
das Berliner Museum in Frage kommt — wohl sagen, erschöpfendes Studium
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der in London, Cambridge, Oxford, Liverpool, Exeter, Dublin, Bel&st, Edinburgh,
Glasgow, Berlin, Dresden, Bremen, Leiden, Paiis, Rom, Florenz und Mailand
befindlichen öffentlichen und einer langen Reihe von Privat-Sammlungen ge-
wonnen worden. Die Untersuchungen ruhen also auf einer breiten und soliden
Basis und haben denn auch bei der nicht genug zu preisenden klugen Be-
schrilnkung auf ein geographisch enge umgrenztes Gebiet zu grossen und dauernd
feststehenden Resultaten geführt.
Der Zeit der Raritäten- und Eunst-Kammem, in denen Neu-Guinea zu-
sammen mit Neu-Holland und mit allen Inselgruppen der Südsee als „Austra-
lien^ zusammengefasst wurde, war zunächst eine Periode gefolgt, in der man
Neu-Guinea als ein ethnographisches Individuum betrachten zu können glaubte.
Mit der weiteren Erschliessung der Insel erkannte man dann, dass da von einer
Einheit keine Rede sein könne; man wurde sich bald des Sprachengewirres
bewnsst, das in Neu-Guinea besteht und seinesgleichen auf der Erde nicht bat,
erkannte die mindestens ebenso auffitUenden unterschiede zwischen dunklen nnd
hellen Menschen, die fast tiberall auf der Insel neben einander zerstreut sind
und machte sich dann ein Schema zurecht, das im wesentlichen darauf hinaus-
kam, dass den gegenwärtigen politischen Grenzen in Neu-Guinea „zufällig" anch
die ethnographischen Scheidelinien entsprächen. In den letzten Jahren ist nun
auch diese Ansicht erschüttert worden; an der ethnographischen Einheitlichkeit
von Holländisch Neu-Guinea kann nicht mehr festgehalten werden; Kaiser Wil-
helms-Land zerfällt ethnographisch in mindestens vier oder fünf Gebiete, und
jetzt zeigt nun Haddon, dass auch Britisch Neu-Guinea, soweit es bekannt ist,
also ohne die Gegend im Nordwesten, bei dem triplex confinium, in sechs Teile
zerfällt, die völlig zwanglos auseinander gehalten werden können, und von denen
jeder eine ethnographische Provinz für sich darstellt. ,
Der erste dieser Teile im äussersten Westen von Britisch Neu-Guinea um-
fasst die Inseln der Torres-Strasse und das unmittelbar vorliegende Küstengebiet
von Neu-Guinea, das^als Daadai bekannt ist und die südwestliche HSlfte des
grossen Fly-River Delta's bildet. Das Gebiet ist besonders durch herrliche,
grosse Schildpattmasken charakterisiert und durch die Häufigkeit eingeritzter
Tierfiguren, mit denen die Gegenstände des täglichen Gebrauches verziert sini
Über zwanzig verschiedene Tiere sind da dargestellt, alle in den denkbar ein-
fachsten Linien und trotzdem mit solcher Sicherheit in den Umrissen, dass sie
ohne Schwierigkeit zoologisch bestimmt werden können; so sind z. B. die Haie
stets an der heterocerken Schwanzflosse kennbar. Unter den Ornamenten Mt
eines am meisten auf, das sich aus zwei ankerförmig nebeneinander gelegten
Fischangeln entwickelt zu haben scheint und ein anderes, das ohne Zweifel auf
die Larve des kleinen Ameisenlöwen (Myrmecoleon) zurückgeht. Bogen und Pfeile
sind sehr verbreitet, die letzteren stets reich geschnitzt, mit Köpfen im Stil der
Masken, mit Krokodilen, mit Schlangen u. s. w. stets vollkommen charakteristisch
und ihrer Herkunft nach sofort zu erkennen.
Die zweite ethnographische Provinz umfasst das ganze Gebiet des Fly-River;
das eigentliche Delta desselben nördlich von der Mibu-Insel, den ganzen Lauf
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des Flusses und ausserdem noch die Küstenstrecke bis zum Kap Blackwood.
Eine ganz bestimmte Art von verzierten Bambu-Pfeifen, ein eigenai*tiger Typus
von Trommeln und die Häufigkeit eines Blatt-Ornamentes bilden die ethno-
graphische Definition dieses Oebietes.
Die dritte Provinz umfasst den eigentlichen Papua-Oolf zwischen Aird-
Biver und Kap Possession. Eine unendliche Mannigfaltigkeit schön geschnitzter
und bunt bemalter Schilde, riesiger Masken und prächtig geschnitzter Holzgürtel
charakterisiert diesen Teil von Neu-Ouinea. Man muss diese Schilde, diese
Masken und diese Gürtel selbst gesehen haben oder wenigstens viele Abbildungen
von ihnen kennen, um das Entzücken zu begreifen, mit dem sie die Fachleute
erfüllen. Kaum auf irgend einem anderen Gebiete der Ethnographie kann man
aber auch schlagender als gerade hier darauf hinweisen, wie unbedingt nötig es ist,
über grössere Serien von verzierten Stücken zu verfügen und wie sehr diejenigen
im unrecht sind, welche die reichen Schätze der grossen ethnographischen Museen
als „wertlosen Doubletten-Ki-am" bezeichnen; der einzelne Schild, die einzelne
Maske, der einzelne Gürtel würden in ihren Verzierungen völlig unverständlich
bleiben — nur im Nebeneinander grosser Serien enthüllen sich uns die Rätsel
einer überaus reizvollen, bisher völlig unverstanden gewesenen Ornamentik.
Die vierte Provinz erstreckt sich vom Kap Possession bis zu Mullen*s Har-
l)our und von dem Küstensaum bis zu dem Kamme der Owen Stanley-Kette.
Haddon bezeichnet dieses Gebiet als „Central-District" — höchst unglücklich
und wie er selbst sagt, in Ermangelung eines besseren Namens ; ich weiss in der
That keinen passenden vorzuschlagen, aber besser als der von Haddon gewählte
wäre wahrlich bald ein Name! Port Moresby, der Sitz der Regierung von
Britisch Neu-Guinea liegt in diesem Distrikt und mit ihm die älteste euro-
päische Ansiedlung daselbst. Daran liegt es vielleicht, dass die ethnischen Ori-
ginalitäten da mehr verwischt sind, als irgendwo sonst in Neu-Guinea und dass
die bisherigen Sammlungen uns in den wichtigsten Fragen in Stich lassen.
Einstweilen kann kein Zweifel daran sein, dass sich Haddon's „Central District"
ethnographisch scharf von den westlich und östlich von ihm gelegenen Gebieten
trennt, und dass sich gerade hier melanesische und echt polynesische Elemente
bald unvermittelt gegenüber stehen, bald wieder sich innig gemengt haben.
Als Massim-Distrikt bezeichnet Haddon die fünfte seiner Provinzen; der
Name Massim ist ursprünglich von Hamy für die Lousiade-, d'Entrecasteaux-,
Trobriand- und Woodlark-Inseln vorgeschlagen worden und wird von Haddon
mit Recht auch noch auf das äusserste Ostende von Neu-Guinea selbst ausge-
dehnt, das sich zwischen Mullen's Harbour und Bai-tle-Bay erstreckt. Unver-
gleichlich schöne schwertförmige Keulen mit reicher Ornamentik, schöne Schilde
und eine schier unglaubliche Mannigfaltigkeit reich geschnitzter Spatel für Betel-
kalk treten hier in den Vordergrund.
Das sechste Gebiet Haddon's umfesst die kurae Nordost-Küste von Britisch
Neu-Guinea. Diese ist noch wenig bekannt, scheint sich aber im ganzen und
grossen auch ethnographisch an die im Nordwesten angrenzenden deutscheu Ge-
biete anzulehnen,
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— 54 —
Daas Haddon sich nicht, wie man aus dem Titel seines Werkes vielleicht
vermuten könnte, auf die Ornamentik allein beschränkt, ist bei seiner ganzen
Arbeitsweise eigentlich selbstverständlich; überall zieht er auch andere ethno-
graphische und anthropologische Fragen in den Kreis seiner Betrachtung; tiberall
aber meidet er ängstlich, in müssige Spekulationen zu verfaUen; er beschränkt
sich darauf, Thatsachen mitzuteilen oder Fragen aufzuwerfen, da wo die That-
sachen unklar scheinen; dass diese Fragen nicht am Schreibtisch und in Europa
zu lösen sind, sondern drüben und von den Einheimischen, wird an mehr als
einer Stelle hervorgehoben. Das mögen manche seiner jüngeren Fachgenossen
beherzigen, sich und ihrer Wissenschaft zum Heile.
Ganz nebenher sei noch angefühi*t, dass Haddon alle Maasse in Metern und
Centimetem giebt und wo er Angaben mit englischen Maassen citiert, sie stets
auch in metrisches Maass umrechnet. Es mag das manchem unwichtig erscheinen,
mir ist es mit ein Beiti'ag zur Würdigung des Mannes, dessen Name mit denen
von d'Albertis, Chalmers und Sir William Mac Gregor immer genannt werden
wird, solange man die Geschichte und Völkerkunde von Britisch Neu-Guinea
studieren und kennen wird.
Dass es möglich gewesen ist, das grosse Tafelwerk in seiner glänzenden Aus-
stattung um 14 sh. in den Handel zu bringen und so jedermann zugänglich zn
machen, ist ein Verdienst der Royal Irish Academy, das gleichfalls alle Aner-
kennung verdient. v. Luschan.
Les Memoires historiques de Se-ma Ts^ien, traduits et annot^s par
Ildouard Chavannes. Tome premier. Paris, E. Leroux. 1895. 8.
Das §i-ki des &f-ma Ts'ien wurde um die Wende des ersten vorchristlichen
Jahrhunderts verfesst, und seine Echtheit unterliegt keinem Zweifel. Als erstes
Werk sui generis ward es zum Prototyp für die lange Reihe der 24 chinesischen
Reichsannalen. So ist es ein historisches Quellenwerk ersten Ranges und zu-
gleich ein in litterargeschichtlicher Hinsicht wichtiges Denkmal. Bisher nur
bruchstückweise (hauptsächlich durch Pfizmaier) übersetzt, soll dem §i-ki nun-
mehr endlich eine vollständige Übersetzung zu teil werden. Ed. Chavannes,
Professor am College de France, hat sich dieser Riesenaufgabe unterzogen und
durch den inzwischen erschienenen ersten Band bewiesen, dass er derselben ge-
wachsen ist. Ausser einer Übersetzung des Abschnittes Pen-ki (Annales princi-
pales) bis zum Falle der Öeu-Dynastie enthält der erste Band eine sehr um-
fangreiche und reichhaltige Einleitung, in welcher in fünf Kapiteln die Verfasser
des §i-ki, die Regierung des Kaisers Wu, die Quellen, die Methode und Kritik
und die Schicksale des Si-ki behandelt werden. Auch ist der sehr gewissen-
haften Übersetzung ein ausführlicher Kommentar beigegeben. Das Buch nimmt
wohl unter den sinologischen Publikationen des letzten Jahres unstreitig die
erste Stelle ein. * W. G.
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- 55 -
Goinperz. Griechisches Denken. Tl. I. Leipzig 1896.
Das Werk dieses auf dem klassischen Arbeitsfeld wohlbewährten Forschers
hat zum Motto („except the blind forces of nature, nothing moves in this wörld
which \a not Greek in its origin") Maine's Satz gewählt, der als richtig zuge-
lassen werden kann für die sog. Weltgeschichte, innerhalb des historischen Ho-
rizontes der eigenen Kultur (im Anschluss an heimische Volksgeschichte), der
aber eine gar sehr bescheidenere Fassung zu erhalten haben wird, seit das
erdrückende Gefühl zum Eindruck gekommen ist von der fast noch unabseh-
baren Massenhaftigkeit dessen, was Alles vorher hinzuzulernen ist, ehe man auch
nur von einer Erdgeschichte (geschweige einer Weltgeschichte) sprechen könnte
(betreffs der Menschheitsgeschichte auf dem Boden ihrer Muttererde).
Ähnliches gilt für jene stolze Sentenz, die, unter Berufung auf Lessings
Autorität, unbefangen dem Munde entschlüpft, (in Ansehung einer „Erziehung des
Menschengeschlechts") und die heilloses Wiri-sal anzustiften droht, wenn der Herr
Erzieher seinen weislich ausgedachten Erziehungsplan einem Zögling zuwenden
will, den er kaum den Namen nach kennt, ohne blasseste Ahnung davon, wer
und was derselbe eigentlich ist.
unsere Welt ist grösser geworden, seit der Globus umschifft ist, grösser
schon für die Fachgelehrten der in der Kultur gepflegten Disziplinen, welche
neben dem Orbis terrarum (antiquus, mit modemer Erweiterung) ein halbes
Dutzend anderer (mehrwenig ebenbürtiger) bereits einzuregist rieren hätten, und
zaghaft scheu allmählich hinzublicken beginnen auf das Getümmel und Gewimmel
zahlloser (und oft noch namenloser) WUdstämme, die mit ihrer Moosdecke die
Erdoberfläche überwuchern.
Immerhin ist zum Besten derselben eine Ausschlag gebende Partie dadurch
gewonnen, dass, da sie mit verächtlichem Ignorieren nicht tot gemacht werden
konnten, ihi-e Lebensexistenz zunächst anerkannt ist, unter teilweis wenigstens zu-
gegebener Berechtigung, eine wissenschaftliche Rücksichtsnahme beanspruchen zu
dürfen. Und so wird es baldigst wohl vorangehen, da die mit Feststellung der
Elementargedanken eingetretene Vereinfachung das wüst-wilde Gewühl eines
ungeordnet hereingebrochenen Materials zu klären und erklären beginnt (mit ein-
fachst durchsichtigen Grundzügen). Dabei mag (zum Unterschied von einer Univer-
sal-Geschichte) die Weltgeschichte ihre Berechtigung bewahren, im Charakter jedes-
malig erweiterter Volksgeschichte (als die Welt des darin einbegriffenen Menschen).
Der Verfasser des vorliegenden Buches hat von der gebotenen Gelegenheit .
einen anerkennenswei*t verständigen Gebrauch gemacht, in Benutzung der von
der Ethnologie beschafften Hilfsmittel, um die im altjährigen Forscbungsgang
sorgsam gehüteten, aber allmählich im Ausverlauf gelockerten Stützpfeiler unserer
Civilisation neu zu erfrischen. In der Einleitung könnte das auf S. 14 — 20
(und 30) Gedruckte einem ethnologischen Handbuch entnommen sein, oft genug
in wörtlicher Übereinstimmung der Fassung (auch ganzer Sätze). Anderes freilich
hätte seine Modifikationen zu verlangen, die indes nicht ausbleiben werden, seit-
dem ein erster Anfang gemacht ist (für gemeinsames Zusammenarbeiten).
Mancherlei ethnische Vergleichungspunkte würden sich, an solchem Anfang,
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schon den ix vuxto^ (oder seit Kreisen der „Po") Philosophierenden entnehmen
lassen, vom ersten Anbeginn ab, beim Anschloss Kumulipo's an Apsu, und weitere
Parallelen (S. 34), sowie betrefls der primitiven Seelenteilungen, Homer's Psyche
zu erklären, „nur vorhanden, um sich im Tode vom Körper zu trennen und
ihn in der Unterwelt fortlebend zu überdauern" (S. 200), wie etwa, bei Kla*8
Bückkehr zur Präexistenz, das Eiinnerungsbild (als Eidolon) fortdauert im Ko-to-
men, und Sisa umherspukt (bis zur Verwesung), mit ethnischen Analogien gar
vielerlei (von allüberall her).
Der aus seiner himmlischen Heimat herabgestossene Seelen-Dämon (Empe-
docles') ist ein Gefallener unter den („nicht ewig, sondern nur langlebenden")
Göttern, und solche, mit Bun und Bab korrespondierende, Langlebigkeit findet
sich bis auf das Jahr (Tag und Stunde) genauest registriert auf den Tabellen
des Abhidharma, dessen Scharfsichtigkeit dann leicht eine feinsplittrige wird,
immerhin jedoch das „staunenswerte Aufgebot von Scharfsinn und Subtilität"
(S. 202) eher für seine fachgerechte Würdigung in Anspruch zu nehmen hätte,
als die populäre Milindaprasna, die sich durch ihre leicht bequeme Schreibart dem
Laien allerdings empfiehlt, aber die ihr (in Fachkreisen) zustehende Bedeutung der
damaligen Geschichtskonjunktur entnimmt (bei Kreuzen griechischen und indischen
Wissens). Darauf werden dann die folgenden Bände noch weiter hinzuführen
haben (deren Erscheinen in baldiger Aussicht gestellt ist). Das Buch (in
diesem ersten Teil) reicht bis zu sokratischem Hinweis auf den Menschen, als
„der Menschheit eigentlichste Sorge", im Studium der „menschlichen Dinge" (bei
Verdrängung der „Kosmologie" durch die „ Anthropologie ")•
Ghaignet. Histoire de la psychologie des Grecs. Paris 1893, V. Bd.
Dieses grossartig angelegte Werk ist jetzt zu Ende geführt, und die zwei letzten
Bände — IV (la psychologie de Plotin), V (Les successeurs) — sind der „öcole
d'Alexandrie" mit deren letzten Ausläufern gewidmet, (woiin die Gesamtresultate
der hellenischen Kultur zum Ausverlauf gelangten), für bessere Kenntnis des (durch-
schnittlich zu wenig beachteten) „Nöoplatonisme, qui est le pröcurseur du christia-
nisme, le christianisme de la nature" (S. 444), „le plus profond systöme, que la
Philosophie ancienne ait produit" (s. Vacherot); mit weiteren Einwirkungen auf
die, am damaligen Wendepunkt der Kulturgeschichte eingeschlagenen, Wege-
richtungen*). „Leur Psychologie*) vit tout entiöre dans notre philosophie mo-
derne" (unter entsprechenden Modifikationen).
*) Als Justinian i7Xß<fi£v iv ^A^i^vatq xeletMmq fiijdiva ^t^curxetv ^tXoao^ptav fv^re w-
fjufia ifrjj^eUr&at (s. Malala), wanderten mit Damascius (damaligem Scholarch der plato-
nischen Schule) „les martyrs de la pens6e" (s. Quicherat) nach Persien aus, erhielten
indes im Friedensschluss (533 p. S.) die Zusicherung unbelästigter Eückkehr, nach-
dem Chosroes die Werke Plato's und Aristoteles* hatte übersetzen lassen (s. Agathias),
während die Nestorianer in Nisibis die Academia Hippocratea und zu Gandisapora
Lehrschulen gründeten, für das Studium der Araber, wie unter den Jacobiten (in
Resaina imd Kinnesrin).
') Der Verfasser weist in einem a-af Xe^o/ievov (in Proclus' Kommentar) hin auf
„Psyohologia", an Stelle von (l^oxoyovta (oder, in hellenisch kongenialerer Redeweise, ixpl
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Müller, M. Theosophy or psychological Religion. London 1893.
Nach vorbereitend entworfenen Grundztigen in „Natural Religion** (S. VII) ge-
langen diese anziehenden und anregenden Vorträge durch „Physical Religion** und
„Anthropological Religion** (S. 541) auf das jetzt vorliegende Thema der „Psy-
chological Religion** oder „Theosophy**, im Rückgang auf die urspiüngliche
Deutung dieses „venerable name** („one may call oneself a theosophist, without
being suspected of believing in spirit-rappings, tables-tumings or any other
occult science and black ai-ts**).
Das Sehnen nach dem Indefiniten, dem Unendlichen oder (in terminologischer
Unterscheidung vom Infiniten) Unbestimmten, bringt der Erlösungszug zum
Ausdruck, der das religiöse Gefühl, in Indiens Volksstimmung besonders, mit
seinen färbenden Tinten durchzieht, betrefl« dessen, was in der Gottheit anthro-
pomorphisch entgegenspiegelt oder (religionsphilosophisch) dessen, wohin der
spekulative Ausbau (der Schau) gerichtet ist, auf den Blütenständen der Kultur
(unter ihren geschichtlichen Bildern).
Ehe indes solch' psychisch komplizierte Wachstumsgebilde, wie sie mit einem
(eleatischen) Sein (auch im Sinn der Vedanta), sowie für das Neutrum des „guten
Mensch** (1713), unter der Bezeichnung als Seele, in bunteste (und für ihre Ruhe
oftmals störendste) Abenteuer hineingeraten sind, einer methodischen Untersuchung
sich fähig erweisen können, wäre zunächst der genetische Entwicklungsgang aus-
zuverfolgen, wie in den ethnischen Anschauungsbildern der Völkergedanken objektiv
vor Augen stehend, um aus prüfender Zerlegung im innerlichen Geäder des psycho-
no^tischen Oi'ganismus eine greifbare und begriffliche Unterlage zu bieten, damit
zunächst die Elementargedanken blossgelegt werden, auf dei-en stützendem Gerüst
metaphysische Gedankenwelten aufzutürmen sind (unter dem Getriebe organischer
Gesetzlichkeiten). „The same ideas burst forth spontaneousley from the same
Springs, the fears and hopes of the human heart** (als Elementargedanken unter
ethnischen Differenzierungen).
Der Wildling (eines Wild- oder Waldstammes) weiss noch nichts von den
im Seienden involvierten Problemen, wie dem Daseienden inhärierend, weil aus in-
stinktgemässer Überzeugung der ihm darauf zustehenden Rechte, vor Bäumen den
Wald nicht sehend, und auch inanbetreff seiner Seele, mit der er sich umher-
kugelt Tag und Nacht, finden die ihm (kurzatmig) gekürzten Gredankenreihen bald
stets eine Beantwortung, bei der „it stops" (indianisch), um in bequemlichen
Ruhestand sich wiederum zu rehabilitieren, lange ehe die Abstraktion der Seele
angenähert ist, oder gar das Unendliche (in ihr, oder draussen).
Vor der Seele (einer einheitlichen oder in vielfachste Teilungen zersplitterten).
ifvxri<;\ betreffs der ftlr Gockel beanspruchten Priorität (1690). In Gasmanns, von Hunt
(1501) übernommener „Anthropologie", als „Psychologia anthropologica'* (1594) handelt
es sich um die psychische Anthropologie des psycho-physisehen Individuums, in jetziger
Ethnologie dagegen um die (zoopolitische) Psychologie des (ethnisch differenzierten)
Gesellschaftsgedankcns, um dann im jedesmalig zugehörigen Kreis das anthropinische
Individuum (der ^Humanitas'*) wiederum zu integrieren (im eignen Selbst). Die scho-
lastische Portwirkung zeigt sich in der Betonung Psychol6gia (nach lateinischer Pro-
sodie), statt 4>uxoIoywl (wie ipuavokoyia^ als klassisch bezeugt), Theologie u. dgL m.
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handelt es sich am dasjenige, was Denken genannt zu werden pflegt, und aus
dem innerlich drängenden Entwicklungs- (oder Gestaltungs-) trieb eine Antwort
auf die rings (aus Unbekanntem umdrängend) gestellten Fragen sucht, um die dunkel
belastende Nacht der Unwissenheit mit den, bei Hei-anziehen der Morgenröte (Matuta*s)
aufdämmernden, Lichtstreifen zu erhellen, und so die bebende Angst unheimlich
spukender Schrecken von sich loszuwerden (durch allmählich geklärtes Verständnis).
„A yeaiTiing for God, a kind of divine home-sickness, finds expression in most
religions" (s. S. 92), oder vielmehr tiberall, da auch vor dem theologischen Aus-
bau eines Religions-Systems, wo titulierte (und nach ihrer Schicklichkeit beschriebene)
Göttergestalten zur Auswahl und Verftigung stehen, in jedem Einzelnen schon
seine religiöse Veranlagung nach Hülfen (durch Nothelfer) zu suchen hindrängt,
nach stutzender Freundeshand, die am nächsten im Schutzgeist gefunden zn
werden pflegt, zumal wenn solcher Begleitgeist — ein vorangehender und nach-
folgender (Fylgja und Foryngjar, oder eine Mehrzahl mehr) — vertraulich aus
dem Innern zu reden beginnt, (als Daimonion im Herzkämmerlein), statt an der
Leber zu kratzen (bei Watchandi). Neuropathisch angelegte Konstitutionen sind
mit den Fähigkeiten begabt, wodurch die Anknüpfung solch tibersinnlicher Be-
ziehungen (oder Bekanntschaften) sich erleichtert, mittelst der für Herbeiführung
ekstatischer Zustände erprobten Kunstgriffe und Untersttitzungsmittel (Narcotica
und Spirituosen, Tanzgewirbel, Musikbetäubung oder was zur Askese gehört).
Auf Amelius' Anliegen, sich den Göttern anzunähern, antwortete Plotin, dass es
ihre Sache sei, zu ihm zu kommen, und obwohl er, wenn dies geschah, durch
die Exstase fortgerissen wurde, vermied er doch die künstlichen Anregungsmittel
derselben, die Einladung erwartend (zur ;^o/?ew iv&eo<;).
Derartige Prozeduren empfehlen sich dann auch für praktische Nutzan-
wendungen, wenn in tiberirdischer Schule gelernt sein sollte, wie es sich mit
dem Regenmachen verhält, mit Jagdzauber, Festmachen gegen Verwundungen im
Ki'iege u. dgl. m., im Whare-Kura (der Maori) etwa oder in „hoher Halle" (wo
Loddfafnir seine Untei-weisung von Odhin erhielt).
Der verstorbene „Hechsenmartl" am Wockenberg, ein Tiroler, der bei
Gabriel am Eilthof in Dienst war, der hat chimigzen (blitzen) und thoren
(donnern) und rieseln lassen, „dass 's grad a Freud* war; er hat aber die
Fenster zugemacht in der Stube" (s. Höfler). Der afrikanische „King" besitzt
sein Haus voller Donner und Blitz (und allerlei Apparate für „rain-making").
„It is the Prophets, the poets the lawgivers and teachers, however small tbeir
number, wbo speak out in the name of the people and who alone stand out to
represent the non descript multitude behind them, to speak their thoughts and to
express their sentiments" (steht bemerkt von den „Hiiien des Volks") und so
empfiehlt sich das objektive Studium der Völkergedanken in Unkultur (ehe
kulturelle Heranztichtung der Individualitäten eingesetzt hat).
Es treten zunächst die sozialen Probleme heran, über die moralische Ordnung
im gesellschaftlichen Verkehr, und da hier alles in Frieden und Freundschaft
abgehen könnte, im ungetrübt heiteren Zusammensein, zergrübelt sich der von
Störungen störend betroffene Unmut über die alten Vexierfragen (seit gnostischer
Zeit), über das m^eu to xax6v (um des „Bösen" harte Nuss zu knacken).
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„The question how nescience laid hold of the human sonl, and made it imagine
that it could live or move or have its true being anywhere but in Brahman,
remains as unanswerable in Hindoo philosophy, as in Christianity the question
how sin first came into the world", da der leicht (wenn auf leichte Achsel
genommen) entschuldbare Apfelbiss nicht ausreichend zu genügen schien, für
Erklärung (oder Entschuldigung) des umständlichst aufgestapelten Sühnapparatee,
der über die sonst dureh den Elephanten begrenzte Opferskala hinaus, noch mensch-
liches Blut hinzuerheischte und (in patropassianischem Sinne) göttliches selbst
(oder entsprechenden Ichor).
According to the orthodox Vedantist, Sruti alone or what is called revelation,
can impart that knowledge, which removes that nescience, which b innate in
humane nature (S. 293).
Betreffs der Avidya liegt die Sache einfacher oder (bei Absehen vom Über-
natürlichem) natürlicher in Deutung der Thatagata, wenn sie, kraft ihrer Erleuch-
tung durch Bodhi auf dieses Anfangsglied der Nidana zurückblicken.
Eine neue Existenz beginnt, im xuxXoq yeviatwq^ ob nun die in Seeligkeit der
Deya oder Bupaloka durchschwelgte Fiist abverlaufen, ob die in Qualen der
Naraka') durchjammerte ihr Ende erreicht hat, oder etwa eine unter
vielerlei Metasomatosen (der Jatakas) letztlich durchwanderte. Der Pathisonti-
Chitr, worin der Chuti-Chitr sich gewandelt, leitet die Wiedergeburt ein, wenn
im Kontakt mit Sankara's buntgestalteter Maya, die Vinyana ihre Einkörperung
wiederum zu untergehen hat, eine schlimme oder bessere, je nach der Abwägung
von Kuson und Akuson (im Karman).
Hier, im Kindeszustand, umdüsterte die Nacht der Unwissenheit auch den
Kalyanaphuttajjana, cf. R. P. I. (S. 125), wenn die Logoi Spermatikoi (ihrer „Ideae
innatae") noch latent liegen, obwohl entwicklungsschwanger schon emporkeimend,
um zu denjenigen Vorstellungen wiederum sich zu entfalten, die auf der Me-
ditationsterrasse hinzugelernt waren (und den Andhaphuttajana entbrechen). Im
afrikanischen Seitenstück zu der aus einem „Kosmos No^^tos^ gespeisten Anamnese
(Plato's) bringt die Kla die Erinnerung dessen mit sich herab, was sie bei ihrer
Präexistenz am Göttersitze geschaut hatte, und obwohl sie bei dem ftlr die Geburts-
Kopflage bedingten Aufstoss (mit der Stirn voran) am Grobsinnlichen (einer Sthula-
sarira) sich dämlich betäubt finden muss, mag es doch dem Horoskopiker, wenn
rechtzeitig dabei, manchmal gelingen, einige der ausklingenden Nacherinnerungen
*) Der Obergang menscMicher Seelen in Tierkörper nach ethischen Ursachsbe-
dingungen aus (Plato^s) Phaedms und bei Manu sei uns vertraut geworden, meint der
Verfasser, aber „its first coneeption was startling (S. 217), wogegen, umgekehrt grade,
nichts näher liegt, aus elementaren Unterlagen im primitiven Wildzustand, wie aus den
ethnischen Vorstellungsweisen (bei vertrautem Verkehr des Menschen mit seiner Tier-
welt) leicht erwiesen, auch in neuer "Welt bei Arowaken (zu Berthala's Zeit und von
pacifischer Küste des Nordens nach Oceanien hinein, mit Überlebseln der Wehrwolf-
sagen in geographischen Substituten der Löwen (bei Hottentotten), Hy&nen (bei Abys-
sinier), der Leoparden (in Kambodia) etc. Beim „Umbacken" atrophischer Kinder,
werden sie auf eine Brotschüssel in den warmen Backofen „eingeschossen" (in Steier-
mark), mit dem Spruch: „Alt hinein und jung heraus" (s. Fessel) und so dient die
»Altweibermühle" der Bonzen (cf. B. a, rlgph. S., Taf. ü).
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— 60 —
(ehe Yöllig ausgewischt, temporär) zu erhaschen und für Auslegungen künftigen
Geschickes zu verwerten (wie es die Hebamme verstand bei den Azteken).
Dass nun [sobald (auf indischem Standpunkt schärfer geüisst, als auf nigriti-
schem) auch das Ethische dabei in Betracht kommt] im frühesten Primär-Stadium
bereits, ein sündliches Ingredienz darin stecken muss, bedarf für den Sachkenner
keines Kommentara, da sofern jegliches Molekül desselben bereits ausgetilgt gewesen
wäre, damit dann auch die Existenz selber ausgetilgt (nachmaliger Beinkamation ent-
zogen) gewesen seinvrürde — ihr nichtig vergehendes Scheinbild nämlich, während die
reale Wahrheit (des Dichters „Gestalt"), mit Betreten der Megga sich auf der Port-
wanderung befindet, nach Nirvana's Sicherheitshafen hin (in Okasaloka). In c2zotc?
fw^oi (im Timäus) symbolisiert sich der paradiesische Pall, wenn die ihrer Glanz-
heimat entschwebten Abhassara, an der in jugendlich frischer Schöne neuerblühenden
Erde auf die verführerische „Süsskruste" stossend, durch Beschwerung ihres äthe-
rischen Leibes (mit irdischer Nahrung) die Seelenfittige sich entfedem sehen, und
erschreckt von der dunkelnd einbrechenden Finsternis kaum genugsam noch
Verdienstes -Reste zusammenzuschrapen vermögen, um kraft derselben die
Himmelslichter an das Firmament zu setzen, damit sie den domigen Pfad durch
das irdische Jammerthal beleuchten, unter Hinweis auf das Ziel, das anzustreben
sein wird, um aus solch tiefem Sinken sich wieder emporzuki-abbeln, und mit
neu gekräftigtem Gedankenschwung (unter Mithilfe der Dhyana - Übungen)
anzusteigen zu reiner umwehten Kegionen, auf deren Schichtungen die Vimana
annehmbare Behausungen (als Halbweg- oder Basthäuser) bieten, auf langweit
erstrecktem Weg des Anklimmens (nach oben hinauf).
Ohne saure Arbeit geht es nicht ab, aber der Abhidharma hat (in seinen
psychologischen Büchern) das Intinerarium mit minutiöser Genauigkeit vorge-
zeichnet, und so bleibt jedem überlassen, die Richtschnur doi-tiger Wegweiser
auszuverfolgen, die indess, — obwohl auf sich selbst gestellt (ohne Krückenstützen
schwankenden Rohr*s, beim ungewissen Erhoffen von Gnadenbezeigungen) — ,
in ihren Unterlagen schwanken und mit der auf den Stationen gewährten Spei-
sung allzu flattrig fade schmecken (aus metaphysischer Anhauchung), um einem,
auch für seine idealen Bedürfnisse an materiellere Sättigung gewöhnten, C^ist
(oder Zeitgeist) kongenialische Vollgenüge zu gewähren (und sich unter des
„naturwissenschaftlichen Zeitalters** scharfer Kontrolle probat und stichhaltig zu
bewähren).
Müller, M. Anthropologische Religion (in Wintemitz* Übersetzung).
Leipzig 1894.
Ein Buch, mit all* den Voi-zügen geschmückt, welche die Schreibweise des
vielbelesenen Verfassers auszeichnen, und das, obwohl eine Verwahrung ein-
legend, (seines „anthropisch** anklingenden Titels wegen) in die Litteratur der
(ethnologischen) Anthropologie („der Wissenschaft vom Menschen und seiner
Civilisation**) hineingerechnet zu werden, von dieser doch gern als Bundesgenosse
hinzugerechnet sein wird, um gemeinsame Gegner zu bestreiten (auf dem Boden
der ihre Herrschaft erkämpfenden Zeitideen),
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Wie bei gegenseitig sich ergänzender Arbeitsteilung geziemend, kämpft der
Autor znnftchst für seine linguiBtische Fachdisziplin. Für ihn ist die Gleich-
Setzung von Dhyäush-Pitar (sanscr.), Zeus-Pater (griech.), Jupiter (lat.), Tyr
(altn,) die „wichtigste Entdeckung, die im XIX. Jahrhundert in Bezug auf die
alte Geschichte der Menschheit gemacht wurde**, für ihn bildet die „aus
phonetischen Gründen unanfechtbare** Etymologie (in yergleicbender Sprach-
wissenschaft) eine „heilige Sache**, fOr welche insofern mit allem Ernst ein-
getreten werden muss, um „leichtfertige Behandlung** zurückzuweisen, — ganz
mit Recht seitens einer auf den sorgfältig erprobten Stützen schriftlicher Text-
dokumente operierenden Forschung (ungeachtet dessen, was die kapriziösen
Dialektwandlungen im Volksmund dagegen zu sagen haben möchten).
Aber immerhin handelt es sich bei der Sprachforschung [in Ansehung
praktischer Zwecke, die (fflr Rechtfertigung ihrer „Ratio essendi**) überall irgend-
wo zu stecken und zu wurzeln habend weniger um das Wortgerüst, als um die
innerlich lebendige Sinnesbedeutung, die kraft psychologischer Durchschau aus
dem Born ethnischer Elementargedanken zu schöpfen ist (zwecks deren Aus-
yerwertung für soziologische Lebensfragen). Und soweit also hier die Ausdeutung
für den „Himmels- Vater** in Betracht gelangt, handelt es sich erst um eine
spätere Phase kulturgeschichtlicher Entwicklung; ähnlich wie der Fetischismus
als eine „sehr späte Phase des Aberglaubens** (eine göttliche Verehrung bereits
präsupponierend) betrachtet werden mag, obwohl in ethnischen Elementargedanken
wurzelnd auch bei derjenigen Fassung, woi*unter sie (auf nigritischen Entdeckungs-
fohrten) in portugiesischen Matrosengehimen (nach mittelalterlicher Schablone)
sich gespiegelt hatten, und nun auf Grund solch* exotisch importierter Kopf-
geburten in den Hirnwindungen gelehrter Häupter weiterhin zergrübelt wurden
(beim öllämpchen in der Studierstube).
Zum Besten der ethnischen Anthropologie hat unser gefeierte Philologe
seine gewichtige Stimme erhoben, gegen das unbedachte ümherwerfen mit
„flatus Yocis**, wie sie im Fetischismus, Totemismus, Schamanismus, Ahnen-
Verehrung oder -Kult (und was dämonisch sich anschliesst) umhergewirbelt
werden, da eine jede dieser Namensbezeichnungen, ehe sie auf dogmatische Ent-
wicklungsreihen zuzuschneiden gewagt werden dürfte, vorher vielmehr, ihren
separaten Spezialausdrücken nach, eine jede für sich, in fester Rubrik umschrieben
werden müsste, unter psychologischer Kontrolle, um sich als „Terminus technicus**
brauchbar zu erweisen, und luftiges Windmühlengeflügel flunkernder Logomachieen
zu verscheuchen (unter Vorbeugung nutzloser Zeitvertrödelung).
Die Erinnerung an ihr kaum verflossenes Durchgangsstadium, wo Alles und
Jedes, was auf einem, seiner Ausmündung ins Vemichtungsmeer entgegenrasenden
Zeitstrome den Blicken vorüberflutete, in hastiger Eile niedergezeichnet werden
musste (unter Vorbehalt fernerer Prüfung, auf wieviel acht und wert), braucht der
Ethnologie nicht aufgefrischt zu werden, zumal dergleichen Heischungen auch augen-
blicklich noch nicht gänzlich überhört werden dürfen. Indes ist es auf Grund
solcherweis beschafften Sammlungsmaterials bereits gelungen, die Spannungsreihe
ethnischer Elementargedanken, ihren allgemeinen Umrissen nach, vorläufig fest-
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— 62 -
ztistellen, und so wird hier demnach der induktive Ausgang gewonnen werden
können, um (nach den Vergleichnngswerten komparativer Methode) ein gegen-
seitiges Verständnis anzubahnen (für die obigen Kontroversen und anschliessende).
Wenn aus dem somatischen Organismus dfe psychische Entelechie (des
psycho-phjsischen Individuums) auf ihre Gesellschaftsschichtung gelangt, um sich
als zugehöriges Teilganze dem Organismus dortig zoopolitischen Individuums ein-
zufügen, dann bewegt sich die Denkthätigkeit zwischen den (aus optisch-akustischer
Konkordanz hervorklingenden) Sprachschöpfnngen, ') und indem sich nun also
dem gesehenen Gegenstand sein gespenstisches Lautbild zur Seite stellt (im
Horopter des „Visus intellectivus*^) und dessen fragend auftreffende Beizwirkung
aus seelischer Reaktion der „Innerthätigkeit*' [odei' (sanskritisch) „Antahkarana",]
beantwortet wird (mit dämonischer Stimme), steht dasjenige fertig, was sich ixo
Suman zum Fetisch schnitzen lässt, was dem vorüberhuschenden Tier als Totem
abgehäutet sein mag (für den Medizinsack), was in (des Schamanen) ekstatischer
Verzückung (wenn nicht aus Neqnök der Nisra, dem Halait) mit seiner Doppelung
redet, im Schutzgeist oder dessen göttlicher Verklärung, soweit vorwiegend nicht
in träumerischer Nacherinnerung eingesenkt verblieben, an die dahingegangenen
Ahnen (die bald nun ihren Kult zu verlangen pfl^en).
Da Alles das in kürzlichen Publikationen wiederholte Behandlung erhalten
hat, kann darauf um . so mehr verwiesen werden, da die in dem vorliegenden
Werk auf einen andern Standpunkt aufgestellten Gesichtspunkte weitere
Bestätigungen gewähren, in willkommener KontroUe, deren Ergebnisse besser
für sich selber reden, unbeeinflusst durch Oberredungskünste, um die Unab-
hängigkeit des Urteils nicht zu stören.
American Anthropologist. Vin, No. 4 (Oktober 1895), Washington (Än-
thropological Society).
Cushing's Abhandlung über „the Arrow" wird für Alles, was in an-
schliessendes Forschungsfeld hineinfiillt, eine fortab fundamentale verbleiben, denn
wessen Autorität käme der seinigen gleich? der seit „a boy less than ten
years of age", diese Studien methodisch ausverfolgt hat, in einem langen und
ergebnisvollen Leben, unter praktischen Erfahrungen (beim Sicbhineinverleben in
das Leben der Zufti). Im besonderen sei hingewiesen auf den Übergang von dem
„already strung but reversed flinging bow to the bow of archery" (S. 344),
sowie auf die noch ausstehende Fortsetzung (der ei-wartungsvoU entgegengesehen
wird). Die Abhandlung Mc Gee*s („the beginning of agriculture") breitet eine
*) Linguistic Anthropology is the only true „Science of men" (s. Haie), dessen
Wesen sich indes zunächst in den Gedanken ausspricht, für Deutung der Worte,
aus ihrer „Seele" (bei Jchwan as Safa). Indem die Sprache „cannot form names of any
objects except by means of roots, all of which are expressive of acte" (s. M. Mflller),
folgt der Energismus (aus den Generalisationen), bei Zutritt des lautlich reproduzierten
(und in Anschauungen inkamirten) Hörbildes (zum Gesichtsbild). Als „Naturgabe" (s.
Herder) aus Notwendigkeit dient die Sprache, wie den Sehorganen zu sehen, den Hör-
organen zu hören (s. Epikur), und dann tritt die Beachtung der noötischen Umge-
staltungen hinzu (auf der Gesellschafts.schichtunt,^).
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— 63 —
gesicherte Grundlage für die Lehre von den Geographischen Provinzen, weil sie
unter einfietchsten (also übersichtlichsten) Aspekten in Betracht ziehend in Pa-
paguai-ia (perhaps the most arid region of equal extent on the westem hemi-
sphere). „The desert flora reveals in strong light the exceeding adjustability
of even the more fixed organic tjrpes to environment, an adjustability so delicate
that the affinity ihereof masks and modifies consangninity^' (S. 162); und dann
vom „animal life'* weiter zu den „charactenstics of human life" (S. 369), mit An-
schluss an Login's Satz, dass das Klima auch auf die dem Menschen innewohnen-
den Fähigkeiten bedingend einwirkt [unter Rückgang bis auf Hippokrates, den
Vater (medi2inisch-)anthropologischer Litteratur].
Brinton. The Aims of Anthropology. Salem 1895.
Eine beredte Anspi-ache des Präsidenten der „American Association for the
Advancement of Science** über die Aufgaben der Anthropologie (und Ethnologie)
in ihrer heutigen Fassung. Wenn dem Hinweis auf den naturwissenschaftlichen
Charakter der Ethnologie (the natural science of social life) der Satz zugefügt
wird, „the final arbiter, however, to whom it appeals is not the ethnos, not the
social group, but the individual,** so gilt das für den Zeitpunkt, wann dem aus
seinem Gesellschaftskreis integrierten Individuum (der Persönlichkeit) die (in
eigener Selbsterkenntnis) gestellten Aufgaben zu bemeistem gelungen sein
sollte, (um frei emporzuschauen als Anthropos). Andrerseits hätte sich das
Augenmerk der längs der Forschungsbahn noch Dahinwandemden auf die Ge-
setzlichkeiten zu richten, wie den Elementaranlagen etlinisch einwohnend
zum Gesellschaftsgedanken entfaltet, unter den Differenzierimgen der Völker-
gedanken, wodurch den Untersuchungen ein gesicherter Ansatzpunkt geboten
sein wird (zur Verwendung der komparativen Methode).
The time will come, and that soon, when sound historians will adopt as
their guide the principles and methods of ethnological science, because by these
alone can they assign to the isolated fact its right place in the vast structure
of human development (S. 7), in der Geschichte des Menschengeschlechts (und
seiner „Humanitas**), neben sog. Weltgeschichte (als erweiterter Volksgeschichte).
In den Proceedingt of the Anerican PhilotopMcal Society (XXXIV, 147)
findet sich ein neuer Beitrag („Salishan Texts**) zu den wertvollen Fundamental-
arbeiten, wodurch Boas unsre ethnische Kenntnis des von ihm durchforschten
Völkergebietes begründet und gefestigt hat (und werden die zei*streuten Abhand-
langen hoffentlich bald zusammengefasst erscheinen).
Im ftychalogical Review (I, 4) wird in einer kontroversialen Frage („Is
Psychology a Science?") auf James* Bemerkungen über den Einschluss der
Erklärungen in den Beschreibungen schon (betreffis der Psychologie), seitens Ladd
der Einwurf erhoben, dass „the same thing is true of every scientific
treaüse on mental phenomena that was ever written, or indeed for that matter,
ever will be wiitten; moreover is also true for every form of natuml science
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(and also für eine Psychologie in naturwissenschaftlicher Behandlongsweise).
Soweit die thatsächlichen Beweisstücke genügend verifiziert sind, bieten sich der
Erklänmgen genug, aber nur soweit derartig erwiesen, sind sie dann eben zu-
zulassen, als zuverlässig. Worauf es ankommt in der Naturforschung, ist eine
exakt genaue „Beschreibung*^ des Objekts, und dann ist die „Erklärung' (s.
. Kirchhofi) eine sich daraus ergebende nun eben (ungefährdet durch idiosjnkrasische
Ablenkungen). Im vorliegenden Falle handelt es sich um die psycho-physische
(Individual-) Psychologie, aber dasselbe gilt fär die des zoopolitischen Individuum
(als Ethnos).
Im gleichen Heft findet sich ein Artikel Baldwin*s („Psychology past and
preeent*'), der, im Anschluss an die Weltausstellung zu Chicago, besonders die
psycho-physiscben Laboratorien nach ihren erzieherischen Zwecken bespricht, in dem
Einleitungswort indes nicht scharf genug den Trennungsstrich markiert, der in
„modern psychology" die philosophische Behandlungsweise von der physiologischen
abscheidet, seitdem die aus Mitte des Jahrhunderts mit dem Charakter einer
Naturwissenschaft bekleidete Physiologie sich auf das Berührungsgebiet mit der
Psychologie geführt fand, und jetzt, nachdem sie ihre psycho-physischen Wacht-
türme gesichert begründet hat, fortzuschreiten haben wird in die Sphären-
Region der Gesellschaftsgedanken (mit einem, auf aus ethnischen Belegstücken
festgelegten Stützen ruhenden, und somit gesicherten Fussauftritt).
Als Naturgabe (s. Herder) ergiebt sich (mit Notwendigkeit) die. Sprache —
(zu Epikur*8 Zeit schon) aus Voranlagen, in Beziehung zu den Sprachorganen, wie
das Sehen zu dem Sehappavat und das Ohr zum Gehör, aus (stoischen) Herzen
(t^ y<ovyj<: dTjßtoupyoq) — organisch*) hervortretend (b. W. v. Humboldt), wobei,
was aus Erfindung oder Kunst, zu erklären wäre, erst in späteren VervoUkonmi-
nungen liegt, wie etwa für das Gehen hinsichtlich seiner akrobatisch nützlichen,
oder nutzlosen, Fähigkeiten. Nicht aus Stimmung, wie im Gedränge interjectio-
naler Ausdrücke, Sentimentalitäten etwa zusagend, ergiebt sich die Fixierung
des Wortlautes, weil zunächst in Konkordanz optischer und akustischer Thätig^
keit wurzelnd, so dass dem aus materiellem Reflex des Lichts geschaffenen Seh*
bild eine immateriell (mehrweniger) verallgemeinernde Deckung zutritt, damit
sodann der Denkprozess auf gesellschaftlicher Schichtung einsetzt (zum gegen-
seitigen Verständnis zwischen den Individualitäten).
Die im Kind (je nach den aus der Umgebung aufgenommenen Geräuschen)
imitatoiischen Sprechversuche werden, gleich dem okulistisch richtigen — (vor Illu-
sionen möglichst gehüteten) — Sehen, allmählich angelernt, gleich den zum Greifsn
ungewiss ansetzenden Fingerbewegungen, die aus Übung erst zum festen Grifft
ihrem Begriff (so zu sagen, in Fingersprache gleichsam) gelangen, zur Er^nzung
*) Die Sprache ist das bildende „Organ des Gedankens" (b. W. v. Humboldt),
als „Weltansichf* (beim Gestalten des Denkens durch den Laut), in Morphologie,
fnr Bedeutung der Beziehungslaute (aus der Wurzel, nach den Funktionen hinsichtlich
der Form). Die „Weltansicht" der Worthülsen belebt sich zur ethnischen .Weltanschauung*
bei Durchdringen mit der Sinnesdeutung (je nach dem Verständnis der Yolker-
gedanken).
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des Lautlichen dienend (in Kombination mit dem Gesicbtsausdruck der Mimetik).
Die Seele (bei Kleanthes) galt als Aushauchung des Körpers (s. Longin), gleich
Duft tiberschwebend (auf Tonga).
Aus Polyhistorie (bei Beschränkung aus Polymathie) gestaltete sich (nach
Zusammenfassung des Triviuni und Quadrivium an der „Universitas") die Philologie
zur Altertumswissenschaft (s. Fr. A. Wolf), genealogisch (b. F. Müller), in Suche
nach der Ursprache (anthropologisch).
Auf dem Boden der Geschichte erschliessen sich dem Einblicke „reiche
Schätze vernünftiger Ideen und treibender Ideale" (s. Hegel), in „welche die
ewige Idee die Menschheit zeitlich und räumlich sich entfaltet" (b. Pfleiderer),
woraus im ümblick des Glob\i8 der Gesellschaftsgedanke der Menschheit sich zu
offenbaren haben wird.
So lange das allgemein alles Daseiende mit seinem Leben Durchwallende in
der Beseelung eines animalischen Organismus pulsiert, wirkt es aus seinen
Funktionen auch die psychischen aus, welche mehrweniger ihren reflexiven Verlauf
nebtuen, gleich den übrigen.
Was dagegen (als Rückschlag aus gesellscbaftlichen Denkschöpfungen) im
Bewusstsein des Einzelnen hervortretend, sich durch die psycho-physische Über-
brückung zum körperlichen Persönlichkeitsgefühl fühlbar macht (so lange der
Zusammenhang dauert), liegt auf einer (der zeiträumlichen Existenz) jenseitigen
Spbäi-e, und obwohl unter erzwungener Abhängigkeit vom Leibe, empfindet sich
diesem unabhängig fremd, weil solcher Leib selber schon völlig fremd ist (wenn
nicht durch anatomisch-physiologische Studien in seinen gröberen Teilen durchblickt),
l>etreffs der komplizierten Maschinerie, die in ihm (ohne Kunde über fernliegende
Herkunft) arbeitet, und wenn auch weil Endprodukt eines (von Aussen her
beeinflussten) Resultats, am Verbindungsfaden festhaltend, muss dieser doch los-
gelassen werden, wenn selbst zerfallend, weil ohne Macht dann ferner über
dasjenige, was sich selbständig bereits proklamiert hat (in Eigenheit des Ich).
Da das „Beobachten seiner selbst" (s. Kant) „leichtlich zu Schwärmerei und
Wahnsinn hinführt" (auf gradem Weg in „Kopf Verwirrung"), sollte die
„empiiische Psychologie" auf Beobachtungen Anderer begründet werden, und
würde dann zunächst also die Vergleichung der Gesellschaftbgedanken erfordern
(um im zugehörigen Kreis des Teilganzen das Einzelne zu integrieren).
„Will man das Getriebe der psychischen Vorgänge erfassen, so mu.ss man vor
allen Dingen die ersten und einfachsten Elemente dieses Getriebes zu beobachten
suchen" (s. Lange), und also in erster Linie (neben der Kindesseele) die Wild-
stämme in Betracht ziehen (um das Geäder des zoopolitischen Organismus zu
durchforschen). Im Organismus des zoopolitischen Individiums steht der Gesell-
»chaftsgedanke voran (wie ethnisch differenziert) für den Gemeindekreis — izpo^
xoowviai> ysYÖixifjMv (s. Marc. Aurel.) — unter Hinweis auf darinsteckendes Selbst
(monet Pythius Apollo, ut se quisque noscat).
Was einem „inneren Sinn" (b. Fortlage) zugeschrieben wird, ist der Reflex
des aus Anregungen der äusseren Sinne in Vorschüpfung Transformierten (auf
sozialer Schichtung). Die mit der Völkerpsychologie verwachsene Linguistik
M. f. V. 6
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wird der Erkenntnis des Völkergedankens desto förderlicher sein, je mebr von
der änsserlichen (und schriftlich fixierbaren) Hülse des Wortlauts dessen Oedanken-
inbalt zugewandt (im schriftlosen Primärzustand besonders).
Wenn die „Realen ** (Herbart*s) auf einander wirken, so würde das hinführen
auf den Begriff einer Kraft (s. Lange), wie (in der Moleknlar-Theorie) „dem
einzelnen Atom durchaus nicht zukommt und eben nur in der Wechselbeziehung
mehrerer Atome statt hat" (für die physikalischen Kräfte zwischen den Atomen),
in Gegenseitigkeit der Ayatana zu Aromana (oder der Tanmatra, in Fünfheit).
„Aus Actualität des Geschehens folgt, dass auch das Prinzip der psychischen
Kausalität im Prinzip rein aktueller Kausalität sein muss^' (s. Wundt), vom
Denken gelebt (im psychischen Wachstumsprozess). Non potest absoluta possi-
bilitas prior esse actualitate (s. Nie. Cus.), im „actus purus" (eines „Potest")-
Ammonius Saccas, als ihod(^xToq (s. Hierocles), lehrte: dass der hinfUlig ge-
brechliche Körper durch das Seelische gestützt wird (b. Nemesius). Als aus
(scholastischen) Klosterzellen in freie Natur veipflanzt, begann die „anima in-
formans corpus*', im physiologisch Körperlichen feste Wurzel zu schlagen (für
Fortstreichen ihrer Entelechien).
Bei vollgesundheitlicher Schwellungskraft seiner Funktionen treibt es im
Organismus zu zeugender Entfaltung, wie bei sexueller Ti*ennung in den Braust-
Zeiten auf dementsprechende Beiwohnung hingewiesen, während in allgemein
wogenden Gefühlen mit denen der Liebesgefühle ihren Ausdruck suchend, der sich
indes am cerebralen Pol erst zu klären beginnt, wenn in Denkform gefasst,
emporreifend zu Gedankenschöpfungen, die für ihre innerlichen Triebe harmoniscbea
Gleichklang finden ringsumher, wie auf gesellschaftlicher Schichtung nächst-
liegend, so (weiterhin) in den Harmonien des Universums (bei eindringendem
Verständnis derselben).
Solche Gefühlsempfindungen, im Gehörsorgane anschlagend, verleihen dem
Menschen seinen Charakter als „singendes Geschöpf** (s. W. v. Humboldt), mit
dessen Tönen sich Gedanken verbinden, in Wechselbeziehung zu den auf der
Retina (durch Lichtreflex) abgezeichneten Gestaltumrissen (aus optisch -akustischer
Konkordanz).
Was im Gesichtssinn sich ausprägt, steht dort als ein Fragezeichen über
die Welt, in deren Bilde es redet, und die Antwort verkörpert sich in den Laut-
Worten, die auf sprachlicher Gesellschaftsschichtung ihren Entwicklungsgtng
beginnen, in (HegePs) dialektischem Prozess (um zum Verständnis zu gelangen).
Nachdem zwischen Erkenntnis- und Begehrungsvermögen (Wolff^s) das
Gefühlsvermögen (b. Tetens) eingeschoben war, (in „Empfindnissen**), wurde die
rationale Psychologie (als metaphysische) unmöglich erklärt (s. Kant), der empi-
lischen aber die Evidenz einer Naturwissenschaft abgesprochen, weil der Experi-
mente unfUhig, sowie einer mathematischen Behandlungsweise, welche von Herbart
anzustreben versucht, erst durch Fechner (physiologisch) zur Anwendung ge-
langte (für die Individualpsychologie), während die Völkerpsychologie (b. Lazanu)
in die Psychologie des Gesellschaftsgedankens zu verlaufen gestimmt war, nach
dessen Differenzierungen in den Völkergedanken (auf elementar gleichartigen
Unterlagen, bei Einheit des Menschengeschlechts).
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— 67 —
Dadarch würde HegePs Psychologie als Mittelpunkt der Metaphysik, — um das
Geistige ans den Fesseln des Leiblichen zu befreien (religionsphilosophisch, unter
Vermeidung der Mystik), — aus dem deduktiven Weg auf den induktiven überge-
geleitet sein (in ethnisch-naturwissenschaftlicher Psychologie), während Spencer die
Vermittlung mit philosophischer Deduktion hatte festhalten wollen, in einer
Soziologie, fdr die zwar objektives Material beschafft werden sollte, aber solches
einer organischen Durchbildung entbehrend bleiben musste, so lange nicht in
den Elementargedanken fest umschriebene Stützen gefunden waren (für eine
Qedankenstatistik).
Boas. Fifth Report on the Indians of British Columbia (tehth Report on
the North-westem tribes of CJanada) 1895.
Dieser, gleich den übrigen, mit eingehendstem Verständnis primitiver
Gedankenwelt abgefasste, Bericht bringt wiederum eine Mehrheit aufklärender
BeweisfOhrungen, so für das Toteneigentum (S. 46), das Aufstellen der
Erinnerungssäulen (S. 52), schamanische Berufungen (S. 59), kosmogonische
Vorstellungen (S. 61), dann das Linguistische (des Niska und Tsetsaut),
physical characteristics (mit Tabellen) etc.
Qiddings. The Theory of Sociology (Philadelphia). Supplement of the
Annais of the American Academy of political and social sdence (Juli 1894).
„An analysis of the general characteristies of social phenomena and a formu-
lation of the general laws of social evolution, should be made the basis of
special study in all departments of social science; Sociology therefore may be
defined as the science of social Clements and first prindples** (s. Gilling). Its
£ar reaching principles are the postulates of special sciences (Sociology rests on
biology and psychology; the special social sciences rest on sociology).
„Une soci^tö est une gi*oupe de gens qui pr^ntent entre eux btsaucoup de
similitudes produites par imitation ou par contraimitation** (s. Tarde). (3e
qui maintient un grand nombre de citoyens sous le meme gouvernment c*est
bien moins la volonte raisonn^e de demeures unis que Taccord instinctif et en
quelque sorte involontaire, qui r^sulte de la similitude des sentiments et de la
ressemblance des opinions (s. Tocqueville). In der Menschheit hat sich das In-
dividuum aus der Horde gebildet, nicht umgekehrt (s. Kohler), bei Integrierung
(aus dem 2^n politikon).
Bei Vielfachheit der in der Soziologie praktisch gepflegten Sonderzweige,
volkswirtschaftlicher und staatswirtschaftlicher Art — „from the husbanding of
oom and wine to electioneering contests" — würde das ihr charakteiistisch eigen-
tümliche Stadium auf die allgemein durchgehenden Gesetzlichkeiten hinzurichten
sein, nach Analogie der Biologie (a working laboratory of sciences, conceived and
pursued as a groundwork of more special biological sciences) für den Lehrkursus
der Studenten. „He should study botany and zoology, of course, but he should
be grounded first in biology, the science of the essential and universal phenomena
of life under all its varied forms (S. 18).
5*
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Bier wäre nun indes in Beacbt zu ziehen, dass erst nach einem eingelienden
Studium der Physiologie (im Anschluss an botanische und zoologische Forschungs-
weisen), die Zellenlehre mit derjenigen Deutlichkeit sich geklärt hat, um in der
Biologie ihre (phyto-) physiologischen Hilfsdienste zu leisten, und obwohl ein direktes
Rücksichtnehmen auf die einfachen Entwicklungsvorgänge in der Primät-Zelle aus-
fallt [je mehr die Aufmerksamkeit des Kunstgärtners (oder Landwirtes) auf die
verwickelt bei der Züchtung sich abspielenden Wachstumsprozesse (in deren Meta-
morphosen) hingerichtet ist], der (kraft der Induktionsmethode wissenschaftlich
vertiefte) Einblick dennoch wieder auf celluläre Lehren zurückführt, um praktische
Resultate zu gewinnen (voniehmlich z. B. zur Ausheilung pathologischer Schäden).
Je mehr innerhalb des QeseUschaftskreises (eines zoopolitischen Individuums)
die psycho-physischen Individuen im Selbstgefühl ihrer Pei'sönlichkeit sich zu
integrieren beginnen, desto mehr, unter dem wogenden Qeschichtsstrom, geht
der im Wildzustande deutliche Anschluss an die (physiko-) geographische Um-
gebung (und deren Agentien) verloren, da jetzt ein psychisches Milieu zur Durch-
bildung gelangt, mit all' den in der komplizierten Maschinerie seines historisch
erwachsenen Organismus durcheinander wirkenden Faktoren individueller Launen
und Neigungen (mit buntester Ausgestaltung).
Allerdings würden nun auch hier die mittelst der Durchsichtigkeit einfacher
Anfänge im ethnisch politischen Leben gewährten Erleichterungen, den Gesamt-
zusammenhang eines (hier kleinsten) Organis^mus zu duixh schauen, weiivollste
Unterstützung zu liefern im Stande seien, aber dann eben erst, wenn die augen-
blicklich noch junge Ethnologie zu ihrem vollen Reifezustand gelangt sein wird,
und da die praktische Pflege der durch die Zeitbedürfnisse verlangten Spezial-
zweige bis dahin nicht unterbrochen werdea kann, verbleibt es vorläufig damit
besser wie bisher, um sie wenigstens nicht durch Hineintragung, soweit noch, unreifer
Theorien mehr noch in Unordnung zu bringen; denn die Statistik erweist sich
überall als ein zweischneidiges Schwert, mit Sicherheit entscheidend, wenn voll-
kommen alle mitsprechenden Daten beherrschend, aber bedenklichst, solange
eine unvollkommene; subjektivischen Deutungen oflfen (nach Willkür derer, die
sie verwenden).
Unter solcher Sachlage stellt sich dann aber allerdings das zwingende Gebot
voran, den ethnischen Daten (eingehender, als bisher), eine möglichst ernstliche Durch-
forschung zuzuwenden, um sie thunlichst bald zu befähigen, die entwicklungs-
schwanger in ihr schlummeniden Keime zur deijenig vollen Ausgestaltung zu
ft)rdern, welcher zuverlässige Anhaltspunkte sich entnehmen lassen könnten, und
zwar gewichtigste sodann, um auf die Schädlichkeiten des sozialen Lebens (in deren
Durchschnittsmassen die ethnischen Elementargedanken auf gleichem Schichtungs-
Niveau fortdauern) einen naturgemässen Heilungsprozess zur Anwendung bringen
zu können (im geschichtlichen Fortschritt der Kultur).
Zwischen Kulturvölkern und W^ildstämmen ist, so gut es gehen will, ein
praktischer Scheidungsstrich (für die Studienweison) zu ziehen, so dass hier die
Theorie der Praxis zu folgen hätte, was, wenn es auch, solcher Theorie nach, viel-
leicht nicht sein sollte, doch, statt /u dert Ausnahinsf allen, eher vielmehr zur Regel
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— 69 — .
gehört (aus pi-aktischen Erfahrangen), und ohnedem provisorisch stets erfordert
sein ?dirde, wo der Forschungsweg der Induktion eingehalten wird. Die Ethnologie
verhält sich zur Soziologie, wie etwa zur Geographie die Ethnographie, die hier
den botanischen und zoologischen Provinzen eine anthropinische zufügend, still-
schweigend aufhört, sobald auf den von der Geschichte beackerten Boden
gelangend, für deren vorläufige Ergänzung sie dort bedürftig gewesen war, wo
fflr historische Kritik die zuverlässigen Momente noch fehlen. Ebenso ver-
schwindet die bei den ethnischen Organismen eines durchsichtigen Primitiv-
zustandes nach den dort erschaubaren Gesetzlichkeiten arbeitende Ethnologie unter
den komplizierten Maschinerien der Kultur, so lange in ihren Grundprinzipien
noch nicht gentlgend gefestigt, um duix:h die, bei den Krjptogamen des Menschen-
geschlechts nachweisbaren, Zelleinheiten solch' ähnliche Dienste zu leisten (zur
Ken'ntnis kulturellen Wachsturas), wie die phyto-physiologische Methode einer
wissenschaftlichen Botanik (für biologische Weiterfolgeiningen).
In the Amricai Jourial Of PiycbolOfte (Clark üniversitj, Worcester 1895)
giebt Tilcherer ein „psycbological vocabulaiy" (für Obersetzung deutscher Aus-
drücke ins Englische), mit der Bemerkung: „the english nomenclature of peycho-
logical processes must be in the main of Latin-Greek origin and not of Saxon"
(für die Termini technici).
International Journal of Ethics. Philadelphia 1895.
„The „ethical process" is eniphatically part of the cosmical proeess" since
it is concerned in the development of new relations among the factors with which
it deals and therefore is the seeuring of new producta of these facts (s. F. E. White),
im Anschluss an Royce (und Huxley); für (Fichte's) moi*alische Weltordnung
(bei Einheit physischen und ethisch-moralischen Gesetzes, im Dhamma).
Hodge. The first discovered City of Cibola (American Anthropologist,
VUI, 2). Washington 1895.
Im Anschluss an die durch Bandelier*s Forschung begründeten Unterlagen
(und unter Auseinandersetzungen mit ihm über mitsprechende Gesichtspunkte)
kommt der Verfasser zu dem Ergebnis, „that not Kiakiroa, but Hawikuh was the
town of Cibola discovered by Niza, that the latter village alone correponds sub-
stantially with the settlement described by the friar (S. 4).
Dali. Alaska as it was and is. Washington 1895 (Phlsphcl. Set.).
„The day of the ethnological collector is past" (S. 144). Ein schwerwie-
gendster Satz in wenig Worten, wenn gesprochen von der hier unbestrittensten
Autorität, aus persönlichen Erfahrungen (seit 1865).
Fullerton. The psychological standpoint (Psychical Review, I, 2, March
1894).
Das Denken des „piain man" liisst sich betrachten, im Sinne der „psychology
as natural bcieuce, for it is psychology from the standpoint of the common uu-
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— 70 —
derstanding" (S. 113), und so (für ethnisch natarwissenschaftliche Psychologie)
dem Gedankenleben der Wildstänome parallel (zoopolitisch).
Gleich den übrigen Naturwissenschaften, ist die Psychologie, wenn im
korrespondierenden Charakter ihnen angeschlossen, freizuhalten von jeder Ein-
mengung metaphysischer Probleme, deren Behandlung (soweit sie einer solche
asugfinglich sind) der Philosophie verbleibt.
Und indem so die Psychologie auf den induktiven Weg (komparativ-gene-
tischer Methode) sich hingewiesen findet, werden (zum Material des Verarbeitungs-
stoffes) objektive Anschauungsbilder, wie sie erst (und nur) von den ethnischen
Einkbrperungen des Gesellschaftsgedankens gegeben sein können, vorausgesetzt
und vorbedingt, damit dann wieder (aus Teilhaben am social umziehenden Kreis)
das psycho-physische Individuum sich integriere (im eigenen Selbst).
Beim Herausrechnen seines im Gfanzen (des gesellschaftlichen Kreises) zustän-
digen Eigenwertes (aus den Verhältnisbeziehungen, worin umwoben), als unab-
hängiges Teilganzes Gebensfähiger Existenz) seinen Ausdruck gewinnend, ge-
langt (im innerlichen Reden seiner Doppelheiten mit einander) das jedesmalige
Denken zum Bewusstwerden, um in Enge oder Weite solches Bewusstseins die
darin aus geistiger Umschau gespiegelten Weltreflexe dem Forscherblick kontrol-
lierender Beti*achtung zu unterwerfen und zu klären (fOr das Verständnis).
Was hier pi-tifender Revue vorüberzieht, ftlhrt nicht die aus der Linsen-
brechung der Retina aufgeprägten Dinglichkeiten vor, sondern das, was aus deren
Echo in gesellschaftlichen Schallwandlungen (mit Satzgefüge der Denkworte) sich
ausspricht, unter Hinstreben zu generalisierenden Znsammenfassungen.
Wir sehen den Schimmel, den Schecken, den Rappen, aber daneben denkt sich
das Pferd, als unsinnliche Sprachschöpfung (wie vom „Visus intellectivus" gesichtet),
ohne fixierten Stellungsanweis (im Räumlichen). Was im Körper pathologisch
stichelt, wird gedeckt durch was (unter verallgemeinerter Subsumtion) im Laut des
Bösen (aus seinem Stachel) sich verkörpert, dem auf der Gesellschaftsschichtung
moralisch getönten Ohr. Indem die Gefühlsempfindung tastend erprobendem
(bestätigendem oder widerlegendem) Experiment unterworfen werden kann,
wandelt sich für sie das „Post hoc" des im Zeitlichen sein Kausalitätsbedür&is
lebenden Denkens in ein „Propter hoc" wechselweis bedingender Durchdringung
von Ursache und Wirkung (zur Einheitsfassung vereinfacht). Aus dem die
(mit tactibeln und tangibeln Ganglien durchsetzte) Epidermis treffenden Stoss
erläutert sich der dort reagierende Schmerz, während der im Innern wüthende,
eine Penetration voraussetzt, durch den dafdr befähigt gekannten Pfeil, aus feind-
licher Hand (zugehöriger Persönlichkeit) geschleudert, und so steht im „Hexen-
schuss" der Elementargedanke fertig, der den Böszauber sich projiziert, in (un-
greifbarer) Leiblichkeit begriffen, unter deren (mit abstrahierendem Fortschreiten
gedehnteren) Umrissen nun das (oder der) Böse auf sprachlich gesellschaftlicher
Schichtung (mit Widersachern wieder) sich auseinanderzusetzen hat, für seine
Kontroversen mit dem Guten, und sonstigen Steinen des Anstosses, die in
Mehrung des Sticbelns und Stacheins den Hass verbitternd steigern.
Soweit die geistigen Zustände von körperlichen abhängen, wird eine imma-
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— 71 —
nente Gesetzmässigkeit abgesprochen (b. Comte), während die immanente Kau-
salität der Vorstellungswechsel zwar noch nicht für die Gemütsverbindangen
(Miirs) umschrieben werden kann, wohl aber deutlich ausverfolgbar (nach Asso-
eiationsgesetzen und was sich anschliesst) in den Wachstumsvorgängen der
Gesellschaftsgedanken (wie die sinnliche Schicht überschwebend), und insofern:
„Psychology is a totally unique science" (s. Spencer), aber nicht .subjektiv",
sondern zunächst vielmehr objektiv (zur An- und Durchschau der ethnisch ver-
körperten Völkergedanken).
Statt der „Dinge'' selbst, geben die Sinne „Wirkungen der Dinge'' (s. Helm-
boltz), und zwar nicht getreue Bilder, aber doch flir praktische Verwertung brauch-
bar herzustellende. Und so spiegeln die Denkschöpfungen auf sprachlich durch-
wobener Gesellschaftsschicht ihre Ursächlichkeiten (für ethische Ausnutzung).
Mit auvec&fjm^ (<n)yaur&7j<n^ o^tiyc) diückt sich einheitliche Stimmung im Ver-
nunftdenken (als ^pouTjüv;) aus, wie nach sittlichem Wert abgeschätzt im Bewusst-
sein als („besonnenes") Zusammenwissen („consdentia", im Gewissen), das unter
modern gesellschaftlichen Verhältnissen erst die Spezificität eines terminus
technicus erlangt hat [durch (ihre induktive Kontrolle weiterab verlangende)
Deduktion].
Wie weit in „Enge des Bewusstseins" Aufiassungen statt haben, ist psycho-
physisoh auszuverfolgen, während im Gegensatzverhältnis zum Nicht-Ich das
Selbstbewusstsein permanent bleibt, trotz periodischer Unterbrechungen des
Wachzustandes (worin, zur Gewisslichkeit der Pflicht, erweckt stehend).
Damit für' interesselos ästhetische Urteile dem Geschmack »eine richtige
Echtheit bewahrt werde, bedarf es klar erkennender Untei*scheidung, im (be-
wussten) Wissen [des (gewiss) Gewussten, als Gewissen]. Um auf die (im
Physischen der Geftthlsempfindungen eingeschlagenen) Wurzeln des subjektiven
Bewusstseins (in „Bewusstheit") zu gelangen, sind zunächst die Grundgesetze der
Objektivierung (in den Erscheinungen) zu durchforschen (aus psychologischer
Erkenntnistheorie), für das Selbstbewusstsein des Ich (in der Pei-sönlichkeit).
Mit if6r^<nz vorfjotwq vcrfjat^ ist 6 eurw äy^pwim^ auf Selbsterkenntnis hinge wiet^en,
fttr ethische GtQtigkeit im Gresellschaftskreis (zum eigenen Verständnis).
Das hier zur Klärung drängende Seelische schwankt — so lange der (flami-
nische) Scheidungsstrich zwischen Tag und Nacht (unter dem Veto des Transcen-
dierens) — noch nicht gezogen ist, in unstäten Seelenzersplitterungen umher,
und gleichartige Elementargedanken verbinden das (stoische) Hegemonikon (als
„Spiritus Rector" oder „Archäus maximus") mit Tso oder Mingkhuan und (indo-
chinesischen) Analogien, wie (platonische) Präexistenz mit nigritischer (der Kla),
wenn in dämonisch maskierten Spukgestaltungen überall und immer ihren
Beigen wirbelnd, durch Baum und Zeit in der Geschichte des Menschen-
geschlechts; bis aus seiner Menschheit Bild der Mensch hervorgetreten sein
wird (im ethno- psychischen Sinne).
In Americai Folk-Iore (VIII, 29) wird von Howitt („the Irroquoian concept
of the soul") auf die durchgreifende Beeinflussung des primitiven Geisteslebens durch
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die Auffassungen der Seele *) hingewiesen, und neben ethnologisch detaillierenden
Einzelnheiten findet die Linguistik zugleich die ihr gebührende Berücksichtigung.
Als die, seit Hervorkehrang ihrer plebejischen Hinneigungen, in „Polk-lore"
verwiesene Seele -^ ehe sie unter kritischen Zerwühlungen, bei Zutritt psycho-
logischer Experimente, in die Funktionen einer „Psychologie ohne Seele**, ver-
flüchtigt war — sich den im (scholastisch ausgestatteten) Musentempel (klassischer
Vorgönger) eingewohnten Philosophen noch hoffähig präsentiert hatte (unter den
Etiquettierungen ihrer Kunstsprache), konnten des Menschen vitale Fragen sich
aussprechen in (Leibniz') Satz: „Die Seele empfindet nur ihren eigenen Zustand",
(ihre eigenen Veränderungen) oder (mit Wolflfis Selbstgefühl): „Wer sich bewusst
ist, der ist", im Anschluss an Cartesius: „(Jogito, ergo sum**, statt (Lichtenbergs
Version solches Dictum's), mit schuldiger Bücksicht auf das liebe Ich (im Individualis-
mus): Ich empfinde immer nxir „mich'* (s. Sommer), statt: Ich empfinde nur die
Veränderungen eines Zustandes (im Phänomenalismus).
Um indes die (bei Absehung von Einzeldingen) anerkannte Unbegreifbarkeit
der Ousia (peripatetisch) oder des (reinen) Seins (im „Ist**) zu vermeiden, Uesse
sich der Seele für den in Veränderungen prozessierenden Vorgang statt „inneren
Sinnens** ihr innerlicher Wachstumstrieb substituieren, für das Denken das sich
selber lebt (in den Kausalitäten seiner Ursach Wirkungen) und somit sein Sein,
(mit Aspiration auf seine „causa sui** hin), da so (das) „Leben** (für Wortdeu-
*) That the soul abode in and about the corpse, wether it lay in the grave or
on a scaifold, promenading by night through the villages, entering their lodges and
cabins to share in the feasts by eating what remained in the pots; that after the
decennial Feast of the Dead it remained quiescent and contented, unless it came forth
to he reömbodied by being born again of some women, in proof of which the Jroquoian
philosophers adduced the striking fact of the remarkable resemblance of certain livin^
persons with others who had been long dead; that after the Feast of the Dead, the
soul, robed in beautiful für mantles and adorned with bracelets and necklaces, took
up its joumey westward, towards the setting sun, to reach the spirit land, where each
tribe or nation has its own particular village, to which the soul hailing from another
tribe or nation was not at all welcome, and where the souIb of those who have died
in war and of those who have committed suicide have separate viUages, since they are
not permitted to visit the others, as they are fearod by them; that the souls apart
from hunting, fishing and from being engaged in the usual pursuits of the living, dance
for their own amusement and for the health of Atahen'tsik, the weird Mistress of
the Manes ; lastly, that the souls of the decrepit and superannuated and of infants and
small children, not having the streng th of body and limb requisite to make the long
and trying joumey to the land of souls, remain in the country, where they have their
own villages ; to theso are attributed the noises of the doors and flaps of their cabins
and lodges made by the ingress and egress of these iuoffensive souls; to them hke-
wise are attributed the voices heard of children hunting birds and pursuing small game
in the fields; these souls, it is also claimed, plant com in season, using the abandoned
fields of the living, raising there on oq-sk?n'-nä'-o-nen'-hä, „ghost-com", commonly
called squirrel com, Dicentra Canadensis. When villages with their stores and Caches
of com were burned, the people took great pains in gathering the parched com into
a heap in the middle of the bumed dictrict to be used by these feeble and barmless
souls for food. (S, 109 u. flg.)
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— 73 -
tung) verständlich wäre, weil vergleichungsfähig bleibend (in den vor den Augen
ablaufenden Prozessen vielfachst bunter Art und Weisen). »
Die aus dem leiblichen Leben psychisch forterstreckten Entelechien werden auf
die Gesellschaftsschichtung, im Kontakt mit adäquaten Wachstumsregungen, durch
die Verflechtungen gegenseitigen Gedankenaustausches, in übersinnliche Denk-
schöpfungen hineingezogen, aus denen das Bewusstwerden individueller Mitwirkung,
dieser ihre dortige Unabhängigkeit gewährt, unter mehi-weniger organisierter
Loslösusg von den physischen Wurzeln, woraus erwachsen.
Beim Rückklingen der, die erregenden Gesichtserscheinungen in sprachlichen
Verkleidungen begleitenden, Schallbilder rufen diese, auf optischer Unterlage
redend (aus akustischer Konkordanz), bei Aufepeicherung (zum Gedächtnis) in
den HimMrinduBgen (mit physischer Assimilation), im Persönlichkeitsgefühl eine
(zur Grössenbestimmung, als „Einheit der Synthesis") selbständig (aus den
Wechselbeziehungen der Bruchteile) entnommene — und deren Stempel, als eine
(solche Bruchteile summierende) Ganz-Grösse, tragende — Wesenheit hervor (im
Horopter geistiger Schau), woraus sodann diejenige (des Ich) sich wiederzuerkennen
vermag, in dem, aus (transcendierend) Transcendentalem, auf das Materielle pro-
jizierten Abglanz, der von jenseitsher hervorbricht, als ewiglich sprudelnde
Quelle durchströmend gefühlt (in eines Lebenswassers verjüngender Kraft).
Seebohm, Fr. The tribal System in Wales. London 1895.
Under the Welsh tribal System there were two great ' classes , those of
Cymric blood and those, who were strangei*s in blood (S. 55).
Die Ül)ergangö Wandlungen des fremden Bluts in das heimische, sowie die
aus der Blutsgenossenschaft bedingten Formen des Eigentums, bei dem Zusammen-
s^loss mit ein^n Bf;^d^n pen^aith etc., sind mit erschöpfend minutiösen
Details innerhalb eiag umgrenzten Areals, auf Grund der verfügbaren Do-
kumente eingehend dargelegt, und bilden so ein lehrreiches Schema für ver-
gleichenden Anschluss (wie des Weiteren durch einen zweiten Band in Aussicht
gestellt).
Sprachähnlichkeiten weisen zunächst auf geschichtliche Berührung hin, und
sofern gleichzeitig etwa Verwandtschaft in Betracht käme, würde sich dann wieder
die Vorfrage erst stellen, ob aus consangiiinitas von älteren Wuiv^eln her, oder
ob von agnatischen mehr (wie durch Mischungen eingeleitet).
Das Gepräge charakteristischer Nationalist ist dui"ch die Aktionswirkungen
der Geschichtsl>ewegung aufgeprägt, und dieselben bereits in den Grundtrennungen
eines primär reinen Urstammes suchen zu wollen, würde ebenso vergebliche
Mühe sein, wie die Variationen der in der Kultur veredelten Blüten eines
Fruchtstammes in dem Samenkorn bereits nachweisen (und önden können zu
meinen).
Die unter Hengist nach Britannien eingezogenen Anglo-Sachsen repräsentieren
ebensowenig den Engländer (seinem nationalen Typus nach), wie Arpad*s Magyaren
den heutigen Ungarn, obwohl in beiden Fällen der daraus entnommene
Charakterzug in der, aus den sonst ethnischen Durcheinandermengungen resul-
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— 74 —
tierenden, Physiognomie ein leitend massgebender geblieben ist. Es kommen
also auch hier die Agentien der geographiachen Provinzen, je nach dem sie beim
Laafe der Wanderungen in den einzelnen Lokalitäten genügend zur Auswirkung za
gelangen vermochten, mit den historischen Konstellationen (und politisch geschürzten
Konjunkturen) zusammen, um dasjenige Produkt auszugestalten, das als so-
weitiges Endresultat der Beschauung sich bietet.
Im „Archaeologlcal uni Ethaoloflcal Papert of tkt Ptaktdy MvitiNi" (her-
ausgegeben von Putnam) findet sich„A study of Omaha Indian Music" (by Alice
C. Fletcher)» aided by Francis La Flesche, with a Report on tbe Structaral
peculiarities of the Music (by J. C. Fillmore), Cambridge 1893.
Es war die letzte Gelegenheit zum Niederzeichnen, denn: „The Omahas as a
. tribe have ceased to exist. The young man and woman are being educated in
English Speech and inbued with english thought; their directiv emotion will
hereafter take the lines of our artistio forms'' (8. 57).
Folk-Lore (VI, 3), Transactions of the Folk-lore Society. (London 1895)
mit einer anregend zeitgemässen Diskussion (unter Kückbeziehung auf frühere
Artikel) zwischen Lang (Protest of a Psychic Folk-lorist) und dem PiHsidenten
der Folk-lore Society, um unter Abwägen der Bedenken hüben und drflben,
in Erörterung zu ziehen, wie und wo der Scheidungsstrich zu ziehen sein würde,
zwischen dem „Folk-lorist^ und „Psychical Researchers'* (um in den Schranken
des Vemunftsbereichs zu bleiben).
In seinem „Protest of a psychical folklorist" verlangt Lang mit Recht, dass
Hallucinationen, wo sie (im spiritbtischen Sinne) sich finden möchten, „be
ßtudied like anyother mental phenomenon**, was meistens freilich scheitert an
einer ungenauen Konstatierung des konkreten Falles, wie bei dem von den „^re*
Walkers" (in Fiji) angeführtem Beispiele eines [unter (alaunigen) Substituten
der Pikrinsäure] seit den Hirpinen (in Ordalen auch) fortgeführten Brauches,
welchem gemäss der Wongtschä (Guinea's) ebenfialls auf glühenden Kohlen
tanzt (oder dazwischen, mit der, für das Ballet anleiiibaren, Geschicklich-
keit), und so seiner Kollegen gar viele noch, im ähnlichen Gespiel mit
dem Feuer — ein für die Mythologie ausnutzbarstes Element (in Elementar-
gedanken). Barbaric conjurors are, to use slang: „up to snuff**, as well as Prof.
Popper or Mr. Maskelyne, erwidert Clodd im „Reply" (S. 250), und solch
kindischer Naivität, wie die in den „Gercles** der Civilisation tänzelnden „Spi-
rits" bethätigen, scheint das schwerfällige Negerhim schon entwachsen, selbst
unter der fuseligen Begeisterung durch den in der Schnapsflasche steckenden
Spiritus, den seine „Geister*' niederzugurgeln gehört wurden (bei Bömer^s An-
wesenheit). Seine Herrschaft über die stupiden Massen erlangt der Schamane
oder Paje dadurch eben, weil (ein Klein wenig wenigstens) weniger stupid (und
insofern „stärker", an Geist). „Sapiens humani generis paedagogus" (im Grossen,
wie im Kleinen).
VoL VI (2) liefert Bereicherungen der SammelschUtze in „Suffolk Leeches"
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(Groome), „Folklore Objekte" from Argyleshire'), (Maclagan), „Tiaditions, Custome
and Superstitions of the Lewis" *) (Mac Phail), sowie (in vergleichender Behandlungs-
weise): „Tabooe of Oommensality" (Crawley), mit anschliessendem Mancherlei')
(in CorrespQndrace and Miseellanea).
Wake. Memoirs of the International Congress of Anthropologj.
Chicago 1894.
Enthält neben der „Praesidential Address" (Brinton's), die in den Sektionen
(Physioal Anthropology, Archaeology, Ethnology, Polk-lore, Religion, Linguistic)
gelesenen Abhandlungen, mit einem Supplement G;6onnan Papers").
Herbert Spencer« The inadequacy of natural selection (Contemporary
Review, March). London 1893.
„Natural selection, a survival of the fittest, i.s almost exclusively opera-
tive through-out the vegetal world and thioughout the lower animal world,
characterized by relative passivity" (v. Spencer); „in animals of complex structures,
inheritance of acquired characters becomes an important, if not the chief, cause
of evolution** (8. 45), für Poiiwirkung auf der Qesellschaftsschichtung (in kultur-
geschichtlichem Fortschritt).
In Spencer's „Weissmann One More'* (Ck)ntemporary Review). London
1894 werden, unter den Erörterungen, die Untersuchungen Havelock Charles*
(Journal of Anatomy and Physiology) angeführt (über „the diflferences between
the leg-bones of Europaens and those of the Punjab-people, difierences caused
by their respective habits of sitting in chairs and squatting on the ground") für
Hinweise auf Mancherlei was zu beachten wäre (bei den Kontroversen über den
Pithecanthropos erectus z. B.).
Romanos. Kritische Darstellung der Weismann*schen Theorie.
Leipzig 1893.
Der Nomenklatur werden Kommentare zuzufügen gesucht (S. 35 u. p.),
bis auf die „Iden" später zugespitzt (reimend mit i,Od*S unheimlichen Glühlichts).
„Der ganze Mechanismus der Vererbung wird mit solcher Kleinmalerei und
— — ■ %
1) Das Corp-Chre schliesst sich an das Nadelprickeln (wodurch zu Johannas XXII.
Zeit auch Könige bedroht waren) und das Nägeleinschlagen (in Loango), mit mancherlei
Reminiscenzen sonst (in Atzmänner u. s. w.).
*) Als ein Kornfeld durch Wind verwüstet war (auf der Insel Lewis) : der Rat der
Alten „valned the loss, they had sustained, on their Maker, believing that he was uoder
obUgation to make up for them, as it was caused by the wind'* (s. Abercrombie), gut
gemacht demgemäss durch reichen Fischfang („the smith of the district made a small
fortone on making hooks''). So dass hier ein vertrauterer Verkehr statt hat, als der
timide Neger wagen würde, mit seinem Nyankupong (obwohl ein ,,Freund'\ wie der
Abraham*s) einzuleiten, oder mit Mawu, der ohnedem die „Wong** zu Dienstleistungen
beauftragt hat (wie Mahatara die Sangyang).
*) Den „Chained images*' (S. 196) iässt sich (neben manch anderm) ein Beispiel
aus Tongu beiftigen (cf. V. d. Ostl As. n, S. 882).
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mit 8olch^ überzeugter Genauigkeit entworfen, dass man l>eim Lesen dieser Dar-
stellung an den Berieht erinnert wird, welchen Dante *) über die Topographie des
Inferno gegeben hat. Nicht nur besteht die Sphäre des Keiraplasmas nunmehr
aus 9 Kreisen (Moleknien, Blophoren, Determinanten, Iden, Idanteu, Idioplasma,
Somatoplasma, Morphoplasma, Apicolplasma), sondern unser Führer vermag um
in den meisten dieser Gebiete so fremdartige und merkwürdige Erscheinungen
zu zeigen, dass wir in das Reich der Wissenschafben mit dem Gefühl zurück-
kehren, als ob wir wirklich in einer anderen Welt gewesen wären" (S. 126).
So liefert solches, seine starken Lupen verlangende, „Konversationslexicon
in der Westentasche'' manchen Doppelgänger zu den „Genealogien" trojanischer
Helden, wenn in Descendenz verkrümelt und feingemahlen zum fetten Futkr
für die Elementargedanken — von denen indes solche Binsenmännchen mit Haut and
Haar unbedenklich aufgeschluckt sein würden, ohne grosse Gefahr vor Ob-
struktionen, so lange die zu (Nägeli's) Idiopla^ma geschmeidigten Namensdeutungen
des Nucleoplasma glücklich durcbgleiten (und nicht etwa in des Intestinum coecum's
Blindheit stecken bleiben sollten).
Aus der Thatsache, dass einzellige Organismen sich durch Teilung und
Knospenbildung vermehren, folgt der Schluss, „dass das Leben') ur^rttnglich
und potenziell unsterblich sei" (S. 7).
Die einzelligen Lebensformen, unter direkter Abhängigkeit von physikalischer
Umgebung, wachsen in die dadurch bedingten Änderungen (als vererblich ei*-
worbenen) gleichsam hinein, bei Un Unterscheidung des Cjto-Plasma, wogegen
(bei mehrzelligen) auf die Tiennung zwischen Keimplasma und Somatoplasma
(in ihren Kernen) auch eine geschlechtliche folgt, wobei sodann nach Wahr-
scheinlichkeitsrechnung die ünwahi*scheinlichkeit zu- (oder die Wahi-scheinlich-
keit ab-) nimmt, dass gleiche Parallel- Reihen der aus erworbenen Eigenschaften
Geänderten mit deren sexuell auf einander führenden Beiwohnung, in jedesmal
richtiger Konjunktur der zu den veranlassten Änderungen tendierenden Keim-
regungen zusammentreffen sollten (im „nick of time").
Pflanzliche Entwicklung (in ihrem kyklischen Umlauf) ist hingerichtet anf
das Heranreifen der Fruchtorgane (zur eigenen Reproduktion in Vermehi-ung), im
tierischen Organismus wöchst das Kind aus der weiblichen Hälfte (dementsprechend
getroffenen Einrichtungen gemfiss) hervor, so zu sagen, während bei der männlichen
die Ausbildung der an der Chorda doisalis doppelt angelegten Pole (mit fort-
schreitender Subordination der Organe untereinander) vorwiegend (nach natur-philo-
sophischer Reminiscenz) dem cerebralen zuneigt, dessen funktionelle Aufgabe dahin
*) Kant, persuadö, que „Newton avait ä tout jamais relßguö les tourhillons car«
tesieus dans les limbus des vanit^s d^crites par Milton^^ a 6t6 conduit k fonnuler lui-
mdme mie cosmogonie absolmnent fausse, malgr^ la grandenr et Toriginalitö de sa
conception (s. Faye), und so geht es mit den Hypothesen, wenn der „conseil fort sage'
(s. Blanchert) vergessen wird, den Newton an die Physik gerichtet (sich vor der Meta-
physik zu hüten).
') Selbst der „natürliche'' Tod ist im letzten Grunde als ein gewaltsamer aa&n-
fassen (b. Luoks), konform mit Ansicht der Ahiponen (über BOszauber), und im Unisono
(eines „argumentum ex consensu gentium").
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geht, die für vegetativische Werdeprozesse (kraft der Wärme) bereits lockenide
Ablösung von der Schwerkraft (wohin die Wurzeln noch niedergezogen werden,
vom Scheidungsstrich der Sprossens-Achse ab), am materiell abgeschiedenen Stoff
— des (bei Vertebralen fast erstarrenden) Skeletts (eines petrifizierten Holzgerüstes
etwa) — zu periodischen Realisierungen zu bethätigen, mittelst elastisch schwellender
Muskel&ser (wenn durch den Willen bewegt).
Was in (Lamark's) Transmutationen, durch Adaptation an die Umgebungsver-
bältnisse (des „Milieu'O in der Giraffe e. g. sich bekunden soll, müsste im Schöpfer-
gedanken (oder Pakriti\i Doppelsetzung in ihrer Maha-Bhuta) bereits präformiert ')
liegen, für Kon-espondenz des Langhalses mit hocbwipfliger Blätternahrung, und
also unter den äxpai als almu teleologisch walten, für rd ou svexa (eines Wesswegen).
Wenn der Organismus zu variieren b^innt, hängt es von der Eindrücklich-
*) Die dorch Gewöhnung und Wille hergestellte Anpassung verbleibt erblich
(b. Lamark), in Transmutation (nicht der Arten jedoch, sondern der Varietäten). In
(Wallace*s) Evolutionstheorie folgt die Entwicklung der Individuen von Innen, in
(Darwins) Selektionstheorie von Aussen (unter beiderseitiger Durchdringung). „Der
Organismus der Menschennatur ist in seinem Wesen denselben Gesetzen unterworfen,
nach welchen die äussere Natur allgemein ihre organischen Erzeugnisse entfaltet'*
(s. Pestalozzi). Günstiger, als die Gewebezellen im Organismus höherer Vertebraten
bieten sich die der (Pflanzen und) Wirbellosen (für komparatives Studium) und am
geeignetsten die Protisten (s, Verwom), und so ist der Ausgang von den Eryptogamen
des Menschengeschlechts zu nehmen (für psychische Elementarzellen). Varietäten sind
werdende Arten (b. Darwin), aus mechanischen Ursachen, auf Kräfte zurückfahrend,
die der Materie an sich eingeprägt sind, dem Organismus sowohl, wie den klimatischen
Agentien (aber unter gesetzlichem Mass). Da ftlr jede Züchtung ein (praktischer)
Zweck vorliegt, wird ein solcher auch bei „Allmacht der Naturzüchtung" (s. Weiss-
mann) nachzuweisen sein (aus Harmonie beherrschender Gesetze, im Kosmos). Die von
iGeoffiroy St Hilaire fOr (Buffon's) Urplan des tierischen Baues verwertete „Th^rie des
analogies" fahrt auf die Vergleichende Anatomie, und seit Rösel bei den Amöben die
„Organisations-Anlage der höheren Tiere vergebens gesucht hatte", wären Cuvier*s
„Bmbranchements" wiederum angemeldet zu erachten (für die Lehre von den Rhizopoden).
Gesetzmässig organisches Wachstum beherrscht nicht nur die Keimentwickelnng,
sondern auch die stammesgeschichtliche Fortbildung der Organismen (s. Eimer). Die
„Eigengestaltungskraft" (zur Spezialisierung organischer Formen) ist unabhängig von
den Kräften anorganischer Natur (s. Hanstein). Die „Entwickelungsmechanik" (bei
Boux) führt auf die „kausale Morphologie der Organismen" (in den Ursachen ihrer Ge-
staltung). Alle Vererbungstheorien stimmen in der Annahme überein, dass die Zelle
keineswegs die letzte Form- und Krafteinheit des organischen Lebens sei, vielmehr aus,
ihrer Kleinheit wegen nicht sinnfälligen, Elementen von bestimmten Eigenschaften gebaut
sei (8. F. V. Wagner], und so (gleich Kraftcentren der Atome) in „Adristha" hinausfallend
(unsichtlich). Weil ohne Form und ohne Qualitäten, ist die Materie das Nichtsein
(b. Plotin) im Absoluten (als Möglichkeit Alles zu werden), aus einem Ekmageion (b. Plato)
^jud/MSt oy (s. Aristotl.). Die Stoiker bezeichneten (bei Seelenteilungen) den Samen als
xipatfpun xäk luYfjua rwv t^<; ^y/^c /ispwu (PJveXyjXoi^ö^ (b. Anus Didymus). Tenor und
Materia bilden die Initia (s. Censorinus), im tov<k (elastischen Stoffs). Die Dinge
(b. Anaximander) „doivent espier les unes envers les autres riiyustice (d'6tre n6es)
et en dtre chati^es dans la succession du temps" (b. Simplicius), in Abtrennung vom
Ganzen aus „6goisme coupable" (s. Chaignet), zur Herstellung ihrer Einheit in der
des physischen Gesetzes mit dem moralischen, durch Karma geläutert (zur Einigung
des Verständnisses von Manas, mit seiner Ayatana, als Dharma).
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keit der anffitllenden Beize ab, ob sie die Fanktionen genngdam beeinflussen,
um bis auf die Zeagongskeime nadizawirken, und so vererblicb reproduziert za
werden. Dies wird (bei sexueller Teilung) nur dann geschehen können, wenn bd
künstlich sorgsamer Sichtung die genau graduiert entsprechenden Individuen
(in der Züchtung) zusammengeführt werden, weil sonst die differenziert
kreuzenden Ähnlichkeiten sich gegenseitig zerstöi-en (und so an der Neugebnrt nicht
wiedererscheinen können).
PfeflFer (1894) giebt (auf Unterlage der biblischen Chronologie für das Alter
des Menschengeschlechts), aus einer Berechnung der „Ahnenplasmen" (Iden),
die sich in jedem Keimplasma von Weissmann^s Zeitgenossen finden müssten, die
Gesamtsunmie im Total: „eine 46 stellige Zahl, die mit 48 beginnt, also eine
2iahl,! die über alle menschliche Vorstellung hinausgeht" (und über die der „Ein-
schachtelungstheorien'' des vorigen Jahrhunderts). Damit können freilich die be-
scheidentlichen Zahlen der wildstämmigen Philosophen nicht konkurrieren (ausser
wo sie etwa zum Buddhismus bekehrt sind, und dessen Zablenungeheuem).
Grade die modernste Weisheitskunde (au fin de siöcle) hat der Ethnologie
manch nahi^haftes Material zugeführt, um den Proviantbeutel und Ränzel ihrer
Reisenden durch „Himmel und Hölle*' (deren ihr eine ansehnliche Zahl zu Dienste
steht) damit zu verproviantieren, oder anderer Auskundschafter auf völkerkund-
lichem Gebiet.
Wenn, wie für Vinyana im Eontakt mit Sankhara (cf. Buddh. a. rlgphl
System, S. 21 u. hg,), bei jeder neuen Generation, das „Bildungsmaterial^ einen
neuen Körper zu bilden hat, um „das ewig wachsende uud nie sterbende Eeim-
plasma zu beherbergen und ernähren'* (für modernste Theorie), so stellt sich,
neben Purusha, als interesseloser Zuschauer (Sakshin) anwesend (in der Sankhya),
auch negritische Kla zur Seite, die beim Abscheiden nach der Heimat seelischer
Präexistenz zurückkehrt und was aus leiblicher Berührung etwa haften gebUeben,
der Bla tiberlässt (zum Abscheuern).
Von einem andern Koryphäen der Descendenz (oder Decadence) ist ein alt-
bekannt, weitester Elementargedanke rehabilitiert, der in Gana, Kelah, Shin und
anderen Wichten (oder weiblichen Vaiht) allüberall umherschweifend angetraffen
wird (unter seinen ethnischen Variationen). Und so, wenn die bunt flimmernde
Maske des ethnischen Milieu abgezogen, steht überall ein einfachster Elementar-
gedanke vor den Augen, ob nackt und blos im Wildzustand oder zu Äther
— als mp dt^spwdsq (b. Numen.) — abdestilliert (im Destillier-Kolben der Reli-
gionsphilosophie) durch die Kultur, deren Segnungen im Geschmack des „Fene^
wafisers*' gar fuselig schmecken (unter berüchtigten Marken).
„Ohne die Annahme einer „Atom-Seele" sind die gewöhnlichsten oder all-
gemeinsten Erscheinungen der Chemie unerklärlich*' (1878). Wenn so, wird
besser die Bude zugemacht werden, damit nicht an Stelle der in der Lebenskraft
exmittierten „qualitas occulta" eine noch dunklere sich wieder eindränge (in der
auf Abenteuerfahrten umhergehetzten Seele).
Was sobezüglich, um Leibnitz's Monaden einzuführen, von Bruno gesagt
war, im AuRchluss an klassische? Dictum (-^vhra TdTjpTj ^oufi6va>if), hörte Förster,
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bei Cook*8 Besuch der Tahitier, von diesen an ihn berichten, dass nämlich Alles
(in der Natur) der „Seelen" voll sei (oder der Geister und Gespenster), wie
(b. Thalee) der Götter (mi^ra it^p-rj #eaiv); SXov 6i Slufv ifi^üxooad^m (s. Philo), in der
Welt (als belebt).
Mind, N. S. Vn. 1894. London.
In dortig zweiter Abhandlung („Imitation '') bemerkt Baldwin: „Morally I am
as mucb a part of Society as physically I am a part of the worlds &una, and
as my body gets its best ezplanation from the point of view of its place in a
zoological Scale, so morally I occu^y a place in the social order" (S. 54), je nach
der Integrierung aus dem zoopolitischen Gesellschaftskreis (um den Zifferwert
des eigenen Selbst zu fixieren).
In No. 16 (October 1895) kommt Foston („Organic Evolution and
Mental Elaboration'') zu dem Satz:
„Oiganic evolution and intellectual elaboration ai'e so for analagous as to
follow the same laws" (S. 424) unter Erörterungen, die gar bald (wie nach bis^
heriger Methode nicht anders sein kann) in Subjektivität der Psychologie festge-
rannt sind, sich aber genugsam schon vom Geist des „naturwissenschafblidien
Zeüaltera** angehaucht finden, um „erecting a inetaphical demonstration on the
basis*' luftiger Hirngespinste (oder Gespenster) denen zu überlassen, „who have
a taste for sitting over tangles and tying a knot in one part in the act of
undoing one in another'' (S. 488). Das sind ^tempi passati" fllr die Ethnologie,
deren no^tisch naturwissenschaftliche Psychologie emporrankt an des „Lebens
grünem Baum", nahrhaft gespeiset aus voll gesättigten Anschauungen, die
verheissungsvoU umspielen (in den Wandlungen der „Völkergedanken").
Aus elementar eingesäeten Gesetzlichkeiten (immanenter „Logoi spermatikoi**)
ist zunächst das organische Wachstum der Gesellschaftgedanken auszuverfolgen
(auf zoopolitischer Sphäi*e), und dann (zur rechten Zeit) wird der Zeitpunkt der
Beife schon kommen für das psycho- physische Individuum, um als integrierender
Teil des Ganzen den eignen Zifferwert festzustellen (unter rationellen Proportionen
des logischen Bechens).
In den Aiials Of tili Americai Acadmy (IV, 4) findet sich (in Übersetzung)
ein Artikel de Bousier^s (La Science sociale) über die „cause of the division, that
took place seven years ago in the school founded by Le Play** (S. 128).
In Heft V, 5 (März 1895) bespricht Powers (Terminology and the Socio*
logical Oonference) „the chaotic condition of sodological thought" (in Howerth*s
frfiheren Artikel). „The general laws of association form the subject of general
sociology, a science distinct, but not disconnected from the branch-sdences of
economicSy politics etc., which rest upon it, though in part developed before it'*
(8. 64).
Im Jtvrial af tba Aathrapologicai Society (111. 6) Bombay 1894 Uefert
(8. 346): „A few ancient beliefs about the eclipses" (von Jianji Jamshedji Modi)
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eine Aufführung ethnisch gleichartiger Elementargedankeü in beobachteten Ge-
bräuchen (mit besonderem Anschluss an indische), teils durch Verscheuchen (um
den Mond zu retten), teils in Büssungen (um an seinem temporären Leiden Teil-
nahme zu bekunden), oder auch im Almosenspenden, bei Anschluss an Rama*s
Legenden-Cyclus, betreffs der verachteten Mhang-Kaste (u. dgl. m.).
Zugleich eine Fortsetzung aus Edward TyrreH's Manuskripten über: „The
dog in myth and custom" (ebenfalls komparativ).
Im Moilitt (IV, 3) Chicago (1894) dürfte für Morgan's: „Three aspects of
monism", neben „a monistic theory of knowledge" und „a form of analytic mo-
nism", die „monistic inteipretation of nature and of man, as a product of natural
development" (in Hauptsache) genügen (auf anthropozentrischem Standpunkt)
— um nicht wiederum in die Probleme der „Triaden" (mit ihrer Dreieinigkeit)
verstrickt zu werden.
Einverwoben (oder hineingesponnen)') mit dem eigenen Dasein in das da-
seiende All (bei Einheitlichkeit der Natur) kann nie das Denken im Durchwandern
seiner Gedanken reihen, zu Maxima aufwärts oder Minima hernieder, einen Ab-
schluss erlangen (am Anfang oder Ende), da der (monistische) Einheitszug nur
aus der Einheit kosmischer Gesetze hervorzutönen vermag, wie sie auf den
Saiten der Gewebesßlden (aus dem das Seiende umstrickenden Netz) in einander
schwingen möchten; harmonischen Klanges, im Konzert der Sphären (sofern auch
die psychische in gleichen Akkorden gestimmt ist).
Wenn (Blumenbach's) „nisus formativus" (im Wachstumstrieb) selbstkräffcig ge-
fasst wird, in Energie und „Eigengestaltungskraft" (bei Hanstein), für principia
individuantia (b. Nie. Cus.), so führt das auf Aristoteles' ivipyeta^ mit deren (po-
tentieller) Kraft das Eidos (künftiger Ideen) in Verwirklichung tritt, aus einem
(in Substanz) Unterliegenden (oder „Hypokeimenon") ; worin (zur Verursachung
des Ursächlichen) der „Schöpfergedanke" (bei Agassiz) oder der „plan of creation"
(s. Darwin) sich abdrückt, unter lautlicher Inkarnation der (in Brahma*8 Kon-
templation) vorschwebenden Gedanken, die im Honover sich aussprechen (mit
Reden des Logos).
Der Herausgeber („Ethics and ihe cosmic order") knüpft buddhistische Er-
örterungen an Huxley's Ausspruch: „that cosmie nature is no school of virtue,
but the headquarters of the enemy of ethical nature" („brought before the
tribunal of ethics, tbe cosmos might well seem to stand condemned"), — was,
im Anschluss an Anaximander's klassische Fassung'), darauf hinauskäme, dass
die Weltemeuerung überhaupt deshalb nur eintritt, weil „Papa" (oder Bab)
*) „No appulse or outside Stimulus, is really thinkable as extemal; it is part of
the cosmos which, spider-like, I spin from my internal seif; and when I image such
externality, I create it" (s. Mc. Crie), wie Nana (die nigritische „Spinne") dortiger
Welt (worin Brahma sich „einspinnt", aus indischer Tapas).
*) dt^iifat yoLp ahrti «Jmcjjv, xaX riatif äXXrjkon; t^^ adtxlaq r^v rr^O ^ptlvou * zd^tu (s. Sitüpl.)«
La vie do l'individu est comme la negation de la vie de tous les autres et de la vie
universelle; c'est un ^oisme coupablo'* (s. Chaipfnet), bei Unberücksichtigung stoischen
Gebotes (insere te toti mundo), zk ro -^h usl f^kzTTstv (bei Plato).
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— 81 -
noch übrig, bei den aus Naraka HeiTordrtlngenden (cf. Vrhdlngn. d. B. An-
thrplg8chn. Gsllschft., April 1894, S. 207 u. flg.) — , und geht dann über auf
„Karma and Nirvana** (S. 417): „The Buddhist Nirvana can only be conceived
aa a negative condition by those, who are still entangled in the illusion of
seif; nirvana is not death, but eternal life, not annihilation, but immortalitj,
not destruction, but indestructibility" (S. 439), nicht das Nichts, sondern die Rea-
Jisierungdes Pleroma (gegensätzlich zum Trug der Maja), in „Asangkhata-Ayatana"
(wie oft bereits bemerkt), cf. Ethn. Ntzbllt. II, S. 77 (u. a. a. 0).
Das „iiteriatiOiale Archiv für Ethnologie" (Leiden 1895) verzeichnet im
vorliegenden Bande (einem reich ausgestatteten, gleich den früheren), Namen
ersten Ranges (Ten Kate, von Hoövell, Sapper, Riedel u. A. m.), als Verfasser
ethnologischer Abhandlungen, sodann Beiträge des Herausgebei*s (Schmeltz),
Buchanzeigen u. s. w.
Dorsey. The Study of Anthropology in American Colleges (Anthro-
pologist U, 12). Dec. 1894.
Mit dem Ergebnis „that Anthropological studies of some sort ar& given in
sixteen Colleges, while well organized departments of Anthropology are to be
found in four" (S. 373) unter Rückbeziehung zugleich auf Brinton's frühere
Besprechung des Universitätsunterrichts (in anthropologischen Fächern).
Krause (K. Ch. F.). Abriss und Geschichte der Griechischen Philo-
sophie. Leipzig 1893.
„Die Lehre von der wesenhaften Gemeinschaft und Vereinigung des Menschen
mit Gott, worin Plotin mit den altindischen Systemen übereinstimmt, ist eine
Gmndlehre der Religion'* (8. 76), von welcher Einsicht (Plotin's) „bei Piaton
und Aristoteles kaum die Ahnung zu finden sein möchte"! („Diese Lehre hat
nicht einmal Schelling gefasst**).
• Zu dieser Herausgabe des handschriftlichen Nachlasses (durch Hohlfeld und
Wünsche) gehört auch:
Krause (K. Ch. F.). Zur Religionsphilosophie und spekulativen Theo-
logie. Leipzig 1893.
Natur, Geist und Menschheit und deren Vereinswesen (die Welt) sind in-
unter Gott als Wesen (Or-wesen), aber ausser-unter Gott als ürwesen, jedoch
zugleich mit XJrwesen vereint (S. VIII), also das Hen (in Perilampsis der Ema-
nationen), nach „algebraischem Sprachgebrauch im höheren Sinne" (S. 9).
In Hormoi, Bd. 30 (1895) findet sich, in Anknüpfung an Rohde*s (im vorigen
Heft angezeigte) Veröffentlichung, eine Polemik E. Meier*s, die in manchen
Punkten einen richtigen Einblick zeigt in ethnisch primär einfache Verhältnisse
(um unter den komplizierteren der Kultur den Durchblick zu erleichtem).
Einen Toten- oder Seelenkult hat es nie gegeben, die Toten haben sich
selber zu begraben, und das Seelchen verweht windig, nach letzter Verabschie-
dung, im Valet eines mitleidigen, aber peremptorischen Abschieds (bei Esthen,
M. f. V. e
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^ 82 —
und Nachbarn, am Nobiskrug), während das Erinnerungsbild des Eidolon fort-
dauern mag (im Ko-to-men Guinea's), und Sisa spuken gespenstisch (am Grabe).
Statt Verehrung zu erhalten, haben sich die armen Seelen an rücksichts-
loseste Behandlung zu gewöhnen, wenn verscheucht als Ekpök, auch unter Auf-
hängen klassischer „laneae effigies", zum trügerischen Anlocken (auf Viti), und sonst
überall, beim Hexentreiben in Jahresfesten (mit des Inca's Pomp gefeiert in Cozco).
Was verehi-t wird ist der (über sein, auf die vom Tisch gefallenen Brocken ver-
wiesenes, Eindesalter) hinausgewachsene Heros, in dem unbeschadet etwas seelhaftes
stecken geblieben sein mag, wenn bei der Apotheose im Kreise der Olympier zu-
gelassen [weniger empfindlich gegen Bastarde, als die (nach Art der Ogre in
dunkler Wandlung) feinnasig leicht das Menschenfleisch ausschnüffelnden Deva der
Khmer, an Phra-In's Hofstaat]. Als indisch vicarierende Substitute für Herakles
und Amphiaraus gingen leibhaftig in Tawatinsa \) ein der Könige drei (und ein
Musikant), „seltene, magnae animae'^ (s. Rhode) im Heroenkult (des ^pw<: äfipir^':)-
Zum Allerseelenfest in Annam werden die Seelen (den Rangstufen gemäss) an
zwei O&ungen (dortigen Amenthes') eingeladen (wie vom Pamphylier be-
schrieben, für geschiedene Pfade).
Ein derartiger Heros, der statt nach fernen „Pulo-Buah" (oder insulae for-
tunae) abkomplimentiert (oder relegiert), noch leibhaftig waltet, in seinem Grab-
mal auf der Insel Leuka, auch im Tumulus singen gehört wird (zu Saxo's Zeit),
mag unter Umständen bereit sein, gleich Ajax, in das vordere Glied lokrischer
Schlachtreihe einzutreten, als Vorkämpfer; mit Kriegsmut der im Wolkengeröll
zu Hilfe ziehenden Ahnenscharen (bei Bantu sowohl, wie bei Szekler). So steigt,
zum festlichen Tanze, der Chao oder „Herr" hernieder (bei den Thai), mit Im-
posanz des aus vornehmer Stellung im Leben nachgelassenen Eindrucks (je nach
Rangklasse der Chao unter den Hofdmtem), und um Auffindung der hilfskräf-
tigen Ratgeber zu erleichtem, werden sibirische Schamanen auf heiTorragenden
Höhen begraben, wogegen der gewöhnliche Durchschnitt der Gemeinseelen ohne
viel umstände seine Abfertigung findet (nachdem gegen etwaige Auslassungen
ihrer Neid- oder Rachegefühle Vorsorge getroffen ist). In Ithaka (s. E. Meier)
„am Rande der Welt hat man den Sitz Oottes lokalisiert" [für Odjsseus,
(doppelt gefasst in der Stoa) den „Begründer des arkadischen Poseidon-Kults"],
und solche Seelen-Inselchen Hessen sich dutzendweis auftischen , aus ethnischen
Archipelen. Mitunter finden sich genaue „sailing-directions", die etwa fßr
Polybios hätten nutzbar sein können, zur geographischen Fixierung der Lote-
phagen. Freilich würden in Vorbedingung die tellurischen Segelanweisungen
^) In fleischlicher Form gingen die Könige Sadhima, Nimi und Maha-Mandhato,
sowie der Chorister Outtila in den Hinmiel ein, wohin Enoch und Elias leiblich ent-
rückt wurden, bis auch sie ihren Zoll zu zahlen haben werden, wenn am letzten
Entficbeidungskampfe erschlagen, im Blute daliegend, zum Verbluten, als ob in den
Adern (fttr Ichor) Raum zu machen sei, wie durch die uranographische Provinz bedingt
(in den auf einem Olymp entsprechenden Accomodationsweisen). Auf den Rupaloka
ändert sich die Körper- Organisation noch durchgreifender, unter Ausfall der Sexual
Apparate und anderen Transmutationen, und wie sich solche auf trinitarischen
Schichtungen stellen, ist von eschatologischer Gelehrsamkeit en detail durchspäht (nach
den Wegweisungen der Scholastik).
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besser verstHndlich sein müssen, und damit hapert es noch gar sehr, wenigstens
bei den Exemplaren, die sich im hiesigen Museum befinden (aus Mikronesien).
Rheinisches Museum für Philologie. N. F. 50. Bd. 1895
beschenkt mit einer Abhandlung aus der Hand des allverehrten Lehrmeisters
(E. Curtius):
„Es ist ein herkömmlicher Satz unserer Altertumsforschung gewesen, die
europäische Geschichte beginne in Hellas, indem man darunter das diesseitige
Festland verstand.; Es wird doch endlich Zeit, der alten Schultradition zu ent-
sagen. Der Ostrand von Hellas gilt nur als die Schwelle seiner Entwicklung.
Die Geschichte der Griechen beginnt auf dem Meer" (S. 378), wie die des in-
dischen Archipel, mit dort (lelegisch) gemischtem Orang-Laut (unter wechselnden
Namensbezeichnungen beherrschender „Karer"), für Überleitung des Geschichtsgangs
(in Sejara-Malayu) von Malabar und Cloromandelküste (sowie Guzerats* Halbinsel)
auf Padang's Hochlande, und weiter zu der Djava (oder Javanen) monumen-
talen Denkmalen (cf. Indonesien, Heft V, S. 11).
Aus den Analogien (bei anderen Völkern der Erde) im „Volksglauben"
(s. Rhode), ergiebt sich, (in anderem Aiiikel desselben Heft's): „dass das reli-
giöse Leben der Griechen nicht auf dem Isoliei'schemel gestanden hat, auf dem
es wohlmeinende Schulmeisterei von einer noch nicht ganz vergangenen Zeit fest-
halten möchte" (1895), und wird es jetzt allerdings allmählich Zeit, nachdem
die Ethnologie seit 30 Jahren darauf hingewiesen hat (im Fredigen, damals,
tauben Ohren). Als nocli klein und schwach (in frühester Jugend) nach wohl-
meinenden Hilfen ausschauend, fand sie nur zürnende Zurückweisung, auf
mürriÄjhem Tribunal centraler Kritik. Jetzt, wo herangereift ^ fallen ihr
von allen Seiten die reifen Früchte in den Schoss, da die thatsächlichen Beweise
offenkundig zu Tage liegen und gegen den Augenschein nicht wohl zu streiten
ist (wenn der Widei-spruch stillschweigend ad absui*dum geführt sein würde).
Jedenfalls kann ein fruchtbringendes Zusammenarbeiten nicht willkommener in-
auguriert werden, als durch die Namen derer, die ein verständnisvolles Literesse
bereits bezeigt haben (auf den altbegründeten Arbeitsfeldern der Klassizität).
Tarde. Les Lois de Tlmitation, ^tude sociologique. Paris 1885.
Die geistreiche Behandlung solches Themas mehrt die Schwierigkeiten, und
bei Durchlesung des Kapitels „Les similitudes sociales et Timitation" z. B. wird
sich bald die Überzeugung aufdrängen, dass für Orientierung unter der Masse
der Spezialfälle, deren jeder seine separate Behandlung zu erfordern hätte, eine
Aussicht nur dann erö&et sein könnte, nachdem die Elementargedanken ge-
klärt sind, um auf Unterlage fundamentaler Grundzüge (im Wildzustand) die
Wachstumsgesetze auszuveifolgen (kulturhistorisch).
Dass die biologischen Erscheinungsweisen sich einer Forschung zugänglich
erweisen, folgt (bei der Beschränkung des Denkens auf den Vernunftbereich seiner
Relationen) aus den Differenzierungen, unter deren Ausprägungen sie der Auf-
fassung entgegentreten (zur Einleitung proportioneller Vergleichungen).
Dem Einzeln-Sein liegt in der Abscheidung aus dem Allgemeinen sein
6*
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Todes-Urteil darin ausgesprochen, soweit nicht eine Lebensfähigkeit hergestellt
isty im Abgleich mit den physikalischen Agentien des Milieu.
Der zoopolitische Organismus wächst zugleich in seine psychischen ümge-
bungsverhältnisse hinein, worin sich ihm ebenfalls eine einheitliche Einftlgung
vorbedingt, wie für primären Stamm, eo ipso (durch seine Existenz überhaupt)
bereits hergestellt, und auch unter den komplizierteren Bedingnissen des (kulturell
gezüchteten) Volks zu bewahi*en (zum Besten seines Gesundheitszustandes).
Indem ein jeglicher Organismus sich in dem Gleichgewicht seiner ürsacbs-
wirkungoB erhält (im Zusammen mit den ihm mit selbständigem Gestaltungstriebe
einwohnenden Teilganzen), wird hier gleichfalls eine (in pathologischen Störungen
markierte) Abtrennung (jedweden eigenwilligen Interessen-Komplexe's) als Mino-
rität vor der Majorität zu erliegen haben (im Kampf mit dem Ganzen), und
darauf stützt sich des rOmischen Staatsmannes Gleichnis, das die plebejische
Secession zur Bückkahr bewog — auf dem [den Moxos (des Antäus) Kraft
verleihenden] Mutterboden (des Vaterlandes).
Wenn nun (unter modern erleichterten Verkehrsverhältnissen) die (staat-
lichen Bestand untergrabende) Gefahr bedroht, dass in dem (bei Masshaltnng
förderlich anregenden) Streit der Klassen unter einander, Stärkung durch Bflnd-
nisse aus internationalem Verbände gesucht wird, muss Kräftigung des nationalen
(zur Kompensation) mit der Stimme des Naturheilprozesses desto lauter verlangt
werden, je leichter im Getobe der Partei-Leidenschaften überhört, und so macht
sich auch kleinst schwachen Nationalitäten das Hinstreben merkbar, ihre Isoliert-
heit vorzuziehen, um wenigstens innerhalb der Grenzen mütterlich eigenen
Sprachbereichs eine deutliche Aussprache sich zu erhalten (wie vom, und zum
Verständnis instinktgemäss verlangt).
Bei dem (friedlichen oder feindlichen) Aufeinandertreffen gesellschaftlich
verschiedener Faktoren durchklingt — bei (psychischer sowohl, wie physischer)
Einheitlichkeit des Genus humanum (und also seines jedesmaligen Zoon politikon) —
die elementar gleichartige Unterlage im imitativen Zusammenfliessen, auf die-
jenigen Bichtungsweisen hinaus, wohin ein Anstoss gegeben ist durch die
Initiative dominierender Individualitäten (zufolge irgend welcher Präponderanz),
und von den idiosynkrasischen Veranlagungen solcher hätte also abzuhängen, ob
das angenäherte Besultat zum Wohl und Wehe sich zu neigen tendiert
Die Prognose hat sich deshalb desto günstiger zu stellen, je schärfer die
Diagnose eingedrungen ist in die Grundthatsachen, welche für das Geschick der
Menschheitsgeschichte d archschlagend auszuwirken haben.
Haacke. Die Schöpfung des Menschen und seine Ideale. Jena 1895.
„Das Gleichgewichtsgesetz beherrscht nicht nur die Organismen, sondern alle
Naturkörper ohne Unterschied und das psychische Geschehen ist ihm in gleiclier
Weise unterworfen, wie das körperliche" (S. 157), beim organischen Wachstum
der Elementargedanken zu den durch das Milieu bedingten Ent<ungen unter den
variierenden Differenzierungen der Völkergedanken, auf Grund der induktiv durch-
forschten Physiologie (Job. Müller^s), den harmonischen Gesetzen des Kosmos gemäss
(b. A. V. Humboldt), für das Verständnis, von dem die Vorstellungswelt getragen
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wird, tun einzudringen in das Centrum (eigner Erkenntnis) zur Bückkehr
tlg tidv a&roü tmpiixLTtxbv Myov (b. Marc Aur.), bei (selbstiger) Integrierung (aus
dem Gesellschaftskreis des Zoon politikon).
Wie Einer ist, so ist sein Gott (in Göthe's Dichterwort), im Anthropomorphismus
(Feuerbach*s). „Every man is the maker of bis own Kosmos" (s. Naden), aus
Schopenhauer's Willenskraft (zur Schöpfung der Vorstellungswelt).
In toltekischer Eosmogonie stammen die menschheitsähnlichen Affenbrüder
Yon verwilderten Menschen, die bei der Wind-Katasti^ophe (der Sturm-Tonatiuh)
in die Wälder geweht wurden, uro dort zu descendieren, während die Weisheits-
kundigen der Jakun eine Ascendenz lehren (im Anschluss an die „surroundings"),
indem die aus den Höhen niedergestiegenen Bergaffen sich zu Wildmenschen
veredeln in den Niederungen fruchtbarer *) Thäler, wo ihnen der an*s untere Ende
der Wirbelsäule gerückte Zop&chwanz verloren ging, der (durch Muramura seiner
australisch gefingerten Eidechse) den Tasmaniem abgeschnitten ist (und zwar
zu ihrem Bedauern, wie berichtet wird).
Prima Tibetanorum genitrix nuncupatur Pra-srin-mo [als Mutter (und
Gattin), des Affenpatriarchen]. Protoparentes suos, abs quibus propagati sunt,
crednnt Tibetani fuisse Simium Prasrinpo et Simiam Frasrinmo, quod hodieque
Simii sunt et vultis cercopithecorum similes (s. Georgi). Die (engelischen)
Abhassai-a der Himmelswelten verlieren auf Djambudwipa ihre (platonischen)
Fittige (zu ordinären Menschen degradiert).
Golther. Handbuch der Germanischen Mythologie. Leipzig 1895.
„Dass ein Baum, welcher dem höchsten Gott, wie einem Geopferten zum
Galgen dient, davon seinen Namen erhält und in dieser Eigenschaft zum heiligen
Symbole der Welt erhoben wird, streitet bestimmt gegen die Vorstellung von
heiligen Bäumen und vom obersten Gott, wie man sie bei heidnischen Völkern
anzutreffen gewohnt ist^ (S. 528), betrefiEs Yggdrasil, dX& Pferd (Drasill) des
„Fürchterlichen** (Yggr oder Odhin); ein „Kreuzesbaum", hervorgegangen aus einer
Verschmelzung des Kreuzes^ mit dem paradiesischen Baum des Lebens und dem
der Erkenntnis, dem besten aller Bäume, (im Anschluss an Bugge).
*) Dieser ethnische Elementargedanke, in positiver Begründung (cf. „Zur Lehre
von den Geographischen Provinzen", 1886), ist neuerdings (nach M. Wagner's Vorgang)
durch Josef Mttller verwertet, fQr die durch Klima -Änderungen an die Nordabhänge
der südeuropäischen Gebirge gedrängten Affen, obwohl, um närrische Äffungen zu ver-
meiden, besser der Gesichtspunkt zunächst auf den Menschen beschränkt bleiben
durfte; in dem Milieu seiner geographischen Provinz, (umerhalb des Gewebes geogra-
phischer Gesichtsbahnen).
*) Durch das Kreuz (b. Paulus) wird gelehrt, ^was Tiefe und Höhe, Breite und
Länge ist** (s. Gregor Nyass.), cmx magnum in se mysterium continet (b. Alcuin).
Ipsa crux magnum in se mysterium continet, ciy'us positio talis est, ut superior
pars coelos petat, inferior terrae inhaereat, fixa infemorum ima contingat, latitudo
autem ejus partes mundi appetat (s. Otfried), als «edelboum (s. Grimm) im Lied des
Wartburgkriegs (sin tolde rüert an den tron, da der sueze got bescheide vriunde
Ion, sint este breit hant al die wcrlt bevangen). Dar nach strecket der Herr di arme
sere von inn^, daz bezeichnet, daz unser Herr gedent wert an daz beilege cruce
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Auf drei Wurzeln "gefestigt, bildet der (von Sakawala's Felsringen eines Uni-
versums umgebene) Mern den centralen Träger erster Devaloka (auf seiner
Scheitelfläche), oberhalb welcher sich die übrigen ätherisieren (bis zu Okasaloka).
Aus der (durch Tiere und Vögel auf den Verzweigungen belebten) Esche
Yggdrasil, als Myotvidr, zum „rechten Mass" (s. Bugge), wächst das (in seiner
«Breite" enthaltene) Weltall selber empor, von den drei Wurzeln her (bei Äsen,
Hrimthursen und Hei).
Aus Tajxvto<n<: xai fiavünnq (b. Anaximenes) oder aus Hitze und Kälte
(mit dem Dämon dazwischen), — warm und kalt, als natürliche Gegensätze (bei
Bruno) — entstand die Welt, wie aus Niflheim's und Muspellheim's Durch-
dringung (in der Edda), während Ormuzd*s und Ahriman's *) Reiche bei der Be-
als ser (s. Bechtolt). Des Kreuzes Spitze zeigt hinauf in den Himmel (b. Otfried).
Auf Atheners heiligem Ölbaum (von einer Schlange umkreiset) sitzt ein Adler
(s. Nonnos). Der Escbenbaum (b. Plinius) tötet Schlangen (in Passau, wie) am Ohio
(s. Friedreich). Aesculus in primis, qnae, quantum vortice ad auras aetherias, tantum
radice in tartara tendit (s. Virgil). Das dritte Menschengeschlecht (im Kupferalter)
wurde von Zeus aus Eschen {ix fiehäv) geschaffen (s. Hesiod), das erste Menschen-
geschlecht aus Eschenbäumen (b. Palaephatus). Kinder werden aus dem „hohlen Baume"
geholt (in Ostfriesland), aus einer Linde (in Hessen). Aus Heimat der Monschenseelen
(Autoia) kommt die Geburt in der Terrasse des Vai-ora (Lebenswasser) zur Incamation
(aufErdenV Nicht soll fallen in der Schlacht, Über wen Odhin W asser ausgiesst (im Ljodhatal).
El verdadero bautismo (der Caingua) es el de agujerear el labio inferior k las criaturas
del sexo masculino (s. Ambrosetti). Damit fremdländische Wasser nicht schaden, ist
Etwas von der Heimatserde darin zu lösen (b. Ali Abbas). Die Neugeborenen wurden
(auf Island) mit Wasser begossen (ausa vatni), getauft (wie bei Maori). Im Brunnen
neben der „arbor maxima" (an Upsala's Tempel) wurde ein Mensch ertränkt zum
Opfer (s. Lindenberg). Irminsul (s. Ruodolf F.) universalis colunma, quasi sustinens
omnia (als „idolum Saxonum"), von Karl M. zerstört (s. Einhart). Askr wächst (mit
Embla) aus der Esche, während Aschanes (Ascanius) aus dem Harzfels hervorspriesst
oder -springt (als Sahsnot) bei Asciburg (der Iscaevonen) (cf. Z. L. v. M. TL S. 131).
*) Aus des (durch Ahriman) getöteten ürstier's (Abudad) rechter Vorderhüfte ent-
stand K^jomorts, dessen Samen (als durch den Dew Astudschad getötet) die Erde
befruchtete, und aus seiner Reinigung das Menschenpaar hervorwachsen Hess (in Meschia
und Meschiane). Als Abudad (von Oruiuzd geschaffen) durch Ahriman getötet war, ent-
sprang aus rechtem Vorderteil der erste Mensch, aus dem linken der Grundbegriff aller
Tiere (Kajomorts und Gosh), aus den übrigen Teilen jede Pflanzung (die Ähren spriessend
am Schwanz). Nachdem aus Feuer und Eis Ymir gebildet (aus linker Hand Mann und
Frau, sowie mit dem Fusse sechshäuptigen Sohn zeugend) entstand (bei forttropfendem
Eis) die (durch die Milchströme des Euters ernährende) Kuh Audhumbla, aus
Salzgestein Buri hervorleckend, Vater Börrs, durch dessen (mit der Riesin Bestla)
gezeugten Söhnen (Odhin, Vili und Ve) Ymir getötet wurde (für die Schöpfung). Die
jungfrische Erde erhält aus Milchströmen (s. Lucrez) die pflanzliche Schöpfung, wie
aus den Tiefen hervorgetreten, während sie im Preisen brahmanischer Gayatri's durch
Savitar's Strahlen hervorgezogen wird, emporlockend zur Sonne [wie der (hawaische)
Zenithdurchbrecher dortige Lailai]. Wie aus Schweissdrüsen (der australischenUrsäuger)
sind die Milchdrüsen der übrigen Säugetiere aus Talgdrüsen entstanden (durch „Be-
leckung"), als es zu der bei Reptilien und Fischen (nach Art der Couvade) von
Männchen besorgten Bebrütung (oder Aufbeutolung) gekommen, unter isekretion von
Milch, und so war das Säugetier vollendet (s. Haacke), auch am Finger saugend (wie
yishnu auf der Lotos),
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-^ 87 -
rtthroDg in feindlichen Gegensatz traten, als aus Zeruane-akarene's ewigem Zeitflnss
in temporärer Peiioclizität geregelt (bei den Parsi).
Aus altdurchwaltenden Geschicken *), worüber sich, mit (der Moira) Nomen
(nombi, verknüpfen), die Äsen (in der Themis* jüngeren Töchter, bei Olympiern) ab-
zufinden haben, wächst (am Urdharbrunnr) der (aus Hvergelmir materialisierte)
Weltenbaum (zur Ausverfeinerung durch demiurgische Weisheit, aus Mimisbrunnr
geschöpft), vom Gewurzel her (durch Nidhöggr benagt), wenn (in Nostorf) der
weisse Reiter dem schwarzen Gegner nicht mehr zu widerstehen vermag,
um den Aufwuchs zu hindern, der dann indes (wenn vollgereift) den Halt-
pfosten abgiebt, für das Pferd des (im Parakleten) siegreichen Königs (als Sosiosh).
Wie Hvergelmir (aus Hei) sprudelt unter der nach den Hrimthursar
(Ymir*s) schlagenden Wurzel YggdrasiFs, der Mimisbrunnr (an Mimir's heiligem
Baum, als Mimameidr) und an der himmlischen ein Drdhabiunnr mit dem Saal
der Nomen für „griramar urdhir" (dira fata). Aus Mimisbrunnr (des Schmiedes
Mirair, des Lehrers Velint's) tiinkt Odhin Weisheit des (von den Vanen)
abgeschlagenen Hauptes (und die Kopfschneller des Ural versicherten sich des
Hauptes durchreisenderWeisen und Gelehrten, auf islamitische Missionsreisen). Velint
(Wieland) verfertigt die Völundar oder Labyrinthe (eines Daedalus*), in Kunst-
fertigkeit (Wäinämöinen's).
In Gimle oder „Edelsteinheim" (von gimstein oder gemma) wohnen die Becht-
schaffnen in Freuden (in der Voluspa). „Mundus ist zu müd geworden" (s.
Bngge) und Mütspelli zar Zerstörung, etwa, für Wiedererstehn [aus (morastigem)
mud]. Im Topf einer „olla Vulcani" (der Höllenküche) werden die Verdammten
gebraten und von den Teufeln gefressen (s. Mone), wie von Miru (an ihrem Ofen).
„Judas sol ein schwartzer vogel und etwas tiinnen vor im büsen han, den sol
im Belczebug uff risten, daz es ussher vall, denn farent sy beyd zu der hell
und louft Fäderwischer under dem seil zur hell" (XV. Jahrb.), im Passions-Spiel
(zu Donaueschingen). Hier haben sich aus dispamt verschiedenen Kulturkreisen
entnommene Denk-Embryone zu kompliziert verworrenen Darstell ungsbildem zu-
sammengeschweisst, die sich in primHren Zuständen einfacher Überblicken lassen
(aus ethnischem Material).
Puini. Idee cosmologiche della Cina antica, Rivista Geografica Ita-
liana (II, I). Roma 1895.
„Dice un autore cinese, il Suraeru 6 la Terra, i continenti abitati non di-
vennero altro che sue dipendenze" (S. 13), zur Auseinandersetzung mit dem Kailasa
am Himavat, als terrestrischer Centralberg (neben dem Kosmischen) ; cf. Z. f. E.
(Vrhdlg. d. A. G.) 1894, S. 203 u. flg.
') Tria fata fingimtor in coelo, in fuso digitisqae fila ex lana torquentibos (s. Isidor)
und so (am Himmelssitz) mit den Äsen (der Edda) in Beziehung tretend, wie beim
gemeinsamen Richten (am Urdharbrannen), zum „Urdhar ord"* des Wurdhgiscapu (neben
Reganoniscapu). Auf den Knieen der drei fwipat (unter der *Avd/xi^) ruht (b. Plato)
die Spindel {ärpaxro<:), Tangoloa begründet die Ratssitzung (enm Spruch einer ßouXii)
im neunten Himmel (cf. S. 8., S. 33).
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Fonrnereaa. Le Slam ancien. Paris 1895. (Annales du Mus^e Gniniet
T. 27.)
Eine wertvollste Bereicherung für die alte Kulturgeschichte Hinterindiens,
die in ihren raonumentalen Denkmälern, gleich Kambodia's Angkhor-Vat und
Birma's Pagan, auch in Siam vielerlei Spuren zurückgelassen hat, in Statuen
und Inschriften, die sich in ihren Original-Texten mitgeteilt finden, unter bei-
gefügter Ül>er8etzung (und sonstig reichhaltigen Illustrationen).
Fischer, K. A. Die Hunnen im schweizerischen Eifichthal. Zürich
1896.
Die Sprache zeigt die den Bergländem übliche Zersplitterung und so zählt
man in Wallis über zwölf Hauptdialekte; die feineren Nuancierungen derselben
aber betragen jedenfalls ein halbes Hundert, „da beinahe jede grössere Gemeinde,
jeder abgeschlossene Winkel seine eigene Mundart hat" (S. 156), mit „Über-
bleibseln aus dem Hunnischen" (S. 165—171).
Als „Abrögö du Bulletin de la Societe Hongroise de Geo-
graphie" (Budapest 1893)
ist zu dem ungarischen Bericht über Janko's (Torda mayar etc. betiteltes) Werk
eine deutsche Übersetzung mitgeteilt, die (Szekler) „Bevölkerung von Torda,
Aranyonzek und Tovizko" (seitens der Ungarischen Geographischen Gesellschaft).
In Fortsetzung der Mitteilungen über Gebräuche bei Hochzeiten (S. 175) und
Begräbnis (S. 85), haben folkloristische zu folgen (aus den nachfolgenden Kapitebi).
Von Dr. Ploss: Das Weib, einem Werk, das seit seiner rasch folgenden
(jetzt vierten) Ausgabe dem gegenwärtigen Herausgeber (Sanitätsrat Dr. Bartels)
als geistiges Eigentum gehört, ist das Schlussheffc (17) erschienen (Leipzig 1895).
Es hiesse Eulen nach Athen tragen, ein weiteres Wort der Empfehlung zu-
zufügen, bei einer allbekannten Mustemrbeit, die von vornherein in voll ethno-
logischem Geiste angelegt, demgemäss mit dessen ununterbrochen stetiger Ent-
wickelung fortschreitend, sich von Auflage zu Auflage erweiteit hat (aus, und
in Mehrung wertvollen Materials).
Beneke. Fragebogen über die rechtlichen und wirtschaftlichen
Verhältnisse der Natur- und Halbkulturvölker. Berlin 1890.
Die durch die Zeitverhältnisse, aus erleichtertem und rascherem Verkehr,
gebotene Möglichkeit der Fragebogen hat sich, wenn richtig verwendet, reichlich
belohnt, in den der Volkskunde durch Mannhardt z. ß. geliefei-ten Schätzen
(1850—77) oder für die Völkerkunde u. A. mit den von Gurr (1849) veröffent-
lichten Beantwortungen der an langjährig geschulte Beamte oder im Verkehr mit
den Eingeborenen ergraute „Squatters" (Australien's) gerichteten Anfragen, wie
zur Zeit der „East-India-Company" ihre in Indien eingelebten Diener die Bände
des „Asiatic Journal of Calcutta" mit wertvollen Belehrungen gefüllt haben.
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— 89 -
Sollte indes in den Sinn kommen, Jeden der frisch, froh, frei Hinaus-
ziehenden (und oft bald schon in Anreola des „berühmten Afrika-Beisenden"
Heimkehrenden) mit Fragebogen auszustatten, so wird es der Ethnologie ratsam
sein, ihre Siebensachen, die soweit zusammengekommen sind, schleunigst einzu-
packen und hermetisch zu vei-schliessen, damit nicht Zersetzungsstoflfe hinein-
gelangen, die Alles schliesslich in Frage stellen würden (durch leitende Fragen
und Fragebogen).
Füi* verwendbare Beobachtung auf ethnologischen Beisen bedai-f es vorheri-
ger Kenntnis der Elementargedanken in ihren organischen Wachstumsprocessen.
Überall treffen sich rechtlich die gleichen Institutionen aus den Sachbedingungen
sozialer Ejci&tenz, aber der Gedankengang, auf dem sie erlangt sind (und erst
vei-standlich werden) ist ein anderer, je nach der ethnischen Eigentümlichkeit
verschieden (unter historisch-geographischen Bedingungen).
Da jedes Ding im Sein seiner Existenz (oder im „Gewordensein") aus dem
„Werden" ei-st sich versteht, muss auch hiei- die psychologische Entwicklung aus-
verfolgt werden, unter soweitig vorläufigem Absehen von der einheimisch ver-
trauten, ehe dieselbe zu kritischer Kontrolle wieder herbeigezogen werden darf.
Die obigen Fragebogen sind mit anerkennenswertem Arbeitsfleiss zusammen-
gestellt, und von der Hand des Herausgebers, der sich den kolonialen Verwaltungs-
verhältnissen eingehend in früheren Veröffentlichungen bereits zugewandt hat,
auch in der vorliegenden demgemüss hergerichtet, so dass sich den schätzbaren
Belegstücken, die der Völkerkunde aus ihrem in die vergleichende Rechts-
kunde verlaufenden Zweig bereits zu Gute gekommen sind, ein weiteres zufügt
(aus den für die Förderung der einscbläglichen Studien begründeten Zeitschriften
und GeseUschaften).
Im Biologischen Centralblatt XV, 8, 1895 (Erlangen)
findet sich in „schematischer Figur" (för die Zellen-Entwicklung) der Kern, als
„Totalität elementarer Möglichkeiten" (zwischen zwei „Reizquellen"), so dass wir
unter vollen Segeln das peripatetisch Potentielle oder „Potest" (in des Cusaner's
Sinn) wieder anzunähern beginnen, für Kontrolle der Induktion mit der Deduktion.
Doch „noch ist das Bündnis zu früh" (auch jetzt wohl noch), ehe nicht die Psycho-
logie ihre naturwissenschaftlich no^tische Durchbildung erlangt bat (auf Grund
ethnischer Manifestationen des Gesellschaftsgedankens, fUr das Centrum, das in-
dividuell darin steckend sich erweisen mag, zur Fixierung).
Zeitschrift für Kirchengeschichte, XV, 2. Gotha 1890.
Nöldechen: „Tertullian und das Theater". Die Dii comuti, als „typisch" bei
Tertullian (S. 186) haben im gehörnten Satan (als Widerspiel mosaischer Dar-
stellungen) fortgespielt bei den Abbildungen der Idole (zur Entdeckerzeit), wie
jetzt auch noch sich antreffen, bei afrikanischen Fetischen (besonders aus der
Kongo-Gegend).
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— 90 —
Jacobson. Reise in die Inselwelt der Banda-Molakken. Berlin 1801.
Von den verschiedenen Expeditionen, welche auszui-tisten Gelegenheit ge-
boten war, hat diejenige, deren Ergebnisse hier vorliegen, wohl am meisten Mühe
gemacht. Freilich wurden meine Vorschläge von dem Ethnologischen Comitö mit
gewohnter Bereitwilligkeit entgegengenommen, aber die Schwierigkeiten schienen
so bedenklicher Art, dass es mehrfacher Konferenzen bedurfte, bis eine Einigung
über den Plan erzielt wurde. Und der Verfasser deutet selbst darauf hin, dass
er, wenn Alles, was ihm bevorstand, voraussehend, vielleicht schwankend ge-
worden wäre, in seinem Entschluss (S. 19). Allerdings war das Risiko gross
auf gebrechlich plumpem Nachen gefährliche Meere zu durchfahren, und zwar
an ihren gefährlichsten, weil unbekanntesten, Stellen: denn darum handelte es
sich eben, das Unbekannte dem ethnologischen Einblick bekannt zu machen, ehe
hineingezogen in die Steigerungen des internationalen Verkehrs, mit seinen unaus-
bleiblichen Zersetzungen, deren Foljgen dann zu drohen haben mtissten, wie aus
allzuvielen Beispielen erwiesen (während der letzten Dezennien); auch durch die
vom Verfasser, dem vielerfahrenen Reisenden, selbst erlebten, aus Erinnerung
an früher, zu gleichem Zwecke, ins Werk gesetzte Expedition (s. S. 29).
Bei einer flüchtigen Bereisung Indonesien's (1880) hatte der durch kui-z
bemessene Zeitfrist nur kursorische Umblick immerhin genügt, die Fülle der
Ernten erkennen zu lassen, die auf diesem ethnologisch reichsten Arbeitsfeld
zum Einsammeln fertig stand. Damals beschrUnkte sich der (seit einigen Jahren
erst eingelichtete) Postverkehr noch auf die Haupthäfen der gi*össeren Inseln,
aber bald schon ersah sich aus zugehenden Zeitungsnachrichten die beabsichtigte
Ausdehnung desselben. So war „periculura in mora" und Veranlassung gegeben
auf die vom „Ethnologischen Hilfs-Comite*' verfügbar gestellten Aushülfen zurück-
zugreifen. Leichtverständlich wurde sogleich an unsern Jacobsen gedacht, dem
durch glücklich gelungere „Rettungen" prädestinierten Reisenden, seit jenen
Dienstleistungen, für deren Ermöglichung das Ethnologische Comit^ — dieses
als „Retter in der Not" erwiesene Hilfs-Comite — die raison d'ßtre der Begrün-
dung überhaupt erhalten hatte, kraft hochsinniger Beteiligung seiner Mitglieder.
Und als auch diesmal ein Einverständnis ' hergestellt war, als das Unter-
nehmen in Jacobsen's Hand gelegt werden konnte, da war, meiner Ansicht nach,
der Erfolg gesichert; und trotz vielfachst vielerlei Einwendungen von verechie-
denen Seiten her, trotz der Besorgnisse, die bei genauer Durch wägung der Ri-
sikos manchmal nicht unterdrückt werden kannten, mu^ste über alles „dies und
das" fortgesehen werden, im Interesse der gewichtigen Aufgabe, die vorlag, und
die glänzendst jetzt gelöst worden ist, im Schmuck der dem Museum eingefügten
Sammlungen und ihrer dauernden Wertschätzung, für die gesicherte Fundaraen-
tierung eines in voller Lebenskraft emporspriessenden Forsch ungszweiges.
Die wissenschaftlich detaillierte Ausverwertung des umfänglichen Materials
verlangt ihre Zeit, ist indes bereits in Vorbereitung genommen (für die Ver-
öffentlichungen der Indischen Abteilung).
In der Zwischenzeit ist es willkommen, den Reisenden aus eigenem Munde
von seinen Erfahrungen reden zu hören, wie niedergeschrieben auf den Seiten des
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— 91 —
vorliegenden Werkes, wo Manches fachgerechter Konektur offen bleibt, aber die
Erzfihlnng im lebendigen 8trom der Erinnerung hinscbiesst, wie warm empfohlen
im Vorwort, das zur Einführung geschenkt ist.
Gewidmet ist das Buch dem Ethnologischen Hilfe-Comit^, das sich in der
That als echter Nothelfer erwiesen hat, um bei einer kritischen Entwicklungs-
epoche der Ethnologie dieselbe einigermassen vor den Schädigungen zu bewahren,
von welchen sie sonst unvermeidlicherweise wttrde betroffen gewesen sein.
Es wurde ins Leben genifen durch ein Zeitbedürfnis, das in den Konstella-
tionen des ethnologischen Sehkreises allzu deutlich ausgedrückt lag, um darauf
hingerichteten Augen verborgen bleiben zu können.
Bei einem kurzen Aufenthalt in Kalifornien (1881) war es zum Eindruck
gekommen, welchen Umwandlungen die Stämme an der nördlichen Nordwest-
Küste Amerikas entgegengefahrt sein vrürden, seit sie, der Union politisch ein-
verleibt, durch ein in fiebrisch regsamer Geschäftlichkeit pulsierendes Leben
durchzuckt und aufgerüttelt sein müssten, auf denjenigen Strichen, die bis dahin,
als Aussenposten auf der Weite russischer Monarchie, fem und fast unbekannt
verblieben waren. Bei gleichzeitiger Einrichtung des „Bureau of Ethnolog}'" in
Washington liessen sich die wissenschaftlichen Expeditionen vorhersehen, durch
welche die Schatzhäuser seiner Veröffentlichungen von Jahr zu Jahr sich reicher
ftülen, und ebenso die Sammlungsräume des „National Museum" (in Verbindung
mit dej' Smithsonian Institution).
Doch ehe diese grossartige Maschinerie in volle Arbeitsthätigkeit sich ge-
setzt fand, war Jacobsen unter den Ersten auf den Sammlungsfeldem, um die-
jenigen Primitien für das hiesige Museum zu sichern, die demselben als Unica
angehören und ftU* immer als solche verbleiben werden (seitdem die zersetzende
Katastrophe auch dort eingesetzt hat).
Ob, dass dei* Reisende damals in Vorschlag gebracht wurde, ein Zufall
war, bleibt der Ansicht derjenigen überlassen, die das einschlägliche Dichterwort
zu kommentieren haben.
Die Bekanntschaft jedenfalls war eine zuMlige, und als der durch lang-
jähriges Zusammenarbeiten an den Expeditionen der „Afrikanischen Gesellschaft",
(seit 1873) mit solchen Ausrüstungen vertraute Sekretär derselben, Herr von Le Coq,
darüber konsultiert war, wurde durch das sympathisch erwiesene Literesse Herrn
Direktors Hecker eine Rücksprache mit Herrn Banquier Richter eingeleitet,
unter dessen Vorsitz sodann die Stiftung des Comitös statthatte, für den Zweck
einer ethnologischen Erforschung der pacifischen Küstenländer Nordamerikas,
mit anschliessender Publikation der damals erlangten Resultate (cf. Amerika*s Nord-
westküste, 1883, Berlin). Auf dieses erste Unternehmen folgte (neben verschiedenen
Expeditionen, die durch das Ethnologische Com'M ins Werk gesetzt wurden) eine
zweite Reise Jacobsen's, durch welche das Museum mit seinen sibirischen Samm-
lungen ausgestattet ist, und schliesslich sodann die dritte (der gegenwärtigen
Veröffentlichung).
Jacobsen gehört zu der auserwählt kleinen Zahl von ethnologischen Rei-
fenden, welche die Gedankensprache der WildstUmme zu verstehen gelernt haben.
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Auf richtige Fragestellung folgt die Antwort dementsprechend, und unter ob-
jektiver Deckung der Aussagen doppelt sich die Bestätigung, in thatsächlichen
Belegstücken, um wissenschaftlich fachgerechter Durcharbeitung eine gesicherte
Unterlage zu bereiten. Die Trachtenbilder sind nach den vorhandenen Samm-
lungen von Prof. Grün Wedel entworfen.
Es sei hier, aus Vielem, was der Beisebeschreibung sich entnehmen liesse,
ein einzelnes Beispiel hervorgehobea:
„Neben dem Hower in Tual hing eine leere Eokosnuss (fo-fare), die ge-
spalten und wieder sorglich zusammengesetzt, die Seele des neugeboi'enen Kindes
zum Schutz gegen bOse Geister aufbewahren solL Erst wenn der zarte Körper
genügend erstarkt ist, geht die Seele dauernd in ihn über. Die Eskimo in
Alaska haben eine ähnliche Vorstellung; die Seele des kranken Kindes wird von
Medizinern in ein Amulet gebannt und in seinem unantastbaren Medizinsack
gehütet" (S. 99). Dazu die von sonsther kürzlich zugefügte Version, da^ die
Kindesseele sich in ein Schneckengehäuse') rettet (bei drohenden Gefahren), and
für ähnliche Schutzmittel (zur Aufbewahrungsweise der Seele, wie des tar-
tarischen Helden, wenn in den Krieg ziehend u. dgl. m.) finden sich der Analogien
viele [schon seit ältester (ägyptischer) Tradition].
Im Gegensatz zu solch schwächlich furchtsamer Seele steht die im Brustton
redende der Philosophen (aus Ammonins Saccas' Schule), wenn de zur „Stetigong
des Körpers" dient, um der Gebrechlichkeit seiner Sarira grobkömlicher Art (als
Sth'ula-saiira) aufzuhelfen, gleichsam durch ätherisch ideelle Kraft (der Sukshma-
sarira in indischer Version) oder bei Konzentriemng in (pantheistischer) Ema-
nation zum Apopasma, um (gleich der „anima informans corpus", aus scholastiscber
Gelehrsamkeit) durch den Funken materiellen Zündstoffs dasjenige etwa zu ent-
zünden, woraus sich nun die körperliche Form (in Ai-istoteles potentiell ge-
scha£Fenem „Eidos") handfester schmieden lUsst, dui*ch des Skoteinos wjp rex^^
vielleicht (in Feuerkraft der Stoa).
Was derai-tig umherschwirrt durch primäre Denki-egungen oder aufgebauscht
unter den phantastischen Frisuren der Tagesmoden (im Reich und Bereich speku-
lativer Geister), vei-langt zur Ausverwertung im jedesmalig konkreten Fall, eine
detailliert erschöpfende Durchforschung (mittelst fachgerechter Sachkenntnis),
nachdem in dem von der Ethnologie beschafften Material allgemein orientiei^de
Landmatken hier und da aufgesteckt sein werden, im Hinblick auf die voi*-
aussichtlich einzuschlagenden Wegerichtungen; und dass die soweit versuchten
sich treffliebst bewährt haben, bedarf fernerer Beweisstücke nicht, da sie offen-
kundigst auf der Hand liegen; von jedem also gegriffen und begriffen werden
*) In Bomeo (s. Schmeltz) unter Aufbewahrung eines Stückes vom Nabelstrang
(wodurch „die Seele ihren Weg in den Körper gewann") innerhalb eines Amulettkorbes
(der bei Austragen des Kindes mitgeführt wird). Mitunter ist etwas in der abge-
schnittenen Nabelschnur stecken geblieben, weshalb man dieselbe beim Aufwachsen
in Hackmuus zu essen giebt [damit das Kind (europäischer Civilisation) sein volles
Seelenteil erhält]. Neben einer umgestülpten Muschel (tridacna gigantea) fanden sich
(wie unser Reisender hörte) die Nabelstränge der im Hause geborenen Kinder (auf
Kissar) vergraben (S. 122).
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— 93 —
können (aas dem was zur Stund' bereits erreicht worden ist: in der „Lehre von
den' Elementargedanken''). Bei Vertiefung in's Detail wächst mit Beantwortung
die Arbeitsmasse an, hundertfach, tausendfach, so dass an Bekämpfung solcher
Hydra eines Herakles Kraft erlahmen mttsste, wenn nicht im Rückklang ein-
fachster Akkorde die Gesetzlichkeiten sich kündeten (aus den Harmonien des
Kosmos).
Gribble. History of the Deccan. London 1896.
The temples which still remain almost all show traces of the search for
plunder (8. 195), nach der Schlacht bei Tellicotta, (bei Viyayanagara) würden aber
dennoch wahrscheinlich der Untersuchung durch eine archäologische Expedition
lohnen (schon bei dem weiten Umfang, den sie bedecken).
Ratzel. Völkerkunde. Bd. IL Leipzig 1894.
Der Schlussband dieses das weite Gebiet der Völkerkunde durchwandernden
(und in vorzüglichen Abbildungen illustrierenden) Werkes begreift in zwei Ab-
teilungen: die „Negervölker" (Süd- und Ost- Afrikaner, Inner- Afrikaner, West-
Afrikaner) und die „Kulturvölker der Alten Welt" (afrikanische, asiatische, west-
asiatische und europäische). Der Verfasser hat an dem im ersten Teil bereits aus-
gesprochenen Satze festgehalten, dass „die geographische Auffassung (Betrachtung
der Süsseren Umstände) und die geschichtliche Erwägung (Betrachtung der Ent-
wicklung)" Hand in Hand zu gehen haben, und unter diesen Gesichtspunkten
darf eine gedeihliche Fortbildung in Erwartung stehen, wenn die noch ungefOge
Massenhaftigkeit des ethnologisch zusammenströmenden Rohstoffes durch Detail-
behandlung (in fachgerechter Arbeitsteilung) seine deutlichen Klärungen erlangt
haben wird. In der Zwischenzeit hat es als förderlichst willkommen zu gelten,
das» es durch eine seltene Bewältigungskrafk gelungen ist, das, was hier voi*-
Hegt, im Rahmen zweier Bände zusanunenzuzwängen, um (unter geflUliger Dar-
stellnngsweise) den Studien eine Übersicht zu erleichtern, für die Ethnographie
(woran sich die Probleme der Ethnologie dann anzuschliessen haben werden).
Windisch. Mara und Buddha (Abhdlg. d. ph.-h. Ms. d. K. S. G. d. W.,
XV, 4). Leipzig 1895.
Die Vergleichung mit der christlichen Versuchungsgeschichte (Kap. IX)
hätte zunächst die gnostische Fassung zu beachten, wenn der Demiurg, dessen
Reich durch die heiligen Lehren entvölkert wird, sich im feindlichen Gegensatz
stellt^ wie Mara den durch Schwung der Dhyana in die Rupaloka Hinüber-
geführten, auf dem Wege zu den Megga (die sie in*s Nirvana leiten mögen).
Aymonier. Voyage dans le Laos. (Annales du Musee Guimet.) Paris 1895.
Diesem Bericht des vorzüglichsten Kenners der von ihm bereisten Länder,
über seine an die Erforschungen Kambodias (1882/3) angeschlossene Reise, wird
ein zweiter Teil zugefügt werden (über die „voyage dans le royaume de Siam
proprement dit).
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Kevue cle l'Histoire des Beligions (XXXII, 1). Paris 1895
bringt aas der Hand des Herausgebers (M. Jean B^ville): Un Congr^ des Re-
ligions ä Paris en 1900 (S. 73 u. flgd.).
Bijdragen tot de Taal- Lands en Volkenkunde van N. J. (XLVI, 1).
8. Oravenhage 1896
enthält: Opbnijsen's Lampongsche Dwerghertverhalen (mit Text).
Peters. Das Dentscb-Ostafrikaniscbe Schutzgebiet. München (1895).
„Wii-tschaftliche Kolonialpolitik muss das Schlagwort sein, welches wir bei
unseren jungen Kolonialuntemebmungen zu verwirklichen haben*' (S. 18), da
sich das nOpfer an Gut und Blut" der Staat nur dann auferlegen wird, „wenn
Kolonisten und Unternehmer das in Besitz genommene Gebiet in Bearbeitung
nehmen, dadurch Gewinn erzielen und sie durch Wohlstand, Handel und Gewerbe
in der Heimat beleben" (sonst ist die koloniale Politik „anstatt ein VoHeil eine
unnütze Belastung").
Dass dabei die Bevölkerung (inbetreffs der Arbeiterverhältnisse) in ersten
Betracht kommt, wird anerkannt, und für die Erzielung nationalökonomischer
Resultate zunächst die Frage der Verkehrswege in Besprechung gezogen
(S. 381 u. fg.).
Demgemäss wird unter solchen Gesichtspunkten nun eben der jedesmal
konkret gegebene Fall zweckentsprechend zu entscheiden sein, ob nämlich die An-
lage und Unterhaltung von „tropical farms", statt eines nur dem Reichen er-
laubten Luxus, als voi-teilhafte Kapitalanlage sich erweisen möchte, und ob
die mit Ausdehnung der natürlichen Grenzen dem Staatssäckel für genügende
Verwaltung und Schutz in Kriegszeiten auferlegten Ausgaben im. rationellen
Verhältnis blieben, zu dem, günstigsten Falles, in Aussicht stehenden Gewinn.
Das Ganze läuft also auf eine nüchterne Geschäftsberechnung hinaus, wobei
derjenige am besten fahren wird, der naheliegende Fehlerquellen vermeidet,
wenn e. g. aus geschichtsunkundigen Vergleichungen mit andern Kolonien radikal
durchgreifende Unterschiede als gleichwertig gesetzt werden, oder die auf marine
Entwicklung hinweisenden Küstentwicklungen (wie einst dem hanseatischen Handel
in der Ostsee zu Gute kam) ausser Acht gelassen werden, sowie die günstige Wert-
stellung der im frei vermittelten Austausch ermöglichten Handelskäufe (zum
Vergleich mit theurer Selbstproduktion). Und so, mit diesem und dem, korrekt
genau kalkuliert, — .vollausreichend genügende Sachkenntnis vorausgesetzt, als
unabweisliche conditio-sine-qua-non — muss das Fazit entscheiden, ob ein unter-
nehmen ratsam ist oder nicht. Wenn es zusammenklingt mit dem Geklingel
des Geldbeutels, der dem Herzbeutel nahe zu liegen pflegt, dann wird er weit-
herzig sich öffnen, wogegen sonst die theuerst vorauszusehenden Erfahrungen
der Lehrjahre Bedenken machen mögen, ob es wert, solches Risiko zu laufen,
bei Ungewissheit einstigen Kostenei-satzes, unter den „Up und Downs", die all'
derartigen Spekulationen inhärieren, so dass selbst das mit Insulinde*s kostbarsten
Perlen geschmückte Prototyp (beneideter Kolonisation) den ersten Akt seines
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Daseins, nach 200 jährigem Durchlauf, mit schmählichstem Bankerott beendete
(im ei-schreckendsten Defizit). In diesen Spezialfall koniile man mit dem Gesamt*
resultat allerdings zufrieden sein, aber die in den übrigen Staaten Europas
begründeten Gesellschaften haben schlimmere Erfahrungen gemacht (in den ver-
flossenen Dezennien) und am theuersten gezahlt hat dasjenige Land, das der
Gold- und Silberländer Minen in Substanz ererbte (aus Vollgewicht wuchtigen
Bsargelds erdrückt, geradezu). Der Verfasser sieht von den „ideellen Erwägungen"
ab (S. 14), denn deren „Segnungen freilich vermag eine Kolonialpolitik nur zu
schaffen, wenn sie ihre eigenen wirtschaftlichen Voraussetzungen stets im Auge
hält" (so dass es wieder auf das Punctum salieus des Praktischen hinauskommt).
„Mit verblüffender Offenherzigkeit sagte ein Araber in Sansibar zu mir:
,Was macht Ihr nur mit der Küste? uns hat sie 1 Million jährlich eingebracht,
und Ihr steckt jährlich einige Millionen hinein: eine Kolonie soll doch Geld
einbringen*; der Mann hat aber doch wohl ganz recht," erwähnt aus seinen
Tagebüchern ein Reisender, der in mancherlei Bemerkungen seinen praktischen
Einblick beknndet (1895).
Dabei wäre dann indes nicht zu vergessen, dass, zu einer Zeit, als der jetzige
jüngere Nachwuchs noch nicht mitsprechen konnte, unter den Argumentationen
auf baldigste Nachdenklichkeiten über solche, heute nun wieder überraschend
erscheinende, Fragen hingewiesen war (cf. F. M. 8. 96). Immerhin seit die
Staats-Interessen eingeschifft sind, bleibt es Jedes Pflicht mitzuhelfen, aus den
Sachen, die so schlimm nicht sein mögen, das Beste zu machen. Ond seit man
beginnt der Lehre von den geographischen Provinzen einigermassen Beacht zu
schenken, wird die gefährlichste Klippe umschifft sein, welche, bei früherer Durch-
einandermengung der Auswandererfrage mit Pflanzer -Kolonien, bedauerlichst
trauriges Elend hätte drohen können (und auch im vorliegenden Buche noch
zu mancherlei Einwendungen Veranlassung bieten würde).
Neumann. Die Reden Gotumo-Buddhas. Leipzig 1896.
Wenn man den streng puritanistischen Charakter des Buddhismus (wie im
Hinajana ausgeprägt) „heute gewiss nur mehr auf Ceylon und allenfalls noch in
Barma und Siam erwarten darf* (S. XVIII), so sind zwar auch die beiden letzt-
genannten Länder von den Zersetzungen des internationalen Verkehrs schon
betroffen worden, indes doch weniger, als die der Tradition nach heiligere, aber
faktisch tiefer in fremde Einflüsse hineingezogene Insel (besondere seit sie
zu einer Lieblingsstation der Touristen geworden). Die durch theosophisch duse-
liges Hineinplappern angerichtete Verwirrung bleibt zwar nur auf der Obei-fläche,
trifft aber deshalb grade desto mehr (auf oberflächlichen Blick).
Clerq de. Bijdrage tot de Geschiedenis van het Eiland ßanka (Bij-
dragen tot de Taal-Lande en Volkenkunde van Ned. Ind. 6' Volgr. deel I.
Der verdienstvolle Verfasser, der aus seinem langen Aufenthalt in den
indonesischen Kolonien gediegene Unterlagen für wissenschaftliche Bearbeitungen
geliefert hat, bringt hier einen neuen Betrag willkommener Art, in Übersetzung
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der vom Lehi*er an der LaDdesscbale auf Bangka zusammengestellten Berichte
aber diese Insel, zunächst die volkstümlichen Traditionen „over het ontstaan van
het eiland Bangka** j(in einer Reihe von Legenden).
Philosophische Studien, XL 1895. (Leipzig.)
Cranz („Über den ünendlichkeitsbegriff in Mathematik und Naturwissen-
schaft") unterzieht inbezug auf das „Grenzwert-Unendliche" (das sog. „mathe-
matische Unendliche") die loseren Fassungsweisen einer Besprechung, und ist
eine schulgerechte Prüfung (erster Prinzipien) allerdings angezeigt, damit nicht
dem Laien, (im Detail der SpezialWissenschaften, wo er sich als solcher fühlt), die
Glaubensstützen unter den Füssen weggezogen sein sollten, wenn in den „un-
fehlbarsten aller Wissenschaften" (b. Dubois-Beymond) „kaum zwei Lehrbücher
hintereinander erscheinen, die, wenn sie auf die Grundbegriffe näher eingehen,
nicht auf das Schroff sich widersprächen*' (S. 20).
Li Wundt*s Abhandlung (X, 1): „Über psychische Kausalität und das Prinzip
des psycho-physischen Parallelismus" streifen die „Allgemeinen Vorbemerkungen
über den Kausalbegriff der Naturwissenschaft" Sigwart's „Trennung der eigentlichen
Ursache von den die Wirkungen derselben ermöglichenden Bedingungen" (S. 3).
Der lebendig reagierende Organismus hat, wie physisch (durch Funktionsände-
rungen), so auch psychisch auf die aus den Bedingungen des umgebenden Milien
reizfähig einfallenden Fragen eine Antwort zu finden, bis dieselbe stimmt (zum
befriedigenden Abgleich), und bis dahin wird versuchsweis umherexperimentiert
(mit bester Aussicht auf Erfolg, sofern der Experimentator Sachgerecht geschult
ist). Die Denkoperationen erschweren sich, je tiefer der Fortschritt des Wissens das
komplizierte Detail erhellt, aber stets ist, im jedesmalig konkreten Fall p. t., die
Rechnung abgeschlossen, wenn die Sache ihre Ur-Sache erlangt hat, weil dann
genau mit denjenigen Erklärungsgründen zurückredend, wie sie im aus- (oder
zu-) reichenden Grund dem Erwiderungsbedürfiois genügen müssen, weil vorsorg-
lich schon hineingelegt (mit bildungsföhigem Plasma). So innerhalb rationeller
Relationen. Wogegen wer die dadurch gesteckten Schranken transcendierend, den
Kausalitätsfiaden, an dem des Denkens gesundheitliches Leben hängt, in's Absolute
hineinzerrt, dort dann (im Nichts-mehr-denken-können) hinausstarrt in blaue
Luft, und blaue Wunder (wie aus metaphysischen Seifenblasen hervorplatzend).
„In der Verbindung der simultan und successiv gegebenen Zustände und
Vorgänge zur Einheit des Bewusstseins ist bereits das folgende, für die psy-
chische Kausalität charakteristische und wichtige, Prinzip wirksam, welches sie
nicht weniger, als die reine Actualität des Geschehens von der physischen Kau-
salität scheidet" (S. 112 u. flgd.), das „Prinzip der schöpfrischen Synthese^ (mit
ergänzendem Gegenstück im „Prinzip der beziehenden Analyse"), beim Zu-
sammenhang organischer Prozesse (im psychischen Wachstumsverlauf).
Das Denken lebt sein Kausalitätsprinzip in Beantwortung der Fragen über
das Woher und Wohin, dem Warum des Wanim.
Das Wohin? liegt am nächsten, für die eschatologisch eröffneten Aussichten,
worüber die durch psychische Anlage mit dem Jenseits (bei Bückkehr von dort)
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Vertrauten zu berichten vermögen) in Fülle ethnischer Zeugnisse, wogegen das
Woher? indifferenter lässt, so dass das Eingeständnis eines Nichtswissens darüber
nicht schwer fällt (bei Abiponen und wilden Eonsorten).
Indes prickelt auch hier die Neugier (der ,,geheime Bautrieb" des mate-
rialistischen Historiographen), wenn mittelst Überliefeining unterstützt in Reve-
lationen, aus Lesungen ausserdem des von Xisuthrus oder Seth ihren Pfeilen Aufge-
schriebenen, aus Erzählungen der Vorfahren sodann, die noch den Urheber kennen
mögen, unter den Grosseltem den Grossvater etwa (bei den Bororö), wie die-
jenigen, die mit den von den Göttern Stammenden verkehrten (in Timäus'
Tradition).
Das (im Nachhall konkreter Anschauung) in's Daseintreten (aus Adrishta
durch Srij) führt sich zurück vornehmlich auf die Alternative der Entstehung
oder Schöpfung, tertium non datur, — ausser etwa noch das (aus blauer Luft)
vom Himmel Fallen, (mit Zuthat des „Glinamen^* auch), vom terminus a quo zum
terminus ad quem (auf die Erde), oder bei Herablassen eines xoofw^ vor^-d^ in
Thwascha (auch bei Wogulen).
Für das Kind einer in Jahrtausenden gereiften Oivilisation kann kein Zweifel
sein, dass das Denken sich hier auf einem durch kritische Lehren der Philosophie
(auch in der Sankhja) verbotenen Terrain befindet, auf dem Wege in den Begressus
/oder Progressus) ad infinitum (oddimre Xrj^^T^aercu rd t^wtov), unter zügellos
schweifenden Phantasiegebilden jeder vernünftigen Kontrolle baar, wie (für zu-
verlässige Daten durch komparative Methode festgelegt) der Induktion benötigt
(zu gesicherter Unterlage). ^
Und das hat sich instinktiv gefühlt bei den Wildstämmen, die vorwiegend
vom Vorhanden-Gegebenen ausgehen, im peripatetischen Sinne, eh xcd didax; {ö mi^
dopayo^)j der Himmel als Gottheit für Xenophanes (in eleatischer Einheit). „The
World always existed^* (s. Curr), im australischen Busch (der „black-fellows")
und unser Entdecker der Bakairi fand sie unbelastet von „Schöpfungstheorien''
(vor Berührung mit der Oivilisation).
Das Entstehen ist ein Aufstehen (von bereits gebreitetem Boden also) oder im
Entwickeln dessen, was vorher in einander verwickelt lag, unter rückläufiger Krei-
sung (wie im pflanzlichen Wachstum beobachtbar). Das „Schöpfen" aus Wasser-
tiefen liefert den StofF („Pimble") zum „Machen", durch „Baiame" (als Macher)
oder sonstigen Demiurgen (gleich Visvacarma oder Marduck), im Händewerk des
Handwerker's also, oder eines Künstlers (bei dem bereits Zauberei hineinspielt).
Faktisch zeigt der genetische Prozess einer Entwicklung den Ausgang vom
Einfachen zum Zusammengesetzten , aber Keimanlagen voraussetzend (oder deren
„Tendenzen**, im Plasma) und ohne solche sinn- (weil vorstell ungs-) los, während
die Schöpfung sich mit einem Geheimnis, das Anbahnung weiterer Erklärung nicht
(oder doch vielleicht: noch) fähig sein möchte, entschuldigen könnte, denn ,Je
pense, donc dieu est" (s. Descartes), aus ^aufiä^ety (als Beginn des Philosophierens),
durch die „admiratio majestatis" (bei St. Bemard) fortgerissen (zum Wundem
in Bewunderung der Wunder mit ihren Verwunderlichkeiten).
Neben den (empirischen) Gelegenheitsursachen (causae oceasionales) wurde
M. £ V. 7
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die den Effekt bewirkende Ursache (causa efficiens) in letzter Substanz yerbingt
(als Oott), fOr ein ^^unbedingtes", nicht sowohl ein „Infinitom'* (unendlicher Aus*
dehnang)i als vielmehr das „Indefinitnm", damit das Denken im (unbekannt) un-
bestimmten das Dnnkel dnrch (definierende) Bestimmungen erhellend kl&re (und
erkläre).
Dass sich der Bau eines Hauses nicht vom Dach beginnen lässt, ist evident
(s.Beneke), aber wenn bei mangelnden Bausteinen, die Fundamentierung unmöglich
bleibt, ftlr demiurgische Ausführung, mag zunächst wenigstens die Konzeption im
Hirn des Architekten (in seinem Werke etwa) beobachtet werden, wenn das
durch Kontemplation (aus Tapas) Vorschwebende vorläufig in Worten (eines Ho-
nover) inkamiert wird (für den seines Infinitesimalkalküls noch entbehrenden
Logos, im logischen Rechnen). ^
Wenn hier (unter Maxima) das Hen (eines pater anonjmus) in religiösem Schleier
sich birgt, liegt dagegen die Nichtigkeit eines in Minima, atomistisch (bis nicht mehr
gesehen) gesuchten Hen*s — (mit Klugheit des Vogels Strauss, um die Oefahr nicht
mehr zu sehen) — offenkundig genug auf der Hand, so dass Darwin*s reichem Geschenk
der Selektionstheorie, aus Lamarck^s Transmutationstheorie ausverfeinert (im Zutritt
der Erblichkeit zur Anpassung), die Entstellung durch metaphysische Schwanz-
anhängsel (in Descendenz) hätte erspart werden sollen, um nicht durch solche
Apoetasie von der auf dem festen Boden der Thatsachen stehenden Naturforschung,
ihren (beim Publikum) gut fundierten Kredit zu erschüttern, durch das Fiasko
so manch schmählichen Krachs, der nicht ausbleiben konnte (bei wüstwilden
Spekulationen). Die, „ Verwandler" (s. Boas) gleich Quone (und Kollegen) „hexen**
(s. V. d. Steinen) die Dinge der Welt (bei den Bakairi), nachdem ihre Wande-
rungen begonnen sind (wie peruanischen Con's), mit dem „premier pas, qui coute**
(dem heiligen Dionjs: seinen Kopf; so dass die Kopflosigkeit in all diesen
Wundeiigeechichten nicht Wunder zu nehmen braucht).
Das (im Wortbegriff der Schöpfung involvierte) Wunder zu umgehen, bat
man die Bezeichnung einer Entstehung (in den Entwicklungsldiren) substi-
tuiert, zumal bei den in Werde-Prozessen verfolgbaren Lebewesen, um jeden-
falls wenigstens — (in gutgemeinter Absicht, damit dem „Creator" sein mühsames
Werk einigermaassen gemindert werde) — Wiederholungen des Wunderaktee
möglichst zu vermeiden, obwohl hier bereits theologische Patristik (in ihrer
Genesis) voi^gebeugt hatte, durch die mit „creatio prima" entwicklungsfiüng
bereits eingepflanzten Keime: durch „laws impressed on matter by the Creator"
(s. Darwin), und Beduction, nach der „lex minimi** (s. Maupertuis), auf
„four or five progenitors" (nach einer, bei Unendlichkeit, freilich gleichgflltigeii
Zählung). Die Schwierigkeit liegt in der „Materia (prima"), die obwohl in
nebularen Hypothesen aus der (vom Akineton einsetzenden) Bewegung äusserlich
(durch den mit der „chiquenaude" gesetzten Nasenstüber) gewirbelt werden kann,
doch wenn für die innerliche Scheidung der Elementarstofife (durch äydXoov; statt
tofx^) zur stoischen Einheit geführt, als Beeultat eines abgekufenen Prozesses
hingenommen, auch ebensowohl die organischen ürtypen noch hinzuznnehmen
erlauben dürfte, bei organidch, wie anorganisch gleichartig hindurchgehender
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Abetraktion des (matdriellen) Stoffes oder oöata änottK ohne »Mi^r^c als „Gedanken-
ding" (TOßmßfiui nwc fyw), das dann in Eraft-Centren auflöst, der im Denken
scU^feriscfaen (Denk*) Kraft (des Wollens) kongenialer anmaten mag, obwohl
das „Wnndmr" nngeändert verbleibt, abgesehen vom soweitigen Ausfall jeder (durch
dasselbe n^fiert vemeint^i) Naturgesetze: da nämlich, wo nichts derartiges noch
existiert, (jenseits der mit ihren Relationen gesteckten Schranken der Batio-
nalität; bei gesunder Vernunft, die noch nicht an metaphysisch-pathologischen
Störungen leidet). Intellectualibus mysterüs proprio adaptari non possunt (s. Nic-
Gus.) die Worte, die deshalb' Qn jedesmal konkreten Fall) ihre Eigenart gemäss
zu yerstehm sind, statt „frustra ferro diverberare umbras" (s. Viigil), in Luftge-
fechten (der Logomachien).
Wie/ nach Verlustiggehen gäozentrischen Abschlusses, der in „Nimo-Nimo"
hinansschauende Blick wieder sein Peras (im Apeiron) finde, bleibt der (um Er-
8oh(^pfnng der Unendlichkeiten bemühten) Bewältigungsmöglichkeit astronomischer
Zahlenmassen überlassen, auf Bupaloka (ad infinitum, bis zur Abzweigung der
Megga), während es sich, für die ihrer Einwebung ins Dasein empfindende Ver-
nünftigkeit, um die (in Avixa) dunkelnde Unbestimmtheit (das Indefinitum,
statt Infinitum) handelt, zur ^ärung durch Definitionen (aus kosmisch-harmonischer
Geaetalichkeit).
Mirabilis deus (Helbl.) „wundert" (oder „hext", im legitimen oder „befugten"
Zauber) die Welt, „got ist der wahre wunderaere" (Trist), als „Wunderer" gleich
einem (wenn unbefugt: teuflischen) Zauberer, furchtbar in Strenge auch, sogar ge-
fUirlich wild, oder (statt „geheuer") „ungeheuer" (in Etzels Hofhaltung), beim
Tover und Toveren (& Grimm) von (slav.) tvoriti (feicere, creare, fingere). Das
hebräische Schöpfen, als Ma-assä (assah, machen) oder Maalaal (Wunder)'
wird mit „£etcinus" übersetzt, als Grossthat (Gottes). „Das altn. fordaedha
(malefica) stammt von dftdh" (&cinus), mit anschliessenden Analogien (s.
J. Grimm). ,|£in grosser Teil der Naturerklärung der Bakairi beruht auf
der Voraussetzung des Hexens; sie haben keine Entwicklung, sondern nur Ver-
wandlnng'' (s* von den Steinen). Das Wunder ist des Augenblicks Geschöpf
(b. Goethe), im Nu (des Nun).
Das Wunder ist abzuweisen, weil thatsächlich schon widerlegt, wenn korrekt
bekam&ten Natui^gesetzen widersprechend, wogegen es seine „ratio essendi" bean-
spruchen kann (unter Preis- oder Kosenamen meist, um der Miskreditierung
eigener Bezeichnung sich zu entziehen), sofern durch soweit bekannte Naturgesetze
(nooh) nicht erklärbar, und da also, wo diese fehlend, sein Wesen treibend, ge-
setaloe scheinbar, obwohl gebannt in Karma's eiserne Fesseln oder die der
dfnapfdyify wie als itpövotii gedeutet (stoisch).
Dem Wilden ist das aufOammende Zündholz ein Wunder oder die tickende
Uhr, weil innerhalb des Bereiches seiner physikalischen Kenntnisse nicht ein&ss«
bar, und somit darüber hinausfallend.
Eine über ersten An&ng (der dpx^i als aMcu) hinausliegende Ursächlichkeit
in gioh selbst widersprechender „causa-sui" ist dem, (damit die Schranken der
Venranfterkenntnis überschreitenden). Denken unzugänglich an sich, und weil also.
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im Übernatürlichen Naturgesetze (wOrtlich schon) überhaupt nicht in Betracht
kommai können (im l^xecwz wo vou oder rou öuto^), kann ihnen deshalb auch
nicht widersprochen werden, und insofern würde Schöpfung ,,ex nihilo" nicht
xmter den Begriff der Wunder unbedingt an sich zu fallen brauchen, weil was
aus einem (Noch-) Nicht -Vorhandenen hervortritt, möglicherweis (unter den
Möglichkeiten des Potentiellen) einfachst (naturgemäss gleichsam) hervorgehen
möchte, was eines Jeden Geschroacksstimmung überlassen bleibt (da „de gustibus
non est disputandum'O* In buddhistischer Kosmogonie liegt der Sachverhalt
klar genug, da dem in Adrishta wiederum Ansetzenden die Regungen aus den
bei den Zerstörungen (je nach umfang derselben) übriggebliebenen Regionen
kommen (oben und unten).
Die Vorfrage der Entwicklungslehre bewegt sich um die Kontroverse, ob
eine epigenetische An- (oder Neu-) bildung der Organe aus einem indifferenten
Plasma zu setzen sei, oder ob solche bereits präformiert (eingeschachtelt) lägen
(unter Vorbedingungen in beiden Fällen).
Die Entscheidung darüber hat ihren Ausgang von dem vollendeten Produkt
zu nehmen, um in ihm dasjenige überhaupt zunächst kennen zu lernen, dessen
Entstehung erklärt werden soll, und unter welchen Oraduierungs-Stufen man
dann den Anfängen (für weitere Ausmalxmg der Vorgänge) ihre ürbedingungen
zuerteilt, bleibt gleichgültig für die (in einem Falle ebenso fem, wie im andern, ver^
bleibende) Wesentlichkeit, da es in all* solchen, derartige Anstrebungen zu verdeut-
lichen bemühten, Anschauungsbildem schliesslich immer bei dxort^ jaö^ot verbleibt
(in zeiträumlichen Schranken). Die Atome besitzen keine andere Eigenschaften, als
welche ihnen vorher beigelegt worden sind (s. Thompson), und wenn aus einem
(hesiodeischen oder sonstig „gähnenden") Chaos die Schöpfung hervortritt,
werden nach einander alle diejenigen Substanzen (zur Vorführung in einer
„Divina Comedia**) daraus hervorgezogen, welche man vorher dann durchein-
ander gemischt hatte (aus Schöpferkraft der Phantasie), wie voraussichtlich später
benötigt gemeint war, indem die „psychische Kausalität an sich die ursprüngliche,
die physische die abgeleitete ist*' (s. Wundt), bei schöpferisch tbätiger Gestaltung
(der Vorstellungswelt, mit ihren Wort-Incarnationen).
„So geht es in der Metaphysik. Zustände darf die Seele nicht haben, bei
Leibe nicht, sonst ginge ja ihre absolute Einheit verloren! Aber Dispositionen,
das ist ganz etwas anderes, Strebungen, warum nicht?", bemerkt A. Lange über
Waitz's Psychologie (in Bezug auf Herbart*8 „Reale"). Und so findet sich der
Naturforscher im Vollgetümmel metaphysischen Wortgeklingels, wenn darüber
streitend, ob die Vorbedingungen als eingeschachtelte Organe präformiert sind oder
nur (als Determinanten oder „Bestimmungsstücke") in den Tendenzen dazu (wenn
wohl intentioniei-t). Warum also (unter Abstumpfung der Sehkraft) hinaus-
spähen in nebulare Femen? wo es Nichts mehr zu unterscheiden giebt, statt
arbeitsam das innerhalb des Horopter Deutliche zu durchforschen (was über-
sprudelt im bunt Unterhaltendem, mehr als genug), auf „fetter grüner Weide"
neben „dürrer Haide" (des „Kerls, der spekuliei-t"). Und ohnedem steht den
angeführten Lösungen ihre AnnHherung jetzt nahe bevor, seit die Psychologie
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kraft des (im ethnischen Material) beschafften Rüstzeugs auf den Weg induk-
tiver Forschungsbahn hat eingelenkt werden können, zum Zusammentreffen mit
den aus bisheriger Deduktion bereits gewonnenen Resultaten (für gegenseitig
bestätigende Eontrolle).
PerrL Sozialismus und Moderne Wissenschaft. (Übersetzt v. Kurella.)
Leipzig 1895.
„Alle sozialen Lebenserscheinungen eines Volkes sind das Ergebnis der
Wechselwirkung seiner organisch anthropologischen Eigenart und des Milieus,
insoweit dieses von bestimmter wirtschaftlicher Ordnung, als natürliche Grundlage
das Leben bedingt; wie das psychische Leben des Einzelnen, wenn auch mit ge-
ringerer Kraft, als in dem umgekehrten Prozess, auf die organischen Bedingungen
und den Verlauf des Kampfes seiner Existenz einwirkt, so werden die sittlichen,
rechtlichen und politischen Thatsachen ihrerseits aus Wirkungen zur Ursache
und beeinflussen somit die wirtschaftlichen Zustände" (S. 159), unter Bückbe-
ziehung auf Marx*s „ökonomischen Determinismus** (die wirtschaftlichen Zustände
sind das Ergebnis der anthropologischen Kräfte und Eigenschaften, die sich an
einem gegebenen tellurischen Milieu entfalten, sie sind zugleich der zureichende
Grund aller anderen Kultui-phänomene, die sittlichen, rechtlichen und politischen,
oder individuellen and des sozialen Lebens).
Es ist das die sozialistische Ausdrucksweise für die in der „Lehre vom
Menschen** gestellten Aufgaben, um aus den Bedingnissen der Geographischen
Provinzen das mit dem Anhauch geschichtlicher Bewegung gezeitigte Aufwachsen
der Völkergedanken zu durchforschen, und so durch die daraus manifestierten
Elementargedanken zuverlässig gesicherten Anhalt zu gewinnen, wie der Lebens-
verlauf des sozialen Organismus gesundheitlich zu fördern sein würde (oder, bei
pathologischen Abirrungen, praktische Hülfsleistungen möchten gewährt werden
können). ^
Die landläufigen Verbesserungsvorschläge leiden an den Fehlem einseitig
oberflächlicher Betrachtung, weil nur auf die Ergebnisse einer einzelnen Kultur-
geschichte eingeschränkt. Erst nach einer universellen Umschau über sämt-
liche Variationen des Menschengeschlechts werden allgemeine gültige Prinzipien
abgeleitet werden können, und zwar um so leichter, weil die Erleichterung ge-
boten ist, vom Durchblick einfeichster Organisationen (im Wildzustand) allmählich
fortzuschreiten zu den idealen Blüten (der Kulturentwickelung).
Im Lebensgewoge staatlicher Organisationen, deren Bestand dem des
Einzelnen (s. Aristotl.) vorhergeht (wie das Ganze dem seiner Teile), schlingt
sich dasjenige Getriebe durcheinander, das in der Soziologie (b. Comte) auf fest-
geregelte Gesetzlichkeit reduziert werden soll (wie jedes Studiums-Objekt des
Menschen in der ihn umgebenden Natur).
In den ethnischen Gesellschaftskreisen primitiver Zustände weixlen die
Wechselbeziehungen der Klassenschichtungen durch die thateächlichen Verhältnisse
der psycho-physischen Konstitution bedingt.
Nach dem auf faktischen (und somit, weil richtigen, auch rechten und
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gerechten) Natarsachlagen bemhenden «Jos fortioris'' herHscht das stärkere
Geschlecht über ein schwächeres, in seiner vollkräftigen Akme (einer aetas Yirilis),
über jünger früheres Durchgangsstadium sowohl, wie über das ältere des Aus-
yerlaufs, bis der Erfahrungsschatz des letzteren über die brutale Obermaeht der
Körperstärke idealistisch zu dominieren beginnt, wenn an Stelle einer „Soldaten-
kaste" die Regierung von den Greisen und Weisen geführt wird (in Batssitzungen
eines Senatus). Zunächst schliesst sich dies an den naturgemässm Verlauf der
Altersklassen an, in derjenigen Generation, die ihr Saeculum yertritt, so dass
ein Jeder in die Rangstufen hineinwächst (von Eedibo und Sedibo zu Gnekbade)
cf. Controversen i. d. K 11, (1894).
Über Recht und Pflicht kann keinerlei Konti'overse zur Aussprache kommen,
da ein Jeglicher stillschweigend diejenige Stellung ausfüllt, wohin er gehört (in
Homilikia), und ebenso erledigen sich die ethischen Verpflichtungen nach
gesundheitlich instinktgemässen Prinzipien (aus den Vorbedingungen sozialer
Existenz), so dass dem feindlich Fremden gegenüber als Tugendbeweis gepriesen
wird, was, am Stammesgenossen verübt, durch Verurteilung als todeewürdiges
Verbrechen zur Vernichtung des ünthäters fähren würde.
Auch nachdem (mit Verkehrung des Hostis in Hospes) Milderungen ein-
getreten sind und Erweiterung friedlicher Beziehungen, verbleiben ünglddi-
artigkeiien in der Abschätzung, wie in der Behandlung kri^sgefangener Sklaven
z. B. bei den Römern, ob aus hellenischer Verwandtschaft oder stumpfeinnigem
Barbarentum.
An sich würde, sowenig wie aus Züchtung der Haustiere (in G«fiuigen-
schaft), aus der Sklaverei ein Vorwurf sich erheben lassen, so lange das durch modern
anthropologische Forschung erst konsolidierte Dogma von der Einheitlichkeit des
Menschengeschlechts diejenige Anerkennung noch nicht erhalten hatte, wodurch
die Gültigkeit der in „Egalitiä et Fratemit^" hallenden Schlagworte für den
ganzen Globus beansprucht wurde (im internationalen Verkehr). Für den sich
selbst, als Mensch (der Mensch qua talis) bezeichnenden Wildstamm, innerhalb der
ihm zugehörigen „Welt" (seines Bezirkes), sind die jenseits der Grenzen desselben
hausenden oder schweifenden Wesen, irgend welcher Art, Halb- oder Unmenschen
(a-manut) vielleicht, und jedenfalls dämonische Feinde, für welche es weder
Sympathie, noch Mitleiden giebt, wie seitens der Hellenen keines (oder wenig-
lichstes nur) gegen barbarophomsch Kreischende (oder Stumme, gleich Njemtacfa
den Slaven), so dass, in Fortführung solcher Schätzungen, die zur Entdeckungs-
zeit angetroffenen Indianer, erst durch päpstliches Patent ihre Menschlichkeit
garantiert erhalten mussten (als „gente de razon").
Unter der Imperatoren-Zeit wurde der Titel eines Oivis Romanus als mehr
und mehr gleichberechtigter erweitert, unter Fortbestehen der Gradation im
Besitz von Vermögensgütem (bis zu krassester Steigerung mitunter).
Mit den durch die Ereignisse der Völkerwanderung eingeleiteten Staaten-
gründungen wurde die grosse Masse der Unterworfenen in Leibeigenschaft
herabgedrückt, schlimmer oft als sklavische Knechtscahft [in den (früheren
Bangtitel erniedrigenden) Colonaten] und formell scheinbarer Rechtsschutz führt
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— 103 —
sich darauf zui-ück, dass unter politischer Zersplitterung des weltlichen Regi-
ments das geistliche (seit Zerfall der Priesterfürstentümer) abgetrennt eine
(traditionell fortgeführte) Einheit bewahrte, und so [an Stelle des sonst (gegen-
seitig gemeinsamer Interessen wegen) verbindenden Zusammenarbeitens] vielfieu^h
mit den temporären Herren in feindlichen Gegensatz geratend , deren Macht su
lockern bestrebt war, durch Begünstigung der Unterklassen, die durch den auf
fie ausgeübten Druck sich zum Widerstand ohnedem angereizt fühlen mussten.
Am frühesten traten die Folgewirkungen in England hervor, wo der angel-
sächsische Herrscherstand, der die keltischen Eingeborenen in Niedrigkeit hinab-
gezwängt hatte, sich durch normannisch verwandte Eroberer vom, ähnlichen
Schicksale bedroht gesehen haben würde, wenn nicht bei deren Minorität eine Gleich-
berachtigung mehi'weniger hätte bewahrt werden kOnnen, und als der unter
solch ^freiheitlicher Belebung herangereifte Bürgersinn auf britannischen An-
siedelungen nach dem, von anachronistischen Scharteken unbehinderten, Boden
einer „Neuen Welt^ verpflanzt worden war, musste der humanistisch anziehende
Gleichklang überall bald williges Gehör zu finden gewiss sein (im Laufe und
Verlaufe westlicher Civilisation).
In gegenwärtig üiktischer Sachlage ist theoretische Rechtsgleichheit überall
zugestanden, obwohl die materielle Ungleichheit, wie von Geburt her, durch die
[aus Anlagen derselben — oder vererblich sowohl, wie aus dem Erziehungsverlauf
(und sonstigen Zwischenfällen) — bedingten] Accidenzen fortdauert (in stereotyper
Wiederholung markierender Umrisse).
Ein Jeder, wie ihm das Loos ge&Uen, wächst in den Umschluss seines staat-
lichen Gemeindewesens hinein , das zwar Niemandem (unter Nachweislichkeit aus
Begründungsdokumenten) besitzlich gehört, das indes dem Herkommen nach
denen anvertraut ist, die z. Z. zur Verwaltung sich installiert finden. Und so
hat der Abgleich derartig sich herzustellen, wie im Widerstreit der Privat-
interessen mutuell zusagende Vereinbarung anrät, für einen „modus vivendi^
(selbständiger Lebens-Existenz).
Wenn der „Kampf ums Dasein**, (in der diesen Terminus natui-gesohichtlich
definierenden Theorie), nur von einer Minderheit siegreich bestanden wird,
während die Mehrzahl unterliegt, so handelt es sich hier um einen Widerstreit
fremdartig verschiedentlich (und somit feindlich) aneinanderstossender Interessen,
auf gegenseitige Vernichtung bedacht, während im einheitlichen Komplex eines
Oesellschaftsorganismus die auf einander reagierenden Rivalitäten und Com-
petitionen innerhalb eines gemeinsamen Wachstumsprozesses sich weohselweii zu
fördern haben, zum eigenen Besten (und somit dem des Ganzen).
Die ErfüUung der (staatlich) gesellschaftlichen Pflichten öfibet die Pforte zu
himmlischer Unsterblichkeit unter den Gestirnen (s. Cicero), mit Harmonien,
wie von Scipio gefühlt, durchdringend (im Einklang kosmischer Gesetze) und
rückwirkend dann auf die mitwirkend einbegriffene Individualität, wenn unab-
hängig hingestellt, auf die (ihre Maskierung tragenden) Füsse (als „persona^ im
Mummenschanz des Lebens).
In ethnischen Schnitzereien (gleich denen der Papua etwa oder der Haida)
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liegen symbolische Rätsel-Rebus vor, die aus ihren Ineinanderscfalingungen zu
entwirren sind (oder zu entziflfem, als Schriftsubstitute). Was in Gefühls*
Schwingungen das Hirn (solcher Wilder) durch wogt, drängt zunächst zu laut-
lichem Abgleich, und findet sich, wenn gesungen, in den auf der Spi-achschichtung,
als gespenstige Deckung den Sehbildem (aus akustisch-optischer Konkordanz),
nebengetretenen Seitenstücken gedoppelt, und was nun von diesen aus konkreten
Anschauungen nachhallt« wird durch das Händewerk (mechanischer Fingersprache)
technisch inkamiert oder realisiert (unter den phantastischen Umrissen, wie
geistiger Schau erscheinend).
%
Meyer, H. Die Insel Tenerife. Leipzig 1896.
Ebenso anziehende, wie belehrende Schilderungen dieses von klassischer Zeit
her durch die Entdeckungsgeschichte mit erhöhtem Interesse bekleideten Archipel,
der auch aus den prähistorischen Resten seiner einheimischen Bevölkerung wichtige
Aufklärungen liefert für anthropologische Probleme, wie aus den Bearbeitungen
der von dem Verfasser gesanamelten Guanches-Schädel (durch Dr. von Luschan)
ersichtlich (S. 285).
In dem letzten Hefte des „Bulletin de la Society Royale de Geographie
d'Anvers^ ist diese Inselgruppe ebenfalls zur Behandlung gekommen („Les Anversois
aux Canaries" par M. Fernand Donnet).
Unter dem Titel: nCeRtralblatt fOr ARtbropologie, EtbROlogie iRd Urgetcbicbte"
(Breslau 1896), hat Dr. Buschan eine Zeitschrift begründet, die, wenn im Sinne
des vorliegenden Hefts (I, Jahrg. 1, 1896) weitergeführt, wirksame Förderungen
der in Rücksicht genommenen Studienzweige verspricht (schon aus den Namen
der dafür gewonnenen Mitarbeiter).
MitteiliiRgen der deotscben Setelltcbaft für Natar- and Vfilkerkaade Ottaticit
(Supplement-Heft II, zu Bd. VI), Nihongi übersetzt von Dr. Karl Florenz,
Tl. in (Buch 27—28), Tokio 1895 mit „Nachtragen und Berichtigungen" des
früheren (Buch 25 u. 26).
In den Comptet Rendat des Siaacet (Sociät^ de Geographie), Nov. 8 (Paris
1895) findet sich (S. 323) Cordier's Bericht über die durch Prinz Henri d'OrMans
erworbenen Manuskripte für die „Ecole des langues orientales Vivantes", welche
(im Anschluss an früher bereits zugegangene Bereicheioingen) „compte aujourd'hni
quarante-neuf de ces manuscripts", aus Indochina (wertvollste Schätze för die
vergleichende Linguistik).
Preussische Jahrbücher (November 1895).
In Trölsch Abhandlung über den „ethischen Atheismus", heisst es: „Wie
Alles, was mit A- und Anti- anfängt, so ist auch dieser Atheismus nur vor-
handen, durch Voraussetzung dessen, was er bestreitet", des Theismus also,
wenn, dessen (mittelst lang mühseliger Arbeit festgelegte) Grundsätze als bequem-
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— löb-
lichste Handhaben zur Hand, darüber hinwegsehend, um sie im leichtgeschürzten
Geplauder zu uegativieren (statt durch ernst sorgsame Kontrolle doppelt zu bestä-
tigen). Von solchen Kontroversen unberührt bleibt die Religiosität, die (in ihrer
Verwebung mit der Ethik) nicht aus parteiischen Debatten ihre Sicherstellung
erbalten kann, wohl jedoch sie immanent bereits besitzt, auf Grund ethnisch
thatsächlicher Anschauungsbilder (bei Übersdiau der ethischen Voranlagen, für
eine soziale Existenzfähigkeit überhaupt).
Hontheim. Der logische Algorithmus (in seinem Wesen, in seiner
Anwendung und in seiner philosophischen Bedeutung). Berlin
(1895)
im Anschluss an Boole*s Vorbereitungsarbeiten, und deren Ausverfolgung
durch Jevons, Grassmann, Peirce und E. Schröder (unter Rückgang auf Leibniz'
„Characteristica universalis"), für das logische Rechnen davon zu profitieren
(cf. W. d. V. d., S. 10).
Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft (für Thüringen) in
Jena. Herausgegeben von Kurze und Regel (Jena 1891 — 92).
„Ein Veilchen, das im Verborgenen blüht^, Hesse die obige Zeitschrift sich
bezeichnen, die bescheidentlich zunächst auf ihren heimischen Boden einge-
schränkt sich ausgiebt, und denselben nach allen Richtungen im genauen Detail
durchackert, um eine Fülle lehrreichster Abhandlungen einzuernten, zugleich
aber auch, in weiterer Umschau über die Missions -Stationen, wie auf der
Erdoberfläche zerstreut, viel süssen Honigseim zusammenträgt, in ethnologisch
willkommensten Bemerkungen (solcher, die aus lang persönlicher Vertrautheit
von Verhältnissen reden, wohin sie sich eingehend hineingelebt haben). Diesen
beiden Zwecken zu genügen, wird die Redaktion in geradezu musterhafter
Weise von den beiden Herausgebern geftLhrt, so dass Jeder, dem dieses Schatz-
blümchen noch unbekannt geblieben sein sollte, erfreut sein wird, darauf auf-
merksam gemacht zu sein, um bei der Auffindung an dem anziehenden Duft
sich zu erlaben, der jeder Seite entströmt, wenn bei der Lektüre dui'chblättert,
and auch den tiocken statistischen Registrierungen dazwischen entnommen werden
mag (aus der ihnen, für Sachkenner, anhaftenden Wertschätzung). Der In-
halt gliedert sich in einen „Missionsgeographischen Teil** (Abhandlung, Kleine
Mitteilungen, Litterarische Umschau), einen „Landeskundlichen Teil" (Abhand-
lungen, Refei-ate) und „Vorgänge in der Gesellschaft" (über die Vei'sanunlungen
und Referier- Abende), mit Anschliessendem über Festfeier, Ausflüge, Tausch-
verkehr etc. (in Allem eine rege Beteiligung bekundend).
Obwohl also von (Feinschmeckein und) Fachmännern, die mit ihr genauer be-
kannt geworden, ihrem vollen Werte nach bereits geschätzt, hätte diese Zeit-
schrift ausserdem auch noch für das allgemeine Publikum Beachtung zu finden,
weil in demjenigen Sinne geleitet, der zu weiterer Popularisierung berechtigt
(ohne den Charakter gediegener Gründlichkeit zu beeinträchtigen).
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~ 106 —
Schmidt, E. Reise nach Südindien. Leipzig 1894.
Ein ebenso anziehend nnterhaltendes, wie belehrendes Buch, das besonders
übei* die von den gewGhnlidien Beisewegen seitabwärts liegenden Eingeborenen*
Stämme des südlichen Indien willkommene Beobachtungen bringt
Frankfurter. Bin Siamesischer Eulenspiegel (Toung-Pao, V, 3). Leiden
1894.
Mit willkommener Vermehrung dessen, was aus dem Volksbuch (über die
Erlebnisse de§ Sri Thanonxai) soweit bekannt' war (cf. Volk, des östl. As. IV,
8. 348),
Ostwfild, Überwindung des wissenschaftlichen Organismus. Leipzig
1895.
„Die Materie ist ein Gedankending" (S. 26) lautet (Berkeley*s) „Percipi est
esse** bei dem Verfasser, der in Bekämpfung des „wissenschaftlichen Materialismus*'
(der Ansicht nämlich, „dass die Dinge sich aus bewegten Atomen zusammensetzen,
und dass diese Atome und die zwischen ihnen wirkenden Kräfte die letzten
Realitäten seien, aus denen die einzelnen Erscheinungen bestehen"), die mecha-
nistische Fassung durch die „energetische" (S. 7) ersetzen will, auch hier in Über-
einstimmung' mit derjenigen Ansicht, vor der sich (ihrem bis zur Unau^preeb-
lichkeit überschwänglichen „Hen" gegenüber) die Materie in ein Nicht-Sein ver-
kehrte (b. Plotin). El ouv ivtpytUf. xal ^ ouoUl aÖTOu iuipy^tai, iv xal raördv rg ivtpY^ta
äy ffiy, iv dk Tg ivtpytuf ro 5v xal rd vot^tov, ev äfia TtdtvTa iarai, voö^ v6i)atQ rd poijrov
{voj^üt^ voi^dtoic v6fj*Ti^ peripatetisch).
Wenn das Denken im Drange seines Kausalitätsbedürfhlsses bis an die
Grenze rationeller Relationen gelangt, das Veto kritischer Erkenntnistheorie nicbt
beachtet, gleitet es ab in dem „Regressus ad infinitivum", von Wurzel zu Wurzel
(sofern nicht etwa Eapila's resoluter Schnitt das Absolute zur Raison bringen
sollte), oder zunächst doch vom Sein ins Nicht-Sein, wo dann, im Nichts Alles
eben vorbei ist, vor Allem das Denken selbst in seiner Avidya oder Unwissenheit
(eines Nichts- oder Nicht- Wissens). Indes braucht man nicht einmal soweit zu
gehen (bis zum letzten Verzweiflungsschritt der Negation), denn dass schon die
„Ousia" in Beziehung zum xaMho undenkbar ist, konnte in aristotelischer Schule
bereits gelernt werden, und ebenso die Gültigkeit solcher Ousia (im Sein) ftir die
Einzeln-Ezistenzen, die nachdem negierend festgestellt, — da „omnis determinatio
est negatio" (b. Spinoza), — dann in Positivität gefasst werden, für analysierende
Zergliedemng durch die mechanischen Seciermesser (der Naturforschung).
Die Lebenskraft wurde als „qualitas occulta" vertrieben, weil überall hinein-
spielend, wo mechanische Gesetze sich erklären liessen, obwohl diese dann wieder
in ihrem Organismas sich zusammenschlössen unter lebendigem Fortwalten (im
gesetzlichen Zusammenhang). „Die Begriffe Materie und Kraft bezeichnen nur zwei
verschiedene Auffassungsweisen ein und des nämlichen realen Seins, von denen
die eine sich an die äussere Wahrnehmung anschliesst, die andere auf die
Analogie der inneren Wahrnehmung, insbesondere von unserem eigenen Willen,
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— 107 —
beruht" (s. Überweg), je nach der Willenßkrafk (ib aktueller Bethätigung).
Der Begriff der Materie ist die in empirisches (Erfehrungs-) Gebiet (auf nati-
▼iatischen Unterlagen) hinabgewoi*fene Abschattung ihrer im Transcendentalen
gewonnenen Konzeption (seit kritischer Beform der Philosophie), als „Gedanken-
ding*' {wfnifid im^ fyfv^ in der Stoa).
Der „Ewigen Materie" (in der Gnosis) wird die Schöpfung aus Nichts in der
Zeit entgegengesetzt (cum tempore oder in tempore) oder (b. Origines) die (ewig)
an&ngsloee Schöpfung, aus (oder in) Gott, der in der Welt (als geistiger Ur-
grund einwohnend) sich offenbart, aus ewiger Liebe (je nach orthodoxer Fassung),
ftUr die Menschwerdung zugleich (als „unio mystica cum Deo").
Dem „Weltbildner" (der Heiden) gegenüber, wurde der „allmächtige Schöpfer"
dee „Himmels und der Erde" betont (bei den Apolc^^n). Als absolute Indifferenz
(b. Schelling) ist Gott (s. Schleiermacher) ein&che Kausalität der Welt (in Denk-
notwendigkeit).
Die Welt (mit ß^ein^ sinkt ab in Emanation (b. Plotin), statt vervoll-
kommnet aufsteigend in Entwicklung (bei Entstehung), und das Göttliche ist
tlbervernünfüg {ömffflißijxd^ rifv wo vo5 ^pömu), in Perilampsis (ausstrahlend). „Was
ist, war von Ewigkeit her, und wird in aller Ewigkeit sein" (s. Melissus), bei
cjklischer Wiederkehr des Geschehens (s. Eudemus), im Weltjahr (chaldäisch).
Die Welt (rd 5Xov xai vd mSv), weder Aufsteigen (zur dx/ii^) noch Niedergang (^p^pä
Mcd dtdXüöi^ zeigend, wie (in Entwicklung) jede andere Dingsache (^«at^nz dä^odov\
gut also ewig (b. Ooellus).
Das höchst Vollkommene wurde (wie von den äpxäwt mHjjrai) von den ^BokSyot
als Späteres gesetzt, im Resultat der Entwicklung, bei den Magiern (sowie bei
Pherekjdes), als Erstes der Zeit nach (s. Aristotl.). Der Nous (purus actus) ist
w^i^mc v<wjtft»c. Obwohl einen Ersten Beweger (im Nous) voraussetzend, hat die
Welt als g^liedertes Ganze ewig bestanden und wird ewiglich sein ; sX<; xai äUktx;
(peripatetisch) 6 mT? odpavdq, als Gottheit (b. Xenophanes).
Aus dem Hypokeimenon (b. Aristoteles) tritt das möglichkeitsweis Seiende
in (sinnliche) Erscheinung, und indem wir die Materie eben nur durch ihre
Kräfte, nie an sich selbst wahrnehmen (s. Lange), wäre eine reine Materie fttr
„die übrigen Naturen gleichgültig" (in Substanz), als (Plotin*s) Nichtsein (bei
Ausscheidung vom Hen).
Der (phänomenal) erscheinenden Welt gegenüber, als das Werdende, ist Gott
das Seiende (b. Bruno), „deus sive natura" („natura est deus in rebus"). Die
Welt (b. Kritolaos) ist die realisiert verwirklichte sSßoppLivyj (als Bestimmungs-
Cheetz).
Bei Unzugänglichkeit der oöma kann die Substantia (in „Deus sive natura")
nur von ihren Modi aus (Accidenzen oder Attributen) in Angriff genommen werden,
und so, um in das Wesen der Oi^anisation einzudringen, gewähren die, unter
den Bedingungen ihrer ümgebungswelt, [den Agentien jedesmal geographischer
(oder uranographiseher) Provinz], typisch variierenden QifferencieruDgen den An-
satzpunkt der Forsdiung. „Causes live in the environment, effects show themselves
in the organisms^ (s. Patten), im Variationstypus (als Index des Milieu).
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— 108 —
, In der auf Gravitation (mit gegenwirkender Wärme) führenden Affinität
(der Atome) oder (b. St. Oeoffioy) ^Bapport** treffen (trotz ^Ota) die Gegensatze
aufeinander (trotz, oder aus Bepnlaion). Infolge ihres „Clinamen" kommen die (zu-
nächst von oben nach unten bewegten) Atome (im Leeren) zur Berührung (b.
Lucrez). In den kleinsten Teilchen der ponderablen Materie treten die anziehenden
Erttfte aus Bewegungen der imponderablen Materie hervor (b. Newton) und fQr
den einfeichen Körper ist die spezifische Wärme dem Atomgewicht umgekehrt
proportional (s. Dulong), während (s. Crusius) fdr die MolektQe der Gase deren
Bewegung in ihrer lebendigen Kraft der Temperatur proportioniü ist (für Um-
wandlungen in Arbeit).
Vor Ableitung der {nach (Maupertuis*) lex ipinimi gesuchten] Atome (philo-
sophischen Betrachtungen entnommen) haben die Elemente (wenn als Minimn^
gesichert festgestellt), fär chemische Verwendung, auf Moleküle zu führen, aus
Djnamiden (b. Bedtenbacher) konsti-uiert (in einem „Dynamidensystem mit
Elastizitätsazen"). Wie dem „Äther die Eigenschafken eines festen Körpers'*
(ausser der ündurchdringlichkeit) zugeschrieben sind, so „der Materie die Eigen-
schaften einer Flüssigkeit" (b. Helmholtz). „Nur in einer Flüssigkeit sind Wirbel-
bewegungen möglich, und nur Wirbelbewegungen in einer vollkommenen Flüssig-
keit kommt die besondere Eigenschaft der Elemente zu, nämlich die, dass sie
durch menschliche Kräfte sowohl unzerstörbar wie unerschaffen sind*' (s. Fock).
Für Selbstbewegung iler Welt liegt die Ursächlichkeit (b. Anaximander) im Apeiron,
der als unendlicher Stoff sich nicht erschöpft, in fortwährenden Zeugungen, wie
Akasa (als Äther) die (stoischen) Elementarwandlungen einleitet (im Abbidharma).
Dass Epikur den nebeneinanderfallenden Atomen, um sie in gegenseitige
Aktion zu setzen, eine (kleinste) Abweichung, als clinamen (s. Lucrez), zufügte,
erklärte Kant für „unverschämt*', obwohl im eigenen System gleichmässig ver-
breiteter Materie die Bewegung da beginnt, wo die Schwere ein wenig über-
wiegt (am künftigen Stellungspunkt der Sonne). Die Sonne ist Ji^ 6fxo<; xai
ipöXnxr^ (bei den Pythagoräem). Die (pythagoräischen) Weisen Italiens rückten
die Erde aus dem Mittelpunkt, um so das dortige Feuer, als Zeus Wacht (der
Hestia) umkreisen zu lassen (zu Anstoteles' Zeit), kosmisch central, wie der
Meru (in Beziehung zu terrestrischem Kailasa).
Unendlich klein im Verhältnis zu den von ihnen zusammengesetzten
Körpern (s. Gay-Lussac) gelten die Atome ohne alle Ausdehnung (s. Ampere),
punktuell (b. Gauchy), als einfache (in Anziehung und Abstossung) gleich
(Faraday's) Kraftzentren (unsinnlich am sinnlichen Substrat des Stoffes). „Der
Physiker braucht nur zunächst Atome, nicht zuletzt Atome" (s. Fechner), zum
„technischen Gebrauch der Atomistik" (b. Lange). Bei dem „Begriff von Masse*'
(s. Weber) bemisst sich die Gi'össe der Atome „nach dem bei jedem Atom kon-
stanten Verhältnisse, in welchem bei diesem Atom die Kraft zur Beschleunigung so-
bezüglich steht (bis dann die „Quantivalenz" der Atome wieder auf stöchiometrisehe
Atomgewichte führt). Die Annahmen der Atome (in theoretischer Physik) können
keine Eigenschaft der Körper erklären (s. Thomson), „die man nicht vorher den
Atomen beigelegt hat" (um durch Entnahme aus dem Hineingelegten dann wieder
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— 109 —
gewonnen zu sein). Und so, ehe die ndyTa xfi^fiara ihre Ordnung durch Anaxa-*
goras' Nons erwarteten, waren von den ix poxr6^ Philosophierenden (im Dunkel der
Mutternächte oder „Po") die in Hesiod's Chaos gemischten Substanzen mit allen
den Eigenschaften bereits begabt, die es in Absicht lag daraus zu entwickeln,
kraft Schöpferkraft des Denkens mit seinen auf luftigem Urgrund oder (b. Schelling)
„üngrund" (in contradictio ex adjecto) schwankenden Theorien, statt auf fest-
gesichertem Boden der Thatsachen zu fussen (in der Naturforschung).
Die Sinneswerkzeuge reagieren auf Energien-Unterschiede, zwischen ihnen
und der Umgebung (s. Oswald), aus Wechsel wii'kungen (wie spezifisch präformieit
zwisch^i Ayatana und Aromana). Die Monaden Bruno's sind kleinste Seelen
und Minima von physikalischer Ausdehnung zugleich, wenn auch von sinnlich
nicht wahrnehmbarer Ausdehnung (s. Barach). „Das Molekül erster Ordnung
ist das Doppelatom*^ (s. Fock), im Fortschritt der „Anu" (bis zu ^Mtfiara).
Von den zweierlei Samen der lebenden Wesen bedingt der sichtbare (vom
Schöpfer hineingelegt) die Erscheinungsweise der Fortpflanzung (filr Pflanzen und
Tiere), während der als unsichtbar (vom Anb^[inn) darin liegende die Hervor-
bringung bewirkt (aus den Elementen), unter Einwirkung der vom Nous ent-
lassenen Seele (b. Plotin), und wie Ttdiim rt^pri douft^^wu (s. Heraklit), ist Alles
[im Olganischen oder (latent, bis zur Reizwirkung) Anorganischen] der Seelen,
statt Thaies' Götter (oder Geister), voll (bei den Wildstämmen sowohl, wie für
alchymistische Verwendung). Als „omne vivum ex ovo" proklamiert wfr, schloss
sich der Kreislauf (für die Ousia in konkreter Sonderheit), und beim (makro*
kosmischen Abrinnen der Saroode in (Oken's) Urschleim gerann das Keimplasma
mikrokoemisch, bei (Weissman's) Abtrennung (vom Somatoplasma).
Aus homogenen, noch indifferenzierten Organismen steigt die Urzeugung aus
den Moneren der Wassertiefen (b. Haeckel), während (b. Thomson) die ursprüng-
lichen Samen der lebenden Wesen auf die Erde gebracht sind in den Meteoriten,
als Bruchstücken zertrümmerter Welten (und also bei dortigen Katastrophen der
Kaipen, in einer Hiranyagarbha etwa, hinübergerettet).
Der Vikrti (Umformung) wird die Prakrti (Grundform) gegenübergestellt
(in der Sankhya), als Mula-prakrti der Mula-karana (Pradhana im Avyakta oder
Noch-Unentwickelten).
Wenn die Entstehung des lebenden Organismus die Schöpfungs&age besonders
brennend machen soll, so simuliert sich dies aus der Gewöhnung an einen den Augen
beständig vorüberlaufenden Vorgang, während im Übrigen die transeunt längere
Latenz (je nach dem Ausbleiben der Beiz Wirkungen) in anorganisch stabiler
Fortdauer keinerlei Unterschied bedingt, [in Bückschiebung auf eine Nebular-
Hypothese, die so wohlgegliedert vielleicht in sich, doch (betreffs der Herkunft)
ihrerseits wieder in der Luft schwebt)], für die hier auf das Hervorgehen aus
einer dem der Möglichkeit-nach-'Seienden hingewandten Begriffsbildung (den, ihrem
Standpunkt naturwissenschaftlicher Kenntnis entsprechenden, Erklärungsweisen
gemäss).
Wenn mit jeder Ebbe und Flut (s. Helmholtz) der Vorrat mechanischer
Kraft eines Systems sich verringert (um die Erde der Sonne näher zu bringen),
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-- HO -
80 kömnte andererseits aacfa der Übereehuss der Kraft als in einer anderen Bflder-
maschinerie weiter wirkend gesetzt werden (fbr periodische E^enemng, bei
Bückwirknng), und wie die Sonne, als Hanptqnelle der Wärme (bei ünwetsimg
mechanisober Kraft in dieselbe), so ktonte, statt schüesriicber Entropie (b. Oosina),
auch die Hypothese der (im Phönix) symbolisierten Yeijüngimg gemeint sein,
im weiteren Cyklos (eines Syrius Jahr's), nach aUmonatlich umUnifenden
Rotationen des Mondes (wie den Khoin-Khoin nnd Yitier lur Allegorie fttar die
Wiedergebart dienend).
Die (mit Äther*8 Kraft) allamwallende (und darofawaltende) Akasa (iJb
,, Weltäther" elektromagnetisch) ersetzt sich (in ihrer Schöpfongsthätigkeit) dnrch
die Fttlle der Tagenden, mit deren VoUmacht (oder Allmacht) der Bnddha eis-
zieht in Okasaloka (seines Nirvana's), bei Einhett des i^ysiscben mid mcHralisebeB
Gesetzes (in Dharma).
Das (organische) Indiyidaimi als eine (im Indivisil^en) ans Teäen (snbordi-
niert) zusammengesetzte Einheitlichkeit (einer Orösse, als aus mehrweniger gbich*
artigen Teilen bestehenden Mannigfaltigen) geht mit der Zerteilnng, — (in ange-
ordnete Teilganzen, wodurch das Bestehen eines, im kausalen Zusamnnnhang,
einheitlichen Gbuizen angehoben wird) — , damit auch säner £xistenz*MOgliohkeit
verlustig, weil aus dem auseinanderge&llenen Qanzen nicht wieder (in integmm)
herstellbar, wie ein anorganisches Einheitsganzes aus den komponierenden Ele-
menten (oder am äussersten Gründe gelagerten Grundstoffen). Wie diese an den
Grenzen des Seienden (als letzt b^reifbare Minima desselben ge&sst, in ihrer
ratio essendi), steht biologisch dort also bereits das (als unteilbar prisumierte)
Individuum (in seinem Zellenleben), und mit Übertreten des, einem (rationell) in
(relativen) Relationen bewegten Denken gezogenen, Scheidungsstrichs (vom fessel-
los Ungesetzlichen des Absoluten) wischt dadurch dann Alles sich aus in's Midtt-
sein (eines Nichts-mehr-denkens).
Gleich den unter statthabenden Wechseln unverftnderten Ghrundstoffen, oder
den, ohne transitorisch erweckende Beize, in Latenz (ihrer Änderliohkeiten) ver*
harrenden Steinen, ist die für eigene „Ousia** causal zerlegbare Pflanze betreft
der allgemeinen, (vonwoher ins Dasein eingetreten), einer Erklärung nicht zu-
gänglich.
Indem jedoch der biologische Prozess eines aus kausaler Gegenseitigkeit
bedingten Organismus (bei jedesmal in sich geschlossenem Ganzen) innerhalb
der Änderungsweiten verschiedentlicher Wandlungen spielt, zeigen sich be-
rechnungsfähige Gleichungsformeln au&tellbar zwischen den Agentien der Um-
gebungsverhSltnisse nnd den Ergebnissen innerlicher Beaktion.
Der Anschluss ist einmal ein teilarischer, an die (minera*)geologische Konsti-
tution des Bodens, (und ein bei Assimilation dortiger Bestandteile permanenter),
sowie ein (urano-)meteorologischer von den Chrenz-B^onen atmosphärischer Be-
thätigungen her (unter Bttokbeziehung auf solaren Umlauf des Planeten).
Der (bio-)typi8che Index des Milieu (klimatisch geographischer Provinz)
bewährt sich demnach, als der aus Zeagungskraft wahlverwandtschaftlioh«* Affi-
nitäten hervorgerufene Effekt (dessen, was durcbwaltet), und die KonsütueateA
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- 111 —
würden (bei Embegriff der anorganisch transitoriacben Alloiosis mit der biologisch
regulierten unter gememsamem Gesichtskreis) in kosmische Ursächlichkeiten hinaus-
verlegt werden kennen, so dass sich in ihnen die Möglichkeit einer Recht-
fertigung voraussetzen Hesse, für die Spezifitäten chemischer Kristallisationen so-
wohl, wie die eines aus Keimungen ent<eten Wachstumsprozeeses. Als Haupt-
faktor (nach soweit physikalischer Auffassung) manifestiert sich das 'in Wärme
Terminierte, die innerhalb einer, mittelst äquivalenter Oegenseitigkeiten balan-
zierten, Formel in Wechselwirkung steht zu dem unter gleicher Beziehung an dem-
jenigen Funktionierenden, was Stoff genannt zu werd^ pflegt.
Insofern bei stofflicher Kraft auf der einen Seite, auch auf der andern ein
demgemäss Korrespondierendes zu präsumieren wäre, tritt solcher Stoff zurück,
zunächst in sekundäre Deutung.
Dasjenige also, was im Sinnenbereich als Lichtstrahlung (aus ihrer, der atmo*
sphärischen Sphäre drfiberhinausliegenden Quelle) sich merkbar macht, ruft im
Tellurischen ein stoffliches Beetbleiben hervor (für sensualistische Empfindung).
Das Licht weckf in animalischer Organisation ein auf dort vorgesorgten
Bahnen bewegend Hinsti*ömendes, das [bei Fortführung (aus optisch-akustischer
Konkordanz) zu anthropinen Wortschöpfung^] dem Psychischen entspringt, zum
Leben des Denkens seiner selbst [unter Ablösung von (stofflich-)phy8ischer
Bindung].
Immerhin (für Gmndursächlichkeit des Seienden) würde, was im (mensch-
lichen) Denken lebt, mit den [zeitlichem Schwanken (weil unter denselben
konstant verbleibend) nicht unterworfenen] Lichterscheinungen zusammenfallen,
die ebensowenig im Bäumlichen beengt sind, weil lokale Zusammenballungen
(im Sonnenball zerstreuten Gestimsgefnnkers) sich, nach der Analogie ähnlicher
Illusionen, einer Demonstrierbarkeit aus den, in Fehlerquellen des okulistischen
Apparats anhaftenden, Konsequenzen nicht zu entziehen brauchten (bei physio-
logiseh fernerer Durchforschung).
Mit Becht sind die Naturforscher verliebt in ihre Atome (wegen der
wichtigen Hülfen, die sie den Elementen geleistet haben; als Stützpfosten an
Grenzen gesicherten Wissens), aber unverständige Affenliebe (und „Minder Eifer**)
schadet (nur), bei Hineinpfuschen in metaphysische Spekulationen, da, wenn
auch ein Dynamiden-System in Kraftx^entren zu fassen wäre, doch keine ürkraft
sich erlangen liesse, wenn auf der Suche nach einem, dem Grossvater jenseitigen,
ür-(ür-)Gro8Svater (beim Weiter-Huren) die Zeugungskräfbigkeit verloren gegangen,
die in legitimer Gedankenverbindung vorbedingt, ohne solche sich annulliert. Und
so verdunstet neblig [als Substanz, oder (wenn zerstreut) bei Auflösung durch den
Baum] die Materie einer Nebularbypothese, die in Fortentwicklung naturwissen-
sdiaftlicher Erklärungen (je nach dem Stande derselben) aneinander sich an-
schmiegen mag und deren Auseinander begleiten (in parallel gebenden Wand-
lungen), aber im Übrigen aus dem Blauen hereingeflEkllen wäre, wie der „Dens
ex machina** , der dann Allerlei (und Alles gar wohl vielleicht) machen und
schaffen kann, nachdem er selbst erst geschaffen. Denn „hie haeret aqua**
wieder (im schöpferischen Gewissen für die Genesis), zum „Blüten" darüber,
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- 112 -
wie Reales zu schaffen in Hervorbringnng , (bei Manifestation durch srij, zur
Gpiphanie).
Idealistisch (bei platonischer Ideen spekulativer Steigerung dui*ch die Alexan-
diner) gelangt sich im Letzten (b. Plotin) zum Hen, — iTisxscwz roO vou, materiell
[am Auslauf (rationeller Verhältniswerte in den Relationen) , in's Absolute], —
wie zum S^in {S\fzw^ ^v) bei Eleaten, oder etwa, mit nächster Etappe (im leeren
Raum der Atomistiker als Eenon), in's Nichtsein: also in*s Undenkbare an sich,
beim Nichtwissen Avixa's, obwohl schon das allgemeine Sein durch deduktive Me-
thode undenkbar erwiesen war, und durch induktive erst recht, weil ohne
Anwendung komparativer Methode der Begrifflichkeit entfallend (und somit
induktivem Aufbau). Da wir in unsrer Welt darüber nicht, so wenig wie über
den eignen Schalten, hinausspringen können (und des zugehörigen Auge*s Retina
nicht sehen), verbleibt der das Vemunftbereich umziehende Scheidungsstrich (als
Noli-me-tangere soweitig). Im Einzelnding ist das Seiende erklärlich, das der
Pflanze sowohl wie beim Tier (die Protozoen und Protisten vorbehalten, wenn pro-
testierend) oder beim Stein (im A-Jiva), und dann folgt die Entwickelung (zum
Fortgang) vergleichungsföhig weiter, physiologisch, für Komparation der (Modi
oder) Modifikationen und Variationen (im pflanzlich-tierischen Leben, biologisch).
Als weder Sat noch Asat war, haucht (vedisch) das „Tad*^ (im Etwas oder Es),
im Fortgang zu Brahma*s Kontemplation (für Schöpfung, in Tapas' Erhitzung),
nach seinen Verdiensten aus Kusa (des Barsom), in Kuson (und Akuson). Aus
der Wurzel aller Existenz (auf Mangaia) b^nnt das atmende Pulsieren bis zum
„Moana^ oder Ocean, dem Vater der Dinge (bei Homer), im hylozoistischen
Wasser (bei Thaies) oder (indianisch) für Menabhozo's Sandkorn, um dem austra-
lischen Verlangen eines „Pimble" zu genügen, zum festen Ansatzpunkt: denn
„ex nihilo nihil flt*' und Nichts vergeht im Nicht {pödkv yipferat, oödhv ^p^^tipevau).
Das Pflanzen- Wachstum ist verständlich (phytophysiologisch), während für
die „Weltentwicklung" das Verständnis fehlt (weil eben der Vergleichung entrückt)
und gegen das Abgleiten in einen „Regressus (oder Progressus) ad infinitum** hat
sich das Verbot einer (transcendierend) transcendentalistischen Überschreitung f)96t-
gestellt (in kritischer Reform der Philosophie).
„Aber das Ding muss doch irgendwo ein Ende haben, sagt der gesunde
Menschenvei-stand^ (s. A. Lange), wogegen „Urteil und Schluss uns immer von einem
Glied zum andern und zuletzt ins Unendliche führen, während wir ein Bedürfiais
des Abschlusses empfinden, welches mit den endlosen Folgerungen im Wider-
spruch steht" (1875), aus „metaphysischem Drang" (b. Schopenhauer), in's Blaue
hinaus, bis das Nimo-Nimo durch ein crEpitofsja firmamentiert ist.
Das empfundene (Kausal-) Bedüiihis liegt eben eingeboren (und einverwoben,
durch und durch) im (Lebens-) Prinzip des Denkens, das sich selber lebt (in seiner
Kausalität). So lange innerhalb seiner Relationen bewegt, ergeben sich ihm die
Ursachswirkungen auseinander, im gesichert festgelegten Aufbau unter dem
Experimentieren mit komparativer Methode, durch Wechsel weis kontrollierbare
Beweisstücke (thatsächlicher Geltung) in einander gefügt. Dies induktive Ver-
fahren hat Halt zu machen, an den „Grenzen der Natur-Erkenntnis", weil wenn
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— 113 -^
drttber hinaus seine Yerallgemeinerongen prajizierend (mit der Materie, in Starr*
heit ihrer Eins oder atoniistischer Vielheit), denen (weil der Anschauungen entbeh-
rend, „leeren Begriffen^) jede Begrifflichkeit abgeht, seit des, als ausschlaggebenden
Hilfsmittels arbeitenden, Werkzeuges verlustig gegangen: dei^Vergleichungen näm-
lich eben, welche hineinbannen in ihr Oespinnst, so lange wir uns im optischen
Horizonte unserer Welt, als Universum, umschlossen finden (und die „pluralitö
des mondes" dem chiliokosmisch geschulten Philosophen überlassen zu bleiben hat).
Hier Wandel zu schaffen, kann dann ei*st erhofft werden, wenn auch auf
psychischem Bereich eine Forschungsbahn betreten sein wird, die an thatsächlichen
Anschauungen emporrankend (in den fasslichen Verkörperungen derVölkergedanken)
aus dem gesellschaftlichen Kreis des dann integrierenden Individuums auf sich
selber zurückzuführen erprobt sein sollte, um aus verantwortlicher Mitbeteili*
gung an den Denkschöpfungen den darin waltenden Wachstumstrieb nun selber
eben zu leben (in Erkenntnis des eigenen Selbst).
Wie weder nach Oben, noch nach Unten hin, bei Brahma's Auf- und Siva's
Niedersteigen an Vishnu*s Säule, die Endpunkte zu erreichen waren, so wird keine
Entwicklungsreihe die Unendlichkeiten auszuzählen veimögen (um monistisches
Sehnen zu stillen). Die erste Ursache und der erste Grund kOnnen an und für
sich nur, wie im Spiegel oder im Schatten und vemeinungsweis erkannt
werden (b. Bruno), nach apostolischer Bede (vom Stückwerk des Wissens). Ekam
sat (s. Temple), als absolut unbekanntes Wesen (im Sein des Daseienden). Nicht
an schwächlich cerebralen Gedankenfäden sind sie aufzureihen: des All*s all-
mächtige Kraftwaltungen. Und was hier einheitlich tönt dem naturwissen-
schaftlich geschärften Ohr, hallt hervor aus den Gesetzlichkeiten kosmischer Har-
monien (von ihren Verheissungen kündend).
AmbrosettL Los Indios Gaingua del Alto Parana. Buenos-Ayres 1895.
Resultate dreier Expeditionen nach den Misiones, die eingehende Be-
schreibungen, illustriert durch Abbildungen, bringen, so z. B. über die „Dibujos*'
mit anschliessenden Erklärungen (S. 16 u. flg.), in Ergänzung einer zugehörigen
Publikation (Los Indios Kaingangues de San Pedro).
Ausserdem sind dem gleichen Verfasser zu danken:
Materiales para el estudio del Folk-lore Misionero (1894),
Apuntes pai-a un folk-lore Argentino (Gaucho),
Sobre una coleccion de Alfiarerias Minuanes (1893),
Los Paraderos Precolombianos de Goya (1894).
Diestel. Buddhismus und Christentum.
Unverkennbar krankt die christliche Allumfassenheit des Heils an dem
harten Grundsatz: extra ecclesiam nulla salus, während von solcher Härte im
Karma nichts zu spüren ist (S. 14); „beide sind Eriösungsreligionen*' (von all-
gemeinem durchgehenden Grundzug). Wenn erschreckt durch „les deux abimes,
qui öpouvantaient le genie troublö de Pascal" (durch die Erhabenheit Gottes und
M. f. V. 8
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— 114 -
irdische Niedrigkeit), dann in Bewunderung des rings umgebenden Seines, in
,,admiratio majestatis" (b. St. Bernhard), „rharmonie ^temelle des mondes et la
stabilit^ immuabie de leur lois, ont faites pour nous rassurer" (s. Barthelemy
St. Hilaire), im Einklang des Kosmos (mit denkendem Verständnis).
Lipsius. Lehrbach der evangelisch -protestantischen Dograatik.
Braunschweig 1893.
„Für die empirisch psychologische Betrachtung ist die Religion in allen
ihren Erscheinungsformen ein persönliches Verhältnis der Hilfsbedürftigen und
Hilfe begehrenden Menschen zu einer überweltlichen und übernatürlichen Macht*',
wofür der Schutzgeist zu genügen pflegt, wenn nicht in äusserer Begleitung,
doch aus innerlicher Stimme (eines Daimonion), und dann in*s Gewissen (Gbesi, nigr.)
redend, als Logos, wie auf der Gesellschaftsschichtung thronend, wenn nicht herab- .
gekommen aus der Sophia des -mr^p doHhvufjjo^ (mit i^fodtv zutretendem Nous).
Im „Timehri" (Juni 1895)
findet sich im ersten Artikel („some spanisch accounts of Guyana") der Beriebt
des Bischöfe Batela (Arch. de Indias, Audiencia de St. Domingo, Reports) mit-
geteilt, wovon es (in Reddon^s Übersetzung) heisst: „In many respects they are
better acquainted with all those phenomena of nature, which the Christians
hold in so much account than we are; and in what relates to lightning, comets
and other signes which appear in the heavens, they appear to be very familiär
with it" (1540 p. D.), wie die Goldschmiede Tenochtitlan's, nach Cortes Urteil, die
Sevilla's damals übertrafen, und dass den Strassenbauten der Inca im gleich-
zeitigen Europa nichts Ähnliches an die Seite zu stellen gewesen sei, bestätigen
einstimmig die Nachrichten der ersten Gonquistadores (auch zugleich die Ersten
in der Zerstörung). Der folgende Artikel („first English Colony in Guyana**) bringt
den Bericht Capt. Leigh*s (1604), ebenfalls Mitteilung des Herausgebers (Im
Thurm).
Die Deutsche Morgenländische Gesellschaft (1845— 1895). Leipzig 1895.
Eine erwünschte Übersicht der Thätigkeit und Publikationen dieser bei der
Orientalisten- Versammlung in Darmstadt (1845) begründeten Gesellschaft (zur
50 jährigen Feier).
Grierson. On the phonology of the Modern Indo-aryan Vernaculars
(Z. der D. M. G., 49, IH). Leipzig 1895.
Modem Indo-aryan vemacular words (S. 393) „are the childrwi of Apa-
bramsa" (Prakrit), und so aus dieser Vermittlung abzuleiten (statt auf sanskritischem
Standpunkt).
Schröder. Vorlesungen über die Algebra der Logik. Leipzig (1890).
Die „Logical machines** finden sich augenblicklich noch auf einer sehr rudi-
mentären Stufe („wie etwa der Papinische Topf, gegenüber der Dampfmaschine*');
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- 115 --
incies vermag „niemand vorauszusehen, ob nicht schoti Wd eine Denkmaschine
konstruierbar wird, analog oder vollkommen wie die Rechenmaschine, welche dem
Menschen einen sehr beträchtlichen Teil ermüdender Denkarbeit fortan abnehmen
wird, gleich wie die Dampfmaschine es mit der phygisclien Arbeit thut" (und
seit Feststellung der Elementargedanken rechnet sich mit den durch Logarithmen
gewährten Erleichterungen, in der Ethnologie). „Es giebt keine Kultuiperiode,
an deren Morgenröte es möglich gewesen wäre, die Beihenfolge und die Be-
schaffenheit ihrer Entwicklungsstufen vorauszusagen" (s. Ferri). Und so bliebe
im Vorbehalt, wohin das logische Rechnen gelangen mag (wenn bis zu seinem
Infinitesimalcalcül vervoUkommt).
Faye. Sur Torigine du Monde, ed. Paris 1896.
„Jusqu-ici les astronomes avaient les coudöes franches pour ^fier leurs
systemes cosmogoniques; aujourd*hui il nous faut compter avec deux sciences
nouvelles, la Oöologie et la Palaeontologie, qui nous apportent sur les äpoquee
cosmogoniques des documents irröcusables*' (S. 288), und dazu kommt, was (mit
der Spektralanalyse) die Thermodynamik zu sag^i haben würde, betreffe der
Folgewirkungen auf „l'attraction, queles ^toiles les plus voisines de nous
exercent sur le monde solaire; les Astronomes sont bien £>nd^ ä negliger des
forces pareilles, elles ne sauraient d'ailleurs modiüer les mouvements intörieures
de notre monde, les seuls, dont on s'occupe en Astronomie. Cependant les physiciens
n'acceptärent pas, d'une mani^re absolue, cette independance mutuelle des mondes,
qui composent Tunivers" (S. 179).
Die innerhalb der Welt das Solar-Systems genau kontrollierbaren Hypothesen
der Astronomie vernachlässigen noch den Einfluss des Fixsternhimmels, der in
der Spekti*alanalyse der Physik bereits zur Beobachtung gelangt, für etwaige
Nachwirkungen, die indes bei den, Jahrhunderte beanspruchenden, Umläufe
innerhalb eines (menschlichen) Säkulums nicht erschöpft werden können, und
also das Zusammenarbeiten von Genemtionen verlangen (in Geschichte des
Menschengeschlechtes).
Bei primärer Erschütterung der Materie, durch die chiquenaude im gradlinigen
Stos8(oderFusstntt „dedaigneux") begannen die„touibillons"(Descartes') zu kreisen,
bei deren Erhitzung (wegen der sie durchkreuzenden ') Kometen) durch Newton,
mit der Anziehung aus der Feme, eine „qualitas occulta" wieder eingeführt
war, trotz seines Protestes (bei Hinweis auf ein unbekannt mechanisches Prin-
zip), und Rückftlhning erster Yerursachlichung auf Gott, den Herr-Gott (als
mxpToxpdtwp), unter allgemeiner Anerkennung jedoch, weil den noch ungelösten Pro-
») Diese för ihren Zusammenstoss (wobei es 26. Juni 1819 noch glücklich abge-
laufen ist) gefürchteten Irrsterue haben Verirrungen in astronomischen Köpfen
genugsam veranlasst, der Regellosigkeit wegen, wodurch unter Indiens Wundem
(Adbhuta) die Sternschnuppen zum Herrn derselben erhoben sind (im Adbhuta-Nath).
Durch einen in die Sonne stürzenden Komet war der erste Anstoss zur Planetenbildung
gegeben (b. Buffon), ohne Bescheinigung freilich (woher gekommen), wenn nicht aus
den Plejaden (b. Mädler), in ethnischer Parallelen gar vielen (über solche „Gluckhenne
und ihre Küchlein")-
8*
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- 116 -
blemen in der Astronomie übersichtlich genügend durch seine Eechnungen,
welche nachzurechnen nur Wenige sich befähigt gefunden hätten (und so be-
friedigt bleibend, mit einer grossartig vorgeführten Einheitlichkeit).
Der mit seinem unvollkommenen Werk („oeuvre imparÜEiit") unzufriedene
Gott, „dätouma la face, et, d'un pied d^daigneux la lan^ant dans Tespace,
rentra dans son repos" (s. Lamartine). Aus den bereits gewonnenen Bestätigungen
lässt sich annehmen, dass alle astronomischen Erscheinungen „d^pendent de ces
lois par des rapports plus au moins cach^es, mais dont il est plus sage, d*avoner
rignorance, que d*y substituer des causes imagin^s par le seul besoin de calmer
notre inqui^tude sur Torigine des choses, qui nous intöressent" (s. Laplace). Unter
Matuta's (indi^her) Führung bilden die feurigen Dämpfe täglich eine neue Sonne
(b. Lucrez), in Voraussicht auf verfängliche Fi*agen (aus Hume's Skepsis). „Es ist
ein Gott eben deswegen, weil die Natur auch selbst im Chaos nicht anders als
regelmässig und ordentlich verfahren kann" (s. Kant), indem die in den Abgrunds-
sack (des Bathos oder Bytbos) vorher hineingesteckten Substanzen mit den ihnen
bereits beigelegten Eigenschaften so herausgezogen werden, wie es vemunft-
gemäss erscheint (nach dem Stand der Kenntnisse), „weil du liesest in ihr, was
du selber vorher geschrieben" in der „grossen Natur" (des Dichters).
Dass die Störungen in (Newton's) astronomischem System durch den Ur-
heber desselben in Ordnung zu halten oder zu bringen wären, erschien eine
Erniedrigung der Gottheit in Leibniz*s Ansicht, dessen präformierter Harmonie
dagegen sein Gegner die Einführung ununterbrochenen Wunderns vorwarf
(verstärkt im Occasionalismus), während Laplace meint, dass „la supreme in-
telligence" weiterhin abhängen kann von einem „phänomäne plus g^nömle", näm-
lich von einer „matiäre nebuleuse ^pai^se en amas divers, dans Timmensitö des
cieuz", so dass im Nebel solch nebularer Hypothesen, die Fragen erst recht
jetzt wiederum zu beginnen haben (vom Anfang ab).
„On trouve par Tanalyse des probabilit^s qu'il y a plus de quatre mille
milliards k parier contre un", dass die Einheitlichkeit der planetarischen Be-
wegungen im solaren System „n'est par TefiFet du hasard" (von den Kometen
abgesehen), mais la d^couverte de Neptune a reduit cette oertitude h z^ro (s.
Faye), und so ist der Biologie ihr Bathybius zerronnen (mit angeknüpften
Hypothesen). Der noch zu Laplace's Lebenszeit bereits entdeckte Uranos war
bei der Langsamkeit seines Umlaufes noch nicht ausgerechnet, aber die Retro-
gradation seiner Satelliten Hess schon den Umsturz des Systems voraussehen
(die mit Entdeckung des Neptun*s erfolgte).
Die gleichartigen Drehungen um die Sonne im Planetensystem, wie durch
Descartes^ Wirbel ausgediückt, müssen sich aus mechanischen Ursachen erklären
lassen, da eine Verursachung im Himmelsraum nicht vorliegt, oder durch
Gotteshand in solch übereinstimmendem Sinne nicht anzunehmen ist, und deshalb
mag man zum Ausgangspunkt eine gleichmässige Verbreitung der Materie setzen
(b. Kant), im „premier pas, qui coute" (worauf nun Alles regelrecht weiter gehen
mag); ek xod äidto<;, dpp^v pikv xai reXsur^v oöx i;(wu tou tcovtoc aUbvo^ (ö -mqobpaydq^^
obdiitoTt Xriipi^ii<ji'tai rd izpwvtv (s. Aristoteles), unter dem Andern {[xtraßakkso^)* und
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— 117 —
ebensowenig wird tö ia^arov erreicht (in der Stoa). Der Anfang der Bewegung
ruht im „unbewegt Bewegenden" (peripatetisch) oder (s. Pratt) bei Tangaloa,
dem „Unbewegten" (auf Samoa).
Bei „Ewigkeit der Welt" (unter pythagorisch gleichartigen Wiederholungen),
meinte der Australier (im Anschluss an vorhanden Gegeb^ies), „that the world
alwajs existed with a few things on it, such as a streng or gigantic Blackfellow,
a bat, a frog or something of the sort" (s. Currie). ''AfM oXov yijytc&at (s. Plato)
lehrte die Stoa, für embryonale Entwicklung aus den Anlagen')) oder „species
impressae" (b. Fesch) nach den Ezegeten (der Genesis). Ein einsamer Indianer
schweift über die noch Öde Erde, und als er, durch einen Donnerschlag betäubt,
wieder zum Bewusstsein kommt, ist Alles da, wie jetzt gesehen (bei den Matt-
oles). Unter Donner und Blitzen wird die Welt (der Wogulen) herabgelassen
(dem Ehepaar auf dem Tundra -Hügel), bei Beginn der „Menschheitsepoche'*
(s. Munkacsi), wie Ormuzd's Kosmos no6tos in Baumesleere (als Twascha).
„Sechs Indianer, die ersten Menschen auf der Erde und die Stammväter der
Nanticokes, fanden sich alle auf einmal, — sie wussten nicht wie, noch auf welche
Art, — an demselben Ufer, am Rande des Ozeans sitzen'^ (s. Jones), und dann (mit
weiblicher Aushülfe) beginnt die Besiedelung (in Stämme). Die Menschwerdung
begründet sich auf die „Unio mystica cum Deo" (kirchlich).
Wie aus dem „Schoosse der grossen Gebärerin" (Bruno's) hervordrängend
in einer (jungfräulichen) Magna Mater (oder Bhavana, als Allmutter) beim Pua-
mai (Hervorblühen) — oder „Brüten" (über dem Weltenei) — ,wird das irdisch
Geschaffene (srishta)* als die Schöpfung aus dem Sich (des Shrashtar) hei-ausge-
lassen [in eines (arktischen) Pirksoma's Blasen], vom Pater anonymus (Alfödr oder
Altfatar, als Zeu<; -narr^p oder Ukko) her, um dann etwa (in der Tiki Kunst verfei-
nert) ausgearbeitet zu werden durch einen (demiurgischen) „Macher" (Baiame),
gleich Visvacarman(Karomi, machen) oder mit (Panku*s) Aushauen (Taksh), während
Savitar (im Gayatri gepriesen) das Leben (pflanzlichen Werdens) hervorzieht
(sunomi) durch seine Strahlen (in der Sonne oder Surya), SUk obfo<: %ak ^oXaxi^ (b. Py-
thagoras).
Wundem ist legitimes „Zaubern" (s. Grimm), in Theurgie — statt des (goe-
tiach) Bösen (des Schamanen oder Paje) — , wenn durch die „Verwandler" (gleich
Quone) — , die Welt (bei den Bakairi) gehext wird, mit Hervortreten ins Dasein
aus Adrishta (als „Nichtgesehen", oder Nichtsein, in Avidya) durch einen „almäkti
as" (Landn.), bei Erschüttern der Materie durch Gott oder mit „assistentia" (und
„concursus) dei" in (Geulinx's) Occasionalismus (für Ausgleich in prästabüierter
Harmonie).
Die Welt wird vorhanden gegeben entgegengenommen oder als (in den „Dhatu"
hinübergerettetes) Produkt gesetzt, im Umschwung der Kaipen (oder Tonatiuh),
*) Wie Iftc im Gestein, ^umq in der Pflanze, die Seele in (animalischen) Tier-
geschOpfen, ruht der Vemunftgedanke im Menschen (s. Critolaos). Die besonderen
Eigentümlichkeiten der Einzeldinge werden durch die „Principia individuantia" bedingt
(s. Nie. Cusan.), zur „Eigengestaltungskraft** (b. Hanstein) aus „species impressae**
(genetisch).
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woraus die Verbreitung der Plutsagen sich ergiebt (da nach Vorangang der
„Wassersonne" bei nächster Katastrophe die „Ekpyrosis" folgt).
Das Werden kann in den Kausalitäten nicht zum Austrag kommen, weil
die Causa sui, in der Final -Ursache sich selbst widersprechen würde, und
eben nur ein letzter Hinüberschritt kann noch geschehen, weil drüber hinaus im
Unbekannten Alles sich auswischt im Nichtsein, dem Gegensatz des Seins (beim
Nichtwissen oder Avidya). Sonach formuliert sich in der Leere die Atomistik
für Democrit's (geistige) Bewegung der Atome (b. Augustin), und so, wenn ein
Gott als „Macher** (oder Baiame) simuliert wird, kann ihm seine geistige *) Wesen-
heit, (wie dem Feuer die seinige, bei Dualla) vorgesetzt werden, für Mukuru's
Ojembe (bei Herrero), und wie Hubeane (der Basuto) die Menschen, macht
sein Vater die Tiere und Erde, ähnlich den Müttern, die dem Doppelpaar de^
Verwandler vorangehen (bei Bakairi etc.).
Nachdem (statt eingeschmuggelt durch einen gegen die Er&hrungsschranken
verstossenden Denkfehler in Plato*s „unechtem Schluss") infolge einer „abdita
quaedam causa", die Welt aus Adrishta ins Dasein getreten, folgen die de-
miurgischen Aushülfen durch Götter- Architekten, um ein heiliges Ajodhia (oder
die dwpjana auf dem Olymp) zu bauen, sowie auszuverfeinem, nach Quetzalooatrs
Weisheitskunst (bei den Tolteken).
Quone (der Puyallup), durch die Welt wandernd, schuf in Verwandlungen
(s. Boas), wie das Doppelpaar (der Bakairi), und Con (in Peru), bis zusammen-
treffend mit Pachacamac (dem Allmacher, allmächtig).
Wenn beim ümroUen in Kaipas' durch Evolution (beim rückläufigen Cyclus)
die Welt sich erneuert, werden die Dhatu, als letzte Elemente [in „Anu" unter
„Homoiomerien", die zunächst in Sonnenstäubchen (der Vaisheshika), als klassische
^64Tfijara sichtbar werden], durch den Goldkem (Hiranyagarbha's) vielleicht hin-
übergeloos't, und (aus moralischen Vorbedingnissen) verbleiben, wenn unter der
Sünden Last die Welt (des Abhidharma) zusammengesunken, die präfoimierten
Lebenskeime in einer tpolaxf} (des Ev. Matth.) oder (tai-tarischen) „Eisenkerkers",
gleich Awitcha (der „Papa" wegen), wenn nicht durch Verdienst (aus Punya) hin-
au%erettet, zu den unversehrt verbliebenen Teri-assen (einer Janaloka), für die
aus Maharloka Flüchtenden).
War die voi-angegangene Zerstörung durch Wasser gewesen, so ist zunächst
in Verkettung der (stoischen) Elemente, der Erdstoff (als „Pimble" in Australien)
wiederzugewinnen (durch Manabozho's Tauchertiere), oder in Ekpyrosis [mit
Untergang der Deva (an einem Ragnarökr der Äsen), aber nicht der höhei'en
Bramayika] mag der Weltstoff (mit Best des Feuers im bypov) verteilt geblieben
sein (für Ausgestaltung wiederum in Nebulai*-Hypothesen), beim flervorwallen
von dem (durch das Eingehen ins Nirvana, Okasaloka's) in Bewegung ge-
•) Jede Tierart (der Irokesen) hatte in der Geisterwelt ihr Prototyp, ^^called the
oiaro of the Species'* (s. flewitt), im Totem (oder Kobong austrl.). ^Sensit inesse
concursioni atomorum vim quandam animalem et spirabilem^^ (Democrit) oder (s. Chaignet)
spiritualem (bei St. Augustin), aus Elastizität (motorisch), ij l<r/h^ w aw/iaTn<; rrlw^^
i<n(y (b. Stob.), fUr Trvso/jLartxri duvaßtq (neben ^otixt^ </'^X^)^
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setzten Äther (Akasa) aus (Anaximander's) Apeiron (im Mittelzostand) oder
„Akasa", unter den Aromana, zum Gehör (als Ayatana) gehörig, zur Vorbereitung
für ,,Manas'S (um unter sprachlichen Schöpfungen das Dharma zu verstehen).
Sofern hier zugleich (aus brahmanischer Täuschung) die kontemplative
Schöpfung (aus Tapas) Zwischenspielen soll, handelt es sich um (platonische)
Anamnese — /tyvtrat dk ix r^ ß^'^fiT^^ i/imtpia to?c äifi9pw7cotq (s. Aristoteles) — , bei
Nacherinnerung (aus den Erfahrungen früheren Aufenthalts in oberen Eupaloka),
des derogemäss von dort mitgebmchten Gedankenschatzes, der Kalyanaphuttayana
(beim Aufwachsen der X6/ot tnapfmrtxoi zu ideae innatae).
Da sich das Ganze für das Denken verwirklicht, liegt der ursHchUche Kern
in den sozial-ethnischen Gesetzen, (als conditio-sine-qua-non zoopolitischer Existenz),
in (Fichte's) moralischer Weltordnung also, bei Einheit des moralischen und
physischen Gesetzes (im Dharma). Die mbra xp^m'^ (wo zusammen befindlich)
ordnend, trägt der Nous (bei Anaxagoras) seine Denkgesetze hinein in („Padarthas**
oder) Kategorien {rä ävio außTdox^ Xe/ö/neua), wenn sie sich (naturwissenschaft-
lich) zu Klassifikationen gestalten, mit Variationen (aus causae occasionales), als
„incipient species", in Arten oder Gattungen (zur Abstammung), wie etwa bei
Oanidae, je nachdem zwischen Ganis und Lupus die fruchtbare Kreuzung nachge-
wiesen ist (für Stetigung in Vererblichkeit) u. dgl. m. (zur sachkundigen Ordnung
im zoologischen System, bis auf klimatisch lokale Schläge für die Züchtung
verwertbar). Die Klassificationen durch Genealogien zu verdrängen, ermangelt
des sinnentsprechenden Zweckes, da diese sich niemals am kärglich aus Menschen-
him hervorgesponnenem Gedankenfaden auszählen lassen (weder nach oben, noch
nach unten), während jene ihr monistisches Centrum an sich selber bekunden
mögen, mit melodischen Accorden, einklingend in die Harmonien des Kosmos
(bei bunter Fülle sphärischer Symphonien).
Die durch Kräfte ungeordnet bewegte Materie regelt der Gott (im Timäos)
zunächst durch die geometrischen *) Figuren, — wie den Kohlenstoflf, als Tetraeder
etwa (b. Häckel) — , unter Zuthat aus Weltbeseelung, um dann die Götter in den
Gestirnen zu schaöen, für Beauftragung mit irdischen Bildungen. Wie nun das
Alles geschehen, ist bekannt geworden durch die Nachkommen der Götter, denen
man glauben muss, weil sie ihre Ahnen zu kennen hatten (s. Plato), und so
hätte der Bakairi (zu seines Entdeckers Zeit), was er von seinem Grossvater ge-
hört, berichten können (als Augenzeugen der Schöpfung), während Seth seines
Vaters Erzählung dem Pfeiler aufschreibt (gleich Xisuthrus).
Dass ein Ding da ist (hervorgegangen in Srishti aus Vorher-Nichtgesehenem) kann
verdeutlicht werden durch die (vor Augen ablaufende) Entwicklung (pflanzlichen
Wachstums), bei Entstehen aus dem Wasser (in dessen Tiefen das Geheimnis einer
') Vfd 6 ßed^ ysto/JLSTpet (s. Plato), im logischen Rechnen (arithmetischer Mathematik).
Bei der Schwierigkeit, ra Ttpwra ec^ xal rdq TzputTaq äpxd<; sprachlich auszudrücken,
haben sich zur Abhülfe die Pythagoräer (wie die Geometer der Figuren) der Zahlen
bedient (s. Moderatus). Aus den von der (.durch Schwere der Atome) gefestigten Erde,
aufsteigenden Dnnsten bild('te sich das Himmelsgewölbe (s. Lucrez.), zur Begr&nzong
des Nimo-Nimo (auf Samoa).
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— 180 —
„generatio spontanea" sich verbergen möchte), oder durch das (Jedem vertraute)
„Machen*' mit der Hände Werk, kraft eines „Deus ex machina'S der wenn im All
keinen Fusspunkt (für Bauung seines Thrones) findend, sich in*s Incognito eines Pater
anonjmus zurückzieht (iixxto^a wu i^ou). Tertium non datur, ausser ein Herabfallen
vom Himmel, von woher der Irokesen Ahnfrau (Ataentsik) leibhaftig hernieder ge-
stürzt kam, und die Ahnen (auf Letti) am Strick herabgelassen sind, oder die Ab-
hassara hemiedergeflogen (zu leidiger Beschweining durch Naschen von der Süss-
kruste), auch Meteorsteine neuerdings, (im naturwissenschaftlichen Zeitalter), herab-
gefallen sein sollen, mit den Anfangskeimen biologischer Wesen dann ein-
nistend (für „omne vivum ex ovo**).
Obwohl im mechanischen Geschehen der Lebensakte nur physikalische und
chemische Gesetze nachweisbar sind, lässt sich ihr wechselweis einheitlich durch-
dringender Zusammenschluss doch als unter der Form eines (Neo-) Vitalismus fassen
(innerhalb des Organismus), da „Leben von den Vorgängen in der übiigen
Welt verschieden ist" (s. Virchow), „nicht einfach auf physikalische und
chemische Kräfte** reduzierbar. Wie die Atome (anorganisch) die letzten Ein-
heiten bilden, so die Zellen (biologisch).
Die noch frische Erde (als gemeinsame Mutter) brachte (nach den Pflanzen)
Tiere hervor, die „weder vom Himmel gefallen noch aus dem Salzwasser hervor-
gestiegen sein konnten** (im epikurärischen Schöpfungslied), und [nach Erschöpfung
der (auf Modererzeugnisse beschränkten) Reproduktionskraft] sich durch „List,
Kraft oder Schnelligkeit** erhalten (s. Lucrez), Unter dem Joch ihrer Listinkte
sind die Tiere niedergedrückt, der Mensch allein erhebt den Blick zum Himmel
(s. Ovid). „Je pense, donc Dien est** (s. Descartes), im ^^au/id^ao^ (peripatetisch ),
als „admiratio majestatis** (b. St. Bernai-d), aus Bewunderung der Wunder (in
Verwunderung).
Das Gesamt des Himmels ist ewig, ohne AnÜEing noch Ende, und wenn
eine (zur ununterbrochenen Bewegung antreibende) Seele eingeschlossen wäre,
hätte sie die Strafe Ixion's zu untergehen (meint Aristoteles), und solche würde auch
dem „Weltäther** — mit den „XJratomen** (s. Haeckel) darin (statt in Democrit's
„Kenon**), — als „schaffender Gottheit** auferlegt sein (an Stelle eines „Maschinen-
bauers** des Weltgebäudes), wogegen in Akasa die Weltordnung sich herstellt, in
Scipio*s (zoopolitisch nationalem) Pflichtgefühl (bei Einheit des moralischen und
physischen Gesetzes).
Wenn die Welt : ^e6(; i\f yeviatt (s. Flui), wäre auch hier auf sein rpi^fx; ge-
spannt (im aristotelischen Gleichnis), der geplagte Schöpfer (gleich „Nephele*8** Lieb-
haber, bei Buhlen mit nebularen Hypothesen) und niemals zu der (in Mawu*s Un-
zugänglichkeit gewählten) Ruhe gelangt, bis „unendliche Bewegung** sich als Buhe
ergiebt (b. Bruno), rö Ttpwwv xo>oow dxa/7)wv (s. Aristot.). Im Auftrage solcher (scho-
lastisch unterschiedenen) „Deitas", mögen dann die („Dii** oder) Theoi „laufen** —
roü filv äBl MovToq i^etov (s. Ocellus) — in den (für Deva glitzernden) Gestirnen,
wohin vom (platonischen) Demiurgos gesetzt (für zeitliche Regulierung der Welt-
geschäfte).
flntwicklung ist ein naturwissenschaftlich scharf umschriebener Begriff (im
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jedesmal konkreten Fall), fUr den mit Epakme, Akme und Parakme rückläufigen
Cydus (eines stoischen dti^doi)^ wogegen fttr „Welt-Entwicklung" (in „Ent-
wicklungslebren'O ^i^ Vergleichung [und demnach jeder (Anschauungs-) Sinn]
ausftllt auf planetarischem Standpunkt (in vei-stecktem Winkel des Solar-
Systems, unter den Geetii-nsweiten), so dass solche Entwicklung (in's Blaue
hinein) baldigst (in's Kenon wieder) zu verwehen hat (als ,,Flatu8 vocis").
Wie aberall die Logoi spermatikoi (der Stoa) zur Entfaltung gelangen,
durch ihren nisus formativus, als in Keimungen präformiert {iv r^ yov^
rb ^mip/£a)f 80 auch wirkt pneumatisch (in der Weltseele) ein X6j^
aicepfiaTa6<:, nach dem Zwang der Heimarmene, ungelockert durch die (beim
Ausblick auf Pronoia) mildernd erhoffbaren Unterbrechungen (durch Gnaden-
wirkungen, auf ethischer Scala), während im Buddhagama der psychologische
Weg gebahnt wird, beim Betreten der Megga Sicherung zu finden (ausserhalb
des xuxlcK ds^ayxawq), „Dicunt Stoici, duo esse in rerum natura ex quibus fiunt:
caussam et materiam; materia jacet iners, res ad omnia parata, cessatura si
nemo moveat^' (s. Seneca), und so bedarf es ersten Anstosses zur Bewegung,
im (peripatetischen) Akineton (eines unbewegt Bew^enden). Den Abschluss bildet
das Zusammentreffen des physischen mit dem moralischen Gesetz, wenn die
Tugend-Kraft des in*s Nirvana eintretenden Buddha den Anstoss giebt zu äthe-
rischen Auswellungen aus Akasaloka (für Beginn der Welt-Erneuerung).
L'Anthropologie- VI. 6. Paris 1896.
In „l^tude sur le mariage chez les Polynesiens" wird Tautain in Besprechung
der ehelichen Verhältnisse (mit Rückbeziehungen auf den Kannibalismus) zu Be-
merkungen veranlasst über das „Niveau moral" (auf den Marquesas). „II n'y a
pas un raffinement, pas une perversion du sens genital qu'ils aient ignorös, qu'ils
n*aient point pratiquös^' (S. 65).
Boggiani. Vocabolario dell* Idioma Guana. Roma 1895.
£ commune anche alle tribu Ciapuchi*, Sanapana*, Angaite' e Lengua o
Petegme'k, e forse anche alla Pilaga* 6 Pitilaga*. Ein Teil des Vokabulai*s ist
den Veröffentlichungen Juan de Comingues* entnonunen, mit dem der Verfasser
am Puerto casado zusammenti-af.
Zeitschrift für afrikanische und ozeanische Sprachen. II, 1.
Die von Chatelain (aus dem Ki-mbundu) aufgeführten Unterscheidungen
von Kinzunzumbia, Nzurabia und Ndele (S. 44) finden überall in ethnischen
Elementargedanken ihre mehrweniger entsprechenden Parallelen, so dass Lokal-
Aufiiahmen wünschenswert sind (eingehende Sachkenntnis, unter Vertrautheit
mit dem einheimischen Gedankengang, als conditio-sine-qua-non freilich voraus-
gesetzt).
Die ,,C!liiQlQ|itcliei MÜteiliiiei ait Ui|ari" (herausgegeben von A. Herr-
mann) bringen (IV, 4—6) einen Artikel Gönogi's (Die Kroaten in Murakoz), worin
sich unter Mitteilungen über den Volksglauben das Folgende findet: „Beim
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Aufbrechen des Leichenzugefi wird mit einer Peitsche dreimal auf den Sarg
geschlagen, um die darauf sitzende Seele zu verscheuchen" (wie durch Wedeb
der Tagalen u. dgL m.).
Brandstetter. Malajo-polynesische Forschungen. Heft IV. (Die Greschichte
des Königs Juc|jilai.) Luzem 1895.
Die Sprache und Litteratur der Buginesen ist den europäischen Studien
durch Matthes* Verdienste zugänglich gemacht, und anschliesslich durch Nieraann
ausverfolgt, aus dessen Sehule der Verfasser darin eingeführt ist.
Die in der Übersetzung vorliegende Geschichtserzählung zeigt die den bud-
dhistischen Jataka üUiche Ineinanderschiebung der Beispiele mit einem dem Islam
entnommenen Leitungs&den einheitlich durchzogen, wie der historischen Sach-
lage charakteristisch entsprechend (nach d^ auf dortigen Lokalitäten stattge-
habten Beligionsmischung).
In der Vorrede zu M. Müller's neuer Auflage der Chips of a German
Workshop (1895) streift der VerfELsser eine Beihe interessanter Beminiscenzen
und kommt in Bd. IV auf die Ethnologie, die, bei Verwendung der verglei-
chenden Methode, zunächst Bede zu stehen hätte (p. XXXIU): „Whether thej
look upon the similarities, such as they are, as the result of our common human
nature, or as due to an early Community of languages, or lastly, as produced
by mere transference in historical times. It would then be posdible to enamine
the facts and to arrive at reaUy valuable condusions. But this is hardly ever
done" (1895). Dann allerdings könnte einem früheren Mitarbeiter, dessen Ver-
dienste in schätzbarer Erinnerung verbleiben, sein späterer Abfall nicht verdacht
werden. Welche Schulen der Ethnologie (wenn es sich um Schulen überhaupt
schon handelt), gemeint sein möchten, bleibt freilich dahin gestellt.
Jedenfalls indes hat diejenige Ethnologie, welche gekräftigt in anthropolo-
gischen Vereinen zuerst ein selbständig eigenes Heim sich errichtet hat und der
in Deutschland unter einheitlichem Zusaramenschluss thätigen Gesellschaft an-
gehört, ^ jedenfalls hat diese Bichtung der Ethnologie die obigen Sätze von j^er
so offenkundigst evident erachtet, um sie nicht gross zu urgieren (ausser wenn
etwa in gelegentlichen Kontroversen gestreift), weil sie unbedingte Voraussetzungen
bilden für die Lehre von den Geographischen Provinzen und der sie (im Ge-
rüst des Erdgezimmers) verbindenden Geschichtsbahnen; unter deren Konstella-
tienen die Elementargedanken in Buntheit ihrer Variationen schillernd, die
Beobachtungsobjekte liefern (für das Studium der Völkergedanken).
Higginson. Die Frauenfrage (übersetzt von Jacobi). Neuwied 1895.
„Die Behauptung, dass die Mehrzahl der Frauen nach dem Stimmrecht gar
kein Verlangen tragen, trifft allerdings zu" (S. 210), doch wird die Hoffnung
angeknüpft, dass hier bald Wandel geschafft sein würde, wenn sie ihren » Füh-
rerinnen" folgen wollen, kraft der für Sonder-Interessen wühlenden Agitationen,
die wenn über Wahrung berechtigter Interessen, durch ürgierung besonderer,
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^ 123 —
das Maass überscbraitend, das Gemeinbeste schädigen; bei Störung des Oleich-
gewichts (auf goldener Mittelstrasse).
Den Frauen, dferen Voirechte, als privilegierten Standes, in der Civilisation
bereitwillig anerkannt werden — (par courtoisie, und mit Recht), — würde
bald wieder ihre Zugehörigkeit zu einem „schwächeren Geschlecht" zur Empfin-
dung gebracht werden, wenn bei unterschiedsloser Konkurrenz das Stärkere
sich aus psychisch veredeltem „Recht des Stärkeren" auf die Stufen des phy-
sischen zurückgedrängt finden würde (beim Wettstreit im Kampf des Lebens).
Inkongruenzen in Vergleich ungen stellen zu wollen, erbittert und verschärft
die Parteiungen, worin Disparates geschieden steht, während sie organisch mit
einander verwachsen mögen, wenn von gemeinsamen Unterlagen aus, nach den
markierenden Besonderheiten fortverfolgt.
„Si Ton veut mieux räussir dans Täducation, qu*on ne Ta fait jusqu'ici, il
faut mai-quer serieusement les difierences profondes, qui non seulement s^parent
les sexes, mais les opposent mdme, les constituent sym^triquement opposes;
autres sont leur vocations et leui^s tendances naturelles, autres aussi leur ödu-
eation" (s. Michelet), wie praktisch erwiesen, in Trennung des Unterrichts (bei
frühzeitiger Abzweigung in der Elementarschule).
Dass vor dem Richterspruche des Gesetzes beiden Geschlechtern Gleich-
berechtigung zugestanden sein muss (im civilrechtlichen Sinne), versteht die
heutige Tagesstimmung zu wohl, um eines Hinweises darauf zu bedürfen, und
wird gar bald schon zum Abgleich gebracht babeA, was aus anachronistisch ver-
schleppten Ungehörigkeiten übrig geblieben sein könnte ; aus früheren Geschichts-
perioden, die für Bedrückungen des weiblichen Geschlechts Entschuldigungen
entnehmen zu dürfen meinten, aus der dem männlichen dominierend zukommen-
den Stellung (im Staatswesen).
Als im berechtigten Protest gegen ein durch unhaltbare Gesellschaftszustände
verrottetes und zerrüttetes Staatswesen, die persönliche Individualisierung (in
den Philosophien des XVIII. Jahrhunderts) ihre Anerkennung gefordert hatte,
kam mit dem, was für die „declaration of independence" siegreich erkämpft war,
in neuer Welt, in der alten dasjenige zum Ausdruck, was in den „droits de
rhomme" allgemeine „Menschenrechte^ (oder „Grundrechte*') aussprechen sollte,
in „rights of men**, dem „Menschen" als „Mann**, auf dessen Tugenden in der
Klassizität die KoXtreta aufgebaut war (zur Behausung des Zoon politikon).
Dem gegenüber, aus Generalisation eines zusammengehörigen Standes,
„Frauenrechte** in's Grau der Theorien hineinzeichnen zu wollen, verbietet sich schon
(wie aus physiologischen Gründen) aus dem immanenten Widerspruch der Isolierung,
wodurch die „Mater familias** sich in den Vereinzelungen des Hausstandes installiert
(oder inthronisiert) findet; und dass sie dort herrscht, zwitschern die Spatzen
von den Dächern — in manch' sinnigem Spruch, oder plumpem (des Volkswitzes).
Nach Hälftung der vierbeinig radschlagenden Geschöpfe (b.Aristophanes) findet
die Wiedervereinigung statt durch die im Himmel geschlossenen Ehen, die auch im
nigritischen Gehirn sich spiegeln, worin die zur Belebung des Embryo herabkom-
mende Kla ihre sexuelle Diflferenz in Nodsie's seelischer Heimath zurücklUsst (bis
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— 124 -
die Zeit für Restitutio in integrum gekommen). Der Ausspruch einer von seinen
Zeitgenossen anerkannten Autoiität („mulieres non sunt bomines'') wiederholt
in seiner Art den ethnischen Elementargedanken , wodurch der Wildstamm die
Würdigkeit und Bezeichnung des Menschen für sich monopolisiert, den Fremden,
(den hostis, ehe ein hospes) als Nicht-Menschen (Amanut), zurückstossend , bis
hier die Gesittung Wandel schafft, um unbeschadet der nationalen Reserva-
tionen, die international gleichartigen Grundrechte für Alle anzuerkennen, und
wenn solche also, auf sexueller Skala der Vergleichung, für Männer und Frauen
identisch zu gelten haben, wird dadurch dasjenige nicht alteriert, was natur-
gemftss differiert (mit den beiderlei Geschlechtern angeborenen Differenzen).
Sobald die Beziehung der Einzelnen innerhalb der sie einbegreifenden Ge-
samtheit nicht als durch innere Vergliederung notwendig, an sich gegeben ent-
gegengenommen wird, sondern zu besonderer Aussprache gebracht wei'den soll,
verbinden sich mit zustehenden Rechten auch dadurch auferlegte Pflichten, in
Bezug auf diejenigen Unterschiedlichkeiten, wie sie im kulturellen Wachstum
des Gemeinwesens, nach Ergebnissen des Geschieh tsgang*s, sich markiert haben.
Die Frau, in Würdigkeit ihrer Mutterschaft (und unter Genuss der dadurch gern
cedierten Privilegien) thront am häuslichen Heerd, dem Palladium gesellschaft-
licher Existenz (ihrem foedus domesticum gemäss), das Heiligtum der Dii penates
zu hüten und zu erhalten: der Mann ist berufen, in Wind und Wetter da draussen,
dem Staatsgebäude diejenigen Stützen zu gewähren, deren Erfordernis für unab-
hängig selbständige Konsolidierung (im bellum omnium conti*a omnes), in erster
Linie zu genügen benötigt ist, durch Wehrkraft; und (erfahr ungsgemäss der
zugewiesenen Geschäftsthätigkeit entnommenen) Leitung der politisch innerlichen
Angelegenheiten, abstimmend darüber (nach Virilstimmen), zum Abgleich im
Meinungsaustausch, wobei indes iu engeren Kreisungen, bei Korporationen etc.
wiederum Ungleichheiten Platz greifen mögen, oder die der Person eignende
Freiheit der Selbstbestimmung in einer Juristischen Person" den Mitgliedern
(aus selbstgesetztem Gesetz) Beschi-änkungen aufzulegen hat (unter den dafür
gültigen Statuten).
Wenn die in primären Zuständen deutliche Stellung der Geschlechter zu
einander, unter den Komplikationen civilisierenden Fortschritts mancherlei Vei*-
schiebungen erhält, wodurch bei der Not um das tagliche Brot die durch den
Mann oftmals nicht hinlänglich mit Subsistenzmitteln versehbare Frau auf die
Ei*weiterung ihrer Erwerbsverhältnisse (zumal wenn in grossen Städten zusam-
mengedrängt) hingewiesen ist, so öffnen sich mancherlei Berufszweige, in denen
die manuelle Geschicklichkeit der Frau vielleicht voran-, und die psychische zum
wenigsten gleichsteht, je nach dem (jedesmaligem Sonderzwecke dienlichen) Voi^
walten passiver „Empfindnisse" (des Gefühlslebens) oder ihrer aktiven Durch-
arbeitang (in Verstandesthätigkeit). Daneben werden freilich den aus (idiosjnkra-
sischen) Individoalisieningen hier und da hervorgedrängten Wünschen, die sich
bis zu einem allgemeinen Stimmrecht steigern würden, (wenn nicht bei einer
Generalabstim raung unter der gesamten Frauenbevölkerung weit überstimmt und
von vornherein zum Schweigen gebracht), niemals derartige Cessionen gemacht
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werden dürfen, wodurch das Gesamtbeste etwaige Schädigung erleiden könnte, sofern,
durch idealistische Schwärmerei verzerrt, die vemunftgemässe Überlegung Maass
und Ziel einzuhalten vergisst, zu verallgemeinernden Generalisierungen fort-
schweifend, wo nur die Sonderheiten des jedesmal vorliegenden Einzelfalles zu rich-
tiger Entscheidung zu be&higen vermögen.
Derartige Gesichtspunkte würden u. A. auch betrefis des akademischen
Studiums einzuhalten sein, das in die Spezialkenntnis der jedesmal gewählten
Fachdisziplinen einführt, um deren Tiefen zu erschöpfen, für den zur Ziel-
aufgabe des Lebens gewählten Beruf (und um dem Staat Auswahl zu bieten unter
einem geprüften Beamtenpersonal, zu zweckdienlicher Stellenbesetzung). Unabhängig
davon steht die Allgemeinbildung, wie die als Autodidakten glänzenden Namen
beweisen (deren Fuss nie die üniversitätsräume betreten), sowie alle diejenigen,
die in England als „seif made-men^ gefeiert werden. Hierfür sind beiden Ge-
schlechtem (also auch den „Women-rights-viragoes") gleiche Erleichterungen ge-
währt, zumal bei gegenwärtigem Stande der Litteratur, welche populär gedie-
gendste Werke aus der Hand anerkannter Autoritäten für jeden Wissenszweig
genugsam bietet, zu Nutz eines Jeden, der geneigt ist, ernster Forschung (in
geistiger Selbstkultur) sich zu widmen, statt belletristischer Gefühlsschwärmerei
sich anheimzugeben oder (in leider allzu genugsam überspanntem Zuge der Zeit-
tendenz) den Koth der Romanschriftstellerei durchwatend, selbst sich zu schä-
digen (körperlich und geistig).
Sofern es sich also um den Erwerb höherer Bildung handelt, so ist solche
Liebhaberei 0) den Amateuren (einer „ai-s amatoria") sowohl, wie ernst gesinnten
Forschem zugänglich, ob in weibliche, ob in männliche Tracht gekleidet, mit
oder ohne akademisches Studium, und da die hinsichtlich des letzteren bisher für
das männliche Geschlecht getroffenen Einrichtungen sich bewährt und ausreichend
— eher im Zuviel als im Zuwenig, wenn man so will (bei Überfülle des An-
drangs) — erwiesen haben, liegt im Interesse des staatlichen Gemeinwesens
keinerlei Grund vor, daran zu ändern, um mit einigen Bittstellerinnen aus
schönem Geschlecht zu liebäugeln, die es persönlich vielleicht ganz gut und
ehrlich meinen mögen, aber keineswegs autorisiert sind, im Namen des Frauen-
1) Hierbei könnte nun ein Dicterinm in Erinnerung kommen, auf ein Erkennungs-
zeichen zielend, wodurch der „Homo sapiens*" sich kennzeichnet unter (biraanisch) animali-
schen Verwandten: „Boire sans soif et faire Pamour a tout temps, c^est ce qni distingue
Phomme de la b^te* (in Beaumarchais' Fassungsweise). Was den Vordersatz angeht, hat
Bmder Studio, um die Menschenwürde würdig zu vertreten, das Menschenmögliche ge-
leistet — vielleicht ein bissei über das Maass hinaus, bei allzu frühem Beginn mit dem
Frühschoppen (unter müder Konnivenz der «Alten Herren*" so lange die Wechsel der
Herren Söhne keine Sorgen bereiten). Wie nun bei dem, was im Nachsatz folgt? und
mancherlei Auslegungen erhalten könnte, die nach der, in der Tageslitteratur vorwal-
tenden, Zeitbestimmung eher im leichten Sinn genommen werden möchten (statt allzu
rigoros). In bester Wohlgemeintheit hat man an den „ritterlichen* Sinn unserer aka-
demischen Jugend appelliert, aber solcher, — sie ehrenhaft, in anziehenden Zügen,
zierender — Schmuck, an den in festlichen Stunden gern erinnert werden mag, wird
fern zu halten sein, so lange es um ernst trockenes Alltagswerk nüchterner Studienarbeit
sich bandelt (noch nicht um den Minnedienst der „Ritter vom Geist**).
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Standes zu reden, da das Gros desselben durchaus nicht nach solcher Richtung
hin ambitioniert.
Unter den Reflektanten mögen, nach Ausschluss der excentrischen und sonst
verschix)benen Köpfe, immerhin manche bleiben, die sich fdr akademische Kopf-
arbeit ganz wohl eignen dürften, bei Lehrföchem (in Mädchenschulen) etwa,
oder bei den in die Frauenpraxis auslaufenden Verzweigungen des medizinischen
Unterrichts, und solch' einzelnen Ausnahmen wird leicht genügend Rechnung
getragen werden können, durch besondere Vorkehrungen für Ausnahmsfälle (wenn
sie sich melden).
Bis jetzt, wie gesagt, verschwindet diese minimalste Minorität gegen die
Majorität derer, denen schon der Gedanke fremd ist, solche Anspiüche zu stellen
und die sie deshalb überhaupt nicht in Betracht nehmen.
Wann und wo in sog. „Frauenfrage*' eine Fragestellung über Zuiafsung
der Frauen zum akademischen Unterricht eingemischt wird, wäre zunächst aus
Geschichte der Pädagogik, bei der nach Absplvierung der Elementarschulen zur
Anratung gekommenen Trennung der Geschlechter, in Erwägung zu ziehen, ob
für Wiedervereinigung derselben, im Verlauf der klimakterischen Jahre als
geeignet dasjenige Entwicklungsstadium erachtet werden dürfte, das den Unter-
schied am brennendsten zur Empfindung bringt, zumal in einem Saeculum, wo
die „romantische Liebe^ (seit durch Dante*s „Vita nuove^' erweckt) üppiger, als
je, in*s Kraut zu schiessen beginnt (und Unkraut allzuviel).
„Experientia est optima rerum magistra*', aber wo Präcedenzfftlle fehlen —
oder in ihrer Ungenügendheit (soweit zur Verfügung gestellt) eher mit den Irr-
tümlichkeiten einer unvollkommenen Statistik die Schlussfolgerungen zu fälschen
bedrohen würden ~, wäre es nutzlos, sich in pessimistischen Ausmalungen zu
ergehen, die ebensoviel (oder ebensowenig) wert, wie schöngefärbte sein würden,
(wertlos also beide), und insofern, an Stelle eines ungewiss zweifelhaften .(und
demnach seine Gefahren einschliessenden) Experiments, die Bewahrung eines
status-quo anraten würden, der als soweit gut bewährt erwiesen steht, und aus
irgendweich zum Besten der Gesamtheit redenden Gründen keinerlei Änderungen
erheischt (oder gar dringlich macht, für hastige Entscheidung).
Aus solchen Gesichtspunkten schon würde vereinzelten Wunschstimmen,
wenn auch aus liebenswürdigstem Munde kommend mit verführerisch schmei-
chelnden Worten, kein Gehör geschenkt werden dürfen.
Ausserdem jedoch möchte eine ominöse Vorwarnung herauszulesen sein, aus
demjenigen, was an den Wänden der Beratungsräume sich hinschreiben Hesse,
aus dem seit kurzem angesammelten Erfahrungsschatz (in Mensch- und Völker-
kunde).
Überall im Naturzustande durchweg, treffen sich rigorose Vorschriften für
strengste Auseinanderhaltung der Geschlechter, während desjenigen Zei^unktes,
wenn sie durch die kenntlich (und brünstig) anschwellenden Zeichen der Pubertät
einander in die Arme getrieben werden. Der aufkeimende Sehnsuchtstrieb wird
gewaltsam unterdi-ückt, um unter solch' temporärem Zwang desto gesättigter
heranzureifen, für vollkräftige Zeugungen in der später ehelichen Verbindung
(um den Stamm in Vollkraft zu erhalten, durch gesunden Nachwuchs)«
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~ 127 —
Bas in dem Ceremonial der Ephebien (ueben den bei Mannbarkeit der Mäd-
chen beobachteten Riten) anter dem Namen der „Pubertätsweihe" ') in allen Kon-
tinenten angetroffene Fest steht gewissermaassen im Centrum primärer Stammes-
gliederung, um' dieselbe, nach allen Richtungen hin, mit denjenigen Funktionen
^u durchdringen, welche sich auf rohen Unterstufen (der Unkultur) bereits
merklich machen, in Analogie der bei den Gesohichtsvölkem staatlich (und statt-
lieh) fungierenden (im Körper des Gesellschaftswesens, ob gross oder klein).
So wäre dies einer von den Fällen, wo, bei Rückblick auf was von den Wild-
stfimmen instinktgemäss gleichsam geübt wird, wir zwar nicht von ihnen belehrt
werden, aber rechtwobl von ihnen lernen können, wenn einen, in primär einfacher
Durchsichtigkeit naturgesetzlich angeknüpften, Leitungsfaden verfolgend, um
unter demjenigen, was im kulturellen Wachstum sich in bunt verwirrender Or-
namentik labyiinthisch dui*cheinandergeschlungen hat, rationelle Orientierung
zu bewahren (für Klärung kultureller Wachstumsprozesse, aus deren vorbe-
dkiglich einwohnenden Gesetzlichkeiten).
Thomson. The Kalon-Vu, Journal of the Anthropological Institute, S. 24
(1895).
Following the line of the ridge the vallej had been bridged with banks
30 or 40 feet hi^ in the deepest parts and tapering to a width of 2 feet at
the top. The level part thus made extended clear to Naukavadra 50 Miles
away. For a people destitute of implements this was a remarkable work.
Every pound of earth must have been carried up laboriously in cooaa-out leaf
baskets (S. 360), als „Path of the shades'* (auf Yiti-levu). Und so in cyclopischen
Bauten begründet sich auf felshartem Seelweg ein gleich felsenfester Glaube
wilder Art, während die Seele der Kultur selbst zu sehen hat, wie sie ihren
Weg zu finden habe (da den theologischen Direktiven darüber nicht viel zu ent-
nehmen ist).
Für die »g^^^^^ tour** des Seelengeistes auf Fiji und (s. Bock) Bomeo ist jede
der Wegestationen (in Sechszahl bei Paressi, am Marafion) genau verzeichnet und
beschrieben, während in den Seelen-Handbüchern der Givilisation kaum zwei oder
drei noch ein schwächliches Dasein fristen: die Herberge bei Sankt-Gertrud (auf
erster Tagereise, nach der Verabschiedung im Nobiskrug) und der Empfang beim
Erzengel (mit gezücktem Schwert, zum Schrecken der Bösewichter), n^er
Wissenschaft und Kunst besitzt, der hat auch Religion^ (singt der Dichter), und
dem solche Schätze Entbehrenden wird sie, wenn nicht gepredigt, vorgeführt aus
Bibelgeschichten der Zauberlaterne, in Africas Dunkel, seit der mit Livingston's
Zug beginnenden Erhellung oder in Basiliken, wenn vor Ikonoklasten gehütet,
auch vorgespielt wohl (in Passionsdramen, sowie zur Oster-Zeit in mittelalter-
licher Mittemacht; vor Aufdämmerung des neuen Tages, in Neuzeit).
cf. A. a. M. u. V. I (S. 274).
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— 128 —
A. H. Post, t 25. Aug. 1895 (zu Bremen).
Mit ihm ist aus dem Kreise derer, die auf dem ethnologischen Arbeitsfelde
sich zusammengefunden haben, derjenige dahingegangen, der das in gemeinsamer
Forschung leitende Prinzip auf die Rechtswissenschaft fibertrug, wo es am
raschesten Wurzel geschlagen hat, um unter fachgerechter Pfl^e zu lebens-
voller Entfaltung heranzugedeihen. Die Anreihung der (ethnischen) Psychologie
an die „Naturwissenschaften" war der massgebende Gesichtspunkt Hlr die mit ihren
Völkergedanken redende Ethnologie, und in der ersten Schrift, wo der Ver-
fasser (nach einigen rechtlichen Vorarbeiten) auf das ethnologische Gebiet ein-
lenkt, spricht sich die Zielrichtung im Titel schon aus: „Einleitung in die
Naturwissenschaft des Rechts", da die Jurisprudenz (wie es im Vorwort heisst) i
„eines Anschlusses an die Naturwissenschaften nicht entbehren könne" (1872).
Die damals der Ethnologie noch au4[ezwungene Sammelperiode hatte im gleichen
Jahre bereits auf ein — die, durch die Sachlage bedingte, Stempelung zur Schau .
tragendes — Versuchswerk geführt („Über die Rechtsverhältnisse der verschiedenen I
Völker der Erde"), aber als diese Bahn, von juristisch geschulten Fachgelehrten j
betreten wurde, war sie solchen weiterab zu überlassen, für korrekte Pflege; j
zumal seit der, durch Bemhöft begründeten, Zeitschrift für „vergleichende Rechts- j
Wissenschaft" Eohler*s gewaltige Arbeitskraft hinzugewonnen war.
Als stabiles Skelett sozialer Institutionen bieten die Rechtsverhältnisse den
zuverlässigst gesicherten Anhalt für Ei-probung der Methode, und da sie hier
sich voll und echt erwiesen haben, ist somit die beste Beweisführung ihrer
Richtigkeit abgelegt worden (in juristischer Ethnologie).
Anschlüssig hat jetzt, auf Grundlage der „Technogeographie", die Orna-
mentik zu folgen, in den „Anfängen der Kunst", und wenn fernerhin sodann
auch in religiöser Vorstellungswelt, die Elementargedanken (mit den Entwick-
lungsvorgängen ihres organischen Wachstumsprozesses) geklärt und festgel^
sein sollten, wird die ethnische Weltanschauung zu ihrer Abrundung gelangt sein,
in der „Lehre vom Menschen", auf Unterlage der geographischen Provinaen,
und deren Wechselwirkungen l&ngs der dem Erdgezimmer eingegrabenen Geschichts-
bahnen, zur Entfaltung der Kultur (aus den, dem Wildzustande bereits einge-
säeten, Keimungen) 0* B.
Von dem Direktor der im National-Museum zu Washington vereinigten
Sammelschätze ist, im Sinne der von ihm gepflegten „Techno-geographie" eine auf
gemeinsames Zusammenarbeiten gerichtete Anfrage gestellt, in Betreff der Webe-
vorrichtungen (cf. „Globus" LXIX, 1).
Es hat das, für den gegenwärtigen Stand ethnologischer Forschung (nach
ihren auf das Gebiet der Elementargedanken überspielenden Folgerungsweisen),
als eine zeitgemässe Anregung zu gelten, da im Allgemeinen das Studium der
>) Bei Schluss dieses Heftes geht eine soeben ausgegebene Publikation zu (Achelis,
Moderne Völkerkunde, Stuttgart 1896), worin die Verdienste des Hingeschiedenen eine
würdige Anerkennung erhalten (in dem ihrer Besprechung gewidmeten Abschuitt).
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-^ lad -
Weberei ein allzu vemachlftssigteB geblieben ist in den etbnologisclien Museeü,
ans umständlicber Banmbeansprachnng der zugehörigen Apparate (wenn nach
all dem Detail ihrer Einrichtungsvorkehrungen in den Sclutoken aufisustellen)
sowohl, wie auch wegen der meist mangelhaften Einzelnkenntnis der tech-
nischen Vorrichtungen (wenn nicht zugleich ein darin geübter Sachkundiger zu
Bäte gezogen werden kann).
„Wirkerei oder Weberei ist die Technik, die durch Verflechtung, Verschnü-
rnng oder Verkettung von Fäden, ganze Flächen Stoffe oder Gewebe ei'zeugt"
(s. Bötticher), denn „durch Weberei werden Qewebe als Zeuge (Stoffe) herge-
stellt, als flächenartig ausgedehnte Fabrikate, welche aus rechtwinklig sich durch-
kreuzenden Fäden gebildet werden^^ (s. Mikolaschek); und demgemäss: als das
fUr Ausübung der Kunst, Fäden in der Form zweier sich rechtwinklig kreu-
zenden Systeme zu (jteweben zu verschlingen, bestimmte Werkzeug wird der Web-
stuhl an sich bereits innerhalb eines vorherumschreibbaren Rahmens mecha-
nischer Vorrichtungen eingebannt sein — unter Hinrichtung auf den Zweck des
Weswegen (rd o5 iu^xa, unter peripatetischen o^ti^c) — , wie ähnlich das
Spinnen (zum Aufdrehen der Fas^n zum Faden) überall auf die Spindel oder
ihre Substitute zu führen hat, in Handspinnerei, mittelst der Hands^Hndel
oder des Spinnrades (Hand- oder Tretrad) ausgeführt, neben maschineller Her-
stellung von (3am in Maschinenspinnerei weiter, mit vervollkommnenden Erfin-
dungen der Oivilisation, während die primären Zustände der Unkultur von All-
überallher (in den Sammlungen ethnologischer Museen) durch den Wirtel bezeugt
werden — , der freilich noch beim Aufgraben trojanisch prähistorischer Funde
kurios gelehrte Fragen stellte (die seitdem durch die Sprache der Thatsachen
korzein&chst erledigt sind).
Einem sog. stehenden Webstuhl („tela stans** oder „tela pendula**) — bis
zum Festverschlingen des Sitzes (auf indischen Inseln) — , [fCLr die Arbeit am
horizontalen (oder aufrechten) Gestell, Hesse sich, bei Vorrichtungen zu langen
Dimensionen, ein laufender nebensteilen (wie anf indischen Dor&trassen oft ge-
sehen), ehe die Maschinerien der Erfindungskunst die Arbeitsthätigkeit kon-
zentrieren, unter anschliessenden Komplikationen, die je genauer das Zusammen-
wirken berechnend, desto mehr dem Einblick des Laien sich zu entziehen be-
ginnen (bei sachkundig mangelnder Ausdeutung).
Als erste Vorbedingung hätte eine praktisch genaue Kenntnisnahme von
dem thatsächlich vorliegenden Sachverhalt zu gelten, was am Besten dadurch
geschehmi wüi-de, wenn ein ethnologisch und technologisch gleich wohl geschulter
Fachmann beauftragt werden könnte, die verschiedenen Museen zu bereisen, um
unter Au&ahme des Thatbeetandes eine monographische Bearbeitung desselben
zu liefern.
In Asien z. B. läset sich auf einem zusammengrenzenden Areal diejenige Webe-
vorriohtung unterscheiden, welche (beim Ausgang von Flechten, der Matten oder
Körbe) bis zur Berührung mit der (auch unter fortgeschrittenen Zuständen hier und
da noch überlebsehiden) Bastzeugerzeugung (einschliesslich vermittelnder Über-
•) cf. Z. f. E. (Vrhdlg. d. A. G.), Bd. IV, Febr. 1874 (S. 1«).
1L£ V.
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^tig&zQstttBde UB Eaftpfverlahren) als malajiBebe (oder indoiiesische) nck beB^lmett
Hesse, während die von indiseher Halbinsel ferterstreckte (und, aus hoher Vottendung
in den Bergthttlem Kashmir's, zumPunjab wiederum ab^^estiegene), si^ auf Land-
strichen, wo in der Ekseioität bereits „phrygische'' Gewttnder als gestiekte tjpisoh
galten, mit orientalischer Musterweberei verschlingt, die ihr^iBeits wieder Seiten-
stücke findet in (archäologisch) altperuanische Kultur beBeugendrai Fund<m, worin
sich „älteste Yerzierungslbrm** erhalten hat (s. Fischbach), in lokale Berührung
mit primitiven Methoden süd- oder nordamerikanischer Wildstämme, unter Vor-
behalt dessen, was seit europäischer (oder in AMka, s^t islamitischer) Koloni->
sation veränderlich hineingeträufelt sein sollte (w^m nicht direkt g^hrt).
Hierüber Allerlei und Mancherlei hin und herzured^ kann nach den unvoll-
ständigen Daten, die soweit erst zur Verfügung stehen, nicht viel Nutzen Ininges,
und bleibt deshalb besser verschoben, bis der oben bezeichneten eonditio>aine-qua-
non genügt sein sollte (als Unteriage fftr systematische Durehforschungen).
Indes mag die (}^egenh«it benutzt werden, um dem, w«s über „analoge**
und „homologe" Erfindung^ (die Mch im Or^^de nur gradweis g^tedem lassen)
gesagt ist, sowie hinsichtlich sog. „Kulturstufsn^ (die ihrer in Abstufungen meea-
bar^ Festlegung noch eitbehren), einige Worte beizufikgen.
Dass b^ den organischen Lebewesen, wie die physisohen Kdmregang«!i auch
die psyohkohm auf ein soweit gleichartiges Protoplasma (so zu sagen) zuFüek-
zuföhren sind, hat bei der autoritativ konstatierten Sinheitlidikelt des Mensehen-
geschlechts als dngeschlossoa zu gelten.
Ohnedem hat sich die Gleichartigkeit der Elementaigedanken, wel^e m
einer durch objektive Samsäelthätigkeit angehäuften Ifasse &kt0eher Belegstlldie
spontan (ohne theoretische Zuthat) mit krystallinischer Duvohsiobtigkeit ange*
schössen sind, in derartiger Majorität der Stimmmunehrh^ bereite proklamiert,
um jeden Einwand zum Schweigen zu bringen.
Was (ohne Verschärfung durch analysierende Lupe) in ansehauüehen bi«
kamationen ethnischer Vorstellungen zur Erscheinung gelangt, iet der YtS^w
gedanke oder: der Eiementargedwäke im jedesmalig ethnischem Kostflm, utw
den aus seinem !ftfilieu (geographischer Provinz) anhaftenden färbnngen (lokaler
Variationen), und diese deshalb haben zunächst aus den (geo^mete<Hok)gi8ebeii)
Agentien der Umgebungsverhältnisse (den Surroundinge oder finvn^enme^ts) ikve
Erklärung zu finden, um (nach den entsprech^id^i Bäimination^i) asf dafigenige
zu gelangen, was im Kern des fflementargedankens weeentiMi nntwlieg^
FüF den Elementargedanken wäre ainrioristiBcbe Ek>mologie za bean8|»iiiebea
(ausserhalb pr(^rti<mell abschätzbarer Relational), witibvend k den a n a iD g c B
V^k^gedaoken die aufgejagten D^ferenaieningea nun ehen den Auflgaag^rnnki
zu bieten haben (für den Ansatz rationeller Erforschung).
Die iarok die geographische» P^vinoen gebveitete Basis erhält sodann ihre
Erweiterung über die dem Oezimmer des Erdgerlkste» (oro» und hydrogmphiaek,
naeb kontin^italMr oder maritimer Lagerung; mit etwaig ansehlieeseBdea TirrnofKii
stulen des Niveaus) eingegrabenen QesohiohtsbajMMn, läng» wefeher da» httto»
rische Wachstum der ^^Itu^ (iinti^ ä&^ W^cha^spiel s^p^l^t^solpeip «tde^ ^üti^
pathischer Kreuzungen) zum Aufblühen sich entfaltet
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Hibr mebreü eich desuicicb die Komplikationen ^tes logischen BecfaneHs* Za-
Bftchst bat naMi attck kier da^enige noek festzukitten) was dai*ck die primär
geograpkiscke Provinz beeindruckt ist. Daneb^i jedock ist nun in Betrackt zu
li^eBy was, bei topisok versekwimmefidefi MekrkeiteB« ans jedw derselben im Be-
sotadefen kinzagetkan sdn mödite (aus mitspielenden Agentien), um zu durck*
for0okea, wie sick sokke Separatbeiträge untermnander versckoben und gegenseitig
ausgegliekoii kaben müssen, um den Gesamteffekt mit okarakteristisekem Tjpus
lu stempeln. Und kier treten dann, neben den geo-meteorologiscken Faktoren
(wie im Wildzustand überwiegend) die psyckisck (oder noStisdi) bereits ab-
desüUierten kinzu, um sick mit ikren Folgewirkimgen zu manifestieren (in den
Kultunck(^fungeii der Geeckicktsvölker).
Sobezüglick sind yetmeintlicke EontroYersen über Völkeigedanken und Völker-
beziekungen (oder Völkerverwandtsckaften) zu Erörterungen gekommen, die in
leere LogomaDkien zu verlaufen droken, so labge nickt die naturgesetzlick do-
minierenden Kausalitäten sckarf markiert sind (unter erschöpfender Detail-
bekandlung des jedesmalig konkreten Sonderfalls, der zum Problem sick stellt).
Zur Illustration sei ein Beispid gewäkltt
Als in früken Tagen des Ekitdeckungsalters Vartkema nack Indonesien kam,
körte er den antktopopkagisck^i Spruck von egoistiscker Aneignung dessen, was
Würmern missgönnt wurde, und bei dem darin klingenden Nackkall von ekren-
voUer Bestattungsweise, deren vor König Darius sick die Kalantier (Indien's) ge-
rükmt katten, würde sick aus solck' (unter Modifikationen, m. m.) einkeitlick zusam-
mentönender Identität die Resonanz eines Elementargedankens kerauskören lassen.
Indes die (von frisoken Brisen auf Meereswellen) leicktbesckwingten Sckiffer-
m&rcken fliegen weit umker (mit jakrkundert- oder jakrtausendjäkriger Le-
bensfähigkeit gar wokl, wie im Fabdsckatz), denn in müssigen Feierstunden
(einer „saturday^nigkt^ an Sokifbbord), spinnt das Matrosen-nHim** (in Jagd-
gesekickten) sick fort (zum „Yam"), kongenial üppiger, als in den Abendunter-
kaltnngen auf ermüdenden Landreisen, wo Jeder sidi gerne bald aufs Okr legt
(um den Sckli^ auszunutzen).
Dadurck wird die aus Marco Polens B^eerfetkrungen zugefügte Parallele
(aus Okina*s inneren Distrikten) femer gerückt (für Übertragungen), wäkrend
was von den Bussen an der Wolga (zu Ibn Fozlan's Zeit) erzäklt wurde, wieder aus
dem Mund von Mosleminen kam, denen bei dem damals bereits kommerziell und
politisck mit indiscker Halbinsel eingeleiteten Yerkekr, Samenkörner fortzutragen
frei stand, deren Auswaeksen nack versckiedenen Bicktungen kin (auf etwelck
nachweisbare Weiten kinaus) niokts im Wege zu steken brauckte (wenn in Etappen-
stationen eine Stufenleiter gebaut, und nachweisbar, ist).
Anders freilich, wenn nun ein gleiches Echo aus Gujana*s Wäldern zurück-
schallt (seit Baleigh schon), unerreicht durch äusserste Verlängerungen der vom
skandinavisoken Tkule auf toltekiscke Tule übertragenen Wanderungen, unter
Pflege der dafür (im Phantasiegespiel der Hypotbesen) enthusiasmierten lieb-
habei' (mit Weitherzigkeit Gleichgesinnter, die auf isolierten Hochgebirgsthälem
der Chlbcha sich von japanischen Stimmen und Stimmungen angeheimelt fühlten),
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Bei potenfcieller All-Möglichkeit hat im optischen Sehkreis der Blick aaf
üasslich umzeichnete Gestaltimg hingerichtet zu bleiben (für das Eidos, mit den
Logoi spermatikoi künftiger Ideen einbesäet).
Durch Händler übermittelte Gedankenspäne (des Hausierhanders) besagen
keine Yölkerverwandtschaft (wenn auch -beziehung), und für allgemein durch*
gehende Elementargedanken lassen sich niemals, weil stets schon vorhanden,
Übertragungen nachweisen, die erst bei den sf^kteren Färbungen aus etwaigem
Pfropfreis fasslich fixiert werden köilnen (je nach den Wachstumsprozees^, im
fortschreitenden oder rückschlägigen Verlauf).
Von vornherein w9re das mythologisch gekünstelte Gebilde (wie in den Be-
richterstattungen vorgeführt) auf zellig elementare Konstituenten zu zerlegen,
und diese würden dann wieder separaten Ausverfolg verlangen (in Vi^eit der
Varianten).
Der Wurm, als letztes Endglied animalischer Lebensregung (oder -zuckung)
für unbewafihetes Auge, spielt seine demgemäss zuerteilte Holle, mikrokoemisch
auf Samoa, bei Vervollkommnung der (in Fufne's Verwesung wimmelnden) Würmer
zu Menschen (über zwerghafte Verkürzung in Tmir's Leib hinaus), und makro-
koemisch daneben, als Te-ake-ia-roe (auf Mangaia), zum (Anbeginne oder bis)
Endauslauf in Meto, als „Verwesungsstank" (der Maori), oder in finnischen „Leichen-
geruch" (Kalma): im Wurm, der nicht stirbt (in Jesaias^ Worten), und der Wurm
am An^Euig wieder (für Varimatetakere). Ein getaufter Masuruna beklagt sich,
dass er statt von Verwandten durch die Würmer verzehrt sein würde (a Oscu-
latis), die Kapanagua assen das gebratene Fleisch der Toten, um die Verwajidten
zu ehren (s. Brun), wie (in Mischung mit Schaffieisch) die Issedoner (zu Hero-
dot's Zeit). Die Tupi assen die Verwandten aus Liebe und Verehrung (s. Marc-
graO. Die Verwandten assen die beim Sterben Erwürgten (in Dragoian), bis auf
den letzten Rest, damit keine Würmer entstehen, die der Seele Qual verursachen
würden (s. Marco Polo). Die Eokama tranken die zerriebenen Knochen, (da ihre
Freunde im Leibe sich besser befinden würden, als in der Erde). Die Fürsten
der Tugusen Hessen sich nicht begraben, sondern aussetzen, um statt der Würmer
dem Himmelsgott zur Speise zu dienen oder (in Polynesien) den Atua (die Kinder
aus „Gütterkoth" ausscheidend). Das verwandtschaftliche Verzehren (und Trinken
zerriebener Knochen des Skelettes) beim Tode, transponiert sich (für den Erklä-
rungsgrund) auf (australisch) andei*8artige Gebiete, wenn die Kinder betreffend,
um die auf deren Fabrikation verschwendeten Kräfte (von den Eltern) dem
eigenen Körper wieder einzuverleiben 0, und so wirken roh sinnliche Motive, ehe
sich die Entschuldigung mit sentimentalem Preisen des Begräbnisses, als „ehren-
*) Der ältere Bruder verzehrt den jfingeren (in Australien), um seine Kraft sich
aDzueigDCD (s. Stanbridge). Die Koombokkubnrra üben das Totenessen, „when individoals
in health come to a sudden death" (s. Mac Glashaw). Durch Verzehren des erschlagenen
Feindes (wobei das Herz dem Tapfersten zufiel) stärkten sich die Karaiben für den
Kampf (s. du Tertre), die Beduinen essen sich Mut aus der Leber des erschlagenen
Feindes (wie ähnb'ch in Perugia geschieht). Die Waräger assen das Fleisch des Wolfes
(für Berserker- Wut). Die Basutos assen die erschlagenen Weissen, um deren Mutigkeit
in ßich aufzunehmen (1868).
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vollem" Yer];>i*ämt, neben smistig ornamentierendem Geschnörkel vielerlei ^m knl-
tnr^en Ausbau).
Unter Deatung derartig ähnlich anscblieesender Gkisichtspnnkte onge&hr
würden sich die fiEu^hwissensohaftlichen Au^ben za formnlieren haben in der
V51kerkande, in jetzigem Stadium dera^b^i, wo, nach dem Aufstellen allge-
meiner Iiandmarken, das massenhaft au%etürmte Material seine methodisch aus-
verfeinemde Durcharbeitung zu erheischen hat (für die ,|Lehre vom Menschen").
Wie gleichartige BlMnentargedanken in den eümologisehen Anschauungs*
bildem, sind bei dem Webstuhl (nach seiner Seins- und Sinnesdeutung) prin«
zii»elle Einzelheiten in der Kontrolle vorauszusetzen, die stereotyp wiederzukehren
haben und also ihre vorherige £liminiei*ung erhalten müsseui ehe etwaige Ent-
lehnungen in Betracht gezogen werden dürfben. Welchwlei Provenienzen hier
indes als vermengt zu gelten haben, würde theoretisch herausklügeln zu wollen,
dann erst gewagt werden können, nachdem die sl&mtlich aktuellen Variationen
bekannt geworden, die Möglichkeiten erschöpft sind, und somit eine faktisch
gesicherte Orundlegung garantiert wäre (für methodischen Ausverfolg jedes ein-
zelnen SonderfiEdles bis in minutiös genauestes Detail).
Um also auf den Webe-Apparat zurückzukommen, so ergiebt sich der Be-
achtung in erster Linie der von der Geographischen Provinz materiell gelieferte
Stoff (aus ihrer Flora und Fauna), dann die zur Erreichung vorliegende Zweok-
abdcht, welche bei der Yerarbeitungsweise leitet, und ausserdem die technisch
möglichen Ausführungsweisen, wie sie sich im Bereich angewandter (oder verwend-
barer) Mechanik realisieren lassen (in Ergologie der „Organa"). „Die Technik
der Weberei mit rechtwinkliger Kreuzung von Kette und Einschlag, bedingt die
grösste Gesetzmässigkeit" (s. Fischbach), innerhalb natumotwendiger Grenzen
(der Ausführungsmöglichkeiten).
Alle Geräte entspringen aus (oder balanziertti auf) einem mechanischen Prinzip
(als jedesmaligem „principium vivens").
Unter den Werkzeugen, als „Verlängerungen der Gliedmaassen" (s. Kapp), zeigt
sich der im Wurf (mit verstärkter Hebelkraft durch das Wurfbrett) an die Muskel-
lagerungen im Ober- und Unterarm (nach physiologisch kombinierten Bewe-
gungen) angeschlossene Speer beschleunigt im Pfeil des Bogens, der (unter to-
piscb gegebenen Modifikationen, nach dem Stofifmaterial und visierender Zielrichtung
seines Gebrauchs) aus allen Kontinenten (prinzipiell) gleidtartig entgegentritt, in
insünktgemäss (so zu sagen) hergestellten (oder hervoigerufenen) Waffen (für
Krieg, Jagd, Fischfang u. s. w.), ehe mit Schmiedekunst die Armbrust zum Schleu-
dern schweren Bolzens vervollkommnet ist (oder die Donnerbüchse sodann in che-
misohen Detonationen u. dgl. m.).
Sofern man hierbei (oder in ähnlichen Fällen) neben Analogie oder Homo-
logie der Erfindungen, die „Kulturstufen" in Berücksichtigung zieht, so könnte
darin eine unrichtige Fragestellung versteckt liegen, eine nicht nur „lähmende"
(wie Mason bemerkt), sondern irreführende und inkongruente Betrachtungsweise
dürcheinanderwirrend.
Wenn der Botaniker (unter exotisch neu gewonnenen Seitenstücken zu ein-
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beinöiach boktosteii) bei rintr ans Afrika ^ ttbcorsiiistiniDig mit /adem ans
Australien oder Amerika, heimgebrachten E^flanze') Milchgefilsse oder Milchröhren
antrifft n. dgL ro., so wftre mit dcecriptiy n)gistriereoder biventariBienuig sdchen
Factmns die ünterBUchimg nidit etwa erledigt (fCbr die Phytophysiologie), soadem
gegenteils damit nim eben an den An&ng ihres Aafiu^ erst griangt, denn <äe
Angabe, (die raison d'dtre), einer ftbr gdstige Verarbeitung tLbemommenen Mflfa#*
waltung, fiele yidmefar in die (durch rerroehrende Belegsttteke bestttigto) Sr-
forschung der pflaadich histiologischen Waichstumsgesetze, untc^ welchen auf
entfprediendem Stufengnde die isolierten Z^en su (spinligen) Reihen Terfl i ec iflcn ,
um höhere Gebilde eu seitigen (wie in der Zweckbestimmung ansgeepirodien).
In ethnischer „Lehre vom Menschen", als Zoon politikon auf spradilich erwor*
bener Oeeellsehaftesphilre, liegt die Übertragung der psychischen Waohstums-
gesetxe zur Au^be ob, Ittngs induktiver Forschungsbahn (für fsraere Kontrolle
mit der Deduktion): die Durchforschung also des nach immanenten QesetzHchkeiten
sich selber lebenden Denkens, zu eigener Brk^mtnis, — bd sdiliesslkhen Bftok«
gang (aus den in ihren Anschauungsbildem reflektierenden Oeedlsdiaftsge&n*
ken) auf das Individuum psyoho-i^ysischer Persönlichkeit, fttr die Anthropo-
logie, in deren physischem (oder physiologisch funktionierendem) Stamm dasjenige
wurzelt, was in psychischen Entelechien fortstreioht, zu idealistisdimi Errungen«
Schäften (unter des Kosmos gesetzlich tönenden Harmonien); je nadidem einem
aufmerkend lauschenden Ohr das Verständnis sich erschliesst [mit Erweiterung
des (sprachlich) konkordierenden „Visus intellectivus"}.
Nachdem auch der Psychologie die Beherrschungskraft, -- wie jeder (auf kom*
parativer Methode begründeten) Disziplin der Naturwissenschaft (auf dem ihr
zugehörigen Terrain) empirisch einwohnt — , verschafft sein sollte, wird zum Besten
ethischer Ordnung die zum Nihilismus tendierende Anarchie subjektiv sdiwail-
kender Oedankenvertakelungen beherrscht und bezwungen werden (vernunft-
gemäss), bei Auffüllung leer hohler (Wort*) Begriffe mit thatsächlichen (fasslichen
und begrifflichen) Anschaulichkeiten (immanenter Vorstellungsbilder), durch den
aus seinen zoopolitischen Incamationen redenden Logos, unter ethnischer Mannig*
faltigkeit der Völkergedanken (mit einheiüidi hindurchgehendem Geseta).
Soweit nun innerhalb geographischer Provinzen die geo-meteorologischen
Agentien, aus Wechselwirkung lebendiger Reaktion des Organismus, sich mit
physischen und psychischen Kraftwirkungen auslösen, würden — bei Ausgang von
der Technogeographie (auf primärer Kunstsphäre des Wildzustandes) — hier eben'-
falls (wie bei sonst ethnischen Fragen) mechanische und physiologische Probleme
mit soziologisdi^ (für gegenseitige ergänzende Bestätigungen) zusammenkommen,
*) FOr die Natnrforschong, in botanischen, zoologischen, mineralogischen Samm-
lungen, trifft dieses Gleichnis nicht zu, da ihnen die Natur das für die Stndien be*
notigte Material in unverletzt vollständigen Belegstflcken zu liefern pflegt, während
das psychische Material der Ethologie fetzenweis aus allen Teilen des Erdballs (durch
Raum nnd Z^) zusammengesucht werden mnss, um daraus nachträglich, im verglei-
chenden Überblick, den jedesmaligen Volkergedanken (im GeseUschaftsgedanken der
Menschheit) zu rekonstruieren, — so gut es nun eben gehen will (bei verbleibender
Lückenhaftigkeit).
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auf gemeinsamem Forschungsgebiet, das nach vorläufig zulässiger Terminologie
die Bezeichnung des ethnologischen fortbewahren mag (in Volks-, Völker- und
Menschenkunde).
,,Im An&ng war die textile Kunst" (nach Semperas Wort) „und dass die
Weberei beinahe ebenso alt, wie das Menschengeschlecht überhaupt, sein dürfte''
(s. Schams), lässt zurückschliessen auf die primäre Eunstsphäre, wie das „Werk-
zeuge verfertigende Geschöpf (s. Franklin) an sich umgebend (gleich der, den
Gesellschaftskreis durchwebenden, Sprache, aus potentiell erforderten Vorbedin-
gungen). Dem Nadelwerk des Nähens vorausliegend, überlebseln ungenähte Ge-
wänder (in belügen Legenden und sonst), wie wasserdichte Binsenkörbe (im indo-
chinesischen Epos, oder zu Bom), mit Anschluss zunächst an das Flechten (der
Mattenbekleidung) oder (spröderer Fasern wegen) des Enüpfverfeihrens (im
Phormium tenax u. dgl. m.). Die „Buntweberei ist früher als die Buntstiokerei*'
(oder „Eunstweberei später als die Eunststickerei''). Aiachne (in ihrer Eunst)
wettstreitet mit Pallas Athene (Erfinderin der Weberei).
Was bei verbreitetster Vierheit der Stoffe in Wolle, Flachs (Hanf)» Seide,
Baumwolle (neben Tute, Baffia, Esparto, Agave u. dgl. m.), solchem „Material auch
im Mindesten den Bang streitig machen könnte'', hat sich, „nach tausenden von
Jahren" (trotz aller Fortschritte der Civilisation), „nichts Besseres oder nur
Gleichartiges entdecken lassen" (s. J. A. Euhn).
Wie die Portugiesen (das Thor des Entdeckungsalters eröffnend) und (ihnen
folgend) die Holländer, führten auch die Engländer die fertigen GewebestofPe aus
Indien ein, bis 1747 die Verarbeitung des Bohmaterials zutritt (mit der in
Amerika zur Ausfuhr gelangenden Baumwolle), und vor Einschmuggelung der
Seide nach Westen (zur Zeit Justinian's), war die Verarbeitung derselben auf
Wiederauflösung der sinischen Gewebe durch die Frauen beschränkt, zum Neu-
weben (s. Plinius), auch mythologischer Überlebsel (an Penelope's Webstuhl).
In den Sammlungen des hiesigen Museums finden sich Webstühle aus Afrika
von den Bashilange, Baluba, Bakuba, Eweer, aus Adamaua, Haussa, Adeli, vom
Mungo etc.; aus Amerika: von den Haidah, Selish, vom Schingu, ücayale, aus
Guatemala, Peru etc.; in der indischen AbteOung von denMolukken, vonFlores
(Larantuka etc.), Bonerate, Salayer, Allor, Eisser, Luang, Timor, Sula, Ceylon,
aus Birma, Tschittagong, Gambodja, Eashmir u. A. m. Das aus Vorderasien
und Europa Vorhandene ist noch nicht zur Au&tellung gelangt (unter den fort-
gehenden Errichtungsarbeiten).
-4-^
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■Vt
1
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TAFEL I.
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Ethnologisches Notkblatt III,
i
TAFEL II.
Sch&deltrommel aus Kpanda.
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Ethnologisches Notizblatt.
Herausgegeben
von der
Direktion des Königlichen Museums für Völkerkunde
in Berlin.
Heft 1.
Mit 41 in den Text gedruckten Abbildungen und einer
farbigen Tafel.
-^^&^^\
BERLIN 1894.
Verlag vod Emil Felber.
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Um sich gBnt nach dem jewfilig vorbandeüen Material rietitna la
tonnen t wird das EthnologiBche Kotiablatt in twsiigbstsa Ucftmi voa ;
TerscMedenem Umfange und Preise eracheiüen, Docli werden dif»se mnM
Gründen des buchhändleriscben Vertriebes itiSeri»?ü (nßod^r IZKumni^ni)
znsammeugefasBt werden. Genaue Mitteilung darüber erfolgt aplter,
Subskriptionen nehmen alle BucbhaDdlungen des In- and Analasde«
entgegen.
Da» Ethnologische Notiablatt wird sich vorwiegend auf die Elhnn-
logiBehe AbteÜnng des Museums für Völkerkunde beschränkt Imltosi^j
Ffn Mitteilungen ans dar PrählatorlscheD AhteUaiig (Dr, A, Vom^l
Direktor) dienen die „Nachriehtau über deut^dj«* Altert humsfuo«!«** (Btt-j
l^e m der „Zeitschrift für Bthtiologie*').
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Hervorragende Werke zur Volks- und Völkerkunde
aus Jem Verlage von ElMILi JPELBEH in Berlin«
Bastian, A., Ideale Welten nach uranographischen Frommen in Wart
und Bild. Ethnologische Zeit- und Streitfragen, nach Gesichtspunk-
ten der indischen Völkerkunde. 3 Bde. Lex.-8®. 45»— M.
In der XXIII. allffemeinen Ver»ammlung der dtHtsehe.i anthropotoffucken OtaeU^chaft in Ulm 189t von
Professor Dr. Joh. Ranke als „das hedeutendsU Werk der mod4rn»H Völkerktutds" b^grfUtt.
— — Vorgeschichtliche Schöpfungslieder in ihren ethnischen Elementar-
gedanken. Ein Vortrag mit ergänzenden Zusätzen und Erläuterungen.
Mit 2 Tafeln. 3. — M.
— — Wie das Volk denkt. Ein Beitrag zur Beantwortung sozialer
Fragen auf Grundlage ethnischer Elementargedanken in der Lehre
vom Menschen. 5. — M,
Beitrage »ur Volks^ und Völkerkunde.
Bd. I. Wlislooki, Dr. H. v., Volksglaube und Volksbrauch der Sieben-
bürger Sachsen. 5.— M.
Bd. II. Aoheiia, Th., Die Entwicklung der Ehe. 2.60 M.
Bd. III. Büttner, C. 6., Lieder und Geschichten der Suaheli. 4. — M.
Handtmann, E., Neue Sagen aus der Mark Brandenburg. Ein Beitrag
zum deutschen Sagenschatz. 3. — M., geb. 4. — M.
— — M^as auf märkischer Heide spriesst. Märkische Pflanzen-Legen-
den und Pflanzen -Symbolik. 3. — M., geb. 4. — M.
Kaegi, Adolf, Der Rig-Veda, die älteste Litteratur der Inder. 2. Auflage.
4— NL
Kern, Heinrich, Der Buddhismus und seine Geschichte in Indien. Vom
Verfasser autorisierte Übersetzung von Hermann Jacobi. 2 Bände.
Mit einer buddhistischen Karte. 17. — M., geb. 18. — M.
Pantsohatantra. Ein altes indisches Lehrbuch der Lebensklugheii in Er--
Zählungen und Sprüchen. Aus dem Sanskrit neu übersetzt von
Ludwig Fritze. Geb. 6. — M,
Peroy's Reiiques of ancient english poetry. Nach der ersten Ausgabe von
1765 mit den Varianten der späteren Originalausgaben herausge-
geben und mit Einleitung^ und Registern versehen von Dr. M. M.
Arnold Schröer. 2 Bände. 15. — M., geb. 17. — M.
Trumpp, Ernst, Die Religion der Sikhs. 3. — M., geb. 3 50 M.
Wilken, 6. A., Das Matriarc/tat (Das Mutterrecht) bei den alten Arabern^
Autorisierte Übersetzung aus dem Holländischen. 2. — M.
Wiistocki, Dr. Heinrich v., Aus dem inneren Leben der Zigeuner. Ethnolo-
gische Mittheilungen. Mit 28 Abbildungen. 6. — M.
Wünsche, Dr. August, Der babylonische Talmud in seinen haggadtscken
Bestandteilen, wortgetreu übersetzt und durch Noten erläutert.
2 starke Bände in 5 Abteilungen. 43. — M.
Zeitschrift für Kulturgeschichte. Herausgegeben von Dr. Georg Stein-
hausen. Jährlich ein Band in 6 Heften. 10.— M.
Zeitschrift für vergleichende Litteraturgeschichte. Herausgegeben von
Prof. Dr. Max Koch. Preis des Bandes von 6 Heften 14. — M,
Etifschtint seit 18S6. Berücksichtigt Votk»kuiuie in hercorragender Weise.
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3*'
&-
Ethnologisches Notizhlatt.
Herausgegeben
von der
Direktion des Königlichen Museums far Völkerkunde
in Berlin.
Heft 2.
Mit 12 in den Text gedruckten Abbildungen, einer farbigen
und drei schwarzen Tafeln.
^-^^'Q >154,
1895.
Druck und Verlag von A. Haack.
Berlin.
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Die Zeitschrift wird in zwanglosen Heften erscheinen, von denen
je drei einen Band von ca. 25 Bogen bilden werden, wobei die Erschei-
nungsfrist innerhalb eines Jahres, vom Erscheinen des ersten Heftes an
gerechnet, möglichst innegehalten werden wird. Der Subskriptionspreis
hierfür wird sich auf 16 Mk. stellen, und bleibt derselbe auch bei Über-
schreiten genannter Bogenzahl unverändert, während der Einzelpreis f&r
jedes Heft je nach dem Umfange und den beigegebenen Illustrationen
wechseln wird. Da das erste Heft bereits erschienen ist, wird für die
Besitzer desselben der Subskriptionspreis für Heft 2 und 3 des ersten
Bandes hiermit auf 11 Mk. festgesetzt, und die Erscheinuugsfrist von
dato an gerechnet werden, (obwohl wahrscheinlich kürzer erledigt, da das
dritte Heft sich bereits in Vorbereitung findet).
-h-t.
Case
f^ Shelf .
OF THE
Peabody Museum of American Archaology aud Ethnology
,M C0NNECT10N WITH HARVARD ÜNIVERSITY.
PBE8ENTED BY
^D\Q\{\zeö by
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Ethnologisches Notizblatt.
Herausgegeben
Ton der
Direktion des Königlichen Museums far Völkerkunde
in Berlin.
Heft a
(Jahrg. I.)
Mit 43 in den Text gedruckten Abbildungen und drei Tafeln.
1896.
Druck und Verlag von A. Haack.
Berlin.
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Gase S^
Shelf
Tjx:BTtj^-Rir
OF THE
Peabody
tfnseam of Amerioan Arohseologj and Ethnology
N CONNECTION WITH HARVARD UNIVERSITY.
PRBSENTED BY
Cl^^ -^ -u-^A^/ >a^ww ,
Received
1
w/f^. I 57 / r; 6 .
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^faould be retuTT-*Ml
BBLS22I
3 2044 043 590 777
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